Sie sind auf Seite 1von 561

Manuel Krahwinkel

Rolf Kindmann

Stahl- und
Verbundkonstruktionen
Hallen-, Geschoss- und Brückenbau
3. Auflage
Stahl- und Verbundkonstruktionen
Manuel Krahwinkel · Rolf Kindmann

Stahl- und
Verbundkonstruktionen
Hallen-, Geschoss- und Brückenbau
3., vollständig überarbeitete und akt. Auflage
Manuel Krahwinkel Rolf Kindmann
Buchholz i. d. Nordheide, Deutschland Lünen, Deutschland

ISBN 978-3-658-05117-4 ISBN 978-3-658-05118-1 (eBook)


DOI 10.1007/978-3-658-05118-1

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;


detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Springer Vieweg
© Springer Fachmedien Wiesbaden 1999, 2012, 2016
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht
ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt
auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen-
und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden
dürften.
Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem
Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren
oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige
Fehler oder Äußerungen.

Lektorat: Dipl.-Ing. Ralf Harms

Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier

Springer Vieweg ist Teil von Springer Nature


Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Vorwort

Nach knapp 5 Jahren erscheint das Buch „Stahl- und Verbundkonstruktionen“ in ak-
tualisierter und überarbeiteter 3. Auflage.

Die Kapitel Konstruktionsgrundlagen, Hallenbau und Geschossbau wurden aktuali-


siert und der aktuellen Normung angepasst. Für das Kapitel Brückenbau erfolgte eine
vollständige Überarbeitung, da die aktuellen Vorschriften für den Brückenbau seit
Erscheinen der 2. Auflage von den DIN-Fachberichten auf die Eurocodes umgestellt
wurden. Im vorliegenden Buch werden die Berechnung und Bemessung von Stahl-
und Verbundbrücken nach den Eurocodes, Ausgabe Dezember 2010, mit nationalem
Anhang NA, Ausgabe Oktober 2014, behandelt.

Tragwerksplanung ist mehr als nur die statische Berechnung und Bemessung der tra-
genden Bauteile eines Bauwerkes. Der Fokus des vorliegenden Buches liegt auf dem
Tragwerksentwurf und der konstruktiven Durchbildung der Stahl- und Verbundkon-
struktionen. In einer ganzheitlichen Betrachtungsweise werden dabei nicht nur sta-
tisch konstruktive Eigenschaften der Stahl- und Verbundkonstruktionen analysiert,
sondern auch Aspekte wie Fertigung, Zusammenbau, Transport, Montage, Toleranz-
ausgleich, Stöße, Anschlüsse, Brandschutz, Korrosionsschutz und die Interaktion des
Tragwerkes mit Ausbaugewerken. Das Buch ist deshalb nicht nur für Tragwerkspla-
ner (in der Regel Bauingenieure) konzipiert, sondern auch für Objektplaner (im
Hochbau in der Regel Architekten), die mit der Planung von Stahl- und Verbundkon-
struktionen befasst sind. Es richtet sich gleichermaßen an Studierende des Bauingeni-
eurwesens wie an berufstätige Ingenieure und Architekten.

Die Verfasser danken Frau Dr.-Ing Rebekka Ebel für Ihre tatkräftige Unterstützung
und viele sachkundige Anregungen bei der Überarbeitung des Brückenbaukapitels
und Herrn Dipl.-Ing. Christian Gehmert für die wertvolle Hilfe bei der Aktualisierung
des Hallen- und des Geschossbaukapitels. Darüber hinaus danken die Verfasser Herrn
Dipl.-Ing. Niebuhr und Herrn Dipl.-Ing. Jostmann von der Ingenieursozietät Schür-
mann-Kindmann und Partner in Dortmund sowie Herrn Univ.-Prof. Dr.-Ing. Kraus
von der Bauhaus-Universität Weimar für die vielfältigen Diskussionen und wertvollen
Hinweisen zu den Brückenbauabschnitten Plattenbeulen und Ermüdung.

Hamburg im Februar 2016 Dortmund im Februar 2016


Manuel Krahwinkel Rolf Kindmann
Inhaltsverzeichnis

1 Konstruktionsgrundlagen

1.1 Vorbemerkungen 1

1.2 Werkstoff Stahl 1

1.3 Erzeugnisse aus Baustahl 4


1.3.1 Einleitung 4
1.3.2 Langerzeugnisse 5
1.3.3 Flacherzeugnisse 11

1.4 Verbindungsmittel 12
1.4.1 Allgemeines 12
1.4.2 Verbindungen mit Schweißnähten 13
1.4.3 Verbindungen mit Schrauben 20

1.5 Werkstattfertigung 24

1.6 Transport und Montage 26

1.7 Hinweise für das Konstruieren 28

2 Hallenbau

2.1 Tragwerksentwurf 30
2.1.1 Einführungsbeispiel 30
2.1.2 Abtragung der Vertikallasten 33
2.1.3 Abtragung der Horizontallasten in Hallenquerrichtung 36
2.1.4 Abtragung der Horizontallasten in Hallenlängsrichtung 37
Inhaltsverzeichnis VII

2.2 Dacheindeckung 40
2.2.1 Übersicht 40
2.2.2 Stahltrapezprofildächer 41
2.2.3 Sandwich-Querschnitte 61
2.2.4 Porenbetonplatten 63

2.3 Pfetten 65
2.3.1 Allgemeines 65
2.3.2 Holzpfetten 65
2.3.3 Walzprofilpfetten 67
2.3.4 Kaltprofilpfetten 68
2.3.5 Dachschub 73

2.4 Vollwandrahmen 78
2.4.1 Baustatische Systeme und Querschnitte 78
2.4.2 Rahmenecken 84
2.4.3 Firstpunkte 96

2.5 Fachwerkbinder und Fachwerkrahmen 98


2.5.1 Baustatische Systeme 98
2.5.2 Querschnitte und Füllstabanschlüsse 100
2.5.3 Auflagerpunkte 111
2.5.4 Montagestöße 115

2.6 Stützen 118


2.6.1 Querschnitte 118
2.6.2 Eingespannte Fußpunkte 119
2.6.3 Gelenkige Fußpunkte 124
2.6.4 Fundamente 140

2.7 Wandverkleidung 143


2.7.1 Übersicht 143
2.7.2 Trapezprofile 143
2.7.3 Kassettenprofile 145
2.7.4 Sandwich-Querschnitte 148
VIII Inhaltsverzeichnis

2.7.5 Mauerwerk 149


2.7.6 Porenbetonplatten 150

2.8 Wandriegel 152

2.9 Giebelwandstützen 157

2.10 Dach- und Wandverbände 161


2.10.1 Anordnung und Beanspruchung 161
2.10.2 Dachverbände 171
2.10.3 Wandverbände 178

2.11 Kranbahnen 182

2.12 Berechnungsbeispiel Stahlhalle nach EC3 Teil 1-1 186


2.12.1 Übersicht über das Gesamttragwerk 186
2.12.2 Bemessung der Hauptrahmen 191
2.12.3 Bemessung der firstnahen Giebelwandstütze 206
2.12.4 Bemessung des Dachverbandes 212

3 Geschossbau

3.1 Tragwerksentwurf 217


3.1.1 Allgemeines 217
3.1.2 Abtragung der Vertikallasten 221
3.1.3 Abtragung der Horizontallasten 221

3.2 Geschossdecken 225


3.2.1 Trägerdecken 225
3.2.2 Flachdecken 230

3.3 Deckenträger und Unterzüge 234


3.3.1 Querschnitte und Verbundmittel 234
3.3.2 Installationsführung 237
3.3.3 Brandschutz 241
Inhaltsverzeichnis IX

3.4 Stützen 254


3.4.1 Querschnitte und Brandschutz 254
3.4.2 Fußpunkte und Fundamente 264

3.5 Anschlüsse von Deckenträgern an Unterzüge 264


3.5.1 Allgemeines 264
3.5.2 Anschlüsse für Stahlträger 265
3.5.3 Anschlüsse für kammerbetonierte Träger 266

3.6 Anschlüsse von Unterzügen an Stützen 271


3.6.1 Allgemeines 271
3.6.2 Anschlüsse für Stahlträger und -stützen 272
3.6.3 Anschlüsse für kammerbetonierte Träger und Stützen 274
3.6.4 Anschlüsse für Hohlprofilstützen 278
3.6.5 Anschlüsse für einbetonierte Stützen 280

3.7 Trägerstöße 281

3.8 Stützenstöße 283

3.9 Aussteifungskonstruktionen 284


3.9.1 Allgemeines 284
3.9.2 Vertikalverbände 285
3.9.3 Rahmen 287

3.10 Anschlüsse von Stahlträgern an Stahlbetonwände 288

3.11 Anschlüsse von Stahlträgern an Mauerwerkswände 292

3.12 Berechnungsbeispiele Geschossbau 294


3.12.1 Heißbemessung ungeschützter Stahlbauteile nach EC 3 Teil 1-2 294
3.12.2 Bemessung eines Verbundträgers ohne Brandschutzanforderungen
nach EC 4 Teil 1-1 306
X Inhaltsverzeichnis

4 Brückenbau

4.1 Einleitung und Übersicht 320

4.2 Vorschriften und Entwurfshilfen 323

4.3 Haupttragwerke 326


4.3.1 Tragwerksarten 326
4.3.2 Bau- und Konstruktionshöhen 334

4.4 Haupt- und Sekundärtragwerke 336


4.4.1 Konstruktions- und Lastabtragungsprinzipien 336
4.4.2 Berechnungen nach der Stabtheorie 339
4.4.3 Berechnungsmodelle 341
4.4.4 Brücken mit Betonfahrbahnplatten 347
4.4.5 Stahlbrücken mit querorientierten Fahrbahnen 352
4.4.6 Stahlbrücken mit längsorientierten Fahrbahnen 354
4.4.7 Walzträger in Beton 358
4.4.8 Vorgespannte Doppelverbundträger 359

4.5 Bauliche Durchbildung der Bauteile 360


4.5.1 Aussteifung von Blechen 360
4.5.2 Herstellungs- und Montageeinheiten 362
4.5.3 Empfehlungen für Straßenbrücken mit Stahlfahrbahnen 365
4.5.4 Empfehlungen für Eisenbahnbrücken mit Stahlfahrbahnen 370
4.5.5 Abmessungen von Blechen und Profilen 373
4.5.6 Betonfahrbahnplatten 376
4.5.7 Regelquerschnitte für Straßenbrücken 378

4.6 Einwirkungen und Bemessung 379


4.6.1 Vorbemerkungen 379
4.6.2 Einwirkungen 379
4.6.3 Bemessung von Stahlbrücken 387
4.6.4 Bemessung von Verbundbrücken 390
Inhaltsverzeichnis XI

4.7 Plattenbeulen 393


4.7.1 Stabilitätsproblem Plattenbeulen 393
4.7.2 Nachweisführung bei Brücken 395
4.7.3 Beulen druckbeanspruchter Einzelblechfelder ohne Steifen 398
4.7.4 Beulen druckbeanspruchter Blechfelder mit Längssteifen 399
4.7.5 Beulen schubbeanspruchter Blechfelder 408
4.7.6 Konstruktionsdetails 408
4.7.7 Berechnungsbeispiel Stegblech eines Durchlaufträgers 410
4.7.8 Berechnungsbeispiel Bodenblech mit Längssteifen 415

4.8 Ermüdungsnachweise 420


4.8.1 Einleitung 420
4.8.2 Bedeutung der Werkstoffermüdung 421
4.8.3 Grundsätzliches 421
4.8.4 Nachweise nach DIN EN 1993-2 423
4.8.5 Kerbfälle 427
4.8.6 Ermüdungsnachweis für eine Straßenbrücke 430
4.8.7 Ermüdungsnachweis für eine Eisenbahnbrücke 432

4.9 Vollwandträgerbrücken 434


4.9.1 Konstruktionsvarianten 434
4.9.2 Schnittgrößenermittlung 434
4.9.3 Berechnungsmethoden für Verbundbrücken 439
4.9.4 Aussteifung der Brückenquerschnitte 446
4.9.5 Anordnung der Lager und Lagersteifen 447
4.9.6 Weitere Ausführungsbeispiele 449

4.10 Fachwerkträgerbrücken 452


4.10.1 Konstruktionsvarianten 452
4.10.2 Fachwerke und Windverbände 455
4.10.3 Konstruktionshöhe 458
4.10.4 Fahrbahn 458
4.10.5 Schnittgrößenermittlung 459
4.10.6 Weitere Ausführungsbeispiele 460
XII Inhaltsverzeichnis

4.11 Bogenbrücken 464


4.11.1 Lastabtragung bei Brücken mit Bögen 464
4.11.2 Konstruktionsvarianten 466
4.11.3 Hänger und Hängeranschlüsse 470
4.11.4 Windverbände 473
4.11.5 Anwendungsbereiche 473
4.11.6 Weitere Konstruktionsbeispiele 474

4.12 Schrägseilbrücken 481


4.12.1 Anwendungsbereiche 481
4.12.2 Haupttragwerke 482
4.12.3 Rheinbrücke Wesel 484
4.12.4 Schnittgrößen 489
4.12.5 Weitere Konstruktionsbeispiele 490
4.12.6 Seile 493

4.13 Hängebrücken 494


4.13.1 Übersicht 494
4.13.2 Konstruktionsbeispiele 495

4.14 Berechnungsbeispiele 498


4.14.1 Vorbemerkungen 498
4.14.2 Berechnungsbeispiel Geh- und Radwegbrücke 498
4.14.3 Berechnungsbeispiel Straßenbrücke aus Baustahl 506
4.14.4 Berechnungsbeispiel Straßenbrücke in Verbundbauweise 513
4.14.5 Berechnungsbeispiel Stabbogenbrücke 523

Literaturverzeichnis 528

Sachverzeichnis 542

Bildnachweis 549
1 Konstruktionsgrundlagen

1.1 Vorbemerkungen

Tragwerke des Stahl- und Verbundbaus müssen die auftretenden Beanspruchungen


mit ausreichender Sicherheit aufnehmen. Neben der Tragsicherheit sind die Lage-
sicherheit und die Gebrauchstauglichkeit für das Tragwerk, seine Bauteile und Ver-
bindungen sowie seine Lager nachzuweisen. Für den Entwurf und die konstruktive
Durchbildung haben die folgenden Gesichtspunkte auch im Hinblick auf eine wirt-
schaftliche Auslegung große Bedeutung:
x Auswahl der Werkstoffe und deren Schweißeignung
x lieferbare Erzeugnisse und deren Lieferfristen
x Abmessungen und Gewichte
x Ausführung von Stößen und Anschlüssen (Verbindungen)
x Fertigungsverfahren, Transportmöglichkeiten und Montageverfahren
x Korrosionsschutz, Brandschutz und Qualitätskontrollen
Auf einige Aspekte wird im Folgenden kurz eingegangen, da sie wesentlichen Ein-
fluss auf die Auslegung der Konstruktionen haben.

1.2 Werkstoff Stahl

Die Kennwerte für den Werkstoff Stahl sind in der Regel wie folgt anzunehmen:
x Elastizitätsmodul E = 210000 N/mm2
x Schubmodul G = E/2/(1+Q §1PPð
x Poissonsche Zahl Q = 0,3 (Querdehnzahl)
x Wärmeausdehnungskoeffizient D = 12 ˜ 10-6 je K (für T ” °C)
x Dichte U = 7NJP3
Die Nennwerte der Streckgrenze f y und der Zugfestigkeit f u für Baustahl nach DIN
EN 1993-1-1 sind in Tabelle 1.1 zusammengestellt. Diese Nennwerte dürfen als cha-
rakteristische Werte für statische Berechnungen angenommen werden. Tabelle 4.9
enthält Angaben zur Dickenbegrenzung von Stahlteilen für Straßen- und Eisenbahn-
brücken. Nach DIN EN 10020 erfolgt die Einteilung der Stähle
x nach ihrer chemischen Zusammensetzung in unlegierte und legierte Stähle sowie
x nach Hauptgüteklassen aufgrund ihrer Haupteigenschafts- und Anwendungs-
merkmale.
'LHDOOJHPHLQHQ%DXVWlKOH6XQG 6GLHPHKUDOVGHULP6WDKOEDXYHr-
wendeten Mengen ausmachen, gelten als unlegierte Stähle. Dies bedeutet nicht, dass

© Springer Fachmedien Wiesbaden 2016


M. Krahwinkel und R. Kindmann, Stahl- und Verbundkonstruktionen,
DOI 10.1007/978-3-658-05118-1_1
2 1 Konstruktionsgrundlagen

keine Legierungselemente enthalten sind. Für die Legierungselemente (Silizium,


1 Chrom, Mangan, Molybdän u. a.) sind in DIN EN 10020 festgelegte Grenzmassenan-
teile einzuhalten. Die chemische Zusammensetzung von warmgewalzten Erzeugnissen
DXVXQOHJLHUWHQ%DXVWlKOHQLVWLQ',1(1IHVWJHOHJW*UR‰H%HGHXWXQJKDWGHU
Anteil an Kohlenstoff. Mit steigendem Kohlenstoffgehalt wachsen Zugfestigkeit und
Härte, die Zähigkeit (Duktilität) des Stahles nimmt jedoch ab.

Tabelle 1.1 Nennwerte der Streckgrenze f y und der Zugfestigkeit f u für warmgewalz-
ten Baustahl nach DIN EN 1993-1-1 (Auszug)
Erzeugnisdicke t [mm]
t d 40 mm 40 mm < t d 80 mm
Werkstoffnorm fy fu fy fu
2 2 2 2
und Stahlsorte [N/mm ] [N/mm ] [N/mm ] [N/mm ]

DIN EN 10025-2
S235 235 360 215 360
S275 275 430 255 410
S355 355 490 335 470
S450 440 550 410 550
DIN EN 10025-3
S275 N/NL 275 390 255 370
S355 N/NL 355 490 335 470
S420 N/NL 420 520 390 520
S460 N/NL 460 540 430 540
DIN EN 10025-4
S275 M/ML 275 370 255 360
S355 M/ML 355 470 335 450
S420 M/ML 420 520 390 500
S460 M/ML 460 540 430 530
DIN EN 10025-5
S235 W 235 360 215 340
S355 W 355 490 335 490
DIN EN 10025-6
S460 Q/QL/QL1 460 570 440 550
DIN EN 10210-1
S355 H 355 510 335 490
S355 NH/NLH 355 490 335 470
DIN EN 10219-1
S355 H 355 510
S355 NH/NLH 355 470
S355 MH/MLH 355 470
Die Bedeutung der in Tabelle 1.1 angegebenen Bezeichnungen für die Stahlsorten
kann Tabelle 1.2 entnommen werGHQ6+EHGHXWHWEHLVSLHOVZHLVHGDVVHVVLFK
um ein Hohlprofil für den Stahlbau mit einer MindestVWUHFNJUHQ]H YRQ  1PP2
handelt. In Tabelle 1.3 sind einige Stähle mit den ihnen zugeordneten Werkstoffnum-
mern zusammengestellt, die alternativ als Bezeichnung verwendet werden dürfen.
Wie bereits erwähnt werden im Stahlbau fast ausschließlich die Stahlsorten 6XQG
6HLQJHVHW]W'HU%DXVWDKO6 KDWHLQHXPPHKUDOVK|KHUH6WUHFNJUHQze
DOVGHU6 VLHKH7DEHOOH 'DGHU6QXUHWZDWHuUHUDOVGHU6LVW
N|QQWHPDQYHUPXWHQGDVVLP6WDKOEDXIDVWQXUGHU6YHUZHQGHWZLUG'HU(Ln-
1.2 Werkstoff Stahl 3

VDW]YRQ6ORKQWVLFKMHGRFKQXUZHQn der Vorteil der höheren Streckgrenze aus-


genutzt werden kann. Bei stabilitätsgefährdeten Bauteilen (Knicken, Biegedrillkni- 1
FNHQ%HXOHQ LVW]XEHDFKWHQGDVVGLHK|KHUH6WUHFNJUHQ]HGHV6GLH7UDJIlKLg-
keit häufig nicht in gleichem Maße erhöht. Aufgrund der höheren Streckgrenze und
kleinerer AbmessunJHQKDEHQ%DXWHLOHDXV6JU|‰HUHEH]RJHQH6FKODQNKHLWHQDOV
vergleichbare BauteiOH DXV 6  'HU 9RUWHLO GHV 6  UHGX]LHUW VLFK DXFK GDQQ
wenn Verformungsbeschränkungen maßgebend werden, da der E-Modul bei allen
Stahlsorten gleich ist.
Tabelle 1.2 Haupt- und Zusatzsymbole zur Bezeichnung von Stählen nach DIN EN
10027-1

Zeichen Eigenschaft Anwendungsbereich


1) 2
S Mindeststreckgrenze [N/mm ] Stähle für den Stahlbau
Hauptsymbole

1) 2
P Mindeststreckgrenze [N/mm ] Druckbehälterstähle
2
L Mindeststreckgrenze [N/mm ] Stähle für Leitungsrohre
1) 2
E Mindeststreckgrenze [N/mm ] Maschinenbaustähle
2
B Charakt. Streckgrenze [N/mm ] Betonstähle
2
Y Nennwert Zugfestigkeit [N/mm ] Spannstähle
R Mindesthärte nach Brinell Stähle für Schienen
1)
C Kohlenstoffgehalt Unlegierte Stähle (Kohlenstoff)
1)
Für Stahlguss ist der Buchstabe G voranzustellen.
Gruppe 1: Gruppe 2:
Kerbschlagarbeit Prüftemp. C Besondere Kaltumformbarkeit
27 J 40 J 60 J °C D Für Schmelzüberzüge
JR KR LR +20 E Für Emaillierung
J0 K0 L0 0 F Zum Schmieden
J2 K2 L2 20 H Hohlprofile
J3 K3 L3 30 L Für tiefere Temperaturen
Zusatzsymbole

J4 K4 L4 40 M Thermomechanisch gewalzt


J5 K5 L5 50 N Normalgeglüht
J6 K6 L6 60 P Für Spundbohlen
1)
A Ausscheidungshärtend Q Vergütet
1)
M Thermomechanisch gewalzt S Für Schiffsbau
1) Normalgeglüht oder T Für Rohre
N
normalisierend gewalzt W Wetterfest
1)
Q Vergütet an Zusätzliche Elemente
G Andere Merkmale 1)
2) Für Feinkornstähle
G1 Unberuhigt
2)
G2 Beruhigt
2) Nach DIN EN 10025 (2005) entfallen die
G3 Normalgeglüht
2) Gütebezeichnungen G1 bis G4
2)
G4 Lieferzustand
4 1 Konstruktionsgrundlagen

Weitere Kriterien für die Wahl der Stahlsorte sind neben der Schweißeignung Auf-
1 preise für Mindermengen und die Beschaffbarkeit. Beim Stahlhandel sind viele ver-
VFKLHGHQH:DO]SURILOHDXV6XQGKlXILJYHUZHQGHWH:DO]SURILOHDXV6YRUUä-
tig, die daher mit kurzen Fristen geliefert werden können. Zusätzliche Fer-
tigungskosten entstehen bei geschweißten KonVWUXNWLRQHQDXV6XQG%OHFKdicken
EHUPPGDGDQQEHLP6FKZHL‰YRUJDQJYRUJHZlUPWZHrden muss.
Tabelle 1.3 Werkstoffnummern für Baustähle
Bezeichnungen Werkstoff-Nr.
nach nach alte
DIN EN 10027-1 DIN EN 10027-2 Bezeichnungen
S 235JR 1.0038 RSt 37–2
S 235J0 1.0114 St 37–3 U
S 235J2 1.0117
S 275JR 1.0044 St 44–2
S 275J0 1.0143 ST 44–2U
S 275J2 1.0145
S 355JR 1.0045
S 355J0 1.0553 St 52–3 U
S 355J2 1.0577
S 355K2 1.0596
I
S 450J0 1.0590

Zurzeit werden in Deutschland im Hallen- und GeschossEDXHWZD%DXVWlKOHDXV


S  XQGDXV6  verwendet. Im Brückenbau ist das Verhältnis eher umge-
kehrt. In Großbritannien wird im Hallen- und Geschossbau überwiegend der als „mild
steel“ bezeichnete S  und im Brückenbau der als „high tensile steel“ bezeichnete S
 verwendet.

1.3 Erzeugnisse aus Baustahl

1.3.1 Einteilung

In Deutschland werden die Stahlerzeugnisse, die von den Stahlbaufirmen zwecks


Weiterverarbeitung bezogen werden, in folgende Kategorien eingeteilt:
x Formstahl
x Stabstahl
x Hohlprofile
x Flacherzeugnisse
x dünnwandige Kaltprofile
Die von den Herstellern gewählten Bezeichnungen haben sich bei den Stahlbauern
nicht durchgängig durchgesetzt. Sie unterscheiden aufgrund der herzustellenden Kon-
struktionen in der Regel wie folgt:
1.3 Erzeugnisse aus Baustahl 5

x Profilkonstruktionen
x Blechkonstruktionen 1
Diese Einteilung wird mit DIN EN 10079 bezüglich der für den Stahlbau wichtigen
Stahlerzeugnisse besser abgedeckt als die Einteilung in die o. g. Kategorien. Nach
DIN EN 10079 kann wie folgt unterschieden werden:
x Langerzeugnisse
warmgewalzte Profile, geschweißte Profile, Kaltprofile, Hohlprofile, Rundstähle,
Vierkantstähle, Flachstähle
x Flacherzeugnisse
Breitflachstahl, Blech und Bandstahl
Für den Entwurf und die konstruktive Durchbildung von Stahlkonstruktionen werden
die lieferbaren Abmessungen der Erzeugnisse benötigt. In den folgenden Abschnitten
werden daher für den Stahlbau häufig verwendete Erzeugnisse zusammengestellt und
Angaben zu den Abmessungen und Verwendungszwecken gemacht. Dabei ist zu be-
achten, dass von den verschiedenen Herstellern nicht immer die gesamte Produktpa-
lette angeboten wird. Die genormten Abmessungen der gebräuchlichen Stahlerzeug-
nisse und die für Konstruktion und statische Berechnungen notwendigen Quer-
schnittswerte können Profiltafeln entnommen werden, z. B. [92].

1.3.2 Langerzeugnisse

Die wichtigste Gruppe der warmgewalzten Stahlprofile umfasst die I- und U-förmigen
6WlKOHPLW+|KHQEHUPP6LHILQGHQYRUDOOHPDOV7Uäger und Stützen Verwen-
dung. In den Tabellen 1.4 und  sind die am häufigsten verwendeten Profilreihen
zusammengestellt.
Für biegebeanspruchte Bauteile werden überwiegend mittelbreite I-Träger mit paral-
lelen Flanschen aus der IPE-Reihe gewählt. Sie haben die früher üblichen schmalen I-
Träger mit geneigten inneren Flanschflächen abgelöst, da sie einen besseren Nut-
zungsgrad aufweisen und sich aufgrund der parallelen Flansche besser für einge-
schweißte Rippen und geschraubte Anschlüsse eignen. Zusätzlich zur IPE-Reihe wer-
den von den Walzwerken auch Varianten als IPEa (leichte Ausführung), IPEo (opti-
mierte Ausführung) und IPEv (verstärkte Ausführung) hergestellt. Für Druckstäbe und
stabilitätsgefährdete Biegeträger (Biegedrillknicken) werden aufgrund der größeren
Steifigkeit bezüglich der schwachen Achse breite I-Träger mit parallelen Flanschflä-
chen aus den HE-Reihen gewählt. Bei HEB-Profilen entspricht die Querschnittshöhe
der Kennziffer des Kurzzeichens. Bei Profilen bis HEB 300 ist die Breite gleich der
Höhe. Größere Profile bis einschließlich HEB 1000 haben die konstante Flanschbreite
von 300 mm. Die HEA-Reihe als leichte Ausführung der Breitflanschprofile weist
aufgrund der verminderten Flanschdicken durchweg etwas geringere Höhen als die
zugehörigen HEB-Profile mit gleicher Nennhöhe auf. Bei der HEM-Reihe als ver-
stärkte Ausführung sind die Abmessungen stets größer als bei den entsprechenden
Profilen der HEB-Reihe. Aufgrund der großen Stegdicken eignen sich HEM-Profile
insbesondere für Träger mit großen Querkräften.
6 1 Konstruktionsgrundlagen

Tabelle 1.4 I-Profile


1 Bezeichnungen Normen Abmessungen Verwendung
Mittelbreite DIN 1025 Teil 5 Höhe:  Biegeträger
I-Träger mit (03/94) 80 bis 600 mm  Rahmenriegel
parallelen Breite: und Rahmenstützen
Flanschflächen 46 bis 220 mm im Hallenbau
IPE 80 bis IPE 600 Lieferlängen:  Dachpfetten
h  300 mm:  Deckenträger
8 bis 16 m
h t 300 mm:
8 bis 18 m
Breite I-Träger DIN 1025 Teil 2 Höhe:
mit parallelen (11/95) 100 bis 1000 mm
Flanschflächen Breite:
HEB 100 bis HEB 1000 100 bis 300 mm
Lieferlängen:
h  300 mm:  Biegeträger
8 bis 16 m mit Normalkräften
h t 300 mm:  Druckstäbe
8 bis 18 m  Stützen im Hallenbau
Breite I-Träger DIN 1025 Teil 3 Höhe:  Fachwerkbinder
mit parallelen (03/94) 96 bis 990 mm  Deckenträger
Flanschflächen, Breite:  Stützen im
leichte Ausführung 100 bis 300 mm Geschossbau
HEA 100 bis HEA 1000 Lieferlängen:
h  300 mm:
8 bis 16 m
h t 300 mm:
8 bis 18 m
Breite I-Träger DIN 1025 Teil 4 Höhe:  Biegeträger mit
mit parallelen (03/94) 120 bis 1008 mm großen Querkräften
Flanschflächen, Breite:  Druckstäbe
verstärkte Ausführung 106 bis 302 mm  Abfangträger
HEM 100 bis HEM 1000 Lieferlängen:  schwere Unterzüge
h  300 mm:  Stützen im Geschoss-
8 bis 16 m bau
h t 300 mm:
8 bis 18 m

Da in stabartigen Konstruktionen häufig IPE-, HEA-, HEB- und HEM-Profile ver-


wendet werden, sind als Hilfe für Entwurf und Bemessung in den Tabellen  bis 1.7
die Grenzschnittgrößen Npl, Vpl,z, Mpl,y, Vpl,y und Mpl,z YRQ3URILOHQDXV6]XVDm-
PHQJHVWHOOW)U3URILOHDXV6N|QQHQGLHIDFKHQ7DEHOOHQZHUWH  
verwendet werden. Bei Stabilitätsuntersuchungen sind die Werte gemäß dem NA zur
DIN EN 1993-1-1 durch den Teilsicherheitsbeiwert J01 = 1,1 zu dividieren.
Analog zu den IPE-Profilen gibt es auch eine Vielzahl von aus den HE-Reihen abge-
leiteten Profilformen. Dies sind unter anderem breite I-Träger mit parallelen Flansch-
flächen als besonders leichte Ausführung (HEAA), I-Träger mit besonders breiten
Flanschflächen und großen Höhen (HL), Breitflansch-Stützenprofile (HD) und Breit-
flanschpfähle mit gleicher Dicke für Flansche und Steg (HP).
1.3 Erzeugnisse aus Baustahl 7

2
Tabelle 1.5 Grenzschnittgrößen für IPE-Profile und f y = 23,5 kN/cm
IPE Npl,Rd [kN] Vpl,z,Rd [kN] Mpl,y,Rd [kNm] Vpl,y,Rd [kN] Mpl,z,Rd [kNm] 1
80 179,6 48,53 5,456 64,91 1,367
100 242,6 68,99 9,261 85,07 2,149
120 310,4 85,55 14,27 109,4 3,191
140 386,0 103,7 20,76 136,7 4,523
160 472,1 131,0 29,11 164,7 6,133
180 562,8 152,7 39,11 197,5 8,131
200 669,4 189,9 51,85 230,7 10,48
220 784,2 215,5 67,07 274,6 13,66
240 919,2 259,7 86,16 319,1 17,37
270 1 080 300,4 113,7 373,7 22,78
300 1 265 348,4 147,7 435,5 29,43
330 1 471 418,0 189,0 499,3 36,11
360 1 709 476,7 239,5 585,9 44,91
400 1 985 579,3 307,2 659,4 53,82
450 2 322 689,9 399,9 752,7 64,95
500 2 715 812,3 515,6 868,3 78,93
550 3 159 981,5 654,9 980,1 94,13
600 3 666 1137 825,4 1134 114,1

2
Tabelle 1.6 Grenzschnittgrößen für HEA-Profile und f y = 23,5 kN/cm
HEA Npl,Rd [kN] Vpl,z,Rd [kN] Mpl,y,Rd [kNm] Vpl,y,Rd [kN] Mpl,z,Rd [kNm]
100 499,0 102,5 19,51 217,1 9,668
120 595,4 114,7 28,08 260,5 13,83
140 738,3 137,4 40,77 322,9 19,94
160 911,1 179,2 57,61 390,8 27,64
180 1 063 196,3 76,34 464,0 36,78
200 1 265 245,3 100,9 542,7 47,90
220 1 512 280,5 133,6 656,7 63,59
240 1 806 341,6 175,0 781,5 82,65
260 2 040 390,2 216,1 881,9 101,1
280 2 286 430,7 261,4 987,7 121,8
300 2 644 505,8 325,1 1 140 150,7
320 2 923 558,1 382,6 1 262 166,8
340 3 137 609,9 434,9 1 343 177,6
360 3 355 664,2 490,8 1 425 188,5
400 3 736 777,8 602,0 1 547 205,1
450 4 184 892,5 755,7 1 710 226,9
500 4 642 1 014 928,0 1 872 248,8
550 4 976 1 136 1 086 1 954 260,1
600 5 322 1 265 1 257 2 035 271,6
650 5 678 1 400 1 442 2 117 283,1
700 6 121 1 587 1 652 2 198 295,3
800 6 717 1 884 2 044 2 279 308,4
900 7 532 2 216 2 541 2 442 332,4
1000 8 151 2 504 3 014 2 524 345,4
8 1 Konstruktionsgrundlagen

2
Tabelle 1.7 Grenzschnittgrößen für HEB-Profile und f y = 23,5 kN/cm
1 HEB Npl,Rd [kN] Vpl,z,Rd [kN] Mpl,y,Rd [kNm] Vpl,y,Rd [kN] Mpl,z,Rd [kNm]
100 611,8 122,6 24,49 271,4 12,08
120 799,1 148,7 38,82 358,2 19,03
140 1 009 177,4 57,68 455,9 28,15
160 1 275 238,7 83,18 564,4 39,94
180 1 533 274,6 113,1 683,8 54,29
200 1 835 336,9 151,0 814,1 71,87
220 2 139 378,8 194,4 955,2 92,56
240 2 491 450,8 247,5 1 107 117,1
260 2 783 510,1 301,5 1 235 141,5
280 3 087 557,6 360,6 1 368 168,6
300 3 503 643,5 439,1 1 547 204,5
320 3 792 702,4 505,1 1 669 220,7
340 4 016 761,0 565,9 1 750 231,6
360 4 245 822,1 630,5 1 832 242,6
400 4 648 949,4 759,5 1 954 259,4
450 5 122 1 081 935,9 2 117 281,4
500 5 608 1 219 1 131 2 279 303,5
550 5 970 1 358 1 314 2 361 315,2
600 6 344 1 503 1 510 2 442 326,9
650 6 729 1 656 1 720 2 524 338,7
700 7 200 1 860 1 957 2 605 351,3
800 7 853 2 195 2 404 2 686 365,0
900 8 725 2 561 2 957 2 849 389,7
1000 9 401 2 883 3 491 2 931 403,3

Tabelle 1.8 U-Profile


Bezeichnungen Normen Abmessungen Verwendung
Rundkantiger U-Stahl mit DIN 1026-1 Höhe: 80 bis 400 mm
geneigten, inneren Flansch- (09/2009) Breite: 45 bis 110 mm
flächen Lieferlängen:
U 80 bis U 400 h < 300 mm:
8 bis 16 m
h t 300 mm:
8 bis 18 m

Scharfkantiger U-Stahl mit DIN 1026-2 Höhe: 80 bis 400 mm  leichte Biegeträger
parallelen Flanschflächen (10/2002) Breite: 50 bis 115 mm
UPE 80 bis UPE 400 Lieferlängen:  leichte Zug- und
Druckstäbe
h < 300 mm:
8 bis 16 m  Wandriegel
h t 300 mm:
8 bis 18 m  Fachwerkstäbe
Scharfkantiger U-Stahl mit NF A 45-255 Höhe: 80 bis 300 mm
parallelen Flanschflächen (franz. Norm) Breite: 45 bis 100 mm
UAP 80 bis UAP 300 Lieferlängen:
h < 300 mm:
(Form wie UPE-Profile) 8 bis 16 m
h t 300 mm:
8 bis 18 m
1.3 Erzeugnisse aus Baustahl 9

Die U-Profile können in rundkantigen U-Stahl mit geneigten, inneren Flanschflächen


und scharfkantigen U-Stahl mit parallelen Flanschflächen unterschieden werden, s. 1
Tabelle . Die für den Stahlbau wichtigsten Stabstahlerzeugnisse Winkel-, Rund-
und Flachstähle sind in Tabelle 1.9 zusammengestellt. Sie werden hauptsächlich als
Diagonalen in Verbänden und anderen Fachwerkkonstruktionen eingesetzt. Es werden
aber auch Knotenbleche, Anschlusswinkel und andere Kleinteile aus diesen Erzeug-
nissen hergestellt.

Tabelle 1.9 Winkel-, Rund- und Flachstähle


Bezeichnungen Normen Abmessungen Verwendung
Gleichschenkliger, DIN EN 10056-1 Seitenlänge:
rundkantiger (10/98) 20 x 20 bis
Winkelstahl 200 x 200 mm
L 20 x 3 bis L 200 x 24 Blechdicke:
3 bis 24 mm
Lieferlängen:
6 bis 12 m
 Verbandsdiagonalen
 Fachwerkfüllstäbe
 Anschlusswinkel
Ungleichschenkliger, DIN EN 10056-1 Seitenlänge:
rundkantiger (10/98) 30 x 20 bis
Winkelstahl 200 x 100 mm
L 30 x 20 x 3 bis Blechdicke:
L 200 x 100 x 14 3 bis 14 mm
Lieferlängen:
6 bis 12 m

Rundstahl DIN EN 10060 Durchmesser:  Zugstäbe


Ø 8 bis Ø 42 (02/2004) 8 bis 42 mm  Verbandsdiagonalen
Lieferlängen:  Zugglieder für
6 bis 12 m Abspannungen

Flachstahl DIN EN 10058 Breite:  Laschen und


(02/2004) 10 bis 150 mm Knotenbleche
Blechdicke:  Futterbleche
5 bis 60 mm  Zugstäbe
Lieferlängen:  Verbandsdiagonalen
6 bis 12 m  Gurte von Biegeträgern

Hohlprofile werden als Rohre (kreisförmige Hohlprofile), quadratische Hohlprofile


und rechteckige Hohlprofile gefertigt. Die Herstellung dieser Erzeugnisse kann mit
verschiedenen Verfahren erfolgen. Zum einen gibt es nahtlose Rohre, zum anderen
aus Blechen geschweißte Rohre. Die Ausgangsbasis für die nicht runden Hohlprofile
sind häufig Rundrohre, die entsprechend ihrer gewünschten Geometrie kalt oder warm
umgeformt werden. Einen Überblick über die gängigen Abmessungen und Wanddi-
cken gibt Tabelle 1.10.
10 1 Konstruktionsgrundlagen

Tabelle 1.10 Hohlprofile


1 Bezeichnungen Normen Abmessungen Verwendung
Nahtlose Rohre DIN EN 10210-2 Durchmesser:
(07/2006) 21,3 bis 711 mm
DIN EN 10220 Wanddicke:
(03/2003) 2,0 bis 60 mm
Lieferlängen:  Zug- und Druckstäbe
6 bis 16 m
 Fachwerkbinder

Geschweißte Rohre DIN EN 10219-2 Durchmesser:  Verbandspfosten


(07/2006) 21,3 bis 508 mm
DIN EN 10220 Wanddicke:  Stützen im Geschoss-
(03/2003) 2,6 bis 14,2 mm bau
Lieferlängen:
6 bis 16 m

Quadrathohlprofile DIN EN 10210-2 Seitenlänge:


warmgefertigt (07/2006) 40 bis 400 mm
Wanddicke:
2,9 bis 16,0 mm
Lieferlängen:  Zug- und Druckstäbe
6 bis 16 m
 Fachwerkbinder

Quadrathohlprofile DIN EN 10219-2 Seitenlänge:  Wandriegel


kaltgefertigt (07/2006) 20 bis 400 mm
mit Ber. 01/2007 Wanddicke:  Stützen im Geschoss-
1,6 bis 12,5 mm bau
Lieferlängen:
6 bis 16 m

Rechteckhohlprofile DIN EN 10210-2 Seitenlängen:


warmgefertigt (07/2006) 50 x 30 bis
500 x 300 mm
Wanddicke:
2,9 bis 16,0 mm  Zug- und Druckstäbe
Lieferlängen: mit zusätzlicher Bie-
6 bis 16 m gung

Rechteckhohlprofile DIN EN 10219-2 Seitenlängen:  Fachwerkbinder


kaltgefertigt (07/2006) 40 x 20 bis
mit Ber. 01/2007 500 x 300 mm  Stützen im Geschoss-
Wanddicke: bau
1,6 bis 12,5 mm
Lieferlängen:
6 bis 16 m
1.3 Erzeugnisse aus Baustahl 11

Hohlprofile eignen sich aufgrund ihrer Symmetrieeigenschaften besonders als Druck-


stäbe und bei zweiachsiger Biegung. Neben der großen Knicksteifigkeit weisen sie 1
infolge der geschlossenen Querschnittsform auch eine große Torsionssteifigkeit auf.
Weitere Vorteile sind reduzierte Kosten beim Korrosionsschutz aufgrund kleiner
Oberflächen und bei geschweißten Konstruktionen aufgrund von Einsparungen bei
den Schweißnahtlängen. Nachteilig sind bei Hohlprofilen der im Vergleich zu offenen
Profilen höhere Erzeugnispreis und die häufig schwierig zu realisierenden geschraub-
ten Anschlüsse sowie örtliche Aussteifungen.
Weitere wichtige Erzeugnisse, die überwiegend im Hochbau Verwendung finden, sind
dünnwandige Kaltprofile, welche entweder durch Kaltwalzung oder durch Abkanten
hergestellt werden. Die Anwendungspalette reicht von einfachen C- oder Z-Quer-
schnitten über Sonderprofile bis hin zu Trapezprofilen. Das Haupteinsatzgebiet dieser
Elemente liegt im Dach- und Wandbereich, angefangen mit Leichtbau-Pfetten und
-Wandriegeln bis hin zur Eindeckung durch Stahltrapezprofile oder Sandwichelemen-
te. Ein weiteres Anwendungsgebiet für Stahltrapezprofile ist der Deckenbereich, wo
sie als verlorene Schalung oder Teile von Verbunddecken eingesetzt werden.
Beispiele zur Querschnittsgestaltung und zu den Verwendungsmöglichkeiten von
Kaltprofilen finden sich in den Abschnitten 2.2 Dacheindeckung, 2.3 Pfetten, 2.7
:DQGYHUNOHLGXQJ:DQGULHJHOXQG*eschossdecken.

1.3.3 Flacherzeugnisse

Bei den Flacherzeugnissen unterscheidet man zwischen Breitflachstahl, Blech und


Band. Breitflachstähle sind ähnlich wie Bänder in einer Richtung gewalzte, längsent-
wickelte Formen. Bleche werden im Gegensatz dazu in zwei Richtungen (längs und
quer) gewalzt.

Tabelle 1.11 Breitflachstähle und Bleche


Bezeichnungen Normen Abmessungen Verwendung
Breitflachstahl DIN 59200 Breite:  Stirn- und Fußplatten
(05/2001) t 100 mm  Rippen und Steifen
d 1250 mm  Laschen und Knotenbleche
Dicke:  Futterbleche
t 4 mm  Gurte von Biegeträgern
d 80 mm
Lieferlängen:
4 bis 12 m
Blech DIN EN 10029 siehe  geschweißte Konstruktionen
(02/2011) Tabelle 4.10  geschweißte hohe I-Träger
und Rahmen
 geschweißte Kastenstützen
und -träger
 Brückenbaukonstruktionen

Breitflachstähle werden in Deutschland kaum noch durch Walzen hergestellt. Sie


werden fast ausschließlich aus Blechen durch Brennschneiden gefertigt. Die genannte
HerstellungVDUWLVWQDFK',1]XJHODVVHQ7DEHOOH1.11 enthält eine Übersicht zu
12 1 Konstruktionsgrundlagen

den Breitflachstählen und Blechen. Die lieferbaren Abmessungen von Blechen hän-
1 gen sehr stark von den einzelnen Herstellerwerken ab. In Tabelle 4.10 (Kapitel 4 Brü-
ckenbau) wird als Auszug aus dem Lieferprogramm eines deutschen Herstellers die
maximale Blechlänge in Abhängigkeit von Blechdicke und Blechbreite angegeben.
Sie beträgt maximal 24 m und ist bei kleinen Blechdicken und -breiten auf 12 m auf-
grund des Handlings begrenzt. Bei großen Blechdicken und -breiten muss die Blech-
länge infolge des maximalen Gewichtes des Vormaterials beschränkt werden.
Bleche finden Anwendung in allen Formen von geschweißten Konstruktionen, aber
auch eine Vielzahl von Kleinteilen wie z. B. Knotenbleche, Steifen, Stirn- und Fuß-
platten werden aus Blechen zugeschnitten. Für Knotenbleche wird dabei häufig eine
Blechdicke von etwa 10 mm verwendet.

1.4 Verbindungen

1.4.1 Allgemeines

Stahlkonstruktionen werden prinzipiell in zwei Arbeitsschritten hergestellt. In der


Werkstatt werden transportfähige Bauteile gefertigt, die anschließend auf der Bau-
stelle zu Stahltragwerken zusammengefügt werden. Die Bauteile bestehen in der Re-
gel aus genormten Profilen, geschweißten Profilkonstruktionen und Blechen. Die
Verbindungen werden in der Werkstatt fast ausschließlich durch Schweißen herge-
stellt. Auf der Baustelle werden die Verbindungen  Anschlüsse und Stöße  in der
Regel wie folgt ausgeführt:
x Stäbe und Stabwerke („Profilkonstruktionen“)
Ÿ geschraubte Verbindungen
x Blechkonstruktionen
Ÿ geschweißte Verbindungen
Die Kosten eines Tragwerkes werden maßgeblich durch die Verbindungen der Einzel-
teile beeinflusst. Der Aufwand für die Verbindungen muss daher auf ein Minimum
beschränkt werden. Unter Beachtung der Transportmöglichkeiten und der Kapazitäten
für die erforderlichen Hebezeuge sollten möglichst große Einzelteile verwendet wer-
den. Die lieferbaren Abmessungen der Erzeugnisse (siehe Abschnitt 1.3) sind daher
für eine wirtschaftliche Auslegung der Stahlkonstruktionen von großer Bedeutung.
Beim Entwurf von Stahlkonstruktionen ist neben der Dimensionierung der Quer-
schnitte die jeweilige Verbindungstechnik zu berücksichtigen, weil mit ihr die Art der
baustatischen Systeme und die Verteilung der Schnittgrößen zusammenhängen. So
führen beispielsweise biegesteife Verbindungen zu gleichmäßigeren Schnittgrößen-
verteilungen in Stäben und Stabwerken und somit zu kleineren Profilen. Biegesteife
Tragwerksknoten verursachen jedoch höhere Kosten, als dies bei alternativ einsetz-
baren gelenkigen Verbindungen der Fall ist.
In den nächsten beiden Abschnitten wird auf geschweißte und geschraubte Ver-
bindungen näher eingegangen, soweit dies für Entwurf und Konstruktion von Be-
deutung ist.
1.4 Verbindungen 13

1.4.2 Verbindungen mit Schweißnähten


1
Schweißnähte dienen zur Verbindung von Blechen und/oder Profilen. Bei der Bean-
spruchung von Schweißnähten werden die Spannungen V , VA , W und WA unterschie-
µµ µµ

den. Der Index „»» “ (parallel) kennzeichnet Spannungen in Richtung der Schweißnaht,
der Index „A“ senkrecht dazu, s. Bild 1.1.

Bild 1.1 Schweißnahtspannungen im schrägen Schnitt in einer Kehlnaht [97]


Für die Bemessung und Ausführung von Schweißnähten sind DIN EN 1993-1- DOV
Grundnorm und die jeweiligen Fachnormen zu beachten. Die Bauteile und ihre Ver-
bindungen müssen schweißgerecht konstruiert werden. Anhäufungen von Schweiß-
nähten sollen vermieden werden. Die Stahlsorten (siehe Abschnitt 1.2) sind entspre-
chend dem Verwendungszweck und ihrer Schweißeignung auszuwählen.

Bild 1.2 Zur Beurteilung des Spannungszustandes nach [97]


14 1 Konstruktionsgrundlagen

Die Skizzen in Bild 1.3 zeigen das Aufreißen infolge von Dopplungen und infolge
1 Terrassenbruch. Bild 1.4 ermöglicht die Bewertung von Anschlussdetails bezüglich
der Terrassenbruchgefahr. Sofern Stahlerzeugnisse mit verbesserten Eigenschaften in
Dickenrichtung nach DIN EN 1993-1-10 erforderlich sind, so sind diese in der Regel
nach den Qualitätsklassen in EN 10164 auszuwählen, s. DIN EN 1993-1-1 Abschnitt
3.2.4. (Stichwort: Z-Güte).

Bild 1.3 Dopplungen und Terrassenbruch

Bild 1.4 Bewertung von Anschlussdetails bezüglich der Terrassenbruchgefahr

Bild 1.5 Kehlnähte in T-Stößen und in Überlappungsstößen


1.4 Verbindungen 15

Bild 1.6 Durchgeschweißte Stumpf- und T-Stöße

Bild 1.7 Nicht durchgeschweißte Stumpf- und T-Stöße


Die Bilder 1.6 und 1.7 zeigen, dass einige Nahtarten eine entsprechende Bearbeitung
der Blechenden erfordern. In Bild 1. sind verschiedene Formen der Schweißkanten-
vorbereitung dargestellt.

Bild 1.8 Vorbereitung der Blechenden im Bereich von Schweißnähten


16 1 Konstruktionsgrundlagen

Die zeichnerische Darstellung von Schweißnähten NDQQQDFK',1(1LQELOd-


1 licher oder sinnbildlicher Form erfolgen, siehe Tabellen 1.12 und 1.13. Die Symbole
kennzeichnen Form, Vorbereitung und Ausführung der Naht. Man unterscheidet
Symbole (Grundsymbole und zusammengesetzte Symbole), Zusatzsymbole und Er-
gänzungssymbole.
Die Gabel am Ende der Bezugslinie (siehe Tabelle 1.12) wird nur dargestellt, wenn
ergänzende Angaben folgen. Sie kennzeichnen das Schweißverfahren, die Bewer-
tungsgruppe, die Schweißposition und Schweißzusatzstoffe. Tabelle 1.14 enthält eine
Auswahl von Ordnungsnummern nach DIN EN ISO 4063 für verschiedene Schweiß-
verfahren und Kurzzeichen.
Tabelle 1.12 Darstellung von Schweißnähten

Im Stahlbau werden überwiegend folgende Schweißverfahren angewandt:


x Schutzgasschweißen
x Lichtbogenhandschweißen
x Unterpulverschweißen
Das Schutzgasschweißen ist in allen Schweißpositionen einsetzbar und durch seine
große Abschmelzleistung besonders wirtschaftlich. Da die Ausbildung des Schutzgas-
mantels über dem Schweißbad nur bei Windstille gewährleistet ist, bleibt dieses
Schweißverfahren im Wesentlichen auf den Einsatz in der Werkstatt beschränkt.
In der Werkstatt und auf der Baustelle ist das Lichtbogenhandschweißen in allen
Schweißpositionen anwendbar. Ein Nachteil des Lichtbogenhandschweißens ist die
im Vergleich zum Schutzgasschweißen (mit Endloselektroden von der Spule, ohne
Elektrodenwechsel und ohne Anfall von Schlacke) um den Faktor 10 niedrigere Ab-
schmelzleistung.
Beim maschinellen Unterpulverschweißen wird der Schutz des Schweißbades durch
eine Pulverüberschüttung gewährleistet. Dieses Schweißverfahren erfordert eine Wan-
nenlage und ist nur bei großen Nahtlängen und Nahtdicken wirtschaftlich, die vor-
nehmlich bei den großformatigen, aus Blechen geschweißten Konstruktionen des
Brückenbaus vorkommen.
1.4 Verbindungen 17

Tabelle 1.13 Nahtarten und Nahtsymbole


1

Tabelle 1.14 Ordnungsnummern und Kurzzeichen für Schweißverfahren


Schweißverfahren Ordnungsnummer Kurzzeichen
Lichtbogenhandschweißen 111 E
Unterpulverschweißen 12 UP
Metall-Schutzgasschweißen 13 MSG
Metall-Inertgasschweißen 131 MIG
Metall-Aktivgasschweißen 135 MAG
Wolfram-Inertgasschweißen 141 WIG

Schweißnähte können verfahrensbedingt nur bis zu einer gewissen Schweißnahtdicke


in einer Lage ausgeführt werden. Bei größeren Schweißnahtdicken sind mehrere La-
gen erforderlich. Im Stahlbau werden Schweißnähte etwa bis zu den folgenden Gren-
zen in einer Lage hergestellt: SchutzgasVFKZHL‰HQPP/LFKWERJHQhandschweißen
4 mm und Unterpulverschweißen 7 mm.
Die unterschiedlichen Schweißnahtarten haben für den Stahlbau mehr oder minder
große Bedeutung. Sehr häufig werden Kehlnähte, Doppelkehlnähte und Stumpfnähte
ausgeführt. Stumpfnähte werden üblicherweise bis etwa 16 mm Blechdicke als V-
Naht und bei größeren Blechdicken als Doppel-V-Naht (X-Naht) ausgebildet. Die
Bilder 1.9 und 1.10 zeigen Beispiele für Stumpfstöße von Querschnittsteilen mit un-
terschiedlichen Dicken und für Stumpfstöße aufeinanderliegender Gurtplatten. Die in
Bild 1.9 dargestellte Abschrägung ist im Brückenbau mit einer flacheren Neigung
auszuführen (1:4 oder flacher).
Die wirksame Nahtdicke einer Kehlnaht sollte gemäß DIN EN 1993-1-PLQGHVWHQV
3 mm betragen. Bei Flacherzeugnissen und offenen Profilen mit Querschnittsteilen
W•PPPXVVJemäß NA zur DIN EN 1993-1-Eei Kehlnähten der in Bild 1.11 an-
gegebene Grenzwert für die Schweißnahtdicke a eingehalten werden. In Abhängigkeit
18 1 Konstruktionsgrundlagen

von den gewählten Schweißbedingungen darf auf die Einhaltung der Bedingung ver-
1 zichtet werGHQMHGRFKVROOWHIU%OHFKGLFNHQW•PPGLH6FKZHL‰QDKWGLFNHPLWD•
 PP JHZlKOW ZHUGHQ Für den Nachweis ausreichender Tragfähigkeit dürfen Kehl-
nähte nur berücksichtigt werden, wenn sie mindestens 6 a und mindestens 30 mm lang
sind. Bei überlappten Stößen muss die rechnerische Schweißnahtlänge der Flanken-
kehlnähte abgemindert werden, sofern sie länger als / Dsind, s. DIN EN 1993-
1-$bschnitt 4.11.

Bild 1.9 Stumpfstöße von Querschnittsteilen nach DIN EN 1993-1-8/NA

Bild 1.10 Nahtvorbereitung von Stumpfstößen aufeinanderliegender Gurtplatten


nach DIN EN 1993-1-8/NA

Bild 1.11 Schweißnahtdicke a von Kehlnähten


Für die Ausführung und das Herstellen tragender Bauteile aus Stahl ist DIN EN
1090-2 (10/2011) - Ausführung von Stahltragwerken und Aluminiumtragwerken –
Teil 2: Technische Regeln für die Ausführung von Stahltragwerken – unter Maßgabe
der folgender Bestimmungen zu beachten. Die Zuordnung von Bauwerken, Tragwer-
ken und Bauteilen zu den in DIN EN 1090-2, Abschnitt 4.1.2 genannten Ausfüh-
rungsklassen EXC 1 bis EXC 4 wird in Anlage 2.4/2 der Musterliste der Technischen
Baubestimmungen geregelt und nachfolgend erläutert. Dabei ist zu beachten,
‡ dass die Herstellung von Bauteilen aus Stahl in den genannten Ausführungsklassen
nur durch solche Hersteller erfolgen darf, deren werkseigene Produktionskontrolle
durch eine notifizierte Stelle entsprechend DIN EN 1090-1 (02/2012) zertifiziert
ist
1.4 Verbindungen 19

‡ dass die Ausführung von geschweißten Bauteilen, Tragwerken und Bauwerken aus
Stahl in den genannten Ausführungsklassen nur durch solche Betriebe auf der 1
Baustelle erfolgen darf, die über einen Eignungsnachweis für die Ausführung von
Schweißarbeiten in den entsprechenden Ausführungsklassen verfügen.
Ausführungsklasse EXC 1
In diese Ausführungsklasse fallen vorwiegend ruhend beanspruchte Bauteile oder
7UDJZHUNHDXV6WDKOELV]XU)HVWLJNHLWVNODVVH6IUGLHPLQGHVWHQVHLQHUGHUIRl-
genden Punkte zutrifft:
1. Tragkonstruktionen mit
- bis zu zwei Geschossen aus Walzprofilen ohne biegesteife Kopfplattenstöße
- druck- und biegebeanspruchte Stützen mit bis zu 3 m Knicklänge
- %LHJHWUlJHUQPLWELV]XP6SDQQZHLWHXQG$XVNUDJXQJHQELVP
- charakteristischen veränderlichen, gleichmäßig verteilten Einwirkungen/
1XW]ODVWHQELVN1PðXQGFKDUDNWHULVWLVFKHQ veränderlichen Einzelnutz-
lasten bis 2,0 kN
2. Tragkonstruktionen mit max. 30° geneigten Belastungsebenen (z.B. Rampen) mit
Beanspruchungen durch charakteristische Achslasten von max. 63 kN oder cha-
rakteristische veränderliche, gleichmäßig verteilte Einwirkungen/ Nutzlasten von
ELV]XN1Pð .DWHJRULH(QDFK',1 EN 1991-1-1/NA:2010-12, Tabelle
6.4DE) in einer Höhe von PD[PEHUIHVWHP%RGHQZLUNHQG
3. Treppen und Geländer in Wohngebäuden
4. Landwirtschaftliche Gebäude ohne regelmäßigen Personenverkehr (z.B. Scheu-
nen, Gewächshäuser)
 Wintergärten an Wohngebäuden
6. Einfamilienhäuser mit bis zu 4 Geschossen
7. Gebäude, die selten von Personen betreten werden, wenn der Abstand zu anderen
Gebäuden oder Flächen mit häufiger Nutzung durch Personen mindestens das
-fache der Gebäudehöhe beträgt
Die Ausführungsklasse EXC 1 gilt auch für andere vergleichbare Bauwerke, Trag-
werke und Bauteile.
Ausführungsklasse EXC 2
In diese Ausführungsklasse fallen vorwiegend ruhend und nicht vorwiegend ruhend
beanspruchte Bauteile oder Tragwerke aus Stahl bis zur Festigkeitsklasse S700, die
nicht den Ausführungsklassen EXC 1, EXC 3 und EXC 4 zuzuordnen sind.
Ausführungsklasse EXC 3
In diese Ausführungsklasse fallen vorwiegend ruhend und nicht vorwiegend ruhend
beanspruchte Bauteile oder Tragwerke aus Stahl bis zur Festigkeitsklasse S700, für
die mindestens einer der folgenden Punkte zutrifft:
1. Großflächige Dachkonstruktionen von Versammlungsstätten/Stadien
2. *HElXGHPLWPHKUDOV*HVFKRVVHQ
3. vorwiegend ruhend beanspruchte Wehrverschlüsse bei extremen Abflussvolu-
men
20 1 Konstruktionsgrundlagen

4. folgende nicht vorwiegend ruhend beanspruchte Tragwerke oder deren Bau-


1 teile:
- Geh- und Radwegbrücken
- Straßenbrücken
- Eisenbahnbrücken
- Fliegende Bauten
- Türme und Maste wie z.B. Antennentragwerke
- Kranbahnen
- zylindrische Türme wie z.B. Stahlschornsteine
Die Ausführungsklasse EXC 3 gilt auch für andere vergleichbare Bauwerke, Trag-
werke und Bauteile.
Ausführungsklasse EXC 4
In diese Ausführungsklasse fallen alle Bauteile oder Tragwerke der Ausführungsklas-
se EXC 3 mit extremen Versagensfolgen für Menschen und Umwelt, wie z. B.:
1. Straßenbrücken und Eisenbahnbrücken (siehe DIN EN 1991-1-7) über dicht be-
siedeltem Gebiet oder über Industrieanlagen mit hohem Gefährdungspotential
2. Sicherheitsbehälter in Kernkraftwerken
3. nicht vorwiegend ruhend beanspruchte Wehrverschlüsse bei extremen Abfluss-
volumen
Unabhängig von der Ausführungsklasse müssen alle Schweißnähte über der gesamten
Länge einer Sichtprüfung unterzogen werden. Werden Oberflächenunregelmäßigkei-
ten festgestellt, muss an der kontrollierten Schweißnaht eine Oberflächenprüfung
mittels Eindringprüfung oder Magnetpulverprüfung durchgeführt werden.

1.4.3 Verbindungen mit Schrauben

Gemäß DIN EN 1993-1-ZHUGHQgeschraubte Verbindungen in die Kategorien A bis


E eingeteilt und dabei Verbindungen mit Scherbeanspruchungen und zugbeanspruch-
te Verbindungen unterschieden, s. Tabelle 1.1. Der Durchmesser der Schraubenlö-
cher ist normalerweise etwas größer als der Durchmesser der Schrauben. Als Nenn-
lochspiel werden in DIN EN 1090-2 für normale runde Löcher folgende Werte ange-
geben:
x 1 mm für Schrauben M 12 und M 14
x 2 mm für Schrauben M 16 bis M 24
x 3 mm für Schrauben M 27 und größer
Bei Passschrauben muss der Nennlochdurchmesser gleich dem Schaftdurchmesser
der Schrauben sein. Dabei ist zu beachten, dass bei Passschrauben nach DIN EN
14399- GHU 1HQQGXUFKPHVVHU GHV 6FKUDXEHQVFKDIWHV  PP JU|‰HU DOV GHU 1HQn-
durchmesser im Bereich des Gewindes ist. Bei Passverbindungen werden die Schrau-
benlöcher zunächst mit einem geringeren Durchmesser und, sofern das möglich ist,
gemeinsam gebohrt. Bei der Montage werden die Löcher gemeinsam aufgerieben, um
einen Anriss der Lochränder zu vermeiden.
1.4 Verbindungen 21

Die unterschiedlichen Ausführungsformen von geschraubten Verbindungen beeinflus-


sen das Trag- und Verformungsverhalten sowie den Herstellungsaufwand. Für Ver- 1
bindungen mit Scherbeanspruchungen wird fast ausschließlich die Kategorie A ge-
wählt. Die gleitfesten Verbindungen der Kategorien B und C werden wegen des er-
heblich größeren Herstellungsaufwandes nur selten ausgeführt. Sie bieten Vorteile,
wenn die Ermüdungsfestigkeit maßgebende Bedeutung hat oder Verformungen in den
Verbindungen vermieden werden sollen. Für derartige Anwendungsfälle werden
meistens Passverbindungen bevorzugt. Bei zugbeanspruchten Verbindungen können
die Schrauben planmäßig vorgespannt werden. Ob die Kategorie D oder E gewählt
wird, hängt vom jeweiligen Anwendungsfall ab. Das Trag- und Verformungsverhalten
von geschraubten Verbindungen und ihre Bemessung wird in [97] ausführlich erläu-
tert.
Tabelle 1.15 Einteilung von geschraubten Verbindungen nach DIN EN 1993-1-8
Kategorie Erläuterungen Nachweise
Verbindungen mit Scherbeanspruchungen
Scher-/Lochleibungsverbindung; Abscheren
A
Festigkeitsklassen 4.6 bis 10.9 Lochleibung
Gleitfeste Verbindung im Grenzzustand der Gleiten (Gebrauchszustand)
B Gebrauchstauglichkeit; Abscheren
hochfeste vorgespannte Schrauben Lochleibung
Gleitfeste Verbindung im Grenzzustand der Gleiten
C Tragfähigkeit; Lochleibung
hochfeste vorgespannte Schrauben Nettoquerschnitt
Zugbeanspruchte Verbindungen
Nichtvorgespannte Verbindungen; Zug
D
Festigkeitsklassen 4.6 bis 10.9 Durchstanzen Schraubenkopf
Vorgespannte Verbindungen; Zug
E hochfeste vorgespannte Schrauben Durchstanzen Schraubenkopf
Festigkeitsklassen 8.8 und 10.9

Im Stahlbau sind die in Tabelle 1.16 aufgeführten Schraubenfestigkeitsklassen zuge-


lassen.
Tabelle 1.16 Nennwerte der Streckgrenze und der Zugfestigkeit für Schrauben
Festigkeitsklasse der Schraube 4.6 5.6 8.8 10.9
2
Streckgrenze f yb [N/mm ] 240 300 640 900
2
Zugfestigkeit f ub [N/mm ] 400 500 800 1000

Bei der Beanspruchung von Schrauben und der Bauteile wird wie folgt unterschieden:
x Abscheren:
Beanspruchung senkrecht zur Schraubenachse
Ÿ Beanspruchung der Bauteile auf Lochleibung
x Zug:
Beanspruchung in Richtung der Schraubenachse
Ÿ Beanspruchung der Bauteile auf (Blech-)Biegung
x Kombination aus Abscheren und Zug
22 1 Konstruktionsgrundlagen

Grenzscherkräfte und Grenzzugkräfte können den Tabellen 1.17 und  entnommen
1 werden. Sie gelten jeweils für eine einzelne Schraube.

Tabelle 1.17 Grenzscherkräfte F v,R d in kN für eine Scherfläche

Schraubengröße
Festig-
keit
M12 M16 M20 M24 M27 M30

glatter Teil des Schaftes in der Scherfuge


4.6 21,7 38,6 60,3 86,8 110,0 135,7

5.6 27,1 48,2 75,4 108,5 137,5 169,7

8.8 43,4 77,2 120,6 173,6 220,0 271,5

10.9 54,3 96,5 150,7 217,0 275,0 339,4


Gewinde in der Scherfuge
4.6 16,2 30,1 47,0 67,8 88,1 107,7

5.6 20,2 37,7 58,8 84,7 110,2 134,6

8.8 32,4 60,3 94,1 135,6 176,3 215,4

10.9 33,7 62,8 98,0 141,2 183,6 224,4

Tabelle 1.18 Grenzzugkräfte F t,R d in kN

Schraubengröße
Festig-
keit
M12 M16 M20 M24 M27 M30

4.6 24,3 45,2 70,6 101,7 132,2 161,6

5.6 30,3 56,5 88,2 127,1 165,2 202,0

8.8 48,6 90,4 141,1 203,3 264,4 323,1

10,9 60,7 113,0 176,4 254,2 330,5 403,9

Für die Abstände der Schrauben untereinander und zu den Rändern der Bauteile sind
untere Grenzwerte einzuhalten, die ein Ausreißen der gelochten Bauteile aus-
schließen. Mit oberen Grenzwerten werden klaffende Fugen und die daraus resul-
tierende Korrosionsgefahr vermieden. Tabelle 1.19 enthält Bedingungen für die
kleinsten und größten Rand- und Lochabstände nach DIN EN 1993-1-IU6FKHUYHr-
bindungen.
1.4 Verbindungen 23

Tabelle 1.19 Rand- und Lochabstände von Schrauben


1

Rand- bzw. Lochabstände kleinste Abstände größte Abstände

Löcher, o : p 1 2,2 ˜ d 0 200 mm; 14 ˜ t

Ränder, o : e 1 1,2 ˜ d 0 40 mm + 4 ˜ t

Ränder, p : e 2 1,2 ˜ d 0 40 mm + 4 ˜ t

Löcher, p : p 2 2,4 ˜ d 0 200 mm; 14 ˜ t

Bei Verbindungen mit Scherbeanspruchungen ist die Lochleibung der Bauteile ein
Versagenskriterium, das überprüft werden muss. Gemäß DIN EN 1993-1- ZHUGHQ
die Grenzlochleibungskräfte wie folgt ermittelt:
Fb,Rd = k1 ˜ Db ˜ fu ˜ d ˜ t/JM2 (1.1)
Die Beiwerte k1 und Db können mithilfe von Tabelle 1.22 bestimmt werden.

Tabelle 1.20 Beiwerte k 1 und D b zur Ermittlung von Grenzlochleibungskräften


Beiwert D b Beiwert k 1
(in Kraftrichtung) (senkrecht zur Kraftrichtung)
p1 1 p2
Innere Schrauben: Db  Innere Schrauben: k1 1,4 ˜  1,7
3 ˜ d0 4 d0
e1 e
Randschrauben: Db Randschrauben: k1 2,8 ˜ 2  1,7
3 ˜ d0 d0
p
d 1,4 ˜ 2  1,7
d0
fub
jedoch Db d und D b d 1 jedoch k1 d 2,5
fu
24 1 Konstruktionsgrundlagen

Geschraubte Verbindungen können auf Zeichnungen wie in Tabelle 1.21 angegeben


1 dargestellt werden.

Tabelle 1.21 Symbole für Schrauben auf Zeichnungen nach DIN ISO 5845 (04/97)

1.5 Werkstattfertigung

Im Rahmen der gesamten Bauausführung im Stahlbau beginnt die Fertigung mit der
Übernahme fertiger Zeichnungen und Stücklisten vom Technischen Büro sowie dem
durch die Materialwirtschaft bereitgestellten Material und endet mit der Auslieferung
der werkstattfertigen Konstruktionen. Die Stahlbaufertigung ist gekennzeichnet durch
eine Vielzahl von Transportvorgängen vom Einlagern des Vormaterials im eigenen
Lager über die Transportvorgänge in der Einzelteilbearbeitung, im Zusammenbau und
der Konservierung bis hin zum Fertiglager und Verladen.

Materialbeschaffung

Der Entwurf, die konstruktive Durchbildung und insbesondere die statische Berech-
nung bilden die Grundlage für die Wahl von Profilen, Blechen und anderen Erzeug-
nissen aus Baustahl. Häufig wird die Materialbestellung aus terminlichen Gründen
aufgrund einer Vorbemessung (noch vor Abschluss der endgültigen statischen Be-
rechnungen) vorgenommen. Vor und während der Materialbeschaffung  in kleinen
Mengen vom Stahlhandel, in großen Mengen direkt von den Walzwerken  erfolgt die
Erstellung der Fertigungsunterlagen, speziell der Werkstattzeichnungen und Stücklis-
ten. Aufgrund der im Stahlbau überwiegenden Einzelfertigung werden Profile und
Bleche in vielen unterschiedlichen Abmessungen benötigt. Eine Vorratshaltung bei
:HUNVWDWWIHUWLJXQJ 25

den Stahlbaubetrieben ist daher nur sehr begrenzt möglich, so dass fast das gesamte
Material auftragsbezogen bestellt werden muss. 1
Für die Materialbeschaffung werden bei Bezug vom Stahlhandel ca. 1 bis 2 Wochen
XQGEHL%H]XJYRQGHQ:DO]ZHUNHQ YRQGHUÄ6WUHFNH³ FDbis 12 Wochen benö-
tigt. Für die verwendeten Erzeugnisse müssen Prüfbescheinigungen nach DIN EN
10204 vorliegen. Nach DIN EN 10-1 werden für warmgewalzte Erzeugnisse aus
Baustählen folgende Prüfbescheinigungen benötigt:
x Werkszeugnis 2.2 für Stähle mit einer festgelegten Mindeststreckgrenze
”  N/mm2 und einer festgelegten Kerbschlagarbeit, die bei einer Temperatur von
0 °C oder 20 °C zu prüfen ist: Bescheinigung, in welcher der Hersteller bestätigt, dass
die gelieferten Werkstoffe den Vereinbarungen bei der Bestellung entsprechen, mit
Angabe der chemischen Zusammensetzung und weiterer Ergebnisse nichtspezifischer
Prüfungen.
x Abnahmeprüfzeugnis 3.1 für Stähle mit einer festgelegten Mindeststreckgrenze
” 1PP2 und einer festgelegten Kerbschlagarbeit, die bei einer Temperatur unter
0 °C zu prüfen ist, und für Stähle mit einer festgelegten Mindeststreckgrenze
>  N/mm2: Bescheinigung in welcher der Hersteller bestätigt, dass die gelieferten
Werkstoffe den Vereinbarungen bei der Bestellung entsprechen mit Angabe der Prü-
fergebnisse. Die Prüfeinheit und die Durchführung der Prüfung sind in den Werk-
stoffspezifikationen, den amtlichen Vorschriften und Technischen Regeln und/oder
der Bestellung festgelegt. Die Bescheinigung wird bestätigt von einem von der Ferti-
gungsabteilung unabhängigen Sachverständigen des Herstellers („Werksachverständi-
ger“).
x Abnahmeprüfzeugnis 3.2 für Stähle wie beim Abnahmeprüfzeugnis 3.1: Das Ab-
nahmeprüfzeugnis „3.2“ wird aufgrund einer besonderen Vereinbarung sowohl von
einem von der Fertigungsabteilung unabhängigen Sachverständigen des Herstellers
als auch von dem vom Besteller beauftragten Sachverständigen oder dem in den amt-
lichen Vorschriften genannten Sachverständigen bestätigt.

Herstellung

In der Werkstatt sind verschiedene Arbeitsgänge erforderlich. Dies sind im Wesent-


lichen:
x Fertigungsbeschichtungen aufbringen
x Vorzeichnen zur Markierung von Schnitten, Löchern und Anbauteilen
x Zuschnitte durch Sägen, Scheren und Brennen
x Löcher herstellen durch Bohren oder Stanzen
x Zusammenbau von Einzelteilen (Heften)
x Schweißen nach dem Zusammenbau
x ggf. Richten, Verformen, Hobeln, Fräsen, Schleifen
x Korrosionsschutz im Werk
x Qualitätskontrolle
Bei Profilkonstruktionen, d. h. stabartigen Bauteilen, werden in modernen Fertigungs-
betrieben NC-gesteuerte Fertigungsanlagen zur Bearbeitung und Rollengänge zum
Transport verwendet. Zu den wichtigsten Arbeiten gehören der Zuschnitt durch Sä-
26 1 Konstruktionsgrundlagen

gen, das Bohren von Löchern für geschraubte Verbindungen und das Anschweißen
1 von Kleinteilen (Stirnplatten, Aussteifungen, Knotenbleche usw.).
Für Blechkonstruktionen liegt der Schwerpunkt der Arbeiten beim Zusammenbau und
Schweißen. Diese Arbeiten erfolgen auf sogenannten Zulagen oder in speziellen Fer-
tigungsvorrichtungen. Als Zulagen werden mehrere nebeneinanderliegende Stahl-
WUlJHUEH]HLFKQHW $EVWlQGHFDP+|KHFDbis 90 cm). Die Oberkante der Zu-
lagen ist waagerecht ausgerichtet, so dass notwendige Überhöhungen oder andere
Sollformen realisiert werden können.

Korrosionsschutz im Werk

Der Korrosionsschutz von Stahlkonstruktionen ist in den verschiedenen Anwendungs-


bereichen sehr unterschiedlich. Im Brückenbau sind 2 Grundbeschichtungen und 2 bis
3 Deckbeschichtungen üblich. Hochbaukonstruktionen dagegen werden in der Regel
verzinkt und erhalten eine geringere Anzahl an Beschichtungen (insgesamt 2 bis 3).
Um die Arbeiten unabhängig von der Witterung ausführen zu können, werden die
Beschichtungen zum größten Teil im Werk aufgebracht. Auf der Baustelle werden
Transport- und Montageschäden ausgebessert und in der Regel die letzte Deckbe-
schichtung aufgebracht.

Qualitätskontrolle

Das Produkt Stahlkonstruktion wird durch eine Vielzahl von bauaufsichtlich einge-
führten Vorschriften geregelt, so dass sich neben deren Einhaltung drei Bereiche der
eigenverantwortlichen Kontrolle, Prüfung und Abnahme ergeben:
x geometrie- und zeichnungsgerechte Ausführung
x Technologie, insbesondere die Schweißtechnik
x Korrosionsschutz
Prüfungen und Abnahmen erstrecken sich schwerpunktmäßig auf die schweiß-
technische Herstellung, da die Technologie eine sehr genaue Beachtung der schweiß-
technischen Regeln und Vorschriften erfordert und die Zuverlässigkeit sowie das
Können des einzelnen Schweißers die Güte entscheidend beeinflussen. Auf die erfor-
derlichen Werkszeugnisse und Abnahmeprüfzeugnisse nach DIN EN 10204 und die
Herstellerqualifikation nach DIN EN 1090 sei hier wegen der Bedeutung besonders
hingewiesen.

1.6 Transport und Montage

Die Fertigung in der Werkstatt ist grundsätzlich wirtschaftlicher als auf der Baustelle.
Die Vorfertigung in der Werkstatt reduziert die Anzahl der auf der Baustelle auszu-
führenden Montagestöße und ermöglicht somit eine rasche Montage und kürzere Bau-
zeiten. Darüber hinaus sind in der Werkstatt Transporteinrichtungen vorhanden. Der
Zusammenbau der Einzelteile kann in günstiger Arbeitslage und unter witterungsge-
schützten Bedingungen erfolgen. In der Werkstatt sollten daher möglichst große Ein-
1.6 Transport und Montage 27

zelteile hergestellt werden. Ihre Abmessungen werden jedoch von den Möglichkeiten
des Straßentransports und von den an der Baustelle vorhandenen Krankapazitäten 1
begrenzt. Für den normalen Straßentransport gelten etwa folgende Grenzwerte:
x /lQJHELVP
x %UHLWHELVP
x Höhe bis 4 m
x Gewicht bis 40 t
Sondertransporte mit größeren Abmessungen und Gewichten sind möglich.
Auf der Baustelle sollten die Krankapazitäten voll ausgenutzt werden. Die Stück-
gewichte sind beim Autokraneinsatz auf maximale Gewichte für die größte Ausladung
abzustimmen. Die Tragfähigkeit der Autokrane reicht etwa bis zu 1000 t und die Spit-
zenhöhe etwa ELV ]X  m. Mit Baukranen können in der Regel Lasten mit einem
6WFNJHZLFKWYRQELV]XWLQ6RQGHUIlOOHQELV]XWEHZHJWZHUGHQ
Für den Montagebeginn ist es wichtig, dass die Vorbereitungen vollständig durch-
geführt sind. Fundamente, Abstützungen und Zufahrten müssen zur Nutzung bereit-
stehen und die Stahlkonstruktion muss mit allen Teilen einer sinnvollen Montage-
einheit vollständig gefertigt sein.
Die Montage steht am Ende der Stahlbauproduktion und wird dadurch zwangsläufig
mit der Summe der Fehler bzw. Änderungen in Konstruktion und Fertigung kon-
frontiert und hat zudem meistens auch enge terminliche Vorgaben. Ziel einer Opti-
mierung zwischen technischer Bearbeitung, Fertigung und Montage ist es, den Mon-
tageanteil so zu gestalten, dass er technisch einfach handhabbar ist, ein geringes Feh-
lerpotential bietet und in einer möglichst kurzen Zeit abzuwickeln ist. Dazu werden
als Verbindungsmittel im Hochbau fast ausschließlich Schrauben eingesetzt. Bei der
Anwendung des Schweißens auf der Baustelle muss der Einfluss der Witterung beach-
tet werden, so dass bei Baustellenschweißungen häufig Einhausungen erforderlich
sind.
Bei Montagevorgängen treten Tragsysteme und Belastungen auf, die im fertigen
Bauwerk nicht vorhanden sind. Daher müssen entweder bereits bei der Hauptbe-
rechnung oder im Rahmen der Montageplanung detaillierte Berechnungen der einzel-
nen Bauzustände, sowohl für die Hauptkonstruktion als auch für die Hilfskonstruktio-
nen, vorgenommen werden.
Stahlbautechnisch sind von der Montage ebenfalls alle für Transport, Krananschlag
und Hilfsabfangungen oder -abstützungen sowie alle für Sicherheitsvorkehrungen
notwendigen Konstruktionen zu entwickeln, die in Konstruktion und Fertigung ent-
sprechende Berücksichtigung finden müssen. Hierzu gehören:
x Angabe von Auflagerpunkten und deren Aussteifungen für Zwischenauflagerun-
gen im Bauzustand
x Festlegung von Anschlagösen bzw. Anschlagpunkten für Umschlag und Montage
x Entwicklung, Berechnung und Konstruktion von Hilfsabstützungen, -aussteifungen
und -konstruktionen
x Angabe von Befestigungspunkten für Begehungen, Geländer, Gerüste und Auf-
stiege
28 1 Konstruktionsgrundlagen

1.7 Hinweise für das Konstruieren


1

Statik

x Die Konstruktion muss die Schnittgrößen mit ausreichender Sicherheit aufneh-


men. Soweit wie möglich, ist die Konstruktion dem Schnittgrößenverlauf, in erster
Linie der Verteilung der Biegemomente, anzupassen.
x Schwerlinienversätze von Bauteilen und Exzentrizitäten in den Verbindungen sind
möglichst gering zu halten.

Materialauswahl

x Bei Profilen und Blechen sollten Aufpreise für Mindermengen, Überlängen und
Überbreiten möglichst vermieden werden, ebenso wie für Sondergüten und
-qualitäten. Zudem sollten Vergleichsuntersuchungen bei Grenzfällen aufzeigen,
ob ein zusätzlicher Stoß in der Werkstatt wirtschaftlicher ist als der Mehrpreis für
dickere Bleche oder größere Profile.
x Anzustreben ist eine Vereinheitlichung ähnlicher Bauteile zur Erzielung eines
möglichst effizienten Materialeinsatzes.

Fertigung

x Soweit wie möglich sollten Bauteile nur eine Fertigungslinie passieren, d. h. Be-
vorzugung von Teilen, die nur Bohrungen enthalten und daher nicht über den Zu-
sammenbau oder die Schweißplätze laufen müssen oder von Teilen, die keine Boh-
rungen enthalten und deswegen nach dem Ablängen unmittelbar im Zusammenbau
bearbeitet werden können.
x Konstruktionen ohne aufwändige Aussteifungen und Einpassarbeiten sind anzu-
streben.
x Für das Schweißen ist eine günstige Arbeitslage des Werkstückes entscheidend.
Die qualitäts- und arbeitsmäßig beste Wannenlage wird durch entsprechende Lage-
rung des Werkstückes für den Schweißvorgang mit betriebsüblichen Hilfs-
einrichtungen in der Werkstatt erreicht. Überkopfschweißen erfordert ca. drei- bis
fünfmal so viel Arbeitszeit wie Arbeiten in Wannenlage. Hieraus folgt, dass
Schweißarbeiten möglichst an kleinen Teilen ausgeführt werden sollten, da sie
leicht in die jeweils günstigste Arbeitslage gebracht werden können. Bei größeren
Teilen sind ggf. Drehvorrichtungen („Rhönräder“) zu verwenden.

Montage

x Montagestöße mit Schweißnähten oder Schrauben müssen unter Berücksichtigung


der erforderlichen Werkzeuge zugänglich konstruiert werden.
x Bei Verwendung geschraubter Verbindungen sollten möglichst wenige unter-
schiedliche Durchmesser in einem Tragwerk eingesetzt werden, um Verwechs-
lungen zu vermeiden.
1.7 Hinweise für das Konstruieren 29

x Durch Ausgleichsmöglichkeiten wie Vergussfugen, Futterbleche, Langlöcher oder


auch durch Montageschweißungen lassen sich Bautoleranzen ausgleichen. Die 1
Ausführung von Montageschweißungen ist jedoch witterungsabhängig und erfor-
dert eine nachträgliche Ausbesserung der Anstriche.

Brandschutz

x Für feuerbeständige Stahlbauten ist die Konstruktion auf die Ausführung von
Brandschutzverkleidungen aus dämmschichtbildenden Anstrichen, Spritzputzen,
Platten oder Betonummantelungen abzustimmen.

Korrosionsschutz

x Bauteile, die eine Feuerverzinkung erhalten sollen, sind in ihren Abmessungen den
Zinkbädern anzupassen.
x Bauteile mit Korrosionsschutzbeschichtungen müssen zugänglich konstruiert wer-
den, um eine Erneuerung der Anstriche zu ermöglichen.
x Die Konstruktion ist so auszubilden, dass ein einwandfreier Ablauf des Regen-
wassers gewährleistet ist.

Ermüdungsfestigkeit

x Für dynamisch belastete Konstruktionen wie Kranbahnen, Schornsteine oder


Brücken sind folgende Konstruktionsdetails zu vermeiden:
 Anhäufung von Schweißnähten
 kreuzende Schweißnähte
 unterbrochene Schweißnähte
 unsymmetrische Verbindungen
x Die Zuordnung von Konstruktionsdetails zu Kerbgruppen und konstruktive Min-
destanforderungen enthalten die jeZHLOLJHQ )DFKQRUPHQ V DXFK $EVFKQLWW 
(Ermüdungsnachweise für Brücken).
2 Hallenbau

2.1 Tragwerksentwurf

2.1.1 Einführungsbeispiel

Grundaufgabe im Hallenbau ist die Schaffung einer Gebäudehülle über großen, mög-
lichst stützenfreien Grundrissen. Die Aufgabe des Tragwerksplaners besteht in Ent-
wurf und Bemessung eines Tragwerkes zur Weiterleitung aller auf diese Gebäudehül-
le wirkenden Lasten in den Baugrund. Im Hallenbau sind Schnee, Wind, Eigenge-
wicht und eventuelle Lasten aus Kranbetrieb die maßgebenden Einwirkungen. Zur
Abtragung der Lasten werden Tragwerks- bzw. Bauteile angeordnet. Dabei geht der
Tragwerksplaner im Stahlhallenbau in der Regel von folgenden Lastfällen aus:
x Schnee und Eigengewicht auf der Dachfläche (Lasten in z-Richtung gemäß
Bild 2.1),
x Wind auf den Längswänden (Lasten in y-Richtung gemäß Bild 2.1),
x Wind auf den Giebelwänden (Lasten in x-Richtung gemäß Bild 2.1).
Das Tragwerk in Bild 2.1 soll als Einführungsbeispiel dienen, um eine Übersicht über
die erforderlichen Bauteile zu geben und die Zuordnung von Konstruktionsdetails aus
den verschiedenen Abschnitten zum Thema Hallenbau zu zeigen. Randbedingungen
für den Tragwerksentwurf des Einführungsbeispieles sind:
x Hallenlänge: 30 m
x Hallenbreite: 20 m
x Traufhöhe: 6m
x Dachneigung: 3°
Um eine Erweiterungsmöglichkeit vorzusehen, werden auch in den Giebelwänden
Rahmen angeordnet. Dach- und Wandkonstruktionen werden ohne Pfetten und ohne
Wandriegel ausgeführt. Die Ergebnisse der Bauteilwahl für die einschiffige Lagerhal-
le gemäß Bild 2.1 sind in Tabelle 2.1 zusammengestellt. Angegeben wird auch das
jeweils der Berechnung der einzelnen Bauteile zugrunde gelegte statische System
(Einfeldträger, Durchlaufträger, Rahmen, Fachwerk). Der Werkstoff für die gewähl-
ten Profile ist Stahl S 235.

© Springer Fachmedien Wiesbaden 2016


M. Krahwinkel und R. Kindmann, Stahl- und Verbundkonstruktionen,
DOI 10.1007/978-3-658-05118-1_2
2.1 Tragwerksentwurf 31

Bild 2.1 Räumliches Tragwerk und ebene Teilsysteme einer einschiffigen Halle
32 2 Hallenbau

Tabelle 2.1 Bauteile und konstruktive Ausführung zum Einführungsbeispiel


2 aus Bild 2.1

Bauteil, statisches System Ausführung

x Zweigelenkrahmen: x Riegel: IPE 360


Abstand: 5 m x Stiel: HEA 300
x Voutenlänge: 2 m
x Voute: Bild 2.39
x Rahmenecke: Bild 2.43
x Stegverstärkung: Bild 2.48
x Firstpunkt: Bild 2.54
x Fußpunkt: Bild 2.91

x Dachdeckung: x Einschaliges Stahltrapezprofildach mit Wärme-


Dreifeldträger dämmung und oberseitiger Dichtungsbahn
x Trapezprofil: 135 / 0,88, siehe Tabelle 2.10 bis
Tabelle 2.13
x Dachquerschnitt: Bild 2.9

x Dachverband: x Gurte: Rahmenriegel


Fachwerkeinfeldträger mit x Pfosten: Rohre 88,9 x 3,2
druckweichen Diagonalen
x Diagonalen: Rundstahl Ø 20
x Konstruktion: Bild 2.123

x Verbindung der Rahmenrie- x Zugstangen: Rundstahl Ø 16 in den Achsen der


gel in der Dachebene Dachverbandspfosten
alternativ: Rohre 88,9 x 3,2

x Wandverkleidung: x Porenbetonplatten: d = 20 cm
Einfeldträger liegend von Rahmenstiel zu Rahmenstiel gespannt
x Konstruktion: Bild 2.104

x Wandverbände: x Gurte: Rahmenstiele


Fachwerkkragträger mit x Pfosten: Rohre 88,9 x 3,2
druckweichen Diagonalen
x Diagonalen: Rundstahl Ø 20
x Konstruktion: Bild 2.129

x Giebelwandstützen: x Profil: HEA 180


Einfeldträger x Anordnung: Bild 2.107
x Kopfpunkt: Bild 2.110 und Bild 2.111
x Fußpunkt: Bild 2.87

Die räumliche Tragstruktur kann häufig in ebene, orthogonal angeordnete Teilsysteme


zerlegt werden. Dabei ist jedoch die wechselseitige Beeinflussung der verschiedenen
Teiltragwerke zu beachten. In den Abschnitten 2.1.2 bis 2.1.4 wird die Vorgehenswei-
se exemplarisch für die einschiffige Lagerhalle aus Bild 2.1 erläutert. Gegenüber der
2.1 Tragwerksentwurf 33

gewählten Lösung in Tabelle 2.1 werden auch Varianten, wie z.B. Hallen mit Pfetten
und Wandriegeln, betrachtet. Explosionszeichnungen veranschaulichen die gedankli- 2
che Trennung der orthogonal angeordneten Tragwerke. Die genannte Modellierung ist
häufig zulässig, wenn das jeweils lastabnehmende Bauteil im Verhältnis zum last-
bringenden Bauteil so steif ist, dass es als festes Auflager angesehen werden kann,
oder wenn das lastbringende Bauteil statisch bestimmt auf dem lastabnehmenden
Bauteil aufgelagert ist. Systeme, die die vorgenannten Bedingungen nicht erfüllen,
erfordern genauere Untersuchungen als räumliches Tragwerk. Pfetten und Dachbinder
mit annähernd gleichen Stützweiten sind dann beispielsweise nicht mehr getrennt
voneinander zu berechnen, sondern als Trägerrost. In vielen Fällen ist es ausreichend,
die möglichen Grenzfälle zu untersuchen (unnachgiebige Lagerung, maximale Nach-
giebigkeit).

2.1.2 Abtragung der Vertikallasten

Bis vor einigen Jahren waren Dächer mit Pfetten die Regelausführung. In jüngster
Zeit setzen sich in der Baupraxis vermehrt Dachkonstruktionen ohne Pfetten durch.
Tabelle 2.2 enthält eine Übersicht für die Tragglieder bei üblichen Stahlhallen.

Tabelle 2.2 Tragglieder für Vertikallasten bei üblichen Stahlhallen

Hallen mit Pfetten Hallen ohne Pfetten

x Trapezprofile: x Trapezprofile:
– Tragrichtung: quer – Tragrichtung: längs
– Spannweite: 1,5 bis 4 m – Spannweite: 5 bis 7 m
– Höhe: 35 bis 85 mm – Höhe: 100 bis 165 mm
– „nacktes Blech“ möglich – Dachabdichtung wegen
Entwässerung erforderlich

x Pfetten:
– Tragrichtung: längs
– Abstand: 1,5 bis 4 m
– Spannweite: 5 bis 8 m

x Zweigelenkrahmen:
– Tragrichtung: quer
– Spannweite: 10 bis 30 m

Hallen ohne Pfetten

Pfettenlose Dächer wie in Bild 2.2 werden überwiegend mit Binder- bzw. Rahmen-
abständen von 5 bis 7 m realisiert. Häufig sind die Achsabstände kleiner als 6 m. Die
Dachhaut spannt in Hallenlängsrichtung und belastet die Binder durch Streckenlasten.
Bild 2.2 zeigt die prinzipielle Abtragung der Vertikallasten (hier: g + s) durch die
längsorientierten Trapezprofile, siehe auch Tabelle 2.2.
34 2 Hallenbau

Bild 2.2 Abtragung der Vertikallasten durch die Dachdeckung bei Hallen
ohne Pfetten

Hallen mit Pfetten

Bei Pfettendächern gemäß Bild 2.3 spannt die Dachhaut in Hallenquerrichtung, was
der Gefällerichtung für die Entwässerung entspricht. Übliche Pfettenabstände sind 1,5
bis 4 m. Die Stützweite der Pfetten und damit die Binderabstände liegen zwischen 5
und 8 m. In Bild 2.3 ist die prinzipielle Abtragung der Vertikallasten auf die Rahmen-
riegel skizziert.
Neben Vollwandprofilen kommen insbesondere bei großen Spannweiten auch Fach-
werkbinder zur Ausführung. Die Einzellasten aus den Pfetten werden dann möglichst
in die Obergurtknotenpunkte der Fachwerkbinder eingeleitet, woraus eine Abhängig-
keit zwischen den Pfettenabständen und der Füllstabgeometrie der Fachwerkbinder
resultiert.
2.1 Tragwerksentwurf 35

Bild 2.3 Abtragung der Vertikallasten bei Hallen mit Pfetten

Dachschub

In Bild 2.2 und Bild 2.3 wird die prinzipielle Abtragung der Vertikallasten bei Hallen
mit und ohne Pfetten skizziert. Zusätzlich ist zu beachten, dass aufgrund der vorhan-
denen Dachneigung in Hallenquerrichtung infolge von vertikalen Lasten Lastkompo-
nenten senkrecht zur Dachneigung und in Richtung der Dachneigung auftreten. Die
Komponente senkrecht zur Dachneigung wird in der Regel direkt von den Stahltra-
pezprofilen und ggf. den Pfetten übertragen. Die Komponente in Richtung der Dach-
neigung wird als Dachschub bezeichnet. Auf die Abtragung des Dachschubes wird in
Abschnitt 2.3.5 näher eingegangen, siehe auch Bild 2.27.
36 2 Hallenbau

2.1.3 Abtragung der Horizontallasten in Hallenquerrichtung


2
Es werden Seitenwände mit und ohne Wandriegel betrachtet. Tabelle 2.3 enthält eine
Übersicht für die Tragglieder bei üblichen Stahlhallen.

Tabelle 2.3 Tragglieder für Horizontallasten in Querrichtung bei üblichen


Stahlhallen

Hallen mit Wandriegeln Hallen ohne Wandriegel

x Wandverkleidung: x Wandverkleidung:
– Trapezprofile oder Sandwichelemente – Kassettenprofile oder Porenbetonplatten
– Tragrichtung: vertikal – Tragrichtung: horizontal
– Spannweite: 3 bis 5 m – Spannweite: 5 bis 7 m

x Wandriegel:
– Tragrichtung: horizontal
– Abstand: 3 bis 5 m
– Spannweite: 5 bis 8 m

x Zweigelenkrahmen:
– Tragrichtung: vertikal
– Rahmenhöhe: 4 bis 10 m

Hallen ohne Wandriegel

Die Wandverkleidung spannt in diesem Fall horizontal von Stütze zu Stütze. Übliche
Wandaufbauten bestehen dabei aus Stahlkassettenprofilen oder Porenbetonwandplat-
ten. Die Horizontallasten in den Binderachsen werden durch Rahmenwirkung
(Bild 2.4) oder alternativ durch eingespannte Stützen in den Baugrund geleitet.

Bild 2.4 Abtragung der Horizontallasten in Hallenquerrichtung bei Hallen


ohne Wandriegel
2.1 Tragwerksentwurf 37

Hallen mit Wandriegeln


2
Die Wandverkleidung spannt in diesem Fall vertikal von Wandriegel zu Wandriegel.
Übliche Wandaufbauten bestehen aus Stahltrapezprofilen oder Sandwichelementen,
wobei die vertikale Spannrichtung Schmutzablagerungen und Regenwasseransamm-
lungen in den Profilrippen verhindert. In Bild 2.5 erkennt man, dass die Horizontallas-
ten nicht gleichmäßig auf der Stützenhöhe angreifen, sondern als Einzellasten am
Stützenkopf und an Zwischenpunkten als Auflagerkräfte der Wandriegel auf das
Quertragsystem (Zweigelenkrahmen) wirken.

Bild 2.5 Abtragung der Horizontallasten in Hallenquerrichtung bei Hallen


mit Wandriegeln

2.1.4 Abtragung der Horizontallasten in Hallenlängsrichtung

In Tabelle 2.4 sind die Tragglieder bei üblichen Stahlhallen aufgeführt, die zur Abtra-
gung der Horizontallasten in Hallenlängsrichtung dienen.

Tabelle 2.4 Tragglieder für Horizontallasten in Längsrichtung bei üblichen


Stahlhallen

x Giebelwandstützen – Tragrichtung: vertikal


– Abstand: 3 bis 6 m
– Spannweite: 4 bis 10 m (Firsthöhe)

x Dachverband – Tragrichtung: horizontal


– Spannweite: 10 bis 30 m (Hallenbreite)

x Wandverbände in den Seitenwänden – Tragrichtung: vertikal


– Höhe: 4 bis 10 m (Traufhöhe)

Analog zu den Ausführungen in Abschnitt 2.1.3 kommen auch hier Konstruktionen


mit und ohne Giebelwandriegel zur Ausführung. Die zugehörige Lastabtragung der
Windlasten durch Giebelwandstützen, Dachverband und Wandverbände ist in Bild 2.6
und Bild 2.7 dargestellt.
38 2 Hallenbau

Die Giebelwandstützen belasten in ihren Fußpunkten direkt die Fundamente. An den


2 Kopfpunkten werden die Windlasten in die Pfosten des Dachverbandes abgesetzt,
dessen Auflager wiederum durch Wandverbände in den Seitenwänden gebildet wer-
den.
Die Gurte des Dachverbandes werden durch die zwei, das Verbandsfeld begrenzenden
Binder gebildet. Wenn zur Abtragung der Vertikallasten eine Konstruktion mit Pfet-
ten gewählt wird, können diese in den Verbandsfeldern zusätzlich als Pfosten des
Dachverbandes genutzt werden. Es sind dann lediglich die (druckweichen) Verbands-
diagonalen als zusätzliche Bauteile zu ergänzen. Werden keine Pfetten angeordnet,
oder sollen die Pfetten normalkraftfrei bleiben, sind außerdem gesonderte Druckstäbe
zwischen den Bindern erforderlich.

Bild 2.6 Abtragung der Horizontallasten in Hallenlängsrichtung bei Hallen


ohne Wandriegel
2.1 Tragwerksentwurf 39

Bild 2.7 Abtragung der Horizontallasten in Hallenlängsrichtung bei Hallen


mit Wandriegeln

Die Gurte der Wandverbände werden durch die Stützen gebildet. Die Ausfachung
erfolgt vorwiegend durch druckweiche Verbandsdiagonalen. Für niedrige Hallen,
deren Traufhöhe den Achsabstand der Binder nicht wesentlich übersteigt, genügt über
die Höhe ein aussteifendes Kreuz. Die Diagonalen werden ungefähr im statisch güns-
tigen Winkel von 45° eingebaut. Für höhere Hallen werden entsprechend mehr Ver-
bandskreuze mit zwischengeschalteten Druckriegeln ausgeführt.
40 2 Hallenbau

2.2 Dacheindeckung
2

2.2.1 Übersicht

Tabelle 2.5 gibt eine Übersicht über die wichtigsten Dachdeckungen im Stahlhallen-
bau. In der Baupraxis ist eine Tendenz zu möglichst geringen Dachneigungen festzu-
stellen.
Tabelle 2.5 Übliche Dachdeckungen im Stahlhallenbau

Dachdeckung übliche Dachneigung übliche Stützweite

x Faserzementwellplatten 10 bis 20° i. d. R. ca. 1,15 m


nach DIN EN 494 zwischen Pfetten

x Einschaliges ungedämmtes 7 bis 15° 2 bis 3 m


Stahltrapezprofildach zwischen Pfetten

x Einschaliges gedämmtes 2 bis 5°


Stahltrapezprofildach mit
Abdichtung 2 bis 3 m
zwischen Pfetten
x Zweischaliges gedämmtes 7 bis 15°
Stahltrapezprofildach oder

10 bis 20° 5 bis 7 m


x Zweischaliges gedämmtes
zwischen Rahmenriegeln
und belüftetes
Stahltrapezprofildach

x PUR-Sandwichelemente 7 bis 15° 3 bis 5 m


zwischen Pfetten

x Porenbetonplatten mit Ab- 2 bis 5° 5 bis 6 m


dichtung zwischen Rahmenriegeln

Im Stahlhallenbau werden eine Vielzahl von Dachkonstruktionen ausgeführt. Aus-


wahlkriterien sind Wirtschaftlichkeit, Tragfähigkeit, Bauphysik (Wärme-, Feuchte-,
Schall- und Brandschutz), Dauerhaftigkeit und architektonische Wirkung. Der letzt-
genannte Aspekt entfällt häufig bei Flachdachkonstruktionen, da diese in der Regel
hinter einer umlaufenden Attika nicht sichtbar für den Betrachter der Halle sind. Bei
Dachkonstruktionen mit Attika ist es wichtig, Durchbrüche in der Attika als Notüber-
läufe für Starkregenereignisse vorzusehen, um eine Überlastung des Dachtragwerkes
infolge Belastung durch Regenwasser zu verhindern.
2.2 Dacheindeckung 41

2.2.2 Stahltrapezprofildächer
2
Für den Stahlhallenbau sind Dächer mit Stahltrapezprofilen als tragende Bauteile die
Regelausführung. Die üblichen Stahltrapezprofile werden in Tafeln mit folgenden
Abmessungen geliefert:
x Bauhöhe der Querschnitte: 35–165 mm,
x Tafelbreite: 1035–750 mm (je nach Querschnittstyp),
x Lieferlänge: 18–24 m (zu beachten ist die maximale Länge von 18 m für den
Straßentransport ohne Sondergenehmigung).

Die Bemessung und Konstruktion von Stahltrapezprofilen regelt in Verbindung mit


DIN 18807 (06.87) „Trapezprofile im Hochbau, Stahltrapezprofil, Teil 3: Festigkeits-
nachweis und konstruktive Ausbildung„ [13] DIN EN 1993-1-3 „EC3 Teil 1-3: Er-
gänzende Regeln für kaltgeformte dünnwandige Bauteile und Bleche“ [25].
Bild 2.8 zeigt beispielhaft eine Dachkonstruktion mit Stahltrapezprofilen.

Bild 2.8 Dachkonstruktion mit Stahltrapezprofilen


42 2 Hallenbau

Als Mindestblechdicke fordert DIN 18807 Teil 3 für tragende Dachschalen


2 t = 0,75 mm. Üblich sind jedoch in der Baupraxis Trapezprofile mit Blechdicken
t t 0,88 mm, da sie bei der Montage besser zu verlegen sind. Sofern statisch und
konstruktiv möglich, wird t = 0,88 mm gewählt und die erforderliche Tragfähigkeit
durch Profile mit ausreichender Bauhöhe gewährleistet. Für die Trapezprofiltafeln ist
feuerverzinktes Blech der Stahlsorte S 320 GD + Z nach DIN EN 10147 zu verwen-
den. Für den Korrosionsschutz gilt DIN 18807 Teil 1, Abschnitt 3.3.5 in Verbindung
mit DIN 55928 Teil 8.

Für die Standsicherheitsnachweise von Stahltrapezprofilen können Prüfbescheide und


Belastungstabellen für die verschiedenen Querschnittstypen bei den Herstellern
angefordert werden. Die Tragfähigkeitswerte in den Prüfbescheiden sind keine
zulässigen Beanspruchungsgrößen, da sie die Sicherheitsbeiwerte nicht enthalten. Mit
den Tragfähigkeitswerten in den Prüfbescheiden sind die Nachweise der Gebrauchs-
und Tragfähigkeit nach EC 3 Teil 1-3 für die Genehmigungsstatik zu führen. Für
Entwurf und Vorbemessung stellen die Hersteller von Stahltrapezprofilen zusätzlich
Belastungstabellen für Ein-, Zwei- und Dreifeldträger unter Flächenlast zur
Verfügung. Die Verwendung dieser Belastungstabellen ersetzt jedoch nicht die
statischen Nachweise auf der Basis der Tragfähigkeitswerte in den Prüfbescheiden.
Übliche Stützweiten für Stahltrapezprofile als Pfettenkonstruktionen betragen 1,5 bis
4 m. Meistens werden Pfettenabstände zwischen 2 und 3 m ausgeführt. Die Höhen der
Stahltrapezprofile liegen dann etwa zwischen 35 und 85 mm. Tabelle 2.6 und Tabel-
le 2.7 zeigen die Tragfähigkeitswerte aus dem Prüfbescheid für ein typisches Stahl-
trapezprofil für Pfettenkonstruktionen. Tabelle 2.8 und Tabelle 2.9 enthalten die zu-
gehörigen Belastungstabellen für Entwurf und Vorbemessung. Übliche Stützweiten
für Stahltrapezprofile als Binderkonstruktionen betragen 5 bis 7 m. Die zugehörigen
Höhen der Stahltrapezprofile liegen dann zwischen 100 und 165 mm. Tabelle 2.10
und Tabelle 2.11 zeigen die Tragfähigkeitswerte aus dem Prüfbescheid für ein typi-
sches Stahltrapezprofil für Binderkonstruktionen. Tabelle 2.12 und Tabelle 2.13 ent-
halten die zugehörigen Belastungstabellen für Entwurf und Vorbemessung.
2.2 Dacheindeckung 43

Tabelle 2.6 Auszug aus Prüfbescheid zu Stahltrapezprofil Typ T50.1


2
44 2 Hallenbau

Tabelle 2.7 Auszug aus Prüfbescheid zu Stahltrapezprofil Typ T50.1


2
2.2 Dacheindeckung 45

Tabelle 2.8 Auszug aus Belastungstabellen zu Stahltrapezprofil Typ T50.1


2
46 2 Hallenbau

Tabelle 2.9 Auszug aus Belastungstabellen zu Stahltrapezprofil Typ T50.1


2
2.2 Dacheindeckung 47

Tabelle 2.10 Auszug aus Prüfbescheid zu Stahltrapezprofil Typ T135.1


2
48 2 Hallenbau

Tabelle 2.11 Auszug aus Prüfbescheid zu Stahltrapezprofil Typ T135.1


2
2.2 Dacheindeckung 49

Tabelle 2.12 Auszug aus Belastungstabellen zu Stahltrapezprofil Typ T135.1


2
50 2 Hallenbau

Tabelle 2.13 Auszug aus Belastungstabellen zu Stahltrapezprofil Typ T135.1


2
2.2 Dacheindeckung 51

2.2.2.1 Nicht belüftetes Dach


2
Das nicht belüftete, wärmegedämmte, so genannte „Warmdach“ bildet für großflächi-
ge Hallen mit geringer Dachneigung die am häufigsten angewandte Form des Stahl-
trapezprofildaches. Bei dieser Art des Daches können Stahltrapezprofile entweder im
Dachgefälle von Pfette zu Pfette oder quer dazu von Binder zu Binder gespannt wer-
den. Dabei wird unmittelbar auf die Stahltrapezprofile als tragende Elemente eine
Wärmedämmung und darauf eine Dachhaut verlegt. Besteht die Dachhaut aus Dich-
tungsbahnen, so sind Durchbiegungen der Stahltrapezprofile auf 1/300 der Stützweite
zu begrenzen. Bei Dächern mit Metalldeckung sind Durchbiegungen von 1/150 der
Stützweite der Stahltrapezprofile zulässig (siehe DIN 18807 Teil 3, Abschnitt 3.3.4).
Das einschalige Stahltrapezprofildach mit Wärmedämmschicht aus trittfestem Hart-
schaum oder Mineralfasern und Polymerbitumen- oder Kunststoffbahnen als wasser-
führender oberer Abdichtung kann mit minimalen Dachneigungen von etwa 3° ausge-
führt werden. Bild 2.9 zeigt diesen Typus für pfettenlose Konstruktionen. In Bild 2.10
ist er für Dächer mit Pfetten dargestellt. Übliche Schichtenabfolgen des Dachquer-
schnitts sind von innen nach außen:
1. Unterschale
2. Dampfsperre oder Luftsperre
3. Wärmedämmung
4. Abdichtung

Bild 2.9 Einschaliges gedämmtes Stahltrapezprofildach für Dächer ohne Pfetten


52 2 Hallenbau

Bild 2.10 Einschaliges gedämmtes Stahltrapezprofildach für Dächer mit Pfetten

1. Unterschalen sind tragende und raumabschließende Elemente aus Stahltrapezpro-


filen, die mit der Unterkonstruktion aus Pfetten oder Bindern das Dachtragwerk
bilden.
2. Dampfsperren sind Schichten der Dachkonstruktion, die dem Feuchtetransport
infolge Wasserdampfdiffusion einen geplanten Widerstand entgegensetzen. Luft-
sperren verhindern eine Durchfeuchtung der Dämmschicht durch Konvektion, in-
dem sie die Luftströmung blockieren. Beide Schichttypen werden üblicherweise
als Folien an der Innenseite der Wärmedämmschicht angeordnet.
3. Wärmedämmungen übernehmen den Wärmeschutz. Sie bestehen bei einschaligen
Dächern meistens aus Kunststoffhartschäumen oder Mineralfasermatten, bei zwei-
schaligen Dächern in der Regel aus Mineralfasermatten. Die Bemessung erfolgt
gemäß der vorgesehenen Nutzung des Gebäudes unter Berücksichtigung der Min-
destanforderungen von DIN 4108 Teil 2 (02.13) „Wärmeschutz und Energie-
Einsparung in Gebäuden“ und der Anforderungen, die sich aus der aktuellen
„Energieeinsparverordnung“ und der DIN V 18599 „Energetische Bewertung von
Gebäuden – Berechnung des Nutz-, End- und Primärenergiebedarfs für Heizung,
Kühlung, Lüftung, Trinkwasser und Beleuchtung“ für Nichtwohngebäude ergeben.
4. Die Abdichtung als oberste Schicht bildet die Wetterhaut des Daches. Dichtungs-
bahnen aus Polymerbitumen (in der Regel mehrere Lagen) können heiß aufgeklebt
werden. Die Dämmstoffplatten weisen bei Verwendung solcher Bahnen eine ober-
seitige Kaschierung auf, die während des Klebevorganges als Wärmeschild für den
nicht hitzebeständigen Hartschaum dient. Dichtungsbahnen aus Kunststoff (in der
Regel eine Lage) müssen mechanisch befestigt werden. Dies geschieht meist mit
2.2 Dacheindeckung 53

Befestigungsschrauben, die durch die Wärmedämmung hindurch in die Stahltra-


pezprofilobergurte gebohrt werden. Die Anordnung der Befestigungsschrauben er- 2
folgt im Überlappungsbereich am Längsrand zwischen zwei benachbarten Bahnen,
so dass die Schrauben den Längsrand der unteren Bahn fixieren und der Schrau-
benkopf durch den Längsrand der oberen Bahn überdeckt wird. Der Überlap-
pungsbereich zweier benachbarter Bahnen wird nach dem Anbringen der Schrau-
ben verschweißt und damit abgedichtet.

Für Flachdächer mit Dachneigungen kleiner als 7° werden Polymerbitumenbahn-


Konstruktionen den zweischaligen Dächern mit Metalldeckung aufgrund der größeren
Dichtigkeit und Wirtschaftlichkeit vorgezogen. Sie stellen damit den Regelfall im
Stahlhallenbau dar. Bei der Planung solcher Dachkonstruktionen sind die DIN 18531
(11.05) „Dachabdichtungen – Abdichtungen für nicht genutzte Dächer“ und die
„Richtlinien für die Planung und Ausführung von Dächern mit Abdichtungen –
Flachdachrichtlinien“ Ausgabe (10.08) des Zentralverbandes des deutschen Dachde-
ckerhandwerkes [34] zu beachten.
Das zweischalige Dach mit Trapezprofil als wasserführende Schale erfordert gemäß
DIN 18807 Dachneigungen von mindestens 3°, bei Vorhandensein von Querstößen
oder Durchbrüchen von mindestens 5°. Üblich für diesen Dachtyp sind Dachneigun-
gen von etwa 10°, um die Dichtigkeit der Dachhaut zu gewährleisten. Bild 2.11 und
Bild 2.12 zeigen den Dachaufbau für Konstruktionen mit und ohne Pfetten. Bei dem
Dach ohne Pfetten gemäß Bild 2.11 ist zu beachten, dass das Z-förmige Distanzprofil
diagonal verlegt werden muss, da es nicht gleichzeitig rechtwinklig zur wasserablei-
tenden Oberschale und rechtwinklig zur tragenden Unterschale angeordnet werden
kann.

Bild 2.11 Zweischaliges gedämmtes Stahltrapezprofildach für Dächer ohne Pfetten


54 2 Hallenbau

Bild 2.12 Zweischaliges gedämmtes Stahltrapezprofildach für Dächer mit Pfetten

Übliche Schichtenabfolgen des Dachquerschnittes sind von innen nach außen


gemäß [81]:

1. Unterschale
2. Dampfsperre oder Luftsperre
3. Wärmedämmung mit Distanzkonstruktion
4. Schutzbahn
5. Oberschale

Zu 1. und 2. siehe Erläuterungen zum einschaligen Stahltrapezprofildach.


3. Distanzkonstruktionen sind die Verbindung zwischen Unter- und Oberschale, ab-
gestimmt auf die Dicke der Wärmedämmung. Sie bestehen aus Z- oder hut-
förmigen Metallprofilen, Holzlatten oder besonderen Spezialhaltern und dienen
der Lastübertragung von der Ober- auf die Unterschale. Der Abstand der Profile
richtet sich nach den statisch möglichen Stützweiten der Oberschale. Er ist außer-
dem so zu wählen, dass Zuschnittarbeit bei der Wärmedämmung möglichst gering
ist.
2.2 Dacheindeckung 55

4. Schutzbahnen sind geeignet, die Wärmedämmung zusätzlich vor dem an der Un-
terseite der Oberschale auftretenden Tauwasser, Treib- und Stauwasser sowie 2
Flugschnee zu schützen. Sie werden parallel zur Traufe verlegt, sind auf ca. 3 m
Breite auszuführen und müssen aus wasserdichtem, aber dampfdurchlässigem Ma-
terial bestehen. Im übrigen Dachbereich ist im Normalfall keine Schutzbahn erfor-
derlich.
5. Oberschalen sind Dachdeckungen aus metallischen Trapez-, Well-, Falz- oder
Klemmprofilen. Als Werkstoffe kommen Aluminium-, Kupfer- oder Stahlbleche
zum Einsatz. Die verschiedenen Oberschalentypen für zweischalige Stahltra-
pezprofildächer ermöglichen eine gewisse architektonische Vielfalt. Einige Vari-
anten mit Trapez-, Well-, Falz- und Klemmprofilen sind in Bild 2.13 dargestellt.
Falzprofile haben meistens einen trogförmigen Querschnitt, bei dem häufig der
ebene Gurt durch ein oder mehrere flache Sicken versteift wird. Die Profile wer-
den über spezielle Halter auf der tragenden Unterschale, der Unterkonstruktion o-
der den Distanzprofilen mittels selbstbohrender Schrauben oder Blindnieten befes-
tigt. Die kontinuierliche Längsverbindung der Profile untereinander erfolgt in Falz-
technik, mit gleichzeitiger Einfalzung der Halter. Die Mindestdachneigung für die
häufig verwendeten Falzprofile mit dem Handelsnamen „Kalzip“ beträgt 3°.
Klemmprofile haben in Längsrichtung meist trapezähnliche Rippen. Die Befesti-
gung erfolgt auf den Distanzprofilen oder direkt auf den Profilen der Unterschale
über besondere Klemmleisten, die mittels selbstbohrender Schrauben oder Blind-
nieten befestigt sind. Untereinander werden die Profile in der Regel nicht verbun-
den, da durch ihre Geometrie ein Formschluss sichergestellt wird.

Bild 2.13 Oberschalen für zweischalige Dächer


56 2 Hallenbau

2.2.2.2 Belüftetes Dach


2
Das einschalige, ungedämmte Trapezprofildach (Bild 2.14) ist die einfachste Form
des „Kaltdaches“. Es besteht aus Stahltrapezprofilen, die im Gefälle des Daches von
Pfette zu Pfette gespannt sind und so die wasserführende Schale des Daches bilden.
Um ein Eindringen von Niederschlagswasser an Quer- und Längsstößen der Tra-
pezprofiltafeln zu verhindern, muss die Dachneigung mindestens 5° betragen.

Bild 2.14 Einschaliges ungedämmtes Stahltrapezprofildach

Einen weiteren „Kaltdachtyp“ zeigt Bild 2.15. Das belüftete, zweischalige, wärmege-
dämmte Dach mit Trapezprofil als wasserführende Schale erfordert ebenfalls Dach-
neigungen von mindestens 5°. Günstiger für die Hinterlüftung der Oberschale sind
jedoch Dachneigungen von über 15°. Die Ausführung des zweischaligen, belüfteten
„Kaltdaches“ kann analog zu den nicht belüfteten „Warmdächern“ sowohl mit als
auch ohne Pfetten erfolgen.

Bild 2.15 Zweischaliges gedämmtes und belüftetes Stahltrapezprofildach für


Dächer ohne Pfetten
2.2 Dacheindeckung 57

2.2.2.3 Belichtung
2
Zur Belichtung von Flachdächern mit Dichtungsbahnen werden zumeist Lichtkuppeln
aus Kunststoff verwendet, die mit Aufsetzkranz in die Dachhaut eingebaut werden.
Da diese Öffnungen das statische System der Stahltrapezprofile unterbrechen, muss
die Lastabtragung durch statische Auswechslungen gewährleistet werden. Zur Aus-
wechslung von Öffnungen mit Kantenlängen über 300 mm werden häufig C-förmige
Kaltprofile als statische Längs- und Querwechsel und Holzbohlen als umlaufende
Auflagerkonstruktion für den Aufsetzkranz der Lichtkuppel angeordnet. Konstruktive
Einzelheiten können [81] entnommen werden.
Großflächige Lichtbänder in Dächern mit Metalldeckung werden mit profilierten Ta-
feln aus glasfaserverstärktem Polyester, Acrylglas oder PVC realisiert. Die Quer-
schnittsgeometrie muss dabei auf die Trapezprofile der übrigen Dachfläche abge-
stimmt werden. Die Montage der Lichtplatten erfolgt analog unter Beachtung der
Herstellerangaben. Aufgrund ihrer geringeren Tragfähigkeit benötigen die Lichtprofi-
le in der Regel eine engere Pfettenteilung als die Stahltrapezprofile.
Bei Flachdächern kommen auch verstärkt verglaste Lichtbänder mit Metallrahmen
zum Einsatz. Die Querschnittsform dieser Lichtbänder kann dabei sowohl dreieckig
mit beliebiger Neigung der beiden Schrägen als auch gewölbt sein. Häufig können die
von den Bauaufsichtsbehörden geforderten Rauch- und Wärmeabzugsanlagen als
Komplettlösung integriert werden.

2.2.2.4 Verbindung der Profiltafeln

Als wasserführende Oberschale werden Trapezprofile in „Negativlage“ (breiter Tra-


pezprofilgurt unten) verlegt. Die Überdeckung am Längsstoß erfolgt damit am Ober-
gurt der Trapezprofile außerhalb der Wasserebene (siehe Bild 2.14). Eine Abdichtung
der Stöße von wasserführenden Trapezprofilen ist für Längsstöße bei Dachneigungen
d 8° und für Querstöße bei Dachneigungen d 15° erforderlich. Tragende Unterschalen
werden in „Positivlage“ (breiter Trapezprofilgurt oben) verlegt mit der Längsstoß-
überdeckung am Untergurt der Trapezprofile, auf der Unterkonstruktion.
Für Längsstöße verwendet man Blindniete in vorgebohrten Löchern oder
selbstbohrende Schrauben. In der Praxis haben sich selbstbohrende Schrauben durch-
gesetzt, da ihre Montage mit Elektroschraubern nur einen Arbeitsgang erfordert. Die
Tragfähigkeit dieser Verbindungsmittel wird durch bauaufsichtliche Zulassungen
geregelt. Zahlenangaben für die aufnehmbaren Kräfte findet man in [82] oder Herstel-
lerbroschüren. Beispiele für übliche Verbindungsmittel sind in Bild 2.16 dargestellt.
Tabelle 2.14 zeigt die Tragfähigkeitstabelle einer typischen selbstbohrenden Schraube
als Auszug aus einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung.
Anforderungen an die Verbindung der Profiltafeln untereinander sind in DIN 18807
Teil 3 (06.87) geregelt. Die Querstoßausbildung erfolgt beim gelenkigen Stoß mit ca.
150 mm Überdeckungslänge, beim biegesteifen Stoß mit ca. 10% der Trapezpro-
filstützweite. Biegesteife Stöße sind nur im Auflagerbereich zulässig. Sie werden z.B.
erforderlich, wenn beim Verlegen der Profiltafeln ein Einzelfeld übrigbleibt, auf der
übrigen Dachfläche aber Durchlaufträger bemessen und ausgebildet werden.
58 2 Hallenbau

Bild 2.16 Verbindungsmittel für Stahltrapezprofile untereinander und zur Befesti-


gung auf der Unterkonstruktion aus Kaltprofilen
a) Blindniete Ø 4,8 oder 5,0 mm
b) Selbstbohrende Schraube Ø 4,22; 4,8; 5,5 oder 6,3 mm

2.2.2.5 Befestigung an der Unterkonstruktion

Für die End- und Zwischenauflager von Stahltrapezprofilen sind


Mindestauflagerbreiten vorgeschrieben, weil die zulässigen Schnittgrößen der unter-
schiedlichen Profile auch von der vorhandenen Auflagerbreite der Unterkonstruktion
abhängen. Die Mindestauflagerbreite in Profilrichtung beträgt in der Regel bei Ein-
und Mehrfeldträgern am Endauflager 40 mm und bei Mehrfeldträgern bzw. auskra-
genden Profilen am Zwischenauflager 60 mm.
Parallel zur Spannrichtung der Trapezprofile ist der Rand der Verlegefläche zusätz-
lich auszusteifen, entweder durch eine Unterkonstruktion oder durch Randverstei-
fungswinkel. An ihren Enden, also auch an den Querstößen, werden die Trapezprofile
in jedem an der Unterkonstruktion anliegenden Gurt, an den Zwischenauflagern min-
destens in jedem zweiten Gurt befestigt. Siehe dazu auch Bild 2.8. Minimale und ma-
ximale Abstände der Befestigungselemente regelt DIN 18807 Teil 3 (06.87).
Als Befestigungsmittel für Unterkonstruktionen aus Baustahl werden
gewindefurchende Schrauben in vorgebohrten Löchern oder Setzbolzen verwendet.
Analog zu den selbstbohrenden Schrauben für die Verbindung der Profiltafeln unter-
einander haben sich Setzbolzen in der Praxis weitestgehend durchgesetzt, da die Mon-
tage mit Bolzenschussgeräten nur einen Arbeitsgang erfordert. Setzbolzen eignen sich
nur für die Befestigung auf Unterkonstruktionen mit einer Materialdicke von t 6 mm
und können damit nicht zur Befestigung von Stahltrapezprofilen auf Kaltprofilpfetten
verwendet werden. Für diesen Fall werden die Verbindungsmittel aus Bild 2.16 ge-
wählt. Vorsicht ist bei Setzbolzen und Unterkonstruktionen aus S 355 geboten. Die
hohe Materialfestigkeit begrenzt die mögliche Bauteildicke der Unterkonstruktion
aufgrund des großen Eindringwiderstandes für den Setzbolzen. Die einzuhaltenden
Grenzwerte sind den bauaufsichtlichen Zulassungen der einzelnen Setzbolzentypen zu
entnehmen. Angaben zur Tragfähigkeit von gewindefurchenden Schrauben und Setz-
bolzen findet man in [82] oder Herstellerbroschüren. Beispiele für übliche Befesti-
gungsmittel sind in Bild 2.17 dargestellt. Tabelle 2.15 zeigt die Tragfähigkeitstabelle
eines typischen Setzbolzen als Auszug aus einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulas-
sung.
2.2 Dacheindeckung 59

Tabelle 2.14 Auszug Prüfbescheid selbstbohrende Schraube


HILTI S-MS01Z 4,8 x 20 2
60 2 Hallenbau

Bild 2.17 Verbindungsmittel zur Befestigung von Stahltrapezprofilen auf der


Unterkonstruktion aus Baustahl

Tabelle 2.15 Auszug Prüfbescheid Setzbolzen HILTI ENP 2-21 L 15


feuerverzinktes Stahlblech
St E 280 oder St E 320

Befestigungstypen
Blechdicke in mm

Befestigungs-
typen
zulässige
Bauteil I

kN kN
Setzbolzen: 0,63 a,b,c,d 2,00 2,05
Hilti ENP 2-21 L 15
0,75 a,b,c,d 2,35 3,15
Setzgerät:
Hilti DX 650 0,88 a,b,c,d 2,70 3,60
Schubkolben: 1,00 a,b,c,d 3,00 4,00
65/NP 2 1,13 a,b,c,d 3,50 4,40
Werkstoff 1,25 a,b,c,d 4,00 4,40
– Setzbolzen:
1,50 a 4,30 4,40
Ck67 vergütet
+ verzinkt 1,75 a 4,30 4,40
– Rondellen: 2,00 a 4,30 4,40
St2 k 40 verzinkt 2,50 a 4,30 4,40
Bauteil II: S 235 Jxx oder S 355 Jxx nach DIN EN 10 025 Dicke t 6 mm
Bei kombinierter Beanspruchung, d. h. gleichzeitiger Wirkung von Quer- und Zugkräften re-
duzierten sich die zulässigen Kräfte auf:
zul FQ zul FZ
zul FQ,red ; zul FZ,red
2 2
§ F zul FQ · § FQ zul FZ ·
1 ¨ Z ˜ 1 ¨ ˜
¨ FQ zul FZ ¸¸ ¨ FZ zul FQ ¸¸
© ¹ © ¹
2.2 Dacheindeckung 61

2.2.2.6 Schubfeldkonstruktionen
2
Stahltrapezprofildächer können nicht nur Vertikallasten aufnehmen, sie sind auch zur
Aufnahme und Weiterleitung von Horizontallasten in ihrer Fläche geeignet. Diese
Eigenschaft wird als Schubfeldwirkung bezeichnet. Voraussetzung ist die Anordnung
der Befestigungsmittel in dichten Abständen an den Längsrändern und in jeder Profil-
rippe an den Querrändern, um eine ausreichend schubsteife Scheibe aus Stahltra-
pezprofilen und Randträgern zu bilden.
Da für die Ausbildung eines Schubfeldes umlaufende Randträger erforderlich sind,
werden Schubfelder fast ausschließlich in pfettenlosen Dächern ausgeführt, bei wel-
chen die Randträger in Hallenquerrichtung durch die Rahmenriegel und in Hallen-
längsrichtung durch Traufprofile gebildet werden. Die Höhenkote der Traufprofi-
lobergurte wird zwecks Verbindung mit der Stahltrapezprofilscheibe identisch mit der
Höhenkote der Rahmenriegelobergurte an der Traufe gewählt. Bei Dächern mit Pfet-
ten ergibt sich das Problem, dass als Randträger in Hallenlängsrichtung zwar die Pfet-
ten genutzt werden können, in Hallenquerrichtung aber zusätzliche schubübertragende
Verbindungsbleche zwischen Stahltrapezprofil und Rahmenriegeln als Randträger in
Hallenquerrichtung erforderlich sind, da die Stahltrapezprofile aufgrund der vorhan-
denen Pfetten nicht direkt mit den Rahmenriegeln verbunden werden können.

2.2.3 Sandwich-Querschnitte

Alternativ zum wärmegedämmten Stahltrapezprofildach werden fertige Sandwich-


Elemente geliefert, die aus Stahlblech-Außenschalen und einem Kern aus Po-
lyurethan-Hartschaum bestehen. Außenschalen und Schaumkern sind schubfest
miteinander verbunden, wodurch eine hohe Steifigkeit bei gleichzeitig geringem
Raumgewicht realisiert wird. Mit trapezprofilförmigen Außenschalen, wie in
Bild 2.18 gezeigt, sind solche Sandwich-Elemente in der Lage, größere Spannweiten
zu überbrücken. Die Profilierung der wasserführenden Oberschale erfordert die Aus-
führung dieser sogenannten „Iso-“ oder „Thermodächer“ als Pfettenkonstruktion. Die
Bemessung von Sandwich-Elementen ist durch herstellergebundene bauaufsichtliche
Zulassungen geregelt. Belastungstabellen mit zulässigen Stützweiten können bei den
Herstellern bezogen werden. Tabelle 2.16 zeigt ein Beispiel. Übliche Stützweiten
liegen in Abhängigkeit von Querschnitt und statischem System zwischen 3 und 5 m.
Als Dachneigung sind ohne Querstoß der Sandwich-Elemente mindestens 3° erforder-
lich. Bei sehr breiten Hallen mit erforderlichen Querstößen erhöht sich dieser Wert
auf mindestens 5°.
62 2 Hallenbau

Bild 2.18 Dacheindeckung mit Sandwich-Elementen

Tabelle 2.16 Belastungstabelle zu Sandwich-Element FischerTHERM DL 70


2.2 Dacheindeckung 63

2.2.4 Porenbetonplatten
2
Bild 2.19 zeigt die Dacheindeckung mit bewehrten Porenbetonplatten und bituminö-
ser Dichtungsbahn. Porenbetondachplatten eignen sich zur Direktverlegung auf den
Binderobergurten, auf denen sie mittels Flachstahllaschen und durchgesteckten Rund-
stählen verankert werden. Die Fugen können mit einer Nut- und Feder-Verbindung,
mit einer Vergussnut oder auch mit einer Kombination aus beiden Verbindungstech-
niken ausgestattet sein. Zur Abdichtung erhalten die Dachplatten in der Regel einen
Bitumenvoranstrich, auf den eine bituminöse Dichtungsbahn aufgeklebt wird.

