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Rolf Kindmann
Stahl- und
Verbundkonstruktionen
Hallen-, Geschoss- und Brückenbau
3. Auflage
Stahl- und Verbundkonstruktionen
Manuel Krahwinkel · Rolf Kindmann
Stahl- und
Verbundkonstruktionen
Hallen-, Geschoss- und Brückenbau
3., vollständig überarbeitete und akt. Auflage
Manuel Krahwinkel Rolf Kindmann
Buchholz i. d. Nordheide, Deutschland Lünen, Deutschland
Springer Vieweg
© Springer Fachmedien Wiesbaden 1999, 2012, 2016
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Fehler oder Äußerungen.
Nach knapp 5 Jahren erscheint das Buch „Stahl- und Verbundkonstruktionen“ in ak-
tualisierter und überarbeiteter 3. Auflage.
Tragwerksplanung ist mehr als nur die statische Berechnung und Bemessung der tra-
genden Bauteile eines Bauwerkes. Der Fokus des vorliegenden Buches liegt auf dem
Tragwerksentwurf und der konstruktiven Durchbildung der Stahl- und Verbundkon-
struktionen. In einer ganzheitlichen Betrachtungsweise werden dabei nicht nur sta-
tisch konstruktive Eigenschaften der Stahl- und Verbundkonstruktionen analysiert,
sondern auch Aspekte wie Fertigung, Zusammenbau, Transport, Montage, Toleranz-
ausgleich, Stöße, Anschlüsse, Brandschutz, Korrosionsschutz und die Interaktion des
Tragwerkes mit Ausbaugewerken. Das Buch ist deshalb nicht nur für Tragwerkspla-
ner (in der Regel Bauingenieure) konzipiert, sondern auch für Objektplaner (im
Hochbau in der Regel Architekten), die mit der Planung von Stahl- und Verbundkon-
struktionen befasst sind. Es richtet sich gleichermaßen an Studierende des Bauingeni-
eurwesens wie an berufstätige Ingenieure und Architekten.
Die Verfasser danken Frau Dr.-Ing Rebekka Ebel für Ihre tatkräftige Unterstützung
und viele sachkundige Anregungen bei der Überarbeitung des Brückenbaukapitels
und Herrn Dipl.-Ing. Christian Gehmert für die wertvolle Hilfe bei der Aktualisierung
des Hallen- und des Geschossbaukapitels. Darüber hinaus danken die Verfasser Herrn
Dipl.-Ing. Niebuhr und Herrn Dipl.-Ing. Jostmann von der Ingenieursozietät Schür-
mann-Kindmann und Partner in Dortmund sowie Herrn Univ.-Prof. Dr.-Ing. Kraus
von der Bauhaus-Universität Weimar für die vielfältigen Diskussionen und wertvollen
Hinweisen zu den Brückenbauabschnitten Plattenbeulen und Ermüdung.
1 Konstruktionsgrundlagen
1.1 Vorbemerkungen 1
1.4 Verbindungsmittel 12
1.4.1 Allgemeines 12
1.4.2 Verbindungen mit Schweißnähten 13
1.4.3 Verbindungen mit Schrauben 20
1.5 Werkstattfertigung 24
2 Hallenbau
2.1 Tragwerksentwurf 30
2.1.1 Einführungsbeispiel 30
2.1.2 Abtragung der Vertikallasten 33
2.1.3 Abtragung der Horizontallasten in Hallenquerrichtung 36
2.1.4 Abtragung der Horizontallasten in Hallenlängsrichtung 37
Inhaltsverzeichnis VII
2.2 Dacheindeckung 40
2.2.1 Übersicht 40
2.2.2 Stahltrapezprofildächer 41
2.2.3 Sandwich-Querschnitte 61
2.2.4 Porenbetonplatten 63
2.3 Pfetten 65
2.3.1 Allgemeines 65
2.3.2 Holzpfetten 65
2.3.3 Walzprofilpfetten 67
2.3.4 Kaltprofilpfetten 68
2.3.5 Dachschub 73
2.4 Vollwandrahmen 78
2.4.1 Baustatische Systeme und Querschnitte 78
2.4.2 Rahmenecken 84
2.4.3 Firstpunkte 96
3 Geschossbau
4 Brückenbau
Literaturverzeichnis 528
Sachverzeichnis 542
Bildnachweis 549
1 Konstruktionsgrundlagen
1.1 Vorbemerkungen
Die Kennwerte für den Werkstoff Stahl sind in der Regel wie folgt anzunehmen:
x Elastizitätsmodul E = 210000 N/mm2
x Schubmodul G = E/2/(1+Q §1PPð
x Poissonsche Zahl Q = 0,3 (Querdehnzahl)
x Wärmeausdehnungskoeffizient D = 12 10-6 je K (für T °C)
x Dichte U = 7NJP3
Die Nennwerte der Streckgrenze f y und der Zugfestigkeit f u für Baustahl nach DIN
EN 1993-1-1 sind in Tabelle 1.1 zusammengestellt. Diese Nennwerte dürfen als cha-
rakteristische Werte für statische Berechnungen angenommen werden. Tabelle 4.9
enthält Angaben zur Dickenbegrenzung von Stahlteilen für Straßen- und Eisenbahn-
brücken. Nach DIN EN 10020 erfolgt die Einteilung der Stähle
x nach ihrer chemischen Zusammensetzung in unlegierte und legierte Stähle sowie
x nach Hauptgüteklassen aufgrund ihrer Haupteigenschafts- und Anwendungs-
merkmale.
'LHDOOJHPHLQHQ%DXVWlKOH6XQG 6GLHPHKUDOVGHULP6WDKOEDXYHr-
wendeten Mengen ausmachen, gelten als unlegierte Stähle. Dies bedeutet nicht, dass
Tabelle 1.1 Nennwerte der Streckgrenze f y und der Zugfestigkeit f u für warmgewalz-
ten Baustahl nach DIN EN 1993-1-1 (Auszug)
Erzeugnisdicke t [mm]
t d 40 mm 40 mm < t d 80 mm
Werkstoffnorm fy fu fy fu
2 2 2 2
und Stahlsorte [N/mm ] [N/mm ] [N/mm ] [N/mm ]
DIN EN 10025-2
S235 235 360 215 360
S275 275 430 255 410
S355 355 490 335 470
S450 440 550 410 550
DIN EN 10025-3
S275 N/NL 275 390 255 370
S355 N/NL 355 490 335 470
S420 N/NL 420 520 390 520
S460 N/NL 460 540 430 540
DIN EN 10025-4
S275 M/ML 275 370 255 360
S355 M/ML 355 470 335 450
S420 M/ML 420 520 390 500
S460 M/ML 460 540 430 530
DIN EN 10025-5
S235 W 235 360 215 340
S355 W 355 490 335 490
DIN EN 10025-6
S460 Q/QL/QL1 460 570 440 550
DIN EN 10210-1
S355 H 355 510 335 490
S355 NH/NLH 355 490 335 470
DIN EN 10219-1
S355 H 355 510
S355 NH/NLH 355 470
S355 MH/MLH 355 470
Die Bedeutung der in Tabelle 1.1 angegebenen Bezeichnungen für die Stahlsorten
kann Tabelle 1.2 entnommen werGHQ6+EHGHXWHWEHLVSLHOVZHLVHGDVVHVVLFK
um ein Hohlprofil für den Stahlbau mit einer MindestVWUHFNJUHQ]H YRQ 1PP2
handelt. In Tabelle 1.3 sind einige Stähle mit den ihnen zugeordneten Werkstoffnum-
mern zusammengestellt, die alternativ als Bezeichnung verwendet werden dürfen.
Wie bereits erwähnt werden im Stahlbau fast ausschließlich die Stahlsorten 6XQG
6HLQJHVHW]W'HU%DXVWDKO6 KDWHLQHXPPHKUDOVK|KHUH6WUHFNJUHQze
DOVGHU6 VLHKH7DEHOOH 'DGHU6QXUHWZDWHuUHUDOVGHU6LVW
N|QQWHPDQYHUPXWHQGDVVLP6WDKOEDXIDVWQXUGHU6YHUZHQGHWZLUG'HU(Ln-
1.2 Werkstoff Stahl 3
1) 2
P Mindeststreckgrenze [N/mm ] Druckbehälterstähle
2
L Mindeststreckgrenze [N/mm ] Stähle für Leitungsrohre
1) 2
E Mindeststreckgrenze [N/mm ] Maschinenbaustähle
2
B Charakt. Streckgrenze [N/mm ] Betonstähle
2
Y Nennwert Zugfestigkeit [N/mm ] Spannstähle
R Mindesthärte nach Brinell Stähle für Schienen
1)
C Kohlenstoffgehalt Unlegierte Stähle (Kohlenstoff)
1)
Für Stahlguss ist der Buchstabe G voranzustellen.
Gruppe 1: Gruppe 2:
Kerbschlagarbeit Prüftemp. C Besondere Kaltumformbarkeit
27 J 40 J 60 J °C D Für Schmelzüberzüge
JR KR LR +20 E Für Emaillierung
J0 K0 L0 0 F Zum Schmieden
J2 K2 L2 20 H Hohlprofile
J3 K3 L3 30 L Für tiefere Temperaturen
Zusatzsymbole
Weitere Kriterien für die Wahl der Stahlsorte sind neben der Schweißeignung Auf-
1 preise für Mindermengen und die Beschaffbarkeit. Beim Stahlhandel sind viele ver-
VFKLHGHQH:DO]SURILOHDXV6XQGKlXILJYHUZHQGHWH:DO]SURILOHDXV6YRUUä-
tig, die daher mit kurzen Fristen geliefert werden können. Zusätzliche Fer-
tigungskosten entstehen bei geschweißten KonVWUXNWLRQHQDXV6XQG%OHFKdicken
EHUPPGDGDQQEHLP6FKZHLYRUJDQJYRUJHZlUPWZHrden muss.
Tabelle 1.3 Werkstoffnummern für Baustähle
Bezeichnungen Werkstoff-Nr.
nach nach alte
DIN EN 10027-1 DIN EN 10027-2 Bezeichnungen
S 235JR 1.0038 RSt 37–2
S 235J0 1.0114 St 37–3 U
S 235J2 1.0117
S 275JR 1.0044 St 44–2
S 275J0 1.0143 ST 44–2U
S 275J2 1.0145
S 355JR 1.0045
S 355J0 1.0553 St 52–3 U
S 355J2 1.0577
S 355K2 1.0596
I
S 450J0 1.0590
1.3.1 Einteilung
x Profilkonstruktionen
x Blechkonstruktionen 1
Diese Einteilung wird mit DIN EN 10079 bezüglich der für den Stahlbau wichtigen
Stahlerzeugnisse besser abgedeckt als die Einteilung in die o. g. Kategorien. Nach
DIN EN 10079 kann wie folgt unterschieden werden:
x Langerzeugnisse
warmgewalzte Profile, geschweißte Profile, Kaltprofile, Hohlprofile, Rundstähle,
Vierkantstähle, Flachstähle
x Flacherzeugnisse
Breitflachstahl, Blech und Bandstahl
Für den Entwurf und die konstruktive Durchbildung von Stahlkonstruktionen werden
die lieferbaren Abmessungen der Erzeugnisse benötigt. In den folgenden Abschnitten
werden daher für den Stahlbau häufig verwendete Erzeugnisse zusammengestellt und
Angaben zu den Abmessungen und Verwendungszwecken gemacht. Dabei ist zu be-
achten, dass von den verschiedenen Herstellern nicht immer die gesamte Produktpa-
lette angeboten wird. Die genormten Abmessungen der gebräuchlichen Stahlerzeug-
nisse und die für Konstruktion und statische Berechnungen notwendigen Quer-
schnittswerte können Profiltafeln entnommen werden, z. B. [92].
1.3.2 Langerzeugnisse
Die wichtigste Gruppe der warmgewalzten Stahlprofile umfasst die I- und U-förmigen
6WlKOHPLW+|KHQEHUPP6LHILQGHQYRUDOOHPDOV7Uäger und Stützen Verwen-
dung. In den Tabellen 1.4 und sind die am häufigsten verwendeten Profilreihen
zusammengestellt.
Für biegebeanspruchte Bauteile werden überwiegend mittelbreite I-Träger mit paral-
lelen Flanschen aus der IPE-Reihe gewählt. Sie haben die früher üblichen schmalen I-
Träger mit geneigten inneren Flanschflächen abgelöst, da sie einen besseren Nut-
zungsgrad aufweisen und sich aufgrund der parallelen Flansche besser für einge-
schweißte Rippen und geschraubte Anschlüsse eignen. Zusätzlich zur IPE-Reihe wer-
den von den Walzwerken auch Varianten als IPEa (leichte Ausführung), IPEo (opti-
mierte Ausführung) und IPEv (verstärkte Ausführung) hergestellt. Für Druckstäbe und
stabilitätsgefährdete Biegeträger (Biegedrillknicken) werden aufgrund der größeren
Steifigkeit bezüglich der schwachen Achse breite I-Träger mit parallelen Flanschflä-
chen aus den HE-Reihen gewählt. Bei HEB-Profilen entspricht die Querschnittshöhe
der Kennziffer des Kurzzeichens. Bei Profilen bis HEB 300 ist die Breite gleich der
Höhe. Größere Profile bis einschließlich HEB 1000 haben die konstante Flanschbreite
von 300 mm. Die HEA-Reihe als leichte Ausführung der Breitflanschprofile weist
aufgrund der verminderten Flanschdicken durchweg etwas geringere Höhen als die
zugehörigen HEB-Profile mit gleicher Nennhöhe auf. Bei der HEM-Reihe als ver-
stärkte Ausführung sind die Abmessungen stets größer als bei den entsprechenden
Profilen der HEB-Reihe. Aufgrund der großen Stegdicken eignen sich HEM-Profile
insbesondere für Träger mit großen Querkräften.
6 1 Konstruktionsgrundlagen
2
Tabelle 1.5 Grenzschnittgrößen für IPE-Profile und f y = 23,5 kN/cm
IPE Npl,Rd [kN] Vpl,z,Rd [kN] Mpl,y,Rd [kNm] Vpl,y,Rd [kN] Mpl,z,Rd [kNm] 1
80 179,6 48,53 5,456 64,91 1,367
100 242,6 68,99 9,261 85,07 2,149
120 310,4 85,55 14,27 109,4 3,191
140 386,0 103,7 20,76 136,7 4,523
160 472,1 131,0 29,11 164,7 6,133
180 562,8 152,7 39,11 197,5 8,131
200 669,4 189,9 51,85 230,7 10,48
220 784,2 215,5 67,07 274,6 13,66
240 919,2 259,7 86,16 319,1 17,37
270 1 080 300,4 113,7 373,7 22,78
300 1 265 348,4 147,7 435,5 29,43
330 1 471 418,0 189,0 499,3 36,11
360 1 709 476,7 239,5 585,9 44,91
400 1 985 579,3 307,2 659,4 53,82
450 2 322 689,9 399,9 752,7 64,95
500 2 715 812,3 515,6 868,3 78,93
550 3 159 981,5 654,9 980,1 94,13
600 3 666 1137 825,4 1134 114,1
2
Tabelle 1.6 Grenzschnittgrößen für HEA-Profile und f y = 23,5 kN/cm
HEA Npl,Rd [kN] Vpl,z,Rd [kN] Mpl,y,Rd [kNm] Vpl,y,Rd [kN] Mpl,z,Rd [kNm]
100 499,0 102,5 19,51 217,1 9,668
120 595,4 114,7 28,08 260,5 13,83
140 738,3 137,4 40,77 322,9 19,94
160 911,1 179,2 57,61 390,8 27,64
180 1 063 196,3 76,34 464,0 36,78
200 1 265 245,3 100,9 542,7 47,90
220 1 512 280,5 133,6 656,7 63,59
240 1 806 341,6 175,0 781,5 82,65
260 2 040 390,2 216,1 881,9 101,1
280 2 286 430,7 261,4 987,7 121,8
300 2 644 505,8 325,1 1 140 150,7
320 2 923 558,1 382,6 1 262 166,8
340 3 137 609,9 434,9 1 343 177,6
360 3 355 664,2 490,8 1 425 188,5
400 3 736 777,8 602,0 1 547 205,1
450 4 184 892,5 755,7 1 710 226,9
500 4 642 1 014 928,0 1 872 248,8
550 4 976 1 136 1 086 1 954 260,1
600 5 322 1 265 1 257 2 035 271,6
650 5 678 1 400 1 442 2 117 283,1
700 6 121 1 587 1 652 2 198 295,3
800 6 717 1 884 2 044 2 279 308,4
900 7 532 2 216 2 541 2 442 332,4
1000 8 151 2 504 3 014 2 524 345,4
8 1 Konstruktionsgrundlagen
2
Tabelle 1.7 Grenzschnittgrößen für HEB-Profile und f y = 23,5 kN/cm
1 HEB Npl,Rd [kN] Vpl,z,Rd [kN] Mpl,y,Rd [kNm] Vpl,y,Rd [kN] Mpl,z,Rd [kNm]
100 611,8 122,6 24,49 271,4 12,08
120 799,1 148,7 38,82 358,2 19,03
140 1 009 177,4 57,68 455,9 28,15
160 1 275 238,7 83,18 564,4 39,94
180 1 533 274,6 113,1 683,8 54,29
200 1 835 336,9 151,0 814,1 71,87
220 2 139 378,8 194,4 955,2 92,56
240 2 491 450,8 247,5 1 107 117,1
260 2 783 510,1 301,5 1 235 141,5
280 3 087 557,6 360,6 1 368 168,6
300 3 503 643,5 439,1 1 547 204,5
320 3 792 702,4 505,1 1 669 220,7
340 4 016 761,0 565,9 1 750 231,6
360 4 245 822,1 630,5 1 832 242,6
400 4 648 949,4 759,5 1 954 259,4
450 5 122 1 081 935,9 2 117 281,4
500 5 608 1 219 1 131 2 279 303,5
550 5 970 1 358 1 314 2 361 315,2
600 6 344 1 503 1 510 2 442 326,9
650 6 729 1 656 1 720 2 524 338,7
700 7 200 1 860 1 957 2 605 351,3
800 7 853 2 195 2 404 2 686 365,0
900 8 725 2 561 2 957 2 849 389,7
1000 9 401 2 883 3 491 2 931 403,3
Scharfkantiger U-Stahl mit DIN 1026-2 Höhe: 80 bis 400 mm leichte Biegeträger
parallelen Flanschflächen (10/2002) Breite: 50 bis 115 mm
UPE 80 bis UPE 400 Lieferlängen: leichte Zug- und
Druckstäbe
h < 300 mm:
8 bis 16 m Wandriegel
h t 300 mm:
8 bis 18 m Fachwerkstäbe
Scharfkantiger U-Stahl mit NF A 45-255 Höhe: 80 bis 300 mm
parallelen Flanschflächen (franz. Norm) Breite: 45 bis 100 mm
UAP 80 bis UAP 300 Lieferlängen:
h < 300 mm:
(Form wie UPE-Profile) 8 bis 16 m
h t 300 mm:
8 bis 18 m
1.3 Erzeugnisse aus Baustahl 9
1.3.3 Flacherzeugnisse
den Breitflachstählen und Blechen. Die lieferbaren Abmessungen von Blechen hän-
1 gen sehr stark von den einzelnen Herstellerwerken ab. In Tabelle 4.10 (Kapitel 4 Brü-
ckenbau) wird als Auszug aus dem Lieferprogramm eines deutschen Herstellers die
maximale Blechlänge in Abhängigkeit von Blechdicke und Blechbreite angegeben.
Sie beträgt maximal 24 m und ist bei kleinen Blechdicken und -breiten auf 12 m auf-
grund des Handlings begrenzt. Bei großen Blechdicken und -breiten muss die Blech-
länge infolge des maximalen Gewichtes des Vormaterials beschränkt werden.
Bleche finden Anwendung in allen Formen von geschweißten Konstruktionen, aber
auch eine Vielzahl von Kleinteilen wie z. B. Knotenbleche, Steifen, Stirn- und Fuß-
platten werden aus Blechen zugeschnitten. Für Knotenbleche wird dabei häufig eine
Blechdicke von etwa 10 mm verwendet.
1.4 Verbindungen
1.4.1 Allgemeines
den. Der Index „»» “ (parallel) kennzeichnet Spannungen in Richtung der Schweißnaht,
der Index „A“ senkrecht dazu, s. Bild 1.1.
Die Skizzen in Bild 1.3 zeigen das Aufreißen infolge von Dopplungen und infolge
1 Terrassenbruch. Bild 1.4 ermöglicht die Bewertung von Anschlussdetails bezüglich
der Terrassenbruchgefahr. Sofern Stahlerzeugnisse mit verbesserten Eigenschaften in
Dickenrichtung nach DIN EN 1993-1-10 erforderlich sind, so sind diese in der Regel
nach den Qualitätsklassen in EN 10164 auszuwählen, s. DIN EN 1993-1-1 Abschnitt
3.2.4. (Stichwort: Z-Güte).
von den gewählten Schweißbedingungen darf auf die Einhaltung der Bedingung ver-
1 zichtet werGHQMHGRFKVROOWHIU%OHFKGLFNHQWPPGLH6FKZHLQDKWGLFNHPLWD
PP JHZlKOW ZHUGHQ Für den Nachweis ausreichender Tragfähigkeit dürfen Kehl-
nähte nur berücksichtigt werden, wenn sie mindestens 6 a und mindestens 30 mm lang
sind. Bei überlappten Stößen muss die rechnerische Schweißnahtlänge der Flanken-
kehlnähte abgemindert werden, sofern sie länger als / Dsind, s. DIN EN 1993-
1-$bschnitt 4.11.
dass die Ausführung von geschweißten Bauteilen, Tragwerken und Bauwerken aus
Stahl in den genannten Ausführungsklassen nur durch solche Betriebe auf der 1
Baustelle erfolgen darf, die über einen Eignungsnachweis für die Ausführung von
Schweißarbeiten in den entsprechenden Ausführungsklassen verfügen.
Ausführungsklasse EXC 1
In diese Ausführungsklasse fallen vorwiegend ruhend beanspruchte Bauteile oder
7UDJZHUNHDXV6WDKOELV]XU)HVWLJNHLWVNODVVH6IUGLHPLQGHVWHQVHLQHUGHUIRl-
genden Punkte zutrifft:
1. Tragkonstruktionen mit
- bis zu zwei Geschossen aus Walzprofilen ohne biegesteife Kopfplattenstöße
- druck- und biegebeanspruchte Stützen mit bis zu 3 m Knicklänge
- %LHJHWUlJHUQPLWELV]XP6SDQQZHLWHXQG$XVNUDJXQJHQELVP
- charakteristischen veränderlichen, gleichmäßig verteilten Einwirkungen/
1XW]ODVWHQELVN1PðXQGFKDUDNWHULVWLVFKHQ veränderlichen Einzelnutz-
lasten bis 2,0 kN
2. Tragkonstruktionen mit max. 30° geneigten Belastungsebenen (z.B. Rampen) mit
Beanspruchungen durch charakteristische Achslasten von max. 63 kN oder cha-
rakteristische veränderliche, gleichmäßig verteilte Einwirkungen/ Nutzlasten von
ELV]XN1Pð .DWHJRULH(QDFK',1 EN 1991-1-1/NA:2010-12, Tabelle
6.4DE) in einer Höhe von PD[PEHUIHVWHP%RGHQZLUNHQG
3. Treppen und Geländer in Wohngebäuden
4. Landwirtschaftliche Gebäude ohne regelmäßigen Personenverkehr (z.B. Scheu-
nen, Gewächshäuser)
Wintergärten an Wohngebäuden
6. Einfamilienhäuser mit bis zu 4 Geschossen
7. Gebäude, die selten von Personen betreten werden, wenn der Abstand zu anderen
Gebäuden oder Flächen mit häufiger Nutzung durch Personen mindestens das
-fache der Gebäudehöhe beträgt
Die Ausführungsklasse EXC 1 gilt auch für andere vergleichbare Bauwerke, Trag-
werke und Bauteile.
Ausführungsklasse EXC 2
In diese Ausführungsklasse fallen vorwiegend ruhend und nicht vorwiegend ruhend
beanspruchte Bauteile oder Tragwerke aus Stahl bis zur Festigkeitsklasse S700, die
nicht den Ausführungsklassen EXC 1, EXC 3 und EXC 4 zuzuordnen sind.
Ausführungsklasse EXC 3
In diese Ausführungsklasse fallen vorwiegend ruhend und nicht vorwiegend ruhend
beanspruchte Bauteile oder Tragwerke aus Stahl bis zur Festigkeitsklasse S700, für
die mindestens einer der folgenden Punkte zutrifft:
1. Großflächige Dachkonstruktionen von Versammlungsstätten/Stadien
2. *HElXGHPLWPHKUDOV*HVFKRVVHQ
3. vorwiegend ruhend beanspruchte Wehrverschlüsse bei extremen Abflussvolu-
men
20 1 Konstruktionsgrundlagen
Bei der Beanspruchung von Schrauben und der Bauteile wird wie folgt unterschieden:
x Abscheren:
Beanspruchung senkrecht zur Schraubenachse
Beanspruchung der Bauteile auf Lochleibung
x Zug:
Beanspruchung in Richtung der Schraubenachse
Beanspruchung der Bauteile auf (Blech-)Biegung
x Kombination aus Abscheren und Zug
22 1 Konstruktionsgrundlagen
Grenzscherkräfte und Grenzzugkräfte können den Tabellen 1.17 und entnommen
1 werden. Sie gelten jeweils für eine einzelne Schraube.
Schraubengröße
Festig-
keit
M12 M16 M20 M24 M27 M30
Schraubengröße
Festig-
keit
M12 M16 M20 M24 M27 M30
Für die Abstände der Schrauben untereinander und zu den Rändern der Bauteile sind
untere Grenzwerte einzuhalten, die ein Ausreißen der gelochten Bauteile aus-
schließen. Mit oberen Grenzwerten werden klaffende Fugen und die daraus resul-
tierende Korrosionsgefahr vermieden. Tabelle 1.19 enthält Bedingungen für die
kleinsten und größten Rand- und Lochabstände nach DIN EN 1993-1-IU6FKHUYHr-
bindungen.
1.4 Verbindungen 23
Ränder, o : e 1 1,2 d 0 40 mm + 4 t
Ränder, p : e 2 1,2 d 0 40 mm + 4 t
Bei Verbindungen mit Scherbeanspruchungen ist die Lochleibung der Bauteile ein
Versagenskriterium, das überprüft werden muss. Gemäß DIN EN 1993-1- ZHUGHQ
die Grenzlochleibungskräfte wie folgt ermittelt:
Fb,Rd = k1 Db fu d t/JM2 (1.1)
Die Beiwerte k1 und Db können mithilfe von Tabelle 1.22 bestimmt werden.
Tabelle 1.21 Symbole für Schrauben auf Zeichnungen nach DIN ISO 5845 (04/97)
1.5 Werkstattfertigung
Im Rahmen der gesamten Bauausführung im Stahlbau beginnt die Fertigung mit der
Übernahme fertiger Zeichnungen und Stücklisten vom Technischen Büro sowie dem
durch die Materialwirtschaft bereitgestellten Material und endet mit der Auslieferung
der werkstattfertigen Konstruktionen. Die Stahlbaufertigung ist gekennzeichnet durch
eine Vielzahl von Transportvorgängen vom Einlagern des Vormaterials im eigenen
Lager über die Transportvorgänge in der Einzelteilbearbeitung, im Zusammenbau und
der Konservierung bis hin zum Fertiglager und Verladen.
Materialbeschaffung
Der Entwurf, die konstruktive Durchbildung und insbesondere die statische Berech-
nung bilden die Grundlage für die Wahl von Profilen, Blechen und anderen Erzeug-
nissen aus Baustahl. Häufig wird die Materialbestellung aus terminlichen Gründen
aufgrund einer Vorbemessung (noch vor Abschluss der endgültigen statischen Be-
rechnungen) vorgenommen. Vor und während der Materialbeschaffung in kleinen
Mengen vom Stahlhandel, in großen Mengen direkt von den Walzwerken erfolgt die
Erstellung der Fertigungsunterlagen, speziell der Werkstattzeichnungen und Stücklis-
ten. Aufgrund der im Stahlbau überwiegenden Einzelfertigung werden Profile und
Bleche in vielen unterschiedlichen Abmessungen benötigt. Eine Vorratshaltung bei
:HUNVWDWWIHUWLJXQJ 25
den Stahlbaubetrieben ist daher nur sehr begrenzt möglich, so dass fast das gesamte
Material auftragsbezogen bestellt werden muss. 1
Für die Materialbeschaffung werden bei Bezug vom Stahlhandel ca. 1 bis 2 Wochen
XQGEHL%H]XJYRQGHQ:DO]ZHUNHQ YRQGHUÄ6WUHFNH³ FDbis 12 Wochen benö-
tigt. Für die verwendeten Erzeugnisse müssen Prüfbescheinigungen nach DIN EN
10204 vorliegen. Nach DIN EN 10-1 werden für warmgewalzte Erzeugnisse aus
Baustählen folgende Prüfbescheinigungen benötigt:
x Werkszeugnis 2.2 für Stähle mit einer festgelegten Mindeststreckgrenze
N/mm2 und einer festgelegten Kerbschlagarbeit, die bei einer Temperatur von
0 °C oder 20 °C zu prüfen ist: Bescheinigung, in welcher der Hersteller bestätigt, dass
die gelieferten Werkstoffe den Vereinbarungen bei der Bestellung entsprechen, mit
Angabe der chemischen Zusammensetzung und weiterer Ergebnisse nichtspezifischer
Prüfungen.
x Abnahmeprüfzeugnis 3.1 für Stähle mit einer festgelegten Mindeststreckgrenze
1PP2 und einer festgelegten Kerbschlagarbeit, die bei einer Temperatur unter
0 °C zu prüfen ist, und für Stähle mit einer festgelegten Mindeststreckgrenze
> N/mm2: Bescheinigung in welcher der Hersteller bestätigt, dass die gelieferten
Werkstoffe den Vereinbarungen bei der Bestellung entsprechen mit Angabe der Prü-
fergebnisse. Die Prüfeinheit und die Durchführung der Prüfung sind in den Werk-
stoffspezifikationen, den amtlichen Vorschriften und Technischen Regeln und/oder
der Bestellung festgelegt. Die Bescheinigung wird bestätigt von einem von der Ferti-
gungsabteilung unabhängigen Sachverständigen des Herstellers („Werksachverständi-
ger“).
x Abnahmeprüfzeugnis 3.2 für Stähle wie beim Abnahmeprüfzeugnis 3.1: Das Ab-
nahmeprüfzeugnis „3.2“ wird aufgrund einer besonderen Vereinbarung sowohl von
einem von der Fertigungsabteilung unabhängigen Sachverständigen des Herstellers
als auch von dem vom Besteller beauftragten Sachverständigen oder dem in den amt-
lichen Vorschriften genannten Sachverständigen bestätigt.
Herstellung
gen, das Bohren von Löchern für geschraubte Verbindungen und das Anschweißen
1 von Kleinteilen (Stirnplatten, Aussteifungen, Knotenbleche usw.).
Für Blechkonstruktionen liegt der Schwerpunkt der Arbeiten beim Zusammenbau und
Schweißen. Diese Arbeiten erfolgen auf sogenannten Zulagen oder in speziellen Fer-
tigungsvorrichtungen. Als Zulagen werden mehrere nebeneinanderliegende Stahl-
WUlJHUEH]HLFKQHW $EVWlQGHFDP+|KHFDbis 90 cm). Die Oberkante der Zu-
lagen ist waagerecht ausgerichtet, so dass notwendige Überhöhungen oder andere
Sollformen realisiert werden können.
Korrosionsschutz im Werk
Qualitätskontrolle
Das Produkt Stahlkonstruktion wird durch eine Vielzahl von bauaufsichtlich einge-
führten Vorschriften geregelt, so dass sich neben deren Einhaltung drei Bereiche der
eigenverantwortlichen Kontrolle, Prüfung und Abnahme ergeben:
x geometrie- und zeichnungsgerechte Ausführung
x Technologie, insbesondere die Schweißtechnik
x Korrosionsschutz
Prüfungen und Abnahmen erstrecken sich schwerpunktmäßig auf die schweiß-
technische Herstellung, da die Technologie eine sehr genaue Beachtung der schweiß-
technischen Regeln und Vorschriften erfordert und die Zuverlässigkeit sowie das
Können des einzelnen Schweißers die Güte entscheidend beeinflussen. Auf die erfor-
derlichen Werkszeugnisse und Abnahmeprüfzeugnisse nach DIN EN 10204 und die
Herstellerqualifikation nach DIN EN 1090 sei hier wegen der Bedeutung besonders
hingewiesen.
Die Fertigung in der Werkstatt ist grundsätzlich wirtschaftlicher als auf der Baustelle.
Die Vorfertigung in der Werkstatt reduziert die Anzahl der auf der Baustelle auszu-
führenden Montagestöße und ermöglicht somit eine rasche Montage und kürzere Bau-
zeiten. Darüber hinaus sind in der Werkstatt Transporteinrichtungen vorhanden. Der
Zusammenbau der Einzelteile kann in günstiger Arbeitslage und unter witterungsge-
schützten Bedingungen erfolgen. In der Werkstatt sollten daher möglichst große Ein-
1.6 Transport und Montage 27
zelteile hergestellt werden. Ihre Abmessungen werden jedoch von den Möglichkeiten
des Straßentransports und von den an der Baustelle vorhandenen Krankapazitäten 1
begrenzt. Für den normalen Straßentransport gelten etwa folgende Grenzwerte:
x /lQJHELVP
x %UHLWHELVP
x Höhe bis 4 m
x Gewicht bis 40 t
Sondertransporte mit größeren Abmessungen und Gewichten sind möglich.
Auf der Baustelle sollten die Krankapazitäten voll ausgenutzt werden. Die Stück-
gewichte sind beim Autokraneinsatz auf maximale Gewichte für die größte Ausladung
abzustimmen. Die Tragfähigkeit der Autokrane reicht etwa bis zu 1000 t und die Spit-
zenhöhe etwa ELV ]X m. Mit Baukranen können in der Regel Lasten mit einem
6WFNJHZLFKWYRQELV]XWLQ6RQGHUIlOOHQELV]XWEHZHJWZHUGHQ
Für den Montagebeginn ist es wichtig, dass die Vorbereitungen vollständig durch-
geführt sind. Fundamente, Abstützungen und Zufahrten müssen zur Nutzung bereit-
stehen und die Stahlkonstruktion muss mit allen Teilen einer sinnvollen Montage-
einheit vollständig gefertigt sein.
Die Montage steht am Ende der Stahlbauproduktion und wird dadurch zwangsläufig
mit der Summe der Fehler bzw. Änderungen in Konstruktion und Fertigung kon-
frontiert und hat zudem meistens auch enge terminliche Vorgaben. Ziel einer Opti-
mierung zwischen technischer Bearbeitung, Fertigung und Montage ist es, den Mon-
tageanteil so zu gestalten, dass er technisch einfach handhabbar ist, ein geringes Feh-
lerpotential bietet und in einer möglichst kurzen Zeit abzuwickeln ist. Dazu werden
als Verbindungsmittel im Hochbau fast ausschließlich Schrauben eingesetzt. Bei der
Anwendung des Schweißens auf der Baustelle muss der Einfluss der Witterung beach-
tet werden, so dass bei Baustellenschweißungen häufig Einhausungen erforderlich
sind.
Bei Montagevorgängen treten Tragsysteme und Belastungen auf, die im fertigen
Bauwerk nicht vorhanden sind. Daher müssen entweder bereits bei der Hauptbe-
rechnung oder im Rahmen der Montageplanung detaillierte Berechnungen der einzel-
nen Bauzustände, sowohl für die Hauptkonstruktion als auch für die Hilfskonstruktio-
nen, vorgenommen werden.
Stahlbautechnisch sind von der Montage ebenfalls alle für Transport, Krananschlag
und Hilfsabfangungen oder -abstützungen sowie alle für Sicherheitsvorkehrungen
notwendigen Konstruktionen zu entwickeln, die in Konstruktion und Fertigung ent-
sprechende Berücksichtigung finden müssen. Hierzu gehören:
x Angabe von Auflagerpunkten und deren Aussteifungen für Zwischenauflagerun-
gen im Bauzustand
x Festlegung von Anschlagösen bzw. Anschlagpunkten für Umschlag und Montage
x Entwicklung, Berechnung und Konstruktion von Hilfsabstützungen, -aussteifungen
und -konstruktionen
x Angabe von Befestigungspunkten für Begehungen, Geländer, Gerüste und Auf-
stiege
28 1 Konstruktionsgrundlagen
Statik
Materialauswahl
x Bei Profilen und Blechen sollten Aufpreise für Mindermengen, Überlängen und
Überbreiten möglichst vermieden werden, ebenso wie für Sondergüten und
-qualitäten. Zudem sollten Vergleichsuntersuchungen bei Grenzfällen aufzeigen,
ob ein zusätzlicher Stoß in der Werkstatt wirtschaftlicher ist als der Mehrpreis für
dickere Bleche oder größere Profile.
x Anzustreben ist eine Vereinheitlichung ähnlicher Bauteile zur Erzielung eines
möglichst effizienten Materialeinsatzes.
Fertigung
x Soweit wie möglich sollten Bauteile nur eine Fertigungslinie passieren, d. h. Be-
vorzugung von Teilen, die nur Bohrungen enthalten und daher nicht über den Zu-
sammenbau oder die Schweißplätze laufen müssen oder von Teilen, die keine Boh-
rungen enthalten und deswegen nach dem Ablängen unmittelbar im Zusammenbau
bearbeitet werden können.
x Konstruktionen ohne aufwändige Aussteifungen und Einpassarbeiten sind anzu-
streben.
x Für das Schweißen ist eine günstige Arbeitslage des Werkstückes entscheidend.
Die qualitäts- und arbeitsmäßig beste Wannenlage wird durch entsprechende Lage-
rung des Werkstückes für den Schweißvorgang mit betriebsüblichen Hilfs-
einrichtungen in der Werkstatt erreicht. Überkopfschweißen erfordert ca. drei- bis
fünfmal so viel Arbeitszeit wie Arbeiten in Wannenlage. Hieraus folgt, dass
Schweißarbeiten möglichst an kleinen Teilen ausgeführt werden sollten, da sie
leicht in die jeweils günstigste Arbeitslage gebracht werden können. Bei größeren
Teilen sind ggf. Drehvorrichtungen („Rhönräder“) zu verwenden.
Montage
Brandschutz
x Für feuerbeständige Stahlbauten ist die Konstruktion auf die Ausführung von
Brandschutzverkleidungen aus dämmschichtbildenden Anstrichen, Spritzputzen,
Platten oder Betonummantelungen abzustimmen.
Korrosionsschutz
x Bauteile, die eine Feuerverzinkung erhalten sollen, sind in ihren Abmessungen den
Zinkbädern anzupassen.
x Bauteile mit Korrosionsschutzbeschichtungen müssen zugänglich konstruiert wer-
den, um eine Erneuerung der Anstriche zu ermöglichen.
x Die Konstruktion ist so auszubilden, dass ein einwandfreier Ablauf des Regen-
wassers gewährleistet ist.
Ermüdungsfestigkeit
2.1 Tragwerksentwurf
2.1.1 Einführungsbeispiel
Grundaufgabe im Hallenbau ist die Schaffung einer Gebäudehülle über großen, mög-
lichst stützenfreien Grundrissen. Die Aufgabe des Tragwerksplaners besteht in Ent-
wurf und Bemessung eines Tragwerkes zur Weiterleitung aller auf diese Gebäudehül-
le wirkenden Lasten in den Baugrund. Im Hallenbau sind Schnee, Wind, Eigenge-
wicht und eventuelle Lasten aus Kranbetrieb die maßgebenden Einwirkungen. Zur
Abtragung der Lasten werden Tragwerks- bzw. Bauteile angeordnet. Dabei geht der
Tragwerksplaner im Stahlhallenbau in der Regel von folgenden Lastfällen aus:
x Schnee und Eigengewicht auf der Dachfläche (Lasten in z-Richtung gemäß
Bild 2.1),
x Wind auf den Längswänden (Lasten in y-Richtung gemäß Bild 2.1),
x Wind auf den Giebelwänden (Lasten in x-Richtung gemäß Bild 2.1).
Das Tragwerk in Bild 2.1 soll als Einführungsbeispiel dienen, um eine Übersicht über
die erforderlichen Bauteile zu geben und die Zuordnung von Konstruktionsdetails aus
den verschiedenen Abschnitten zum Thema Hallenbau zu zeigen. Randbedingungen
für den Tragwerksentwurf des Einführungsbeispieles sind:
x Hallenlänge: 30 m
x Hallenbreite: 20 m
x Traufhöhe: 6m
x Dachneigung: 3°
Um eine Erweiterungsmöglichkeit vorzusehen, werden auch in den Giebelwänden
Rahmen angeordnet. Dach- und Wandkonstruktionen werden ohne Pfetten und ohne
Wandriegel ausgeführt. Die Ergebnisse der Bauteilwahl für die einschiffige Lagerhal-
le gemäß Bild 2.1 sind in Tabelle 2.1 zusammengestellt. Angegeben wird auch das
jeweils der Berechnung der einzelnen Bauteile zugrunde gelegte statische System
(Einfeldträger, Durchlaufträger, Rahmen, Fachwerk). Der Werkstoff für die gewähl-
ten Profile ist Stahl S 235.
Bild 2.1 Räumliches Tragwerk und ebene Teilsysteme einer einschiffigen Halle
32 2 Hallenbau
x Wandverkleidung: x Porenbetonplatten: d = 20 cm
Einfeldträger liegend von Rahmenstiel zu Rahmenstiel gespannt
x Konstruktion: Bild 2.104
gewählten Lösung in Tabelle 2.1 werden auch Varianten, wie z.B. Hallen mit Pfetten
und Wandriegeln, betrachtet. Explosionszeichnungen veranschaulichen die gedankli- 2
che Trennung der orthogonal angeordneten Tragwerke. Die genannte Modellierung ist
häufig zulässig, wenn das jeweils lastabnehmende Bauteil im Verhältnis zum last-
bringenden Bauteil so steif ist, dass es als festes Auflager angesehen werden kann,
oder wenn das lastbringende Bauteil statisch bestimmt auf dem lastabnehmenden
Bauteil aufgelagert ist. Systeme, die die vorgenannten Bedingungen nicht erfüllen,
erfordern genauere Untersuchungen als räumliches Tragwerk. Pfetten und Dachbinder
mit annähernd gleichen Stützweiten sind dann beispielsweise nicht mehr getrennt
voneinander zu berechnen, sondern als Trägerrost. In vielen Fällen ist es ausreichend,
die möglichen Grenzfälle zu untersuchen (unnachgiebige Lagerung, maximale Nach-
giebigkeit).
Bis vor einigen Jahren waren Dächer mit Pfetten die Regelausführung. In jüngster
Zeit setzen sich in der Baupraxis vermehrt Dachkonstruktionen ohne Pfetten durch.
Tabelle 2.2 enthält eine Übersicht für die Tragglieder bei üblichen Stahlhallen.
x Trapezprofile: x Trapezprofile:
– Tragrichtung: quer – Tragrichtung: längs
– Spannweite: 1,5 bis 4 m – Spannweite: 5 bis 7 m
– Höhe: 35 bis 85 mm – Höhe: 100 bis 165 mm
– „nacktes Blech“ möglich – Dachabdichtung wegen
Entwässerung erforderlich
x Pfetten:
– Tragrichtung: längs
– Abstand: 1,5 bis 4 m
– Spannweite: 5 bis 8 m
x Zweigelenkrahmen:
– Tragrichtung: quer
– Spannweite: 10 bis 30 m
Pfettenlose Dächer wie in Bild 2.2 werden überwiegend mit Binder- bzw. Rahmen-
abständen von 5 bis 7 m realisiert. Häufig sind die Achsabstände kleiner als 6 m. Die
Dachhaut spannt in Hallenlängsrichtung und belastet die Binder durch Streckenlasten.
Bild 2.2 zeigt die prinzipielle Abtragung der Vertikallasten (hier: g + s) durch die
längsorientierten Trapezprofile, siehe auch Tabelle 2.2.
34 2 Hallenbau
Bild 2.2 Abtragung der Vertikallasten durch die Dachdeckung bei Hallen
ohne Pfetten
Bei Pfettendächern gemäß Bild 2.3 spannt die Dachhaut in Hallenquerrichtung, was
der Gefällerichtung für die Entwässerung entspricht. Übliche Pfettenabstände sind 1,5
bis 4 m. Die Stützweite der Pfetten und damit die Binderabstände liegen zwischen 5
und 8 m. In Bild 2.3 ist die prinzipielle Abtragung der Vertikallasten auf die Rahmen-
riegel skizziert.
Neben Vollwandprofilen kommen insbesondere bei großen Spannweiten auch Fach-
werkbinder zur Ausführung. Die Einzellasten aus den Pfetten werden dann möglichst
in die Obergurtknotenpunkte der Fachwerkbinder eingeleitet, woraus eine Abhängig-
keit zwischen den Pfettenabständen und der Füllstabgeometrie der Fachwerkbinder
resultiert.
2.1 Tragwerksentwurf 35
Dachschub
In Bild 2.2 und Bild 2.3 wird die prinzipielle Abtragung der Vertikallasten bei Hallen
mit und ohne Pfetten skizziert. Zusätzlich ist zu beachten, dass aufgrund der vorhan-
denen Dachneigung in Hallenquerrichtung infolge von vertikalen Lasten Lastkompo-
nenten senkrecht zur Dachneigung und in Richtung der Dachneigung auftreten. Die
Komponente senkrecht zur Dachneigung wird in der Regel direkt von den Stahltra-
pezprofilen und ggf. den Pfetten übertragen. Die Komponente in Richtung der Dach-
neigung wird als Dachschub bezeichnet. Auf die Abtragung des Dachschubes wird in
Abschnitt 2.3.5 näher eingegangen, siehe auch Bild 2.27.
36 2 Hallenbau
x Wandverkleidung: x Wandverkleidung:
– Trapezprofile oder Sandwichelemente – Kassettenprofile oder Porenbetonplatten
– Tragrichtung: vertikal – Tragrichtung: horizontal
– Spannweite: 3 bis 5 m – Spannweite: 5 bis 7 m
x Wandriegel:
– Tragrichtung: horizontal
– Abstand: 3 bis 5 m
– Spannweite: 5 bis 8 m
x Zweigelenkrahmen:
– Tragrichtung: vertikal
– Rahmenhöhe: 4 bis 10 m
Die Wandverkleidung spannt in diesem Fall horizontal von Stütze zu Stütze. Übliche
Wandaufbauten bestehen dabei aus Stahlkassettenprofilen oder Porenbetonwandplat-
ten. Die Horizontallasten in den Binderachsen werden durch Rahmenwirkung
(Bild 2.4) oder alternativ durch eingespannte Stützen in den Baugrund geleitet.
In Tabelle 2.4 sind die Tragglieder bei üblichen Stahlhallen aufgeführt, die zur Abtra-
gung der Horizontallasten in Hallenlängsrichtung dienen.
Die Gurte der Wandverbände werden durch die Stützen gebildet. Die Ausfachung
erfolgt vorwiegend durch druckweiche Verbandsdiagonalen. Für niedrige Hallen,
deren Traufhöhe den Achsabstand der Binder nicht wesentlich übersteigt, genügt über
die Höhe ein aussteifendes Kreuz. Die Diagonalen werden ungefähr im statisch güns-
tigen Winkel von 45° eingebaut. Für höhere Hallen werden entsprechend mehr Ver-
bandskreuze mit zwischengeschalteten Druckriegeln ausgeführt.
40 2 Hallenbau
2.2 Dacheindeckung
2
2.2.1 Übersicht
Tabelle 2.5 gibt eine Übersicht über die wichtigsten Dachdeckungen im Stahlhallen-
bau. In der Baupraxis ist eine Tendenz zu möglichst geringen Dachneigungen festzu-
stellen.
Tabelle 2.5 Übliche Dachdeckungen im Stahlhallenbau
2.2.2 Stahltrapezprofildächer
2
Für den Stahlhallenbau sind Dächer mit Stahltrapezprofilen als tragende Bauteile die
Regelausführung. Die üblichen Stahltrapezprofile werden in Tafeln mit folgenden
Abmessungen geliefert:
x Bauhöhe der Querschnitte: 35–165 mm,
x Tafelbreite: 1035–750 mm (je nach Querschnittstyp),
x Lieferlänge: 18–24 m (zu beachten ist die maximale Länge von 18 m für den
Straßentransport ohne Sondergenehmigung).
1. Unterschale
2. Dampfsperre oder Luftsperre
3. Wärmedämmung mit Distanzkonstruktion
4. Schutzbahn
5. Oberschale
4. Schutzbahnen sind geeignet, die Wärmedämmung zusätzlich vor dem an der Un-
terseite der Oberschale auftretenden Tauwasser, Treib- und Stauwasser sowie 2
Flugschnee zu schützen. Sie werden parallel zur Traufe verlegt, sind auf ca. 3 m
Breite auszuführen und müssen aus wasserdichtem, aber dampfdurchlässigem Ma-
terial bestehen. Im übrigen Dachbereich ist im Normalfall keine Schutzbahn erfor-
derlich.
5. Oberschalen sind Dachdeckungen aus metallischen Trapez-, Well-, Falz- oder
Klemmprofilen. Als Werkstoffe kommen Aluminium-, Kupfer- oder Stahlbleche
zum Einsatz. Die verschiedenen Oberschalentypen für zweischalige Stahltra-
pezprofildächer ermöglichen eine gewisse architektonische Vielfalt. Einige Vari-
anten mit Trapez-, Well-, Falz- und Klemmprofilen sind in Bild 2.13 dargestellt.
Falzprofile haben meistens einen trogförmigen Querschnitt, bei dem häufig der
ebene Gurt durch ein oder mehrere flache Sicken versteift wird. Die Profile wer-
den über spezielle Halter auf der tragenden Unterschale, der Unterkonstruktion o-
der den Distanzprofilen mittels selbstbohrender Schrauben oder Blindnieten befes-
tigt. Die kontinuierliche Längsverbindung der Profile untereinander erfolgt in Falz-
technik, mit gleichzeitiger Einfalzung der Halter. Die Mindestdachneigung für die
häufig verwendeten Falzprofile mit dem Handelsnamen „Kalzip“ beträgt 3°.
Klemmprofile haben in Längsrichtung meist trapezähnliche Rippen. Die Befesti-
gung erfolgt auf den Distanzprofilen oder direkt auf den Profilen der Unterschale
über besondere Klemmleisten, die mittels selbstbohrender Schrauben oder Blind-
nieten befestigt sind. Untereinander werden die Profile in der Regel nicht verbun-
den, da durch ihre Geometrie ein Formschluss sichergestellt wird.
Einen weiteren „Kaltdachtyp“ zeigt Bild 2.15. Das belüftete, zweischalige, wärmege-
dämmte Dach mit Trapezprofil als wasserführende Schale erfordert ebenfalls Dach-
neigungen von mindestens 5°. Günstiger für die Hinterlüftung der Oberschale sind
jedoch Dachneigungen von über 15°. Die Ausführung des zweischaligen, belüfteten
„Kaltdaches“ kann analog zu den nicht belüfteten „Warmdächern“ sowohl mit als
auch ohne Pfetten erfolgen.
2.2.2.3 Belichtung
2
Zur Belichtung von Flachdächern mit Dichtungsbahnen werden zumeist Lichtkuppeln
aus Kunststoff verwendet, die mit Aufsetzkranz in die Dachhaut eingebaut werden.
Da diese Öffnungen das statische System der Stahltrapezprofile unterbrechen, muss
die Lastabtragung durch statische Auswechslungen gewährleistet werden. Zur Aus-
wechslung von Öffnungen mit Kantenlängen über 300 mm werden häufig C-förmige
Kaltprofile als statische Längs- und Querwechsel und Holzbohlen als umlaufende
Auflagerkonstruktion für den Aufsetzkranz der Lichtkuppel angeordnet. Konstruktive
Einzelheiten können [81] entnommen werden.
Großflächige Lichtbänder in Dächern mit Metalldeckung werden mit profilierten Ta-
feln aus glasfaserverstärktem Polyester, Acrylglas oder PVC realisiert. Die Quer-
schnittsgeometrie muss dabei auf die Trapezprofile der übrigen Dachfläche abge-
stimmt werden. Die Montage der Lichtplatten erfolgt analog unter Beachtung der
Herstellerangaben. Aufgrund ihrer geringeren Tragfähigkeit benötigen die Lichtprofi-
le in der Regel eine engere Pfettenteilung als die Stahltrapezprofile.
Bei Flachdächern kommen auch verstärkt verglaste Lichtbänder mit Metallrahmen
zum Einsatz. Die Querschnittsform dieser Lichtbänder kann dabei sowohl dreieckig
mit beliebiger Neigung der beiden Schrägen als auch gewölbt sein. Häufig können die
von den Bauaufsichtsbehörden geforderten Rauch- und Wärmeabzugsanlagen als
Komplettlösung integriert werden.
Befestigungstypen
Blechdicke in mm
Befestigungs-
typen
zulässige
Bauteil I
kN kN
Setzbolzen: 0,63 a,b,c,d 2,00 2,05
Hilti ENP 2-21 L 15
0,75 a,b,c,d 2,35 3,15
Setzgerät:
Hilti DX 650 0,88 a,b,c,d 2,70 3,60
Schubkolben: 1,00 a,b,c,d 3,00 4,00
65/NP 2 1,13 a,b,c,d 3,50 4,40
Werkstoff 1,25 a,b,c,d 4,00 4,40
– Setzbolzen:
1,50 a 4,30 4,40
Ck67 vergütet
+ verzinkt 1,75 a 4,30 4,40
– Rondellen: 2,00 a 4,30 4,40
St2 k 40 verzinkt 2,50 a 4,30 4,40
Bauteil II: S 235 Jxx oder S 355 Jxx nach DIN EN 10 025 Dicke t 6 mm
Bei kombinierter Beanspruchung, d. h. gleichzeitiger Wirkung von Quer- und Zugkräften re-
duzierten sich die zulässigen Kräfte auf:
zul FQ zul FZ
zul FQ,red ; zul FZ,red
2 2
§ F zul FQ · § FQ zul FZ ·
1 ¨ Z 1 ¨
¨ FQ zul FZ ¸¸ ¨ FZ zul FQ ¸¸
© ¹ © ¹
2.2 Dacheindeckung 61
2.2.2.6 Schubfeldkonstruktionen
2
Stahltrapezprofildächer können nicht nur Vertikallasten aufnehmen, sie sind auch zur
Aufnahme und Weiterleitung von Horizontallasten in ihrer Fläche geeignet. Diese
Eigenschaft wird als Schubfeldwirkung bezeichnet. Voraussetzung ist die Anordnung
der Befestigungsmittel in dichten Abständen an den Längsrändern und in jeder Profil-
rippe an den Querrändern, um eine ausreichend schubsteife Scheibe aus Stahltra-
pezprofilen und Randträgern zu bilden.
Da für die Ausbildung eines Schubfeldes umlaufende Randträger erforderlich sind,
werden Schubfelder fast ausschließlich in pfettenlosen Dächern ausgeführt, bei wel-
chen die Randträger in Hallenquerrichtung durch die Rahmenriegel und in Hallen-
längsrichtung durch Traufprofile gebildet werden. Die Höhenkote der Traufprofi-
lobergurte wird zwecks Verbindung mit der Stahltrapezprofilscheibe identisch mit der
Höhenkote der Rahmenriegelobergurte an der Traufe gewählt. Bei Dächern mit Pfet-
ten ergibt sich das Problem, dass als Randträger in Hallenlängsrichtung zwar die Pfet-
ten genutzt werden können, in Hallenquerrichtung aber zusätzliche schubübertragende
Verbindungsbleche zwischen Stahltrapezprofil und Rahmenriegeln als Randträger in
Hallenquerrichtung erforderlich sind, da die Stahltrapezprofile aufgrund der vorhan-
denen Pfetten nicht direkt mit den Rahmenriegeln verbunden werden können.
2.2.3 Sandwich-Querschnitte
2.2.4 Porenbetonplatten
2
Bild 2.19 zeigt die Dacheindeckung mit bewehrten Porenbetonplatten und bituminö-
ser Dichtungsbahn. Porenbetondachplatten eignen sich zur Direktverlegung auf den
Binderobergurten, auf denen sie mittels Flachstahllaschen und durchgesteckten Rund-
stählen verankert werden. Die Fugen können mit einer Nut- und Feder-Verbindung,
mit einer Vergussnut oder auch mit einer Kombination aus beiden Verbindungstech-
niken ausgestattet sein. Zur Abdichtung erhalten die Dachplatten in der Regel einen
Bitumenvoranstrich, auf den eine bituminöse Dichtungsbahn aufgeklebt wird.
Platte 17,5 cm und die 6 m lange Platte 20 cm empfohlen. Tabelle 2.17 zeigt eine
2 Tabelle aus dem „Porenbetonhandbuch“ [78] als Beispiel für maximale Stützweiten
von Porenbeton-Dachplatten P 4,4-0,55 F90 für Flachdächer. Die maximalen Stütz-
weiten sind selbstverständlich in [m] angegeben (nicht in [mm]).
Die Ausführung von Auskragungen ist bis zu 1,50 m möglich. Einzelheiten der Be-
wehrung, Herstellung und Ausführung sind statisch nachzuweisen. Bis zu einer freien
Kragarmlänge kleiner als die doppelte Plattendicke können Auskragungen, z. B. als
Dachüberstände, ohne statischen Nachweis ausgeführt werden.
Einzelne Öffnungen bzw. Durchbrüche bis zu einem Durchmesser von 150 mm sind
zulässig, wenn der Plattenquerschnitt dadurch um nicht mehr als 25 % vermindert
wird. Für den verbleibenden Plattenquerschnitt muss die Standsicherheit gesondert
nachgewiesen werden. Bei größeren Öffnungen in der Dachfläche werden Auswechs-
lungen erforderlich. Sie werden bei ausreichender Tragfähigkeit der benachbarten
Platten so ausgeführt, dass die Lasten auf diese abgeleitet werden. Besteht diese Mög-
lichkeit nicht, werden Wechselrahmen eingesetzt.
In der Regel erweisen sich Bewegungsfugen in der Dachfläche von Porenbetondä-
chern als nicht notwendig. Die Längenänderung der raumseitigen Oberfläche ist im
Wesentlichen von der Raumtemperatur abhängig und entsprechend gering. Tempera-
turerhöhungen auf der Außenseite führen in erster Linie zu leichten Verwölbungen in
den Platten. Thermisch bedingte Schubauswirkungen an den Auflagerstellen, wie sie
bei massiven Betondächern auftreten können, sind bei Porenbeton-Dachplatten übli-
cher Länge aus der Praxis nicht bekannt und nicht zu befürchten. Bewegungsfugen in
der Unterkonstruktion sind aber unbedingt in der Dachfläche fortzuführen. Falls das
Eigengewicht der Dachplatten nicht ausreicht, um ein Abheben durch Windkräfte zu
verhindern, sind sie mit der Unterkonstruktion zu verbinden. Ein Verschieben der
Platten untereinander ist wegen des Fugenvergusses und/oder der Nut-Feder-
Verbindung im Allgemeinen nicht möglich. Verankerungen mit der Unterkonstrukti-
on, z. B. durch Flachstahllaschen und Rundstahlbügel, sind auch erforderlich, wenn
eine Dachscheibenausbildung erfolgt oder eine Kippaussteifung der Binder notwendig
ist. Weitergehende Informationen, auch zu konstruktiven Einzelheiten, enthält das
„Porenbetonhandbuch“ [78].
2.3 Pfetten 65
2.3 Pfetten
2
2.3.1 Allgemeines
Dachkonstruktionen werden häufig ohne Pfetten ausgeführt. Bei Dächern mit Pfetten
werden diese in der Regel parallel zur Firstlinie angeordnet und senkrecht zur Dach-
neigung auf den Binderobergurten befestigt.
Sie werden als tragende Elemente der Dachkonstruktion erforderlich, wenn die Dach-
haut nicht von Binder zu Binder in Hallenlängsrichtung spannt, sondern in geringeren
Abständen in Hallenquerrichtung unterstützt werden soll. Je nach zulässiger Stützwei-
te der Hüllelemente werden Pfettenabstände zwischen 1 und 4 m ausgeführt. Um Bie-
gebeanspruchungen im Obergurt von Fachwerkträgern zu vermeiden, sollen die Pfet-
ten möglichst in den Fachwerkknoten angeordnet werden. Die Spannweite der Pfetten
ist vom Achsabstand der Unterkonstruktion abhängig und beträgt üblicherweise 5 bis
8 m.
Neben den Vertikallasten können auch Horizontallasten weitergeleitet werden. Als
Dachverbandspfosten oder Verbindungsstäbe zum Anschluss gedrückter Binderober-
gurte an Dachverbände erhalten die Pfetten Normalkräfte zusätzlich zur planmäßigen
Biegebeanspruchung.
2.3.2 Holzpfetten
2.3.3 Walzprofilpfetten
2
Für Walzprofilpfetten werden in der Regel IPE-Profile verwendet, da sie für einachsi-
ge Biegebeanspruchung besonders wirtschaftlich sind. Für große Lasten und Druck-
kräfte aus Dachverbandswirkung werden jedoch auch HEA- oder HEB-Profile ge-
wählt.
Bild 2.21 zeigt die Ausführung von IPE-Pfetten als Durchlaufträger. Biegesteife
Pfettenstöße werden mit Stirnplatten oder mit geschraubten Flachstahl- oder U-Profil-
Laschen im Bereich der Momentennullpunkte realisiert. Die Befestigung der Pfetten
auf den Bindern erfolgt meistens durch Pfettenschuhe aus abgekanteten Flacheisen.
68 2 Hallenbau
Für die IPE-Reihe können typisierte Pfettenstöße und Pfettenschuhe aus [145] ent-
2 nommen werden. Stahltrapezprofile werden auf den IPE-Pfetten mit Setzbolzen oder
gewindefurchenden Schrauben befestigt, siehe Bild 2.17.
