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Bausanierung
Michael Stahr (Hrsg.)
Bausanierung
Erkennen und Beheben von Bauschäden
4., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage
Mit 547 Abbildungen und 145 Tabellen
Die Autoren:
Friedhelm Hensen, Hilmar Kolbmüller,
Michael Stahr, Jürgen Weber, Uwe Wild
PRAXIS
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
<http://dnb.d-nb.de> abrufbar.
1. Auflage 1999
2. Auflage 2002
3. Auflage 2004
4., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage 2009
Alle Rechte vorbehalten
© Vieweg +Teubner | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2009
Lektorat: Karina Danulat | Sabine Koch
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berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im
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von jedermann benutzt werden dürften.
Technische Redaktion: Dipl.-Vw. Annette Prenzer, Wiesbaden
Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg
Druck und buchbinderische Verarbeitung: MercedesDruck, Berlin
Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier.
Printed in Germany
ISBN 978-3-8348-0246-0
Vorwort zur 4. Auflage
Innerhalb von weniger als 10 Jahren erscheint die nunmehr 4. Auflage in einem inhaltlich
vollständig überarbeiteten Neuaufbau.
Die bisherigen Kapitel sind in der Struktur beibehalten, aber aktualisiert, konkretisiert, illust-
riert und teilweise neu gefasst (Bauteile in Erdreich, Schornsteine, Holzbau. Gestrafft wurde
das Kapitel Dächer. Stark erweitert wurde auf Grund der positiven Resonanz in den bisherigen
Auflagen das Kapitel Bautechnischer Artenschutz. Neu hinzugekommen sind die Kapitel Me-
tallbauteile, Ökologisches Bauen und EnEV.
Ein besonderes Bedürfnis von Herausgeber und Verlag ist es, an dieser Stelle unseres verstor-
benen Autors, Herrn StR.-Ing Karl-Heinz Pfestorf zu gedenken, der durch seine fachliche
Kompetenz wesentlich zum Gelingen des Buches beigetragen hat.
Mein Dank gilt wiederum den Mitautoren, dem Lektorat Bauwesen des Verlags Vie-
weg+Teubner und allen Fachkollegen und Institutionen, die unsere Arbeit in Form von Abbil-
dungen, technischen Unterlagen und konstruktiven Hinweisen unterstützt haben. Möge der
Leser auch die vorliegende Auflage mit Interesse aufnehmen und durch Anregungen die Wei-
terentwicklung fördern.
Leipzig, im Januar 2009 Michael Stahr
Vorwort
Bei der ersten Auflage des Buches ließen sich die Autoren von der Absicht leiten, allen in
mittleren Ebenen des Bauwesens Tätigen, wie Meistern, Technikern, Kalkulatoren und Fach-
arbeitern, die vorwiegend mit Sanierungsarbeiten beschäftigt sind, aber auch Lehrern an Bau-
gewerkeschulen, Studenten, Auszubildenden, vor allem aber „Häuslebauern“ ein Nachschla-
gewerk in die Hand zu geben, welches über die Konstruktion, Bau- und Werkstoffe, vor allem
aber über praktische Erfahrungen, Regeln und Lösungsmöglichkeiten in leicht verständlicher
Form, Aufschluß zu geben. Praxisbezogene Hinweise über einen zielgerichteten und angemes-
senen Werkstoffeinsatz sind im Text eingestreut. Unnötige Verluste an baulich erhaltenswerten
Gebäuden und vermeidbare Bauschäden entstehen immer noch durch unzureichendes Wissen
der Planenden und Ausführenden insbesondere im Zuge von kostspieligen Sanierungsmaß-
nahmen am alten Baubestand.
Die Darlegungen sind im Rahmen der Möglichkeiten des Buches komplex gehalten, um einer
sinnvollen Verbindung zwischen Sanierung und Altbausubstanz und modernen Anforderungen
des Neubaugeschehens Rechnung zu tragen. Aus diesem Grund sind besonders solche Bauteile
hervorgehoben, welche bei Sanierungsarbeiten alltäglich in Stadt und Land zur Ausführung
gelangen, aber auch solchen Bauwerken Aufmerksamkeit geschenkt, die zwar als Neubauten
gelten, aber dennoch, vor allem beim Einsatz neu entwickelter Baustoffe oder den immer mehr
zur Anwendung gelangenden Kombinationswerkstoffen ständiger „Pflege“ bedürfen.
Für die konstruktive Mitarbeit möchte ich mich beim Vieweg Verlag, den Autoren, sowie den
Unternehmungen und Privatpersonen, die mich durch die Zurverfügungstellung von Techni-
schen Arbeitsblättern, Prospekten, Folien und Abbildungen unterstützten, bedanken. Besonde-
rer Dank gilt meiner langjährigen Mitarbeiterin, Frau Ing.-Oec. Angelika Krauß, die mit ge-
wohnter Zuverlässigkeit und fachlicher Kompetenz die Fertigstellung des Manuskriptes be-
sorgte. Möge die vorliegende Arbeit sich als willkommenes Hilfsmittel bei Sanierungswilligen
und -verpflichteten erweisen.
Leipzig, im Mai 1999 Michael Stahr
Inhaltsverzeichnis
1 Bauzustandsanalyse...................................................................................................... 1
1.1 Vorbemerkung ......................................................................................................... 1
1.2 Historische Zusammenhänge zwischen Sanierung und Denkmalspflege................ 1
1.3 Begriffe von A–Z .................................................................................................... 3
1.4 Bestandsdauer von Gebäuden.................................................................................. 6
1.4.1 Bestandsdauer als Funktion der Zeit ......................................................... 6
1.4.2 Bauzustandsstufen ..................................................................................... 8
1.4.3 Bewertung der Bestandsdauer ................................................................... 8
1.5 Gebäudegliederung.................................................................................................. 9
1.6 Schadenscharakteristika........................................................................................... 9
1.6.1 Einfluss des Baujahres auf Schadenscharakteristik ................................... 9
1.6.2 Ursachen der Schäden an Gebäuden ....................................................... 10
1.7 Schadensverursacher ............................................................................................. 13
1.7.1 Verursachergruppen ................................................................................ 13
1.7.2 Schadensschwerpunkte............................................................................ 14
1.7.3 Physikalisch-technische Schadensursachen............................................. 15
1.8 Die Erfassung des Bauzustandes ........................................................................... 21
1.8.1 Wertung ausgewählter Daten................................................................... 21
1.8.2 Arbeitsfolge ............................................................................................. 22
1.8.3 Auswahl technischer Geräte .................................................................... 23
1.8.4 Muster eines Formblattes zur Beurteilung des baulichen Zustandes....... 24
1.9 Bildquellenverzeichnis .......................................................................................... 32
2 Planungsabläufe ........................................................................................................... 33
2.1 Sanierungskonzept................................................................................................. 33
2.1.1 Inhalt........................................................................................................ 33
2.1.2 Erschließung des Grundstückes:.............................................................. 34
2.1.3 Beurteilung der Bauwerksteile und baulichen Anlagen .......................... 34
2.1.4 Bautechnische Maßnahmen ..................................................................... 34
2.1.5 Funktionsänderungen .............................................................................. 35
2.1.6 Einschätzung des Finanzbedarfs.............................................................. 35
2.1.7 Beurteilung .............................................................................................. 36
2.2 Entwurfsplanung.................................................................................................... 37
2.3 Genehmigungsplanung .......................................................................................... 48
VIII Inhaltsverzeichnis
4 Natursteinrestaurierung..............................................................................................69
4.1 Natursteine als Baustoff......................................................................................... 70
4.1.1 Gesteinsarten und Einteilung ................................................................... 70
4.1.2 Bedeutung des Natursteins im Bauwesen ................................................ 73
4.1.3 Natursteinbearbeitung.............................................................................. 75
4.1.4 Natursteinmauerwerk............................................................................... 77
4.2 Schadensursache – Schadensbilder........................................................................ 77
4.2.1 Verwitterungswirksame Faktoren............................................................ 77
4.2.2 Schadensbilder......................................................................................... 80
4.2.3 Schadensursachen .................................................................................... 82
4.2.4 Schadensrelevante Gesteinseigenschaften ............................................... 84
4.3 Schadensdokumentation ........................................................................................ 88
4.3.1 Bestandsaufnahme ................................................................................... 88
4.3.2 Arbeitsbereiche der Bestandserfassung und Bewertung.......................... 89
4.4 Instandsetzungsmaßnahmen .................................................................................. 92
4.4.1 Maßnahmenkatalog.................................................................................. 92
4.4.2 Handwerklicher Steinaustausch............................................................... 96
Inhaltsverzeichnis IX
6 Holzkonstruktionen....................................................................................................... 149
6.1 Holz – ein bewährter Baustoff............................................................................. 149
6.2 Anwendung im Bauwesen ................................................................................... 152
6.3 Ursachen der Holzzerstörung .............................................................................. 155
6.3.1 Holzzerstörende Pilze ............................................................................ 155
6.3.2 Holzverfärbende Pilze ........................................................................... 159
6.3.3 Holzzerstörende Insekten ...................................................................... 160
6.3.3.1 Erscheinungsformen .............................................................. 160
6.3.3.2 Trockenholzinsekten.............................................................. 161
6.3.3.3 Frischholzinsekten ................................................................. 163
6.3.3.4 Faulholzinsekten: ................................................................... 163
6.3.4 Witterungseinflüsse ............................................................................... 164
6.4 Holzfehler ............................................................................................................ 164
6.5 Risse im Holz....................................................................................................... 165
6.6 Gefährdungsklassen (Gebrauchsklassen) ............................................................ 168
6.7 Dauerhaftigkeitsklassen....................................................................................... 170
6.8 Aufgaben des baulichen und vorbeugenden chemischen Holzschutzes .............. 171
6.9 Baulicher und konstruktiver Holzschutz ............................................................. 171
6.9.1 Schutz gegen Niederschläge und Spritzwasser...................................... 171
6.9.2 Schutz gegen Feuchtigkeit aus Erdreich oder angrenzenden
Baustoffen.............................................................................................. 174
X Inhaltsverzeichnis
7 Metallbauteile ................................................................................................................215
7.1 Begriff – Ursachen – Vorgänge der Korrosion.................................................... 215
7.2 Werkstoffe ........................................................................................................... 218
7.3 Sanierung von Metalldächern .............................................................................. 220
7.3.1 Grundsätze ............................................................................................. 220
7.3.2 Entscheidungsaspekte für Metalldeckungen.......................................... 221
7.3.3 Technisch-wirtschaftlicher Aspekt ........................................................ 221
7.3.4 Denkmalpflegerische Aspekte ............................................................... 222
7.3.5 Deckung mit historischem Material....................................................... 222
7.3.6 Metallornamentik auf Dächern .............................................................. 227
7.4 Sanierung von Fassaden ...................................................................................... 229
7.4.1 Grundsätze ............................................................................................. 229
7.4.2 Platten und Befestigungen ..................................................................... 231
7.4.3 Fassadensanierung mit Paneelen ........................................................... 231
7.5 Sanierung von Fußböden ..................................................................................... 232
Inhaltsverzeichnis XI
9 Wände............................................................................................................................. 281
9.1 Wandfunktionen .................................................................................................. 281
9.2 Wandarten............................................................................................................ 283
9.3 Wandkonstruktionen............................................................................................ 285
9.3.1 Außenwandkonstruktionen.................................................................... 287
9.3.2 Innenwandkonstruktionen ..................................................................... 294
9.4 Fassaden .............................................................................................................. 295
9.5 Bildquellenverzeichnis ........................................................................................ 302
XII Inhaltsverzeichnis
10 Dächer.............................................................................................................................303
10.1 Konstruktive Vorbemerkungen............................................................................ 303
10.2 Geneigte Dächer (Steildächer)............................................................................. 306
10.2.1 Prinzip.................................................................................................... 306
10.2.2 Wärmedämmbaustoffe........................................................................... 308
10.2.3 Belüftetes – oder Kaltdach..................................................................... 310
10.2.4 Unbelüftetes – oder Warmdach ............................................................. 312
10.2.5 Aufsparrendämmung (oberhalb der Sparren) ........................................ 313
10.2.6 Zwischensparrendämmung .................................................................... 315
10.2.7 Dämmung unter dem Sparren ................................................................ 316
10.2.8 Spezielle Konstruktionen....................................................................... 318
10.2.9 Altbausanierung mit dem Dämmkeil ..................................................... 318
10.2.10 Dämmen mit EPS-Elementen ................................................................ 322
10.3 Flachdächer.......................................................................................................... 327
10.4 Gründächer .......................................................................................................... 329
10.5 Dachgeschossausbau............................................................................................ 332
10.5.1 Dachgeschossdeckendämmung ............................................................. 332
10.5.2 Ausgebaute Dachgeschosse ................................................................... 333
10.6 Normen, Richtlinien, Merkblätter........................................................................ 336
10.7 Bildquellenverzeichnis......................................................................................... 337
11 Decken ............................................................................................................................339
11.1 Allgemeines ......................................................................................................... 339
11.2 Konstruktionsarten der Decken ........................................................................... 339
11.3 Sanierung von Decken......................................................................................... 343
11.4 Fußböden ............................................................................................................. 345
11.5 Bildquellenverzeichnis......................................................................................... 348
12 Feuerungsanlagen..........................................................................................................349
12.1 Feuerstätten.............................................................................................................. 350
12.1.1 Offene Kamine....................................................................................... 351
12.1.2 Heizkamine ............................................................................................ 351
12.1.3 Kaminöfen ............................................................................................. 352
12.1.4 Grund- und Einsatzöfen......................................................................... 353
12.1.5 Specksteinöfen....................................................................................... 356
12.1.6 Herde ..................................................................................................... 358
12.2 Schornsteine......................................................................................................... 358
12.2.1 Einführung ............................................................................................. 359
12.2.2 Schornsteinarten .................................................................................... 360
12.2.3 Sanierungsverfahren von Schornsteinmauerwerk ................................. 361
12.2.4 Sanieren von Schornsteinköpfen ........................................................... 362
Inhaltsverzeichnis XIII
14.2 Kriterien zur Werkstoff-, Systemauswahl und zur Gütebestimmung .................. 410
14.2.1 Werkstoff- und Systemauswahl............................................................. 410
14.2.2 Güterichtlinien ....................................................................................... 413
14.3 Formen, Arten und Typen von Fenstern, Materialien.......................................... 416
14.3.1 Fensterformen ........................................................................................ 416
14.3.2 Funktionsbereiche.................................................................................. 417
14.3.3 Fenster aus Holz .................................................................................... 418
14.3.4 Fenster aus Kunststoff ........................................................................... 422
14.3.5 Fenster aus Holz mit Kunststoff ............................................................ 429
14.3.6 Fenster aus Aluminium.......................................................................... 432
14.3.7 Fenster aus Aluminium im Verbund mit Holz und Kunststoff .............. 434
14.4 Dachflächenfenster – Dachwohnraumfenster ...................................................... 435
14.4.1 Grundformen/Fenstertypen.................................................................... 435
14.4.2 Konstruktionsgrundsätze/Vorplanung ................................................... 437
14.4.2.1 Vorplanung ............................................................................ 437
14.4.2.2 Fenstergröße........................................................................... 439
14.4.2.3 Beachtung der Bauphysik ...................................................... 440
14.4.2.4 Material- und Produkteigenschaften ...................................... 440
14.4.2.5 Luft- und Dampfdichtheit ...................................................... 440
14.4.2.6 Brand- und Schallschutz ........................................................ 441
14.4.2.7 Ausführungsfehler ................................................................. 441
14.5 Fenstersicherheit .................................................................................................. 441
14.5.1 Verbundsicherheitsglas (VSG) .............................................................. 443
14.5.2 Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG) ....................................................... 443
14.5.3 Offene und verdeckte Beschläge ........................................................... 444
14.5.4 Verschlussüberwachung ........................................................................ 445
14.5.5 Brüstungshöhen ..................................................................................... 445
14.6 Details am Fenster ............................................................................................... 445
14.6.1 Sprossen................................................................................................. 445
14.6.2 Rollläden................................................................................................ 448
14.6.3 Fensterläden........................................................................................... 448
14.7 Fenstereinbau....................................................................................................... 449
14.7.1 Anschlussfugen...................................................................................... 449
14.7.2 Befestigung/Lastabtragung .................................................................... 452
14.7.3 Planerische Vorleistung ......................................................................... 454
14.8 Restaurierung von Bestandsfenstern.................................................................... 454
14.8.1 Berücksichtigung der Detailausbildung bei der Restaurierung ...................
und Modernisierung............................................................................... 454
14.8.2 Konstruktionsfehler – Instandsetzung ................................................... 455
14.8.3 Oberflächenbehandlung......................................................................... 456
14.9 Normen, Richtlinien, Merkblätter........................................................................ 459
14.10 Bildquellenverzeichnis......................................................................................... 462
Inhaltsverzeichnis XV
17 Putze................................................................................................................................531
17.1 Schadenserscheinung an Putzen .......................................................................... 532
17.1.1 Funktionsfehler...................................................................................... 533
17.1.2 Projektionsfehler.................................................................................... 534
17.1.3 Ausführungsfehler ................................................................................. 535
17.2 Erkennen und Beurteilen von Schäden................................................................ 535
17.3 Verarbeiten – Putzmörtel – Mörtelgruppen ......................................................... 544
17.3.1 Konstruktive und technische Vorarbeiten.............................................. 544
17.3.2 Arten und Lieferformen von Putzmörteln ............................................. 550
17.3.3 Putzmörtelgruppen................................................................................. 550
17.4 Vorbereitung des Putzuntergrundes..................................................................... 553
17.5 Einsatz von Kunstharzen und Dämmstoffen........................................................ 556
17.5.1 Kunstharze ............................................................................................. 556
17.5.2 Dämmstoffe ........................................................................................... 557
17.6 Wärmedämmverbundsystem................................................................................ 558
17.6.1 Konstruktive Erfordernisse.................................................................... 558
17.6.2 Systemaufbau eines Wärmedämmverbundsystems ............................... 559
17.7 Putzsysteme ......................................................................................................... 562
17.7.1 EPS-Wärmedämmputzsystem (expandiertes Polystyrol) ...................... 562
17.7.2 Maschinelle Putzverarbeitung................................................................ 563
17.7.3 Sanierputz .............................................................................................. 564
17.7.4 Putze auf Leichtmauerwerk ................................................................... 565
17.7.5 Putze gegen feuchtes salzhaltiges Mauerwerk....................................... 566
17.8 Oberflächenschutzmaßnahmen ............................................................................ 567
17.8.1 Imprägnierungen.................................................................................... 568
17.8.2 Versiegelungen ...................................................................................... 568
17.8.3 Farblose Sperranstriche ......................................................................... 569
Inhaltsverzeichnis XVII
18 Anstrichstoffe................................................................................................................. 585
18.1 Bestandteile der Anstrichstoffe............................................................................ 585
18.1.1 Bindemittel ............................................................................................ 585
18.1.2 Pigmente ................................................................................................ 586
18.1.3 Lackfarben............................................................................................. 587
18.1.4 Dispersionsfarben .................................................................................. 588
18.1.5 Silikatfarben .......................................................................................... 588
18.1.6 Silikonharzfüllfarbe ............................................................................... 589
18.1.7 Unterschiede der Trocknung und Erhärtung ......................................... 589
18.1.8 Anstrichaufbau ...................................................................................... 590
18.1.9 RAL – Design-System-Farbatlas........................................................... 590
18.2 Ursachen der häufigsten Schadensfolgen ............................................................ 592
18.2.1 Schadenseinschätzung ........................................................................... 592
18.2.2 Ursache von Anstrichschäden ............................................................... 592
18.3 Anforderungen an Beschichtungsuntergründe .................................................... 593
18.3.1 Voraussetzungen und Forderungen an Beschichtungsuntergründe....... 593
18.3.2 Allgemeine Voraussetzungen für eine Beschichtung ............................ 594
18.3.3 Untergrundeinteilung............................................................................. 594
18.3.4 Übersicht über Beschichtungssysteme auf mineralischen Untergründen596
18.4 Reparaturmaterialien, Arten und Anwendungen ................................................. 597
18.4.1 Reparaturmaterialienarten...................................................................... 597
18.4.2 Werkstoffe ............................................................................................. 598
18.5 Neubeschichtung mit Anstrichstoffen ................................................................. 600
18.5.1 Schichtenaufbau .................................................................................... 601
18.5.2 Haftungsfestigkeitsprüfung ................................................................... 602
18.6 Beschichtung auf Altanstrichen........................................................................... 602
18.6.1 Überholungsanstriche ............................................................................ 602
18.6.2 Erneuerungsanstrich .............................................................................. 603
18.6.3 Duplexsysteme....................................................................................... 604
XVIII Inhaltsverzeichnis
19 Ökologisches Sanieren...................................................................................................617
19.1 Umweltschonende Baustoffe ............................................................................... 618
19.1.1 Ökologische Grundsätze........................................................................ 618
19.1.2 Natürliche und biologische Baustoffe.................................................... 618
19.1.3 Auswahl- und Bewertungskriterien ....................................................... 620
19.2 Ökologische Sanierung von Baukonstruktionen.................................................. 622
19.2.1 Konstruktive Grundsätze ....................................................................... 622
19.2.2 Ökologische Konstruktionen ................................................................. 625
19.3 Gesund bauen und wohnen.................................................................................. 626
19.3.1 Erfassung und Beurteilung gebäudebedingter Schadstoffe ................... 626
19.3.2 Untersuchungen vor Sanierungsbeginn ................................................. 628
19.3.3 Baustoffe für den Innenraum ................................................................. 629
19.4 Energiegerechte Gebäudeplanung ....................................................................... 631
19.4 1 Konstruktive Grundlagen ...................................................................... 631
19.4.2 Niedrigenergiehaus ................................................................................ 633
19.4.3 Passivhaus.............................................................................................. 634
19.4.4 Energiesparhaus 60/40 (KfW) ............................................................... 643
19.5 Erneuerbare Energien .......................................................................................... 644
19.5.1 Stand – Prognose – Einsatz.................................................................... 644
19.5.2 Solarenergie ........................................................................................... 646
19.5.3 Solarthermie........................................................................................... 646
19.5.4 Photovoltaik........................................................................................... 650
19.6 Funktionsweise der solaren Stromgewinnung ..................................................... 653
19.6.1 Windenergie........................................................................................... 658
19.6.2 Biomasse................................................................................................ 660
19.6.3 Geothermie ............................................................................................ 662
19.6.4 Wasserkraft............................................................................................ 667
19.6.5 Nachwachsender Rohstoff Holz ............................................................ 668
19.7 Rückbau aus sanierungstechnologischer Sicht .................................................... 670
Inhaltsverzeichnis XIX
21 ÖNORMEN.................................................................................................................... 713
Literaturverzeichnis.............................................................................................................. 717
Sachwortverzeichnis.............................................................................................................. 721
1 Bauzustandsanalyse
1.1 Vorbemerkung
Schon seit langer Zeit machen sich Architekten und Kunstinteressierte Gedanken über den
richtigen Umgang mit alter Bausubstanz. Bereits nach 1800 wurde die Tendenz zur unüberleg-
ten Zerstörung von Altbauten zugunsten neuer, oft nur historisierender (historisch aussehen-
der) Bauten diskutiert.
So sah sich der große Berliner Architekt Karl Friedrich SCHINKEL 1815 zu einer Denkschrift
veranlasst, welche die Schaffung von Bauämtern zur Bewahrung alter Baudenkmäler forderte.
Falls keine einschneidende Maßnahmen ergriffen würden, „werde man in kurzer Zeit unheim-
lich nackt und kahl, wie eine neue Kolonie in einem nicht bewohnten Land, dastehen“.
Fast ein Jahrhundert später forderte Hermann MUTHESIUS, der Mitbegründer des Werkbun-
des, eine bewusste, bewahrende Denkmalpflege.
Er wandte sich in seinem Memorandum zur Denkmalspflege. u. a. zum einen gegen die noch
um 1900 zutreffende Neigung, sanierungsbedürftige Altbauten durch neue Materialien und
teils entstellende Hinzufügungen zu „verschönern“. Zum anderen lehnte er die zeitgenössi-
sche Praxis ab, Altbauten erst abzureißen, um sie dann – nur noch in der Optik historisch,
nicht mehr in ihrem Wesen – neu aufzubauen. Das Ziel sollte es sein, Historisches zu bewah-
ren statt zu historisieren.
2 1 Bauzustandsanalyse
Die staatlichen Aktivitäten zur Erhaltung alter Bausubstanz konzentrierten sich im 19. Jahr-
hundert weitgehend auf Kirchen und staatliche Repräsentationsbauten.
Einen Fortschritt für die Denkmalspflege brachte der ab 1871 einsetzende wirtschaftliche und
bauliche Veränderungsdruck, der den Verlust alter Bausubstanz deutlich vor Augen führte.
Nach dem zweiten Weltkrieg entstand für den erhaltenen Gebäudebestand durch die Ge-
schwindigkeit der wirtschaftlichen Veränderungen eine nochmals grundlegende neue Situati-
on.
In den Städten waren die Kriegszerstörungen und der städtebauliche und architektonische
Modernisierungseifer der 60er und 70er Jahre dafür verantwortlich, dass zahlreiche alte Ge-
bäude verschwanden und durch moderne Bauten ersetzt wurden. Andere Gebäude wurden
ihres historischen Charakters beraubt. Auf dem Land brachte der ab 1950 einsetzende ökono-
mische Aufschwung und das Bedürfnis nach einem als städtisch empfundenen Wohnstil das
Verschwinden oder die Veränderung vieler alter Häuser und Bauernhöfe mit sich.
Vor diesem Hintergrund wurde der Denkmalschutz 1964 in der Charta von Venedig und 1969
in der Resolution von Brüssel als wichtige Aufgaben der europäischen Nationen verankert.
Ein sich immer weiter verbreitendes Nachdenken über die Erhaltung der ökologischen und
kulturellen Grundlagen der Existenz förderte auch die Erhaltung historischer Zeugnisse.
Der Erfolg gut betriebener Altbausanierung zeigt sich in vielen Städten, bei denen die erhalte-
nen und wieder hergestellten Gebäude zu lebenswerten und wirtschaftlich florierenden Innen-
städten beitrugen. Allerdings ist das Bewusstsein von Sinn und Vorteilen des Altbauerhalts
noch nicht überall verbreitet. Ergebnisse der Fehleinschätzung von Nutzen und Kosten der
Sanierung ist die in einigen Regionen besorgniserregende Ausmaße annehmende Tendenz
zum Abriss von meist sanierungsfähigen Altbauten.
Unbedachten Abrissen stehen auf der anderen Seite populäre Großprojekte wie der Aufbau
zerstörter Repräsentationsbauten gegenüber.
Insgesamt muss dem gelegentlich zu hörenden Vorurteil entgegengetreten werden, Denkmal-
ämter würden Bauherrn behindern. Vielmehr verstehen sich die Vertreter dieser Behörden bei
der Altbausanierung als Partner, die sich zusammen mit Bauherren und Planern mit fachlichem
1.3 Begriffe von A–Z 3
Rat und auch finanzieller Hilfe für den Erhalt von kulturellen Werten und für ein optimales
Sanierungsergebnis einsetzen. 1
Auch wenn in einigen Punkten unterschiedliche Vorstellungen bestehen, lassen sich in der
gemeinsamen Diskussion meist Lösungen finden, mit denen beide Seiten zufrieden sein kön-
nen.
Eine regelmäßige und fachgerechte Begutachtung der Gebäude und die sofortige Beseitigung
auch kleinster Schadensursachen sind die beste Gewähr zur Vermeidung des Verlustes wert-
voller Bausubstanz.
Die Verständigung auf einheitliche Begriffen erscheint sinnvoll und sollte als eine Vorausset-
zung einer sach- und fachbezogenen Kommunikation aufgefasst werden. Teilweise ergeben
sich im Umgang mit den Begriffen Ähnlichkeiten der Bedeutung. Im Folgenden sei eine Aus-
wahl von Begriffen getroffen.
Abbruch
Totale Beseitigung eines Bauwerkes. Der Abbruch von Teilen ist als bautechnische Verände-
rung des Bauwerkes zu bewerten. Ein Abbruch kann zum Verlust des Bestandsschutzes füh-
ren.
Alterung
Veränderung von Baustoffeigenschaften nach Abschluss der Baustoffherstellung.
Ausbau
Ergänzungen bzw. Veränderungen an Gebäuden zur Sicherung einer vorgegebenen Nutzung.
Bauart
Physikalische Eigenschaften verwendeter Bauelemente, z. B. Holzbalkendecke, Stahlbetonstütze.
Bauelement
Kleinstes einzelnes Teil zum Errichten von Bauwerken. Bauelemente sind Erzeugnisse, die
formgebende Fertigungsstufen durchlaufen haben, wobei nicht auszuschließen ist, dass die
Form mehreren Funktionen genügen kann.
Bauliche Anlage
Mit dem Baugrund verbundene oder ruhende aus Bauelementen und geeigneten Verbindungs-
mitteln hergestellte Anlagen.
Eine Verbindung kann auch das Eigengewicht sein. Das gilt auch entsprechend für auf ortsfes-
ten Bahnen begrenzt bewegliche Anlagen, sowie überwiegend ortsfest genutzte Anlagen.
Bauweise
Städtebauliche Anordnung von Gebäuden, z. B. Blockrandbebauung, offene Bebauung.
4 1 Bauzustandsanalyse
Bauwerk
1 Durch bautechnische Verfahren hergestellte Gegenstände und veränderte natürliche Gegeben-
heiten (z. B. Gebäude, Tunnel, Brücken, Türme, Stützwände, Kanäle). Es kann ein einzelnes
Gebäude aber auch ein Komplex von Gebäuden bzw. baulichen Anlagen sein.
Bauzustand
Bewertung des Zustandes der Gesamtheit eines Gebäudes oder einer baulichen Anlage ein-
schließlich aller Einzelteile mit Hilfe von Schädigungsgraden.
Bauzustandsstufen
Graduelle Klassifizierung des Verschleißes von Gebäuden, baulichen Anlagen bzw. Teilen von
Gebäuden oder baulichen Anlagen zur Bewertung des Bauzustandes.
Bauschaden
Ein Bauschaden liegt dann vor, wenn ein Bauteil eines Gebäudes oder einer baulichen Anlage
die Fähigkeit verliert eine ihr zugeordnete Aufgabe zu erfüllen. Ursachen können sein
– physischer Verschleiß durch: physikalische Einflüsse
chemische Einflüsse
biologische Einflüsse
– unterlassene Instandhaltung
– falsche Nutzung
– ungenügende Dimensionierung von Tragwerksteilen
– Entfernen von Tragwerksteilen
– Erhöhung der Lasteintragung durch den Einbau zusätzlicher Bauteile
– Erhöhung der Nutzlasten
– Minderung der Querschnittsflächen kraftübertragender Bauteile durch nachträgliche Ein-
bauten der Gebäudeausrüstung
– Unterspülung tragender Bauteile
– Formänderungen (plastische Verformung)
Daten
Quantitative und qualitative Angaben zur Gewinnung von Informationen
Erscheinungsformen
Äußere Form von Gebäuden oder dessen Gebäudeteilen, z. B. Satteldach, Walmdach.
Ortsfeste, selbstständig nutzbare räumliche, unterschiedlich hohe Anlage. Sie ist geeignet
Menschen, Tiere, Sachen zu schützen.
Gebäudeteil
Teil eines Gebäudes oder einer baulichen Anlage, das eine ihm zugeordnete Funktion erfüllt.
Instandhaltung
Vorbeugende Maßnahmen, die ein Gebäude oder eine bauliche Anlage und seine technische
Ausrüstung gebrauchs- und funktionsfähig erhalten. Sie sollen Abnutzungs- und Alterungser-
scheinungen entgegenwirken bzw. verzögern.
1.3 Begriffe von A–Z 5
Instandsetzung
Unter Instandsetzung sind Arbeiten zu verstehen, die den physischen Verschleiß einzelner 1
Bauteile beseitigen und die Gebrauchsfähigkeit von Gebäuden, baulichen Anlagen oder deren
Teile davon wieder herstellen.
Sind die Instandsetzungsarbeiten Veränderungen am äußeren Erscheinungsbild, z. B. Struktu-
ren und/oder Farbe der Fassade, Fensterteilung u. Ä., so sind ggf. vorhandene, territorial gel-
tende Vorschriften zu beachten. In Sanierungsgebieten ist eine Konsultation der zuständigen
Behörden dringend zu empfehlen.
Kenndaten
Daten zur Kennzeichnung von Eigenschaften, Merkmalen und Zusammenhänge.
Kenngröße
Quantitative Kenndaten
Modernisierung
Veränderungen an einem Gebäude oder einer baulichen Anlage die geeignet sind, die
Gebrauchseigenschaften einem zeitgemäßen Standard anzupassen. Das gilt unabhängig von
der Art, wie das Gebäude oder die bauliche Anlage genutzt wird.
Für Wohngebäude ist eine dauerhafte Verbesserung der Gebrauchseigenschaften durch geeig-
nete Maßnahmen zu erzielen. Dazu gehören:
– Grundrissänderung zur Verbesserung des Funktionsablaufes
– Grundrissänderung zur Eignung der Wohnung für Behinderte und ältere Menschen (Barriere-
freiheit)
– Schallschutz
– Wärmeschutz
– Heizungsanlagen
– sanitärtechnische Einrichtungen
– elektrotechnische Anlagen
– Wärmepumpenanlagen
– Solaranlagen
Nutzungsart
Klassifizierung von Gebäuden oder Gebäudeteilen nach ihrer Nutzung.
Nutzungsdauer
Der Zeitraum, ein Gebäude oder eine bauliche Anlage entsprechend seiner Zweckbestimmung
zu nutzen.
Nutzungsfähigkeit
Ermöglichung oder Verhinderung der Nutzung eines Gebäudes oder baulichen Anlage durch
Auswirkung des Bauzustandes.
Nutzungssicherheit
Graduelle Bewertung, wie der Bauzustand eines Gebäudes oder einer baulichen Anlage die
Abläufe der Nutzung eines Gebäudes oder baulichen Anlage beeinflusst.
6 1 Bauzustandsanalyse
Rekonstruktion
1 Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes.
Im bautechnischem Sprachgebrauch wurde unter Rekonstruktion die Wiederherstellung eines
Gebäudes oder baulicher Anlage einschließlich der Verbesserung der Gebrauchseigenschaften
– Instandsetzung/Modernisierung – verstanden.
Restaurierung
Wiederherstellung von Gebäuden oder Gebäudeteilen in ihrer ursprünglicher Form unter weit-
gehender Verwendung entsprechender Baustoffe. Eine Restaurierung erfolgt im Wesentlichen
bei herausgehobenen historisch interessanten Gebäuden oder Gebäudeteilen.
Restnutzungdauer
Tatsächlich noch zu erwartende Nutzungsdauer unter Berücksichtigung der erforderlichen
Nutzungssicherheit. Bei wirtschaftlichen Betrachtungen gilt als Restnutzungsdauer die Frist,
die ein saniertes Objekt noch funktionsfähig existieren soll.
Umbau
Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden oder baulichen Anlagen, die zur Veränderung der
Gebrauchseigenschaften führen. Sie sind gekennzeichnet durch Umgestaltung oder Ersatz
bestimmter Gebäudeteile. Mit dem Begriff Umbau wird keine Aussage über Umfang und Art
der Veränderung gemacht.
Verschleiß
Physischer Verschleiß
Prozess oder Zustand der materiellen Abnutzung oder Schädigung von Gebäuden oder bauli-
chen Anlagen oder deren Teile infolge ihrer Nutzung und/oder durch Umwelteinflüsse. Die
Entwicklung des Verschleißes erfolgt nicht linear.
Moralischer Verschleiß
Differenz der Gebrauchseigenschaften zum Zeitpunkt to zu den Anforderungen einer Zeit tn an
die Gebrauchseigenschaften infolge der technischen Entwicklung.
Zugangsform
Einordnung des Zuganges zu den Nutzungseinheiten einer Gebäudeart.
Finanztechnische Richtlinien beschränken die Bestandsdauer von Gebäuden auf etwa 90 Jahre.
Ein Gebäude kann Jahrzehnte länger bestehen und nutzungsfähig sein. Voraussetzung dafür
ist, dass ein Gebäude regelmäßig und vorbeugend instand gehalten wird. Das trifft entspre-
chend auch für Gebäudeteile, bauliche Anlagen und deren Teilbereiche zu. Die Nutzungs-
fähigkeit ist abhängig vom physischen Verschleiß der einzelnen Gebäudeteile. Geht man da-
von aus, dass der Verschleiß eine Funktion der Zeit ist, so ist
y = f (t) t = Zeit, Zeitdauer, Zeitintervall
1.4 Bestandsdauer von Gebäuden 7
Bild 1-2
Einheitspolygon
Stellt ein Grundpolygon dar, in
welchem die Verweildauer des
Gebäudes in Bauzustandstufen
dargestellt ist .
Bild 1-3
Objektbezogenes Polygon
Das objektbezogene Ver-
schleißpolygon verdeutlicht die
annähernde Wiederherstellung
des ursprünglichen Zustandes
der Gebäudesubstanz ein-
schließlich besserer Ge-
brauchseigenschaften durch
eine Sanierung.
8 1 Bauzustandsanalyse
Daraus lässt sich ein Polygon ableiten, das den Verlauf des Bauzustandes in zeitlicher Folge
1 widerspiegelt. Die x-Achse [Zeit-Achse] ist in Jahresabschnitte ('t) unterteilt und weist die
Gesamtzeitfolge aus. Auf der y-Achse sind die Bauzustandsstufen [BSZ] aufgetragen.
Bild 1-2 und Bild 1-3 zeigen Verschleißpolygone, die die Verweildauer eines Gebäudes in den
einzelnen Bauzustandsstufen erkennen lässt.
1.4.2 Bauzustandsstufen
Die Bauzustandsstufen sind eine Klassifizierung des Verschleißes. Sie bewerten den Ver-
schleiß von Gebäudeteilen. Zusammengefasst bewerten sie den Bauzustand des Gebäudes oder
der baulichen Anlage. Die Bauzustandsstufen differenzieren den Umfang der Schäden nach
prozentualen Anteilen. Ursprünglich erfolgte die Einordnung in 4 Stufen.
Aus Praktikabilitätsgründen wurde eine Zwischenstufe 3/4 eingeführt. Diese ist für eine Be-
wertung des baulichen Zustandes eines Gebäudes oder einer baulichen Anlage nützlich. Ab
Bauzustandsstufe 3/4 ist eine gefahrlose Nutzung des Gebäudes oder der baulichen Anlage
bedenklich.
Die Bauzustandsstufen sind ein Hilfsmittel zur Bewertung des Bauzustandes und eine der
Grundlagen notwendig werdender Planungsarbeiten.
Die Einordnung von Gebäudeteilen in Bauzustandsstufen bildet die Grundlage für eine objek-
tive Beurteilung des Bauzustandes eines Gebäudes oder einer baulichen Anlage.
Die Bestandsdauer einzelner Gebäudeteile ist unterschiedlich. Sie ist abhängig von:
– der Einordnung der Gebäudeteile im Gebäude oder der baulichen Anlage
– der zugeordneten Funktion der Gebäudeteile
– dem verwendeten Material und
– bei Außenbauteilen von den klimatischen Bedingungen.
Entscheidend für die Verweildauer eines Gebäudes in einer Bauzustandsstufe ist die Instand-
haltung. Sie sollte regelmäßig erfolgen und vorbeugenden Charakter haben. Instandhaltung
kann das Auftreten von Bauschäden verhindern.
1.6 Schadenscharakteristika 9
1.5 Gebäudegliederung 1
Gebäudegliederung
1.6 Fundamente
2.6 Kellerwände
3.6 Mauern + Stützmauern
4.7 Außenwände
5.7 Innenwände
6.8 Dach
7.9 Decken
8.10 Schornsteine
9.11 Treppen
10.12 Fenster
11.13 Türen, Tore
12.15 Wandbekleidung
Technische Gebäudeausrüstung
13. Wasser, Abwasser, Gas
14. Wärmeversorgungsanlagen
15. Lufttechnische Anlagen
16. Starkstromanlagen
17. Fernmelde- und infotechn.
Anlagen
18. Förderanlagen
Bild 1-4
Gebäudeglieder
1.6 Schadenscharakteristika
Die Entwicklung der Gebäudesubstanz ist zwar nicht gleichmäßig über Jahresabschnitte ver-
1 teilt, es zeigt sich aber bei einem längerem Betrachtungszeitraum eine Gruppenbildung. Diese
Gruppen weisen Ähnlichkeiten in ihrem konstruktiven Aufbau aus.
Es erscheint deshalb wichtig, bei allen Betrachtungen das Baujahr, zumindest aber den histori-
schen Zeitabschnitt, z. B. Gründerzeit, in denen das Gebäude errichtet wurde, festzustellen.
Bild 1-5
Jährlich erbaute Wohngebiete auf
dem Territorium der Stadt Leipzig
um 1900
Bild 1-6
Hinweis auf die richtige Benutzung der
WC-Spülung
– Mit der Einführung baukonstruktiver Maßnahmen zum Wärmeschutz sind es die Schäden
infolge der Unkenntnis bauphysikalischer Vorgänge und als Folge Schäden durch un-
zweckmäßiges Heizen und Lüften.
Bild 1-7
Kastenfenster
Durch Falzbildung natürlicher Luftwechsel
Bild 1-8
Blendrahmenfenster mit Wärmeschutzvergla-
sung
Durch Dichtung { natürlicher Luftwechsel
unterbrochen
12 1 Bauzustandsanalyse
Bild 1-9
Grundriss 1. OG
Teilabbrüche von Zwischen-
wänden
Bild 1-10
Schnitt mit Darstellung der un-
terschiedlichen Deckenspann-
richtung
Die 13 cm dicken Bundwände im EG und 1. OG sind die tragenden Wände für die Geschoss-
decken über dem EG und 1. OG. Ein Teilabbruch dieser Wände zur Optimierung der Grund-
risslösung, ohne ergänzende statisch-konstruktive Maßnahmen, hätte zu erheblichen Schäden
am Gebäude führen können.
1.7 Schadensverursacher 13
Bild 1-11
Falsch
Nachträglicher Einbau einer
Dichtung am äußeren Kasten-
flügelfenster
Die Anordnung am äußeren Flügel ist falsch. Durch die weniger dichten Falze am Innenflügel
kann warme Raumluft bis an den Außenflügel gelangen. Die Folge ist eine erhöhte Kondens-
wasserbildung an den Außenflügeln.
Neben beschlagenen Scheiben sind Schäden an den Fensterflügeln die Konsequenz.
1.7 Schadensverursacher
1.7.1 Verursachergruppen
Gruppen
Aussagen über Gruppen, die als Verursacher von Bauschäden angesehen werden können, gibt
es. Das sind
– die Planer
– die Bauausführenden und
– die Nutzer
Planer
Die Schadensanteile aus der Planung können die Folge einer ungenügenden Bauzustands-
analyse und mangelnde Detailkenntnisse der Baukonstruktionen der betreffenden Baujahres-
gruppe sein.
Ausführende
Die Bauausführung hat einen Verursacheranteil von über 40 %, z. B. bei folgenden Problem-
kreisen:
– ungenügende fachliche Auseinandersetzung mit der Planung
14 1 Bauzustandsanalyse
1.7.2 Schadensschwerpunkte
Dach
– Dachhaut
– Schornsteine, Entlüftungsanlagen
– Rinnen, Fallrohre
– Traufausbildung
– Schädlingsbefall (pflanzlich und tierisch)
Decken
– Deckenauflager an der Außenwand
– Schädlingsbefall (insbesondere pflanzlicher an tragenden Hölzern)
– freiliegende Bewehrung bei Stahlbetondecken
– abgerostete Flansche von Stahlträgern
– ungenügender Schall- und Wärmeschutz
– zerstörte und nicht mehr funktionsfähige Nutzschichten
Außenwände
– Rissbildungen
– Absanden von Fassadenelementen aus Kunststein
– Verblechungen
– aufsteigende Feuchtigkeit erdberührender Wände
– Kältebrücken bei Nischenbildung
– Putzschäden
– keramische Wandbekleidungen
Innenwände
– Putzschäden
– ungenügende Schallschutz bei Wohnungstrennwänden
1.7 Schadensverursacher 15
Bei der Schadenserfassung ist es wichtig, die physikalisch – technische Ursachen des Schaden
zu erkennen. In Folgenden ist eine Auswahl besonders relevant erscheinender Ursachenfelder
dargestellt.
16 1 Bauzustandsanalyse
1
Längenänderung eines Bauteiles durch
Temperatureinwirkung kann zu sehr
hoher Schubkraft führen.
Folge
Die veränderten Lasteintragungen führen zur
Verformung von Traggliedern, im Extremfall
zum Totalschaden.
Bild 1-13
Lasteintragung
1.7 Schadensverursacher 17
Bild 1-14
Lastwirkung
– Geotechnik
Veränderung der Baugrundverhältnisse
Folge
Schäden am bestehenden Baukörper. Das
Tragwerk in seiner Gesamtheit ist im Trag-
verhalten gestört.
Extremfall
Einsturz des vorhandenen Gebäudes
Bild 1-15
Gestörte Baugrundverhältnisse
18 1 Bauzustandsanalyse
Folge
Schäden durch unterschiedliches Setzungs-
verhalten an beiden Gebäuden.
Bei Anbauten an vorhandenem Gebäude ver-
tikale Bewegung des neuen Baukörpers durch
konstruktive Maßnahmen ermöglichen.
Bild 1-16
Unterschiedliche Baugrundbelastung
– Klima
Behinderung der Wasserdampfdiffusion
Bestand
Baukonstruktion offenporig und durchlässig
Veränderung
Diffusionsdichte Oberfläche
Behinderung der Wasserdampfdiffusion
verändertes Raumklima
Bild 1-17
Wasserdampfdiffusion
1.7 Schadensverursacher 19
– Kondenswasserbildung Bewertungsgrundlagen:
Bauteiloberflächentemperatur 1
Raumtemperatur und relative Luftfeuchte im Raum
Bei steigender Differenz zwischen Bauteiloberflächen-
temperatur unter Beachtung der relativen Luftfeuchte
kann es zu Tauwasserbildung an der Bauteiloberfläche
kommen (DIN 4108 Teil 5 Tab.1).
Folge
Schäden am Gebäude
(siehe auch DIN 4108 Teil 5 Tab. 1)
Bild 1-18
Tauwasserniederschlag
– Niederschlag
Bauteile über OK Terrain
Zerstörte Rinnen, Fallrohre und Regen-
wasserleitungen führen zu Schäden am
gesamten Baukörper. Besonders betrof-
fen sind:
– Dachtraufbereich
– Fassaden
– Decken
– Grundmauer
Baugrube/Bauteile im erdberührenden
Bereich. Die ehemalige Baugrube wurde
mit rolligen Erdstoff verfüllt. Daraus
ergibt sich folgende Situation:
1. dichter Erdstoff
2. rolliger Erdstoff
3. Geländeverlauf Neigung
zum Gebäude
Folge
Durch den Niederschlag kann sich zeit-
weise ein hydrostatischer Druck aufbauen.
Die üblicherweise aufgebrachte vertikale
Sperrung des Mauerwerkes gegen Erd-
feuchte ist unzureichend.
Bild 1-19
Wirkungsweise der Niederschläge
20 1 Bauzustandsanalyse
– Material
Holz
Verlust der Tragsicherheit durch tierische und pflanzliche Schädlinge
Tierische Schädlinge, wie
– Holzwurm
– Hausbock
nagen Gänge in die Hölzer. Es bilden sich Holzmehl. Die Gänge beeinträchtigen infolge ih-
rer Menge die Tragfähigkeit des Holzes.
Pflanzliche Schädlinge
Als pflanzliche Schädlinge sind verschiedene Pilzarten bekannt u. a.
– Hausfäule am eingebauten Holz
– Blätterschwammfäule am gelagerten Holz
– Kellerschwamm
– echter Hausschwamm.
Der echte Hausschwamm gilt als der gefährlichste Vertreter der pflanzlichen Schädlinge.
Er entwickelt sich in geschlossenen feuchten Räumen. Die Feuchtigkeit als Lebensgrund-
lage der Pilze entnimmt der Hausschwamm aus feuchten Bauteilen des Gebäudes. Das
Wurzelgeflecht (Mycel) kann sich im gesamten Gebäude ausbreiten und zu erheblichen
Schäden führen.
Beton
Durch Fehler in der Betonherstellung wurden vorgegebene Festbetoneigenschaften nicht
erreicht. Der Beton kann die ihm zugeordnete Belastung nicht übernehmen.
Zu geringe Festigkeit wirkt sich bei Stahlbeton auf den Verbund zwischen Stahl und Beton
aus.
Korrosion des Bewehrungsstahles führt zum Verlust der Tragsicherheit von Stahlbeton-
elementen.
Mauerwerk
Schwach gebrannte Mauerziegel (MZ)
Volumenvergrößernde Einschlüsse infolge ungenügender Aufbereitung des Rohmaterials
bei der Ziegelherstellung
1.8 Die Erfassung des Bauzustandes 21
Auswahl einer für das Bauteil ungeeigneten Qualitätsstufe kann zu Schäden am Mauerwerk
führen. 1
Stahl
Ungeschützt eingebaute Stahlträger rosten.
Mit dem Rosten tritt eine Veränderung des Widerstandsmomentes ein. (Das Widerstands-
moment ist eine geometrische Größe mit Einfluss auf das Tragverhalten.)
Damit ist die Tragfähigkeit des Stahlbauelementes verringert.
Der Rost führt infolge Volumenvergrößerung zu Absprengungen.
Qualitative Daten
Eine Analyse des Zustandes von Gebäude oder baulicher Anlage ist in Bezug auf ihre Aussage
zum Erhaltungsgrad von
– Bauelementen
– Bauwerksteilen
– Gebäuden oder baulicher Anlagen
befristet gültig. Die Verweildauer in den definierten Bauzustandsstufen ist unterschiedlich. Mit
der Zunahme des Schadensumfanges verkürzt sich die Verweildauer.
Es ist auch zu bewerten, dass der Verschleiß der unterschiedlichen Bauelemente und Bau-
werksteile unterschiedlich ist.
Quantitative Daten
Die geometrischen und Standort bezogenen Daten bleiben relativ unverändert.
Leistungsumfang
In welchem Umfang Bauschäden und die Geometrie des Objektes erfasst werden können ist
von Folgendem abhängig:
– Wie wird das Objekt zur Zeit in der die Bauzustandanalyse erfolgt, genutzt.
– Welche technischen Hilfsmittel können eingesetzt werden und wie ist deren Verfügbarkeit.
– Welche Erfahrungen, Kenntnisse und Fertigkeiten liegen vor (subjektive Faktoren).
Genauigkeitsgrad
Der Aufgabenumfang der Bauzustandsanalyse wird von der zu erwartenden Aussage be-
stimmt. So wird z. B. eine Untersuchung vorhandener Materialstrukturen eines zu ersetzenden
Außenputzes ggf. nur für die Restaurierung hervorgehobener Baudenkmale erforderlich sein.
22 1 Bauzustandsanalyse
Formalisierung
1 Die Effektivität einer Bauzustandsanalyse kann mit Hilfe formalisierter, sich wiederholender
Leistungsteile positiv beeinflusst werden. Die Überlegung dazu ist quasi der erste Leistungsab-
schnitt der Planung.
1.8.2 Arbeitsfolge
1. Standorterfassung
Feststellungen
– Lage – Nutzung
– Ortsbesichtigung mit allgemeiner Feststel- – Möglichkeit zur Nutzungsänderung
lung zum Umfeld – Veränderungssperre
– Einordnung in Baugebiet – Bauordnungsamt
– Territoriale Beschränkung – Denkmalschutz
– Zuständigkeit von Ämtern – Ordnungsamt
– Wohnungsamt
2. Objekterfassung
Aktivität Ergebnis
– Einsicht in die Bauakten – Baujahr
– Zeichnungen
– Auflagen
– Denkmalschutz
– Gutachten
– Beschränkungen
– Befreiungen von Bauvorschriften der
Landesbauordnung
– Einsicht in das Grundbuch – Grunddienstbarkeit
– Einsicht in das Baulastenbuch – Baulasten
3. Bestandserfassung
– Aufmaß
Grundrisse
Schnitte
Fotodokumentation mit Erläuterungen
– Bauschäden
Feststellung von Voraussetzungen der Schadenerfassung
– Gebäude genutzt oder
– Gebäude ungenutzt
Festlegung der Untersuchungsmethoden
– zerstörungsfrei oder
– Freilegung von verdeckten Konstruktionsgliedern:
Bohrungen
1.8 Die Erfassung des Bauzustandes 23
Suchschachtungen
Schürfen 1
Festlegung der notwendigen zu messenden Kenngrößen.
Spezifische Messung
Messung zur Bewertung von
– Tragsicherheit von Stahlbetonbaugliedern
– Bewehrungssucher mit integrierter elektronischer Feststellung der Dimension der Beweh-
rung
Gegebenenfalls sollte die Einbeziehung eines spezialisierten Prüflabors erwogen werden.
In der Praxis hat es sich als zweckmäßig erwiesen, dass durch den Planer
– maßliche Bestandsaufnahme als Grundlage der Bestandsplanung und
– Schadenserfassung
parallel ausgeführt werden. Der bei der maßlichen Bestandsaufnahme erzielte Genauigkeits-
grad ist für die weitere Planung hinreichend. Mit der maßlichen Bestandsaufnahme können
auch Vermessungsbüros beauftragt werden.
Die Praxis hat gezeigt, dass ein optimales Ergebnis dann erreicht werden kann, wenn ein kor-
respondierendes Verhältnis zwischen Planer und Vermesser aufgebaut worden ist.
Bauzustandsaufnahme und maßliche Bestandsaufnahme sollten synchron erfolgen.
24 1 Bauzustandsanalyse
Auftraggeber:
Auftrag vom:
1. Allgemeine Angaben
1.1 Freilegung verdeckter Konstruktionselemente
ja F nein F
3.4 Geometrie
Rechteck F
unregelmäßiges Vieleck F
Kreis F
4. Gebäudecharakteristik
4.1 Baujahr .......................................
4.2 Geschosse
Kellergeschoss F Anzahl F
Erdgeschoss F
Obergeschoss F F
Dachgeschoss F F
4.3 Tragstrukturen
Tragende Längs- und Mittelwand F
Tragende Querwände F
Riegel- Stützensystem F
Messpunkt * 1 2 3 4 ... n
Bauteiloberflächen-
temperatur
Materialfeuchte-
kennwert
* siehe Lageskizze
Einordnung der Messpunkte Horizontal und Vertikal
5.5 Fotodokumentation
Film-Nr. ............................
Bewertungseinheit ............................
5.6 Feststellungen/Grundrissskizzen
.................... ....................
: :
: :
: :
: :
: :
: :
: :
: :
.................... ....................
1.8 Die Erfassung des Bauzustandes 27
1.9 Bildquellenverzeichnis
1
Quelle Bild
Farbe und Raum, VEB Verlag für Bauwesen, Berlin, Jg. 35, 1-1
Heft 3/1981
Kolbmüller, H., Leipzig 1-2 bis 1-19
2 Planungsabläufe
Um Missverständnisse zu vermeiden, ist ein intensiver Kontakt zwischen Planer und Auftrag-
geber – der schon in den ersten Planungsphasen beginnen sollte – zu empfehlen.
2.1 Sanierungskonzept
2.1.1 Inhalt
Aussage: Quellen:
Baujahr Bauakte
Gemarkung Staatliches Vermessungsamt
Grundstücksgröße Grundbuch
überbaute Flächen Katasterplan
Grundflächenzahl
Geschossflächenzahl
umbauter Raum
Anzahl der Geschosse
davon KG
EG
OG
DG
Garagen + Stellplätze
Kinderspielplätze
Besonderheiten: Quellen:
Denkmaleigenschaft Amt für Denkmalschutz
Genehmigungsbedarf Landesbauordnung/Bauordnungsamt
Besonderheiten des Baugebietes Planungsamt
(z. B. förmliches Sanierungsgebiet)
34 2 Planungsabläufe
Ortsbesichtigung:
x Dachtragwerk
x Dachhaut
x Dachentwässerung
x Schädlingsbefall
x Umfassungswände
x Innenwände
x Fundamente
x Geschossdecken
x Kellerdecke
x Ausbauelemente:
– Fenster
– Türen
– haustechnische Anlagen
Abschnitt 1:
x Dachinstandsetzung, ggf. unter Berücksichtigung des DG Ausbaues
x Freilegung durchfeuchteter Bauteile
x Maßnahmen zum Erhalt der Standsicherheit
x Trockenlegung
x Bauphysikalische Schutzmaßnahmen
Abschnitt 2:
x Sanierung der Ver- und Entsorgungsleitungen außerhalb der Mietbereiche, Neubau bzw.
Sanierung der Wärmeversorgunganlagen als zentrale Einrichtung, wenn keine Einzelver-
sorgung der Warmwasser- und Heizungsanlage je WE vorgesehen wird
x Vorbereitung des Einbaues von fernmelde- und infotechnischen Anlagen
2.1 Sanierungskonzept 35
Abschnitt 3:
vertikalorientierte Sanierung und Moder-
nisierung der Mietbereiche:
SR L EG ... DG 2
SR R EG ... DG
Maßnahmen des vorbeugenden baulichen
Brandschutzes
Treppenhausinstandsetzung
Abschnitt 4:
x Außenanlagen:
– Einordnung von Stellplatzflächen
– Befestigung der Hofflächen
– Begrünung
– Grundstücksabgrenzung (Zaun oder Heckenanlagen)
2.1.5 Funktionsänderungen
2.1.7 Beurteilung
Wird eine Sanierungswürdigkeit festgestellt, so sollte auf ggf. noch zu ergänzende Unterlagen
hingewiesen werden, die für eine fachfundierte Weiterführung der Planungsarbeit erforderlich
werden können.
