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vrm cover handbuch 13.09.

2012 19:36 Uhr Seite 1

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Praxis-Handbuch Bautenschutz
Praxis-Handbuch
Die Autoren: Bautenschutz umzusetzen, erfordert Grundlagen-
Dipl.-Ing. Bodo Appel wissen der Bauphysik, solides Fachwissen der
Dipl.-Ing. (FH) Michael Bertels Bauwerksdiagnose und -sanierung sowie erprobte
Heinz-Peter Dahmen praktische Fachkenntnisse. Die Autoren – anerkann-
Dipl.-Ing. Jens Engel te Praktiker und Sachverständige aus dem Bereich

Bautenschutz
Dr.-Ing. Ralf Fischinger Bautenschutz – haben mit dem vorliegenden Praxis-
Prof. Dr.-Ing. Wilhelm Fix Handbuch genau das Arbeitsmittel geschaffen, das
Stefan Flügge Theorie und Praxis ideal verbindet. Der Ausführende
Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Gänßmantel vor Ort, der Planende und der Auszubildende kön-
Ingolf Georgy nen jetzt auf ein Nachschlagewerk zurückgreifen,
Dipl.-Ing. Franz-Josef Hölzen in dem die wichtigsten Themen, Methoden und
Dipl.-Ing. (FH) Hubert Jakobs Verfahren des praktischen Bautenschutzes gebün-
Dipl.-Ing. (FH) Stephan Keppeler
Dipl.-Min. Dr. rer. nat. Helmut Kollmann
delt behandelt und erläutert werden.
Auf die Fakten konzentriert, erfährt der Leser Grund-
Beurteilen, Vorbereiten, Ausführen
Dipl.-Ing. Martin Mossau legendes zum praktischen Bautenschutz, Wesent-
Dipl.-Betriebsw. (FH) Ingo Reifgerste liches zu Diagnose und Bewertung von Feuchte-
Michael Resch schäden, zur Erarbeitung von Instandsetzungs-
Thomas Rosenberger konzepten sowie zu Schutz- und Sanierungsmaß-
Gerhard Schlauch nahmen und -verfahren.
Rainer Spirgatis Eine gut handhabbare Systematik, die anschauliche
Dipl.-Ing. Christoph Tetz Aufbereitung mit Tabellen und Abbildungen, Hin-
Dipl.-Ing. (FH) Heiko Teutenberg weisen, Tipps und einer Übersicht der einschlägigen
Christian Ventker Regelwerke und Literatur erleichtern das schnelle
Finden der gewünschten Informationen.
Praxis-Handbuch Bautenschutz ist das fundierte
Nachschlagewerk mit den wesentlichen Fakten Aus dem Inhalt:
zu Verfahren der Bauwerksabdichtung und • Grundlagen und Voraussetzungen für den
flankierenden Maßnahmen – von Praktikern für Bautenschutz
Praktiker. • Untersuchung, Bewertung und Instandsetzungs-
konzepte feuchte- und salzgeschädigter Bauteile
• Bauwerksabdichtung
• Flankierende Maßnahmen bei feuchte- und salz-
geschädigten Bauteilen
• Anhang: Normen, Rechtsvorschriften und Literatur

Regen
Abgase Kondensation

Schlagregen
Oberflächenwasser

Dampfdiffusion
hygroskopische Feuchte

Sickerwasser
gelöste Salze
Wasser führende Schichten
Stauwasser

ISBN 978-3-481-02992-0

De www.BauenimBestand24.de
www.rudolf-mueller.de d De
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Praxis-Handbuch Bautenschutz

Beurteilen, Vorbereiten, Ausführen

mit 275 Abbildungen und 47 Tabellen

Autoren:
Dipl.-Ing. Bodo Appel
Dipl.-Ing. (FH) Michael Bertels
Heinz-Peter Dahmen
Dipl.-Ing. Jens Engel
Dr.-Ing. Ralf Fischinger
Prof. Dr.-Ing. Wilhelm Fix
Stefan Flügge
Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Gänßmantel
Ingolf Georgy
Dipl.-Ing. Franz-Josef Hölzen
Dipl.-Ing. (FH) Hubert Jakobs
Dipl.-Ing. (FH) Stephan Keppeler
Dipl.-Min. Dr. rer. nat. Helmut Kollmann
Dipl.-Ing. Martin Mossau
Dipl.-Betriebsw. (FH) Ingo Reifgerste
Michael Resch
Thomas Rosenberger
Gerhard Schlauch
Rainer Spirgatis
Dipl.-Ing. Christoph Tetz
Dipl.-Ing. (FH) Heiko Teutenberg
Christian Ventker

de
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Lektorat: Dieter Schlichting, Hamburg
Umschlaggestaltung: Designbüro Lörzer, Köln (Abbildungen: Helmut Kollmann, Leonberg –
links oben; Remmers Baustofftechnik GmbH, Löningen – rechts oben und rechts unten)
Satz: WMTP Wendt-Media Text-Processing GmbH, Birkenau
Druck und Bindearbeiten: Media-Print Informationstechnologie GmbH, Paderborn
Printed in Germany
ISBN 978-3-481-02992-0 (Buch-Ausgabe)
ISBN 978-3-481-02993-7 (E-Book als PDF)
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Geleitwort

Warum dieses Buch? Eine durchaus berechtigte Frage angesichts der Vielfalt an Literatur rund
um das Thema „Bauen im Bestand“ und zum dazugehörenden Segment „Bautenschutz“.
Warum also dieses Buch? Was ist neu und was ist so anders, dass es eines so großen Autoren­
teams und eines derart umfassenden Kompendiums bedarf?
Die Antwort auf die erste Frage erschließt sich von selbst, denn nichts ist so gewiss wie der
Wandel. Jahr für Jahr kommen neue Produkte auf den Markt, der Fortschritt in Wissenschaft
und Technik eröffnet der Sanierung immer vielfältigere Möglichkeiten, die den genorm­ten
und allgemein anerkannten Verfahren weit voraus sind und diese mitunter infrage stellen.
Hinzu kommen sich ständig verschärfende gesetzliche Vorgaben aufgrund der Erfordernisse
des Klima-, Gesundheits- und Umweltschutzes. All dies zusammen, verbunden mit den Vor­
gaben des Denkmalschutzes und des Diktats begrenzter finanzieller Mittel, bildet ein Kon­
glomerat, das Planer, Bauherren und Ausführende vor immer neue Herausforderungen stellt.
Nun haben sich aber nicht nur die oben beschriebenen Kriterien in den letzten Jahren
grundlegend geändert, sondern auch der Bautenschutz selbst.
Im Zentrum der Ausbildung im klassischen Bauhandwerk steht nach wie vor der Neubau.
Entsprechend ist das „Bauen im Bestand“ − heute immerhin das wichtigste Marktsegment
der Branche − weiterhin ein riesiges Experimentierfeld für Spezialisten der unterschiedlichs­
ten Couleur. Das beste Beispiel hierfür ist der Holz- und Bautenschutz: Ohne Zugangsbe­
schränkungen und ohne eine Ausbildungsmöglichkeit im dualen Bildungssystem lagen Aus-
und Weiterbildung der Betriebsinhaber und ihrer Mitarbeiter in der Vergangenheit zu einem
großen Teil in der Verantwortung des zuständigen Fachverbands DHBV. Der Deutsche Holz-
und Bautenschutzverband e. V. war es dann auch, dem es 2007 gelang, die Ausbildung im
Holz- und Bautenschutz in das duale System des Handwerks zu integrieren und damit 2 neue
Handwerksberufe zu schaffen, die sich ausschließlich mit der Sanierung von Gebäuden be­
schäftigen: den der „Fachkraft für Holz- und Bautenschutzarbeiten“ und den des/der „Holz-
und Bautenschützers/Bautenschützerin“.
Damit ist ein großer Schritt in Richtung Ausbildung des beruflichen Nachwuchses und hin zu
einer Verbesserung der Bauleistung getan. Doch dieser erste Schritt würde den Anforderun­
gen des Berufsbildes nicht gerecht, wenn ihm nicht weitere Schritte mit dem Ziel einer Meis­
terausbildung im „Holz- und Bautenschutz“ für den höchsten Handwerksabschluss folgen
würden. Entsprechend wurde unter der Federführung des DHBV eine Meisterprüfungsver­
ordnung erarbeitet, zu deren voraussichtlichem Inkrafttreten dieses Buches erscheint.
Dies ist kein Zufall. Neue Ausbildungen und Berufsabschlüsse erfordern auch neue Unter­
richts- und Informationsmaterialien. Hier setzt dieses Buch an. Es gibt unzählige Fach­bücher
und Tagungsbände, denen eins gemeinsam ist: Wissenschaft trifft auf Praxis. Hochkarätig
und empfehlenswert zwar, aber doch bleiben viele Fragezeichen, da Wissenschaftler und der
Praktiker allzu oft nicht die gleiche Sprache sprechen.
Deshalb bedarf es eines Buches für den Praktiker aus der Feder von Praktikern. Ein Buch,
das sich auf den Kern konzentriert und damit das auf den Punkt bringt, was auf der Baustelle
wirklich wichtig ist und worauf es ankommt. Eben das Praxis-Handbuch Bautenschutz − aus
der Praxis für die Praxis.
Unser besonderer Dank gilt an dieser Stelle den Autoren unter der redaktionellen Leitung
von Rainer Spirgatis.
Dr. Friedrich Remes
Bundesgeschäftsführer
Deutscher Holz- und Bautenschutzverband e. V.
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Inhalt

Geleitwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

1 Grundlagen und Voraussetzungen für den Bautenschutz . . . . . . . . . . . . . . . . 13


1.1 Bauphysik (Hölzen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
1.1.1 Entstehung feuchte- und salzbedingter Schäden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
1.1.2 Kenngrößen und Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
1.1.3 Untersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
1.1.4 Feuchteschutz nach DIN 4108-3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
1.1.5 Feuchteschutz und Wärmeschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
1.2 Regelwerke (Fix) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
1.2.1 Technische Regelwerke im Bereich der Bauwerks­abdichtung . . . . . . . . . . . . 19
1.2.2 Regelwerkübersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
1.3 Erneuerung und statische Ertüchtigung von Fundamenten­, Mauerwerk
und Beton (Fischinger, Jakobs) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
1.3.1 Gründe für eine Erneuerung oder Ertüchtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
1.3.2 Erneuerung und Ertüchtigung von Fundamenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
1.3.3 Erneuerung und Ertüchtigung von Mauerwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
1.3.4 Erneuerung und Ertüchtigung von Beton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
1.4 Betonsanierung (Teutenberg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
1.4.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
1.4.2 Regelwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
1.4.3 Häufige Schäden an Betonbauteilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
1.4.3.1 Betonschäden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
1.4.3.2 Bewehrungskorrosion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
1.4.4 Bauzustandsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
1.4.5 Verfahren zur Vorbereitung des Betonuntergrunds . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
1.4.6 Instandsetzungsprinzipien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
1.4.6.1 Instandsetzungsprinzip R1: Realkalisierung mit alkalischem Beton
bzw. Mörtel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
1.4.6.2 Instandsetzungsprinzip R2: Örtliche Ausbesserung mit alkalischem Beton
bzw. Mörtel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
1.4.6.3 Instandsetzungsprinzip W: Korrosionsschutz durch Begrenzung des
Wassergehalts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
1.4.6.4 Instandsetzungsprinzip C: Korrosionsschutz durch Beschichtung der
Bewehrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
1.4.6.5 Instandsetzungsprinzip K: Kathodischer Korrosionsschutz . . . . . . . . . . . . . 40
1.4.6.6 Oberflächenschutzsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
1.4.7 Instandsetzungsbaustoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
1.4.8 Korrosionsschutzbeschichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
1.4.9 Ablauf einer Betoninstandsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

2 Untersuchung, Bewertung und Instandsetzungskonzepte feuchte- und


salzgeschädigter­ Bauteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
2.1 Diagnose und Schadensbeurteilung (Kollmann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
2.1.1 Orientierende Bauwerksbesichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
2.1.1.1 Ursachen für Fehlstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
2.1.1.2 Feuchteursachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
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8 Inhalt

2.1.1.3 Schäden durch Salze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46


2.1.1.4 Schäden durch Organismen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
2.1.2 Diagnose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
2.1.2.1 Vor-Ort-Untersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
2.1.2.2 Probenentnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
2.1.2.3 Laboruntersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
2.1.3 Auswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
2.1.4 Künftige Nutzungen oder Beanspruchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
2.2 Messtechnik (Resch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
2.2.1 Feuchtemessverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
2.2.1.1 Dielektrische Messverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
2.2.1.2 Widerstandsmessverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
2.2.1.3 Hygrometrisches Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
2.2.1.4 CM-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
2.2.1.5 Darr-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
2.2.2 Endoskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
2.2.3 Thermografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
2.3 Instandsetzungskonzepte (Kollmann, Hölzen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
2.3.1 Planungsunterlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
2.3.2 Regelwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
2.3.2.1 Musterbauordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
2.3.2.2 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
2.3.2.3 Merkblätter, Richtlinien und Arbeitsblätter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
2.3.3 Nachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
2.3.4 Sanierungsvorschlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
2.3.4.1 Rissinstandsetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
2.3.4.2 Abdichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
2.3.4.3 Putzarbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
2.3.4.4 Wärmedämmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61

3 Bauwerksabdichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
3.1 Außenwandabdichtung (Bertels) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
3.1.1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
3.1.2 Geltungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
3.1.3 Regelwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
3.1.4 Abdichtungsstoffe/Grundierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
3.1.5 Untergründe/Vorarbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
3.1.5.1 Anforderungen an den Untergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
3.1.5.2 Vorbereitung des Untergrunds . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
3.1.6 Ausführung der Neubauabdichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
3.1.6.1 Grundierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
3.1.6.2 Anmischen der Abdichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
3.1.6.3 Kratzspachtelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
3.1.6.4 Anschlüsse oberhalb Gelände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
3.1.6.5 Flächenabdichtung bei der Wasserbeanspruchung Bodenfeuchte/nicht
stauendes Sickerwasser gemäß DIN 18195-4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
3.1.6.6 Flächenabdichtung bei der Wasserbeanspruchung aufstauendes
Sickerwasser/drückendes Wasser gemäß DIN 18195-6 . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
3.1.7 Nachträgliche Vertikalabdichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
3.1.7.1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
3.1.7.2 Regelwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
3.1.7.3 Wannenartige Abdichtungsebenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
3.1.7.4 Freilegen des Arbeitsraums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
3.1.7.5 Vorarbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
3.1.7.6 Ausführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
3.1.7.7 Sanierung von Altbitumenabdichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
3.1.8 Schutzmaßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
3.1.9 Qualitätssicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
3.2 Bodenplattenabdichtung (Flügge, Bertels, Mossau, Rosenberger) . . . . . . . . . . 72
3.2.1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
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Inhalt 9

3.2.2 Regelwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
3.2.3 Positionierung von Bodenplattenabdichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
3.2.4 Anordnung der Abdichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
3.2.5 Ausführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
3.2.5.1 Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
3.2.5.2 Stoffe und Ausführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
3.3 Detail- und Sonderlösungen zu Außenwand- und Bodenplatten­
abdichtungen (Flügge, Bertels, Mossau, Rosenberger) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
3.3.1 Durchdringungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
3.3.1.1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
3.3.1.2 Regelwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
3.3.1.3 Anordnung von Durchdringungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
3.3.1.4 Ausführung bei Wasserbeanspruchung gemäß DIN 18195-4 . . . . . . . . . . . . 75
3.3.1.5 Ausführung bei Wasserbeanspruchung gemäß DIN 18195-6 . . . . . . . . . . . . 76
3.3.2 Lichtschächte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
3.3.2.1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
3.3.2.2 Ausführung bei Wasserbeanspruchung gemäß DIN 18195-4 . . . . . . . . . . . . 77
3.3.2.3 Ausführung bei Wasserbeanspruchung gemäß DIN 18195-6 . . . . . . . . . . . . 77
3.3.2.4 Entwässerung/Baugrubenverfüllung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
3.3.3 Bewegungsfugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
3.3.3.1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
3.3.3.2 Anforderungen und Objektbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
3.3.3.3 Abdichtungsstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
3.3.3.4 Ausführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
3.3.4 Stoß- und Arbeitsfugen bei wasserundurchlässigen Betonbauteilen . . . . . . 78
3.3.4.1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
3.3.4.2 Regelwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
3.3.4.3 Abdichtungsstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
3.3.4.4 Ausführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
3.4 Innenabdichtung (Rosenberger) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
3.4.1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
3.4.2 Regelwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
3.4.3 Untergründe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
3.4.4 Stoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
3.4.5 Details/Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
3.4.6 Ausführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
3.4.6.1 Untergrundvorbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
3.4.6.2 Vorarbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
3.4.6.3 Grundierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
3.4.6.4 Egalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
3.4.6.5 Abdichtungsauftrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
3.4.7 Flankierende Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
3.4.8 Qualitätssicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
3.4.9 Hinweise für den Nutzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
3.5 Injektionsabdichtung (Appel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
3.5.1 Flächenabdichtung innerhalb der Konstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
3.5.1.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
3.5.1.2 Bauzustandsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
3.5.1.3 Injektionsstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
3.5.1.4 Ausführung der Injektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
3.5.1.5 Technische Ausstattung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
3.5.2 Flächenabdichtung an der Bauteilaußenseite (Schleierinjektion­) . . . . . . . . . 89
3.5.2.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
3.5.2.2 Bauzustands- und Bodenanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
3.5.2.3 Injektionsstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
3.5.2.4 Ausführung der Injektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
3.5.2.5 Technische Ausstattung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
3.5.3 Qualitätssicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
3.5.4 Arbeits- und Gesundheitsschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
3.5.5 Regelwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
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10 Inhalt

3.6 Füllen von Rissen und Hohlräumen im Betonbau (Appel) . . . . . . . . . . . . . . . 92


3.6.1 Riss- und Hohlraumbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
3.6.2 Bauzustandsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
3.6.3 Anwendungsziele für das Füllen von Rissen und Hohlräumen . . . . . . . . . . 95
3.6.4 Füllgut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
3.6.4.1 Reaktionsharzsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
3.6.4.2 Mineralische Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
3.6.5 Füllverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
3.6.5.1 Tränkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
3.6.5.2 Niederdruck- und Hochdruckinjektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
3.6.5.3 Verpresste Injektionsschläuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
3.6.5.4 Technische Ausstattung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
3.6.5.5 Packer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
3.6.5.6 Verdämmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
3.6.6 Ausführung der Injektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
3.6.6.1 Rissinjektion mit Bohrpackern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
3.6.6.2 Rissinjektion mit Klebepackern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
3.6.6.3 Füllen von Hohlräumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
3.6.7 Qualitätssicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
3.6.8 Arbeits- und Gesundheitsschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
3.6.9 Regelwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
3.7 Nachträgliche WU-Konstruktionen aus Stahlbeton (Dahmen, Reifgerste) . . 101
3.7.1 Anwendungsbereiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
3.7.2 Anforderungen gemäß DIN 18195-6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102
3.7.3 Grundlagenermittlung vor der Ausführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102
3.7.3.1 Wassertechnische Untersuchung (WTU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102
3.7.3.2 Analyse der Baukonstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
3.7.3.3 Regelwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
3.7.4 Bauausführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
3.7.4.1 Vorbereitende Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
3.7.4.2 Baustelleneinrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
3.7.4.3 Erforderliche Rückbauten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
3.7.4.4 Herstellung der WU-Konstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
3.7.4.5 Nebenleistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106
3.7.5 Varianten nachträglicher WU-Konstruktionen aus Stahlbeton . . . . . . . . . . 106
3.7.5.1 Nachträglicher Einbau einer Weißen Wand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
3.7.5.2 Einbau einer zusätzlichen Bodenplatte (verklebt­ oder verdübelt) . . . . . . . . 107
3.7.5.3 Einbau einer wasserundurchlässigen Wand­konstruktion und Verstärkung
der Bodenplatte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
3.7.5.4 Nachträglicher Einbau einer Weißen Wanne (DIN 1045- 1 bis -3) . . . . . . . . 107
3.8 Nachträgliche Horizontalsperren gegen kapillare Feuchte . . . . . . . . . . . . . . 108
3.8.1 Vorbemerkung (Hölzen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
3.8.2 Mechanische Horizontalsperren (Appel, Georgy) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
3.8.2.1 Abdichtungsart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
3.8.2.2 Ausführungsschritte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
3.8.2.3 Abdichtungsmaterialien für den Einsatz in oder unter Mauerwerk . . . . . . . 108
3.8.2.4 Verfahren zur nachträglichen Querschnittsabdichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
3.8.2.5 Qualitätssicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112
3.8.2.6 Regelwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112
3.8.3 Horizontalsperren im Injektionsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112
3.8.3.1 Injektionsstoffe gegen kapillaren Feuchtetransport (Keppeler) . . . . . . . . . . . 112
3.8.3.2 Prüfung und Zertifizierung von Injektionsstoffen durch
die WTA (Keppeler) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114
3.8.3.3 Prüfung von Injektionsstoffen durch den BuFAS (Appel) . . . . . . . . . . . . . . . . 116
3.8.3.4 Technik der Mauerwerksinjektion gegen kapillar aufsteigende
Feuchte (Ventker) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
3.8.3.5 Qualitätssicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
3.8.3.6 Regelwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
3.9 Sockel (Spirgatis) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
3.9.1 Beanspruchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
3.9.2 Konstruktionstypen von Außenwänden aus Mauerwerk und Beton . . . . . . 120
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Inhalt 11

3.9.3 Beteiligte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120


3.9.4 Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120
3.9.5 Sockelabdichtung mit mineralischer Dichtungs­schlämme (MDS) . . . . . . . . 120
3.9.5.1 Untergründe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121
3.9.5.2 Verarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121
3.9.5.3 Schutzmaßnahmen und Horizontalabdichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121
3.9.6 Varianten der Sockelabdichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122
3.9.6.1 Einschalige Außenwand mit Putzsockel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122
3.9.6.2 Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
3.9.6.3 Zweischalige Außenwandkonstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
3.9.7 Regelwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
3.10 Terrassen (Flügge, Mossau,­ Rosenberger) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
3.10.1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
3.10.2 Terrassenkonstruktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
3.10.3 Regelwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
3.10.4 Abdichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
3.10.4.1 Nutzungsarten von Dachflächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
3.10.4.2 Anforderungen an Abdichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
3.10.4.3 Beanspruchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
3.10.5 Abdichtungsstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
3.10.5.1 Bitumen- und Polymerbitumenbahnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
3.10.5.2 Kunststoff- und Elastomerbahnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126
3.10.5.3 Flüssigkunststoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126
3.10.5.4 Abdichtungsstoffe für die Verbundabdichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126
3.10.6 Untergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126
3.10.6.1 Untergrundanforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126
3.10.6.2 Untergrundprüfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126
3.10.6.3 Untergrundvorbehandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128
3.10.7 Abdichtungsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128
3.10.7.1 Abdichtungslagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128
3.10.7.2 Detailabdichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
3.10.8 Schutzlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130

4 Flankierende Maßnahmen bei feuchte- und salzgeschädigten Bauteilen . . . . 133


4.1 Bau- und Bauteiltrocknung (Resch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133
4.1.1 Feuchtetransport in Baustoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133
4.1.2 Verfahren der technischen Trocknung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133
4.2 Dränung zum Schutz baulicher Anlagen (Hölzen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
4.2.1 Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136
4.2.2 Voruntersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136
4.2.3 Bemessung von Dränanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137
4.2.4 Dränanlagen vor Wänden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138
4.2.5 Abflussspende bei Sonderausführungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140
4.2.6 Baustoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140
4.2.7 Prüfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
4.3 Dämmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
4.3.1 Innendämmung (Engel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
4.3.1.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
4.3.1.2 Normative und rechtliche Vorgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142
4.3.1.3 Planerische Vorleistungen für den Einbau von Innendämmsystemen . . . . . 142
4.3.1.4 Innendämmsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144
4.3.1.5 Hinweise zur Systemauswahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145
4.3.1.6 Anforderungen an die Verarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146
4.3.1.7 Innendämmung erdberührter Bauteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147
4.3.1.8 Unternehmererklärung über die Einhaltung der Anforderungen der EnEV 147
4.3.2 Außendämmung (Gänßmantel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148
4.3.2.1 Wärmedämmputze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148
4.3.2.2 Vorgehängte hinterlüftete Fassaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
4.3.2.3 Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
4.3.2.4 WDVS mit keramischer Bekleidung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155
4.3.2.5 Mikrobieller Bewuchs von WDVS-Oberflächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157
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12 Inhalt

4.4 Hydrophobierende Imprägnierung von Fassaden (Engel) . . . . . . . . . . . . . . . 161


4.4.1 Feuchteschutz an Fassaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161
4.4.2 Wirkungsweise hydrophobierender Imprägnierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 162
4.4.3 Kriterien zur Auswahl von Hydrophobierungsmitteln . . . . . . . . . . . . . . . . . 162
4.4.4 Qualitätskontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164
4.4.5 Anlage von Musterflächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164
4.4.6 Applikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164
4.4.7 Arbeitsschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165
4.4.8 Langzeitkontrolle und Wartung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165
4.5 Instandsetzung von Mauerwerk mit Ankern (Tetz, Schlauch) . . . . . . . . . . . . . 166
4.5.1 Verblendsanieranker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166
4.5.2 Nadelanker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166
4.5.3 Zuganker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168
4.5.4 Rissvernähung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169
4.6 Bodenbeschichtungen (Mossau, Rosenberger) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
4.6.1 Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
4.6.2 Regelwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
4.6.3 Stoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
4.6.4 Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
4.6.5 Untergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172
4.6.5.1 Untergrundanforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172
4.6.5.2 Untergrundprüfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172
4.6.5.3 Untergrundvorbehandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172
4.6.6 Systemausführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172
4.7 Putzsanierungs- und -schutzmaßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175
4.7.1 Opferputze (Kollmann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175
4.7.1.1 Eigenschaften und Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175
4.7.1.2 Wirkungsweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176
4.7.1.3 Verarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177
4.7.2 Sanierputzsysteme (Kollmann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178
4.7.2.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178
4.7.2.2 Eigenschaften und Wirkungsweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178
4.7.2.3 Systemaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
4.7.2.4 Verarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
4.7.2.5 Anwendungsgrenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182
4.7.2.6 Dauerhaftigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183
4.7.3 Deckschichten (Kollmann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183
4.7.3.1 Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183
4.7.3.2 Verarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183
4.7.4 Graffitischutzsysteme (Engel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184
4.7.4.1 Kundenwünsche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184
4.7.4.2 Verfahren des Graffitischutzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184
4.7.4.3 Einteilung der Graffitischutzsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184
4.7.4.4 Reinigungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185
4.7.4.5 Einsatzkriterien für Graffitischutzprodukte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185
4.7.4.6 Testen von Graffitischutzsystemen an Musterflächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187
4.7.4.7 Wartung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187

5 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189
5.1 Normen, Rechtsvorschriften und Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189
5.2 Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205
5.3 Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208
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13

1 Grundlagen und Voraussetzungen für den Bautenschutz

1.1 Bauphysik Mauerwerk ein. Die Feuchteaufnahme erfolgt dabei zu-


Franz-Josef Hölzen nächst durch Kapillarität. Die Wand durchfeuchtet in ihrem
Querschnitt allmählich, bis die Feuchte an den nicht erdbe-
1.1.1 Entstehung feuchte- und salzbedingter Schäden
rührten Wandbereichen, also innen bzw. oberhalb des Ge-
Um die Ursachen für Feuchte- und Salzschäden erkennen ländes außen, angelangt ist. Dort wird die Feuchte durch
zu können, ist es erforderlich, das Zusammenwirken von Verdunstung an die Raum- bzw. Außenluft abgegeben. Da-
Feuchte und Salz als Hauptschadensursache zu verstehen. bei stellt sich allmählich ein Gleichgewicht von Wasserauf-
nahme und Wasserabgabe ein.
Feuchteverhältnisse im Mauerwerk
Gleichgewicht von Wasseraufnahme und
An dem Querschnitt durch ein Mauerwerk in Abb. 1.1 sind
Wasserabgabe­
die Verhältnisse in einem Untergeschoss dargestellt. Das
Mauerwerk ist dabei weder außen noch innen abgedichtet Im Gleichgewichtszustand erfolgt die Wasseraufnahme
(bzw. sind gegebenenfalls vorhandene Abdichtungen nicht durch Kapillarität und die Wasserabgabe durch Verduns-
mehr funktionsfähig). Eine Mauerquerschnittsabdichtung, tung. Der Wasseraufnahme muss im Gleichgewichtszu-
also eine Horizontalabdichtung, fehlt ebenfalls. stand eine gleich große Wasserabgabe gegenüberstehen:
Je nach Saugfähigkeit des Mauerwerks tritt unter diesen Wasseraufnahme durch Kapillarität
Bedingungen im erdberührten Bereich Feuchte in das = Wasserabgabe durch Verdunstung

Abb. 1.1:  Feuchtebelastung
einer Mauerwerkswand

Regen
Kondensation
Abgase
Schlagregen
Oberflächenwasser

Dampfdiffusion
hygroskopische Feuchte

Sickerwasser
gelöste Salze
Wasser führende Schichten
Stauwasser
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14 1  Grundlagen und Voraussetzungen für den Bautenschutz

Abb. 1.2:  Charakteristisches Bild von Salzschäden im oberflächen- Abb. 1.3:  Die Salzausblühungen an dieser Kellerwand weisen auf eine
nahen Bereich eines Sockels Überlagerung der Mechanismen der kapillaren und der hygrosko-
pischen Feuchteaufnahme hin.

Die Verdunstungsleistung des Mauerwerks wird von meh- Das Gleichgewicht kann zusätzlich durch weitere Wasser-
reren Faktoren beeinflusst, vor allem von der Luftbewe- aufnahmemechanismen, z. B. durch Kondensation, beein-
gung, der Lufttemperatur, der relativen Luftfeuchte und der flusst werden.
Offenporigkeit der Baustoffe. Über entsprechende Zeiträu-
me betrachtet sind diese Faktoren als konstant anzusetzen. Fazit
Um eine Verdunstungsfläche zu erreichen, die in ihrer Leis-
Ursache für die Durchfeuchtung einer Wand oder eines
tungsfähigkeit der kapillaren Wasseraufnahme entspricht,
Bauteils ist zunächst überwiegend die kapillare Feuch-
stellt sich daher im Mauerwerk eine bestimmte Durch-
teaufnahme. Gelangen auf diesem Weg hygroskopische
feuchtungshöhe (DFH) ein.
Salze in das Mauerwerk, so lösen sie eine weitere
Durchfeuchtung aus. Aufgrund der Dynamik des
Hinweis
Gleichgewichts von Feuchteaufnahme und Feuchteab-
Eine Verschlechterung der Verdunstungsleistung durch gabe kann in der Folge die Hygroskopizität gegenüber
Aufbringen von Abdichtungen in den Verdunstungszo- der kapillaren Feuchteaufnahme der größere Durch-
nen führt immer zu einer Vergrößerung der Durch- feuchtungsfaktor werden und sich die Schadensursache
feuchtungshöhe. Eine Abdichtung ist also dort anzu- so im Laufe der Zeit völlig verschieben.
bringen, wo flüssiges Wasser in die Wand eindringt,
Bei der Bauzustandsanalyse sind daher die verschie-
d. h. erdberührend außen am Mauerwerk.
denen Wasseraufnahmemechanismen, der Versalzungs-
grad und die Art der Versalzung zu ermitteln.
Salzanreicherung und Gleichgewichtsverschiebung
Der beschriebene Gleichgewichtszustand bleibt jedoch Hygroskopische Feuchteaufnahme
nicht konstant. Die in die Konstruktion eindringende
Aus der Bestimmung des gesamten Durchfeuchtungsgrads
Feuchte enthält gelöste Schadstoffe (Salze), die über das
DFGges und des kapillaren Durchfeuchtungsgrads DFGkap
Kapillarsystem des Mauerwerks transportiert und dort
allein kann nicht auf die Durchfeuchtungsursache geschlos-
abgelagert­werden, wo das Wasser verdunstet (Abb. 1.2).
sen werden. Es ist nicht immer klar erkennbar, ob die fest-
Im Bereich der Verdunstungszonen kommt es in der Fol-
gestellte Feuchte kapillar aufgenommen wurde oder – zu-
ge zu einer Anreicherung von Salzen.
mindest teilweise – hygroskopisch aus der Umgebungsluft
Da es sich hier um ein dynamisches Gleichgewicht, also aufgenommen wurde. Um die Anteile der Feuchteaufnah-
eine ständige Feuchteaufnahme und -abgabe, handelt, wird memechanismen festzustellen, muss daher an einer oder
die Salzkonzentration im Verdunstungsbereich immer grö- mehreren Stellen die hygroskopische Feuchteaufnahme
ßer. Ab einer bestimmten Salzkonzentration werden hygro- gemessen werden.
skopische Wasseraufnahmeeffekte ausgelöst. Zur Verduns-
Hierzu werden entnommene und getrocknete Proben
tung im Bereich der Verdunstungsflächen kommt also eine
(Abb. 1.4) ca. 3 Wochen bei konstanter Temperatur in einer
Wasseraufnahme aus der umgebenden Luft, die sogenannte
Klimakammer einer konstanten relativen Luftfeuchte aus-
hygroskopische Feuchteaufnahme, hinzu (Abb. 1.3).
gesetzt. Aus der zu beobachtenden Gewichtszunahme wird
In der Folge verschiebt sich das Gleichgewicht von Wasser- die hygroskopische Feuchteaufnahme ermittelt.
aufnahme und Wasserabgabe, da aufseiten der Wasserauf-
Die hygroskopische Feuchteaufnahme in Masse-% ergibt
nahme die hygroskopische Feuchteaufnahme hinzugetreten
sich dabei aus der Masse der feuchten Probe nach Wasser-
ist. Um wieder einen Gleichgewichtszustand zu erreichen,
aufnahme an der Luft abzüglich der Masse der trockenen
muss die Verdunstungsleistung größer werden. Dies ge-
Probe geteilt durch die Masse der trockenen Probe.
schieht in der Regel durch eine Vergrößerung der Ver-
dunstungsfläche. Dies bedeutet aber zwangsläufig eine Der hygroskopische Durchfeuchtungsgrad ergibt sich aus
Vergrößerung der Verdunstungshöhe. dem hygroskopischen Feuchtegehalt in Masse-% geteilt
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 1.1 Bauphysik 15

Abb. 1.4:  Probenentnahme (Bohrkern) zur Bestimmung der hygro- Abb. 1.5:  Messung der Raumlufttemperatur und der relativen Feuch-
skopischen Feuchteaufnahme te der Raumluft zur Feststellung einer möglichen Kondensatbildung

durch die maximale kapillare Wasseraufnahme in Masse-% Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl (µ)


multipliziert mit 100.
Als Wasserdampfdiffusion wird die Bewegung von Wasser-
molekülen in einem Gas, z. B. Luft, zum Ausgleich des
Kondensatbildung
Dampfgehalts oder des Dampfteildrucks bei gleichbleiben-
In bestimmten Fällen ist als weitere Durchfeuchtungsursa- dem Gesamtdruck bezeichnet.
che die Kondensatbildung an Bauwerksoberflächen zu be-
Der Quotient aus Wasserdampfdiffusionsleitkoeffizient in
rücksichtigen. Ihr Einfluss lässt sich durch Erfassung der
Luft und Wasserdampfdiffusionsleitkoeffizient in einem
raumklimatischen Verhältnisse (Lufttemperatur und relati-
Stoff ergibt die Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl. Sie
ve Luftfeuchte; Abb. 1.5) sowie der Bauteiloberflächentem-
gibt an, um welchen Faktor der Wasserdampfdiffusionswi-
peraturen abschätzen. Exakte Aussagen sind aber nur mög-
derstand des betrachteten Materials größer ist als der einer
lich, wenn die Klimadaten über einen längeren Zeitraum
gleich dicken, ruhenden Luftschicht gleicher Temperatur.
(mindestens 6 Monate) erfasst werden.
Die Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl ist eine Stoff­
eigenschaft.
1.1.2 Kenngrößen und Begriffe
Maximale kapillare Wasseraufnahme Wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke (sd)
Der Wert der maximalen kapillaren Wasseraufnahme gibt Die Dicke einer ruhenden Luftschicht, die den gleichen
die Menge an Wasser an, die eine getrocknete Baustoffpro- Wasserdampfdiffusionswiderstand besitzt wie die betrachte-
be aufgrund ihres Porengehalts bzw. ihrer Porengeometrie te Bauteilschicht (bzw. das aus Schichten zusammen­gesetzte
bei Wasserlagerung auf kapillarem Wege maximal aufneh- Bauteil), wird als wasserdampfdiffusionsäquiva­lente Luft-
men kann. schichtdicke bezeichnet (Tabelle 1.1). Sie gibt den Wider-
stand gegen Wasserdampfdiffusion an. Die wasserdampf­
Kapillarer Durchfeuchtungsgrad (DFGkap) diffusionsäquivalente Luftschichtdicke ist eine Schicht- bzw.
Bauteileigenschaft. Sie ist das Produkt aus Wasserdampf­
Wird der Feuchtegehalt in Beziehung zur maximalen ka­
diffusionswiderstandszahl und Schicht­dicke:
pillaren Wasseraufnahme gesetzt, resultiert der kapillare
Durchfeuchtungsgrad, der das Maß der Durchfeuchtung sd = μ · d  in m (1.1)
der untersuchten Probe charakterisiert. Er gibt an, zu wie
mit
viel Prozent eine aus dem Mauerwerk entnommene Probe,
d Schichtdicke in m
bezogen auf ihr maximales kapillares Aufnahmevermögen,
sd wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke
durchfeuchtet ist.
in m
μ Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl
Sättigungsfeuchte (maximale Wasseraufnahme)
Die wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke
Zur Bestimmung der maximalen Wasseraufnahme wird der
mehrschichtiger, ebener Bauteile ergibt sich aus der Addi­
gesamte Porenraum unter Druck mit Wasser gefüllt. Dies
tion der einzelnen wasserdampfdiffusionsäquivalenten
geschieht mit dem Kochtest oder mit einem Vakuumver-
Luftschichtdicken der Teilschichten. In Abhängigkeit vom
fahren.
sd-Wert werden nachfolgend genannte Schichttypen unter-
schieden.
Gesamter Durchfeuchtungsgrad (DFGges)
Der gesamte Durchfeuchtungsgrad gibt die gesamte vor- Schichttypen
handene Feuchte an. Der DFGges ist immer größer als der OO diffusionsoffene Schicht: sd ≤ 0,5 m
DFGkap. OO diffusionshemmende Schicht: 0,5 m < sd < 1.500 m
OO diffusionsdichte Schicht: sd ≥ 1.500 m
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16 1  Grundlagen und Voraussetzungen für den Bautenschutz

Temperatur Temperatur Temperatur


außen innen außen innen außen innen
–15 °C +20 °C +30 °C +20 °C +20 °C +20 °C

50 % relative Luftfeuchte 50 % 60 % relative Luftfeuchte 60 % 80 % relative Luftfeuchte 50 %

Abb. 1.6:  Diffusionsrichtungen des Wasserdampfs durch eine Wand unter unterschiedlichen klimatischen Bedingungen

Wesentlich für den Diffusionsdurchgang durch einzelne Der Wasseraufnahmekoeffizient w gibt die von einem Pro-
Schichten (oder durch eine Wand) ist die Dicke dieser bekörper je Flächeneinheit und Wurzel aus der Zeit aufge-
Schichten (oder der Wand). nommene Wassermenge an (DIN EN ISO 15148). Er kenn-
zeichnet die Intensität der kapillaren Saugfähigkeit, z. B.
Im Winter ist in der kalten Außenluft weniger Wasser-
von Putzen oder Oberflächenbeschichtungen, im Hinblick
dampf enthalten als in der warmen Innenluft – trotz glei-
auf die Beurteilung der Regenschutzwirkung. Der Wasser-
cher relativer Luftfeuchte. Der Wasserdampf wandert in
aufnahmekoeffizient ist eine Stoff- bzw. Oberflächeneigen-
diesem Fall von der warmen zur kalten Wandseite nach
schaft.
außen. Dabei kann ein Teil des Wasserdampfs im Bauteil
kondensieren (Abb. 1.6, links). In Abhängigkeit vom Wert des Wasseraufnahmekoeffizien-
ten werden nachfolgend genannte Schichttypen unter-
Im Sommer kann wegen des umgekehrten Temperaturge-
schieden.
fälles eine Dampfdiffusion von außen nach innen stattfin-
den, auch wenn die relative Luftfeuchte gleich ist (Abb. 1.6,
Schichttypen
Mitte).
OO Wasser abweisende Schicht: w ≤ 0,5 kg/(m2 · h0,5)
Eine Wasserdampfwanderung tritt jedoch auch bei gleicher OO Wasser hemmende Schicht: 0,5 kg/(m2 · h0,5) < w
Außen- und Innentemperatur ein, wenn die relative Luft-
< 2,0 kg/(m2 · h0,5)
feuchte auf beiden Seiten unterschiedlich ist (Abb. 1.6, OO Wasser saugende Schicht: w ≥ 2,0 kg/(m2 · h0,5)
rechts).
Wasserdampfkonvektion
Hinweis
Bei der Wasserdampfkonvektion (Abb. 1.7) handelt es
Durch eine Dampfsperre wie z. B. Metallfolien kann der
sich um die Übertragung von Wasserdampf in einem Gas
Transport von Wasserdampf zwar vollständig unterbun-
durch Bewegung des gesamten Gases, z. B. feuchter Luft,
den werden, nicht jedoch der Wärmetransport.
aufgrund eines Gesamtdruckgefälles. Gesamtdruckgefälle
können z. B. infolge von Gebäudeumströmungen an durch-
Tabelle 1.1:  sd-Werte unterschiedlicher Baustoffe
strömbaren Fugen oder Undichtheiten zwischen Innen­
räumen und Umgebung oder an belüfteten Luftschichten
Baustoff Wasserdampf- Schicht­ wasserdampf- anliegen (erzwungene Konvektion) bzw. infolge von Tem-
diffusions- dicke d diffusions- peratur- und damit Luftdichteunterschieden in belüfteten
widerstands- äquivalente
zahl µ Luftschichtdicke sd und nicht belüfteten Luftschichten auftreten (freie Konvek-
in m in m tion).

Mineralfaser 1 0,1 0,1


Wasserdampfkonvektion kann wesentlich stärker zu
Bauschäden beitragen als Wasserdampfdiffusion.
Kalksandstein 15 0,24 3,6

Stahlbeton 100 0,2 20,0 Wasserdampfsorption


Polyethylen- 100.000 0,0002 20,0 Die Wasserdampfsorption setzt sich aus Absorption und
(PE-)Folie Desorption zusammen. Absorption bezeichnet die Aufnah-
me, Desorption die Abgabe von Feuchte durch die Um-
schließungsflächen eines Raumes. Zwischen diesen Vor-
Kapillare Wasseraufnahme gängen stellt sich ein Gleichgewicht ein.
Bei Oberflächenkontakt mit flüssigem Wasser und kapilla- Für sehr große Räume (über 100 m2 Fläche) ist dieser Vor-
ren Saugspannungen des benetzten kapillarporösen Materi- gang zu vernachlässigen, in kleinen Räumen mit hoher
als tritt die kapillare Wasseraufnahme als Transportmecha- Feuchteproduktion, u. a. durch Menschen und ihre Tätig-
nismus zur Aufnahme flüssigen Wassers auf. keiten, ist er aber von großer Bedeutung. In Abhängigkeit
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 1.1 Bauphysik 17

Abb. 1.7: Wasserdampfkonvek-
tion an einem Bauteil

vom Material der Wand- und Deckenoberflächen stellen gebenheiten. Auf Grundlage der Ergebnisse kann eine
sich verschiedene Feuchtebelastungen der Umschließungs- objekt­spezifische und wirtschaftliche Lösung des Sanie-
flächen ein. rungsproblems vorgeschlagen und entschieden werden,
OO ob eine horizontale oder vertikale Abdichtung einzubrin-
Ausgleichsfeuchtegehalt
gen ist,
Die Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit sind auf OO ob eine Vertikalabdichtung innen oder außen angebracht

Grundlage der Ausgleichsfeuchtegehalte u (Tabelle 1.2) in werden soll oder muss und welches Verfahren einer mög-
einem Klima von 23 °C und 80 % relativer Luftfeuchte fest- lichen nachträglichen Horizontalabdichtung anwendbar
gelegt worden. ist und
OO welche flankierenden Maßnahmen hinsichtlich einer

Tabelle 1.2:  Ausgleichsfeuchtegehalte ausgewählter Baustoffe in Salzbehandlung, einer Putz- und Anstrichsanierung oder
einem Klima von 23 °C und 80 % relativer Luftfeuchte (nach DIN V 4108-4, einer Dränage notwendig sind.
Tabelle 4)

Feuchtebilanz
Baustoff Feuchtegehalt u
in kg/kg
Häufig wird nur der Feuchtegehalt (Entnahmefeuchte) der
Baustoffe bestimmt. Daraus kann jedoch keine Information
Beton mit geschlossenem Gefüge mit porigen 0,13 über die Durchfeuchtungsursachen oder den Grad der
Zuschlägen Durchfeuchtung gewonnen werden. Hierfür sind weitere
Messdaten und Bezugsgrößen erforderlich, insbesondere
Leichtbeton mit haufwerkporigem Gefüge mit 0,03 die kapillare Wasseraufnahme, die Sättigungsfeuchte und
dichten Zuschlägen nach DIN 4226-2
die hygroskopische Feuchteaufnahme sowie gegebenenfalls
Leichtbeton mit haufwerkporigem Gefüge mit 0,045 raumklimatische Daten zur Prüfung auf eine mögliche
porigen Zuschlägen nach DIN 4226-2 Kondensatbildung. Auf Grundlage dieser Daten können die
Durchfeuchtungsgrade bestimmt und die realen Durch-
Gips, Anhydrit 0,02
feuchtungsursachen ermittelt werden.
Gussasphalt, Asphaltmastix 0 Zur Feuchtemessung werden die Darr-Methode und die
Holz, Sperrholz, Spanplatten, Holzfaserplatten, 0,15
CM-Methode eingesetzt.
Schilfrohrplatten und -matten, organische
Faser­dämmstoffe Darr-Methode
pflanzliche Faserdämmstoffe aus Seegras, Holz, 0,15 Die Bestimmung des Feuchtegehalts (Entnahmefeuchte)
Torf und Kokosfasern und sonstigen Fasern von Baustoffen nach der Darr-Methode erfolgt im Labor
(siehe Kapitel 2.1.2.3 und 2.2.1.5). Die an der Baustelle ent-
nommenen Proben werden hierbei gewogen, im Trocken-
1.1.3 Untersuchungen schrank bei 105 °C bis zur Gewichtskonstanz getrocknet
und anschließend erneut gewogen. Aus der Gewichtsdiffe-
Bei einer fachgerechten Bauzustandsanalyse müssen
renz ergibt sich der Feuchtegehalt.
Bauschäden auch messtechnisch untersucht werden. Am
wichtigsten sind hierbei eine Feuchtebilanz, eine Schad­ Die Darr-Methode ist ein sicheres und genaues, jedoch
salzbilanz und die Bewertung der objektspezifischen Ge­ kein zerstörungsfrei arbeitendes Verfahren.
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18 1  Grundlagen und Voraussetzungen für den Bautenschutz

CM-Methode spruchungsgruppe ab, die für das Bauteil anzusetzen ist


(Tabelle 1.3).
Die CM-(Calciumcarbid-)Methode ist ein ebenfalls nicht
zerstörungsfrei arbeitendes Verfahren, um vor Ort den
Tabelle 1.3:  Anforderungen an Putze und Beschichtungen für den
Feuchtegehalt (Entnahmefeuchte) von Baustoffen zu be- Regenschutz
stimmen (siehe Kapitel 2.2.1.4). Einer abgewogenen und
zerkleinerten Baustoffprobe wird hierbei in einer Stahlfla-
sche Calciumcarbid zugefügt, das mit dem in der Probe Anforderung geforderte Materialeigenschaften
enthaltenen Wasser reagiert. Eines der Reaktionsprodukte Wasserauf­ wasserdampf- w · sd
ist das Gas Acetylen. Der von einem Manometer an der nahmekoeffi­ diffusionsäqui-
Flasche angezeigte entstehende Gasdruck gibt zugleich den zient w valente Luft-
schichtdicke sd
Feuchtegehalt der Probe in Masse-% an.
in kg/(m2 · h0,5) in m in kg/(m · h0,5)

1.1.4 Feuchteschutz nach DIN 4108-3 Wasser hem- 0,5 < w < 2,0 –1) –1)
mend (Bean-
Der Schlagregenschutz einer Wand zur Begrenzung der spruchungs-
kapillaren Wasseraufnahme und zur Sicherstellung der Ver- gruppe II)
dunstungsmöglichkeit kann durch konstruktive Maßnah-
Wasser abwei- w ≤ 0,5 ≤ 2,0 ≤ 2,0
men (z. B. Außenwandbekleidung, Verblendmauerwerk, send (Bean-
Schutzschichten im Inneren der Konstruktion) oder durch spruchungs-
Putze bzw. Beschichtungen erzielt werden. Die zu treffen- gruppe III)
den Maßnahmen richten sich nach der Intensität der 1) Für Wasser hemmende Putze und Beschichtungen ist kein Wert
Schlagregenbeanspruchung, die durch Wind und Nieder- festgelegt.
schlag sowie durch die örtliche Lage und die Gebäudeart
bestimmt ist.
Die Schlagregenbeanspruchung wird nach DIN 4108-3 in 1.1.5 Feuchteschutz und Wärmeschutz
3 Gruppen eingeteilt:
Der Zusammenhang zwischen Feuchteschutz und Wärme-
OO Beanspruchungsgruppe I – geringe Schlagregen­ schutz ergibt sich daraus, dass bei einer Erhöhung des
beanspruchung Feuchtegehalts je nach Baustoff oder Dämmstoff eine er-
OO Beanspruchungsgruppe II – mittlere Schlagregen­ hebliche Reduktion der Wärmedämmfähigkeit (bzw. eine
beanspruchung Erhöhung der Wärmeleitfähigkeit) auftritt.
OO Beanspruchungsgruppe III – starke Schlagregen­
Die Wandoberflächentemperatur auf der Innenseite eines
beanspruchung
Bauteils hängt von der Raumlufttemperatur, der Außentem-
Beanspruchungsgruppe I peratur und vom Wärmedurchgangskoeffizienten (U- Wert)
des Bauteils ab. Die Wandoberflächentemperatur auf der
In der Regel gilt diese Beanspruchungsgruppe für Gebiete
Innenseite der Außenwand hat großen Einfluss auf die emp-
mit Jahresniederschlagsmengen unter 600 mm sowie für
fundene Behaglichkeit. Bei höherer Wandoberflächentem-
besonders windgeschützte Lagen auch in Gebieten mit grö-
peratur kann die Raumlufttemperatur abgesenkt werden.
ßeren Niederschlagsmengen.
Sinkt bei gleichbleibender Raumlufttemperatur die Ober-
Beanspruchungsgruppe II flächentemperatur, resultiert daraus ein Anstieg der relati-
ven Luftfeuchte an der Wandoberfläche – ab ca. 70 % relati-
In der Regel gilt diese Beanspruchungsgruppe für Gebiete
ver Luftfeuchte können dann die Voraussetzungen für das
mit Jahresniederschlagsmengen von 600 bis 800 mm, für
Wachstum von Schimmelpilzen gegeben sein.
windgeschützte Lagen auch in Gebieten mit größeren Nie-
derschlagsmengen sowie für Hochhäuser oder für Häuser Die Ursache für eine Verschlechterung des Wärmedämm-
in exponierter Lage in Gebieten, die aufgrund der regiona- vermögens sind vor allem mit Wasser gefüllte Poren, da
len Regen- und Windverhältnisse der Beanspruchungs- diese erheblich höhere Wärmemengen übertragen können
gruppe I zuzuordnen wären. als luftgefüllte Poren.
Im Gegensatz zu dampfsperrenden Innendämmungen er-
Beanspruchungsgruppe III
möglichen die diffusionsoffenen kapillaraktiven Innen-
In der Regel gilt diese Beanspruchungsgruppe für Gebiete dämmungen eine Trocknung bereits (vor)geschädigter
mit Jahresniederschlagsmengen über 800 mm, für windrei- Bauteile; das Trocknungspotenzial zum Innenraum wird
che Gebiete auch mit geringeren Niederschlagsmengen nicht wie bei diffusionsdichten Systemen aufgehoben. An-
(z. B. Küstengebiete, Mittel- und Hochgebirgslagen, Alpen- fallende Feuchtespitzen im Innenraum, z. B. durch Kochen,
vorland) sowie für Hochhäuser oder für Häuser in expo- werden durch die hygroskopische Feuchtespeicherfähigkeit
nierter Lage in Gebieten, die aufgrund der regionalen Re- einer diffusionsoffenen Innendämmung abgepuffert, so-
gen- und Windverhältnisse der Beanspruchungsgruppe II dass derartige Innendämmsysteme zu einer Regulierung
zuzuordnen wären. des Innenklimas beitragen. Wenn im Wandaufbau Konden-
sat auftritt, sorgt die Kapillaraktivität zudem für eine
Die Anforderungen an den Feuchteschutz (Wasser hem-
schnelle und großflächige Verteilung der Feuchte in der
mend, Wasser abweisend) hängen jeweils von der Bean-
Dämmung und anschließende Trocknung der Oberfläche.
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 1.2 Regelwerke 19

1.2 Regelwerke OO DAfStb-Richtlinie „Wasserundurchlässige Bauwerke aus


Wilhelm Fix Beton (WU-Richtlinie)“, 2003 (Deutscher Ausschuss für
Stahlbeton e. V.)
1.2.1 Technische Regelwerke im Bereich der Bauwerks­ OO WTA-Merkblatt 4-6-05/D „Nachträgliches Abdichten
abdichtung
erdberührter Bauteile“, 2005 (Wissenschaftlich-Tech-
Die Abdichtung erdberührter Bauteile wird maßgeblich nische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und
geregelt in DIN 18195 „Bauwerksabdichtungen“. Diese Denkmalpflege e. V.)
Norm gilt für die Abdichtung von nicht wasserdichten OO WTA-Merkblatt 4-7-02/D „Nachträgliche Mechanische

Bauwerken oder Bauteilen gegen Horizontalsperre“, 2002


OO WTA-Merkblatt 4-4-04/D „Mauerwerksinjektion gegen
OO Bodenfeuchte (nach DIN 18195-4),
kapillare Feuchtigkeit“, 2004
OO nicht drückendes Wasser (nach DIN 18195-5), OO Merkblatt „Wärmedämm-Verbundsysteme im Sockel-
OO von außen drückendes Wasser (nach DIN 18195-6) und
OO von innen drückendes Wasser (nach DIN 18195-7)
und im erdberührten Bereich“, 2000 (GTA – Gemein-
samer Technischer Ausschuß der Verbände [Bundesver-
mit Bitumenbahnen und -massen, Kunststoff- und Elasto- band der Deutschen Mörtelindustrie e. V. sowie weitere
mer-Dichtungsbahnen, Metallbändern, Asphaltmastix, 6 Fachverbände])
kunststoffmodifizierten Bitumendickbeschichtungen und
Die genannten Richtlinien und Merkblätter stellen dabei
den für ihren Einbau erforderlichen Werkstoffen (nach
nur einen Teil der Vorgaben dar, die von den verschiedenen
DIN 18195-2). Sie gilt ferner für die Abdichtungen unter
Fachverbänden für diesen Bereich herausgegeben wurden.
intensiv begrünten Dachflächen, für das Herstellen der
Abdichtungen über Bewegungsfugen (nach DIN 18195-8), Die Baupraxis ordnet sich nur begrenzt der systematischen
für Durchdringungen, Übergänge und Abschlüsse (nach klaren Darstellung der DIN 18195 Bauwerksabdichtungen
DIN 18195-9) sowie für Schutzschichten und Schutzmaß- unter. So kommt es zu folgenden Fallunterscheidungen:
nahmen (nach DIN 18195-10). OO DIN 18195 trifft voll inhaltlich zu (z. B. Darstellung der
Diese Norm gilt nicht für Beanspruchungsart, vollständige Übernahme des Ab-
dichtungskonzepts mit allen Randbedingungen).
OO die Abdichtung von nicht genutzten und von extensiv OO DIN 18195 wird nur in Teilbereichen angewendet (z. B.
begrünten Dachflächen,
OO die Abdichtung von Fahrbahnen, die zu öffentlichen
KMB-Wandabdichtungen bei Kellern, die eine Sohlplatte
in wasserundurchlässiger Bauweise besitzen, nachträgliche
Straßen oder zu Schienenwegen gehören, und
OO die Abdichtung von Deponien, Erdbauwerken und berg-
Abdichtung bei Kellerwänden mit KMB-Materialien).
OO Abdichtungsverfahren befinden sich außerhalb der
männisch erstellten Tunneln sowie
OO nachträgliche Abdichtungen in der Bauwerkserhaltung
DIN 18195 (z. B. wasserundurchlässige Baukörper, nach-
trägliche Abdichtung mit mineralischen Dichtungs-
oder in der Denkmalpflege,
schlämmen).
es sei denn, es können hierfür Verfahren angewendet wer-
Grundsätzlich zeigt sich jedoch, dass die vorliegenden Re-
den, die in dieser Norm beschrieben werden, oder die Bau-
gelwerke so aufeinander abgestimmt sind, dass sämtliche
teile sind so wasserundurchlässig, dass die Dauerhaftigkeit
Fragestellungen der baupraktischen Ausführung erfasst
des Bauteils und die Nutzbarkeit des Bauwerks ohne weite-
werden können. Hierbei ist grundsätzlich die DIN 18195
re Abdichtung im Sinn dieser Norm gegeben sind. In die-
„Bauwerksabdichtungen“ als „Mutter“ aller Regelwerke zu
sem Sinne gilt sie auch nicht für Konstruktionen aus was-
betrachten, die sich mit der Bauwerksabdichtung befassen.
serundurchlässigem Beton.
Sämtliche Richtlinien und Merkblätter, die zusätzlich her-
Wegen der genannten Einschränkungen des Geltungsbe- ausgegeben wurden, sollten als sinnvolle Ergänzungen ge-
reichs, die die Norm selbst vorgibt, wurden ergänzende sehen werden.
Festlegungen erforderlich. Diese Ergänzungen erfolgen für
Zur Bedeutung der einzelnen Regelwerktypen insbesondere
die Abdichtung erdberührter Bauteile in zahlreichen Richt-
im Zusammenhang mit der Erstellung von Instandset-
linien und Merkblättern:
zungskonzepten siehe Kapitel 2.3.2.
OO Richtlinie für die Planung und Ausführung von Ab­
dichtungen erdberührter Bauteile mit kunststoffmodi­ 1.2.2 Regelwerkübersicht
fizierten Bitumendickbeschichtungen (KMB) – erd­
Gebäudediagnostik
berührte Bauteile (KMB-Richtlinie), 2010 (Deutsche
Bauchemie e. V.) Fouad, Nabil A. (Hrsg.): Bauphysikkalender 2012. Schwer-
OO Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdich- punkt: Gebäudediagnostik. Berlin: Wilhelm Ernst & Sohn,
tungen erdberührter Bauteile mit mineralischen Dich- 2012
tungsschlämmen, 2002 (Deutsche Bauchemie e. V.)
OO Richtlinie „Fassadensockelputz/Außenanlage – Richtlinie Mauerwerk
für die fachgerechte Planung und Ausführung des Fassa-
Mauerwerksbau
densockelputzes sowie des Anschlusses der Außenanla-
gen“, 2004 (Verband Garten-, Landschafts- und Sport- DIN 1053-1 Mauerwerk – Teil 1: Berechnung und Ausfüh-
platzbau Baden-Württemberg e. V. und Fachverband der rung
Stuckateure für Ausbau und Fassade Baden-Württemberg
DIN 1053-11 Mauerwerk – Teil 11: Vereinfachtes Nach-
[SAF])
weisverfahren für unbewehrtes Mauerwerk
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20 1  Grundlagen und Voraussetzungen für den Bautenschutz

DIN 1053-12 Mauerwerk – Teil 12: Konstruktion und Aus- DIN EN 1504-3 Produkte und Systeme für den Schutz und
führung von unbewehrtem Mauerwerk die Instandsetzung von Betontragwerken – Definitionen,
Anforderungen, Qualitätsüberwachung und Beurteilung
DIN 1053-100 Mauerwerk – Teil 100: Berechnung auf der
der Konformität – Teil 3: Statisch und nicht statisch rele-
Grundlage des semiprobabilistischen Sicherheitskonzepts
vante Instandsetzung
DIN 4108-10: Wärmeschutz und Energie-Einsparung in
DIN EN 1504-4 Produkte und Systeme für den Schutz und
Gebäuden – Teil 10: Anwendungsbezogene Anforderun-
die Instandsetzung von Betontragwerken – Definitionen,
gen an Wärmedämmstoffe – Werkmäßig hergestellte
Anforderungen, Qualitätsüberwachung und Beurteilung
Wärmedämmstoffe
der Konformität – Teil 4: Kleber für Bauzwecke
E DIN EN 845-1 Festlegungen für Ergänzungsbauteile für
DIN EN 1504-5 Produkte und Systeme für den Schutz und
Mauerwerk – Teil 1: Maueranker, Zugbänder, Auflager
die Instandsetzung von Betontragwerken – Definitionen,
und Konsolen
Anforderungen, Qualitätsüberwachung und Beurteilung
der Konformität – Teil 5: Injektion von Betonbauteilen
Mauerwerksdiagnostik
DIN EN 1504-6 Produkte und Systeme für den Schutz und
WTA-Merkblatt 4-3-98/D „Instandsetzung von Mauer-
die Instandsetzung von Betontragwerken – Definitionen,
werk. Standsicherheit und Tragfähigkeit“, 1998 (Wissen-
Anforderungen, Qualitätsüberwachung und Beurteilung
schaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bau-
der Konformität – Teil 6: Verankerung von Bewehrungs-
werkserhaltung und Denkmalpflege e. V.)
stäben
WTA-Merkblatt 4-5-99/D „Beurteilung von Mauerwerk –
DIN EN 1504-7 Produkte und Systeme für den Schutz und
Mauerwerksdiagnostik“, 1999
die Instandsetzung von Betontragwerken – Definitionen,
WTA-Merkblatt 4-11-02/D „Messung der Feuchte von Anforderungen, Qualitätsüberwachung und Beurteilung
mineralischen­Baustoffen“, 2003 der Konformität – Teil 7: Korrosionsschutz der Bewehrung
DIN EN 1504-8 Produkte und Systeme für den Schutz und
Beton
die Instandsetzung von Betontragwerken – Definitionen,
Betonbau Anforderungen, Qualitätsüberwachung und Beurteilung
der Konformität – Teil 8: Qualitätsüberwachung und Be-
DIN 1045-1 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spann-
urteilung der Konformität
beton – Teil 1: Bemessung und Konstruktion
DIN EN 1504-9 Produkte und Systeme für den Schutz und
DIN 1045-2 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbe-
die Instandsetzung von Betontragwerken – Definitionen,
ton – Teil 2: Beton – Festlegung, Eigenschaften, Herstellung
Anforderungen, Qualitätsüberwachung und Beurteilung
und Konformität – Anwendungsregeln zu DIN EN 206-1
der Konformität – Teil 9: Allgemeine Grundsätze für die
DIN 1045-3 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spann- Anwendung von Produkten und Systemen
beton – Teil 3: Bauausführung – Anwendungsregeln zu
DIN EN 1504-10 Produkte und Systeme für den Schutz
DIN EN 13670
und die Instandsetzung von Betontragwerken – Defini­
DIN 1045-4 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spann- tionen, Anforderungen, Qualitätsüberwachung und Be­
beton – Teil 4: Ergänzende Regeln für die Herstellung und urteilung der Konformität – Teil 10: Anwendung von
die Konformität von Fertigteilen Stoffen und Systemen auf der Baustelle, Qualitätsüber­
wachung der Ausführung
DIN EN 206-1 Beton – Teil 1: Festlegung, Eigenschaften,
Herstellung und Konformität DAfStb-Richtlinie „Schutz und Instandsetzung von Beton-
bauteilen (Instandsetzungs-Richtlinie)“, Teil 1: Allgemeine
DIN-Fachbericht 100 „Beton – Zusammenstellung von
Regelungen und Planungsgrundsätze, Teil 2: Bauprodukte
DIN EN 206-1 Beton – Teil 1: Festlegung, Eigenschaften,
und Anwendung, Teil 3: Anforderung an die Betriebe und
Herstellung und Konformität und DIN 1045-2 Tragwerke
Überwachung der Ausführung, Teil 4: Prüfverfahren,
aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton – Teil 2: Beton;
2001 (Deutscher Ausschuss für Stahlbeton e. V.)
Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität;
Anwendungsregeln zu DIN EN 206-1“, 3. Aufl., 2010 Zusätzliche technische Vertragsbedingungen und Richtli-
nien für das Füllen von Rissen in Betonteilen (ZTV-RISS),
Betoninstandsetzung 1993 (Bundesministerium für Verkehr)
DIN EN 1504-1 Produkte und Systeme für den Schutz und Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtli-
die Instandsetzung von Betontragwerken – Definitionen, nien für Ingenieurbauten (ZTV-ING), 2010 (Bundesan-
Anforderungen, Güteüberwachung und Beurteilung der stalt für Straßenwesen)
Konformität – Teil 1: Definitionen
DAfStb-Richtlinie „Schutz und Instandsetzung von Beton-
DIN EN 1504-2 Produkte und Systeme für den Schutz und bauteilen (Instandsetzungs-Richtlinie)“. Berichtigung 1,
die Instandsetzung von Betontragwerken – Definitionen, Oktober 2001
Anforderungen, Qualitätsüberwachung und Beurteilung
DAfStb-Richtlinie „Schutz und Instandsetzung von Beton-
der Konformität – Teil 2: Oberflächenschutzsysteme für
bauteilen (Instandsetzungs-Richtlinie)“. Berichtigung 2,
Beton
Dezember 2005
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 1.2 Regelwerke 21