Bild 2.19 Dacheindeckung mit Porenbetonplatten

Bewehrte Porenbetondachplatten werden in Rohdichteklassen von 0,40 mit Eigenlas-


ten von 5,2 kN/m3 bis Rohdichteklassen von 0,70 mit Eigenlasten von 8,4 kN/m3 und
Plattendicken von 100 bis 300 mm gefertigt. Die maximalen Abmessungen liegen bei
7500 mm Länge und 750 mm Breite.
Die Bemessung der Porenbetonplatten erfolgt nach DIN 4223 (12.03) „Vorgefertigte
bewehrte Bauteile aus dampfgehärteten Porenbeton“ und herstellerbezogenen Zulas-
sungsbescheiden. Man unterscheidet Festigkeitsklassen von 2,2 bis 4,4. Als minimale
Auflagertiefe auf Stahlträgern fordert DIN 4223 in Abhängigkeit von der Stützweite
der Dachplatten L/80 t 50 mm. Als Mindestplattendicke werden für die 5 m lange
64 2 Hallenbau

Platte 17,5 cm und die 6 m lange Platte 20 cm empfohlen. Tabelle 2.17 zeigt eine
2 Tabelle aus dem „Porenbetonhandbuch“ [78] als Beispiel für maximale Stützweiten
von Porenbeton-Dachplatten P 4,4-0,55 F90 für Flachdächer. Die maximalen Stütz-
weiten sind selbstverständlich in [m] angegeben (nicht in [mm]).

Tabelle 2.17 Maximale Stützweiten von Porenbeton-Dachplatten


P 4,4-0,55 F90 aus [78]

Die Ausführung von Auskragungen ist bis zu 1,50 m möglich. Einzelheiten der Be-
wehrung, Herstellung und Ausführung sind statisch nachzuweisen. Bis zu einer freien
Kragarmlänge kleiner als die doppelte Plattendicke können Auskragungen, z. B. als
Dachüberstände, ohne statischen Nachweis ausgeführt werden.
Einzelne Öffnungen bzw. Durchbrüche bis zu einem Durchmesser von 150 mm sind
zulässig, wenn der Plattenquerschnitt dadurch um nicht mehr als 25 % vermindert
wird. Für den verbleibenden Plattenquerschnitt muss die Standsicherheit gesondert
nachgewiesen werden. Bei größeren Öffnungen in der Dachfläche werden Auswechs-
lungen erforderlich. Sie werden bei ausreichender Tragfähigkeit der benachbarten
Platten so ausgeführt, dass die Lasten auf diese abgeleitet werden. Besteht diese Mög-
lichkeit nicht, werden Wechselrahmen eingesetzt.
In der Regel erweisen sich Bewegungsfugen in der Dachfläche von Porenbetondä-
chern als nicht notwendig. Die Längenänderung der raumseitigen Oberfläche ist im
Wesentlichen von der Raumtemperatur abhängig und entsprechend gering. Tempera-
turerhöhungen auf der Außenseite führen in erster Linie zu leichten Verwölbungen in
den Platten. Thermisch bedingte Schubauswirkungen an den Auflagerstellen, wie sie
bei massiven Betondächern auftreten können, sind bei Porenbeton-Dachplatten übli-
cher Länge aus der Praxis nicht bekannt und nicht zu befürchten. Bewegungsfugen in
der Unterkonstruktion sind aber unbedingt in der Dachfläche fortzuführen. Falls das
Eigengewicht der Dachplatten nicht ausreicht, um ein Abheben durch Windkräfte zu
verhindern, sind sie mit der Unterkonstruktion zu verbinden. Ein Verschieben der
Platten untereinander ist wegen des Fugenvergusses und/oder der Nut-Feder-
Verbindung im Allgemeinen nicht möglich. Verankerungen mit der Unterkonstrukti-
on, z. B. durch Flachstahllaschen und Rundstahlbügel, sind auch erforderlich, wenn
eine Dachscheibenausbildung erfolgt oder eine Kippaussteifung der Binder notwendig
ist. Weitergehende Informationen, auch zu konstruktiven Einzelheiten, enthält das
„Porenbetonhandbuch“ [78].
2.3 Pfetten 65

2.3 Pfetten
2

2.3.1 Allgemeines

Dachkonstruktionen werden häufig ohne Pfetten ausgeführt. Bei Dächern mit Pfetten
werden diese in der Regel parallel zur Firstlinie angeordnet und senkrecht zur Dach-
neigung auf den Binderobergurten befestigt.
Sie werden als tragende Elemente der Dachkonstruktion erforderlich, wenn die Dach-
haut nicht von Binder zu Binder in Hallenlängsrichtung spannt, sondern in geringeren
Abständen in Hallenquerrichtung unterstützt werden soll. Je nach zulässiger Stützwei-
te der Hüllelemente werden Pfettenabstände zwischen 1 und 4 m ausgeführt. Um Bie-
gebeanspruchungen im Obergurt von Fachwerkträgern zu vermeiden, sollen die Pfet-
ten möglichst in den Fachwerkknoten angeordnet werden. Die Spannweite der Pfetten
ist vom Achsabstand der Unterkonstruktion abhängig und beträgt üblicherweise 5 bis
8 m.
Neben den Vertikallasten können auch Horizontallasten weitergeleitet werden. Als
Dachverbandspfosten oder Verbindungsstäbe zum Anschluss gedrückter Binderober-
gurte an Dachverbände erhalten die Pfetten Normalkräfte zusätzlich zur planmäßigen
Biegebeanspruchung.

2.3.2 Holzpfetten

Holzpfetten werden überwiegend aus Nadelholz Festigkeitsklasse C24 mit Rechteck-


querschnitt gefertigt. Bild 2.20 zeigt die übliche Ausführung als Koppelpfetten. Die
Einzelpfetten werden dabei über den Bindern gekoppelt, so dass im Bereich der
Stützmomente der doppelte Querschnitt im Vergleich zum Bereich der kleineren
Feldmomente zur Verfügung steht. Die Koppelung der Einzelpfetten wirkt sich für die
Bemessung nur auf die Tragfähigkeit aus, die Ermittlung der Schnittgrößen erfolgt für
eine konstante Biegesteifigkeit. Die erforderliche Überkoppelungslänge beträgt zu
beiden Seiten des Auflagers jeweils 10 % der Pfettenstützweite. Nur im ersten Innen-
feld von Durchlaufträgern beträgt sie am Auflager zum benachbarten Endfeld 17 %
der Pfettenstützweite. Für die Koppelung der Einzelpfetten miteinander sind Nägel
oder Dübel besonderer Bauart üblich. Die Überkoppelungslänge ist dabei das Maß
vom Auflager bis zum theoretischen Schwerpunkt der Nagelgruppe bzw. bis zum
Dübel besonderer Bauart. Die Befestigung auf den Stahlbindern erfolgt mit aufge-
schweißten Laschen oder aufgeschraubten Winkeln mit horizontal durchgesteckten
Bolzen. Alternativ werden auch Bolzen durch senkrechte Löcher in den Holzpfetten
gesteckt und direkt mit dem Binderobergurt verschraubt. Stahltrapezprofile können
auf den Pfetten mit verzinkten Holzschrauben befestigt und damit gegen Abheben
gesichert werden. Weitere Einzelheiten zur Bemessung und Konstruktion von Holz-
pfetten sind in DIN 1052 (12.08) und dem NA zu DIN EN 1995-1-1 (12.10) geregelt
und können der einschlägigen Fachliteratur für den Holzbau z. B. Colling [50], [51]
entnommen werden.
66 2 Hallenbau

Bild 2.20 Holzpfetten als Koppelpfetten


2.3 Pfetten 67

2.3.3 Walzprofilpfetten
2
Für Walzprofilpfetten werden in der Regel IPE-Profile verwendet, da sie für einachsi-
ge Biegebeanspruchung besonders wirtschaftlich sind. Für große Lasten und Druck-
kräfte aus Dachverbandswirkung werden jedoch auch HEA- oder HEB-Profile ge-
wählt.

Bild 2.21 IPE-Pfetten als Durchlaufträger

Bild 2.21 zeigt die Ausführung von IPE-Pfetten als Durchlaufträger. Biegesteife
Pfettenstöße werden mit Stirnplatten oder mit geschraubten Flachstahl- oder U-Profil-
Laschen im Bereich der Momentennullpunkte realisiert. Die Befestigung der Pfetten
auf den Bindern erfolgt meistens durch Pfettenschuhe aus abgekanteten Flacheisen.
68 2 Hallenbau

Für die IPE-Reihe können typisierte Pfettenstöße und Pfettenschuhe aus [145] ent-
2 nommen werden. Stahltrapezprofile werden auf den IPE-Pfetten mit Setzbolzen oder
gewindefurchenden Schrauben befestigt, siehe Bild 2.17.
Die Auflagerung von Pfetten auf Rohrquerschnitten kann, wie in Bild 2.22 gezeigt,
erfolgen. Für Walzprofilpfetten ist es vorteilhaft, ein flach liegendes U-Profil auf den
Rohrquerschnitt des Binders aufzuschweißen und die Verschraubung durch den ent-
stehenden, zugänglichen Hohlraum auszuführen.

Bild 2.22 Auflagerung von IPE-Pfetten auf Rohrquerschnitten

2.3.4 Kaltprofilpfetten

In Bild 2.23 sind verschiedene Typen von Kaltprofilpfetten dargestellt. Durch Abkan-
ten oder Kaltwalzen von dünnwandigen Blechen mit t = 1,5–4,0 mm kann eine Viel-
zahl von Querschnitten hergestellt werden. Üblich sind Z-, Zeta- und Sigma-Pfetten.
Tabelle 2.18 gibt beispielhaft einen Überblick über die Geometrie der Z-Pfetten der
Firma SCHRAG.
Die Bemessung der dünnwandigen Kaltprofilpfetten kann wie die Bemessung von
Stahltrapezprofilen, auf der Basis von DIN EN 1993-1-3 „EC3 Teil 1-3: Ergänzende
Regeln für kaltgeformte dünnwandige Bauteile und Bleche“ [25] erfolgen.
Da die erforderliche, iterative Ermittlung mitwirkender Querschnittsteile für Hand-
rechnungen sehr aufwendig ist, stellen die Hersteller von Kaltprofilpfetten
Belastungstabellen für die von ihnen produzierten Querschnittstypen zur Verfügung.
Die angegebenen Tragfähigkeiten basieren dabei jedoch häufig auf Versuchsergebnis-
sen. Bauaufsichtliche Zulassungen regeln die Anwendung.
2.3 Pfetten 69

Bild 2.23 Kaltprofilpfetten

Als statisches System wird in der Regel ein Durchlaufträger gewählt. An den Stoßstel-
len kann die Durchlaufwirkung bei den meisten Querschnitten durch „Ineinander-
schieben“ der Pfetten und Verbindung der beiden Stege hergestellt werden. Diese
Lösung entspricht dem Konstruktionsprinzip von Holzpfetten, wenn sie als Koppel-
pfetten ausgeführt werden. Alternativ können auch Laschenstöße vorgesehen werden,
wobei die Laschen, als Zubehörteile aus dünnwandigem Stahlblech, dem jeweiligen
Pfettenquerschnitt angepasst sind. Beispiele für biegesteife Stöße von Kaltprofilpfet-
ten sind in Bild 2.24 dargestellt. Bild 2.25 zeigt die Anordnung von Z-Pfetten als
Koppelträgersystem. Tabelle 2.19 ist die zugehörige Belastungstabelle für ein Profil
Z220 der Firma SCHRAG.
70 2 Hallenbau

Tabelle 2.18 Geometrie Z-Pfetten Firma SCHRAG


2 [http://www.schrag-kantprofile.de]
2.3 Pfetten 71

Auflagerung einer durchlaufenden Auflagerung einer durchlaufenden


Pfette aus kaltgeformten Z-Profil Pfette aus kaltgeformten
Sonderprofil

Bild 2.24 Biegesteife Stöße von Kaltprofilpfetten

Bild 2.25 Z-Pfetten als Koppelträgersystem


[http://www.schrag-kantprofile.de]
72 2 Hallenbau

Tabelle 2.19 Belastungstabelle Z-Pfette Z220 (Koppelträgersystem)


2 Firma SCHRAG [http://www.schrag-kantprofile.de]
2.3 Pfetten 73

Die Befestigung der Pfetten auf den Stahlbindern erfolgt mit aufgeschweißten Flach-
stahllaschen oder mit speziell der Querschnittsform angepassten Pfettenschuhen, die 2
als Zubehörteile ebenfalls bei den Herstellern von Kaltprofilpfetten geordert werden
können. Stahltrapezprofile werden auf den Kaltprofilpfetten mit selbstbohrenden
Schrauben oder Blindnieten befestigt und damit gegen Abheben gesichert, siehe
Bild 2.16. Die Auflagerung von Z-Pfetten auf Rohrquerschnitten kann wie in
Bild 2.26 gezeigt erfolgen, indem der Pfettensteg mit aufgeschweißten Flachstahlla-
schen verschraubt wird.

Bild 2.26 Auflagerung von Z-Pfetten auf Rohrquerschnitten

2.3.5 Dachschub

In Abschnitt 2.1.2 „Abtragung der Vertikallasten“ wurde bereits erwähnt, dass bei
Dächern mit Dachneigungen in Hallenquerrichtung Lastkomponenten senkrecht zur
Dachebene und in der Dachebene auftreten. Die Aufteilung von Vertikallasten q v in
q A und q «« ist in Bild 2.27 skizziert. Die Komponente q «« wird als „Dachschub“ be-
zeichnet.
Zur Abtragung des Dachschubes gibt es verschiedene Möglichkeiten, die durch eine
entsprechende Ausbildung der Dachkonstruktion realisiert werden müssen. Dabei
kann prinzipiell in zwei Lastabtragungsmodelle unterschieden werden:
x Lastabtragung zu den benachbarten Rahmenriegeln
x Lastabtragung zum First und (teilweise) Ausgleich der auftretenden
Beanspruchungen
74 2 Hallenbau

Bild 2.27 Dachschub q «« und Lastkomponente q A senkrecht zur Dachebene

Lastabtragung zu den Rahmenriegeln

In der Baupraxis werden mehrere Varianten ausgeführt. Beim Pfettendach ist die Ab-
tragung des Dachschubes über die Pfetten eine bewährte Lösung. Da die Pfetten dann
Lasten infolge q A und q «« aufnehmen müssen, werden sie auf zweiachsige Biegung
beansprucht. Dies ist insbesondere für Kaltprofilpfetten eine ungünstige Beanspru-
chung, da sie in der Regel für ihre schwache Achse nur geringe Tragfähigkeiten auf-
weisen. Kaltprofilpfetten werden daher häufig, wie in Bild 2.28 dargestellt, mit
Zugstangen abgehängt, die im Bereich des Firstes zu den Rahmenriegeln geführt wer-
den. Bei der konstruktiven Ausbildung gemäß Bild 2.28 werden die Pfetten durch die
Zugstangen in den Drittelspunkten seitlich gestützt und entsprechend bemessen. Bei
der Bemessung der Pfetten ist zusätzlich die Lage der Hauptachsen zu berücksichti-
gen, die bei unsymmetrischen Querschnitten (z. B. Z-Profilen) nicht mit den Richtun-
gen von q A und q «« übereinstimmen muss.
In der aktuellen Bemessungspraxis ist die Tendenz festzustellen, die Pfetten nur für
einachsige Biegung infolge q A zu bemessen und den Dachschub über andere Bauteile
abzutragen. Dazu wird häufig der gesamte Dachschub einer Dachhälfte gegen eine
verstärkte Traufpfette abgestützt. Bei Ausführung von IPE-Pfetten und geringen
Dachneigungen kann dies z. B. ein HEB-Profil gleicher Höhe sein, bei der Ausfüh-
rung von Kaltprofilpfetten werden dann entsprechend tragfähigere C-förmige Trauf-
profile verwendet.
Bei Leichtbauhallen wird auch häufig ein örtlicher Dachverband entlang der Traufe
ausgeführt, der den Dachschub aufnehmen kann. In weiteren Varianten werden die
Dachdeckung oder Teile davon zur Abtragung des Dachschubes herangezogen. Bei
der Verwendung von Stahltrapezprofilen als Dachdeckung können Schubfelder aus-
gebildet werden. Da dann aber umlaufende Randträger an allen vier Rändern erforder-
lich sind, ist diese Lösung bei Pfettendächern unüblich.
2.3 Pfetten 75

Bild 2.28 Pfettenverhängung mit schrägen Zugstangen am First


76 2 Hallenbau

Lastabtragung zum First und Ausgleich von Kräften


2
Bei symmetrischen Dächern mit symmetrischer Vertikalbelastung tritt in beiden
Dachhälften der gleiche Dachschub auf, welcher jedoch in unterschiedlichen Rich-
tungen wirkt (Bild 2.27: beide nach außen). Man kann daher die Kräfte bis zum First
leiten und dort gegenseitig „kurzschließen“. Eine übliche Lösung ist die in Bild 2.29
dargestellte Pfettenverhängung mit Koppelung am First. Dabei bleibt zwar die Biege-
beanspruchung der Pfetten um die schwache Achse erhalten, die Stützweite wird je-
doch für die schwache Achse durch die Zugstangen reduziert.

Bild 2.29 Pfettenverhängung mit Koppelung am First


2.3 Pfetten 77

Für symmetrische Dächer ist die Firstkoppelung der Trapezprofile häufig die wirt-
schaftlichste Maßnahme zur Aufnahme des Dachschubes. Bei der Lösung gemäß 2
Bild 2.30 muss der Dachschub einer Dachhälfte über entsprechend dimensionierte
Verbindungsmittel in die zugehörige Firstpfette eingeleitet werden, welche dann mit
der Firstpfette der anderen Dachhälfte verbunden wird. Die Verbindungskonstruktion
der beiden Firstpfetten kann einfach aus zwei vertikalen und einem horizontalen Win-
kelprofil geschweißt werden, wobei die vertikalen Winkel auf der Baustelle mit den
Pfettenstegen verschraubt werden. Bild 2.31 zeigt eine Variante zur Firstkoppelung
der Trapezprofile. Bei dieser Lösung kann der Dachschub mit dem Firstprofil zum
Schließen des Spaltes in der Firstlinie „kurzgeschlossen“ werden. Querschnitt und
Verbindungsmittel des Firstprofiles sind bei dieser Konstruktion für die Aufnahme
des Dachschubes nachzuweisen

Bild 2.30 Dachschubkoppelung mit Firstpfettenverbindung

Bild 2.31 Dachschubkoppelung mit Firstblech oder Firstkappe


78 2 Hallenbau

2.4 Vollwandrahmen
2

2.4.1 Baustatische Systeme und Querschnitte

Rahmen für einschiffige Hallen können als Dreigelenkrahmen, Zweigelenkrahmen


oder mit eingespannten Stielfüßen ausgebildet werden. Tabelle 2.20 erläutert Vor-
und Nachteile der drei Systeme bei gleichen Hallenabmessungen.

Tabelle 2.20 Vor- und Nachteile verschiedener Rahmen

Dreigelenkrahmen Zweigelenkrahmen Rahmen mit einge-


+ günstig spannten Stielfüßen
 ungünstig

Stahlverbrauch
(Biegemomenten-
verteilung)
  
Fundament-
abmessungen
(Horizontalschub)
  
Kranbetrieb
(Seitensteifigkeit)   
wirtschaftlichste Vari- verformungsarm
statisch bestimmt ante bei Betrachtung o besonders geeignet
o unempfindlich ge- der Gesamtkosten für für große Horizon-
Besondere Vorteile
genüber Stützen Stahlprofile, Funda- tallasten aus Kran-
senkungen mente und Anschlüsse betrieb
Aufwand für First- große horizontale Aufwand für Fußein-
gelenk und Abdich- Verformungen unter spannung
tung der Dachfuge; H-Lasten o Köcherfundamente
Besondere große vertikale und
Nachteile horizontale Verfor-
mungen unter V- und
H-Lasten

Am häufigsten wird der Zweigelenkrahmen ausgeführt, da er unter Berücksichtigung


der Kosten für die Gründungsmaßnahmen in den meisten Anwendungsfällen die wirt-
schaftlichste Lösung ist. Rahmen mit eingespannten Stielfüßen werden fast aus-
schließlich in Hallen mit Kranbetrieb eingesetzt, um die Kopfpunktverschiebungen
der Rahmenstiele gering zu halten. Dreigelenkrahmen sind typische Tragwerke des
Ingenieurholzbaus in Brettschichtholzbauweise, im Stahlbau werden sie in der Regel
2.4 Vollwandrahmen 79

nicht ausgeführt. Dies liegt daran, dass biegesteife Montagestöße am Firstpunkt im


Holzbau nur schwer zu verwirklichen sind, im Stahlbau mit vorgespannten Stirnplat- 2
tenverbindungen jedoch keine Probleme verursachen. Mischsysteme aus den drei
Grundformen werden insbesondere für mehrschiffige Hallen gebaut. In solchen Sys-
temen werden auch Stützen mit gelenkigen Kopfpunkten ausgeführt, so dass einzelne
Hallenschiffe durch einhüftige Rahmen oder Pendelstützen gebildet werden. Bild 2.32
zeigt einige Beispiele für mehrschiffige Hallenrahmen. Bei den Varianten a) und b) ist
zu beachten, dass es aufgrund der Dachgeometrie zu Schneeanhäufungen kommt und
dass eine innen liegende Entwässerung notwendig wird, welche im Falle einer Ver-
stopfung oder einer Überlastung bei Starkregenereignissen Ursache für eine Überlas-
tung des Dachtragwerkes durch nicht abfließendes Wasser sein kann.

Bild 2.32 Mehrschiffige Hallenrahmen

Die Standardlösung für einschiffige Hallen ist der in Bild 2.33 skizzierte
Zweigelenkrahmen aus Walzprofilen. Ein Rahmen wird in der Regel aus vier Profilen,
den beiden Stielen und zwei Riegelhälften, zusammengesetzt. Dies erfordert Monta-
geverbindungen an den Stützenfüßen, in den Rahmenecken und in Riegelmitte. Der
Stoß der Riegelprofile in Feldmitte ist zum einen erforderlich, um die üblichen Dach-
neigungen von 2 bis 15° zu verwirklichen, und zum anderen, um die normalen Trans-
portlängen von bis zu 18 m nicht zu überschreiten. Die Bandbreite der mit Walzprofi-
len wirtschaftlich realisierbaren Riegelstützweiten von 10 bis 30 m ist in der Regel
mit nur einem Stoß des Riegelprofils gemäß Bild 2.33 transportgerecht ausführbar.
80 2 Hallenbau

Bild 2.33 Zweigelenkrahmen aus Walzprofilen mit Vouten

Für die überwiegend auf Biegung beanspruchten Rahmenriegel werden fast aus-
schließlich Profile der IPE-Reihe verwendet. Für die zusätzlich durch nennenswerte
Normalkräfte belasteten Stützen kommen neben den IPE- auch die gedrungeneren
HEA- und HEB-Profile zur Anwendung. Zur überschlägigen Profilwahl kann die Hö-
he des Riegelprofiles mit 1/55 der Stützweite abgeschätzt werden. Diesem Anhalts-
wert liegt ein Rahmenabstand von 5 m und eine Schneelast von 0,75 kN/m² zugrunde.
Das zugehörige erforderliche Stützenprofil ergibt sich aus dem Verhältnis von Feld-
und Stützmomenten, so dass in der Entwurfsphase mit der Faustformel
M pl,Riegel = 0,7 · M pl,Stütze gearbeitet werden kann. Die Abschätzung der Höhe des
Riegelprofiles mit 1/40 bis 1/60 der Stützweite kann nur eine grobe Näherung sein, da
die Rahmenabstände meist zwischen 5 und 7 m schwanken, die üblichen Traufhöhen
der Hallen von 4 bis 10 m Unterschiede für die Horizontallasten aus Wind hervorru-
fen und größere Dachneigungen wie etwa 10° zu deutlich kleineren Feldmomenten
führen als Dachneigungen von etwa 3°.
Die Stützmomente in den Rahmenecken werden für die Riegel im Gegensatz zu den
Stützen nicht bemessungsbestimmend, da in der Regel die statische Höhe der Profile
in diesem Bereich durch die Anordnung von Vouten dem Schnittgrößenverlauf ange-
passt wird. Die Höhe der gevouteten Querschnitte beträgt meist das 1,5- bis 2fache
der Riegelhöhe, die Länge der Vouten misst häufig 1/8 bis 1/10 der Stützweite des
Rahmenriegels. Die Erhöhung der Steifigkeit in den Rahmenecken hat dabei den posi-
tiven Einfluss, die Stützmomente zu vergrößern und damit die Feldmomente und den
erforderlichen Riegelquerschnitt zu verkleinern.
Deutlich größere Profile sind in der Regel für Hallen mit Kranbetrieb erforderlich, da
neben Horizontallasten und Einzelmomenten in Höhe der Kranbahnkonsolen zusätz-
lich große Normalkräfte in die Stützen eingeleitet werden, was in „weichen“ Syste-
men zu einer unwirtschaftlichen Erhöhung der Schnittgrößen infolge Verformungen
des Tragwerkes führt (Theorie II. Ordnung).
Bild 2.34 zeigt eine Variante für Zweigelenkrahmen aus Walzprofilen, die bei
Spannweiten über 20 m und Dachneigungen größer 10° wirtschaftlich sein kann. Bei
dieser Konstruktion wird durch Anordnung eines Zugbandes in Höhe der Rahmen-
2.4 Vollwandrahmen 81

ecken der Horizontalschub des Rahmens unter Vertikallasten „kurzgeschlossen“. Die


günstige sich einstellende Momentenverteilung erlaubt Konstruktionshöhen der Rie- 2
gelprofile von etwa 1/60 der Stützweite.

Bild 2.34 Zweigelenkrahmen mit Zugband

Die Zugbänder aus Winkel-, Flach- oder Rundstählen werden im Bereich der Rah-
menecken mit unter den Untergurten der Vouten angeschweißten Knotenblechen ver-
schraubt. Um einen zu großen Durchhang der Zugbänder zu vermeiden, werden sie in
der Regel etwa in ihren Drittelspunkten am Riegelprofil zusätzlich abgehängt.
Wenn Fertigungsmöglichkeiten mit Schweißautomaten bestehen, können auch Kon-
struktionen wie in Bild 2.35 eine wirtschaftliche Alternative sein. Gewalzte Riegel-
profile konstanter Höhe werden dabei mit vollständig geschweißten Stützenquer-
schnitten linear veränderlicher Höhe kombiniert. Die Verbindung dieser Elemente
erfolgt am Ende von ebenfalls vollständig geschweißten Vouten im Bereich der Mo-
mentennullpunkte. Wird die Tragfähigkeit der Riegelprofile oder des Stoßes am First-
punkt überschritten, bietet sich die Anordnung einer kleinen Voute im Bereich des
maximalen Feldmomentes in Feldmitte an. Die Anordnung einer Voute am First ge-
mäß der Variante in Bild 2.35 ist typisch für Hallenrahmen in Großbritannien, da dort
die Rahmen häufig unter Ausnutzung der Systemreserven nach der Fließgelenktheorie
bemessen werden und Fließgelenke im Bereich der Verbindungen vermieden werden
müssen.
Auch große Spannweiten über 30 m können mit Vollwandrahmen überbrückt werden.
Für solche großen Hallenabmessungen sind häufig vollständig geschweißte Konstruk-
tionen, wie in Bild 2.36 dargestellt, erforderlich. Das Verschweißen von jeweils zwei
Gurtblechen und einem Stegblech zu Riegel- und Stützenquerschnitten mit linear ver-
änderlicher Höhe erfolgt unter Einsatz von Schweißautomaten, die Kehlnähte großer
Länge wirtschaftlich fertigen können. Die hohen, schlanken Stege der geschweißten I-
Profile neigen zum Beulen, so dass Beulsteifen erforderlich werden können, wie man
sie aus den geschweißten Konstruktionen des Brückenbaus kennt.
82 2 Hallenbau

Bild 2.35 Zweigelenkrahmen mit geschweißten Keilstützen und Riegeln aus


Walzprofilen

Sind Pfetten oder Wandriegel vorhanden, so können die innenliegenden Gurte der
hohen geschweißten I-Profile durch die in Bild 2.37 dargestellten schrägen
Zugstreben abgestützt werden. Diese konstruktive Lösung entspricht der Anordnung
von Kopfbändern, wie sie im Holzbau zur Stabilisierung hoher Brettschichtholzträger
eingesetzt werden. Für die Zugstreben eignen sich Winkelstähle oder Kaltprofile,
welche an einem Ende direkt mit den Pfetten und am anderen Ende mit eingeschweiß-
ten Anschlussblechen am Innenflansch der Träger verschraubt werden. Durch die
seitliche Abstützung des Innenflansches wird die Verdrehung behindert. Die Kon-
struktion ist eine Maßnahme zur Verringerung der Biegedrillknickgefahr, wenn die
Konstruktion ohne Abstützungen keine ausreichende Tragsicherheit aufweist.
In Großbritannien werden Rahmenkonstruktionen im Hallenbau fast ausschließlich
mit den dort „fly bracing“ genannten schrägen Zugstreben ausgeführt. Dies liegt zum
einen daran, dass in Großbritannien Pfettenkonstruktionen die Regelausführung sind,
und zum anderen daran, dass die Hallenrahmen überwiegend nach der
Fließgelenktheorie bemessen werden. Die aus dieser Bemessung resultierenden
schlanken Querschnitte bedürfen dann insbesondere im Bereich der rechnerischen
Fließgelenke einer seitlichen Abstützung, um ein Versagen infolge von Biegedrillkni-
cken zu verhindern.
2.4 Vollwandrahmen 83

Bild 2.36 Zweigelenkrahmen mit geschweißten Stützen- und Riegelquerschnitten

Bild 2.37 Abstützung des Riegeluntergurtes durch Zugstreben


84 2 Hallenbau

2.4.2 Rahmenecken
2
2.4.2.1 Vouten

Mit der Anordnung von Vouten in den Rahmenecken wird das Tragwerk aus gewalz-
ten Profilen konstanten Querschnitts dem veränderlichen Schnittgrößenverlauf ange-
passt und die Anschlusssituation mit maximalen Momenten in den Rahmenecken
verbessert.

Bild 2.38 Kurze und lange Vouten mit und ohne Umlenksteife am Voutenende

Kurze Vouten, wie in Bild 2.38a dargestellt, dienen in erster Linie zur Schaffung ei-
nes größeren Hebelarmes für den geschraubten Montagestoß zwischen Riegel und
Stiel. Das Riegelendmoment kann gedanklich in ein Kräftepaar zerlegt werden. Die
Zugkraft im oberen Flansch des Riegels und die Druckkraft im unteren Flansch der
Voute verringern sich dabei linear mit Zunahme der Voutenhöhe. Als direkte Folge
nehmen auch die Zugkräfte in den hochfesten Schrauben des Montagestoßes ab, so
dass weniger Schrauben und kleinere Schraubendurchmesser erforderlich sind. Jen-
seits des Montagestoßes wird die Zugkraft durch eine Stirnplatte und die Druckkraft
durch Steifen in den Stützenkopf eingeleitet.
Die Umsetzung des horizontalen Kräftepaares aus dem Riegelmoment in ein vertika-
les Kräftepaar aus dem Stielmoment bewirkt eine hohe Schubspannungsbeanspru-
2.4 Vollwandrahmen 85

chung für das Stützenkopfstegblech. Auch für diesen Teil der Rahmenecke bewirkt
die Anordnung einer Voute eine Vergrößerung des Hebelarms der inneren Kräfte und 2
damit eine Reduzierung der Beanspruchung.
Bei kurzen Vouten mit starker Neigung ist die Notwendigkeit einer Umlenksteife am
Ende der Voute im Riegel zu beachten. Die Umlenksteife leitet die Kraftkomponente
in den Riegelquerschnitt ein, die durch Umlenkung der Untergurtdruckkraft beim
Übergang von der Voute zum Riegelprofil entsteht.
Lange Vouten, wie in Bild 2.38b dargestellt, haben die gleichen positiven Auswir-
kungen auf den Kraftfluss in der Rahmenecke wie die oben erläuterten kurzen Vou-
ten. Die örtliche Verstärkung des Riegelquerschnittes dient zur Aufnahme der Biege-
momente im Bereich der Rahmenecke. Zusätzlich führt die Vergrößerung der Steifig-
keit in den Bereichen negativer Stützmomente an den Rahmenecken zu einer spürba-
ren Verringerung der positiven Feldmomente in Riegelmitte. Durch Anordnung langer
Vouten kann deshalb im Regelfall der erforderliche Querschnitt für das Riegelprofil
reduziert werden. Umlenksteifen am Ende der Voute im Riegel sind aufgrund der
schwachen Neigung langgestreckter Vouten und aufgrund geringer Untergurtkräfte in
der Nähe des Momentennullpunktes meist nicht erforderlich.
Unterschiedliche Möglichkeiten zur Realisierung gevouteter Rahmenecken werden in
Bild 2.39, Bild 2.40, Bild 2.41 und Bild 2.42 vorgestellt.
Lange Vouten werden häufig aus zwei Hälften eines coupierten IPE-Profils gefertigt.
Das in Bild 2.39 gezeigte, diagonal aufgetrennte Profil liefert auf diese Weise Vou-
tenquerschnitte sowohl für die linke als auch für die rechte Rahmenecke eines Rie-
gels. Im Regelfall wird für die Vouten das gleiche IPE-Profil verwendet wie für den
Riegel, da für die Materialbestellung dann keine zusätzliche Position entsteht und
eingeplante Reststücke der Riegelprofile als Vouten dienen können. Die abzüglich
Flanschdicke t und Ausrundungsradius r näherungsweise verdoppelte Höhe des Rie-
gelprofils in der Rahmenecke bewirkt über die Steiner-Anteile der Flansche über-
schlägig eine Erhöhung der Riegelsteifigkeit am Voutenanfang um den Faktor 4.

Bild 2.39 Voute aus coupiertem IPE-Profil


86 2 Hallenbau

Höhere Vouten werden aus zwei Blechen, einem rechteckigen für den Voutenflansch
2 und einem dreieckigen für den Voutensteg, gefertigt. Die Verbindung dieser beiden
Bleche verursacht gegenüber der Lösung mit coupiertem IPE-Profil eine zusätzlich
erforderliche Doppelkehlnaht.

Bild 2.40 Voute aus Blechen

In Bild 2.40 ist neben der Ausbildung der Voute durch rechtwinklig miteinander ver-
schweißte Bleche auch eine konstruktive Alternative für den geschraubten Montage-
stoß zwischen Riegel und Stiel dargestellt. Der übliche Stirnplattenstoß mit hochfes-
ten vorgespannten Schrauben ist hierbei durch eine horizontale Lasche ersetzt wor-
den, die die Zugkraft aus dem Rahmeneckmoment durch eine Scher-Loch-
leibungsverbindung mit Passschrauben überträgt. Die Schrauben im Stirnplattenstoß
dienen bei dieser Verbindung lediglich der Übertragung der Querkraft. Diese Schrau-
ben werden im Gegensatz zu den Stößen in Bild 2.39 und Bild 2.41 nur auf Abscheren
beansprucht. Konstruktionen mit geschraubten Zuglaschen eignen sich besser bei
Verwendung von Pfetten für das Dachtragwerk, da der Höhenversprung zwischen
Riegeloberkante und aufgelegter Zuglasche eine direkte Auflagerung von Trapezpro-
filen in Hallenlängsrichtung behindert.

Bild 2.41 Voute aus eingeschweißtem Stegblech


2.4 Vollwandrahmen 87

Eine weitere Alternative zur Voutenausbildung zeigt Bild 2.41. In diesem Fall wird
das Riegelprofil oberhalb des Ausrundungsradius über dem Unterflansch aufgetrennt, 2
anschließend aufgebogen und dann ein dreieckiges Blech als Voutensteg einge-
schweißt. Das Riegelende sollte für den Biegevorgang erwärmt werden, um unnötige
Materialhärten infolge Kaltverformung zu vermeiden. Dies gilt insbesondere für den
Fall, dass an dieser Stelle eine eingeschweißte Umlenksteife für die Einleitung der
Druckkraft aus dem Voutenflansch erforderlich ist.
Eine andere häufig ausgeführte Lösung zur Realisierung gevouteter Rahmenecken ist
in Bild 2.42 dargestellt. Der Voutenquerschnitt wird hierbei vollständig geschweißt.
Die Konstruktion erfordert drei Bleche, den Voutenunterflansch, das trapezförmige
Voutenstegblech und den verlängerten Voutenoberflansch, der zugleich den oberen
Anschluss an die Stütze bildet und somit eine sehr gute direkte Kraftübertragung er-
möglicht. Der Montagestoß zwischen Riegel und Stiel befindet sich, aus statischer
Sicht, im optimalen Bereich der Momentennullpunkte. Nachteilig für den Transport-
vorgang zur Baustelle wirkt sich die aus den rechtwinklig angeschweißten Vouten
resultierende sperrige L-Form der Stützen aus.

Bild 2.42 Voute aus Blechen mit Montagestoß am Voutenende

2.4.2.2 Aussteifung des Stützenflansches

Die konstruktive Ausbildung von Rahmenecken wird wesentlich beeinflusst durch die
Größe der auftretenden Biegemomente. Für übliche Rahmenecken des Hallenbaus
entsprechend Bild 2.43 kann das Endmoment des Riegels in ein horizontales Kräfte-
paar zerlegt werden. Die Druckkraft im Unterflansch des Riegels wird über Kontakt-
pressung der Stirnplatte mit dem Stützenflansch und weiter über beidseitig in die
Stützenprofilkammern eingeschweißte Steifen in den Stützenkopf eingeleitet. Die
Zugkraft im Oberflansch des Riegels wird über Biegung der Stirnplatte, Zugkräfte in
den oberen Schrauben und Biegung des Stützenflansches übertragen. Die auftretenden
88 2 Hallenbau

Spannungen und Verformungen sind mehrachsig und stark abhängig von den Steifig-
2 keiten der einzelnen Querschnittsteile. Ein Nachweis kann mit Hilfe des „äquivalen-
ten T-Stummel-Modell“ gemäß EC3 Teil 1-8 geführt werden. Siehe dazu z. B. Kind-
mann/Stracke [97].

Bild 2.43 Rahmenecke mit Horizontalsteifen und Futtern am Stützenflansch

Anzahl und Durchmesser der für den Stirnplattenstoß erforderlichen hochfesten


Schrauben können aus dem Bemessungsmoment und dem Hebelarm der inneren Kräf-
te in der Fuge zwischen Stirnplatte und Stützenflansch ermittelt werden. Zusätzlich
sind die auftretenden Abstützkräfte im zugbeanspruchten Bereich der oberen Schrau-
ben zu berücksichtigen, z. B. mit dem „äquivalenten T-Stummel-Modell“ gemäß EC3
Teil 1-8. Die Blechdicke der Stirnplatte kann mit Hilfe von Tabelle 2.21 gewählt wer-
den. Die Ausbildung der Schweißnaht zwischen Zugflansch und Stirnplatte kann ge-
mäß Bild 2.44 erfolgen, wobei Lösung a) die Regelausführung darstellt und die Lö-
sungen b) und c) als Varianten dienen, wenn ein Überstand der Stirnplatte
unerwünscht ist. Es ist zu beachten, dass die Stirnplatte durch den Anschluss des Zug-
flansches in Dickenrichtung beansprucht wird, was die Gefahr eines Terrassenbruches
beinhaltet. Die Terrassenbruchgefahr kann durch die Wahl geeigneter Stähle mit ver-
besserten Verformungseigenschaften in Dickenrichtung nach DIN EN 10164 (Stähle
mit Z-Güte) ausgeschlossen werden. Die Anforderungen an die Z-Güte werden in DIN
EN 1993-1-10 „Auswahl der Stahlsorten im Hinblick auf Eigenschaften in Dicken-
richtung“ [25] geregelt. In Abhängigkeit diverser Parameter, wie Schweißnahtform,
Schweißnahtdicke, Vorwärmen während des Schweißens und Werkstoffdicke der
Stirnplatte, kann die erforderliche Z-Güte der Stirnplatte ermittelt werden.
2.4 Vollwandrahmen 89

Bild 2.44 Ausführungsmöglichkeiten zur Verbindung von Trägerzugflansch und


Stirnplatte bei bündigen Stirnplatten

Tabelle 2.21 Stirnplattendicke d p , aus [52]

Form der Stirnplatte Anzahl der senkrechten Stirnplattendicke d p


Schraubenreihen d = Nenndurchmesser der Schraube

überstehend 2 1,00 d
4 1,25 d
bündig 2 1,50 d
4 1,70 d
Für die praktische Ausführung sind die Stirnplattendicken d p jeweils auf volle 5 mm aufzurun-
den; min d p = 15 mm. Bei überstehenden Stirnplatten mit K-Nähten ist die Stirnplattendicke
d p um jeweils 10 mm zu erhöhen.

Um die Querbiegebeanspruchung der Stirnplatte zu reduzieren, wird häufig wie in


Bild 2.43 eine horizontale Steife im Bereich der Kraftübertragung zwischen Riegel-
steg, Stirnplatte und Montageschrauben angeordnet. Die gleiche Beanspruchung
ergibt sich auf der anderen Seite des Montagestoßes für den Stützenflansch, so dass
auch hier häufig horizontale Steifen ausgeführt werden. Die in Bild 2.43 dargestellten
Futter sind erforderlich, wenn der Flansch des Stützenprofiles zu dünn ist, um die
Querbiegebeanspruchung aufnehmen zu können.
Bild 2.45 zeigt vier Möglichkeiten zur Anordnung der Schrauben im Bereich des zug-
beanspruchten Oberflansches. Die Anordnungen a) und b) gelten als überstehend, die
Anordnungen c) und d) als bündig im Sinne von Tabelle 2.21 und Tabelle 2.22. An-
ordnung a) erfordert eine oben überstehende Stirnplatte. Mit dem zentrisch zwischen
den Schrauben angeordneten Zugflansch können große Biegemomente übertragen
werden. Ein Beispiel für diese Lösung ist die Rahmenecke in Bild 2.46. Anordnung b)
mit zusätzlicher horizontaler Steife kommt ohne überstehende Stirnplatte aus, der
Hebelarm der inneren Kräfte in der Fuge zwischen Stirnplatte und Stützenflansch
wird jedoch verkleinert, so dass die übertragbaren Biegemomente geringer sind als bei
Anordnung a). Die Rahmenecke in Bild 2.43 ist ein Beispiel für Lösung b), die sich
wie Lösung a) durch eine zentrische Anordnung der zugbeanspruchten Horizontalstei-
fe zwischen den Schrauben auszeichnet. Bei Anordnung c) weisen Zugflansch und
Schrauben eine Exzentrizität zueinander auf, was negative Auswirkungen auf die
erforderliche Stirnplattendicke und die Mindestdicke des Stützenflansches hat (siehe:
90 2 Hallenbau

Tabelle 2.21 und Tabelle 2.22). Die übertragbaren Biegemomente sind aufgrund von
2 nur zwei Schrauben im Zugbereich deutlich kleiner als bei Anordnung a) und b). Bei-
spiele für Lösung c) sind die Rahmenecken in Bild 2.39 und Bild 2.41. Größere Bie-
gemomente können mit Anordnung d) übertragen werden, da hier vier vertikale
Schraubenreihen vorhanden sind. Die Anordnung der Schrauben nebeneinander er-
fordert jedoch meist eine breitere Stirnplatte, die in der Regel nur dann ausgeführt
werden kann, wenn die Stütze ein HEA- oder HEB-Profil ist und damit ausreichend
breite Flansche für den Anschluss zur Verfügung stehen.

Bild 2.45 Varianten zur Schraubenanordnung am zugbeanspruchten Oberflansch

Tabelle 2.22 Mindestdicke t der Stützenflansche, aus [52]

Anschlussart Form der Anzahl der Mindestdicke t des Stützenflan-


Stirnplatte vertikalen Schrau- sches
benreihen d = Nenndurchmesser der
Schraube
2 0,80 d
überstehend
4 1,00 d

2 1,00 d
Ausgesteifter An- bündig
schluss 4 1,25 d

2 1,10 d
überstehend
4 1,40 d

2 1,00 d
Rippenloser bündig 4 1,30 d
Anschluss

min t = 0,5 d p mit: d p = Stirnplattendicke


2.4 Vollwandrahmen 91

Zur Aufnahme der Biegebeanspruchung im Stützenflansch kann die Flanschdicke des


Stützenprofils mit Hilfe von Tabelle 2.22 gewählt werden. Die sich in Abhängigkeit 2
vom Schraubendurchmesser ergebenden Werte sind häufig nicht einzuhalten, insbe-
sondere bei Verwendung von IPE-Profilen für die Rahmenstützen. Gängige Praxis ist
daher die lokale Verstärkung des Stützenflansches im Bereich der Zugschrauben
durch die in Bild 2.43 dargestellten quadratischen Futter. Größere Verformungen und
Biegebeanspruchungen des Stützenflansches werden verhindert, wenn die Material-
stärke der Futter etwa der Dicke der Stirnplatte entspricht. Der Stützenflansch muss
aber auch bei Anordnung von Futtern mindestens die halbe Stirnplattendicke aufwei-
sen.
Biegesteife Anschlüsse mit Stirnplatten, wie sie bei Rahmenecken verwendet werden,
verformen sich je nach Dicke der Stirnplatten bzw. Stützenflansche und in Abhängig-
keit der Aussteifung durch Rippen verschieden stark. Bei einer steifen Konstruktion
des Anschlusses kann in der Rahmenberechnung von einer biegesteifen Verbindung
der Stäbe ausgegangen werden. Bei nachgiebigen Anschlüssen entzieht sich die Rah-
menecke der Lastabtragung. Dies hat geringere Eckmomente und größere Feldmo-
mente im Riegel zur Folge. Die veränderte Steifigkeitsverteilung wirkt sich auch auf
die Stabilitätsnachweise aus. Die Mindestdicken von Stirnplatten gemäß Tabelle 2.21
und von Stützenflanschen gemäß Tabelle 2.22 stellen sicher, dass der Anschluss sich
nur so wenig verformt, dass er als biegesteif betrachtet werden kann.

Bild 2.46 Rahmenecke mit horizontaler Stirnplatte

Eine weitere sehr montagefreundliche Lösung zur Ausbildung des Anschlusses zwi-
schen Rahmenriegel und Rahmenstielen ist in Bild 2.46 dargestellt. Bei dieser zur
Rahmenkonstruktion in Bild 2.36b gehörigen Lösung erfolgt der Anschluss mit einer
horizontalen Stirnplatte.
92 2 Hallenbau

2.4.2.3 Stegblechverstärkungen
2
Die Umsetzung des horizontalen Kräftepaares aus dem Riegelmoment in ein vertika-
les Kräftepaar aus dem Stielmoment bewirkt große Schubspannungen im Stützen-
kopfstegblech. Insbesondere bei Rahmenecken ohne Vouten, d. h. mit kleinem Hebel-
arm für die Eckmomente, wird die zulässige Grenzschubspannung häufig über-
schritten. Übliche konstruktive Gegenmaßnahmen sind die Anordnung von
Diagonalsteifen oder flächigen Stegblechverstärkungen.
Bild 2.47 zeigt die Ausführung einer Diagonalsteife in einer geschweißten Rahmen-
ecke. Der Steifenquerschnitt wird so angeordnet, dass er auf Druck beansprucht wird.
Diese einfach zu fertigende Lösung ist besonders für vollständig geschweißte Rah-
menecken gemäß Bild 2.42 geeignet, da die Diagonalsteifen die Zugänglichkeit von
Montageschrauben im Stützenflansch beeinträchtigen würden. In Großbritannien ist
es üblich, die Steifen in der anderen Diagonalenrichtung anzuordnen, so dass sie auf
Zug beansprucht werden. Für die Bemessung der Steifen ist das günstiger, da kein
Stabilitätsproblem vorliegt. Ungünstig ist aber die Zugbeanspruchung der Schweiß-
nähte an den Enden der Diagonalsteifen, die bei der in Deutschland üblichen Lösung
nicht auftritt.

Bild 2.47 Rahmenecke mit Diagonalsteife

In Bild 2.48 ist die klassische Lösung für geschraubte Rahmenecken dargestellt. Die
Materialstärke des Stegbleches wird dabei durch ein aufgelegtes und allseitig ver-
schweißtes Blech den statischen Erfordernissen angepasst. Varianten zur Ausführung
zusätzlicher Stegbleche zeigt Bild 2.49, in Anlehnung an EC3 Teil 1-8. Dort werden
unter anderem folgende ergänzende Hinweise gegeben:
x Der Stahl des zusätzlichen Stegblechs sollte dem Stahl der Stütze entsprechen.
x Die Breite b S sollte derart gewählt werden, dass die Schweißnähte an die Eckaus-
rundungen heranreichen (siehe Bild 2.49).
x Die Blechdicke t S sollte mindestens der Stegblechdicke t wc des Stützenprofils
entsprechen.
2.4 Vollwandrahmen 93

Bild 2.48 Rahmenecke mit aufgeschweißter Verstärkung des Stützenkopfsteg-


bleches

Bild 2.49 Zusätzliches Stegblech nach EC 3

Der Beulnachweis für das Eckblech kann nach EC3 Teil 1-8 entfallen, wenn die
Schlankheit des Stützensteges d/t w < 69 İ ist, mit d = Höhe des geraden Stegteils,
İ = (235/f y )0,5. Bei den üblichen Walzprofilen ist d/t w stets kleiner als der Grenzwert
d/t w = 69 für S 235 und d/t w = 0,81 69 = 56 für S 355. Schubbeanspruchte Stege von
Walzprofilen (oder vergleichbaren Querschnitten) als Eckbleche sind daher nicht
beulgefährdet.
94 2 Hallenbau

2.4.2.4 Rahmenecken an Innenstützen


2
Rahmenecken an Innenstützen sind dadurch gekennzeichnet, dass jeweils drei Profile,
die Stütze und die Riegel aus den beiden benachbarten Hallenschiffen, in einem Kno-
ten zusammenstoßen. In Bild 2.32 erkennt man, dass drei verschiedene Typen für die
statische Modellbildung unterschieden werden können:

Typ 1: Alle drei Profile sind biegesteif miteinander verbunden.


Typ 2: Die beiden Riegel sind biegesteif miteinander verbunden. Die Stütze ist
gelenkig angeschlossen.
Typ 3: Ein Riegel und die Stütze bilden die biegesteife Rahmenecke wie bei einer
einschiffigen Halle. Der zweite Riegel ist gelenkig angeschlossen.
Beispiele für die konstruktive Realisierung von Typ 1 zeigen Bild 2.50 und Bild 2.51.
Die Lösung in Bild 2.50 ist aufgrund der bündigen Riegelstirnplatten für die direkte
Auflagerung von tragenden Trapezprofilen in Hallenlängsrichtung geeignet. Die Lö-
sung in Bild 2.51 weist aufgrund der überstehenden Riegelstirnplatten einen größeren
Hebelarm für die geschraubten Montagestöße auf. Es ist jedoch zu prüfen, ob der über
die Riegelobergurte hinausragende Stützenkopf die Ausbildung der Regenrinne für
den Traufpunkt zwischen den beiden Riegeln behindert, wenn das Dach als pfettenlo-
se Konstruktion ausgeführt wird. Für Pfettenkonstruktionen ist die statisch günstigere
Lösung mit überstehenden Stirnplatten der Lösung mit bündigen Stirnplatten vorzu-
ziehen.

Bild 2.50 Rahmenecke mit bündigen Stirnplatten


2.4 Vollwandrahmen 95

Bild 2.51 Rahmenecke mit überstehenden Stirnplatten

Typ 2 mit gelenkig angeschlossener Stütze wird häufig wie in Bild 2.52 konstruiert.
Die beiden Riegelprofile werden durch einen biegesteifen vertikalen Stirnplattenstoß
miteinander verbunden und mittels eines flexiblen horizontalen Stirnplattenstoßes auf
die Stütze aufgesetzt. Die Einleitung der Auflagerkraft in den Stützenkopf wird dabei
durch eine zusätzlich angeordnete Auflagersteife unterstützt.
Typ 3 wird analog zu Rahmenecken von Außenstützen ausgeführt. Der gelenkige
Anschluss des zweiten Riegels kann, wie im Geschossbau der Anschluss von Trägern
an Stützen, mit Doppelwinkeln, Fahnenblechen oder biegeweichen Stirnplatten erfol-
gen.
96 2 Hallenbau

Bild 2.52 Rahmenecke mit gelenkig angeschlossener Stütze

2.4.3 Firstpunkte

Firstpunkte von Hallenrahmen werden im Stahlbau fast ausschließlich biegesteif aus-


geführt. Für kleinere Riegelstützweiten bis ca. 18 m können die Rahmenriegel als ein
Bauteil auf die Baustelle transportiert werden. Die Verbindung zweier Riegelhälften
zur Erzielung einer Dachneigung kann dann als Werkstattstoß, wie in Bild 2.53a ge-
zeigt, mit Stumpfnähten ausgeführt werden. Dabei ist zu beachten, dass die Grenz-
spannungen der Schweißnähte unter den Grenzspannungen des Grundwerkstoffs lie-
gen können und das Profil dann an der Stoßstelle nicht voll ausgenutzt werden kann.
Alternativ kann deshalb eine Lösung gemäß Bild Bild 2.53b mit zusätzlicher Stirn-
platte und Kehlnähten ausgeführt werden, bei denen die Schweißnahtfläche größer ist
als die zu verbindenden Querschnittsteile. Bei dieser Lösung sind jedoch die Bean-
spruchung der Stirnplatte in Dickenrichtung und die damit verbundene Terrassen-
bruchgefahr zu beachten. Eventuell ist eine Z-Güte für die Stirnplatte zu fordern. Sie-
he dazu auch die Erläuterungen im Zusammenhang mit Bild 2.44.
2.4 Vollwandrahmen 97

Bild 2.53 Geschweißter Firstpunkt

Stützweiten über 18 m erfordern geschraubte Montagestöße für die Baustelle, da die


möglichen Transportabmessungen der Riegelprofile ansonsten überschritten würden.
Üblich sind Stirnplattenstöße gemäß Bild 2.54 mit sechs hochfesten vorgespannten
Schrauben und überstehender Stirnplatte am Untergurt der Riegel im Bereich der Bie-
gezugbelastung aus den Feldmomenten der Rahmenriegel. Diese biegesteifen Stirn-
plattenverbindungen sind vom DStV mit allen Angaben für Stirnplattenabmessungen,
Schrauben und Schweißnähte typisiert worden. Die Tragfähigkeit solcher Verbin-
dungen kann durch die Einhaltung aufnehmbarer Schnittgrößen schnell und einfach
nachgewiesen werden. Tragfähigkeitstabellen auf Basis der DIN 18800 und des EC3
finden sich in „Typisierte Anschlüsse im Stahlhochbau, Band 2“ [145].

Bild 2.54 Geschraubter Firstpunkt als Montagestoß


98 2 Hallenbau

2.5 Fachwerkbinder und Fachwerkrahmen


2

2.5.1 Baustatische Systeme

Fachwerkbinder sind bei Stützweiten unter 20 m nur selten anzutreffen. Eine Aus-
nahme bilden Fachwerkträger gemäß Bild 2.55a mit waagerechtem Untergurt und steil
geneigtem Obergurt. Diese in der Vergangenheit häufig ausgeführte Fachwerk-
geometrie mit einer Dachneigung von etwa 20°, was einer Bauhöhe von ungefähr 1/5
der Stützweite entspricht, wird in der Regel nur bei Stützweiten unter 20 m ausge-
führt. Nachteile gegenüber flach geneigten Dächern sind die anfallenden Mehrkosten
für die Dacheindeckung (größere Dachfläche) und für die Heizung (größerer unge-
nutzter Dachraum).
Gegenüber Vollwandkonstruktionen bieten Fachwerke mit parallelen Gurten bei
Stützweiten ab etwa 30 m in der Regel wirtschaftliche Vorteile. Teilweise werden sie
auch bei kleineren Hallenabmessungen aus architektonischen Gründen vorgezogen.
Die Auflösung der Biegebeanspruchung in reine Zug- und Druckkräfte führt zu leich-
ten und damit materialsparenden Dachkonstruktionen.
Fachwerkbinder mit parallelen Gurten weisen mit 1/10 bis 1/20 der Stützweite größe-
re Bauhöhen als Vollwandkonstruktionen auf. Installationsleitungen können jedoch
innerhalb der Trägerhöhe zwischen den Füllstäben hindurch geführt werden. Die Dif-
ferenz in den Bauhöhen zwischen Fachwerk- und Vollwandkonstruktionen ist erheb-
lich. Kann für die Profilhöhe von Vollwandrahmenriegeln ungefähr 1/55 der Stütz-
weite vorgeschätzt werden, so ist für die Vorbemessung von Fachwerkbindern eine
statische Höhe von etwa 1/15 der Stützweite ein guter Anhaltswert.
Die Materialeinsparung durch Fachwerkbinder im Vergleich zu Vollwandkonstrukti-
onen wächst mit zunehmender Spannweite. Nachteilig wirken sich aber die höheren
Fertigungskosten, bedingt durch die Vielzahl von Füllstabanschlüssen aus.
Bezüglich der Füllstabgeometrie werden hauptsächlich zwei Fachwerktypen gebaut.
Die zugehörigen statischen Systeme sind in Bild 2.55b bis Bild 2.55f dargestellt. Der
erste Grundtyp weist Pfosten und bereichsweise nur fallende Diagonalen auf, der
zweite Grundtyp wechselweise fallende und steigende Diagonalen. Die Neigung der
Füllstäbe gegen die Horizontale beträgt für beide Fachwerktypen etwa 20 bis 60°. Für
große Binderstützweiten kann die freie Knicklänge des druckbeanspruchten Obergur-
tes des Grundtyps mit fallenden und steigenden Diagonalen durch zusätzlich angeord-
nete Pfosten halbiert werden, wodurch eine dritte Füllstabgeometrie entsteht. Die
zusätzlichen vertikalen Pfosten in Bild 2.55d und Bild 2.55f dienen häufig auch als
Lasteinleitungsstäbe für die Pfetten auf dem Binderobergurt.
Alle drei Formen (Bild 2.55b bis Bild 2.55d) können ebenso wie die Fachwerke für
kurze Spannweiten (Bild 2.55a) als Binder auf eingespannten Stützen aufgelagert
werden. Die zwei Varianten mit fallenden und steigenden Diagonalen werden auch als
Bestandteil von Rahmen verwendet. Gemeinsam ist allen in Bild 2.55b bis Bild 2.55f
vorgestellten Fachwerken die konstante Bauhöhe, wodurch alle Füllstäbe gleiche
Winkel und gleiche Längen aufweisen. In Hallen mit größeren Dachneigungen wer-
den auch Fachwerke mit geneigtem Obergurt und waagerechtem Untergurt ausge-
2.5 Fachwerkbinder und Fachwerkrahmen 99

führt. Dies führt zu einer besseren Ausnutzung der Fachwerkgurte, da in Feldmitte


dann eine größere Bauhöhe vorhanden ist. 2

Bild 2.55 Statische Systeme, Füllstabgeometrie und Anordnung von Montage-


stößen für Fachwerkbinder und Fachwerkrahmen

Die Wahl der Füllstabgeometrie ist natürlich stets eine Frage der Architektur, sollte
sich aber an folgenden Grundsätzen orientieren:
100 2 Hallenbau

x lange Zugstäbe
2 x kurze Druckstäbe (Knicklänge)
x einfache Knotenpunkte (keine Füllstabanhäufungen)
x Vermeidung spitzer Winkel
x gleichbleibende Füllstablängen
x gleichbleibende Füllstabneigungen
x Übereinstimmung von Obergurtknoten, Pfettenauflagerung und ggf. Anschluss-
punkten von Verbänden

Bei Fachwerken mit Pfosten und fallenden Diagonalen (Bild 2.55b) erhalten alle Pfos-
ten Druckkräfte und alle Diagonalen Zugkräfte aus einer gleichmäßig verteilten Dach-
last. Häufig werden für diesen Fall knicksteife Profilquerschnitte für die Druckpfosten
mit Winkelprofilen für die Zugdiagonalen kombiniert.
Bei Fachwerken mit steigenden und fallenden Diagonalen erhalten die Füllstäbe so-
wohl Zug- als auch Druckkräfte. Für diesen Fachwerktyp werden deshalb gerne
knicksteife Hohlprofile als Diagonalen verwendet. Durch die größere Netzlänge der
Füllstäbe im Vergleich zum Fachwerktyp mit Pfosten und fallenden Diagonalen ver-
ringert sich die Anzahl der Füllstäbe, wodurch der Fertigungsaufwand für die An-
schlüsse an die Gurte erheblich reduziert wird.

2.5.2 Querschnitte und Füllstabanschlüsse

Beim Entwurf eines Fachwerkbinders sind vom Statiker Bauhöhe, Füllstabgeometrie


und Profilquerschnitte festzulegen. Bauhöhe, Füllstabgeometrie und Ober- und Unter-
gurtneigungen werden in Abhängigkeit der Hallenabmessungen gewählt. Eingangs-
größen für die Entscheidungsfindung sind Stützweite, Dachneigung, Pfettenteilung
und architektonische Anforderungen. Die Wahl der Profilquerschnitte für Gurte, Pfos-
ten und Diagonalen erfolgt anhand der ermittelten Stabkräfte und immer in dem Be-
mühen, möglichst einfach zu fertigende Knotenpunkte für die Anschlüsse der Füllstä-
be an die Gurte zu realisieren.
Das in Bild 2.56 dargestellte Fachwerk eignet sich für relativ geringe Stabkräfte.
Ober- und Untergurt werden durch die beiden Hälften eines halbierten HEB-Profils
gebildet. Die Füllstäbe können als Winkelstähle direkt mittels umlaufender Kehlnähte
mit den Stegen der Gurtprofile verschweißt werden. Toleranzen in den Längen der
Füllstäbe können bei dieser Konstruktionsform während des Zusammenbaus leicht
ausgeglichen werden.
Besonders leichte Ausführungen weisen Diagonalen aus Einzelwinkeln auf, welche
feldweise wechselnd jeweils links und rechts der Gurtprofilstege angeordnet werden.
Für die druckbeanspruchten Pfosten werden häufig Doppelwinkel verwendet. Alterna-
tive Ausführungen des Fachwerks mit halbierten HEB-Gurten können für größere
Stabkräfte mit Füllstäben aus einseitigen oder doppelten U-Profilen gefertigt werden.
Denkbar sind auch Kombinationen von Winkeln als Zugdiagonalen mit U-Profilen als
Druckpfosten.
2.5 Fachwerkbinder und Fachwerkrahmen 101

Bild 2.56 Fachwerk mit Gurten aus halben I-Profilen und Füllstäben aus
Winkelprofilen

Bild 2.57 Fachwerk mit Gurten aus I-Profilen und Füllstäben aus doppelten
U-Profilen
102 2 Hallenbau

Bild 2.57 zeigt ein Fachwerk für größere Spannweiten, bei denen die Gurtkräfte nicht
2 mehr durch halbierte HEB-Träger aufgenommen werden können. Ober- und Untergurt
werden hierbei aus einem vollständigen HEB- oder HEA-Profil gebildet, die Füllstäbe
sind jeweils aus zwei U-Profilen zusammengesetzt. Der Anschluss der Füllstäbe an
die Gurte erfordert für diese Konstruktionsform Knotenbleche, welche zusätzliche
Material- und Fertigungskosten verursachen. Ein weiterer Nachteil der Fachwerke mit
eng stehenden aufgedoppelten Füllstäben ist die Unzugänglichkeit des Zwischenrau-
mes zwischen den beiden Profilhälften. Da Korrosionsschutzbeschichtungen an dieser
Stelle nicht erneuert werden können, sind solche Konstruktionen nur dort anwendbar,
wo sie nicht der Witterung ausgesetzt sind.
Eine weitere Variante für Fachwerkbinder mit HEB- oder HEA-Gurten und Winkel-
bzw. U-Profil-Füllstäben ist in Bild 2.58 dargestellt. Für diese Konstruktionsform
werden keine Knotenbleche benötigt, da die Flansche der um 90° gedrehten Gurtpro-
file eine ausreichende Anschlussfläche für die Füllstäbe bieten. Ein weiterer Vorteil
ist der größere Abstand zwischen den aufgedoppelten Füllstäben, wodurch eine Er-
neuerung eventuell erforderlicher Korrosionsschutzbeschichtungen möglich ist. Be-
züglich der Profilwahl bieten sich für die Druckpfosten U-Profile, für die Zugdiagona-
len Winkel-Profile an. Bei größeren Stabkräften sind auch U-Profile für die Zugdia-
gonalen eine sinnvolle Alternative zu den in Bild 2.58 dargestellten Winkelstählen.
Um geometrische Überschneidungen der Füllstäbe im Bereich der Knotenpunkte zu
vermeiden, ist es zweckmäßig, die Pfosten an den Innenseiten und die Diagonalen an
den Außenseiten der Gurtprofilflansche anzuordnen. Die Anschlussmethode mit um-
laufenden Kehlnähten erlaubt es dabei, sämtliche unvermeidbare Fertigungstoleranzen
ohne aufwendige Anpassungsarbeiten auszugleichen. Nachteilig bei Fachwerklösun-
gen mit gedrehten Gurtprofilen ist die eingeschränkte Möglichkeit, Pfetten oder Tra-
pezprofile direkt auf den Obergurt aufzulagern. Meist sind deshalb zusätzliche, örtlich
auf den Obergurt geschweißte Bleche erforderlich.
Fachwerke, die gänzlich aus HEA- oder HEB-Profilen zusammengesetzt sind, werden
für Konstruktionen mit großen Beanspruchungen eingesetzt. Die Ausführung gemäß
Bild 2.59 führt dabei zu einem beträchtlichen Fertigungsaufwand für die über schräge
Sägeschnitte angeschlossenen Füllstäbe, insbesondere bezüglich Anpassungsarbeiten
an eine eventuelle Überhöhungsform oder zum Ausgleich von Fertigungstoleranzen.
Bei großen Füllstabkräften ist zusätzlich eine Aussteifung der Gurte im Bereich der
Knotenpunkte durch vertikal in die Gurtprofilkammern eingeschweißte Steifen erfor-
derlich.
Alternative Möglichkeiten zum Anschluss der Füllstäbe unter Verwendung von Kno-
tenblechen zeigt Bild 2.60. Für geschweißte Fachwerkträger haben sich zwei Varian-
ten mit ausgeschnittenen Knotenblechen bewährt. Bei der ersten Variante werden
Ausnehmungen im Knotenblech entsprechend der Höhe des anzuschließenden Füll-
stabes ausgeschnitten. Die Tiefe der Ausnehmungen entspricht der statisch erforderli-
chen Schweißnahtlänge plus 10 bis 20 mm Toleranz. Zum Zusammenbau wird die
Diagonale in die Ausnehmung gesteckt und an ihren Flanschen mit dem Knotenblech
verschweißt. Der Spalt am Ende des Füllstabes, der nicht zugeschweißt wird, dient
dabei zum Ausgleich der Stablängentoleranz. Bemessungshilfen für diese Kon-
struktionsform wurden in [35], [110] veröffentlicht. Siehe dazu auch Kind-
mann/Stracke [97].
2.5 Fachwerkbinder und Fachwerkrahmen 103

Bild 2.58 Fachwerk mit Gurten aus um 90° gedrehten I-Profilen und Füllstäben aus
doppelten U- oder L-Profilen

Bild 2.59 Fachwerk aus I-Profilen


104 2 Hallenbau

Bild 2.60 Anschlusskonstruktionen mit Knotenblechen für Füllstäbe aus I-Profilen


2.5 Fachwerkbinder und Fachwerkrahmen 105

Bei der zweiten Variante werden jeweils zwei kleinere Ausnehmungen für die beiden
Flansche einer Diagonale im Knotenblech ausgeschnitten. Zusätzlich muss der Steg 2
des Füllstabes im Bereich der Verbindung ausgenommen werden, wodurch sich die
statisch anrechenbare Querschnittsfläche einer Zugdiagonalen auf die Flanschflächen
reduziert. Der Fertigungsaufwand gegenüber der ersten Variante ist höher, vorteilhaft
wirkt sich aber die doppelte Anzahl von Schweißnähten zum Anschluss einer Dia-
gonalen aus. Bei gleichen Knotenblechabmessungen sind dadurch nur halb so dicke
Schweißnähte, oder bei gleicher Schweißnahtstärke deutlich kleinere Knotenbleche
erforderlich.
Die in Bild 2.60 gezeigte geschraubte Variante zum Anschluss von Fachwerkfüllstä-
ben verursacht gegenüber den geschweißten Lösungen eine starke Reduzierung der
Querschnittsfläche der Füllstäbe durch das einseitige Abtrennen der Flansche im Be-
reich des Knotenbleches. Gänzlich geschraubte Fachwerkträger sind daher unüblich.
Einzelne geschraubte Knotenpunkte werden auch in geschweißten Fachwerken ange-
ordnet, um die auf Transportlänge gefertigten Teilstücke eines Fachwerkbinders auf
der Baustelle ohne Schweißarbeiten zusammenbauen zu können. Ein weiteres Ein-
satzfeld für den dargestellten geschraubten Fachwerkknoten sind extrem großformati-
ge Fachwerke, deren Einzelstäbe bereits die möglichen Transportabmessungen aus-
schöpfen, was beispielsweise bei Vertikalverbänden in Kranbahnportalen häufig vor-
kommt.
Einfachere Knotenpunkte ergeben sich auch für den Fachwerktyp mit steigenden und
fallenden Diagonalen, wenn die Gurtprofile, wie in Bild 2.61 gezeigt, um 90° gedreht
werden. Analog zu dem Fachwerk in Bild 2.58 lassen sich dann Füllstäbe aus doppel-
ten U-Profilen mit Kehlnähten an den vertikalen Gurtprofilflanschen anschließen,
wodurch Knotenbleche überflüssig werden. Problematisch sind aber auch bei diesem
Fachwerk die direkte Auflagerung von Pfetten oder Trapezprofilen auf dem gedrehten
Obergurt und die Ablagerung von Schmutz oder Staub in den wannenartigen Kam-
mern der Gurtprofile.
Eine weitere wichtige Gruppe von Fachwerkträgern entsteht durch die Verarbeitung
von Hohlprofilen. Bild 2.62 zeigt ein Beispiel für die Verwendung von Rohren,
Bild 2.63 für die Verwendung von Rechteckhohlprofilen. Die wichtigsten Vorzüge
von Hohlprofilfachwerken sind die optimale Querschnittsform für zentrische Druck-
kräfte, was zu minimalen erforderlichen Stahlquerschnitten führt, die geringe Ober-
fläche, welche Einsparungen beim Korrosionsschutz bewirkt, und die als optisch an-
genehm empfundene Ansicht von Hohlprofilfachwerken ohne Knotenbleche, Ecken
und Kanten. Ein Nachteil der Hohlprofile ist der im Vergleich zu den herkömmlichen
offenen Profilen höhere Materialpreis pro Tonne Stahl. In Bild 2.62 erkennt man, dass
bei Fachwerkknoten, die aus Rohren bestehen, die Füllstäbe durch aufwendige räum-
liche Verschneidungskurven an die Gurtrohre angepasst werden müssen. Die Herstel-
lung solcher Fachwerkträger ist wirtschaftlich nur unter Einsatz automatisch gesteuer-
ter Brennschneideanlagen möglich.
106 2 Hallenbau

Bild 2.61 Fachwerk mit Gurten aus um 90° gedrehten I-Profilen und Füllstäben aus
doppelten U-Profilen

Bild 2.62 Fachwerk aus Rohrprofilen


2.5 Fachwerkbinder und Fachwerkrahmen 107

Bild 2.63 Fachwerk aus Rechteckhohlprofilen

Neben den in Bild 2.62 und Bild 2.63 gezeigten Knotenverbindungen mit Spalt wer-
den die Füllstäbe auch mit teilweiser oder vollständiger Überlappung angeschlossen.
Knotenverbindungen mit Spalt haben den Vorteil, dass sich die Schweißnähte der im
Knoten zusammentreffenden Diagonalen nicht beeinflussen, die Füllstäbe einfach
durch gerade Sägeschnitte abgelängt werden können und in der Regel keine Exzentri-
zitäten der Stabachsen auftreten.
Knotenverbindungen mit vollständiger Überlappung, bei denen der Druckfüllstab auf
den Zugfüllstab aufgesetzt wird, weisen im Regelfall eine Exzentrizität zur Schwer-
achse des Gurtprofiles auf, haben jedoch den Vorteil, dass die Füllstabkräfte kurzge-
schlossen werden, ohne die Gurte senkrecht zu deren Stabachse lokal im Bereich der
Fachwerkknoten zu beanspruchen. Die Diagonalen können hier zwar ebenfalls durch
einen Sägeschnitt abgelängt werden, die Ausbildung der Schweißnähte ist jedoch
aufwendiger, insbesondere wenn zwei Füllstäbe gleichen Querschnitts miteinander
verbunden werden sollen, da dann keine Kehlnähte, sondern Stumpfnähte mit zugehö-
riger Nahtvorbereitung ausgeführt werden müssen.
Knotenverbindungen mit teilweiser Überlappung wie in Bild 2.64 weisen Doppelsä-
geschnitte auf, welche die kleinste Flexibilität beim Zusammenfügen zeigen. Kritisch
ist dabei die Anhäufung von Schweißnähten im Bereich der Knotenpunkte. Trotz der
aufgeführten Nachteile sind Füllstabanschlüsse mit teilweiser Überlappung nicht un-
üblich, da sie sich bei Fachwerken mit Pfosten häufig ergeben, wenn das Gurtprofil
nur eine geringe Querschnittshöhe aufweist und die Schwerachsen der einzelnen Stä-
be eines Knotens ohne Exzentrizitäten in einem Punkt zum Schnitt gebracht werden
sollen.
108 2 Hallenbau

Bild 2.64 Hohlprofilfachwerkknoten mit teilweiser Überlappung der Füllstäbe

Ausführliche Informationen zur Konstruktion und Berechnung von Hohlprofiltrag-


werken hat das „Comité International pour le Développement et l’Etude de la
Construction Tubulaire“, kurz CIDECT, in seiner Schriftenreihe „Konstruieren mit
Stahlhohlprofilen“ veröffentlicht. In [123] und [169] werden spezielle Konstruktions-
regeln und Nachweisformate für die Ausbildung von Hohlprofilfachwerkknoten ange-
geben. Bezüglich der Tragfähigkeitsermittlung besteht mit dem EC 3 weitgehend
Übereinstimmung. Der aktuelle Nachweis der Tragfähigkeit von Hohlprofil-
Verbindungen ist in Abschnitt 7 der DIN EN 1993-1-8 [25] geregelt. Um lokale Ver-
sagensmechanismen im Bereich der Knoten auszuschließen, ist die Gestaltfestigkeit
jedes Knotens durch die Abstimmung der Außendurchmesser und Materialstärken von
Gurtprofilen und Füllstäben nachzuweisen. Diese Nachweise zur Knotentragfähigkeit
wurden in der Vergangenheit nach DIN 18808 (10.84) in der Form
vorh (t u /t a ) > erf (t u /t a ) geführt. Die Indizes bei den Wanddicken kennzeichnen das
untergesetzte Profil (Gurtstab) und das aufgesetzte Profil (Füllstab). Können diese
Bedingungen nicht eingehalten werden, so sind Verstärkungen in Form aufgeschweiß-
ter Bleche wie in Bild 2.65 erforderlich, deren Ausbildung und Berechnung den
CIDECT-Schriften und DIN EN 1993-1-8 [25] entnommen werden kann.

Bild 2.65 Verstärkung von Fachwerkknoten aus rechteckigen Hohlprofilen


2.5 Fachwerkbinder und Fachwerkrahmen 109

Bild 2.66 zeigt, dass Hohlprofile auch mit offenen Profilen in einem Fachwerkträger
kombiniert werden können. Werden anstelle von Hohlprofilen I-Profile für die Gurte 2
gewählt, dann sind die Anschlusskonstruktionen für Pfetten, Verbände und Stützen
häufig einfacher auszuführen. Bei großen Füllstabkräften ist dann aber häufig eine
Aussteifung der Gurte in den Knotenpunkten durch vertikal in die Gurtprofilkammern
eingeschweißte Steifen erforderlich.

Bild 2.66 Fachwerk mit Gurten aus I-Profilen und Füllstäben aus
Quadrathohlprofilen

In Bild 2.67 und Bild 2.68 sind Beispiele für die Ausbildung von Dreigurtträgern
dargestellt. Diese Form der Hohlprofilfachwerke wird für weitgespannte Tragwerke
mit Stützweiten von über 50 m eingesetzt. Neben der Halbierung der Normalkraft für
den druckbeanspruchten Fachwerkobergurt bewirken die zwei durch Füllstäbe mitein-
ander verbundenen Druckgurte eine Erhöhung der seitlichen Stabilität. Dreigurtbinder
sind torsionssteife räumliche Tragwerke, so dass häufig auf zusätzliche aussteifende
Bauteile quer zur Binderachse verzichtet werden kann. Bei Dreigurtbindern aus
Rechteckhohlprofilen gemäß Bild 2.68 ist zu beachten, dass Exzentrizitäten in den
Anschlüssen oder Stabachsen kaum zu vermeiden sind.
110 2 Hallenbau

Bild 2.67 Dreigurtbinder aus Rohrprofilen

Bild 2.68 Dreigurtbinder aus Rechteckhohlprofilen


2.5 Fachwerkbinder und Fachwerkrahmen 111

2.5.3 Auflagerpunkte
2
Auflagerpunkte für Fachwerkträger auf eingespannten Stützen können als Obergurt-
oder Untergurtlagerung ausgeführt werden.
Bild 2.69 zeigt die Untergurtlagerung eines Hohlprofilbinders auf einer Vollwand-
stütze. Die Verbindung von Fachwerkträger und Stütze erfolgt durch einen horizon-
talen Stirnplattenstoß, wodurch der Binder für die Montage sehr einfach auf dem
Stützenkopf abgesetzt werden kann. Die Einleitung der Auflagerkraft wird durch
beidseitig am Stützensteg angeschweißte Auflagersteifen sichergestellt.
Problematisch bei der Untergurtlagerung ist die Möglichkeit des seitlichen Umkip-
pens des Binders in der Lagerfuge. Um dieses Versagen auszuschließen und um die
horizontalen Lasten aus der Dachscheibe in die Stützen und Vertikalverbände weiter-
zuleiten, ist eine vertikale aussteifende Verstrebung zwischen den einzelnen Binder-
achsen erforderlich. Diese im Bereich der Außenwände zwischen Binderobergurt und
Stützenkopf angeordnete Aussteifung kann analog zu den in Abschnitt 2.10 erläuter-
ten Dach- und Wandverbänden ausgeführt werden.
Ein weiteres problematisches Detail bei der Untergurtlagerung ist der Anschluss der
Wandverkleidung oberhalb des Stützenkopfes. Die unterschiedlichen Profilab-
messungen von Stütze und Binderendpfosten müssen für Konstruktionen wie in
Bild 2.69 durch breitere Wandriegel im Bereich der Binderhöhe ausgeglichen werden.

Bild 2.69 Untergurtlagerung eines Fachwerkbinders


112 2 Hallenbau

Bild 2.70 Obergurtlagerung eines Fachwerkbinders mit horizontaler Stirnplatte

Bild 2.71 Obergurtlagerung eines Fachwerkbinders mit vertikaler Stirnplatte


2.5 Fachwerkbinder und Fachwerkrahmen 113

Bild 2.72 Direkte Auflagerung eines Fachwerkbinderobergurtes

Bild 2.70 verdeutlicht, wie die auftretenden Schwierigkeiten durch Obergurtlagerung


des Fachwerkträgers aus Bild 2.69 vermieden werden können. Die Montagevorteile
des horizontalen Stirnplattenstoßes können dabei erhalten bleiben. Dachscheibe und
Lagerfuge befinden sich bei der Lagerkonstruktion gemäß Bild 2.70 nahezu in einer
Höhe, wodurch die Kippstabilität des Binders entscheidend erhöht wird. Die darge-
stellte Verlängerung der Stütze über den Montagestoß hinaus bewirkt konstante
Außenabmessungen des Tragwerkes, wodurch die Befestigung der Wandverkleidung
erleichtert wird.
Bild 2.71 zeigt eine alternative Möglichkeit der Obergurtlagerung mit vertikaler
Stirnplatte. In diesem Fall erfolgt der Anschluss des Fachwerkbinders am Stützen-
flansch, wodurch ein Exzentrizitätsmoment im Montagestoß entsteht.
Eine weitere übliche Lösung ist die in Bild 2.72 dargestellte direkte Auflagerung des
Fachwerkbinderobergurtes auf der Stirnplatte der Stütze. Bei dieser Konstruktion ist
eine Exzentrizität des Fachwerkbinderauflagers zur Stützenachse nicht zu vermeiden,
so dass planmäßig Biegemomente in den Stützenkopf eingeleitet werden müssen. Im
Rahmen der statischen Berechnung ist insbesondere zu prüfen, ob die Auflagerkraft
bzw. Querkraft des Fachwerkbinders durch die Stegfläche des Obergurtprofiles im
Bereich des exzentrischen Anschlusses übertragen werden kann.
114 2 Hallenbau

Bild 2.73 Rahmenecke eines Rahmens mit Fachwerkbinder

Wird eine Rahmenwirkung zwischen Fachwerkträger und Stützen gezielt zur Ablei-
tung der Horizontalkräfte in Hallenquerrichtung herangezogen, so können Auflager-
punkte wie in Bild 2.73 als Rahmenecke konstruiert werden. Der Anschluss des Fach-
werkträgers kann bei kleinen Trägerhöhen über eine große Stirnplatte und bei großen
Trägerhöhen über zwei kleine Stirnplatten für Ober- und Untergurt erfolgen. Zur Ein-
leitung der Gurtkräfte des Fachwerkträgers in den Stützenkopf sind horizontale Stei-
fen in den Stützenprofilkammern erforderlich.
2.5 Fachwerkbinder und Fachwerkrahmen 115

2.5.4 Montagestöße
2
Fachwerkbinder mit Längen über 18 m können im Regelfall nicht als ein Bauteil
transportiert werden. Der Zusammenbau vorgefertigter Binderteilstücke mit Einzel-
teillängen unter 18 m erfolgt am einfachsten auf der Baustelle mit geschraubten Mon-
tagestößen. In Bild 2.55 sind Beispiele für die Anordnung der Stoßstellen dargestellt.
Die Stöße der durchlaufenden Gurtprofile können gemäß Bild 2.74 oder Bild 2.75
ausgebildet werden. Man kann dabei zwischen Laschen- und Stirnplattenstößen unter-
scheiden.
Laschenstöße werden im Bereich der freien Stablänge von Zugstäben ausgeführt, da
sie weniger Fertigungsaufwand verursachen als die in der Werkstatt angeschweißten
Stirnplatten. Nachteilig ist aber das Handling auf der Baustelle mit der großen Anzahl
von Kleinteilen aus Stoßmaterial und Schrauben. Die fehlende Gurtquerschnittsfläche
wird im Bereich der Stoßstelle durch aufgesetzte Laschen kompensiert, wobei die
Schrauben als Scher-Lochleibungsverbindung wirken. Für große Beanspruchungen
werden beidseitig Laschen aufgesetzt. Die Schrauben sind dann zweischnittig bean-
sprucht. Für kleinere zu übertragende Kräfte werden auch einseitige Laschen mit ei-
schnittig beanspruchten Schrauben ausgeführt.

Bild 2.74 Laschenstöße für Fachwerkgurte aus offenen Profilen


116 2 Hallenbau

Ungünstiger als bei Laschenstößen ist die Kraftübertragung im Stirnplattenstoß von


2 Zuggurten, da die entstehenden Zugkräfte in Schweißnähten und Schrauben nicht
zentrisch zueinander angreifen können und damit eine zusätzliche Biegebean-
spruchung der Stirnplatten verursacht wird. Stirnplattenstöße eignen sich besser für
Druckgurte, weil bei der Kraftübertragung durch Kontaktpressung keine Exzentrizitä-
ten auftreten. Bündige Stirnplatten werden deshalb häufig für Druckstäbe und Stäbe
mit geringen Zugkräften verwendet. Bei großen Zugkräften sind in der Regel überste-
hende Stirnplatten erforderlich. Im Bereich der Fachwerkknoten werden fast aus-
schließlich Stirnplattenstöße ausgeführt, da sie weniger Raum beanspruchen als
Laschenstöße und auch zwischen zwei Diagonalen angeordnet werden können, die in
einem Knoten zusammentreffen.

Bild 2.75 Stirnplattenstöße für Fachwerkgurte aus offenen Profilen

Die in Bild 2.74 und Bild 2.75 gezeigten Montagestöße für offene Profile können in
ähnlicher Form auch für Hohlprofile verwendet werden. In Bild 2.76 erkennt man,
dass diese Stoßausbildungen ebenfalls in Laschen- und Stirnplattenstöße unterteilt
werden können, wobei sich analog zu den offenen Profilen Stirnplattenstöße besser
für die Druckgurte und Laschenstöße besser für die Zuggurte eignen. Alle in Bild 2.76
vorgestellten Alternativen eignen sich sowohl für Rohre als auch für Rechteckhohl-
profile.
Die Lösungen mit Scher-Lochleibungsverbindungen lassen verschiedene Ausführun-
gen zu. Relativ kleine Kräfte können durch exzentrisch aufgeschweißte T-Stücke
übertragen werden (Lösung b). Ist die Tragfähigkeit dieser Konstruktionsform mit den
aus schweißtechnischer Sicht nach oben begrenzten Schweißnahtdicken nicht reali-
sierbar, so bietet sich die Lösung mit exzentrisch eingeschlitzten Stabenden an (Lö-
sung c). Bei dieser Konstruktion können wesentlich längere Schweißnähte zum An-
schluss der Verbindungslasche ausgeführt werden. Aus Korrosionsschutzgründen ist
jedoch häufig zusätzlich das Verschließen der Hohlprofilenden durch einen aufge-
schweißten Deckel erforderlich. Für große Kräfte reicht die Tragfähigkeit der ein-
schnittigen Schraubenverbindungen häufig nicht mehr aus, so dass dann zweischnitti-
ge Verbindungen mit zentrisch eingeschlitzten Hohlprofilenden, eingeschweißtem
Verbindungsblech und beidseitig aufgesetzten Laschen ausgeführt werden (Lö-
sung d).
2.5 Fachwerkbinder und Fachwerkrahmen 117

Bild 2.76 Geschraubte Stöße für Fachwerkgurte aus Hohlprofilen


118 2 Hallenbau

2.6 Stützen
2

2.6.1 Querschnitte

Bild 2.77 zeigt übliche Querschnitte für Stützen im Hallenbau. Allen dargestellten
Stützentypen ist gemeinsam, dass für überwiegende Normalkraftbeanspruchung eine
kompakte Querschnittsform und für zusätzliche große Biegebeanspruchung hohe
Querschnitte mit einer ausgeprägten „starken Achse“ gewählt werden können.

Bild 2.77 Stützenquerschnitte

Übliche Fertigungs- oder Lagerhallen mit Spannweiten der einzelnen Hallenschiffe


unter 30 m werden häufig mit Stützen aus gewalzten I-Profilen errichtet. Für biegebe-
anspruchte Rahmenstützen und Giebelwandstützen mit Langlochanschluss unter
Rahmenriegeln kommen vielfach IPE-Profile zum Einsatz, für überwiegend durch
Normalkräfte belastete Innenstützen, angependelte Außenstützen und Giebelwand-
stützen unter Giebelbindern sind HEB- oder HEA-Profile wirtschaftlicher.
Für Spannweiten über 30 m oder bei sehr hohen Hallen ist die Anordnung von
Walzprofilen häufig ungünstig. Man geht bei solchen Hallen dazu über, die Stützen
aus geschweißten I-Profilen herzustellen. Für Rahmensysteme werden dann vorwie-
gend Stützenquerschnitte mit linear veränderlicher Querschnittshöhe ausgeführt, wie
sie in Abschnitt 2.4.1 für Vollwandrahmen vorgestellt werden.
Besonders stark beanspruchte Stützen, die große Industriehallen mit schweren Kran-
bahnen in zwei Richtungen aussteifen, werden heute überwiegend als geschweißte
Hohlkästen ausgeführt. Diese mit Schweißautomaten wirtschaftlich zu fertigenden
2.6 Stützen 119

Konstruktionen wurden in der Vergangenheit meist mit mehrteiligen Stützen reali-


siert, welche in Rahmenstäbe und Gitterstäbe unterschieden werden können. 2
Bild 2.78 zeigt einen Rahmenstab, bei dem zwei I-Profile mit Bindeblechen zu einem
Querschnitt verschweißt sind. Für kleinere Lasten können neben I-Profilen auch
U-Profile als Stützenquerschnitte verwendet werden. Geschraubte Anschlüsse der
Bindebleche werden heute kaum noch ausgeführt. Biegebeanspruchungen der Stütze
werden von Rahmenstäben wie bei einem Vierendeel-Träger abgetragen, Gitterstäbe
verhalten sich wie Fachwerke.
In Bild 2.79 ist eine typische Gitterstütze mit Füllstäben aus Winkelprofilen darge-
stellt. Bei großen Biegebeanspruchungen der Stütze können die relativ knickweichen
Winkelstähle durch steifere U-Profile ersetzt werden. Besonders leichte Gitterstäbe
erhält man für kleine Belastungen durch die Kombination von U-Profil-Gurten mit
Winkelprofil-Füllstäben.

Bild 2.78 Rahmenstütze Bild 2.79 Gitterstütze

2.6.2 Eingespannte Fußpunkte

Bild 2.80 zeigt drei Konstruktionsvarianten zur Ausbildung biegesteif eingespannter


Fußpunkte von Stahlstützen. Allen Konstruktionsvarianten ist gemeinsam, dass man
durch die konstruktive Ausbildung versucht, den Hebelarm der inneren Kräfte zu ver-
größern. Bei der Lösung in Bild 2.80a gelingt dies durch überstehende Fußplatten und
außen liegende Zuganker. Wenn die Biegebeanspruchung größer wird, sollten die
Zuganker weiter entfernt von der Stützenachse angeordnet werden. Zur Vermeidung
zu dicker Fußplatten sind jedoch Steifen erforderlich, siehe auch Bild 2.82. Die kon-
sequente Fortsetzung dieses Prinzips zeigt Bild 2.80b für sehr hohe Momentenbean-
spruchungen. Dabei wird die Auflagerbasis durch eine Quertraverse (Träger) stark
120 2 Hallenbau

vergrößert. Den Lösungen in Bild 2.80a und b ist gemeinsam, dass das Biegemoment
2 durch ein vertikales Kräftepaar (Z, D) aufgenommen wird.

Bild 2.80 Konstruktionsvarianten für biegesteif eingespannte Fußpunkte

Für die statische Berechnung der Konstruktionsvarianten mit vertikalem Kräftepaar


gemäß Bild 2.80a und b wird in DIN EN 1993-1-8 [25] ein einfaches Bemessungsmo-
dell empfohlen, welches in Bild 2.81 dargestellt ist. Danach können prinzipiell die
Kräfte D 1 , D 2 , Z 1 und Z 2 auftreten und vier mögliche Fälle unterschieden werden.
Jeweils zwei Kräfte sind gleich Null und die anderen können wie in Bild 2.81b ange-
geben berechnet werden. In der Praxis kommen häufig Fälle mit Druckbeanspruchung
auf einer Seite und Zugbeanspruchung auf der anderen Seite vor.

Bild 2.81 Zur Übertragung der Schnittgrößen N und M bei Stützenfüßen mit
überstehenden Fußplatten nach DIN EN 1993-1-8 [25]
2.6 Stützen 121

Wenn Fußplatten aufgrund hoher Biegebeanspruchungen sehr dick werden, kann die
Plattendicke durch Aussteifungen reduziert werden. Sie müssen so angeordnet wer- 2
den, dass sie Anteile der einzuleitenden Zug- bzw. Druckkräfte übernehmen.
Bild 2.82 zeigt dazu einige ausgewählte Beispiele.

Bild 2.82 Beispiele zur Aussteifung von Fußplatten

Sofern es um Druckkräfte und Betonpressungen geht, sollte man sich stets an den
mittragenden Flächen der Fußplatte orientieren, da mit den Steifen zusätzliche Flä-
chen aktiviert werden müssen. Die Steifen in Bild 2.82a sind dazu nur beschränkt
tauglich. Bei der Einleitung von Zugkräften aus den Zugankern können sie jedoch die
Biegespannungen in der Platte deutlich reduzieren.
Mit der Konstruktionsvariante in Bild 2.82b und Steifen in Verlängerung der Stützen-
gurte kann eine breitere Fußplatte aktiviert werden. Diese Lösung ist z. B. auch dann
sinnvoll, wenn zur Anordnung der Zuganker eine größere Plattenbreite benötigt wird.
Bei Bild 2.82c und Bild 2.82f bestehen die Stützen aus Rohren. Außenliegende Stei-
fen wie in Bild 2.82c dürfen nur geringe Druckkräfte übernehmen. Da sie außermittig
angeordnet sind, besteht die Tendenz, dass das Rohr bereichsweise nach innen ge-
drückt wird. Sofern große Druckkräfte auftreten, wird das Rohr geschlitzt und die
Steifen werden hindurchgeführt wie in Bild 2.82f.
Bei eckigen Hohlprofilen werden die Steifen in den Ecken angeordnet (Bild 2.82d).
Auf der Mitte der Wandungen sind sie fast wirkungslos, da sie, wie bereits erwähnt,
die Bleche nach innen drücken. Bild 2.82e zeigt einen stark ausgesteiften Stützenfuß,
bei dem große Zugkräfte aus den Ankern in die Stütze eingeleitet werden müssen.
Eine gänzlich andere Konstruktionsvariante ist in Bild 2.80c dargestellt. Dabei wird
das Biegemoment durch ein Köcherfundament und das horizontale Kräftepaar
D H = M/h abgetragen, wobei die horizontalen Kräfte als Resultierende der
Druckspannungen zwischen Stützenflanschen und Fundamentbeton entstehen, wenn
die Stützen in den Fundamentkörper einbetoniert werden.
122 2 Hallenbau

Die erforderliche Einspanntiefe der Stütze wird bestimmt durch das angreifende Mo-
2 ment, die zulässigen Betonpressungen und die Schubtragfähigkeit der Stahlstütze, die
im Bereich der Einspannung durch große Querkräfte beansprucht wird, weil das Ein-
spannmoment auf der Länge der Einspanntiefe von seinem Größtwert auf Null ab-
gebaut wird. Die Rückverankerung der Horizontalkräfte im Fundamentkörper erfolgt
durch Betonstahlzulagen, die analog zu der Bewehrung von Köcherfundamenten für
Betonfertigteilstützen berechnet und konstruiert werden.
Das Bild 2.83 zeigt die Fußeinspannung einer Stahlstütze in einem Köcher aus profi-
liertem Stahlblech. Die gerippte Oberfläche des als verlorene Schalung eingesetzten
Stahlköchers bewirkt dabei eine statisch günstige Verzahnung des Vergussmörtels im
Köcher mit dem umgebenden Fundamentbeton.

Bild 2.83 Köcherfundament

In Betonfundamente eingespannte Stahlstützen werden von Kindmann/Laumann [93]


ausführlich untersucht und Bemessungshilfen zur Verfügung gestellt. Mithilfe von
Tabelle 2.23 aus [93] können erforderliche Einspanntiefen für ausgewählte Schnitt-
größenkombinationen unmittelbar durch Ablesen bestimmt werden.
2.6 Stützen 123

Tabelle 2.23 Erforderlich Einspanntiefen in cm für ausgewählte Schnittgrößen-


kombinationen 2
Nenn- Schnittgrößen- Schnittgrößen- Schnittgrößen- Schnittgrößen-
höhe kombination 1 kombination 2 kombination 3 kombination 4
IPE HEA HEB HEM IPE HEA HEB HEM IPE HEA HE HEM IPE HEA HEB HEM
80 17   15 14 13
100 20 31 33 40 17 26 28 35 17 30 30 33 15 23 24 30
120 23 37 40 46 20 31 33 40 20 36 36 39 18 27 28 34
140 26 42 47 52 23 35 38 45 22 41 42 45 21 31 32 38
160 29 46 51 57 25 39 42 50 25 47 48 51 24 35 36 42
180 33 54 58 63 28 45 47 55 28 53 54 57 27 41 41 46
200 36 58 64 70 31 49 53 60 30 59 60 63 30 45 45 51
220 40 65 71 76 34 54 58 65 33 64 66 69 33 50 50 55
240 44 71 78 89 38 60 64 76 36 70 72 75 36 54 54 64
260 79 86 97 66 70 82 76 77 81 59 59 69
270 47   41 41 41
280 83 91 102 70 74 86 82 83 87 63 63 72
300 51 90 97 114 45 76 80 97 45 88 89 94 45 68 68 82
320 95 101 118 79 83 100 88 89 94 68 69 84
330 56   50 48 50
340 97 102 119 81 84 101 88 90 94 68 70 85
360 61 98 104 119 54 82 85 102 51 89 90 94 54 68 71 86
400 65 100 105 121 60 84 87 104 55 89 90 94 60 69 72 88
450 70 106 111 124 68 89 93 107 58 90 90 94 68 74 77 91
500 76 112 117 127 75 93 98 110 61 90 91 94 75 77 82 93
550 83 115 120 130 83 96 102 113 64 90 91 94 83 81 85 96
600 90 118 123 133 90 99 105 116 67 90 91 94 90 89 90 98
650  121 126 136 102 108 119 91 91 94 96 98 101
700  122 128 139 104 111 121 91 92 94 104 105 107
800  128 136 146 119 120 128 91 92 94 119 120 122
900  136 144 152 134 135 137 92 92 94 134 135 137
1000  149 151 159 149 150 151 92 93 94 149 150 151
Schnittgrößen an der Einspannstelle: Schnittgrößenkombinationen
1 2 3 4
N E /N pl d 0,10 d 0,10 NE d d 0,10
A Steg ˜ f y,d
M y,E /M pl,y d 1,00 d 0,85 =0 d 0,70
V z,E /V pl,z d 0,33 d 0,33 =0 d 0,33
M z,E /M pl,z =0 =0 d 0,95 d 0,50
V y,E /V pl,y =0 =0 d 0,05 d 0,05
Voraussetzungen:

Beton B 25 oder C 25/30 Walzprofil S 235 J M = 1,1

Reibung P d = 0,33 Verbundspannungen W vb


124 2 Hallenbau

2.6.3 Gelenkige Fußpunkte


2
Die in diesem Abschnitt vorgestellten Stützenfußkonstruktionen erfüllen folgende
Anforderungen:
x Übertragung von Drucknormalkräften in die Fundamente
x Übertragung von Zugnormalkräften in die Fundamente
x Übertragung von Querkräften (Horizontalschub) in die Fundamente
x Toleranzausgleich in horizontaler Richtung
x Toleranzausgleich in vertikaler Richtung
x Entkoppelung der Baustellenarbeiten von Massivbau (Erstellung der Fundamente)
und Stahlbau (Montage des Stahltragwerkes)
Allen Fußpunkten gemeinsam ist die Abtragung von Drucknormalkräften aus der
Stahlstütze über Kontaktpressung einer angeschweißten Fußplatte in das Fundament,
siehe z. B. Bild 2.87. Die mitwirkenden Bereiche der Fußplatten müssen dabei die
Aufstandsfläche der Stützen mindestens im Verhältnis der vorhandenen Stahlspan-
nungen zu den Grenzspannungen der verwendeten Betongüte vergrößern. Die er-
forderliche Materialdicke der Fußplatten ergibt sich bei bündigen Fußplatten aus der
Biegebeanspruchung der dreiseitig zwischen Stützensteg und den zwei angrenzenden
Flanschhälften gespannten Platte, die von unten durch die Betonpressungen belastet
wird (siehe Bild 2.84). Überstehende Fußplatten können mit dem äquivalenten T-
Stummel-Modell gemäß DIN EN 1993-1-8 [25] bemessen werden (siehe Bild 2.85).
Die Abtragung von Zugnormalkräften erfolgt bei den vorgestellten Fußpunktlösungen
durch unterschiedliche Arten von Zugankern.

Profilbündige Fußplatten
Für Stützen mit profilbündigen Fußplatten wie in Bild 2.84a wird von einer gleichmä-
ßigen Betonpressung unter der Fußplatte ausgegangen. Sie beträgt:
V c N l p ˜ bp (2.1)
und muss kleiner als die Grenzbetonpressung sein. Zur Überprüfung der Biegespan-
nungen in der Fußplatte wird die Betonpressung als gleichmäßig verteilte Plattenbe-
lastung aufgebracht und aufgrund der Durchbiegungen in Bild 2.84b von zwei dreisei-
tig gelagerten Platten ausgegangen. Dabei werden gelenkig gelagerte Ränder im Be-
reich der Profilgurte und ein eingespannter Rand am Profilsteg angenommen. Das
betragsmäßig größte Biegemoment ist das Einspannmoment in der Mitte des Steges.
Wenn man für die Plattenabmessungen auf der sicheren Seite h und b/2 (Profilab-
messungen) ansetzt, kann es wie folgt ermittelt werden:
m V c ˜ h ˜ b 2 ˜Dm (2.2)
Der Beiwert D m erfasst die Momentenbeanspruchung für verschiedene Breiten-/Län-
genverhältnisse. Er kann den Tabellen von Stiglat/Wippel in [151] oder für Stützen
aus Walzprofilen Bild 2.84c entnommen werden. Als Grenzmoment wird
grenz m f y ,d ˜ d p2 6 (2.3)
angesetzt.
2.6 Stützen 125

Mit diesem Grenzmoment nach der Elastizitätstheorie ist dann der Nachweis
m d grenz m (2.4) 2
zu führen. Die beschriebene Nachweismethode kann auch zur Ermittlung der erforder-
lichen Fußplattendicke verwendet werden:

h ˜b Vc N
dp t 3˜ ˜ 1,73 ˜ (2.5)
Dm f y,d Dm ˜ f y,d

a) Profilbündige Fußplatte b) Plattenbiegung

c) Stützen aus Walzprofilen und Ermittlung des Einspannmomentes m = V c ˜ h ˜ b/(2 ˜ D m )

IPE-Profile HEA-, HEB- und HEM-Profile

100 bis
140 bis 600 340 400 450 500 550 600
300
0,26 bis a a a a a a
b/(2 ˜ h) a 0,50
0,18 0,44 0,38 0,33 0,30 0,27 0,25
Dm 9,0 bis 9,1 a 6,8 a 7,0 a 7,2 a 7,6 a 8,1 a 8,6 a 9,0

Bild 2.84 Bemessung von Stützenfüßen mit profilbündigen Fußplatten


126 2 Hallenbau

Überstehende Fußplatten
2
Bei Stützen mit überstehenden Fußplatten werden die in Bild 2.85 skizzierten Auf-
standsflächen als rechnerisch mittragend angenommen. Diese Flächen sollen für äqui-
valente T-Stummel gemäß DIN EN 1993-1-8 [25] ermittelt werden. Das Maß c ergibt
sich aus der Einhaltung der Grenzbetonpressung und aus der Begrenzung der Biege-
beanspruchung in der Fußplatte gemäß Bild 2.85c.

Bild 2.85 Bemessung von Stützenfüßen mit überstehenden Fußplatten gemäß


DIN EN 1993-1-8 [25]

Für die Übertragung von Horizontalkräften zwischen Stützenfuß und Fundament be-
stehen drei Möglichkeiten:
x Reibung (siehe dazu DIN EN 1993-1-8 [25] Abschnitt 6.2.2(6). Der Reibbeiwert
zwischen Fußplatte und Mörtelschicht wird dort mit 0,20 angegeben.)
x Abscheren der Ankerschrauben (nur wenn das Lochspiel in der Fußplatte klein ist
und damit einer SL-Verbindung entspricht) und Krafteinleitung parallel zur Ober-
fläche des Fundamentbetonkörpers über die Ankerschrauben als einbetonierte Bol-
zen
x Schubknaggen oder Kopfbolzendübel
2.6 Stützen 127

Bei einer Beanspruchung der Ankerschrauben als einbetonierte Bolzen durch Quer-
kräfte ist zu beachten, dass in der Regel auch Biegemomente auftreten, da die Quer- 2
kräfte oberhalb des Betonkörpers in die Ankerschraube eingeleitet werden (siehe z. B.
Bild 2.89). Die Ermittlung des auf die Ankerschraube wirkenden Momentes kann wie
in Bild 2.86 für Dübel zur Verankerung im Beton erfolgen. Angaben zur Bemessung
enthält Heft 346 des DAfStb.

Bild 2.86 Hebelarme für biegebeanspruchte Dübel und einbetonierte Bolzen

Stützen von Zweigelenkrahmen unterscheiden sich von Pendelstützen bezüglich der


Fußpunkte dadurch, dass deutlich größere Horizontalkräfte in die Fundamente einge-
leitet werden müssen, was sich in den ausgeführten Konstruktionen niederschlägt.
Üblich sind Lösungen mit Kopfbolzendübeln oder mit einer unter die Fußplatte ge-
schweißten Schubknagge aus einem Walzprofilstummel, der als kurzer Kragträger
horizontale Druckspannungen auf den Fundamentbeton überträgt.
Bezüglich des vertikalen Toleranzausgleichs zwischen Betonbau und Stahlbau kön-
nen zwei verschiedene Lösungsmöglichkeiten unterschieden werden: Vergussfuge und
Futterbleche. Die erste Möglichkeit erfordert das Ausrichten der Stütze auf unter-
gelegten Keilen oder Stellmuttern unter der Fußplatte. In einem zweiten Arbeitsschritt
wird dann der Spalt zwischen Fußplatte und Fundament mit schwindarmem Verguss-
mörtel ausgefüllt und nach dessen Erhärten die Keile wieder entfernt. Die zweite
Möglichkeit erfordert den Einbau von Verlegeschablonen vor dem Betonieren der
Fundamente. Auf diesen Stahlplatten können die Fußplatten der Stahlstützen dann
durch Zwischenschaltung von Futterblechen millimetergenau in der Höhe ausgerichtet
werden.
Bezüglich des horizontalen Toleranzausgleichs zwischen den Verankerungselementen
und der Sollage der Stützenfüße können ebenfalls zwei grundsätzliche Lösungsansät-
ze unterschieden werden: Im Montagezustand verschiebliche Verankerungselemente
und feste Verankerungselemente mit Verschieblichkeit zwischen Ankerkopf und Fuß-
platte. Die erste Lösung besteht in einer Fixierung der Verankerungselemente durch
Vergussmörtel, Reaktionsharz oder Baustellenschweißung im Nachlauf zur Montage
der Stützen. Die zweite Lösung mit fest einbetonierten Verankerungselementen erfor-
dert große Löcher in den Stützenfußplatten zur Durchführung der Anker und große
Futterscheiben zur Überbrückung des Lochspiels. Diese Anker eignen sich nur dann
128 2 Hallenbau

zur Übertragung von Horizontalkräften durch Abscheren, wenn die Futterscheiben


2 nach der Montage der Stützen mit den Fußplatten verschweißt werden.
Unterschiedliche Möglichkeiten zur Verankerung der abhebenden Auflagerkräfte und
zur Übertragung kleiner und großer Horizontalschubkräfte in die Fundamente sind in
Bild 2.87 bis Bild 2.98 dargestellt. Einen Überblick über die verschiedenen Varianten
gibt Tabelle 2.24.

Tabelle 2.24 Horizontalschubübertragung, horizontaler und vertikaler Toleranzaus-


gleich zwischen Stützenfuß und Fundament bei verschiedenen Fuß-
punktlösungen

Fußpunktlösung Horizontalschub- Toleranzausgleich Toleranzausgleich


gemäß Bild Nr. übertragung horizontal vertikal

Bild 2.87 Verbundanker nachträgliches Set- Vergussfuge


Verbundanker zen der Verbundan-
ker

Bild 2.89 angeschweißte


Einbetonierte Anker- Futterscheiben
schrauben mit Verlege- und Ankerschrau-
schablone ben als Bolzen
Bild 2.90 angeschweißte große Ankerlöcher in
Einbetonierte Anker- Futterscheiben der Fußplatte und
schrau- und Futterscheiben
ben mit Schubwinkel Schubwinkel
Bild 2.91 Schubknagge
Einbetonierte Anker-
schrauben mit Traverse

Bild 2.92 verschiebliche An-


Ankerschrauben mit Tra- kerschrauben und
verse im Ankerkanal nachträglicher Ver-
guss
Bild 2.93 Ankerschrauben
Ankerschrauben in gewell- als Bolzen
ten Hüllrohren

Bild 2.94 Schubknagge


Ankerschrauben in Hüll-
rohren mit überstehenden,
einbetonierten Anker-
scheiben
Bild 2.95 Gewindebolzen Baustellenschweiß- Futterbleche
Anschweißplatte mit ein- und Ankerschlau- naht zwischen Ver-
geschweißten Gewinde- fen als Bolzen legeschablone und
bolzen Anschweißplatte
Bild 2.96 Schublaschen und
Anschweißplatte mit auf- Kopfbolzendübel
geschweißten Gewinde-
bolzen und Schublaschen
2.6 Stützen 129

In Bild 2.87 ist eine sehr montagefreundliche Fußpunktlösung unter Verwendung von
Verbundankern dargestellt. Die Stützen können dabei an beliebiger Stelle auf den 2
vorgefertigten Fundamenten verankert werden, indem durch die Öffnungen in der
Fußplatte Ankerlöcher gebohrt, eine mit Reaktionsharz gefüllte Mörtelpatrone ein-
gesetzt und dann die Ankerstäbe eingetrieben werden, wodurch die Patronen auf-
brechen und die zwei Komponenten des Reaktionsharzes freisetzen. Nach dem Aus-
härten der Ankerkörper und dem Verguss der Fuge zwischen Stützenfußplatte und
Fundamentbeton mit schwindarmem Zementmörtel kann die Verschraubung der Stüt-
zenfüße angezogen werden. Verbundanker können nur relativ geringe Kräfte, diese
jedoch gleichermaßen gut in Achsrichtung und senkrecht dazu, übertragen. Zulässige
Belastungen, Mindestrandabstände und Mindestankerabstände bei Ankergruppen sind
den herstellergebundenen bauaufsichtlichen Zulassungen zu entnehmen. Fußpunktlö-
sungen mit Verbundankern werden im Hallenbau überwiegend bei Giebelwandstützen
ausgeführt (häufig M16). Die bei Stützen von Zweigelenkrahmen auftretenden großen
Horizontalkräfte können meist nicht durch Verbundanker übertragen werden.

Bild 2.87 Stützenfuß mit Verbundankern


130 2 Hallenbau

Die Tragfähigkeit von Verbundankern ist in bauaufsichtlichen Zulassungen geregelt.


2 Da die Berechnungen aufwändig sind, werden von den Herstellern der Verbundanker
Bemessungshilfen und Bemessungssoftware zur Verfügung gestellt, die aufgrund der
Vielfalt hier nur beispielhaft vorgestellt werden können.
Als grundlegende Information sind in Tabelle 2.25 maximale Zug- und Querlasten für
ausgewählte Anwendungsfälle zusammengestellt.

Tabelle 2.25 Grenzlasten von Ankerplatten mit Verbundankern in gerissenem und


ungerissenem Beton

Anord- Rand- und Achsabstände


Anker- Zuglast Querlast
nung
bezeichnung c 1 [mm] c 2 [mm] s 1 [mm] s 2 [mm] N R,d [kN] V R,d [kN]
Typ

1 170 M 20 200 200 - - 27,0 19,1


2 125 M 16 200 200 - 130 30,8 16,3
3 100 M 12 100 100 150 150 26,3 8,4
3 100 M 12 150 150 100 100 29,2 12,2
2 170 M 20 200 200 - 400 50,9 19,1
2 170 M 20 300 300 - 300 57,8 35,2
3 125 M 16 200 200 130 300 55,1 20,5
3 170 M 20 200 200 200 200 56,0 26,8
2 220 M 24 300 300 - 300 70,0 38,3
3 170 M 20 300 300 200 200 70,5 44,6
3 170 M 20 300 300 500 300 114,4 49,3
3 220 M 24 300 500 400 600 148,7 91,4

Anmerkungen: Beton mindestens C 20/25


Die Werte von N R,d und V R,d gelten jeweils für die alleinige Wirkung einer Schnittgrö-
ße.
2.6 Stützen 131

Die verwendeten Dübel sind UMW multicone Verbundanker der Fa. Fischer. Die in
Tabelle 2.25 angegebenen Beanspruchbarkeiten wurden mit dem Programm Com- 2
puFix 8.0 der Fa. Fischer ermittelt und sind Bemessungswerte der Beanspruchbarkei-
ten im Sinne des EC3. Grundlage ist die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung Z-
21.1-745 des DIBt vom 22. 5. 2000 für Verankerungen in gerissenem und ungerisse-
nem Beton bei vorwiegend ruhender Beanspruchung. Für Verankerungen bei
vorwiegend nicht ruhender Belastung können Upat UMV multicone dynamic Ver-
bundanker verwendet werden (Zulassung Z-21.3-1662). Bei der Bezeichnung der An-
ker in Tabelle 2.25 kennzeichnet die erste Zahl die effektive Verankerungstiefe und
die Zahl nach dem Buchstaben M den Gewindedurchmesser. Es wird hier nur eine
kleine Auswahl an Tragfähigkeitswerten wiedergegeben. Dies zeigt sich auch in der
Beschränkung auf die Betonfestigkeitsklasse C 20/25.
Bei gemeinsamer Wirkung von Zug- und Querlasten ist zusätzlich die Interaktionsbe-
dingung
N N R ,d  V VR ,d d 1,2 (2.6)
einzuhalten. N und V sind dabei Bemessungswerte der Einwirkungen im Sinne von
EC3. Die Definition der Rand- und Achsabstände kann Bild 2.88 entnommen werden.

Bild 2.88 Achs- und Randabstände von Dübeln und Verbundankern


132 2 Hallenbau

Bild 2.89 zeigt eine Lösung mit einbetonierten Ankerschrauben. Die beiden Anker
2 weisen umgebogene Enden auf, um den Ausziehwiderstand zu erhöhen und sind im
Kopfbereich durch eine Verlegeschablone fixiert, damit sie während des Betonier-
vorgangs nicht verrutschen. Die Höhenjustierung der Stütze kann bei dieser Kon-
struktion sehr einfach ohne Keile durch die Muttern unter der Stützenfußplatte erfol-
gen. Die horizontale Ausrichtung wird mit großen Ankerlöchern in der Fußplatte und
zugehörigen Futterscheiben realisiert. Größere Horizontalkräfte können nur über-
tragen werden, wenn die Futterscheiben zur Überbrückung des Lochspieles mit der
Fußplatte verschweißt werden, da dann die Ankerschrauben als einbetonierte Bolzen
beanspruchbar sind.

Bild 2.89 Stützenfuß mit einbetonierten Ankerschrauben und Verlegeschablone


2.6 Stützen 133

Mit den in Bild 2.90 dargestellten Varianten zur Fußpunktlösung in Bild 2.89 können
die übertragbaren Horizontalkräfte vergrößert werden. Dafür werden die Anker- 2
schrauben mit einem Schubwinkel (anstelle der Verlegeschablone) verschweißt. Die
Horizontalkräfte werden dann über den Winkel in den Fundamentbeton eingeleitet
und nicht über die Ankerschrauben als einbetonierte Bolzen. Bezüglich der Anord-
nung können Lösungen mit horizontalem Winkel (Bild 2.90a) und Lösungen mit ver-
tikalem Winkel (Bild 2.90b) unterschieden werden.

Bild 2.90 Ankerschrauben mit Schubwinkel


134 2 Hallenbau

Eine Standardlösung ist in Bild 2.91 dargestellt. Die beiden einbetonierten Anker-
2 schrauben sind an ihren Enden zur Erhöhung des Ausziehwiderstandes und zur gegen-
seitigen Lagesicherung mit einer Winkelstahltraverse verschweißt. Für Schrauben, an
denen Schweißarbeiten durchgeführt werden, dürfen keine Schraubenwerkstoffe 4.6,
5.6, 8.8 und 10.9 verwendet werden, sondern nur Gewindebolzen aus Baustahl, der
einen niedrigeren Kohlenstoffgehalt aufweist als die Schraubenwerkstoffe. Da die
Anker zum Zeitpunkt der Stützenmontage bereits unbeweglich einbetoniert sind, müs-
sen in der Stützenfußplatte große Löcher vorgesehen und mit Futterscheiben über-
brückt werden, um die Stütze horizontal exakt ausrichten zu können. Im Gegensatz
zur Fußkonstruktion in Bild 2.89 kann bei dieser auch für Stützen von Zweigelenk-
rahmen geeigneten Lösung keine Verlegeschablone zur Fixierung der Ankerköpfe
eingebaut werden, da diese räumlich mit der für die Schubknagge erforderlichen Aus-
sparung im Fundament kollidieren würde.

Bild 2.91 Stützenfuß mit einbetonierten Ankerschrauben, Winkelstahltraverse und


Schubknagge
2.6 Stützen 135

Bild 2.92 zeigt eine in der Vergangenheit häufig ausgeführte Konstruktionsform mit
Ankerkanal. Bei dieser Lösung werden die Ankerschrauben an ihren Enden umge- 2
bogen und unter einbetonierten Rund-, Flach- oder Winkelstahltraversen eingehakt.
Nach dem Ausrichten der Stütze auf Keilen wird der Ankerkanal über eine ange-
schrägte Seitenwand mit Zementmörtel vergossen. Da aber das Ein- und Ausschalen
der Aussparung im Fundament mit der zusätzlich gegebenen Durchdringung von
Schalhaut und Stahltraverse einen unverhältnismäßig großen Arbeitsaufwand ver-
ursacht, werden heute überwiegend andere Stützenfußkonstruktionen gewählt.

Bild 2.92 Stützenfuß mit Ankerkanal und Schubknagge


136 2 Hallenbau

In Bild 2.93 ist eine betonbaugerechte Variante der Stützenfußverankerung darge-


2 stellt. Dabei sind lediglich gewellte Hüllrohre vor dem Betonieren der Fundamente
einzubauen. Die Stahlbaufirma kann dann für die Stützenmontage Ankerschrauben in
die senkrechten Aussparungen einstellen, horizontal und vertikal ausrichten und
schließlich die Hüllrohre zusammen mit der Mörtelfuge für die exakte vertikale Posi-
tionierung der Stütze verpressen. Durch die gewellten Hüllrohre entsteht ein guter
Verbund zwischen Füllbeton und Fundament, so dass die Ankerkräfte durch die Ver-
bundspannung der Ankerschäfte begrenzt werden. Dieser Stützenfußtyp kann durch
Anschweißen einer Schubknagge auch zur Übertragung größerer Horizontalkräfte
ertüchtigt werden und ist dann auch für Stützen von Zweigelenkrahmen geeignet.

Bild 2.93 Stützenfuß mit Ankerschrauben in gewellten Hüllrohren


2.6 Stützen 137

Bild 2.94 zeigt die in Großbritannien übliche Lösung zur Verankerung gelenkig gela-
gerter Stahlstützen. Bei dieser ebenfalls betonbaugerechten Variante werden Anker- 2
schrauben in Kunststoffhüllrohren mit Ankerscheiben an den Enden einbetoniert. Die
horizontale Verschieblichkeit der Stütze während des Montagevorganges ist durch
den Bewegungsspielraum der Ankerschrauben innerhalb der Hüllrohre gegeben. Nach
dem Ausrichten der Stütze wird die durch Unterkeilung geschaffene Fuge zwischen
Fußplatte und Fundamentoberkante zusammen mit den Ankerhüllrohren vergossen.
Reicht die über die Hüllrohrquerschnitte hinausragende Fläche der Ankerscheiben
nicht aus, um die Ankerzugkräfte in die Fundamente einzuleiten, so können alternativ
auch die in Bild 2.93 dargestellten gewellten Hüllrohre verwendet werden, die eine
zusätzliche Verzahnung des Vergussmörtels mit dem Fundamentbeton im Bereich des
Ankerschaftes bewirken.

Bild 2.94 Stützenfuß mit Ankerschrauben in Hüllrohren und überstehenden,


einbetonierten Ankerscheiben
138 2 Hallenbau

Bild 2.95 zeigt eine Konstruktion mit Futterblechen für den vertikalen Toleranzaus-
2 gleich. Vor dem Betonieren der Fundamente werden dafür Verlegeschablonen mit
angeschweißten Rundstahlankerschlaufen und durchgesteckten Bewehrungsstäben
eingebaut. Die exakte horizontale Ausrichtung der Stützen erfolgt durch Stahlplatten,
die auf der Baustelle eingemessen und mit den Verlegeschablonen verschweißt wer-
den. In diese Stahlplatten sind kurze, normalfeste Gewindebolzen aus Baustahl einge-
schweißt, mit denen die Stützenfußplatten unter Zwischenschaltung von Futterblechen
verschraubt werden können. Schraubenwerkstoffe sind aufgrund des hohen Kohlen-
stoffgehaltes nicht schweißbar und können für die Gewindebolzen nicht verwendet
werden. Ein großer Montagevorteil dieser Lösung liegt darin, dass zur exakten Positi-
onierung der Stützen nur die handlichen Anschweißplatten eingemessen werden müs-
sen und dadurch Schweißpersonal und Montagekran unabhängig voneinander auf der
Baustelle arbeiten können. Größere Horizontalkräfte können von dieser Stützenfuß-
konstruktion übertragen werden, wenn zusätzlich Schubknaggen oder Kopfbolzendü-
bel vor dem Einbetonieren unter die Verlegeschablone geschweißt werden.

Bild 2.95 Stützenfuß mit Verlegeschablone und Anschweißplatte mit


eingeschweißten Gewindebolzen
2.6 Stützen 139

In Bild 2.96 ist eine weitere Konstruktion mit Futterblechen für den vertikalen Tole-
ranzausgleich dargestellt. Vor dem Betonieren der Fundamente werden dafür 2
Verlegeschablonen mit angeschweißten Kopfbolzendübeln eingebaut, welche die Ho-
rizontalkräfte am Stützenfuß in den Fundamentbeton einleiten. Diese Stützenfußvari-
ante unterscheidet sich von der Lösung in Bild 2.95 nicht nur durch die Kopfbolzen-
dübel, sondern auch dadurch, dass die Gewindebolzen aus Baustahl im Bolzen-
schweißverfahren auf die Anschweißplatte aufgeschweißt sind und die Horizontal-
kräfte die Gewindebolzen nicht auf Abscheren beanspruchen, da seitlich
Schublaschen zwischen Verlegeschablone und Stützenfußplatte angeschweißt werden.

Bild 2.96 Stützenfuß mit Verlegeschablone, Anschweißplatte mit aufgeschweißten


Gewindebolzen und Schublaschen
140 2 Hallenbau

2.6.4 Fundamente
2
Hallenwände und Außenstützen werden in der Regel auf Streifenfundamenten aufge-
lagert. Besonders stark belastete Stützen, wie sie bei Riegelstützweiten über 20 m
vorkommen, erfordern oft eine lokale Verbreiterung der Streifenfundamente im Be-
reich der Stützen. Bild 2.97 zeigt ein durchlaufendes Streifenfundament, Bild 2.98 die
lokal verbreiterte Variante mit Einzelfundamenten unter den Stützen, wobei die Be-
wehrung des Einzelfundamentes nicht dargestellt ist.
Die Höhe der Fundamente ergibt sich durch die Forderung nach frostfreier Gründung
üblicherweise zu mindestens 80 cm. Die Breite ist abhängig von den Auflasten und
den zulässigen Bodenpressungen, welche häufig über 200 kN/m2 liegen.
Reicht die in der Sohlfuge der Fundamente über Reibung aktivierte Horizontalkom-
ponente der Auflast nicht aus, um dem Horizontalschub der Stützenfüße mit ausrei-
chendem Sicherheitsabstand das Gleichgewicht zu halten, so kann eine Rückver-
ankerung in der Bodenplatte der Halle mit horizontal angeordneten Zugschlaufen aus
Bewehrungsstahl erfolgen.
Bei der Lösung gemäß Bild 2.97 wird die Horizontalkraft am Stützenfuß über die
Schubknagge und die Zugschlaufe in die bewehrte Sohlplatte eingeleitet und mit der
Horizontalkraft an der anderen Seite der Halle kurzgeschlossen.
Bei der Lösung gemäß Bild 2.98 ist keine Schubknagge erforderlich, da die Horizon-
talkraft über Kontaktpressung des einbetonierten Stützenfußes in das Fundament ein-
geleitet wird. Statisch günstig ist ein breites Fundament mit exzentrisch nach innen
angeordneter Stütze. Die Resultierende aus Vertikal- und Horizontallast in der Sohl-
fuge des Fundamentes greift dann ungefähr in Fundamentmitte an, was günstig für
den Nachweis der Bodenpressungen ist. Zu beachten ist jedoch, dass an der Stützen-
außenseite verbreiterte Fundamente bei Grenzbebauung häufig nicht möglich sind.
Wandverkleidungen aus Stahltrapezprofilen können, wie in Bild 2.97 gezeigt, an den
Wandriegeln aufgehängt oder auf den Fundamenten aufgeständert werden. In der
Regel erfolgt eine Aufhängung der Trapezprofile, um Korrosion an den Stirnflächen
zu vermeiden. Häufig wird dabei der Sockelbereich der Wandverkleidung in Mauer-
werk ausgeführt, um die Konstruktion unempfindlicher gegen horizontale Stoßlasten
zu machen. Wandplatten aus Porenbeton werden zumeist, wie in Bild 2.98 gezeigt,
auf den Streifenfundamenten aufgelagert. Die Lagerfuge der Porenbetonwand wird
dabei bewusst höher als die Lagerfuge des Stützenfußes angeordnet, wodurch eine
ebenfalls stoßunempfindliche Wandkonstruktion aus Stahlbeton im Sockelbereich
realisiert wird.
2.6 Stützen 141

Bild 2.97 Streifenfundament mit aufgesetztem Stützenfuß


142 2 Hallenbau

Bild 2.98 Einzelfundament mit eingelassenem Stützenfuß


2.7 Wandverkleidung 143

2.7 Wandverkleidung
2

2.7.1 Übersicht

Für die Wandverkleidung werden im Stahlhallenbau eine Vielzahl von Materialien


und Querschnitten verwendet. Tragende Teile des Wandquerschnitts können aus
Stahltrapezprofilen, Stahlkassettenprofilen, Porenbeton- und Bimsbetonplatten oder
Mauerwerk bestehen. Wärmedämmende Schichten des Wandquerschnitts werden mit
Mineralfasermatten oder Kunststoffhartschäumen realisiert. Tabelle 2.26 gibt einen
Überblick über häufig ausgeführte Wandverkleidungen im Stahlhallenbau.

Tabelle 2.26 Übliche Wandverkleidungen im Stahlhallenbau

Wandverkleidung Bemessung übliche Stützweite

x Faserzementwellplatten DIN EN 494 und 1,1 bis 2,4 m


Zulassung zwischen Wandriegeln

x Trapezprofile DIN 18807 und


EC3 Teil 1-3 3 bis 5 m

x Sandwichelemente Zulassung zwischen Wandriegeln

x Kassettenprofile Zulassung und


EC3 Teil 1-3

x Porenbetonplatten DIN 4223 und 5 bis 7 m


Zulassung zwischen Stützen

x Bimsbetonplatten DIN 4028 und DIN 4219

x Mauerwerk EC6 Teil 3 Zulässige Ausfachungsfläche von


NA (Anhang C) nichttragenden Außenwänden
ohne rechnerischen Nachweis
nach Tabelle NA.C.1.

2.7.2 Trapezprofile

Bild 2.99 zeigt eine einschalige, ungedämmte Trapezprofilwand aus vertikal zwischen
Wandriegeln gespannten Trapezprofilen, welche für unbeheizte Lagerhallen verwen-
det werden können. Gedämmte Wandquerschnitte mit tragenden Schalen aus Stahl-
blech für beheizte Hallen sind in Bild 2.100 bis Bild 2.104 dargestellt. Verschiedene
übliche Querschnitte für die Wandriegel und deren Befestigung an den Hallenstützen
werden in Abschnitt 2.8 „Wandriegel“ vorgestellt.
144 2 Hallenbau

Bild 2.99 Einschalige, ungedämmte Trapezprofilwand

Ein Beispiel für eine zweischalige, wärmegedämmte Trapezprofilwand, die auf der
Baustelle in drei Schichten montiert werden muss, gibt Bild 2.100. Innen- und Außen-
schale bestehen jeweils aus vertikal gespannten Trapezprofilen, welche durch Z-
förmige Distanzprofile und einen thermischen Trennstreifen verbunden sind. Da-
zwischen werden Dämmstoffmatten aus Mineralfasern eingeschoben. Die Befestigung
der Trapezprofile erfolgt analog zur Montage der Dachquerschnitte aus Stahltra-
pezprofilen an den Distanzprofilen mit selbstbohrenden Schrauben und an der Unter-
konstruktion aus Wandriegeln mit Setzbolzen, siehe Bild 2.16 und Bild 2.17.

Bild 2.100 Zweischalige, wärmegedämmte Trapezprofilwand


2.7 Wandverkleidung 145

2.7.3 Kassettenprofile
2
Eine häufig ausgeführte Alternative zum zweischaligen, wärmegedämmten Quer-
schnitt aus Bild 2.100 ist in Bild 2.101 dargestellt. Bei dieser Konstruktion entfallen
sowohl Distanzprofile als auch Wandriegel, da als Innenschale sogenannte Stahlkas-
settenprofile horizontal von Stütze zu Stütze gespannt werden. Die Befestigung der
vertikal gespannten Außenschale aus Stahltrapezprofilen erfolgt an den Obergurten
der Kassettenprofile. Die Dämmung kann in Form von Mineralfasermatten zwischen
die Stege der Kassettenprofile geschoben werden. Weitere Informationen zum bau-
physikalischen Verhalten einschließlich Brandschutz und zu Verbindungen von
Stahlkassettenwänden findet man in [81].