Das sind zum Beispiel:
x Holzschutzgutachten
x Schallschutzgutachten
x Hydrologische Gutachten
x Baugrundgutachten
2.2 Entwurfsplanung 37
2.2 Entwurfsplanung
Die Entwurfsplanung übernimmt die Aussage aus dem Sanierungskonzept als Grundlage der
weiterführenden Planung. In dieser Phase sind die Fachplaner in die Bearbeitung einzubeziehen.
2
Ist das Bauvorhaben genehmigungsbedürftig, so sollte die Bearbeitung der Entwurfsplanung
und der Genehmigungsplanung als Einheit betrachtet werden.
Die einzelnen Leistungen können in folgende Abschnitte gegliedert werden:
Abschnitt 1:
x Maßliche Bestandsaufnahme:
– Grundrisse
– Schnitte
– Außenanlagen
x Schadenserfassung mit Einordnung der Bauteile in Bauzustandsstufen. Anfertigen einer
Fotodokumentation.
x Gespräche mit Mietern
Abschnitt 2:
x Anfertigung von Bestandsplänen
– Überprüfung der Einordnung des Gebäudes in das Grundstück und die Einhaltung der
Kenngrößen für die Nutzung des Grundstückes (GRZ; GFZ) sowie der Grenzabstände.
– Die baurechtlichen Forderungen zur Flächennutzung sind in der Baunutzungsverord-
nung (BauNVO) festgelegt und bedeuten:
GRZ = Grundflächenzahl
Die Grundflächenzahl ist das Verhältnis von überbauter Fläche zur vorhandenen
Grundstücksfläche.
Die Grundflächenzahl gibt an, wie viel Quadratmeter überbauter Grundfläche je Quad-
ratmeter Grundstücksfläche zulässig sind.
GFZ = Geschossflächenzahl
Die Geschossflächenzahl ist das Verhältnis der Vollgeschossflächen zur vorhandenen
Grundstücksfläche.
Die Geschossflächenzahl gibt an, wie viel Quadratmeter Geschossfläche je Quadratme-
ter Grundstücksfläche zulässig sind.
Als Vollgeschosse gelten Geschosse, die nach landesrechtlichen Vorschriften Vollge-
schosse sind oder auf ihre Zahl anzurechnen sind.
Abschnitt 3:
x Überprüfung der vorliegenden Funktionslösung (Wohnungsgrundrisse) hinsichtlich zeit-
gemäßer Nutzungsbedingung
x Vorschläge zur Veränderung der vorliegenden Grundrisslösung
x Hinweise zu den technischen Konsequenzen des Umbaues
x Überlegungen zur technischen Durchführbarkeit und deren Einflüsse auf Tragwerksteile
38 2 Planungsabläufe
Abschnitt 4:
x Zeichnerische Darstellung der Funktionslösung, Ausstattungsvorschläge und Fassaden-
gestaltung.
– Grundrisse Maßstab 1 : 100
– Schnitte Maßstab 1 : 100
– Fassaden Maßstab 1 : 100
– Teilschnitte Maßstab 1 : 10
x In den Bildern 2-7 bis 2-11 ist die stufenweise Erarbeitung einer Funktionslösung eines
Sanierungsvorhabens dargestellt.
x Die Teilschnitte in der Phase Entwurfsplanung können für bautechnische Nachweise
– zur Standsicherheit
– zum vorbeugenden baulichen Brandschutz
– zum Wärmeschutz
– zum Schallschutz
erforderlich werden.
x Weitere bautechnische Nachweise können sich aus Forderungen der genehmigenden Be-
hörden ergeben. Eine Konsultation der zuständigen Ämter erscheint deshalb empfehlens-
wert.
2.2 Entwurfsplanung 39
Bild 2-3
Planungsunterlagen aus der Bauak-
te Fassade/Schnitt
40 2 Planungsabläufe
1. und 2. Obergeschoss
Planungsunterlagen
als Hilfsunterlage
für die maßliche
Bestandserfassung
Grundriss EG
Linke WE 2
11/1 Flur 7,80 m2
11/2 Wohnzimmer 15,90 m2
11/3 Schlafzimmer 15,40 m2
11/4 Kinderzimmer 8,60 m2
11/5 Bad/WC 4,50 m2
11/6 Küche 5,70 m2
57,90 m2
Rechte WE
12/1 Flur 8,20 m2
12/2 Wohnzimmer 14,70 m2
12/3 Schlafzimmer 15,50 m2
12/4 Kinderzimmer 9,70 m2
12/5 Bad/WC 5,40 m2
12/6 Küche 5,50 m2
59,00 m2
Grundriss 1. OG
Linke WE
01/1 Flur 7,60 m2
01/2 Wohnzimmer 15,00 m2
01/3 Schlafzimmer 13,90 m2
01/4 Kinderzimmer 9,10 m2
01/5 Bad/WC 5,00 m2
01/6 Küche 5,20 m2
55,80 m2
Rechte WE
02/1 Flur 4,90 m2
02/2 Wohnzimmer 15,50 m2
02/3 Schlafzimmer 6,45 m2
02/5 Bad/WC 5,20 m2
02/6 Küche 12,90 m2
44,95 m2
Grundriss EG
HB ist die Höhe von Oberkante Straße bis Fensterbrüstung des am höchsten gelegenen Wohngeschosses
HB ist für den Nachweis des vorbeugenden baulichen Brandschutz erforderlich
Empfohlene Veränderung
unter Berücksichtigung mini-
maler Eingriffe in das Trag-
werk
Grundriss 1. OG
Empfohlene Veränderung
Grundriss EG
Empfohlene Veränderung
Grundriss KG
Grundriss KG
2
Varianten für Küchen und Bad-
möblierung
– Sanitärobjekt als Vorwand-
montagen
– Varianten gelten für Zentral-
oder Einzel WW-Heizung +
WW-Versorgung
– Energieträger Erdgas
– Einsatz von Solaranlage im
DG-Bereich empfohlen
Li. WE Var. 5
Re. WE Var. 2
Grundriss DG
Variante
1.1 Einzel WW-Bereitung
Grundriss EG
2
Varianten für Küchen und
Badmöblierung
– Sanitärobjekt als Vor-
wandmontagen
– Varianten gelten für Zent-
ral- oder Einzel WW-
Heizung
– Energieträger Erdgas
Li. WE Var. 1
Re. WE Var. 2
Li. WE Var. 3
Re. WE Var. 2
2
Varianten für Küchen und
Badmöblierung
– Sanitärobjekt als Vor-
wandmontagen
– Varianten gelten für Zen-
tral- oder Einzel WW-
Heizung
– Energieträger Erdgas
– Einsatz von Solaranlage
im DG-Bereich empfoh-
len
Li. WE Var. 5
Re. WE Var. 2
Standardmöblierung
Variante 1 Thermoblock für WW-Heizung und WW-Versorgung
Variante 2 Zentrale Wärme- und Wasserversorgung (ohne Thermoblock)
2.3 Genehmigungsplanung
Die Einleitung eines bauaufsichtlichten Verfahrens wird mit dem Antrag auf Baugenehmigung
bei der territorial zuständigen Behörde erwirkt.
Für das bauaufsichtliche Verfahren werden Formblätter verwendet. Diese sind regional unter-
schiedlich. Sie gelten jeweils nur im zuständigem Territorium der betreffenden Landesbauord-
nung.
So kann zum Beispiel ein Bauantrag nach § 64 der sächsischen Bauordnung ausschließlich für
ein Vorhaben verwendet werden, welches in dem Bundesland liegt. Für eine genehmigungsbe-
dürftige Bausanierung sind im Regelfall die Formblätter
x Bauantrag und Baubeschreibung
erforderlich.
Klärung über gegebenenfalls weitere erforderliche Formblätter kann eine Konsultation der
zuständigen Baubehörden bringen.
Formblätter haben erfahrungsgemäß nur eine befristete Gültigkeit.
Zu den Landesbauordnungen können Durchführungsverordnungen erlassen werden, die weite-
re Hinweise zu den Bauvorlagen enthalten.
So kann zum Beispiel gefordert werden, dass Bauvorlagen aus alterungsbeständigem Papier
oder gleichwertigem Material lichtbeständig hergestellt, dem Format DIN A 4 entsprechen
oder auf diese Größe gefaltet sein müssen.
2.4 Antrag auf Baugenehmigung 49
Bild 2-12 Beispiel eines Bauantragformulars (Seite 1) der Landesbauordnung Sachsen [2]
50 2 Planungsabläufe
Bild 2-13 Beispiel eines Bauantragformulars (Seite 2) der Landesbauordnung Sachsen [2]
2.5 Ausführungsplanung 51
2.5 Ausführungsplanung
2.6 Bauüberwachung
2 2.6.1 Bautechnik
Der Bauüberwachung kommt bei der Durchführung einer Bausanierung ganz besondere Be-
deutung zu.
Bei Veränderungen an der Gebäudesubstanz können Probleme auftreten, die in der Phase der
Bauzustandsanalyse nicht erkannt werden konnten oder aus anderen Gründen nicht vorausseh-
bar waren.
Der Planer und auch der Bauausführende muss auf veränderte technisch-technologische Vor-
aussetzung reagieren und eine realisierbare Lösungsmöglichkeit vorschlagen.
Es ist eine Praxiserfahrung, dass oft erst in der Phase der Bauausführung Detaillösungen erar-
beitet werden können. Das sei damit begründet, dass verdeckte Konstruktionsglieder nur im
Rahmen der Bauausführung freigelegt werden können und damit der Bauzustand zweifelsfrei
beurteilt werden kann.
2.6.2 Arbeitsschutz
2.7 Bildquellenverzeichnis
Quelle Bild
Die EnEV bezieht sich explizit auch auf bestehende Gebäude und Anlagen. Aus diesem Grund
ist diese Verordnung auch im Bereich der Altbausanierung nicht nur aus rein energetischer
Sicht von besonderem Interesse.
Die Ausrichtung des Gesetzgebers auf die Bestandsgebäude ist nicht verwunderlich, wenn man
das enorme Einsparungspotential betrachtet. Der technische Stand, die Baustoffe und viele
andere Voraussetzungen haben sich seit der Erbauungszeit der Bestandsgebäude erheblich
entwickelt.
Dieses Kapitel kann nicht alle Belange der EnEV und Bauen im Bestand abhandeln. Es soll
lediglich einen Überblick des für die Bausanierung relevanten Inhaltes der EnEV und der da-
raus resultierenden Anforderungen an die Planung und Ausführung verschaffen.
Die Energieeinsparverordnung (EnEV) trat bereits am 01.02.2002 erstmals in Kraft und ver-
einte die bis zu diesem Zeitpunkt gültige „Verordnung über energiesparende Anforderungen
an heizungstechnische Anlagen und Warmwasseranlagen“ (HeizAnlV) und die Wärmeschutz-
verordnung in einem Gesetz. Eine erste Novellierung erfolgte am 18.11.2004 zum Zwecke der
Einführung von Verfahrensvereinfachungen und Beseitigung von ursprünglich bestandenen
Rechtsfragen zur Anwendung der EnEV. Die Anforderungskriterien an die technischen Para-
meter wurden im Zuge der Novellierung jedoch nicht geändert.
Am 01.10.2007 trat die EnEV 2007 in Kraft. Im Rahmen dieser Novellierung wurden nunmehr
Energieausweise auch für Bestandsgebäude zur Pflicht. Damit soll die Markttransparenz im
Gebäudebestand gestärkt werden. Ebenfalls neu sind bestimmte Anforderungen an Klimaanla-
gen und Beleuchtung in größeren Gebäuden. Bei Nichtwohngebäuden müssen im Einklang mit
der EU-Gebäuderichtlinie Kühleinrichtungen und Kunstlicht in die festgelegte Berechnung mit
einbezogen werden. Zu diesem Zweck wurde eine neue Norm, die DIN V 18599, bestehend
aus zwölf Teilen, erarbeitet. Die DIN V 18599 „Energetische Bewertung von Gebäuden“ wird
einen Vergleich von Gebäuden und technischen Systemen unter standardisierten Bedingungen
ermöglichen. Zwei weitere in diesem Zusammenhang bedeutende Normen sind die DIN 4108
sowie die DIN V 4701-10. Der DIN 4108 sind sämtliche Grundlagen für den Feuchte- und
Wärmeschutz, Luftdichtigkeit sowie die Anforderungen und Vorgaben der Nachweise zu ent-
nehmen. Die Ermittlung des Primärenergiebedarfes eines Gebäudes einschließlich der vorhan-
denen Anlagentechnik erfolgt u.a. nach DIN V 4701-10.
Die am 04.01.2003 in Kraft getretene EU-Richtlinie „Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden“
(Richtlinie 2002/91/EG) beschreibt weitere Entwicklungen hinsichtlich energetischer Gebäu-
destandards. Diese Richtlinie wurde mittlerweile in nationales Recht umgesetzt.
54 3 EnEV und Bauen im Bestand
Für die Kontrolle der Umsetzung der EnEV-Anforderungen vor Ort sind die einzelnen Bun-
desländer zuständig. Die Bundesländer legen dazu entsprechende Regelungen in Form von
Durchführungsverordnungen oder Erlassen fest.
Beispielsweise regeln die Bundesländer folgende Punkte:
x Berechtigung für die Ausstellung von Energiebedarfsausweisen für Neubauten
3 x Kontrolle der Nachrüstverpflichtungen
x Kriterien zur Kontrolle des Energiebedarfsnachweises durch die Behörde
x die Zuständigkeiten bei der Erteilung von Ausnahmen und Befreiungen
x die Verwendung von Bauprodukten und Anlagen
3.3 Vorplanung
Bestehende Gebäude und Anlagen werden im Abschnitt 3 der EnEV 2007, §§ 9 bis 12 abge-
handelt. Im § 9 werden die Anforderungen bei Änderungen an Gebäuden beschrieben.
Wenn Änderungen an beheizten oder gekühlten Räumen in bestehenden Gebäuden vorge-
nommen werden, darf der Jahresprimärenergiebedarf und der spezifische Transmissionswär-
meverlust die bei Neubauten zulässigen Werte (siehe Tabelle 3-1) nicht um mehr als 40 %
überschreiten.
3.3 Vorplanung 55
1 2 3 4
1a Außenwände allgemein 0,45 0,75
b Nr. 1 b, d und e 0,35 0,75
2) 2)
2a Außen liegende Nr. 2 a und b 1,7 2,8
Fenster, Fenstertüren,
Dachflächenfenster
3)
b Verglasungen Nr. 2 c 1,5 keine Anforderung
4) 4)
c Vorhangfassaden allgemein 1,9 3,0
2) 2)
3a Außen liegende Nr. 2 a und b 2,0 2,8
Fenster, Fenstertüren,
Dachflächenfenster mit
Sonderverglasungen
3)
b Sonderverglasungen Nr. 2 c 1,6 keine Anforderung
4) 4)
c Vorhangfassaden mit Nr. 6 Satz 2 2,3 3,0
Sonderverglasungen
4a Decken, Dächer und Nr. 4.1 0,3 0,4
Dachschrägen
b Flachdächer Nr. 4.2 0,25 0,4
5a Decken und Wände Nr. 5 b und e 0,4 keine Anforderung
gegen unbeheizte
Räume oder Erdreich
b Nr. 5 a, c, d 0,5 keine Anforderung
und f
2)
Bemessungswert des Wärmedurchgangskoeffizienten des Fensters; der Bemessungswert des Wärmedurchgangskoef-
fizienten des Fensters ist technischen Produkt-Spezifikationen zu entnehmen oder gemäß den nach den Landesbau-
ordnungen bekannt gemachten energetischen Kennwerten für Bauprodukte zu bestimmen. Hierunter fallen insbeson-
dere energetische Kennwerte aus europäischen technischen Zulassungen sowie energetische Kennwerte der Rege-
lungen nach der Bauregelliste A Teil 1 und auf Grund von Festlegungen in allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassun-
gen.
3)
Bemessungswert des Wärmedurchgangskoeffizienten der Verglasung; der Bemessungswert des Wärmedurchgangs-
koeffizienten der Verglasung ist technischen Produkt-Spezifikationen zu entnehmen oder gemäß den nach den Lan-
desbauordnungen bekannt gemachten energetischen Kennwerten für Bauprodukte zu bestimmen. Hierunter fallen
insbesondere energetische Kennwerte aus europäischen technischen Zulassungen sowie energetische Kennwerte der
Regelungen nach der Bauregelliste A Teil 1 und auf Grund von Festlegungen in allgemeinen bauaufsichtlichen Zu-
lassungen.
4)
Wärmedurchgangskoeffizient der Vorhangfassade; er ist nach anerkannten Regeln der Technik zu ermitteln.
3.3 Vorplanung 57
Des Weiteren bestehen Pflichten zur Nachrüstung von bestehenden Gebäuden und Anlagen,
welche im Einzelfall unter Beachtung von § 10 sorgfältig zu prüfen sind. So müssen bei-
spielsweise ungedämmte und nicht begehbare (jedoch zugängliche) Geschossdecken beheizter
Räume dann nachträglich gedämmt werden, wenn nach dem 01. Februar 2002 ein Eigentü-
merwechsel erfolgte oder erfolgt. Der Wärmedurchgangskoeffizient darf 0,30 W/m2K nicht
überschreiten. Weitere Verpflichtungen zur Nachrüstung bzw. Außerbetriebnahme von Heiz-
kessel ergeben sich unter bestimmten Bedingungen aus dem § 10, Abs. 1 und 2.
3
Die Planung muss stets nach dem Grundsatz der Aufrechterhaltung der energetischen Qualität
erfolgen. Eine energetische Verschlechterung des betreffenden Gebäudes ist nach § 11 generell
nicht zulässig. Dies bezieht sich nicht nur auf wärmetauschende Bauteile wie z. B. Außenwän-
de und Fenster, sondern genauso auf Anlagen der Kühl- und Raumlufttechnik.
3.3.2 Wärmebrücken
Wärmebrücken sind partielle Bereiche mit einem geringeren Wärmeschutz als die umgebenden
wärmetauschenden Bauteile. Zu unterscheiden sind geometrische Wärmebrücken (z. B. Au-
ßenkanten), stoffbezogene Wärmebrücken (Materialwechsel zwischen Baustoffen mit ver-
schiedenen Wärmeleitfähigkeiten) und luftströmungsbedingte Wärmebrücken. Tabelle 3-3
zeigt typische Beispiele für Wärmebrücken:
Klassifizierung der
Ursachen Beispiele
Wärmebrücken
massive Gebäudeaußenkanten (größe-
re Außenoberfläche als Innenoberflä-
Geometrische Wärmebrücke geometrisch bedingt che)
Außenkanten an offenen Hofdurchfahr-
ten
ungedämmte Stahlbetonstützen in
hochdämmenden Mauerwerk
an den Stirnseiten ungedämmte Be-
tondecken
Stoffbezogene (konstruktive)
stofflich bedingt
Wärmebrücken Fassadendämmung endet an der
Kellerdecke. Der Sockelbereich ist
nicht gedämmt.
thermisch nicht entkoppelte Balkon-
kragplatte
offene Fugen, Beschädigung oder
Luftundichtigkeiten luftströmungsbedingt Funktionsuntüchtigkeit der Dampfsper-
re oder Luftdichtheitsschichten
Je besser ein Gebäude gedämmt ist, desto geringer sind die Verluste der gut gedämmten Wär-
mebrücken. Allerdings kann der prozentuale Anteil der Wärmebrückenverluste am Gesamt-
transmissionswärmeverlust nach Einbau einer Wärmedämmung ansteigen. Bei der Berechnung
des Jahresheizwärmebedarfs müssen die am Gebäude vorhandenen Wärmebrücken wie folgt
ausreichend berücksichtigt werden:
58 3 EnEV und Bauen im Bestand
x durch genauen Nachweis gemäß DIN V 4108-6 sowie nach den anerkannten Regeln der
Technik, oder
x bei normierten wärmebrückenarmen Konstruktionen nach Beiblatt 2 der DIN 4108 unter
Berücksichtigung eines „Aufschlages“ von 'UWB = 0,05 W/m²K auf die gesamte wärme-
übertragende Umfassungsfläche, oder
x als Pauschalzuschlag von 'UWB = 0,10 W/m²K für die gesamte wärmeübertragende Um-
3 fassungsfläche ohne weiteren Nachweis der Wärmebrücken.
3.3.3 Vor-Ort-Energieberatung
Neu an der EnEV 2007 ist die Methodik der Bilanzierung, nicht aber das eigentliche Anforde-
rungsniveau an die energetische Qualität von Wohn- und Nichtwohngebäuden.
Fest installierte Klimaanlagen mit einer Nennleistung über 12 kW müssen alle zehn Jahre
überprüft werden. Anlagen, die älter als 20 Jahre sind, müssen spätestens innerhalb von zwei
Jahren nach Inkrafttreten der EnEV inspiziert werden. Jüngere Anlagen genießen eine Über-
gangsfrist von vier bis sechs Jahren.
3.4 Neue Anforderungen an alte Gebäude 59
Die Überprüfung bezieht sich auf alle Systemkomponenten, welche einen Einfluss auf den
Wirkungsgrad der gesamten Anlage haben.
Dazu gehören:
x Auslegung der Anlage auf Raumnutzung und -belegung sowie Nutzungszeiten
x innere Wärmequellen sowie relevante bauphysikalische Eigenschaften des Gebäudes
x geforderte Sollwerte (Luftmengen, Temperatur, Feuchte, Betriebszeit, Toleranzen) 3
x Feststellung der Effizienz der wesentlichen Komponenten der Anlage
Des Weiteren müssen kurz gefasste fachliche Ratschläge für die kostengünstige Verbesserung
der energetischen Qualität der Klimaanlage, deren Austausch oder für Alternativlösungen vom
Prüfer abgegeben. Die genannten Inspektionen dürfen von Ingenieuren der Fachrichtungen
Versorgungstechnik, technischen Gebäudeausrüstung, Maschinenbau, Verfahrenstechnik und
Bauingenieurwesen, wenn sie über mehrere Jahre Berufserfahrung verfügen, durchgeführt
werden.
Die Primärenergetische Bewertung von Strom wurde in der EnEV 2007 anders gehandhabt als
in der nicht mehr gültigen Fassung. Der Primärenergiefaktor für Strom wurde nunmehr von
3,0 auf 2,7 verringert.
Die von fest installierten Klimaanlagen benötigte Energie in Wohngebäuden fließt – wie bei
den Nichtwohngebäuden – mit in den Bilanzierungsrahmen ein. Dafür erhöht sich als Aus-
gleich der zulässige Höchstwert für den Jahresprimärenergiebedarf gegenüber Gebäuden ohne
Klimaanlage. Dagegen bleibt bei Wohngebäuden die installierte Beleuchtung unberücksichtigt.
Der Primärenergiefaktor berücksichtigt bekanntlich sämtliche Verluste, die von der Gewin-
nung des Energieträgers an seiner Quelle, bei seiner Aufbereitung und für den Transport zum
Verbraucher (Gebäudegrenze) anfallen. Strom wird mit der Novellierung der EnEV 2007 pri-
märenergetisch um 10 % vom Faktor 3,0 auf 2,7 verringert. Somit wird - analog zu den ande-
ren Energieträgern - nur der nicht erneuerbare Anteil berücksichtigt. Um das Bilanzierungser-
gebnis nicht zu verfälschen, wurden gleichzeitig bei Wohngebäuden mit überwiegender
Warmwasserbereitung mit Strom die zulässigen Höchstwerte des Jahresprimärenergiebedarfs
verringert.
3.4.3 Energieausweise
Für Neubauten sowie bei wesentlichen Umbauten sind bereits mit der EnEV 2002 Energie-
ausweise Pflicht. Im Rahmen der Novellierung der EnEV im Jahr 2007 wurden nunmehr E-
nergieausweise auch für Bestandsgebäude erforderlich. Damit soll die Markttransparenz im
Gebäudebestand maßgeblich gestärkt werden. Dazu sind in den Anlagen 6 bis 9 der EnEV
3 2007 neue und einheitliche Formularentwürfe für Energieausweise für Neubauten und Be-
standsgebäude enthalten.
Für kleine Gebäude unter 50 m² Nutzfläche sowie geschützte Baudenkmäler besteht keine
Pflicht für Energieausweise. Bei den anderen (größeren) Gebäuden ergibt sich die Pflicht erst
dann, wenn ein Nutzerwechsel erfolgt oder andere Gründe zur Ausstellung eines Energieaus-
weises bestehen.
Energieausweise müssen eingeholt werden wenn Gebäude oder Gebäudeteile (Wohnungen,
einzelne Nutzeinheiten):
x neu gebaut,
x veräußert,
x verpachtet,
x vermietet oder
x geleast
3.4 Neue Anforderungen an alte Gebäude 61
werden. Bei Wohngebäuden mit Fertigstellungsdatum bis 1965 beginnt die Verpflichtung am
01. Juli 2008. Alle anderen Wohngebäude werden erst ab 01. Januar 2009 und Nichtwohnge-
bäude am 01. Juli 2009 in die Verpflichtung einbezogen.
Für öffentliche Gebäude, wie beispielsweise Rathäuser, Schulen, Krankenhäuser usw. mit
einer Nutzfläche von mehr als 1000 m² und regelmäßigem Publikumsverkehr muss ab 01. Juli
2009 ein Energieausweis gut einsehbar ausgehängt werden. Auf freiwilliger Basis ist die Aus- 3
stellung des Energieausweises natürlich jederzeit möglich und vor energetischen Sanierungen
mit einem Ist-Soll-Vergleich durchaus sinnvoll.
Potentiellen Kauf- oder Mietinteressenten muss der Energieausweis gegebenenfalls mit Mo-
dernisierungsempfehlungen nunmehr auf Verlangen vorgelegt werden. Für Sanierungsmaß-
nahmen oder Umbauten muss nur dann ein Energieausweis ausgestellt werden, wenn ohnehin
eine Berechnung des Primärenergiebedarfs für das gesamte Gebäude im Rahmen der Planung
bzw. Genehmigungsverfahrens erfolgen muss. In diesem Fall ist die Erstellung des Ausweises
kostengünstig möglich, da die erforderlichen Kenndaten und Berechnungen bereits vorliegen.
Bei neu erstellten Objekten erhalten die Käufer den Energieausweis entweder vom Architekten
oder vom Bauträger.
Energieausweise werden im Regelfall für das gesamte Gebäude – nicht für einzelne Mietberei-
che – erstellt. Ein Ausweis für Teilbereiche bzw. Zonen ist nur bei gemischter Nutzung
(Wohnzwecke und Nichtwohnzwecke) eines Gebäudes möglich bzw. vorgeschrieben. Die für
die Kühlung benötigte Energie wird nur pauschal erfasst.
Zur besseren Nachvollziehbarkeit und Vergleichbarkeit für den technischen Laien müssen die
vier Seiten des Energieausweises einheitlich gestaltet sein. Darin enthalten sind die wichtigsten
Kenndaten des betreffenden Gebäudes, das bekannte „Energielabel“ mit leicht verständlichen
Vergleichswerten und gegebenenfalls mit kurzen individuellen Modernisierungsempfehlungen.
Letzteres ist immer dann notwendig, wenn mit kostengünstigen Modernisierungsmaßnahmen
eine Verbesserung der Energieeffizienz erreicht werden kann. Eine Vor-Ort-Energieberatung
mit einem detaillierten Ist-Soll-Vergleich kann damit jedoch nicht ersetzt werden.
Bei Bestandsgebäuden, unabhängig ob es sich um ein Wohn- oder Nichtwohngebäude handelt,
können Energieausweise wahlweise auf Basis des ingenieurmäßig berechneten Energiebedarfs
oder nach dem gemessenen Energieverbrauch nach den verbindlichen Berechnungsvorschrif-
ten der EnEV ausgestellt werden. Für Wohngebäude mit Bauantrag vor dem 01. November
1977 mit weniger als fünf Wohnungen sollen ausschließlich bedarfsbasierende Ausweise aus-
gestellt werden. Davon kann nur dann abgewichen werden, wenn zum Zeitpunkt des Baus oder
durch nachträgliche Modernisierungen der Wärmeschutz nach der 1. Wärmeschutzverordnung
aus dem Jahr 1977 nachweislich erreicht wurde.
Nach der derzeit gültigen EnEV besteht im Zeitraum zwischen dem Datum des Kabinettsbe-
schlusses am 25.04.2007 und dem 01.10.2008 für sämtliche Gebäude Wahlfreiheit zwischen
Verbrauchs- und Bedarfsausweis. Ob die Entscheidung der Eigentümer von den zu erwarten-
den Energiepreissteigerungen oder nur kurzfristig von der kostengünstigste Variante des Ener-
gieausweises abhängig gemacht wird, bleibt abzuwarten.
Während bei Neubauten die Planungsunterlagen für die Erstellung des Ausweises herangezo-
gen werden können, sollte bei Bestandsgebäuden zur Ausstellung von Bedarfsausweisen im
Regelfall eine Ortsbegehung durch den Ausstellenden zur Ermittlung folgender technischer
Parameter erfolgen:
x Maße
x Verbrauchsdaten (nur für Vergleichszwecke)
62 3 EnEV und Bauen im Bestand
3.5.1 Innendämmung
Der Transmissionswärmeverlust wird bei einer Innendämmung grundsätzlich nicht mit der
gleichen Intensität einer Außendämmung verringert. Dies liegt an den zahlreichen Unterbre-
chungen der Dämmung an einbindenden Innenwänden und Geschossdecken, welche sich als
konstruktive und geometrische Wärmebrücken auswirken.
Typische Ausgangssituation ist bei der Bauzustandsanalyse bei Bestandsbauten oftmals fest-
stellbar (rein exemplarisch):
x Mauerwerk besteht aus Vollziegel (1.800 kg/m³, Kleinformat, d= 40cm
x Relativ schlicht ausgeführte Straßen und Hoffassaden ohne Bauzier (keine denkmalpflege-
rischen Auflagen)
x Feuchtschäden im Sockelbereich aufgrund fehlender Horizontalsperre im Mauerwerk
x Gasetagenheizungen/Kombigeräte für Beheizung und Warmwasserbereitung
x Kellerdecke: Gewölbedecken, Kappendecken, Betondecken zw. Stahlträgern
x Außenwand Bestand: U-Wert rechnerisch: 1,513 W/m²K
Wärmedurchlasswiderstand rechnerisch: 0,491 m² * K/W
Auf der Grundlage des o. a. vorgefundenen Bestandes könnten folgende Maßnahmen zur Ver-
ringerung des Transmissionswärmeverlustes geplant und durchgeführt werden:
x Dämmung sämtlicher Fassaden mit Wärmedämmverbundsystem 80 mm, WLG 035 bis
mindestens 50 cm unterhalb der Kellerdecke
x Zu erreichende U-Werte: max. 0,35 W/m²K
x Nachbildung Fenstergewände und Fensterbänke im Bereich WDVS, Abschlagen des vor-
handenen Putzes
d K 0, 080
R in m 2 2, 286 m 2 K / W
O W 0, 035
1 1
U 0,339 W /(m 2 K)
R si R R se 0,13 2, 777 0, 04
3.7 Bildquellenverzeichnis
Quelle Bild
1DWXUVWHLQH JHK|UHQ ]X GHQ lOWHVWHQ %DXVWRIIHQ GHU 0HQVFKKHLW 6LH VWHOOHQ DXI *UXQG LKUHU
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Leipziger Nikolaikirche
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7DEHOOH Hauptgruppen der natürlichen Gesteine nach ihrer Entstehung, Synonyme und
Beispiele
*HVWHLQVVRUWHQ ZHUGHQ QDFK H[DNWHQ .ULWHULHQ DOV 8QWHUJOLHGHUXQJHQ GHU *HVWHLQVDUWHQ GHIL
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x )DUEH
x 6WUXNWXU
x 7H[WXU
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x $EEDXRUW9RUNRPPHQ
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HQWVWHKHQ IDQWDVLHYROOH 1DPHQ GLH GHQ GLUHNWHQ 9HUJOHLFK HUVFKZHUHQ $XI GHP GHXWVFKHQ
0DUNW VLQG JURE JHVFKlW]W FD ELV YHUVFKLHGHQH 1DWXUZHUNVWHLQH HUKlOWOLFK (LQH
JHQDXHUH =DKO LVW MHGRFK NDXP ]X HUPLWWHOQ
'LH $XVZDKO DXV GHP NDXP EHUVFKDXEDUHQ $QJHERW LVW IU GHQ WHFKQLVFKHQ /DLHQ DXHURU
GHQWOLFK VFKZLHULJ (QWVSUHFKHQG IXQGLHUWH .HQQWQLVVH EHU +HUNXQIW $UW XQG (LJHQVFKDIWHQ
YRQ 1DWXUVWHLQHQ VLQG ]XU 6WHLQDXVZDKO Q|WLJ 8P 0lQJHO XQG 6FKlGHQ GDXHUKDIW ]X YHUPHL
GHQ PXVV GLH 0DWHULDOZDKO LQ HUVWHU /LQLH QDFK WHFKQLVFKHQ *HVLFKWVSXQNWHQ ZLH 'UXFNIHVWLJ
NHLW $EULHEIHVWLJNHLW RGHU :LWWHUXQJVEHVWlQGLJNHLW XQG HUVW GDQDFK XQWHU lVWKHWLVFKHQ *H
VLFKWVSXQNWHQ HUIROJHQ
'LH WHFKQLVFKHQ (LJHQVFKDIWHQ GHU ]X YHUZHQGHQGHQ *HVWHLQVVRUWHQ VROOWHQ H[DNW EHVWLPPW
VHLQ ] %
x .RUQEHVFKDIIHQKHLW
x %LQGHPLWWHO
x 3RUHQDUW XQG *HIJH
x 7H[WXU *HIJHRUGQXQJ
x )HVWLJNHLWHQ ± DXFK GLIIHUHQ]LHUW IU GHQVHOEHQ +HUNXQIWVRUW ± ZHQQ HUIRUGHUOLFK
72 1DWXUVWHLQUHVWDXULHUXQJ
'XUFK GLH 9LHOIDOW GHU 9RUNRPPHQ VLQG WHLOZHLVH XQWHUVFKLHGOLFKVWH (LJHQVFKDIWHQ ± VHOEVW EHL
JOHLFKHP +HUNXQIWVRUW ± IHVWVWHOOEDU $Q GLH 4XDOLWlW YRQ *HVWHLQVVRUWHQ VROOWHQ QHEHQ $VSHN
WHQ GHU *HVWDOWXQJ XQG .RQVWUXNWLRQ LQ HUVWHU /LQLH 'DXHUKDIWLJNHLWVNULWHULHQ EHDFKWHQ ZHUGHQ
ZLH
x )URVWEHVWlQGLJNHLW3RURVLWlW
x 6lXUHEHVWlQGLJNHLW GHU %LQGHPLWWHO
x 9HUIRUPXQJVEHVWlQGLJNHLW
4 1DFKZHLVH ZLVVHQVFKDIWOLFK HUPLWWHOWHU .HQQGDWHQ VROOWHQ YRP /LHIHUDQWHQ E]Z 9HUDUEHL
WXQJVEHWULHE DEJHIRUGHUW ZHUGHQ
-H QDFK UHJLRQDOHP 9RUNRPPHQ YRQ $EEDXJHELHWHQ VLQG GLH YHUVFKLHGHQHQ 1DWXUVWHLQDUWHQ DQ
KLVWRULVFKHQ %DXZHUNHQ DQ]XWUHIIHQ 'DV P KRKH /HLS]LJHU 9|ONHUVFKODFKWGHQNPDO EHL
VSLHOVZHLVH ZXUGH LQ QXU -DKUHQ %DX]HLW ]ZLVFKHQ XQG DXVVFKOLHOLFK DXV %HX
FKDHU *UDQLWSRUSK\U HUVWHOOW 'HU 6WHLQEUXFK EHILQGHW VLFK LQ %HXFKD QXU ZHQLJH .LORPHWHU YRQ
GLHVHP JHZDOWLJHQ %DXZHUN HQWIHUQW )U DQGHUH %DXZHUNH ZXUGHQ WHLOZHLVH DEHU DXFK EH
VWLPPWH DXVJHZlKOWH 1DWXUVWHLQDUWHQ EHU ZHLWH 'LVWDQ]HQ WUDQVSRUWLHUW 'XUFK GLH *OREDOLVLH
UXQJ GHV 1DWXUVWHLQPDUNWHV NRPPHQ KHXWH LP 1HXEDXEHUHLFK 1DWXUVWHLQH DXV DOOHU :HOW ]XP
(LQVDW]
%LOG Völkerschlachtdenkmal in Leipzig aus ca. 300.000 t Beuchaer Granitporphyr während
den Restaurierungsarbeiten im Januar 2008
1DWXUVWHLQH DOV %DXVWRII 73
'HU .|OQHU 'RP ZXUGH LP -DKUKXQGHUW EHJRQQHQ XQG YROOHQGHW )U GLH )DVVDGH
YHUZHQGHWH PDQ YHUVFKLHGHQH 1DWXUVWHLQDUWHQ 'DV %LOG JLEW HLQHQ DXIVFKOXVVUHLFKHQ h
EHUEOLFN EHU GLH $UW GHU $QZHQGXQJ EHU GHQ ZHFKVHOKDIWHQ (LQVDW] XQG GHQ 9HUIDOOVJUDG
$OV NRQVWUXNWLY HLQVHW]EDUHV %DXPDWHULDO LVW MHGRFK PLW GHU (QWZLFNOXQJ QHXHU %DXVWRIIH
GHUHQ =XVDPPHQVHW]XQJ VLFK LP *HJHQVDW] ]X GLHVHP 1DWXUSURGXNW H[DNW VWHXHUQ EHUHFKQHQ
XQG RSWLPLHUHQ OlVVW GLH %HGHXWXQJ YRQ 1DWXUVWHLQHQ LQ GHU 9HUJDQJHQKHLW VWlQGLJ ]XUFNJH
JDQJHQ $XFK GLH NQVWOHULVFKH %HDUEHLWXQJ XQG *HVWDOWXQJ YRQ 1DWXUVWHLQ IU %DXZHUNH KDW
DQ %HGHXWXQJ YHUORUHQ ZDV DXI JHZDQGHOWH 6WLO XQG )RUPHQDXIIDVVXQJ LQ GHU $UFKLWHNWXU
]XUFN]XIKUHQ LVW 5HLQ IXQNWLRQHOOH %DXWHLOH ZHUGHQ KHXWH DXV DQGHUHQ ]XP 7HLO EHVVHU JH
HLJQHWHQ %DXVWRIIHQ NRVWHQJQVWLJHU KHUJHVWHOOW $Q %HGHXWXQJ JHZRQQHQ KDW GLHVHU QDWUOLFKH
%DXVWRII KLQJHJHQ IU YRUJHEOHQGHWH 1DWXUVWHLQIDVVDGHQ XQG LP ,QQHQDXVEDX DOV )OLHVHQ XQG
3ODWWHQEHODJ
'DV LVW RIIHQVLFKWOLFK DXFK HLQ *UXQG ZHVKDOE QDWXUVWHLQYHUDUEHLWHQGH %HWULHEH KHXWH PHLVW
LQGXVWULHOO JHSUlJW VLQG XQG YRUUDQJLJ PDVFKLQHOO JHIHUWLJWH (LQ]HOEDXHOHPHQWH DQELHWHQ 1XU
74 1DWXUVWHLQUHVWDXULHUXQJ
UHODWLY ZHQLJH DXVJHELOGHWH )DFKOHXWH KDEHQ GLH 7UDGLWLRQ GHU KDQGZHUNOLFKHQ 6WHLQPHW]H
IRUWJHIKUW XQG EHZDKUW 'LH KDQGZHUNOLFKH 6WHLQEHDUEHLWXQJ GXUFK GHQ 6WHLQPHW] XQG RGHU
6WHLQELOGKDXHU ZLUG LP :HVHQWOLFKHQ QXU QRFK LP 5DKPHQ YRQ 5HVWDXULHUXQJVDUEHLWHQ DXVJH
IKUW +LHU ZHUGHQ KlXILJ XQWHU %HDFKWXQJ YRQ GHQNPDOSIOHJHULVFKHQ *UXQGVlW]HQ *HZlQGH
*HVLPVWHLOH XQG DQGHUH =LHUHOHPHQWH GXUFK GHQ 6WHLQPHW] KHUJHVWHOOW XQG YRU 2UW JHJHQ GDV
EHVFKlGLJWH %DXWHLO DXVJHZHFKVHOW
%LOG
Fensterumrahmungen
'HU 5FNJDQJ GHU %HGHXWXQJ YRQ 1DWXUVWHLQ DOV %DXVWRII VSLHJHOW VLFK LQ GHU =DKO GHU DXIJH
JHEHQHQ 6WHLQEUFKH DXV GHUHQ =DKO YRQ FD LP HKHPDOLJHQ 'HXWVFKHQ 5HLFK YRU
DXI QXU QRFK HWZD ]X EH]LIIHUQ LVW 'DPLW ZLUG EHUHLWV HLQH 6FKZLHULJNHLW IU GLH 5HV
WDXULHUXQJ YRQ 1DWXUVWHLQEDXZHUNHQ GHXWOLFK 'LH LQ GHQ %DXZHUNHQ YHUEDXWHQ 6WHLQVRUWHQ
VLQG ]XP JURHQ 7HLO KHXWH QLFKW PHKU OLHIHUEDU GD VLH QLFKW PHKU DEJHEDXW ZHUGHQ RGHU ZHLO
GLH 6WHLQEUFKH HUVFK|SIW VLQG $XI GHU DQGHUHQ 6HLWH LVW PLW ]XQHKPHQGHQ 0DH HLQH *OREDOL
1DWXUVWHLQH DOV %DXVWRII 75
VLHUXQJ GHV 1DWXUVWHLQPDUNWHV ]X EHREDFKWHQ %HL GHU $XVZDKO HLQHV *HVWHLQV VWHKHQ OlQJVW
QLFKW PHKU DXVVFKOLHOLFK UHJLRQDO LQ 6WHLQEUFKHQ YRUNRPPHQGH 6WHLQH VRQGHUQ HLQH 9LHO]DKO
YRQ *HVWHLQHQ ]X 9HUIJXQJ ZHOFKH DXV GHQ XQWHUVFKLHGOLFKVWHQ 5HJLRQHQ GHV (UGEDOOV
VWDPPHQ %HL GLHVHU NDXP EHUVFKDXEDUHQ *HVWHLQVDXVZDKO ZLUG OHLGHU RIWPDOV YHUJHVVHQ
GDVV QLFKW MHGHV YLVXHOO DQVSUHFKHQGH XQG SUHLVOLFK LQWHUHVVDQWH 0DWHULDO IU GHQ YRUJHVHKHQHQ
9HUZHQGXQJV]ZHFN XQG GHQ LQ 0LWWHOHXURSD YRUKHUUVFKHQGHQ NOLPDWLVFKHQ %HGLQJXQJHQ DXFK
WDWVlFKOLFK JHHLJQHW LVW
'LH *HVWHLQVDUWHQ VWHOOHQ +DXSWJUXSSHQ GDU LQ GHQHQ *HVWHLQH QDFK GHU (QWVWHKXQJVZHLVH GHU
=XVDPPHQVHW]XQJ XQG QDFK DQGHUHQ ZLVVHQVFKDIWOLFKHQ .ULWHULHQ ]XVDPPHQJHIDVVW ZHUGHQ
4
] % 6DQGVWHLQH .DONVWHLQH 7XIIH %HVRQGHUV DXV]HLFKQHQGH (LJHQVFKDIWHQ ODVVHQ VLFK GLH
VHQ *HVWHLQVDUWHQ QXU LQQHUKDOE VHKU EUHLWHU 6FKZDQNXQJVWROHUDQ]HQ ]XRUGQHQ VRGDVV KLHU QXU
HLQH DOOJHPHLQH *URERULHQWLHUXQJ P|JOLFK LVW
1DWXUVWHLQEHDUEHLWXQJ
'LH 1DWXUVWHLQEHDUEHLWXQJ LQ GHU 5HVWDXULHUXQJ LVW DXFK KHXWH QRFK ZHLWHVWJHKHQG WUDGLWLRQHOO
XQG KDQGZHUNOLFK JHSUlJW +LHUXQWHU LVW EHLVSLHOVZHLVH GDV =XDUEHLWHQ YRQ HLQ]HOQHQ :HUN
VWHLQHQ IU GHQ KDQGZHUNOLFKHQ 6WHLQDXVWDXVFK ]X YHUVWHKHQ 6WHLQH N|QQHQ HQWZHGHU DOV NRP
SOHWWH :HUNVWHLQH RGHU QXU SDUWLHOO LP JHVFKlGLJWHQ 6WHLQEHUHLFK DOV VRJHQDQQWH 9LHUXQJ DXV
JHWDXVFKW ZHUGHQ %HLP (UVWHOOHQ HLQHU 9LHUXQJ ZLUG QXU GHU JHVFKlGLJWH 7HLOEHUHLFK DP
:HUNVWHLQ YRQ +DQG DXVJHDUEHLWHW HLQ HQWVSUHFKHQG PDKDOWLJHU QHXHU :HUNVWHLQ HLQJHNOHEW
XQG DQVFKOLHHQG DQ GLH 3URILOLHUXQJHQ XQG 2EHUIOlFKHQVWUXNWXUHQ GHV DQJUHQ]HQGHQ YHUEOLH
EHQHQ :HUNVWHLQHV VWHLQPHW]PlLJ DQJHDUEHLWHW 'HU 6WHLQPHW] EHDUEHLWHW GHQ 6WHLQ PLW
6WHLQPHW]ZHUN]HXJHQ YRQ +DQG %LOG XQG WHLOZHLVH PLW VSH]LHOOHQ NOHLQHUHQ 3UHVVOXIW
KlPPHUQ 6R HQWVWHKHQ SURILOLHUWH 1DWXUVWHLQHOHPHQWH PLW HLQHU KDQGZHUNOLFK EHDUEHLWHWHQ
2EHUIOlFKH
'LH LQGXVWULHOOH 1DWXUVWHLQEHDUEHLWXQJ EH]LHKW VLFK KDXSWVlFKOLFK DXI GLH +HUVWHOOXQJ YRQ
NDOLEULHUWHQ 1DWXUVWHLQIOLHVHQ XQG 1DWXUVWHLQSODWWHQ IU GHQ ,QQHQDXVEDX 7UHSSHQVWXIHQ )HQV
WHUElQNHQ XQG 3ODWWHQ IU )DVVDGHQEHNOHLGXQJHQ ,Q GHU 5HVWDXULHUXQJ NRPPHQ 3URILOIUlVHQ
]XP (LQVDW] ZHOFKH EHLVSLHOVZHLVH )HQVWHUJHZlQGH XQG *HVLPVWHLOH PDVFKLQHOO LQ JU|HUHU
6WFN]DKO DQIHUWLJHQ N|QQHQ 'LH LP 6WHLQEUXFK JHZRQQHQHQ 1DWXUVWHLQEO|FNH ZHUGHQ PLW
KRFKOHLVWXQJVIlKLJHQ 0DVFKLQHQ VRJHQDQQWHQ *DWWHUVlJHQ DXIJHVlJW XQG ZHLWHU YHUHGHOW 'LHV
JHVFKLHKW MH QDFK GHP YRUJHVHKHQHQ 9HUZHQGXQJV]ZHFN GXUFK 6FKOHLIHQ 3ROLHUHQ 6WRFNHQ
6WUDKOHQ RGHU )ODPPHQ 'LH 6FKOHLIVHJPHQWH DXI GHQ 6lJHEOlWWHUQ EHVWHKHQ DXV 'LDPDQW
RGHU *XVVKDUWPHWDOOVSOLWWHUQ
76 1DWXUVWHLQUHVWDXULHUXQJ
1DWXUVWHLQPDXHUZHUN
,Q GHU ',1 VLQG IU GLH XQWHUVFKLHGOLFKHQ %HDUEHLWXQJVVWXIHQ )XJHQVFKQLWW 6FKLFKWK|
KHQ /lQJV XQG 4XHUYHUEDQG $XVIKUXQJVUHJHOQ IU GHQ 1HXEDXEHUHLFK HQWKDOWHQ
'LH 9HUZLWWHUXQJ LVW HLQ FKHPLVFKSK\VLNDOLVFKHU 3UR]HVV GHU GXUFK YHUVFKLHGHQH %HDQVSUX
FKXQJVDUWHQ ZLH :DVVHU 7HPSHUDWXU 2UJDQLVPHQ XQG DQWKURSRJHQH (LQIOVVH ]HUVW|UHQG DXI
GDV *HVWHLQ ZLUNW 'DPLW ZLUG QLFKW QXU GLH 8PZHOW EHODVWHW VRQGHUQ GDV *HVWHLQ NDQQ DXFK
GDXHUKDIW JHVFKlGLJW ZHUGHQ 'LHVHU 9RUJDQJ KDW QLFKW QXU $XVZLUNXQJHQ DXI XQVHUH QDWUOL
FKH 8PZHOW VRQGHUQ DXFK DXI GHQ 1DWXUVWHLQ 9HUZLWWHUXQJVSUR]HVVH VLQG FKHPLVFKHU SK\VL
NDOLVFKHU XQG ELRORJLVFKHU 1DWXU ZHOFKH XQWHUHLQDQGHU HQJ YHUIORFKWHQ VLQG XQG LQ .RPELQD
WLRQ V\QHUJHWLVFKH (IIHNWH KHUYRUUXIHQ N|QQHQ 'LH LQ 7DEHOOH GDUJHVWHOOWHQ 9HUZLWWH
UXQJVSUR]HVVH VLQG GHVKDOE QLFKW LPPHU HLQGHXWLJ YRQHLQDQGHU ]X WUHQQHQ ] % ELRJHRFKHPL
VFKH XQG ELRJHRSK\VLNDOLVFKH 9RUJlQJH VRQGHUQ PVVHQ DOV NRPSOH[H 8UVDFKHQ GHU 6WHLQ
]HUVW|UXQJ EHWUDFKWHW ZHUGHQ
'LH =HUVW|UXQJ GHV 1DWXUVWHLQV LVW PDJHEOLFK YRQ GHU MHZHLOLJHQ .DSLOODUDNWLYLWlW GHV YHU
ZHQGHWHQ 6WHLQHV DEKlQJLJ 6HKU VDXJIlKLJH 6WHLQH QHKPHQ ± VFKQHOOHU XQG WLHIHU DOV ZHQLJHU
VDXJIlKLJH 6WHLQH ±YLHO :DVVHU XQG GLH GDULQ JHO|VWHQ 6FKDGVWRIIH DXI
78 1DWXUVWHLQUHVWDXULHUXQJ
'DV :DVVHU ZLUG ZLHGHU ]HLWQDK GXUFK 'LIIXVLRQ DEJHJHEHQ 'LH 6FKDGVWRIIH EOHLEHQ DEHU DQ
GHU *HVWHLQVREHUIOlFKH ]XUFN 'XUFK GHQ LPPHU ZLHGHUNHKUHQGHQ =\NOXV NRPPW HV ]XU $Q
UHLFKHUXQJ GHU 6FKDGVWRIIH XQG VFKOXVVHQGOLFK ]XU *HVWHLQVVFKlGLJXQJ 9HUZLWWHUXQJ
$OOH 9HUZLWWHUXQJVHUVFKHLQXQJHQ DP :HUNVWHLQ VLQG HLQ 5HVXOWDW DXV GHU .RPELQDWLRQ YRQ
QDWUOLFKHQ :LWWHUXQJVIDNWRUHQ PLW VFKlGLJHQGHQ (PPLVVLRQHQ DXV GHU 8PZHOW 'LH 6FKDG
VWRIIH ZHUGHQ GDEHL DQ GHU 2EHUIOlFKH E]Z LP lXHUHQ 3RUHQJHIJH GHV *HVWHLQV DEJHODJHUW
,QQHUKDOE HLQHU JHZLVVHQ =HLWVSDQQH HUIROJW YRQ GHU *HVWHLQVREHUIOlFKH DXVJHKHQG HLQH %LQ
GHPLWWHOXPZDQGOXQJ XQG VRPLW HLQ )HVWLJNHLWVYHUOXVW
%HL GHU QDWUOLFKHQ 9HUZLWWHUXQJ N|QQHQ GLH $EEDXSURGXNWH GXUFK :DVVHU :LQG (LV
*OHWVFKHU DEWUDQVSRUWLHUW GDEHL QRFK ZHLWHU ]HUNOHLQHUW XQG DQ DQGHUHQ 6WHOOHQ DEJHODJHUW
ZHUGHQ 'HU 9HUZLWWHUXQJVSUR]HVV LVW HLQ QDWUOLFKHU 3UR]HVV GHU ] % DXFK LP /DXIH YRQ
4 -DKUPLOOLRQHQ 6DQG .LHV 7RQ .DON XQG *LSVVWHLQ KHUYRUEUDFKWH
'LHVH 3URGXNWH N|QQHQ EHU GLH WHFKQRORJLVFKH $XIEHUHLWXQJ ]X %DXVWRIIHQ XPJHZDQGHOW
ZHUGHQ %LOG ]HLJW GDV 9HUODXIVVFKHPD YRQ GHU *HVWHLQVYHUZLWWHUXQJ ELV ]XP %DXVWRII
6FKDGHQVELOGHU
x $XVEOKXQJHQ
x $QO|VXQJVWUXNWXUHQ DQ GHU 2EHUIOlFKH
x 9HUVFKPXW]XQJHQ RGHU .UXVWHQELOGXQJHQ
1DWXUVWHLQVFKlGHQ VLQG ZHLWHVWJHKHQG DQ KLVWRULVFKHQ %DXZHUNHQ GXUFK YRUEHXJHQGH 0D
QDKPHQ XQG 6WHLQNRQVHUYLHUXQJHQ ]X YHUKLQGHUQ 6LQG VLH EHUHLWV YRUKDQGHQ KDQGHOW HV VLFK
QLFKW QXU XP QDWUOLFKH $OWHUXQJVVFKlGHQ VRQGHUQ DXFK XP VROFKH GLH DXI GLH =XQDKPH GHU
/XIWHPLVVLRQ VRZLH DXI 0lQJHO LP )HXFKWLJNHLWVVFKXW] ]XUFN]XIKUHQ VLQG 'LH IU GLH :LW
WHUXQJVEHVWlQGLJNHLW GHU 1DWXUVWHLQH DXVVFKODJJHEHQGH )HVWLJNHLW 3RURVLWlW XQG :DVVHUDXI
QDKPHIlKLJNHLW LVW YRQ GHU MHZHLOLJHQ *HVWHLQVDUW DEKlQJLJ (UXSWLYJHVWHLQH ] % *UDQLW
4
6\HQLW XQG %DVDOW VLQG LP $OOJHPHLQHQ VHKU GUXFN XQG DEULHEIHVW ZHQLJ SRULJ XQG JHULQJ
ZDVVHUDXIQDKPHIlKLJ 6HGLPHQWJHVWHLQ ] % .DONVWHLQ XQG 6DQGVWHLQ ODVVHQ VLFK LQIROJH GHV
3DUDOOHOJHIJHV JXW VSDOWHQ XQG ]HLFKQHQ VLFK JU|WHQWHLOV GXUFK 'UXFNIHVWLJNHLW VWlUNHUH
3RURVLWlW XQG :DVVHUDXIQDKPH DXV 0HWKDPRUSKH *HVWHLQH VLQG EHL N|UQLJNULVWDOOLQHU 6WUXN
WXU 0DUPRU GHQ (UXSWLYJHVWHLQHQ XQG EHL EOlWWULJHU 6WUXNWXU PDQFKHQ 6HGLPHQWJHVWHLQHQ
lKQOLFK $OOHUGLQJV EHVWHKHQ ]ZLVFKHQ *HVWHLQHQ JOHLFKHU $UW DXV YHUVFKLHGHQHQ /DJHUVWlWWHQ
MD VRJDU DXV YHUVFKLHGHQHQ 6FKLFKWHQ HLQHV 6WHLQEUXFKV KlXILJ LQ GHU =XVDPPHQVHW]XQJ XQG
LQ GHQ (LJHQVFKDIWHQ HUKHEOLFKH 8QWHUVFKLHGH
'LH %LOGHU ELV ]HLJHQ HLQLJH 6FKDGELOGHU DXI
%LOG
Reliefbildung durch Absanden.