DAfStb-Richtlinie „Betonbau beim Umgang mit wasserge- E DIN 68800-5 Holzschutz im Hochbau – Teil 5: Vorbeu-
fährdenden Stoffen (BUmwS)“, Teil 1: Grundlagen, Be- gender chemischer Schutz von Holzwerkstoffen
messung und Konstruktion unbeschichteter Betonbauten,
Holzschutz – baulich, chemisch, bekämpfend. Erläute-
Teil 2: Baustoffe und Einwirken von wassergefährdenden
rungen zu DIN 68800-2, -3, -4, 1998 (DIN – Deutsches
Stoffen, Teil 3: Instandsetzung, Anhang A: Prüfverfahren
Institut für Normung e. V.; DGfH – Deutsche Gesellschaft
(normativ), Anhang B: Erläuterungen (informativ), 2011
für Holzforschung e. V.)
DAfStb-Heft 525 „Erläuterungen zu DIN 1045-1“, 2., über-
WTA-Merkblatt 8-2 „Fachwerkinstandsetzung nach WTA II:
arb. Aufl., 2010
Checkliste zur Instandsetzungsplanung und -durchfüh-
DAfStb-Heft 526 „Erläuterungen zu den Normen DIN EN rung“, 2007 (Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemein-
206-1, DIN 1045-2, DIN 1045-3, DIN 1045-4 und schaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e. V.)
DIN EN 12620“, 2., überarb. Aufl., 2011
Putz
WTA-Merkblatt 5-1-99/D „Wartung von Betonbauwerken.
Musterwartungsvertrag“, 2003 (Wissenschaftlich-Tech- Putzmörtel
nische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und
VOB/C ATV DIN 18345 Wärmedämm-Verbundsysteme
Denkmalpflege e. V.)
VOB/C ATV DIN 18350 Putz- und Stuckarbeiten
WTA-Merkblatt 5-6-99/D „Bauwerksdiagnose“, 2001
DIN V 18550 Putz und Putzsysteme – Ausführung
WTA-Merkblatt 5-7-99/D „Prüfen und Warten von Beton-
bauwerken“, 1999 DIN 18558 Kunstharzputze; Begriffe, Anforderungen, Aus-
führung
WTA-Merkblatt 5-15-03/D „Schutz und Instandsetzung
von Beton. Leistungsbeschreibung“, 2005 DIN EN 998-1 Festlegungen für Mörtel im Mauerwerksbau
– Teil 1: Putzmörtel
Holzbau
DIN EN 13914-1 Planung, Zubereitung und Ausführung
Ingenieurholzbau von Innen- und Außenputzen – Teil 1: Außenputz
DIN 1052 Entwurf, Berechnung und Bemessung von Holz- DIN EN 13914-2 Planung, Zubereitung und Ausführung
bauwerken – Allgemeine Bemessungsregeln und Bemes- von Innen- und Außenputzen – Teil 2: Planung und we-
sungsregeln für den Hochbau sentliche Grundsätze für Innenputz
DIN 4074-1 Sortierung von Holz nach der Tragfähigkeit – Richtlinie „Anschlüsse an Fenster und Rollläden bei Putz,
Teil 1: Nadelschnittholz Wärmedämm-Verbundsystem und Trockenbau“, 2. Aufl.,
2010 (Fachverband der Stuckateure für Ausbau und
DIN V 20000-1 Anwendung von Bauprodukten in Bauwer-
Fassade­Baden-Württemberg [SAF]; Fachverband Glas
ken – Teil 1: Holzwerkstoffe
Fenster Fassade Baden-Württemberg; Bundesverband
DIN EN 12369-1 Holzwerkstoffe – Charakteristische Wer- Rollladen + Sonnenschutz e. V.)
te für die Berechnung und Bemessung von Holzbauwer-
Richtlinie „Ausführung luftdichter Konstruktionen und
ken – Teil 1: OSB, Spanplatten und Faserplatten
Anschlüsse“, 2009 (Fachverband Elektro- und Informati-
DIN EN 12369-2 Holzwerkstoffe – Charakteristische Werte onstechnik Baden-Württemberg; Fachverband der Stu-
für die Berechnung und Bemessung von Holzbauwerken ckateure für Ausbau und Fassade Baden-Württemberg
– Teil 2: Sperrholz [SAF]; Verband des Zimmerer- und Holzbaugewerbes
Baden-Württemberg)
DIN EN 12369-3 Holzwerkstoffe – Charakteristische Werte
für die Berechnung und Bemessung von Holzbauwerken Richtlinie „Fassadensockelputz/Außenanlage – Richtlinie
– Teil 3: Massivholzplatten für die fachgerechte Planung und Ausführung des Fassa-
densockelputzes sowie des Anschlusses der Außenanla-
DIN EN 13986 Holzwerkstoffe zur Verwendung im Bau­
gen“, 2., überarb. Aufl., 2004 (Verband Garten-, Land-
wesen; Eigenschaften, Bewertung der Konformität und
schafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e. V.;
Kennzeichnung
Fachverband der Stuckateure für Ausbau und Fassade
Baden-Württemberg [SAF])
Holzschutz
WTA-Merkblatt 2-7-01/D „Kalkputze in der Denkmalpfle-
DIN 68800-1 Holzschutz – Teil 1: Allgemeines
ge“, 2002 (Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemein-
DIN 68800-2 Holzschutz – Teil 2: Vorbeugende bauliche schaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e. V.)
Maßnahmen im Hochbau
WTA-Merkblatt 2-11 „Gipsmörtel im historischen Mauer-
DIN 68800-3 Holzschutz – Teil 3: Vorbeugender Schutz werksbau und an Fassaden“, 2008
von Holz mit Holzschutzmitteln
Putzschäden
DIN 68800-4 Holzschutz – Teil 4: Bekämpfungs- und Sa-
nierungsmaßnahmen gegen Holz zerstörende Pilze und BFS-Merkblatt Nr. 9 „Beschichtungen auf mineralischem
Insekten Außenputz“, 2010 (Bundesausschuss Farbe und Sachwert-
schutz e. V.)
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22 1  Grundlagen und Voraussetzungen für den Bautenschutz

BFS-Merkblatt Nr. 19 „Risse in Außenputzen, Beschich- DIN 18195 Beiblatt 1 Bauwerksabdichtungen – Beiblatt 1:


tungen und Armierung“, 1997 Beispiele für die Anordnung der Abdichtung
BFS-Merkblatt Nr. 20 „Beurteilung des Untergrundes für DAfStb-Richtlinie „Wasserundurchlässige Bauwerke aus
Beschichtungs- und Tapezierarbeiten, Maßnahmen zur Beton (WU-Richtlinie)“, 2003 (Deutscher Ausschuss für
Beseitigung von Schäden“, 1992, mit Ergänzungsblatt 1998 Stahlbeton e. V.)
BFS-Merkblatt Nr. 20.1 „Beurteilung des Untergrundes für DAfStb-Heft 555 „Erläuterungen zur DAfStb-Richtlinie
Putzarbeiten, Maßnahmen zu Beseitigung von Schäden“, wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton“, 2006
1991
DGfM-Merkblatt „Der Keller aus Mauerwerk“, 3. Aufl.,
WTA-Merkblatt 2-4 „Beurteilung und Instandsetzung ge- 2005 (Deutsche Gesellschaft für Mauerwerksbau e. V.)
rissener Putze an Fassaden“, 2008 (Wissenschaftlich-Tech-
DGfM-Merkblatt „Abdichtung von erdberührtem Mauer-
nische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und
werk“, 2006
Denkmalpflege e. V.)
Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdich-
WTA-Merkblatt 2-9-04/D „Sanierputzsysteme“, 2005
tungen erdberührter Bauteile mit flexiblen Dichtungs-
WTA-Merkblatt 2-10-06/D „Opferputze“, 2007 schlämmen, 2. Ausgabe, April 2006 (Deutsche Bauchemie
e. V.)
Bauwerksabdichtungen
Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdich-
Abdichtung erdberührter Bauteile tungen erdberührter Bauteile mit mineralischen Dich-
tungsschlämmen, 2002 (Deutsche Bauchemie e. V.)
VOB/C ATV DIN 18300 Erdarbeiten
Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdich-
VOB/C ATV DIN 18308 Drän- und Versickerarbeiten
tungen mit kunststoffmodifizierten Bitumendickbe-
VOB/C ATV DIN 18336 Abdichtungsarbeiten schichtungen (KMB) – erdberührte Bauteile (KMB-Richt-
linie), 3. Ausgabe, 2010 (Deutsche Bauchemie e. V.)
DIN 4030-1 Beurteilung betonangreifender Wässer, Böden
und Gase – Teil 1: Grundlagen und Grenzwerte
Flachdächer
DIN 4030-2 Beurteilung betonangreifender Wässer, Böden
DIN 18531-1 Dachabdichtungen – Abdichtungen für nicht
und Gase – Teil 2: Entnahme und Analyse von Wasser-
genutzte Dächer – Teil 1: Begriffe, Anforderungen, Pla-
und Bodenproben
nungsgrundsätze
DIN 4095 Baugrund; Dränung zum Schutz baulicher Anla-
DIN 18531-2 Dachabdichtungen – Abdichtungen für nicht
gen; Planung, Bemessung und Ausführung
genutzte Dächer – Teil 2: Stoffe
DIN 18195-1 Bauwerksabdichtungen – Teil 1: Grundsätze,
DIN 18531-3 Dachabdichtungen – Abdichtungen für nicht
Definitionen, Zuordnung der Abdichtungsarten
genutzte Dächer – Teil 3: Bemessung, Verarbeitung der
DIN 18195-2 Bauwerksabdichtungen – Teil 2: Stoffe Stoffe, Ausführung der Dachabdichtungen
DIN 18195-3 Bauwerksabdichtungen – Teil 3: Anforderun- DIN 18531-4 Dachabdichtungen – Abdichtungen für nicht
gen an den Untergrund und Verarbeitung der Stoffe genutzte Dächer – Teil 4: Instandhaltung
DIN 18195-4 Bauwerksabdichtungen – Teil 4: Abdich- Fachregel für Abdichtungen – Flachdachrichtlinie, 2011
tungen gegen Bodenfeuchte (Kapillarwasser, Haftwasser) (Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks
und nichtstauendes Sickerwasser an Bodenplatten und e. V. – Fachverband Dach-, Wand- und Abdichtungstech-
Wänden, Bemessung und Ausführung nik)
DIN 18195-5 Bauwerksabdichtungen – Teil 5: Abdich- TAKK-Werkstoffblätter Dachbahnen. Zusammenfassende
tungen gegen nichtdrückendes Wasser auf Deckenflächen Übersicht über Kunststoff- und Kautschukbahnen für
und in Nassräumen, Bemessung und Ausführung Dachabdichtungen, 11. Ausgabe, 1990 (Technischer Ar-
beitskreis Kunststoff- und Kautschukbahnen e. V.)
DIN 18195-6 Bauwerksabdichtungen – Teil 6: Abdich-
tungen gegen von außen drückendes Wasser und auf­
Nachträgliche Abdichtung
stauendes Sickerwasser, Bemessung und Ausführung
Abdichtung von Bauwerken durch Injektion – ABI-Merk-
DIN 18195-7 Bauwerksabdichtungen – Teil 7: Abdich-
blatt, 2., aktual. Aufl., 2007 (Studiengesellschaft für unter-
tungen gegen von innen drückendes Wasser, Bemessung
irdische Verkehrsanlagen e. V. – STUVA)
und Ausführung
WTA-Merkblatt 4-4-04/D „Mauerwerksinjektion gegen
DIN 18195-8 Bauwerksabdichtungen – Teil 8: Abdich-
kapillare Feuchtigkeit“, 2004 (Wissenschaftlich-Tech-
tungen über Bewegungsfugen
nische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und
DIN 18195-9 Bauwerksabdichtungen – Teil 9: Durchdrin- Denkmalpflege e. V.)
gungen, Übergänge, An- und Abschlüsse
WTA-Merkblatt 4-6-05/D „Nachträgliches Abdichten erd-
DIN 18195-10 Bauwerksabdichtungen – Teil 10: Schutz- berührter Bauteile“, 2005
schichten und Schutzmaßnahmen
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 1.2 Regelwerke 23

WTA-Merkblatt 4-7-02/D „Nachträgliche Mechanische Leitfaden zur Ursachensuche und Sanierung bei Schimmel-
Horizontalsperre“, 2002 pilzwachstum in Innenräumen („Schimmelpilz-Sanie-
rungsleitfaden“), 2005 (Umweltbundesamt)
WTA-Merkblatt 5-20 „Gelinjektion“, 2009
Leitfaden zur Vorbeugung, Untersuchung, Bewertung
Wärmeschutz und Sanierung von Schimmelpilzwachstum in Innenräu-
men („Schimmelpilz-Leitfaden“), 2002 (Umweltbundes-
DIN 4108-2 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Ge-
amt)
bäuden – Teil 2: Mindestanforderungen an den Wärme-
schutz BGI 858 „Handlungsanleitung. Gesundheitsgefährdungen
durch biologische Arbeitsstoffe bei der Gebäudesanie-
DIN 4108-3 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Ge-
rung“, 2006 (Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft)
bäuden – Teil 3: Klimabedingter Feuchteschutz, Anforde-
rungen, Berechnungsverfahren und Hinweise für Planung Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei
und Ausführung Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen (Biostoffver-
ordnung – BioStoffV) vom 27. Januar 1999
DIN 4108-7 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Ge-
bäuden – Teil 7: Luftdichtheit von Gebäuden – Anforde- DHBV-Merkblatt 01/10/S „Fachgerechte Schimmelpilzbe-
rungen, Planungs- und Ausführungsempfehlungen sowie seitigung in Innenräumen“, 2010 (Deutscher Holz- und
-beispiele Bautenschutzverband e. V.)
DIN 4108-10 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in TRBA 400 – Technische Regeln für Biologische Arbeits-
Gebäuden – Teil 10: Anwendungsbezogene Anforderun- stoffe „Handlungsanleitung zur Gefährdungsbeurteilung
gen an Wärmedämmstoffe – Werkmäßig hergestellte und für die Unterrichtung der Beschäftigten bei Tätig-
Wärmedämmstoffe keiten mit biologischen Arbeitsstoffen“, April 2006 (Bun-
desanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Aus-
Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und en-
schuss für Biologische Arbeitsstoffe [ABAS])
ergiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden (Energieein-
sparverordnung – EnEV) vom 24. Juli 2007 [EnEV 2007] TRBA 460 „Einstufung von Pilzen in Risikogruppen“, Ok-
tober 2002
Verordnung zur Änderung der Energieeinsparverordnung
vom 29. April 2009 [EnEV 2009] TRBA 466 „Einstufung von Prokaryonten (Bacteria und
Archaea) in Risikogruppen“, Dezember 2010, Ergänzung
BFS-Merkblatt Nr. 21 „Technische Richtlinien für die Planung
April 2012
und Verarbeitung von Wärmedämm-Verbundsystemen“,
2005 (Bundesausschuss Farbe und Sachwertschutz e. V.) TRBA 500 „Grundlegende Maßnahmen bei Tätigkeiten mit
biologischen Arbeitsstoffen“, April 2012
FPX-Perimeter-Merkblatt. Merkblatt für den Wärmeschutz
erdberührter Bauteile, o. J. [ca. 2004] (Fachvereinigung TRGS 500 – Technische Regeln für Gefahrstoffe „Schutz-
Polystyrol-Extruderschaumstoff [FPX]) maßnahmen“, Januar 2008, Ergänzung Mai 2008 (Bundes-
anstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Ausschuss
Merkblatt „Wärmedämm-Verbundsysteme im Sockel- und
für Gefahrstoffe [AGS])
im erdberührten Bereich“, 2000 (GTA – Gemeinsamer
Technischer Ausschuß der Verbände [Bundesverband der TRGS 507 „Oberflächenbehandlung in Räumen und Behäl-
Deutschen Mörtelindustrie e. V. sowie weitere 6 Fachver- tern“, März 2009
bände])
TRGS 524 „Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten in kontami-
Merkblatt „Wärmeschutz bei Dach und Wand“, 2004 nierten Bereichen“, Februar 2010, Änderung und Ergän-
(Zentral­verband des deutschen Dachdeckerhandwerks – zung 2011
Fachverband Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik
TRGS 907 „Verzeichnis sensibilisierender Stoffe und von
e. V.)
Tätigkeiten mit sensibilisierenden Stoffen“, November 2011
WTA-Merkblatt 6-4 „Innendämmung nach WTA I. Pla-
nungsleitfaden“, 2009 (Wissenschaftlich-Technische Ar- Arbeitsschutz
beitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmal-
Verordnung zum Schutz vor Gefahrstoffen (Gefahrstoffver-
pflege e. V.)
ordnung – GefStoffV) vom 26. November 2010
WTA-Merkblatt 8-5 „Fachwerkinstandsetzung nach WTA V:
TRGS 900 – Technische Regeln für Gefahrstoffe „Arbeits-
Innendämmungen“, 2008
platzgrenzwerte“, Januar 2006, Änderung und Ergänzung
2012 (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedi-
Schimmelschutz
zin, Ausschuss für Gefahrstoffe [AGS])
Schimmelpilze in Innenräumen – Nachweis, Bewertung,
TRGS 905 „Verzeichnis krebserzeugender, erbgutverän-
Qualitätsmanagement, 14.12.2001, überarbeitet Dezember
dernder oder fortpflanzungsgefährdender Stoffe“, Juli
2004 (Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg)
2005, Änderung und Ergänzung Mai 2008
Handlungsempfehlung für die Sanierung von mit Schim-
GISBAU. Gefahrstoff-Informationssystem der Berufs­
melpilzen befallenen Innenräumen, 2., überarb. Aufl., Juni
genossenschaft der Bauwirtschaft [online]. Internet:
2006 (Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg)
http://www.gisbau.de/index.html
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24 1  Grundlagen und Voraussetzungen für den Bautenschutz

1.3 Erneuerung und statische Ertüchtigung von Verformungen ändern ihren elektrischen Widerstand. Die-
Fundamenten­, Mauerwerk und Beton se Änderungen werden in eine digitale Anzeige umgesetzt.
Ralf Fischinger und Hubert Jakobs
Setzdehnungsmesser
1.3.1 Gründe für eine Erneuerung oder Ertüchtigung
Mit diesen Geräten werden Dehnungen und Stauchungen
Anlass zu einer Erneuerung oder Ertüchtigung sind die im
von Werkstoffen gemessen. Sie werden zur Überwachungs-
Folgenden beschriebenen Bauteilveränderungen und -schä-
messung von Bauwerksfugen und natürlichen Rissen sowie
digungen und Änderungen der Beanspruchung bzw. des
zur Kontrolle von Bauteilveränderungen zweier oder meh-
Systems.
rerer Punkte in einem Messbereich zwischen 50 mm und
500 mm eingesetzt. Die Messgenauigkeit beträgt bis zu
Risse
0,005 mm. Die Messungen können über lange Zeit beliebig
Risse treten bei der Überschreitung aufnehmbarer Span- oft wiederholt werden.
nungen auf. Unterschieden werden oberflächennahe Kerb-
risse und durchgehende Bruch- oder Trennrisse. Auf- Induktive Weg- und Winkelaufnehmer
grund der hohen Druckfestigkeit mineralischer Baustoffe
Hierbei handelt es sich um Sensoren, die Winkel- und Län-
entstehen Risse meist aus der Überschreitung der Zug-
genänderungen aufnehmen und in digitale Signale umwan-
oder Schubspannung. Mit Ausnahme der Überlastung von
deln.
Bauteilen geht dies in der Regel auf von außen einwirkende
Zwängungen der Bauteile zurück.
Setzungen
Ursachen einer Rissbildung können sein:
Setzungen des Baugrunds können folgende Ursachen haben:
OO Setzungen des Baugrunds
OO Hebungen
OO Überlastung des Baugrunds
OO Bauteilverformungen (Durchbiegungen biegebean-
OO Setzungsempfindlichkeit des Baugrunds
OO Aufweichung z. B. infolge von Niederschlägen oder Rohr-
spruchter Bauteile aufgrund von Überlastung oder Un-
brüchen
terdimensionierung von Bauteilen) OO Wasserentzug (Grundwasserabsenkung)
OO Zwang aus Temperatur (behinderte Dehnung)
OO Unterspülungen infolge von Rohrbrüchen oder Havarien
OO Zwang aus Hydratationswärme oder Schwinden (behin-
OO Lastüberlagerung im Baugrund
derte Bewegung) OO Gewichtszunahme des Baukörpers infolge von Um- und
OO unterschiedliche Bewegung verbundener Bauteile (z. B.
Anbauten
bei Überbrückung geologischer Störungszonen)
OO Bewehrungskorrosion im Beton
OO unzureichende Stabilität von Bauteilen
Hebungen
OO Konstruktionsfehler Hebungen von Bauteilen können folgende Ursachen haben:
OO Schwinden und Quellen verschiedener Baustoffe
OO Kriechen von Baustoffen bei hoher Belastung
OO Quellen (Volumenzunahme) des Bodens bei Wasserzu-
OO Witterungseinflüsse wie z. B. temperaturbedingte
tritt (Voraussetzung: quellfähige Anteile im Boden, z. B.
Gipskeuper)
Volumen­änderungen und Windlasten OO Quellen organischer Bodenbestandteile
OO Traglasterhöhungen und Systemänderungen
OO Grundwasseranstieg (Auftrieb)

Vor der Beseitigung von Rissen muss die Rissursache OO Volumenzunahme von unter dem Baukörper eingebrach-

genau­analysiert werden. Es ist zu prüfen, ob eventuell ter Hochofen- bzw. Müllverbrennungsasche


fortdauernde­Bewegungen der Rissflanken gegeben OO Frost

sind. Anwendung finden z. B. die folgenden lokalen


Methoden­: Schädigungen durch Feuchte, Korrosion und Schadstoffe­
Ursachen von Bauteilschädigungen können hier sein:
Gipsmarken
OO unzureichende Abdichtung mit der Folge der Durch-
Sie sind die gebräuchlichste, sehr einfache und kostengüns-
feuchtung und Korrosion
tige Messmethode zur augenscheinlichen Erfassung zwei­ OO unzureichende Beständigkeit gegenüber Umweltbedin-
dimensionaler Rissrandbewegungen. Gipsmarken sollten
gungen
nicht rund, sondern rechteckig und länglich sein, da sie OO Chlorideinwirkung (Tausalz, Tausalzsprühnebel)
eine definierte Richtung quer zum Riss haben müssen. Der
Gips ist 1 bis 10 mm dick und 10 bis 100 mm breit quer
Traglasterhöhungen und Systemänderungen
über einen Riss zu ziehen. Das Datum ist auf oder an der
Gipsmarke anzubringen. Die Aussagefähigkeit einer Gips- Traglasterhöhungen von Bauteilen können erforderlich
marke ist nicht mehr gegeben, wenn sich der Gips einseitig werden bei
vom Untergrund ablöst. OO Aufstockungen oder
OO Lasterhöhungen (Nutzungsänderung, höhere Nutzlast).
Dehnungsmessstreifen
Systemänderungen können resultieren aus
Diese Dehnungssensoren dienen zur Erfassung von deh-
nenden Verformungen. Sie werden auf die sich unter Belas- OO einem Teilabriss oder
tung verformenden Rissränder geklebt. Bereits sehr geringe OO Stützenverschiebungen.
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 1.3  Erneuerung und statische Ertüchtigung von Fundamenten­, Mauerwerk und Beton 25

1.3.2 Erneuerung und Ertüchtigung von Fundamenten OO Während der Ausführung der Unterfangungsarbeiten
dürfen keine Erschütterungen wirken, die das Gebäu-
Allgemeines
de oder die Unterfangungsarbeiten beeinträchtigen
Fundamente werden nach Flachgründungen und Tief- können­.
gründungen unterschieden. Zu den Flachgründungen ge-
Ferner macht die DIN 4123 Angaben zu den maximalen
hören Einzel- und Streifenfundamente und lastabtragende
Ausschachtungsgrenzen an bestehenden Gebäuden.
Bodenplatten, Tiefgründungen sind z. B. Bohrpfähle.
Vorhandene­Fundamente dürfen mit Ausnahme der Stich-
Die Belastungen von Fundamenten sind gräben für die Unterfangungen maximal bis 0,50 m ober-
halb ihrer Gründungsebene freigeschachtet werden.
OO zentrische (mittige) Auflast (Vertikallasten)
Vor den Fundamenten muss eine Berme von mindestens
OO exzentrische (ausmittige) Auflast (Horizontallasten und
2,00 m auf dieser Höhe verbleiben. Neben der Berme
Biege-[Kipp-]Momente)
darf die Böschung eine Neigung von maximal 30° haben.
Eine ausmittig aufstehende Vertikallast verursacht ein Bie- Der Höhenunterschied zwischen den vorhandenen Grün-
gemoment um die Fundamentachse und kann bei unzurei- dungsebene und der Aushubsohle darf maximal 4,00 m
chender Bemessung ein Kippen verursachen. Ausmittige betragen.
Belastungen erzeugen zudem hohe Kantenpressungen und
Für den Einbau der Unterfangungen bei Tiefergründun-
gegebenenfalls Klaffungen in der Sohlfläche des Funda-
gen sind maximal 1,25 m breite Stichgräben anzulegen. Die
ments.
Grabenwände müssen annähernd senkrecht sein. Gegebe-
Die Ausmittigkeiten sind nach DIN 1054 wie folgt be- nenfalls sind sie mit einem Verbau zu sichern.
grenzt:
Unterfangungen sind in maximal 1,25 m breiten Abschnit-
OO Ausmitte < ¹∕6 der Fundamentbreite ten vorzunehmen. Zwischen gleichzeitig hergestellten
−−keine klaffende Fuge in der Sohlfläche des Fundaments Stichgräben bzw. Schächten ist ein Abstand von mindes-
OO Ausmitte < ⅓ der Fundamentbreite tens der dreifachen Breite eines Stichgrabens bzw. Schach-
−−klaffende Fuge bis maximal zur Fundamentmitte tes einzuhalten. Vor Aushub des nächsten Bauabschnitts
müssen die bereits errichteten Unterfangungen erhärtet
Einzel- und Streifenfundamente werden zur Grundbruchsi-
sein.
cherheit und Setzungsbegrenzung durch Einhaltung zuläs-
siger Bodenpressungen bemessen. Diese hängen von der Zu den Ausschachtarbeiten, Gründungen und Unterfan-
Bodenart und der Einbindetiefe (Abstand Geländeoberkan- gungen macht die DIN 4123 darüber hinaus zahlreiche
te zur Sohlfläche) der Fundamente in den Baugrund ab. Einzelangaben. Die jeweiligen Randbedingungen bzw. Vor-
aussetzungen sind zu beachten.
Last abtragende Bodenplatten werden über einem Setzungs-
oder Bettungsmodul als flächiges Bauteil bemessen. Der Für Unterfangungen sind nach DIN 4123 folgende Materi-
Modul hängt von den Baugrundeigenschaften ab. alien zu verwenden:
OO Mauerwerk aus Vollziegeln nach DIN 105-100, Kalk-
Hinweis
sand-Vollsteine nach DIN V 106 oder Beton-Vollsteine
Fundamentverstärkungen erfordern immer eine sta- nach DIN V 18153-100; Steindruckfestigkeitsklasse je-
tische Berechnung und – falls die Bodenbeschaffenheit weils mindestens 12, MG III
nicht sicher beurteilt werden kann – ein Baugrundgut- OO Beton, mindestens C12/15 (bei Beachtung der Expositi-

achten. Fehlende Baugrundgutachten werden von zahl- onsklassen)


reichen Haftpflichtversicherungen als grober Verstoß
Bei größeren Lasten und/oder Unterfangungstiefen werden
gegen die Sorgfaltspflicht gewertet und führen zum
häufig rückverankerte Stahlbetonwände zur Tiefergrün-
Haftungsausschluss.
dung eingesetzt.
Unterfangung nach DIN 4123
Hebung und/oder Stabilisierung mittels Zement-
„Klassische“ Unterfangungen sind in DIN 4123 geregelt. ­injektion
Die Unterfangung eines bestehenden Gebäudes und gege-
Baugrundinjektionen sind in DIN 4093 geregelt. Sie dienen
benenfalls das Einbringen von Verankerungen bedürfen
der Verfestigung oder der Abdichtung des Baugrunds.
der Zustimmung des Eigentümers.
Bei diesem Verfahren werden pumpfähige Einpressstoffe in
Für die Unterfangungen gelten nach DIN 4123 folgende
die Hohlräume (Poren, Spalte, Risse, Klüfte) des Baugrunds
Voraussetzungen:
injiziert.
OO Unterhalb der neuen Gründungsebene müssen mindes­
Baugrundinjektionen setzen stets die Kenntnis des Bau-
tens mitteldicht gelagerte nicht bindige oder mindestens
grunds voraus. Die Korngröße des Injektionsstoffs muss so
steife bindige Böden anstehen.
OO Es muss nachgewiesen sein, dass nach Fertigstellung der
gering sein, dass er in die Hohlräume eindringen und sie
füllen kann, ohne vorher vom umgebenden Bodenmaterial
Unterfangung die Standsicherheit des unterfangenen
abgefiltert zu werden.
Gebäudes sichergestellt ist.
OO Der Grundwasserspiegel muss während der Bauausfüh- Injektionsstoffe müssen nach DIN 4093 oder durch einen
rung mindestens 0,50 m unter der neuen Gründungs­ bauaufsichtlichen Verwendungsnachweis geprüft sein. Zur
ebene liegen oder auf diese Tiefe abgesenkt werden. Injektion werden u. a. verwendet:
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26 1  Grundlagen und Voraussetzungen für den Bautenschutz

OO Zementsuspensionen (gegebenenfalls mit weiteren nen federnde bzw. nachstellbare Gründungskonstruktionen


Feinstbindemitteln) hergestellt werden.
OO Mischungen aus Ton, Wasser und Bindemittel
OO chemische Substanzen
Das Gebäude oder das Bauteil wird über einen nachträglich
(und abschnittweise) herzustellenden Stahlbetonbalkenrost
abgefangen, der auf nachstellbaren Federelementen gelagert
Hinweis
wird. Die Federelemente sind durch Einlegen oder Entneh-
Für statisch notwendige Injektionskörper sind Standsi- men von Blechplatten bei Überschreitung definierter
cherheitsnachweise zu führen. Dehnwege der Federn nachjustierbar. Die Federelemente
sind auf Einzelfundamenten zu gründen.
Zur Baugrundinjektion sind durch Einrammen, Einrütteln
oder Setzen in vorgebohrten Löchern zunächst Einpress-
Sonderlösung Baugrundvereisung
rohre (Injektionslanzen) in den Baugrund einzubringen.
Die Injektionslanzen bestehen aus Stahl- oder Kunststoff- Die Boden- oder Baugrundvereisung ist ein Tiefbauverfah-
rohren, ihr Durchmesser beträgt in der Regel 35 bis 60 mm. ren, das auch im Bergbau Anwendung findet. Künstliches
Gefrieren des Bodenwassers verfestigt den Boden und
In das Rohr wird ein Packer eingeführt, in den über eine
macht ihn wasserundurchlässig. Der entstehende Frostkör-
Zuleitung der Injektionsstoff über Druck zugeführt wird.
per verleiht der Baugrube bzw. dem Baugrund ein gewisses
Der Packer dichtet das Injektionsrohr nach oben und unten
Maß an Stabilität und schützt vor Wasserzutritt, bis diese
hin ab, sodass der Boden über die Öffnungen des Injekti-
Funktionen vom Bauwerk selbst übernommen werden
onslanze gezielt nur in einer bestimmten Höhe verpresst
können. Baugrundvereisung kommt überwiegend nur tem-
wird. Durch Höhenverstellung der Packer kann der Boden
porär zum Einsatz.
abschnittweise verpresst werden. Das Verpressen erfolgt
meist von unten nach oben.
Hinweis
Baugrundverbesserung Beim Gefriervorgang kann es zu unerwünschten He-
bungen, beim Auftauen des Frostkörpers zu Setzungen
Um den Baugrund zu verbessern, werden z. B. Expansions-
kommen.
harze mittels Injektionslanzen (Durchmesser: 16 mm) in
den Boden injiziert. Der Injektionsstoff verfestigt den Bau-
1.3.3 Erneuerung und Ertüchtigung von Mauerwerk
grund und beugt so weiteren Setzungen vor. Bei quellfähi-
gen Materialien können durch deren Volumenzunahme die Abstützungen
Fundamente oder Böden zielgenau angehoben werden.
Mauerwerk als Systemgefüge aus Mauersteinen und Mörtel
Dadurch können Risse und Absätze in Wänden und Böden
kann nahezu ausschließlich Druckkräfte übertragen.
annähernd ausgeglichen werden. Die Systeme sind herstel-
Schub- und Zugkräfte werden nur in geringem Umfang
lerabhängig. Ihr Einsatz erfordert eine genaue Kenntnis der
aufgenommen und führen schnell zu Rissen. Unbelastetes
Beschaffenheit des Baugrunds.
Mauerwerk reagiert auf Deformationen oder Schub- und
Zugspannungen empfindlicher als ein durch eine Auflast
Nachträgliche Pfahlgründung
„überdrücktes“ Mauerwerk. Bei nicht abgestütztem Mauer-
Bei einer nachträglichen Pfahlgründung werden von einer werk stellt sich eine Gewölbewirkung ein. Diese setzt je-
neben dem Fundament ausgeschachteten Grube aus seg- doch eine horizontale Halterung an den „Gewölbefüßen“
mentweise Pfähle in den Baugrund eingepresst. Dieses Ein- und eine Stoßfugenvermörtelung voraus, die in vielen Fäl-
pressen erfolgt so lange, bis der Pfahl mit der ausreichen- len nicht gegeben sind. Daher sind Montagezustände sorg-
den Verpresslast eingebracht wurde. Mit hydraulischen fältig zu planen und in den meisten Fällen Montageabstüt-
Pressen kann das Fundament nach Herstellung der Pfähle zungen vorzunehmen. Es sind gegebenenfalls wechselnde
gehoben oder abgesenkt werden. Abstützungen vorzunehmen, um die Mauerwerksbereiche,
an denen gearbeitet wird, zu entlasten.
Durch den Einbau von Pfählen wird aus der Flach- eine
Tiefgründung.
Verwendungsbeschränkungen von Stein- und
Die Maßnahme erfordert detaillierte Kenntnisse der Be- Mörtelsorten
schaffenheit des Baugrunds. Daher ist in der Regel ein Bau-
Bei direkt bewitterten Bauteilen ist auf eine ausreichende
grundgutachten erforderlich. Ferner ist der neue Zustand
Frostsicherheit der Baustoffe zu achten. Die DIN 1053-1
statisch zu untersuchen.
definiert folgende Einschränkungen bei der Verwendung
Pfähle haben in der Regel ein Kopfstück zur Lasteinleitung von Mörteln:
aus dem Fundament. Es ist daher zu prüfen, ob das Funda-
Mörtelgruppe I ist nicht zulässig für
ment für Lagerungssituation geeignet ist. Gegebenenfalls
sind zusätzliche Gründungsbalken oder Stahlkonstruktio- OO Gewölbe, Kellermauerwerk (Ausnahme: Instandsetzung
nen einzubauen. alten Mauerwerks) und Außenschalen zweischaliger Au-
ßenwände,
Gründung mit Federelementen OO Gebäude mit mehr als 2 Vollgeschossen,
OO Wanddicken unter 240 mm (bei zweischaligen Außen-
Bei Baugrundbewegungen, die über den Instandsetzungs-
wänden ist die Innenschale maßgebend) und
zeitpunkt hinaus anhalten und weitere Schäden befürchten OO Mauerwerk EM.
lassen (z. B. im Bereich geologischer Verwerfungen), kön-
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 1.3  Erneuerung und statische Ertüchtigung von Fundamenten­, Mauerwerk und Beton 27

Mörtelgruppe III/IIIa ist nicht zulässig für gen der Übermauerung vermörtelt sein. Sind diese Voraus-
setzungen nicht erfüllt, sind bügelbewehrte Stahlbetonstür-
OO Außenschalen (Ausnahme: bewehrte Bereiche und nach-
ze oder Stahlträger zu verwenden. Die Auflagerlänge und
trägliche Verfugung).
die notwendige Höhe der Übermauerung sind in Abhän-
Vor der Verwendung von Mörteln mit Zement als Binde- gigkeit von der Belastung festzulegen bzw. durch eine stati-
mittel ist insbesondere bei historischem Mauerwerk zu sche Berechnung zu ermitteln. Gegebenenfalls sind Brand-
prüfen, ob Gipsanteile im alten Mauerwerk vorhanden schutzanforderungen zu beachten.
sind. Falls dies der Fall ist, darf nicht mit zementhaltigem
Mörtel gearbeitet werden, da es zwischen Gips und Zement Spiralanker
zur Ettringitbildung kommen kann. Die damit einherge-
Spiralanker dienen der Instandsetzung von Rissen. Durch
hende Volumenzunahme kann zur Zerstörung des Mauer-
die Einlage der Spiralanker in Lagerfugen können diese
werks führen.
Zugspannungen aufnehmen und weiteren Rissbildungen
vorbeugen. Besonders im Bereich der Denkmalpflege fin-
Verzahnung und Stumpfstoßtechnik
den die Spiralanker ihr Einsatzgebiet.
Altes und neues Mauerwerk sind – soweit keine Bewe-
Zur dauerhaften Rissinstandsetzung werden Mauerwerks-
gungsfugen geplant sind – zu verzahnen. Stoß- und Lager-
teile mit gedrillten Edelstahlankersystemen miteinander
fugen übereinanderliegender Schichten müssen versetzt
verbunden. Fassadenrisse und Risse im Bereich von Stür-
sein. Das Überbindemaß der Steine muss mindestens 40 %
zen, Öffnungen oder Bogenstürzen können auf diese Weise
der Steinhöhe, mindestens jedoch 45 mm betragen. Bei
behoben werden. Die Spiralanker werden hierzu in den
Normalmörtel betragen die üblichen Fugendicken, auf die
Fugen des Mauerwerks verlegt.
die Stein- und Schichtmaße abgestimmt sind, für die Stoß-
fugen 10 mm und für die Lagerfugen 12 mm. Spiralanker bestehen aus austenitischem Edelstahl und sind
in 3 Querschnittsgrößen mit den Nenndurchmessern 6, 8
Zur Vermörtelung der Fugen wird auf die Regelungen der
und 10 mm lieferbar. Sie wirken innerhalb eines linearen
DIN 1053-1 verwiesen.
Bereiches wie kräftige gewickelte Federn und können Mau-
Wenn eine Verzahnung z. B. aufgrund unterschiedlicher erwerksteile nachhaltig verbinden. Die Zugfestigkeit wird
Schichtmaße oder aufgrund der konstruktiven Gegebenhei- im Herstellungsprozess mehr als verdoppelt. Die Verdril-
ten nicht möglich oder nicht erforderlich ist, können an altes lung des Ankers vergrößert den Haftverbund zwischen
Mauerwerk angrenzende Wände mit der Stumpfstoßtech- Spezialmörtel und Spiralanker. Zur Einarbeitung des Spi-
nik verbunden werden. Da die aus dem Neubau bekannten ralankers in horizontale Mörtelfugen, zur Verankerung und
Flachlaschen nicht in das alte Mauerwerk eingebaut werden zur Vernadelung wird Spezialmörtel benötigt. Spiralanker
können, bestehen hier 2 Möglichkeiten der Verankerung: sind nur zur Sanierung von Rissen infolge von Zwangszug-
kräften geeignet. Die Ausführung erfolgt nach Hersteller-
OO Aufdübeln von Flachlaschen auf die bestehende Wand
anweisung und statischer Bemessung.
OO Eindübeln von Dübelankern in die bestehende Wand
Für lastbedingte Risse sind Spiralanker nicht geeignet.
Der vertikale Abstand der Anker voneinander darf maxi-
Hierzu sind Bewehrungsstäbe mit erhöhtem Korrosions­
mal 50 cm betragen. Gilt der Stumpfstoß als statisch not-
widerstand einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung
wendige seitliche Halterung einer Mauerwerkswand, kön-
zu verwenden.
nen sich darüber hinausgehende Anforderungen ergeben.
Die Anschlussfuge ist vollständig zu vermörteln. Injektionen
Zur Füllung von Hohlräumen im Mauerwerk und zu des-
Hinweis
sen Stabilisierung sind Bindemittelinjektionen möglich. Als
Stumpfe Wandanschlüsse können nur geringe Deforma- Injektionsstoffe kommen infrage:
tionen oder Zwängungen, z. B. aus Setzungen oder aus OO feinkörnige injektionsfähige Mörtel bzw. Bindemittelge-
dem Schwinden der Materialien, aufnehmen, sodass es
mische
häufig zu Rissen in der Fuge kommt. Dies sollte beim OO mineralisch gebundene Mörtel (z. B. mit Zement oder
Ausbau z. B. mit dem Anlegen von Kellenschnitten im
Kalk als Bindemittel)
Putz (als Sollbruchstellen) berücksichtigt werden. OO Silicatlösungen
OO Reaktionsharze
Flachstürze OO reaktionsharzgebundene Mörtel.

Die Verwendung von Flachstürzen erfolgt nach den Bestim-


Die Verpressung erfolgt in der Regel über Bohrkanäle im
mungen der bauaufsichtlichen Zulassungen bzw. Typensta-
Niederdruckverfahren. Regelungen enthält das WTA-
tiken.
Merkblatt 4-3-98/D „Instandsetzung von Mauerwerk.
Das Mauerwerk ist vor Abbruch durch Abstützung angren- Standsicherheit und Tragfähigkeit“.
zender Bereiche zu entlasten. Bei breiteren Wänden hat
Verpressgut und Verfahren sind auf die Beschaffenheit des
sich ein Einbau im Wechsel links und rechts bewährt.
Bauteils und die Hohlraumgröße abzustimmen.
Flachstürze erfordern eine ausreichende Tragfähigkeit ihrer
Zementleime und Zementsuspensionen sowie Siliconmikro­
Übermauerung, da sie selbst nur Zugband eines Gewölbe-
emulsionen werden im Niederdruckverfahren (Druck bis
systems sind. In der Regel werden Anforderungen an die
maximal 10 bar) eingebracht, um eine Entmischung zu
Steinart und -festigkeit gestellt. Ferner müssen die Stoßfu-
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28 1  Grundlagen und Voraussetzungen für den Bautenschutz

verhindern und ein allmähliches Verteilen des Injektions- keit von Abstützungen siehe Kapitel 1.3.3), erfolgt der
stoffs in Rissen und Hohlräumen zu erreichen. Einbau­mehrerer Stahlträger nebeneinander wie bei den
Flachstürzen gegebenenfalls nacheinander.
Die Injektionsstoffe tragen zur Sperrung des kapillaren
Feuchtetransports im Mauerwerk bei. Bei entsprechend Stahlträger sind statisch zu dimensionieren. Der Statik ist
geeigneten Materialien kann durch eine Injektion eine Ho- zu entnehmen:
rizontalsperre hergestellt werden. Regelungen hierzu ent- OO Stahlprofil
hält das WTA-Merkblatt 4-4-04/D „Mauerwerksinjektion OO Stahlgüte
gegen kapillare Feuchtigkeit“. OO Auflagerlängen

Vor der Verwendung von zementhaltigen Injektionsstoffen OO gegebenenfalls Auflagerertüchtigung in Form von Unter-

ist insbesondere bei historischem Mauerwerk zu prüfen, ob legblechen oder Auflagerpolstern


dieses Gipsanteile enthält. OO gegebenenfalls Verbindungsmittel der Stahlkonstruktion

bzw. Dübelverankerungen im Beton


Nachträgliche Verankerung von Verblendschalen und
Zur Lasteinleitung und Kippsicherung werden in Auflager-
Vorhangfassaden­
bereichen häufig Stegbleche (Rippen) eingeschweißt.
Nicht tragende Verblendschalen von zweischaligem Mauer-
Der Brandschutz von Stahlträgern erfolgt über dämm-
werk und Vorhangfassaden aus Betonelementen benötigen
schichtbildende Anstriche oder eine Bekleidung z. B.
in der Regel eine Verankerung in der tragenden Konstruk-
mit Gipskarton oder Gipsfaserplatten. Einzelheiten zu
tion.
Verfahren­und Schichtdicken regeln die allgemeinen
Bei zweischaligen Verblendschalen erfolgt dies durch die bauauf­sichtlichen Zulassungen bzw. Prüfzeugnisse der
Anordnung von in die tragende Wand eingemauerten Hersteller­. Bei den Anstrichen ist neben der Profilform
Drahtankern aus korrosionsbeständigem Stahl. Bei älteren und dem Verhältnis von Umfang zu Querschnitt auch die
Bauten kommt es häufig vor, dass zu wenige Anker vorhan- Belastung des Bauteils (Zug, Druck oder Biegung) zu be-
den sind oder die Anker stark korrodiert oder bereits völlig rücksichtigen.
weggerostet sind.
Verbindung von altem und neuem Beton
Zur Instandsetzung bieten sich Verblendsanieranker an. Zu
ihrem Einsatz werden Bohrlöcher in den Lagerfugen der Wird ein Betonbauteil durch das Anbetonieren mit einem
Verblendschalen angelegt, die bis in das Hintermauerwerk neuen Betonbauteil, gegebenenfalls einer Aufbetonschicht,
reichen, wo die einzubauenden Anker mit Injektionsstoffen verstärkt, so muss zwischen den Bauteilen ein Kraftschluss
verankert werden. In der Ebene der Verblendschale werden hergestellt werden.
die Anker ebenfalls mit Injektionsstoffen verpresst. Durch
Dies kann erfolgen mit
Siebhülsen und Injektionsdüsen wird ein Austritt des Injek-
tionsstoffs in die Dämmschicht verhindert. OO Reibung und Haftverbund,
OO Haftbrücken oder
Die Zahl der Verblendsanieranker richtet sich nach OO mechanischen Verbindungsmitteln wie Dübeln oder Be-
DIN 1053-1, die Ausführung nach der allgemeinen bauauf-
wehrung.
sichtlichen Zulassung (abZ) des Ankersystems. An einer
festgelegten Zahl von Probeverankerungen ist die Festigkeit Zur Festlegung der erforderlichen Verbindungen ist die
der Anker zu überprüfen. Bei einer Last von 1 kN dürfen Kenntnis der Beanspruchung der Fuge (Druck, Zug,
die Anker maximal 1 mm Schlupf aufweisen. Schub) erforderlich:
Ähnliche Systeme gibt es zur Instandsetzung der Wetter- OO Druckbeanspruchungen werden durch direkte Pressung
schalen von Dreischichtbetonplatten, wie sie häufig an Ge- der Bauteile gegeneinander übertragen.
bäuden in den neuen Bundesländern anzutreffen sind. Die OO Zugbeanspruchungen benötigen in der Regel mecha-

prinzipielle Vorgehensweise entspricht der beim Einsatz nische Verbindungsmittel.


der Verblendsanieranker. Die Belastungen sind allerdings OO Schubkräfte können durch die Verbindungsmittel, aber

größer und bestehen neben Windlasten auch aus dem Ei- auch durch Reibung oder Haftverbund aufgenommen
gengewicht der Fassadenplatten. werden.
Die Anwendung ist in allgemeinen bauaufsichtlichen Zu- Werden Anforderungen an die Dichtheit der Fuge zwischen
lassungen geregelt. den beiden Bauteilen gestellt, kann diese neben einer äuße-
ren Abdichtung auch über Klemmarbeitsfugenbänder, die
1.3.4 Erneuerung und Ertüchtigung von Beton am Bestand angedübelt und am neuen Bauteil innen oder
außen liegend einbetoniert werden, sichergestellt werden.
Abfangungen mit Stahlträgern
Die Dimensionierungsregeln sind durch die Herstelleran-
Der Einbau von Stahlträgern als Abfangung von Stahlbe-
gaben bzw. in der DIN 18197 vorgegeben.
tonbauteilen erfolgt zunächst 1 bis 2 cm unter dem verblei-
benden Bauteil. In den Spalt zwischen Stahlträger und Be-
Fugenausbildung und Verbund
tonbauteil sind wechselseitig Stahlkeile einzutreiben. Der
Spalt ist anschließend mit schwindfreiem Mörtel kraft- Die DIN 1045-1 unterscheidet bei Fugen zwischen
schlüssig auszustopfen. OO Haftverbund durch „Klebewirkung“ und
Um Bauzustände möglichst stabil zu gestalten und Abstüt- OO Haftverbund durch Reibung (Querkraftübertragung
zungen auf ein Minimum zu reduzieren (zur Notwendig- durch Druckbeanspruchung quer zur Fuge).
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 1.3  Erneuerung und statische Ertüchtigung von Fundamenten­, Mauerwerk und Beton 29

Die Übertragung von Schubkräften in den Fugen zwischen chen als „gerissen“ gelten. Da der Beton selbst Zugkräfte
nebeneinanderliegenden Fertigteilen oder zwischen Ortbe- nicht aufnehmen kann, sind diese Bauteile „gerissen“. Die
ton und einem vorgefertigten Bauteil oder zwischen nachei­ Zugkräfte werden von der Bewehrung aufgenommen.
nander betonierten Ortbetonabschnitten wird durch die Rau-
In so als gerissen einzustufenden Betonbauteilen dürfen nur
igkeit und Oberflächenbeschaffenheit der Fuge bestimmt.
Dübel mit Zulassung für die gerissene Zugzone verwendet
Für den Nachweis der Tragfähigkeit gelten folgende Defini- werden. Dies betrifft die meisten biegebeanspruchten Bau-
tionen nach DIN 1045-1: teile wie Stahlbetondecken oder Balken, es sei denn, die
Verankerung erfolgt in der Druckzone. Die Tragfähig­keit
OO sehr glatt
der Dübel richtet sich nach ihrer Form und ihrem Durch-
Die Oberfläche wurde gegen Stahl, Kunststoff oder glatte
messer sowie der Verankerungsart und -tiefe.
Holzschalung betoniert. Unbehandelte Fugenoberflächen
sollten bei der Verwendung von Beton im ersten Beto- Die Bemessung erfolgt (in der Regel mit EDV-Program-
nierabschnitt mit fließfähiger bzw. sehr fließfähiger Kon- men) gemäß der Zulassungsleitlinie (European Technical
sistenz (Ausbreitmaßklasse: ≥ F5) als sehr glatte Fugen Approval Guideline) ETAG 001 („Bekanntmachung der
eingestuft werden. Leitlinie für die europäische technische Zulassung für
OO glatt Metall­dübel zur Verankerung im Beton [ETAG 001, Tei-
Die Oberfläche wurde abgezogen oder im Gleit- bzw. le 1–6]“ vom 25. Februar 2008 und 28. Oktober 2011).
Extruderverfahren hergestellt oder ist nach dem Verdich- Hierbei werden berücksichtigt
ten ohne weitere Behandlung geblieben.
OO rau
OO die Bauteildicke,
OO die Betongüte,
Die Oberfläche besitzt eine durch Rechen erzeugte Rau- OO den Betonzustand (gerissener oder ungerissener Beton),
igkeit von mindestens 3 mm Tiefe mit ca. 40 mm Zin- OO der Randabstand der Dübel und
kenabstand oder eine durch entsprechendes Freilegen der OO die Achsabstände der Dübel sowie
Gesteinskörnungen oder durch andere Methoden er- OO bei randnahen Verankerungen das Vorhandensein einer
zeugte Rauigkeit, die ein äquivalentes Tragverhalten her-
Randbewehrung.
beiführt. Alternativ darf die Oberfläche eine definierte
Rauigkeit aufweisen. Je nach Umweltbedingungen und Zugänglichkeit sind Dü-
OO verzahnt bel aus feuerverzinktem Stahl oder korrosionsbeständigem
Als verzahnt gilt eine Oberfläche, wenn die Geometrie Stahl (A2 oder A4) zu verwenden. Die Montage der Dübel
der Verzahnung einer trapezförmigen Ausbildung gemäß erfolgt stets nach Herstellerangaben. In jedem Fall sind die
DIN 1045-1, Bild 35a, entspricht. Wenn eine Gesteins- Bohrlöcher von Staub zu reinigen. Bei Zugverankerungen,
körnung mit dg ≥ 16 mm verwendet und das Korngerüst die ohne anschließendes Stahlbauteil hergestellt werden, ist
mindestens 6 mm tief freigelegt wird, darf die Fuge eben- durch ein anzuschraubendes Stahlbauteil ein Herausziehen
falls als verzahnt eingestuft werden. des Gewindeteils des Dübels aus dem neuen Betonbauteil
zu verhindern.
Die Tragfähigkeit der Fuge kann durch Anschlussbeweh-
rung erhöht werden. Bei sehr glatten Fugen gibt es keinen
Einkleben von Bewehrung
Traganteil aus Haftverbund.
Zur Verbindung alter und neuer Betonbauteile hat sich auch
Betonflächen sind vor dem Anbetonieren vorzunässen, um
die Verwendung eingeklebter Bewehrungsstäbe bewährt.
einen möglichst guten Haftverbund zu erzielen. Die über-
tragbaren Lasten sind mithilfe einer statischen Berechnung Zur kraftschlüssigen Verbindung der Bauteile werden
zu ermitteln. Bohrlöcher im alten Bauteil angelegt, in die die Bewehrung
eingeklebt wird. Hierfür werden Systeme von verschiede-
Dübelverbindungen nen Herstellern angeboten. Der Einbau hat nach allgemei-
ner bauaufsichtlicher Zulassung oder allgemeinem bauauf-
Dübel sind stiftförmige Stahlverbindungsmittel, die in ein
sichtlichem Prüfzeugnis zu erfolgen. Stabdurchmesser und
Bauteil eingebohrt werden.
Verankerungstiefe werden im Rahmen einer statischen
Unterschieden werden Berechnung in Abhängigkeit von der vorhandenen Beweh-
rung, den vorliegenden Betongüten und den Belastungen
OO Kunststoffspreizanker,
ermittelt.
OO Metallspreizanker,
OO Klebeanker (Verbundanker), Folgende Randbedingungen sind gemäß europäischer
OO Hinterschnittanker und technischer Zulassung ETA-04/0027 beim Einbau zu be-
OO Betonschrauben. achten:
Für die Verbindung von altem und neuem Beton kom- OO Einbau durch entsprechend geschultes Personal unter der
men nur Metallspreizanker, Hinterschnittanker und Ver- Aufsicht des Bauleiters
bundanker infrage. OO Einbau nach Herstellerangaben und den Konstruktions-

zeichnungen mit den in der Zulassung angegebenen


Es sind ferner Dübel für gerissenen und ungerissenen Be-
Werkzeugen
ton zu unterscheiden. OO Einbau nur wie vom Hersteller geliefert, ohne Austausch

Infolge von Last- und Zwangbeanspruchungen sind Ober- einzelner Teile


flächen von Betonbauteilen zugbeansprucht. Bei entspre- OO Übereinstimmung eingemörtelter Betonstähle mit den

chender Belastung können auch optisch rissfreie Oberflä- Bestimmungen der Zulassung
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30 1  Grundlagen und Voraussetzungen für den Bautenschutz

OO Prüfung vor Setzen des Dübels, ob die Festigkeitsklasse Folgende Schweißnahtformen werden unterschieden:
des Betons, in den der Dübel gesetzt werden soll, zumin- OO Stumpfstoß
dest der Mindestfestigkeitsklasse (Referenzfestigkeits- OO Laschenstoß
klasse) entspricht OO Überlappstoß (Übergreifungsstoß)
OO Prüfung der einwandfreien Verdichtung des Betons (z. B.
OO Kreuzungsstoß
kein Vorliegen signifikanter Hohlräume) OO Verbindung mit anderen Stahlteilen
OO Markierung und Einhaltung der effektiven Verankerungs­

tiefe Die Verwendung der Schweißverfahren für die Schweiß-


OO Einhaltung der festgelegten Rand- und Achsabstände nahtformen und den Stabdurchmesser der Bewehrungs­
ohne Minustoleranzen stäbe ist beschränkt. Angaben enthält DIN 4099-1. Sie re-
OO Anordnung der Bohrlöcher ohne Beschädigung der Be- gelt auch Schweißverbindungen zwischen Betonstahl und
wehrung Bau- sowie Edelstählen. Ein rechnerischer Nachweis für die
OO Bohrlochherstellung mittels Hammerbohren Schweißnähte ist nicht erforderlich. Die Bemessung ist
OO Vermörtelung eventueller Fehlbohrungen nach DIN 4099-1 vorzunehmen (unter Bezug auf den Stab-
OO Bohrlochreinigung und Einbau nach den Bestimmungen durchmesser ds).
der Zulassung
OO kein Setzen der Anker in wassergefüllte Bohrlöcher
Die Ausführung tragender Schweißverbindungen darf nur
OO Verwendung von Stauzapfen für die Mörtelinjektion bei
durch Firmen mit einem entsprechenden Eignungsnach-
weis und durch Schweißer mit gültigen Prüfzeugnissen
Überkopfmontage
OO Sicherung der Stahlteile während der Mörtelaushärtung
erfolgen.
(z. B. mit Keilen) Schweißer und Schweißverbindungen müssen hinreichend
OO Verwendung von Stauzapfen bei Bohrlochtiefen ≥ 250 mm gegen direkte Witterungseinflüsse wie Wind, Regen und
OO Temperatur der Dübelteile beim Einbau sowie im Veran- Schnee geschützt werden. Von den Oberflächen im
kerungsgrund während der Aushärtung des Injektions- Schweißbereich und den Berührungsflächen sind Schmutz,
mörtels: mindestens +5 °C Fette, Öle, Feuchte, Rost und Zunder sowie Beschichtun-
OO Einhaltung der Wartezeit bis zur Lastaufbringung gemäß gen, soweit diese die Schweißnahtgüte ungünstig beeinflus-
Zulassung sen, zu entfernen. Vorgebogene Stäbe dürfen geschweißt
OO keine Überschreitung der in der Zulassung bestimmten werden. Nachträglich darf an der Schweißstelle gebogen
Anzugsdrehmomente bei der Montage von Anbauteilen werden, wenn die Anforderungen nach DIN 1045-1, Tabel-
(Montagedrehmomente sind für die Tragfähigkeit der le 24, eingehalten werden.
Klebebewehrung oder des Dübels nicht erforderlich)
Im Zusammenhang mit Instandsetzungen oder Erneuerun-
gen von Bauten ist das Schweißen meist das einzige an-
Schweißen von Bewehrungsstäben
wendbare Fügeverfahren. In diesem Fall ist gemäß Arbeits-
Die Durchführung der Schweißarbeiten ist in der blatt 10 „Schweißen von Betonstahl“ des Instituts für
DIN 4099-1 geregelt. Die damit verbundenen Regeln für Stahlbetonbewehrung e. V. wie folgt vorzugehen:
die Überwachung enthält die DIN 4099-2. Firmen und OO Einschalten einer geeigneten fachkundigen Stelle (z. B.
Personal müssen ihre Eignung nachweisen.
Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt oder Prüf-
Betonstähle, hergestellt nach den Anforderungen der Nor- ingenieur)
menreihe DIN 488, sind generell schweißgeeignet. Sofern OO Durchführung von Prüfungen zur Beurteilung der

Betonstähle gemäß allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassun- Schweißeignung des alten, eingebauten Betonstahls
gen produziert werden, ist die Schweißeignung dort geregelt. OO Erstellung der Schweißanweisung
OO Einholung einer Zustimmung im Einzelfall bei der zu-
Folgende Betonstähle sind generell schweißgeeignet:
ständigen obersten Bauaufsichtsbehörde des jeweiligen
OO BSt 500 S-GEWI Bundeslands
OO Betonstahl in Ringen: BSt 500 WR OO Durchführung und Prüfung von fertigungsbezogenen,
OO BSt 500 KR vorgezogenen Arbeitsproben (meist Mischverbindung
OO Betonstahlmatten: BSt 500 M (Tiefrippung) aus Altbewehrung und BSt 500)
OO BSt 500 WM (warme Matte) OO Ausführung der Schweißarbeiten durch einen Betrieb
OO Gitterträger mit Eignungsnachweis nach DIN 4099-2
Ältere Betonstähle sind häufig nicht oder nur bedingt
Muffenverbindungen von Bewehrungsstäben
schweißgeeignet.
Bei Muffenstößen von Betonstahl werden an den zu verbin-
Folgende Schweißverfahren werden unterschieden:
denden Stabenden (Muffenstab bzw. Anschlussstab) vom
OO Lichtbogenhandschweißen (Verfahrensnummer nach Verarbeiter mithilfe von Spezialgeräten form- und kraft-
DIN 4099-1: 111) schlüssig Muffen am Betonrippenstahl verfahrensabhängig
OO Metall-Lichtbogenschweißen mit Fülldrahtelektrode aufgepresst oder aufgerollt. Die zu verbindenden Stabenden
ohne Schutzgas (114) werden mit 6 bis 8 Umdrehungen ineinandergeschraubt.
OO Reibschweißen (42) Zur Schlupfminderung wird die Verbindung mit einem
OO Abbrennstumpfschweißen (24) definierten Anzugsdrehmoment vorgespannt. Dies erfolgt
OO Buckelschweißen (23) in der Regel auf der Baustelle mit einem kalibrierten Dreh-
OO Metall-Aktivgasschweißen (135, 136) momentschlüssel.
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 1.3  Erneuerung und statische Ertüchtigung von Fundamenten­, Mauerwerk und Beton 31

Der Einbau erfolgt durch geschultes Personal nach Herstel- Die Angaben der DAfStb-Richtlinie „Schutz und Instand-
lerangaben. setzung von Betonbauteilen (Instandsetzungs-Richtlinie)“
sind zu beachten.
Spritzbeton
Bauteilverstärkung mittels CFK-Lamellen und CFK-Sheets
Die Ertüchtigung von Stahlbetonbauteilen ist über das Auf-
bringen einer Spritzbetonschicht mit oder ohne Bewehrung Bauteile können durch die Anordnung von kohlenstoff­
möglich. Die Bemessung erfolgt ingenieurmäßig im Rah- faserverstärkten Lamellen als „Klebebewehrung“ verstärkt
men einer statischen Berechnung, mit der die erforderliche werden (CFK: carbonfaserverstärkter Kunststoff). Die
Bewehrung ermittelt wird. Die bauliche Durchbildung der Bemessung­und Ausführung erfolgt nach der bauauf­
Bewehrung ist in Bewehrungsplänen darzustellen. sichtlichen Zulassung und erfordert stets eine statische
Berechnung­. Bei der statischen Berechnung ist der Vor­
Spritzbeton ist ein Beton, der in einer geschlossenen Rohr-
dehnungszustand des Bauteils entscheidend, da die auf­
oder Schlauchleitung zur Einbaustelle gefördert, dort aus
geklebte CFK-Lamelle (mit Ausnahme vorgespannter La-
einer Spritzdüse pneumatisch aufgetragen (aufgespritzt)
mellen) nur bei einer zusätzlichen Verformung (Dehnung)
und durch die Aufprallenergie verdichtet wird. Beim
des Bauteils wirksam wird.
Spritzvorgang prallt ein Teil des Spritzguts, der sogenannte
Rückprall, ab. Hierdurch ergibt sich eine deutliche Verän- Unterschieden werden
derung der Ausgangsmischung, die bei der Festlegung der OO aufgeklebte Lamellen,
für die Betoneigenschaften notwendigen Betonzusammen- OO eingeschlitzte Lamellen und
setzung zu berücksichtigen ist. Aufgrund der Besonderhei- OO flächige Sheets zur Umschnürung von Stützen und als
ten gegenüber der normalen Betonherstellung wird Spritz-
Schubverstärkung.
beton meist von spezialisierten Firmen ausgeführt.
Klebstoff und Lamelle bzw. Sheet sind stets zusammen als
Die DIN EN 14487-2 stellt zusammen mit der DIN 18551
aufeinander abgestimmtes System einzusetzen. Ein Materi-
als nationales Anwendungsdokument Anforderungen an
almix bzw. die Kombination von Materialien verschiedener
OO die Dokumentation, Hersteller ist nicht zulässig. Die Verstärkungsarbeiten mit
OO die Vorbereitung der Arbeiten (Gerüste, Lehrgerüste, CFK-Lamellen bzw. -Sheets dürfen nur von Betrieben
Schalung, Untergrundvorbereitung, Vornässen, Schutz durchgeführt werden, die einen gültigen und durch eine
gegen extreme Umgebungstemperaturen), zertifizierte Prüfstelle ausgestellten Eignungsnachweis für
OO die Bewehrung, diese Arbeiten vorlegen können.
OO die Ausrüstung,
OO das Dosieren und Mischen sowie die Lieferung des Betons,
Folgende Bauteileigenschaften sind zu gewährleisten:
OO die Ausführung der Spritzarbeiten (Spritzvorgang, Ober- OO Die Mindestbetonfestigkeitsgüte muss je nach System
fläche des fertigen Spritzbetons, Nachbehandlung und C12/15 (vormals B15) bzw. C20/25 (vormals B25) be­
Schutz), tragen.
OO die geometrischen Toleranzen und OO Die Haftzugfestigkeit muss in der Regel mindestens
OO die Überwachung. 1,5 N/mm2 betragen.
Erforderlichenfalls sind Verbundmittel zum Altbeton hin Ferner gelten folgende Voraussetzungen für die zu bear-
anzuordnen. Bei der Verstärkung von flächenartigen Bau- beitende Bauteiloberfläche:
teilen, z. B. Platten und plattenartigen Bauteilen, ist die Be- OO Der Restfeuchtewert muss dem Zustand „trocken“ gemäß
wehrung nach DIN 18551 im vorhandenen Beton mit min-
der Anforderung der Instandsetzungs-Richtlinie entspre-
destens 4 Stahldübeln M8 je m2 zu verankern.
chen: Von der Betongüte abhängig darf die Restfeuchte bei
Betongüten bis C30/37 maximal 4 Gew.-% betragen und
Injektion zur Stabilisierung des Betongefüges bei
bei der Betongüte C35/45 maximal 3 Gew.-%, gemessen
Bindemittelauswaschung­
mit dem CM-Gerät (herstellerabhängige Messvorgaben).
Zur Festigung geschädigter Betone sind Injektionen zur OO Die Untergrundtemperatur muss über +10 °C und 3 K

Stabilisierung möglich. Injektionsstoffe sind über dem Taupunkt liegen (herstellerabhängige Messvor-
gaben).
OO Zementleime und Zementsuspensionen, OO Der Betonuntergrund muss tragfähig und frei von tren-
OO Harze (Polyurethanharze und Epoxidharze) und
OO Siliconmikroemulsionen.
nend wirkenden arteigenen oder artfremden Substanzen
sowie von korrosionsfördernden Bestandteilen (z. B.
Die Verpressung erfolgt nach Verdämmung der Oberflä- Chloride) sein.
chen über Klebe- oder Bohrpacker in die Hohlräume des OO Minderfeste Schichten und Schlämmeanreicherungen