Bild 2.101 Kassettenwand


146 2 Hallenbau

Tabelle 2.27 Belastungstabelle FischerKASETTE FI 100/600 Winddruck


2 [http://www.fischerprofil.de]
2.7 Wandverkleidung 147

Tabelle 2.28 Belastungstabelle FischerKASETTE FI 100/600 Windsog


[http://www.fischerprofil.de] 2
148 2 Hallenbau

2.7.4 Sandwich-Querschnitte
2
Analog zu den Sandwich-Elementen für die Dacheindeckung von Stahlhallen sind
auch Sandwich-Elemente für Wandkonstruktionen im Handel erhältlich. Sie bestehen
wie die zugehörigen Dachquerschnitte aus zwei Stahlblechschalen, die schubfest mit
einer Kerndämmung aus Polyurethanhartschaum verbunden sind. Durch die schubfes-
te Verbindung der Innen- und Außenschale besitzen die montagefertigen Wandtafeln
eine große Steifigkeit, so dass sie im Vergleich zu zweischaligen Stahltrapezprofil-
wänden mit einer deutlich niedrigeren Profilhöhe der einzelnen Stahlblechschalen
auskommen. Querschnitte wie in Bild 2.102 sind deshalb nicht nur raumsparender, sie
weisen auch eine glattere Oberfläche auf, wodurch sie eine andere architektonische
Wirkung als Wände aus Stahltrapezprofilen haben.

Bild 2.102 Wand aus Sandwich-Elementen

Tabelle 2.29 Belastungstabelle FischerTHERM LL 80 0,55/0,50 Winddruck


[http://www.fischerprofil.de]
2.7 Wandverkleidung 149

Tabelle 2.30 Größte zulässige Werte der Ausfachungsfläche von nichttragenden


Außenwänden ohne rechnerischen Nachweis nach DIN EN 1996-3/NA 2
(Anhang C)

2.7.5 Mauerwerk

Eine klassische Alternative zu Bauteilen aus Stahlblech ist die Ausfachung der Hal-
lenwände zwischen den Stützenachsen in Mauerwerk. Hierbei können alle aus dem
Mauerwerksbau bekannten Wandquerschnitte in Abhängigkeit von bauphysikalischen
und optischen Anforderungen ausgeführt werden. Gemeinsam ist allen Wand-
querschnitten – einschalig, zweischalig, gedämmt, ungedämmt, mit und ohne Luft-
schicht –, dass die Verarbeitung der kleinformatigen Mauersteine höhere Lohnkosten
und längere Bauzeiten verursacht.
Für den Anschluss der gemauerten Wände an die Stahlstützen werden häufig die bei-
den in Bild 2.103 gezeigten Lösungen ausgeführt. Die Übertragung der Windkräfte
von den ausfachenden Außenwänden auf die Stahlstützen erfolgt entweder durch Aus-
mauerung der Stützenprofilkammern oder durch Anordnung spezieller Mauerwerks-
anker. Diese Anschlusstechnik besteht aus Ankerblechen, die in der Mörtelfuge zwi-
schen zwei Steinschichten verlegt werden und mit ihren Enden vertikal beweglich in
eine lotrecht an den Stahlstützensteg angeschweißte Ankerschiene eingreifen. Der
vertikale Abstand der Ankerbleche untereinander beträgt dabei je nach Mauerwerksart
250 bis 400 mm.
Bei vorwiegend windbelasteten, nichttragenden Ausfachungswänden ist kein geson-
derter Nachweis erforderlich, wenn die Wände vierseitig gehalten sind (z.B. durch
Verzahnung, Versatz oder Anker) und die Größe der Ausfachungsflächen h i ·l i nach
Tabelle 2.30 eingehalten ist, wobei h i die Höhe und l i die Länge der Ausfachungsflä-
che ist.
150 2 Hallenbau

Bild 2.103 Anschluss ausfachender Mauerwerkswände

2.7.6 Porenbetonplatten

Erfolgt die Wandverkleidung einer Stahlhalle mit Porenbetonwandplatten, so werden


diese in der Regel, wie in Bild 2.104 gezeigt, vor den Stützen angebracht. Die Anord-
nung der Wandplatten zwischen den Stahlstützen analog zu Bild 2.103 ist zwar mög-
lich, montagetechnisch aber ungünstig, da die großformatigen Porenbetonplatten sich
nur schwer in die Stützenprofilkammern einfädeln lassen und zu ihrer Lagesicherung
zusätzliche, auf der Innenseite mit dem Stützensteg verschweißte, vertikale Haltewin-
kel notwendig sind.
Die horizontalen Fugen zwischen den aufeinandergesetzten Wandplatten sind häufig
mit Nut und Feder ausgebildet. Tabelle 2.31 zeigt auch alternative Ausführungsfor-
men. Im Bereich der Stahlstützen werden in diesen Fugen Nagellaschen angeordnet,
die in vertikal mit dem Stützenflansch verschweißte Ankerschienen eingreifen.
Werden einzelne Porenbetonplatten über Fenster- oder Toröffnungen als Sturzwand-
scheiben bemessen und bewehrt, so erfolgt ihre Auflagerung auf angeschweißten
Winkelkonsolen. Ein Abrutschen der Wandplatten von den Konsolen wird durch Nä-
gel verhindert, welche von unten durch Bohrungen in den Stahlwinkeln in den Poren-
beton eingetrieben werden können. Eine Vielzahl von weiteren Detaillösungen, z. B.
für die Verankerung von Wandplatten im Attika- oder Eckbereich, findet man im Po-
renbeton-Handbuch [78].
2.7 Wandverkleidung 151

Tabelle 2.31 Abmessungen und Fugenausbildung von Porenbetonwandplatten


aus [78] 2

Bild 2.104 Anschluss von Porenbetonwandplatten


152 2 Hallenbau

2.8 Wandriegel
2
Wandriegel sind horizontal zwischen den Außenstützen einer Halle gespannte Biege-
träger, welche die Auflager für vertikal gespannte Wandverkleidungen bilden.
Die Wandriegelabstände richten sich nach den zulässigen Stützweiten der verwende-
ten Wandverkleidungen unter Windlast und nach eventuellen Fenster- oder Toröff-
nungen. Für die häufig vorkommenden Traufhöhen bis zu 8 m wird meist eine Wand-
riegelanordnung wie in Bild 2.5 mit drei Lagen (am Fußpunkt, an der Traufe und in
halber Traufhöhe) gewählt. Damit die Wandriegel keine zweiachsige Biegung aus
dem Eigengewicht der Wandverkleidung erhalten, können Trapezprofile auf Strei-
fenfundamenten auch aufgeständert werden. Aufgrund von Korrosionsproblemen an
den Stirnflächen der Trapezprofile im Kontaktbereich mit dem Fundamentbeton ist
diese Lösung eher selten. Als Verbindungsmittel zum Anschluss der Wandriegel an
die Stützen werden für Walzprofilwandriegel Stahlbauschrauben und für Kaltprofil-
wandriegel Setzbolzen oder gewindefurchende Schrauben gemäß Bild 2.17 verwen-
det.
Bild 2.105 zeigt typische Wandriegelquerschnitte und deren Befestigung an den Hal-
lenaußenstützen. Eine klassische Lösung stellen mit dem Stützenflansch verschraubte
U-Profile dar (Bild 2.105a). Die geneigten inneren Flanschflächen der U-Profile er-
fordern Keilscheiben zur korrekten Montage der Schrauben, günstiger ist deswegen
die Verwendung der modernen UPE- oder UAP-Profilreihen mit parallelen Flanschen.
Kann oder soll die Wandverkleidung aus Stahltrapezprofilen nicht aufgeständert wer-
den, so werden häufig quadratische Hohlprofile mit zwei gleich starken Hauptachsen
gewählt (Bild 2.105b). Die Verschraubung der Hohlprofile mit den Stützen erfordert
dann Löcher auf der Außenseite der Wandriegel, um die Zugänglichkeit der Schrau-
ben zu gewährleisten.
Alternative Wandriegelausführungen können mit einer Vielzahl von dünnwandigen,
C-förmigen Kaltprofilen realisiert werden, deren Bemessung in DIN EN 1993-1-3
„EC3 Teil 1-3: Ergänzende Regeln für kaltgeformte dünnwandige Bauteile und Ble-
che“ [25] geregelt ist (Bild 2.105c und Bild 2.105d). Die Hersteller solcher Profile
stellen dem Tragwerksplaner in der Regel Tragfähigkeitstabellen für die von ihnen
gekanteten Querschnittstypen zur Verfügung. Tabelle 2.32 und Tabelle 2.33 zeigen
beispielhaft die Tragfähigkeitstabellen für Kaltprofil C-Riegel der Firma SCHRAG.
Hohe, schlanke Querschnitte, wie die in Bild 2.105d gezeigte Variante, können häufig
nicht ihr Eigengewicht ohne unakzeptablen Durchhang abtragen, so dass zusätzliche
Abhängungen aus Rundstählen in den Drittelspunkten der Wandriegel angeordnet
werden. Diese Lösung, die vor allem in Großbritannien sehr verbreitet ist, entspricht
prinzipiell der Pfettenverhängung zur Aufnahme des Dachschubes (siehe dazu auch
Abschnitt 2.3.5).
Wandriegel können nicht nur vor, sondern auch zwischen den Stützen bündig mit den
Außenflanschen angeordnet werden. Beispiele für die bündige Ausführung sind in
Bild 2.106 dargestellt. Die Auflagerung der Wandriegel erfolgt dabei auf Winkeln
oder angeschweißten Blechstreifen. Ragen die so geschaffenen Konsolen nicht über
die Stützenflanschbreite hinaus, müssen die Wandriegelquerschnitte einseitig ausge-
klinkt werden, um dem Stützenflansch den erforderlichen Platz zu geben.
2.8 Wandriegel 153

Bild 2.105 Wandriegelanschlüsse vor den Außenstützen


154 2 Hallenbau

Bild 2.106 Wandriegelanschlüsse zwischen den Außenstützen


2.8 Wandriegel 155

Tabelle 2.32 Geometrie Kaltprofil C-Riegel Firma SCHRAG


[http://www.schrag-kantprofile.de] 2
156 2 Hallenbau

Tabelle 2.33 Belastungstabelle Kaltprofil C-Riegel Firma SCHRAG


2 [http://www.schrag-kantprofile.de]
2.9 Giebelwandstützen 157

2.9 Giebelwandstützen
2
Giebelwände müssen Lasten sowohl in Hallenquerrichtung als auch in Hallenlängs-
richtung abtragen können. In Hallenquerrichtung wirken sie quasi als Tragwerks-
scheibe. In Hallenlängsrichtung wirken sie als trägerrostartige Platte, gebildet aus
Wandverkleidung, Wandriegeln und Giebelwandstützen. Dieses Tragverhalten wird
durch Bild 2.6 und Bild 2.7 illustriert.
Giebelwandscheiben haben nur die halbe Einflussfläche für Lasten in Hallenquer-
richtung im Vergleich zu den Rahmen in den übrigen Querachsen. Diese meist als
Zweigelenkrahmen ausgeführten Systeme sind für die Giebelwandscheiben deshalb
überbemessen und werden dort nur angeordnet, wenn die Halle eventuell zu einem
späteren Zeitpunkt in ihrer Längsachse erweitert werden soll. Bei einer solchen in
Bild 2.107 dargestellten Ausführung der Giebelwandscheibe dienen die Giebelwand-
stützen ausschließlich zur Abtragung von Windlasten in Hallenlängsrichtung. Um
eine Belastung der Giebelwandstützen durch den Rahmenriegel auszuschließen, müs-
sen ihre Kopfpunktanschlüsse deshalb mit Langlöchern als Normalkraftgelenke aus-
gebildet werden. Aufgrund der überwiegenden Biegebeanspruchung der als senkrecht
stehende Einfeldträger ausgebildeten Giebelwandstützen sind Profile der IPE-Reihe in
der Regel am wirtschaftlichsten.

Bild 2.107 Giebelwand mit Zweigelenkrahmen

Übliche Ausführungsformen von Giebelwänden für Hallen ohne Erweiterungsmög-


lichkeit sind in Bild 2.108 dargestellt. Die gering belasteten Giebelbinder werden
dabei als Durchlaufträger auf den Giebelwandstützen aufgelagert. Die Aussteifung der
Wandscheibe wird mit Vertikalverbänden aus druckweichen Winkel-, Flach- oder
Rundstahldiagonalen realisiert. Die Giebelwandstützen in solchen Konstruktionen
sind dann Biegeträger für die Abtragung von Windlasten in Hallenlängsrichtung,
Druckstäbe für die Abtragung von Vertikallasten und in Verbandsfeldern Fachwerk-
gurte für die Abtragung von Horizontallasten in Hallenquerrichtung. Da die Eckstüt-
zen sowohl Bestandteil der Giebelwand als auch Bestandteil der Hallenlängswände
sind, werden sie zusätzlich durch zweiachsige Biegung beansprucht. Aufgrund dieser
Tatsache und aufgrund der nicht unerheblichen Normalkräfte werden für solche Gie-
belwandstützen in der Regel kleine Profile der HEA- oder HEB-Reihe verwendet.
158 2 Hallenbau

Bild 2.108 Giebelwand mit Giebelbinder und Vertikalverband

Die Fußpunkte der Giebelwandstützen müssen nur relativ geringe Horizontalkräfte in


die Fundamente einleiten. Häufig wird daher die in Bild 2.87 dargestellte Konstruk-
tion unter Verwendung von Verbundankern ausgeführt.
Für die Befestigung der Giebelwandstützen am Ortgang gibt es verschiedene gängige
Varianten. Bild 2.109, Bild 2.110 und Bild 2.111 zeigen Lösungen für den Anschluss
an Rahmenriegel, Bild 2.112 und Bild 2.113 Lösungen für den Anschluss an Giebel-
binder. Da sich die Giebelwandstützenköpfe gemäß Bild 2.6 und Bild 2.7 in den
Dachverbandspfosten abstützen, können jeweils Anschlussvarianten mit Dachver-
bandspfosten aus Pfetten oder aus Druckrohren unterschieden werden.
Bild 2.109 zeigt eine Lösung mit Pfette als Verbandspfosten. Die Giebelwandstütze
wird dabei direkt über ein vertikales Verbindungsblech an die Pfette angeschlossen,
ohne den Umweg über den Rahmenriegel zu nehmen. Bei der Bemessung des An-
schlusses ist zu beachten, dass sich das rechnerisch im Schnittpunkt der Stabachsen
unterstellte Gelenk zwischen Stütze und Pfette bei der realen Konstruktion im
Schwerpunkt des geschraubten Anschlusses einstellt und dadurch ein Exzentrizitäts-
moment in der Pfette verursacht wird. Wenn die Pfette ohne Exzentrizität nachge-
wiesen werden soll, kann das Exzentrizitätsmoment alternativ auch durch ein horizon-
tales Kräftepaar im Schraubenanschluss aufgenommen werden, wobei die Gelenklage
dann wieder im Schnittpunkt der Stabachsen angenommen wird. Ein vertikales Kräf-
tepaar kann sich aufgrund der konstruktiv erforderlichen Langlöcher nicht einstellen.
Aus diesem Grund müssen die Schrauben zwischen Stützenkopf und Verbindungs-
blech untereinander mit vertikalem Hebelarm und nicht nebeneinander mit horizon-
talem Hebelarm angeordnet werden.
2.9 Giebelwandstützen 159

Bild 2.109 Anschluss Giebelwandstütze an Pfette bei Giebelwänden


mit Rahmenriegeln

Bild 2.110 Anschluss Giebelwandstütze an Druckrohr bei Giebelwänden


mit Rahmenriegeln

Bild 2.110 zeigt eine Konstruktionsvariante mit Druckrohr als lastabnehmendes Bau-
teil des Dachverbandes. In diesem Fall muss die Giebelwandstütze mit dem Rahmen-
riegel verbunden werden, welcher zur Weiterleitung der Auflagerkraft eine vertikale
Steife erhält. Die Aufnahme des Exzentrizitätsmomentes durch das Druckrohr ist bei
diesem Anschluss nicht möglich, so dass auch hier die Schrauben zwischen Stützen-
kopf und Verbindungsblech untereinander mit vertikalem Hebelarm angeordnet
werden sollten. Bei Anordnung der Schrauben nebeneinander mit horizontalem He-
belarm kann kein Exzentrizitätsmoment im Schraubenanschluss übertragen werden,
so dass dann Einzeltorsionsmomente an den Kopfpunkten der Giebelwandstützen in
den Rahmenriegel eingeleitet werden.
Das gleiche Konstruktionsdetail, diesmal für den Firstpunkt, ist in Bild 2.111 darge-
stellt. Die Anschlussbleche zur Befestigung der Giebelwandstütze und des Dachver-
bandspfostens werden dabei mit einer der beiden Stirnplatten des Montagestoßes im
Riegel verschweißt. Die Anordnung einer Steife wie in Bild 2.110 kann entfallen, da
der Rahmenriegel an dieser Stelle durch die Stirnplatten bereits ausgesteift wird.
160 2 Hallenbau

Bild 2.111 Anschluss Giebelwandstütze an Druckrohr im Firstpunkt bei Giebel-


wänden mit Rahmenriegeln

Ortgangdetails für Konstruktionen mit Giebelbindern zeigen Bild 2.112 und


Bild 2.113. Die Giebelwandstützen werden dabei direkt über angeschweißte Stirnplat-
ten mit dem aufgelagerten Giebelbinder verschraubt, welcher in diesem Bereich durch
eingepasste Rippen ausgesteift wird.

Bild 2.112 Anschluss Giebelwandstütze an Pfette bei Giebelwänden mit Giebel-


bindern
2.10 Dach- und Wandverbände 161

Bild 2.113 Anschluss Giebelwandstütze an Druckrohr bei Giebelwänden mit


Giebelbindern

2.10 Dach- und Wandverbände

2.10.1 Anordnung und Beanspruchung

Die Bilder 2.6 und 2.7 zeigen, dass horizontale Dach- und vertikale Wandverbände
erforderlich sind, um in Hallenlängsrichtung wirkende Windkräfte in den Baugrund
abzuleiten. Der Großteil der Horizontallasten in Hallenlängsrichtung wird durch den
Staudruck und Sog vor den senkrecht angeströmten Giebelwänden verursacht. Weite-
re Horizontalkräfte resultieren aus der Stabilisierung der Rahmenriegel- oder Fach-
werkbinder-Druckgurte und aus der Schiefstellung der Stützen (Imperfektionen). Für
sehr lange Hallen liefert auch die Windreibung auf der Dachfläche und den Seiten-
wänden einen nennenswerten Beitrag. Dieser Einfluss hat in den Niederlanden schon
zum Einsturz von Hallenbauten geführt und muss daher bei langen Hallen und den im
Stahlbau üblicherweise verwendeten profilierten Dach- und Wandverkleidungen aus
Stahlblech berücksichtigt werden. Zusätzlich durch Kranbetrieb entstehende Horizon-
tallasten werden häufig durch separate Aussteifungskonstruktionen wie
Kranbahnportale aufgenommen. Sie können aber auch bei entsprechender Dimensio-
nierung den Windverbänden zugeordnet werden.
Die Stabilisierungslasten von Rahmenriegel- oder Fachwerkbinder-Druckgurten kön-
nen gemäß EC 3 Teil 1-1 Abschnitt 5.3.3 berechnet werden. Siehe dazu Bild 2.114.
Bei den Ersatzkräften q in Bild 2.114 ist G q die Durchbiegung des aussteifenden Sys-
tems in seiner Ebene infolge q und weiterer äußerer Einwirkungen, gerechnet nach
Theorie I. Ordnung. G q darf gleich Null gesetzt werden, falls nach Theorie II. Ordnung
gerechnet wird.
162 2 Hallenbau

Bild 2.114 Stabilisierungslasten nach EC 3 Teil 1-1 Abschnitt 5.3.3

Wird das aussteifende System zur Stabilisierung des druckbeanspruchten Flansches


eines Trägers mit konstanter Höhe eingesetzt, kann die Kraft N Ed in Bild 2.114 wie
folgt ermittelt werden:

M Ed
N Ed (2.7)
h
Dabei ist
M Ed das maximale einwirkende Biegemoment des Trägers und
h die Gesamthöhe des Trägers.

In EC3 Teil 1-1 Abschnitt 5.3.3 heißt es als Erläuterung zu Bild 2.114: „Die Kraft N Ed
wird innerhalb der Spannweite L des aussteifenden Systems als konstant angenom-
men. Für nicht konstante Kräfte ist die Annahme leicht konservativ.“ Diese Aussage
ist so nicht richtig. Friemann/Stroetmann [63] und Kindmann/Krahwinkel [90] zeigen,
dass die Stabilisierungslasten von biegebeanspruchten Rahmenriegeln wie in
Bild 2.115 sehr viel größere Werte annehmen können als mit dem einfachen Modell
gemäß Bild 2.114 aus dem EC3 ermittelt werden. In Kindmann/Krahwinkel [90] wird
aber gezeigt, dass das einfache Modell gemäß Bild 2.114 dann auf der sicheren Seite
liegt, wenn der Rahmenriegel zusätzlich durch eine Drehbettung mit einer Steifigkeit

vorh c- [kNm/m] > min c- qz ˜ h (2.8)

ausgesteift wird. Dabei ist


qz die Streckenlast auf dem Obergurt des Rahmenriegels und
h die Höhe des Rahmenriegels.
2.10 Dach- und Wandverbände 163

Genauere Stabilisierungslasten können mit den Berechnungsverfahren von Frie-


mann/Stroetmann [63] und Kindmann/Krahwinkel [90] ermittelt werden. Diese Be- 2
rechnungsverfahren berücksichtigen eine Vielzahl von Einflussfaktoren wie die
Schubsteifigkeit des aussteifenden Verbandes, die Torsionssteifigkeit des stabilisier-
ten Trägers, die Drehbettung des Trägers durch angrenzende Bauteile, den Verlauf
des Biegemoments M y (x) im stabilisierten Träger und die Exzentrizität zwischen
einer im Schwerpunkt wirkenden Normalkraft N und der Ebene der seitlichen Stüt-
zung in Höhe des Trägerobergurtes.

Bild 2.115 Stabilisierung eines biegebeanspruchten Rahmenriegel

Bei der Wahl der Anordnung von Dach- und Wandverbänden sollte die Durchleitung
von Normalkräften in Hallenlängsrichtung vermieden werden. Lässt sich dies nicht
einhalten, so ist die Durchleitung von Zugkräften häufig wirtschaftlicher als die
Durchleitung von Druckkräften. Günstig für die Ableitung der Giebelwandwindkräfte
ist die Anordnung von Verbandsfeldern an den beiden Enden der Halle (siehe auch
Bild 2.1). Die auf der ganzen Hallenlänge angreifenden Windreibungs- und Stabili-
sierungskräfte müssen dann jedoch zu diesen Verbandsfeldern mit Pfetten oder ande-
ren Bauteilen durchgeleitet werden. Für längere Hallen werden deswegen zusätzliche
Verbandsfelder ausgebildet. In der Baupraxis werden Verbände häufig etwa in jedem
fünften Feld angeordnet. Daraus resultieren Abstände zwischen den Verbandsfeldern
von ungefähr 25 bis 35 m.
Bild 2.116 zeigt verschiedene Varianten für die Anordnung von Windverbänden und
die Konsequenzen für das Kräftespiel im Tragwerk bei der Ableitung der Giebel-
wandwindkräfte in den Baugrund.
164 2 Hallenbau

Bei der Lösung mit Verbänden in den Endfeldern gemäß Bild 2.116a werden die
2 Windkräfte auf dem kürzesten Weg abgetragen. Nachteilig wirkt sich bei dieser An-
ordnung die geringe Auflast der Stützen in den Hallenecken aus, welche infolge Ver-
bandswirkung durch Zugkräfte belastet werden. Um dieses Problem zu umgehen,
werden die Windverbände häufig auch gemäß Bild 2.116b im zweiten Feld hinter dem
Giebel angeordnet. Die Durchleitung der Windkräfte zu den Dachverbänden erfordert
dann aber drucksteife Pfetten oder separate Druckrohre in den Endfeldern. Häufig
wird die Verbandsanordnung gemäß Bild 2.116b auch dann gewählt, wenn die Gie-
belwände mit Giebelbindern anstelle von Zweigelenkrahmen wie im Normalbereich
ausgeführt werden. Durch diese Anordnung werden dann unterschiedliche Anschluss-
konstruktionen für die Wandverbandsstäbe vermieden.
Horizontal- und Vertikalverbände brauchen nicht in den gleichen Feldern der Halle
angebracht zu werden, solange konsequent darauf geachtet wird, dass die Auflager-
kräfte des Dachverbandes zu den Wandverbänden weitergeleitet werden. Die in
Bild 2.116c dargestellte Anordnung der Verbände vereinigt auf diese Weise die Vor-
teile der beiden Varianten aus Bild 2.116a und Bild 2.116b.
Verbände in den Endfeldern einer Halle stellen für die Windlasten auf die Giebel-
wände zwar die optimale Lösung dar, Temperaturänderungen verursachen jedoch
Zwangsbeanspruchungen, wenn keine Dehnungsfuge zwischen den Verbandsfeldern
ausgebildet wird. Für Hallen mit weniger als 30 m Länge werden daher auch Trag-
werke mit nur einem Verbandsfeld in Hallenmitte gemäß Bild 2.116d ausgeführt.
Diese Variante der Verbandsanordnung ermöglicht eine zwängungsfreie Ausdehnung
der Halle in ihrer Längsachse, verursacht aber gleichzeitig den größten Aufwand für
die Durchleitung der Windkräfte.
Häufig sind die Alternativen zur Anordnung der Wandverbände durch Tore und Fens-
terflächen stark eingeschränkt. In solchen Fällen können auch Konstruktionen mit
mehr Horizontal- als Vertikalverbänden wie in Bild 2.116e ausgeführt werden. Güns-
tig ist die Anordnung der Horizontalverbände an den Hallenenden und der Ver-
tikalverbände in Hallenmitte. Die Halle ist dadurch in Längsrichtung zwängungsfrei
konstruiert und die Durchleitung der Giebelwandwindkräfte bleibt auf das Traufprofil
beschränkt.
Die Gurte der Dachverbände werden im Stahlhallenbau in der Regel durch die Rah-
menriegel bzw. die Obergurte der Fachwerkbinder gebildet. Als Verbandspfosten
können entweder die Pfetten genutzt oder separate Druckrohre angeordnet werden.
Die Verbandsdiagonalen können entweder druckweich aus gekreuzten Winkel-,
Flach- oder Rundstählen wie in Bild 2.117 oder drucksteif aus Rohren wie in
Bild 2.118 ausgeführt werden. In beiden Fällen sollte man für die Neigung der Diago-
nalen den statisch günstigen Wert von etwa 45° anstreben.
Das Gleiche gilt für die Vertikalverbände, die bei höheren Hallen durch zwei oder
auch drei übereinander angeordnete Verbandskreuze oder Diagonalen gebildet wer-
den. Verbandsgurte sind hier die Stützen, welche das Verbandsfeld begrenzen. Als
Verbandspfosten wirkt das Traufprofil und bei mehrstöckigen Wandverbänden ent-
weder die Wandriegel oder separate, horizontale Druckrohre.
Der überwiegende Teil der Stahlhallen wird mit den in Bild 2.117 dargestellten
druckweichen, gekreuzten Verbandsdiagonalen ausgeführt. Neben dem geringeren
Stahlverbrauch im Vergleich zu drucksteifen Profilen besitzen diese Konstruktionen
häufig nachspannbare Befestigungselemente in Form von Spannschlössern oder -ge-
2.10 Dach- und Wandverbände 165

winden, welche ein Ausrichten des Stahltragwerkes während des Montagevorganges


ermöglichen. Drucksteife Verbandsdiagonalen wie in Bild 2.118 sind typischer für 2
den Ingenieurholzbau, wo diese Bauteile durch Kanthölzer gebildet werden.

Bild 2.116 Anordnung von Verbänden zur Abtragung von Lasten in


Hallenlängsrichtung
166 2 Hallenbau

Bild 2.117 Verbandsgeometrie mit druckweichen Diagonalen

Bild 2.118 Verbandsgeometrie mit drucksteifen Diagonalen


2.10 Dach- und Wandverbände 167

Da die in Bild 2.117 und Bild 2.118 als Stabzug idealisierten Rahmenriegel und Rah-
menstiele eine Querschnittshöhe aufweisen, gibt es verschiedene Möglichkeiten für 2
die Anschlussebene der Verbandsfüllstäbe in Bezug auf die Profilmittellinie der
Rahmen. Dachverbände werden in der Regel nicht in der Profilmittellinie des Rah-
menriegels angeschlossen, sondern am Oberflansch oder direkt darunter. Diese An-
ordnung ist sinnvoll, da dann in Feldmitte des Rahmens der gedrückte Oberflansch
gegen seitliches Ausweichen gehalten wird. Siehe dazu Bild 2.115 und Bild 2.119.
Der im Bereich der Rahmenecken gedrückte Unterflansch kann durch eine Ver-
bandsanordnung am Oberflansch nicht gehalten werden, die Realisierung einer
gebundenen Drehachse am Oberflansch wirkt sich aber positiv auf das Stabilitätsver-
halten des Rahmenriegels als Gesamtsystem aus. Werden sehr schlanke hohe Rah-
menquerschnitte ausgeführt, dann können auch seitliche Abstützungen der gedrückten
Unterflansche erforderlich sein, um Biegedrillknicken des Rahmenriegels zu verhin-
dern. Eine konstruktive Lösung mit diagonalen Zugstreben ist in Bild 2.37 dargestellt.

Bild 2.119 Trägerpaar mit aussteifendem Verband am Obergurt

Zur Berücksichtigung der aussteifenden Wirkung des Verbandes auf die stabilisierten
Träger können verschiedene Modellannahmen getroffen werden. Die Modellierung
und Berechnung des gesamten Systems aus mehreren parallelen Trägern und den da-
zwischenliegenden Fachwerkstäben ist bei Berücksichtigung der Effekte aus Theorie
II. Ordnung und Wölbkrafttorsion zu aufwendig für baupraktische Anwendungen. Ein
übliches Verfahren ist deshalb die Betrachtung nur eines stabilisierten Trägers mit
Stützung durch eine Stabilisierungskonstruktion, deren Steifigkeit durch die Anzahl
der insgesamt auszusteifenden Träger dividiert wird.
Bei dieser Vorgehensweise wird die aussteifende Wirkung des Verbandes verein-
fachend nur für Verformungen in y-Richtung unterstellt. Am räumlichen System der
durch Fachwerkstäbe am Obergurt gekoppelten Biegeträger ergeben sich aber zusätz-
lich Zwangsbeanspruchungen in den Fachwerkstäben aus der Verformung der Biege-
träger in z-Richtung. Die Zwangsbeanspruchungen entstehen durch die Längung der
Verbandsdiagonalen infolge der unterschiedlich großen Verschiebung der beiden
Stabenden einer Diagonalen in z-Richtung. Wird rechnerisch eine Verbindung zwi-
168 2 Hallenbau

schen den Verbandsdiagonalen und den Biegeträgern ohne Schlupf unterstellt, so


2 ergeben sich Zwangsbeanspruchungen als Produkt von Dehnsteifigkeit und Längung
der Diagonalen, welche die Größenordnung der Beanspruchung des Verbandes infol-
ge von planmäßigen äußeren Lasten und Stabilisierungslasten aufweisen können. Die
theoretische Längung von Verbandsdiagonalen infolge der Durchbiegung der ange-
schlossenen Träger in z-Richtung beträgt für übliche Abmessungen von Dachverbän-
den im Hallenbau deutlich weniger als 1 mm. Bei realen Konstruktionen ist deshalb
ein vollständiger Abbau der beschriebenen Zwangsbeanspruchungen durch Verbin-
dungsmittelschlupf zu erwarten, wodurch eine Vernachlässigung dieser Bean-
spruchungen bei der Bemessung von Verbänden mit geschraubten Füllstaban-
schlüssen gerechtfertigt wird.
Für die Abbildung der aussteifenden Wirkung eines Verbandes auf die Verschiebung
der stabilisierten Träger in y-Richtung gibt es verschiedene Ansätze wie elastische
Bettungen c y , Federn C y oder Schubfeldsteifigkeiten S*, die das tatsächliche Verfor-
mungsverhalten eines Fachwerkträgers mehr oder weniger exakt beschreiben. Ge-
meinsame Grundlage der verschiedenen nachfolgend erläuterten Modellannahmen für
aussteifende Verbände ist die Berücksichtigung der Füllstabverformungen, die als
Schubweichheit des Fachwerkträgers interpretiert werden können.

Bild 2.120 Durchbiegung eines Fachwerkträgers infolge Normalkraftverformung


der Füllstäbe

Bild 2.120 zeigt die Durchbiegung eines Fachwerkträgers infolge Normalkraftverfor-


mung der Füllstäbe. Die Verzerrung der ursprünglich rechteckigen Kontur eines Ver-
bandsfeldes infolge Längung der Diagonalen und Stauchung der Pfosten entspricht
der Verzerrung eines Schubfeldes unter konstanter Schubbeanspruchung. Durch den
Vergleich der Durchbiegungen des Fachwerkträgers mit den Durchbiegungen eines
schubweichen Ersatzträgers kann eine ideelle Schubsteifigkeit S* des Verbandes ge-
mäß Gleichung (2.9) angegeben werden.
S* Ideelle Schubsteifigkeit des Verbandes
EA P Dehnsteifigkeit der Verbandspfosten
EA D Dehnsteifigkeit der Verbandsdiagonalen
D Neigung der Diagonalen gegen die Horizontale
N P Normalkraft in den Verbandspfosten
N D Normalkraft in den Verbandsdiagonalen
2.10 Dach- und Wandverbände 169

Q Querkraft im schubweichen Ersatzträger


n Anzahl Verbandsfelder 2
L Stützweite des Verbandes bzw. des schubweichen Ersatzträgers
h Bauhöhe des Verbandes
d Länge einer Diagonalen
LP Gesamtlänge aller Verbandspfosten
LD Gesamtlänge aller Verbandsdiagonalen
f Durchbiegung

h h˜n
sin D tan D
d L
LP n ˜ h LD n ˜ d n ˜ h / sin D
NP Q N D Q / sin D

L LP LD
Q ˜Q NP ˜ NP ND ˜ ND
f ³0 S * dx ³0 EA P
dx  ³
0
EAD
dx

n ˜ h tan D n˜h n ˜ h sin D


Q ˜Q Q ˜Q Q ˜Q
³
0
S*
dx ³0 EAP dx  ³
0
EAD sin 2 D
dx

n˜h 1 n˜h n˜h 1


˜  ˜ 3
S * tan D EAP EAD sin D
1
Ÿ S* (2.9)
tan D 1 1
 ˜ 2
EAP EAD sin D ˜ cos D

Verbandsmodell 1: Schubfeld mit Schubsteifigkeit S*

Die einfachste Modellannahme für einen aussteifenden Verband ist die Behandlung
als kontinuierliches Schubfeld mit der Schubsteifigkeit S* gemäß Gleichung (2.9).
Die Verschmierung der diskreten seitlichen Stützung in den Knotenpunkten des Fach-
werkträgers zu einer kontinuierlichen seitlichen Stützung durch ein Schubfeld dient
als Näherung für engmaschige Verbände. Lokale Instabilitäten wie seitliches Aus-
weichen zwischen benachbarten Stützstellen bei weitmaschigen Verbänden können
durch dieses Modell nicht erfasst werden.
170 2 Hallenbau

Verbandsmodell 2: Einzelfedern Cy
2
Eine Möglichkeit zur Berücksichtigung der seitlichen Stützung in diskreten Punkten
ist die Modellierung des aussteifenden Verbandes durch Einzelfedern C y , die in den
Knotenpunkten des Verbandes angreifen. Die Federsteifigkeit C y ist für jede Stütz-
stelle individuell verschieden, da der Widerstand, den der aussteifende Verband einer
Verschiebung in y-Richtung entgegensetzt, in Feldmitte am geringsten ist und zu den
Auflagern hin zunimmt. Die Berechnung der Federsteifigkeit C y als Reziprokwert der
Verschiebung des Verbandes in y-Richtung infolge Einzellast F y = „1“ an der betrach-
teten Stützstelle führt zu einer Überschätzung der vorhandenen Steifigkeit, weil Las-
ten in den übrigen Knotenpunkten zusätzliche Verformungen an der betrachteten
Stützstelle verursachen. Die Annahme eines konstanten Verlaufs der Stabili-
sierungslasten in Trägerlängsrichtung liegt für die Berechnung der Federsteifigkeiten
auf der sicheren Seite. Werden die Einzellasten F y in den Knoten des Verbandes zu
einer Gleichstreckenlast q y verschmiert, so kann für die Federsteifigkeiten C y an der
jeweiligen Stelle [ = x/L Gleichung (2.10) abgeleitet werden.
1 qy ˜ L
2
n
qy Fy ˜ f *
˜ ˜4˜ [ [ 2
L S 8
Fy
Cy
f
S* 2 S*
Cy ˜ ˜) (2.10)
L n˜ [ [2 L
mit
S* Ideelle Schubsteifigkeit des Verbandes
L Stützweite des Verbandes
n Anzahl Verbandsfelder
[=x/L Bezogene x-Koordinate der betrachteten Stützstelle
) Beiwert zur Berücksichtigung von Anzahl und Lage der Stützfedern

Der Beiwert ) ist für äquidistante Feldweiten der Verbandsfelder nachfolgend ange-
geben. Für Federn an Stellen mit [ > 0,5 gilt Symmetrie zur Feldmitte.

1
n 2: [ o) 4
2
1
n 3: [ o) 3
3
1 1
n 4: [ o ) 2,667 [ o) 2
4 2
2.10 Dach- und Wandverbände 171

1 2 2
n 5: [ o ) 2,5 [ o ) 1,667
5 5
1 1 1
n 6: [ o ) 2,4 [ o ) 1,5 [ o ) 1,333
6 3 2

Die Modellierung der Stützwirkung eines Verbandes durch Einzelfedern C y gemäß


Gleichung (2.10) ist trotz der Ermittlung individueller von der Lage in Trägerlängs-
richtung abhängiger Federsteifigkeiten eine Näherung. Mit Blick auf den verformten
Fachwerkträger in Bild 2.120 wird deutlich, dass die Füllstäbe eines Verbandsfeldes
die Relativverschiebung der beiden angrenzenden Knotenpunkte behindern. Einzelfe-
dern C y wirken nur der Absolutverschiebung an ihrem Angriffspunkt entgegen. Des-
halb besteht eine vom Fachwerkträger abweichende Stützwirkung. Die Eignung ver-
schiedener Berechnungsmodelle für Dachverbände wird von Krahwinkel [102] detail-
liert untersucht. Als Fazit lassen sich folgende Empfehlungen für die Bemessung von
aussteifenden Verbänden und gegen Biegedrillknicken ausgesteiften Trägern geben:
Für engmaschige Verbände mit vier oder mehr Verbandsfeldern sollte das Verbands-
modell 1 „Schubfeld mit Schubsteifigkeit S*“ und für weitmaschige Verbände mit
drei oder weniger Verbandsfeldern sollte das Verbandsmodell 2 „Einzelfedern C y “
verwendet werden.

2.10.2 Dachverbände

Die konstruktive Gestaltung der Dachverbandsknoten ist in erster Linie eine Funktion
der verwendeten Querschnitte für Gurte, Pfosten und Diagonalen des Verbandsfach-
werkes. Bild 2.121 bis Bild 2.126 zeigen unterschiedliche Lösungen für Gurte, beste-
hend aus Rahmenriegeln oder Obergurten von Fachwerkbindern, für Pfosten, beste-
hend aus IPE-Pfetten oder Druckrohren, und für Diagonalen, bestehend aus Winkeln,
Rundstählen oder Rohren. Durch die Nutzung vorhandener IPE-Pfetten als Dachver-
bandspfosten gemäß Bild 2.121 entfällt zwar die Anordnung separater Bauteile,
gleichzeitig entstehen aber eine Reihe von Nachteilen. Die Pfettenteilung ist nicht frei
wählbar, sondern muss mit der Lage der Giebelwandstützen übereinstimmen. Durch
die zusätzliche Normalkraftbelastung der Pfetten im Verbandsfeld ist ein größerer
Querschnitt erforderlich als in den übrigen Feldern der Halle. Die Pfetten im Normal-
bereich sind dann überdimensioniert. Verbandspfosten aus IPE-Pfetten können daher
nur für kurze Hallen mit wenigen Feldern wirtschaftlich sein. Die Anordnung eines
höheren Pfettenprofils im Verbandsfeld ist nicht möglich, da die Obergurte der Pfet-
ten für die Dacheindeckung keinen Höhenversprung aufweisen dürfen. Für längere
Hallen kann deshalb in den Verbandsfeldern die Verwendung von HEB-Pfetten mit
gleicher Profilhöhe wie die der IPE-Pfetten des Normalbereiches sinnvoll sein.
172 2 Hallenbau

Bild 2.121 Dachverband mit Pfosten aus IPE-Pfetten und Diagonalen


aus Winkel-Profilen
2.10 Dach- und Wandverbände 173

Die Winkelstahldiagonalen eines Verbandsknotens werden am einfachsten mit dem


durch ein Knotenblech verlängerten Obergurt des Rahmenriegels verschraubt. Dabei 2
ist es zweckmäßig, jeweils die eine Diagonale oberhalb und die andere Diagonale
unterhalb des Knotenbleches zu befestigen, damit die beiden Profile im Verbandsfeld
aneinander vorbeigeführt werden können. Bild 2.122 zeigt den Kreuzungspunkt der
Winkelstahldiagonalen. Dort, wo sich die beiden Profile kreuzen, werden sie in der
Regel durch eine einzelne Schraube fixiert, um eine Geräuschentwicklung infolge
„Flattern“ der Diagonalen bei wechselnden Windeinwirkungen zu verhindern.

Bild 2.122 Kreuzungspunkt von Winkelstahldiagonalen

In Bild 2.123, Bild 2.124 und Bild 2.125 sind verschiedene Varianten für die Ver-
bandsknotenausbildung mit Rohrpfosten und Rundstahldiagonalen dargestellt. Die
fehlende Biegesteifigkeit der Rundstahlquerschnitte bewirkt einen Durchhang unter
Eigengewicht, so dass diese Bauteile mit Gewinde und Spannvorrichtungen ausgestat-
tet werden müssen. Durch das Schneiden von Gewinden an den Rundstahlenden wird
der wirksame Querschnitt der Diagonalen verkleinert. Üblicher ist deshalb die Ver-
wendung von Anschweißenden mit aufgerolltem Gewinde, welche die Ausnutzung des
vollen Rundstahlquerschnittes gestatten.
Bei der Lösung gemäß Bild 2.123 werden die Diagonalen über geschlitzte, ange-
schweißte Laschen und die Rohrpfosten über ihre flachgequetschten Enden mit einem
horizontalen Knotenblech am Rahmenriegel verschraubt. Gespannt werden die Rund-
stähle mittels der abgebildeten speziellen Spannschlösser, welche ein Rechts- und ein
Linksgewinde aufweisen.
174 2 Hallenbau

Bild 2.123 Dachverband mit Pfosten aus Rohr-Profilen und Diagonalen aus
Rundstählen mit Knotenblechanschlüssen und Spannschlössern

Eine alternative Verbandsknotenausbildung zeigt Bild 2.124. Hier werden die Rohr-
pfosten über Stirnplatten an den Rahmenriegel angeschlossen und die Rundstahldia-
gonalen durch Löcher im Riegelsteg hindurch gesteckt und hinter speziellen halb-
mondförmigen, geschlitzten Formstücken aus Gussstahl durch aufgeschraubte
Muttern gespannt. Eine zentrische Anordnung der Bauteile in der Draufsicht ist bei
dieser Anschlussmethode nicht möglich. Angaben zur Bemessung der auch „Bevel
Washer“ genannten halbmondförmigen Anschlussbauteile enthält [49].
2.10 Dach- und Wandverbände 175

Bild 2.124 Dachverband mit Pfosten aus Rohr-Profilen und Diagonalen aus
Rundstählen mit Formstückanschlüssen

In Bild 2.125 ist eine Variante zum Anschluss von Rohrpfosten und Rundstahldiago-
nalen an den Obergurt eines Fachwerkbinders aus Rechteckhohlprofilen dargestellt.
Die Stirnplatte für den Anschluss der Rohrquerschnitte ist in diesem Fall vergrößert,
so dass zusätzlich diagonale Laschen für die Schraubenanschlüsse der Rundstahldia-
gonalen angeschweißt werden können. Die beiden Teilstücke einer Diagonalen wer-
den analog zu der Konstruktion aus Bild 2.123 mit Spannschlössern gekoppelt. Ein
wichtiges Detail für die Lösung gemäß Bild 2.125 stellen die in den Fachwerkgurt
eingeschweißten Rohrhülsen dar. Sie ermöglichen ein einfaches Einführen der
Schrauben in das Hohlprofil und dienen gleichzeitig als Aussteifungselemente.
176 2 Hallenbau

Bild 2.125 Dachverbandsknoten am Obergurt eines Fachwerkbinders aus


Rechteckhohlprofilen

Bild 2.126 zeigt, wie Dachverbandsstäbe an den Obergurt eines Fachwerkbinders aus
Rohrprofilen angeschlossen werden können. Der Hohlprofilgurt erhält dafür einen
horizontalen Schlitz, in den ein Knotenblech eingeschoben und auf beiden Außen-
seiten mit einer umlaufenden Kehlnaht verschweißt wird. Lösungen, bei denen Kno-
tenbleche auf die Oberfläche von Hohlprofilen aufgeschweißt werden, ohne sie zu
durchdringen, sind nicht zu empfehlen, da dann ungünstige Spannungsspitzen bei der
Kraftübertragung vom Knotenblech auf die Hohlprofilwandung auftreten.
2.10 Dach- und Wandverbände 177

Bild 2.126 Dachverbandsknoten am Obergurt eines Fachwerkbinders aus


Rohrprofilen

Sollen die Füllstäbe des Dachverbandes für Konstruktionen wie in Bild 2.118 durch
drucksteife Rohrquerschnitte gebildet werden, gibt es verschiedene Möglichkeiten,
um geschraubte Anschlüsse dieser Profile für die Baustellenmontage zu realisieren. In
Bild 2.128 sind drei übliche Varianten mit aufgeschweißtem T-Stück, flachge-
quetschtem Rohrende und geschlitztem Rohr mit eingeschweißtem Blech und Ver-
schlussdeckel für das Rohrende dargestellt.

Bild 2.127 Schraubenanschlüsse für Druckrohre


178 2 Hallenbau

2.10.3 Wandverbände
2
Vertikalverbände in den Giebel- und Seitenwänden von Stahlhallen werden in der
Regel wie die Dachverbände mit gekreuzten, druckweichen Winkel-, Flach- oder
Rundstahldiagonalen realisiert. Da die Stützen im Verbandsfeld die Gurte des Ver-
tikalverbandes bilden, werden die Diagonalen möglichst in der Symmetrieachse der
Stützenprofile angeordnet, um Exzentrizitäten zu vermeiden. Eine räumliche Über-
schneidung mit den ebenfalls häufig in der Symmetrieachse der Stützenprofile ange-
ordneten Verankerungselementen für die Fußplatten kann ausgeschlossen werden,
indem, anstelle der üblichen zwei, vier aus der Achse herausgerückte Ankerschrauben
angeordnet werden. Da durch die Verbandswirkung große Zugkräfte in den Stützen-
füßen entstehen, ist ohnehin meistens eine größere Anzahl von Ankerschrauben erfor-
derlich.
Bild 2.128 zeigt einen Wandverband aus Winkelstahldiagonalen, die über Knotenble-
che mit den Stützen verschraubt sind. Möglich ist auch ein Verzicht auf Knotenble-
che, wenn die Diagonalen an den Stützenflanschen angeschlossen werden. Bei hohen
Stützenquerschnitten entstehen dadurch jedoch nicht zu vernachlässigende Exzentrizi-
täten zwischen Gurt- und Füllstäben des Verbandes. Die Wahl der Achse des Wand-
verbandes am Innenflansch, am Außenflansch oder in der Mitte der Stütze ist abhän-
gig vom gewählten Wandaufbau. Sollen vorhandene Wandriegel als Verbandspfosten
genutzt werden, so ist die Achse am Außenflansch der Stütze zu wählen. Bei hohen
Hallen mit mehreren Verbandskreuzen übereinander ist die Anordnung der Verband-
sachse in der Nähe des Innenflansches der Stütze günstiger, da die Verbandspfosten
dann eine seitliche Halterung für den gedrückten Gurt der biegedrillknickgefährdeten
Rahmenstütze bilden.
Analog zu Bild 2.122 können die Winkelstahldiagonalen durch gegensinnige Anord-
nung der Profile in Verbandsfeldmitte aneinander vorbeigeführt werden. Eine alterna-
tive Ausbildung des Kreuzungspunktes bei gleichsinnig orientierten Winkelprofilen
ist in Bild 2.128 dargestellt. Diese Lösung mit unterbrochener Diagonale und ange-
schraubter Flachstahllasche ist flexibler bezüglich der Tragwerksausrichtung während
des Montagevorganges.
Bild 2.129 zeigt eine Wandverbandsvariante mit Rundstahldiagonalen, an deren En-
den geschlitzte Flachstahllaschen für die Verschraubung mit den Stützen ange-
schweißt sind. Die Justierung dieser häufig auch als Montageverband eingesetzten
Konstruktion erfolgt durch Spannschlösser mit einem Rechts- und einem Links-
gewinde. Die Ausbildung der Schweißnaht zwischen Rundstahl und geschlitzter An-
schlusslasche ist als Detail in Bild 2.130 dargestellt.
2.10 Dach- und Wandverbände 179

Bild 2.128 Wandverband aus Winkelstahldiagonalen


180 2 Hallenbau

Bild 2.129 Wandverband aus Rundstahldiagonalen


2.11 Kranbahnen 181

Bild 2.130 Rundstahldiagonale mit Spannschloss und angeschweißten


Knotenblechen

Bild 2.131 zeigt eine alternative Anschlusskonstruktion für Rundstahldiagonalen, die


ohne Schweißnähte auskommt. Bei dieser Lösung wird der Rundstahl an beiden
Enden jeweils in ein relativ dickes Anschlussstück mit Bohrung und Innengewinde
eingeschraubt. Hierzu ist jeweils ein Anschlussstück mit Rechts- und eines mit Links-
gewinde erforderlich. Kontroll-Bohrungen in den Anschlussstücken ermöglichen eine
visuelle Kontrolle der Einschraubtiefe während der Montage auf der Baustelle.

Bild 2.131 Rundstahldiagonale mit angeschraubten Anschlussstücken


182 2 Hallenbau

2.11 Kranbahnen
2
Laufkrane sind die bevorzugt verwendeten Überflurtransportmittel für Industrie- und
Lagerhallen. Am gebräuchlichsten sind elektrisch betriebene Laufkrane mit Hubkatze
gemäß Bild 2.132. Die eigentliche Kranbrücke liegt dabei beidseitig mit ihren Rädern
auf Kranbahnträgern auf, die an den Hallenstützen mittels Konsolen befestigt sind.
Die Katze mit dem Hebezeug ist auf der Kranbrücke in Hallenquerrichtung, die Kran-
brücke auf den Kranbahnträgern in Hallenlängsrichtung fahrbar. Auf diese Weise
kann nahezu die gesamte Grundfläche der Halle bestrichen werden.

Bild 2.132 Hallenrahmen mit Kranbahnen

Bemessung und Konstruktion von Kranbahnträgern regelt DIN EN 1993-6 (12.10).


Da die Kranbahnträger infolge Kranbetrieb dynamisch beansprucht werden, ist neben
den üblichen Nachweisen der Tragfähigkeit und Gebrauchsfähigkeit zusätzlich ein
Ermüdungsnachweis zu führen.
Probleme der Materialermüdung werden zum einen durch die veränderlichen Lasten
aus dem Kranbetrieb und zum anderen durch die konstruktive Gestaltung der Bauteile
beeinflusst. Konstruktive Details wie Steifen, Rippen, Schraubenlöcher oder Schweiß-
nähte sind in DIN EN 1993-1-9 (12.10) in Kerbfälle eingestuft, mit deren Hilfe sich
die Ermüdungsfestigkeit einer Konstruktion nachweisen lässt. Dabei liefert die Ein-
ordnung einer konstruktiven Detaillösung in die unterschiedlichen Kerbfallgruppen
eine Aussage über die Güte der gewählten Kranbahnkonstruktion bezüglich der
Ermüdungsfestigkeit.
Kranbahnträger werden häufig aus gewalzten HEA-, HEB- oder HEM-Profilen ge-
fertigt. Die schmalen IPE-Träger setzen den Massen- und Schräglaufkräften der Krane
nicht genügend Steifigkeit und Tragfähigkeit um die schwache Achse entgegen. Ge-
schweißte I-Träger werden in der Regel erst dann ausgeführt, wenn die Tragfähigkeit
der Walzprofile erschöpft ist. Dies liegt neben dem höheren Fertigungsaufwand für
die geschweißten Träger daran, dass die Kehlnähte zur Verbindung von Flansch- und
Stegblechen ein ungünstiges Konstruktionsdetail im Sinne der Ermüdungsfestigkeit
darstellen.
2.11 Kranbahnen 183

Schienen für die Laufräder der Kranbrücke werden auf den Oberflanschen der Kran-
bahnträger befestigt. Spezielle Schienenprofile für schwere Kranbahnen werden ähn- 2
lich wie Eisenbahnschienen aufgeklemmt oder aufgeschraubt, rechteckige Schienen-
querschnitte für leichte und mittlere Kranbahnen werden direkt über Kehlnähte mit
den Oberflanschen verschweißt.
In Bild 2.133 sind zwei Beispiele für Kranbahnträger mit aufgeschweißter Schiene
dargestellt. Die Auflagerung erfolgt in der Regel auf Konsolen aus Walzprofilstum-
meln, die entweder direkt mit den Innenflanschen der Stützen verschweißt oder mit-
tels biegesteifer, vorgespannter Stirnplattenstöße angeschlossen werden. Die Flansch-
kräfte aus dem Kragmoment der Konsole werden dabei jeweils über horizontale Stei-
fen in die Stütze eingeleitet.
Zusätzliche vertikale Steifen sind unterhalb des Kranbahnträgersteges erforderlich,
um die Auflagerkraft der Kranbahn in die Konsole einzuleiten. Weitere wichtige De-
tails sind geschweißte oder geschraubte Obergurthalterungen für den Kranbahnträger
aus Winkel- oder Flachstählen und die Anordnung von Langlöchern im Oberflansch
des Konsolprofils, damit eine exakte Ausrichtung der Kranbahn auf der Baustelle
möglich ist.

Bild 2.133 Konsolen mit aufgelagerten Kranbahnträgern


184 2 Hallenbau

Die konstruktive Ausbildung einer Kranbahn am Hallen- bzw. Kranbahnträgerende ist


2 in Bild 2.134 dargestellt. Zur Aufnahme von Horizontalkräften in Hallenlängsrichtung
infolge Kranbetrieb werden dort in der Regel I-Profilstummel mit Puffern aus Hart-
gummi am Schienenende auf den Oberflansch des Kranbahnträgers aufgeschweißt.

Bild 2.134 Kranbahnträgerende

Die üblichen Achsabstände der Hallenrahmen von 5 bis 7 m und die Lieferlängen der
Walzprofile von 18 m bewirken, dass Kranbahnen in der Regel als Zwei- oder Drei-
feldträger ausgebildet werden. Bild 2.135 zeigt die Stoßstelle eines Kranbahnträgers
zwischen zwei Trägerenden. Bei diesem als Momentengelenk wirkenden Detail wird
die Kranschiene über die Stoßstelle hinweggeführt und auf dem in Längsrichtung an-
schließenden Profil durch seitlich angeschweißte Stahlklötzchen fixiert. Biegesteife
Stöße von Kranbahnträgern mit verschraubten Stirnplatten sind unüblich und aus
Gründen der Ermüdungsfestigkeit kritisch zu beurteilen. Der Ermüdungsfestigkeits-
nachweis für Stöße mit vier hochfesten vorgespannten Schrauben am Zugflansch kann
2.11 Kranbahnen 185

mit [109] geführt werden. Weiterführende Informationen zur Konstruktion und Be-
messung von Kranbahnträgern findet man in [38] und [113]. Bemessungshilfen für 2
die Biegedrillknicknachweise mit planmäßiger Torsion enthält [122].

Bild 2.135 Gelenkiger Kranbahnträgerstoß


186 2 Hallenbau

2.12 Berechnungsbeispiel Stahlhalle nach EC3 Teil 1-1


2

2.12.1 Übersicht über das Gesamttragwerk

Bild 2.136 bis Bild 2.140 zeigen die Positionspläne für eine Stahlhalle mit typischen
Abmessungen für eine Nutzung als Lagerhalle, Reithalle oder landwirtschaftliches
Gebäude.
Bild 2.136 ist der Grundriss des Dachtragwerkes mit der Anordnung der Hauptrahmen
(Spannweite 21,68 m) in Hallenquerrichtung, der Koppelpfetten aus Holz in Hallen-
längsrichtung und der Dachverbände aus Stahlrohren für die Längsaussteifung der
Halle.
Bild 2.137 zeigt die Gründung für zwei Varianten ohne Stahlbeton-Sohlplatte (linker
Bildteil, z. B. Nutzung als Reithalle) und mit Stahlbetonsohle (rechter Bildteil, z. B.
Nutzung als Lagerhalle).
Bild 2.138 ist ein Hallenlängsschnitt mit der Anordnung der Hauptrahmen in Hallen-
querrichtung, den Wandriegeln aus Holz in Hallenlängsrichtung und den Wandver-
bänden aus Stahlrohren in den Feldern der Dachverbände für die Längsaussteifung
der Halle.
Bild 2.139 zeigt einen Hallenquerschnitt mit den Hauptrahmen (Rahmenabstand
4,75 m) als Zweigelenkrahmen (Traufhöhe 4,80 m) mit Fußgelenken und einer Dach-
neigung von 15°. Der Rahmenriegel besteht aus einem Walzprofil IPE 300 mit gevou-
teten geschweißten Rahmenecken und die Rahmenstiele bestehen wie die Rahmen-
ecken aus gevouteten geschweißten Profilen analog zu Bild 2.35. Die Koppelpfetten
aus Holz wirken als Durchlaufträger von Hauptrahmen zu Hauptrahmen. Die Wand-
riegel aus Holz sind Einfeldträger und spannen ebenfalls von Hauptrahmen zu Haupt-
rahmen über 4,75 m.
Bild 2.140 ist ein Hallenquerschnitt mit der Anordnung von Wandriegeln aus Holz
und Giebelwandstützen aus Stahl in den Giebelwänden der Halle. Die Anordnung von
Hauptrahmen auch in den Giebelwänden ermöglicht eine Erweiterung der Halle zu
einem späteren Zeitpunkt. Diese Anordnung entspricht der in Bild 2.107 erläuterten
Variante für Giebelwände.
2.12 Berechnungsbeispiel Stahlhalle nach EC3 Teil 1-1 187

Bild 2.136 Grundriss


188 2 Hallenbau

Bild 2.137 Gründung


2.12 Berechnungsbeispiel Stahlhalle nach EC3 Teil 1-1 189

Bild 2.138 Hallenlängsschnitt


190 2 Hallenbau

Bild 2.139 Hallenquerschnitt – Hauptrahmen

Bild 2.140 Hallenquerschnitt – Hauptrahmen im Giebel


2.12 Berechnungsbeispiel Stahlhalle nach EC3 Teil 1-1 191

2.12.2 Bemessung der Hauptrahmen


2
2.12.2.1 Allgemeines

Die hier in Bild 2.136 bis Bild 2.140 vorgestellte Stahlhalle mit Pfetten und Wandrie-
geln aus Holz ist eine hinsichtlich Materialverbrauch, Fertigungsaufwand und Monta-
gefreundlichkeit stark optimierte Konstruktion mit einer typengeprüften Statik. Der
Materialverbrauch wird wesentlich durch die Querschnittsabmessungen der Haupt-
rahmen beeinflusst. Um hier zu einer wirtschaftlichen Lösung zu kommen, ist es we-
sentlich, die stabilisierende Wirkung von Pfetten, Wandriegeln, Dach- und Wandver-
bänden auf die Tragfähigkeit der Hauptrahmen zu berücksichtigen. Nachfolgend wird
gezeigt, wie Pfetten, Wandriegel, Dach- und Wandverbände als federelastische Stüt-
zungen von Rahmenriegeln und Rahmenstielen modelliert werden können, um damit
die Sicherheit gegen Biegedrillknicken von schlanken, hoch ausgenutzten Rahmenrie-
geln und Rahmenstielen wirtschaftlich nachweisen zu können. Die konstruktive Aus-
bildung der Anschlüsse und Verbindungen der Hauptrahmen mit den genannten
stabilisierenden Bauteilen ist dabei von entscheidender Bedeutung und wird ausführ-
lich erläutert.

2.12.2.2 Behinderung der seitlichen Verschiebung des Rahmens durch


den Dachverband

In allen Knotenpunkten des Windverbandes in der Dachebene können Auflagerfedern


in y-Richtung zur Stabilisierung angesetzt werden. Die angeschlossenen Dachpfetten
übertragen die Stützkraft unter Berücksichtigung einer Exzentrizität auf den Binder.

Allgemeine Daten des Verbandes:


Breite des Verbandes im Dach: 22,44 m = 21,68 m/cos 15°
Anzahl der Felder des Dachverbandes: 10 St.
Anzahl der Verbände: 2 St.
Binderabstand Giebelrahmen: 4,500 m
Binderabstand Hauptrahmen: 4,750 m
Dachneigung: 15,0°
E-Modul: 21000 kN/cm²
G-Modul: 8100 kN/cm²
Anzahl zu stabilisierender Hauptrahmen: bis max. 12 St.

Die Halle kann bis zur genannten Rahmenanzahl ohne zusätzlichen Verband herge-
stellt werden. Die Rahmenanzahl wird auf die Anzahl der Verbände gleichmäßig ver-
teilt. Es werden also jeweils 6 Rahmen durch einen Verband stabilisiert.
192 2 Hallenbau

Die ideelle Schubsteifigkeit des Verbandes wird mit Gleichung (2.9) berechnet:
2
S k* E ˜ AD ˜ sin 2 Į ˜ cos Į
mit A D 8,62 cm² (Stahlrohr 88,9 u 3,2)

S k* 21000 ˜ 8,62 ˜ sin 2 64 ,91q ˜ cos 64 ,91q 62958 kN

Für den hier vorliegenden engmaschigen Dachverband mit 10 Verbandsfeldern kann


das in Abschnitt 2.10.1 beschriebene Verbandsmodell 1 „Schubfeld mit Schubsteifig-
keit S*“ verwendet werden. Für weitmaschige Verbände mit 3 oder weniger Ver-
bandsfeldern sollte das ebenfalls in Abschnitt 2.10.1 beschriebene Verbandsmodell
„Einzelfedern C y “ verwendet werden. Dies ist im vorliegenden Fall nicht erforderlich,
soll aber aus didaktischen Gründen trotzdem vorgeführt werden.

Wegfedern in den Knotenpunkten eines Dachverbandes


Die Berechnung der Federsteifigkeiten erfolgt mit Gleichung (2.10) und wird nach-
folgend tabellarisch für alle Knotenpunkte des Dachverbandes bis zur Hallenmitte
angegeben. )U)HGHUQDQ6WHOOHQȟ!JLOW6\PPHWULH]XU)HOGPLWWH

S k* 2 62958 ˜ 2 1 5,611
C y,k ˜ ˜ kN/cm
L n ˜ ([  [ 2 ) 2244 ˜ 10 ([  [ 2 ) ([  [ 2 )
C y,k C y,k
C y, d
J M1 1,10

Tabelle 2.34 Wegfedern in den Knotenpunkten des Dachverbandes


2.12 Berechnungsbeispiel Stahlhalle nach EC3 Teil 1-1 193

2.12.2.3 Behinderung der Verwölbung des Rahmens


2
Wölbfeder aus Stirnplatten bei I-Profilen:
1
CZ G ˜b ˜ h ˜t3 (2.11)
3

mit b = b Profil
h = a g = Abstand der Gurtachsen
G = 8100 kN/cm²

Durch die eingeschweißten Querplatten an der Rahmenecke, der Riegelvoute und dem
Firstpunkt gemäß Bild 2.141 bis Bild 2.143 ergeben sich mit Gleichung (2.11) die
folgenden Wölbfedern:

Detail I.1 b Profil = 15 cm


(IPE 300) ag = 30 – 1,07 = 29 cm
2 Platten 355 u 180 u 20 mm
Æ C N = 2 1/3 8100 15 29 2,0³ = 18 792 000 kNcm³

Detail I.2 b Profil , a g siehe Detail I.1


(IPE 300) 1 Platte 284 u 150 u 10 mm
Æ C N = 1/3 8100 15 29 1,0³ = 1 174 500 kNcm³

Detail I.3 b Profil = 18 cm


ag = 90 – 1,2 = 89 cm
2 Platten 931 u 180 u 15 mm
Æ C N = 2 1/3 8100 18 89 1,5³ = 29 196 450 kNcm³

Detail I.4 b Profil = 18 cm


ag = 20 – 1,2 = 19 cm
1 Platte 188 u 180 u 15 mm
Æ C N = 1/3 8100 18 19 1,5³ = 3 116 475 kNcm³
194 2 Hallenbau

Bild 2.141 Übersicht Details – Hauptrahmen

Bild 2.142 Detail Firststoß und Binder-Riegelvoute am Hauptrahmen


2.12 Berechnungsbeispiel Stahlhalle nach EC3 Teil 1-1 195

Bild 2.143 Detail Rahmenecke und Fußpunkt am Hauptrahmen


196 2 Hallenbau

2.12.2.4 Behinderung der Torsionsverdrehung des Rahmens


2
Die an den Rahmen angeschlossenen Dachpfetten und Wandriegel werden als diskrete
Einzeldrehfedern am Rahmen angesetzt. Die Federsteifigkeit wird durch die konstruk-
tive Ausbildung am Anschlusspunkt gemäß Bild 2.144 bis Bild 2.147 maßgeblich
beeinflusst.

Bild 2.144 Anordnung der Beschläge am Hauptrahmen

Gesamtdrehfeder:

1 1 1 1
  (2.12)
C- ,k C-M ,k C-P ,k C-A,k

mit C IM,k = Drehfedersteifigkeit aus Biegesteifigkeit des anschließenden Profils


C IP,k = Drehfedersteifigkeit aus der Profilverformung des gestützten Trägers
C IA,k = Drehfedersteifigkeit aus der Anschlussverformung
2.12 Berechnungsbeispiel Stahlhalle nach EC3 Teil 1-1 197

Drehfeder aus Biegesteifigkeit Pfette/Riegel:


2
E˜I (2.13)
C-M ,k k˜
a
mit I = I y des Querträgers
a = Stützweite des Querträgers
k-Werte für gegengleiches Verdrehen der Hauptträger:
k = 2 für Ein- und Zweifeldträger
k = 4 für Durchlaufträger mit mindestens 3 Feldern

Drehfeder aus Profilverformung des gestützten Trägers:

E ˜ ts3 E ˜ G ˜ t g3 ˜ ts3 ˜ bg
C-P , k ˜ G ˜ IT , g (2.14)
ag 3 ˜ ag

mit t s = Stegdicke
ag = Abstand der Gurtschwerpunkte
I T,g = St. Venantsches Torsionsträgheitsmoment eines Gurtes
tg = Gurtdicke
bg = Gurtbreite

Wird eine Rippe als auszusteifende Verbindung zwischen den Gurten des gestützten
Trägers im Bereich der Drehfeder eingeschweißt, so wird die Profilverformung unter-
bunden und die Gesamtdrehfeder berechnet sich dann nur aus den zwei Anteilen in-
folge Biegesteifigkeit des anschließenden Profils und infolge Anschlussverformung
(siehe dazu Bild 2.150).

Drehfeder aus der Anschlussverformung:

2 (2.15)
C-A,k ¦ ki ,k ˜ ri

mit k i,k = Federsteifigkeit des Bolzen i auf Abscheren je Scherfuge zwi-


schen Holzquerschnitt und Anschlussblech aus Stahl
ri = Abstand der Bolzenachse zum Schwerpunkt des Anschlusses

2
k i ,k ku ˜ k ser (2.16)
3
198 2 Hallenbau

2 U 1m,5 ˜ d (2.17)
k ser [N/mm]
23
mit ȡ m = Mittelwert der Rohdichte Holz [kg/m³]
d = Bolzendurchmesser [mm]

Die Gleichungen (2.16) und (2.17) sind dem EC5 für die Bemessung von Holzkon-
struktionen entnommen. Gleichung (2.16) entspricht Gleichung 2.1 des EC5 und
Gleichung (2.17) findet man in Tabelle 7.1 des EC5. Bei Stahlblech-Holz-
Verbindungen darf k ser mit dem Faktor 2,0 multipliziert werden (siehe EC5, Ab-
schnitt 7.1(3)). Bemessungswerte der Federsteifigkeit kann man mit Gleichung (2.18)
berechnen.

k i ,k
k i ,d (2.18)
JM
mit Ȗ M = 1,3 für Verbindungen gemäß Tabelle 2.3 des EC5

Die Steifigkeiten für Pfetten- und Wandriegelanschlüsse werden für 3 verschiedene


Situationen berechnet. Zur Steigerung der Anschlusssteifigkeit werden teilweise Be-
schläge, sogenannte Kippungsplatten, angeordnet, welche die Hebelarme r i gemäß
Gleichung (2.15) vergrößern. Zur Anordnung der verschiedenen Anschlusstypen siehe
Bild 2.144. Es gibt den Typ „Wandriegel mit Kippungsplatte“ gemäß Bild 2.145, den
Typ „Pfette mit Kippungsplatte“ gemäß Bild 2.146 und den Typ „Pfette ohne Kip-
pungsplatte“ gemäß Bild 2.147.

Typ „Wandriegel mit Kippungsplatte“

Wandriegelquerschnitt 120/160 mm
Nadelholz C 24 S10, ȡ m = 350 kg/m³, E 0,mean = 11000 N/mm²
Einfeldträger Æ k = 2, Stützweite a = 4,75 m

12 ˜16 3
Iy 4096 cm 4
12

E˜Iy 1100 ˜ 4096


C-M ,k k˜ 2˜ 18970 kNcm
a 475
2.12 Berechnungsbeispiel Stahlhalle nach EC3 Teil 1-1 199

Bild 2.145 Wandriegel mit Kippungsplatte Typ 2 (G2)

Da der Rahmenstielquerschnitt gevoutet ist, ergeben sich verschiedene Drehfederstei-


figkeiten aus Profilverformung des gestützten Trägers in Abhängigkeit der Profilhöhe
an der betrachteten Stelle. Die größte Profilverformung ergibt sich beim Wandriegel
oben an der Traufe. Der Rahmenstiel hat an dieser Stelle die Abmessungen
b/t g /t s /h = 180/12/6/725 mm.

E ˜ G ˜ t g3 ˜ t s3 ˜ bg 21000 ˜ 8100 ˜1,2 3 ˜ 0,6 3 ˜18


C-P ,k 2311 kNcm
3 ˜ ag 3 ˜ 72,5  1,2
200 2 Hallenbau

2 Die Anschlusssteifigkeit wird für 4 Bolzen M12 gemäß Bild 2.145 ermittelt. Bei der
Verbindung handelt es sich um eine einschnittige Stahlblech-Holz-Verbindung.

U 1m,5 ˜ d 3501,5 ˜12


k ser 2,0 ˜ 2,0 ˜ 6832 N/mm
23 23

2 2
ki ,k ˜ k ser ˜ 6832 4555 N/mm
3 3

247,5
ri 124 mm
2

i 4 Bolzen werden beansprucht (jeweils 2 Bolzen je Einfeldträgerende)

2
C-A,k ¦ ki ,k ˜ ri 4 ˜ 45,55 ˜ 12,4 2 28015 kNcm

Gesamtdrehfeder:

1 1 1 1
 
C- , k C-M , k C-P , k C-A, k

1
C- ,k 1919 kNcm
1 1 1
 
18970 2311 28015

C- ,k 1919
C- ,d 1476 kNcm
JM 1,3
2.12 Berechnungsbeispiel Stahlhalle nach EC3 Teil 1-1 201

Typ „Pfette mit Kippungsplatte“


2

Bild 2.146 Pfette mit Kippungsplatte Typ 2 (G2)

Pfettenquerschnitt 80/160 mm
Nadelholz C 24 S10, ȡ m = 350 kg/m³, E 0,mean = 11000 N/mm²
Durchlaufträger größer 3 Felder Æ k = 4, Stützweite a = 4,75 m

8 ˜16 3
Iy 2730 cm 4
12
E˜Iy 1100 ˜ 2730
C-M ,k k˜ 4˜ 25288 kNcm
a 475
202 2 Hallenbau

Das Rahmenriegelprofil IPE 300 hat die Abmessungen b/t g /t s /h=150/10,7/7,1/300


2 mm.

E ˜ G ˜ t g3 ˜ ts3 ˜ bg 21000 ˜ 8100 ˜ 1,073 ˜ 0,713 ˜ 15


C-P , k 3590 kNcm
3 ˜ ag 3 ˜ 30  1,07

Die Anschlusssteifigkeit wird für 2 Bolzen M12 gemäß Bild 2.146 ermittelt. Bei der
Verbindung handelt es sich um eine einschnittige Stahlblech-Holz-Verbindung.

ki , k 4555 N/mm (siehe oben)

600
ri 300 mm
2
i 2 Bolzen werden beansprucht

2
C-A,k ¦ ki ,k ˜ ri 2 ˜ 45,55 ˜ 30 2 81990 kNcm

Gesamtdrehfeder:
1 1 1 1
 
C- , k C-M , k C-P , k C-A, k

1
C- , k 3027 kNcm
1 1 1
 
25288 3590 81990

C- , k 3027
C- , d 2328 kNcm
JM 1,3

Typ „Pfette ohne Kippungsplatte“

C-M ,k 25288 kNcm (siehe oben)

C-P , k 3590 kNcm (siehe oben)

ki , k 4555 N/mm (siehe oben)


105
ri 52 mm
2

i 2 Bolzen werden beansprucht

2
C-A,k ¦ ki ,k ˜ ri 2 ˜ 45,55 ˜ 5,2 2 2463 kNcm
2.12 Berechnungsbeispiel Stahlhalle nach EC3 Teil 1-1 203

Gesamtdrehfeder:
1 1 1 1 2
 
C- , k C-M , k C-P , k C-A, k

1
C- , k 1381 kNcm
1 1 1
 
25288 3590 2463

C- , k 1381
C- , d 1062 kNcm
JM 1,3

Bild 2.147 Pfette ohne Kippungsplatte Typ 2


204 2 Hallenbau

Die Gesamtdrehfedersteifigkeit wird jeweils durch die Federkomponente mit der ge-
2 ringsten Steifigkeit dominiert. Bei den ersten beiden Anschlusstypen mit Kippungs-
platte ist das jeweils der Federanteil aus Profilverformung. Wenn bei diesen beiden
Anschlusstypen Rippen in das auszusteifende Profil eingeschweißt werden, dann wird
C IP,k = f und die Gesamtdrehfedersteifigkeit erhöht sich um ca. eine Zehnerpotenz.
Beim dritten Anschlusstyp ohne Kippungsplatte bleibt das Einschweißen einer Aus-
steifungsrippe dagegen fast wirkungslos, da die Gesamtdrehfedersteifigkeit hier durch
die sehr kleine Anschlusssteifigkeit C IA,k dominiert wird.

2.12.2.5 Statische Berechnung und Querschnittstragfähigkeit der


Hauptrahmen

Die statische Berechnung der Hauptrahmen erfolgt üblicherweise mit Stabwerkspro-


grammen als ebene Zweigelenkrahmen mit teilweise gevouteten Querschnitten. Zu-
sätzlich zu den wirkenden Lasten wie Eigengewicht, Schnee oder Wind werden auch
Schiefstellungen der Rahmenstiele als geometrische Ersatzimperfektionen angesetzt
und die Berechnung der Schnittgrößen N, V z und M y nach Theorie II. Ordnung
durchgeführt. Die Berechnung des ebenen Zweigelenkrahmen nach Theorie II. Ord-
nung schließt das Biegeknicken in der Rahmenebene mit ein. Die Bemessung erfolgt
als elastischer oder plastischer Querschnittsnachweis mit den Schnittgrößen N, V z
und M y nach Theorie II. Ordnung am verformten Querschnitt. Die Querschnittstrag-
fähigkeiten werden im AllgHPHLQHQPLWȖ M0 = 1,00 abgemindert, bei Stabilitätsversa-
JHQ 'UXFNVSDQQXQJHQ DEHUPLWȖ M1 = 1,10. Die Querschnittsnachweise werden für
Querschnitte der Querschnittsklassen 1 und 2 plastisch und für Querschnitte der
Querschnittsklasse 3 elastisch geführt. Die Einstufung der Querschnitte erfolgt an-
hand der Werkstoffgüte und der c/t-Verhältnisse der gedrückten Profilflansche (ein-
seitig gestütztes Blech) und der c/t-Verhältnisse der gedrückten Profilstege (beidseitig
gestütztes Blech). Der ungünstigere Wert ist für die Einstufung maßgebend.
Der Einflussfaktor für die Werkstoffgüte ist

235
H (2.19)
fy

Für eine Einstufung in Querschnittklasse 2 (plastisch) gelten folgende Obergrenzen


für die c/t-Verhältnisse:
x Stege auf Biegung: c/t d 83 H (2.20)
x Stege auf Druck: c/t d 38 H (2.21)
x Flansche auf Druck: c/t d 10 H (2.22)
Für eine Einstufung in Querschnittklasse 3 (elastisch) gelten folgende Obergrenzen
für die c/t-Verhältnisse:
x Stege auf Biegung: c/t d 124 H (2.23)
x Stege auf Druck: c/t d 42 H (2.24)
x Flansche auf Druck: c/t d 14 H (2.25)
2.12 Berechnungsbeispiel Stahlhalle nach EC3 Teil 1-1 205

Die Einstufung des Riegelprofils IPE 300 aus S 235 ergibt Querschnittsklasse 2. Die
Einstufung des gevouteten Stützenprofils aus S 235 mit den maximalen Abmessungen 2
b/t g /t s /h = 180/12/6/759 mm ergibt für
x Flansche: c/t = 90/12 = 7,5 d 10 ˜ 235 235 Æ QK 2
x Steg: c/t = (759  2 ˜ 12) / 6 = 123 d 124 ˜ 235 235 Æ QK 3
Der Steg ist maßgebend. Für den Nachweis des gevouteten Rahmenstieles darf nur
eine elastische Spannungsverteilung zugrunde gelegt werden.
Die Berechnung der Hauptrahmen als ebene Zweigelenkrahmen kann nur das
Biegeknicken in der Rahmenebene erfassen, aber selbstverständlich nicht das Biege-
knicken und Biegedrillknicken seitlich aus der Rahmenebene heraus. Der Nachweis
gegen Biegedrillknicken erfordert Stabwerksprogramme, die eine Berechnung nach
Theorie II. Ordnung und Wölbkrafttorsion ermöglichen. Beispielhaft seien die Pro-
gramme FE-BGDK von Dlubal oder KSTAB von Kindmann genannt. Diese Pro-
gramme
ermöglichen auch die Berücksichtigung federelastischer Aussteifungen durch angren-
zende Bauteile. Von entscheidender Bedeutung ist dabei die richtige Berechnung der
Federsteifigkeiten, die für den vorliegenden Fall ausführlich erläutert wurde. Für die
Nachweisführung gegen Biegedrillknicken der Rahmenriegel und Rahmenstützen sei
auf [86] und [89] verwiesen. Dort wird die Vorgehensweise ausführlich anhand einer
ähnlichen Stahlhalle vorgeführt.
206 2 Hallenbau

2.12.3 Bemessung der firstnahen Giebelwandstütze


2
Die firstnahe Giebelwandstütze aus Bild 2.140 wird gemäß Bild 2.148 mit dem Stüt-
zenfuß an einem Streifenfundament und mit dem Stützenkopf am Riegel des Haupt-
rahmens in der Giebelwand angeschlossen. Die Schraubenverbindung zwischen Stüt-
zenkopf und Hauptrahmen-Riegel sollte mit vertikalen Langlöchern erfolgen, damit
sich Durchbiegungen des Riegels einstellen können, ohne dass die Giebelwandstütze
dadurch eine Normalkraftbeanspruchung erfährt. Bei Ausbildung mit Langlöchern ist
die Giebelwandstütze ein stehender Einfeldträger, der infolge Windbelastung nur auf
Biegung beansprucht wird. Für diese biegebeanspruchten Giebelwandstützen sind
Profile der IPE-Reihe besonders wirtschaftlich (vgl. Abschnitt 2.9).

Bild 2.148 Anschluss Giebelwandstütze als Pendelstütze


2.12 Berechnungsbeispiel Stahlhalle nach EC3 Teil 1-1 207

Die horizontalen Auflagerkräfte der Giebelwandstütze werden am Stützenfuß in das


Streifenfundament und am Stützenkopf in den Knotenpunkt des Dachverbandes ein- 2
geleitet. Das statische System für die Berechnung der Giebelwandstütze ist in
Bild 2.149 dargestellt. Die Lasteinzugsfläche der Giebelwandstütze wird zwischen
den beiden angrenzenden Feldern gemittelt.
Giebelwandstützenabstand: e = (4,07 + 5,40) / 2 = 4,74 m
Winddruck: W Druck = 4,74 0,8 0,87 = 3,30
kN/m
Windsog: W Sog = 4,74 (0,5) 0,87 = 2,06 kN/m
Der Lastangriffspunkt liegt für den Lastfall Winddruck am Druckgurt der Giebel-
wandstütze und für den Lastfall Windsog am Zuggurt der Giebelwandstütze (vgl.
Bild 2.149). Dies hat Einfluss auf die Biegedrillknicksicherheit der Giebelwandstütze.

Bild 2.149 Statisches System der firstnahen Giebelwandstütze IPE 200, S 235

Es wird versucht, die Biegedrillknicksicherheit der Giebelwandstütze zunächst ohne


die aussteifende Wirkung der Giebelwandriegel nachzuweisen. Die einwirkenden
Bemessungsschnittgrößen sind:
J F ˜ wDruck ˜ l 2 1,5 ˜ 3,30 ˜ 6,902
Winddruck : M d 29,46 kNm
8 8
J F ˜ wSog ˜ l 2 1,5 ˜ 2,06 ˜ 6,902
Windsog : Md 18,39 kNm
8 8
208 2 Hallenbau

Das ideale Biegedrillknickmoment M cr kann der Literatur z. B. [86] entnommen wer-


2 den.

M cr ] ˜ N cr,z ˜ §¨ c 2  0,25 ˜ z 2p  0,5 ˜ z p ·¸ (2.26)


© ¹

mit ] = 1,12 als Beiwert für den Momentenverlauf

S 2 ˜ E ˜ Iz S 2 ˜ 21000 ˜ 142
N cr,z 61,84 kN
l2 6,902

c2 ( IZ  0,039 ˜ l 2 ˜ IT ) / I z

(12746  0,039 ˜ 6902 ˜ 6,85) / 142 985,4 cm²

h
Winddruck : zp  10 cm
2

M cr,k 1,12 ˜ 61,82 ˜ §¨ 985,4  0,25 ˜10 2  0,5 ˜10 ·¸ 1854 kNcm ˆ 18,54 kNm
© ¹
h
Windsog : zp  10 cm
2

M cr,k 1,12 ˜ 61,82 ˜ §¨ 985,4  0,25 ˜10 2  0,5 ˜10 ·¸ 2547 kNcm ˆ 25,47 kNm
© ¹

Im Lastfall Winddruck ist das Bemessungsmoment M d = 29,46 kNm größer als das
ideale Biegedrillknickmoment M cr,k = 18,54 kNm. Ein Nachweis der Biegedrill-
knicksicherheit kann deshalb nicht gelingen.
2.12 Berechnungsbeispiel Stahlhalle nach EC3 Teil 1-1 209

Behinderung der Verdrehung durch die angeschlossenen Wandriegel


Am dritten Wandriegel von unten wird der Wandriegelanschluss mit einer Kippungs- 2
platte als Drehfeder ausgebildet (vgl. Bild 2.140). Bild 2.150 zeigt die konstruktive
Ausbildung des Anschlusses mit einer eingeschweißten Rippe in der Giebelwandstüt-
ze zur Verhinderung der Profilverformung des gestützten Träger.

Bild 2.150 Detail Wandriegelanschluss Giebelwandstütze

Wandriegelquerschnitt 90/160 mm
Nadelholz C 24 6ȡ m = 350 kg/m³; E 0,mean = 11000 N/mm²
Einfeldträger Æ k = 2, Stützweite a = 4,75 m

9 ˜ 163
Iy 3072 cm 4
12

E˜Iy 1100 ˜ 3072


C-M ,k k˜ 2˜ 14258 kNcm
a 475
210 2 Hallenbau

2 Eingeschweißte Rippe Æ C IP = 

Die Anschlusssteifigkeit wird für 4 Bolzen M12 gemäß Bild 2.150 ermittelt. Bei der
Verbindung handelt es sich um eine einschnittige Stahlblech-Holz-Verbindung.

U 1m,5 ˜ d 3501,5 ˜12


k ser 2,0 ˜ 2,0 ˜ 6832 N/mm
23 23

2 2
ki ,k ˜ k ser ˜ 6832 4555 N/mm
3 3

247,5
ri 124 mm
2

i 4 Bolzen werden beansprucht (jeweils 2 Bolzen je Einfeldträgerende)

2
C-A,k ¦ ki ,k ˜ ri 4 ˜ 45,55 ˜ 12,4 2 28015 kNcm

Gesamtdrehfeder:

1 1 1 1
 
C- , k C-M , k C-P , k C-A, k

1
C- , k 9449 kNcm
1 1
0
14258 28015

C- , k 9449
C- , d 7268 kNcm
JM 1,3

Das ideale Biegedrillknickmoment M cr für die Giebelwandstütze mit Drehfeder C I,d


im Abstand 3,30 m vom Stützenfuß und Lastangriff bei z p = h/2 für Winddruck
gemäß Bild 2.149 wird mit dem Programm KSTAB berechnet zu M cr,d = 47,55 kNm.
M cr,d wird dabei als Design-:HUWEHUHFKQHWPLWȖ M = 1,3 für die Drehfeder aus Holz
XQGȖ M = 1,1 für die Eigensteifigkeit der Giebelwandstütze aus Stahl. Die Eigenform
für die Torsionsverdrehung I ist zweiwellig mit einem Nulldurchgang im Bereich der
Einzeldrehfeder.
2.12 Berechnungsbeispiel Stahlhalle nach EC3 Teil 1-1 211

Biegedrillknicknachweis
2
M cr,k M cr,d ˜ Ȗ M 1 47,55 ˜ 1,1 52,30 kNm

O LT ( Wpl,y ˜ f y ,k ) M cr ,k (220,6 ˜ 23,5) 5230 1,00

h/b 200 / 100 2,0 d 2 Ÿ Knickspannungslinie b


D LT 0,34

0,5 ˜ ª1  D LT ˜ O LT  0,4  0,75 ˜ O LT º


2
I LT
«¬ »¼

>
0,5 ˜ 1  0,34 ˜ 1,00  0,4  0,75 ˜ 1,00 2 @ 0,97

§ 2 2 ·
F LT 1 ¨¨ I LT  I LT  0,75 ˜ O LT ¸¸ d 1,0
© ¹

1 §¨ 0,97  0,97 2  0,75 ˜ 1,00 2 ·¸ 0,70


© ¹

Zur Berücksichtigung der Momentenverteilung darf Ȥ LT modifiziert werden

kc 0,94

1  0,5 ˜ (1  k c ) ˜ ª1  2,0 ˜ O LT  0,8 º d 1,0


2
f
«¬ »¼

>
1  0,5 ˜ (1  0,94 ) ˜ 1  2,0 ˜ 1,0  0,8 2
@ 0,97
F LT
F LT ,mod d 1,0
f
0,70
0,72
0,97
M by , Rd F LT ,mod ˜ W pl , y ˜ f y ,k / J M 1

0,72 ˜ 220,6 ˜ 23,5 / 1,1 3393 kNcm

Md 29,46
Nachweis : 0,87 d 1
M by,Rd 33,93
212 2 Hallenbau

2.12.4 Bemessung des Dachverbandes


2
Die Dachverbände werden gemäß Bild 2.136 in beiden Giebelfeldern angeordnet, wo
sie sich auf Wandverbände in den traufseitigen Außenwänden abstützen. Der dritte, in
der Hallenmitte angeordnete, Dachverband ist nur erforderlich, wenn die Gesamtan-
zahl der zu stabilisierenden Hauptrahmen die Zahl 12 übersteigt (vgl. Berechnung der
Dachverbandsfedersteifigkeiten in Abschnitt 2.12.2.2). Dies ist erst ab einer Gebäude-
länge von 11 4,75 + 2 4,50 = 61,25 m der Fall (Hauptrahmenabstand
c/c HR = 4,75 m, Giebelrahmenabstand c/c GR = 4,50 m). Bild 2.151 zeigt das stati-
sches System für die Berechnung des Dachverbandes. Der in der Firstlinie in der Rea-
lität geknickte Dachverband wird gedanklich in eine horizontale Ebene geklappt. Die
Stützweite dieses dann ebenen Fachwerkträgers beträgt 21,68 / cos 15° = 22,44 m.

Bild 2.151 Statisches System – Dachverband

Lastannahmen
Die Dachverbände erhalten Lasten aus Winddruck auf der luvseitigen Giebelwand,
Windsog auf der leeseitigen Giebelwand, Windreibung auf der Dachfläche und
Stabilisierungslasten aus der seitlichen Abstützung der Riegelprofile der Hauptrah-
men.
Winddruckordinaten:
Traufe: W Druck = 5,05/2 0,8 0,87 = 1,76 kN/m
First: W Druck = 7,95/2 0,8 0,87 = 2,77 kN/m

Windsogordinaten:
Traufe: W Sog = 5,05/2 (0,5) 0,87 = 1,10 kN/m
First: W Sog = 7,95/2 (0,5) 0,87 = 1,73 kN/m

Windreibungskräfte werden auf die beiden giebelseitigen Dachverbände verteilt. Der


Reibungsbeiwert für die gerippte Dachoberfläche beträgt c fr = 0,04.
W Reibung = 1/2 0,04 61,25 0,87 = 1,07 kN/m

Bild 2.152 zeigt die Lastbilder für Winddruck und Windsog.


2.12 Berechnungsbeispiel Stahlhalle nach EC3 Teil 1-1 213

Bild 2.152 Lastbilder Winddruck und Windsog – Dachverband

Die Stabilisierungskräfte werden mit dem vereinfachten Modell gemäß EC3 Teil 1-1
Abschnitt 5.3.3 berechnet. Siehe dazu Abschnitt 2.10.1 mit Bild 2.114 und den Glei-
chungen (2.7) und (2.8). Die Anwendung dieses vereinfachten Modells zur Berech-
nung der Stabilisierungskräfte ist nur dann auf der sicheren Seite, wenn die zu stabili-
sierenden Rahmenriegel eine Mindestdrehbettung gemäß Gleichung (2.8) aufweisen.

min c- qz ˜ h 8,05 ˜ 0,3 2,42 kNm/m

q z = Streckenlast auf dem Obergurt der Rahmenriegel


= 1,35 g + 1,50 s = (1,35 0,50 + 1,50 0,68 ) 4,75
= 8,05 kN/m
h = 0,3 m (Riegelprofil IPE 300)
c- , d 1062
vorh c- 9,23 kNm/m
e 115

c I,d = 1062 kNcm Æ Drehfedersteifigkeit Typ „Pfette ohne Kippungsplatte“


e = 115 cm Æ Pfettenabstand
214 2 Hallenbau

2 vorh c I = 9,23 kNm/m > min c I = 2,42 kNm/m


Die Anwendung des vereinfachten Modells zur Berechnung der Stabilisierungskräfte
gemäß EC3 Teil 1-1 Abschnitt 5.3.3 ist auf der sicheren Seite. Wenn die Mindest-
drehbettung gemäß Gleichung (2.8) nicht vorhanden ist, dann muss eine genauere
Berechnung der Stabilisierungskräfte mit den Berechnungsverfahren von Frie-
mann/Stroetmann [63] oder Kindmann/Krahwinkel [90] erfolgen.

Im Folgenden werden die Bezeichnungen aus Bild 2.114 verwendet.


Schubsteifigkeit des Dachverbandes aus Stahlrohren 88,9 u 3,2 mit A D = 8,62 cm²:
S k* EAD ˜ sin 2 D ˜ cos D 21000 ˜ 8,62 ˜ sin 2 64,91q ˜ cos 64,91q 62958 kN

S k* 62958
S d* 57235 kN
J M1 1,10
Stich der geometrischen Ersatzimperfektion:
L 22,44
e0 0,045 m
500 500
Stich der Verformung infolge Windlasten:

J F ˜ wDruck  wReibung ˜ L2 1,5 ˜ 2,77  1,07 ˜ 22,44 2


Gq 0,006 m
8 ˜ S d* 8 ˜ 57235

Druckkraft im Rahmenriegelobergurt (Lastfall Wind auf Giebelwand):


Nd M d 18,72 23,26
N Ed   86,9 kN
2 h 2 0,3

Anzahl von einem Dachverband zu stabilisierender Rahmenriegel:


12
n 6
2
Vergrößerungsfaktor Theorie II. Ordnung:
1 1 1
D 1,009
N n ˜ N Ed 6 ˜ 86,9
1 1 1
N ki S d* 57235

Stabilisierungslast:
e0  G q 0,045  0,006
q S ,d ¦ N Ed ˜ 8 ˜ 2
˜D 6 ˜ 86,9 ˜ 8 ˜ ˜1,009 0,43 kN/m
L 22,44 2
2.12 Berechnungsbeispiel Stahlhalle nach EC3 Teil 1-1 215

Bild 2.153 Stabilisierungslasten – Dachverband

Bild 2.154 Normalkräfte N d – Dachverband

Bild 2.153 zeigt das Lastbild für Stabilisierungslasten q s , welche zusätzlich zu Wind-
druck auf den Giebel wirken.
Die Stabkräfte im Dachverband werden mit einem Stabwerksprogramm berechnet.
Bild 2.154 zeigt die Bemessungswerte der Normalkräfte im Dachverband berechnet
DXV Ȗ F Winddruck (1,50 Lasten aus Bild 2.152 oben) und Stabilisierungslasten
(1,00 Lasten aus Bild 2.153). Die größte Drucknormalkraft tritt in der zweiten Ver-
bandsdiagonalen von außen auf und beträgt N d = 51,39 kN.
216 2 Hallenbau

Biegeknicknachweis für Verbandsstäbe


2
Querschnitt:
Rohr 88,9 u 3,2, S235, warmgefertigt

Knicklänge:

Lcr 4,50 2  2,10 2 4,97 m

Ideale Knicklast:
E ˜ I ˜S 2 21000 ˜ 79,2 ˜ S 2
N cr 66,4 kN
L2cr 497 2

Bezogene Schlankheit:
A˜ f y 8,62 ˜ 23,5
O 1,75
N cr 66,4

Imperfektionsbeiwert:
D 0,21

I 0,5 ˜ 1  D ˜ O  0,2  O 2 0,5 ˜ 1  0,21 ˜ 1,75  0,2  1,75 2 2,19


1 1
F 0,28
2 2
I  I O 2,19  2,19 2  1,75 2
fy 23,5
N b, Rd F ˜ A˜ 0,28 ˜ 8,62 ˜ 51,56 kN
J M1 1,10
Nd 51,39
Nachweis : 0,997 d 1
N b, Rd 51,56
3 Geschossbau

3.1 Tragwerksentwurf

3.1.1 Allgemeines

Die Grundaufgabe des Tragwerksplaners im Stahlhochbau besteht in Entwurf und


Bemessung eines Tragwerkes zur Unterstützung von Geschossdecken, welche in der
Regel als Stahlbetonplatten ausgeführt werden. Bauelemente des Stahlbaus sind De-
ckenträger, Unterzüge, Stützen und Aussteifungskonstruktionen wie Rahmen und
Verbände. Da die Stahlprofile ausnahmslos stabförmige Bauteile im Sinne der Statik
darstellen, werden Geschossbauten mit Stahltragwerken auch als Stahlskelettbauten
bezeichnet.
Alternativen zum Stahltragwerk bieten die Baustoffe Stahlbeton, Holz und Mauer-
werk. Die als Auflager der Deckenplatten wirkenden Deckenträger und die als Aufla-
ger der Deckenträger wirkenden Unterzüge aus Stahl sind auch als Stahlbetonbalken
ausführbar. Anstelle von Stahlstützen können auch Stahlbetonstützen, Stahlbeton-
wände oder Mauerwerkswände ausgeführt werden. Die unterschiedlichen Bauweisen
haben jeweils eigene Anwendungsschwerpunkte. Holz- und Mauerwerksbauten sind
typisch für den Wohnungsbau mit kleinen Verkehrslasten und Stützweiten. Wohnbau-
ten mit großer Geschossanzahl werden auch mit Stahlbetonwandscheiben errichtet,
um die Bauzeit im Vergleich zum arbeitsintensiven Mauerwerksbau zu verkürzen.
Büro- und Verwaltungsgebäude werden überwiegend mit Stahlbetonstützen und leich-
ten Trennwänden als Stahlbetonskelettbauten ausgeführt. Anwendungsbereiche für
Stahltragwerke sind Hochhäuser, große Büro- und Verwaltungsgebäude, Parkhäuser
und Industriebauten für Produktion, Lagerung und Verkauf. Beispiele für die Beurtei-
lung der Wirtschaftlichkeit der konkurrierenden Bauweisen für konkrete ausgeführte
Projekte des Geschossbaus findet man z. B. in [160].
Vorteile von Stahlskelettbauten sind die kurze Bauzeit, das geringe Eigengewicht,
was sich günstig bei großen Geschossanzahlen, schwierigen Gründungsverhältnissen
oder weitgespannten Geschossdecken über stützenfreien Räumen auswirkt, und die
Möglichkeit, relativ einfach Umbaumaßnahmen an Tragwerk, Einbauten und Befesti-
gungselementen vornehmen zu können, was insbesondere für Industriebauten mit
häufig wechselnden Produktionsabläufen von Bedeutung ist. Hauptargument gegen
ein Tragwerk aus Stahl sind häufig die im Vergleich zum Stahlbetonbau aufwendige-
ren Brandschutzmaßnahmen. Die Vorteile beider Bauweisen können im Verbundbau
zusammengeführt werden.

© Springer Fachmedien Wiesbaden 2016


M. Krahwinkel und R. Kindmann, Stahl- und Verbundkonstruktionen,
DOI 10.1007/978-3-658-05118-1_3
218 3 Geschossbau

Die Anordnung der Stahlträger und -stützen wird wesentlich durch die Nutzung des
3 Gebäudes beeinflusst. Kernfragen betreffen sowohl die Koordinierung von Raumauf-
teilung und Stützenstellung als auch die Anordnung von Installationstrassen und De-
ckenträgern. Diese Punkte stellen wichtige Schnittstellen zwischen Tragwerksplaner,
Architekt und Fachingenieur für Haustechnik dar. Konstruktiv gute Lösungen sind
dabei nur durch intensive Zusammenarbeit dieser drei an der Planung Beteiligten zu
realisieren.
Ein typisches Beispiel für das Stahltragwerk eines Bürogebäudes ist in Bild 3.1 skiz-
ziert. Es zeigt die Anordnung der Stützen, Unterzüge, Deckenträger, Vertikalverbän-
de, Rahmen und der als horizontale Scheiben wirkenden Betondecken in einem Verti-
kalschnitt durch das Gebäude.

Bild 3.1 Stahltragwerk eines Bürogebäudes

Beispiele für die Anordnung der Stützen und Träger auf einem Grundriss von
24 u 15 m sind in Bild 3.2 dargestellt. Aus Sicht des Tragwerksplaners unterscheiden
sich die vier Varianten hinsichtlich Materialeinsatz bedingt durch die Stützweite von
Deckenplatten D, Deckenträgern DT, Unterzügen UZ und der Anzahl der Anschlüsse
zwischen den Bauteilen. Für den Architekten ist die Stützenstellung das wesentliche
Merkmal und für den Planer der Haustechnik Anzahl, Bauhöhe und Orientierung der
Deckenträger.
Die Kosten für Material, Werkstattfertigung und Montage bilden die Haupteinfluss-
faktoren für die Gesamtkosten des Tragwerkes. Zum Vergleich der Wirtschaftlichkeit
verschiedener Lösungen können Untersuchungen im Sinne einer Wertanalyse durch-
geführt werden. Dabei müssen alle maßgebenden Einflüsse auf die Kosten berück-
sichtigt werden, d. h. insbesondere sind auch die Aufwendungen für Korrosions-
schutz, Brandschutz, Ausbau, Transport und technische Bearbeitung einzubeziehen.
Vorhandene Randbedingungen wie die Zulässigkeit von Stützenstellungen und die
3.1 Tragwerksentwurf 219

Begrenzung der Bauhöhen von Geschossdecken sind stets mit den anderen an der
Planung beteiligten Parteien abzustimmen. 3

Bild 3.2 Beispiele für die Anordnung von Stützen und Trägern

Deckenträger, Unterzüge und Stützen werden im Hochbau in der Regel in einem fes-
ten Raster angeordnet. Durch diese gleichmäßige Gliederung des Tragwerkes entsteht
eine größtmögliche Anzahl identischer Bauteile mit Kostenvorteilen für Fertigung
und Montage.
Bild 3.3 zeigt zwei Tragwerksraster für Stahlskelettgeschossbauten mit und ohne
Unterzüge. Typisch sind die rechteckigen Deckenfelder mit einachsig über 2 bis 6 m
tragenden Stahlbetonplatten und Deckenträgern aus gewalzten I-Profilen, die mit
Stützweiten von 6 bis 15 m zwischen Unterzügen oder Stützen angeordnet sind. Da
Unterzüge größere Lasten erhalten als die Deckenträger, weisen sie in der Regel eine
kleinere Stützweite zwischen 6 und 12 m auf.
Werden die Stahlbetonplatten als Verbunddecken oder Fertigteilplatten mit statisch
mitwirkendem Ortbeton ohne Hilfsabstützungen im Betonierzustand ausgeführt, so
sind nur Deckenspannweiten von 2 bis 3 m zwischen den Deckenträgern möglich.
Größere Deckenspannweiten zwischen 5 und 10 m erhält man bei Verwendung von
Spannbetonhohlplatten.
220 3 Geschossbau

Alternative Möglichkeiten zur Wahl des Tragwerksrasters werden in [72] erläutert.


3 Umfangreiche Vorbemessungshilfen zur Auslegung von Geschossdecken mit Ver-
bundträgern wurden von Bode und Minas erstellt und sind in [41], [42], [43] und
[160] veröffentlicht.

Bild 3.3 Typische Tragwerksraster für Stahlskelettgeschossbauten


3.1 Tragwerksentwurf 221

3.1.2 Abtragung der Vertikallasten


3
Vertikallasten im Hochbau entstehen aus Kon-
struktionseigengewicht und Verkehrslasten auf den
Geschossdecken. In Bild 3.4 wird anhand einer
Explosionszeichnung die Modellbildung für die
statische Berechnung eines Feldes des Tragwerks-
rasters verdeutlicht, siehe auch Bild 3.3 oben. Man
erkennt das Orthogonalitätsprinzip bei der Orien-
tierung der unterschiedlichen Tragwerksebenen
aus Deckenplatten, Deckenträgern und Unterzü-
gen, welche jeweils im rechten Winkel zueinander
angeordnet werden. Die Deckenträger müssen da-
bei nicht notwendigerweise auf die Unterzüge auf-
gelagert werden, sie können auch innerhalb der
Bauhöhe der Unterzüge angeordnet werden. Die
Stabilisierung der Stützenköpfe erfolgt durch nicht
dargestellte Rahmen, Verbände oder Stahlbeton-
wandscheiben, die zur Abtragung der Ho-
rizontallasten angeordnet werden. Diese in Ab-
schnitt 3.1.3 erläuterten Konstruktionen müssen
neben den Windkräften auch die Stabilisierungs-
kräfte aus Imperfektionen und Vertikallasten auf-
nehmen.

Bild 3.4 Abtragung der Vertikallasten

3.1.3 Abtragung der Horizontallasten

Horizontallasten im Hochbau entstehen aus Lotabweichung von Stützen und tragen-


den Wänden und aus Windkräften, die auf Außenwände bzw. Fassadenelemente wir-
ken. Die in Bild 3.5 bis Bild 3.9 dargestellten, vertikal zwischen den Geschossdecken
gespannten Fassadenelemente entsprechen nicht den Wandaufbauten im Hallenbau.
Von den im Hallenbau verwendeten Querschnitten kommen im Geschossbau lediglich
geschosshohe Tafeln aus profilierten Stahlblechsandwichpaneelen mit Hartschaum-
kerndämmung zur Ausführung. Anwendungsschwerpunkte dieser Paneelfassaden
liegen bei Gewerbe- und Industriebauten. Für repräsentative Verwaltungsgebäude
werden meist Fassadensysteme aus Naturstein oder Glas gewählt. Es werden aber
auch geschosshohe Fassadenelemente aus Stahlbetonfertigteilen verwendet. Fassa-
densysteme aus Metall haben in der Regel einen mindestens dreischichtigen Aufbau
aus Dämmkern und beidseitiger Bekleidung. Die äußere Bekleidung besteht häufig
aus Aluminium- oder Stahlblech, die innere Bekleidung aus Gipskarton, Holzwerk-
stoff oder Kunststoff. Der Lastabtrag zu den Geschossdecken oder Außenstützen er-
folgt mit einem Ständerwerk aus Pfosten und Riegeln, die häufig aus Stahlprofilen mit
Rechteckhohlquerschnitt gefertigt werden. Je nach Orientierung der Haupttragglieder
dieses Ständerwerkes können Pfosten-, Band- und Sprossenfassaden unterschieden
werden. Eine ausführliche Darstellung der unterschiedlichen Systeme findet man in
[72].
222 3 Geschossbau

Die Befestigung der Fassadenpfosten am Gebäudetragwerk erfolgt an den Stirnseiten


3 der Geschossdecken. Dies kann durch Stahlwinkel an den Ober- oder Unterseiten oder
durch Ankerschienen an den Stirnseiten der Betonplatten erfolgen. Alternativ können
auch geschraubte Anschlüsse an den stählernen Randunterzügen der Geschossdecken
ausgeführt werden.
In Bild 3.5 bis Bild 3.9 sind unterschiedliche Lösungen zur Abtragung der Horizontal-
lasten enthalten, wobei Deckenträger und Unterzüge nicht dargestellt sind. Die Funk-
tion der horizontalen Tragwerksscheiben, die im Hallenbau durch Dachverbände oder
Stahltrapezprofilschubfelder erfüllt wird, übernehmen im Hochbau in der Regel die
Stahlbetondeckenscheiben. Bild 3.5, Bild 3.6 und Bild 3.8 zeigen drei unterschiedli-
che Möglichkeiten, wie die Auflagerkräfte der Deckenscheiben über vertikale ausstei-
fende Tragwerksscheiben zu den Fundamenten abgetragen werden können. Dabei
erfolgt die Kraftübertragung von den Betondeckenscheiben auf das Stahltragwerk in
Bild 3.5 und Bild 3.6 entweder punktuell durch Kontaktpressung mit den Stahlstützen
im Bereich der Durchdringung von Stützen und Geschossdecken oder kontinuierlich
durch Kopfbolzendübel auf den Oberflanschen der Horizontalriegel von Vertikalrah-
men oder
-verbänden. Bestehen die vertikalen Tragwerksscheiben wie in Bild 3.8 aus Stahlbe-
tonwänden, so kann der Anschluss der Deckenscheiben mittels auskragender An-
schlussbewehrung monolithisch ausgeführt werden.
Aussteifungskonstruktionen mit Vertikalrahmen gemäß Bild 3.5 entstehen durch bie-
gesteife Anschlüsse zwischen Deckenträgern bzw. Unterzügen und Stützen. Da diese
Bauteile für den Abtrag der Vertikallasten ohnehin vorhanden sind, müssen keine
zusätzlichen Tragglieder für die Gebäudeaussteifung angeordnet werden. Ein weiterer
Vorteil von Rahmenkonstruktionen sind die offenen Felder zwischen den Stützen,
welche die Unterteilung der Geschossflächen und die Anordnung von Fensteröffnun-
gen in den Außenwänden nicht beeinflussen. Hauptnachteile von Vertikalrahmen sind
der Aufwand für die biegesteifen Tragwerksknoten, die wesentlich kräftigeren erfor-
derlichen Profile, welche Rahmen oft unwirtschaftlich machen, und die geringe Stei-
figkeit der Konstruktion. Aufgrund der relativ großen horizontalen Auslenkungen
eignen sich Rahmen nur für Gebäude mit bis zu etwa fünf Geschossen.

Bild 3.5 Abtragung der Horizontallasten durch Deckenscheiben und Vertikalrahmen


3.1 Tragwerksentwurf 223

Aussteifungskonstruktionen mit Vertikalverbänden gemäß Bild 3.6 entstehen durch


gelenkige Anschlüsse zwischen Deckenträgern bzw. Unterzügen und Stützen und 3
Anordnung zusätzlicher Verbandsdiagonalen. Die Ausführung gelenkiger Tragwerks-
knoten führt zu beträchtlichen Einsparungen bei Profilen, Fertigung und Montage, so
dass Verbände in der Regel wirtschaftlichere Aussteifungskonstruktionen darstellen
als Rahmen. Für den planenden Architekten bedeuten Vertikalverbände eine Ein-
schränkung bei der Wahl der Raumaufteilung, da Wände im Bereich der Verbandsfel-
der durch den Tragwerksplaner vorgegeben werden. Häufig erfolgt die Anordnung der
Verbände deshalb in den Wänden der Treppenhäuser oder Fahrstuhlschächte, welche
auch bei Nutzungsänderungen innerhalb der Lebensdauer des Gebäudes unverändert
bleiben.

Bild 3.6 Abtragung der Horizontallasten durch Deckenscheiben und


Vertikalverbände

Durch Aussteifungskonstruktionen mit Stahlbetonwandscheiben gemäß Bild 3.8 las-


sen sich Tragwirkung und Raumabschluss kombinieren. Häufig werden die feuer-
beständigen Stahlbetonwände als senkrechte Schächte angeordnet, in welchen Trep-
pen und Aufzüge als Fluchtwege brandschutztechnisch vom übrigen Gebäude ge-
trennt werden. Für sehr hohe Gebäude werden die aussteifenden Stahlbetonwände mit
Kletter- oder Gleitschalung erstellt. Das Stahltragwerk für die Abtragung der Ver-
tikallasten wird dann in einem nachlaufenden Montagevorgang an die Stahlbeton-
schächte angependelt. Die Tragwerksknoten des Stahlskeletts können dabei gelenkig
ausgeführt werden. Bei dieser Bauweise werden die Stahlbetonschächte auch als aus-
steifende Kerne bezeichnet. Bild 3.7 zeigt ein typisches Beispiel.
224 3 Geschossbau

Bild 3.7 Grundriss eines mehrgeschossigen Skelettbaus mit Kern und


aussteifender Wandscheibe

Bei der Nutzung der Geschossdecken als horizontale Tragwerksscheiben zum Abtrag
von Horizontallasten ist zu bedenken, dass Ortbetonlösungen erst nach dem Erhärten
und Fertigteillösungen erst nach Ausführung eines kraftschlüssigen Fugenvergusses
zwischen den Einzelplatten als Scheibe wirken können. Häufig werden deshalb für
Montagezustände, seltener für den Endzustand, Horizontalverbände gemäß Bild 3.9
angeordnet. Als Gurtstäbe und Pfosten der Horizontalverbände können in der Regel
die Unterzüge und Deckenträger genutzt werden. Es sind dann lediglich Diagonalen
aus U-, Winkel-, Flach- oder Rundstahl zu ergänzen, um eine steife Deckenscheibe im
Bauzustand zu realisieren.

Bild 3.8 Abtragung der Horizontallasten durch Deckenscheiben und Wandscheiben


3.2 Geschossdecken 225

Bild 3.9 Abtragung der Horizontallasten durch Horizontalverbände und


Vertikalverbände

3.2 Geschossdecken

3.2.1 Trägerdecken

Als Trägerdecken sollen hier zur Abgrenzung gegenüber den Flachdecken solche
Geschossdecken bezeichnet werden, bei denen die Deckenplatten auf den Obergurten
von Stahlträgern aufliegen. Stahlbetondecken tragen als Platte Vertikallasten zu den
Trägern und als Scheibe Horizontallasten zu den vertikalen Aussteifungskon-
struktionen ab. Als Obergurt von Verbundträgern übernehmen sie anteilige Lasten im
Verbund mit Deckenträgern und Unterzügen. Zusätzliche wichtige bauphysikalische
Funktionen sind der Brand-, Wärme- und Schallschutz.
Im Stahlskelettbau tragen die Deckenplatten in der Regel als einachsig gespannte
Platten zwischen den Deckenträgern, welche die Lasten wiederum zu den Unterzügen
oder Stützen weiterleiten. Übliche Spannweiten von Stahlbetondecken betragen
3 bis 6 m. Die Deckendicken liegen zwischen 12 und 20 cm in Abhängigkeit von
Stützweite und Verkehrslast. Maximale Deckendicken bis 30 cm sind zwar möglich,
aber in der Regel unwirtschaftlich, weil der Einfluss der Eigenlast zu groß wird. Eine
Tabelle zur Abschätzung der Deckendicke in Abhängigkeit von Spannweite, Ver-
kehrslast und statischem System findet man z. B. in [37]. Bild 3.10 zeigt die drei übli-
chen Ausführungsformen von Stahlbetondecken, die gemäß EC 2 bemessen werden
können. Unterschiede zwischen Ortbetondecken, Fertigteildecken und Fertigteilplat-
ten mit statisch mitwirkendem Ortbeton bestehen im Wesentlichen in der Fertigungs-
bzw. Montagetechnik.
Ortbetondecken (Bild 3.10a) werden wegen des zeitaufwendigen Ein- und Ausscha-
lens nur noch selten verwendet. Selbst bei Einsatz von Großflächensystemschalung ist
die Verzögerung des Baufortschritts im Stahlskelettbau meist unakzeptabel, da die
kürzere Bauzeit im Vergleich zu einer reinen Stahlbetonlösung häufig eine wichtige
Forderung an den Rohbau darstellt. Einsatzbereiche von Ortbetondecken liegen
hauptsächlich in geometrisch schwierigen Gebäudebereichen über spitzwinkligen
226 3 Geschossbau

oder runden Grundrissformen, auf denen keine vorgefertigten Platten verlegt werden
3 können.
Fertigteildecken (Bild 3.10b) weisen aufgrund des hohen Vorfertigungsgrades die
kürzeste Bauzeit auf. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass, abgesehen vom Fugenver-
gußmörtel, keine zusätzliche Feuchte in den Bau eingetragen wird. Die Wirt-
schaftlichkeit von Fertigteildecken hängt wesentlich von den erforderlichen Kran-
kapazitäten, der Zugänglichkeit der Baustelle und der Regelmäßigkeit des Tragwerks-
rasters ab. Für die Montage müssen alle Deckenfelder für schweren Kraneinsatz
zugänglich sein. Sollen die Fertigteilplatten im Trägerverbund mit den Deckenträgern
verlegt werden, dann werden Aussparungen für die Kopfbolzendübel und eine aus-
kragende Schlaufenbewehrung, die während der Montage über die Kopfbolzen ge-
stülpt werden muss, an den Plattenrändern angeordnet.

Bild 3.10 Stahlbetondecken als Trägerdecken


3.2 Geschossdecken 227

Die verbleibende Fuge auf dem Stahlträgerobergurt mit den Kopfbolzendübeln wird
im Nachlauf zur Montage der Fertigteilplatten vergossen. Ein wichtiges Detail sind 3
dabei auf den Stahlträgerobergurt aufgeklebte Dichtungsstreifen aus Kompriband, die
ein Auslaufen des Vergussmörtels und die damit verbundene Verschmutzung des
Stahlträgers verhindern. Die Fugen an den Plattenrändern parallel zur Tragrichtung
erfordern ebenfalls einen Fugenverguss. Vorstehende Betonnasen ersparen dabei ein
Einschalen der Fugen. Eine Nase auch am oberen Plattenrand überträgt Querkräfte
und verhindert ungleiches Durchbiegen der Plattenränder. Sie ist nur bei weitge-
spannten Platten und großen Deckenlasten erforderlich [72].
Fertigteilplatten mit statisch mitwirkendem Ortbeton (Bild 3.10c) bestehen aus leich-
teren, häufig 4 bis 5 cm dicken Einzelplatten, die die gesamte untere Biegezugbeweh-
rung enthalten und aus denen Gitterträger herausragen, die als Schubverbund und
Abstandshalter für die obere Bewehrungslage dienen. Der Einsatz dieser Deckenele-
mente ist häufig sehr wirtschaftlich, weil nur leichte Baukräne auf der Baustelle er-
forderlich sind und in Deutschland ein dichtes Netz von Werken existiert, die diese
Fertigteilplatten produzieren. Im Stoßbereich senkrecht zur Tragrichtung sind auf den
Fertigteilen Betonstahlzulagen anzuordnen, da die Querbewehrung an der Plattenun-
terseite durch den Stoß der Einzelplatten unterbrochen wird. Sollen die Fertigteilplat-
ten mit statisch mitwirkendem Ortbeton im Trägerverbund mit den Deckenträgern
ausgeführt werden, dann sind zusätzlich Betonstahlzulagen an den Stoßstellen in Plat-
tentragrichtung auf den Obergurten der Stahlträger anzuordnen, um den Schulterschub
des Verbundträgers aufzunehmen. Stahlträgerabstände sind bis etwa 3 m möglich,
ohne dass eine Zwischenunterstützung im Betonierzustand der Fertigteile erforderlich
wird. Mit Zwischenunterstützung im Betonierzustand sind Stahlträgerabstände bis
etwa 5 m möglich.
Verbunddecken weisen ähnliche Stützweiten und Plattendicken wie Stahlbetondecken
gemäß EC 2 auf, wenn für den Betonierzustand Hilfsabstützungen verwendet werden.
Soll das Frischbetongewicht allein durch das Stahlprofilblech der Verbunddecke ab-
getragen werden, so sind nur Stützweiten zwischen 2 und 3 m möglich. Die Bemes-
sung von Verbunddecken erfolgt in Deutschland aktuell noch anhand bauauf-
sichtlicher Zulassungen in Ergänzung zu EC 4 Teil 1-1 (Kaltbemessung) und des
EC 4 Teil 1-2 (Heißbemessung). Spezielle Stahlbleche mit Hinterschnittgeometrie
oder eingeprägten Noppen dienen dabei als Schalung und Biegezugbewehrung. Die
zusätzlich in Bild 3.11 dargestellte Betonstahlbewehrung dient lediglich dem Brand-
schutz und der Rissbreitenbeschränkung infolge Schwinden. Montagetechnisch sind
Verbunddecken sehr vorteilhaft, da die leichten Stahlbleche einfach von Hand verlegt
werden können und somit kein Kran, sondern lediglich eine mobile Betonpumpe auf
der Baustelle erforderlich ist. Sollen die Verbunddecken im Trägerverbund mit den
Deckenträgern ausgeführt werden, dann werden die Stahlbleche in Deutschland in der
Regel gelocht und über bereits in der Werkstatt auf die Stahlträger aufgeschweißte
Kopfbolzendübel gestülpt. In Großbritannien ist es gängige Praxis, ungelochte Bleche
auf den Stahlträgern zu verlegen und die Kopfbolzendübel auf der Baustelle mit Hilfe
spezieller Bolzenschweißgeräte durch die Stahlbleche hindurch mit den Deckenträ-
gern zu verschweißen. Hierfür eignen sich jedoch nur Kopfbolzendübel bis 19 mm
Schaftdurchmesser, [41].
228 3 Geschossbau

Bild 3.11 Verbunddecke als Trägerdecke

Besonders große Spannweiten zwischen 5 und 10 m werden mit Spannbetonhohlplat-


ten ausgeführt. Die zugehörigen Deckendicken liegen zwischen 12 und 25 cm. Für
große Verkehrslasten sind Deckenstärken bis 40 cm lieferbar. Die Hohlraumgeomet-
rie von Spannbetonhohlplatten wird durch den Einsatz spezieller Gleitfertiger ge-
schaffen. Die Vorspannung erfolgt mit Hilfe von Spannstahllitzen, die im Spannbett
in sofortigen Verbund mit dem Deckenbeton gebracht werden. Die Bemessung von
Spannbetonhohlplatten wird in Deutschland durch bauaufsichtliche Zulassungen ge-
regelt. Üblich ist die Erstellung der statischen Berechnung durch das liefernde Fertig-
teilwerk. Eine Verbundwirkung zwischen Deckenträgern und Spannbetonhohlplatten
ist nicht möglich. Wie in Bild 3.12 zu erkennen ist, werden deshalb auf den Stahlträ-
gern keine Kopfbolzendübel angeordnet, sondern lediglich ein Fugenverguss im Be-
reich des Plattenstoßes ausgeführt.

Bild 3.12 Spannbetonhohlplattendecke als Trägerdecke


3.2 Geschossdecken 229

Tabelle 3.1 Richtwerte der Spannweite von Spannbeton-Fertigdecken gemäß


BVSF-Merkblatt Nr. 2 [http://www.spannbeton-fertigdecken.de] 3

In Tabelle 3.1 und Tabelle 3.2 werden Richtwerte der Spannweite und Tragfähigkeit
entsprechend dem Lieferprogramm vom Bundesverband Spannbeton-Fertigteildecken
e. V. BVSF für den Entwurf zur Verfügung gestellt. Zu beachten ist, dass bei biege-
weichen Auflagern, wie z.B. auf Stahlträgern, sich um bis zu 40 bis 50 % geringere
Werte der Querkrafttragfähigkeit ergeben können als in Tabelle 3.2 angegeben. Die
genauen Werte der Bemessungsschnittkräfte können bei den Herstellern angefragt
werden.
230 3 Geschossbau

Tabelle 3.2 Richtwerte der Tragfähigkeit von Spannbeton-Fertigdecken gemäß


3 BVSF-Merkblatt Nr. 2 [http://www.spannbeton-fertigdecken.de]

3.2.2 Flachdecken

Alternativ zu Trägerdecken mit auf den Obergurten von Stahlträgern aufliegenden


Stahlbetonplatten und relativ großen Bauhöhen zwischen 40 und 50 cm können soge-
nannte Flachdecken ausgeführt werden. Die Bauhöhen von Flachdecken liegen zwi-
schen 20 und 30 cm, wobei die Deckenträger innerhalb der Betonplatte angeordnet
werden. Die geringe statische Höhe der Stahlträger in Verbindung mit der großen
statischen Höhe der Deckenplatten, die mit einem konstruktiven Minimum von 20 cm
ausgeführt werden, führt zu annähernd quadratischen Stützenrastern. Flachdecken-
stahlträger spannen zwischen 6 und 9 m weit. Die Spannweite der Deckenplatten ist
abhängig vom eingesetzten Plattentyp und variiert zwischen 3 und 10 m. Bei Verwen-
dung von Fertigteilplatten mit statisch mitwirkendem Ortbeton oder bei Verwendung
von Profilblechen für Verbunddecken sind Zwischenunterstützungen im Betonierzu-
stand erforderlich, da die Flachdecken große Betonplattendicken und dadurch ein
relativ großes Eigengewicht aufweisen.
Bild 3.13 zeigt zwei Beispiele für Querschnitte von Stahlbetonflachdecken als Ortbe-
tonlösung (Bild 3.13a) und als Fertigteillösung mit statisch mitwirkendem Ortbeton
(Bild 3.13b). Der Stahlträger kann aus verschiedenen gewalzten oder geschweißten
Querschnittsteilen zusammengesetzt sein und wird in der Regel durch aufgeschweißte
Kopfbolzendübel mit dem umgebenden Deckenbeton als Verbundträger bemessen.
Der Untergurt des Trägers kann bei Ortbetonlösungen entweder innerhalb, bündig
oder unterhalb der Decke angeordnet werden.
3.2 Geschossdecken 231

Bild 3.13 Stahlbetondecken als Flachdecken

Bei Fertigteillösungen mit statisch mitwirkendem Ortbeton gemäß Bild 3.13b oder
Flachdeckentragwerken auf Verbunddeckenbasis gemäß Bild 3.14 wird stets ein un-
terhalb der Decke liegender Unterflansch ausgeführt, welcher dann als Auflager für
die Fertigteile bzw. die Profilbleche dient.

Bild 3.14 Verbunddecke als Flachdecke

Wird der Untergurt des Stahlträgers durch eine Verkleidung oder Betonüberdeckung
bei Ortbetonlösungen vor Erwärmung im Brandfall geschützt, so ist sowohl die Trag-
fähigkeit des Trägers als auch die Auflagerung der Decke gewährleistet. Bei Aus-
führung ungeschützter Untergurte geht deren Tragfähigkeit infolge direkter Beflam-
mung verloren. Für den Brandfall kann die Tragfähigkeit solcher Konstruktionen
durch Anordnung von Betonstahlzulagen in Trägerlängsrichtung und die Übertragung
der Auflagerkräfte der Decke durch Hochhängebewehrung in Form von Schrägbügeln
sichergestellt werden.
Bild 3.15 zeigt eine Flachdeckenvariante mit Spannbetonhohldielen, welche maxi-
male Stützenraster von 8 u 10 m gestattet. Der Stahlträger besteht dabei aus einem
halbierten Walzprofil mit einem darunter geschweißten etwa 20 cm breiten Blech als
Unterflansch. Der Brandschutz des Stahlträgers wird in der Regel durch eine Be-
kleidung des sichtbaren Unterflansches realisiert. Bestehen keine Brandschutzanfor-
derungen, so kann der Unterflansch ungeschützt bleiben.
232 3 Geschossbau

Bild 3.15 Spannbetonhohlplattendecke als Flachdecke

Eine in Großbritannien häufig ausgeführte Lösung entsteht durch die Verwendung


von 210 mm hohen Stahltrapezprofilen und einer 8 cm dicken Aufbetonschicht. Die
Trapezprofilgeometrie reduziert dabei das Eigengewicht der Decken und gestattet die
Führung kleinerer Installationsleitungen in den Rippen. Bei dieser in Bild 3.16 darge-
stellten Variante liegen die Stahltrapezprofile auf einer unter den Unterflansch der
Stahlträger geschweißten 15 mm dicken Zusatzlamelle auf, die beiderseits 100 mm
über die Profilbreite hinausragt. Spezielle Formteile zwischen Trapezprofil und Trä-
ger dichten die Konstruktion im Betonierzustand gegen das Ausfließen von Beton ab.
Durch den Einsatz von Leichtbeton sind für die Träger Spannweiten bis zu 9 m und
für die Rippendecke bis zu 6 m ohne zusätzliche Unterstützung im Betonierzustand
möglich. Mit Leichtbeton und Hilfsstützen beim Betonieren werden für die Rippen-
decke sogar 7,5 m erreicht, mit Normalbeton verringern sich die Spannweiten ent-
sprechend. Im Endzustand werden die Verkehrslasten durch Flächenverbundwirkung
zwischen Trapezprofil und Deckenbeton infolge Profilierungen in den Trapezpro-
filstegen abgetragen. Zusätzliche Stabstahlbewehrung dient lediglich dem Brand-
schutz. Für dieses in Großbritannien „Fast Track Slimflor“ genannte Deckensystem
gibt es in Deutschland noch keine allgemeine Zulassung. Zur Anwendung ist deshalb
eine Zustimmung im Einzelfall erforderlich.

Bild 3.16 Verbunddecke mit hohen Stahltrapezprofilen als Flachdecke

In Bild 3.17 ist eine deutsche Variante der Flachdecke mit 200 mm hohen Stahltra-
pezprofilen dargestellt. Bei dieser sogenannten „Additiv-Decke“ der Firma Hoesch
werden die Stahltrapezprofile in über die Obergurte der Stahlträger hinausragende
Auflagerknaggen eingehängt. Die Bemessung der Rippendecke erfolgt für die additive
Tragwirkung von Stahltrapezprofil und Stahlbetonrippendecke. Die große Trag-
fähigkeit der hohen Stahltrapezprofile gestattet im Betonierzustand einen Trägerab-
stand bis zu 5,5 m. Siehe dazu Bild 3.18. Die Höhe der Stahlträger und damit deren
mögliche Spannweite sind flexibel.
Alle Flachdeckentypen mit Ausnahme der Additivdecke besitzen den Vorteil, dass die
Anschlüsse der Stahlträger an die Stützen innerhalb des Deckenbetons liegen und
somit gegen Brandeinwirkung geschützt sind. Deckendurchbrüche in der Nähe der
Stützen sind im Gegensatz zu Flachdecken des Massivbaus möglich, da die Querkräf-
3.2 Geschossdecken 233

te des Deckentragwerkes konzentriert durch die Stahlträger in die Stützen eingeleitet


werden. 3
Weitergehende Informationen zu Flachdeckensystemen, insbesondere zu den Varian-
ten verschiedener Anbieter, findet man in [59] und [108].