Die Auflagerung von Pfetten auf Rohrquerschnitten kann, wie in Bild 2.22 gezeigt,
erfolgen. Für Walzprofilpfetten ist es vorteilhaft, ein flach liegendes U-Profil auf den
Rohrquerschnitt des Binders aufzuschweißen und die Verschraubung durch den ent-
stehenden, zugänglichen Hohlraum auszuführen.
2.3.4 Kaltprofilpfetten
In Bild 2.23 sind verschiedene Typen von Kaltprofilpfetten dargestellt. Durch Abkan-
ten oder Kaltwalzen von dünnwandigen Blechen mit t = 1,5–4,0 mm kann eine Viel-
zahl von Querschnitten hergestellt werden. Üblich sind Z-, Zeta- und Sigma-Pfetten.
Tabelle 2.18 gibt beispielhaft einen Überblick über die Geometrie der Z-Pfetten der
Firma SCHRAG.
Die Bemessung der dünnwandigen Kaltprofilpfetten kann wie die Bemessung von
Stahltrapezprofilen, auf der Basis von DIN EN 1993-1-3 „EC3 Teil 1-3: Ergänzende
Regeln für kaltgeformte dünnwandige Bauteile und Bleche“ [25] erfolgen.
Da die erforderliche, iterative Ermittlung mitwirkender Querschnittsteile für Hand-
rechnungen sehr aufwendig ist, stellen die Hersteller von Kaltprofilpfetten
Belastungstabellen für die von ihnen produzierten Querschnittstypen zur Verfügung.
Die angegebenen Tragfähigkeiten basieren dabei jedoch häufig auf Versuchsergebnis-
sen. Bauaufsichtliche Zulassungen regeln die Anwendung.
2.3 Pfetten 69
Als statisches System wird in der Regel ein Durchlaufträger gewählt. An den Stoßstel-
len kann die Durchlaufwirkung bei den meisten Querschnitten durch „Ineinander-
schieben“ der Pfetten und Verbindung der beiden Stege hergestellt werden. Diese
Lösung entspricht dem Konstruktionsprinzip von Holzpfetten, wenn sie als Koppel-
pfetten ausgeführt werden. Alternativ können auch Laschenstöße vorgesehen werden,
wobei die Laschen, als Zubehörteile aus dünnwandigem Stahlblech, dem jeweiligen
Pfettenquerschnitt angepasst sind. Beispiele für biegesteife Stöße von Kaltprofilpfet-
ten sind in Bild 2.24 dargestellt. Bild 2.25 zeigt die Anordnung von Z-Pfetten als
Koppelträgersystem. Tabelle 2.19 ist die zugehörige Belastungstabelle für ein Profil
Z220 der Firma SCHRAG.
70 2 Hallenbau
Die Befestigung der Pfetten auf den Stahlbindern erfolgt mit aufgeschweißten Flach-
stahllaschen oder mit speziell der Querschnittsform angepassten Pfettenschuhen, die 2
als Zubehörteile ebenfalls bei den Herstellern von Kaltprofilpfetten geordert werden
können. Stahltrapezprofile werden auf den Kaltprofilpfetten mit selbstbohrenden
Schrauben oder Blindnieten befestigt und damit gegen Abheben gesichert, siehe
Bild 2.16. Die Auflagerung von Z-Pfetten auf Rohrquerschnitten kann wie in
Bild 2.26 gezeigt erfolgen, indem der Pfettensteg mit aufgeschweißten Flachstahlla-
schen verschraubt wird.
2.3.5 Dachschub
In Abschnitt 2.1.2 „Abtragung der Vertikallasten“ wurde bereits erwähnt, dass bei
Dächern mit Dachneigungen in Hallenquerrichtung Lastkomponenten senkrecht zur
Dachebene und in der Dachebene auftreten. Die Aufteilung von Vertikallasten q v in
q A und q «« ist in Bild 2.27 skizziert. Die Komponente q «« wird als „Dachschub“ be-
zeichnet.
Zur Abtragung des Dachschubes gibt es verschiedene Möglichkeiten, die durch eine
entsprechende Ausbildung der Dachkonstruktion realisiert werden müssen. Dabei
kann prinzipiell in zwei Lastabtragungsmodelle unterschieden werden:
x Lastabtragung zu den benachbarten Rahmenriegeln
x Lastabtragung zum First und (teilweise) Ausgleich der auftretenden
Beanspruchungen
74 2 Hallenbau
In der Baupraxis werden mehrere Varianten ausgeführt. Beim Pfettendach ist die Ab-
tragung des Dachschubes über die Pfetten eine bewährte Lösung. Da die Pfetten dann
Lasten infolge q A und q «« aufnehmen müssen, werden sie auf zweiachsige Biegung
beansprucht. Dies ist insbesondere für Kaltprofilpfetten eine ungünstige Beanspru-
chung, da sie in der Regel für ihre schwache Achse nur geringe Tragfähigkeiten auf-
weisen. Kaltprofilpfetten werden daher häufig, wie in Bild 2.28 dargestellt, mit
Zugstangen abgehängt, die im Bereich des Firstes zu den Rahmenriegeln geführt wer-
den. Bei der konstruktiven Ausbildung gemäß Bild 2.28 werden die Pfetten durch die
Zugstangen in den Drittelspunkten seitlich gestützt und entsprechend bemessen. Bei
der Bemessung der Pfetten ist zusätzlich die Lage der Hauptachsen zu berücksichti-
gen, die bei unsymmetrischen Querschnitten (z. B. Z-Profilen) nicht mit den Richtun-
gen von q A und q «« übereinstimmen muss.
In der aktuellen Bemessungspraxis ist die Tendenz festzustellen, die Pfetten nur für
einachsige Biegung infolge q A zu bemessen und den Dachschub über andere Bauteile
abzutragen. Dazu wird häufig der gesamte Dachschub einer Dachhälfte gegen eine
verstärkte Traufpfette abgestützt. Bei Ausführung von IPE-Pfetten und geringen
Dachneigungen kann dies z. B. ein HEB-Profil gleicher Höhe sein, bei der Ausfüh-
rung von Kaltprofilpfetten werden dann entsprechend tragfähigere C-förmige Trauf-
profile verwendet.
Bei Leichtbauhallen wird auch häufig ein örtlicher Dachverband entlang der Traufe
ausgeführt, der den Dachschub aufnehmen kann. In weiteren Varianten werden die
Dachdeckung oder Teile davon zur Abtragung des Dachschubes herangezogen. Bei
der Verwendung von Stahltrapezprofilen als Dachdeckung können Schubfelder aus-
gebildet werden. Da dann aber umlaufende Randträger an allen vier Rändern erforder-
lich sind, ist diese Lösung bei Pfettendächern unüblich.
2.3 Pfetten 75
Für symmetrische Dächer ist die Firstkoppelung der Trapezprofile häufig die wirt-
schaftlichste Maßnahme zur Aufnahme des Dachschubes. Bei der Lösung gemäß 2
Bild 2.30 muss der Dachschub einer Dachhälfte über entsprechend dimensionierte
Verbindungsmittel in die zugehörige Firstpfette eingeleitet werden, welche dann mit
der Firstpfette der anderen Dachhälfte verbunden wird. Die Verbindungskonstruktion
der beiden Firstpfetten kann einfach aus zwei vertikalen und einem horizontalen Win-
kelprofil geschweißt werden, wobei die vertikalen Winkel auf der Baustelle mit den
Pfettenstegen verschraubt werden. Bild 2.31 zeigt eine Variante zur Firstkoppelung
der Trapezprofile. Bei dieser Lösung kann der Dachschub mit dem Firstprofil zum
Schließen des Spaltes in der Firstlinie „kurzgeschlossen“ werden. Querschnitt und
Verbindungsmittel des Firstprofiles sind bei dieser Konstruktion für die Aufnahme
des Dachschubes nachzuweisen
2.4 Vollwandrahmen
2
Stahlverbrauch
(Biegemomenten-
verteilung)
Fundament-
abmessungen
(Horizontalschub)
Kranbetrieb
(Seitensteifigkeit)
wirtschaftlichste Vari- verformungsarm
statisch bestimmt ante bei Betrachtung o besonders geeignet
o unempfindlich ge- der Gesamtkosten für für große Horizon-
Besondere Vorteile
genüber Stützen Stahlprofile, Funda- tallasten aus Kran-
senkungen mente und Anschlüsse betrieb
Aufwand für First- große horizontale Aufwand für Fußein-
gelenk und Abdich- Verformungen unter spannung
tung der Dachfuge; H-Lasten o Köcherfundamente
Besondere große vertikale und
Nachteile horizontale Verfor-
mungen unter V- und
H-Lasten
Die Standardlösung für einschiffige Hallen ist der in Bild 2.33 skizzierte
Zweigelenkrahmen aus Walzprofilen. Ein Rahmen wird in der Regel aus vier Profilen,
den beiden Stielen und zwei Riegelhälften, zusammengesetzt. Dies erfordert Monta-
geverbindungen an den Stützenfüßen, in den Rahmenecken und in Riegelmitte. Der
Stoß der Riegelprofile in Feldmitte ist zum einen erforderlich, um die üblichen Dach-
neigungen von 2 bis 15° zu verwirklichen, und zum anderen, um die normalen Trans-
portlängen von bis zu 18 m nicht zu überschreiten. Die Bandbreite der mit Walzprofi-
len wirtschaftlich realisierbaren Riegelstützweiten von 10 bis 30 m ist in der Regel
mit nur einem Stoß des Riegelprofils gemäß Bild 2.33 transportgerecht ausführbar.
80 2 Hallenbau
Für die überwiegend auf Biegung beanspruchten Rahmenriegel werden fast aus-
schließlich Profile der IPE-Reihe verwendet. Für die zusätzlich durch nennenswerte
Normalkräfte belasteten Stützen kommen neben den IPE- auch die gedrungeneren
HEA- und HEB-Profile zur Anwendung. Zur überschlägigen Profilwahl kann die Hö-
he des Riegelprofiles mit 1/55 der Stützweite abgeschätzt werden. Diesem Anhalts-
wert liegt ein Rahmenabstand von 5 m und eine Schneelast von 0,75 kN/m² zugrunde.
Das zugehörige erforderliche Stützenprofil ergibt sich aus dem Verhältnis von Feld-
und Stützmomenten, so dass in der Entwurfsphase mit der Faustformel
M pl,Riegel = 0,7 · M pl,Stütze gearbeitet werden kann. Die Abschätzung der Höhe des
Riegelprofiles mit 1/40 bis 1/60 der Stützweite kann nur eine grobe Näherung sein, da
die Rahmenabstände meist zwischen 5 und 7 m schwanken, die üblichen Traufhöhen
der Hallen von 4 bis 10 m Unterschiede für die Horizontallasten aus Wind hervorru-
fen und größere Dachneigungen wie etwa 10° zu deutlich kleineren Feldmomenten
führen als Dachneigungen von etwa 3°.
Die Stützmomente in den Rahmenecken werden für die Riegel im Gegensatz zu den
Stützen nicht bemessungsbestimmend, da in der Regel die statische Höhe der Profile
in diesem Bereich durch die Anordnung von Vouten dem Schnittgrößenverlauf ange-
passt wird. Die Höhe der gevouteten Querschnitte beträgt meist das 1,5- bis 2fache
der Riegelhöhe, die Länge der Vouten misst häufig 1/8 bis 1/10 der Stützweite des
Rahmenriegels. Die Erhöhung der Steifigkeit in den Rahmenecken hat dabei den posi-
tiven Einfluss, die Stützmomente zu vergrößern und damit die Feldmomente und den
erforderlichen Riegelquerschnitt zu verkleinern.
Deutlich größere Profile sind in der Regel für Hallen mit Kranbetrieb erforderlich, da
neben Horizontallasten und Einzelmomenten in Höhe der Kranbahnkonsolen zusätz-
lich große Normalkräfte in die Stützen eingeleitet werden, was in „weichen“ Syste-
men zu einer unwirtschaftlichen Erhöhung der Schnittgrößen infolge Verformungen
des Tragwerkes führt (Theorie II. Ordnung).
Bild 2.34 zeigt eine Variante für Zweigelenkrahmen aus Walzprofilen, die bei
Spannweiten über 20 m und Dachneigungen größer 10° wirtschaftlich sein kann. Bei
dieser Konstruktion wird durch Anordnung eines Zugbandes in Höhe der Rahmen-
2.4 Vollwandrahmen 81
Die Zugbänder aus Winkel-, Flach- oder Rundstählen werden im Bereich der Rah-
menecken mit unter den Untergurten der Vouten angeschweißten Knotenblechen ver-
schraubt. Um einen zu großen Durchhang der Zugbänder zu vermeiden, werden sie in
der Regel etwa in ihren Drittelspunkten am Riegelprofil zusätzlich abgehängt.
Wenn Fertigungsmöglichkeiten mit Schweißautomaten bestehen, können auch Kon-
struktionen wie in Bild 2.35 eine wirtschaftliche Alternative sein. Gewalzte Riegel-
profile konstanter Höhe werden dabei mit vollständig geschweißten Stützenquer-
schnitten linear veränderlicher Höhe kombiniert. Die Verbindung dieser Elemente
erfolgt am Ende von ebenfalls vollständig geschweißten Vouten im Bereich der Mo-
mentennullpunkte. Wird die Tragfähigkeit der Riegelprofile oder des Stoßes am First-
punkt überschritten, bietet sich die Anordnung einer kleinen Voute im Bereich des
maximalen Feldmomentes in Feldmitte an. Die Anordnung einer Voute am First ge-
mäß der Variante in Bild 2.35 ist typisch für Hallenrahmen in Großbritannien, da dort
die Rahmen häufig unter Ausnutzung der Systemreserven nach der Fließgelenktheorie
bemessen werden und Fließgelenke im Bereich der Verbindungen vermieden werden
müssen.
Auch große Spannweiten über 30 m können mit Vollwandrahmen überbrückt werden.
Für solche großen Hallenabmessungen sind häufig vollständig geschweißte Konstruk-
tionen, wie in Bild 2.36 dargestellt, erforderlich. Das Verschweißen von jeweils zwei
Gurtblechen und einem Stegblech zu Riegel- und Stützenquerschnitten mit linear ver-
änderlicher Höhe erfolgt unter Einsatz von Schweißautomaten, die Kehlnähte großer
Länge wirtschaftlich fertigen können. Die hohen, schlanken Stege der geschweißten I-
Profile neigen zum Beulen, so dass Beulsteifen erforderlich werden können, wie man
sie aus den geschweißten Konstruktionen des Brückenbaus kennt.
82 2 Hallenbau
Sind Pfetten oder Wandriegel vorhanden, so können die innenliegenden Gurte der
hohen geschweißten I-Profile durch die in Bild 2.37 dargestellten schrägen
Zugstreben abgestützt werden. Diese konstruktive Lösung entspricht der Anordnung
von Kopfbändern, wie sie im Holzbau zur Stabilisierung hoher Brettschichtholzträger
eingesetzt werden. Für die Zugstreben eignen sich Winkelstähle oder Kaltprofile,
welche an einem Ende direkt mit den Pfetten und am anderen Ende mit eingeschweiß-
ten Anschlussblechen am Innenflansch der Träger verschraubt werden. Durch die
seitliche Abstützung des Innenflansches wird die Verdrehung behindert. Die Kon-
struktion ist eine Maßnahme zur Verringerung der Biegedrillknickgefahr, wenn die
Konstruktion ohne Abstützungen keine ausreichende Tragsicherheit aufweist.
In Großbritannien werden Rahmenkonstruktionen im Hallenbau fast ausschließlich
mit den dort „fly bracing“ genannten schrägen Zugstreben ausgeführt. Dies liegt zum
einen daran, dass in Großbritannien Pfettenkonstruktionen die Regelausführung sind,
und zum anderen daran, dass die Hallenrahmen überwiegend nach der
Fließgelenktheorie bemessen werden. Die aus dieser Bemessung resultierenden
schlanken Querschnitte bedürfen dann insbesondere im Bereich der rechnerischen
Fließgelenke einer seitlichen Abstützung, um ein Versagen infolge von Biegedrillkni-
cken zu verhindern.
2.4 Vollwandrahmen 83
2.4.2 Rahmenecken
2
2.4.2.1 Vouten
Mit der Anordnung von Vouten in den Rahmenecken wird das Tragwerk aus gewalz-
ten Profilen konstanten Querschnitts dem veränderlichen Schnittgrößenverlauf ange-
passt und die Anschlusssituation mit maximalen Momenten in den Rahmenecken
verbessert.
Bild 2.38 Kurze und lange Vouten mit und ohne Umlenksteife am Voutenende
Kurze Vouten, wie in Bild 2.38a dargestellt, dienen in erster Linie zur Schaffung ei-
nes größeren Hebelarmes für den geschraubten Montagestoß zwischen Riegel und
Stiel. Das Riegelendmoment kann gedanklich in ein Kräftepaar zerlegt werden. Die
Zugkraft im oberen Flansch des Riegels und die Druckkraft im unteren Flansch der
Voute verringern sich dabei linear mit Zunahme der Voutenhöhe. Als direkte Folge
nehmen auch die Zugkräfte in den hochfesten Schrauben des Montagestoßes ab, so
dass weniger Schrauben und kleinere Schraubendurchmesser erforderlich sind. Jen-
seits des Montagestoßes wird die Zugkraft durch eine Stirnplatte und die Druckkraft
durch Steifen in den Stützenkopf eingeleitet.
Die Umsetzung des horizontalen Kräftepaares aus dem Riegelmoment in ein vertika-
les Kräftepaar aus dem Stielmoment bewirkt eine hohe Schubspannungsbeanspru-
2.4 Vollwandrahmen 85
chung für das Stützenkopfstegblech. Auch für diesen Teil der Rahmenecke bewirkt
die Anordnung einer Voute eine Vergrößerung des Hebelarms der inneren Kräfte und 2
damit eine Reduzierung der Beanspruchung.
Bei kurzen Vouten mit starker Neigung ist die Notwendigkeit einer Umlenksteife am
Ende der Voute im Riegel zu beachten. Die Umlenksteife leitet die Kraftkomponente
in den Riegelquerschnitt ein, die durch Umlenkung der Untergurtdruckkraft beim
Übergang von der Voute zum Riegelprofil entsteht.
Lange Vouten, wie in Bild 2.38b dargestellt, haben die gleichen positiven Auswir-
kungen auf den Kraftfluss in der Rahmenecke wie die oben erläuterten kurzen Vou-
ten. Die örtliche Verstärkung des Riegelquerschnittes dient zur Aufnahme der Biege-
momente im Bereich der Rahmenecke. Zusätzlich führt die Vergrößerung der Steifig-
keit in den Bereichen negativer Stützmomente an den Rahmenecken zu einer spürba-
ren Verringerung der positiven Feldmomente in Riegelmitte. Durch Anordnung langer
Vouten kann deshalb im Regelfall der erforderliche Querschnitt für das Riegelprofil
reduziert werden. Umlenksteifen am Ende der Voute im Riegel sind aufgrund der
schwachen Neigung langgestreckter Vouten und aufgrund geringer Untergurtkräfte in
der Nähe des Momentennullpunktes meist nicht erforderlich.
Unterschiedliche Möglichkeiten zur Realisierung gevouteter Rahmenecken werden in
Bild 2.39, Bild 2.40, Bild 2.41 und Bild 2.42 vorgestellt.
Lange Vouten werden häufig aus zwei Hälften eines coupierten IPE-Profils gefertigt.
Das in Bild 2.39 gezeigte, diagonal aufgetrennte Profil liefert auf diese Weise Vou-
tenquerschnitte sowohl für die linke als auch für die rechte Rahmenecke eines Rie-
gels. Im Regelfall wird für die Vouten das gleiche IPE-Profil verwendet wie für den
Riegel, da für die Materialbestellung dann keine zusätzliche Position entsteht und
eingeplante Reststücke der Riegelprofile als Vouten dienen können. Die abzüglich
Flanschdicke t und Ausrundungsradius r näherungsweise verdoppelte Höhe des Rie-
gelprofils in der Rahmenecke bewirkt über die Steiner-Anteile der Flansche über-
schlägig eine Erhöhung der Riegelsteifigkeit am Voutenanfang um den Faktor 4.
Höhere Vouten werden aus zwei Blechen, einem rechteckigen für den Voutenflansch
2 und einem dreieckigen für den Voutensteg, gefertigt. Die Verbindung dieser beiden
Bleche verursacht gegenüber der Lösung mit coupiertem IPE-Profil eine zusätzlich
erforderliche Doppelkehlnaht.
In Bild 2.40 ist neben der Ausbildung der Voute durch rechtwinklig miteinander ver-
schweißte Bleche auch eine konstruktive Alternative für den geschraubten Montage-
stoß zwischen Riegel und Stiel dargestellt. Der übliche Stirnplattenstoß mit hochfes-
ten vorgespannten Schrauben ist hierbei durch eine horizontale Lasche ersetzt wor-
den, die die Zugkraft aus dem Rahmeneckmoment durch eine Scher-Loch-
leibungsverbindung mit Passschrauben überträgt. Die Schrauben im Stirnplattenstoß
dienen bei dieser Verbindung lediglich der Übertragung der Querkraft. Diese Schrau-
ben werden im Gegensatz zu den Stößen in Bild 2.39 und Bild 2.41 nur auf Abscheren
beansprucht. Konstruktionen mit geschraubten Zuglaschen eignen sich besser bei
Verwendung von Pfetten für das Dachtragwerk, da der Höhenversprung zwischen
Riegeloberkante und aufgelegter Zuglasche eine direkte Auflagerung von Trapezpro-
filen in Hallenlängsrichtung behindert.
Eine weitere Alternative zur Voutenausbildung zeigt Bild 2.41. In diesem Fall wird
das Riegelprofil oberhalb des Ausrundungsradius über dem Unterflansch aufgetrennt, 2
anschließend aufgebogen und dann ein dreieckiges Blech als Voutensteg einge-
schweißt. Das Riegelende sollte für den Biegevorgang erwärmt werden, um unnötige
Materialhärten infolge Kaltverformung zu vermeiden. Dies gilt insbesondere für den
Fall, dass an dieser Stelle eine eingeschweißte Umlenksteife für die Einleitung der
Druckkraft aus dem Voutenflansch erforderlich ist.
Eine andere häufig ausgeführte Lösung zur Realisierung gevouteter Rahmenecken ist
in Bild 2.42 dargestellt. Der Voutenquerschnitt wird hierbei vollständig geschweißt.
Die Konstruktion erfordert drei Bleche, den Voutenunterflansch, das trapezförmige
Voutenstegblech und den verlängerten Voutenoberflansch, der zugleich den oberen
Anschluss an die Stütze bildet und somit eine sehr gute direkte Kraftübertragung er-
möglicht. Der Montagestoß zwischen Riegel und Stiel befindet sich, aus statischer
Sicht, im optimalen Bereich der Momentennullpunkte. Nachteilig für den Transport-
vorgang zur Baustelle wirkt sich die aus den rechtwinklig angeschweißten Vouten
resultierende sperrige L-Form der Stützen aus.
Die konstruktive Ausbildung von Rahmenecken wird wesentlich beeinflusst durch die
Größe der auftretenden Biegemomente. Für übliche Rahmenecken des Hallenbaus
entsprechend Bild 2.43 kann das Endmoment des Riegels in ein horizontales Kräfte-
paar zerlegt werden. Die Druckkraft im Unterflansch des Riegels wird über Kontakt-
pressung der Stirnplatte mit dem Stützenflansch und weiter über beidseitig in die
Stützenprofilkammern eingeschweißte Steifen in den Stützenkopf eingeleitet. Die
Zugkraft im Oberflansch des Riegels wird über Biegung der Stirnplatte, Zugkräfte in
den oberen Schrauben und Biegung des Stützenflansches übertragen. Die auftretenden
88 2 Hallenbau
Spannungen und Verformungen sind mehrachsig und stark abhängig von den Steifig-
2 keiten der einzelnen Querschnittsteile. Ein Nachweis kann mit Hilfe des „äquivalen-
ten T-Stummel-Modell“ gemäß EC3 Teil 1-8 geführt werden. Siehe dazu z. B. Kind-
mann/Stracke [97].
überstehend 2 1,00 d
4 1,25 d
bündig 2 1,50 d
4 1,70 d
Für die praktische Ausführung sind die Stirnplattendicken d p jeweils auf volle 5 mm aufzurun-
den; min d p = 15 mm. Bei überstehenden Stirnplatten mit K-Nähten ist die Stirnplattendicke
d p um jeweils 10 mm zu erhöhen.
Tabelle 2.21 und Tabelle 2.22). Die übertragbaren Biegemomente sind aufgrund von
2 nur zwei Schrauben im Zugbereich deutlich kleiner als bei Anordnung a) und b). Bei-
spiele für Lösung c) sind die Rahmenecken in Bild 2.39 und Bild 2.41. Größere Bie-
gemomente können mit Anordnung d) übertragen werden, da hier vier vertikale
Schraubenreihen vorhanden sind. Die Anordnung der Schrauben nebeneinander er-
fordert jedoch meist eine breitere Stirnplatte, die in der Regel nur dann ausgeführt
werden kann, wenn die Stütze ein HEA- oder HEB-Profil ist und damit ausreichend
breite Flansche für den Anschluss zur Verfügung stehen.
2 1,00 d
Ausgesteifter An- bündig
schluss 4 1,25 d
2 1,10 d
überstehend
4 1,40 d
2 1,00 d
Rippenloser bündig 4 1,30 d
Anschluss
Eine weitere sehr montagefreundliche Lösung zur Ausbildung des Anschlusses zwi-
schen Rahmenriegel und Rahmenstielen ist in Bild 2.46 dargestellt. Bei dieser zur
Rahmenkonstruktion in Bild 2.36b gehörigen Lösung erfolgt der Anschluss mit einer
horizontalen Stirnplatte.
92 2 Hallenbau
2.4.2.3 Stegblechverstärkungen
2
Die Umsetzung des horizontalen Kräftepaares aus dem Riegelmoment in ein vertika-
les Kräftepaar aus dem Stielmoment bewirkt große Schubspannungen im Stützen-
kopfstegblech. Insbesondere bei Rahmenecken ohne Vouten, d. h. mit kleinem Hebel-
arm für die Eckmomente, wird die zulässige Grenzschubspannung häufig über-
schritten. Übliche konstruktive Gegenmaßnahmen sind die Anordnung von
Diagonalsteifen oder flächigen Stegblechverstärkungen.
Bild 2.47 zeigt die Ausführung einer Diagonalsteife in einer geschweißten Rahmen-
ecke. Der Steifenquerschnitt wird so angeordnet, dass er auf Druck beansprucht wird.
Diese einfach zu fertigende Lösung ist besonders für vollständig geschweißte Rah-
menecken gemäß Bild 2.42 geeignet, da die Diagonalsteifen die Zugänglichkeit von
Montageschrauben im Stützenflansch beeinträchtigen würden. In Großbritannien ist
es üblich, die Steifen in der anderen Diagonalenrichtung anzuordnen, so dass sie auf
Zug beansprucht werden. Für die Bemessung der Steifen ist das günstiger, da kein
Stabilitätsproblem vorliegt. Ungünstig ist aber die Zugbeanspruchung der Schweiß-
nähte an den Enden der Diagonalsteifen, die bei der in Deutschland üblichen Lösung
nicht auftritt.
In Bild 2.48 ist die klassische Lösung für geschraubte Rahmenecken dargestellt. Die
Materialstärke des Stegbleches wird dabei durch ein aufgelegtes und allseitig ver-
schweißtes Blech den statischen Erfordernissen angepasst. Varianten zur Ausführung
zusätzlicher Stegbleche zeigt Bild 2.49, in Anlehnung an EC3 Teil 1-8. Dort werden
unter anderem folgende ergänzende Hinweise gegeben:
x Der Stahl des zusätzlichen Stegblechs sollte dem Stahl der Stütze entsprechen.
x Die Breite b S sollte derart gewählt werden, dass die Schweißnähte an die Eckaus-
rundungen heranreichen (siehe Bild 2.49).
x Die Blechdicke t S sollte mindestens der Stegblechdicke t wc des Stützenprofils
entsprechen.
2.4 Vollwandrahmen 93
Der Beulnachweis für das Eckblech kann nach EC3 Teil 1-8 entfallen, wenn die
Schlankheit des Stützensteges d/t w < 69 İ ist, mit d = Höhe des geraden Stegteils,
İ = (235/f y )0,5. Bei den üblichen Walzprofilen ist d/t w stets kleiner als der Grenzwert
d/t w = 69 für S 235 und d/t w = 0,81 69 = 56 für S 355. Schubbeanspruchte Stege von
Walzprofilen (oder vergleichbaren Querschnitten) als Eckbleche sind daher nicht
beulgefährdet.
94 2 Hallenbau
Typ 2 mit gelenkig angeschlossener Stütze wird häufig wie in Bild 2.52 konstruiert.
Die beiden Riegelprofile werden durch einen biegesteifen vertikalen Stirnplattenstoß
miteinander verbunden und mittels eines flexiblen horizontalen Stirnplattenstoßes auf
die Stütze aufgesetzt. Die Einleitung der Auflagerkraft in den Stützenkopf wird dabei
durch eine zusätzlich angeordnete Auflagersteife unterstützt.
Typ 3 wird analog zu Rahmenecken von Außenstützen ausgeführt. Der gelenkige
Anschluss des zweiten Riegels kann, wie im Geschossbau der Anschluss von Trägern
an Stützen, mit Doppelwinkeln, Fahnenblechen oder biegeweichen Stirnplatten erfol-
gen.
96 2 Hallenbau
2.4.3 Firstpunkte
Fachwerkbinder sind bei Stützweiten unter 20 m nur selten anzutreffen. Eine Aus-
nahme bilden Fachwerkträger gemäß Bild 2.55a mit waagerechtem Untergurt und steil
geneigtem Obergurt. Diese in der Vergangenheit häufig ausgeführte Fachwerk-
geometrie mit einer Dachneigung von etwa 20°, was einer Bauhöhe von ungefähr 1/5
der Stützweite entspricht, wird in der Regel nur bei Stützweiten unter 20 m ausge-
führt. Nachteile gegenüber flach geneigten Dächern sind die anfallenden Mehrkosten
für die Dacheindeckung (größere Dachfläche) und für die Heizung (größerer unge-
nutzter Dachraum).
Gegenüber Vollwandkonstruktionen bieten Fachwerke mit parallelen Gurten bei
Stützweiten ab etwa 30 m in der Regel wirtschaftliche Vorteile. Teilweise werden sie
auch bei kleineren Hallenabmessungen aus architektonischen Gründen vorgezogen.
Die Auflösung der Biegebeanspruchung in reine Zug- und Druckkräfte führt zu leich-
ten und damit materialsparenden Dachkonstruktionen.
Fachwerkbinder mit parallelen Gurten weisen mit 1/10 bis 1/20 der Stützweite größe-
re Bauhöhen als Vollwandkonstruktionen auf. Installationsleitungen können jedoch
innerhalb der Trägerhöhe zwischen den Füllstäben hindurch geführt werden. Die Dif-
ferenz in den Bauhöhen zwischen Fachwerk- und Vollwandkonstruktionen ist erheb-
lich. Kann für die Profilhöhe von Vollwandrahmenriegeln ungefähr 1/55 der Stütz-
weite vorgeschätzt werden, so ist für die Vorbemessung von Fachwerkbindern eine
statische Höhe von etwa 1/15 der Stützweite ein guter Anhaltswert.
Die Materialeinsparung durch Fachwerkbinder im Vergleich zu Vollwandkonstrukti-
onen wächst mit zunehmender Spannweite. Nachteilig wirken sich aber die höheren
Fertigungskosten, bedingt durch die Vielzahl von Füllstabanschlüssen aus.
Bezüglich der Füllstabgeometrie werden hauptsächlich zwei Fachwerktypen gebaut.
Die zugehörigen statischen Systeme sind in Bild 2.55b bis Bild 2.55f dargestellt. Der
erste Grundtyp weist Pfosten und bereichsweise nur fallende Diagonalen auf, der
zweite Grundtyp wechselweise fallende und steigende Diagonalen. Die Neigung der
Füllstäbe gegen die Horizontale beträgt für beide Fachwerktypen etwa 20 bis 60°. Für
große Binderstützweiten kann die freie Knicklänge des druckbeanspruchten Obergur-
tes des Grundtyps mit fallenden und steigenden Diagonalen durch zusätzlich angeord-
nete Pfosten halbiert werden, wodurch eine dritte Füllstabgeometrie entsteht. Die
zusätzlichen vertikalen Pfosten in Bild 2.55d und Bild 2.55f dienen häufig auch als
Lasteinleitungsstäbe für die Pfetten auf dem Binderobergurt.
Alle drei Formen (Bild 2.55b bis Bild 2.55d) können ebenso wie die Fachwerke für
kurze Spannweiten (Bild 2.55a) als Binder auf eingespannten Stützen aufgelagert
werden. Die zwei Varianten mit fallenden und steigenden Diagonalen werden auch als
Bestandteil von Rahmen verwendet. Gemeinsam ist allen in Bild 2.55b bis Bild 2.55f
vorgestellten Fachwerken die konstante Bauhöhe, wodurch alle Füllstäbe gleiche
Winkel und gleiche Längen aufweisen. In Hallen mit größeren Dachneigungen wer-
den auch Fachwerke mit geneigtem Obergurt und waagerechtem Untergurt ausge-
2.5 Fachwerkbinder und Fachwerkrahmen 99
Die Wahl der Füllstabgeometrie ist natürlich stets eine Frage der Architektur, sollte
sich aber an folgenden Grundsätzen orientieren:
100 2 Hallenbau
x lange Zugstäbe
2 x kurze Druckstäbe (Knicklänge)
x einfache Knotenpunkte (keine Füllstabanhäufungen)
x Vermeidung spitzer Winkel
x gleichbleibende Füllstablängen
x gleichbleibende Füllstabneigungen
x Übereinstimmung von Obergurtknoten, Pfettenauflagerung und ggf. Anschluss-
punkten von Verbänden
Bei Fachwerken mit Pfosten und fallenden Diagonalen (Bild 2.55b) erhalten alle Pfos-
ten Druckkräfte und alle Diagonalen Zugkräfte aus einer gleichmäßig verteilten Dach-
last. Häufig werden für diesen Fall knicksteife Profilquerschnitte für die Druckpfosten
mit Winkelprofilen für die Zugdiagonalen kombiniert.
Bei Fachwerken mit steigenden und fallenden Diagonalen erhalten die Füllstäbe so-
wohl Zug- als auch Druckkräfte. Für diesen Fachwerktyp werden deshalb gerne
knicksteife Hohlprofile als Diagonalen verwendet. Durch die größere Netzlänge der
Füllstäbe im Vergleich zum Fachwerktyp mit Pfosten und fallenden Diagonalen ver-
ringert sich die Anzahl der Füllstäbe, wodurch der Fertigungsaufwand für die An-
schlüsse an die Gurte erheblich reduziert wird.
Bild 2.56 Fachwerk mit Gurten aus halben I-Profilen und Füllstäben aus
Winkelprofilen
Bild 2.57 Fachwerk mit Gurten aus I-Profilen und Füllstäben aus doppelten
U-Profilen
102 2 Hallenbau
Bild 2.57 zeigt ein Fachwerk für größere Spannweiten, bei denen die Gurtkräfte nicht
2 mehr durch halbierte HEB-Träger aufgenommen werden können. Ober- und Untergurt
werden hierbei aus einem vollständigen HEB- oder HEA-Profil gebildet, die Füllstäbe
sind jeweils aus zwei U-Profilen zusammengesetzt. Der Anschluss der Füllstäbe an
die Gurte erfordert für diese Konstruktionsform Knotenbleche, welche zusätzliche
Material- und Fertigungskosten verursachen. Ein weiterer Nachteil der Fachwerke mit
eng stehenden aufgedoppelten Füllstäben ist die Unzugänglichkeit des Zwischenrau-
mes zwischen den beiden Profilhälften. Da Korrosionsschutzbeschichtungen an dieser
Stelle nicht erneuert werden können, sind solche Konstruktionen nur dort anwendbar,
wo sie nicht der Witterung ausgesetzt sind.
Eine weitere Variante für Fachwerkbinder mit HEB- oder HEA-Gurten und Winkel-
bzw. U-Profil-Füllstäben ist in Bild 2.58 dargestellt. Für diese Konstruktionsform
werden keine Knotenbleche benötigt, da die Flansche der um 90° gedrehten Gurtpro-
file eine ausreichende Anschlussfläche für die Füllstäbe bieten. Ein weiterer Vorteil
ist der größere Abstand zwischen den aufgedoppelten Füllstäben, wodurch eine Er-
neuerung eventuell erforderlicher Korrosionsschutzbeschichtungen möglich ist. Be-
züglich der Profilwahl bieten sich für die Druckpfosten U-Profile, für die Zugdiagona-
len Winkel-Profile an. Bei größeren Stabkräften sind auch U-Profile für die Zugdia-
gonalen eine sinnvolle Alternative zu den in Bild 2.58 dargestellten Winkelstählen.
Um geometrische Überschneidungen der Füllstäbe im Bereich der Knotenpunkte zu
vermeiden, ist es zweckmäßig, die Pfosten an den Innenseiten und die Diagonalen an
den Außenseiten der Gurtprofilflansche anzuordnen. Die Anschlussmethode mit um-
laufenden Kehlnähten erlaubt es dabei, sämtliche unvermeidbare Fertigungstoleranzen
ohne aufwendige Anpassungsarbeiten auszugleichen. Nachteilig bei Fachwerklösun-
gen mit gedrehten Gurtprofilen ist die eingeschränkte Möglichkeit, Pfetten oder Tra-
pezprofile direkt auf den Obergurt aufzulagern. Meist sind deshalb zusätzliche, örtlich
auf den Obergurt geschweißte Bleche erforderlich.
Fachwerke, die gänzlich aus HEA- oder HEB-Profilen zusammengesetzt sind, werden
für Konstruktionen mit großen Beanspruchungen eingesetzt. Die Ausführung gemäß
Bild 2.59 führt dabei zu einem beträchtlichen Fertigungsaufwand für die über schräge
Sägeschnitte angeschlossenen Füllstäbe, insbesondere bezüglich Anpassungsarbeiten
an eine eventuelle Überhöhungsform oder zum Ausgleich von Fertigungstoleranzen.
Bei großen Füllstabkräften ist zusätzlich eine Aussteifung der Gurte im Bereich der
Knotenpunkte durch vertikal in die Gurtprofilkammern eingeschweißte Steifen erfor-
derlich.
Alternative Möglichkeiten zum Anschluss der Füllstäbe unter Verwendung von Kno-
tenblechen zeigt Bild 2.60. Für geschweißte Fachwerkträger haben sich zwei Varian-
ten mit ausgeschnittenen Knotenblechen bewährt. Bei der ersten Variante werden
Ausnehmungen im Knotenblech entsprechend der Höhe des anzuschließenden Füll-
stabes ausgeschnitten. Die Tiefe der Ausnehmungen entspricht der statisch erforderli-
chen Schweißnahtlänge plus 10 bis 20 mm Toleranz. Zum Zusammenbau wird die
Diagonale in die Ausnehmung gesteckt und an ihren Flanschen mit dem Knotenblech
verschweißt. Der Spalt am Ende des Füllstabes, der nicht zugeschweißt wird, dient
dabei zum Ausgleich der Stablängentoleranz. Bemessungshilfen für diese Kon-
struktionsform wurden in [35], [110] veröffentlicht. Siehe dazu auch Kind-
mann/Stracke [97].
2.5 Fachwerkbinder und Fachwerkrahmen 103
Bild 2.58 Fachwerk mit Gurten aus um 90° gedrehten I-Profilen und Füllstäben aus
doppelten U- oder L-Profilen
Bei der zweiten Variante werden jeweils zwei kleinere Ausnehmungen für die beiden
Flansche einer Diagonale im Knotenblech ausgeschnitten. Zusätzlich muss der Steg 2
des Füllstabes im Bereich der Verbindung ausgenommen werden, wodurch sich die
statisch anrechenbare Querschnittsfläche einer Zugdiagonalen auf die Flanschflächen
reduziert. Der Fertigungsaufwand gegenüber der ersten Variante ist höher, vorteilhaft
wirkt sich aber die doppelte Anzahl von Schweißnähten zum Anschluss einer Dia-
gonalen aus. Bei gleichen Knotenblechabmessungen sind dadurch nur halb so dicke
Schweißnähte, oder bei gleicher Schweißnahtstärke deutlich kleinere Knotenbleche
erforderlich.
Die in Bild 2.60 gezeigte geschraubte Variante zum Anschluss von Fachwerkfüllstä-
ben verursacht gegenüber den geschweißten Lösungen eine starke Reduzierung der
Querschnittsfläche der Füllstäbe durch das einseitige Abtrennen der Flansche im Be-
reich des Knotenbleches. Gänzlich geschraubte Fachwerkträger sind daher unüblich.
Einzelne geschraubte Knotenpunkte werden auch in geschweißten Fachwerken ange-
ordnet, um die auf Transportlänge gefertigten Teilstücke eines Fachwerkbinders auf
der Baustelle ohne Schweißarbeiten zusammenbauen zu können. Ein weiteres Ein-
satzfeld für den dargestellten geschraubten Fachwerkknoten sind extrem großformati-
ge Fachwerke, deren Einzelstäbe bereits die möglichen Transportabmessungen aus-
schöpfen, was beispielsweise bei Vertikalverbänden in Kranbahnportalen häufig vor-
kommt.
Einfachere Knotenpunkte ergeben sich auch für den Fachwerktyp mit steigenden und
fallenden Diagonalen, wenn die Gurtprofile, wie in Bild 2.61 gezeigt, um 90° gedreht
werden. Analog zu dem Fachwerk in Bild 2.58 lassen sich dann Füllstäbe aus doppel-
ten U-Profilen mit Kehlnähten an den vertikalen Gurtprofilflanschen anschließen,
wodurch Knotenbleche überflüssig werden. Problematisch sind aber auch bei diesem
Fachwerk die direkte Auflagerung von Pfetten oder Trapezprofilen auf dem gedrehten
Obergurt und die Ablagerung von Schmutz oder Staub in den wannenartigen Kam-
mern der Gurtprofile.
Eine weitere wichtige Gruppe von Fachwerkträgern entsteht durch die Verarbeitung
von Hohlprofilen. Bild 2.62 zeigt ein Beispiel für die Verwendung von Rohren,
Bild 2.63 für die Verwendung von Rechteckhohlprofilen. Die wichtigsten Vorzüge
von Hohlprofilfachwerken sind die optimale Querschnittsform für zentrische Druck-
kräfte, was zu minimalen erforderlichen Stahlquerschnitten führt, die geringe Ober-
fläche, welche Einsparungen beim Korrosionsschutz bewirkt, und die als optisch an-
genehm empfundene Ansicht von Hohlprofilfachwerken ohne Knotenbleche, Ecken
und Kanten. Ein Nachteil der Hohlprofile ist der im Vergleich zu den herkömmlichen
offenen Profilen höhere Materialpreis pro Tonne Stahl. In Bild 2.62 erkennt man, dass
bei Fachwerkknoten, die aus Rohren bestehen, die Füllstäbe durch aufwendige räum-
liche Verschneidungskurven an die Gurtrohre angepasst werden müssen. Die Herstel-
lung solcher Fachwerkträger ist wirtschaftlich nur unter Einsatz automatisch gesteuer-
ter Brennschneideanlagen möglich.
106 2 Hallenbau
Bild 2.61 Fachwerk mit Gurten aus um 90° gedrehten I-Profilen und Füllstäben aus
doppelten U-Profilen
Neben den in Bild 2.62 und Bild 2.63 gezeigten Knotenverbindungen mit Spalt wer-
den die Füllstäbe auch mit teilweiser oder vollständiger Überlappung angeschlossen.
Knotenverbindungen mit Spalt haben den Vorteil, dass sich die Schweißnähte der im
Knoten zusammentreffenden Diagonalen nicht beeinflussen, die Füllstäbe einfach
durch gerade Sägeschnitte abgelängt werden können und in der Regel keine Exzentri-
zitäten der Stabachsen auftreten.
Knotenverbindungen mit vollständiger Überlappung, bei denen der Druckfüllstab auf
den Zugfüllstab aufgesetzt wird, weisen im Regelfall eine Exzentrizität zur Schwer-
achse des Gurtprofiles auf, haben jedoch den Vorteil, dass die Füllstabkräfte kurzge-
schlossen werden, ohne die Gurte senkrecht zu deren Stabachse lokal im Bereich der
Fachwerkknoten zu beanspruchen. Die Diagonalen können hier zwar ebenfalls durch
einen Sägeschnitt abgelängt werden, die Ausbildung der Schweißnähte ist jedoch
aufwendiger, insbesondere wenn zwei Füllstäbe gleichen Querschnitts miteinander
verbunden werden sollen, da dann keine Kehlnähte, sondern Stumpfnähte mit zugehö-
riger Nahtvorbereitung ausgeführt werden müssen.
Knotenverbindungen mit teilweiser Überlappung wie in Bild 2.64 weisen Doppelsä-
geschnitte auf, welche die kleinste Flexibilität beim Zusammenfügen zeigen. Kritisch
ist dabei die Anhäufung von Schweißnähten im Bereich der Knotenpunkte. Trotz der
aufgeführten Nachteile sind Füllstabanschlüsse mit teilweiser Überlappung nicht un-
üblich, da sie sich bei Fachwerken mit Pfosten häufig ergeben, wenn das Gurtprofil
nur eine geringe Querschnittshöhe aufweist und die Schwerachsen der einzelnen Stä-
be eines Knotens ohne Exzentrizitäten in einem Punkt zum Schnitt gebracht werden
sollen.
108 2 Hallenbau
Bild 2.66 zeigt, dass Hohlprofile auch mit offenen Profilen in einem Fachwerkträger
kombiniert werden können. Werden anstelle von Hohlprofilen I-Profile für die Gurte 2
gewählt, dann sind die Anschlusskonstruktionen für Pfetten, Verbände und Stützen
häufig einfacher auszuführen. Bei großen Füllstabkräften ist dann aber häufig eine
Aussteifung der Gurte in den Knotenpunkten durch vertikal in die Gurtprofilkammern
eingeschweißte Steifen erforderlich.
Bild 2.66 Fachwerk mit Gurten aus I-Profilen und Füllstäben aus
Quadrathohlprofilen
In Bild 2.67 und Bild 2.68 sind Beispiele für die Ausbildung von Dreigurtträgern
dargestellt. Diese Form der Hohlprofilfachwerke wird für weitgespannte Tragwerke
mit Stützweiten von über 50 m eingesetzt. Neben der Halbierung der Normalkraft für
den druckbeanspruchten Fachwerkobergurt bewirken die zwei durch Füllstäbe mitein-
ander verbundenen Druckgurte eine Erhöhung der seitlichen Stabilität. Dreigurtbinder
sind torsionssteife räumliche Tragwerke, so dass häufig auf zusätzliche aussteifende
Bauteile quer zur Binderachse verzichtet werden kann. Bei Dreigurtbindern aus
Rechteckhohlprofilen gemäß Bild 2.68 ist zu beachten, dass Exzentrizitäten in den
Anschlüssen oder Stabachsen kaum zu vermeiden sind.
110 2 Hallenbau
2.5.3 Auflagerpunkte
2
Auflagerpunkte für Fachwerkträger auf eingespannten Stützen können als Obergurt-
oder Untergurtlagerung ausgeführt werden.
Bild 2.69 zeigt die Untergurtlagerung eines Hohlprofilbinders auf einer Vollwand-
stütze. Die Verbindung von Fachwerkträger und Stütze erfolgt durch einen horizon-
talen Stirnplattenstoß, wodurch der Binder für die Montage sehr einfach auf dem
Stützenkopf abgesetzt werden kann. Die Einleitung der Auflagerkraft wird durch
beidseitig am Stützensteg angeschweißte Auflagersteifen sichergestellt.
Problematisch bei der Untergurtlagerung ist die Möglichkeit des seitlichen Umkip-
pens des Binders in der Lagerfuge. Um dieses Versagen auszuschließen und um die
horizontalen Lasten aus der Dachscheibe in die Stützen und Vertikalverbände weiter-
zuleiten, ist eine vertikale aussteifende Verstrebung zwischen den einzelnen Binder-
achsen erforderlich. Diese im Bereich der Außenwände zwischen Binderobergurt und
Stützenkopf angeordnete Aussteifung kann analog zu den in Abschnitt 2.10 erläuter-
ten Dach- und Wandverbänden ausgeführt werden.
Ein weiteres problematisches Detail bei der Untergurtlagerung ist der Anschluss der
Wandverkleidung oberhalb des Stützenkopfes. Die unterschiedlichen Profilab-
messungen von Stütze und Binderendpfosten müssen für Konstruktionen wie in
Bild 2.69 durch breitere Wandriegel im Bereich der Binderhöhe ausgeglichen werden.
Wird eine Rahmenwirkung zwischen Fachwerkträger und Stützen gezielt zur Ablei-
tung der Horizontalkräfte in Hallenquerrichtung herangezogen, so können Auflager-
punkte wie in Bild 2.73 als Rahmenecke konstruiert werden. Der Anschluss des Fach-
werkträgers kann bei kleinen Trägerhöhen über eine große Stirnplatte und bei großen
Trägerhöhen über zwei kleine Stirnplatten für Ober- und Untergurt erfolgen. Zur Ein-
leitung der Gurtkräfte des Fachwerkträgers in den Stützenkopf sind horizontale Stei-
fen in den Stützenprofilkammern erforderlich.
2.5 Fachwerkbinder und Fachwerkrahmen 115
2.5.4 Montagestöße
2
Fachwerkbinder mit Längen über 18 m können im Regelfall nicht als ein Bauteil
transportiert werden. Der Zusammenbau vorgefertigter Binderteilstücke mit Einzel-
teillängen unter 18 m erfolgt am einfachsten auf der Baustelle mit geschraubten Mon-
tagestößen. In Bild 2.55 sind Beispiele für die Anordnung der Stoßstellen dargestellt.
Die Stöße der durchlaufenden Gurtprofile können gemäß Bild 2.74 oder Bild 2.75
ausgebildet werden. Man kann dabei zwischen Laschen- und Stirnplattenstößen unter-
scheiden.
Laschenstöße werden im Bereich der freien Stablänge von Zugstäben ausgeführt, da
sie weniger Fertigungsaufwand verursachen als die in der Werkstatt angeschweißten
Stirnplatten. Nachteilig ist aber das Handling auf der Baustelle mit der großen Anzahl
von Kleinteilen aus Stoßmaterial und Schrauben. Die fehlende Gurtquerschnittsfläche
wird im Bereich der Stoßstelle durch aufgesetzte Laschen kompensiert, wobei die
Schrauben als Scher-Lochleibungsverbindung wirken. Für große Beanspruchungen
werden beidseitig Laschen aufgesetzt. Die Schrauben sind dann zweischnittig bean-
sprucht. Für kleinere zu übertragende Kräfte werden auch einseitige Laschen mit ei-
schnittig beanspruchten Schrauben ausgeführt.
Die in Bild 2.74 und Bild 2.75 gezeigten Montagestöße für offene Profile können in
ähnlicher Form auch für Hohlprofile verwendet werden. In Bild 2.76 erkennt man,
dass diese Stoßausbildungen ebenfalls in Laschen- und Stirnplattenstöße unterteilt
werden können, wobei sich analog zu den offenen Profilen Stirnplattenstöße besser
für die Druckgurte und Laschenstöße besser für die Zuggurte eignen. Alle in Bild 2.76
vorgestellten Alternativen eignen sich sowohl für Rohre als auch für Rechteckhohl-
profile.
Die Lösungen mit Scher-Lochleibungsverbindungen lassen verschiedene Ausführun-
gen zu. Relativ kleine Kräfte können durch exzentrisch aufgeschweißte T-Stücke
übertragen werden (Lösung b). Ist die Tragfähigkeit dieser Konstruktionsform mit den
aus schweißtechnischer Sicht nach oben begrenzten Schweißnahtdicken nicht reali-
sierbar, so bietet sich die Lösung mit exzentrisch eingeschlitzten Stabenden an (Lö-
sung c). Bei dieser Konstruktion können wesentlich längere Schweißnähte zum An-
schluss der Verbindungslasche ausgeführt werden. Aus Korrosionsschutzgründen ist
jedoch häufig zusätzlich das Verschließen der Hohlprofilenden durch einen aufge-
schweißten Deckel erforderlich. Für große Kräfte reicht die Tragfähigkeit der ein-
schnittigen Schraubenverbindungen häufig nicht mehr aus, so dass dann zweischnitti-
ge Verbindungen mit zentrisch eingeschlitzten Hohlprofilenden, eingeschweißtem
Verbindungsblech und beidseitig aufgesetzten Laschen ausgeführt werden (Lö-
sung d).
2.5 Fachwerkbinder und Fachwerkrahmen 117
2.6 Stützen
2
2.6.1 Querschnitte
Bild 2.77 zeigt übliche Querschnitte für Stützen im Hallenbau. Allen dargestellten
Stützentypen ist gemeinsam, dass für überwiegende Normalkraftbeanspruchung eine
kompakte Querschnittsform und für zusätzliche große Biegebeanspruchung hohe
Querschnitte mit einer ausgeprägten „starken Achse“ gewählt werden können.
vergrößert. Den Lösungen in Bild 2.80a und b ist gemeinsam, dass das Biegemoment
2 durch ein vertikales Kräftepaar (Z, D) aufgenommen wird.
Bild 2.81 Zur Übertragung der Schnittgrößen N und M bei Stützenfüßen mit
überstehenden Fußplatten nach DIN EN 1993-1-8 [25]
2.6 Stützen 121
Wenn Fußplatten aufgrund hoher Biegebeanspruchungen sehr dick werden, kann die
Plattendicke durch Aussteifungen reduziert werden. Sie müssen so angeordnet wer- 2
den, dass sie Anteile der einzuleitenden Zug- bzw. Druckkräfte übernehmen.
Bild 2.82 zeigt dazu einige ausgewählte Beispiele.
Sofern es um Druckkräfte und Betonpressungen geht, sollte man sich stets an den
mittragenden Flächen der Fußplatte orientieren, da mit den Steifen zusätzliche Flä-
chen aktiviert werden müssen. Die Steifen in Bild 2.82a sind dazu nur beschränkt
tauglich. Bei der Einleitung von Zugkräften aus den Zugankern können sie jedoch die
Biegespannungen in der Platte deutlich reduzieren.
Mit der Konstruktionsvariante in Bild 2.82b und Steifen in Verlängerung der Stützen-
gurte kann eine breitere Fußplatte aktiviert werden. Diese Lösung ist z. B. auch dann
sinnvoll, wenn zur Anordnung der Zuganker eine größere Plattenbreite benötigt wird.
Bei Bild 2.82c und Bild 2.82f bestehen die Stützen aus Rohren. Außenliegende Stei-
fen wie in Bild 2.82c dürfen nur geringe Druckkräfte übernehmen. Da sie außermittig
angeordnet sind, besteht die Tendenz, dass das Rohr bereichsweise nach innen ge-
drückt wird. Sofern große Druckkräfte auftreten, wird das Rohr geschlitzt und die
Steifen werden hindurchgeführt wie in Bild 2.82f.
Bei eckigen Hohlprofilen werden die Steifen in den Ecken angeordnet (Bild 2.82d).
Auf der Mitte der Wandungen sind sie fast wirkungslos, da sie, wie bereits erwähnt,
die Bleche nach innen drücken. Bild 2.82e zeigt einen stark ausgesteiften Stützenfuß,
bei dem große Zugkräfte aus den Ankern in die Stütze eingeleitet werden müssen.
Eine gänzlich andere Konstruktionsvariante ist in Bild 2.80c dargestellt. Dabei wird
das Biegemoment durch ein Köcherfundament und das horizontale Kräftepaar
D H = M/h abgetragen, wobei die horizontalen Kräfte als Resultierende der
Druckspannungen zwischen Stützenflanschen und Fundamentbeton entstehen, wenn
die Stützen in den Fundamentkörper einbetoniert werden.
122 2 Hallenbau
Die erforderliche Einspanntiefe der Stütze wird bestimmt durch das angreifende Mo-
2 ment, die zulässigen Betonpressungen und die Schubtragfähigkeit der Stahlstütze, die
im Bereich der Einspannung durch große Querkräfte beansprucht wird, weil das Ein-
spannmoment auf der Länge der Einspanntiefe von seinem Größtwert auf Null ab-
gebaut wird. Die Rückverankerung der Horizontalkräfte im Fundamentkörper erfolgt
durch Betonstahlzulagen, die analog zu der Bewehrung von Köcherfundamenten für
Betonfertigteilstützen berechnet und konstruiert werden.
Das Bild 2.83 zeigt die Fußeinspannung einer Stahlstütze in einem Köcher aus profi-
liertem Stahlblech. Die gerippte Oberfläche des als verlorene Schalung eingesetzten
Stahlköchers bewirkt dabei eine statisch günstige Verzahnung des Vergussmörtels im
Köcher mit dem umgebenden Fundamentbeton.
Profilbündige Fußplatten
Für Stützen mit profilbündigen Fußplatten wie in Bild 2.84a wird von einer gleichmä-
ßigen Betonpressung unter der Fußplatte ausgegangen. Sie beträgt:
V c N l p bp (2.1)
und muss kleiner als die Grenzbetonpressung sein. Zur Überprüfung der Biegespan-
nungen in der Fußplatte wird die Betonpressung als gleichmäßig verteilte Plattenbe-
lastung aufgebracht und aufgrund der Durchbiegungen in Bild 2.84b von zwei dreisei-
tig gelagerten Platten ausgegangen. Dabei werden gelenkig gelagerte Ränder im Be-
reich der Profilgurte und ein eingespannter Rand am Profilsteg angenommen. Das
betragsmäßig größte Biegemoment ist das Einspannmoment in der Mitte des Steges.
Wenn man für die Plattenabmessungen auf der sicheren Seite h und b/2 (Profilab-
messungen) ansetzt, kann es wie folgt ermittelt werden:
m V c h b 2 Dm (2.2)
Der Beiwert D m erfasst die Momentenbeanspruchung für verschiedene Breiten-/Län-
genverhältnisse. Er kann den Tabellen von Stiglat/Wippel in [151] oder für Stützen
aus Walzprofilen Bild 2.84c entnommen werden. Als Grenzmoment wird
grenz m f y ,d d p2 6 (2.3)
angesetzt.
2.6 Stützen 125
Mit diesem Grenzmoment nach der Elastizitätstheorie ist dann der Nachweis
m d grenz m (2.4) 2
zu führen. Die beschriebene Nachweismethode kann auch zur Ermittlung der erforder-
lichen Fußplattendicke verwendet werden:
h b Vc N
dp t 3 1,73 (2.5)
Dm f y,d Dm f y,d
100 bis
140 bis 600 340 400 450 500 550 600
300
0,26 bis a a a a a a
b/(2 h) a 0,50
0,18 0,44 0,38 0,33 0,30 0,27 0,25
Dm 9,0 bis 9,1 a 6,8 a 7,0 a 7,2 a 7,6 a 8,1 a 8,6 a 9,0
Überstehende Fußplatten
2
Bei Stützen mit überstehenden Fußplatten werden die in Bild 2.85 skizzierten Auf-
standsflächen als rechnerisch mittragend angenommen. Diese Flächen sollen für äqui-
valente T-Stummel gemäß DIN EN 1993-1-8 [25] ermittelt werden. Das Maß c ergibt
sich aus der Einhaltung der Grenzbetonpressung und aus der Begrenzung der Biege-
beanspruchung in der Fußplatte gemäß Bild 2.85c.
Für die Übertragung von Horizontalkräften zwischen Stützenfuß und Fundament be-
stehen drei Möglichkeiten:
x Reibung (siehe dazu DIN EN 1993-1-8 [25] Abschnitt 6.2.2(6). Der Reibbeiwert
zwischen Fußplatte und Mörtelschicht wird dort mit 0,20 angegeben.)
x Abscheren der Ankerschrauben (nur wenn das Lochspiel in der Fußplatte klein ist
und damit einer SL-Verbindung entspricht) und Krafteinleitung parallel zur Ober-
fläche des Fundamentbetonkörpers über die Ankerschrauben als einbetonierte Bol-
zen
x Schubknaggen oder Kopfbolzendübel
2.6 Stützen 127
Bei einer Beanspruchung der Ankerschrauben als einbetonierte Bolzen durch Quer-
kräfte ist zu beachten, dass in der Regel auch Biegemomente auftreten, da die Quer- 2
kräfte oberhalb des Betonkörpers in die Ankerschraube eingeleitet werden (siehe z. B.
Bild 2.89). Die Ermittlung des auf die Ankerschraube wirkenden Momentes kann wie
in Bild 2.86 für Dübel zur Verankerung im Beton erfolgen. Angaben zur Bemessung
enthält Heft 346 des DAfStb.
In Bild 2.87 ist eine sehr montagefreundliche Fußpunktlösung unter Verwendung von
Verbundankern dargestellt. Die Stützen können dabei an beliebiger Stelle auf den 2
vorgefertigten Fundamenten verankert werden, indem durch die Öffnungen in der
Fußplatte Ankerlöcher gebohrt, eine mit Reaktionsharz gefüllte Mörtelpatrone ein-
gesetzt und dann die Ankerstäbe eingetrieben werden, wodurch die Patronen auf-
brechen und die zwei Komponenten des Reaktionsharzes freisetzen. Nach dem Aus-
härten der Ankerkörper und dem Verguss der Fuge zwischen Stützenfußplatte und
Fundamentbeton mit schwindarmem Zementmörtel kann die Verschraubung der Stüt-
zenfüße angezogen werden. Verbundanker können nur relativ geringe Kräfte, diese
jedoch gleichermaßen gut in Achsrichtung und senkrecht dazu, übertragen. Zulässige
Belastungen, Mindestrandabstände und Mindestankerabstände bei Ankergruppen sind
den herstellergebundenen bauaufsichtlichen Zulassungen zu entnehmen. Fußpunktlö-
sungen mit Verbundankern werden im Hallenbau überwiegend bei Giebelwandstützen
ausgeführt (häufig M16). Die bei Stützen von Zweigelenkrahmen auftretenden großen
Horizontalkräfte können meist nicht durch Verbundanker übertragen werden.