Bauteils im Nieder- oder Hochdruckverfahren. Verpressgut sind zu entfernen.


und Verfahren sind auf die Beschaffenheit des Bauteils und
Die Verarbeitungstemperatur der Lamellen muss zwi-
die Hohlraumgröße abzustimmen.
schen +10 und +30 °C liegen (herstellerabhängige Vorgabe).
Zementleime und Zementsuspensionen sowie Siliconmikro­
Die Endverankerung der Lamellen erfolgt mit Klebever-
emulsionen werden im Niederdruckverfahren (Druck bis
bund auf der Oberfläche, bei vorgespannten Lamellen mit
maximal 10 bar) eingebracht. Dadurch soll eine Entmi-
aufzudübelnden Ankerelementen. Erforderliche Veranke-
schung verhindert und eine allmähliche Verteilung des In-
rungslängen werden in der Statik einzelfallbezogen errech-
jektionsstoffs in Rissen und Hohlräumen erreicht werden.
net; Pauschalangaben existieren nicht.
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32 1  Grundlagen und Voraussetzungen für den Bautenschutz

Für aufgeklebte Lamellen gilt ein maximaler Verstärkungs- 1.4 Betonsanierung


grad von 200 %, d. h., die Traglast darf durch die Verstär- Heiko Teutenberg
kung maximal verdoppelt werden. Der maximale Abstand
1.4.1 Einführung
der Lamellen bei Verstärkungen flächiger Bauteile beträgt
das Fünffache der Bauteildicke. Beton ist ein künstlicher Stein aus Wasser, Zement und
Gesteinskörnung und gegebenenfalls Betonzusatzmitteln.
Bei Verstärkungen von Stahlbetonbalken sind je nach Be-
Dem Frischbeton wird eine Form gegeben, die er nach der
anspruchung Umschnürungen der CFK-Lamellen durch
Erhärtung als künstlicher Stein beibehält.
die Anordnung von CFK-Sheets oder von Stahllaschenbü-
geln, gegebenenfalls bis in die Verankerung oder mit Ver- Bauteile aus Beton unterliegen unterschiedlichen Umwelt-
ankerung in der Druckzone, erforderlich. einflüssen. Hierdurch ändern sich physikalische und che-
mische Eigenschaften des Betons mit der Folge, dass es im
Die zulässigen Temperaturbereiche für die Einbaustelle, die
Laufe der Zeit zu Schäden am Beton und/oder an der Be-
auch Einfluss auf die Tragfähigkeit der Verbindung haben,
wehrung kommen kann. Aus diesem Grund müssen Beton-
sind zu beachten. Temperaturen über ca. +60 °C führen zu
bauteile regelmäßig gewartet und instand gehalten werden.
einer deutlichen Abnahme der Festigkeit, da der Klebstoff
Die Übergänge von Instandhaltung und Instandsetzung
erweicht.
(Betonsanierung) sind fließend. Die erforderlichen Maß-
Der Brandschutz der CFK-Lamellen erfolgt durch Beklei- nahmen sind u. a. in den im Folgenden aufgeführten Regel-
dung mit Gipsfaserplatten nach allgemeiner bauaufsicht­ werken beschrieben.
licher Zulassung bzw. allgemeinem bauaufsichtlichem
Prüfzeugni­s. Abweichungen sind in Abstimmung mit der 1.4.2 Regelwerke
Bauaufsicht und dem Prüfingenieur möglich, wenn nach-
Die Sanierung von Betonkonstruktionen ist in verschiede-
gewiesen wird, dass das Bauteil ohne Verstärkung (mit ge-
nen Normen und Richtlinien geregelt. Die maßgeblichen
ringerem Sicherheitsbeiwert) noch standsicher ist.
Regelwerke sind:
Verstärkung mit Stahllaschen OO DIN 1045 „Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spann-
beton“
Die Verstärkung mit Stahllaschen (Flachstählen) erfolgt OO VOB/C ATV DIN 18331 „Betonarbeiten“
analog der Verstärkung mit CFK-Lamellen und stets nach OO Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richt-
allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung. Sie erfordert eine
linien für Ingenieurbauten (ZTV-ING), Teil 3: Massiv-
statische Berechnung unter Berücksichtigung der Vordeh-
bau, Abschnitt 4: Schutz und Instandsetzung von Beton-
nung.
bauteilen, 2010 (Bundesanstalt für Straßenwesen)
Die Endverankerung erfolgt über Klebeverbund. Eine zu- OO DAfStb-Richtlinie „Schutz und Instandsetzung von Be-

sätzliche Verdübelung zur Lagesicherung ist nach Zulas- tonbauteilen (Instandsetzungs-Richtlinie)“, 2001, oftmals
sung erforderlich. auch als „RiLi-SIB“ bezeichnet (Deutscher Ausschuss für
Stahlbeton e. V.)
Nachträgliche Querschnittsergänzungen durch Haftverbund
In den ZTV-ING und in der Instandsetzungs-Richtlinie
mit Epoxidharz
des DAfStb wird die Betonsanierung detailliert beschrie-
Stahlbetondecken und Stahlbetonbodenplatten können mit ben, angefangen von der Schadensaufnahme und der Bau-
im Verbund aufgebrachten Aufbetonschichten verstärkt zustandsanalyse über die Instandsetzungsplanung bis hin
werden. zur Auswahl der Sanierungsbaustoffe und zur Ausführung
der Sanierung.
Dabei ist der Altbeton zur Erhöhung der Haftzugfestigkeit
kugelzustrahlen. Die Haftzugfestigkeit ist zu prüfen. Auf In einzelnen Detailpunkten können sich Beschreibungen
den so vorbehandelten Beton wird ein Epoxidharz aufge- von Sachverhalten in den Regelwerken unterscheiden.
bracht. Auf das frische Epoxidharz wird die Aufbeton- Grundlegende Unterschiede in der Planung und der Aus-
schicht betoniert. führung von Betoninstandsetzungsarbeiten bestehen jedoch
nicht, sodass sich die Regelwerke nicht widersprechen.
Unterschieden werden
Bei Sanierung von Brückenbauwerken und Ingenieurbau-
OO bewehrte Aufbetonschichten,
OO unbewehrte Aufbetonschichten und
werken sowie Schäden an Betonbauteilen, bei denen eine
OO faserbewehrte Aufbetonschichten.
Gefährdung der Standsicherheit vorliegt oder zu erwarten
ist, sind die Regelwerke zwingend einzuhalten.
Die Maßnahmen erfordern eine statische Berechnung un-
Für eine Sanierung in diesen Fällen muss der ausführende
ter Berücksichtigung der Schub- und Verbundkräfte. Im
Betrieb im Besitz des SIVV-Scheins (Befähigungsnachweis
bauaufsichtlich relevanten Bereich ist bei der obersten Bau-
zum Schützen, Instandsetzen, Verbinden und Verstärken
aufsichtsbehörde des Bundeslands eine Zustimmung im
von Betonbauteilen) sein. Für einen großen Teil der Be-
Einzelfall einzuholen, da es sich um Sonderlösungen han-
toninstandsetzungen ist der SIVV-Schein jedoch nicht
delt, für die keine allgemeinen Regeln bestehen.
zwingend erforderlich.
Aufbetonschichten ohne Haftverbund kommen zur Last-
Im Folgenden werden Planung und Durchführung von
verteilung auf Bodenplatten oder zur Beschwerung von
Betoninstandsetzungsmaßnahmen beschrieben, die nicht
Bauten als Sicherung gegen Auftrieb zum Einsatz.
in den Anwendungsbereich der ZTV-ING und der In-
standsetzungs-Richtlinie fallen.
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 1.4 Betonsanierung 33

Da sich die Inhalte der vorgenannten Regelwerke in der


Calciumhydroxid + Kohlendioxid + Wasser ➝ Calciumcarbonat + Wasser
Praxis über einen langen Zeitraum bewährt haben, basie-
ren die folgenden Beschreibungen von Maßnahmen zur Ca(OH)2 + CO2 + H2O ➝ CaCO3 + 2 H2O
Betoninstandsetzung dennoch auf deren Vorgaben. Kalkmilch Kalkstein

Abb. 1.8:  Carbonatisierung: Kalkmilch wird unter dem Einfluss von


1.4.3 Häufige Schäden an Betonbauteilen Kohlendioxid und Wasser zu Kalkstein.
Durch nicht fachgerechte Planung, handwerkliche Fehler
bei der Herstellung, Nutzungsänderungen oder Alterungs- Die Kalkmilch hat einen sehr hohen pH-Wert von ca. 13.
prozesse können unterschiedliche Schäden auftreten: Diese stark alkalische Lösung erzeugt auf dem Beweh-
rungsstahl eine Passivschicht, die eine Bewehrungskorrosi-
OO Rissbildung im Beton
on auch bei Zutritt von Sauerstoff und Feuchte (jedoch
OO Kiesnester
OO Betonabplatzungen
nicht bei Zutritt von Chloriden) verhindert.
OO Betonkorrosion Durch den Einfluss von Wasser, z. B. aus der relativen Luft-
OO Bewehrungskorrosion feuchte, und von Kohlendioxid aus der Atmosphäre erfolgt
jedoch eine Carbonatisierung, die Umwandlung des Calci-
In diesen Fällen kommt es zur Beschädigung des Betons
umhydroxids zu Calciumcarbonat, dem sogenannten Kalk-
und/oder der Bewehrung.
stein (Abb. 1.8).
Grundsätzlich gilt, dass neben der Qualität des Betons eine
Das durch die Carbonatisierung entstehende Calciumcar-
ausreichende Bewehrungsüberdeckung den besten Schutz
bonat hat in wässriger Lösung einen pH-Wert von unter 10.
für eine Betonkonstruktion bietet.
Ab einem pH-Wert von ca. 9,5 ist der Bewehrungsstahl
korrosionsbereit, d. h., bei Zutritt von Sauerstoff und
1.4.3.1 Betonschäden
Feuchte beginnt die Korrosion.
Durch Risse im Beton können Wasser und Schadstoffe
Bei trockenem Beton (hier fehlt zur chemischen Reaktion
leicht in tiefere Schichten des Betons eindringen. In der
die Feuchte) und bei wassergesättigtem Beton (hier ist kei-
Folge kommt es zu Betonabplatzungen durch Frost-Tau-
ne Diffusion des Kohlendioxids möglich) tritt allerdings
Wechsel oder Korrosion des Bewehrungsstahls.
praktisch keine Carbonatisierung ein.
Ursachen für Risse können statische Überlastung, Bewegun-
Am stärksten carbonatisiert der Beton bei einer relativen
gen im Baugrund oder fehlende Bewegungsfugen bei groß-
Luftfeuchte zwischen 40 und 60 %.
flächigen Betonbauteilen sein (zu Ursachen von Rissen und
zu Rissversorgungssystemen siehe im Einzelnen Kapitel 3.6). Die Carbonatisierung schreitet umso langsamer voran, je
dichter der Beton ist und je weiter sie fortgeschritten ist.
Auch im Bereich von Kiesnestern können Wasser und
Schadstoffe leicht in tiefere Schichten des Bauteils vordrin- Beton im Freien, der Niederschlägen ausgesetzt ist, carbo-
gen. Kiesnester entstehen durch Fehler in der Herstellung natisiert langsamer als Beton im Freien, der vor Nieder-
von Betonbauteilen, z. B. durch zu langes Verdichten des Be- schlägen geschützt ist, da in ersterem Fall die Poren des
tons oder durch zu große Fallhöhen beim Betoniervorgang. Betons über einen längeren Zeitraum mit Wasser gesättigt
sind und somit das für die chemische Reaktion notwendige
Betonabplatzungen können neben den zuvor genannten
CO2 nur erschwert in den Beton diffundieren kann.
Ursachen z. B. auch durch eingedrungene Schadstoffe wie
Chloride verursacht werden. Der Chlorideintrag kann über Da der Beton durch die Carbonatisierung dichter und här-
Streusalzbelastungen erfolgen. Die Chloride gelangen in ter wird, schreitet sie in jungem Beton zunächst schneller
Wasser gelöst in das Poren- und Kapillarsystem des Betons. voran und verlangsamt sich dann, je weiter sie fortgeschrit-
Verdunstet das Wasser, kristallisieren die Salze aus und durch ten ist. Als Faustformel kann gelten, dass die Carbonatisie-
den Kristallisationsdruck kommt es zu Betonabplatzungen. rung bei einem Beton der Güte C25/30 ca. 1 mm pro Jahr
voranschreitet.
Betonkorrosion beschreibt in der Regel eine Zerstörung des
Betons an der Bauteiloberfläche. Ausgelöst durch Schadstof- Für eine Bewehrungskorrosion durch Carbonatisierung
fe wie z. B. Säuren verliert der Beton an Festigkeit und es müssen alle folgenden Bedingungen erfüllt sein:
kommt zum Substanzverlust an der Betonoberfläche. OO Absinken des pH-Wertes des Betons durch Carbonatisie-
rung im Bereich der Bewehrung unter 9,5 mit der Folge
1.4.3.2 Bewehrungskorrosion
der Depassivierung des Stahls
Die Bewehrungskorrosion kann grundsätzlich 2 Ursachen OO Vorhandensein von Wasser in dampfförmiger oder flüs-

haben: siger Form im Bereich der Bewehrung


OO Vorhandensein von Sauerstoff
OO Carbonatisierung des Betons
OO Einwirkung von Chloriden Ist einer dieser 3 Faktoren nicht erfüllt, so ist eine Beweh-
rungskorrosion nicht möglich.
Bewehrungskorrosion durch Carbonatisierung
Bewehrungskorrosion durch Chloride
Bei der Aushärtung (Hydratation) des Betons entsteht Cal-
ciumhydroxid, eine Porenwasserlösung im Zementstein, Für eine Bewehrungskorrosion durch Chloride müssen
die sogenannte Kalkmilch. die beiden folgenden Bedingungen erfüllt sein:
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34 1  Grundlagen und Voraussetzungen für den Bautenschutz

Tabelle 1.4:  Bauzustandsanalyse (nach Instandsetzungs-Richtlinie, 2001, Teil 2, Tabelle 2.1)

Kriterien zur Beschreibung des Istzustands Untersuchungsmethoden, Hilfsmittel Untersuchungsergebnisse, Bewertung

Umgebungs- und Nutzungsbedingungen


mechanische Einwirkungen (z. B. Fahrzeug­ Inaugenscheinnahme Bewertung im Einzelfall
anprall, Überlastung)
physikalische und chemische Einwirkungen Messungen, Erkundungen Angabe über Art und Umfang der Einwir-
(z. B. Temperatur, Feuchte, Frost, Tausalze, kungen; Bewertung im Einzelfall
Gase, Öle, Fette)
Einwirkungen aus Betrieb (Reinigung, War- Auswertung von Protokollen Häufigkeit und Art der Reinigung, verwende-
tung) te Reinigungsmittel; Bewertung im Einzelfall
Zugänglichkeit Feststellungen vor Ort Hinweise auf Zugänglichkeit und/oder Unzu-
gänglichkeit sowie evtl. auf Geräte und Be-
leuchtung; Bewertung im Einzelfall
Bauwerks- und Bauteileigenschaften
Brückenklasse, statisches System Bauwerksbuch, Bauwerksakten Bewertung im Einzelfall
Herstellungsbedingungen (z. B. Witterung, Bautagebuch, Bauwerksakten, Wetteramt Bewertung im Einzelfall
Besonderheiten)
optischer Eindruck (z. B. Abplatzungen, Risse, Inaugenscheinnahme, Rissaufnahme (z. B. mit Lokalisierung und Feststellung des Ausmaßes
Rostfahnen, Ausblühungen, Verschmut- Risslupe) der Schäden; Bewertung im Einzelfall
zungen, Absandungen)
Hohlstellen Abklopfen, Impuls-Echo-Verfahren Lokalisierung und Feststellung des Ausmaßes
der Hohlstellen; Bewertung im Einzelfall
Bewehrungsüberdeckung Induktivitätsmessungen, Anbohren Bewertung durch Vergleich mit den Anforde-
rungen
Verformung, Zwang, Pressungen Messungen und Berechnungen Bewertung im Einzelfall
Entwässerung, Abdichtung, Belag, Fugen Inaugenscheinnahme, Abklopfen, ggf. Öffnen Bewertung nach dem Zustand und dem Grad
und/oder Messen der Funktionsfähigkeit
Fahrbahnübergänge, Einbauten Inaugenscheinnahme Bewertung nach dem Zustand und dem Grad
der Funktionsfähigkeit
Bewehrungskorrosion elektrochemische Potenzialmessung (siehe Lokalisierung und Feststellung des Ausmaßes
DGZfP­-Merkblatt B3) der Korrosion
Baustoffeigenschatten
Druckfestigkeit zerstörungsfreie Prüfung (Schmidt-Hammer), in Nennfestigkeit; Vergleich mit geforderten
begründeten Einzelfällen zerstörende Prüfung Werten
durch Entnahme von Bohrkernen gemäß
DIN 1048-2
Haftzugfestigkeit (Oberflächenzugfestigkeit) Messung mit geregeltem Abreißprüfgerät: Vergleich mit geforderten Werten; falls nicht
a) Oberfläche ausreichend, Überprüfung des Festigkeits-
b) ggf. tiefer liegende Schichten (Profilauf­nahme; und Verformungsverhaltens
siehe DAfStb-Heft 420)
Bewehrungskorrosion Inaugenscheinnahme Bewertung sowohl anhand der Absolutwerte
als auch der gegenseitigen Abhängigkeiten
Carbonatisierung Prüfung mit Phenolphthalein, Thymolphthalein der einzelnen Baustoffeigenschaften in ihrer
(siehe DAfStb-Heft 422) Gesamtheit (daher kann sich nicht an Grenz-
werten einzelner Baustoffeigenschaften
Chloridbelastung Prüfung auf Chlorid (siehe DAfStb-Heft 401) orientiert werden)
Gesamtporosität, Kapillarität Prüfung z. B. nach DIN 52103
Wasseraufnahmekoeffizient Prüfung z. B. nach DIN 52617

OO Vorhandensein von Chloriden, die auf kapillarem Trans- 1.4.4 Bauzustandsanalyse


portweg in Wasser gelöst bis zum Bewehrungsstahl ge-
Die Bauzustandsanalyse (Feststellung des Istzustands) dient
langt sind
OO Vorhandensein von Sauerstoff
der Ermittlung der Schadensursache. Auf ihrer Grundlage
werden das Sanierungsverfahren festgelegt und die In-
Sind diese Bedingungen erfüllt, so kommt es zu einer mas- standsetzungsbaustoffe ausgewählt. Einen Überblick über
siven Lochfraßkorrosion der Bewehrung. mögliche Verfahren zur Feststellung des Istzustands gibt
Tabelle 1.4.
Bei der durch Chloride ausgelösten Bewehrungskorrosion
ist es unerheblich, ob der pH-Wert des Betons im Bereich Im Folgenden werden einige der Verfahren näher beschrie-
der Bewehrung unter 9,5 liegt. ben.
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 1.4 Betonsanierung 35

Abb. 1.9: Rück- feld erzeugt. Die Stärke dieses Feldes wird von dem
prallhammer zur Messgerät erfasst. In Abhängigkeit vom Stabdurchmes-
Messung der Beton-
druckfestigkeit ser kann aus dem Messwert die Bewehrungsüberdeckung
ermittelt werden.

Messung der Wasseraufnahmefähigkeit der Oberfläche


Im Bauwesen findet meist die Prüfung mithilfe des
Karsten’schen Röhrchens statt.
Hierbei wird ein Glaszylinder auf die zu beprobende Ober-
fläche aufgesetzt und mit Wasser gefüllt. Anhand der Men-
ge des vom Untergrund aufgenommenen Wassers kann in
Abhängigkeit von der Zeit eine Aussage über die Wasser-
aufnahmefähigkeit (bzw. über die hydrophoben, also Was-
ser abweisenden Eigenschaften) des Baustoffs getroffen
werden.
Hammerreibprobe
Bei diesem Verfahren erfolgt die Untersuchung von Hohl- Messung der Carbonatisierungstiefe mit pH-Indikatoren
stellen durch leichtes, zerstörungsfreies Abklopfen oder
Eingesetzt werden hierfür
Abreiben mit dem Hammer zur Feststellung von oberflä-
chennahen Hohlstellen. OO Phenolphthalein (Farbumschlag bei pH 8,2 bis 9,8 von
farblos zu roter Färbung) und
Ultraschallmessung OO Thymolphthalein (Farbumschlag bei pH 9,3 bis 10,5 von

farblos zu blauer Färbung).


Dieses Verfahren dient zur Feststellung von tiefer liegenden
Gefügestörungen. Für diese Messung wird ein Stück Beton ausgestemmt und
die Ausbruchstelle oder das Bruchstück mit der Indikator-
Prüfung der Betondruckfestigkeit mit dem Betonhammer lösung besprüht. Der Beton verfärbt sich in Abhängigkeit
vom pH-Wert. Es ist zu erwarten, dass an der Oberfläche
Zur Messung der Betondruckfestigkeit im oberflächen-
und im oberflächennahen Bereich keine Verfärbung ein-
nahen Bereich wird häufig ein Rückprallhammer einge-
tritt, da hier der pH-Wert unter 9 liegt.
setzt (Abb. 1.9). Im Inneren des Gerätes wird mittels einer
Feder ein Stift gespannt, der mit einer definierten Kraft auf Findet ein kräftiger Farbumschlag nach rot bzw. blau statt,
die Betonoberfläche schlägt. Je nach Ausführung des Gerä- kann davon ausgegangen werden, dass ein ausreichend
tes kann der Wert in N/mm2 auf einer Skale abgelesen wer- hoher pH-Wert vorhanden ist, sodass eine Korrosion des
den oder die Druckfestigkeitswerte können auf Millimeter- Stahls infolge eindringenden Wassers nicht gegeben ist.
papier aufgezeichnet und später archiviert werden.
Hauptsächlich wird Phenolphthalein eingesetzt, da der
Zur Vermeidung von Messfehlern ist ein Messraster mit Farb­umschlag von farblos zu roter Färbung besser wahr-
mehreren Messpunkten anzulegen. Die Messungen haben nehmbar ist als der Farbumschlag von farblos zu blauer
direkt auf dem Beton zu erfolgen; ein vorhandener An- Färbung.
strich verfälscht das Messergebnis. Eine Messung direkt
auf der Gesteinskörnung (Kieselstein) verfälscht das Ergeb- Chloridtest
nis ebenfalls und ergibt in der Regel einen zu hohen Mess-
Die Werte der Chloridbelastung lassen sich auf der Baustel-
wert.
le in der Regel nicht ausreichend genau bestimmen. Eine
Zur Messung der Betondruckfestigkeit in größeren Tie- überschlägige Ermittlung kann jedoch mithilfe von Test-
fen muss ein Bohrkern gezogen und abgedrückt werden. stäbchen durchgeführt werden.
Diese Untersuchung ist wesentlich zeitaufwendiger und
Destilliertes Wasser wird dabei mit Weinsäure auf einen
verursacht einen Eingriff in die Konstruktion. Insbesonde-
neutralen pH-Wert eingestellt. Eine Probe des Betons wird
re bei Stützen und Unterzügen ist die Entnahme eines
zerkleinert und mit dem Wasser vermischt. Das Teststäb-
Bohrkerns aus statischen nicht Gründen nicht immer mög-
chen wird in die Lösung eingetaucht. Die nach einer vorge-
lich.
gebenen Wartezeit eintretende Verfärbung des Teststäb-
chens zeigt die Höhe der Chloridbelastung an.
Feststellung der Bewehrungslage und der Bewehrungs­
überdeckung Besteht der Verdacht einer Belastung durch Chloride, so
sollte eine genauere Untersuchung in einem Baustofflabor
Hierzu dienen folgende Verfahren:
vorgenommen werden.
OO Einsatz von Haftmagneten
Zu beachten ist, dass die höchste Chloridbelastung nicht an
OO Erstellung von Bohrlöchern und Messung mit einer
der Bauteiloberfläche vorliegt, sondern in einer Tiefe von
Schieblehre (zerstörende Untersuchung)
OO Einsatz eines Messgeräts zur Induktionsfeldmessung
10 bis 20 mm.
Hierbei wird die Betonoberfläche mit einem Messge- Wird ein Chloridgehalt von 0,2 % bezogen auf die Zement-
rät abgefahren, das im Bewehrungsstahl ein Induktions- masse oder von 0,03 % bezogen auf die Betonmasse über-
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36 1  Grundlagen und Voraussetzungen für den Bautenschutz

Abb. 1.10:  Haftzugfestigkeitsmessgerät: Der Metallstempel (links unten) wird auf die Betonoberfläche geklebt. Mit der Kurbel erfolgt durch
gleichmäßiges Drehen die Kraftübertragung und der Stempel wird über das aufgesetzte Gerät abgezogen (rechts). Auf der Messskale kann die
zum Abreißen des Stempels erforderliche Kraft in N/mm2 abgelesen werden. (Quelle: Drytest GmbH, Rheinbreitbach)

Tabelle 1.5:  Mindestwerte der Haftzugfestigkeit des Betonuntergrunds (nach Instandsetzungs-Richtlinie, 2001, Teil 2, Tabelle 2.3)

für örtliche Ausbesserungen bzw. flächige Beschich- Mindestwerte der Haftzugfestigkeit­


tungen als Schutz- bzw. Instandsetzungsmaßnahme in N/mm2
eingesetzte Baustoffe
Mittelwert kleinster Einzelwert

Mörtel und Beton 1,5 1,0

OS 2 (OS B) 0,8 0,5

OS 5 ohne Feinspachtel (OS D) 1,0 0,6

OS 4 (OS C), OS 5 (OS D), OS 9 mit Feinspachtel (OS E) 1,3 0,8

OS 11 (OS F), OS 13 1,5 1,0

OS Oberflächenschutzsystem

schritten, so sind gemäß Instandsetzungs-Richtlinie die Kon- werden. Hierbei erfolgt der Krafteintrag über eine Kurbel
zentrationsverteilungen über die Bauteildicke im Bereich der (Abb. 1.10).
mit Chlorid beaufschlagten Bauteiloberflächen zu ermitteln.
Der Untergrund für einen Betoninstandsetzungsmörtel muss
Werden bei diesen weitergehenden Laboruntersuchungen eine durchschnittliche Haftzugfestigkeit von 1,5 N/mm2
in der Betondeckungsschicht Gehalte über 0,5 % Cl– bezo- aufweisen, wobei ein Einzelwert von 1,0 N/mm2 nicht un-
gen auf die Zementmasse und bei Spannbetonbauteilen terschritten werden darf.
Werte über 0,2 % Cl– ermittelt, ist zur Beurteilung der er-
Weitere Mindestwerte der Haftzugfestigkeit z. B. für Ober-
forderlichen Maßnahmen ein sachkundiger Planer einzu-
flächenschutzsysteme sind in Tabelle 1.5 zusammengestellt.
schalten.
1.4.5 Verfahren zur Vorbereitung des Betonuntergrunds
Haftzugfestigkeitsmessung (Oberflächenzugfestigkeits­
messung) Werden die Anforderungen z. B. an die Druckfestigkeit,
den Chloridgehalt oder die Haftzugfestigkeit des Betons
Zur Haftzugfestigkeitsmessung wird die zu beprobende
nicht erreicht, so sind geeignete Maßnahmen zu ergreifen
Oberfläche mittels einer Bohrkrone mit einem Durchmes-
(siehe Tabelle 1.6):
ser von 50 mm angebohrt. Anschließend wird mit einem
geeigneten Klebstoff ein Metallstempel von ebenfalls OO Haftungsminderende Bestandteile wie z. B. Beschich-
50 mm Durchmesser aufgeklebt. Nach ausreichender Er- tungen, Ölverschmutzungen oder Zementschleier kön-
härtungszeit wird der Stempel mit einem Messgerät abge- nen durch Schleifen entfernt werden.
zogen. Die zum Abreißen des Stempels benötigte Kraft OO Lose und mürbe Betonteile sind grundsätzlich immer zu

wird auf dem Messgerät in N/mm2 angezeigt. entfernen. Für kleine und lokale Bereiche geschieht die-
ses durch Abstemmen. Zu beachten ist hierbei, dass es in
Diese Geräte sind im Anwendungsbereich der Instand­
benachbarten Bereichen zu Gefügelockerungen kommen
setzungs-Richtlinie vorgeschrieben. Für den nicht ge­
kann; dieser Beton ist dann ebenfalls zu entfernen. Die
regelten Bereich können handgetriebene Geräte eingesetzt
Stemmarbeiten sind daher mit Vorsicht auszuführen.
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 1.4 Betonsanierung 37

Tabelle 1.6:  Verfahren zur Vorbereitung des Betonuntergrunds (nach Instandsetzungs-Richtlinie, 2001, Teil 2, Tabelle 2.5)

Verfahren Anwendungszweck1) Anwendungs­ Anforderungen Umfang


bereich der Nach­
Art Gerät, Material, Stoff 1 2 3 4 5 bearbeitung

Stemmen Hammer, von Hand x x x örtlich, für kleinere Vermeidung von Beschädi- Strahlen
Meißel Flächen2) gungen des Betonstahls;
besondere Vorsicht bei
Meißel pressluft- oder x2) Spanngliedern
elektrisch
betrieben

Nadelpistole x x (x)3)

Bürsten rotierende Stahlbürste x x (x)3) geräteabhängig Säubern

Fräsen Fräsmaschine x x 4)
x 4), 5)
großflächige Abtra- Betonabtrag je Arbeitsgang Strahlen ein-
gung auf waagerech- ≤ 5 mm; höhengleiche schl. unbehan-
ten Oberflächen Überlappung der Fräs- delt verbliebe-
bahnen ≤ 5 cm (Einsatz ner kleinerer
eines elektronischen Nivel- Flächen
liergeräts erforderlich)

Schleifen Schleifgerät x x örtlich, für kleinere Säubern


Flächen

Flamm- Geräte zur thermischen und x x waagerechte und gemäß DIN 32539, aber Säubern nach
strahlen mechanischen Behandlung6) senkrechte Flächen mit einer Geschwindigkeit mechanischer
≥ 1,0 mm/min und mecha- Behandlung
nischem Vortrieb

stau- Strahlen mit festen Strahl- x x (x)7) x geräteabhängig auf


barmes mitteln bei gleichzeitigem waagerechten und/
Strahlen Absaugen; Kugelstrahlen oder senkrechten
Flächen

Strahlen Druckluftstrahlen mit festen x x (x)7) x waagerechte und Staubschutz erforderlich; Säubern
Strahlmitteln senkrechte Flächen Beachtung der Gefahrstoff-
verordnung; Verwendung
ölfreier Druckluft8)

Nebelstrahlen; Feuchtstrah- x x (x)7) (x)9) Staubschutz nicht erforder-


len mit festem Strahlmittel lich; Verwendung ölfreier
Druckluft8)

Hochdruckwasserstrahlen x x (x)10) (x)9)


(Druck ≥ 60 N/mm2)

Säubern Abblasen mit Druckluft x vorzugsweise auf Staubschutz erforderlich;


nicht waagerechten Verwendung ölfreier Druck-
Flächen2) luft8)

Absaugen mit Industriesau- x Regelverfahren auf Eignung der verwendeten


gern großen waagerech- Sauger zur Aufnahme von
ten Flächen Wasser und groben Teilen

Wasserstrahlen; Dampfstrah- (x)11) x Entfernen von atmos­


len; Heißwasserstrahlen phärischen Verunrei-
nigungen auf dem
Betonuntergrund

x für den Anwendungszweck geeignet


(x) keine Standardanwendung (Anwendung im Einzelfall)
1) Anwendungszwecke:
1 Entfernen der Reste von Beschichtungen und Nachbehandlungsfilmen sowie von oberflächigen Verunreinigungen
2 Entfernen von Zementschlämmen und minderfesten Schichten
3 Abtragen von schadhaftem Beton/Betonersatz sowie Freilegen der Bewehrung
4 Entfernen von Rostprodukten an freiliegender Bewehrung und anderen Metallteilen
5 Säubern des Betonuntergrunds von Wasser, Staub und losen Teilen
2) Gefahr einer tiefer gehenden Zerstörung des Betons
3) nicht für zu beschichtende Bewehrungen und andere Metallteile
4) Der maximale Abtrag von 5 mm ist unbedingt einzuhalten, da bei größerem Abtrag eine tiefer gehende Zerstörung des Betons wahrschein-
lich ist.
5) nicht zum Freilegen der Bewehrung
6) Die thermisch geschädigten Bereiche des Betons sind zu entfernen.
7) Der Grad des Betonabtrags ist abhängig vom Druck und von der Art und der Menge des Strahlmittels.
8) Die eingesetzten Baukompressoren müssen Ölausscheider mit einem nachgewiesenen Wirkungsgrad ≤ 0,01 ppm Restölgehalt haben.
9) gegebenenfalls trocken nachstrahlen
10) Der Grad des Betonabtrags ist druckabhängig.
11) Reste von Beschichtungen können nicht immer entfernt werden.
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38 1  Grundlagen und Voraussetzungen für den Bautenschutz

OO Großflächiger Materialabtrag erfolgt durch Fräsen. Je 1.4.6 Instandsetzungsprinzipien


nach Gerät kann eine Schicht von mehreren Zentimetern
Ziel einer Instandsetzung ist es, die geschädigten Baustoffe
in einem Arbeitsgang entfernt werden. Die Einstellung
zu entfernen, die Konstruktion durch geeignete Baustoffe
der Frästiefe sollte unter Beachtung der Bewehrungs­
instand zu setzen und den Zutritt von schädigenden Stoffen
überdeckung erfolgen. Bei einer zu großen Frästiefe kann
in die Konstruktion zu verhindern.
der Stahl beschädigt werden.
OO Werden die geforderten Werte der Haftzugfestigkeit nicht In der Regel bedeutet dies, dass der Zutritt von Wasser und
erreicht, ist das Strahlen mit festem Strahlgut oftmals Kohlendioxid in die Konstruktion minimiert werden muss,
ausreichend. um das Fortschreiten der Carbonatisierung zu verlangsa-
OO In Abhängigkeit von den gewählten Instandsetzungsbau- men.
stoffen sind die Anforderungen an die Temperatur des
Der Schutz vor mechanischer Beschädigung, z. B. bei einer
Untergrunds (Tabelle 1.7) und an die Witterungsbedin-
befahrenen Oberfläche, oder durch chemischen Angriff,
gungen (Tabelle 1.8) einzuhalten.
OO Zu beachten ist, dass jede Maßnahme eine Nachbehand-
z. B. im Bereich von Säureauffangbehältern in der Industrie,
kann durch Oberflächenschutzsysteme erreicht werden.
lung bedingt. So steht am Schluss immer eine Reinigung
der Oberfläche. In der Instandsetzungs-Richtlinie werden die folgenden
4 Instandsetzungsprinzipien genannt:
Tabelle 1.7:  Richtwerte der Grenztemperatur des Betonuntergrunds
und der unmittelbar überlagernden Luftschicht in Abhängigkeit von Instandsetzungsprinzip R
den aufzubringenden Stoffen (nach Instandsetzungs-Richtlinie, 2001,
Teil 2, Tabelle 2.4) OO Korrosionsschutz durch Wiederherstellung eines alka-
lischen Milieus
aufzubringender Stoff Temperatur des Betonunter- −−R1: Realkalisierung mit alkalischem Beton bzw. Mörtel
grunds und der unmittelbar −−R2: örtliche Ausbesserung mit alkalischem Mörtel
überlagernden Luftschicht
in °C Instandsetzungsprinzip W
Mindestwert Höchstwert OO Korrosionsschutz durch Begrenzung des Wassergehalts
zementgebundene Stoffe (auch 5 30
mit Kunststoffzusätzen)
Instandsetzungsprinzip C
OO Korrosionsschutz durch Beschichtung der Bewehrung
Reaktionsharze und 8 40
Reaktionsharzmörtel/-betone
Instandsetzungsprinzip K
Hydrophobierungen 8 25
OO kathodischer Korrosionsschutz durch Beaufschlagung
einkomponentige, lösungsmittel- 8 30 mit Fremdstrom
haltige Oberflächenschutzsysteme
Eine Kombination der Instandsetzungsprinzipien ist mög-
wasserdispergierende Ober­ 10 40 lich und in der Praxis die Regel.
flächenschutzsysteme
1.4.6.1 Instandsetzungsprinzip R1: Realkalisierung mit
alkalischem Beton bzw. Mörtel
Tabelle 1.8:  Anforderungen an die Witterungsbedingungen, denen
der Betonuntergrund ausgesetzt ist, in Abhängigkeit von den aufzu- Hier ist wie folgt vorzugehen:
bringenden Stoffen (nach Instandsetzungs-Richtlinie, 2001, Teil 2, Ta-
belle 2.2) OO Der korrodierte Stahl wird freigelegt.
OO Die Ausbruchstelle wird örtlich beigearbeitet und auf der
Exposition Anforderungen gesamten Oberfläche ein Instandsetzungsbeton bzw.
-mörtel aufgebracht.
zementgebundene kunststoffgebundene OO Die Dicke des aufgebrachten Instandsetzungsbetons/
Stoffe (auch mit Stoffe
Kunststoff­zusätzen) - mörtels muss mindestens 20 mm betragen.
OO Die Carbonatisierungsfront darf am Ende der angestreb-

relative keine Anforderung Bauteiltemperatur ten Restnutzungsdauer den Instandsetzungsbeton/-mör-


Luftfeuchte­ mindestens 3 K über tel nicht vollständig durchdrungen haben.
dem Taupunkt OO Ferner muss gewährleistet sein, dass durch den aufge-

Niederschlag kein Regen kein Regen, keine Ne- brachten Beton bzw. Mörtel die nach DIN 1045-1 gefor-
belnässe derte Bewehrungsüberdeckung erreicht wird.
OO Die Carbonatisierungsfront darf in Altbeton maximal
Wind Windstärke ≤ 3 Beaufort Fernhaltung von Staub
(≤ ca. 5 m/s) 20 mm hinter dem Bewehrungsstahl liegen.
OO Schema: Siehe Abb. 1.11.
Sonne Vermeidung der Aus- keine Anforderung
trocknung durch Son-
neneinstrahlung
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 1.4 Betonsanierung 39

Abb. 1.11: Instandsetzungs-
> tk,l bzw. ≥ 20 mm ≤ 20 mm prinzip R1: Realkalisierung mit
alkalischem Beton bzw. Mörtel
nach DIN 1045

Carbonatisierungsgrenze im Altbeton
Altbetonoberfläche
A A Mindestbetonausbruch

Betonabplatzung

korrodierte Stahloberfläche

Altbeton

Schnitt A–A Instandsetzungsbeton bzw. -mörtel

i. d. R. 20 mm tk,l maximale Carbonatisierungstiefe im Instandsetzungs-


mörtel am Ende der angestrebten Restnutzungsdauer

Abb. 1.12: Instandsetzungs-
> tk,l bzw. ≥ 10 mm i. d. R. 10 mm (Der Wert kann 0 sein, wenn die Bewährungsüberdeckung prinzip R2: örtliche Ausbesse-
nach der Instandsetzung mind. 20 mm beträgt.) rung mit alkalischem Beton
bzw. Mörtel
A A

Carbonatisierungsgrenze im Altbeton
ggf.
Altbetonoberfläche
Mindestbetonausbruch

m Altbeton
10m
. R.
i. d
Instandsetzungsbeton bzw. -mörtel

> ∆tk,l Oberflächenschutzsystem


Schnitt A–A

tk,l maximale Carbonatisierungstiefe im Instand-


setzungsmörtel
i. d. R. 20 mm ∆tk,l maximale zusätzliche Carbonatisierungstiefe des
Altbetons

1.4.6.2 Instandsetzungsprinzip R2: Örtliche Ausbesserung mit 1.4.6.3 Instandsetzungsprinzip W: Korrosionsschutz durch
alkalischem Beton bzw. Mörtel Begrenzung des Wassergehalts
Hier ist wie folgt vorzugehen: Durch Aufbringen eines geeigneten Oberflächenschutz­
systems wird der Zutritt von Wasser in den Beton be-
OO Der geschädigte Beton wird lokal entfernt.
grenzt, sodass der elektrolytische Teilprozess der Korro­
OO Die Ausbruchstelle wird mit einem Instandsetzungsbeton
sion weitestgehend unterbunden wird, da ohne Wasser
bzw. -mörtel ausgefüllt und eine zusätzliche Schicht mit
eine Korrosion des Stahls nicht möglich ist:
einem Instandsetzungsbeton/-mörtel auf den Altbeton
aufgebracht. OO Der korrodierte Stahl wird freigelegt und die Ausbruch-
OO Die Dicke des Aufbetons/-mörtels muss mindestens stelle mit einem Instandsetzungsbeton bzw. -mörtel auf-
10 mm betragen. gefüllt.
OO Die Carbonatisierungsfront darf den Aufbeton/-mörtel OO Anforderungen an die Bewehrungsüberdeckung beste-

am Ende der angestrebten Restnutzungsdauer nicht hen nicht.


durchdrungen haben.
OO Schema: Siehe Abb. 1.12.
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40 1  Grundlagen und Voraussetzungen für den Bautenschutz

Abb. 1.13: Instandsetzungs-
i. d. R. 10 mm prinzip W: Korrosionsschutz durch
Begrenzung des Wassergehalts

Carbonatisierungsgrenze im Altbeton
A A Altbetonoberfläche
Mindestbetonausbruch
B B
Betonabplatzung

korrodierte Stahloberfläche

Altbeton

Instandsetzungsbeton bzw. -mörtel


Schnitt A–A Schnitt B–B
Oberflächenschutzsystem

i. d. R. i. d. R.
20 mm 20 mm

Abb. 1.14: Instandsetzungs-
i. d. R. zusätzlich Oberflächenschutzsystem prinzip C: Korrosionsschutz durch
Beschichtung der Bewehrung
i. d. R. 10 mm

A A
Carbonatisierungsgrenze im Altbeton
Altbetonoberfläche
Mindestbetonausbruch

Altbeton
m
m
. 10
.R Instandsetzungsbeton bzw. -mörtel
i. d
Korrosionsschutzbeschichtung
Schnitt A–A > ∆tk,l

∆tk,l maximale zusätzliche Carbonatisierungstiefe


des Altbetons
i. d. R. 20 mm

OO Als Schlussschicht wird ein Oberflächenschutzsystem OO Anforderungen an die Bewehrungsüberdeckung beste-


aufgebracht, durch das der Wassergehalt in der Kons­ hen nicht.
truktion begrenzt wird. OO Die Carbonatisierungsfront im Altbeton darf den unbe-
OO Schema: Siehe Abb. 1.13. handelten Stahl am Ende der angestrebten Restnutzungs-
dauer nicht erreicht haben.
1.4.6.4 Instandsetzungsprinzip C: Korrosionsschutz durch OO Schema: Siehe Abb. 1.14.

Beschichtung der Bewehrung


1.4.6.5 Instandsetzungsprinzip K: Kathodischer Korrosions-
Durch Beschichtung der Bewehrung mit geeigneten Bau-
schutz
stoffen wird verhindert, dass es zu einer anodischen Eisen-
auflösung an der Stahloberfläche kommt: Durch eine gezielte Beaufschlagung mit Fremdstrom über
Inertanoden oder die Anordnung von Opferanoden wird
OO Der Beton wird im Bereich des korrodierten Stahls ent-
erreicht, dass die gesamte Bewehrung kathodisch wirkt und
fernt.
OO Die Bewehrung wird rundum freigelegt und mit einer
ihre Korrosion auf diese Weise verhindert wird.
Korrosionsschutzschicht versehen. Dieses Verfahren findet in der Praxis nur selten Anwen-
OO Die Ausbruchstelle wird im Anschluss mit einem In- dung und wird hier daher nicht weiter behandelt.
standsetzungsbeton bzw. -mörtel beigearbeitet.
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 1.4 Betonsanierung 41

Tabelle 1.9:  Beanspruchbarkeitsklassen von Instandsetzungsbaustoffen (nach Instandsetzungs-Richtlinie, 2001, Teil 2, Tabelle 4.1)

Beanspruch­ Stofftyp Stoff­ Anwendungsbereich maximale Lage der Anwendungs­beispiele


barkeits­ bezeich- Flächen- Auftrags­fläche
klasse nung für Instand- dynamische statische größe
setzungs- Beanspru- Mitwirkung
prinzip R chung bei zulässig
geeignet und nach
der Applika-
tion zulässig

M1 zement­ örtlich beliebig Fassaden


gebunden begrenzt

M2 zement­ PCC I x x beliebig waagerechte und unter Belägen befahr-


gebunden schwach geneigte barer Flächen auf Brü-
Oberseiten cken und in Parkhäusern

PCC II x x beliebig Brückenuntersichten,


Stützwände, Widerlager,
SPCC x x Unterseiten, ver­ Fassaden
tikale und stark
geneigte Flächen

reaktions­ PC II x örtlich beliebig


harzge­ begrenzt1)
bunden PC I x waagerechte und unter Belägen befahr-
schwach geneigte barer Flächen auf Brü-
Oberseiten cken und in Parkhäusern

M3 zement­ x x x beliebig beliebig Stützen, Platten, Balken2)


gebunden

x für den Anwendungsbereich geeignet


1) im Verkehrsbereich bis maximal 1 m2 zulässig
2) im Hochbau auch direkt befahrbare Flächen

1.4.6.6 Oberflächenschutzsysteme mit nicht dynamischer Rissüberbrückungsfähigkeit für


begeh- und befahrbare, mechanisch belastete Flächen
Die Auswahl des richtigen Oberflächenschutzsystems
erfolgt­nach den zu erwartenden Beanspruchungen der Zu weitergehenden Informationen siehe Kapitel 4.6.
Betonoberfläche.
1.4.7 Instandsetzungsbaustoffe
Ein Oberflächenschutzsystem erhöht die Dauerhaftigkeit
von Beton- und Stahlbetonbauteilen. Es muss je nach Ein- Instandsetzungsbaustoffe können grundsätzlich minera­
satzweck u. a. folgenden Anforderungen genügen: lische Baustoffe, mineralische Baustoffe mit Kunststoffzu-
sätzen oder Baustoffe auf Kunststoffbasis sein.
OO Diffusionsfähigkeit für Wasser
OO Diffusionsdichtheit gegen Kohlendioxid Bei Instandsetzungsbeton bzw. -mörtel werden folgende
OO Temperaturwechselbeständigkeit Arten unterschieden:
OO Fähigkeit zur Rissüberbrückung
OO Verschleißfestigkeit
OO Beton und Spritzbeton
OO ästhetische farbliche Gestaltung
OO PCC (Polymer-Cement-Concret)
−−Zementmörtel mit veränderten Eigenschaften durch
In der Instandsetzungs-Richtlinie, Teil 2, Tabelle 5.1, wer- Zugabe von Kunststoffen
den die Oberflächenschutzsysteme OS 1 bis OS 13 be- OO SPCC (Spritz-Polymer-Cement-Concret)

schrieben. −−Betonersatzsystem im Nass- oder Trockenspritzverfah-


ren (Anwendung nur durch qualifizierten Düsenfüh-
An OS 1 werden die geringsten Anforderungen gestellt.
rer)
Hierbei handelt es sich um Hydrophobierungen, die ei- OO PC (Polymer-Concret)
nen bedingten, zeitlich begrenzten Feuchteschutz für
−−Bindemittelmatrix der Mörtel ausschließlich oder
waage­rechte oder geneigte Flächen bieten. Sie bieten
überwiegend aus einem oder mehreren Kunststoffen,
keinen­ Schutz bei Druckwasserbeanspruchung. Der
als Zuschlag in der Regel Quarzsand
Auftrag­kann im Spritz- oder Flutverfahren sowie als
−−Einsatz in Bereichen, in denen eine ausreichende
Anstrich­erfolgen. Die Hydrophobierung bildet keine
Schichtdicke gemäß Instandsetzungs-Richtlinie er-
geschlossene­Beschichtung und hat nur eine geringe
reicht werden kann
Eindringtiefe­.
Die Auswahl der Instandsetzungsbaustoffe erfolgt auf Basis
Hohe Ansprüche werden dagegen an OS 13 gestellt.
der Beanspruchbarkeitsklassen gemäß Instandsetzungs-
Hierbei­handelt es sich um ein mehrschichtiges System
Richtlinie (siehe Tabelle 1.9).
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42 1  Grundlagen und Voraussetzungen für den Bautenschutz

Zu beachten ist, dass Instandsetzungsbaustoffe auf Kunst- hohen Temperaturen, z. B. durch Schweißen, auf der Eisen-
stoffbasis nur auf kleine Flächen aufgebracht werden dür- oder Stahloberfläche bilden.
fen.
Normreinheitsgrad SA 2 ½
Ferner sind die Grenzwerte der Größtkorndurchmesser
und der Schichtdicken der einzelnen Baustoffe gemäß Zunder und Rost müssen so weit entfernt sein, dass Reste
Instandsetzungs-Richtlinie zu berücksichtigen (siehe Ta­ auf der Stahloberfläche lediglich als leichte Schattierung
belle 1.10). infolge der Tönung von Poren sichtbar sind.
Die Anforderungen an den Normreinheitsgrad gelten
Tabelle 1.10:  Richtwerte für Größtkorndurchmesser und Schicht­
dicken von Instandsetzungsbaustoffen (nach Instandsetzungs-Richt­ auch für die Rückseite des Stahls. Durch den Rückprall von
linie, 2001, Teil 2, Tabelle 4.2) der Betonoberfläche erreicht das Strahlgut auch die Rück-
seite der Bewehrung und der Normreinheitsgrad kann in
Beton- bzw. Mörtelart Größtkorn- Schichtdicke
der Regel ohne zusätzliche Maßnahmen erreicht werden.
durchmesser in mm
in mm Instandsetzungsprinzipien R und W
Mindest- Höchst-
wert1) wert Werden die Stahloberflächen nicht beschichtet, so ist auf
den freigelegten Stahloberflächen der Normreinheitsgrad
Beton nach DIN 1045 8 oder 16 50 – SA 2 zu erreichen.

Spritzbeton nach 8 302) –


Als Verfahren werden Strahlentrostung mit trockenen oder
DIN 18551 feuchten Strahlmitteln und Hochdruckwasserstrahlen mit
16 50 – einem Druck von mindestens 60 N/mm2 eingesetzt.

Zementmörtel ≤4 20 40
Bei Einsatz einer zusätzlichen Reaktionsharzbeschichtung
ist der Normreinheitsgrad SA 2 ½ zu erreichen
kunststoffmodifizierter ≤8 103) 504)
Instandsetzungs­beton/ Instandsetzungsprinzip C
-mörtel PCC
Zu beschichtende Stahloberflächen müssen den Normrein-
kunststoffmodifizierter ≤8 103) 504) heitsgrad SA 2 ½ erreichen.
Spritzbeton/-mörtel SPCC
Als Verfahren wird Strahlentrostung mit feuchten oder
reaktionsharzgebundener ≤8 5 40 trockenen Strahlmitteln eingesetzt.
Instandsetzungsbeton/
-mörtel PC
Korrosionsschutzbeschichtung auf Epoxidharzharzbasis
1) mindestens dreifacher Größtkorndurchmesser
2) bei dynamisch beanspruchten Bauteilen 50 mm
Hierbei handelt es sich um lösungsmittelfreie, zweikompo-
3) bei Instandsetzungsprinzip R1 ≥ 20 mm nentige Harz-Härter-Systeme, gegebenenfalls mit pigmen-
4) in begrenzten Bereichen (bis ca. 1 m2) bis 100 mm tierten Zusätzen (z. B. Zinkphosphat, Zinkstaub, Klinker-
mehl oder Zement).
Voraussetzungen für die Beschichtung sind
1.4.8 Korrosionsschutzbeschichtungen
OO trockene Untergründe,
Auch Korrosionsschutzbeschichtungen werden auf minera- OO eine Temperatur von mindestens +8 °C und
lischer und auf Kunststoffbasis hergestellt. OO eine relative Luftfeuchte unter 80 %.

Vor dem Auftrag einer Korrosionsschutzbeschichtung ist


Ist ein Besanden mit feuergetrocknetem Quarzsand vorge-
die Bewehrung zu entrosten. Zur Entrostung dürfen nur
sehen, so ist die erste Schicht mit einer Schichtdicke von
mechanische Verfahren eingesetzt werden.
mindestens 200 µm auszuführen. Die Sandkörner dürfen
nur die zweite Schicht durchstoßen.
Normreinheitsgrade
Die Oberfläche des Bewehrungsstahls muss je nach ge- Korrosionsschutzbeschichtung auf Basis kunststoff­
wähltem Instandsetzungsprinzip bestimmte Normrein- modifizierter Zementschlämmen
heitsgrade nach DIN EN ISO 8501 erfüllen.
Voraussetzungen für die Beschichtung sind
Normreinheitsgrad SA 2 OO gegebenenfalls feuchte Untergründe,
OO eine Temperatur von mindestens +5 °C und
Zunder und Rost sind nahezu vollständig entfernt, d. h., auf OO eine relative Luftfeuchte unter 95 %.
der Oberfläche dürfen nur so viel fest haftende Reste von
Zunder und Rost verbleiben (keine zusammenhängende Der Auftrag erfolgt in 2 Arbeitsgängen mit einer Mindest-
Schicht), dass der Gesamteindruck dem fotografischen Ver- schichtdicke von jeweils 1,0 mm. Die Schichtdicke ist in der
gleichsmuster entspricht. Regel erreicht, wenn die Profilierung des Stahls nicht mehr
sichtbar ist.
Rost ist ein Korrosionsprodukt von Eisen oder Stahl durch
Reaktion mit Sauerstoff und Wasser. Als Zunder werden Die Korrosionsschutzbeschichtung muss die Bewehrung
wasserfreie Oxidationsprodukte bezeichnet, die sich bei allseitig und ohne Fehlstellen umschließen.
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 1.4 Betonsanierung 43

1.4.9 Ablauf einer Betoninstandsetzung


Im Folgenden werden beispielhaft die Arbeitsabläufe einer
Instandsetzung jeweils mit einigen Hinweisen aufgeführt,
und zwar für die Kombination der Instandsetzungsprin- Entfernen loser Betonbauteile
zipien R2 und C mit einem Oberflächenschutzsystem. Stemmwinkel: 40° bis 70°
Freilegen der Bewehrung und
Entfernen loser Betonteile Reinigung gemäß geforder-
tem Normreinheitsgrad
OO eingesetzte Geräte: Stemmwerkzeuge, mechanisch betrie-
bene Stemmgeräte, Nadelpistole usw.
OO mögliche Folge der Bearbeitung: unerwünschte Gefüge-

lockerung
OO Gefahr der Beschädigung der Bewehrung
OO Schema: Abb. 1.15 Abb. 1.15:  Betoninstandsetzung: Entfernen loser Betonteile, Freile-
gen und Entrosten der Bewehrung
Freilegen der Bewehrung
OO eingesetzte Geräte: Stemmwerkzeuge, mechanisch betrie-
bene Stemmgeräte, Nadelpistole usw.
OO Stemmwinkel: 40° bis 70°
Haftbrücke auf Epoxidharz-
basis mit Quarzsandabstreu-
OO Grate durch vorsichtiges Abschleifen entfernen
ung
OO Schema: Abb. 1.15
Reparaturmörtel
2 Lagen Korrosionsschutz auf
Entrosten der Bewehrung Epoxidharzbasis mit Quarz-
sandeinstreuung
OO Verfahren: Strahlen mit festem Strahlgut oder mit einem
Oberflächenausgleich
Wasser-Sand-Gemisch
Oberflächenschutzsystem
OO Schema: Abb. 1.15

Entstauben mit ölfreier Druckluft


Abb. 1.16:  Betoninstandsetzung: Aufbringen eines Korrosionsschut-
Untergrundvorbereitung des Betons zes und einer Haftbrücke auf Epoxidharzbasis, Einbringen des Repara-
turmörtels, Auftragen eines Oberflächenausgleichs und Aufbringen
OO Abtragen eines Oberflächenschutzsystems
OO Aufrauen
OO Reinigen
OO Entstauben

Korrosionsschutz der Bewehrung Haftbrücke auf mineralischer


Basis
Korrosionsschutz auf Epoxidharzbasis
Reparaturmörtel
OO erste Schicht auftragen 2 Lagen Korrosionsschutz auf
OO warten, bis die erste Schicht so weit abgetrocknet ist, dass mineralischer Basis
sie durch den Auftrag der zweiten Schicht nicht beschä- Oberflächenausgleich
digt werden kann Oberflächenschutzsystem
OO zweite Schicht auftragen
OO mit Quarzsand abstreuen
OO Temperatur-, Feuchte- und Taupunktvorgaben beachten
OO Rückseite der Bewehrung mittels Spiegel kontrollieren Abb. 1.17  Betoninstandsetzung: Aufbringen eines Korrosionsschut-
OO Schema: Abb. 1.16 zes und einer Haftbrücke auf mineralischer Basis, Einbringen des Repa-
raturmörtels, Auftragen eines Oberflächenausgleichs und Aufbringen
eines Oberflächenschutzsystems
Korrosionsschutz auf mineralischer Basis
OO Korrosionsschutzbeschichtung in der erforderlichen OO nur kleine Reparaturstellen bearbeiten, an denen Dampf-
Schichtdicke zweimal auftragen
OO Temperatur- und Feuchtevorgaben beachten
druck nicht von Bedeutung ist; lineare Temperaturdeh-
OO Rückseite der Bewehrung mittels Spiegel kontrollieren
nung bei größeren Flächen bis maximal 1 m2 beachten
OO Schema: Abb. 1.16
OO Schema: Abb. 1.17

Zementgebundene kunststoffmodifizierte Haftbrücken


Aufbringen der Haftbrücke
OO Oberfläche ohne Pfützenbildung vornässen
Epoxidharzgebundene Haftbrücken OO Haftbrücke mit kurzhaarigem Pinsel einbürsten
OO gegebenenfalls Trocknung des Untergrunds OO nur Reparaturstellen einbürsten
OO Reparaturmörtel im klebeaktiven Zustand einbringen OO Reparaturmörtel im klebeaktiven Zustand einbringen

(bei Arbeitsunterbrechung mit Quarzsand abstreuen und OO falls Haftbrücke abtrocknet, erneut auftragen

nochmals auftragen) OO Schema: Abb. 1.17


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44 1  Grundlagen und Voraussetzungen für den Bautenschutz

Einbringen des Reparaturmörtels Aufbringen des Oberflächenschutzsystems


OO Mörtel in steifplastischer Konsistenz verwenden OO Wartezeit vor Auftrag (ca. 7 Tage) beachten
OO Mörtel frisch in frisch auf Haftbrücke auftragen OO Hydrophobierung im Spritz- oder Flutverfahren aufbrin-
OO Bewehrung satt umhüllen gen
OO von Hand verdichten OO systemabhängig gegebenenfalls eine Grundierung auf-
OO bei tieferen Ausbrüchen gegebenenfalls mehrere Lagen bringen
auftragen OO einen Schutzanstrich in 2 Lagen aufbringen
OO oberflächenbündig abziehen und abreiben OO Schichtdicken kontrollieren
OO Nachbehandlung innerhalb 1 bis 2 Tagen gemäß OO Farbgebung (möglichst helle Farbtöne) wählen

DIN 1045-3 OO Schema: Abb. 1.16 und 1.17


OO gegebenenfalls Hilfsschalung anbringen
OO Epoxidharzmörtel für nachfolgende Arbeitsgänge ab-

streuen
OO Schema: Abb. 1.16 und 1.17

Auftragen des Oberflächenausgleichs


OO Untergrund vornässen
OO Spachtelmasse oder Schlämmsystem im Spachtel-,
Schlämm- oder Spritzverfahren auftragen
OO in der Regel in maximal 5 mm Dicke aufbringen
OO Oberflächenstruktur z. B. mit Schwammbrett oder in

Brettstruktur gestalten
OO Schema: Abb. 1.16 und 1.17
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45

2 Untersuchung, Bewertung und Instandsetzungskonzepte feuchte- und


salzgeschädigter Bauteile

2.1 Diagnose und Schadensbeurteilung −−Druckwasser


Helmut Kollmann −−Kapillarwasser
−−hygroskopische Feuchte
Eine gründliche Vorplanung ist beim Bauen im Bestand
−−Kondenswasser
unumgänglich. Nur so können gezielte Maßnahmen getrof- OO Zerstörungen durch Salze
fen und Zufälle ausgeschlossen werden. Bestandsanalysen OO Befall durch Organismen
sollten daher selbstverständlich sein.
−−Wurzeln
Voraussetzung für eine sinnvolle Sanierung sind −−Moos
−−Flechten
OO eine Beurteilung des augenblicklichen Zustands,
−−Algen
OO eine Untersuchung des Mauerwerks und
OO Überlegungen zur künftigen Nutzung des Gebäudes.
−−Schimmelpilze
−−Schwamm
Ziel von Bestandsanalysen ist
Weitere Informationsquellen können sein:
OO die Vermeidung von Planungs- und Ausführungsfehlern,
OO eine ausreichende Klärung der Schadensursachen und
OO Archivmaterial
OO die Beurteilung der eingesetzten Materialien und Verfah-
OO Bauunterlagen
OO Befragungen
ren. OO eigene Skizzen und Fotoaufnahmen

Bestandsanalysen sind notwendig zum


Auf diese Weise ergibt sich ein Überblick über den Auf-
OO Erkennen der Schadensursachen, wand für die Untersuchungen.
OO Erhalten von Argumentationshilfen,
OO gezielten Bekämpfen der Schadensursachen, 2.1.1.1 Ursachen für Fehlstellen
OO Festlegen der erforderlichen Maßnahmen,
OO Auswählen der geeigneten Materialien,
Fehlstellen im Untergrund sind
OO Ausschließen nicht notwendiger bzw. nicht sinnvoller OO Hohlstellen,
Maßnahmen, OO Gefügezerstörungen und
OO Einsparen von Material und Kosten, OO oberflächliches Absanden, Abbröckeln oder Abschalen
OO sicheren Anwenden der Materialien, von Mauersteinen oder Putz sowie
OO Vermeiden zukünftiger Schäden und OO Risse.
OO Nachweis des Sanierungserfolgs.
Risse werden durch folgende Vorgänge ausgelöst:
Das WTA-Merkblatt 4-5-99/D „Beurteilung von Mauer- OO Aufnahme von Wasser
werk – Mauerwerksdiagnostik“ enthält OO Aufnahme von Schadstoffen
OO ein Ablaufschema der Bestands- und Schadensaufnahme, −−gelöste Salze
OO Untersuchungsmethoden zur Beurteilung −−Gase
−−der Tragfähigkeit −−Mikroorganismen
−−der Baustoffkenndaten und
Risse treten auf
−−der Feuchte- und Salzbelastung sowie
OO Angaben zur Bewertung der erhaltenen Ergebnisse. OO im Mauerwerk und/oder
OO im darauf aufgetragenen Putz und Farbanstrich.
2.1.1 Orientierende Bauwerksbesichtigung
Risse sind nicht zu vermeiden. Ein Mangel liegt jedoch erst
Bei der orientierenden Bauwerksbesichtigung werden Be- vor, wenn
stand, sichtbare Schäden und Hinweise auf Schadensur- OO Funktionsfähigkeit und Schutzwirkung des Putzes beein-
sachen registriert:
trächtigt sind und
OO Fehlstellen OO das optische Erscheinungsbild entscheidend gestört wird.
OO Feuchtequellen
Risse entstehen durch Volumenänderungen. Sie werden
−−Regen
unterschieden in
−−Spritzwasser
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46 2  Untersuchung, Bewertung und Instandsetzungskonzepte feuchte- und salzgeschädigter Bauteile

OO konstruktions- und putzgrundbedingte Risse, Die Salze stammen vor allem aus nachfolgend genannten
OO putz- und ausführungsbedingte Risse, Quellen:
OO Risse mit überlagernden Ursachen und
OO Risse in Verbindung mit Putzarmierungen, Putzträgern
OO Sulfate – aus dem Erdreich oder aus den Baustoffen
OO Chloride – aus Streusalz
und Putzprofilen. OO Nitrate – aus Stallungen, gedüngten Böden und dem

Zur Systematik und Beurteilung von Rissen gibt das WTA- Erdreich­bei Friedhöfen
Merkblatt 2-4-08/D „Beurteilung und Instandsetzung ge-
Insbesondere Nitrate sind stark hygroskopisch. Sie ziehen
rissener Putze an Fassaden“ Auskunft.
das Wasser aus der Luftfeuchte an und bewirken so eine
zusätzliche Wasseraufnahme. Der Putz ist dann oft durch-
Hinweis
feuchtet, während das darunterliegende Mauerwerk noch
Risse sind umso tiefer und damit folgenschwerer, je trocken ist. Die hygroskopische Feuchteaufnahme führt
weiter auseinander sie liegen und je breiter sie sind. jedoch auf Dauer zu Schäden. Daher muss auch in einem
solchen Fall eingegriffen werden.
2.1.1.2 Feuchteursachen
2.1.1.4 Schäden durch Organismen
Altes Mauerwerk ist fast immer durch Feuchte (und in der
Folge durch Salze) belastet. Feuchte kann durch folgende Neben physikalischen und chemischen Einflüssen sind
Mechanismen in das Mauerwerk gelangen: Mauerwerk und Putze auch biologischen Angriffen aus­
gesetzt, die zu Verfärbungen und Zermürbungen führen.
OO durch Druck eingepresst
Es handelt sich hierbei um folgende Organismen:
OO durch kapillaren Transport
OO durch Aufnahme über hygroskopische Salze OO Mikroorganismen
OO durch Aufnahme aus der Luft (Kondensfeuchte) −−Algen (hauptsächlich im Außenbereich)
−−Pilze, Schwamm (hauptsächlich im Innenbereich)
Die Feuchte kann aus folgenden Quellen stammen:
−−Bakterien, Viren (nur selten)
OO drückendes Wasser OO Wurzeln von Bäumen und Sträuchern
OO Schlagregen OO Moose
OO undichte Wandanschlüsse OO Flechten
OO fehlende oder fehlerhafte Abdichtungen OO Kletterpflanzen
OO defekte Installationen
OO Überschwemmungen und andere Havariefälle
Mikroorganismen siedeln sich nur dort an, wo über längere
OO Löschmaßnahmen
Zeit ein ausreichendes Feuchte- und Nahrungsangebot be-
steht.
Mauerwerksfeuchte steigt in der Regel nur etwa 50 cm
über das Geländeniveau. Wird oberhalb 50 cm Feuchte 2.1.2 Diagnose
festgestellt, kann dies folgende Gründe haben:
Art und Umfang von Voruntersuchungen werden in den
OO Die Feuchte ist durch abdichtende Beschichtungen oder folgenden WTA-Merkblättern beschrieben:
Beläge eingesperrt und wird dadurch nach oben getrie- OO WTA-Merkblatt 2-9-04/D „Sanierputzsysteme“, 2005
ben.
OO Die Feuchte ist durch hygroskopische Salze verursacht.
OO WTA-Merkblatt 2-10-06/D „Opferputze“, 2007
OO WTA-Merkblatt 4-4-04/D „Mauerwerksinjektion gegen