Bild 3.17 Additivdecke mit hohen Stahltrapezprofilen und Knaggenlagerung

Bild 3.18 Hoesch Additivdecke, Bemessung für den Betonierzustand


[http://www.thyssenkrupp-steel-europe.com]
234 3 Geschossbau

3.3 Deckenträger und Unterzüge


3

3.3.1 Querschnitte und Verbundmittel

Die als Auflager der Deckenplatten wirkenden Deckenträger und die als Auflager der
Deckenträger wirkenden Unterzüge können im Stahlskelettbau als reine Stahlträger
oder als Verbundträger mit aufgeschweißten Kopfbolzendübeln ausgeführt werden. In
der Regel sind Verbundträger wirtschaftlicher, da der Aufwand für die schubfeste
Verdübelung von Stahlträgern und Stahlbetondeckenplatten durch Materialeinsparung
bei den Walzprofilen und die Reduzierung der Bauhöhe der Geschossdecken mehr als
kompensiert wird.
Die schubfeste Verdübelung zwischen Stahlträger und Betongurt wird in der Regel
durch aufgeschweißte Kopfbolzen aus Rundstählen S 235 mit aufgestauchten Köpfen
und Schaftdurchmessern von 19 oder 22 mm realisiert. Das Aufschweißen der Kopf-
bolzendübel erfolgt mittels Bolzenschweißverfahren mit Hubzündung. In Deutschland
ist es üblich, die Kopfbolzendübel in der Stahlbauwerkstatt aufzuschweißen. Sollen
auf den Stahlträgerobergurten Stahlprofilbleche als verlorene Schalung oder Ver-
bunddecke verlegt werden, so müssen die Einzelbleche entweder vor der Trägerachse
mit den Kopfbolzendübeln enden, oder die Bleche müssen gelocht und über die
Kopfbolzendübel gestülpt werden. Um das zu vermeiden, werden in Großbritannien
und den USA die Kopfbolzendübel häufig auf der Baustelle durch die bereits verleg-
ten Profilbleche mit Blechdicken zwischen 0,75 und 1,25 mm hindurch mit dem
Stahlträgerobergurt verschweißt. Für diese Durchschweißtechnik eignen sich jedoch
nur die Kopfbolzendübel mit Schaftdurchmesser von 19 mm, nicht diejenigen mit
Schaftdurchmesser von 22 mm. Eine ausführliche Zusammenstellung der Randbedin-
gungen, die bei der Durchschweißtechnik einzuhalten sind, findet man in [41].
In Parkhäusern wird mit der Option der Demontierbarkeit auch Reibungsverbund ein-
gesetzt. Bei dieser Konstruktionsform werden großformatige Stahlbetonfertigteilplat-
ten mit hochfesten Schrauben und geschmiedeten, stählernen Druckplatten gegen die
Stahlträger vorgespannt. Auch zu dieser Verdübelungsart finden sich in [41] wei-
terführende Angaben.
Typisch für Deckenträger sind Profile der IPE-Reihe. Für große Spannweiten oder
Verkehrslasten können auch HEA- oder HEB-Profile verwendet werden. Bild 3.19
zeigt einen typischen Deckenträger als Verbundträger in Längsrichtung mit einer
Verbunddecke, die in Querrichtung die Lasten abträgt. Für hohe Träger werden neben
IPE-, HEA- und HEB-Profilen auch geschweißte Stahlträger wie in Bild 3.20 ver-
wendet. Umfangreiche Vorbemessungshilfen zur Auslegung von Geschossdecken mit
Verbundträgern wurden von Bode und Minas erarbeitet und sind in [41], [42], [43]
und [160] veröffentlicht. Eine stark vereinfachte Vorbemessung kann auch mit Tabel-
le 3.3 erfolgen, die einem Beitrag von Hanswille in [160] entnommen ist.
3.3 Deckenträger und Unterzüge 235

Bild 3.19 Typischer Deckenträger als Verbundträger mit gewalztem Stahlprofil

Wegen der günstigen Materialverteilung bei einfeldrigen Verbundträgern mit dem


Betongurt in der Druckzone und dem Stahlträger in der Zugzone des Verbundquer-
schnittes kann bevorzugt Baustahl der Güte S 355 eingesetzt werden. Dessen Mehr-
kosten gegenüber S 235 werden durch die Ausnutzbarkeit (keine Stabilitätsgefähr-
dung) der um 50 % höheren Streckgrenze in der Regel mehr als kompensiert. Der
häufig zusätzlich angeordnete Kammerbeton von Verbundträgern dient in erster Linie
dem Brandschutz und wird in der Regel nicht für die „Kaltbemessung“ des Verbund-
trägers in Rechnung gestellt.

Bild 3.20 Verbundträger mit geschweißtem Stahlprofil


236 3 Geschossbau

Tabelle 3.3 Vorbemessung von Verbundträgern


3

2
q (kN/m ) Verkehrslast und Ausbaulast
L (m) Trägerstützweite
B (m) Trägerabstand
h a (cm) erforderliche Bauhöhe des Stahlträgers
d (cm) erforderliche Deckenstärke
d (cm) = 8 + 1,7 · B t 12 cm
S 235: h a (cm) t (1,5 + 0,13 · q) · L · B
S 355: h a (cm) t 0,8 · (1,5 + 0,13 · q) · L · B
Brandschutz durch Kammerbeton:
b/s ! 18 und t/s  2
F90: b (cm) t 34  5 · h a /b
F60: b (cm) t 0,9 · (34  5 · h a /b)
F120: b (cm) t 1,25 · (34  5 · h a /b)
Beispiel:
Deckenträger aus S 355
Trägerstützweite: L = 16 m
Trägerabstand: B = 3,6 m
2
Verkehrslast: p = 5 kN/m
2
Ausbaulast: g = 2 kN/m
d = 8 + 1,7 · 3,60 = 14,12 cm gewählt: d = 15 cm
h a = 0,8 · (1,5 + 0,13 · (5+2)) · 16 · 3,6 = 58,5 cm gewählt: h a = 60 cm, IPE 600

Brandschutz F90 durch Kammerbeton:


b/s = 220/12 = 18,3 ! 18
t/s = 19/12 = 1,58  2
b = 22 cm t 34  5 · 60/22 = 20,4 cm
3.3 Deckenträger und Unterzüge 237

3.3.2 Installationsführung
3
Die Nutzungsdauer moderner Gebäude ist mit über 50 Jahren deutlich höher als die
der Installationen für Haustechnik und Bürosysteme, welche aufgrund von Ände-
rungen und Umbauten in 10- bis 20-Jahresabständen angepasst werden müssen. Um
Zeit und Kosten für diese Umbaumaßnahmen zu minimieren, ist das Tragwerk eines
Gebäudes möglichst flexibel zu gestalten. Dabei sind zwei konstruktive Problem-
stellungen gemeinsam zu lösen, die Überspannung großer stützenfreier Räume und
die Integration von Installationsleitungen im Deckenbereich. Die Leitungen können
dabei entweder in Hohlraumböden über der Stahlbetondecke, wie in Bild 3.21a, oder
in einer abgehängten Unterdecke unter der Stahlbetondeckecke, wie in Bild 3.21b,
angeordnet werden.
Vertikale Installationsstränge werden in Schächten, Wandschlitzen oder Hohlräumen
von Stützenquerschnitten geführt. In Höhe der Geschossdecken sind entsprechende
Öffnungen zur Durchleitung der Installationen vorzusehen. Größere Deckendurch-
brüche beeinflussen die Tragfähigkeit von Verbundträgern erheblich, wenn sie im
Bereich der mittragenden Gurtbreite des Trägers liegen. Bei der Planung sollte daher
versucht werden, größere Durchbrüche nach Möglichkeit außerhalb der mittragenden
Gurtbreite anzuordnen. Lässt sich dies nicht vermeiden, so können die im Einfluss-
bereich der Deckendurchbrüche entstehenden Querzugkräfte mit einem in [41] erläu-
terten Fachwerkmodell berechnet und durch Betonstahlzulagen abgedeckt werden.
Für die horizontale Verlegung von Installationen im Deckenbereich von Stahlske-
lettgeschossbauten wurde insbesondere im englischsprachigen Ausland eine Vielzahl
von Lösungsansätzen entwickelt. In Bild 3.22 werden einige Varianten vorgestellt,
welche sich zusätzlich auch miteinander kombinieren lassen.
Bild 3.22a zeigt den Lösungsansatz Walzträger mit Stegöffnungen. Bei dieser Kon-
struktionsart wird die Walzträgerhöhe so gewählt, dass ausreichend große, nor-
malerweise rechteckige Öffnungen in den Trägersteg geschnitten werden können.
Runde Öffnungen mit Durchmessern, die weniger als die halbe Stahlträgerhöhe mes-
sen, und kleinere, rechteckige Öffnungen können häufig ohne zusätzliche Randver-
stärkungen ausgeführt werden. Dabei sind runde Öffnungen aus statischen Gesichts-
punkten rechteckigen Durchbrüchen vorzuziehen. Insbesondere bei größeren
rechteckigen Durchbrüchen sind aus statischen Gründen und wegen des Verfor-
mungsverhaltens Randeinfassungen der Öffnungen erforderlich. Die Anordnung im
Träger erfolgt in Bereichen niedriger Querkraftbeanspruchung. In auflagernahen Be-
reichen, die 10 % der Trägerstützweite oder der zweifachen Trägerhöhe entsprechen,
sind große Stegdurchbrüche zu vermeiden. Statische Nachweise für Stahlverbundträ-
ger mit großen Stegausschnitten können gemäß [41] und [70] geführt werden. Dort
werden auch vereinfachte Momenten-Querkraft-Interaktionsbeziehungen für versteifte
und unversteifte Stegausschnitte in Verbundträgern angegeben, mit deren Hilfe eine
Vordimensionierung möglich ist. Die Anwendung dieser Interaktionsbeziehungen ist
jedoch auf rechteckige Stegausschnitte beschränkt, deren Höhe weniger als 30 % und
deren Breite weniger als 60 % der Stahlträgerhöhe beträgt.
238 3 Geschossbau

a) b)
3

Bild 3.21 Installationen über und unter der Stahlbetondecke

Da die Lage der Versorgungsleitungen durch die Anordnung der Durchbrüche fest-
geschrieben ist, werden im Falle einer geänderten Leitungsführung aufwendige Um-
baumaßnahmen erforderlich. Folgende Punkte sind deshalb bei der Planung von Ste-
göffnungen zu beachten:
x Das Brennschneiden von Öffnungen auf der Baustelle sollte aufgrund der dadurch
verursachten Kosten und Störungen vermieden werden. Öffnungen werden am ein-
fachsten in der Werkstatt geschnitten. Dort können auch Steifen eingefügt werden,
um den Verlust an Tragfähigkeit und Steifigkeit wieder auszugleichen.
x Die günstigste Lage für Öffnungen in Stahlträgern ohne Verbund sind Bereiche
minimaler Querkraft in Feldmitte. Verbundträger belasten den Trägersteg in Feld-
mitte auf Zug, so dass Öffnungen vorzugsweise etwa in den Viertelspunkten und
im oberen Bereich des Steges angeordnet werden sollten.
x Die Anordnung von Durchbrüchen in Verbundträgern ist schwieriger als in reinen
Stahlträgern, da erstere in der Regel niedrigere Trägerhöhen aufweisen. Besonders
problematisch ist das Schneiden von Öffnungen in Verbundträgern nach dem Be-
tonieren der Deckenplatte, da die Anzahl der Verbundmittel zwischen Träger und
Decke im Allgemeinen lokal im Öffnungsbereich erhöht werden muss.
In Bild 3.22b ist der Aufbau des Deckentragwerkes mit gestapelten Trägerlagen dar-
gestellt. Die Deckenträger dieser Konstruktionen stehen im Verbund mit der Decke
und werden als Durchlaufträger ausgebildet, die auf den Unterzügen aufliegen. Da die
Deckenträger ungestoßen über den Unterzügen durchgeführt werden können, ist die
Ausführung aufwendiger biegesteifer Anschlüsse nicht erforderlich. Die Unterzüge
stehen nicht im Verbund mit der Deckenplatte. Die Länge der Profile für die Decken-
träger wird nur durch Transport- und Montagekriterien begrenzt. Dadurch ist die An-
zahl der einzelnen Bauteile spürbar niedriger und führt zu Einsparungen an Montage-
zeit und -kosten. Der größte Vorteil der gestapelten Trägerlagen besteht in der
Anordnung der beiden Trägerlagen auf unterschiedlichen Ebenen, wodurch ideale
Voraussetzungen für die Führung von Installationen geschaffen werden. Für Haupt-
und Nebenleitungen ergeben sich jeweils separate Installationsebenen parallel zur
zugehörigen Trägerlage. Durch vertikale Verbindungspunkte ist eine fast uneinge-
schränkte Installationsführung möglich. Hauptnachteil gestapelter Trägerlagen ist die
extrem große Bauhöhe des Deckentragwerkes.
3.3 Deckenträger und Unterzüge 239

Bild 3.22 Installationsführung im Deckenbereich


240 3 Geschossbau

Bild 3.22c zeigt den Lösungsansatz Schweißträger mit geneigten Untergurten. Die
3 Trägerhöhe der Schweißträger variiert den statischen Anforderungen entsprechend
zwischen dem Maximum in Feldmitte und dem Minimum an den Auflagern. Die Frei-
räume, die dadurch in Stützennähe entstehen, werden zur Anordnung von Installa-
tionsleitungen genutzt. Schweißträger sind am wirtschaftlichsten für große Spannwei-
ten zwischen 10 und 20 m. Die Kombination von hoher Momententragfähigkeit und
relativ geringer Querkrafttragfähigkeit, bezogen auf das Konstruktionsgewicht, findet
bei Gleichlasten und großen Spannweiten eine ideale Anwendung, da die Momente
mit der Spannweite quadratisch wachsen, Querkräfte jedoch nur linear. Schweißträger
mit geneigten Untergurten werden grundsätzlich als Einfeldträger ausgebildet, um
eine Angleichung von Trägerhöhe und Momentenverlauf zu erreichen.
In Bild 3.22d ist der Lösungsansatz Walzträger mit Vouten dargestellt. Gevoutete
Träger werden vornehmlich in Gebäuden mit bis zu fünf Geschossen ausgeführt, in
denen dann keine vertikalen Verbände oder aussteifenden Betonwände erforderlich
sind, da die Stabilisierung durch Rahmenwirkung erfolgen kann. Die Ausbildung der
gevouteten Träger erfolgt mit aufwendigen biegesteifen Anschlüssen zwischen Stüt-
zen und Trägern. Die Länge der Voute wird dabei so gewählt, dass die Höhe der
Walzprofile ein konstruktiv mögliches Minimum erreicht. Die Installationszone, die
zwischen den beiden Vouten eines Trägers entsteht, erlaubt eine, auch für Umbauten,
sehr flexible Leitungsführung.
Die verschiedenen Lösungsansätze für Installationsführung im Deckenbereich gemäß
Bild 3.22 lassen sich auch kombinieren. Bild 3.23 zeigt ein Beispiel für die Kombina-
tion der Lösungsansätze Stegöffnungen und Schweißträger mit geneigten Untergurten.

Bild 3.23 Installationsführung bei einem Schweißträger mit geneigten Untergurten


und Stegöffnungen
3.3 Deckenträger und Unterzüge 241

3.3.3 Brandschutz
3
Zum Erreichen einer gewünschten Feuerwiderstandsdauer für Stahl- und Verbund-
konstruktionen können verschiedene Brandschutzmaßnahmen und -nachweise ausge-
führt werden:
x Verkleidungen aus Platten, Matten oder Mauerwerk
x Profilfolgende Putzummantelungen
x Dämmschichtbildende Beschichtungen
x Bewehrter Beton als Ummantelung, Kammerfüllung oder Hohlprofilfüllung
x Abschirmende Bauteile, z. B. Unterdecken
x Wasserfüllung von Hohlprofilen mit Umlaufmöglichkeit
x Heiß-Bemessung der ungeschützten Stahlkonstruktion für den Lastfall Brand

Aktuell wird die erforderliche Feuerwiderstandsdauer von Stahlträgern im Geschoss-


bau häufig durch Ummantelung und Verkleidung mit Spritzputz oder Platten erzielt,
da dazu entsprechende Regelungen in DIN 4102, Teil 4 (03.94), „Brandverhalten von
Baustoffen und Bauteilen“, einschließlich der Änderung A1 (11.04), sowie der zuge-
hörigen Anwendungsnorm DIN 4102, Teil 22 (11.04) enthalten sind. Die für den
Brandschutz verwendeten Materialien bzw. Bauweisen sind entweder genormt in
DIN 4102, Teil 4, oder herstellergebunden, wofür ein Prüfzeugnis oder eine allgemei-
ne bauaufsichtliche Zulassung erforderlich ist. Tabellen für Mindestdicken von Be-
kleidungen sind in DIN 4102, Teil 4, Abschnitt 3.4 bis 3.6 bzw. in den Prüfzeugnissen
enthalten.
Bild 3.24 zeigt mit profilfolgender Spritzputzummantelung, kastenförmiger Platten-
verkleidung und Stahlbetonkammerfüllung drei übliche Brandschutzmaßnahmen für
Träger im Geschossbau. Häufig wird auch ein indirekter Schutz durch abgehängte
Unterdecken ausgeführt. Dämmschichtbildende Beschichtungen hingegen erreichen in
vielen Fällen nicht die für Bauteile in Geschossbauten häufig geforderte Feuerwider-
standsdauer von 90 Minuten.

Bild 3.24 Übliche Brandschutzmaßnahmen für Träger im Geschossbau


242 3 Geschossbau

Profilfolgende Ummantelung
3 Die örtlich hergestellten Ummantelungen werden meistens als zementgebundene
Spritzputze aus Vermiculite oder Mineralfasern ausgeführt. Sie sind besonders wirt-
schaftlich für den Schutz vollwandiger Träger, können aber nicht im Sichtbereich von
Aufenthaltsräumen verwendet werden. Für Stützen sind sie ebenfalls geeignet, wenn
die Oberfläche vor mechanischen Beschädigungen im Verkehrsbereich geschützt
wird.

Kastenförmige Verkleidungen
Die vorgefertigten Platten aus Fiber-Silikat, Calcium-Silikat oder Gipskartonplatten
werden trocken und zimmermannsmäßig verarbeitet und weisen eine glatte, ebene
Oberfläche auf. Sie können durch Schrauben, Nageln, Klammern oder Kleben be-
festigt werden. Die Befestigungsart sowie die Fugen- und Stoßausbildung müssen den
Prüfzeugnissen der Hersteller entsprechen. In der Regel ist eine Korrosionsschutz-
Grundbeschichtung erforderlich. Plattenummantelungen werden vorzugsweise für
Stützen eingesetzt, für Träger nur bei kleineren Objekten oder falls Trockenbauweise
erwünscht ist.

Stahlbetonkammerfüllung
Für Verbundträger gewinnt der Brandschutz durch Kammerbeton zunehmend an Be-
deutung. Die geforderte Feuerwiderstandsklasse kann durch Ausbetonieren der Pro-
filkammern der Träger und durch Anordnung von Zulagen aus Betonstahl oder Bau-
stahl in den Kammern erreicht werden. Im Regelfall werden Betonstähle verwendet.
Diese Zulagen übernehmen im Brandfall Lastanteile des ungeschützten, schnell seine
Tragfähigkeit verlierenden unteren Flansches des Stahlträgers. Konstruktiv werden
zusätzlich Kopfbolzendübel oder durch den Steg hindurch gesteckte Haken oder an-
geschweißte Bügel angeordnet, die den Kammerbeton gegen Herausfallen sichern.
Die Vorzüge dieser Bauweise liegen in der Optik, in den Befestigungsmöglichkeiten
am Unterflansch und in der Erhöhung der Steifigkeit der Träger. Die Stahlprofilunter-
gurte bleiben sichtbar und zugänglich, zusätzliche Bekleidungen sind nicht erforder-
lich. Nachteilig ist das erhöhte Gewicht, der Zeitvorlauf für Planung und Ausführung
sowie die erschwerte Anordnung von Stegöffnungen zur Durchführung nachträglich
geplanter Installationen.
Die brandschutztechnische Klassifizierung von statisch bestimmt gelagerten Verbund-
trägern mit ausbetonierten Profilkammern kann mittels Tabellen erfolgen. Die DIN
4102, Teil 4 (03.94), „Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen, Zusammenstel-
lung und Anwendung klassifizierter Baustoffe, Bauteile und Sonderbauteile“, ein-
schließlich der Änderung A1 (11.04), sowie der zugehörigen Anwendungsnorm DIN
4102, Teil 22 (11.04) enthält Tabellen zur Einstufung von Verbundträgern in eine
Feuerwiderstandsklasse in Abhängigkeit von Stahlgüte, Betongüte, Querschnittsab-
messungen des Stahlprofils, Plattendicke, Güte, Abstand und Querschnitt des Beton-
stahls der Kammerbewehrung, Bewehrungsverhältnis des Kammerbetons, Breite des
Kammerbetons, Ausnutzungsfaktor des Verbundquerschnittes, Verhältnis der Fläche
der Kammerlängsbewehrung zur Flanschfläche und konstruktiven Maßnahmen zur
Sicherung des Kammerbetons und der Anschlüsse. Für eine vereinfachte Abschätzung
der Feuerwiderstandsdauer kammerbetonierter Verbundträger kann auch Tabelle 3.3
3.3 Deckenträger und Unterzüge 243

verwendet werden. Genauere Nachweise, auch für Durchlaufträger, können gemäß


[53] und [54] geführt werden. 3
Die Tragwerksbemessung für den Brandfall kann auch auf der Grundlage von Euro-
code 4, Teil 1-2 [26] erfolgen, welcher die Ermittlung von Feuerwiderstandsdauern
sowohl unter Normbrandbedingungen (Einheitstemperaturkurve ETK) als auch unter
Naturbrandbedingungen (Naturbrandkurven) gestattet. Bei den Naturbrandmodellen
werden die Brandbelastung, die Ventilationsbedingungen und die Wärmedämmung
der Umfassungsbauteile berücksichtigt, was zu einer wesentlich realistischeren Erfas-
sung der thermischen Einwirkungen im Brandfall führt. Diese Modelle sind in
Deutschland jedoch noch nicht bauaufsichtlich zugelassen.
Der Nachweis einer ausreichenden Feuerwiderstandsdauer unter Normbrandbedin-
gungen kann gemäß Eurocode 4, Teil 1-2 [26] durch Klassifizierung der Bauteile mit
Hilfe von Tabellen (Nachweisverfahren der Stufe 1) oder durch eine vereinfachte
brandschutztechnische Bemessung (Nachweisverfahren der Stufe 2) erfolgen. Die
Anwendung der Nachweisverfahren der Stufen 1 und 2 ist auf Einzelbauteile mit di-
rekter Brandbeanspruchung über die volle Bauteillänge beschränkt. Ferner wird unter-
stellt, dass die Brandbeanspruchung den Normbrandbedingungen entspricht und eine
einheitliche Temperaturverteilung im Querschnitt über die Bauteillänge vorhanden ist.
Ein Nachweis mit Hilfe von „exakten Berechnungsverfahren“ zur Simulation des
Verhaltens von Gesamttragwerken wird als Nachweisverfahren der Stufe 3 bezeich-
net. Diese Methode basiert auf der vollständigen thermischen und mechanischen Ana-
lyse des Tragwerks und kann allgemein für Bauteile und gesamte Tragwerke verwen-
det werden. Für die Bemessungspraxis sind insbesondere die Nachweisverfahren der
Stufen 1 und 2 von Bedeutung, da die Anwendung der Nachweisstufe 3 im Allgemei-
nen mit einem sehr hohen numerischen Aufwand verbunden ist. Bei der praktischen
Anwendung des Eurocode 4, Teil 1-2 in Kombination mit dem Nationalen Anhang ist
zudem zu beachten, dass Verfahren der Stufe 3 nur mit Zustimmung im Einzelfall
eingesetzt werden dürfen.
Das Nachweisverfahren der Stufe 1 kann für einfeldrige Verbundträger mit kammer-
betonierten Querschnitten verwendet werden. Die Nachweisverfahren der Stufe 2
gelten für Einfeldträger und Durchlaufträger mit und ohne Kammerbeton. Beim
Nachweisverfahren der Stufe 1 erfolgt der Nachweis mit Hilfe von klassifizierten
Bemessungswerten in Tabellenform. Den Tabellenwerten liegen die Normbrandbe-
dingungen zugrunde. Der Bemessungswert der Beanspruchbarkeit zum Zeitpunkt 30,
60, 90, 120 oder 180 Minuten ergibt sich in Abhängigkeit vom Bemessungswert der
Beanspruchbarkeit bei Normaltemperatur und dem Ausnutzungsfaktor @fi,t im Brand-
fall. In Abhängigkeit vom Ausnutzungsfaktor und dem Verhältnis von Profilhöhe zu
Profilbreite sind die in Tabelle 3.4 angegebenen Anforderungen an die Profilbreite
und die Bewehrung zu erfüllen. Das Näherungsverfahren gilt nur für einfeldrige Ver-
bundträger mit vollständiger Verdübelung. Die Tabellenwerte gelten für Baustahl
S 355 und Betonstahl S 500. Für andere Baustahlgüten ist die Querschnittsfläche der
Kammerbewehrung im Verhältnis der Streckgrenzen umzurechnen. Die Kammerbe-
wehrung darf bei der Bemessung im Kaltfall nicht angerechnet werden. Die Tabel-
lenwerte dürfen auch für Träger mit unterbrochener Verbundfuge verwendet werden,
wenn mindestens 85 % der Obergurtfläche durch die aufliegende Stahlprofilblech-
Verbunddecke abgedeckt sind.
244 3 Geschossbau

Tabelle 3.4 Mindestquerschnittsabmessungen min b [mm] und erforderliche Ver-


3 hältnisse min(As/Af) von Zulagebewehrung zur Untergurtfläche für
Verbundträger mit Kammerbeton [EC 4 Teil 1-2]
3.3 Deckenträger und Unterzüge 245

Zusätzlich dürfen die in Tabelle 3.5 angegebenen minimalen Randabstände der Kam-
merbetonbewehrung nicht unterschritten werden. Bei der Anwendung ist zu beachten, 3
dass der Kammerbeton und die Längsbewehrung bei der Kalt-Bemessung nicht in
Ansatz gebracht werden dürfen. Andernfalls ist die Bemessung mit dem Nachweisver-
fahren der Stufe 2 durchzuführen. Der Kammerbeton ist an den Steg des Stahlprofils
kraftschlüssig anzuschließen. Ferner ist eine konstruktive Bügelbewehrung und in den
Ecken des Kammerbetons eine zusätzliche Längsbewehrung anzuordnen.

Tabelle 3.5 Mindestachsabstände der Zulagebewehrung für Verbundträger mit


ausbetonierten Kammern [EC 4 Teil 1-2]

Wenn der umschließende Beton des Stahlträgers lediglich isolierende (keine tragende)
Funktion besitzt, darf ein ausreichender Feuerwiderstand R 30 bis R 180 bei Einhal-
tung der Betondeckungen c gemäß Tabelle 3.6 angenommen werden.

Tabelle 3.6 Mindestbetondeckung c für Stahlquerschnitte mit Beton als


Brandschutzbekleidung [EC 4 Teil 1-2]
246 3 Geschossbau

Unterdecken
3 Abgehängte Unterdecken bilden den wichtigsten indirekten Schutz für Geschossde-
cken. Sie verursachen hohe Kosten und stellen nur dann eine wirtschaftliche Brand-
schutzmaßnahme dar, wenn die raumabschließenden Elemente ohnehin gebraucht
werden und ohne oder mit nur geringen Mehrkosten so ausgebildet werden können,
dass das ganze System die erforderliche Feuerwiderstandsfähigkeit erhält. Unterde-
cken können aus vorgefertigten Platten mit verspachtelten Fugen, aus vorgefertigten
demontierbaren Platten mit verdeckten oder sichtbaren Schienen oder aus abgehäng-
ten Matten bestehen. Die je nach Feuerwiderstandsklasse erforderlichen Platten- bzw.
Mattendicken und Mindestabhängetiefen sind in DIN 4102, Teil 4, oder in den je-
weiligen Prüfzeugnissen der Hersteller festgelegt.

Dämmschichtbildende Beschichtungen
Wenn das Stahlprofil sichtbar bleiben soll, bieten sich Dämmschichtbildner an, die
ihre brandschützende Schicht erst unter Einwirkung des Feuers bilden. Sie werden
wie Anstriche aufgebracht, erlauben eine vielfältige Farbgebung und bieten gleichzei-
tig den Vorteil, als Bestandteil des Korrosionsschutzsystems zu fungieren. Hauptein-
schränkung für den Einsatz dieser Anstriche ist die Tatsache, dass sie häufig nur bis
zu Feuerwiderstandsdauern von 30 oder 60 Minuten zugelassen sind und ihre Emp-
findlichkeit gegenüber Feuchtigkeit, welche zu Blasenbildung führen kann und des-
halb eine Verwendung im Außenbereich häufig ausschließt.

Heiß-Bemessung der ungeschützten Stahlkonstruktion für den Lastfall


Brand
Die Tragwerksbemessung für den Brandfall kann für ungeschützte Stahlkonstruktio-
nen auch auf der Grundlage von Eurocode 3, Teil 1-2 [25] erfolgen, welcher die Er-
mittlung von Feuerwiderstandsdauern sowohl unter Normbrandbedingungen (Ein-
heitstemperaturkurve ETK) als auch unter Naturbrandbedingungen (Naturbrandkur-
ven) gestattet. Bei den Naturbrandmodellen werden die Brandbelastung, die
Ventilationsbedingungen und die Wärmedämmung der Umfassungsbauteile berück-
sichtigt, was zu einer wesentlich realistischeren Erfassung der thermischen Einwir-
kungen im Brandfall führt. Die Temperaturverläufe von ETK und natürlichen Brän-
den weichen in der Regel stark voneinander ab, vor allem bei Branddauern von über
30 Minuten. Die Temperaturen von natürlichen Bränden übersteigen die ETK häufig
in der Anfangsphase. Nach Erreichen der Maximaltemperatur fallen die Temperaturen
aber wieder ab, wohingegen die ETK stetig ansteigt. Im Gegensatz zu den Norm-
brandmodellen ergeben die Naturbrandmodelle im Regelfall wesentlich günstigere
Temperatureinwirkungen für die Bauteile. Die Länge des Brandes ist dabei von den
Randbedingungen abhängig. Löscheingriffe der Feuerwehr werden bei der Berech-
nung nicht berücksichtigt.
Vereinfachte Naturbrandmodelle sind Näherungsverfahren mit denen der Tempera-
turzeitverlauf eines natürlichen Brandes in Abhängigkeit der wesentlichen physikali-
schen Eingangsgrößen berechnet werden kann. Damit wird eine brandschutztechni-
sche Bemessung von Bauteilen mit Hilfe von einfachen Handrechnungen oder Tabel-
lenkalkulationen möglich. Als Beispiel sei das vereinfachte Naturbrandmodell für die
brandschutztechnische Bemessung von Bauteilen und Tragwerken von J. Zehfuß und
D. Hosser [175] genannt. Dieses Verfahren ist auf kleine bis mittelgroße Brandräume
3.3 Deckenträger und Unterzüge 247

mit einer Höhe von bis zu 6 m und einer Fläche von maximal 400 m² sowie Brand-
lastdichten von max. 1300 MJ/m² anwendbar. Es berücksichtigt im Gegensatz zum 3
Normbrand die wesentlichen Einflussfaktoren für den Verlauf eines natürlichen
Brandes wie Brandraumgeometrie, Brandlastdichte, Ventilationsverhältnisse und
thermische Eigenschaften der umfassenden Bauteile. Das vereinfachte Naturbrand-
modell wurde sowohl im vfdb-Leitfaden [79] als auch im Nationalen Anhang des
Eurocodes 1 Teil 1-2 [23] veröffentlicht und kann als anerkanntes vereinfachtes Na-
turbrandmodell eingesetzt werden.
In Deutschland ist die Nachweisführung durch eine Brandsimulation noch nicht bau-
aufsichtlich eingeführt. Im Eurocode wird zwar auf die Möglichkeit der Brandsimula-
tion mit Naturbrandmodellen hingewiesen, jedoch sind diese nur mit Zustimmung im
Einzelfall anwendbar. Das maßgebliche Brandszenario sollte im Rahmen eines ob-
jektspezifischen Brandschutzkonzeptes unter Beteiligung der Genehmigungsbehörden
festgelegt werden. Daher darf ein Naturbrandmodell nur nach Abstimmung mit der
Bauaufsichtsbehörde zur Anwendung kommen. Gegebenenfalls ist eine Bauvoranfra-
ge im Bauantragsverfahren erforderlich. Im Bescheid zur Bauvoranfrage werden die
Rahmenbedingungen und die Vorgehensweise des rechnerischen Nachweises festge-
legt. Normbrände wie die ETK sind hingegen generell anwendbar und zulässig. Im
EC 1, Teil 1-2 [23] werden verschiedene nominelle Temperaturzeitkurven angegeben,
welche die Brandgastemperatur im Brandraum in Abhängigkeit der Zeit abbilden. In
Deutschland ist aber aktuell, wie bisher auch, in der Regel die ETK nach ISO 834
anzuwenden.
Bei der Ermittlung der Bauteilwiderstände muss berücksichtigt werden, dass die Ma-
terialeigenschaften von Stahl temperaturabhängig sind. Die Steifigkeit und Festigkeit
sinken bei zunehmender Erwärmung. Im EC 3, Teil 1-2 [25] sind Abminderungs-
faktoren angegeben, mit denen der Temperatureinfluss berücksichtigt werden kann.
Siehe dazu Bild 3.25 und die zugehörigen Zahlenwerte in Tabelle 3.7.

Bild 3.25 Abminderungsfaktoren für die Spannungs-Dehnungsbeziehung von


Kohlenstoffstahl unter erhöhten Temperaturen [EC 3 Teil 1-2]
248 3 Geschossbau

Tabelle 3.7 Abminderungsfaktoren für die Spannungs-Dehnungsbeziehung von


3 Kohlenstoffstahl unter erhöhter Temperatur [EC 3 Teil 1-2]

Der EC 3 Teil 1-2 gibt für ungeschützte und für durch Brandschutzmaterialien ge-
schützte Stahlbauteile Berechnungsmethoden für die Entwicklung der Stahltemperatur
in Abhängigkeit des zeitlichen Verlaufs der Brandbeanspruchung an. In beiden Fällen
wird von einer gleichmäßigen Verteilung der Temperatur über den Stahlquerschnitt
ausgegangen, was aufgrund der hohen Wärmeleitfähigkeit des Stahls gerechtfertigt
ist. Die Stahltemperatur wird mit einem Zeitschrittverfahren ermittelt. Das heißt, aus-
gehend von Raumtemperatur wird in kleinen Zeitintervallen schrittweise die Brand-
gastemperatur und die sich daraus ergebende Stahltemperatur berechnet. Dieses auf-
wändige Verfahren ist notwendig, da sich zum einen die Wärmekapazität des Stahls
bei steigender Temperatur ändert und zum anderen der Wärmestrom zwischen Brand-
gas und Stahl abhängig von der Temperaturdifferenz beider Stoffe ist. Um dieses
Zeitschrittverfahren zu umgehen, werden Diagramme vorgestellt, in denen die Be-
rechnungsergebnisse bei Einwirkung der ETK direkt abgelesen werden können [115].
In Bild 3.26 sind einige Temperatur-Zeit-Verläufe für ungeschützte, innen liegende
Stahlbauteile im Vergleich zur ETK dargestellt.
3.3 Deckenträger und Unterzüge 249

Bild 3.26 Temperaturentwicklung in ungeschützten Stahlbauteilen bei


Beanspruchung durch ETK [115]

Die Geschwindigkeit und Höhe der Erwärmung hängen dabei von der Massigkeit des
Querschnitts ab. Die Massigkeit wird mit dem Verhältnis der Bauteiloberfläche Am
zum Volumen V berücksichtigt und als Profilfaktor bezeichnet. Sie entspricht dem
Verhältnis des Querschnittsumfangs U zur Querschnittsfläche A. Tabelle 3.8 enthält
Formeln zur Berechnung des Profilfaktors für übliche Profilformen.
Wie man in Bild 3.26 erkennen kann, erwärmt sich ein Querschnitt umso langsamer,
je kompakter er ist (kleiner Profilfaktor). Der Korrekturfaktor ksh berücksichtigt güns-
tige Abschattungseffekte verzweigter Querschnitte. Konservative Ergebnisse werden
erzielt, wenn der Abschattungseffekt nicht berücksichtigt wird (ksh = 1,0). In Bild 3.27
sind die Ergebnisse aus Bild 3.26 in veränderter Darstellung aufgetragen. In Abhän-
gigkeit gegebener Profilfaktoren ksh Am/V kann für 30 und 60 Minuten direkt die
Stahltemperatur abgelesen werden. Man erkennt, dass für ungeschützte Stahlbauteile
eine Feuerwiderstandsdauer nach ETK von mehr als 60 Minuten kaum möglich ist,
da bereits für sehr massige Bauteile hohe Stahltemperaturen erreicht werden. Eine
Feuerwiderstandsdauer von 30 Minuten (in den Landesbauordnungen als „feuerhem-
mend“ bezeichnet) ist oftmals jedoch auch ohne zusätzliche Brandschutzverkleidun-
gen möglich.
In [105] wurden deshalb Tabellen angeben, aus welchen die Abminderungsfaktoren
für die Fließgrenze ky,M und für den E-Modul kE,M direkt für die Feuerwiderstandsdauer
30 Minuten für die Profilreihen IPE, HEA, HEB und HEM abgelesen werden können
(siehe Tabelle 3.9).
250 3 Geschossbau

3 Tabelle 3.8 Profilfaktor A m /V für ungeschützte Stahlbauteile [EC 3 Teil 1-2]


3.3 Deckenträger und Unterzüge 251

Bild 3.27 Bauteiltemperaturen ungeschützter Stahlbauteile bei Beanspruchung


durch ETK [115]

Zusätzlich zur Bauteiltragfähigkeit muss auch die Tragfähigkeit der Anschlüsse im


Brandfall nachgewiesen werden. Angaben dazu enthält Tabelle 3.10 aus Anhang D
des EC 3 Teil 1-2. Dort sind Abminderungsfaktoren für Festigkeiten von Schrauben
und Schweißnähten in Abhängigkeit von der Temperatur analog zu Tabelle 3.7 ange-
geben.

Tabelle 3.9 Abminderungsfaktoren k y,M und k E,M für die Feuerwiderstandsdauer


30 Minuten [105]
252 3 Geschossbau

Tabelle 3.10 Abminderungsfaktoren für Festigkeiten von Schrauben und


Kehlnähten [EC 3 Teil 1-2, Anhang D]
3.3 Deckenträger und Unterzüge 253

Die Abminderungsfaktoren für Schrauben werden für die Tragfähigkeit unter Zugbe-
anspruchung, für die Tragfähigkeit unter Abscherbeanspruchung und für die Tragfä- 3
higkeit unter Lochleibungsbeanspruchung verwendet. Die Abminderungsfaktoren für
Schweißnähte in Tabelle 3.9 gelten für Kehlnähte. Die Tragfähigkeit von voll durch-
geschweißten Stumpfnähten sollte bei Temperaturen unter 700 °C anhand der Tragfä-
higkeit des geschwächten angeschlossenen Teils mit den Abminderungsfaktoren des
Grundmaterials bestimmt werden. Bei Temperaturen über 700 °C gelten die für Kehl-
nähte angegebenen Abminderungsfaktoren auch für Stumpfnähte.
Die Temperatur einer Verbindung darf unter Verwendung des lokalen A/V-
Verhältnisses der Bestandteile der Verbindung bestimmt werden. Als Vereinfachung
darf eine gleichmäßige Temperaturverteilung in der Verbindung bestimmt werden.
Diese Temperatur darf unter der Voraussetzung des maximalen A/V-Verhältnisses der
angeschlossenen Stahlbauteile ermittelt werden. Bei Träger-Stützen-Verbindungen
und Träger-Träger-Verbindungen, bei denen der Träger eine Betonplatte trägt, darf
die Temperatur der Verbindung anhand der Temperatur des Unterflansches in Feld-
mitte des Trägers gemäß Bild 3.28 ermittelt werden, wobei h die Höhenlage des be-
trachteten Verbindungsteils über dem Unterflansch ist.

Bild 3.28 Temperaturgradient über die Höhe einer Verbindung mit einem
Verbundträger [EC 3 Teil 1-2]
254 3 Geschossbau

3.4 Stützen
3

3.4.1 Querschnitte und Brandschutz

Anforderungen an die konstruktive Ausbildung von Stützen im Geschossbau ergeben


sich nicht nur aus der Abtragung der Vertikallasten in die Fundamente, sondern auch
aus der Forderung nach Feuerbeständigkeit und architektonischer Wirkung, da Stüt-
zen in der Regel sichtbar bleiben und nicht wie Deckenträger hinter abgehängten De-
cken „versteckt“ werden können. Für Stützen in Industriebauten kommen häufig An-
forderungen bezüglich der Unempfindlichkeit gegenüber Anpralllasten im Verkehrs-
bereich hinzu.
Bild 3.29 zeigt Querschnitte typischer Stahlstützen für den Geschossbau ohne die
meist erforderlichen Brandschutzmaßnahmen. Regelausführung sind Stützen aus ge-
walzten Breitflanschprofilen der HEA-, HEB- oder HEM-Reihe. Neben dem niedrigen
Materialpreis pro Tonne Walzstahl haben diese Profile den Vorteil, dass Trägeran-
schlüsse mit geringem konstruktivem Aufwand realisiert werden können und dass die
Hohlräume in den Stützenkammern für die Verlegung vertikaler Installationsstränge
nutzbar sind.
Für sichtbare Stahlstützen werden aus architektonischen Gründen gerne Hohlpro-
filquerschnitte verwendet. Für zentrische Belastung weisen diese Profile eine optima-
le Querschnittsform auf, so dass sehr geringe Stützenabmessungen ausgeführt werden
können. Der höhere Materialpreis pro Tonne Konstruktionsstahl mit Hohlprofilquer-
schnitt wiegt zwar schwerer als die Einsparung an Querschnittsfläche gegenüber offe-
nen Profilen, häufig ist aber der Einfluss der Stützenabmessungen auf die Gebäude-
nutzung und die Raumaufteilung wichtiger als die reinen Tragwerkskosten. Die Aus-
bildung von montagefreundlichen Anschlusskonstruktionen für Deckenträger und
Unterzüge ist bei Verwendung von Hohlprofilstützen häufig aufwendiger.
Übersteigt die erforderliche Querschnittsfläche der Stützen in Bürohochhäusern oder
Industriegeschossbauten mit großen Verkehrslasten die möglichen Abmessungen von
Walzprofilen, so werden geschweißte I- oder Kastenquerschnitte verwendet. Bild 3.29
zeigt zwei typische Querschnitte, die von Schweißautomaten durch die Verbindung
von Einzelblechen mit Kehlnähten wirtschaftlich gefertigt werden können.

Bild 3.29 Stützenquerschnitte ohne Brandschutzmaßnahmen


3.4 Stützen 255

Bild 3.30 zeigt Stützenquerschnitte mit Brandschutzmaßnahmen. Häufig ausgeführt


werden kastenförmige Verkleidungen aus Fiber-Silikat-, Calcium-Silikat- oder Gips- 3
kartonplatten. Die Oberflächen sind glatt, eben und fertig zur weiteren Behandlung
durch Anstriche oder Metallverkleidung. Die vorgefertigten Platten können durch
Schrauben, Nageln, Klammern oder Kleben befestigt und gestoßen werden. Die Be-
festigungsart sowie die Fugen- und Stoßausbildung müssen dabei den Prüfzeugnissen
der Hersteller entsprechen.
Die übrigen in Bild 3.30 dargestellten Stützenquerschnitte sind dem Verbundbau zu-
zuordnen. Neben der Feuerbeständigkeit dienen die Stahlbetonanteile der Quer-
schnitte hier zusätzlich dem Lastabtrag. Verbundstützen zeichnen sich deshalb durch
eine hohe Tragfähigkeit bei gleichzeitig kleinen Querschnittsabmessungen aus. Für
die gezeigten kammerbetonierten Stützen, einbetonierten Stahlprofile und betonge-
füllten Hohlprofile kann die Einstufung in eine Feuerwiderstandsklasse durch Tabel-
len in DIN 4102, Teil 4 (03.94), „Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen, Zu-
sammenstellung und Anwendung klassifizierter Baustoffe, Bauteile und Sonder-
bauteile“ einschließlich der Änderung A1 (11.04) sowie der zugehörigen Anwen-
dungsnorm DIN 4102, Teil 22 (11.04) erfolgen. Die Feuerwiderstandsklasse hängt
dabei ab von Stahl- und Betongüte, Querschnittsabmessungen, Ausnutzungsfaktor des
Querschnitts, Bewehrungsverhältnis, Achsabständen der Bewehrung, Betondeckung
und konstruktiven Maßnahmen zur Sicherung des Betons.
Diagramme und Tabellen zur Vorbemessung von Verbundstützen findet man in [37]
und [41].

Bild 3.30 Stützenquerschnitte mit Brandschutzmaßnahmen

Alternativ kann die Tragwerksbemessung für den Brandfall auf der Grundlage von
Eurocode 4, Teil 1-2 [26] erfolgen. Der Nachweis einer ausreichenden Feuerwider-
standsdauer unter Normbrandbedingungen kann gemäß Eurocode 4, Teil 1-2 [26]
durch Klassifizierung der Bauteile mit Hilfe von Tabellen (Nachweisverfahren der
Stufe 1) oder durch eine vereinfachte brandschutztechnische Bemessung (Nachweis-
verfahren der Stufe 2) erfolgen. Die Anwendung der Nachweisverfahren der Stufen 1
und 2 ist auf Einzelbauteile mit direkter Brandbeanspruchung über die volle Bauteil-
länge beschränkt. Ferner wird unterstellt, dass die Brandbeanspruchung den Norm-
brandbedingungen entspricht und eine einheitliche Temperaturverteilung im Quer-
schnitt über die Bauteillänge vorhanden ist. Ein Nachweis mit Hilfe von „exakten
Berechnungsverfahren“ zur Simulation des Verhaltens von Gesamttragwerken wird
als Nachweisverfahren der Stufe 3 bezeichnet. Diese Methode basiert auf der voll-
ständigen thermischen und mechanischen Analyse des Tragwerks und kann allgemein
für Bauteile und gesamte Tragwerke verwendet werden. Für die Bemessungspraxis
sind insbesondere die Nachweisverfahren der Stufen 1 und 2 von Bedeutung, da die
256 3 Geschossbau

Anwendung der Nachweisstufe 3 im Allgemeinen mit einem sehr hohen numerischen


3 Aufwand verbunden ist. Bei der praktischen Anwendung des Eurocode 4, Teil 1-2 in
Kombination mit dem Nationalen Anhang ist zudem zu beachten, dass Verfahren der
Stufe 3 nur mit Zustimmung im Einzelfall eingesetzt werden dürfen.
Für die in Bild 3.30 gezeigten kammerbetonierten Stützen, einbetonierten Stahlprofile
und betongefüllten Hohlprofile kann die Einstufung in eine Feuerwiderstandsklasse
analog zu DIN 4102, Teil 4 mit Tabellen erfolgen (Nachweisverfahren der Stufe 1).
Für die kammerbetonierten Stützen und die betongefüllten Hohlprofile ist auch eine
vereinfachte brandschutztechnische Bemessung möglich (Nachweisverfahren der
Stufe 2).
Beim Tragfähigkeitsnachweis mit Tabellen (Stufe 1) ergibt sich die Tragfähigkeit im
Brandfall in Abhängigkeit von der Feuerwiderstandsklasse, dem Ausnutzungsgrad
und der Tragfähigkeit bei Normaltemperatur. Der mögliche Ausnutzungsgrad ist dabei
von den Querschnittsabmessungen, dem Bewehrungsgrad und vom Mindestrandab-
stand der Bewehrung abhängig. Den Tabellenwerten liegen die Normbrandbedingun-
gen zugrunde. Der Bemessungswert der Beanspruchbarkeit zum Zeitpunkt 30, 60, 90,
120 oder 180 Minuten ergibt sich in Abhängigkeit vom Bemessungswert der Bean-
spruchbarkeit bei Normaltemperatur und dem Ausnutzungsfaktor @fi,t im Brandfall.
Für vollständig einbetonierte Stahlquerschnitte sind die Mindestabmessungen in Ta-
belle 3.11, für kammerbetonierte Querschnitte in Tabelle 3.12 und für ausbetonierte
Hohlprofile in Tabelle 3.13 angegeben. Bei der Ermittlung der Bezugstragfähigkeit
bei Normaltemperatur sind einige Besonderheiten zu beachten. Wenn kammerbeto-
nierte Profile und ausbetonierte Hohlprofile nachgewiesen werden, sind die Bedin-
gungen hinsichtlich des Bewehrungsgrades zu beachten. Die Klassifizierungstabellen
dürfen ferner nur für Stützen in seitlich unverschieblichen Rahmentragwerken ver-
wendet werden.
Bei der Herleitung der Klassifizierungstabellen wurden die unterschiedlichen Knick-
längen eines Zwischengeschosses bei Normaltemperatur und bei Brandbeanspruchung
gemäß Bild 3.31 zugrunde gelegt, d. h., die Knicklänge im Brandfall wird mit der
halben Geschosshöhe angesetzt. Die Reduzierung der Knicklänge im Brandfall ergibt
sich dabei aus der Annahme, dass die Decken Brandabschnittsgrenzen darstellen und
die Brandbeanspruchung nur in einem Geschoss auftritt. Da die Biegesteifigkeit der
Stützen im brandbeanspruchten Geschoss stark abfällt und in den benachbarten Ge-
schossen der Steifigkeit bei Normaltemperatur entspricht, ergibt sich für die brandbe-
anspruchte Stütze näherungsweise im Brandfall eine Einspannung an den Stützenen-
den. Diese Voraussetzung ist nur erfüllt, wenn die Stützen durchlaufend ausgebildet
werden, bzw. wenn die Anschlüsse eine ausreichende Rotationsbehinderung aufwei-
sen. Bei Stützenstößen mit planmäßiger gelenkiger Lagerung an den Stützenenden ist
eine Reduzierung der Knicklänge im Brandfall nicht zulässig. Der Bezugswert der
Tragfähigkeit bei Normaltemperatur ist dann für eine Knicklänge gleich der zweifa-
chen Geschosshöhe zu ermitteln. Gleiche Überlegungen gelten für Stützen im oberen
Geschoss und im Erdgeschoss. Da hier die Rotationsbehinderung im Brandfall nur an
einer Seite der Stütze gegeben ist, darf die Knicklänge im Brandfall mit dem
0,7-fachen Wert der Geschosshöhe angenommen werden. Der zugehörige Bezugswert
im Kaltfall ist dann für eine Knicklänge gleich der zweifachen Knicklänge im Brand-
fall zu ermitteln.
3.4 Stützen 257

Bild 3.31 Tragverhalten von Stützen in ausgesteiften Rahmentragwerken


[EC 4 Teil 1-2]

Tabelle 3.11 Mindestquerschnittsabmessungen min hc und min bc,


Mindestbetonüberdeckung min c des Stahlquerschnittes und
Mindestachsabstand der Bewehrungsstäbe min us bei
Verbundstützen mit vollständig einbetoniertem Stahlquerschnitt
[EC 4 Teil 1-2]
258 3 Geschossbau

Tabelle 3.12 Mindestquerschnittsabmessungen, Mindestachsabstand der


3 Bewehrung und Mindestbewehrungsgrad von Verbundstützen mit
Kammerbeton [EC 4 Teil 1-2]
3.4 Stützen 259

Tabelle 3.13 Mindestquerschnittsabmessungen, Mindestbewehrungsgrade,


Mindestachsabstand min us der Bewehrungsstäbe zur Profilinnenseite 3
bei gefüllten Hohlprofilen [EC 4 Teil 1-2]

Tabelle 3.14 Mindestbetondeckung für Stahlquerschnitte mit Beton als


Brandschutzbekleidung [EC 4 Teil 1-2]

Wenn bei vollständig einbetonierten Stahlquerschnitten der umschließende Beton


lediglich isolierende (keine tragende) Funktion besitzt, darf ein ausreichender Feuer-
widerstand bei Einhaltung der Betondeckungen c gemäß Tabelle 3.14 angenommen
werden.
260 3 Geschossbau

Stützen mit einbetonierten Stahlquerschnitten haben das Aussehen von Stahlbeton-


3 stützen. Sie sind bei Betrachtung der reinen Materialkosten die wirtschaftlichsten
Verbundstützenquerschnitte aufgrund des hohen Beton- und Bewehrungsanteils. Auch
bei voller Lastausnutzung dieser Stützen kann eine Feuerwiderstandsdauer von
180 Minuten ohne weitere Maßnahmen bei Einhaltung von Mindestbetondeckungen
erreicht werden. Der Betonteil bei vollständig einbetonierten Stahlquerschnitten ist
nach den Regeln des Stahlbetonbaus zu bewehren. Nur für Innenbauteile ist eine Aus-
führung ohne planmäßige Längsbewehrung erlaubt. Hier ist dann eine Netzbewehrung
unter der Oberfläche anzuordnen. Ein Nachteil der vollständig einbetonierten Ver-
bundstützen sind die Schalungskosten, die wie bei einer reinen Stahlbetonstütze anfal-
len. Weiterhin ist eine sehr sorgfältige Vorplanung der Stützen und hierbei ins-
besondere der Anschlussbereiche erforderlich, da nach dem Betonieren an das innen
liegende Stahlprofil nichts mehr angeschlossen werden kann. Auch nachträgliche
Verstärkungsmaßnahmen lassen sich nur schwer und mit hohem Aufwand durch-
führen. Bei Industriebauten kommt hinzu, dass für Stützen im Verkehrsbereich des
Gebäudes ein zusätzlicher Kantenschutz erforderlich ist.
Auch kammergefüllte Querschnitte können mit einem hohen Beton- und Bewehrungs-
anteil ausgeführt werden und sind damit ebenfalls besonders wirtschaftlich. Die Her-
stellung erfordert keine Schalung. Anschlüsse an die freiliegenden Flansche können
stahlbaumäßig einfach ausgeführt werden. Verstärkungsmaßnahmen sowie nach-
trägliche Befestigungen von Ausbauteilen sind auch nach Einbau der Stützen möglich.
Ein zusätzlicher Kantenschutz ist bei diesem Stützentyp nicht erforderlich.
Für den Kammerbeton ist ebenso wie bei den vollständig einbetonierten Stützen nach
den Stahlbetonregelungen zu verfahren, d. h., es ist im Allgemeinen eine Mindest-
bewehrung einzulegen. Weiterhin ist durch konstruktive Maßnahmen zu verhindern,
dass der Beton aus den Kammern herausfällt. Sofern nicht aus Brandschutzgründen
bereits eine Verdübelung des Kammerbetons erforderlich ist, hat sich eine Veranke-
rung mit am Steg angeschweißten Kopfbolzendübeln oder mit S-Haken, die durch
Steglöcher geführt werden, als wirksam herausgestellt. Häufig werden diese beiden
Verankerungsarten bei einer Stütze in Achsrichtung alternierend eingesetzt. Sofern
kammergefüllte Verbundstützen nennenswerte Biegung um die schwache Quer-
schnittsachse erfahren, ist die Übertragung der Schubkräfte zwischen gedrückter Be-
tonfläche und Zugbewehrung durch den dazwischen liegenden Stahlsteg hindurch
sicherzustellen. Hier ist entweder die Bügelbewehrung in den Kammern am Steg an-
zuschweißen (siehe Bild 3.30) oder durch Löcher im Steg hindurchzuführen. Diese
etwas aufwendigere Verbügelung kann auf die Bereiche hoher Schubkräfte, das sind
im Allgemeinen die Stützenenden, beschränkt werden.
Bei kammergefüllten Verbundstützen ist auf eine brandschutztechnisch günstige
Querschnittsgestaltung zu achten. Da die Flansche im Brandfall ausfallen, sind Stahl-
profile mit ausreichend dicken Stegen erforderlich. Die Anforderungen der ver-
schiedenen Feuerwiderstandsklassen können außerdem durch Zulage von Längsbe-
wehrung oder durch eine Reduktion des Ausnutzungsgrades erfüllt werden.
Die Entscheidung für Verbundstützen aus betongefüllten Hohlprofilen fällt häufig aus
architektonischen Gründen. Wegen der optimalen Materialverteilung im Querschnitt
ergeben sich besonders schlanke Stützen, die außerdem in Richtung der beiden
Hauptquerschnittsachsen gleiche Eigenschaften aufweisen und somit besonders für
Beanspruchung aus zweiachsiger Biegung geeignet sind. Ein zusätzlicher Anprall-
3.4 Stützen 261

schutz für Stützen in Industriegebäuden ist aufgrund des außen liegenden Stahlman-
tels nicht erforderlich. Bei kleineren Stückzahlen sind die relativ hohen Materialkos- 3
ten der Hohlprofile sowie das im Vergleich zu kammergefüllten Querschnitten auf-
wendigere Betonieren von Nachteil.
Auf der Baustelle werden betongefüllte Hohlprofile im Allgemeinen durch eine Beto-
nieröffnung in der Kopfplatte betoniert. Dabei ist zu beachten, dass die Fallhöhe des
Betons beschränkt ist. Beträgt die Fallhöhe mehr als 4 m, so besteht die Gefahr der
Entmischung der Betonanteile. Bei längeren betongefüllten Verbundstützen ist der
Beton daher mit dem Schlauch einer Betonpumpe einzubringen. Eine weitere Mög-
lichkeit besteht darin, die Hohlprofile leicht schräg zu lagern und den Beton dann von
unten in die Stützen hochzudrücken. Dabei lassen sich über Kontrollöffnungen im
oberen Stützenteil die vollständige Füllung mit Beton und damit die Vermeidung von
Lufteinschlüssen kontrollieren. Bei bereits eingebauten Hohlprofilstützen kann der
Beton auch von unten durch eine seitliche Öffnung hochgepumpt werden. Der Vorteil
dabei ist, dass der Rohbau zunächst als reine Stahlkonstruktion erstellt werden kann.
Diese Betoniermethode ist vorteilhaft für die Lasteinleitungselemente innerhalb der
Stütze, da diese dabei eine sehr gute Kontaktfläche zum Beton erhalten. Wegen der im
Allgemeinen erforderlichen Brandschutzbewehrung ist im Innenraum der Hohlprofile
sehr wenig Platz. Deshalb ist bei dieser Art, Hohlprofile mit Beton zu füllen, darauf
zu achten, dass beim Hochpumpen des Betons keine Pfropfen entstehen können, die
den Beton am weiteren Aufsteigen hindern.
Bei betongefüllten Hohlprofilen kann für die Tragfähigkeit bei Raumtemperatur auf
eine planmäßige Längsbewehrung verzichtet werden. Bei hohen Brandschutzanfor-
derungen ist dieser Querschnittstyp jedoch ungünstig zu beurteilen, da das gesamte
Rohr im Brandfall ausfällt. Erforderliche Feuerwiderstandsdauern lassen sich durch
Einlegen zusätzlicher Längsbewehrung oder durch Steuerung des Lastausnutzungs-
grades erreichen. Es ist darauf zu achten, dass im Bereich der Stützenenden Bohrun-
gen in der Stahlwand angebracht werden. Der im Brandfall infolge der Restfeuchtig-
keit des innenliegenden Betons entstehende Dampfdruck kann so abgebaut werden,
anderenfalls würden die Stützen bersten. Bei sehr hohen erforderlichen Bewehrungs-
graden kann auch das Einstellen eines zusätzlichen Stahlprofiles oder eines zusätzli-
chen massiven Stahlkernes sinnvoll sein. In diesem Fall kann eine brandschutztechni-
sche Beurteilung der Verbundstütze allerdings nicht mehr auf der Grundlage des EC 4
Teil 1-2, erfolgen. Es ist dann eine Zustimmung im Einzelfall oder ein bauaufsichtli-
ches Prüfzeugnis einer hierfür anerkannten Stelle erforderlich.
Für eine schnelle, einfache Bemessung von Verbundstützen mit eingestellten Stahl-
profilen wurde ein typengeprüfter „Verbundstützenkatalog“ [128] erstellt. Der Kata-
log enthält die Traglasten für betongefüllte Rohrprofilstützen mit einem I-Profil bzw.
Kreuzprofil als Einstellprofil. Es sind tabellarisch die Beanspruchbarkeiten sowohl
für den „Kaltzustand“ als auch für die „Heißbemessung“ mit den Feuerwiderstands-
klassen R60, R90 und R120 angegeben. Tabelle 3.15 zeigt ein Beispiel für die „Heiß-
bemessung“ eines Rohr 355,6 u 8 aus S 235 mit einer Systemlänge von 3,60 m (ent-
sprechend einer Knicklänge von 2,52 m im Brandfall) und Tabelle 3.16 die zugehöri-
gen Traglasten im „Kaltzustand“. Bild 3.32 enthält die Erläuterungen zu den Traglast-
tabellen Tabelle 3.15 und Tabelle 3.16. Der vollständige Verbundstützenkatalog ist
bei der Organisation BAUEN MIT STAHL e. V. erhältlich.
262 3 Geschossbau

Tabelle 3.15 „Heißbemessung“ Rohr 355,6 x 8 aus S 235 mit einer Systemlänge
3 von 3,60 m (entsprechend einer Knicklänge von 2,52 m im Brandfall)
[128]
3.4 Stützen 263

Tabelle 3.16 „Kalttraglast“ Rohr 355,6 x 8 aus S 235 mit Systemlängen von 3,36 m,
3,60 m und 4,00 m [128] 3
264 3 Geschossbau

Bild 3.32 Erläuterungen zu Tabelle 3.15 und Tabelle 3.16 [128]

3.4.2 Fußpunkte und Fundamente

Die Fußpunkte der Stützen und die Fundamente können im Geschossbau analog zu
den Konstruktionen des Hallenbaus ausgeführt werden. Die Notwendigkeit, abheben-
de Auflagerkräfte zu verankern, ergibt sich aufgrund des großen Eigengewichtes der
Tragwerke im Geschossbau in der Regel aber nicht. Ausnahmen können Stützenfüße
in Verbandsfeldern sein. Eine Vielzahl von Varianten für Stützenfußkonstruktionen,
die im Geschossbau verwendet werden können, findet man in Abschnitt 2.6.3 „Gelen-
kige Fußpunkte“. Eingespannte Fußpunkte werden im Geschossbau nur selten ausge-
führt, da die Stabilisierung der Gebäude meistens durch Verbände oder Stahlbeton-
wandscheiben erfolgt.

3.5 Anschlüsse von Deckenträgern an Unterzüge

3.5.1 Allgemeines

Anforderungen an Anschlüsse von Deckenträgern an Unterzüge sind Tragfähigkeit,


Montagefreundlichkeit und Feuerbeständigkeit. Hinsichtlich der Tragfähigkeit können
querkraftbeanspruchte, gelenkige Anschlüsse und biegemomentenbeanspruchte, bie-
gesteife Anschlüsse unterschieden werden. Bei Ausführung gelenkiger Anschlüsse
3.5 Anschlüsse von Deckenträgern an Unterzüge 265

werden die Deckenträger als Einfeldträger, bei Ausführung biegesteifer Anschlüsse


als Durchlaufträger bemessen. Die Montagefreundlichkeit wird mit Schraubenverbin- 3
dungen oder Auflagerknaggen realisiert. Die Feuerbeständigkeit muss bei Stahlträgern
analog zum Brandschutz der Walzprofile mit Spritzputz, kastenförmigen Verklei-
dungen oder abgehängten Decken realisiert werden. Für die Verbindung feuerbestän-
diger Träger mit Kammerbetonfüllung wurden spezielle, ebenfalls feuerbeständige
Anschlüsse durch Einbettung von Anschlusslaschen in den Kammerbeton, durch Ein-
bettung von Auflagerknüppeln oder Zuglaschen in den Deckenbeton und durch über-
dimensionierte oder abgeschirmte Auflagerknaggen entwickelt.

3.5.2 Anschlüsse für Stahlträger

Bild 3.33 zeigt drei übliche Varianten für gelenkige Querkraftanschlüsse von Decken-
trägern an Unterzüge. Die Auflagerkräfte der Deckenträger werden dabei jeweils über
geschraubte Scher-Lochleibungs-Verbindungen auf den Steg des Unterzuges übertra-
gen. Die Oberflansche der Deckenträger müssen bei allen drei Varianten ausgeklinkt
werden, um ausreichend Platz für den Oberflansch des Unterzuges zu schaffen.
In Bild 3.33a ist ein Trägeranschluss mit Fahnenblechen dargestellt. Der Laschen-
anschluss wird durch zwei Bleche gebildet, die in der Werkstatt an den Unterzug an-
geschweißt und auf der Baustelle mit den Deckenträgerstegen verschraubt werden.
Damit die Träger in der Systemachse liegen, werden die Fahnenbleche versetzt. Von
Vorteil ist der einfache Ausgleich von Fertigungstoleranzen durch das Lochspiel in
den Schraubenlöchern. Nachteilig bei dieser Konstruktion ist die Tatsache, dass die
mit etwa 10 mm relativ dünnen abstehenden Laschen leicht bei Transport- und Mon-
tagevorgängen beschädigt oder verbogen werden können. Die übertragbaren Quer-
kräfte sind aufgrund der Einschnittigkeit der Verbindung eher gering. Zwei vertikale
Schraubenreihen vergrößern die Tragfähigkeit, können sie jedoch nicht verdoppeln,
da die Exzentrizität zwangsläufig zunimmt.
Größere Anschlusskräfte lassen sich mit zweischnittigen Anschlusskonstruktionen mit
Doppelwinkeln gemäß Bild 3.33b übertragen. Die Blechstärke der Winkel ist mit etwa
10 mm relativ dünn, um ein ausreichendes Verformungsvermögen für die statisch
unterstellte Gelenkwirkung zu gewährleisten. Die Winkelpaare werden im Regelfall
in der Werkstatt mit dem Trägersteg verschraubt. Die Verschraubung mit dem Unter-
zugsteg erfolgt auf der Baustelle. Doppelwinkelverbindungen erfordern keine
Schweißarbeiten und sind aufgrund der beweglichen Anschlusselemente sehr flexibel
im Ausgleich von Toleranzen während des Montagevorganges. Nachteilig aus Mon-
tagesicht ist der hohe Arbeitsaufwand infolge der großen Schraubenanzahl. Schwie-
rigkeiten bereitet häufig auch der Anschluss von Deckenträgern an beiden Seiten des
Unterzuges. Da die durch zwei Anschlüsse gehenden Schrauben nur schwer einzu-
ziehen sind, ist eine zusätzliche Auflagermöglichkeit durch angeschweißte Auf-
lagerknaggen für die Montage von Vorteil. Typisierte querkraftbeanspruchte Doppel-
winkelanschlüsse mit allen Abmessungen und Angaben zur Tragfähigkeit für den
statischen Nachweis findet man in [144].
Stirnplattenanschlüsse gemäß Bild 3.33c besitzen aufgrund kleiner Exzentrizitäten die
größte Tragfähigkeit unter den in Bild 3.33 vorgestellten Konstruktionslösungen. Die
Gelenkwirkung im Anschluss wird durch die Flexibilität der nur etwa 10 mm dicken
Stirnplatte realisiert, welche in der Werkstatt mit dem Trägersteg verschweißt wird.
266 3 Geschossbau

Der so vorgefertigte Träger wird dann auf der Baustelle mit dem lastabnehmenden
3 Unterzug verschraubt. Stirnplattenanschlüsse ermöglichen ohne größere Schwierig-
keiten auch schiefwinklige Trägeranschlüsse. Im Gegensatz zu den Doppelwinkelan-
schlüssen bietet diese Anschlusstechnik aber wenig Möglichkeiten zum Toleranzaus-
gleich während der Montage. Die Lösung dieses Problems liegt in einer planmäßigen
Kürzung der einzelnen Träger und Verwendung von Futterblechen. Um die Decken-
träger zwischen die Unterzüge einschwenken zu können, ist es notwendig, sie gegen-
über der theoretischen Länge um ca. 2 bis 6 mm zu verkürzen. Die verbleibende Dis-
tanz wird dann von paarweise eingeführten Kammfuttern überbrückt, die seitlich
zwischen die lose durch Schrauben vorfixierte Stirnplatte und den Unterzugsteg ein-
geführt werden. Schwierigkeiten ergeben sich, wenn zwei Träger von beiden Seiten
an den Steg des Unterzuges angeschlossen werden sollen und sie sich somit einen
Schraubensatz teilen müssen. Für größere Träger ist es dann empfehlenswert, Mon-
tagehilfen zur Auflagerung eines der beiden Träger vorzusehen. Ebenso wie für Dop-
pelwinkel existieren auch für querkraftbeanspruchte Stirnplattenanschlüsse typisierte
Abmessungen. Alle erforderlichen Angaben und die Tragfähigkeiten für den stati-
schen Nachweis findet man in [144].
Bild 3.34 zeigt, wie die gelenkigen Anschlusskonstruktionen aus Bild 3.33 zur Über-
tragung von Biegemomenten ertüchtigt werden können. Da im Regelfall an Auflager-
punkten von Deckenträgern negative Stützmomente auftreten, sind am Oberflansch
Zugkräfte und am Unterflansch Druckkräfte weiterzuleiten. Die Druckkräfte können
konstruktiv einfach durch Zwischenschaltung von massiven Stahlklötzchen übertra-
gen werden. Diese Druckstücke werden nur konstruktiv zur Lagesicherung ange-
schweißt, die Kraftübertragung erfolgt durch Kontaktpressung. Für die Durchlaufwir-
kung am Oberflansch werden Zuglaschen mit den Deckenträgern verschweißt. Stehen
die Deckenträger in Verbund mit der Geschossdecke, so kann ein Teil der Zugkraft
auch durch schlaffe Bewehrung in der Betonplatte übertragen werden. Eine rissvertei-
lende Stützbewehrung ist im Bereich der Deckenträgerstützstellen in jedem Fall er-
forderlich.

3.5.3 Anschlüsse für kammerbetonierte Träger

Bild 3.35 zeigt vier Varianten für die Ausführung feuerbeständiger gelenkiger An-
schlüsse zwischen Deckenträgern und Unterzügen mit Kammerbeton.
Beim Laschenanschluss gemäß Bild 3.35a ragen die Fahnenbleche aus dem Kammer-
beton des Unterzuges heraus und bieten damit Anschlussflächen für die Enden der
Deckenträger. Der mit Kammerbeton ausgesparte Bereich der Verschraubung zwi-
schen Fahnenblech und Deckenträger kann durch Einlegen von Mineralfasermatten
(nichtbrennbar, Rohdichte t 50 kg/m3, Schmelzpunkt der Fasern t 1000 °C) auf bei-
den Seiten des Steges geschützt werden [73]. Die Matten sind gegen Herausfallen
durch aufgeschweißte Abschlussbleche zu sichern. Alternativ kann der Anschlussbe-
reich nach dem Anziehen der Schrauben auch mit Beton vergossen werden. Das Ver-
gießen erfolgt gleichzeitig mit dem Betonieren der Deckenplatte von oben, indem der
obere Flansch des Trägers im Vergussbereich schräg angeschnitten wird, oder durch
eine in den Flansch gebohrte Öffnung.
3.5 Anschlüsse von Deckenträgern an Unterzüge 267

Bild 3.33 Gelenkige Anschlüsse zwischen Deckenträgern und Unterzügen

Bild 3.34 Biegesteifer Stoß von Deckenträgern im Bereich von Unterzügen


268 3 Geschossbau

Die Anschlussvariante gemäß Bild 3.35b wurde entwickelt, um das aufwendige nach-
3 trägliche Vergießen des Schraubenanschlusses zu vermeiden. Dazu wird beim Ausbe-
tonieren der Deckenträgerkammern durch Einsetzen eines wieder entfernbaren Form-
stücks eine Aussparung für die Verschraubung gelassen, die auch später frei
zugänglich bleibt. Im Brandfall kühlt das verdampfende Wasser des Kammerbetons
der Träger die Schrauben. Der bis zum Trägerende reichende Teil des Kammerbetons
unterhalb der Lasche dient zusätzlich zur Abschirmung der Schrauben gegen die
Brandbeanspruchung von unten. Bei diesen teilgeschützten Laschenanschlüssen ist
darauf zu achten, dass die Träger mindestens 20 cm breit sind und die Höhe des
Kammerbetons unterhalb des Schraubenanschlusses mehr als 20 % der Trägerhöhe,
mindestens jedoch 10 cm, beträgt. In den „Betonnasen“ unterhalb des Anschlusses
sollten Bewehrung und mindestens ein Kopfbolzendübel angeordnet werden, um ein
Abplatzen des Betons während der Montage zu verhindern [41]. Eine brandschutz-
technische Bemessung der Anschlusselemente kann mit einem in [54] veröffentlichten
Rechenverfahren erfolgen.
Bild 3.35c zeigt eine besonders montagefreundliche Anschlussvariante, bei der die
Deckenträger auf Auflagerknaggen abgesetzt werden. Die massiven Stahlknaggen
werden mit Nasen gefertigt, um ein Abrutschen der Träger auszuschließen. Da Maß-
abweichungen beim Einhobeln der Nasen nicht auszuschließen sind, muss der An-
schluss so bemessen werden, dass die Auflagerkräfte durch die Aufstandsfläche einer
einzelnen Stahlnase übertragen werden können [108]. Der Anschluss der Auflager-
knagge an den Unterzug erfolgt durch Verschweißen mit einem senkrecht im Kam-
merbeton des Unterzuges angeordneten Blech, das wiederum mit dem Steg und dem
Oberflansch des Unterzuges verschweißt ist. Die Knagge greift dabei noch einige
Zentimeter in den Kammerbeton ein, so dass der Abstand zwischen beflammter Bau-
teiloberfläche und querkrafteinleitender Schweißnaht vergrößert wird.
Eine weitere, ebenfalls sehr montagefreundliche Anschlusskonstruktion ist in
Bild 3.35d dargestellt. Hier werden die Deckenträger durch Stirnplatten abgeschlos-
sen und mittels massiver aufgeschweißter Stahlknüppel auf dem Oberflansch des Un-
terzuges abgesetzt. Zur Kraftübertragung wird dafür die auf Zug beanspruchte Stirn-
platte nach oben verlängert, geschlitzt und mit dem Knüppel verschweißt. Die Feuer-
beständigkeit dieser Lösung ergibt sich aus der Einbettung der querkraftübertragenden
Stahlknüppel in den Deckenbeton. Ein Detail dieser Anschlusskonstruktion ist der
Luftspalt zwischen Stahlknüppel und Trägeroberflansch im mittleren Bereich des
Stahlknüppels. Dadurch wird sichergestellt, dass sich das zugrundegelegte statische
System mit der in Rechnung gestellten Feldlänge des Stahlknüppels auch wirklich
einstellt. Wird der Knüppel dagegen vollflächig auf dem Deckenträgeroberflansch
aufgelegt, so werden durch Kontakt bereits sehr dicht hinter der Stirnplatte Druck-
kräfte zwischen Knüppel und Flansch aufgebaut. Dies führt zu kleineren Hebelarmen
und damit zu anderen lokalen Beanspruchungen des Steges und der Schweißnähte, als
dies in der statischen Berechnung ermittelt wird [108].
3.5 Anschlüsse von Deckenträgern an Unterzüge 269

Bild 3.35 Gelenkige Anschlüsse zwischen kammerbetonierten Deckenträgern


und Unterzügen
270 3 Geschossbau

Bild 3.36 zeigt biegesteife Anschlüsse zwischen kammerbetonierten Deckenträgern


3 und Unterzügen. Die Durchlaufwirkung am Oberflansch wird durch aufgeschweißte
Zuglaschen aus Baustahl oder bei Deckenträgern, die in Verbund mit der Deckenplat-
te liegen, auch durch Bewehrungsstahl in der Betonplatte realisiert. Die Druckkräfte
am Unterflansch werden durch angeschweißte Drucklaschen (Bild 3.36a) oder durch
eingepasste Kontaktstücke (Bild 3.36b und Bild 3.36c) übertragen.

Bild 3.36 Biegesteifer Stoß von kammerbetonierten Deckenträgern im Bereich


von Unterzügen
3.6 Anschlüsse von Unterzügen an Stützen 271

Beim Nachweis ausreichender Tragfähigkeit des Anschlusses im Brandfall ist dem


Umstand Rechnung zu tragen, dass die Drucklasche am Unterflansch der Deckenträ- 3
ger infolge direkter Beflammung ausfällt. Der Nachweis für den Lastfall Brandbean-
spruchung erfolgt jedoch nur auf Gebrauchslastniveau und die Druckkraft aus dem
Stützmoment kann in der Regel durch Kontaktpressung zwischen Kammerbeton des
Deckenträgers und Kammerbeton des Unterzuges übertragen werden, wenn der Luft-
spalt zwischen Deckenträger und Unterzug kleiner als 10 mm gewählt wird und sich
im Brandfall durch die Rotation des Deckenträgers schließt. Die Höhe der Druckzone
im Querschnitt ist bei Anschlusskonstruktionen nach Bild 3.36a mit unvergossener
Montageöffnung im Kammerbeton auf den unterhalb der Aussparung befindlichen
Betonbereich zu begrenzen. Die Höhe dieser Betonnase darf bei Anwendung des in
[54] beschriebenen Bemessungsverfahrens 20 % der Höhe des Stahlprofils nicht un-
terschreiten. Bei Anschlüssen wie in Bild 3.36b und Bild 3.36c mit nachträglich durch
den Einbau eines Kontaktbleches hergestellter Durchlaufwirkung ist die Druckzonen-
höhe auf die Höhe des Kontaktbleches zu begrenzen bzw. das Kontaktblech entspre-
chend der angesetzten Druckzonenhöhe im Brandfall zu erhöhen [54].

3.6 Anschlüsse von Unterzügen an Stützen

3.6.1 Allgemeines

Anforderungen an Anschlüsse von Unterzügen an Stützen sind Tragfähigkeit, Mon-


tagefreundlichkeit und Feuerbeständigkeit. Hinsichtlich der Modellbildung für die
statische Berechnung können gelenkige Anschlüsse, biegesteife vollbiegetragfähige
Anschlüsse und verformbare teiltragfähige Anschlüsse unterschieden werden. Ver-
formbare teiltragfähige Anschlüsse lassen sich im Verbundbau sehr einfach durch
eine entsprechende Bewehrung der fugenlos durchlaufenden Betonplatte an den In-
nenstützen realisieren. Das Verformungsverhalten dieser Anschlüsse kann in Stab-
werksprogrammen durch Federn mit linearer oder nichtlinearer Charakteristik berück-
sichtigt werden. Die mechanischen Eigenschaften und das Verformungsverhalten sind
in der Regel mit Hilfe von Versuchsergebnissen oder mit aus Versuchen hergeleiteten
Berechnungsmodellen zu ermitteln. Angaben zum Verformungsverhalten der bei der
Modellierung des Anschlusses zu berücksichtigen Komponenten enthält EC 4, Teil 1-
1 Abschnitt 8.4 „Tragfähigkeit von Grundkomponenten“ und Anhang A „Steifigkeit
der Grundkomponenten von Verbundanschlüssen bei Tragwerken des Hochbaus“,
sowie EC 3, Teil 1-8 Abschnitt 6 „Anschlüsse mit H- oder I-Querschnitten“. Bei der
Ermittlung der Momenten-Rotations-Charakteristik eines Verbundanschlusses darf
eine auf Zug beanspruchte Bewehrungslage vergleichbar zu einer Schraubenreihe bei
einem reinen Stahlanschluss modelliert werden, wobei dabei jedoch die Querschnitts-,
Verformungs- und Festigkeitseigenschaften der Bewehrung zugrunde zu legen sind.
Die Feuerbeständigkeit der Anschlüsse muss bei Stahlträgern analog zum Brand-
schutz der Walzprofile mit Spritzputz, kastenförmigen Verkleidungen oder abgehäng-
ten Decken realisiert werden. Für die Anschlüsse feuerbeständiger Unterzüge mit
Kammerbetonfüllung wurden spezielle, ebenfalls feuerbeständige Konstruktionen
durch Einbettung von Anschlusslaschen in den Kammerbeton, durch überdimensio-
272 3 Geschossbau

nierte, rückverankerte Auflagerknaggen oder durch Auflagerung auf Stirnplatten von


3 geschossweise abgetreppten Stützen entwickelt.

3.6.2 Anschlüsse für Stahlträger und -stützen

Bild 3.37 zeigt drei übliche Varianten für gelenkige Querkraftanschlüsse von Unter-
zügen oder Deckenträgern an Stützen. Der Anschluss der Träger kann dabei sowohl,
wie dargestellt, am Flansch des Stützenprofils in der starken Achse der Stützen als
auch am Stützensteg in der schwachen Achse erfolgen. Vor- und Nachteile der drei
Anschlußtypen mit Fahnenblech (Bild 3.37a), Doppelwinkeln (Bild 3.37b) und Stirn-
platte (Bild 3.37c) werden in Abschnitt 3.5.2 „Anschlüsse für Stahlträger“ ausführlich
erläutert.

Bild 3.37 Gelenkige Anschlüsse zwischen Trägern und Stützen


3.6 Anschlüsse von Unterzügen an Stützen 273

Bild 3.38 zeigt, wie für die gelenkigen Anschlüsse aus Bild 3.37 eine Durchlaufwir-
kung hergestellt werden kann. Da im Regelfall an den Stützstellen der Träger negative 3
Biegemomente auftreten, sind am Trägerobergurt in der Betonplatte Zugkräfte und am
Unterflansch des Stahlträgers Druckkräfte weiterzuleiten. Obergurtkräfte von Ver-
bundträgern werden durch Einlegen einer Zugbewehrung in die Deckenplatte aufge-
nommen, die um die Stütze herumgeführt werden muss. Bei Stahlträgern ohne Ver-
bund sind hierfür Zuglaschen aus Baustahl erforderlich, die mit den Oberflanschen
der Träger verschweißt werden. Die Untergurtkräfte der Träger können wahlweise
durch angeschweißte Drucklaschen oder eingepasste Druckstücke übertragen werden.

a)

b)

Bild 3.38 Biegesteifer Stoß von Trägern im Bereich von Stützen


274 3 Geschossbau

Die Durchlaufwirkung von Verbundträgern kann durch die Drucklaschen oder Druck-
3 stücke zu verschiedenen Zeitpunkten in der Herstellungsgeschichte der Träger reali-
siert werden. Die Summe der Stützmomente wird umso kleiner, je später die Durch-
laufwirkung zum Tragen kommt. Wird ohne Hilfsstützen gearbeitet und die
Durchlaufwirkung erst nach dem Betonieren hergestellt, dann sind die risserzeugen-
den Stützmomente und die Beanspruchung der Trägeranschlüsse kleiner. Die Durch-
biegungen und erforderlichen Überhöhungen sind jedoch größer. Wird dagegen mit
Hilfsstützen unterstützt und die Durchlaufwirkung schon vor dem Betonieren kon-
struktiv realisiert, dann sind die risserzeugenden Momente und die Anschlusskräfte
größer, Verformungen und Überhöhungen aber kleiner. Von beiden Methoden ist
erstere in der Regel die wirtschaftlichere, da die konstruktiven Maßnahmen zur Risse-
beschränkung und zur Aufnahme größerer Anschlusskräfte meistens größere Kosten
verursachen als die notwendigen Trägerüberhöhungen.

3.6.3 Anschlüsse für kammerbetonierte Träger und Stützen

Bild 3.39 zeigt drei Varianten für die Ausführung feuerbeständiger gelenkiger An-
schlüsse zwischen Unterzügen und Stützen mit Kammerbeton. Die in Abschnitt 3.5.3
„Anschlüsse für kammerbetonierte Träger“ erläuterten Vor- und Nachteile der unter-
schiedlichen konstruktiven Lösungen gelten auch für den Anschluss an Stützen. Un-
terschiede ergeben sich lediglich für den Anschluss mit massiver Stahlknagge gemäß
Bild 3.39c. Die Knagge selbst ist durch ihre Massigkeit feuerbeständig. Die Befesti-
gungsschweißnähte können jedoch nicht, wie bei Anschlüssen von Deckenträgern an
Unterzüge, in den Kammerbeton eingebettet werden. Für den Brandfall wird die
Knagge daher mittels Kopfbolzendübeln rückverankert, die durch Flanschbohrungen
in den Kammerbeton der Stütze geführt werden. Die Knagge, die etwa halb so hoch
ist wie der auf ihr auflagernde Träger, liegt innerhalb der Bauhöhe des anschließen-
den Stahlprofils. Dadurch wird sie im Brandfall nicht direkt beflammt. Lediglich die
außenliegenden Schweißnähte der Knagge seitlich und unterhalb der Knagge verlie-
ren durch die Brandeinwirkung ihre Tragfähigkeit. Wird die obenliegende Schweiß-
naht, die durch den direkt davor befindlichen Träger geschützt wird, so bemessen,
dass sie allein die im Brandfall auftretenden Lasten aufnehmen kann, ist der Brand-
schutz des Auflagers gewährleistet. Auch die Kombination aus der Rückverankerung
mit Kopfbolzendübeln und einer Überbemessung der oberen Schweißnaht ist möglich
[108]. Eine brandschutztechnische Bemessung der Anschlusselemente kann mit einem
in [54] veröffentlichten Rechenverfahren erfolgen.
3.6 Anschlüsse von Unterzügen an Stützen 275

Bild 3.39 Gelenkige Anschlüsse zwischen kammerbetonierten Trägern


und Stützen

Bild 3.40 zeigt, wie für die gelenkigen Anschlüsse aus Bild 3.39 eine Durchlaufwir-
kung hergestellt werden kann. Analog zu den Anschlüssen für Stahlträger und -stützen
werden Zugkräfte durch Bewehrungsstahl in der Betonplatte oder Baustahlzuglaschen
und Druckkräfte durch Druckstücke oder Drucklaschen übertragen. Bezüglich der
Durchlaufwirkung der Anschlüsse im Brandfall wird auf die Ausführungen in Ab-
schnitt 3.5.3 „Anschlüsse für kammerbetonierte Träger“ verwiesen. Die Hinweise zur
Wahl des Zeitpunktes für die Realisierung der Durchlaufwirkung, welche in Abschnitt
3.6.2 „Anschlüsse für Stahlträger und -stützen“ gegeben werden, gelten in gleicher
Weise auch für die in Bild 3.40 dargestellten Anschlusskonstruktionen von kammer-
betonierten Trägern.
276 3 Geschossbau

3
a)

b)

Bild 3.40 Biegesteifer Stoß von kammerbetonierten Trägern im Bereich


von Stützen

Eine weitere sehr montagefreundliche Variante zum Anschluss von kammerbetonier-


ten Unterzügen an Stützen zeigt Bild 3.41. Bei dieser Variante werden die Stützen
geschossweise abgetreppt und somit ein Auflager für die Träger erzeugt. Um die Ein-
leitung der Auflagerkraft in die Stütze geometrisch zu definieren, werden die Träger
durch unten überstehende Stirnplatten abgeschlossen. Ein Abrutschen von der Stirn-
platte der unteren Stütze wird dabei durch kleine aufgeschweißte Stahlleisten verhin-
dert. Die konzentrierte Auflagerung der Träger führt zu hohen Beanspruchungen in
den Stirnplatten der Stützen. Die Stirnplatten sind deswegen entsprechend dick zu
bemessen, oder unter den Auflagerpunkten müssen Lasteinleitungssteifen angeordnet
werden. Die Steifen sind dabei hinsichtlich ihrer Geometrie so auszubilden, dass die
erforderliche Bügelbewehrung in den Kammern der Stützen mit ausreichender Beton-
deckung angeordnet werden kann. Bild 3.41a zeigt ein gelenkiges Trägerende,
Bild 3.41b einen Durchlaufträgeranschluss an einer Innenstütze mit Biegezugbeweh-
rung und Druckstücken.
3.6 Anschlüsse von Unterzügen an Stützen 277

Bild 3.41 Anschlüsse zwischen kammerbetonierten Trägern und geschossweise


abgestuften Stützen
278 3 Geschossbau

3.6.4 Anschlüsse für Hohlprofilstützen


3
Für den Anschluss von Unterzügen an Hohlprofilstützen mit Rechteckquerschnitt
können alle Konstruktionen aus Abschnitt 3.6.3 „Anschlüsse für kammerbetonierte
Träger und Stützen“ sinngemäß ausgeführt werden. Bild 3.42 zeigt eine weitere Vari-
ante mit angeschweißter Auflagerknagge zur Querkraftübertragung und kleinem Fah-
nenblech zur Lagesicherung des Trägers. Um diesen Anschluss ohne Verkleidung
oder abgehängte Unterdecke feuerbeständig auszuführen, sind die Knaggen ent-
sprechend überzudimensionieren und mit Kopfbolzendübeln im Füllbeton der Stütze
rückzuverankern.

Bild 3.42 Anschluss zwischen Trägern und Hohlprofilstützen mit


Rechteckquerschnitt
3.6 Anschlüsse von Unterzügen an Stützen 279

Bei Stützen aus Rundrohrquerschnitten hat sich eine Lasteinleitung gemäß Bild 3.43 3
als besonders tragfähig herausgestellt. Der Anschluss der Träger erfolgt mit Hilfe
eines Fahnenbleches. Hierzu wird das Stahlrohr im Anschlussbereich geschlitzt, das
Fahnenblech hindurchgesteckt und mit dem Rohr verschweißt. Die anteiligen Kräfte
des Rohres werden über die Schweißnähte unmittelbar in das Stahlrohr eingeleitet.
Die vom Füllbeton aufzunehmende Kraft wird durch Kontakt übertragen. Mit der
Schneidenlagerung können trotz der resultierenden, hohen Betonpressungen sehr gro-
ße Kräfte in den Beton eingeleitet werden, da das umgebende Stahlprofil die Spalt-
zugkräfte aufnimmt. Hinweise zur statischen Berechnung findet man in EC 4, Teil 1-1
Abschnitt 6.7.4.2 „Krafteinleitungsbereiche“. Die Feuerbeständigkeit des Anschlusses
kann sowohl konventionell mit Verkleidung oder Abschirmung als auch durch Einbet-
tung des Schraubenanschlusses in den Kammerbeton der Träger analog zu den Kon-
struktionen aus Abschnitt 3.5.3 „Anschlüsse für kammerbetonierte Träger“ erreicht
werden.

Bild 3.43 Anschluss zwischen Trägern und Hohlprofilstützen mit Rohrquerschnitt


280 3 Geschossbau

3.6.5 Anschlüsse für einbetonierte Stützen


3
Vollständig einbetonierte Stahlstützen sind in Bezug auf die Flexibilität beim An-
schluss von Stahlträgern ähnlich ungünstig zu bewerten wie reine Stahlbetonstützen.
Sofern die Stützen geschosshoch ausgebildet werden, erfolgt die Lasteinleitung in der
Regel mit Stirnplatten. Für durchlaufende Stützen sind einige typische Details in
Bild 3.44 dargestellt.
Die Lösung mit überstehenden Fahnenblechen gemäß Bild 3.44a hat den Nachteil,
dass komplizierte Aussparungen in der Stützenschalung im Bereich der Durchdrin-
gung mit dem Fahnenblech erforderlich sind. Für Anschlüsse in der schwachen Achse
der Stahlstütze kommt hinzu, dass aufgrund des großen Hebelarmes der Anschlussla-
sche zusätzliche Kopfbolzendübel gemäß Bild 3.44b benötigt werden, um die Exzen-
trizitätsmomente und Querkräfte in den Stützenbeton einzuleiten.
Eine Alternative zur Vermeidung der Durchdringung der Stützenschalung ist in
Bild 3.44c dargestellt. Die dort verwendeten Einbauteile schließen bündig mit der
Schalung ab und erhalten erst nach dem Betonieren der Stützen außen angeschweißte
Anschlusslaschen. Problematisch bleibt aber in jedem Fall die konzentrierte Anord-
nung der Kopfbolzendübel und der Stützenverbügelung im Anschlussbereich zur Ein-
leitung der Auflagerkräfte des Trägers in den Betonquerschnitt der Stütze.

a)

b)

c)

Bild 3.44 Anschlüsse zwischen Trägern und einbetonierten Stützen


3.7 Trägerstöße 281

3.7 Trägerstöße
3
Trägerstöße werden im Geschossbau selten ausgeführt, da die maximalen Transport-
längen mit etwa 18 m in der Regel größer sind als die Längen von Deckenträgern und
Unterzügen im Tragwerksraster. Eine Ausnahme von dieser Regel bilden Decken-
tragwerke mit durchlaufenden gestapelten Trägerlagen. Weil bei dieser Konstruk-
tionsform die Deckenträger oben auf die Unterzüge aufgelagert werden, sind die Ab-
messungen der Deckenträger nur durch Lieferlängen, Transport- und Montagekri-
terien begrenzt.
Bild 3.45 zeigt Trägerstöße für Stahlträger. Der in Bild 3.45a dargestellte Laschenstoß
ist besonders geeignet für Unterzüge in Konstruktionen mit übereinanderliegenden
Trägerlagen. Die Obergurtlaschen und die zugehörigen Schrauben stören dann nicht
die Auflagerung der Betondeckenplatten, und der gesamte Montagestoß ist gut zu-
gänglich. Für Deckenträger sind Stirnplattenstöße gemäß Bild 3.45b besser geeignet.
Bei oben bündigen Kopfplatten können Fertigteildeckenplatten problemlos aufgela-
gert werden. Die Stoßkonstruktion mit unten überstehender Kopfplatte ermöglicht
primär die Übertragung positiver Biegemomente, so dass die Stoßstellen im Feldbe-
reich der Deckenträger angeordnet werden sollten.

a)

b)

Bild 3.45 Montagestöße für Stahlträger


282 3 Geschossbau

Bild 3.46 zeigt Stoßkonstruktionen für feuerbeständige kammerbetonierte Träger. Als


3 montagefreundlich hat sich die Übertragung der Querkräfte durch Knaggen mit ein-
gehobelten Nasen erwiesen. Die Stoßstellen werden in der Nähe der Stützstellen der
Träger angeordnet, um eine eindeutige Zuordnung von lastbringendem Träger mit
Knagge oben und lastabnehmendem Träger mit Knagge unten zu erhalten. Die Über-
tragung der negativen Stützmomente erfolgt durch Zuglaschen am Obergurt und
Drucklaschen oder Kontaktstücke am Untergurt. Die Zuglaschen behalten ihre Trag-
fähigkeit auch im Brandfall durch die Einbettung in den Deckenbeton. Die Tragwir-
kung der im Brandfall ausfallenden Drucklaschen oder Kontaktstücke muss nach ei-
ner begrenzten Rotation durch die sich einstellende Kontaktpressung des Kammerbe-
tons übernommen werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass der Tragsicher-
heitsnachweis im Brandfall nur auf Gebrauchslastniveau geführt wird. Die An-
schlusskonstruktion gemäß Bild 3.46a erfordert Baustellenschweißungen für die Zug-
und Drucklaschen. Montagefreundlicher ist die Lösung in Bild 3.46b mit geschraubter
Zuglasche und eingepasstem Druckstück.

a)

b)

Bild 3.46 Montagestöße für kammerbetonierte Träger


3.8 Stützenstöße 283

3.8 Stützenstöße
3
Stützenstöße werden in mehrgeschossigen Gebäuden alle zwei bis drei Stockwerke
ausgeführt und häufig direkt über der Deckenebene angeordnet. Die Stützen erhalten
dadurch eine günstige Länge für Fertigung, Transport und Montage. Zudem können
die Montagearbeiten an den geschraubten Stützenstößen vorteilhaft von den Decken
aus erfolgen. Ein weiterer Grund für die Anordnung von Stützenstößen ist die Abstu-
fung des Stützenquerschnitts, welche aufgrund der im Geschossbau von oben nach
unten zunehmenden Stützenlasten wirtschaftlich sein kann. Die Ausführung ge-
schosshoher Stützen ist unüblich, da die große Anzahl erforderlicher Stützenstöße
unwirtschaftlich ist.
Stützenstöße können grundsätzlich in Laschenstöße und Stirnplattenstöße unter-
schieden werden. Beim geschraubten Laschenstoß gemäß Bild 3.47a übertragen auf-
geschraubte Laschen die Kräfte. Die Stoßlaschen sind beidseitig sowohl im Flansch-
als auch im Stegbereich des Profils angeordnet. Für Querschnittsabstufungen sind
zusätzliche Futterbleche erforderlich. Dieser Stoß erfordert zwar keine Schweißarbeit,
ist im Geschossbau aber oft wegen der Vergrößerung des Umfangs im Stoßbereich
nicht optimal geeignet. Durch die Umfangsvergrößerung an der begrenzten Stoßstelle
durch die aufgesetzten Laschen wird der Umfang der Brandschutzverkleidung der
gesamten Stütze bestimmt.
Als Montagestoß wird aufgrund der einfachen Handhabung auf der Baustelle am häu-
figsten der Stirnplattenstoß verwendet. Bild 3.47b, Bild 3.47c und Bild 3.47d zeigen
Ausführungsbeispiele für eine I-Profil-Stütze, eine Rechteck- und eine Rundrohrhohl-
profilstütze. Im Gegensatz zu geschweißten Stumpfstößen, welche Stumpfnähte mit
lohnkostenintensiver Nahtvorbereitung erfordern, können bei Stirnplattenstößen die
Schweißnähte einfacher und damit wirtschaftlicher als umlaufende Kehlnähte ausge-
führt werden.
Anschlusskonstruktionen zwischen Stützen und Fundamenten werden im Geschoss-
bau analog zu Konstruktionen des Hallenbaus ausgeführt. Die zugehörigen Detaillö-
sungen werden in den Abschnitten 2.6.2 „Eingespannte Fußpunkte“ und 2.6.3 „Ge-
lenkige Fußpunkte“ erläutert.

Bild 3.47 Stützenstöße


284 3 Geschossbau

3.9 Aussteifungskonstruktionen
3

3.9.1 Allgemeines

Die durch die Aussteifungskonstruktionen abzutragenden Horizontallasten entstehen


im Hochbau aus Lotabweichung von Stützen und tragenden Wänden und aus Wind-
kräften, die auf Außenwände bzw. Fassadenelemente wirken. Die grundlegenden al-
ternativen Lösungen für den Lastabtrag und die Wahl der statischen Systeme werden
in Abschnitt 3.1.3 „Abtragung der Horizontallasten“ erläutert.

Bild 3.48 Vertikalverband mit Bild 3.49 Vertikalverband mit


druckweichen Diagonalen drucksteifen Diagonalen als
als Kreuzverband K-Verband
3.9 Aussteifungskonstruktionen 285

3.9.2 Vertikalverbände
3
Als vertikale aussteifende Bauteile im Geschossbau werden meistens Wandscheiben
aus Stahlbeton genutzt. Bei der alternativen Aussteifung eines Geschossgebäudes
durch Vertikalverbände werden in der Regel die vorhandenen Stützen als Verbands-
gurte und die Träger als Verbandspfosten genutzt. Da die Stützweite der Träger häu-
fig mehr als die doppelte Geschosshöhe beträgt, ergeben sich als Format für die Ver-
bandsfelder meist liegende Rechtecke. Um trotzdem nicht zu sehr vom statisch güns-
tigen 45°-Winkel für die diagonalen Verbandsstäbe abzuweichen, werden entweder
druckweiche Diagonalen mit Kreuzungspunkten im Bereich zwischenliegender Ge-
schossdecken gemäß Bild 3.48 oder drucksteife Diagonalen als K-Verband gemäß
Bild 3.49 ausgeführt. Für druckweiche Diagonalen werden Rund-, Flach- oder Win-
kelstähle verwendet. Die drucksteifen Diagonalen der K-Verbände werden aus U-
oder I-Profilen gefertigt.

Bild 3.50 Anschluss drucksteifer Verbandsdiagonalen aus ausgeklinkten I-Profilen


286 3 Geschossbau

Um die Anschlüsse der Verbandsstäbe montagefreundlich zu gestalten, werden in der


3 Regel geschraubte Verbindungen unter Verwendung von Knotenblechen ausgeführt.
Bild 3.50 zeigt eine Lösung mit an den Enden ausgeklinkten I-Profilen als Diagonal-
stäben und großem mit der Stütze verschweißtem Fahnenblech, an dem sowohl der
Diagonalstab als auch der am Oberflansch ausgeklinkte Deckenträger angeschlossen
werden kann. Eine Variante mit Diagonalen aus aufgedoppelten U-Profilen und Stirn-
plattenanschluss für den Deckenträger ist in Bild 3.51 dargestellt. Vorteil dieser Lö-
sung ist die Realisierung geschraubter Verbindungen, ohne die Profile im An-
schlussbereich durch Ausklinkungen schwächen zu müssen.

Bild 3.51 Anschluss drucksteifer Verbandsdiagonalen aus doppelten U-Profilen


3.9 Aussteifungskonstruktionen 287

3.9.3 Rahmen
3
Gebäudestabilisierung durch Rahmenwirkung erfordert die Ausbildung aufwendiger
biegesteifer Anschlusskonstruktionen zwischen Trägern und Stützen. Aufgrund der
geringen Steifigkeit eignen sich Rahmen nur für Gebäude bis zu etwa fünf Ge-
schossen. Übliche Lösungen werden mit überstehenden Stirnplatten und vorge-
spannten, hochfesten Schrauben realisiert.
Der Regelfall mit durchlaufender Stütze und Stirnplattenanschluss der Träger ist in
Bild 3.52a dargestellt. Zur Durchleitung der Riegelflanschkräfte sind horizontale Stei-
fen in die Kammern des Stützenprofils eingepasst.
Da die Abmessungen der Stützenprofile durch maximale Liefer- und Transportlängen
auf ca. 18 m beschränkt sind, können in jedem dritten Geschoss Tragwerksknoten mit
Stützenstoß und durchlaufendem Träger gemäß Bild 3.52b ausgeführt werden. Der
Anschluss der Stützen erfolgt über horizontale Stirn- bzw. Fußplatten. Vertikale in
den durchlaufenden Träger eingepasste Rippen dienen zur Durchleitung der Stützen-
last.
Werden die Träger in Rahmenkonstruktionen als Verbundträger schubsteif mit den
Stahlbetonplatten verdübelt, dann kann die Einleitung der aus den Riegelmomenten
resultierenden Zugnormalkraft in der Betonplatte in die Stützen mit einem Fachwerk-
modell gemäß Bild 3.53 erfolgen.

Bild 3.52 Rahmenknoten


288 3 Geschossbau

Bild 3.53 Fachwerkmodell für Rahmenknoten mit Verbundträgern [EC 4, Teil 1-1]

3.10 Anschlüsse von Stahlträgern an Stahlbetonwände

Anschlüsse von Stahlträgern an Stahlbetonwände müssen neben der Übertragung der


planmäßigen Auflagerkräfte und der Lagesicherung einen vertikalen und horizontalen
Toleranzausgleich zwischen den Bauteilen aus Stahlbeton und Stahl gestatten. Eine
Vielzahl konstruktiver Lösungen zum Anschluss von Bauteilen aus Stahl an Bauteile
aus Stahlbeton oder Mauerwerk ist in [121] zusammengestellt.
Bei den Lösungen gemäß Bild 3.54 wird der Stahlträger in einer Aussparung in der
Stahlbetonwand abgesetzt. Der horizontale Toleranzausgleich erfolgt durch einfaches
Verschieben des Stahlträgers in der Öffnung. Der vertikale Toleranzausgleich wird
entweder wie in Bild 3.54a durch ein Mörtelbett realisiert, oder der Stahlträger wird
wie in Bild 3.54b durch Zwischenschaltung von Futterblechen zwischen den Träger-
unterflansch und einen einbetonierten Auflagerwinkel in der richtigen Höhenlage
fixiert. Die Übertragung von Horizontalkräften zur Lagesicherung erfolgt für beide
Konstruktionen durch seitlich angeschweißte Kopfbolzendübel, welche erst nach dem
Ausbetonieren der Wandöffnung wirksam werden. Sind schon im Bauzustand Hori-
zontallasten zu übertragen, so werden Anschlüsse mit Ankern oder Baustellenschwei-
ßung analog zu Bild 3.55 ausgeführt. Hauptnachteil der konstruktiven Lösungen mit
Auflageröffnungen in den Stahlbetonwänden ist der hohe Schalungsaufwand. Schwie-
rigkeiten bereitet häufig auch der kraftschlüssige Anschluss der Deckenscheibe an die
Wand im Bereich der Öffnungen. Das Ausbetonieren der Wandöffnungen nach erfolg-
ter Stahlbaumontage sollte erst nach Aufbringung eines Großteils der ständig wirken-
den Lasten erfolgen, um die damit verbundene ungewollte Einspannung der Stahlträ-
ger in der Wand möglichst klein zu halten. Nach dem Verguss der Wandöffnungen
sind die Anschlüsse gemäß Bild 3.54 als biegesteif anzusehen.
Alternative Lösungen in Anlehnung an den Betonfertigteilbau sind in Bild 3.55 darge-
stellt. Die Stahlträger werden dabei auf ebenfalls sehr aufwendig zu schalende Stahl-
betonkonsolen aufgelagert. Die Lagesicherung des Trägers und die Übertragung von
Horizontalkräften erfolgt für die Konstruktion in Bild 3.55a durch in die Konsole
einbetonierte Ankerschrauben oder nachträglich montierte Verbundanker oder Spreiz-
dübel, welche den Unterflansch des Trägers fixieren. Bei der Lösung gemäß
Bild 3.55b werden der Stahlträger und ein Futterblech mittels Baustellenschweißung
an einen Auflagerwinkel angeschlossen, der die auftretenden Horizontalkräfte über
3.10 Anschlüsse von Stahlträgern an Stahlbetonwände 289

Bild 3.54 Auflagerung von Stahlträgern in Wandöffnungen

Bild 3.55 Auflagerung von Stahlträgern auf Konsolen


290 3 Geschossbau

angeschweißte Kopfbolzendübel in die Stahlbetonwand einleitet. Der kraftschlüssige


3 monolithische Anschluss der Deckenscheibe an die Stahlbetonwand kann durch aus
der Wand auskragende Anschlussbewehrung sichergestellt werden, die in den Ortbe-
ton der Deckenscheibe eingreift. Der Aufwand für die Schalung der Stahlbetonkonso-
len und den Einbau der Konsol- und Anschlussbewehrung lässt sich durch Verwen-
dung vorgefertigter Wandelemente aus Stahlbeton im Sinne einer Fertigteillösung
reduzieren.
Bild 3.56 zeigt Detaillösungen zum Anschluss von Stahlträgern an Stahlbetonwände,
bei denen stählerne Einbauteile so befestigt werden, dass sie während des Betonier-
vorgangs bündig von innen an der Schalung anliegen und nach dem Ausschalen eine
Anschlussfläche für den Stahlträger bieten. Wird konventionelle oder Kletterschalung
verwendet, so können die Einbauteile am einfachsten mit kleinen Bohrungen versehen
und von innen an die Schalung angenagelt werden. Bei Erstellung der Stahlbetonwän-
de mit Gleitschalung ist eine Befestigung der Einbauteile an der Bewehrung erforder-
lich, da während des Gleitvorganges eine Relativverschiebung zwischen Einbauteil
und Schalung auftritt. Die Einleitung der Auflagerkräfte der Stahlträger in die Stahl-
betonwand erfolgt durch rückseitig auf die Einbauteile aufgeschweißte Kopfbolzen-
dübel.
Vertikaler und horizontaler Toleranzausgleich können bei der Lösung gemäß
Bild 3.56a durch die Baustellenschweißung zwischen Einbauteil und Fahnenblech und
das Lochspiel in der Schraubenverbindung vorgenommen werden. Die Variante ge-
mäß Bild 3.56b überträgt die Auflagerkraft des Stahlträgers mittels einer nach oben
verlängerten auf Zug beanspruchten Stirnplatte, die oben geschlitzt und mit einem
massiven Stahlknüppel verschweißt wird. Dieser Stahlknüppel wird während der
Montage in einer aus Blechen gebildeten Aussparung im Einbauteil abgesetzt. Der
horizontale Toleranzausgleich erfolgt durch Verschieben des Stahlknüppels in der
Öffnung. Der vertikale Toleranzausgleich kann durch untergelegte Futterbleche reali-
siert werden. Nach dem Ausrichten der Stahlkonstruktion ist es empfehlenswert, die
Stahlträger durch kleine, seitlich zwischen Einbauteil und Stahlträgerkopfplatte ange-
schweißte Blechlaschen in ihrer Lage zu sichern. Hauptvorteil der Konstruktion mit
Stahlknüppeln ist neben der Montagefreundlichkeit die Feuerbeständigkeit und die
Anwendbarkeit für Träger mit Kammerbeton. Es ist jedoch zu beachten, dass der
Knüppelanschluss an Stahlbetonwände nur jeweils an einem Trägerende möglich ist,
da sich die Knüppel bei gleicher Ausbildung an beiden Trägerenden nicht in die Öff-
nungen der Einbauteile einführen lassen. Bild 3.57 zeigt eine Variante zum Anschluss
von Stahlträgern an Stahlbetonwände, die ohne fertigungsintensive Aussparungen,
Konsolen oder Einbauteile auskommt. Stattdessen werden Stahlplatten nach dem Be-
tonieren der Stahlbetonwände durch Metallspreizdübel, Hinterschnittdübel oder Ver-
bunddübel an den Wänden verankert. Die zulässigen Dübelkräfte, Rand- und Achsab-
stände werden durch herstellergebundene bauaufsichtliche Zulassungen geregelt.
Anwendungsbereiche dieser konstruktiven Lösung liegen bei gering belasteten De-
ckenträgern und nachträglich geplanten Verankerungspunkten für haustechnische
Anlagen. Die Stahlplatten sollten mit einigen überzähligen Löchern gefertigt werden,
um beim Anbohren von Bewehrungsstahl auf der Baustelle Ausweichmöglichkeiten
zu haben. Bei Verwendung von Verbunddübeln ist darauf zu achten, dass wegen des
starken Abfalls der Festigkeit von Kunstharzmörtel bei Temperaturen über 80 °C
Brandschutzmaßnahmen für die Verbundanker ebenso erforderlich sind wie für unge-
schützten Stahl. Bestehen Anforderungen an die Feuerwiderstandsdauer der Stahlkon-
3.10 Anschlüsse von Stahlträgern an Stahlbetonwände 291

struktion, so müssen die Ankerköpfe an der Betonoberfläche durch abisolierende Ma-


terialien wie z. B. Spritzputz vor einer Erwärmung geschützt werden. 3

Bild 3.56 Anschluss von Stahlträgern mit Einbauteilen

Bild 3.57 Anschluss von Stahlträgern mit angedübelten Stahlplatten

Eine alternative Anschlusskonstruktion mit durchgeankerten Stahlplatten zur Über-


tragung von großen Auflagerkräften ist in Bild 3.58 dargestellt. Die Ankerlöcher kön-
nen nachträglich gebohrt oder schon während des Betonierens der Wand durch Kunst-
stoffleerrohre geschalt werden. Bei der Lösung mit nachträglich gebohrten Löchern
ist es erforderlich, die Bewehrung der Stahlbetonwand im Anschlussbereich aufzusu-
chen, um ein Anbohren zu vermeiden. Dadurch entstehen nicht unerhebliche zusätzli-
che Kosten. Die Ankerlöcher sind bei beiden Lösungen nach dem Durchstecken der
Ankerschrauben mit Zementmörtel zu verpressen. Die Übertragung der Auflagerkraft
zwischen Stahlträger und Ankerplatte erfolgt durch ein mit der Ankerplatte ver-
292 3 Geschossbau

schweißtes Fahnenblech. Der ebenfalls angeschweißte Auflagerwinkel dient als Mon-


3 tagehilfe zum Absetzen des Trägers.

Bild 3.58 Anschluss von Stahlträgern mit durchgeankerten Stahlplatten

Bild 3.59 zeigt eine weitere Variante zum Anschluss von Stahlträgern an Stahlbe-
tonwände unter Verwendung von einbetonierten Ankerschienen. Die Verbindung von
Stahlträger und Ankerplatte kann dabei wie in Bild 3.57 und Bild 3.58 ausgeführt
werden. Die Befestigung der Ankerplatte an der Stahlbetonwand erfolgt mit speziel-
len Hammerkopfschrauben, welche in die einbetonierten Ankerschienen eingreifen.
Die vorgeschriebenen minimalen Achsabstände der Ankerschienen bewirken, dass in
der Regel nur zwei Schienen pro Trägeranschluss angebracht werden können,
wodurch die übertragbaren Auflagerkräfte sehr begrenzt sind. Tragfähigkeiten, Rand-
und Achsabstände der Ankerschienen sind herstellergebundenen bauaufsichtlichen
Zulassungen zu entnehmen.

Bild 3.59 Anschluss von Stahlträgern mit Ankerschienen

3.11 Anschlüsse von Stahlträgern an Mauerwerkswände

Die häufigste Anwendung von Konstruktionsstahl im Mauerwerksbau sind Unterzüge


über größeren Öffnungen in den gemauerten Wandscheiben. Bild 3.60 zeigt die typi-
sche Situation der Abfangung einer Stahlbetondeckenplatte durch einen Stahlträger
mit I-Querschnitt. Zur Auflagerung in der Wandscheibe wird der Stahlträger in ein
Mörtelbett aus Zementmörtel gesetzt und unterhalb der Lagerpunkte abgetrepptes
3.11 Anschlüsse von Stahlträgern an Mauerwerkswände 293

Mauerwerk aus Steinen höherer Festigkeit angeordnet, welches die hohen Auf-
lagerpressungen des Stahlprofils auf eine größere Fläche verteilt. 3
Konstruktionen gemäß Bild 3.61a mit Stahlträgern, die im rechten Winkel zu der un-
terstützenden Mauerwerksscheibe angeordnet sind, können ebenfalls mit Mörtelbett
aus Zementmörtel und örtlichem Mauerwerk mit höherer Steinfestigkeitsklasse ausge-
führt werden. Bild 3.61b zeigt eine alternative Lösung, bei welcher der Stahlträger auf
Stahlbeton aufgelagert wird. Die Ausrichtung des Stahlträgers in der richtigen Höhe
erfolgt auch hier durch die Unterfütterung der Trägerenden mit einem Mörtelbett. Die
Aussparung in der Wand im Bereich des Stahlträgers kann nachträglich ausgemauert
oder während des Betonierens der Stahlbetondecke mit Beton vergossen werden.
Müssen Horizontalkräfte zwischen Stahlträger und Wand übertragen werden, so kön-
nen Ankerschrauben in den Stahlbeton einbetoniert und mit dem Trägerunterflansch
verschraubt werden. Alternativ können auch Verbundanker oder Spreizdübel zur
nachträglichen Fixierung des Stahlträgers eingesetzt werden.

Bild 3.60 Auflagerung von Stahlträgern auf Mauerwerk

Bild 3.61 Auflagerung von Stahlträgern im rechten Winkel zu Mauerwerkswänden


294 3 Geschossbau

3.12 Berechnungsbeispiele Geschossbau


3

3.12.1 Heißbemessung ungeschützter Stahlbauteile nach EC 3 Teil 1-2

Die Tragwerksbemessung im Brandfall kann nach dem „einfachen Bemessungsver-


fahren“ gemäß Eurocode 3 Teil 1-2, Abschnitt 4.2 erfolgen. Es ist dabei zu beachten,
dass die Bemessungsschnittgrößen in der außergewöhnlichen Bemessungssituation
mit den thermisch reduzierten Bemessungswerten der Materialeigenschaften zu ermit-
teln sind.
Folgende vier Querschnittsklassen werden nach Eurocode 3 Teil 1-1 unterschieden:
x Querschnitte der Klasse 1 können plastische Gelenke mit ausreichendem
Rotationsvermögen für plastische Berechnungen bilden.
x Querschnitte der Klasse 2 weisen plastische Widerstände der Querschnitte,
aber mit begrenztem Rotationsvermögen auf.
x Querschnitte der Klasse 3 erreichen die Streckgrenze in der ungünstigsten
Querschnittsfaser, können aber wegen örtlichen Ausbeulens die plastischen
Reserven nicht ausnutzen.
x Querschnitte der Klasse 4 sind solche, bei denen die Widerstände gegen
Momenten- oder Druckbeanspruchung unter Berücksichtigung des örtlichen
Ausbeulens bestimmt werden müssen.

Im Rahmen der Anwendung des einfachen Bemessungsverfahrens für die Tragwerks-


bemessung im Brandfall nach Eurocode 3 Teil 1-2, Abschnitt 4.2.2 darf die Quer-
schnittsklassifizierung wie unter Normaltemperatur, jedoch mit einem abgeminderten
:HUW IU İ GXUFKJHIKUW ZHUGHQ 'HU $EPLQGHUXQJVIDNWRU İ EHUFNVLFKWLJW GLH (Ln-
flüsse aus erhöhter Temperatur und wird berechnet mit:

235
H 0,85 ˜
f
y

mit fy Streckgrenze bei 20 °C [N/mm²]


Die Nachweisführung auf Tragfähigkeitsebene erfolgt analog zur Bemessung bei
Normaltemperatur, jedoch mit dem Unterschied, dass sich Streckgrenze und E-Modul
temperaturbedingt verringert haben. Mit diesem Verfahren können alle Stahlbauteile
wie beispielsweise Zugglieder, druckbeanspruchte Bauteile und Träger bemessen
werden. Einflüsse aus Stabilität werden berücksichtigt.
Das einfache Bemessungsverfahren auf Tragfähigkeitsebene gemäß Eurocode 3
Teil 1-2 Abschnitt 4.2 unterscheidet zwischen folgenden vier Fällen:
3.12 Berechnungsbeispiele Geschossbau 295

x Fall 1 nach EC 3 Teil 1-2 Abschnitt 4.2.3.1


Zugglieder: Bauteile, die durch eine Normalkraft auf Zug beansprucht werden. 3
Der Nachweis für Zugglieder ist für alle Querschnittsklassen gültig. Er wird ge-
führt wie ein plastischer Nachweis unter Berücksichtigung der Abminderungs-
faktoren für erhöhte Temperatur.
x Fall 2 nach EC 3 Teil 1-2 Abschnitt 4.2.3.2
Druckbeanspruchte Bauteile mit Querschnitten der Klassen 1, 2 oder 3:
Für stabilitätsgefährdete Bauteile unter Druckbeanspruchung der Querschnitts-
klassen 1, 2 und 3 wird der Nachweis gegen Biegeknicken nach dem Ersatz-
stabverfahren geführt. Knicklänge, Schlankheit und Abminderungsfaktoren für
erhöhte Temperatur werden berücksichtigt.
x Fall 3 nach EC 3 Teil 1-2 Abschnitt 4.2.3.3 und Abschnitt 4.2.3.4
Träger mit Querschnitten der Klassen 1, 2 oder 3: Bauteile, die durch Quer-
kräfte und Biegemomente beansprucht werden. Der Nachweis wird für Quer-
schnitte der Klassen 1 und 2 unter Berücksichtigung der Abminderungsfaktoren
für erhöhte Temperatur plastisch geführt, für Querschnitte der Klasse 3 elas-
tisch. Außerdem wird für die Querschnittsklassen 1, 2 und 3 das Biegedrill-
knickverhalten untersucht.
x Fall 4 nach EC 3 Teil 1-2 Abschnitt 4.2.3.5
Auf Biegung und axialen Druck beanspruchte Bauteile der Querschnitts-
klassen 1, 2 oder 3: Für die Querschnittsklassen 1, 2 und 3 wird durch Kombi-
nation der oben genannten Verfahren die Interaktion zwischen Biegung und
Druck berücksichtigt.
Die Formeln für die Berechnung sind im Eurocode 3 Teil 1-1 und Eurocode 3 Teil 1-2
enthalten. Die Vorgehensweise wird anhand von vier einfachen Berechnungsbeispie-
len, entsprechend der o. g. Fälle 1 bis 4, erläutert. Das statische System ist für alle
vier Beispiele identisch und in Bild 3.62 dargestellt. Es handelt sich um einen Einfeld-
träger HEB 220, S 235, ungeschützt, vierseitig beflammt, der für eine Feuerwider-
standsklasse R 30 nachgewiesen werden soll. Die vier Beispiele unterscheiden sich
durch die Art der einwirkenden Beanspruchungen.

Bild 3.62 Ungeschützter vierseitig beflammter Stahlträger HEB 220, S 235 mit
Biegung und Normalkraft, Feuerwiderstandsklasse R 30
296 3 Geschossbau

Fall 1 nach EC 3 Teil 1-2, Abschnitt 4.2.3.1, Zugglieder:


3 Eigengewicht: Nk = +350 kN (Zug)
Mechanische Einwirkungen im Brandfall:
Es handelt sich hierbei um ein statisch bestimmtes System, es können keine tempera-
turbedingten Zwangsspannungen entstehen und müssen dementsprechend nicht be-
rücksichtigt werden. Die Kombination von mechanischen Einwirkungen erfolgt nach
der Regel für die außergewöhnliche Bemessungssituation.
E fi,d, t G k  A d  ȥ1,1 oder ȥ 2,1 ˜ Q k,1  ¦ȥ
i !1
2,i ˜ Q k,i

Damit ergeben sich die Einwirkungen im Brandfall zu:


Nfi,Ed = +350 kN
Entwicklung der Stahltemperatur:
Die Stahltemperatur wird mit der Berechnungsformel für ungeschützte, innen liegen-
de Stahlkonstruktionen berechnet. Dafür werden der Profilfaktor Am/V und der Profil-
faktor für den das Profil umschließenden imaginären Kasten [Am/V]b benötigt. Die
Temperaturentwicklung muss in einem Zeitschrittverfahren durchgeführt werden, da
die thermischen Materialeigenschaften temperaturabhängig sind und sich folglich mit
dem Temperaturanstieg im Profilquerschnitt fortwährend ändern. Ausgehend von
1RUPDOWHPSHUDWXUșa = 20 ƒ&ZLUGLQ=HLWLQWHUYDOOHQ¨W”VGLH%UDQGJDVWHPSHUatur
șg und die sich daraXVHUJHEHQGH6WDKOWHPSHUDWXUșa ermittelt. Aufgrund des erhebli-
chen Aufwands einer Handrechnung ist die Berechnung der Stahltemperatur mit Hilfe
einer Tabellenkalkulation empfehlenswert. Der Temperaturanstieg in einem unge-
VFKW]WHQ 6WDKOEDXWHLO ¨șa,t im ZeLWLQWHUYDOO ¨W NDQQ IROJHQGHUPD‰HQ EHUHFKQHW ZHr-
den:
Am V
h net, d ǻW>qC@
x

ǻș a, t k sh
ca ˜ ȡa
mit:

k sh Korrekturfaktor für den Abschattungseffekt

Am V Profilfaktor des ungeschützten Stahlbauteils [1/m]

Am dem Brand ausgesetzte Oberfläche des Bauteils pro Längeneinheit [m²/m]

V Volumen des Bauteils pro Längeneinheit [m³/m]

ca spezifische Wärmekapazität von Stahl [J/kgK]

ȡa Rohdichte von Stahl [kg/m³]


x

h net, d flächenbezogener Bemessungswert der Netto-Wärmestromdichte [W/m²]

ǻW =HLWLQWHUYDOO>V@PLW¨W” s gemäß EC 3 Teil 1-2


3.12 Berechnungsbeispiele Geschossbau 297

Kennzeichnend für ungeschützte Stahlbauteile ist der ungehinderte Wärmeübergang


von der Heißgasschicht in den Stahl, woraus ein schneller Temperaturanstieg und der 3
damit verbundene Festigkeitsverlust resultieren. Der zeitliche Verlauf der Quer-
schnittserwärmung hängt zum einen von den thermischen Eigenschaften des Baustof-
fes ab, zum anderen von der Geometrie und der Massigkeit des Querschnitts. Die
Massigkeit eines beflammten Querschnitts wird beschrieben durch den Profilfaktor
Am/V mit dem Verhältnis der beflammten Oberfläche zum Volumen des Bauteils pro
Längeneinheit. Der Profilfaktor ist also gewissermaßen eine Maßzahl für die
Schlankheit eines Bauteils. Damit wird berücksichtigt, dass sich gedrungene und mas-
sige Querschnitte langsamer erwärmen als schlanke. Vor allem die Querschnittsfläche
nimmt einen großen Einfluss auf die Temperaturentwicklung. In Tabelle 3.8 sind Hil-
festellungen zur Berechnung des Profilfaktors gegeben. Es ist jedoch darauf zu ach-
ten, dass die Berechnung der Bauteiltemperaturen nur für Querschnitte mit Profilfak-
toren größer 10 m1 gültig ist.
Außerdem ist es möglich, einen Korrekturfaktor ksh anzusetzen, der den so genannten
Abschattungseffekt berücksichtigt. Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass
bei verzweigten Profilen wie beispielsweise I-Profilen Querschnittsteile vor direkter
Beflammung oder Wärmestrahlung geschützt werden. Dadurch verläuft der Tempera-
turanstieg im Querschnitt langsamer. Bei Querschnitten konvexer Form (z. B. recht-
eckige oder runde Hohlquerschnitte), die von allen Seiten dem Brand ausgesetzt sind,
ist der Abschattungseffekt ohne Bedeutung. In diesem Fall ist (Am/V)b = (Am/V) und
somit ist ksh = 1. Konservative Ergebnisse werden erzielt, wenn der Abschattungsef-
fekt nicht berücksichtigt, bzw. mit ksh = 1,0 angesetzt wird. Der Abschattungseffekt
wird als Faktor über die gesamte Querschnittsfläche in der Temperaturberechnung
berücksichtigt. Er kann folgendermaßen berechnet werden:
x Bei I-Querschnitten unter nominaler Brandeinwirkung:
k sh 0,9 ˜ A m V b A m V
x In allen anderen Fällen:
k sh Am V b Am V
mit Am V b Profilfaktor für den das Profil umschließenden Kasten
gemäß Bild 3.63

Bild 3.63 Beflammter Umfang und das Profil umschließender imaginärer Kasten
298 3 Geschossbau

Am 2 ˜ b f  4 ˜ t  4 ˜ (b f /2  s /2  r)  2 ˜ (h  2 ˜ t  2 ˜ r) + 2 ˜ ʌ ˜ r
3
2 ˜ 22  4 ˜ 1,6  4 ˜ (22/2  0,95/2  1,8)  2 ˜ (22  2 ˜ 1,6  2 ˜ 1,8)
+ 2 ˜ ʌ ˜ 1,8

127,01 cm ² m

A m, b 2 ˜ bf  2 ˜ h 2 ˜ 22  2 ˜ 22 88,00 cm ² m

A m V 127,01 91,00 139,57 m 1

A m, b V 88,00 91,00 96,70 m 1


k sh 0,9 ˜ A m V b Am V 0,9 ˜ 96,70 139,57 0,624

k sh ˜ A m V 0,624 ˜ 139,57 m 1 87,09 m 1


Daraus ergibt sich die Stahltemperatur unter Einwirkung der ETK gemäß der unten
angegebenen Gleichung oder alternativ mit dem Diagramm in Bild 3.27 oder mit Ta-
belle 3.9 zu:
A V x

ǻș a, t ǻș a, (t -1)  k sh m h net, d ǻW 749,6 qC


ca ˜ ȡa

Bild 3.64 Entwicklung der Stahltemperatur des Trägers HEB 220

Bemessungswerte der Materialeigenschaften:


X d,fi k ș ˜ X k Ȗ M,fi
Die Bemessungswerte müssen aufgrund der erhöhten Temperatur abgemindert wer-
den. Die Abminderungsfaktoren kș können in Abhängigkeit der Stahltemperatur
șa = 749,6 °C durch Interpolation Tabelle 3.7 entnommen werden.
k E,749,6qC 0,110
k y,749,6qC 0,170
3.12 Berechnungsbeispiele Geschossbau 299

E d,fi k E,ș ˜ E k Ȗ M,fi 0,110 ˜ 210000 1,0 23132 N mm 2


3
f d,fi k y,ș ˜ f y,k Ȗ M,fi 0,170 ˜ 235 1,0 40,1 N mm 2
Querschnittsklassifizierung:
Der Querschnitt wird auf Zug beansprucht. Eine Querschnittsklassifizierung ist nicht
erforderlich. Der Nachweis für Zugglieder ist nur von der Querschnittsfläche abhän-
gig und gilt für alle Querschnittsformen. Die plastische Querschnittstragfähigkeit wird
ermittelt mit:

N pl,Rd N Rd A ˜ f y Ȗ M,0 91,0 ˜ 235 ˜ 10 1 1,0 2138,50 kN


N fi,șRd > @
k y,ș ˜ Ȗ M,0 Ȗ M,fi ˜ N Rd 0,170 ˜ 1,0 1,0 ˜ 2138,50 363,55 kN

N fi,Ed 350
0,963 d 1,00 Ÿ Nachweis erbracht
N fi,șRd 363,55

ª Die Tragfähigkeit des Zuggliedes wurde nachgewiesen. Die Feuerwiderstands-


klasse R30 wurde für dieses Bauteil erreicht.

Alternativ zum Nachweis auf Tragfähigkeitsebene darf der Nachweis auch auf Tem-
peraturebene geführt werden, jedoch nicht wenn Verformungskriterien oder Einflüsse
aus Stabilität zu beachten sind. Es wird nachgewiesen, dass die maximale Temperatur
im Bauteil die kritische Temperatur șa,cr nicht übersteigt.
Die kritische Temperatur wird in Abhängigkeit vom AusnutzungsgrDG ȝ0 zum Zeit-
punkt t = 0 bestimmt und mit der Temperatur im Querschnitt zum Zeitpunkt t vergli-
chen. Der Ausnutzungsgrad lässt sich bestimmen aus dem Verhältnis von Einwirkun-
gen und Tragwiderstand zu Beginn der Brandbelastung. Es wird nachgewiesen, dass
die Stahltemperatur für eine geforderte Feuerwiderstandsdauer unter der kritischen
Temperatur liegt. In diesem Fall ist der Tragfähigkeitsnachweis erbracht.
Die plastische Querschnittstragfähigkeit wird ermittelt mit:

N pl,Rd N Rd A ˜ f y Ȗ M,0 2138,50 kN


N fi,șRd k y,ș ˜ Ȗ M,0 Ȗ M,fi ˜ N Rd 1,0 ˜ 1,0 1,0 ˜ 2138,50 2138,50 kN
E fi,d N fi,Ed 350,0
ȝ0 0,164
R fi,d,0 N fi,ș Rd 2138,5
Damit lässt sich die kritische Temperatur berechnen zu:
§ 1 ·
ș a,cr 39,19 ˜ ln¨  1¸  482 mit ȝ 0 t 0,013
¨ 0,9674 ˜ ȝ 3,833 ¸
© 0 ¹
§ 1 ·
ș a,cr 39,19 ˜ ln¨¨ 3,833
 1¸  482
¸ 754,83 qC
© 0,9674 ˜ 0,164 ¹
300 3 Geschossbau

ș a,t 749,6
3 0,993 d 1,00 Ÿ Nachweis erbracht
ș a,cr 754,83

ª Die Tragfähigkeit des Zuggliedes wurde nachgewiesen. Die Feuerwiderstands-


klasse R30 wurde für dieses Bauteil erreicht.

Es ist auffällig, dass die Ausnutzungsgrade in beiden Fällen nahezu identisch sind (ca.
3 % Abweichung). Das liegt darin begründet, dass die Kurve der kritischen Stahltem-
peratur die Umkehrfunktion des Abminderungsfaktors der Streckgrenze ist. Die Ab-
weichung resultiert aus Rundungsungenauigkeiten bei der Ermittlung der Abminde-
rungsfaktoren. Bei nicht stabilitätsgefährdeten Bauteilen ist es daher unerheblich, ob
der Nachweis auf Tragfähigkeits- oder Temperaturebene geführt wird. Wenn Verfor-
mungskriterien oder Einflüsse aus Stabilität zu beachten sind, muss der Nachweis auf
Tragfähigkeitsebene geführt werden.