Schadensursache: Salzkristallisation
82 1DWXUVWHLQUHVWDXULHUXQJ
6FKDGHQVXUVDFKHQ
'HU :LGHUVWDQG GHV %DXVWRIIHV 1DWXUVWHLQ JHJHQ HLQZLUNHQGH 6FKDGHQVHLQIOVVH ZLUG EH
VWLPPW GXUFK GLH EHVRQGHUHQ (LJHQVFKDIWHQ GLH GHU 6WHLQ DXIZHLVW 2E HLQ 6FKDGHQ WDWVlFK
OLFK HLQWULWW KlQJW PLW GHP *UDG GHV (LQZLUNHQV YRQ VFKlGLJHQGHQ (LQIOVVHQ ]XVDPPHQ GHU
LQ HLQ]HOQHQ =RQHQ GHV %DXZHUNHV VHKU XQWHUVFKLHGOLFK VHLQ NDQQ :LFKWLJH (LJHQVFKDIWHQ YRQ
1DWXUVWHLQ N|QQHQ DQ %DXZHUNHQ LP +LQEOLFN DXI P|JOLFKH 6FKlGLJXQJHQ VHLQ
*HZLFKW XQG 6WUXNWXU
x 'LFKWH
x .RUQJU|HQDQWHLOH
x 3RURVLWlW
0HFKDQLVFKH )HVWLJNHLW
x 'UXFNIHVWLJNHLW
x %LHJH]XJIHVWLJNHLW
x 6WRIHVWLJNHLW
x $XVEUXFKVIHVWLJNHLW
x $EULHEIHVWLJNHLW
x 2EHUIOlFKHQIHVWLJNHLW
=XVDPPHQVHW]XQJ
x 0LQHUDOJHKDOW
x 6DO]$ONDOLJHKDOW
x VlXUHO|VOLFKH %HVWDQGWHLOH
x ZDVVHUO|VOLFKH 6DO]H %LQGHPLWWHO
)HXFKWHYHUKDOWHQ
x )HXFKWHJHKDOW
x :DVVHUDXIQDKPH EHVRQGHUV ZLFKWLJH VFKDGHQVUHOHYDQWH (LJHQVFKDIW
x :DVVHUGXUFKJDQJ
x 'DPSIGXUFKOlVVLJNHLW
x K\JURVNRSLVFKH *OHLFKJHZLFKWVIHXFKWH
6FKDGHQVXUVDFKH ± 6FKDGHQVELOGHU 85
7HPSHUDWXUYHUKDOWHQ
x :lUPHOHLWIlKLJNHLW
x 5DXFKJDVEHVWlQGLJNHLW
x )URVWEHVWlQGLJNHLW
0DJHEHQG IU GLH (LJQXQJ HLQHV *HVWHLQV LVW DEHU QLFKW GLH JHRORJLVFKH )RUPDWLRQ RGHU GLH
FKHPLVFKH =XVDPPHQVHW]XQJ VRQGHUQ YRU DOOHP VHLQ *HIJH KLQVLFKWOLFK :DVVHUDXIQDKPHIl
KLJNHLW GHU +lUWH GHU HLQ]HOQHQ 0LQHUDON|UQHU VRZLH GHU 'LFKWLJNHLW XQG GHU +DIWIHVWLJNHLW GHU
%HVWDQGWHLOH XQWHUHLQDQGHU (LQH HUK|KWH 3RULJNHLW GHU 6WHLQH EHJQVWLJW LKUHQ =HUIDOO GXUFK 4
9HUZLWWHUXQJ
+lUWH
(LQ .|USHU VHW]W GHP (LQGULQJHQ HLQHV DQGHUHQ .|USHUV HLQHQ :LGHUVWDQG HQWJHJHQ 'LHVHQ
:LGHUVWDQG EH]HLFKQHW PDQ DOV +lUWH 'LH :HWWHUEHVWlQGLJNHLW HLQHV 1DWXUVWHLQV $EULHE XQG
.UDW]IHVWLJNHLW 6lXUHQ XQG /DXJHQEHVWlQGLJNHLW 0LQHUDO|O XQG &KHPLNDOLHQEHVWlQGLJNHLW
KlQJHQ ZHLWJHKHQG YRQ GHU +lUWH DE =XU 0HVVXQJ GHU +lUWH JLEW HV XQWHUVFKLHGOLFKH 9HUIDKUHQ
'DV HLQIDFKVWH DEHU VHKU XQJHQDXH 9HUIDKUHQ LVW GLH .UDW]SUREH PLW GHP )LQJHUQDJHO (LQH DQGH
UH 3UIXQJVPHWKRGH LVW GLH .UDW]SUREH PLW XQWHUVFKLHGOLFKHQ %OHLVWLIWPLQHQ 'DQHEHQ JLEW HV
QRFK HLQH 5HLKH NRPSOL]LHUWHUHU 3UIYHUIDKUHQ ZLH ] % GLH +lUWHPHVVXQJ QDFK %ULQHOO
0RKVVFKH +lUWHVNDOD
'LH 0RKVVFKH +lUWHVNDOD YRQ GHP 0LQHUDORJHQ )ULHGULFK 0RKV ELV DXIJHVWHOOW
WHLOW GLH 0LQHUDOLHQ LQ +lUWHJUDGH HLQ ZRQDFK MHGHV IROJHQGH 0LQHUDO GDV YRUKHUJHKHQGH
ULW]W *OHLFK KDUWH 0LQHUDOLHQ ULW]HQ HLQDQGHU QLFKW 'LH 0RKV+lUWH LVW QXU UHODWLY VLH JLEW
NHLQHQ $XIVFKOXVV EHU GLH ZLUNOLFKH =XQDKPH GHU +lUWH LQQHUKDOE GHU 6NDOD $XHUGHP WlX
VFKHQ ] % DXVJHZLWWHUWH 0LQHUDOLHQ JHULQJHUH +lUWHJUDGH YRU 0DQFKH 0LQHUDOLHQ ZHLVHQ
]XGHP DXI YHUVFKLHGHQHQ )OlFKHQ XQG QDFK EHVWLPPWHQ 5LFKWXQJHQ UHFKW XQWHUVFKLHGOLFKH
+lUWH DXI 'HU ZHLFKVWH 6WRII VWHKW DP $QIDQJ GHU 6NDOD GHU KlUWHVWH DP (QGH
6FKOHLISDSLHUH PVVHQ HLQH K|KHUH +lUWHVWXIH DXIZHLVHQ DOV GHU ]X VFKOHLIHQGH 8QWHUJUXQG
'LH +lUWH KlQJW MHZHLOV YRP 6FKOHLIPLWWHO DE XQG KDW PLW GHU .RUQJU|H QLFKWV ]X WXQ
3RURVLWlW
'LH 3RURVLWlW VSLHOW HLQH ZLFKWLJH 5ROOH IU GLH 9HUZLWWHUXQJVEHVWlQGLJNHLW GD LKU 9RUKDQGHQ
VHLQ GDV (LQGULQJHQ YRQ 6FKDGVWRIIHQ LQ GHQ 6WHLQ HUP|JOLFKW XQG ]X =HUVW|UXQJHQ LP 6WHLQ
LQQHUHQ IKUHQ NDQQ 'LFKWH 6WHLQH PLW VHKU JHULQJHU 3RURVLWlW ZLWWHUQ YRUZLHJHQG DQ GHU 2
EHUIOlFKH DE GD :DVVHU XQG GLH GDULQ JHO|VWHQ 6FKDGVWRIIH QLFKW VR ZHLW LQ GHQ 6WHLQ HLQ
4 GULQJW 3RUHQ LP 6WHLQ VLQG GLH 9RUDXVVHW]XQJ IU GDV (LQGULQJHQ XQG 7UDQVSRUW YRQ :DVVHU
XQG GDULQ JHO|VWHQ 6FKDGVWRIIHQ LP 6WHLQ
'DPLW ZHUGHQ )URVWVSUHQJXQJHQ EHJQVWLJW XQG /|VXQJV XQG 8PZDQGOXQJVSUR]HVVH YRQ
%LQGHPLWWHOQ HUP|JOLFKW $QGHUHUVHLWV LVW GDV 9RUKDQGHQVHLQ HLQHU 3RURVLWlW GLH 9RUDXVVHW]XQJ
IU GLH $QZHQGEDUNHLW YRQ 6WHLQVFKXW]PLWWHOQ 6LH GULQJHQ EHU GLH 3RUHQ LQ GHQ 6WHLQ HLQ
'LFKWH 6WHLQH QHKPHQ NHLQH 6FKXW]PLWWHO LQ DXVUHLFKHQGHP 8PIDQJ DXI 'DV YRUVWHKHQGH
6FKHPD ]HLJW GLH %HUHLFKH YRQ 6FKDGHQVXUVDFKHQ XQG EHVWLPPHQGH )DNWRUHQ IU GLH :LGHU
VWDQGVIlKLJNHLW GHV %DXZHUNHV
8UVDFKHQ
:DVVHUDXIQDKPH LQ :DVVHU JHO|VWH 6DO]H
6FKDGVWRIIDXIQDKPH LQ :DVVHU JHO|VWH VDXUH *DVH ZLH 62 XQG 62
)ROJHQ
3K\VLNDOLVFKH .RUURVLRQ )URVW7DXZHFKVHO 6DO]NULVWDOOLVDWLRQ
K\JURVNRSLVFKHV 4XHOOHQ6FKZLQGHQ
6DO]K\GUDWDWLRQ
&KHPLVFKH .RUURVLRQ 8PZDQGOXQJ GHV %LQGHPLWWHOV GXUFK 6lXUHDQJULII LQ O|VOLFKH
6DO]H O|VHQGHU $QJULII KlXILJ YHUEXQGHQ PLW HLQHU 9ROX
PHQYHUJU|HUXQJ XQG HUK|KWHQ .ULVWDOOGUXFN WUHLEHQGHU $Q
JULII
%HLVSLHO
&D&2 +62 +2 ĺ &D62 +2 +2 &2
.DON 6FKZHIHOVlXUH ĺ *LSV :DVVHU .RKOHQGLR[LG
*UXQGVlW]OLFK ODVVHQ VLFK VFKlGLJHQGH (LQIOVVH GLH GLH 'DXHUKDIWLJNHLW YRQ %DXZHUNHQ DXV
1DWXUVWHLQ EHHLQWUlFKWLJHQ LQ GUHL 8UVDFKHQEHUHLFKH HLQWHLOHQ
x (LQIOVVH DXV GHU 1DWXUGHU 8PZHOW
x (LQIOVVH DXV GHU YRUKDQGHQHQ .RQVWUXNWLRQ
x (LQIOVVH IHKOHUKDIWHU (UKDOWXQJVYHUVXFKH
'HU :LGHUVWDQG JHJHQ VFKlGLJHQGH (LQIOVVH DXV GHU 1DWXU ZLUG EHVWLPPW GXUFK
6FKDGHQVGRNXPHQWDWLRQ
6FKDGHQVGRNXPHQWDWLRQ
%HVWDQGVDXIQDKPH
'LH 3ODQXQJ YRQ 0DQDKPHQ ]XU (UKDOWXQJ YRQ %DXZHUNHQ DXV 1DWXUVWHLQ PXVV YRQ GHU
4 YRUKDQGHQHQ %DXVXEVWDQ] DXVJHKHQ GHUHQ $UW XQG =XVWDQG HQWVFKHLGHQHQ (LQIOXVV DXI GLH
YRU]XVHKHQGHQ (UKDOWXQJVPDQDKPHQ EHVLW]W *UXQGODJH IU 5HVWDXULHUXQJVDUEHLWHQ LVW HLQH
.HQQGDWHQHUPLWWOXQJ QDFK GHP :7$0HUNEODWW ' *HJHQEHU GHU 3ODQXQJ YRQ 1HX
EDXPDQDKPHQ EHVWHKW KLHU GHU HUVWH 6FKULWW GHU 0DQDKPHQYRUEHUHLWXQJ LQ HLQHU DXVIKUOL
FKHQ (UIDVVXQJ XQG %HZHUWXQJ GHV YRUKDQGHQHQ %DXEHVWDQGHV VRZLH HYHQWXHOO LQ *UXQGOD
JHQXQWHUVXFKXQJHQ ]XU H[DNWHQ .OlUXQJ GHU YRUJHIXQGHQHQ 6DFKYHUKDOWH 'LH 8QWHUVXFKXQ
JHQ GHU 6FKDGHQVDUW XQG GHV 6FKDGHQVXPIDQJV GLH )HVWVWHOOXQJ GHV 6DQLHUXQJV]LHOHV XQG
GDPLW YHUEXQGHQ DXFK GLH $XVDUEHLWXQJ HLQHV 6DQLHUXQJVSODQV VROOWHQ QDFK GHP DEJHELOGHWHQ
6FKHPD HUIROJHQ
1$78567(,1%$8:(5.
6FKDGHQVHUIDVVXQJ %HUDWXQJ GXUFK 6DFKYHUVWlQGLJH
x 6FKDGHQVDXIQDKPH GHQNPDOVUHFKWOLFKH (UODXEQLV
x 3UREHHQWQDKPH
)HVWOHJXQJ GHV 6DQLHUXQJV]LHOV
x 5HVWDXULHUXQJ
x (UJlQ]XQJ
x (UQHXHUXQJ
.216(59,(581*63/$1
6FKHPD 8QWHUVXFKXQJVSKDVH
(UVW DXI GHU %DVLV HLQHU VSH]LILVFK DXVJHULFKWHWHQ %HVWDQGVDXIQDKPH NDQQ GLH YHUJOHLFKHQGH
:HUWXQJ P|JOLFKHU 6DQLHUXQJVYHUIDKUHQ XQG GLH (UVWHOOXQJ HLQHV 0DQDKPHQSODQHV HUIROJHQ
%HVWDQGVDXIQDKPH DQ %DXZHUNHQ DXV 1DWXUVWHLQ ]XU .OlUXQJ GHU (UIRUGHUQLVVH YRQ .RQVHU
YLHUXQJ XQG 5HVWDXULHUXQJ JOLHGHUQ VLFK RUJDQLVDWRULVFK LQ GUHL $UEHLWVEHUHLFKH
x *HVWHLQVNXQGOLFKH (UIDVVXQJ YRQ VFKlGLJHQGHQ (LQIOVVHQ XQG 6FKlGLJXQJHQ GHV %DX
ZHUNV 6WDQGRUWEHGLQJXQJHQ
x .XQVWKLVWRULVFKHEDXJHVFKLFKWOLFKH (UIDVVXQJ XQG %HZHUWXQJ GHV %DXZHUNHV
x .RQVWUXNWLYHEDXVWRIIWHFKQLVFKH (UIDVVXQJ XQG %HZHUWXQJ
'DV (UIDVVHQ XQG %HVFKUHLEHQ GHV 2EMHNWHV XQG GHV 6FKDGHQVELOGHV VWHKHQ DP $QIDQJ GHU
%HVWDQGVDXIQDKPH 8P HLQ JHQDXHV 6FKDGHQVELOG ]X HUKDOWHQ ZHUGHQ =HLFKQXQJHQ )RWRJUD
ILHQ WH[WOLFKH %HVFKUHLEXQJHQ XQG LP (LQ]HOIDOO GLH )RWRJUDPPPHWULH EHQ|WLJW 1DFK GHU
%HVWDQGVDXIQDKPH PVVHQ JHQDXH .HQQWQLVVH GHU YRUKDQGHQHQ 6FKlGHQ YRUOLHJHQ +LHU]X
KDEHQ VLFK HLQH 5HLKH YRQ 9HUIDKUHQ EHZlKUW 'LH 9HUIDKUHQ VLQG GDEHL LQ ]HUVW|UXQJVIUHLH
XQG ]HUVW|UHQGH 0HWKRGHQ ]X XQWHUWHLOHQ
6FKDGHQVGRNXPHQWDWLRQ 89
(UVW QDFK HLQHU JUQGOLFKHQ 8QWHUVXFKXQJ EHU GDV $XVPD XQG GLH $UW GHU 6FKlGHQ NDQQ
EHU HUKDOWHQGH 0DQDKPHQ DQ 6WHLQGHQNPlOHUQ HQWVFKLHGHQ ZHUGHQ -H QDFK 6FKDGHQVELOG
XQG $UW GHV 2EMHNWHV VLQG GDEHL XQWHUVFKLHGOLFKH )RUPHQ XQG 0HWKRGHQ GHU %HVWDQGVDXIQDK
PH P|JOLFK 'LHV VROO ]XQlFKVW RKQH (LQJULIIH LQ GLH 6XEVWDQ] YRUJHQRPPHQ ZHUGHQ 'XUFK
PDVWlEOLFK HUVWHOOWH =HLFKQXQJHQ NDQQ GDV 2EMHNW LQ HLQ]HOQH (EHQHQ ] % *UXQGULVV
6FKQLWW XQG $QVLFKW ]HUOHJW ZHUGHQ hEHU GLH )RWRJUDPPPHWULH N|QQHQ HQW]HUUWH )RWRV KHUJH
VWHOOW ZHUGHQ XQG PLW YHUVFKLHGHQHQ 9HUIDKUHQ 'DWHQ HUPLWWHOW ZHUGHQ GLH GDV (UUHLFKHQ GHV 4
6DQLHUXQJV]LHOHV HUKHEOLFK HUOHLFKWHUQ =XU %HVWDQGVDXIQDKPH JHK|UW DXFK GDV (UIDVVHQ XQG
$XVZHUWHQ YRUKDQGHQHU 8QWHUODJHQ GLH EHU (QWVWHKXQJ 1XW]XQJ XQG *HVFKLFKWH GHV 2EMHN
WHV EHU IUKHU YRUJHQRPPHQH 9HUlQGHUXQJHQ RGHU 5HVWDXULHUXQJVPDQDKPHQ $XVNXQIW
JHEHQ N|QQHQ 8PIDQJUHLFKHV $NWHQ XQG /LWHUDWXUVWXGLXP LVW GDEHL RIW XQXPJlQJOLFK bOWHUH
=HLFKQXQJHQ RGHU )RWRV N|QQHQ +LQZHLVH DXI IUKHUH =XVWlQGH JHEHQ $XV GHU .HQQWQLV GHU
ILNWLY JHZlKOWHQ 6XEVWDQ]HUKDOWXQJVVWXIHQ ODVVHQ VLFK HLQH 9LHO]DKO RUJDQLVDWRULVFKHU $UEHLWV
EHUHLFKH DEOHLWHQ 'UHL 9HUIDKUHQ KDEHQ VLFK EHL GHU %HVWDQGVHUIDVVXQJ XQG EHZHUWXQJ KHU
DXVNULVWDOOLVLHUW
x *HVWHLQVNXQGLJH $XIQDKPH 6WDQGRUWEHGLQJXQJHQ
x .XOWXUKLVWRULVFKEDXJHVFKLFKWOLFKH $XIQDKPH
x .RQVWUXNWLYEDXWHFKQLVFKH $XIQDKPH
*HVWHLQVNXQGLJH $XIQDKPH 6WDQGRUWEHGLQJXQJHQ
:LFKWLJ VLQG
x 8QWHUVXFKXQJHQ XQG $QDO\VHQ DP %DXZHUN IDOOV QRWZHQGLJ PLW (LQUVWHQ RGHU (LQVDW]
HLQHU +XEDUEHLWVEKQH
x 3UREHQHQWQDKPH QDFK GHU )HVWOHJXQJ GHU ]X XQWHUVXFKHQGHQ (LJHQVFKDIWHQ
x /DERUXQWHUVXFKXQJHQ ZHQQ VLH QDFK GHP *XWDFKWHQDQIRUGHUXQJVSURILO HUIRUGHUOLFK VLQG
x 0HVVGDWHQ EHU 6WDQGRUWEHGLQJXQJHQ XQG 8PZHOWEHODVWXQJHQ LQ GHU 8PJHEXQJ GHV %DX
ZHUNHV
8QWHUVWW]HQG ZLUNHQ
x ]HUVW|UXQJVDUPH 8QWHUVXFKXQJVYHUIDKUHQ IU $QDO\VHQ DP %DXZHUN
x HLQIDFKH 8QWHUVXFKXQJHQ PLW DXVUHLFKHQGHU *HQDXLJNHLW ]XU 9HUPHLGXQJ DXIZlQGLJHU
/DERUXQWHUVXFKXQJHQ
x 0HVVUHLKHQ EHU 8PZHOWEHODVWXQJHQ XQG 6WDQGRUWHLQIOVVH IU GHQ %DXZHUNVVWDQGRUW
ZLFKWLJ XQWHUVWW]HQG
– Bauwerksbeschreibung mit Datierung und – LiteraturTuellen, Akten aus Bauarchiven
Herkunft – historische Berichte über Restaurierungsmaß-
– weiterführende Beschreibungen bau- und nahmen, Zeitungsartikel, Bauberichte
kunstgeschichtlicher Art – Informationen von Eigentümern, Heimat-
– Plandokumentation mit evtl. Veränderungsstu- pflegern, Bewohnern, Nachbarn, Baufirmen
fen, Fotodokumentation
=X NOlUHQGH )UDJHQ LP (LQ]HOQHQ
– Woher und aus welcher Zeit stammt das Bauelement"
– Seit wann befindet es sich am jetzigen Ort"
– Sind Besonderheiten des Werkstoffes oder seiner Verarbeitung bekannt"
– Wurde das Bauelement nachträglich verändert"
– Wurde das Bauelement bereits behandelt – wenn ja, wie und womit"
– Wie ist das Bauelement konstruktiv in das Bauwerk integriert – ist es demontabel"
– Sind handwerkliche und künstlerische Bearbeitungsspuren vorhanden"
– Sind Besonderheiten der Oberflächenstruktur und der Elementumrisse vorhanden, die auf die Bear-
beitung zurückzuführen sind"
– Sind Putz- und Farbfassungen vorhanden und wie ist ihr Zustand"
– Wie ist die Bedeutung des Bauelementes für das gesamte Bauwerk als Denkmal einzuschätzen"
– Erfordern die vorhandenen Elementschädigungen eine differenzierte restauratorische Fachbehand-
lung"
8QWHUVWW]HQG ZLUNHQ
x 8PEDXSOlQH XQG 9HUlQGHUXQJVSODQXQJHQ
x %DXDNWHQ %DXWDJHEFKHU )LUPHQDQJHERWH XQG $EUHFKQXQJHQ %DXEHVFKUHLEXQJHQ
x YRUOLHJHQGH *XWDFKWHQ )RWRV
x ,QIRUPDWLRQHQ YRQ %DXZHUNVQXW]HUQ %DXEHWUHXHUQ %DXOHLWHUQ XQG +DQGZHUNVILUPHQ
,P (LQ]HOQHQ ]X NOlUHQ VLQG
x *HVDPW]XVWDQG GHV %DXZHUNHV LP +LQEOLFN DXI 6WDQGVLFKHUKHLW )HVWLJNHLW XQG PHFKDQL
VFKH %HDQVSUXFKXQJ
x (LQELQGXQJ GHU %DXHOHPHQWH LQ GDV %DXZHUN XQG LQ DQGHUH :HUNVWRIIH
6FKDGHQVGRNXPHQWDWLRQ 91
%(67$1'6$8)1$+0(35272.2//
%DXQXPPHU
'LHQVWVWHOOHQ1U'LHQVWHOOH
%DXZHUNVEH]HLFKQXQJ
6WUDH X +DXVQXPPHU
3RVWOHLW]DKO X 2UW
2UWVNHQQ]DKO
+DXVKDOWVVWHOOH EHL .DSLWHO
BBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBB
,QVWDQGVHW]XQJVPDQDKPHQ
,QVWDQGVHW]XQJVPDQDKPHQ
0DQDKPHQNDWDORJ
)U GLH hEHUZDFKXQJ XQG YRUVRUJOLFKH hEHUSUIXQJ GHU 5HVWDXULHUXQJVDUEHLWHQ LVW HV HUIRU
GHUOLFK IROJHQGH 3XQNWH ]X EHDFKWHQ
x (LQVDW] HLQHV $QZHQGXQJVWHFKQLNHUV
x %DXVWHOOHQEHVXFKH
x (LQVDW] YRQ 6DFKYHUVWlQGLJHQ
x $EQDKPH YRQ 7HLOOHLVWXQJHQ
x %DXWDJHEXFK
x %DXGRNXPHQWDWLRQ %DXOHLVWXQJ GHV $XIWUDJQHKPHUV LQNOXVLYH )RWRGRNXPHQWDWLRQ DOOHU
$UEHLWVJlQJH
8QWHU GHP *HVLFKWVSXQNW GHU EDXOLFKHQ 'HQNPDOVSIOHJH PXVV EHL GHQ PHLVWHQ 6WHLQUHVWDXULH
UXQJV XQG .RQVHUYLHUXQJVPDQDKPHQ DOOHV JHWDQ ZHUGHQ XP GLH XUVSUQJOLFKH 6XEVWDQ] ]X
HUKDOWHQ 'LHV EHGHXWHW GDVV GHU :DKO GHV ULFKWLJHQ 5HLQLJXQJVYHUIDKUHQV XQG GHU WHFKQLVFKHQ
3DUDPHWHU GLH JU|WH %HGHXWXQJ ]XNRPPW :HVHQWOLFK EHL GHU 3ODQXQJ YRQ NRQVHUYLHUHQGHQ
XQG UHVWDXULHUHQGHQ 0DQDKPHQ LVW GLH )HVWOHJXQJ GHU 5HLKHQIROJH XQG GHV ,QHLQDQGHUJUHL
IHQV GHU YHUVFKLHGHQHQ $UEHLWVVFKULWWH 1HEHQ GHU 0DQDKPHQDEIROJH VSLHOHQ GLH HLQ]XKDOWHQ
GHQ :DUWH 7URFNQXQJV XQG $EELQGH]HLWHQ HLQH ZLFKWLJH 5ROOH IU GHQ (UIROJ GHU (UKDO
WXQJVEHPKXQJHQ 6R NDQQ ]XP %HLVSLHO QDFK HLQHU :DVVHUUHLQLJXQJ HLQH )HVWLJXQJ GHV
,QVWDQGVHW]XQJVPDQDKPHQ 93
6WHLQV HUVW QDFK GUHL ELV YLHU :RFKHQ 0LQGHVWWURFNQXQJV]HLW LQ $EKlQJLJNHLW YRQ NOLPDWLVFKHQ
*HJHEHQKHLWHQ ZLH /XIWWHPSHUDWXU /XIWIHXFKWLJNHLW XQG :LQG HUIROJHQ ,Q $EKlQJLJNHLW YRP
'LDJQRVHHUJHEQLV VLQG GLH ZHLWHUHQ 0DQDKPHQ ZLH 6WHLQHUJlQ]XQJ 6WHLQDXVWDXVFK 6WHLQ
IHVWLJXQJ +\GURSKRELHUXQJ XQG ZHLWHUH EHJOHLWHQGH 0DQDKPHQ ZLH +RUL]RQWDODEGLFKWXQJ
YRP 3ODQHU JHJHEHQHQIDOOV XQWHU +LQ]X]LHKXQJ HLQHV 6DFKYHUVWlQGLJHQ H[DNW IHVW]XOHJHQ
'D]X LVW HV XQXPJlQJOLFK ]XQlFKVW HLQH 0XVWHUIOlFKH DQ]XOHJHQ XP GLH HLQ]HOQHQ .RQVHUYLH
UXQJVVFKQLWWH EHUSUIHQ XQG GHUHQ (UIROJ EHXUWHLOHQ ]X N|QQHQ
%HL GHU 'XUFKIKUXQJ GHU .RQVHUYLHUXQJVPDQDKPHQ NDQQ GDV DEJHELOGHWH 6FKHPD ]XU 2UL
HQWLHUXQJ KHUDQJH]RJHQ ZHUGHQ 4
6FKDGHQVDQDO\VH 0DWHULDODQDO\VH
(UPLWWOXQJ GHU 6FKDGHQVXUVDFKH 6WHLQXQWHUVXFKXQJ
1. Bewertung der Umweltsituation und des Stand- 1. Bestimmung der Wasseraufnahme nach DIN 52
ortes. Messung der Immissionsraten (SO2) und 103
des ph-Wertes des Regenwassers 2. Bestimmung der Art des Bindemittels (wasser-
2. Feststellung, Bewertung und Dokumentation lösliche, säurelösliche Anteile)
4 von Materialschäden: Frost und Kondensat- 3. Bestimmung der Konservierbarkeit
schäden, chemische und biologische Korrosion, (z. B. Prüfung auf Tuellbare Silikate usw.)
Salzschäden, Schalenbildung, Abblätterung, 4. Bestimmung der Konservierungsmittel-
Absandung, Bildung von Rissen, Bindemittel- aufnahme
umlagerung, Bindemittelumwandlung 5. Bestimmung der ma[. Eindringtiefe der einzel-
3. Bestimmung der Verwitterungstiefe nen Konservierungsmittel bzw.
Bestimmung der Eindringtiefe in Abhängigkeit
von der Entwirkungsdauer der Konservie-
rungsmittel
6. Bestimmung der reduzierten Wasseraufnahme
nach der Konservierung
7. Durchführung eines Salzsprengtests in Anleh-
nung an die DIN 52111
7DEHOOH Maßnahmen vor und nach der Restaurierung (Quelle Remmers, Lönningen)
%HL HQWVSUHFKHQG XPIDQJUHLFKHQ RGHU JURIOlFKLJHQ 6FKlGHQ NDQQ HV HUIRUGHUOLFK VHLQ NRP
SOHWWH 6WHLQH RGHU SDUWLHOOH %HUHLFKH HLQHV JHVFKlGLJWHQ :HUNVWHLQHV JHJHQ 1HXPDWHULDO DXV]X
WDXVFKHQ 'LH HUIROJW LP 5DKPHQ GHU 1DWXUVWHLQUHVWDXULHUXQJ QDFK GHP :7$0HUNEODWW
'
0DQ XQWHUVFKHLGHW JDQ]IRUPDWLJH XQG WHLOIRUPDWLJH :HUNVWFNH
4 *DQ]IRUPDWLJH :HUNVWFNH
,P 9RUIHOG ZHUGHQ GLH *HVWHLQVDUW 0DH 3URILOLHUXQJ XQG *HRPHWULH GHV JHVFKlGLJWHQ :HUN
VWHLQHV YRU 2UW H[DNW DXIJHQRPPHQ XQG QDFK GLHVHQ 9RUJDEHQ LQ GHU 6WHLQPHW]ZHUNVWDWW HLQH
.RSLH KHUJHVWHOOW 'LHVH .RSLH ZLUG QDFKGHP GHU VFKDGKDIWH 6WHLQ YRU 2UW NRPSOHWW DXVJH
VSLW]W RGHU DXVJHEDXW ZXUGH DQ JOHLFKHU 6WHOOH HLQJHEDXW
7HLOIRUPDWLJH :HUNVWFNH 9LHUXQJHQ
6LQG QXU 7HLOEHUHLFKH HLQHV :HUNVWHLQHV JHVFKlGLJW NDQQ VLFK GHU 6WHLQDXVWDXVFK DXI GLHVH
SDUWLHOOHQ %HUHLFKH EHVFKUlQNHQ ,Q GLHVHP )DOO ZLUG GLH 6FKDGVWHOOH DP :HUNVWHLQ KDQGZHUN
OLFK DXVJHDUEHLWHW XQG HLQ QHXHU SDVVJHUHFKWHU 1DWXUVWHLQ HLQH VRJHQDQQWH 9LHUXQJ HLQJH
NOHEW 'LH )XJHQ VROOWHQ P|JOLFKVW VFKPDO XQG NDXP HUNHQQEDU VHLQ $QVFKOLHHQG HUIROJW GLH
3URILOLHUXQJ XQG $QSDVVXQJ GHV WHLOIRUPDWLJHQ :HUNVWFNHV DQ GHQ %HVWDQG $P %HVWDQG
VHOEVW GUIHQ NHLQH $QSDVVXQJHQ RGHU 9HUlQGHUXQJHQ YRUJHQRPPHQ ZHUGHQ
,Q EHLGHQ )lOOHQ LVW HV ZLFKWLJ GDVV GLH WHFKQLVFKHQ .HQQGDWHQ GHV %HVWDQGVJHVWHLQHV PLW GHP
1HXPDWHULDO ZHLWHVWJHKHQG EHUHLQVWLPPHQ GD DQGHUHQIDOOV 6FKlGHQ KHUYRUJHUXIHQ ZHUGHQ
N|QQHQ +LHU]X VLQG IROJHQGH 3DUDPHWHU ]X EHWUDFKWHQ
x 'UXFNIHVWLJNHLW
x %LHJH]XJIHVWLJNHLW
x 7KHUPLVFKH XQG +\JULVFKH /lQJHQlQGHUXQJ
x :DVVHUDXIQDKPH XQG 3RURVLWlW
x ZDVVHUO|VOLFKH XQG VlXUHO|VOLFKH %HVWDQGWHLOH
%HL VDFK XQG IDFKJHUHFKWHU $XVIKUXQJ LVW GHU DXVJHZHFKVHOWH 6WHLQ OHGLJOLFK GXUFK HLQH
KHOOHUH )lUEXQJ QLFKW MHGRFK LP 3URILOYHUODXI RGHU 2EHUIOlFKHQVWUXNWXU YLVXHOO HUNHQQEDU 0LW
GHU =HLW ZHUGHQ GLH )DUEXQWHUVFKLHGH GXUFK %LOGXQJ HLQHU 3DWLQD JHULQJHU VR GDVV GLH 5HVWDX
ULHUXQJVDUEHLWHQ NDXP QRFK HUNHQQEDU VLQG ,Q 6RQGHUIlOOHQ ZLUG GHU QHX HLQJHEDXWH KHOOHUH
6WHLQ GXUFK HLQH VSH]LHOOH )DUEODVXU DOV HLQH $UW NQVWOLFKH 3DWLQD DQ GHQ %HVWDQG YLVXHOO DQ
JHSDVVW
,QVWDQGVHW]XQJVPDQDKPHQ 97
%LOG Absprengung durch Korrosion Restaurierung durch Einsetzen eines teilformatigen
Werkstückes (Vierung) möglich
.OHLQHUH )HKOVWHOOHQ N|QQHQ LP (LQNODQJ PLW ',1 PLW 5HVWDXULHUP|UWHOQ ZLHGHU KHUJH
VWHOOW ZHUGHQ 'HU 9RUWHLO JHJHQEHU GHP KDQGZHUNOLFKHQ 6WHLQDXVWDXVFK OLHJW LQ HLQHP JHULQ
JHUHQ 6XEVWDQ]DEWUDJ GD OHGLJOLFK GLH Ä6WHLQZXQGH³ HQWODQJ GHQ XQUHJHOPlLJHQ 6FKDGJUHQ
]HQ HWZDV ]XUFNJHDUEHLWHW ZLUG %HLP (LQVHW]HQ HLQHU 9LHUXQJ ZLUG PHLVW HLQH WLHIHUH VRZLH
EHU GLH 6FKDGVWHOOH KLQDXVJHKHQGH $XVDUEHLWXQJ HLQHV 9LHUHFNHV HUIRUGHUOLFK ,QVRIHUQ LVW GLH
9HUDUEHLWXQJ YRQ 5HVWDXULHUP|UWHOQ LP GHQNPDOSIOHJHULVFKHQ %HUHLFK EHL VDFK XQG IDFKJH
UHFKWHU $XVIKUXQJ GXUFK GHQ 6WHLQPHW] HLQH VLQQYROOH XQG PLWWOHUZHLOH EHZlKUWH 0HWKRGH
1LFKW VLQQYROO LVW HV DXV 6LFKW GHV $XWRUV NRPSOHWWH :HUNVWHLQH RGHU OlQJHUH *HVLPVWHLOH DQ
GHU )DVVDGH ÄQDFK]XPRGHOOLHUHQ³ +LHU LVW GHU KDQGZHUNOLFKH 6WHLQDXVWDXVFK YRU]X]LHKHQ
3ULQ]LSLHOO ZHUGHQ 6WHLQUHVWDXULHUP|UWHO LQ PLQHUDOLVFK XQG LQ NXQVWKDU]JHEXQGHQH 6\VWHPH
XQWHUVFKLHGHQ 0LQHUDOLVFKH 5HVWDXULHUP|UWHO HQWKDOWHQ QHEHQ PLQHUDOLVFKHQ )OO XQG =X
VFKODJVWRIIHQ .DON XQG =HPHQW DOV %LQGHPLWWHO 6LH HUKlUWHQ HQWZHGHU GXUFK +\GUDWDWLRQ
XQGRGHU &DUERQDWLVLHUXQJ 'HU ]X YHUZHQGHQGH 5HVWDXULHUP|UWHO PXVV QLFKW QXU YLVXHOO VRQ
GHUQ DXFK LQ %H]XJ DXI GLH MHZHLOLJHQ JHVWHLQVW\SLVFKHQ .HQQGDWHQ DEJHVWLPPW ZHUGHQ GD
DQVRQVWHQ HUKHEOLFKH 6FKlGHQ DXIWUHWHQ N|QQHQ 'HU )XJHQVFKQLWW GHU HLQ]HOQHQ :HUNVWHLQH LVW
XQEHGLQJW EHL]XEHKDOWHQ GD VRQVW )ROJHVFKlGHQ YRUSURJUDPPLHUW VLQG
'LH 9HUDUEHLWXQJ YRQ 5HVWDXULHUP|UWHOQ HUIROJW DXVVFKOLHOLFK YRQ TXDOLIL]LHUWHQ )DFKOHXWHQ
6WHLQPHW]H XQG 5HVWDXUDWRUHQ XQWHU %HUFNVLFKWLJXQJ GHV :7$0HUNEODWWHV '
'LHV DOOHLQ GHVKDOE ZHLO GLH 6FKDGVWHOOHQ YRQ +DQG VXEVWDQ]VFKRQHQG DXVJHDUEHLWHW ZHUGHQ
XQG GLH $QWUDJVWHOOHQ DQVFKOLHHQG VWHLQPHW]PlLJ DQ GHQ %HVWDQG LQ %H]XJ DXI 3URILOLHUXQJ
XQG 6WUXNWXU DQJHJOLFKHQ ZHUGHQ PVVHQ 'LH +DOWEDUNHLW XQG GDV YLVXHOOH (UVFKHLQXQJVELOG
HLQHU 6WHLQHUJlQ]XQJ DXV 5HVWDXULHUP|UWHOQ LVW HQWVFKHLGHQG YRQ GHU (UIDKUXQJ GHV DXVIKUHQ
GHQ +DQGZHUNHUV DEKlQJLJ 'LH DXI GHQ HUVWHQ %OLFN UHODWLY HLQIDFKH 9HUDUEHLWXQJ YRQ 6WHLQ
98 1DWXUVWHLQUHVWDXULHUXQJ
UHVWDXULHUP|UWHOQ GDUI QLFKW GD]X YHUOHLWHQ GLHVH DQVSUXFKVYROOHQ $UEHLWHQ KDQGZHUNOLFK QLFKW
DXI GHQ 1DWXUVWHLQUHVWDXULHUXQJVEHUHLFK DXVJHULFKWHWHQ 8QWHUQHKPHQ ]X EHUWUDJHQ 'HP
$XWRU VLQG ]DKOUHLFKH 6FKDGHQVIlOOH EHNDQQW ZHOFKH DXI JUREH 9HUDUEHLWXQJVPlQJHO EHLP
8PJDQJ PLW 5HVWDXULHUP|UWHOQ ]XUFN]XIKUHQ VLQG
8QWHUJUXQGYRUEHKDQGOXQJ5HVWDXULHUXQJ
%LOG
Auftrag von Grundier- bzw. Restauriermörtel
1DFK JXWHU 'XUFKWURFNQXQJ GHU $QWUDJVWHOOHQ GLHVH PLW 6WHLQIHVWLJHU EHKDQGHOQ
$QWUDJVWHOOHQ PLW 6LOLNRQIDUEH ODVLHUHQG GHU 6WHLQXPJHEXQJ IDUEOLFK DQJOHLFKHQ
8P GLH :DVVHUDXIQDKPH GHU UHVWDXULHUWHQ )OlFKHQ GHP 1DWXUVWHLQ DQ]XJOHLFKHQ PVVHQ
GLH JHVDPWHQ %DXWHLOH K\GURSKRE LPSUlJQLHUW ZHUGHQ 'DV +\GURSKRELHUXQJVPLWWHO LVW ±
GHP 1DWXUVWHLQ VSH]LILVFK ± DXV]XZlKOHQ
9HUIXJXQJ
4
$XFK LP 1DWXUVWHLQ KDEHQ )XJHQ HLQH ZHVHQWOLFKH %HGHXWXQJ )XJHQ LQ 1DWXUVWHLQEDXWHLOHQ
VWHOOHQ LQ YLHOHUOHL +LQVLFKW DOOHUGLQJV DXFK 6FKZDFKVWHOOHQ GDU =XP HLQHQ NDQQ GDV YLVXHOOH
(UVFKHLQXQJVELOG GHV )XJHQVFKQLWWHV GDUXQWHU OHLGHQ XQG ]XP DQGHUHQ VLQG )XJHQ VWHWV $Q
JULIIVSXQNWH IU :DVVHU )U GLH 3ODQXQJ XQG $XVIKUXQJ LVW GDV :7$0HUNEODWW '
KHUDQ]X]LHKHQ
:LFKWLJ LVW IU GLH 9HUIXJXQJ GHQ JHHLJQHWHQ 0|UWHO ]X ZlKOHQ 'LH 9HUIXJXQJ HUIROJW EHL
VSLHOVZHLVH PLW HLQHP 7UDVV.DON0|UWHO DXV :HUNWURFNHQP|UWHO 3 ,, QDFK ',1 :HLWH
UH HLQ]XVHW]HQGH )XJHQP|UWHO VLQG =HPHQWP|UWHO 0|UWHO PLW RUJDQLVFKHQ %LQGHPLWWHOQ (3
385 300$ VRZLH ILOPELOGHQGH %LQGHPLWWHO
:HQQ 9HUIXJXQJHQ QXU DXI 7HLOIOlFKHQ YRU]XQHKPHQ VLQG PXVV GHU 0|UWHO LQ )DUEH XQG
6WUXNWXU DXI GHQ EULJHQ )XJHQEHVWDQG DEJHVWLPPW ZHUGHQ ,P GHQNPDOSIOHJHULVFKHQ %HUHLFK
NDQQ HV QRWZHQGLJ VHLQ REMHNWVSH]LILVFK LQGLYLGXHOOH 0|UWHOPLVFKXQJHQ QDFK JHQDXHU %H
VWDQGVDQDO\VH KHU]XVWHOOHQ XQG DQ]XZHQGHQ *HQHUHOO PXVV GHU )XJHQP|UWHO ZHLFKHU VHLQ DOV
GHU 1DWXUVWHLQ 'HU (0RGXO VROOWH ]ZLVFKHQ XQG 1PPð EHWUDJHQ 'LH .|UQXQJ
GHV 0|UWHO]XVFKODJV GDUI K|FKVWHQ GHU )XJHQEUHLWH DXVPDFKHQ 'HU 0|UWHO PXVV HLQ JXWHV
:DVVHUUFNKDOWHYHUP|JHQ DXVUHLFKHQGH )ODQNHQKDIWXQJ JXWH :DVVHUGDPSIGXUFKOlVVLJNHLW
XQG HLQ JHULQJHV 6FKZLQGYHUKDOWHQ DXIZHLVHQ
'HU JXW JHPLVFKWH LQ GHU 5HJHO HUGIHXFKWH )XJHQP|UWHO VROO DXV UHLQHP 6DQG PLW JXWHP .|U
QXQJVDXIEDX XQG 3RUWODQG]HPHQW LP 9HUKlOWQLV E]Z VWHKHQ :LFKWLJ LVW GHU .RUQ
DXIEDX GHV 6DQGHV (LQ YHUZHUWXQJVIlKLJHU 6DQG VROO IROJHQGH .RUQJU|HQ HQWKDOWHQ
x ELV PP GDYRQ ELV PP
x ELV PP XQG
x ELV PP
9HUP|UWHOXQJ
4 =XU 9HUP|UWHOXQJ YRQ 3ODWWHQEHOlJHQ XQG :DQGEHNOHLGXQJHQ ZLUG HLQ 0|UWHO PLW 7UDVV]H
PHQW QDFK ',1 HPSIRKOHQ 9HUIlUEXQJVHPSILQGOLFKH *HVWHLQH PVVHQ PLW VSH]LHOOHQ
7UDVV]HPHQWHQ YHUOHJW ZHUGHQ 'DV 0LVFKXQJVYHUKlOWQLV =HPHQW ]X 6DQG LVW QDFK $79 ',1
ZLH IROJW KHU]XVWHOOHQ
x ,QQHQEHUHLFK 5DXPWHLOH
x $XHQEHUHLFK 5DXPWHLOH
$OV =XVFKODJVVWRII VLQG PLWWHON|UQLJH 6DQGH GHU .|UQXQJ PP ]X YHUZHQGHQ 'HU 0|UWHO
NDQQ PDVFKLQHQJlQJLJ JHOLHIHUW ZHUGHQ :HQQ 1DWXUVWHLQEHOlJH LP 'LFNEHWW DQJHVHW]W ZHU
GHQ VLQG QDFK ',1 $79 IROJHQGH 0|UWHOEHWWGLFNHQ KHU]XVWHOOHQ
x %HL :DQGEHOlJHQ ELV PP
x %HL %RGHQEHOlJHQ LP ,QQHQEHUHLFK ELV PP
x %HL %RGHQEHOlJHQ LP $XHQEHUHLFK ELV PP
1 Naturwerkstein
2 Mörtelbett
3 Tragfähiger Estrich
4 Trennschicht bzw. Abdichtung
(evtl. Drainagevlies)
5 Betondecke
$EEUVWHQ $QVFKOHLIHQ
+LHUEHL ZLUG GLH 1DWXUVWHLQREHUIOlFKH HQWZHGHU YRQ +DQG RGHU PDVFKLQHOO DEJHEUVWHW RGHU
OHLFKW DQJHVFKOLIIHQ (V GUIHQ NHLQH 'UDKWEUVWHQ YHUZHQGHW ZHUGHQ GD 9HUIlUEXQJHQ GXUFK
.RUURVLRQ ]X HUZDUWHQ VLQG *HHLJQHW VLQG :XU]HO XQG .XQVWVWRIIEUVWHQ /DPHWWHQ +DQG
VFKOHLIVWHLQH XQG 6FKOHLISDSLHU ,QVEHVRQGHUH EHLP (LQVDW] YRQ 0DVFKLQHQ NDQQ GLH 2EHUIOl
FKH GXUFK HLQHQ HUK|KWHQ 6XEVWDQ]DEWUDJ JHVFKlGLJW ZHUGHQ 'DV 9HUIDKUHQ HLJQHW VLFK QXU IU
SDUWLHOOH OHLFKW DQKDIWHQGH 9HUVFKPXW]XQJHQ
104 1DWXUVWHLQUHVWDXULHUXQJ
6WHLQPHW]PlLJHV $EDUEHLWHQ
+LHUEHL ZLUG GLH RULJLQDOH 2EHUIOlFKHQEHDUEHLWXQJ ]HUVW|UW 'DV 9HUIDKUHQ ZLUG GDKHU UHODWLY
VHOWHQ HLQJHVHW]W ,P %HUHLFK GHU 'HQNPDOSIOHJH NDQQ HV DXV GHP JHQDQQWHQ *UXQG QLFKW DQ
JHZHQGHW RGHU HPSIRKOHQ ZHUGHQ
7URFNHQVWUDKOYHUIDKUHQ
4 0LW KRKHP 'UXFN ZLUG GDV 6WUDKOPLWWHO *UDQXODW DXI GLH ]X UHLQLJHQGH 2EHUIOlFKH DXIJH
EUDFKW 'XUFK GHQ $XISUDOO GHV *UDQXODWHV ZHUGHQ GLH DQ GHU 2EHUIOlFKH YRUKDQGHQHQ
6FKPXW]SDUWLNHO DEHU WHLOZHLVH DXFK 6WHLQVXEVWDQ] KHUDXVJHO|VW E]Z DEJHWUDJHQ 9RQ ZHVHQW
OLFKHU %HGHXWXQJ LVW GLH $UW XQG .|UQXQJ GHV YHUZHQGHWHQ 6WUDKOPLWWHOV 6WUXNWXU .RUQJU|H
+lUWH VRZLH /XIWPHQJH /XIWGUXFN XQG GLH )RUP GHU 'VH (V HQWVWHKW YLHO 6WDXE GHU PLW
JHHLJQHWHQ 9HUIDKUHQ DXIJHIDQJHQ ZHUGHQ PXVV
1LHGHUGUXFN5RWDWLRQVZLUEHO9HUIDKUHQ
'DV *UXQGSULQ]LS LVW ZLH EHLP 1DVVVWUDKOYHUIDKUHQ $OOHUGLQJV KDQGHOW HV VLFK KLHU XP HLQ
EHVRQGHUV VFKRQHQGHV XQG GDKHU KlXILJ LP %HUHLFK GHU %DXGHQNPDOSIOHJH DQJHZHQGHWHV 5HL
QLJXQJVYHUIDKUHQ 'DV :DVVHU XQG GDV *UDQXODW ZHUGHQ ]XVDPPHQ LQ HLQHU VSH]LHOOHQ 'VH
DOV URWLHUHQGHU :DVVHU/XIWZLUEHO PLW 1LHGHUGUXFN DQ GLH ]X UHLQLJHQGH 2EHUIOlFKH JHEUDFKW
'DEHL ZLUG GHU 6FKPXW] UDGLHUHQG DEJHWUDJHQ RKQH GLH 6WHLQVXEVWDQ] ]X VFKlGLJHQ :LFKWLJH
3DUDPHWHU VLQG GHU /XIWGUXFN GLH :DVVHUPHQJH XQG GLH $UW GHV *UDQXODWHV $OV 6WUDKOPLWWHO
NRPPHQ IROJHQGH *UDQXODWH LQ %HWUDFKW 4
x %DVDOW .|UQXQJ ELV PP +lUWHJUDG QDFK 0RKV ±
x *ODVSXGHU .|UQXQJ ELV PP +lUWHJUDG QDFK 0RKV ±
x 6WHLQPHKO .|UQXQJ ELV PP +lUWHJUDG QDFK 0RKV ±
x 1XVVVFKDOHQJUDQXODW .|UQXQJ ELV PP +lUWHJUDG QDFK 0RKV
1DVVVWUDKOYHUIDKUHQ
%HL GLHVHP 9HUIDKUHQ ZLUG :DVVHU ]XVDPPHQ PLW 6WUDKOJUDQXODW JHJHQ GLH ]X UHLQLJHQGH
2EHUIOlFKH PLW KRKHP 'UXFN JHVSULW]W XQG GDEHL GLH DXI GHU 2EHUIOlFKH YRUKDQGHQHQ
6FKPXW]SDUWLNHO HQWIHUQW E]Z DEJHWUDJHQ :LFKWLJH 3DUDPHWHU VLQG GLH :DVVHUPHQJH 'UXFN
%HVFKDIIHQKHLW GHU 'VH VRZLH GLH $UW GHV 6WUDKOPLWWHOV
/DVHUUHLQLJXQJ
0LW VSH]LHOOHQ /DVHUJHUlWHQ ZHUGHQ 6FKPXW]NUXVWHQ JH]LHOW SXQNWXHOO XQG YRU DOOHP VXEVWDQ]
VFKRQHQG DEJHWUDJHQ 'DV 9HUIDKUHQ ZLUG DXVVFKOLHOLFK LQ 6RQGHUIlOOHQ IU NOHLQHUH SDUWLHOOH
5HLQLJXQJHQ DQ ZHUWYROOHU %DX]LHU EHL GHU 5HVWDXULHUXQJ YRQ EHVRQGHUV ZHUWYROOHQ %DXGHQN
PDOHQ RGHU %LOGKDXHUDUEHLWHQ HLQJHVHW]W )U JU|HUH )DVVDGHQIOlFKHQ LVW GHU ILQDQ]LHOOH $XI
ZDQG ]X JUR ZHVKDOE GDV 9HUIDKUHQ HLQH HKHU XQWHUJHRUGQHWH 5ROOH VSLHOW
6LOLFRQPLFURH
6LODQH 6LOR[DQH 6LOLFRQKDU]H
PXOVLRQHQ 60.