Von hygroskopischer Feuchte wird gesprochen, wenn in kapillare Feuchtigkeit“, 2004


das Mauerwerk eingelagerte Salze Wasser aus der Luft an- OO WTA-Merkblatt 4-5-99/D „Beurteilung von Mauer-

ziehen. Hygroskopische Feuchte tritt oft an Stallungen auf, werk – Mauerwerksdiagnostik“, 1999
da dort höhere Nitratkonzentrationen vorliegen.
Welche Untersuchungen durchgeführt werden, ist im Ein-
vernehmen mit den zuständigen Stellen festzulegen.
2.1.1.3 Schäden durch Salze
Wasser (ausgenommen Kondenswasser) enthält immer 2.1.2.1 Vor-Ort-Untersuchungen
gelöste Bestandteile. Im Erdreich und in den mineralischen
Bei den Vor-Ort-Untersuchungen werden die Schadensbil-
Baustoffen selbst sind Verbindungen vorhanden, die gut
der beurteilt, um Rückschlüsse auf die Ursachen ziehen zu
wasserlöslich sind. Sie werden allgemein als Salze bezeich-
können. Sind frühere Instandsetzungsmaßnahmen zu er-
net. Diese Salze wandern mit dem Wasser durch das Mau-
kennen, so ist zu klären, warum sie durchgeführt wurden
erwerk und den Putz. Gelangt die salzhaltige Lösung an die
und ob sie erfolgreich waren.
Oberfläche, so verdunstet das Wasser und die zuvor gelös-
ten Stoffe kristallisieren aus und zerstören dadurch Putz, Die Vor-Ort-Untersuchungen umfassen eine Beurteilung
Mörtel und Mauersteine. nach Augenschein und (meist) einfache Prüfungen. Dabei
werden folgende Bereiche erfasst:
Häufig anzutreffende baustoffschädigende Salze sind
OO Materialzusammensetzung
OO Sulfate (Natrium- und Calciumsulfat),
OO Chloride (vor allem Natriumchlorid) und
−−Wandaufbau
OO Nitrate (Natrium-, Kalium- und Calciumnitrat).
−−Mauerwerk
−−Putzträger
−−Putz
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 2.1  Diagnose und Schadensbeurteilung 47

Abb. 2.1:  Feststellung des


Wandaufbaus durch Mauer-
werksöffnung (links) und
mithilfe eines Endoskops
(rechts)

OO Materialeigenschaften OO Holz
−−Festigkeit OO Schilfmatten
−−Eignung als Putzgrund OO Putzträgerplatten
OO Bauwerksabdichtung
Es ist zu beurteilen, ob diese Putzträger noch funktionsfä-
−−Baugrundverhältnisse
hig sind.
−−Wasserbeanspruchung
OO Fehlstellen Zur Bestimmung der Art des Putzes und des Farban-
OO Feuchte strichs stehen einfache Vor-Ort-Prüfungen zur Verfügung:
OO Salze
OO Organismen Putze
OO Prüfen der Festigkeit
Materialzusammensetzung
−−Zementputz hart, dicht, mit dem Messer
Aus welchem Material die Wände errichtet wurden, wird schwer zu ritzen
durch Augenschein festgestellt: −−Kalkzementputz weniger hart als Zement-
putz, mit dem Messer zu
Naturstein ritzen
−−Sanierputz Wasser abweisend, mit dem
OO Art
Messer zu ritzen
−−Bruchstein
−−Kalkputz weich, mit dem Messer
−−Werkstein
OO Material
leicht zu ritzen
−−Gipsputz weich, sulfathaltig (Salz-
−−Kalkstein
test), mit dem Fingernagel
−−Sandstein
zu ritzen
−−Granit
−−Lehmputz löst sich in Wasser auf, mit
−−Basalt
dem Fingernagel zu ritzen
OO Versetzen mit Salzsäure
Kunststein
−−Zementputz schäumt wenig, färbt Salz­
OO Material säure meist gelblich
−−Mauerziegel −−Kalkzementputz schäumt mehr als Zement-
−−Kalksandstein putz
−−Porenbetonstein −−Sanierputz schäumt wie Kalkzement-
−−Betonstein putz
−−Kalkputz schäumt sehr stark
Beton −−Gipsputz schäumt wenig
−−Lehmputz schäumt fast gar nicht
OO Material
−−Einkornbeton
Farbanstriche
−−Normalbeton
OO Auftropfen von Wasser
Um den Wandaufbau, das Gefüge und Hohlräume zu
−−Kalkfarbe stark saugend
untersuchen­, muss die Wand angebohrt werden. Die
−−Silicatfarbe weniger stark saugend
Beurtei­lung erfolgt entweder zerstörend an Bohrkernen
−−Dispersionssilicatfarbe schwach saugend
oder durch eine Wandöffnung (Abb. 2.1, links) oder sub­
−−Dispersionsfarbe nicht saugend
stanzschonend mithilfe eines Endoskops (Abb. 2.1, rechts).
−−Siliconharzemulsionsfarbe stark Wasser abweisend
Zwischen Wand und Putz können Putzträger angebracht OO Lösen

sein: −−Kalkfarbe löst sich in Salzsäure


−−Dispersionsfarbe löst sich an mit Butanol
OO Streckmetall
oder Aceton, quillt gallert-
OO Drahtgitter
OO Ziegeldraht
artig auf mit Ethylacetat
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48 2  Untersuchung, Bewertung und Instandsetzungskonzepte feuchte- und salzgeschädigter Bauteile

Abb. 2.2:  Bestimmung der


Rissbreite mithilfe eines Ver-
gleichsmaßstabs (links) und
Feststellung von Rissbewe-
gungen mittels Rissmonitor
(rechts)

Untergrund OO erforderlichenfalls nach vollständigem Aufgraben des


erdberührten Bereiches oder
Ob das Mauerwerk oder ein bestehender Putz bzw. Farban- OO durch Pegelmessung.
strich für den Auftrag eines weiteren Putzes oder Farban-
strichs tragfähig ist, hängt von der Oberflächenbeschaffen- Folgende Beanspruchungen der Abdichtung werden unter-
heit ab. Diese kann relativ einfach vor Ort geprüft werden: schieden:
OO Wasserbeanspruchung Bodenfeuchte
Kratzprüfung OO Wasserbeanspruchung nicht drückendes Wasser
OO Prüfvorgang: OO Wasserbeanspruchung drückendes Wasser

−−Einritzen der Oberfläche mit Messer oder Schrauben- OO Angriffe durch aggressive Böden und Wässer

zieher OO Angriffe durch Wurzeln


OO Bewertung des Ergebnisses:
Die Beschaffenheit des Bodens und die Wasserbeanspru-
−−Dringt das Werkzeug nicht oder nur wenig ein, so ist
chung werden in der Regel durch ein geologisches Gutach-
der Untergrund fest und ausreichend tragfähig.
ten festgestellt. Bei Bauwerken neueren Datums liegen sol-
che Gutachten aus der Zeit der Bauwerkserrichtung meist
Haftprüfung
vor.
OO Prüfvorgang (Variante 1):
Bauwerksabdichtungen können sein:
−−Überziehen einer Fläche von etwa 50 cm × 50 cm etwa
6 mm dick mit Mörtel, dabei Armierungsgewebe mittig OO mineralische Putze
einarbeiten; Gewebe etwa 50 cm weit aus dieser Fläche OO mineralische Dichtungsschlämmen
herausragen lassen; nach etwa 1 Woche Gewebe mit OO bituminöse Abdichtungen

einem Stock fassen und senkrecht zur Wandoberfläche OO Folien

abziehen OO Falzbaupappen
OO Bewertung des Ergebnisses:

−−Erfolgt der Abriss innerhalb des Mörtels, so ist der Putz Risse und Hohlstellen
bzw. die Farbe tragfähig.
OO Prüfvorgang (Variante 2):
Risse lassen sich meist schon durch ihre Verteilung und
ihren Verlauf zuordnen. Auch ihre Breite und Tiefe geben
−−kreisförmiges Anbohren des zu prüfenden Unter-
Aufschluss über die Ursachen.
grunds, Aufkleben des Prüfstempels und Abreißen
mithilfe eines Haftzugprüfgeräts Die Methoden zur Untersuchung von Risseigenschaften
OO Bewertung des Ergebnisses: sind in Tabelle 2.1 zusammengefasst (siehe auch Kapi-
−−Erfolgt der Abriss innerhalb des Putzes oder im Unter- tel 1.3.1).
grund, so ist der Putz tragfähig.
Hohlstellen lassen sich durch Anklopfen oder durch Ab-
fahren der Putzoberfläche mit einem festen Draht oder
Stabilität
einem geeigneten Werkzeug am Klang erkennen.
OO Prüfvorgang:
−−Putzstücke ca. 5 Minuten in Wasser legen und an- Tabelle 2.1:  Methoden zur Feststellung von Risseigenschaften
schließend von Hand zerbröseln
OO Bewertung des Ergebnisses:
Risseigen- Untersuchungsmethoden
−−Zerfällt der Putz, so ist er nicht formstabil und muss schaften
gefestigt oder entfernt werden.
−−zerfällt der Putz nicht, so ist er tragfähig. Rissverteilung Kartierung, Fotodokumentation
und Rissverlauf
Bauwerksabdichtung Rissbreite Rissvergleichsmaßstab (Abb. 2.2, links), Lupe
Fundamente und Kelleraußenwände können erst nach dem Risstiefe Aufstemmen, Kernbohrung
Freilegen beurteilt werden. Dies geschieht durch Augen-
Rissalter Beurteilung des Zustands der Rissflanken, Befragung
schein
Rissbewegung Gipsmarken, Rissmonitore (Abb. 2.2, rechts)
OO nach Anlegen von kleinen Schürfgruben,
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 2.1  Diagnose und Schadensbeurteilung 49

Tabelle 2.2:  Geräte zur Bestimmung der Mauerwerksfeuchte vor Ort

Gerät Methode Bewertung

Leitfähig­keitsmess­gerät Messung des elektrischer Widerstands und Messergebnis sehr stark von der Salzbelastung beein-
der Leitfähigkeit zwischen 2 Elektroden flusst

kapazitives Messgerät Messung der Dielektrizitätskonstante mittels Messergebnis sehr stark von der Salzbelastung und der
hochfrequenter elektromagnetischer Wellen Materialdichte beeinflusst

CM-Gerät Messung des Druck­aufbaus aufgrund der quantitative Messung des Wassergehalts; keine Beein-
Reaktion von Wasser mit Calciumcarbid in flussung des Ergebnisses durch Salze
einem geschlossenen Gefäß

Mikrowellensensor Messung des Energieverlusts nach Anregung qualitative Feststellung des Vorhandenseins von Feuchte
des Wassers durch Mikro­wellen hoher Fre- an der Oberfläche sowie im oberflächennahen Bereich;
quenz bis zur Resonanz keine Beeinflussung des Ergebnisses durch Salze

Mauerwerksfeuchte Die Messwerte dienen zu folgenden Berechnungen:


Messverfahren OO Taupunkttemperatur (θs)
OO Wasseraktivität (aw)
Feuchtemessungen vor Ort führen oft zu Fehldiagnosen. OO Temperaturfaktor (fR )
Weit verbreitet und häufig angewandt – auch von Sachver- si
OO Wärme- und Feuchtehaushalt
ständigen – sind Geräte, die auf elektrischem Weg die Bau-
−−mit der Glaser-Methode (ergibt nur annähernde
stofffeuchte ermitteln sollen. Doch die ermittelten Werte
Werte­)
können durch viele Einflüsse, insbesondere den Salzgehalt,
−−mit einer Computersimulation mittels Programmen
verfälscht sein. Außerdem erlauben sie keine quantitativen
wie z. B. WUFI, COND oder DELPHIN (ergibt ge-
Aussagen über den Wassergehalt des Bauteils.
nauere Werte als die Glaser-Methode sowie Werte für
Tabelle 2.2 gibt einen Überblick über gebräuchliche Mess- einen längeren Zeitraum)
verfahren und ihre Genauigkeit.
Auf diese Weise kann festgestellt werden, ob Wärmebrü-
Die Erzielung verlässlicher Messwerte setzt die korrekte cken vorhanden sind und ob die Gefahr einer Schimmel-
Bedienung des Messgeräts sowie viel Erfahrung mit der pilzbildung besteht.
Messmethode voraus. Für quantitative Aussagen sollten
Die Taupunkttemperatur wird bei einigen Messgeräten
nur die Ergebnisse von Laboruntersuchungen an Bohrker-
automatisch berechnet und angezeigt. Sie kann aber auch
nen herangezogen werden.
schnell aus einer entsprechenden Tabelle abgelesen werden.
Die in Tabelle 2.2 beschriebenen Methoden geben zudem
Die Wasseraktivität ist das Verhältnis der absoluten Masse
nur Auskunft über den Wassergehalt. Die übrigen Daten
Wasserdampf in der Raumluft zur maximal möglichen
(Ausgleichsfeuchte und maximale Wasseraufnahme), die
Masse Wasserdampf an der Wandoberfläche. Ist dieser
zur Erstellung einer vollständigen Feuchtebilanz und damit
Wert größer als 0,7 (dies entspricht 70 % relativer Luft-
zu einer Beurteilung der Feuchtebelastung erforderlich
feuchte an der Wandoberfläche), so können sich Schimmel-
sind, werden nicht erfasst.
pilze bilden.
Schimmelpilzbildung Zur Bestimmung des Temperaturfaktors wird die Lufttem-
peratur im Innen- und Außenbereich gleichzeitig über
Ein normales Raumklima liegt bei 18 bis 24 °C und 40 bis
Thermometer gemessen. Zur Berechnung wird außerdem
60 % relativer Luftfeuchte. Bei hoher Luftfeuchte kann sich
die Temperatur der Wand- bzw. Deckenoberfläche benö-
an kalten Wandoberflächen (Wärmebrücken) bei Erreichen
tigt. Die Berechnungen führen jedoch nur dann zu verläss-
der Taupunkttemperatur Kondenswasser abscheiden und
lichen Ergebnissen, wenn der Temperaturunterschied zwi-
dort die Grundlage für die Ansiedlung von Mikroorganis-
schen dem Innen- und dem Außenbereich mindestens
men, insbesondere von Schimmelpilzen, bilden.
10 K beträgt. Die Gefahr einer Schimmelpilzbildung be-
Ob die Gefahr einer Schimmelpilzbildung gegeben ist, steht, wenn der Temperaturfaktor kleiner als 0,7 ist.
kann durch Messungen und Berechnungen festgestellt wer-
den. Hierfür werden benötigt: Salzbelastung
OO Thermometer zum Messen der Innentemperatur Baustoffschädigende Salze zeigen sich durch Krusten oder
OO Thermometer zum Messen der Außentemperatur „Bärte“ an der Mauerwerksoberfläche oder zwischen Putz
OO Infrarotfühler zum Messen der Temperatur der Wand­ und Mauerwerk.
oberfläche
OO Hygrometer zum Messen der Raumluftfeuchte
Baustoffschädigende Salze
OO Datenlogger zum gleichzeitigen Registrieren von Tempe- OO sind immer weiß,
ratur und Luftfeuchte über einen längeren Zeitraum (Aus- OO lösen sich meist sehr gut in Wasser (im Gegensatz zu
wertung der Daten mit spezieller Software auf einem PC) Kalkausblühungen oder Organismen),
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50 2  Untersuchung, Bewertung und Instandsetzungskonzepte feuchte- und salzgeschädigter Bauteile

Abb. 2.4: Anord-
nung einer Bohrkern­
achse mit 3 Probe-
entnahmestellen
übereinander in
unterschiedlich ge-
schädigten Be-
reichen

Abb. 2.3:  Nachweis von Salzen vor Ort mithilfe von Teststäbchen an


einer in Wasser aufgeschlämmten Probe

OO schmecken nicht immer salzig und OO direkt oberhalb der Geländeoberfläche bzw. des Fußbo-
OO können vor Ort nach Aufschlämmen in Wasser mit Test- denniveaus,
stäbchen nachgewiesen werden (Abb. 2.3). OO in 30 bis 50 cm Höhe sowie
OO oberhalb der durch Salze und Feuchte geschädigten

Befall durch Mikroorganismen Zone.


Die genaue Bestimmung von Mikroorganismen erfordert Je nach Untersuchungsziel werden unterschiedliche Pro-
einen hohen Aufwand, sodass nur ausgebildete und ent- benarten genommen:
sprechend ausgerüstete Fachleute damit beauftragt werden OO Feuchteuntersuchungen
sollten. Meist ist es jedoch nicht erforderlich, zu wissen,
Bohrkerne (Trockenbohrung, Durchmesser 50 mm, Län-
welche Art von Mikroorganismen vorliegt. Es geht viel-
ge 100 mm), Bruchstücke, Handstücke
mehr darum, ihre Lebensbedingungen zu kennen, um vor- OO Salzuntersuchungen
beugend ihr Wachstum zu verhindern.
Bohrkerne (Trockenbohrung), Bruchstücke, Handstücke,
(Bohr-)Mehl
2.1.2.2 Probenentnahme OO Mauerwerksuntersuchungen

Die Beobachtungen und Untersuchungen vor Ort müssen Bohrkerne (Nassbohrung, Durchmesser 50 bis 100 mm,
durch Laboruntersuchungen ergänzt werden, da nur so Länge je nach Aufgabe)
ausreichende und sichere Informationen zu erhalten sind.
Folgende Methoden werden angewandt (nach WTA-Merk-
Dabei kommt der Probenentnahme große Bedeutung zu.
blatt 4-5-99/D):
Für die Probenentnahme gelten folgende Grundsätze: OO Abschaben
OO Der Umfang ist abhängig von der Vielfalt der Baustoffe −−Werkzeug: Pinsel, Bürste, Spatel, Schale
und dem Schadensausmaß. −−Probenart: Mehl, gestörte Probe
OO Die Aussagekraft wächst mit der Zahl und den Abmes- −−Zerstörungsgrad: sehr gering
sungen der Proben. −−Bewertung: Standardmethode
OO Die Probenentnahme erfolgt in charakteristischen bzw. OO Abschlagen

repräsentativen Bereichen. −−Werkzeug: Hammer und Meißel


OO Die Proben werden in Achsen (mehrere Probeentnahme- −−Probenart: Bruchstück, gestörte Probe
stellen/Bohrkerne senkrecht übereinander) entnommen −−Zerstörungsgrad: gering bis stark (abhängig von der
(Abb. 2.4). Probengröße)
OO Bei denkmalgeschützten Bauwerken ist eine zerstörungs- −−Bewertung: Standardmethode
arme Probenentnahme anzustreben. OO Ausbauen oder Herausschneiden
OO Die Probenentnahme ist immer mit den zuständigen −−Werkzeug: verschiedene Werkzeuge (z. B.
Behörden abzustimmen. Trennscheibe)
−−Probenart: Handstück, kompakte, ungestörte
Es werden folgende Zerstörungsgrade der Probenentnah-
Probe
me unterschieden:
−−Zerstörungsgrad: sehr stark
OO zerstörend (Bohrkernentnahme) −−Bewertung: eher selten angewandt
OO zerstörungsarm (Abschaben) OO Bohrmehlentnahme
OO zerstörungsfrei (nicht möglich) −−Werkzeug: Spiralbohrer
−−Probenart: Bohrmehl, gestörte Probe
Die Platzierung der Probenachse (3 Probeentnahmestel-
−−Zerstörungsgrad: gering
len/Bohrkerne übereinander) erfolgt
−−Bewertung: Standardmethode
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 2.1  Diagnose und Schadensbeurteilung 51

OO Bohrkernentnahme
−−Werkzeug (1): Diamantbohrkrone
−−Probenart: kompakte, ungestörte Probe
−−Werkzeug (2): Hammerbohrkrone
−−Probenart: gestörte Probe
−−Zerstörungsgrad: gering bis stark (abhängig vom
Bohrkerndurchmesser) 1 2
−−Bewertung: Standardmethode
Die anschließende Behandlung der Proben umfasst fol-
gende Schritte:
105 °C
OO Probenentnahmestellen protokollieren (Lage, Höhe, Tiefe)
OO Abmessungen der Proben protokollieren
OO Proben eindeutig beschriften
OO Proben feuchtedicht verpacken (z. B. Aluminiumfolie + 3 4
Plastiktüte + geschlossener Behälter)
Neben der Probenentnahme selbst ist auch die Probenvor-
bereitung entscheidend für ein korrektes Ergebnis.
Bohrkerne für Feuchteuntersuchungen werden zunächst 80 % relative
Luftfeuchte
von anhaftendem Bohrmehl befreit und, falls erforderlich,
in Putz und Stein bzw. in ein Tiefenprofil geteilt. Am Bohr-
mehl können Salzanalysen durchgeführt werden. 5 6

2.1.2.3 Laboruntersuchungen
Feuchtebilanz
Durch Erstellen einer Feuchtebilanz kann ermittelt werden,
ob kapillar aufsteigende, durchdringende oder kondensier-
te Feuchte vorliegt. Gleichzeitig kann der Sanierungsspiel-
raum ermittelt werden, der beschreibt, wie groß die Diffe-
7 8
renz zwischen dem augenblicklichen und dem bestenfalls
zu erreichenden Feuchtegehalt ist. Nicht anwendbare Ab-
dichtungsmaßnahmen, Sanierungsverfahren oder Putzsys-
teme können so von vornherein ausgeschlossen und Kosten 1 Säubern des feuchten Bohrkerns
und Material gespart werden. 2 erstes Wägen (mf)
3 Trocknen des Bohrkerns bei 105 °C
Der Wassergehalt wird im Labor am einfachsten und si- 4 zweites Wägen (mt)
chersten nach der Darr-Methode bestimmt. Diese Methode 5 Lagern des getrockneten Bohrkerns bei 80 % relativer
Luftfeuchte
wird auch im WTA-Merkblatt 4-11-02/D „Messung der 6 drittes Wägen (mh)
Feuchte von mineralischen Baustoffen“ beschrieben. Ihr 7 Lagern des Bohrkerns unter Wasser
Ablauf ist in Abb. 2.5 dargestellt. 8 viertes Wägen (mm)

Für die Erstellung einer Feuchtebilanz werden folgende


Messungen und Berechnungen durchgeführt: Abb. 2.5:  Ermittlung des Wassergehalts eines Bohrkerns nach der
Darr-Methode
Messungen
OO Wassergehalt (um)
Berechnungen
−−Probe abbürsten
−−erstes Wägen (mf: Masse vor dem Trocknen) OO Wassergehalt
−−Trocknen bei 105 °C bis zur Massekonstanz (mindes­ um = (mf – mt) : mt · 100 in Masse-%
tens 24 Stunden) OO hygroskopische Wasseraufnahme

−−zweites Wägen (mt: Masse nach dem Trocknen) u80 = (mh – mt) : mt · 100 in Masse-%
OO hygroskopische Wasseraufnahme (u80) OO maximale Wasseraufnahme

−−Lagern der getrockneten Probe bis zur Massekonstanz umax = (mm – mt) : mt · 100 in Masse-%
bei 80 % relativer Luftfeuchte (mindestens 3 Wochen) OO hygroskopischer Durchfeuchtungsgrad

−−drittes Wägen (mh: Masse nach Lagerung in 80 % Luft- DFGhyg = u80 : umax · 100 in %
feuchte) OO Gesamtdurchfeuchtungsgrad
OO maximale Wasseraufnahme (umax) DFGges = um : umax · 100 in %
−−Lagern der zuvor in Wasserdampf gelagerten Probe un-
ter Wasser bis zur Massekonstanz (mindestens 2 Tage)
−−viertes Wägen (mm: Masse nach Lagerung unter Wasser)
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52 2  Untersuchung, Bewertung und Instandsetzungskonzepte feuchte- und salzgeschädigter Bauteile

Tabelle 2.3:  Auswertung der Feuchtebilanz

Befund Mechanismus der Feuchtezufuhr Schlussfolgerungen

von unten nach oben hin abnehmender kapillar aufsteigende Feuchte – Horizontalabdichtung nicht vorhanden
Gesamtdurchfeuchtungsgrad oder nicht funktionsfähig
– in Kellern Außenabdichtung intakt

etwa gleichmäßige Verteilung der Feuchte seitlich eindringendes Wasser – Außenabdichtung nicht vorhanden oder
nicht funktionsfähig

hygroskopischer Durchfeuchtungsgrad deut- nicht hygroskopisch durch Salze, sondern – Sanierungsspielraum groß
lich geringer als der Gesamtdurchfeuchtungs- kapillar aufgenommene Feuchte – nachträgliche Horizontalabdichtung zur
grad Mauerwerksentfeuchtung wirksam

hygroskopischer Durchfeuchtungsgrad in der im Wesentlichen hygroskopisch durch Salze – Sanierungsspielraum gering


gleichen Größenordnung wie der Gesamt- aufgenommene Feuchte – nachträgliche Horizontalabdichtung zur
durchfeuchtungsgrad Mauerwerksentfeuchtung wirkungslos

Hinweis Tabelle 2.4:  Bewertung der Salzbelastung (Versalzungsgrad)


von Mauerwerk durch unterschiedliche Salzionen (nach WTA-Merk-
Die Erstellung einer kompletten Feuchtebilanz dauert blatt 2-9-04/D)
etwa 4 Wochen.
Der Wassergehalt gibt an, wie viel Feuchte das Mauerwerk Salzionen Versalzungsgrad
zur Zeit der Probenentnahme enthielt. Dies gilt auch für in Masse-%
gipshaltige Proben; Gips verliert beim Trocknen zwar auch
gering mittel hoch
einen Teil des im Kristallgitter gebundenen Wassers, dieser
Effekt kann jedoch vernachlässigt werden. Chloride (Cl–) < 0,2 0,2–0,5 > 0,5
Die hygroskopische Wasseraufnahme (Ausgleichsfeuchte)
Nitrate (NO3–) < 0,1 0,1–0,3 > 0,3
gibt an, bei welchem Feuchtegehalt das Mauerwerk als tro-
cken bezeichnet werden kann. Sie hängt hauptsächlich vom Sulfate (SO42–) < 0,5 0,5–1,5 > 1,5
Salzgehalt ab. Anhand dieses Wertes kann später überprüft
werden, ob eine Entfeuchtungsmaßnahme erfolgreich war:
Dies ist dann der Fall, wenn der Wassergehalt sich der Aus- OO Probe bei 105 °C bis zur Massekonstanz trocknen
gleichsfeuchte angenähert oder sie erreicht hat. OO Probe im Mörser zerkleinern
Die maximale Wasseraufnahme (Sättigungsfeuchte) zeigt, OO Probe einwiegen

wie viel Wasser das Mauerwerk insgesamt kapillar aufneh- OO Probe mit einer bestimmten Menge destillierten Wassers

men kann. aufschlämmen


OO Probe ruhen lassen, bis sich die Salze gelöst haben
Aus diesen Messwerten wird der Gesamtdurchfeuchtungs- OO Probe filtrieren
grad berechnet, d. h., wie weit der im Mauerwerk vorhan- OO Teststäbchen in das Filtrat tauchen
dene Porenraum zur Zeit der Probeentnahme mit Wasser OO Anionengehalt anhand der Farbreaktion abschätzen
gefüllt war. OO Anionengehalt in Masse-% umrechnen

Der hygroskopische Durchfeuchtungsgrad zeigt an, wel-


cher Anteil des in den Proben enthaltenen Wassers durch 2.1.3 Auswertung
hygroskopische Effekte (hygroskopische Salze) verursacht
Feuchte- und Salzbelastung
wurde.
Die Frage, woher die vorhandene Feuchte stammt, lässt
Hinweis sich anhand der Feuchtebilanz beantworten (vgl. Tabel-
le 2.3). Ob Kondenswasser einen entscheidenden Einfluss
Feuchte, die durch hygroskopische Salze aufgenommen
hat, kann durch Klimamessungen, die auch über einen
wurde, lässt sich nicht durch horizontale oder vertikale
längeren­Zeitraum erfolgen können, abgeschätzt wer-
Sperren beseitigen. Hier muss der Putz die Aufgabe
den. Meist überlagern sich allerdings mehrere Feuchte­
übernehmen, die hygroskopischen Salze von der Ober-
ursachen.
fläche fernzuhalten.
Die Salzbelastung wird gemäß WTA-Merkblatt 2-9-04/D
Salzanalysen beurteilt (Tabelle 2.4).
Zur Beurteilung der Salzbelastung reicht es aus, den Salzge- Aufgrund der ermittelten Werte wird der Gesamtversal-
halt der Probe mithilfe von Teststäbchen halbquantitativ zu zungsgrad als „gering“, „mittel“ oder „hoch“ eingestuft.
bestimmen. Solche Bestimmungen werden gemäß der An- Dabei ist der ermittelte höchste Gehalt an Salzionen (unab-
leitung der Teststäbchenhersteller ausgeführt. Allgemein hängig davon, ob es sich um Chloride, Nitrate oder Sulfate
gilt: handelt) maßgebend.
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 2.2 Messtechnik 53

Nach dieser Einstufung kann festgelegt werden, ob und 2.2 Messtechnik


welche Maßnahmen gegen eine Salzdurchdringung ergrif- Michael Resch
fen werden müssen (siehe Kapitel 4.7.2.3).
Am Anfang einer Sanierung bzw. baulichen Maßnahme
steht die Bestandsaufnahme. Hierfür werden die unter-
Befall durch Organismen
schiedlichsten Messverfahren und -geräte eingesetzt. Im
Wird Schimmelpilz- oder Schwammbefall festgestellt, so Folgenden werden die gängigsten Messverfahren und -ge-
sind Untersuchungen erforderlich, wie weit diese Organis- räte zur Untersuchung feuchte- und salzgeschädigter Bau-
men in das Mauerwerk eingedrungen sind. Ihre Verbrei- teile vorgestellt. Dabei wird kurz auf die Funktionsweise
tung ist genau abzugrenzen, um sichere Gegenmaßnahmen und auf den Einsatzbereich der einzelnen Messgeräte ein-
ergreifen zu können. gegangen.
Da bei der Bestandsaufnahme die Ermittlung der Feuchte
2.1.4 Künftige Nutzungen oder Beanspruchungen
bzw. der Feuchteverteilung im Bauteil im Vordergrund
Beim Bauen im Bestand sind sowohl die künftige Nutzung steht, werden zunächst die hierfür verwendeten Messver-
als auch Nutzungsänderungen zu berücksichtigen. fahren behandelt. Anschließend werden mit der Endosko-
pie und Thermografie Verfahren vorgestellt, die unterstüt-
Keller zend eingesetzt werden.
Sollen bis dahin unbeheizte feuchte Kellerräume künftig
2.2.1 Feuchtemessverfahren
beheizt werden, ist genau zu untersuchen, ob dies möglich
ist, ohne dem Mauerwerk zu schaden. Beim Heizen trock- Die in der Praxis am häufigsten eingesetzten Messverfahren
net die Oberfläche der Wände und Decken ab. Sind Salze sind die dielektrischen Verfahren und das Widerstands-
vorhanden, so kristallisieren sie aus und zerstören Putz, messverfahren. Diese Verfahren können nur zur qualitati-
Mörtel und Mauersteine. Möglichkeiten einer zukünftigen ven Vergleichsmessung zwischen verschiedenen Messpunk-
Be- und Entlüftung sind daher in die Überlegungen für ten eingesetzt werden, eine Umrechnung der Messwerte in
einen Sanierungsvorschlag ebenso einzubeziehen wie die einen quantitativen Wert ist nicht möglich. Beide Verfahren
Auswahl eines geeigneten Putzsystems. arbeiten zerstörungsfrei.
Ist es erforderlich, die Feuchte im betroffenen Baustoff
Sockel
auch quantitativ zu bestimmen, können das hygrometri-
Auch im Sockelbereich treten starke Belastungen, verur- sche Verfahren (nur für ausgewählte Baustoffe) und die
sacht durch Feuchte und Salze, auf: CM-Methode (nur bei Calciumsufalt- und Anhydritestri-
chen) sowie generell die Darr-Methode eingesetzt werden.
OO Spritzwasser durch vorbeifahrende Fahrzeuge
Der Einsatz dieser Verfahren ist aber immer mit einer Zer-
OO Anlagerung von Schneemassen im Winter
OO Schadstoffeintrag durch Streusalz und Hunde
störung des Baustoffs verbunden.
OO Risse
OO Bewuchs durch Pflanzen
2.2.1.1 Dielektrische Messverfahren
Bei den dielektrischen Messverfahren wird zwischen dem
Mitunter wurde früher bei Sanierungsmaßnahmen ver-
niederfrequenten Verfahren der kapazitiven Messung
sucht, die Feuchte durch dichte Putze, Klinkerbeläge oder
(Kugelmesskopf) und dem hochfrequenten Verfahren der
andere Abdichtungsmaßnahmen einzusperren. Die Schä-
Mikrowellenmessung unterschieden.
den sind dadurch jedoch meist nur vergrößert worden,
sodass diese Maßnahmen rückgängig gemacht werden
Kapazitive Messung
mussten.
Bei diesem zerstörungsfreien elektrischen Messverfahren
Fassaden wird über das Frequenzfeld eines Kondensators die Dielek-
trizitätskonstante ε des Baustoffs gemessen (benannt mit
An Fassaden sind hauptsächlich Schäden durch mechani-
dem griechischen Kleinbuchstaben Epsilon). Die Dielektri-
sche Einflüsse, z. B. durch Büsche und Bäume, die bei Wind
zitätskonstante ε ist eine definierte Größe eines Baustoffs.
an der Fassade reiben, zu beurteilen. Hinzu kommen Belas-
Nimmt ein Baustoff Feuchte auf, so ändert sich der Wert
tungen durch Regen und Wind.
der Dielektrizitätskonstante. Der niederfrequente Bereich
Oft ist die Fassade weniger geschädigt als der Sockelbe- liegt bei Frequenzen unter 100 MHz.
reich, sodass entschieden werden muss, wie sie zu behan-
Die Messgerätekonfiguration besteht in der Regel aus ei-
deln ist. Die Untersuchungen müssen Anhaltspunkte dafür
nem elektronischen Messgerät und einem Sensor
liefern, ob sich der vorhandene Putz oder Farbanstrich
(Abb. 2.6). Bei einigen Geräten ist der Sensor bereits inte­
überarbeiten lässt, ob er entfernt werden muss oder ob Bü-
griert. Der Sensor stellt einen Teil des Kondensators dar.
sche und Bäume zu beseitigen sind.
Wird an die Platten des Kondensators eine Spannung ange-
legt, so laden sie sich unterschiedlich auf und erzeugen ein
Innenräume
elektrisches Feld. Je größer die Fläche der Kondensatorplat-
Bei Innenräumen ist die geplante Nutzung insbesondere ten und je geringer der Abstand der Platten ist, desto höher
dann in die Überlegungen mit einzubeziehen, wenn hier- ist die Kapazität des Kondensators. Zusätzlich ist die Kapa-
durch das Raumklima geändert wird. zität noch abhängig von dem Material, das die Platten
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54 2  Untersuchung, Bewertung und Instandsetzungskonzepte feuchte- und salzgeschädigter Bauteile

trennt, dem Dielektrikum. Es beeinflusst bzw. verändert die


Kapazität des Kondensators (daher auch die Bezeichnung
kapazitive Messung).

Mikrowellenverfahren
Das Mikrowellenverfahren gehört ebenfalls zu den zerstö-
rungsfreien dielektrischen Messverfahren. Die hier zum
Einsatz kommenden Frequenzen liegen zwischen 2 und
10 GHz. Gemessen wird der Wasseranteil in dem zu über-
prüfenden Material.
Bei den Messköpfen der Mikrowellenmessgeräte handelt es
Abb. 2.6:  Elektronisches Messgerät (Kugelmesskopf ) für die kapazi-
sich um Sende- und Empfangsantennen mit unterschiedli- tive Messung (Quelle: Gunter Hankammer, Hamburg)
chen Antennenanordnungen, die wiederum die Eindring-
tiefe der Mikrowellenstrahlung bestimmen, die je nach
Bauart und Antennen 4 bis 70 cm beträgt. Das Basisgerät
ermittelt den Unterschied zwischen eingestrahlter und re-
flektierter Strahlung, der in dimensionslosen Werten (so­
genannten Digits) angezeigt wird (Abb. 2.7).
Im Gegensatz zu den Messgeräten für die niederfrequente
dielektrische Messung (Kugelmesskopf) sollte die Messung
mit den Mikrowellenmessgeräten immer in einem vorher
festgelegten Raster erfolgen. Empfehlenswert ist ein Mess-
raster mit 20 cm Abstand der Messpunkte voneinander.
Wird die Messung mit unterschiedlichen Messköpfen wie-
derholt, so entsteht ein repräsentatives Feuchteprofil über
den Querschnitt des untersuchten Bauteils.
Abb. 2.7:  Elektronisches Messgerät mit Mikrowellenmesssonde
Einschränkend ist anzumerken, dass jede Schichtgrenze (Quelle: Gunter Hankammer, Hamburg)
auch eine Reflexion erzeugt und damit in das Messergebnis
eingeht. Dies ist insbesondere bei mehrschichtigen Boden-
und Wandkonstruktionen zu berücksichtigen. Daher muss
die Eindringtiefe der Mikrowellenstrahlung, mindestens
dem Querschnitt des Materials entsprechen. Versalzungen
dagegen beeinflussen das Messergebnis nicht.

Hinweis
Metalle im Bauteil (Leitungen, Bewehrung) verfälschen
das Messergebnis im Mikrowellenverfahren. Dies be-
deutet aber auch, dass es sich sehr gut zur Ortung von
Metall eignet.

2.2.1.2 Widerstandsmessverfahren
Abb. 2.8:  Elektrodenformen: Flachelektroden (oben) und Rundelek-
Das elektrische Widerstandsmessverfahren dient der Be- troden (unten)
stimmung des Feuchtegehalts von Holz. An anderen Bau-
stoffen wird es zur orientierenden Untersuchung eingesetzt.
che Umrechnungstabellen an, diese sind jedoch nicht zu-
Feuchtemessgeräte, die nach dem Widerstandsmessverfah- verlässig.
ren arbeiten, nutzen das Prinzip des Ohm’schen Gesetzes.
Die Wahl der Elektroden hängt davon ab, welcher Baustoff
Zwischen 2 Elektroden, die unterschiedliche Formen und
gemessen werden soll.
Größen haben können, wird ein elektrischer Messstrom
geleitet. Die Leitfähigkeit des zu messenden Baustoffs als Flachelektroden (Abb. 2.8, oben) werden überwiegend
Kehrwert des Widerstands wird in der Regel in dimensi- dort eingesetzt, wo über einen Randstreifen die Feuchtever-
onslosen Werten (Digits) auf dem Messgerät angezeigt. Je teilung bei schwimmenden Estrichen gemessen werden
feuchter ein Baustoff ist, desto geringer ist der Widerstand soll. Sie werden manchmal aber auch verwendet, um in
zwischen den beiden Elektroden, woraus sich eine entspre- einem Bohrloch zwischen Bodenplatte und Dämmmaterial
chend höhere Leitfähigkeit ergibt. zu kontrollieren, ob noch Feuchte vorhanden ist, z. B. nach
einer technischen Trocknung von Dämmstoffen.
Bei allen anderen Stoffen geben die angezeigten Messwerte
allerdings nicht wie bei Holz den absoluten Feuchtegehalt Rundelektroden (Abb. 2.8, unten) werden eingesetzt, wenn
an, sondern lediglich Vergleichswerte in Skaleneinheiten im Vorfeld 2 Bohrungen in das zu untersuchende Material
(SKE). Hersteller dieser Messgeräte bieten zwar umfangrei- gebohrt werden müssen. Dies kann eine Wand, der Boden,
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 2.2 Messtechnik 55

Abb. 2.9: Wider- Abb. 2.10: Hygro-
standsmessung im metrische Messung
Putz mit einer Ein- der relativen Luft-
schlagelektrode feuchte und der Luft-
temperatur in den
Kapillarporen einer
Ziegelwand in einem
abgedichteten Bohr-
loch (Quelle: Gunter
Hankammer, Ham-
burg)

die Decke oder ein Baustoff sein. Je nach Aufgabenstellung Abb. 2.11: CM-


kommen isolierte oder nicht isolierte Rundelektroden zum Gerät: Die Prüfflasche
zeigt einen Druck
Einsatz. In der Regel werden isolierte Elektrodenpaare ver- von 2,1 bar (Einwaage:
wendet, da nur an den Spitzen, an denen das blanke Metall 50 g Zementestrich).
Kontakt zum Baustoff hat, die Leitfähigkeit gemessen wird.
Bürstenelektroden werden in der Regel für Langzeitmes-
sungen verwendet. In das zu untersuchende Material wer-
den 2 Löcher mit einem etwas kleineren Durchmesser als
der Durchmesser der Bürstenelektroden gebohrt, sodass
die Messingborsten einen gleichmäßigen Kontakt zum um-
gebenden Material haben.
Einschlagelektroden (Abb. 2.9) werden dort eingesetzt, wo
die Stahlstifte in das Material eingeschlagen werden kön-
nen. Durch das Einschlagen der Stahlstifte in den Baustoff
ist gewährleistet, dass ein Vollkontakt zwischen Elektrode
und Material gegeben ist.

2.2.1.3 Hygrometrisches Verfahren


Bei der hygrometrischen Messung wird die relative Luft-
feuchte in den Kapillarporen eines Baustoffs oder in den
Hohlräumen einer Baukonstruktion gemessen (Abb. 2.10).
Die hygrometrische Messung wird auch als Luftfeuchteaus- verschiedenen Messpunkten vorgenommen werden. Ledig-
gleichsverfahren bezeichnet. lich für Estriche stehen Umrechnungstabellen zur Verfü-
gung.
Der Vorteil des hygrometrischen Verfahrens liegt darin,
dass unter Verwendung von Sorptionsisothermen von der Bei der Bestimmung der Restfeuchte in Estrichen wird mit
ermittelten Luftfeuchte im Baustoff auf den Feuchtegehalt Hammer und Meißel oder mit einem Stemmhammer aus
in Masse-% geschlossen werden kann. Allerdings liegen dem gesamten Querschnitt des Estrichs eine Probe ent-
noch nicht für alle Baustoffe Sorptionsisothermen vor. nommen.
Damit die Feuchte von den Händen nicht auf das Material
2.2.1.4 CM-Methode
übergeht, sollte die Materialprobe mit einem Handschuh in
Die CM-Methode (Calciumcarbid-Methode) dient eigent- eine Plastiktüte gegeben werden. In der Plastiktüte wird sie
lich zur Bestimmung der Restfeuchte in Estrichen. In der anschließend mit einem Fäustel zerkleinert. Das Prüfmate-
Bauwerksdiagnostik wird sie aber auch zur Feuchtemes- rial wird entsprechend der Estrichart und gegebenenfalls
sung von mineralischen Baustoffen verwendet. Bei dieser des Alters abgewogen und in die Druckflasche des CM-
Anwendung können jedoch keine Absolutwerte in Mas- Gerätes (Abb. 2.11) gegeben. Hinzugefügt werden 4 Stahl-
se-% ermittelt, sondern nur Vergleichsmessungen zwischen kugeln und eine Glasampulle mit Calciumcarbid. Die
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56 2  Untersuchung, Bewertung und Instandsetzungskonzepte feuchte- und salzgeschädigter Bauteile

Abb. 2.12:  Bohrkernentnahme mit einer Trockenbohrkrone, Durch- Abb. 2.13:  Starres Endoskop (Quelle: Everest VIT GmbH, Hechingen)
messer: 100 mm (Quelle: Gunter Hankammer, Hamburg)

Druckflasche wird mit einem Deckelmanometer verschlos- der Bestandsaufnahme. Die nachfolgenden Messgeräte
sen. Unter kreisenden Bewegungen wird die Flasche 2 Mi- können bei der Suche hilfreich sein.
nuten geschüttelt. Dabei zermahlen die Stahlkugeln das
Prüfgut und zerstören die Glasampulle. 5 Minuten nach Tabelle 2.5:  Darr-Methode: Temperaturen zur Trocknung unter-
dem Verschließen wird die Flasche nochmals 1 Minute schiedlicher Materialien
geschüttelt und 10 Minuten nach dem Verschließen ein
letztes Mal 10 Sekunden. Materialien Trocknungstemperatur
In der Flasche reagiert das Wasser aus der Materialprobe
mit dem Calciumcarbid zu Calciumhydroxid und dem Gas Holz und Holzwerkstoffe 103 °C
Acetylen. Der durch das entstehende Acetylen in der Fla-
mineralische Baustoffe 105 °C
sche ansteigende Druck wird auf dem Manometer ange-
zeigt. Gips- und Anhydritbaustoffe 40 °C
Die Reaktion läuft nach folgendem Schema ab:
CaC2 + 2 H2O  C2H2 + Ca(OH)2
2.2.2 Endoskopie
Calciumcarbid + Wasser  Acetylen + Calciumhydroxid
Endoskope dienen in technischen Bereichen für die Innen-
Anhand einer Tabelle oder durch farblich unterschiedliche
diagnostik schwer zugänglicher Hohlräume über kleinste
Skalen auf dem Manometer kann der CM-Wert abhängig
Öffnungen. Die Endoskopie zählt zu den zerstörungsarmen
von der Menge der Einwaage abgelesen werden (bei Calci-
Untersuchungsmethoden, weil nur sehr kleine Bohrungen
umsulfat- und Anhydritestrichen entsprechen die Werte
hergestellt werden müssen, um in Hohlräume einsehen zu
der enthaltenen Feuchte in Masse-%).
können.
2.2.1.5 Darr-Methode Endoskope lassen sich in 3 Typen einteilen:
Die gravimetrische Feuchtebestimmung, auch Darr-Metho- OO starre Endoskope
de genannt, erfolgt bei entnommenen Materialproben OO flexible Endoskope
durch Wägung vor und nach einer Trocknung im Trocken- OO Videoskope

schrank (vgl. auch Kapitel 2.1.2.3). Die Darr-Methode ist


Starre Endoskope (Abb. 2.13) bestehen aus einem Rohr
ein zerstörendes Prüfverfahren, liefert aber die genauesten
von 70 bis 90 cm Länge mit einem Durchmesser von 2 bis
Ergebnisse.
10 mm, einem Okular, durch das geblickt wird, und einem
Die Materialprobe kann auf unterschiedliche Art entnom- Objektiv mit einem Blickwinkel von 35° bis 90°. Die Optik
men werden. Üblicherweise wird aus dem zu untersuchen- besteht aus Stablinsen, die eine hohe Schärfe besitzen. Mo-
den Bauteil ein Bohrkern gezogen. Dieser wird mit einer derne starre Endoskope verwenden Glasfasern, um Licht
langsam laufenden Bohrmaschine mit einer Trockenbohr- zum Kopf des Endoskops zu leiten. Hierfür ist eine externe
krone im Durchmesser von 100 bis 150 mm entnommen Lichtquelle erforderlich.
(Abb. 2.12). Die geringe Bohrgeschwindigkeit und der gro-
Flexible Endoskope sind im Unterschied zu starren Endos-
ße Durchmesser der Bohrkrone verhindern, dass sich der
kopen beweglich. Unterschieden werden vollflexible und
Bohrkern übermäßig erwärmt und dadurch Feuchte aus
halbflexible Endoskope.
dem Prüfgut entweicht.
Bei den vollflexiblen Endoskopen (Abb. 2.14) lässt sich
Die Trocknungstemperaturen ausgewählter Materialien
der Kopf über Bowdenzüge in fast jede Richtung bewegen.
sind in Tabelle 2.5 aufgeführt.
Dies ist möglich, da die Lichtübertragung über entspre-
Wie einführend beschrieben, steht neben der Ermittlung chend flexible Lichtleitfasern erfolgt. Diese Lichtleitfasern
der Feuchteverteilung auch die Schadensursache im Fokus haben einen Durchmesser von weniger als 7 µm (ein
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 2.2 Messtechnik 57

Abb. 2.14:  Okular und Steuereinheit eines vollflexiblen Endoskops; Abb. 2.15:  Hohlrauminspektion mit einem halbflexiblen Endoskop
links der Kopf des Endoskops, rechts die Glasfaserzuleitung (Quelle: (Quelle: Gunter Hankammer, Hamburg)
Everest VIT GmbH, Hechingen)

0,4 µm 0,7 µm 1,0 µm 2,0 µm 5,0 µm 8,0 µm 12,0 µm 14,0 µm

sichtbares Licht mittelwelliger langwelliger Infrarotbereich

Abb. 2.16:  Ausschnitt aus dem Spektrum der elektromagnetischen Wellen mit dem Bereichen des sichtbaren Lichtes und der Infrarotstrahlung
bis 14 µm Wellenlänge

menschliches Haar ist mit einem Durchmesser von mehr


als 70 µm ca. zehnmal so dick).
Halbflexible Endoskope (Abb. 2.15) lassen sich vorbiegen
und bleiben dann in der eingestellten Position. Der Kopf
lässt sich nicht separat bewegen.
Videoskope stehen ebenfalls in halbflexibler und vollflexi-
bler Ausführung zur Verfügung. Im Unterschied zu den
starren Endoskopen mit Stablinsen und den flexiblen En-
doskopen mit Lichtleitfasern zur Lichtübertragung befindet
sich am Kopfende eines Videoskops ein Videochip. Dieser
wandelt das auftreffende Licht in elektrische Signale um
und leitet diese über ein dünnes Kabel zu einem Bild-
schirm. Der Vorteil gegenüber den anderen beschriebenen
Endoskoptypen besteht darin, dass die Bilder auf einem
Speichermedium gespeichert und auch ganze Filmsequen-
Abb. 2.17:  Thermografische Aufnahme eines Gebäudes mit deutlich
zen aufgezeichnet werden können. sichtbaren Temperaturunterschieden (Quelle: itt Böttcher, Brunn)

2.2.3 Thermografie
Die Thermografie (eigentlich Infrarotthermografie) kann bolometerkameras aufgrund der Kühltechnik der Kameras
überall dort eingesetzt werden, wo Temperaturunterschiede keine kurzwelligen Systeme zulassen.
sichtbar gemacht werden sollen. Der infrarote Bereich des
Mit Thermografiekameras kann zwar nur ein Tempera­
elektromagnetischen Spektrum erstreckt sich von 0,7 bis
turunterschied an der nächstliegenden Oberfläche sicht-
1.000 µm. Das sichtbare Licht schließt im Bereich mit Wel-
bar gemacht werden, doch lassen sich so sehr gut nasse
lenlängen von 0,4 bis 0,7 µm an (Abb. 2.16).
von trockenen Bauteilen unterscheiden: Durch das Ver-
In der Bauthermografie werden Thermografiekameras ein- dunsten der Feuchte an der Bauteiloberfläche entsteht
gesetzt, die im mittelwelligen (Wellenlänge 2,0 bis 5,0 µm) Kälte­, die vom trockenen Bauteil, das die Temperatur der
oder im langwelligen Bereich (Wellenlänge 8,0 bis 12,0 µm) Umgebung annimmt, mithilfe der Thermografiekamera
arbeiten. Seit 2000 überwiegen in der Bauthermografie deutlich abgegrenzt sichtbar gemacht werden kann
allerdings die langwelligen Systeme, da die heutigen Mikro- (Abb. 2.17).
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58 2  Untersuchung, Bewertung und Instandsetzungskonzepte feuchte- und salzgeschädigter Bauteile

2.3 Instandsetzungskonzepte vor, so sind die anerkannten Regeln der Technik das ver-
Helmut Kollmann und Franz-Josef Hölzen tragliche Mindestmaß. Erst wenn solche Regeln nicht be-
stehen, werden Normen als private technische Regelungen
2.3.1 Planungsunterlagen
mit Empfehlungscharakter herangezogen.
Durch eine Bauwerkssanierung soll ein Gebäude in einen
Im Rahmen der Erstellung von Instandsetzungskonzepten
nutzungsfähigen Zustand gebracht werden. Hierzu muss
ist insbesondere die jeweilige Bedeutung der Musterbau-
der Bestand untersucht und bewertet werden. In die Pla-
ordnung (bzw. der Landesbauordnungen) und von Normen
nung werden die Untersuchungsergebnisse und die gelten-
sowie von Merkblättern, Richtlinien und Arbeitsblättern zu
den Regelwerke einbezogen. Sie umfasst folgende Schritte:
beachten. Dies wird im Folgenden dargestellt. Eine nach
OO Zunächst ist das Planungsziel ist zu definieren. Sachgebieten gegliederte Übersicht für den Bautenschutz
OO Es folgt die Bestands- und Schadensaufnahme, bei der wesentlicher Regelwerke gibt Kapitel 1.2.
der augenblickliche Bauzustand (Istzustand) erfasst wird.
OO Dieser Istzustand ist zu bewerten und mit dem Planungs- 2.3.2.1 Musterbauordnung
ziel zu vergleichen.
OO Schließlich erfolgt die eigentliche Planung mit Angaben
Die Musterbauordnung (MBO) ist eine Standardbauord-
nung mit Mindestanforderungen, die den Bundesländern
zur Ausführung, Qualitätskontrolle, Überwachung und
als Grundlage für die jeweiligen Landesbauordnungen
Wartung.
dient. Ziel der MBO ist eine Vereinfachung des Verfah-
Wie umfangreich eine Planungsunterlage sein muss, richtet rens- und des materiellen Bauordnungsrechts der Bundes-
sich auch nach der Bedeutung des zu sanierenden Objekts. länder.
Notwendig sind Informationen zur Geschichte des Bau- Die Musterbauordnung gliedert sich in 6 Teile:
werks, insbesondere OO „Allgemeine Vorschriften“
OO zum ursprünglichen Zweck des Bauwerks, OO „Das Grundstück und seine Bebauung“
OO zu Änderungen in der Bausubstanz und OO „Bauliche Anlagen“
OO zu Änderungen in der Nutzung. OO „Die am Bau Beteiligten“
OO „Bauaufsichtsbehörden, Verfahren“
Informationsquellen können z. B. sein: OO „Ordnungswidrigkeiten, Rechtsvorschriften, Übergangs-
OO Grundrisse und Schlussvorschriften“
OO Konstruktionspläne
OO historische Beschreibungen
Die Verwendung von Bauprodukten hat dabei gemäß
OO bildliche Darstellungen des ehemaligen Zustands
3. Abschnitt, 3. Teil: Bauliche Anlagen, zu erfolgen.
OO Gutachten über frühere Erfassungen Im 2. Abschnitt werden in § 13 „Schutz gegen schädliche
OO Bautagebücher von Sanierungen Einflüsse“ zuvor die folgenden grundsätzlichen Anforde-
rungen formuliert:
Darüber hinaus kann auch eine Befragung der Bewohner
bzw. Nutzer oder der Fachleute, die an früheren Baumaß- „Bauliche Anlagen müssen so angeordnet, beschaffen und
nahmen beteiligt waren, aufschlussreiche Informationen gebrauchstauglich sein, dass durch Wasser, Feuchtigkeit,
liefern. pflanzliche und tierische Schädlinge sowie andere chemische,
physikalische oder biologische Einflüsse Gefahren oder unzu-
Zu den Unterlagen für die Instandsetzungsplanung ge­
mutbare Belästigungen nicht entstehen. Baugrundstücke
hören
müssen für bauliche Anlagen geeignet sein.“
OO die Ergebnisse der durchgeführten Untersuchungen,
Daraus ergibt sich, dass Bauwerke abzudichten sind und
OO der daraus entwickelte Sanierungsvorschlag und
OO die Vorgabe oder der Ausschluss von Regelwerken.
ein Feuchteschutz vorzunehmen ist, der es auch ermöglicht,
einen Wärmeschutz gemäß den Anforderungen der
Damit gleiche Voraussetzungen für alle Anbieter bei der DIN 4108-3 zu erreichen.
Ausschreibung gegeben sind, müssen alle diese Unterlagen
Die jeweiligen Landesbauordnungen schreiben vor, dass
bei der Erstellung der Leistungsbeschreibung und des Leis-
Bauprodukte für die Errichtung, Änderung und Instand-
tungsverzeichnisses berücksichtigt werden.
haltung baulicher Anlagen nur verwendet werden dürfen,
wenn sie
2.3.2 Regelwerke
OO für den Verwendungszweck von den bekannt gemachten
In Deutschland wird das Bauen durch Gesetze und Regel-
technischen Regeln nicht oder nicht wesentlich abwei-
werke bestimmt. Darüber hinaus können weitere, oft frei-
chen (geregelte Bauprodukte) oder
willige Vereinbarungen zwischen den Beteiligten getroffen OO aufgrund des Übereinstimmungsnachweises das Über-
werden. Hierbei sind die Verantwortlichkeiten und die ver-
einstimmungszeichen (Ü-Zeichen) tragen oder
traglichen Verhältnisse zu beachten. Diese bestehen zwi- OO nach den Vorschriften des Bauproduktengesetzes („Ge-
schen dem Auftraggeber und dem Verarbeiter. Der Verar-
setz über das Inverkehrbringen von und den freien Wa-
beiter kann jedoch den Materialhersteller bezüglich der
renverkehr mit Bauprodukten“ [BauPG] vom 28. April
Gewährleistung mit in die Verantwortung nehmen.
1998) das Zeichen der Europäischen Gemeinschaften
An erster Stelle gilt immer das, was vertraglich vereinbart (CE-Kennzeichnung) tragen und dieses Zeichen die fest-
wurde (sofern es nicht den Technischen Baubestimmungen gelegten Klassen und Leistungsstufen ausweist oder die
widerspricht). Liegt keine solche vertragliche Vereinbarung Leistung des Bauprodukts angibt.
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 2.3 Instandsetzungskonzepte 59

Sonstige Bauprodukte, die von den anerkannten Regeln der Wichtige Merkblätter für das Bauen im Bestand sind:
Technik nicht abweichen, dürfen auch dann verwendet wer- OO WTA-Merkblatt 2-9-04/D „Sanierputzsysteme“, 2005
den, wenn diese Produkte nicht in der Bauregelliste A be- OO WTA-Merkblatt 4-4-04/D „Mauerwerksinjektion gegen
kannt gemacht sind. Bauprodukte, für die es Technische
kapillare Feuchtigkeit“, 2004
Baubestimmungen oder anerkannte Regeln der Technik OO WTA-Merkblatt 4-6-05/D „Nachträgliches Abdichten
nicht gibt (nicht geregelte Bauprodukte), müssen gemäß
erdberührter Bauteile“, 2005
MBO eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (§ 18), ein
allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis (§ 19) oder eine Im Verband Deutsche Bauchemie e. V. sind Hersteller
Zustimmung im Einzelfall (§ 20) haben. bauchemischer Produkte zusammengeschlossen. Die Richt-
linien des Verbandes befassen sich u. a. mit mineralischen
2.3.2.2 Normen Dichtungsschlämmen und kunststoffmodifizierten Bitu-
mendickbeschichtungen:
Bei Normen handelt es sich um Beweisregeln für technisch
einwandfreies Verhalten. Sie sind für den Neubaubereich OO Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdich-
ausgelegt und gelten daher nicht oder nur sehr einge- tungen erdberührter Bauteile mit mineralischen Dich-
schränkt für das Bauen im Bestand. Sie können lediglich tungsschlämmen, 2002
herangezogen werden, wenn es um Definitionen, Stoffei- OO Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdich-

genschaften oder Verarbeitungsweisen geht. Die korrekte tungen erdberührter Bauteile mit flexiblen Dichtungs-
Auslegung und Anwendung ist dabei Sache des Planers. schlämmen, 2006
OO Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdich-
Normen sind keine Gesetze. Sie können jedoch zum Erfül-
tungen erdberührter Bauteile mit kunststoffmodifizierten
len gesetzlicher Anforderungen beitragen. In diesem Fall
Bitumendickbeschichtungen (KMB) – erdberührte Bau-
sind sie als Technische Baubestimmungen eingeführt.
teile (KMB-Richtlinie), 2010
Für das Bauen im Bestand sind insbesondere 3 Arten von
Auch der DHBV (Deutscher Holz- und Bautenschutzver-
Normen von Bedeutung:
band e. V.) hat Hinweise für verschiedene Arbeitsbereiche
OO Produktnormen (Stoffnormen), die Produkte oder Pro- beim Bauen im Bestand herausgegeben:
duktgruppen beschreiben und Anforderungsprofile fest- OO Hinweis Nr. 1 „Außenabdichtungen“, o. J. [1995]
legen
OO Prüfnormen, die die Prüfung der in den Produktnormen
OO Hinweis Nr. 2 „Nachträgliche Kellerinnenabdichtung“,
o. J. [1995]
behandelten Produkte regeln OO Hinweis Nr. 3 „Fußbodenbeschichtungen/Fußbodenver-
OO Verfahrensnormen (Bauweisennormen), die die Anwen-
siegelungen“, o. J. [1995]
dung der Produkte beschreiben OO Hinweis Nr. 5 „Holzschutz“, o. J. [1995]

Oft werden auch mehrere dieser Bereiche in einer einzigen OO Merkblatt 01/10/S „Fachgerechte Schimmelpilzbeseiti-

Norm behandelt. Mitunter enthalten Normen Hinweise auf gung in Innenräumen“, o. J. [1995]
andere Regelwerke zu Materialien oder Verarbeitungswei-
sen außerhalb der Norm. Manchmal werden auch Ein- 2.3.3 Nachweise
schränkungen des Gültigkeitsbereichs genannt, wie bei-
Obwohl die Gegebenheiten beim Bauen im Bestand äußerst
spielsweise in der DIN 18195-2:
unterschiedlich sind, muss belegt werden, dass die Anfor-
„Diese Norm gilt nicht für: derungen an die Baustoffe und die Verarbeitungsweise er-
füllt sind. Gibt es Prüfrichtlinien, so ist ein solcher Nach-
OO nachträgliche Abdichtungen in der Bauwerkserhaltung
weis einfach. Existieren keine Prüfrichtlinien, so muss
oder in der Baudenkmalpflege, es sei denn, es können hier-
zwischen den Beteiligten vereinbart werden, ob ein Nach-
für Verfahren angewendet werden, die in dieser Norm be-
weis erforderlich ist bzw. was er umfasst.
schrieben werden;
OO Bauteile, die so wasserundurchlässig sind, dass die Dauer- Nachweise können sein:
haftigkeit des Bauteils und die Nutzbarkeit des Bauwerks OO Prüfzeugnisse
ohne weitere Abdichtung im Sinne dieser Norm gegeben OO Zulassungen
sind. In diesem Sinne gilt sie auch nicht für Konstruktionen OO Zertifikate (z. B. von der WTA)
aus Beton mit hohem Wassereindringwiderstand.“ (S. 5) OO Untersuchungsberichte

2.3.2.3 Merkblätter, Richtlinien und Arbeitsblätter


2.3.4 Sanierungsvorschlag
Vergleichbare Anforderungen müssen oft durch andere
Das Ergebnis der Bestandsanalysen und Untersuchun-
Regelwerke definiert werden. Hier helfen Merkblätter,
gen (vor Ort und im Labor) bildet die Grundlage für den
Richtlinien und Arbeitsblätter, die meist von den zuständi-
Sanierungsvorschlag. In ihm wird dargelegt, wie bei der
gen Fachverbänden erarbeitet und herausgegeben werden.
Sanierung gezielt vorzugehen ist, um einen Erfolg zu erzie-
Hier sind insbesondere die Merkblätter der WTA (Wissen- len und zukünftige Schäden zu vermeiden. Der Sanie-
schaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkser- rungsvorschlag ist die Grundlage für die Ausschreibung.
haltung und Denkmalpflege e. V.) zu nennen. Da in der Er enthält Begründungen, warum die einzelnen Maßnah-
WTA die praktische Anwendung von Forschung und Er- men durchzuführen sind und warum sie zum Erfolg führen
fahrung in die Merkblätter einfließt, sind die WTA-Merk- werden. Außerdem werden das Sanierungsverfahren und
blätter meist aktueller als Normen. Baustoffe ausgewählt und hinsichtlich ihrer Eignung zur
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60 2  Untersuchung, Bewertung und Instandsetzungskonzepte feuchte- und salzgeschädigter Bauteile