Fall 2 nach EC 3 Teil 1-2, Abschnitt 4.2.3.2, Druckbeanspruchte Bauteile mit


Querschnitten der Klassen 1, 2 oder 3:
Eigengewicht: Nk = 50 kN (Druck)
Mechanische Einwirkungen im Brandfall:
Es handelt sich hierbei um ein statisch bestimmtes System. Es können keine tempera-
turbedingten Zwangsspannungen entstehen und diese müssen dementsprechend nicht
berücksichtigt werden. Somit ist Ad = 0, da sich keine Zwangkräfte aus Verformung
ergeben. Die Kombination von mechanischen Einwirkungen erfolgt nach der Regel
für die außergewöhnliche Bemessungssituation.
E fi,d, t G k  A d  ȥ1,1 oder ȥ 2,1 ˜ Q k,1  ¦ȥ
i !1
2,i ˜ Q k,i

Damit ergeben sich die Einwirkungen im Brandfall zu:


Nfi,d = 50,00 kN (Druck)
Querschnittsklassifizierung:
235 235
İ 0,85 ˜ 0,85 ˜ 0,85
fy 235

Steg:

c 152
16,0 d 33 ˜ İ 33 ˜ 0,85 28
t 9,5

Der Steg wird nach EC 3 Teil 1-1 Tab. 5.2 in Querschnittsklasse 1 eingeordnet.
3.12 Berechnungsbeispiele Geschossbau 301

Flansch:
3
c 110
6,88 d 9 ˜ İ 9 ˜ 0,85 7,65
t 16

Der Flansch wird nach EC 3 Teil 1-1 Tab. 5.2 in Querschnittsklasse 1 eingeordnet.
Das Profil wird in Querschnittsklasse 1 eingeordnet.

Das Bauteil unter Druckbeanspruchung ist auf Biegeknicken zu untersuchen. Ähnlich


wie bei Raumtemperatur wird beim „Knicknachweis“ die vollplastische Normalkraft-
tragfähigkeit mit einem Knickbeiwert abgemindert. Für die Berechnung der bezoge-
nen Schlankheitsgrade im Brandfall D̄M, sind zunächst die bezogenen Schlankheitsgra-
de bei Raumtemperatur zu ermitteln.

Ȝ l iz 500 5,59 89,45


Ȝl ʌ ˜ E fy ʌ ˜ 210000 235 93,91

Bezogene Schlankheit bei Raumtemperatur „kalt“ (Knicklänge nicht reduziert):

Ȝz Ȝ Ȝ l ˜ ȕ A 0,5 89,45 93,91 ˜ 1,0 0,5 0,953


Bezogene Schlankheit im Brandfall „heiß“:
0,5 0,5
Ȝ z,ș Ȝ z ˜ k y,ș k E,ș 0,953 ˜ 0,170 0,110 1,185

Į 0,65 ˜ 235 f y 0,65 ˜ 235 235 0,65


1 § 1
˜ ¨ 1  D ˜ OT  OT ·¸
2
M z,ș ˜ 1  0,65 ˜ 1,185  1,185 2 1,587
2 © ¹ 2
1 1
Ȥ z,fi 0,378
2
Mș  Mș 2
 Ȝș 1,587  1,587 2  1,185 2

N b,fi,t,Rd Ȥ min,fi ˜ A ˜ k y,ș ˜ f y /Ȗ M,fi 0,378 ˜ 91,0 ˜ 0,170 ˜ 23,5/1,0 137,42 kN

N fi,Ed 50,0
0,364 d 1,00 Ÿ Nachweis erbracht
N b,fi,t,Rd 137,42

Fall 3 nach EC 3 Teil 1-2, Abschnitt 4.2.3.3, Träger mit Querschnitten der Klas-
sen 1 und 2:
Eigengewicht: gk = 1,5 kN/m
Verkehrslast: qk = 5,0 kN/m
302 3 Geschossbau

Mechanische Einwirkungen im Brandfall:


3
E fi,d, t G k  A d  ȥ1,1 oder ȥ 2,1 ˜ Q k,1  ¦ȥ
i !1
2,i ˜ Q k,i

'HU .RPELQDWLRQVIDNWRU Ȍ2,1 wird nach EC1 Teil 1-1 mit 0,8 (Lagerfläche) ange-
nommen. Damit ergeben sich die Einwirkungen im Brandfall zu:

Vfi,Ed 1,5  0,8 ˜ 5,0 ˜ 5,0/2 r 13,75 kN (Querkraft an den Auflagern)


M fi,Ed 1,5  0,8 ˜ 5,0 ˜ 5,0 2 /8  17,19 kNm (Feldmoment)
Nachweis am Auflager: Vz = 13,75 kN, My = 0
Die wirksame Schubfläche ergibt sich nach Eurocode 3 Teil 1-1 für gewalzte I-Profile
mit Lastrichtung in Stegblechebene zu:

AV A  2 ˜ b ˜ t f  (t w  2 ˜ r) ˜ t f 9100  2 ˜ 220 ˜ 16  (9,5  2 ˜ 18) ˜ 16


2
2788,00 mm
Die Querkrafttragfähigkeit wird ermittelt mit:

Vpl,Rd AV ˜ fy 3 / Ȗ M,0 2788 ˜ 235 3 / 1,00 378,27 kN


Vfi,t,Rd k y,ș web ˜ Ȗ M,0 Ȗ M,fi ˜ VRd 0,170 ˜ 1,0 1,0 ˜ 378,27 64,31 kN
Vfi,Ed 13,75
0,214 d 1,00 Ÿ Nachweis erbracht
Vfi,t,Rd 64,31

Nachweis in Feldmitte: Vz = 0, My = 17,19 kNm


Ermittlung der Momententragfähigkeit mit:

M pl,Rd Wpl ˜ f y /Ȗ M,0 828,0 ˜ 103 ˜ 235/1,0 ˜ 10 -6 194,58 kNm

Der Nachweis der Querschnittsklasse 3 würde mit M el,Rd Wel ˜ f y /Ȗ M,0 anstatt
M pl,Rd erfolgen.

Eine Abminderung des plastischen Grenzmomentes ist vorzunehmen, wenn die Quer-
kraft größer ist als 50 % der plastischen Grenzquerkraft. In Feldmitte ist die Querkraft
gleich null, eine Abminderung muss nicht vorgenommen werden.

M fi,șRd k y,ș ˜ Ȗ M,0 Ȗ M,fi ˜ M Rd 0,170 ˜ 1,0 1,0 ˜ 194,58 33,08 kNm
M fi,Ed 17,19
0,520 d 1,00 Ÿ Nachweis erbracht
M fi,șRd 33,08
3.12 Berechnungsbeispiele Geschossbau 303

Nachweis auf Biegedrillknicken:


Das ideale Biegedrillknickmoment wird berechnet mit Tabelle F.1.2 und Gleichung 3
F.4 aus Anhang F des EC 3 Teil 1-1 (04.93). Es kann alternativ auch mit anderer Lite-
ratur berechnet werden, z. B. [86].

­ 0,5 ½
ʌ 2 ˜ E ˜ I z °§¨ § k ·
2
· Iw k ˜ L 2 G ˜ It 2¸ °
M cr C1 ˜ ® ¨¨ ¸¸   C2 ˜ zg  C2 ˜ zg ¾
k ˜ L 2 °¨© © k w ¹ Iz ʌ2 ˜ E ˜ Iz ¸
¹ °
¯ ¿
ʌ 2 ˜ 21000 ˜ 2840
1,132 2
˜
1,0 ˜ 500
­§ 0,5 ½
22 · ·¸
2 2 2
°¨ § 1,0 · 295400 1,0 ˜ 500 ˜ 8100 ˜ 76,8 § 22 °
®¨ ¨ ¸   ¨ 0,459 ˜ ¸  0,459 ˜ ¾
°© © 1,0 ¹ 2840 ʌ 2 ˜ 21000 ˜ 2840 © 2 ¹ ¸ 2°
¯ ¹ ¿
M cr 39428 kNcm 394,28 kNm
0,5
Ȝ LT ȕ W ˜ Wpl, y ˜ f y /M cr 0,5
1,0 ˜ 828,0 ˜ 10 6 ˜ 235 ˜ 10 3 /394,28
0,703 ! 0,4

ª Biegedrillknicknachweis erforderlich!

0,5 0,5
Ȝ LT,școm Ȝ LT ˜ k y,școm k E,școm 0,703 ˜ 0,170 0,110 0,874
Į1 0,65 ˜ 235 f y 0,65 ˜ 235 235 0,65
1 § 2· 1
ij LT,școm ˜ ¨1  Į1 ˜ Ȝ LT,școm  Ȝ LT,școm ¸ ˜ 1  0,65 ˜ 0,874  0,874 2
2 © ¹ 2
ij LT,școm 1,166
1 1
Ȥ LT,fi
2 2 2 2
ij LT,școm  ij LT,școm  Ȝ LT,școm 1,166  1,166  0,874
Ȥ LT,fi 0,516
M b,fi,t,Rd Ȥ LT,fi ˜ Wpl ˜ k y,școm ˜ f y /Ȗ M,fi 0,516 ˜ 828 ˜ 10 6 ˜ 0,170 ˜ 235 ˜ 10 3 /1,0
M b,fi,t,Rd 17,07 kNm
M fi,Ed 17,19
1,007 # 1,00 Ÿ Nachweis erbracht
M b,fi,t,Rd 17,07
304 3 Geschossbau

Fall 4 nach EC 3 Teil 1-2, Abschnitt 4.2.3.5, Auf Biegung und axialen Druck be-
3 anspruchte Bauteile der Querschnittsklassen 1, 2 oder 3:
Es erfolgt eine Kombination der oben aufgeführten Nachweise mit folgenden Einwir-
kungen im Brandfall:
Nfi,Ed = 50,00 kN (Druck), Vfi,Ed = 13,75 kN, Mfi,Ed = 17,19 kNm

Knicken um die schwache Achse (siehe Fall 2)


N fi, Ed N fi, Ed
0,364
fy N b, fi, t, Rd
Ȥ min,fi ˜ A ˜ k y,T ˜
J M , fi
Knicken um die starke Achse mit Biegung:
Ȝ l i y 500 9,43 53,02
Ȝl ʌ ˜ E fy ʌ ˜ 210000 235 93,91

Ȝy Ȝ Ȝ l ˜ ȕ A 0,5 53,02 93,91 ˜ 1,00,5 0,565


Į 0,65 ˜ 235 f y 0,65 ˜ 235 235 0,65
0,5 0,5
Ȝ y,ș Ȝ y ˜ k y,ș k E,ș 0,565 ˜ 0,170 0,110 0,702
1 § 1
˜ ¨ 1  Į ˜ Ȝ ș  Ȝ ș ·¸
2
M ˜ 1  0,65 ˜ 0,702  0,7022 0,975
y,ș
2 © ¹ 2
1 1
Ȥ y,fi 0,606
Mș  Mș 2  Ȝ ș 2 0,975  0,9752  0,7022
ȝy 2 ˜ ȕ M, y  5 ˜ Ȝ y,ș  0,44 ˜ ȕ M, y  0,29 d 0,8 mit Ȝ y,20qC d 1,1
ȝy 2 ˜ 1,30  5 ˜ 0,702  0,44 ˜ 1,30  0,29 0,823
ȝ y ˜ N fi, ED  0,823 ˜ 50 ˜ 103
ky 1 1 1,187 d 3
fy 235
Ȥ y,fi ˜ A ˜ k y,ș ˜ 0,606 ˜ 91,0 ˜ 102 ˜ 0,170 ˜
Ȗ M,fi 1,0
k y ˜ M y,fi, Ed 1,187 ˜ 17,19
0,617
fy 235 ˜ 103
Wpl, y ˜ k y,ș ˜ 828 ˜ 10 6 ˜ 0,170 ˜
Ȗ M,fi 1,0
Der Nachweis für das Biegeknicken lautet:
N fi, Ed k y ˜ M y , fi , Ed k z ˜ M z , fi , Ed
  d 1,00
fy fy fy
Ȥ min,fi ˜ A ˜ k y ,T ˜ Wpl, y ˜ k y ,T ˜ Wpl, z ˜ k y ,T ˜
J M , fi J M , fi J M , fi
0,364  0,617  0 0,981 d 1,00 Ÿ Nachweis erbracht
3.12 Berechnungsbeispiele Geschossbau 305

ȝ LT 0,15 ˜ Ȝ z,ș ˜ ȕ M, LT  0,15 0,15 ˜1,185 ˜1,30  0,15 0,081 d 0,9


3
ȝ LT ˜ N fi, Ed 0,081 ˜ 50
k LT 1  1 0,971 d 1,0
fy 23,5
Ȥ z,fi ˜ A ˜ k y,ș ˜ 0,378 ˜ 91,0 ˜ 0,170 ˜
Ȗ M, fi 1,0
k LT ˜ M y,fi, Ed 0,971 ˜17,19
0,978
fy 6 235 ˜103
Ȥ LT, fi ˜ Wpl, y ˜ k y,ș ˜ 0,516 ˜ 828 ˜10 ˜ 0,170 ˜
Ȗ M, fi 1,0

Der Nachweis für das Biegedrillknicken lautet:


N fi, Ed k LT ˜ M y,fi, Ed k z ˜ M z,fi, Ed
 
fy fy fy
Ȥ z,fi ˜ A ˜ k y,ș ˜ Ȥ LT, fi ˜ Wpl, y ˜ k y,ș ˜ Wpl, z ˜ k y,ș ˜
Ȗ M, fi Ȗ M, fi Ȗ M, fi
0,364  0,978  0 1,342 ! 1,0
ª Der Biegedrillknicknachweis wurde um 34,2 % überschritten und damit nicht er-
bracht. Die Feuerwiderstandsklasse R30 wurde für dieses Bauteil nicht erreicht.
Die Tragfähigkeit im Brandfall ist für die kombinierte Beanspruchung aus Biegung
mit Normalkraft nicht gewährleistet.
306 3 Geschossbau

3.12.2 Bemessung eines Verbundträgers ohne Brandschutz-


3 anforderungen nach EC 4 Teil 1-1

Tragwerksraster und statisches System

Bild 3.65 Tagwerksraster

Bild 3.66 Querschnitt

Bewehrungsverteilung: Feldbereich I 8 / e = 15 cm oben und unten


Stützenbereich I 16 / e = 15 cm oben (größerer Hebelarm)
I 8 / e = 15 cm unten

Bild 3.67 Statisches System


3.12 Berechnungsbeispiele Geschossbau 307

Vorbemessung gemäß Tabelle 3.3:


3
Deckenträger aus S 355
Trägerstützweite: L = 16 m
Trägerabstand: B = 2,5 m
Verkehrslast: p = 3,5 kN/m2
Ausbaulast: g = 1 kN/m2
d = 8 + 1,7 · 2,50 = 12,3 cm gewählt: d = 16 cm
ha = 0,8·(1,5 + 0,13·(1+3,5))·16· 2,5 = 42 cm gewählt: ha = 40 cm, IPE 400
(Ein Profil kleiner gewählt, da Durchlaufträger statt Einfeldträger.)

Lastannahmen
ständige Einwirkungen, JG = 1,35
Eigengewicht g1 Beton 2,5 ˜ 0,16 ˜ 25 =
10,0 kN/m
Stahlträger =
0,7 kN/m
10,7 kN/m
Ausbaulast g2 4 cm Gussasphalt 2,5 ˜ 0,04 ˜ 23 = 2,3 kN/m
gd = 1,35 ˜ (10,7 + 2,3) = 17,55 kN/m
veränderliche Einwirkungen, JQ = 1,5
Verkehrslast p = 3,5 kN/m2 Ÿ 2,5 ˜ 3,5 = 8,75 kN/m
pd = 1,5 ˜ 8,75 = 13,125 kN/m

Gesamtlast qd = 17,55 + 13,125 = 30,675 kN/m

Systemtragfähigkeit

Mitwirkende Plattenbreite
Es wird eine Reihe Kopfbolzendübel angeordnet, d. h. b0 = 0.
Es wird nur der Nachweis für das Randfeld geführt, da es maßgebend ist.
x Feldbereich:
L e 0,85 ˜ L 0,85 ˜ 16,0 m 13,6 m
= äquivalente Stützweite zur Ermittlung der mitwirkenden Breite
= Abstand der Momentennullpunkte
13,6
b eff 2 ˜  0 3,4 m ! 2,5 m
8
ª die geometrische Breite ist maßgebend!
308 3 Geschossbau

x Stützbereich:
3 Le 0,25 ˜ (L1  L 2 ) 0,25 ˜ (16  16) 8,0 m
8,0
b eff 2˜ 0 2,0 m  2,5 m
8

Grenztragfähigkeit im Feldbereich
x Querschnittstragfähigkeit des Stahlträgers (JM0 = 1,0)
Np ,a,Rd = 2998 kN
A

Vp ,a,Rd =
A
875 kN
Mp ,a,Rd =
A
464 kNm

x Verbundträger Feldbereich (JM0 = 1,0; Jc = 1,5; Js = 1,15)

Bild 3.68 Spannungsverteilung für Grenztragfähigkeit im Feldbereich

N pAa,Rd 2 998
z pA 7,1 cm  16 m
b eff ˜ 0,85 ˜ f ck Ȗ c 250 ˜ 0,85 ˜ 3,0 1,5

Nulllinie in der Betonplatte Ÿ Stahlquerschnitt ist Klasse 1

§ 0,40 0,071 ·
M pA ,Rd Db ˜ zD 2 998 ˜ ¨  0,16  ¸ 972,9 kNm
© 2 2 ¹

Grenztragfähigkeit im Stützbereich
Die Beanspruchung im Stützbereich des Durchlaufträgers kann wegen der Rissbil-
dung im Beton teilweise in den Feldbereich umgelagert werden. Die Größe der Umla-
gerung ist abhängig von der Art der Schnittgrößenberechnung und von der Quer-
schnittsklasse. Letztere muss zunächst festgestellt werden.
3.12 Berechnungsbeispiele Geschossbau 309

x Umrechnung der Bewehrung auf eine Lage 3


Betondeckung c = 2,0 cm Ÿ
Aso = ‡ 16/15 = 13,40 cm2/m zso = 2,0 + 1,6/2 = 2,8 cm
Asu = ‡ 8/15 = 3,35 cm2/m zsu = 16 – 2,0  0,8/2 = 13,6 cm

Bild 3.69 Schwerpunktlage der oberen und unteren Bewehrung

zs = (13,4 ˜ 2,8 + 3,35 ˜ 13,6)/(13,4 + 3,35) = 5,0 cm

x Bewehrungsanteil

A s = 13,4 + 3,35 = 16,75 cm 2 /m


As 16,75 ˜ b eff
ȡs 1,05 %
Ac 16 ˜ b eff
x Mindestbewehrung

f yk f ctm
ȡs t į ˜ ˜ ˜ kc mit k c d 1,0
235 f sk
į = 1,0 für Querschnittsklasse 2 (Elastisch  Plastisch)
į = 1,1 für Querschnittsklasse 1 (Plastisch  Plastisch)
355 2,9
U s t 1,0 ˜ ˜ ˜ 1,0 0,87 %
235 500

vorh Us > min Us


310 3 Geschossbau

x Tragfähigkeit der Bewehrung (Js = 1,15)


3 50
Zs 16,75 ˜ ˜ 2,0 1456,5 kN
1,15

Bild 3.70 Spannungsverteilung für Grenztragfähigkeit im Stützbereich

Die Normalkraft im Stahlprofil Na steht mit Zs im Gleichgewicht. Die Resultierenden


der (symmetrischen) Spannungsteile, die schraffiert sind, bilden das resultierende
Tragmoment und heben sich beim Kräftegleichgewicht auf. Die Normalkraft Na muss
also von dem mittleren (nicht schraffierten) Stegbereich mit der Höhe hn aufge-
nommen werden.
Na 1456,5
hn 47,7 cm !! h Steg
t w ˜ f yd 0,86 ˜ 35,5 1,0

Die Spannungsnulllinie muss im oberen Flansch liegen.


Der Steg ist voll überdrückt. Es erfolgt die Kontrolle der c/t-Verhältnisse des Stahl-
trägers.
Steg: vorh c/t = 33,1/0,86 = 38,5
Querschnittsklasse 3 für Stege:
235
grenz c t 42 ˜
f yk
42 ˜ 0,81 34,0  vorh c t 38,5

Es wird nur die Streckgrenze eines S 275 für den Stahlträger im Stützbereich ange-
setzt, um grenz c/t für die Querschnittsklasse 3 einhalten zu können. Für S 275 ergibt
sich:
235
grenz c t 42 ˜
f yk
42 ˜ 0,92 38,6 ! vorh c t 38,5
3.12 Berechnungsbeispiele Geschossbau 311

Der Steg wird für die Streckgrenze eines S 275 in Klasse 3 eingestuft.
Gemäß EC 4 Teil 1-1, Abschnitt 5.5.2(3) gilt: 3
„Querschnitte mit Stegen der Klasse 3 und Gurten der Klasse 1 oder 2 dürfen wie
wirksame Querschnitte der Klasse 2 behandelt werden, wenn der wirksame Stegquer-
schnitt nach EC 3 Teil 1-1, Abschnitt 6.2.2.4 ermittelt wird.“

Flansch: vorh c/t = 4,8


Querschnittsklasse 2 für Flansche:
235
grenz c t 10 ˜
f yk
10 ˜ 0,92 9,2 ! vorh c t 4,8
Berücksichtigung des Beulens des Steges durch heff gemäß EC 3 Teil 1-1, Abschnitt
6.2.2.4:
235 235
h eff 20 ˜ t w ˜ 20 ˜ 0,86 ˜ 15,8 cm
f yk 275

Bild 3.71 Wirksamer Stegquerschnitt nach EC 3 Teil 1-1, Abschnitt 6.2.2.4

Querkraft im Stützbereich (siehe unten)


VEd =  281,5 kN
Querkrafttragfähigkeit des reduzierten Querschnitts
35,5 275
Vp A a, Rd (875  1,5 ˜ 0,86 ˜ )˜ 657,3 kN
1,0 ˜ 3 355
VEd 281,5
0,43  0,5
Vp A a, Rd 657,3

ª Der Einfluss von V muss nicht berücksichtigt werden. Ansonsten würde eine
Reduktion der Stegdicke erfolgen mit:
2
§ 2 ˜ VEd ·
ȡ 1 ¨  1¸
¨ VpAa,Rd ¸
© ¹
312 3 Geschossbau

3
§ 35,5 · 275
N pAa,Rd ¨¨ 2998  1,5 ˜ 0,86 ˜ ¸˜ 2286,9 kN
© 1,0 ¸¹ 355

Lage der Spannungsnulllinie: Der Steg bleibt natürlich überdrückt.


Der verbleibende Stahlprofilteil, der nicht zur Aufnahme von Na herangezogen wird,
ist einfacher zu bestimmen. Dessen Tragfähigkeit ist:
'N = Np a,Rd  Na = 2286,9  1456,5 = 830,4 kN
A

Bild 3.72 Lage der Spannungsnulllinie im Obergurt des Stahlträgers

Bild 3.73 Spannungsverteilung im Stützbereich mit wirksamen Stegquerschnitt

z s = 0,40/2 + 0,16  0,05 = 0,31 m


M pl, Rd = Zs ˜ z s + b F ˜ z pl ˜ (h p  z pl ) ˜ f yd
27,5
= 1456,5 ˜ 0,31 + 18 ˜ 0,84 ˜ (0,4  0,0084) ˜ = 614,3 kNm
1,0

Zum Vergleich im Feld (siehe oben):


M pA ,Rd 972,9 kNm
3.12 Berechnungsbeispiele Geschossbau 313

Berechnung der Schnittgrößen


Der Stützquerschnitt ist aufgrund der Beulgefahr des Steges in Klasse 2 eingestuft 3
worden. Die Bemessung erfolgt deshalb nicht nach Fließgelenktheorie (Bemessung
Plastisch – Plastisch erfordert Querschnitte der Klasse 1), sondern Elastisch – Plas-
tisch mit Umlagerung der Stützmomente ins Feld. Die Schnittgrößen werden nach
Elastizitätstheorie mit über den gesamten Durchlaufträger konstanten Steifigkeiten
ermittelt.

Bild 3.74 Lastfälle für die Schnittgrößenermittlung

min MB = ( 0,1 ˜ 17,55  0,117 ˜ 13,125) ˜ 162 = 842,4 kNm

Bei Querschnittsklasse 2 und elastischer Berechnung ohne Berücksichtigung der


Rissbildung über den Innenstützen darf um 30 % umgelagert werden.

min M B = 842,4 ˜ 0,7 = 589,7 kNm


q ˜ L MB 16 589,7
zug. A  30,675 ˜  208,5 kN
2 L 2 16
zug. V A  q ˜ L 208,5  30,675 ˜ 16 281,5 kN
zug. A 2 208,5 2
zug. M1 709,8 kNm
2˜q 2 ˜ 30,675

Bild 3.75 Umlagerung des Stützmomentes


314 3 Geschossbau

3 Momententragfähigkeitsnachweise

x Feld
M Ed 709,8
0,73  1
M pA , Rd 972,9

x Stütze

M Ed 589,7
0,96  1
M pA , Rd 614,3

x Zum Vergleich: Stütze ohne Umlagerung


M Ed 842,4
1,37 ! 1
M pA ,Rd 614,3

x Zum Vergleich: Einfeldträger


M 30,675 ˜ 16 2 /8 981,6 kNm
M Ed 981,6
1,01 ! 1
M pA ,Rd 972,9

Der Vergleich mit der Bemessung als Einfeldträger zeigt, dass die Ausbildung eines
Durchlaufträgers statisch eigentlich nicht erforderlich ist. Die Ausbildung als Durch-
laufträger hat aber den Vorteil geringerer Durchbiegungen im Gebrauchszustand und
vermeidet das Aufreißen der über den Innenstützen durchlaufenden Betonplatte infol-
ge der bei einer Kette von Einfeldträgern auftretenden unverträglichen Endtangen-
tenwinkel.
Nachweis gegen Biegedrillknicken
Bei einer Kette von Einfeldträgern kann kein Biegedrillknicken auftreten, da der
Druckgurt des Stahlträgers auf der gesamten Länge durch die Betonplatte gegen seit-
liches Ausweichen gesichert ist. Bei dem hier vorliegenden Durchlaufträger ist im
Bereich der Stützmomente der Druckgurt nicht gehalten. Der Nachweis der Biege-
drillknicksicherheit kann für Durchlaufträger im Hochbau aber vereinfacht durch die
Einhaltung von Grenzprofilhöhen geführt werden.
Grenzprofilhöhe für IPE-Profile aus S 355: 400 mm  eingehalten 
Grenzprofilhöhe für IPE-Profile aus S 275: 550 mm  eingehalten 
3.12 Berechnungsbeispiele Geschossbau 315

Verbundsicherung
3
Verbundmittel
Kopfbolzendübel KD ‡ 19 u 140 h/d = 140/19 = 7,3 > 4
Tragfähigkeit für Stahlversagen
ʌ ˜ d2 1 ʌ ˜ 1,9 2 1
PRd1 0,8 ˜ f u ˜ ˜ 0,8 ˜ 45 ˜ ˜ 81,7 kN
4 Ȗv 4 1,25

Tragfähigkeit für Betonversagen

1
PRd2 0,29 ˜ Į ˜ d 2 ˜ E cm ˜ f ck ˜
Ȗv
1
0,29 ˜ 1,0 ˜ 1,9 2 ˜ 3300 ˜ 3,0 ˜
1,50
69,4 kN
PRd PRd2 69,4 kN

Verdübelung im Feldbereich
Es erfolgt eine Abminderung der anzuschließenden Normalkraft im Betongurt wegen
nicht voller Ausnutzung der Querschnittstragfähigkeit. Die Druckkraft im Betongurt
kann im Verhältnis MEd zu Mp ,Rd abgemindert werden (Interpolation zwischen Null
A

und Mp ,Rd). Eine wirtschaftlichere Abminderung ergibt sich nach dem Teilverbund-
A

diagramm (Interpolation zwischen Mp ,a,Rd und Mp ,Rd).


A A

Bild 3.76 Teilverbunddiagramm


316 3 Geschossbau

N cf = Druckkraft im Betongurt bei M pl, Rd


3 M Ed  M pAa, Rd
Nc ˜ N cf
M pA, Rd  M pAa, Rd
709,8  464
˜ 2 998
972,9  464
0,483 ˜ 2 998 1448,0 kN Ș 0,483
Voraussetzung für eine äquidistante Dübelanordnung ist für L < 25 m die Einhaltung
von
355
min Ș t 1  ˜ 0,75 - 0,03 ˜ L e t 0,4 hier L e 0,85 ˜ L
f yk
0,658 t 0,4
Nc 0,658 ˜ 2998 1973 kN
erforderliche Dübelanzahl bei max M:
Nc 1973
erf. n dü 28,4
PRd 69,4

Verdübelung im Stützbereich
Hier wird im Verhältnis des Ausnutzungsgrades abgemindert.

M Ed 589,7
Ns Zs ˜ 1 456,5 ˜ 1398,2 kN
M pA,Rd 614,3
1398,2
erf. n dü 20,2 pro Lasteinleitungsfläche
69,4

Bild 3.77 Dübelanordnung


3.12 Berechnungsbeispiele Geschossbau 317

Einleitung und Ausleitung Feldmoment:


3
erf. n 2 ˜ 29 58 Kopfbolzendübel
erf. e 13,6 / 58 0,23 m

Einleitung Stützmoment:
erf. n 21 Kopfbolzendübel
erf. e 2,4 / 21 0,11m
min e 5 ˜ d 9,5 cm  vorh e  max e 6 ˜ dp 96 cm (oder 80 cm)

dp = Betongurtdicke

Schubdeckung im Betongurt (Bewehrung senkrecht zum Stahlträger)

Allgemeines
Tragfähigkeit der Druckstrebe Tragfähigkeit der Zugstrebe
L v ˜ 100 cm m ˜ Į c ˜ f cd
v Rd, max
cot ș  tan ș
v Rd,s ¦a sf ˜ f sd ˜ cot ș

mit
Lv = Länge der Dübelumrissfläche bzw. Höhe der Betonplatte im Anschnitt [cm]
Dc = 0,75 für Normalbeton (Abminderungsbeiwert für die Druckstrebenfestigkeit)
T = Druckstrebenneigung (Druckgurt cot T = 1,2; Zuggurt cot T = 1,0)
asf = Querschnittsfläche der Querbewehrung im betrachteten Schnitt [cm²/m]

Nachweis für Feldbereich (Druckgurt)


VL,Ed = Nc = 1973 kN (Mindest-Verdübelungsgrad ist Maßgebend.)
x Schulterschub
116
VL,Ed ˜ 1973 915,5 kN
250
(in Bezug auf das Verhältnis der Betonfläche)

Bild 3.78 Schulterschub


318 3 Geschossbau

0,85 ˜ 16
3 Auf einer Länge von 6,8 m
2
915,5
v L,Ed 134,6 kN/m
6,8
16 ˜ 100 ˜ 0,75 ˜ 0,85 ˜ 3,0 / 1,5
v Rd,max 1003 kN/m
1,2  1 / 1,2
vorh Querbewehrung oben und unten je ‡ 8/15
ª as,oben = as,unten = 3,35 cm2/m
Summe as = as,oben + as,unten

50
v Rd,s 2 ˜ 3,35 ˜ ˜ 1,2 350 kN/m
1,15
vorh vL,Ed = 134,6 kN/m < vRd,s = 350 kN/m

x Dübelumrissfläche
Lv = (1,9 + 2 ˜ 14) = 29,90 cm2

Bild 3.79 Schub in der Dübelumrissfläche

1973
VL,Ed 1973 kN auf 6,8 m Ÿ v L,Ed 290,1 kN/m
6,8
29,9 ˜100 ˜ 0,75 ˜ 0,85 ˜ 3,0 / 1,5
v Rd,max 1975 kN/m
1,2  1 / 1,2

Summe as = 2 Â as,unten

vRd,s = 350 kN/m (wie Schulterschub)


vorh vL,Ed = 290,1 kN/m < vRd,s = 350 kN/m
3.12 Berechnungsbeispiele Geschossbau 319

Nachweis für Stützbereich (Zuggurt)


VL,Ed = NS = 1398,2 kN 3
x Schulterschub
116
VL,Ed ˜ 1398,2 648,8 kN
250
(in Bezug auf das Verhältnis der Bewehrung)
648,8
v L,Ed 270,3 kN/m
2,4
16 ˜ 100 ˜ 0,75 ˜ 0,85 ˜ 3,0 / 1,5
v Rd,max 1020 kN/m
1,0  1 / 1,0
vorh Querbewehrung oben und unten je ‡ 8/15 Ÿ as,oben = as,unten = 3,35 cm2/m
Summe as = as,oben + as,unten
50
v Rd,s 2 ˜ 3,35 ˜ ˜1,0 291,3 kN/m
1,15
vorh vL,Ed = 270,3 kN/m < vRd,s = 291,3 kN/m

x Dübelumrissfläche
vL,Ed = 1398,2/2,4 = 582,6 kN/m
29,9 ˜100 ˜ 0,75 ˜ 0,85 ˜ 3,0 / 1,5
v Rd,max 1906 kN/m
1,0  1 / 1,0
Summe as = 2 as,unten
v Rd,s 291,3 kN/m (wie Schulterschub)

vorh vL,Ed = 582,6 kN/m > vRd,s = 291,3 kN/m Ÿ Zusatzbewehrung erforderlich

582,6  291,3
erf. 'a s ˜ 1,15 6,7 cm 2 /m
50

Zulagen im Stützbereich senkrecht zum Stahlträger:


‡ 10 alle 10 mit as,unten = 7,85 cm2/m

Nachweise im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit


Nachweise der Gebrauchstauglichkeit werden hier nicht geführt. Diese umfassen bei
Verbundträgern im Hochbau in der Regel:
x Durchbiegungen im Gebrauchszustand (Überhöhungen)
x Rissbreitenbeschränkung
x Schwingungsverhalten
4 Brückenbau

4.1 Einleitung und Übersicht

Brücken werden im Zuge von Verkehrswegen zur Überwindung von natürlichen und
künstlichen Hindernissen gebaut. Sie dienen zur Überbrückung von Tälern, Flüssen,
Straßen, Eisenbahnlinien, Kanälen und Meerengen. Kühne Brückenbauwerke, die in
der Vergangenheit gebaut wurden, sind Zeitzeugen des Brückenbaus und belegen die
Entwicklung der Brückenbaukunst. Mit wachsender Qualität der Werkstoffe und Ma-
terialien sowie Weiterentwicklung der Verbindungstechniken, Fertigungsverfahren
und Montagemethoden konnten der Materialeinsatz verringert und die Stützweiten
beträchtlich vergrößert werden. Die größte bisher erreichte Stützweite beträgt etwa
2000 m bei einer Hängebrücke in Japan.

Bild 4.1 Stabbogenbrücke über die Weser


Brücken prägen Landschaften und Städte. Sie müssen daher hohe Ansprüche an die
architektonische Gestaltung erfüllen. Außergewöhnliche Brückenbauwerke in expo-
nierter Lage sind häufig weithin bekannte Wahrzeichen, was beispielsweise für die
folgenden Brücken zutrifft:
x Tower Bridge in London
x Golden Gate Bridge in San Francisco
x Köhlbrandbrücke in Hamburg
© Springer Fachmedien Wiesbaden 2016
M. Krahwinkel und R. Kindmann, Stahl- und Verbundkonstruktionen,
DOI 10.1007/978-3-658-05118-1_4
4.1 Einleitung und Übersicht 321

Die in Bild 4.1 dargestellte Stabbogenbrücke über die Weser ist ein Ausführungs-
beispiel für die üblichen Anwendungsbereiche des Brückenbaus und zählt daher zu 4
den häufig vorkommenden Konstruktions- und Bemessungsaufgaben für Bauinge-
nieure. In dem vorliegenden Kapitel zum Brückenbau wird primär auf die üblichen
Bauaufgaben für Stahl- und Verbundbrücken eingegangen und Folgendes vermittelt:
x Entwurfs- und Konstruktionsgrundlagen
x Haupt- und Sekundärtragwerke für unterschiedliche Aufgabenstellungen
x Lastabtragung bei Brücken und Berechnungsmodelle
x Konstruktive Ausbildung der Bauteile
x Nachweise zur Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit
Die folgenden Ausführungen basieren auf Lehrveranstaltungen an der Ruhr-Univer-
sität Bochum, die seit 1990 im Diplom-Studiengang Bauingenieurwesen für Vertiefer
des Konstruktiven Ingenieurbaus und seit 2008 im Master-Studiengang Bauinge-
nieurwesen gehalten wurden. Aus didaktischen Gründen und zur Beschränkung des
Umfangs werden nur folgende Brückentypen behandelt:
Geh- und Radwegbrücken, Straßenbrücken und Eisenbahnbrücken
Für diese Brückentypen werden Konstruktionsprinzipien erläutert und die nach dem
aktuellen Stand der Technik üblichen Konstruktionen vorgestellt. Nicht behandelt
werden die historische Entwicklung im Brückenbau und außergewöhnliche Lösungen,
da man dazu in der Literatur eine Fülle von Informationen findet. In den Kapiteln 2
und 3 des vorliegenden Buches werden der Hallenbau und der Geschossbau behan-
delt. Die Konstruktionen des Brückenbaus unterscheiden sich davon deutlich. Tabelle
4.1 enthält drei wichtige Merkmale, die die hauptsächlichen Unterschiede zwischen
dem Brückenbau und dem Hallen- und Geschossbau zeigen.
Bauteile des Brückenbaus bestehen überwiegend aus ausgesteiften Blechen. Sie sind
in der Regel deutlich schwerer als Bauteile im Hochbau. Für die Fertigung und Mon-
tage von Brückenbaukonstruktionen werden daher wesentlich tragfähigere Hebezeuge
benötigt. Die Verbindungen im Stahlbrückenbau wurden früher ausschließlich mit
Hilfe von Nieten hergestellt. Mit der Entwicklung schweißgeeigneter Werkstoffe und
entsprechender Schweißverfahren erfolgte schrittweise der Übergang zu geschweißten
Konstruktionen. Da man für Baustellenschweißnähte zeitweise keine ausreichende
Qualität sicherstellen konnte, wurden die Montageverbindungen in den 1950er und
1960er Jahren mit Schrauben ausgeführt. Heutzutage werden fast alle Verbindungen
durch Schweißen hergestellt. Gelegentlich werden aber auch geschraubte Verbin-
dungen ausgeführt, wie z. B. bei den Anschlüssen von Windverbänden.
Die Einstufung der Brücken in Bauwerke mit nicht vorwiegend ruhender Belastung
hat großen Einfluss auf die konstruktive Durchbildung. Häufig auftretende Last-
wechsel mit hohen Beanspruchungen wirken sich ungünstig auf die Werkstoff-
ermüdung aus und können zu Rissen in den Konstruktionen führen. Da derartige
Schäden innerhalb der geplanten Nutzungsdauer vermieden werden müssen, sind
Ermüdungsnachweise zu führen. Im Brückenbau müssen die Konstruktionen stets so
ausgebildet werden, dass Spannungsspitzen auf ein unvermeidbares Maß beschränkt
bleiben (große Ausrundungsradien, ungestörter Kraftfluss, durchlaufende Schweiß-
nähte). Auf die Bemessung von Eisenbahnbrücken haben die Werkstoffermüdung und
die Betriebsfestigkeit ausschlaggebenden Einfluss, s. Abschnitt 4.8.
322 4 Brückenbau

Tabelle 4.1 Unterschiede zwischen dem Brückenbau und dem Hallen-


4 und Geschossbau
Hallenbau/Geschossbau Brückenbau
Stäbe und Stabwerke aus gewalzten, Bauteile aus geschweißten Blechkonstruktionen
geschweißten und abgekanteten Ÿ Platten und Träger aus ausgesteiften Blechen
Profilen Ÿ Träger, Stützen, Rahmen
überwiegend geschraubte fast ausschließlich geschweißte Verbindungen
Verbindungen
Bauwerke mit vorwiegend ruhender Bauwerke mit nicht vorwiegend ruhender
Belastung Belastung

Beim Entwurf von Stahl- und Verbundbrücken werden im Wesentlichen folgende


übergeordnete Ziele verfolgt:
x wirtschaftliche, d. h. kostengünstige Bauwerke bzgl. Bau und Unterhaltung
x solide, unterhaltungsfreundliche und dauerhafte Konstruktionen
x ansprechendes Erscheinungsbild
x kurze Bauzeiten und geringe Beeinträchtigungen bei der Bauausführung
Aufgrund stark unterschiedlicher örtlicher Anforderungen und Bedingungen im Be-
reich der Baustellen sowie durch die vorgesehene Nutzung der Bauwerke ergeben sich
vielfältige Konstruktionsvarianten. Neben der Nutzung unterscheidet man gemäß Ta-
belle 4.2 verschiedenartige, brückenbautypische Merkmale:
Baustoffe bzw. Bauweisen, Haupttragwerke, Sekundärtragwerke,
Querschnittstypen, Fahrbahnlagen und Montagemethoden.
In den folgenden Abschnitten werden die Lastabtragung, die konstruktive Durch-
bildung und die Bemessung von Stahl- und Verbundbrücken behandelt. Mit zahl-
reichen Konstruktionsbeispielen werden Haupt- und Sekundärtragwerke für unter-
schiedliche Aufgabenstellungen des Brückenbaus erläutert. Ergänzend dazu werden
mit Berechnungsbeispielen die erforderlichen Nachweise und Berechnungen vorge-
stellt. Die Überschriften der folgenden Abschnitte geben dazu eine Inhaltsübersicht:
x Abschn. 4.2: Vorschriften und Entwurfshilfen
x Abschn. 4.3: Haupttragwerke
x Abschn. 4.4: Haupt- und Sekundärtragwerke
x Abschn. 4.5: Bauliche Durchbildung der Bauteile
x Abschn. 4.6: Einwirkungen und Bemessung
x Abschn. 4.7: Plattenbeulen
x Abschn. 4.8: Ermüdungsnachweise
x Abschn. 4.9: Vollwandträgerbrücken
x Abschn. 4.10: Fachwerkträgerbrücken
x Abschn. 4.11: Bogenbrücken
x Abschn. 4.12: Schrägseilbrücken
x Abschn. 4.13: Hängebrücken
x Abschn. 4.14: Berechnungsbeispiele
4.2 Vorschriften und Entwurfshilfen 323

Tabelle 4.2 Unterscheidungsmerkmale bei Brücken

Nutzung
4
Baustoffe/Bauweisen
Geh- und Radwegbrücken Stahlbeton
Straßenbrücken Spannbeton
Eisenbahnbrücken Baustahl
Rohrleitungsbrücken Verbund (Stahl- und Betonkonstruktionen)
Kanalbrücken Holz/Aluminium/GFK/Glas
Haupttragwerke Querschnitte/Fahrbahnlage
Vollwandträgerbrücken offene Querschnitte
Fachwerkträgerbrücken Hohlkastenquerschnitte
Bogenbrücken
Fahrbahn oben Ÿ Deckbrücken
Stabbogenbrücken
Rahmenbrücken Fahrbahn unten Ÿ Trogbrücken
Schrägseilbrücken Montagemethoden
Hängebrücken Einheben mit mobilen Kranen
Sekundärtragwerke Einschwimmen mit Schiffen, Pontons oder
Betonfahrbahnplatten Schwimmkranen
längsorientierte Stahlfahrbahnen Freivorbau mit Vorbaugeräten (Derrick, Drehkran)
querorientierte Stahlfahrbahnen Einschieben mit Taktschiebeeinrichtungen

4.2 Vorschriften und Entwurfshilfen

Grundlage für die Bemessung und Konstruktion von Brücken waren von 2003 bis
2013 in Deutschland die DIN-Fachberichte 101 bis 104 [31]. Sie sind durch die
Eurocodes 1 bis 4 Teile 2 [23] bis [26] ersetzt worden, was in der Baupraxis einen
entsprechenden Übergang erfordert. Dieser Übergang erfolgt in dem vorliegenden
Buch von der 2. zur 3. Auflage. Die Eurocodes für den Brückenbau sind thematisch in
vergleichbarer Weise wie die DIN-Fachberichte gegliedert und enthalten bereichs-
weise viele übereinstimmende Regelungen. Es gibt aber auch weitreichende Änderun-
gen, die insbesondere die Lastmodelle betreffen.
Die Eurocodes für den Brückenbau sind wie folgt gegliedert:
x DIN EN 1991-2: Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 2: Verkehrs-
lasten auf Brücken
x DIN EN 1992-2: Eurocode 2: Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton-
und Spannbetontragwerken – Teil 2: Betonbrücken – Bemessungs- und Kon-
struktionsregeln
x DIN EN 1993-2: Eurocode 3: Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten –
Teil 2: Stahlbrücken
x DIN EN 1994-2: Eurocode 4: Bemessung und Konstruktion von Verbundtrag-
werken aus Stahl und Beton – Teil 2: Allgemeine Bemessungsregeln und
Anwendungsregeln für Brücken
Die Eurocodes für den Brückenbau sind vom Bundesministerium für Verkehr, Bau
und Stadtentwicklung mit dem „Allgemeinen Rundschreiben Straßenbau Nr.
22/2012“ (ARS, [2]) eingeführt worden. Dort wird u. a. mitgeteilt, dass die Eurocodes
58 (!) Teile umfassen und die für die Berechnung und Bemessung von Brücken
wesentlichen Dokumente der Eurocodes sowie die „Hinweise zur Anwendung“ in den
324 4 Brückenbau

Anlagen 2 bis 6 zum ARS 22/2012 zusammengestellt sind. Die Bereitstellung dieser
4 Anlagen erfolgt ausschließlich digital über das Internet. Sie können von der Home-
page der BASt (Bundesanstalt für Straßenwesen) kostenlos heruntergeladen werden
unter: www.bast.de / Publikationen / Regelwerke zum Download / Brücken- und Inge-
nieurbau.
Ein besonders wichtiges Dokument für die Baudurchführung ist die ZTV-ING, „Zu-
sätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Ingenieurbauten“ [1].
Sofern die ZTV-ING Bestandteil des Bauvertrages ist, was in der Regel der Fall ist,
sind die vorgenannten Vertragsbedingungen verbindlich. Die ZTV-ING enthält u. a.
Angaben zur technischen Bearbeitung (Ausführungsunterlagen, Gradiente, anzu-
fertigende Bestandsunterlagen), zu den Werkstoffen (Abnahmeprüfzeugnisse 3.2 nach
DIN EN 10204 sind erforderlich), zu den Beschichtungssystemen für den Korrosions-
schutz, zu den Brückenbelägen und zur Bauwerksausstattung (Fahrbahnübergänge,
Lager, Gelenke, Geländer, Entwässerung, Befestigungseinrichtungen).

Bild 4.2 Auszug aus der Richtzeichnung Kap 1 für Straßenbrücken


4.2 Vorschriften und Entwurfshilfen 325

Für den Entwurf von Straßenbrücken, Verkehrszeichenbrücken und Tunneln hat das
Ministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Abt. Straßenbau, Straßenver- 4
kehr) „Richtzeichnungen für Ingenieurbauten“ (RiZ-ING) [4] herausgegeben. Gemäß
RiZ-ING müssen die Konstruktionen insbesondere den nachfolgenden Kriterien
genügen: Verkehrssicherheit, Robustheit, geringe Ausführungsrisiken, Funktionstüch-
tigkeit, Dauerhaftigkeit, Wirtschaftlichkeit, leichte Prüfbarkeit (DIN 1076) und Er-
haltungsfreundlichkeit. Die Richtzeichnungen enthalten im Wesentlichen bauliche
Einzelheiten zu Überbauabschlüssen, Dichtungsschichten, Fugen, Geländern, Kappen,
Lagern, Distanzschutzplanken, Übergangskonstruktionen und Brückenentwässerun-
gen. Als Beispiel ist in Bild 4.2 eine Außenkappe mit Schutzeinrichtung aus der
Richtzeichnung Kap 1 dargestellt.
Für den Entwurf von Straßenbrücken ist die Schriftenreihe „Brücken und Tunnel der
Bundesfernstraßen“ [3] eine unverzichtbare Hilfe. Die Jahreshefte, die seit 1994 her-
ausgegeben werden, enthalten ausgeführte Bauwerke, die nicht nur den Stand der
Technik, sondern auch die jeweils aktuellen Bauaufgaben und ihre Lösung doku-
mentieren. Einen hervorragenden Überblick zur deutschen Brückenbaukunst geben
die beiden Fotobildbände „Brücken in Deutschland für Straßen und Wege“ [149]. Mit
großformatigen Fotos und ansprechenden Erläuterungen werden zahlreiche Brücken
vorgestellt, die die Entwicklungsgeschichte des Brückenbaus belegen und als An-
regung für eigene Entwürfe dienen können. Im „Leitfaden Straßenbrücken; Entwurf,
Baudurchführung, Erhaltung“ [101] werden zahlreiche Aspekte des Brückenbaus
behandelt und viele wertvolle Informationen gegeben.
Eisenbahnbrücken sind nach der Richtlinie 804 „Eisenbahnbrücken (und sonstige
Ingenieurbauwerke) planen, bauen und instand halten“ [8] auszuführen. Darüber
hinaus sind die „Eisenbahnspezifische Liste Technischer Baubestimmungen“ (ELTB)
[7] und die „Eisenbahnspezifische Bauregelliste“ (EBRL) [6] zu beachten. Die Richt-
zeichnungen für Eisenbahnbrücken der Deutschen Bahn, [10] und [9], enthalten eine
Fülle von Entwurfs- und Konstruktionsgrundlagen. Bild 4.3 zeigt beispielhaft die
Fahrbahntafel einer eingleisigen Eisenbahnbrücke mit dem Fahrbahnblech, den Quer-
trägern und den Längsrippen. Im „Handbuch Eisenbahnbrücken“ [126] werden
Grundsätze für Planung und Konstruktion erläutert.

Bild 4.3 Fahrbahn einer Eisenbahnbrücke gemäß Richtzeichnung S-FTA 1


326 4 Brückenbau

4.3 Haupttragwerke
4

4.3.1 Tragwerksarten

Straßen-, Eisenbahn- sowie Geh- und Radwegbrücken dienen aufgrund ihrer Funktion
vorrangig dazu, vertikale Verkehrslasten in Brückenlängsrichtung zu Widerlagern,
Pfeilern oder Pylonen abzutragen. Diese Aufgabe kann von unterschiedlichen Haupt-
und Sekundärtragwerken gemäß Tabelle 4.2 übernommen werden. Bezüglich der
Haupttragwerke unterscheidet man:
x Vollwandträgerbrücken
x Fachwerkträgerbrücken
x Bogen- und Stabbogenbrücken
x Rahmenbrücken
x Schrägseilbrücken
x Hängebrücken
Vollwandträgerbrücken
Als Beispiel für eine Vollwandträgerbrücke ist in Bild 4.4 die Elbebrücke Vockerode
dargestellt. Bei dieser Straßenbrücke besteht das Haupttragwerk aus einem mehr-
feldrigen Durchlaufträger, dessen Untergurt voutenförmig ausgebildet worden ist. Es
handelt sich um eine Deckbrücke, die einen Hohlkastenquerschnitt mit geneigten
Stegen aufweist.

Bild 4.4 Elbebrücke Vockerode [149]


4.3 Haupttragwerke 327

Bild 4.5 Haupttragwerke von Brücken


328 4 Brückenbau

Vollwandträgerbrücken sind der bei weitem am häufigsten vorkommende Brückentyp.


4 In der Regel werden Deckbrücken als Einfeld- oder Durchlaufträger ausgeführt, s.
auch Bild 4.5. Trogbrücken, bei denen Fahrbahnen oder Gehwege im Bereich der
Untergurte liegen (s. Bild 4.13), bieten Vorteile, wenn die zur Verfügung stehende
Bauhöhe gering ist. Für die Einwirkungen infolge Eigengewicht und vertikaler
Verkehrslasten sind Vollwandträgerbrücken Biegeträger, die durch Biegemomente My
und Querkräfte Vz beansprucht werden.
Ausschlaggebende Bedeutung bei der Ausführung von Vollwandträgerbrücken haben
die Stützweiten, bei Durchlaufträgern insbesondere die maximale Stützweite, das
freizuhaltende Lichtraumprofil unterhalb der Brücke, die mögliche Bauhöhe und die
erforderliche Konstruktionshöhe, s. auch Abschnitt 4.3.2. In der Regel geht man von
den maximalen Stützweiten aus und wählt dann die Konstruktionshöhen, die zwischen
L/20 und L/35 (L: Stützweite) liegen sollten. Häufig werden auch Brücken mit
veränderlicher Bauhöhe oder Vouten im Stützbereich von Durchlaufträgern ausge-
führt. Bei Eisenbahnbrücken im Zuge von Schnellfahrstrecken werden aufgrund von
Durchbiegungsbeschränkungen in der Regel größere Konstruktionshöhen gewählt und
damit erheblich höhere Biegesteifigkeiten realisiert. Bei Straßen- sowie Geh- und
Radwegbrücken kann man sich an Bild 4.6 und den folgenden Anhaltswerten für die
erforderliche Konstruktionshöhe orientieren:
x h kon = L/20: Straßenbrücken/Einfeldträger (EFT)
x h kon = L/25: Geh- und Radwegbrücken/Einfeldträger
x h kon = L/30: Straßenbrücken/Durchlaufträger (DLT)
x h kon = L/35: Geh- und Radwegbrücken/Durchlaufträger
Sofern die zur Verfügung stehende Bauhöhe für die Ausführung einer Vollwand-
trägerbrücke aufgrund der erforderlichen Konstruktionshöhe nicht ausreicht, muss ein
anderes Haupttragwerk gewählt werden. Dies gilt auch dann, wenn große Konstruk-
tionshöhen zu unansehnlichen Brückenüberbauten führen, die man aus architekto-
nischen Gründen nicht akzeptieren kann. Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt sind
erforderliche Rampenbauwerke, die mit Fachwerkträger-, Bogen- und Schrägseil-
brücken deutlich verkürzt werden können, was zu einer deutlichen Reduzierung der
Gesamtkosten für eine Baumaßnahme führen kann.

Bild 4.6 Konstruktionshöhen von Vollwandträgerbrücken


4.3 Haupttragwerke 329

Fachwerkträgerbrücken
Bild 4.7 zeigt als Beispiel für eine Fachwerkträgerbrücke die Fuldabrücke Bergs- 4
hausen. Der offene Querschnitt der Autobahnbrücke mit zwei durchlaufenden Fach-
werkhauptträgern über mehrere Felder ist als Deckbrücke ausgebildet.

Bild 4.7 Fuldabrücke Bergshausen [149]

Im Vergleich zu Vollwandträgerbrücken fehlen bei Fachwerkträgerbrücken Teile der


Hauptträgerstege, was zu einer Verringerung der Schub- und Biegesteifigkeiten führt.
Dieser Effekt wird dadurch ausgeglichen, dass Fachwerkträgerbrücken mit deutlich
größeren Konstruktionshöhen als Vollwandträgerbrücken ausgeführt werden. Sie
liegen bei einfeldrigen Eisenbahnbrücken mit Fachwerkhauptträgern etwa bei L/10.
Andererseits erlauben die Fachwerke eine weitgehend transparente Durchsicht, so
dass Fachwerkbrücken auch bei großen Stützweiten und Konstruktionshöhen optisch
ansprechende Bauwerke sind. Sie werden als einfeldrige und durchlaufende Träger
gebaut, bei denen die Fahrbahn oben (Deckbrücke) oder unten (Trogbrücke) an-
geordnet werden kann, s. Bild 4.5.
Bogen- und Stabbogenbrücken
Bogen- und Stabbogenbrücken bestehen aus Bögen, Versteifungsträgern, Fahrbahn-
und Gehwegkonstruktionen sowie Hängern. Bild 4.8 zeigt eine Geh- und Radweg-
brücke über die Autobahn bei Elstal. Obwohl die Hänger in großen Abständen ange-
ordnet wurden, konnte ein sehr schlanker Brückenüberbau ausgeführt werden.
Die in Bild 4.9 dargestellte Elbebrücke Dömitz gehört mit 178 m Stützweite zu den
großen Stabbogenbrücken in Deutschland. Sie hat zwei etwas nach innen geneigte
Bögen, die an den Enden mit den außen liegenden Versteifungsträgern verbunden
sind. Für die Bögen wirken sie wie Zugbänder, die die Verschiebung der Bogenenden
in Längsrichtung behindern, was sich günstig auf die Tragwirkung dieser Haupttrag-
werke auswirkt.
330 4 Brückenbau

Bild 4.8 Geh- und Radwegbrücke bei Elstal [149]

Bild 4.9 Elbebrücke Dömitz [149]


Stabbogenbrücken sind eine Domäne des Stahlbaus, die häufig für die Überbrückung
von Kanälen, Flüssen, Straßen und Eisenbahnlinien eingesetzt werden. Die Fahrbahn
liegt wie bei trogartigen Vollwandträgerbrücken unten und die Konstruktionshöhe der
Stabbogenbrücken beträgt häufig etwa L/6. Besonders vorteilhaft für die anschließen-
den Rampenbauwerke ist die geringe erforderliche Bauhöhe, die in der Größen-
ordnung von einem Meter liegt. Am Beispiel der Stabbogenbrücke über die Weser in
Bild 4.1 ist die geringe Bauhöhe gut erkennbar und darüber hinaus auch, dass größere
Bauhöhen wesentlich längere Rampen erfordern würden.
Rahmenbrücken
Rahmenbrücken oder rahmenartige Brücken werden im Stahl- und Verbundbau nur
selten gebaut und daher hier nur erwähnt. Ein bekanntes Beispiel für diesen Brücken-
typ ist die Großherzogin-Charlotte-Brücke über die Alzette in Luxemburg.
4.3 Haupttragwerke 331

Schrägseilbrücken
Schrägseilbrücken bestehen aus Pylonen, Seilen aus Stahl und Versteifungsträgern im 4
Fahrbahnbereich. Deutschlands größte Schrägseilbrücke ist mit 368 m Stützweite die
Rheinbrücke Düsseldorf-Flehe in Bild 4.10. Sie hat nur einen Pylon und eine Seil-
ebene in Brückenmitte. Wie die Übersicht in Bild 4.5 zeigt, unterscheidet man Seile in
Büschelanordnung (häufig viele Seile) und in Harfenanordnung (wenige Seile).
Früher hat man die Harfenanordnung bevorzugt, weil das Erscheinungsbild von vielen
Betrachtern als „ruhiger“ und schöner empfunden wurde.

Bild 4.10 Rheinbrücke Düsseldorf-Flehe [149]

In der Baupraxis haben sich Schrägseilbrücken mit Seilen in Büschelanordnung weit-


gehend durchgesetzt. Dabei können die Seile im Vergleich zur parallelen Seilführung
in Pylonnähe steiler angeordnet werden, so dass die Seilkräfte dort größere Vertikal-
komponenten aufweisen, was für die Tragwirkung günstiger ist. Seilneigungen bis zu
etwa 1 zu 2 sind durchaus gebräuchlich. Bei flacher geneigten Seilen sind die Verti-
kalkomponenten vergleichsweise klein und die Horizontalkomponenten, die zu
Drucknormalkräften in den Versteifungsträgern führen, sind sehr groß. Schrägseil-
brücken kommen mit kleinen Bauhöhen zwischen zwei und vier Metern aus, wenn
man entsprechend geringe Seilabstände wählt. Mit vielen Seilen in Büschelanordnung
gemäß Bild 4.5d können sehr kleine Bauhöhen realisiert werden. Wenn man in Bild
4.12d spiegelbildlich einen zweiten Pylon ergänzt, ist unmittelbar erkennbar, dass
Stützweiten von mehr als 700 m problemlos erzielt werden können. Abschnitt 4.12
enthält Einzelheiten zur konstruktiven Ausbildung von Schrägseilbrücken.
332 4 Brückenbau

Hängebrücken
4 Hängebrücken bestehen aus Pylonen, Tragkabeln, Hängern und Versteifungsträgern.
Bild 4.11 zeigt Deutschlands größte Hängebrücke mit 500 m Spannweite. Ähnlich wie
Schrägseilbrücken ermöglichen sie große Stützweiten bei vergleichsweise niedrigen
Bauhöhen. Konstruktionsbedingt sind sie aber wesentlich verformungsempfindlicher
und teurer in der Herstellung.

Bild 4.11 Rheinbrücke Emmerich [149]

Erreichbare Stützweiten
Aufgrund der vorstehenden Erläuterungen zu den unterschiedlichen Haupttragwerken
für Brückenüberbauten können die erreichbaren Stützweiten prinzipiell wie folgt zu-
geordnet werden:
x kleine Stützweiten: Vollwandträgerbrücken
x mittlere Stützweiten: Fachwerkträger- und Stabbogenbrücken
x große Stützweiten: Schrägseil- und Hängebrücken
In Bild 4.12 sind Brücken mit großen Stützweiten zusammengestellt, die in Deutsch-
land gebaut worden sind [60]. Die größte Stützweite aller Brücken in Deutschland hat
die Hängebrücke bei Emmerich mit einer maximalen Spannweite von 500 m. Man
erkennt an der Schrägseilbrücke Düsseldorf-Flehe, dass auch mit diesem Brückentyp
Stützweiten von 500 m und deutlich mehr erreicht werden können, wenn man einen
zweiten Pylon und weitere Seile ergänzt (siehe auch Bild 4.5d). Da Schrägseilbrücken
in der Regel kostengünstiger als vergleichbare Hängebrücken sind, kann man davon
ausgehen, dass in Deutschland zukünftig kaum noch Hängebrücken gebaut werden.
Die großen Stützweiten der Vollwandträger-, Fachwerkträger- und Stabbogenbrücken
in Bild 4.12 kennzeichnen den derzeitigen Grenzbereich. In der Regel liegen die
Stützweiten bei diesen Brückentypen zwischen 50 und 150 m.
4.3 Haupttragwerke 333

Bild 4.12 Brücken mit großen Stützweiten und unterschiedlichen Haupttragwerken


in Deutschland
334 4 Brückenbau

4.3.2 Bau- und Konstruktionshöhen


4
Haupttragwerke für Brückenüberbauten werden normalerweise nach folgenden Ge-
sichtspunkten ausgewählt:
x architektonische Gestaltung
x kostengünstige Bauwerke
x größte erforderliche Stützweite aufgrund möglicher Stützenstellungen
x mögliche Bauhöhe h Bau im Verhältnis zur erforderlichen Konstruktionshöhe h kon
Die zur Verfügung stehende Bauhöhe und die erforderliche Konstruktionshöhe spie-
len eine entscheidende Rolle bei der Wahl des Haupttragwerks. Da bei Stabbogen-,
Fachwerkträger-, Schrägseil- und Hängebrücken wesentliche Teile der Haupt-
tragwerke über der Fahrbahn liegen, können damit große Konstruktionshöhen reali-
siert werden, so dass sich diese Brückenarten besonders gut für Bauaufgaben eignen,
bei denen geringe Bauhöhen zur Verfügung stehen.
Die Konstruktionshöhe ergibt sich aus der Differenz der Konstruktionsoberkante hOK
und der Konstruktionsunterkante hUK zu:
h kon = h OK – h UK (4.1)

Bild 4.13 Konstruktionshöhen bei Deck- und Trogbrücken (Prinzipdarstellung)

Bild 4.13 enthält eine prinzipielle Darstellung zur Ermittlung der Konstruktionshöhen
bei Deck- und Trogbrücken. Bei Deckbrücken liegen alle Konstruktionsteile tiefer als
die Fahrbahngradiente, bei Trogbrücken liegen sie zum Teil darüber.
4.3 Haupttragwerke 335

In der Regel wird bei Brücken aufgrund der Brückenplanung und unter Berück-
sichtigung der örtlichen Gegebenheiten die Fahrbahngradiente vorgegeben. Sie wird 4
auf die Oberkante der fertigen Fahrbahn bezogen, d. h. auf eine Höhe einschließlich
Dichtungs-, Schutz- und Deckschichten bzw. bei Eisenbahnbrücken einschließlich
Schienen und Schotterbett. Bezeichnet man die Dicke dieser Schichten mit dBelag und
die Gradientenlage mit hGra, so erhält man als Bauhöhe:
h Bau = h Gra – h UK (4.2)
Häufig ist die mögliche Lage der Brückenunterkante hUK durch einzuhaltende Licht-
raumprofile unter der Brücke nach unten hin begrenzt, so dass für Deckbrücken oft
nur relativ geringe Konstruktionshöhen zur Verfügung stehen:
h kon = h Bau – d Belag = h OK – h UK (4.3)
Dieses Maß ist auch für Trogbrücken von großer Bedeutung, die gemäß Bild 4.13
zwar größere Konstruktionshöhen aufweisen, im Bereich der Fahrbahnen aber eben-
falls ausreichende Höhen erfordern. Während bei Deckbrücken die Konstruktions-
und Bauhöhen fast gleich sind, ergeben sich bei Trogbrücken in der Regel große
Unterschiede.
Sofern nur geringe Bauhöhen zur Verfügung stehen, werden für mittlere Stützweiten
Fachwerkträgerbrücken oder Stabbogenbrücken mit oben liegenden Fachwerken ge-
wählt, s. auch Abschnitte 4.10 und 4.11. Bei großen bzw. sehr großen Stützweiten
kommen die in den Abschnitten 4.12 und 4.13 behandelten Schrägseil- und Hänge-
brücken zur Ausführung. Bild 4.14 zeigt eine Geh- und Radwegbrücke mit extrem
kleiner Bauhöhe, die durch die Abspannung mit Seilen realisiert werden kann.

Bild 4.14 Seilverspannte Geh- und Radwegbrücke in Gelsenkirchen


336 4 Brückenbau

4.4 Haupt- und Sekundärtragwerke


4

4.4.1 Konstruktions- und Lastabtragungsprinzipien

Vertikale Verkehrslasten werden in Brückenlängsrichtung durch die in Abschnitt 4.3


beschriebenen Haupttragwerke zu Widerlagern, Pfeilern oder Pylonen abgetragen. Da
die Lasten nicht unmittelbar in die Haupttragwerke eingeleitet werden, sind Sekun-
därtragwerke erforderlich, die die Lasten auf die Haupttragwerke übertragen. Bei der
Anordnung der Bauteile geht man in der Regel wie folgt vor:
x Orthogonales Lastabtragungsprinzip
Haupt- und Sekundärtragwerke werden rechtwinklig zueinander angeordnet, so dass
die Lasten schrittweise in Längs- und Querrichtung abgetragen werden.
x Integrierte Trägerlagen
Haupt- und Sekundärtragwerke werden übereinander (gestapelt) oder ineinander inte-
griert angeordnet. Heutzutage werden fast ausschließlich Brücken mit integrierten
Trägerlagen ausgeführt, so dass einige Bauteile an mehreren Tragwirkungen beteiligt
sind.
Zur Erläuterung der vorstehenden Konstruktions- und Lastabtragungsprinzipien wird
eine einfeldrige Deckbrücke mit unterschiedlichen Querschnitten betrachtet. Die in
den Bildern 4.15 bis 4.17 dargestellten Querschnitte bestehen aus Holzbalken, da sich
die Konstruktions- und Lastabtragungsprinzipien damit verständlicher als mit Stahl-
konstruktionen verdeutlichen lassen. Die Bezeichnungen bedeuten:
x HT: Hauptträger
x QT: Querträger
x LT: Längsträger
x FBT: Fahrbahnträger
Bei den Querschnitten in Bild 4.15 werden die vertikalen Lasten von den Fahrbahn-
trägern (FBT) in Querrichtung zu den Hauptträgern (HT) übertragen und von diesen
in Längsrichtung zu den Lagern. Der obere Querschnitt in Bild 4.15 könnte zu einer
schmalen Fußgängerbrücke gehören, bei der die Hauptträger aus gewalzten I-Profilen
aus Baustahl und der Gehweg aus Holzbalken besteht. Wenn Brücken breite Quer-
schnitte haben, werden die Hauptträger normalerweise nicht außen, sondern innen
unterhalb der Fahrbahn bzw. der Gehwege angeordnet. Die Brücken sehen dann in der
Ansicht gefälliger aus und darüber hinaus wird auf diese Weise die Stützweite der
quer verlaufenden Fahrbahnträger (FBT) verringert, was für die Beanspruchung dieser
Bauteile günstig ist. In Bild 4.15 unten ist ein besonders breiter Querschnitt mit drei
Hauptträgern dargestellt, der im Übrigen dem in der Bildmitte dargestellten Quer-
schnitt entspricht. Das Lastabtragungsprinzip ist bei allen drei Querschnitten gleich:
1. Lastabtrag in Querrichtung durch die Fahrbahnträger (FBT)
2. Lastabtrag in Längsrichtung durch die Hauptträger (HT)
4.4 Haupt- und Sekundärtragwerke 337

Bild 4.15 Querschnitte mit zwei bzw. drei Hauptträgern (HT)


und Fahrbahnträgern (FBT)

Der in Bild 4.16 dargestellte Querschnitt enthält gegenüber Bild 4.15 zusätzliche
Querträger (QT) und die Fahrbahnträger (FBT) verlaufen in Längsrichtung. Bei
diesem Querschnittstyp werden örtliche Lasten auf der Fahrbahn wie folgt abgetra-
gen:
1. Lastabtrag in Längsrichtung durch die Fahrbahnträger (FBT)
2. Lastabtrag in Querrichtung durch die Querträger (QT)
3. Lastabtrag in Längsrichtung durch die Hauptträger (HT)

Bild 4.16 Querschnitt mit zwei Hauptträgern (HT), Querträgern (QT)


und Fahrbahnträgern (FBT)
338 4 Brückenbau

Der Querschnitt in Bild 4.17 enthält gegenüber der Lösung in Bild 4.16 zusätzliche
4 Längsträger (LT). Bei der skizzierten Querschnittsausbildung werden die Lasten
folgendermaßen abgetragen:
1. Lastabtrag in Querrichtung durch die Fahrbahnträger (FBT)
2. Lastabtrag in Längsrichtung durch die Längsträger (LT)
3. Lastabtrag in Querrichtung durch die Querträger (QT)
4. Lastabtrag in Längsrichtung durch die Hauptträger (HT)

Bild 4.17 Querschnitt mit zwei Hauptträgern (HT), Querträgern (QT), Längsträgern
(LT) und Fahrbahnträgern (FBT)

Bild 4.18 Querschnitt der Autobahnbrücke Siebenlehn (Baujahr 1936) [173]

In den Bildern 4.15 bis 4.17 wurden die Bauteile übereinander angeordnet. Betrach-
tet man als Beispiel den Querschnitt der Autobahnbrücke Siebenlehn über die Frei-
berger Mulde in Bild 4.18 [173] aus dem Jahre 1936 (!) und vergleicht ihn mit den
Lösungen in den Bildern 4.15 bis 4.17, so stellt man Folgendes fest:
Der Querschnitt entspricht prinzipiell der Lösung in Bild 4.17. Die beiden Haupt-
träger, der Querträger und die Längsträger sind unmittelbar erkennbar. Da die Stahl-
betonfahrbahnplatte die Lasten in Querrichtung zu den Längsträgern abträgt, wirkt sie
wie die Fahrbahnträger (FBT) in Bild 4.17. Im Vergleich zu Bild 4.17 sind jedoch in
Bild 4.18 die Querträger nicht über den Hauptträgern angeordnet, sondern deutlich
tiefer. Aufgrund dieser ineinander verschachtelten (integrierten) Anordnung kann die
erforderliche Konstruktionshöhe verringert werden.
4.4 Haupt- und Sekundärtragwerke 339

Das Konstruktionsprinzip mit integrierten Trägerlagen ist in den letzten Jahrzehnten


ständig weiterentwickelt worden, so dass die Träger nicht übereinander liegen, son- 4
dern ineinander verschachtelt sind. Bei dieser Konstruktionsform sind einzelne Kon-
struktionselemente Bestandteil verschiedener Tragwerke (Haupt- und Sekundärtrag-
werke), was mit den Anwendungsbeispielen in den Abschnitten 4.4.4 bis 4.4.8 ver-
deutlicht wird.

4.4.2 Berechnungen nach der Stabtheorie

Brücken werden in der Regel als Stabtragwerke idealisiert. Die Verformungen,


Schnittgrößen und Spannungen werden mit den üblichen Methoden der Baustatik
nach der Stabtheorie berechnet. Dabei wird bekanntlich Folgendes vorausgesetzt:
1. Die Querschnittsform bleibt bei Belastung erhalten (formtreue Querschnitte).
2. Querschnitte bleiben bei Biege- und Normalkraftbeanspruchungen eben (Ber-
noulli-Hypothese).
Diese Voraussetzungen sind bei Brücken häufig nicht erfüllt, so dass die Berech-
nungsmethoden an die im Brückenbau spezifischen Belange angepasst werden
müssen. Dabei geht es im Wesentlichen um die Ermittlung der Normalspannungen in
Querschnitten mit breiten Gurten und die Erfassung außermittiger Lasten (Torsion),
wenn die Querschnitte ihre Form nicht beibehalten.
Ermittlung der Normalspannungen
Normalspannungen in Biegeträgern werden nach der Stabtheorie mit der Formel
My
Vx ˜z (4.4)
Iy
berechnet [89]. Damit ergibt sich für das Beispiel in Bild 4.19a, dass die Normal-
spannungen, wie in Bild 4.19b dargestellt, in den Gurten konstant und im Steg linear
veränderlich sind. Die dort eingetragenen Schubspannungen werden bei der üblichen
Stabtheorie aus dem Spannungsgleichgewicht, d. h. aus den in Längsrichtung verän-
derlichen V-Spannungen, berechnet.
Anschaulicher ist die ingenieurmäßige Vorstellung, dass die Schubspannungen die V-
Spannungen in die Randbereiche der Gurte „transportieren“ müssen. Dieser „Trans-
port“ gelingt bei Trägern mit breiten Gurten nicht so wie in Bild 4.19b dargestellt.
Anstelle von konstanten Gurtspannungen ergeben sich aufgrund der Schubweichheit
des Obergurtes in Querrichtung veränderliche Normalspannungen. Die Prinzipskizze
in Bild 4.19c zeigt, dass der Maximalwert im Obergurt am Steg auftritt und dass sich
die Spannungen zu den Gurträndern hin verringern.
Der beschriebene Effekt tritt bei Querschnitten mit breiten Gurten auf. „Breit“ be-
deutet in diesem Zusammenhang, dass die vom Trägersteg aus gemessenen Gurte im
Verhältnis zur Stützweite große Abmessungen aufweisen. Die Spannungsverteilung in
den Gurten hängt von der Querschnittsgeometrie, dem baustatischen System und der
Art der Belastung ab.
340 4 Brückenbau

Bild 4.19 Spannungsverteilung infolge M y


Die Ermittlung von Spannungsverteilungen, die in Querrichtung veränderlich sind, ist
mit einem relativ großen Aufwand verbunden und im Rahmen der Stabtheorie nicht
möglich, da dazu die Scheibenwirkung der Querschnittsteile erfasst werden muss. Zur
Vermeidung des genannten Aufwandes ist das Modell der mittragenden Gurtbreite
entwickelt worden. Das Prinzip des Modells ist in Bild 4.20 skizziert. Dabei werden
der veränderliche Spannungsverlauf im Obergurt durch konstante Spannungen Vx =
max Vx ersetzt und die Obergurtbreiten auf mittragende Gurtbreiten bm so reduziert,
dass sich die gleiche Obergurtkraft ergibt. Aufgrund dieser Vorgehensweise kann man
die Normalspannungen mit Gl. (4.4) nach der Stabtheorie berechnen, wobei das Träg-
heitsmoment unter Verwendung der mittragenden Gurtbreiten zu berechnen ist.
Mittragende Gurtbreiten bm werden bei den Berechnungsbeispielen in den Abschnit-
ten 4.14.2 bis 4.14.4 nach den Regelungen in den Vorschriften, s. Abschnitte 4.6.3
und 4.6.4, ermittelt.

Bild 4.20 Modell der mittragenden Gurtbreite für breite Gurte


Ermittlung der Schnittgrößen
Zentrale Fragen bei der rechnerischen Untersuchung von Brücken sind:
x Bleibt die Querschnittsform bei Belastung und Verformung der Brücke erhalten
oder treten nennenswerte Profilverformungen auf?
x Wie werden außermittige Lasten abgetragen und welche Beanspruchungen ent-
stehen infolge Torsion?
4.4 Haupt- und Sekundärtragwerke 341

Zur anschaulichen Erläuterung der Lastabtragung werden in Bild 4.21 zwei Grenzfälle
betrachtet und vertikale Einzellasten über dem linken Hauptträgersteg angesetzt. Beim 4
Hohlkastenquerschnitt in Bild 4.21a wird angenommen, dass die Querschnittsform
erhalten bleibt und dass sich der Querschnitt als starrer Körper nach unten verschiebt
und um seine Längsachse verdreht. Der Brückenüberbau kann durch einen Haupt-
träger (HT), d. h. durch einen Stab, idealisiert werden, der durch Biegung und Tor-
sion beansprucht wird. Die vertikale Einzellast muss bei dieser Vorgehensweise in
den Schubmittelpunkt verschoben und ein Lasttorsionsmoment MT = Fz ˜ yF ergänzt
werden.
Beim offenen Querschnitt mit zwei Hauptträgern in Bild 4.21b wird angenommen,
dass der Querschnitt in Querrichtung so weich ist, dass sich nur der linke Hauptträger
nach unten verschiebt und der rechte Hauptträger seine Lage nicht verändert. Für die
Ermittlung von Verformungen, Schnittgrößen und Spannungen würde man diesen
Querschnitt in zwei Hauptträger aufteilen und die beiden Stäbe separat als Biege-
träger mit vertikalen Lasten untersuchen.

Bild 4.21 Außermittige Belastung, Verformungen und Modellbildung

4.4.3 Berechnungsmodelle

Die Erläuterungen im Zusammenhang mit Bild 4.21 zeigen, dass die erforderlichen
Berechnungsmodelle in starkem Maße von der Querschnittsausbildung abhängen. Im
Folgenden werden Berechnungsmodelle für Vollwandträgerbrücken mit unterschied-
lichen Querschnitten erläutert, die sinngemäß auf andere Haupttragwerke übertragen
werden können. Bei den Berechnungsbeispielen in den Abschnitten 4.14.2 bis 4.14.5
werden die folgenden Berechnungsmodelle verwendet:
x Geh- und Radwegbrücke (Vollwandträger): ein Hauptträger gemäß Bild 4.22a,
Berechnung gemäß Bild 4.23.
x Straßenbrücke aus Baustahl (Vollwandträger): zwei separate Hauptträger gemäß
Bild 4.24a
342 4 Brückenbau

x Straßenbrücke in Verbundbauweise (Vollwandträger): ein Hauptträger gemäß Bild


4 4.22a, Berechnung gemäß Bild 4.23
x Stabbogenbrücke: Haupttragwerk als räumliches Stabwerk, Fahrbahn als Träger-
rost
Brücken mit einem Hauptträger
Der einzellige Hohlkastenquerschnitt in Bild 4.22a entspricht der Lösung in Bild
4.21a. Sofern von einem starren Querschnitt ausgegangen werden kann, reicht für die
Berechnungen die Idealisierung durch einen Hauptträger aus.
Bei dem Querschnitt in Bild 4.22b handelt es sich um einen offenen Querschnitt, der
nur einen Steg aufweist, der mit dem Untergurt und den mittragenden Teilen des
Obergurtes einen Hauptträger bildet. Da der Querschnitt nur eine geringe Torsions-
steifigkeit hat, können außermittige Lasten nicht abgetragen werden und die darge-
stellte Lösung ist für die Ausführung nicht geeignet. Die Skizzen in den Bildern 4.22a
und b sollen klarstellen, dass bei Brücken mit einem Hauptträger Bauteile mit aus-
reichender Torsionssteifigkeit angeordnet werden müssen. Dies ist auch bei Fach-
werkträger-, Stabbogen- und Schrägseilbrücken von großer Bedeutung, wenn sie mit
einem Fachwerkträger, einem Bogen oder einer Seilebene gebaut werden sollen.
Weitere Einzelheiten werden in den Abschnitten 4.10, 4.11 und 4.12 vermittelt.
Der offene Querschnitt in Bild 4.22c hat zwei torsionsweiche Stege. Sofern seine
Querbiegesteifigkeit so groß ist, dass bei Belastungen die Querschnittsform erhalten
bleibt, kann die Brücke durch einen Hauptträger idealisiert werden. Davon kann aber
nur bei sehr schmalen Brücken mit kräftigen Queraussteifungen ausgegangen werden.
Bei breiten Brücken ist gemäß Bild 4.21b in der Regel in zwei getrennte Hauptträger
zu unterteilen. In Zweifelsfällen ist eine Trägerrostberechnung durchzuführen.

Bild 4.22 Querschnitte von Brücken mit einem Hauptträger


Bei einzelligen Hohlkastenquerschnitten wird in der Regel von dem in Bild 4.23 dar-
gestellten Berechnungsmodell ausgegangen, weil sie durch Querschotte, Querträger
oder Querverbände häufig so ausgesteift werden, dass die Querschnittsform bei der
Lastabtragung erhalten bleibt. Das Haupttragwerk kann dann durch einen Stab ideali-
siert werden, der bezüglich Biegung und Torsion rechnerisch untersucht wird. Zu-
nächst sind bei der Biegung die mittragenden Ober- und Untergurtbereiche zu ermit-
teln, so dass der Hauptträger aus den beiden Stegen und den mittragenden Gurt-
bereichen besteht. Für die Torsion wird in der Regel nur der Hohlkasten angesetzt, da
die Torsionssteifigkeit der außen liegenden Obergurtteile häufig gering ist.
4.4 Haupt- und Sekundärtragwerke 343

Bild 4.23 Berechnungsmodell für formtreue einzellige Hohlkästen

Bild 4.24 Belastung der Hauptträger bei offenen Querschnitten mit zwei
Hauptträgern
Brücken mit zwei Hauptträgern
Bei offenen Querschnitten mit zwei Hauptträgern wie in Bild 4.24a wird der Quer-
schnitt in Querrichtung in der Regel als biegeweich angesehen und angenommen, dass
sich die Hauptträgerstege und -untergurte bei Belastung der Fahrbahn frei verdrehen
und daher auf die Fahrbahn keine einspannende Wirkung ausüben. Bei den Berech-
nungen untersucht man zunächst die Abtragung der Lasten in Querrichtung und
nimmt dazu Biegeträger an, die an den Hauptträgerstegen federnd gelagert sind. Die
Wegfedern ersetzen die biegeweiche Unterstützung der Hauptträger und sind in
Längsrichtung entsprechend ihrer Biegesteifigkeit veränderlich. Da nur zwei Haupt-
träger, also zwei Federn, vorhanden sind, ist das Quersystem statisch bestimmt und
die Federn können durch vertikal unverschiebliche Lager ersetzt werden, s. auch Ab-
schnitt 4.9.2 und Bild 4.108. Nach Ermittlung der Auflagerkräfte im Quersystem
344 4 Brückenbau

werden diese als Belastung der Hauptträger angesetzt und die Hauptträger A und B
4 getrennt unter Berücksichtigung der mittragenden Breiten als Biegeträger untersucht.
Diese Vorgehensweise führt dazu, dass die auf den Gesamtquerschnitt wirkenden
Torsionsbelastungen durch Kräftepaare aus vertikalen Kräften ersetzt werden, die die
Hauptträger auf Biegung beanspruchen. Abschnitt 4.14.3 enthält dazu ein Berech-
nungsbeispiel, s. auch Bild 4.206.
Bild 4.24b zeigt eine Variante, bei der torsionsteife Hauptträger eingesetzt werden,
beispielsweise schmale Hohlkästen wie in Bild 4.32. Sie behindern die Verdrehung in
Querrichtung angeordneter Tragglieder (Querträger oder Betonfahrbahnplatten), was
bei dem Quersystem in Bild 4.24b durch Drehfedern erfasst werden kann. Daraus
resultieren Auflagermomente im Quersystem, die die torsionsteifen Hauptträger zu-
sätzlich zu den vertikalen Auflagerkräften belasten.
Brücken mit mehr als zwei Hauptträgern
Als Beispiel für eine Brücke mit mehr als zwei Hauptträgern ist in Bild 4.25 der
offene Querschnitt einer Deckbrücke mit drei Hauptträgern dargestellt. Das Quer-
system ist statisch unbestimmt und die Auflagerkräfte, die die Hauptträger belasten,
müssen unter Berücksichtigung der in Brückenlängsrichtung veränderlichen Federn
ermittelt werden. Querschnitte mit mehr als zwei Hauptträgern sollten möglichst ver-
mieden werden. Die statische Unbestimmtheit in Querrichtung und die unterschied-
lichen Laststellungen für die maximalen Beanspruchungen der einzelnen Hauptträger
wirken sich in der Regel ungünstig auf den Materialverbrauch aus. Darüber hinaus
sind die Herstellungskosten meistens höher, weil die Anzahl der Bauteile größer ist.

Bild 4.25 Offener Querschnitt mit drei Hauptträgern


Die Wahl von zwei Hauptträgern ist bei vielen Brücken bis etwa 18 m Brückenbreite
sinnvoll. Bei sehr breiten Brücken mit kurzen Stützweiten ist es jedoch in der Regel
wirtschaftlicher, mehrere Hauptträger anzuordnen, da die Lastabtragung dann auf
kürzeren Wegen erfolgt und die Beanspruchung quer verlaufender Tragglieder auf-
grund kleiner Stützweiten geringer ist. Dies gilt auch für den in Bild 4.31 darge-
stellten Querschnitt, der zwar nur 13,25 m breit ist, aber sechs Hauptträger aufweist
und die Fahrbahnplatte in engen Abständen unterstützt. Bei dieser Konstruktionsart
können dünne Betonfertigteilplatten als Schalungshilfe verwendet werden, so dass der
Schalungsaufwand gering ist.
4.4 Haupt- und Sekundärtragwerke 345

Berechnungen mit Trägerrosten oder räumlichen Stabwerken


Die Erläuterungen zu den Bildern 4.22 bis 4.25 zeigen, dass bei einigen Querschnitten 4
„Einstabmodelle“ für die Berechnungen ausreichen. Mithilfe von Bild 4.26 werden
für ausgewählte Querschnitte „Mehrstabmodelle“ vorgestellt, die die prinzipielle Vor-
gehensweise demonstrieren sollen. Oben im Bild ist, wie in Bild 4.25, ein offener
Querschnitt mit drei torsionsweichen Hauptträgern dargestellt. Er kann durch das
klassische Trägerrostmodell idealisiert werden, bei dem orthogonal zueinander reine
Biegeträger ohne Torsionssteifigkeit angeordnet werden. Als Berechnungsmodell
können daher in Längsrichtung drei Stäbe mit der Biegesteifigkeit der Hauptträger
gewählt werden. Die Biegesteifigkeit von Querträgern oder Betonfahrbahnplatten
kann durch biegesteife Stäbe (Biegeträger) in Querrichtung erfasst werden.

Bild 4.26 Stabmodelle für verschiedene Querschnitte


Der zweite Querschnitt in Bild 4.26 mit zwei torsionssteifen Hauptträgern entspricht
Bild 4.24b. Hier ist es nahe liegend, zwei Hauptträger zu wählen, die sowohl eine
Biegesteifigkeit als auch eine Torsionssteifigkeit aufweisen. Beim dritten Querschnitt
handelt es sich um einen einzelligen Hohlkasten, der im Gegensatz zu Bild 4.23 in
Querrichtung nicht formtreu sein soll, so dass nennenswerte Profilverformungen
auftreten können. Wie in Bild 4.24a wird der Querschnitt in zwei Hauptträger mit
entsprechender Biegesteifigkeit und einen Hohlquerschnitt (Zentralstab), der die Tor-
sionssteifigkeit erfasst, aufgeteilt. Verbunden sind die drei Stäbe wiederum durch
quer verlaufende Stäbe, die die Biegesteifigkeit bzw. die Schubsteifigkeit berück-
sichtigen.
Mithilfe von Trägerrostmodellen kann auch das Zusammenwirken von Haupt- und
Sekundärtragwerken untersucht werden, wenn beispielsweise die Längsrippen stähler-
ner Fahrbahnplatten durch Stäbe idealisiert werden. Abschnitt 4.14.5 enthält als Bei-
spiel dazu die Modellierung der Fahrbahn einer Stabbogenbrücke.
Als Beispiel für eine räumliche Modellierung ist in Bild 4.27 das Berechnungsmodell
für eine einfeldrige Fußgängerbrücke dargestellt [137]. Dabei werden die Fachwerk-
hauptträger durch Stäbe mit biegesteifen Anschlüssen und die Gehwegbereiche durch
Trägerroste aus Stäben erfasst.
346 4 Brückenbau

Berechnungen mit Flächenelementen


4 Als Alternative zu Berechnungen mithilfe von Stäben können Brücken auch durch
Scheiben- und Plattenelemente bzw. Schalenelemente idealisiert und Berechnungen
nach der Methode der finiten Elemente (FEM) durchgeführt werden. Darüber hinaus
ist auch die Kombination von Flächenelementen mit Stabelementen möglich.
Systemberechnungen mithilfe von Flächenelementen sind äußerst aufwändig. Sie füh-
ren häufig zu unübersichtlich vielen Ergebnissen und umfangreichen Dokumenta-
tionen. Darüber hinaus sind Eingabefehler kaum vermeidbar, so dass eingehende Kon-
trollen unabdingbar sind. Von Vorteil ist jedoch, dass Berechnungen zur mittragenden
Breite überflüssig sind, weil die damit verbundenen Effekte unmittelbar durch Schei-
benelemente erfasst werden. In der Regel kann auf Berechnungen unter Verwendung
von Flächenelementen verzichtet werden, was insbesondere für die Untersuchung von
Haupttragwerken gilt. Wenn es um örtliche Beanspruchungen oder ermüdungsrele-
vante Beanspruchungen geht, können derartige Berechnungen in Einzelfällen durch-
aus sinnvoll sein.

Bild 4.27 Berechnungsmodell für eine Fußgängerbrücke [137]


Ergänzende Hinweise
Die Modellierung von Brücken und brückenspezifische Berechnungsmethoden wer-
den in [137], [139], [171], [157] und [159] erläutert. Methoden zur Ermittlung von
Beanspruchungen in Querrahmen und Querverbänden werden in [163], [164] und
[158] behandelt. Bei den Untersuchungen in [163] wird die „Verallgemeinerte Tech-
nische Biegetheorie“ (VTB) verwendet und damit der Einfluss der Profilverfor-
mungen auf die Aussteifung stählerner Kastenträger im Brückenbau ermittelt. Diese
Berechnungsmethode ist eine Alternative zu der in Bild 4.26 unten dargestellten
Vorgehensweise, bei der die Modellierung durch zwei außen liegende Biegestäbe und
einen zentralen Torsionsstab erfolgt.
4.4 Haupt- und Sekundärtragwerke 347

4.4.4 Brücken mit Betonfahrbahnplatten


4
Verbundbrücken bestehen in der Regel aus Betonfahrbahnplatten und Stahlkonstruk-
tionen, die durch Kopfbolzendübel miteinander verbunden sind. Häufig werden Deck-
brücken gebaut, bei denen die Betonfahrbahnplatten den Obergurt von Vollwand-
trägerbrücken bilden. Auf zusätzliche Querträger wird zugunsten glatter Untersichten
über die gesamte Brückenlänge meist verzichtet.

Bild 4.28 Weserbrücke Vennebeck

Als Beispiel ist in Bild 4.28 die zweigleisige Eisenbahnbrücke über die Weser bei
Vennebeck dargestellt. Der offene Querschnitt mit zwei Hauptträgern kann unmittel-
bar den Bildern 4.15 und 4.24a zugeordnet werden. Durch das Schotterbett werden
die vertikalen Verkehrslasten zunächst auf die Betonfahrbahnplatte übertragen. Der
Lastabtrag erfolgt danach durch die Betonfahrbahnplatte in Querrichtung zu den
Hauptträgerstegen hin und anschließend in Längsrichtung zu den Auflagern. Neben
dem Lastabtrag in Querrichtung wirkt die Fahrbahnplatte als Obergurt der Haupt-
träger mit.
348 4 Brückenbau

Das Haupttragwerk der Weserbrücke Vennebeck (Baujahr 1980) besteht aus 710 t
4 Baustahl, 55 t Betonstahl, 48 t Spannstahl (längs) und 17 t Spannstahl (quer). Neben
dem Vorspannen durch Längs- und Querspannglieder ist die Brücke auch durch
erhebliche Montagemaßnahmen (Anheben und Absenken) vorgespannt worden, was
damals bei Verbundbrücken allgemein üblich war. Nach dem derzeitigen Stand der
Technik wird auf das Vorspannen mit Spanngliedern so weit wie möglich verzichtet
und die Zugspannungen in Betonfahrbahnplatten werden durch schlaffe Bewehrung
abgedeckt, s. Abschnitt 4.5.6.

Bild 4.29 Spreebrücke Cottbus [3]

Die in Bild 4.29 dargestellte Straßenbrücke, die Spreebrücke Cottbus [3], ist aufgrund
der Querschnittsausbildung unmittelbar mit der Weserbrücke Vennebeck vergleich-
bar, da beide Deckbrücken mit Betonfahrbahnplatten sind und die offenen Quer-
schnitte zwei torsionsweiche Hauptträger haben. In Bild 4.29 ist der Querschnitt der
Spreebrücke Cottbus für eine Fahrtrichtung der Autobahn dargestellt. Die Stützweiten
des Durchlaufträgers betragen 45, 55, 55 und 45 m.

Bild 4.30 Überführung L55 Schwarzheide – Längsschnitt [3]

Bei der Überführung L55 Schwarzheide [3] in den Bildern 4.30 und 4.31 handelt es
sich um eine über zwei Felder durchlaufende Brücke mit Stützweiten von je 31,14 m.
Der 13,25 m breite Querschnitt hat sechs eng nebeneinander liegende Hauptträger und
die Betonfahrbahnplatte wird mithilfe von Betonfertigteilplatten betoniert. Die Be-
rechnung kann wie in den Bildern 4.25 und 4.26 beschrieben unter Verwendung von
Trägerrostmodellen erfolgen.
4.4 Haupt- und Sekundärtragwerke 349

Bild 4.31 Überführung L55 Schwarzheide – Querschnitt [3]


Bei der Werratalbrücke Einhausen handelt es sich ebenfalls um eine Autobahnbrücke,
die gemäß Bild 4.32 aus zwei getrennten Überbauten besteht. Insgesamt ist die Brücke
fast 1200 m lang, ihre Stützweiten liegen zwischen 37 und 85 m [3]. Die bereichs-
weise stark gevouteten Hauptträger bestehen aus luftdicht verschweißten, relativ
schmalen Kastenquerschnitten, deren Torsionssteifigkeit als wirtschaftlichstes Monta-
geverfahren die klassische Hubmontage mit Mobilkranen ermöglichte. Berechnungs-
modelle für diesen Querschnittstyp werden in den Bildern 4.24b und 4.26 vorgestellt.

Bild 4.32 Werratalbrücke Einhausen [3]


350 4 Brückenbau

Bild 4.33 Lockwitztalbrücke [3]


Die Lockwitztalbrücke in Bild 4.33 besteht aus zwei getrennten Überbauten, die je-
weils etwa 15 m breit sind [3]. Die Durchlaufträger über neun Felder haben Stütz-
weiten zwischen 48 und 125 m. Im Stützbereich der großen Felder wird die Bauhöhe
durch voutenartige Bogenteile vergrößert. Die Querschnitte bestehen aus einzelligen
Hohlkästen, bei denen Betonfahrbahnplatten die Obergurte bilden. Mit ca. 3 m Höhe
und 8,50 bzw. 6,50 m Breite sind die Hohlkästen relativ groß, so dass nicht ohne
Weiteres von formtreuen Querschnitten ausgegangen werden kann. Berechnungen mit
dem Einstabmodell in Bild 4.23 müssen daher mit der Modellierung gemäß Bild 4.26
unten überprüft werden.

Bild 4.34 Thyratalbrücke [3]


Wie die Überbauten der Lockwitztalbrücke hat auch die Thyratalbrücke in Bild 4.34
einen einzelligen Hohlkastenquerschnitt. Die im Grundriss gekrümmte Brücke ist
insgesamt 1115 m lang und hat Stützweiten zwischen 70 und 90 m [3]. Da der
Querschnitt sehr breit ist, reicht die Unterstützung der Betonfahrbahnplatte durch die
Kastenstege allein nicht aus, wenn man sinnvolle Plattendicken realisieren will. Die
Betonplatte wird daher an drei weiteren Stellen durch Schrägstreben unterstützt und
es werden entsprechende Abstützkräfte in den Kastenboden eingeleitet. Da die außen
4.4 Haupt- und Sekundärtragwerke 351

liegenden Schrägstreben relativ flach geneigt sind, entstehen große Horizontalkräfte,


die bei gleichen Belastungen auf beiden Querschnittsseiten durch das oben liegende 4
Zugband ausgeglichen werden.

Bild 4.35 Autobahnbrücke bei Wuppertal – Querschnitt

Bild 4.36 Autobahnbrücke bei Wuppertal – Stahlkonstruktion des Hohlkastens


Bei dem Querschnitt in Bild 4.35 handelt es sich um eine Autobahnbrücke bei
Wuppertal. Dargestellt ist die etwa 19 m breite Brücke in Fahrtrichtung Dortmund –
Köln. Das Haupttragwerk ist ein Durchlaufträger über sieben Felder mit gleich blei-
bender Konstruktionshöhe und Stützweiten von 44,70 m, 56 m, 64 m, 72,80 m,
72,80 m, 64 m und 44 m. Der Hohlkasten ist ca. alle 4 m in Querrichtung durch Rund-
rohre (Diagonalen) sowie Quer- und Vertikalsteifen im Bereich des Bodenblechs und
der Stege solide ausgesteift. Bild 4.36 zeigt die ausgeführte Stahlkonstruktion des
Hohlkastens im Bauzustand. Die äußeren Druckstreben und die Unterstützung der
Fertigteilplatten sind in dem Foto Bild 4.37 links zu erkennen. Rechts ist ein Detail
der Stahlkonstruktion wiedergegeben, das die Durchführung der trapezförmigen
Längssteifen durch die Stege der Vertikalsteifen und den Anschluss der Rundrohre
zeigt.
352 4 Brückenbau

Bild 4.37 Autobahnbrücke bei Wuppertal – Druckstreben (links) und Detail der
Stahlkonstruktion des Stahlkastens (rechts)
Da im Stützbereich von Durchlaufträgern große negative Momente auftreten, werden
die Bodenbleche von Hohlkastenquerschnitten, s. Bilder 4.33, 4.34 und 4.35, durch
große Druckspannungen beansprucht. Das Beulen der ausgesteiften Bodenbleche und
das knickstabähnliche Verhalten der Längssteifen ist daher für die Bemessung maß-
gebend. Abschnitt 4.7.8 enthält dazu ein Berechnungsbeispiel.

4.4.5 Stahlbrücken mit querorientierten Fahrbahnen

Bei querorientierten Fahrbahnen werden die Fahrbahnbleche in Brückenquer-


richtung durch Querträger ausgesteift, die so eng nebeneinander liegen, dass man
ohne Längssteifen auskommt. Als Beispiel für Stahlbrücken mit querorientierten
Fahrbahnen ist in Bild 4.38 der Querschnitt einer eingleisigen Eisenbahnbrücke
(Trogbrücke) dargestellt. Der auf Grundlage der Richtzeichnung TRO 10 [10]
konstruierte Querschnitt besteht aus zwei Hauptträgern, dem Deckblech, den Quer-
trägern und Hauptträgersteifen. Gemäß Richtzeichnung TRO 10 sollen die Quer-
trägerabstände etwa bei 700 mm liegen. Die geneigten Hauptträgerstege sind in
statischer Hinsicht günstig, da sie zu kurzen Querträgerstützweiten führen. Oben
öffnet sich der Querschnitt und macht damit Platz für das freizuhaltende Licht-
raumprofil der Bahn. Die in Bild 4.38 dargestellte Lösung kommt mit einer sehr
geringen Bauhöhe aus, s. auch Abschnitt 4.3.2. Sie wurde daher schon häufig in der
Baupraxis ausgeführt, insbesondere bei Brücken für Werksbahnen.
Der Querschnitt in Bild 4.38 entspricht bezüglich der Lastabtragung prinzipiell der
Lösung in Bild 4.16, da die Verkehrslasten zunächst vom Fahrbahnblech in Brücken-
längsrichtung durch Blechbiegung zu den Querträgern abgetragen werden. Die Quer-
träger bestehen aus Untergurten, Stegen und dem Fahrbahnblech, dessen mittragende
Teile den Obergurt der Querträger bilden (s. Bild 4.20). Mithilfe der relativ eng
liegenden Querträger werden die Lasten auf die beiden Hauptträger übertragen, die
den Lastabtrag in Brückenlängsrichtung zu den Brückenlagern übernehmen.
Hauptbestandteile der Hauptträger sind die Obergurte, Stege und Untergurte. Hinzu
kommen mittragende Teile des Fahrbahnblechs, die in der Nähe der Spannungsnull-
linie liegen und daher geringen Einfluss haben. Bemerkenswert ist jedoch, dass das
4.4 Haupt- und Sekundärtragwerke 353

Fahrbahnblech an drei Tragwirkungen beteiligt ist: als Platte (Blechbiegung), als


Obergurt der Querträger und als Teil der Hauptträger. Die in Bild 4.38 dargestellten 4
Hauptträgersteifen führen in Verbindung mit den Querträgern zu einer Rahmen-
wirkung, die zur Stabilisierung der druckbeanspruchten Obergurte erforderlich ist, s.
auch Bild 4.42. Für die Berechnung kann Bild 4.24a herangezogen werden.

Bild 4.38 Eingleisige Trogbrücke mit querorientierter Fahrbahn nach TRO 10 [10]
Der in Bild 4.39 dargestellte Querschnitt einer eingleisigen Eisenbahnbrücke hat fünf
Hauptträger, die etwa im Abstand von 850 mm angeordnet sind. Bei dieser Lösung
werden die Verkehrslasten vom Fahrbahnblech durch Blechbiegung in Querrichtung
auf die Hauptträger übertragen. Diese leiten die Lasten in Längsrichtung zu den
Lagern ab. Die Querträger haben hier überwiegend eine aussteifende Wirkung für den
Querschnitt und dienen zum Anschluss der Gehwegkonstruktionen. Hinweise zur Be-
rechnung können den Bildern 4.25 und 4.26 entnommen werden.

Bild 4.39 Eingleisige Deckbrücke mit fünf Hauptträgern nach TRR 10 [10]
In einem Ausschnitt aus der Richtzeichnung FB 20 [10] zeigt Bild 4.40 längs- und
querorientierte Fahrbahnen für eingleisige Eisenbahnbrücken. Bei schmalen Brücken,
wie hier bei eingleisigen Fachwerkbrücken, können querorientierte Fahrbahnen
wirtschaftlicher als längsorientierte sein. Gemäß Richtzeichnung sollen die eng lie-
genden Querträger Abstände bis etwa 700 mm haben und die Bauhöhe soll etwa 1,0
bis 1,2 m betragen.
Querorientierte Fahrbahnen sind bei schmalen Brücken mit extrem kleinen Kon-
struktionshöhen sinnvoll. Typische Anwendungsbereiche sind eingleisige Eisenbahn-
brücken sowie Geh- und Radwegbrücken bis etwa 5 m Breite. Für Straßenbrücken
sollten sie aufgrund des Waschbretteffekts nicht eingesetzt werden.
354 4 Brückenbau

Bild 4.40 Eingleisige Fachwerkbrücken mit längs- und querorientierten Fahrbahnen


nach FB 20 [10]

4.4.6 Stahlbrücken mit längsorientierten Fahrbahnen

Bei längsorientierten Fahrbahnen werden die Fahrbahnbleche in Brückenlängs-


richtung durch Längssteifen ausgesteift und dadurch die örtlichen Lasten auf relativ
weit voneinander entfernt liegende Querträger übertragen. Als Beispiel für Stahl-
brücken mit längsorientierten Fahrbahnen ist in Bild 4.41 der Querschnitt einer ein-
gleisigen Eisenbahnbrücke (Deckbrücke) dargestellt. Die Lösung ist aus der Kombi-
nation der Richtzeichnungen FTA 1 (Fahrbahntafel mit durchgehendem Schotterbett)
und VTR 10 (Vollwandtragwerke) entstanden. Die Querträger können in Abhängig-
keit von den statischen Erfordernissen und der vorhandenen Hauptträgerhöhe mit oder
ohne Untergurt ausgeführt werden. Die Querträgerabstände sollten gemäß Richt-
zeichnung FTA 1 im Hinblick auf die anzuschließenden Gehwegkonsolen nicht
größer als 2,70 m ausgeführt werden.
Wenn man die Konstruktionen in den Bildern 4.41 und 4.17 miteinander vergleicht,
ergibt sich für die eingleisige Eisenbahnbrücke in Bild 4.41 folgender Lastabtrag:
1. vom Fahrbahnblech in Querrichtung zu den Längssteifen
2. von den Längssteifen in Längsrichtung zu den Querträgern
3. von den Querträgern in Querrichtung zu den Hauptträgern
4. von den Hauptträgern in Längsrichtung zu den Lagern
Ergänzend zu Abschnitt 4.4.1 ist das orthogonale Lastabtragungsprinzip mit vier
Tragwirkungen (quer – längs – quer – längs) bei längsorientierten Stahlfahrbahnen er-
kennbar. Im Vergleich zu Bild 4.17 sind die Tragglieder bei der Konstruktion in Bild
4.41 jedoch ineinander integriert, so dass das Fahrbahnblech an allen vier Trag-
wirkungen beteiligt ist. Neben der Funktion als Platte wirkt es als Obergurt der Längs-
steifen, der Querträger und der Hauptträger mit. Die Längssteifen sind Bestandteil der
Hauptträgerobergurte und steifen darüber hinaus das Fahrbahnblech örtlich aus.
4.4 Haupt- und Sekundärtragwerke 355

Bild 4.41 Eingleisige Deckbrücke mit längsorientierter Fahrbahn nach [10]

Bild 4.42 Fußgängerbrücke mit längsorientierter Gehwegkonstruktion


In Bild 4.42 ist der Querschnitt einer Fußgängerbrücke mit längsorientierter Gehweg-
konstruktion dargestellt. Die Stützweite der Brücke beträgt 50 m, die Querträger und
Vertikalsteifen sind im Abstand von 2,50 m angeordnet. Bei diesem Beispiel wird das
Gehwegblech in Längsrichtung durch Trapezprofile ausgesteift. Bezüglich der Last-
abtragung ist die Fußgängerbrücke in Bild 4.42 unmittelbar mit der Eisenbahnbrücke
in Bild 4.41 vergleichbar. Die Fußgängerbrücke hat aber einen trogartigen Quer-
schnitt, so dass der Stabilitätsnachweis für die druckbeanspruchten Obergurte von
besonderer Bedeutung ist. Der Tragsicherheitsnachweis wird in [86] nach den DIN-
356 4 Brückenbau

Fachberichten 101 und 103 geführt. Dort werden die druckbeanspruchten Obergurte
4 durch elastisch gebettete Druckstäbe idealisiert und das seitliche Ausweichen, d. h.
das Biegeknicken der Obergurte, untersucht.
Straßenbrücken sind mit längsorientierten Stahlfahrbahnen, d. h. mit orthotropen Plat-
ten, bis etwa 1990 häufig ausgeführt worden. Die Bilder 4.43 und 4.44 zeigen zwei
typische Beispiele für breite Straßenbrücken.

Bild 4.43 Querschnitt und konstruktive Details der Levensauer Hochbrücke über
den Nord-Ostsee-Kanal [56]
Als Beispiel für eine Straßenbrücke mit einem einzelligen Hohlkastenquerschnitt ist
in Bild 4.43 die Levensauer Hochbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal [56] dargestellt.
Das Haupttragwerk ist ein Dreifeldträger mit konstanter Bauhöhe und hat Stützweiten
von 91,25 m, 182,50 m und 91,25 m. Der 28 m breite Querschnitt besteht aus der
längs und quer ausgesteiften Fahrbahn und einem sehr großen Hohlkasten, der fast
5 m hoch und etwa 12 m breit ist. Das Konstruktionsgewicht beträgt rund 4500 t. Die
Abmessungen und Gewichte der einzelnen Montageschüsse sind in Bild 4.51 (s.
Abschnitt 4.5.2) zusammengestellt.
Der offene Querschnitt der Haseltalbrücke in Bild 4.44 mit zwei Hauptträgern ist fast
30 m breit, so dass die Stützweite der Querträger sehr groß ist. Die im Grundriss
gekrümmte Brücke ist ein Durchlaufträger über sieben Felder mit Stützweiten von
76,2 m in den Randfeldern und 101,6 m in den übrigen Feldern. Aufgrund der
konstruktiven Ausbildung des Querschnitts ergeben sich große Profilverformungen,
so dass die insgesamt sehr weiche Konstruktion im Hinblick auf die Dauerhaftigkeit
4.4 Haupt- und Sekundärtragwerke 357

ungünstig ist. Beim Bau der Autobahnbrücke (etwa 1960) war aber die heutige Ver-
kehrsintensität mit häufig auftretenden, schweren Verkehrslasten noch nicht absehbar. 4
Zwischenzeitlich ist die Brücke durch eine Neukonstruktion ersetzt worden, die
prinzipiell der Thyratalbrücke in Bild 4.34 entspricht.

Bild 4.44 Querschnitt der Haseltalbrücke [138]


Tabelle 4.3 gibt eine Übersicht zur Entwicklung der orthotropen Platten für Stahl-
brücken zwischen 1950 und 1967. Die Zusammenstellung nach [172] zeigt die damals
verwendeten Längssteifen zur Aussteifung des Fahrbahnblechs mit zahlreichen Vari-
anten. Bei den offenen Längsrippen wurden T-förmige Steifen, Flachsteifen mit
wulstähnlichem Untergurt, ungleichschenklige Winkel, Flachstähle und Wulstflach-
stähle eingesetzt. Im unteren Teil der Tabelle sind geschlossene Längsrippen erkenn-
bar, die durch das Deckblech und entsprechend geformte Steifen entstanden sind. Wie
man sieht, handelt es sich um U-, trapez-, dreiecks- und sektkelchförmige Steifen.
Heutzutage verwendet man praktisch nur noch Trapezsteifen und in Ausnahmefällen
Flachsteifen. Bild 4.45 zeigt die Fahrbahnkonstruktion einer Straßenbrücke nach dem
derzeitigen Stand der Technik. Gemäß Abschnitt 4.5.3 soll das Deckblech mindestens
14 mm dick und die Abstände der Steifenstege nicht größer als 300 mm sein. Die
Mindestdicke der Trapezsteifen beträgt 6 mm. Die Vorteile der Trapezsteifen werden
in Abschnitt 4.5.1 mithilfe von Bild 4.48 erläutert. Bild 4.49 enthält gebräuchliche
Abmessungen von Trapezsteifen.

Bild 4.45 Ausgesteiftes Deckblech mit Trapezrippen nach dem derzeitigen Stand
der Technik
358 4 Brückenbau

Tabelle 4.3 Varianten bei der Ausführung orthotroper Platten nach [172]
4 Ausbildung der
Rippen- Querträger-
Bauwerk abstand abstand
Längsrippen
in mm in mm

Rheinbrücke Düsseldorf-Neuß (1951) 440 1910

Rheinbrücke Köln-Mühlheim (1951) 305 1770  1810


Bürgermeister Smidt Brücke (1952), 300 1750  1960
Bremen
Offene Längsrippen

Rheinbrücke Speyer (1956) 350 1750

Nordbrücke Düsseldorf (1957) 400 1800

St. Albanbrücke Basel (1955) 300 1670


Savebrücke Belgrad (1956) 300,2 1562
Severinsbrücke Köln (1959) 293  384 2000
Rheinbrücke Kehl-Straßburg (1960) 300 2560
Europabrücke Innsbruck (1963) 370 1500
Norderelbebrücke Hamburg (1957) 340  360 2670
Rheinbrücke Mainz-Weisenau (1961) 300 1540
Kaiserleibrücke Frankfurt (1962) 300 1425

Brücke Jülicherstraße Düsseldorf


300 2000
(1963)

Weserbrücke Porta (1954) 316 2360


Geschlossene Längsrippen

300 2014  2069


Rheinbrücke Duisburg-Homberg (1954)
300 2030
Rheinbrücke Mannheim-Ludwigshafen (1958)
Stadtautobahn Duisburg (1963)
270  330 2000  2200

Haseltalbrücke (1961) 310 2310


Rheinbrücke Schierstein (1962) 300 3000

Fuldabrücke Berghausen (1962) 300 2650  2750


Rheinbrücke Leverkusen (1964) 300 2530

Rheinbrücke Emmerich (1964) 296 2525


Rheinbrücke Bonn-Nord (1967) 300 2243

4.4.7 Walzträger in Beton


Walzträger in Beton sind eine Lösung für einfeldrige Eisenbahnbrücken bis zu 25 m
Stützweite. Konstruktive Einzelheiten zur baulichen Durchbildung können den Richt-
zeichnungen WIB 1, 2, 10, 11, 12, 20 und 30 entnommen werden. Bild 4.46 zeigt
einen Ausschnitt aus der Konstruktionsrichtzeichnung WIB 10 [10], aus dem das
Konstruktionsprinzip unmittelbar deutlich wird. Die im Bild dargestellten Faser-
4.4 Haupt- und Sekundärtragwerke 359

zementplatten zwischen den Walzträgern werden als Schalungshilfe für das Beto-
nieren der Stahlbetonkonstruktion verwendet. 4

Bild 4.46 Walzträger in Beton (WIB) nach WIB 10 [10]

4.4.8 Vorgespannte Doppelverbundträger

Die in Bild 4.47 dargestellten Querschnitte einer Eisenbahn- und einer Straßenbrücke
bestehen aus vorgespannten Doppelverbundträgern. Gemäß [139] werden derartige
Konstruktionen bei Straßenbrücken ab etwa 35 m Länge eingesetzt. Bei Eisenbahn-
brücken liegt der Einsatzbereich zwischen 20 und 50 m. Im Werk werden zunächst
vorgekrümmte Stahlträger hergestellt und so belastet, dass in den Untergurten Zug-
spannungen auftreten. Danach wird der Untergurtbeton betoniert und nach dem Erhär-
ten die Belastung entfernt, so dass in den Untergurten eine Druckvorspannung ent-
steht. Auf der Baustelle werden die Träger zu Doppelverbundträgern vervollständigt.

Bild 4.47 Vorgespannte Doppelverbundträger für Eisenbahn- und Straßenbrücken


360 4 Brückenbau

4.5 Bauliche Durchbildung der Bauteile


4

4.5.1 Aussteifung von Blechen

Stahlbrücken bestehen zu einem großen Teil aus plattenartigen Bauteilen, wie z. B.


aus:
x Fahrbahn- und Gehwegplatten
x Hauptträgerstegen
x Bodenplatten von Hohlkastenquerschnitten
Bei diesen Bauteilen handelt es sich um ausgesteifte Bleche mit relativ geringen
Blechdicken, die in der Regel zwischen 10 und 20 mm liegen. Die Bleche müssen aus
folgenden Gründen ausgesteift werden:
x Abtragung örtlicher Lasten (Verkehrslasten, Wind)
x Verhinderung des Beulens bei Druck- und/oder Schubbeanspruchungen
x Formerhaltung von Querschnitten
x Einleitung örtlich konzentrierter Lasten

Tabelle 4.4 Steifentypen und Hauptanwendungsgebiete


Steifentyp Hauptanwendungsgebiete

a) Flachstahl Fahrbahnsteifen in Eisenbahnbrücken


Gehwegsteifen in Fußgängerbrücken
Beulsteifen
Lasteinleitungssteifen

b) T-Querschnitt Querträger
vertikale Stegblechsteifen
Steifen für stark gedrückte Bodenbleche
Lasteinleitungssteifen

c) Trapezprofil Fahrbahn- und Gehwegsteifen


Steifen für stark gedrückte Bodenbleche
Beulsteifen

d) Winkel Beulsteifen, z. B. L 70 x 7
4.5 Bauliche Durchbildung der Bauteile 361

Die Bleche werden in der Regel längs und quer ausgesteift, bei querorientierten Kon-
struktionen nur in Querrichtung. Tabelle 4.4 enthält eine Zusammenstellung mit ver- 4
schiedenen Steifentypen und den gebräuchlichen Anwendungsgebieten. Bei der Aus-
wahl des Steifentyps sind folgende Einflüsse von Bedeutung:
x Tragfähigkeit
x Fertigungsaufwand
x Korrosionsschutz
x Beschaffbarkeit
x Materialkosten für die Steife
Bild 4.48 erlaubt den Vergleich verschiedenartig ausgesteifter Bleche. Die Flach-
stahl- und die T-Steifen müssen jeweils beidseitig angeschweißt werden. Eine
einseitige Schweißnaht würde zwar in vielen Fällen statisch ausreichen, auf der
anderen Seite würde aber ein unverschlossener Spalt zwischen Blech und Steife
entstehen, der aus Gründen des Korrosionsschutzes nicht akzeptiert werden kann.
Außerdem wirken sich einseitige Schweißnähte ungünstig auf die Betriebsfestigkeit
aus.
Die Trapezsteifen können nur jeweils außen angeschweißt werden, so dass gegenüber
den anderen Lösungen die Schweißnahtlängen nur halb so groß sind. Darüber hinaus
sind bei den Trapezsteifen die Aufwendungen für den Korrosionsschutz geringer
(kleinere Flächen, weniger Kantenschutz). Aufgrund dieser Vorteile haben sich die
Trapezsteifen durchgesetzt und werden bevorzugt verwendet.

Bild 4.48 Ausgesteifte Bleche mit Flachstahlsteifen, T-Steifen und Trapezsteifen


Trapezsteifen finden nicht nur als Fahrbahn- und Gehwegsteifen Verwendung, son-
dern auch als Beulsteifen. Dies erklärt sich im Wesentlichen aus den veränderten
Herstellungsverfahren. Während die Trapezsteifen noch bis etwa Mitte der 1980er
Jahre ausschließlich durch Walzen hergestellt und aufgrund der vorhandenen Walzen
nur in einigen wenigen Formen verfügbar waren, werden sie heutzutage aus ebenen
Blechen abgekantet. Mit den Abkantbänken können die Trapezprofile in großen Län-
gen und stark variablen Querschnittsformen hergestellt werden. Dies ist für die Ver-
wendung als Beulsteife von großer Bedeutung, da dafür größere Öffnungsbreiten als
bei Fahrbahnsteifen benötigt werden.
Die Tragfähigkeit von Blechen mit Trapezsteifen oder T-Steifen ist, da sie Untergurte
haben, natürlich größer als die von Blechen mit Flachstahlsteifen. Die Stützweiten,
d. h. die Querträgerabstände, von Konstruktionen mit Trapezsteifen oder T-Steifen
können daher deutlich größer als bei Blechen mit Flachstahlsteifen gewählt werden,
was im Hinblick auf den Fertigungsaufwand günstig ist.
362 4 Brückenbau

Bild 4.49 Abmessungen von kalt gewalzten Trapezprofilen


Kaltgewalzte Trapezprofile wurden früher von den Firmen Krupp und Hoesch in
Längen bis zu 24 m aus Warmband der Güte St 52-3 (S 355) hergestellt. Da für jede
Profilform ein entsprechender Walzensatz benötigt wurde, war die Anzahl der verfüg-
baren Profilformen begrenzt. Zur Herstellung einer bestimmten Profilform mussten in
die Kaltwalzanlage die zugehörigen Walzen eingebaut werden. Dies war mit relativ
hohen Kosten verbunden, so dass der Bezug von geringen Mengen einer Profilform
unwirtschaftlich war. Die Fertigung von kalt gewalzten Trapezprofilen wurde daher
aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Da die Abmessungen von kalt gewalzten
Trapezprofilen in der Literatur häufig vorkommen und zur Orientierung für abge-
kantete Trapezprofile verwendet werden können, ist eine Auswahl in Bild 4.49 zu-
sammengestellt.
Abgekantete Trapezprofile konnten früher nur in Längen bis zu etwa 6 m hergestellt
werden. Da man aufgrund üblicher Schusslängen für ausgesteifte Platten größere
Längen benötigt, waren drei bis vier Stöße erforderlich, was zu hohen Kosten führte.
Das Problem wurde durch die Kopplung mehrerer Abkantbänke gelöst, so dass
ausreichende Fertigungslängen ohne Stöße erzielt werden können. Die Abkanttechnik
ermöglicht gegenüber dem Kaltwalzen eine wesentlich größere Variationsbreite an
Querschnittsformen und eine deutlich bessere Anpassung an den jeweiligen Verwen-
dungszweck.

4.5.2 Herstellungs- und Montageeinheiten

Die Bauteile von Brücken werden in der Werkstatt gefertigt, zur Baustelle trans-
portiert und dort montiert. Häufig werden sie zunächst auf Vormontageplätzen im
Bereich der Baustelle zu größeren Montageschüssen zusammengefügt. Bild 4.50 zeigt
anschaulich die Transporteinheiten der Jagsttalbrücke Widdern. Ergänzend dazu
können Bild 4.51 die Abmessungen und Gewichte der Fertigungs- und Montage-
schüsse für die Hochbrücke Levensau entnommen werden, s. auch Bild 4.43. Die
Längen der Montageschüsse liegen zwischen 12,42 und 26,40 m, überwiegend jedoch
bei etwa 15 bis 17 m. Die Fertigungsbreiten reichen von etwa 2,0 bis 3,7 m.
4.5 Bauliche Durchbildung der Bauteile 363

Bild 4.50 Transporteinheiten der Jagsttalbrücke Widdern [60]

Schuss Nr. Länge Einzelgewichte [t]


[m] Kasten gesamt
Nord Süd 1+2 3+5+6+7 8 4+4'
1 20 26,40 37 52 16 34 154 228
2 19 24,90 35 53 15 32 153 223
3 18 16,60 24 53 10 22 138 186
4 17 16,57 24 70 10 22 172 220
5 16 12,42 23 78 10 16 182 228
6 15 16,52 24 73 10 22 178 226
7 14 16,60 24 48 10 22 128 176
8 13 20,75 30 48 13 25 134 194
9 12 16,60 24 42 10 22 116 164
10 - 16,10 24 46 10 22 124 172
- 11 15,10 23 44 10 21 119 145

Bild 4.51 Abmessungen und Gewichte der Montageschüsse bei der


Hochbrücke Levensau [56]
364 4 Brückenbau

Die Bilder 4.52 und 4.53 zeigen das übliche Herstellungsprinzip von längs und quer
4 ausgesteiften Platten:
Längssteifen (auch Längsrippen genannt) werden ohne Unterbrechungen
durch Ausnehmungen in Quersteifen bzw. Querträgern hindurchgeführt.
Die Querträgerabstände von Straßenbrücken liegen bei vielen ausgeführten Brücken
zwischen 3,5 und 4 m. Bild 4.52 zeigt den Abschnitt einer längs ausgesteiften Fahr-
bahnplatte im Bereich von zwei Querträgern. Sie ist um 180 ° gedreht dargestellt, weil
sie in dieser Lage hergestellt wird. Dabei wird das Fahrbahnblech zunächst nach oben
gekrümmt überhöht auf Zulagen gelegt und die Überhöhung so gewählt, dass der zu
erwartende Schweißverzug ausgeglichen wird. Danach werden die Trapezsteifen an
das Blech geheftet und mit Schweißautomaten angeschweißt. Anschließend werden
die Querträgerstücke gemäß Bild 4.53 über die Trapezsteifen gestülpt und mit diesen
und dem Blech durch Kehlnähte verbunden. Vorab werden an anderer Stelle die Aus-
nehmungen in den Querträgerstegen mit NC-Maschinen ausgebrannt und die Quer-
trägeruntergurte an die Stege geschweißt. Die oben erwähnte Überhöhung ist in
Bild 4.52 nicht dargestellt. Mit trapezförmigen Längsrippen ausgesteifte Bleche
zeigen die Fotos in den Bildern 4.36 und 4.148.

Bild 4.52 Abschnitt einer um 180° gedrehten Fahrbahnplatte

Bild 4.53 Herstellung längs und quer ausgesteifter Platten


4.5 Bauliche Durchbildung der Bauteile 365

4.5.3 Empfehlungen für Straßenbrücken mit Stahlfahrbahnen


4
Im Anhang NA.G (normativ) der DIN EN 1993-2, der den Anhang C (informativ)
ersetzt, werden Empfehlungen für die bauliche Durchbildung von Stahlfahrbahnen
gegeben. Sie betreffen die bauliche Durchbildung, Schweißvorbereitung, Fertigung
und Prüfung von Fahrbahnen von Straßenbrücken, durch die Folgendes erreicht
werden soll:
a) eine Mindestqualität, wie sie in DIN EN 1993-2, Abschnitte 2 bis 8, bzw. DIN EN
1993-1-9 vorausgesetzt wird,
b) eine Regelausbildung mit dauerhaften Details, die keinen weiteren Ermüdungs-
nachweis mehr erfordern.
Die Empfehlungen orientieren sich an der in Bild 4.54 angegebenen Regelausbildung
der Stahlfahrbahn und beziehen sich hauptsächlich auf Gestaltungsempfehlungen für
die Details 1 bis 7 in Bild 4.54. Auszugsweise sind in Bild 4.55 einige Gestaltungs-
empfehlungen für bauliche Details zusammengestellt.

Bild 4.54 Bauliche Details in der Regelausführung einer Stahlfahrbahn bei


Straßenbrücken nach DIN EN 1993-2
366 4 Brückenbau

Bild 4.55 Bauliche Details bei Straßenbrücken nach DIN EN 1993-2


4.5 Bauliche Durchbildung der Bauteile 367

Deckblechstöße gemäß Bild 4.55a sollten quer zur Fahrtrichtung als doppelte V-
Naht oder V-Naht mit Wurzellage, Gegenlage oder mit keramischer Unterlage ausge- 4
führt werden. „Plättchenstöße“ werden wegen der Kreuzung mit den Längsrippen
nicht empfohlen. In Fahrtrichtung sollten die Deckblechstöße wie quer zur Fahrt-
richtung angegeben hergestellt werden. Mit Zustimmung des Auftraggebers dürfen V-
Nähte mit stählernen Unterlagen („Plättchen“) vorgesehen werden. Für die Ver-
bindungen zwischen Deckblech und den Stegen von Hauptträgern, Längsträgern und
Querträgern reichen Kehlnähte aus. Dies gilt auch für die Verbindungen zwischen
Längsrippen und Querträgern.
Für die Fahrbahnlängsrippen sind in der Regel Trapezprofile oder ähnliche Profile zu
wählen, so dass gemeinsam mit dem Fahrbahnblech Hohlprofile entstehen. Die
Schweißverbindung zwischen Trapezsteifen und Deckblech sollte eine Naht PLWD•W
sein. Unabhängig vom Ergebnis der statischen Berechnung sollte die Nahtdicke min-
destens der Wanddicke t der Profile entsprechen. Der Baustellenstoß der Längsrippen
ist als Fensterstoß auszubilden, s. Detail 5 in Bild 4.54 sowie Bilder 4.58 und 4.59.
Seine Lage ist möglichst im Abstand von etwa 0,2 l vom Querträger vorzusehen (mit l
als Querträgerabstand).
Bei den Kreuzungspunkten zwischen Längsrippen und Querträgern ist die Bauart mit
Ausnehmungen in den Querträgerstegen und durchgeführten Rippen die Regelbau-
weise. Abschnittsweise zwischen die Querträger eingepasste Rippen ohne Durch-
führung dürfen nur in Ausnahmefällen ausgeführt werden, wenn die folgenden Be-
dingungen eingehalten werden:
1. Die Brücken sind nur für leichten Verkehr ausgelegt.
2. Der Querträgerabstand ist nicht größer als 2,75 m.
3. Die Stähle entsprechen der Z-Güte nach DASt-Ri 014.
4. Es wird eine Zusammenbau- und Schweißfolge Feld für Feld vorgesehen, mit der
der Schweißschrumpf minimiert wird.
Der Anschluss der Rippen an die Stege sollte mit Stumpfnähten erfolgen, für die die
Schweißnahtvorbereitung vorgegeben ist. Sinngemäß gelten die genannten Anfor-
derungen auch für die Anschlüsse der Rippen an Endquerträger.
Flachstahlsteifen können gemäß Bild 4.55c mit oder ohne Ausnehmungen am Deck-
blech durch die Querträgerstege geführt werden. An der Unterkante der Flachblech-
rippen sind Ausnehmungen vorzusehen. Bei Trapezsteifen sind Ausnehmungen im
Bereich der Nahtkreuzung zwischen der Anschlussnaht von Querträgersteg an Längs-
rippe und der Halsnaht zwischen Längsrippe und Deckblech zu vermeiden. Im Be-
reich der Rippenuntergurte können Freischnitte vorgesehen werden. Sie sind gemäß
Bild 4.55d zu gestalten.
Bei der Bemessung der Stegdicke des Querträgersteges ist die Schubweichheit der
Reststege („Zahnnachweis“) zwischen den Ausschnitten aufgrund einer Berechnung
als Vierendeel-Träger bzw. bei der Bemessung als Biegeträger ohne Berücksichtigung
der Ausschnitte mit einer 15 %igen Abminderung der Schubkraft zwischen Reststeg
und Deckblech zu berücksichtigen, s. auch Bild 4.62. Für das Berechnungsbeispiel in
Abschnitt 4.14.3 wird in [55] der Zahnnachweis geführt.
368 4 Brückenbau

Der Anschluss des Querträgeruntergurtes an den Hauptträger ist für durchlaufende


4 Querträger als Stumpfnaht auszubilden. Tabelle NA.G.3 im NA zur DIN EN 1993-2
enthält weitere Angaben für zahlreiche Konstruktionsdetails bezüglich Fertigung,
Prüfverfahren, Prüfumfang und dem geforderten Prüfergebnis.

Bild 4.56 Maximale Abstände der Längsrippen und minimale Deckblechdicken


Für die Deckblechdicke und die Längsrippen werden folgende Empfehlungen gege-
ben, s. auch Bild 4.56:
1. FahrbahnbleFKLP)DKUEDKQEHUHLFKW•PPIU%HODJGLFNHn > 40 mm
2. Grenzmaß der Schlankheit des Deckblechs im Fahrbahnbereich:
$EVWlQGHHXQGD”PP VRZLHHXQGD”W
3. Die Mindestdicke der Längsrippen beträgt 6 mm. Die Mindeststeifigkeit der
Längsrippen ist Bild 4.57 zu entnehmen.
4. Deckblech für Fußgängerbrücken, nicht befahrbare Mittelstreifen und Gehweg-
EHUHLFKHW•PP$EVWlQGHHXQGD”PPVoZLHHXQGD”W
Anmerkung: Bei Einhaltung der Empfehlungen 1 bis 4 brauchen die Biegemomente
im Deckblech nicht nachgewiesen zu werden.