Die verwendeten Dübel sind UMW multicone Verbundanker der Fa. Fischer. Die in
Tabelle 2.25 angegebenen Beanspruchbarkeiten wurden mit dem Programm Com- 2
puFix 8.0 der Fa. Fischer ermittelt und sind Bemessungswerte der Beanspruchbarkei-
ten im Sinne des EC3. Grundlage ist die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung Z-
21.1-745 des DIBt vom 22. 5. 2000 für Verankerungen in gerissenem und ungerisse-
nem Beton bei vorwiegend ruhender Beanspruchung. Für Verankerungen bei
vorwiegend nicht ruhender Belastung können Upat UMV multicone dynamic Ver-
bundanker verwendet werden (Zulassung Z-21.3-1662). Bei der Bezeichnung der An-
ker in Tabelle 2.25 kennzeichnet die erste Zahl die effektive Verankerungstiefe und
die Zahl nach dem Buchstaben M den Gewindedurchmesser. Es wird hier nur eine
kleine Auswahl an Tragfähigkeitswerten wiedergegeben. Dies zeigt sich auch in der
Beschränkung auf die Betonfestigkeitsklasse C 20/25.
Bei gemeinsamer Wirkung von Zug- und Querlasten ist zusätzlich die Interaktionsbe-
dingung
N N R ,d V VR ,d d 1,2 (2.6)
einzuhalten. N und V sind dabei Bemessungswerte der Einwirkungen im Sinne von
EC3. Die Definition der Rand- und Achsabstände kann Bild 2.88 entnommen werden.
Bild 2.89 zeigt eine Lösung mit einbetonierten Ankerschrauben. Die beiden Anker
2 weisen umgebogene Enden auf, um den Ausziehwiderstand zu erhöhen und sind im
Kopfbereich durch eine Verlegeschablone fixiert, damit sie während des Betonier-
vorgangs nicht verrutschen. Die Höhenjustierung der Stütze kann bei dieser Kon-
struktion sehr einfach ohne Keile durch die Muttern unter der Stützenfußplatte erfol-
gen. Die horizontale Ausrichtung wird mit großen Ankerlöchern in der Fußplatte und
zugehörigen Futterscheiben realisiert. Größere Horizontalkräfte können nur über-
tragen werden, wenn die Futterscheiben zur Überbrückung des Lochspieles mit der
Fußplatte verschweißt werden, da dann die Ankerschrauben als einbetonierte Bolzen
beanspruchbar sind.
Mit den in Bild 2.90 dargestellten Varianten zur Fußpunktlösung in Bild 2.89 können
die übertragbaren Horizontalkräfte vergrößert werden. Dafür werden die Anker- 2
schrauben mit einem Schubwinkel (anstelle der Verlegeschablone) verschweißt. Die
Horizontalkräfte werden dann über den Winkel in den Fundamentbeton eingeleitet
und nicht über die Ankerschrauben als einbetonierte Bolzen. Bezüglich der Anord-
nung können Lösungen mit horizontalem Winkel (Bild 2.90a) und Lösungen mit ver-
tikalem Winkel (Bild 2.90b) unterschieden werden.
Eine Standardlösung ist in Bild 2.91 dargestellt. Die beiden einbetonierten Anker-
2 schrauben sind an ihren Enden zur Erhöhung des Ausziehwiderstandes und zur gegen-
seitigen Lagesicherung mit einer Winkelstahltraverse verschweißt. Für Schrauben, an
denen Schweißarbeiten durchgeführt werden, dürfen keine Schraubenwerkstoffe 4.6,
5.6, 8.8 und 10.9 verwendet werden, sondern nur Gewindebolzen aus Baustahl, der
einen niedrigeren Kohlenstoffgehalt aufweist als die Schraubenwerkstoffe. Da die
Anker zum Zeitpunkt der Stützenmontage bereits unbeweglich einbetoniert sind, müs-
sen in der Stützenfußplatte große Löcher vorgesehen und mit Futterscheiben über-
brückt werden, um die Stütze horizontal exakt ausrichten zu können. Im Gegensatz
zur Fußkonstruktion in Bild 2.89 kann bei dieser auch für Stützen von Zweigelenk-
rahmen geeigneten Lösung keine Verlegeschablone zur Fixierung der Ankerköpfe
eingebaut werden, da diese räumlich mit der für die Schubknagge erforderlichen Aus-
sparung im Fundament kollidieren würde.
Bild 2.92 zeigt eine in der Vergangenheit häufig ausgeführte Konstruktionsform mit
Ankerkanal. Bei dieser Lösung werden die Ankerschrauben an ihren Enden umge- 2
bogen und unter einbetonierten Rund-, Flach- oder Winkelstahltraversen eingehakt.
Nach dem Ausrichten der Stütze auf Keilen wird der Ankerkanal über eine ange-
schrägte Seitenwand mit Zementmörtel vergossen. Da aber das Ein- und Ausschalen
der Aussparung im Fundament mit der zusätzlich gegebenen Durchdringung von
Schalhaut und Stahltraverse einen unverhältnismäßig großen Arbeitsaufwand ver-
ursacht, werden heute überwiegend andere Stützenfußkonstruktionen gewählt.
Bild 2.94 zeigt die in Großbritannien übliche Lösung zur Verankerung gelenkig gela-
gerter Stahlstützen. Bei dieser ebenfalls betonbaugerechten Variante werden Anker- 2
schrauben in Kunststoffhüllrohren mit Ankerscheiben an den Enden einbetoniert. Die
horizontale Verschieblichkeit der Stütze während des Montagevorganges ist durch
den Bewegungsspielraum der Ankerschrauben innerhalb der Hüllrohre gegeben. Nach
dem Ausrichten der Stütze wird die durch Unterkeilung geschaffene Fuge zwischen
Fußplatte und Fundamentoberkante zusammen mit den Ankerhüllrohren vergossen.
Reicht die über die Hüllrohrquerschnitte hinausragende Fläche der Ankerscheiben
nicht aus, um die Ankerzugkräfte in die Fundamente einzuleiten, so können alternativ
auch die in Bild 2.93 dargestellten gewellten Hüllrohre verwendet werden, die eine
zusätzliche Verzahnung des Vergussmörtels mit dem Fundamentbeton im Bereich des
Ankerschaftes bewirken.
Bild 2.95 zeigt eine Konstruktion mit Futterblechen für den vertikalen Toleranzaus-
2 gleich. Vor dem Betonieren der Fundamente werden dafür Verlegeschablonen mit
angeschweißten Rundstahlankerschlaufen und durchgesteckten Bewehrungsstäben
eingebaut. Die exakte horizontale Ausrichtung der Stützen erfolgt durch Stahlplatten,
die auf der Baustelle eingemessen und mit den Verlegeschablonen verschweißt wer-
den. In diese Stahlplatten sind kurze, normalfeste Gewindebolzen aus Baustahl einge-
schweißt, mit denen die Stützenfußplatten unter Zwischenschaltung von Futterblechen
verschraubt werden können. Schraubenwerkstoffe sind aufgrund des hohen Kohlen-
stoffgehaltes nicht schweißbar und können für die Gewindebolzen nicht verwendet
werden. Ein großer Montagevorteil dieser Lösung liegt darin, dass zur exakten Positi-
onierung der Stützen nur die handlichen Anschweißplatten eingemessen werden müs-
sen und dadurch Schweißpersonal und Montagekran unabhängig voneinander auf der
Baustelle arbeiten können. Größere Horizontalkräfte können von dieser Stützenfuß-
konstruktion übertragen werden, wenn zusätzlich Schubknaggen oder Kopfbolzendü-
bel vor dem Einbetonieren unter die Verlegeschablone geschweißt werden.
In Bild 2.96 ist eine weitere Konstruktion mit Futterblechen für den vertikalen Tole-
ranzausgleich dargestellt. Vor dem Betonieren der Fundamente werden dafür 2
Verlegeschablonen mit angeschweißten Kopfbolzendübeln eingebaut, welche die Ho-
rizontalkräfte am Stützenfuß in den Fundamentbeton einleiten. Diese Stützenfußvari-
ante unterscheidet sich von der Lösung in Bild 2.95 nicht nur durch die Kopfbolzen-
dübel, sondern auch dadurch, dass die Gewindebolzen aus Baustahl im Bolzen-
schweißverfahren auf die Anschweißplatte aufgeschweißt sind und die Horizontal-
kräfte die Gewindebolzen nicht auf Abscheren beanspruchen, da seitlich
Schublaschen zwischen Verlegeschablone und Stützenfußplatte angeschweißt werden.
2.6.4 Fundamente
2
Hallenwände und Außenstützen werden in der Regel auf Streifenfundamenten aufge-
lagert. Besonders stark belastete Stützen, wie sie bei Riegelstützweiten über 20 m
vorkommen, erfordern oft eine lokale Verbreiterung der Streifenfundamente im Be-
reich der Stützen. Bild 2.97 zeigt ein durchlaufendes Streifenfundament, Bild 2.98 die
lokal verbreiterte Variante mit Einzelfundamenten unter den Stützen, wobei die Be-
wehrung des Einzelfundamentes nicht dargestellt ist.
Die Höhe der Fundamente ergibt sich durch die Forderung nach frostfreier Gründung
üblicherweise zu mindestens 80 cm. Die Breite ist abhängig von den Auflasten und
den zulässigen Bodenpressungen, welche häufig über 200 kN/m2 liegen.
Reicht die in der Sohlfuge der Fundamente über Reibung aktivierte Horizontalkom-
ponente der Auflast nicht aus, um dem Horizontalschub der Stützenfüße mit ausrei-
chendem Sicherheitsabstand das Gleichgewicht zu halten, so kann eine Rückver-
ankerung in der Bodenplatte der Halle mit horizontal angeordneten Zugschlaufen aus
Bewehrungsstahl erfolgen.
Bei der Lösung gemäß Bild 2.97 wird die Horizontalkraft am Stützenfuß über die
Schubknagge und die Zugschlaufe in die bewehrte Sohlplatte eingeleitet und mit der
Horizontalkraft an der anderen Seite der Halle kurzgeschlossen.
Bei der Lösung gemäß Bild 2.98 ist keine Schubknagge erforderlich, da die Horizon-
talkraft über Kontaktpressung des einbetonierten Stützenfußes in das Fundament ein-
geleitet wird. Statisch günstig ist ein breites Fundament mit exzentrisch nach innen
angeordneter Stütze. Die Resultierende aus Vertikal- und Horizontallast in der Sohl-
fuge des Fundamentes greift dann ungefähr in Fundamentmitte an, was günstig für
den Nachweis der Bodenpressungen ist. Zu beachten ist jedoch, dass an der Stützen-
außenseite verbreiterte Fundamente bei Grenzbebauung häufig nicht möglich sind.
Wandverkleidungen aus Stahltrapezprofilen können, wie in Bild 2.97 gezeigt, an den
Wandriegeln aufgehängt oder auf den Fundamenten aufgeständert werden. In der
Regel erfolgt eine Aufhängung der Trapezprofile, um Korrosion an den Stirnflächen
zu vermeiden. Häufig wird dabei der Sockelbereich der Wandverkleidung in Mauer-
werk ausgeführt, um die Konstruktion unempfindlicher gegen horizontale Stoßlasten
zu machen. Wandplatten aus Porenbeton werden zumeist, wie in Bild 2.98 gezeigt,
auf den Streifenfundamenten aufgelagert. Die Lagerfuge der Porenbetonwand wird
dabei bewusst höher als die Lagerfuge des Stützenfußes angeordnet, wodurch eine
ebenfalls stoßunempfindliche Wandkonstruktion aus Stahlbeton im Sockelbereich
realisiert wird.
2.6 Stützen 141
2.7 Wandverkleidung
2
2.7.1 Übersicht
2.7.2 Trapezprofile
Bild 2.99 zeigt eine einschalige, ungedämmte Trapezprofilwand aus vertikal zwischen
Wandriegeln gespannten Trapezprofilen, welche für unbeheizte Lagerhallen verwen-
det werden können. Gedämmte Wandquerschnitte mit tragenden Schalen aus Stahl-
blech für beheizte Hallen sind in Bild 2.100 bis Bild 2.104 dargestellt. Verschiedene
übliche Querschnitte für die Wandriegel und deren Befestigung an den Hallenstützen
werden in Abschnitt 2.8 „Wandriegel“ vorgestellt.
144 2 Hallenbau
Ein Beispiel für eine zweischalige, wärmegedämmte Trapezprofilwand, die auf der
Baustelle in drei Schichten montiert werden muss, gibt Bild 2.100. Innen- und Außen-
schale bestehen jeweils aus vertikal gespannten Trapezprofilen, welche durch Z-
förmige Distanzprofile und einen thermischen Trennstreifen verbunden sind. Da-
zwischen werden Dämmstoffmatten aus Mineralfasern eingeschoben. Die Befestigung
der Trapezprofile erfolgt analog zur Montage der Dachquerschnitte aus Stahltra-
pezprofilen an den Distanzprofilen mit selbstbohrenden Schrauben und an der Unter-
konstruktion aus Wandriegeln mit Setzbolzen, siehe Bild 2.16 und Bild 2.17.
2.7.3 Kassettenprofile
2
Eine häufig ausgeführte Alternative zum zweischaligen, wärmegedämmten Quer-
schnitt aus Bild 2.100 ist in Bild 2.101 dargestellt. Bei dieser Konstruktion entfallen
sowohl Distanzprofile als auch Wandriegel, da als Innenschale sogenannte Stahlkas-
settenprofile horizontal von Stütze zu Stütze gespannt werden. Die Befestigung der
vertikal gespannten Außenschale aus Stahltrapezprofilen erfolgt an den Obergurten
der Kassettenprofile. Die Dämmung kann in Form von Mineralfasermatten zwischen
die Stege der Kassettenprofile geschoben werden. Weitere Informationen zum bau-
physikalischen Verhalten einschließlich Brandschutz und zu Verbindungen von
Stahlkassettenwänden findet man in [81].
2.7.4 Sandwich-Querschnitte
2
Analog zu den Sandwich-Elementen für die Dacheindeckung von Stahlhallen sind
auch Sandwich-Elemente für Wandkonstruktionen im Handel erhältlich. Sie bestehen
wie die zugehörigen Dachquerschnitte aus zwei Stahlblechschalen, die schubfest mit
einer Kerndämmung aus Polyurethanhartschaum verbunden sind. Durch die schubfes-
te Verbindung der Innen- und Außenschale besitzen die montagefertigen Wandtafeln
eine große Steifigkeit, so dass sie im Vergleich zu zweischaligen Stahltrapezprofil-
wänden mit einer deutlich niedrigeren Profilhöhe der einzelnen Stahlblechschalen
auskommen. Querschnitte wie in Bild 2.102 sind deshalb nicht nur raumsparender, sie
weisen auch eine glattere Oberfläche auf, wodurch sie eine andere architektonische
Wirkung als Wände aus Stahltrapezprofilen haben.
2.7.5 Mauerwerk
Eine klassische Alternative zu Bauteilen aus Stahlblech ist die Ausfachung der Hal-
lenwände zwischen den Stützenachsen in Mauerwerk. Hierbei können alle aus dem
Mauerwerksbau bekannten Wandquerschnitte in Abhängigkeit von bauphysikalischen
und optischen Anforderungen ausgeführt werden. Gemeinsam ist allen Wand-
querschnitten – einschalig, zweischalig, gedämmt, ungedämmt, mit und ohne Luft-
schicht –, dass die Verarbeitung der kleinformatigen Mauersteine höhere Lohnkosten
und längere Bauzeiten verursacht.
Für den Anschluss der gemauerten Wände an die Stahlstützen werden häufig die bei-
den in Bild 2.103 gezeigten Lösungen ausgeführt. Die Übertragung der Windkräfte
von den ausfachenden Außenwänden auf die Stahlstützen erfolgt entweder durch Aus-
mauerung der Stützenprofilkammern oder durch Anordnung spezieller Mauerwerks-
anker. Diese Anschlusstechnik besteht aus Ankerblechen, die in der Mörtelfuge zwi-
schen zwei Steinschichten verlegt werden und mit ihren Enden vertikal beweglich in
eine lotrecht an den Stahlstützensteg angeschweißte Ankerschiene eingreifen. Der
vertikale Abstand der Ankerbleche untereinander beträgt dabei je nach Mauerwerksart
250 bis 400 mm.
Bei vorwiegend windbelasteten, nichttragenden Ausfachungswänden ist kein geson-
derter Nachweis erforderlich, wenn die Wände vierseitig gehalten sind (z.B. durch
Verzahnung, Versatz oder Anker) und die Größe der Ausfachungsflächen h i ·l i nach
Tabelle 2.30 eingehalten ist, wobei h i die Höhe und l i die Länge der Ausfachungsflä-
che ist.
150 2 Hallenbau
2.7.6 Porenbetonplatten
2.8 Wandriegel
2
Wandriegel sind horizontal zwischen den Außenstützen einer Halle gespannte Biege-
träger, welche die Auflager für vertikal gespannte Wandverkleidungen bilden.
Die Wandriegelabstände richten sich nach den zulässigen Stützweiten der verwende-
ten Wandverkleidungen unter Windlast und nach eventuellen Fenster- oder Toröff-
nungen. Für die häufig vorkommenden Traufhöhen bis zu 8 m wird meist eine Wand-
riegelanordnung wie in Bild 2.5 mit drei Lagen (am Fußpunkt, an der Traufe und in
halber Traufhöhe) gewählt. Damit die Wandriegel keine zweiachsige Biegung aus
dem Eigengewicht der Wandverkleidung erhalten, können Trapezprofile auf Strei-
fenfundamenten auch aufgeständert werden. Aufgrund von Korrosionsproblemen an
den Stirnflächen der Trapezprofile im Kontaktbereich mit dem Fundamentbeton ist
diese Lösung eher selten. Als Verbindungsmittel zum Anschluss der Wandriegel an
die Stützen werden für Walzprofilwandriegel Stahlbauschrauben und für Kaltprofil-
wandriegel Setzbolzen oder gewindefurchende Schrauben gemäß Bild 2.17 verwen-
det.
Bild 2.105 zeigt typische Wandriegelquerschnitte und deren Befestigung an den Hal-
lenaußenstützen. Eine klassische Lösung stellen mit dem Stützenflansch verschraubte
U-Profile dar (Bild 2.105a). Die geneigten inneren Flanschflächen der U-Profile er-
fordern Keilscheiben zur korrekten Montage der Schrauben, günstiger ist deswegen
die Verwendung der modernen UPE- oder UAP-Profilreihen mit parallelen Flanschen.
Kann oder soll die Wandverkleidung aus Stahltrapezprofilen nicht aufgeständert wer-
den, so werden häufig quadratische Hohlprofile mit zwei gleich starken Hauptachsen
gewählt (Bild 2.105b). Die Verschraubung der Hohlprofile mit den Stützen erfordert
dann Löcher auf der Außenseite der Wandriegel, um die Zugänglichkeit der Schrau-
ben zu gewährleisten.
Alternative Wandriegelausführungen können mit einer Vielzahl von dünnwandigen,
C-förmigen Kaltprofilen realisiert werden, deren Bemessung in DIN EN 1993-1-3
„EC3 Teil 1-3: Ergänzende Regeln für kaltgeformte dünnwandige Bauteile und Ble-
che“ [25] geregelt ist (Bild 2.105c und Bild 2.105d). Die Hersteller solcher Profile
stellen dem Tragwerksplaner in der Regel Tragfähigkeitstabellen für die von ihnen
gekanteten Querschnittstypen zur Verfügung. Tabelle 2.32 und Tabelle 2.33 zeigen
beispielhaft die Tragfähigkeitstabellen für Kaltprofil C-Riegel der Firma SCHRAG.
Hohe, schlanke Querschnitte, wie die in Bild 2.105d gezeigte Variante, können häufig
nicht ihr Eigengewicht ohne unakzeptablen Durchhang abtragen, so dass zusätzliche
Abhängungen aus Rundstählen in den Drittelspunkten der Wandriegel angeordnet
werden. Diese Lösung, die vor allem in Großbritannien sehr verbreitet ist, entspricht
prinzipiell der Pfettenverhängung zur Aufnahme des Dachschubes (siehe dazu auch
Abschnitt 2.3.5).
Wandriegel können nicht nur vor, sondern auch zwischen den Stützen bündig mit den
Außenflanschen angeordnet werden. Beispiele für die bündige Ausführung sind in
Bild 2.106 dargestellt. Die Auflagerung der Wandriegel erfolgt dabei auf Winkeln
oder angeschweißten Blechstreifen. Ragen die so geschaffenen Konsolen nicht über
die Stützenflanschbreite hinaus, müssen die Wandriegelquerschnitte einseitig ausge-
klinkt werden, um dem Stützenflansch den erforderlichen Platz zu geben.
2.8 Wandriegel 153
2.9 Giebelwandstützen
2
Giebelwände müssen Lasten sowohl in Hallenquerrichtung als auch in Hallenlängs-
richtung abtragen können. In Hallenquerrichtung wirken sie quasi als Tragwerks-
scheibe. In Hallenlängsrichtung wirken sie als trägerrostartige Platte, gebildet aus
Wandverkleidung, Wandriegeln und Giebelwandstützen. Dieses Tragverhalten wird
durch Bild 2.6 und Bild 2.7 illustriert.
Giebelwandscheiben haben nur die halbe Einflussfläche für Lasten in Hallenquer-
richtung im Vergleich zu den Rahmen in den übrigen Querachsen. Diese meist als
Zweigelenkrahmen ausgeführten Systeme sind für die Giebelwandscheiben deshalb
überbemessen und werden dort nur angeordnet, wenn die Halle eventuell zu einem
späteren Zeitpunkt in ihrer Längsachse erweitert werden soll. Bei einer solchen in
Bild 2.107 dargestellten Ausführung der Giebelwandscheibe dienen die Giebelwand-
stützen ausschließlich zur Abtragung von Windlasten in Hallenlängsrichtung. Um
eine Belastung der Giebelwandstützen durch den Rahmenriegel auszuschließen, müs-
sen ihre Kopfpunktanschlüsse deshalb mit Langlöchern als Normalkraftgelenke aus-
gebildet werden. Aufgrund der überwiegenden Biegebeanspruchung der als senkrecht
stehende Einfeldträger ausgebildeten Giebelwandstützen sind Profile der IPE-Reihe in
der Regel am wirtschaftlichsten.
Bild 2.110 zeigt eine Konstruktionsvariante mit Druckrohr als lastabnehmendes Bau-
teil des Dachverbandes. In diesem Fall muss die Giebelwandstütze mit dem Rahmen-
riegel verbunden werden, welcher zur Weiterleitung der Auflagerkraft eine vertikale
Steife erhält. Die Aufnahme des Exzentrizitätsmomentes durch das Druckrohr ist bei
diesem Anschluss nicht möglich, so dass auch hier die Schrauben zwischen Stützen-
kopf und Verbindungsblech untereinander mit vertikalem Hebelarm angeordnet
werden sollten. Bei Anordnung der Schrauben nebeneinander mit horizontalem He-
belarm kann kein Exzentrizitätsmoment im Schraubenanschluss übertragen werden,
so dass dann Einzeltorsionsmomente an den Kopfpunkten der Giebelwandstützen in
den Rahmenriegel eingeleitet werden.
Das gleiche Konstruktionsdetail, diesmal für den Firstpunkt, ist in Bild 2.111 darge-
stellt. Die Anschlussbleche zur Befestigung der Giebelwandstütze und des Dachver-
bandspfostens werden dabei mit einer der beiden Stirnplatten des Montagestoßes im
Riegel verschweißt. Die Anordnung einer Steife wie in Bild 2.110 kann entfallen, da
der Rahmenriegel an dieser Stelle durch die Stirnplatten bereits ausgesteift wird.
160 2 Hallenbau
Die Bilder 2.6 und 2.7 zeigen, dass horizontale Dach- und vertikale Wandverbände
erforderlich sind, um in Hallenlängsrichtung wirkende Windkräfte in den Baugrund
abzuleiten. Der Großteil der Horizontallasten in Hallenlängsrichtung wird durch den
Staudruck und Sog vor den senkrecht angeströmten Giebelwänden verursacht. Weite-
re Horizontalkräfte resultieren aus der Stabilisierung der Rahmenriegel- oder Fach-
werkbinder-Druckgurte und aus der Schiefstellung der Stützen (Imperfektionen). Für
sehr lange Hallen liefert auch die Windreibung auf der Dachfläche und den Seiten-
wänden einen nennenswerten Beitrag. Dieser Einfluss hat in den Niederlanden schon
zum Einsturz von Hallenbauten geführt und muss daher bei langen Hallen und den im
Stahlbau üblicherweise verwendeten profilierten Dach- und Wandverkleidungen aus
Stahlblech berücksichtigt werden. Zusätzlich durch Kranbetrieb entstehende Horizon-
tallasten werden häufig durch separate Aussteifungskonstruktionen wie
Kranbahnportale aufgenommen. Sie können aber auch bei entsprechender Dimensio-
nierung den Windverbänden zugeordnet werden.
Die Stabilisierungslasten von Rahmenriegel- oder Fachwerkbinder-Druckgurten kön-
nen gemäß EC 3 Teil 1-1 Abschnitt 5.3.3 berechnet werden. Siehe dazu Bild 2.114.
Bei den Ersatzkräften q in Bild 2.114 ist G q die Durchbiegung des aussteifenden Sys-
tems in seiner Ebene infolge q und weiterer äußerer Einwirkungen, gerechnet nach
Theorie I. Ordnung. G q darf gleich Null gesetzt werden, falls nach Theorie II. Ordnung
gerechnet wird.
162 2 Hallenbau
M Ed
N Ed (2.7)
h
Dabei ist
M Ed das maximale einwirkende Biegemoment des Trägers und
h die Gesamthöhe des Trägers.
In EC3 Teil 1-1 Abschnitt 5.3.3 heißt es als Erläuterung zu Bild 2.114: „Die Kraft N Ed
wird innerhalb der Spannweite L des aussteifenden Systems als konstant angenom-
men. Für nicht konstante Kräfte ist die Annahme leicht konservativ.“ Diese Aussage
ist so nicht richtig. Friemann/Stroetmann [63] und Kindmann/Krahwinkel [90] zeigen,
dass die Stabilisierungslasten von biegebeanspruchten Rahmenriegeln wie in
Bild 2.115 sehr viel größere Werte annehmen können als mit dem einfachen Modell
gemäß Bild 2.114 aus dem EC3 ermittelt werden. In Kindmann/Krahwinkel [90] wird
aber gezeigt, dass das einfache Modell gemäß Bild 2.114 dann auf der sicheren Seite
liegt, wenn der Rahmenriegel zusätzlich durch eine Drehbettung mit einer Steifigkeit
Bei der Wahl der Anordnung von Dach- und Wandverbänden sollte die Durchleitung
von Normalkräften in Hallenlängsrichtung vermieden werden. Lässt sich dies nicht
einhalten, so ist die Durchleitung von Zugkräften häufig wirtschaftlicher als die
Durchleitung von Druckkräften. Günstig für die Ableitung der Giebelwandwindkräfte
ist die Anordnung von Verbandsfeldern an den beiden Enden der Halle (siehe auch
Bild 2.1). Die auf der ganzen Hallenlänge angreifenden Windreibungs- und Stabili-
sierungskräfte müssen dann jedoch zu diesen Verbandsfeldern mit Pfetten oder ande-
ren Bauteilen durchgeleitet werden. Für längere Hallen werden deswegen zusätzliche
Verbandsfelder ausgebildet. In der Baupraxis werden Verbände häufig etwa in jedem
fünften Feld angeordnet. Daraus resultieren Abstände zwischen den Verbandsfeldern
von ungefähr 25 bis 35 m.
Bild 2.116 zeigt verschiedene Varianten für die Anordnung von Windverbänden und
die Konsequenzen für das Kräftespiel im Tragwerk bei der Ableitung der Giebel-
wandwindkräfte in den Baugrund.
164 2 Hallenbau
Bei der Lösung mit Verbänden in den Endfeldern gemäß Bild 2.116a werden die
2 Windkräfte auf dem kürzesten Weg abgetragen. Nachteilig wirkt sich bei dieser An-
ordnung die geringe Auflast der Stützen in den Hallenecken aus, welche infolge Ver-
bandswirkung durch Zugkräfte belastet werden. Um dieses Problem zu umgehen,
werden die Windverbände häufig auch gemäß Bild 2.116b im zweiten Feld hinter dem
Giebel angeordnet. Die Durchleitung der Windkräfte zu den Dachverbänden erfordert
dann aber drucksteife Pfetten oder separate Druckrohre in den Endfeldern. Häufig
wird die Verbandsanordnung gemäß Bild 2.116b auch dann gewählt, wenn die Gie-
belwände mit Giebelbindern anstelle von Zweigelenkrahmen wie im Normalbereich
ausgeführt werden. Durch diese Anordnung werden dann unterschiedliche Anschluss-
konstruktionen für die Wandverbandsstäbe vermieden.
Horizontal- und Vertikalverbände brauchen nicht in den gleichen Feldern der Halle
angebracht zu werden, solange konsequent darauf geachtet wird, dass die Auflager-
kräfte des Dachverbandes zu den Wandverbänden weitergeleitet werden. Die in
Bild 2.116c dargestellte Anordnung der Verbände vereinigt auf diese Weise die Vor-
teile der beiden Varianten aus Bild 2.116a und Bild 2.116b.
Verbände in den Endfeldern einer Halle stellen für die Windlasten auf die Giebel-
wände zwar die optimale Lösung dar, Temperaturänderungen verursachen jedoch
Zwangsbeanspruchungen, wenn keine Dehnungsfuge zwischen den Verbandsfeldern
ausgebildet wird. Für Hallen mit weniger als 30 m Länge werden daher auch Trag-
werke mit nur einem Verbandsfeld in Hallenmitte gemäß Bild 2.116d ausgeführt.
Diese Variante der Verbandsanordnung ermöglicht eine zwängungsfreie Ausdehnung
der Halle in ihrer Längsachse, verursacht aber gleichzeitig den größten Aufwand für
die Durchleitung der Windkräfte.
Häufig sind die Alternativen zur Anordnung der Wandverbände durch Tore und Fens-
terflächen stark eingeschränkt. In solchen Fällen können auch Konstruktionen mit
mehr Horizontal- als Vertikalverbänden wie in Bild 2.116e ausgeführt werden. Güns-
tig ist die Anordnung der Horizontalverbände an den Hallenenden und der Ver-
tikalverbände in Hallenmitte. Die Halle ist dadurch in Längsrichtung zwängungsfrei
konstruiert und die Durchleitung der Giebelwandwindkräfte bleibt auf das Traufprofil
beschränkt.
Die Gurte der Dachverbände werden im Stahlhallenbau in der Regel durch die Rah-
menriegel bzw. die Obergurte der Fachwerkbinder gebildet. Als Verbandspfosten
können entweder die Pfetten genutzt oder separate Druckrohre angeordnet werden.
Die Verbandsdiagonalen können entweder druckweich aus gekreuzten Winkel-,
Flach- oder Rundstählen wie in Bild 2.117 oder drucksteif aus Rohren wie in
Bild 2.118 ausgeführt werden. In beiden Fällen sollte man für die Neigung der Diago-
nalen den statisch günstigen Wert von etwa 45° anstreben.
Das Gleiche gilt für die Vertikalverbände, die bei höheren Hallen durch zwei oder
auch drei übereinander angeordnete Verbandskreuze oder Diagonalen gebildet wer-
den. Verbandsgurte sind hier die Stützen, welche das Verbandsfeld begrenzen. Als
Verbandspfosten wirkt das Traufprofil und bei mehrstöckigen Wandverbänden ent-
weder die Wandriegel oder separate, horizontale Druckrohre.
Der überwiegende Teil der Stahlhallen wird mit den in Bild 2.117 dargestellten
druckweichen, gekreuzten Verbandsdiagonalen ausgeführt. Neben dem geringeren
Stahlverbrauch im Vergleich zu drucksteifen Profilen besitzen diese Konstruktionen
häufig nachspannbare Befestigungselemente in Form von Spannschlössern oder -ge-
2.10 Dach- und Wandverbände 165
Da die in Bild 2.117 und Bild 2.118 als Stabzug idealisierten Rahmenriegel und Rah-
menstiele eine Querschnittshöhe aufweisen, gibt es verschiedene Möglichkeiten für 2
die Anschlussebene der Verbandsfüllstäbe in Bezug auf die Profilmittellinie der
Rahmen. Dachverbände werden in der Regel nicht in der Profilmittellinie des Rah-
menriegels angeschlossen, sondern am Oberflansch oder direkt darunter. Diese An-
ordnung ist sinnvoll, da dann in Feldmitte des Rahmens der gedrückte Oberflansch
gegen seitliches Ausweichen gehalten wird. Siehe dazu Bild 2.115 und Bild 2.119.
Der im Bereich der Rahmenecken gedrückte Unterflansch kann durch eine Ver-
bandsanordnung am Oberflansch nicht gehalten werden, die Realisierung einer
gebundenen Drehachse am Oberflansch wirkt sich aber positiv auf das Stabilitätsver-
halten des Rahmenriegels als Gesamtsystem aus. Werden sehr schlanke hohe Rah-
menquerschnitte ausgeführt, dann können auch seitliche Abstützungen der gedrückten
Unterflansche erforderlich sein, um Biegedrillknicken des Rahmenriegels zu verhin-
dern. Eine konstruktive Lösung mit diagonalen Zugstreben ist in Bild 2.37 dargestellt.
Zur Berücksichtigung der aussteifenden Wirkung des Verbandes auf die stabilisierten
Träger können verschiedene Modellannahmen getroffen werden. Die Modellierung
und Berechnung des gesamten Systems aus mehreren parallelen Trägern und den da-
zwischenliegenden Fachwerkstäben ist bei Berücksichtigung der Effekte aus Theorie
II. Ordnung und Wölbkrafttorsion zu aufwendig für baupraktische Anwendungen. Ein
übliches Verfahren ist deshalb die Betrachtung nur eines stabilisierten Trägers mit
Stützung durch eine Stabilisierungskonstruktion, deren Steifigkeit durch die Anzahl
der insgesamt auszusteifenden Träger dividiert wird.
Bei dieser Vorgehensweise wird die aussteifende Wirkung des Verbandes verein-
fachend nur für Verformungen in y-Richtung unterstellt. Am räumlichen System der
durch Fachwerkstäbe am Obergurt gekoppelten Biegeträger ergeben sich aber zusätz-
lich Zwangsbeanspruchungen in den Fachwerkstäben aus der Verformung der Biege-
träger in z-Richtung. Die Zwangsbeanspruchungen entstehen durch die Längung der
Verbandsdiagonalen infolge der unterschiedlich großen Verschiebung der beiden
Stabenden einer Diagonalen in z-Richtung. Wird rechnerisch eine Verbindung zwi-
168 2 Hallenbau
h hn
sin D tan D
d L
LP n h LD n d n h / sin D
NP Q N D Q / sin D
L LP LD
Q Q NP NP ND ND
f ³0 S * dx ³0 EA P
dx ³
0
EAD
dx
Die einfachste Modellannahme für einen aussteifenden Verband ist die Behandlung
als kontinuierliches Schubfeld mit der Schubsteifigkeit S* gemäß Gleichung (2.9).
Die Verschmierung der diskreten seitlichen Stützung in den Knotenpunkten des Fach-
werkträgers zu einer kontinuierlichen seitlichen Stützung durch ein Schubfeld dient
als Näherung für engmaschige Verbände. Lokale Instabilitäten wie seitliches Aus-
weichen zwischen benachbarten Stützstellen bei weitmaschigen Verbänden können
durch dieses Modell nicht erfasst werden.
170 2 Hallenbau
Verbandsmodell 2: Einzelfedern Cy
2
Eine Möglichkeit zur Berücksichtigung der seitlichen Stützung in diskreten Punkten
ist die Modellierung des aussteifenden Verbandes durch Einzelfedern C y , die in den
Knotenpunkten des Verbandes angreifen. Die Federsteifigkeit C y ist für jede Stütz-
stelle individuell verschieden, da der Widerstand, den der aussteifende Verband einer
Verschiebung in y-Richtung entgegensetzt, in Feldmitte am geringsten ist und zu den
Auflagern hin zunimmt. Die Berechnung der Federsteifigkeit C y als Reziprokwert der
Verschiebung des Verbandes in y-Richtung infolge Einzellast F y = „1“ an der betrach-
teten Stützstelle führt zu einer Überschätzung der vorhandenen Steifigkeit, weil Las-
ten in den übrigen Knotenpunkten zusätzliche Verformungen an der betrachteten
Stützstelle verursachen. Die Annahme eines konstanten Verlaufs der Stabili-
sierungslasten in Trägerlängsrichtung liegt für die Berechnung der Federsteifigkeiten
auf der sicheren Seite. Werden die Einzellasten F y in den Knoten des Verbandes zu
einer Gleichstreckenlast q y verschmiert, so kann für die Federsteifigkeiten C y an der
jeweiligen Stelle [ = x/L Gleichung (2.10) abgeleitet werden.
1 qy L
2
n
qy Fy f *
4 [ [ 2
L S 8
Fy
Cy
f
S* 2 S*
Cy ) (2.10)
L n [ [2 L
mit
S* Ideelle Schubsteifigkeit des Verbandes
L Stützweite des Verbandes
n Anzahl Verbandsfelder
[=x/L Bezogene x-Koordinate der betrachteten Stützstelle
) Beiwert zur Berücksichtigung von Anzahl und Lage der Stützfedern
Der Beiwert ) ist für äquidistante Feldweiten der Verbandsfelder nachfolgend ange-
geben. Für Federn an Stellen mit [ > 0,5 gilt Symmetrie zur Feldmitte.
1
n 2: [ o) 4
2
1
n 3: [ o) 3
3
1 1
n 4: [ o ) 2,667 [ o) 2
4 2
2.10 Dach- und Wandverbände 171
1 2 2
n 5: [ o ) 2,5 [ o ) 1,667
5 5
1 1 1
n 6: [ o ) 2,4 [ o ) 1,5 [ o ) 1,333
6 3 2
2.10.2 Dachverbände
Die konstruktive Gestaltung der Dachverbandsknoten ist in erster Linie eine Funktion
der verwendeten Querschnitte für Gurte, Pfosten und Diagonalen des Verbandsfach-
werkes. Bild 2.121 bis Bild 2.126 zeigen unterschiedliche Lösungen für Gurte, beste-
hend aus Rahmenriegeln oder Obergurten von Fachwerkbindern, für Pfosten, beste-
hend aus IPE-Pfetten oder Druckrohren, und für Diagonalen, bestehend aus Winkeln,
Rundstählen oder Rohren. Durch die Nutzung vorhandener IPE-Pfetten als Dachver-
bandspfosten gemäß Bild 2.121 entfällt zwar die Anordnung separater Bauteile,
gleichzeitig entstehen aber eine Reihe von Nachteilen. Die Pfettenteilung ist nicht frei
wählbar, sondern muss mit der Lage der Giebelwandstützen übereinstimmen. Durch
die zusätzliche Normalkraftbelastung der Pfetten im Verbandsfeld ist ein größerer
Querschnitt erforderlich als in den übrigen Feldern der Halle. Die Pfetten im Normal-
bereich sind dann überdimensioniert. Verbandspfosten aus IPE-Pfetten können daher
nur für kurze Hallen mit wenigen Feldern wirtschaftlich sein. Die Anordnung eines
höheren Pfettenprofils im Verbandsfeld ist nicht möglich, da die Obergurte der Pfet-
ten für die Dacheindeckung keinen Höhenversprung aufweisen dürfen. Für längere
Hallen kann deshalb in den Verbandsfeldern die Verwendung von HEB-Pfetten mit
gleicher Profilhöhe wie die der IPE-Pfetten des Normalbereiches sinnvoll sein.
172 2 Hallenbau
In Bild 2.123, Bild 2.124 und Bild 2.125 sind verschiedene Varianten für die Ver-
bandsknotenausbildung mit Rohrpfosten und Rundstahldiagonalen dargestellt. Die
fehlende Biegesteifigkeit der Rundstahlquerschnitte bewirkt einen Durchhang unter
Eigengewicht, so dass diese Bauteile mit Gewinde und Spannvorrichtungen ausgestat-
tet werden müssen. Durch das Schneiden von Gewinden an den Rundstahlenden wird
der wirksame Querschnitt der Diagonalen verkleinert. Üblicher ist deshalb die Ver-
wendung von Anschweißenden mit aufgerolltem Gewinde, welche die Ausnutzung des
vollen Rundstahlquerschnittes gestatten.
Bei der Lösung gemäß Bild 2.123 werden die Diagonalen über geschlitzte, ange-
schweißte Laschen und die Rohrpfosten über ihre flachgequetschten Enden mit einem
horizontalen Knotenblech am Rahmenriegel verschraubt. Gespannt werden die Rund-
stähle mittels der abgebildeten speziellen Spannschlösser, welche ein Rechts- und ein
Linksgewinde aufweisen.
174 2 Hallenbau
Bild 2.123 Dachverband mit Pfosten aus Rohr-Profilen und Diagonalen aus
Rundstählen mit Knotenblechanschlüssen und Spannschlössern
Eine alternative Verbandsknotenausbildung zeigt Bild 2.124. Hier werden die Rohr-
pfosten über Stirnplatten an den Rahmenriegel angeschlossen und die Rundstahldia-
gonalen durch Löcher im Riegelsteg hindurch gesteckt und hinter speziellen halb-
mondförmigen, geschlitzten Formstücken aus Gussstahl durch aufgeschraubte
Muttern gespannt. Eine zentrische Anordnung der Bauteile in der Draufsicht ist bei
dieser Anschlussmethode nicht möglich. Angaben zur Bemessung der auch „Bevel
Washer“ genannten halbmondförmigen Anschlussbauteile enthält [49].
2.10 Dach- und Wandverbände 175
Bild 2.124 Dachverband mit Pfosten aus Rohr-Profilen und Diagonalen aus
Rundstählen mit Formstückanschlüssen
In Bild 2.125 ist eine Variante zum Anschluss von Rohrpfosten und Rundstahldiago-
nalen an den Obergurt eines Fachwerkbinders aus Rechteckhohlprofilen dargestellt.
Die Stirnplatte für den Anschluss der Rohrquerschnitte ist in diesem Fall vergrößert,
so dass zusätzlich diagonale Laschen für die Schraubenanschlüsse der Rundstahldia-
gonalen angeschweißt werden können. Die beiden Teilstücke einer Diagonalen wer-
den analog zu der Konstruktion aus Bild 2.123 mit Spannschlössern gekoppelt. Ein
wichtiges Detail für die Lösung gemäß Bild 2.125 stellen die in den Fachwerkgurt
eingeschweißten Rohrhülsen dar. Sie ermöglichen ein einfaches Einführen der
Schrauben in das Hohlprofil und dienen gleichzeitig als Aussteifungselemente.
176 2 Hallenbau
Bild 2.126 zeigt, wie Dachverbandsstäbe an den Obergurt eines Fachwerkbinders aus
Rohrprofilen angeschlossen werden können. Der Hohlprofilgurt erhält dafür einen
horizontalen Schlitz, in den ein Knotenblech eingeschoben und auf beiden Außen-
seiten mit einer umlaufenden Kehlnaht verschweißt wird. Lösungen, bei denen Kno-
tenbleche auf die Oberfläche von Hohlprofilen aufgeschweißt werden, ohne sie zu
durchdringen, sind nicht zu empfehlen, da dann ungünstige Spannungsspitzen bei der
Kraftübertragung vom Knotenblech auf die Hohlprofilwandung auftreten.
2.10 Dach- und Wandverbände 177
Sollen die Füllstäbe des Dachverbandes für Konstruktionen wie in Bild 2.118 durch
drucksteife Rohrquerschnitte gebildet werden, gibt es verschiedene Möglichkeiten,
um geschraubte Anschlüsse dieser Profile für die Baustellenmontage zu realisieren. In
Bild 2.128 sind drei übliche Varianten mit aufgeschweißtem T-Stück, flachge-
quetschtem Rohrende und geschlitztem Rohr mit eingeschweißtem Blech und Ver-
schlussdeckel für das Rohrende dargestellt.
2.10.3 Wandverbände
2
Vertikalverbände in den Giebel- und Seitenwänden von Stahlhallen werden in der
Regel wie die Dachverbände mit gekreuzten, druckweichen Winkel-, Flach- oder
Rundstahldiagonalen realisiert. Da die Stützen im Verbandsfeld die Gurte des Ver-
tikalverbandes bilden, werden die Diagonalen möglichst in der Symmetrieachse der
Stützenprofile angeordnet, um Exzentrizitäten zu vermeiden. Eine räumliche Über-
schneidung mit den ebenfalls häufig in der Symmetrieachse der Stützenprofile ange-
ordneten Verankerungselementen für die Fußplatten kann ausgeschlossen werden,
indem, anstelle der üblichen zwei, vier aus der Achse herausgerückte Ankerschrauben
angeordnet werden. Da durch die Verbandswirkung große Zugkräfte in den Stützen-
füßen entstehen, ist ohnehin meistens eine größere Anzahl von Ankerschrauben erfor-
derlich.
Bild 2.128 zeigt einen Wandverband aus Winkelstahldiagonalen, die über Knotenble-
che mit den Stützen verschraubt sind. Möglich ist auch ein Verzicht auf Knotenble-
che, wenn die Diagonalen an den Stützenflanschen angeschlossen werden. Bei hohen
Stützenquerschnitten entstehen dadurch jedoch nicht zu vernachlässigende Exzentrizi-
täten zwischen Gurt- und Füllstäben des Verbandes. Die Wahl der Achse des Wand-
verbandes am Innenflansch, am Außenflansch oder in der Mitte der Stütze ist abhän-
gig vom gewählten Wandaufbau. Sollen vorhandene Wandriegel als Verbandspfosten
genutzt werden, so ist die Achse am Außenflansch der Stütze zu wählen. Bei hohen
Hallen mit mehreren Verbandskreuzen übereinander ist die Anordnung der Verband-
sachse in der Nähe des Innenflansches der Stütze günstiger, da die Verbandspfosten
dann eine seitliche Halterung für den gedrückten Gurt der biegedrillknickgefährdeten
Rahmenstütze bilden.
Analog zu Bild 2.122 können die Winkelstahldiagonalen durch gegensinnige Anord-
nung der Profile in Verbandsfeldmitte aneinander vorbeigeführt werden. Eine alterna-
tive Ausbildung des Kreuzungspunktes bei gleichsinnig orientierten Winkelprofilen
ist in Bild 2.128 dargestellt. Diese Lösung mit unterbrochener Diagonale und ange-
schraubter Flachstahllasche ist flexibler bezüglich der Tragwerksausrichtung während
des Montagevorganges.
Bild 2.129 zeigt eine Wandverbandsvariante mit Rundstahldiagonalen, an deren En-
den geschlitzte Flachstahllaschen für die Verschraubung mit den Stützen ange-
schweißt sind. Die Justierung dieser häufig auch als Montageverband eingesetzten
Konstruktion erfolgt durch Spannschlösser mit einem Rechts- und einem Links-
gewinde. Die Ausbildung der Schweißnaht zwischen Rundstahl und geschlitzter An-
schlusslasche ist als Detail in Bild 2.130 dargestellt.
2.10 Dach- und Wandverbände 179
2.11 Kranbahnen
2
Laufkrane sind die bevorzugt verwendeten Überflurtransportmittel für Industrie- und
Lagerhallen. Am gebräuchlichsten sind elektrisch betriebene Laufkrane mit Hubkatze
gemäß Bild 2.132. Die eigentliche Kranbrücke liegt dabei beidseitig mit ihren Rädern
auf Kranbahnträgern auf, die an den Hallenstützen mittels Konsolen befestigt sind.
Die Katze mit dem Hebezeug ist auf der Kranbrücke in Hallenquerrichtung, die Kran-
brücke auf den Kranbahnträgern in Hallenlängsrichtung fahrbar. Auf diese Weise
kann nahezu die gesamte Grundfläche der Halle bestrichen werden.
Schienen für die Laufräder der Kranbrücke werden auf den Oberflanschen der Kran-
bahnträger befestigt. Spezielle Schienenprofile für schwere Kranbahnen werden ähn- 2
lich wie Eisenbahnschienen aufgeklemmt oder aufgeschraubt, rechteckige Schienen-
querschnitte für leichte und mittlere Kranbahnen werden direkt über Kehlnähte mit
den Oberflanschen verschweißt.
In Bild 2.133 sind zwei Beispiele für Kranbahnträger mit aufgeschweißter Schiene
dargestellt. Die Auflagerung erfolgt in der Regel auf Konsolen aus Walzprofilstum-
meln, die entweder direkt mit den Innenflanschen der Stützen verschweißt oder mit-
tels biegesteifer, vorgespannter Stirnplattenstöße angeschlossen werden. Die Flansch-
kräfte aus dem Kragmoment der Konsole werden dabei jeweils über horizontale Stei-
fen in die Stütze eingeleitet.
Zusätzliche vertikale Steifen sind unterhalb des Kranbahnträgersteges erforderlich,
um die Auflagerkraft der Kranbahn in die Konsole einzuleiten. Weitere wichtige De-
tails sind geschweißte oder geschraubte Obergurthalterungen für den Kranbahnträger
aus Winkel- oder Flachstählen und die Anordnung von Langlöchern im Oberflansch
des Konsolprofils, damit eine exakte Ausrichtung der Kranbahn auf der Baustelle
möglich ist.
Die üblichen Achsabstände der Hallenrahmen von 5 bis 7 m und die Lieferlängen der
Walzprofile von 18 m bewirken, dass Kranbahnen in der Regel als Zwei- oder Drei-
feldträger ausgebildet werden. Bild 2.135 zeigt die Stoßstelle eines Kranbahnträgers
zwischen zwei Trägerenden. Bei diesem als Momentengelenk wirkenden Detail wird
die Kranschiene über die Stoßstelle hinweggeführt und auf dem in Längsrichtung an-
schließenden Profil durch seitlich angeschweißte Stahlklötzchen fixiert. Biegesteife
Stöße von Kranbahnträgern mit verschraubten Stirnplatten sind unüblich und aus
Gründen der Ermüdungsfestigkeit kritisch zu beurteilen. Der Ermüdungsfestigkeits-
nachweis für Stöße mit vier hochfesten vorgespannten Schrauben am Zugflansch kann
2.11 Kranbahnen 185
mit [109] geführt werden. Weiterführende Informationen zur Konstruktion und Be-
messung von Kranbahnträgern findet man in [38] und [113]. Bemessungshilfen für 2
die Biegedrillknicknachweise mit planmäßiger Torsion enthält [122].
Bild 2.136 bis Bild 2.140 zeigen die Positionspläne für eine Stahlhalle mit typischen
Abmessungen für eine Nutzung als Lagerhalle, Reithalle oder landwirtschaftliches
Gebäude.
Bild 2.136 ist der Grundriss des Dachtragwerkes mit der Anordnung der Hauptrahmen
(Spannweite 21,68 m) in Hallenquerrichtung, der Koppelpfetten aus Holz in Hallen-
längsrichtung und der Dachverbände aus Stahlrohren für die Längsaussteifung der
Halle.
Bild 2.137 zeigt die Gründung für zwei Varianten ohne Stahlbeton-Sohlplatte (linker
Bildteil, z. B. Nutzung als Reithalle) und mit Stahlbetonsohle (rechter Bildteil, z. B.
Nutzung als Lagerhalle).
Bild 2.138 ist ein Hallenlängsschnitt mit der Anordnung der Hauptrahmen in Hallen-
querrichtung, den Wandriegeln aus Holz in Hallenlängsrichtung und den Wandver-
bänden aus Stahlrohren in den Feldern der Dachverbände für die Längsaussteifung
der Halle.
Bild 2.139 zeigt einen Hallenquerschnitt mit den Hauptrahmen (Rahmenabstand
4,75 m) als Zweigelenkrahmen (Traufhöhe 4,80 m) mit Fußgelenken und einer Dach-
neigung von 15°. Der Rahmenriegel besteht aus einem Walzprofil IPE 300 mit gevou-
teten geschweißten Rahmenecken und die Rahmenstiele bestehen wie die Rahmen-
ecken aus gevouteten geschweißten Profilen analog zu Bild 2.35. Die Koppelpfetten
aus Holz wirken als Durchlaufträger von Hauptrahmen zu Hauptrahmen. Die Wand-
riegel aus Holz sind Einfeldträger und spannen ebenfalls von Hauptrahmen zu Haupt-
rahmen über 4,75 m.
Bild 2.140 ist ein Hallenquerschnitt mit der Anordnung von Wandriegeln aus Holz
und Giebelwandstützen aus Stahl in den Giebelwänden der Halle. Die Anordnung von
Hauptrahmen auch in den Giebelwänden ermöglicht eine Erweiterung der Halle zu
einem späteren Zeitpunkt. Diese Anordnung entspricht der in Bild 2.107 erläuterten
Variante für Giebelwände.
2.12 Berechnungsbeispiel Stahlhalle nach EC3 Teil 1-1 187
Die hier in Bild 2.136 bis Bild 2.140 vorgestellte Stahlhalle mit Pfetten und Wandrie-
geln aus Holz ist eine hinsichtlich Materialverbrauch, Fertigungsaufwand und Monta-
gefreundlichkeit stark optimierte Konstruktion mit einer typengeprüften Statik. Der
Materialverbrauch wird wesentlich durch die Querschnittsabmessungen der Haupt-
rahmen beeinflusst. Um hier zu einer wirtschaftlichen Lösung zu kommen, ist es we-
sentlich, die stabilisierende Wirkung von Pfetten, Wandriegeln, Dach- und Wandver-
bänden auf die Tragfähigkeit der Hauptrahmen zu berücksichtigen. Nachfolgend wird
gezeigt, wie Pfetten, Wandriegel, Dach- und Wandverbände als federelastische Stüt-
zungen von Rahmenriegeln und Rahmenstielen modelliert werden können, um damit
die Sicherheit gegen Biegedrillknicken von schlanken, hoch ausgenutzten Rahmenrie-
geln und Rahmenstielen wirtschaftlich nachweisen zu können. Die konstruktive Aus-
bildung der Anschlüsse und Verbindungen der Hauptrahmen mit den genannten
stabilisierenden Bauteilen ist dabei von entscheidender Bedeutung und wird ausführ-
lich erläutert.
Die Halle kann bis zur genannten Rahmenanzahl ohne zusätzlichen Verband herge-
stellt werden. Die Rahmenanzahl wird auf die Anzahl der Verbände gleichmäßig ver-
teilt. Es werden also jeweils 6 Rahmen durch einen Verband stabilisiert.
192 2 Hallenbau
Die ideelle Schubsteifigkeit des Verbandes wird mit Gleichung (2.9) berechnet:
2
S k* E AD sin 2 Į cos Į
mit A D 8,62 cm² (Stahlrohr 88,9 u 3,2)
S k* 2 62958 2 1 5,611
C y,k kN/cm
L n ([ [ 2 ) 2244 10 ([ [ 2 ) ([ [ 2 )
C y,k C y,k
C y, d
J M1 1,10
mit b = b Profil
h = a g = Abstand der Gurtachsen
G = 8100 kN/cm²
Durch die eingeschweißten Querplatten an der Rahmenecke, der Riegelvoute und dem
Firstpunkt gemäß Bild 2.141 bis Bild 2.143 ergeben sich mit Gleichung (2.11) die
folgenden Wölbfedern:
Gesamtdrehfeder:
1 1 1 1
(2.12)
C- ,k C-M ,k C-P ,k C-A,k
E ts3 E G t g3 ts3 bg
C-P , k G IT , g (2.14)
ag 3 ag
mit t s = Stegdicke
ag = Abstand der Gurtschwerpunkte
I T,g = St. Venantsches Torsionsträgheitsmoment eines Gurtes
tg = Gurtdicke
bg = Gurtbreite
Wird eine Rippe als auszusteifende Verbindung zwischen den Gurten des gestützten
Trägers im Bereich der Drehfeder eingeschweißt, so wird die Profilverformung unter-
bunden und die Gesamtdrehfeder berechnet sich dann nur aus den zwei Anteilen in-
folge Biegesteifigkeit des anschließenden Profils und infolge Anschlussverformung
(siehe dazu Bild 2.150).
2 (2.15)
C-A,k ¦ ki ,k ri
2
k i ,k ku k ser (2.16)
3
198 2 Hallenbau
2 U 1m,5 d (2.17)
k ser [N/mm]
23
mit ȡ m = Mittelwert der Rohdichte Holz [kg/m³]
d = Bolzendurchmesser [mm]
Die Gleichungen (2.16) und (2.17) sind dem EC5 für die Bemessung von Holzkon-
struktionen entnommen. Gleichung (2.16) entspricht Gleichung 2.1 des EC5 und
Gleichung (2.17) findet man in Tabelle 7.1 des EC5. Bei Stahlblech-Holz-
Verbindungen darf k ser mit dem Faktor 2,0 multipliziert werden (siehe EC5, Ab-
schnitt 7.1(3)). Bemessungswerte der Federsteifigkeit kann man mit Gleichung (2.18)
berechnen.
k i ,k
k i ,d (2.18)
JM
mit Ȗ M = 1,3 für Verbindungen gemäß Tabelle 2.3 des EC5
Wandriegelquerschnitt 120/160 mm
Nadelholz C 24 S10, ȡ m = 350 kg/m³, E 0,mean = 11000 N/mm²
Einfeldträger Æ k = 2, Stützweite a = 4,75 m
12 16 3
Iy 4096 cm 4
12
2 Die Anschlusssteifigkeit wird für 4 Bolzen M12 gemäß Bild 2.145 ermittelt. Bei der
Verbindung handelt es sich um eine einschnittige Stahlblech-Holz-Verbindung.
2 2
ki ,k k ser 6832 4555 N/mm
3 3
247,5
ri 124 mm
2
2
C-A,k ¦ ki ,k ri 4 45,55 12,4 2 28015 kNcm
Gesamtdrehfeder:
1 1 1 1
C- , k C-M , k C-P , k C-A, k
1
C- ,k 1919 kNcm
1 1 1
18970 2311 28015
C- ,k 1919
C- ,d 1476 kNcm
JM 1,3
2.12 Berechnungsbeispiel Stahlhalle nach EC3 Teil 1-1 201
Pfettenquerschnitt 80/160 mm
Nadelholz C 24 S10, ȡ m = 350 kg/m³, E 0,mean = 11000 N/mm²
Durchlaufträger größer 3 Felder Æ k = 4, Stützweite a = 4,75 m
8 16 3
Iy 2730 cm 4
12
EIy 1100 2730
C-M ,k k 4 25288 kNcm
a 475
202 2 Hallenbau
Die Anschlusssteifigkeit wird für 2 Bolzen M12 gemäß Bild 2.146 ermittelt. Bei der
Verbindung handelt es sich um eine einschnittige Stahlblech-Holz-Verbindung.
600
ri 300 mm
2
i 2 Bolzen werden beansprucht
2
C-A,k ¦ ki ,k ri 2 45,55 30 2 81990 kNcm
Gesamtdrehfeder:
1 1 1 1
C- , k C-M , k C-P , k C-A, k
1
C- , k 3027 kNcm
1 1 1
25288 3590 81990
C- , k 3027
C- , d 2328 kNcm
JM 1,3
2
C-A,k ¦ ki ,k ri 2 45,55 5,2 2 2463 kNcm
2.12 Berechnungsbeispiel Stahlhalle nach EC3 Teil 1-1 203
Gesamtdrehfeder:
1 1 1 1 2
C- , k C-M , k C-P , k C-A, k
1
C- , k 1381 kNcm
1 1 1
25288 3590 2463
C- , k 1381
C- , d 1062 kNcm
JM 1,3
Die Gesamtdrehfedersteifigkeit wird jeweils durch die Federkomponente mit der ge-
2 ringsten Steifigkeit dominiert. Bei den ersten beiden Anschlusstypen mit Kippungs-
platte ist das jeweils der Federanteil aus Profilverformung. Wenn bei diesen beiden
Anschlusstypen Rippen in das auszusteifende Profil eingeschweißt werden, dann wird
C IP,k = f und die Gesamtdrehfedersteifigkeit erhöht sich um ca. eine Zehnerpotenz.
Beim dritten Anschlusstyp ohne Kippungsplatte bleibt das Einschweißen einer Aus-
steifungsrippe dagegen fast wirkungslos, da die Gesamtdrehfedersteifigkeit hier durch
die sehr kleine Anschlusssteifigkeit C IA,k dominiert wird.
235
H (2.19)
fy
Die Einstufung des Riegelprofils IPE 300 aus S 235 ergibt Querschnittsklasse 2. Die
Einstufung des gevouteten Stützenprofils aus S 235 mit den maximalen Abmessungen 2
b/t g /t s /h = 180/12/6/759 mm ergibt für
x Flansche: c/t = 90/12 = 7,5 d 10 235 235 Æ QK 2
x Steg: c/t = (759 2 12) / 6 = 123 d 124 235 235 Æ QK 3
Der Steg ist maßgebend. Für den Nachweis des gevouteten Rahmenstieles darf nur
eine elastische Spannungsverteilung zugrunde gelegt werden.
Die Berechnung der Hauptrahmen als ebene Zweigelenkrahmen kann nur das
Biegeknicken in der Rahmenebene erfassen, aber selbstverständlich nicht das Biege-
knicken und Biegedrillknicken seitlich aus der Rahmenebene heraus. Der Nachweis
gegen Biegedrillknicken erfordert Stabwerksprogramme, die eine Berechnung nach
Theorie II. Ordnung und Wölbkrafttorsion ermöglichen. Beispielhaft seien die Pro-
gramme FE-BGDK von Dlubal oder KSTAB von Kindmann genannt. Diese Pro-
gramme
ermöglichen auch die Berücksichtigung federelastischer Aussteifungen durch angren-
zende Bauteile. Von entscheidender Bedeutung ist dabei die richtige Berechnung der
Federsteifigkeiten, die für den vorliegenden Fall ausführlich erläutert wurde. Für die
Nachweisführung gegen Biegedrillknicken der Rahmenriegel und Rahmenstützen sei
auf [86] und [89] verwiesen. Dort wird die Vorgehensweise ausführlich anhand einer
ähnlichen Stahlhalle vorgeführt.