Erreichung des Sanierungsziels bewertet. Es sollte aufge- Durch Risse erhöht sich stets die Gefahr des Chloridein-
zeigt werden, was im angestrebten Sollzustand erreicht dringens bei Tausalzeinwirkung und Frost-Tau-Wechsel
werden kann. Werden z. B. aus wirtschaftlichen Erwägun- (z. B. an Mauersockeln, Brücken und Parkdecks). Schädli-
gen Abweichungen von dem Erreichbaren erwogen, so ist che Risse (oberflächennahe und netzartig große Flächen
dies in der Regel mit Qualitätseinbußen verbunden. Diese erfassende Risse mit Rissbreiten über 0,2 mm, unvorher-
sollten ebenso aufgeführt werden wie mögliche Alternati- sehbar breite Risse, feuchte, drucklos und unter Druck
ven. Wasser führende Risse) müssen instand gesetzt werden, da
sie die Tragfähigkeit, die Gebrauchsfähigkeit und die Dau-
Für den Abdichtungsbereich ist zu entscheiden, ob eine
erhaftigkeit von Bauwerken gefährden.
Außenabdichtung oder eine Innenabdichtung vorgenom-
men werden soll. In beiden Fällen sind flankierende Maß- In den „Zusätzlichen technischen Vertragsbedingungen
nahmen einzuplanen, wie z. B. und Richtlinien für das Füllen von Rissen in Betonteilen
(ZTV-RISS)“, 1993, des Bundesministeriums für Verkehr
OO Horizontalsperren,
sowie in der DAfStb-Richtlinie „Schutz und Instandsetzung
OO Vertikalabdichtungen,
OO Sanierputzsysteme,
von Betonbauteilen (Instandsetzungs-Richtlinie)“, 2001
OO ein fachgerechter Sockelanschluss,
(oftmals auch als „RiLi-SIB“ bezeichnet), sind Vorgehens-
OO Wand-Boden-Anschlüsse innen,
weise und Umfang der Bestandsaufnahme aufgezeigt. Diese
OO eine Wärmedämmung oder
Regelwerke gelten für die Rissuntersuchung und dienen als
OO Bodenabdichtungen.
Entscheidungsgrundlage für die Auswahl des erreichbaren
Injektionsziels.
Der Sanierungsvorschlag ist beim Erstellen des Leistungs-
verzeichnisses zu berücksichtigen. 2.3.4.2 Abdichtungen
In der Regel erfolgt die Abdichtung an der dem Wasser
2.3.4.1 Rissinstandsetzungen
zugewandten (aktiven) Seite. Ist dies nicht möglich, so
Das WTA-Merkblatt 2-4-08/D „Beurteilung und Instand- kann auch gegen rückseitig einwirkendes (passives) Wasser
setzung gerissener Putze an Fassaden“ hilft bei der Beurtei- abgedichtet werden. Eine Abdichtung muss ein Bauteil im-
lung von Rissen und zeigt Instandsetzungsmöglichkeiten mer umschließen. Horizontale und vertikale Abdichtungen
auf. Es gilt nur für Putzrisse in Fassaden, kann jedoch sinn- müssen aneinander angeschlossen sein. Horizontalabdich-
gemäß auch für Mauerwerksrisse herangezogen werden. tungen befinden sich in der Regel im Sockelbereich ober-
Bei der Instandsetzung statischer Risse sind jedoch oft an- halb der Geländeoberkante, bei Kellerwänden oberhalb der
dere Maßnahmen als die in dem Merkblatt beschriebenen Druck- bzw. Stauwasserlinie.
erforderlich.
Das Abdichtungskonzept muss die Ergebnisse der Vorun-
Welche Maßnahme für eine Instandsetzung infrage kommt, tersuchungen ebenso berücksichtigen wie wirtschaftliche,
hängt vom Ergebnis der Vor-Ort-Untersuchungen ab. Da- technische und denkmalpflegerische Gesichtspunkte.
bei werden die Art der Risse und ihre Ursache ermittelt.
Für die Planung wesentliche Voraussetzungen für die Pla-
Wichtig für die Beurteilung ist auch, ob sich die Risse noch
nung zur Bauwerksabdichtung werden beschrieben in
verändern oder ob ihre Bewegung zum Abschluss gekom-
men ist. OO der DIN 18195-1 bis -10 und Beiblatt 1 „Bauwerksab-
dichtung“,
Risse sind in vielen gebräuchlichen Baustoffen nicht völlig OO dem DAfStb-Heft 555 „Erläuterungen zur DAfStb-Richt-
vermeidbar. Die Tatsache eines sichtbaren Risses in einem
linie wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton“, 2006
Bauteil lässt deshalb grundsätzlich noch nicht den Schluss
(Deutscher Ausschuss für Stahlbeton e. V.) sowie
zu, dass ein Mangel vorliegt. Die Bewertung der Bedeutung OO den 3 oben genannten Richtlinien für die Planung und
von Rissen ist daher eine wichtige Aufgabe des Planenden.
Ausführung von Abdichtungen mit kunststoffmodifi-
Eine sachgerechte Beurteilung erfordert zwar die genauere
zierten Bitumendickbeschichtungen, mineralischen
Untersuchung jedes Einzelfalls, da je nach Baumaterial und
Dichtungsschlämmen und flexiblen Dichtungsschläm-
Einbausituation unterschiedliche Kriterien von entschei-
men (Deutsche Bauchemie e. V.).
dender Bedeutung für das Beurteilungsergebnis sein kön-
nen. Unabhängig von der jeweiligen Situation kann für die
2.3.4.3 Putzarbeiten
Rissbeurteilung aber nach folgendem Frageschema vorge-
gangen werden: Die Untersuchungen des Mauerwerks und des Putzgrunds
geben Aufschluss über
OO Ist die Rissbildung im Bauteil schwerwiegend?
OO Stellt das festgestellte Rissbild einen Endzustand dar? OO die Vorbereitung des Untergrunds,
OO Verändert sich das Rissbild durch die thermischen und OO die Vorbehandlung des Untergrunds.
hygrischen Schwankungen des Außenklimas? OO die Art des Putzes und
OO die Verarbeitungsweise des Putzes.
Gründe für eine Rissinstandsetzung sind z. B.
Gegen kapillar transportierte und durch hygroskopische
OO eine Gefährdung der Standsicherheit und der Tragfähig-
Salze aufgenommene Feuchte muss ein Sanierputzsystem
keit oder
OO eine Beeinträchtigung der Gebrauchseigenschaften durch
zum Einsatz kommen. Die Ergebnisse der Salzanalysen
geben einen Hinweis, ob ein- oder zweilagig gearbeitet wer-
erhöhte Korrosion des Betons und der Bewehrung auf-
den muss. Selbst bei geringer Salzbelastung ist ein Sanier-
grund von Rissen.
putzsystem erforderlich.
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 2.3 Instandsetzungskonzepte 61

Das WTA-Merkblatt 2-9-04/D legt die technischen Anfor- Von den Ergebnissen der Voruntersuchungen hängt ab,
derungen an Sanierputzsysteme fest. Diese bestehen in der welche Dämmstoffe eingesetzt werden sollen oder können.
Regel aus dem Spritzbewurf, gegebenenfalls aus einem Dämmstoffe können als lose Schüttung verwendet werden,
Grundputz, dem Sanierputz und einem Oberputz bzw. eingebunden in Wärmedämmputze oder in Form von
Farbanstrich. Die Materialien müssen aufeinander abge- Dämmplatten. Ob eine Innen- oder Außendämmung ange-
stimmt sein. Es werden Prüf- und Qualitätssicherungsver- bracht wird, muss durch Abwägen der Vor- und Nachteile
fahren beschrieben und Hinweise für die Verarbeitung ge- sowie der Gegebenheiten am Bauwerk entschieden werden.
geben. Darüber hinaus wird der Ablauf der Zertifizierung
Bei der Instandsetzung insbesondere historischer Gebäude
des Sanierputzsystems durch die WTA festgelegt.
besteht oft das Problem, dass der Zustand der Gebäudehül-
Das Merkblatt gibt auch wichtige Hinweise für Verarbeiter le bedenklich ist. Durchfeuchtungen und mechanische Be-
und Fachunternehmen. einträchtigungen sind häufige Schadensbilder. Der Einsatz
üblicher wasserdampfsperrender Innendämmsysteme ist
2.3.4.4 Wärmedämmungen daher sehr risikoreich, fehleranfällig und für historische
Bauwerke mit erhaltenswerten Fassaden vielfach ungeeig-
Werden Altbauten instand gesetzt, wird durch eine Wärme-
net. Die diffusionsoffenen Eigenschaften einer kapillarakti-
dämmung in der Regel auch eine energetische Verbesse-
ven Innendämmung ermöglichen dagegen durch den Er-
rung zur Energieeinsparung vorgenommen. Da es im Alt-
halt des Trocknungspotenzials eine dauerhafte Trocknung
baubereich meist schwierig ist, die entsprechenden
bereits vorgeschädigter Bauteile. Die Kapillaraktivität sorgt
Verordnungen wie z. B. die Energieeinsparverordnung
für eine schnelle und großflächige Verteilung der Feuchte
(„Verordnung zur Änderung der Energieeinsparverord-
in der Dämmung während der Winterperiode. Dadurch
nung“ vom 29. April 2009 [EnEV 2009]) einzuhalten, be-
wird die Trocknung beschleunigt und die Dämmwirkung
stehen Ausnahmeregelungen. Dies betrifft insbesondere
verbessert.
Fachwerkgebäude.
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62
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63

3 Bauwerksabdichtung

3.1 Außenwandabdichtung OO DIN 18195-1 bis -6 und -8 bis -10 sowie Beiblatt 1 „Bau-
Michael Bertels werksabdichtungen“
OO DAfStb-Richtlinie „Wasserundurchlässige Bauwerke aus
3.1.1 Vorbemerkung
Beton (WU-Richtlinie)“, 2003 (Deutscher Ausschuss für
Die Bauwerksabdichtung erdberührter Bauteile stellt eine Stahlbeton e. V.)
der häufigsten anzutreffenden Problemstellungen dar. OO Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdich-

Die abzudichtende Fläche erdberührter Bauteile ist sehr tungen mit kunststoffmodifizierten Bitumendickbe-
groß. Auch deshalb hat dieses Bautenschutzgewerk erheb­ schichtungen (KMB) – erdberührte Bauteile (KMB-
lichen Stellenwert. Dabei wird den Planenden und insbe- Richtlinie), 2010 (Deutsche Bauchemie e. V.)
sondere den Ausführenden erhebliches Wissen und die OO Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdich-

Verantwortung für die Planung und ordnungsgemäße tungen erdberührter Bauteile mit flexiblen Dichtungs-
Ausführung­entsprechend den Regeln der Technik abver- schlämmen, 2006 (Deutsche Bauchemie e. V.)
langt. OO Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdich-

tungen erdberührter Bauteile mit mineralischen Dich-


3.1.2 Geltungsbereich tungsschlämmen, 2002 (Deutsche Bauchemie e. V.)
OO WTA-Merkblatt 4-6-05/D „Nachträgliches Abdichten
Die Möglichkeiten zur Abdichtung erdberührter Bauteile
erdberührter Bauteile“, 2005 (Wissenschaftlich-Tech-
sind vielfältig und breit gefächert. Die folgenden Darlegun-
nische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und
gen beschränken sich auf die üblichen Gewerke der Keller-
Denkmalpflege e. V.)
wandabdichtung:
OO Abdichtung von Mauerwerks- und Betonkellern bis ma- Wasserbeanspruchungen
ximal 3 m Einbindetiefe
OO Mischkonstruktionen mit Sohlen aus wasserundurchläs-
Folgende Arten der Wasserbeanspruchung und Einbausitu-
ation sind nach DIN 18195 für die erdberührte Vertikalab-
sigem Beton
dichtung von Bedeutung:
Es werden die gebräuchlichsten Abdichtungsstoffe für Neu- OO Bodenfeuchte/nicht stauendes Sickerwasser (DIN 18195-4)
bau und Sanierung im Bereich erdberührter Kellerwandab- OO aufstauendes Sickerwasser/drückendes Wasser
dichtung behandelt:
(DIN 18195-6)
OO kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtungen
(KMB) 3.1.4 Abdichtungsstoffe/Grundierungen
OO mineralische Dichtungsschlämmen/Dickbeschichtungen
Kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtungen (KMB)
(MDS)
OO kaltselbstklebende Bitumendichtungsbahnen KMB werden seit über 40 Jahren erfolgreich für die erdbe-
(KSK-Bahnen­) rührte Kellerabdichtung eingesetzt; es handelt sich für die-
ses Gewerk um die Bauweise mit der größten Verbreitung:
Die Abdichtung von Ingenieurbauwerken bei in der Regel
höheren Einbindetiefen und die Abdichtung mit z. B. OO KMB sind ein- oder zweikomponentige Produkte. Die
Kunststoff-Dichtungsbahnen oder Bitumenbahnen sowie Verarbeitung erfolgt im Spachtel- oder Spritzverfahren.
reine WU-Betonkonstruktionen werden hier nicht behan- OO KMB erfordern im Regelfall keine Putzschicht auf

delt (siehe hierzu die entsprechenden Ausführungsregel- Mauerwerk. Sie sind rissüberbrückend und bilden auf
werke). dem Untergrund eine fest haftende Membran ohne Nähte.
OO Der Einsatz erstreckt sich über alle Arten der Wasserbe-
Zu Bewegungsfugen sowie Fugenabdichtungen von Fertig-
anspruchung und Einbausituationen bei Neubau und
teilen aus Beton mit hohem Wassereindringwiderstand
Sanierung.
siehe Kapitel 3.3. Zur erdberührten Abdichtung mit Injek­
tionen, ausgeführt von der Innenseite, siehe Kapitel 3.5. Aufgrund ihrer Bedeutung und Praxistauglichkeit wurde
die Stoffgruppe 2000 in die DIN 18195 aufgenommen. Die
3.1.3 Regelwerke Leistungsfähigkeit von KMB wird durch allgemeine bau-
aufsichtliche Prüfzeugnisse (abP) nachgewiesen. Die stoff­
Bei der Auswahl des richtigen Abdichtungsstoffs helfen
lichen Anforderungen sind in DIN 18195-2 und in den
folgende Regelwerke (siehe auch Kapitel 1.2 und 2.3.2):
„Prüfgrundsätzen für die Erteilung von allgemeinen bau-
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64 3 Bauwerksabdichtung

Abb. 3.1:  Untergrundprüfung (von links): Klopfprüfung, Wischprüfung und Kratzprüfung (Quelle: Saint-Gobain Weber GmbH, Düsseldorf )

aufsichtlichen Prüfzeugnissen für normalentflammbare, 3.1.5 Untergründe/Vorarbeiten


kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtungen für
Grundsätzlich geeignete Untergründe sind (in Anlehnung
Bauwerksabdichtungen – PG-KMB“ geregelt.
an KMB-Richtlinie, 2010):
Mineralische Dichtungsschlämmen/Dickbeschichtungen (MDS) OO Mauerwerk nach DIN 1053-1 (z. B. Ziegel, Kalksand-
stein, Porenbetonstein, Hohlblöcke, Vollstein und Voll-
Insbesondere im Winter bei nasskalter Witterung sind die
steinblöcke aus Leichtbeton und Beton, Betonstein,
Bedingungen für Bauwerksabdichtungen nicht ideal. Sinn-
Schalungs­stein aus Beton, Hüttenstein)
voll ist hier insbesondere der Einsatz schnell abbindender OO Mischmauerwerk
Systeme. Dies spart Zeit und erhöht die Planungs- und OO Beton und Stahlbeton (DIN EN 206-1 in Verbindung mit
Ausführungssicherheit deutlich.
DIN 1045-2)
Seit einigen Jahren werden deshalb neben den klassischen OO Beton mit hohem Wassereindringwiderstand bei hoch-

Dichtungsschlämmen auch praxisorientierte schnell abbin- wertiger Nutzung


dende dickschichtige Lösungen auf kunststoffvergüteter OO Putz nach DIN V 18550: MG P III, CS III und CS IV

mineralischer Basis angeboten, die sogenannten minerali- nach DIN EN 998-1


schen Dickbeschichtungen. OO Bitumenanstriche/-beschichtungen auf mineralischem

Untergrund
Einige Produkte dieser Gattung vereinen die Leistungs-
merkmale moderner KMB mit dem Zusatznutzen der Andere Untergründe sind auf ihre Eignung zu prüfen.
schnellen Durchhärtung auch bei niedrigen Temperaturen.
Voraussetzungen für den Erfolg sämtlicher Abdichtungs-
Stofflich gehört die Gattung zu den rissüberbrückenden
ausführungen sind
Dichtungsschlämmen, sie erfüllen jedoch vielfach die Leis-
tungsanforderungen der KMB. OO die sorgfältige Vorbereitung des Untergrunds und
OO die Beachtung aller technischen Produktanforde-
Der Leistungsnachweis erfolgt wie bei den KMB durch
rungen.
allgemeine bauaufsichtliche Prüfzeugnisse.
Der Einsatz erstreckt sich über alle Arten der Wasserbean- 3.1.5.1 Anforderungen an den Untergrund
spruchung und Einbausituationen bei Neubau und insbe-
Vor Ausführung der Detailpunkt- und Flächenabdichtung
sondere bei der Sanierung.
muss der Untergrund so vorbereitet werden, dass er als
Dichtungsträger geeignet ist.
Kaltselbstklebende Bitumendichtungsbahnen (KSK-Bahnen)
Folgendes ist zu beachten:
KSK-Bahnen werden zur Abdichtung gegen Bodenfeuch-
te/nicht stauendes Sickerwasser sowie im Bereich nicht OO Der Untergrund muss fest, ausreichend trocken, frost-
drückendes Wasser, mäßige Beanspruchung, eingesetzt. frei und tragfähig sein.
Sie bestehen aus einem kunststoffmodifizierten Bitumen- OO Hilfsmittel sind Sichtprüfung, Klopfprüfung, Wisch­

film mit oberseitiger Trägerfolie. Sie bieten nach der Ver- prüfung, Kratzprüfung (Abb. 3.1) und Benetzungs-
klebung eine direkte Wasserundurchlässigkeit und Belast- probe­.
barkeit. Allerdings stellen sie hohe Anforderungen an einen OO Haftungsmindernde Bestandteile wie Trennmittel,

trockenen und ebenen Untergrund, um vollflächig haften Schmutz, Zementleim oder Hohllagen sind zu entfernen
zu können. KSK-Bahnen finden überwiegend Anwendung (Abb. 3.2).
im Neubau an Wand- und Bodenflächen. OO Bei Gefahr rückseitiger Durchfeuchtung ist eine Vordich-

tung aus nicht rissüberbrückender mineralischer Dich-


DIN 18195 regelt neben den Spachtelabdichtungen auch
tungsschlämme vorzusehen.
bahnenförmige Werkstoffe. Seit der Ausgabe 2000 sind dort OO Bei Einsatz nicht rissüberbrückender mineralischer
auch die kaltselbstklebenden Bitumendichtungsbahnen
Dichtungsschlämmen muss der Untergrund mineralisch
(KSK-Bahnen) geregelt.
sein und darf nicht rissgefährdet sein.
OO Nasse, glänzende, nicht saugende Untergründe (Abb. 3.3)
Grundierungen
sind als Dichtungsträger ungeeignet. Sie sind durch ge-
Grundierungen, z. B. mit Bitumenemulsionen, Kunststoff- eignete Maßnahmen vorzutrocknen oder z. B. durch
dispersionen oder Silicaten, sind grundsätzlich systembe­ schnell abbindende Dichtungsschlämmen vorzudichten.
zogen auszuführen.
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 3.1 Außenwandabdichtung 65

OO Abdichtungsarbeiten dürfen nur bei Witterungsbedin- Abb. 3.2: Entfernen


gungen ausgeführt werden, bei denen der Abdichtungs- haftungsmindernder
Bestandteile (Quelle:
stoff schadfrei auftrocknen kann. Bei Frostgefahr sind Saint-Gobain Weber
die abzudichtenden Untergründe entweder einzuhausen GmbH, Düsseldorf )
oder die Ausführung ist auf einen späteren Zeitpunkt zu
verschieben.

3.1.5.2 Vorbereitung des Untergrunds


Folgendes ist zu beachten:
Abb. 3.3:  Zu trock-
OO Grate, überstehende Mörtel- oder Betonkanten und Ver- nender oder vorzu-
sätze sind zu entfernen. dichtender nasser
OO Kanten sind zu brechen (Abb. 3.4). Untergrund (Quelle:
Saint-Gobain Weber
OO Insbesondere bei Betonuntergründen müssen Kiesnester
GmbH, Düsseldorf )
mit geeigneten Mörteln geschlossen werden.
OO Gegebenenfalls kann Flächenausgleich mit geeignetem

Mörtel erforderlich sein.


OO Kehlen am Boden-Wand-Anschluss bzw. in Innen­ecken

sind mit geeigneten Mörteln bzw. Spachtelabdichtung Abb. 3.4: Brechen


nach Vorgabe der Hersteller zu runden (Abb. 3.5). der Kanten (Quelle:
Saint-Gobain Weber
OO Offene Stoß- oder Lagerfugen und Ausbrüche mit mehr
GmbH, Düsseldorf )
als 5 mm Breite oder Tiefe sind mit geeignetem Mörtel zu
schließen (Abb. 3.6), bis 5 mm Breite oder Tiefe kann der
Fugenverschluss mittels Spachtelabdichtung erfolgen.
OO Für KSK-Bahnen sind die Untergründe so weit minera-

lisch zu egalisieren, dass ein vollflächiger Klebverbund


der Bahnen gewährleistet wird.
OO Alte bituminöse Anstriche oder Beschichtungen müssen Abb. 3.5: Ausfüh-
fest am mineralischen Untergrund haften. Im Bereich des rung einer Mörtel-
kehle (Quelle: Saint-
Sockels sowie am Boden-Wand-Anschluss ist aufgrund Gobain Weber
der höheren Belastung grundsätzlich zu empfehlen, Alt- GmbH, Düsseldorf )
bitumenuntergründe vollständig, am Fußpunkt bis 30 cm
über Oberkante Sohlplatte, rückzubauen. Die Restflächen
sind gründlich zu reinigen, sodass ein geeigneter Dich-
tungsträger vorliegt.
OO Teeruntergründe sind grundsätzlich nicht geeignet und

müssen vollständig entfernt werden (Abb. 3.7). Abb. 3.6:  Fugenver-


mörtelung (Quelle:
Saint-Gobain Weber
3.1.6 Ausführung der Neubauabdichtung GmbH, Düsseldorf )
3.1.6.1 Grundierung
Grundierungen (Abb. 3.8) dienen zur Staubbindung, zur
Herstellung einer gleichmäßigen Saugfähigkeit und zur
Optimierung der Untergrundhaftung.
Der Auftrag der Grundierung erfolgt für die jeweiligen
Abdichtungsmaterialien vollflächig systembezogen nach Abb. 3.7: Rückbau
Herstellerangaben einer nicht tragfä-
higen Teeroberfläche
OO für KMB (Quelle: Saint-Gobain
Weber GmbH, Düssel-
−−mit Bitumenemulsion oder dorf )
−−mit Dispersion oder
−−mit silicatischer Grundierung,
OO für mineralische Dichtungsschlämmen/Dickbeschich-

tungen (MDS)
−−mit Dispersion oder Abb. 3.8: Aufbrin-
−−mit silicatischer Grundierung oder gen einer Grundie-
rung (Quelle: Saint-
−−gegebenenfalls nach Herstellerangaben ohne Grundie- Gobain Weber GmbH,
rung, Düsseldorf )
OO für KSK-Bahnen

−−mit Bitumenemulsion oder


−−mit lösungsmittelhaltigem Bitumenvoranstrich.
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66 3 Bauwerksabdichtung

Abb. 3.9: Kratz-
spachtelung (Quelle:
Saint-Gobain Weber
GmbH, Düsseldorf )
Außenputz

(nach Geländeanpassung)
Sockelputz nach
DIN V 18550

≥ 15 cm
mineralische Dichtungs-
schlämme (MDS)

≥ 5 cm
3.1.6.2 Anmischen der Abdichtung
mineralische
Spachtelfähige Abdichtungen werden als ein- oder zwei- Dichtungs-
komponentige Produkte hergestellt. schlämme (MDS)
kunststoffmodifizierte
Zweikomponentige Produkte trocknen in der Regel schnel- Bitumendickbeschich-
ler durch, sie müssen jedoch vor der Verarbeitung homo- tung (KMB) (2 Aufträge

≥ 10 cm
gen angemischt werden. Anmischzeiten, Werkzeuge und mit Verstärkungseinlage,
Verarbeitungszeit ergeben sich aus den Herstellerangaben. 4 mm Mindesttrocken-
schichtdicke)
Bei KSK-Bahnen ist kein Anmischen erforderlich.
Schutzschicht nach
DIN 18195-10 (z. B.
3.1.6.3 Kratzspachtelung Perimeterdämmung)
Die Kratzspachtelung (Abb. 3.9) erfolgt bei
OO KMB flächendeckend mit der KMB zum Verschluss von Abb. 3.10:  Sockelanschluss bei einschaligem Mauerwerk; Wasserbe-
Poren oder Lunkern und anspruchung: aufstauendes Sickerwasser gemäß DIN 18195-6 (Quelle:
KMB-Richtlinie, 2010, S. 23, Abb. 12)
OO bei mineralischen Dichtungsschlämmen/Dickbeschich­

tungen (MDS) flächendeckend mit der MDS zum Ver-


schluss von Poren oder Lunkern.
Bei Verarbeitung im Schlämm- oder Streichverfahren kann 3.1.6.5 Flächenabdichtung bei der Wasserbeanspruchung
bei MDS die Kratzspachtelung entfallen. Bodenfeuchte/nicht stauendes Sickerwasser gemäß
DIN 18195-4
Zu Durchdringungen, Fugenabdichtungen oder Anbautei-
len siehe Kapitel 3.3. KMB und mineralische Dichtungsschlämmen/Dickbeschich-
tungen (MDS)
3.1.6.4 Anschlüsse oberhalb Gelände OO Verarbeitungsbedingungen nach Herstellerangaben (z. B.
Bei der Ausführung ist zu beachten: Verarbeitungstemperatur > +5 °C)
OO Auftrag vollflächig und fehlstellenfrei nach Durchtrock-
OO Abdichtungen müssen im Bereich der Spritzwasserwas-
nung der Füll- bzw. Kratzspachtelung (Abb. 3.12)
serzone 30 cm über Gelände hochgeführt werden, im OO Materialauftrag zweilagig nach Herstellerangaben im
Endzustand muss die Abdichtung 15 cm über die Gelän-
Spachtel- oder Spritzverfahren bzw. MDS auch im
deoberkante reichen (Abb. 3.10).
OO Die Spritzwasserzone ist ohne Abdichtung ausführbar,
Streich- oder Schlämmverfahren
OO Auftrag der einzelnen Lagen, bei Dickbeschichtungen
wenn dort ausreichend Wasser abweisende Bauteile ein-
frisch in frisch
gesetzt werden. Die Abdichtung muss dann diese Bau- OO Einhaltung der vorgegebenen Mindesttrockenschicht­
teile überlappend unterfahren.
OO Die Überlappungszone der Sockelabdichtung aus mine-
dicke über die gesamte Fläche
OO bei Arbeitsunterbrechungen Ausziehen der Abdichtung
ralischer Dichtungsschlämme zur erdberührten Flächen-
auf null
abdichtung beträgt mindestens 10 cm. OO Herunterführen der Abdichtung im Bereich Wand-Bo-
OO Bei zweischaligem Mauerwerk am Gebäudesockel ist die
den-Anschluss bis mindestens 10 cm auf die Stirnseite
Abdichtung, z. B. aus MDS, hinter der Verblendschale auf
der Bodenplatte (Abb. 3.13), beim Übergang auf Boden-
der Außenseite der Innenschale hochzuführen (Abb. 3.11).
OO Der Anschluss z. B. an Fensterrahmen und Türschwellen
platten aus Beton mit hohem Wassereindringwiderstand
bei Dickbeschichtungen mindestens 15 cm
erfolgt nach der Untergrundvorbereitung im Spachtel­ OO Unterbinden des Hinterlaufens der frischen Abdich-
verfahren direkt mit der Abdichtung unter Einarbeitung
tungsschicht durch Wasser
von herstellerabhängigen Verstärkungseinlagen oder
durch geeignete Dichtungsbandsysteme bzw. Klemm­ Die Anordnung der Flächenabdichtung wird in Abb. 3.14
profile zur Ausbildung eines wasserundurchlässigen dargestellt. Zu den produktgattungsbezogenen Lagenzahlen
Anschlusses­. und Mindesttrockenschichtdicken siehe Tabelle 3.1.
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 3.1 Außenwandabdichtung 67

Abb. 3.11:  Sockelanschluss bei


zweischaligem Mauerwerk; Was-
serbeanspruchung: Bodenfeuch-
mineralische te/nicht stauendes Sickerwasser
Dichtungsschlämme (MDS) gemäß DIN 18195-4 (Quelle:
KMB-Richtlinie, 2010, S. 21,

Geländeanpassung)
Abb. 6)

≥ 15 cm (nach
Sperrschicht
(L-Abdichtung)

mineralische
Dichtungsschlämme (MDS)

Schutzschicht nach
DIN 18195-10
(z. B. Perimeterdämmung) ≥ 10 cm

kunststoffmodifizierte Bitumen-
dickbeschichtung (KMB)
(2 Aufträge, 3 mm Mindesttrockenschichtdicke)

Abb. 3.12:  Flächenabdichtung (Quelle: Saint- Abb. 3.13:  Abdichtung am Wand-Boden-Anschluss


Gobain Weber GmbH, Düsseldorf ) (Quelle: Saint-Gobain Weber GmbH, Düsseldorf )

Abb. 3.14:  Abdichtung mit


KMB; Wasserbeanspruchung:
Bodenfeuchte/nicht stauendes
Sickerwasser gemäß DIN 18195-4
Estrich auf Dämmschicht (Quelle: KMB-Richtlinie, 2010,
S. 20, Abb. 5)

wahlweise im Keller:
Mauerwerk mit Dünnbettmörtel in
den Lagerfugen mit/ohne Stoßfugen-
Schutzschicht nach DIN 18195-10 vermörtelung nach DIN 1053
ggf. Dränschicht nach DIN 4095 (nur bei oder
wenig durchlässigen Böden notwendig) Beton nach DIN EN 206
oder
Mauerwerk mit Normalmörtel in den
kunststoffmodifizierte Lagerfugen mit/ohne Stoßfugenver-
Bitumendickbeschichtung (KMB) mörtelung nach DIN 1053
(2 Aufträge, 3 mm Mindesttrockenschichtdicke)
z. B. Zementestrich auf Trennlage
≥ 10 cm

kunststoffmodifizierte
Bitumendickbeschichtung
(KMB)
Dränung nach
DIN 4095 (nur bei
wenig durchlässigen
Böden notwendig) Trennlage
Querschnittsabdichtung aus kapillarbrechende Schicht
MDS oder Bahnen nach DIN 18195-4 oder Sauberkeitsschicht
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68 3 Bauwerksabdichtung

Abb. 3.15:  Zuschnitt der KSK-Bahn (Quelle: Abb. 3.16:  Vorbereitung der Verklebung Abb. 3.17:  Überarbeiten der Nahtstellen
Saint-Gobain Weber GmbH, Düsseldorf ) (Quelle: Saint-Gobain Weber GmbH, Düssel- mittels Handrolle (Quelle: Saint-Gobain Weber
dorf ) GmbH, Düsseldorf )

KSK-Bahnen 3.1.6.6 Flächenabdichtung bei der Wasserbeanspruchung


aufstauendes Sickerwasser/drückendes Wasser gemäß
OO Detailpunkte zuerst bearbeiten
DIN 18195-6
OO Manschetten oder Dichtstreifen aus der Bahn für den An-
schluss an Durchdringungen und Übergängen anfertigen KMB und mineralische Dichtungsschlämmen/Dickbeschich-
OO KSK-Bahn ausrollen und auf erforderliche Länge zu- tungen (MDS)
schneiden (Abb. 3.15)
OO Streifen von etwa 20 cm Breite im Bereich der Kehlen
Die Ausführung erfolgt analog dem Vorgehen bei der Was-
serbeanspruchung Bodenfeuchte/nicht stauendes Sicker-
und des Boden-Wand-Anschlusses sowie bei Innen­ecken
wasser unter Beachtung folgender Abweichungen:
anlegen
OO Bahn nach Zuschnitt stückweise ausrollen, Schutzpapier OO Nach Auftrag der ersten Abdichtungslage wird bei Dick-
abziehen (Abb. 3.16), den Stoßbereich freilegen, ausrich- beschichtungen eine vollflächige Verstärkungseinlage in
ten, von der Bahnmitte ausgehend verkleben und zu den die Flächenabdichtung eingearbeitet.
Rändern hin abstreichen und verkleben OO Das Aufbringen mineralischer Dichtungsschlämmen
OO Bahnen durch Rollen oder Bürsten fest auf dem Unter- erfolgt in mindestens 3 Auftragslagen.
grund verkleben OO Der Auftrag der Folgelage erfolgt möglichst früh, d. h.,
OO Lufteinschlüsse vermeiden sobald der vorherige Auftrag nicht mehr verletzt werden
OO Stoßüberlappung von mindestens 5 cm einhalten kann.
OO Nahtstellen sowie den oberen und den unteren Abschluss OO Die Abdichtung wird bis mindestens 15 cm auf die Stirn-

zur Erzielung einer vollflächigen und wasserundurchläs- seite der Bodenplatte aus Beton mit hohem Wasserein-
sigen Ausführung zusätzlich z. B. mittels Handrolle nach- dringwiderstand heruntergeführt bzw. der Anschluss an
bearbeiten (Abb. 3.17) die unterhalb der Bodenplatte liegende waagerechte Ab-
OO Abschlüsse mit geeigneten Wandanschlussprofilen was- dichtung mit rückläufigem Stoß durchgeführt
serundurchlässig fixieren (Abb. 3.18).
Zu den produktgattungsbezogenen Lagenzahlen und Min- Zu den produktgattungsbezogenen Lagenzahlen und Min-
desttrockenschichtdicken siehe Tabelle 3.1. desttrockenschichtdicken siehe Tabelle 3.2.

Tabelle 3.1:  Neubauabdichtung: Produktgattungsbezogene Anfor- Hinweis


derungen an Auftragslagen und Mindesttrockenschichtdicken für die
Wasserbeanspruchung Bodenfeuchte/nicht stauendes Sickerwasser Die Abdichtung mit KMB und MDS ist bauaufsichtlich
gemäß DIN 18195-4 (in Anlehnung an KMB-Richtlinie, 2010, und Richt­ geregelt. Produkte für diesen Einsatzbereich benötigen
linie für die Planung und Ausführung von Abdichtungen erdberührter
Bauteile mit flexiblen Dichtungsschlämmen, 2006) ein allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis (abP),
das diesen Verwendungsbereich abdeckt. Kunststoff-
modifizierte Bitumendickbeschichtungen (KMB) und
Produktgattung Zahl der Mindesttrocken- mineralische Dichtungsschlämmen/Dickbeschich-
Auftrags- schichtdicke1)
lagen tungen (MDS) sind in DIN 18195-6 für die Wasserbe-
in mm
anspruchung drückendes Wasser (Grundwasser)
KMB 22) 3 nicht geregelt. Von DIN 18195 abweichende Anwen-
dungen sind daher gemäß VOB/C ATV DIN 18336,
mineralische Dichtungsschlämme/ 22) 3 Abschnitt 0.3, vertraglich zu vereinbaren sowie eindeu-
Dickbeschichtung (MDS) im Anwen-
dungsbereich KMB tig und einzeln in der Leistungsbeschreibung anzuge-
ben.
mineralische Dichtungsschlämme/ 2 2
Dickbeschichtung (MDS) im Anwen-
dungsbereich Dichtungsschlämme

KSK-Bahn 1 –

1) zum Zeitpunkt der Abnahme des Gewerks


2) Auftrag frisch in frisch
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 3.1 Außenwandabdichtung 69

Abb. 3.18:  Abdichtung bei ein-


schaligem Mauerwerk mit Wärme-
Estrich auf Dämmschicht dämm-Verbundsystem – Sockel­
Wärmedämm-Verbundsystem anschluss; Wasserbe­anspruchung:
(WDVS) aufstauendes Sicker­wasser gemäß
DIN 18195-6 (Quelle: KMB-Richt­
linie, 2010, S. 22, Abb. 9)

wahlweise im Keller:
Mauerwerk mit Dünnbettmörtel in
den Lagerfugen mit/ohne Stoßfugen-
Schutzschicht nach DIN 18195-10 vermörtelung nach DIN 1053
(z. B. Perimeterdämmung)
oder
Beton nach DIN EN 206
kunststoffmodifizierte oder
Bitumendickbeschichtung (KMB) Mauerwerk mit Normalmörtel in den
(2 Aufträge mit Verstärkungseinlage, Lagerfugen mit/ohne Stoßfugen-
4 mm Mindesttrockenschichtdicke) vermörtelung nach DIN 1053

kunststoffmodifizierte
Bitumendickbeschichtung (KMB)
(2 Aufträge mit Verstärkungseinlage,
4 mm Mindesttrockenschichtdicke)
Schutzestrich
Trennlage
Unterbeton

Tabelle 3.2:  Neubauabdichtung: Produktgattungsbezogene Anfor- gilt vor allem für die Schnittstellen zu anschließenden Ge-
derungen an Auftragslagen und Mindesttrockenschichtdicken für die werken, z. B. an den Bauteilübergängen. Aufgrund nicht
Wasserbeanspruchung aufstauendes Sickerwasser/drückendes Wasser
gemäß DIN 18195-6 (in Anlehnung an KMB-Richtlinie, 2010, und Richtli- ausreichender Kenntnisse und mangelnder Erfahrung ei-
nie für die Planung und Ausführung von Abdichtungen erdberührter nerseits sowie der Komplexität der Gewerke andererseits
Bauteile mit flexiblen Dichtungsschlämmen, 2006) kommt es immer wieder zu Fehlern und in der Folge zu
notwendigen kostspieligen Sanierungen.
Produktgattung Zahl der Mindesttrocken­ Für den Sanierungsfall ist ein Abdichtungskonzept, das auf
Auftragslagen­ schichtdicke1)
den Ergebnissen der Voruntersuchungen und der Ursa-
in mm
chenanalyse sowie dem Sanierungsziel basiert, zu erarbei-
KMB 22) 4 ten (siehe Kapitel 2.1 und 2.3).
(einschließlich Ver-
stärkungseinlage) 3.1.7.2 Regelwerk
mineralische Dichtungs- 22) 4 Das WTA-Merkblatt 4-6-05/D ist zu beachten. Der Gel-
schlämme/Dickbeschich-
(einschließlich Ver- tungsbereich erstreckt sich über alle 3 Wasserbeanspru-
tung (MDS) im Anwen-
dungsbereich KMB
stärkungseinlage) chungen von Bodenfeuchte bis zu drückendem Wasser.
mineralische Dichtungs- 32) 2,5 3.1.7.3 Wannenartige Abdichtungsebenen
schlämme/Dickbeschich-
tung (MDS) im An­ Ziel der Sanierungsmaßnahme ist die Ausbildung zusam-
wendungsbereich
Dichtungsschlämme menhängender Abdichtungsebenen:
1) zum Zeitpunkt der Abnahme des Gewerks OO Auch im Sanierungsfall ist grundsätzlich die Abdichtung
2) Vor Auftrag der folgenden Abdichtungsschicht muss der vorher- von außen anzustreben.
gehende Auftrag so weit durchgetrocknet sein, dass keine Beschä- OO Nach Erfordernis erfolgt der Einsatz von Abdichtungs-
digung durch den Folgeauftrag erfolgen kann.
kombinationen wie Außenabdichtung und Injektionen
sowie weiterer flankierender Maßnahmen. Kombinati-
3.1.7 Nachträgliche Vertikalabdichtung onen sind fachgerecht aneinander anzuschließen und
müssen verträglich sein.
3.1.7.1 Vorbemerkung OO Voraussetzung bei Abdichtungen gegen aufstauendes

Gerade die Abdichtungssanierung stellt erhebliche Anfor- Sickerwasser/drückendes Wasser ist eine funktionstüch-
derungen an den Fachbetrieb und dessen Wissen. Hier tige Sohlplattenabdichtung bzw. eine Sohlplatte aus Beton
kommt es insbesondere auf die gründliche Voruntersu- mit hohem Wassereindringwiderstand. Andernfalls sind
chung, die Planung und die Ausführungsqualität an. Dies Sonderlösungen erforderlich (siehe Kapitel 3.5 und 3.7).
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70 3 Bauwerksabdichtung

Abb. 3.19:  Nachträgliche Außenabdich-


tung (Quelle: WTA-Merkblatt 4-6-05/D,
Außenputz S. 17, Abb. 1.1)

Sockelputz
30 cm

Dichtungsschlämme

morsches Fugennetz
schließen
Filtervlies/Gleitschicht

Schutzschicht/
Perimeterdämmung/
Sickerschicht

Bitumendickbeschichtung

Ausgleichsputz

Horizontalsperre

Hohlkehle
20 cm

Dränung nach DIN 4095


Dichtungsschlämme

OO Bei der Wasserbeanspruchung Bodenfeuchte/nicht stau- aus nicht rissüberbrückender mineralischer Dichtungs-
endes Sickerwasser werden zur Herstellung der wannen- schlämme vorzusehen (Abb. 3.19).
artigen Abdichtungsausbildung die äußere Vertikalab- OO Die Zwischenabdichtung ist von ca. 30 cm der aufgehen­

dichtung und die horizontale Flächenabdichtung an eine den Wand über den Fundamentvorsprung hinweg bis
funktionstüchtige Horizontalabdichtung gegen kapillar mindestens 20 cm auf die Stirnseite der Bodenplatte/des
aufsteigende Feuchte angeschlossen. Fundaments zu führen.

3.1.7.4 Freilegen des Arbeitsraums 3.1.7.6 Ausführung


Die Herstellung des Arbeitsraums erfolgt gemäß DIN 4124 Zu den grundsätzlichen Anforderungen siehe Kapitel 3.1.6.
sowie nach den Sicherheitsvorschriften der Berufsgenos- Hier sind zusätzlich folgende Anforderungen zu beach-
senschaften. Dabei ist Folgendes zu beachten: ten:
OO ausreichende Begehbarkeit OO Der untere Abschluss der Abdichtung ist im Regelfall
OO genügend große Bewegungsfreiheit (Arbeitsraum > 50 cm, mindestens 20 cm auf die Stirnseite der Bodenplatte bzw.
Böschungswinkel je nach Bodenart 45° bis 60°) des Fundaments zu führen.
OO Übergänge unterschiedlicher Abdichtungsstoffe müssen

3.1.7.5 Vorarbeiten mindestens 15 cm überlappen.


OO Auf Anbauteile ohne eigene Dichtung muss die Abdich-
Zu den grundsätzlichen Anforderungen siehe Kapitel 3.1.5.
tung nach Vorbereitung des Untergrunds mindestens
Hier sind zusätzlich folgende Anforderungen zu beachten:
15 cm geführt werden. Herstellerangaben sind zu beach-
OO Risse im abzudichtenden Untergrund sind hinsichtlich ten.
ihrer Art und Ursache sowie eventuell notwendiger zu-
Zu den produktgattungsbezogenen Lagenzahlen und Min-
sätzlicher Maßnahmen zu beurteilen und systemgerecht
desttrockenschichtdicken für die Wasserbeanspruchung
zu verschließen (siehe Kapitel 3.6).
OO Am Wand-Sohle-Übergang ist beim Sanierungsfall im-
Bodenfeuchte/nicht stauendes Sickerwasser siehe Tabel-
le 3.3, für die Wasserbeanspruchung aufstauendes Sicker-
mer mit rückseitiger Feuchtebelastung zu rechnen. Da-
wasser/drückendes Wasser siehe Tabelle 3.4.
her ist dort grundsätzlich eine Zwischenabdichtung, z. B.
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 3.1 Außenwandabdichtung 71

Abb. 3.20:  Zwischenabdichtung am Fuß- Abb. 3.21:  Auftragen einer Haftbrücke Abb. 3.22:  Anbringen von Schutzmatten
punkt (Quelle: Saint-Gobain Weber GmbH, (Quelle: Saint-Gobain Weber GmbH, Düssel- (Quelle: Saint-Gobain Weber GmbH, Düssel-
Düsseldorf ) dorf ) dorf )

Tabelle 3.3:  Nachträgliche Vertikalabdichtung: Produktgattungsbe- 3.1.7.7 Sanierung von Altbitumenabdichtungen


zogene Anforderungen an Auftragslagen und Mindesttrockenschicht-
dicken für die Wasserbeanspruchung Bodenfeuchte/nicht stauendes OO Die Vorbereitung des Untergrunds erfolgt wie in Kapi-
Sickerwasser gemäß DIN 18195-4 (in Anlehnung an WTA-Merkblatt tel 3.1.5 dargestellt sowie nach Herstellerangaben.
4-6-05/D)
OO Der Bereich des Wand-Sohlen-Anschlusses wird mit ei-

ner Zwischenabdichtung versehen (Abb. 3.20 [siehe auch


Produktgattung Zahl der Auf- Mindesttrocken- Kapitel 3.1.7.5]).
tragslagen schichtdicke1) OO Die Ausbildung des Sockelanschlusses erfolgt wie in Ka-
in mm pitel 3.1.6.4 dargestellt.
OO Fest haftende, gereinigte Altbitumenuntergründe werden
KMB 22) 3
nach Herstellerangaben mit einer systemzugehörigen
mineralische Dichtungs- 22) 3 Haftbrücke bzw. Grundierung überarbeitet (Abb. 3.21).
schlämme/Dickbeschichtung OO Die Haftbrücke wird z. B. mineralisch als vollflächige
(MDS) im Anwendungsbe- Dünnschichtkratzspachtelung ausgeführt. Sie muss vor
reich KMB
Überarbeitung vollständig durchgetrocknet sein und fest
mineralische Dichtungs- 23) 2 am Untergrund haften.
schlämme/Dickbeschichtung OO Alternativ kann der Auftrag eines lösungsmittelhaltigen
(MDS) im Anwendungsbe-
reich Dichtungsschlämme Bitumenvoranstrichs erfolgen. Dieser ist frisch vollflächig
mit Quarzsand abzustreuen. Vor Auftrag der Flächenab-
KSK-Bahn 1 – dichtung müssen die Lösungsmittel vollständig abgelüftet
1) zum Zeitpunkt der Abnahme des Gewerks sein. Herstellerangaben sind zu beachten.
2) Auftrag frisch in frisch OO Der Auftrag der Flächenabdichtung erfolgt in mindestens
3) Vor Auftrag der folgenden Abdichtungsschicht muss der vorher- 2 Auftragslagen. Abhängig von der Herstellervorgabe
gehende Auftrag so weit durchgetrocknet sein, dass keine Be-
schädigung durch den Folgeauftrag erfolgen kann. bzw. von der Wasserbeanspruchung ist zusätzlich eine
vollflächige Verstärkungseinlage einzuarbeiten (siehe
Tabelle 3.4).
Tabelle 3.4:  Nachträgliche Vertikalabdichtung: Produktgattungsbe-
zogene Anforderungen an Auftragslagen und Mindesttrockenschicht- 3.1.8 Schutzmaßnahmen
dicken für die Wasserbeanspruchung aufstauendes Sickerwasser/drü-
ckendes Wasser gemäß DIN 18195-6 (in Anlehnung an WTA-Merkblatt Die Abdichtung erreicht ihre endgültigen Eigenschaften
4-6-05/D)
erst nach vollständiger Abbindung und Durchtrocknung.
Folgendes ist zu beachten:
Produktgattung Zahl der Auf- Mindesttrocken-
tragslagen schichtdicke1) OO Schutz-, Drän- und Dämmschichten dürfen erst nach
in mm vollständiger Abbindung und Durchtrocknung aufge-
bracht werden.
KMB 22) 4 OO Die Abdichtung ist vor Lehm, Schutt oder Geröll sowie

(einschließlich punkt- oder linienförmigen Lasten zu schützen.


Verstärkungs- OO Der Abdichtungsschutz sollte möglichst unmittelbar nach
einlage) Erreichen der vollständigen Durchtrocknung erfolgen.
OO Je nach Wasserbeanspruchung werden kombinierte
mineralische Dichtungs- 22) 4
schlämme/Dickbeschichtung
(einschließlich
Schutz-, Dränplatten bzw. -matten eingesetzt (Abb. 3.22).
(MDS) im Anwendungsbe- OO Schutzplatten müssen fest auf dem Fundamentvorsprung
Verstärkungs-
reich KMB
einlage) aufstehen und werden mit der Abdichtung punktförmig
auf der Abdichtung fixiert.
mineralische Dichtungs- 32) 3
OO Bei Verwendung von Schutzmatten tragen Gleitschichten
schlämme/Dickbeschichtung
(MDS) im Anwendungsbe- dafür Sorge, dass keine Bewegungen aus dem Erdreich
reich Dichtungsschlämme auf die Abdichtung übertragen werden.
OO Dämmplatten werden bei der Wasserbeanspruchung auf-
1) zum Zeitpunkt der Abnahme des Gewerks
2) Vor Auftrag der folgenden Abdichtungsschicht muss der vorher- stauendes Sickerwasser/drückendes Wasser vollflächig
gehende Auftrag so weit durchgetrocknet sein, dass keine Be- und stoßverklebt. Zur Anordnung von Drän- und
schädigung durch den Folgeauftrag erfolgen kann.
Dämmschichten siehe Kapitel 4.2 und 4.3.
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72 3 Bauwerksabdichtung

Abb. 3.23: Mes- 3.2 Bodenplattenabdichtung


sung der Nassschicht- Stefan Flügge, Michael Bertels, Martin Mossau
dicke (Quelle: Saint-
Gobain Weber GmbH, und Thomas Rosenberger
Düsseldorf )
3.2.1 Vorbemerkung
Bauwerke sind im Bereich der Bodenplatten grundsätzlich
abzudichten, sofern nicht andere geeignete Maßnahmen
ergriffen werden. Sowohl bei Neubauten als auch bei Bau-
ten im Bestand muss die Abdichtung des Gebäudes umfas-
send ausgeführt werden. Dazu können gegebenenfalls auch
Abb. 3.24: Refe- Abdichtungskombinationen, z. B. mit Injektionen, sowie
renzprobenprüfung flankierende Maßnahmen erforderlich werden.
(Quelle: Saint-Gobain
Weber GmbH, Düssel-
dorf ) 3.2.2 Regelwerke
Bei der Auswahl des geeigneten Abdichtungsstoffs helfen
die folgenden Regelwerke (siehe auch Kapitel 1.2 und
2.3.2):
DIN 18195-1 bis -10 und Beiblatt 1 „Bauwerksabdich-
OO

tungen“
OODAfStb-Richtlinie „Wasserundurchlässige Bauwerke aus

Beton (WU-Richtlinie)“, 2003 (Deutscher Ausschuss für


3.1.9 Qualitätssicherung
Stahlbeton e. V.)
Fachliche Qualifikation OO Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdich-

tungen mit kunststoffmodifizierten Bitumendickbe-


OO Lehrgang „Herstellen von Abdichtungen aus kunststoff­
schichtungen (KMB) – erdberührte Bauteile (KMB-
modifizierten Bitumendickbeschichtungen“ („KMB-
Richtlinie), 2010 (Deutsche Bauchemie e. V.)
Schein“) OO Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdich-
OO Lehrgang „Nachträgliche Bauwerksabdichtung“ des
tungen erdberührter Bauteile mit flexiblen Dichtungs-
Deutschen Holz- und Bautenschutzverbands e. V. mit
schlämmen, 2006 (Deutsche Bauchemie e. V.)
Zertifikat und TÜV-Prüfung OO Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdich-

tungen erdberührter Bauteile mit mineralischen Dich-


Ausführungsqualität
tungsschlämmen, 2002 (Deutsche Bauchemie e. V.)
OO Schichtdickenmessung der Nassschicht (Abb. 3.23) OO WTA-Merkblatt 4-6-05/D „Nachträgliches Abdichten

−−mindestens 20 Messungen je Objekt bzw. 20 Messun­ erdberührter Bauteile“, 2005 (Wissenschaftlich-Tech-


gen pro 100 m2 nische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und
−−höhere Messdichte in Bereichen von Details Denkmalpflege e. V.)
−−bei Einbau von Verstärkungseinlagen Messungen je
Abdichtungslage 3.2.3 Positionierung von Bodenplattenabdichtungen
−−Ergebnisdokumentation bei höheren Wasserbeanspru-
Bodenplatten unterliegen den Wasserbeanspruchungen
chungen als Bodenfeuchte/nicht stauendes Sickerwasser
OO Durchtrocknungsprüfung
gemäß DIN 18195-4 (Bodenfeuchte/nicht stauendes Si-
ckerwasser) sowie DIN 18195-6 (aufstauendes Sickerwas-
−−Zur zerstörungsfreien Prüfung sollten Referenzproben
ser/drückendes Wasser). Die Bodenplatten müssen gemäß
aus dem Wand- bzw. Bodenbaustoff hergestellt werden.
den jeweiligen Anforderungen bemessen sein bzw. im Be-
−−Referenzproben werden mit dem Abdichtungsstoff in
stand sind geeignete Maßnahmen zu planen.
gleicher Weise zur gleichen Zeit beschichtet.
−−Die Referenzprobe wird in der Baugrube eingelagert. Folgende objekt- und wasserbeanspruchungsbezogene Po-
−−Alternativ kann eine Referenzfläche unterhalb der Ab- sitionierungen von Bodenplatten sind möglich:
dichtung an Stirnseiten angelegt werden. Diese Refe- OO Neubauten
renzfläche ist durch einen Kellenschnitt von der Bau-
−−Bodenplatte aus Beton mit hohem Wassereindringwi-
werksabdichtung zu trennen.
derstand (wasserbeanspruchungsunabhängig)
−−Der Durchtrocknungsfortschritt wird durch V-för-
−−Abdichtung gegen Bodenfeuchte auf der Bodenplatte
miges Einschneiden und Entnahme eines Probestücks
−−Abdichtung gegen aufstauendes Sickerwasser unterhalb
kontrolliert (Abb. 3.24).
OO Dokumentation
der Bodenplatte
OO Bauten im Bestand
−−Checklisten und Messprotokolle zur Ergebnisdoku-
−−Bodenplatte mit hohem Wassereindringwiderstand
mentation
(wasserbeanspruchungsunabhängig)
−−Formblatt „Dokumentation“ aus Anhang 3 der KMB-
−−Abdichtung gegen Bodenfeuchte auf der Bodenplatte
Richtlinie, 2010
−−Abdichtung gegen aufstauendes Sickerwasser (Sonder-
−−KMB-Ausführungsprotokoll (Deutscher Holz- und
lösungen: Injektionsabdichtungen [siehe Kapitel 3.5]
Bautenschutzverband e. V.)
sowie Abdichtung oberhalb der Sohle mit Auftriebssi-
cherung [siehe Kapitel 3.7])
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 3.2 Bodenplattenabdichtung 73

Abb. 3.25:  Anordnung von


Abdichtungen – Kelleraußen-
wand, Fußpunkt; Wasserbean-
spruchung: Bodenfeuchte/nicht
Schutzschicht nach DIN 18195-10 stauendes Sickerwasser gemäß
(z. B. Perimeterdämmung) DIN 18195-4 (Quelle: KMB-Richt­
linie, 2010, S. 21, Abb. 7)
kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtung (KMB)
(2 Aufträge, 3 mm Mindesttrockenschichtdicke)

Kehle aus KMB (Radius ≤ 2 cm),


sofern vom Hersteller zugelassen,
oder
systemkompatibler Dichtungsmörtel

≥ 10 cm
(Radius 4 bis 6 cm)

Abdichtung unter Wänden


nach DIN 18195-4 (Querschnittsabdichtung)

Abb. 3.26:  Anordnung von


Abdichtungen – Kelleraußen-
wand, Fußpunkt; Wasserbean-
spruchung: aufstauendes Sicker-
wasser gemäß DIN 18195-6
(Quelle: KMB-Richtlinie, 2010,
S. 23, Abb. 11)
kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtung (KMB)
(2 Aufträge mit Verstärkungseinlage,
4 mm Mindesttrockenschichtdicke)

Schutzschicht nach DIN 18195-10


(z. B. Perimeterdämmung)

Stahlbetonsohle

Schutzestrich

Kehle aus KMB, sofern vom


Hersteller zugelassen (Radius ≤ 2cm)

Trennlage

kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtung (KMB)


(2 Aufträge mit Verstärkungseinlage, 4 mm Mindesttrockenschichtdicke)
Unterbeton, bewehrt
≥ 10 cm

Nur bei Räumen mit dauerhaft untergeordneter Bedeutung −−Bei Bauten im Bestand müssen nachträgliche Hori-
kann bei der Wasserbeanspruchung Bodenfeuchte die Ab- zontalabdichtungen (mechanische Horizontalsperren
dichtung entfallen, wenn unterhalb der Bodenplatte eine oder Injektionssperren [siehe Kapitel 3.8]) ausgeführt
ausreichend dimensionierte kapillarbrechende Schicht vor- werden.
handen ist. OO Abdichtung unterhalb von Bodenplatten auf der Sau-

berkeitsschicht, Wasserbeanspruchung: aufstauendes


3.2.4 Anordnung der Abdichtung Sickerwasser gemäß DIN 18195-6 (Abb. 3.26):
−−Die Sauberkeitsschicht ist zur Aufnahme der Abdich-
OO Abdichtung in und unter Wänden, Wasserbeanspru-
tung zu bemessen und auszuführen. Auf die Anord-
chung: Bodenfeuchte/nicht stauendes Sickerwasser ge-
nung einer Horizontalsperre im Mauerwerk kann bei
mäß DIN 18195-4 (Abb. 3.25):
dieser Art der Abdichtung verzichtet werden. Vor Ein-
−−Bei Neubauten handelt es sich hier um die horizontale
bau der Stahlbetonsohle ist die Abdichtung mit einem
Abdichtung des Wandfußpunkts auf der Bodenplatte
Schutzestrich zu versehen.
unterhalb der ersten Steinreihe. In der Praxis haben OO Abdichtung auf Bodenplatten in Kombination mit
sich mineralische Dichtungsschlämmen (MDS) und
wasser­undurchlässigem Beton, Wasserbeanspruchung:
bahnenförmige Abdichtungen bewährt.
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74 3 Bauwerksabdichtung

Abb. 3.27:  Anordnung von


Abdichtungen in Kombination
mit wasserundurchlässigem
z. B. Zementestrich auf Trennlage Beton; Wasserbeanspruchung:
Bodenfeuchte/nicht stauen-
des Sickerwasser gemäß

≥ 10 cm
kunststoffmodifizierte DIN 18195-4 (Quelle: KMB-
Bitumendickbeschichtung Richtlinie, 2010, S. 20, Abb. 5,
(KMB) Ausschnitt)
Dränung nach
DIN 4095 (nur bei
wenig durchlässigen
Böden notwendig) Trennlage
Querschnittsabdichtung aus kapillarbrechende Schicht
MDS oder Bahnen nach DIN 18195-4 oder Sauberkeitsschicht

Abb. 3.28:  Übergang zur


wasserundurchlässigen Bo-
denplatte aus Beton; Wasser-
kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtung (KMB) beanspruchung: aufstauen-
des Sicker­wasser gemäß
(2 Aufträge mit Verstärkungseinlage, 4 mm Mindesttrockenschichtdicke)
DIN 18195-6 (Quelle: KMB-
Richtlinie, 2010, S. 28,
Schutzschicht nach DIN 18195-10 Abb. 17)
(z. B. Perimeterdämmung)

Waagerechte Abdichtung am Wandfußpunkt


mit mineralischer Dichtungsschlämme (MDS)

Kehle aus KMB (Radius ≤ 2 cm),


sofern vom Hersteller zugelassen,
oder systemkompatibler
Dichtungsmörtel (Radius 4 bis 6 cm)
≥ 15 cm

Bodenplatte aus Beton mit hohem


Wassereindringwiderstand nach
DAfStb-Richtlinie „Wasserundurchlässige
Bauwerke aus Beton (WU-Richtlinie)“

Bodenfeuchte/nicht stauendes Sickerwasser gemäß OO Räume für den ständigen Aufenthalt von Personen sind
DIN 18195-4 und aufstauende Sickerwasser gemäß wasserbeanspruchungsabhängig durch eine Abdichtung
DIN 18195-6 (Abb. 3.27 und 3.28): vor Feuchte zu schützen.
−−Bei Abdichtung auf Bodenplatten unter nachfolgenden OO Bei der Abdichtung von Wandaufstandsflächen in

Aufbauten wie z. B. Estrich ist es unerlässlich, dass eine Neubauten­muss der Bereich der Wandaufstandsfläche
Horizontalsperre zwischen Bodenplatte und aufge- mindestens 10 cm vor der zu erstellenden Wand – über
hender Wand angeordnet wird. Die Horizontalsperre den Fundamentvorsprung hinweg – bis ca. 10 cm
wird im Gebäudeinneren durch die Abdichtungs- (DIN 18195-4) bzw. 15 cm (DIN 18195-6) der Stirnseite
schicht mindestens 10 cm überlappt. mit einer mineralischen Dichtungsschlämme abgedichtet
−−Betone mit hohem Wassereindringwiderstand sind werden. Alternativ können unter den Wandaufstands­
gemäß den Vorgaben der DIN EN 206-1 herzustellen flächen auch geeignete Abdichtungsbahnen ausgeführt
und auszuführen. werden.
OO Bei dem Anschluss an Horizontalabdichtungen in Bauten

3.2.5 Ausführung im Bestand muss die Abdichtung an die waagerechte


Abdichtung unter bzw. in Wänden so herangeführt oder
3.2.5.1 Anforderungen
mit ihr verbunden werden, dass Feuchtebrücken, insbe-
Hier ist Folgendes zu beachten: sondere im Bereich von Putzflächen, ausgeschlossen wer-
den.
OO Bei geringen Anforderungen an die Trockenheit der OO Durchdringungen oder Einbauteile wie z. B. Bodenab-
Raumluft kann die Abdichtung entfallen, wenn eine ka-
läufe sowie Fugenkonstruktionen sind gemäß Kapitel 3.3
pillarbrechende Schüttung (k > 10–4 m/s) mit einer Dicke
auszuführen.
von mindestens 15 cm unter der Bodenplatte den Was- OO Zu Hinweisen über notwendige Vorarbeiten, die Unter-
sertransport durch die Bodenplatte ausreichend verhin-
grundbeurteilung sowie Anforderungen und Unter-
dert.
grundvorbereitung siehe Kapitel 3.1.
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 3.3  Detail- und Sonderlösungen zu Außenwand- und Bodenplattenabdichtungen 75

3.2.5.2 Stoffe und Ausführung 3.3 Detail- und Sonderlösungen zu Außenwand- und
Bodenplattenabdichtungen
Für die Herstellung der Abdichtung im Bereich von Boden-
Stefan Flügge, Michael Bertels, Martin Mossau
platten dürfen folgende Abdichtungsstoffe eingesetzt wer-
und Thomas Rosenberger
den:
3.3.1 Durchdringungen
OO Abdichtung mit kunststoffmodifizierten Bitumendick-
beschichtungen (KMB) 3.3.1.1 Vorbemerkung
−−Die KMB ist in 2 Arbeitsgängen aufzubringen.
Durchdringungen sowie Einbauteile müssen den zu erwar-
−−Die Mindesttrockenschichtdicke gemäß DIN 18195-4
tenden Wasserbeanspruchungen entsprechen und so ange-
beträgt 3 mm; ein Beschichtungsauftrag frisch in frisch
ordnet werden, dass die Bauwerksabdichtungen fachgerecht
ist möglich.
angeschlossen werden können. Übergänge zu Einbauteilen
−−Die Mindesttrockenschichtdicke gemäß DIN 18195-6
müssen so geplant und hergestellt sein, dass sie nicht hin-
beträgt einschließlich Verstärkungseinlage 4 mm. Bei
ter- oder unterlaufen werden können. Im Folgenden wer-
der Beschichtungsfolge ist auf eine ausreichende Zwi-
den ausschließlich flüssig zu verarbeitende Abdichtungs-
schentrocknung zu achten.
OO Abdichtung mit kaltselbstklebenden Bitumendich-
stoffe behandelt.
tungsbahnen (KSK)
3.3.1.2 Regelwerke
−−Der Untergrund ist mit einem systemkompatiblen Vor-
anstrich zu versehen. OO Durchdringungen bei Neubauten:
−−Die Abdichtung ist aus mindestens 1 Lage herzustellen. DIN 18195-9 „Bauwerksabdichtungen – Teil 9: Durch-
−−Die Abdichtungsbahnen müssen vollflächig verklebt dringungen, Übergänge, An- und Abschlüsse“
werden. OO Durchdringungen bei Bauten im Bestand sowie bei

−−Bahnenstöße müssen überlappend oder mit einem Innen­abdichtungen:


zusätzlichen Verstärkungsstreifen ausgeführt werden. WTA-Merkblatt 4-6-05/D „Nachträgliches Abdichten
OO Abdichtung mit bahnenförmigen Abdichtungen erdberührter Bauteile“, 2005 (Wissenschaftlich-Tech-
−−Hier können Bitumenbahnen oder Elastomerbahnen nische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und
und Kunststoffbahnen verwendet werden. Denkmalpflege e. V.)
−−Die Ausführung hat unter Berücksichtigung des jewei-
ligen Werkstoffs wasserbeanspruchungsabhängig gemäß 3.3.1.3 Anordnung von Durchdringungen
den Vorgaben der DIN 18195-4 bzw. DIN 18195-6 zu
Hierbei ist Folgendes zu beachten:
erfolgen.
−−Für die Verarbeitung gelten die Ausführungshinweise OO Durchdringungen sind auf die unbedingt notwendige
und Produktinformationen der Hersteller. Anzahl zu beschränken.
OO Sonderlösung flüssig zu verarbeitende Abdichtungs- OO Klebeflansche, Anschweißflansche und Dichtmanschet-

stoffe (Abdichtungen mit kapillarbrechenden bzw. was- ten sind so anzuordnen, dass sie mindestens 15 cm von-
serdampfdichten Beschichtungen) einander und von anderen Bauteilen, z. B. von Bauwerks-
Alternativ haben sich bei Bauwerken z. B. mit anschlie- kanten und -kehlen und von Wandanschlüssen, sowie
ßender hochwertiger Raumnutzung (empfindliches In- mindestens 30 cm von Bewegungsfugen entfernt sind.
ventar, Wohnraumnutzung) in Kombination mit Bau­ OO Los- und Festflanschkonstruktionen sind so anzuordnen,

teilen aus Beton mit hohem Wassereindringwiderstand dass ihre Außenkanten mindestens 30 cm von Bauwerks-
sowie bei Sanierungen im Bestand auch flüssig zu ver­ kanten und -kehlen sowie mindestens 50 cm von weite-
arbeitende Abdichtungsstoffe bewährt, da mit ihnen ren Bauwerksfugen entfernt sind.
naht- und fugenlose Abdichtungsebenen erstellt werden OO Können diese Mindestmaße nicht eingehalten werden, so

können. sind Sonderkonstruktionen einzuplanen.