Wirkstoff Hochalkylierte Silane Hochalkylierte Methylpolysilo[an Hochalkylierte
Polysilo[ane Silane/Silo[ane
Lösemittel bzw. Alkohole, Kohlenwasserstof- Kohlenwasser- Wasser
„Verdünnungs- Kohlenwasserstoffe fe, Alkohole stoffe
mittel“
Untergrund- leicht feucht, leicht feucht, trocken, leicht feucht,
anforderungen gute Wasserauf- gute Wasserauf- gute Wasserauf- gute Wasserauf-
nahme nahme nahme nahme
Untergründe Beton Sandsteine Sandsteine Sandsteine
(e[emplarisch) Mineralischer Putz Kalksteine Kalksteine Kalksteine
Beton Beton Beton
Ziegel Ziegel Ziegel
Mineralischer Putz mineralischer Putz Mineralischer Putz
'LH $XVZDKO GHV ,PSUlJQLHUPLWWHOV ULFKWHW VLFK QDFK GHU =LHOVWHOOXQJ GHV 2EHUIOlFKHQVFKXW]HV
VRZLH QDFK GHQ (UJHEQLVVHQ HLQHU VRUJIlOWLJHQ %DX]XVWDQGVDQDO\VH 'HP $XVVFKUHLEXQJVWH[W
PXVV GDKHU NODU ]X HQWQHKPHQ VHLQ RE EHLVSLHOVZHLVH HLQH K\GURSKRELHUHQGH ,PSUlJQLHUXQJ
HLQH 9HUIHVWLJXQJ GHU *HVWHLQVREHUIOlFKH RGHU JHJHEHQHQIDOOV EHLGHV HUUHLFKW ZHUGHQ VROO
1DFK HLQHU 5HLQLJXQJ GHU )DVVDGH LVW LP 5HJHOIDOO DOV DEVFKOLHHQGH 0DQDKPH HLQH K\GUR
SKRELHUHQGH ,PSUlJQLHUXQJ HUIRUGHUOLFK GD GXUFK GLH )UHLOHJXQJ GHU 3RUHQ XQG GHU YHUJU|HU
WHQ 2EHUIOlFKH HLQH HUK|KWH :DVVHUDXIQDKPH XQG VRPLW HLQ 7UDQVSRUW YRQ 6FKPXW] XQG
6FKDGVWRIIHQ LQ GLH )DVVDGH ]HLWQDK ]X YHU]HLFKQHQ LVW
4
3ODQXQJ XQG $XVIKUXQJ
'HU (UIROJ GHU JHSODQWHQ 0DQDKPH KlQJW HQWVFKHLGHQG YRQ GHU 'XUFKIKUXQJ HLQHU 9RUXQ
WHUVXFKXQJ XQG %HUFNVLFKWLJXQJ GHU .HQQGDWHQHUPLWWOXQJ JHPl :7$0HUNEODWW '
DE 'LH ZLFKWLJVWH 9RUDXVVHW]XQJ IU GLH ,PSUlJQLHUXQJ HLQHU PLQHUDOLVFKHQ 2EHUIOlFKH LVW
HLQH $XIQDKPH GHV ,PSUlJQLHUVWRIIHV EHU GLH 3RUHQ GHV %DXVWRIIV 'LHV ZLUG LP :HVHQWOL
FKHQ YRP 3RUHQYROXPHQ GHU )RUP XQG *U|H GHU 3RUHQ VRZLH YRP )HXFKWLJNHLWVJHKDOW GHU
]X LPSUlJQLHUHQGHQ %DXVWRIIREHUIOlFKH EHHLQIOXVVW /HGLJOLFK 3RUHQ PLW HLQHP 5DGLXV ]ZL
VFKHQ P XQG P HUP|JOLFKHQ GLH IU GLH $XIQDKPH GHV ,PSUlJQLHUPLWWHOV HUIRUGHUOL
FKHQ NDSLOODUHQ 7UDQVSRUWYRUJlQJH 9HUHLQIDFKW JHVDJW N|QQHQ QXU DXVUHLFKHQG VDXJIlKLJH
%DXVWRIIH HUIROJUHLFK LPSUlJQLHUW ZHUGHQ ,P 5DKPHQ GHU 9RUXQWHUVXFKXQJHQ PVVHQ GDKHU
GLH (LJHQVFKDIWHQ GHV ]X LPSUlJQLHUHQGHQ )DVVDGHQEDXVWRIIV LQ %H]XJ DXI GDV 6DXJYHUKDOWHQ
XQWHUVXFKW XQG EHXUWHLOW ZHUGHQ
%HL HLQHP UHODWLY KRKHQ )HXFKWLJNHLWVJHKDOW LP 8QWHUJUXQG VLQG GLH NDSLOODU ]XJlQJOLFKHQ
3RUHQ EHUHLWV PLW :DVVHU JHIOOW VRGDVV GDV 6DXJYHUKDOWHQ XQG VRPLW GLH ,PSUlJQLHUEDUNHLW
HLQJHVFKUlQNW LVW RGHU VRJDU YHUKLQGHUW ZLUG 'LH ,PSUlJQLHUXQJ YRQ GHUDUW GXUFKIHXFKWHWHQ
)DVVDGHQ NDQQ HUVW QDFK HLQHU HQWVSUHFKHQGHQ 9RUWURFNQXQJ HUIROJHQ 'LH 9RUXQWHUVXFKXQJHQ
VLQG DXFK KLQVLFKWOLFK ]X HUZDUWHQGHU EDXVFKlGOLFKHU 6DO]H DXV]XULFKWHQ GD EHVWLPPWH 6DO]H
DE HLQHU JHZLVVHQ .RQ]HQWUDWLRQ K\JURVNRSLVFK ZLUNHQ XQG GLH ,PSUlJQLHUEDUNHLW GDGXUFK
EHHLQWUlFKWLJW ZLUG 'HU (UIROJ HLQHU ,PSUlJQLHUXQJ LVW VWHWV YRQ GHU $SSOLNDWLRQ GHU HU]LHOWHQ
(LQEULQJPHQJH XQG (LQGULQJWLHIH VRZLH YRQ GHQ (LJHQVFKDIWHQ GHV YHUZHQGHWHQ ,PSUlJQLHU
PLWWHOV DEKlQJLJ $XV GLHVHP *UXQGH VROOWHQ YRUKHU 0XVWHUIOlFKHQ DQJHOHJW ZHUGHQ XP GLH
(LQGULQJWLHIH :LUNVDPNHLW $XVVHKHQ VRZLH GHQ ]X HUZDUWHQGHQ 0DWHULDOYHUEUDXFK ]X EH
VWLPPHQ XQG GHQ 6ROO=XVWDQG GHU JHSODQWHQ 0DQDKPH JHQDX IHVW]XOHJHQ
9RU GHU ,PSUlJQLHUXQJ VRZLH QDFK $QOHJHQ GHU 0XVWHUIOlFKH LVW GLH NDSLOODUH :DVVHUDXIQDK
PH PLW GHP .DUVWHQVFKHQ 3UIU|KUFKHQ IHVW]XVWHOOHQ XP VR GLH HUPLWWHOWHQ .HQQGDWHQ PLW
HLQDQGHU YHUJOHLFKHQ ]X N|QQHQ 'LH DQ GHU 0XVWHUIOlFKH HUPLWWHOWH NDSLOODUH :DVVHUDXIQDKPH
VROOWH DOV 6ROO]XVWDQG IU GLH ]X EHKDQGHOQGH )OlFKH KHUDQJH]RJHQ ZHUGHQ 'DV $QIRUGHUXQJV
NULWHULXP IU GLH %HZHUWXQJ LVW GHU :DVVHUDXIQDKPHNRHIIL]LHQW Z:HUW 'LH $XVZDKO GHV
,PSUlJQLHUPLWWHOV HUIROJW LQ $EKlQJLJNHLW YRQ GHQ (LJHQVFKDIWHQ GLH GHP %DXVWRII YHUOLHKHQ
ZHUGHQ VROOHQ XQG QDFK GHU %HVFKDIIHQKHLW GHV 8QWHUJUXQGHV )HXFKWLJNHLWVJHKDOW
'DV $SSOL]LHUHQ YRQ ,PSUlJQLHUPLWWHOQ DXI )DVVDGHQIOlFKHQ HUIROJW LP 5HJHOIDOO GXUFK GDV
)OXWYHUIDKUHQ 'DEHL ZLUG GDV ,PSUlJQLHUPLWWHO GXUFK 6WUHLFKHQ 6SUKHQ RGHU 5ROOHQ DXIJH
WUDJHQ (V PXVV VRYLHO 0DWHULDO DQJHERWHQ ZHUGHQ ZLH ]XP (UUHLFKHQ GHU IHVWJHOHJWHQ (LQ
GULQJWLHIH HUIRUGHUOLFK LVW 'HU :LUNVWRII JHODQJW EHLP )OXWHQ DXVVFKOLHOLFK DXI GHP .DSLOODU
ZHJ LQ GHQ %DXVWRII 8P HLQH P|JOLFKVW ODQJ DQKDOWHQGH 6FKXW]ZLUNXQJ ]X HU]LHOHQ LVW HLQH
HQWVSUHFKHQG JURH (LQGULQJWLHIH ]X JHZlKUOHLVWHQ /HW]WHUHV ZLUG LP :HVHQWOLFKHQ GXUFK GLH
DXVUHLFKHQGH $XIEULQJPHQJH GHV ,PSUlJQLHUPLWWHOV HUUHLFKW 'D]X VLQG HUIDKUXQJVJHPl
PLQGHVWHQV ]ZHL RIWPDOV MHGRFK PHKU $SSOLNDWLRQVIROJHQ HUIRUGHUOLFK
108 1DWXUVWHLQUHVWDXULHUXQJ
=ZLVFKHQ GHU DXIJHEUDFKWHQ 0DWHULDOPHQJH XQG GHU (LQGULQJWLHIH EHVWHKW HLQ XQPLWWHOEDUHU
=XVDPPHQKDQJ 'LH ,PSUlJQLHUFUHPHV KDEHQ GHQ 9RUWHLO GDVV HLQ Ä+HUDEODXIHQ³ DQ GHU )DV
VDGH YHUPLHGHQ ZLUG XQG GHU :LUNVWRII DQ GHU 2EHUIOlFKH VR ODQJH YHUEOHLEW ELV HU YROOVWlQGLJ
EHU GDV .DSLOODUV\VWHP YRP %DXVWRII DXIJHQRPPHQ ZXUGH 'HU]HLW OLHJW GDV :7$0HUNEODWW
( QXU DOV (QWZXUI YRU GDV HQWVSUHFKHQGH +LQZHLVH ]XU 3ODQXQJ XQG $XVIKUXQJ YRQ
1DWXUVWHLQNRQVHUYLHUXQJHQ )HVWLJHQ XQG +\GURSKRELHUHQ HQWKlOW
)D]LW
0LW VDFK XQG IDFKJHUHFKW JHSODQWHQ XQG DXVJHIKUWHQ ,PSUlJQLHUXQJHQ N|QQHQ ZDVVHUDEZHL
VHQGH )DVVDGHQREHUIOlFKHQ JHVFKDIIHQ ZHUGHQ GLH GLH (LQODJHUXQJ YRQ 6FKPXW] XQG 6FKDG
VWRIIHQ YHUKLQGHUW RGHU PLQGHVWHQV GHXWOLFK UHGX]LHUW (LQH Ä,PSUlJQLHUXQJ³ RKQH ZHLWHUH
WHFKQLVFKH $QJDEHQ DOV Ä6WDQGDUGPDQDKPH³ DXV]XVFKUHLEHQ LVW YROONRPPHQ XQ]XUHLFKHQG
*UXQGYRUDXVVHW]XQJ IU GHQ (UIROJ HLQHU ,PSUlJQLHUXQJ VLQG 9RUXQWHUVXFKXQJHQ LP 5HJHOIDOO
LQ %H]XJ DXI GHQ )HXFKWHJHKDOW :DVVHUDXIQDKPH 6DO]JHKDOW NDSLOODUHV 6DXJYHUP|JHQ
6FKODJUHJHQGLFKWKHLW XQG NDSLOODU DXIVWHLJHQGH )HXFKWLJNHLW VRZLH GDV $QOHJHQ HLQHU 0XVWHU
IOlFKH 'DV (UJHEQLV GHU 9RUXQWHUVXFKXQJHQ PXVV LQ GHU $XVVFKUHLEXQJ %HUFNVLFKWLJXQJ
ILQGHQ XP GHQ JHZQVFKWHQ (UIROJ DE]XVLFKHUQ XQG 6FKlGHQ GXUFK GLH DXIJHEUDFKWH ,PSUlJ
QLHUXQJ ]X YHUPHLGHQ
5HLQLJXQJ ,PSUlJQLHUXQJ (QWVDO]XQJ 109
$UEHLWVJlQJH
'HU 6WHLQIHVWLJHU ZLUG LP 6SUK RGHU )OXWYHUIDKUHQ VRZLH LP %UVWHQ XQG :DO]HQDXIWUDJ DXI
GLH WURFNHQH 1DWXUVWHLQREHUIOlFKH DSSOL]LHUW 6HOWHQHU ZHUGHQ .RPSUHVVHQ DQJHOHJW GLH GHQ
9RUWHLO HLQHV ]HLWOLFK OlQJHUHQ 7UlQNPLWWHODQJHERWHV KDEHQ 'HU )HVWLJHU KDW JHQJHQG =HLW
XQG 0DWHULDOQDFKVFKXE XP DXFK LQ WLHIHUH 6WHLQVFKLFKWHQ HLQGULQJHQ ]X N|QQHQ 3ULQ]LSLHOO
VLQG PHKUHUH 7UlQN]\NOHQ HUIRUGHUOLFK 'LH $Q]DKO GHU =\NOHQ GLH GD]ZLVFKHQ OLHJHQGH :DU
WH]HLW VRZLH GDV $SSOLNDWLRQVYHUIDKUHQ LVW LQ 9RUYHUVXFKHQ 0XVWHUIOlFKH XQWHU (LQEH]LHKXQJ
GHU .HQQGDWHQHUPLWWOXQJ DXV GHU %DX]XVWDQGVDQDO\VH IHVW]XOHJHQ (V LVW ÄQDVV LQ QDVV³ ]X
DUEHLWHQ GK GLH 3DXVHQ ]ZLVFKHQ GHQ =\NOHQ GUIHQ QLFKW ]X ODQJ VHLQ 'LH IULVFK PLW .LHVHO
VlXUHHVWHU EHKDQGHOWHQ )OlFKHQ PVVHQ HLQLJH 7DJH YRU %HUHJQXQJ XQG VWDUNHU 6RQQHQHLQ
VWUDKOXQJ JHVFKW]W ZHUGHQ $EVFKOLHHQG VROOWH GLH HUUHLFKWH (LQGULQJWLHIH XQWHUVXFKW XQG PLW
GHU SODQHULVFKHQ 9RUJDEH VRZLH GHU 0XVWHUIOlFKH YHUJOLFKHQ ZHUGHQ
',1 (1 3UIXQJ YRQ 1DWXUVWHLQ 3HWURJUDSKLVFKH %HVFKUHLEXQJ YRQ 1DWXU
VWHLQ
',1 (1 %H]HLFKQXQJ YRQ 1DWXUVWHLQ
',1 (1 7HUPLQRORJLH YRQ 1DWXUVWHLQ
',1 (1 3UIYHUIDKUHQ IU 1DWXUVWHLQ %HVWLPPXQJ GHU %LHJHIHVWLJNHLW
XQWHU 'ULWWHOOLQLHQODVW
4
',1 (1 %HULFKWLJXQJ ]X ',1 (1
%HULFKWLJXQJ
',1 (1 3UIYHUIDKUHQ IU 1DWXUVWHLQ %HVWLPPXQJ GHU :DVVHUDXIQDKPH
XQWHU DWPRVSKlULVFKHP 'UXFN
',1 (1 %HULFKWLJXQJHQ ]X ',1 (1
%HULFKWLJXQJ
g1RUP % )OLHVHQ 3ODWWHQ XQG 0RVDLNOHJHDUEHLWHQ :HUNYHUWUDJVQRUP
g1RUP % 6WHLQPHW] XQG .XQVWVWHLQDUEHLWHQ :HUNYHUWUDJVQRUP
g1RUP % 6WHLQPHW] XQG .XQVWVWHLQDUEHLWHQ 9HUIDKUHQVQRUP
9', %ODWW 3UIXQJ GHV ]X HUZDUWHQGHQ 5HVLVWHQ]YHUKDOWHQV YRQ NRQVHUYLHU
WHQ XQG QLFKW NRQVHUYLHUWHQ 1DWXUVWHLQHQ JHJHQEHU ,PPLVVLRQHQ
6DO]VSUHQJWHVW
:7$ 0% ' %HZHUWXQJ GHU :LUNVDPNHLW YRQ $QWL*UDIILWL6\VWHPHQ $*6
:7$0% ' .HQQGDWHQHUPLWWOXQJ EHL GHU 5HVWDXULHUXQJ YRQ 1DWXUVWHLQEDX
ZHUNHQ
:7$0% ' 1DWXUVWHLQUHVWDXULHUXQJ QDFK :7$ , 5HLQLJXQJ
:7$0% ' $QZHQGXQJVWHFKQLN 1DWXUVWHLQUHVWDXULHUXQJ +HUVWHOOHQ YRQ
.RSLHQ GXUFK $EIRUPHQ
:7$0% ' 1DWXUVWHLQUHVWDXULHUXQJ QDFK :7$ ,, +DQGZHUNOLFKHU 6WHLQDXV
WDXVFK
:7$0% ' %HZHUWXQJ YRQ JHUHLQLJWHQ :HUNVWHLQ2EHUIOlFKHQ
:7$0% ' 1DWXUVWHLQUHVWDXULHUXQJ QDFK :7$ ;,, =XVWDQGV XQG 0DWHULDO
NDWDVWHU IU 1DWXUVWHLQEDXZHUNH
:7$0% ' 1DWXUVWHLQUHVWDXULHUXQJ QDFK :7$ ,,, 6WHLQHUJlQ]XQJ PLW 5HV
WDXULHUP|UWHOQ XQG 6WHLQHUVDW]VWRIIHQ
:7$0% ' 1DWXUVWHLQUHVWDXULHUXQJ QDFK :7$ ,9 )XJHQ
:7$0% ' =HUVW|UXQJVIUHLHV (QWVDO]HQ YRQ 1DWXUVWHLQ XQG DQGHUHQ SRU|VHQ
%DXVWRIIHQ PLWWHOV .RPSUHVVHQ
:7$0% ( (QWZXUI $QZHQGXQJVWHFKQLN 1DWXUVWHLQUHVWDXULHUXQJ .RQVHUYLHUXQJ
%LOGTXHOOHQYHU]HLFKQLV 113
%LOGTXHOOHQYHU]HLFKQLV
4XHOOH %LOG
In den letzten Jahrzehnten hat sich Beton zu dem am häufigsten verwendeten Baustoff entwi-
ckelt, der sich durch seine Wirtschaftlichkeit und Dauerhaftigkeit auszeichnet. Die Erfahrung
hat gezeigt, dass Fehler in Planung und Ausführung in Verbindung mit mechanischen, physi-
kalischen und chemischen Einflüssen zu einer Vielzahl von Schäden in unterschiedlicher Aus-
prägung führen.
Betonschäden sind die zahlreichsten unter den Bauschäden. Die Häufigkeit zeugt davon, dass
die Dauerhaftigkeit des Baustoffs Beton begrenzt ist.
x Karbonatisierung des Betons in Verbindung mit zu geringer Betonüberdeckung des Be-
wehrungsstahles
x Beanspruchung durch Frost-Tau-Wechsel an durchnässten Betonbauteilen
x mechanische Überbeanspruchungen
116 5 Beton- und Stahlbeton
Beton ist ein künstlicher Stein, der aus einem Gemisch von Zement, Betonzuschlag und Was-
5 ser – ggf. auch mit Betonzusatzmitteln und Betonzusatzstoffen – durch Erhärten des Zement-
leims (Zement-Wasser-Gemisch) entsteht. Stahlbetonbauteile bestehen aus Betonstahl (Beweh-
rung, Armierung) und Beton.
Die positiven Eigenschaften der beiden Baustoffe – beim Stahl die hohe Zugfestigkeit, beim
Beton die hohe Druckfestigkeit – werden in den Verbundstoff Stahlbeton vereinigt. Die beiden
Baustoffe haben eine ähnliche Wärmeausdehnung. Der Beton schützt den Stahl vor Korrosion
und Brand. Anforderungen aus Umwelt und Nutzung lassen sich durch gezielte Betonzusam-
mensetzung erfüllen. Dabei sind die Materialeigenschaften der Ausgangsstoffe und die Verar-
beitung des Frischbetons mit in die Überlegungen einzubeziehen.
Den Vorteilen stehen aber auch nachteilige Eigenschaften gegenüber, wie die hohe Eigenmas-
se der Konstruktionen, die hohe Dichte und Rissempfindlichkeit, mangelhafte Schall- und
Wärmedämmung, Porosität und langsame Verfestigung. Für eine fachgerechte Betonsanierung
ist eine genaue Werkstoffkenntnis erforderlich. Die nachfolgenden Ausführungen sind Min-
destanforderungen über Herstellung, Qualitätsmerkmale und Wechselwirkung mit der Umwelt
der Grundstoffe des Betons und Stahlbetons. Je nach Kompliziertheitsgrades des Sanierungs-
objektes muss sich der Ausführende um weitere Fachinformationen bemühen.
Zement
Zement ist ein hydraulisches Bindemittel, das, mit Wasser vermischt, einen Zementleim ergibt, 5
der durch Hydration auch unter Wasser erstarrt sowie raumbeständig bleibt. Als Bindemittel
für Beton werden vorwiegend Normenzemente verarbeitet. Als geeignet gelten Zemente nach
DIN EN 197-1. Bis zur Einführung dieser europäischen Norm sind Zemente nach der DIN
1164 zu verwenden.
Normzemente nach
Kurzzeichen Hauptbestandteile in %
DIN EN 197-1
Portland- Hüttensand Natürliches Gebrannter
zement Puzzolan Ölschiefer
K S P T
Portlandzement CEM 1 95–100 --- --- ---
Portlandhütten- CEM II/A-S 80–94 6–20 --- ---
zement CEM II/B-S 65–79 21–35 --- ---
Portlandpuzzolanze- CEM II/A-P 80–94 --- 6–20 6–20
ment CEM II/B-P 65–79 --- 21–35 21–35
Portlandölschiefer- CEM II/A-T 80–94 --- --- 6–20
zement CEM II/B-T 65–79 --- --- 21–35
Hochofenzement CEM III/A 35–64 36–65 --- ---
CEM III/B 20–34 66–80 --- ---
K Portlandzementklinker, latent hydraulisch, d. h. erhärtet über und unter Wasser
A größter Anteil von Portlandzementklinkern
B kleinster Anteil von Portlandzementklinkern
S Hüttersand, latent (teilweise) hydraulisch
P Natürliche Puzzolane; Trass, vulkanischen Ursprungs, hydraulisch
V Kieselsäurereiche Flugasche; feinkörniger Staub
T Gebrannter (Öl)Schiefer, aus Naturschiefer hergestellt
L Kalkstein; Zusatz für die Zementherstellung
F Füller; natürliche oder künstliche anorganische mineralische Stoffe, die die physikalischen Eigenschaf-
ten des Zements, wie Wasserrückhaltevermögen, Verarbeitbarkeit verbessern
5 Zuschlagstoffe (Gesteinskörnungen)
Betonzuschläge sind ungebrochene (natürliche), gebrochene (künstlich zerkleinerte) oder vor-
her beim Bauen verwendete (rezyklierte) dichte oder porige mineralische Stoffe (bei Schwer-
beton unter anderem auch Metall), deren Korngröße für die Betonherstellung geeignet sind.
Eine Betonsanierung ist umso erfolgreicher (z. B. Freilegung der Bewehrung durch Entfernen
der Betondeckung), je besser die Anforderungen an Zuschlagstoffe entsprechend der DIN
4256 T. 1 eingehalten wurden. Wesentliche Kriterien sind Korngröße, Frostbeständigkeit,
Porigkeit und die mineralischen Grundlagen (Quarz, Kalkstein). Die Eigenschaften des Betons
werden von Art und Packungsdichte der Zuschlagstoffe wesentlich beeinflusst. Über die
Korngrößenverteilung gibt die Sieblinie Auskunft. Das spezifische Gewicht (z. B. Leicht-,
Normal- oder Schwerzuschläge), die Oberflächenstruktur (rau oder glatt) und die Kornform
(plattig oder rund) bestimmen die Art des Zuschlags.
Betonzusatzmittel
Zusatzmittel für Betone nach DIN 1045, DIN 4219, DIN 4227 und andere Regelwerke werden
dazu eingesetzt, die Frisch- und Festbeton- bzw. Mörteleigenschaften zu verbessern, wie z. B.
die Verarbeitbarkeit, das Erstarren sowie den Frost- und Frosttausalzwiderstand. Sie wirken
auf physikalischer und/oder technischer Basis. Dabei muss gelegentlich auch die unerwünschte
Bild 5-4
Beispiel einer Sieblinie
5.2 Werkstoffeigenschaften des Betons und Stahlbetons 119
Änderung einer anderen Betoneigenschaft in Kauf genommen werden. Die Zugabe eines Be-
tonzusatzmittels ist im Allgemeinen so klein (2–5 %), dass sie als Volumenanteil des Betons
ohne Bedeutung ist.
Kurzzeichen Farbkennzeichen
Betonverflüssiger BV gelb
Fließmittel FM grau
Luftporenbildner LP blau
1)
Verzögerer VZ rot
Beschleuniger BE grün
5
Stabilisierer ST violett
Dichtungsmittel DM braun
Einpresshilfen EH weiß
Chromatreduzierer CR rosa
Recyclinghilfe für Wasser RH schwarz
1)
Bei einer um mindestens 3 Stufen verlängerten Verarbeitbarkeitszeit
Richtlinie „Verzögerter Beton“ beachten
Expositionsklassen
Die Einwirkungen der Umgebungsbedingungen werden in Expositionsklassen eingeteilt, die
sowohl Grundlage für die Anforderungen an die Ausgangsstoffe und die Zusammensetzung
des Betons als auch an die Mindestmaße der Betondeckung sind.
Die Kennzeichnung erfolgt durch zwei Großbuchstaben, von denen der erste immer ein „X“
ist. Die verschiedenen Angriffsstufen werden mit Ziffern bezeichnet. In der Regel zeigt eine
Erhöhung der Ziffern eine Verschärfung des Angriffsrisikos an.
Betonkorrosion
Art des Betonangriffs Expositionsklasse Mindestbeton-
festigkeitsklasse
Angriff durch aggressive che- XA 1 chemisch schwach angreifende Um- C 25/30
mische Umgebung gebung LC 25/28
XA 2 chemisch mäßig angreifende Umge- C 35/45
bung und Meeresbauwerke LC 35/38
XA 3 chemisch stark angreifende Umge- C 35/45
bung LC 35/38
Frost-Tauwechselangriff XF 1 mäßige Wassersättigung ohne Tau- C 25/30
mittel LC 25/28
XF 2 mäßige Wassersättigung mit Taumittel C 25/30
oder Meerwasser LC 25/28
XF 3 hohe Wassersättigung ohne Taumittel C 25/30
LC 25/28
XF 4 hohe Wassersättigung mit Tauwasser C 30/37
oder Meerwasser LC 30/33
120 5 Beton- und Stahlbeton
Betonkorrosion
Art des Betonangriffs Expositionsklasse Mindestbeton-
festigkeitsklasse
Verschleißangriff XM 1 mäßige Verschleißbeanspruchung C 30/37
LC 30/33
XM 2 schwere Verschleißbeanspruchung C 30/37
LC 30/33
XM 3 extreme Verschleißbeanspruchung C 35/45
LC 35/38
5 Bewehrungskorrosion
Ursache der Bewehrungs- Expositionsklasse Mindestbeton-
korrosion festigkeitsklasse
karbonatisierungsinduzierte XC 1 trocken C 16/20
Korrosion LC 16/18
XC 2 nass, selten trocken C 16/20
LC 16/18
XC 3 mäßige Feuchte C 20/25
LC 20/22
XC 4 wechselnd nass und trocken L 25/30
LC 25/28
chloridinduzierte Korrosion XD 1 salzhaltige Luft, kein unmittelbarer C 30/37
Kontakt mit Meerwasser LC 30/33
XD 2 unter Wasser C 35/45
LC 35/38
XD 3 Tidebereiche, Spritzwasser- und C 35/45
Sprühnebelbereiche LC 35/38
Betonzusatzstoffe
(DIN 4226-1; DIN 51043; DIN 53237; DIN EN 450; DIN EN 12878; DIN 2045, Abschnitt
2.1.3.6) Zusatzstoffe sind fein aufgeteilte Zusätze wie Trass, Gesteinsmehl und Silicastaub. Sie
beeinflussen Betoneigenschaften wie Verarbeitbarkeit und Dichtigkeit. Betonzusatzstoffe, die
keiner Norm (z. B. der DIN 4226 oder DIN EN 450) entsprechen, dürfen nur dann verwendet
werden, wenn wie bei den Zusatzmitteln eine bauaufsichtliche Zulassung und ein Prüfzeichen
(z. B. DiBt-Berlin) erteilt ist. Nach Eingliederung der DIN EN 206-1 in die DIN 1045-2 wer-
den zwei Arten von organischen Betonzusatzstoffen unterschieden:
x Typ I nahezu inaktive (invertierte) Betonzusatzstoffe (Gesteinsmehl, Pigmente)
x Typ II puzzolanische oder latenthydraulische Betonzusatzstoffe (Flugasche, Silicastaub)
Zugabewasser
Die prEN 1008 „Zugabewasser für Beton“ enthält Festlegungen für Probenahmen, Prüfung
und Beurteilung von Wasser und Restwasser aus dem Frischbetonrecycling.
Wasser
x Oberflächenfeuchte + Zugabewasser = wirksamer Wassergehalt
x wirksamer Wassergehalt + Kernfeuchte = Gesamtwassergehalt
5.2 Werkstoffeigenschaften des Betons und Stahlbetons 121
Lediglich etwa 40 % des Wassergehaltes werden bei der Erhärtung des Zementes chemisch
gebunden, der Rest dient der Verarbeitbarkeit des Betons. Das bei der Betonherstellung ggf.
anfallende Restwasser ist verwendbar, sofern die in der „Richtlinie für die Herstellung von
Beton unter Verwendung von Restwasser, Restbeton und Restmörtel“ des DAfStb enthaltenen
Auflagen erfüllt werden. Für hochfesten Beton nach Richtlinie darf kein Restwasser verwendet
werden. In Zweifelsfällen ist die Unschädlichkeit durch eine chemische Untersuchung im
Laboratorium zu prüfen. Normales Leitungswasser ist fast immer geeignet.
Bewehrung
Die für die Betonkonstruktionen nach DIN 1045 erforderlichen Stahleinlagen werden in der
Fachsprache als Bewehrung bezeichnet. Herstellung, Eigenschaften, Sorteneinteilung, Verle-
gung usw. müssen den Anforderungen der DIN 488 entsprechen. Betonstahlsorten werden
nach der DIN 488 unterschieden durch:
x Verarbeitungsform
Betonstabstahl (S), Betonstahlmatten (M), Bewehrungsdraht
x Fertigkeitseigenschaften
Streckgrenze, Zugfestigkeit
x Oberflächengestaltung
Betonstabstahl und Betonstahlmatte gerippt, Bewehrungsdraht glatt oder profiliert
x Herstellungsverfahren
– warmgewalzt, ohne Nachbehandlung, oder
– warmgewalzt und aus der Walzhitze wärmebehandelt oder
– kaltverformt (durch Verwinden oder Strecken).
Zur Aufnahme von Zugkräften können auch je nach Belastungsfall geeignete Fasern, Stahl-,
Glas-, Kohlenstoff-Faserbündel oder Stahlfaserbeton eingesetzt werden.
122 5 Beton- und Stahlbeton
5
Bild 5-5
Bewehrung eines Stahlbeton-
balkens
Eine sichere und dauerhafte Instandsetzung der Betonbauteile setzt eine aussagefähige Scha-
densdiagnose voraus. Eine solche Schadensdiagnose erfasst
x die Schadensursache
x den Schadensgrad und
x den Schadensumfang.
Dabei müsse die Materialkennwerte des Altbetons wie z. B. Abreißfestigkeit der Oberfläche,
Druckfestigkeit, Wasseraufnahme, Ausführungsqualität (z. B. Betonüberdeckung und man-
gelnde Nachbehandlung) mit einbezogen werden. Tabelle 5-5 zeigt in einer Vororientierung
den Zusammenhang zwischen Betonschäden und möglichen Ursachen.
Baustoff Ursachen*
Schäden 1 2 3
Betone
Betonabsprengung x x x
Betonausblühungen x x x
Betonauslaugung x
Betonkorrosion x x
Risse im Beton x
Rostflecke im Beton x x
Schalungsölflecke x x
Treiben des Betons x x
* 1 Roh- oder Baustoffe mangelhaft, ungeeignet oder falsch eingesetzt
2 Baukonstruktion fehlerhaft
3 Baustoffherstellung oder Verarbeitung fehlerhaft
5.3 Schadensursachen 123
5
Bild 5-6a Bild 5-6b
Von der Oberfläche ausgehende Abtragung An der Oberfläche beginnendes Umsetzen des
durch physikalische Einwirkung, z. B. bei Bindemittels, z. B. infolge des Kalkanteils des
Errosion, Korrosion und durch Nutzungsab- Bindemittels durch aggressive Abwasserstoffe
rieb. (Cl, HN3, H2S u.a.) in wasserlösliche Kalzium-
1 Bindemittel verbindungen.
2 Zuschlagstoff 1 Substanzverlust durch das herausgelöste
3 Substanzverlust durch Abtragung unbeständige Bindemittel
2 der resistente Kies verliert seine Bindung
Bild 5-6e
Durch Korrosion der ungeschützten, in porösem, ständig durch-
feuchtetem Beton liegenden Stahlbewehrung verursachte Ab-
sprengung.
1 Ständig zunehmende Rostschicht der Stahlbewehrung
2 Absprengen der Betonüberdeckung durch den Rost
124 5 Beton- und Stahlbeton
Schadensstufe I
Die Karbonatisierungsstufe ist immer kleiner als die Betondeckung. Die Bauteile zeigen keine
Schäden.
Schadensstufe II
Wenn zu erwarten ist, dass die Kabonatisierungstiefe während der Lebensdauer des Bauwerkes
die Stärke der Betondeckung überschreiten wird und das untersuchte Bauteil zurzeit der
Überprüfung keine Schäden aufweist, genügt oft eine vorbeugende Instandsetzung mit einem
Acryl- oder Epoxidharzanstrich.
Schadensstufe III
Weist das Bauteil noch keine tief greifenden Schäden sondern nur korrosionsbedingte Beton-
abplatzungen auf, reicht im Allgemeinen handwerkliche Instandsetzung, meist mit Mörtel-
systemen aus.
Schadensstufe IV
Wenn die karbonatisierungsbedingte Korrosion der Bewehrung so weit fortgeschritten ist, dass
die Standsicherheit nicht mehr gewährleistet ist, muss sofort saniert werden (Mörtelsystem).
Mit Spritzbeton muss gearbeitet werden, wenn die zu sanierende Schicht tiefer als 3 cm bist.
Carbonatisierung (Karbonatisierung)
Im Stahlbeton ist im Wesentlichen der im Beton eingebettete Bewehrungsstahl gefährdet. Es
muss deshalb sowohl von planerischer, als auch von ausführender Seite alles getan werden, um
die Korrosion des Stahles langfristig, d. h. dauerhaft zu verhindern. Dies erreicht man dadurch,
dass der Zementleim des Frischbetons den Bewehrungsstahl satt umhüllt und durch seine hohe
Alkalität die Stahloberfläche passiviert und vor Korrosion schützt. Diese Situation tritt bei
sachgerechter Stahlbetonherstellung zunächst immer ein. Der Umsetzungsprozess wird auch
Karbonatisierungsprozess genannt. Im Allgemeinen besteht für die Betonstähle Korrosions-
schutz durch die hohe Alkalität (pH-Wert > 9,5) des sie umhüllenden Betons.
5.3 Schadensursachen 125
Tabelle 5-6
pH-Wert-Tabelle
Im oberflächennahen Bereich kann die Alkalität durch das Kohlendioxid der Luft (und anderer
Umgebungsbedingungen) abgebaut werden. Diesen Prozess der Umwandlung von Kalcium-
hydroxid Ca(OH)2 in Kalciumkarbonat CaCO2 nennt man Karbonatisierung (Carbonatisierung)
Dringt die Karbonatisierung bis zur Bewehrung vor, kann es zu Korrosionsschäden kommen.
Deshalb muss die Bewehrung durch eine ausreichende Betondeckung geschützt werden, welche
x dicht genug ist, um die Karbonatisierungsgeschwindigkeit im Rahmen aller Einflussgrößen
so klein wie möglich zu halten
126 5 Beton- und Stahlbeton
x dicker ist, als die während der Nutzungsdauer eines Bauteils zu erwartende Karbonatisie-
rungstiefe.
1 2 3
Die Folge des Karbonatisierungsvorgangs ist eine erhebliche Volumensausdehnung. Bis zu 2,5
Volumenanteile Rost können aus einem Volumenanteil Eisen entstehen. Schon geringer Rost
auf den Bewehrungsstäben führt zu einem erheblichen Sprengdruck. Als Folgeerscheinung
entstehen auf dem überdeckendem Beton zunächst Risse, später Aufplatzungen. Risse und
Fehlstellen (z. B. Kiesnester) können die Karbonatisierung beschleunigen und ggf. Rostschutz
örtlich aufheben. Risse müssen nicht in jedem Fall negative Auswirkungen haben. Folgende
Rissbreiten werden als unbedenklich angesehen:
x 0,3 mm in trockenen Räumen
x 0,2 mm bei Bauwerken, die im Freien stehen
x 0,1 mm bei Bauwerken in stark korrosionsfördernder Umwelt
Risse quer zur Bewehrung bis 0,4 mm und längs bis 0,3 mm zur Bewehrung führen im Regel-
fall zu keiner Beeinträchtigung der Nutzungsfähigkeit und Dauerhaftigkeit. Voraussetzung ist
aber die Einhaltung der Anforderungen der DIN 1045 im Bezug auf Dicke und Dichte der
Betondeckung.
5.3 Schadensursachen 127
1 2
Bild 5-10
Absprengen der Betonoberfläche mit be-
ginnender Bewehrungskorrosion
Durch Messen der Karbonatisierungstiefe und der Betonüberdeckung mit Hilfe eines Betontes-
ters (im Fachhandel erhältlich) kann man die Gefährdung des Betonteils ermitteln. Dazu wird
ein Loch in die Betonoberfläche geschlagen oder ein Bohrkern entnommen. Die Entnahme
sollte möglichst innerhalb weniger Tage erfolgen, da frischer Beton spätestens nach einer Wo-
che kaum mehr alkalische Reaktionen zeigt. Nach dem Besprühen mit einem Betontester zei-
gen sich an der Betonoberfläche oder am Bohrkern Farbreaktionen. Die Eindringtiefe wird mit
einem Gliedermaßstab erfasst.
128 5 Beton- und Stahlbeton
Bild 5-11
Karbonatisierungstiefe an einer Betonprobe
Von einer starken Gefährdung des Betonteils muss man ausgehen, wenn die Karbonatisie-
rungstiefe im Mittel größer ist als die mittlere Betondeckung. Mit einem Indikationssystem auf
Thymolphtalein-Basis (auf der Baustelle auch als Lackmus-Streifen bekannt) können die un-
terschiedlichen pH-Werte an der Farbe abgelesen werden. Beton mit einem (ausreichenden)
pH-Wert von 9,3 zeigt eine blau violette Färbung. Karbonatisierte Bereiche unter pH-Wert 9
bleiben auf dem Teststreifen farblos.
Bild 5-12
Anwendung von Phenolphta-
lein, das beispielsweise auf
einem Bohrkern aufgesprüht
wird. Bei Rotfärbung werden
die noch nicht carbonatisierten
Betonflächen sichtbar.
Durch Poren und Risse können aber auch, unabhängig von der Karbonatisierung andere
Schadstoffe in die Betonteile (z. B. in Brückenbauten und an Fassaden) eindringen und an den
Bewehrungseisen Rost verursachen. Einer der größten Schadensverursacher ist das Natrium-
chlorid (Kochsalz), das als Bestandteil von „Tausalzlösungen“ eingesetzt wird. Die in Wasser
oder Feuchtigkeit gelösten Chloridionen können an den Bewehrungsstäben einen spontanen
und punktuellen Rostprozess auslösen. Die Karbonatisierungsgeschwindigkeit unterliegt fol-
genden Haupteinflüssen, die sowohl auf Planungs- und Konstruktionsfehler als auch Verarbei-
tungsmängel zurückzuführen sind:
5.3 Schadensursachen 129
Der Feuchtigkeitsgehalt des Betons wird auch durch die Umweltbedingungen nachhaltig be-
einflusst. So karbonatisiert vollständig trockener und wassergesättigter Beton praktisch nicht.
Bei einer relativen Luftfeuchte zwischen 0 % und 70 % liegt der für den Rostschutz ungünsti-
ge Bereich der Bewehrung. Im Freien karbonatisiert Beton daher wesentlich langsamer. Im
Laufe der Zeit nimmt der Karbonatisierungsfortschritt ab. Er kann sogar bei ausreichend dich-
tem Zementstein, niedrigem WZ-Wert, guten Erhärtungsbedingungen und ausreichender
Nachbehandlung völlig zum Stillstand kommen.
Risse im Beton
Risse im Beton geben korrosionsfördernden Schadstoff und auch dem die Karbonatisierung
auslösenden CO2 Gelegenheit, bis an die Bewehrung vorzudringen. Risse können entstehen
durch mechanische Überbelastungen, Setzungen, Schwindverformungen, Frost-Tau-Wechsel
oder während des Abbindeprozesses. Bei Benetzung der Betonoberfläche zeichnen sich Risse
dunkel ab. Durch das Vordringen des Schadstoffes wird der Korrosionsschutz des Beweh-
rungsstahls unmittelbar am Riss aufgehoben. Das kann zur punktuellen Korrosion führen.
130 5 Beton- und Stahlbeton
Bild 5-14
Bewehrungskorrosion
im Rissbereich
5 Unzureichende Betondeckung
Sinkt der pH-Wert am Stahl unter 10 wird der Korrosionsschutz aufgehoben. Dieser Vorgang
kann durch die Karbonatisierung bei nicht ausreichender Betondeckung (min c) eintreten. Die
Carbonatisierungsstufen entsprechen den Verlegemaßen der Bewehrung und setzen sich aus
den Mindestmaßen c und einem Vorhaltemaß, in der Regel 1 cm zusammen. Beispielsweise
für Bauteile im Freien mit einem Stabdurchmesser bis 25 mm beträgt das Mindestmaß 2,5 cm
und das Nennmaß 3,5 cm.
Die Mindestbetondeckung der Bewehrung ist von der Expositionsklasse abhängig. Um un-
planmäßige Abweichungen bei der Bauausführung abzufangen, wird die Mindestbetonde-
ckung durch die Addition eines Vorhaltemaßes vergrößert.
Bild 5-15
Mindestbetondeckung
Die Folgen sind Rosterscheinungen, die durch Volumenvergrößerung die überdeckende Be-
tonschicht abdrückt. Korrosionsschutz und Verbundsicherung werden mit ausreichender Zu-
verlässigkeit erreicht, wenn die Mindestmaße der Betondeckung und die Mindestdauer der
Nachbehandlung eingehalten wird.
Tabelle 5-7 Maße der Betondeckung in cm, bezogen auf die Umweltbedingungen (Korrosi-
onsschutz) und die Sicherung des Verbunds
1 2 3 4
Umweltbedingungen Stabdurch- Mindest- Nennmaße
messer ds maße für für
2)
t C 25/30 t C25/30
3)
min c nom c
1 2 3 4
Umweltbedingungen Stabdurch- Mindest- Nennmaße
messer ds maße für für
2)
t C 25/30 t C25/30
3)
min c nom c
Unzureichende Betonqualität
Mangelhafte Verdichtung, Kiesnester, zu hohe Porosität beschleunigen die Karbonatisierung,
sodass auch ursprünglich normgerecht überdeckte Betonstähle ihren Korrosionsschutz verlie-
ren. Betonoberflächen, die ständig feucht sind, wittern nach längerer Zeit ab. Die daraus resul-
tierende Rauigkeit der Oberfläche begünstigt das Wachstum von Mikroorganismen. Die Folge
ist Vermoosung, Flechten und Säurebildung, die zur weiteren Auflösung des Zementleims
führen.
Doch die meisten Betonschäden entstehen erst am Bauwerk durch die Einflüsse des Standorts
und der Nutzung.
132 5 Beton- und Stahlbeton
In der Praxis spielt immer wieder die Frage eine Rolle, ob überhaupt die Instandsetzungsfähig-
keit gegeben ist. Fast immer gibt es im konkreten Fall verschiedene Alternativen für die In-
standsetzung, die sich technisch und preislich gravierend unterscheiden können. Erst durch die
sachverständige Beurteilung des Ist-Zustandes ist die Möglichkeit gegeben, solche Alternati-
ven auszuarbeiten und vor Beginn der Ausführung die notwendige Mit-Entscheidung des Bau-
herrn herbeizuführen. Zur Beurteilung des Schadengrades bzw. Ist-Zustandes des fraglichen
Objektes sind störungsfreie und zerstörende Untersuchungsmethoden anzuwenden. Danach
erfolgt die Beurteilung nach Augenschein
x nach Überprüfung der Bewehrungsüberdeckung,
x durch Bestimmung der Karbonatisierungstiefe,
x der zerstörungsfreien Überprüfung der Betongüte,
x der zerstörenden Prüfung zur Ermittlung der Haftzugfestigkeit,
x der Prüfung der Rissbreiten und -tiefen,
x Überprüfung des Betongefüges durch Entnahme von Bohrkernen und
x Ermittlung des Schadstoffgehaltes, z. B. Chloridgehalt, als Folge von Tausalzeinwirkung.
Visuelle Beobachtungen
Die visuelle Betrachtung dient der Ermittlung sichtbarer Schäden wie:
x Abplatzungen
x Rostfahnen
x Lunker
134 5 Beton- und Stahlbeton
x Verdichtungsfehler
x Ausblühungen
x Porosität
x Feuchtigkeit
x Abblättern des Anstrichs
x Anwesenheit von Moosen und Algen
x Erkennen von Haarrissen und anderen Rissen
x der Beurteilung des Abrostungsgrades der Bewehrung
Der Ist-Zustand ist für spätere Streit- und Gewährleistungsfälle sorgfältig zu dokumentieren;
im Zuge der Instandsetzung geht das Beweismittel – der Zustand vor Instandsetzung – regel-
5 mäßig verloren. Die Untersuchung beginnt mit der sachverständigen augenscheinlichen Beur-
teilung – Rissbildung, Rostfahnen, Absprengung der Betonüberdeckung über korrodierenden
Bewehrungsstäben, hoch liegenden Bereiche usw. Sie dient der Festlegung der notwendigen
örtlichen und labortechnischen Untersuchungen, die anschließend an ausgesuchten Teilflächen
vorgenommen werden. Zur Ermittlung des Ist-Zustandes bzw. des Schadensgrades haben sich
eine Reihe von bewährten Ermittlungsmethoden bzw. Analyseverfahren herauskristallisiert.
Diese Methoden sind in zerstörungsfreie und zerstörende Verfahren zu unterteilen.
Zerstörungsfreie Methoden
Zerstörungsfreie Überprüfungsmöglichkeiten für Beton bzw. Stahlbeton ergeben nur qualitati-
ve bzw. bedingt quantitative Aussagen. Üblicherweise erhält man in diesen Verfahren nur
Angaben über die Güte der Betonoberfläche, weniger aber über das Innere des Betons.
Vorgehen: Abklopfen und/oder Überstreichen der Schadstelle mit einer Drahtschlaufe; Beton-
prüfhammer nach Schmidt (E DIN 12398 und DIN 1048 T. 2)
Der Betonprüfhammer schlägt mit einer vordefinierten Energie auf den Beton. Entsprechend
der Betonhärte prallt der Körper zurück. Der Rückprallwert R wird auf einer Skala angezeigt
oder, je nach Modell, auf einem Papierstreifen registriert. Je nach Alter des Betons sind Kor-
rekturfaktoren notwendig.
Hilfsmittel: Mittelschwerer Prüf- oder Maurerhammer, Drahtschlaufe, Schmidt-Rückprallham-
mer, Gliedermaß
Nichtzerstörungsfreie Methoden
5
Zeigt sich, dass die zerstörungsfreie Betonüberprüfung keine sicheren Werte ergibt, ist man bei
den ermittelten Betongütewerten kritisch (z. B. B 15) oder stellt Inhomogenitäten fest, ist es oft
unumgänglich, Bohrkerne an verschiedenen Stellen zu entnehmen.
Vorgehen: Zur Ermittlung der Betonfestigkeit sind Bohrkerndurchmesser von 100 mm erfor-
derlich, zur Überprüfung des Gefüges, der Lage der Bewehrung und zur Bestimmung weiterer
Daten (z. B. Chloridgehalt) genügen oft Bohrkerne mit einem Zylinderdurchmesser von 50
mm. Ein Bohrkern lässt Rückschlüsse auf die Sieblinie, das Größstkorn, die Porosität, das
Betongefüge und damit Hinweise aus die Betonzusammensetzung und die Verarbeitung zu.
Bevor aber ein oder mehrere Bohrkerne entnommen werden, ist die Notwendigkeit gewissen-
haft zu prüfen. Die zerstörende Methode ist ein Eingriff in das Gefüge des zu untersuchenden
Betons, auch wenn anschließend die Bohrkernlöcher wieder mit geeigneten Material verfüllt
werden.
Hilfsmittel: Bohrkernentnahmegeräte mit Diamantbohrkronen
Bild 5-17
Bohrkernentnahme zur Laboruntersuchung
maßen mehr oder weniger ab. Bei der Ermittlung möglicher Schädigungen sind zwei wesent-
liche Parameter von Bedeutung:
x Die Bewehrung ist noch nicht korrodiert. Zusammen mit der Karbonatisierungstiefe und
dem Alter des Bauwerks kann in etwa abgeschätzt werden, wann die Karbonatisie-
rungsfront die oberste Bewehrungslage erreichen wird und ob ggf. vorbeugende Schutz-
maßnahmen zu treffen sind.
x Es sind bereits Korrosionsschäden eingetreten. Hier gibt die Betondeckung Hinweise auf
die Schadensursachen (zu geringe Überdeckung, schlechte Betonqualität, überdurchschnitt-
liche Schadstoffbelastung) und auf vorzunehmende Instandsetzungsmethoden.
Einsatzgebiete: Oberflächenschäden bei Sichtbetonbauteilen, abplatzender Beton vor rostigen
5 Eisen.
Zerstörungsfreie Methoden
Vorgehen: Augenschein, Feststellung sichtbarer Schäden, Suche nach evtl. Gesetzmäßigkeiten.
Messung von Lage und Betonüberdeckung der Armierungseisen. Lage der Bewehrung kann
mit Magneten oder mit Bewehrungssuchgeräten ermittelt werden. Anzeichnen auf der Beton-
fläche oder Eintragung im Plan. Potenzialmessung zur Feststellung des Rostanfalls unter der
Oberfläche. Bei dieser Methode wird zwischen den korodierten und noch nicht angerosteten
Stählen ein elektromagnetisches Feld aufgebaut, das messtechnisch erfasst wird.
Hilfsmittel: Doppelmeter, Kreise, Notizblock usw., elektronische Eisensuchgeräte, Apparatu-
ren zur Potenzialfeldmessung.
Bild 5-18
Gerät zur Bestimmung der Oberflä-
chenzugfestigkeit einer Beschichtung
auf Beton
Zerstörungsfreie Methoden
Vorgehen: Aufnahme von Rissbildern, Rissbreiten, Risstiefen. Abklopfen zum Feststellen von
Hohlstellen. Eintragung aller Schäden in Pläne, um evtl. systematische „Schäden“ zu erken-
nen.
Hilfsmittel: Doppelmeter, Lupe, Messkaliber (dünne Bleche unterschiedlicher Dicke), Foto-
apparat. Zur Unterstützung werden häufig Feuchtigkeitsmessgeräte eingesetzt, wenn der Ver-
dacht besteht, dass Feuchtigkeitsanreicherung als Schadensursache in Frage kommt.
(PCI) besteht immer dann, wenn starke Korrosionsschäden auftreten, ohne dass die Karbonati-
sierung bis zur Bewehrung vorgedrungen ist. Zur Untersuchung muss dem fraglichen Bauwerk
an charakteristischen Stellen Probematerial zur Analyse entnommen werden. Dieses sollte aus
möglichst fein gestuften tiefen Schichten stammen, um den Konzentrationsverlauf des Chlo-
rids unter der Oberfläche ermitteln zu können. Es werden Chloridprofile aufgestellt, die den
Chloridgehalt in Abhängigkeit von der Entfernung zur Oberfläche darstellen. Solche Untersu-
5.5 Instandsetzungsmaßnahmen 139
chungen können nur in Zusammenarbeit mit einschlägig erfahrenen Labors durchgeführt wer-
den. Tabelle 5-9gibt einen Überblick über Diagnose, Prüfmethoden und Ergebnisbewertung.
Spezielle Untersuchungsmethoden
x Sondierung
Maßnahme, bei der zerstörte Bauteile ausgebaut und labortechnisch untersucht werden.
x Bauthermografie
Zerstörungsfreie Untersuchungsmethode mittels Infrarotkamera. Die Aufnahmen zeigen
die Verteilung der Oberflächentemperaturen, aus welchen Rückschlüsse auf Mängel gezo-
gen werden können. 5
Feuchtigkeitsmessungen
x Darrmethode
Probe wird getrocknet und mehrmals in zeitlichen Abständen gewogen
x CM-Methode
Eine am Bau abgenommene Materialprobe wird einer chemischen Analyse unterzogen.
x Neutronenmessung
Auftretende Neutronen werden gemessen und mit dem Computer ausgewertet
x Widerstandsmessung der Feuchtigkeit
Sofortige Ergebnisse mit elektronischen Widerstandsmessgeräten
x Endoskopie
Visuelles Verfahren mit Endoskopiegeräten (Sonden, Kameras) zur Kontrolle von Hohl-
räumen in Bauteilen mit nur geringer örtlicher Zerstörung der Bausubstanz
5.5 Instandsetzungsmaßnahmen
Betoninstandsetzungssysteme
Bei Betonschäden ist die frühzeitige Erkennung und Beurteilung wichtig, um das Ausmaß zu
begrenzen. Die Beachtung der einschlägigen Regelwerke ist dabei oberstes Gebot. Bei der
Betoninstandsetzung ist es entscheidend, dass die weitere Karbonatisierung des Betons und
somit die Korrosion der Bewehrungsstähle im karbonatisierten Bereich verhindert wird. In
einem Qualitätssicherheitssystem werden alle Maßnahmen zur Betoninstandsetzung erfasst.
Abhängig vom zu sanierenden Objekt kann dann (auf jedem Fall durch den Fachmann) die
erforderliche Konzeption ausgewählt werden.
Betonersatz
durch dauerhafte Reprofilierung von Ausbrüchen und Abplatzungen mit geprüften und be-
währten Sanierungssystemen. Korrosionsschutz – Haftplomben – Teilreparaturen und Glanz-
flächenüberzüge. Die Betonersatzstoffe entsprechen den gültigen Regelwerken und Vorschrif-
ten gemäß ZTV-SIB.
140 5 Beton- und Stahlbeton
Spritzbeton
für statisch gefährdete Bauwerke mit Korrosionsschäden infolge zu geringer Überdeckung der
Armierung, zur Erhöhung von Verkehrslasten oder zur Vergütung der Oberfläche
Tränkung
druckloses Füllen von Rissen (z. B. Pinsel- oder Gießverfahren)
Beton-Injektion
im Hoch- oder Niederdruckverfahren zur kraftschlüssigen Verklebung von Rissen, zur Dich-
tung von Druckwassereinwirkung und als Hohlraumfüllung mit Kunstharzen oder Zementsus-
5 pension
Oberflächenschutz
durch Imprägnierung und Versiegelung an Fassaden, Fußböden, Fahrbahnen und Schutz gegen
Wasser, Niederschläge, Tausalze und viele schädliche Medien, aber auch gegen mechanischen
Abrieb
Schutzanstriche
an Fassaden und freibewitterten Bauteilen gegen Aggressiveinwirkung atmosphärischer
Rauchgase und Niederschläge. Ausführung transparent, lasierend oder deckend auf Mineral-
oder Kunstharzbasis
Beschichtungen
als Schutz- und Verschleißschicht für Fußböden, Industrieböden, Fahrbahnen, Behälter und
Auffangwannen gegen mechanische und chemische Höchstbelastungen. Gewässerschutzbe-
schichtungen nach WHG. Beschichtungsstoffe aller Art auf Kunstharzbasis
Die in der Praxis fachgerechte Betoninstandsetzung besteht aus einer Reihe von Maßnahmen,
die sich, je nach Schadenserscheinung in folgenden Einzelschritten vollzieht:
Maßnahmen (Einzelschritte)
Entfernen von gelockertem und gerissenem Beton x
Freilegen korrodierter Bewehrung im Bereich der Fehlstellen x
Entrostung der Bewehrung
– Reinheitsgrad Sa 2 x
1)
– Reinheitsgrad Sa 2 ½ x
Vorbereiten des Betonuntergrundes der Gesamtfläche x
Beschichten der Bewehrung EP- oder zementgebunden x
Auftragen von Reparaturmörtel
– Spritzbeton auf der Gesamtfläche x
– PCC auf die Fehlstellen, mit Haftbrücke x
Auftragen einer Feinschicht auf die Gesamtfläche (x)
Beschichtung zur Begrenzung des CO2-Zutritts und des Wassergehaltes (x)
(Karbonatisierungsgrenze)
1)
bei zementgebundener Beschichtung im Regelfall Sa 2
x unbedingt erforderliche Maßnahme
(x) nicht unbedingt erforderliche Maßnahme
5.5 Instandsetzungsmaßnahmen 141
Untergrundvorbereitung
Nach dem Vorliegen des Diagnoseergebnisses über den Grad und den Umfang der Schadenshöhe
wird entschieden, welches Betoninstandsetzungssystem eingesetzt wird. Weitere Schritte:
x Schadens- und baustellenbedingte technologische Vorbereitung
x Entfernen von losem und mürbem Beton
x Beseitigung von Verschmutzungen
x Nachweis einer ausreichenden Mindest-Oberflächenzugfestigkeit
x Betonfeuchte darf systemabhängige Grenzwerte nicht überschreiten
x Abstocken mit Stockhammer oder
x Druckluftstrahlen mit festem Strahlmittel oder Wasser-Sandgemisch
5
Instandsetzungsmaßnahmen von Rissen
Beton ist ein so genannter „gerissener Werkstoff“. Es gibt deshalb keinen rissefreien Beton.
Risse in Betonoberflächen stellen immer Schwachstellen dar, die das Eindringen von Wasser,
CO2 und anderen in Wasser gelösten Schadstoffen begünstigen. Im Extremfall kann es, wenn
Rissbreite und Risstiefe ein gewisses Maß überschreiten, zu lokalen Durchrostungen an der
Bewehrung kommen, obwohl die eigentliche Bewehrungsoberfläche intakt und dicht ist.
Bild 5-19
Lokale Korrosion des Bewehrungsstahles als
Folge der pH-Absenkung in teilweise karbona-
tisiertem Beton
Mikrorisse
Sie entstehen während der Aushärtung des Betons infolge innerer Spannungen. Die Rissweite
ist meist kleiner als 0,2 mm. Mikrorisse verlaufen stark verästelt, vernetzt und unregelmäßig an
der Oberfläche. Auf Grund der geringen Weite und Tiefe stellen die Mikrorisse keine dauer-
hafte Gefährdung dar, sondern sind eher ein ästhetischer Mangel. Nachgewiesen werden kön-
nen sie qualitativ per Augenschein. Lässt sich dies schlecht durchführen, wird durch Benetzen
der Oberfläche mit Wasser der Risseverlauf ersichtlich, denn nach Trocknung zeichnen sich
die Risssäume dunkel ab, da Wasser in den Rissen länger zurückgehalten wird. Quantitativ
können die Risse mit einer Risslupe bestimmt werden. Hierzu sind diese Risslupen mit einem
geeigneten Maßstab versehen. Dadurch ist es möglich, die Risslänge und auch die Häufigkeit
auszumessen bzw. abzuschätzen.
142 5 Beton- und Stahlbeton
Makrorisse
Sie entstehen durch lokale Überschreitung der Zugfestigkeit infolge von Belastungen nach
dem Aushärten des Betons. Makrorisse verlaufen in einer Rissbreite über 0,2 mm relativ ge-
radlinig über größere Längen, oft von Kanten und Aussparungen ausgehend. Im Gegensatz zu
den Mikrorissen sind bei Temperatur- und Lastschwankungen Bewegungen möglich. Makro-
risse können das Bauwerk und die Tragfähigkeit dauerhaft gefährden. Qualitativ nachgewiesen
werden die Makrorisse ebenso wie Mikrorisse. Zusätzlich kann durch Überkleben mit einem
Streifen aus sprödem Material, z. B. Keramik oder Graphit die Rissbewegung von Makrorissen
erkannt werden. Soll die Bewegung von Makrorissen quantitativ nachgewiesen werden, bzw.
die Rissbreite exakt festgestellt werden, müssen so genannte zeitabhängige Rissweitenmesser,
5 wie z. B. Setzdehnungsmessgeräte, Dehnmessstreifen oder induktive Weggeber verwendet
werden.
Arbeitsschritte
1. Entfernen des lockeren Betons über der korrodierten Armierung mit Elektrohammer oder
Flammstrahlgerät. Wenn nicht das Flammstrahlgerät eingesetzt wird, ist Sandstrahlen der
Armierungseisen – bis metallisch blank – notwendig.
2. Die freigelegten Bewehrungsstähle werden mit einer zweimaligen Korrosionsschutzbe-
schichtung versehen. Hierfür eignen sich Epoxidharze wie Epoxidharzmennige oder kunst-
stoffvergütete Zementschlämme. Der letzte Anstrich sollte wegen der Schlüssigkeit mit
dem Reparaturmörtel mit Quarzsand bestreut werden.
3. Auf den vorgenässten Altbeton wird eine Haftbrücke aufgebracht, die den Verbund zwi-
schen Betonuntergrund und Reparaturmörtel verbessern soll. Verwendet werden zement-
gebundene Haftbrücken.
der Traufel in ca. 2 bis 5 mm Schichtdicke. Wenn es erforderlich ist, muss die Reparatur-
stelle geschalt werden.
Bei der Betonierung besteht meistens die zwingende Notwendigkeit aber auch die Möglichkeit
der nachträglichen Bearbeitung von Betonflächen.
Bild 5-21
Ausgewaschene Betonoberfläche, farbiger
5
Zuschlag mit rundem Korn und grauem Ze-
ment
Bild 5-22
Bossierte Betonoberfläche,
Kalkstein grauer Zement
Hydrophobierende Imprägnierungen
Einer frühen Verschmutzung der Betonoberfläche kann vorgebeugt werden, indem eine hy-
drophobierende Imprägnierung aufgebracht wird. Das Aussehen der entschalten Betonfläche
wird nicht beeinträchtigt. Allerdings können Imprägniermittel u. U. das Eindringen von Schad-
stoffen begünstigen.
Lasuren
Lasuren können farblos oder farbig in mehreren Schichten aufgebracht werden. Die Schicht-
dicke beträgt jeweils d 50 mm. Es ist möglich, mit geringen Pigmentierungen Korrekturen an
Farbschwankungen des Betons auszugleichen, ohne die optische Wirkung der Oberflächen-
struktur zu beeinträchtigen. Lasuren ergeben je nach ihren Grundstoffen matte oder glänzende
Oberflächen. Bei Verwendung von Lasuren werden Fugen und oberflächig geschlossene An-
kerlöscher unter Umständen besonders hervorgehoben.
Beschichtungen
Starre Beschichtungen mit einer Schichtdicke von ca. 80 mm passen sich den Konturen des
Untergrundes an und behindern das Eindringen von Schadstoffen (Acrylatbasis).