206 2 Hallenbau
Bild 2.149 Statisches System der firstnahen Giebelwandstütze IPE 200, S 235
S 2 E Iz S 2 21000 142
N cr,z 61,84 kN
l2 6,902
c2 ( IZ 0,039 l 2 IT ) / I z
h
Winddruck : zp 10 cm
2
M cr,k 1,12 61,82 §¨ 985,4 0,25 10 2 0,5 10 ·¸ 1854 kNcm ˆ 18,54 kNm
© ¹
h
Windsog : zp 10 cm
2
M cr,k 1,12 61,82 §¨ 985,4 0,25 10 2 0,5 10 ·¸ 2547 kNcm ˆ 25,47 kNm
© ¹
Im Lastfall Winddruck ist das Bemessungsmoment M d = 29,46 kNm größer als das
ideale Biegedrillknickmoment M cr,k = 18,54 kNm. Ein Nachweis der Biegedrill-
knicksicherheit kann deshalb nicht gelingen.
2.12 Berechnungsbeispiel Stahlhalle nach EC3 Teil 1-1 209
Wandriegelquerschnitt 90/160 mm
Nadelholz C 24 6ȡ m = 350 kg/m³; E 0,mean = 11000 N/mm²
Einfeldträger Æ k = 2, Stützweite a = 4,75 m
9 163
Iy 3072 cm 4
12
2 Eingeschweißte Rippe Æ C IP =
Die Anschlusssteifigkeit wird für 4 Bolzen M12 gemäß Bild 2.150 ermittelt. Bei der
Verbindung handelt es sich um eine einschnittige Stahlblech-Holz-Verbindung.
2 2
ki ,k k ser 6832 4555 N/mm
3 3
247,5
ri 124 mm
2
2
C-A,k ¦ ki ,k ri 4 45,55 12,4 2 28015 kNcm
Gesamtdrehfeder:
1 1 1 1
C- , k C-M , k C-P , k C-A, k
1
C- , k 9449 kNcm
1 1
0
14258 28015
C- , k 9449
C- , d 7268 kNcm
JM 1,3
Biegedrillknicknachweis
2
M cr,k M cr,d Ȗ M 1 47,55 1,1 52,30 kNm
>
0,5 1 0,34 1,00 0,4 0,75 1,00 2 @ 0,97
§ 2 2 ·
F LT 1 ¨¨ I LT I LT 0,75 O LT ¸¸ d 1,0
© ¹
kc 0,94
>
1 0,5 (1 0,94 ) 1 2,0 1,0 0,8 2
@ 0,97
F LT
F LT ,mod d 1,0
f
0,70
0,72
0,97
M by , Rd F LT ,mod W pl , y f y ,k / J M 1
Md 29,46
Nachweis : 0,87 d 1
M by,Rd 33,93
212 2 Hallenbau
Lastannahmen
Die Dachverbände erhalten Lasten aus Winddruck auf der luvseitigen Giebelwand,
Windsog auf der leeseitigen Giebelwand, Windreibung auf der Dachfläche und
Stabilisierungslasten aus der seitlichen Abstützung der Riegelprofile der Hauptrah-
men.
Winddruckordinaten:
Traufe: W Druck = 5,05/2 0,8 0,87 = 1,76 kN/m
First: W Druck = 7,95/2 0,8 0,87 = 2,77 kN/m
Windsogordinaten:
Traufe: W Sog = 5,05/2 (0,5) 0,87 = 1,10 kN/m
First: W Sog = 7,95/2 (0,5) 0,87 = 1,73 kN/m
Die Stabilisierungskräfte werden mit dem vereinfachten Modell gemäß EC3 Teil 1-1
Abschnitt 5.3.3 berechnet. Siehe dazu Abschnitt 2.10.1 mit Bild 2.114 und den Glei-
chungen (2.7) und (2.8). Die Anwendung dieses vereinfachten Modells zur Berech-
nung der Stabilisierungskräfte ist nur dann auf der sicheren Seite, wenn die zu stabili-
sierenden Rahmenriegel eine Mindestdrehbettung gemäß Gleichung (2.8) aufweisen.
S k* 62958
S d* 57235 kN
J M1 1,10
Stich der geometrischen Ersatzimperfektion:
L 22,44
e0 0,045 m
500 500
Stich der Verformung infolge Windlasten:
Stabilisierungslast:
e0 G q 0,045 0,006
q S ,d ¦ N Ed 8 2
D 6 86,9 8 1,009 0,43 kN/m
L 22,44 2
2.12 Berechnungsbeispiel Stahlhalle nach EC3 Teil 1-1 215
Bild 2.153 zeigt das Lastbild für Stabilisierungslasten q s , welche zusätzlich zu Wind-
druck auf den Giebel wirken.
Die Stabkräfte im Dachverband werden mit einem Stabwerksprogramm berechnet.
Bild 2.154 zeigt die Bemessungswerte der Normalkräfte im Dachverband berechnet
DXV Ȗ F Winddruck (1,50 Lasten aus Bild 2.152 oben) und Stabilisierungslasten
(1,00 Lasten aus Bild 2.153). Die größte Drucknormalkraft tritt in der zweiten Ver-
bandsdiagonalen von außen auf und beträgt N d = 51,39 kN.
216 2 Hallenbau
Knicklänge:
Ideale Knicklast:
E I S 2 21000 79,2 S 2
N cr 66,4 kN
L2cr 497 2
Bezogene Schlankheit:
A f y 8,62 23,5
O 1,75
N cr 66,4
Imperfektionsbeiwert:
D 0,21
3.1 Tragwerksentwurf
3.1.1 Allgemeines
Die Anordnung der Stahlträger und -stützen wird wesentlich durch die Nutzung des
3 Gebäudes beeinflusst. Kernfragen betreffen sowohl die Koordinierung von Raumauf-
teilung und Stützenstellung als auch die Anordnung von Installationstrassen und De-
ckenträgern. Diese Punkte stellen wichtige Schnittstellen zwischen Tragwerksplaner,
Architekt und Fachingenieur für Haustechnik dar. Konstruktiv gute Lösungen sind
dabei nur durch intensive Zusammenarbeit dieser drei an der Planung Beteiligten zu
realisieren.
Ein typisches Beispiel für das Stahltragwerk eines Bürogebäudes ist in Bild 3.1 skiz-
ziert. Es zeigt die Anordnung der Stützen, Unterzüge, Deckenträger, Vertikalverbän-
de, Rahmen und der als horizontale Scheiben wirkenden Betondecken in einem Verti-
kalschnitt durch das Gebäude.
Beispiele für die Anordnung der Stützen und Träger auf einem Grundriss von
24 u 15 m sind in Bild 3.2 dargestellt. Aus Sicht des Tragwerksplaners unterscheiden
sich die vier Varianten hinsichtlich Materialeinsatz bedingt durch die Stützweite von
Deckenplatten D, Deckenträgern DT, Unterzügen UZ und der Anzahl der Anschlüsse
zwischen den Bauteilen. Für den Architekten ist die Stützenstellung das wesentliche
Merkmal und für den Planer der Haustechnik Anzahl, Bauhöhe und Orientierung der
Deckenträger.
Die Kosten für Material, Werkstattfertigung und Montage bilden die Haupteinfluss-
faktoren für die Gesamtkosten des Tragwerkes. Zum Vergleich der Wirtschaftlichkeit
verschiedener Lösungen können Untersuchungen im Sinne einer Wertanalyse durch-
geführt werden. Dabei müssen alle maßgebenden Einflüsse auf die Kosten berück-
sichtigt werden, d. h. insbesondere sind auch die Aufwendungen für Korrosions-
schutz, Brandschutz, Ausbau, Transport und technische Bearbeitung einzubeziehen.
Vorhandene Randbedingungen wie die Zulässigkeit von Stützenstellungen und die
3.1 Tragwerksentwurf 219
Begrenzung der Bauhöhen von Geschossdecken sind stets mit den anderen an der
Planung beteiligten Parteien abzustimmen. 3
Bild 3.2 Beispiele für die Anordnung von Stützen und Trägern
Deckenträger, Unterzüge und Stützen werden im Hochbau in der Regel in einem fes-
ten Raster angeordnet. Durch diese gleichmäßige Gliederung des Tragwerkes entsteht
eine größtmögliche Anzahl identischer Bauteile mit Kostenvorteilen für Fertigung
und Montage.
Bild 3.3 zeigt zwei Tragwerksraster für Stahlskelettgeschossbauten mit und ohne
Unterzüge. Typisch sind die rechteckigen Deckenfelder mit einachsig über 2 bis 6 m
tragenden Stahlbetonplatten und Deckenträgern aus gewalzten I-Profilen, die mit
Stützweiten von 6 bis 15 m zwischen Unterzügen oder Stützen angeordnet sind. Da
Unterzüge größere Lasten erhalten als die Deckenträger, weisen sie in der Regel eine
kleinere Stützweite zwischen 6 und 12 m auf.
Werden die Stahlbetonplatten als Verbunddecken oder Fertigteilplatten mit statisch
mitwirkendem Ortbeton ohne Hilfsabstützungen im Betonierzustand ausgeführt, so
sind nur Deckenspannweiten von 2 bis 3 m zwischen den Deckenträgern möglich.
Größere Deckenspannweiten zwischen 5 und 10 m erhält man bei Verwendung von
Spannbetonhohlplatten.
220 3 Geschossbau
Bei der Nutzung der Geschossdecken als horizontale Tragwerksscheiben zum Abtrag
von Horizontallasten ist zu bedenken, dass Ortbetonlösungen erst nach dem Erhärten
und Fertigteillösungen erst nach Ausführung eines kraftschlüssigen Fugenvergusses
zwischen den Einzelplatten als Scheibe wirken können. Häufig werden deshalb für
Montagezustände, seltener für den Endzustand, Horizontalverbände gemäß Bild 3.9
angeordnet. Als Gurtstäbe und Pfosten der Horizontalverbände können in der Regel
die Unterzüge und Deckenträger genutzt werden. Es sind dann lediglich Diagonalen
aus U-, Winkel-, Flach- oder Rundstahl zu ergänzen, um eine steife Deckenscheibe im
Bauzustand zu realisieren.
3.2 Geschossdecken
3.2.1 Trägerdecken
Als Trägerdecken sollen hier zur Abgrenzung gegenüber den Flachdecken solche
Geschossdecken bezeichnet werden, bei denen die Deckenplatten auf den Obergurten
von Stahlträgern aufliegen. Stahlbetondecken tragen als Platte Vertikallasten zu den
Trägern und als Scheibe Horizontallasten zu den vertikalen Aussteifungskon-
struktionen ab. Als Obergurt von Verbundträgern übernehmen sie anteilige Lasten im
Verbund mit Deckenträgern und Unterzügen. Zusätzliche wichtige bauphysikalische
Funktionen sind der Brand-, Wärme- und Schallschutz.
Im Stahlskelettbau tragen die Deckenplatten in der Regel als einachsig gespannte
Platten zwischen den Deckenträgern, welche die Lasten wiederum zu den Unterzügen
oder Stützen weiterleiten. Übliche Spannweiten von Stahlbetondecken betragen
3 bis 6 m. Die Deckendicken liegen zwischen 12 und 20 cm in Abhängigkeit von
Stützweite und Verkehrslast. Maximale Deckendicken bis 30 cm sind zwar möglich,
aber in der Regel unwirtschaftlich, weil der Einfluss der Eigenlast zu groß wird. Eine
Tabelle zur Abschätzung der Deckendicke in Abhängigkeit von Spannweite, Ver-
kehrslast und statischem System findet man z. B. in [37]. Bild 3.10 zeigt die drei übli-
chen Ausführungsformen von Stahlbetondecken, die gemäß EC 2 bemessen werden
können. Unterschiede zwischen Ortbetondecken, Fertigteildecken und Fertigteilplat-
ten mit statisch mitwirkendem Ortbeton bestehen im Wesentlichen in der Fertigungs-
bzw. Montagetechnik.
Ortbetondecken (Bild 3.10a) werden wegen des zeitaufwendigen Ein- und Ausscha-
lens nur noch selten verwendet. Selbst bei Einsatz von Großflächensystemschalung ist
die Verzögerung des Baufortschritts im Stahlskelettbau meist unakzeptabel, da die
kürzere Bauzeit im Vergleich zu einer reinen Stahlbetonlösung häufig eine wichtige
Forderung an den Rohbau darstellt. Einsatzbereiche von Ortbetondecken liegen
hauptsächlich in geometrisch schwierigen Gebäudebereichen über spitzwinkligen
226 3 Geschossbau
oder runden Grundrissformen, auf denen keine vorgefertigten Platten verlegt werden
3 können.
Fertigteildecken (Bild 3.10b) weisen aufgrund des hohen Vorfertigungsgrades die
kürzeste Bauzeit auf. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass, abgesehen vom Fugenver-
gußmörtel, keine zusätzliche Feuchte in den Bau eingetragen wird. Die Wirt-
schaftlichkeit von Fertigteildecken hängt wesentlich von den erforderlichen Kran-
kapazitäten, der Zugänglichkeit der Baustelle und der Regelmäßigkeit des Tragwerks-
rasters ab. Für die Montage müssen alle Deckenfelder für schweren Kraneinsatz
zugänglich sein. Sollen die Fertigteilplatten im Trägerverbund mit den Deckenträgern
verlegt werden, dann werden Aussparungen für die Kopfbolzendübel und eine aus-
kragende Schlaufenbewehrung, die während der Montage über die Kopfbolzen ge-
stülpt werden muss, an den Plattenrändern angeordnet.
Die verbleibende Fuge auf dem Stahlträgerobergurt mit den Kopfbolzendübeln wird
im Nachlauf zur Montage der Fertigteilplatten vergossen. Ein wichtiges Detail sind 3
dabei auf den Stahlträgerobergurt aufgeklebte Dichtungsstreifen aus Kompriband, die
ein Auslaufen des Vergussmörtels und die damit verbundene Verschmutzung des
Stahlträgers verhindern. Die Fugen an den Plattenrändern parallel zur Tragrichtung
erfordern ebenfalls einen Fugenverguss. Vorstehende Betonnasen ersparen dabei ein
Einschalen der Fugen. Eine Nase auch am oberen Plattenrand überträgt Querkräfte
und verhindert ungleiches Durchbiegen der Plattenränder. Sie ist nur bei weitge-
spannten Platten und großen Deckenlasten erforderlich [72].
Fertigteilplatten mit statisch mitwirkendem Ortbeton (Bild 3.10c) bestehen aus leich-
teren, häufig 4 bis 5 cm dicken Einzelplatten, die die gesamte untere Biegezugbeweh-
rung enthalten und aus denen Gitterträger herausragen, die als Schubverbund und
Abstandshalter für die obere Bewehrungslage dienen. Der Einsatz dieser Deckenele-
mente ist häufig sehr wirtschaftlich, weil nur leichte Baukräne auf der Baustelle er-
forderlich sind und in Deutschland ein dichtes Netz von Werken existiert, die diese
Fertigteilplatten produzieren. Im Stoßbereich senkrecht zur Tragrichtung sind auf den
Fertigteilen Betonstahlzulagen anzuordnen, da die Querbewehrung an der Plattenun-
terseite durch den Stoß der Einzelplatten unterbrochen wird. Sollen die Fertigteilplat-
ten mit statisch mitwirkendem Ortbeton im Trägerverbund mit den Deckenträgern
ausgeführt werden, dann sind zusätzlich Betonstahlzulagen an den Stoßstellen in Plat-
tentragrichtung auf den Obergurten der Stahlträger anzuordnen, um den Schulterschub
des Verbundträgers aufzunehmen. Stahlträgerabstände sind bis etwa 3 m möglich,
ohne dass eine Zwischenunterstützung im Betonierzustand der Fertigteile erforderlich
wird. Mit Zwischenunterstützung im Betonierzustand sind Stahlträgerabstände bis
etwa 5 m möglich.
Verbunddecken weisen ähnliche Stützweiten und Plattendicken wie Stahlbetondecken
gemäß EC 2 auf, wenn für den Betonierzustand Hilfsabstützungen verwendet werden.
Soll das Frischbetongewicht allein durch das Stahlprofilblech der Verbunddecke ab-
getragen werden, so sind nur Stützweiten zwischen 2 und 3 m möglich. Die Bemes-
sung von Verbunddecken erfolgt in Deutschland aktuell noch anhand bauauf-
sichtlicher Zulassungen in Ergänzung zu EC 4 Teil 1-1 (Kaltbemessung) und des
EC 4 Teil 1-2 (Heißbemessung). Spezielle Stahlbleche mit Hinterschnittgeometrie
oder eingeprägten Noppen dienen dabei als Schalung und Biegezugbewehrung. Die
zusätzlich in Bild 3.11 dargestellte Betonstahlbewehrung dient lediglich dem Brand-
schutz und der Rissbreitenbeschränkung infolge Schwinden. Montagetechnisch sind
Verbunddecken sehr vorteilhaft, da die leichten Stahlbleche einfach von Hand verlegt
werden können und somit kein Kran, sondern lediglich eine mobile Betonpumpe auf
der Baustelle erforderlich ist. Sollen die Verbunddecken im Trägerverbund mit den
Deckenträgern ausgeführt werden, dann werden die Stahlbleche in Deutschland in der
Regel gelocht und über bereits in der Werkstatt auf die Stahlträger aufgeschweißte
Kopfbolzendübel gestülpt. In Großbritannien ist es gängige Praxis, ungelochte Bleche
auf den Stahlträgern zu verlegen und die Kopfbolzendübel auf der Baustelle mit Hilfe
spezieller Bolzenschweißgeräte durch die Stahlbleche hindurch mit den Deckenträ-
gern zu verschweißen. Hierfür eignen sich jedoch nur Kopfbolzendübel bis 19 mm
Schaftdurchmesser, [41].
228 3 Geschossbau
In Tabelle 3.1 und Tabelle 3.2 werden Richtwerte der Spannweite und Tragfähigkeit
entsprechend dem Lieferprogramm vom Bundesverband Spannbeton-Fertigteildecken
e. V. BVSF für den Entwurf zur Verfügung gestellt. Zu beachten ist, dass bei biege-
weichen Auflagern, wie z.B. auf Stahlträgern, sich um bis zu 40 bis 50 % geringere
Werte der Querkrafttragfähigkeit ergeben können als in Tabelle 3.2 angegeben. Die
genauen Werte der Bemessungsschnittkräfte können bei den Herstellern angefragt
werden.
230 3 Geschossbau
3.2.2 Flachdecken
Bei Fertigteillösungen mit statisch mitwirkendem Ortbeton gemäß Bild 3.13b oder
Flachdeckentragwerken auf Verbunddeckenbasis gemäß Bild 3.14 wird stets ein un-
terhalb der Decke liegender Unterflansch ausgeführt, welcher dann als Auflager für
die Fertigteile bzw. die Profilbleche dient.
Wird der Untergurt des Stahlträgers durch eine Verkleidung oder Betonüberdeckung
bei Ortbetonlösungen vor Erwärmung im Brandfall geschützt, so ist sowohl die Trag-
fähigkeit des Trägers als auch die Auflagerung der Decke gewährleistet. Bei Aus-
führung ungeschützter Untergurte geht deren Tragfähigkeit infolge direkter Beflam-
mung verloren. Für den Brandfall kann die Tragfähigkeit solcher Konstruktionen
durch Anordnung von Betonstahlzulagen in Trägerlängsrichtung und die Übertragung
der Auflagerkräfte der Decke durch Hochhängebewehrung in Form von Schrägbügeln
sichergestellt werden.
Bild 3.15 zeigt eine Flachdeckenvariante mit Spannbetonhohldielen, welche maxi-
male Stützenraster von 8 u 10 m gestattet. Der Stahlträger besteht dabei aus einem
halbierten Walzprofil mit einem darunter geschweißten etwa 20 cm breiten Blech als
Unterflansch. Der Brandschutz des Stahlträgers wird in der Regel durch eine Be-
kleidung des sichtbaren Unterflansches realisiert. Bestehen keine Brandschutzanfor-
derungen, so kann der Unterflansch ungeschützt bleiben.
232 3 Geschossbau
In Bild 3.17 ist eine deutsche Variante der Flachdecke mit 200 mm hohen Stahltra-
pezprofilen dargestellt. Bei dieser sogenannten „Additiv-Decke“ der Firma Hoesch
werden die Stahltrapezprofile in über die Obergurte der Stahlträger hinausragende
Auflagerknaggen eingehängt. Die Bemessung der Rippendecke erfolgt für die additive
Tragwirkung von Stahltrapezprofil und Stahlbetonrippendecke. Die große Trag-
fähigkeit der hohen Stahltrapezprofile gestattet im Betonierzustand einen Trägerab-
stand bis zu 5,5 m. Siehe dazu Bild 3.18. Die Höhe der Stahlträger und damit deren
mögliche Spannweite sind flexibel.
Alle Flachdeckentypen mit Ausnahme der Additivdecke besitzen den Vorteil, dass die
Anschlüsse der Stahlträger an die Stützen innerhalb des Deckenbetons liegen und
somit gegen Brandeinwirkung geschützt sind. Deckendurchbrüche in der Nähe der
Stützen sind im Gegensatz zu Flachdecken des Massivbaus möglich, da die Querkräf-
3.2 Geschossdecken 233
Die als Auflager der Deckenplatten wirkenden Deckenträger und die als Auflager der
Deckenträger wirkenden Unterzüge können im Stahlskelettbau als reine Stahlträger
oder als Verbundträger mit aufgeschweißten Kopfbolzendübeln ausgeführt werden. In
der Regel sind Verbundträger wirtschaftlicher, da der Aufwand für die schubfeste
Verdübelung von Stahlträgern und Stahlbetondeckenplatten durch Materialeinsparung
bei den Walzprofilen und die Reduzierung der Bauhöhe der Geschossdecken mehr als
kompensiert wird.
Die schubfeste Verdübelung zwischen Stahlträger und Betongurt wird in der Regel
durch aufgeschweißte Kopfbolzen aus Rundstählen S 235 mit aufgestauchten Köpfen
und Schaftdurchmessern von 19 oder 22 mm realisiert. Das Aufschweißen der Kopf-
bolzendübel erfolgt mittels Bolzenschweißverfahren mit Hubzündung. In Deutschland
ist es üblich, die Kopfbolzendübel in der Stahlbauwerkstatt aufzuschweißen. Sollen
auf den Stahlträgerobergurten Stahlprofilbleche als verlorene Schalung oder Ver-
bunddecke verlegt werden, so müssen die Einzelbleche entweder vor der Trägerachse
mit den Kopfbolzendübeln enden, oder die Bleche müssen gelocht und über die
Kopfbolzendübel gestülpt werden. Um das zu vermeiden, werden in Großbritannien
und den USA die Kopfbolzendübel häufig auf der Baustelle durch die bereits verleg-
ten Profilbleche mit Blechdicken zwischen 0,75 und 1,25 mm hindurch mit dem
Stahlträgerobergurt verschweißt. Für diese Durchschweißtechnik eignen sich jedoch
nur die Kopfbolzendübel mit Schaftdurchmesser von 19 mm, nicht diejenigen mit
Schaftdurchmesser von 22 mm. Eine ausführliche Zusammenstellung der Randbedin-
gungen, die bei der Durchschweißtechnik einzuhalten sind, findet man in [41].
In Parkhäusern wird mit der Option der Demontierbarkeit auch Reibungsverbund ein-
gesetzt. Bei dieser Konstruktionsform werden großformatige Stahlbetonfertigteilplat-
ten mit hochfesten Schrauben und geschmiedeten, stählernen Druckplatten gegen die
Stahlträger vorgespannt. Auch zu dieser Verdübelungsart finden sich in [41] wei-
terführende Angaben.
Typisch für Deckenträger sind Profile der IPE-Reihe. Für große Spannweiten oder
Verkehrslasten können auch HEA- oder HEB-Profile verwendet werden. Bild 3.19
zeigt einen typischen Deckenträger als Verbundträger in Längsrichtung mit einer
Verbunddecke, die in Querrichtung die Lasten abträgt. Für hohe Träger werden neben
IPE-, HEA- und HEB-Profilen auch geschweißte Stahlträger wie in Bild 3.20 ver-
wendet. Umfangreiche Vorbemessungshilfen zur Auslegung von Geschossdecken mit
Verbundträgern wurden von Bode und Minas erarbeitet und sind in [41], [42], [43]
und [160] veröffentlicht. Eine stark vereinfachte Vorbemessung kann auch mit Tabel-
le 3.3 erfolgen, die einem Beitrag von Hanswille in [160] entnommen ist.
3.3 Deckenträger und Unterzüge 235
2
q (kN/m ) Verkehrslast und Ausbaulast
L (m) Trägerstützweite
B (m) Trägerabstand
h a (cm) erforderliche Bauhöhe des Stahlträgers
d (cm) erforderliche Deckenstärke
d (cm) = 8 + 1,7 · B t 12 cm
S 235: h a (cm) t (1,5 + 0,13 · q) · L · B
S 355: h a (cm) t 0,8 · (1,5 + 0,13 · q) · L · B
Brandschutz durch Kammerbeton:
b/s ! 18 und t/s 2
F90: b (cm) t 34 5 · h a /b
F60: b (cm) t 0,9 · (34 5 · h a /b)
F120: b (cm) t 1,25 · (34 5 · h a /b)
Beispiel:
Deckenträger aus S 355
Trägerstützweite: L = 16 m
Trägerabstand: B = 3,6 m
2
Verkehrslast: p = 5 kN/m
2
Ausbaulast: g = 2 kN/m
d = 8 + 1,7 · 3,60 = 14,12 cm gewählt: d = 15 cm
h a = 0,8 · (1,5 + 0,13 · (5+2)) · 16 · 3,6 = 58,5 cm gewählt: h a = 60 cm, IPE 600
3.3.2 Installationsführung
3
Die Nutzungsdauer moderner Gebäude ist mit über 50 Jahren deutlich höher als die
der Installationen für Haustechnik und Bürosysteme, welche aufgrund von Ände-
rungen und Umbauten in 10- bis 20-Jahresabständen angepasst werden müssen. Um
Zeit und Kosten für diese Umbaumaßnahmen zu minimieren, ist das Tragwerk eines
Gebäudes möglichst flexibel zu gestalten. Dabei sind zwei konstruktive Problem-
stellungen gemeinsam zu lösen, die Überspannung großer stützenfreier Räume und
die Integration von Installationsleitungen im Deckenbereich. Die Leitungen können
dabei entweder in Hohlraumböden über der Stahlbetondecke, wie in Bild 3.21a, oder
in einer abgehängten Unterdecke unter der Stahlbetondeckecke, wie in Bild 3.21b,
angeordnet werden.
Vertikale Installationsstränge werden in Schächten, Wandschlitzen oder Hohlräumen
von Stützenquerschnitten geführt. In Höhe der Geschossdecken sind entsprechende
Öffnungen zur Durchleitung der Installationen vorzusehen. Größere Deckendurch-
brüche beeinflussen die Tragfähigkeit von Verbundträgern erheblich, wenn sie im
Bereich der mittragenden Gurtbreite des Trägers liegen. Bei der Planung sollte daher
versucht werden, größere Durchbrüche nach Möglichkeit außerhalb der mittragenden
Gurtbreite anzuordnen. Lässt sich dies nicht vermeiden, so können die im Einfluss-
bereich der Deckendurchbrüche entstehenden Querzugkräfte mit einem in [41] erläu-
terten Fachwerkmodell berechnet und durch Betonstahlzulagen abgedeckt werden.
Für die horizontale Verlegung von Installationen im Deckenbereich von Stahlske-
lettgeschossbauten wurde insbesondere im englischsprachigen Ausland eine Vielzahl
von Lösungsansätzen entwickelt. In Bild 3.22 werden einige Varianten vorgestellt,
welche sich zusätzlich auch miteinander kombinieren lassen.
Bild 3.22a zeigt den Lösungsansatz Walzträger mit Stegöffnungen. Bei dieser Kon-
struktionsart wird die Walzträgerhöhe so gewählt, dass ausreichend große, nor-
malerweise rechteckige Öffnungen in den Trägersteg geschnitten werden können.
Runde Öffnungen mit Durchmessern, die weniger als die halbe Stahlträgerhöhe mes-
sen, und kleinere, rechteckige Öffnungen können häufig ohne zusätzliche Randver-
stärkungen ausgeführt werden. Dabei sind runde Öffnungen aus statischen Gesichts-
punkten rechteckigen Durchbrüchen vorzuziehen. Insbesondere bei größeren
rechteckigen Durchbrüchen sind aus statischen Gründen und wegen des Verfor-
mungsverhaltens Randeinfassungen der Öffnungen erforderlich. Die Anordnung im
Träger erfolgt in Bereichen niedriger Querkraftbeanspruchung. In auflagernahen Be-
reichen, die 10 % der Trägerstützweite oder der zweifachen Trägerhöhe entsprechen,
sind große Stegdurchbrüche zu vermeiden. Statische Nachweise für Stahlverbundträ-
ger mit großen Stegausschnitten können gemäß [41] und [70] geführt werden. Dort
werden auch vereinfachte Momenten-Querkraft-Interaktionsbeziehungen für versteifte
und unversteifte Stegausschnitte in Verbundträgern angegeben, mit deren Hilfe eine
Vordimensionierung möglich ist. Die Anwendung dieser Interaktionsbeziehungen ist
jedoch auf rechteckige Stegausschnitte beschränkt, deren Höhe weniger als 30 % und
deren Breite weniger als 60 % der Stahlträgerhöhe beträgt.
238 3 Geschossbau
a) b)
3
Da die Lage der Versorgungsleitungen durch die Anordnung der Durchbrüche fest-
geschrieben ist, werden im Falle einer geänderten Leitungsführung aufwendige Um-
baumaßnahmen erforderlich. Folgende Punkte sind deshalb bei der Planung von Ste-
göffnungen zu beachten:
x Das Brennschneiden von Öffnungen auf der Baustelle sollte aufgrund der dadurch
verursachten Kosten und Störungen vermieden werden. Öffnungen werden am ein-
fachsten in der Werkstatt geschnitten. Dort können auch Steifen eingefügt werden,
um den Verlust an Tragfähigkeit und Steifigkeit wieder auszugleichen.
x Die günstigste Lage für Öffnungen in Stahlträgern ohne Verbund sind Bereiche
minimaler Querkraft in Feldmitte. Verbundträger belasten den Trägersteg in Feld-
mitte auf Zug, so dass Öffnungen vorzugsweise etwa in den Viertelspunkten und
im oberen Bereich des Steges angeordnet werden sollten.
x Die Anordnung von Durchbrüchen in Verbundträgern ist schwieriger als in reinen
Stahlträgern, da erstere in der Regel niedrigere Trägerhöhen aufweisen. Besonders
problematisch ist das Schneiden von Öffnungen in Verbundträgern nach dem Be-
tonieren der Deckenplatte, da die Anzahl der Verbundmittel zwischen Träger und
Decke im Allgemeinen lokal im Öffnungsbereich erhöht werden muss.
In Bild 3.22b ist der Aufbau des Deckentragwerkes mit gestapelten Trägerlagen dar-
gestellt. Die Deckenträger dieser Konstruktionen stehen im Verbund mit der Decke
und werden als Durchlaufträger ausgebildet, die auf den Unterzügen aufliegen. Da die
Deckenträger ungestoßen über den Unterzügen durchgeführt werden können, ist die
Ausführung aufwendiger biegesteifer Anschlüsse nicht erforderlich. Die Unterzüge
stehen nicht im Verbund mit der Deckenplatte. Die Länge der Profile für die Decken-
träger wird nur durch Transport- und Montagekriterien begrenzt. Dadurch ist die An-
zahl der einzelnen Bauteile spürbar niedriger und führt zu Einsparungen an Montage-
zeit und -kosten. Der größte Vorteil der gestapelten Trägerlagen besteht in der
Anordnung der beiden Trägerlagen auf unterschiedlichen Ebenen, wodurch ideale
Voraussetzungen für die Führung von Installationen geschaffen werden. Für Haupt-
und Nebenleitungen ergeben sich jeweils separate Installationsebenen parallel zur
zugehörigen Trägerlage. Durch vertikale Verbindungspunkte ist eine fast uneinge-
schränkte Installationsführung möglich. Hauptnachteil gestapelter Trägerlagen ist die
extrem große Bauhöhe des Deckentragwerkes.
3.3 Deckenträger und Unterzüge 239
Bild 3.22c zeigt den Lösungsansatz Schweißträger mit geneigten Untergurten. Die
3 Trägerhöhe der Schweißträger variiert den statischen Anforderungen entsprechend
zwischen dem Maximum in Feldmitte und dem Minimum an den Auflagern. Die Frei-
räume, die dadurch in Stützennähe entstehen, werden zur Anordnung von Installa-
tionsleitungen genutzt. Schweißträger sind am wirtschaftlichsten für große Spannwei-
ten zwischen 10 und 20 m. Die Kombination von hoher Momententragfähigkeit und
relativ geringer Querkrafttragfähigkeit, bezogen auf das Konstruktionsgewicht, findet
bei Gleichlasten und großen Spannweiten eine ideale Anwendung, da die Momente
mit der Spannweite quadratisch wachsen, Querkräfte jedoch nur linear. Schweißträger
mit geneigten Untergurten werden grundsätzlich als Einfeldträger ausgebildet, um
eine Angleichung von Trägerhöhe und Momentenverlauf zu erreichen.
In Bild 3.22d ist der Lösungsansatz Walzträger mit Vouten dargestellt. Gevoutete
Träger werden vornehmlich in Gebäuden mit bis zu fünf Geschossen ausgeführt, in
denen dann keine vertikalen Verbände oder aussteifenden Betonwände erforderlich
sind, da die Stabilisierung durch Rahmenwirkung erfolgen kann. Die Ausbildung der
gevouteten Träger erfolgt mit aufwendigen biegesteifen Anschlüssen zwischen Stüt-
zen und Trägern. Die Länge der Voute wird dabei so gewählt, dass die Höhe der
Walzprofile ein konstruktiv mögliches Minimum erreicht. Die Installationszone, die
zwischen den beiden Vouten eines Trägers entsteht, erlaubt eine, auch für Umbauten,
sehr flexible Leitungsführung.
Die verschiedenen Lösungsansätze für Installationsführung im Deckenbereich gemäß
Bild 3.22 lassen sich auch kombinieren. Bild 3.23 zeigt ein Beispiel für die Kombina-
tion der Lösungsansätze Stegöffnungen und Schweißträger mit geneigten Untergurten.
3.3.3 Brandschutz
3
Zum Erreichen einer gewünschten Feuerwiderstandsdauer für Stahl- und Verbund-
konstruktionen können verschiedene Brandschutzmaßnahmen und -nachweise ausge-
führt werden:
x Verkleidungen aus Platten, Matten oder Mauerwerk
x Profilfolgende Putzummantelungen
x Dämmschichtbildende Beschichtungen
x Bewehrter Beton als Ummantelung, Kammerfüllung oder Hohlprofilfüllung
x Abschirmende Bauteile, z. B. Unterdecken
x Wasserfüllung von Hohlprofilen mit Umlaufmöglichkeit
x Heiß-Bemessung der ungeschützten Stahlkonstruktion für den Lastfall Brand
Profilfolgende Ummantelung
3 Die örtlich hergestellten Ummantelungen werden meistens als zementgebundene
Spritzputze aus Vermiculite oder Mineralfasern ausgeführt. Sie sind besonders wirt-
schaftlich für den Schutz vollwandiger Träger, können aber nicht im Sichtbereich von
Aufenthaltsräumen verwendet werden. Für Stützen sind sie ebenfalls geeignet, wenn
die Oberfläche vor mechanischen Beschädigungen im Verkehrsbereich geschützt
wird.
Kastenförmige Verkleidungen
Die vorgefertigten Platten aus Fiber-Silikat, Calcium-Silikat oder Gipskartonplatten
werden trocken und zimmermannsmäßig verarbeitet und weisen eine glatte, ebene
Oberfläche auf. Sie können durch Schrauben, Nageln, Klammern oder Kleben be-
festigt werden. Die Befestigungsart sowie die Fugen- und Stoßausbildung müssen den
Prüfzeugnissen der Hersteller entsprechen. In der Regel ist eine Korrosionsschutz-
Grundbeschichtung erforderlich. Plattenummantelungen werden vorzugsweise für
Stützen eingesetzt, für Träger nur bei kleineren Objekten oder falls Trockenbauweise
erwünscht ist.
Stahlbetonkammerfüllung
Für Verbundträger gewinnt der Brandschutz durch Kammerbeton zunehmend an Be-
deutung. Die geforderte Feuerwiderstandsklasse kann durch Ausbetonieren der Pro-
filkammern der Träger und durch Anordnung von Zulagen aus Betonstahl oder Bau-
stahl in den Kammern erreicht werden. Im Regelfall werden Betonstähle verwendet.
Diese Zulagen übernehmen im Brandfall Lastanteile des ungeschützten, schnell seine
Tragfähigkeit verlierenden unteren Flansches des Stahlträgers. Konstruktiv werden
zusätzlich Kopfbolzendübel oder durch den Steg hindurch gesteckte Haken oder an-
geschweißte Bügel angeordnet, die den Kammerbeton gegen Herausfallen sichern.
Die Vorzüge dieser Bauweise liegen in der Optik, in den Befestigungsmöglichkeiten
am Unterflansch und in der Erhöhung der Steifigkeit der Träger. Die Stahlprofilunter-
gurte bleiben sichtbar und zugänglich, zusätzliche Bekleidungen sind nicht erforder-
lich. Nachteilig ist das erhöhte Gewicht, der Zeitvorlauf für Planung und Ausführung
sowie die erschwerte Anordnung von Stegöffnungen zur Durchführung nachträglich
geplanter Installationen.
Die brandschutztechnische Klassifizierung von statisch bestimmt gelagerten Verbund-
trägern mit ausbetonierten Profilkammern kann mittels Tabellen erfolgen. Die DIN
4102, Teil 4 (03.94), „Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen, Zusammenstel-
lung und Anwendung klassifizierter Baustoffe, Bauteile und Sonderbauteile“, ein-
schließlich der Änderung A1 (11.04), sowie der zugehörigen Anwendungsnorm DIN
4102, Teil 22 (11.04) enthält Tabellen zur Einstufung von Verbundträgern in eine
Feuerwiderstandsklasse in Abhängigkeit von Stahlgüte, Betongüte, Querschnittsab-
messungen des Stahlprofils, Plattendicke, Güte, Abstand und Querschnitt des Beton-
stahls der Kammerbewehrung, Bewehrungsverhältnis des Kammerbetons, Breite des
Kammerbetons, Ausnutzungsfaktor des Verbundquerschnittes, Verhältnis der Fläche
der Kammerlängsbewehrung zur Flanschfläche und konstruktiven Maßnahmen zur
Sicherung des Kammerbetons und der Anschlüsse. Für eine vereinfachte Abschätzung
der Feuerwiderstandsdauer kammerbetonierter Verbundträger kann auch Tabelle 3.3
3.3 Deckenträger und Unterzüge 243
Zusätzlich dürfen die in Tabelle 3.5 angegebenen minimalen Randabstände der Kam-
merbetonbewehrung nicht unterschritten werden. Bei der Anwendung ist zu beachten, 3
dass der Kammerbeton und die Längsbewehrung bei der Kalt-Bemessung nicht in
Ansatz gebracht werden dürfen. Andernfalls ist die Bemessung mit dem Nachweisver-
fahren der Stufe 2 durchzuführen. Der Kammerbeton ist an den Steg des Stahlprofils
kraftschlüssig anzuschließen. Ferner ist eine konstruktive Bügelbewehrung und in den
Ecken des Kammerbetons eine zusätzliche Längsbewehrung anzuordnen.
Wenn der umschließende Beton des Stahlträgers lediglich isolierende (keine tragende)
Funktion besitzt, darf ein ausreichender Feuerwiderstand R 30 bis R 180 bei Einhal-
tung der Betondeckungen c gemäß Tabelle 3.6 angenommen werden.
Unterdecken
3 Abgehängte Unterdecken bilden den wichtigsten indirekten Schutz für Geschossde-
cken. Sie verursachen hohe Kosten und stellen nur dann eine wirtschaftliche Brand-
schutzmaßnahme dar, wenn die raumabschließenden Elemente ohnehin gebraucht
werden und ohne oder mit nur geringen Mehrkosten so ausgebildet werden können,
dass das ganze System die erforderliche Feuerwiderstandsfähigkeit erhält. Unterde-
cken können aus vorgefertigten Platten mit verspachtelten Fugen, aus vorgefertigten
demontierbaren Platten mit verdeckten oder sichtbaren Schienen oder aus abgehäng-
ten Matten bestehen. Die je nach Feuerwiderstandsklasse erforderlichen Platten- bzw.
Mattendicken und Mindestabhängetiefen sind in DIN 4102, Teil 4, oder in den je-
weiligen Prüfzeugnissen der Hersteller festgelegt.
Dämmschichtbildende Beschichtungen
Wenn das Stahlprofil sichtbar bleiben soll, bieten sich Dämmschichtbildner an, die
ihre brandschützende Schicht erst unter Einwirkung des Feuers bilden. Sie werden
wie Anstriche aufgebracht, erlauben eine vielfältige Farbgebung und bieten gleichzei-
tig den Vorteil, als Bestandteil des Korrosionsschutzsystems zu fungieren. Hauptein-
schränkung für den Einsatz dieser Anstriche ist die Tatsache, dass sie häufig nur bis
zu Feuerwiderstandsdauern von 30 oder 60 Minuten zugelassen sind und ihre Emp-
findlichkeit gegenüber Feuchtigkeit, welche zu Blasenbildung führen kann und des-
halb eine Verwendung im Außenbereich häufig ausschließt.
mit einer Höhe von bis zu 6 m und einer Fläche von maximal 400 m² sowie Brand-
lastdichten von max. 1300 MJ/m² anwendbar. Es berücksichtigt im Gegensatz zum 3
Normbrand die wesentlichen Einflussfaktoren für den Verlauf eines natürlichen
Brandes wie Brandraumgeometrie, Brandlastdichte, Ventilationsverhältnisse und
thermische Eigenschaften der umfassenden Bauteile. Das vereinfachte Naturbrand-
modell wurde sowohl im vfdb-Leitfaden [79] als auch im Nationalen Anhang des
Eurocodes 1 Teil 1-2 [23] veröffentlicht und kann als anerkanntes vereinfachtes Na-
turbrandmodell eingesetzt werden.
In Deutschland ist die Nachweisführung durch eine Brandsimulation noch nicht bau-
aufsichtlich eingeführt. Im Eurocode wird zwar auf die Möglichkeit der Brandsimula-
tion mit Naturbrandmodellen hingewiesen, jedoch sind diese nur mit Zustimmung im
Einzelfall anwendbar. Das maßgebliche Brandszenario sollte im Rahmen eines ob-
jektspezifischen Brandschutzkonzeptes unter Beteiligung der Genehmigungsbehörden
festgelegt werden. Daher darf ein Naturbrandmodell nur nach Abstimmung mit der
Bauaufsichtsbehörde zur Anwendung kommen. Gegebenenfalls ist eine Bauvoranfra-
ge im Bauantragsverfahren erforderlich. Im Bescheid zur Bauvoranfrage werden die
Rahmenbedingungen und die Vorgehensweise des rechnerischen Nachweises festge-
legt. Normbrände wie die ETK sind hingegen generell anwendbar und zulässig. Im
EC 1, Teil 1-2 [23] werden verschiedene nominelle Temperaturzeitkurven angegeben,
welche die Brandgastemperatur im Brandraum in Abhängigkeit der Zeit abbilden. In
Deutschland ist aber aktuell, wie bisher auch, in der Regel die ETK nach ISO 834
anzuwenden.
Bei der Ermittlung der Bauteilwiderstände muss berücksichtigt werden, dass die Ma-
terialeigenschaften von Stahl temperaturabhängig sind. Die Steifigkeit und Festigkeit
sinken bei zunehmender Erwärmung. Im EC 3, Teil 1-2 [25] sind Abminderungs-
faktoren angegeben, mit denen der Temperatureinfluss berücksichtigt werden kann.
Siehe dazu Bild 3.25 und die zugehörigen Zahlenwerte in Tabelle 3.7.
Der EC 3 Teil 1-2 gibt für ungeschützte und für durch Brandschutzmaterialien ge-
schützte Stahlbauteile Berechnungsmethoden für die Entwicklung der Stahltemperatur
in Abhängigkeit des zeitlichen Verlaufs der Brandbeanspruchung an. In beiden Fällen
wird von einer gleichmäßigen Verteilung der Temperatur über den Stahlquerschnitt
ausgegangen, was aufgrund der hohen Wärmeleitfähigkeit des Stahls gerechtfertigt
ist. Die Stahltemperatur wird mit einem Zeitschrittverfahren ermittelt. Das heißt, aus-
gehend von Raumtemperatur wird in kleinen Zeitintervallen schrittweise die Brand-
gastemperatur und die sich daraus ergebende Stahltemperatur berechnet. Dieses auf-
wändige Verfahren ist notwendig, da sich zum einen die Wärmekapazität des Stahls
bei steigender Temperatur ändert und zum anderen der Wärmestrom zwischen Brand-
gas und Stahl abhängig von der Temperaturdifferenz beider Stoffe ist. Um dieses
Zeitschrittverfahren zu umgehen, werden Diagramme vorgestellt, in denen die Be-
rechnungsergebnisse bei Einwirkung der ETK direkt abgelesen werden können [115].
In Bild 3.26 sind einige Temperatur-Zeit-Verläufe für ungeschützte, innen liegende
Stahlbauteile im Vergleich zur ETK dargestellt.
3.3 Deckenträger und Unterzüge 249
Die Geschwindigkeit und Höhe der Erwärmung hängen dabei von der Massigkeit des
Querschnitts ab. Die Massigkeit wird mit dem Verhältnis der Bauteiloberfläche Am
zum Volumen V berücksichtigt und als Profilfaktor bezeichnet. Sie entspricht dem
Verhältnis des Querschnittsumfangs U zur Querschnittsfläche A. Tabelle 3.8 enthält
Formeln zur Berechnung des Profilfaktors für übliche Profilformen.
Wie man in Bild 3.26 erkennen kann, erwärmt sich ein Querschnitt umso langsamer,
je kompakter er ist (kleiner Profilfaktor). Der Korrekturfaktor ksh berücksichtigt güns-
tige Abschattungseffekte verzweigter Querschnitte. Konservative Ergebnisse werden
erzielt, wenn der Abschattungseffekt nicht berücksichtigt wird (ksh = 1,0). In Bild 3.27
sind die Ergebnisse aus Bild 3.26 in veränderter Darstellung aufgetragen. In Abhän-
gigkeit gegebener Profilfaktoren ksh Am/V kann für 30 und 60 Minuten direkt die
Stahltemperatur abgelesen werden. Man erkennt, dass für ungeschützte Stahlbauteile
eine Feuerwiderstandsdauer nach ETK von mehr als 60 Minuten kaum möglich ist,
da bereits für sehr massige Bauteile hohe Stahltemperaturen erreicht werden. Eine
Feuerwiderstandsdauer von 30 Minuten (in den Landesbauordnungen als „feuerhem-
mend“ bezeichnet) ist oftmals jedoch auch ohne zusätzliche Brandschutzverkleidun-
gen möglich.
In [105] wurden deshalb Tabellen angeben, aus welchen die Abminderungsfaktoren
für die Fließgrenze ky,M und für den E-Modul kE,M direkt für die Feuerwiderstandsdauer
30 Minuten für die Profilreihen IPE, HEA, HEB und HEM abgelesen werden können
(siehe Tabelle 3.9).
250 3 Geschossbau
Die Abminderungsfaktoren für Schrauben werden für die Tragfähigkeit unter Zugbe-
anspruchung, für die Tragfähigkeit unter Abscherbeanspruchung und für die Tragfä- 3
higkeit unter Lochleibungsbeanspruchung verwendet. Die Abminderungsfaktoren für
Schweißnähte in Tabelle 3.9 gelten für Kehlnähte. Die Tragfähigkeit von voll durch-
geschweißten Stumpfnähten sollte bei Temperaturen unter 700 °C anhand der Tragfä-
higkeit des geschwächten angeschlossenen Teils mit den Abminderungsfaktoren des
Grundmaterials bestimmt werden. Bei Temperaturen über 700 °C gelten die für Kehl-
nähte angegebenen Abminderungsfaktoren auch für Stumpfnähte.
Die Temperatur einer Verbindung darf unter Verwendung des lokalen A/V-
Verhältnisses der Bestandteile der Verbindung bestimmt werden. Als Vereinfachung
darf eine gleichmäßige Temperaturverteilung in der Verbindung bestimmt werden.
Diese Temperatur darf unter der Voraussetzung des maximalen A/V-Verhältnisses der
angeschlossenen Stahlbauteile ermittelt werden. Bei Träger-Stützen-Verbindungen
und Träger-Träger-Verbindungen, bei denen der Träger eine Betonplatte trägt, darf
die Temperatur der Verbindung anhand der Temperatur des Unterflansches in Feld-
mitte des Trägers gemäß Bild 3.28 ermittelt werden, wobei h die Höhenlage des be-
trachteten Verbindungsteils über dem Unterflansch ist.
Bild 3.28 Temperaturgradient über die Höhe einer Verbindung mit einem
Verbundträger [EC 3 Teil 1-2]
254 3 Geschossbau
3.4 Stützen
3
Alternativ kann die Tragwerksbemessung für den Brandfall auf der Grundlage von
Eurocode 4, Teil 1-2 [26] erfolgen. Der Nachweis einer ausreichenden Feuerwider-
standsdauer unter Normbrandbedingungen kann gemäß Eurocode 4, Teil 1-2 [26]
durch Klassifizierung der Bauteile mit Hilfe von Tabellen (Nachweisverfahren der
Stufe 1) oder durch eine vereinfachte brandschutztechnische Bemessung (Nachweis-
verfahren der Stufe 2) erfolgen. Die Anwendung der Nachweisverfahren der Stufen 1
und 2 ist auf Einzelbauteile mit direkter Brandbeanspruchung über die volle Bauteil-
länge beschränkt. Ferner wird unterstellt, dass die Brandbeanspruchung den Norm-
brandbedingungen entspricht und eine einheitliche Temperaturverteilung im Quer-
schnitt über die Bauteillänge vorhanden ist. Ein Nachweis mit Hilfe von „exakten
Berechnungsverfahren“ zur Simulation des Verhaltens von Gesamttragwerken wird
als Nachweisverfahren der Stufe 3 bezeichnet. Diese Methode basiert auf der voll-
ständigen thermischen und mechanischen Analyse des Tragwerks und kann allgemein
für Bauteile und gesamte Tragwerke verwendet werden. Für die Bemessungspraxis
sind insbesondere die Nachweisverfahren der Stufen 1 und 2 von Bedeutung, da die
256 3 Geschossbau
schutz für Stützen in Industriegebäuden ist aufgrund des außen liegenden Stahlman-
tels nicht erforderlich. Bei kleineren Stückzahlen sind die relativ hohen Materialkos- 3
ten der Hohlprofile sowie das im Vergleich zu kammergefüllten Querschnitten auf-
wendigere Betonieren von Nachteil.
Auf der Baustelle werden betongefüllte Hohlprofile im Allgemeinen durch eine Beto-
nieröffnung in der Kopfplatte betoniert. Dabei ist zu beachten, dass die Fallhöhe des
Betons beschränkt ist. Beträgt die Fallhöhe mehr als 4 m, so besteht die Gefahr der
Entmischung der Betonanteile. Bei längeren betongefüllten Verbundstützen ist der
Beton daher mit dem Schlauch einer Betonpumpe einzubringen. Eine weitere Mög-
lichkeit besteht darin, die Hohlprofile leicht schräg zu lagern und den Beton dann von
unten in die Stützen hochzudrücken. Dabei lassen sich über Kontrollöffnungen im
oberen Stützenteil die vollständige Füllung mit Beton und damit die Vermeidung von
Lufteinschlüssen kontrollieren. Bei bereits eingebauten Hohlprofilstützen kann der
Beton auch von unten durch eine seitliche Öffnung hochgepumpt werden. Der Vorteil
dabei ist, dass der Rohbau zunächst als reine Stahlkonstruktion erstellt werden kann.
Diese Betoniermethode ist vorteilhaft für die Lasteinleitungselemente innerhalb der
Stütze, da diese dabei eine sehr gute Kontaktfläche zum Beton erhalten. Wegen der im
Allgemeinen erforderlichen Brandschutzbewehrung ist im Innenraum der Hohlprofile
sehr wenig Platz. Deshalb ist bei dieser Art, Hohlprofile mit Beton zu füllen, darauf
zu achten, dass beim Hochpumpen des Betons keine Pfropfen entstehen können, die
den Beton am weiteren Aufsteigen hindern.
Bei betongefüllten Hohlprofilen kann für die Tragfähigkeit bei Raumtemperatur auf
eine planmäßige Längsbewehrung verzichtet werden. Bei hohen Brandschutzanfor-
derungen ist dieser Querschnittstyp jedoch ungünstig zu beurteilen, da das gesamte
Rohr im Brandfall ausfällt. Erforderliche Feuerwiderstandsdauern lassen sich durch
Einlegen zusätzlicher Längsbewehrung oder durch Steuerung des Lastausnutzungs-
grades erreichen. Es ist darauf zu achten, dass im Bereich der Stützenenden Bohrun-
gen in der Stahlwand angebracht werden. Der im Brandfall infolge der Restfeuchtig-
keit des innenliegenden Betons entstehende Dampfdruck kann so abgebaut werden,
anderenfalls würden die Stützen bersten. Bei sehr hohen erforderlichen Bewehrungs-
graden kann auch das Einstellen eines zusätzlichen Stahlprofiles oder eines zusätzli-
chen massiven Stahlkernes sinnvoll sein. In diesem Fall kann eine brandschutztechni-
sche Beurteilung der Verbundstütze allerdings nicht mehr auf der Grundlage des EC 4
Teil 1-2, erfolgen. Es ist dann eine Zustimmung im Einzelfall oder ein bauaufsichtli-
ches Prüfzeugnis einer hierfür anerkannten Stelle erforderlich.
Für eine schnelle, einfache Bemessung von Verbundstützen mit eingestellten Stahl-
profilen wurde ein typengeprüfter „Verbundstützenkatalog“ [128] erstellt. Der Kata-
log enthält die Traglasten für betongefüllte Rohrprofilstützen mit einem I-Profil bzw.
Kreuzprofil als Einstellprofil. Es sind tabellarisch die Beanspruchbarkeiten sowohl
für den „Kaltzustand“ als auch für die „Heißbemessung“ mit den Feuerwiderstands-
klassen R60, R90 und R120 angegeben. Tabelle 3.15 zeigt ein Beispiel für die „Heiß-
bemessung“ eines Rohr 355,6 u 8 aus S 235 mit einer Systemlänge von 3,60 m (ent-
sprechend einer Knicklänge von 2,52 m im Brandfall) und Tabelle 3.16 die zugehöri-
gen Traglasten im „Kaltzustand“. Bild 3.32 enthält die Erläuterungen zu den Traglast-
tabellen Tabelle 3.15 und Tabelle 3.16. Der vollständige Verbundstützenkatalog ist
bei der Organisation BAUEN MIT STAHL e. V. erhältlich.
262 3 Geschossbau
Tabelle 3.15 „Heißbemessung“ Rohr 355,6 x 8 aus S 235 mit einer Systemlänge
3 von 3,60 m (entsprechend einer Knicklänge von 2,52 m im Brandfall)
[128]
3.4 Stützen 263
Tabelle 3.16 „Kalttraglast“ Rohr 355,6 x 8 aus S 235 mit Systemlängen von 3,36 m,
3,60 m und 4,00 m [128] 3
264 3 Geschossbau
Die Fußpunkte der Stützen und die Fundamente können im Geschossbau analog zu
den Konstruktionen des Hallenbaus ausgeführt werden. Die Notwendigkeit, abheben-
de Auflagerkräfte zu verankern, ergibt sich aufgrund des großen Eigengewichtes der
Tragwerke im Geschossbau in der Regel aber nicht. Ausnahmen können Stützenfüße
in Verbandsfeldern sein. Eine Vielzahl von Varianten für Stützenfußkonstruktionen,
die im Geschossbau verwendet werden können, findet man in Abschnitt 2.6.3 „Gelen-
kige Fußpunkte“. Eingespannte Fußpunkte werden im Geschossbau nur selten ausge-
führt, da die Stabilisierung der Gebäude meistens durch Verbände oder Stahlbeton-
wandscheiben erfolgt.
3.5.1 Allgemeines
Bild 3.33 zeigt drei übliche Varianten für gelenkige Querkraftanschlüsse von Decken-
trägern an Unterzüge. Die Auflagerkräfte der Deckenträger werden dabei jeweils über
geschraubte Scher-Lochleibungs-Verbindungen auf den Steg des Unterzuges übertra-
gen. Die Oberflansche der Deckenträger müssen bei allen drei Varianten ausgeklinkt
werden, um ausreichend Platz für den Oberflansch des Unterzuges zu schaffen.
In Bild 3.33a ist ein Trägeranschluss mit Fahnenblechen dargestellt. Der Laschen-
anschluss wird durch zwei Bleche gebildet, die in der Werkstatt an den Unterzug an-
geschweißt und auf der Baustelle mit den Deckenträgerstegen verschraubt werden.
Damit die Träger in der Systemachse liegen, werden die Fahnenbleche versetzt. Von
Vorteil ist der einfache Ausgleich von Fertigungstoleranzen durch das Lochspiel in
den Schraubenlöchern. Nachteilig bei dieser Konstruktion ist die Tatsache, dass die
mit etwa 10 mm relativ dünnen abstehenden Laschen leicht bei Transport- und Mon-
tagevorgängen beschädigt oder verbogen werden können. Die übertragbaren Quer-
kräfte sind aufgrund der Einschnittigkeit der Verbindung eher gering. Zwei vertikale
Schraubenreihen vergrößern die Tragfähigkeit, können sie jedoch nicht verdoppeln,
da die Exzentrizität zwangsläufig zunimmt.
Größere Anschlusskräfte lassen sich mit zweischnittigen Anschlusskonstruktionen mit
Doppelwinkeln gemäß Bild 3.33b übertragen. Die Blechstärke der Winkel ist mit etwa
10 mm relativ dünn, um ein ausreichendes Verformungsvermögen für die statisch
unterstellte Gelenkwirkung zu gewährleisten. Die Winkelpaare werden im Regelfall
in der Werkstatt mit dem Trägersteg verschraubt. Die Verschraubung mit dem Unter-
zugsteg erfolgt auf der Baustelle. Doppelwinkelverbindungen erfordern keine
Schweißarbeiten und sind aufgrund der beweglichen Anschlusselemente sehr flexibel
im Ausgleich von Toleranzen während des Montagevorganges. Nachteilig aus Mon-
tagesicht ist der hohe Arbeitsaufwand infolge der großen Schraubenanzahl. Schwie-
rigkeiten bereitet häufig auch der Anschluss von Deckenträgern an beiden Seiten des
Unterzuges. Da die durch zwei Anschlüsse gehenden Schrauben nur schwer einzu-
ziehen sind, ist eine zusätzliche Auflagermöglichkeit durch angeschweißte Auf-
lagerknaggen für die Montage von Vorteil. Typisierte querkraftbeanspruchte Doppel-
winkelanschlüsse mit allen Abmessungen und Angaben zur Tragfähigkeit für den
statischen Nachweis findet man in [144].
Stirnplattenanschlüsse gemäß Bild 3.33c besitzen aufgrund kleiner Exzentrizitäten die
größte Tragfähigkeit unter den in Bild 3.33 vorgestellten Konstruktionslösungen. Die
Gelenkwirkung im Anschluss wird durch die Flexibilität der nur etwa 10 mm dicken
Stirnplatte realisiert, welche in der Werkstatt mit dem Trägersteg verschweißt wird.
266 3 Geschossbau
Der so vorgefertigte Träger wird dann auf der Baustelle mit dem lastabnehmenden
3 Unterzug verschraubt. Stirnplattenanschlüsse ermöglichen ohne größere Schwierig-
keiten auch schiefwinklige Trägeranschlüsse. Im Gegensatz zu den Doppelwinkelan-
schlüssen bietet diese Anschlusstechnik aber wenig Möglichkeiten zum Toleranzaus-
gleich während der Montage. Die Lösung dieses Problems liegt in einer planmäßigen
Kürzung der einzelnen Träger und Verwendung von Futterblechen. Um die Decken-
träger zwischen die Unterzüge einschwenken zu können, ist es notwendig, sie gegen-
über der theoretischen Länge um ca. 2 bis 6 mm zu verkürzen. Die verbleibende Dis-
tanz wird dann von paarweise eingeführten Kammfuttern überbrückt, die seitlich
zwischen die lose durch Schrauben vorfixierte Stirnplatte und den Unterzugsteg ein-
geführt werden. Schwierigkeiten ergeben sich, wenn zwei Träger von beiden Seiten
an den Steg des Unterzuges angeschlossen werden sollen und sie sich somit einen
Schraubensatz teilen müssen. Für größere Träger ist es dann empfehlenswert, Mon-
tagehilfen zur Auflagerung eines der beiden Träger vorzusehen. Ebenso wie für Dop-
pelwinkel existieren auch für querkraftbeanspruchte Stirnplattenanschlüsse typisierte
Abmessungen. Alle erforderlichen Angaben und die Tragfähigkeiten für den stati-
schen Nachweis findet man in [144].
Bild 3.34 zeigt, wie die gelenkigen Anschlusskonstruktionen aus Bild 3.33 zur Über-
tragung von Biegemomenten ertüchtigt werden können. Da im Regelfall an Auflager-
punkten von Deckenträgern negative Stützmomente auftreten, sind am Oberflansch
Zugkräfte und am Unterflansch Druckkräfte weiterzuleiten. Die Druckkräfte können
konstruktiv einfach durch Zwischenschaltung von massiven Stahlklötzchen übertra-
gen werden. Diese Druckstücke werden nur konstruktiv zur Lagesicherung ange-
schweißt, die Kraftübertragung erfolgt durch Kontaktpressung. Für die Durchlaufwir-
kung am Oberflansch werden Zuglaschen mit den Deckenträgern verschweißt. Stehen
die Deckenträger in Verbund mit der Geschossdecke, so kann ein Teil der Zugkraft
auch durch schlaffe Bewehrung in der Betonplatte übertragen werden. Eine rissvertei-
lende Stützbewehrung ist im Bereich der Deckenträgerstützstellen in jedem Fall er-
forderlich.