OO Einsatz von Spachtel- oder Spritzprodukten mit hohem

Sperrwert gegenüber Wasserdampfdiffusion, z. B. Spe- 3.3.1.4 Ausführung bei Wasserbeanspruchung gemäß
zialreaktionsharzgrundierungen oder Abdichtungen aus DIN 18195-4
Flüssigkunststoffen (FLK)
Bei der Wasserbeanspruchung Bodenfeuchte/nicht stau-
Ziel ist die Herstellung eines fehlstellenfreien wasser-
endes Sickerwasser gemäß DIN 18195-4 kann der Abdich-
dampfdichten Verschlusses aller Poren und Lunker.
tungsstoff kehlenförmig an die Durchdringung angeschlos-
Die Abdichtungen sind an den angrenzenden Wänden
sen werden (Abb. 3.29):
ausreichend hochzuführen und an die Horizontalsperre
heranzuführen. Die Ausführungshinweise bzw. Schicht- OO Der Bereich um die Durchführung ist gegebenenfalls zu
dickenangaben der Hersteller sind zu beachten. Die egalisieren, haftungsmindernde Bestandteile sind vorab
Hinweise­ in Kapitel 3.1.7 hinsichtlich Vorarbeiten und zu entfernen.
Schutzmaßnahmen sowie in Kapitel 4.6 sind zu beach- OO Um eine ausreichende Haftung zwischen dem Abdich-

ten. tungsstoff und der Durchdringung sicherzustellen, sollte


die Oberfläche aufgeraut und entfettet werden.
Das Aufbringen von Schutzschichten oder Aufbauten darf OO Im Anschlussbereich der Durchdringung wird mit einem
erst nach vollständiger Trocknung der Abdichtung erfol-
geeigneten systemkompatiblen Dichtungsmaterial eine
gen.
Kehle mit mindestens 4 cm Schenkellänge eingebaut.
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76 3 Bauwerksabdichtung

Abb. 3.29: Durchdringung
einer Kelleraußenwand; Wasser-
beanspruchung: Bodenfeuchte/
nicht stauendes Sickerwasser
gemäß DIN 18195-4 (Quelle:
KMB-Richtlinie, 2010, S. 24,
Abb. 13)
Schutzschicht nach DIN 18195-10
(z. B. Perimeterdämmung)

fest eingebundenes Rohr ≥ 5 cm

Abdichtung
mit Kehle (Radius ≤ 2 cm) aus KMB

kunststoffmodifizierte
Bitumendickbeschichtung (KMB)
(2 Aufträge, 3 mm Mindesttrockenschichtdicke)

Abb. 3.30: Durchdringung
einer Kelleraußenwand mit Los-
kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtung (KMB) und Festflanschkonstruktionen;
≥ 5 cm
(2 Aufträge mit Verstärkungseinlage, 4 mm Mindesttrockenschichtdicke) Wasserbeanspruchung: aufstau-
endes Sickerwasser gemäß
Manschette aus Kunststoffdichtungsbahn DIN 18195-6 (Quelle: KMB-Richt­
(mit Vlies- oder Gewebekaschierung) linie, 2010, S. 25, Abb. 14)

Quetschdichtung
Rohr
Festflansch
Losflansch

OO Nach vollständiger Durchtrocknung wird der Abdich- OO Im Bereich der Los- und Festflanschkonstruktionen sind
tungsstoff mit einer Überlappung von mindestens 5 cm vorgefertigte Dichtmanschetten zu verwenden, die im
auf die Durchdringung ausgeführt. Anschlussbereich eine Vlies- oder Gewebekaschierung
OO Herstellerabhängig können auch zweikomponentige Bi- zum Einbetten in die Flächenabdichtung besitzen, im
tumendickbeschichtungen mit einem Radius von maxi- Klemmbereich aber nicht kaschiert sind.
mal 2 cm ausgeführt werden. OO Die Abdichtung wird mit einer Überlappung von mindes­
OO Alternativ können an Durchdringungen auch vorgefer- tens 5 cm ausgeführt.
tigte Dichtmanschetten oder Klebeflansche (Flanschbrei-
te: mindestens 12 cm) verwendet werden. Die Abdich- 3.3.2 Lichtschächte
tung wird mit einer Überlappung von mindestens 5 cm
3.3.2.1 Vorbemerkung
ausgeführt.
In der Praxis werden in der Regel vorgefertigte Kunst­
3.3.1.5 Ausführung bei Wasserbeanspruchung gemäß stoffelemente verwendet. Im Folgenden werden daher ge-
DIN 18195-6 mauerte oder betonierte sowie sonstige Lichtschachtaus-
führungen nicht behandelt. Die Lichtschächte sind gemäß
Bei der Wasserbeanspruchung aufstauendes Sickerwasser
den Regeln der Technik in die jeweilige Flächenabdich-
gemäß DIN 18195-6 sind Durchdringungen mittels Los-
tung zu integrieren. Die häufigste Schadensursache sind
und Festflanschkonstruktionen auszuführen (Abb. 3.30):
nicht korrekt eingedichtete oder angeschlossene Licht-
OO Die Los- und Festflanschkonstruktionen sind gemäß den schächte. Im Folgenden werden ausschließlich Abdich­
Herstellerangaben oberflächenbündig in den Untergrund tungen mit flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen
einzubauen. behandelt.
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 3.3  Detail- und Sonderlösungen zu Außenwand- und Bodenplattenabdichtungen 77

Abb. 3.31: Detail­ Abdichtungen sind durch geeignete Maßnahmen gemäß


ausführung des DIN 18195-10 zu schützen. Die Schutzmaßnahmen sind
Lichtschachtüber-
gangs: Der Abdich- auch im Bereich des Übergangs von Lichtschachtelementen
tungsstoff wird mit auszuführen.
einer Überlappung
von mindestens 5 cm Die Baugrubenverfüllung muss gemäß den geltenden Richt-
auf den Lichtschacht linien sowie den Herstellerangaben ausgeführt werden.
aufgetragen. (Quelle:
Saint-Gobain Weber
GmbH, Düsseldorf ) 3.3.3 Bewegungsfugen
3.3.3.1 Vorbemerkung
In der Baupraxis werden starre Fugen und Fugen mit
dynamischer­ Aufweitung unterschieden. Bei den starren
Fugen handelt es sich um sogenannte Arbeitsfugen (siehe
Kapitel 3.3.4), die aufgrund fortlaufenden Arbeitsfort-
schritts wie z. B. beim Wand-Sohlen-Übergang bei Beton-
3.3.2.2 Ausführung bei Wasserbeanspruchung gemäß
bauteilen vorkommen. In der Regel haben diese Fugen eine
DIN 18195-4
durchlaufende Bewehrungslage. Fugen mit dynamischer
Bei der Wasserbeanspruchung Bodenfeuchte/nicht stauen- Aufweitung werden als Bewegungsfugen bezeichnet und
des Sickerwasser gemäß DIN 18195-4 sind die vorgefertig- in Fugentyp I und II unterschieden (Tabelle 3.5). Bei diesen
ten Lichtschachtelemente gemäß den Herstellerangaben Fugen ist die Bewehrungslage nicht durchgehend. Die Fu-
befestigen: genaufweitung ist objektabhängig. Die Bewegungsfugen
werden in der DIN 18195-8 geregelt.
OO Die Anschlussbereiche der Lichtschächte sind zu reinigen
und mit geeigneten Mitteln (z. B. Universalreiniger oder Fugenabdichtungen mit dauerelastischen Fugenfüllstoffen
Aceton) zu entfetten. werden im Folgenden nicht behandelt.
OO Im Zuge der Flächenabdichtung wird der Abdichtungs-

stoff mit einer Überlappung von mindestens 5 cm auf 3.3.3.2 Anforderungen und Objektbedingungen
den Lichtschacht aufgetragen (Abb. 3.31).
OO Bei kunststoffmodifizierten Bitumendickbeschich-
Folgendes ist zu beachten:
tungen oder Flüssigkunststoffen wird empfohlen, im OO Abdichtungen über Fugen müssen das Eindringen von
Bereich­des Übergangs eine geeignete Verstärkungs­ Feuchte verhindern.
einlage einzubauen. Alternativ können im Übergangs­ OO Zusätzliche Beanspruchungen müssen aufgenommen

bereich auch spezielle Dichtungsbandtechniken einge- werden können.


setzt werden.
Hier müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
3.3.2.3 Ausführung bei Wasserbeanspruchung gemäß OO Fugenabdichtungen sind grundsätzlich eine Planungsauf-
DIN 18195-6 gabe.
OO Zu erwartende Belastungen müssen bekannt sein.
Für die Wasserbeanspruchung aufstauendes Sickerwasser/ OO Die Ausbildung der Fugen muss auf das zu verwendende
drückendes Wasser gemäß DIN 18195-6 müssen spezielle
Abdichtungssystem abgestimmt werden.
geschlossene Lichtschachtelemente verwendet werden, die OO Die Fugenausbildung erfolgt ohne Kantenversatz und
einen Verwendungsnachweis für zeitweise oder dauerhafte
geradlinig.
Wasserbeanspruchungen besitzen. Der Einbau erfolgt ge- OO Bewegungsfugen sind in angrenzende Bauteile bzw. Auf-
mäß den Herstellerangaben:
bauten wie z. B. Estrichbeläge zu übernehmen.
OO Die Eindichtung erfolgt mit dem vorgegebenen Abdich-
tungsstoff, der mit einer Überlappung von mindestens Tabelle 3.5:  Bewegungsfugen: Merkmale der Fugentypen I und II
5 cm auf den Lichtschacht aufgetragen wird.
OO Der Übergang des Lichtschachtelements ist mit einer
Merkmal Fugentyp I Fugentyp II
innen liegenden Verstärkungseinlage auszuführen. (bewegungsabhän- (bewegungsunab-
gige Fugen)1) hängige Fugen)
3.3.2.4 Entwässerung/Baugrubenverfüllung
Bewegungs­ langsam schnell
Lichtschächte müssen bei gering oder nicht sickerfähigen geschwindigkeit
Böden grundsätzlich an ein Entwässerungssystem ange-
Bewegungs­ einmalig bzw. selten häufig widerkehrend
schlossen werden, um ein Aufstauen von Wasser sowie häufigkeit wiederkehrend
Feuchteschäden zu vermeiden:
Belastungsart Setzungen wechselnde Verkehrs-
OO Für die Wasserbeanspruchung gemäß DIN 18195-4 sind lasten
Lichtschächte an eine Dränanlage gemäß DIN 4095 an-
Ursache der jahreszeitliche Tempe- tageszeitliche Tempe-
zuschließen. Längenänderung raturschwankungen raturschwankungen
OO Für die Wasserbeanspruchung gemäß DIN 18195-6 ist

eine Druckentwässerungsanlage einschließlich Pump- 1) Liegen Fugen oberhalb der Geländeoberfläche und in Verkehrs-
flächen, so sind sie dem Fugentyp II zuzuordnen.
schacht auszuführen.
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78 3 Bauwerksabdichtung

3.3.3.3 Abdichtungsstoffe
Fugentyp I bei Bewegungen ≤ 5 mm
Als Abdichtungsstoffe haben sich die in Tabelle 3.6 und 3.7
aufgeführten Produkte bewährt.

Tabelle 3.6:  Fugentyp I: Eignung von Abdichtungsstoffen bei Bewe-


gungen ≤ 5 mm, Ausführung gemäß DIN 18195-8

Abdichtungsstoff Wasserbeanspruchung

DIN 18195-4: DIN 18195-6: DIN 18195-6:


Bodenfeuch- aufstauen- drückendes
te/nicht des Sicker- Wasser
stauendes wasser
Sickerwasser Abb. 3.32:  Fugenabdichtung im Wandbereich mit einem Endstückfu-
gendichtungsband (Quelle: Remmers Baustofftechnik GmbH, Löningen)
kunststoffmodifi- x x –
zierte Bitumendick-
beschichtungen
Fugentyp I bei Bewegungen > 5 mm und Fugentyp II
(KMB)1)
Bei Sonderkonstruktionen sind Festlegung und Ausfüh-
Reaktionsharzkleb- x – – rung objektabhängig durchzuführen, z. B. mit
stoffe1)
OO schlaufenförmiger Ausführung von Fugendichtungsbän-
kaltselbstklebende x – –
Abdichtungsbahnen
dern,
OO vorgefertigten Fugenkonstruktionen mit speziellen
Abdichtungen aus x x x Dichtprofilen,
Bitumen-, Elasto-
OO einbetonierten Fugendichtungsbändern oder
mer- oder Kunst-
stoffbahnen mit OO Los- und Festflanschkonstruktionen.
Verstärkungseinlage
x zulässig 3.3.3.4 Ausführung
– nicht zulässig
1) einschließlich eines auf das Abdichtungssystem abgestimmten
Unterschieden werden bahnenförmige und flüssig aufzu-
Fugendichtungsbands mit Vlies- oder Gewebekaschierung zum bringende Abdichtungssysteme:
Einbetten in den Abdichtungsstoff
OO bahnenförmige Abdichtungssysteme
−−Befestigen von zusätzlichen Verstärkungsstreifen ge-
Tabelle 3.7:  Fugentyp I: Eignung von Abdichtungsstoffen bei Bewe- mäß den Einbauvorschriften der Hersteller
gungen ≤ 5 mm, Sonderlösungen außerhalb der DIN 18195-8 −−Ausführung der Flächenabdichtung
OO flüssig aufzubringende Abdichtungssysteme

Abdichtungsstoff Wasserbeanspruchung Bewegungsfugen können nur abgedichtet werden, wenn


eine lückenlose Verbindung der Fugendichtungsbänder
DIN 18195-4: DIN 18195-6: DIN 18195-6: über die ganze Länge der Bewegungsfuge sichergestellt
Bodenfeuch- aufstauen- drückendes ist:
te/nicht des Sicker- Wasser
stauendes wasser −−Der Abdichtungsstoff wird mittig über der Fuge mit
Sickerwasser einer Mindestbreite von 30 cm aufgetragen.
−−Ein systemkompatibles Fugendichtungsband mit einer
kunststoffmodifi- – – x Mindestbreite von 20 cm wird in die frische Beschich-
zierte Bitumendick-
beschichtungen
tung eingebaut (Abb. 3.32).
(KMB)1) −−Abschließend wird das Fugendichtungsband oberseitig
durch Flächenabdichtung eingearbeitet (Abb. 3.33).
mineralische Dich- x x x
tungsschlämmen, Ein vollständiges Überspachteln der Fugen ist unzulässig.
rissüberbrückend1)
Reaktionsharzkleb- – x x
Das Beispiel einer Fugenabdichtung auf durchgehender
stoffe1) Bodenplatte mit dem Fugentyp I und einer Wasserbean-
spruchung gemäß DIN 18195-4 ist in Abb. 3.34 und 3.35
kaltselbstklebende x x x
Abdichtungsbahnen gezeigt.
Flüssigkunststoffe1) – x x
3.3.4 Stoß- und Arbeitsfugen bei wasserundurchlässigen
x zulässig Betonbauteilen
– keine Sonderlösung, da in DIN 18195-8 geregelt
1) Für die Anwendung sind die jeweiligen Produktinformationen 3.3.4.1 Vorbemerkung
bzw. Ausführungshinweise der Hersteller zu beachten. Systembe-
dingt können Kombinationen mit speziellen Dichtungseinlagen Bei Stoß- und Arbeitsfugen bei Bauteilen aus Beton mit
erforderlich sein. Entsprechende Verwendungsnachweise sind erhöhtem Wassereindringwiderstand mit einer Öffnungs-
einzufordern. breite von maximal 0,25 mm (bzw. maximal 0,5 mm bei
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 3.3  Detail- und Sonderlösungen zu Außenwand- und Bodenplattenabdichtungen 79

Abb. 3.33:  Einbau eines Fugendichtungsbands in eine rissüberbrückende Dichtungsschlämme. Links: Das Fugendichtungsband wird in die
frische­Beschichtung eingedrückt. Mitte: Die Vlieskaschierung wird eingedichtet. Rechts: Oberseitig wird die Flächenabdichtung eingearbeitet.
(Quelle: Remmers Baustofftechnik GmbH, Löningen)

Abb. 3.34:  Abdichtung einer


Detail siehe Abb. 3.35 Gebäudetrennfuge (Fugentyp I)
zwischen 2 Haustrennwänden auf
durchgehender Bodenplatte;
Wasserbeanspruchung: Boden-
Fuge feuchte/nicht stauendes Sicker-
wasser gemäß DIN 18195-4 (Quel-
systemverträgliches le: KMB-Richtlinie, 2010, S. 26,
Abdichtungsband nach DIN 18195-8, Abb. 15)
Abschnitt 7.2.1
≥ 5 cm

kunststoffmodifizierte
Bitumendickbeschichtung (KMB)
(2 Aufträge, 3 mm Mindesttrockenschichtdicke)

Abb. 3.35:  Detail aus Abb. 3.34:


Horizontalschnitt (Quelle: KMB-
Richtlinie, 2010, S. 27, Abb. 16)
Schutzschicht nach DIN 18195-10 Haustrennwand
(z. B. Perimeterdämmung)
≥ 5 cm

systemverträgliches Abdichtungsband
nach DIN 18195-8, Abschnitt 7.2.1,
in die KMB eingearbeitet

kunststoffmodifizierte Außenwand
Bitumendickbeschichtung (KMB)
(2 Aufträge, 3 mm Mindesttrockenschichtdicke)

Sollrissquerschnitten) wird eine streifenförmige Fugenab- OO Arbeitsfugen sind die Bereiche unter den aufgehenden
dichtung vorgenommen. Die flächige Abdichtung wird Wänden. Diese sind in der Regel durch Bewehrungseisen
durch den Beton sichergestellt. verbunden und können innen liegende Abdichtungen
wie z. B. Quellbänder, Dichtbleche oder Injektionsschläu-
Stoßfugen und Arbeitsfugen unterscheiden sich in folgen-
che enthalten.
den Merkmalen:
OO Stoßfugen sind senkrechte Fugen zwischen 2 benachbar-
ten Fertigteilen aus wasserundurchlässigem Beton oder
einem Fertigteil und einem örtlich erstellten Bauteil aus
wasserundurchlässigem Beton. Stoßfugen sind in der
Regel vermörtelt.
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80 3 Bauwerksabdichtung

3.3.4.2 Regelwerke 3.4 Innenabdichtung


Thomas Rosenberger
OO Fugenabdichtung
−−DAfStb-Richtlinie „Wasserundurchlässige Bauteile aus 3.4.1 Vorbemerkung
Beton (WU-Richtlinie)“, 2003, Abschnitt 10 (Deutscher
Innenabdichtungen (Abb. 3.36) sind immer nachträgliche
Ausschuss für Stahlbeton e. V.)
OO Durchdringungen, Übergänge, An- und Abschlüsse
Abdichtungen. Sie werden eingesetzt, wenn eine nachträg-
liche vertikale Außenabdichtung technisch nicht möglich
−−DIN 18195-9 „Bauwerksabdichtungen – Teil 9: Durch-
oder wirtschaftlich nicht vertretbar ist (z. B. bei Überbau-
dringungen, Übergänge, An- und Abschlüsse“
OO Prüfgrundsätze zur Erteilung von allgemeinen bauauf-
ungen, Nebenbebauungen, einer größeren Zahl abzutren-
nender Versorgungsleitungen oder Beeinträchtigung der
sichtlichen Prüfzeugnissen
Standsicherheit).
−−Prüfgrundsätze zur Erteilung von allgemeinen bauauf-
sichtlichen Prüfzeugnissen für Übergänge von Bau- Bei einer Innenabdichtung bleibt der Wandquerschnitt des
werksabdichtungen auf Bauteile aus Beton mit hohem von innen abgedichteten Bauteils feucht.
Wassereindringwiderstand (PG-ÜBB)
Nachträgliche Innenabdichtungen sind allgemein ge-
−−Prüfgrundsätze zur Erteilung von allgemeinen bauauf-
bräuchlich, haben sich langjährig in der Praxis bewährt
sichtlichen Prüfzeugnissen für Fugenabdichtungen in
und entsprechen den allgemein anerkannten Regeln der
Bauteilen aus Beton (FBB) mit hohem Wassereindring-
Technik. Sie sind im Rahmen eines Abdichtungskonzepts
widerstand gegen drückendes und nicht drückendes
zu planen (siehe Kapitel 2.3). Bei allen Materialanwen­
Wasser und gegen Bodenfeuchtigkeit (PG-FBB)
dungen sind die vom Hersteller vorgeschriebenen Anfor­
derungen hinsichtlich Temperatur und Luftfeuchte sowie
Wasserbeanspruchungen
die systembedingten Abbindezeiten einzuhalten.
Es sind folgende Fälle zu unterscheiden:
3.4.2 Regelwerke
OO Bodenfeuchte sowie nicht stauendes Sickerwasser gemäß
DIN 18195-4 OO WTA-Merkblatt 4-6-05/D „Nachträgliches Abdichten
OO nicht drückendes Wasser gemäß DIN 18195-5 erdberührter Bauteile“, 2005 (Wissenschaftlich-Tech-
OO zeitweise aufstauendes Sickerwasser sowie Druckwasser nische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und
gemäß DIN 18195-6 (bis zu einem maximalen Wasser- Denkmalpflege e. V.)
druck von 0,3 bar bzw. bis zu maximal 3 m Einbautiefe) OO Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdich-

tungen erdberührter Bauteile mit mineralischen Dich-


3.3.4.3 Abdichtungsstoffe tungsschlämmen; 2002 (Deutsche Bauchemie e. V.)
OO Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdich-
Folgende Materialien werden eingesetzt:
tungen erdberührter Bauteile mit flexiblen Dichtungs-
OO bahnenförmige Abdichtungssysteme schlämmen, 2006 (Deutsche Bauchemie e. V.)
OO kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtungen
(KMB) 3.4.3 Untergründe
OO mineralische Dichtungsschlämmen/Dickbeschichtungen
Voraussetzung für den Einsatz von Innenabdichtungen
(MDS)
OO Flüssigkunststoffe (FLK)
sind wasserbeständige Baustoffe als Untergrund.
Nicht wasserbeständige Baustoffe, wie z. B. Porenbeton,
3.3.4.4 Ausführung Polystyrolhartschaum, Holzwolle-Leichtbauplatten oder
Holzschalungssteine, sind für eine Innenabdichtung unge-
OO Der abzudichtende Untergrund ist im Bereich von
eignet. Für Untergründe aus diesen Stoffen sind besondere
mindestens­15 cm beidseitig der Fuge vorzubereiten.
Maßnahmen zu planen (siehe hierzu Kapitel 3.5).
Sinter­schichten sind mechanisch zu entfernen, Fehl­
stellen zu egalisieren und gegebenenfalls systemabhän- Salze im Abdichtungsuntergrund können das Erstarren,
gig zu grundieren, um tragfähige Untergründe sicher­ das Erhärten und die Dauerhaftigkeit zementgebundener
zustellen. Abdichtungssysteme beeinträchtigen. Daher sollten grund-
OO Auf den fachgerecht vorbereiteten Untergrund wird das sätzlich sulfatbeständige Abdichtungssysteme eingesetzt
jeweilige Abdichtungssystem gemäß den im allgemeinen werden.
bauaufsichtlichen Prüfzeugnis (abP) genannten Verarbei-
tungsanweisungen ausgeführt. 3.4.4 Stoffe
OO An Kreuzungspunkten von Fugen werden Fugendich-
Für Innenabdichtungen werden folgende Stoffe verwendet:
tungsbandsysteme überlappend verklebt oder – falls
möglich – thermisch verschweißt. OO mineralische Dichtungsschlämmen (MDS)
OO Bei Übergängen an Bodenplatten ist die Abdichtung MDS sind ein Gemisch aus hydraulisch abbindenden
mindestens 15 cm breit auf die Stirnfläche der Boden- Bindemitteln und mineralischen Zuschlägen und können
platte zu führen. ein- oder mehrkomponentig (Kunststoffkomponente)
OO Die ausgeführten Fugenabdichtungen sind vor der Bau- sein. Sie erfüllen ihre abdichtende Wirkung erst, nach-
grubenverfüllung mit geeigneten Schutzmaßnahmen dem sie vollständig durchgetrocknet sind. Der Verwend-
gemäß DIN 18195-10 zu schützen. barkeitsnachweis für MDS erfolgt durch ein allgemeines
bauaufsichtliches Prüfzeugnis (abP). Unterschieden wer-
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 3.4 Innenabdichtung 81

1 Grundierung
2 Haftbrücke
3 Egalisierung
4 Dichtungskehle
5 erste Abdichtungsschicht
6 zweite Abdichtungsschicht
7 Spritzbewurf
8 Sanierputz
9 Feinspachtel

Abb. 3.36:  Innenabdichtungssystem (Quelle: Remmers Baustofftechnik GmbH, Löningen)

den nicht rissüberbrückende (starre) und rissüberbrü-


ckende (flexible) MDS: Flächenabdichtung mit
Dichtungsschlämme
−−Nicht rissüberbrückende (starre) MDS sind nicht
in der Lage, entstehende und sich bewegende Risse
in der Unterlage zu überbrücken. Auch gerissene
Oberflächen, die weiteren Rissweitenänderungen un-
terliegen, können nicht mit starren MDS abgedichtet
werden.
−−Rissüberbrückende (flexible) MDS können entstehen-
de und sich bewegende Risse bis maximal 0,2 mm
überbrücken. Sie erfordern bei rückseitiger Wasserbe-
lastung oder nassen Untergründen eine vollflächige
starre hydraulisch abbindende mineralische Vordich- Abtrennung der ein-
tung. Herstellerabhängig können bei rissüberbrü- bindenden Querwand
ckenden MDS für das Abbinden gegebenenfalls beson-
dere Maßnahmen bezüglich einer maximal zulässigen
Luftfeuchte und des erforderlichen Luftaustausches
Abb. 3.37:  Innenabdichtung mit Dichtungsschlämme im Bereich
notwendig sein. einbindender Querwände (Quelle: WTA-Merkblatt 4-6-05/D, S. 20,
OO wasserundurchlässiger Werktrockenmörtel Abb. 2.2)
−−einkomponentiger sulfatbeständiger kunststoffvergü-
teter Trockenmörtel mit hydraulischem Bindemittel,
3.4.5 Details/Anforderungen
mineralischen Gesteinskörnungen und speziellen Ad-
ditiven, der entsprechend der vom Hersteller gefor- Risse
derten Schichtdicke aufgebracht wird; abdichtende
Risse im abzudichtenden Untergrund sind vor der Ausfüh-
Wirkung erst nach vollständiger Durchtrocknung
OO als Sonderlösung zu planende Materialien
rung der Innenabdichtung auf ihre Art und Ursache zu
untersuchen und systemgerecht zu verschließen (siehe Ka-
−−kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtungen
pitel 3.6).
mit druckfester Gegendrucklage
−−Flüssigkunststoffe
Einbindende Querwände
−−bahnenförmige Abdichtungen, die auf dem abzudich­
tenden Bereich mechanisch befestigt werden müssen Um die Innenabdichtung flächig ausbilden zu können, darf
und eine druckfeste Gegendrucklage benötigen die Abdichtung nicht durch einbindende Querwände un-
OO Grundierungen terbrochen werden. Hier eignen sich folgende Maßnahmen:
−−z. B. Kunststoffdispersionen, Silicate (Einsatz systemab- OO Abtrennung der einbindenden Querwände (Abb. 3.37) in
hängig nach Herstellerangaben).
einer Breite von ca. 20 cm nach statischer Überprüfung
In der Neufassung des WTA-Merkblatts 4-6, die sich der- und anschließende Durchführung der Innenabdichtung
zeit in Vorbereitung befindet, gelten WTA-geprüfte Innen- (nach Abschluss der Innenabdichtungsmaßnahme sind
abdichtungssysteme (MDS und Mörtelsysteme) für alle die Wanddurchbrüche in der Regel wieder kraftschlüssig
Wasserbeanspruchungen als geeignet. zu verschließen)
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82 3 Bauwerksabdichtung

OO vertikale kapillare Abdichtung des Übergangs der Au-


ßenwand zur angrenzenden Querwand (Abb. 3.38 und Flächenabdichtung mit
3.39) bei der Wasserbeanspruchung Bodenfeuchte/nicht Dichtungsschlämme
stauendes Sickerwasser gemäß DIN 18195-4 (siehe Kapi-
tel 3.5 und 3.8.3)

Wandinstallationen und Einbauten


Wandinstallationen wie Wasserleitungen oder Steckdosen
im Bereich der Innenabdichtung sind zu vermeiden. Ist
dies nicht möglich, sind vor dem Aufbringen der Abdich-
tung Mauerwerksvertiefungen einschließlich der notwen­
digen Untergrundvorbereitungen zu erstellen, damit die
Abdichtungsschicht so hinter der Wandinstallation durch- Injektion
geführt werden kann, dass die Schicht nicht durch Befesti-
gungsmittel perforiert wird.
Einbauten wie Treppen, Sockel, Schornsteine, Zargen,
Abb. 3.38:  Innenabdichtung im Injektionsverfahren im Bereich ein-
Licht-, Lüftungs- und Fahrstuhlschächte oder Hebeanla- bindender Querwände (Quelle: WTA-Merkblatt 4-6-05/D, S. 20, Abb. 2.3)
gen müssen nach statischer Überprüfung entfernt bzw.
objekt­spezifisch in die Abdichtung einbezogen werden.

Durchdringungen
Durchdringungen sind system- und wasserbeanspru-
chungsgerecht abzudichten (Abb. 3.40):
OO Bei der Wasserbeanspruchung aufstauendes Sickerwas-
ser/drückendes Wasser gemäß DIN 18195-6 sind für
das Abdichten von Durchdringungen generell Sonder­
lösungen zu planen (siehe Kapitel 3.5).
OO Bei der Wasserbeanspruchung Bodenfeuchte/nicht stau-

endes Sickerwasser gemäß DIN 18195-4 ist


−−der Abdichtungsstoff kehlenförmig nach Hersteller­
angaben anzuarbeiten,
−−eine Nut auszustemmen und mit flexiblen, systemver-
träglichen Dichtstoffsystemen an die Flächenabdich-
tung anzuschließen und
−−systemgerechte Flanschkonstruktionen zu verwenden
(siehe Kapitel 3.3).
Abb. 3.39:  Ausführung einer Injektionsabdichtung für die Wasserbe-
anspruchung Bodenfeuchte/nicht stauendes Sickerwasser: Abschläm-
Angrenzende Bauteile men der abzudichtenden Wand (links), Injektion zum Aufbau der Hori-
zontalsperre (rechts); jeweils rechts im Bild ist die einbindende Wand zu
Anschlüsse sehen (Quelle: Remmers Baustofftechnik GmbH, Löningen)

Neben einer wannenartigen Ausführung kann auch ein


Anschluss an Betonbauteile mit einem hohen Wasserein-
Flächenabdichtung mit
dringwiderstand, wie z. B. WU-Bodenplatten, erfolgen (sie- Dichtungsschlämme
he Kapitel 3.7). Hierzu ist die Innenabdichtung mindestens
15 cm überlappend über eine Dichtungskehle anzubinden. Wasserundurchlässiger
Reprofilierungsmörtel
Abschlüsse (z. B. PCC)

OO Bei der Wasserbeanspruchung Bodenfeuchte/nicht stau-


endes Sickerwasser ist der kapillare Feuchtetransport in
angrenzende Bauteile durch eine funktionsfähige Hori-
zontalsperre zu verhindern (siehe Kapitel 3.5 und 3.8).
OO Bei der Wasserbeanspruchung aufstauendes Sicker­ Versiegelung der
Nut mit Fugen-
wasser/drückendes Wasser sind Abschlüsse als Sonder-
dichtstoff (2/2 cm)
lösung zu planen (siehe Kapitel 3.5).

Übergänge auf vorhandene Abdichtungsstoffe


Hierbei ist zu beachten:
Abb. 3.40:  Abdichtung einer Durchdringung (Quelle: WTA-Merkblatt
OO Wechselwirkungen und Haftungsbeeinträchtigungen 4-6-05/D, S. 21, Abb. 2.4)
sind auszuschließen.
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 3.4 Innenabdichtung 83

Abb. 3.41:  Untergrundvorbehandlung: Schleifen (links) und Strahlen (rechts) (Quelle: Rem- Abb. 3.42:  Haftzugprüfgerät zur Ermittlung
mers Baustofftechnik GmbH, Löningen) der Oberflächenzugfestigkeit (Quelle: Rem-
mers Baustofftechnik GmbH, Löningen)

OO Die Übergänge sind als Sonderlösung gemäß der vorlie- Abb. 3.43: Die


genden Wasserbeanspruchung zu planen. Ausrundung des
Wand-Sohlplatten-
OO Nicht haftende Altabdichtungsbestandteile sind zu ent-
Anschlusses wird mit
fernen. einer Dichtkehlenkel-
OO Es sind herstellerspezifische Systemlösungen, z. B. Haft- le in die systembezo-
gene Haftbrücke oder
brücken, anzuwenden. Grundierung einge-
OO Vor der Überarbeitung ist der Haftverbund zur Altab- bracht. (Quelle: Rem-
dichtung zu prüfen. mers Baustofftechnik
GmbH, Löningen)

Fugen
Abb. 3.44: Auftra-
Fugen sind im Bereich der Innenabdichtung nur selten gen der Grundierung
mittels Druckspritze
anzutreffen. Sie müssen daher immer als Sonderlösung (Quelle: Remmers
geplant werden (siehe Kapitel 3.5). Baustofftechnik
GmbH, Löningen)
3.4.6 Ausführung
Zur Untergrundanalyse siehe Kapitel 2.1.

3.4.6.1 Untergrundvorbereitung
Die Untergrundvorbehandlung ist insbesondere bei der
Innenabdichtung ein wesentlicher Teil der Arbeiten. Sie
dient dazu, einen funktionsfähigen Dichtungsträger 3.4.6.2 Vorarbeiten
herzustellen­. Zu diesem Zweck sind in der Regel zu ent­
Es sind folgende Schritte notwendig:
fernen:
OO Zur Vermeidung von Hinterläufigkeiten und zur Veran-
OO Putze bis mindestens 80 cm über der Schadenszone
OO Fugenmörtel bis ca. 2 cm Tiefe
kerung der Dichtungskehle im Untergrund ist am Wand-
OO Beläge und Estriche im Bodenbereich mindestens 20 cm
Sohlplatten-Anschluss und an der horizontalen Sperr-
schicht herstellerabhängig eine Nut von 4 cm × 4 cm
breit (gegebenenfalls auch vollständig)
OO scharfe Kanten und Versätze
freizustemmen.
OO Der Wand-Sohlplatten-Anschluss ist kehlenförmig mit
OO alle haftungsmindernden Bestandteile
OO treibende, unverträgliche und wasserempfindliche Stoffe
4 bis 6 cm Radius mit einem systemkonformen Dich-
tungsmörtel auszurunden (Abb. 3.43).
wie z. B. Gips oder Holz OO Fließstellen und Partialdurchfeuchtungen sind mit einem

Hierfür haben sich die folgenden Verfahren bewährt: systemkonformen, schnell abbindenden Mörtel vorzu-
dichten.
OO Schleifen (Abb. 3.41, links) OO Partielle Öffnungen über 5 mm sind mit geeigneten
OO Stemmen
OO Strahlen (Abb. 3.41, rechts)
Mörtel­systemen zu schließen.

3.4.6.3 Grundierung
Eignungsprüfung
Hier ist zu beachten:
Zur Ermittlung der Haftzugfestigkeit (Oberflächenzug­
festigkeit) nach der Untergrundvorbereitung wird der OO Herstellerabhängig ist gegebenenfalls vor dem Auftrag der
Haftzug­wert bestimmt (Abb. 3.42). Er muss mindestens Egalisierung die Fläche systemkonform zu grundieren.
0,5 N/mm2 betragen (objektspezifisch sind auch geringere OO Die Grundierung wird gleichmäßig im Streichverfahren

Werte zulässig). oder im Sprühverfahren (Abb. 3.44) aufgebracht.


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84 3 Bauwerksabdichtung

Abb. 3.45:  Aufbringen einer Abb. 3.46:  Aufbringen des Abb. 3.47:  Auftragen einer Abb. 3.48:  Auftragen eines
Haftbrücke im Schlämmverfahren Spritzbewurfs mittels Maschinen- Dichtungsschlämme (MDS) im wasserundurchlässigen Werk­
(Quelle: Remmers Baustofftechnik technik (Quelle: Remmers Bau- Schlämmverfahren (Quelle: trockenmörtels im Spachtelver-
GmbH, Löningen) stofftechnik GmbH, Löningen) Remmers­Baustofftechnik GmbH, fahren (Quelle: Remmers Bau-
Löningen) stofftechnik GmbH, Löningen)

3.4.6.4 Egalisierung OO Der Auftrag eines wasserundurchlässigen Werktrocken-


mörtels erfolgt im Putz- oder Spachtelverfahren
Hierbei ist zu beachten:
(Abb. 3.48) in mehreren Arbeitsgängen frisch in frisch,
OO Um einen gleichmäßigen Schichtauftrag des Abdich- sobald die untere Schicht nicht mehr verletzt werden
tungssystems zu erreichen, ist der Untergrund vor kann.
dem Auftrag der Abdichtung zu egalisieren. Dazu sind
Tabelle 3.8:  Mindesttrockenschichtdicken und Mindestzahl der auf-
offene Fugen, Löcher und grobe Unebenheiten über zutragenden Schichten einer Innendämmung in Abhängigkeit von der
5 mm mit systemverträglichem Mörtel zu schließen. Wasserbeanspruchung
OO Die Egalisierung kann auch vollflächig erfolgen.
OO Ist der Untergrund ebenflächig und frei von Fehlstel-
Wasserbean- mineralische Dichtungs­ wasserundurchlässige
len, so kann auf eine Egalisierung verzichtet werden. spruchung schlämmen (MDS) Werktrockenmörtel­
OO Um eine bessere Verkrallung zwischen Untergrund in mm systeme
und Egalisierungsmörtel zu erreichen, ist mit einem
Quast eine zusätzliche Haftbrücke aufzubringen Mindest­ Mindest- Mindest­ Mindest-
trocken- zahl der trocken- zahl der
(Abb. 3.45). schichtdicke Aufträge schichtdicke Aufträge
OO Alternativ ist auch das Aufbringen eines Spritzbewurfs
in mm
möglich (Abb. 3.46). Er wird herstellerabhängig mit ei-
ner Deckungsfläche von ca. 50 % auf den Untergrund Bodenfeuchte/ 2 2 20 2 bis 3
aufgetragen. Anschließend kann der Egalisierungsmör- nicht stauendes
Sickerwasser
tel aufgetragen werden.
OO Der Egalisierungsmörtel wird frisch in frisch auf die aufstauendes 3 3 30 3
Sickerwasser/
Haftbrücke oder nach systembezogener Wartezeit auf drückendes
den Spritzbewurf aufgebracht und der Untergrund Wasser
egalisiert­. Hierbei sind die maximal zulässigen Schicht­
dicken des Systems zu beachten.
3.4.7 Flankierende Maßnahmen
3.4.6.5 Abdichtungsauftrag
Flankierende Maßnahmen sind objektbezogen einzupla-
Der Auftrag erfolgt in folgenden Schritten: nen. Sie stellen sicher, dass eine Innenabdichtung als Ge-
samtsystem funktionsfähig ist. Flankierende Maßnahmen
OO Die Abdichtung wird systemkonform auf den Unter-
sind z. B.
grund oder die Egalisierung aufgetragen.
OO Die Auftragsdicke und die Zahl der aufzutragenden OO Injektionen gegen kapillare Feuchte zur Verhinderung des
Schichten richtet sich nach der Wasserbeanspruchung, Übergreifens von Feuchte auf angrenzende Bauteile bis
gegen die abgedichtet werden muss (vgl. Tabelle 3.8). zur Wasserbeanspruchung Bodenfeuchte/nicht stauendes
OO Der Auftrag einer mineralischen Dichtungsschlämme Sickerwasser (Abb. 3.49; siehe Kapitel 3.5 und 3.8.2),
(MDS) erfolgt mindestens zweilagig im Spachtel-, OO Sanierputze (Abb. 3.50; siehe Kapitel 4.7.2),

Spritz- oder Schlämmverfahren (Abb. 3.47). Der zweite OO Abdichtungen von Abschlüssen und Anbindungen,

Auftrag und gegebenenfalls weitere Aufträge erfolgen, OO Innendämmungen (Abb. 3.51; siehe Kapitel 4.3.1) und

sobald der vorherige Auftrag nicht mehr verletzt wer- OO ein Oberflächenschutz gegen mechanische Beschädi-

den kann. gungen.
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 3.4 Innenabdichtung 85

Abb. 3.49: Abdichtungs­
system ohne Spritzbewurf
(Quelle: Remmers Baustoff-
1 Grundierung technik GmbH, Löningen)
* 2 Haftbrücke
3 Egalisierung
4 erste Abdichtungs-
schicht
5 zweite Abdichtungs-
schicht
1 2 3 4 5 * flankierende Maß-
nahmen: Horizontal-
sperre (links oben)
und Bodenplatten-
abdichtung (rechts
*
unten)

Abb. 3.50: Abdichtungs­
system mit Spritzbewurf und
Sanierputz (Quelle: Remmers
1 Spritzbewurf Baustofftechnik GmbH, Lönin-
2 Sanierputz gen)
3 Feinspachtel
4 Sanierputzanstrich
1 2 3 4

Abb. 3.51: Abdichtungs­
system mit Innendämmung
(Quelle: Remmers Baustoff-
1 Klebstoff (grau) für technik GmbH, Löningen)
Innendämmung
2 Putzschicht mit
Armierungsgewebe
1 2 3 3 diffusionsoffener
Anstrich

3.4.8 Qualitätssicherung OO Eigenüberwachung und gegebenenfalls zusätzlich


Fremdüberwachung
Der Erfolg einer Innenabdichtung hängt ab von einer sach- OO baubegleitende Kontrollen
kundigen Planung, einer fachgerechten Ausführung und OO Dokumentation durch Ausführungsprotokolle
Produkten mit anwendungsbezogenen Eignungsnachwei-
sen, z. B. allgemeinen bauaufsichtlichen Prüfzeugnissen
3.4.9 Hinweise für den Nutzer
und/oder WTA-Zertifizierungen. Das ausführende Unter-
nehmen sollte die Fachkunde durch entsprechende perso- Während und nach Sanierungsmaßnahmen durch Innen-
nenbezogene Qualifikationsnachweise wie Schulungsnach- abdichtungssysteme sollte von den Nutzern Folgendes be-
weise (z. B. WTA-Akademie, DHBV-Prüfungen) belegen. achtet werden:
Darüber hinaus kann die Fachkunde durch Referenzobjekte OO Putzflächen sind vor zu schneller Austrocknung zu
nachgewiesen werden.
schützen. Wird dem Putz frühzeitig das Anmachwasser
Ferner sind u. a. folgende Qualitätssicherungsmaßnahmen entzogen, wird der Abbindeverlauf und somit die Festig-
vor bzw. während der Ausführung erforderlich: keitsentwicklung gestört. Dadurch kann es zu Rissbil-
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86 3 Bauwerksabdichtung

dungen und Absandungen kommen. Sanierte Räume 3.5 Injektionsabdichtung


dürfen daher während der Aushärtezeit keiner Windzug- Bodo Appel
belastung ausgesetzt sein und nicht mit einem schnellen
3.5.1 Flächenabdichtung innerhalb der Konstruktion
Temperaturanstieg aufgeheizt oder thermisch belastet
werden. 3.5.1.1 Allgemeines
OO In Kellerräumen herrscht insbesondere in den Sommer-
Abdichtungsart
monaten bei und nach der Verarbeitung eine sehr hohe
Luftfeuchte. Der Sanierputz erhärtet zwar, kann aber Die Flächeninjektion innerhalb der Konstruktion ist eine
sein definiertes Eigenschaftsprofil nicht vollständig aus- nachträgliche Bauwerksabdichtung, bei der in lokal be-
bilden. Es ist deshalb darauf zu achten, dass zu hohe rela- grenzten Bereichen oder in der gesamten Konstruktion die
tive Raumluftfeuchte (> 65 %) durch Lüften oder Luft- für den Wassertransport vorhandenen Kapillar- und Poren-
entfeuchter abgeführt und so ein Austrocknen des Putzes gefüge sowie Hohlräume verstopfend gefüllt werden.
unterstützt wird.
OO Die abschließende Oberflächengestaltung muss unab-
Das Prinzip der Flächenabdichtung ist in Abb. 3.52 darge-
stellt.
hängig vom Innenwandsaniersystem mit diffusionsof-
fenen und kapillaroffenen Beschichtungsstoffen oder
Wasserbeanspruchungen
-systemen erfolgen. Diffusionsbremsende Wandbe-
schichtungsstoffe (z. B. Tapeten, Latexfarben) beeinträch- OO Bauteil teilweise im Wasser (aufstauendes Sickerwasser)
tigen die Funktionalität der Innenwandsaniersysteme. OO Bauteil beansprucht durch Bodenfeuchte
Langfristig können Folgeschäden dann nicht ausge-
schlossen werden. Ziel und Ausführung
OO Möbel sollten keinen direkten Kontakt zur Wand haben,
OO Abdichtung gegen Bodenfeuchte
um die Konvektion zwischen Wand und Möbel zu ge- OO Herstellung eines abdichtenden Baustoffgefüges (in der
währleisten.
OO Bei Kombination von Innenabdichtung und Sanierputz
Regel der Mörtelfugen)
OO Ausführung von der Bauteilinnenseite
oder Dämmsystem dürfen keine Beschädigungen durch
Dübel, Nägel oder andere Durchdringungen zum Un-
Wirkprinzip
tergrund erfolgen. Hier sind spezielle Klebesysteme auf
der Putzoberfläche zu verwenden. OO Beeinflussung der Saugfähigkeit durch Unterbrechung
OO Um die volle Funktionalität eines Innenwandsaniersys- kapillar aufsteigender und vertikal eindringender Feuchte
tems zu gewährleisten, ist ein angepasstes Lüftungsver- OO gezielte Unterbrechung des Wassertransports durch Fül-

halten notwendig. Dies kann z. B. über automatisierte lung von freien Kapillaren, Poren und Hohlräumen in
Lüftungszyklen oder manuell folgendermaßen umgesetzt den horizontalen und senkrechten Ebenen
werden:
Die ausreichende Feuchteabgabe an der Bauteilinnenseite
−−Küche und Bad
an trockene Raumluft (Desorption) ist durch entsprechen-
In diesen Räumen kann kurzzeitig sehr viel Feuchte
de raumklimatische Bedingungen sicherzustellen.
entstehen, z. B. beim Duschen, Baden, Kochen oder
beim Wischen von gefliesten Fußböden. Diese Feuch-
3.5.1.2 Bauzustandsanalyse
tespitzen sind unmittelbar abzulüften. Hierzu sollte
während bzw. nach der entsprechenden Tätigkeit ein Die sachkundige Abdichtung der Konstruktion setzt vor-
Fenster geöffnet werden, um intensiv zu lüften. aus, dass der Zustand der Bausubstanz, die raumklimati-
−−Wohnräume schen Verhältnisse (Istzustand) und die Art der künftigen
Wenn die Luftqualität schlecht ist, empfiehlt sich eine Nutzung bekannt sind. Auf der Grundlage der Analyse des
Stoßlüftung. Befinden sich in einem Wohnzimmer sehr Bauzustands ist eine sachkundige Planung und Beschrei-
viele Pflanzen oder andere Feuchtequellen (z. B. Aqua- bung der Injektionsmaßnahme, der raumklimatischen Ver-
rium, Zimmerspringbrunnen), sollte die Luftfeuchte hältnisse und der flankierenden Maßnahmen (Sollzustand)
regelmäßig überprüft werden, z. B. mit einem Hygro- vorzunehmen.
meter (die relative Luftfeuchte sollte möglichst unter
60 % liegen). Raumklimatische Verhältnisse
−−Schlafräume OO Lufttemperatur unmittelbar an der Bauteiloberfläche
Bleiben die Fenster beim Schlafen nachts geschlossen, OO relative Luftfeuchte unmittelbar an der Bauteiloberfläche
sollte nach dem Aufstehen mit weit geöffneten Fens­ OO Bauteiltemperatur
tern stoßgelüftet werden. Im Winter reichen hierfür OO Tauwasserbildung
5 bis 10 Minuten, im Frühjahr und Herbst sollte länger
gelüftet werden. Im Sommer sollte insbesondere bei
Hinweis
hohen Außentemperaturen und hoher relativer Luft-
feuchte eine längere Stoßlüftung wegen des anfallenden Bei Feststellung einer Unterschreitung der Taupunkt-
Kondensats vermieden werden. Mit einem Hygrometer temperatur (Anwendung der Taupunkttabelle) sind
kann feststellt werden, ob die relative Luftfeuchte unter nach realisierter Abdichtungsmaßnahme raumklima-
60 % liegt. Falls dieser Wert überschritten wird, sollte tische Veränderungen zur Vermeidung von Tauwasser-
länger oder öfter gelüftet werden. bildung notwendig.
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 3.5 Injektionsabdichtung 87

Untersuchungsverfahren
OO Feuchtebestimmung vor Ort mit CM-Gerät
OO Probennahme aus unterschiedlichen Bauteiltiefen zur
Bestimmung des Durchfeuchtungsgrads
OO Messungen mit elektrischen oder elektrophysikalischen

Verfahren

Entscheidungen auf Grundlage der Feuchteuntersu-


chung
OO Festlegung der Art des Injektionsstoffs
OO Festlegung der Art der Injektionstechnologie

Salzgehalt
OO Art der Salze und Höhe der Salzkonzentrationen
OO vorhandene treibende Bestandteile (z. B. Gips)

Untersuchungsverfahren
Abb. 3.52:  Prinzip der Flächenabdichtung. Blau gerasterte Flächen: OO Probennahme von Oberflächen und aus unterschied-
Wasserbeanspruchung von außen und durch das Fundament; blaue lichen Bauteiltiefen
Pfeile: Wasserbeanspruchung durch feuchte Luft im Gebäudeinneren;
OO Entnahme von Mauerwerksmaterial (Stein und Fuge)
durchgezogene rote Linien: Bohrkanäle im Schnitt; gestrichelte rote
Linien: weitere im Raster angeordnete Bohrkanäle; rot gerasterte Flä- und labortechnische Untersuchung
chen: Injektionsstoff
Entscheidungen auf Grundlage der Salzuntersuchung
Konstruktive Merkmale OO Berücksichtigung möglicher Unverträglichkeiten bei der
Injektionsstoffwahl
OO Art der Konstruktion OO Berücksichtigung möglicher Salzumwandlungen bei der
OO Wanddicken
OO Art des Verbandes und der Fugen
Injektionsstoffwahl
OO Berücksichtigung möglicher Gefügezerstörungen
OO verbaute Baustoffe
OO bei geplanter Überbauung gegebenenfalls Festlegung
OO Festigkeit (Verbund)
OO Durchlässigkeit
flankierender Maßnahmen wie Leckagenschutz oder
OO Porenvolumen
Abstrahlen wegen möglicher Hydrophobierung durch
OO Art und Lage der vorhandenen Abdichtungen
Austreten von Injektionsstoff (gegebenenfalls Wahl
OO Risse, Hohlräume oder Klüfte
eines anderen Injektionsstoffs)
OO Statik
OO Versorgungseinbindungen und verlegte Leitungen
Künftige Nutzungen
OO Art gegebenenfalls bereits durchgeführter Instand­ OO untergeordnete Nutzung
setzungen OO hochwertige Nutzung

Entscheidungen auf Grundlage der Untersuchung der Maßnahmen nach erfolgter Abdichtung
raumklimatischen Verhältnisse und der konstruktiven OO Reinigung der behandelten Oberflächen
Merkmale OO technische Trocknung
OO Festlegung des Bohrlochrasters und der Art der Beboh- OO gegebenenfalls Festlegung flankierender Maßnahmen

rung (geneigt, horizontal oder Kombination aus beiden (z. B. Applikation von Putzen)
Prinzipien) OO gegebenenfalls Veränderung der raumklimatischen Ver-
OO Bestimmung des technischen und zeitlichen Aufwands hältnisse
zur Herstellung der Bohrlöcher
OO Kalkulation der Materialmenge 3.5.1.3 Injektionsstoffe
OO Kalkulation gegebenenfalls notwendiger Mehrmengen
Eingesetzt werden Injektionsstoffe, die aufgrund ihrer nied-
aufgrund von Hohlraumfüllung
OO Festlegung gegebenenfalls notwendiger zusätzlicher Ver-
rigen Viskosität und ihrer Fließeigenschaften bei geringer
Durchlässigkeit im porigen Gefüge der Konstruktion durch
dämmmaßnahmen
OO Auswahl der Packer (Einfüllstutzen)
Injektion verteilt werden können:
OO Injektionsgele
Feuchteverhältnisse OO Polyurethanharze
OO Art der Feuchteeinwirkung (horizontal aufsteigend oder
Allgemeine Eigenschaften
vertikal eindringend)
OO hygroskopische Feuchte OO niedrige Viskosität
OO Kondenswasserbildung OO gute Verarbeitbarkeit innerhalb der materialspezifischen
OO Einwirkung durch Spritz- und/oder Oberflächenwasser Grenzwerte
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88 3 Bauwerksabdichtung

OO einstellbare Reaktionszeiten
OO Haftung auf trockenen, nassen und nicht saugenden
Oberflächen
OO chemische Beständigkeit gegen bauübliche Salze
OO hohe Alterungsbeständigkeit
OO Verträglichkeit mit verbauten Baustoffen
OO physiologische Unbedenklichkeit

Injektionsgele
In der Regel werden Injektionsgele in 3 Komponenten (A1,
A2 und Reaktionsstarter B) geliefert und auf der Baustelle Abb. 3.53:  Bohrlochraster (links) und Bohrkanäle im Querschnitt
als Zweikomponentensystem aufgearbeitet (A1 + A2 homo- (rechts; gestrichelte rote Linien: hinter dem Schnitt liegende weitere
Bohrkanäle)
gen als Komponente A sowie Reaktionsstarter B homogen
mit Wasser als Komponente B gemischt). Die Verarbeitung
erfolgt im Mischungsverhältnis 1 : 1. Zur Erzielung beson- Materialverbrauch
derer Eigenschaften können Einzelkomponenten zugege-
Die erforderlichen Materialmengen werden auf der Grund-
ben werden.
lage des zugänglichen Porenvolumens des Gefüges (d. h.
Es handelt sich überwiegend um schnell reagierende Syste- vor allem des Fugengefüges) ermittelt.
me, die für den jeweiligen Einsatzzweck optimiert werden
können. Arbeitsschritte
OO Bohrlöcher reinigen und mit ölfreier Druckluft ausblasen
Polyurethanharze OO Bohrlöcher durch Packer dicht schließen
Hierbei handelt es sich um Reaktionsharzsysteme, die als OO gegebenenfalls Injektionsstoff nach den Ergebnissen der

Injektionsstoffe zum Abdichten in porigen und durchlässi- Bauzustandsanalyse einstellen


gen Gefügen geeignet sind. Sie sind im nicht ausgehärteten OO materialspezifische Eigenschaften (Bauteiltemperatur,

Zustand feuchteempfindlich (wasserreaktiv); die Reaktion Reaktionszeit, Bauwerksfeuchte) beachten


mit Wasser führt zur Porenbildung (Expansion) unter Er- OO an der unteren Bohrlochreihe (Fußpunkt der Wand) be-

füllung der Dichtheitsanforderungen. Neben der abdich- ginnen


tenden Wirkung wird aufgrund der Haftverbundeigen- OO Injektionsstoff unter Beachtung der Bauteilfestigkeit ein-

schaften auch eine Gefügeverfestigung erzielt. pressen


OO Injektion bzw. Injektionen (bei Mehrstufeninjektion)

3.5.1.4 Ausführung der Injektion kontinuierlich durchführen


OO Verteilung (Umläufigkeiten und Leckagen) überwachen
Die Injektion erfolgt in mehreren Stufen (Intervallen). OO durch Eigenüberwachung Qualitätssicherung gewährleis­

ten
Hinweis
Eine Mehrstufeninjektion erhöht die Sicherheit, eine Niederdruck- und Hochdruckinjektion
geschlossene dichtende Fläche innerhalb der Konstruk-
Der Injektionsstoff wird unter Druck über Packer nach
tion zu erzielen.
dem vorgegebenen Raster in die Konstruktion eingepresst.
Der Injektionsdruck ist der Druck, mit dem der Injektions-
Vorarbeiten
stoff zum Packer gefördert wird.
OO gegebenenfalls Applikation einer Verdämmung
OO gegebenenfalls Füllung von Rissen, Hohlräumen oder Unterscheidung
Klüften unter Beachtung der notwendigen Durchlässigkeit OO Injektion mit Niederdruck: < 10 bar
OO Injektion mit Hochdruck: ≥ 10 bar
Festlegung des Bohrlochrasters
Die Injektion mit Niederdruck wird in der Regel dort
Eine allgemeingültige Vorgabe ist nicht möglich, da die
angewendet­, wo die Konstruktion, der Zustand des Bau-
Bohrlochabstände von der Art der Konstruktion, der Art
teils oder die Baustoffqualität höhere Drücke nicht zulas-
des Verbandes und der Durchlässigkeit des Gefüges abhän-
sen.
gen. Die Anordnung sollte reihenweise versetzt erfolgen,
mit geringeren Abständen in der untersten Bohrlochreihe Die Injektion mit Hochdruck ist die in der Praxis am häu-
(vgl. Abb. 3.53). Der Bohrlochdurchmesser richtet sich figsten angewendete Methode. Wichtig ist hierbei die
nach der Wahl der Packer (Einfüllstutzen). Praxisüblich Kenntnis der Durchlässigkeit des Gefüges und der auf den
sind Bohrlochraster mit Abständen von 20 bis 40 cm. Injektionsdruck bezogen maximal möglichen Fördermenge
der Pumpe sowie die Wahl von Packern mit einem entspre-
Hinweis chenden Durchlass.
Bohrlöcher sind so anzuordnen, dass insbesondere ka- Der Injektionsvorgang wird unter Beachtung der mögli-
pillaraktive und porige Gefüge (Mörtelfugen) penetriert chen Fördermenge mit geringem Druck begonnen. Mit
werden. dem Abfließen sowie dem Aufbau eines Gegendrucks er-
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 3.5 Injektionsabdichtung 89

folgt stufenweise die Druckregulierung. Die Injektion wird Abb. 3.54: Prinzip


bis zum beginnenden Gegendruck (Pumpe verringert der Schleierinjektion
(rote Pfeile: Bohrkanä-
die Förderleistung) bzw. Umläufigkeiten an benachbarten le, rote Kreise: weitere
Packern durchgeführt. Danach erfolgt der Wechsel des Bohrlöcher, rote Flä-
Packers­in der jeweiligen Injektionsebene. chen: ausgebildeter
Abdichtungsschleier)
Der Austritt des Injektionsstoffs aus den benachbarten
Packern­gibt keine eindeutige Sicherheit, dass das durch­
lässige Gefüge flächig dicht gefüllt ist. Daher ist eine Nach-
injektion in 2 oder mehr Stufen notwendig.
In der Regel verteilt sich der Injektionsstoff in den Abrissen
zwischen Stein und Fuge sowie in offenen Poren der Kons­
truktion.
Die Injektion erfolgt so lange, bis die geplante Injektions-
stoffmenge injiziert wurde.

Hinweis
3.5.2 Flächenabdichtung an der Bauteilaußenseite
Bei einer Mehrstufeninjektion muss die Reaktionszeit
(Schleierinjektion­)
des Injektionsstoffs länger sein als die Injektionszeit der
einzelnen Injektionsstufen, damit sich kein Fließwider- 3.5.2.1 Allgemeines
stand während der Injektion aufbaut. Zu beachten ist
Abdichtungsart
die Abhängigkeit der Reaktionszeit von der Bauteil­
temperatur. Die Schleierinjektion ist eine nachträgliche Bauwerksab-
dichtung, die ein Bauwerk entweder vollständig abdichtend
Nacharbeiten umschließt oder als partielle Abdichtung Teilbereiche ab-
dichtet.
OO Packer entfernen
OO Oberflächen und Bohrlochwandungen von ausgehärteten Das Prinzip der Schleierinjektion ist in Abb. 3.54 dargestellt.
Leckagen säubern
OO Bohrlöcher mit dichtendem Mörtel schließen Wasserbeanspruchungen
OO Bauteil ganz oder teilweise im Wasser
3.5.1.5 Technische Ausstattung OO Bauteil durch Anstieg des Grundwasserspiegels zu einem
Ausrüstung künftigen Zeitpunkt unter Wasserbelastung
OO stetige Belastung durch wechselnde hydrostatische Ver-
OO Ein- oder Zweikomponentenpumpe mit Spülpumpe (in
hältnisse
der Regel pneumatisch angetrieben)
OO Kompressor
OO Mischgeräte zum Anmischen von Gelen
Ziel und Ausführung
OO Messbecher OO Abdichtung gegen nicht drückendes und drückendes
OO Leergefäße zum Anmischen des Injektionsstoffs bzw. Wasser
zum Spülen der Pumpe OO Herstellung einer direkt an der Bauteilaußenseite anhaf-
OO Packer, gegebenenfalls Injektionslanzen tenden Abdichtungsebene (Schleier)
OO Abdeckfolien OO Ausführung von der zugänglichen Bauteilinnenseite

Anforderungen an die Injektionsgeräte Wirkprinzip


OO einfache Bedienbarkeit OO Der zugängliche Porenraum der anliegenden Boden-
OO direkt ansaugende oder über Vorratsbehälter mit Mess- schicht wird durch Injektion eines Injektionsstoffs mit
skala arbeitende Förderpumpe sehr niedriger Viskosität wasserdicht gefüllt.
OO regelbare Druckeinstellung OO Der in dem Porenraum halbkugelförmig verteilte Injekti-
OO hohe Dosiergenauigkeit und Abschaltautomatik für onsstoff bildet nach der Aushärtung einen direkt am Bau-
den Fall der Unterbrechung der Förderung einer Kompo- teil anhaftenden dichten Injektionskörper bzw. dichten
nente Abdichtungsfilm aus.
OO Möglichkeit der Reinigung der Mischkopfs separat von

der Förderpumpe Baurechtliche Bestimmungen


OO einfache Wartung
OO Injektionsstoffe, die in direktem Kontakt mit Boden und
Wasser aushärten, benötigen eine allgemeine bauauf-
Praxistipp
sichtliche Zulassung (abZ) des Deutschen Instituts für
Der Kompressor sollte über ein ausreichendes Druck- Bautechnik (DIBt).
luftpolster bei Störungen verfügen, um die Pumpe ent- OO Für den Eintrag des Injektionsstoffs in das Grundwasser

leeren und reinigen zu können. ist eine wasserrechtliche Genehmigung erforderlich.