Bild 4.57 Querträgerabstände und Mindeststeifigkeit von Längsrippen


4.5 Bauliche Durchbildung der Bauteile 369

Bei der Aussteifung von Blechen mit trapezförmigen Profilen entstehen gemäß
Bild 4.56 Hohlsteifen, so dass für die geschweißten Werkstatt- und Montagestöße 4
geeignete konstruktive Lösungen benötigt werden. Bild 4.58 zeigt einen Baustellen-
stoß nach dem derzeitigen Stand der Technik, bei dem die Trapezsteifen ca. 100 bis
150 mm vor dem Montageschuss enden und Stahlplättchen als Schweißbadsicherung
verwendet werden. Im Stoßbereich entsteht ein ca. 200 bis 300 mm langes „Fenster“,
das durch ein trapezförmiges Einsatzteil geschlossen wird. Die Werkstattnähte enden
bereits ca. 300 bis 350 mm vor dem Deckblechstoß, damit Fertigungsungenauigkeiten
im Bereich der Baustellennähte ausgeglichen werden können.

Bild 4.58 Baustellenstoß einer trapezförmigen Längsrippe und des Deckblechs

Das Foto in Bild 4.59 zeigt den Baustellenstoß einer Längsrippe und des Bodenblechs
einer Brücke mit Hohlkastenquerschnitt. Die Aufnahme entstand bei der Ausführung
von Strahl- und Anstricharbeiten im Bereich der Montagestöße.

Bild 4.59 Längsrippen- und Bodenblechstoß


370 4 Brückenbau

4.5.4 Empfehlungen für Eisenbahnbrücken mit Stahlfahrbahnen


4
Im Anhang NA.G (normativ) der DIN EN 1993-2, der den Anhang C ersetzt, werden
Empfehlungen für die bauliche Durchbildung von Stahlfahrbahnen gegeben. Sie be-
treffen die bauliche Durchbildung, Schweißvorbereitung, Fertigung und Prüfung von
Fahrbahnen von Eisenbahnbrücken, durch die die Mindestqualität erreicht werden
soll, die in DIN EN 1993-2 bzw. DIN EN 1993-1-9 vorausgesetzt wird.
Die Fahrbahnen von Eisenbahnbrücken können in der folgenden Weise ausgesteift
werden:
1. mit Längsrippen und Querträgern
2. nur mit Quersteifen
Bei Fahrbahnen mit Längsrippen sollten nur offene Rippen aus Flachstählen oder
Hohlprofilrippen mit Trapezprofilen verwendet werden. Bei Fahrbahnen mit Hohl-
profilrippen sind die Querträger immer mit Untergurt auszubilden. Für Fahrbahnen
mit Längsrippen aus Flachstählen und nur quer ausgesteifte Fahrbahnen dürfen Quer-
träger bzw. Quersteifen ohne Untergurte verwendet werden. Die Anforderungen an
die Abmessungen und Blechdicken können den Tabellen 4.5 und 4.6 in Verbindung
mit Bild 4.60 entnommen werden.

Erläuterungen zu den horizontalen Abständen:


ea: Nettoabstand zwischen Hauptträgersteg und erster Hohlrippe auf Höhe des Deck-
bleches
a: Breite der Hohlrippe auf Höhe des Deckbleches
ei: Nettoabstand zwischen den Hohlrippen auf Höhe des Deckbleches
eR: Abstand der Schwerpunktslinien von Hauptträgersteg und erster Hohlrippe
e LR : Abstand der Schwerpunktslinien zwischen den Hohlrippen

Bild 4.60 Maßbezeichnungen bei Fahrbahnen mit Längsrippen und Querträgern


Tabelle 4.5 Abmessungen für nur quer ausgesteifte Fahrbahntafeln
Dicke t Dbl des Deckblechs t Dbl t 14 mm
Achsabstand e QT 500 mm d e QT d 800 mm
Achsabstand e R der Quersteifen e R t 400 mm
Stegdicke t Steg,QT der Quersteifen t Steg,QT t 10 mm
Gurtdicke t Gurt,QT der Quersteifen, t Gurt,QT t 10 mm
sofern Gurte vorhanden sind
4.5 Bauliche Durchbildung der Bauteile 371

Tabelle 4.6 Abmessungen für Fahrbahnen mit Längsrippen und Querträgern

Flachstahlsteifen Trapezhohlsteifen
4
Dicke t Dbl des Fahrbahnblechs t Dbl t 14 mm t Dbl t 14 mm

Achsabstand e LR der Längsrippen 400 mm d e LR d 700 mm 600 mm d e LR d 900 mm

Randabstand e R der ersten


e R t e LR e R t e LR
Längsrippe

Querträgerabstand e QT e QT d 2700 mm 2500 mm d e QT d 3500 mm

Verhältnis h LR /h QT (Höhe Längs-


h LR /h QT d 0,5 h LR /h QT d 0,4
rippen/Höhe Querträger)

Blechdicke t LR der Längsrippen t LR • 10 mm 6 mm d t LR d 10 mm

Stegdicke t Steg,QT der Querträger t Steg,QT t 10 mm 10 mm d t Steg,QT d 20 mm

(falls Gurte vorhanden)


Gurtdicke t Gurt,QT der Querträger t Gurt,QT t 10 mm
t Gurt,QT t 10 mm

Bild 4.61 Durchdringung von Längsrippen durch Querträgerstege


Die Längsrippen sind, wie in Bild 4.61 dargestellt, durch entsprechende Ausnehmun-
gen in den Querträgerstegen ohne Unterbrechungen durchzuführen. Bei Längsrippen
aus Flachstahlsteifen wird der Querträgersteg beidseitig mit Kehlnähten ange-
schweißt. Die konstruktive Ausbildung der Durchdringung Trapezsteife/Querträger-
steg ist in Bild 4.61b dargestellt. Sie hat große Bedeutung für die Ermüdungsfestigkeit
des Konstruktionsdetails. Bei Trapezsteifen mit t < 8 mm darf auf eine Abschrägung
der Trapezsteife im Deckblechbereich verzichtet werden, wenn anhand von Arbeits-
proben eine einwandfreie Nahtausbildung nachgewiesen wird. Sofern dickere Trapez-
steifen verwendet werden, sind die Kanten zwecks Schweißnahtvorbereitung abzu-
schrägen, so dass außen über t minus 2 mm mindestens ein Öffnungswinkel von 50°
entsteht.
372 4 Brückenbau

Bild 4.62 Statisches Modell für die Querträger

Bei orthotropen Fahrbahnplatten mit Trapezsteifen dürfen die Schnittgrößen der


Querträger am Ersatzsystem gemäß Bild 4.62 ermittelt werden. Dabei sind das Deck-
blech und Teile des Querträgers unterhalb der Ausnehmungen als Gurte aufzufassen
und die Reststege (Stegzähne) zwischen den Ausnehmungen als Pfosten. Bei der Be-
rechnung ist gemäß NA.G.2.5.3 der DIN EN 1993-2 wie folgt vorzugehen:
x Die Verformungsanteile infolge von Biegemomenten, Normalkräften und Quer-
kräften sind zu berücksichtigen.
x Die zwischen Deckblech und Querträgersteg zu übertragenden Schubkräfte auf den
gefährdeten Schnitt A–A in Bild 4.63 sind als Biege- und Schubbeanspruchungen
anzusetzen.
x Die durch die örtliche Krafteinleitung der Trapezsteifen entstehenden Druckspan-
nungen sind mit den vorgenannten Stegzahn-Biegespannungen zu überlagern. Bei
der Berechnung dieser Druckspannungen ist auf der Biegezugseite des gefährdeten
Querschnitts eine Ausstrahlung von 45 °, auf der Biegedruckseite von 35 ° anzu-
nehmen.
x Im Stegzahn sind die aus den horizontalen und vertikalen Schubkräften resul-
tierenden Schubspannungen zu addieren.
Bei dieser Vorgehensweise ergeben sich folgende Normalspannungen:
M V ˜ hA (N re  N li ) ˜ h A (4.5)
W t ˜ b 2B 6 ; A1D b1D ˜ t ; A 2D b 2D ˜ t (4.6ac)
M FR,i FR,i 1
V1,B V2,B ; V1,D  ; V2,D  (4.7ac)
W 2A1D 2A 2D
V1 V1,B  V1,D ; V2 V2,B  V2,D (4.8a+b)
FR,i und FR,i+1 sind die Rippenauflagerkräfte, s. Bild 4.63.
Anmerkung: Bild 4.62 wurde nicht aus dem Anhang NA.G der DIN EN 1993-2
übernommen, weil das statische Modell dort nicht eindeutig dargestellt ist.
4.5 Bauliche Durchbildung der Bauteile 373

Bild 4.63 Spannungsermittlung im Schnitt A–A der Querträgerstegzähne

4.5.5 Abmessungen von Blechen und Profilen

Im Anhang C (informativ) und im Anhang NA.G (normativ) der DIN EN 1993-2


werden Empfehlungen für die bauliche Durchbildung von Stahlfahrbahnen gegeben.
Da man von den Empfehlungen nur abweichen kann, wenn aufwändige und teilweise
nicht eindeutig geklärte Berechnungen und Nachweise durchgeführt werden, handelt
es sich praktisch um verbindliche Vorgaben. Wie in den Abschnitten 4.5.3 und 4.5.4
erläutert, sind folgende Mindestdicken einzuhalten:
x Fahrbahnbleche von Straßenbrücken
t •PPUnterstützungsabstände ”PPVDXFK%LOG6
x Deckbleche von Fußgängerbrücken, nicht befahrenen Mittelstreifen und Gehweg-
bereichen von Straßenbrücken
W• mm, Unterstützungsabstände ”PPVRZLHHW”
x Fahrbahnbleche von Eisenbahnbrücken
W•PPVDXFK7DEHllen 4.5 und 4.6
Gemäß ZTV-ING und Richtlinie 804 werden für Bleche Mindestdicken und für Profi-
le Mindestabmessungen gefordert, die hier in den Tabellen 4.7 und 4.8 zusammenge-
stellt sind. Die Mindestdicken sind für die konstruktive Auslegung von großer Be-
deutung, da sie in vielen Fällen zu statisch ausreichenden Blechdicken führen. Beim
Lösen einer Konstruktionsaufgabe bilden sie daher den Ausgangspunkt für den ersten
Entwurf, der anschließend an die Ergebnisse der statischen Berechnungen angepasst
wird.
Die Blechdicken für Konstruktionen des Brückenbaus liegen überwiegend zwischen
10 und 20 mm. Teilweise können jedoch auch deutlich größere Blechdicken erforder-
lich sein, was beispielsweise bei den Untergurten von Hauptträgern häufig der Fall ist.
Bei der Wahl der Blechdicken ist die Dickenbegrenzung gemäß DIN EN 1993-2, s.
Tabellen NA.1 und NA.2, zu beachten. Tabelle 4.9 enthält auszugsweise eine Zusam-
menstellung für die Stahlgüten S 235 und S 355. Bei Eisenbahnbrücken dürfen Bleche
374 4 Brückenbau

und Breitflachstähle über 100 mm Dicke nur mit Genehmigung verwendet werden.
4 Bleche, die ausschließlich auf Druck in Dickenrichtung beansprucht werden, dürfen
ohne Genehmigung auch mit Dicken größer als 100 mm verwendet werden. Bei
solchen Bauteilen darf auch auf den Aufschweißbiegeversuch verzichtet werden.
Tabelle 4.7 Mindestabmessungen nach ZTV-ING [1]
U-Stähle 120 mm Höhe
I-Stähle 140 mm Höhe
Zwischenlängsträger, einwandige Rippen 8 mm Dicke
Stege und Gurte von Vollwandhauptträgern d 1,5 m Konstruktionshöhe 10 mm Dicke
Stege und Gurte von Vollwandhauptträgern > 1,5 m Konstruktionshöhe 12 mm Dicke
Stege, Gurte und Bodenbleche von Hohlkastenträgern 10 mm Dicke
Bleche von Fachwerkstäben mit Hohlquerschnitten 8 mm Dicke
Seiten- und Deckbleche sonstiger Bauteile mit Hohlquerschnitten 5 mm Dicke
Abdeckbleche 5 mm Dicke
Schrammborde und Schotterbegrenzungen 14 mm Dicke
Wanddicke von Rohren 6 mm Dicke

Tabelle 4.8 Mindestdicken für Eisenbahnbrücken nach Richtlinie 804 [8]


Fahrbahnbleche, schotterberührt 14 mm
Gurtplatten und Stegbleche von Querträgern, Längsträgern u. Längsrippen 10 mm
Stegbleche von vollwandigen Hauptträgern bis 1,5 m Konstruktionshöhe 10 mm
Stegbleche von vollwandigen Hauptträgern über 1,5 m Konstruktionshöhe 12 mm
Stegbleche, schotterberührt (Schotterhalterung) 14 mm
Gurtplatten 15 mm
Seiten- und Deckbleche von Hohlquerschnitten bei Fachwerkstäben 8 mm
Trapezsteifen 6 mm
Bleche von Hohlquerschnitten in sonstigen Tragteilen außer in Geländern 5 mm
Wanddicke von Hohlprofilen in Geländern 3 mm
Wanddicke von Hohlprofilen in tragenden Bauteilen 4 mm
Stege von Formstählen 6 mm
Winkelstähle mindestens 70u70u7 mm
Abdeckbleche und sonstige Teile, für die kein Betriebsfestigkeitsnachweis
geführt zu werden braucht, z. B. Verbände, Konsolen, Geländer 5 mm

Neben den Blechdicken sind auch die lieferbaren Blechabmessungen in Breite und
Länge für die Herstellung der Bauteile von großer Bedeutung. Bezüglich der Stahl-
erzeugnisse werden Flachstähle, Breitflachstähle, Grobbleche und Bandstähle unter-
schieden, die der Stahlbauer in der Regel zusammenfassend Bleche nennt. Flachstähle
haben Lieferbreiten zwischen 10 und 150 mm, Dicken zwischen 5 und 60 mm sowie
Längen zwischen 6 und 12 m. Für Breitflachstähle betragen die entsprechenden
Abmessungen: 100 bis 1250 mm, 4 bis 80 mm und 4 bis 12 m.
Breitflachstähle sind ähnlich wie Bänder in einer Richtung gewalzte, längs entwickel-
te Formen. Bleche werden im Gegensatz dazu in zwei Richtungen (längs und quer)
gewalzt. Breitflachstähle werden in Deutschland kaum noch durch Walzen hergestellt
und fast ausschließlich aus Blechen durch Brennschneiden gefertigt. Die lieferbaren
Abmessungen von Blechen hängen sehr stark von den Herstellern ab. In Tabelle 4.10
wird als Auszug aus dem Lieferprogramm eines deutschen Herstellers die maximale
Blechlänge in Abhängigkeit von den Blechdicken und Blechbreiten angegeben. Sie
beträgt maximal 24 m und ist bei kleinen Blechdicken und -breiten aufgrund des
4.5 Bauliche Durchbildung der Bauteile 375

Handlings auf 12 m begrenzt. Bei großen Blechdicken und -breiten muss die Blech-
länge infolge Gewichtsbegrenzung des Vormaterials beschränkt werden. Übliche 4
Blechabmessungen können den Bildern 4.50 und 4.51 entnommen werden.
Tabelle 4.9 Dickenbegrenzung von Stahlteilen nach DIN EN 1993-2 (NA)
t in mm für Straßenbrücken t in mm für Eisenbahnbrücken
2) 1) 1)2)
Stahlgüte Druckbereich Zugbereich Druckbereich Zugbereich
S235 JR 75 45 (30) - -
S235 J0 100 65 (30) 100 55 (30)
S235 J0+N 100 65 (65) 100 55 (55)
S235 J2 135 90 (30) 135 80 (30)
S235 J2+N 135 90 (90) 135 80 (80)

S355 J0 80 45 (30) 80 40 (30)


S355 J2 110 65 (30) 110 55 (30)
S355 K2 130 80 (30) 130 70 (30)
S355 N/M 130 80 (80) 130 70 (70)
S355 NL/ML 175 110 (100) 175 95 (95)

1) Dicken größer als 100 mm sind bei Eisenbahnbrücken nur mit Zustimmung im Einzelfall
erlaubt.
2) Bei Dicken t 30 mm ist ein Aufschweißbiegeversuch erforderlich. Bei Anwendung der
Klammerwerte kann er entfallen.

Tabelle 4.10 Anhaltswerte für maximal lieferbare Längen von Blechen


Blech- Blechbreite in mm
dicke 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 2200 2400 2600 2800 3000 3200
mm Blechlänge in m
6 12 12 12 12 12 12 20 20 20 20 20 20
7 12 12 12 12 20 20 20 20 20 20 20 20 9
8 16 16 16 16 20 20 20 20 20 20 20 20 12
10 16 16 16 16 20 20 20 20 20 20 20 20 14
12 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20
15 24 24 24 24 24 24 24 24 24 24 24 24 24
20 24 24 24 24 24 24 24 24 24 24 24 24 24
25 24 24 24 24 24 24 24 24 24 24 23 20 18
30 24 24 24 24 24 24 24 24 24 21 20 18 18
35 24 24 24 24 24 24 24 24 22 18 17 16 15
40 24 24 24 24 24 24 21 20 20 16 15 14 13
45 24 24 24 24 24 21 20 20 20 14 13 12 12
50 24 24 24 24 24 21 20 20 20 13 12 11 11
376 4 Brückenbau

4.5.6 Betonfahrbahnplatten
4
Grundgedanke bei der Konstruktion von Verbundbrücken ist es, Betonplatten in
druckbeanspruchten Bereichen anzuordnen, da der Beton sehr gut geeignet ist,
Druckbeanspruchungen aufzunehmen. Dieses Prinzip wird bei einfeldrigen Deckbrü-
cken mit oben liegender Betonfahrbahnplatte erfüllt. Bei Durchlaufträgern liegt die
Betonfahrbahnplatte jedoch wegen der negativen Stützmomente bereichsweise im
Zugbereich. Zugbeanspruchungen treten auch in den Betonfahrbahnplatten von Stab-
bogenbrücken auf, da dort Zugnormalkräfte aus der Haupttragwirkung aufzunehmen
sind. Hinzu kommen Zugbeanspruchungen aus der örtlichen Biegung infolge Platten-
tragwirkung.
Zugbeanspruchungen können durch Spannglieder in Längs- und Querrichtung sowie
bei Durchlaufträgern durch Montagemaßnahmen (Anheben/Absenken) reduziert wer-
den. Bis etwa 1990 wurden die Betonplatten von Verbundbrücken in der Regel durch
Spannglieder vorgespannt, was beispielsweise für die in Bild 4.28 dargestellte Eisen-
bahnbrücke über die Weser bei Vennebeck zutrifft. Straßenbrücken wurden damals
für die so genannte „beschränkte Vorspannung“ und Eisenbahnbrücken für die „volle
Vorspannung“ ausgelegt. Da mit Spanngliedvorspannungen erhebliche Zwängungs-
beanspruchungen in die Tragwerke eingebracht werden und die Unterbringung der
Verankerungskörper von Längsspanngliedern bei den relativ geringen Plattendicken
oftmals schwierig ist, verzichtet man heutzutage weitgehend auf die Anordnung von
Längsspanngliedern und nimmt die Zugspannungen durch schlaffe Bewehrung auf.
Nach dem derzeitigen Stand der Technik werden Straßenbrücken im Allgemeinen so
konstruiert, dass auf eine Vorspannung mit Spanngliedern verzichtet werden kann. In
Sonderfällen (stark gevoutete Hauptträger, Fachwerkverbundträger) kann die Anord-
nung einer Längsvorspannung sinnvoll sein. Werden Fahrbahnplatten in Querrichtung
vorgespannt, sind Spannglieder ohne Verbund zu verwenden, die austauschbar sind.
Bei Eisenbahnbrücken dürfen Spannglieder mit und ohne Verbund verwendet sowie
schlaff bewehrte Fahrbahnplatten ausgeführt werden.

Bild 4.64 Querschnitt einer Straßenbrücke mit Betonfahrbahnplatte

Die Abmessungen von Betonfahrbahnplatten für Vollwandträgerdeckbrücken können


in Anlehnung an die Bilder 4.28 bis 4.35 gewählt werden. Bild 4.64 zeigt eine Platte
mit gegenläufigem Gefälle. In Tabelle 4.11 sind einige Angaben zusammengestellt,
die für die Auslegung von Betonfahrbahnplatten in Deckbrücken bei Straßenbrücken
zur Orientierung dienen können.
4.5 Bauliche Durchbildung der Bauteile 377

Tabelle 4.11 Betonfahrbahnplatten in Verbundbrücken (Deckbrücken)

Beton C35/45
4
Betonstabstahl BSt 500 S
Bewehrung Durchmesser: 10 mm d d s d 20 mm
Stababstand s t 10 cm, in äußeren Lagen s d 15 cm
Spannglieder möglichst keine
etwa 30 bis 40 cm, mindestens 20 cm
Anschnitt von Kragplatten: bis etwa 55 cm
Plattendicke
Außenrand von Kragplatten bei
Quervorspannung: mindestens 23 cm

Betonfahrbahnplatten und Stahlkonstruktionen werden in der Regel durch Kopfbol-


zendübel schubfest miteinander verbunden. Normalerweise werden Dübel mit Schaft-
durchmessern von 22 mm verwendet, so dass sich gemäß DIN EN 1994-2 die in Bild
4.65 angegebenen Abmessungen und Abstände ergeben. Bei Beton C35/45, einer
Zugfestigkeit des Bolzenmaterials von 450 N/mm2 und einer Höhe des Kopfbolzen-
dübels von h > 88 mm beträgt die Grenzscherkraft 102 kN pro Dübel.

Bild 4.65 Verbundsicherung mit Kopfbolzendübeln d = 22 mm


378 4 Brückenbau

4.5.7 Regelquerschnitte für Straßenbrücken


4
Beim Entwurf von Straßenbrücken verwendet man, soweit es die örtlichen Gegeben-
heiten zulassen, Regelquerschnitte. Bild 4.66 enthält eine Zusammenstellung aus der
Richtlinie für die Anlage von Straßen (RAS-Q).

Bild 4.66 Regelquerschnitte auf Straßenbrücken

In Bild 4.66 sind einige Maße gekennzeichnet, die folgende Bedeutung haben:
 : Beträgt die Gesamtlichtweite zwischen den Widerlagern einer Brücke im Zuge
einer Autobahn mit dem Regelquerschnitt RQ 29,5 100 m und mehr, wird die
Mittelkappe mit einer Breite von 3,00 m ausgeführt. Die inneren Randstreifen
haben dann eine Breite von 1,00 m, die Breite der äußeren Randstreifen beträgt
0,50 m. Auf diese Weise kann trotz einer um 0,50 m geringeren Gesamtbreite
des Bauwerkes beim RQ 29,5 eine Breite der Richtungsfahrbahnen von
11,50 m gewährleistet werden. Die notwendigen Verziehungen sind nach RAS-
L vorzunehmen.
 : s. RAS-Q
: Dieses Maß kennzeichnet die Gesamtbreite bei einseitiger Anordnung eines ge-
meinsamen Geh- und Radweges.
4.6 Einwirkungen und Bemessung 379

4.6 Einwirkungen und Bemessung


4

4.6.1 Vorbemerkungen

In den folgenden Abschnitten werden grundlegende Regelungen aus den DIN EN


Normen und ihren Nationalen Anhängen zu den Einwirkungen und zur Bemessung
zusammengestellt. Maßgebend für die Einwirkungen sind DIN EN 1990 und DIN EN
1991-2. Für die Bemessung werden hauptsächlich DIN EN 1993-2 und 1994-2 heran-
gezogen. Das Plattenbeulen und die Ermüdungsfestigkeit werden in den Abschnitten
4.7 und 4.8 behandelt.

4.6.2 Einwirkungen

Tabelle 4.12 enthält eine Zusammenstellung typischer Einwirkungen, die bei Stahl-
und Verbundbrücken zu berücksichtigen sind. In der Grundlagennorm zur Tragwerks-
berechnung DIN EN 1990 sind die Einwirkungskombinationen geregelt. Anhang A2
zur DIN EN 1990 liefert Regelungen und Verfahren zur Erstellung der Einwirkungs-
kombinationen für die Grenzzustände der Gebrauchstauglichkeit und der Tragfähig-
keit (außer Ermüdungsnachweise) zusammen mit den empfohlenen Bemessungswer-
ten für ständige, veränderliche und außergewöhnliche Einwirkungen sowiH GHQ ȥ-
Faktoren für Straßenbrücken, Fußgängerbrücken und Eisenbahnbrücken. Der Anhang
A2 gilt auch für die Einwirkungen während der Bauausführung. Zum Nachweis von
bauweisenunabhängigen Grenzzuständen der Gebrauchstauglichkeit werden ebenfalls
Verfahren und Regelungen angegeben. Für den Grenzzustand der Tragfähigkeit sind
üblicherweise die folgenden Einwirkungskombinationen zu bilden:
a) Ständige und vorübergehende Situationen: Bemessungswerte der vorherrschenden
Einwirkungen und die Kombinationswerte von weiteren Einwirkungen.
b) Außergewöhnliche Situationen: Bemessungswerte von ständigen Einwirkungen
zusammen mit dem häufigen Wert der vorherrschenden veränderlichen Einwir-
kung, die quasi-ständigen Werte von weiteren veränderlichen Einwirkungen und
der Bemessungswert einer außergewöhnlichen Einwirkung.
c) Situation infolge Erdbeben: Charakteristische Werte der ständigen Einwirkungen
zusammen mit den quasi-ständigen Werten von weiteren veränderlichen Einwir-
kungen und der Bemessungswert der Einwirkung infolge Erdbeben.
Für die Einwirkungssituation „Ständige und vorübergehende Situationen“ sollte der
Bemessungswert wie folgt ermittelt werden:

¦ J G, j ˜ G k, j  J p ˜ P  J Q,1 ˜ Qk,1 ¦ J Q,i ˜ \0,i ˜ Qk,i (4.9)


jt1 i !1

Gk,j = Charakteristischer Wert einer ständigen Einwirkung


P = Maßgebender repräsentativer Wert einer Vorspannung
380 4 Brückenbau

Qk,1 = Charakteristischer Wert einer maßgebenden veränderlichen Einwirkung


4 Qk,i = Charakteristischer Wert einer nicht maßgebenden veränderlichen Einwirkung
ȖG,j = Teilsicherheitsbeiwert der ständigen Einwirkung Gj
ȖP = Teilsicherheitsbeiwert für die Einwirkung infolge Vorspannung
ȖQ,i = Teilsicherheitsbeiwert für die veränderliche Einwirkung i
\ = Kombinationsbeiwert

Tabelle 4.12 Typische Beanspruchungen bei Stahl- und Verbundbrücken

Stahlbrücken Verbundbrücken
Beanspruchungen
Straße Eisenbahn Straße Eisenbahn
Eigengewicht x x x x
Verkehrslasten: Vertikallasten x x x x
Bremsen und Anfahren x x x x
Zentrifugallasten x x x x
Seitenstoß (Schlingerkraft) x x
Aerodynamische Einwirkungen x x
Windlasten x x x x
Wärmewirkungen x x x x
Anheben von Lagern x x x x
Belastungsgeschichte x x
Kriechen und Schwinden x x

Tabelle 4.13 Einwirkungskombinationen im Grenzzustand der Gebrauchstauglich-


keit
Ständige Veränderliche Einwirkungen Q d,
Kombination
Einwirkungen G d Maßgebende Andere
Charakteristisch
G k (P) Q k,1 \ 0,i ˜ Q k,i
(z. B. Durchbiegungen)
Häufig
G k (P) \ 1,1 ˜ Q k,1 \ 2,i ˜ Q k,i
(z. B. Schwingungen)
Quasi-ständig
G k (P) \ 2,1 ˜ Q k,1 \ 2,i ˜ Q k,i
(z. B. Kriechverformungen)
Nicht häufig
G k (P) \ 1,infq ˜ Q k,1 \ 1,i ˜ Q k,i
(z. B. Betonspannungen)

Einwirkungskombinationen für den Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit sind in


Tabelle 4.13 zusammengestellt. Sofern in den Eurocodes nichts anderes festgelegt ist,
ZHUGHQGLH7HLOVLFKHUKHLWVEHLZHUWHȖG XQGȖQ mit 1,0 angenommen.
4.6 Einwirkungen und Bemessung 381

Bei den Einwirkungen für Straßenbrücken werden vier Lastmodelle unterschieden:


x Lastmodell 1: Einzellasten und gleichmäßig verteilte Lasten, die die meisten Ein- 4
wirkungen aus LKW- und PKW-Verkehr abdecken. Dieses Modell kann sowohl
für globale als auch für lokale Nachweise angewandt werden.
x Lastmodell 2: Eine Einzelachse mit typischen Reifenaufstandsflächen, die die dy-
namischen Einwirkungen üblichen Verkehrs bei Bauteilen mit sehr kurzen Stütz-
weiten berücksichtigt. Das Lastmodell 2 kann bei Belastungslängen zwischen 3
und 7 m bestimmend sein. Nach dem Nationalen Anhang zu DIN EN 1991-2
(2012-08) ist Lastmodell 2 nicht anzuwenden.
x Lastmodell 3: Sonderfahrzeuge für ausgewiesene Schwerlaststrecken. Das Modell
ist für globale und lokale Nachweise vorgesehen. Nach dem Nationalen Anhang zu
DIN EN 1991-2 (2012-08) ist Lastmodell 3 nicht anzuwenden.
x Lastmodell 4: Menschenansammlung (nach Absprache mit dem Bauherrn). Dieses
Lastmodell ist nur für globale Nachweise vorgesehen.
Tabelle 4.14 Unterteilung der Fahrbahnen von Straßenbrücken in
rechnerische Fahrstreifen
Anzahl der rechn. Breite eines rechn. Breite der
Fahrbahnbreite w
Fahrstreifen Fahrstreifens Restfläche
w < 5,4 m nI = 1 3m w3m

5,4 m d w < 6 m nI = 2 w/2 0

6mdw n I = Int (w/3) 3m w  3,0 ˜ n I

Beim Lastmodell 1 ist die Fahrbahn gemäß Tabelle 4.14 in rechnerische Fahrstreifen
zu unterteilen. Die Nummerierung und Belastung der Fahrstreifen sind wie folgt vor-
zunehmen:
x Die Fahrstreifen werden aufsteigend bei Nr. 1 beginnend nummeriert. Der am
ungünstigsten wirkende Streifen trägt die Nr. 1, der als zweitungünstigst wirkende
Streifen die Nr. 2 usw.
x Besteht die Fahrbahn aus zwei getrennten Richtungsfahrbahnen auf einem Über-
bau, ist nur eine Nummerierung vorzunehmen. Der Fahrstreifen 1 kann alternativ
auf jeder der beiden Richtungsfahrbahnen liegen.
x Das Haupt-Lastmodell besteht aus zwei Teilen:
a) Doppelachse (Tandem-System TS):
- In jedem rechnerischen Fahrstreifen sollte nur eine Doppelachse aufgestellt
werden.
- Es sollten nur vollständige Doppelachsen angeordnet werden.
- Für die globalen Nachweise sollte jede Doppelachse in der Mitte der rechne-
rischen Fahrstreifen angenommen werden.
382 4 Brückenbau

b) gleichmäßig verteilte Belastung (UDL-System)


4 Diese Lasten sollten sowohl in Längs- als auch in Querrichtung nur auf den zu
belastenden Bereichen der Einflussfläche aufgebracht werden.
x Falls nicht anderweitig festgelegt, enthalten die Zahlenwerte für das Lastmodell 1
den dynamischen Erhöhungsfaktor.
x Für jeden Nachweis ist die ungünstigste Beanspruchung aus dem Lastmodell anzu-
setzen, d. h., es sind entsprechende Laststellungen zu wählen.
Die Lasten gemäß Lastmodell 1 bestehen aus der Doppelachse (Tandem-System TS)
mit Achs- bzw. Einzellasten und der gleichmäßig verteilten Belastung pro Quadrat-
meter, s. Tabelle 4.15 sowie Bilder 4.67 und 4.68.
Tabelle 4.15 Achslasten und gleichmäßig verteilte Lasten gemäß Lastmodell 1

Achslasten Gleichmäßig verteilte Lasten


angepasster
Grundwert Grundwert
Stellung D Qi D qi (oder D qr ) Grundwert
Q ik [kN] q ik [kN] 2
D qi ˜ q ik [kN/m ]
Fahrstreifen
300 1,0 9,0 4/3 12
Nr. 1
Fahrstreifen
200 1,0 2,5 2,4 6
Nr. 2
Fahrstreifen
100 1,0 2,5 1,2 3
Nr. 3
Andere Fahr-
0 - 2,5 1,2 3
streifen
Restfläche (q rk ) 0 - 2,5 1,2 3

Bild 4.67 Erläuterungen zum Lastmodell 1


4.6 Einwirkungen und Bemessung 383

Bild 4.68 Lastmodell 1: Anwendung der Doppelachse für lokale Nachweise


Bei Straßenbrücken sind die in Tabelle 4.16 angegebenen Teilsicherheitsbeiwerte
anzusetzen, s. DIN EN 1990/NA/A1, Tabelle NA.A2.1. Tabelle 4.17 enthält Kombi-
nationsbeiwerte \.

Tabelle 4.16 Teilsicherheitsbeiwerte für ständige und vorübergehende


Bemessungssituationen bei Straßenbrücken
Einwirkungen Bezeichnung ungünstig günstig
Ständige Einwirkungen JG 1,35 1,00
Verkehr JQ 1,35 0
Temperatur JQ 1,35 0
Andere variable Einwirkungen JQ 1,50 0

Tabelle 4.17 Kombinationsbeiwerte \ für Straßenbrücken

Einwirkung Bezeichnung \0 \1 \2
Doppelachse 0,75 0,75 0
Verkehrs- gr 1a
lasten Gleichflächenlast* 0,40 0,40 0
gr 1b Einzelachse 0 0,75 0
gr 2 Horizontale Lasten 0 0 0
gr 3 Gehwegbelastung 0 0,40 0
Windlasten F wk (ständige Bemessungssituation) 0,60 0,20 0
Temperatur Tk 0,80** 0,60 0,50
\ 0 Kombinationswerte einer veränderlichen Einwirkung
\ 1 Beiwert für häufige Werte der veränderlichen Einwirkungen
\ 2 Beiwert für quasi-ständige Werte der veränderlichen Einwirkungen
* Die Beiwerte für die gleichmäßig verteilte Belastung beziehen sich auf die Flächen-
last des LM 1 und die abgeminderte Last auf Geh- und Radwegen.
** Der empfohlene Zahlenwert für \ 0 darf in den meisten Fällen auf 0 abgemindert
werden. Siehe auch Eurocodes für die Bemessung und Anlage 2 zum ARS 22/2012
384 4 Brückenbau

Als Ersatz für die Einwirkungen aus Fußgänger- und Radverkehr sowie andere für
4 Geh- und Radwegbrücken typische Einwirkungen sind folgende Lastannahmen zu
treffen:
x Gleichmäßig verteilte Last q fk = 5,0 kN/m2
x Bei Geh- und Radwegbrücken:
q fk = 2,0 + 120/(/ •N1P2 XQG”N1Pð
Dabei ist L die Belastungslänge in m.
x Für lokale Nachweise ist zusätzlich eine Einzellast von 10 kN mit einer Auf-
standsfläche von 0,10 m u 0,10 m anzusetzen.
Weitere Einzelheiten zu den Lastannahmen bei Geh- und Radwegbrücken können
dem Berechnungsbeispiel im Abschnitt 4.14.2 entnommen werden.
Die Lastverteilung von Einzellasten wird gemäß Bild 4.69 unter einem Winkel von
45° durch den Belag und die Betonplatte bis zur Mittellinie bzw. bei orthotropen Plat-
ten bis zur Mittellinie des Fahrbahndeckblechs angenommen.

Bild 4.69 Lastverteilung von Einzellasten durch Belag und Betonplatte bzw.
orthotrope Fahrbahnplatte
Die Bilder 4.70 bis 4.74 beziehen sich auf Eisenbahnbrücken. Das Lastmodell 71 ge-
mäß Bild 4.70 stellt den statischen Anteil der Einwirkungen aus normalem Eisen-
bahnverkehr dar und wirkt als Vertikallast auf das Gleis. Die Auswirkungen dieser
Einwirkungen ist mit den Verkehrslasen in ungünstigster Stellung zu bestimmen.
Verkehrseinwirkungen mit einer entlastenden Wirkung sind zu vernachlässigen. Bild
4.71 zeigt beispielhaft die Anordnung der Lasten zur Ermittlung der Stützmomente bei
Fahrbahnlängsrippen. Die im Bild dargestellten Wegfedern erfassen die nachgiebige
Auflagerung auf den Querträgern, s. auch Bild 4.25.

Bild 4.70 Lastmodell 71 für Eisenbahnbrücken – charakt. Werte für ein Gleis
In Bild 4.72 sind die statischen Anteile der Vertikallasten für die Lastmodelle SW/0
und SW/2 dargestellt. Das Lastmodell SW/0 gilt für den Regelverkehr auf Durchlauf-
trägerbrücken und das Lastmodell SW/2 stellt den Anteil des Schwerverkehrs dar. Für
einige spezielle Nachweise wird ein gesondertes Lastmodell, der „unbeladene Zug“,
4.6 Einwirkungen und Bemessung 385

verwendet. Dabei handelt es sich um eine vertikale, gleichmäßig verteilte Belastung


mit einem charakteristischen Wert von 10 kN/m. 4

Bild 4.71 Anordnung der Lasten des Lastmodells 71 zur Ermittlung der minimalen
und maximalen Stützmomente bei Fahrbahnlängsrippen

Bild 4.72 Lastmodelle SW/0 und SW/2 für Eisenbahnbrücken


Radlasten dürfen in Längsrichtung über drei Schienenstützpunkte gemäß Bild 4.73
verteilt werden. Von der Unterkante der Schwellen ausgehend darf eine Lastvertei-
lung durch den Schotter unter 1:4 (14 °) angenommen werden.

Bild 4.73 Lastverteilung in Längsrichtung durch Schienen


386 4 Brückenbau

Die seitliche Exzentrizität der Vertikallasten ist durch ein Verhältnis der beiden Rad-
4 lasten aller Achsen auf irgendeinem Gleis von 1,25:1,00 zu berücksichtigen. Die re-
sultierende Exzentrizität e ist in Bild 4.74 angegeben.

Bild 4.74 Exzentrizität der Vertikallasten


Tabelle 4.18 enthält Teilsicherheitsbeiwerte, die bei Eisenbahnbrücken anzusetzen
sind. Kombinationsbeiwerte können Tabelle A2.3 der DIN EN 1990 entnommen wer-
den.

Tabelle 4.18 Teilsicherheitswerte für ständige und vorübergehende


Bemessungssituationen bei Eisenbahnbrücken

Einwirkungen Bezeichnung ungünstig günstig

Ständige Einwirkungen JG 1,35 1,00

Verkehr JQ 1,45 0

Andere variable Einwirkungen JQ 1,50 0


4.6 Einwirkungen und Bemessung 387

4.6.3 Bemessung von Stahlbrücken


4
Gemäß DIN EN 1993-1-1 (2014-07) dürfen unter anderem die in Tabelle 4.19 aufge-
führten Baustähle verwendet werden. Weitere Werte sind den entsprechenden Werk-
stoffnormen zu entnehmen. Bei der Bemessung ist zu beachten, dass bei Blechdicken
mit t > 40 mm verringerte Streckgrenzen anzusetzen sind. Im Brückenbau wird haupt-
sächlich die Stahlsorte S 355 verwendet.
Tabelle 4.19 Nennwerte der Streckgrenze f y und der Zugfestigkeit f u für Baustahl
Erzeugnisdicke t [mm]
t d 40 mm 40 mm < t d 80 mm
Werkstoffnorm fy fu fy fu
2 2 2 2
und Stahlsorte [N/mm ] [N/mm ] [N/mm ] [N/mm ]

DIN EN 10025-2
S235 235 360 215 360
S275 275 430 255 410
S355 355 490 335 470
S450 440 550 410 550
DIN EN 10025-3
S275 N/NL 275 390 255 370
S355 N/NL 355 490 335 470
S420 N/NL 420 520 390 520
S460 N/NL 460 540 430 540
DIN EN 10025-4
S275 M/ML 275 370 255 360
S355 M/ML 355 470 335 450
S420 M/ML 420 520 390 500
S460 M/ML 460 540 430 530
DIN EN 10025-5
S235 W 235 360 215 340
S355 W 355 490 335 490
DIN EN 10025-6
S460 Q/QL/QL1 460 570 440 550
DIN EN 10210-1
S355 H 355 510 335 490
S355 NH/NLH 355 490 335 470
DIN EN 10219-1
S355 H 355 510
S355 NH/NLH 355 470
S355 MH/MLH 355 470

Wie bereits in Abschnitt 4.4.2 inhaltlich begründet und in Bild 4.20 anschaulich dar-
gestellt, müssen breite Gurte („Flanschteile“) auf eine mittragende Gurtbreite redu-
ziert werden, wenn man die Spannungen mit den bekannten Formeln der Stabtheorie
berechnen will. Gemäß DIN EN 1993-1-5 ergibt sich für die Bemessung von Bautei-
len die in Bild 4.75 eingetragene mittragende Breite zu:
b eff = E ˜ b 0 (4.10)
Der Abminderungsfaktor E sollte nach Tabelle 4.20 mit folgenden Eingangswerten
IUțHUPLWWHOWZHUGHQ
388 4 Brückenbau

Asl
4 N D 0 ˜ b0 / Le mit D 0 1 (4.11)
b0 ˜ t
In den Gleichungen ist Le die effektive Länge gemäß Bild 4.76 und Asl ist die Quer-
schnittsfläche aller Längssteifen innerhalb der Breite b0. Die AbminderungsfaktoUHQȕ
für die mittragende Breite beff können mit den Formeln in Tabelle 4.20 in Abhängig-
NHLWYRP3DUDPHWHUțEHVWLPPWZHUGHQ,Q*XUWHQGDUIGHU(LQIOXVVGHU6FKXEYHU]Hr-
rungen vernachlässigt werden, wenn die Bedingung b0 < Le/50 erfüllt ist. Mithilfe von
Bild 4.77 kann die Verteilung der Längsspannungen in Querrichtung ermittelt werden.

Bild 4.75 Definitionen und Bezeichnungen für die mittragende Breite nach
DIN EN 1993-1-5

Bild 4.76 Effektive Länge L e für Durchlaufträger und Verlauf der mittragenden
Breite bei Stahlbrücken
Für die Schnittgrößenermittlung bei Durchlaufträgern sollte in jedem Feld als mit-
tragende Breite der Flansche auf jeder Stegseite das Minimum aus der vollen geome-
trischen Breite oder L/8 verwendet werden, wobei L die Spannweite oder bei Krag-
armen die doppelte Kragarmlänge ist.
4.6 Einwirkungen und Bemessung 389

Tabelle 4.20 Abminderungsfaktor E für die mittragende Breite


4
ț = D 0 ˜ b 0 /L e Nachweisort E-Wert

d 0,02 E = 1,0

2
Feldmoment E = E 1 =  Â ț )

0,02 bis 0,70 1


E E2
Stützmoment § 1 · 2
1  6,0 ˜ ¨ N  ¸  1,6 ˜ N
© 2500 ˜ N ¹

Feldmoment E = E 1 =  Â ț)
> 0,70
Stützmoment E = E 2 =  Â ț)

alle ț Endauflager E 0 = (0,55 + 0,025/ț) ˜ E 1 , aber E 0 < E 1

alle ț Kragarm E = E 2 am Auflager und am Kragarmende

Bild 4.77 Verteilung der Längsspannungen im Obergurtblech

Für die Grenzzustände der Tragfähigkeit sind die Teilsicherheitsbeiwerte ȖM gemäß


DIN EN 1993-2 wie folgt festgelegt:
x Beanspruchbarkeit von Bauteilen und Querschnitten bei Fließen im Querschnitt,
auch mit lokalem BeulenȖ M0 = 1,00 (in DIN EN 1993-1-5: Ȗ M0 = 1,10)
x Beanspruchbarkeit von Bauteilen und Querschnitten bei Stabilitätsverlust des Bau-
teils, nachgewiesen mit BauteilnachweisenȖ M1 = 1,10
x Beanspruchbarkeit von Bauteilen und Querschnitten bei Bruch des Querschnitts
bei Zugbeanspruchung: Ȗ M2 = 1,25
x für außergewöhnlichH%HPHVVXQJVVLWXDWLRQHQȖ M0 Ȗ M1 Ȗ M2 = 1,15
Weitere Regelungen der DIN EN 1993-2 werden bei den Berechnungsbeispielen in
den Abschnitten 4.14.2 bis 4.14.5 behandelt.
390 4 Brückenbau

4.6.4 Bemessung von Verbundbrücken


4
Für die Bemessung von Verbundbrücken sind die in Tabelle 4.21 angegebenen Teil-
sicherheitsbeiwerte für Beton, Betonstahl und Spannstahl anzusetzen. Der Teilsicher-
heitsbeiwert Ȗa für Baustahl HQWVSULFKWGHP7HLOVLFKHUKHLWVEHLZHUWȖM nach Abschnitt
4.6.3.
Tabelle 4.21 Teilsicherheitsbeiwerte für Tragfähigkeiten und Werkstoffeigen-
schaften nach DIN EN 1992-1-1 NA (2013-04)
Betonstahl und
Beton Spannstahl
Kombinationen Jc Js

Grundkombination 1,5 1,15

Außergewöhnliche Kombination
1,3 1,0
(ausgenommen Erdbeben)

Bei Verbundbrücken kann die mittragende Breite der Betonplatte für die Nachweis-
führung mithilfe von Bild 4.78 bestimmt werden. Zur Erläuterung des Sachverhalts
können die Bilder 4.19 und 4.20 sowie 4.75 bis 4.77 herangezogen werden. Bei der
globalen Tragwerksberechnung darf eine feldweise konstante mittragende Breite an-
genommen werden. Diese ergibt sich für Träger mit beidseitiger Auflagerung aus dem
Wert beff,1 in Feldmitte und für Kragarme aus dem Wert beff,2 am Auflager.

Bild 4.78 Mittragende Breite und äquivalente Spannweite L e für Verbundbrücken

Tabelle 4.22 enthält Kriechbeiwerte \L nach DIN EN 1994-2, die für die Ermittlung
von Reduktionszahlen und für Systemberechnungen mit dem Gesamtquer-
schnittsverfahren benötigt werden. Die Abschnitte 4.9.3 „Berechnungsmethoden für
Verbundbrücken“ und 4.14.4 „Berechnungsbeispiel Straßenbrücke in Verbundbau-
weise“ enthalten ausführliche Erläuterungen.
4.6 Einwirkungen und Bemessung 391

Tabelle 4.22 Kriechbeiwerte \ L


4
Einwirkungen \L

Ständige Beanspruchungen 1,10

Primäre und sekundäre Beanspruchungen aus dem Schwinden 0,55

Beanspruchungen aus Vorspannung mittels planmäßig eingepräg-


1,50
ter Deformation

Bei Verbundbrücken müssen die Verbundmittel und die Querbewehrung in Träger-


längsrichtung so angeordnet werden, dass die Längsschubkräfte in der Verbundfuge
zwischen Betongurt und Stahlträger übertragen werden können, wobei der natürliche
Haftverbund nicht berücksichtigt werden darf. Als Verbundmittel werden im Brü-
ckenbau in der Regel Kopfbolzendübel verwendet, für die in Bild 4.65 Bemessungs-
und Konstruktionshilfen zusammengestellt sind. Mit dem Berechnungsbeispiel in
Abschnitt 4.14.4 werden die erforderlichen Nachweise und die Anordnung der Dübel
erläutert.

Bild 4.79 Konstruktive Mindestausbildung bei Querrahmen

Bild 4.80 Konstruktive Mindestausbildung bei Quersteifen

Die Bilder 4.79 und 4.80 aus dem Nationalen Anhang zu DIN EN 1994-2 enthalten
Angaben zur konstruktiven Mindestausbildung bei Querrahmen und bei Quersteifen.
Bei Querrahmen nach Bild 4.79 darf auf einen rechnerischen Nachweis der Ein-
392 4 Brückenbau

spannwirkung verzichtet werden, wenn bei der Bemessung der Querrahmen eine ge-
4 lenkige Lagerung zwischen Fahrbahn und Querrahmen angenommen wird. Bei Quer-
steifen nach Bild 4.80 darf ein rechnerischer Nachweis der Einspannwirkung in die
Fahrbahnplatte entfallen.
Die Querbewehrung und der Betongurt sind gemäß DIN EN 1994-2 für den Grenzzu-
stand der Tragfähigkeit so zu bemessen, dass ein frühzeitiges Versagen infolge Längs-
schub und örtlicher Schubkrafteinleitung verhindert wird. Bild 4.81 zeigt typische
Schnitte, die bezüglich des Längsschubversagens zu untersuchen sind.

Bild 4.81 Typische Schnitte bei Längsschubversagen des Betongurts


4.7 Plattenbeulen 393

4.7 Plattenbeulen
4

4.7.1 Stabilitätsproblem Plattenbeulen

Bei ebenen Blechen mit oder ohne Steifen kann infolge von
Druckspannungen Vx, Druckspannungen Vz, Schubspannungen W
oder Kombinationen dieser Spannungen das Stabilitätsproblem Plattenbeulen auftre-
ten. Bild 4.82 zeigt beispielhaft die Beulflächen von quadratischen unausgesteiften
Beulfeldern, deren Ränder gelenkig gelagert sind. Das Bild soll anschaulich vermit-
teln, dass die Spannungen in der Blechebene wirken und Beulflächen mit Verschie-
bungen w(x,y) senkrecht zur Blechebene entstehen. Beim Stabilitätsproblem Platten-
beulen wird zwischen Einzelblechfeldern ohne Steifen und ausgesteiften Blechfeldern
sowie Beulen oder Knicken der Steifen unterschieden. Bild 4.83 zeigt die bei einem
Traglastversuch erzeugten Beulen der Einzelfelder zwischen den Steifen (unter den
weißen Linien), die aufgrund des Wassers auf der Platte gut erkennbar sind.

Bild 4.82 Beulen infolge von Druck- und Schubspannungen


394 4 Brückenbau

Bild 4.83 Einzelfeldbeulen bei einer ausgesteiften Platte [133]


Sofern unausgesteifte Beulfelder keine ausreichende Tragsicherheit aufweisen, kann
man die Blechdicke erhöhen oder mit Hilfe von Steifen die Tragfähigkeit verbessern.
Aus wirtschaftlichen Gründen kommt die Erhöhung der Blechdicke nur in Frage,
wenn die erforderliche Tragsicherheit knapp nicht erreicht wird. In der Regel werden
stabilitätsgefährdete Platten durch orthogonal zueinander angeordnete Längs- und
Quersteifen ausgesteift.
In Bild 4.84 sind verschiedene Steifentypen zusammengestellt, die in dieser Darstel-
lung Längssteifen an einem vertikalen Stegblech sein können. Flachstähle werden
relativ selten verwendet, da sie selbst zum Beulen neigen und ihre aussteifende Wir-
kung gering ist. Wulstflachstähle sind aus dem Schiffsbau als Spanten bekannt und
wurden früher im Brückenbau eingesetzt. Heutzutage kommen sie im Stahlbau nicht
mehr vor. Dagegen sind Winkel für den Stahlbau typisch und man spricht auch von
Beulwinkeln. Aufgrund von Mindestanforderungen in den Vorschriften wurden häufig
Beulwinkel 70 ˜ 7 verwendet. T-Querschnitte (geschweißte Querschnitte oder halbier-
te Walzprofile) und Trapezprofile eignen sich vorzugsweise bei hohen Drucknormal-
spannungen und großen Querträgerabständen.

Bild 4.84 Blech mit verschiedenen Beulsteifen


Das Stabilitätsproblem Plattenbeulen und die Durchführung von Beulnachweisen wird
in [86], Kapitel 11, ausführlich behandelt. In [91], Kapitel 6, finden sich detaillierte
Angaben zur Ermittlung von Beulwerten und Beulflächen mithilfe der Methode der
finiten Elemente.
4.7 Plattenbeulen 395

4.7.2 Nachweisführung bei Brücken


4
Gemäß DIN EN 1993-2 Abschnitt 6.2.2.5 ist das Plattenbeulen in der Regel nach ei-
nem der beiden folgenden Verfahren nachzuweisen:
1. Mit wirksamen Querschnittsflächen für Querschnitte der Klasse 4 nach DIN EN
1993-1-5, Abschnitt 4.
2. Mit Begrenzung der Spannungen, um die Bedingungen nach DIN EN 1993-1-5,
Abschnitt 10 einzuhalten.
Im nationalen Anhang ist die Anwendung des Verfahrens mit wirksamen Querschnit-
ten auf nicht längsausgesteifte Stegbleche von Trägern beschränkt. Im Folgenden wird
nur das Verfahren mit Begrenzung der Spannungen, auch Methode der reduzierten
Spannungen genannt, behandelt. Bei diesem Verfahren wird die Spannungsberech-
nung mit voll wirksamen Querschnitten (also ohne Abminderung durch Beuleinflüs-
se), aber mit Berücksichtigung von mittragenden Breiten durchgeführt, s. Abschnitte
4.6.3 und 4.6.4.
Nachweisstellen bei Vollwandträgerbrücken
Beulnachweise sind für alle druck- und/oder schubbeanspruchten Bauteile von Brü-
cken zu führen. Als Beispiel wird hier eine Fußgängerbrücke betrachtet, deren Quer-
schnitt in Bild 4.85 skizziert ist. Sie wird durch Biegemomente und Querkräfte bzw.
durch die daraus resultierenden Spannungen beansprucht wird. In den Feldbereichen
wird der Obergurt und in den Stützbereichen von Durchlaufträgern der Untergurt ge-
drückt. Da die Querkräfte an den Auflagern am größten sind, müssen insbesondere
dort die schubbeanspruchten Stege nachgewiesen werden. Häufig wird jedoch auch
für die Stege die gemeinsame Wirkung von Biegemomenten und Querkräften in
Stützbereichen maßgebend. Bei Brücken, die in der Regel als längs und quer ausge-
steifte Blechkonstruktionen ausgeführt werden, müssen Einzelblechfelder ohne Stei-
fen und ausgesteifte Blechfelder unterschieden werden.

x Obergurt: Feldbereiche von Einfeld- und Durchlaufträgern (pos. My)


x Stege: Endauflager (Querkraft), Feldbereiche (pos. My), Stützbereiche von Durch-
laufträgern (neg. My und Querkraft)
x Untergurt: Stützbereiche von Durchlaufträgern (neg. My)
Bild 4.85 Erforderliche Beulnachweise für druck- und schubbeanspruchte Bereiche
einer Fußgängerbrücke (Deckbrücke)
Verfahren der reduzierten Spannungen
Gemäß DIN EN 1993-2 darf das Plattenbeulen nach Kapitel 10 der DIN EN 1993-1-5
mit dem Verfahren der reduzierten Spannungen nachgewiesen werden. Bei ausgesteif-
ten und nicht ausgesteiften Blechfeldern, die durch die gemeinsam wirkenden Span-
nungen Vx,Ed, Vz,Ed und WEd beansprucht werden, darf der Nachweis mit der folgenden
Bedingung geführt werden:
396 4 Brückenbau

U ˜ D ult,k
t1 (4.12)
4 J M1
Dabei sind:
Dult,k der kleinste Faktor für die Vergrößerung der Spannungen, um den charakte-
ristischen Wert der Beanspruchbarkeit im kritischen Punkt des Blechfeldes
zu erreichen, siehe Gl. (4.14)
U der Abminderungfaktor in Abhängigkeit vom Schlankheitsgrad des Blech-
feldes O p
JM1 der Teilsicherheitsbeiwert

Der modifizierte Schlankheitsgrad des Blechfeldes ist in der Regel wie folgt zu be-
stimmen:
D ult,k
Op (4.13)
D cr
Dabei ist:
Dcr der kleinste Faktor für die Vergrößerung der Spannungen, um die elastische
Verzweigungsbelastung für das gesamte einwirkende Spannungsfeld zu er-
reichen, siehe Gl. (4.17)
Zur Bestimmung von Dcr für das gesamte einwirkende Spannungsfeld darf das ausge-
steifte Blechfeld entsprechend den Regeln in den Kapiteln 4 und 5 der DIN EN 1993-
1-5 abgebildet werden, jedoch ohne die in 5.3(4) angegebene Abminderung des Flä-
chenträgheitsmomentes der Längssteifen. Kann Dcr nicht für das gesamte Blechfeld
einschließlich der Einzelfelder als Ganzes bestimmt werden, so dürfen getrennte
Nachweise für die Einzelfelder und das gesamte Blechfeld geführt werden.
Für die Bestimmung von Dult,k darf das Fließkriterium benutzt werden:
2 2 2
1 § V x,Ed · § Vz,Ed · § V x,Ed ·§ Vz,Ed · §W ·
¨ ¸ ¨ ¸ ¨ ¸¨ ¸  3 ¨ Ed ¸ (4.14)
D 2ult,k ¨ fy ¸ ¨ fy ¸ ¨ fy ¸¨ f y ¸ ¨ fy ¸
© ¹ © ¹ © ¹© ¹ © ¹
Der Abminderungsfaktor U darf nach einer der beiden folgenden Methoden ermittelt
werden:
a) der kleinste der folgenden Abminderungfaktor:
Ux der Abminderungfaktor nach 4.5.4(1) der Norm für die Längsrichtung, falls
erforderlich unter Berücksichtigung knickstabähnlichen Verhaltens
Uz der Abminderungfaktor nach 4.5.4(1) der Norm für die Querrichtung, falls
erforderlich unter Berücksichtigung knickstabähnlichen Verhaltens
Fw der Abminderungfaktor für Schubbeulen nach 5.3(1) der Norm

Alle Abminderungfaktoren werden mit dem modifizierten Schlankheitsgrad des


Blechfeldes O p nach Gl. (4.13) ermittelt. Dieses Vorgehen führt zu dem Nach-
weisformat:
4.7 Plattenbeulen 397

2 2 2
§ V x,Ed · § Vz,Ed · § V x,Ed · § Vz,Ed · § WEd ·
¨¨ ¸¸  ¨¨ ¸¸  ¨¨ ¸¸ ¨¨ ¸¸  3 ¨¨ ¸¸ d U
2 (4.15) 4
f / J
© y M1 ¹ f / J
© y M1 ¹ f / J f
© y M1 ¹ © y M1 ¹/ J f / J
© y M1 ¹
b) ein aus den Abminderungfaktoren Ux, Uz und Fw entsprechend a) interpolierter Ab-
minderungfaktor, wobei die Gleichung für Dult,k als Interpolationsfunktion herange-
zogen wird. Dieses Vorgehen führt zu dem Nachweisformat:
2 2 2
§ V x,Ed · § Vz,Ed · § V x,Ed ·§ Vz,Ed · § WEd ·
¨ ¸ ¨ ¸ ¨ ¸¨ ¸  3¨ ¸ d 1 (4.16)
¨ U x f y / J M1 ¸ ¨ Uz f y / J M1 ¸ ¨ Ux f y / J M1 ¸¨ Uz f y / J M1 ¸ ¨ F w f y / J M1 ¸
© ¹ © ¹ © ¹© ¹ © ¹
Gemäß dem Allgemeinen Rundschreiben Straßenbau ARS 22/2012 können die Nach-
weise mit Gl. (4.16) auf der unsicheren Seite liegen, wenn Vx, Ed und Vz,Ed Druckspan-
nungen sind. Bei dem gemischten Term mit Vx, Ed und Vz,Ed sind bei diesem Beanspru-
chungsfall Ux und Uz gleich eins zu setzen.
Liegen nicht die Werte Dcr für das gesamte Spannungsfeld, sondern nur die Werte Dcr,i
jeweils für die Komponenten Vx,Ed, Vz,Ed und WEd des Spannungsfeldes vor, so darf der
Wert Dcr für die gemeinsame Wirkung von Vx,Ed, Vz,Ed und WEd wie folgt bestimmt wer-
den:
2
1 1  \x 1  \z § 1  \x 1  \z · 1  \x 1  \z 1
  ¨  ¸¸    2 (4.17)
D cr 4 D cr,x 4 D cr,z ¨
© 4 D cr,x 4 D cr,z
2 2
¹ 2 D cr,x 2 D cr,z D cr,W
Dabei sind:
Vcr,x Vcr,z
Wcr
D cr,x ; D cr,z ; D cr,W
V x,Ed Vz,Ed WEd
Vcr,x, Vcr,z, Wcr, \x und \z werden nach den Kapiteln 4 bis 6 der Norm bestimmt.
Bei baupraktischen Anwendungen treten häufig nur einzelne Spannungskomponenten
auf, so dass sich die Nachweisführung entsprechend vereinfacht. Sofern nur Druck-
normalspannungen Vx,Ed vorhanden sind, führt Gl. (4.12) ZHJHQĮult,k = fy/Vx,Ed und mit
U = Ux zu der Bedingung

V x,Ed d V x,Rd U x ˜ f y / J M1 (4.18)


und der bezogene Schlankheitsgrad zur Ermittlung des Abminderungsfaktors Ux kann
wie folgt berechnet werden:

fy
Op (4.19)
Vcr,x
Sofern nur Schubspannungen WEd nachzuweisen sind, ergeben sich die folgenden Be-
ziehungen:

W Ed d W Rd F w ˜ f y / ( 3 ˜ J M1 ) (4.20)

fy / 3
Op (4.21)
Wcr
398 4 Brückenbau

Einführungsbeispiel
4 Das Verfahren mit Spannungsbegrenzung wird hier zunächst zur Erläuterung der
Nachweisführung für die in Bild 4.86 dargestellte nicht ausgesteifte Platte erläutert, s.
auch Abschnitt 4.7.3:
Beulwert: kV = 4,0
2
§ 100 ˜ t ·
Bezugsspannung: VE 1,9 ˜ ¨ ¸ 17,10 kN / cm 2
© b ¹
Beulspannung: Vcr = 4,0 ˜ 17,10 = 68,4 kN/cm2
Bezogene Beulschlankheit: O p f y / Vcr 35,5 / 68,4 0,720 ! 0,673

Abminderungsfaktor: U (O p  0,22) / O 2p 0,964  1,0

Grenzspannung: Vx,Rd = 0,964 ˜ 35,5/1,1 = 31,11 kN/cm2


Nachweis: Vx,Ed = 30 kN/cm2 < 31,11 kN/cm2 = Vx,Rd

Bild 4.86 Einführungsbeispiel zum Plattenbeulen

4.7.3 Beulen druckbeanspruchter Einzelblechfelder ohne Steifen

Bild 4.87 Blechfeld mit linear veränderlichen Druckspannungen Vx

Für die in Bild 4.87 dargestellte Platte kann die Grenzspannung (maximale Bean-
spruchbarkeit) wie folgt berechnet werden:
V x,Rd U ˜ f y / J M1 PLWȖM1 = 1,1 (4.22)
4.7 Plattenbeulen 399

U 1,0 für O p d 0,5  0,085  0,055 ˜ \


4
(4.23)
U (O p  0,055 ˜ (3  \ )) / O 2p d 1,0 für O p ! 0,5  0,085  0,055 ˜ \

fy b/t
Op (4.24)
Vcr 28,4 ˜ H ˜ k V
2
S2 ˜ E ˜ t 2 § 100 ˜ t ·
Vcr k V ˜ VE kV ˜ k V ˜ 1,9 ˜ ¨ ¸ (4.25)
12 ˜ (1  Q 2 ) ˜ b 2 © b ¹
H 23,5 / f y mit fy in kN/cm2 (4.26)

Beulwert kV in Abhängigkeit vom Randspannungsverhältnis \:


\ = 1: kV = 4,0
1 > \ > 0: kV = 8,2 / (1,05 + \)
\ = 0: kV = 7,81
(4.27)
0 > \ > –1: kV = 7,81  6,29 ˜ \ + 9,78 ˜ \2
\ = 1: kV = 23,9
1 > \ > 3: kV = 5,98 ˜ (1  \)2
Eine Auswertung der vorstehenden Gleichungen mit fy = 35,5 kN/cm2 für die Stahl-
sorte S 355 führt dazu, dass für die folgenden b/t-Verhältnisse keine Beulgefahr vor-
handen ist:
\ = 1: b/t ” 31
\ = 0: b/t ” 51
(4.28)
\ = 1: b/t ” 99
\ = 2: b/t ” 160
Der Abminderungsfaktor U für Beulfelder mit einem nicht gestütztem Längsrand kann
Abschnitt 4.4 der DIN EN 1993-1-5 entnommen werden.

4.7.4 Beulen druckbeanspruchter Blechfelder mit Längssteifen

Die Nachweise für längs ausgesteifte Blechfelder, die durch Druckspannungen Vx


beansprucht werden, sind in Abschnitt 4.5 der DIN EN 1993-1-5 geregelt. Dies erfolgt
dort für das Verfahren mit wirksamen Breiten, was bezüglich der Methode der redu-
zierten Spannungen gewisse Interpretationen und Anpassungen erfordert.
Bei der Ermittlung von Vcr,x muss die Steifigkeit der Längssteifen unter Berücksichti-
gung der Steife selbst und mitwirkender Blechflächen berechnet werden. Gemäß DIN
EN 1993-1-5 werden bei den „effektiven“ Blechbreiten und „effektiven“ Querschnit-
ten die Begriffe „wirksam“ und „mittragend“ verwendet. Die Reduktion der Brutto-
querschnittsbreiten auf mitwirkende Breiten durch die Wirkung des Plattenbeulens
400 4 Brückenbau

wird mit „wirksam“ und durch die Wirkung von ungleichförmigen Spannungs-
4 verteilungen aus Schubverzerrungen mit „mittragend“ bezeichnet.

Bild 4.88 Längsausgesteiftes Blechfeld unter konstanter Druckbeanspruchung

Zur Erläuterung kann Bild 4.4 der Norm, hier Bild 4.88, herangezogen werden. In
diesem Bild sind die Querschnitte von zwei Längssteifen dargestellt, die aus Flach-
stählen und mitwirkenden Blechanteilen bestehen. Zur Ermittlung der Steifenfläche
und ihres Trägheitsmomentes werden neben dem Flachstahl mitwirkende Breiten des
gedrückten Blechs berücksichtigt. In Bild 4.88 ist Ac die Bruttoquerschnittsfläche und
Ac,eff,loc die effektive Querschnittsfläche unter Berücksichtigung des Beulens, bei der
die wirksame Blechbreite angesetzt wird. Die Abminderungsfaktoren Ui können unter
Verwendung von Abschnitt 4.7.3 für die Einzelfelder ermittelt werden. Bild 4.88 gilt
für konstante Druckbeanspruchungen, bei nicht konstanter Verteilung der Druckspan-
nungen ist nach Bild 4.91 vorzugehen.
Bei Plattenbeulnachweisen mit reduzierten Spannungen sind in der Regel die Brutto-
blechbreiten zu berücksichtigen. Wenn man jedoch die elastische kritische Beul-
spannung mit den Diagrammen in [100] bestimmen will, ist die bezogene Steifigkeit J
mit wirksamen Blechbreiten zu ermitteln. Die Ermittlung der wirksamen Breiten ge-
mäß DIN EN 1993-1-5 ist in den Tabellen 4.23a und b zusammengestellt.

Plattenartiges Verhalten
Gemäß Abschnitt 4.5.2 der DIN EN 1993-1-5 ist der Schlankheitsgrad einer äquiva-
lenten orthotropen Platte wie folgt definiert:

EA,c ˜ f y A c,eff ,loc


Op mit: EA,c (4.29)
Vcr,p Ac

Diese Definition bezieht sich offensichtlich auf das Verfahren mit wirksamen Breiten.
Beim Verfahren mit reduzierten Spannungen ist der Schlankheitsgrad mit ȕA,c = 1
bzw. mit Gl. (4.19) oder Gl. (4.13) zu bestimmen.
Der Abminderungsfaktor U für die äquivalente orthotrope Platte wird wie in Abschnitt
4.7.3, also wie für nicht ausgesteifte Platten berechnet, s. Gl. (4.23).
4.7 Plattenbeulen 401

Tabelle 4.23a Wirksame Breiten für beidseitig gestützte Teile


Spannungsverteilung (Druck positiv)
4

Wirksame Breite beff


\ < 0:
\ = + 1: 1 > \ t 0:
beff = U b beff = U b beff = U bc = U b / (1 –
\)
be1 = 0,5 beff be1 = 2 beff / (5 – \)
be1 = 0,4 beff
be2 = 0,5 beff be2 = beff – be1
be2 = 0,6 beff
\ = V2 / V1 1 1>\>0 0 0 > \ > –1 –1 –1 > \ t –3
2 2
Beulwert kV 4,0 8,2 / (1,05 + \) 7,81 7,81 – 6,29 \ + 9,78 \ 23,9 5,98 (1 – \)

Tabelle 4.23b Wirksame Breiten für einseitig gestützte Teile

Spannungsverteilung
(Druck positiv)

Wirksame Breite beff 1 > \ t 0: beff = U c \ < 0: beff = U bc = U c /(1 – \)

\ = V2 / V1 1 0 –1 1 t \ t –3
2
Beulwert kV 0,43 0,57 0,85 0,57 – 0,21 \ + 0,07 \

Spannungsverteilung
(Druck positiv)

Wirksame Breite beff 1 > \ t 0: beff = U c \ < 0: beff = U bc = U c /(1 – \)

\ = V2 / V1 1 1>\>0 0 0 > \ > –1 –1


2
Beulwert kV 0,43 0,578 / (\ + 0,34) 1,70 1,7 – 5 \ + 17,1 \ 23,8
402 4 Brückenbau

Knickstabähnliches Verhalten
4 Die Abminderungsfaktoren für das Beulen von Platten sind in der Regel deutlich grö-
ßer (günstiger) als für das Biegeknicken von Stäben. Da bei Platten ein knickstabähn-
liches Verhalten auftreten kann, muss dieser Effekt bei den Nachweisen berücksich-
tigt werden. In Bild 4.89 ist das knickstabähnliche Verhalten einer Platte ohne Steifen
und einer Platte mit Längssteifen zur Erläuterung des Sachverhalts dargestellt.

Bild 4.89 Knickstabähnliches Verhalten von Platten

Die Grenzspannung bei knickstabähnlichem Verhalten kann wie folgt ermittelt wer-
den:
V x,Rd Uc ˜ f y / J M1 (4.30)
Der Abminderungsfaktor Uc wird durch Interpolation der Abminderungsfaktoren für
das Plattenbeulen U (gemäß Abschnitt 4.7.3) und für das knickstabähnliche Verhalten
Fc bestimmt:
Uc (U  Fc ) ˜ [ ˜ (2  [)  Fc (4.31)
Mit dem Parameter
Vcr,p
[  1 jedoch 0 d [ d 1 (4.32)
Vcr,c
wird das Verhältnis zwischen der elastischen Plattenbeulspannung Vcr,p und der elasti-
schen Knickspannung Vcr,c erfasst. Sofern die beiden Spannungen gleich sind, ist [ = 0
und die Platte verhält sich wie ein Knickstab, d. h. Uc ist gleich Fc. Da die elastische
Plattenbeulspannung Vcr,p nicht kleiner als die elastische Knickspannung Vcr,c sein
kann, folgt daraus [ t 0. Gemäß Gl. (4.32) erfolgt die Interpolation bis die Platten-
beulspannung mindestens zweimal so groß wie die Knickspannung ist, dann ist Uc
gleich U.
Die Interpolation beim knickstabähnlichen Verhalten von Platten wird mithilfe von
Bild 4.90 anschaulich erläutert. Dort sind die Abminderungsfaktoren Fc der Knickli-
nien a bis d und U für das Plattenbeulen dargestellt. Die gestrichelte Linie ist die
4.7 Plattenbeulen 403

Knicklinie, die sich für die ausgesteifte Platte unter Berücksichtigung des Imperfekti-
RQVEHLZHUWHVĮe nach Gl. (4.37) ergibt. Bild 4.90 zeigt, dass die Abminderungsfakto- 4
ren für das Knicken und Beulen mit dem bezogenen Schlankheitsgrad für das Beulen,
d. h. mit
fy
Op (4.33)
Vcr,p

zu ermitteln sind. Links im Bild ist die prinzipielle Bestimmung von Uc in Abhängig-
keit vom bezogenen Schlankheitsgrad mit den strichpunktierten Linien dargestellt.
Das Teilbild oben rechts zeigt die Interpolation unter Verwendung des Parameters ȟ
gemäß Gl. (4.32).

Bild 4.90 Interpolation der Abminderungsfaktoren U (Plattenbeulen) und Fc (Stab-


knicken) beim knickstabähnlichen Verhalten von Platten
Als elastische kritische Knickspannung Vcr,c eines nicht ausgesteiften Blechfeldes und
eines ausgesteiften Blechfeldes ist in der Regel die Knickspannung anzusetzen, die
sich bei Freisetzen der Längsränder ergibt. Sie darf bei nicht ausgesteiften Blech-
feldern wie folgt berechnet werden:
S2 ˜ E ˜ t 2
Vcr,c (4.34)
12 ˜ (1  Q2 ) ˜ a 2
Darin ist a die Länge des Blechfeldes. Bei ausgesteiften Blechfeldern darf Vcr,c mithil-
fe der Knickspannung Vcr,sl der am höchstbelasteten Druckrand liegenden Steife ermit-
telt werden:
404 4 Brückenbau

S2 ˜ E ˜ Isl,1
4 Vcr,sl (4.35)
Asl,1 ˜ a 2
Isl,1 ist das Flächenträgheitsmoment für Knicken senkrecht zur Blechebene unter
Ansatz der Bruttoquerschnittsfläche der als Ersatzdruckstab betrachteten Steife und
der angrenzenden mittragenden Blechstreifen. Asl,1 ist die Bruttoquerschnittsfläche
des Ersatzdruckstabes, die sich aus der Steife und den angrenzenden mittragenden
Blechstreifen entsprechend Bild 4.91 zusammensetzt.

Bild 4.91 Bezeichnungen bei längsausgesteiften Beulfeldern


In Bild 4.91 sind:
1 Schwerpunkt der Längssteife
2 Schwerpunkt des Ersatzdruckstabes (= Längssteife + mitwirkende Blechteile)
3 ein Einzelfeld
4 eine Längssteife
5 Blechdicke t
Die Breiten bei Ansatz der Bruttoquerschnittsflächen bzw. bei wirksamen Flächen
sind wie folgt zu berechnen:
4.7 Plattenbeulen 405

3  \1 3  \1 Vcr,sl,1
b1,inf ˜ b1 bzw. ˜ b1,eff mit \1 !0 4
5  \1 5  \1 Vcr,p
2 2 V2
b2,sup ˜ b2 bzw. ˜ b2,eff mit \ 2 !0
5  \2 5  \2 Vcr,sl,1
(4.36)
3  \2 3  \2
b2,inf ˜ b2 bzw. ˜ b2,eff mit \ 2 ! 0
5  \2 5  \2
V3
b3,sup 0,4 ˜ b3c bzw. 0,4 ˜ b3c,eff für \3 0
V2

Der Abminderungsfaktor Fc für das Knicken ist nach DIN EN 1993-1-1, 6.3.1.2 zu
bestimmen. Nicht ausgesteifte Blechfelder sind der Knickkurve a zuzuordnen und es
ist daher der Imperfektionswert D = 0,21 anzusetzen. Bei ausgesteiften Blechfeldern
ist in der Regel zur Berücksichtigung größerer Imperfektionen bei geschweißten Plat-
ten für D ein vergrößerter Wert anzusetzen:
0,09
De D (4.37)
i/e
Dabei sind:
Isl,1
i
Asl,1
e = max (e1, e2), siehe Bild 4.91
e1: Abstand zwischen dem Schwerpunkt der Steife (ohne Blech) zur Schwerachse
des ausgesteiften Blechfeldes
e2: Abstand der Schwerachse des ausgesteiften Blechfeldes zur Mittelebene des
Bleches
D = 0,34 (Kurve b) für Hohlsteifenquerschnitte
D = 0,49 (Kurve c) für offene Steifenquerschnitte
Anmerkung: Bei den Nachweisen mit reduzierten Spannungen ist der Abminderungs-
faktor Fc mit dem bezogenen Schlankheitsgrad für das Plattenbeulen zu berechnen,
also mit Vcr,p, s. auch Bild 4.90.
Beulgefährdete Platten werden mit Beulsteifen gemäß Bild 4.84 ausgesteift. Da sie
durch Druckspannungen beansprucht werden, sind ihre Einzelteile stabilitätsge-
fährdet. Beulnachweise bezüglich des lokalen Beulens können nach Abschnitt 4.7.3
geführt werden. Es ist zweckmäßig die Abmessungen der Steifen so zu wählen, dass
ihre Einzelteile voll mitwirken. Für konstante Druckspannungen ist der Abmin-
derungsfaktor gleich eins, wenn die folgenden b/t-Verhältnisse eingehalten werden:
x beidseitig gestützte Bleche
S 235: b/t d 38,2
S 355: b/t d 31,1
x einseitig gestützte Bleche
S 235: b/t d 13,9
S 355: b/t d 11,3
406 4 Brückenbau

Berechnung kritischer Spannungen für ausgesteifte Blechfelder


4 Anhang A der DIN EN 1993-1-5 enthält Angaben zur Berechnung kritischer Span-
nungen für ausgesteifte Blechfelder. Blechfelder mit mindestens drei Längssteifen,
deren Steifigkeit verschmiert werden darf, dürfen als äquivalente orthotrope Platten
nachgewiesen werden. Die elastische kritische Beulspannung der äquivalenten Platte
ist:
Vcr,p k V,p ˜ VE (4.38)
Dabei sind:
kV,p der Beulwert für die orthotrope Platte mit verschmierten Steifen ohne
Betrachtung des Einzelfeldbeulens
2
§ 100 ˜ t · 2
VE 1,9 ˜ ¨ ¸ in kN / cm
© b ¹
b gesamte Breite des ausgesteiften Blechfeldes
t die Blechdicke
Der Beulwert kV,p darf entweder entsprechenden Beulwerttafeln für verschmierte
Längssteifen entnommen oder mithilfe von Computerberechnungen ermittelt werden.
Alternativ dürfen auch Beulwerttafeln für diskrete Längssteifen verwendet werden,
falls Einzelfeldbeulen ausgeschlossen werden kann bzw. in einer separaten Berech-
nung berücksichtigt wird. Vcr,p ist die kritische Beulspannung an dem Blechfeldrand
mit der größten Druckspannung. Für längs ausgesteifte Blechfelder mit mindestens
drei äquidistant verteilten Längssteifen darf der Beulwert kV,p zur Berücksichtigung
des Gesamtfeldbeulens des ausgesteiften Blechfeldes näherungsweise wie folgt be-
stimmt werden:
(1  D2 )2  J  1
k V,p für D d 4 J (4.39)
D2 ˜ (\  1) ˜ (1  G) / 2
4 ˜ (1  J )
k V,p für D ! 4 J (4.40)
(\  1) ˜ (1  G)

Dabei sind (siehe auch Bild 4.91):


\ = V2/V1 t 0,5; J = Isl/Ip; G = Asl/Ap; D = a/b t 0,5
Isl das Flächenträgheitsmoment des gesamten längsversteiften Blechfeldes;
Ip das Flächenträgheitsmoment für Plattenbiegung = b · t3/10,92;
Asl die Summe der Bruttoflächen aller Längssteifen ohne Anteile
des Bleches;
Ap die Bruttoquerschnittsfläche des Bleches = b · t;
V1 die größere Randspannung;
V2 die kleinere Randspannung.
Im Anhang A.2 finden sich Angaben zur Ermittlung der kritischen Beulspannung bei
Blechfeldern mit einer oder zwei Steifen in der Druckzone. Bei Blechfeldern mit nur
einer Steife in der Druckzone darf die zuvor beschriebene Vorgehensweise dadurch
vereinfacht werden, das die elastische kritische Beulspannung mithilfe der elastischen
kritischen Knickspannung der Längssteife als Ersatzdruckstab auf elastischer Bettung
4.7 Plattenbeulen 407

ermittelt wird. Die elastische Bettung steht dabei für die Plattenwirkung quer zur
Längssteife. Die kritische Knickspannung darf wie folgt ermittelt werden: 4
3
1,05 ˜ E Isl,1 ˜ t ˜ b Isl,1 ˜ b12 ˜ b22
Vcr,sl ˜ für a t a c 4,33 ˜ 4 (4.41)
Asl,1 b1 ˜ b2 t3 ˜ b
S2 ˜ E ˜ Isl,1 E ˜ t3 ˜ b ˜ a 2
Vcr,sl  für a  a c (4.42)
Asl,1 ˜ a 2 4 ˜ S2 ˜ (1  X2 ) ˜ Asl,1 ˜ b12 ˜ b22
Dabei sind (siehe auch Bild 4.92):
Asl,1 die Bruttoquerschnittsfläche des Ersatzdruckstabes
Isl,1 das Flächenträgheitsmoment des Bruttoquerschnitts des Ersatzdruckstabes
für Knicken senkrecht zur Blechebene
b1, b2 die Abstände der Steifen zu den Längsrändern (b1 + b2 = b)
Der Bruttoquerschnitt des Ersatzdruckstabes (zur Ermittlung von Asl,1 und Isl,1) setzt
sich in der Regel aus dem Bruttoquerschnitt der Steife und der anschließenden mit-
wirkenden Blechteile zusammen. Liegt das anschließende Einzelfeld voll im Druck-
bereich, so ist ein Anteil von (3 - \)/(5 - \) der wirksamen Breite b1 an der Kante des
Feldes und ein Anteil 2/(5 - \) an der Kante mit den höchstens Spannungen als mit-
wirkend anzusehen, siehe Bild 4.92. Wechseln im anschließenden Einzelfeld die
Spannungen von Druck auf Zug, sollte das 0,4fache der wirksamen Breite bc der
Druckzone verwendet werden, siehe auch Tabelle 4.23 und Bild 4.92. \ ist dabei das
Spannungsverhältnis des betrachteten Einzelfeldes.

Bild 4.92 Blechfeld mit nur einer Steife in der Druckzone


408 4 Brückenbau

4.7.5 Beulen schubbeanspruchter Blechfelder


4
Das Schubbeulen ist im Kapitel 5 der DIN EN 1993-1-5 geregelt. Für nicht ausgesteif-
te Blechfelder mit hw/t > 72/K Â H und für ausgesteifte Blechfelder mit hw/t >
31 / K˜ H ˜ k W ist ein Schubbeulnachweis zu führen (K = 1,0 gemäß NA für Brücken).
Für schubbeanspruchte Blechfelder von Brücken kann die Grenzspannung wie folgt
ermittelt werden:
Fw ˜ f y
W Rd mit J M1 1,1 (4.43)
3 ˜ J M1
0,83
Fw d 1,0 (4.44)
Ow

fy fy hw
Ow 0,76 ˜ (4.45)
Wcr ˜ 3 Wcr 37,4 ˜ t ˜ H ˜ k W
Wcr k W ˜ VE (4.46)
kW ist der Schubbeulwert des Beulfeldes, der mit Tabellenwerken, EDV-Programmen
oder nach Anhang A.3 in DIN EN 1993-1-5 ermittelt werden kann. Bei nicht ausge-
steiften Blechfeldern mit einem Seitenverhältnis von Į DE VDXFK%LOG HUJLEW
sich kW wie folgt:
kW Į2 IUĮ (4.47)
2
kW Į IUĮ• (4.48)
Gl. (4.48) führt zum minimalen Schubbeulwert kW = 5,34 für Blechfelder mit großen
SeitenverKlOWQLVVHQ Įo f).

4.7.6 Konstruktionsdetails

Längs- und Quersteifen werden in der Regel orthogonal zueinander angeordnet. An


den Kreuzungspunkten könnte man ein Bauteil, beispielsweise die Quersteifen, ohne
Unterbrechung durchführen und die anderen Bauteile, hier also die Längssteifen, un-
terbrechen und einpassen. Diese Art der Konstruktion kann zu erheblichen Schäden,
d. h. Rissen in den Schweißnähten, führen. Bewährt hat sich allgemein das folgende
Konstruktionsprinzip:
Längssteifen werden ohne Unterbrechungen durch Ausnehmungen in
Quersteifen hindurchgeführt.
Bild 4.93 enthält ein Beispiel, bei dem ein Beulwinkel in Längsrichtung angeordnet
ist, der durch einen Ausschnitt in einem Quersteifensteg durchläuft. Dadurch wird die
Quersteife geschwächt und es muss sichergestellt werden, dass der Beulwinkel von
der Quersteife ausreichend gehalten wird. Der Stegausschnitt soll gemäß DIN EN
1993-1-5, 9.2.3, nicht größer als 60 % der Höhe hs sein und es sind Nachweise unter
Berücksichtigung der Querschnittsschwächung zu führen.
4.7 Plattenbeulen 409

Bild 4.93 Ausschnitte in Quersteifen

Bild 4.94 Ausschnitte in Längssteifen


Obwohl die Längssteifen, wie oben erwähnt, ohne Unterbrechungen durchgeführt
werden, kommen auch in Längssteifen Ausschnitte vor. Das Beispiel in Bild 4.94
zeigt den Stumpfstoß eines Bodenblechs mit unterschiedlichen Blechdicken. Der
Beulwinkel, der in Längsrichtung verläuft, hat im Bereich der Quernaht einen Aus-
schnitt. Gemäß DIN EN 1993-1-5 müssen die Ausschnitte in Längssteifenstegen be-
grenzt werden. Für die Ausschnittslänge sind die folgenden Bedingungen einzuhalten:
d 6 · tmin bei druckbelasteten Flachstahlsteifen
d 8 · tmin bei druckbelasteten Steifen mit anderen Querschnittsformen
d 15 · tmin bei Steifen mit anderen Querschnittsformen ohne Druckbelastung
Dabei ist tmin die kleinere Dicke der im Ausschnitt zusammentreffenden Bleche. Die
Grenzwerte für die Ausschnittslänge bei druckbelasteten Steifen darf um den Faktor
V x,Rd V x,Ed erhöht werden, wenn Vx,Ed d Vx,Rd und die Ausschnittslänge d 15 · tmin
sind. Vx,Ed ist die Druckspannung im Ausschnitt.

Bild 4.95 Geschweißte Blechstöße

Schweißstöße von Blechen mit unterschiedlichen Blechdicken sind in der Regel in der
Nähe von Quersteifen anzuordnen, siehe Bild 4.95. Exzentrizitäten brauchen nicht
berücksichtigt zu werden, wenn der Abstand des Schweißstoßes zur Quersteife kleiner
als der kleinere Wert von b0/2 und 200 mm ist. b0 ist der Abstand zwischen Längsstei-
fen, die die dünnere Platte versteifen.
410 4 Brückenbau

Bild 4.96 Baustellenstoß des Bodenblechs und der Längssteifen bei der
Rheinbrücke Koblenz

Um 1970 sind weltweit mehrere Brücken mit breiten Hohlkästen eingestürzt. Diese
Katastrophen haben zahlreiche Todesopfer gefordert. Die Hauptursache lag beim
Beulen ausgesteifter Hohlkästen, bei denen Bodenbleche im Bereich negativer Biege-
momente versagten. In allen Fällen lag die Ursache bei Mängeln in den Konstruk-
tionsdetails. Bild 4.96 zeigt den Baustellenstoß des Bodenblechs der Rheinbrücke
Koblenz, die 1971 eingestürzt ist, [136]. Wie man sieht, ist die Ausnehmung in den
Stegen der Längssteifen (1/2 IPE 330) mit über 400 mm Länge viel zu groß, weil das
stark gedrückte Bodenblech dort nicht gehalten wird. Es versagt in diesem Bereich
wie ein Knickstab. Einzelheiten zu den Brückeneinstürzen können [136] entnommen
werden. Gemäß Bild 4.94 und den im Text erwähnten Bedingungen darf die Ausneh-
mung (Ausschnittslänge) maximal 8 · tmin = 8 · 11 = 88 mm lang sein.

4.7.7 Berechnungsbeispiel Stegblech eines Durchlaufträgers

Bild 4.97 Stegblech eines Durchlaufträgers


4.7 Plattenbeulen 411

Wie bereits im Zusammenhang mit Bild 4.85 erwähnt, sind Stegbleche in den Stützbe-
reichen von Durchlaufträgern stark beulgefährdet, weil dort hohe Schubspannungen 4
infolge von Querkräften und Drucknormalspannungen infolge von Biegemomenten
My auftreten. Da die Biegemomente dort negativ sind, treten die größten Drucknor-
malspannungen am unteren Stegblechrand auf. Als Beispiel wird das in Bild 4.97
dargestellte Stegblech untersucht, das zwischen kräftigen Vertikalsteifen liegt und
durch zwei Beulsteifen in Längsrichtung ausgesteift wird. Für dieses Beispiel werden
die Nachweise nach DIN 18800 Teil 3 in [86] geführt.
Einzelfelder zwischen den Längs- und Vertikalsteifen
Das Stegblech in Bild 4.97 wird durch die beiden Beulsteifen in drei gleich große Ein-
zelfelder unterteilt. Maßgebend für den Beulnachweis ist das untere Feld, weil dort
die größten Drucknormalspannungen auftreten. Dafür erhält man mit Abschnitt 4.7.3:
2
§ 100 ˜ 1,2 ·
VE 1,9 ˜ ¨ ¸ 6,15 kN cm 2
© 66,7 ¹
D = 3000/667 = 4,50
\ = 6,67/13 = 0,513
8, 2
kV 5, 25 für 1 > \ > 0
1,05  0,513
Vcr,x 5,25 ˜ 6,15 32,29 kN / cm 2
23,5
OP V 0,853 ! 0,738
32,29
U (0,853  0,055 ˜ (3  0,513)) / 0,8532 0,907  1,0
2
V x,Ed 13 kN / cm  V x,Rd 0,907 ˜ 23,5 / 1,1 19,38 kN / cm 2

Für die Schubspannungen ist gemäß Abschnitt 4.7.5 wegen


h w 66,7
55,6  72˜ H 72
t 1,2
kein Schubnachweis zu führen.
Der Nachweis für die gemeinsame Wirkung der Spannungen Vx und W ist aufwändig,
weil gemäß Abschnitt 4.7.2 der Verzweigungslastfaktor Dcr für die gemeinsame Wir-
kung berechnet werden muss und zunächst Wcr zu berechnen ist. Wegen D > 1 erhält
man mit Anhang A.3 der DIN EN 1993-1-5 für kWsl = 0 oder mit Gl. (4.48)
kW = 5,34 + 4,00/4,502 = 5,54
und:
Wcr = 5,54 · 6,15 = 34,02 kN/cm2
Mit Dcr,x = 32,29/13 = 2,484 und Dcr,W = 34,02/7 = 4,860 sowie \ = 6,67/13 = 0,513
führt Gl. (4.17) zu:
412 4 Brückenbau

2
1 1  0,513 § 1  0,513 · 1  0,513 1
4  ¨ ¸   0, 476 Ÿ D cr 2,101
D cr 4 ˜ 2, 484 © 4 ˜ 2, 484 ¹ 2 ˜ 2, 484 2
4,8602
Mithilfe von Gl. (4.14) kann Dult,k wie folgt berechnet werden:
2 2
1 § 13 · § 7 ·
2 ¨ 23,5 ¸  3 ˜ ¨ 23,5 ¸ 0,572 Ÿ D ult,k 1,322
D ult,k © ¹ © ¹
Mit den Gln. (4.16), (4.23) und (4.44) ergibt sich die folgende Nachweisführung:
1,322
O P ( V und W) 0,793 ! 0,738 0,5  0,085  0,055 ˜ 0,513
2,101
0,793  0,055 ˜ (3  0,513)
Ux 0,954  1,0 (beidseitig gestützt)
0,7932
Ow O P 0,793  0,83 Ÿ F w 1,0
2 2
§ 13 · § 7 ·
¨ 0,954 ˜ 23,5 /1,1 ¸  3 ˜ ¨ 1,0 ˜ 23,5 /1,1 ¸ 0,729  1
© ¹ © ¹
Der Nachweis für das maßgebende Einzelfeld (unten) konnte erfolgreich geführt wer-
den.
Längsausgesteiftes Beulfeld zwischen den Vertikalsteifen
x Längssteifen Winkel 100 Â 50 Â 6, s. [92]
A = 8,709 cm2
95,38  9,920 95,38  9,920 1  0, 2622
I hor  ˜ 2
89,9 cm 4
2 2 1  0, 262
ev = 3,51 cm
Mitwirkende Breiten des Stegblechs gemäß Gl. (4.36) ohne Berücksichtigung des
Einzelfeldbeulens:
Vcr,sl,1 6,67
\1 0,513 ! 0
Vcr,p 13,0
3  0,513
b1,inf ˜ 66,7 37,0 cm
5  0,513
V2 0,33
\2 0,050 ! 0
Vcr,sl,1 6,67
2
b 2,sup ˜ 66,7 27,0 cm
5  0,050
ABl = 1,2 ˜ (37,0 + 27,0) = 76,8 cm2
Steife mit anteiligem Blech:
A ˜ A Bl 2 8,709 ˜ 76,8
Isl,1 I hor  ˜ e 89,9  ˜ (10,0  3,51  1,2 / 2)2 483 cm 4
A  A Bl 8,709  76,8
4.7 Plattenbeulen 413

x Einzelbeulspannungen
Die Beulspannungen für die alleinige Wirkung von V und W werden nach [100] ermit- 4
telt. Bei der Ermittlung der Parameter G und J ist zu beachten, dass die Fläche und das
Trägheitsmoment nur für eine Steife einzusetzen sind und es ist das wirksame Träg-
heitsmoment anzusetzen. Näherungsweise werden die wirksamen Breiten mit dem
Abminderungsfaktor U = 0,907 berechnet, der oben für das untere Einzelfeld ermittelt
wurde. Damit erhält man:
ABl,eff = 0,907 · 1,2 ˜ (37,0 + 27,0) = 0,907 · 76,8 = 69,7 cm2
A ˜ A Bl 2 8,709 ˜ 69,7
Isl,1 I hor  ˜e 89,9  ˜ (10,0  3,51  1,2 / 2)2 479 cm 4
A  A Bl 8,709  69,7
8, 709
G 0, 0363
200 ˜ 1, 2
479
J 10,92 ˜ 15,14
200 ˜ 1, 23
Für D = 1,5 kann aus den Beulwerttafeln II/7.2 [100] abgelesen werden, dass die Min-
deststeifigkeit etwa bei 9,5 liegt. Da sie kleiner als die vorhandene Steifigkeit ist, ist
das Einzelbeulen des unteren Beulfeldes maßgebend. Mit einer Extrapolation ist er-
kennbar, dass die Beulspannung für das Gesamtfeldbeulen ca. 20 % größer ist. Damit
erhält man:
Vcr  = 38,75 kN/cm2
Aus der Beulwerttafel II/7.6 kann für D = 1,5 Folgendes abgelesen werden:
k W 26,5 für J 15,2  145 J*
Damit erhält man:
Wcr = 26,5 ˜ 0,684 = 18,13 kN/cm2
2
§ 100 ˜ 1, 2 ·
mit : V E 1, 9 ˜ ¨ ¸ 0, 684 kN / cm 2
© 200 ¹
x Beulnachweis mit den Gln. (4.17), (4.14), (4.13) und (4.16):
Dcr,x = 38,75/13 = 2,981 und Dcr,W = 18,13/7 = 2,59 sowie \ = 6/13 = 0,462

2
1 1  0, 462 § 1  0, 462 · 1  0, 462 1
 ¨ ¸   0,528 Ÿ Dcr 1,894
Dcr 4 ˜ 2, 981 © 4 ˜ 2, 981 ¹ 2 ˜ 2, 9812
2,592
2 2
1 § 13 · § 7 ·
¨ 23,5 ¸  3 ˜ ¨ 23,5 ¸ 0,572 Ÿ D ult,k 1,322
D 2ult,k © ¹ © ¹
1,322
O P ( V und W) 0,836 ! 0,832 0,5  0,085  0,055 ˜ ( 0,462)
1,894
0,836  0,055 ˜ (3  0, 462)
Ux 0,996  1,0 (beidseitig gestützt)
0,8362
Fw = 0,83/0,836 = 0,993 < 1,0
414 4 Brückenbau

2 2
§ 13 · § 7 ·
4 ¨ 0, 996 ˜ 23, 5 / 1,1 ¸  3 ˜ ¨ 0, 993 ˜ 23, 5 / 1,1 ¸ 0, 700  1
© ¹ © ¹
Der Nachweis für das Beulen des Gesamtfeldes konnte erfolgreich geführt werden.
Der Beuleinfluss ist sehr gering.
x Knickstabähnliches Verhalten
Die elastische kritische Knickspannung der unteren Steife wird nach Gl. (4.35) be-
rechnet:
S2 ˜ E ˜ Isl,1 S2 ˜ 21000 ˜ 483
Vcr,s l 2 2
13, 01 kN cm 2
A sl,1 ˜ a (8, 709  76,8) ˜ 300
Diese Knickspannung bezieht sich auf V = 6,67 kN/cm2 an der Steife. Sie muss auf
den Druckrand (V = 13 kN/cm2) umgerechnet werden, siehe auch Bild 4.91:
Vcr,c = Vcr,sl · 13/6,67 = 25,34 kN/cm2
Damit kann der Parameter [ mit Gl. (4.32) berechnet werden:
Vcr,p 38,75
[ 1  1 0,53  1
Vcr,c 25,34
Der Abminderungsfaktor Fc wird wie beim Beispiel in Abschnitt 4.7.8 bestimmt.
Schwerpunkt des Winkels: ev = 3,51 cm
Schwerpunkt der Steife:
esl,1 = 8,709 · (10,0  3,51 + 1,2/2)/(8,709 + 76,8) = 0,72 cm
Abstände: e1 = 10,0  3,51 + 1,2/2  0,72 = 6,37 cm; e2 = 0,72 cm; e = 6,37 cm
Trägheitsradius: i Isl,1 Asl,1 483/ 85,51 2,38 cm

Imperfektionsbeiwert: De = D + 0,09 ˜ e/i = 0,49 + 0,09 ˜ 6,37/2,38 = 0,73


Der Abminderungsfaktor Fc für das Knicken muss mit dem bezogenen Schlankheits-
grad für das Gesamtfeldbeulen ermittelt werden:
O P 0,836 (siehe oben)
I = 0,5 [1 + 0,73 ˜ (0,836 – 0,2) + 0,8362] = 1,082
1
Fc 0,565
1,082  1,0822  0,8362
Interpolation:
Uc (U  Fc ) ˜ [ ˜ (2  [)  Fc (0,996  0,565) ˜ 0,53 ˜ (2  0,53)  0,565 0,901

Nachweis:
2 2
§ 13 · § 7 ·
¨ 0,901 ˜ 23,5 /1,1 ¸  3 ˜ ¨ 0,993 ˜ 23,5 /1,1 ¸ 0,783  1
© ¹ © ¹
4.7 Plattenbeulen 415

4.7.8 Berechnungsbeispiel Bodenblech mit Längssteifen


4
Abschnitt 4.14.4 enthält Berechnungen und Nachweise für eine dreifeldrige Straßen-
brücke in Verbundbauweise. Der Querschnitt der Brücke ist in Bild 4.207 dargestellt.
Der Untergurt des Hohlkastens wird im Bereich der Stützmomente durch Druckspan-
nungen Vx,Ed = 30,56 kN/cm2 beansprucht, s. Abschnitt 4.14.4. Im Folgenden werden
das Beulen und das knickstabähnliche Verhalten des längsausgesteiften Beulfeldes in
Bild 4.98 untersucht.

Bild 4.98 Längsausgesteiftes Bodenblech des Querschnitts in Bild 4.207

Die folgenden Nachweise zeigen, dass die Gurte und Stege der Längssteifen sowie
das Bodenblech zwischen den Steifen nicht beulgefährdet sind und daher voll mit-
wirken.
Gurte der Steifen
Die Überprüfung der b/t-Verhältnisse mit den Bedingungen in Abschnitt 4.7.4 für
einseitig gestützte Querschnittsteile
b 30 / 2
5,0  11,3
t 3,0
zeigt, dass die Gurte der Steifen nicht beulgefährdet sind.
Stege der Steifen
Für die beidseitig gestützten Stege der Steifen erhält man:
b 45
22,5  31,1
t 2,0
Die Stege der Steifen sind ebenfalls nicht beulgefährdet.
Bodenblech zwischen den Steifen
b 110
27,5  31,1
t 4,0
Auch das Bodenblech zwischen den Steifen ist nicht beulgefährdet.
Längsausgesteiftes Bodenblech zwischen zwei Querträgern
Das Bodenblech ist mit a = 4 m Länge kürzer als seine Breite b = 5,50 m. Es ist daher
anschaulich erkennbar, dass das knickstabähnliche Verhalten des Blechfeldes von
maßgebender Bedeutung ist. Die Beulspannung wird mithilfe von Gl. (4.38) und den
in Abschnitt 4.7.4 angegebenen Formeln für verschmierte Steifen berechnet.
416 4 Brückenbau

In Bild 4.99 ist eine Längssteife mit dem mitwirkenden Bodenblech dargestellt. Die
4 Skizze dient zur Klarstellung der Abmessungen und zeigt die Annahme zur Wahl des
Bezugspunktes (Mitte Steifensteg) für die Berechnung der Querschnittswerte. Die
Fläche, die Lage des Schwerpunktes und das Trägheitsmoment werden, wie im Zu-
sammenhang mit den Formeln der Gln. (4.39) und (4.40) definiert, für das gesamte
längsversteifte Blechfeld berechnet, s. Bild 4.98. Dabei werden die Eigenträgheits-
momente des Bodenblechs und der Steifengurte vernachlässigt und die Zulagen 900 ·
40 zunächst nicht berücksichtigt.
A = 4,0 ˜ 550 + 4 ˜ 2,0 ˜ 45 + 4 ˜ 3,0 ˜ 30 = 2200 + 360 + 360 = 2920 cm2
zS (2200 ˜ 24,5  360 ˜ 24,0) / 2920 15,50 cm
I = 2200 ˜ 24,52 + 360 ˜ 452/12 + 360 ˜ 24,02  2920 ˜ 15,502 = 887130 cm4

Bild 4.99 Innere Längssteife mit anteiligem Bodenblech


Ermittlung der Plattenbeulspannung Vcr,p mithilfe von Gl. (4.38) im Abschnitt 4.7.4:
2
§ 100 ˜ 4,0 ·
VE 1,9 ˜ ¨ ¸ 1,005 kN cm2
© 550 ¹
360  360
ȥ Į  ! G 0,327
2200
Ip 550 ˜ 4,03 / 10,92 3223 cm 4 ; J Isl / I p 887130 / 3223 275
D 0,727  4 J 4 275 4,07 o Formel (4.39) ist maßgebend.
2 2
(1  0,727 )  275  1
k V,p 394
0,7272 ˜ (1,0  1) ˜ (1  0,327) / 2
Vcr,p 394 ˜ 1,005 396 kN cm2
Damit ergibt sich der bezogene Plattenschlankheitsgrad zu:
Op f y / Vcr,p 35,5 / 396 0,299
Zur Ermittlung der Knickspannung werden gemäß Bild 4.89 die Längsrandlagerungen
beseitigt, so dass die Knickspannung des gesamten längsversteiften Blechfeldes wie
folgt berechnet werden kann:
S2 ˜ E ˜ I S2 ˜ 21000 ˜ 887130
Vcr,sl 2 2
394 kN cm 2
A˜a 2920 ˜ 400
4.7 Plattenbeulen 417

Da Vcr,p und Vcr,sl fast gleich sind, entfällt die Interpolation zwischen dem Plattenbeu-
len und dem Stabknicken und es reicht aus, den Abminderungsfaktor Fc zu ermitteln. 4
Für offene Steifenquerschnitte ist gemäß Abschnitt 4.7.4 der Imperfektionswert D =
0,49 (Knicklinie c) anzunehmen. Zur Berücksichtigung größerer Imperfektionen bei
geschweißten Platten ist dieser Wert um 0,09 ˜ e/i zu vergrößern. Das Maß e ist wie
bei Gl. (4.37) erläutert zu bestimmen, s. auch Bild 4.91. Da der Schwerpunkt der Stei-
fe ohne Bodenblech 12,0 cm oberhalb der Stegmitte liegt, erhält man Folgendes:
e1 = 15,50 + 12,0 = 27,5 cm
e2 = 24,5 – 15,50 = 9,0 cm
e = max (e1, e2) = 27,5 cm
i I/A 887130 / 2920 17,43 cm
De = D + 0,09 ˜ e/i = 0,49 + 0,09 ˜ 27,5/17,43 = 0,632
I = 0,5 [1 + 0,632 ˜ (0,299 – 0,2) + 0,2992] = 0,576
1
Fc 0,936
0,576  0,5762  0,2992

Der Nachweis wird mit Gl. (4.18) und der Druckspannung von 30,56 kN/cm2 gemäß
Abschnitt 4.14.4 sowie Uc = Fc = 0,936 geführt:
V x,Ed 30,56
1,012 ! 1,000
Uc ˜ f y / J M1 0,936 ˜ 35,5 / 1,1
Die Überschreitung ist gering. Mit den Zulagen gelingt der Nachweis, s. unten.
Anmerkung: Da anschaulich erkennbar ist, dass das knickstabähnliche Verhalten von
maßgebender Bedeutung ist, kann auf die Ermittlung der Plattenbeulspannung ver-
zichtet und der Nachweis mit der Knickspannung geführt werden.
Berücksichtigung der Zulagen 900 ˜ 40
Die beiden Zulagen haben eine Fläche von 2 ˜ 90 ˜ 4,0 = 720 cm2. Damit erhält man
für das gesamte längsversteifte Blechfeld:
A = 2920 + 720 = 3640 cm2
zS 720 ˜ (20,5  15,5) / 3640 0,99 cm
I = 887130 + 720 ˜ (20,5 – 15,5)2  3640 ˜ 0,992 = 901562 cm4
Der Anteil der Zulagen an der gesamten Fläche beträgt ca. 20 %. Die Vergrößerung
des Trägheitsmomentes ist dagegen mit nur 1,6 % sehr gering. Die Knickspannung
ergibt sich mit den Zulagen wie folgt:
S2 ˜ E ˜ I S2 ˜ 21000 ˜ 901562
Vcr,sl 321 kN/cm 2
A ˜ a2 3640 ˜ 4002
Die beiden Zulagen beeinflussen das Plattenbeulen des längsausgesteiften Boden-
blechs ungünstig, weil sie große Druckkräfte aufnehmen, die von dem ausgesteiften
Bodenblech stabilisiert werden müssen. Andererseits liegen die Zulagen in der Nähe
der gestützten Längsränder, was bezüglich des Plattenbeulens günstiger ist, als wenn
418 4 Brückenbau

sie in Plattenmitte liegen würden. Zur Ermittlung der Plattenbeulspannung werden die
4 Zulagen als Druckstäbe in Längsrichtung aufgefasst. Die zusätzliche Biegesteifigkeit
wird vernachlässigt (I = 0) und es werden nur ihre Flächen mit insgesamt 720 cm2 be-
rücksichtigt.
Bei dem untersuchten Beulfeld ist die Beulfläche in x- und y-Richtung einwellig (s.
auch Bild 4.89). Nach [86, S. 376] kann näherungsweise der folgende Verformungs-
ansatz gewählt werden:
S˜x S˜y
w(x, y) C ˜ sin ˜ sin
a b
Damit kann unter Verwendung der virtuellen Arbeiten nach [86] für das Bodenblech
und die Längssteifen (Stäbe) die Berechnungsformel Gl. (4.38) für die Plattenbeul-
spannung ohne die Zulagen hergeleitet werden. Zur Berücksichtigung der Zulagen
wird die virtuelle Arbeit für Stäbe verwendet:
2 2
S2 § S˜x · § S˜y ·
GWint ³ Gwc ˜ Vx ˜ AStab ˜ wc ˜ dx
a ³
GC ˜ C ˜ V x ˜ AStab ˜ 2 ˜ ¨ cos
© a ¹
¸ dx ˜ ¨ sin
© b ¹
¸
Mit Tabelle 6.4 in [86] erhält man für das Integral a/2, so dass sich die virtuelle Arbeit
wie folgt ergibt:
2
S2 ˜ a § S˜y ·
GWint GC ˜ C ˜ Vx ˜ AStab ˜ 2 ˜ ¨ sin ¸
a ˜2 © b ¹
Die Zulagen sind bei y = 10, 100, 450 und 540 cm an das Bodenblech angeschweißt,
so dass dort die Drucknormalkräfte aus den Zulagen wirken. Sie werden an den vor-
genannten Stellen mit je 180 cm2 Fläche berücksichtigt. Da die Zulagen symmetrisch
angeordnet sind, können die Sinus-Werte mit y = 10 und 100 cm berechnet und dann
verdoppelt werden:
ª § S ˜ 10 ·
2
§ S ˜ 100 · º
2
S2 ˜ a
GWint GC ˜ C ˜ V x ˜ 180 ˜ « 2 ˜ ¨ sin  2 ˜ sin » ˜ 2 ˜
«¬ © 550 ¸¹ ¨
© 550 ¸¹ » a2 ˜ 4
¼
S2 ˜ a
GC ˜ C ˜ V x ˜ 212,8 ˜ 2
a ˜4
Der Bruch wird nicht zahlenmäßig auswertet, weil die vorstehende Berechnung zur
Ergänzung der Berechnungsformel Gl. (4.38) verwendet wird. Mit dem hier erzielten
Ergebnis können die Zulagen beim Parameter G wie folgt berücksichtigt werden:
212,8
G 0,327  0,424
2200
Die Umrechnung der oben ermittelten Plattenbeulspannung führt zu:
1  0,327
Vcr,p 396 ˜ 369 kN/cm 2
1  0,424
Der Nachweis wird mit De = 0,632 (s. oben) unter Berücksichtigung der Interpolation
nach Bild 4.90 geführt:
Vcr,p 369
[ 1  1 0,150
Vcr,sl 321
4.7 Plattenbeulen 419

Op f y / Vcr,p 35,5 / 369 0,310 Ÿ U 1,0


4
I = 0,5 [1 + 0,632 ˜ (0,310 – 0,2) + 0,3102] = 0,583
1
Fc 0,929
0,583  0,5832  0,3102
Uc (U  Fc ) ˜ [ ˜ (2  [)  Fc (1,0  0,929) ˜ 0,150 ˜ (2  0,150)  0,929 0,949

Damit ergibt sich folgender Nachweis:

Vx 30,56 kN / cm 2 (s. Abschn. 4.14.4)  0,949 ˜ 35,5 / 1,1 30,63 kN / cm2

Hinweise zur Berechnung der Plattenbeulspannung Vcr,p


Bei den vorstehenden Berechnungen wurde die Plattenbeulspannung mithilfe von Gl.
(4.39) ermittelt, die aus DIN EN 1993-1-5 stammt. Vergleichsrechnungen zeigen, dass
die Werte etwas zu klein sind. Die folgende Zusammenstellung gibt eine Übersicht:
x Gln. (4.38) und (4.39), nach DIN EN 1993-1-5:
Vcr = 396 kN/cm2 ohne Zulagen bzw. = 369 kN/cm2 mit Zulagen
Die Werte sind zu klein, weil die Formel darauf basiert, dass das Trägheitsmo-
ment von I = 887130 cm4 über die gesamte Breite von 550 cm verschmiert wird.
Bild 4.98 zeigt, dass die vier Steifen aber in einem Bereich von 440 cm (mit je 55
cm Abstand zu den Hauptträgerstegen) wirken.
x Mit den Diagrammen in [100 ]: Vcr = 432 kN/cm2 ohne Zulagen
Es sind Interpolationen erforderlich, die Ablesegenauigkeit ist begrenzt.
x Mit der virtuellen Arbeit und dem Ansatz w(x,y) = C ˜ sin(Sx/a) ˜ sin(Sy/b):
Vcr = 448 kN/cm2 ohne Zulagen bzw. = 419 kN/cm2 mit Zulagen
Dies sind die genauesten Ergebnisse.
x EDV-Programm EBPlate: Vcr = 444 kN/cm2 ohne Zulagen
Berechnung mit vier einzelnen Steifen bei y = 110, 220, 330 und 440 cm.
x FEM-Programme: Bei Berechnungen mit finiten Platten- und Stabelementen ist es
zweckmäßig, die Querschnittswerte für eine einzelne Steife zu verwenden. Für
den Querschnitt in Bild 4.99 erhält man: ISteife = 211347 cm4 und ASteife = 180 cm2
(ohne Bodenblech). Die Berechnungen sind schwierig, weil das Beulen des Bo-
denblechs zwischen den Steifen maßgebend ist. Es werden daher Programme be-
nötigt, mit denen die Plattenbeulspannung für das Gesamtfeldbeulen ermittelt
werden kann. Manche Programme sind dafür und für die Nachweise zum knick-
stabähnlichen Verhalten ungeeignet.
420 4 Brückenbau

4.8 Ermüdungsnachweise
4

4.8.1 Einleitung

Wenn man einen Draht mehrmals hin und her biegt, kommt es bekanntlich bereits
nach kurzer Zeit zum Bruch. Die Ursache sind große veränderliche Biegemomente,
die im Draht hohe Spannungen und Dehnungen mit wechselnden Vorzeichen hervor-
rufen und zum Ermüdungsversagen führen.
Bei Stahlkonstruktionen kann es ebenfalls zum Ermüdungsversagen kommen, wenn
die Beanspruchungen nicht statisch wirken, sondern sich häufig verändern. Vorausset-
zung für das Ermüdungsversagen ist daher, dass veränderliche Einwirkungen auftre-
ten. Die Häufigkeit der Veränderungen und die Intensität der Beanspruchungen be-
stimmen dabei den Grad der Ermüdungsgefährdung. Hinzu kommt als wesentlicher
Einflussfaktor die konstruktive Ausbildung der Bauteile und ihrer Verbindungen. Sie
kann aufgrund von Kerbwirkungen, wie z. B. durch Schraubenlöcher, Blechübergänge
und Schrumpfspannungen infolge Schweißen, zu Spannungsspitzen von beträchtlicher
Größe führen. Bei der Bemessung für statische Einwirkungen sind diese aufgrund der
Duktilität des Stahles in der Regel unbedeutend, müssen jedoch bei veränderlichen
Einwirkungen im Rahmen von Ermüdungs- bzw. Betriebsfestigkeitsnachweisen er-
fasst werden. Dies erfolgt in der Regel mit dem Nennspannungskonzept ohne rechne-
rische Berücksichtigung von örtlichen Spannungsspitzen infolge Kerbwirkung.
Die Beanspruchungen (Spannungen) werden bei diesem Konzept mit den üblichen
Formeln der Festigkeitslehre wie bei statischen Einwirkungen ermittelt, beispiels-
weise bei Vollwandträgerbrücken mit V = M/I˜z. Zur Festlegung der Beanspruchbar-
keiten werden die Konstruktionsdetails in Kerbfälle (s. z. B. Bild 4.100) eingeteilt
und dabei unterschiedliche Kerbwirkungen und ihre Einflüsse auf die Ermüdungs-
festigkeit berücksichtigt.

Bild 4.100 Kerbfälle nach DIN EN 1993-1-9 für den Querstoß von Blechen
Bei Ermüdungsnachweisen für Stahlkonstruktionen werden Bauteile sowie ge-
schweißte und geschraubte Verbindungen untersucht. Dabei geht es hauptsächlich um
die Bauteile selbst und den Einfluss der Schweißnähte auf die Ermüdungsfestigkeit
der Bauteile. In vielen baupraktischen Anwendungsfällen steht folgende Frage im
Vordergrund: Wie soll die konstruktive Ausbildung der Verbindungen erfolgen, damit
4.8 Ermüdungsnachweise 421

sich für die Bauteile ein günstiges Tragverhalten im Hinblick auf die Ermüdung er-
gibt? 4
Als einführendes Beispiel enthält Bild 4.100 zwei mögliche Ausführungsvarianten für
den Querstoß von Blechen. Die angegebenen Kerbfälle kennzeichnen die maximale
Beanspruchbarkeit durch eine Spannungsschwingbreite 'V, die zwei Millionen Mal
auftritt.

4.8.2 Bedeutung der Werkstoffermüdung

Die Bedeutung der Werkstoffermüdung für die Bemessung von Brücken hängt im
Wesentlichen von ihrer Nutzung ab, so dass wie folgt eingeteilt werden kann:
x Eisenbahnbrücken: große Bedeutung
Aufgrund großer veränderlicher Beanspruchungen, die häufig wechseln, ist die
Werkstoffermüdung für die Bemessung ausschlaggebend, so dass entsprechende
Nachweise geführt werden müssen.
x Straßenbrücken: mittlere Bedeutung
Nach dem Nationalen Anhang zur DIN EN 1993-2 darf in einigen Fällen auf rech-
nerische Ermüdungsnachweise verzichtet werden. Darüber hinaus führt das anzu-
setzende Ermüdungslastmodell häufig zu relativ geringen Beanspruchungen, so
dass die Ermüdung in vielen Fällen nicht bemessungsrelevant ist.
x Fußgängerbrücken, Kanalbrücken (Überführung von Kanälen) und andere Brü-
cken, die überwiegend statisch beansprucht werden: keine Bedeutung.
Aufgrund der relativ geringen Lastwechsel bei hohen Beanspruchungen hat die
Werkstoffermüdung für die Bemessung keine Bedeutung, es sei denn, solche Brü-
cken oder ihre Bauteile werden durch Wind oder Fußgänger angeregt.

4.8.3 Grundsätzliches

Nachweise zur Ermüdungsfestigkeit für Brücken werden in der Regel mit Nennspan-
nungen geführt, die nach der Elastizitätstheorie ohne Berücksichtigung von örtlichen
Kerbwirkungen, also beispielsweise mit V = M/I˜z infolge von Biegemomenten,
berechnet werden. Zur Ermittlung der Schnittgrößen werden Ermüdungslastmodelle
verwendet, mit denen die ermüdungswirksamen Spannungen bestimmt werden.
Zur Durchführung des Ermüdungsnachweises für ein ausgewähltes Konstruktionsde-
tail in einer Brücke werden zunächst die dort vorhandenen maximalen und minimalen
Spannungen ermittelt und damit gemäß Bild 4.101 die Spannungsschwingbreite be-
rechnet:
'V p Vp,max  V p,min (4.49)
Diese Spannungsschwingbreite, die n-mal im Laufe der geplanten Nutzungsdauer
auftritt, wird unter Berücksichtigung von Teilsicherheitsbeiwerten mit der „ertragba-
ren“ Spannungsschwingbreite für das untersuchte Konstruktionsdetail verglichen. Die
Ermüdungsfestigkeit kann dann mit der folgenden Bedingung nachgewiesen werden:
422 4 Brückenbau

J Ff ˜ 'V p (n) d 'V R (n) / J Mf (4.50)


4
In dieser %HGLQJXQJVLQGȖFf XQGȖMf die Teilsicherheitsbeiwerte für die Ermüdungsbe-
lastung 'VP und die Ermüdungsfestigkeit 'VR. Der Index „f“ bedeutet „fatigue“ (Er-
müdung). 'VR ist die Ermüdungsfestigkeit (R: „Resistance“) für das nachzuweisende
Konstruktionsdetail, dass durch n Spannungsschwingspiele beansprucht wird.

Bild 4.101 Definition der Spannungsschwingbreite 'Vp


Der Nachweis mit Bedingung (4.50) wird mithilfe von Bild 4.102 anschaulich erläu-
tert. Dazu ist dort die Ermüdungsfestigkeit 'VR (Wöhlerlinie) in Abhängigkeit von der
Anzahl der Spannungsschwingspiele für einen Kerbfall dargestellt. Wegen des dop-
peltlogarithmischen Maßstabs ist die Wöhlerlinie eine Gerade. Gemäß Bedingung
(4.50) ist 'Vp(n) mit ȖFf zu multiplizieren, d. h. zu vergrößern. Die Ermüdungsfestig-
keit 'VR(n) muss durch ȖMf dividiert werden, was zu einer Verringerung führt. Bedin-
gung (4.50) ist erfüllt, wenn die Beanspruchung ȖFf ˜'Vp nicht größer als die Bean-
spruchbarkeit 'VR/ȖMf ist.

Bild 4.102 Ermüdungsfestigkeitskurve (Wöhlerlinie) und Nachweisführung


Man kann den Nachweis auch mit der erhöhten Spannungsschwingbreite ȖFf ˜ ȖMf ˜ 'Vp
in Abhängigkeit von den Spannungsspielen n führen und den Bemessungspunkt in
Bild 4.102 eintragen. Sofern er links neben oder auf der Wöhlerlinie liegt, ist die Er-
müdungsfestigkeit ausreichend. Alternativ dazu kann man auch die Spannungs-
schwingspiele n mit den „möglichen“ Spannungsschwingspielen N für 'VR ȖFf ˜ ȖMf ˜
'Vp vergleichen und den Nachweis mit Q”1führen.
4.8 Ermüdungsnachweise 423

Das hier dargelegte Prinzip der Nachweisführung ist die Grundlage für die Ermü-
dungsnachweise nach DIN EN 1993-2. Dort werden aber Spannungsschwingbreiten 4
für N = 2 Millionen Spannungsschwingspiele verwendet und entsprechende Umrech-
nungen vorgenommen.

4.8.4 Nachweise nach DIN EN 1993-2

Gemäß DIN EN 1993-2 ist die Ermüdungsbelastung aus Verkehr in der Regel nach
DIN EN 1991-2 zu bestimmen. Für den Ermüdungsnachweis von Straßenbrücken ist
als vereinfachtes Ermüdungslastmodell in der Regel das Ermüdungslastmodell 3 (Ein-
zelfahrzeug) in Verbindung mit den Verkehrsdaten für den Brückenstandort nach DIN
EN 1991-2 zu verwenden. Dieses Lastmodell besteht aus vier Achsen mit je zwei
identischen Rädern, s. auch Bild 4.105 im Abschn. 4.8.6 „Ermüdungsnachweis für
eine Straßenbrücke“. Die Achslasten betragen jeweils 120 kN. Die Aufstandsfläche
jedes Rads ist ein Quadrat mit 0,40 m Seitenlänge. – Für Eisenbahnbrücken ist als
vereinfachtes Ermüdungslastmodell in der Regel das Lastmodell 71 einschließlich des
dynamischen Beiwertes )2 nach DIN EN 1991-2 zu verwenden, s. auch Bild 4.70.
Mit den Ermüdungsbelastungen aus Verkehr wird, wie bereits im Abschnitt 4.8.3
erläutert, die Spannungsschwingbreite 'Vp berechnet:
'V p Vp,max  V p,min (4.51)

Ermüdungsnachweise sind gemäß DIN EN 1993-2 in der Regel nach DIN EN 1993-
1-9 für alle ermüdungsbeanspruchten Bereiche zu führen. Ein Ermüdungsnachweis
kann entfallen für:
x Fußgängerbrücken, Kanalbrücken und andere Brücken, die überwiegend statisch
beansprucht werden, es sei denn, solche Brücken oder Bauteile von Brücken wer-
den durch Wind oder Fußgänger angeregt.
x Bauteile von Eisenbahn- oder Straßenbrücken, die nicht durch Verkehr bean-
sprucht oder durch Wind angeregt werden.
Nach dem Nationalen Anhang zur DIN EN 1993-2 darf bei Straßenbrücken auf
rechnerische Ermüdungsnachweise bei Fahrbahnblechen, Längsrippen, Längsrippen-
stößen und Längsrippendurchführungen durch Querträgerstege verzichtet werden,
wenn diese nach den Empfehlungen im Anhang NA.G (s. Abschn. 4.5.3) ausgeführt
werden.
Gemäß DIN EN 1993-2 sind beim Ermüdungsnachweis in der Regel folgende Be-
dingungen zu erfüllen:
x Normalspannungen: J Ff ˜ 'V E2 d 'VC / J Mf (4.52)
x Schubspannungen: J Ff ˜ 'W E2 d 'WC / J Mf (4.53)
Beim Vergleich mit Bedingung (4.50) stellt man fest, dass anstelle von 'VR(n) die
Ermüdungsfestigkeit 'VC verwendet wird, die gemäß Bild 4.103 für N = 2 ˜106 Span-
nungsschwingspiele gilt. Diese Vorgehensweise setzt eine Umrechnung der vorhan-
denen Spannungsschwingbreite in eine schadensäquivalente Spannungsschwingbreite
voraus, die auf zwei Millionen Lastwechsel bezogen ist:
424 4 Brückenbau

'V E2 O ˜ I2 ˜ 'Vp (4.54)


4
O und I2 sind Anpassungsbeiwerte, auf deren Ermittlung später eingegangen wird.
Als Teilsicherheitsbeiwerte sind bei Straßenbrücken ȖFf   XQG ȖMf = 1,15 für
HauptWUDJHOHPHQWH E]Z ȖMf = 1,0 für sekundäre Bauteile anzunehmen. Im Eisen-
bahnbrückenbau sind die Teilsicherheitsbeiwerte ȖFf   XQG ȖMf wie folgt anzu-
nehmen:
x Für alle Haupttragteile wie Haupt- und Versteifungsträger, Stabbögen, Hänger
u. DȖMf = 1,25
x Für sekundäre Bauteile, wie Fahrbahnblech, Längsrippen und Querträger:
ȖMf = 1,15 bei direkter Schienenauflagerung
ȖMf = 1,00 bei Fahrbahnen mit Schotter bzw. bei fester Fahrbahn
Gemäß DIN EN 1993-2 gilt für die Ermüdungsberechnungen Folgendes:
x Für die Ermüdungsnachweise ist die Nutzungsdauer mit 100 Jahren anzunehmen.
x Jede Verkehrszusammensetzung bezieht sich auf eine jährliche Tonnage von
25 ˜ 106 t, die auf jedem Gleis über die Brücke fährt.
x Für Tragwerke mit mehreren Gleisen ist die Ermüdungsbelastung für maximal
zwei Gleise in ungünstigster Stellung anzunehmen.

Der Schadensäquivalenzfaktor O wird wie folgt berechnet:


O O1 ˜ O 2 ˜ O 3 ˜ O 4 d O max (4.55)
Dabei sind:
O1 ein Spannweitenbeiwert, der neben dem Typ der Einflusslinie und der Spannwei-
te auch den der Schädigungsberechnung zugrunde liegenden Verkehr berücksich-
tigt
O2 ein Verkehrsstärkenbeiwert, der die unterschiedlichen Größen des Verkehrsauf-
kommens berücksichtigt
O3 ein Nutzungsdauerbeiwert, der die unterschiedlichen Annahmen für die Nut-
zungsdauer berücksichtigt
O4 bei Straßenbrücken ein Fahrstreifenbeiwert, der die aus den Nebenfahrstreifen
entstehenden Effekte berücksichtigt, und bei Eisenbahnbrücken, ein Beiwert, der
die Anzahl der Gleise auf der Brücke berücksichtigt
Omax eine obere Begrenzung des O-Wertes infolge der Dauerfestigkeit
DIN EN 1993-2 enthält detaillierte Angaben zur Ermittlung der O-Werte, die für Stra-
ßenbrücken bis zu 80 m Spannweite und Eisenbahnbrücken bis zu 100 m Spannweite
verwendet werden dürfen. Im Folgenden wird wegen der Bedeutung für Eisenbahn-
brücken auf die entsprechende Werte näher eingegangen.
Werte für den Spannweitenbeiwert O1 werden für den typisierten Schienenverkehr
(EC Mix) in Tabelle 9.3 der DIN EN 1993-2 angegeben. Sie liegen zwischen 0,85 und
0,60, wenn man von Längen L zwischen 10 und 100 m ausgeht. Tabelle 9.4 der DIN
EN 1993-2 gibt zusätzlich Werte für S- und U-Bahnverkehr sowie Schienenverkehr
mit 25-t-Achsen an. Die übrigen Beiwerte können den Tabellen 4.24 bis 4.26 ent-
nommen werden. Unter Berücksichtigung der Dauerfestigkeit darf der Schadensäqui-
valenzfaktor O in der Regel Omax = 1,4 nicht überschreiten.
4.8 Ermüdungsnachweise 425

Tabelle 4.24 O2-Werte für das jährliche Verkehrsaufkommen


Verkehrsaufkom- 4
men je Jahr 5 10 15 20 25 30 35 40 50
6
10 t/Gleis
O2 0,72 0,83 0,90 0,96 1,00 1,04 1,07 1,10 1,15

Tabelle 4.25 O3-Werte für die Nutzungsdauer des Bauwerks

Nutzungsdauer
50 60 70 80 90 100 120
in Jahren
O3 0,87 0,90 0,93 0,96 0,98 1,00 1,04

Tabelle 4.26 O4-Werte für die Anzahl der Gleise

'V1/'V1+2 1,00 0,90 0,80 0,70 0,60 0,50


O4 1,00 0,91 0,84 0,77 0,72 0,71
'V1 ist die Spannungsschwingbreite im untersuchten Querschnitt bei Betrachtung
des Lastmodells 71 auf einem Gleis;
'V1+2 ist die Spannungsschwingbreite im untersuchten Querschnitt bei Betrachtung
des Lastmodells 71 nach DIN EN 1991-2 auf zwei Gleisen

Als Anpassungsbeiwert I ist nach DIN EN 1991-2 Abschn. 6.4.5.2 für sorgfältig un-
terhaltene Gleise der dynamische Beiwert I2 anzusetzen:
1,44
I I2  0,82 jedoch: 1,00 d I2 d 1,67 (4.56)
LI  0,2
LI ist die zu I gehörende „maßgebende“ Länge in m, die mithilfe von Tabelle 6.2
bzw. NA.6.2 der DIN EN 1991-2 bestimmt werden kann. Für die Hauptträger von
Einfeldträgern ist LI gleich der Stützweite in Hauptträgerrichtung.
Wenn Bauteile sowohl durch Biegebeanspruchungen des Haupttragwerks (globale Be-
anspruchungen) als auch durch Biegebeanspruchungen im Fahrbahnbereich (lokale
Beanspruchungen) belastet werden, sind die Einzelbeanspruchungen in der Regel wie
folgt zu kombinieren:
'V E2 O loc ˜ Iloc ˜ 'Vloc  O glo ˜ Iglo ˜ 'Vglo (4.57)
Die Abkürzungen „loc“ beziehen sich auf lokale Beanspruchungen und „glo“ auf glo-
bale Beanspruchungen.
426 4 Brückenbau

Bild 4.103 Ermüdungsfestigkeitskurven für Längsspannungen


2
Tabelle 4.27 'VC, 'VD und 'VL in N/mm
Kerbfall 'VC Dauerfestigkeit 'VD Schwellenwert 'VL
160 117,9 64,7
140 103,2 56,7
125 92,1 50,6
112 82,5 45,3
100 73,7 40,5
90 66,3 36,4
80 59,0 32,3
71 52,3 28,7
63 46,4 25,5
56 41,3 22,7
50 36,9 20,3
45 33,2 18,2
40 29,5 16,2
36 26,5 14,5

In Bild 4.103 sind die Ermüdungsfestigkeitskurven (Wöhlerlinien) nach DIN EN


1993-2 bzw. 1993-1-9 dargestellt. Aufgrund der Darstellung im doppeltlogarithmi-
schen Maßstab handelt es sich abschnittsweise um Geraden. Man unterscheidet 14
verschiedene Kerbfälle und folgende Spannungsschwingbreiten:
x Kerbfall 'VC für NC = 2 ˜ 106
x Dauerfestigkeit 'VD für ND = 5 ˜ 106
4.8 Ermüdungsnachweise 427

x Schwellenwert 'VL für NL •8


In Tabelle 4.27 sind die Zahlenwerte für 'VC, 'VD und 'VL zusammengestellt. 4
2
Für die Schubspannungen sind Ermüdungsfestigkeitskurven mit 'WC = 80 N/mm und
'WC = 100 N/mm2 vorgesehen. Ihre Steigung beträgt durchgängig m = 5 bis zum
Schwellenwert der Ermüdungsfestigkeit.