Bild 3.35 zeigt vier Varianten für die Ausführung feuerbeständiger gelenkiger An-
schlüsse zwischen Deckenträgern und Unterzügen mit Kammerbeton.
Beim Laschenanschluss gemäß Bild 3.35a ragen die Fahnenbleche aus dem Kammer-
beton des Unterzuges heraus und bieten damit Anschlussflächen für die Enden der
Deckenträger. Der mit Kammerbeton ausgesparte Bereich der Verschraubung zwi-
schen Fahnenblech und Deckenträger kann durch Einlegen von Mineralfasermatten
(nichtbrennbar, Rohdichte t 50 kg/m3, Schmelzpunkt der Fasern t 1000 °C) auf bei-
den Seiten des Steges geschützt werden [73]. Die Matten sind gegen Herausfallen
durch aufgeschweißte Abschlussbleche zu sichern. Alternativ kann der Anschlussbe-
reich nach dem Anziehen der Schrauben auch mit Beton vergossen werden. Das Ver-
gießen erfolgt gleichzeitig mit dem Betonieren der Deckenplatte von oben, indem der
obere Flansch des Trägers im Vergussbereich schräg angeschnitten wird, oder durch
eine in den Flansch gebohrte Öffnung.
3.5 Anschlüsse von Deckenträgern an Unterzüge 267
Die Anschlussvariante gemäß Bild 3.35b wurde entwickelt, um das aufwendige nach-
3 trägliche Vergießen des Schraubenanschlusses zu vermeiden. Dazu wird beim Ausbe-
tonieren der Deckenträgerkammern durch Einsetzen eines wieder entfernbaren Form-
stücks eine Aussparung für die Verschraubung gelassen, die auch später frei
zugänglich bleibt. Im Brandfall kühlt das verdampfende Wasser des Kammerbetons
der Träger die Schrauben. Der bis zum Trägerende reichende Teil des Kammerbetons
unterhalb der Lasche dient zusätzlich zur Abschirmung der Schrauben gegen die
Brandbeanspruchung von unten. Bei diesen teilgeschützten Laschenanschlüssen ist
darauf zu achten, dass die Träger mindestens 20 cm breit sind und die Höhe des
Kammerbetons unterhalb des Schraubenanschlusses mehr als 20 % der Trägerhöhe,
mindestens jedoch 10 cm, beträgt. In den „Betonnasen“ unterhalb des Anschlusses
sollten Bewehrung und mindestens ein Kopfbolzendübel angeordnet werden, um ein
Abplatzen des Betons während der Montage zu verhindern [41]. Eine brandschutz-
technische Bemessung der Anschlusselemente kann mit einem in [54] veröffentlichten
Rechenverfahren erfolgen.
Bild 3.35c zeigt eine besonders montagefreundliche Anschlussvariante, bei der die
Deckenträger auf Auflagerknaggen abgesetzt werden. Die massiven Stahlknaggen
werden mit Nasen gefertigt, um ein Abrutschen der Träger auszuschließen. Da Maß-
abweichungen beim Einhobeln der Nasen nicht auszuschließen sind, muss der An-
schluss so bemessen werden, dass die Auflagerkräfte durch die Aufstandsfläche einer
einzelnen Stahlnase übertragen werden können [108]. Der Anschluss der Auflager-
knagge an den Unterzug erfolgt durch Verschweißen mit einem senkrecht im Kam-
merbeton des Unterzuges angeordneten Blech, das wiederum mit dem Steg und dem
Oberflansch des Unterzuges verschweißt ist. Die Knagge greift dabei noch einige
Zentimeter in den Kammerbeton ein, so dass der Abstand zwischen beflammter Bau-
teiloberfläche und querkrafteinleitender Schweißnaht vergrößert wird.
Eine weitere, ebenfalls sehr montagefreundliche Anschlusskonstruktion ist in
Bild 3.35d dargestellt. Hier werden die Deckenträger durch Stirnplatten abgeschlos-
sen und mittels massiver aufgeschweißter Stahlknüppel auf dem Oberflansch des Un-
terzuges abgesetzt. Zur Kraftübertragung wird dafür die auf Zug beanspruchte Stirn-
platte nach oben verlängert, geschlitzt und mit dem Knüppel verschweißt. Die Feuer-
beständigkeit dieser Lösung ergibt sich aus der Einbettung der querkraftübertragenden
Stahlknüppel in den Deckenbeton. Ein Detail dieser Anschlusskonstruktion ist der
Luftspalt zwischen Stahlknüppel und Trägeroberflansch im mittleren Bereich des
Stahlknüppels. Dadurch wird sichergestellt, dass sich das zugrundegelegte statische
System mit der in Rechnung gestellten Feldlänge des Stahlknüppels auch wirklich
einstellt. Wird der Knüppel dagegen vollflächig auf dem Deckenträgeroberflansch
aufgelegt, so werden durch Kontakt bereits sehr dicht hinter der Stirnplatte Druck-
kräfte zwischen Knüppel und Flansch aufgebaut. Dies führt zu kleineren Hebelarmen
und damit zu anderen lokalen Beanspruchungen des Steges und der Schweißnähte, als
dies in der statischen Berechnung ermittelt wird [108].
3.5 Anschlüsse von Deckenträgern an Unterzüge 269
3.6.1 Allgemeines
Bild 3.37 zeigt drei übliche Varianten für gelenkige Querkraftanschlüsse von Unter-
zügen oder Deckenträgern an Stützen. Der Anschluss der Träger kann dabei sowohl,
wie dargestellt, am Flansch des Stützenprofils in der starken Achse der Stützen als
auch am Stützensteg in der schwachen Achse erfolgen. Vor- und Nachteile der drei
Anschlußtypen mit Fahnenblech (Bild 3.37a), Doppelwinkeln (Bild 3.37b) und Stirn-
platte (Bild 3.37c) werden in Abschnitt 3.5.2 „Anschlüsse für Stahlträger“ ausführlich
erläutert.
Bild 3.38 zeigt, wie für die gelenkigen Anschlüsse aus Bild 3.37 eine Durchlaufwir-
kung hergestellt werden kann. Da im Regelfall an den Stützstellen der Träger negative 3
Biegemomente auftreten, sind am Trägerobergurt in der Betonplatte Zugkräfte und am
Unterflansch des Stahlträgers Druckkräfte weiterzuleiten. Obergurtkräfte von Ver-
bundträgern werden durch Einlegen einer Zugbewehrung in die Deckenplatte aufge-
nommen, die um die Stütze herumgeführt werden muss. Bei Stahlträgern ohne Ver-
bund sind hierfür Zuglaschen aus Baustahl erforderlich, die mit den Oberflanschen
der Träger verschweißt werden. Die Untergurtkräfte der Träger können wahlweise
durch angeschweißte Drucklaschen oder eingepasste Druckstücke übertragen werden.
a)
b)
Die Durchlaufwirkung von Verbundträgern kann durch die Drucklaschen oder Druck-
3 stücke zu verschiedenen Zeitpunkten in der Herstellungsgeschichte der Träger reali-
siert werden. Die Summe der Stützmomente wird umso kleiner, je später die Durch-
laufwirkung zum Tragen kommt. Wird ohne Hilfsstützen gearbeitet und die
Durchlaufwirkung erst nach dem Betonieren hergestellt, dann sind die risserzeugen-
den Stützmomente und die Beanspruchung der Trägeranschlüsse kleiner. Die Durch-
biegungen und erforderlichen Überhöhungen sind jedoch größer. Wird dagegen mit
Hilfsstützen unterstützt und die Durchlaufwirkung schon vor dem Betonieren kon-
struktiv realisiert, dann sind die risserzeugenden Momente und die Anschlusskräfte
größer, Verformungen und Überhöhungen aber kleiner. Von beiden Methoden ist
erstere in der Regel die wirtschaftlichere, da die konstruktiven Maßnahmen zur Risse-
beschränkung und zur Aufnahme größerer Anschlusskräfte meistens größere Kosten
verursachen als die notwendigen Trägerüberhöhungen.
Bild 3.39 zeigt drei Varianten für die Ausführung feuerbeständiger gelenkiger An-
schlüsse zwischen Unterzügen und Stützen mit Kammerbeton. Die in Abschnitt 3.5.3
„Anschlüsse für kammerbetonierte Träger“ erläuterten Vor- und Nachteile der unter-
schiedlichen konstruktiven Lösungen gelten auch für den Anschluss an Stützen. Un-
terschiede ergeben sich lediglich für den Anschluss mit massiver Stahlknagge gemäß
Bild 3.39c. Die Knagge selbst ist durch ihre Massigkeit feuerbeständig. Die Befesti-
gungsschweißnähte können jedoch nicht, wie bei Anschlüssen von Deckenträgern an
Unterzüge, in den Kammerbeton eingebettet werden. Für den Brandfall wird die
Knagge daher mittels Kopfbolzendübeln rückverankert, die durch Flanschbohrungen
in den Kammerbeton der Stütze geführt werden. Die Knagge, die etwa halb so hoch
ist wie der auf ihr auflagernde Träger, liegt innerhalb der Bauhöhe des anschließen-
den Stahlprofils. Dadurch wird sie im Brandfall nicht direkt beflammt. Lediglich die
außenliegenden Schweißnähte der Knagge seitlich und unterhalb der Knagge verlie-
ren durch die Brandeinwirkung ihre Tragfähigkeit. Wird die obenliegende Schweiß-
naht, die durch den direkt davor befindlichen Träger geschützt wird, so bemessen,
dass sie allein die im Brandfall auftretenden Lasten aufnehmen kann, ist der Brand-
schutz des Auflagers gewährleistet. Auch die Kombination aus der Rückverankerung
mit Kopfbolzendübeln und einer Überbemessung der oberen Schweißnaht ist möglich
[108]. Eine brandschutztechnische Bemessung der Anschlusselemente kann mit einem
in [54] veröffentlichten Rechenverfahren erfolgen.
3.6 Anschlüsse von Unterzügen an Stützen 275
Bild 3.40 zeigt, wie für die gelenkigen Anschlüsse aus Bild 3.39 eine Durchlaufwir-
kung hergestellt werden kann. Analog zu den Anschlüssen für Stahlträger und -stützen
werden Zugkräfte durch Bewehrungsstahl in der Betonplatte oder Baustahlzuglaschen
und Druckkräfte durch Druckstücke oder Drucklaschen übertragen. Bezüglich der
Durchlaufwirkung der Anschlüsse im Brandfall wird auf die Ausführungen in Ab-
schnitt 3.5.3 „Anschlüsse für kammerbetonierte Träger“ verwiesen. Die Hinweise zur
Wahl des Zeitpunktes für die Realisierung der Durchlaufwirkung, welche in Abschnitt
3.6.2 „Anschlüsse für Stahlträger und -stützen“ gegeben werden, gelten in gleicher
Weise auch für die in Bild 3.40 dargestellten Anschlusskonstruktionen von kammer-
betonierten Trägern.
276 3 Geschossbau
3
a)
b)
Bei Stützen aus Rundrohrquerschnitten hat sich eine Lasteinleitung gemäß Bild 3.43 3
als besonders tragfähig herausgestellt. Der Anschluss der Träger erfolgt mit Hilfe
eines Fahnenbleches. Hierzu wird das Stahlrohr im Anschlussbereich geschlitzt, das
Fahnenblech hindurchgesteckt und mit dem Rohr verschweißt. Die anteiligen Kräfte
des Rohres werden über die Schweißnähte unmittelbar in das Stahlrohr eingeleitet.
Die vom Füllbeton aufzunehmende Kraft wird durch Kontakt übertragen. Mit der
Schneidenlagerung können trotz der resultierenden, hohen Betonpressungen sehr gro-
ße Kräfte in den Beton eingeleitet werden, da das umgebende Stahlprofil die Spalt-
zugkräfte aufnimmt. Hinweise zur statischen Berechnung findet man in EC 4, Teil 1-1
Abschnitt 6.7.4.2 „Krafteinleitungsbereiche“. Die Feuerbeständigkeit des Anschlusses
kann sowohl konventionell mit Verkleidung oder Abschirmung als auch durch Einbet-
tung des Schraubenanschlusses in den Kammerbeton der Träger analog zu den Kon-
struktionen aus Abschnitt 3.5.3 „Anschlüsse für kammerbetonierte Träger“ erreicht
werden.
a)
b)
c)
3.7 Trägerstöße
3
Trägerstöße werden im Geschossbau selten ausgeführt, da die maximalen Transport-
längen mit etwa 18 m in der Regel größer sind als die Längen von Deckenträgern und
Unterzügen im Tragwerksraster. Eine Ausnahme von dieser Regel bilden Decken-
tragwerke mit durchlaufenden gestapelten Trägerlagen. Weil bei dieser Konstruk-
tionsform die Deckenträger oben auf die Unterzüge aufgelagert werden, sind die Ab-
messungen der Deckenträger nur durch Lieferlängen, Transport- und Montagekri-
terien begrenzt.
Bild 3.45 zeigt Trägerstöße für Stahlträger. Der in Bild 3.45a dargestellte Laschenstoß
ist besonders geeignet für Unterzüge in Konstruktionen mit übereinanderliegenden
Trägerlagen. Die Obergurtlaschen und die zugehörigen Schrauben stören dann nicht
die Auflagerung der Betondeckenplatten, und der gesamte Montagestoß ist gut zu-
gänglich. Für Deckenträger sind Stirnplattenstöße gemäß Bild 3.45b besser geeignet.
Bei oben bündigen Kopfplatten können Fertigteildeckenplatten problemlos aufgela-
gert werden. Die Stoßkonstruktion mit unten überstehender Kopfplatte ermöglicht
primär die Übertragung positiver Biegemomente, so dass die Stoßstellen im Feldbe-
reich der Deckenträger angeordnet werden sollten.
a)
b)
a)
b)
3.8 Stützenstöße
3
Stützenstöße werden in mehrgeschossigen Gebäuden alle zwei bis drei Stockwerke
ausgeführt und häufig direkt über der Deckenebene angeordnet. Die Stützen erhalten
dadurch eine günstige Länge für Fertigung, Transport und Montage. Zudem können
die Montagearbeiten an den geschraubten Stützenstößen vorteilhaft von den Decken
aus erfolgen. Ein weiterer Grund für die Anordnung von Stützenstößen ist die Abstu-
fung des Stützenquerschnitts, welche aufgrund der im Geschossbau von oben nach
unten zunehmenden Stützenlasten wirtschaftlich sein kann. Die Ausführung ge-
schosshoher Stützen ist unüblich, da die große Anzahl erforderlicher Stützenstöße
unwirtschaftlich ist.
Stützenstöße können grundsätzlich in Laschenstöße und Stirnplattenstöße unter-
schieden werden. Beim geschraubten Laschenstoß gemäß Bild 3.47a übertragen auf-
geschraubte Laschen die Kräfte. Die Stoßlaschen sind beidseitig sowohl im Flansch-
als auch im Stegbereich des Profils angeordnet. Für Querschnittsabstufungen sind
zusätzliche Futterbleche erforderlich. Dieser Stoß erfordert zwar keine Schweißarbeit,
ist im Geschossbau aber oft wegen der Vergrößerung des Umfangs im Stoßbereich
nicht optimal geeignet. Durch die Umfangsvergrößerung an der begrenzten Stoßstelle
durch die aufgesetzten Laschen wird der Umfang der Brandschutzverkleidung der
gesamten Stütze bestimmt.
Als Montagestoß wird aufgrund der einfachen Handhabung auf der Baustelle am häu-
figsten der Stirnplattenstoß verwendet. Bild 3.47b, Bild 3.47c und Bild 3.47d zeigen
Ausführungsbeispiele für eine I-Profil-Stütze, eine Rechteck- und eine Rundrohrhohl-
profilstütze. Im Gegensatz zu geschweißten Stumpfstößen, welche Stumpfnähte mit
lohnkostenintensiver Nahtvorbereitung erfordern, können bei Stirnplattenstößen die
Schweißnähte einfacher und damit wirtschaftlicher als umlaufende Kehlnähte ausge-
führt werden.
Anschlusskonstruktionen zwischen Stützen und Fundamenten werden im Geschoss-
bau analog zu Konstruktionen des Hallenbaus ausgeführt. Die zugehörigen Detaillö-
sungen werden in den Abschnitten 2.6.2 „Eingespannte Fußpunkte“ und 2.6.3 „Ge-
lenkige Fußpunkte“ erläutert.
3.9 Aussteifungskonstruktionen
3
3.9.1 Allgemeines
3.9.2 Vertikalverbände
3
Als vertikale aussteifende Bauteile im Geschossbau werden meistens Wandscheiben
aus Stahlbeton genutzt. Bei der alternativen Aussteifung eines Geschossgebäudes
durch Vertikalverbände werden in der Regel die vorhandenen Stützen als Verbands-
gurte und die Träger als Verbandspfosten genutzt. Da die Stützweite der Träger häu-
fig mehr als die doppelte Geschosshöhe beträgt, ergeben sich als Format für die Ver-
bandsfelder meist liegende Rechtecke. Um trotzdem nicht zu sehr vom statisch güns-
tigen 45°-Winkel für die diagonalen Verbandsstäbe abzuweichen, werden entweder
druckweiche Diagonalen mit Kreuzungspunkten im Bereich zwischenliegender Ge-
schossdecken gemäß Bild 3.48 oder drucksteife Diagonalen als K-Verband gemäß
Bild 3.49 ausgeführt. Für druckweiche Diagonalen werden Rund-, Flach- oder Win-
kelstähle verwendet. Die drucksteifen Diagonalen der K-Verbände werden aus U-
oder I-Profilen gefertigt.
3.9.3 Rahmen
3
Gebäudestabilisierung durch Rahmenwirkung erfordert die Ausbildung aufwendiger
biegesteifer Anschlusskonstruktionen zwischen Trägern und Stützen. Aufgrund der
geringen Steifigkeit eignen sich Rahmen nur für Gebäude bis zu etwa fünf Ge-
schossen. Übliche Lösungen werden mit überstehenden Stirnplatten und vorge-
spannten, hochfesten Schrauben realisiert.
Der Regelfall mit durchlaufender Stütze und Stirnplattenanschluss der Träger ist in
Bild 3.52a dargestellt. Zur Durchleitung der Riegelflanschkräfte sind horizontale Stei-
fen in die Kammern des Stützenprofils eingepasst.
Da die Abmessungen der Stützenprofile durch maximale Liefer- und Transportlängen
auf ca. 18 m beschränkt sind, können in jedem dritten Geschoss Tragwerksknoten mit
Stützenstoß und durchlaufendem Träger gemäß Bild 3.52b ausgeführt werden. Der
Anschluss der Stützen erfolgt über horizontale Stirn- bzw. Fußplatten. Vertikale in
den durchlaufenden Träger eingepasste Rippen dienen zur Durchleitung der Stützen-
last.
Werden die Träger in Rahmenkonstruktionen als Verbundträger schubsteif mit den
Stahlbetonplatten verdübelt, dann kann die Einleitung der aus den Riegelmomenten
resultierenden Zugnormalkraft in der Betonplatte in die Stützen mit einem Fachwerk-
modell gemäß Bild 3.53 erfolgen.
Bild 3.53 Fachwerkmodell für Rahmenknoten mit Verbundträgern [EC 4, Teil 1-1]
Bild 3.59 zeigt eine weitere Variante zum Anschluss von Stahlträgern an Stahlbe-
tonwände unter Verwendung von einbetonierten Ankerschienen. Die Verbindung von
Stahlträger und Ankerplatte kann dabei wie in Bild 3.57 und Bild 3.58 ausgeführt
werden. Die Befestigung der Ankerplatte an der Stahlbetonwand erfolgt mit speziel-
len Hammerkopfschrauben, welche in die einbetonierten Ankerschienen eingreifen.
Die vorgeschriebenen minimalen Achsabstände der Ankerschienen bewirken, dass in
der Regel nur zwei Schienen pro Trägeranschluss angebracht werden können,
wodurch die übertragbaren Auflagerkräfte sehr begrenzt sind. Tragfähigkeiten, Rand-
und Achsabstände der Ankerschienen sind herstellergebundenen bauaufsichtlichen
Zulassungen zu entnehmen.
Mauerwerk aus Steinen höherer Festigkeit angeordnet, welches die hohen Auf-
lagerpressungen des Stahlprofils auf eine größere Fläche verteilt. 3
Konstruktionen gemäß Bild 3.61a mit Stahlträgern, die im rechten Winkel zu der un-
terstützenden Mauerwerksscheibe angeordnet sind, können ebenfalls mit Mörtelbett
aus Zementmörtel und örtlichem Mauerwerk mit höherer Steinfestigkeitsklasse ausge-
führt werden. Bild 3.61b zeigt eine alternative Lösung, bei welcher der Stahlträger auf
Stahlbeton aufgelagert wird. Die Ausrichtung des Stahlträgers in der richtigen Höhe
erfolgt auch hier durch die Unterfütterung der Trägerenden mit einem Mörtelbett. Die
Aussparung in der Wand im Bereich des Stahlträgers kann nachträglich ausgemauert
oder während des Betonierens der Stahlbetondecke mit Beton vergossen werden.
Müssen Horizontalkräfte zwischen Stahlträger und Wand übertragen werden, so kön-
nen Ankerschrauben in den Stahlbeton einbetoniert und mit dem Trägerunterflansch
verschraubt werden. Alternativ können auch Verbundanker oder Spreizdübel zur
nachträglichen Fixierung des Stahlträgers eingesetzt werden.
235
H 0,85
f
y
Bild 3.62 Ungeschützter vierseitig beflammter Stahlträger HEB 220, S 235 mit
Biegung und Normalkraft, Feuerwiderstandsklasse R 30
296 3 Geschossbau
ǻș a, t k sh
ca ȡa
mit:
Bild 3.63 Beflammter Umfang und das Profil umschließender imaginärer Kasten
298 3 Geschossbau
Am 2 b f 4 t 4 (b f /2 s /2 r) 2 (h 2 t 2 r) + 2 ʌ r
3
2 22 4 1,6 4 (22/2 0,95/2 1,8) 2 (22 2 1,6 2 1,8)
+ 2 ʌ 1,8
127,01 cm ² m
A m, b 2 bf 2 h 2 22 2 22 88,00 cm ² m
N fi,Ed 350
0,963 d 1,00 Nachweis erbracht
N fi,șRd 363,55
Alternativ zum Nachweis auf Tragfähigkeitsebene darf der Nachweis auch auf Tem-
peraturebene geführt werden, jedoch nicht wenn Verformungskriterien oder Einflüsse
aus Stabilität zu beachten sind. Es wird nachgewiesen, dass die maximale Temperatur
im Bauteil die kritische Temperatur șa,cr nicht übersteigt.
Die kritische Temperatur wird in Abhängigkeit vom AusnutzungsgrDG ȝ0 zum Zeit-
punkt t = 0 bestimmt und mit der Temperatur im Querschnitt zum Zeitpunkt t vergli-
chen. Der Ausnutzungsgrad lässt sich bestimmen aus dem Verhältnis von Einwirkun-
gen und Tragwiderstand zu Beginn der Brandbelastung. Es wird nachgewiesen, dass
die Stahltemperatur für eine geforderte Feuerwiderstandsdauer unter der kritischen
Temperatur liegt. In diesem Fall ist der Tragfähigkeitsnachweis erbracht.
Die plastische Querschnittstragfähigkeit wird ermittelt mit:
ș a,t 749,6
3 0,993 d 1,00 Nachweis erbracht
ș a,cr 754,83
Es ist auffällig, dass die Ausnutzungsgrade in beiden Fällen nahezu identisch sind (ca.
3 % Abweichung). Das liegt darin begründet, dass die Kurve der kritischen Stahltem-
peratur die Umkehrfunktion des Abminderungsfaktors der Streckgrenze ist. Die Ab-
weichung resultiert aus Rundungsungenauigkeiten bei der Ermittlung der Abminde-
rungsfaktoren. Bei nicht stabilitätsgefährdeten Bauteilen ist es daher unerheblich, ob
der Nachweis auf Tragfähigkeits- oder Temperaturebene geführt wird. Wenn Verfor-
mungskriterien oder Einflüsse aus Stabilität zu beachten sind, muss der Nachweis auf
Tragfähigkeitsebene geführt werden.
Steg:
c 152
16,0 d 33 İ 33 0,85 28
t 9,5
Der Steg wird nach EC 3 Teil 1-1 Tab. 5.2 in Querschnittsklasse 1 eingeordnet.
3.12 Berechnungsbeispiele Geschossbau 301
Flansch:
3
c 110
6,88 d 9 İ 9 0,85 7,65
t 16
Der Flansch wird nach EC 3 Teil 1-1 Tab. 5.2 in Querschnittsklasse 1 eingeordnet.
Das Profil wird in Querschnittsklasse 1 eingeordnet.
N fi,Ed 50,0
0,364 d 1,00 Nachweis erbracht
N b,fi,t,Rd 137,42
Fall 3 nach EC 3 Teil 1-2, Abschnitt 4.2.3.3, Träger mit Querschnitten der Klas-
sen 1 und 2:
Eigengewicht: gk = 1,5 kN/m
Verkehrslast: qk = 5,0 kN/m
302 3 Geschossbau
'HU .RPELQDWLRQVIDNWRU Ȍ2,1 wird nach EC1 Teil 1-1 mit 0,8 (Lagerfläche) ange-
nommen. Damit ergeben sich die Einwirkungen im Brandfall zu:
Der Nachweis der Querschnittsklasse 3 würde mit M el,Rd Wel f y /Ȗ M,0 anstatt
M pl,Rd erfolgen.
Eine Abminderung des plastischen Grenzmomentes ist vorzunehmen, wenn die Quer-
kraft größer ist als 50 % der plastischen Grenzquerkraft. In Feldmitte ist die Querkraft
gleich null, eine Abminderung muss nicht vorgenommen werden.
M fi,șRd k y,ș Ȗ M,0 Ȗ M,fi M Rd 0,170 1,0 1,0 194,58 33,08 kNm
M fi,Ed 17,19
0,520 d 1,00 Nachweis erbracht
M fi,șRd 33,08
3.12 Berechnungsbeispiele Geschossbau 303
0,5 ½
ʌ 2 E I z °§¨ § k ·
2
· Iw k L 2 G It 2¸ °
M cr C1 ® ¨¨ ¸¸ C2 zg C2 zg ¾
k L 2 °¨© © k w ¹ Iz ʌ2 E Iz ¸
¹ °
¯ ¿
ʌ 2 21000 2840
1,132 2
1,0 500
§ 0,5 ½
22 · ·¸
2 2 2
°¨ § 1,0 · 295400 1,0 500 8100 76,8 § 22 °
®¨ ¨ ¸ ¨ 0,459 ¸ 0,459 ¾
°© © 1,0 ¹ 2840 ʌ 2 21000 2840 © 2 ¹ ¸ 2°
¯ ¹ ¿
M cr 39428 kNcm 394,28 kNm
0,5
Ȝ LT ȕ W Wpl, y f y /M cr 0,5
1,0 828,0 10 6 235 10 3 /394,28
0,703 ! 0,4
ª Biegedrillknicknachweis erforderlich!
0,5 0,5
Ȝ LT,școm Ȝ LT k y,școm k E,școm 0,703 0,170 0,110 0,874
Į1 0,65 235 f y 0,65 235 235 0,65
1 § 2· 1
ij LT,școm ¨1 Į1 Ȝ LT,școm Ȝ LT,școm ¸ 1 0,65 0,874 0,874 2
2 © ¹ 2
ij LT,școm 1,166
1 1
Ȥ LT,fi
2 2 2 2
ij LT,școm ij LT,școm Ȝ LT,școm 1,166 1,166 0,874
Ȥ LT,fi 0,516
M b,fi,t,Rd Ȥ LT,fi Wpl k y,școm f y /Ȗ M,fi 0,516 828 10 6 0,170 235 10 3 /1,0
M b,fi,t,Rd 17,07 kNm
M fi,Ed 17,19
1,007 # 1,00 Nachweis erbracht
M b,fi,t,Rd 17,07
304 3 Geschossbau
Fall 4 nach EC 3 Teil 1-2, Abschnitt 4.2.3.5, Auf Biegung und axialen Druck be-
3 anspruchte Bauteile der Querschnittsklassen 1, 2 oder 3:
Es erfolgt eine Kombination der oben aufgeführten Nachweise mit folgenden Einwir-
kungen im Brandfall:
Nfi,Ed = 50,00 kN (Druck), Vfi,Ed = 13,75 kN, Mfi,Ed = 17,19 kNm
Lastannahmen
ständige Einwirkungen, JG = 1,35
Eigengewicht g1 Beton 2,5 0,16 25 =
10,0 kN/m
Stahlträger =
0,7 kN/m
10,7 kN/m
Ausbaulast g2 4 cm Gussasphalt 2,5 0,04 23 = 2,3 kN/m
gd = 1,35 (10,7 + 2,3) = 17,55 kN/m
veränderliche Einwirkungen, JQ = 1,5
Verkehrslast p = 3,5 kN/m2 2,5 3,5 = 8,75 kN/m
pd = 1,5 8,75 = 13,125 kN/m
Systemtragfähigkeit
Mitwirkende Plattenbreite
Es wird eine Reihe Kopfbolzendübel angeordnet, d. h. b0 = 0.
Es wird nur der Nachweis für das Randfeld geführt, da es maßgebend ist.
x Feldbereich:
L e 0,85 L 0,85 16,0 m 13,6 m
= äquivalente Stützweite zur Ermittlung der mitwirkenden Breite
= Abstand der Momentennullpunkte
13,6
b eff 2 0 3,4 m ! 2,5 m
8
ª die geometrische Breite ist maßgebend!
308 3 Geschossbau
x Stützbereich:
3 Le 0,25 (L1 L 2 ) 0,25 (16 16) 8,0 m
8,0
b eff 2 0 2,0 m 2,5 m
8
Grenztragfähigkeit im Feldbereich
x Querschnittstragfähigkeit des Stahlträgers (JM0 = 1,0)
Np ,a,Rd = 2998 kN
A
Vp ,a,Rd =
A
875 kN
Mp ,a,Rd =
A
464 kNm
N pAa,Rd 2 998
z pA 7,1 cm 16 m
b eff 0,85 f ck Ȗ c 250 0,85 3,0 1,5
§ 0,40 0,071 ·
M pA ,Rd Db zD 2 998 ¨ 0,16 ¸ 972,9 kNm
© 2 2 ¹
Grenztragfähigkeit im Stützbereich
Die Beanspruchung im Stützbereich des Durchlaufträgers kann wegen der Rissbil-
dung im Beton teilweise in den Feldbereich umgelagert werden. Die Größe der Umla-
gerung ist abhängig von der Art der Schnittgrößenberechnung und von der Quer-
schnittsklasse. Letztere muss zunächst festgestellt werden.
3.12 Berechnungsbeispiele Geschossbau 309
x Bewehrungsanteil
f yk f ctm
ȡs t į kc mit k c d 1,0
235 f sk
į = 1,0 für Querschnittsklasse 2 (Elastisch Plastisch)
į = 1,1 für Querschnittsklasse 1 (Plastisch Plastisch)
355 2,9
U s t 1,0 1,0 0,87 %
235 500
Es wird nur die Streckgrenze eines S 275 für den Stahlträger im Stützbereich ange-
setzt, um grenz c/t für die Querschnittsklasse 3 einhalten zu können. Für S 275 ergibt
sich:
235
grenz c t 42
f yk
42 0,92 38,6 ! vorh c t 38,5
3.12 Berechnungsbeispiele Geschossbau 311
Der Steg wird für die Streckgrenze eines S 275 in Klasse 3 eingestuft.
Gemäß EC 4 Teil 1-1, Abschnitt 5.5.2(3) gilt: 3
„Querschnitte mit Stegen der Klasse 3 und Gurten der Klasse 1 oder 2 dürfen wie
wirksame Querschnitte der Klasse 2 behandelt werden, wenn der wirksame Stegquer-
schnitt nach EC 3 Teil 1-1, Abschnitt 6.2.2.4 ermittelt wird.“
ª Der Einfluss von V muss nicht berücksichtigt werden. Ansonsten würde eine
Reduktion der Stegdicke erfolgen mit:
2
§ 2 VEd ·
ȡ 1 ¨ 1¸
¨ VpAa,Rd ¸
© ¹
312 3 Geschossbau
3
§ 35,5 · 275
N pAa,Rd ¨¨ 2998 1,5 0,86 ¸ 2286,9 kN
© 1,0 ¸¹ 355
3 Momententragfähigkeitsnachweise
x Feld
M Ed 709,8
0,73 1
M pA , Rd 972,9
x Stütze
M Ed 589,7
0,96 1
M pA , Rd 614,3
Der Vergleich mit der Bemessung als Einfeldträger zeigt, dass die Ausbildung eines
Durchlaufträgers statisch eigentlich nicht erforderlich ist. Die Ausbildung als Durch-
laufträger hat aber den Vorteil geringerer Durchbiegungen im Gebrauchszustand und
vermeidet das Aufreißen der über den Innenstützen durchlaufenden Betonplatte infol-
ge der bei einer Kette von Einfeldträgern auftretenden unverträglichen Endtangen-
tenwinkel.
Nachweis gegen Biegedrillknicken
Bei einer Kette von Einfeldträgern kann kein Biegedrillknicken auftreten, da der
Druckgurt des Stahlträgers auf der gesamten Länge durch die Betonplatte gegen seit-
liches Ausweichen gesichert ist. Bei dem hier vorliegenden Durchlaufträger ist im
Bereich der Stützmomente der Druckgurt nicht gehalten. Der Nachweis der Biege-
drillknicksicherheit kann für Durchlaufträger im Hochbau aber vereinfacht durch die
Einhaltung von Grenzprofilhöhen geführt werden.
Grenzprofilhöhe für IPE-Profile aus S 355: 400 mm eingehalten
Grenzprofilhöhe für IPE-Profile aus S 275: 550 mm eingehalten
3.12 Berechnungsbeispiele Geschossbau 315
Verbundsicherung
3
Verbundmittel
Kopfbolzendübel KD 19 u 140 h/d = 140/19 = 7,3 > 4
Tragfähigkeit für Stahlversagen
ʌ d2 1 ʌ 1,9 2 1
PRd1 0,8 f u 0,8 45 81,7 kN
4 Ȗv 4 1,25
1
PRd2 0,29 Į d 2 E cm f ck
Ȗv
1
0,29 1,0 1,9 2 3300 3,0
1,50
69,4 kN
PRd PRd2 69,4 kN
Verdübelung im Feldbereich
Es erfolgt eine Abminderung der anzuschließenden Normalkraft im Betongurt wegen
nicht voller Ausnutzung der Querschnittstragfähigkeit. Die Druckkraft im Betongurt
kann im Verhältnis MEd zu Mp ,Rd abgemindert werden (Interpolation zwischen Null
A
und Mp ,Rd). Eine wirtschaftlichere Abminderung ergibt sich nach dem Teilverbund-
A
Verdübelung im Stützbereich
Hier wird im Verhältnis des Ausnutzungsgrades abgemindert.
M Ed 589,7
Ns Zs 1 456,5 1398,2 kN
M pA,Rd 614,3
1398,2
erf. n dü 20,2 pro Lasteinleitungsfläche
69,4
Einleitung Stützmoment:
erf. n 21 Kopfbolzendübel
erf. e 2,4 / 21 0,11m
min e 5 d 9,5 cm vorh e max e 6 dp 96 cm (oder 80 cm)
dp = Betongurtdicke
Allgemeines
Tragfähigkeit der Druckstrebe Tragfähigkeit der Zugstrebe
L v 100 cm m Į c f cd
v Rd, max
cot ș tan ș
v Rd,s ¦a sf f sd cot ș
mit
Lv = Länge der Dübelumrissfläche bzw. Höhe der Betonplatte im Anschnitt [cm]
Dc = 0,75 für Normalbeton (Abminderungsbeiwert für die Druckstrebenfestigkeit)
T = Druckstrebenneigung (Druckgurt cot T = 1,2; Zuggurt cot T = 1,0)
asf = Querschnittsfläche der Querbewehrung im betrachteten Schnitt [cm²/m]
0,85 16
3 Auf einer Länge von 6,8 m
2
915,5
v L,Ed 134,6 kN/m
6,8
16 100 0,75 0,85 3,0 / 1,5
v Rd,max 1003 kN/m
1,2 1 / 1,2
vorh Querbewehrung oben und unten je 8/15
ª as,oben = as,unten = 3,35 cm2/m
Summe as = as,oben + as,unten
50
v Rd,s 2 3,35 1,2 350 kN/m
1,15
vorh vL,Ed = 134,6 kN/m < vRd,s = 350 kN/m
x Dübelumrissfläche
Lv = (1,9 + 2 14) = 29,90 cm2
1973
VL,Ed 1973 kN auf 6,8 m v L,Ed 290,1 kN/m
6,8
29,9 100 0,75 0,85 3,0 / 1,5
v Rd,max 1975 kN/m
1,2 1 / 1,2
Summe as = 2 Â as,unten
x Dübelumrissfläche
vL,Ed = 1398,2/2,4 = 582,6 kN/m
29,9 100 0,75 0,85 3,0 / 1,5
v Rd,max 1906 kN/m
1,0 1 / 1,0
Summe as = 2 as,unten
v Rd,s 291,3 kN/m (wie Schulterschub)
vorh vL,Ed = 582,6 kN/m > vRd,s = 291,3 kN/m Zusatzbewehrung erforderlich
582,6 291,3
erf. 'a s 1,15 6,7 cm 2 /m
50
Brücken werden im Zuge von Verkehrswegen zur Überwindung von natürlichen und
künstlichen Hindernissen gebaut. Sie dienen zur Überbrückung von Tälern, Flüssen,
Straßen, Eisenbahnlinien, Kanälen und Meerengen. Kühne Brückenbauwerke, die in
der Vergangenheit gebaut wurden, sind Zeitzeugen des Brückenbaus und belegen die
Entwicklung der Brückenbaukunst. Mit wachsender Qualität der Werkstoffe und Ma-
terialien sowie Weiterentwicklung der Verbindungstechniken, Fertigungsverfahren
und Montagemethoden konnten der Materialeinsatz verringert und die Stützweiten
beträchtlich vergrößert werden. Die größte bisher erreichte Stützweite beträgt etwa
2000 m bei einer Hängebrücke in Japan.
Die in Bild 4.1 dargestellte Stabbogenbrücke über die Weser ist ein Ausführungs-
beispiel für die üblichen Anwendungsbereiche des Brückenbaus und zählt daher zu 4
den häufig vorkommenden Konstruktions- und Bemessungsaufgaben für Bauinge-
nieure. In dem vorliegenden Kapitel zum Brückenbau wird primär auf die üblichen
Bauaufgaben für Stahl- und Verbundbrücken eingegangen und Folgendes vermittelt:
x Entwurfs- und Konstruktionsgrundlagen
x Haupt- und Sekundärtragwerke für unterschiedliche Aufgabenstellungen
x Lastabtragung bei Brücken und Berechnungsmodelle
x Konstruktive Ausbildung der Bauteile
x Nachweise zur Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit
Die folgenden Ausführungen basieren auf Lehrveranstaltungen an der Ruhr-Univer-
sität Bochum, die seit 1990 im Diplom-Studiengang Bauingenieurwesen für Vertiefer
des Konstruktiven Ingenieurbaus und seit 2008 im Master-Studiengang Bauinge-
nieurwesen gehalten wurden. Aus didaktischen Gründen und zur Beschränkung des
Umfangs werden nur folgende Brückentypen behandelt:
Geh- und Radwegbrücken, Straßenbrücken und Eisenbahnbrücken
Für diese Brückentypen werden Konstruktionsprinzipien erläutert und die nach dem
aktuellen Stand der Technik üblichen Konstruktionen vorgestellt. Nicht behandelt
werden die historische Entwicklung im Brückenbau und außergewöhnliche Lösungen,
da man dazu in der Literatur eine Fülle von Informationen findet. In den Kapiteln 2
und 3 des vorliegenden Buches werden der Hallenbau und der Geschossbau behan-
delt. Die Konstruktionen des Brückenbaus unterscheiden sich davon deutlich. Tabelle
4.1 enthält drei wichtige Merkmale, die die hauptsächlichen Unterschiede zwischen
dem Brückenbau und dem Hallen- und Geschossbau zeigen.
Bauteile des Brückenbaus bestehen überwiegend aus ausgesteiften Blechen. Sie sind
in der Regel deutlich schwerer als Bauteile im Hochbau. Für die Fertigung und Mon-
tage von Brückenbaukonstruktionen werden daher wesentlich tragfähigere Hebezeuge
benötigt. Die Verbindungen im Stahlbrückenbau wurden früher ausschließlich mit
Hilfe von Nieten hergestellt. Mit der Entwicklung schweißgeeigneter Werkstoffe und
entsprechender Schweißverfahren erfolgte schrittweise der Übergang zu geschweißten
Konstruktionen. Da man für Baustellenschweißnähte zeitweise keine ausreichende
Qualität sicherstellen konnte, wurden die Montageverbindungen in den 1950er und
1960er Jahren mit Schrauben ausgeführt. Heutzutage werden fast alle Verbindungen
durch Schweißen hergestellt. Gelegentlich werden aber auch geschraubte Verbin-
dungen ausgeführt, wie z. B. bei den Anschlüssen von Windverbänden.
Die Einstufung der Brücken in Bauwerke mit nicht vorwiegend ruhender Belastung
hat großen Einfluss auf die konstruktive Durchbildung. Häufig auftretende Last-
wechsel mit hohen Beanspruchungen wirken sich ungünstig auf die Werkstoff-
ermüdung aus und können zu Rissen in den Konstruktionen führen. Da derartige
Schäden innerhalb der geplanten Nutzungsdauer vermieden werden müssen, sind
Ermüdungsnachweise zu führen. Im Brückenbau müssen die Konstruktionen stets so
ausgebildet werden, dass Spannungsspitzen auf ein unvermeidbares Maß beschränkt
bleiben (große Ausrundungsradien, ungestörter Kraftfluss, durchlaufende Schweiß-
nähte). Auf die Bemessung von Eisenbahnbrücken haben die Werkstoffermüdung und
die Betriebsfestigkeit ausschlaggebenden Einfluss, s. Abschnitt 4.8.
322 4 Brückenbau
Nutzung
4
Baustoffe/Bauweisen
Geh- und Radwegbrücken Stahlbeton
Straßenbrücken Spannbeton
Eisenbahnbrücken Baustahl
Rohrleitungsbrücken Verbund (Stahl- und Betonkonstruktionen)
Kanalbrücken Holz/Aluminium/GFK/Glas
Haupttragwerke Querschnitte/Fahrbahnlage
Vollwandträgerbrücken offene Querschnitte
Fachwerkträgerbrücken Hohlkastenquerschnitte
Bogenbrücken
Fahrbahn oben Deckbrücken
Stabbogenbrücken
Rahmenbrücken Fahrbahn unten Trogbrücken
Schrägseilbrücken Montagemethoden
Hängebrücken Einheben mit mobilen Kranen
Sekundärtragwerke Einschwimmen mit Schiffen, Pontons oder
Betonfahrbahnplatten Schwimmkranen
längsorientierte Stahlfahrbahnen Freivorbau mit Vorbaugeräten (Derrick, Drehkran)
querorientierte Stahlfahrbahnen Einschieben mit Taktschiebeeinrichtungen
Grundlage für die Bemessung und Konstruktion von Brücken waren von 2003 bis
2013 in Deutschland die DIN-Fachberichte 101 bis 104 [31]. Sie sind durch die
Eurocodes 1 bis 4 Teile 2 [23] bis [26] ersetzt worden, was in der Baupraxis einen
entsprechenden Übergang erfordert. Dieser Übergang erfolgt in dem vorliegenden
Buch von der 2. zur 3. Auflage. Die Eurocodes für den Brückenbau sind thematisch in
vergleichbarer Weise wie die DIN-Fachberichte gegliedert und enthalten bereichs-
weise viele übereinstimmende Regelungen. Es gibt aber auch weitreichende Änderun-
gen, die insbesondere die Lastmodelle betreffen.
Die Eurocodes für den Brückenbau sind wie folgt gegliedert:
x DIN EN 1991-2: Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 2: Verkehrs-
lasten auf Brücken
x DIN EN 1992-2: Eurocode 2: Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton-
und Spannbetontragwerken – Teil 2: Betonbrücken – Bemessungs- und Kon-
struktionsregeln
x DIN EN 1993-2: Eurocode 3: Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten –
Teil 2: Stahlbrücken
x DIN EN 1994-2: Eurocode 4: Bemessung und Konstruktion von Verbundtrag-
werken aus Stahl und Beton – Teil 2: Allgemeine Bemessungsregeln und
Anwendungsregeln für Brücken
Die Eurocodes für den Brückenbau sind vom Bundesministerium für Verkehr, Bau
und Stadtentwicklung mit dem „Allgemeinen Rundschreiben Straßenbau Nr.
22/2012“ (ARS, [2]) eingeführt worden. Dort wird u. a. mitgeteilt, dass die Eurocodes
58 (!) Teile umfassen und die für die Berechnung und Bemessung von Brücken
wesentlichen Dokumente der Eurocodes sowie die „Hinweise zur Anwendung“ in den
324 4 Brückenbau
Anlagen 2 bis 6 zum ARS 22/2012 zusammengestellt sind. Die Bereitstellung dieser
4 Anlagen erfolgt ausschließlich digital über das Internet. Sie können von der Home-
page der BASt (Bundesanstalt für Straßenwesen) kostenlos heruntergeladen werden
unter: www.bast.de / Publikationen / Regelwerke zum Download / Brücken- und Inge-
nieurbau.
Ein besonders wichtiges Dokument für die Baudurchführung ist die ZTV-ING, „Zu-
sätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Ingenieurbauten“ [1].
Sofern die ZTV-ING Bestandteil des Bauvertrages ist, was in der Regel der Fall ist,
sind die vorgenannten Vertragsbedingungen verbindlich. Die ZTV-ING enthält u. a.
Angaben zur technischen Bearbeitung (Ausführungsunterlagen, Gradiente, anzu-
fertigende Bestandsunterlagen), zu den Werkstoffen (Abnahmeprüfzeugnisse 3.2 nach
DIN EN 10204 sind erforderlich), zu den Beschichtungssystemen für den Korrosions-
schutz, zu den Brückenbelägen und zur Bauwerksausstattung (Fahrbahnübergänge,
Lager, Gelenke, Geländer, Entwässerung, Befestigungseinrichtungen).
Für den Entwurf von Straßenbrücken, Verkehrszeichenbrücken und Tunneln hat das
Ministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Abt. Straßenbau, Straßenver- 4
kehr) „Richtzeichnungen für Ingenieurbauten“ (RiZ-ING) [4] herausgegeben. Gemäß
RiZ-ING müssen die Konstruktionen insbesondere den nachfolgenden Kriterien
genügen: Verkehrssicherheit, Robustheit, geringe Ausführungsrisiken, Funktionstüch-
tigkeit, Dauerhaftigkeit, Wirtschaftlichkeit, leichte Prüfbarkeit (DIN 1076) und Er-
haltungsfreundlichkeit. Die Richtzeichnungen enthalten im Wesentlichen bauliche
Einzelheiten zu Überbauabschlüssen, Dichtungsschichten, Fugen, Geländern, Kappen,
Lagern, Distanzschutzplanken, Übergangskonstruktionen und Brückenentwässerun-
gen. Als Beispiel ist in Bild 4.2 eine Außenkappe mit Schutzeinrichtung aus der
Richtzeichnung Kap 1 dargestellt.
Für den Entwurf von Straßenbrücken ist die Schriftenreihe „Brücken und Tunnel der
Bundesfernstraßen“ [3] eine unverzichtbare Hilfe. Die Jahreshefte, die seit 1994 her-
ausgegeben werden, enthalten ausgeführte Bauwerke, die nicht nur den Stand der
Technik, sondern auch die jeweils aktuellen Bauaufgaben und ihre Lösung doku-
mentieren. Einen hervorragenden Überblick zur deutschen Brückenbaukunst geben
die beiden Fotobildbände „Brücken in Deutschland für Straßen und Wege“ [149]. Mit
großformatigen Fotos und ansprechenden Erläuterungen werden zahlreiche Brücken
vorgestellt, die die Entwicklungsgeschichte des Brückenbaus belegen und als An-
regung für eigene Entwürfe dienen können. Im „Leitfaden Straßenbrücken; Entwurf,
Baudurchführung, Erhaltung“ [101] werden zahlreiche Aspekte des Brückenbaus
behandelt und viele wertvolle Informationen gegeben.
Eisenbahnbrücken sind nach der Richtlinie 804 „Eisenbahnbrücken (und sonstige
Ingenieurbauwerke) planen, bauen und instand halten“ [8] auszuführen. Darüber
hinaus sind die „Eisenbahnspezifische Liste Technischer Baubestimmungen“ (ELTB)
[7] und die „Eisenbahnspezifische Bauregelliste“ (EBRL) [6] zu beachten. Die Richt-
zeichnungen für Eisenbahnbrücken der Deutschen Bahn, [10] und [9], enthalten eine
Fülle von Entwurfs- und Konstruktionsgrundlagen. Bild 4.3 zeigt beispielhaft die
Fahrbahntafel einer eingleisigen Eisenbahnbrücke mit dem Fahrbahnblech, den Quer-
trägern und den Längsrippen. Im „Handbuch Eisenbahnbrücken“ [126] werden
Grundsätze für Planung und Konstruktion erläutert.
4.3 Haupttragwerke
4
4.3.1 Tragwerksarten
Straßen-, Eisenbahn- sowie Geh- und Radwegbrücken dienen aufgrund ihrer Funktion
vorrangig dazu, vertikale Verkehrslasten in Brückenlängsrichtung zu Widerlagern,
Pfeilern oder Pylonen abzutragen. Diese Aufgabe kann von unterschiedlichen Haupt-
und Sekundärtragwerken gemäß Tabelle 4.2 übernommen werden. Bezüglich der
Haupttragwerke unterscheidet man:
x Vollwandträgerbrücken
x Fachwerkträgerbrücken
x Bogen- und Stabbogenbrücken
x Rahmenbrücken
x Schrägseilbrücken
x Hängebrücken
Vollwandträgerbrücken
Als Beispiel für eine Vollwandträgerbrücke ist in Bild 4.4 die Elbebrücke Vockerode
dargestellt. Bei dieser Straßenbrücke besteht das Haupttragwerk aus einem mehr-
feldrigen Durchlaufträger, dessen Untergurt voutenförmig ausgebildet worden ist. Es
handelt sich um eine Deckbrücke, die einen Hohlkastenquerschnitt mit geneigten
Stegen aufweist.
Fachwerkträgerbrücken
Bild 4.7 zeigt als Beispiel für eine Fachwerkträgerbrücke die Fuldabrücke Bergs- 4
hausen. Der offene Querschnitt der Autobahnbrücke mit zwei durchlaufenden Fach-
werkhauptträgern über mehrere Felder ist als Deckbrücke ausgebildet.
Schrägseilbrücken
Schrägseilbrücken bestehen aus Pylonen, Seilen aus Stahl und Versteifungsträgern im 4
Fahrbahnbereich. Deutschlands größte Schrägseilbrücke ist mit 368 m Stützweite die
Rheinbrücke Düsseldorf-Flehe in Bild 4.10. Sie hat nur einen Pylon und eine Seil-
ebene in Brückenmitte. Wie die Übersicht in Bild 4.5 zeigt, unterscheidet man Seile in
Büschelanordnung (häufig viele Seile) und in Harfenanordnung (wenige Seile).
Früher hat man die Harfenanordnung bevorzugt, weil das Erscheinungsbild von vielen
Betrachtern als „ruhiger“ und schöner empfunden wurde.
Hängebrücken
4 Hängebrücken bestehen aus Pylonen, Tragkabeln, Hängern und Versteifungsträgern.
Bild 4.11 zeigt Deutschlands größte Hängebrücke mit 500 m Spannweite. Ähnlich wie
Schrägseilbrücken ermöglichen sie große Stützweiten bei vergleichsweise niedrigen
Bauhöhen. Konstruktionsbedingt sind sie aber wesentlich verformungsempfindlicher
und teurer in der Herstellung.
Erreichbare Stützweiten
Aufgrund der vorstehenden Erläuterungen zu den unterschiedlichen Haupttragwerken
für Brückenüberbauten können die erreichbaren Stützweiten prinzipiell wie folgt zu-
geordnet werden:
x kleine Stützweiten: Vollwandträgerbrücken
x mittlere Stützweiten: Fachwerkträger- und Stabbogenbrücken
x große Stützweiten: Schrägseil- und Hängebrücken
In Bild 4.12 sind Brücken mit großen Stützweiten zusammengestellt, die in Deutsch-
land gebaut worden sind [60]. Die größte Stützweite aller Brücken in Deutschland hat
die Hängebrücke bei Emmerich mit einer maximalen Spannweite von 500 m. Man
erkennt an der Schrägseilbrücke Düsseldorf-Flehe, dass auch mit diesem Brückentyp
Stützweiten von 500 m und deutlich mehr erreicht werden können, wenn man einen
zweiten Pylon und weitere Seile ergänzt (siehe auch Bild 4.5d). Da Schrägseilbrücken
in der Regel kostengünstiger als vergleichbare Hängebrücken sind, kann man davon
ausgehen, dass in Deutschland zukünftig kaum noch Hängebrücken gebaut werden.
Die großen Stützweiten der Vollwandträger-, Fachwerkträger- und Stabbogenbrücken
in Bild 4.12 kennzeichnen den derzeitigen Grenzbereich. In der Regel liegen die
Stützweiten bei diesen Brückentypen zwischen 50 und 150 m.
4.3 Haupttragwerke 333
Bild 4.13 enthält eine prinzipielle Darstellung zur Ermittlung der Konstruktionshöhen
bei Deck- und Trogbrücken. Bei Deckbrücken liegen alle Konstruktionsteile tiefer als
die Fahrbahngradiente, bei Trogbrücken liegen sie zum Teil darüber.
4.3 Haupttragwerke 335
In der Regel wird bei Brücken aufgrund der Brückenplanung und unter Berück-
sichtigung der örtlichen Gegebenheiten die Fahrbahngradiente vorgegeben. Sie wird 4
auf die Oberkante der fertigen Fahrbahn bezogen, d. h. auf eine Höhe einschließlich
Dichtungs-, Schutz- und Deckschichten bzw. bei Eisenbahnbrücken einschließlich
Schienen und Schotterbett. Bezeichnet man die Dicke dieser Schichten mit dBelag und
die Gradientenlage mit hGra, so erhält man als Bauhöhe:
h Bau = h Gra – h UK (4.2)
Häufig ist die mögliche Lage der Brückenunterkante hUK durch einzuhaltende Licht-
raumprofile unter der Brücke nach unten hin begrenzt, so dass für Deckbrücken oft
nur relativ geringe Konstruktionshöhen zur Verfügung stehen:
h kon = h Bau – d Belag = h OK – h UK (4.3)
Dieses Maß ist auch für Trogbrücken von großer Bedeutung, die gemäß Bild 4.13
zwar größere Konstruktionshöhen aufweisen, im Bereich der Fahrbahnen aber eben-
falls ausreichende Höhen erfordern. Während bei Deckbrücken die Konstruktions-
und Bauhöhen fast gleich sind, ergeben sich bei Trogbrücken in der Regel große
Unterschiede.
Sofern nur geringe Bauhöhen zur Verfügung stehen, werden für mittlere Stützweiten
Fachwerkträgerbrücken oder Stabbogenbrücken mit oben liegenden Fachwerken ge-
wählt, s. auch Abschnitte 4.10 und 4.11. Bei großen bzw. sehr großen Stützweiten
kommen die in den Abschnitten 4.12 und 4.13 behandelten Schrägseil- und Hänge-
brücken zur Ausführung. Bild 4.14 zeigt eine Geh- und Radwegbrücke mit extrem
kleiner Bauhöhe, die durch die Abspannung mit Seilen realisiert werden kann.
Der in Bild 4.16 dargestellte Querschnitt enthält gegenüber Bild 4.15 zusätzliche
Querträger (QT) und die Fahrbahnträger (FBT) verlaufen in Längsrichtung. Bei
diesem Querschnittstyp werden örtliche Lasten auf der Fahrbahn wie folgt abgetra-
gen:
1. Lastabtrag in Längsrichtung durch die Fahrbahnträger (FBT)
2. Lastabtrag in Querrichtung durch die Querträger (QT)
3. Lastabtrag in Längsrichtung durch die Hauptträger (HT)
Der Querschnitt in Bild 4.17 enthält gegenüber der Lösung in Bild 4.16 zusätzliche
4 Längsträger (LT). Bei der skizzierten Querschnittsausbildung werden die Lasten
folgendermaßen abgetragen:
1. Lastabtrag in Querrichtung durch die Fahrbahnträger (FBT)
2. Lastabtrag in Längsrichtung durch die Längsträger (LT)
3. Lastabtrag in Querrichtung durch die Querträger (QT)
4. Lastabtrag in Längsrichtung durch die Hauptträger (HT)
Bild 4.17 Querschnitt mit zwei Hauptträgern (HT), Querträgern (QT), Längsträgern
(LT) und Fahrbahnträgern (FBT)
In den Bildern 4.15 bis 4.17 wurden die Bauteile übereinander angeordnet. Betrach-
tet man als Beispiel den Querschnitt der Autobahnbrücke Siebenlehn über die Frei-
berger Mulde in Bild 4.18 [173] aus dem Jahre 1936 (!) und vergleicht ihn mit den
Lösungen in den Bildern 4.15 bis 4.17, so stellt man Folgendes fest:
Der Querschnitt entspricht prinzipiell der Lösung in Bild 4.17. Die beiden Haupt-
träger, der Querträger und die Längsträger sind unmittelbar erkennbar. Da die Stahl-
betonfahrbahnplatte die Lasten in Querrichtung zu den Längsträgern abträgt, wirkt sie
wie die Fahrbahnträger (FBT) in Bild 4.17. Im Vergleich zu Bild 4.17 sind jedoch in
Bild 4.18 die Querträger nicht über den Hauptträgern angeordnet, sondern deutlich
tiefer. Aufgrund dieser ineinander verschachtelten (integrierten) Anordnung kann die
erforderliche Konstruktionshöhe verringert werden.
4.4 Haupt- und Sekundärtragwerke 339
Zur anschaulichen Erläuterung der Lastabtragung werden in Bild 4.21 zwei Grenzfälle
betrachtet und vertikale Einzellasten über dem linken Hauptträgersteg angesetzt. Beim 4
Hohlkastenquerschnitt in Bild 4.21a wird angenommen, dass die Querschnittsform
erhalten bleibt und dass sich der Querschnitt als starrer Körper nach unten verschiebt
und um seine Längsachse verdreht. Der Brückenüberbau kann durch einen Haupt-
träger (HT), d. h. durch einen Stab, idealisiert werden, der durch Biegung und Tor-
sion beansprucht wird. Die vertikale Einzellast muss bei dieser Vorgehensweise in
den Schubmittelpunkt verschoben und ein Lasttorsionsmoment MT = Fz yF ergänzt
werden.
Beim offenen Querschnitt mit zwei Hauptträgern in Bild 4.21b wird angenommen,
dass der Querschnitt in Querrichtung so weich ist, dass sich nur der linke Hauptträger
nach unten verschiebt und der rechte Hauptträger seine Lage nicht verändert. Für die
Ermittlung von Verformungen, Schnittgrößen und Spannungen würde man diesen
Querschnitt in zwei Hauptträger aufteilen und die beiden Stäbe separat als Biege-
träger mit vertikalen Lasten untersuchen.
4.4.3 Berechnungsmodelle
Die Erläuterungen im Zusammenhang mit Bild 4.21 zeigen, dass die erforderlichen
Berechnungsmodelle in starkem Maße von der Querschnittsausbildung abhängen. Im
Folgenden werden Berechnungsmodelle für Vollwandträgerbrücken mit unterschied-
lichen Querschnitten erläutert, die sinngemäß auf andere Haupttragwerke übertragen
werden können. Bei den Berechnungsbeispielen in den Abschnitten 4.14.2 bis 4.14.5
werden die folgenden Berechnungsmodelle verwendet:
x Geh- und Radwegbrücke (Vollwandträger): ein Hauptträger gemäß Bild 4.22a,
Berechnung gemäß Bild 4.23.
x Straßenbrücke aus Baustahl (Vollwandträger): zwei separate Hauptträger gemäß
Bild 4.24a
342 4 Brückenbau
Bild 4.24 Belastung der Hauptträger bei offenen Querschnitten mit zwei
Hauptträgern
Brücken mit zwei Hauptträgern
Bei offenen Querschnitten mit zwei Hauptträgern wie in Bild 4.24a wird der Quer-
schnitt in Querrichtung in der Regel als biegeweich angesehen und angenommen, dass
sich die Hauptträgerstege und -untergurte bei Belastung der Fahrbahn frei verdrehen
und daher auf die Fahrbahn keine einspannende Wirkung ausüben. Bei den Berech-
nungen untersucht man zunächst die Abtragung der Lasten in Querrichtung und
nimmt dazu Biegeträger an, die an den Hauptträgerstegen federnd gelagert sind. Die
Wegfedern ersetzen die biegeweiche Unterstützung der Hauptträger und sind in
Längsrichtung entsprechend ihrer Biegesteifigkeit veränderlich. Da nur zwei Haupt-
träger, also zwei Federn, vorhanden sind, ist das Quersystem statisch bestimmt und
die Federn können durch vertikal unverschiebliche Lager ersetzt werden, s. auch Ab-
schnitt 4.9.2 und Bild 4.108. Nach Ermittlung der Auflagerkräfte im Quersystem
344 4 Brückenbau
werden diese als Belastung der Hauptträger angesetzt und die Hauptträger A und B
4 getrennt unter Berücksichtigung der mittragenden Breiten als Biegeträger untersucht.
Diese Vorgehensweise führt dazu, dass die auf den Gesamtquerschnitt wirkenden
Torsionsbelastungen durch Kräftepaare aus vertikalen Kräften ersetzt werden, die die
Hauptträger auf Biegung beanspruchen. Abschnitt 4.14.3 enthält dazu ein Berech-
nungsbeispiel, s. auch Bild 4.206.