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90 3 Bauwerksabdichtung

3.5.2.2 Bauzustands- und Bodenanalyse des Grundwassers und des Bodens führen. Injektionsgele
werden in der Regel in 3 Komponenten (A1, A2 und Reak-
Die Analyse des Bauzustands und des Bodens dient der
tionsstarter B) geliefert und auf der Baustelle als Zweikom-
Feststellung des Istzustands und bildet die Grundlage für
ponentensystem aufgearbeitet (A1 + A2 homogen als Kom-
die Festlegung der Injektionstechnologie.
ponente A sowie Reaktionsstarter B homogen mit Wasser
als Komponente B gemischt). Die Verarbeitung erfolgt im
Bauzustandsanalyse
Mischungsverhältnis 1 : 1. Zur Erzielung besonderer Eigen-
OO konstruktive Merkmale schaften können Einzelkomponenten zugegeben werden.
OO Lage und Art der vorhandenen Abdichtungen
OO Risse, Hohlräume oder Klüfte
Es handelt sich überwiegend um schnell reagierende Syste-
OO äußere Einflussfaktoren
me (Reaktionsbeginn ca. 30 Sekunden nach Mischung), die
OO Beeinflussung aus dem Baugrund sowie durch Wasser
für den jeweiligen Einsatzzweck optimiert werden können.
OO gegebenenfalls vorhandene Entwässerungssysteme
OO Statik
Allgemeine Eigenschaften
OO niedrige Viskosität
Entscheidungen auf Grundlage der Bauzustandsanalyse OO gute Verarbeitbarkeit innerhalb der materialspezifischen
Grenzwerte
OO Bestimmung des technischen und zeitlichen Aufwands OO weichelastische Festigkeit
zur Herstellung der Bohrlöcher OO gute Verformbarkeit (reines Gel oder Gel-Boden-Gemisch)
OO Kalkulation gegebenenfalls notwendiger Mehrmengen
OO Quellung durch begrenzte Wasseraufnahme nach Aus-
aufgrund der Füllung in der Bausubstanz vorhandener
härtung (stabilisiertes Gel)
Hohlräume OO einstellbare Reaktionszeit
OO Festlegung gegebenenfalls notwendiger zusätzlicher Ver-
OO Anwendbarkeit gegen drückendes Wasser
dämm- und Verfüllmaßnahmen OO Haftung auf trockenen, nassen und nicht saugenden
OO Wahl der Technik (Packer oder Lanzen)
OO gegebenenfalls Festlegung von Maßnahmen zum Schutz
Oberflächen
OO chemische Beständigkeit
der vorhandenen Entwässerungssysteme OO hohe Alterungsbeständigkeit
OO Verträglichkeit mit verbauten Baustoffen
Bodenanalyse OO keine Korrosionsförderung

Die Bodenanalyse dient der Erstellung eines Gutachtens OO physiologische Unbedenklichkeit

über die Bodenverhältnisse unmittelbar an der Bauteilau-


ßenseite. Die Untersuchungen erfolgen durch Schürfungen Eignungsnachweise
oder Bohrkernentnahmen mit Bodenproben von der zu- OO Vorgaben der DB-Richtlinie 804.6102 „Vergelungsmaß-
gänglichen Seite des Bauteils:
nahmen. Planung, Durchführung und Qualitätssiche-
OO Wasserbeanspruchungen und Erfassung der anstehenden rung“, 2005 (Deutsche Bahn AG)
Wasserbereiche OO Nachweis der Umweltverträglichkeit durch allgemeine
OO Siebliniendiagramm bauaufsichtliche Zulassung (abZ)
OO Bodenarten und bodenmechanische Kenngrößen
OO Durchlässigkeit Reaktionsverhalten und Gelqualität beeinflussende
OO Porenvolumen und Porenraum Faktoren
OO Grundwasserstand und Bemessungswasserstand (siehe
OO Wassermenge im Gelgemisch
Kapitel 3.7.3)
OO Wasserströmungen
OO Wasseraufnahme während der Injektion
OO Konzentration der B-Komponente
OO Temperatur der Einzelkomponenten
Entscheidungen auf Grundlage der Bodenanalyse OO Temperatur des Baugrunds (Boden) bzw. des Bauwerks
OO Einschätzung der Injizierbarkeit aus dem Siebliniendia-
gramm Hinweis
OO Bestimmung des Ausbreitungsmaßes
OO Kalkulation der Materialmenge
Bei Baugrundtemperaturen unter +10 °C verringert sich
OO Festlegung des Bohrlochrasters
die Reaktionszeit der Injektionsstoffe erheblich gegen-
OO Festlegung der Anforderungen an die Reaktionszeiten
über den in den jeweiligen Technischen Merkblättern
OO Festlegung einer gegebenenfalls notwendigen zusätz-
angegebenen labormäßig ermittelten Werten.
lichen Bodenverdichtung
OO Festlegung gegebenenfalls notwendiger Maßnahmen zur
Anpassung an die Bodenverhältnisse
Wasserhaltung bzw. zur Beeinflussung der Strömungs- OO nicht bindiger Boden (großes Ausbreitungsmaß)
verhältnisse −−Injektion in mehreren Stufen
−−gegebenenfalls Verkürzung der Reaktionszeit
3.5.2.3 Injektionsstoffe OO bindiger Boden (geringes Ausbreitungsmaß)
Eingesetzt werden Injektionsstoffe (meist Injektionsgele), die −−gegebenenfalls nur filmbildende Verteilung möglich
frei von organischen Lösungsmitteln und frei von Acryl­amid −−Injektion längere Zeit mit hohem Druck
sind und nicht zu Verunreinigungen (Konta­minierungen) −−gegebenenfalls Verlängerung der Reaktionszeit
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 3.5 Injektionsabdichtung 91

3.5.2.4 Ausführung der Injektion OO bei drückendem Wasser lange Packer mit dichter Befesti-
gung an der Bauteilaußenseite wählen
Bei Injektion in nur 1 Injektionsstufe entsteht bei gut inji- OO gegebenenfalls Injektionsstoff nach den Ergebnissen des
zierbaren Böden ein halbkugelförmiger Dichtkörper (vgl.
Bodengutachtens einstellen
Abb. 3.54), der eine große Ausbreitung erreicht. Zur Sicher- OO materialspezifische Eigenschaften des Injektionsstoffs
stellung einer Ausbreitung unmittelbar an der Bauteilau-
beachten
ßenseite sowie für eine Optimierung der eingesetzten OO am tiefsten Bereich der abzudichtenden Ebene (Boden­
Menge­ist jedoch eine Mehrstufeninjektion erforderlich.
ebene oder Fußpunkt der Wand) beginnen
Nach der ersten Injektionsstufe bildet sich durch die Reak- OO Injektionsstoff unter Beachtung der Bodenverhältnisse
tion des Injektionsstoffs ein Widerlager. Bei der zweiten
einpressen
Injektionsstufe kann der Injektionsstoff daher nicht tief in OO Injektion bzw. Injektionen (bei Mehrstufeninjektion)
den Boden eindringen und verteilt sich entlang der Bauteil­
kontinuierlich durchführen
außenseite. OO Boden- bzw. Wandkonstruktion auf Rissbildung über­

wachen
Hinweis OO durch Eigenüberwachung Qualitätssicherung gewähr­

Die Mehrstufeninjektion vergrößert bei einer im Ver- leisten


gleich zur Einstufeninjektion gleichen Injektionsstoff-
menge die abzudichtende Außenwandfläche, sodass Niederdruck- und Hochdruckinjektion
der spezifische Materialverbrauch sinkt.
Der Injektionsstoff wird unter Druck über Packer nach
dem vorgegebenen Raster in den angrenzenden Boden ein-
Vorarbeiten
gepresst. Der Injektionsdruck ist der Druck, mit dem der
OO gegebenenfalls Füllung von Rissen, Hohlräumen oder Injektionsstoff zum Packer gefördert wird.
Klüften
OO Schutz vorhandener Entwässerungssysteme Unterscheidung
OO Injektion mit Niederdruck: < 10 bar
Festlegung des Bohrlochrasters OO Injektion mit Hochdruck: ≥ 10 bar
Das Bohrlochraster wird nach folgenden Faktoren fest­
Die Injektion mit Niederdruck wird in der Regel dort an-
gelegt:
gewendet, wo die Durchlässigkeit des Bodens, die Kons­
OO konstruktive Merkmale des Bauteils (Mauerwerk oder truktion, der Zustand des Bauteils oder die Baustoffqualität
Beton) höhere Drücke nicht zulassen.
OO Bodendurchlässigkeit
OO Wasserbeanspruchung an der Außenseite
Die Injektion mit Hochdruck ist die in der Praxis am häu-
OO Fördermenge der Pumpe
figsten angewendete Methode. Wichtig ist hierbei die
OO möglicher maximaler Injektionsdruck
Kenntnis der Durchlässigkeit des zu injizierenden Bodens
OO Herstellbarkeit und Dichtheit der Bohrlöcher
und der auf den Injektionsdruck bezogen maximal mögli-
OO gewählte Injektionstechnologie (Ein- oder Mehrstufen­
chen Fördermenge der Pumpe sowie die Wahl von Packern
mit einem entsprechenden Durchlass.
injektion)
Der Injektionsvorgang wird unter Beachtung der Förder-
Praxisüblich sind Bohrlochraster mit Abständen von 30 bis
menge mit geringem Druck begonnen. Mit dem Abfließen
50 cm.
sowie dem Aufbau eines Gegendrucks erfolgt stufenweise
die Druckregulierung. Die Injektion wird bis zum begin-
Hinweise
nenden Gegendruck (Pumpe verringert die Förderleistung)
Bei großem Rastermaß steigt der Materialverbrauch. durchgeführt. Danach erfolgt der Wechsel des Packers in
der jeweiligen Injektionsebene.
Die Reaktionszeit muss länger sein, als die Injektions-
zeit einer Injektionsstufe. Eine Kontrolle der Ausbreitung ist durch Umläufigkeit an
benachbarten Packern aufgrund sich überschneidender
Materialverbrauch Wirkzonen oder durch Kontrollbohrungen bei Teilüber-
schneidungen von Wirkzonen möglich.
Die erforderlichen Materialmengen werden auf der Grund-
lage des zugänglichen Porenvolumens des anliegenden Bo- Der Austritt des Injektionsstoffs aus den benachbarten
dens und des anteiligen Volumens des Injektionskörpers Packern­gibt jedoch keine eindeutige Sicherheit, dass der
pro m2 ermittelt. Idealisiert werden hierfür 10 cm Injekti- Boden flächig dicht gefüllt ist. Daher ist eine Nachinjektion
onstiefe angenommen. Bei festgelegtem Raster ist so die in 2 oder mehr Stufen notwendig.
Materialmenge pro Packer berechenbar.
In der Regel verteilt sich der Injektionsstoff kreisförmig um
das Bohrloch. Eventuelle Fehlstellen können durch das
Arbeitsschritte
Quellen des Injektionsstoff in Reaktion mit Wasser dicht
OO Bohrlöcher reinigen und mit ölfreier Druckluft aus­ aufgefüllt werden.
blasen
OO Bohrlöcher durch Packer dicht schließen
Die Injektion erfolgt so lange, bis die geplante Injektions-
stoffmenge pro Packer bzw. die gesamte geplante Menge
injiziert wurde.
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92 3 Bauwerksabdichtung

Hinweis Schädigung­des Körpers durch Einatmen, Verschlucken


oder Hautkontakt (Expositionswege) verhindern:
Bei einer Mehrstufeninjektion muss die Reaktionszeit
des Injektionsstoffs länger sein als die Injektionszeit der OO Augenschutz Sicherstellung eines abdeckenden Ge-
einzelnen Injektionsstufen, damit sich kein oder nur ein sichtsschutzes durch Gesichtsvisier oder
geringer Fließwiderstand während der Injektion auf- Schutzbrille und Vorhalten einer Augen-
baut. Zu beachten ist die Abhängigkeit der Reaktions- spülflasche am Arbeitsplatz
zeit von der Baugrundtemperatur. OO Hautschutz Tragen von Schutzkleidung einschließlich
Kopfbedeckung und Schutzhandschuhen
Nacharbeiten OO Atemschutz Gewährleistung eines ausreichenden Luft-
wechsels am Arbeitsplatz oder Tragen eine
OO Packer entfernen
Atemmaske
OO Oberflächen und Bohrlochwandungen von ausgehärteten OO Hygiene Bereitstellung von Hautschutzcreme und
Leckagen säubern
OO Bohrlöcher mit dichtendem Mörtel schließen
Spezialreinigungsmitteln
OO Hinweise Zurverfügungstellung von Sicherheits­
datenblättern und Anbringung von Ge-
3.5.2.5 Technische Ausstattung
fahrensymbolen auf den Gebindebehäl-
Ausrüstung tern
OO Zweikomponentenpumpe mit Spülpumpe (in der Regel
3.5.5 Regelwerke
pneumatisch angetrieben)
OO Kompressor OO Abdichtung von Bauwerken durch Injektion – ABI-
OO Mischgeräte zum Anmischen von Gelen Merkblatt, 2008 (Studiengesellschaft für unterirdische
OO Messbecher Verkehrsanlagen e. V. – STUVA)
OO Leergefäße zum Anmischen bzw. Spülen der Pumpe OO DB-Richtlinie 804.6102 „Vergelungsmaßnahmen. Pla-
OO Packer, gegebenenfalls Injektionslanzen nung, Durchführung und Qualitätssicherung“, 2005
OO Abdeckfolien (Deutsche Bahn AG)
OO gegebenenfalls Messwerterfassungssysteme zur Auf­ OO Grundsätze zur Bewertung der Auswirkungen von Bau-

zeichnung z. B. der Verpressmengen oder des Injek­ produkten auf Boden und Grundwasser, 2008 (Deutsches
tionsdrucks Institut für Bautechnik)
OO WTA-Merkblatt 4-6-05/D „Nachträgliches Abdichten

Anforderungen an die Injektionsgeräte erdberührter Bauteile“, 2005 (Wissenschaftlich-Tech-


nische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und
OO einfache Bedienbarkeit
Denkmalpflege e. V.)
OO direkt ansaugende oder über Vorratsbehälter mit Mess- OO WTA-Merkblatt 5-20 „Gelinjektion“, 2009 (Wissenschaft-
skala arbeitende Förderpumpen
OO regelbare Druckeinstellung
lich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhal-
OO hohe Dosiergenauigkeit und Abschaltautomatik für den
tung und Denkmalpflege e. V.)
Fall der Unterbrechung der Förderung einer Komponen-
te 3.6 Füllen von Rissen und Hohlräumen im Betonbau
OO Möglichkeit der Reinigung der Mischkopfs separat von Bodo Appel
der Förderpumpe
OO einfache Wartung
3.6.1 Riss- und Hohlraumbildung
Ursachen und Auswirkungen
Praxistipp
Risse in Betonkonstruktionen entstehen durch
Der Kompressor sollte über ein ausreichendes Druck- OO bestimmte Eigenschaften des Betons und
luftpolster bei Störungen verfügen, um die Pumpe ent- OO Beanspruchungen, Zwänge und äußere Einflüsse.
leeren und reinigen zu können.
Für Stahlbetonbauteile sind Risse in der Zugzone typisch.
3.5.3 Qualitätssicherung
Noch zulässige, aber zu behandelnde Rissbreiten
Die Qualitätssicherung erfolgt durch Eigenüberwachung
und Kontrollprüfungen am Bauteil: OO Innenbauteile: ≤ 0,4 mm
OO bewitterte Bauteile: ≤ 0,3 mm
OO Eigenüberwachung durch tägliche Aufzeichnungen und OO Bauteile mit besonderer Beanspruchung: ≤ 0,2 mm
Protokolle nach den einschlägigen Regelwerken bzw. im OO Bauteile aus wasserundurchlässigem Beton: ≤ 0,1 mm
Bautagebuch
OO Rückstellproben in flüssiger oder ausgehärteter Form Arbeitsfugen werden im Betonbau wie Risse behandelt.
OO Nachweis der Dichtheit durch Inaugenscheinnahme
Hohlräume in Betonkonstruktionen entstehen durch
3.5.4 Arbeits- und Gesundheitsschutz OO Verarbeitungsfehler,
OO mangelhafte Verdichtung,
Unterweisungen und Arbeitsschutzmaßnahmen beim OO zu dichten Bewehrungseinbau und
Umgang­mit bauchemischen Produkten müssen die OO Betonieren aus zu großer Höhe.
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 3.6  Füllen von Rissen und Hohlräumen im Betonbau 93

Abb. 3.55:  Mängel an Betonbauteilen durch Einwir- Abb. 3.56:  Mängel an Betonbauteilen aufgrund


kung von Oberflächenwasser durchlässiger Betonarbeits­fugen

Abb. 3.57: Erscheinungsbild
oberflächennaher Risse, die
aufgrund von Temperaturein-
wirkung, meist während der
Hydratationsphase, auftreten;
links im Schnitt, rechts in der
Draufsicht (rot: tiefer eindrin-
gende oberflächennahe Risse,
schwarz: gering, d. h. 1 bis 2 mm
eindringende oberflächennahe
Risse)

Mängel an Betonbauteilen aufgrund von Rissen und Rissmerkmale


Hohlräumen­
Die Erfassung der Rissmerkmale (Tabelle 3.9) bildet die
Es treten folgende Mängel auf: Grundlage für die Festlegung der Injektionstechnologie
und die Auswahl des Füllguts sowie für die Kalkulation
OO Einschränkung der Standsicherheit und Tragfähigkeit
der Materialmengen und die Bestimmung des Leistungs-
OO Nutzungs- und Gebrauchseinschränkungen
OO Einschränkung der Bestandsdauer und Dauerhaftigkeit
umfangs (z. B. Bebohrungen, Packersetzungen).
OO Korrosion der Bewehrung
Tabelle 3.9:  Methoden zur Erfassung von Rissmerkmalen
OO optische Beeinträchtigungen

Die Mängel entstehen vielfach durch Einwirkung von Merkmal Erfassungsmethode


Oberflächenwasser (Abb. 3.55) oder aufgrund durchlässi-
ger Betonarbeitsfugen (Abb. 3.56). Rissart Inaugenscheinnahme, Bohrkernentnahme

3.6.2 Bauzustandsanalyse Rissverlauf Inaugenscheinnahme, zeichnerische Darstellung

Eine sachgemäße Instandsetzung von Betonkonstruktionen Rissbreite Messung mit Rissbreitenmesser und/oder
setzt voraus, dass der Zustand des Bauwerks, insbesondere Risslupe­
der Risse, bekannt ist (Istzustand). Auf der Grundlage einer
Bauzustandsanalyse ist eine sachkundige Planung zur Fest- Rissbreiten­ Wegänderungsmessung
änderung
legung des Anwendungsziels (Sollzustand) durchzuführen
und eine Beschreibung der Injektionsmaßnahmen sowie Rissursache Inaugenscheinnahme, Erkundungen, Ermittlung
eine Auswahl des Füllguts vorzunehmen. der jahreszeitlichen Bedingungen bei der Her-
stellung
Methoden der Schadensbeurteilung bei Rissen und Hohlräumen Risszustand Inaugenscheinnahme, Bohrkernentnahme
OO Untersuchungen
vorangegangene Bautagebuch, Erkundungen, Stoffanalysen
OO Prüfungen Maßnahmen
OO Berechnungen
OO Beobachtungen Zugänglichkeit Feststellung vor Ort
OO Auswertung von Erfahrungen aus realisierten Betonin-

standsetzungsmaßnahmen
Rissart
Den Bauzustand beeinträchtigende Faktoren
Risse werden nach oberflächennahen Rissen und Trenn­
OO konstruktive Merkmale
OO äußere Einflüsse aufgrund freier Bewitterung
rissen unterschieden.
OO Beeinflussung aus dem Baugrund sowie durch Wasser Oberflächennahe Risse erfassen nur kleine Teile eines
OO bauschädigende Substanzen Bauteilquerschnitts (Abb. 3.57, links) und sind häufig netz-
OO treibende Bestandteile im Beton ähnlich ausgebildet (Abb. 3.57, rechts).
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94 3 Bauwerksabdichtung

Rissbreitenänderung
Die Rissbreiten bei Bauteilen im Freien sind witterungsbe-
dingten Änderungen unterworfen. Rissbreitenänderungen
können je nach Lage und Beanspruchung des Bauteils ein-
seitig oder wiederkehrend auftreten.
OO einseitige Rissbreitenänderung:
−−stetige Zu- oder Abnahme der Rissbreite
Abb. 3.58:  Verlauf eines Trennrisses (rot), der den gesamten Bauteil- OO wiederkehrende Rissbreitenänderung:
querschnitt erfasst −−kurzzeitig, z. B. durch Belastung
−−täglich, z. B. durch Temperaturschwankungen inner-
halb von 24 Stunden
−−langzeitig, z. B. durch jahreszeitliche Temperatur-
schwankungen

Hinweis
Die Messung der Rissbreite erfolgt mehrfach, wobei
Abb. 3.59:  Trennrisse an einem Balken (links), die einen wesentlichen
Teil des Bauteilquerschnitts (bis zur Nulllinie, Schnitt rechts) erfassen insbesondere an Bauteilen im Freien bei täglichen
Rissbreiten­änderungen die größte Rissbreite zwischen
7 und 9 Uhr und die kleinste Rissbreite zwischen
Trennrisse erfassen dagegen entweder wesentliche Berei-
19 und 21 Uhr auftritt.
che des Querschnitts oder den gesamten Querschnitt eines
Bauteils (Abb. 3.58). Die Messzeiträume sind so zu wählen, dass die Mess­
ergebnisse Rückschlüsse auf kurzzeitige oder tägliche
Risse werden nach ihren Erscheinungsformen z. B. auch als
Rissbreiten­änderungen erlauben, die für die Wahl des
Biegeriss, Schubriss oder Sammelriss bezeichnet. Diese
Füllungs­zeitpunkts und des Füllguts wesentlich sind.
Risse sind in der Regel Trennrisse, da wesentliche Teile des
Querschnitts eines Bauteils erfasst werden (Abb. 3.59). Der ermittelte Wert der Rissbreitenänderung ist entschei-
dend für die Auswahl des Füllguts.
Rissverlauf
Rissursache
Um den Rissverlauf im Inneren eines Bauteils zu erkunden
sowie Verbindungen zu Hohlräumen festzustellen, werden Ursache für Risse im Beton sind Beanspruchungen aus
Bohrkerne entnommen. Der Rissverlauf ist zeichnerisch Last, Zwang und/oder Eigenspannung, die zur Überschrei-
darzustellen, zu skizzieren oder zu fotografieren bzw. in tung der örtlichen Zugfestigkeit führen.
Bestandsplänen zu dokumentieren.
Arbeitsfugen entstehen durch den mangelhaften hydrau­
lischen Verbund von Betonschichten.
Rissbreite
Die Rissbreite ist der auf der Bauteiloberfläche gemessene Risszustand
Abstand der Rissufer.
Der Zustand der Risse wird durch Angaben über den
Der Angabe der Rissbreite sind immer Datum, Uhrzeit, Wit- Feuchtezustand beschrieben (Tabelle 3.10 und Abb. 3.60).
terungsbedingungen und Bauteiltemperatur hinzuzufügen.
Tabelle 3.10:  Merkmale von Rissen nach dem Feuchtezustand
Die Rissbreite wird mit folgenden Hilfsmitteln erfasst:
OO Gipsmarke Zustand Merkmal
OO Linienstärkenmaßstab (Risslehre)
OO Wegaufnehmer
trocken kein Zutritt von Wasser
OO Messuhr
OO Setzdehnungsmesser feucht kapillare Wasseraufnahme an Riss­
OO induktiver Weggeber flanken

nass (drucklos Wasser Wasser in feinen Tröpfchen vorhanden


Hinweis führend)
Bei unterschiedlicher Rissbreite im Verlauf eines Risses fließendes Wasser (unter zusammenhängender Wasserfilm
sowie bei längeren Rissen sind mehrere Messungen an Druck Wasser führend)
wesentlichen Rissabschnitten durchzuführen. Als Riss-
breite wird dann die größte in einem wesentlichen Be-
reich gemessene Rissbreite zugrunde gelegt. Hinweis
Hinsichtlich der Injektionstechnologie gibt die Rissbreite Zusätzliche Analysen von vorhandenen Kontaminie-
Anhaltspunkte für die zu wählenden Viskositäten und die rungen (Verschmutzungen) oder Versinterungen und
Injektionszeiten. Die Injizierbarkeit eines Füllguts bezogen von geschädigtem Füllgut (Abb. 3.61) sind ebenfalls
auf geringe Rissbreiten ist unter Material- und Bauteiltem- wichtig für die Auswahl des Füllguts und die Festlegung
peraturen zu beachten. des Anwendungsziels.
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 3.6  Füllen von Rissen und Hohlräumen im Betonbau 95

Abb. 3.60:  Risszustände (von links): trocken, feucht, nass (drucklos Wasser führend) und fließendes Wasser (unter Druck Wasser führend)

Abb. 3.61:  Risse mit Kontaminierungen (links), Versinterungen (Mitte) und geschädigtem Füllgut (rechts)

Vorangegangene Maßnahmen 3.6.3 Anwendungsziele für das Füllen von Rissen und
Hohlräumen
Angaben über gegebenenfalls früher durchgeführte Füll-
maßnahmen sind bedeutend für die Ausführung neuer Das Füllen von Rissen und Hohlräumen im Beton dient je
Injektionen. Sind zuvor bereits Maßnahmen durchgeführt nach geplantem Sollzustand
worden, sind daher folgende Aspekte zu untersuchen: OO dem Schutz gegen das Eindringen von Stoffen und/oder
OO Rissverlauf und Hohlraumbeschaffenheit OO der Verstärkung von Betonbauteilen.
OO verwendetes Füllgut
OO aktueller Zustand
Die zur Erreichung der jeweiligen Anwendungsziele erfor-
OO erneute Füllbarkeit
derlichen Maßnahmen sind in Tabelle 3.11 zusammenge-
OO physikalische und chemische Eigenschaften des Füllguts
stellt.
OO Materialverträglichkeiten
Tabelle 3.11:  Maßnahmen zur Erreichung der Anwendungsziele für
das Füllen von Rissen und Hohlräumen
Zugänglichkeit
Für die Ausführung der Rissfüllung ist die Zugänglichkeit Anwendungsziel Maßnahme
hinsichtlich folgender Gesichtspunkte zu ermitteln:
OO Platzbedarf technischer Geräte Hemmung und/oder Verhinderung des Eindrin- Schließen
gens von korrosionsfördernden Stoffen
OO Durchführbarkeit von Schutzmaßnahmen
OO Durchführbarkeit von Rückbaumaßnahmen Beseitigung von riss- und hohlraumbedingten Abdichten
OO Platzbedarf von Gerüsten und anderen Hilfsmitteln Undichtheiten

Herstellung einer begrenzt dehnbaren Verbindung dehnfähiges


Hohlräume Verbinden­
Zu erfassen sind:
Herstellung einer druck- und zugfesten kraftschlüssiges
OO Lage Verbindung­ Verbinden
OO Ausmaß
OO Durchlässigkeit
OO Zustand Schließen
OO gegebenenfalls früher durchgeführte Füllungen
Das Schließen von Rissen und Hohlräumen ist eine
einfache­Füllmaßnahme, die in der Regel als Tränkung
Methoden
ausgeführt­wird und mit Verschluss des Risses im ober­
OO Abklopfen der Betonoberfläche flächennahen Bereich den Zutritt von Wasser, Schadgas
OO Bohrkernentnahme (Kohlendioxid) und korrosionsfördernden Stoffen (Chlo­
OO Endoskopie in Bohrlöchern ride) verhindert.
OO Ultraschall

Abdichten
Hilfsmittel
Das Abdichten von Rissen und Hohlräumen erfolgt in der
OO Rissbreitenmessstab Regel durch Injektion, die zu einem hohen Füllgrad und
OO Temperaturmessgeräte (Luft und Bauteil) damit zur Abdichtung gegen Wasser und Gas führt. Diese
OO Messgeräte zur Feuchtebestimmung (Luft und Bauteil) Maßnahme wird insbesondere bei Wasserexfiltrationen
OO Gerät zur zerstörungsfreien Prüfung der Betondruckfes­ bzw. -infiltrationen an Bauteilen im Druckwasserbereich
tigkeit durchgeführt.
OO Gerät zur Ortung der Bewehrungslage
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96 3 Bauwerksabdichtung

Dehnfähiges Verbinden In den Regelwerken werden folgende Bezeichnungen ver-


wendet:
Das dehnfähige Verbinden von Rissen (bedingt auch für
Hohlräume möglich) durch Injektion bewirkt eine begrenzt OO EP-I für EP-Injektionsharz
dehnfähige Verbindung der Rissflanken. Hierbei ist zu be- OO EP-T für EP-Tränkungsharz
achten, dass die Dehnfähigkeit auf bestimmte maximale
Epoxidharze werden in der Regel bei wesentlichen Riss-
Rissbreiten begrenzt ist.
breiten ≥ 0,1 mm und an Bauteilen, die keine wiederkeh-
renden Risserscheinungen zeigen, eingesetzt.
Kraftschlüssiges Verbinden
Epoxidharze zeichnen sich durch gutes Penetrierverhalten
Das kraftschlüssige Verbinden von Rissen und Hohlräu-
und einen festen Adhäsionsverbund aus.
men durch Injektion dient der Wiederherstellung eines
monolithischen Bauteilverhaltens durch druck- und zugfes-
Hinweis
te Verbindung der Rissflanken sowie homogene Füllung
von Hohlräumen. Während der Aushärtung von Epoxidharz sind in
begrenztem­Maß sehr geringe kurzzeitige Rissbreiten-
3.6.4 Füllgut änderungen zulässig.
Zur Erreichung eines bestimmten Anwendungsziels wird
Polyurethanharz
ein jeweils geeigneter Rissfüllstoff verwendet.
Dieses Reaktionsharzsystem wird als Füllgut zum Schlie-
Die Wahl des Füllguts richtet sich nach folgenden Einsatz-
ßen, Abdichten und dehnfähigen Verbinden eingesetzt.
kriterien:
Die Aushärtung zu einem elastischen Festharz erfolgt
OO dem Anwendungsziel
OO der gemessenen Rissbreite
durch Polyaddition und unter Abgabe von Wärme (exo-
OO einer möglichen Rissbreitenänderung während der Aus-
therme Reaktion).
führung und Aushärtung In den Regelwerken werden folgende Bezeichnungen ver-
OO der Beschaffenheit der Rissflanken wendet:
OO der Bauteiltemperatur
OO dem verbauten Baustoff
OO PUR-I für PUR-Injektionsharz
OO der geforderten Beanspruchung
OO SPUR-I für schnell schäumendes PUR-Injektionsharz
Polyurethanharze werden in der Regel bei wesentlichen
Hinweis Rissbreiten ≥ 0,3 mm und an Bauteilen, die wiederkehren-
de Risserscheinungen zeigen, eingesetzt.
Die Wahl eines geeigneten Rissfüllstoffs ist die Haupt-
voraussetzung zur Erreichung des Anwendungsziels.
Hinweis
Rissfüllstoffe müssen folgende Anforderungen erfüllen:
Während der Aushärtung sind in begrenztem Maß
OO füllartangepasste Viskosität kurzzeitige Rissbreitenänderungen zulässig.
OO gute Verarbeitbarkeit unter Einhaltung der materialspezi-
Polyurethanharze sind im nicht ausgehärteten Zustand
fischen Kennwerte (Temperatur des Injektionsstoffs, Bau-
feuchteempfindlich. Die Reaktion mit Wasser führt zur Po-
teiltemperatur und -feuchte)
OO ausreichende Mischungsstabilität
renbildung unter Erfüllung der Dichtheitsanforderungen.
OO geringer reaktionsbedingter Volumenschwund Die schnell schäumenden Polyurethanharze (SPUR) reagie-
OO ausreichende Haftzugfestigkeit ren bei Kontakt bzw. Vermischung mit Wasser mit feinzelli-
OO ausreichende Eigenfestigkeit ger Schaumbildung unter starker Volumenzunahme. Sie
OO hohe Alterungsbeständigkeit zeichnen sich durch gute Haftung auf trockenen, feuchten
OO keine Korrosionsförderung und nassen mineralischen Untergründen sowie durch hohe
OO hohe chemische Beständigkeit Dehnbarkeit auch bei niedrigen Temperaturen aus.
OO Verträglichkeit mit eingebauten Baustoffen
Die Dehnbarkeitsanforderungen werden nach nachfolgend
Füllgüter werden nach Reaktionsharzsystemen und mine- genannten Rissbreiten unterschieden.
ralischen Systemen unterschieden.
Rissbreiten
3.6.4.1 Reaktionsharzsysteme OO Rissbreiten zwischen 0,3 und 0,5 mm: ≥ 5 % Dehnbarkeit
Epoxidharz OO Rissbreiten über 0,5 mm: ≥ 10 % Dehnbarkeit
Dieses Reaktionsharzsystem wird als Füllgut zum Schlie-
3.6.4.2 Mineralische Systeme
ßen, Abdichten und kraftschlüssigen Verbinden einge-
setzt. Zementleim
Die Aushärtung zu einem starren Festharz erfolgt durch Dieses mineralische System wird als Füllgut zum Schließen,
Polyaddition und unter Abgabe von Wärme (exotherme Abdichten und kraftschlüssigen Verbinden von Rissen
Reaktion). und Hohlräumen eingesetzt.
Die Aushärtung erfolgt durch Hydratation zu einem Fest-
körper.
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 3.6  Füllen von Rissen und Hohlräumen im Betonbau 97

In den Regelwerken werden nachfolgend genannte Be-


zeichnungen verwendet.

Bezeichnungen
OO ZL-I: Zementleim für Injektion
OO ZL-T: Zementleim für Tränkung
Füllgrad
Zementleime sind Werktrockenmörtel aus Normzementen
mit einem Siebdurchgang dmin von 99 % bei einer Maschen-
weite von 200 µm und mit eigenen Zusätzen (Additiven)
der Hersteller und werden mit demineralisiertem Wasser Anforderung:
verarbeitungsfähig angemischt. ≥ 5 mm bzw. Entlüftung Riss durch Nachschneiden
≥ 15-fache Riss- parallel zum Rissverlauf
Zementleime werden in der Regel bei wesentlichen Riss- breite aufgeweitet (Füllgutvorrat)
breiten ≥ 0,8 mm und zur Füllung von Hohlräumen im
Abb. 3.62:  Anforderungen an die Tränkung von Rissen
Beton eingesetzt.

Hinweis OO Injektion zum Zeitpunkt der größten Rissbreite


OO Berücksichtigung gegebenenfalls auftretender Rissbrei-
Während der Aushärtung sind keine Rissbreitenände-
tenänderungen
rungen zulässig. OO kontinuierliche Durchführung der Injektion ohne größe-

re Unterbrechungen
Zementsuspension
Folgende Verfahren können baustoffbezogen eingesetzt
Dieses mineralische System wird als Füllgut zum Schließen,
werden:
Abdichten und kraftschlüssigen Verbinden von Rissen
und Hohlräumen eingesetzt. OO Tränkung (drucklose Injektion)
OO Niederdruck- und Hochdruckinjektion
Die Aushärtung erfolgt durch Hydratation zu einem Fest- OO verpresste Injektionsschläuche zum Schließen und Ab-
körper.
dichten
In den Regelwerken werden nachfolgend genannte Be-
zeichnungen verwendet. 3.6.5.1 Tränkung
Dieses Verfahren dient zum Füllen von Rissen und Hohl-
Bezeichnungen
räumen ohne Druck in oberflächennahen Bereichen auf
OO ZS-I: Zementsuspension für Injektion waagerechten und leicht geneigten Flächen.
OO ZS-T: Zementsuspension für Tränkung
Es entsteht dabei nur ein Teilverbund der Rissflanken.
Zementsuspensionen sind Werktrockenmörtel aus Feinze-
Eine Tränkung dient hauptsächlich dem Korrosionsschutz
menten mit einem Siebdurchgang dmin von 95 % bei einer
der im oberflächennahen Bereich verlegten Bewehrung
Maschenweite von 16 µm und mit eigenen Zusätzen (Addi-
bzw. dem Schließen von Rissen zur Verhinderung des Ein-
tiven) der Hersteller und werden mit demineralisiertem
dringens von betonschädigenden Substanzen.
Wasser verarbeitungsfähig angemischt.
Zementsuspensionen werden in der Regel bei wesentlichen Ausführungsschritte
Rissbreiten ≥ 0,25 mm (in Sonderfällen auch ≥ 0,2 mm) OO Aufweitung der Rissbereiche mit geeigneten Verfahren
und bei Hohlräumen in Beton eingesetzt. OO Reinigung der Risse mit ölfreier Druckluft oder einem
Sauger
Hinweis OO Entfernung benetzungs- und haftungsmindernder Ver-

Während der Aushärtung sind keine Rissbreitenände- unreinigungen


rungen zulässig. OO Vornässung trockener Risse bei Anwendung von ZL-T

oder ZS-T
3.6.5 Füllverfahren OO kontinuierliche Füllung unter Einhaltung der material-

spezifischen Kennwerte (Temperatur des Injektionsstoffs,


Die Auswahl des Füllverfahrens richtet sich u. a. nach
Bauteiltemperatur und -feuchte)
OO der Art des Baustoffs, OO Abschluss der Füllung, sobald kein Rissfüllstoff mehr
OO der Konstruktion, aufgenommen wird
OO der Festigkeit des Bauteils,
OO der Lage der Risse und Hohlräume,
Der erforderliche Füllgrad ist erreicht, wenn der Riss bis zu
OO dem einzusetzenden Füllgut und
einer Tiefe von mindestens 5 mm bzw. mindestens 15-facher
OO dem Anwendungsziel.
Rissbreite gefüllt ist (Abb. 3.62).

Als Grundsätze für das Füllen sind zu beachten: Hinweise


OO Einhaltung der materialspezifischen Kennwerte (Tempe- Während der Tränkung und während der Aushärtung
ratur des Injektionsstoffs, Bauteiltemperatur und -feuchte) des Füllguts sind keine Rissbreitenänderungen zulässig.
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98 3 Bauwerksabdichtung

Tränkungsmittel OO Eignungsnachweis (allgemeines bauaufsichtliches Prüf-


zeugnis)
Die Tränkungsmittel werden in Abhängigkeit von der Riss-
breite eingesetzt:
3.6.5.4 Technische Ausstattung
OO Epoxidharz (EP-T) bei Rissbreiten ≥ 0,2 mm
OO Zementleim (ZL-T) bei Rissbreiten ≥ 0,8 mm
Ausrüstung
OO Zementsuspension (ZS-T) bei Rissbreiten ≥ 0,4 mm OO Injektionsgerät (elektrisch, hydraulisch, pneumatisch
oder mechanisch angetrieben)
3.6.5.2 Niederdruck- und Hochdruckinjektion OO gegebenenfalls Mischgeräte
OO Packer
Bei diesen Verfahren erfolgt das Füllen von Rissen und OO gegebenenfalls Injektionsschläuche einschließlich Zubehör­
Hohlräumen unter Druck über Packer (Einfüllstutzen) in OO gegebenenfalls Verdämmung
allen Ebenen.
Der Injektionsdruck ist der Druck, mit dem das Füllgut Anforderungen an die Injektionsgeräte
zum Packer gefördert wird. OO einfache Bedienbarkeit
OO Vorratsbehälter mit Messskala und Schutzsieb
Unterscheidung OO geringe Störanfälligkeit
OO Injektion mit Niederdruck: < 10 bar OO regelbare Druckeinstellung
OO Injektion mit Hochdruck: ≥ 10 bar OO Manometer zur Druckkontrolle
OO Absperrventil zur Unterbrechung des Materialflusses
Der maximale Injektionsdruck wird nach folgender Formel OO dichter Anschluss zum Packer auch bei hohen Drücken
ermittelt: OO hohe Dosiergenauigkeit und Abschaltautomatik für

Höchstdruck (pmax) (3.1) den Fall der Unterbrechung der Förderung einer Kom­
ponente
Betondruckfestigkeit (Betongüte) (fe) OO einfache Reinigung und Wartung
= · 10  in bar
3
3.6.5.5 Packer
Die Injektion mit Niederdruck wird in der Regel dort an-
Packer bilden den druckfesten Anschluss (Übergabestück)
gewendet, wo die Konstruktion, der Zustand des Bauteils,
zwischen Bauteil und Injektionsgerät. Packer können aus
die Baustoffqualität oder die Rissmerkmale höhere Drücke
Metall oder Kunststoff bestehen (gegebenenfalls mit Soll-
nicht zulassen. Mineralische Füllgüter dürfen nur mit Nie-
bruchstellen) und sind in Länge und Durchmesser variabel.
derdruck injiziert werden.
Nach Art der Montage werden 2 Varianten unterschieden:
Die Injektion mit Hochdruck ist die in der Praxis am häu-
figsten angewendete Methode. OO Bohrpacker (Schraub- oder Schlagpacker)
Die Montage erfolgt im Bohrloch.
Hinweis OO Klebepacker

Die Verklebung erfolgt auf dem Riss an der Bauteilober-


Wichtig sowohl bei der Niederdruck- als auch bei der
fläche.
Hochdruckinjektion sind die richtige Packerwahl und
die Beachtung des zulässigen Injektionsdrucks, der auf Der Abstand der Packer voneinander ist abhängig von der
den zu injizierenden Baustoff abzustimmen ist. Bauteildicke und in Sonderfällen auch von der Risstiefe
abhängig.
Der Injektionsvorgang wird unter geringem Druck begon-
nen. Mit dem Abfließen sowie dem Aufbau eines Gegen-
Bohrpacker
drucks erfolgt eine Druckregulierung. Grundsätzlich ist an
allen vorhandenen Packern eine Nachinjektion durchzu- Der Abstand der Bohrpacker voneinander entspricht in
führen. Nach vollständiger Füllung wird der Injektionsvor- der Regel der halben Bauteildicke (Abb. 3.63, links).
gang abgeschlossen.
Die Anordnung erfolgt wechselseitig zum Riss (Abb. 3.63,
rechts).
3.6.5.3 Verpresste Injektionsschläuche
Bei einer Bauteildicke über 60 cm soll der Bohrkanal den
Verpresste Injektionsschläuche dienen dem Schließen oder
Riss in unterschiedlichen Tiefen kreuzen.
der lokal begrenzten Abdichtung von Arbeitsfugen im kon-
struktiven Betonbau. Die Verlegung und die Verpressung
Klebepacker
erfolgen nach den Angaben der Hersteller.
Bei Bauteilen mit geringeren Querschnitten und in Fällen, in
Die Injektionsschläuche müssen folgende Anforderungen
denen die Herstellung von Bohrlöchern aus konstruktiven
erfüllen:
ausgeschlossen ist, werden Klebepacker verwendet. Sie wer-
OO Robustheit bei Verlegung und Befestigung den direkt auf dem Riss mit einem Stahlstift arretiert und
OO ausreichender Querschnitt und gute Durchlässigkeit verklebt sowie in die Verdämmung eingebunden (Abb. 3.64).
OO Verhinderung des Eindringens von Zementleim beim
Der Abstand der Klebepacker voneinander entspricht in
Betonieren
OO Austritt des Injektionsstoffs schon bei geringem Druck
der Regel der Bauteildicke (Abb. 3.64, links).
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 3.6  Füllen von Rissen und Hohlräumen im Betonbau 99

Abb. 3.63:  Anordnung von Bohrpackern


Verdämmung

a r

Bauteildicke

a halbe Bauteildicke
r angenommener Ausbreitungsradius des Injektionsstoffs

Abb. 3.64:  Anordnung von Klebepackern


Verdämmung mit Einbindung in die Verdämmung

a
r
Verdämmung

Bauteildicke

a Bauteildicke
r angenommener Ausbreitungsradius des Injektionsstoffs

3.6.5.6 Verdämmung 3.6.6.1 Rissinjektion mit Bohrpackern


Durch diese Maßnahme wird das Auslaufen des Füllguts Vorarbeiten
während der Injektion verhindert und ein hoher Füllgrad OO Feststellung, Kennzeichnung und Dokumentation des
erzielt.
Rissverlaufs
Als Verdämmstoffe werden eingesetzt: OO Messung der Rissbreite und Untersuchung des Risszu-

stands
OO Reaktionsharzspachtel (starr oder elastisch) OO Festlegung des Bohrlochrasters und der Art der Beboh-
OO mineralische Spachtel
rung (geneigt, horizontal oder Kombination aus beiden
Prinzipien)
3.6.6 Ausführung der Injektion OO gegebenenfalls Untergrundvorbehandlung und Applika-

Grundsätze tion einer Verdämmung (bei Injektionen mit Epoxidharz,


Zementleim und Zementsuspension erfolgt grundsätz-
OO Auswahl des Füllguts entsprechend den Rissmerkmalen
lich eine Verdämmung der Risse)
OO Durchführung der Füllarbeiten möglichst bei größter OO Herstellung der Bohrkanäle
Rissbreite
OO Beachtung von Rissbreitenänderungen Die Bohrkanäle werden je nach verwendetem Packertyp
OO Einhaltung der materialspezifischen Kennwerte (Tempe- (Schraubpacker oder Schlagpacker) wechselseitig, in der
ratur des Injektionsstoffs, Bauteiltemperatur und -feuchte) Regel im Winkel von 45°, so hergestellt, dass sie den Riss
OO kontinuierliche Durchführung der Injektion und der jeweils möglichst in der Mitte des Bauteils bzw. bei dicken
Nachinjektion Bauteilen in unterschiedlichen Tiefen kreuzen.
OO Qualitätssicherung durch Eigenüberwachung
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100 3 Bauwerksabdichtung

Hinweis OO Markierung der Packerpositionen


OO Fixierung der Stahlstifte im Riss zur Arretierung der
Die wechselseitige Bohrung hat den Vorteil, dass auch bei
Packer­im festgelegten Abstand
schräg verlaufenden Rissen zumindest jede zweite Boh- OO Verkleben der Packer mit einem schnell härtenden Reak-
rung den Riss kreuzt. Bei der Herstellung dürfen Spann-
tionsharz
glieder (Bewehrungseinlagen) nicht beschädigt werden. OO Applikation der Verdämmung

Arbeitsschritte vor der Injektion Praxistipp


OO Reinigung der Bohrlöcher durch Ausblasen mit ölfreier Die Risswurzel wird als letzte Entlüftung nur ein wenig
Druckluft bzw. bei feuchten oder drucklos Wasser füh- (Stecknadelkopfgröße) freigelassen.
renden Rissen durch Spülung mit Wasser
OO Montage der Packer ohne Verschlussnippel (Rückschlag- Arbeitsschritte vor der Injektion
ventil)
OO Prüfung der Funktionsfähigkeit des Injektionsgeräts
OO unmittelbar nach Verklebung und Verdämmung Entfer-
OO bei Mehrkomponentenanlagen Gewährleistung des kor-
nung der Stahlstifte
OO nach Aushärtung der Verdämmung Prüfung der Weg-
rekten Mischungsverhältnisses durch Auslitern
OO homogenes Mischen des Rissfüllstoffs nach Herstelleran-
samkeit durch Einblasen von Druckluft über die ver-
klebten Packer
gaben OO Prüfung der Funktionsfähigkeit des Injektionsgeräts
OO homogenes Mischen des Rissfüllstoffs nach Hersteller­
Hinweis
angaben
Die anzumischende Menge richtet sich nach der tempe-
raturabhängigen Verarbeitungszeit und dem rechne-
Ablauf der Injektion
risch ermittelten (theoretischen) Rissvolumen. Es
sollten nur ganze Gebinde, möglichst Kleingebinde, OO erst unmittelbar vor der Injektion den Nippel auf den
verarbeitet werden. Packer montieren
OO Nippel fest aufschrauben und Kupplung (Greifkopf oder

Ablauf der Injektion Schiebekupplung) aufsetzen


OO mit der Injektion an vertikal verlaufenden Rissen am
OO erst unmittelbar vor der Injektion den Nippel auf den
untersten Packer beginnen, bei horizontal verlaufenden
Packer montieren
OO Nippel fest aufschrauben und Kupplung (Greifkopf oder
Rissen am äußersten Packer
OO Injektion mit niedrigem Druck beginnen und dann kon-
Schiebekupplung) aufsetzen
OO mit der Injektion bei vertikal verlaufenden Rissen am
tinuierlich auf den Maximaldruck steigern
OO Packer so lange injizieren, bis an dem nächstgelegenen
untersten Packer beginnen, bei horizontal verlaufenden
Packer Füllgut austritt; auf diesen Packer den Nippel
Rissen am äußersten Packer
OO Injektion mit niedrigem Druck beginnen und dann kon-
montieren und die Injektion wie beschrieben so lange
kontinuierlich fortsetzen, bis der gesamte Riss bis zur
tinuierlich auf den Maximaldruck steigern
OO Packer so lange injizieren, bis an dem nächstgelegenen
Wurzel befüllt ist
Packer Füllgut austritt; auf diesem Packer den Nippel Hinweis
montieren und die Injektion wie beschrieben kontinuier-
Bei der Injektion über Klebepacker ist zu beachten, dass
lich so lange fortsetzen, bis der gesamte Riss bis zur Wur-
der Maximaldruck der Festigkeit der Packerverklebung
zel befüllt ist
und der Rissverdämmung angepasst werden muss. Er
Hinweis ist immer niedriger zu wählen, als der berechnete
Höchstdruck pmax.
Die Packer werden bei Nachinjektion zum Füllstands-
ausgleich in derselben Reihenfolge wie bei der Injektion
3.6.6.3 Füllen von Hohlräumen
injiziert.
Das Füllen von Hohlräumen erfordert je nach Füllgut
Abschluss der Injektion Mindest­eintrittsöffnungen und Durchgängigkeiten (Ver-
bindung von Hohlräumen untereinander).
OO Entfernen der Packer nach Aushärtung des Füllguts
OO gegebenenfalls Entfernen einer Verdämmung und Repro- Unterschieden werden Hohlräume im oberflächennahen
filierung der Oberfläche Bereich (an der Oberfläche sichtbar) und Hohlräume im
Betongefüge (Kiesnester).
3.6.6.2 Rissinjektion mit Klebepackern
Arbeitsschritte
Vorarbeiten
OO Lokalisierung, Kennzeichnung und Dokumentation der
OO Feststellung, Kennzeichnung und Dokumentation des
Hohlräume
Rissverlaufs OO Verdämmung des Bauteils (in der Regel mit Spritzbeton)
OO Messung der Rissbreite und Untersuchung des Risszu-
OO Festlegung der Rasteranordnung und der Tiefe der Bohr-
stands und der Rissflanken
OO Festlegung der Packerabstände
löcher nach Schadensart, Geometrie der Schadensstellen
OO gegebenenfalls Vorbehandlung der Rissflanken zur Ver-
und Durchgängigkeit
OO Injektion über Bohrlöcher unterschiedlicher Tiefe
klebung der Packer
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 3.7  Nachträgliche WU-Konstruktionen aus Stahlbeton 101

Grundsätze für die Füllgutanwendung Abb. 3.65: Typische


Schadensbilder: ste-
OO Standardmäßig werden mineralische Füllgüter (ZL-I und hendes Wasser (oben),
ZS-I) verwendet, weil ihre Baustoffeigenschaften denen Wasser führender Riss
in der Bodenplatte
des Betons entsprechen. (unten)
OO Epoxidharz (EP-I) wird bei Hohlraumgrößen bis 100 cm3

verwendet.
OO Polyurethanharz (PUR-I) wird nur zur Abdichtung ver-

wendet (sofern keine Standsicherheitsbedenken bestehen)

3.6.7 Qualitätssicherung
Die Qualitätssicherung erfolgt durch Eigenüberwachung
und Kontrollprüfungen am Bauteil:
OO Eigenüberwachung durch tägliche Aufzeichnungen und
Protokolle nach den einschlägigen Regelwerken bzw. im
Bautagebuch
OO Rückstellproben in flüssiger oder fester Form
OO Kontrollprüfungen zur Erreichung der Anwendungsziele

durch Feststellung des Füllgrads (Bohrkernentnahme im


Bereich der Risswurzeln)
OO Prüfung der Kraftschlüssigkeit durch Wegänderungsmes-

sung
OO Nachweis der Dichtheit durch Inaugenscheinnahme

3.6.8 Arbeits- und Gesundheitsschutz


Unterweisungen und Arbeitsschutzmaßnahmen beim Um-
gang mit bauchemischen Produkten müssen die Schädi-
gung des Körpers durch Einatmen, Verschlucken und
Hautkontakt (Expositionswege) verhindern:
3.7 Nachträgliche WU-Konstruktionen aus Stahlbeton
OO Augenschutz Sicherstellung eines abdeckenden Ge-
Heinz-Peter Dahmen und Ingo Reifgerste
sichtsschutzes durch Gesichtsvisier oder
Schutzbrille und Vorhalten einer Augen- Wasserundurchlässige Konstruktionen aus Stahlbeton
spülflasche am Arbeitsplatz (Weiße Wanne) sind im Neubaubereich bewährte Lösun-
OO Hautschutz Tragen von Schutzkleidung einschließlich gen, die bei sorgfältiger Ausführung den Baukörper zuver-
Kopfbedeckung und Schutzhandschuhen lässig vor Druckwasserbelastung schützen.
OO Atemschutz Gewährleistung eines ausreichenden Luft-
Als nachträglich einzubauende Konstruktionen stellen sie
wechsels am Arbeitsplatz oder Tragen eine
jedoch als Innenabdichtungssysteme erhebliche Anforde-
Atemmaske
OO Hygiene
rungen an Planer und ausführende Unternehmen, der der
Bereitstellung von Hautschutzcreme und
Einbau in einen vorhandenen Keller erfolgen muss.
Spezialreinigungsmitteln
OO Hinweise Zurverfügungstellung von Sicherheits­ Aus der objektspezifischen Wasserbeanspruchung und dem
datenblättern und Anbringen von Gefah- Zustand bzw. der Ausführung des Bestandsgebäudes erge-
rensymbolen auf den Gebindebehältern ben sich unterschiedliche Ausführungsvarianten (siehe
Kapitel 3.7.5).
3.6.9 Regelwerke
Die sorgfältige Ermittlung aller erforderlichen Grundlagen,
OO DIN EN 1504-5 „Produkte und Systeme für den Schutz eine wassertechnische Untersuchung unter Zugrundele-
und die Instandsetzung von Betontragwerken – Definiti- gung zuverlässiger Daten zu Grundwasserständen und
onen, Anforderungen, Qualitätsüberwachung und Beur- -strömen sowie die Untersuchung der vorhandenen Bau-
teilung der Konformität – Teil 5: Injektion von Betonbau- konstruktion hinsichtlich ihrer Standsicherheit sind
teilen“ Grundvoraussetzungen für den Erfolg dieses Abdichtungs-
OO DIN V 18028 „Rissfüllstoffe nach DIN EN 1504-5:2005- systems.
03 mit besonderen Eigenschaften“
OO DAfStb-Richtlinie „Schutz und Instandsetzung von Be- 3.7.1 Anwendungsbereiche
tonbauteilen (Instandsetzungs-Richtlinie)“, 2001 (Deut-
Nachträgliche WU-Konstruktionen aus Stahlbeton eignen
scher Ausschuss für Stahlbeton e. V.)
OO DBV-Merkblatt „Injektionsschlauchsysteme und quellfä-
sich für alle Fälle, in denen eine dauerhafte Abdichtung
erreicht werden muss (Abb. 3.65):
hige Einlagen für Arbeitsfugen“, 2010 (Deutscher Beton-
und Bautechnik-Verein e. V.) OO Bodenfeuchte
OO Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtli- OO zeitweise aufstauendes Sickerwasser
nien für Ingenieurbauten (ZTV-ING), Teil 3: Massivbau, OO nicht drückendes Wasser (mäßige Beanspruchung)

Abschnitt 5: Füllen von Rissen und Hohlräumen, 2010 OO drückendes Wasser (starke Beanspruchung)
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102 3 Bauwerksabdichtung

Abb. 3.66:  Für der Ermittlung des


Bemessungswasserstands zu be-
rücksichtigende Schwankungen des
Grundwasserstands

60,00 m bezogen auf Normalnull


Kapillarsaum
59,50
Bemessungswasserstand
59,00
58,50
Schwankungsbreite
58,00
gewöhnlicher Grundwasserstand 57,50
57,00
56,50
56,50
Grundwasserstauer 1970 1980 1990 2000 2010

Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und wegen des hohen ten Zustand bzw. im laufenden Betrieb unter beengten
Aufwands werden sie jedoch vor allem dann erstellt, wenn räumlichen Voraussetzungen erfolgen):
Wasser von außen einen hydrostatischen Druck auf das OO Anschrift und Lage des Objekts
Bauwerk bzw. das Bauteil Keller ausübt, d. h. für die Was- OO Schadensbild bzw. Schadensberichte der Nutzer
serbeanspruchungen OO wassertechnische Untersuchung zur Ermittlung des
OO Grundwasser, höchsten zu erwartenden (Grund-)Wasserstands und
OO Schichtenwasser, Ableitung des Bemessungswasserstands
OO Hochwasser und OO Analyse der Baukonstruktion (Grundrisse, Dimensionen,
OO aufstauendes Sickerwasser. Aufbau und Struktur)
OO statische Berechnungen

3.7.2 Anforderungen gemäß DIN 18195-6 OO Feststellung der Rückbaumöglichkeiten z. B. von Innen-

wänden oder Installationen


Für nachträgliche WU-Konstruktionen aus Stahlbeton gel- OO Arbeitsvorbereitung und Bauablaufplanung
ten im Wesentlichen die Anforderungen, die die
DIN 18195-6 an Bauwerksabdichtungen stellt:
3.7.3.1 Wassertechnische Untersuchung (WTU)
OO Schutz gegen von außen hydrostatisch drückendes Wasser
OO Unempfindlichkeit gegen natürliche oder durch Lö-
Zur Ermittlung des Bemessungswasserstands ist eine was-
sertechnische Untersuchung erforderlich. Als Bemessungs-
sungen aus Beton oder Mörtel entstehende Wässer
OO Anordnung auf der dem Wasser zugewandten Seite
wasserstand wird der Wasserstand bezeichnet, nach dem
OO Bildung einer geschlossenen Wanne oder allseitige Um-
ein Bauwerk oder Bauteil für die standortspezifische Feuch-
tebelastung (Beanspruchung) bemessen wird.
schließung des Bauwerks
OO Führung bei stark durchlässigem Boden mindestens Hierfür kann auf Informationsdatenbanken unterschiedli-
30 cm über dem Bemessungswasserstand cher Dienstleister zurückgegriffen werden. Die auf diese
OO Führung bei wenig durchlässigem Boden (Gefahr der Weise ermittelten Daten sind jedoch objektspezifisch und
Stauwasserbildung) mindestens 30 cm über der Gelände- lassen sich nicht ohne individuelle Betrachtung auf Nach-
oberkante bargrundstücke übertragen.
OO Erhalt der Schutzwirkung auch bei Schwinden, Tempera-
Als Basis für die Ermittlung des Bemessungswasserstands
turänderungen und Setzungen der Bauteile
ist der höchste zu erwartende Grundwasserstand zu er-
mitteln, der sich ohne Grundwasserförderung (z. B. Ab-
3.7.3 Grundlagenermittlung vor der Ausführung
pumpen) einstellen kann (vgl. Abb. 3.66). Der Ansatz des
Vor Ausführung einer nachträglichen WU-Konstruktion höchsten gemessenen Grundwasserstands ist dagegen
aus Stahlbeton sind folgende Grundlagen zu ermitteln bzw. unzureichend, da hierbei mögliche zukünftige Entwick-
Maßnahmen durchzuführen (dies muss häufig im bewohn- lungen nicht berücksichtigt werden.
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 3.7  Nachträgliche WU-Konstruktionen aus Stahlbeton 103

Die Ermittlung des höchsten zu erwartenden Grundwas-


serstands wird in folgenden Schritten vorgenommen:
OO Ermittlung der Höhe Oberkante Kellerfußboden in Me-
tern bezogen auf Normalnull (NN) durch einen öffent-
lich bestellten Vermessungsingenieur
OO Bestimmung der genauen Ortslage des Objekts durch

Abgreifen der Koordinaten in der Topographischen Karte


TK5 im Maßstab 1 : 5.000 (früher Deutsche Grundkarte
[DGK5])
OO Anforderung von Daten zur lokalen Grundwassersituati-

on beim staatlichen Umweltamt


OO Berücksichtigung gegebenenfalls vorhandener geotech-

nischer Gutachten
OO Plausibilitätsprüfung der Daten Abb. 3.67:  Gerät zur Radaruntersuchung der Bodenplatte
OO Berücksichtigung bekannter, jedoch noch nicht realisier-

ter wasserwirtschaftlicher Veränderungen (z. B. geplante


Ausdehnung von Tagebaugebieten mit entsprechend ver- OO statische Funktionen (tragend/nicht tragend) der unter-
änderter Grundwasserbewirtschaftung durch das abbau- suchten Bauteile
ende Unternehmen) OO Vorhandensein von Hohlräumen unter der Bodenplatte

Ist der Differenzbetrag zwischen Oberkante Kellerfußbo- Folgende Informationsquellen können hierfür herangezo-
den und ermitteltem Bemessungswasserstand positiv, so gen werden:
ergibt sich keine Betroffenheit für das Objekt. Ist der Dif- OO Baubeschreibung
ferenzbetrag negativ, so ergibt sich eine in Metern angege- OO Baupläne und Baustatik
bene Betroffenheit (vgl. Tabelle 3.12). Der absolute Betrag OO Bestandsaufnahme vor Ort
des negativen Wertes zuzüglich eines Sicherheitszuschlags OO Messungen
von 0,30 m (DIN 18195-6) bzw. 0,50 m (Baupraxis) gibt die OO Sondierungsbohrungen und Probeöffnungen
mit der WU-Konstruktion zu realisierende Abdichtungs- OO Röntgen- oder Radaraufnahmen zur Ermittlung der
höhe vor. In der Berechnungsdarstellung in Tabelle 3.12
Dimen­sionierung der Bewehrung (Abb. 3.67)
sind dies im Beispiel 2 1,80 m (nach DIN 18195-6) bzw.
2,00 m (Baupraxis). Auf der Grundlage hinreichender Informationen über den
Bestand erfolgt die Detailplanung einschließlich der stati-
Tabelle 3.12:  Beispiel einer Betroffenheitsanalyse zur Feststellung schen Berechnungen für die neu zu erstellende Stahlbeton-
bzw. zum Ausschluss einer Wasserbeanspruchung konstruktion. Die Dimensionierung der Konstruktion er-
folgt objektspezifisch und abgestimmt auf die jeweilige
Berechnungsschritte ermittelte bzw. errechnete Werte Wasserbeanspruchung durch den Baustatiker.
in m Die statischen Pläne und Berechnungen müssen folgende
Beispiel 1 Beispiel 2 Angaben enthalten:
OO Nachweis der Auftriebssicherheit
Höhe Oberkante +42,50 +42,50 OO Biegebemessung der Bodenplatte
Kellerfußboden
OO Biegebemessung der Außenwände
bezogen­auf NN
OO Nachweis der Rissbreitenbegrenzung des Betons
abzüglich Bemes- +41,00 +44,00 OO Angaben zu Bauteilabmessungen
sungswasserstand OO Festlegung der Betoneigenschaften (z. B. Fließfähigkeit,
bezogen auf NN
Körnung)
Differenzbetrag +1,50 –1,50 OO Bewehrungsplanung
OO Planung von Fugen und Durchführungen
Betroffenheit nein ja
Der Planer hat dabei das Bauwerk einer Beanspruchungs-
klasse und einer Nutzungsklasse zuzuordnen. Gemäß
der DAfStb-Richtlinie „Wasserundurchlässige Bauwerke
3.7.3.2 Analyse der Baukonstruktion aus Beton (WU-Richtlinie)“ (Deutscher Ausschuss für
Stahlbeton e. V.) werden die Einwirkungen auf wasserun-
Ausschlaggebend für den Umfang der zu erstellenden WU-
durchlässige Bauteile in 2 Beanspruchungsklassen ein­
Konstruktion ist der Istzustand der Baukonstruktion. Fol-
geteilt:
gende Daten sind hierfür zu ermitteln:
OO Beanspruchungsklasse 1 (B1) drückendes und nicht
OO Kellergrundriss
OO Materialbeschaffenheit, Dimensionierung und Konstruk-
drückendes Wasser und
zeitweise aufstauendes
tion der Fundamente, der Bodenplatte und der Außen-
Sickerwasser
und Innenwände OO Beanspruchungsklasse 2 (B2) Bodenfeuchte und nicht
OO Dimensionierung und Position der Bewehrung
stauendes Sickerwasser
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104 3 Bauwerksabdichtung

Nachträgliche WU-Konstruktionen aus Stahlbeton fallen Abb. 3.68: Aufge-


aufgrund ihres Einsatzbereichs grundsätzlich in die Bean- hängte, betriebsbe-
reite Heizung wäh-
spruchungsklasse B1. rend der Bauphase
Die Nutzungsklasse ist in Abhängigkeit von der Funktion
des Bauwerks und von den Nutzungsanforderungen festzu-
legen.
OO Nutzungsklasse A Feuchtstellen auf der Bauteilober-
fläche infolge von Wasserdurchläs-
sigkeit sind unzulässig.
OO Nutzungsklasse B Feuchtstellen auf der Bauteilober-
fläche im Bereich von Trennrissen,
Sollrissquerschnitten, Fugen und
Arbeitsfugen sind in begrenztem
Maße zulässig, sofern kein Wasser-
durchtritt erfolgt.
Im Hinblick auf den Aufwand zur Erstellung einer nach- OO DBV-Merkblatt „Hochwertige Nutzung in Untergeschos-
träglichen WU-Konstruktion aus Stahlbeton werden solche
sen – Bauphysik und Raumklima“, 2009 (Deutscher Be-
Konstruktionen nahezu ausschließlich in die Nutzungsklas-
ton- und Bautechnik-Verein e. V.)
se A eingeordnet.
Bei allen planerischen Aktivitäten hat der Tragwerksplaner 3.7.4 Bauausführung
insbesondere zu berücksichtigen, dass es sich um eine Bau-
3.7.4.1 Vorbereitende Arbeiten
stelle im Bestand handelt. Große Aufmerksamkeit erfordert
deshalb auf die handwerkliche Durchführbarkeit aller ge- Die Bauausführung stellt aufgrund einiger Besonderheiten
planten Maßnahmen. So ist z. B. bei der Wahl des Betons zu hohe Anforderungen an die Arbeitsvorbereitung und die
berücksichtigen, dass beengte Platzverhältnisse nur sehr Baustellenlogistik. Häufiger Anwendungsfall ist der Einbau
kleine Schlauchdurchmesser zulassen. einer WU-Konstruktion in ein bestehendes Gebäude im
bewohnten Zustand. Neben der möglichst geringen Belas-
3.7.3.3 Regelwerke tung der Bewohner durch Schmutz und Lärm gilt es auch,
den Betrieb des Gebäudes so wenig wie möglich zu stören.
Zugrunde gelegt werden die folgenden Regelwerke (nach
Insbesondere sind hierbei die folgenden Aspekte zu beach-
Lohmeyer/Ebeling, 2009):
ten:
OO DIN 1045-1 „Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und OO Sicherstellung der Wasserver- und -entsorgung
Spannbeton – Teil 1: Bemessung und Konstruktion“
OO DIN 1045-2 „Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und
OO Warmwasserbereitstellung
OO Evakuierung der Heizungs- und Warmwasseraufberei-
Spannbeton – Teil 2: Beton – Festlegung, Eigenschaften,
tungsanlagen bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung des
Herstellung und Konformität – Anwendungsregeln zu
Betriebes durch Aufhängen der Brenner und Kessel
DIN EN 206-1“
OO DIN 1045-3 „Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und
(Abb. 3.68)
OO Einrichtung von temporären Bypassleitungen für die
Spannbeton – Teil 3: Bauausführung – Anwendungsre-
Gasversorgung
geln zu DIN EN 13670“ OO temporäre Auslagerung der Heizöltanks
OO DIN 1045-4 „Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und
OO Schaffung provisorischer bzw. Vergrößerung vorhan-
Spannbeton – Teil 4: Ergänzende Regeln für die Herstel-
dener Öffnungen (z. B. Kellerlichtschächte) für den
lung und die Konformität von Fertigteilen“
OO DIN EN 206-1 „Beton – Teil 1: Festlegung, Eigenschaf-
Material­fluss ins Gebäude
OO Detailplanungen für die Baustelleneinrichtung
ten, Herstellung und Konformität“ OO Erstellung von Bewehrungsplänen
OO DIN EN 12390-8 „Prüfung von Festbeton – Teil 8: Was-
OO Bauzeitenplan (einschließlich fixer Termine für von Ver-
sereindringtiefe unter Druck“
OO VOB/C ATV DIN 18331 „Betonarbeiten“
sorgungsunternehmen durchzuführende Arbeiten)
OO DIN-Fachbericht 100 „Beton“, 2010
OO DAfStb-Richtlinie „Wasserundurchlässige Bauwerke aus
3.7.4.2 Baustelleneinrichtung
Beton (WU-Richtlinie)“, 2003 (Deutscher Ausschuss für Da die Arbeiten sehr oft unter beschränkten räumlichen
Stahlbeton e. V.) Gegebenheiten ausgeführt werden müssen (z. B. Einfamili-
OO DAfStb-Richtlinie „Massige Bauteile aus Beton“, 2010 enhäuser, innerstädtische Bebauung), sind im Vergleich zu
(Deutscher Ausschuss für Stahlbeton e. V.) einer Neubaustelle einige Besonderheiten zu beachten:
OO DAfStb-Heft 555 „Erläuterungen zur DAfStb-Richtlinie
OO Der Bestand bestimmt die Aktionsräume.
wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton“, 2006 (Deut- OO Die Abläufe der Nutzer müssen in die Baustellenabläufe
scher Ausschuss für Stahlbeton e. V.)
OO DAfStb-Positionspapier „Feuchtetransport durch WU-
integriert werden.
OO Wohn- und Nutzflächen können nicht für Transport-
Konstruktionen“, 2006 (Deutscher Ausschuss für Stahl­
zwecke genutzt werden.
beton e. V.)
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 3.7  Nachträgliche WU-Konstruktionen aus Stahlbeton 105

Abb. 3.69:  Beengter Zugang zu einer Baustelle Abb. 3.70:  In den Rohbauzustand rückgebauter Kellerraum

OO Materialien wie z. B. Schalung oder Bewehrung müssen


außerhalb des Objekts auf Maß gebracht werden, um sie
durch kleine Öffnungen in den Arbeitsbereich zu brin-
gen (Abb. 3.69).
OO Es sind umfangreiche Schutzmaßnahmen (z. B. Staub-

schutzwände, Abklebungen) notwendig.