Elastische Beschichtungen
Sie überdecken bei einer Schichtdicke von 300 mm Konturen im Untergrund (z. B. Brettstruk-
turen). Bedingt werden Poren geschlossen und Risse < 0,2 mm überdeckt.
5.8 Bildquellenverzeichnis 147
5.8 Bildquellenverzeichnis
Quelle Bild
Bild 6-1
Liebevoll restauriertes Fachwerk-
Gebäude eines Museumsdorfes.
Besonders gelungen ist die Abstim-
mung der Fenstergestaltung
Holz ist seit jeher einer der wichtigsten und neben Lehm und Naturstein einer der ältesten vom
Menschen genutzten Werkstoffe überhaupt. Zum einen deswegen, weil er der einzige nach-
wachsende Baustoff ist, der bei nachhaltiger Pflege ständig zur Verfügung stehen wird, zum
anderen aber, weil er ein natürlicher und ökologisch wertvoller Baustoff ist. Holzprodukte
können mit dem geringsten Energieaufwand unter allen Baustoffen hergestellt werden. Des
Weiteren ist Holz -sofern nicht mit chemischen Holzschutzmitteln kontaminiert- wohnhygie-
nisch unbedenklich, wieder verwertbar und unproblematisch zu entsorgen.
Die Holzvorräte werden in Deutschland von Jahr zu Jahr größer, weil mehr Holz nachwächst
als verarbeitet wird. Das seit etwa 200 Jahren praktizierte Nachhaltigkeitsprinzip der deutschen
Forstwirtschaft besteht aus einer Kreislaufwirtschaft, wie sie bei internationalen Umweltkonfe-
150 6 Holzkonstruktionen
renzen immer wieder gefordert werden. Vom Wald und seiner ausgleichenden Wirkung auf
Boden und Wasserhaushalt, Luft und Klima profitieren alle Lebewesen. Die „grüne Lunge“
sorgt für eine höhere Lebensqualität. Auch damit die Forstwirtschaft diese grüne Lunge finan-
zieren kann, ist es notwendig, Holz einer möglichst hochwertigen Verwendung, z. B. als Bau-
holz, zuzuführen.
Bild 6-2
ca. 90 Jahre alte Eiche
Voraussetzung für den Erhalt des Waldes ist natürlich, dass nur jeweils so viel Holz genutzt
wird, wie wieder nachwächst (Nachhaltigkeitsprinzip). In Deutschland steht zurzeit einem
Einschlag von knapp 60 Mio. m³ ein Zuwachs von etwa 95 Mio. m³ pro Jahr gegenüber. Somit
nehmen unsere Wälder nicht ab, sondern zu. Dies gilt für die Waldfläche und für den Holzvor-
rat.
Bild 6-3
Bodennutzung in Deutschland 1995.
Die Anteile können je nach Bestand
in den einzelnen Bundesländern
unterschiedlich sein.
6.1 Holz – ein bewährter Baustoff 151
Um sich ein Bild machen zu können, welche Ausmaße der Waldbestand in der Bundesrepublik
(340 Millionen Kubikmeter) hat, stelle man sich eine Fläche von 10 Fußballfeldern von jeweils
110 x 75 Metern vor. Die darauf stehenden 10 massiven Holzquader würden jeweils 414 Meter
hoch sein.
Trotz einer erfreulichen Entwicklung des deutschen Holzhandels ist der Erhalt des verbauten
Holzes von erheblicher Tragweite. Beispiele sind wunderschöne Fachwerkbauten, Dachstühle
sowohl im Wohnungsbau als auch in öffentlichen Gebäuden, wie z. B. in Kirchen. Was für die
gesamte historische Bausubstanz gefordert wird, hat für das Holz als ältestem, zu sanierenden
Werkstoff besondere Bedeutung. Museale Konservierungen genügen für diesen umfangreichen
Baubestand nicht. Nur durch Modernisierung, zeitgemäße Nutzung, Erhöhung des
Gebrauchswertes und die richtige Auswahl und Anwendung des Holzschutzes sind die Holz-
bauteile auf Dauer zu sichern. Dabei unterscheidet man konstruktiven oder baulichen Holz-
schutz sowie chemischen Holzschutz. 6
Rund um den Erdball spielt Holz für Bauten und Holzkonstruktionen eine wesentliche Rolle.
In jüngster Zeit findet Holz im konstruktiven Bereich, z. B. im Hallenbau aber auch für die
Gestaltung von Fassaden als Alternative zu Stahl und Stahlbeton zunehmend Verwendung.
Dennoch (oder gerade deswegen) ist die Sanierung vorhandener Holzkonstruktionen vordring-
liche Aufgabe.
Holz ist aber auch ein organischer Baustoff, der bestimmungsgemäß tierischen und pflanzli-
chen Organismen als Lebensgrundlage dient. Pilze, Insekten und Mikroorganismen bauen
Holz im Kreislauf der Natur immer wieder ab bzw. zerlegen es in seine ursprünglichen Be-
standteile wie Kohlendioxid, Wasser und Mineralstoffe. Die einzelnen Holzarten weisen teil-
weise erhebliche Unterschiede in Bezug auf ihre natürliche Dauerhaftigkeit auf. Selbst die
dauerhaftesten Hölzer sind dem natürlichen Abbau gegenüber nicht unbegrenzt widerstandsfä-
hig, sondern werden irgendwann „faul“ oder „morsch“. Das Gebiet des Holzschutzes befasst
sich mit der Unterbrechung des natürlichen Zersetzungsprozesses mit der Zielstellung einer
möglichst langen Nutzungsdauer des Holzbauteiles. Da bei der natürlichen Zersetzung inner-
halb des Kreislaufes immer das Vorhandensein von Feuchtigkeit eine zentrale Rolle spielt, ist
dies der wichtigste Ansatzpunkt für die Gewährleistung einer langlebigen Holzkonstruktion.
Als Baustoff verwendetes Holz, besonders wenn es statische Funktionen zu erfüllen hat, muss
deshalb vor tierischen und pflanzlichen Schädlingen dauerhaft geschützt werden. Was passiert,
wenn grundlegende Dinge des baulichen und chemischen Holzschutzes sowie die erforderli-
chen Wartung und Pflege vernachlässigt werden, haben bereits Einstürze von Hallendächern
mit tragischen Folgen gezeigt. Bauliche und chemische Holzschutzmaßnahmen sollen die Güte-
eigenschaften von Holz und Holzwerkstoffen erhalten und bei bereits verbautem Holz die Ge-
brauchsdauer erhöhen. Von Pilzen oder Insekten befallenes Holz ist durch geeignete Maßnahmen
zu sanieren. Ist der Zerstörungsprozess zu weit fortgeschritten, muss das beschädigte Holz je
nach Funktion und in Abhängigkeit von der jeweiligen Befallsart und dem Befallsumfang
meist ersetzt werden.
An den bis zu 700 Jahren alten Fachwerkbauten ist ersichtlich, dass bei sorgfältiger Auswahl,
Bearbeitung und werkgerechtem Einbau des Holzes, auch ohne chemische Behandlung, Schäden
(Verfärbung, Oberflächenveränderung, Dimensionsveränderungen, Zerstörungen durch Pilzbe-
fall) relativ gering sind. Vorbeugende bauliche Maßnahmen sind deshalb von besonderer Bedeu-
tung. Durch konstruktive und bauphysikalische Maßnahmen wie rasche Wasserableitung, ausrei-
chend bemessene Dachüberstände, Spritzwassersockel ist eine unzuträgliche Feuchtigkeitsverän-
derung (Quellen und Schwinden) des Holzes und ein Pilzbefall zu verhindern. Besonders in
Feuchträumen ist durch Luftwechsel und richtige Schichtfolge Tauwasserbildung zu vermeiden.
152 6 Holzkonstruktionen
Wie der Schnitt durch einen Baumstamm zeigt, lässt sich das Holz komplett verwerten. Fach-
männisch aufbereitet und künstlerisch veredelt kann man feine Möbel aus dem Kernholz her-
stellen, Balken, Bohlen und Bretter für den konstruktiven Holzbau verwenden und den Rest
durchaus nutzbringend verarbeiten. Für wirtschaftliche und praktische Lösungen für typische
Modernisierungsaufgaben bietet sich Holz an Wand, Decke, Boden, aber auch für Fenster,
Türen und Treppen an.
Bild 6-4
Schnitt durch einen Baumstamm
Schädigende Einflüsse auf das Holz sind nicht für alle Bauglieder gleich. Verwendungszweck,
Alter, Holzart und die daraus resultierenden Schutzmaßnahmen sind daher differenziert zu
betrachten und zu bewerten. Allgemein gängig ist folgende Einteilung:
x tragende/nichttragende Bauteile
x maßhaltige/nicht maßhaltige Bauteile
x Innenbauteile/Außenbauteile
Tragende Bauteile haben eine statische Funktion. Ihre Bemessung, Holzart und Konstruktion
ist so zu gestalten, dass ein Versagen und damit eine Gefährdung weitgehend ausgeschlossen
sind. Zu den tragenden und aussteifenden Hölzern gehören alle Bauteile, welche nach DIN
1052, DIN 1074 oder DIN 18 900 statisch nachgewiesen (berechnet) werden müssen.
6.2 Anwendung im Bauwesen 153
Typische Beispiele für tragende Holzbauteile sind Stützen und Deckenbalken einer Skelett-
konstruktion oder Pfetten, Sparren und Pfosten eines Dachstuhles. Tragende und aussteifende
Holzbauteile sind bauaufsichtlich geregelt, was bei Holzschutzmaßnahmen von besonderer
Bedeutung ist. Hier ist ein chemischer Holzschutz in Abhängigkeit der Gefährdungsklasse
bauaufsichtlich vorgeschrieben. Sowohl für chemische Bekämpfungsmaßnahmen als auch für
den vorbeugenden chemischen Holzschutz dürfen ausschließlich Holzschutzmittel mit allge-
meiner bauaufsichtlicher Zulassung verwendet werden.
Bild 6-5
Holzdachstuhl mit tragender
Funktion
Nichttragende Bauteile sind Ausbauteile, für die ein statischer Nachweis nicht erforderlich ist
wie beispielsweise Fenster, Türen und gestalterische Elemente wie Sichtschutz, Zäune, Pergo-
len und Bekleidungen. Diese Bauteile sind nicht bauaufsichtlich geregelt, so dass in Bezug auf
den Holzschutz auch Holzschutzmittel eingesetzt werden dürfen, welche keine allgemeine
bauaufsichtliche Zulassung besitzen.
Bild 6-6
Flechtelement aus Holz als
Sichtschutz
154 6 Holzkonstruktionen
Maßhaltig müssen solche Bauteile sein, bei denen größere oder häufig auftretende Quer-
schnittsänderungen infolge wechselnden Feuchtegehalts sowohl die Funktion als auch die
Nutzungsdauer beeinträchtigen können. Zu den maßhaltigen Bauteilen zählen z. B. Fenster
und Türen. Zu den nicht maßhaltigen Bauteilen gehören z. B. Zäune, Pergolen und Lärm-
schutzwände. Im Hinblick auf die Gefährdung durch tierische oder pflanzliche Holzschädlinge
und die daraus resultierenden Schutzmaßnahmen ist zwischen Innen- und Außenbauteilen zu
unterscheiden.
Bild 6-7 Innen- und Außenbauteile (Fassadenbekleidung aus Holz mit Außendämmung)
Holz erfüllt aber auch besondere ästhetische Eigenschaften. Die holzartenspezifische Mase-
rung und Färbung des Holzes wird im Innenausbau, aber auch im Außenbereich sowohl von
Architekten, als auch von Bauherren sehr geschätzt (Bild 6-8).
Bild 6-8
beispielhaft dargestellte
Holzarten
6.3 Ursachen der Holzzerstörung 155
Wenn Hölzer für die Sanierung oder auch für neue Ausbauteile ausgewählt werden, hört man
fast immer den guten Rat, nur „gesundes Holz“ zu benutzen. Den Unterschied auszumachen ist
selbst für den Fachmann nicht immer einfach, denn man unterscheidet zwischen Holzfehlern
und Holzkrankheiten. Holzfehler liegen vor, wenn die gesunden Fasern des Holzes vom „nor-
malen“ Wuchs abweichen oder der Zusammenhang der Fasern gelockert oder gestört ist. Holz-
krankheiten kommen sowohl am lebenden als auch am gefällten Baum bzw. am verarbeiteten
Holz vor. Die Ursachen sind Pilze oder tierische Holzschädlinge (Insekten, Nager, Rotwild).
Erscheinungsformen
Holzkrankheiten werden durch Mikroorganismen hervorgerufen. Im Gegensatz zu den Holz-
fehlern, bei denen gesunde Holzfasern lediglich vom normalen Verlauf abweichen, sind bei
den Holzkrankheiten die Fasern zerstört und verfärbt. Bei den holzabbauenden Organismen
handelt es sich um holzzerstörende Pilze. Die holzzerstörenden und holzverfärbenden Pilze
sind Schmarotzer, die ihre Nährstoffe aus dem Holz entnehmen und es somit im Laufe der Zeit
verfärben oder durch Fäulnis vollständig zerstören.
Am besten entwickeln sich die Pilze im feuchten Holz bei Temperaturen zwischen ca. 3 °C
und ca. 38 °C. Ober- und Unterhalb des genannten Temperaturbereiches verfallen die Pilze in
Kälte- bzw. Hitzestarre. Jeder Pilz hat sein Temperaturoptimum.
Die holzzerstörenden Pilze haben verschiedene Erscheinungsformen. Der eigentliche Schäd-
ling ist das Pilzgeflecht (Pilzmyzel). Es besteht aus farblosen oder dunkel gefärbten Fäden
(Hyphen) und löst durch Ausscheiden von Enzymen die Holzsubstanz auf und verwendet sie
zur Ernährung des Pilzes. Der Nadel- oder Blattwuchs von befallenen Bäumen ist spärlich,
stellenweise löst sich die Rinde. Trotzdem sind wohlbelaubte Weiden bekannt, deren Stämme
durch den ständigen feuchten Standplatz von Kernfäule ausgehöhlt sind. Für das Wachstum
genügen den kranken Bäumen die äußeren saftführenden Schichten.
Nach ihren Schadensbildern werden die Pilze in verschiedene Fäuletypen eingeteilt. Folgende
Fäuletypen werden klassifiziert:
x Braunfäule
x Weißfäule
x Weißlochfäule (spezielle Form der Weißfäule)
x „Rotfäule“ (spezielle Form der Weißfäule)
x „Grünfäule“ (spezielle Form der Weißfäule)
x Moderfäule
Die bekanntesten Vertreter der Braunfäuleerreger sind der Echte Hausschwamm (Serpula
lacrymans), Weißer Porenschwamm (Antrodia vaillantii) und Brauner Keller- oder Warzen-
schwamm (Coniophora puteana). Wesentliches Kennzeichen dieses Fäuletyps ist eine Braun-
156 6 Holzkonstruktionen
färbung des Holzes, woraus der Begriff „Braunfäule“ resultiert. Die Braunfärbung wird durch
den Abbau der helleren Cellulose verursacht. Das verbleibende braune Lignin ist für das ty-
pisch braune Erscheinungsbild des Holzes verantwortlich. Ein weiteres deutliches Erken-
nungsmerkmal sind Schwinderscheinungen und Verformungen von Holzbauteilen (Bild 6-9).
Die Braunfäule wird auch als Destruktionsfäule bezeichnet.
Bild 6-9
Durch Braunfäule vollständig zer-
störter, nicht mehr tragfähiger De-
ckenbalken. Verursachender Pilz:
Echter Hausschwamm
Pilze, die vorzugsweise das Lignin, aber auch die Cellulose enzymatisch angreifen bzw. ab-
bauen verursachen eine Weißfäule. Das durch Weißfäule geschädigte Holz verfärbt sich hell
bis weiß und wird faserig abgebaut. Es entstehen einzelne „Schichten“, welche sich ohne wei-
teres voneinander ablösen lassen (Bild 6-10). Die Weißlochfäule ist eine Weißfäule, bei der
zunächst das braune Lignin abgebaut wird und die verbleibende helle Cellulose zurückbleibt.
Die so entstehenden „Löcher“ im Holz werden mit der verbliebenen weißen Cellulose ausge-
kleidet.
Bild 6-10
Durch Weißfäule zerstörtes Holz
(Zerfall in einzelne Schichten)
Die „Rotfäule“ ist eine Form der Weißfäule und ist am lebenden Baum anzutreffen. Sie wird
vom Wurzelschwamm hervorgerufen. Die Rotfäule hat als Stammfäuleerreger für Bauholz
keine Bedeutung.
6.3 Ursachen der Holzzerstörung 157
Auch die „Grünfäule“ ist der Weißfäule zuzuordnen. Wie aus der Bezeichnung bereits her-
vorgeht, verfärbt sich das von Grünspanbecherlingen befallene Holz leicht grünlich. Dieser
Fäuletyp ist für Bauholz jedoch ebenfalls nicht von Bedeutung.
Moderfäulepilze wachsen innerhalb der Holzzellwände. Durch Enzyme werden die Zellwände
(Cellulose und Hemicellulose) systematisch abgebaut und das Bauteil von der Oberfläche her
zerstört. Die Moderfäule ist nur an unsachgemäß gelagertem oder eingebautem, dauerhaft sehr
feuchtem Holz feststellbar. Im Vergleich zur Braunfäule weist die Moderfäule ein eher graues
oder schwärzliches Erscheinungsbild mit einer schmierig-dunklen Oberfläche auf. Sie ist oft-
mals sehr scharf vom gesunden Holz abgegrenzt. Es wurde beobachtet, dass Nadelholz gegen-
über Moderfäulepilze widerstandsfähiger ist als Laubholz.
Pilze können auch nach dem Befallsort, also unabhängig vom jeweiligen Fäuletyp, eingeteilt
werden. Die Weißfäule und Braunfäule kann auftreten als:
x Hausfäule
6
x Stammfäule
x Innenfäule
x Lagerfäule
Befallenes Holz ist minderwertig, oft sogar wertlos. Zu achten ist deshalb besonders bei einge-
schnittenem oder verbautem Holz auf solche Krankheiten, gegebenenfalls unter Hinzuziehung
eines Sachkundigen.
Hausfäulen
Eine Art der Einteilung von Pilzen erfolgt nach dem Befallsort. Der jeweilige Fäuletyp bleibt
dabei unberücksichtigt. Die Weißfäule und Braunfäule kann auftreten als:
x Hausfäule
x Stammfäule
x Innenfäule
x Lagerfäule
Wie aus der Bezeichnung Hausfäule bereits hervorgeht, werden holzzerstörende Pilze be-
zeichnet, welche in genutzten (bewohnten) Gebäuden vorkommen.
Die bekanntesten und wichtigsten Hausfäulen sind:
x Echter Hausschwamm (Serpula lacrymans)
x Brauner Keller- oder Warzenschwamm (Coniophora puteana)
x Weißer Porenschwamm (Fibroporia vaillantii, Antrodia sinuosa, Tyromyces placenta)
x Ausgebreiteter Hausporling (Donkioporia expansa)
Der Echte Hausschwamm ist der gefährlichste Schädling an verbautem Holz und bekanntes-
ter Vertreter der Hausfäulepilze. Auf Grund seiner geringen Feuchtigkeitsansprüche sowie der
Fähigkeit Mauerwerk und sogar schlecht verdichteten Beton zu durchwachsen, ist seine Be-
kämpfung besonders schwierig. Er tritt vorwiegend in Keller- und Erdgeschossen sowie auf
Dachböden von Altbauten auf, wobei er bevorzugt Nadelholz befällt. An Holzschäden in Neu-
bauten ist der Hausschwamm dagegen selten beteiligt. Als einziger Holzpilz greift der Echte
Hausschwamm auch auf trockenes Holz über und leitet das benötigte Wasser mit einem hoch
entwickelten Strangmyzel oft über mehrere Meter. Dabei kann er sich rasch über mehrere
Stockwerke zunächst unbemerkt ausbreiten. Häufig wird irrtümlicherweise in der Praxis vom
„Mauerschwamm“ gesprochen. Dieser Begriff ist jedoch irreführend, da sich der Haus-
schwamm ausschließlich von Holz-, Holzprodukten oder anderen organischen Materialien
158 6 Holzkonstruktionen
ernährt. Auch wenn Fruchtkörper und Myzel am bzw. im Mauerwerk teilweise üppig vorzu-
finden sind, ist zwangsläufig ein Holzbauteil befallen, dem Nährstoffe enzymatisch abgebaut
werden.
Fäuletyp Braunfäule
Einordnung nach Feuchteanspruch „Trockenfäule“ (geringer Feuchteanspruch)
Holzfeuchte optimal 30 % bis 40 %
Holzfeuchte minimal 20 %
6 Temperaturspektrum 3 °C bis 26 °C
Bild 6-11
Fruchtkörper des Echten Haus-
schwamms (Fruchtkörper müssen
aber bei einem aktiven Befall nicht
unbedingt vorhanden sein
6.3 Ursachen der Holzzerstörung 159
Bild 6-12
Myzel des Echten Hausschwamms
auf der „Suche“ nach neuen Nah- 6
rungsquellen
Der Braune Keller- oder Warzenschwamm (Coniophora puteana) und der Weiße Poren-
schwamm (Fibroporia vaillantii, Antrodia sinuosa, Tyromyces placenta) verursachen ebenfalls
eine Braunfäule. Der Ausgebreitete Hausporling (Donkioporia expansa) hingegen ist ein
Weißfäuleerreger. Diese Pilze unterscheiden sich signifikant durch ihren deutlich höheren
Feuchteanspruch und der damit verbundenen einfacheren Bekämpfungsmaßnahmen. Das Zer-
störungspotential ist jedoch bei allen Hausfäulen enorm.
Diese Pilze ernähren sich ausschließlich von den Inhaltstoffen der Holzzellen (Kohlenhydrate,
Eiweiße und Fette). Holzverfärbende Pilze sind Bläuepilze und Schimmelpilze. Die Zellwände
werden -im Gegensatz zu den holzzerstörenden Pilzen- nicht angegriffen. Holzverfärbende
Pilze bewirken deshalb keine Festigkeitsreduktion und auch keine Fäulnis. Die früher ange-
wandte Bezeichnung „Blaufäule“ ist somit unzutreffend und sollte nicht mehr verwendet wer-
den. Das Schadbild besteht aus einer blaugrauen bis grauschwarzen Verfärbung an Holzflä-
chen. Es werden Nadelhölzer und Laubhölzer gleichermaßen befallen. Bei Kernholzbäumen
wird nur der Splint befallen. Die blauschwarze Verfärbung ist auf die Brechung des Lichtes
zurückzuführen.
Bläuepilze entwickeln sich bei einem Temperaturspektrum zwischen ca. 18°C und ca. 35°C
sowie einem Holzfeuchteangebot zwischen ca. 30% und 120%.
Bläuepilze führen zu einer Verfärbung des Holzes und können auch Anstrichschäden durch
„Abheben“ der Farb- oder Lasurschichten verursachen. Sie sind daher auch oftmals Wegberei-
ter für holzzerstörende Pilze und in Bezug auf den Holzschutz durchaus von Bedeutung. Ein
„Überstreichen“ von verblautem Holz ist generell nicht ausreichend. Die Bewertung eines
Befalls durch holzverfärbende Pilze hängt also sehr vom Verwendungszweck des Holzes ab.
Beim Einsatz verbauter Hölzer in der Sanierung ist Folgendes zu beachten: Farbveränderungen
können auch chemischer Natur sein, z. B. kann frisches Eichenholz bei Kontakt mit Eisenme-
tallen durch Reaktion der im Holz vorhandenen Gerbstoffe mit dem Eisen zu mehr oder weni-
ger stark „tintenartigen“ blau-schwarzen Verfärbungen führen. Diese Eisengerbstoffreaktion
ist auch verantwortlich für die Dunkelfärbung der so genannten Mooreichen.
160 6 Holzkonstruktionen
Bild 6-13
6 Holzverfärbende Pilze an einer
Holzbalkendecke
6.3.3.1 Erscheinungsformen
Bau- und Werkholz wird nicht nur durch Pilze, sondern ebenso durch Insekten befallen und
schlussendlich zerstört. Hier sind es meist bestimmte Käferarten, die als Schädlinge auftreten.
Die wichtigsten tierischen Holzschädlinge sind Insekten, die den Baum durch Kahlfraß oder
durch Unterbrechung der Saftleitungen lebensunfähig machen oder das gefällte Holz durch
Larvenfraß zerstören.
Bei den holzzerstörenden Insekten wird zwischen Käfern und Hautflüglern unterschieden. Sie
durchlaufen vier verschiedene Entwicklungsstadien. Aus den Eiern entwickeln sich die Lar-
ven. Diese verpuppen sich, und aus den Puppen schlüpfen die fertigen Insekten (Käfer oder
Hautflügler), deren Weibchen dann wieder ihre Eier in Risse und Spalten an der Holzoberflä-
che ablegen.
Ein Befall durch bestimmte holzzerstörende Insekten ist grundsätzlich auch bei einer Aus-
gleichsfeuchte des Holzes (u = 10 %) bei „Normklima“ nach DIN 4108 (și=20°C/ij=50%)
möglich.
Tierische Holzschädlinge werden in drei große Gruppen unterteilt:
x Frischholzinsekten (holzfressende und holzbrütende Insekten)
x Trockenholzinsekten
x Faulholzinsekten
Bild 6-15
Befallener Balken
6.3.3.2 Trockenholzinsekten
Trockenholzinsekten können sich bei sehr geringen Holzfeuchten entwickeln und mit immer
wiederkehrender Generationsfolge ihr zerstörendes Werk am befallenen Bauteil bis zur voll-
ständigen Vermulmung fortsetzen. Sie befallen lufttrockenes und unberindetes Holz und sind
daher ausgesprochene „Bauholzzerstörer“. Lediglich die Scheibenböcke sind auf berindetes
Holz angewiesen. Die Ortstreue einiger Trockenholzinsekten über mehrere Generationsfolgen
führt an Bauteilen bis zur Beeinträchtigung der Standsicherheit und völligen Zerstörung. Im
Gegensatz zu den Frischholzinsekten bleiben Trockenholzinsekten über viele Generationen
hindurch in demselben Holz bis zu dessen völliger Zerstörung.
Die Trockenholz-Insekten sind als technische Schädlinge zu betrachten, welche bei einem
nachgewiesenen Lebendbefall unter Beachtung von DIN 68800-4 angemessen bekämpft wer-
den müssen.
Typische Vertreter der Trockenholzinsekten sind beispielsweise:
x Hausbock
x Gewöhnlicher Nagekäfer („Holzwurm“)
x Gekämmter Nagekäfer
x Parkettkäfer
Nur die wichtigsten und am häufigsten auftretenden Trockenholz-Insekten werden in den
nachfolgenden Tabellen 6-3 und 6-4 dargestellt.
162 6 Holzkonstruktionen
6.3.3.3 Frischholzinsekten
6.3.3.4 Faulholzinsekten:
Einige Insekten stellen höhere Ansprüche an die Holzfeuchtigkeit und treten nur zusammen
mit holzerstörenden Pilzen als Symbionten auf. Da das Holz durch die Pilze vorgeschädigt
(faul) ist, bezeichnet man diese Art der Insekten als Faulholzinsekten.
Als Vertreter der Faulholzinsekten werden exemplarisch folgende Käfer benannt:
164 6 Holzkonstruktionen
x Trotzkopf
x Gescheckter Nagekäfer
x Rothalsbock
6.3.4 Witterungseinflüsse
Obwohl Witterungseinflüsse wie Regen oder Schnee, aber auch ultraviolette Strahlen des Son-
nenlichtes nicht unmittelbar zur Minderung der Holzfestigkeit führen, können sie den Befall
des Holzes durch Organismen begünstigen. Die auftretenden Schäden sind allerdings sehr
komplex, ortsabhängig und vielfältig, sodass sie umfassend und aussagefähig nur vom Fach-
mann beurteilt werden können.
6
Bild 6-16
Schäden in Form von Rissen
durch UV-Strahlung mit typi-
scher „Waschbrettstruktur“
6.4 Holzfehler
Auf Abweichungen vom üblichen Wuchs und Erscheinungsbild des Holzes hat der Mensch
keinen Einfluss (z. B. Drehwuchs). Holzfehler entstehen aber auch durch eine unsachgemäße
Bearbeitung bei der Holzveredelung oder ungeeigneter Lagerung. Letztere Holzfehler sind
vom Menschen durch die Auswahl von geeigneten Werkzeugen generell vermeidbar.
Es versteht sich von selbst, dass bei einem handwerklich bearbeiteten Naturprodukt nicht die
gleichen Grundsätze zur visuellen Bewertung wie bei einem reinen Industrieprodukt herange-
zogen werden können. Aus diesem Grund sind in Abhängigkeit des vorgesehenen Verwen-
dungszweckes innerhalb eines gewissen Toleranzbereiches Holzfehler zulässig. Die Holzsor-
tierung erfolgt unter Beachtung von DIN 4074.
Natürliche Holzfehler werden je nach Art und Ursprung in drei Gruppen unterteilt:
1. Fehler der äußeren Stammform (Wuchsfehler)
2. Fehler im inneren Aufbau des Holzes
3. Holzfehler infolge klimatischer Einflüsse
6.5 Risse im Holz 165
Luft- oder Trockenrisse, die durch ungleichmäßiges Austrocknen entstehen, mindern die Fes-
tigkeit des Holzes. In den Rissen können sich holzzerstörende Pilze ansiedeln und Insekten
ihre Eier ablegen. Vom Mark ausgehend, aber selten bis zur Rinde vordringend sind Kern-
oder Sternrisse. Meist entstehen sie nach dem Fällen als Folge ungleichmäßigen Schwindens.
Seltener durch Spannungsbildung beim Verkernen des Holzes. Frostrisse entstehen bei niedri-
gen Temperaturen. Häufig reichen die Risse von der Rinde bis zum Mark. Wenn die Risse
überwachsen, bleiben sie am Stamm oft als „Frostleisten“ sichtbar. Am stehenden Baum kön-
nen Risse in Form von Ringschäle und Blitzrissen entstehen. Stehende Bäume mit Ringschäle
und Frostrissen dürfen nicht zu statisch beanspruchten Bauteilen verarbeitet werden. Ungeris-
sene Hölzer bzw. wenig oder geringfügig gerissene Hölzer sind für die Verwendung als Bau-
holz vorzuziehen. 6
Risse im Holz entstehen immer dann, wenn die vorhandenen Spannungen im Verband der
Holzzellen die Festigkeit überschreiten. Der Grund für derartige Spannungen liegt in erster
Linie in der Abgabe des in den Zellwänden gebundenen Wassers sowie in der Anisotropie des
Holzes. Das Schwinden des Holzes beim Trocknungsvorgang geschieht im Bereich der Faser-
sättigung (</= 28 bis 32 %). Folgende Rissarten werden unterschieden:
x Trocknungsrisse
x Risse durch Überlastung
x Thermische Risse
Wenn Risse wirkungsvoll verhindert werden sollen, sind von Anfang an, d.h. bereits bei der
Holzernte im Wald, bestimmte Kriterien zu berücksichtigen. Die Trocknung sollte allmählich,
jedoch kontinuierlich verlaufen. Erfolgt die Trocknung zu schnell oder ungleichmäßig sind
größere Trockenrisse unvermeidbar. Holz ist ein Naturprodukt. Ein absolut rissfreies Bauholz
166 6 Holzkonstruktionen
kann normalerweise nicht gefordert werden. Anders sieht es beispielsweise bei speziellen
Anfertigungen, Möbeln, Musikinstrumenten und Kunstgegenständen aus.
Risse können im Bauholz demzufolge praktisch nicht vollständig ausgeschlossen werden. Aus
diesem Grund ist in der ATV DIN 18334 in Pkt. 3.1.9 Folgendes geregelt:
„Schwindrisse in Bauhölzern und Brettschichthölzern sind zulässig, wenn die Standsicherheit
dadurch nicht beeinträchtigt wird.“
Dieser Passus gilt allerdings nur dann, wenn in den folgenden Unterabschnitten der genannten
Norm nicht abweichende Anforderungen in Bezug auf bestimmte Güteklassen nach DIN
68365 festgelegt sind.
Die Vermeidung bzw. Begrenzung von nachträglich entstehenden Rissen erfolgt durch die
richtige Wahl der Einschnittart, der Trocknung sowie der Einbaufeuchte. Die Zusammenhänge
6 sind in der Tabelle 6-5 erläutert.
Eine Klassifizierung der einzelnen Rissarten erfolgt in DIN 1052 und DIN 4074 wie folgt:
Bei der Bewertung von Rissbildern sind je nach Verwendungszweck sowohl die technische
Gebrauchstauglichkeit als auch das visuelle Erscheinungsbild zu berücksichtigen.
technische Funktion zu stellen. Die objektive Bewertung erfolgt im Einzelfall stets unter Be-
rücksichtigung des optischen Gesamteindruckes.
Zur Charakterisierung des Ausmaßes einer Gefährdung von Holzbauteilen durch Holzschäd-
linge sind in DIN 68800-3 Gefährdungsklassen definiert, nach denen Bauteile in bestimmten
Anwendungsbereichen zugeordnet sind. Tabelle 6-7 gibt diese Zuordnung sinngemäß wieder.
Erläuterungen zu den Gefährdungsklassen:
Bild 6-18 erläutert die Zuordnung von Bauteilen zu einer Gefährdungsklasse am Beispiel eines
Wohnhauses und zeigt außerdem den Einfluss, den bauliche Schutzmaßnamen auf die Einstu-
fung haben können. Man kann davon ausgehen, dass im Innenbereich von Wohnhäusern durch
geeignete konstruktive Lösungen die GK0 erreicht werden kann (siehe auch Tabelle 6-9).
Chemischer Holzschutz mit den entsprechenden Voraussetzungen entfallen.
6.6 Gefährdungsklassen (Gebrauchsklassen) 169
Bild 6-18 Prinzipskizze über die Zuordnung von Holzbauteilen zu einzelnen Gefährdungs-
klassen. Die Ziffer gibt die Gefährdungsklasse an
6.7 Dauerhaftigkeitsklassen
6
Es ist bekannt, dass die Gefährdung durch Schädlinge und die natürliche Dauerhaftigkeit der
verwendeten Holzart im unmittelbaren Zusammenhang steht. In der DIN EN 350-2 „Natürli-
che Dauerhaftigkeit von Holz“ und DIN EN 460 wird darauf Bezug genommen und es werden
Dauerhaftigkeitsklassen definiert und in Beziehung zu den Gefährdungsklassen gesetzt. Tabel-
le 6-8 gibt einen Überblick, inwieweit die natürliche Dauerhaftigkeit einer Holzart gegen Pilz-
befall ausreichend für eine Anwendung in einer bestimmten Gefährdungsklasse ist.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass das Splintholz generell in die Dauerhaftigkeitsklasse 5
(nicht dauerhaft) einzustufen ist. Die sehr verschiedene Widerstandsfähigkeit der verschiede-
nen Holzarten gegenüber holzzerstörenden Pilzen ist auf die natürliche Dauerhaftigkeit zu-
rückzuführen, die zwischen den Hölzern sehr unterschiedlich ist. Bis zur Neufassung von
DIN 68 364 im Mai 2003 waren analog nach dem beschriebenen System die Holzarten als
sogenannte Resistenzklassen eingeteilt. Die DIN 68 800-3 nimmt Bezug auf die Einteilung in
Resistenzklassen nah der „alten“ Fassung von DIN 68 364, Stand 1979 (s. Tabelle 6-8).
Die tatsächliche Dauerhaftigkeit variiert jedoch in einem gewissen Rahmen auch zwischen
Bäumen der gleichen Holzart.
Die Gesamtheit aller Maßnahmen, die Holz und Holzwerkstoffe vor der Zerstörung durch
Pilze und Insekten dauerhaft schützen, bezeichnet man als Holzschutz. Dabei unterscheidet
man zwischen baulichem Holzschutz und chemischem Holzschutz. Holzschutzmaßnahmen,
die einen eventuellen Befall des Holzes und der Holzwerkstoffe verhindern bzw. einem Befall
vorbeugen, bezeichnet man als vorbeugenden Holzschutz. Die wichtigsten vorbeugenden
Maßnahmen sind neben der richtigen Holzauswahl, Holztrocknung und Lagerung das fachge-
rechte Einbauen von Holz und Holzwerkstoffen sowie ergänzend das Verwenden von chemi-
schen Holzschutzmitteln unter Beachtung von DIN 68 800-3.
6
6.9 Baulicher und konstruktiver Holzschutz
Der bauliche Holzschutz ist in DIN 68800-2 geregelt. Zu beachten ist, dass derzeit alle vier
Teile der DIN 68800 vollständig überarbeitet werden. Zahlreiche Holzschäden können bereits
durch bauliche bzw. konstruktive Maßnahmen verhindert werden. Vorbeugender baulicher
Holzschutz besteht vor allem in der Verwendung von Holz, das gesund, frei von Rinde und
Bast sowie ausreichend trocken ist. Außerdem muss zum Schutz gegen Schädlingsbefall durch
geeignete konstruktive Maßnahmen eine spätere Durchfeuchtung möglichst ausgeschlossen
werden. Das wird erreicht, indem man den Zutritt von Feuchtigkeit verhindert oder die rasche
Ableitung des Wassers bzw. eine Austrocknung des Bauteils ermöglicht. Ziel des baulichen
Holzschutzes ist es, in erster Linie durch konstruktive und bauphysikalische Maßnahmen
Feuchteanreicherungen in Holz- und Holzwerkstoffen zu verhindern und dadurch einem Pilz-
befall vorzubeugen. Dazu zählt zum Beispiel:
x Schutz gegen Niederschläge und Spritzwasser (Wetterschutz)
x Schutz gegen Feuchtigkeit (konstruktiver Bautenschutz)
x Schutz gegen Tauwasser (richtiger Schichtenaufbau, Beachtung der bauphysikalischen
Gegebenheiten)
x Feuchteschutz während des Bauens
Da Hirnholz Feuchtigkeit bedeutend schneller aufnimmt als Längsholz, muss die Stirnseite von
Fassadenprofilen vor eindringender Feuchtigkeit geschützt werden. Nach oben zeigende Stirn-
seiten schützt man durch ausreichend große Dachüberstände, Abdeckungen aus Blech oder
6 Längsholz. Bei nach unten zeigenden Stirnenden erleichtert man das rasche Abfließen von
Wasser durch eine 45°-Hinterschneidung (Tropfkante), an der das Wasser abtropfen kann. Um
eine dauernde Befeuchtung der Holzfassade beispielsweise durch Tauwasser zu verhindern
und ein rasches Austrocknen auch der innenliegenden Brettseiten zu gewährleisten, werden
Holzfassaden grundsätzlich hinterlüftet. Durch eine Konterlattung, die waagerecht auf die
senkrechte Grundlattung montiert wird, entsteht hinter den Fassadenprofilen ein Hohlraum,
durch den ein trockener Luftstrom zirkuliert. Die Hinterlüftung muss durch Öffnungen in der
Holzbekleidung sichergestellt sein. Einen vollständigen Wetterschutz für Außenwände bieten
Bekleidungen aus Holz. Für Bekleidungen aus Holz gilt: Die Hinterlüftung ist besonders dann
wichtig, wenn die Gefahr eines Wasserdurchtritts durch die Schalung besteht.
Bild 6-20
Hinterlüftete Bekleidung
a Rohbauwand
b Grundlattung (Konterlattung)
c Wärmedämmschicht
d Soweit erforderlich, diffusionsoffene,
wasserabweisende Bahn/Folie
e Traglattung
f Bekleidung
Zum Schutz vor Spritzwasser muss der Abstand vom Boden zu Pfosten und anderen Holzbau-
teilen mindestens 30 cm betragen. Ist der Schutz vor Regenwasser nicht möglich, sollten Bau-
weisen gewählt werden, bei denen das Wasser schnell und vollständig ablaufen kann und eine
Trocknung des Holzes möglich ist.
Dies erreicht man z. B. durch geeignete Profile sowie abgeschrägte Unterkanten bei Außenver-
schalungen und Wassernasen bei vorspringenden Holzbauteilen.
Weitere Maßnahmen für einen konstruktiven Holzschutz werden nachfolgend exemplarisch
aufgeführt:
x Hirnholzflächen sind abzudecken, da sie Wasser besonders leicht aufnehmen.
6.9 Baulicher und konstruktiver Holzschutz 173
x Holzverbindungen (z. B. Versätze, Zapfen), in denen sich Wasser ansammeln kann, sind
stark gefährdet und zu vermeiden.
x Stumpfe Stöße, aus denen Wasser nur schwer austrocknen kann, sind möglichst nicht aus-
zuführen (keine „Messer- oder Pressfugen“, sondern ausreichenden Luftspalt berücksichti-
gen (Bild 6-23)
x Waagerechte Holzflächen, auf denen Wasser stehen bleiben kann, sind zu vermeiden (Bild
6-24).
x Das „Einpacken“ von Balkenköpfen mit wasserundurchlässigen Materialien wie beispiels-
weise Bitumenbahn oder PE-Folie muss unterbleiben, weil eine Feuchtigkeitsabgabe des
Holzes an die Umgebung unterbunden wird.
Bild 6-21 Schutz vor Spritzwasser; a) Der Abstand zwischen Geländeoberfläche und Holz
sollte 30 cm betragen. b) und c) Durch ausreichende Dachüberstände wird ein kon-
struktiver Holzschutz erreicht.
Bild 6-22
Hirnholz einer Balkonstütze im
erdberührten Bereich (mangel-
hafter konstruktiver Holzschutz
da der Abstand zwischen Holz
und Geländeoberfläche viel zu
gering ist)
174 6 Holzkonstruktionen
Bild 6-23
Ein Luftspalt sichert die zügige
6 Austrocknung im Fugenbereich
ab
Bild 6-24
Blechabdeckungen mit Wasser-
schräge und Tropfkante schüt-
zen waagerechte Holzoberflä-
chen und vertikale Hirnholzflä-
chen
Um den Feuchtegehalt eines Bauteils durch direkten Kontakt mit anderen feuchten Stoffen wie
z. B. Erdreich, Beton oder Mauerwerk nicht unnötig zu erhöhen, sind geeignete Sperren, wie
z. B. Bitumenpappe oder Kunststofffolien im bzw. am Mauerwerk anzuordnen.
Außerdem müssen Balkenköpfe an der Hirnseite und an den Seitenflächen einen Abstand von
etwa 2 cm vom Mauerwerk haben, damit der Balkenkopf gut umlüftet wird. Diese Zwischen-
räume dürfen keinesfalls mit Mörtel ausgefüllt werden. Bei Dächern und Fassaden wird durch
eine Hinterlüftung das Tauwasser abgeführt.
Bild 6-25
Prinzip der Luftdichtigkeits-
6 messung
Bild 6-26
Feststellung von unzulässigen
Leckagen mit dem Thermo-
amonemeter
scheinende Durchdringungen der luftdichten Ebene durch ein Elektrokabel oder Ähnliches zu
unzulässigen Leckagen und auf Dauer zu Bauschäden.
6.9.4 Feuchteschutz
Der Feuchtigkeitsgehalt in der Bauphase wird oft sträflich vernachlässigt. Beim Transport, bei
der Lagerung und während des Einbaus ist das Holz weitestgehend trocken zu halten. Deshalb
sind folgende Punkte zu beachten:
x Holzteile sind während des Transports und der Lagerung durch Abdeckung vor Nieder-
schlägen zu schützen. Ziel ist es, die Holzbauteile möglichst mit Ausgleichsfeuchte einzu-
bauen. Des Weiteren wird ein Auswaschen von chemischen Holzschutzmitteln mit noch
nicht abgeschlossener oder nicht vorhandener Fixierung vermieden.
x Die Lagerung soll ohne unmittelbaren Erdkontakt erfolgen.
x Im Endzustand wettergeschützte Bauteile sollten auch während des Bauzustandes nach
Möglichkeit vor Niederschlägen geschützt werden, Dachkonstruktionen sollten z. B. bald
abgedeckt werden.
x Bauteile aus Holzwerkstoffen sind während des Einbaus und danach unverzüglich vor
Niederschlägen zu schützen.
6.9 Baulicher und konstruktiver Holzschutz 177
Bild 6-27
Dichtungsschichten gegen aufsteigende
Feuchtigkeit
a Prinzip bei Spritzwasserbeanspruchung
b Prinzip zur Vermeidung von Spritzwasser
c Beispiel für wärmegedämmte vertikale
Bekleidung mit wärmegedämmtem So-
ckel, Anschluss an das Erdreich
d Beispiel für wärmegedämmte horizontale
Bekleidung mit wärmegedämmtem So-
ckel, Anschluss an Terrasse
1 Abdeckrost
2 Wasserablauf (Beispiel: Graben mit Kies
und Dränagerohr)
3 Wärmedämmschicht der Bekleidung 6
4 Geschlossenzelliger Dämmstoff n. DIN
18164, z. B. extrudierter Polystyrol-
Hartschaum mit gewaffelter Oberfläche
zum Anbetonieren bzw. Ankleben und
Verputzen
5 Putz
Bild 6-28
Außenwand-Fußpunkt [85]
a) richtig, da waagerechte Fuge zwi-
schen Wand und Sockel abgedeckt
b) falsch, da Feuchtigkeitseintritt mög-
lich
178 6 Holzkonstruktionen
6
6.9 Baulicher und konstruktiver Holzschutz 179
6
180 6 Holzkonstruktionen
Die zu treffenden Schutzmaßnahmen sind im Detail in der DIN 68 800 Teil 3 für den vorbeu-
genden Holzschutz und in der DIN 68 800 Teil 4 für den bekämpfenden Holzschutz geregelt.
Die DIN 68 800-3 legt untergliedert nach Gefährdungsklassen die Anforderungen fest, die an
vorbeugend wirksame Holzschutzmittel hinsichtlich einer fungiziden und/oder insektiziden
Ausrichtung sowie an die Auswaschbeständigkeit zu stellen sind.
Der chemische Holzschutz ist lediglich ein Bestandteil der gesamten Holzschutzmaßnahmen.
Er ist ergänzend zu den bereits aufgezeigten baulichen und konstruktiven Möglichkeiten zu
verstehen. Erst wenn alle konstruktiven Möglichkeiten vollständig ausgeschöpft sind, kommt
ein chemischer Holzschutz je nach Gefährdungsklasse (Gebrauchsklasse) nach DIN 68800-3
in Betracht zu ziehen. Daraus ist abzuleiten, dass nicht das gesamte Bauholz grundsätzlich mit
6 einem chemischen Holzschutz versehen werden muss (darf).
Die DIN 68 800, Teil 3 regelt die notwendigen Maßnahmen zum Zwecke des vorbeugenden
chemischen Holzschutzes ausschließlich für tragende und aussteifende Bauteile. Da die
DIN 68 800 mit ihren Teilen 2 und 3 in die Liste der eingeführten Technischen Baubestim-
mungen (LTB) aufgenommen ist, sind Abweichungen von diesen Normenteilen nicht unzuläs-
sig. Somit ist chemischer Holzschutz für tragende und aussteifende Holzbauteile als fester
Bestandteil des Bauordnungsrechts bauaufsichtlich verbindlich geregelt. Für Bauhölzer ohne
tragende und aussteifende Funktion kann die DIN 68 800, Teil 3 zwischen Beteiligten verein-
bart oder aber auch andere geeignete Maßnahmen ergriffen werden. Dies deshalb, weil es sich
nicht um einen bauaufsichtlich geregelten Bereich handelt. Die Holzschutznorm besitzt für
nicht tragende und nicht aussteifende Bauteile lediglich empfehlenden Charakter.
Bei fehlender Notwendigkeit kann gemäß DIN 68 800-3 nach sorgfältiger Einzelfallprüfung
auf den chemischen Holzschutz verzichtet werden. Ein Verstoß gegen die Landesbauordnung
liegt in diesem Fall nicht vor. Voraussetzung ist allerdings die Einstufung in die Gefährdungs-
klasse 0. Diese Herangehensweise führt zu einer Reduzierung der Belastung der Umwelt und
vor allem der (Wohnungs-) Nutzer mit toxischen Stoffen. Ein verantwortungsbewusster Planer
berücksichtigt diese in der Holzschutznorm verankerte Möglichkeit und reduziert chemische
Holzschutzmittel auf ein unvermeidbares Mindestmaß durch die Wahl der Konstruktion und
der zu verbauenden Holzart.
Ein genereller Verzicht auf chemische Holzschutzmittel ist wünschenswert, jedoch nicht mög-
lich.
Die fünf Gefährdungsklassen (Gebrauchsklassen) sind in Tabelle 6.9 aufgeführt. Dazu sind
jeweils entsprechende Beispiele, notwendige Prüfprädikate und potenzielle Gefährdungen
sowie Möglichkeiten zur Einstufung in die Gefährdungsklasse 0 zugeordnet. Wenn eine Ein-
stufung in der Gefährdungsklasse 0 möglich ist, weil die in Spalte 7 aufgeführten Vorausset-
zungen erfüllt sind, erfolgt wegen fehlender Notwendigkeit gemäß Pkt. 2.2, DIN 68800-3 kein
chemischer Holzschutz. Daraus ist ersichtlich, dass stets in Abhängigkeit der tatsächlichen
Beanspruchung ein Holzschutzmittel mit entsprechenden Prüfprädikaten auszuwählen ist.
Der Anwendungsbereich eines chemischen Holzschutzmittels in Bezug auf die Gefährdungs-
klasse (Gebrauchsklasse) ist dem sogenannten Prüfprädikat zu entnehmen (Tabellen 6-10 und
6-11).
6.10 Chemischer Holzschutz 181
6.10.1 Holzschutzmittelverteilung
Der Schutz des Holzes ist von der Eindringtiefe der Schutzmittel abhängig (DIN 52175). Je
nach Verteilung der Holzschutzmittel im Holz wird unterschieden in:
x Oberflächenschutz: Eine Eindringtiefe wird nicht erwartet, Schutz nur auf der Oberfläche.
x Randschutz: Die Eindringtiefe liegt in der Größenordnung von Millimetern.
x Tiefschutz: Die Eindringtiefe liegt in der Größenordnung von Zentimetern (nicht
unter 1cm). Bei Kernhölzern mit einer Splintholzbreite unter 1 cm
muss mindestens das Splintholz durchtränkt sein. Der Tiefschutz wird
in der Regel nur in industriellen Anlagen erreicht.
x Vollschutz: Das Schutzmittel hat sich im gesamten Holzquerschnitt verteilt. Der
6 Vollschutz wird in der Regel nur in industriellen Anlagen erreicht.
6.10.2 Einbringverfahren
Für das Einbringen von Holzschutzmitteln stehen eine Reihe von Verfahren zur Verfügung,
die – bei unterschiedlichem Arbeitsaufwand – zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Abge-
stuft nach der erreichbaren Einbringmenge und Eindringtiefe der Schutzmittel sowie der da-
raus resultierenden Einsatzmöglichkeiten in den Gefährdungsklassen werden die in Tabelle 6-
12 dargestellten wichtigsten Verfahren unterschieden.
Die erzielbaren Einbringmengen und Eindringtiefen werden aber nicht nur durch das ange-
wandte Verfahren, sondern auch durch die jeweilige Holzart und ihre Beschaffenheit, sowie
durch das verwendete Schutzmittel stark beeinflusst. So ist Kernholz deutlich weniger auf-
nahmefähig als Splintholz. Das Holz der Fichte und Tanne ist durch Tüpfelverschluss generell
nur sehr schwer tränkbar, nasses Holz kann nicht mit lösemittelhaltigen Schutzmitteln behan-
delt werden. Bei der Auswahl des Verfahrens ist außer den genannten Gesichtspunkten die zu
erwartende Gefährdung des Bauteils zu berücksichtigen. Dies erfolgt auf Basis der in DIN
68800-3 enthaltenen Gefährdungsklassen (Gebrauchsklassen).
Wenngleich die chemischen Holzschutzmittel ständig verbessert werden, enthalten sie auch
heute noch Giftstoffe, deren unsachgemäßer Umgang zu gesundheitlichen Schädigungen bei
Anwender und Nutzer führen kann. Die Menge der einzubringenden Wirkstoffe ist abhängig
von der Art des Holzschutzmittels, vom Einbringungsverfahren und von der vorgesehenen
Verwendung. Die diesbezüglichen Angaben der Hersteller sind zwingend einzuhalten.
6.10.3 Grundsätze
Wie aus den bisherigen Ausführungen erkenntlich, ist der Einsatz von chemischen Holz-
schutzmitteln nicht ganz problemlos. Einerseits besteht die Forderung eines zuverlässigen
Holzschutzes gegen holzzerstörende Pilze und Insekten und andererseits eine mögliche ge-
sundheitliche Gefährdung von Verarbeitern, Bewohnern, Pflanzen und Tieren sowie der Um-
welt. Diesen Tatsachen müssen die Landesbauordnungen (in der Musterbauordnung § 13) und 6
die DIN 68800 Rechnung tragen. Das tun sie auch, allerdings mit einer Kompromisslösung. In
der DIN 68800 wurden als Technische Baubestimmungen nur die Abschnitte eingeführt, die
sich mit dem Schutz von tragenden und/oder aussteifenden Bauteilen befassen. Das heißt wie-
derum, dass die Anwendung von chemischen Holzschutzmitteln für nichttragende Bauteile von
der bauaufsichtlichen Einführung ausgenommen ist und die Beachtung baurechtlich nicht
erforderlich ist.
6.10.4 Ausführung
Vor der Anwendung von Holzschutzmitteln ist zu prüfen, ob Hölzer in tragenden oder ausstei-
fenden Bauteilen einen chemischen Holzschutz nach DIN 68800-3 benötigen. Im nichttragen-
den Bereich, wo von Seiten der Bauaufsicht kein chemisch vorbeugender Holzschutz erforder-
lich ist, kann es Gründe für den Einsatz von Holzschutzmitteln geben, wie z. B. Erhalt der
Gebrauchstauglichkeit oder Werterhaltung. Hier muss im Einzelfall eine Risiko-Nutzen-
Abschätzung erfolgen und der Bauherr über die Holzschutzmittelbehandlung entscheiden. Ist
ein chemisch vorbeugender Holzschutz erforderlich oder im nichttragenden Bereich aus ver-
schiedenen Gründen gewünscht, sind folgende Punkte zu beachten:
x Auswahl eines geeigneten Holzschutzmittels unter Beachtung der Gefährdungsklasse nach
DIN 68800-3 im vorgesehenen Anwendungsbereich und Festlegung des Anwendungsver-
fahrens.
x Ausführung der Holzschutzmaßnahme nur durch einen ausgewiesenen Fachbetrieb.
6.10.5 Praxisregeln
1. Chemischer Holzschutz ist entsprechend der Gefährdungsklasse nach DIN 68800-3 für
tragende und aussteifende Bauteile baurechtlich vorgeschrieben.
2. Für nicht tragende und nicht aussteifende Bauteile -also Bauteile ohne statischen Nach-
weis- ist ein chemischer Holzschutz baurechtlich (baurechtlich eingeführte DIN 68800-3)
nicht vorgeschrieben, wird in vielen Fällen jedoch sinnvoll sein.
3. Über die Anwendung von chemischen Holzschutzmitteln bei nichttragenden Bauteilen
muss der Bauherr nach Beratung durch einen Sachkundigen entscheiden.
184 6 Holzkonstruktionen
4. Durch konstruktiv ausgereiften und solide ausgeführten baulichen Holzschutz sowie mit
der Auswahl von geeigneten Holzarten mit hoher natürlicher Dauerhaftigkeit kann die Ein-
stufung in die Gefährdungsklasse (Gebrauchsklasse) GK 0 erfolgen und auch bei statisch
beanspruchten Bauteilen auf chemischen Holzschutz wegen fehlender Notwendigkeit im
Sinne der DIN 68800-3 verzichtet werden.
5. Der Planer (Architekt) sollte den Bauherrn beraten und ein geeignetes Holzschutzmittel
unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten sachkundig auswählen.
6.10.6 Auswahl
Um Holz vorbeugend mit einem chemischen Holzschutz auszurüsten werden Mittel bzw.
Wirkstoffe gegen folgende Schadorganismen eingesetzt:
6
x holzverfärbende Pilze (Bläue)
x holzzerstörende Pilze (Fäulnis)
x Fäulnis und Bläue
x Insekten und Fäulnis
x Insekten, Fäulnis und Bläue
x Termiten
Zur Auswahl geeigneter Holzschutzmittel erhält das jährlich vom Deutschen Institut für Bau-
technik (DIBt) herausgegebene Holzschutzmittelverzeichnis eine vollständige Übersicht der
vom DIBt zugelassenen und mit RAL-Gütezeichen versehenen Holzschutzmittel und Bläue-
schutzmittel. Weitere Ausführungen sind im Rahmen dieses Buches nicht möglich und sollten,
wenn erforderlich, in der einschlägigen Literatur nachgelesen werden. Nachfolgende Übersicht
zeigt die Holzschutzmitteltypen, Prüfprädikate und Gefährdungsklassen mit den wichtigsten
Anwendungsbereichen auf. Sie ist eine recht sichere Quelle für die Entscheidungsfindung.
Eine Unterteilung der chemischen Holzschutzmittel erfolgt in:
x Wasserlösliche salzartige Holzschutzmittel (Tabelle 6-13)
x Wasserlösliche Emulsionskonzentrate (Tabelle 6-14)
x Teerölpräparate (Tabelle 6-15)
x Lösemittelhaltige Holzschutzmittel (Tabelle 6-16)
6.10 Chemischer Holzschutz 185
Prüf- Geeignet
Holzschutzmitteltyp Anwendungsverfahren Besonderheiten
prädikat für GK
Prüf- Geeignet
Holzschutzmitteltyp Anwendungsverfahren Besonderheiten
prädikat für GK
Cu-HDO-Präparate Iv, P, W, 1, 2, 3, 4 Kesseldruckverfahren Cu-HDO-Präparate kön-
E nen auch in der Gefähr-
Anwendungsbereich: Trogtränkung
Für Holzbauteile im dungsklasse (Gebrauchs-
Innen- und Außenbe- klasse) 4 eingesetzt
reich anwendbar werden. Das Eindringver-
halten ist im Vergleich zu
den ebenfalls fixierenden
quaternären Ammonium-
verbindungen sehr gut.