4.8.5 Kerbfälle

Die DIN EN 1993-2 verweist bezüglich der Kerbdetails auf die DIN EN 1993-1-9.
Diese enthält im Abschnitt 8 auf 13 Seiten eine Zusammenstellung der sowohl für den
Brücken- als auch für den Hochbau relevanten Konstruktionsdetails und ihre Zuord-
nung zu Kerbfällen. Dort wird wie folgt eingeteilt:
x Ungeschweißte Bauteile und Anschlüsse
x Geschweißte zusammengesetzte Querschnitte
x Querlaufende Stumpfnähte
x Angeschweißte Anschlüsse und Steifen
x Geschweißte Stöße
x Hohlprofile
x Geschweißte Knoten von Fachwerkträgern
x Orthotrope Platten mit Hohlrippen
x Orthotrope Platten mit offenen Rippen
Für ermüdungsgefährdete Bereiche von Fahrbahnplatten werden in DIN EN 1993-2 in
Tabelle 9.8 gesonderte Werte mit Bezug auf DIN EN 1993-1-9 angegeben. Außerdem
gibt der Nationale Anhang zur Brückenbaunorm einzelne Kerbdetails vor. In Tabelle
4.28 sind einige ausgewählte Konstruktionsdetails und ihre Zuordnung zu Kerbfällen
zusammengestellt, die häufig für die Bemessung maßgebend sind. Die vollständigen
Kerbfalltabellen in DIN EN 1993-1-9 und DIN EN 1993-2 enthalten Beschreibungen
zur Ausführung der Konstruktionsdetails und Anforderungen, die bei der Anwen-
dung zu beachten sind. Darüber hinaus ist einigen Kerbfällen die Abhängigkeit von
der Blechdicke zu berücksichtigen. Sofern t größer als 25 mm ist, wird die Ermü-
dungsfestigkeit wie folgt abgemindert: 'VC,red = ks 'VC mit ks = (25/t)0,2.
428 4 Brückenbau

Tabelle 4.28 Kerbfälle (KF) für ausgewählte Konstruktionsdetails


4
Kerbfall Geschweißte zusammengesetzte Querschnitte

112

100

100; 71

90 bis
125

Kerbfall Quer laufende Stumpfnähte

80

71

71; 50
4.8 Ermüdungsnachweise 429

Kerbfall Angeschweißte Bleche und Steifen


4
80 A d 50 mm

71 50  A d 80 mm

63 80  A d 100 mm

56 A ! 100 mm
r 1
t oder
90 w 3
r ! 150 mm
1 r 1
71 d d
6 w 3
r 1
50 
w 6

80 A d 50 mm

71 50  A d 80 mm

Kerbfall Gurtlamellenende

71
430 4 Brückenbau

Kerbfall (KF) Orthotrope Platten mit Hohlrippen


4

Bereich 1: KF 71
Bereich 2: KF 80 (100)
Bereich 3: KF 80
71
bis
112
KF 71
s. DIN EN
1993-2
KF 112 (71)

4.8.6 Ermüdungsnachweis für eine Straßenbrücke

Für die einfeldrige Straßenbrücke in Abschnitt 4.14.3 (s. Bild 4.205) wird hier als
Beispiel der Ermüdungsnachweis für den Anschluss der Vertikalsteifen an die Haupt-
trägeruntergurte geführt.

Bild 4.104 Anschluss der Vertikalsteifen an die Hauptträgeruntergurte

Für das in Bild 4.104 dargestellte Konstruktionsdetail können aus Tabelle 4.28 die
folgenden Kerbfälle abgelesen werden:
x Hauptträgerstegblech an Untergurtblech: Kerbfall 112
x Steifensteg an Untergurtblech: Wegen l < 50 mm: Kerbfall 80
(l ist die Länge in Längsrichtung: Stegsteifendicke plus Schweißnahtdicken)
x Steifengurt an Untergurtblech: Wegen L > 100 mm: Kerbfall 56 (maßgebend)
4.8 Ermüdungsnachweise 431

Die ermüdungsrelevanten Spannungsschwingbreiten werden mit dem in Bild 4.105


dargestellten Ermüdungslastmodell 3 ermittelt. Die Berechnung erfolgt unter Ver- 4
wendung von Bild 4.206 für einen Hauptträger. Damit ergeben sich die Einflussfakto-
ren 1,270 und 1,054 für die beiden Einzellasten einer Achse und für eine Achse erhält
man:
QLM3 = 60 ˜ 1,270 + 60 ˜ 1,054 = 139,44 kN
Für das maximale Feldmoment folgt dann:
max MF,LM3 = 139,44 ˜ (52/2 – 4,20) + 139,44 ˜ (52/2 – 3,00) = 6247 kNm.
Mit dem Trägheitsmoment von IHT = 5294 cm2 ˜ m2 (s. Abschn. 4.14.3) erhält man:
Vp,max = 6247/5294 ˜ (2,80 + 0,014/2 – 1,005) = 2,13 kN/cm2
Wegen Vp,min = 0 beträgt die Spannungsschwingbreite ǻıp = Vp,max = 2,13 kN/cm2.

Bild 4.105 Ermüdungslastmodell 3


Der Ermüdungsnachweis wird wie im Abschn. 4.8.4 beschrieben mit der schadens-
äquivalenten Spannungsschwingbreite ǻıE2 und ǻıC geführt werden. Bedingung
(4.52) führt bei diesem Beispiel in Verbindung mit Gl. (4.54) zu dem folgenden
Nachweis:
J Ff ˜ 'V E2 J Ff ˜ O ˜ I2 ˜ 'Vp 1,0 ˜ 2,00 ˜ 1,0 ˜ 2,13 4,26 kN/cm 2
 5,6/1,15 4,87 kN/cm 2 d 'VC / J Mf
Die Ermüdungsfestigkeit des betrachteten Konstruktionsdetails ist ausreichend. Die
Ermittlung des für den Nachweis benötigten Schädigungsäquivalenzfaktors O kann
Tabelle 4.29 entnommen werden. Als schädigungsäquivalenter Schwingbeiwert ist
)2 = 1,0 anzusetzen.

Tabelle 4.29 Schädigungsäquivalenzfaktoren für die Straßenbrücke

Beiwerte Anmerkungen
O1 2,13 LO = 52 m
O2 1,10 gemäß NA
O3 1,0 Nutzungsdauer: 100 Jahre
gemäß NA für drei
O4 1,037
Schwerverkehrsstreifen
Omax 2,0 LO = 52 m (maßgebend)
432 4 Brückenbau

4.8.7 Ermüdungsnachweis für eine Eisenbahnbrücke


4
Die in den Bildern 4.158 bis 4.163 dargestellte Stabbogenbrücke ist eine zweigleisige
Eisenbahnbrücke, bei der aufgrund hoher und häufig wechselnder Beanspruchungen
die Werkstoffermüdung für die Bemessung maßgebend ist. Als Beispiel wird hier der
Ermüdungsnachweis für den Anschluss der Fahrbahnsteifen an die Querträgerstege
geführt. Das Konstruktionsdetail ist in Bild 4.106 dargestellt (s. auch Bild 4.161) und
kann nach Tabelle 4.28 „Angeschweißte Bleche und Steifen“ dem Kerbfall 80 zuge-
ordnet werden, weil das Stegblech des Querträgers mit t = 20 mm einschließlich der
Schweißnahtdicken nicht größer 50 mm ist.

Bild 4.106 Anschluss einer durchgehenden Längsrippe an einen Querträger

Gemäß Abschn. 4.8.4 kann der Ermüdungsnachweis mit einer schadensäquivalenten


Spannungsschwingbreite geführt werden. Dabei sind die Lasten nach dem Lastmodell
71 (s. Bild 4.70) einschließlich des dynamischen Beiwerts )2 anzusetzen. Für Bautei-
le, die sowohl global als auch lokal beansprucht werden, sind die Einzelbeanspru-
chungen wie folgt zu kombinieren:
ǻıE2 = Oloc ˜ )loc ˜ 'Vloc + Oglo ˜ )glo ˜ 'Vglo
Der Ermüdungsnachweis muss folgende Bedingung erfüllen:
 JFf ˜ 'VE2 = 'VC/JMf
Für das Konstruktionsdetail in Bild 4.106 wurden in der statischen Berechnung fol-
gende lokale und globale Spannungsschwingbreiten ermittelt:
'Vloc = 3,04 kN/cm2 und 'Vglo = 5,20 kN/cm2
Die lokale Spannungsschwingbreite ergibt sich aufgrund der örtlichen Lastabtragung
der Längsrippen im Bereich der Fahrbahn, bei der die Längsrippen gemäß Bild 4.71
biegebeanspruchte Durchlaufträger sind. Bei der globalen Tragwirkung sind die
Längsrippen Bestandteil des Haupttragwerks, da sie in den mittragenden Fahrbahnbe-
reichen mitwirken. Es ergeben sich Spannungen aufgrund der Zugkraft (aus der
Drucknormalkraft in den Bögen) und aus den Biegemomenten in den Versteifungs-
trägern. Mit den Schädigungsäquivalenzfaktoren O und dem schädigungsäquivalenten
Schwingbeiwert I nach Abschnitt 4.8.4, die in Tabelle 4.30 zusammengestellt sind,
erhält man als schadensäquivalente Spannungsschwingbreite:
433

'VE2 = 0,68 ˜ 1,39 ˜ 3,04 + 0,36 ˜ 1,1 ˜ 5,20 = 4,93 kN/cm2


Mit JFf = JMf = 1,0 kann der Nachweis wie folgt geführt werden: 4
1,0 ˜ 4,93 = 4,93 kN/cm2 < 8,0/1,0 = 8,0 kN/cm2

Tabelle 4.30 Schädigungsäquivalenzfaktoren für die Eisenbahnbrücke


1) 2) 3) 4)
Bauteil LO O1 O2 O3 O4 O LI )
Versteifungs- 0,5 ˜ 57,5 0,5 ˜ 57,5
0,65 0,72 1,0 0,77 0,36 1,1
träger (global) = 28,7 m = 28,7 m
Fahrbahn-
3 ˜ 2,5 m 0,95 0,72 1,0 1,0 0,68 3 ˜ 2,5 m 1,39
steife (lokal)
6
1) Verkehrsaufkommen pro Jahr: 5 ˜ 10 t / Fahrstreifen
2) Nutzungsdauer: 100 Jahre
3) a = 'V1/'V1+2: aloc = 1,0, aglo = 0,70 (Quereinfluss)
4) O < Omax = 1,4

Anmerkung: Die maßgebenden Längen zur Bestimmung von O1 wurden mithilfe von
Tabelle NA.4 in DIN EN 1993-2/NA: 2014-10 ermittelt. Für LI wurde Tabelle NA.6.2
(Fälle 1.2 und 5.4) der DIN EN 1991-2/NA: 2012-08 herangezogen.
434 4 Brückenbau

4.9 Vollwandträgerbrücken
4
4.9.1 Konstruktionsvarianten

Vollwandträgerbrücken werden in Brückenlängsrichtung als Einfeldträger oder als


Durchlaufträger ausgeführt. Ihre Hauptträger haben „vollwandige“ Stege, die vertikal
und, bei größeren Trägerhöhen, auch horizontal ausgesteift werden. Bild 4.107 zeigt
beispielhaft Ein- und Zweifeldträger mit gleich bleibender Querschnittshöhe und ei-
nen Dreifeldträger mit veränderlicher Konstruktionshöhe. Gemäß Abschnitt 4.3.1
werden Vollwandträgerbrücken fast ausschließlich als Deckbrücken, d. h. mit oben-
liegender Fahrbahn, gebaut. Trogbrücken können in gewissen Stützweitenbereichen
vorteilhaft sein, wenn die zur Verfügung stehende Bauhöhe gering ist, s. auch Bilder
4.13, 4.38 und 4.42. Die erforderlichen Konstruktionshöhen liegen bei Vollwandträ-
gerbrücken etwa zwischen L/20 und L/35. Sie können mithilfe von Bild 4.6 genauer
abgeschätzt werden.

Bild 4.107 Vollwandträger mit konstanter und veränderlicher Konstruktionshöhe


Die Lastabtragungsprinzipien, das Zusammenwirken von Sekundärtragwerken mit
Vollwandträger-Haupttragwerken und die querschnittabhängigen Berechnungsmo-
delle werden in Abschnitt 4.4 ausführlich erläutert. In den Abschnitten 4.4.4 bis 4.4.8
werden zahlreiche Konstruktionsvarianten von Vollwandträgerbrücken vorgestellt
und ihre Anwendungsbereiche aufgezeigt. Die Gliederung folgt dabei folgender Sys-
tematik:
x Brücken mit Betonfahrbahnplatten (Verbundbrücken)
x Stahlbrücken mit querorientierten Fahrbahnen
x Stahlbrücken mit längsorientierten Fahrbahnen
x Walzträger in Beton (WIB)
x Vorgespannte Doppelverbundträger
Im Folgenden werden Berechnungsmethoden und Nachweise für die Bemessung von
Vollwandträgerbrücken erläutert. Die Abschnitte 4.9.4 bis 4.9.6 enthalten Hinweise
zur Aussteifung und Anordnung der Lager sowie weitere Ausführungsbeispiele. Be-
rechnungsbeispiele finden sich auch in den Abschnitten 4.14.2 bis 4.14.4.

4.9.2 Schnittgrößenermittlung

Im DIN-Fachbericht 103 wurde für die Schnittgrößenermittlung in Hauptträgern unter


Berücksichtigung der lastverteilenden Wirkung von orthotropen Platten von Brücken
zwischen offenen Querschnitten mit mehr als zwei Hauptträgern und Kastenquer-
4.9 Vollwandträgerbrücken 435

schnitten unterschieden. Nach DIN EN 1993-2 gilt grundsätzlich, dass die Wirkung
der Querrahmen und/oder Schotte, die zur Beschränkung der Querschnittsverformung 4
vorgesehen werden, mit einem geeigneten elastischen Modell (z. B. Trägerrostmodell)
unter Ansatz der gemeinsamen Wirkung von Biegung, Torsion und Querschnittsver-
formung berechnet werden darf. Jedoch dürfen die Auswirkungen der Querschnitts-
verformungen auf ein Bauteil vernachlässigt werden, wenn diese infolge der Quer-
rahmensteifigkeit oder durch Querschotte auf 10 % der Biegewirkung des Bauteils
reduziert werden. Entsprechende Berechnungsmodelle werden in Abschnitt 4.4.3 er-
läutert, s. Bilder 4.22 bis 4.26.

Bild 4.108 Einflusslinie für die Auflagerkraft A eines Einfeldträgers mit auskragenden
Enden und Auswertung für Verkehrslasten
Für die Bemessung von Brücken ist die Ermittlung der Schnittgrößen eine zentrale
Aufgabe. Von großer Bedeutung ist dabei die Anordnung örtlich veränderlicher Las-
ten wie z. B. der Verkehrslasten, weil maximale und minimale Schnittgrößen benötigt
werden. Bei der Anordnung der Lasten orientiert man sich zweckmäßigerweise an
Einflusslinien, was beispielhaft in Bild 4.71 dargestellt ist. Früher hat man Einflussli-
nien gezeichnet und im Hinblick auf die Ermittlung maximaler bzw. minimaler
Schnittgrößen, Auflagerreaktionen und Verformungen ausgewertet. Zur Erläuterung
436 4 Brückenbau

wird in Bild 4.108 ein Einfeldträger mit auskragenden Enden betrachtet. Für die an-
4 gegebenen Verkehrslasten sollen die maximale und die minimale Auflagerkraft A
berechnet werden, was in unmittelbarem Zusammenhang mit Bild 4.24a und der Er-
mittlung der Hauptträgerbelastung FA bei offenen Querschnitten mit zwei torsions-
weichen Hauptträgern steht, s. auch Bild 4.205.
Wenn man die Einflusslinie für die Auflagerkraft A ermitteln möchte, muss das Lager
entfernt und in entgegengesetzter Richtung zu A eine Verschiebung „1“ angenommen
werden. Die entstehende Biegelinie ist die Einflusslinie. In Bild 4.108c ergibt sich
eine gerade Linie, weil das baustatische System nach Entfernen des Lagers „A“ kine-
matisch ist. Aufgrund der geraden Linie können alle Ordinaten der Einflusslinie mit
dem Strahlensatz berechnet werden. Für die Auswertung werden die Verkehrslasten
in Bild 4.108d so positioniert, dass sich die maximale Auflagerkraft ergibt. Da der
Einfluss der Einzellasten gegenüber der Streckenlast überwiegt, werden sie so weit
wie möglich auf der linken Seite im Bereich der maximalen Ordinaten angeordnet und
dabei beachtet, dass es sich um die Radlasten eines Fahrzeuges handelt, bei dem ge-
mäß Bild 4.108b Randabstände von 0,5 m einzuhalten sind. An das Fahrzeug schließt
auf der rechten Seite die Streckenlast an, jedoch nur bis zum Auflager B, weil Lasten
auf dem rechten Kragarm zu einer Entlastung führen.
Die Laststellung für die minimale Auflagerkraft A ist in Bild 4.108 nicht dargestellt.
Man sieht aber sofort, dass für min A die Verkehrslasten auf dem rechten Kragarm
stehen müssen. Da dort aufgrund der Geometrie nur eine Einzellast stehen kann, er-
hält man min A = 100 ˜ (–0,2) = –20 kN.

Bild 4.109 Grundlagen zur Ermittlung von Einflusslinien für Schnittgrößen


Die zeichnerische Ermittlung und Auswertung von Einflusslinien ist heutzutage über-
flüssig, da leistungsfähige EDV-Programme zur Verfügung stehen, mit denen man
ohne großen Aufwand mehrere Laststellungen untersuchen kann. Dennoch ist es
zweckmäßig, den Verlauf von Einflusslinien zu kennen, da die Verkehrslasten dann
zielgerichtet im Hinblick auf die Ermittlung extremaler Größen angeordnet werden
können. Die Ordinaten der Einflusslinien sind dabei eher nebensächlich, da es in ers-
ter Linie um die Vorzeichen (positiv oder negativ) geht. Man kann natürlich auch
Einflusslinien mit einem EDV-Programm (quantitativ) ermitteln und beispielsweise
bei Eisenbahnbrücken die Überfahrt des Lastmodells 71 im Computer simulieren.
Dabei kann das Lastbild schrittweise über die Brücke geschoben und es können max
M bzw. min M in ausgewählten Punkten berechnet werden.
4.9 Vollwandträgerbrücken 437

Bild 4.110 Ausgewählte Einflusslinien für einen Dreifeldträger


In Bild 4.109 ist das Prinzip zur Ermittlung von Einflusslinien für Schnittgrößen
dargestellt: Man löst die zur Schnittgröße korrespondierende Bindung und fügt ein
438 4 Brückenbau

Gelenk ein. Danach wird eine gegenseitige Verschiebung bzw. Verdrehung „1“ er-
4 zwungen und das sich dabei ergebende, verformte Tragwerk ist die Einflusslinie. Die
negativen Vorzeichen bei 'u = –1, 'w = –1 und 'M = –1 kennzeichnen, dass die ge-
genseitigen Verschiebungen bzw. Verdrehungen in den Gelenken in entgegengesetz-
ter Richtung zu den positiven Stabendschnittgrößen vorzunehmen sind.
Bild 4.110 enthält auch die Einflusslinien für die Auflagerkräfte A und B. Wie bei
den Schnittgrößen wird die entsprechende Bindung beseitigt, d. h., die Lager werden
entfernt. Danach werden die Punkte A und B um w = –1 verschoben, wobei sich das
negative Vorzeichen wiederum auf die Richtung der Auflagerkräfte bezieht.
Zur Sicherung der Gebrauchstauglichkeit, der Einhaltung von Lichtraumprofilen oder
der Ermittlung der Werkstattform benötigt man die Verformungen infolge von Ver-
kehrslasten. Als Beispiel ist in Bild 4.110 die Einflusslinie für die Durchbiegung in
der Mitte des Dreifeldträgers dargestellt. Sie ergibt sich als Biegelinie w(x) des Drei-
feldträgers, wenn man im Punkt 2 die Einzellast P2 = 1 in Richtung von w2 aufbringt.

Bild 4.111 Zur Ermittlung von Schnittgrößen, Auflagerkräften und Durchbiegungen


In der Baupraxis verzichtet man häufig auf die direkte Ermittlung von Einflusslinien
und verfolgt unmittelbar das eigentliche Ziel: Die Berechnung maximaler bzw. mini-
maler Schnittgrößen, Auflagerkräfte und Durchbiegungen. Die Vorgehensweise wird
an dem Dreifeldträger in Bild 4.110 erläutert und das Prinzip in Bild 4.111 dargestellt.
Bei dem gewählten System kann es sich beispielsweise um den Hauptträger einer
dreifeldrigen Brücke handeln. Das System wird in finite Stabelemente eingeteilt und
es werden etwa 10 bis 20 Elemente pro Feld gewählt. Da die Verkehrslasten in der
Regel aus Einzellasten und Streckenlasten bestehen, werden Einheitslasten P und p
angesetzt, die bei der anschließenden Auswertung an die konkret vorhandenen Lasten
angepasst werden. In getrennten Lastfällen werden die Einzellasten in jedem Kno-
ten und die Streckenlasten elementweise aufgebracht. Da bei dem System in Bild
4.111 die Symmetrie ausgenutzt werden kann, ergeben sich 15 + 14 = 29 Lastfälle.
Wenn man die 29 Lastfälle mit einem FE-Programm untersucht, erhält man als Er-
gebnis in jedem Knoten die Verformungen und die Schnittgrößen sowie an den Auf-
lagern die Auflagerkräfte. Aufgrund der Vorzeichen kann festgestellt werden, in wel-
cher Laststellung sich positive bzw. negative Größen ergeben. Darüber hinaus kann
man nach Anpassung der Einheitslasten an die tatsächlich vorhandenen Ver-
kehrslasten die Lastfälle auswerten und die maximalen bzw. minimalen Größen be-
rechnen, die für die Bemessung benötigt werden.
4.9 Vollwandträgerbrücken 439

4.9.3 Berechnungsmethoden für Verbundbrücken


4
Verbundbrücken bestehen aus Baustahl, Betonstahl, Beton und ggf. aus Spannglie-
dern. Da Stahl und Beton unterschiedliche Elastizitätsmoduli haben und darüber hin-
aus das Kriechen und Schwinden des Betons erfasst werden muss, benötigt man Be-
rechnungsmethoden zur Ermittlung von Verformungen, Schnittgrößen und Span-
nungen, die für Verbundquerschnitte geeignet sind.

Bild 4.112 Teilschnittgrößen, Dehnungen und Spannungen in Verbundträgern

Gesamtquerschnittsverfahren
In der Regel wird für Verbundbrücken das Gesamtquerschnittsverfahren verwendet,
bei dem die Berechnungen mit ideellen Querschnitten durchgeführt werden. Sie wer-
den unter der Annahme festgelegt, dass die Querschnitte eben bleiben und dass das
Hookesche Gesetz für die Beton- und Stahlteile gilt. Zur Erläuterung der prinzipiellen
Zusammenhänge ist in Bild 4.112 ein Verbundquerschnitt dargestellt, der durch die
Schnittgrößen M und N beansprucht wird. Im Schwerpunkt des ideellen Verbund-
querschnitts liegen, wie bei Anwendung der Stabtheorie üblich, der Ursprung des x-y-
z-Koordinatensystems und der Angriffspunkt der Schnittgrößen. Sie führen zu Teil-
schnittgrößen Nc und Mc in der Betonplatte sowie zu Nst und Mst im Stahlquerschnitt,
wobei der Index „st“ kennzeichnet, dass es sich um den Stahlquerschnitt aus Baustahl
(Index „a“) und Betonstahl (Index „s“) handelt. Aufgrund der Annahme vom Eben-
bleiben der Querschnitte sind die Dehnungen linear veränderlich und es ergeben sich
mit dem Hookeschen Gesetz die rechts in Bild 4.112 dargestellten Spannungen mit
einem Sprung zwischen dem Stahlträgerobergurt und der Betonplatte.
Vereinfachtes Berechnungsverfahren mit Reduktionszahlen
Nach DIN EN 1994-2 dürfen das Kriechen und Schwinden des Betons bei Verbund-
brücken mithilfe von Reduktionszahlen nL für die Betonquerschnittsteile erfasst wer-
den:
nL = n0 ˜ (1 + \L ˜ Mt) (4.58)
In dieser Gleichung ist n0 = Ea/Ecm die Reduktionszahl für kurzzeitige Lasten (Ver-
kehrslasten, Temperaturänderungen, Wind). Ea ist der Elastizitätsmodul des Baustahls
und Ecm ist der Sekantenmodul des Betons bei Kurzzeitlasten. Für einen Beton
C 35/45 ist n0 = 21000/3400 = 6,18. Der Einfluss des Kriechens wird mithilfe von
Kriechbeiwerten \L und Kriechzahlen M(t, t0) berücksichtigt. Für die Kriechbeiwerte
440 4 Brückenbau

dürfen die in Tabelle 4.22 angegebenen konstanten Werte verwendet werden. Der
4 Index „L“ dient zur Unterscheidung der Beanspruchungen bzw. Lastfälle:
x L=P zeitlich konstante Beanspruchungen \P = 1,10
x L = PT zeitlich affin zum Kriechen auftretende Beanspruchungen \PT = 0,55
x L = Sh Schwinden \Sh = 0,55
x L = D Beanspruchungen infolge von eingeprägten Deformationen \D = 1,50
Die Kriechzahl ist nach DIN EN 1992-1-1 zu bestimmen.
Anmerkung: Die Vorgehensweise gemäß DIN EN 1994-2 ist ein vereinfachtes Ver-
fahren, bei dem näherungsweise konstante Kriechbeiwerte verwendet werden. Dar-
über hinaus müssen bei genauerer Betrachtung unterschiedliche Kriechbeiwerte für
die Betonfläche und das Betonträgheitsmoment berücksichtigt werden. Die Aus-
wirkungen auf die Bemessung sind jedoch bei den üblichen Verbundbrücken mit rela-
tiv dünnen, oben liegenden Betonfahrbahnplatten gering. [98] enthält ausführliche
Herleitungen und Hinweise für genauere Kriechbeiwerte.
Querschnittswerte
Unter Verwendung der Reduktionszahlen können die Querschnittswerte ideeller Ver-
bundquerschnitte mithilfe von Bild 4.113 berechnet werden. Dabei ist für kurzzeitige
Lasten nL = n0 anzusetzen. Ausgangspunkt für die Berechnungen sind die Schwerach-
se der Betonplatte und die Ordinate z. Der Schwerpunkt des ideellen Verbundquer-
schnitts Si,L liegt um das Maß zi,L tiefer. Die Flächen werden mit A und die Trägheits-
momente mit I bezeichnet.

Bild 4.113 Querschnittswerte für ideelle Verbundquerschnitte

Teilschnittgrößen und Spannungen


Für Nachweise nach DIN EN 1994-2 bzgl. Tragfähigkeit, Gebrauchstauglichkeit und
Ermüdung werden Spannungen benötigt. Zur Ermittlung der in Bild 4.112 dargestell-
ten Teilschnittgrößen und Spannungen wird zunächst der Fall N = 0 betrachtet, da
Verbundträger fast ausschließlich durch Biegemomente (und Querkräfte) beansprucht
werden. Für N = 0 ist u sc = 0, so dass sich als Dehnung H  z ˜ w cc ergibt. Damit erhält
4.9 Vollwandträgerbrücken 441

man die in Bild 4.114 zusammengestellten Teilschnittgrößen, die zu den im Bild


rechts dargestellten Spannungen führen. Sie können wie folgt berechnet werden: 4
x in der Betonplatte
N c,L M c,L M
Vc  ˜ (z  z c,L ) ˜z (4.59)
Ac Ic n L ˜ I i,L
x in den Stahlteilen
N st,L M st,L M
Vst  ˜ (z  z st,L ) ˜z (4.60)
Ast Ist I i,L

Bild 4.114 Teilschnittgrößen und Spannungen in Verbundquerschnitten

Bild 4.115 Modellvorstellung zum Betonschwinden und Spannungsermittlung


442 4 Brückenbau

Infolge Schwinden der Betonplatte treten in Verbundträgern Normalkräfte und Bie-


4 gemomente auf, die mithilfe von Bild 4.115 bestimmt werden können. Nach der dort
dargestellten Modellvorstellung wird zunächst die Schwindverkürzung der isoliert
betrachteten Betonplatte durch eine Zugkraft NSh rückgängig gemacht, was entspre-
chende Zugspannungen im Beton zur Folge hat. Anschließend werden Betonplatte
und Stahlträger verdübelt, so dass eine Druckkraft NSh auf den Verbundträger wirkt.
Aus der exzentrisch angreifenden Druckkraft resultiert ein Versatzmoment und der
Verbundträger wird daher durch NSh und MSh beansprucht.
Schnittgrößenermittlung
Zur Berücksichtigung der Rissbildung bei der Schnittgrößenermittlung für Verbund-
brücken finden sich in DIN EN 1994-2 Abschnitt 5.4.2.3 drei verschiedene Methoden.
Für durchlaufende Verbundträger ohne Vorspannmaßnahmen und mit oberhalb des
Stahlquerschnitts angeordneten Betongurten darf in der Regel ein Näherungsverfahren
verwendet werden. Wenn das Verhältnis der an eine Innenstütze angrenzenden Stütz-
weiten (Lmin/Lmax) nicht kleiner als 0,6 ist, darf der Einfluss der Rissbildung durch
Ansatz der Biegesteifigkeit EaIst (Baustahl und Betonstahl) über 15 % der Stützweite
der an die betrachtete Innenstütze angrenzenden Felder und durch Ansatz der Steifig-
keit EaI1 in den restlichen Bereichen erfasst werden. Mit den sich daraus ergebenden
Steifigkeiten werden die Schnittgrößen auf der Grundlage der Elastizitätstheorie er-
mittelt. Sekundäre Beanspruchungen (Zwangsschnittgrößen) aus dem Kriechen und
Schwinden des Betons sind zu berücksichtigen. Einflüsse aus Temperatureinwirkun-
gen dürfen bei der Tragwerksberechnung für den Grenzzustand der Tragfähigkeit im
Allgemeinen vernachlässigt werden, wenn alle Querschnitte die Bedingung der Klasse
1 und 2 erfüllen und wenn keine Biegedrillknickgefahr besteht.
Die Schnittgrößenermittlung unter Berücksichtigung des Kriechens ist in Bild 4.116
dargestellt. Da sich die Betonplatte im Laufe der Zeit in den Feldbereichen den
Druckbeanspruchungen entzieht, was zu entsprechenden Umlagerungen führt, müssen
ständige Einwirkungen und zeitlich veränderliche Beanspruchungen unterschieden
werden. Bild 4.116 zeigt am Beispiel eines Zweifeldträgers die Berechnung nach dem
Kraftgrößenverfahren. In der Baupraxis werden die Berechnungen häufig mit einem
äquivalenten Temperaturlastfall 't durchgeführt, s. [71] und Leitfaden zum DIN-FB
104 [33]. Für das Verständnis ist das Kraftgrößenverfahren besser geeignet. Die an-
gegebenen Zahlenwerte beziehen sich auf den Querschnitt der Verbundbrücke in Bild
4.207 und werden in Abschnitt 4.14.4 erläutert, s. auch Tabelle 4.34. In [98] wird ein
vergleichbares Hochbaubeispiel behandelt.
Zunächst werden die Biegemomente für den Zeitpunkt t = t0 ermittelt und dabei der
angegebene Verlauf der Trägheitsmomente mit Ii,0 und Ist zugrunde gelegt. Als Ergeb-
nis erhält man u. a. das Stützmoment MSt,0, das für die Ermittlung der Biegemomente
unter Berücksichtigung des Kriechens für t = f als Eingangsgröße (s. strichpunktierte
Linie in der Mitte von Bild 4.116) verwendet wird. Die Berechnungen erfolgen nach
dem Kraftgrößenverfahren, hier mit einem statisch bestimmten Hauptsystem, bei dem
an der Mittelstütze ein Gelenk angenommen wurde. Die statisch Unbestimmte ist das
Stützmoment MSt,PT, das eine zeitlich veränderliche Größe ist (Index „PT“; Eigen-
spannungszustand). Der Lastspannungszustand infolge g und MSt,0 ist zeitlich gleich-
bleibend, so dass dafür die Trägheitsmomente mit dem Index „P“ anzusetzen sind. Mit
den in Bild 4.116 dargestellten gestrichelten Linien wird angedeutet, dass sich in den
Last- und Eigenspannungszuständen Durchbiegungen ergeben, die am Gelenk zu ge-
genseitigen Verdrehungen 'M führen. Sie können mit dem Arbeitssatz oder mithilfe
4.9 Vollwandträgerbrücken 443

von EDV-Programmen ermittelt werden. Damit kann, wie beim Kraftgrößenverfahren


üblich, die statisch unbestimmte MSt,PT berechnet werden. Der Biegemomentenverlauf 4
für t = f ist in Bild 4.116 unten dargestellt. Weitere Einzelheiten zur Schnittgrößen-
ermittlung enthält Abschnitt 4.14.4 „Berechnungsbeispiel Straßenbrücke in Verbund-
bauweise“. Neben dem Kriechen werden dort auch das Schwinden des Betons sowie
ständige Einwirkungen und Verkehrslasten untersucht.

Bild 4.116 Schnittgrößenermittlung für ständige Einwirkungen unter


Berücksichtigung des Kriechens
Anmerkung: Bei Berechnungen nach dem Kraftgrößenverfahren werden normaler-
weise unbekannte Kraftgrößen Xi = 1 angesetzt und Gik-Werte ermittelt. Sofern nur
eine Unbekannte auftritt, kann sie mit X1 = G10/G11 bestimmt werden. In Bild 4.116
wurde zunächst MSt = 10000 kNm angesetzt und die gegenseitigen Verdrehungen
wurden mit einem EDV-Programm (Weggrößenverfahren) berechnet. Zum Kraftgrö-
444 4 Brückenbau

ßenverfahren in der allgemein üblichen Formulierung besteht folgender Zusammen-


4 hang:
G10 'MSt,P
X1  ˆ M St,PT  (4.61)
G11 (für X1 1) 'MSt,PT (für M St 10000)/10000
Plastische Momententragfähigkeit
Gemäß DIN EN 1994-2 Abschnitt 6.2.1 darf die Querschnittstragfähigkeit vollplas-
tisch berechnet werden, wenn wirksame Verbundquerschnitte der Klassen 1 oder 2
vorliegen, die wie folgt definiert sind:
x Klasse 1: Diese Querschnitte können plastische Gelenke oder Fließzonen mit aus-
reichender plastischer Momententragfähigkeit und Rotationskapazität für die plas-
tische Berechnung ausbilden.
x Klasse 2: Querschnitte der Klasse 2 können die plastische Momententragfähigkeit
entwickeln, haben aber aufgrund örtlichen Beulens nur eine begrenzte Rotations-
kapazität.
Bei der Berechnung des plastischen Grenzmomentes Mpl,Rd nach DIN EN 1994-2 gel-
ten folgende Annahmen:
x Vollständiges Zusammenwirken von Baustahl, Beton und Bewehrung.
x Im gesamten wirksamen Baustahlquerschnitt wirken Zug- und/oder Druckspan-
nungen mit dem Bemessungswert der Streckgrenze fyȖa.
x Im Betonstahl wirken im Bereich der mittragenden Gurtbreite Zug- oder Druck-
spannungen mit dem Bemessungswert der Streckgrenze fskȖs. Zur Vereinfachung
darf der Betonstahl in der Druckzone vernachlässigt werden.
x In der Druckzone des mittragenden Betonquerschnitts wirkt im Bereich zwischen
der plastischen Nulllinie und der Randfaser der Druckzone eine konstante Span-
nung fcd = 0,85 ˜ fckȖc wobei fcd der Bemessungswert der Zylinderdruckfestigkeit
des Betons ist.

Bild 4.117 Positives plastisches Grenzmoment MV,Rd (max) unter Berücksichtigung


einer Querkraft V
Die Berechnung des plastischen Grenzmomentes Mpl,Rd ist in den Bildern 4.117 für
ein positives Biegemoment und 4.118 für ein negatives Biegemoment dargestellt.
Neben den Biegemomenten soll in beiden Fällen eine Querkraft V wirken. Sie wird
4.9 Vollwandträgerbrücken 445

den Baustahlstegen zugewiesen und angenommen, dass keine Beulgefahr vorliegt,


also O w d 0,83 ist, s. Abschnitt 4.7.5. Gemäß DIN EN 1993-1-1 braucht das plastische 4
Grenzmoment nicht abgemindert zu werden, wenn die folgende Bedingung erfüllt ist:
V  Vpl,Rd / 2 ª AV ˜ f y / ( 3 ˜ J M )º / 2 (4.62)
¬ ¼
Sofern die Querkraft größer ist, wird das plastische Grenzmoment MV,Rd unter Be-
rücksichtigung der Querkraft mit einer reduzierten Streckgrenze im Steg ermittelt:
(1  U) ˜ fy mit U = (2 ˜ V/Vpl,Rd  1)2 (4.63)
Ein positives plastisches Grenzmoment MV,Rd(max), bei dem die Betonplatte in der
Druckzone liegt, kann mithilfe von Bild 4.117 berechnet werden. Das Bild zeigt die
angenommene Spannungsverteilung und die daraus resultierenden Normalkräfte in
den Einzelteilen. Da N = 0 ist, kann zur Ermittlung von MV,Rd ein beliebiger Dreh-
punkt gewählt werden. Bei der Formulierung der Formel in Bild 4.117 ist der An-
griffspunkt der Betondruckkraft Nc gewählt worden. Das Bild enthält den häufig vor-
kommenden Fall, dass die Spannungsnulllinie in der Betonplatte liegt. Andere Fälle
mit Nulllinien im Stahlträger können sinngemäß gelöst werden, s. auch [71] oder [89].
Die DIN EN 1994-2 enthält gewisse Einschränkungen, die zu beachten sind. Bei-
spielsweise sollte hpl d 0,15 hgesamt sein.

Bild 4.118 Negatives plastisches Grenzmoment MV,Rd (min) unter Berücksichtigung


einer Querkraft V
Bei der Ermittlung des negativen plastischen Grenzmomentes MV,Rd(min) in Bild
4.118 wird der Beton nicht berücksichtigt, da die Betonplatte im Zugbereich liegt.
Bild 4.118 gilt für die angenommene Lage der Nulllinie im Stahlträgersteg. Mit den
im Bild angegebenen Normalkräften in den Schwerpunkten der Einzelteile kann
MV,Rd(min) berechnet werden. An der Formel in Bild 4.118 ist erkennbar, dass als
Drehpunkt die Nulllinie gewählt wurde.
446 4 Brückenbau

4.9.4 Aussteifung der Brückenquerschnitte


4
Die Konstruktionen des Brückenbaus bestehen aus dünnwandigen Blechen, die aus
verschiedenen Gründen ausgesteift werden müssen:
x Formgebung und -erhaltung von Querschnitten
x örtliche Lastabtragung durch Sekundärtragwerke
x örtliche Lasteinleitung, z. B. von Auflagerkräften
x Stabilisierung bzgl. Beulen, Knicken und Biegedrillknicken
x Berechnungen nach der Stabtheorie (formtreue Querschnitte)
Die Grundlagen zur Aussteifung von Blechen werden in Abschnitt 4.5 behandelt. In
diesem Abschnitt werden weitere konstruktive Maßnahmen für Vollwandträgerbrü-
cken ergänzt.

Bild 4.119 Hauptträger mit vertikaler T-Steife und Lagersteifen aus Flachstählen
Zur Formgebung und -erhaltung von Querschnitten können Querschotte, Querver-
bände oder Querrahmen verwendet werden. Querschotte sind Bleche, die zwischen
Stegbleche und Gurte geschweißt werden. Der typische Anwendungsfall sind Hohl-
kastenquerschnitte mit relativ geringen Abmessungen wie sie bei eingleisigen Eisen-
bahnbrücken sowie Geh- und Radwegbrücken vorkommen.
Bei offenen Querschnitten ist es zweckmäßig, Querrahmen auszubilden. Dazu werden
die Hauptträgerstegbleche in der Regel auf den Innenseiten mit Flachstählen oder
T-förmigen Vertikalsteifen verstärkt und mit den Querträgern biegesteif verbunden (s.
Bild 4.119). Bei Verbundbrücken wird die Rahmenwirkung häufig über biegesteif
angeschlossene Querriegel erzielt. Die Querriegel in den Bildern 4.28 und 4.124 ha-
ben I-förmige Querschnitte, so dass Walzprofile gewählt werden konnten.
Bei Querschnitten mit großen Abmessungen werden häufig Diagonalen ergänzt oder
fachwerkartige Querrahmen ausgebildet. Beispiele dazu zeigen die Bilder 4.29, 4.34,
4.35, 4.43, 4.44 und 4.125. In den Auflagerachsen sind stets kräftige Queraussteifun-
gen anzuordnen. Da bei Durchlaufträgern die Hauptträgeruntergurte im Bereich der
Mittelstützen auf Druck beansprucht werden, müssen die Untergurte seitlich gehalten
werden, so dass in den angrenzenden Feldbereichen kräftige Querverbände erforder-
lich sind. Dies ist beispielsweise bei der Weserbrücke Vennebeck in Bild 4.28 der
Fall (Querverband nicht dargestellt).
4.9 Vollwandträgerbrücken 447

4.9.5 Anordnung der Lager und Lagersteifen


4
Die Lager von Brückenüberbauten müssen vertikale Kräfte und horizontale Kräfte in
Längs- und Querrichtung aufnehmen. Die Wahl und Anordnung der verschiedenen
Lagertypen soll möglichst so erfolgen, dass Zwängungen aufgrund von Temperatur-
änderungen und die Dehnwege der Übergänge minimiert werden. Beispiele für die
Anordnung der Lager zeigt Bild 4.120 für ein- und zweifeldrige Brückenüberbauten.
In der Baupraxis wird häufig die Variante mit dem festen Lager an einem Widerlager
ausgeführt. Am gegenüberliegenden Widerlager ist der Dehnweg für den Übergang
dann natürlich größer. Günstig wirkt sich dabei jedoch aus, dass der Fahrbahnüber-
gang am festen Lager einfacher ausgeführt werden kann und die horizontale Aufla-
gerkraft in Brückenlängsrichtung am Widerlager in den Baugrund geleitet wird. Auf-
grund örtlicher Gegebenheiten ist es häufig von Vorteil, H-Kräfte an Widerlagern
statt an Pfeilern abzutragen.

Bild 4.120 Lageranordnung bei ein- und zweifeldrigen Brücken


Häufig werden die Lager direkt unter den Hauptträgern angeordnet, da die Auflager-
kräfte dann ohne Umwege in die Hauptträgerstegbleche eingeleitet werden können, s.
Bilder 4.29, 4.31 und 4.32. Bei Fußgängerbrücken und eingleisigen Eisenbahnbrücken
haben die Hauptträger oftmals sehr geringe Abstände, so dass infolge von Torsions-
beanspruchungen abhebende Kräfte auftreten. Auch bei Hohlkastenquerschnitten mit
geneigten Stegen ergeben sich in Brückenquerrichtung häufig sehr geringe Lagerab-
stände. Zur Vergrößerung der Hebelarme kann man Auflagerschotte bzw. Auflager-
querträger beidseitig weiter nach außen führen und dadurch die Auflagerbasis ver-
breitern. Weitere Einzelheiten zur Lagerung und Auswahl verschiedener Lagertypen
können u. a. den Richtzeichnungen [9], [10] und [60] entnommen werden.
Auflagerkräfte müssen örtlich in die Konstruktion eingeleitet werden. Sofern die La-
ger unter den Hauptträgern angeordnet werden, erfolgt die Einleitung der vertikalen
Auflagerkräfte über Lagersteifen und die Hauptträgerstegbleche. Die Art der Ausstei-
fung hängt stark von der Größe der Auflagerkraft und den Verschiebewegen der Lager
ab. Lasteinleitungssteifen aus Flachblechen werden häufig nicht über die gesamte
Höhe der Hauptträgerstege durchgezogen. Sie enden in Abhängigkeit von den sta-
tischen Erfordernissen in einem gewissen Abstand vom Untergurt und werden außen
448 4 Brückenbau

angeschrägt, s. Bild 4.126 (rechter HT). In Bild 4.119 wird die Vertikalsteife als La-
4 gersteife verwendet und es werden zusätzlich zwei Flachsteifen auf der äußeren Seite
des Hauptträgersteges angeordnet. Wenn große seitliche H-Kräfte in die Lager zu
leiten sind, kann es erforderlich sein, zusätzlich einen Querverband vorzusehen.

Bild 4.121 Lager unter den Hauptträgerstegen und Querrahmen


In Bild 4.121 ist der Auflagerbereich eines einzelligen Hohlkastens dargestellt, bei
dem sich die Lager unmittelbar unter den Hauptträgerstegen befinden. Da die Lager
nach außen überstehen, ist die rahmenartige Aussteifung der Stahlkonstruktion ent-
sprechend verlängert worden. Die Bilder 4.122 und 4.123 ergänzen das Berechnungs-
beispiel „Geh- und Radwegbrücke“ in Abschnitt 4.14.2. Aufgrund der sehr leichten
Stahlkonstruktion ist das Abheben von den Lagern von großer Bedeutung. Mit einem
Abstand von 2,50 m wurden daher die Lager an den Brückenenden weit auseinander
angeordnet. In Brückenmitte befindet sich gemäß Bild 4.202 nur ein einzelnes Lager,
so dass die Auflagerkräfte in der Mitte des Hohlkastens eingeleitet werden müssen.
Der Querschnitt wurde dort daher durch ein Querschott (mit Durchbruch) und Flach-
stähle ausgesteift.

Bild 4.122 Hohlkasten mit ausgesteiftem Querschott für ein zentrisches Lager
4.9 Vollwandträgerbrücken 449

Bild 4.123 Endquerträger mit breiter Auflagerbasis

4.9.6 Weitere Ausführungsbeispiele

Die Abschnitte 4.4.4 bis 4.4.8 enthalten zahlreiche Beispiele, die die konstruktive
Durchbildung von Vollwandträgerbrücken für unterschiedliche Anwendungsfälle
zeigen. In Abschnitt 4.5 wird ausführlich auf die bauliche Durchbildung der Bauteile
eingegangen. Im Folgenden werden einige Ausführungsbeispiele ergänzt.

Bild 4.124 Schleusenkanalbrücke Gerlachshausen


450 4 Brückenbau

Bild 4.124 zeigt den Querschnitt einer Straßenbrücke über einen Schleusenkanal bei
4 Gerlachshausen in Franken. Die einfeldrige Verbundbrücke ist 45 m lang und wurde
für die Brückenklasse 30/30 dimensioniert. Damit ergab sich eine Stahlkonstruktion
von ca. 135 kg/m2 Brückenfläche.
Weitere ausgeführte Verbundbrücken sind in den Bildern 4.125 bis 4.128 dargestellt.
Details zur Ausführung der Stahlkonstruktion für den südlichen Überbau der Brücke
OW IIIa können Bild 4.126 entnommen werden.

Bild 4.125 Straßen- und Stadtbahnbrücken OW IIIa in Dortmund [46]

Bild 4.126 Stahlkonstruktion des linken Überbaus der Brücken OW IIIa


4.9 Vollwandträgerbrücken 451

Bild 4.127 Werratalbrücke Hedemünden im Zuge der Bundesautobahn A7

Bild 4.128 Eisenbahnbrücke über die Werra bei Hedemünden


452 4 Brückenbau

4.10 Fachwerkträgerbrücken
4

4.10.1 Konstruktionsvarianten

Fachwerk- und Vollwandträgerbrücken sind bezüglich ihrer Haupttragfunktion als


Träger unmittelbar vergleichbar. Wie in Abschnitt 4.3 erläutert, kommen unterschied-
liche Fahrbahnlagen und baustatische Systeme zur Ausführung, s. Bilder 4.5 und 4.13.
Kennzeichnendes Merkmal der Fachwerkträgerbrücken sind ihre Fachwerkhauptträ-
ger, die aus Gründen der Materialersparnis und einer weitgehenden Durchsichtigkeit
bei gewissen Bauaufgaben den vollwandigen Hauptträgern vorgezogen werden.
Moderne Fachwerkträgerbrücken bestehen in der Regel aus reinen Diagonalenfach-
werken und haben heutzutage fast ausschließlich parallele Ober- und Untergurte.
Häufig werden sie wie in Bild 4.129 als Einfeldträger ausgeführt, teilweise aber auch
als Durchlaufträger. Bekannte Ausführungsbeispiele für Durchlaufträger sind:
x die Süderelbebrücke in Hamburg (Dreifeldträger)
x die Hochbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal bei Brunsbüttel (Dreifeldträger)
x die Mainbrücke Nantenbach

Bild 4.129 Fachwerkträgerbrücke über den Datteln-Hamm-Kanal in Lünen [84]


Normalerweise haben Fachwerkträgerbrücken zwei außen liegende, senkrecht ste-
hende Fachwerkwände, die wie bei dem Beispiel in Bild 4.130 oberhalb der Fahrbahn
angeordnet sind. Es handelt sich daher um Trogbrücken mit großer Konstruktionshöhe
und kleiner Bauhöhe. Die Vorteile dieser Bauweise werden in Abschnitt 4.3 erläutert.
Im Sinne von Abschnitt 4.4 bilden die Fachwerke die Hauptträger der Brücke. Be-
standteile der Untergurte sind mittragende Fahrbahnbereiche, die im Haupttragsystem
mitwirken. Bezüglich der Lastabtragung unterscheidet man zwei Ausführungsvarian-
ten, die die Anordnung von Windverbänden im Bereich der Fachwerkobergurte be-
treffen. Sofern man auf den oberen Windverband verzichtet, was bei breiten Brücken
aus optischen Gründen sinnvoll ist, handelt es sich um offene Querschnitte mit zwei
außen liegenden Hauptträgern, deren Torsionssteifigkeit in der Regel gering ist. Die
Berechnungen können daher mit den in Bild 4.24 dargestellten Modellen erfolgen.
Durch die Anordnung eines oberen Windverbandes, wie in Bild 4.130, verändert sich
das Haupttragsystem gravierend und es entsteht ein einzelliger Hohlkasten. Dafür
kann man bei ausreichender Formtreue das Berechnungsmodell in Bild 4.23 verwen-
4.10 Fachwerkträgerbrücken 453

den. In Querrichtung verformbare Hohlkästen können mit dem Stabmodell in Bild


4.26 untersucht werden oder als räumliche Stabwerke berechnet werden. Letzteres 4
bietet sich bei Eisenbahnbrücken besonders an, da für die Ermüdungsnachweise die
Nebenspannungen in den Fachwerken benötigt werden.

Bild 4.130 Querschnitt mit zwei außen liegenden Fachwerkwänden (Brücke über
den Datteln-Hamm-Kanal in Lünen)
Vereinzelt werden auch Mittelträgerfachwerkbrücken ausgeführt. Da dabei nur ein
Hauptträger vorhanden ist, müssen Beanspruchungen infolge Torsion von anderen
Baugliedern, wie z. B. Hohlkästen im Fahrbahnbereich, aufgenommen werden, s.
auch Bild 4.22. Ein bekanntes Beispiel dazu ist die Eisenbahnbrücke über die Süder-
elbe in Hamburg, [150]. Bild 4.131 zeigt in einer schematischen Darstellung die drei
nebeneinander liegenden Brückenüberbauten. Die Montage erfolgte, wie in Bild 4.132
dargestellt, mithilfe von Vorschubwagen, Vorbaugeräten, Schwimmkränen und Mon-
tagekränen.
454 4 Brückenbau

Bild 4.131 Eisenbahnbrücken über die Süderelbe in Hamburg

Bild 4.132 Montage der Eisenbahnbrücken über die Süderelbe [150]


Fachwerkträgerbrücken mit oben liegender Fahrbahn (Deckbrücken) kommen zur
Ausführung, wenn unterhalb der Fahrbahngradiente ausreichend Raum für die Fach-
werkwände zur Verfügung steht. Ausgeführte Beispiele (siehe auch Bild 4.142) er-
strecken sich im Wesentlichen auf Eisenbahnbrücken.
Trogartige Fachwerkträgerbrücken haben den Vorteil, dass man mit sehr geringen
Bauhöhen auskommt. In Abhängigkeit von der Brückenbreite liegt die Bauhöhe in der
Regel zwischen 50 cm und 1,50 m. So hat zum Beispiel die etwa 24 m breite Hoch-
brücke Brunsbüttel über den Nord-Ostsee-Kanal eine Bauhöhe von ca. 1,30 m (siehe
auch Bild 4.12 und [60]). Die geringe erforderliche Bauhöhe der Trogbrücken hat
große Bedeutung, wenn unterhalb der Brückenüberbauten Lichtraumprofile für andere
4.10 Fachwerkträgerbrücken 455

Verkehrswege freizuhalten sind. Trogbrücken eignen sich daher besonders für Über-
führungen über Kanäle, Flüsse, Eisenbahnlinien und Straßen, sofern diese Verkehrs- 4
wege annähernd gleiches Niveau wie die Umgebung haben. Ein typisches Beispiel ist
in Bild 4.133 dargestellt. Es zeigt auch die übliche Montagemethode für Brücken über
Kanäle: das Einschwimmen. Detaillierte Angaben für trogartige Fachwerkbrücken und
die konstruktive Durchbildung von eingleisigen Eisenbahnbrücken finden sich in den
Richtzeichnungen S – FB 20 bis S – FB 28 der Deutschen Bahn, [10].

Bild 4.133 Einschwimmen von Eisenbahnbrücken über den Datteln-Hamm-Kanal in


Lünen [84]

4.10.2 Fachwerke und Windverbände

Die Hauptträger von Fachwerkträgerbrücken sind in der Regel reine Diagonalen-


fachwerke, die fast ausschließlich mit konstanter Konstruktionshöhe ausgeführt wer-
den. Beispiele dazu sind in den Bildern 4.12b (Dreifeldträger) und 4.129 (Einfeld-
träger) dargestellt. Wenn man diese Lösungen mit älteren Fachwerkbrücken ver-
gleicht, so stellt man fest, dass die variantenreichen Konstruktionen mit Pfosten und
Diagonalen, deren Konstruktionshöhe teilweise auch dem Verlauf der Biegemomente
angepasst wurde, der Vergangenheit angehören.
456 4 Brückenbau

Die Steigung der Diagonalen liegt bei den Diagonalenfachwerken in der Regel zwi-
4 schen 50 und 65 Grad. Die Definition des Winkels ĮLVWLQBild 4.134 eingetragen. Bei
Eisenbahnbrücken soll der Abstand der Fachwerkknoten etwa gleich der Systemhöhe
sein [8]. Dazu gehört ein Winkel von 63°. Die Unter- und Obergurte der Hauptträger-
fachwerke bestehen aus geschweißten Hohlkastenquerschnitten. Für den Anschluss
der Diagonalen werden die Stege der Fachwerkgurte örtlich durch Knotenbleche er-
setzt. Daran werden mit geschweißten oder geschraubten Verbindungen die Gurte der
Diagonalen angeschlossen. Für die Diagonalen werden, soweit statisch möglich, I-
förmige Querschnitte gewählt, deren Gurte an die Knotenbleche angeschlossen wer-
den können. Bei druckbeanspruchten Diagonalen mit großen Knicklängen werden
geschweißte Hohlkastenquerschnitte bevorzugt.

Bild 4.134 Steigung der Diagonalen und Systemhöhe h in Fachwerken


Als Beispiel für die Ausbildung der Knotenbleche ist in Bild 4.135 der Knoten eines
Fachwerkobergurtes dargestellt. Bei diesem Beispiel sind die Diagonalen mit Schrau-
ben an die Fachwerkgurte angeschlossen. Die heutzutage üblichen geschweißten An-
schlüsse können nach den Richtzeichnungen S – FB 24 und S – FB 25 ausgeführt
werden [10], s. auch Bild 4.137.
Fachwerkträgerbrücken in trogartiger Bauweise können mit oder ohne obere Windver-
bände ausgeführt werden. Als optisch ansprechender wird meistens die Lösung ohne
oberen Windverband beurteilt. Auf Obergurte und Diagonalen wirkende Windkräfte
müssen dann über die Diagonalen (als elastisch eingespannte Kragträger) in die Fahr-
bahn eingeleitet und von dort zu den Auflagern abgeleitet werden.
Bei Konstruktionen mit oberem Windverband werden die Windkräfte nach oben
(Windverband) und unten (Fahrbahn) verteilt. Dabei wirken die Diagonalen quasi als
Einfeldträger. Die Ableitung der Kräfte erfolgt anschließend in Längsrichtung über
den Windverband und die Fahrbahn. An den Brückenenden werden sogenannte End-
portale (Rahmen) aus geschweißten Hohlkastenquerschnitten ausgebildet, die die
Kräfte vom oberen Windverband nach unten bis in die Auflager ableiten. In der Bau-
praxis werden Fachwerkträgerbrücken mit oder ohne oberen Windverband ausgeführt.
Ein oberer Windverband kann natürlich nur angeordnet werden, wenn die Konstruk-
tionshöhe der Fachwerke so groß ist, dass der Windverband oberhalb des freizuhal-
tenden Lichtraumprofils liegt.
4.10 Fachwerkträgerbrücken 457

Bild 4.135 DB-Brücken-Lünen: Knotenblech der Fachwerkobergurte


In Bild 4.136 sind unterschiedliche Windverbände skizziert. Dabei bilden die Ober-
gurte der Hauptträgerfachwerke die Gurte der Verbände, die durch Diagonalen und
ggf. durch Pfosten bzw. Querriegel verbunden werden. Für die Diagonalen werden in
der Regel I-förmige Querschnitte (HEA- oder HEB-Profile) oder Rundrohre verwen-
det. Bei der Wahl und konstruktiven Ausbildung der Windverbände ist zu unterschei-
den, ob sie nur Windkräfte abtragen sollen oder auch an der Haupttragwirkung betei-
ligt werden.
Obere Windverbände von Fachwerkträgerbrücken werden in der Baupraxis überwie-
gend als Rautenverbände ausgeführt, s. Bild 4.136 oben. Im Vergleich dazu haben
Verbände aus gekreuzten Diagonalen und Pfosten sowie K-Verbände eine größere
Anzahl von Stäben. Sie sind daher im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit häufig un-
günstiger zu bewerten. Darüber hinaus treten bei dem Kreuzverband nach Bild 4.136
in den Verbandsstäben Zusatzkräfte aus der Haupttragwirkung auf, so dass sich Rau-
ten- und K-Verbände für die Ausführung empfehlen.
Der in Bild 4.136 skizzierte Vierendeelverband besteht aus Querriegeln, die biegesteif
mit den Obergurten der Fachwerkhauptträger verbunden werden. Die daraus resultie-
rende Rahmenwirkung führt jedoch zu hohen Zusatzbeanspruchungen für die Ober-
gurte der Fachwerkhauptträger, so dass der Vierendeelverband bei Fachwerkträger-
brücken nur in Ausnahmefällen verwendet wird. Er kann jedoch bei Stabbogenbrü-
cken gewählt werden, da bei diesem Brückentyp im Bereich der Bögen häufig gerin-
gere Beanspruchungen infolge Wind auftreten.
458 4 Brückenbau

Bild 4.136 Windverbände

4.10.3 Konstruktionshöhe

Die Konstruktionshöhe von Trogbrücken ist den statischen Erfordernissen sinnvoll


anzupassen. Gegenüber Vollwandträgerbrücken müssen die Konstruktionshöhen von
Fachwerkträgerbrücken größer gewählt werden, da die in Diagonalen aufgelösten
vollwandigen Hauptträger zu geringeren Steifigkeiten und daher zu größeren Durch-
biegungen führen.
Nach den Richtzeichnungen in [10] soll die Systemhöhe h bei einfeldrigen, ein-
gleisigen Fachwerkbrücken ungefähr 1/10 der Stützweite betragen. Die Systemhöhe
ist gemäß Bild 4.134 etwas kleiner als die Konstruktionshöhe. Da Durchlaufträger
geringere Durchbiegungen aufweisen, kann die Systemhöhe bei durchlaufenden Fach-
werken etwas verringert werden.
Im Vergleich zu Eisenbahnbrücken dürfen bei Straßenbrücken sowie Geh- und Rad-
wegbrücken größere Durchbiegungen zugelassen werden, so dass kleinere Konstruk-
tionshöhen in der Größenordnung von etwa 1/15 der Stützweite gewählt werden kön-
nen. Bei der über drei Felder durchlaufenden Straßenbrücke Brunsbüttel (s. Bild
4.12b) wurde das Fachwerk mit 1/17,3 der größten Stützweite ausgeführt. Weitere
Hinweise zur Konstruktionshöhe enthalten die Abschnitte 4.3.1 und 4.3.2.

4.10.4 Fahrbahn

Die Fahrbahnen von Fachwerkträgerbrücken können, wie in den Abschnitten 4.4.4 bis
4.4.6 erläutert, mit
x Betonfahrbahnplatten,
x querorientierten Stahlkonstruktionen oder
x längsorientierten Stahlkonstruktionen
ausgeführt werden.
4.10 Fachwerkträgerbrücken 459

Bild 4.137 DB-Brücken Lünen: Fahrbahn und Fachwerkuntergurte im Feldbereich


Bei der baulichen Durchbildung sind die Empfehlungen für Straßen- und Eisenbahn-
brücken zu beachten, s. Abschnitte 4.5.3 und 4.5.4. In Bild 4.137 ist beispielhaft die
Fahrbahn einer eingleisigen Eisenbahnbrücke mit längsorientierter Stahlfahrbahn
dargestellt, die 1985 ausgeführt worden ist. Beim Vergleich mit Bild 4.61a stellt man
fest, dass die Ausnehmung an der Steifenunterkante mit 40 mm etwas zu klein ist.
Darüber hinaus ist die Bedingung hLR/hQT ”JHPl‰Tabelle 4.6 nicht eingehalten.
Als Alternative zu den Flachstahlsteifen können gemäß Bild 4.61 auch Trapezsteifen
verwendet werden. Weitere Konstruktionsbeispiele enthält Abschnitt 4.10.6.

4.10.5 Schnittgrößenermittlung

Gemäß DIN-Fachbericht 103 II-5.2.3.4 durften die Schnittgrößen bei Fachwerkbrü-


cken wie folgt ermittelt werden:
x Fachwerkbrücken mit zwei Hautträgern, die nicht schief oder gekrümmt sind, dür-
fen vereinfacht mit ebenen Modellen berechnet werden, wobei die Lasten mit
Querverteilungslinien bestimmt werden dürfen.
x Sekundäre Momente in den Knoten infolge Verformungen von Fachwerkelemen-
ten in ihrer Ebene dürfen vernachlässigt werden, solange eine ausreichende Rotati-
onskapazität vorhanden ist. Diese Bedingung gilt als erfüllt, wenn die b/t-
Bedingungen für Querschnitte der Klasse 1 oder 2 erfüllt sind.
x Fachwerke, die die vorgenannte Bedingung erfüllen, jedoch ohne Exzentrizitäten
an den Knoten, dürfen mit gelenkigen Anschlüssen der Diagonalen, Streben und
Gurte berechnet werden. Falls Lasten zwischen Knoten eingeleitet werden, sollten
die Gurte als Durchlaufträger abgebildet werden.
x Beim Ermüdungsnachweis sind sekundäre Momente zu berücksichtigen, siehe
Abschnitt 4.8.
x Falls sich die Schwerlinien der Bauteile und Gurte des Fachwerks nicht in einem
Punkt treffen, dürfen die Gurte als biegesteif durchlaufende Balken mit gelenkig
angeschlossenen Diagonalen und Streben berechnet werden.
460 4 Brückenbau

x Anschlusssteifigkeiten der Querträger zu Bauteilen des Fachwerks (z. B. Pfosten),


4 die Querbiegemomente in Bauteilen bewirken können, sollten berücksichtigt wer-
den.
x Die Gurte von Fachwerken dürfen als elastisch gehaltene Stäbe gerechnet werden,
siehe DIN-Fachbericht 103 II-5.5.2.4.

4.10.6 Weitere Ausführungsbeispiele

Bild 4.138 zeigt beispielhaft eine ausgeführte Fachwerkträgerbrücke, die dem derzei-
tigen Stand der Technik entspricht. Es handelt sich um eine zweigleisige Eisenbahn-
brücke mit zwei außen liegenden Fachwerkträgern, einem oberen Windverband und
einer querorientierten Fahrbahn, deren Quersteifen in Abständen von 628 bzw.
648 mm angeordnet sind. Die Obergurte der Fachwerke und die Enddiagonalen be-
stehen aus geschweißten Kastenquerschnitten, die inneren Diagonalen aus doppelt-
symmetrischen I-Querschnitten, deren Gurte an die Knotenbleche angeschlossen wer-
den. Die Fachwerkuntergurte haben Kastenquerschnitte (ca. 1320 ˜ 700 mm), die etwa
mittig durch das Fahrbahnblech geteilt werden. Bild 4.139 unten zeigt in einem verti-
kalen Schnitt durch eine Fachwerkwand die konstruktive Ausbildung an den Brücken-
enden. Oben im Bild ist die Konstruktion in einem horizontalen Schnitt dargestellt.

Bild 4.138 Einfeldrige Fachwerkträgerbrücke mit querorientierter Fahrbahn


4.10 Fachwerkträgerbrücken 461

Bild 4.139 Konstruktive Ausbildung an den Brückenenden

Bild 4.140 Montage der Hochbrücke Grünental (Nord-Ostsee-Kanal)


Bei der Brücke Grünental über den Nord-Ostsee-Kanal in den Bildern 4.140 und
4.141 besteht das Haupttragwerk aus außen liegenden Fachwerken, die als Durchlauf-
träger über drei Felder ausgebildet sind [131]. Die Brücke überführt eine Straße und
eine eingleisige Eisenbahnlinie. In Bild 4.141 ist die im Vergleich zur Systemhöhe
extrem kleine Bauhöhe (< 1,50 m) erkennbar. Die Montage erfolgte mithilfe von
Hilfsstützen in den Randfeldern im Freivorbau, bei dem Drehkrane auf den Fach-
werkobergurten fuhren und die Anbauteile zur Vorbauspitze transportiert haben.
462 4 Brückenbau

Bild 4.141 Querschnitt der Hochbrücke Grünental

Bild 4.142 Ansicht und Querschnitt der Isarbrücke Großhesselohe bei München
Fachwerkbrücken können auch als Deckbrücken mit Betonfahrbahnplatten ausgeführt
werden. Das Beispiel in Bild 4.142 zeigt die Ansicht und den Querschnitt einer zwei-
gleisigen Eisenbahnbrücke. Da der Brückenüberbau aus vier Einfeldträgern besteht,
liegt die Betonfahrbahnplatte durchgängig im Druckbereich der Haupttragwerke. Die
4.11 Bogenbrücken 463

Verbundwirkung zwischen den Stahlfachwerken und der Betonfahrbahnplatte wird


mithilfe von Kopfbolzendübeln realisiert. Während bei konventionellen Verbund- 4
brücken die Betonplatte auf die Obergurte der Hauptträger aufgelegt wird, befinden
sich die Obergurte der Fachwerke in einer Verdickung der Betonplatte.

Bild 4.143 Ansicht der Mainbrücke Nantenbach (Strombrücke)

Bild 4.144 Querschnitt der Mainbrücke Nantenbach (Strombrücke)


Eine außergewöhnliche Verbundbrücke ist die Strombrücke der Mainbrücke Nanten-
bach, s. Bilder 4.143 und 4.144. Die zweigleisige Eisenbahnbrücke ist 14,30 m breit
und hat im Bereich der im Grundriss etwas gekrümmten Verbundbrücke Stützweiten
von 83,2 m, 208 m und 83,2 m [143]. Die Fachwerkhauptträger liegen unterhalb der
Fahrbahn und haben eine veränderliche Höhe, die zwischen 7,66 und 15,66 m liegt.
Mit einer Mittelöffnung von 208 m ist die Mainbrücke Nantenbach die weitestge-
spannte Fachwerkträgerbrücke im gesamten Streckennetz der DB. Die Betonfahr-
bahnplatte wurde nicht vorgespannt. An den Untergurten wurde im Bereich der Mit-
telpfeiler und in den Randfeldern Stahlbeton angeordnet, so dass es sich bereichswei-
se um eine „Doppelverbundbrücke“ handelt. Bei der Montage des Mittelfeldes wur-
den zuerst 32 m lange Kragarme im Freivorbau montiert. Danach wurde das 144 m
lange und 1600 t schwere Mittelstück eingeschwommen und eingehoben. Die Ortbe-
tonplatte wurde mit einem Schalwagen nachträglich ergänzt.
464 4 Brückenbau

4.11 Bogenbrücken
4

4.11.1 Lastabtragung bei Brücken mit Bögen

Abschnitt 4.3 enthält Erläuterungen zu den Haupttragwerken, die für Brücken ver-
wendet werden. Dort werden auch Bogen- und Stabbogenbrücken erwähnt und mithil-
fe der Bilder 4.1, 4.8 und 4.9,
x Stabbogenbrücke über die Weser,
x Bogenbrücke bei Elstal und
x Elbebrücke Dömitz (Stabbogenbrücke),
typische Konstruktionsmerkmale der Haupttragwerke vermittelt und darüber hinaus
die Anwendungsbereiche beschrieben. In den folgenden Abschnitten wird detailliert
auf die konstruktive Durchbildung eingegangen. Abschnitt 4.14.5 enthält ein Berech-
nungsbeispiel und Abschnitt 4.8.7 eine Beispielrechnung zur Ermüdung. Da im Stahl-
und Verbundbau fast ausschließlich Stabbogenbrücken eingesetzt werden, liegt der
Schwerpunkt der folgenden Ausführungen bei diesem Brückentyp.
Vertikale Lasten werden über angehängte oder aufgeständerte Fahrbahnen in Bögen
eingeleitet. Die geometrische Form der Bögen wird so gewählt, dass möglichst gerin-
ge Biegemomente auftreten und die Lasten hauptsächlich durch Drucknormalkräfte zu
den Auflagern abgetragen werden. Dabei entstehen gemäß Bild 4.145 oben Auflager-
kräfte, deren Komponenten in horizontaler Richtung sehr groß sind, die nur mit be-
trächtlichem Aufwand in den Baugrund abgeleitet werden können und dort zu hohen
Beanspruchungen führen.

Bild 4.145 Auflagerkräfte bei Bögen (oben) und Bögen mit Zugband (unten)
Wenn man dagegen zwischen den Auflagerpunkten ein Zugband anordnet, das wie in
Bild 4.145 unten über Hänger mit dem Bogen verbunden ist, so treten infolge von
vertikalen Lasten nur vertikale Auflagerkräfte auf. Die Horizontalkomponenten der
Bogennormalkraft werden durch das Zugband zwischen beiden Auflagerpunkten
„kurzgeschlossen“.
4.11 Bogenbrücken 465

Stabbogenbrücken sind im Prinzip Bogenbrücken mit Zugband. Das Zugband ist in


der Regel biegesteif und wird deshalb Versteifungsträger genannt, s. Bild 4.146. Ver- 4
tikale Lasten im Fahrbahnbereich werden über die Biegetragwirkung der Querträger
zu den Hängern übertragen und von dort in die Bögen eingeleitet. Darüber hinaus
wirken im Haupttragsystem die Biegesteifigkeiten der Bögen und Versteifungsträger
gemeinsam. In der Regel ist die Biegesteifigkeit der Versteifungsträger größer als die
der Bögen, was sich häufig aus konstruktiven Gründen ergibt, da die Konstruktions-
höhe der Versteifungsträger größer als die der Bögen ist und bei den Versteifungsträ-
gern große Teile der Fahrbahn mitwirken.

Bild 4.146 Stabbogenbrücke mit Bögen, Versteifungsträgern und Hängern


In einem Bogen treten nur Drucknormalkräfte und keine Biegemomente auf, wenn
folgende Bedingungen erfüllt sind:
x Es wirkt eine Gleichstreckenlast über die gesamte Brückenlänge.
x Die Gleichstreckenlast wird kontinuierlich in den Bogen eingeleitet.
x Der Bogen hat die Form einer quadratischen Parabel.
Der geschilderte Fall entspricht einem so genannten Stützlinienträger. Dabei ist die
Form des Bogens affin zur Biegemomentenlinie eines beidseitig gelenkig gelagerten
Trägers unter Gleichstreckenlast. Bei Stabbogenbrücken werden die Lasten nicht kon-
tinuierlich, sondern in diskreten Punkten über die Hänger in die Bögen eingeleitet.
Außerdem bedingen die Verkehrslasten in unterschiedlichen Laststellungen Abwei-
chungen von der o. g. Gleichstreckenbelastung, so dass in den Bögen auch Biegemo-
mente auftreten. Im Hinblick auf kleine Biegemomente kann eine polygonartige Form
des Bogens, insbesondere bei großen Hängerabständen, günstiger sein als die oben
erwähnte quadratische Parabel.
Die größte Höhe des Bogens in Feldmitte bestimmt die maximale Konstruktionshöhe
max hkon, siehe Bild 4.13c. Die Konstruktionshöhe liegt in Feldmitte etwa bei 1/5 bis
1/8 der Stützweite, in den meisten Fällen aber bei 1/5,5 bis 1/6. Ob ein hoher oder ein
flacher Bogen zur Ausführung kommt, wird nicht ausschließlich nach statischen Er-
fordernissen entschieden. Das architektonische Erscheinungsbild und das optische
Empfinden der am Bau Beteiligten spielt bei der Entscheidungsfindung eine große
Rolle.
466 4 Brückenbau

4.11.2 Konstruktionsvarianten
4
Stabbogenbrücken bestehen häufig aus zwei senkrecht stehenden, außen liegenden
Stabbögen, so dass die Fahrbahn und die Gehwege zwischen den beiden Bögen lie-
gen. Die Hänger sind wie in Bild 4.146 normalerweise senkrechte Zugstangen. Im
Sinne der Abschnitte 4.3 und 4.4 (Haupt- und Sekundärtragwerke) bilden die Bögen
gemeinsam mit den Hängern, den Versteifungsträgern und mittragenden Fahrbahnbe-
reichen die Haupttragwerke von Stabbogenbrücken. Die Ermittlung der Schnittgrößen
kann daher sinngemäß wie in Bild 4.24a mit außen liegenden Hauptträgern erfolgen.
Varianten zu der vorgenannten Ausführung von Stabbogenbrücken sind:
x Brücken mit nach innen geneigten Bögen wie zum Beispiel bei der bekannten
Fehmarnsundbrücke oder bei der Elbebrücke Dömitz in Bild 4.9.
x Anstelle von senkrechten Hängern werden in Längsrichtung geneigte Zugstäbe
angeordnet, die die Querkraftübertragung im Haupttragwerk aus Bogen, Diagona-
len und Versteifungsträger ermöglichen, s. Bild 4.156.
x Es wird nur ein Stabbogen in der Mitte des Querschnitts angeordnet, s. Bild 4.155.
Bei Stabbogenbrücken können prinzipiell zwei Fahrbahntypen unterschieden werden:
x Stahlleichtfahrbahnen (reine Stahlkonstruktionen)
x Betonfahrbahnplatten auf stählernen Querträgern

Bild 4.147 Ansicht und Querschnitt einer Stabbogenbrücke mit Stahlfahrbahn


4.11 Bogenbrücken 467

Auf die konstruktive Ausbildung von Fahrbahnen wird in den Abschnitten 4.4.4 bis
4.4.6 für Vollwandträgerbrücken ausführlich eingegangen und in Abschnitt 4.5 wer- 4
den die Grundsätze der baulichen Durchbildung behandelt. Die konstruktive Ausbil-
dung der Fahrbahnen bei Stabbogenbrücken wird mit den folgenden Konstruktions-
beispielen erläutert.
Ein typisches Ausführungsbeispiel für eine Stabbogenbrücke mit Stahlleichtfahrbahn
ist die Straßenbrücke Nr. 150 über den Mittellandkanal bei Minden. Bild 4.147 ver-
deutlicht die gewählten Abmessungen und einige konstruktive Einzelheiten. Der unte-
re Teil des Querschnitts mit den Gehwegen und der Fahrbahn entspricht einer Deck-
brücke mit zwei außen liegenden Hauptträgern. Da die Bauhöhe von ca. 1,10 m nicht
ausreicht, um die Lasten über die gesamte Brückenlänge abzutragen, werden die Ver-
steifungsträger über Hänger mit den beiden außen liegenden Bögen zur Vergrößerung
der Konstruktionshöhe verbunden. Fahrbahn und Gehwege werden wie in Abschnitt
4.5 beschrieben ausgebildet. Bild 4.148 zeigt beispielhaft eine längsorientierte Fahr-
bahn mit Längssteifen und Querträgern.

Bild 4.148 Stahlfahrbahn einer Stabbogenbrücke (Untersicht)


Die außen liegenden Versteifungsträger werden, im Gegensatz zu den Untergurten bei
Fachwerkträgerbrücken, als offene Querschnitte, d. h. mit jeweils einem Stegblech,
ausgebildet. Im Bereich der Hänger werden die Stegbleche nach oben örtlich verlän-
gert und dort Hänger aus Rundstählen angeschlossen, s. Bild 4.149. Zum Anschluss
der Hänger an die Bögen werden Lasteinleitungsbleche in die Bogenquerschnitte hin-
eingeführt, die auch als Querschotte für die Bogenquerschnitte wirken. Die An-
schlussbleche an den Enden der Hänger werden, wie in Bild 4.149 dargestellt, senk-
recht zueinander angeordnet. Die Bogenquerschnitte sind einzellige Hohlkästen, die
aus Blechen mit Schweißverbindungen hergestellt werden. Die Obergurte der Bögen
ragen seitlich über die Stegbleche hinaus und werden von außen mit den Stegblechen
verschweißt. Die in Bild 4.149 dargestellte, 1985 ausgeführte Konstruktion entspricht
nicht mehr dem heutigen Stand der Technik. Abschnitt 4.11.3 enthält aktuelle Bemes-
sungsregeln und Empfehlungen für ermüdungsgerechte Konstruktionen.
468 4 Brückenbau

Bild 4.149 Hängeranschluss an Bogen und Versteifungsträger bei der MLK-Brücke


150
Als Alternative zur Stahlleichtfahrbahn in Bild 4.147 werden in Stabbogenbrücken
mit zunehmender Tendenz Betonfahrbahnplatten verwendet. Ein Beispiel mit dieser
Fahrbahnlösung ist in Bild 4.150 dargestellt. Die Betonfahrbahnplatte übernimmt
folgende Funktionen:
x Lastabtragung zu den Querträgern
x Obergurt der Querträger (Verbundträger)
x Mitwirkung im Haupttragwerk (Zugband)
Auf die konstruktive Ausbildung von Betonfahrbahnplatten wird in Abschnitt 4.5.6
und den folgenden Konstruktionsbeispielen näher eingegangen. Bild 4.150 zeigt ein
Ausführungsbeispiel. Die Fotos in den Bildern 4.151 und 4.152 verdeutlichen die
konstruktive Ausbildung und Herstellung der Betonfahrbahnplatte, die durch Kopf-
bolzendübel mit den stählernen Querträgern schubfest verbunden wird.
4.11 Bogenbrücken 469

Bild 4.150 Längsschnitt und Querschnitt einer Stabbogenbrücke mit Betonfahrbahn

Bild 4.151 Betonfahrbahnplatte und Querträger einer Stabbogenbrücke (Untersicht)


470 4 Brückenbau

Bild 4.152 Herstellen der Schalung für die Betonfahrbahnplatte

4.11.3 Hänger und Hängeranschlüsse

Die Hänger von Stabbogenbrücken werden in der Regel in gleich bleibenden Ab-
ständen angeordnet. Teilweise wird der Abstand des letzten Hängers zu den Auflager-
achsen etwas vergrößert. Ob für die Hänger enge oder weite Abstände gewählt wer-
den, ist überwiegend eine Frage der architektonischen Gestaltung, der konstruktiven
Ausbildung der Fahrbahn und der vorgesehenen Lastabtragung. Im Hinblick auf eine
wirtschaftliche Ausführung ist es günstig, wenn die Hänger an Stellen angeordnet
werden, wo die Querträger der Fahrbahntafel liegen. Darüber hinaus sollte eine gera-
de Anzahl von Hängern gewählt werden, damit in Brückenmitte, d. h. in der Symme-
trieachse, kein Hänger liegt.
Planmäßig sollen die Hänger nur Zugnormalkräfte übertragen und gelenkig an Bögen
und Versteifungsträger angeschlossen werden. Die Gelenke lassen sich jedoch nur
unvollkommen realisieren, so dass auch Biegebeanspruchungen auftreten. Sie dürfen
nicht vernachlässigt werden und haben für eine dauerhafte konstruktive Ausbildung
unter Berücksichtigung der Ermüdung große Bedeutung. Aufgrund von Schadensfäl-
len haben Regen-Wind-induzierte Schwingungen in den letzten beiden Jahrzehnten
große Bedeutung gewonnen. Als Beispiel sei hier die Elbebrücke Dömitz in Bild 4.9
genannt, bei der es zu gravierenden Schäden durch Risse in den Knotenblechen der
Hängeranschlüsse gekommen ist. Aktuelle Regelungen zur Bemessung von Hängern
enthält der Anhang NA.F des Nationalen Anhangs zur DIN EN 1993-2, aus dem im
Folgenden auszugsweise berichtet wird. Weitergehende Hintergrundinformationen
und Hinweise zu dynamischen Berechnungsverfahren können dem Leitfaden
„Schwingungsanfällige Zugglieder im Brückenbau – Bemessungsregeln für Hänger an
Stabbogenbrücken und Empfehlungen für ermüdungsgerechtes Konstruieren“ ent-
nommen werden (siehe www.bast.de).
Der NA zur DIN EN 1993-2 regelt die Bemessung von Rundstahl- und Flachstahlhän-
gern von Stabbogenbrücken, die durch verkehrsbedingte Wechselbeanspruchungen
sowie durch Wind- bzw. Regen-Wind-induzierte Schwingungen beansprucht werden.
Es werden Bemessungsregeln und Empfehlungen zur ermüdungsgerechten Konstruk-
tion und zur Vermeidung aeroelastischer Instabilitäten angegeben.
4.11 Bogenbrücken 471

Bild 4.153 Geschweißter (links) und geschmiedeter (rechts) Hängeranschluss

Wirbelerregte Schwingungen quer zum Wind entstehen, wenn durch die Luftumströ-
mung eines Hängers regelmäßige Wirbelablösungen in dessen Eigenfrequenz hervor-
gerufen werden und durch die dadurch entstehenden Kräfte Resonanzen erzeugen.
Auslöser für Regen-Wind-induzierte Schwingungen sind am runden Hänger ablaufen-
de Wasserrinnsale, die infolge der Hängerschwingungen und der Windwirkung auf
dem Umfang des Hängerprofils oszillieren und rhythmisch veränderliche Druckvertei-
lungen mit entsprechenden Kraftwirkungen erzeugen. Galloping-Schwingungen ent-
stehen durch wechselnde unsymmetrische Winddruckverteilungen am Querschnitt,
die mit der Eigenbewegung der Hänger einhergehen. Sie können aeroelastische Insta-
bilitäten erzeugen. Flachstahlhänger und Kreisprofile mit Vereisung sind besonders
betroffen. Verkehrsinduzierte Ermüdungsbeanspruchungen von Hängern entstehen im
Wesentlichen durch wechselnde Normalkräfte und zwängungsbedingte Endbiegemo-
mente, die vor allem die Anschlüsse belasten. Die Beanspruchungen infolge Wind
und Verkehr sind hinsichtlich Ermüdung in der Regel gemeinsam zu betrachten.
Die Hänger und die Anschlüsse sind ermüdungsgerecht zu konstruieren und auszufüh-
ren. Soweit Stöße von Rundstahlhängern nicht vermieden werden können, muss eine
Verfahrensprüfung für den Schweißstoß durchgeführt und der Stoß als Werkstattstoß
ausgeführt werden. Zur Reduzierung von Zwängungen und zur Verbesserung der Ro-
bustheit sind möglichst schlanke Konstruktionen aus hochfesten, zähen Werkstoffen
einzusetzen. Es wird empfohlen, die Hängerdurchmesser in Abhängigkeit von der
Mindestzähigkeit auf die folgenden Anhaltswerte zu begrenzen: 100 mm (S 355J2),
130 mm (S 355K2/S 355N) und 160 mm (S 355NL/S 460NL).
Für die Hängeranschlüsse ist sowohl eine geschweißte als auch eine geschmiedete
Ausführung möglich, s. Bild 4.153. Für die ermüdungsgerechte Gestaltung der Hän-
geranschlüsse von Rundstahlhängern gelten die Empfehlungen gemäß Bild 4.154. Den
folgenden Formeln können Werte für die Spannung ı im Hänger, für die Spannung
ınetto im Knotenblech (am Freischnitt) sowie für die Schubspannung IJ entlang des
Anschlusses zwischen Hänger und Knotenblech für die geschweißte Ausführung ent-
nommen werden. Diese Werte sind als Anhaltswerte für eine ermüdungsgerechte Di-
mensionierung im Entwurfsstadium anzusehen.
472 4 Brückenbau

Bild 4.154 Empfehlungen zur Geometrie der Hängeranschlüsse


N max
Hängerdurchmesser: D 2˜ (4.64)
S˜V
Knotenblechdicke: t 0,2 ˜ D (4.65)
N max
Breite auf Höhe Freischnitt: bF (4.66)
V netto ˜ t
N max
Einbindelänge: LE (4.67)
2˜W˜t
Maximale Blechbreite: bU 1,5 ˜ (b F  D) (4.68)
§L 2 ·
Außenradius: r 1,9 ˜ ¨ E  0,25 ˜ b F ¸ (4.69)
¨ b ¸
© F ¹
Freie Knotenblechhöhe: LF 0,45 ˜ L E (4.70)
Hierbei sind:
Nmax maximale Hängernormalkraft im Grenzzustand der Tragfähigkeit
aus der ständigen Bemessungssituation
ıınetto XQGIJ Die Spannungswerte nach Tabelle 4.31.
Tabelle 4.31 Empfohlene Grenzspannungen infolge Nmax
Stahlgüte ɐ [N/mm²] ɐnetto [N/mm²] ɒ [N/mm²]
S 355 190 175 60
S 460 240 225 80
4.11 Bogenbrücken 473

Zwängungsbeanspruchungen aus Verformungen des Haupttragwerkes können durch


geeignete Orientierung der Knotenbleche reduziert werden (biegeweicher Anschluss 4
senkrecht zur Blechebene). Um Zwängungen aus Verformungen quer zur Bogenebene
zu verringern, können Knotenbleche am Versteifungsträger und Querträger senkrecht
zueinander angeordnet werden. Zur Reduzierung der Zwängungsbeanspruchungen aus
verkehrsinduzierten Bauwerksverformungen sollten die Versteifungsträger und Quer-
träger eine ausreichende Biegesteifigkeit aufweisen. Vorteilhaft kann sich eine erhöh-
te Torsionssteifigkeit des Versteifungsträgers (Hohlkasten) auswirken.
Die Abmessungen von Flachstahlhängern VROOWHQDXIGLH9HUKlOWQLVVH”EK”
begrenzt werden. Bei Stabbogenbrücken mit Rundstahlhängern und mit Spannweiten
von nicht mehr als 60 m darf auf rechnerische Ermüdungsnachweise der Hänger-
anschlüsse für winderregte Schwingungen verzichtet werden, sofern die vorgenannten
konstruktiven Empfehlungen beachtet werden. Da Stabbogenbrücken in der Regel
größere Stützweiten als 60 m haben, müssen, abgesehen von Ausnahmefällen, prak-
tisch immer entsprechende Nachweise nach dem NA zur DIN EN 1993-2 geführt
werden. [142] enthält ergänzende Erläuterungen für winderregte Hängerschwingun-
gen an Stabbogenbrücken.
Kritische Beanspruchungen ergeben sich häufig auch bei der Montage. Da Stabbogen-
brücken fast ausschließlich durch Einschwimmen montiert werden und das Ein-
schwimmschiff, wie in Bild 4.133 am Beispiel einer Fachwerkträgerbrücke skizziert,
nicht am Brückenende (also am späteren Auflager) die Lasten aufnehmen kann, sind
häufig zusätzliche Abstützungen zwischen Bogen und Versteifungsträger, z. B. in
Form von Rohren, erforderlich.

4.11.4 Windverbände

Die Bögen von Stabbogenbrücken werden in der Regel als freistehende Bögen ausge-
führt. Da sie durch hohe Drucknormalkräfte beansprucht werden, ist das Stabilitäts-
verhalten zu untersuchen. Weil aber die Hänger die Bögen bei einem seitlichen Aus-
weichen in die Ursprungslage zurückziehen (poltreue Belastung), sind entsprechende
Standsicherheitsnachweise nach Theorie II. Ordnung unter Berücksichtigung von geo-
metrischen Ersatzimperfektionen meist unproblematisch, s. Abschnitt 4.14.5.
Bei Stabbogenbrücken mit großen Stützweiten und entsprechend hohen Bögen wer-
den oftmals Verbände zwischen den Bögen ausgeführt. Dies sind dann in der Regel
rautenförmige oder K-förmige Verbände. Bei nach innen geneigten Bogenebenen sind
Verbände oder Querriegel (Vierendeelverband) zwischen den Bögen erforderlich,
siehe dazu auch Bild 4.136.

4.11.5 Anwendungsbereiche

Stabbogenbrücken werden überwiegend für Stützweiten von 50 bis etwa 120 m einge-
setzt. Da es sich um Trogbrücken handelt, kommt man mit sehr geringen Bauhöhen
aus. Die Bögen als Bestandteile der Haupttragwerke liegen oberhalb der Fahrbahn. Es
können daher problemlos statisch günstige, große Konstruktionshöhen realisiert wer-
den. Gegenüber vollwandigen Deckbrücken werden geringere Bauhöhen benötigt
474 4 Brückenbau

(siehe Bild 4.13), so dass Stabbogenbrücken besonders vorteilhaft sind, wenn auf-
4 grund der örtlichen Verhältnisse Dämme oder Rampen erforderlich sind.
Prinzipiell sind Stabbogenbrücken mit einfeldrigen Fachwerkträgerbrücken vergleich-
bar, wenn das Fachwerk oberhalb der Fahrbahn liegt. Beide Brückentypen sind Trog-
brücken, so dass beide mit geringen Bauhöhen auskommen. Stabbogenbrücken wer-
den häufig aufgrund der „runden“ Bögen und der „transparenteren“ Ansicht optisch
ansprechender als Fachwerkträgerbrücken beurteilt. Dies hat neben wirtschaftlichen
Erwägungen dazu geführt, dass sich Stabbogenbrücken weitgehend durchgesetzt ha-
ben. So ist insbesondere die Überführung von Straßen über Kanäle eine Domäne der
Stabbogenbrücken.

4.11.6 Weitere Konstruktionsbeispiele

In Bild 4.155 ist die Donaubrücke Fischerdorf dargestellt. Sie wurde mit nur einem
Stabbogen in Brückenmitte und beidseitig dazu voneinander getrennten Fahrbahnen
ausgeführt. Als Entwurfsprinzip wurden zwei getrennte, einfeldrige Verbunddeck-
brücken mit einzelligem Hohlkastenquerschnitt gewählt, die durch Querträger und
Hänger mit dem Bogen verbunden sind. Für symmetrische Lasten ist daher das Haupt-
tragsystem „Stabbogenbrücke“ wirksam. Exzentrische Lasten (Torsion) werden von
den Hohlkastenquerschnitten über die gesamte Länge von 102,50 m zu den Auflagern
abgetragen. Der einzellige Hohlkastenquerschnitt des Bogens wurde bei der Donau-
brücke Fischerdorf mit Stegblechen ausgeführt, die über den Obergurt hinausragen.
Damit wird ein gezielter Ablauf des Regenwassers zu den Brückenenden hin ermög-
licht. Die genannte Ausführungsvariante des Bogens wird allgemein jedoch nur bei
langen und breiten Bögen gewählt.

Bild 4.155 Längsschnitt und Querschnitt der Donaubrücke Fischerdorf


4.11 Bogenbrücken 475

In den Bildern 4.156 und 4.157 ist eine eingleisige Eisenbahnbrücke dargestellt. Sie
hat geneigte Flachstahlhänger, die wechselweise an die Stegbleche der Bögen ange- 4
schweißt sind. Einige Hänger sind nicht mit den Versteifungsträgern verbunden
(Normalkraftgelenke), da Druckkräfte auftreten, die von den Hängern aufgrund des
Biegeknickens nicht aufgenommen werden können. Die in Bild 4.157 dargestellte
Betonfahrbahnplatte der Verbundbrücke ist mit den Stegen und innen mit den Unter-
gurten der Versteifungsträger verdübelt. Bei der Betonfahrbahnplatte handelt es sich
um eine neuartige robuste Konstruktion, die in ähnlicher konstruktiver Ausbildung
auch für eingleisige Fachwerkbrücken vorteilhaft sein kann.

Bild 4.156 Netzwerkbogenbrücke in Halle – Längsschnitt

Bild 4.157 Netzwerkbogenbrücke in Halle – Querschnitt


In den Bildern 4.158 bis 4.163 ist eine zweigleisige Eisenbahnbrücke dargestellt. Die
mit 57,5 m Länge relativ kurze Brücke hat zwei senkrecht stehende, außen liegende
Bogenebenen mit vertikalen Hängern. Die längsorientierte stählerne Fahrbahnkon-
struktion weist mit nur 70 cm eine sehr geringe Bauhöhe auf, was sich auf den Licht-
476 4 Brückenbau

raum unter der Brücke und das an die Brücke anschließende Gelände (Rampen) güns-
4 tig auswirkt. Die Bilder 4.160 bis 4.163 enthalten folgende Konstruktionsdetails:
x Bogen mit dem Anschluss der Hänger
x Versteifungsträger mit dem Anschluss des Dienststeges (links), einem Teil des
Querträgers (unten Mitte) und dem Anschluss eines Hängers (oben und rechts)
x Bogenfußpunkt am Versteifungsträger in einem vertikalen Schnitt
x Bogenfußpunkt am Versteifungsträger und Endquerträger mit Pressenansatzpunk-
ten

Bild 4.158 Stabbogenbrücke Freienohl – Längsschnitt

Bild 4.159 Querschnitt der Brücke Freienohl


4.11 Bogenbrücken 477

Bild 4.160 Anschluss der Hänger an den Bogen bei der Brücke Freienohl

Bild 4.161 Versteifungsträger mit Querträger und Hängeranschluss


478 4 Brückenbau

Bild 4.162 Vertikaler Schnitt durch einen Bogenfußpunkt (Brücke Freienohl)

Bild 4.163 Horizontaler Schnitt durch einen Bogenfußpunkt (Brücke Freienohl)

Bild 4.164 Stabbogenbrücke Münster-Hiltrup unmittelbar nach dem Einschwimmen


4.11 Bogenbrücken 479

Die zweigleisige Eisenbahnbrücke über den Dortmund-Ems-Kanal bei Münster-


Hiltrup, s. Bilder 4.164 bis 4.167, gehört mit 144 m Spannweite zu den großen Eisen- 4
bahnbrücken Deutschlands. Vertikale Flachstahlhänger verbinden die senkrechten
Bogenebenen mit den I-förmigen Versteifungsträgern. Die längsorientierte Fahrbahn-
konstruktion ist mit Trapezrippen längs ausgesteift und hat Querträger im Abstand
von 3,00 m. Die beiden Bögen sind durch einen rautenartigen Windverband miteinan-
der verbunden. In Feldmitte beträgt der Abstand von der Unterkante der Versteifungs-
träger bis zur Oberkante der Bögen 29,60 m. Der Brückenüberbau wurde auf einer
Kanalseite komplett auf Spezialfahrzeugen hergestellt und danach mithilfe eines Pon-
tons über den Kanal gezogen.

Bild 4.165 Vorderes Brückenende auf dem Ponton

Bild 4.166 Hinteres Brückenende am Nordufer auf dem Vorrollfahrzeug


480 4 Brückenbau

Bild 4.167 Stabbogenbrücke Münster-Hiltrup – Hänger, Bögen und Windverband


An den Brückenenden müssen die Bögen mit den Versteifungsträgern verbunden
werden. Dies erfordert ein Auffächern der einstegigen Versteifungsträger in örtliche
Hohlkästen, um an die zweistegigen Bögen anschließen zu können. Für den Übergang
von einem Steg auf zwei Stege können Schmiedestücke verwendet werden. Aus kon-
struktiven Gründen ist es bei flachen Bögen kaum möglich, den Schnittpunkt der Sys-
temlinien von Bogen und Versteifungsträger genau über der vertikalen Lagerachse
anzuordnen. In diesen Fällen sind entsprechende Versatzmomente zu berücksichtigen.
Für die Ausbildung der Bogenfußpunkte gibt es zahlreiche Varianten. Bild 4.168 zeigt
ein ausgeführtes Konstruktionsbeispiel.

Bild 4.168 Übergang vom Bogen in den Versteifungsträger am Auflager


4.12 Schrägseilbrücken 481

4.12 Schrägseilbrücken
4

4.12.1 Anwendungsbereiche

Durch die Verwendung von Seilen und Pylonen können die Überbauten von Schräg-
seilbrücken mit sehr geringen Bauhöhen ausgeführt werden, was zu optisch äußerst
ansprechenden Brückenbauwerken führt. Als Beispiel sei hier die Rheinbrücke Düs-
seldorf-Flehe erwähnt, die Deutschlands Schrägseilbrücke mit der größten Stützweite
(368 m) ist, s. Bilder 4.10 und 4.12d. Das Verhältnis von Stützweite zur Konstrukti-
onshöhe des Brückenbalkens beträgt 368 m/3,80 m = 97 und ist damit viel größer als
bei Vollwandträgerbrücken, bei denen dieses Verhältnis normalerweise gemäß Bild
4.6 zwischen 20 und 35 liegt.
Schrägseilbrücken werden hauptsächlich als Straßenbrücken mit großen Stützwei-
ten ausgeführt. Allgemein bekannte Beispiele dazu sind zahlreiche Rheinbrücken, bei
denen bereits 1960 mit der Severinsbrücke eine Stützweite von 302 m realisiert wor-
den ist. Danach sind mehrere Rheinbrücken mit Stützweiten zwischen 280 und 368 m
gebaut worden.
Ein weiterer Anwendungsbereich sind Geh- und Radwegbrücken. Dabei handelt es
sich häufig um extrem schlanke, ausgefallene Konstruktionen, die aufgrund des inte-
ressanten Erscheinungsbildes und aus gestalterischen Gründen gewählt werden. Im
Grundriss gekrümmte Brücken mit außerhalb des Überbaus angeordneten Pylonen
sind keine Seltenheit, s. Bild 4.187.

Bild 4.169 Rheinbrücke Düsseldorf-Oberkassel


482 4 Brückenbau

4.12.2 Haupttragwerke
4
Haupttragwerke von Schrägseilbrücken bestehen aus Pylonen, Stahlseilen und Ver-
steifungsträgern mit Fahrbahn- und Gehwegbereichen. Hauptsächlich unterscheiden
sie sich bezüglich der Anzahl der Pylone und der Anordnung der Seile. Bild 4.169
zeigt beispielhaft eine Düsseldorfer Rheinbrücke mit einem einzelnen Pylon und ei-
ner Seilebene in Brückenmitte. Damit hat diese einhüftige Brücke nur eine Haupt-
tragebene und ist mit Fachwerkträger- und Stabbogenbrücken vergleichbar, die nur
einen „Hauptträger“ in Brückenmitte haben. Bei dieser Ausbildung als Mittelträger-
Schrägseilbrücke können von der Schrägseilkonstruktion nur symmetrisch im Quer-
schnitt wirkende Lasten abgetragen werden. Zur Abtragung außermittig wirkender
Lasten müssen die Querschnitte der Versteifungsträger ausreichend torsionssteife
Hohlkästen enthalten.

Bild 4.170 Köhlbrandbrücke in Hamburg


Bei der Brücke in Bild 4.169 verlaufen die Seile parallel zueinander, was zu einem
besonders transparenten, klar strukturierten Erscheinungsbild führt. Heutzutage wird
4.12 Schrägseilbrücken 483

diese Seilführung, die den Saiten in einer Harfe entspricht, kaum noch gewählt. Wie
im Zusammenhang mit Bild 4.5 in Abschnitt 4.3.1 erläutert, werden aus statischen 4
und wirtschaftlichen Gründen Vielseilsysteme bevorzugt, bei denen die Seile am Py-
lonkopf büschel- oder fächerartig angeordnet werden, s. Bild 4.5d.
Als Beispiel für ein büschelartiges Vielseilsystem ist in Bild 4.170 die Köhlbrandbrü-
cke [44] dargestellt. Zur Überbrückung der Hauptstützweite von 325 m wurden an
beiden Ufern Pylone angeordnet, die eine außergewöhnliche Form haben und ober-
halb des Versteifungsträgers einem auf den Kopf gestellten Y entsprechen. Die Seile
werden im oberen, einteiligen Bereich der Pylone verankert und außen mit dem Ver-
steifungsträger verbunden, so dass ein räumliches Tragwerk entsteht. Aufgrund des
Vielseilsystems reicht die ausgeführte Bauhöhe von 3,52 m problemlos zur Überbrü-
ckung der Mittelöffnung aus und das L/h-Verhältnis beträgt nur 92.
Bei der Rheinbrücke Düsseldorf-Flehe, die in Abschnitt 4.3.1 in den Bildern 4.10 und
4.12d dargestellt ist, wird eine Stromöffnung von 368 m überbrückt und dazu nur ein
Pylon verwendet. Dieser Pylon besteht aus Stahlbeton und hat die Form eines auf den
Kopf gestellten Y. Durch die Verankerung der Seile im einteiligen Bereich des Pylons
und in Querschnittsmitte hat das einhüftige Haupttragwerk nur eine Seilebene, die
dort wirkende Vertikallasten abtragen kann. Die Torsion wird von einem dreizelligen
Hohlkasten mit einer Gesamtbreite von rund 16 m übernommen [60]. Die Seile sind in
sieben Seilgruppen angeordnet, die in der Stromöffnung büschelartig und im Bereich
der Vorlandbrücken harfenartig angeordnet sind.
Eine weitere Ausführungsvariante ist in Bild 4.171 dargestellt. Die Tjörnbrücke hat
zwei senkrechte Seilebenen, die beidseitig neben dem Versteifungsträger angeordnet
sind. Diese Schrägseilbrücke hat daher zwei Haupttragebenen, so dass diese Lösung
prinzipiell mit Fachwerk- und Stabbogenbrücken vergleichbar ist, bei denen jeweils
zwei außen liegende, senkrecht stehende Fachwerke bzw. Stabbögen vorhanden sind.
Bezüglich der Tragwirkung ist bei der Tjörnbrücke zu beachten, dass die beiden Seil-
ebenen mit dem torsionssteifen Kastenquerschnitt zusammenwirken. Weitere Einzel-
heiten können [83] entnommen werden.

Bild 4.171 Tjörnbrücke


Bei den bisher vorgestellten Schrägseilbrücken bestehen die Haupttragwerke neben
Stahlseilen und Versteifungsträgern aus einem oder zwei Pylonen in Brückenlängs-
richtung. Mehr als zwei Pylone sind selten erforderlich und kommen nur bei außer-
gewöhnlichen Brückenbauwerken vor. Zwei bekannte Beispiele dafür sind die Brücke
von Millau in Südfrankreich (sieben Pylone) und die Brücke Rion-Antirion in Grie-
chenland (vier Pylone).
Anmerkung: Unter dem Stichwort „Düsseldorfer Brückenfamilie“ findet man im In-
ternet einige Fotos und Kurzbeschreibungen, die die unterschiedlichen Haupttragwer-
ke hinsichtlich Seilführung sowie Pylonanzahl und -anordnung anschaulich erläutern.
484 4 Brückenbau

4.12.3 Rheinbrücke Wesel


4
Der Stand der Technik im Schrägseilbrückenbau wird hier mit einem aktuellen Aus-
führungsbeispiel, der Rheinbrücke Wesel, erläutert, [64] und [36]. Bild 4.172 zeigt
die Ansicht der einhüftigen Brücke mit dem einseitigen Pylon, den Stahlseilen und
dem Versteifungsträger. Die Stützweite der Stromöffnung beträgt rund 335 m und
erreicht damit fast die Rekordstützweite der Rheinbrücke Düsseldorf-Flehe in Bild
4.12d von 368 m. Beide Brücken sind bezüglich Tragwerk und Konstruktion weitge-
hend vergleichbar.

Bild 4.172 Rheinbrücke Wesel – Haupttragsystem und Montageschüsse

Bild 4.173 Rheinbrücke Wesel – Querschnitt und Bauteile der Strombrücke


Der Querschnitt der Rheinbrücke Wesel, s. Bild 4.173, besteht aus einem dreizelligen
Hohlkasten und seitlich auskragenden Gehweg- und Fahrbahnbereichen, die durch
Schrägstreben gegen den Kastenboden abgestützt sind. Die mittlere Zelle des Hohl-
kastens dient zur Einleitung der Seilkräfte. Auf den ersten Blick ist erkennbar, dass es
sich um eine Stahlbrücke mit längsorientierter Fahrbahn handelt. Erläuterungen zur
Lastabtragung bei diesen Konstruktionstyp enthält Abschnitt 4.4.6. Ergänzend dazu
ist bei der Rheinbrücke Wesel zu beachten, dass nur eine Seilebene (in Brückenmitte)
vorhanden ist, die als Haupttragsystem symmetrische Lasten abträgt. Außermittige
4.12 Schrägseilbrücken 485

Lasten führen zu Torsionsbeanspruchungen im dreizelligen Hohlkasten, der die Ab-


tragung dieser Lasten in Brückenlängsrichtung übernimmt. Die in Abschnitt 4.4.3 4
erläuterten Berechnungsmodelle können sinngemäß verwendet werden.
Die Bilder 4.172 und 4.173 enthalten Angaben zur Einteilung der Strombrücke in
Montageschüsse. Sie sind in Längsrichtung überwiegend 18,50 und 22,19 m lang.
Bezüglich der Aufteilung im Querschnitt können als ergänzende Information die Ab-
messungen in den Bildern 4.50 und 4.51 herangezogen werden, s. Abschnitt 4.5.2.

Bild 4.174 Rheinbrücke Wesel – Biegemomente im Versteifungsträger


Gemäß [36] erfolgte die Ermittlung der Schnittgrößen am Gesamtsystem mit einem
räumlichen Einstabsystem unter Verwendung eines Stabwerkprogrammes. In
Bild 4.174 sind die Biegemomente im Versteifungsträger für ständige Lasten (oben)
und infolge von Verkehrslasten (unten) skizziert. Oben im Bild kann man deutlich
erkennen wie die Biegemomentenlinie durch die vertikalen Komponenten der Seil-
kräfte „nach oben gezogen“ wird, s. auch Abschnitt 4.12.4.
Der Betonpylon in Bild 4.175 besteht im unteren Teil aus einer 5,50 m dicken, ca.
38 m breiten und 13 m hohen achteckigen Stahlbetonscheibe aus C35/45, die durch
Naturstein verblendet ist. Daran anschließend folgt ein 3 m hoher und 5 m breiter
oberer Randträger, in dem die horizontalen Kraftkomponenten aus den schrägen Py-
lonbeinen kurzgeschlossen werden. Diese Kräfte sind so groß, dass der Randträger
mit 24 Spanngliedern vorgespannt wurde. Oberhalb des Randträgers folgt der eigent-
liche Pylon, der als auf den Kopf gestelltes Y ausgebildet ist. Er besteht im zweiteili-
gen Bereich aus begehbaren Pylonschäften mit variablen Abmessungen. Wegen der
geringen Wanddicken von 40 cm in Brückenlängsrichtung und 50 cm in Querrichtung
wurde der Beton bereichsweise in C55/67 ausgeführt.
486 4 Brückenbau

Bild 4.175 Rheinbrücke Wesel – Pylon

Bild 4.176 Rheinbrücke Wesel – Verankerung der Seile im Pylon


4.12 Schrägseilbrücken 487

Bild 4.177 Rheinbrücke Wesel – Verankerung der Seile im Querschnitt der Strom-
brücke
Im oberen Teil des Pylons vereinen sich die beiden Pylonschäfte und gehen in eine
dreizellige Stahlverbundkonstruktion über, deren mittlere Zelle aus Stahl der Güte
S 355 J2G3 die Seiltraversen aufnimmt. Die Seilkräfte werden dort zunächst in den
Stahlquerschnitt und dann über Kopfbolzendübel in den Beton geleitet. Die horizonta-
le Komponente der Seilkräfte wird direkt über die bis zu 60 mm dicken Stegbleche
kurzgeschlossen. Bild 4.176 zeigt das Detail der Seilverankerung im Pylonkopf.

Bild 4.178 Seilgruppen am Versteifungsträger im Montagezustand


488 4 Brückenbau

Bild 4.179 Verankerung am Verstei- Bild 4.180 Litzenbündel


fungsträger

Bild 4.181 Rheinbrücke Wesel – Montage der Strombrücke


Bei den Seilen handelt es sich um Litzenbündel der SUSPA-DSI GmbH mit den An-
kertypen C37 und C55. Da für diese Seile noch keine bauaufsichtliche Zulassung
vorlag, war eine Zustimmung im Einzelfall erforderlich. Die Litzen der Seile haben
eine Nennquerschnittsfläche von 150 mm² und eine Nennzugfestigkeit von
1770 N/mm². Die siebendrähtigen, kaltgezogenen Litzen ‡ 15,7 mm sind feuerver-
4.12 Schrägseilbrücken 489

zinkt, gewachst und mit einem PE-Mantel versehen. Verankert sind sie mit dreiteili-
gen, besonders schwingfesten Keilen. Das gesamte Litzenbündel wird in einem rot 4
eingefärbten HDPE-Schutzrohr mit äußerer Wendel, die das Auftreten von regen-
wind-induzierten Schwingungen verhindern soll, geführt. Am Pylon sind die Seile mit
Festankern und am Überbau mit Spannankern, die aus einem Ankerblock mit verstell-
barer Ringmutter bestehen, versehen. Alle Verankerungen besitzen innenliegende
Dichtungselemente, die das Eindringen von Wasser in den Keilbereich verhindern.
Bild 4.177 zeigt die Verankerung der Seile im Stromüberbau. Die Bilder 4.178 bis
4.180 sind Fotos aus dem Bauzustand der Brücke, die die Anordnung, Verankerung
und Konstruktion der Seile verdeutlichen.
Die Errichtung der Strombrücke erfolgte gemäß Bild 4.181, wie bei Schrägseilbrü-
cken üblich, im Freivorbau. Dabei wurden Montageschüsse über den bereits fertigge-
stellten Brückenabschnitt zur Vorbauspitze transportiert und mit einem dort installier-
ten Derrick montiert. Mit weiteren Seilen konnte dann der Stromüberbau schrittweise
mit dem Pylon verbunden werden.

4.12.4 Schnittgrößen

Zur Ermittlung der Schnittgrößen in Schrägseilbrücken werden in der Regel Stab-


werksprogramme verwendet. Bei der Rheinbrücke Wesel in Abschnitt 4.12.3 kann
bezüglich der Haupttragwirkung beispielsweise wie folgt vorgegangen werden:
x Belastung des Haupttragwerks, d. h. in der Seilebene: Modellierung des Pylons,
des Versteifungsträgers und der Seile als ebenes Stabwerk
x Torsion bezüglich der Seilebene: Dreizelliger Hohlkastenquerschnitt als Tor-
sionsstab
Darüber hinaus sind die örtliche Lastabtragung im Versteifungsträger sowie die örtli-
che Einleitung der Seilkräfte in den Pylon und den Versteifungsträger zu untersuchen.
Zunächst besteht bei Schrägseilbrücken eine Grundaufgabe darin, geeignete Seile zu
wählen, die in der Lage sind, die auftretenden Seilkräfte aufzunehmen. Da man die
Seilkräfte bei der Montage den Vorgaben entsprechend einstellen kann, ist es nicht
zweckmäßig, unmittelbar von dem oben erwähnten ebenen Stabwerk auszugehen.
Hilfreich sind Vorüberlegungen, die im Folgenden mit der in Bild 4.182 dargestellten,
prinzipiellen Vorgehensweise erläutert werden.
Das Haupttragwerk der Schrägseilbrücke in Bild 4.182, bei der es sich um eine Fuß-
gängerbrücke handeln könnte, besteht aus einem zweifeldrigen Versteifungsträger,
einem Pylon und zwei Seilen. Es wird zunächst angenommen, dass in dem vorderen
Seil die Seilkraft S wirkt. Da die Neigung der beiden Seile gleich ist und der Pylon
senkrecht steht, tritt auch im rückwärtigen Seil die Seilkraft S auf. An den Seilenden
werden nun mithilfe des Knotengleichgewichts die Komponenten von S ermittelt.
Wie man sieht, gleichen sich am Pylonkopf die Horizontalkomponenten aus und der
Pylon erhält eine Normalkraft von 2˜Sv. Am Versteifungsträger ergeben sich die
Komponenten Sv und Sh. Die Horizontalkomponenten Sh führen zu einer Drucknor-
malkraft im Versteifungsträger und werden dort ausgeglichen. Am rückwärtigen Auf-
lager entsteht keine horizontale Auflagerkraft, sondern nur eine vertikale Auflager-
kraft infolge Sv, die im Bild nicht dargestellt ist. Die vertikale Seilkomponente Sv an
490 4 Brückenbau

der vorderen Abspannung führt zu dem in Bild 4.182 qualitativ dargestellten Biege-
4 momentenverlauf im Versteifungsträger.
Die vertikale Seilkraftkomponente kann man so wählen, dass der vorhandene Momen-
tenverlauf am statischen System ohne Seile vorteilhaft verändert wird. Dabei sollten
die für die Bemessung des Versteifungsträgers relevanten Biegemomente so reduziert
werden, dass sich in Anbetracht der vorhandenen Bauhöhe sinnvolle Blechdicken
ergeben. Als Beispiel ist in Bild 4.182 qualitativ der Biegemomentenverlauf infolge
Gleichstreckenlast dargestellt. Diese Biegemomentenlinie kann mithilfe von Sv
„hochgezogen“ werden, beispielsweise so weit wie in Bild 4.182 unten dargestellt.
Daraus ergibt sich ein konkreter Wert für Sv, so dass die erforderliche Seilkraft und
der Seildurchmesser bestimmt werden können. Zwecks Verallgemeinerung kann Bild
4.174 herangezogen werden, in dem Biegemomente bei der Rheinbrücke Wesel dar-
gestellt sind.

Bild 4.182 Prinzipdarstellung zur Bestimmung von Seilkräften

4.12.5 Weitere Konstruktionsbeispiele

In den Bildern 4.183 und 4.184 ist die Flughafenbrücke über den Rhein in Düsseldorf
dargestellt. Im Vergleich zur Rheinbrücke Wesel ist der Querschnitt mit 38,50 m deut-
lich breiter, s. Bilder 4.172 und 4.173. Bezüglich der konstruktiven Ausbildung sind
die Querschnitte mit den dreizelligen Hohlkästen und den außen liegenden Schräg-
streben unmittelbar vergleichbar. Im Gegensatz dazu sind bei den Pylonen große Un-
terschiede festzustellen: Die Flughafenbrücke hat zwei dreiecksförmige Pylone, die
4.12 Schrägseilbrücken 491

wesentlich niedriger als der Pylon der Rheinbrücke Wesel sind. Aufgrund der örtli-
chen Nähe zum Flughafen Düsseldorf sind außergewöhnlich niedrige Pylone gebaut 4
worden, deren geringe Höhe durch die dreieckige Form realisiert werden konnte. Bei
dieser Lösung müssen durch die Pylonriegel extrem große Zugkräfte aus den Seilen
durchgeleitet werden, so dass dort für die maximal 80 mm dicken Bleche hochfester
Stahl (S 460 ML) verwendet wurde. Über die Fertigung und Montage der Brücke wird
in [167] berichtet, s. auch [127].

Bild 4.183 Flughafenbrücke Düsseldorf – Haupttragsystem

Bild 4.184 Flughafenbrücke Düsseldorf – Querschnitt der Strombrücke

Bild 4.185 Pylonkopf Bild 4.186 Seilverankerung


492 4 Brückenbau

Die Fotos in den Bildern 4.185 und 4.186 stammen aus dem Bauzustand der Brücke.
4 Sie verdeutlichen die Pylonform mit dem Längsriegel und den geneigten Pylonstielen
sowie die Seilführung am Pylonkopf und die Verankerung der vollverschlossenen
Seile am Versteifungsträger.
Als Beispiel für eine Geh- und Radwegbrücke zeigen die Fotos in den Bildern 4.187
bis 4.191 eine 2011 errichtete Brücke in Gelsenkirchen. Der nach hinten und seitlich
geneigte Pylon ist am Fußpunkt gelenkig gelagert und wird planmäßig nur durch
Drucknormalkräfte beansprucht. Am Pylonkopf sind sieben Seile (d = 50 mm), die
den Brückenüberbau halten, und zwei rückwärtige Abspannseile (d = 95 mm) veran-
kert. Zur Verbindung der Seile mit dem Pylonkopf wurden Gabelköpfe und Bolzen
verwendet. Am Brückenüberbau, der eine längsorientierte Gehwegkonstruktion auf-
weist, sind die vollverschlossenen Spiralseile exzentrisch, d. h. auf einer Seite veran-
kert. Dort wurden Seilköpfe mit Außenwinden und Stützmuttern angeordnet, die das
Anspannen der Seile und das Einstellen der erforderlichen Seilkräfte ermöglichten.
Am unteren Ende der rückwärtigen Abspannseile wurden wie oben Gabelköpfe und
Bolzen verwendet, die über Verankerungskonstruktionen aus Baustahl und einbeto-
nierte Anker an entsprechend schwere Stahlbetonfundamente angeschlossen wurden.

Bild 4.187 Ansicht (Pylon, Seile, Träger) Bild 4.188 Gehweg

Bild 4.189 Gewegkonstruktion (Untersicht) Bild 4.190 Pylonkopf


4.12 Schrägseilbrücken 493

Bild 4.191 Seilverankerung am Überbau, vollverschlossenes Seil und Anschluss


eines Abspannseils an ein Fundament
Anmerkung: [80] enthält eine Beispielsammlung mit zahlreichen ausgeführten Geh-
und Radwegbrücken. In [47] und [62] wird über Schrägseilbrücken in Verbundbau-
weise berichtet, die in Deutschland gebaut worden sind.

4.12.6 Seile

Von Ausnahmen abgesehen war es bisher in Deutschland üblich, für Schrägseilbrü-


cken vollverschlossene Stahlseile zu verwenden. Für die Bemessung und Verwen-
dung dieses Seiltyps verweist die Brückenbaunorm auf DIN EN 1993-1-11, welche
die Bemessung und Konstruktion von Zuggliedern regelt. Bild 4.192 zeigt u. a. den
Querschnitt eines vollverschlossenen Stahlseils, das im Inneren aus Runddrähten und
außen aus z-förmigen Drähten besteht. Vollverschlossene Seile sind Spiralseile, bei
denen die einzelnen Drähte nicht parallel, sondern spiralartig um ihre Längsachse
geführt werden. Aufgrund dieser Drahtführung werden die äußeren z-förmigen Drähte
durch die Seilkräfte (Zug!) zusammengepresst, was sich im Hinblick auf das Eindrin-
gen von Wasser und damit auch auf den Korrosionsschutz positiv auswirkt, s. auch
Bild 4.191 Mitte.

Bild 4.192 Querschnitte von Seilen [124]


Im Gegensatz zu vollverschlossenen Spiralseilen bestehen offene Spiralseile, Paral-
leldrahtbündel, Litzenseile und Litzenbündel ausschließlich aus runden Einzeldrähten.
Bei Seilen sind die Einzeldrähte stets spiralförmig um die Längsachse und bei Bün-
deln stets parallel zur Längsachse angeordnet. Die Zusätze „Spiral“ und „Parallel“ bei
den vorgenannten Bezeichnungen sind daher eigentlich überflüssig. Andererseits wird
494 4 Brückenbau

der Begriff „Seil“ häufig allgemeiner aufgefasst und damit ausgedrückt, dass es sich
4 um biegeweiche Zugglieder handelt. Man spricht auch von Schrägseilbrücken, wenn
Drahtbündel oder Litzenbündel verwendet werden.
Ein Beispiel für die Verwendung von Litzenbündeln im deutschen Schrägseilbrücken-
bau ist die Rheinbrücke Wesel. Einzelheiten dazu können Abschnitt 4.12.3 sowie den
Bildern 4.176 bis 4.180 entnommen werden. Erstmalig wurden Litzenbündel im deut-
schen Großbrückenbau bei der Strelasundquerung (Rügenbrücke) eingesetzt. Im Aus-
land werden in der Regel Litzenbündel verwendet. Weitere Angaben zum Einsatz von
Seilen im Brückenbau enthält [60]. Peil befasst sich in [124] ausführlich mit dem
Bauen mit Seilen.
Anmerkung: Anstelle von Seilen werden bei Geh- und Radwegbrücken mit kurzen
Abspannungen auch teilweise Rundstähle verwendet, weil sie kostengünstiger sind.
Die Anschlüsse werden in ähnlicher Weise wie bei den Hängern von Stabbogenbrü-
cken ausgeführt, s. Abschnitt 4.11.3.

4.13 Hängebrücken

4.13.1 Übersicht

Hängebrücken, wie z. B. die in Bild 4.193 dargestellte Golden Gate Bridge [130], be-
stehen aus Pylonen, Tragkabeln, Hängern und Versteifungsträgern. Mit diesem Brü-
ckentyp können extrem große Stützweiten erreicht werden. Hängebrücken haben fast
immer zwei Pylone mit jeweils zwei außen stehenden Pylonstielen, ein Mittelfeld und
zwei Seitenfelder. Da die Hänger in der Regel senkrecht angeordnet werden, entste-
hen zwei senkrechte Tragebenen, die wie bei der Tjörnbrücke (Schrägseilbrücke) in
Bild 4.171 beidseitig neben dem Versteifungsträger angeordnet sind.

Bild 4.193 Golden Gate Bridge in San Francisco


Von 1937 bis 1964 war die Golden Gate Bridge weltweit die Brücke mit der größten
Spannweite. Seit 1998 hält die Akashi-.DLN\ǀ-Brücke in Japan mit fast 2000 m
Stützweite den Weltrekord. Deutschlands Brücke mit der größten Stützweite ist mit
max L = 500 m die Hängebrücke Emmerich über den Rhein, s. Bilder 4.11 und 4.12e.
Sie wurde 1965 fertiggestellt.
Hängebrücken werden in Deutschland, aber auch weltweit, nur noch in Ausnahmefäl-
len gebaut. Dort wo man früher Hängebrücken errichtet hat, sind heutzutage Schräg-
seilbrücken wesentlich kostengünstiger, weil die Montage einfacher ist und mittler-
weile auch Stützweiten von mehr als 1000 m realisiert werden können. Da in Deutsch-
land Brücken mit Stützweiten von mehr als 500 m nicht benötigt werden, gibt es für
4.13 Hängebrücken 495

Hängebrücken keine Bauaufgaben mehr, die nicht mit anderen Brückentypen wirt-
schaftlicher gelöst werden können. Einige Beispiele aus den letzten Jahren zeigen, 4
dass Hängebrücken vornehmlich bei Geh- und Radwegbrücken aus gestalterischen
Gründen ausgeführt werden. Im folgenden Abschnitt wird daher nur kurz auf die
Konstruktion und Herstellung von Hängebrücken eingegangen.

4.13.2 Konstruktionsbeispiele

Bei echten Hängebrücken, wie bei der Golden Gate Bridge in Bild 4.193, werden die
Tragkabel im Erdboden mithilfe von Stahlbetonfundamenten verankert. Alternativ
dazu ist die Verbindung der Tragkabel mit den Versteifungsträgern möglich, so dass
wie bei Schrägseilbrücken Drucknormalkräfte in den Versteifungsträgern auftreten.
Aus Montagegründen und aufgrund der örtlichen Einleitung sehr großer Kräfte sind in
sich verankerte Hängebrücken nur bei kleinen Stützweiten und Lasten sinnvoll.
Bei den folgenden Bildern handelt es sich um Fotos vom Bau der zweiten Brücke über
den Bosporus, die 1988 für den Verkehr freigegeben worden ist.

Bild 4.194 Bild 4.195


Tragkabel im Montagezustand Tragkabel mit Hängermanschette

Bild 4.196 Bild 4.197


Auffächern des Tragkabels Teil des Querschnitts
496 4 Brückenbau

Bild 4.194 zeigt die fertiggestellten Tragkabel im Montagezustand ohne Hänger und
4 Versteifungsträger. Die freie Stützweite über den Bosporus beträgt 1090 m. Die Trag-
kabel bestehen gemäß Bild 4.195 aus einzelnen Drähten, s. auch Bild 4.192 rechts.
Zur Befestigung der Hänger an den Tragkabeln wurden die in Bild 4.195 dargestellten
Manschetten verwendet, die mittels Klemmwirkung durch Anziehen der Schrauben
mit den Tragkabeln verbunden sind.
Die Tragkabel wurden aus den Einzeldrähten im Luftspinnverfahren hergestellt. Bei
diesem Verfahren müssen zunächst die in Bild 4.194 erkennbaren Hilfsseile von Py-
lon zu Pylon und zu den Brückenenden montiert werden. An die Hilfsseile werden
Spinnräder gehängt, die auf Spulen aufgewickelt die Drähte enthalten, und in Brü-
ckenlängsrichtung hin und her bewegt werden, so dass sukzessive ein Tragkabel ent-
steht. Gemäß [60] beträgt die Geschwindigkeit der Spinnräder etwa 300 m/Min. Für
die Herstellung der Tragkabel werden mehrere Monate benötigt.
An den Brückenenden werden die Tragkabel im Boden verankert. Bild 4.196 zeigt das
Auffächern eines Tragkabels bei der zweiten Bosporusbrücke und einen Umlenksattel
im Bereich eines Brückenendes. Bei dieser Art der Verankerung sind große Mengen
an Ballastbeton erforderlich.
Der Versteifungsträger der zweiten Bosporusbrücke besteht zwischen den Pylonen
aus Stahlkonstruktionen. Aus Bild 4.197 ist erkennbar, dass es sich um eine längsori-
entierte Fahrbahnkonstruktion mit Trapezsteifen handelt. Die Gehwegbereiche, die
schrägen Stege und der Untergurt des Hohlkastens sind mit Wulstflachstählen in
Längsrichtung ausgesteift. Deutlich zu erkennen ist auch die aerodynamisch günstige
Form des Querschnitts.
In den Bilder 4.198 bis 4.201 ist eine Geh- und Radwegbrücke dargestellt, die 2009 in
Gelsenkirchen errichtet worden ist. Dabei handelt es sich nicht um eine typische Hän-
gebrücke wie sie in Abschnitt 4.13.1 beschrieben wird, sondern um einen außerge-
wöhnlichen Entwurf. Der Brückenüberbau ist im Grundriss stark gekrümmt und der
Pylon steht neben der Brücke. Am Pylonkopf sind zwei Abspannseile und zwei Trag-
seile verankert. An den Tragseilen und einem Verbindungsseil sind die Hänger mittels
Seilklemmen befestigt. Die Hänger haben an beiden Enden Gabelköpfe, die mit Bol-
zen an die Seilklemmen (oben) und an den Überbau (unten) angeschlossen werden.

Bild 4.198 Geh- und Radwegbrücke Bild 4.199 Pylonkopf


4.13 Hängebrücken 497

Bild 4.200 Gehweg, Seilabspannung und Pylon Bild 4.201 Hängeranschluss


498 4 Brückenbau

4.14 Berechnungsbeispiele
4

4.14.1 Vorbemerkungen

In den Abschnitten 4.14.2 bis 4.14.5 werden folgende Berechnungsbeispiele behan-


delt:
x Geh- und Radwegbrücke als Durchlaufträger über zwei Felder mit Stützweiten von
je 34 m, s. Bilder 4.202 und 4.203
x Straßenbrücke mit längsorientierter Stahlleichtfahrbahn und zwei Hauptträgern als
Einfeldträger mit 52 m Stützweite, s. Bild 4.205
x Straßenbrücke mit Betonfahrbahnplatte und einzelligem Kastenquerschnitt als
Durchlaufträger über drei Felder mit Stützweiten von 60, 90 und 60 m, s. Bild
4.207
x Straßenbrücke mit Stahlleichtfahrbahn als Stabbogenbrücke mit einer Stützweite
von 57 m, s. Bilder 4.210 und 4.211
Grundlage für die Lastannahmen, Berechnungen, Nachweise und die konstruktive
Durchbildung sind die entsprechenden Eurocode-Normen mit den Nationalen Anhän-
gen (DIN EN 1990, DIN EN 1991-2, DIN EN 1993-2 und DIN EN 1994-2), die in den
Abschnitten 4.5 „Bauliche Durchbildung der Bauteile“ und 4.6 „Einwirkungen und
Bemessung“ auszugsweise erläutert werden. Abschnitt 4.4 „Haupt- und Sekundär-
tragwerke“ ist für das Verständnis bezüglich der Lastabtragung, Berechnungen und
Nachweise von grundlegender Bedeutung. Darüber hinaus können die Abschnitte 4.9
„Vollwandträgerbrücken“ und 4.11 „Bogenbrücken“ zur Erläuterung weiterer Einzel-
heiten bezüglich Berechnung und Konstruktion herangezogen werden.
In den folgenden Abschnitten werden Berechnungen durchgeführt und Nachweise
bezüglich der Tragfähigkeit geführt, mit denen die im Brückenbau üblichen Methoden
und Vorgehensweisen gezeigt werden sollen. Es handelt sich daher um ausgewählte
Berechnungen und Nachweise von grundlegender Bedeutung. Der Aufwand für die
kompletten statischen Berechnungen liegt in der Größenordnung von 100, 300, 500
bzw. 400 Stunden, so dass entsprechende Ergänzungen zwecks Vervollständigung
erforderlich sind.