OO Lagerflächen stehen nur eingeschränkt zur Verfügung.

3.7.4.3 Erforderliche Rückbauten


Die Erstellung nachträglicher WU-Konstruktionen aus
Stahlbeton erfordert eine Reihe Rückbautätigkeiten
(Abb. 3.70): Abb. 3.71:  Rückbau einer Wanne

OO Entfernen aller Einbauteile im Arbeitsbereich (Abb. 3.71) Abb. 3.72: Tren-


unter Berücksichtigung einer eventuellen späteren Wie- nung der Außenwand
von der Innenwand
derverwendung (z. B. Türzargen und Türblätter, Sanitär- im Wannenbereich
gegenstände, Saunen, Fenster)
OO Entfernen sämtlicher Bodenbeläge
OO Rückbau eventuell vorhandener Heizkörper oder Fußbo-

denheizungen
OO Entfernen bzw. Umbau vorhandener Installationslei-

tungen (z. B. Strom, Wasser, Abwasser, Telefon)


OO Entfernen von Wandverkleidungen und Innenputzen

Der zunehmend hohe Ausbaustandard und die Nutzung


von Kellerräumen für Wohnzwecke in privaten Einfamili-
enhäusern oder als Büroräume im gewerblichen Bereich
erhöhen den Aufwand für diese Arbeiten erheblich. Die
Anforderungen an das ausführende Personal sind ebenfalls
hoch, da es sich nicht um einen Abbruch, sondern um ei-
nen Rückbau handelt.

3.7.4.4 Herstellung der WU-Konstruktion


Die Erstellung der WU-Konstruktion erfolgt in mehreren
Bau- bzw. Betonierabschnitten. Dies ist notwendig, um die
Standsicherheit des Gebäudes sicherzustellen, da tragende
Innenwände abschnittweise rückgebaut werden müssen. Im
Fall einer kompletten Innenwanne ist diese so zu planen
und auszuführen, dass eine geschlossene und lückenlose
Betonwanne innerhalb des Gebäudes entsteht.
Hierzu ist es notwendig,
OO die Innenwanne vor der vorhandenen Außenwand und
unter allen Innenwänden durchzuführen (Abb. 3.72),
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106 3 Bauwerksabdichtung

Abb. 3.73:  Betonierabschnitte und Fugenbänder Abb. 3.74:  Bewehrung der Bodenplatte

Abb. 3.75:  Frisch betonierte Bodenplatte Abb. 3.76: Fertiggestellte WU-Konstruktion

OO nicht tragende Innenwände zu entfernen, OO wasserdichter Verschluss vorhandener Pumpensümpfe


OO tragende Innenwände abschnittweise zu entfernen und und sonstiger Aussparungen in der vorhandenen Boden-
zu unterfangen, platte
OO die entstehenden Arbeitsfugen sorgfältig zu planen und OO Verschließen und Verpressen undichter Schalungsanker

abzudichten, OO Abdichtung alter Rohrdurchführungen


OO Bauteile, die nicht unterbaut werden können, fachgerecht OO Maßnahmen zur wirksamen Verbesserung der raum­

zu verdübeln (Abdichtung der Arbeitsfugen durch Fu- klimatischen Verhältnisse (z. B. Mauerwerkstrocknung,
genbänder nach DIN 7865-1 bis -3 oder DIN 18541-1 alternative Lüftungssysteme)
und -2, z. B. durch außen liegendes Arbeitsfugenband)
und 3.7.5 Varianten nachträglicher WU-Konstruktionen aus
OO Innentreppenanlagen zu kürzen. Stahlbeton
Die Betonierschritte zeigen die Abb. 3.73 bis 3.75, eine fer- Je nach vorhandener Bausubstanz und Anforderung kön-
tiggestellte WU-Konstruktion die Abb. 3.76. nen unterschiedliche Sanierungsmethoden gewählt wer-
den. So ist z. B. bei hinlänglich druckwasserdichten Be-
3.7.4.5 Nebenleistungen tonaußenwänden der Einbau einer neuen Bodenplatte
ausreichend. Genügt die bestehende Bodenplatte den An-
Objektabhängig ergibt sich eine Reihe notwendiger Neben-
forderungen der vorliegenden Wasserbeanspruchung, sind
leistungen:
die Außenwände aber nicht wasserundurchlässig, kann
OO Verfüllung von Hohlräumen unterhalb bestehender Bo- durch eine neue WU-Wandkonstruktion das gewünschte
denplatten mit Beton Sanierungsziel erreicht werden.
OO Verpressung Wasser führender Risse in der vorhandenen
Nachfolgend werden die 4 häufigsten Varianten von nach-
Bodenplatte (siehe Kapitel 3.6)
OO wasserundurchlässiger Verschluss vorhandener Öff-
träglichen druckwasserdichten WU-Konstruktionen im
Hinblick auf ihren grundsätzlichen Aufbau beschrieben.
nungen unterhalb des Bemessungswasserstands
OO Einbau einer nachträglichen Horizontalsperre zur Ver-

meidung kapillar aufsteigender Durchfeuchtung vorhan-


dener Mauerwerkskonstruktionen oberhalb der neuen
WU-Konstruktion (siehe Kapitel 3.8)
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 3.7  Nachträgliche WU-Konstruktionen aus Stahlbeton 107

neue WU-Wandkonstruktion
neue Bodenplatte (frisch in frisch)
unbeschichtetes Fugenblech Epoxidharzbrücke
(in Epoxidharz geklebt)
Bestandsbodenplatte
Bestandsbodenplatte
(oberflächenbehandelt)
gefräste Nut Auftriebssicherheit, z. B. durch Verdübelung

Abb. 3.77:  Nachträglicher Einbau einer Weißen Wand Abb. 3.78:  Einbau einer zusätzlichen Bodenplatte (verklebt oder
verdübelt)

neue Bodenplatte (frisch in frisch) neue WU-Wandkonstruktion


Epoxidharzbrücke Fugenabdichtung
Bestandsbodenplatte neue WU-Bodenplatte
(oberflächenbehandelt)

Abb. 3.79:  Einbau einer wasser­undurchlässigen Wandkonstruktion Abb. 3.80:  Nachträglicher Einbau einer Weißen Wanne gemäß
und Verstärkung der Bodenplatte DIN 1045-1 bis -3

3.7.5.1 Nachträglicher Einbau einer Weißen Wand 3.7.5.3 Einbau einer wasserundurchlässigen Wand­
konstruktion und Verstärkung der Bodenplatte
Hierbei handelt es sich um die Lösung mit dem geringsten
Arbeitsaufwand. Voraussetzungen für die Erstellung dieser Voraussetzungen für diese Variante sind
Variante einer WU-Stahlbetonkonstruktion sind OO eine undichte vertikale erdberührte Wandfläche,
OO eine Bestandsbodenplatte, die dem Regelwerk für was- OO ein undichter Wand-Sohlen-Anschluss,
serundurchlässige Bauwerke entspricht, OO eine dichte, jedoch nicht ausreichend bewehrte Boden-
OO eine bestehende Außenwandkonstruktion, die im erdbe- platte,
rührten Bereich dicht ist, OO eine nur geringe mögliche Bauhöhe der Konstruktion
OO ein Bemessungswasserstand im Wand-Sohlen-Bereich aufgrund zu geringer Kellerhöhe sowie
von h ≤ 25 cm sowie OO ein Bemessungswasserstand maximal 50 cm über der
OO eine Undichtheit im Wand-Sohlen-Bereich (z. B. Risse Oberkante der Bodenplatte.
oder Kiesnester).
Das Prinzip dieser Variante zeigt Abb. 3.79.
Das Prinzip dieser Variante zeigt Abb. 3.77.
3.7.5.4 Nachträglicher Einbau einer Weißen Wanne
3.7.5.2 Einbau einer zusätzlichen Bodenplatte (DIN 1045- 1 bis -3)
(verklebt­ oder verdübelt)
Voraussetzungen für diese Variante sind
Voraussetzungen für diese Variante sind OO ein Bemessungswasserstand > 50 cm über vorhandener
OO eine dichte vertikale erdberührte Wandfläche, Bodenplatte,
OO ein dichter Wand-Sohlen-Anschluss, OO eine undichte vertikale erdberührte Wandfläche,
OO eine undichte Bodenplatte mit Rissen (z. B. aufgrund feh- OO ein undichter Wand-Sohlen-Anschluss sowie

lender Rissbewehrung oder unterdimensionierter Be- OO eine vorhandene Bodenplatte, die nicht als WU-Kons­

wehrung), truktion ausgeführt ist.


OO eine unterdimensionierte Bodenplatte (d ≤ 15 cm) sowie
OO ein Bemessungswasserstand unterhalb der Höhe Unter-
Das Prinzip dieser Variante zeigt Abb. 3.80.
kante Bodenplatte.
Das Prinzip dieser Variante zeigt Abb. 3.78.
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108 3 Bauwerksabdichtung

3.8 Nachträgliche Horizontalsperren gegen kapillare OO Sägeverfahren


Feuchte Hierbei wird das Mauerwerk maschinell durch Herstel-
lung eines schmalen Schlitzes getrennt und überlappende
3.8.1 Vorbemerkung
Dichtungsbahnen oder -platten eingebaut.
Franz-Josef Hölzen OO Mauerwerksunterfangung

Die Ausgleichsfeuchte in Mauerwerk stellt sich durch Dieses Verfahren dient zur Ergänzung fehlender Funda-
Feuchteaustausch mit der umgebenden Luft ein (siehe hier- mente oder zu einer nachträglichen Gründung mit kraft-
zu im Einzelnen Kapitel 1.1.1). Sie ist dabei abhängig vom schlüssigem Verbund zum Mauerwerk und zum Schutz
Wandbaustoff, von der relativen Luftfeuchte und vom Salz- gegen kapillar aufsteigende Feuchte.
gehalt des Mauerwerks. Daher muss der kapillare Feuch-
Die mechanischen Verfahren können zur Erzielung durch-
tenachschub über eine Horizontalsperre nicht immer voll-
gehender Sperren miteinander oder mit Injektionsverfah-
ständig unterbunden werden. Ziel ist vielmehr eine dem
ren (siehe Kapitel 3.8.3) kombiniert werden (z. B. bei
Nutzungsanspruch angepasste Reduzierung des Feuchte-
Eckausbildungen, Versorgungseinbindungen oder unter-
transports.
schiedlichen vorhandenen Mauerwerken).
Sind neben einem kapillaren Feuchtetransport allerdings
weitere Ursachen für Durchfeuchtungen vorhanden, so 3.8.2.2 Ausführungsschritte
sind je nach örtlichen Gegebenheiten u. a. die folgenden
Die Ausführung der Verfahren erfolgt in folgenden Schrit-
zusätzlichen Maßnahmen erforderlich (siehe hierzu insbe-
ten:
sondere Kapitel 3.1, 3.4, 3.9 und 4.7.2):
OO Öffnen des Mauerwerks bzw. des Bodens
OO Vertikalabdichtungen sind erforderlich, wenn über ver- OO Einbau von Abdichtungsstoffen, -blechen oder -bahnen
tikale Flächen im erdberührten Bereich oder im Sockel- OO formschlüssiger Verschluss des Mauerwerks
bereich Feuchte eintritt.
OO Das Aufbringen eines Sanierputzsystems ist erforderlich,
3.8.2.3 Abdichtungsmaterialien für den Einsatz in oder unter
wenn durch den Trocknungsprozess oberhalb der Hori-
Mauerwerk
zontalsperre vorhandene Salze an der Baustoffoberfläche
auskristallisieren und schädigend wirken. Folgende Abdichtungsmaterialien werden verwendet:
OO wasserundurchlässige Mörtel und Betone
3.8.2 Mechanische Horizontalsperren OO Abdichtungsbahnen gemäß DIN 18195-2
Bodo Appel und Ingolf Georgy
−−Bitumen-Dachdichtungsbahnen
3.8.2.1 Abdichtungsart −−Kunststoff-Dichtungsbahnen
OO faserverstärkte Kunststoffplatten
Während der Ausführung erfolgt eine zeitweise Unterbre- OO gewellte Edelstahlplatten
chung des Lastabtrags im Mauerwerk. Deshalb ist es not- OO gegebenenfalls zusätzlich mineralische oder polymere
wendig,
Injektionsstoffe
OO vorhandene Hohlräume kraftschlüssig zu füllen,
OO die statischen Verhältnisse hinsichtlich der Horizontal- 3.8.2.4 Verfahren zur nachträglichen Querschnittsabdichtung
kräfte (Gewölbeschub) zu berücksichtigen und
OO die Standsicherheit des Bauwerks während der Ausfüh-
Mauerwerksaustausch
rung sicherzustellen. Mauerwerkstrennung durch abschnittweises durchgängi-
ges Ausstemmen einer oder mehrerer Mauerwerkslagen
Sperrverfahren durch Mauerwerkstrennung besitzen eine
(Abb. 3.81):
hohe Funktionssicherheit, bedeuten jedoch einen Eingriff
in die Bausubstanz. OO Herstellung von Abschnitten bis maximal 1 m Länge un-
ter Beachtung der statischen Bedingungen
Die folgenden mechanische Verfahren werden für Hori- OO Beachtung des Lastabtrags an Eckbereichen (gegebenen-
zontalsperren eingesetzt:
falls Unterfangung)
OO Mauerwerksaustausch OO Ausmauerung mit hohlraumfreier Einbettung einer

Es handelt sich um ein konventionelles Trennverfahren, Dichtungsbahn gemäß DIN 18195-2


in dem das Mauerwerk aufgestemmt und ausgetauscht OO Einbau der Dichtungsbahn faltenfrei und mindestens

wird und überlappende Dichtungsbahnen eingebaut wer- 5 cm überlappend zum Folgeabschnitt und zur ausrei-
den. chenden Anbindung an vertikale Innen- und/oder Au-
OO Kernbohrverfahren ßenabdichtungen
Hierbei erfolgt eine Trennung durch überschneidende OO kraftschlüssiges Schließen von offenen Stoß- und Lager-

Kernbohrungen, die mit schwindfreien Dichtmaterialien fugen und von Ausbrüchen durch formschlüssigen Ver-
verfüllt bzw. verpresst werden. bund
OO Blecheinschlagverfahren

Bei diesem Verfahren erfolgt ein maschinelles Einschla- Kernbohrverfahren


gen oder Einrammen von überlappenden Blechen in
Mauerwerkstrennung mit einer Reihe durchgehender über-
durchgehende Lagerfugen.
schneidender Kernbohrungen (Abb. 3.82):
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 3.8  Nachträgliche Horizontalsperren gegen kapillare Feuchte 109

Abb. 3.81:  Schema zur


Ausführung des Maueraus-
tauschverfahrens

Hohlraum kraftschlüssig ausmauern Hohlraum kraftschlüssig ausmauern

Dichtung

OO Herstellung der ersten Kernbohrreihe mit einem gerin-


geren Abstand voneinander als der gewählte Bohrdurch-
messer (Kernbohrdurchmesser: in der Regel 100 mm)
OO Herstellung von Abschnitten bis maximal 1 m Länge un-

ter Beachtung der statischen Bedingungen


OO Reinigung und gegebenenfalls Vornässung der Bohrlö- erste Reihe der überschneidenden Kernbohrungen
cher
OO Füllung der Bohrlöcher mit schnell schwindfrei aushär-

tendem Dichtmörtel
OO nach Erreichen einer der Mauerwerksfestigkeit entspre-

chenden Festigkeit überschneidendes Ausbohren der Mörtelfüllung der ersten Kernbohrreihe


verbliebenen Zwischenräume und – nach Reinigung –
schwindfreie Füllung mit Dichtmörtel
Die so hergestellte überschneidende Bohrlochreihe mit
Dichtmörtelfüllung dient der Unterbrechung des kapillaren
Wassertransports.
zweite Reihe der überschneidenden Kernbohrungen
Blecheinschlagverfahren
Mauerwerkstrennung mit überlappend eingeschlagenen
gewellten vergüteten Stahlplatten in einer durchgehenden
Lagerfuge (Abb. 3.83):
Mörtelfüllung der zweiten Kernbohrreihe
OO Das Einschlagen erfolgt in der Regel mit druckluftgetrie-
benen Geräten mit hoher Schlagfrequenz (bis zu 1.200
Schläge pro Minute), um die Erschütterungseinwir-
kungen zu minimieren.
OO Das Verfahren ist insbesondere für Vollziegelmauerwerk

geeignet. fertiggestellte Abdichtungsebene mit Dichtmörtel


OO Der Eindringwiderstand wird durch angespitzte Seiten

der Stahlplatten verringert. Abb. 3.82:  Phasen der Abdichtung im Kernbohrverfahren


OO Statische Auswirkungen können nahezu ausgeschlossen

werden, da der Lastabtrag im Mauerwerk zu keinem


Zeitpunkt unterbrochen wird.
OO Eckbereiche und Innenwandanschlüsse sind gesondert zu

behandeln, um die Überlappungen ordnungsgemäß aus-


zuführen zu können.
Die vergüteten Stahlplatten (Chromstahl, Chrom-Nickel-
Stahl [z. B. V2A], Chrom-Nickel-Molybdän-Stahl) müssen
mechanisch und chemisch beständig sein. Gefordert ist
OO hohe Druckfestigkeit und Steifheit,
OO Formbeständigkeit bei Temperatureinwirkung während
des Einschlagens,
OO Resistenz gegen bauschädigende Salze und gewelltes V2A-Blech
OO Beständigkeit gegen elektrochemische Prozesse im Mau-
Abb. 3.83:  Schema zur Ausführung des Blecheinschlagverfahrens
erwerk.
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110 3 Bauwerksabdichtung

Abb. 3.84: Mauersäge-
verfahren: fahrbare Mauer-
säge (links) und handge-
führte Mauersäge (rechts)

100 cm Dichtung (2 mm)


10 cm Überlappung

10 cm Überlappung
50 cm

Hilfsrohre Keile

Abb. 3.85:  Schema zur Ausführung des Mauersägeverfahrens

Die Anbindungen von vertikalen Abdichtungen außen OO Trennung im Trockenschnittverfahren (Abb. 3.86) oder
und/oder innen sind bei der Wahl der Plattenbreite zu be- im Nassschnittverfahren
achten. OO nach dem Schneiden Reinigung der Schnittfugen von

Restfugenmaterial, gegebenenfalls Auffüllung und Aus-


Sägeverfahren gleich von Hohlstellen (Abb. 3.87)
OO Einlage einer überlappenden Sperrschicht aus druck-
Mauerwerkstrennung durch den Einsatz von handgeführ-
festen Kunststoffplatten (HDPE-[High-Density-Poly­
ten oder fahrbaren Kettensägen (Abb. 3.84) oder Seilsägen
ethylene-]Platten [Abb. 3.88] oder glasfaserverstärkte
bei allen Mauerwerksarten und -dicken
Polyesterplatten), Dichtungsbahnen gemäß DIN 18195-2
oder V2A-Blechen
Sägentypen und Einsatz der Sägen OO zum Lastabtrag Einschlagen von druckfesten Kunststoff-
OO Kettensägen keilen auf eingelegter Dichtung (Abb. 3.89)
−−Ausstattung: hartmetallbestückte Ketten OO Einbau von Verpressrohren zwischen den Keilen

−−maximale Arbeitstiefe: 2 m (Abb. 3.90)


−−Einsatzweise: Trennung des Mauerwerks in einer OO beidseitiges Verfugen oder Verdämmen des Sägeschlitzes

Lager­fuge (Abb. 3.91)
OO Seilsägen OO nach Aushärtung des Fugenmörtels kraftschlüssiges

−−Ausstattung: Diamatschneidelemente Schließen der vorhandenen Restfuge über den gesamten


−−Einsatzweise: praktisch ohne Einschränkung bei allen Wandquerschnitt durch formschlüssigen Verbund, in der
Mauerwerken, in verschiedenen Ebenen und unter- Regel durch Injektion eines schwindfreien Mörtels oder
schiedlichen Grundrissen einer schwindfreien Zementsuspension über die Ver-
pressrohre (siehe Abb. 3.92)
Ausführung
Mehrschalige Mauerwerke sind vor Anwendung des Säge-
OO in der Regel Herstellung von Abschnitten bis maximal verfahrens auf Anwendbarkeit des Verfahrens zu prüfen,
1 m Länge unter Beachtung der statischen Bedingungen gegebenenfalls ist eine Hohlraumbehandlung durchzufüh-
(Abb. 3.85) ren.
OO Beachtung des Lastabtrags an Eckbereichen (gegebenen-

falls Unterfangung)
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 3.8  Nachträgliche Horizontalsperren gegen kapillare Feuchte 111

Abb. 3.86:  Mauersägeverfahren: Im ersten Schritt wird die Mauer Abb. 3.87:  Die entstandene Fuge wird mit einem Fugenreinigungs-
aufgetrennt. messer von Sand und Kies gereinigt.

Abb. 3.88:  In die gereinigte Fuge wird das Dichtungsmaterial (hier Abb. 3.89:  In gleichmäßigen Abständen werden über den gesamten
2-mm-HDPE-Platten) eingeschoben. Kreuz- und Nahtstellen werden mit Mauerwerksquerschnitt druckfeste Ankerplatten eingetrieben, um die
einer Überlappung von ca. 10 cm hergestellt. Standsicherheit der Mauer zu sichern.

Abb. 3.90:  Zwischen den Ankerplatten werden als Anschlüsse für die Abb. 3.91:  Der Sägeschlitz wird mit Mörtel geschlossen.
Mörtelpumpe Verpressrohre eingebaut.

Mauerwerksunterfangung
Nachträgliche Gründung bzw. Gründungsverstärkung von
Mauerwerken mit Beton mindestens der Güte C20/25 oder
mit wasserundurchlässigem Beton zur Erfüllung der Dicht-
heitsanforderungen (Schutz gegen kapillar aufsteigende
Feuchte):
OO Schaffung ausreichenden Arbeitsraums für den Aushub
OO Freilegung der Mauerwerkssohle unter Beachtung der
statischen Bedingungen bis auf die erforderliche Tiefe in
Abschnitten bis maximal 1 m Länge
OO Beachtung des Lastabtrags an Eckbereichen (gegebenen- Abb. 3.92:  Nach dem Aushärten der Fuge wird der verbleibende
falls Unterfangung) Hohlraum mit schwindfreiem Mörtel verpresst.
OO Reinigung der Sohlenunterseite und der senkrechten

Betonanschlüsse von allen anhaftenden und haftmin-


dernden Bestandteilen, gegebenenfalls Vornässung OO Füllung mit Ortbeton unter geringem Druck (wegen der
OO nach Art der Unterfangung – Streifen- oder Plattenfun- überhöhten Schalung), Vermeidung von Lufteinschlüssen
dament – ein- oder beidseitige Einschalung zur Herstellung eines kraftschlüssigen Verbundes und
OO Herstellung einer dichten, stabilen Schalung in einem Schutz freiliegender Betonränder gegen vorzeitige Was-
Abstand von 10 bis 20 cm von den Mauerwerksseiten mit serverdunstung
einer Überfüllhöhe zum vollständigen Verguss unterhalb OO bei bindigen Böden in der Regel Herstellung der Unter-

der Sohle für den Betoneinbau fangung mit Spritzbeton ohne Schalung
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112 3 Bauwerksabdichtung

OO Gewährleistung einer möglichst schwindfreien Aushär- Tabelle 3.13:  Produktprofile von Injektionsstoffen


tung des Ortbetons oder Spritzbetons (bei entstehenden (nach WTA-Merkblatt 4-4-04/D, Anlage A1)
Schwindfugen Durchführung einer Injektion zum kraft-
schlüssigen Verbund zur Vermeidung einer Mauerwerks- Systemzustand Merkmal Anforderung nach
setzung) WTA- Merkblatt 4-4-04/D

3.8.2.5 Qualitätssicherung
Die Ausführung mechanischer Trennverfahren sollte nur
durch geschulte Fachfirmen erfolgen. anwendungs­ pH-Wert – gemäß Herstellerangaben
fertiger
Die Qualitätssicherung erfolgt im Rahmen einer Eigen- Injektionsstoff­
Flammpunkt – gemäß Herstellerangaben
überwachung und durch Kontrollprüfungen am Bauteil:
OO Eigenüberwachung durch tägliche Aufzeichnungen und Produktbasis – gemäß Herstellerangaben
Protokolle nach den einschlägigen Regelwerken bzw. im
Bautagebuch primärer Wirk- – gemäß Herstellerangaben
OO Verwendung geprüfter Werkstoffe mechanismus
OO Nachweis der Wirksamkeit durch Untersuchung der

Feuchtereduzierung oberhalb der mechanischen Tren-


Wirkstoffgehalt – gemäß Herstellerangaben
nungsebene

3.8.2.6 Regelwerke
OO WTA-Merkblatt 4-3-98/D „Instandsetzung von Mauer-
werk – Standsicherheit/Tragfähigkeit“, 1998 (Wissen-
schaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bau-
Beständigkeit – keine Eigenschafts­
werkserhaltung und Denkmalpflege e. V.) während der veränderung während
OO WTA-Merkblatt 4-6-05/D „Nachträgliches Abdichten Injektion der Injektion
erdberührter Bauteile“, 2005 (Wissenschaftlich-Tech-
nische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und
Denkmalpflege e. V.)
Arbeitshygiene – gemäß Sicherheitsdaten-
OO WTA-Merkblatt 4-7-02/D „Nachträgliche Mechanische
blatt
Horizontalsperre“, 2002 (Wissenschaftlich-Technische
Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denk- ausgehärteter Härtung/ – keine Bildung von bau-
malpflege e. V.) bzw. ausreagierter Trocknung­ und umweltschädlichen
OO DIN 18195-2 „Bauwerksabdichtungen – Teil 2: Stoffe“ Injektionsstoff im Nebenprodukten in bau-
Baustoff und umweltschädlicher
Konzentration
3.8.3 Horizontalsperren im Injektionsverfahren
3.8.3.1 Injektionsstoffe gegen kapillaren Feuchtetransport
Stephan Keppeler
Beständigkeit – wasserbeständig gemäß
Im WTA-Merkblatt 4-4-04/D „Mauerwerksinjektion gegen im Baustoff Herstellerangaben
kapillare Feuchtigkeit“ (bzw. im WTA-Merkblatt 4-10 „Injek- – unempfindlich gegenüber
tionsverfahren mit zertifizierten Stoffen gegen kapillaren Salzen und Mikroorganis-
men gemäß Herstelleran-
Feuchtetransport“, das das Merkblatt 4-4-04/D ersetzen gaben
wird) sind die nachfolgenden Injektionsstoffe aufgelistet, die
speziell für den Einsatz zur Injektion gegen kapillare Feuchte Temperatur­ – keine den Wirkungsgrad
konfektioniert wurden und sich in der Praxis bewährt haben: beständigkeit herabsetzende Eigen-
schaftsveränderungen
OO Alkalisilicat und Alkalimethylsilicat (zwischen –20 und +60 °C)
OO Epoxidharz
OO Paraffin
maximal zuläs- – gemäß Prüfung/
OO Polyacrylatgel sige Verduns­ Prüfzeugnis­
OO Polyurethanharz tungsmenge
OO Silan und Siloxan
OO Siliconat Umweltverträg- – Anforderungen gemäß
lichkeit Herstellerangaben und
OO Siliconmikroemulsion (auch auf Cremebasis)
gesetzlichen Bestim-
mungen
Diese Injektionsstoffe sind ein- oder mehrkomponentig
und reagieren chemisch bzw. erhärten physikalisch in den
Sekundärer- – keine schädigenden
kapillartransportfähigen Poren des injizierten Bauteils und scheinungen Wechselwirkungen (z. B.
reduzieren dadurch den kapillaren Feuchtetransport inner- an der Baustoff­ Haftungsstörungen, Ver-
halb der Injektionszone bzw. durch die Injektionszone hin- oberfläche färbungen)
durch. Produktprofile der einzelnen Injektionsstoffe sind in
Anlage A1 des WTA-Merkblatts 4-4-04/D aufgeführt (siehe
Tabelle 3.13).
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 3.8  Nachträgliche Horizontalsperren gegen kapillare Feuchte 113

Injektionsstoff

Alkalisilicat Epoxidharz Paraffin Polyacrylatgel Polyurethan- Silan und Siliconat Siliconmikro­


und Alkali­ harz Siloxan­ emulsion (SMK)
methylsilicat

verengend, kapillarver­ kapillarverstop- kapillarver­ kapillarver­ hydropho­ hydropho­ hydropho-


hydropho­ stopfend fend, hydropho- stopfend stopfend bierend bierend bierend
bierend bierend

> 20 Masse-% 100 Masse-% 100 Masse-% > 40 Masse-% 100 Masse-% > 5 Masse-% > 10 Masse-% Verdünnung
SMK/Wasser: 1 : 10,
Entstehung von
Polysiloxan nach
Abreaktion aller
reaktiven Alkoxy­
reste

keine keine keine keine keine keine keine keine


Eigenschafts­ Eigenschafts­ Eigenschafts­ Eigenschafts­ Eigenschafts­ Eigenschafts­ Eigenschafts­ Eigenschafts­
veränderung veränderung veränderung veränderung veränderung veränderung veränderung veränderung
innerhalb
24 Stunden­

produkt­ keine Bildung keine Bildung produkt­ keine Bildung produkt­ produkt­ Abspaltung von
spezifische von bau- und von bau- und spezifische von bau- und spezifische spezifische Alkoholen < 0,1 %
Salzbildung umweltschäd- umweltschäd- Oxidation umweltschäd- Salzbildung Salzbildung
möglich lichen Neben- lichen Neben- möglich­ lichen Neben- möglich möglich
produkten in produkten in produkten in
bau- und um- bau- und um- bau- und um-
weltschädlicher weltschädlicher weltschädlicher
Konzentration Konzentration Konzentration

keine Beein- keine Beein- keine Beein- keine Beein- keine Beein- keine Beein- keine Beein- keine Beein­
trächtigung trächtigung trächtigung trächtigung trächtigung trächtigung trächtigung trächtigung
bekannt bekannt bekannt bekannt bekannt bekannt bekannt bekannt­

ggf. system­ ggf. system­ ggf. system­ ggf. system­ ggf. system­ keine schädi- ggf. system­ keine schädi-
bedingte Nach- bedingte Nach- bedingte Nach- bedingte Nach- bedingte Nach- genden Wech- bedingte Nach- genden Wechsel-
behandlung behandlung behandlung behandlung behandlung selwirkungen behandlung wirkungen (z. B.
(z. B. Haftungs- Haftungsstö-
störungen, rungen, Verfär-
Verfärbungen) bungen)
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114 3 Bauwerksabdichtung

unbehandelte Kapillare Wirkprinzip 1: Kapillarporenverstopfung Wirkprinzip 2: Kapillarporenverengung

anstehendes
Kapillarwasser
ausgehärteter
Injektionsstoff
ausgekleidete
Kapillarwandung
hydrophobierte
Kapillarwandung

Wirkprinzip 3: Kapillarporenhydropho- Wirkprinzip 4: Kombination aus Kapillar-


bierung porenverengung oder -verstopfung und
Kapillarporenhydrophobierung

Abb. 3.93:  Wirkprinzipien von Injektionsstoffen in einem porösen Baustoff (Quelle: WTA-Merkblatt 4-4-04/D, S. 5, Abb. 1)

Wirkprinzipien 3.8.3.2 Prüfung und Zertifizierung von Injektionsstoffen


durch die WTA
Die Wirksamkeit der genannten Injektionsstoffe beruht auf
Stephan Keppeler
nachfolgenden Wirkprinzipien (siehe auch Abb. 3.93):
Seit dem Erscheinen des WTA-Merkblatts 4-4-04/D bietet
OO Wirkprinzip 1 Kapillarporenverstopfung
OO Wirkprinzip 2
die Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für
Kapillarporenverengung
OO Wirkprinzip 3
Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e. V. (WTA) eine
Kapillarporenhydrophobierung
OO Wirkprinzip 4
Zertifizierung von Injektionsstoffen an. Ziel dieser Zertifi-
Kombination aus Kapillarporenver­
zierung ist es, Planern und Ausführenden die Möglichkeit
engung oder -verstopfung und Kapillar-
zu geben, marktübliche Injektionsstoffe gegen kapillare
porenhydrophobierung
Feuchte bezüglich ihrer Eigenschaften, Anwendungsgebiete
und Anwendungsgrenzen zu vergleichen und ihnen so eine
Wirkprinzip 1: Kapillarporenverstopfung
objektspezifische Injektionsstoffauswahl zu ermöglichen.
Durch Einbringen des Injektionsstoffs wird das Kapillar-
Um die WTA-Zertifizierung über die Wirksamkeit eines
porensystem verstopft.
Injektionsstoffs zu erhalten, muss der Stoff eine Wirksam-
keitsprüfung an einem von 3 durch die WTA zugelassenen
Wirkprinzip 2: Kapillarporenverengung
Prüfinstituten bestehen.
Durch Einbringen des Injektionsstoffs wird der Kapillar-
In dieser Prüfung wird mit Mauerwerksprüfkörpern die
porenquerschnitt verengt. Hierdurch wird das kapillare
Situation in kapillar durchfeuchtetem Mauerwerk nachge-
Transportvermögen verringert. Der Austrocknungseffekt
stellt. Der zu prüfende Injektionsstoff wird dabei nach Her-
basiert auf der im Vergleich zur kapillaren Transportge-
stellerangaben in den Mauerwerksprüfkörper eingebracht.
schwindigkeit höheren Verdunstungsgeschwindigkeit an
Anschließend wird die Wirksamkeit des Injektionsstoffs
der Werkstoffoberfläche.
gegen kapillaren Feuchtetransport untersucht. Aufgrund
der Vielzahl auf dem Markt befindlicher Injektionsstoffe
Wirkprinzip 3: Kapillarporenhydrophobierung
und -verfahren werden die Prüfungen in den 3 Stufen 60,
Durch Einbringen des Injektionsstoffs werden die Kapil- 80 und 95 % angeboten, die jeweils einem bestimmten ka-
larporenwände Wasser abweisend ausgekleidet (hydro- pillaren Durchfeuchtungsgrad (DFG) von 60, 80 oder 95 %
phobiert), wobei der Querschnitt der Kapillarporen wei- des zu injizierenden Mauerwerks entsprechen.
testgehend erhalten bleibt. Durch die Hydrophobierung
Die Festlegung des Durchfeuchtungsgrads (60, 80 oder
der inneren Kapillarporenwandungen wird die Rauigkeit
95 %), für den der Injektionsstoff geprüft wird, erfolgt
der Porenwandungen so weit verringert (Reibungswinkel
durch den Hersteller und wird im Prüfprotokoll und im
> 90°), dass kein kapillarer Wassertransport durch die Ka-
Zertifikat ausgewiesen.
pillarporen mehr möglich ist.
Zur einheitlichen Prüfung aller Injektionsstoffe werden bei
Wirkprinzip 4: Kombination aus Kapillarporenverengung der Herstellung der Mauerwerksprüfkörper generell Ziegel
oder -verstopfung und Kapillarporenhydropho­bierung der gleichen Beschaffenheit und Mörtel gleicher Mörtelre-
zeptur verwendet. Für jeden zu prüfenden Injektionsstoff
Bei diesem Wirkprinzip werden die Wirkprinzipien 1 oder 2
werden 3 Prüfkörper mit dem ausgewählten Durchfeuch-
mit dem Wirkprinzip 3 kombiniert.
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 3.8  Nachträgliche Horizontalsperren gegen kapillare Feuchte 115

tungsgrad hergestellt, und zwar mit (60 ± 10) %, (80 ± 10) %


bzw. (95 ± 5) %. In 2 Prüfkörper wird das zu prüfende Ma-
terial injiziert, der dritte Prüfkörper (Referenzprüfkörper)
bleibt zum Vergleich der Feuchtegehalte unbehandelt. 20°

5 Lagen
Für die Prüfung gibt es 2 zugelassene Mauerwerksprüfkör- 20 mm 50
perarten; die Auswahl erfolgt nach dem Verfahren (Nieder-
druckverfahren oder druckloses Verfahren), in dem der
Injektionsstoff eingebracht wird.
365 mm 240 mm
Mauerwerksprüfkörper für drucklose Injektionen
Die Mauerwerksprüfkörper für drucklose Injektionen wer-
den aus 5 Ziegellagen erstellt, die Dicke der Lagerfugen Abb. 3.94:  Mauerwerksprüfkörper für die drucklose Injektion, hier mit
beträgt ca. 12 mm, die der Stoßfugen ca. 10 mm (Abb. 3.94). einem Neigungswinkel der Bohrlöcher von 20° und einem Bohrloch-
durchmesser von 20 mm
Die Bohrkanäle werden mit einem Neigungswinkel bis 45°
eingebracht und berühren die unterste und oberste Ziegel-
lage nicht. Die Abstände zwischen den Bohrkanälen (mittig
gemessen) betragen 10 bis 12,5 cm, die Bohrlochdurchmes-
ser maximal 30 mm. 45°

7 Lagen
Mauerwerksprüfkörper für Druckinjektionen
Die Mauerwerksprüfkörper für Druckinjektionen werden
aus 7 Ziegellagen erstellt; die Dicke der Lagerfugen beträgt
ca. 12 mm, die der Stoßfugen ca. 10 mm (Abb. 3.95). Die
Bohrung der Injektionskanäle erfolgt so, dass keine mecha- 740 mm 240 mm
nische Beschädigung der Fugen eintritt. Die Bohrkanäle
werden ein- oder zweireihig horizontal bzw. mit einem Abb. 3.95:  Mauerwerksprüfkörper für Druckinjektionen, hier mit
Neigungswinkel bis 45° eingebracht und berühren die un- Bohrkanälen in 2 Reihen und einem Neigungswinkel der Bohrlöcher
von 45°
terste und oberste Ziegellage nicht. Die Abstände zwischen
den Bohrkanälen (mittig gemessen) betragen 10 bis
12,5 cm, die Bohrlochdurchmesser maximal 30 mm.
Datenlogger
Injektion der Mauerwerksprüfkörper Silicagel

Die Injektion der Mauerwerksprüfkörper erfolgt nach der


Einstellung des durch den Injektionsstoffhersteller ausge-
wählten Durchfeuchtungsgrads. Die Injektion wird nach
den Herstellervorgaben durch einen Vertreter oder Beauf-
tragten des Herstellers in der Prüfstelle durchgeführt. Alle
prüfrelevanten Daten wie z. B. eine verfahrensspezifisch
notwendige Vortrocknung werden protokolliert und im
Prüfbericht aufgeführt.

Ablauf der Wirksamkeitsprüfung von Injektionsstoffen


Die eigentliche Wirksamkeitsprüfung beginnt nach Ab-
schluss der Injektion und nachdem die Prüfkörper an allen
Seitenflächen eine wasserdampfdichte Umhüllung erhalten
haben. Diese Umhüllung kann sowohl durch den Einsatz Abb. 3.96:  Schema der Verdunstungsmessung
von Schrumpffolie als auch durch das Aufbringen einer
wasserdampfdichten Beschichtung erfolgen. Anschließend
wird der Mauerwerksprüfkörper mit der untersten Ziegel- erforderlich ist, um die aus dem Prüfkörper diffundierende
schicht in ein Wasserbad gestellt, sodass lediglich die Un- Feuchte aufzunehmen. Um die Menge der diffundierenden
terseite der unteren Ziegelschicht als definierte Wasserauf- Feuchte zu erfassen, wird ein Behälter mit Silicagel in die
nahmefläche sowie die Oberseite der oberen Ziegelschicht Haube gestellt. Durch regelmäßiges Wiegen des Silicagels
der Prüfkörper als definierte Verdunstungsfläche zur Ver- wird die Menge der über die Oberfläche abgegebenen Feuch-
fügung stehen (Abb. 3.96). te erfasst. Zusätzlich wird zur Erfassung und Dokumentation
des Klimas in der Haube ein Datenlogger eingesetzt.
Die anschließende Wirksamkeitsprüfung der Injektionsmaß-
nahme erfolgt z. B. durch eine Verdunstungsmessung. Da- Da die durch das Silicagel aufnehmbare Feuchtemenge be-
bei wird auf der Oberseite der Prüfkörper durch das Aufset- grenzt ist, wird das Gel in regelmäßigen Abständen ge-
zen einer Haube ein abgeschlossener Raum geschaffen, der wechselt.
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116 3 Bauwerksabdichtung

Alternativ zur Verdunstungsmessung werden im Rahmen


der Wirksamkeitsprüfungen auch Messmethoden nach
dem Mikrowellenmessverfahren und nach der volumetri-
schen Feuchtemessung angewendet.

Beurteilung der Wirksamkeit eines Injektionsstoffs


Die Beurteilung der Wirksamkeit eines Injektionsstoffs
erfolgt auf der Grundlage des Vergleichs des Feuchtegehalts
des Mauerwerksreferenzprüfkörpers mit den Feuchtegehal-
Prüf- und Referenzkörper Referenzkörper im Wasserbad
ten der 2 injizierten Mauerwerksprüfkörper. zur Messung der maximalen
Die Wirksamkeit des geprüften Injektionsstoffs gilt als Wasseraufnahme
nachgewiesen, wenn u. a. folgendes Hauptkriterium er-
füllt ist: Die Verdunstungsmenge bzw. der Feuchtegehalt
oder der Wasserdurchlass des injizierten Prüfkörpers ist
120 Tage nach Beginn der Wirksamkeitsprüfung gegenüber
dem Referenzprüfkörper um mindestens 50 % reduziert.
Nach bestandener Wirksamkeitsprüfung kann bei der WTA
ein Antrag auf Zertifizierung des Injektionsstoffs gestellt
werden. Ein erteiltes WTA-Zertifikat hat eine Gültigkeit
von 2 Jahren. Es kann auf Antrag verlängert werden.
Welche Injektionsstoffe eine WTA-Zertifizierung erhalten Referenzkörper mit Referenzkörper mit horizontaler
haben und wie lange die jeweiligen Zertifikate noch gültig horizontaler Sperrbahn Sperrbahn im Wasserbad zur
sind, kann u. a. auf der Internetseite der WTA http://www. Messung der maximalen
wta.de einge­sehen werden (Navigation: Leistungsangebot\ Wasseraufnahme
Möglichkeiten Ihre Produkte prüfen und zertifizieren zu
lassen\Mauerwerksinjektionssysteme).

3.8.3.3 Prüfung von Injektionsstoffen durch den BuFAS


Bodo Appel
Der Bundesverband Feuchte & Altbausanierung e. V.
(BuFAS­) hat ebenfalls ein Verfahren zur Prüfung der Wirk-
samkeit von Injektionsstoffen für nachträgliche Horizon­
talsperren entwickelt (vgl. BuFAS-Ingenieur-Merkblatt
injizierter Prüfkörper injizierter Prüfkörper im
IM-01/2009 „Injektionsmittel – Horizontalabdichtung“). Wasserbad zur Messung der
Die Eignung eines Injektionsstoffs wird durch einen Prüf- maximalen Wasseraufnahme
bericht (Eignungsnachweis) belegt. Das Verfahren umfasst
Abb. 3.97:  Schema des BuFAS-Prüfverfahrens
folgende Schritte (vgl. auch Abb. 3.97):
OO Herstellung mehrerer Prüf- und Referenzkörper
OO Herstellung eines Prüfkörpers mit horizontaler Sperrbahn Die Prüfaussagen beziehen sich auf die Beeinflussung des
OO Bestimmung des Wasseraufnahmekennwerts (w-Wert) kapillaren Saugverhaltens in der Injektionsebene bei ver-
an den trockenen Prüfkörpern vor der Injektion schiedenen Durchfeuchtungsgraden durch Vergleich der
OO Einstellung der vorgesehenen Durchfeuchtungsgrade maximalen Wasseraufnahme vor der Injektion und nach
durch Wasserlagerung der Injektion und der Sperrwirkung mit Sperrbahnabdich-
OO Durchführung des Injektionsverfahrens gemäß Herstel- tung.
lervorgaben
OO Trocknung der injizierten Prüfkörper
OO Bestimmung des Wasseraufnahmekennwerts an den 3.8.3.4 Technik der Mauerwerksinjektion gegen kapillar
Prüfkörpern nach der Injektion aufsteigende Feuchte
OO Bestimmung des Wasseraufnahmekennwerts am Prüf- Christian Ventker
körper mit horizontaler Sperrbahn
OO Bestimmung der Reduzierung der Wasseraufnahme
Packersysteme
durch Vergleich von unbehandeltem Prüfkörper, Prüf- OO Die Packer sind die Übergabestelle von der Druck
körper mit horizontaler Sperrbahn und injiziertem Prüf- erzeugenden­Pumpe (bzw. dem Behälter) zum Mauer-
körper werk.
OO Untersuchung der Injektionsstoffausbreitung durch Auf- OO In der Regel werden Packer mit Kegelnippeln (Rück-

spaltung der Prüfkörper und Untersuchung der hydro- schlagventil) verwendet.


phobierenden Wirkung durch Tropfverfahren OO Packersysteme bestehen aus dem Injektionspacker, der
OO Prüfung der Sperrwirkung bei drückendem Wasser im Bohrkanal eingeschlagen wird (Kunststoffpacker von
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 3.8  Nachträgliche Horizontalsperren gegen kapillare Feuchte 117

12 bis 18 mm Durchmesser mit Lamellen), oder aus


einem Metallpacker mit 10 bis 20 mm Durchmesser, der
im Bohrkanal verspannt wird.
OO Bei Metallpackern ist zu beachten, dass die silberfar-

benen Nippel erst bei Drücken über 20 bar öffnen; für


das Niederdruckverfahren sind daher die messingfar-
benen Nippel für einen geringeren Öffnungsdruck zu
verwenden.
OO Die Packersysteme müssen jeweils mit herstellerspezi-

fischen Übergabesystemen ausgerüstet sein.


OO Der Packer muss fest und dicht im Mauerwerk verankert

sein; dies ist insbesondere bei altem, geschädigtem Mau-


erwerk oft problematisch.
OO Hilfreich ist das Bereithalten von Packern mit unter-

schiedlichen Durchmessern, sodass undichte Packer


durch Packer mit größerem Durchmesser ersetzt
werden­ können, um die erforderliche Dichtheit zu
Abb. 3.98:  Mauerwerksinjektion, Befüllen von Vorratsbehältern
erreichen­.
OO Kunststoffpacker können im Bohrkanal zusätzlich

auch mit den reaktiven flexiblen mineralischen Dich-


tungsschlämmen mit hohem Dispersionsanteil verklebt
und abgedichtet werden.

Drucklose Injektion
OO Drucklose Injektionssperren gegen kapillare Feuchte
werden­über das Bohrloch direkt eingebracht. Bei dieser
Methode muss der Bohrkanal so oft gefüllt werden, bis
eine ausreichende Tränkung des Wandquerschnitts er-
reicht ist.
OO Das Bevorraten des Injektionsstoffs wird durch Vorrats-

behälter am Bohrloch sichergestellt. Eine andere Metho-


de sind Vorratsbehälter, über die der Injektionsstoff ins
Bohrloch gelangen kann (Abb. 3.98).
OO Der Durchmesser der Bohrlöcher wird von den Herstel-

lern des Injektionsmaterials jeweils vorgegeben; er be- Abb. 3.99:  Kunststoffpacker: links unten ein kleiner Lamellenpacker
trägt ab 12 mm für cremeförmige Injektionsstoffe und mit ca. 10 mm Durchmesser (rechts im Schnitt), links oben ein Lamel-
lenpacker, der mit Maßen von 12 bis 18 mm Durchmesser eingesetzt
20 bis 30 mm für wässrige Injektionsstoffe. wird (Quelle: Dittmann GmbH, Hohen Neuendorf )

Druckinjektion
OO Der Injektionskanal für die Horizontalsperre in der
OO Bei Druckinjektionen werden die Injektionsstoffe mit
Bohrlochsuspension wird mit einem Injektionsstab (ein
Pumpen oder Druckbehältern über Packer im Nieder-
Stahldraht von ca. 4 mm Durchmesser) erstellt. Dieser
druckverfahren bis 10 bar oder im Hochdruckverfahren
wird entweder in die abbindende Bohrlochsuspension
in das Mauerwerk eingebracht.
OO Der Durchmesser wird von den Herstellern des Injek­
gestochen oder direkt nach dem Verfüllen eingesteckt
und nach dem Abbinden wieder entfernt.
tionsmaterials jeweils vorgegeben; er beträgt verfah- OO Soll der Kanal mit einem Werkzeug gestochen werden, so
rensabhängig 10 bis 18 mm.
ist darauf zu achten, dass die Bohrlochsuspension ausrei-
chend abgebunden hat, da nur so der Injektionskanal in
Mehrstufeninjektion
sich stabil bleibt und verpresst werden kann.
OO Standardmäßig werden zunächst die Hohlräume gefüllt OO Wird der Injektionsstab in die frische Bohrlochsuspensi-

und anschließend nochmals gebohrt, um den Bohrkanal on gesteckt, sollte sie herausgezogen werden, bevor die
für die Verpressung der chemischen Horizontalsperre zu Suspension nach ca. 1 bis 3 Stunden nach dem Einsetzen
erhalten. vollständig durchgetrocknet ist.
OO Für Zweistufeninjektionen mit Verfüllung von Bohrloch- OO Anschließend kann der Nippel des zweistufigen Packer-

suspension und anschließendem Verpressen der wäss- systems eingeschlagen und durch diesen die Druckinjek-
rigen Horizontalsperre stehen spezielle Packersysteme tion ausgeführt werden.
zur Verfügung, mit denen beide Arbeiten über nur einen OO Diese Packersysteme stehen auch mit Schiebekupplung

Packer ausgeführt werden können, sodass das nochma- zur Verfügung.


lige Bohren entfällt. OO Kleine Packer (Abb. 3.99) können ohne spezielles Werk-
OO Hierbei werden zunächst die Hohlräume im Mauerwerk zeug mit einem Hammer eingeschlagen werden; eine
durch den Packer mit Bohrlochsuspension verfüllt. Schiebekupplung dichtet beim Verpressen ab.
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118 3 Bauwerksabdichtung

Geräte
OO mit Druckluft beaufschlagte Druckbehälter
OO Druckpumpen
−−elektrische Membranpumpen
−−pneumatische Kolben- oder Membranpumpen
Der Vorteil der elektrischen Geräte ist, dass kein Kompres-
sor für Druckluft benötigt wird. Für das Ausblasen der
Bohrlöcher sollte allerdings Druckluft auf der Baustelle zur
Verfügung stehen.
Bei den elektrischen Membranpumpen treibt ein Elektro-
motor einen rotierenden Exzenter an, der wiederum die
Membran auf- und abbewegt. Durch ein Einlassventil und
ein Auslassventil wird der Druckaufbau erreicht.
Bei den pneumatischen Geräten entfällt die rotierende Be-
wegung und der Kolben wird durch einen Luftmotor auf-
und abbewegt.
Bei den pneumatischen Membranpumpen wird die Memb-
ran direkt durch die Luftsteuerung hin- und herbewegt. Bei
beiden Systemen wird der Druckaufbau ebenfalls über Ein-
Abb. 3.100:  Mauerwerksinjektion, Erstellen der Bohrlochreihe
und Auslassventile (Kugeln mit Sitz) erzeugt.
Vorteil der pneumatischen Systeme ist die Möglichkeit ei- Bei altem Mauerwerk ist der Druckaufbau oft so gering,
ner akustischen Kontrolle des Injektionsverlaufs. dass er kaum wahrnehmbar ist. Hier ist sicherzustellen,
dass eine ausreichende Ausbreitung des Injektionsstoffs im
Ausführung Mauerwerksquerschnitt erreicht wird.
OO Wenn die zum Packersystem passenden Bohrungen er- Die Wirksamkeit der Maßnahmen kann an Bohrkernen
stellt sind, werden sie mit ölfreier Druckluft ausgeblasen. geprüft werden, die nach der Entnahme mit Wasser benetzt
Durch das Ausblasen wird das feine Bohrmehl entfernt werden. Das Wasser sollte dabei vom Baustoff nicht mehr
und die Kapillaren können den Injektionsstoff besser kapillar aufgenommen werden können.
aufnehmen, da sie nicht durch Bohrmehl verstopft wer-
Eine Kontrolle des Durchfeuchtungsgrads oberhalb der
den (Abb. 3.100).
OO Nach dem Reinigen der Bohrlöcher können die zum
Injektionszone gibt Auskunft, ob und wie erfolgreich die
Arbeiten waren. Ein messbarer Erfolg ist frühestens nach 6
Bohrlochdurchmesser passenden Packer abhängig vom
Monaten festzustellen.
Packersystem eingeschlagen oder eingeschraubt werden.
OO Anschließend werden die einzelnen Packer nacheinander
3.8.3.6 Regelwerke
mit der Injektionspumpe bzw. dem Behälter verbunden
und der Injektionsstoff eingebracht. OO WTA-Merkblatt 4-3-98/D „Instandsetzung von Mauer-
werk. Standsicherheit und Tragfähigkeit“, 1998 (Wissen-
In altem, geschädigtem Mauerwerk baut sich nur geringer
schaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bau-
Druck auf. Das Material verteilt sich hauptsächlich über die
werkserhaltung und Denkmalpflege e. V.)
Lagerfugen und der Mauerstein wird je nach Festigkeit nur OO WTA-Merkblatt 4-4-04/D „Mauerwerksinjektion gegen
wenig oder gar nicht getränkt.
kapillare Feuchtigkeit“, 2004 [wird durch WTA-Merkblatt
4-10 „Injektionsverfahren mit zertifizierten Stoffen gegen
3.8.3.5 Qualitätssicherung
kapillaren Feuchtetransport“, das sich in der Erarbeitung
Die Qualität einer Horizontalsperre durch drucklose Trän- befindet, ersetzt] (Wissenschaftlich-Technische Arbeits-
kung oder Druckinjektion hängt im Wesentlichen davon gemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege
ab, ob im Mauerquerschnitt genügend Material fehlstellen- e. V.)
frei eingebracht wurde. OO WTA-Merkblatt 4-6-05/D „Nachträgliche Abdichtung

erdberührter Bauteile“, 2005 (Wissenschaftlich-Tech-


Die vorhandenen Durchfeuchtungsgrade sind zu beach-
nische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und
ten, ebenso die Angaben der Hersteller zu den maximal
Denkmalpflege e. V.)
zulässigen vorhandenen Durchfeuchtungsgraden, die bei OO BuFAS-Ingenieur-Merkblatt IM-01/2009 „Injektionsmit-
den Produkten stark differieren. Der Durchfeuchtungsgrad
tel – Horizontalabdichtungen“, 2009 (Bundesverband
des Mauerwerks kann gegebenenfalls durch technische
Feuchte & Altbausanierung e. V.)
Trocknung gesenkt werden. Ab Durchfeuchtungsgraden
von ca. 60 % sollten Druckinjektionen ausgeführt werden.
Ist kein Druckaufbau am Manometer der Injektionspum-
pe festzustellen, muss geprüft werden, ob der Injektions-
stoff durch Risse, lockere Fugen oder Fehlstellen abfließt.
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 3.9 Sockel 119

3.9 Sockel
Rainer Spirgatis
Definition
Sockel wird das außen liegende Bauteil der Fassade eines
Gebäudes genannt, das oberhalb und unterhalb der Gelän-
deoberfläche angrenzt. Der Gebäudesockel ist der außen
liegende und in das Erdreich eingebundene unterste Be-
reich der Fassade.

3.9.1 Beanspruchungen
Abb. 3.101:  Ein abgedichteter und farblich abgesetzter Putzsockel
Sockelbeanspruchungen unterhalb der Geländeoberkante
OO Bodenfeuchte
OO aufstauendes Sickerwasser
OO drückendes Wasser
OO Kapillarität

An Abdichtungsübergängen unterschiedlicher Baustoffe


können Spannungen aus folgenden Beanspruchungen auf-
treten:
OO mechanische Belastungen
OO Erddruck
Abb. 3.102:  Durchfeuchtung an einer zweischaligen Außenwand
OO Wurzelbelastung durch Pflanzenwuchs
(Verblendmauerwerk)

Sockelbeanspruchungen oberhalb der Geländeoberkante


OO Witterungseinflüsse
OO Spritzwasser
OO Temperaturschwankungen
OO Sonneneinstrahlung
OO Frost-Tau-Wechsel
OO Streusalz
OO mechanische Belastungen

Der Sockel kann sich in der optischen Gestaltung von der


Fassade unterscheiden (Abb. 3.101). Hierdurch können Abb. 3.103:  Salzausblühungen an einem Verblendsockel
weitere mechanische Belastungen auftreten
OO durch Sockelbekleidungen (Farbe, Putz, Verblendung) und
OO durch Befestigungen (Sockelschienen von Wärmedämm-
Verbundsystemen [WDVS], Fassadenelemente).

Schäden am Gebäudesockel
Sowohl im Neubau als auch im Altbau entstehen Schäden
an Sockeln durch die Kombination von Beanspruchungen
in Verbindung mit ungehindertem Feuchteeintritt in die
Konstruktion.
Typische Schadensbilder sind:
Abb. 3.104:  Putzabplatzungen und Algenbefall
OO Durchfeuchtung bzw. Durchnässung (Abb. 3.102)
OO Reduktion der Wärmedämmung
OO Salzschäden

−−Ausblühungen (Abb. 3.103)
−−Kristallisation
OO Vergrünungen

−−Algen (Abb. 3.104)
−−Moose
−−Flechten
OO Baustoffkorrosion

−−Farbabplatzungen
−−Absandungen
Abb. 3.105:  Gefügeschwächung des Steins und Fugenausbruch an
−−Abplatzungen (Abb. 3.104 und 3.105) einem Natursteinsockel
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120 3 Bauwerksabdichtung

3.9.2 Konstruktionstypen von Außenwänden aus Mauer- Bei niveaugleichen Hauseingangs- oder Terrassentüren ist
werk und Beton das Eindringen von Wasser durch besondere Maßnahmen
auszuschließen. Hinter- oder Unterlaufen der Abdichtung
Einschalige Außenwand
kann z. B. mit wasserdichten Klemmprofilen im Anschluss-
OO nicht verputze Wandoberfläche (Sicht- oder Naturstein- bereich ausgeschlossen werden. Übergänge unterschiedli-
mauerwerk, Sichtbeton) cher Abdichtungssysteme müssen nach Herstellerangaben
OO verputzte Wandoberfläche (Putzsockel) ausreichend überlappen und sind fachgerecht anzuschlie-
OO Wärmedämm-Verbundsystem ßen. Die Abdichtungsenden dürfen nicht ungeschützt was-
serbeansprucht oder mechanisch belastet werden.
Zweischalige Außenwand
Schutzschichten
OO mit Luftschicht und Wärmedämmung
OO mit Kerndämmung Im erdberührten Bereich sind Schutzschichten vorzusehen.
OO mit Luftschicht Beschädigungen der Abdichtung beim Herstellen von
Schutzschichten sind auszuschließen. Das Hinterfüllen des
3.9.3 Beteiligte Arbeitsraums hat sorgfältig zu erfolgen, Belastungen der
Abdichtung durch Verdichtung und in der Folge auftreten-
Planer
de Beschädigungen der Abdichtung sind zu vermeiden,
Die Leistungen des Planers umfassen Schutzschichten sind anzuordnen.
OO die planerische Gestaltung des Sockels sowie Schutzschichten haben folgende Anforderungen dauerhaft
OO die Koordination und zu erfüllen:
OO die Überwachung der Folgegewerke.
OO Verträglichkeit mit der Sockelabdichtung sicherstellen
Es liegt im Verantwortungsbereich des Planers, die arbeits- OO Widerstandsfähigkeit gegen die auf sie einwirkenden
teilige Herstellung des Bauteils Sockel mit den Ausfüh- Beanspruchungen aufweisen
rungsunternehmen abzustimmen, um Fehlleistungen der
am Bau Beteiligten zu vermeiden. Geländeführung
Durch konstruktive Maßnahmen muss Niederschlags-
Ausführende
oder Brauchwasser vom Gebäude abgeleitet werden. Bean-
Zahlreiche unterschiedliche Gewerke sind am Bauteil Sockel spruchungen durch fließendes Wasser auf der Oberfläche
beteiligt: angrenzender Flächen sind durch Gefälle oder Rinnen
kontrolliert­vor dem Gebäudesockel abzuleiten. Die Ge­
OO Bauunternehmer
ländeausführung ist empfehlenswert, mit einem Mindest-
OO Holz- und Bautenschützer
OO Verputzer und Stuckateure
gefälle von 2,5 % zur Entwässerung zu planen.
OO Maler An Vegetationsflächen, die unmittelbar an den Gebäude­
OO Fliesen-, Platten- und Mosaikleger sockel herangeführt werden, ist mit Verschmutzung zu
OO Steinmetze und Natursteinverleger rechnen. Eine Trennung von mindestens 30 cm Breite
OO Garten- und Landschaftsbauer durch einen Spritzschutzstreifen aus grobkörniger Ge-
OO Straßenbauer steinskörnung mit Kantenstein ist einzubauen. Trauf­
platten sollten ein Mindestgefälle von 2,5 % aufweisen
3.9.4 Anforderungen und aus Gründen der Stabilität eine Einfassung erhalten.
Grundsätze der Sockelabdichtung
3.9.5 Sockelabdichtung mit mineralischer Dichtungs­
Alle vom Boden berührten Sockelflächen der Außen- bzw. schlämme (MDS)
Umfassungswände sind gegen Wasserbeanspruchung abzu-
Für die Herstellung von Vertikalabdichtungen im Spritz-
dichten, d. h.
wasserbereich von Sockeln und Außenwandflächen sind
OO gegen Bodenfeuchte gemäß DIN 18195-4 und bauaufsichtlich geregelte Abdichtungsstoffe gemäß Baure-
OO gegen zeitweise aufstauendes Sickerwasser und gelliste zu verwenden. Die Auswahl geeigneter Abdich-
drückendes­Wasser gemäß DIN 18195-6 sowie tungsstoffe richtet sich nach den abdichtungstechnischen
OO zusätzlich oberhalb der Geländeoberfläche und baulichen Erfordernissen.
−−gegen Niederschlag und
Im Folgenden wird die Abdichtung des durch Spritwasser
−−gegen Spritzwasser.
gefährdeten Sockelbereichs mit mineralischer Dichtungs-
Die Sockelabdichtung ist im Regelfall auf der dem Wasser schlämme (MDS), die sich für die Sockelabdichtung be-
zugekehrten Bauwerkseite anzuordnen und muss planmä- währt hat, beschrieben.
ßig mindestens 30 cm über Oberkante Gelände geführt
Für den Nachweis der stofflichen Eigenschaften gelten die
werden. Bei Anpassungen der Geländeoberfläche kann
„Prüfgrundsätze für die Erteilung von allgemeinen bauauf-
die Höhe der Abdichtung auf das Maß von 15 cm redu-
sichtlichen Prüfzeugnissen für mineralische Dichtungs-
ziert werden, sofern nicht Wasserbeanspruchungen nach
schlämmen für Bauwerksabdichtungen (PG-MDS)“, veröf-
DIN 18195-6 vorliegen­. Dieser Endzustand für Übergänge
fentlicht im amtlichen Teil der DIBt-Mitteilungen. Der
der Bauwerksabdichtung nach DIN 18195-4 muss als Min-
Nachweis ist durch ein allgemeines bauaufsichtliches Prüf-
destmaß gewährleistet werden.
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 3.9 Sockel 121

zeugnis (abP) für den entsprechenden Anwendungsbereich Abb. 3.106: Mischen


zu erbringen. einer mineralischen
Dichtungsschlämme
Mineralische Dichtungsschlämmen können aus ein- oder
zweikomponentigen Massen auf Basis von Zement, Ge-
steinskörnungen und weiteren Zusatzstoffen bestehen.
Unterschieden werden
OO rissüberbrückende (flexible) und
OO nicht rissüberbrückende (starre) mineralische Dichtungs-
schlämmen.

Anwendungsbereiche
Mineralische Dichtungsschlämmen werden in folgenden OO Innenecken und Wand- und Bodenanschlüsse sind mit
Anwendungen eingesetzt:
einem zum System gehörigen Mörtel nach Herstelleran-
OO Vertikalabdichtung von erdberührten Bauteilen gaben mit einem Radius von 4 bis 6 cm auszurunden.
OO Vertikalabdichtung im Spritzwasserbereich von Sockeln OO Ausbruchstellen und offene Stoßfugen von mindestens
OO Horizontal- und Querschnittsabdichtung in und unter 5 mm Breite sind außenseitig mit geeignetem Mörtel zu
aufgehenden Wänden verschließen.
OO Offene Stoßfugen < 5 mm und in der Oberfläche profi-

Vorteile der Sockelabdichtung mit MDS lierte Steine müssen entweder durch Vermörtelung mit
einem Dünn- oder Ausgleichsputz oder durch Kratz-
Eine Sockelabdichtung aus MDS besitzt folgende Vorteile:
spachtelung mit mineralischer Dichtungsschlämme ega-
OO als fugen- und nahtlose Bauwerksabdichtung geeignet lisiert werden.
OO streichbar, spachtelbar und spritzbar
OO haftstark auf allen tragfähigen mineralischen Untergrün- 3.9.5.2 Verarbeitung
den
OO druckstabil
Der flüssig aufzutragende Abdichtungsstoff wird vor Ort
OO diffusionsoffen
mit der vorgeschriebenen Wassermenge oder Kunst-
OO überstreichbar
stoffflüssigkomponente und geeignetem Rührwerkzeug
OO mit Sockelputzen überputzbar
homogen aufbereitet (Abb. 3.106).
OO als Zwischenabdichtung gegen zeitweise auf die Rückseite Die Abdichtung wird auf mattfeucht vorgenässte oder
einwirkendes Wasser während der Bauphase ge­eignet grundierte Untergründe aufgebracht. Die Luft-, Unter-
grund- bzw. Objekt- und Materialtemperatur darf bei der
3.9.5.1 Untergründe Verarbeitung +5 °C nicht unterschreiten.
Mineralische Dichtungsschlämmen sind zur Abdichtung Die Verarbeitung erfolgt nach je nach Konsistenz porenfrei
des spritzwassergefährdeten Sockelbereichs auf folgenden in mindestens 2 Lagen im Streich- oder Spachtelverfahren.
Untergründen geeignet: Vor dem Auftrag der Folgeschicht muss die darunterliegen-
de Schicht ausgehärtet sein oder sichergestellt werden, das
OO Mauerwerk nach DIN 1053-2 und -4
sie schadensfrei