Prüf- Geeignet
Holzschutzmitteltyp Anwendungsverfahren Besonderheiten
prädikat für GK
Holzschutzmittel enthalten Giftstoffe. Damit fallen sie in den Anwendungsbereich der Ge-
fahrstoffverordnung. Diese Verordnung schreibt für gefährliche Stoffe Kennzeichnungen
vor. Die Kennzeichnungsbestandteile sind auf dem Gebinde in einem Kennzeichnungsfeld
ausgewiesen (Bild 6-30).
In der Gefahrstoffverordnung sind standardisierte Hinweise auf besondere Gefahren, welche
von Gefahrstoffen ausgehen (sogenannte R-Sätze), und entsprechende standardisierte Sicher-
heitsratschläge (sogenannte S-Sätze) zu entnehmen.
188 6 Holzkonstruktionen
Den aufgezeigten sehr ausführlichen Warn- und Sicherheitshinweisen sind noch einige Hin-
weise hinzuzufügen:
x Holzschutzmittel müssen so gelagert sein, dass sie für Unbefugte unzugänglich sind.
x Sie müssen stets in Originalbehältern fest verschlossen aufbewahrt werden.
x Beim Verarbeiten dürfen weder Sprühnebel nach Dämpfe entstehen.
x Bei der Sonderbehandlung von gefährdeten Holzstellen mit Pasten oder Bandagen müssen
Abdeckungen gegebenenfalls mit Stacheldraht oder Drahtgeflechten angebracht werden,
um Vergiftungen von Tieren durch Belecken oder Benagen auszuschließen.
x Chemikalienempfindliche Personen und Personen mit Wunden oder Hautausschlägen dür-
fen unter keinen Umständen mit Holzschutzmitteln in Berührung kommen.
x Nach dem Verarbeiten sind die Holzschutzmittelreste so zu beseitigen und die Arbeitsgerä-
te derart zu reinigen, dass für Mensch und Tier jegliche Gefährdung ausgeschlossen ist.
x Die je nach Holzschutzmittel zur Anwendung gelangten Gefahrensymbole sind auf das
Genaueste zu befolgen.
x Untersuchungen haben gezeigt, dass beim Verbrennen von Hölzern, die mit öligen Schutz-
mitteln behandelt wurden, Giftgase entstehen können. Deshalb sollen solche Holzabfälle
niemals verbrannt werden ! Dies gilt für sämtliche holzschutzmittelbelasteten Althölzer.
x Die Notwendigkeit einer Betriebsanweisung ergibt sich in erster Linie aus der Gefahrstoff-
verordnung (GefStoffV, §14 Unterrichtung und Unterweisung der Beschäftigten) und den
Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaften. Die Betriebsanweisung ist vom
Arbeitgeber arbeitsbereichs- und stoffbezogen zu erstellen. Sie muss in verständlicher
Form und in der Sprache der Beschäftigten abgefasst werden.
Bekämpfungsmaßnahmen erfolgen generell unter Beachtung der für die Planung und Ausfüh-
rung heranzuziehenden Regelwerke. Hierbei handelt es sich in erster Linie um die DIN
68800-4 sowie um das WTA-Merkblatt 1-2-05/D „Der Echte Hausschwamm“.
Holzzerstörende Pilze können mit chemischen Holzschutzmitteln grundsätzlich nicht bekämpft
werden. Die über den gesamten Holzquerschnitt eingewachsenen Pilzhyphen können vom
chemischen Wirkstoff nicht erreicht werden, so dass eine Abtötung des Pilzes nur im Bereich
der Eindringtiefe des Bekämpfungsmittels an der Holzoberfläche gewährleistet werden kann.
Die DIN 68 800-4 schreibt deshalb vor, dass zur Bekämpfung eines Pilzbefalls grundsätzlich
das befallene Holz mit einem Sicherheitsabstand zu entfernen (abzuschneiden) ist. Dieser Si-
cherheitsabstand beträgt bei Nassfäulepilzen (z. B. Brauner Keller- oder Warzenschwamm,
Weißer Porenschwamm...) 30 cm und beim Echten Hausschwamm 100 cm in Längsrichtung
des befallenen Holzbauteiles über den letzten visuell erkennbaren Befall.
Neben dem Ersatz von neuem Holz kann auch eine Ergänzung mit Reaktionsharzbeton erfol-
gen. Das patentierte und bauaufsichtlich zugelassene BETA-Verfahren beruht auf dem Ersatz
schadhafter oder fehlender Holzteile durch Prothesen aus Kunststoff oder Holz, so dass ein
größtmöglicher Erhalt der Originalsubstanz möglich ist. Dabei wird der geschädigte Bereich
des Holzbauteiles wie beim traditionellen Anlaschen entfernt, Bewehrungen aus glasfaserver-
stärkter Kunststoffarmierung (Glasfaserstäbe) in das verbleibende gesunde Holz eingeklebt
und schlussendlich der zuvor entfernten Teil des Holzes nachträglich mit einem speziellen
Reaktions-Kunstharz („Holzersatz“) in den ursprünglichen Dimensionen künstlich wieder
hergestellt. Der Reaktionsharz-Beton wird in eine zuvor angefertigte Schalung gegossen.
Nach dem Entfernen der Schalung liegt ein fester Verbund zwischen dem erhaltenem gesun-
den Holz und der nachträglich hergestellten Prothese vor. Die eingeklebten Glasfaserstäbe
gewährleisten die ausreichende Tragfähigkeit für Zug-, Druck-, Biege- und/oder Scherkraftbe-
anspruchung entsprechend den statischen Vorgaben.
Die herzustellenden Prothesen weisen eine Länge von maximal 100 cm auf. Bei biegebean-
spruchten Bauteilen (z. B. Deckenbalken) müssen mindestens je zwei Bewehrungsstäbe in der
Zug- und in der Druckzone entsprechend den statischen Vorgaben eingesetzt werden. Die
Durchmesser der Glasfaserstäbe betragen zwischen 10 bis 20 mm, wobei der Bohrlochdurch-
messer im Holz 8 mm größer als der einzubauende Glasfaserstab sein muss.
Grundsätzlich werden zwei Ausführungsarten unterschieden:
190 6 Holzkonstruktionen
x Kunstharzprothesen mit bauaufsichtlicher Zulassung Nr. Z.10.7.2-41 aus dem Jahr 1982
(stumpf angesetzter Balkenkopf aus Reaktionsharzbeton mit GFK-Armierung)
x Holz-an-Holz-Prothese mit bauaufsichtlicher Zulassung Nr. Z-10.7.2 aus dem Jahr 1987
(stumpf angesetztes Holz mit beidseitiger GFK-Armierung).
Da das Verfahren handwerklich und finanziell relativ aufwändig ist, wird es hauptsächlich in
Sonderfällen angewendet, wenn das traditionelle Anlaschen eines gekürzten Balkens durch
den Zimmermann aus verschiedenen Gründen heraus nicht möglich ist (Baudenkmalpflege).
Bild 6-32
Prinzip des BETA-Verfahrens
Die einzigen chemischen Mittel bei der Pilzbekämpfung sind die Schwammsperrmittel, welche
lediglich das Durchwachsen von Hausschwamm im behandelten Mauerwerk verhindern, aber
nicht abtötend wirken. Das im Mauerwerk vorhandene Myzel wird „eingesperrt“. Eine weitere
Ausbreitung „auf der Suche“ nach neuem Holz wird somit zuverlässig verhindert. Mehr kann
der chemische Holzschutz bei Pilzbefall nicht leisten.
Eine Bekämpfung von holzzerstörenden Insekten bei einem Lebendbefall hingegen ist durch
qualifizierte Fachleute ohne weiteres möglich.
Wenn ein Befall durch holzzerstörende Pilze und/oder holzzerstörende Insekten bereits einge-
treten ist, sind Bekämpfungsmaßnahmen notwendig. Diese Maßnahmen werden auf der
Grundlage eines Holzschutztechnischen Untersuchungsberichtes durchgeführt. Dem Unter-
suchungsbericht eines Holzschutz-Sachverständigen muss die Art des Befalls sowie das Be-
fallsausmaß eindeutig zu entnehmen sein. Bei einem Pilzbefall muss mindestens geklärt sein,
ob es sich um den Echten Hausschwamm oder um einen Nassfäulepilz handelt. Kann der Echte
Hausschwamm auch durch mikroskopische und/oder durch molekularbiologische Bestimmung
(DNA-Analytik) nicht ohne verbleibende Restzweifel ausgeschlossen werden, muss die Be-
kämpfungsmaßnahme so geplant und ausgeführt werden, als ob es sich um einen Befall des
Echten Hausschwamms handelt. Bei einem Insektenbefall ist genau zu prüfen, ob es sich um
einen aktiven oder erloschenen Befall handelt. Ist der Befall bereits erloschen, ist eine Be-
kämpfung nicht erforderlich. Der Holzschutztechnische Untersuchungsbericht dient also dem
6.11 Bekämpfung von holzzerstörenden Pilzen und Insekten 191
Bauherren und unserer Umwelt nicht zuletzt zur Vermeidung von unnützen Bekämpfungs-
maßnahmen.
Gemäß Landesbauordnung einiger Bundesländer besteht eine Meldepflicht bei Feststellung
des Echten Hausschwamms durch den Eigentümer oder durch die für das Gebäude verantwort-
lichen Person. So heißt es z. B. in § 13, „Schutz gegen schädliche Einflüsse“ der Sächsischen
Bauordnung (SächsBO):
„(2) Werden in Gebäuden Bauteile aus Holz oder anderen organischen Stoffen vom Haus-
bock oder vom echten Hausschwamm befallen, haben die für den ordnungsgemäßen Zustand
des Gebäudes verantwortlichen Personen unverzüglich ein Fachunternehmen mit der Be-
kämpfung und Schadensbeseitigung auf Grundlage einer Sachverständigeneinschätzung zu
beauftragen und der Bauaufsichtsbehörde die Beauftragung sowie den Abschluss der Arbeiten
schriftlich anzuzeigen.“
Die DIN 68 800-4 fordert zusätzlich ausdrücklich eine besondere Rücksichtnahme auf schüt-
6
zenswerte Tiere wie beispielsweise Fledermäuse, Eulen und Turmfalken. In diesem Falle dür-
fen nur bestimmte Bekämpfungsmittel eingesetzt werden, die von einer autorisierten Prüfstelle
als hierfür verträglich und geeignet befunden wurden. Des Weiteren dürfen die Bekämp-
fungsmaßnahmen zeitlich erst dann durchgeführt werden, wenn jahreszeitlich bedingt ein Be-
satz durch schützenswerte Tiere zweifelsfrei nicht besteht.
Die in der DIN 68800-4, dem WTA-Merkblatt sowie in einigen Landesbauordnungen gefor-
derte Sachverständigeneinschätzung in Form eines Untersuchungsberichtes sowie die Durch-
führung der Bekämpfungsmaßnahme darf ausschließlich von qualifizierten Holzschutzsach-
verständigen und ausgewiesenen Fachbetrieben erbracht werden. Eigenleistungen privater
Bauherren sind auf Grund der fehlenden Sachkunde beim Verarbeiten der Holzschutzmittel
und in der späteren Nutzung gefährlich und sicher leicht nachvollziehbar vollkommen unange-
bracht.
Bild 6-33
Der "Sachkundenachweis Holzschutz am
Bau" weist die in DIN 68 800-4 (u. a.)
geforderte Qualifikation nach. Der Inha-
ber verfügt über die Kenntnisse und Fer-
tigkeiten entsprechend dem Stand von
Wissenschaft und Technik für die Vorbe-
reitung, Anleitung, Durchführung und
Prüfung von gesundheitlich unbedenkli-
chen und umweltverträglichen Holz-
schutzmaßnahmen.
192 6 Holzkonstruktionen
Für den bekämpfenden chemischen Holzschutz werden Mittel bzw. Wirkstoffe gegen fol-
gende Schadorganismen eingesetzt:
x Insekten im Holz (eventuell in Kombination mit vorbeugendem Schutz gegen Pilze und
Insekten)
x Hausschwamm im Mauerwerk (Schwammsperre, Bekämpfung mit chemischen Wirkstof-
fen ist nicht möglich)
Die einzusetzenden Holzschutzmittel werden unter Zuhilfenahme des Holzschutzmittelver-
zeichnisses unter Berücksichtigung von der Art des Befalls, der Gefährdungsklasse des Bautei-
les und der geplanten Nutzung ausgewählt. Wie beim vorbeugenden Holzschutz müssen auch
bei Bekämpfungsmaßnahmen die verwendeten Holzschutzmittel eine bauaufsichtliche Zulas-
6 sung besitzen, wenn sie an tragenden oder aussteifenden Bauteilen verarbeitet werden.
Zur Bekämpfung von holzzerstörenden Insekten kommen anwendungsfertige, wässrige oder
lösemittelhaltige Präparate sowie wasserverdünnbare Konzentrate zum Einsatz. Um einen
entsprechenden Bekämpfungserfolg abzusichern, ist in jedem Falle Wirkstoffmengen zwischen
300 bis 350 ml/m² Holzfläche zu verarbeiten. Folgende Wirkstoffe werden für Bekämpfungs-
maßnahmen -auch in Kombinationen untereinander- angeboten:
x Borverbindungen
x Organische Insektizide
x Quaternäre Ammoniumverbindungen (Quats)
x IPBC (3-Jodo-2propinylbutylcarbamat)
Nach Feststellung von Art, Schwere, Umfang und Ausbreitung ist die Bekämpfung eines Be-
falls vollständig möglich. Eine erfolgreiche Schadensbeseitigung setzt folgende Kenntnisse
voraus:
x Art des Befalls
x Umfang des Befalls
x Bei Pilzbefall: verursacht durch den Echten Hausschwamm oder von einem Nassfäulepilz?
Bei Befall durch den Echten Hausschwamm sind besondere Maßnahmen notwendig.
x Bei Insektenbefall: Liegt ein aktiver (lebender) oder abgestorbener Befall vor? Anzeichen
für lebenden Befall sind z. B. helle Ausflugslöcher, Nagegeräusche, frisches Bohrmehl. Bei
sehr alten Holzbauteilen (100 Jahre) ist ein Neubefall durch den Hausbockkäfer eher un-
wahrscheinlich.
Unter Beachtung der DIN 68800-4 erfolgt die Bekämpfung eines Insektenbefalls durch:
x Einsatz von chemischen Bekämpfungsmitteln
x Heißluftbehandlung
x Begasung
Die Bekämpfung eines Pilzbefalls erfolgt ebenfalls nach DIN 68800-4 ausschließlich durch
x Beseitigung der Feuchteursache
x Gesundschnitt, Ausbau des befallenen Holzes
6.11 Bekämpfung von holzzerstörenden Pilzen und Insekten 193
Die Ausführungen lassen deutlich erkennen, dass eine erfolgversprechende Bekämpfung der
Holzschädlinge ein umfangreiches Fachwissen voraussetzt. Die Behandlung darf daher nur
durch einen ausgewiesenen Fachbetrieb durchgeführt werden.
Die folgende tabellarische Aufstellung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Sie
dient ausschließlich zur groben Orientierung der wichtigsten erforderlichen Bekämpfungs-
maßnahmen. Die Festlegungen in DIN 68800-4 und WTA-Merkblatt sind in Bezug auf die
örtlichen Gegebenheiten zu prüfen und genauestens zu befolgen.
Befall durch ein Nassfäulepilz Ursachen für erhöhte Holzfeuchte klären und 6
Brauner Keller- oder Warzenschwamm beseitigen
Weißer Porenschwamm Ausbau von Schüttungen bis mindestens 1,50
Ausgebreiteter Hausporling m über den letzten visuell erkennbaren Befall
„Gesundschnitt“ des befallenen Holzes mindes-
tens 30 cm in Längsrichtung über den letzten
visuell erkennbaren Befall und Ersatz
Vorbeugender Holzschutz
Befall durch „Trockenfäule“ Ursachen für erhöhte Holzfeuchte klären und
Echter Hausschwamm (Serpula lacrymans) beseitigen
Ausbau von Schüttungen bis mindestens 1,50
m über den letzten visuell erkennbaren Befall
Abschlagen des Putzes bis mindestens 1,50 m
über den letzten visuell erkennbaren Befall
Putzoberflächen und Mauerwerk auf Durch-
wachsungen sorgfältig untersuchen
Oberflächenbehandlung des Mauerwerks mit
Schwammsperrmittel
Gegebenenfalls Bohrlochinjektion des Mauer-
werks mit Schwammsperrmittel
„Gesundschnitt“ des befallenen Holzes mindes-
tens 100 cm in Längsrichtung über den letzten
visuell erkennbaren Befall und Ersatz
Vorbeugender Holzschutz
Lebendbefall durch Trockenholzinsekten Anwendung des Heißluftverfahrens
Gewöhnlicher Nagekäfer Anwendung des Begasungsverfahrens
Hausbock Anwendung von chemischen Bekämpfungs-
mitteln
Prüfung des tragfähigen Restquerschnittes
Bei Notwendigkeit vorbeugender Holzschutz
Abgestorbener Befall durch Trockenholzinsekten Keine Bekämpfungsmaßnahme erforderlich
Gewöhnlicher Nagekäfer Prüfung des tragfähigem Restquerschnittes
Hausbock Bei Notwendigkeit vorbeugender Holzschutz
Lebendbefall durch Frischholzinsekten Keine Maßnahmen erforderlich, da Neubefall
Holzwespe an verbautem Holz ausgeschlossen ist
Eventuell Dampfsperren und Dampfbremsen
auf Beschädigungen prüfen
194 6 Holzkonstruktionen
Bild 6-34 Ablauf von Bekämpfungsmaßnahmen, Zusammenstellung nach H-J. Rafalski 1990
6.12 Entscheidungskriterien für Holzschutzmaßnahmen 195
6.12.1 Schadensfeststellung
7. Weiterhin sind die ursprüngliche Nutzung des Gebäudes und die künftige Nutzungsart des
Gebäudes zu berücksichtigen. Wenn in der Vergangenheit eine Nutzungsänderung stattge-
funden hat, soll auch diese dokumentiert werden. Außerdem ist festzustellen und festzuhal-
ten, ob in der unmittelbaren Nachbarschaft des fraglichen Gebäudes schädlingsbefallenes
Holz vorhanden ist.
8. Der Gebäudezustand nach Ausbau der Gefache bietet die Möglichkeit zu einem genauen
Aufmaß mit Darstellung aller Konstruktionsdetails. Besonders Zierhölzer, Schmuckmotive,
Schnitzereien, Farbbefunde sollten fotografisch und grafisch erfasst werden. Aus alten An-
schlüssen und Verbindungsstellen können Rückschlüsse auf Umbauten, Anbauten, Wie-
derverwendung von Hölzern gewonnen werden, die die Grundlage einer Restaurierung bil-
den können.
9. Des Weiteren erfolgt im Rahmen des Untersuchungsberichtes eine Einschätzung hinsicht-
6 lich eventuell vorhandener Kontamination mit chlorierten Kohlenwasserstoffen (Pentach-
lorphenol, DDT und Lindan), welche bei Vorhandensein in Abhängigkeit der Konzentrati-
on eine ernst zu nehmende Gesundheitsgefährdung für die tätigen Handwerker und zukünf-
tigen Bewohner/Nutzer darstellen können.
Kenndatenermittlung
1. Bestimmung der Holzfeuchte
a) zerstörungsfreie Widerstandsmessung (baupraktisch leicht anwendbar und bis zur Fa-
sersättigung ausreichend genaues Verfahren)
b) zerstörend gravimetrische Feuchtemessung (Darrmethode, sehr genaue, aber auch auf-
wendige Messung, wird eher seltener von Sachverständigen mit entsprechender Ausrüs-
tung angewendet)
2. Bestimmung der Luftfeuchtigkeit
3. Endoskopie
Wichtige Erkennungsmerkmale zur Schädlingsbestimmung
Folgende exemplarisch aufgeführten Merkmale sind zur makroskopischen Bestimmung der
Befallsart von Bedeutung: 6
x Holzfeuchtegehalt
x Art, Farbe, Größe, Biegsamkeit, Festigkeit auf dem Untergrund von Myzel, Strängen, Spo-
ren und Fruchtkörper
x Art, Größe und Ort von Ausschlupflöchern
x Erscheinungsbild der Larven
x Beschaffenheit von Fraßgängen und Nagsel (Färbung und Form der Kotballen)
x Ausmaß des Schadens
x Merkmale des Schadens (Weißfäule oder Braunfäule)
x Bedingungen am Schadensort (Feuchteangebot, Temperatur, Zugluft, Lichtverhältnisse
usw.)
x Befallene Holzart
x Weitere objektspezifische Hinweise
In den vorangegangenen Kapiteln sind eine Vielzahl von Details zur Sanierung und Rekon-
struktion von Holzbauteilen aufgezeigt wurden. Dennoch muss einiges dem Experten vorbe-
halten bleiben. Die praktischen Möglichkeiten werden sich für den „Nichtfachmann“ auf ein-
fache Tätigkeiten wie Entlacken (Beizen), Verleimen, Veredlung (Streichen) begrenzen müs-
sen. Deshalb an dieser Stelle einige Anregungen, denn auch bei den aufgezeigten Arbeiten
kann man durch unsachgemäßes Vorgehen den ganzen Aufwand für die Sanierung verderben
oder in der Qualität stark mindern.
Entlacken
Das Entlacken erfolgt traditionsgemäß durch Lösungsmittel oder mechanisches Entfernen der
alten Lackschichten und Spachtelmassen mit Schwingschleifer, Schleifpapier oder Heißluftge-
rät. Da es lange Zeit üblich war Fenster und Türen mehrfach überzulackieren, waren die fein-
gefrästen Profile und die natürliche Struktur des Holzes nur noch in Ansätzen zu erkennen und
häufig „versteckten“ sich auch unter der dicken Lackschicht schöne Ornamente.
198 6 Holzkonstruktionen
Beizen
Die Farbgebung von Holz kann durch Beizen verändert werden. Dabei kommt es durch eine
chemische Reaktion oder durch Zugabe von Pigmenten zur Farbveränderungen an der Holz-
oberfläche. Die holzartenspezifische Maserung bleibt erhalten oder kommt nach dem Beizen
noch besser zur Geltung.
Folgende Beizverfahren werden üblicherweise angewendet:
x Chemisches Beizen (Gerbsäure)
x Lösungsmittelbeizen(Pigmentierung an der Holzoberfläche)
x Wasserbeizen (Pigmentierung an der Holzoberfläche)
x Räuchern (Reaktion von Salmiakgeist und Gerbsäure)
Arbeitsgang Ausführung
Entlacken Entlacken der Holzoberfläche auf der Grundlage von Natron- bzw. Kalilauge FCKW-
frei. Über eine speziell entwickelte Laugenmaschine werden durch ein Düsensystem
die Holzteile eingesprüht. Entstehende Dämpfe werden über einen Luftreiniger ent-
sorgt.
Beizen Beim Beizen kommt es durch eine chemische Reaktion oder durch Zugabe von Pig-
menten zur gewollten Farbveränderung an der Holzoberfläche.
Neutralisieren In einer Oxal- oder Phosporsäure werden Türen oder Fenster oder andere Holzbautei-
le neutralisiert. Als Nebeneffekt erreicht man ein zusätzliches Aufhellen (Bleichen).
Nach Ablaugen werden die Holzbauteile unter Hochdruck mit klarem Wasser gesäu-
bert.
Trocknen Wenn unmittelbar nach dem Ablaugen weitergearbeitet werden soll, werden die Holz-
bauteile in Trockenkammern auf den erforderlichen Feuchtigkeitsgrad gebracht.
Entfasern Bei Holzbauteilen, z. B. Fensterladen, aus relativ weichem Holz wie Kiefer, Pitch-Pine,
reagieren deren Holzfasern extrem auf die unvermeidbare Nässe beim Ablaugen. Ein
Schleifen von Hand wäre hier sehr aufwändig. Ein mechanisches Verfahren durch ein
behutsames Sandstrahlen mit Glasgries macht die Holzbauteile nach Behandlung
unmittelbar weiterverarbeitungsfähig.
Restaurieren Wenn erforderlich mit Holzschutzmitteln. Komplette Restaurierung
entsprechend der technischen Möglichkeiten und den individuellen Vorstellungen des
Bauherrn.
Verleimung
Zu den üblichen und bekannten Verfahren des Verleimens kommen noch einige, für Sanie-
rungsarbeiten notwendige Ergänzungen. Wenn es um die Montage verschiedener Holzteile
geht, kommt es auf die gute Verbindung an. Als Alternativen zu Schrauben und Nägeln stehen
Klebstoffe zur Verfügung. Eine flächenfeste Verbindung von Holz und Holzwerkstoffen wird
mit festen, pastösen oder flüssigen Klebstoffen erreicht. Aber nicht alles was klebt ist geeignet,
Holz dauerhaft zu verbinden. Besonders empfehlenswert ist Weißleim, der auch als Holz- oder
Kaltleim bezeichnet wird und für außerordentlich haltbare Verbindungen sorgt. Der Klebstoff
6.13 Renovierung von gebräuchlichen Holzbauten 199
kann dabei linienförmig, punktuell oder vollflächig aufgetragen werden. Um einen guten Haft-
verbund zu gewährleisten, sind die Holzteile so zu verkleben, dass die Holzfasern der beiden
Klebeteile parallel verlaufen. Verklebte Hirnholzflächen weisen einen nur geringen Haftver-
bund auf.
Die Lage der Jahrringe ist aus folgendem Grund zu beachten:
Da Holz bedingt durch seine anisotropen Eigenschaften zu Verformungen und Verwerfungen
neigt, ist die richtige Festlegung der Lage des Holzbauteils von großer Bedeutung. Die vom
Kernholz abgewandte Seite eines Holzbauteiles -die sogenannte linke Seite- zieht sich hohl.
Die genüberliegende, dem Kern zugewandte (rechte) Seite zieht sich rund.
Bild 6-35
Ausgeprägte Verformung nach dem Ver- 6
leimen
Bild 6-36
Schwache Verformung nach dem Verlei-
men
Holzveredlung
Wenn Rohholz bearbeitet wird um bestimmte gewünschte Eigenschaften zu erreichen, spricht
man von Holzveredelung.
Über- Alte Lackschicht anschleifen und entstauben Alte Lasurschicht anschleifen und
holungs- Bei dunklem Untergrund, auf den eine hellere entstauben
anstrich Farbe aufgetragen werden soll, mit weißer Erster Lasuranstrich
Grundierung vorstreichen Zweiter Lasuranstrich
Zwischenschliff
Erster Lackanstrich
Zwischenschliff
Zweiter Lackanstrich
6.13 Renovierung von gebräuchlichen Holzbauten 201
Beschichtungsaufbau
Darunter versteht man die Reihenfolge, in der Schutzmittel und Farbe aufgetragen werden, um
eine dauerhafte Beschichtung zu gewährleisten. Die einzelnen Anstriche mit Holzschutzmit-
teln, Grundierungen, Lacken und Lasuren müssen grundsätzlich gut durchtrocknen und even-
tuell zwischendurch geschliffen werden. Vor einem Neuanstrich sollte nach Möglichkeit die
Holzfeuchte mit dem Widerstandsmessgerät ermittelt werden. Sie soll bei Nadelhölzern nicht
mehr als 15 Prozent und bei Laubhölzern nicht mehr als 12 Prozent betragen. Werden diese
Werte deutlich überschritten, fault das Holz durch die eingeschlossene Feuchtigkeit. Auch
können sich Farbschichten ablösen, ein ausreichender Schutz ist dann nicht mehr gewährleis-
tet.
Um eine gleichbleibende Schichtdicke zu gewährleisten, sind die Holzkanten leicht abzurun-
den (Bild 6-37) und nur solche Anstrichmittel zu verwenden, die die Poren nicht verschließen
(diffusionsoffene Anstrichsysteme). 6
Diffusionsoffene Anstriche ermöglichen die Verdunstung eingedrungener Feuchtigkeit. Dabei
ist grundsätzlich zu beachten, dass die Außenseite des Bauteiles (z. B. Fenster) diffusionsoffe-
ner als die Innenseite des Bauteiles beschichtet wird. Wird dies nicht beachtet, kommt es zur
Feuchteanreicherung im Holzquerschnitt.
Bild 6-37 Skizze aus dem Merkblatt Nr. 1 der DGfH. Durch eine Abrundung der Kanten wird
eine gleichbleibende Schichtdicke erzielt
202 6 Holzkonstruktionen
6.13.2 Innenausbau-Details
Bei der Modernisierung und Sanierung in den Innenräumen haben sich Holzbekleidungen an
Wand, Decke und im Dachgeschoss gleichberechtigt neben Putz und Tapete auf Grund vieler
positiver Eigenschaften durchgesetzt. Sie erzielen:
x bessere Wärmedämmung auf Grund der Zellstruktur
x Energieeinsparungsmöglichkeiten durch Verlegung von Dämmaterialien in die Unterkon-
struktion unter Beachtung der bauphysikalischen Zusammenhänge
x vorteilhafte Installationsverlegung hinter den Bekleidungen
x den Einsatz einer breiten Farbpalette von wirkstofffreien Lasuren, Wachsen oder Lacken
Die Sanierung bzw. Modernisierung an Wand, Decke und Dachgeschoss kann mit massiven
Profilhölzern auch vom Heimwerker ausgeführt werden, wenn die entsprechenden konstrukti-
ven Regeln (z. B. die Anordnung einer funktionierenden Dampfbremse) eingehalten werden. 6
Nachfolgend einige Lösungsbeispiele für horizontale und vertikale Holzbekleidungen (nach
Empfehlung der AG Holz). Gleichermaßen wichtig und für alle Konstruktionen gilt: Bevor mit
der Montage begonnen wird, sollten die Holzelemente mehrere Tage im Raum gelagert wer-
den, sodass sie sich an das Innenklima anpassen können. Auch die Oberflächenbehandlung
Bild 6-40
Unterkonstruktion
204 6 Holzkonstruktionen
sollte vor der Montage abgeschlossen sein, damit keine unbehandelten Stellen sichtbar werden,
wenn das Holz nachtrocknet. Holzbekleidungen werden auf einer ebenen ausgerichteten Un-
terkonstruktion aus gehobelten Dachlatten, die im Abstand von etwa 50 cm an die Wand oder
Decke gedübelt werden, montiert.
Zwischendecken – Dielenböden
Dankbare, attraktive und kostengünstige Sanierungsobjekte sind auch Zwischendecken in der
zweiten Ebene, Podeste mit Holztragwerk aus Fichte oder Tanne und einem Dielenboden e-
benfalls in Nadelholz. Neue Dielenböden oder Fertigparkett haben den Vorteil, dass sie meist
problemlos auf die alten Fußböden oder Rohdecken verlegt werden können.
6.13 Renovierung von gebräuchlichen Holzbauten 205
6
Bild 6-43
Gelungene Abstimmung
Zwischendecke – Tragwerk –
Fußboden
Bild 6-45
Anwendungsmöglichkeit einer Holz-
bekleidung
6.13 Renovierung von gebräuchlichen Holzbauten 207
Fassaden
Die Renovierung von Fassaden mit Holz, d. h. die nachträgliche Bekleidung von Fassaden mit
Vollholz wie Schindeln, Profilbrettern, Stülpschalungsbrettern, besäumte und unbesäumte
Bretter gewinnt zurzeit ständig an Bedeutung. Fassadenbekleidungen aus Holz:
x schützen die Außenwand vor Witterungseinflüssen
x ersetzen beim Neubau den Putz
x ermöglichen auch beim Altbau eine Außendämmung
208 6 Holzkonstruktionen
Balkone
Balkone können in Verbindung mit Fassadensanierungen einfach, schnell und ohne vertikale
Belastung der vorhandenen Wandkonstruktion selbsttragend vor die Fassade gestellt werden.
Da die DIN 1052 eine bauaufsichtlich eingeführte Baubestimmung ist, dürfen Balkone nur aus
bestimmten -im Regelwerk aufgeführten- Holzarten erstellt werden. Balkonkonstruktionen
sind im Allgemeinen einer unmittelbaren Wetterbeanspruchung ausgesetzt und daher in die
Gefährdungsklasse (Gebrauchsklasse) GK 3 einzuordnen. Somit besteht eine Gefährdung
durch Insekten, Pilze und Auswaschung. Allerdings können Balkone durchaus bei Erdkontakt
der Balkonstützen (Bild 6-21) oder zugesetzten Fugen die Gefährdungsklasse (Gebrauchsklas-
6.13 Renovierung von gebräuchlichen Holzbauten 209
se) GK 4 einzustufen sein. In diesem Falle kommt noch eine Gefährdung durch Moderfäule
hinzu. Bei der Wahl der Holzart sind natürlich dauerhafte Hölzer wie beispielsweise Eiche
oder Lärche den weniger dauerhaften Hölzern wie Fichte, Tanne und Kiefer vorzuziehen (sie-
he Kapitel 6.7 Dauerhaftigkeitsklassen). Balkonstützen sollten 30 cm über dem Gelände enden
und auf einer Metallkonstruktion aufgelagert werden (siehe Kapitel 6.9.1).
Bild 6-48
Blechabdeckung mit Tropfkante
an einer Balkonbrüstung
Bild 6-49
Balkonausbildung
Systemskizze eines Balkons
1 Geländer (verschiedene Landes-
bauordnungen fordern Vorkehrun-
gen gegen Überklettern)
2 Balkonbelag z. B. 5/10 cm
Eichenkernholz profiliert
3 Latte z. B. 4/6 cm
Eichenkernholz
4 Blechabdeckung (baulicher Holz-
schutz der tragenden Konstruktion)
5 Balken z. B. 8/16 cm
6 Unterzug z. B. 8/20 cm
7 Stützen z. B. 12/12 cm
8 Stützenfuß aus feuerverzinktem
Stahl (Spritzwasserschutz)
210 6 Holzkonstruktionen
Sämtliche tragenden Bauteile und solche mit Absturzsicherungsfunktion (Geländer) sind des-
halb – sofern nicht ausreichend dauerhaftes Holz verwendet wird – chemisch zu schützen.
Besonders gefährdet sind waagerechte Holzoberflächen, auf denen Wasser stehen bleiben
kann. Sie sind deshalb sorgfältig zu schützen oder mit einer wasserableitenden Abdeckung zu
versehen (Bild 6-48). Die Horizontalkräfte, z. B. Wind, sind über Anker in die Deckenscheibe
des vorhandenen Gebäudes zu leiten oder durch Streben o. Ä. aufzunehmen.
6.14 Entwicklungstendenzen
1. Verbesserte Biozide
Suche nach Wirkstoffen mit spezifischer hoher Wirkung gegen Zielorganismen und gleichzei-
tig möglichst geringer Wirkung gegen Nicht-Zielorganismen, geringe Abgaberaten aus Holz
und gutes Entsorgungsverhalten.
2. Biologische Holzschutzverfahren
Auf diesem Gebiet sind bereits gute Ergebnisse mit dem Einsatz von Organismen (z. B. nicht-
holzzerstörenden Pilze) erzielt worden, die einen Befall durch Holzschädlinge unterbinden.
Eine Praxisreife ist derzeit noch nicht gegeben.
DIN 4074-1 06-2003 Sortierung von Holz nach der Tragfähigkeit - Teil 1:
Nadelschnittholz.
DIN 18334 10-2006 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen -
Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für
Bauleistungen (ATV) - Zimmer- und Holzbauarbeiten
DIN 18900 10-1982 Holzmastenbauart; Berechnung und Ausführung.
DIN 52161-1 03-1967 Prüfung von Holzschutzmitteln; Nachweis von Holz-
schutzmitteln im Holz; Probennahme aus Bauholz [der-
zeit in Überarbeitung]
DIN 52175 01-1975 Holzschutz; Begriff, Grundlagen.
6 DIN 68364 05-2003 Kennwerte von Holzarten; Rohdichte, Elastizitätsmodul
und Festigkeiten.
DIN 68365 11-1957 Bauholz für Zimmerarbeiten; Gütebedingungen.
DIN 68365 Entwurf 10-2007 Schnittholz für Zimmererarbeiten - Sortierung nach dem
Aussehen - Nadelholz.
DIN 68800-1 05-1974 Holzschutz im Hochbau; Allgemeines [derzeit in Überar-
beitung].
DIN 68 800-2 05-1996 Holzschutz; Vorbeugende bauliche Maßnahmen im
Hochbau [derzeit in Überarbeitung].
DIN 68 800-3 04-1990 Vorbeugender chemischer Holzschutz [derzeit in Überar-
beitung].
DIN 68 800-4 11-1992 Bekämpfungsmaßnahmen gegen holzzerstörende Pilze
und Insekten [derzeit in Überarbeitung].
DIN 68800-5 05-1978 Holzschutz im Hochbau, vorbeugender chemischer
Schutz von Holzwerkstoffen.
DIN EN 335-1 09-1992 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten; Definition
der Gefährdungsklassen für einen biologischen Befall.
E DIN 335-1 Entwurf 11-2004 Definition der Gebrauchsklassen: Teil 1: Allgemeines.
DIN EN 335-2 11-1992 Definition der Gefährdungsklassen; Teil 2: Anwendung
bei Vollholz.
E DIN EN 335-2 11-2004 Definition der Gefährdungsklassen; Teil 2: Anwendung
bei Vollholz.
DIN EN 335-3 09-1992 Definition der Gefährdungsklassen; Teil 3: Anwendung
bei Holzwerkstoffen.
DIN EN 350-2 10-1994 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten; Natürliche
Dauerhaftigkeit von Vollholz; Teil 2: Leitfaden für die
natürliche Dauerhaftigkeit und Tränkbarkeit von ausge-
wählten Holzarten von besonderer Bedeutung in Europa.
DIN EN 351-1 08-1995 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten; Mit Holz-
schutzmitteln behandeltes Vollholz; Teil 1: Klassifizie-
rung der Schutzmitteleindringung und -aufnahme.
6.15 Normen, Richtlinien, Merkblätter 213
DIN EN 351-2 08-1995 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten; Mit Holz-
schutzmitteln behandeltes Vollholz; Teil 2: Leitfaden zur
Probenentnahme für die Untersuchung des mit Holz-
schutzmitteln behandelten Holzes.
DIN EN 460 10-1994 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten; Natürliche
Dauerhaftigkeit von Vollholz: Leitfaden für die Anforde-
rungen an die Dauerhaftigkeit von Holz zur Anwendung
in den Gefährdungsklassen.
DIN EN 599-1 01-1997 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten; Anforde-
rungen an Holzschutzmittel, wie sie durch biologische
Prüfungen ermittelt werden; Teil 1: Spezifikationen ent-
sprechend der Gefährdungsklasse. 6
DIN EN 599-2 08-1995 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten; Anforde-
rungen an Holzschutzmittel, wie sie durch biologische
Prüfungen ermittelt werden; Teil 2: Klassifikation und
Kennzeichnung.
DIN EN 14128 03-2004 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten; Anforde-
rungen an Holzschutzmittel zur Bekämpfung von Holz
zerstörenden Organismen wie sie durch biologische Prü-
fungen ermittelt werden.
DIN CEN/TR 14823 2004 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten - Quantita-
tive Bestimmung von Pentachlorphenol in Holz -
Gaschromatographisches Verfahren; Deutsche Fassung
CEN/TR 14823: 2003
DIN CEN/TS 15003 06-2005 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten; Kriterien
(Vornorm) für Heißluftverfahren zur Bekämpfung von Holz zerstö-
renden Organismen.
OENORM B 2218 10-2000 Verlegung von Holzfußböden - Werkvertragsnorm.
Merkblatt 11-2005 Holzschutz im Bauwesen – Wissenswertes für Architek-
ten, Planer und am Holzbau interessierte, Deutsche Bau-
chemie e.V. (3. Auflage)
WTA-MB 1-2-05/D 03-2004 Der Echte Hausschwamm - Erkennung, Lebensbedingun-
gen, vorbeugende Maßnahmen, bekämpfende chemische
Maßnahmen, Leistungsverzeichnis, herausgegeben vom
WTA, Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft
für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V. München
WTA-MB E-1-1-06/D 03-2004 Heißluftverfahren zur Bekämpfung tierischer Holzzerstö-
rer, herausgegeben vom WTA, Wissenschaftlich-
Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung
und Denkmalpflege e.V. München
WTA-MB 1-4-00/D 12-2000 Baulicher Holzschutz Teil 2: Dachwerke, herausgegeben
vom WTA, Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemein-
schaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V.
München
214 6 Holzkonstruktionen
6.16 Bildquellenverzeichnis
Quelle Bild
Consolan 6-38
Deutsche Gesellschaft für Holzforschung; www.dgfh.de 6-37
Deutscher Holz- und Bautenschutzverband (DHBV), 6-33
Köln; www.dhbv.de
H.-J. Rafalski 6-34
Holz Dienst, Düsseldorf 6-20, 6-35, 6-36, 6-39, 6-40, 6-41,
6-43, 6-49
Institut für Lernsysteme Hamburg 6-4, 6-5, 6-7, 6-8, 6-14, 6-15, 6-17,
6-19, 6-42
Lömpel Bauschutz GmbH & Co. KG, Arnstein; www.loempel.de 6-32
Sachverständigenbüro für Baudiagnostik Uwe Wild, 6-1, 6-2, 6-6, 6-9, 6-10 bis
Brandis; www.baudiagnostik-leipzig.de 6-13, 6-16, 6-22 bis 26, 6-48
Stommel-Haus GmbH, Neunkirchen 6-45
Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg 6-3, 6-18, 6-21, 6-27, 6-28, 6-30,
6-44, 6-46, 6-47
7 Metallbauteile
Bauwerke aus Eisen aber auch Stahl und anderen Metallen, wie der Eifelturm, Brückenbau-
werke wie Firth of Forth in Schottland, das Blaue Wunder in Dresden oder die Golden Gate
Bridge in Los Angeles sind weltweit bekannt. Oftmals sind auch Bahnhöfe und Kuppeln reine
Metallkonstruktionen.
Aber auch Bauten aus Holz und Stein werden, seit sich die Menschen das Metall nutzbar ma-
chen konnten, zusammen verwendet.
Metalle, ob als alleiniges Bauwerk oder in Kombination mit anderen Baustoffen zeigen nach
unterschiedlich langer Zeit eine veränderte Oberfläche. Landläufig spricht man von der Kor-
rosion oder dem Rosten, als bekannteste Erscheinung dieser Art.
Die Metalle sind am Bauwerk verschiedenen Einflüssen ausgesetzt. So wirkt z. B. die atmo-
sphärische Luft auf die Metalle ein. Sie enthält Wasserdampf, Sauerstoff, Verbrennungsgase
wie Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und Schwefeldioxid sowie verdünnte Säuren und Laugen.
Auch Wasser gelangt durch Bodenfeuchtigkeit, Schwitzwasserbildung, Regen, Schnee und
Eis an die Metalle. Außerdem können Frisch- und Festmörtel und Frisch- und Festbeton die
Oberfläche bestimmter Metalle angreifen. Oft werden Metalle von der Oberfläche aus fort-
schreitend zerstört.
Eine Wartung, Instandsetzung und Sanierung metallischer Bauteile unterscheidet sich von der
Sanierung mineralischer Bauteile und kann nach zwei Grundsätzen erfolgen:
1. Beschichten durch Überzüge und Anstriche
2. Ersatz durch metallische und nichtmetallische Werkstoffe
Die Beschichtung ist das übliche Verfahren mit unterschiedlichen Technologien bei großen
metallischen Bauwerken wie Brücken, Bahnhofskuppeln, Türmen, usw.
Zum Ende des vergangenen Jahrhunderts hat sich die Sanierung vorher üblicher Korrosions-
schutzmaßnahmen historischer Gebäude an kleineren Metallbauteilen wie beispielsweise Wet-
terfahnen, metallischen Schrifttafeln, Beschlägen, Geländern auch auf Großobjekte wie Brü-
cken, Bahnhofskuppeln, Türme erweitert.
In die zu sanierenden metallischen Bauwerke wurden vor allem in den östlichen Bundeslän-
dern, durch die Stilllegung der zahlreichen Tagebaue, Förderbrücken und Kräne einbezogen.
Deren Sanierung vollzieht sich technologisch bedingt nach neuzeitlichen Korrosionsschutz-
maßnahmen die im Rahmen dieses Buches nicht weiter behandelt werden können. Die nach-
folgenden Ausführungen beziehen sich deshalb auf herkömmliche Ursachen, Maßnahmen,
Verfahren und Werkstoffe an sanierungsbedürftigen metallischen Kleinbauteilen.
216 7 Metallbauteile
Schäden an Baumetallen
Im Bauwesen werden hauptsächlich folgende Metalle eingesetzt:
x unlegierte Stähle, für den bewehrten Betonbau und Stahlbau,
x hochlegierte Stähle in kleiner Menge für korrosionsbeständige Verkleidungen,
x Gusseisen für Abflussrohre, Gliederheizkörper und andere Gussstücke,
x Aluminium und seine Legierungen im Metallleichtbau für Dacheindeckungen, Fassaden-
verkleidungen, Ausbauteile u.a.
x Zink, auch verzinktes Stahlblech für Dacheindeckungen, Dachrinnen und Fallrohre; an
Sakralbauten wird dafür auch Kupfer eingesetzt
7.1 Begriff – Ursachen – Vorgänge der Korrosion 217
Unlegierte Baustähle korrodieren in unge- Vermeidung der Korrosion fast ausschließlich durch
schütztem Zustand durch den Einfluss der at- Techniken des passiven Korrosionsschutzes, z. B.
mosphärischen Stoffe (atmosphärische Korro- Überziehen mit Schmelzflüssigem Zink, Zinn u.a.;
sion), von Chemikalien (chemische Korrosion) Aufspritzen von Zink und Aluminium; Aufdiffundie-
und durch den Kontakt mit anderen Metallen ren von Zink, Chrom oder Aluminium.
(elektrolytische Korrosion).
Betonstähle sind profilierte Stähle aus unlegier- Beschichten mit nichtmetallischen Stoffen, z. B. mit
tem, nichtschweißbarem (für Spannbetonbe- Silikaten, Phosphaten, Korrosionsschutz-
wehrung) und schweißbarem (für Stahlbeton- Anstrichstoffen, Plaste, Elaste u.a.
bewehrung) Stahl. Obwohl sie nicht korrosions-
geschützt sind, wird die Korrosion durch die Al-
kalität des Betons verhindert. Rostbildung tritt
nur ein, wenn der Stahl zu flach unter der Be-
tonoberfläche liegt oder der Beton nicht ausrei-
chend verdichtet wurde.
Hochlegierte Stähle, z. B. mit Chrom oder Im Stahlbau und Metallleichtbau werden z.Z. lang-
Chrom-Nickel, sind korrosionsbeständig und lebige Duplexsysteme bevorzugt.
werden als Bleche für Fassadenverkleidungen Kein Korrosionsschutz erforderlich – sehr teuer,
repräsentativer Gebäude eingesetzt deshalb begrenzter Einsatz.
Aluminium (Alu-Legierungen) überzieht sich in Aluminium kann gegen chemische Angriffe durch
feuchter, normaler Atmosphäre mit einer bis zu Verstärkung der Oxidschicht im Eloxalverfahren,
0,2 m dicken, vor weiterer Oxidation schüt- Erzeugung einer Phosphatschicht durch Phospha-
zenden Schicht aus Aluminium-metahydroxid, tieren oder geeignete Anstrichsysteme geschützt
die jedoch nicht beständig ist gegen Alkalilau- werden. Auf Stahl als Korrosionsschutz aufgespritz-
gen und starke nichtoxydierende Säuren. tes Aluminium ist sehr porig und muss zusätzlich
Anstriche erhalten.
Kupfer wird durch Ammoniak und exodierende Kupferoberflächen werden mit transparenten oder
Säuren gelöst. In CO2-haltiger Atmosphäre bil- deckenden Anstrichen auf der Bindemittelgrundlage
det sich darauf eine dünne, das Metall vor wei- lufttrocknender Öle und Alkydharze vor Angriffen
terer atmosphärischer Korrosion schützende durch Luftverunreinigungen geschützt.
Schicht aus grünem Kupferkarbonat CuCO3 ·
Cu(OH)2.
7.2 Werkstoffe
Metalle haben als Werkstoff für die Sanierung von Bauteilen große Bedeutung. Auch die er-
forderlichen Werkzeuge und Maschinen bestehen überwiegend aus Metallen. Man unterschei-
7 det Eisenwerkstoffe und Nichteisenwerkstoffe.
Metalle
Eisenwerkstoffe Nichteisenwerkstoffe
Stähle Eisen-Gusswerkstoffe
z.B. z.B.
Baustahl, Stahlguss,
Werkzeugstahl, Gusseisen,
Vergütungsstahl, Temperguss weiß,
Edelstahl Temperguss grau
Möglich ist auch der Schutz des korrosionsgefährdeten Metalls durch Überdachung oder Ein-
hausung z. B. von Standbildern, Skulpturen oder metallischen Gedenktafeln.
Es kommt bei der Sanierung also darauf an, unerwünschte Kontakte mit einander unverträgli-
cher Werkstoffe zu vermeiden.
220 7 Metallbauteile
Tabelle 7-3 Verdeutlichung von Möglichkeiten der Kontakte und deren Vermeidung
Eisen, Stahl Kupfer, Messing Eisen und Stahl korrodiert, Trennen; Beschichtungen
7.3.1 Grundsätze
Bei der Instandsetzung und Sanierung des Gebäudes spielt das Dach bekanntermaßen eine
bedeutende Rolle. Häufig ist es auch die einzig notwendige Erneuerungsmaßnahme. Neben
dem herkömmlichen und traditionellen Eindeckungsmaßnahmen mit Dachsteinen aus kerami-
schen Material, Schiefer oder Beton haben auch Metalldeckungen eine zunehmende Bedeu-
tung. Unter Metalldeckung versteht man die Eindeckung von Dachflächen mit Blechen, Profil-
blechen oder Metallfolien. Sie eignen sich vor allem für leichte Dächer mit geringen Neigun-
gen und für schwierige Formen. Die Technik, geeignete Dachflächen vor allem mit gekrümm-
ten Oberflächen mittels Blechen abzudecken, ist eine seit Jahrhunderten bei Repräsentations-
bauten wie Kirchen oder Schlösser gebräuchlich. Obwohl eine Metalldeckung als ableitende
Deckungsart zu den dichtesten zählt, ist sie nicht vollständig luft- und wasserdicht. Schnee und
Feuchtigkeit können ins Dachinnere eindringen und durch mögliche Temperaturschwankungen
muss auch mit Schwitzwasser gerechnet werden. Diese Nachteile können durch konstruktive
Maßnahmen und den äußeren Einflüssen angepasste Materialauswahl kompensiert werden..
Historisch gesehen waren vor allem Blei- und Kupferdeckungen auf öffentlichen Gebäuden
später auch Zinkblechdeckungen auf weniger repräsentativen Bauten anzutreffen. Zur Ausfüh-
rung kamen weiche Bleche als Falzdächer mit stehenden oder liegenden Falzn und Leistendä-
cher mit Zinkblech über Holzleisten.
7.3 Sanierung von Metalldächern 221
7
7.3.2 Entscheidungsaspekte für Metalldeckungen
Wie bei jeder Entscheidung für eine Sanierungsmaßnahme gehört neben der Konstruktion
auch die Auswahl des Werkstoffs. Das kann aus historischer und denkmalgerechter Sicht das
gleiche „alte“ Material oder auch neuzeitliches sein. Neben technisch-wirtschaftlichen und
denkmalpflegerischen Aspekten spielen auch strukturelle (gliedern, profilieren, teilen) und
assoziative (Vorstellung, Visionen) Faktoren eine Rolle.
Allerdings ist zu berücksichtigen, dass jeder dieser Gesichtspunkte, wenn es um die Entschei-
dung für einen Werkstoff geht, nicht allein ausschlaggebend sein kann. Wenngleich sie nach-
folgend im Einzelnen aufgeführt werden, überlagern und beeinflussen sie sich in der Praxis.
Streng genommen heißt Denkmalspflege, die detailgenaue Übernahme der Konstruktion und
des Materials. Das wird allerdings problematisch bei verfahrens- und anwendungstechnischen
Randbedingungen, die häufig keine Gültigkeit mehr haben und in der Herstellung und Brei-
tenvielfalt des Werkstoffs und der Handwerkstechnik.
So wird z. B. das damals übliche, relativ unreine und paketgewalzte Zink in Mitteleuropa heute
kaum noch hergestellt. Stattdessen das optisch zwar vergleichbare, jedoch wesentlich reinere
Feinzink in seiner Legierung als Titanzink. Viel entscheidender ist jedoch, dass die damaligen
Anwendungstechniken der Klempnerei die Beschränkung des paketgewalzten Werkstoffes
nicht in allen Fällen auffangen konnten.
Das verarbeitende Handwerk hingegen hat sich auf übliche Werkstoffe eingestellt und ist in
der Lage, diese Werkstoffe in originalgetreuen Formen mit ebenso originalgetreuen Werkzeu-
gen zu verformen.
7
Bild 7-6
Denkmalspflegerisch saniert – die Ober-
postdirektion Konstanz. Die ursprünglich
Zink belegten Kuppeln wurden detailge-
treu in Titanzink nach alten Vorlagen in
traditioneller Handwerkstechnik wieder
hergestellt.
Metalldeckungen sind schon seit Jahrhunderten bekannt und kamen besonders auf Dächern mit
hohen Neigungswinkeln oder vielen Rundungen, in Betracht. Recht ausführlich beschrieb
1833 der Dresdner Baumeister Carl Ludwig Matthaeij in seinem Lehrbuch „Der vollkommene
7.3 Sanierung von Metalldächern 223
1
Dachdecker“ Eindeckungen mit Metallen wie Kupfer, Blei, Zink und Eisenblech. Auch heute
noch wird nach alten Techniken gelötet, genietet, gebogen und gefalzt – wenngleich auch mit
technologisch verfeinerten Materialien.
Bild 7-7
Zinkblechbedachung
nach dem französi-
schem Leistensystem 7
mit hoher Firstleiste
um 1857
Deckungen mit Metallen zählen wie alle Baukonstruktionselemente aus Feinblechen oder
weichem Metallguss zu den Klempnerarbeiten. Für diese Ausführung von Metalldeckungen
dienen als Werkstoff vornehmlich: Zink, feuerverzinktes Eisen, Kupfer, Blei, und neuerdings
in zunehmendem Umfang auch
1
Carl Ludwig Matthaeij, Der vollkommene Dachdecker oder Unterricht in allen bis jetzt bekannten
vorzüglichst anwendbaren und mit unseren Dachconstruktionen und Bauverordnungen vereinbaren
Dachdeckungsarten ; Druck, Verlag und Lithographie B. FR. Voigt Ilmenau 1833
224 7 Metallbauteile
Zink
Zink wird aufgrund seiner Schmiegsamkeit immer noch häufig verwendet und als Metallein-
deckung eingesetzt. Auch Zink überzieht sich an der Luft mit einer gut anhaftenden Oxyd-
schicht; Säuren, Schwitzwasser, frischer Kalk- und Gipsmörtel, Rauchgase aus Fabriken,
Salzwasserdünste im Seeklima und der Gerbsäuregehalt bei Schindeldächern bewirken bald
eine fortschreitende Zerstörung!
Für Dachdeckungen werden Zinkbleche verwendet.
Neben der Eindeckung mit Stehfälzen ist beim Zinkdach hauptsächlich das Leistendach üb-
lich. Die Deckbleche werden dabei zwischen trapezförmige Leisten, die von der Traufe zum
First verlaufen, gelegt. Man unterscheidet drei Arten der Leistendeckung:
x die belgische oder rheinische Leistendeckung
x die französische Leistendeckung und
x die deutsche Leistendeckung.
Die Unterschiedlichkeit der Leistenform bei den drei Eindeckungsarten geht aus den Abbil-
dungen hervor.
7.3 Sanierung von Metalldächern 225
Bild 7-9
San Gioacchino in Rom
Gesimsabdeckungen
Gesimsabdeckungen dienen der Verwahrung von Gesimsen, wie sie bei Baustilen früherer
Epochen häufig als Fassadengliederungsmittel benutzt wurden.
Bild 7-10
Wandbefestigung
Vor allem in Wien übliche Wandbefesti-
gung mit einer ca. 10 mm hohen Aufkan-
tung und Mauer haken
Ein häufiges Problem der Denkmalpflege ist die sachgerechte und/oder originalgetreue
und/oder wirtschaftliche Wiederherstellung von Gesimsabdeckungen.
Fensterbankabdeckungen
Fensterbankabdeckungen aus Zink lassen sich beispielsweise im Gegensatz zu Bleiverkleidun-
gen vom verarbeitenden Handwerk in allen beliebigen Maßen und Gestaltungen frei anferti-
gen.
Die Metalldicke sollte unabhängig vom Zuschnitt schon aus optischen Gründen > 0,8 mm
betragen. Bei Fensterbändern, bei denen mehrere Profile (Standardlänge 3 m) löttechnisch
7.3 Sanierung von Metalldächern 227
miteinander zu verbinden sind (nicht Regelfall), gilt das für die Bewegungskonstruktionen
Ausgeführte sinngemäß.
Befestigung
Die Fensterbankabdeckungen werden an allen vier Seiten mit den benachbarten Bauteilen
verbunden. Der Untergrund muss unbedingt eben sein und die Fensterbankabdeckung vollflä-
chig auf diesem Untergrund aufliegen, da es andernfalls zu Trommelgeräuschen kommen
kann.