4.14.2 Berechnungsbeispiel Geh- und Radwegbrücke

Geh- und Radwegbrücken werden fast ausschließlich als Deckbrücken gebaut. Sie
weisen überwiegend Nutzbreiten von etwa 3 bis 4 m auf und sind daher in der Regel
relativ schmal. Sofern die verfügbare Bauhöhe nicht ausreicht, werden vereinzelt auch
Trogbrücken ausgeführt, bei denen sich auch oberhalb des Gehwegs tragende Kon-
struktionsteile befinden (s. auch Bilder 4.13 und 4.42).
Geh- und Radwegbrücken in Stahl- und Verbundbauweise bieten vielfältige Gestal-
tungs- und Konstruktionsmöglichkeiten. Sie können unauffällig an die Umgebung
angepasst werden, aber auch ein Stadtbild architektonisch prägen. Dazu finden sich in
der Literatur und natürlich in Stadt und Land zahlreiche ausgeführte Beispiele. Stäh-
4.14 Berechnungsbeispiele 499

lerne Geh- und Radwegbrücken haben ein relativ geringes Gewicht und können in
sehr kurzer Zeit montiert werden. Dies bietet immer dann besondere Vorteile, wenn 4
die Verkehrsbeschränkungen bei der Montage vor Ort auf ein Minimum begrenzt
werden müssen. Sofern es die örtlichen Verhältnisse auf der Baustelle und auf dem
Transportweg dorthin erlauben, können oft die kompletten Brückenüberbauten ange-
liefert und ohne Montagestöße montiert werden. Transportlängen bis zu etwa 50 m
liegen bei etwa 3 m Breite durchaus im Bereich des Möglichen.

Bild 4.202 Geh- und Radwegbrücke – Baustatisches System und Lagerungsschema

Bild 4.203 Querschnitt und Queraussteifung des Gehwegblechs

Als Berechnungsbeispiel für eine Geh- und Radwegbrücke wird die in den Bildern
4.202 und 4.203 dargestellte Brücke behandelt. Sie hat Stützweiten von zweimal 34 m
und eine Gesamtbreite von 3,50 m. Der Zweifeldträger wird an der mittleren Stütze
nur durch ein unverschiebliches Lager in der Mitte des Querschnitts unterstützt. Ex-
zentrisch wirkende Lasten müssen daher über den torsionssteifen Hohlkastenquer-
500 4 Brückenbau

schnitt bis zu den Widerlagern, also über die volle Länge, abgetragen werden. Die
4 Konstruktionen an der Mittelstütze und an den Brückenenden sind in den Bildern
4.122 und 4.123 dargestellt, s. Abschnitt 4.9.5.
Das Gehwegblech wird in Querrichtung durch Trapezprofile ausgesteift, die die
Hauptträgerstegbleche ungestoßen durchdringen. Der Abstand der Gehwegquersteifen
beträgt gemäß Bild 4.203 in Längsrichtung 400 mm. Zur Formerhaltung des Quer-
schnitts werden pro Feld zehn rahmenartige Aussteifungen im Bereich der Stege und
des Bodenblechs angeordnet. Die Brücke kann daher, wie mit den Bildern 4.21a und
4.23 erläutert, als Durchlaufträger mit einem Hauptträger berechnet werden.
Die Stahlkonstruktion des Brückenüberbaus ist mit ca. 60 t sehr leicht. Unter Berück-
sichtigung des Gehwegbelags und der Geländer ergeben sich an den Brückenenden
kleine Auflagerkräfte, so dass Verkehrslasten und Windwirkungen zum Abheben des
Überbaus von den Lagern führen können. Zur Vergrößerung der Endauflagerkräfte
infolge Eigengewicht wird die Brücke am mittleren Auflager planmäßig um 30 cm
abgesenkt. Mit den Einwirkungen nach DIN EN 1991-2 und den Bemessungsvor-
schriften nach DIN-EN 1993-2 sind für den Endzustand im Wesentlichen die im Fol-
genden zusammengestellten Nachweise zu führen.
Lastannahmen
x Eigenlasten
6WDKOTXHUVFKQLWWȖ˜ A = 78,5 ˜ 952/10000 = 7,47 kN/m
Zuschlag für Steifen 20 % 1,49 kN/m
Geländer 2 ˜ 0,45 kN/m 0,90 kN/m
5 mm reaktionsharzgebundener Dünnbelag
mit Quarzsandabstreuung 0,18 kN/m
g = 10,04 kN/m
x Gleichmäßig verteilte Last
q fk = 5,0 kN/m²
Für die Einzelstützweite L = 34 m erhält man:
q fk = 2,0 + 120/(34 + 30) = 3,88 kN/m²
b = 3,0 m: q = 3,0 ˜ 3,88 = 11,64 kN/m
x Einzellast
Für die lokale Tragwirkung des querausgesteiften Gehwegblechs wird eine Einzellast
von Qfwk = 10 kN auf einer quadratischen Aufstandsfläche mit einer Seitenlänge von
0,10 m angesetzt, s. DIN EN 1991-2, 5.3.2.2.
Mittragende Breiten bei der Schnittgrößenermittlung
L/8 = 34/8 = 4,25 m > (3,50 – 2 ˜ 0,85)/2 = 0,90 m s. DIN EN 1993-1-5, 2.2
Bei der Schnittgrößenermittlung darf der gesamte Querschnitt angesetzt werden.
4.14 Berechnungsbeispiele 501

Schnittgrößenermittlung
Die Berechnung erfolgt zunächst für charakteristische Lasten. Die Lastfälle Stützen- 4
senkung und Temperatur werden anhand der resultierenden Durchbiegungen in Er-
satzeinzellasten umgerechnet. Somit kann beispielsweise als Ersatz für die planmäßi-
ge Stützensenkung wegen wB = F ˜ l³/(48 EI) = 0,40 m am 68 m langen Einfeldträger
die folgende Einzellast angesetzt werden:
F = 48 ˜ 21000 ˜ 152,81 ˜ 0,40/68³ = 196 kN
Ÿ M B = 196 ˜ 68/4 = 3332 kNm und V = r 98,0 kN.
Für die zu berücksichtigenden Temperaturunterschiede 'T 1 = 28,8 °C (oben wärmer
als unten) und 'T 2 = 7,8 °C (unten wärmer als oben) resultieren Verformungen von
w 1 = 20 cm und w 2 = 5,4 cm, welche auf die gleiche Weise in Einzellasten umge-
rechnet werden können. Die Schnittgrößen sind in Bild 4.204 dargestellt.

Bild 4.204 Schnittgrößen für charakteristische Lasten


Nachweise im Grenzzustand der Tragfähigkeit
x Mittragende Breiten
Der Einfluss der Schubverzerrungen darf in Gurten vernachlässigt werden, wenn die
Bedingung b 0 < L e /50 erfüllt ist (s. DIN EN 1993-1-5, 3.1):
Obergurt:
Feldbereich: 0,90 m > 0,85 ˜ 34/50 = 0,58 m (außen)
0,85 m > 0,85 ˜ 34/50 = 0,58 m (innen)
Stützbereich: 0,90 m > 0,25 ˜ 68/50 = 0,34 m (außen)
0,85 m > 0,25 ˜ 68/50 = 0,34 m (innen)
502 4 Brückenbau

Untergurt:
4 Feldbereich: 1,25/2 = 0,625 m > 0,85 ˜ 34/50 = 0,58 m
Stützbereich: 0,625 m > 0,25 ˜ 68/50 = 0,34 m
Die o. g. Bedingung ist nicht erfüllt und es muss im Feld- und im Stützbereich abge-
mindert werden. Im Feldbereich ergeben sich Abminderungsfaktoren von E = 0,994
(Obergurt innen und außen) und E = 0,997 (Untergurt). Somit ist die mittragende
Breite näherungsweise gleich der vorhandenen Breite und es wird der gesamte Quer-
schnitt angesetzt. An der Mittelstütze muss wie folgt abgemindert werden:
Obergurt:
außen:
k = D 0  b 0 /L e = 1,0 ˜ 0,90/17 = 0,053
1/E = 1 + 6,0 ˜ [k –  ÂN @ + 1,6 ˜ k² = 1,277
Ÿ E = 0,783 und b eff = E ˜ b 0 = 0,783 ˜ 0,90 = 0,705 m
innen:
k = D 0  b 0 /L e = 1,0 ˜ 0,85/17 = 0,050
1/E = 1 + 6,0 ˜ [k –  ÂN @ + 1,6 ˜ k² = 1,256
Ÿ E = 0,796 und b eff = E ˜ b 0 = 0,796 ˜ 0,85 = 0,677 m
Untergurt:
k = D 0  b 0 /L e = 1,0 ˜ 0,625/17 = 0,037
1/E = 1 + 6,0 ˜ [k –  ÂN @ + 1,6 ˜ k² = 1,159
Ÿ E = 0,863 und b eff = E ˜ b 0 = 0,863 ˜ 0,625 = 0,539 m
x Querschnittswerte
Tabelle 4.32 enthält die Ermittlung der Querschnittswerte für den gesamten Quer-
schnitt mit voll mitwirkenden Breiten. Mit b eff = 0,705 m (außen), b eff = 0,677 m (in-
nen) und b eff = 0,539 m (Untergurt) führt die Berechnung zu zS = 0,370 m und , y =
125,68 cm²m². Für den in Bild 4.203 dargestellten Querschnitt werden in [89@ DXs-
führlich Querschnittswerte und Spannungen berechnet und u. a. die Lage des Schub-
mittelpunktes M mit z M = 3,4 cm ermittelt.
Tabelle 4.32 Ermittlung der Querschnittswerte für den Querschnitt in Bild 4.203

Ai zSi Ai ˜ zSi A zz,ET, i 2


Ai ˜ zSi
Querschnittsteile
2 2 2 2 2 2
[cm ] [m] [cm m] [cm m ] [cm m ]
Deckblech 3460 ˜ 12 415,2 0,000 0,0 0,0 0,0
Stege 2 x 1006 ˜ 12 241,4 0,493 119,0 19,1 58,7
Untergurt 1250 ˜ 14 175,0 0,987 172,7 0,0 170,4
Gesimsbleche 2 x 300 ˜ 20 120,0 0,094 11,3 0,0 1,1
Summen: 951,6 303,0 19,1 230,2

Schwerpunkt: zS ¦ Ai ˜ zSi A 0,318m

Trägheitsmoment: Iy ¦ A zz,ET,i  ¦ Ai ˜ zSi2  A ˜ zS2 152,81cm2 m2


Anmerkung: Eigenträgheitsmoment schräger Bleche:
A zz,ET t ˜ A3 ˜ sin2 D 12 A ˜ h2 12
4.14 Berechnungsbeispiele 503

x Teilsicherheitsbeiwerte und Grenzspannungen


Günstige Einwirkungen infolge von Eigenlasten ZHUGHQPLWȖ Ginf = 1,00 berücksich- 4
tigt und ungünstige infolge von (LJHQODVWHQPLWȖ Gsup = 1,35 sowie infolge von Ver-
kehrslasten PLW Ȗ Q = 1,5. Die planmäßige Stützensenkung (eingeprägte Vorverfor-
mung) wird wie die ständige Last berücksichtigt. Für die Temperatur gilt laut DIN EN
1990 als Teilsicherheitsbeiwert für den ungünstigen Fall Ȗ Gsup = 1,35. Der Lastfall
Temperatur wird gemäß Anlage 2 zum ARS 22/2012 mit dem Kombinationsbeiwert
ȥ 0 = 0,80 berücksichtigt, s. auch Tabelle 4.17.
Gemäß Bild 4.203 sind alle Blechdicken kleiner als 40 mm. Als Nennwert der Streck-
grenze ist daher für den Baustahl S 235 f y N1FPðDQ]XVHW]HQ:HJHQȖ M0 = 1,0
darf dieser Wert als Grenzspannung angesetzt werden, falls lokales und globales Sta-
bilitätsversagen ausgeschlossen werden können. Sofern diese Voraussetzung nicht
erfüllt ist, ergibt sich die Grenzspannung für Stabilitätsnachweise mit dem Teilsicher-
heitsbeiwert Ȗ M1 = 1,10 zu f y,d = 23,5/1,10 = 21,36 kN/cm².
x Nachweise im Feldbereich
Das maximale Biegemoment wird mit q G+Q,Ed = 1,35 ˜ 10 + 1,5 ˜ 11,64 = 30,96 kN/m
und M B,Ed = 1,35 ˜ (–1445 + 0,80 ˜ 450 + 3332) + 1,5 ˜ (–841) = 1772 kNm ermittelt.
Damit erhält man:
A Ed = 30,96 · 34/2 + 1772/34 = 578 kN
max M F,Ed = 5782/(2 Â30,96) = 5395 kNm
Spannungsnachweise ohne Beuleinfluss:
oben: min V = 5395/152,81 ˜ (0,374) = 13,20 kN/cm²
Nachweis: 13,20/21,36 = 0,618 < 1
unten: max V = 5395/152,81 ˜ 0,676 = 23,87 kN/cm²
Nachweis: 23,87/23,5 = 1,016 § 1,0
Beulen des Deckblechs: Auf der sicheren Seite liegend wird das knickstabähnliche
Verhalten des querausgesteiften Deckblechs mit a = 40 cm untersucht.
S2 ˜ E ˜ t 2
Vcr,c 17,1 kN/cm 2
12 ˜ (1  Q 2 ) ˜ a 2

Oc f y / Vcr,c 23, 5 /17,1 1,173

Knickkurve a: Fc 0,547
Grenzspannung: Vgrenz 0,547 ˜ 21,36 11,68 kN/cm 2
Vorhandene Druckspannung:
min V = 5395/152,81 ˜ (0,318) = 11,23 kN/cm²
Nachweis: 11,23/11,68 = 0,961 < 1
Beulen des bereichsweise gedrückten Stegblechs:
V o = 5395/152,81 ˜ (0,312) = 11,02 kN/cm2
V u = 5395/152,81 ˜ 0,662 = 23,37 kN/cm2
504 4 Brückenbau

Spannungsverhältnis \ = 23,37/11,02 = 2,12


4 kV 5,98 ˜ (1  \ )2 58,2
b/t 100,6 / 1,2
Op 0,387  0,95 0,5  0,085  0,055 ˜ \
28,4 ˜ H ˜ k V 28,4 ˜ 1 ˜ 58,2
Ÿ keine Beulgefahr
x Nachweise an der Stütze
min M B,Ed = –1,35 ˜ (1445 + 0,80 ˜ 1667) –1,5 ˜ 1682 + 1,00 · 3332 = –2942 kNm
Spannungen:
V o = 2942/125,68˜ (0,370) = 7,13 kN/cm2
V u = 2942/125,68 ˜ 0,624 = 14,61 kN/cm2
Wegen b/t = 117,6/1,4 = 84 wird der gedrückte Untergurt bezüglich Beulen unter-
sucht:
b/t 84
Op 1,48
28,4 ˜ H ˜ k V 28,4 ˜ 1,0 ˜ 2
2
U (O p  0,055 ˜ 4) / O p 0,575
Grenzspannung: Vgrenz = –0,575 ˜ 21,36 = –12,28 kN/cm²
Nachweis: 14,61/12,28 = 1,19 > 1
Da die Bedingung nicht erfüllt ist, wird für das Untergurtblech im Stützbereich die
Stahlsorte S355 ausgeführt. Das Beulen der Stegbleche (unten Druck) ist auch unter
der Berücksichtigung der Querkraft nicht maßgebend.
x Nachweise an den Endauflagern
Wegen h w /t = 100,6/1,2 = 83,8 > 72H = 72 muss das Schubbeulen der Stege unter-
sucht werden:
hw 100,6
Ow 0,97
86,4 ˜ t ˜ H 86,4 ˜ 1,2 ˜ 1,0
Fw 0,83/ O w 0,83/ 0,97 0,856
Grenzspannung: Wgrenz 0,856 ˜ 21,36 / 3 10,56 kN/cm 2
Querkraft am Endauflager:
V z,Ed = 1,35 ˜ (127,5 + 98,0 + 0,80 ˜ 13,25) + 1,5 ˜ 173,1 = 638,6 kN
Maximale Schubspannung in einem Steg:
Vz,Ed ˜ max Sy 638,6 ˜ 8571
max W  2,98 kN/cm 2
Iy ˜ t w 152,81 ˜ 10000 ˜ 1,2
Mit: max Sy = 1,4 ˜ 62,5 ˜ 66,9 + 1,2 ˜ 68,4 ˜ 66,2/2 = 8571 cm3
Nachweis: 2,98/10,56 = 0,282 < 1
4.14 Berechnungsbeispiele 505

Lokale Tragwirkung des ausgesteiften Gehwegblechs


a) Einzellast 4
QEd = 1,5 ˜ 10 = 15 kN (Aufstandsfläche 0,10 u 0,10 m)
Es wird die Biegebeanspruchung einer Trapezsteife mit 800 mm anteiligem Gehweg-
blech untersucht. Der Träger (in Querrichtung) wird durch die Hauptträgerstege im
Abstand von 1,70 m unterstützt und hat bis zu den Geländern zwei Kragarme von je
0,65 m. Maßgebend ist das Stützmoment:
MS,Ed = 15 ˜ (0,65 – 0,10/2) = 9,00 kNm
Unter Vernachlässigung des Eigengewichts ergibt sich im Trapezsteifenuntergurt mit
Wu # 215 cm3 näherungsweise folgende Normalspannung:
Vy 900 / 215 4,19 kN/cm 2  21,36 kN/cm 2
b) Gleichmäßig verteilte Last
Wie unter a) wird ein 800 mm breiter Träger mit einer Trapezsteife betrachtet, so
dass sich folgende Streckenlasten ergeben:
qEd = 0,8 ˜ 1,5 ˜ 5,0 = 6,00 kN/m
gEd # 1,35 ˜ (78,5 ˜ 126/10000 + 0,8 ˜ 0,18) = 1,53 kN/m
Geländer: GEd = 1,35 ˜ 0,45 ˜ 0,8 = 0,49 kN
Biegemomente:
MS,Ed # 0,49 ˜ 0,75 – (1,53 + 6,00) ˜ 0,902/2 = 3,42 kNm
MF,Ed # (1,53 + 6,00) ˜ 1,72/8 – 0,49 ˜ 0,75 – 1,53 ˜ 0,902/2 = 1,73 kNm
Beide Momente sind deutlich kleiner als MS, Ed = 9,00 kNm infolge der Einzellast.
Vergleichsspannung im Deckblech
Infolge Haupttragwirkung ergeben sich folgende Spannungen:
Feldbereich: V x 5395 / 152,81 ˜ ( 0,324) 11,44 kN/cm 2
Stütze: Vx 7,13 kN/cm 2
Infolge MS, Ed = 3,42 kNm erhält man mit einer mittragenden Deckblechbreite von
4 ˜ 0,6 ˜ 200 = 480 mm und Wo = 548 cm3 näherungsweise:
max V y 342 / 548 0,62 kN/cm 2
Die Normalspannung Vy ist so gering, dass auf die Ermittlung der Vergleichsspannung
verzichtet werden kann.
506 4 Brückenbau

4.14.3 Berechnungsbeispiel Straßenbrücke aus Baustahl


4
Im Leitfaden zum DIN-Fachbericht 103 [33@ ZLUG HLQH ]ZHLIHOGULJH Straßenbrücke
mit Stützweiten von je 60 m ausführlich behandelt. Die Berechnungen basieren auf
den alten DIN-Fachberichten aus dem Jahre 2003. Für das folgende Berechnungsbei-
spiel wird der Querschnitt weitgehend übernommen und die Tragfähigkeit einer ein-
feldrigen Straßenbrücke mit 52 m Stützweite untersucht. Bild 4.205 enthält den
Querschnitt und weitere Angaben für die Bemessung. Im Vergleich zum Leitfaden
weichen die folgenden Berechnungen und die Nachweisführung teilweise erheblich
ab. Dies liegt nicht nur an den Regelungen in der derzeit aktuellen DIN EN 1993-2,
sondern auch an der von den Verfassern bevorzugten Vorgehensweise bei der Nach-
weisführung.

Querträgerabstände 4,00 m, Längsrippen: 300/300/120/8 (h/b 0 /b u /t)


Bild 4.205 Berechnungsbeispiel Straßenbrücke aus Baustahl

Bei der in Bild 4.205 dargestellten Straßenbrücke handelt es sich um eine Deckbrücke
mit offenem Querschnitt und zwei torsionsweichen Hauptträgern. Die Berechnung des
Haupttragwerks erfolgt, wie in den Bildern 4.21b und 4.24a dargestellt, für die einzel-
nen Hauptträger. Da der Querschnitt symmetrisch ist, reicht es aus, einen Hauptträger
zu untersuchen. Aufgrund der Querschnittsausbildung handelt es sich um eine Stahl-
brücke mit längsorientierter Fahrbahn, s. Abschnitt 4.4.6. Das Deckblech hat daher
vier Funktionen bzw. Tragwirkungen:
1. Obergurt der Hauptträger
2. Obergurt der Querträger
3. Obergurt der Längsrippen
4. Plattentragwirkung zwischen den Längsrippen
Gemäß DIN EN 1993-2/NA: 2014-10, Abschn. 1.2.2 im Anhang NA.G, brauchen die
Biegemomente im Deckblech nicht berücksichtigt zu werden, sofern die im Anhang
NA.G aufgeführten Empfehlungen eingehalten werden. Dies ist bei der in Bild 4.205
dargestellten Straßenbrücke der Fall, s. auch Abschnitt 4.5.3.
Im Folgenden wird die ständige und vorübergehende Bemessungssituation für den
Nachweis des Grenzzustandes der Tragfähigkeit nach DIN EN 1990 (STR) unter-
4.14 Berechnungsbeispiele 507

sucht. Dabei werden die ständigen Einwirkungen und als vorherrschende Einwirkun-
gen das Lastmodell 1 (Lastgruppe gr1) berücksichtigt. Andere veränderliche Einwir- 4
kungen, d. h. Windlasten gemäß Tabelle A2.1, werden hier nicht berücksichtigt.

Lastannahmen
x 'LH 6WDKONRQVWUXNWLRQ IKUW PLW Ȗ   N1P3 zu der folgenden Streckenbelas-
tung eines Hauptträgers:
Deckblech 0,014 ˜ 7,63 ˜ 78,5 = 8,38 kN/m
Gehwegblech 0,012 ˜ 1,50 ˜ 78,5 = 1,41 kN/m
Längsrippen 0,69 ˜ 9,13 = 6,30 kN/m
Querträger 0,37 ˜ 9,13 = 3,38 kN/m
HT-Steg 0,016 ˜ 2,80 ˜ 78,5 = 3,52 kN/m
HT-Untergurt (0,80 + 0,75 + 0,70) ˜ 0,04 ˜ 78,5 = 7,07 kN/m
Gesimsblech (0,800 + 0,100) ˜ 0,014 ˜ 78,5 = 0,99 kN/m
Belastung für einen Hauptträger g 1 = 31,05 kN/m
x Ausbaulasten für eine Brückenhälfte
Gussasphalt inkl. Zuschlag für Mehreinbau
(0,08 ˜ 24,00 + 0,50) ˜ 7,625 = 18,45 kN/m
Geländer = 1,00 kN/m
Schutzplanke = 0,50 kN/m
Entwässerungs- und Versorgungsleitungen = 0,75 kN/m
Ausbaulasten pro Hauptträger g 2 = 20,70 kN/m
x Verkehrslasten (Lastmodell 1)
Die maximale Belastung des linken Hauptträgers wird mithilfe von Bild 4.206 ermit-
telt. Unter Beachtung der Einflusslinie (s. auch Abschnitt 4.9.2) wird der Fahrstreifen
Nr. 1 direkt neben dem linken Schrammbord angeordnet und Verkehrslasten bis zum
rechten Hauptträgersteg aufgebracht. Es ergeben sich folgende Auflagerkräfte:
q = 3,0 ˜ 1,50 ˜ 1,405 + 12,0 ˜ 3,0 ˜ 1,162 + 6,0 ˜ 3,0 ˜ 0,847 + 3,0 ˜ 6,25 ˜ 0,338
= 69,74 kN/m
Q = 150 ˜ 1,270 + 150 ˜ 1,054 + 100 ˜ 0,946 + 100 ˜ 0,730 + 50 ˜ 0,622
+ 50 ˜ 0,405 = 568 kN

Maximales Biegemoment (Feldmitte)


8QWHU%HUFNVLFKWLJXQJYRQȖG XQGȖQ = 1,35 ergibt sich für einen Hauptträger
das folgende maximale Biegemoment:
max MF,Ed = 1,35 ˜ (31,05 + 20,70 + 69,74) ˜ 522/8 + 1,35 ˜ 568 ˜ (52 – 1,20)/2
= 23614 + 51299 = 74913 kNm
508 4 Brückenbau

Bild 4.206 Verkehrslasten zur Ermittlung der maximalen Belastung des


linken Hauptträgers
Spannungsermittlung und Nachweise in Feldmitte:
x Mittragende Breiten
außen: D 1  6 ˜ 59,7 / (300 ˜ 1, 4  150 ˜ 1, 2) 1, 26
ț = 1,26 ˜ 4,50/52 = 0,109; E = 1/(1 + 6,4 ˜ 0,1092) = 0,929
beff = 0,929 ˜ 4,50 = 4,18 m
innen: D 1  7,5 ˜ 59,7 / (925 / 2 ˜ 1,4) 1,30
ț = 1,30 ˜ 9,25/2/52 = 0,116; E = 1/(1 + 6,4 ˜ 0,1162) = 0,921
beff = 0,921 ˜ 9,25/2 = 4,26 m
x Querschnittswerte (s. [89@Tabelle 3.4)
A = 1,2 ˜ 118 + 1,4 ˜ 726 + 13 ˜ 59,7 + 1,6 ˜ 280 + 4,0 ˜ 80 + 4,0 ˜ 75 + 4,0 ˜ 70
= 3282 cm2
zs # (1,2 ˜ 118 ˜ 0,25 + 12 ˜ 59,7 ˜ 0,1811 + 59,7 ˜ (–0,0699) + 1,6 ˜ 280 ˜ 1,407
+ 4 ˜ 80 ˜ 2,827 + 4 ˜ 75 ˜ 2,867+ 4 ˜ 70 ˜ 2,907)/3282 = 1,005 m
Iy = 1,2 ˜ 118 ˜ 0,252 + 13 ˜ 0,5571 + 12 ˜ 59,7 ˜ 0,18112 + 59,7 ˜ 0,06992
+ 1,6 ˜ 280 ˜ 2,802/12 + 1,6 ˜ 280 ˜ 1,4072 + 4 ˜ 80 ˜ 2,8272 + 4 ˜ 75 ˜ 2,8672
+ 4 ˜ 70 ˜ 2,9072  3282 ˜ 1,0052 = 5294 cm2m2
x Spannungsnachweise (ohne Beuleinfluss)
Die Nachweise werden gemäß DIN EN 1993-2 durch die Begrenzung der Spannungen
geführt.
4.14 Berechnungsbeispiele 509

Gehwegblech aus S 235:


min V = 74913/5294 ˜ (1,005  0,25) = 17,76 kN/cm2 4
Nachweis: 17,76/(23,5/1,1) = 0,831 < 1
Untergurt aus S 355:
max V = 74913/5294 ˜ (2,80 + 0,12 + 0,014/2 – 1,005) = 27,20 kN/cm2
Nachweis: 27,20/35,5 = 0,766 < 1
Beulnachweise in Feldmitte
x Fahrbahnblech (Einzelfeld) b/tf = 300/14 = 21,4 < 42 ˜ H = 42
x Gehwegblech (Einzelfeld) b/tf # 480/12 = 40 < 42 ˜ H = 42
x Stege der Längsrippen mit t = 8 mm und b = 313 mm
b/t 31,3 / 0,8
Op # 0,85
28, 4 ˜ H ˜ k V 28, 4 ˜ 0,81 ˜ 2

U # (0,85 – 0,22)/0,852 = 0,872


Ÿ V grenz = 0,872 ˜ 35,5/1,1 = 28,14 kN/cm2
min V 74913 / 5294 ˜ 1,005  0,007 14,12 kN/cm 2
Nachweis: 14,12/28,14 = 0,502 < 1
x Hauptträgerstege mit t = 16 mm und b = 2800 mm
Das Spannungsverhältnis kann mit den Abständen der Stegenden zum Schwerpunkt
berechnet werden, da das Stegblech nur durch Biegespannungen infolge max MF,Ed
beansprucht wird:
Vu 2,800  1,005  0,007
\  1,81
Vo 1,005  0,007
k V = 5,98 ˜ (1 + 1,81)2 = 47,2
280 / 1,6
Op 1,11
28, 4 ˜ 0,81 ˜ 47, 2
U (O p  0,055 ˜ (3  1,81)) / O p 2 0,85
Ÿ V grenz = 0,85 ˜ 35,5/1,1 = 27,43 kN/cm2
min V = 74913/5294 ˜ (1,005 + 0,014/2) = 14,12 kN/cm2
Nachweis: 14,12/27,43 = 0,515 < 1

x Knickstabähnliches Verhalten des mit Längsrippen ausgesteiften Fahrbahnblechs


Das ausgesteifte Beulfeld ist 9,25 m breit und die Knicklänge beträgt a = 4,00 m
(Querträgerabstand). Die Nachweise werden nach DIN EN 1993-1-5 geführt. Wegen
15,0/400 = 0,0375 > 0,02 muss das Fahrbahnblech abgemindert werden. Der Abmin-
derungsbeiZHUW ȕ HUJLEW VLFK ]X  1lKHUXQJVZHLVH NDQQ das mittragende Fahr-
bahnblech mit der tatsächlichen Breite von b = 60 cm angenommen werden.
510 4 Brückenbau

Knickspannung einer Längsrippe mit 60 cm anteiligem Fahrbahnblech:


4 ASt = 1,4 ˜ 60,0 + 2 ˜ 0,8 ˜ 31,3 + 0,8 ˜ 12,0 = 143,7 cm2
zs (50,08 ˜ 14,9 + 9,60 ˜ 28,9)/143,7 = 7,12 cm
Ix,St = 50,08 ˜ 302/12 + 50,08 ˜ 14,92 + 9,60 ˜ 28,92  143,7 ˜ 7,122 = 15607 cm4
S2 ˜ E ˜ I x,St
Vcr,c Vcr,St 140,7 kN/cm 2
ASt ˜ a 2
Bezogener Schlankheitsgrad:
Oc 35,5 / 140,7 0,50
Abminderungsfaktor:
i I x,St / ASt 15607 / 143,7 10, 42 cm

e 1 = 7,12 ˜ 143,7/59,7 – 7,12 = 10,02 cm


e 2 = 7,12 Ÿ e = 10,02 cm
D e = D 0 + 0,09 e/i = 0,34 + 0,09 ˜ 10,02/10,42 = 0,43
Auf der sicheren Seite wird der Abminderungsfaktor für D = 0,49 (Knicklinie c) ange-
setzt: Fc = 0,843, [92@
Mit [ # 0 folgt Uc = Fc = 0,843 und Vgrenz = 0,843 ˜ 23,5/1,1 = 18,01 kN/cm2.
Der Nachweis wird mit der Druckspannung in Mitte Fahrbahnblech geführt:
V = 74913/5294 ˜ (1,005) = 14,22 kN/cm2
Nachweis: 14,22/18,01 = 0,790 < 1
Anmerkung:
Durch die Abtragung örtlicher Lasten treten in den Längsrippen infolge der Verkehrs-
lasten auch Biegespannungen auf. Diese können bei den Nachweisen zum knickstab-
ähnlichen Verhalten nach DIN EN 1993-1-5 nicht berücksichtigt werden. Auf ergän-
zende Nachweise für Druck und Biegung nach DIN EN 1993-1-5 wird verzichtet.
Orthotrope Platte
Die orthotrope Platte bildet den Obergurt der Hauptträger, so dass infolge Haupttrag-
wirkung im Deckblech und in den Längsrippen Normalspannungen Vx entstehen. Hin-
zu kommen Normalspannungen Vx aus der örtlichen Tragwirkung der Längsrippen
gemeinsam mit dem Deckblech bei der Abtragung örtlicher Lasten in Längsrichtung
zu den Querträgern hin. Diese übertragen die Lasten in Querrichtung zu den Haupt-
trägern, so dass in den Querträgern Normalspannungen Vy auftreten.
x Spannungen infolge Haupttragwirkung (Membranspannungen)
OK Deckblech: Vx = 74913/5294 ˜ (1,005 – 0,007) = 14,32 kN/cm2
UK Längsrippe: Vx = 74913/5294 ˜ (1,005 + 0,307) = 9,88 kN/cm2
4.14 Berechnungsbeispiele 511

x Örtliche Lastabtragung durch die Längsrippen


Es wird die erste Längsrippe außen neben dem Hauptträgersteg untersucht, da dort der 4
Fahrstreifen Nr. 1 gemäß Bild 4.206 angeordnet wurde. Für diese Längsrippe erhält
man mit 60 cm anteiligem Deckblech I = 15607 cm4 (s. Ermittlung der Knickspan-
nung) und damit:
Wo = 15607/(7,12 – 0,7) = 1996 cm3; Wu = 15607/(7,12 + 30,7) = 662 cm3
Lastannahmen (für eine Längsrippe):
g = 143,7 ˜ 78,5/10000 + (0,08 ˜ 24,0 + 0,50) ˜ 0,60 = 2,58 kN/m
q = 12 ˜ 0,60 = 7,20 kN/m
Die Radaufstandsflächen von 40 cm u 40 cm werden durch den Belag unter 45 ° bis
zur Mittellinie des Fahrbahnblechs um 2 ˜ (8,0 + 0,7) = 17,4 cm auf 57,4 u 57,4 cm
vergrößert. Für die untersuchte Längsrippe werden zwei Radlasten von je 150 kN
angesetzt, die in Längsrichtung einen Abstand von 120 cm haben. Die Schnittgrößen
werden für das mittlere Feld eines Fünffeldträgers berechnet und dabei g und q in
allen fünf Feldern angesetzt. Die Radlasten werden so angeordnet, dass sich die ex-
tremalen BieJHPRPHQWH HUJHEHQ 8QWHU %HUFNVLFKWLJXQJ YRQ ȖG = 1, XQG ȖQ =
1,35 werden folgende Biegemomente für die Spannungsermittlung angesetzt:
MSt,Ed = 1,35 ˜ 3,26 – 1,35 ˜ (12,75 + 90,45) = 143,7 kNm
MF,Ed = 1,35 ˜ 1,90 + 1,35 ˜ (9,85 + 127,51) = 188,0 kNm
Normalspannungen Vx:
MSt,Ed: Vo = 7,20 kN/cm2 Vu = 21,71 kN/cm2
MF,Ed: Vo = 9,42 kN/cm2 Vu = 28,40 kN/cm2
Anmerkung:
Im Leitfaden zum DIN Fachbericht 103 (S. 322) werden Biegemomente MSt und MF
berechnet und dabei neben Balkenmomenten auch Plattenmomente und die Querträ-
gerweichheit berücksichtigt. Die hier durchgeführte Berechnung liegt auf der sicheren
Seite.
x Überlagerung mit der Haupttragwirkung (Druckspannungen):
OK Deckblech: 14,32 + 9,42 = 23,74 kN/cm2 § 23,5 kN/cm2 (S235)
UK Rippe: 9,88 + 21,71 = 31,59 kN/cm2 < 35,5 kN/cm2 (S355)

x Örtliche Lastabtragung durch die Querträger und Vergleichsspannung


Es werden die Querträger bei x = 24 bzw. 28 m (Feldmitte) untersucht und die Bie-
gemomente am Hauptträgersteg infolge Belastung der Kragarme berechnet. Die An-
ordnung der Verkehrslasten kann Bild 4.206 entnommen werden. Mit Radlasten, die
beidseitig symmetrisch neben dem Querträgersteg wirken, ergeben sich Einzellasten
von F = 285,75 kN für den Querträger. Die Ermittlung der Spannungen ist in Tabelle
4.33 zusammengestellt. An der Unterkante (UK) des Querträgeruntergurtes ergibt sich
eine Druckspannung von Vy = 24,35 kN/cm2, die größer als 23,5/1,1 = 21,36 kN/cm2
ist. In der Mitte des Fahrbahnblechs ist Vy = 13,10 kN/cm2, so dass sich die Ver-
gleichsspannung infolge Haupttragwirkung und der örtlichen Lastabtragung durch die
Längsrippen und die Querträger wie folgt ergibt:
512 4 Brückenbau

Vv ( 14,32  9,42)2  (13,10)2  ( 14,32  9,42) ˜ 13,10


4
32,4 kN/cm 2 ! 23,5 kN/cm 2 , jedoch  35,5 kN/cm 2

Aufgrund der hier ermittelten Spannungen werden die Fahrbahn- und Gehwegbleche
sowie die Querträgerbleche nicht aus S235, sondern aus S355 ausgeführt. Von der im
Anhang E zur DIN EN 1993-2: 2010-12 angegebenen Kombinationsregel für lokale
Radlasten und globale Verkehrslasten wird hier kein Gebrauch gemacht.
Tabelle 4.33 Spannungen V y infolge örtlicher Lastabtragung der Querträger
Biege- Mittrag. Breite V y Oberkan- Vy
Belastung des
momente Fahrbahn- te Fahr- Unterkante
Querträgers
am HT-Steg blech bahnblech QT-Untergurt
Eigengewicht
g = 18 kN/m, J G = 1,35 246 kNm 1,676 m 1,22 kN/cm2 3,31 kN/cm2

Verkehrslasten
q = 12, 24 u. 48 kN/m, 310 kNm 1,676 m 1,54 kN/cm2 4,18 kN/cm2
J Q = 1,35
Radlasten 0,5 m vom HT 193 kNm 0,232 m 3,55 kN/cm2 3,32 kN/cm2
F = 285,7 kN, J Q = 1,35
Radlasten 2,5 m vom HT 964 kNm 1,096 m 6,79 kN/cm2 13,54 kN/cm2
F = 285,7 kN, J Q = 1,35

13,10 kN/cm2 24,35 kN/cm2

x Querträger
Die Tragfähigkeit der Querträger wird hier nicht nachgewiesen. Gemäß DIN EN
1993-1-2 ist bei der Bemessung der Stegdicke des Querträgersteges die Schubweich-
heit der Reststege („Zahnnachweis“) zwischen den Ausschnitten zu berücksichtigen,
s. auch Bilder 4.62 und 4.63. Die in Bild 4.205 angegebene Stegblechdicke der Quer-
träger von t = 16 mm (S 355) ist nicht ausreichend. Ergänzende Berechnungen und
Nachweise führen zu terf = 22 mm, s. auch >@
Schubbeulen der Hauptträgerstege an den Auflagern
Nachweise nach Abschnitt 4.7.5 zeigen, dass die Hauptträgerstege an den Auflagern
durch Längssteifen ausgesteift werden müssen.
Ermüdungsnachweise
Auf rechnerische Ermüdungsnachweise darf bei Straßenbrücken gemäß Nationalem
Anhang zur DIN-EN 1993-1-2 im folgenden Fall verzichtet werden: Bei Fahrbahnble-
chen, bei Längsrippen, Längsrippenstößen und Längsrippendurchführungen durch
Querträgerstege, wenn diese nach Anhang NA.G ausgeführt werden, s. auch Ab-
schnitt 4.5.3. Die Konstruktion wird wie vorstehend gefordert ausgeführt und die Stei-
figkeit der Längsrippen nach Bild 4.57 untersucht. Für 4,00 m Querträgerabstand
erhält man:
min IB § 8300 cm4 für Kurve A und min IB § 11300 cm4 für Kurve B
Mit ISt = 15607 cm4 liegt die vorhandene Steifigkeit der Längsrippen deutlich über
den Mindeststeifigkeiten. In Abschnitt 4.8.6 wird beispielhaft der Ermüdungsnach-
weis für den Anschluss der Vertikalsteifen an die Hauptträgeruntergurte geführt.
4.14 Berechnungsbeispiele 513

Berechnungsbeispiel Straßenbrücke in Verbundbauweise


4
Im Leitfaden zum DIN-Fachbericht 104 [33@ZLUGHLQHGUHLIHOGULJHStraßenbrücke in
Verbundbauweise bestehend aus zwei gevouteten Hauptträgern im Abstand von
6,50 m mit einer Gesamtlänge von 146,7 m und Einzelspannweiten von jeweils
48,9 m untersucht. Für das folgende Berechnungsbeispiel wird der Obergurt des Quer-
schnitts, d. h. die Betonfahrbahnplatte und die Gehwegkappen, übernommen und es
wird damit der in Bild 4.207 dargestellte Hohlkastenquerschnitt in Verbundbauweise
gebildet. Der dreifeldrige Brückenüberbau hat eine gleich bleibende Konstruktions-
höhe und Einzelstützweiten von 60, 90 und 60 m.
Anmerkung: Der Tiefpunkt des Quergefälles liegt bei der Ausführung 20 cm neben
dem Kappenrand. Die in Bild 4.207 dargestellte Betonfahrbahnplatte wurde zur Ver-
einfachung der Berechnung angenommen (Tiefpunkte unmittelbar an den Kappen).

Bild 4.207 Berechnungsbeispiel Straßenbrücke in Verbundbauweise


Die Berechnungen im Leitfaden zum DIN-Fachbericht 104 sind mit über 140 Seiten
sehr umfangreich, so dass die Einzelheiten der Bemessung dort gut nachvollzogen
werden können. Hier werden in stark gekürzter Form die für eine Verbundbrücke
wesentlichen Berechnungen und Nachweise erläutert:
x Schnittgrößenermittlung unter Berücksichtigung des Kriechens und Schwindens
sowie der Rissbildung im Beton infolge von Zugspannungen
x Nachweise im Grenzzustand der Tragfähigkeit
x Nachweise im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit
x Verbundsicherung zwischen der Betonfahrbahnplatte und der Stahlkonstruktion
x Beulnachweis für das ausgesteifte Bodenblech des Kastens im Stützbereich (s.
Abschnitt 4.7.8)
514 4 Brückenbau

Der Querschnitt wird in ähnlicher Weise wie der Querschnitt in Bild 4.35 mit Diago-
4 nalen an jedem Querträger ausgesteift. Für die Berechnung kann daher das Modell in
Bild 4.23 für formtreue einzellige Hohlkästen verwendet werden.
Schnittgrößenermittlung
Für die Bemessung der Verbundbrücke sind die Stützmomente und die maximalen
Feldmomente von ausschlaggebender Bedeutung. Hier werden die in Tabelle 4.34
zusammengestellten Lastfälle untersucht und die Stützmomente sowie die Momente
in Feldmitte des mittleren Feldes berechnet. Bei den Berechnungen werden die bau-
statischen Systeme gemäß Bild 4.208 gewählt.
Die Lastfälle 1 und 2 (Stahleigengewicht und Betonieren; Stahlträger) werden unter
Berücksichtigung der Hilfsstützen untersucht. Die Biegesteifigkeiten des Stahlträgers
werden mit E a = 21000 kN/cm2 für Baustahl und den Trägheitsmomenten in den Feld-
und Stützbereichen ermittelt, s. Tabelle 4.35. Stark vereinfachend wird hier für das
Betonieren nur ein einziger Lastfall, das gleichzeitige Betonieren der gesamten Brü-
cke, berücksichtigt. Bei Ausführungsberechnungen müssen das abschnittsweise Beto-
nieren und der tatsächliche zeitliche Ablauf erfasst werden.
Tabelle 4.34 Stützmomente M St und Feldmomente M 2 für verschiedene Lastfälle
Stützbereich Feld 2
Trägheits- Trägheits-
M St [kNm] M 2 [kNm]
Lastfall momente momente
1 Eigengewicht
g 1,Feld = 52,4 kN/m
32954 I Stütze 21486 I Feld
Stahl

g 1,Stütze = 67,6 kN/m

2 Betonieren
g 2 = 119,3 kN/m 72463 I Stütze 48328 I Feld
3 Entfernen der Hilfsstützen
F Hi = 1927 kN 4525 I St 4525 I i,0
4 Abbinden, Ausschalen und
Aufbringen der Ausbaulasten
g 3 = 46,2 kN/m 24852 I St 21925 I i,0
5 Kriechen für t = ’
infolge Lastfall 3 452 I St 452 I i,P ; I i,PT
Verbund

6 Kriechen für t = ’
infolge Lastfall 4 1946 I St 1946 I i,P ; I i,PT
7 Schwinden
H c,Sh,’ = -0,335 ‰ 25288 I St 8263 I i,Sh
8 Verkehrslasten
q = 72,0 kN/m 41796 I St 42972 I i,0
Q = 500 kN (je Achse) 7373 15407
9 Temperatur (h = 430 cm)
ǻT M,pos = 15 K I St 26674 I i,0
ǻT M,neg = -18 K 32008 I St I i,0
4.14 Berechnungsbeispiele 515

Bild 4.208 Baustatische Systeme für das Berechnungsbeispiel Verbundbrücke


Für die Lastfälle 3 bis 9 (s. Tab. 4.34) wird das baustatische System II (Verbundträger
ohne Hilfsstützen) verwendet. Die Schnittgrößen werden gemäß DIN EN 1994-2 5.4.2
wie folgt ermittelt:
x Stützbereiche/Trägheitsmomente ISt
Über jeweils 15 % der Länge der an die Innenstützen angrenzenden Felder wird die
Betonplatte bei der Berechnung der Trägheitsmomente nicht berücksichtigt. Der ide-
elle Querschnitt mit dem Trägheitsmoment ISt besteht daher nur aus Baustahl (Index
a) und Betonstahl (A = 460 cm2).
516 4 Brückenbau

x Feldbereiche/Trägheitsmomente Ii,L
4 Die Trägheitsmomente Ii,L werden für Beton im Zustand I (ungerissener Beton) be-
rechnet. Dabei werden Querschnittsteile aus Baustahl und Betonstahl sowie mithilfe
von Reduktionszahlen nL reduzierte Betonquerschnittsteile berücksichtigt.
In Tabelle 4.35 sind die Querschnittswerte für den Nachweis des Querschnitts in
Bild 4.207 zusammengestellt. Das Bild zeigt den Querschnitt in den Feldbereichen,
die in Klammern angegebenen Werte gelten für die Stützbereiche. Die folgenden An-
gaben dienen zur Erläuterung der durchgeführten Berechnungen für die Querschnitts-
werte und Schnittgrößen:
x Untersuchungen zur mittragenden Breite haben ergeben, dass die Betonfahrbahn-
platte für die Schnittgrößenermittlung ohne Reduktion vollständig angesetzt werden
kann. Für den Stahluntergurt ist zwischen den baustatischen Systemen I und II zu
unterscheiden. Während für System II der gesamte Untergurt angesetzt werden darf,
muss für das System I der Untergurt im Randfeld um ca. 10 % reduziert werden (Sys-
tem I: AFeld = 5921 cm² und IFeld = 14698 cm²m²; System II: AStütze = 7833 cm², IStütze =
20244 cm²m², ASt = 8293 cm² und ISt = 23148 cm²m² und für das Feld gemäß Tabelle
4.35).
Für die Spannungsnachweise kann der Betongurt ebenfalls vollständig angesetzt
werden. Der Stahluntergurt ist im Stützbereich für System I nur zu 64 % (AStütze =
6687 cm2, IStütze = 17655 cm2m2, z Stütze = 233,5 cm) und für System II nur zu 68 %
(Tabelle 4.35) anzusetzen. )U GHQ )HOGEHUHLFK UHVXOWLHUW HLQ $EPLQGHUXQJVZHUW ȕ
von 0,985, der hier vernachlässigt wird und somit die Querschnittswerte aus der
Schnittgrößenermittlung angesetzt werden können.
Anmerkung: Bei den Berechnungen wurde angenommen, dass der Schwerpunkt der
Bewehrung im Schwerpunkt der Betonplatte liegt.
x Für kurzzeitig wirkende Lasten (Verkehr, Temperatur) ergibt sich die Reduktions-
zahl zu n0 = Ea/Ecm = 21000/3400 = 6,18. Unter Verwendung von Bild 4.113 erhält
man folgende Werte:
Ai,0 = Ac/n0 + Ast = (42272  300)/6,18 + 6421 = 13213 cm2
Ii,0 = Ic/n0 + Ist + zst2 ˜ Ast ˜ Ac/n0/Ai,0
= 502,6/6,18 + 17126 + 2,5262 ˜ 6421 ˜ (42272  300)/6,18/13213
= 38266 cm2m2
x Bei den Lastfällen 3 und 4 werden die Biegemomente für t = t 0 berechnet und da-
her die Verbundquerschnitte mit dem Trägheitsmoment Ii,0 angesetzt. Bild 4.208 zeigt
die angenommene Steifigkeitsverteilung und den ermittelten Biegemomentenverlauf
für Lastfall 4 „Abbinden (g = 4,6 kN/m), Ausschalen (g = 9,4 kN/m) und Ausbau-
lasten (g = 60,2 kN/m)“.
x Mit den Lastfällen 5 und 6 wird das Kriechen infolge der mit den Lastfällen 3 und
4 aufgebrachten Lasten erfasst. Unter der Annahme, dass die Lasten ungefähr 50 Tage
nach dem Betonieren aufgebracht werden, ergibt sich gemäß DIN EN 1992-1-1 die
.ULHFK]DKO ]X ij t = 1,5 (h 0 = 46,3 cm; RH = 80 %). Mit den Kriechbeiwerten nach
Tabelle 4.22 erhält man folgende Reduktionszahlen:
n P = n 0 ˜ (1 + 1,1 · 1,5) = 16,4
n PT = n 0 ˜ (1 + 0,55 · 1,5) = 11,3
4.14 Berechnungsbeispiele 517

In Bild 4.208 ist die Ermittlung der Biegemomente infolge Kriechen für Lastfall 6
dargestellt. Dabei wird ein statisch bestimmter Träger mit Gelenken über den Stützen 4
betrachtet und zunächst die gegenseitige Verdrehung der Stäbe an den Gelenken in-
folge Gleichstreckenlast und den Stützmomenten gemäß Lastfall 4 ermittelt. Da es
sich dabei um ständige Einwirkungen handelt, wird das mit nP berechnete Trägheits-
moment der Verbundquerschnitte berücksichtigt. Danach wird die gegenseitige Ver-
drehung für MSt,PT = 1 mit dem Trägheitsmoment Ii,PT ermittelt und MSt,PT = –į10į11
(Kraftgrößenverfahren) berechnet, s. auch Bild 4.116.
x Für den Lastfall „Schwinden“ wird das Alter bei Belastungsbeginn mit einem Tag
DQJHQRPPHQVRGDVVDOV.ULHFK]DKOij t = 2,8 folgt. Das Endschwindmaß ergibt sich
zu H c,Sh’ = –0,075 – 0,26 = –0,335 ‰ aus der Summe der Schrumpfdehnung und der
Trocknungsdehnung.
Unter Verwendung der Reduktionszahl n Sh = n 0 (1 + 0,55 · 2,8) = 15,7 erhält man
N Sh = –H c,Sh’ · E a · A c /n Sh = 18807 kN und M Sh = –N Sh · z c,Sh = 33551 kNm. Die
Ermittlung der Biegemomente infolge M Sh wird in Bild 4.208 unten erläutert, s. auch
Bild 4.116.
x Beim Lastfall 8 „Verkehrslasten“ werden zwischen den Schrammborden zwei
Fahrstreifen angeordnet, so dass die Summe der Einzellasten in Querrichtung
Q = 300 + 200 = 500 kN ergibt, s. auch Bild 4.205. Für die Streckenlast erhält man
q = 3 · 12,0 + 3 · 6,0 + 6 · 3,0 = 72,0 kN/m. Der Einfluss der außermittigen Laststel-
lung und der daraus resultierenden Torsionsbeanspruchungen ist gering und wird da-
her hier nicht untersucht.
x Beim Lastfall 9 wird der lineare Temperaturunterschied gemäß DIN EN 1991-1-5
berücksichtigt und der Verbundüberbau als Typ 2 eingeordnet. Gemäß Anlage 2 zum
ARS 22/2012 wird der Kombinationswert ȥ 0 = 0,8 angesetzt. Gemäß DIN EN 1994-2
5.4.2.5 wird D T Â-6/K angenommen.
Tabelle 4.35 Querschnittswerte für Stahl- und Verbundquerschnitte

Feldquerschnitte Stützquerschnitte

Index Feld st i,0 i,P i,PT i,Sh Stütze st


Reduktions-
- - 6,18 16,4 11,3 15,7 - -
zahl n
A [cm²] 6121 6421 13213 8980 10135 9094 6767 7227

zs [cm] 265,0 252,6 122,8 180,6 160,0 178,4 235,6 220,6


2 2
I [cm m ] 15112 17126 38266 28833 32186 29202 17889 20281

Nachweise im Grenzzustand der Tragfähigkeit


Gemäß DIN EN 1994-2 6.2.1.1 (2) ist eine elastische Berechnung für alle Quer-
schnittsklassen zulässig. Die Nachweise werden nach DIN EN 1994-2 6.2.1.5 für
W  ’ geführt. Als Einwirkungskombination wird die ständige und vorübergehende
Bemessungssituation gemäß DIN EN 1990 in Verbindung mit den Tabellen 4.16 und
4.17 untersucht. Da Temperatureinwirkungen mit ȥ0 = 0,8 berücksichtigt werden,
brauchen Windeinwirkungen nicht gleichzeitig angesetzt zu werden, s. DIN EN 1990.
518 4 Brückenbau

x max M2,Ed (Mittelfeld; W ’)


4 Lastfälle 1 und 2 (Baustahlquerschnitt):
M2,Ed = 1,35 ˜ (21486 + 48328) = 94249 kNm
94249 ˜ 100
Va,OK OG ˜ ( 265,0  23,32) 15,07 kN/cm 2
15112 ˜ 10000
94249 ˜ 100
Va,UK  UG ˜ (23,32  385  265,0) 8,94 kN/cm 2
15112 ˜ 10000
Lastfälle 3 und 4 (Verbundquerschnitt):
M2,Ed = –4525 + 1,35 ˜ 21925 = 25074 kNm
25074 ˜ 100
Vc,OK ˜ ( 22,78  180,6) 0,108 kN/cm 2
16,4 ˜ 28833 ˜ 10000
25074 ˜ 100
Va,OK OG ˜ ( 180,6  23,32) 1,37 kN/cm 2
28833 ˜ 10000
25074 ˜ 100
Va,UK  UG ˜ (23,32  385  180,6) 1,98 kN/cm 2
28833 ˜ 10000
Auf der sicheren Seite liegend werden die Lastfälle 5 und 6 vernachlässigt.
Lastfall 7 (Schwinden):
Gemäß DIN EN 1990 wird das Schwinden als ständige Einwirkung betrachtet, so dass
als Teilsicherheitsbeiwert Ȗ = 1,0 RGHUȖ = 1,35 anzusetzen ist.
18807 18807 8263 ˜ 100
Vc,OK   ˜ ( 22,78  178,4)
41972 15,7 ˜ 9094 15,7 ˜ 29202 ˜ 10000
0,448  0,132  0,036 0,280 kN/cm 2
ª 18807 8263 ˜ 100 º
Va,OK OG «¬ 9094  29202 ˜ 10000 ˜ ( 178,4  23,32) »¼ ˜ 1,35
( 2,07  0,44) ˜ 1,35 3,39 kN/cm 2
Va,UK-UG = 2,07 + 0,65 = –1,42 kN/cm2
Lastfälle 8 und 9 (Verbundquerschnitt):
M2,Ed = 1,35 ˜ (42972 + 15407) + 1,35 ˜ 0,8 ˜ 26674 = 107620 kNm
107620 ˜ 100
Vc,OK ˜ ( 22,78  122,8) 0,663 kN/cm 2
6,18 ˜ 38266 ˜ 10000
107620 ˜ 100
Va,OK OG ˜ ( 122,8  23,32) 2,80 kN/cm 2
38266 ˜ 10000
107620 ˜ 100
Va,UK  UG ˜ (23,32  385  122,8) 8,03 kN/cm 2
38266 ˜ 10000
4.14 Berechnungsbeispiele 519

Nachweise:
Betondruckspannung: 4
0,108  0,280 + 0,663 = 0,491 kN/cm2 < 1,98 kN/cm2 = 0,85 ˜ 3,5/1,5
Stahlspannung oben (Druck):
15,07 + 1,37 + 3,39 + 2,80 = 22,63 kN/cm2 < 32,27 kN/cm2 = 35,5/1,1
Stahlspannung unten (Zug):
8,94 + 1,98 – 1,42 + 8,03 = 17,53 kN/cm2 < 35,5 kN/cm2
Die Hauptträgerstegbleche werden im Druckbereich (oben) durch Längssteifen ausge-
steift. Beulnachweise werden hier nicht geführt.
x min MSt,Ed (Stützmoment; W ’)
Lastfälle 1 und 2 (Baustahlquerschnitt):
MSt,Ed = 1,35 ˜ (–32954 – 72463) = –142313 kNm
142313 ˜ 100
Va,OK OG ˜ ( 233,5  23,32) 16,94 kN/cm 2
17655 ˜ 10000
142313 ˜ 100
Va,UK  UG ˜ (23,32  385  233,5) 14,09 kN/cm 2
17655 ˜ 10000
Lastfälle 3 bis 9 (Gesamtstahlquerschnitt, Baustahl und Bewehrung):
MSt,Ed = 1,35 ˜ (–4525 – 24852 – 452 – 1946 –25288)
+ 1,35 ˜ (–41796 – 7373) + 1,35 ˜ 0,8 ˜ (–32008) = –177982 kNm
177982 ˜ 100
Vs,oben ˜ ( 220,6  22,78  5,3) 20,89 kN/cm 2
20281 ˜ 10000
177982 ˜ 100
Va,OK OG ˜ ( 220,6  23,32) 17,31 kN/cm 2
20281 ˜ 10000
177982 ˜ 100
Va,UK  UG ˜ (23,32  385  220,6) 16,47 kN/cm 2
20281 ˜ 10000
Nachweise:
Betonstahlspannung:
20,89 kN/cm2 < 43,48 kN/cm2 = 50/1,15
Stahlspannung oben (Zug):
16,94 + 17,31 = 34,25 kN/cm2 < 35,5 kN/cm2
Stahlspannung unten (Druck):
14,09 + 16,47 = 30,56 kN/cm2 < 32,27 kN/cm2 = 35,5/1,1
Im Stützbereich sind zusätzlich große Querkräfte vorhanden. Da IJEdIJRd < 0,5 ist, kann
auf einen Vergleichsspannungsnachweis verzichtet werden.
Die Hauptträgerstegbleche werden im Druckbereich (unten) durch Längssteifen aus-
gesteift (hier ohne Nachweis). Die Beulnachweise für das gedrückte Bodenblech wer-
den in Abschnitt 4.7.8 geführt.
520 4 Brückenbau

Nachweise im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit


4 Gemäß DIN EN 1994-2 7.2.2 sind die Betondruckspannungen, die Zugspannungen in
der Betonstahlbewehrung und die Spannungen im Baustahl zu begrenzen. Die Beton-
druckspannungen sind unter der charakteristischen Einwirkungskombination auf
0,6 ˜ fck = 0,6 ˜ 3,5 = 2,10 kN/cm2 zu beschränken (DIN EN 1992-1-1 7.2), was bei
nicht vorgespannten Deckbrücken stets erfüllt ist. Die auftretenden Spannungen wer-
den hier nicht berechnet, sondern zur Beurteilung der Größenordnung die maximale
Betondruckspannung max Vc = 0,817 kN/cm2 im Grenzzustand der Tragfähigkeit ohne
Schwinden herangezogen. Es ist offensichtlich, dass der o. g. Grenzwert bezüglich der
Gebrauchstauglichkeit nicht überschritten wird. Diese Schlussfolgerung gilt auch für
die Zugspannungen in der Betonstahlbewehrung, die gemäß DIN EN 1994-2 bzw.
DIN EN 1992-1-1 7.2 (5) auf 0,8 ˜ fsk = 0,8 ˜ 50 = 40 kN/cm2 zu beschränken sind.
Verbundsicherung
Zur Verbundsicherung zwischen der Betonfahrbahnplatte und der Stahlkonstruktion
werden Kopfbolzendübel mit d = 22 mm und h > 88 mm verwendet. Gemäß Bild 4.65
beträgt die Grenzscherkraft für einen Dübel PRd = 102 kN (Beton: C35/45).
Bei Verbundbrücken müssen die Verbundmittel und die Querbewehrung so angeord-
net werden, dass die Schubkräfte zwischen Betonplatte und Stahlträger übertragen
werden können. Das Verständnis für die grundlegenden Zusammenhänge wird mit-
hilfe von Bild 4.209 erläutert und es werden dabei die dargestellten Verläufe für das
Biegemoment und die Querkraft infolge Gleichstreckenlast betrachtet. Am linken
Ende der Brücke ist M = 0 und daher auch keine Kraft in der Betonplatte vorhanden
(Nc = 0). Aufgrund der positiven Biegemomente im Verbundträger entstehen Beton-
druckkräfte, die im Randfeld bei max M1 mit Nc,1 am größten sind. Weiter zur Stütze
hin werden die Betondruckkräfte affin zum Momentenverlauf abgebaut, so dass im
Momentennullpunkt Nc = 0 ist. Zwischen dem Momentennullpunkt und dem inneren
Auflager entstehen durch die negativen Biegemomente Zugkräfte, die ihr Maximum
Nc,St infolge MSt erreichen. Im mittleren Feld verringern sich die Zugkräfte bis bei
M = 0 auch Nc = 0 ist. Danach entstehen erneut Druckkräfte in der Platte, deren Ma-
ximum Nc,2 sich für max M2 ergibt.

Bild 4.209 Druck- und Zugkräfte Nc in der Betonfahrbahnplatte infolge Biege-


momentenbeanspruchung
4.14 Berechnungsbeispiele 521

Für das vorstehend beschriebene Einleiten und Herausleiten von Druck- bzw. Zug-
kräften werden entsprechend viele Kopfbolzendübel benötigt. Bezüglich der Anzahl 4
ist jedoch auch der Querkraftverlauf von Bedeutung, der infolge von Gleichstrecken-
lasten linear veränderlich ist, s. Bild 4.209. Beispielsweise benötigt man vom linken
Auflager bis zu max M1 n = Nc,1/PRd Kopfbolzendübel. Da die auftretenden Schub-
kräfte dem Querkraftverlauf entsprechen, müssen die Dübel am linken Auflager kon-
zentriert angeordnet werden, während man unmittelbar bei max M1 ohne Dübel aus-
kommt. Eine volle Schubdeckung wird erzielt, wenn man am linken Auflager 2 Â n
Dübel anordnet und zu max M1 abschnittsweise die Anzahl verringert.
Nach DIN EN 1994-2 ist gemäß Abschnitt 6.6.2.1 bei der Ermittlung der Längsschub-
kräfte für Träger, bei denen die Querschnittstragfähigkeit elastisch ermittelt wird, wie
folgt vorzugehen:
x Die einwirkende Längsschubkraft je Längeneinheit vL,Ed in der Verbundfuge ist in
der Regel für die jeweils maßgebenden Einwirkungskombinationen und Laststellun-
gen aus der Änderung der Normalkräfte des Betongurtes oder des Baustahlquer-
schnittes zu ermitteln. Wenn die Querschnittstragfähigkeit elastisch ermittelt wird,
darf die umhüllende Längsschubkraft-Grenzlinie für die jeweils betrachtete Wir-
kungsrichtung der Schubkraft der Bemessung zugrunde gelegt werden.
x Die Längsschubkräfte in der Verbundfuge sind in der Regel auch dann mit den
Querschnittskenngrößen des ungerissenen Querschnitts zu ermitteln, wenn bei der
Schnittgrößenermittlung die Rissbildung im Betongurt berücksichtigt wird. Der Ein-
fluss der Rissbildung auf die Längsschubkraft darf berücksichtigt werden, wenn bei
der Schnittgrößenermittlung und bei der Ermittlung der Längsschubkraft die Einflüsse
aus der Mitwirkung des Betons zwischen den Rissen und die Einflüsse aus möglichen
Überfestigkeiten bei der Betonzugfestigkeit berücksichtigt werden.
x Bezüglich einer Umlagerung der Längsschubkräfte infolge der Nachgiebigkeit der
Verbundmittel bei konzentrierter Einleitung von Längskräften gelten die Abschnitte
6.6.2.3 und 6.6.2.4. Andernfalls ist bei der Berechnung die Nachgiebigkeit der Ver-
bundmittel zu vernachlässigen.
x Bei Brücken mit Kastenquerschnitten sind bei der Ermittlung der Längsschubkräf-
te gegebenenfalls die Einflüsse aus Torsion und Profilverformung nach EN 1993-2,
6.2.7 zu berücksichtigen. Für Kastenquerschnitte, bei denen die Gurte in Verbund-
bauweise ausgeführt werden, gilt 9.4.
Zur Ermittlung der Längsschubkräfte kann von der bekannten Berechnungsformel für
die Schubspannungen in Querschnitten ausgegangen werden:
Vz Sy (s)
Wxs (s)  ˜
I y t(s)
Diese Schubspannungen in der Querschnittsebene wirken wegen der paarweisen
Gleichheit der Schubspannungen ɒxs = ɒsx in gleicher Größe auch in Längsrichtung
eines Biegeträgers. Mit IJsx(s) ˜ t(s) ergibt sich gemäß [89@GHU6FKXbfluss zu:
Sy (s)
Tsx (s)  Vz ˜
Iy
522 4 Brückenbau

Er ist gleich der Längsschubkraft vL,Ed pro Längeneinheit in der Verbundfuge zwi-
4 schen Stahl und Beton, wenn für das statische Moment Sy(s) die Fläche der bewehrten
Betonplatte multipliziert mit ihrem Hebelarm bis zum Schwerpunkt des Verbundquer-
schnitts eingesetzt wird. Beispielsweise erhält man für den Verbundquerschnitt in den
Feldbereichen für kurzzeitige Lasten mit den Werten in Tabelle 4.35:
Sy Sc (13213  6121) ˜ 1, 228
0, 228 /m
Iy Ii,0 38266
Als Beispiel wird hier die Längsschubkraft pro Längeneinheit an den Innenstützen im
Mittelfeld berechnet und zwecks Abkürzung der Berechnungen das zuvor berechnete
Verhältnis Sc/Ii,0 für die Feldquerschnitte verwendet. Da im Stützbereich die Quer-
schnittsgrößen des ungerissenen Betons anzusetzen sind, ist die Abweichung gering.
Die maximale Querkraft erhält man mit den Lastfällen 4 und 8:
max V Ed = 1,35 ˜ 2079 + 1,35 ˜ (3406 + 996) = 8749 kN
Damit ergibt sich die Längsschubkraft pro Längeneinheit zu:
v L,Ed = 8749 · 0,228 = 1995 kN/m
Da ein einzelner Dübel gemäß Bild 4.65 eine Längsschubkraft von 102 kN aufnehmen
kann, werden unmittelbar an den Innenstützen zum Mittelfeld hin
erf n = 1995/102 = 20 Dübel/m
benötigt. Die vorstehend beschriebene Ermittlung der erforderlichen Dübelanzahl
kann in analoger Weise für die gesamte Brücke erfolgen und damit eine Dübelvertei-
lung gewählt werden.
Die Berechnungen und Nachweise gemäß Kapitel 6.6 der DIN EN 1994-2 zur Ver-
dübelung sind aufwändig, da die Grenzzustände der Tragfähigkeit, Gebrauchstaug-
lichkeit und Ermüdung zu untersuchen und dabei zahlreiche Einzelheiten zu beachten
sind. Wegen ihrer Bedeutung sei hier besonders auf die Abschnitte 6.6.2.3 „Konzen-
trierte Längsschubkräfte aus der Einleitung von Längskräften“, 6.6.2.4 „Konzentrierte
Längsschubkräfte bei Querschnittsänderungen“ und 6.6.6 „Längsschub in Betongur-
ten“ hingewiesen.
4.14 Berechnungsbeispiele 523

4.14.4 Berechnungsbeispiel Stabbogenbrücke


4
In den Bildern 4.210 und 4.211 ist eine Stabbogenbrücke dargestellt, die als Straßen-
brücke über den Datteln-Hamm-Kanal ausgeführt worden ist. Die Brücke hat eine
Stützweite von 57 m und die Konstruktionshöhe beträgt in Feldmitte 10 m, d. h. 1/5,7
der Stützweite. Das gesamte Tragwerk mit den beiden Bögen, den Hängern, den Ver-
steifungsträgern und der Fahrbahn besteht aus Baustahl.

Bild 4.210 Ansicht der Stabbogenbrücke über den Datteln-Hamm-Kanal

Bild 4.211 Querschnitt der untersuchten Stabbogenbrücke


Die Brücke wurde nach dem DIN Fachbericht 103 (Ausgabe 2003) bemessen und es
wurden u. a. folgende Nachweise geführt:
x Spannungsnachweise nach der Elastizitätstheorie
524 4 Brückenbau

x Stabilitätsnachweise für die Bögen mit Berechnungen nach Theorie II. Ordnung
4 unter Ansatz von Vorkrümmungen
x Beulnachweise für unversteifte und versteifte Platten
x Nachweise zur Ermüdung mit 'V (Hängeranschlüsse)
x Nachweise zur Sicherung der Gebrauchstauglichkeit durch Begrenzung der Ver-
formungen
Gemäß DIN Fachbericht 101 wurden folgende Einwirkungen angesetzt:
x ständige Einwirkungen (Eigengewicht der Konstruktion und Ausbaulasten)
x Einwirkungen aus Verkehr: Fahrzeug (Tandem-System), gleichmäßig verteilte
Flächenlasten, Bremsen, Anfahren
x Einwirkungen infolge Wind und Temperaturänderungen
x außergewöhnliche Einwirkungen: Fahrzeuganprall, Hängerausfall, Schiffsanprall
Bei der Berechnung wurden zwei Systeme unterschieden und die sich ergebenden
Beanspruchungen, die in beiden Systemen auftreten, überlagert:
x Haupttragsystem (räumliches Stabwerk)
x Fahrbahn (Trägerrost)
Anmerkung: Die Bemessung nach den zurzeit aktuellen Normen führt zu etwas ande-
ren Bemessungsergebnissen. Dies ist hier nicht von Bedeutung, weil die folgenden
Ausführungen zu den FE-Berechnungen und zum seitlichen Ausweichen der Bögen
im Wesentlichen die prinzipielle Vorgehensweise betreffen.
FE-Berechnung des Haupttragsystems
Das Haupttragsystem wird wie in Bild 4.212 dargestellt durch Stabelemente ideali-
siert und dabei wie folgt vorgegangen:
x Bögen
Die parabelförmig gekrümmten Bögen werden zwischen den Hängern durch vier bzw.
an den Enden durch fünf gerade Stabelemente ersetzt und damit die Form ausreichend
genau angenähert.
x Hänger
Die Hänger werden in vertikaler Richtung exzentrisch an die Bögen und Versteifungs-
träger angeschlossen. Da im Hinblick auf die Dauerhaftigkeit der geschweißten Hän-
geranschlüsse die Ermüdungsfestigkeit nachzuweisen ist, müssen die Spannungen
möglichst zutreffend berechnet werden. An den bemessungsrelevanten Punkten wer-
den daher Knoten angeordnet, s. auch Abschnitt 4.11.3.
x Versteifungsträger
Bei der Berechnung des Trägheitsmomentes (um die y-Achse) wird die mittragende
Breite der Gehwege und der Fahrbahn gemäß DIN-Fachbericht 103 angesetzt. Im Hin-
blick auf die Stabilität der Bögen (siehe unten) hat die Quersteifigkeit der Verstei-
fungsträger eine besondere Bedeutung. Da beide Versteifungsträger mit der Fahrbahn
eine Einheit bilden, wird das Trägheitsmoment um die z-Achse (vertikal) unter Be-
rücksichtigung des gesamten Fahrbahnbereiches berechnet und dann jeweils die Hälf-
te für jeden Versteifungsträger angesetzt.
x Querträger
Bei den Querträgern wird die mittragende Breite der Gehwegbleche und des Fahr-
bahnblechs berücksichtigt. Die Querträger sind in einem Abstand von 3,20 m (bzw.
2,90 m an den Brückenenden) angeordnet.
4.14 Berechnungsbeispiele 525

Bild 4.212 FE-Modellierung des Haupttragwerks und Knickbiegelinie (1. Eigenwert)

Für die FE-Modellierung des Haupttragwerks in Bild 4.212 werden gerade Stabele-
mente mit 6 Freiheitsgraden pro Knoten verwendet: u, v, w, Mx, My und Mz. Der 7. Frei-
heitsgrad, die Verdrillung, wird nicht benötigt, weil die Wölbkrafttorsion hier nur ge-
ringe Bedeutung hat. Die FE-Modellierung in Bild 4.212 führt zu 281 Stabelementen
und 246 Knoten, so dass das entstehende Gleichungssystem 6 ˜ 246 = 1476 Unbe-
kannte hat.
Ein wichtiger Punkt bei der Untersuchung des Haupttragwerks ist die Stabilität der
beiden Bögen, da sie durch große Druckkräfte (und Biegemomente) beansprucht wer-
den und dazu neigen, seitlich auszuweichen. Obwohl die Bögen eine Stützweite von
57 m aufweisen, kann ein stabiles Gleichgewicht nachgewiesen werden. Wie die
Skizze in Bild 4.213 zeigt, werden die Bögen beim seitlichen Ausweichen von den
Hängern zurückgezogen und es entstehen Rückstellkräfte, die die Bögen stabilisieren.
In diesem Zusammenhang ist eine realistische FE-Modellierung besonders wichtig, da
die Quersteifigkeit der Versteifungsträger für die Stabilisierung der Bögen benötigt
wird. Andererseits werden die Versteifungsträger durch die Rückstellkräfte und natür-
lich auch durch Windeinwirkungen beansprucht.
Für die Lastfallkombination „ständige Einwirkungen und Verkehrslasten“ ergibt sich
als erster Eigenwert ein Verzweigungslastfaktor von Dcr = 4,17. Die zugehörige
Knickbiegelinie ist in Bild 4.212 dargestellt. Da der Querschnitt der Brücke gemäß
Bild 4.211 nicht symmetrisch ist, wird der dicht neben der Fahrbahn liegende Bogen
durch die Verkehrslasten stärker als der weiter entfernte beansprucht. Er ist daher für
das Biegeknicken maßgebend, so dass die Knickbiegelinie in Bild 4.212 das seitliche
Ausweichen des Bogens auf der rechten Seite in Bild 4.211 zeigt. Gemäß DIN-FB 103
II-5.2.3.5(6) „sollten Effekte aus Theorie II. Ordnung berücksichtigt und entsprechen-
526 4 Brückenbau

de Annahmen für Anfangsimperfektionen getroffen werden“. Die Schnittgrößen und


4 Verformungen sind daher nach Theorie II. Ordnung zu berechnen und es ist dabei
eine Vorkrümmung eo anzusetzen, die nach Abb. II-5.5.1 (im DIN-FB 103) angenom-
men werden darf, s. auch Tabelle D.9 im Anhang D zur DIN EN 1993-2.
Anmerkung: Ohne die Berücksichtigung der Rückstellkräfte aufgrund der Zugkräfte
in den Hängern lässt sich eine Stabbogenbrücke nicht wirtschaftlich bemessen. Bei
der hier untersuchten Brücke verringert sich der Verzweigungslastfaktor Dcr = 4,17
ohne die Zugkräfte auf Dcr = 1,58, d. h. auf 38 %. Bei der Verwendung von Stabwerk-
programmen ist zu beachten, dass die stabilisierende Wirkung von Zugkräften bei
einigen Programmen aktiviert werden muss.

Bild 4.213 Seitliches Ausweichen der Bögen und Rückstellkräfte durch die Hänger

Die Wiedergabe weiterer Ergebnisse würde den Umfang eines Buches sprengen, so
dass darauf verzichtet wird. Im Folgenden wird die FE-Berechnung der Fahrbahn als
Trägerrost erläutert. Trägerroste sind Tragwerke, bei denen in der Regel zwei Träger-
scharen orthogonal, manchmal auch schräg, zueinander angeordnet werden. Man
spricht daher von einem „Rost“. Der Begriff Träger drückt aus, dass das Tragwerk
vornehmlich durch die Biegung der einzelnen Stäbe abträgt. Es hängt von der Prob-
lemstellung ab, wie groß der Einfluss der Torsion ist und ob man mit Stabelementen
auskommt, die drei Freiheitsgrade in jedem Knoten haben (w, ijx und ijy), oder ob die
Verdrillung im Hinblick auf die Wölbkrafttorsion zu berücksichtigen ist.

FE-Berechnung der Fahrbahn


Die Fahrbahn der Brücke ist in Bild 4.211 dargestellt. Für die Berechnung wird sie als
Trägerrost wie folgt idealisiert:
x Längsrichtung
In dieser Richtung verlaufen die Fahrbahnrippen, Schrammborde und Gehwegrippen.
Sie werden durch Stäbe ersetzt und dabei neben den Steifenquerschnitten die mittrag-
enden Bereiche der Gehweg- und Fahrbahnbleche berücksichtigt.
x Querrichtung
Die Querträger im Feldbereich und die beiden Endquerträger werden durch Stäbe
ersetzt. Bei den Querschnittswerten gehen ebenfalls die mittragenden Bereiche der
Deckbleche ein.
4.14 Berechnungsbeispiele 527

Bild 4.214 Trägerrost der Fahrbahn


Aufgrund der vorgenommenen Idealisierung entsteht ein Trägerrost aus längs und
quer angeordneten Stäben. Da mit diesem System nur die Beanspruchungen der
Längsrippen und der Querträger ermittelt werden sollen, reicht es aus, den in Bild
4.214 dargestellten Bereich zu erfassen.
Die sechs Querträger und der Endquerträger sind im Trägerrostsystem auf den beiden
Versteifungsträgern gelagert. Darüber hinaus wird die Mittelunterstützung der End-
querträger berücksichtigt. Der Trägerrost besteht aus 259 Stabelementen, die in 159
Knoten miteinander verbunden sind oder dort enden. Es werden Stabelemente mit drei
Freiheitsgraden in den Knoten verwendet: Durchbiegung w, Verdrehung ijy und Ver-
drehung ijx um die Stablängsachse. Da die Lastabtragung über Biegung im Vorder-
grund steht, wird die Verdrillung, die bei der Wölbkrafttorsion von Bedeutung ist,
nicht berücksichtigt. Als Ergebnis der FE-Berechnung erhält man die o. g. Verfor-
mungsgrößen in den Knoten sowie die Querkräfte, Biegemomente und Torsionsmo-
mente. Da unterschiedliche Laststellungen der Verkehrslasten für die Bemessung der
einzelnen Bauteile maßgebend sind, müssen mehrere Lastfallkombinationen unter-
sucht werden.
Literaturverzeichnis

Normen, Vorschriften und Richtlinien

[1] Bundesanstalt für Straßenwesen (bast): Zusätzliche Technische Vertragsbe-


dingungen und Richtlinien für Ingenieurbauten (ZTV-ING), Dortmund: Ver-
kehrsblatt-Verlag 2013
[2] Bundesministerium für Verkehr, Bau-und Wohnungswesen (Abt. Straßenbau
Straßenverkehr): Allgemeine Rundschreiben (ARS), Dortmund: Verkehrs-
blatt-Verlag
[3] Bundesministerium für Verkehr, Bau-und Wohnungswesen (Abt. Straßenbau
Straßenverkehr): Brücken und Tunnel der Bundesfernstraßen. Jahreshefte
19942009: Deutscher Bundesverlag
[4] Bundesministerium für Verkehr, Bau-und Wohnungswesen (Abt. Straßenbau
Straßenverkehr): Richtzeichnungen für Ingenieurbauten (RiZ-ING), Dort-
mund: Verkehrsblatt-Verlag
[5] DASt-Ri 009 (2005-01): Stahlsortenauswahl für geschweißte Stahlbauten
[6] Deutsche Bahn AG: Eisenbahnspezifische Bauregelliste  EBRL (2012-01),
Eisenbahnbundesamt (EBA)
[7] Deutsche Bahn AG: Eisenbahnspezifische Liste Technischer Baubestimmun-
gen  ELTB (2013-10), Eisenbahnbundesamt (EBA)
[8] Deutsche Bahn AG: Richtlinie 804 – Eisenbahnbrücken (und sonstige Ingeni-
eurbauwerke) planen, bauen und instand halten (2013-01)
[9] Deutsche Bahn AG: Richtzeichnungen für massive Eisenbahnbrücken
(804.9030) Ausgabe 01.05.2012
[10] Deutsche Bahn AG: Richtzeichnungen für stählerne Eisenbahnbrücken
(804.9010) Ausgabe 01.05.2012

© Springer Fachmedien Wiesbaden 2016


M. Krahwinkel und R. Kindmann, Stahl- und Verbundkonstruktionen,
DOI 10.1007/978-3-658-05118-1
Normen, Vorschriften und Richtlinien 529

[11] DIN 1045 (2008-08): Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton
Teil 1: Bemessung und Konstruktion
Teil 2: Beton; Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität
Teil 3: Bauausführung
[12] DIN 18800: Stahlbauten
Teil 1: Bemessung und Konstruktion (2008-11)
Teil 2: Stabilitätsfälle  Knicken von Stäben und Stabwerken (2008-11)
Teil 3: Stabilitätsfälle – Plattenbeulen (2008-11)
Teil 5: Verbundtragwerke aus Stahl und Beton – Bemessung und Konstruk-
tion (2007-03)
Teil 7: Ausführung und Herstellerqualifikation (2008-11)
[13] DIN 18807: Trapezprofile im Hochbau, Stahltrapezprofile
Teil 1: Allgemeine Anforderungen, Ermittlung der Tragfähigkeitswerte
durch Berechnung (1987-06)
Teil 2: Durchführung und Auswertung von Tragfähigkeitsversuchen (1987-
06)
Teil 3: Festigkeitsnachweis und konstruktive Ausbildung sowie Änderungen
A1 (2001-05)
[14] DIN 4102-22 (2004-11): Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen 
Teil 22: Anwendungsnorm zu DIN 4102-4 auf der Bemessungsbasis von
Teilsicherheitsbeiwerten
[15] DIN 4131 (2008-09): Antennentragwerke aus Stahl
[16] DIN 4132 (1981-02): Kranbahnen; Stahltragwerke; Grundsätze für Berech-
nung, bauliche Durchbildung und Ausführung
[17] DIN 55928-8 (1994-07): Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Beschich-
tungen und Überzüge – Teil 8: Korrosionsschutz von tragenden dünnwandi-
gen Bauteilen
[18] DIN 59200 (2001-05): Flacherzeugnisse aus Stahl – Warmgewalzter Breit-
flachstahl – Maße, Masse, Grenzabmaße, Formtoleranzen und Grenzabwei-
chungen der Masse
[19] DIN EN 10025 (2005-02): Warmgewalzte Erzeugnisse aus unlegierten Bau-
stählen; Technische Lieferbedingungen
[20] DIN EN 10029 (1991-10): Warmgewalztes Stahlblech von 3 mm Dicke an;
Grenzabmaße, Formtoleranzen, zulässige Gewichtsabweichungen
530 Literaturverzeichnis

[21] DIN EN 10164 (2005-03): Stahlerzeugnisse mit verbesserten Verformungs-


eigenschaften senkrecht zur Erzeugnisoberfläche – Technische Lieferbedin-
gungen
[22] DIN EN 1990: Eurocode – Grundlagen der Tragwerksplanung (2010-12);
NA: 2010-12; NA A1: 2012-08
[23] DIN EN 1991: Eurocode 1 – Einwirkungen auf Tragwerke
Teil 1-1: Allgemeine Einwirkungen auf Tragwerke – Wichten, Eigengewicht
und Nutzlasten im Hochbau (2010-12); NA: 2010-12; NA A1: 2015-05
Teil 1-2: Allgemeine Einwirkungen – Brandeinwirkungen auf Tragwerke
(2012-12); Berichtigung 1: 2013-08; NA: 2015-09; NA A1: 2015-01 Ent-
wurf
Teil 2: Verkehrslasten auf Brücken (2010-12); NA: 2012-08
[24] DIN EN 1992: Eurocode 2 –Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton-
und Spannbetontragwerken
Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau
(2011-01); NA: 2013-04; A1: 2015-03; NA A1: 2015-06 Entwurf
Teil 2: Betonbrücken – Bemessungs- und Konstruktionsregeln (2010-12);
NA: 2013-04
[25] DIN EN 1993: Eurocode 3 – Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten
Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau
(2010-12); NA: 2015-08; A1: 2104-07; NA A1: 2014-10 Entwurf
Teil 1-2: Allgemeine Regeln – Tragwerksbemessung für den Brandfall
(2010-12); NA: 2010-12
Teil 1-3: Ergänzende Regeln für kaltgeformte dünnwandige Bauteile und
Bleche (2010-12); NA: 2010-12
Teil 1-4: Ergänzende Regeln zur Anwendung von nichtrostenden Stählen
(2015-10); NA: 2010-12
Teil 1-5: Plattenförmige Bauteile (2010-12); NA: 2010-12; NA A1: 2015-07
Entwurf
Teil 1-6: Festigkeit und Stabilität von Schalen (2010-12); NA: 2010-12; NA
A1: 2014-10 Entwurf
Teil 1-7: Plattenförmige Bauteile mit Querbelastung (2010-12); NA: 2010-
12; NA A1: 2014-10 Entwurf
Teil 1-8: Bemessung von Anschlüssen (2010-12); NA: 2010-12
Teil 1-9: Ermüdung (2010-12); NA: 2010-12
Teil 1-10: Stahlsortenauswahl im Hinblick auf Bruchzähigkeit und Eigen-
schaften in Dickenrichtung (2010-12); NA: 2010-12; NA A1: 2015-07 Ent-
wurf
Weiterführende Literatur 531

Teil 1-11: Bemessung und Konstruktion von Tragwerken mit Zuggliedern


aus Stahl (2010-12); NA: 2010-12
Teil 1-12: Zusätzliche Regeln zur Erweiterung von EN 1993 auf Stahlgü-
ten bis S700 (2010-12); NA: 201-08
Teil 2 : Stahlbrücken (2010-12); NA: 2014-10; NA A1: 2013-05 Entwurf
Teil 6 : Kranbahnen (2010-12); NA: 2010-12
[26] DIN EN 1994: Eurocode 4 – Bemessung und Konstruktion von Verbund-
bauwerke aus Stahl und Beton
Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Anwendungsregeln für den
Hochbau (2010-12); NA: 2010-12
Teil 1-2: Allgemeine Regeln – Tragwerksbemessung für den Brandfall
(2010-12); NA: 2010-12; NA A1: 2014-06
Teil 2: Allgemeine Bemessungsregeln und Anwendungsregeln für Brücken
(2010-12); NA: 2010-12
[27] DIN EN 1090: Ausführung von Stahltragwerken und Aluminiumtragwerken
Teil 1: Konformitätsnachweisverfahren für tragende Bauteile (2012-02)
Teil 2: Technische Regeln für die Ausführung von Stahltragwerken (2011-10)
[28] DIN EN ISO 12944 (1998-07): Beschichtungsstoffe – Korrosionsschutz von
Stahlbauten durch Beschichtungssysteme (Teil 1 bis 8)
[29] DIN EN ISO 1461 (2008-01): Durch Feuerverzinken auf Stahl aufgebrachte
Zinküberzüge (Stückverzinken) – Anforderungen und Prüfungen
[30] DIN EN ISO 14713 (2008-04): Schutz von Eisen- und Stahlkonstruktionen
vor Korrosion – Zink- und Aluminiumüberzüge – Leitfäden
[31] DIN Fachberichte 101 bis 104 (2009-03): Einwirkungen auf Brücken, Be-
tonbrücken, Stahlbrücken, Verbundbrücken, Berlin (zurückgezogen, nur
noch für laufende Projekte)
[32] DIN V 4133 (2007-07): Schornsteine aus Stahl
[33] Leitfäden zu den DIN-Fachberichten. Berlin: Ernst & Sohn 2003
[34] Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks: Deutsches Dachde-
ckerhandwerk. Regeln für Abdichtungen [mit Flachdachrichtlinie Stand Ok-
tober 2008], 4. Auflage, Köln: Müller 2009
532 Literaturverzeichnis

Weiterführende Literatur

[35] Adam, V.; Zhang, X.: Eine praktische Bemessungsmethode für ausgeschnit-
tene Knotenbleche zum Anschluss von I-Profilen. Stahlbau 63 (1994), S.
49–58
[36] Anistoroaiei, C.; Eilzer, W.; Jung, R.; Romberg, M.; Sagner, E.; Walser, P.:
Rheinbrücke Wesel – Konstruktion und statische Berechnung. Stahlbau 77
(2008), S. 473–488
[37] Bauen mit Stahl: Stahlbau Arbeitshilfen, Lose Blattsammlung, Düsseldorf:
verschiedene Auflagen, http://www.bauforumstahl.de
[38] Berg, D. von; Holzwarth, G.: Krane und Kranbahnen. Berechnung, Kon-
struktion, Ausführung, 3. Auflage, Stuttgart: Teubner 2001
[39] Bergmann, R.; Matsui, C.; Meinsma, C.; Dutta, D.: Bemessung von betonge-
füllten Hohlprofilverbundstützen unter statischer und seismischer Beanspru-
chung, Köln: Verlag TÜV Rheinland 1995
[40] Beyer, E.; Volke, E.; Gottstein, F. v.; Ramberger, G.: Neubau und Querver-
schub der Rheinbrücke Düsseldorf-Oberkassel. Stahlbau 46 (1977), S. 113–
120
[41] Bode, H.: Euro-Verbundbau. Konstruktion, Berechnung, 2. Auflage, Düs-
seldorf: Werner 1998
[42] Bode, F.; Minas, F.: Bemessungsdiagramme zur Vordimensionierung von
Geschoßdecken in Stahlverbundbauweise. Bautechnik 72 (1995), S. 736–
744
[43] Bode, H.; Minas, F.: Verbundkonstruktionen im Hochbau. Arbeitshilfen,
Düsseldorf: Stahlbau-Verlagsgesellschaft 1998
[44] Boue, P.: Austausch der Tragseile der Köhlbrandbrücke in Hamburg. Bau-
ingenieur 65 (1990), S. 59–71
[45] Boue, P.; Höhne, K.-J.: Der Stromüberbau der Köhlbrandbrücke. Stahlbau
44 (1975), S. 161–174 und S. 203–211
[46] Brink, K.; Hilbk, H.; Rössing, E.: Verbundbrücke im Zuge der OW IIIa in
Dortmund. Stahlbau 60 (1991), S. 33–40
[47] Brixner, S.; Mündecke, M.; Gunkel, F.: Die neue Berliner Brücke in Halle.
Erste deutsche Schrägseilbrücke in Verbundbauweise. Stahlbau 76 (2007),
S. 79–86
Weiterführende Literatur 533

[48] Broer, G.; Martin-Bullmann, R.: Kaltprofile, 4. Auflage, Düsseldorf:


Stahleisen 1993
[49] Buchholz, E.: Zur Tragfähigkeit von halbmondförmigen Anschlussbauteilen
aus Stahlguss. Stahlbau 66 (1997), S. 713–717
[50] Colling, F.: Holzbau – Beispiele. Musterlösungen, Formelsammlung, Be-
messungstabellen, 2. Auflage, Wiesbaden: Vieweg + Teubner 2008
[51] Colling, F.: Holzbau. Grundlagen, Bemessungshilfen, 2. Auflage, Wiesba-
den: Vieweg + Teubner 2008
[52] Deutscher Stahlbau-Verband und Deutscher Ausschuss für Stahlbau: DSTV-
Ringbuch: Typisierte Verbindungen im Stahlhochbau, 2. Auflage, Köln:
Stahlbau-Verlagsgesellschaft 1979 mit 1. Ergänzung 1984
[53] Dorn, T.; Hosser, D.; Muess, J.; Schaumann, P.: Ein rechnerisches Verfah-
ren zur brandschutztechnischen Bemessung von kammerbetonierten Ver-
bundträgern, Teil I: Einfeldträger. Stahlbau 59 (1990), S. 359–368
[54] Dorn, T.; Hosser, D.; El-Nesr, O.: Ein rechnerisches Verfahren zur brand-
schutztechnischen Bemessung von kammerbetonierten Verbundträgern –
Teil II: Durchlaufträger. Stahlbau 63 (1994), S. 233–244
[55] Ebel, R.: Zur Bemessung von Querträgerstegen in orthotropen Platten.
RUBSTAHL-Bericht 01-2011 (http://www.rub.de/stahlbau)
[56] Engelmann, K.-H.; Kindmann, R.; Rössing, E.: Die Stahlkonstruktion der
neuen Levensauer Hochbrücke. Stahlbau 53 (1984), S. 225–230
[57] Ewert, S.: Brücken. Die Entwicklung der Spannweiten und Systeme, Berlin:
Ernst & Sohn 2003
[58] Falke, J.: Neuere Untersuchungen zu Querträgern von Stahlleichtfahrbah-
nen. Stahlbau 72 (1997), S. 110–112
[59] Feldmann, M.; Sedlacek, G.: Geschoßbau in Stahl. Flachdecken-Systeme,
3. Auflage, Düsseldorf: Bauen mit Stahl e.V. 1998
[60] Fischer, M.: Stahlbrücken. In: Stahlbau Handbuch – Band 2, 2. Auflage,
Köln: Stahlbau-Verlagsgesellschaft 1985
[61] Freudenberg, G.: Stählerne Brückentragwerke über den Main-Donau-Kanal
im Altmühl- und Sulztal. Bauingenieur 66 (1991), S. 113–122
[62] Frickel, J.; Schubart, R.; Hamme, M.; Fischer, T.: Neue Verbund-
Schrägseilbrücken (BW 29 und 4) im Zuge der BAB 30 Nordumgehung Bad
Oeynhausen. Stahlbau 78 (2009), S. 887–896
534 Literaturverzeichnis

[63] Friemann, H.; Stroetmann, R.: Zum Nachweis ausgesteifter biegedrillknick-


gefährdeter Träger. Stahlbau 67 (1998), S. 936–955
[64] Gebert, G.; Bohm, S.; Sprinke, P.; Hamme, M.; Löckmann, H.; Reinsch, H.:
Die neue Rheinbrücke Wesel – Entwurfsplanung und Ausschreibung. Stahl-
bau 76 (2007), S. 657–670
[65] Gerold, W.: Zur Frage der Beanspruchung von stabilisierenden Verbänden
und Trägern. Stahlbau 32 (1963), S. 278–281
[66] Göppert, K.; Kratz, A.; Pfoser, P.: Entwurf und Konstruktion einer S-
förmigen Fußgängerbrücke in Bochum. Stahlbau 74 (2005), S. 126–133
[67] Greiner, R.; Unterweger, H.: Momententragfähigkeit standardisierter ge-
schraubter Stirnplattenverbindungen nach Eurocode 3. Stahlbau 66 (1997),
S. 511–515
[68] Grube, R.; Landskröner, S.: Der SIGMA-Knoten – eine biegesteife Steck-
verbindung. Stahlbau 70 (2001), S. 165–170
[69] Hanswille, G.; Lindner, J.; Münich, D.: Zum Biegedrillknicken von Ver-
bundträgern. Stahlbau 67 (1998), S. 525–535
[70] Hanswille, G.; Schäfer, M.: Verbundkonstruktionen aus Stahl und Beton, in
Stahlbau-Lehrprogramm, Düsseldorf: Stahl-Informations-Zentrum 2003
[71] Hanswille, G.; Schauer, M.; Bergmann, M.: Verbundtragwerke aus Stahl
und Beton. Bemessung und Konstruktion – Kommentar zu DIN 18800-5
(2007-03), In: Stahlbaukalender 2010, Berlin: Ernst & Sohn
[72] Hart, F.; Henn, W.; Sontag, H. J.: Stahlbauatlas. Geschoßbauten, 2. Auflage,
Köln: R. Müller 1994
[73] Haß, R.; Meyer-Ottens, C.; Quast, U.; Braschel, R.: Verbundbau-
Brandschutz-Handbuch, Berlin: Ernst & Sohn 1989
[74] Haß, R.; Meyer-Ottens, C.; Richter, E.: Stahlbau-Brandschutz-Handbuch,
Berlin: Ernst & Sohn 1994
[75] Heil, W.: Stabilisierung von biegedrillknickgefährdeten Trägern durch Tra-
pezblechscheiben. Stahlbau 63 (1994), S. 169–178
[76] Hertle, R.: Zur Bemessung von Knotenblechen in Stahlfachwerkkonstrukti-
onen. Stahlbau 73 (2004), S. 329–337
[77] Hirt, M. A.; Bez, R.; Nussbaumer, A.: Stahlbau. Grundbegriffe und Bemes-
sungsverfahren, 2. Auflage, Lausanne: Presses Polytechniques et Univer-
sitaires Romandes 2007
Weiterführende Literatur 535

[78] Homann, M.: Porenbeton-Handbuch. Planen und Bauen mit System, 6. Auf-
lage, Gütersloh: Bauverlag 2008
[79] Hosser, D.: Leitfaden Ingenieurmethoden des Brandschutzes. Technischer
Bericht 04-01, 2. Auflage, Altenberge: Technisch-Wissenschaftlicher Beirat
(TWB) der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes e.V.
(vfdb) 2009
[80] Idelberger, K.: Fußwegbrücken und Radwegbrücken. Beispielsammlung,
Berlin: Ernst & Sohn 2011
[81] Industrieverband für Bausysteme im Metallleichtbau e. V. (IFBS): IFBS-
Infos, verschiedene Auflagen, http://www.ifbs.de
[82] Industrieverband zur Förderung des Bauens mit Stahlblech e.V. (IFBS): Zu-
lassungsbescheid für Verbindungselemente zur Verwendung bei Konstruk-
tionen mit „Kaltprofilen“ aus Stahlblech – insbesondere mit Stahlprofilta-
feln. IFBS-Info 7.01, Düsseldorf 2002
[83] Kahmann, R.; Koger E.: Die neue Tjörnbrücke. Bauingenieur 57 (1982),
S. 379–388
[84] Kindmann, R.: Gleichzeitiges Einschwimmen von zwei Fachwerkbrücken.
Bauingenieur 61 (1986), S. 235–237
[85] Kindmann, R.: Tendenzen in Fertigung und Montage beim Stahlbrückenbau.
Stahlbau 55 (1986), S. 341–345
[86] Kindmann, R.: Stahlbau Teil 2: Stabilität und Theorie II. Ordnung, 4. Aufla-
ge, Berlin: Ernst & Sohn 2008
[87] Kindmann, R.; Frickel, J.: Grenztragfähigkeit von häufig verwendeten Stab-
querschnitten für beliebige Schnittgrößen. Stahlbau 68 (1999), S. 817–828
[88] Kindmann, R.; Frickel, J.: Grenztragfähigkeit von I-Querschnitten für belie-
bige Schnittgrößen. Stahlbau 68 (1999), S. 290–301
[89] Kindmann, R.; Krüger, U.: Stahlbau Teil 1: Grundlagen, mit Beispielen
nach Eurocode 3. Berlin: Ernst & Sohn 2013
[90] Kindmann, R.; Krahwinkel, M.: Bemessung stabilisierender Verbände und
Schubfelder. Stahlbau 70 (2001), S. 885–899
[91] Kindmann, R.; Kraus, M.: Finite-Elemente-Methoden im Stahlbau, Berlin:
Ernst & Sohn 2007
[92] Kindmann, R.; Kraus, M.; Niebuhr, H. J.: STAHLBAU KOMPAKT. Be-
messungshilfen, Profiltabellen, 3. Auflage, Düsseldorf: Stahleisen 2014
536 Literaturverzeichnis

[93] Kindmann, R.; Laumann, J.: Erforderliche Einspanntiefe von Stahlstützen in


Betonfundamenten. Stahlbau 74 (2005), S. 564–579
[94] Kindmann, R.; Muszkiewicz, R.: Verzweigungslasten und Eigenformen seit-
lich gestützter Biegeträger unter Berücksichtigung der Drehbettung. Stahl-
bau 71 (2002), S. 748–759
[95] Kindmann, R.; Muszkiewicz, R.: Biegedrillknickmomente und Eigenformen
von Biegeträgern unter Berücksichtigung der Drehbettung. Stahlbau 73
(2004), S. 98–106
[96] Kindmann, R.; Sass H.: Neubau der Reiherstieg-Klappbrücke im Hamburger
Hafen. Bauingenieur 60 (1985), S. 469–476
[97] Kindmann, R.; Stracke, M.: Verbindungen im Stahl- und Verbundbau, 2.
Auflage, Berlin: Ernst & Sohn 2009
[98] Kindmann, R.; Xia, G.: Erweiterung der Berechnungsverfahren für Ver-
bundträger. Stahlbau 69 (2000), S. 170–183
[99] Klinkenberg, A.; Peter, W.; Saal, H.: Berechnungsmodelle für geschweißte
Anschlüsse in ausgeschnittenen Knotenblechen. Stahlbau 68 (1999), S.
173-180
[100] Klöppel, K.; Scheer, J.: Beulwerte ausgesteifter Rechteckplatten, Berlin:
Ernst & Sohn 1960
[101] Kracke, E.-A.; Lodde, K.: Leitfaden Straßenbrücken. Entwurf, Baudurch-
führung, Erhaltung, Berlin: Ernst & Sohn 2011
[102] Krahwinkel, M.: Zur Beanspruchung stabilisierender Konstruktionen im
Stahlbau. Fortschritt-Berichte VDI, Reihe 4, Nr. 166, Dissertation, Düssel-
dorf: VDI-Verlag 2001
[103] Krahwinkel, M.: Entwurf und Konstruktion moderner Stahlbrücken.
In: Festschrift Rolf Kindmann, Aachen: Schaker 2007
[104] Krahwinkel, M.; Jäppelt, U.: Die neue Fußgängerbrücke über den Alten
Hafen in Bremerhaven: Ein wandelbares Tragwerk aus Stahl und Glas.
Fachtagung Baustatik-Baupraxis 10, Karlsruhe: Institut für Baustatik der
Universität 2008
[105] Krahwinkel, M.; Petersen, T.; Gehmert, C.: Bemessungshilfen für die
Heißbemessung ungeschützter Stahlprofile auf Basis des Eurocode 3 Teil
1-2. Stahlbau 81 (2012), S. 840–849
[106] Kuhlmann, U.: Perspektiven im Verbundbrückenbau. Stahlbau 65 (1996),
S. 331–337
Weiterführende Literatur 537

[107] Kuhlmann, U.: Stahlbaukalender, jährlich erscheinend, Berlin: Ernst &


Sohn
[108] Kurz, W.: Flachdecken und Anschlusstechniken im Verbundbau. Der
Prüfingenieur (1997), S. 14–24
[109] Lacher, G.; Hedenkamp, A.: Betriebsfestigkeit von hochfesten vorgespann-
ten Schrauben in Stirnplattenstößen von Kranbahnen. Stahlbau 63 (1994),
S. 343–346
[110] Lange, J.; Friemann, H.; Suppes, A.: Tragverhalten und Optimierung von
ausgeschnittenen Knotenblechen. Stahlbau 69 (2000), S. 112–123
[111] Laumann, J.: Wirtschaftliche Bemessung von Kranbahnträgern unter Be-
rücksichtigung örtlicher Spannungen infolge Radlasteinleitung. Stahlbau
75 (2006), S. 1004–1012
[112] Lohse, W.: Stahlbau – Teil 1, 24. Auflage, Stuttgart: Teubner 2002
[113] Lohse, W.: Stahlbau – Teil 2, 20. Auflage, Stuttgart: Teubner 2005
[114] Mehdorn, H.; Schwinn, K. H.: Eisenbahnbrücken – Ingenieurbaukunst und
Baukultur, Hamburg: Eurailpress 2009
[115] Mensinger, M.; Stadler, M.: Aktualisierte Diagramme zur Bemessung von
Stahlkonstruktionen für den Brandfall nach Eurocode 3. Stahlbau 78
(2009), S. 253–258
[116] Möller, R.; Pöter, H.; Schwarze, K.: Planen und Bauen mit Trapezprofilen
und Sandwichelementen, Berlin: Ernst & Sohn 2004
[117] Nather, F.: Untersuchung des Ermüdungsverhaltens orthotroper Fahrbahn-
platten stählerner Brücken. Stahlbau 59 (1990), S. 54–56
[118] Nather, F.: Verbundbrücken – Stand der Technik – Perspektiven für die
Zukunft. Stahlbau 59 (1990), S. 289–299
[119] Nather, F.: Donaubrücke Fischerdorf-Strombrücke. Bauingenieur 69
(1994), S. 287–298
[120] Oberegge, O.; Hockelmann, H.-P.; Dorsch, L.: Bemessungshilfen für pro-
filorientiertes Konstruieren, 3. Auflage, Köln: Stahlbau-
Verlagsgesellschaft 1997
[121] Ogden, R. G.; Henley, R.: Interface. Connections between steel and other
materials, Cambridge: Woodhead 1996
[122] Osterrieder, P.; Richter, S.: Kranbahnträger aus Walzprofilen. Nachweise
und Bemessungsdiagramme, 2. Auflage, Braunschweig: Vieweg 2002
538 Literaturverzeichnis

[123] Packer, J. A.; Wardenier, J.; Kurobane, Y.; Dutta, D.; Yeomans, N.: Kno-
tenverbindungen aus rechteckigen Hohlprofilen unter vorwiegend ruhen-
der Beanspruchung, Köln: Verlag TÜV Rheinland 1993
[124] Peil, U.: Bauen mit Seilen, In: Stahlbaukalender 2000, Berlin: Ernst &
Sohn
[125] Petersen, C.: Stahlbau. Grundlagen der Berechnung und baulichen Ausbil-
dung von Stahlbauten, 3. Auflage, Braunschweig: Vieweg 2001
[126] Pfeifer, R. H.; Mölter, T. M.: Handbuch Eisenbahnbrücken. Grundsätze für
Planung und Konstruktion, Hamburg: Eurailpress 2008
[127] Prehn, W.; Mertens, M.: Die Rheinquerung der A 44 – Darstellung der Ge-
samtmaßnahme. Stahlbau 71 (2002), S. 386–392
[128] Prüfbericht Nr. 4117.20-007/2004 zur statischen Typenprüfung „Verbund-
stützenkatalog“, Düsseldorf: Bauen mit Stahl e. V. 2005
[129] Puthli, R.: Hohlprofilkonstruktionen aus Stahl nach DIN V ENV 1993
(EC 3) und DIN 18800 (11.90), Düsseldorf: Werner 1998
[130] Ramm, E.: Die Golden Gate-Brücke – eine historische Betrachtung. Bau-
ingenieur 71 (1996), S. 95–107
[131] Rassmus, E.: Montieren mit Großteilen bei der Brücke Grünental. Stahlbau
1986 (1986), S. 335–340
[132] Roik, K.: Vorlesungen über Stahlbau. Grundlagen, 2. Auflage, Berlin:
Ernst & Sohn 1983
[133] Roik, K.; Kindmann, R.; Schaumann, P.: Plattenbeulen – 8 Großversuche
mit längs- und querausgesteiften Blechfeldern, Köln: Deutscher Ausschuss
für Stahlbau 1982
[134] Rondal, J.; Würker, K.-G.; Dutta, D.; Wardenier, J.; Yeomans, N.: Knick-
und Beulverhalten von Hohlprofilen (rund und rechteckig), 2. Auflage,
Köln: Verlag TÜV Rheinland 1997
[135] Rüter, E.: Bauen mit Stahl. Kreative Lösungen praktisch umgesetzt, Ber-
lin: Springer 1997
[136] Scheer, J.: Versagen von Bauwerken. Band 1: Brücken, Berlin: Ernst &
Sohn 2000
[137] Schleicher, W.: Modellierung und Berechnung von Stahlbrücken. Praxis-
beispiele, Berlin: Ernst & Sohn 2003
Weiterführende Literatur 539

[138] Schmerber, L.; Hofmann, R.: Die Haseltalbrücke. Stahlbau 33 (1964),


S. 168–177
[139] Schmitt, V.: Verbundbrücken in der Praxis. Betonkalender 2002, Berlin:
Ernst & Sohn
[140] Schmitt, V.; et al: Untersuchung zum verstärkten Einsatz von Stahlver-
bundkonstruktionen bei Brücken kleiner und mittlerer Stützweiten, For-
schungsvereinigung Stahlanwendung e. V., Forschungsvorhaben P629,
Düsseldorf 2005
[141] Schneider, K.-J.; Albert, A.: Bautabellen für Ingenieure. Mit Berech-
nungshinweisen und Beispielen, 19. Auflage, Köln: Werner 2010
[142] Schütz, K. G.; Ehmann R.; Gitterle M.: Winderregte Hängerschwingungen
an Stabbogenbrücken. Der Prüfingenieur (2006), S. 21–35
[143] Schwarz, O.; Saul, R.: Mainbrücke Nantenbach. Entwurf, Ausschreibung
und Vergabe. Bauingenieur 69 (1994), S. 301–309
[144] Sedlacek, G.; Weynand, K.; Oerder, S.; Hüller, V.: Typisierte Anschlüsse
im Stahlhochbau. Band 1, Düsseldorf: Stahlbau-Verlagsgesellschaft, Deut-
scher Stahlbau-Verband DSTV 2000
[145] Sedlacek, G.; Weynand, K.; Klinkhammer, R.; Hüller, V.: Typisierte An-
schlüsse im Stahlhochbau. Band 2, 2. Auflage, Düsseldorf: Stahlbau-
Verlagsgesellschaft, Deutscher Stahlbau-Verband DSTV 2002
[146] Seeßelberg, C.: Zur wirtschaftlichen Bemessung von Walzprofil-
Kranbahnträgern für Laufkrane. Stahlbau 71 (2002), S. 661–669
[147] Seeßelberg, C.: Kranbahnen. Bemessung und konstruktive Gestaltung,
3. Auflage, Berlin: Bauwerk 2009
[148] Siebert, G.: Biegesteife Stirnplattenverbindungen nach DSTV – Berech-
nung nach alter und neuer Norm. Stahlbau 64 (1995), S. 105–111
[149] Standfuß, F.; Naumann, J.: Brücken in Deutschland für Straßen und Wege.
Der Fotobildband deutscher Brückenbaukunst – Teil 2, Köln: Deutscher
Bundesverlag 2007
[150] Stier, W.; Hafke, B.; Spelzhaus, H.; Wohlers, G.: Die neue Eisenbahnbrü-
cke über die Süderelbe in Hamburg als Beispiel einer Fachwerkmittelträ-
gerbrücke. Stahlbau 46 (1977), S. 1–12, S. 45–52 und S. 85–91
[151] Stiglat, K.; Wippel, H.: Platten. Berlin: Ernst & Sohn 1983
540 Literaturverzeichnis

[152] Stroetmann, R.: Zur Stabilitätsberechnung räumlicher Tragsysteme mit I-


Profilen nach der Methode der finiten Elemente. Veröffentlichung des In-
stituts für Stahlbau und Werkstoffmechanik, Heft 61, Dissertation, Darm-
stadt 1999
[153] Stroetmann, R.: Zur Stabilität von in Querrichtung gekoppelten Biegeträ-
gern. Stahlbau 69 (2000), S. 391–408
[154] Svensson, H. S.; Saul, R.: Großbrücken in Stahl. Stahlbau 65 (1996),
S. 338–348
[155] Tschumi, M.; Grüter, R.; Ramondenc, P.: Fortschritte im Eisenbahn-
Stahlbrückenbau Europas. Stahlbau 67 (1998), S. 612–626
[156] Twilt, L.; Haß, R.; Klingsch, W.; Edwards, M.; Dutta, D.: Bemessung von
Hohlprofilstützen unter Brandbeanspruchung, Köln: Verlag TÜV Rhein-
land 1994
[157] Unterweger, H.: Globale Systemberechnung von Stahl- und Verbundbrü-
cken. Modellbildung und Leistungsfähigkeit verbesserter einfacher Stab-
modelle, TU Graz S-5-17-2007, Fachbereich Ingenieurbaukunst
[158] Unterweger, H.: Aussteifungen in einzelligen Kastentragwerken des Brü-
ckenbaus. Beanspruchungsermittlung und praktische Auswirkungen. Bau-
ingenieur 78 (2003), S. 466–472
[159] Unterweger, H.; Wiesler, B.: Systemberechnung mehrfeldriger Straßen-
brücken in Verbundbauweise mit dem „Zweistabmodell“. Bauingenieur 84
(2009), S. 16–26
[160] VDI-Bericht 1167: Planen und Bauen mit Stahl/Beton-Verbund, Düssel-
dorf: VDI-Verlag Tagung 1994
[161] Virlogeux, M.: Verbundbrücken – Vom konventionellen zum innovativen
Entwurf. Bautechnik 75 (1998), S. 421–446
[162] Volke, E.: Bau einer neuen Hochbrücke über den Nordostseekanal bei
Brunsbüttel. Stahlbau 49 (1980), S. 124–125
[163] Volke, E.: Zur Aussteifung stählerner Kastenträger im Brückenbau. Bau-
ingenieur 77 (2002), S. 117–125
[164] Volke, E.: Zur Aussteifung stählerner Kastenträger im Brückenbau. Bei-
spiel. Bauingenieur 77 (2002), S. 207–210
[165] Wagenknecht, G.: Stahlbau-Praxis nach Eurocode 3. Band 2: Verbindun-
gen und Konstruktionen, Berlin: Beuth 2011
Weiterführende Literatur 541

[166] Wagenknecht, G.: Stahlbau-Praxis nach Eurocode 3. Band 1: Tragwerks-


planung – Grundlagen, Berlin: Beuth 2011
[167] Wagner, P.; Schreiber, O.; Rentmeister, F. E.: Neue Wege bei Fertigung
und Montage der seilverspannten Flughafenbrücke über den Rhein. Stahl-
bau 71 (2002), S. 429–439
[168] Walther, R.: Schrägseilbrücken, Düsseldorf: Beton-Verlag 1994
[169] Wardenier, J.; Kurobane, Y.; Packer, J.-A.; Dutta, D.; Yeomans, N.: Be-
rechnung und Bemessung von Verbindungen aus Rundhohlprofilen unter
vorwiegend ruhender Beanspruchung, 1. Auflage, Köln: Verlag TÜV
Rheinland 1991
[170] Wasser-und Schifffahrtsdirektion Mitte (Hannover): Stadtlandschaft und
Brücken in Hannover, Hannover: Schlütersche GmbH 2000
[171] Wehnert-Brigdar, A.: Zum Tragverhalten im Grundriss gekrümmter Ver-
bundträger. Schriftenreihe des Instituts für Konstruktiven Ingenieurbau –
Ruhr-Universität Bochum – Heft 5, Dissertation, Aachen: Shaker 2009
[172] Weitz, F. R.: Entwicklungstendenzen des Stahlbrückenbaus am Beispiel
der Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein. Stahlbau 35 (1966), S. 289–301
[173] Weitz, F. R.: Entwurfsgrundlagen und Entscheidungskriterien für Kon-
struktionssysteme im Großbrückenbau unter besonderer Berücksichtigung
der Fertigung, Dissertation 017, Darmstadt 1975
[174] Wendehorst, R.; Wetzell, O. W.; Baumgartner, H.: Wendehorst Bautechni-
sche Zahlentafeln. 33. Auflage, Berlin: Beuth 2009
[175] Zehfuß, J.; Hosser, D.: Vereinfachtes Naturbrandmodell für die Brand-
schutzbemessung von Bauteilen und Tragwerken. Bauphysik 27 (2005), S.
79–86
Sachverzeichnis

Abdichtung 52 Belastungstabellen 42, 61, 68


Abnahmeprüfzeugnis 25 Berechnungs|beispiele 186, 294, 498
Abschattungseffekt 297 -modelle 341
Abscheren der Ankerschrauben 126 Beton|fahrbahnplatte 347, 376, 462,
Additiv-Decke 232 468
Anker|kanal 135 -ierzustand, Zwischenunterstützung im
227, 230
-schiene 149, 150, 292
-pylon 485
Anordnung der Lager 447
Beul|felder 393
Anpassungsbeiwerte 424
-flächen 393
Anschlüsse, biegesteife 270
-nachweis 93, 395
-, gelenkige 266, 274
-winkel 394
- im Brandfall 252
Bevel Washer 174
-, verformbare teiltragfähige 271
Biege|drillknicken 167, 205
Anschlussstück 181
-knicken 205
Anschweiß|enden 173
-moment 485
-platten 138
-moment -, maximales 507
Anstriche 29, 246
Blech 11
Arbeitslage 28
-, ausgesteiftes 360
Auflager|knagge 268, 278
-abmessungen 374
-kräfte 447
-breite 12
Aussteifend|e Kerne 223
-dicke 12, 373, 374
-er Verband 169
-dicke der Stirnplatte 88
Autobahnbrücke 349
-konstruktionen 5
Band 11
Blindniete 57
Bau|höhe 230, 334, 473
Bogenbrücken 329
-stähle 387
Brandschutz|konzept 247
-stellenschweißungen 27
-maßnahmen 255
-stellenstoß 369
Breit|e, mittragende 390, 516
Bauteile, stabilisierende 191
-flachstahl 11
Beanspruchung von Schrauben 21
Coupiertes IPE-Profil 85

© Springer Fachmedien Wiesbaden 2016


M. Krahwinkel und R. Kindmann, Stahl- und Verbundkonstruktionen,
DOI 10.1007/978-3-658-05118-1
Sachverzeichnis 543

c/t-Verhältnisse 204, 310 Einspanntiefe 122


Dach|haut 51 Einstellprofil 261
-neigungen 40 Einwirkungen 379
Dämmschichtbildner 246 Einzelfundamente 140
Dampfsperren 52 Eisenbahnbrücke 353, 370
Deck|beschichtungen 26 Elastizitätsmodul 1
-blech|e 373 Ermüdungs|festigkeit 421
--dicke 368 --skurve 422
--stöße 367 -nachweis 182, 321, 423, 512
-brücken 454, 498 -versagen 420
Decken|dicken 225 Fachwerkträgerbrücke 329, 452
-durchbrüche 232, 237 -, trogartige 454
Dehnungsfuge 164 Fahnenblech 265, 272, 279, 280
Diagonal|enfachwerke 455 Fahrbahn, längsorientierte 354
-steife 92 Fahrbahn|bleche 373
Dickenbegrenzung 373 -gradiente 335
DIN-Fachberichte 323 -, querorientierte 352
Distanzkonstruktionen 54 -längsrippen 367
Doppelverbund|brücke 463 -platte -, orthotrope 372
-träger 359 Fahrstreifen 381
Doppelwinkel 265, 272 Falzprofile 55
-anschlüsse 265 Fassadenelemente 221
Dreh|achse, gebundene 167 Fast Track Slimflor 232
-bettung 162 fatigue 422
Dreigurtträger 109 FE-|Berechnung 346, 524, 526
Druck|normalkräfte 465 -Modellierung 525
-rohr 159 Federsteifigkeit 192, 196
-stücke 266 Fertigteil|decken 226
Dübelanordnung, äquidistante 316 -platten mit statisch mitwirkendem
Durchlaufwirkung 273, 275 Ortbeton 227
Durchleitung von Normalkräften 163 Fertigung 24
Durchschweißtechnik 234 Feuerverzinkung 29
Eignungsnachweise 19 Feuerwiderstandsdauer 242, 249
Einbauteile 280, 290 Firstkoppelung der Trapezprofile 77
Einflusslinien 435, 437 Firstpunkt 159
Einschwimmen 455 Flachdächer 53
544 Sachverzeichnis

Flächenelemente 346 -anschlüsse 470


Flacherzeugnisse 11 Haupttragwerke 326, 336, 482
Flachstahl 9, 393 Herstellen 18
-hänger 473 Herstellungsgeschichte 274
-steifen 361, 367 Hohl|profil|fachwerk 105
Flankenkehlnähte 18 --kastenquerschnitt 341
Fließgelenktheorie 82 --e -, betongefüllte 260
fly bracing 82 ---knoten 108
Formstücke aus Gussstahl 174 -raumböden 237
Füllstabgeometrie 98 Horizontalverbände 224
Fußgängerbrücke 355 Hüllrohre 136
Fußplatte 124 IPE-Profil, coupiertes 85
-, bündige 124 I-Träger, breite 5
-, überstehende 119, 126 -, mittelbreite 5
Futter 91 Kaltprofile 11
-bleche 127, 138, 139 Kammerbeton 235, 242
-scheiben 127, 132, 134 Kehlnaht 18
Gebrauchstauglichkeit 319, 519 -, wirksame Nahtdicke einer 18
Gesamtquerschnittsverfahren 439 Kerb|fälle 182, 427
Gestaltfestigkeit 108 -gruppen 29
Giebel|binder 157 -wirkungen 420
-wände 157 Kerne, aussteifende 223
-wandstützen 129 Klemmprofile 55
Gitterstäbe 119 Kletterschalung 290
Gleitschalung 290 Knagge 274, 282
Grenz|lochleibungskräfte 23 Knicklänge im Brandfall 256
-moment, plastisches 444 knickstabähnliches Verhalten 402,
-scherkräfte 22 414, 415, 509
-schnittgrößen 6 Knotenbleche 12
-zugkräfte 22 -, ausgeschnittene 102
Großbritannien 82, 92, 137, 227, 232, Knüppel 268
234 -anschluss 290
Grundbeschichtungen 26 Köcherfundament 121
Gurtbreite, mittragende 340, 388, 390 Kombinationsbeiwerte 383
Hallen, mehrschiffige 79 Konsolen 183
Hängebrücken 332, 494 Konstruktions|details 427
Hänger 470 -höhe 328, 334, 458, 465, 473
Sachverzeichnis 545

Kopfbolzendübel 126, 139, 234, 377 -dicke des Stützenflansches 89


Koppelpfetten 65 Mittelträgerfachwerkbrücken 453
Korrosionsschutz 26 Mittragende Gurtbreite 340, 387, 390
Kraftgrößenverfahren 443 Momenten-Rotations-Charakteristik
Kran|bahnportale 161 271
-betrieb 78, 80 Montage|planung 27
-kapazitäten 27 -maßnahmen 348
Kreuzverband 457 -schüsse 362
Kriech|beiwerte 390 Naturbrandbedingungen 246
-en 442, 516 Negativlage 57
K-Verband 285, 457 Nenn|lochspiel 20
Lager, Anordnung der 447 -spannungskonzept 420
Langlöcher 157, 183, 206 Normalspannungen 339
Längs|rippen 371 Normbrandbedingungen 246
--, offene 357 Ober|gurt|halterungen 183
-schubkräfte 521 --lagerung 113
-steifen 394, 408 -schalen 55
Laschen|anschluss 266 Ortbetondecken 225
--, teilgeschützter 268 Ortgang 158
-stoß 115, 281, 283 Orthogonalitätsprinzip 221
Last|abtragungsprinzipien 336 Paralleldrahtbündel 493
-modell 71 384 Passschrauben 20
-modelle 381 Pfetten|schuhe 67
-verteilung 384 -stöße 67
Leichtbeton 232 -verhängung 76
Licht|bänder 57 Platte, orthotrope 357, 510
-bogenhandschweißen 16 Platten|beulen 393
-kuppeln 57 -ummantelungen 242
Litzen|bündel 488, 493 Poissonsche Zahl 1
-seile 493 Positivlage 57
Loch|abstände 22 Profil|faktor 249, 297
-leibung 23 -konstruktionen 5
Mauerwerks|anker 149 Prüfbescheinigungen 25
-bau 292 Puffer 184
Mindest|auflagerbreiten 58 Pylone 483
-blechdicke 373 Qualitätsklassen 14
Quer|bewehrung 391
546 Sachverzeichnis

-dehnzahl 1 -knagge 126, 134


-kraftanschlüsse, gelenkige 265, 272 -laschen 139
-rahmen 449 -modul 1
-schnitt|e, offene 341 -spannungen 521
---, kammergefüllte 260 -steifigkeit 168, 192
--sklassen 204, 294 -winkel 133
--swerte 440, 502 Schutz|bahnen 55
-schotte 449 -gasschweißen 16
-steifen 408 Schweiß|eignung 13
-verbände 449 -kantenvorbereitung 15
Radwegbrücken 498 -nahtarten 17
Rahmen|brücken 330 -nähte 13
-stäbe 119 -nähte, zeichnerische Darstellung von
Randabstände 22 16
Rautenverbände 457 -träger mit geneigten Untergurten 240
Regelquerschnitte 378 -verfahren 16
Reibung 126 Schwinden 442, 517
-sverbund 234 Seil|führung 483
Resistance 422 -kräfte 489
Richtzeichnungen 325 -verankerung 487
Riegelprofile 80 Sekundärtragwerke 336
Rohrhülsen 175 Setzbolzen 58
Rückstellkräfte 525 Sockelbereich 140
Rundstahl 9 Spann|beton|hohldielen 231
Rundstahlhänger 471 --hohlplatten 228
Scherbeanspruchungen 20 -schlösser 173, 178
Schienen 183 Spannungs|beschränkung 395
Schlankheitsgrade im Brandfall 301 -nulllinie 445
Schnittgrößen 340, 434, 459, 489 -schwingbreite 421
-ermittlung 388, 442, 500 -verhältnis 509
Schrägseilbrücken 331, 481 -verteilungen 340
Schrauben, Beanspruchung von 21 Spiralseile 493
-, gewindefurchende 58 Spritzputze 242
-, selbstbohrende 57 Stabbogenbrücke 329, 464, 522
Schub|beulnachweis 408 stabilisierende Bauteile 191
-feldwirkung 61 Stabilisierung 161, 525
-slasten 161, 212
Sachverzeichnis 547

Stabtheorie 339 -verbunddiagramm 315


Stahl|beton|deckenscheiben 222 Temperatur, kritische 251, 299
--konsolen 288 Temperatur|lastfall 442
--wandscheiben 223 -unterschied 517
-erzeugnisse 4 Terrassenbruch 14
-leichtfahrbahn 467 Toleranzausgleich 288
-platten, durchgeankerte 291 Toleranzausgleich, horizontaler 127
-profile 5 -, vertikaler 127
-querschnitte, einbetonierte 260 T-Querschnitte 394
-seile, vollverschlossene 493 Träger|lage, integrierte 336
-skelettbauten 217 --,gestapelte 238, 281
-sorten 2 -rost 526
-temperatur 248, 296 -rostmodell 345
-trapezprofile 41 Trägheitsmomente 516
Steg|bleche 411 Tragkabel 496
-, zusätzliche 92 Tragsicherheitsnachweis 355
-öffnungen 237 Tragwerks|bemessung im Brandfall
Steifentypen 394 294
Stirnplatten 272 -raster 219
-anschlüsse 265 Trapez|profil|dach, ungedämmtes 56
-dicke 89 --e 362, 394
-stoß 116, 281, 283 -steifen 357, 361
Straßen|brücke 348, 506 Trauf|pfette, verstärkte 74
-- in Verbundbauweise 513 -profil 164
-transport 26 T-Steifen 361
Streckgrenze 1, 387 Umlagerung der Stützmomente 313
Streifenfundamente 140 Umlenksteife 85
Stumpfnähte 17 Unter|decken, abgehängte 237, 246
Stütz|en|kopfstegblech 92 -gurtlagerung 111
--profil 80 -pulverschweißen 16
-momente 384 -schalen 52
-ungen, federelastische 191 U-Profile 9
-weiten 332 USA 234
Tandem-System 382 Verband, aussteifender 169
Teil|schnittgrößen 440 -sdiagonalen 164
-sicherheitsbeiwerte 383, 386, 390, -sgurte 164
424 -spfosten 164
548

Verbindungen, geschraubte 12, 20 Wandöffnungen 288


-, geschweißte 12 Wärmedämmungen 52
-, gleitfeste 21 Werk|stoffermüdung 421
-, zugbeanspruchte 20 -stoffnummern 2
Verbund|anker 129, 158, 290 -szeugnis 25
-brücken 347 Wind|reibung 161
-decken 227 -verbände 456
-mittel 391 Winkelstahl 9
-querschnitte 440 -traverse 134
-sicherung 520 Wölbfedern 193
-stützen, Vorbemessung von 255 Wulstflachstähle 394
-träger 234 Z-Güte 88
Vergußfuge 127 ZTV-ING 324
Verlegeschablone 127, 132, 138, 139 Zug|band 80, 464
Versteifungsträger 496 -festigkeit 1
Vertikal|rahmen 222 -laschen 266
-verbände 223 -schlaufen 140
Vielseilsystem 483 -stangen 74, 76
Vierendeelverband 457 -streben 82
Vollwandträgerbrücke 326, 434 Zulagen 26
Vorbemessungshilfen zur Auslegung Zustimmung im Einzelfall 247
von Geschossdecken 220, 234 Zweigelenkrahmen 79
Vouten 80, 240 Zwischenunterstützung im Betonierzu-
Walzträger 358 stand 227, 230
Bildnachweis

Die Fotos der Bilder 4.4 und 4.7 bis 4.11 stammen aus dem Bildarchiv des Bundesministeriums
für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), Bonn, und wurden den folgenden Büchern
entnommen:
Standfuß, F., Naumann, J.: Brücken in Deutschland für Straßen und Wege,
Der Fotobildband Deutscher Brückenbaukunst. Deutscher Bundes-Verlag,
Köln 2006 (Teil I) und 2007 (Teil II)
Die Fotografen der Fotos sind:
- Bilder 4.4, 4.8 und 4.10: Klaus Kappes, foto schüler, Zella-Mehlis
- Bild 4.7: Michael Fehlauer, Köln
- Bilder 4.9 und 4.11: Hans-Georg Weigel, ITW-Film Hilden
- Bilder 4.140, 4.142, 4.145 bis 4.147: Hans Joachim Niebuhr
- Bilder 4.1, 4.14, 4.36, 4.37, 4.59, 4.83, 4.158, 4.159 bis 4.163, 4.172 bis 4.174, 4.179
bis 4.185, 4.188 bis 4.195: Rolf Kindmann

© Springer Fachmedien Wiesbaden 2016


M. Krahwinkel und R. Kindmann, Stahl- und Verbundkonstruktionen,
DOI 10.1007/978-3-658-05118-1

Das könnte Ihnen auch gefallen