Bild 4.24b zeigt eine Variante, bei der torsionsteife Hauptträger eingesetzt werden,
beispielsweise schmale Hohlkästen wie in Bild 4.32. Sie behindern die Verdrehung in
Querrichtung angeordneter Tragglieder (Querträger oder Betonfahrbahnplatten), was
bei dem Quersystem in Bild 4.24b durch Drehfedern erfasst werden kann. Daraus
resultieren Auflagermomente im Quersystem, die die torsionsteifen Hauptträger zu-
sätzlich zu den vertikalen Auflagerkräften belasten.
Brücken mit mehr als zwei Hauptträgern
Als Beispiel für eine Brücke mit mehr als zwei Hauptträgern ist in Bild 4.25 der
offene Querschnitt einer Deckbrücke mit drei Hauptträgern dargestellt. Das Quer-
system ist statisch unbestimmt und die Auflagerkräfte, die die Hauptträger belasten,
müssen unter Berücksichtigung der in Brückenlängsrichtung veränderlichen Federn
ermittelt werden. Querschnitte mit mehr als zwei Hauptträgern sollten möglichst ver-
mieden werden. Die statische Unbestimmtheit in Querrichtung und die unterschied-
lichen Laststellungen für die maximalen Beanspruchungen der einzelnen Hauptträger
wirken sich in der Regel ungünstig auf den Materialverbrauch aus. Darüber hinaus
sind die Herstellungskosten meistens höher, weil die Anzahl der Bauteile größer ist.
Als Beispiel ist in Bild 4.28 die zweigleisige Eisenbahnbrücke über die Weser bei
Vennebeck dargestellt. Der offene Querschnitt mit zwei Hauptträgern kann unmittel-
bar den Bildern 4.15 und 4.24a zugeordnet werden. Durch das Schotterbett werden
die vertikalen Verkehrslasten zunächst auf die Betonfahrbahnplatte übertragen. Der
Lastabtrag erfolgt danach durch die Betonfahrbahnplatte in Querrichtung zu den
Hauptträgerstegen hin und anschließend in Längsrichtung zu den Auflagern. Neben
dem Lastabtrag in Querrichtung wirkt die Fahrbahnplatte als Obergurt der Haupt-
träger mit.
348 4 Brückenbau
Das Haupttragwerk der Weserbrücke Vennebeck (Baujahr 1980) besteht aus 710 t
4 Baustahl, 55 t Betonstahl, 48 t Spannstahl (längs) und 17 t Spannstahl (quer). Neben
dem Vorspannen durch Längs- und Querspannglieder ist die Brücke auch durch
erhebliche Montagemaßnahmen (Anheben und Absenken) vorgespannt worden, was
damals bei Verbundbrücken allgemein üblich war. Nach dem derzeitigen Stand der
Technik wird auf das Vorspannen mit Spanngliedern so weit wie möglich verzichtet
und die Zugspannungen in Betonfahrbahnplatten werden durch schlaffe Bewehrung
abgedeckt, s. Abschnitt 4.5.6.
Die in Bild 4.29 dargestellte Straßenbrücke, die Spreebrücke Cottbus [3], ist aufgrund
der Querschnittsausbildung unmittelbar mit der Weserbrücke Vennebeck vergleich-
bar, da beide Deckbrücken mit Betonfahrbahnplatten sind und die offenen Quer-
schnitte zwei torsionsweiche Hauptträger haben. In Bild 4.29 ist der Querschnitt der
Spreebrücke Cottbus für eine Fahrtrichtung der Autobahn dargestellt. Die Stützweiten
des Durchlaufträgers betragen 45, 55, 55 und 45 m.
Bei der Überführung L55 Schwarzheide [3] in den Bildern 4.30 und 4.31 handelt es
sich um eine über zwei Felder durchlaufende Brücke mit Stützweiten von je 31,14 m.
Der 13,25 m breite Querschnitt hat sechs eng nebeneinander liegende Hauptträger und
die Betonfahrbahnplatte wird mithilfe von Betonfertigteilplatten betoniert. Die Be-
rechnung kann wie in den Bildern 4.25 und 4.26 beschrieben unter Verwendung von
Trägerrostmodellen erfolgen.
4.4 Haupt- und Sekundärtragwerke 349
Bild 4.37 Autobahnbrücke bei Wuppertal – Druckstreben (links) und Detail der
Stahlkonstruktion des Stahlkastens (rechts)
Da im Stützbereich von Durchlaufträgern große negative Momente auftreten, werden
die Bodenbleche von Hohlkastenquerschnitten, s. Bilder 4.33, 4.34 und 4.35, durch
große Druckspannungen beansprucht. Das Beulen der ausgesteiften Bodenbleche und
das knickstabähnliche Verhalten der Längssteifen ist daher für die Bemessung maß-
gebend. Abschnitt 4.7.8 enthält dazu ein Berechnungsbeispiel.
Bild 4.38 Eingleisige Trogbrücke mit querorientierter Fahrbahn nach TRO 10 [10]
Der in Bild 4.39 dargestellte Querschnitt einer eingleisigen Eisenbahnbrücke hat fünf
Hauptträger, die etwa im Abstand von 850 mm angeordnet sind. Bei dieser Lösung
werden die Verkehrslasten vom Fahrbahnblech durch Blechbiegung in Querrichtung
auf die Hauptträger übertragen. Diese leiten die Lasten in Längsrichtung zu den
Lagern ab. Die Querträger haben hier überwiegend eine aussteifende Wirkung für den
Querschnitt und dienen zum Anschluss der Gehwegkonstruktionen. Hinweise zur Be-
rechnung können den Bildern 4.25 und 4.26 entnommen werden.
Bild 4.39 Eingleisige Deckbrücke mit fünf Hauptträgern nach TRR 10 [10]
In einem Ausschnitt aus der Richtzeichnung FB 20 [10] zeigt Bild 4.40 längs- und
querorientierte Fahrbahnen für eingleisige Eisenbahnbrücken. Bei schmalen Brücken,
wie hier bei eingleisigen Fachwerkbrücken, können querorientierte Fahrbahnen
wirtschaftlicher als längsorientierte sein. Gemäß Richtzeichnung sollen die eng lie-
genden Querträger Abstände bis etwa 700 mm haben und die Bauhöhe soll etwa 1,0
bis 1,2 m betragen.
Querorientierte Fahrbahnen sind bei schmalen Brücken mit extrem kleinen Kon-
struktionshöhen sinnvoll. Typische Anwendungsbereiche sind eingleisige Eisenbahn-
brücken sowie Geh- und Radwegbrücken bis etwa 5 m Breite. Für Straßenbrücken
sollten sie aufgrund des Waschbretteffekts nicht eingesetzt werden.
354 4 Brückenbau
Fachberichten 101 und 103 geführt. Dort werden die druckbeanspruchten Obergurte
4 durch elastisch gebettete Druckstäbe idealisiert und das seitliche Ausweichen, d. h.
das Biegeknicken der Obergurte, untersucht.
Straßenbrücken sind mit längsorientierten Stahlfahrbahnen, d. h. mit orthotropen Plat-
ten, bis etwa 1990 häufig ausgeführt worden. Die Bilder 4.43 und 4.44 zeigen zwei
typische Beispiele für breite Straßenbrücken.
Bild 4.43 Querschnitt und konstruktive Details der Levensauer Hochbrücke über
den Nord-Ostsee-Kanal [56]
Als Beispiel für eine Straßenbrücke mit einem einzelligen Hohlkastenquerschnitt ist
in Bild 4.43 die Levensauer Hochbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal [56] dargestellt.
Das Haupttragwerk ist ein Dreifeldträger mit konstanter Bauhöhe und hat Stützweiten
von 91,25 m, 182,50 m und 91,25 m. Der 28 m breite Querschnitt besteht aus der
längs und quer ausgesteiften Fahrbahn und einem sehr großen Hohlkasten, der fast
5 m hoch und etwa 12 m breit ist. Das Konstruktionsgewicht beträgt rund 4500 t. Die
Abmessungen und Gewichte der einzelnen Montageschüsse sind in Bild 4.51 (s.
Abschnitt 4.5.2) zusammengestellt.
Der offene Querschnitt der Haseltalbrücke in Bild 4.44 mit zwei Hauptträgern ist fast
30 m breit, so dass die Stützweite der Querträger sehr groß ist. Die im Grundriss
gekrümmte Brücke ist ein Durchlaufträger über sieben Felder mit Stützweiten von
76,2 m in den Randfeldern und 101,6 m in den übrigen Feldern. Aufgrund der
konstruktiven Ausbildung des Querschnitts ergeben sich große Profilverformungen,
so dass die insgesamt sehr weiche Konstruktion im Hinblick auf die Dauerhaftigkeit
4.4 Haupt- und Sekundärtragwerke 357
ungünstig ist. Beim Bau der Autobahnbrücke (etwa 1960) war aber die heutige Ver-
kehrsintensität mit häufig auftretenden, schweren Verkehrslasten noch nicht absehbar. 4
Zwischenzeitlich ist die Brücke durch eine Neukonstruktion ersetzt worden, die
prinzipiell der Thyratalbrücke in Bild 4.34 entspricht.
Bild 4.45 Ausgesteiftes Deckblech mit Trapezrippen nach dem derzeitigen Stand
der Technik
358 4 Brückenbau
Tabelle 4.3 Varianten bei der Ausführung orthotroper Platten nach [172]
4 Ausbildung der
Rippen- Querträger-
Bauwerk abstand abstand
Längsrippen
in mm in mm
zementplatten zwischen den Walzträgern werden als Schalungshilfe für das Beto-
nieren der Stahlbetonkonstruktion verwendet. 4
Die in Bild 4.47 dargestellten Querschnitte einer Eisenbahn- und einer Straßenbrücke
bestehen aus vorgespannten Doppelverbundträgern. Gemäß [139] werden derartige
Konstruktionen bei Straßenbrücken ab etwa 35 m Länge eingesetzt. Bei Eisenbahn-
brücken liegt der Einsatzbereich zwischen 20 und 50 m. Im Werk werden zunächst
vorgekrümmte Stahlträger hergestellt und so belastet, dass in den Untergurten Zug-
spannungen auftreten. Danach wird der Untergurtbeton betoniert und nach dem Erhär-
ten die Belastung entfernt, so dass in den Untergurten eine Druckvorspannung ent-
steht. Auf der Baustelle werden die Träger zu Doppelverbundträgern vervollständigt.
b) T-Querschnitt Querträger
vertikale Stegblechsteifen
Steifen für stark gedrückte Bodenbleche
Lasteinleitungssteifen
d) Winkel Beulsteifen, z. B. L 70 x 7
4.5 Bauliche Durchbildung der Bauteile 361
Die Bleche werden in der Regel längs und quer ausgesteift, bei querorientierten Kon-
struktionen nur in Querrichtung. Tabelle 4.4 enthält eine Zusammenstellung mit ver- 4
schiedenen Steifentypen und den gebräuchlichen Anwendungsgebieten. Bei der Aus-
wahl des Steifentyps sind folgende Einflüsse von Bedeutung:
x Tragfähigkeit
x Fertigungsaufwand
x Korrosionsschutz
x Beschaffbarkeit
x Materialkosten für die Steife
Bild 4.48 erlaubt den Vergleich verschiedenartig ausgesteifter Bleche. Die Flach-
stahl- und die T-Steifen müssen jeweils beidseitig angeschweißt werden. Eine
einseitige Schweißnaht würde zwar in vielen Fällen statisch ausreichen, auf der
anderen Seite würde aber ein unverschlossener Spalt zwischen Blech und Steife
entstehen, der aus Gründen des Korrosionsschutzes nicht akzeptiert werden kann.
Außerdem wirken sich einseitige Schweißnähte ungünstig auf die Betriebsfestigkeit
aus.
Die Trapezsteifen können nur jeweils außen angeschweißt werden, so dass gegenüber
den anderen Lösungen die Schweißnahtlängen nur halb so groß sind. Darüber hinaus
sind bei den Trapezsteifen die Aufwendungen für den Korrosionsschutz geringer
(kleinere Flächen, weniger Kantenschutz). Aufgrund dieser Vorteile haben sich die
Trapezsteifen durchgesetzt und werden bevorzugt verwendet.
Die Bauteile von Brücken werden in der Werkstatt gefertigt, zur Baustelle trans-
portiert und dort montiert. Häufig werden sie zunächst auf Vormontageplätzen im
Bereich der Baustelle zu größeren Montageschüssen zusammengefügt. Bild 4.50 zeigt
anschaulich die Transporteinheiten der Jagsttalbrücke Widdern. Ergänzend dazu
können Bild 4.51 die Abmessungen und Gewichte der Fertigungs- und Montage-
schüsse für die Hochbrücke Levensau entnommen werden, s. auch Bild 4.43. Die
Längen der Montageschüsse liegen zwischen 12,42 und 26,40 m, überwiegend jedoch
bei etwa 15 bis 17 m. Die Fertigungsbreiten reichen von etwa 2,0 bis 3,7 m.
4.5 Bauliche Durchbildung der Bauteile 363
Die Bilder 4.52 und 4.53 zeigen das übliche Herstellungsprinzip von längs und quer
4 ausgesteiften Platten:
Längssteifen (auch Längsrippen genannt) werden ohne Unterbrechungen
durch Ausnehmungen in Quersteifen bzw. Querträgern hindurchgeführt.
Die Querträgerabstände von Straßenbrücken liegen bei vielen ausgeführten Brücken
zwischen 3,5 und 4 m. Bild 4.52 zeigt den Abschnitt einer längs ausgesteiften Fahr-
bahnplatte im Bereich von zwei Querträgern. Sie ist um 180 ° gedreht dargestellt, weil
sie in dieser Lage hergestellt wird. Dabei wird das Fahrbahnblech zunächst nach oben
gekrümmt überhöht auf Zulagen gelegt und die Überhöhung so gewählt, dass der zu
erwartende Schweißverzug ausgeglichen wird. Danach werden die Trapezsteifen an
das Blech geheftet und mit Schweißautomaten angeschweißt. Anschließend werden
die Querträgerstücke gemäß Bild 4.53 über die Trapezsteifen gestülpt und mit diesen
und dem Blech durch Kehlnähte verbunden. Vorab werden an anderer Stelle die Aus-
nehmungen in den Querträgerstegen mit NC-Maschinen ausgebrannt und die Quer-
trägeruntergurte an die Stege geschweißt. Die oben erwähnte Überhöhung ist in
Bild 4.52 nicht dargestellt. Mit trapezförmigen Längsrippen ausgesteifte Bleche
zeigen die Fotos in den Bildern 4.36 und 4.148.
Deckblechstöße gemäß Bild 4.55a sollten quer zur Fahrtrichtung als doppelte V-
Naht oder V-Naht mit Wurzellage, Gegenlage oder mit keramischer Unterlage ausge- 4
führt werden. „Plättchenstöße“ werden wegen der Kreuzung mit den Längsrippen
nicht empfohlen. In Fahrtrichtung sollten die Deckblechstöße wie quer zur Fahrt-
richtung angegeben hergestellt werden. Mit Zustimmung des Auftraggebers dürfen V-
Nähte mit stählernen Unterlagen („Plättchen“) vorgesehen werden. Für die Ver-
bindungen zwischen Deckblech und den Stegen von Hauptträgern, Längsträgern und
Querträgern reichen Kehlnähte aus. Dies gilt auch für die Verbindungen zwischen
Längsrippen und Querträgern.
Für die Fahrbahnlängsrippen sind in der Regel Trapezprofile oder ähnliche Profile zu
wählen, so dass gemeinsam mit dem Fahrbahnblech Hohlprofile entstehen. Die
Schweißverbindung zwischen Trapezsteifen und Deckblech sollte eine Naht PLWDW
sein. Unabhängig vom Ergebnis der statischen Berechnung sollte die Nahtdicke min-
destens der Wanddicke t der Profile entsprechen. Der Baustellenstoß der Längsrippen
ist als Fensterstoß auszubilden, s. Detail 5 in Bild 4.54 sowie Bilder 4.58 und 4.59.
Seine Lage ist möglichst im Abstand von etwa 0,2 l vom Querträger vorzusehen (mit l
als Querträgerabstand).
Bei den Kreuzungspunkten zwischen Längsrippen und Querträgern ist die Bauart mit
Ausnehmungen in den Querträgerstegen und durchgeführten Rippen die Regelbau-
weise. Abschnittsweise zwischen die Querträger eingepasste Rippen ohne Durch-
führung dürfen nur in Ausnahmefällen ausgeführt werden, wenn die folgenden Be-
dingungen eingehalten werden:
1. Die Brücken sind nur für leichten Verkehr ausgelegt.
2. Der Querträgerabstand ist nicht größer als 2,75 m.
3. Die Stähle entsprechen der Z-Güte nach DASt-Ri 014.
4. Es wird eine Zusammenbau- und Schweißfolge Feld für Feld vorgesehen, mit der
der Schweißschrumpf minimiert wird.
Der Anschluss der Rippen an die Stege sollte mit Stumpfnähten erfolgen, für die die
Schweißnahtvorbereitung vorgegeben ist. Sinngemäß gelten die genannten Anfor-
derungen auch für die Anschlüsse der Rippen an Endquerträger.
Flachstahlsteifen können gemäß Bild 4.55c mit oder ohne Ausnehmungen am Deck-
blech durch die Querträgerstege geführt werden. An der Unterkante der Flachblech-
rippen sind Ausnehmungen vorzusehen. Bei Trapezsteifen sind Ausnehmungen im
Bereich der Nahtkreuzung zwischen der Anschlussnaht von Querträgersteg an Längs-
rippe und der Halsnaht zwischen Längsrippe und Deckblech zu vermeiden. Im Be-
reich der Rippenuntergurte können Freischnitte vorgesehen werden. Sie sind gemäß
Bild 4.55d zu gestalten.
Bei der Bemessung der Stegdicke des Querträgersteges ist die Schubweichheit der
Reststege („Zahnnachweis“) zwischen den Ausschnitten aufgrund einer Berechnung
als Vierendeel-Träger bzw. bei der Bemessung als Biegeträger ohne Berücksichtigung
der Ausschnitte mit einer 15 %igen Abminderung der Schubkraft zwischen Reststeg
und Deckblech zu berücksichtigen, s. auch Bild 4.62. Für das Berechnungsbeispiel in
Abschnitt 4.14.3 wird in [55] der Zahnnachweis geführt.
368 4 Brückenbau
Bei der Aussteifung von Blechen mit trapezförmigen Profilen entstehen gemäß
Bild 4.56 Hohlsteifen, so dass für die geschweißten Werkstatt- und Montagestöße 4
geeignete konstruktive Lösungen benötigt werden. Bild 4.58 zeigt einen Baustellen-
stoß nach dem derzeitigen Stand der Technik, bei dem die Trapezsteifen ca. 100 bis
150 mm vor dem Montageschuss enden und Stahlplättchen als Schweißbadsicherung
verwendet werden. Im Stoßbereich entsteht ein ca. 200 bis 300 mm langes „Fenster“,
das durch ein trapezförmiges Einsatzteil geschlossen wird. Die Werkstattnähte enden
bereits ca. 300 bis 350 mm vor dem Deckblechstoß, damit Fertigungsungenauigkeiten
im Bereich der Baustellennähte ausgeglichen werden können.
Das Foto in Bild 4.59 zeigt den Baustellenstoß einer Längsrippe und des Bodenblechs
einer Brücke mit Hohlkastenquerschnitt. Die Aufnahme entstand bei der Ausführung
von Strahl- und Anstricharbeiten im Bereich der Montagestöße.
Flachstahlsteifen Trapezhohlsteifen
4
Dicke t Dbl des Fahrbahnblechs t Dbl t 14 mm t Dbl t 14 mm
und Breitflachstähle über 100 mm Dicke nur mit Genehmigung verwendet werden.
4 Bleche, die ausschließlich auf Druck in Dickenrichtung beansprucht werden, dürfen
ohne Genehmigung auch mit Dicken größer als 100 mm verwendet werden. Bei
solchen Bauteilen darf auch auf den Aufschweißbiegeversuch verzichtet werden.
Tabelle 4.7 Mindestabmessungen nach ZTV-ING [1]
U-Stähle 120 mm Höhe
I-Stähle 140 mm Höhe
Zwischenlängsträger, einwandige Rippen 8 mm Dicke
Stege und Gurte von Vollwandhauptträgern d 1,5 m Konstruktionshöhe 10 mm Dicke
Stege und Gurte von Vollwandhauptträgern > 1,5 m Konstruktionshöhe 12 mm Dicke
Stege, Gurte und Bodenbleche von Hohlkastenträgern 10 mm Dicke
Bleche von Fachwerkstäben mit Hohlquerschnitten 8 mm Dicke
Seiten- und Deckbleche sonstiger Bauteile mit Hohlquerschnitten 5 mm Dicke
Abdeckbleche 5 mm Dicke
Schrammborde und Schotterbegrenzungen 14 mm Dicke
Wanddicke von Rohren 6 mm Dicke
Neben den Blechdicken sind auch die lieferbaren Blechabmessungen in Breite und
Länge für die Herstellung der Bauteile von großer Bedeutung. Bezüglich der Stahl-
erzeugnisse werden Flachstähle, Breitflachstähle, Grobbleche und Bandstähle unter-
schieden, die der Stahlbauer in der Regel zusammenfassend Bleche nennt. Flachstähle
haben Lieferbreiten zwischen 10 und 150 mm, Dicken zwischen 5 und 60 mm sowie
Längen zwischen 6 und 12 m. Für Breitflachstähle betragen die entsprechenden
Abmessungen: 100 bis 1250 mm, 4 bis 80 mm und 4 bis 12 m.
Breitflachstähle sind ähnlich wie Bänder in einer Richtung gewalzte, längs entwickel-
te Formen. Bleche werden im Gegensatz dazu in zwei Richtungen (längs und quer)
gewalzt. Breitflachstähle werden in Deutschland kaum noch durch Walzen hergestellt
und fast ausschließlich aus Blechen durch Brennschneiden gefertigt. Die lieferbaren
Abmessungen von Blechen hängen sehr stark von den Herstellern ab. In Tabelle 4.10
wird als Auszug aus dem Lieferprogramm eines deutschen Herstellers die maximale
Blechlänge in Abhängigkeit von den Blechdicken und Blechbreiten angegeben. Sie
beträgt maximal 24 m und ist bei kleinen Blechdicken und -breiten aufgrund des
4.5 Bauliche Durchbildung der Bauteile 375
Handlings auf 12 m begrenzt. Bei großen Blechdicken und -breiten muss die Blech-
länge infolge Gewichtsbegrenzung des Vormaterials beschränkt werden. Übliche 4
Blechabmessungen können den Bildern 4.50 und 4.51 entnommen werden.
Tabelle 4.9 Dickenbegrenzung von Stahlteilen nach DIN EN 1993-2 (NA)
t in mm für Straßenbrücken t in mm für Eisenbahnbrücken
2) 1) 1)2)
Stahlgüte Druckbereich Zugbereich Druckbereich Zugbereich
S235 JR 75 45 (30) - -
S235 J0 100 65 (30) 100 55 (30)
S235 J0+N 100 65 (65) 100 55 (55)
S235 J2 135 90 (30) 135 80 (30)
S235 J2+N 135 90 (90) 135 80 (80)
1) Dicken größer als 100 mm sind bei Eisenbahnbrücken nur mit Zustimmung im Einzelfall
erlaubt.
2) Bei Dicken t 30 mm ist ein Aufschweißbiegeversuch erforderlich. Bei Anwendung der
Klammerwerte kann er entfallen.
4.5.6 Betonfahrbahnplatten
4
Grundgedanke bei der Konstruktion von Verbundbrücken ist es, Betonplatten in
druckbeanspruchten Bereichen anzuordnen, da der Beton sehr gut geeignet ist,
Druckbeanspruchungen aufzunehmen. Dieses Prinzip wird bei einfeldrigen Deckbrü-
cken mit oben liegender Betonfahrbahnplatte erfüllt. Bei Durchlaufträgern liegt die
Betonfahrbahnplatte jedoch wegen der negativen Stützmomente bereichsweise im
Zugbereich. Zugbeanspruchungen treten auch in den Betonfahrbahnplatten von Stab-
bogenbrücken auf, da dort Zugnormalkräfte aus der Haupttragwirkung aufzunehmen
sind. Hinzu kommen Zugbeanspruchungen aus der örtlichen Biegung infolge Platten-
tragwirkung.
Zugbeanspruchungen können durch Spannglieder in Längs- und Querrichtung sowie
bei Durchlaufträgern durch Montagemaßnahmen (Anheben/Absenken) reduziert wer-
den. Bis etwa 1990 wurden die Betonplatten von Verbundbrücken in der Regel durch
Spannglieder vorgespannt, was beispielsweise für die in Bild 4.28 dargestellte Eisen-
bahnbrücke über die Weser bei Vennebeck zutrifft. Straßenbrücken wurden damals
für die so genannte „beschränkte Vorspannung“ und Eisenbahnbrücken für die „volle
Vorspannung“ ausgelegt. Da mit Spanngliedvorspannungen erhebliche Zwängungs-
beanspruchungen in die Tragwerke eingebracht werden und die Unterbringung der
Verankerungskörper von Längsspanngliedern bei den relativ geringen Plattendicken
oftmals schwierig ist, verzichtet man heutzutage weitgehend auf die Anordnung von
Längsspanngliedern und nimmt die Zugspannungen durch schlaffe Bewehrung auf.
Nach dem derzeitigen Stand der Technik werden Straßenbrücken im Allgemeinen so
konstruiert, dass auf eine Vorspannung mit Spanngliedern verzichtet werden kann. In
Sonderfällen (stark gevoutete Hauptträger, Fachwerkverbundträger) kann die Anord-
nung einer Längsvorspannung sinnvoll sein. Werden Fahrbahnplatten in Querrichtung
vorgespannt, sind Spannglieder ohne Verbund zu verwenden, die austauschbar sind.
Bei Eisenbahnbrücken dürfen Spannglieder mit und ohne Verbund verwendet sowie
schlaff bewehrte Fahrbahnplatten ausgeführt werden.
Beton C35/45
4
Betonstabstahl BSt 500 S
Bewehrung Durchmesser: 10 mm d d s d 20 mm
Stababstand s t 10 cm, in äußeren Lagen s d 15 cm
Spannglieder möglichst keine
etwa 30 bis 40 cm, mindestens 20 cm
Anschnitt von Kragplatten: bis etwa 55 cm
Plattendicke
Außenrand von Kragplatten bei
Quervorspannung: mindestens 23 cm
In Bild 4.66 sind einige Maße gekennzeichnet, die folgende Bedeutung haben:
: Beträgt die Gesamtlichtweite zwischen den Widerlagern einer Brücke im Zuge
einer Autobahn mit dem Regelquerschnitt RQ 29,5 100 m und mehr, wird die
Mittelkappe mit einer Breite von 3,00 m ausgeführt. Die inneren Randstreifen
haben dann eine Breite von 1,00 m, die Breite der äußeren Randstreifen beträgt
0,50 m. Auf diese Weise kann trotz einer um 0,50 m geringeren Gesamtbreite
des Bauwerkes beim RQ 29,5 eine Breite der Richtungsfahrbahnen von
11,50 m gewährleistet werden. Die notwendigen Verziehungen sind nach RAS-
L vorzunehmen.
: s. RAS-Q
: Dieses Maß kennzeichnet die Gesamtbreite bei einseitiger Anordnung eines ge-
meinsamen Geh- und Radweges.
4.6 Einwirkungen und Bemessung 379
4.6.1 Vorbemerkungen
4.6.2 Einwirkungen
Tabelle 4.12 enthält eine Zusammenstellung typischer Einwirkungen, die bei Stahl-
und Verbundbrücken zu berücksichtigen sind. In der Grundlagennorm zur Tragwerks-
berechnung DIN EN 1990 sind die Einwirkungskombinationen geregelt. Anhang A2
zur DIN EN 1990 liefert Regelungen und Verfahren zur Erstellung der Einwirkungs-
kombinationen für die Grenzzustände der Gebrauchstauglichkeit und der Tragfähig-
keit (außer Ermüdungsnachweise) zusammen mit den empfohlenen Bemessungswer-
ten für ständige, veränderliche und außergewöhnliche Einwirkungen sowiH GHQ ȥ-
Faktoren für Straßenbrücken, Fußgängerbrücken und Eisenbahnbrücken. Der Anhang
A2 gilt auch für die Einwirkungen während der Bauausführung. Zum Nachweis von
bauweisenunabhängigen Grenzzuständen der Gebrauchstauglichkeit werden ebenfalls
Verfahren und Regelungen angegeben. Für den Grenzzustand der Tragfähigkeit sind
üblicherweise die folgenden Einwirkungskombinationen zu bilden:
a) Ständige und vorübergehende Situationen: Bemessungswerte der vorherrschenden
Einwirkungen und die Kombinationswerte von weiteren Einwirkungen.
b) Außergewöhnliche Situationen: Bemessungswerte von ständigen Einwirkungen
zusammen mit dem häufigen Wert der vorherrschenden veränderlichen Einwir-
kung, die quasi-ständigen Werte von weiteren veränderlichen Einwirkungen und
der Bemessungswert einer außergewöhnlichen Einwirkung.
c) Situation infolge Erdbeben: Charakteristische Werte der ständigen Einwirkungen
zusammen mit den quasi-ständigen Werten von weiteren veränderlichen Einwir-
kungen und der Bemessungswert der Einwirkung infolge Erdbeben.
Für die Einwirkungssituation „Ständige und vorübergehende Situationen“ sollte der
Bemessungswert wie folgt ermittelt werden:
Stahlbrücken Verbundbrücken
Beanspruchungen
Straße Eisenbahn Straße Eisenbahn
Eigengewicht x x x x
Verkehrslasten: Vertikallasten x x x x
Bremsen und Anfahren x x x x
Zentrifugallasten x x x x
Seitenstoß (Schlingerkraft) x x
Aerodynamische Einwirkungen x x
Windlasten x x x x
Wärmewirkungen x x x x
Anheben von Lagern x x x x
Belastungsgeschichte x x
Kriechen und Schwinden x x
Beim Lastmodell 1 ist die Fahrbahn gemäß Tabelle 4.14 in rechnerische Fahrstreifen
zu unterteilen. Die Nummerierung und Belastung der Fahrstreifen sind wie folgt vor-
zunehmen:
x Die Fahrstreifen werden aufsteigend bei Nr. 1 beginnend nummeriert. Der am
ungünstigsten wirkende Streifen trägt die Nr. 1, der als zweitungünstigst wirkende
Streifen die Nr. 2 usw.
x Besteht die Fahrbahn aus zwei getrennten Richtungsfahrbahnen auf einem Über-
bau, ist nur eine Nummerierung vorzunehmen. Der Fahrstreifen 1 kann alternativ
auf jeder der beiden Richtungsfahrbahnen liegen.
x Das Haupt-Lastmodell besteht aus zwei Teilen:
a) Doppelachse (Tandem-System TS):
- In jedem rechnerischen Fahrstreifen sollte nur eine Doppelachse aufgestellt
werden.
- Es sollten nur vollständige Doppelachsen angeordnet werden.
- Für die globalen Nachweise sollte jede Doppelachse in der Mitte der rechne-
rischen Fahrstreifen angenommen werden.
382 4 Brückenbau
Einwirkung Bezeichnung \0 \1 \2
Doppelachse 0,75 0,75 0
Verkehrs- gr 1a
lasten Gleichflächenlast* 0,40 0,40 0
gr 1b Einzelachse 0 0,75 0
gr 2 Horizontale Lasten 0 0 0
gr 3 Gehwegbelastung 0 0,40 0
Windlasten F wk (ständige Bemessungssituation) 0,60 0,20 0
Temperatur Tk 0,80** 0,60 0,50
\ 0 Kombinationswerte einer veränderlichen Einwirkung
\ 1 Beiwert für häufige Werte der veränderlichen Einwirkungen
\ 2 Beiwert für quasi-ständige Werte der veränderlichen Einwirkungen
* Die Beiwerte für die gleichmäßig verteilte Belastung beziehen sich auf die Flächen-
last des LM 1 und die abgeminderte Last auf Geh- und Radwegen.
** Der empfohlene Zahlenwert für \ 0 darf in den meisten Fällen auf 0 abgemindert
werden. Siehe auch Eurocodes für die Bemessung und Anlage 2 zum ARS 22/2012
384 4 Brückenbau
Als Ersatz für die Einwirkungen aus Fußgänger- und Radverkehr sowie andere für
4 Geh- und Radwegbrücken typische Einwirkungen sind folgende Lastannahmen zu
treffen:
x Gleichmäßig verteilte Last q fk = 5,0 kN/m2
x Bei Geh- und Radwegbrücken:
q fk = 2,0 + 120/(/ N1P2 XQGN1Pð
Dabei ist L die Belastungslänge in m.
x Für lokale Nachweise ist zusätzlich eine Einzellast von 10 kN mit einer Auf-
standsfläche von 0,10 m u 0,10 m anzusetzen.
Weitere Einzelheiten zu den Lastannahmen bei Geh- und Radwegbrücken können
dem Berechnungsbeispiel im Abschnitt 4.14.2 entnommen werden.
Die Lastverteilung von Einzellasten wird gemäß Bild 4.69 unter einem Winkel von
45° durch den Belag und die Betonplatte bis zur Mittellinie bzw. bei orthotropen Plat-
ten bis zur Mittellinie des Fahrbahndeckblechs angenommen.
Bild 4.69 Lastverteilung von Einzellasten durch Belag und Betonplatte bzw.
orthotrope Fahrbahnplatte
Die Bilder 4.70 bis 4.74 beziehen sich auf Eisenbahnbrücken. Das Lastmodell 71 ge-
mäß Bild 4.70 stellt den statischen Anteil der Einwirkungen aus normalem Eisen-
bahnverkehr dar und wirkt als Vertikallast auf das Gleis. Die Auswirkungen dieser
Einwirkungen ist mit den Verkehrslasen in ungünstigster Stellung zu bestimmen.
Verkehrseinwirkungen mit einer entlastenden Wirkung sind zu vernachlässigen. Bild
4.71 zeigt beispielhaft die Anordnung der Lasten zur Ermittlung der Stützmomente bei
Fahrbahnlängsrippen. Die im Bild dargestellten Wegfedern erfassen die nachgiebige
Auflagerung auf den Querträgern, s. auch Bild 4.25.
Bild 4.70 Lastmodell 71 für Eisenbahnbrücken – charakt. Werte für ein Gleis
In Bild 4.72 sind die statischen Anteile der Vertikallasten für die Lastmodelle SW/0
und SW/2 dargestellt. Das Lastmodell SW/0 gilt für den Regelverkehr auf Durchlauf-
trägerbrücken und das Lastmodell SW/2 stellt den Anteil des Schwerverkehrs dar. Für
einige spezielle Nachweise wird ein gesondertes Lastmodell, der „unbeladene Zug“,
4.6 Einwirkungen und Bemessung 385
Bild 4.71 Anordnung der Lasten des Lastmodells 71 zur Ermittlung der minimalen
und maximalen Stützmomente bei Fahrbahnlängsrippen
Die seitliche Exzentrizität der Vertikallasten ist durch ein Verhältnis der beiden Rad-
4 lasten aller Achsen auf irgendeinem Gleis von 1,25:1,00 zu berücksichtigen. Die re-
sultierende Exzentrizität e ist in Bild 4.74 angegeben.
Verkehr JQ 1,45 0
DIN EN 10025-2
S235 235 360 215 360
S275 275 430 255 410
S355 355 490 335 470
S450 440 550 410 550
DIN EN 10025-3
S275 N/NL 275 390 255 370
S355 N/NL 355 490 335 470
S420 N/NL 420 520 390 520
S460 N/NL 460 540 430 540
DIN EN 10025-4
S275 M/ML 275 370 255 360
S355 M/ML 355 470 335 450
S420 M/ML 420 520 390 500
S460 M/ML 460 540 430 530
DIN EN 10025-5
S235 W 235 360 215 340
S355 W 355 490 335 490
DIN EN 10025-6
S460 Q/QL/QL1 460 570 440 550
DIN EN 10210-1
S355 H 355 510 335 490
S355 NH/NLH 355 490 335 470
DIN EN 10219-1
S355 H 355 510
S355 NH/NLH 355 470
S355 MH/MLH 355 470
Wie bereits in Abschnitt 4.4.2 inhaltlich begründet und in Bild 4.20 anschaulich dar-
gestellt, müssen breite Gurte („Flanschteile“) auf eine mittragende Gurtbreite redu-
ziert werden, wenn man die Spannungen mit den bekannten Formeln der Stabtheorie
berechnen will. Gemäß DIN EN 1993-1-5 ergibt sich für die Bemessung von Bautei-
len die in Bild 4.75 eingetragene mittragende Breite zu:
b eff = E b 0 (4.10)
Der Abminderungsfaktor E sollte nach Tabelle 4.20 mit folgenden Eingangswerten
IUțHUPLWWHOWZHUGHQ
388 4 Brückenbau
Asl
4 N D 0 b0 / Le mit D 0 1 (4.11)
b0 t
In den Gleichungen ist Le die effektive Länge gemäß Bild 4.76 und Asl ist die Quer-
schnittsfläche aller Längssteifen innerhalb der Breite b0. Die AbminderungsfaktoUHQȕ
für die mittragende Breite beff können mit den Formeln in Tabelle 4.20 in Abhängig-
NHLWYRP3DUDPHWHUțEHVWLPPWZHUGHQ,Q*XUWHQGDUIGHU(LQIOXVVGHU6FKXEYHU]Hr-
rungen vernachlässigt werden, wenn die Bedingung b0 < Le/50 erfüllt ist. Mithilfe von
Bild 4.77 kann die Verteilung der Längsspannungen in Querrichtung ermittelt werden.
Bild 4.75 Definitionen und Bezeichnungen für die mittragende Breite nach
DIN EN 1993-1-5
Bild 4.76 Effektive Länge L e für Durchlaufträger und Verlauf der mittragenden
Breite bei Stahlbrücken
Für die Schnittgrößenermittlung bei Durchlaufträgern sollte in jedem Feld als mit-
tragende Breite der Flansche auf jeder Stegseite das Minimum aus der vollen geome-
trischen Breite oder L/8 verwendet werden, wobei L die Spannweite oder bei Krag-
armen die doppelte Kragarmlänge ist.
4.6 Einwirkungen und Bemessung 389
d 0,02 E = 1,0
2
Feldmoment E = E 1 = Â ț )
Feldmoment E = E 1 = Â ț)
> 0,70
Stützmoment E = E 2 = Â ț)
Außergewöhnliche Kombination
1,3 1,0
(ausgenommen Erdbeben)
Bei Verbundbrücken kann die mittragende Breite der Betonplatte für die Nachweis-
führung mithilfe von Bild 4.78 bestimmt werden. Zur Erläuterung des Sachverhalts
können die Bilder 4.19 und 4.20 sowie 4.75 bis 4.77 herangezogen werden. Bei der
globalen Tragwerksberechnung darf eine feldweise konstante mittragende Breite an-
genommen werden. Diese ergibt sich für Träger mit beidseitiger Auflagerung aus dem
Wert beff,1 in Feldmitte und für Kragarme aus dem Wert beff,2 am Auflager.
Tabelle 4.22 enthält Kriechbeiwerte \L nach DIN EN 1994-2, die für die Ermittlung
von Reduktionszahlen und für Systemberechnungen mit dem Gesamtquer-
schnittsverfahren benötigt werden. Die Abschnitte 4.9.3 „Berechnungsmethoden für
Verbundbrücken“ und 4.14.4 „Berechnungsbeispiel Straßenbrücke in Verbundbau-
weise“ enthalten ausführliche Erläuterungen.
4.6 Einwirkungen und Bemessung 391
Die Bilder 4.79 und 4.80 aus dem Nationalen Anhang zu DIN EN 1994-2 enthalten
Angaben zur konstruktiven Mindestausbildung bei Querrahmen und bei Quersteifen.
Bei Querrahmen nach Bild 4.79 darf auf einen rechnerischen Nachweis der Ein-
392 4 Brückenbau
spannwirkung verzichtet werden, wenn bei der Bemessung der Querrahmen eine ge-
4 lenkige Lagerung zwischen Fahrbahn und Querrahmen angenommen wird. Bei Quer-
steifen nach Bild 4.80 darf ein rechnerischer Nachweis der Einspannwirkung in die
Fahrbahnplatte entfallen.
Die Querbewehrung und der Betongurt sind gemäß DIN EN 1994-2 für den Grenzzu-
stand der Tragfähigkeit so zu bemessen, dass ein frühzeitiges Versagen infolge Längs-
schub und örtlicher Schubkrafteinleitung verhindert wird. Bild 4.81 zeigt typische
Schnitte, die bezüglich des Längsschubversagens zu untersuchen sind.
4.7 Plattenbeulen
4
Bei ebenen Blechen mit oder ohne Steifen kann infolge von
Druckspannungen Vx, Druckspannungen Vz, Schubspannungen W
oder Kombinationen dieser Spannungen das Stabilitätsproblem Plattenbeulen auftre-
ten. Bild 4.82 zeigt beispielhaft die Beulflächen von quadratischen unausgesteiften
Beulfeldern, deren Ränder gelenkig gelagert sind. Das Bild soll anschaulich vermit-
teln, dass die Spannungen in der Blechebene wirken und Beulflächen mit Verschie-
bungen w(x,y) senkrecht zur Blechebene entstehen. Beim Stabilitätsproblem Platten-
beulen wird zwischen Einzelblechfeldern ohne Steifen und ausgesteiften Blechfeldern
sowie Beulen oder Knicken der Steifen unterschieden. Bild 4.83 zeigt die bei einem
Traglastversuch erzeugten Beulen der Einzelfelder zwischen den Steifen (unter den
weißen Linien), die aufgrund des Wassers auf der Platte gut erkennbar sind.
U D ult,k
t1 (4.12)
4 J M1
Dabei sind:
Dult,k der kleinste Faktor für die Vergrößerung der Spannungen, um den charakte-
ristischen Wert der Beanspruchbarkeit im kritischen Punkt des Blechfeldes
zu erreichen, siehe Gl. (4.14)
U der Abminderungfaktor in Abhängigkeit vom Schlankheitsgrad des Blech-
feldes O p
JM1 der Teilsicherheitsbeiwert
Der modifizierte Schlankheitsgrad des Blechfeldes ist in der Regel wie folgt zu be-
stimmen:
D ult,k
Op (4.13)
D cr
Dabei ist:
Dcr der kleinste Faktor für die Vergrößerung der Spannungen, um die elastische
Verzweigungsbelastung für das gesamte einwirkende Spannungsfeld zu er-
reichen, siehe Gl. (4.17)
Zur Bestimmung von Dcr für das gesamte einwirkende Spannungsfeld darf das ausge-
steifte Blechfeld entsprechend den Regeln in den Kapiteln 4 und 5 der DIN EN 1993-
1-5 abgebildet werden, jedoch ohne die in 5.3(4) angegebene Abminderung des Flä-
chenträgheitsmomentes der Längssteifen. Kann Dcr nicht für das gesamte Blechfeld
einschließlich der Einzelfelder als Ganzes bestimmt werden, so dürfen getrennte
Nachweise für die Einzelfelder und das gesamte Blechfeld geführt werden.
Für die Bestimmung von Dult,k darf das Fließkriterium benutzt werden:
2 2 2
1 § V x,Ed · § Vz,Ed · § V x,Ed ·§ Vz,Ed · §W ·
¨ ¸ ¨ ¸ ¨ ¸¨ ¸ 3 ¨ Ed ¸ (4.14)
D 2ult,k ¨ fy ¸ ¨ fy ¸ ¨ fy ¸¨ f y ¸ ¨ fy ¸
© ¹ © ¹ © ¹© ¹ © ¹
Der Abminderungsfaktor U darf nach einer der beiden folgenden Methoden ermittelt
werden:
a) der kleinste der folgenden Abminderungfaktor:
Ux der Abminderungfaktor nach 4.5.4(1) der Norm für die Längsrichtung, falls
erforderlich unter Berücksichtigung knickstabähnlichen Verhaltens
Uz der Abminderungfaktor nach 4.5.4(1) der Norm für die Querrichtung, falls
erforderlich unter Berücksichtigung knickstabähnlichen Verhaltens
Fw der Abminderungfaktor für Schubbeulen nach 5.3(1) der Norm
2 2 2
§ V x,Ed · § Vz,Ed · § V x,Ed · § Vz,Ed · § WEd ·
¨¨ ¸¸ ¨¨ ¸¸ ¨¨ ¸¸ ¨¨ ¸¸ 3 ¨¨ ¸¸ d U
2 (4.15) 4
f / J
© y M1 ¹ f / J
© y M1 ¹ f / J f
© y M1 ¹ © y M1 ¹/ J f / J
© y M1 ¹
b) ein aus den Abminderungfaktoren Ux, Uz und Fw entsprechend a) interpolierter Ab-
minderungfaktor, wobei die Gleichung für Dult,k als Interpolationsfunktion herange-
zogen wird. Dieses Vorgehen führt zu dem Nachweisformat:
2 2 2
§ V x,Ed · § Vz,Ed · § V x,Ed ·§ Vz,Ed · § WEd ·
¨ ¸ ¨ ¸ ¨ ¸¨ ¸ 3¨ ¸ d 1 (4.16)
¨ U x f y / J M1 ¸ ¨ Uz f y / J M1 ¸ ¨ Ux f y / J M1 ¸¨ Uz f y / J M1 ¸ ¨ F w f y / J M1 ¸
© ¹ © ¹ © ¹© ¹ © ¹
Gemäß dem Allgemeinen Rundschreiben Straßenbau ARS 22/2012 können die Nach-
weise mit Gl. (4.16) auf der unsicheren Seite liegen, wenn Vx, Ed und Vz,Ed Druckspan-
nungen sind. Bei dem gemischten Term mit Vx, Ed und Vz,Ed sind bei diesem Beanspru-
chungsfall Ux und Uz gleich eins zu setzen.
Liegen nicht die Werte Dcr für das gesamte Spannungsfeld, sondern nur die Werte Dcr,i
jeweils für die Komponenten Vx,Ed, Vz,Ed und WEd des Spannungsfeldes vor, so darf der
Wert Dcr für die gemeinsame Wirkung von Vx,Ed, Vz,Ed und WEd wie folgt bestimmt wer-
den:
2
1 1 \x 1 \z § 1 \x 1 \z · 1 \x 1 \z 1
¨ ¸¸ 2 (4.17)
D cr 4 D cr,x 4 D cr,z ¨
© 4 D cr,x 4 D cr,z
2 2
¹ 2 D cr,x 2 D cr,z D cr,W
Dabei sind:
Vcr,x Vcr,z
Wcr
D cr,x ; D cr,z ; D cr,W
V x,Ed Vz,Ed WEd
Vcr,x, Vcr,z, Wcr, \x und \z werden nach den Kapiteln 4 bis 6 der Norm bestimmt.
Bei baupraktischen Anwendungen treten häufig nur einzelne Spannungskomponenten
auf, so dass sich die Nachweisführung entsprechend vereinfacht. Sofern nur Druck-
normalspannungen Vx,Ed vorhanden sind, führt Gl. (4.12) ZHJHQĮult,k = fy/Vx,Ed und mit
U = Ux zu der Bedingung
fy
Op (4.19)
Vcr,x
Sofern nur Schubspannungen WEd nachzuweisen sind, ergeben sich die folgenden Be-
ziehungen:
W Ed d W Rd F w f y / ( 3 J M1 ) (4.20)
fy / 3
Op (4.21)
Wcr
398 4 Brückenbau
Einführungsbeispiel
4 Das Verfahren mit Spannungsbegrenzung wird hier zunächst zur Erläuterung der
Nachweisführung für die in Bild 4.86 dargestellte nicht ausgesteifte Platte erläutert, s.
auch Abschnitt 4.7.3:
Beulwert: kV = 4,0
2
§ 100 t ·
Bezugsspannung: VE 1,9 ¨ ¸ 17,10 kN / cm 2
© b ¹
Beulspannung: Vcr = 4,0 17,10 = 68,4 kN/cm2
Bezogene Beulschlankheit: O p f y / Vcr 35,5 / 68,4 0,720 ! 0,673
Für die in Bild 4.87 dargestellte Platte kann die Grenzspannung (maximale Bean-
spruchbarkeit) wie folgt berechnet werden:
V x,Rd U f y / J M1 PLWȖM1 = 1,1 (4.22)
4.7 Plattenbeulen 399
fy b/t
Op (4.24)
Vcr 28,4 H k V
2
S2 E t 2 § 100 t ·
Vcr k V VE kV k V 1,9 ¨ ¸ (4.25)
12 (1 Q 2 ) b 2 © b ¹
H 23,5 / f y mit fy in kN/cm2 (4.26)
wird mit „wirksam“ und durch die Wirkung von ungleichförmigen Spannungs-
4 verteilungen aus Schubverzerrungen mit „mittragend“ bezeichnet.
Zur Erläuterung kann Bild 4.4 der Norm, hier Bild 4.88, herangezogen werden. In
diesem Bild sind die Querschnitte von zwei Längssteifen dargestellt, die aus Flach-
stählen und mitwirkenden Blechanteilen bestehen. Zur Ermittlung der Steifenfläche
und ihres Trägheitsmomentes werden neben dem Flachstahl mitwirkende Breiten des
gedrückten Blechs berücksichtigt. In Bild 4.88 ist Ac die Bruttoquerschnittsfläche und
Ac,eff,loc die effektive Querschnittsfläche unter Berücksichtigung des Beulens, bei der
die wirksame Blechbreite angesetzt wird. Die Abminderungsfaktoren Ui können unter
Verwendung von Abschnitt 4.7.3 für die Einzelfelder ermittelt werden. Bild 4.88 gilt
für konstante Druckbeanspruchungen, bei nicht konstanter Verteilung der Druckspan-
nungen ist nach Bild 4.91 vorzugehen.
Bei Plattenbeulnachweisen mit reduzierten Spannungen sind in der Regel die Brutto-
blechbreiten zu berücksichtigen. Wenn man jedoch die elastische kritische Beul-
spannung mit den Diagrammen in [100] bestimmen will, ist die bezogene Steifigkeit J
mit wirksamen Blechbreiten zu ermitteln. Die Ermittlung der wirksamen Breiten ge-
mäß DIN EN 1993-1-5 ist in den Tabellen 4.23a und b zusammengestellt.
Plattenartiges Verhalten
Gemäß Abschnitt 4.5.2 der DIN EN 1993-1-5 ist der Schlankheitsgrad einer äquiva-
lenten orthotropen Platte wie folgt definiert:
Diese Definition bezieht sich offensichtlich auf das Verfahren mit wirksamen Breiten.
Beim Verfahren mit reduzierten Spannungen ist der Schlankheitsgrad mit ȕA,c = 1
bzw. mit Gl. (4.19) oder Gl. (4.13) zu bestimmen.
Der Abminderungsfaktor U für die äquivalente orthotrope Platte wird wie in Abschnitt
4.7.3, also wie für nicht ausgesteifte Platten berechnet, s. Gl. (4.23).
4.7 Plattenbeulen 401
Spannungsverteilung
(Druck positiv)
\ = V2 / V1 1 0 –1 1 t \ t –3
2
Beulwert kV 0,43 0,57 0,85 0,57 – 0,21 \ + 0,07 \
Spannungsverteilung
(Druck positiv)
Knickstabähnliches Verhalten
4 Die Abminderungsfaktoren für das Beulen von Platten sind in der Regel deutlich grö-
ßer (günstiger) als für das Biegeknicken von Stäben. Da bei Platten ein knickstabähn-
liches Verhalten auftreten kann, muss dieser Effekt bei den Nachweisen berücksich-
tigt werden. In Bild 4.89 ist das knickstabähnliche Verhalten einer Platte ohne Steifen
und einer Platte mit Längssteifen zur Erläuterung des Sachverhalts dargestellt.
Die Grenzspannung bei knickstabähnlichem Verhalten kann wie folgt ermittelt wer-
den:
V x,Rd Uc f y / J M1 (4.30)
Der Abminderungsfaktor Uc wird durch Interpolation der Abminderungsfaktoren für
das Plattenbeulen U (gemäß Abschnitt 4.7.3) und für das knickstabähnliche Verhalten
Fc bestimmt:
Uc (U Fc ) [ (2 [) Fc (4.31)
Mit dem Parameter
Vcr,p
[ 1 jedoch 0 d [ d 1 (4.32)
Vcr,c
wird das Verhältnis zwischen der elastischen Plattenbeulspannung Vcr,p und der elasti-
schen Knickspannung Vcr,c erfasst. Sofern die beiden Spannungen gleich sind, ist [ = 0
und die Platte verhält sich wie ein Knickstab, d. h. Uc ist gleich Fc. Da die elastische
Plattenbeulspannung Vcr,p nicht kleiner als die elastische Knickspannung Vcr,c sein
kann, folgt daraus [ t 0. Gemäß Gl. (4.32) erfolgt die Interpolation bis die Platten-
beulspannung mindestens zweimal so groß wie die Knickspannung ist, dann ist Uc
gleich U.
Die Interpolation beim knickstabähnlichen Verhalten von Platten wird mithilfe von
Bild 4.90 anschaulich erläutert. Dort sind die Abminderungsfaktoren Fc der Knickli-
nien a bis d und U für das Plattenbeulen dargestellt. Die gestrichelte Linie ist die
4.7 Plattenbeulen 403
Knicklinie, die sich für die ausgesteifte Platte unter Berücksichtigung des Imperfekti-
RQVEHLZHUWHVĮe nach Gl. (4.37) ergibt. Bild 4.90 zeigt, dass die Abminderungsfakto- 4
ren für das Knicken und Beulen mit dem bezogenen Schlankheitsgrad für das Beulen,
d. h. mit
fy
Op (4.33)
Vcr,p
zu ermitteln sind. Links im Bild ist die prinzipielle Bestimmung von Uc in Abhängig-
keit vom bezogenen Schlankheitsgrad mit den strichpunktierten Linien dargestellt.
Das Teilbild oben rechts zeigt die Interpolation unter Verwendung des Parameters ȟ
gemäß Gl. (4.32).
S2 E Isl,1
4 Vcr,sl (4.35)
Asl,1 a 2
Isl,1 ist das Flächenträgheitsmoment für Knicken senkrecht zur Blechebene unter
Ansatz der Bruttoquerschnittsfläche der als Ersatzdruckstab betrachteten Steife und
der angrenzenden mittragenden Blechstreifen. Asl,1 ist die Bruttoquerschnittsfläche
des Ersatzdruckstabes, die sich aus der Steife und den angrenzenden mittragenden
Blechstreifen entsprechend Bild 4.91 zusammensetzt.
3 \1 3 \1 Vcr,sl,1
b1,inf b1 bzw. b1,eff mit \1 !0 4
5 \1 5 \1 Vcr,p
2 2 V2
b2,sup b2 bzw. b2,eff mit \ 2 !0
5 \2 5 \2 Vcr,sl,1
(4.36)
3 \2 3 \2
b2,inf b2 bzw. b2,eff mit \ 2 ! 0
5 \2 5 \2
V3
b3,sup 0,4 b3c bzw. 0,4 b3c,eff für \3 0
V2
Der Abminderungsfaktor Fc für das Knicken ist nach DIN EN 1993-1-1, 6.3.1.2 zu
bestimmen. Nicht ausgesteifte Blechfelder sind der Knickkurve a zuzuordnen und es
ist daher der Imperfektionswert D = 0,21 anzusetzen. Bei ausgesteiften Blechfeldern
ist in der Regel zur Berücksichtigung größerer Imperfektionen bei geschweißten Plat-
ten für D ein vergrößerter Wert anzusetzen:
0,09
De D (4.37)
i/e
Dabei sind:
Isl,1
i
Asl,1
e = max (e1, e2), siehe Bild 4.91
e1: Abstand zwischen dem Schwerpunkt der Steife (ohne Blech) zur Schwerachse
des ausgesteiften Blechfeldes
e2: Abstand der Schwerachse des ausgesteiften Blechfeldes zur Mittelebene des
Bleches
D = 0,34 (Kurve b) für Hohlsteifenquerschnitte
D = 0,49 (Kurve c) für offene Steifenquerschnitte
Anmerkung: Bei den Nachweisen mit reduzierten Spannungen ist der Abminderungs-
faktor Fc mit dem bezogenen Schlankheitsgrad für das Plattenbeulen zu berechnen,
also mit Vcr,p, s. auch Bild 4.90.
Beulgefährdete Platten werden mit Beulsteifen gemäß Bild 4.84 ausgesteift. Da sie
durch Druckspannungen beansprucht werden, sind ihre Einzelteile stabilitätsge-
fährdet. Beulnachweise bezüglich des lokalen Beulens können nach Abschnitt 4.7.3
geführt werden. Es ist zweckmäßig die Abmessungen der Steifen so zu wählen, dass
ihre Einzelteile voll mitwirken. Für konstante Druckspannungen ist der Abmin-
derungsfaktor gleich eins, wenn die folgenden b/t-Verhältnisse eingehalten werden:
x beidseitig gestützte Bleche
S 235: b/t d 38,2
S 355: b/t d 31,1
x einseitig gestützte Bleche
S 235: b/t d 13,9
S 355: b/t d 11,3
406 4 Brückenbau
ermittelt wird. Die elastische Bettung steht dabei für die Plattenwirkung quer zur
Längssteife. Die kritische Knickspannung darf wie folgt ermittelt werden: 4
3
1,05 E Isl,1 t b Isl,1 b12 b22
Vcr,sl für a t a c 4,33 4 (4.41)
Asl,1 b1 b2 t3 b
S2 E Isl,1 E t3 b a 2
Vcr,sl für a a c (4.42)
Asl,1 a 2 4 S2 (1 X2 ) Asl,1 b12 b22
Dabei sind (siehe auch Bild 4.92):
Asl,1 die Bruttoquerschnittsfläche des Ersatzdruckstabes
Isl,1 das Flächenträgheitsmoment des Bruttoquerschnitts des Ersatzdruckstabes
für Knicken senkrecht zur Blechebene
b1, b2 die Abstände der Steifen zu den Längsrändern (b1 + b2 = b)
Der Bruttoquerschnitt des Ersatzdruckstabes (zur Ermittlung von Asl,1 und Isl,1) setzt
sich in der Regel aus dem Bruttoquerschnitt der Steife und der anschließenden mit-
wirkenden Blechteile zusammen. Liegt das anschließende Einzelfeld voll im Druck-
bereich, so ist ein Anteil von (3 - \)/(5 - \) der wirksamen Breite b1 an der Kante des
Feldes und ein Anteil 2/(5 - \) an der Kante mit den höchstens Spannungen als mit-
wirkend anzusehen, siehe Bild 4.92. Wechseln im anschließenden Einzelfeld die
Spannungen von Druck auf Zug, sollte das 0,4fache der wirksamen Breite bc der
Druckzone verwendet werden, siehe auch Tabelle 4.23 und Bild 4.92. \ ist dabei das
Spannungsverhältnis des betrachteten Einzelfeldes.
fy fy hw
Ow 0,76 (4.45)
Wcr 3 Wcr 37,4 t H k W
Wcr k W VE (4.46)
kW ist der Schubbeulwert des Beulfeldes, der mit Tabellenwerken, EDV-Programmen
oder nach Anhang A.3 in DIN EN 1993-1-5 ermittelt werden kann. Bei nicht ausge-
steiften Blechfeldern mit einem Seitenverhältnis von Į DE VDXFK%LOG HUJLEW
sich kW wie folgt:
kW Į2 IUĮ (4.47)
2
kW Į IUĮ (4.48)
Gl. (4.48) führt zum minimalen Schubbeulwert kW = 5,34 für Blechfelder mit großen
SeitenverKlOWQLVVHQ Įo f).
4.7.6 Konstruktionsdetails
Schweißstöße von Blechen mit unterschiedlichen Blechdicken sind in der Regel in der
Nähe von Quersteifen anzuordnen, siehe Bild 4.95. Exzentrizitäten brauchen nicht
berücksichtigt zu werden, wenn der Abstand des Schweißstoßes zur Quersteife kleiner
als der kleinere Wert von b0/2 und 200 mm ist. b0 ist der Abstand zwischen Längsstei-
fen, die die dünnere Platte versteifen.
410 4 Brückenbau
Bild 4.96 Baustellenstoß des Bodenblechs und der Längssteifen bei der
Rheinbrücke Koblenz
Um 1970 sind weltweit mehrere Brücken mit breiten Hohlkästen eingestürzt. Diese
Katastrophen haben zahlreiche Todesopfer gefordert. Die Hauptursache lag beim
Beulen ausgesteifter Hohlkästen, bei denen Bodenbleche im Bereich negativer Biege-
momente versagten. In allen Fällen lag die Ursache bei Mängeln in den Konstruk-
tionsdetails. Bild 4.96 zeigt den Baustellenstoß des Bodenblechs der Rheinbrücke
Koblenz, die 1971 eingestürzt ist, [136]. Wie man sieht, ist die Ausnehmung in den
Stegen der Längssteifen (1/2 IPE 330) mit über 400 mm Länge viel zu groß, weil das
stark gedrückte Bodenblech dort nicht gehalten wird. Es versagt in diesem Bereich
wie ein Knickstab. Einzelheiten zu den Brückeneinstürzen können [136] entnommen
werden. Gemäß Bild 4.94 und den im Text erwähnten Bedingungen darf die Ausneh-
mung (Ausschnittslänge) maximal 8 · tmin = 8 · 11 = 88 mm lang sein.
Wie bereits im Zusammenhang mit Bild 4.85 erwähnt, sind Stegbleche in den Stützbe-
reichen von Durchlaufträgern stark beulgefährdet, weil dort hohe Schubspannungen 4
infolge von Querkräften und Drucknormalspannungen infolge von Biegemomenten
My auftreten. Da die Biegemomente dort negativ sind, treten die größten Drucknor-
malspannungen am unteren Stegblechrand auf. Als Beispiel wird das in Bild 4.97
dargestellte Stegblech untersucht, das zwischen kräftigen Vertikalsteifen liegt und
durch zwei Beulsteifen in Längsrichtung ausgesteift wird. Für dieses Beispiel werden
die Nachweise nach DIN 18800 Teil 3 in [86] geführt.