Zur Gewährleistung einer dauerhaft geradlinigen Vorderkante der Fensterbankabdeckung wird
ein Haftstreifen aus verzinktem Stahl auf dem Untergrund befestigt, in den der vertikale
Schenkel der Fensterbankabdeckung eingehängt wird. Dieser soll als Tropfkante mindestens
20 mm, besser jedoch 30 mm gegenüber der Fassade auskragen.
Für den seitlichen Anschluss an das aufgehende Bauteil stehen, je nach Konstruktionsart der
Fassade, unterschiedliche Details zur Verfügung. 7
Bild 7-11
Metallornamentik als Verzierung von Turm-
spitzen, Fenstern, Gesimsen, Mansarden und
als Vase
228 7 Metallbauteile
Wenn auch der Ursprung für das bürgerliche Bedürfnis nach Machtdemonstration in Frank-
reich lag, so setzte es sich doch zügig über Deutschland und die Schweiz in die österreichische
Donaumonarchie mit den Ländern Böhmen, Mähren, Ungarn und Kroatien sowie in den polni-
schen Kulturraum fort. Überall dort begann man, Teile von Fassaden und Dächern mit getrie-
benen Blechteilen zu schmücken.
Eine wichtige Voraussetzung für diese Entwicklung waren die zunehmend verbesserten indus-
triellen Möglichkeiten bei der Herstellung von Dünnblechen einerseits und andererseits die
sich entwickelnde industrielle Metallbearbeitungstechnik.
Die Blechornamente wurden in Einzelstücken oder kleinen Serien zunächst von Kupfer-
schmieden und Klempnern/Spenglern, bald jedoch schon von spezialisierten „Metallornament-
Fabriken" angefertigt und in den Handel gebracht. So wurden Blechornamente auch in reicher
Auswahl und entsprechend der jeweiligen Stilrichtung (Neoklassizismus, Neurenaissance,
Neugotik, Neubarock und später auch Jugendstil) vorgefertigt und angeboten. Von der be-
trächtlichen Auswahl zeugen noch heute die Kataloge der damaligen Hersteller.
7
Die Ornamente waren in zweifachem Sinne darauf angelegt, den Betrachter in gewisser Art zu
täuschen: Einerseits wurden sie bisweilen überstrichen, um damit eine in Stein gehauene Or-
namentik zu imitieren, andererseits täuschten sie in natürlichem Zustand belassen und blank
poliert eine Massivität der Figuren, Vasen, Turmspitzen etc. vor, obwohl sie vollständig hohl
waren. Beiden Zielen diente eine perfekt beherrschte Verbindungstechnik durch Löten, wobei
die Verbindungsnähte sauber verputzt (d. h. mit scharfen Schabern abgezogen) wurden und
damit kaum zu sehen waren. Heute wird die Verbindungstechnik weiter perfektioniert z. B.
durch den Einsatz des Schutzgasschweißens.
Dem geschulten Auge hätte dieser „Betrug" durchaus auffallen können, da die in Metall ge-
triebenen oder gezogenen Formen allgemein filigraner wirkten als die bis dahin überwiegend
gewohnten Steinarbeiten. Im Unterschied dazu waren die Metallornamente durch Formenwie-
derholung und entsprechende industrielle Fertigung wesentlich preiswerter.
7.4 Sanierung von Fassaden 229
Die; auch heute noch von nur wenigen Firmen beherrschte Technik der Ornamentenherstellung
bedient sich vorwiegend Zugbänken, Fallwerken und Abkantbänken für die verschiedensten
Biegeradien. Zu den Zugbänken gehört eine Vielzahl von Matrizen, durch deren Einsatz eine
absolute Übereinstimmung und Geradheit der zuvor gekanteten Profile sichergestellt wird.
Dadurch erst werden Gehrungsverbindungen mit höchsten Ansprüchen an eine präzise Profil-
übereinstimmung möglich. Fallwerke dienen hauptsächlich der Herstellung von gekrümmten
Profilen sowie Prägeverformungen, wobei in der Regel mehrere Arbeitsgänge erforderlich
sind. Die so verformten Bleche haben eine glatte Oberfläche ohne Schläge.
Dazu kommen alte handwerkliche Fertigkeiten für das Verformen von Blechen, wie z. B.
Treibarbeiten in Formenkitt.
7.4.1 Grundsätze
Metalle spielten jahrhundertelang keine oder kaum eine Rolle in der Fassadengestaltung und
somit auch nicht in der Sanierung.
Aus Metallen wie z. B. Kupfer, Zink Messing und Bronze bestanden vorwiegend Rinnen,
Abfallrohre und Dachverzierungen.
230 7 Metallbauteile
Bild 7-15
Verzierung von Abfallrohren
Darauf bezieht sich auch die traditionelle Sanierungsarbeit. Historische Dachrinnen, die neu
hergestellt werden sollen, sind individuelle Einzelanfertigungen, meist nach alten oder in Aus-
nahmefällen neuen Vorlagen.
Durch neue Beschichtungsverfahren sind sie auf Jahrzehnte hin korrosionssicher oder bilden
wie im Fall des Werkstoffs Kupfer eine dauerhafte Patinaschicht.
7
Im zunehmendem Maße ist es üblich geworden, mehr Farbe in die Fassaden- oder Dachgestal-
tung und auch in die Entwässerungssysteme zu bringen.
Ein modernes Verfahren ist die Herstellung von Colordachrinnen aus farbbeschichteten Alu-
minium-Bändern (nach PREFA). Dabei werden die Bänder im Coil-Cating-Verfahren auf der
Grundlage einer breiten Farbkarte (nach RAL- und NCS-Farbsystemen) oberflächenbehandelt.
Die farbigen Dachrinnen sind Dauertemperaturbeständig von -30° C bis +80° C, verformbe-
ständig gegen alle allgemeine Witterungseinflüsse und unterliegen werkseitig ständigen Kon-
trollen, beispielsweise durch Salzsprüh-Test und Freibewitterung.
dezent betont. Damit kann die Notwendigkeit der Dachentwässerung zur Akzentuierung stilis-
tischer Ausdrucksformen im Fassadenbild werden.
Die größten Probleme, die allerdings neueren Datums sind (etwa 40 Jahre) ergeben sich an den
Korrosionsschäden an Asbestplatten und metallischen Befestigungen.
Asbestplatten
Die Sanierung von Asbestplatten ist seit Jahren problematisch und umstritten. Versuche mit
nachträglichen silikatischen und organischen Beschichtungen zeigen zwar eine Korrosions-
schutzmöglichkeit, diese ist aber technologisch ebenso aufwändig wie Einstreu- oder Durch-
färbeverfahren. Die häufigsten Schadensursachen (wenngleich auch nach Jahren) sind die
Ablösung der Nachbeschichtung und eine unzureichende Haftung und Verformung der Platten.
Asbestplatten sind deshalb komplett durch neue Materialien z. B. Zink-, Stahl-, Aluminium- 7
oder Kupfer-Platten zu ersetzen.
Befestigungen
Wenn sich schon nach wenigen Jahren metallische Kassettenelemente von der Fassade lösen,
können dafür folgende Ursachen in Frage kommen:
x fehlerhafte, praxisferne Planung
x ungeeignete Befestigungselemente
x mangelhafte Montage
x unzureichende Bauüberwachung
Ein weiterer wesentlicher Punkt bei der Sanierung mit metallischen Fassadenverkleidungen ist
die Auswahl und Verarbeitung der Befestigungselemente.
Deshalb
x sind die Unterlagsscheiben für die Verankerungsschrauben nicht zu klein und zu dünn zu
wählen,
x muss ein Überdrehen der Schraube und damit des Drehmomentes vermieden werden und
x sind Dicke, Länge und Material der Verschraubungen auf die Maße der Fassadenbeklei-
dung abzustimmen.
Um temperaturbedingte Längenveränderungen der Kassetten spannungsfrei zu ermöglichen,
sind Presslöcher, im Mittel von 2 mm für Nieten vorzusehen
Zur Sanierung der mangelhaften Verschraubung und Vernietung der Wandbekleidung ist es in
der Regel erforderlich, die komplette Fassadenbekleidung zu entfernen. Dies erfolgt schritt-
weise unter genauer Kennzeichnung der jeweiligen Kassette in ihrer ursprünglichen Position.
Großer Trend in der Instandsetzung und mit Einschränkungen auch in der Sanierung ist der
Einsatz von Paneelen.
Auch zeitgenössische Bauten werden mit Paneelen gestaltet.
232 7 Metallbauteile
Das Grundprinzip der Paneele ist eine Entwicklung aus der Mitte des 20. Jh. und wurde
schwerpunktmäßig zunächst im Fassadenbau in unterschiedlichen Profilabmessungen einge-
setzt. Besonders verbreitet war es im Klempnerhandwerk, vor allem als handwerklich erstellte
Sonderkantungen für Atikabekleidungen.
Seit einiger Zeit werden aber auch von Klempnern Prinzipien des ingenieurmäßigen Montage-
baus angewandt und dadurch erfreut sich das Paneelsystem steigendem Interesse.
Bewährt haben sich die Paneelsysteme auf Grund ihrer Montagefreundlichkeit vor allem in der
nachträglichen Fassadendämmung. Es gilt, die Fassaden nur mit geringem Gewicht statisch zu
belasten und eine dauerhaft korrosionssichere Lösung anzubieten.
Paneelsysteme werden konstruktiv als vorgehängte hinterlüftete Fassade ausgeführt und sollen
einen langlebigen, wartungsfreien Wetterschutz für das Gebäude bieten. Gestalterisch zeichnen
sich Paneelsysteme entweder durch Flächenbündigkeit oder durch geschuppte Form aus. Die
Befestigung erfolgt im Regelfall verdeckt.
Der Montagecharakter des Paneelsystems und die im Vergleich zu Falzsystemen nur einge-
schränkten Möglichkeiten der Vor-Ort-Anpassung setzen ein ingenieurmäßiges und demzufol-
ge präzises Aufmaß voraus, welches auch als Grundlage für die Konstruktion der einzelnen
Paneele dient.
Ursache
Die häufigsten Schäden an Fußböden treten auf, wenn Rohrleitungen ungeschützt in Fußböden
verlegt werden. Dazu ist „nur“ die Einwirkung von Wasser erforderlich.
Der Angriff kann in drei Formen erfolgen:
7.5 Sanierung von Fußböden 233
Wesentliche Schadensfälle
Die wesentlichen Fragen, warum es zu Korrosionsschäden an Rohrleitungen im Fußboden
kommen konnte:
1. Woher stammte das Wasser, welches die Korrosionsschäden verursachte?
2. Wie waren die Leitungen vor Korrosion geschützt und wie waren sie konstruktiv im Fuß-
boden angeordnet.
Nach Zimmermann, er hat zwischen 1971 und 2003 diese Schäden kontinuierlich verfolgt und 7
veröffentlicht¹, gibt es 7 klassische Korrosionsfälle.
Stahlrohre auf Stahl- Bildung eines Korrosi- Nach einigen Jahren Austausch gegen Kupfer-
platte onselement zwischen zeigten sich im Wand- oder Edelstahlrohre, weil
Bewehrungsstahl (Ka- Bodenbereich Durch- im Beton durch Potential-
thode) und Stahlrohr feuchtungen, weil infol- ausgleich keine Angriffe
(Anode) ge Lochfraß Heizungs-
wasser ausgetreten ist
Stahlrohre durch Was- Heizungsrohre waren in Stahlrohre waren aus Unlegierte Stähle mit Po-
serangriff aus dem einem Bodenkanal ohne unlegiertem Stahl ohne lypropylen ummanteln.
Erdreich Abdichtung gegen das Korrosionsschutz Verbindungen mit verzink-
Erdreich betoniert tem Pressfitting An-
schlussbereiche mit Korro-
sionsschutzbinden verse-
hen
Bild 7-20
Korrosionselement zwischen Be-
wehrungsstahl und Stahlrohr
234 7 Metallbauteile
Bild 7-21
Korrosionsschutzbinde auf Pressfitting
7
Tabelle 7-5 Wasser von innen
Mangelhafter Schutzan- Die Stahlrohre waren Das angreifende Bade- Austausch der Rohre
strich auf einer Ge- nur durch einen einlagi- wasser ergoss sich gegen Edelstahl, Kupfer
schossdecke gen Alkydharzanstrich durch undichte Stellen oder Kunststoff. Wenn
gesichert auf die Betondecke wirtschaftlich vertretbar,
mehrlagiger Anstrich
Ungeschützte Rohre im Die ungeschützten, Heizungswasser trat Auswechseln der Hei-
nassen Sand unter kera- unlegierten Heizungs- nach zwei Jahren aus zungsrohre gegen korro-
mischen Belag in Dusch- rohre waren ohne Kor- den völlig durchrosteten sionsfeste Stahlrohre
räumen rosionsschutz unter Rohren
Fliesen dauerhafter
Feuchtigkeit ausgesetzt
Umhüllung von nur mit Die sehr saugfähigen Die Rohre waren noch Empfehlenswert sind hier
einem zweifachen Perlite verteilen das nicht komplett ausge- Verbundrohre aus PE –
Schutzanstrich versehe- Wasser ungebremst trocknet und wiesen X Basisrohr aus vernetz-
nen Wasserheizungsroh- über große Bereiche, starke Lochfraßkorrosi- tem Polyethylen mit einer
ren in einer Perlitschüt- die durch einen Was- on auf Aluminiumschicht
tung sereinbruch noch geför-
dert wurden.
Ungeeigneter Korrosi- Durch jahrelange Ein- Die Wasserleitungen Ein Korrosionsschutz der
onsschutz durch Verzin- wirkung des Wassers waren sichtbar korro- maroden Rohre ist wenig
kung auf die Zinkschicht diert, die umhüllende sinnvoll, in diesem fall
wurde diese zu Zink- Bitumenschicht verrot- sind neue Warmwasser-
hydroxid gelöst, sodass tet, der Beton war leitungen zu installieren
der ungeschützte Stahl bröcklig
durch Wasser und
Sauerstoff angegriffen
wurde
7.5 Sanierung von Fußböden 235
Bild 7-22
Rohrsystem
Bild 7-23
Tauwasserbildung
In der Dämmschicht des Balkons bildet sich Tauwasser, da wegen einer nicht vollständigen
Dampfsperre Wasserdampf aus einem beheizten Raum in die Dämmschicht des Balkons ein-
diffundieren konnte.
Stahlrohre in Filzschläu- Auf dem Balkon bildete Das Tauwasser korro- Ein sehr erheblicher
chen an der Verbindung sich Tauwasser, weil dierte auf den Stahlroh- Schaden, da die Dämm-
Wohnraum Balkon Wasserdampf aus dem ren der Decke, die unzu- schichten, der Belag, die
beheizten Wohnraum lässig mit Filz- Dampfsperren, der
infolge einer ungenü- Schläuchen umwickelt Fußbodenbelag und die
genden Dampfsperre in sind, dadurch haben sich Leitungen komplett
die Dämmschicht des zwischen Stahlrohr und ausgewechselt werden
Balkons diffundieren Filzschlauch dicke Rost- müssen. Auch die In-
konnte. krusten gebildet nenwände sind auszu-
Das Tauwasser lief auf trocknen und gegebe-
der Dampfsperre der nenfalls neu zu tapezie-
Decke in die Innenräume ren.
und an den tapezierten
Innenwänden als Tau-
wasser nieder
236 7 Metallbauteile
Das Tauwasser lief auf der Dampfsperre auf die Stahlbetondecke und von dort als kapillar
aufsteigendes Wasser in die Innenwände. Die auf der Decke liegende Stahlrohrleitung war mit
Filz umwickelt und hatte dicke Rostkrusten gebildet, weil Filz die aufgesaugte Nässe lange
Zeit zurückhält und damit korrosionsfördernd ist. Nach DIN 50229 T. 2 sind Ummantelungen
mit Filz daher unzulässig.
Wann genau tierische Motive als Ornamente verwendet wurden ist nicht mehr 8oder noch
nicht) feststellbar. In Griechenland wurden ab dem 6.Jh v. Chr. allerdings schon tierische Me-
tallornamente nachgewiesen. Beispielsweise die Schlange für die Verführung, die Eule für
Weisheit. Außer den Nachbildungen wirklich existierender Tierarten verwendet die Kunst
schon frühzeitig Fabelwesen. So entsteht der Greif dadurch, dass dem Rumpf des Löwen der
Kopf und die Flügel des Adlers beigegeben werden.
Auch die menschliche Gestalt wurde schon frühzeitig künstlerisch nachgebildet..
Neben der Darstellung des menschlichen Antlitzes wurde die Ornamentation auch auf Masken,
Fratzen und Grotesken, die Zusammensetzung des Menschen mit tierischen und pflanzlichen
Elementen sowie phantastische Figuren wie Tier- und Fabelwesen ausgeweitet.
238 7 Metallbauteile
Seit der Romanik kam auch die Symbolik in das Ornament. Eines der bekanntesten Beispiele
ist das Namenssymbol Johann Sebastian Bachs am Torgitter der St. Georgenkirche in Eise-
nach/Thüringen in der Bach 1685 getauft wurde
Bild 7-26 Torgitter an der St. Georgenkirche Bild 7-27 Symbolik JSB
Mit etwas Mühe sind die Buchsta-
ben JSB in der Mitte der Symbolik
zu erkennen
Im Rahmen der modernen und aktuellen Sanierung und der an Bedeutung gewonnenen Denk-
malpflege ist an Gittern, Geländern und Zähnen die alte Tradition der Ornamentierung wieder
aufgelebt.
7.6 Geländer – Gitter 239
Zu den traditionellen Werkstoffen kommen außerdem Edelstahl, Holz und Glas als berei-
cherndes Material einzeln oder in Kombinationen in alten Formen zum Einsatz.
Es wäre nicht von Vorteil, wenn beispielsweise für ein Denkmal, das durch seine Bestimmung
ein Gefühl der Freude und Verehrung hervorrufen soll, ein einfaches, wenig strukturiertes
Gitter gewählt würde.
Ein Grabgitter wiederum würde durch allzu prunkthafte oder verspielte Ornamentik der Würde
des Friedhofes und seiner Besucher widersprechen. Dasselbe Motiv aber, das für ein Grabgit-
ter angemessen ist, würde sich niemals für die Einfassung eines Brunnens eignen.
Die Übereinstimmung von Form und Funktion erfordert aber noch eine Reihe von weiteren
Überlegungen.
Ein Grabkreuz beispielsweise wird immer aus nächster Nähe betrachtet. Auch die Regelmä-
ßigkeit der vier Kreuzfelder ist bedeutsam.
Ein Turmkreuz dagegen bedingt, weit entfernt vom Betrachter, eine ganz andere Formgebung.
Die Zwischenräume sind sehr groß, die Form muss einfacher aber bestimmender sein. Die
Höhe der Befestigung erfordert aus optischen Gründen eine größere Länge des senkrechten
Armes als die der Seitenteile.
7
Im antiken System waren die Marmorteile pressfugig versetzt und mit in Blei eingefassten
Metalldübeln verbunden. Diese Verbindungen waren sehr flexibel und konnten Bewegungen
aufnehmen.
An das prächtige Markttor sind weitstehende Säulenpaare in zwei Geschossen vor die Wand
getreten. Sie bilden einen lockeren Rahmen für die drei Portale und die darüber befindlichen
Nischen. Durch das unterbrochene Gebälk (last. Architrave) und durch die hervortretenden
Seitenflügel ist eine stark plastische Fassade entstanden. Die neue freie Verwendung der Säu-
len sind bereits Merkmale des Hellenismus.
1928 wurden die Fundstücke im Pergamonmuseum (29 m breit; 16.73 hoch und 1500 t
schwer) aufgebaut.
Der Zustand der Säulen und Balken (lat. Architrave) war allerdings sehr marode und es fehlten
auch einige Teilstücke. Nach dem neuesten technisch-architektonischen Wissen in den zwan-
ziger Jahren des 20.Jh wurde eine Eisenkonstruktion mit T-Trägern, Schrauben, Nieten und
Winkeleisen als ingenieurmäßiges Tragwerk gestaltet und mit dem Markttor ummantelt. Die
Hohlräume wurden mit Mörtel und Beton verbunden. Seitdem bestimmen Mörtelfugen, abwei-
chend von den pressfugigen Blöcken der Antike das Bild. Außerdem wurde das Tor siche-
rungstechnisch mit der Rückwand des Gebäudes verbunden.
Nunmehr ist das Gebäude sanierungsbedürftig, was auf folgende Ursachen zurückzuführen
ist:
x es fallen Marmorbruchstücke herunter, weil sich in den Knotenpunkten Verformungen
ergeben, weil die innere Eisenkonstruktion anderes Bewegungsverhalten zeigt, als die äu-
ßere steinerne Ummantelung
x durch die Verbindung mit der Gebäudewand werden Bewegungen auf das Tor übertragen
7.7 Sanierungsbeispiel Stein – Holz 243
Sanierungskonzept:
x Abbau – Restaurierung in einer Spezialwerkstatt – Wiederaufbau (Zeitraum etwa 12 Jahre)
x Wiederanpassung an das antike System, d. h. beispielsweise die Säulen statt mit Winkelei-
sen mit Dübeln zu verbinden
x Um den noch vorhandenen (dünnen) antiken Marmormantel der Säulen zu erhalten, werden
diese nicht mehr aufgebohrt und auch nicht mehr in das Tragwerk einbezogen
x die Steinfugen werden nicht wieder vermörtelt, um ein Ausbrechen des mineralischen
Werkstoffs zu vermeiden sondern gesteckt oder geschraubt und können bei Bedarf wieder
gelöst werden.
x Die Architrave werden nicht mehr mit Doppel-T-Trägern stabilisiert sondern durch ein
Spannsystem gehalten. Dadurch werden die Natursteinbalken auf ihr natürliches statisches
Verhalten, nämlich die Aufnahme von Druckbelastungen zurückgeführt und nicht mehr
auf Zug bzw. Biegung beansprucht.
x Ausführung der Metalle in Blei oder Edelstahl
7
a. Antikes System:
Die Marmorteile sind pressfugig (ohne Mörtel) versetzt und mit Metalldübeln, die in Blei ge-
bettet sind, untereinander verbunden. Die Verbindung ist flexibel und kann Bewegungen auf-
nehmen.
b. Sanierung und Rekonstruktion 1928/1929:
Säulen und Architrave (waagerechter, den Oberbau tragende Hauptbalken) sind ausgehöhlt
bzw. ausgenutet. Ein innenliegendes Eisenskelett übernimmt die Tragfunktionen. Hohlräume
und Fugen werden vermörtelt. Das unterschiedliche statische Verhalten der beiden Konstrukti-
onsformen führt zu Verformungen und in der Folge zu Absprengungen am Marmor.
c. Neue Lösungen:
Der Doppel – T – Träger im Architrav wird entfernt; ein Spannsystem hält die gebrochenen
Teile zusammen und belasten sie auf Druck und nicht wie bisher auf Biegung. Die Säulen
behalten ihre Innenkonstruktionen bei, da ein neuerliches Ausbohren die antike Substanz ge-
fährdet. Die Knotenpunkte werden flexibel gestaltet, die Steinfugen unvermörtelt ausgeführt.
244 7 Metallbauteile
Das statische System ist jetzt wieder ähnlich wie in der Antike. Alle Metallteile bestehen aus
Edelstahl oder Blei. (Anmerkungen nach Pfanner, Jeggle, Posselt, ,Reichenbach)
7.9 Bildquellenverzeichnis
Quelle Bild
AGRO 7-25
ALUMAT, Kaufbeuren 7-7
ARGE Pfanner/Kramer – Antikensammlung SMB 7-32
BAUDER, Stuttgart 7-15
Bauhandbuch RWE, Essen 7-32
Bauordnung Dresden 7-6
Bauschadensfälle Bd.5, Zimmermann/Schuhmacher, Fraunhofer 7-20 bis 7-23
IRB Verlag
7.9 Bildquellenverzeichnis 245
Quelle Bild
Jedes Gebäude ist durch Fundamente, Bodenplatten und erdberührte Wandkonstruktionen mit
dem Baugrund verbunden. Daher müssen nicht nur die Bauteile im Erdreich konstruktiv ge-
plant und fachlich richtig ausgeführt werden. Gleichfalls ist die Art und Weise des die Kon-
struktion umgebenden Baugrundes zu berücksichtigen. Geschieht diese umfassende Betrach-
tung nicht und bleibt das Zusammenspiel von Baugrund und Bauteil ohne Beachtung, so kann
es zu empfindlichen Bauschäden kommen.
Bauteile im Erdreich haben höhere statische und bauphysikalische Belastungen als Bauteile
über der Geländeoberfläche aufzunehmen und abzuleiten. Der Erddruck, der Wasserdruck und
das gesamte Gewicht der darüber liegenden Gebäudeteile sowie die Verkehrslasten sind von
den Kellerwänden aufzunehmen und über die Fundamente an den Baugrund abzugeben. Der
Krafteintrag erfolgt nicht nur vertikal sondern auch horizontal (z. B. Erd- und Wasserdruck).
Aus diesen Gründen ist das statische Zusammenspiel zwischen Kraft gleich Gegenkraft zu
berücksichtigen und vor allem auszunutzen.
8.1 Vorbemerkung
Erdberührte Bauteile, wie Fundamente, Bodenplatten und Außenwände haben die Besonder-
heit, dass sie nicht nur raumbildend sind, sondern Innenluft und Erdstoff trennen. Das trennen-
de Bauteil ist auf Grund der erheblichen physikalischen Abweichungen des geplanten Klimas
der Räume und des Baugrundes teilweise extremen Anforderungen ausgesetzt. Um das tren-
nende Element konstruktiv so herzustellen oder zu sanieren, dass es den Anforderungen über
Jahrzehnte gerecht wird, ist meist ein unerheblicher Aufwand notwendig. Die Hauptgründe für
den Finanzbedarf sind hierfür:
x Freilegung der Bauteile
x notwendige Arbeitsräume schaffen
x meist intensive Schäden am Bestandsbauteil
x hohe Anforderungen an den sanierten Raum (Feuchte, Temperatur, Statik)
Aus diesem Grund ist bereits in der Planung zu überlegen, ob und wie eine Nutzung der ganz
oder teilweise unter der Geländeoberkante liegenden Räume erfolgen soll. Eine Umnutzung
von ehemaligem Lagerraum zu hochwertigem Wohnraum sollte nur im äußersten Fall erfol-
gen. Die Praxis zeigt, dass ein tolerierbares Aufwand-Nutzen-Verhältnis sehr selten zu erzielen
ist.
In der Planungsphase ist, um das Aufwand-Nutzen-Verhältnis positiv zu gestalten, konkret für
jeden Raum die Nutzungsart und die damit im Zusammenhang stehenden bauphysikalischen
und baubiologischen Randbedingungen festzulegen. Aus juristischen Gründen der Einhaltung
der Beratungspflichten ist die Nutzungsart aktenkundig mit dem Bauherren abzustimmen. Die
verfolgte neue Nutzung ist immer mit Berücksichtigung der damaligen Nutzung zu planen. Die
248 8 Bauteile im Erdreich
bestehenden Böden, Wände und Decken sind für die ehemalige Bestimmung konstruiert und
hergestellt und müssen den neuen Zielvorgaben angepasst werden.
Die Kellerräume waren früher hauptsächlich als Lager- und Abstellräume für Vorräte und
Gegenstände aller Art konzipiert. Hierfür war teilweise bewusst ein feuchtes und kühles
Raumklima erzeugt worden. Nur so konnten zum Beispiel Obst und Gemüse relativ lange
unbeschadet gelagert werden. Zeitweise wurden die Kellerräume auch als Flucht- und Schutz-
raum genutzt. Üblicherweise waren die Räume aber niemals für den ständigen Aufenthalt von
Menschen bestimmt.
Heute werden Kellerräume fast standardisiert mit dem Ziel saniert, dass hochwertige Geräte
und feuchteempfindliche Materialien über einen längeren Zeitraum gelagert oder eingebaut
werden können. Nicht selten sollen auch neue Wohnräume geschaffen werden. Hinzu kommt,
dass die Räume auch noch ästhetisch aufgewertet werden sollen, da die Erwartungshaltung der
Mieter teilweise völlig überzogene Vorstellungen von Kellern eines Bestandsgebäude beinhal-
ten. Dieser erhebliche Wandel in der Nutzung verlangt grundsätzlich, dass ein trockenes und
auf die Nutzung angepasstes Raumklima vorherrscht.
Bild 8-1
Lagerraum für Textilien und andere
feuchtempfindliche Güter
Das im Baugrund befindliche Wasser ist im Wesentlichen nach DIN 18 195 [3] in
x Bodenfeuchte
x Zeitweise aufstauendes Sickerwasser
x Drückendes Wasser und
x Grundwasser
zu untergliedern. Abhängig von dem Versickerungsvermögen des anliegenden Erdstoffes kann
durch eine Dränanlage die vorhandene Wasserbelastung im Baugrund verringert werden, so-
fern das Bauwerk nicht im Grundwasser steht.
Bei den Freilegungsarbeiten der erdberührten Kellerwände sind die statischen Gegebenheiten
(z. B. zeitweise fehlender Erddruck) und die DIN 4123 [6] zu beachten. Wenn der Erddruck
auf die erdberührten Bauteile durch Entfernen fehlt, so ist das Gleichgewicht in diesem Be-
reich gestört.
Bild 8-2
Im Fundamentbereich anliegender Erd-
stoff als Stabilisator
8.2 Fundamente
Die Aufgabe der Fundamente ist es, die auf den Baugrund zu übertragenden Bauwerkslasten
so in Richtung und Breite in den Baugrund abzuleiten, dass eine Überbeanspruchung des Bau-
grundes durch die Gebäudelast sicher auszuschließen ist.
Es wird statisch zwischen Flach- und Tiefgründung unterschieden. Bei der Flachgründung
werden die Bauwerkslasten direkt unterhalb des Bauwerkes in den Baugrund abgeleitet. Dies
geschieht durch Einzel-, Streifen- und Plattenfundamente. Bei der Flachgründung muss die
Frostgrenze beachtet werden. In Deutschland beträgt die übliche durchschnittliche Frosttiefe
0,80-1,20 m. Werden Fundamente innerhalb der Frostgrenze angeordnet, so sind Bauschäden,
wie Risse usw., nicht zu vermeiden.
Im Gegensatz zur Flachgründung werden bei der Tiefgründung die Bauwerkslasten nicht di-
rekt unterhalb des Bauwerkes in den Untergrund abgeleitet. Über zusätzliche senkrechte Ele-
mente werden die Lasten tiefer in den Baugrund eingebracht. Es wird zwischen Pfahl-
Schlitzwand und Brunnengründung unterschieden. Die Gründungsart wird erforderlich, wenn
bodennahe Schichten nicht ausreichend tragfähig sind und ein Bodenaustausch nicht wirt-
schaftlich ist. In der Bausanierung spielt diese Art der Gründung eher eine untergeordnete
Rolle.
8.2 Fundamente 251
Bild 8-4
Riss zwischen Anbau und Hauptgebäude
wegen mangelhafter Gründung
252 8 Bauteile im Erdreich
In der Bausanierung ist die Tragfähigkeit der Fundamente immer zu prüfen. Zu beachten ist,
dass es sich um zweischaliges Mauerwerk handeln kann, welches gegebenenfalls mit Verpress-
techniken oder Vernadlungen zu stabilisieren ist. Zur genauen Einschätzung sind daher Unter-
suchungen (z. B. Kernbohrungen) über den Mauerwerksquerschnitt durchzuführen. Keinesfalls
können zweifelsfreie Einschätzungen über eine bloße Sichtkontrolle der Wandoberflächen
erfolgen. Sichtbare Risse an und in den Wänden geben jedoch verwertbare Hinweise.
8.2.1 Einzelfundamente
Einzelfundamente werden angeordnet, wenn die Bauwerkslasten durch Stützen in die Funda-
mente abgeleitet werden und der Baugrund ausreichend tragfähig ist. Da der Baugrund (abge-
sehen von Fels) wesentlich weniger als Mauerwerk oder Beton belastet werden kann, ist eine
Verteilung der Last auf eine größere Fläche notwendig. Wird die Last nicht ausreichend flä-
chig auf den Untergrund verteilt, fehlt die Standsicherheit und das Bauwerk wird durch unkal-
kulierbare Setzung beschädigt.
Die heute üblich eingesetzten Materialien für die Fundamente sind Beton- oder Stahlbetonkon-
8 struktionen. Bei älteren Gebäuden vor dem 20. Jahrhundert sind Fundamente überwiegend aus
Mauerwerk erstellt.
Bezüglich der Form, statischen Funktionalität und Konstruktion wird heute unterschieden in
x Mauerwerksfundamente
x Unbewehrte Betonfundamente
x Stahlbetonfundamente
x Achteckige Stahlbetonfundamente und
x Becherfundamente (Köcherfundamente)
In der Bausanierung sind Einzelfundamente öfters anzutreffen oder müssen durch Grundriss-
änderungen neu erstellt werden. Vor allem bei Bauwerken mit Gewölbekonstruktionen werden
die Lasten der Gewölbe über eine Vielzahl von Stützen (z. B. Natursteinpfeiler) in die Einzel-
fundamente abgeleitet, welche wiederum die Lasten in den tragfähigen Baugrund weiterleiten.
Bild 8-5
Einzelfundamente
8.2 Fundamente 253
8.2.2 Streifenfundamente
Streifenfundamente werden unter Wänden angeordnet. Der Baugrund muss dabei ausreichend
standfest sein und die Fundamente werden mittig belastet. Die Fundamentform kann recht-
eckig, abgetreppt und abgeschrägt sein.
Bild 8-6
Streifenfundamentformen mit ver-
schiedenen Į-Winkeln
Bild 8-7
Hergestellte Fundamentunterfan-
gung zur sicheren Lastabtragung
Unter Wandöffnungen (z. B. Kellertüren) oder statisch unbelasteten Wandbereichen ist eine in
Fundamentlängsrichtung durchlaufende Bewehrung erforderlich. Die Baumaterialien sind mit
den verwendeten Materialien von Einzelfundamenten identisch.
Eine eher selten verwendete Form der Streifengründung ist das sogenannte Stiefelfundament,
welches nach seiner Querschnittsform benannt wird. Es handelt sich um ein einseitig auskra-
gendes Fundament (z. B. unter Grenzmauern), welches mit der aufgehenden Wand biegesteif
verbunden wird, um somit eine bessere Druckübertragung zu gewährleisten.
Die Balkengründung wird angeordnet, wenn die Gründung mit Einzellasten (z. B. bei Stützen)
belastet werden und daher zwingend eine statisch nachzuweisende Längsbewehrung erforder-
lich wird. Letztendlich sind sie mit Streifenfundamenten statisch und konstruktiv vergleichbar.
254 8 Bauteile im Erdreich
Bild 8-8
Querschnitt der Balkengründung
Die Plattengründung wird hauptsächlich im Neubau und in der Bausanierung bei der Grün-
dung von Anbauten angewandt. Bei der Plattengründung kann in Anhängigkeit der Steifigkeit
der Platte die mittragende Fläche unter Wänden und Stützen vergrößert werden. Damit erfolgt
eine Reduzierung der Bodenpressung. Diese Gründungsart wird bei nicht ausreichender Trag-
fähigkeit des Baugrundes zur sicheren Lastaufnahme durch Einzel- oder Streifenfundamente
8 gewählt.
Bild 8-9
Platte gleicher Dicke
Bild 8-10
Platte durch Balken verstärkt
8.2.4 Pfeilergründung
8.2.5 Pfahlgründung
Eine Pfahlgründung wird angeordnet, wenn Lasten von Bauwerken in einen tiefliegenden
tragfähigen Baugrund übertragen werden müssen. Es handelt sich um eine Tiefengründung.
8.2 Fundamente 255
Die Art der Kraftübertragung ist vom Baugrund und der Beschaffenheit des Pfahles abhängig.
Die Pfahlkraft wird über Manteldruck und/oder Spitzendruck in den tragfähigen Baugrund
übertragen.
Es wird im Wesentlichen unter Rammpfählen, eingepressten und gedrehten Pfählen, Bohr- und
Verpresspfählen unterschieden.
Mantelreibung
Spitzendruck
Bild 8-12
Freigelegte Pfahlgründung
256 8 Bauteile im Erdreich
Auch hier handelt es sich um eine Tiefengründung, bei der das Risiko von Absenkungen der
Fundamente bestehender Nachbarbebauungen nicht wesentlich erhöht wird. Sie wird auch
angewandt, wenn Pfeiler- oder Pfahlgründungen bzw. ein Bodenaustausch zu unwirtschaftlich
sind. Bei dieser Methode wird die Stützung des Erdreiches durch die vorgefertigten Umfas-
sungswände übernommen. Die Wände werden durch das Ausheben des Erdreiches im Inneren
der Wände (z. B. Betonrohre) in den tragfähigen Untergrund abgesenkt. Durch das Eigenge-
wicht der Wand und eventuell notwendiger Zusatzlasten wird der Reibungswiderstand an der
abzusenkenden Umfassungswand überwunden.
Mittels dieses Verfahrens werden hauptsächlich Gründungen und offene Schächte wie Brun-
nen, Klärgruben u. Ä. erstellt. Das Verfahren kann bei bestimmten Voraussetzungen auch bei
Gründungen im Grundwasser und im offenen Wasser angewendet werden. In der Bausanie-
rung sind derartige Gründungen eher selten anzutreffen.
Bild 8-13
Gründungsstabilisierung der Auenkirche
Markleeberg durch Brunnengründung
Der Bodenaustausch stellt eine Möglichkeit dar, auf eine Tiefengründung verzichten zu kön-
nen und die überwiegend wirtschaftlichere Flachgründung zur Lasteintragung in den Baugrund
einzusetzen. Die nicht ausreichend tragfähige Bodenschicht wird bis zur tragfähigen Schicht
entfernt und durch tragfähigen Boden ersetzt. Die Wirtschaftlichkeit dieser Methode ist abhän-
gig von dem Umfang des Erdaustausches, das heißt, wie groß der Abstand zwischen der
Oberkante des tragfähigen Bodens und der Unterkante des Fundamentes ist.
Unter bestimmten Randbedingungen kann der vorhandene, eigentlich nicht ausreichend trag-
fähige Erdstoff auch durch Injektionen geeigneter Injektionsstoffe verfestigt werden, um eine
ausreichende Festigkeit zur Weiterleitung von Bauwerkslasten in den tragfähigen tieferliegen-
den Bodenbereich abzusichern.
8.3 Bodenplatten 257
In der Bausanierung hat der Bodenaustausch und das Injektionsverfahren zur Bodenverbesse-
rung eine untergeordnete Bedeutung. Beide Verfahren werden nur im Einzelfall benötigt.
Grundsätzlich ist neben der Überprüfung der Tragfähigkeit des eigentlichen vorhandenen
Baugrundes auch die Wasserbelastung im Baugrund bei Planung und Ausführung zu beachten.
Bei der Planung hat der Bemessungswasserstand eine wesentliche Bedeutung. Der Planer muss
sich diese Planungsgrundlage vom Bauherren aktenkundig übergeben lassen. Gleichfalls sind
die örtlichen Gegebenheiten der Wasserverhältnisse im und am Gebäude festzustellen. Die
Qualität der Voruntersuchung, als ein Teilgebiet einer fachgerechten Sanierungsplanung, ent-
scheidet bereits erheblich über die Erfolgsaussichten der Sanierung eines Bauwerkes. Ratsam
ist es für jeden Planer, bereits frühzeitig spezialisierte Sachkundige (z. B. Baugrundgutachter,
Statiker) mit in das Projekt einzubeziehen.
Der tatsächliche Grund- und Schichtenwasserstand ist dabei wesentlich für den Ausführungs-
zeitraum der Sanierungsarbeiten. Allerdings sind auch örtliche Gegebenheiten bezüglich Was-
serverursachung durch die langjährige Nutzung der Gebäude im Sanierungszeitraum zu beach-
ten. Defekte Rohr- und Grundleitungen im und am Gebäude können zu einer Aufweichung des
Baugrundes führen und die Standsicherheit der Fundamente gefährden.
8
8.3 Bodenplatten
8.3.1 Grundsätzliches
Bei der Planung und Ausführung von Bodenplatten in der Altbausanierung ist der gesamte
Fußbodenaufbau der späteren Nutzungsart unterworfen. Dabei ist zu beachten, ob die Boden-
platte sich in oder außerhalb der thermischen Hülle des Bauwerkes befindet oder sogar ein Teil
dieser Hülle selber ist. Wenn sie ein Teil der thermischen Hülle ist, so sind die Forderungen
258 8 Bauteile im Erdreich
aus der Energieeinsparverordnung [2] und aus der DIN 4108 [1], zusätzlich zu den Forderun-
gen aus den allgemein anerkannten Regeln der Bautechnik, in ihren Inhalten umzusetzen.
Daraus ergeben sich baupraktisch immer wieder aus den festgeschriebenen Randbedingungen
Probleme, die der Wirklichkeit teilweise sehr abweichend gegenüberstehen. Der Erdstoff ist
unter der Bauwerksgrundfläche im Jahresdurchschnitt überwiegend zwischen 5-9°C warm. Die
Temperatur ist von nachfolgenden Randbedingungen hauptsächlich abhängig:
x Einbautiefe des Bauwerks
x Nutzung des Kellergeschosses
x Größe der Grundfläche
x Wasserverhältnisse im Boden
Diese Sachverhalte werden in der DIN-Norm nicht ausreichend berücksichtigt. Daher sollten
die tatsächlich vorhandenen Temperaturbedingungen in der Bemessung Einfluss finden. Aus
wirtschaftlichen Gründen ist es ratsam, dass die Nutzung des Kellers nicht verändert wird und
damit die bauphysikalische Grundanforderung verbleibt. Nur in absoluten Einzelfällen sollte
die Fußbodenkonstruktion ein Teil der thermischen Hülle des Bauwerks sein. Viel wirtschaft-
licher und effektiver ist es, wenn die thermische Hülle in der Kellerdecke verläuft.
8
8.3.3 Feuchtetechnische Problemstellungen
Die erdberührte Bodenplatte ist einer Feuchtebelastung aus dem Erdreich ausgesetzt. Sie wer-
den nach DIN 18195 „Bauwerksabdichtung“, Teil 4-6 [3], wie folgt eingestuft:
x Bodenfeuchte und nicht aufstauendes Sickerwasser (Teil 4 der Norm)
x Drückendes Wasser und aufstauendes Sickerwasser (Teil 6 der Norm)
Bei den Feuchtetransporten durch die Bodenplatte wird zwischen kapillaren und gasförmigen
Feuchtetransporten unterschieden. Die Qualitätsansprüche der Bodenplatte an die Wasserdich-
tigkeit in beiden Phasen hängt auch hier im Wesentlichen von der tatsächlichen Nutzung der
vorhandenen Räum ab. Bei hochwertiger Nutzung ist ein konstruktiver Aufbau einer Bau-
werksabdichtung nach DIN 18195, je nach Wasserbeanspruchung aus dem Baugrund, unum-
gänglich.
Allerdings kann diese Norm nur selten sinnvoll in der Altbausanierung angewendet werden.
Die in der Norm geforderten Randbedingungen sind nicht in Bestandsbauten vorhanden, so
dass eine Umsetzung der Forderungen auf Wasserdichtheit nicht komplett umgesetzt, sondern
maximal nur in Anlehnung erfolgen kann. Dieser Umstand ist in den Anwendungsbereichen
der Norm explizit beschrieben. Eine konsequente Planung oder gar Bewertung von nachträg-
lich eingebauten oder sanierten Kellerfußböden nach der DIN 18195 ist nicht ausführbar. Da-
her sind die entsprechenden WTA-Merkblätter [4] bei der Planung und Ausführung zu berück-
sichtigen.
Bei der Planung der Fußbodenkonstruktion ist aus feuchtetechnischer Sicht der Bemessungs-
wasserstand maßgebend. Wenn die Bodenplatte höhenmäßig im Grund- und Schichtenwasser
liegt, so ist entweder eine kostenaufwendige wasserundurchlässige Konstruktion zu planen und
auszuführen oder die Bauherrenschaft akzeptiert aktenkundig, dass der Keller zumindest zeit-
weise mit Wasser beaufschlagt ist. Bei der letzteren Variante kann das Wasser über einen
Pumpensumpf meist ohne verbleibende Schäden problemlos wieder abgesaugt werden.
Wenn die Bodenplatte sicher außerhalb des Grund- und Schichtenwassers liegt und nur von
einer Bodenfeuchtigkeit auszugehen ist, so ist bezüglich der konstruktiven Planung nur die
8.3 Bodenplatten 259
Nutzung von wesentlicher Bedeutung. Ist die Nutzung eher geringwertig, so reicht stellenwei-
se nur das Einlegen einer Abdichtungsbahn zwischen Erdstoff und Bodenplatte. Auf eine Her-
stellung der Anschlüsse nach WTA-Merkblättern kann verzichtet werden. Ist die Nutzung eher
etwas höherwertig (z. B. feuchteempfindliches Material), ohne dass es um den Aufenthalts-
raum von Menschen geht, so sollte die Abdichtungsbahn zwischen einem Dichtungsträger und
der Bodenplatte aufgebracht werden. Zudem müssen die Anschlüsse der Abdichtungsbahn an
aufsteigende Bauteile (z. B. Außen- und Innenwand) so geschaffen werden, dass umfangreiche
Wasserdampfdiffusion nicht stattfinden kann.
Statt der Abdichtungsbahn unter oder in der Bodenplatte können auch wasserundurchlässige
Betonkonstruktionen als Bodenplatten verwendet werden. Die Dicke der Bodenplatte ist kon-
struktiv so auszubilden, dass sich an der Innenoberseite der Platte nur Diffusionsvorgänge
abspielen können. Diese Konstruktionsart der WU-Platte gewinnt in der Sanierung immer
mehr an Bedeutung, da sie handwerklich einfach herzustellen und besser in den Baubestand
einzubauen ist.
8.3.4 Konstruktionsbeispiele
8
Grundsätzlich ist zu unterscheiden, ob die Bodenplatte in oder sicher außerhalb des Einflusses
von Grund- oder aufstauendem Sicker- oder Schichtenwasser eingebaut werden soll. Nach
dem Stand der Bautechnik ist die Wasserbelastung „Bodenfeuchtigkeit“ immer anzunehmen.
Dies gilt auch dann, wenn infolge sehr wasserdurchlässiger Böden, großer überbauter Grund-
flächen und umfangreicher Flächenversieglung um das Bauwerk der Baugrund baupraktisch
als trocken einzuschätzen ist. Bei Schichtenwasserbelastung gibt es sinnvolle Lösungen. Wenn
Keller teilweise im Grundwasser stehen, sind wirtschaftliche Lösungen von wannenförmigen
Bauwerksabdichtungen derzeit nicht bekannt. Hier sollte auf eine Nutzungsänderung des Kel-
lers verzichtet werden.
Im Folgenden werden Lösungsvarianten für den Fall vorgeschlagen, dass die Bodenplatte im
Schichtenwasser eingebaut wird:
6 1a
2 1a - Estrich
3 1b - Betonkonstruktion
h* 4 2 - Abdichtung horizontal
5 3 - Dichtungsträger
7 4 - PE - Folie
6 1b 5 - Kapillarbrechende Schicht
2 6 - Horizontalabdichtung im Mauerwerk
3 7 - Vertikalabdichtung
h*
4
Die Kosten bei dieser Variante sind so erheblich, dass diese nur bei einer hochwertigen Nut-
zung des Kellers (Aufenthaltsraum, Archiv u. a.) wirtschaftlich anwendbar ist.
Im Nachfolgenden werden Lösungsvarianten für den Fall vorgeschlagen, dass die Bodenplatte
mit Sicherheit nicht im Grund-, langfristig aufstauendem Sicker- oder Schichtenwasser einge-
baut wird und keine Beheizung erfolgt:
2 1 - Erdreich
1 2 - PE - Folie
3 - 20 cm Betonplatte in WU - Qualität
5 4 - Horizontalabdichtung im Mauerwerk
8 4 5 - Vertikalabdichtung
7 7 - Horizontalabdichtung
hergestellt. Abweichend von den über dem Gelände herzustellenden bzw. hergestellten Wän-
den sind bei der Planung und Ausführung die zu wählenden Materialien und die Wandbreiten
zu berücksichtigen.
Die Materialauswahl von erdberührten Bauteilen ist, zusätzlich zu den statischen Gegebenhei-
ten, unter dem Gesichtspunkt der Wärme- und Feuchtebelastung zu treffen. Die Materialien
sollten nicht feuchteempfindlich sein, da im geplanten Nutzungszeitraum die Bauwerksabdich-
tung zu Schäden bekommen kann. Dem Wärmedämmvermögen ist aus dem Umstand Beach-
tung zu schenken, da eine der Nutzung entsprechende Oberflächentemperatur an der Innenseite
der Außenwand gewährleistet werden muss. Sich auf eine Außendämmung (z. B. Perimeter-
dämmung) konsequent zu verlassen ist nicht ratsam. Durch Hinterlaufen von Wasser kann der
Wärmedämmeffekt erheblich eingeschränkt werden.
Bei Bestandswänden ist eine genaue Schadensanalyse vor der eigentlichen Sanierungsphase
eine absolute Voraussetzung. Nur auf dieser Grundlage ist eine Entscheidung über eine mögli-
che weitere Nutzung, der Umfang der Sanierungsleistungen und die wirtschaftlichste Sanie-
rungsart möglich. Dabei sollten vor allem überprüft werden:
x Geometrie und Materialbeschaffenheit
x Standfestigkeit (Rissbildungen) 8
x Feuchtebelastung und Feuchteverteilung
x Quantitative und qualitative Salzbelastung
Sind die Bestandswände zu sanieren, um eine weitere ausreichende Funktionstüchtigkeit über
den einzuplanenden Nutzungszeitraum sicher zu stellen, so sind die tatsächlichen Gegebenhei-
ten im Einzelfall zu beachten. Zum Beispiel sollten nur Baustoffe verwendet werden, welche
ähnliche materialspezifische Eigenschaften wie die Materialien der bestehenden Konstruktion
aufweisen. Bei gipshaltigen Bestandsmauern (z. B. vereinzelten Burgmauern) sollten zement-
haltige Baustoffe nur dann zum Einsatz kommen, wenn eine Ettringitbildung sicher vermieden
werden kann. Ansonsten kann es zu Absprengungen oder zumindest zu Gefügestörungen in
und an der Wand kommen.
Gleichzeitig sind die alten und neuen statischen Anforderungen auf die Außenwände zu beach-
ten. Durch einen Statiker ist zu überprüfen, ob die Außenwand tatsächlich sicher die neuen
bzw. veränderten Bauwerkslasten aufnehmen, ableiten und an die Fundamente abgeben kann.
Bild 8-16
Abplatzungen und Ausblühungen an
Mauerwerk durch Feuchtebelastung
aus fehlender Horizontal- und Verti-
kalsperre
262 8 Bauteile im Erdreich
Durch den Um- und zumindest teilweisen Ausbau, aber auch durch Umnutzung werden die
Bauwerkslasten bei Sanierungen verändert. Damit werden auch Lasteintragungen in Art und
Höhe verändert. Das kann bei Gefügestörungen im Mauerwerk, welche bisher keinen Einfluss
auf die Standsicherheit hatten, zu Schäden oder zum kompletten Versagen der Konstruktion
führen.
Aus früheren Baugrundveränderungen kann eine Funktionseinschränkung bzw. ein Absenken
der Fundamente erfolgt sein. Dies spiegelt sich dann in vereinzelten typischen Rissbildern
wieder.
Bei alten vorhandenen Rissen reicht vielfach
eine fachgerechte Verpressung der Mauer-
werksrisse, nachdem die Rissursachen besei-
tigt sind. In einigen Fällen ist eine „Vernad-
lung“ der Risse notwendig. Hierbei werden
geriffelte Stahlstäbe in die Lagerfugen des
Mauerwerkes kraftschlüssig mit entspre-
chendem Mörtel eingebaut. Üblicherweise
werden diese Stäbe in jede 3. bis 4. Lager-
8 fuge eingesetzt. Über die Menge sowie die
Art und Weise sollte im Einzelfall immer ein
Statiker entscheiden.
Bild 8-17
Versagen der Standsicherheit durch Gründungs-
probleme
8.4.2 Bauwerksabdichtung
Der Umfang und die Art und Weise der Bauwerksabdichtung ist abhängig von der Nutzung
der hinter den Außenwänden angeordneten Räume und der Beschaffenheit des Baugrundes
einschließlich der anstehenden Wasserbelastung. Bei der nachträglichen Bauwerksabdichtung
wird in Horizontalsperre und Vertikalabdichtung unterschieden.
Die DIN-Normen sind maximal bei der Vertikalabdichtung in Planung und Ausführung zu
beachten. Im Wesentlichen sind die Mindestanforderungen aus den WTA-Merkblättern [4] zu
erfüllen.
Die Bestandswände sind im Rahmen der Planung zwingend zumindest auf
x Statische Probleme (Standsicherheit und Mauerwerksfestigkeit),
x Materialeigenschaften (Rohdichte, Saugverhalten u. a.) und auf
x Feuchte- und Salzbelastung nach den WTA-Merkblättern [4]
zu untersuchen. Bereits bei der Inaugenscheinnahme der örtlichen Gegebenheiten werden
wichtige Details für die Planung erkennbar. Wenn eine Ausführungsplanung ohne vorherige
Mauerwerksdiagnose und der Überprüfung aller Randbedingungen erfolgt, so ist eine Fehlpla-
nung mit notwendigen späteren Korrekturen kaum zu vermeiden.
8.4 Außenwände (erdberührt) 263
Bild 8-18
Feuchtebelastungen und Ausblü-
hungen nur unter einer funktions-
tüchtigen Horizontalsperre, wo-
durch die Dichtheit der Sperre
erkennbar ist
Bild 8-19
CM-Gerät zur Bestimmung der
Feuchte in Masse-%
264 8 Bauteile im Erdreich
Bild 8-20
Niederfrequent dielektisches Mess-
gerät mit dem kennzeichnenden
Kugelkopf
Unter Umständen kann auf die Horizontalabdichtung verzichtet werden. Dies trifft im Allge-
8 meinen bei geringwertig genutzten Lagerräumen zu. Dort kann ein Feuchteeintrag in den
Wandfuß toleriert werden. Allein durch die Vertikalabdichtung wird die erdberührte und was-
sersaugende Wandfläche um bis zu 80 % reduziert. Eine Mauerwerksentfeuchtung ist die Fol-
ge.
Die Horizontalsperre ist eine im Mauerwerk eingebrachte, horizontal verlaufende Sperrschicht,
welche einen kapillaren Wassertransport von den unteren Mauerwerksabschnitten in höhere
Mauerwerksbereiche sowie in das Gebäudeinnere verhindert. Die im Einzelfall möglichen
Verfahren (siehe Tabelle 1–4) sind von statischen Randbedingungen geprägt und daher nur
von einem Sachkundigen im Bautenschutz zu empfehlen. Gleichfalls ist die Zusammenarbeit
mit einem Statiker notwendig, der die Machbarkeit der vorgeschlagenen Abdichtungsvariante
auf Durchführbarkeit aus statischer Sicht prüfen muss.
Die 1. Variante erbringt die optimale Feuchtereduzierung im Mauerwerk. Bei Variante 2 bleibt
der Wandfuß feucht. Bei Variante 3 ist mit Tauwasser an der Innenseite zu rechnen, so dass
Dämmmaßnahmen notwendig werden. Gleiches gilt abschnittsweise für Variante 4.
8.4 Außenwände (erdberührt) 265
z. B. nicht
rückbaubare
Rohrleitung
Bild 8-21 Vier grundsätzliche Varianten der Lage von Horizontalsperre und Vertikalabdichtung
266 8 Bauteile im Erdreich
Die mechanischen Verfahren sind allen anderen Verfahren vorzuziehen, da sie leicht in der
Herstellungsqualität zu überprüfen sind und sie den allgemein anerkannten Regeln der Technik
entsprechen. Ein Versagen der Sperre ist bei fachgerechter Ausführung nicht möglich.
Bild 8-23
Horizontalsperre im Sägeverfahren
Bild 8-24
Bitumenschweißbahn ist als Hori-
zontalsperre wegen der Auflast
nicht geeignet
Neben der fachgerechten Ausführung der Horizontalsperre im mechanischen Verfahren ist die
richtige Materialauswahl von Bedeutung. Das Material muss nach den tatsächlich vorhandenen
Randbedingungen ausgewählt werden.
Der Vorteil bei den Injektionsverfahren ist, dass die Abdichtungsebenen wie folgt erstellt wer-
den können:
x Parallel zum Fundament über den Mauerwerksquerschnitt (Horizontalsperre)
x Parallel zur Innenseite der Außenwand im Mauerwerk (Flächeninjektion) und
x Parallel zur Außenseite der Außenwand im angrenzenden Erdreich (Schleierinjektion)
8
Passive Verfahren* bei aufsteigender – keine Problem der – nur sehr kurzzeitige
Feuchte im Mauerwerk Standsicherheit Erfolgsaussichten
– technisch und bau- – in der Praxis kein
physikalisch bekann- bewährtes System
tes System
Aktive Verfahren** nach Herstelleranga- – keine Beeinflussung – geringe Erfolgsaus-
ben (konträre Diskus- der Standsicherheit sichten
sion in Fachkreisen) – nur geringe bauliche – physikalische Rand-
Eingriffe bedingungen für die
Funktionstüchtigkeit
noch relativ unbe-
kannt
– hoher und ständiger
Wartungsaufwand
* das Verfahren ist Stand der Bautechnik, gilt als veraltet und wird nicht mehr eingesetzt
** das Verfahren ist Stand der Wissenschaft und wird im Einzelfall baupraktisch eingesetzt
8.4 Außenwände (erdberührt) 269
Alle Verfahren bezüglich des Einbaues der Horizontalsperre sind von einem ausgewiesenen
Sonderfachmann zu planen und auszuführen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Erfolgsaus-
sichten der einzelnen Trockenlegungsverfahren erheblich unterschiedlich sind. Allein aus
diesem Grund sind nur Verfahren mit mindestens Stand der Technik zu berücksichtigen. In
speziellen Einzelfällen können auch elektrophysikalische oder thermische Verfahren ange-
wendet werden.