Einzelfelder zwischen den Längs- und Vertikalsteifen
Das Stegblech in Bild 4.97 wird durch die beiden Beulsteifen in drei gleich große Ein-
zelfelder unterteilt. Maßgebend für den Beulnachweis ist das untere Feld, weil dort
die größten Drucknormalspannungen auftreten. Dafür erhält man mit Abschnitt 4.7.3:
2
§ 100 1,2 ·
VE 1,9 ¨ ¸ 6,15 kN cm 2
© 66,7 ¹
D = 3000/667 = 4,50
\ = 6,67/13 = 0,513
8, 2
kV 5, 25 für 1 > \ > 0
1,05 0,513
Vcr,x 5,25 6,15 32,29 kN / cm 2
23,5
OP V 0,853 ! 0,738
32,29
U (0,853 0,055 (3 0,513)) / 0,8532 0,907 1,0
2
V x,Ed 13 kN / cm V x,Rd 0,907 23,5 / 1,1 19,38 kN / cm 2
2
1 1 0,513 § 1 0,513 · 1 0,513 1
4 ¨ ¸ 0, 476 D cr 2,101
D cr 4 2, 484 © 4 2, 484 ¹ 2 2, 484 2
4,8602
Mithilfe von Gl. (4.14) kann Dult,k wie folgt berechnet werden:
2 2
1 § 13 · § 7 ·
2 ¨ 23,5 ¸ 3 ¨ 23,5 ¸ 0,572 D ult,k 1,322
D ult,k © ¹ © ¹
Mit den Gln. (4.16), (4.23) und (4.44) ergibt sich die folgende Nachweisführung:
1,322
O P ( V und W) 0,793 ! 0,738 0,5 0,085 0,055 0,513
2,101
0,793 0,055 (3 0,513)
Ux 0,954 1,0 (beidseitig gestützt)
0,7932
Ow O P 0,793 0,83 F w 1,0
2 2
§ 13 · § 7 ·
¨ 0,954 23,5 /1,1 ¸ 3 ¨ 1,0 23,5 /1,1 ¸ 0,729 1
© ¹ © ¹
Der Nachweis für das maßgebende Einzelfeld (unten) konnte erfolgreich geführt wer-
den.
Längsausgesteiftes Beulfeld zwischen den Vertikalsteifen
x Längssteifen Winkel 100 Â 50 Â 6, s. [92]
A = 8,709 cm2
95,38 9,920 95,38 9,920 1 0, 2622
I hor 2
89,9 cm 4
2 2 1 0, 262
ev = 3,51 cm
Mitwirkende Breiten des Stegblechs gemäß Gl. (4.36) ohne Berücksichtigung des
Einzelfeldbeulens:
Vcr,sl,1 6,67
\1 0,513 ! 0
Vcr,p 13,0
3 0,513
b1,inf 66,7 37,0 cm
5 0,513
V2 0,33
\2 0,050 ! 0
Vcr,sl,1 6,67
2
b 2,sup 66,7 27,0 cm
5 0,050
ABl = 1,2 (37,0 + 27,0) = 76,8 cm2
Steife mit anteiligem Blech:
A A Bl 2 8,709 76,8
Isl,1 I hor e 89,9 (10,0 3,51 1,2 / 2)2 483 cm 4
A A Bl 8,709 76,8
4.7 Plattenbeulen 413
x Einzelbeulspannungen
Die Beulspannungen für die alleinige Wirkung von V und W werden nach [100] ermit- 4
telt. Bei der Ermittlung der Parameter G und J ist zu beachten, dass die Fläche und das
Trägheitsmoment nur für eine Steife einzusetzen sind und es ist das wirksame Träg-
heitsmoment anzusetzen. Näherungsweise werden die wirksamen Breiten mit dem
Abminderungsfaktor U = 0,907 berechnet, der oben für das untere Einzelfeld ermittelt
wurde. Damit erhält man:
ABl,eff = 0,907 · 1,2 (37,0 + 27,0) = 0,907 · 76,8 = 69,7 cm2
A A Bl 2 8,709 69,7
Isl,1 I hor e 89,9 (10,0 3,51 1,2 / 2)2 479 cm 4
A A Bl 8,709 69,7
8, 709
G 0, 0363
200 1, 2
479
J 10,92 15,14
200 1, 23
Für D = 1,5 kann aus den Beulwerttafeln II/7.2 [100] abgelesen werden, dass die Min-
deststeifigkeit etwa bei 9,5 liegt. Da sie kleiner als die vorhandene Steifigkeit ist, ist
das Einzelbeulen des unteren Beulfeldes maßgebend. Mit einer Extrapolation ist er-
kennbar, dass die Beulspannung für das Gesamtfeldbeulen ca. 20 % größer ist. Damit
erhält man:
Vcr  = 38,75 kN/cm2
Aus der Beulwerttafel II/7.6 kann für D = 1,5 Folgendes abgelesen werden:
k W 26,5 für J 15,2 145 J*
Damit erhält man:
Wcr = 26,5 0,684 = 18,13 kN/cm2
2
§ 100 1, 2 ·
mit : V E 1, 9 ¨ ¸ 0, 684 kN / cm 2
© 200 ¹
x Beulnachweis mit den Gln. (4.17), (4.14), (4.13) und (4.16):
Dcr,x = 38,75/13 = 2,981 und Dcr,W = 18,13/7 = 2,59 sowie \ = 6/13 = 0,462
2
1 1 0, 462 § 1 0, 462 · 1 0, 462 1
¨ ¸ 0,528 Dcr 1,894
Dcr 4 2, 981 © 4 2, 981 ¹ 2 2, 9812
2,592
2 2
1 § 13 · § 7 ·
¨ 23,5 ¸ 3 ¨ 23,5 ¸ 0,572 D ult,k 1,322
D 2ult,k © ¹ © ¹
1,322
O P ( V und W) 0,836 ! 0,832 0,5 0,085 0,055 ( 0,462)
1,894
0,836 0,055 (3 0, 462)
Ux 0,996 1,0 (beidseitig gestützt)
0,8362
Fw = 0,83/0,836 = 0,993 < 1,0
414 4 Brückenbau
2 2
§ 13 · § 7 ·
4 ¨ 0, 996 23, 5 / 1,1 ¸ 3 ¨ 0, 993 23, 5 / 1,1 ¸ 0, 700 1
© ¹ © ¹
Der Nachweis für das Beulen des Gesamtfeldes konnte erfolgreich geführt werden.
Der Beuleinfluss ist sehr gering.
x Knickstabähnliches Verhalten
Die elastische kritische Knickspannung der unteren Steife wird nach Gl. (4.35) be-
rechnet:
S2 E Isl,1 S2 21000 483
Vcr,s l 2 2
13, 01 kN cm 2
A sl,1 a (8, 709 76,8) 300
Diese Knickspannung bezieht sich auf V = 6,67 kN/cm2 an der Steife. Sie muss auf
den Druckrand (V = 13 kN/cm2) umgerechnet werden, siehe auch Bild 4.91:
Vcr,c = Vcr,sl · 13/6,67 = 25,34 kN/cm2
Damit kann der Parameter [ mit Gl. (4.32) berechnet werden:
Vcr,p 38,75
[ 1 1 0,53 1
Vcr,c 25,34
Der Abminderungsfaktor Fc wird wie beim Beispiel in Abschnitt 4.7.8 bestimmt.
Schwerpunkt des Winkels: ev = 3,51 cm
Schwerpunkt der Steife:
esl,1 = 8,709 · (10,0 3,51 + 1,2/2)/(8,709 + 76,8) = 0,72 cm
Abstände: e1 = 10,0 3,51 + 1,2/2 0,72 = 6,37 cm; e2 = 0,72 cm; e = 6,37 cm
Trägheitsradius: i Isl,1 Asl,1 483/ 85,51 2,38 cm
Nachweis:
2 2
§ 13 · § 7 ·
¨ 0,901 23,5 /1,1 ¸ 3 ¨ 0,993 23,5 /1,1 ¸ 0,783 1
© ¹ © ¹
4.7 Plattenbeulen 415
Die folgenden Nachweise zeigen, dass die Gurte und Stege der Längssteifen sowie
das Bodenblech zwischen den Steifen nicht beulgefährdet sind und daher voll mit-
wirken.
Gurte der Steifen
Die Überprüfung der b/t-Verhältnisse mit den Bedingungen in Abschnitt 4.7.4 für
einseitig gestützte Querschnittsteile
b 30 / 2
5,0 11,3
t 3,0
zeigt, dass die Gurte der Steifen nicht beulgefährdet sind.
Stege der Steifen
Für die beidseitig gestützten Stege der Steifen erhält man:
b 45
22,5 31,1
t 2,0
Die Stege der Steifen sind ebenfalls nicht beulgefährdet.
Bodenblech zwischen den Steifen
b 110
27,5 31,1
t 4,0
Auch das Bodenblech zwischen den Steifen ist nicht beulgefährdet.
Längsausgesteiftes Bodenblech zwischen zwei Querträgern
Das Bodenblech ist mit a = 4 m Länge kürzer als seine Breite b = 5,50 m. Es ist daher
anschaulich erkennbar, dass das knickstabähnliche Verhalten des Blechfeldes von
maßgebender Bedeutung ist. Die Beulspannung wird mithilfe von Gl. (4.38) und den
in Abschnitt 4.7.4 angegebenen Formeln für verschmierte Steifen berechnet.
416 4 Brückenbau
In Bild 4.99 ist eine Längssteife mit dem mitwirkenden Bodenblech dargestellt. Die
4 Skizze dient zur Klarstellung der Abmessungen und zeigt die Annahme zur Wahl des
Bezugspunktes (Mitte Steifensteg) für die Berechnung der Querschnittswerte. Die
Fläche, die Lage des Schwerpunktes und das Trägheitsmoment werden, wie im Zu-
sammenhang mit den Formeln der Gln. (4.39) und (4.40) definiert, für das gesamte
längsversteifte Blechfeld berechnet, s. Bild 4.98. Dabei werden die Eigenträgheits-
momente des Bodenblechs und der Steifengurte vernachlässigt und die Zulagen 900 ·
40 zunächst nicht berücksichtigt.
A = 4,0 550 + 4 2,0 45 + 4 3,0 30 = 2200 + 360 + 360 = 2920 cm2
zS (2200 24,5 360 24,0) / 2920 15,50 cm
I = 2200 24,52 + 360 452/12 + 360 24,02 2920 15,502 = 887130 cm4
Da Vcr,p und Vcr,sl fast gleich sind, entfällt die Interpolation zwischen dem Plattenbeu-
len und dem Stabknicken und es reicht aus, den Abminderungsfaktor Fc zu ermitteln. 4
Für offene Steifenquerschnitte ist gemäß Abschnitt 4.7.4 der Imperfektionswert D =
0,49 (Knicklinie c) anzunehmen. Zur Berücksichtigung größerer Imperfektionen bei
geschweißten Platten ist dieser Wert um 0,09 e/i zu vergrößern. Das Maß e ist wie
bei Gl. (4.37) erläutert zu bestimmen, s. auch Bild 4.91. Da der Schwerpunkt der Stei-
fe ohne Bodenblech 12,0 cm oberhalb der Stegmitte liegt, erhält man Folgendes:
e1 = 15,50 + 12,0 = 27,5 cm
e2 = 24,5 – 15,50 = 9,0 cm
e = max (e1, e2) = 27,5 cm
i I/A 887130 / 2920 17,43 cm
De = D + 0,09 e/i = 0,49 + 0,09 27,5/17,43 = 0,632
I = 0,5 [1 + 0,632 (0,299 – 0,2) + 0,2992] = 0,576
1
Fc 0,936
0,576 0,5762 0,2992
Der Nachweis wird mit Gl. (4.18) und der Druckspannung von 30,56 kN/cm2 gemäß
Abschnitt 4.14.4 sowie Uc = Fc = 0,936 geführt:
V x,Ed 30,56
1,012 ! 1,000
Uc f y / J M1 0,936 35,5 / 1,1
Die Überschreitung ist gering. Mit den Zulagen gelingt der Nachweis, s. unten.
Anmerkung: Da anschaulich erkennbar ist, dass das knickstabähnliche Verhalten von
maßgebender Bedeutung ist, kann auf die Ermittlung der Plattenbeulspannung ver-
zichtet und der Nachweis mit der Knickspannung geführt werden.
Berücksichtigung der Zulagen 900 40
Die beiden Zulagen haben eine Fläche von 2 90 4,0 = 720 cm2. Damit erhält man
für das gesamte längsversteifte Blechfeld:
A = 2920 + 720 = 3640 cm2
zS 720 (20,5 15,5) / 3640 0,99 cm
I = 887130 + 720 (20,5 – 15,5)2 3640 0,992 = 901562 cm4
Der Anteil der Zulagen an der gesamten Fläche beträgt ca. 20 %. Die Vergrößerung
des Trägheitsmomentes ist dagegen mit nur 1,6 % sehr gering. Die Knickspannung
ergibt sich mit den Zulagen wie folgt:
S2 E I S2 21000 901562
Vcr,sl 321 kN/cm 2
A a2 3640 4002
Die beiden Zulagen beeinflussen das Plattenbeulen des längsausgesteiften Boden-
blechs ungünstig, weil sie große Druckkräfte aufnehmen, die von dem ausgesteiften
Bodenblech stabilisiert werden müssen. Andererseits liegen die Zulagen in der Nähe
der gestützten Längsränder, was bezüglich des Plattenbeulens günstiger ist, als wenn
418 4 Brückenbau
sie in Plattenmitte liegen würden. Zur Ermittlung der Plattenbeulspannung werden die
4 Zulagen als Druckstäbe in Längsrichtung aufgefasst. Die zusätzliche Biegesteifigkeit
wird vernachlässigt (I = 0) und es werden nur ihre Flächen mit insgesamt 720 cm2 be-
rücksichtigt.
Bei dem untersuchten Beulfeld ist die Beulfläche in x- und y-Richtung einwellig (s.
auch Bild 4.89). Nach [86, S. 376] kann näherungsweise der folgende Verformungs-
ansatz gewählt werden:
Sx Sy
w(x, y) C sin sin
a b
Damit kann unter Verwendung der virtuellen Arbeiten nach [86] für das Bodenblech
und die Längssteifen (Stäbe) die Berechnungsformel Gl. (4.38) für die Plattenbeul-
spannung ohne die Zulagen hergeleitet werden. Zur Berücksichtigung der Zulagen
wird die virtuelle Arbeit für Stäbe verwendet:
2 2
S2 § Sx · § Sy ·
GWint ³ Gwc Vx AStab wc dx
a ³
GC C V x AStab 2 ¨ cos
© a ¹
¸ dx ¨ sin
© b ¹
¸
Mit Tabelle 6.4 in [86] erhält man für das Integral a/2, so dass sich die virtuelle Arbeit
wie folgt ergibt:
2
S2 a § Sy ·
GWint GC C Vx AStab 2 ¨ sin ¸
a 2 © b ¹
Die Zulagen sind bei y = 10, 100, 450 und 540 cm an das Bodenblech angeschweißt,
so dass dort die Drucknormalkräfte aus den Zulagen wirken. Sie werden an den vor-
genannten Stellen mit je 180 cm2 Fläche berücksichtigt. Da die Zulagen symmetrisch
angeordnet sind, können die Sinus-Werte mit y = 10 und 100 cm berechnet und dann
verdoppelt werden:
ª § S 10 ·
2
§ S 100 · º
2
S2 a
GWint GC C V x 180 « 2 ¨ sin 2 sin » 2
«¬ © 550 ¸¹ ¨
© 550 ¸¹ » a2 4
¼
S2 a
GC C V x 212,8 2
a 4
Der Bruch wird nicht zahlenmäßig auswertet, weil die vorstehende Berechnung zur
Ergänzung der Berechnungsformel Gl. (4.38) verwendet wird. Mit dem hier erzielten
Ergebnis können die Zulagen beim Parameter G wie folgt berücksichtigt werden:
212,8
G 0,327 0,424
2200
Die Umrechnung der oben ermittelten Plattenbeulspannung führt zu:
1 0,327
Vcr,p 396 369 kN/cm 2
1 0,424
Der Nachweis wird mit De = 0,632 (s. oben) unter Berücksichtigung der Interpolation
nach Bild 4.90 geführt:
Vcr,p 369
[ 1 1 0,150
Vcr,sl 321
4.7 Plattenbeulen 419
4.8 Ermüdungsnachweise
4
4.8.1 Einleitung
Wenn man einen Draht mehrmals hin und her biegt, kommt es bekanntlich bereits
nach kurzer Zeit zum Bruch. Die Ursache sind große veränderliche Biegemomente,
die im Draht hohe Spannungen und Dehnungen mit wechselnden Vorzeichen hervor-
rufen und zum Ermüdungsversagen führen.
Bei Stahlkonstruktionen kann es ebenfalls zum Ermüdungsversagen kommen, wenn
die Beanspruchungen nicht statisch wirken, sondern sich häufig verändern. Vorausset-
zung für das Ermüdungsversagen ist daher, dass veränderliche Einwirkungen auftre-
ten. Die Häufigkeit der Veränderungen und die Intensität der Beanspruchungen be-
stimmen dabei den Grad der Ermüdungsgefährdung. Hinzu kommt als wesentlicher
Einflussfaktor die konstruktive Ausbildung der Bauteile und ihrer Verbindungen. Sie
kann aufgrund von Kerbwirkungen, wie z. B. durch Schraubenlöcher, Blechübergänge
und Schrumpfspannungen infolge Schweißen, zu Spannungsspitzen von beträchtlicher
Größe führen. Bei der Bemessung für statische Einwirkungen sind diese aufgrund der
Duktilität des Stahles in der Regel unbedeutend, müssen jedoch bei veränderlichen
Einwirkungen im Rahmen von Ermüdungs- bzw. Betriebsfestigkeitsnachweisen er-
fasst werden. Dies erfolgt in der Regel mit dem Nennspannungskonzept ohne rechne-
rische Berücksichtigung von örtlichen Spannungsspitzen infolge Kerbwirkung.
Die Beanspruchungen (Spannungen) werden bei diesem Konzept mit den üblichen
Formeln der Festigkeitslehre wie bei statischen Einwirkungen ermittelt, beispiels-
weise bei Vollwandträgerbrücken mit V = M/Iz. Zur Festlegung der Beanspruchbar-
keiten werden die Konstruktionsdetails in Kerbfälle (s. z. B. Bild 4.100) eingeteilt
und dabei unterschiedliche Kerbwirkungen und ihre Einflüsse auf die Ermüdungs-
festigkeit berücksichtigt.
Bild 4.100 Kerbfälle nach DIN EN 1993-1-9 für den Querstoß von Blechen
Bei Ermüdungsnachweisen für Stahlkonstruktionen werden Bauteile sowie ge-
schweißte und geschraubte Verbindungen untersucht. Dabei geht es hauptsächlich um
die Bauteile selbst und den Einfluss der Schweißnähte auf die Ermüdungsfestigkeit
der Bauteile. In vielen baupraktischen Anwendungsfällen steht folgende Frage im
Vordergrund: Wie soll die konstruktive Ausbildung der Verbindungen erfolgen, damit
4.8 Ermüdungsnachweise 421
sich für die Bauteile ein günstiges Tragverhalten im Hinblick auf die Ermüdung er-
gibt? 4
Als einführendes Beispiel enthält Bild 4.100 zwei mögliche Ausführungsvarianten für
den Querstoß von Blechen. Die angegebenen Kerbfälle kennzeichnen die maximale
Beanspruchbarkeit durch eine Spannungsschwingbreite 'V, die zwei Millionen Mal
auftritt.
Die Bedeutung der Werkstoffermüdung für die Bemessung von Brücken hängt im
Wesentlichen von ihrer Nutzung ab, so dass wie folgt eingeteilt werden kann:
x Eisenbahnbrücken: große Bedeutung
Aufgrund großer veränderlicher Beanspruchungen, die häufig wechseln, ist die
Werkstoffermüdung für die Bemessung ausschlaggebend, so dass entsprechende
Nachweise geführt werden müssen.
x Straßenbrücken: mittlere Bedeutung
Nach dem Nationalen Anhang zur DIN EN 1993-2 darf in einigen Fällen auf rech-
nerische Ermüdungsnachweise verzichtet werden. Darüber hinaus führt das anzu-
setzende Ermüdungslastmodell häufig zu relativ geringen Beanspruchungen, so
dass die Ermüdung in vielen Fällen nicht bemessungsrelevant ist.
x Fußgängerbrücken, Kanalbrücken (Überführung von Kanälen) und andere Brü-
cken, die überwiegend statisch beansprucht werden: keine Bedeutung.
Aufgrund der relativ geringen Lastwechsel bei hohen Beanspruchungen hat die
Werkstoffermüdung für die Bemessung keine Bedeutung, es sei denn, solche Brü-
cken oder ihre Bauteile werden durch Wind oder Fußgänger angeregt.
4.8.3 Grundsätzliches
Nachweise zur Ermüdungsfestigkeit für Brücken werden in der Regel mit Nennspan-
nungen geführt, die nach der Elastizitätstheorie ohne Berücksichtigung von örtlichen
Kerbwirkungen, also beispielsweise mit V = M/Iz infolge von Biegemomenten,
berechnet werden. Zur Ermittlung der Schnittgrößen werden Ermüdungslastmodelle
verwendet, mit denen die ermüdungswirksamen Spannungen bestimmt werden.
Zur Durchführung des Ermüdungsnachweises für ein ausgewähltes Konstruktionsde-
tail in einer Brücke werden zunächst die dort vorhandenen maximalen und minimalen
Spannungen ermittelt und damit gemäß Bild 4.101 die Spannungsschwingbreite be-
rechnet:
'V p Vp,max V p,min (4.49)
Diese Spannungsschwingbreite, die n-mal im Laufe der geplanten Nutzungsdauer
auftritt, wird unter Berücksichtigung von Teilsicherheitsbeiwerten mit der „ertragba-
ren“ Spannungsschwingbreite für das untersuchte Konstruktionsdetail verglichen. Die
Ermüdungsfestigkeit kann dann mit der folgenden Bedingung nachgewiesen werden:
422 4 Brückenbau
Das hier dargelegte Prinzip der Nachweisführung ist die Grundlage für die Ermü-
dungsnachweise nach DIN EN 1993-2. Dort werden aber Spannungsschwingbreiten 4
für N = 2 Millionen Spannungsschwingspiele verwendet und entsprechende Umrech-
nungen vorgenommen.
Gemäß DIN EN 1993-2 ist die Ermüdungsbelastung aus Verkehr in der Regel nach
DIN EN 1991-2 zu bestimmen. Für den Ermüdungsnachweis von Straßenbrücken ist
als vereinfachtes Ermüdungslastmodell in der Regel das Ermüdungslastmodell 3 (Ein-
zelfahrzeug) in Verbindung mit den Verkehrsdaten für den Brückenstandort nach DIN
EN 1991-2 zu verwenden. Dieses Lastmodell besteht aus vier Achsen mit je zwei
identischen Rädern, s. auch Bild 4.105 im Abschn. 4.8.6 „Ermüdungsnachweis für
eine Straßenbrücke“. Die Achslasten betragen jeweils 120 kN. Die Aufstandsfläche
jedes Rads ist ein Quadrat mit 0,40 m Seitenlänge. – Für Eisenbahnbrücken ist als
vereinfachtes Ermüdungslastmodell in der Regel das Lastmodell 71 einschließlich des
dynamischen Beiwertes )2 nach DIN EN 1991-2 zu verwenden, s. auch Bild 4.70.
Mit den Ermüdungsbelastungen aus Verkehr wird, wie bereits im Abschnitt 4.8.3
erläutert, die Spannungsschwingbreite 'Vp berechnet:
'V p Vp,max V p,min (4.51)
Ermüdungsnachweise sind gemäß DIN EN 1993-2 in der Regel nach DIN EN 1993-
1-9 für alle ermüdungsbeanspruchten Bereiche zu führen. Ein Ermüdungsnachweis
kann entfallen für:
x Fußgängerbrücken, Kanalbrücken und andere Brücken, die überwiegend statisch
beansprucht werden, es sei denn, solche Brücken oder Bauteile von Brücken wer-
den durch Wind oder Fußgänger angeregt.
x Bauteile von Eisenbahn- oder Straßenbrücken, die nicht durch Verkehr bean-
sprucht oder durch Wind angeregt werden.
Nach dem Nationalen Anhang zur DIN EN 1993-2 darf bei Straßenbrücken auf
rechnerische Ermüdungsnachweise bei Fahrbahnblechen, Längsrippen, Längsrippen-
stößen und Längsrippendurchführungen durch Querträgerstege verzichtet werden,
wenn diese nach den Empfehlungen im Anhang NA.G (s. Abschn. 4.5.3) ausgeführt
werden.
Gemäß DIN EN 1993-2 sind beim Ermüdungsnachweis in der Regel folgende Be-
dingungen zu erfüllen:
x Normalspannungen: J Ff 'V E2 d 'VC / J Mf (4.52)
x Schubspannungen: J Ff 'W E2 d 'WC / J Mf (4.53)
Beim Vergleich mit Bedingung (4.50) stellt man fest, dass anstelle von 'VR(n) die
Ermüdungsfestigkeit 'VC verwendet wird, die gemäß Bild 4.103 für N = 2 106 Span-
nungsschwingspiele gilt. Diese Vorgehensweise setzt eine Umrechnung der vorhan-
denen Spannungsschwingbreite in eine schadensäquivalente Spannungsschwingbreite
voraus, die auf zwei Millionen Lastwechsel bezogen ist:
424 4 Brückenbau
Nutzungsdauer
50 60 70 80 90 100 120
in Jahren
O3 0,87 0,90 0,93 0,96 0,98 1,00 1,04
Als Anpassungsbeiwert I ist nach DIN EN 1991-2 Abschn. 6.4.5.2 für sorgfältig un-
terhaltene Gleise der dynamische Beiwert I2 anzusetzen:
1,44
I I2 0,82 jedoch: 1,00 d I2 d 1,67 (4.56)
LI 0,2
LI ist die zu I gehörende „maßgebende“ Länge in m, die mithilfe von Tabelle 6.2
bzw. NA.6.2 der DIN EN 1991-2 bestimmt werden kann. Für die Hauptträger von
Einfeldträgern ist LI gleich der Stützweite in Hauptträgerrichtung.
Wenn Bauteile sowohl durch Biegebeanspruchungen des Haupttragwerks (globale Be-
anspruchungen) als auch durch Biegebeanspruchungen im Fahrbahnbereich (lokale
Beanspruchungen) belastet werden, sind die Einzelbeanspruchungen in der Regel wie
folgt zu kombinieren:
'V E2 O loc Iloc 'Vloc O glo Iglo 'Vglo (4.57)
Die Abkürzungen „loc“ beziehen sich auf lokale Beanspruchungen und „glo“ auf glo-
bale Beanspruchungen.
426 4 Brückenbau
4.8.5 Kerbfälle
Die DIN EN 1993-2 verweist bezüglich der Kerbdetails auf die DIN EN 1993-1-9.
Diese enthält im Abschnitt 8 auf 13 Seiten eine Zusammenstellung der sowohl für den
Brücken- als auch für den Hochbau relevanten Konstruktionsdetails und ihre Zuord-
nung zu Kerbfällen. Dort wird wie folgt eingeteilt:
x Ungeschweißte Bauteile und Anschlüsse
x Geschweißte zusammengesetzte Querschnitte
x Querlaufende Stumpfnähte
x Angeschweißte Anschlüsse und Steifen
x Geschweißte Stöße
x Hohlprofile
x Geschweißte Knoten von Fachwerkträgern
x Orthotrope Platten mit Hohlrippen
x Orthotrope Platten mit offenen Rippen
Für ermüdungsgefährdete Bereiche von Fahrbahnplatten werden in DIN EN 1993-2 in
Tabelle 9.8 gesonderte Werte mit Bezug auf DIN EN 1993-1-9 angegeben. Außerdem
gibt der Nationale Anhang zur Brückenbaunorm einzelne Kerbdetails vor. In Tabelle
4.28 sind einige ausgewählte Konstruktionsdetails und ihre Zuordnung zu Kerbfällen
zusammengestellt, die häufig für die Bemessung maßgebend sind. Die vollständigen
Kerbfalltabellen in DIN EN 1993-1-9 und DIN EN 1993-2 enthalten Beschreibungen
zur Ausführung der Konstruktionsdetails und Anforderungen, die bei der Anwen-
dung zu beachten sind. Darüber hinaus ist einigen Kerbfällen die Abhängigkeit von
der Blechdicke zu berücksichtigen. Sofern t größer als 25 mm ist, wird die Ermü-
dungsfestigkeit wie folgt abgemindert: 'VC,red = ks 'VC mit ks = (25/t)0,2.
428 4 Brückenbau
112
100
100; 71
90 bis
125
80
71
71; 50
4.8 Ermüdungsnachweise 429
71 50 A d 80 mm
63 80 A d 100 mm
56 A ! 100 mm
r 1
t oder
90 w 3
r ! 150 mm
1 r 1
71 d d
6 w 3
r 1
50
w 6
80 A d 50 mm
71 50 A d 80 mm
Kerbfall Gurtlamellenende
71
430 4 Brückenbau
Bereich 1: KF 71
Bereich 2: KF 80 (100)
Bereich 3: KF 80
71
bis
112
KF 71
s. DIN EN
1993-2
KF 112 (71)
Für die einfeldrige Straßenbrücke in Abschnitt 4.14.3 (s. Bild 4.205) wird hier als
Beispiel der Ermüdungsnachweis für den Anschluss der Vertikalsteifen an die Haupt-
trägeruntergurte geführt.
Für das in Bild 4.104 dargestellte Konstruktionsdetail können aus Tabelle 4.28 die
folgenden Kerbfälle abgelesen werden:
x Hauptträgerstegblech an Untergurtblech: Kerbfall 112
x Steifensteg an Untergurtblech: Wegen l < 50 mm: Kerbfall 80
(l ist die Länge in Längsrichtung: Stegsteifendicke plus Schweißnahtdicken)
x Steifengurt an Untergurtblech: Wegen L > 100 mm: Kerbfall 56 (maßgebend)
4.8 Ermüdungsnachweise 431
Beiwerte Anmerkungen
O1 2,13 LO = 52 m
O2 1,10 gemäß NA
O3 1,0 Nutzungsdauer: 100 Jahre
gemäß NA für drei
O4 1,037
Schwerverkehrsstreifen
Omax 2,0 LO = 52 m (maßgebend)
432 4 Brückenbau
Anmerkung: Die maßgebenden Längen zur Bestimmung von O1 wurden mithilfe von
Tabelle NA.4 in DIN EN 1993-2/NA: 2014-10 ermittelt. Für LI wurde Tabelle NA.6.2
(Fälle 1.2 und 5.4) der DIN EN 1991-2/NA: 2012-08 herangezogen.
434 4 Brückenbau
4.9 Vollwandträgerbrücken
4
4.9.1 Konstruktionsvarianten
4.9.2 Schnittgrößenermittlung
schnitten unterschieden. Nach DIN EN 1993-2 gilt grundsätzlich, dass die Wirkung
der Querrahmen und/oder Schotte, die zur Beschränkung der Querschnittsverformung 4
vorgesehen werden, mit einem geeigneten elastischen Modell (z. B. Trägerrostmodell)
unter Ansatz der gemeinsamen Wirkung von Biegung, Torsion und Querschnittsver-
formung berechnet werden darf. Jedoch dürfen die Auswirkungen der Querschnitts-
verformungen auf ein Bauteil vernachlässigt werden, wenn diese infolge der Quer-
rahmensteifigkeit oder durch Querschotte auf 10 % der Biegewirkung des Bauteils
reduziert werden. Entsprechende Berechnungsmodelle werden in Abschnitt 4.4.3 er-
läutert, s. Bilder 4.22 bis 4.26.
Bild 4.108 Einflusslinie für die Auflagerkraft A eines Einfeldträgers mit auskragenden
Enden und Auswertung für Verkehrslasten
Für die Bemessung von Brücken ist die Ermittlung der Schnittgrößen eine zentrale
Aufgabe. Von großer Bedeutung ist dabei die Anordnung örtlich veränderlicher Las-
ten wie z. B. der Verkehrslasten, weil maximale und minimale Schnittgrößen benötigt
werden. Bei der Anordnung der Lasten orientiert man sich zweckmäßigerweise an
Einflusslinien, was beispielhaft in Bild 4.71 dargestellt ist. Früher hat man Einflussli-
nien gezeichnet und im Hinblick auf die Ermittlung maximaler bzw. minimaler
Schnittgrößen, Auflagerreaktionen und Verformungen ausgewertet. Zur Erläuterung
436 4 Brückenbau
wird in Bild 4.108 ein Einfeldträger mit auskragenden Enden betrachtet. Für die an-
4 gegebenen Verkehrslasten sollen die maximale und die minimale Auflagerkraft A
berechnet werden, was in unmittelbarem Zusammenhang mit Bild 4.24a und der Er-
mittlung der Hauptträgerbelastung FA bei offenen Querschnitten mit zwei torsions-
weichen Hauptträgern steht, s. auch Bild 4.205.
Wenn man die Einflusslinie für die Auflagerkraft A ermitteln möchte, muss das Lager
entfernt und in entgegengesetzter Richtung zu A eine Verschiebung „1“ angenommen
werden. Die entstehende Biegelinie ist die Einflusslinie. In Bild 4.108c ergibt sich
eine gerade Linie, weil das baustatische System nach Entfernen des Lagers „A“ kine-
matisch ist. Aufgrund der geraden Linie können alle Ordinaten der Einflusslinie mit
dem Strahlensatz berechnet werden. Für die Auswertung werden die Verkehrslasten
in Bild 4.108d so positioniert, dass sich die maximale Auflagerkraft ergibt. Da der
Einfluss der Einzellasten gegenüber der Streckenlast überwiegt, werden sie so weit
wie möglich auf der linken Seite im Bereich der maximalen Ordinaten angeordnet und
dabei beachtet, dass es sich um die Radlasten eines Fahrzeuges handelt, bei dem ge-
mäß Bild 4.108b Randabstände von 0,5 m einzuhalten sind. An das Fahrzeug schließt
auf der rechten Seite die Streckenlast an, jedoch nur bis zum Auflager B, weil Lasten
auf dem rechten Kragarm zu einer Entlastung führen.
Die Laststellung für die minimale Auflagerkraft A ist in Bild 4.108 nicht dargestellt.
Man sieht aber sofort, dass für min A die Verkehrslasten auf dem rechten Kragarm
stehen müssen. Da dort aufgrund der Geometrie nur eine Einzellast stehen kann, er-
hält man min A = 100 (–0,2) = –20 kN.
Gelenk ein. Danach wird eine gegenseitige Verschiebung bzw. Verdrehung „1“ er-
4 zwungen und das sich dabei ergebende, verformte Tragwerk ist die Einflusslinie. Die
negativen Vorzeichen bei 'u = –1, 'w = –1 und 'M = –1 kennzeichnen, dass die ge-
genseitigen Verschiebungen bzw. Verdrehungen in den Gelenken in entgegengesetz-
ter Richtung zu den positiven Stabendschnittgrößen vorzunehmen sind.
Bild 4.110 enthält auch die Einflusslinien für die Auflagerkräfte A und B. Wie bei
den Schnittgrößen wird die entsprechende Bindung beseitigt, d. h., die Lager werden
entfernt. Danach werden die Punkte A und B um w = –1 verschoben, wobei sich das
negative Vorzeichen wiederum auf die Richtung der Auflagerkräfte bezieht.
Zur Sicherung der Gebrauchstauglichkeit, der Einhaltung von Lichtraumprofilen oder
der Ermittlung der Werkstattform benötigt man die Verformungen infolge von Ver-
kehrslasten. Als Beispiel ist in Bild 4.110 die Einflusslinie für die Durchbiegung in
der Mitte des Dreifeldträgers dargestellt. Sie ergibt sich als Biegelinie w(x) des Drei-
feldträgers, wenn man im Punkt 2 die Einzellast P2 = 1 in Richtung von w2 aufbringt.
Gesamtquerschnittsverfahren
In der Regel wird für Verbundbrücken das Gesamtquerschnittsverfahren verwendet,
bei dem die Berechnungen mit ideellen Querschnitten durchgeführt werden. Sie wer-
den unter der Annahme festgelegt, dass die Querschnitte eben bleiben und dass das
Hookesche Gesetz für die Beton- und Stahlteile gilt. Zur Erläuterung der prinzipiellen
Zusammenhänge ist in Bild 4.112 ein Verbundquerschnitt dargestellt, der durch die
Schnittgrößen M und N beansprucht wird. Im Schwerpunkt des ideellen Verbund-
querschnitts liegen, wie bei Anwendung der Stabtheorie üblich, der Ursprung des x-y-
z-Koordinatensystems und der Angriffspunkt der Schnittgrößen. Sie führen zu Teil-
schnittgrößen Nc und Mc in der Betonplatte sowie zu Nst und Mst im Stahlquerschnitt,
wobei der Index „st“ kennzeichnet, dass es sich um den Stahlquerschnitt aus Baustahl
(Index „a“) und Betonstahl (Index „s“) handelt. Aufgrund der Annahme vom Eben-
bleiben der Querschnitte sind die Dehnungen linear veränderlich und es ergeben sich
mit dem Hookeschen Gesetz die rechts in Bild 4.112 dargestellten Spannungen mit
einem Sprung zwischen dem Stahlträgerobergurt und der Betonplatte.
Vereinfachtes Berechnungsverfahren mit Reduktionszahlen
Nach DIN EN 1994-2 dürfen das Kriechen und Schwinden des Betons bei Verbund-
brücken mithilfe von Reduktionszahlen nL für die Betonquerschnittsteile erfasst wer-
den:
nL = n0 (1 + \L Mt) (4.58)
In dieser Gleichung ist n0 = Ea/Ecm die Reduktionszahl für kurzzeitige Lasten (Ver-
kehrslasten, Temperaturänderungen, Wind). Ea ist der Elastizitätsmodul des Baustahls
und Ecm ist der Sekantenmodul des Betons bei Kurzzeitlasten. Für einen Beton
C 35/45 ist n0 = 21000/3400 = 6,18. Der Einfluss des Kriechens wird mithilfe von
Kriechbeiwerten \L und Kriechzahlen M(t, t0) berücksichtigt. Für die Kriechbeiwerte
440 4 Brückenbau
dürfen die in Tabelle 4.22 angegebenen konstanten Werte verwendet werden. Der
4 Index „L“ dient zur Unterscheidung der Beanspruchungen bzw. Lastfälle:
x L=P zeitlich konstante Beanspruchungen \P = 1,10
x L = PT zeitlich affin zum Kriechen auftretende Beanspruchungen \PT = 0,55
x L = Sh Schwinden \Sh = 0,55
x L = D Beanspruchungen infolge von eingeprägten Deformationen \D = 1,50
Die Kriechzahl ist nach DIN EN 1992-1-1 zu bestimmen.
Anmerkung: Die Vorgehensweise gemäß DIN EN 1994-2 ist ein vereinfachtes Ver-
fahren, bei dem näherungsweise konstante Kriechbeiwerte verwendet werden. Dar-
über hinaus müssen bei genauerer Betrachtung unterschiedliche Kriechbeiwerte für
die Betonfläche und das Betonträgheitsmoment berücksichtigt werden. Die Aus-
wirkungen auf die Bemessung sind jedoch bei den üblichen Verbundbrücken mit rela-
tiv dünnen, oben liegenden Betonfahrbahnplatten gering. [98] enthält ausführliche
Herleitungen und Hinweise für genauere Kriechbeiwerte.
Querschnittswerte
Unter Verwendung der Reduktionszahlen können die Querschnittswerte ideeller Ver-
bundquerschnitte mithilfe von Bild 4.113 berechnet werden. Dabei ist für kurzzeitige
Lasten nL = n0 anzusetzen. Ausgangspunkt für die Berechnungen sind die Schwerach-
se der Betonplatte und die Ordinate z. Der Schwerpunkt des ideellen Verbundquer-
schnitts Si,L liegt um das Maß zi,L tiefer. Die Flächen werden mit A und die Trägheits-
momente mit I bezeichnet.
Bild 4.119 Hauptträger mit vertikaler T-Steife und Lagersteifen aus Flachstählen
Zur Formgebung und -erhaltung von Querschnitten können Querschotte, Querver-
bände oder Querrahmen verwendet werden. Querschotte sind Bleche, die zwischen
Stegbleche und Gurte geschweißt werden. Der typische Anwendungsfall sind Hohl-
kastenquerschnitte mit relativ geringen Abmessungen wie sie bei eingleisigen Eisen-
bahnbrücken sowie Geh- und Radwegbrücken vorkommen.
Bei offenen Querschnitten ist es zweckmäßig, Querrahmen auszubilden. Dazu werden
die Hauptträgerstegbleche in der Regel auf den Innenseiten mit Flachstählen oder
T-förmigen Vertikalsteifen verstärkt und mit den Querträgern biegesteif verbunden (s.
Bild 4.119). Bei Verbundbrücken wird die Rahmenwirkung häufig über biegesteif
angeschlossene Querriegel erzielt. Die Querriegel in den Bildern 4.28 und 4.124 ha-
ben I-förmige Querschnitte, so dass Walzprofile gewählt werden konnten.
Bei Querschnitten mit großen Abmessungen werden häufig Diagonalen ergänzt oder
fachwerkartige Querrahmen ausgebildet. Beispiele dazu zeigen die Bilder 4.29, 4.34,
4.35, 4.43, 4.44 und 4.125. In den Auflagerachsen sind stets kräftige Queraussteifun-
gen anzuordnen. Da bei Durchlaufträgern die Hauptträgeruntergurte im Bereich der
Mittelstützen auf Druck beansprucht werden, müssen die Untergurte seitlich gehalten
werden, so dass in den angrenzenden Feldbereichen kräftige Querverbände erforder-
lich sind. Dies ist beispielsweise bei der Weserbrücke Vennebeck in Bild 4.28 der
Fall (Querverband nicht dargestellt).
4.9 Vollwandträgerbrücken 447
angeschrägt, s. Bild 4.126 (rechter HT). In Bild 4.119 wird die Vertikalsteife als La-
4 gersteife verwendet und es werden zusätzlich zwei Flachsteifen auf der äußeren Seite
des Hauptträgersteges angeordnet. Wenn große seitliche H-Kräfte in die Lager zu
leiten sind, kann es erforderlich sein, zusätzlich einen Querverband vorzusehen.
Bild 4.122 Hohlkasten mit ausgesteiftem Querschott für ein zentrisches Lager
4.9 Vollwandträgerbrücken 449
Die Abschnitte 4.4.4 bis 4.4.8 enthalten zahlreiche Beispiele, die die konstruktive
Durchbildung von Vollwandträgerbrücken für unterschiedliche Anwendungsfälle
zeigen. In Abschnitt 4.5 wird ausführlich auf die bauliche Durchbildung der Bauteile
eingegangen. Im Folgenden werden einige Ausführungsbeispiele ergänzt.
Bild 4.124 zeigt den Querschnitt einer Straßenbrücke über einen Schleusenkanal bei
4 Gerlachshausen in Franken. Die einfeldrige Verbundbrücke ist 45 m lang und wurde
für die Brückenklasse 30/30 dimensioniert. Damit ergab sich eine Stahlkonstruktion
von ca. 135 kg/m2 Brückenfläche.
Weitere ausgeführte Verbundbrücken sind in den Bildern 4.125 bis 4.128 dargestellt.
Details zur Ausführung der Stahlkonstruktion für den südlichen Überbau der Brücke
OW IIIa können Bild 4.126 entnommen werden.
4.10 Fachwerkträgerbrücken
4
4.10.1 Konstruktionsvarianten
Bild 4.130 Querschnitt mit zwei außen liegenden Fachwerkwänden (Brücke über
den Datteln-Hamm-Kanal in Lünen)
Vereinzelt werden auch Mittelträgerfachwerkbrücken ausgeführt. Da dabei nur ein
Hauptträger vorhanden ist, müssen Beanspruchungen infolge Torsion von anderen
Baugliedern, wie z. B. Hohlkästen im Fahrbahnbereich, aufgenommen werden, s.
auch Bild 4.22. Ein bekanntes Beispiel dazu ist die Eisenbahnbrücke über die Süder-
elbe in Hamburg, [150]. Bild 4.131 zeigt in einer schematischen Darstellung die drei
nebeneinander liegenden Brückenüberbauten. Die Montage erfolgte, wie in Bild 4.132
dargestellt, mithilfe von Vorschubwagen, Vorbaugeräten, Schwimmkränen und Mon-
tagekränen.
454 4 Brückenbau
Verkehrswege freizuhalten sind. Trogbrücken eignen sich daher besonders für Über-
führungen über Kanäle, Flüsse, Eisenbahnlinien und Straßen, sofern diese Verkehrs- 4
wege annähernd gleiches Niveau wie die Umgebung haben. Ein typisches Beispiel ist
in Bild 4.133 dargestellt. Es zeigt auch die übliche Montagemethode für Brücken über
Kanäle: das Einschwimmen. Detaillierte Angaben für trogartige Fachwerkbrücken und
die konstruktive Durchbildung von eingleisigen Eisenbahnbrücken finden sich in den
Richtzeichnungen S – FB 20 bis S – FB 28 der Deutschen Bahn, [10].
Die Steigung der Diagonalen liegt bei den Diagonalenfachwerken in der Regel zwi-
4 schen 50 und 65 Grad. Die Definition des Winkels ĮLVWLQBild 4.134 eingetragen. Bei
Eisenbahnbrücken soll der Abstand der Fachwerkknoten etwa gleich der Systemhöhe
sein [8]. Dazu gehört ein Winkel von 63°. Die Unter- und Obergurte der Hauptträger-
fachwerke bestehen aus geschweißten Hohlkastenquerschnitten. Für den Anschluss
der Diagonalen werden die Stege der Fachwerkgurte örtlich durch Knotenbleche er-
setzt. Daran werden mit geschweißten oder geschraubten Verbindungen die Gurte der
Diagonalen angeschlossen. Für die Diagonalen werden, soweit statisch möglich, I-
förmige Querschnitte gewählt, deren Gurte an die Knotenbleche angeschlossen wer-
den können. Bei druckbeanspruchten Diagonalen mit großen Knicklängen werden
geschweißte Hohlkastenquerschnitte bevorzugt.
4.10.3 Konstruktionshöhe
4.10.4 Fahrbahn
Die Fahrbahnen von Fachwerkträgerbrücken können, wie in den Abschnitten 4.4.4 bis
4.4.6 erläutert, mit
x Betonfahrbahnplatten,
x querorientierten Stahlkonstruktionen oder
x längsorientierten Stahlkonstruktionen
ausgeführt werden.
4.10 Fachwerkträgerbrücken 459
4.10.5 Schnittgrößenermittlung
Bild 4.138 zeigt beispielhaft eine ausgeführte Fachwerkträgerbrücke, die dem derzei-
tigen Stand der Technik entspricht. Es handelt sich um eine zweigleisige Eisenbahn-
brücke mit zwei außen liegenden Fachwerkträgern, einem oberen Windverband und
einer querorientierten Fahrbahn, deren Quersteifen in Abständen von 628 bzw.
648 mm angeordnet sind. Die Obergurte der Fachwerke und die Enddiagonalen be-
stehen aus geschweißten Kastenquerschnitten, die inneren Diagonalen aus doppelt-
symmetrischen I-Querschnitten, deren Gurte an die Knotenbleche angeschlossen wer-
den. Die Fachwerkuntergurte haben Kastenquerschnitte (ca. 1320 700 mm), die etwa
mittig durch das Fahrbahnblech geteilt werden. Bild 4.139 unten zeigt in einem verti-
kalen Schnitt durch eine Fachwerkwand die konstruktive Ausbildung an den Brücken-
enden. Oben im Bild ist die Konstruktion in einem horizontalen Schnitt dargestellt.
Bild 4.142 Ansicht und Querschnitt der Isarbrücke Großhesselohe bei München
Fachwerkbrücken können auch als Deckbrücken mit Betonfahrbahnplatten ausgeführt
werden. Das Beispiel in Bild 4.142 zeigt die Ansicht und den Querschnitt einer zwei-
gleisigen Eisenbahnbrücke. Da der Brückenüberbau aus vier Einfeldträgern besteht,
liegt die Betonfahrbahnplatte durchgängig im Druckbereich der Haupttragwerke. Die
4.11 Bogenbrücken 463
4.11 Bogenbrücken
4
Abschnitt 4.3 enthält Erläuterungen zu den Haupttragwerken, die für Brücken ver-
wendet werden. Dort werden auch Bogen- und Stabbogenbrücken erwähnt und mithil-
fe der Bilder 4.1, 4.8 und 4.9,
x Stabbogenbrücke über die Weser,
x Bogenbrücke bei Elstal und
x Elbebrücke Dömitz (Stabbogenbrücke),
typische Konstruktionsmerkmale der Haupttragwerke vermittelt und darüber hinaus
die Anwendungsbereiche beschrieben. In den folgenden Abschnitten wird detailliert
auf die konstruktive Durchbildung eingegangen. Abschnitt 4.14.5 enthält ein Berech-
nungsbeispiel und Abschnitt 4.8.7 eine Beispielrechnung zur Ermüdung. Da im Stahl-
und Verbundbau fast ausschließlich Stabbogenbrücken eingesetzt werden, liegt der
Schwerpunkt der folgenden Ausführungen bei diesem Brückentyp.
Vertikale Lasten werden über angehängte oder aufgeständerte Fahrbahnen in Bögen
eingeleitet. Die geometrische Form der Bögen wird so gewählt, dass möglichst gerin-
ge Biegemomente auftreten und die Lasten hauptsächlich durch Drucknormalkräfte zu
den Auflagern abgetragen werden. Dabei entstehen gemäß Bild 4.145 oben Auflager-
kräfte, deren Komponenten in horizontaler Richtung sehr groß sind, die nur mit be-
trächtlichem Aufwand in den Baugrund abgeleitet werden können und dort zu hohen
Beanspruchungen führen.
Bild 4.145 Auflagerkräfte bei Bögen (oben) und Bögen mit Zugband (unten)
Wenn man dagegen zwischen den Auflagerpunkten ein Zugband anordnet, das wie in
Bild 4.145 unten über Hänger mit dem Bogen verbunden ist, so treten infolge von
vertikalen Lasten nur vertikale Auflagerkräfte auf. Die Horizontalkomponenten der
Bogennormalkraft werden durch das Zugband zwischen beiden Auflagerpunkten
„kurzgeschlossen“.
4.11 Bogenbrücken 465
4.11.2 Konstruktionsvarianten
4
Stabbogenbrücken bestehen häufig aus zwei senkrecht stehenden, außen liegenden
Stabbögen, so dass die Fahrbahn und die Gehwege zwischen den beiden Bögen lie-
gen. Die Hänger sind wie in Bild 4.146 normalerweise senkrechte Zugstangen. Im
Sinne der Abschnitte 4.3 und 4.4 (Haupt- und Sekundärtragwerke) bilden die Bögen
gemeinsam mit den Hängern, den Versteifungsträgern und mittragenden Fahrbahnbe-
reichen die Haupttragwerke von Stabbogenbrücken. Die Ermittlung der Schnittgrößen
kann daher sinngemäß wie in Bild 4.24a mit außen liegenden Hauptträgern erfolgen.
Varianten zu der vorgenannten Ausführung von Stabbogenbrücken sind:
x Brücken mit nach innen geneigten Bögen wie zum Beispiel bei der bekannten
Fehmarnsundbrücke oder bei der Elbebrücke Dömitz in Bild 4.9.
x Anstelle von senkrechten Hängern werden in Längsrichtung geneigte Zugstäbe
angeordnet, die die Querkraftübertragung im Haupttragwerk aus Bogen, Diagona-
len und Versteifungsträger ermöglichen, s. Bild 4.156.
x Es wird nur ein Stabbogen in der Mitte des Querschnitts angeordnet, s. Bild 4.155.
Bei Stabbogenbrücken können prinzipiell zwei Fahrbahntypen unterschieden werden:
x Stahlleichtfahrbahnen (reine Stahlkonstruktionen)
x Betonfahrbahnplatten auf stählernen Querträgern
Auf die konstruktive Ausbildung von Fahrbahnen wird in den Abschnitten 4.4.4 bis
4.4.6 für Vollwandträgerbrücken ausführlich eingegangen und in Abschnitt 4.5 wer- 4
den die Grundsätze der baulichen Durchbildung behandelt. Die konstruktive Ausbil-
dung der Fahrbahnen bei Stabbogenbrücken wird mit den folgenden Konstruktions-
beispielen erläutert.
Ein typisches Ausführungsbeispiel für eine Stabbogenbrücke mit Stahlleichtfahrbahn
ist die Straßenbrücke Nr. 150 über den Mittellandkanal bei Minden. Bild 4.147 ver-
deutlicht die gewählten Abmessungen und einige konstruktive Einzelheiten. Der unte-
re Teil des Querschnitts mit den Gehwegen und der Fahrbahn entspricht einer Deck-
brücke mit zwei außen liegenden Hauptträgern. Da die Bauhöhe von ca. 1,10 m nicht
ausreicht, um die Lasten über die gesamte Brückenlänge abzutragen, werden die Ver-
steifungsträger über Hänger mit den beiden außen liegenden Bögen zur Vergrößerung
der Konstruktionshöhe verbunden. Fahrbahn und Gehwege werden wie in Abschnitt
4.5 beschrieben ausgebildet. Bild 4.148 zeigt beispielhaft eine längsorientierte Fahr-
bahn mit Längssteifen und Querträgern.
Die Hänger von Stabbogenbrücken werden in der Regel in gleich bleibenden Ab-
ständen angeordnet. Teilweise wird der Abstand des letzten Hängers zu den Auflager-
achsen etwas vergrößert. Ob für die Hänger enge oder weite Abstände gewählt wer-
den, ist überwiegend eine Frage der architektonischen Gestaltung, der konstruktiven
Ausbildung der Fahrbahn und der vorgesehenen Lastabtragung. Im Hinblick auf eine
wirtschaftliche Ausführung ist es günstig, wenn die Hänger an Stellen angeordnet
werden, wo die Querträger der Fahrbahntafel liegen. Darüber hinaus sollte eine gera-
de Anzahl von Hängern gewählt werden, damit in Brückenmitte, d. h. in der Symme-
trieachse, kein Hänger liegt.
Planmäßig sollen die Hänger nur Zugnormalkräfte übertragen und gelenkig an Bögen
und Versteifungsträger angeschlossen werden. Die Gelenke lassen sich jedoch nur
unvollkommen realisieren, so dass auch Biegebeanspruchungen auftreten. Sie dürfen
nicht vernachlässigt werden und haben für eine dauerhafte konstruktive Ausbildung
unter Berücksichtigung der Ermüdung große Bedeutung. Aufgrund von Schadensfäl-
len haben Regen-Wind-induzierte Schwingungen in den letzten beiden Jahrzehnten
große Bedeutung gewonnen. Als Beispiel sei hier die Elbebrücke Dömitz in Bild 4.9
genannt, bei der es zu gravierenden Schäden durch Risse in den Knotenblechen der
Hängeranschlüsse gekommen ist. Aktuelle Regelungen zur Bemessung von Hängern
enthält der Anhang NA.F des Nationalen Anhangs zur DIN EN 1993-2, aus dem im
Folgenden auszugsweise berichtet wird. Weitergehende Hintergrundinformationen
und Hinweise zu dynamischen Berechnungsverfahren können dem Leitfaden
„Schwingungsanfällige Zugglieder im Brückenbau – Bemessungsregeln für Hänger an
Stabbogenbrücken und Empfehlungen für ermüdungsgerechtes Konstruieren“ ent-
nommen werden (siehe www.bast.de).
Der NA zur DIN EN 1993-2 regelt die Bemessung von Rundstahl- und Flachstahlhän-
gern von Stabbogenbrücken, die durch verkehrsbedingte Wechselbeanspruchungen
sowie durch Wind- bzw. Regen-Wind-induzierte Schwingungen beansprucht werden.
Es werden Bemessungsregeln und Empfehlungen zur ermüdungsgerechten Konstruk-
tion und zur Vermeidung aeroelastischer Instabilitäten angegeben.
4.11 Bogenbrücken 471
Wirbelerregte Schwingungen quer zum Wind entstehen, wenn durch die Luftumströ-
mung eines Hängers regelmäßige Wirbelablösungen in dessen Eigenfrequenz hervor-
gerufen werden und durch die dadurch entstehenden Kräfte Resonanzen erzeugen.
Auslöser für Regen-Wind-induzierte Schwingungen sind am runden Hänger ablaufen-
de Wasserrinnsale, die infolge der Hängerschwingungen und der Windwirkung auf
dem Umfang des Hängerprofils oszillieren und rhythmisch veränderliche Druckvertei-
lungen mit entsprechenden Kraftwirkungen erzeugen. Galloping-Schwingungen ent-
stehen durch wechselnde unsymmetrische Winddruckverteilungen am Querschnitt,
die mit der Eigenbewegung der Hänger einhergehen. Sie können aeroelastische Insta-
bilitäten erzeugen. Flachstahlhänger und Kreisprofile mit Vereisung sind besonders
betroffen. Verkehrsinduzierte Ermüdungsbeanspruchungen von Hängern entstehen im
Wesentlichen durch wechselnde Normalkräfte und zwängungsbedingte Endbiegemo-
mente, die vor allem die Anschlüsse belasten. Die Beanspruchungen infolge Wind
und Verkehr sind hinsichtlich Ermüdung in der Regel gemeinsam zu betrachten.
Die Hänger und die Anschlüsse sind ermüdungsgerecht zu konstruieren und auszufüh-
ren. Soweit Stöße von Rundstahlhängern nicht vermieden werden können, muss eine
Verfahrensprüfung für den Schweißstoß durchgeführt und der Stoß als Werkstattstoß
ausgeführt werden. Zur Reduzierung von Zwängungen und zur Verbesserung der Ro-
bustheit sind möglichst schlanke Konstruktionen aus hochfesten, zähen Werkstoffen
einzusetzen. Es wird empfohlen, die Hängerdurchmesser in Abhängigkeit von der
Mindestzähigkeit auf die folgenden Anhaltswerte zu begrenzen: 100 mm (S 355J2),
130 mm (S 355K2/S 355N) und 160 mm (S 355NL/S 460NL).
Für die Hängeranschlüsse ist sowohl eine geschweißte als auch eine geschmiedete
Ausführung möglich, s. Bild 4.153. Für die ermüdungsgerechte Gestaltung der Hän-
geranschlüsse von Rundstahlhängern gelten die Empfehlungen gemäß Bild 4.154. Den
folgenden Formeln können Werte für die Spannung ı im Hänger, für die Spannung
ınetto im Knotenblech (am Freischnitt) sowie für die Schubspannung IJ entlang des
Anschlusses zwischen Hänger und Knotenblech für die geschweißte Ausführung ent-
nommen werden. Diese Werte sind als Anhaltswerte für eine ermüdungsgerechte Di-
mensionierung im Entwurfsstadium anzusehen.
472 4 Brückenbau
4.11.4 Windverbände
Die Bögen von Stabbogenbrücken werden in der Regel als freistehende Bögen ausge-
führt. Da sie durch hohe Drucknormalkräfte beansprucht werden, ist das Stabilitäts-
verhalten zu untersuchen. Weil aber die Hänger die Bögen bei einem seitlichen Aus-
weichen in die Ursprungslage zurückziehen (poltreue Belastung), sind entsprechende
Standsicherheitsnachweise nach Theorie II. Ordnung unter Berücksichtigung von geo-
metrischen Ersatzimperfektionen meist unproblematisch, s. Abschnitt 4.14.5.
Bei Stabbogenbrücken mit großen Stützweiten und entsprechend hohen Bögen wer-
den oftmals Verbände zwischen den Bögen ausgeführt. Dies sind dann in der Regel
rautenförmige oder K-förmige Verbände. Bei nach innen geneigten Bogenebenen sind
Verbände oder Querriegel (Vierendeelverband) zwischen den Bögen erforderlich,
siehe dazu auch Bild 4.136.
4.11.5 Anwendungsbereiche
Stabbogenbrücken werden überwiegend für Stützweiten von 50 bis etwa 120 m einge-
setzt. Da es sich um Trogbrücken handelt, kommt man mit sehr geringen Bauhöhen
aus. Die Bögen als Bestandteile der Haupttragwerke liegen oberhalb der Fahrbahn. Es
können daher problemlos statisch günstige, große Konstruktionshöhen realisiert wer-
den. Gegenüber vollwandigen Deckbrücken werden geringere Bauhöhen benötigt
474 4 Brückenbau
(siehe Bild 4.13), so dass Stabbogenbrücken besonders vorteilhaft sind, wenn auf-
4 grund der örtlichen Verhältnisse Dämme oder Rampen erforderlich sind.
Prinzipiell sind Stabbogenbrücken mit einfeldrigen Fachwerkträgerbrücken vergleich-
bar, wenn das Fachwerk oberhalb der Fahrbahn liegt. Beide Brückentypen sind Trog-
brücken, so dass beide mit geringen Bauhöhen auskommen. Stabbogenbrücken wer-
den häufig aufgrund der „runden“ Bögen und der „transparenteren“ Ansicht optisch
ansprechender als Fachwerkträgerbrücken beurteilt. Dies hat neben wirtschaftlichen
Erwägungen dazu geführt, dass sich Stabbogenbrücken weitgehend durchgesetzt ha-
ben. So ist insbesondere die Überführung von Straßen über Kanäle eine Domäne der
Stabbogenbrücken.
In Bild 4.155 ist die Donaubrücke Fischerdorf dargestellt. Sie wurde mit nur einem
Stabbogen in Brückenmitte und beidseitig dazu voneinander getrennten Fahrbahnen
ausgeführt. Als Entwurfsprinzip wurden zwei getrennte, einfeldrige Verbunddeck-
brücken mit einzelligem Hohlkastenquerschnitt gewählt, die durch Querträger und
Hänger mit dem Bogen verbunden sind. Für symmetrische Lasten ist daher das Haupt-
tragsystem „Stabbogenbrücke“ wirksam. Exzentrische Lasten (Torsion) werden von
den Hohlkastenquerschnitten über die gesamte Länge von 102,50 m zu den Auflagern
abgetragen. Der einzellige Hohlkastenquerschnitt des Bogens wurde bei der Donau-
brücke Fischerdorf mit Stegblechen ausgeführt, die über den Obergurt hinausragen.
Damit wird ein gezielter Ablauf des Regenwassers zu den Brückenenden hin ermög-
licht. Die genannte Ausführungsvariante des Bogens wird allgemein jedoch nur bei
langen und breiten Bögen gewählt.
In den Bildern 4.156 und 4.157 ist eine eingleisige Eisenbahnbrücke dargestellt. Sie
hat geneigte Flachstahlhänger, die wechselweise an die Stegbleche der Bögen ange- 4
schweißt sind. Einige Hänger sind nicht mit den Versteifungsträgern verbunden
(Normalkraftgelenke), da Druckkräfte auftreten, die von den Hängern aufgrund des
Biegeknickens nicht aufgenommen werden können. Die in Bild 4.157 dargestellte
Betonfahrbahnplatte der Verbundbrücke ist mit den Stegen und innen mit den Unter-
gurten der Versteifungsträger verdübelt. Bei der Betonfahrbahnplatte handelt es sich
um eine neuartige robuste Konstruktion, die in ähnlicher konstruktiver Ausbildung
auch für eingleisige Fachwerkbrücken vorteilhaft sein kann.
raum unter der Brücke und das an die Brücke anschließende Gelände (Rampen) güns-
4 tig auswirkt. Die Bilder 4.160 bis 4.163 enthalten folgende Konstruktionsdetails:
x Bogen mit dem Anschluss der Hänger
x Versteifungsträger mit dem Anschluss des Dienststeges (links), einem Teil des
Querträgers (unten Mitte) und dem Anschluss eines Hängers (oben und rechts)
x Bogenfußpunkt am Versteifungsträger in einem vertikalen Schnitt
x Bogenfußpunkt am Versteifungsträger und Endquerträger mit Pressenansatzpunk-
ten
Bild 4.160 Anschluss der Hänger an den Bogen bei der Brücke Freienohl
4.12 Schrägseilbrücken
4
4.12.1 Anwendungsbereiche
Durch die Verwendung von Seilen und Pylonen können die Überbauten von Schräg-
seilbrücken mit sehr geringen Bauhöhen ausgeführt werden, was zu optisch äußerst
ansprechenden Brückenbauwerken führt. Als Beispiel sei hier die Rheinbrücke Düs-
seldorf-Flehe erwähnt, die Deutschlands Schrägseilbrücke mit der größten Stützweite
(368 m) ist, s. Bilder 4.10 und 4.12d. Das Verhältnis von Stützweite zur Konstrukti-
onshöhe des Brückenbalkens beträgt 368 m/3,80 m = 97 und ist damit viel größer als
bei Vollwandträgerbrücken, bei denen dieses Verhältnis normalerweise gemäß Bild
4.6 zwischen 20 und 35 liegt.
Schrägseilbrücken werden hauptsächlich als Straßenbrücken mit großen Stützwei-
ten ausgeführt. Allgemein bekannte Beispiele dazu sind zahlreiche Rheinbrücken, bei
denen bereits 1960 mit der Severinsbrücke eine Stützweite von 302 m realisiert wor-
den ist. Danach sind mehrere Rheinbrücken mit Stützweiten zwischen 280 und 368 m
gebaut worden.
Ein weiterer Anwendungsbereich sind Geh- und Radwegbrücken. Dabei handelt es
sich häufig um extrem schlanke, ausgefallene Konstruktionen, die aufgrund des inte-
ressanten Erscheinungsbildes und aus gestalterischen Gründen gewählt werden. Im
Grundriss gekrümmte Brücken mit außerhalb des Überbaus angeordneten Pylonen
sind keine Seltenheit, s. Bild 4.187.
4.12.2 Haupttragwerke
4
Haupttragwerke von Schrägseilbrücken bestehen aus Pylonen, Stahlseilen und Ver-
steifungsträgern mit Fahrbahn- und Gehwegbereichen. Hauptsächlich unterscheiden
sie sich bezüglich der Anzahl der Pylone und der Anordnung der Seile. Bild 4.169
zeigt beispielhaft eine Düsseldorfer Rheinbrücke mit einem einzelnen Pylon und ei-
ner Seilebene in Brückenmitte. Damit hat diese einhüftige Brücke nur eine Haupt-
tragebene und ist mit Fachwerkträger- und Stabbogenbrücken vergleichbar, die nur
einen „Hauptträger“ in Brückenmitte haben. Bei dieser Ausbildung als Mittelträger-
Schrägseilbrücke können von der Schrägseilkonstruktion nur symmetrisch im Quer-
schnitt wirkende Lasten abgetragen werden. Zur Abtragung außermittig wirkender
Lasten müssen die Querschnitte der Versteifungsträger ausreichend torsionssteife
Hohlkästen enthalten.
diese Seilführung, die den Saiten in einer Harfe entspricht, kaum noch gewählt. Wie
im Zusammenhang mit Bild 4.5 in Abschnitt 4.3.1 erläutert, werden aus statischen 4
und wirtschaftlichen Gründen Vielseilsysteme bevorzugt, bei denen die Seile am Py-
lonkopf büschel- oder fächerartig angeordnet werden, s. Bild 4.5d.
Als Beispiel für ein büschelartiges Vielseilsystem ist in Bild 4.170 die Köhlbrandbrü-
cke [44] dargestellt. Zur Überbrückung der Hauptstützweite von 325 m wurden an
beiden Ufern Pylone angeordnet, die eine außergewöhnliche Form haben und ober-
halb des Versteifungsträgers einem auf den Kopf gestellten Y entsprechen. Die Seile
werden im oberen, einteiligen Bereich der Pylone verankert und außen mit dem Ver-
steifungsträger verbunden, so dass ein räumliches Tragwerk entsteht. Aufgrund des
Vielseilsystems reicht die ausgeführte Bauhöhe von 3,52 m problemlos zur Überbrü-
ckung der Mittelöffnung aus und das L/h-Verhältnis beträgt nur 92.
Bei der Rheinbrücke Düsseldorf-Flehe, die in Abschnitt 4.3.1 in den Bildern 4.10 und
4.12d dargestellt ist, wird eine Stromöffnung von 368 m überbrückt und dazu nur ein
Pylon verwendet. Dieser Pylon besteht aus Stahlbeton und hat die Form eines auf den
Kopf gestellten Y. Durch die Verankerung der Seile im einteiligen Bereich des Pylons
und in Querschnittsmitte hat das einhüftige Haupttragwerk nur eine Seilebene, die
dort wirkende Vertikallasten abtragen kann. Die Torsion wird von einem dreizelligen
Hohlkasten mit einer Gesamtbreite von rund 16 m übernommen [60]. Die Seile sind in
sieben Seilgruppen angeordnet, die in der Stromöffnung büschelartig und im Bereich
der Vorlandbrücken harfenartig angeordnet sind.
Eine weitere Ausführungsvariante ist in Bild 4.171 dargestellt. Die Tjörnbrücke hat
zwei senkrechte Seilebenen, die beidseitig neben dem Versteifungsträger angeordnet
sind. Diese Schrägseilbrücke hat daher zwei Haupttragebenen, so dass diese Lösung
prinzipiell mit Fachwerk- und Stabbogenbrücken vergleichbar ist, bei denen jeweils
zwei außen liegende, senkrecht stehende Fachwerke bzw. Stabbögen vorhanden sind.
Bezüglich der Tragwirkung ist bei der Tjörnbrücke zu beachten, dass die beiden Seil-
ebenen mit dem torsionssteifen Kastenquerschnitt zusammenwirken. Weitere Einzel-
heiten können [83] entnommen werden.
Bild 4.177 Rheinbrücke Wesel – Verankerung der Seile im Querschnitt der Strom-
brücke
Im oberen Teil des Pylons vereinen sich die beiden Pylonschäfte und gehen in eine
dreizellige Stahlverbundkonstruktion über, deren mittlere Zelle aus Stahl der Güte
S 355 J2G3 die Seiltraversen aufnimmt. Die Seilkräfte werden dort zunächst in den
Stahlquerschnitt und dann über Kopfbolzendübel in den Beton geleitet. Die horizonta-
le Komponente der Seilkräfte wird direkt über die bis zu 60 mm dicken Stegbleche
kurzgeschlossen. Bild 4.176 zeigt das Detail der Seilverankerung im Pylonkopf.
zinkt, gewachst und mit einem PE-Mantel versehen. Verankert sind sie mit dreiteili-
gen, besonders schwingfesten Keilen. Das gesamte Litzenbündel wird in einem rot 4
eingefärbten HDPE-Schutzrohr mit äußerer Wendel, die das Auftreten von regen-
wind-induzierten Schwingungen verhindern soll, geführt. Am Pylon sind die Seile mit
Festankern und am Überbau mit Spannankern, die aus einem Ankerblock mit verstell-
barer Ringmutter bestehen, versehen. Alle Verankerungen besitzen innenliegende
Dichtungselemente, die das Eindringen von Wasser in den Keilbereich verhindern.
Bild 4.177 zeigt die Verankerung der Seile im Stromüberbau. Die Bilder 4.178 bis
4.180 sind Fotos aus dem Bauzustand der Brücke, die die Anordnung, Verankerung
und Konstruktion der Seile verdeutlichen.
Die Errichtung der Strombrücke erfolgte gemäß Bild 4.181, wie bei Schrägseilbrü-
cken üblich, im Freivorbau. Dabei wurden Montageschüsse über den bereits fertigge-
stellten Brückenabschnitt zur Vorbauspitze transportiert und mit einem dort installier-
ten Derrick montiert. Mit weiteren Seilen konnte dann der Stromüberbau schrittweise
mit dem Pylon verbunden werden.
4.12.4 Schnittgrößen
der vorderen Abspannung führt zu dem in Bild 4.182 qualitativ dargestellten Biege-
4 momentenverlauf im Versteifungsträger.
Die vertikale Seilkraftkomponente kann man so wählen, dass der vorhandene Momen-
tenverlauf am statischen System ohne Seile vorteilhaft verändert wird. Dabei sollten
die für die Bemessung des Versteifungsträgers relevanten Biegemomente so reduziert
werden, dass sich in Anbetracht der vorhandenen Bauhöhe sinnvolle Blechdicken
ergeben. Als Beispiel ist in Bild 4.182 qualitativ der Biegemomentenverlauf infolge
Gleichstreckenlast dargestellt. Diese Biegemomentenlinie kann mithilfe von Sv
„hochgezogen“ werden, beispielsweise so weit wie in Bild 4.182 unten dargestellt.
Daraus ergibt sich ein konkreter Wert für Sv, so dass die erforderliche Seilkraft und
der Seildurchmesser bestimmt werden können. Zwecks Verallgemeinerung kann Bild
4.174 herangezogen werden, in dem Biegemomente bei der Rheinbrücke Wesel dar-
gestellt sind.
In den Bildern 4.183 und 4.184 ist die Flughafenbrücke über den Rhein in Düsseldorf
dargestellt. Im Vergleich zur Rheinbrücke Wesel ist der Querschnitt mit 38,50 m deut-
lich breiter, s. Bilder 4.172 und 4.173. Bezüglich der konstruktiven Ausbildung sind
die Querschnitte mit den dreizelligen Hohlkästen und den außen liegenden Schräg-
streben unmittelbar vergleichbar. Im Gegensatz dazu sind bei den Pylonen große Un-
terschiede festzustellen: Die Flughafenbrücke hat zwei dreiecksförmige Pylone, die
4.12 Schrägseilbrücken 491
wesentlich niedriger als der Pylon der Rheinbrücke Wesel sind. Aufgrund der örtli-
chen Nähe zum Flughafen Düsseldorf sind außergewöhnlich niedrige Pylone gebaut 4
worden, deren geringe Höhe durch die dreieckige Form realisiert werden konnte. Bei
dieser Lösung müssen durch die Pylonriegel extrem große Zugkräfte aus den Seilen
durchgeleitet werden, so dass dort für die maximal 80 mm dicken Bleche hochfester
Stahl (S 460 ML) verwendet wurde. Über die Fertigung und Montage der Brücke wird
in [167] berichtet, s. auch [127].
Die Fotos in den Bildern 4.185 und 4.186 stammen aus dem Bauzustand der Brücke.
4 Sie verdeutlichen die Pylonform mit dem Längsriegel und den geneigten Pylonstielen
sowie die Seilführung am Pylonkopf und die Verankerung der vollverschlossenen
Seile am Versteifungsträger.
Als Beispiel für eine Geh- und Radwegbrücke zeigen die Fotos in den Bildern 4.187
bis 4.191 eine 2011 errichtete Brücke in Gelsenkirchen. Der nach hinten und seitlich
geneigte Pylon ist am Fußpunkt gelenkig gelagert und wird planmäßig nur durch
Drucknormalkräfte beansprucht. Am Pylonkopf sind sieben Seile (d = 50 mm), die
den Brückenüberbau halten, und zwei rückwärtige Abspannseile (d = 95 mm) veran-
kert. Zur Verbindung der Seile mit dem Pylonkopf wurden Gabelköpfe und Bolzen
verwendet. Am Brückenüberbau, der eine längsorientierte Gehwegkonstruktion auf-
weist, sind die vollverschlossenen Spiralseile exzentrisch, d. h. auf einer Seite veran-
kert. Dort wurden Seilköpfe mit Außenwinden und Stützmuttern angeordnet, die das
Anspannen der Seile und das Einstellen der erforderlichen Seilkräfte ermöglichten.
Am unteren Ende der rückwärtigen Abspannseile wurden wie oben Gabelköpfe und
Bolzen verwendet, die über Verankerungskonstruktionen aus Baustahl und einbeto-
nierte Anker an entsprechend schwere Stahlbetonfundamente angeschlossen wurden.
4.12.6 Seile
der Begriff „Seil“ häufig allgemeiner aufgefasst und damit ausgedrückt, dass es sich
4 um biegeweiche Zugglieder handelt. Man spricht auch von Schrägseilbrücken, wenn
Drahtbündel oder Litzenbündel verwendet werden.
Ein Beispiel für die Verwendung von Litzenbündeln im deutschen Schrägseilbrücken-
bau ist die Rheinbrücke Wesel. Einzelheiten dazu können Abschnitt 4.12.3 sowie den
Bildern 4.176 bis 4.180 entnommen werden. Erstmalig wurden Litzenbündel im deut-
schen Großbrückenbau bei der Strelasundquerung (Rügenbrücke) eingesetzt. Im Aus-
land werden in der Regel Litzenbündel verwendet. Weitere Angaben zum Einsatz von
Seilen im Brückenbau enthält [60]. Peil befasst sich in [124] ausführlich mit dem
Bauen mit Seilen.
Anmerkung: Anstelle von Seilen werden bei Geh- und Radwegbrücken mit kurzen
Abspannungen auch teilweise Rundstähle verwendet, weil sie kostengünstiger sind.
Die Anschlüsse werden in ähnlicher Weise wie bei den Hängern von Stabbogenbrü-
cken ausgeführt, s. Abschnitt 4.11.3.
4.13 Hängebrücken
4.13.1 Übersicht
Hängebrücken, wie z. B. die in Bild 4.193 dargestellte Golden Gate Bridge [130], be-
stehen aus Pylonen, Tragkabeln, Hängern und Versteifungsträgern. Mit diesem Brü-
ckentyp können extrem große Stützweiten erreicht werden. Hängebrücken haben fast
immer zwei Pylone mit jeweils zwei außen stehenden Pylonstielen, ein Mittelfeld und
zwei Seitenfelder. Da die Hänger in der Regel senkrecht angeordnet werden, entste-
hen zwei senkrechte Tragebenen, die wie bei der Tjörnbrücke (Schrägseilbrücke) in
Bild 4.171 beidseitig neben dem Versteifungsträger angeordnet sind.
Hängebrücken keine Bauaufgaben mehr, die nicht mit anderen Brückentypen wirt-
schaftlicher gelöst werden können. Einige Beispiele aus den letzten Jahren zeigen, 4
dass Hängebrücken vornehmlich bei Geh- und Radwegbrücken aus gestalterischen
Gründen ausgeführt werden. Im folgenden Abschnitt wird daher nur kurz auf die
Konstruktion und Herstellung von Hängebrücken eingegangen.
4.13.2 Konstruktionsbeispiele
Bei echten Hängebrücken, wie bei der Golden Gate Bridge in Bild 4.193, werden die
Tragkabel im Erdboden mithilfe von Stahlbetonfundamenten verankert. Alternativ
dazu ist die Verbindung der Tragkabel mit den Versteifungsträgern möglich, so dass
wie bei Schrägseilbrücken Drucknormalkräfte in den Versteifungsträgern auftreten.
Aus Montagegründen und aufgrund der örtlichen Einleitung sehr großer Kräfte sind in
sich verankerte Hängebrücken nur bei kleinen Stützweiten und Lasten sinnvoll.
Bei den folgenden Bildern handelt es sich um Fotos vom Bau der zweiten Brücke über
den Bosporus, die 1988 für den Verkehr freigegeben worden ist.
Bild 4.194 zeigt die fertiggestellten Tragkabel im Montagezustand ohne Hänger und
4 Versteifungsträger. Die freie Stützweite über den Bosporus beträgt 1090 m. Die Trag-
kabel bestehen gemäß Bild 4.195 aus einzelnen Drähten, s. auch Bild 4.192 rechts.
Zur Befestigung der Hänger an den Tragkabeln wurden die in Bild 4.195 dargestellten
Manschetten verwendet, die mittels Klemmwirkung durch Anziehen der Schrauben
mit den Tragkabeln verbunden sind.
Die Tragkabel wurden aus den Einzeldrähten im Luftspinnverfahren hergestellt. Bei
diesem Verfahren müssen zunächst die in Bild 4.194 erkennbaren Hilfsseile von Py-
lon zu Pylon und zu den Brückenenden montiert werden. An die Hilfsseile werden
Spinnräder gehängt, die auf Spulen aufgewickelt die Drähte enthalten, und in Brü-
ckenlängsrichtung hin und her bewegt werden, so dass sukzessive ein Tragkabel ent-
steht. Gemäß [60] beträgt die Geschwindigkeit der Spinnräder etwa 300 m/Min. Für
die Herstellung der Tragkabel werden mehrere Monate benötigt.
An den Brückenenden werden die Tragkabel im Boden verankert. Bild 4.196 zeigt das
Auffächern eines Tragkabels bei der zweiten Bosporusbrücke und einen Umlenksattel
im Bereich eines Brückenendes. Bei dieser Art der Verankerung sind große Mengen
an Ballastbeton erforderlich.
Der Versteifungsträger der zweiten Bosporusbrücke besteht zwischen den Pylonen
aus Stahlkonstruktionen. Aus Bild 4.197 ist erkennbar, dass es sich um eine längsori-
entierte Fahrbahnkonstruktion mit Trapezsteifen handelt. Die Gehwegbereiche, die
schrägen Stege und der Untergurt des Hohlkastens sind mit Wulstflachstählen in
Längsrichtung ausgesteift. Deutlich zu erkennen ist auch die aerodynamisch günstige
Form des Querschnitts.
In den Bilder 4.198 bis 4.201 ist eine Geh- und Radwegbrücke dargestellt, die 2009 in
Gelsenkirchen errichtet worden ist. Dabei handelt es sich nicht um eine typische Hän-
gebrücke wie sie in Abschnitt 4.13.1 beschrieben wird, sondern um einen außerge-
wöhnlichen Entwurf. Der Brückenüberbau ist im Grundriss stark gekrümmt und der
Pylon steht neben der Brücke. Am Pylonkopf sind zwei Abspannseile und zwei Trag-
seile verankert. An den Tragseilen und einem Verbindungsseil sind die Hänger mittels
Seilklemmen befestigt. Die Hänger haben an beiden Enden Gabelköpfe, die mit Bol-
zen an die Seilklemmen (oben) und an den Überbau (unten) angeschlossen werden.
4.14 Berechnungsbeispiele
4
4.14.1 Vorbemerkungen
Geh- und Radwegbrücken werden fast ausschließlich als Deckbrücken gebaut. Sie
weisen überwiegend Nutzbreiten von etwa 3 bis 4 m auf und sind daher in der Regel
relativ schmal. Sofern die verfügbare Bauhöhe nicht ausreicht, werden vereinzelt auch
Trogbrücken ausgeführt, bei denen sich auch oberhalb des Gehwegs tragende Kon-
struktionsteile befinden (s. auch Bilder 4.13 und 4.42).
Geh- und Radwegbrücken in Stahl- und Verbundbauweise bieten vielfältige Gestal-
tungs- und Konstruktionsmöglichkeiten. Sie können unauffällig an die Umgebung
angepasst werden, aber auch ein Stadtbild architektonisch prägen. Dazu finden sich in
der Literatur und natürlich in Stadt und Land zahlreiche ausgeführte Beispiele. Stäh-
4.14 Berechnungsbeispiele 499
lerne Geh- und Radwegbrücken haben ein relativ geringes Gewicht und können in
sehr kurzer Zeit montiert werden. Dies bietet immer dann besondere Vorteile, wenn 4
die Verkehrsbeschränkungen bei der Montage vor Ort auf ein Minimum begrenzt
werden müssen. Sofern es die örtlichen Verhältnisse auf der Baustelle und auf dem
Transportweg dorthin erlauben, können oft die kompletten Brückenüberbauten ange-
liefert und ohne Montagestöße montiert werden. Transportlängen bis zu etwa 50 m
liegen bei etwa 3 m Breite durchaus im Bereich des Möglichen.
Als Berechnungsbeispiel für eine Geh- und Radwegbrücke wird die in den Bildern
4.202 und 4.203 dargestellte Brücke behandelt. Sie hat Stützweiten von zweimal 34 m
und eine Gesamtbreite von 3,50 m. Der Zweifeldträger wird an der mittleren Stütze
nur durch ein unverschiebliches Lager in der Mitte des Querschnitts unterstützt. Ex-
zentrisch wirkende Lasten müssen daher über den torsionssteifen Hohlkastenquer-
500 4 Brückenbau
schnitt bis zu den Widerlagern, also über die volle Länge, abgetragen werden. Die
4 Konstruktionen an der Mittelstütze und an den Brückenenden sind in den Bildern
4.122 und 4.123 dargestellt, s. Abschnitt 4.9.5.
Das Gehwegblech wird in Querrichtung durch Trapezprofile ausgesteift, die die
Hauptträgerstegbleche ungestoßen durchdringen. Der Abstand der Gehwegquersteifen
beträgt gemäß Bild 4.203 in Längsrichtung 400 mm. Zur Formerhaltung des Quer-
schnitts werden pro Feld zehn rahmenartige Aussteifungen im Bereich der Stege und
des Bodenblechs angeordnet. Die Brücke kann daher, wie mit den Bildern 4.21a und
4.23 erläutert, als Durchlaufträger mit einem Hauptträger berechnet werden.
Die Stahlkonstruktion des Brückenüberbaus ist mit ca. 60 t sehr leicht. Unter Berück-
sichtigung des Gehwegbelags und der Geländer ergeben sich an den Brückenenden
kleine Auflagerkräfte, so dass Verkehrslasten und Windwirkungen zum Abheben des
Überbaus von den Lagern führen können. Zur Vergrößerung der Endauflagerkräfte
infolge Eigengewicht wird die Brücke am mittleren Auflager planmäßig um 30 cm
abgesenkt. Mit den Einwirkungen nach DIN EN 1991-2 und den Bemessungsvor-
schriften nach DIN-EN 1993-2 sind für den Endzustand im Wesentlichen die im Fol-
genden zusammengestellten Nachweise zu führen.
Lastannahmen
x Eigenlasten
6WDKOTXHUVFKQLWWȖ A = 78,5 952/10000 = 7,47 kN/m
Zuschlag für Steifen 20 % 1,49 kN/m
Geländer 2 0,45 kN/m 0,90 kN/m
5 mm reaktionsharzgebundener Dünnbelag
mit Quarzsandabstreuung 0,18 kN/m
g = 10,04 kN/m
x Gleichmäßig verteilte Last
q fk = 5,0 kN/m²
Für die Einzelstützweite L = 34 m erhält man:
q fk = 2,0 + 120/(34 + 30) = 3,88 kN/m²
b = 3,0 m: q = 3,0 3,88 = 11,64 kN/m
x Einzellast
Für die lokale Tragwirkung des querausgesteiften Gehwegblechs wird eine Einzellast
von Qfwk = 10 kN auf einer quadratischen Aufstandsfläche mit einer Seitenlänge von
0,10 m angesetzt, s. DIN EN 1991-2, 5.3.2.2.
Mittragende Breiten bei der Schnittgrößenermittlung
L/8 = 34/8 = 4,25 m > (3,50 – 2 0,85)/2 = 0,90 m s. DIN EN 1993-1-5, 2.2
Bei der Schnittgrößenermittlung darf der gesamte Querschnitt angesetzt werden.
4.14 Berechnungsbeispiele 501
Schnittgrößenermittlung
Die Berechnung erfolgt zunächst für charakteristische Lasten. Die Lastfälle Stützen- 4
senkung und Temperatur werden anhand der resultierenden Durchbiegungen in Er-
satzeinzellasten umgerechnet. Somit kann beispielsweise als Ersatz für die planmäßi-
ge Stützensenkung wegen wB = F l³/(48 EI) = 0,40 m am 68 m langen Einfeldträger
die folgende Einzellast angesetzt werden:
F = 48 21000 152,81 0,40/68³ = 196 kN
M B = 196 68/4 = 3332 kNm und V = r 98,0 kN.
Für die zu berücksichtigenden Temperaturunterschiede 'T 1 = 28,8 °C (oben wärmer
als unten) und 'T 2 = 7,8 °C (unten wärmer als oben) resultieren Verformungen von
w 1 = 20 cm und w 2 = 5,4 cm, welche auf die gleiche Weise in Einzellasten umge-
rechnet werden können. Die Schnittgrößen sind in Bild 4.204 dargestellt.
Untergurt:
4 Feldbereich: 1,25/2 = 0,625 m > 0,85 34/50 = 0,58 m
Stützbereich: 0,625 m > 0,25 68/50 = 0,34 m
Die o. g. Bedingung ist nicht erfüllt und es muss im Feld- und im Stützbereich abge-
mindert werden. Im Feldbereich ergeben sich Abminderungsfaktoren von E = 0,994
(Obergurt innen und außen) und E = 0,997 (Untergurt). Somit ist die mittragende
Breite näherungsweise gleich der vorhandenen Breite und es wird der gesamte Quer-
schnitt angesetzt. An der Mittelstütze muss wie folgt abgemindert werden:
Obergurt:
außen:
k = D 0 Â b 0 /L e = 1,0 0,90/17 = 0,053
1/E = 1 + 6,0 [k – ÂN @ + 1,6 k² = 1,277
E = 0,783 und b eff = E b 0 = 0,783 0,90 = 0,705 m
innen:
k = D 0 Â b 0 /L e = 1,0 0,85/17 = 0,050
1/E = 1 + 6,0 [k – ÂN @ + 1,6 k² = 1,256
E = 0,796 und b eff = E b 0 = 0,796 0,85 = 0,677 m
Untergurt:
k = D 0 Â b 0 /L e = 1,0 0,625/17 = 0,037
1/E = 1 + 6,0 [k – ÂN @ + 1,6 k² = 1,159
E = 0,863 und b eff = E b 0 = 0,863 0,625 = 0,539 m
x Querschnittswerte
Tabelle 4.32 enthält die Ermittlung der Querschnittswerte für den gesamten Quer-
schnitt mit voll mitwirkenden Breiten. Mit b eff = 0,705 m (außen), b eff = 0,677 m (in-
nen) und b eff = 0,539 m (Untergurt) führt die Berechnung zu zS = 0,370 m und , y =
125,68 cm²m². Für den in Bild 4.203 dargestellten Querschnitt werden in [89@ DXs-
führlich Querschnittswerte und Spannungen berechnet und u. a. die Lage des Schub-
mittelpunktes M mit z M = 3,4 cm ermittelt.
Tabelle 4.32 Ermittlung der Querschnittswerte für den Querschnitt in Bild 4.203
Knickkurve a: Fc 0,547
Grenzspannung: Vgrenz 0,547 21,36 11,68 kN/cm 2
Vorhandene Druckspannung:
min V = 5395/152,81 (0,318) = 11,23 kN/cm²
Nachweis: 11,23/11,68 = 0,961 < 1
Beulen des bereichsweise gedrückten Stegblechs:
V o = 5395/152,81 (0,312) = 11,02 kN/cm2
V u = 5395/152,81 0,662 = 23,37 kN/cm2
504 4 Brückenbau
Bei der in Bild 4.205 dargestellten Straßenbrücke handelt es sich um eine Deckbrücke
mit offenem Querschnitt und zwei torsionsweichen Hauptträgern. Die Berechnung des
Haupttragwerks erfolgt, wie in den Bildern 4.21b und 4.24a dargestellt, für die einzel-
nen Hauptträger. Da der Querschnitt symmetrisch ist, reicht es aus, einen Hauptträger
zu untersuchen. Aufgrund der Querschnittsausbildung handelt es sich um eine Stahl-
brücke mit längsorientierter Fahrbahn, s. Abschnitt 4.4.6. Das Deckblech hat daher
vier Funktionen bzw. Tragwirkungen:
1. Obergurt der Hauptträger
2. Obergurt der Querträger
3. Obergurt der Längsrippen
4. Plattentragwirkung zwischen den Längsrippen
Gemäß DIN EN 1993-2/NA: 2014-10, Abschn. 1.2.2 im Anhang NA.G, brauchen die
Biegemomente im Deckblech nicht berücksichtigt zu werden, sofern die im Anhang
NA.G aufgeführten Empfehlungen eingehalten werden. Dies ist bei der in Bild 4.205
dargestellten Straßenbrücke der Fall, s. auch Abschnitt 4.5.3.
Im Folgenden wird die ständige und vorübergehende Bemessungssituation für den
Nachweis des Grenzzustandes der Tragfähigkeit nach DIN EN 1990 (STR) unter-
4.14 Berechnungsbeispiele 507
sucht. Dabei werden die ständigen Einwirkungen und als vorherrschende Einwirkun-
gen das Lastmodell 1 (Lastgruppe gr1) berücksichtigt. Andere veränderliche Einwir- 4
kungen, d. h. Windlasten gemäß Tabelle A2.1, werden hier nicht berücksichtigt.
Lastannahmen
x 'LH 6WDKONRQVWUXNWLRQ IKUW PLW Ȗ N1P3 zu der folgenden Streckenbelas-
tung eines Hauptträgers:
Deckblech 0,014 7,63 78,5 = 8,38 kN/m
Gehwegblech 0,012 1,50 78,5 = 1,41 kN/m
Längsrippen 0,69 9,13 = 6,30 kN/m
Querträger 0,37 9,13 = 3,38 kN/m
HT-Steg 0,016 2,80 78,5 = 3,52 kN/m
HT-Untergurt (0,80 + 0,75 + 0,70) 0,04 78,5 = 7,07 kN/m
Gesimsblech (0,800 + 0,100) 0,014 78,5 = 0,99 kN/m
Belastung für einen Hauptträger g 1 = 31,05 kN/m
x Ausbaulasten für eine Brückenhälfte
Gussasphalt inkl. Zuschlag für Mehreinbau
(0,08 24,00 + 0,50) 7,625 = 18,45 kN/m
Geländer = 1,00 kN/m
Schutzplanke = 0,50 kN/m
Entwässerungs- und Versorgungsleitungen = 0,75 kN/m
Ausbaulasten pro Hauptträger g 2 = 20,70 kN/m
x Verkehrslasten (Lastmodell 1)
Die maximale Belastung des linken Hauptträgers wird mithilfe von Bild 4.206 ermit-
telt. Unter Beachtung der Einflusslinie (s. auch Abschnitt 4.9.2) wird der Fahrstreifen
Nr. 1 direkt neben dem linken Schrammbord angeordnet und Verkehrslasten bis zum
rechten Hauptträgersteg aufgebracht. Es ergeben sich folgende Auflagerkräfte:
q = 3,0 1,50 1,405 + 12,0 3,0 1,162 + 6,0 3,0 0,847 + 3,0 6,25 0,338
= 69,74 kN/m
Q = 150 1,270 + 150 1,054 + 100 0,946 + 100 0,730 + 50 0,622
+ 50 0,405 = 568 kN
Aufgrund der hier ermittelten Spannungen werden die Fahrbahn- und Gehwegbleche
sowie die Querträgerbleche nicht aus S235, sondern aus S355 ausgeführt. Von der im
Anhang E zur DIN EN 1993-2: 2010-12 angegebenen Kombinationsregel für lokale
Radlasten und globale Verkehrslasten wird hier kein Gebrauch gemacht.
Tabelle 4.33 Spannungen V y infolge örtlicher Lastabtragung der Querträger
Biege- Mittrag. Breite V y Oberkan- Vy
Belastung des
momente Fahrbahn- te Fahr- Unterkante
Querträgers
am HT-Steg blech bahnblech QT-Untergurt
Eigengewicht
g = 18 kN/m, J G = 1,35 246 kNm 1,676 m 1,22 kN/cm2 3,31 kN/cm2
Verkehrslasten
q = 12, 24 u. 48 kN/m, 310 kNm 1,676 m 1,54 kN/cm2 4,18 kN/cm2
J Q = 1,35
Radlasten 0,5 m vom HT 193 kNm 0,232 m 3,55 kN/cm2 3,32 kN/cm2
F = 285,7 kN, J Q = 1,35
Radlasten 2,5 m vom HT 964 kNm 1,096 m 6,79 kN/cm2 13,54 kN/cm2
F = 285,7 kN, J Q = 1,35
x Querträger
Die Tragfähigkeit der Querträger wird hier nicht nachgewiesen. Gemäß DIN EN
1993-1-2 ist bei der Bemessung der Stegdicke des Querträgersteges die Schubweich-
heit der Reststege („Zahnnachweis“) zwischen den Ausschnitten zu berücksichtigen,
s. auch Bilder 4.62 und 4.63. Die in Bild 4.205 angegebene Stegblechdicke der Quer-
träger von t = 16 mm (S 355) ist nicht ausreichend. Ergänzende Berechnungen und
Nachweise führen zu terf = 22 mm, s. auch >@
Schubbeulen der Hauptträgerstege an den Auflagern
Nachweise nach Abschnitt 4.7.5 zeigen, dass die Hauptträgerstege an den Auflagern
durch Längssteifen ausgesteift werden müssen.
Ermüdungsnachweise
Auf rechnerische Ermüdungsnachweise darf bei Straßenbrücken gemäß Nationalem
Anhang zur DIN-EN 1993-1-2 im folgenden Fall verzichtet werden: Bei Fahrbahnble-
chen, bei Längsrippen, Längsrippenstößen und Längsrippendurchführungen durch
Querträgerstege, wenn diese nach Anhang NA.G ausgeführt werden, s. auch Ab-
schnitt 4.5.3. Die Konstruktion wird wie vorstehend gefordert ausgeführt und die Stei-
figkeit der Längsrippen nach Bild 4.57 untersucht. Für 4,00 m Querträgerabstand
erhält man:
min IB § 8300 cm4 für Kurve A und min IB § 11300 cm4 für Kurve B
Mit ISt = 15607 cm4 liegt die vorhandene Steifigkeit der Längsrippen deutlich über
den Mindeststeifigkeiten. In Abschnitt 4.8.6 wird beispielhaft der Ermüdungsnach-
weis für den Anschluss der Vertikalsteifen an die Hauptträgeruntergurte geführt.
4.14 Berechnungsbeispiele 513
Der Querschnitt wird in ähnlicher Weise wie der Querschnitt in Bild 4.35 mit Diago-
4 nalen an jedem Querträger ausgesteift. Für die Berechnung kann daher das Modell in
Bild 4.23 für formtreue einzellige Hohlkästen verwendet werden.
Schnittgrößenermittlung
Für die Bemessung der Verbundbrücke sind die Stützmomente und die maximalen
Feldmomente von ausschlaggebender Bedeutung. Hier werden die in Tabelle 4.34
zusammengestellten Lastfälle untersucht und die Stützmomente sowie die Momente
in Feldmitte des mittleren Feldes berechnet. Bei den Berechnungen werden die bau-
statischen Systeme gemäß Bild 4.208 gewählt.
Die Lastfälle 1 und 2 (Stahleigengewicht und Betonieren; Stahlträger) werden unter
Berücksichtigung der Hilfsstützen untersucht. Die Biegesteifigkeiten des Stahlträgers
werden mit E a = 21000 kN/cm2 für Baustahl und den Trägheitsmomenten in den Feld-
und Stützbereichen ermittelt, s. Tabelle 4.35. Stark vereinfachend wird hier für das
Betonieren nur ein einziger Lastfall, das gleichzeitige Betonieren der gesamten Brü-
cke, berücksichtigt. Bei Ausführungsberechnungen müssen das abschnittsweise Beto-
nieren und der tatsächliche zeitliche Ablauf erfasst werden.
Tabelle 4.34 Stützmomente M St und Feldmomente M 2 für verschiedene Lastfälle
Stützbereich Feld 2
Trägheits- Trägheits-
M St [kNm] M 2 [kNm]
Lastfall momente momente
1 Eigengewicht
g 1,Feld = 52,4 kN/m
32954 I Stütze 21486 I Feld
Stahl
2 Betonieren
g 2 = 119,3 kN/m 72463 I Stütze 48328 I Feld
3 Entfernen der Hilfsstützen
F Hi = 1927 kN 4525 I St 4525 I i,0
4 Abbinden, Ausschalen und
Aufbringen der Ausbaulasten
g 3 = 46,2 kN/m 24852 I St 21925 I i,0
5 Kriechen für t =
infolge Lastfall 3 452 I St 452 I i,P ; I i,PT
Verbund
6 Kriechen für t =
infolge Lastfall 4 1946 I St 1946 I i,P ; I i,PT
7 Schwinden
H c,Sh, = -0,335 ‰ 25288 I St 8263 I i,Sh
8 Verkehrslasten
q = 72,0 kN/m 41796 I St 42972 I i,0
Q = 500 kN (je Achse) 7373 15407
9 Temperatur (h = 430 cm)
ǻT M,pos = 15 K I St 26674 I i,0
ǻT M,neg = -18 K 32008 I St I i,0
4.14 Berechnungsbeispiele 515
x Feldbereiche/Trägheitsmomente Ii,L
4 Die Trägheitsmomente Ii,L werden für Beton im Zustand I (ungerissener Beton) be-
rechnet. Dabei werden Querschnittsteile aus Baustahl und Betonstahl sowie mithilfe
von Reduktionszahlen nL reduzierte Betonquerschnittsteile berücksichtigt.
In Tabelle 4.35 sind die Querschnittswerte für den Nachweis des Querschnitts in
Bild 4.207 zusammengestellt. Das Bild zeigt den Querschnitt in den Feldbereichen,
die in Klammern angegebenen Werte gelten für die Stützbereiche. Die folgenden An-
gaben dienen zur Erläuterung der durchgeführten Berechnungen für die Querschnitts-
werte und Schnittgrößen:
x Untersuchungen zur mittragenden Breite haben ergeben, dass die Betonfahrbahn-
platte für die Schnittgrößenermittlung ohne Reduktion vollständig angesetzt werden
kann. Für den Stahluntergurt ist zwischen den baustatischen Systemen I und II zu
unterscheiden. Während für System II der gesamte Untergurt angesetzt werden darf,
muss für das System I der Untergurt im Randfeld um ca. 10 % reduziert werden (Sys-
tem I: AFeld = 5921 cm² und IFeld = 14698 cm²m²; System II: AStütze = 7833 cm², IStütze =
20244 cm²m², ASt = 8293 cm² und ISt = 23148 cm²m² und für das Feld gemäß Tabelle
4.35).
Für die Spannungsnachweise kann der Betongurt ebenfalls vollständig angesetzt
werden. Der Stahluntergurt ist im Stützbereich für System I nur zu 64 % (AStütze =
6687 cm2, IStütze = 17655 cm2m2, z Stütze = 233,5 cm) und für System II nur zu 68 %
(Tabelle 4.35) anzusetzen. )U GHQ )HOGEHUHLFK UHVXOWLHUW HLQ $EPLQGHUXQJVZHUW ȕ
von 0,985, der hier vernachlässigt wird und somit die Querschnittswerte aus der
Schnittgrößenermittlung angesetzt werden können.
Anmerkung: Bei den Berechnungen wurde angenommen, dass der Schwerpunkt der
Bewehrung im Schwerpunkt der Betonplatte liegt.
x Für kurzzeitig wirkende Lasten (Verkehr, Temperatur) ergibt sich die Reduktions-
zahl zu n0 = Ea/Ecm = 21000/3400 = 6,18. Unter Verwendung von Bild 4.113 erhält
man folgende Werte:
Ai,0 = Ac/n0 + Ast = (42272 300)/6,18 + 6421 = 13213 cm2
Ii,0 = Ic/n0 + Ist + zst2 Ast Ac/n0/Ai,0
= 502,6/6,18 + 17126 + 2,5262 6421 (42272 300)/6,18/13213
= 38266 cm2m2
x Bei den Lastfällen 3 und 4 werden die Biegemomente für t = t 0 berechnet und da-
her die Verbundquerschnitte mit dem Trägheitsmoment Ii,0 angesetzt. Bild 4.208 zeigt
die angenommene Steifigkeitsverteilung und den ermittelten Biegemomentenverlauf
für Lastfall 4 „Abbinden (g = 4,6 kN/m), Ausschalen (g = 9,4 kN/m) und Ausbau-
lasten (g = 60,2 kN/m)“.
x Mit den Lastfällen 5 und 6 wird das Kriechen infolge der mit den Lastfällen 3 und
4 aufgebrachten Lasten erfasst. Unter der Annahme, dass die Lasten ungefähr 50 Tage
nach dem Betonieren aufgebracht werden, ergibt sich gemäß DIN EN 1992-1-1 die
.ULHFK]DKO ]X ij t = 1,5 (h 0 = 46,3 cm; RH = 80 %). Mit den Kriechbeiwerten nach
Tabelle 4.22 erhält man folgende Reduktionszahlen:
n P = n 0 (1 + 1,1 · 1,5) = 16,4
n PT = n 0 (1 + 0,55 · 1,5) = 11,3
4.14 Berechnungsbeispiele 517
In Bild 4.208 ist die Ermittlung der Biegemomente infolge Kriechen für Lastfall 6
dargestellt. Dabei wird ein statisch bestimmter Träger mit Gelenken über den Stützen 4
betrachtet und zunächst die gegenseitige Verdrehung der Stäbe an den Gelenken in-
folge Gleichstreckenlast und den Stützmomenten gemäß Lastfall 4 ermittelt. Da es
sich dabei um ständige Einwirkungen handelt, wird das mit nP berechnete Trägheits-
moment der Verbundquerschnitte berücksichtigt. Danach wird die gegenseitige Ver-
drehung für MSt,PT = 1 mit dem Trägheitsmoment Ii,PT ermittelt und MSt,PT = –į10į11
(Kraftgrößenverfahren) berechnet, s. auch Bild 4.116.
x Für den Lastfall „Schwinden“ wird das Alter bei Belastungsbeginn mit einem Tag
DQJHQRPPHQVRGDVVDOV.ULHFK]DKOij t = 2,8 folgt. Das Endschwindmaß ergibt sich
zu H c,Sh = –0,075 – 0,26 = –0,335 ‰ aus der Summe der Schrumpfdehnung und der
Trocknungsdehnung.
Unter Verwendung der Reduktionszahl n Sh = n 0 (1 + 0,55 · 2,8) = 15,7 erhält man
N Sh = –H c,Sh · E a · A c /n Sh = 18807 kN und M Sh = –N Sh · z c,Sh = 33551 kNm. Die
Ermittlung der Biegemomente infolge M Sh wird in Bild 4.208 unten erläutert, s. auch
Bild 4.116.
x Beim Lastfall 8 „Verkehrslasten“ werden zwischen den Schrammborden zwei
Fahrstreifen angeordnet, so dass die Summe der Einzellasten in Querrichtung
Q = 300 + 200 = 500 kN ergibt, s. auch Bild 4.205. Für die Streckenlast erhält man
q = 3 · 12,0 + 3 · 6,0 + 6 · 3,0 = 72,0 kN/m. Der Einfluss der außermittigen Laststel-
lung und der daraus resultierenden Torsionsbeanspruchungen ist gering und wird da-
her hier nicht untersucht.
x Beim Lastfall 9 wird der lineare Temperaturunterschied gemäß DIN EN 1991-1-5
berücksichtigt und der Verbundüberbau als Typ 2 eingeordnet. Gemäß Anlage 2 zum
ARS 22/2012 wird der Kombinationswert ȥ 0 = 0,8 angesetzt. Gemäß DIN EN 1994-2
5.4.2.5 wird D T Â-6/K angenommen.
Tabelle 4.35 Querschnittswerte für Stahl- und Verbundquerschnitte
Feldquerschnitte Stützquerschnitte
Nachweise:
Betondruckspannung: 4
0,108 0,280 + 0,663 = 0,491 kN/cm2 < 1,98 kN/cm2 = 0,85 3,5/1,5
Stahlspannung oben (Druck):
15,07 + 1,37 + 3,39 + 2,80 = 22,63 kN/cm2 < 32,27 kN/cm2 = 35,5/1,1
Stahlspannung unten (Zug):
8,94 + 1,98 – 1,42 + 8,03 = 17,53 kN/cm2 < 35,5 kN/cm2
Die Hauptträgerstegbleche werden im Druckbereich (oben) durch Längssteifen ausge-
steift. Beulnachweise werden hier nicht geführt.
x min MSt,Ed (Stützmoment; W )
Lastfälle 1 und 2 (Baustahlquerschnitt):
MSt,Ed = 1,35 (–32954 – 72463) = –142313 kNm
142313 100
Va,OK OG ( 233,5 23,32) 16,94 kN/cm 2
17655 10000
142313 100
Va,UK UG (23,32 385 233,5) 14,09 kN/cm 2
17655 10000
Lastfälle 3 bis 9 (Gesamtstahlquerschnitt, Baustahl und Bewehrung):
MSt,Ed = 1,35 (–4525 – 24852 – 452 – 1946 –25288)
+ 1,35 (–41796 – 7373) + 1,35 0,8 (–32008) = –177982 kNm
177982 100
Vs,oben ( 220,6 22,78 5,3) 20,89 kN/cm 2
20281 10000
177982 100
Va,OK OG ( 220,6 23,32) 17,31 kN/cm 2
20281 10000
177982 100
Va,UK UG (23,32 385 220,6) 16,47 kN/cm 2
20281 10000
Nachweise:
Betonstahlspannung:
20,89 kN/cm2 < 43,48 kN/cm2 = 50/1,15
Stahlspannung oben (Zug):
16,94 + 17,31 = 34,25 kN/cm2 < 35,5 kN/cm2
Stahlspannung unten (Druck):
14,09 + 16,47 = 30,56 kN/cm2 < 32,27 kN/cm2 = 35,5/1,1
Im Stützbereich sind zusätzlich große Querkräfte vorhanden. Da IJEdIJRd < 0,5 ist, kann
auf einen Vergleichsspannungsnachweis verzichtet werden.
Die Hauptträgerstegbleche werden im Druckbereich (unten) durch Längssteifen aus-
gesteift (hier ohne Nachweis). Die Beulnachweise für das gedrückte Bodenblech wer-
den in Abschnitt 4.7.8 geführt.
520 4 Brückenbau
Für das vorstehend beschriebene Einleiten und Herausleiten von Druck- bzw. Zug-
kräften werden entsprechend viele Kopfbolzendübel benötigt. Bezüglich der Anzahl 4
ist jedoch auch der Querkraftverlauf von Bedeutung, der infolge von Gleichstrecken-
lasten linear veränderlich ist, s. Bild 4.209. Beispielsweise benötigt man vom linken
Auflager bis zu max M1 n = Nc,1/PRd Kopfbolzendübel. Da die auftretenden Schub-
kräfte dem Querkraftverlauf entsprechen, müssen die Dübel am linken Auflager kon-
zentriert angeordnet werden, während man unmittelbar bei max M1 ohne Dübel aus-
kommt. Eine volle Schubdeckung wird erzielt, wenn man am linken Auflager 2 Â n
Dübel anordnet und zu max M1 abschnittsweise die Anzahl verringert.
Nach DIN EN 1994-2 ist gemäß Abschnitt 6.6.2.1 bei der Ermittlung der Längsschub-
kräfte für Träger, bei denen die Querschnittstragfähigkeit elastisch ermittelt wird, wie
folgt vorzugehen:
x Die einwirkende Längsschubkraft je Längeneinheit vL,Ed in der Verbundfuge ist in
der Regel für die jeweils maßgebenden Einwirkungskombinationen und Laststellun-
gen aus der Änderung der Normalkräfte des Betongurtes oder des Baustahlquer-
schnittes zu ermitteln. Wenn die Querschnittstragfähigkeit elastisch ermittelt wird,
darf die umhüllende Längsschubkraft-Grenzlinie für die jeweils betrachtete Wir-
kungsrichtung der Schubkraft der Bemessung zugrunde gelegt werden.
x Die Längsschubkräfte in der Verbundfuge sind in der Regel auch dann mit den
Querschnittskenngrößen des ungerissenen Querschnitts zu ermitteln, wenn bei der
Schnittgrößenermittlung die Rissbildung im Betongurt berücksichtigt wird. Der Ein-
fluss der Rissbildung auf die Längsschubkraft darf berücksichtigt werden, wenn bei
der Schnittgrößenermittlung und bei der Ermittlung der Längsschubkraft die Einflüsse
aus der Mitwirkung des Betons zwischen den Rissen und die Einflüsse aus möglichen
Überfestigkeiten bei der Betonzugfestigkeit berücksichtigt werden.
x Bezüglich einer Umlagerung der Längsschubkräfte infolge der Nachgiebigkeit der
Verbundmittel bei konzentrierter Einleitung von Längskräften gelten die Abschnitte
6.6.2.3 und 6.6.2.4. Andernfalls ist bei der Berechnung die Nachgiebigkeit der Ver-
bundmittel zu vernachlässigen.
x Bei Brücken mit Kastenquerschnitten sind bei der Ermittlung der Längsschubkräf-
te gegebenenfalls die Einflüsse aus Torsion und Profilverformung nach EN 1993-2,
6.2.7 zu berücksichtigen. Für Kastenquerschnitte, bei denen die Gurte in Verbund-
bauweise ausgeführt werden, gilt 9.4.
Zur Ermittlung der Längsschubkräfte kann von der bekannten Berechnungsformel für
die Schubspannungen in Querschnitten ausgegangen werden:
Vz Sy (s)
Wxs (s)
I y t(s)
Diese Schubspannungen in der Querschnittsebene wirken wegen der paarweisen
Gleichheit der Schubspannungen ɒxs = ɒsx in gleicher Größe auch in Längsrichtung
eines Biegeträgers. Mit IJsx(s) t(s) ergibt sich gemäß [89@GHU6FKXbfluss zu:
Sy (s)
Tsx (s) Vz
Iy
522 4 Brückenbau
Er ist gleich der Längsschubkraft vL,Ed pro Längeneinheit in der Verbundfuge zwi-
4 schen Stahl und Beton, wenn für das statische Moment Sy(s) die Fläche der bewehrten
Betonplatte multipliziert mit ihrem Hebelarm bis zum Schwerpunkt des Verbundquer-
schnitts eingesetzt wird. Beispielsweise erhält man für den Verbundquerschnitt in den
Feldbereichen für kurzzeitige Lasten mit den Werten in Tabelle 4.35:
Sy Sc (13213 6121) 1, 228
0, 228 /m
Iy Ii,0 38266
Als Beispiel wird hier die Längsschubkraft pro Längeneinheit an den Innenstützen im
Mittelfeld berechnet und zwecks Abkürzung der Berechnungen das zuvor berechnete
Verhältnis Sc/Ii,0 für die Feldquerschnitte verwendet. Da im Stützbereich die Quer-
schnittsgrößen des ungerissenen Betons anzusetzen sind, ist die Abweichung gering.
Die maximale Querkraft erhält man mit den Lastfällen 4 und 8:
max V Ed = 1,35 2079 + 1,35 (3406 + 996) = 8749 kN
Damit ergibt sich die Längsschubkraft pro Längeneinheit zu:
v L,Ed = 8749 · 0,228 = 1995 kN/m
Da ein einzelner Dübel gemäß Bild 4.65 eine Längsschubkraft von 102 kN aufnehmen
kann, werden unmittelbar an den Innenstützen zum Mittelfeld hin
erf n = 1995/102 = 20 Dübel/m
benötigt. Die vorstehend beschriebene Ermittlung der erforderlichen Dübelanzahl
kann in analoger Weise für die gesamte Brücke erfolgen und damit eine Dübelvertei-
lung gewählt werden.
Die Berechnungen und Nachweise gemäß Kapitel 6.6 der DIN EN 1994-2 zur Ver-
dübelung sind aufwändig, da die Grenzzustände der Tragfähigkeit, Gebrauchstaug-
lichkeit und Ermüdung zu untersuchen und dabei zahlreiche Einzelheiten zu beachten
sind. Wegen ihrer Bedeutung sei hier besonders auf die Abschnitte 6.6.2.3 „Konzen-
trierte Längsschubkräfte aus der Einleitung von Längskräften“, 6.6.2.4 „Konzentrierte
Längsschubkräfte bei Querschnittsänderungen“ und 6.6.6 „Längsschub in Betongur-
ten“ hingewiesen.
4.14 Berechnungsbeispiele 523
x Stabilitätsnachweise für die Bögen mit Berechnungen nach Theorie II. Ordnung
4 unter Ansatz von Vorkrümmungen
x Beulnachweise für unversteifte und versteifte Platten
x Nachweise zur Ermüdung mit 'V (Hängeranschlüsse)
x Nachweise zur Sicherung der Gebrauchstauglichkeit durch Begrenzung der Ver-
formungen
Gemäß DIN Fachbericht 101 wurden folgende Einwirkungen angesetzt:
x ständige Einwirkungen (Eigengewicht der Konstruktion und Ausbaulasten)
x Einwirkungen aus Verkehr: Fahrzeug (Tandem-System), gleichmäßig verteilte
Flächenlasten, Bremsen, Anfahren
x Einwirkungen infolge Wind und Temperaturänderungen
x außergewöhnliche Einwirkungen: Fahrzeuganprall, Hängerausfall, Schiffsanprall
Bei der Berechnung wurden zwei Systeme unterschieden und die sich ergebenden
Beanspruchungen, die in beiden Systemen auftreten, überlagert:
x Haupttragsystem (räumliches Stabwerk)
x Fahrbahn (Trägerrost)
Anmerkung: Die Bemessung nach den zurzeit aktuellen Normen führt zu etwas ande-
ren Bemessungsergebnissen. Dies ist hier nicht von Bedeutung, weil die folgenden
Ausführungen zu den FE-Berechnungen und zum seitlichen Ausweichen der Bögen
im Wesentlichen die prinzipielle Vorgehensweise betreffen.
FE-Berechnung des Haupttragsystems
Das Haupttragsystem wird wie in Bild 4.212 dargestellt durch Stabelemente ideali-
siert und dabei wie folgt vorgegangen:
x Bögen
Die parabelförmig gekrümmten Bögen werden zwischen den Hängern durch vier bzw.
an den Enden durch fünf gerade Stabelemente ersetzt und damit die Form ausreichend
genau angenähert.
x Hänger
Die Hänger werden in vertikaler Richtung exzentrisch an die Bögen und Versteifungs-
träger angeschlossen. Da im Hinblick auf die Dauerhaftigkeit der geschweißten Hän-
geranschlüsse die Ermüdungsfestigkeit nachzuweisen ist, müssen die Spannungen
möglichst zutreffend berechnet werden. An den bemessungsrelevanten Punkten wer-
den daher Knoten angeordnet, s. auch Abschnitt 4.11.3.
x Versteifungsträger
Bei der Berechnung des Trägheitsmomentes (um die y-Achse) wird die mittragende
Breite der Gehwege und der Fahrbahn gemäß DIN-Fachbericht 103 angesetzt. Im Hin-
blick auf die Stabilität der Bögen (siehe unten) hat die Quersteifigkeit der Verstei-
fungsträger eine besondere Bedeutung. Da beide Versteifungsträger mit der Fahrbahn
eine Einheit bilden, wird das Trägheitsmoment um die z-Achse (vertikal) unter Be-
rücksichtigung des gesamten Fahrbahnbereiches berechnet und dann jeweils die Hälf-
te für jeden Versteifungsträger angesetzt.
x Querträger
Bei den Querträgern wird die mittragende Breite der Gehwegbleche und des Fahr-
bahnblechs berücksichtigt. Die Querträger sind in einem Abstand von 3,20 m (bzw.
2,90 m an den Brückenenden) angeordnet.
4.14 Berechnungsbeispiele 525
Für die FE-Modellierung des Haupttragwerks in Bild 4.212 werden gerade Stabele-
mente mit 6 Freiheitsgraden pro Knoten verwendet: u, v, w, Mx, My und Mz. Der 7. Frei-
heitsgrad, die Verdrillung, wird nicht benötigt, weil die Wölbkrafttorsion hier nur ge-
ringe Bedeutung hat. Die FE-Modellierung in Bild 4.212 führt zu 281 Stabelementen
und 246 Knoten, so dass das entstehende Gleichungssystem 6 246 = 1476 Unbe-
kannte hat.
Ein wichtiger Punkt bei der Untersuchung des Haupttragwerks ist die Stabilität der
beiden Bögen, da sie durch große Druckkräfte (und Biegemomente) beansprucht wer-
den und dazu neigen, seitlich auszuweichen. Obwohl die Bögen eine Stützweite von
57 m aufweisen, kann ein stabiles Gleichgewicht nachgewiesen werden. Wie die
Skizze in Bild 4.213 zeigt, werden die Bögen beim seitlichen Ausweichen von den
Hängern zurückgezogen und es entstehen Rückstellkräfte, die die Bögen stabilisieren.
In diesem Zusammenhang ist eine realistische FE-Modellierung besonders wichtig, da
die Quersteifigkeit der Versteifungsträger für die Stabilisierung der Bögen benötigt
wird. Andererseits werden die Versteifungsträger durch die Rückstellkräfte und natür-
lich auch durch Windeinwirkungen beansprucht.
Für die Lastfallkombination „ständige Einwirkungen und Verkehrslasten“ ergibt sich
als erster Eigenwert ein Verzweigungslastfaktor von Dcr = 4,17. Die zugehörige
Knickbiegelinie ist in Bild 4.212 dargestellt. Da der Querschnitt der Brücke gemäß
Bild 4.211 nicht symmetrisch ist, wird der dicht neben der Fahrbahn liegende Bogen
durch die Verkehrslasten stärker als der weiter entfernte beansprucht. Er ist daher für
das Biegeknicken maßgebend, so dass die Knickbiegelinie in Bild 4.212 das seitliche
Ausweichen des Bogens auf der rechten Seite in Bild 4.211 zeigt. Gemäß DIN-FB 103
II-5.2.3.5(6) „sollten Effekte aus Theorie II. Ordnung berücksichtigt und entsprechen-
526 4 Brückenbau
Bild 4.213 Seitliches Ausweichen der Bögen und Rückstellkräfte durch die Hänger
Die Wiedergabe weiterer Ergebnisse würde den Umfang eines Buches sprengen, so
dass darauf verzichtet wird. Im Folgenden wird die FE-Berechnung der Fahrbahn als
Trägerrost erläutert. Trägerroste sind Tragwerke, bei denen in der Regel zwei Träger-
scharen orthogonal, manchmal auch schräg, zueinander angeordnet werden. Man
spricht daher von einem „Rost“. Der Begriff Träger drückt aus, dass das Tragwerk
vornehmlich durch die Biegung der einzelnen Stäbe abträgt. Es hängt von der Prob-
lemstellung ab, wie groß der Einfluss der Torsion ist und ob man mit Stabelementen
auskommt, die drei Freiheitsgrade in jedem Knoten haben (w, ijx und ijy), oder ob die
Verdrillung im Hinblick auf die Wölbkrafttorsion zu berücksichtigen ist.
[11] DIN 1045 (2008-08): Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton
Teil 1: Bemessung und Konstruktion
Teil 2: Beton; Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität
Teil 3: Bauausführung
[12] DIN 18800: Stahlbauten
Teil 1: Bemessung und Konstruktion (2008-11)
Teil 2: Stabilitätsfälle Knicken von Stäben und Stabwerken (2008-11)
Teil 3: Stabilitätsfälle – Plattenbeulen (2008-11)
Teil 5: Verbundtragwerke aus Stahl und Beton – Bemessung und Konstruk-
tion (2007-03)
Teil 7: Ausführung und Herstellerqualifikation (2008-11)
[13] DIN 18807: Trapezprofile im Hochbau, Stahltrapezprofile
Teil 1: Allgemeine Anforderungen, Ermittlung der Tragfähigkeitswerte
durch Berechnung (1987-06)
Teil 2: Durchführung und Auswertung von Tragfähigkeitsversuchen (1987-
06)
Teil 3: Festigkeitsnachweis und konstruktive Ausbildung sowie Änderungen
A1 (2001-05)
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Teil 22: Anwendungsnorm zu DIN 4102-4 auf der Bemessungsbasis von
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Weiterführende Literatur 539
Die Fotos der Bilder 4.4 und 4.7 bis 4.11 stammen aus dem Bildarchiv des Bundesministeriums
für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), Bonn, und wurden den folgenden Büchern
entnommen:
Standfuß, F., Naumann, J.: Brücken in Deutschland für Straßen und Wege,
Der Fotobildband Deutscher Brückenbaukunst. Deutscher Bundes-Verlag,
Köln 2006 (Teil I) und 2007 (Teil II)
Die Fotografen der Fotos sind:
- Bilder 4.4, 4.8 und 4.10: Klaus Kappes, foto schüler, Zella-Mehlis
- Bild 4.7: Michael Fehlauer, Köln
- Bilder 4.9 und 4.11: Hans-Georg Weigel, ITW-Film Hilden
- Bilder 4.140, 4.142, 4.145 bis 4.147: Hans Joachim Niebuhr
- Bilder 4.1, 4.14, 4.36, 4.37, 4.59, 4.83, 4.158, 4.159 bis 4.163, 4.172 bis 4.174, 4.179
bis 4.185, 4.188 bis 4.195: Rolf Kindmann