Lüftungstechnische Verfahren haben sich in der Praxis nicht bewährt. Bei den paraphysikali-
schen Verfahren wird der Erfolg bisher immer nur von den Vertretern der Geräte behauptet.
Neutrale bauphysikalische Institutionen, Forschungsanstalten oder Hochschulen bzw. Univer-
sitäten konnten den Nachweis der Funktionstüchtigkeit nicht bestätigen.
Eine Vertikalabdichtung ist vorrangig eine von außen an das erdberührte Mauerwerk ange-
brachte Sperrschicht, welche verhindert, dass Feuchtigkeit seitlich aus dem angrenzenden
Erdreich in das Mauerwerk eindringen kann.
8
270
Bild 8-27 Verfahren mit Einordnung und Wirkung aus technischer Sicht
8 Bauteile im Erdreich
8.4 Außenwände (erdberührt) 271
Bild 8-28
„Trockenlegung“ mit
Lüftungsröhrchen
8.4.3 Dränanlagen
Bild 8-29
Noppenbahnen sind nicht für KMB
als Schutzschicht geeignet
8.4 Außenwände (erdberührt) 273
0,5...1,0%
DN 300 DN 300
Dränrohr
NW 100
0,5...1,0%
DN 300
DN 100
DN 1000
(Übergabeschacht)
Das Wirkprinzip einer Dränanlage besteht darin, dass mittels einer Sickerpackung (z. B. aus
Kies) das im Baugrund vorhandene Sicker- und Schichtenwasser zielgerichtet in ein Dränrohr 8
eingeleitet wird. Das im Dränrohr aufgenommene Wasser wird über Rohr- und Kanalsysteme
in eine Vorflut vom Baugrund weg abgeleitet.
Dränanlagen können nur Sicker-, Stau- und Schichtenwasser vom Gebäude fernhalten. Ober-
flächenwasser von Dachflächen, Kellerpodesten oder den Außenanlagen dürfen nicht in Drän-
anlagen eingeleitet werden. Gleiches gilt für Kellerlichtschächte, welche nicht nach der DIN-
Norm über die Dränanlage entwässert werden sollen. Allerdings ist dieser eigentlich nach
Norm technische Mangel sehr häufig in der Baupraxis anzutreffen. Bei dem Lastfall Boden-
feuchte ist eine Dränung ohne Wirkung und daher nicht notwendig.
Grundsätzlich darf eine Dränanlage nicht zum Einsatz kommen, wenn sie sich im Grundwas-
serbereich befindet. Dadurch kann es zu einer künstlichen und ständigen Grundwasserabsen-
kung kommen. Zudem muss auf eine Dränung verzichtet werden, wenn keine ausreichende
und sichere Ableitung des Dränwassers über eine vorhandene Vorflut möglich ist. Die Vorflut
kann u. a. ein tieferliegender Bach oder Graben, eine Versickerungsanlage auf dem Grund-
stück oder die städtische Kanalisation sein. Bei der Kanalisation muss eine behördliche Ge-
nehmigung zur Einleitung des Dränwassers vorliegen, was in manchen Gemeinden nicht aus-
gestellt wird. Liegt eine solche Genehmigung vor, ist das Risiko eines Rückstaus von Wasser
aus dem Kanalsystem in die Dränanlage zu überprüfen. Kann ein Rückstau nicht ausgeschlos-
sen werden, ist eine Rückstausicherung zwischen Dränanlage und Kanalsystem einzubauen.
Dränanlagen sind an sich bekannte und bewährte Systeme zur Verringerung der Wasserbelas-
tung im Baugrund unter und am Gebäude, um Feuchtebelastungen auf erdberührte Bauteile zu
minimieren und dadurch Feuchteschäden zu vermeiden. Sie stellen keine Trockenlegungsmaß-
nahme dar. In Verbindung mit Abdichtungsmaßnahmen ist sie eine sichere Ergänzung, wenn
es die örtlichen Gegebenheiten (z. B. Hanglage vorhanden) fordern.
Das Problem ist, zuzüglich der meist nicht vorhandenen sicheren Vorflut, dass die Anlagen
selten fachgerecht geplant und ausgeführt werden und eine zyklisch notwendige Wartung nicht
erfolgt. Sind die Dränanlagen nicht voll funktionstüchtig oder haben keine sichere Ableitung
des Dränwassers in eine Vorflut, führt die Dränung nicht zur Entwässerung sondern zur Be-
wässerung des Baugrundes. Das Versagen der eingebauten Abdichtung und die daraus resul-
tierenden Feuchteschäden sind dann die zweifelsfreie Folge.
274 8 Bauteile im Erdreich
In der Altbausanierung werden Dränanlagen hauptsächlich dann verwendet, wenn eine druck-
wasserhaltende Abdichtung trotz der Notwendigkeit durch die Baugrundverhältnisse nicht mit
wirtschaftlichen Mitteln erstellt werden kann. Die Mehrzahl der nachträglich eingebauten
Horizontalsperren sind grundsätzlich nicht für hydrostatische Wasserbelastung ausgelegt.
Insofern ist der Einbau einer Dränanlage durchaus sinnvoll, wenn alle anderen Randbedingun-
gen für eine volle Funktionstüchtigkeit gegeben sind. Bei der Überprüfung, ob eine Dränanla-
ge sinnvoll ist, sind allerdings die im Alt- und Bestandsbau nicht genormten örtlich vorhande-
nen Randbedingungen zu hinterfragen. Bestehen Zweifel, sollte auf eine Dränanlage verzichtet
und andere Maßnahmen zur Beseitigung von Feuchtequellen im Baugrund oder am und im
erdberührten Bauteil festgelegt und ausgeführt werden.
8.5 Innenwände
Innenwände im erdberührtem Bereich haben im Wesentlichen die gleiche Funktion und den
konstruktiven Aufbau wie Innenwände in den Geschossen über der Geländeoberkante.
8 Bei der Wahl des einzusetzenden Materials bei Aus- und Umbau ist zu beachten, dass höhere
Feuchtebelastungen durch hohe relative Raumluftfeuchten auftreten und diese ausgeglichen
werden sollten. Insofern ist zum Beispiel ein Gipsputz in Innenwänden in erdberührten Ge-
schossen üblicherweise nicht einzusetzen. Hier sollten diffusionsoffene Putzsysteme bevorzugt
werden. Gleichfalls sollten Materialien bei Wandergänzungen mit stark wassersaugenden
Eigenschaften nicht zum Einsatz kommen, um bei Feuchtebelastung der angrenzenden Bautei-
le keine Feuchtebrücken einzubauen.
Die Bestandswände sind auf Feuchte- und Salzbelastung zu untersuchen. Die Feuchtebe-
lastung ist in Masse-Prozent zu ermitteln (Darr-Methode, CM-Methode) und bei der Planung
einer Horizontalsperre mittels Injektionsverfahren ist der Durchfeuchtungsgrad (DFG) zusätz-
lich zu bestimmen [5]. Dielektrische niederfrequente Messgeräte oder Messgeräte mit dem
Messprinzip der Widerstandsmessung sind nicht in ihren Messergebnissen ausreichend sicher
aussagefähig. Zudem ist zumindest eine qualitative Salzbestimmung für Sulfat, Chlorid und
Nitrat (Nitrit) vorzunehmen. Liegen die Ergebnisse vor, so können eventuell notwendige Ver-
fahren des Einbaues der Horizontalsperre oder/und anderer flankierender Maßnahmen (z. B.
Sanierputz) festgelegt werden.
Freistehende Mauern sind Wände, die mit keinem Bauwerk verbunden sind. Sie sind immer
bauliche Anlagen und werden errichtet, um ein Terrain vollständig oder teilweise räumlich
gegen ein anderes Grundstück abzugrenzen oder um Geländeversätze abzusichern. Da es sich
um bauliche Anlagen handelt, müssen die jeweiligen Landesbauordnungen bei der Planung
und Ausführung beachtet werden, vor allem dann, wenn sie an öffentlichen Verkehrsflächen
angrenzen.
Sollen freistehende Mauern Grundstücke begrenzen, werden sie in der Baupraxis häufig als
Einfriedung bezeichnet. Sie dienen vorrangig zur Vermeidung des Betretens und der Einsicht
unbefugter Personen sowie als Wind- und Sonnenschutz. Es handelt sich hierbei um einfache
Konstruktionen, die ausreichend standsicher erstellt werden müssen und ebenso ein ästheti-
8.6 Freistehende Mauern 275
sches Ziel verfolgen. Bei der Standsicherheit ist vor allem die Frostgrenze und die Kippsicher-
heit zu beachten.
Werden freistehende Mauern zum Absichern von Geländeversätzen hergestellt oder saniert, so
müssen sie hauptsächlich statische Funktionen erfüllen. Die Mauern werden überwiegend
durch den angreifenden Erddruck des Hanges beansprucht. Sie werden teilweise auch deswe-
gen als Stützmauern bezeichnet. Die ästhetischen Anforderungen rücken in den Hintergrund.
Bei neu zu errichtenden Mauern können je nach den örtlichen Gegebenheiten und den Zielvor-
gaben der Bauherren Naturstein-, Mauerwerks- oder Fertigteilkonstruktionen zur Errichtung
verwendet werden. Ist die zu errichtende Wand höher als 2,0 m, muss die Standsicherheit
durch eine statische Berechnung nachgewiesen werden. Die jeweils zulässige Wandhöhe wird
in der Landesbauordnung festgelegt.
Bei zu sanierenden freistehenden Mauern ist eine Überprüfung der Standsicherheit (z. B. Riss-
bildungen, Verdrehen, Kippen) immer notwendig. Weiterhin ist die
x Geometrie und Materialbeschaffenheit,
x Feuchtebelastung und Feuchteverteilung,
x quantitative und/oder qualitative Salzbelastung,
x Gefügestörungen und 8
x Regendichtheit
zu überprüfen. Auf dieser Basis kann dann eine fachgerechte Planung erfolgen.
Bei der Materialauswahl sind die Beanspruchungen auf die Wand und die vorhandenen Bau-
materialien zu berücksichtigen. Die materialspezifischen Besonderheiten der Bestandswand
müssen näherungsweise auch bei den vorgesehenen Materialien vorhanden sein. Ansonsten
kann es zu Rissbildungen in der Konstruktion führen, wenn das Quell- und Schwindverhalten
nicht ähnlich ist. Gleichfalls ist die thermische Beanspruchung (z. B. Sonnenstrahlen) auf die
Konstruktion nicht zu unterschätzen.
Werden die Anforderungen für das Material nicht beachtet, kommt es zwangsläufig zu Riss-
bildungen, welche dann bei Wasserbeaufschlagung gefüllt werden. Bei Frosteinwirkung ge-
friert das Wasser, verändert um das 2 1/2-fache sein Volumen, wobei es zu den typischen
Absprengungserscheinungen an der Bauteiloberfläche kommt. Bei größeren Rissen und einem
tieferen Eindringen von Wasser in den Mauerwerksquerschnitt können Gefügestörungen ent-
stehen. Beide Schädigungsarten führen bei ständiger Wiederholung des Frost-Tau-Wechsels
zur Vergrößerung der Schadbilder und damit zur Verminderung der Funktionalität der Wand.
Aus diesem Grund ist das Rissrisiko durch bauliche Vorkehrung (Geometrie, ausreichende
Abdeckung) und durch eine ausreichende Regendichtheit der Wandoberflächen (Putz, Verfu-
gung) zu minimieren.
Sind die Wandoberflächen ganz oder teilweise erdberührt, so ist auf eine fachgerechte Abdich-
tung zu achten. Bei den Vertikalflächen können Verfahren aus der DIN 18195 „Bauwerksab-
dichtung“ [3] angewendet werden. Die tatsächliche Wasserbelastung ist zu überprüfen und die
Abdichtung entsprechend zu bemessen. Wenn mit anstauendem Wasser (z. B. bei Hanglage)
im unmittelbaren Bereich des Wandfußes zu rechnen ist, sollte der Einsatz einer Dränung in
Erwägung gezogen werden. Alternativ ist die Wand statisch mit dem vorhandenen Wasser-
und Erddruck (hohes veränderbares Kippmoment) zu bemessen und eine horizontale und ver-
tikale Abdichtung gegen drückendes Wasser vorzusehen. Überwiegend ist die Alternative
unwirtschaftlich.
276 8 Bauteile im Erdreich
Bei aufsteigender Feuchte über den Mauerwerksquerschnitt ist der Einbau einer nachträglichen
Horizontalsperre auf Notwendigkeit zu überprüfen. Hier sind dann die aktuellen WTA-
Merkblätter bei der Planung und Ausführung heranzuziehen.
Wirtschaftlicher ist es öfters, wenn keine nachträgliche Horizontalsperre erstellt wird und
bewusst Verdunstungszonen im unteren Wandbereich hingenommen werden. Im Bereich der
Verdunstungszonen wird dann durch die Berücksichtigung eines Sanierputzsystems eine Ver-
dunstung des aufsteigenden Wassers ermöglicht, ohne dass es an den Wandoberflächen zu
Ausblühungen oder Putzabplatzungen kommen kann. Allerdings handelt es sich um einen
Opferputz, welcher je nach tatsächlicher Beanspruchung im Wartungszyklus von 5-15 Jahren
ausgetauscht werden muss.
Unter Decken versteht man die oberste Begrenzung eines Raumes. Sie sind in Beachtung ihrer
Geometrie und Anordnung als gerade, schräge oder gewölbte Decken einzuordnen. Eine De-
8 cke muss die vorhandenen Lasten aus Eigengewicht und Verkehrslast zu den stützenden Bau-
teilen (Wände, Stützen) weiterleiten, sowie je nach örtlicher Gegebenheit bauphysikalische
Schutzfunktionen (Wärme-, Feuchte-, Schall- und Brandschutz) erfüllen. Die Anforderungen
an die Decken bestimmen überwiegend das einzusetzende Material.
Gewölbe sind gebogene Decken, in denen ebenfalls das Eigengewicht und die Verkehrslast
(bewegliche und unbewegliche Lasten) als Drucklast zu den jeweiligen Auflagern sicher abge-
leitet werden.
Einzellasten auf Gewölbe sind dann gefährlich, wenn das Widerlager geschwächt oder die
Einzellast nicht sicher auf Grund der Gewölbebedingungen abgeleitet werden kann.
Gewölbe sind statisch nicht unkompliziert und bedürfen bei Veränderung von Lasteintragun-
gen sowie statisch veränderter Randbedingungen einer genauen Prüfung. Selbst bei nur zeitbe-
grenzten Änderungen im Fundamentbereich (z. B. Rohrverlegung, Freilegungsarbeiten usw.)
sind Vorkehrungen zur Absicherung der Standsicherheit zu treffen. Nur so können Risse und
andere Schäden bis zum Gewölbeeinsturz verhindert werden.
Bild 8-31
Statische
Gewölbewirkung
8.7 Überschüttete Decken- und Gewölbekonstruktionen 277
Bild 8-32
Standsicherheitsprobleme bei
großen Einzellasten
Bild 8-33
Veränderte statische Randbe-
dingungen durch Rohrverle-
gung und defekte Grundlei-
tung
Im Bereich der Gewölbeauflager ist ein Gleitlager, z. B. durch den Einbau von Riffelblechen
oder Plastbahnen als Horizontalsperre, zwingend zu unterlassen. Das Versagen der Gewölbe
wäre nicht zu umgehen. In diesen Bereichen kann nach Rücksprache mit einem Statiker nur
eine Horizontalsperre im Injektionsverfahren oder ein Bohrlochverfahren (mechan. Verfahren)
geplant und ausgeführt werden.
Die Gewölbedecken werden in ihrer Form unterschieden, wobei im erdberührten Bereich
hauptsächlich nachfolgende Formen vorkommen:
x Tonnengewölbe
x Kreuzgewölbe
x Böhmische Gewölbe und
x Preußische Kappe
Grundsätzlich gibt es jedoch in den Bestandsbauten mehrere Gewölbearten.
278 8 Bauteile im Erdreich
Gewölbe können aus Steinen, Ziegeln und Beton (oder in Kombination der Materialien) herge-
stellt werden, wobei bei Mauerwerkskonstruktionen die Fugen quer zur Lastrichtung angeord-
net werden müssen.
Bei der Voruntersuchung als erstem Schritt zur Planung von Sanierungsmaßnahmen, sollte der
Grundriss des Gebäudes mit überprüft (Schürfgrube) werden. Teilweise werden vergessene
oder bewusst verschüttete Kellerräume gefunden. In den früheren Jahrhunderten war es nicht
unüblich, nicht mehr benötigte Keller zu belassen und geometrisch unabhängig von der Kel-
lerkonstruktion ein neues Gebäude darüber zu setzen. Falls Kellerdecken oder Kellergewölbe
aufgefunden werden, sind diese wie alle anderen Decken in die Sanierungsplanung einzube-
ziehen.
Ansonsten könnte es bei neuer, veränderter Belastung aus dem darüber oder seitlich sich be-
findlichen Gebäude zur Überbelastung und dadurch zu einem statischen Versagen der Decken
kommen.
Sind Decken oder Gewölbe außerhalb vom Gebäude vorhanden, ist die Eigenlast und die Ver-
kehrslast (z. B. Erddruck, Verkehr) sowie die Anforderungen aus dem Feuchte- und Wärme-
schutz zu beachten. Diese Decken und Gewölbe sind erdberührte Bauteile und als solche auch
zu sanieren. Das heißt, dass sie wie erdberührte Außenwände zu planen und zu sanieren sind. 8
Auch ist aus wirtschaftlichen Gründen möglichst zu vermeiden, dass die Decken ein Teil der
thermischen Hülle von angrenzenden Gebäuden werden, nur weil der Keller in eine hochwer-
tige Nutzung des Gebäudes einbezogen wird.
Befindet sich über der Kellerdecke oder dem Kellergewölbe ein Gebäude, ist zudem der
Schall- und Brandschutz sowie die Gebäudelasten mit bei der Sanierungsplanung zu berück-
sichtigen. Gleichfalls ist gerade bei Gewölben die notwendig zu erhaltende Auflast mit in der
Planung des darüber befindlichen Fußbodenaufbaues einzukalkulieren. Von besonderer Be-
deutung sind neue Einzellasten (z. B. Wände, Stützen), wenn sie im Ausbau notwendig werden
und auf Gewölbe gestellt werden. Einzellasten können schnell zu einer statischen Überbean-
spruchung der Decken und Gewölbe führen und sind somit exakt hinsichtlich ihrer Möglich-
keiten zu überprüfen.
Die Sanierung der Decken kann üblicherweise wie eine andere Geschossdecke im Gebäude
geplant und ausgeführt werden. Allerdings ist die tatsächlich einzuplanende vorhandene relati-
ve Luftfeuchte und die eventuell vorhandene Feuchtebelastung aus kapillaren Wassertranspor-
ten über die Auflager zu berücksichtigen.
280 8 Bauteile im Erdreich
Energieeinsparverordnung 2007
WTA-Merkblätter vom Referat 4; Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkser-
haltung und Denkmalpflege e. V.
8 8.9 Bildquellenverzeichnis
Quelle Bild
www.hoermann-buchloe.de/unterbau/einzel.htm 8-5
Bauordnung Dresden 8-27, 8-30
Hans-Joachim Kadatz “Wörterbuch der Architektur“, 1988, 8-34
VEB E. A. Seemann Verlag Leipzig
Hasselbach, Architekt, Leipzig 8-22, 8-25, 8-26
Ingenieurbüro Geyer, Gräfenhainichen, www.ib-geyer.de 8-7, 8-12
Renate Schulz, Architektin, München, www.renate-schulz.de 8-17
9 Wände
9.1 Wandfunktionen
Wände sollen
x schützen und
x stützen.
Die Funktionen der Wände können im Wesentlichen in zwei Bereiche eingeordnet werden, die
deren gesamten Aufgabenkomplex beschreiben.
Schutzfunktion
Wände schützen vor Umwelteinflüssen infolge klimatischer Bedingungen und vor Lärm. Sie
bilden eine schützende Hülle, trennen Räume und schützen vor dem Einsehen und Eindringen.
Stützfunktion
Wände sind die vertikalen Bauteile der Raumbildung. Wände die nicht der Raumbildung die-
nen, werden als Mauern bezeichnet. Auf die Wände werden infolge der zugeordneten Funk-
tionen Kräfte übertragen. Die Kraftwirkung kann vertikal oder horizontal sein, sie kann sta-
tisch (ruhend) oder dynamisch (bewegend) eingetragen werden.
Bild 9-1
Kraftwirkung an Wänden
282 9 Wände
Die – Einordnung
– Lasteintragung
– Nutzungsart und
– regionale Lage
des Gebäudes bestimmen
– die Form
– die Dimensionierung
– die Konstruktion und
– die zu verwendenden Baustoffe einer Wand.
9.2 Wandarten 283
9.2 Wandarten
Die Wände werden entsprechend ihrer Lage im Gebäude als Außenwand bzw. Innenwand
bezeichnet. Sie können belastet oder unbelastet sein. Als belastete Wand bezeichnet man die
Wände, die zusätzlich zu ihrer eigenen Last Lasten anderer Bauwerksteile, z. B. Decken oder
Stützen, übernehmen müssen und in den Baugrund übertragen.
Lagebezogene Bezeichnung
Außenwand o Frontwand
o Giebelwand
Innenwand o Querwand
o Längswand
Lasteintragungsbezogene Bezeichnung
x belastete Wände
x unbelastete Wände
Ob eine Wand belastet oder unbelastet ist, unabhängig von der Lage der Wände im Gebäude
oder einer baulichen Anlage. Es gibt auch Gebäude mit geschossweise wechselnden Stütz-
systemen. Das trifft insbesondere bei Gebäuden der Baujahre 1890 bis 1914, den so genannten
Gründerzeithäusern zu.
284 9 Wände
9 Bild 9-4 Bezeichnung der Wände nach der Lasteintragung (belastete Außenwände mit be-
lasteter Mittelwand – sog. Längswandbauweise)
Bild 9-5 Bezeichnung der Wände nach der Lasteintragung (belastete Innenwände als Quer-
wände – sog. Querwandbauweise). Die Frontaußenwände sind belastet.
9.3 Wandkonstruktionen 285
9.3 Wandkonstruktionen
Der wesentliche Anteil der zu sanierenden Gebäude wurde im 19. und 20. Jahrhundert errich-
tet. Mit dieser Entwicklung waren auch Veränderungen der technischen Regelungen verbun-
den. Es wurden baurechtliche und bautechnische Regelungen in die Baugesetzgebung aufge-
nommen die grundsätzlich zu beachten waren. Die technischen Vorschriften fanden auch in
der zeitgenössischen Fachliteratur ihren Niederschlag. Es betraf vor allem:
x den bautechnischen Brandschutz
x die Tragsicherheit und
x den Wärmeschutz.
Daraus ergaben sich, wenn auch mit regionalen Unterschieden, die Regeln für den Wandbau
aus:
x natürlichen Steinen
x künstlichen Steinen und
x ungeformten Massen.
Schäden an Wandkonstruktionen haben im Wesentlichen folgende Ursachen:
x Eingriffe in die Gebäudesubstanz ohne Berücksichtigung der vorhandenen baukonstruk-
tiven Gegebenheiten 9
x Veränderungen an den geometrischen Bedingungen im unmittelbaren Umfeld
x Zerstörte oder nicht vorhandene Bauwerksabdichtungen im erdberührenden Bereich
x Zerstörte oder fehlerhaft eingebaute Konstruktionsteile, die Niederschlagswasser vom
Bauwerk ableiten sollen, wie z. B. Rinnen, Fallrohre, Abdeckungen
x Durchfeuchtung von Wandkonstruktionen durch Niederschläge, infolge des zerstörten
Oberflächenschutzes, z. B. schadhafter Außenputz
Die seit den ausgehenden 19. Jahrhundert in der Praxis ausgeführten Außenwandkonstruktio-
nen von Wohngebäuden haben einen Wärmedurchgangswiderstand, der den Forderungen der
DIN 4105, Teil 2 vom August 1981 entspricht. Um 1900 gab es eine Entwicklung der Bauge-
setzgebung, die neben Festlegungen zur Bebauung von Grundstücken auch technische Vor-
schriften enthielten. So wurden in den so genannten Lokalbauordnungen festgelegt, wie ein-
zelne Konstruktionsglieder auszuführen sind. Das betraf:
x die Tragsicherheit
x den Wärmeschutz und
x den Brandschutz.
Das Bild 9-6 zeigt Tabellen aus der Fachliteratur (Stade – Steinkonstruktionen – von 1907) aus
denen hervorgeht, wie Wände von Gebäuden zu dimensionieren sind.
Aus den Tabellen wird auch erkennbar, dass die territoriale Lage und das natürliche Angebot
von Baustoffen berücksichtigt wurde. So gibt es in der Berliner Vorschrift nur Vorgaben über
Ziegelmauerwerk. Die sächsische Vorschrift beinhaltete Ziegel und Natursteinmauerwerk. Im
Regelfall waren die Veränderungen der Wandstärken entsprechenden Absätze auf der Innen-
seite der Außenwände.
286 9 Wände
Bild 9-6 Schematische Übersicht von Mauerstärken nach der sog. Lokalbauordnung
9.3 Wandkonstruktionen 287
9.3.1 Außenwandkonstruktionen
Bild 9-7
Vollziegelmauerwerk mit Ziegel-
verblendung
Bild 9-8
Vollziegelmauerwerk mit
Ziegelverblendung, Däm-
mung an der Innenseite
der Außenwand
Vollziegelmauerwerk – Backsteinoptik
Die äußeren Außenwandoberflächen sind oft relativ gut erhalten. Häufig sind nur einzelne
9 Ziegel auszuwechseln. Die Fassadenflächen sollten nur mit Wasser gereinigt werden. Die
Erhöhung des Wärmedurchgangswiderstandes kann durch ein Dämmsystem an der Innenseite
der Außenwand oder mit einem Dämmsystem an der Außenseite der Außenwand erfolgen.
Zu entscheiden ist, ob die Fassade mit einem vertretbaren technischen Aufwand in ihrer ursprüng-
lichen Erscheinungsform wiederhergestellt werden kann, dann sollte ein Dämmsystem an der
Innenwandfläche der Außenwand angebracht werden. Sind die Zerstörungen an der Außenwand-
oberfläche erheblich oder ist eine Umgestaltung der Fassadenfläche erwünscht, dann sollte die
Dämmung an der Außenseite der Außenwand geschehen. Die Wahl zwischen Putzflächen- oder
Backsteinoptik ist technisch ohne Probleme lösbar. Mit der so genannten Flachverblendung kann
fast jede der gebräuchlichen Rohbauverbandsarten optisch gestaltet werden.
9.3 Wandkonstruktionen 289
Vollziegelmauerwerk
Bild 9-12
Vollziegelmauerwerk – Außenwandflächen verputzt
Diese Elemente sind in den meisten Fällen in einem erhaltungswürdigen Zustand und sollten
bei einer Sanierung der Fassade erhalten bleiben. Der Außenwandputz ist erfahrungsgemäß
zerstört und sollte erneuert werden. Eine Verbesserung des Wärmeschutzes wird durch das
Aufbringen eines Wärmedämmputzes als tragbar alternative Lösung erreicht.
Hohlziegelmauerwerk
Hohlziegelmauerwerke sind Wände aus Mauerziegeln mit einer Luftschicht.
9.3 Wandkonstruktionen 291
Diese Konstruktionsweise wurde um 1900 praktiziert und, wenn auch nicht sehr häufig, ausge-
führt. Die eingebaute Luftschicht sollte wesentlich zur Verbesserung des Wärmeschutzes und
des Schallschutzes beitragen. Die handwerkliche Ausführung erforderte besondere Fähigkei-
ten, damit die vorgesehenen Luftschichten nicht durch Mörtel- oder Steinreste teilweise ausge-
füllt wurden. In der Praxis sind Gebäude mit Hohlmauerwerk angetroffen worden. Diese Kon-
struktionsweise hat sich aber nicht in dem Umfang wie Vollziegelmauerwerk durchgesetzt. Die
Verbesserung der bauphysikalischen Eigenschaften von Mauerwerk wurde durch geänderte
Formgebung, z. B. Hoch- und Langlochziegel, oder die Auswahl von geeigneteren Materia-
lien, wie Porenbeton, Leichtzuschlagstoffen, erreicht. Eine Erhöhung des Wärmedurchgangs-
widerstandes durch Ausfüllen der Hohlräume hat sich als nicht praktikabel erwiesen. Bei der
Bemessung des Dämmsystems sollte der Luftraum und die innen liegende Mauerwerksschale
unberücksichtigt bleiben.
Die Begrenzung des Wärmedurchganges entspricht häufig nicht den gesetzlichen Vorschriften.
9 Für Natursteinwände ist eine Dämmung der Außenwandinnenseite eine geeignete Lösung. Es
sollte darauf geachtet werden, dass die Oberflächenelemente für den Ausgleich der natürlichen
Raumluftfeuchte geeignet sind. Die Innenseiten der Außenwandflächen sollten nicht tapeziert
und mit mineralischen Anstrichen versehen werden.
Fachwerkwände
Das Tragwerk eines Fachwerkgebäudes besteht aus Holz. Es ist ein System aus Stützen und
Riegeln. In jeder Wandfläche sollten mindestens 2 Felder eine Diagonale enthalten sein.
9
Die Ausfüllung der Gefache, meist mit
Mauerwerk oder Lehm, dient ausschließ-
lich der Bildung von geschlossenen Flä-
chen. Die Ausfachung ist ausschließlich
lasteintragend. Im Allgemeinen werden
auch die Innenwände als Fachwerkkon-
struktion errichtet. In Gebäuden die um
1900 entstanden, wurden Innenwände
nach dem Prinzip des Fachwerkes, als sog.
Bundwände, eingebaut (siehe auch Innen-
wandkonstruktionen). Die Ausfachung der
Fachwerke war oft nur ca. 12 cm und bot
nur einen geringen Schutz vor Wärmever-
lusten. Im Extremfall bildete sich Tauwas-
ser und Reif auf der Innenseite der Au-
ßenwand. Die Sanierung von Fachwerk-
wänden beginnt mit der Diagnose der
Holzbauteile. Die Holzbauteile weisen
insbesondere an den Verbindungen und im
Bereich der Schwellen Zerstörungen durch
tierische und pflanzliche Schädlinge aus.
Zur Beurteilung der Schäden und der er-
forderlichen Holzschutzmaßnahmen sollte
immer ein Holzschutzfachmann zu Rate
gezogen werden.
Bild 9-20
Fachwerkausmauerung mit Zierverbänden
294 9 Wände
Die Sicherung der Verbindungen der Holzkonstruktionen kann durch Metallelemente, wie sie
im Ingenieurholzbau verwendet werden, erfolgen. Die Sanierung der Holzbauteile kann die
Entfernung der Gefacheausfüllung erfordern. Beim Ersatz der Lehmausfachung sollten Ziegel
oder Leichtbetonprodukte verwendet werden.
Die Ausfachung mit sichtbaren Mauerverbänden ist nach dem Vorbild des Bestandes zu er-
gänzen.
Die Verbesserung des Wärmedämmvermögens der Außenwände eines Fachwerkgebäudes
kann als Dämmsystem auf der Innenseite der Außenwände angebracht werden. War die Au-
ßenseite des Fachwerkes mit einen Außenputz versehen, kann auch ein Außenwanddämmsys-
tem angebracht werden. Das Nachempfinden der Fachwerkkonstruktion kann auch durch
Holzelemente, die in das Dämmsystem eingeordnet sind, erreicht werden.
9.3.2 Innenwandkonstruktionen
Ziegelwände
Belastete Innenwände
Belastete Innenwandkonstruktionen sind im Wesentlichen aus Mauerwerk hergestellt worden.
9 Die Wandstärken betragen mindestens 25 cm. Schäden an Innenwänden sind infolge ihrer
Lage nur in wenigen Fällen in der Praxis zu erwarten. Schäden am Innenwandputz treten häu-
figer auf. Bei der Sanierung von Gebäuden werden technische Versorgungsleitungen erneuert.
Diese werden erfahrungsgemäß unter Putz bzw. in Mauerschlitzen verlegt. Bei dem Herstellen
der Mauerschlitze ist darauf zu achten, dass durch die Schlitze das Mauerwerk so gering wie
möglich geschwächt werden darf.
Unbelastete Innenwände
Unbelastete Innenwände aus Mauersteinen sind allgemein 12 cm (1/2 Stein), selten 7 cm (1/4
Stein) stark ausgeführt. Wandkonstruktionen aus Gipsdielen, Steinholz Xylolithe, Bimsstein
oder Leichtbetondielen, die um 1900 entwickelt wurden, sind selten anzutreffen.
Bundwände
Bundwände sind eine Fachwerkkonstruktion, die mit Mauersteinen ausgemauert ist.
Sie können belastet oder unbelastet sein. Das ist abhängig von der Deckenspannrichtung. Mit-
telwände und Wohnungstrennwände können als Bundwände ausgebildet worden sein. Bund-
wände sind im Regelfall mit Putz 15 cm dick. Das für eine Wohnungstrennwand erforderliche
Luftschalldämmaß wird nicht erreicht. Bei der Sanierung sind deshalb baukonstruktive Maß-
nahmen zur Verbesserung des Schallschutzes notwendig (DIN 4103). Das kann auch durch
eine biegeweiche Vorsatzschale erreicht werden.
Auf welchen Seiten diese angeordnet wird, ist bauphysikalisch unerheblich. Schäden an den
Holzteilen der Bundwände sind am Außenwandbereich infolge durchfeuchtetem Mauerwerk,
z. B. an Fallrohren, nicht auszuschließen. Innerhalb des Gebäudes sind Schäden am Holztrag-
werk eher selten. Mangelhafte Ausführung von Putzträgern kann an den Holzbauteilen zur
Rissbildung führen.
9.4 Fassaden 295
9.4 Fassaden
Bild 9-24
Fenstergewände eines Wohngebäudes
Baujahr 1900
9.4 Fassaden 297
9
Bild 9-25 Repräsentative Fassade des Bundesverwaltungsgerichts
(ehemaliges Reichsgericht in Leipzig)
Die unterschiedlichen Eigenschaften der Materialarten und deren Einbau führen zu verschie-
denen Wandbauteilen.
x Sockelmauerwerk: – Naturstein
– Natursteinverblendung
– Klinker
– Betonwerksteine
x Geschossmauerwerk: – Naturstein
– Natursteinverblendungen
– Klinker
– Klinkerverblendungen
– Betonwerksteinverblendungen
x Gesimse, Gewände, Sohlbänke: – Naturstein
– Klinker
– Betonwerksteine
Die Verwendung von Farbanstrichen ist eine Methode der Fassadengestaltung jüngerer Bauge-
schichte. Die Farbe eines Gebäudes wurde bestimmt durch die vorhandenen Bindemittel und
Zuschlagstoffe. Es lag an den Fertigkeiten des Handwerkers den Putzmörtel in der Qualität zu
mischen, dass nach Fertigstellung der Außenwandputzflächen die Fassade einen gleichmäßi-
gen Farbeindruck hinterließ. Ein nachträglicher Farbanstrich galt als Beweis fachlichen Un-
vermögens. Infolge veränderter Materialqualitäten insbesondere mit der Entwicklung der Au-
ßenwanddämmsysteme, gehören Farbanstriche zum praktizierten Standard. Eine Ausnahme
dazu stellen Gebäude oder Bauwerke dar, die restauriert werden sollen. Die Rezeptur für die-
sen Außenputzmörtel wird im Regelfall auf der Grundlage von originalen Putzresten (sofern
298 9 Wände
Die Putzflächen wiesen Schäden auf, die ein Ausbessern rechtfertigten. Das Gebäude steht
unter Denkmalschutz. Deshalb musste nach dem geltenden Recht eine denkmalschutzrecht-
9.4 Fassaden 301
liche Genehmigung eingeholt werden. Dazu waren neben einer zeichnerischen Darstellung
auch die vorgesehenen Baumaßnahmen zu beschreiben, die im Folgenden beispielhaft aufge-
zeigt werden.
Ost-Ansicht
Dach
– Neueindeckung des Daches: Material: Tondachziegel, naturrot, unglasiert
Form: Bieberschwanzziegel mit Segmentschnitt
Deckungsart: Doppeldeckung
– Schornsteinköpfe: Material: Klinkermauerziegel, blaubraunbunt
Verband: analog des vorhandenen und zu erneuernden
Schornsteinkopfes
– Rinnen und Fallrohre: Material: Titanzinkblech
Form: vorgehängt, halbrund
302 9 Wände
Fassade
– Wandflächen Die Fassade wird gereinigt, Fehlstellen sind in Form und
Farbe auszubessern. Der Vorbau am EG-Eingang an der
nördlichen Giebelseite wird zurückgebaut und erhält seine
ursprüngliche Gestalt (vgl. Nordansicht Bl. 02/2001).
– Fenster, Fenstertüren: Material: Kunststoff
Farbe: weiß
Die Fenster sollen analog der vorhandenen Fenster in ihrer
Gesamtheit erneuert werden. Die 2-flügeligen Fenster er-
halten 1 Flügel mit Dreh- und 1 Flügel mit Dreh-Kipp-
Beschlag. Bei 3-flügeligen Fenstern werden die äußeren
mit Dreh-Kipp-Beschlägen ausgestattet. 1-flügelige Fenster
sind mit Dreh-Kipp-Beschlägen auszurüsten.
9 Das Treppenhausfenster soll dem originalen Zustand wie-
der angepasst werden. Es wird 2-teilig mit feststehenden
Scheiben mit eingelegter Bleiverglasung und Mittelsäule
ausgebildet. Das 3-flügelige Fenster im EG (Westseite
Bild 3) wird mit Fenstertüren (Abbruch der Fensterbrüs-
tung) ausgestattet. (Zeichnung Bl. 02/2001).
– Haustür: Die Haustür bleibt erhalten und wird aufgearbeitet.
– Abdeckungen: Abdeckungen vorspringender Fassadenelemente sowie
Sohlbänke werden in Titanzinkblech ausgeführt.
9.5 Bildquellenverzeichnis
Quelle Bild
Kolbmüller, H., Leipzig 9-1 bis 9-5, 9-7 bis 9-19, 9-21 bis 9-33
Schmidt, Leipzig 9-20
Stahr, Leipzig 9-6
10 Dächer
Nach Ansicht der Fachleute sind in Deutschland über 80 % des Dachraumes für Wohnzwecke
ausbaufähig und nutzbar. Wenn man bedenkt, dass es etwa 36 Millionen Haushalte gibt, die
bauliche Ausdehnung auf der „grünen Wiese“ immer geringer und der Wohnraum knapp ist,
ergeben sich doch hier vielfältige Möglichkeiten. Im Gegensatz zur Dachsanierungsarbeit im
traditionellen Sinne ist der Dachausbau eine konstruktiv relativ junge Gestaltungsmöglichkeit,
wo noch viele Details im Einzelnen zu klären sind, bzw. wo praktikable Langzeitergebnisse
sicher zu weiterführenden Erkenntnissen führen. Dennoch kann man sagen, dass der erreichte
Stand der Ausbau- und Dämmungstechnik in Deutschland ein beachtliches Niveau erreicht hat.
Anzumerken wäre noch, dass neben den technischen Vorzügen des Dachausbaus der Bauwilli-
ge auch steuerliche Vorteile hat.
Das Bauteilverfahren ist nur zulässig für kleine Gebäude mit bis zu zwei Vollgeschossen und
nicht mehr als drei Wohneinheiten und verlangt einen U-Wert von 0,22 W/m²K (oder weni-
10 ger). Alternativ dazu erlaubt das Energiebilanzverfahren auch einen anderen U-Wert als 0,22
W/m²K im Dachbereich. Dieser Wert ist dann abhängig von der Ausführung und der Dämm-
qualität der übrigen Bauteile wie z. B. Fenster, Hauswände, Decken usw. Diese Berechnungen
werden in der Regel von Fachleuten erstellt, wie z. B. von Architekten und Ingenieuren.
Grundlage der angegebenen U-Werte ist folgender Aufbau:
Der Wärmeschutz wird in erster Linie von der Wärmedämmschicht erbracht und hängt von der
Art des Daches ab. Andere Schichten (Betondecke, Ziegeleindeckung oder Dachbegrünung
haben konstruktive oder mikroklimatische Aufgaben und keine Wärmeschutzfunktion. Wird
der Dachboden nicht benutzt wird nur die obere Decke gedämmt und keinesfalls die Schrägen.
An eine Dachfläche, die an einen Aufenthaltsraum anschließt, werden folgende Anforderungen
gestellt:
10.1 Konstruktive Vorbemerkungen 305
Besonders hinsichtlich Materialien aus Kunststoffen mit Weichmachern und bei geklebten
Materialien ist grundsätzlich von der konstruktiven Seite her nach der Dauerhaftigkeit des
Materials zu fragen. Bei Unterspannbahnen ist bekannt, dass sie nach spätestens zehn Jahren
Nutzung nur noch aus Glasfasergitter und lose daran haftenden einzelnen Foliensegmenten
bestehen. Trotz Weiterentwicklung auf diesem Gebiet sollte bei der Materialauswahl auch
dieser Aspekt inkl. der hiefür gegebenen Garantien und Referenzen seitens der Hersteller von
Bedeutung sein.
10 10.2.1 Prinzip
Beim geneigten Steildach kann die Wärmedämmschicht auf den Sparren, zwischen, über den
Sparren oder unter den Sparren angebracht sein. Häufig werden sie kombiniert ausgeführt.
Hohe Dämmstärken sind im Dachbereich mit geringen Mehrkosten erzielbar. Die Sparrenhöhe
sollte großzügig dimensioniert werden bei möglichst geringer Sparrenbreite, um den Wärme-
brückeneffekt des Holzanteils der Dachkonstruktion zu minimieren. Der Bereich der
Ausgleichslattung und Lattung unterhalb der Sparren kann mit Dämmung ausgefüllt werden,
besonders zwischen Sparren und innerer Bekleidung, um die Wärmebrücke des Sparrens wei-
ter zu verringern.
10
Bild 10-3
Prinzipieller Aufbau von Kalt-
dach und Warmdach
10.2.2 Wärmedämmbaustoffe
Dämmstoffe helfen, dass die Wärme nicht durch Dach und Wände entweicht. Man muss weni-
ger heizen, denn die Wärme die nicht verloren geht, braucht man auch nicht zu ersetzen, wo-
durch weniger Öl, Gas oder Kohle mit ihren ungünstigen Schadstoffabgaben unserer Umwelt
zu schaffen machen. Je mehr ein Haus gedämmt wird, umso besser wird dieser Energiesparef-
fekt erreicht.
10.2 Geneigte Dächer (Steildächer) 309
Der bekannte U-Wert als Maßstab für den bauteilbezogenen Wärmeschutz wird in der EnEV
2007 für die Altbausanierung zu Grunde gelegt. Die EnEV 2007 stellt auch neue Anforderun-
gen an die Wärmedämmung des Dachbereiches und des Dachraumes, denn über das Dach geht
üblicherweise die meiste Energie verloren, analog sind natürlicherweise dort die Einsparmög- 10
lichkeiten am Größten.
Material Eigenschaften
Künstliche Dämmstoffe
Styropor auch „weißer Dämmstoff“ erprobt und bewährt besteht zu 98 % aus Luft. Der Rest
ist Polystyrol, ein Erdölprodukt, das als Grundstoff in Form von winzigen, glasähnlichen Kü-
gelchen vorliegt.
310 10 Dächer
Bild 10-4
Mikroaufnahme der Zellstruktur von Styropor
10
Bild 10-5
Aufbau eines zweischaligen, belüfteten
Daches (Kaltdach)
Ein „Kaltdach“ ist ein zweischaliges, belüftetes Dach. Die untere Schale ist konstruktiver Ab-
schluss des Baukörpers nach oben, also Raumabschluss, einschließlich der Wärmedämmung.
Darüber befindet sich eine zweite Schale, die den Schutz vor dem Außenklima, in erster Linie
Regen, Schnee, Windlasten übernimmt. Der Raum zwischen beiden Schalen wird zur Vermei-
dung von Tauwasser mit Außenluft durchlüftet.
Allerdings ist das Kaltdach
x aufwändiger und damit teurer herzustellen und es
x schränkt die Höhe der Wärmedämmung ein.
Um Fugen, die als Wärmebrücken wirken können, zu vermeiden, muss die Dämmung dicht an
den Sparren liegen. Hier sind beispielsweise Dämmkeile von Vorteil.
Im Rahmen der Bauausführung vor Ort, kann eine ausreichende durchgehende Belüftung der
2. Ebene selten sichergestellt werden (Dachgeometrie, Gauben, Schornsteine, Dachfenster
usw.) Bauschäden können die Folge sein, wenn man sich auf die ganz oder zumindest in Tei-
len fehlende „Belüftung“ verlässt.
Kaltdächer wiesen in den früheren Jahrhunderten ein großes Volumen auf. Der große Raum
zwischen Wohnraum und Dachdeckung war oft in Speicher- und Lagerräume aufgeteilt, die im
Winter ein zu schnelles Auskühlen des Wohnraumes verhinderten.
10.2 Geneigte Dächer (Steildächer) 311
10
Tabelle 10-5 Günstige und ungünstige Aspekte für die Funktion eines Kaltdaches
hoher Dachraum, größerer Abstand zwischen niedriger Dachraum, geringer Abstand zwischen
Unter- und Oberschale beiden Schalen
Oberschale steil bis halbsteil Oberschale wenig geneigt oder ganz flach oder
sogar nach innen geneigt (Schmetterlingsdach)
Oberschale wenigstens begrenzt wärmeträge Oberschale besteht nur aus Asbestzement oder nur
aus Blech
Höhendifferenz zwischen Zuluft und Abluftöffnun- Höhendifferenz zwischen Zuluft- und Abluftöffnun-
gen erreicht 1,80 m oder mehr. gen ist sehr gering oder sogar gleich Null.
geringe oder normale Gebäudetiefen (bis 12 m) größere Gebäudetiefen (über 12 m)
Unterschale ist massiv, wärmeträge und gut diffusi- Unterschale ist aus leichten Dämmplatten zusam-
onsdicht, gleichzeitig absolut luftundurchlässig. mengesetzt, deren Fugen nur unter Schwierigkeiten
zu dichten sind; die Unterdecke selbst und ihre
Wandanschlüsse sind nicht zuverlässig luftdicht.
Der überdachte Innenraum ist warmtrocken und Überdachter Innenraum wird klimatisch und mit
weist normalen Luftdruck auf. Überdruck betrieben. Innenraum feuchtklamm,
niedrig temperiert (Kaltdach versagt!)
312 10 Dächer
Das Warmdach hat gegenüber dem Kaltdach den Vorzug, nur eine Schale aufzuweisen. Sie ist
in der Regel oberseitig wärmegedämmt und trennt den beheizten Raum von der Außenluft.
Während beim Kaltdach die wärmedämmende Ebene (die Unterschale) im Schatten liegt, wird
das einschalige Dachsystem von der Sonne bestrahlt. Durchlüftungsprobleme gibt es beim
Warmdach zwar nicht, dafür aber Entfeuchtungsprobleme.
Beim nicht belüftetem Dach wird auf die zweite Belüftungsebene zwischen Unterdach und
Dämmung verzichtet. Die Hinterlüftung der Dachhaut bleibt erhalten.
Anwendungsbereich
Das Warmdach findet vorzugsweise in folgenden Fällen Verwendung:
x über Bauwerken mit großen Gebäudetiefen, bei denen ein Kaltdachsystem schwierig oder
gar nicht auszubilden ist,
x bei Dachkonstruktionen, bei denen eine zweite Schale nicht notwendig oder sogar störend
erscheint,
x bei Standorten mit Windturbulenzen, mit hoher Nachbarbebauung oder mit Fallwinden,
x über extrem kalten Räumen, die die Funktion eines Kaltdachs in Frage stellen,
x über an höhere Nachbargebäude angrenzenden Pultdächern.
Dächer von Kompaktbauten mit beliebigen Abmessungen lassen sich nur als Warmdachsyste-
10 me ausbilden, die nicht standortempfindlich sind und keiner Durchlüftung bedürfen.
1 tragende Decke
2 Dampfbremse
3 Wärmedämmschicht auf der Dachdecke
4 Dachabdichtung
Bild 10-7
Die Grundelemente des Warmdachs
Für diesen Dachaufbau eines Warmdachs sprechen eine Reihe von Gründen:
x die volle Sparrenhöhe steht für die Dämmung zur Verfügung, was vor allem bei begrenzter
Sparrenhöhe von Vorteil ist
x Wasserdampfdifussion und Luftströmungen können keinen Schaden anrichten, wenn die
innere Dampfbremse sorgfältig ausgeführt ist
x das Dach ist „winddichter“, der Dämmstoff kann nicht von der Kaltluft durchspült werden.
x es gibt weder Zugluft noch Wärmeverlust durch eieindringende Kaltluft bei Wind oder
durch Fugen und Ritzen ausströmende warme Raumluft
x beim Neubau sollte eine möglichst große Dämmstoffstärke durch die Wahl von schmalen
hohen Sparren, Wellstoffträgeroder neuartigen Box- oder I-Träger mit der geringsten Wär-
mebrückenwirkung erzielt werden
x als Dämmstoffe sind Platten und Matten ebenso gut Schüttungen (Vorsicht Setzungsgefahr)
geeignet
10.2 Geneigte Dächer (Steildächer) 313
1 Unterspannbahn
7 1 2 Dämmfilz
6 3 Dampfbremse und Konvekti-
4 2
onssperre
5 4 Haftklebeband für Durchdrin-
gungen
3 5 Haftklebeband für Über-
lappungen
8
6 Untersparrenfilz
7 Unterspannfilz
8 Befestigungsleiste
Bild 10-8
Dämmung oberhalb der
Sparren
Beim Neubau oder einer kompletten Neueindeckung empfiehlt sich die Dämmung des Daches 10
von außen: Das Dach erhält rundum einen schützenden „Mantel“; die Dachsparren bleiben als
Elemente der Raumgestaltung von innen sichtbar. Diese Konstruktion bietet ein attraktives,
sichtbares Gebälk, erfordert aber einen höheren technischen Aufwand. Meist ist eine Unterlage
(z. B. Paneele) notwendig. Die Dämmstoffe sind im Allgemeinen teurer. Wo eine Vollscha-
lung auf Sparren üblich ist, wird eine durchgehende Wärmedämmung oberhalb der Sparren
wirtschaftlich günstiger. Die Aufsparrendämmsysteme aus Mineralwolle erreichen im Allge-
meinen höhere Schalldämmwerte.
1 Dachsteine
2 Schalung
3 Lattung
4 Dachschalungsplatten
5 Ausgleichsdämmschicht
6 Dämmschicht
7 Schalung (z. B. Paneele)
8 Balken
Bild 10-9
Aufsparrendämmung im Altbau
314 10 Dächer
Die Aufsparrendämmung hat aber auch Vorteile, da alle Bauteilschichten oberhalb der Dach-
konstruktion nahezu ohne Unterbrechung zu verlegen sind. Die Vorzüge sind:
x Durchgehende, homogene Dämmschicht
x hochwertiger Wärme-, Schall- und Brandschutz
x Schutz des Tragwerks vor thermischen Spannungen und Feuchtigkeit
x Rationelle und sichere Verlegung, da die einzelnen Funktionsschichten auf der großflächi-
gen, tragfähigen Schalung verarbeitet werden können
x hohe Energieeinsparung
x für Alt- und Neubau geeignet, da auch nachträglich einbaubar
x Baubiologisch empfehlenswert
x integrierte Wasserführung – ein zweites sicheres Dach
x der Dachraum wird ganzjährig angenehm nutzbar
x pflegeleichte saubere Dachräume
x optimaler Schallschutz
x Für jede harte Dacheindeckung sowie alle Dachlatten und -sparrenabstände geeignet
Ein oberhalb des Sparrens gedämmtes Steildach schützt:
x im Frühjahr gegen: störendem Lärm, Pollenflug, Staub, Schneeschmelze;
x im Sommer gegen: sengende Hitze, Gewitter, Hagelschlag, Regen, lästige Insekten;
x im Herbst gegen: Sturm, Laub, schadhafte Emissionen, Smog, Schlagregen;
x im Winter gegen: Schnee, Eis, Wind, beißenden Frost, klirrende Kälte.
Hierbei wird die Dämmung auf den Sparren angebracht. Das Verfahren ist beim Neubau oder
bei der Dachneueindeckung besonders dann geeignet, wenn große Dachflächen ohne Abseiten
oder Spitzbodenflächen und einfache Dachgeometrien vorhanden sind.
10.2 Geneigte Dächer (Steildächer) 315
Vorteile:
x durchgehende und damit eine lückenlose Wärmedämmung bei der die Sparren keine Wär-
mebrücken bilden
x das Holz bleibt innen sichtbar und wird in die Raumgestaltung einbezogen
x der Dachstuhl als tragende Konstruktion bleibt im „warmen „ Bereich
Nachteile:
x die Dämmstärke ist auf etwa 24 cm begrenzt, da sonst der ganze Dachaufbau aus Sparren,
x Dämmung und Dacheindeckung zu hoch wird.
x um diesen Nachteil auszugleichen, wählt man Dämmstoffe mit geringere Wärmeleitfähig-
keit.
x Eine Holzfaserplatte von 0.16 m Stärke hat einen Wärmeleitfähigkeitswert von 0,040
W (mK) d. h.
x 0,16 m : 0,040W (mK) = 4,00 /mK) W
x U = 1 : 4,00(mK)W = 0,25 W(mK)
x Eine PUR – Platte von nur 0,10 Stärke aber mit einem Wert von 0,0025 W(mK) kommt
zum gleichen Ergebnis:
x 0.10 m :0,025W(mK) = 4,00 (mK)W
x U = 1:4,00 (mK)W= 0,25 W(MK)
x Der Wechsel zu einer niedrigeren Wärmeleitfähigkeit spart also Dämmstoffstärke und
damit Bauteilhöhe
10
10.2.6 Zwischensparrendämmung
Der Dämmstoff wird zwischen den Holzbalken (Sparren) der Dachkonstruktion angebracht.
Dabei kann sie entweder als belüftete oder als nicht belüftete Konstruktion ausgeführt werden.
Grundsätzlich sind zwei Belüftungsebenen im Dach zu unterscheiden:
Die 1. Ebene zwischen Eindeckung und Unterdach hat mehrere Aufgaben. Sie soll eventuell
von außen eindringende Feuchtigkeit, verursacht z. B. durch Flugschnee oder Schlagregen,
ebenso abführen wie das von der Dachhaut abtropfende Tauwasser (Frost-Tauwechsel: Die
Eindeckung ist oft kälter als die Umgebungsluft). Und sie dient zur „Entwärmung“ der Dach-
eindeckung im Sommer bzw. bei Schneeauflage. Diese Belüftung ist von der Art der Däm-
mung unabhängig.
Die 2. Ebene zwischen Unterdach und Dämmung soll einen möglichen den von innen in die
Konstruktion eindringenden Wasserdampf abführen (was aber wegen nicht auszuschließender
langfristiger Bauschäden zu vermeiden ist). Unter dieser Ebene, aber über der Dämmung (und
den Sparren) liegt die Winddichtung.
Am preiswertesten und schnellsten lassen sich Dämmplatten zwischen den Sparren verlegen.
Es ist auch gleichzeitig die einfachste Methode, die Dachdämmung mit Hartschaumkunststof-
fen, z. B. Styropor auszukleiden. Es gibt mittlerweile sogar verarbeitungsfreundliche Styropor
– Verbundplatten, bei denen Dämmstoff und Beschichtung eine feste Einheit bilden. Sofort
nach dem Verlegen kann man die gedämmte Fläche streichen oder tapezieren. Die Anwendung
ist kostengünstig , spart Gesamtkonstruktionshöhe und bei handwerklichem Geschick und
einer gründlichen Kenntnis der Anwendungsrichtlinien ist eine Selbstmontage möglich.
316 10 Dächer
10
Wärmedämmung unter den Sparren kann aus reinen Dämmplatten oder aus Verbundplatten –
z. B. Dämmplatte mit Gipskartonplatte – bestehen. Der belüftete Sparrenraum ist größer als bei
Anordnung der Dämmung zwischen den Sparren, ansonsten erfolgt der Aufbau identisch.
1 Dachsteine
2 Lüftung
3 Konterlattung
4 Sparren
5 Dämmung
6 Verbundelement
Bild 10-12
Wärmedämmung unter den Sparren
Im Steildachbereich kommen für die Dämmung unter den Sparren folgende Platten bevorzugt
zum Einsatz:
x Bitumen-Weichfaserplatten
x Dämmplatten aus Styropor
10.2 Geneigte Dächer (Steildächer) 317
x Mehrschicht-Leichtbauplatten
x Gipsplatten
Während die Bitumen-Weichfaserplatten und die Dämmplatten aus Styropor häufig dann ein-
gesetzt werden, wenn der Dachraum für Wohnzwecke nicht weiter genutzt werden soll, wer-
den die Mehrschicht-Leichtbauplatten und die Gipskarton-Verbundplatten dann angewandt,
wenn Dachräume später noch ausgebaut werden sollen. Die Verlegung unter dem Sparren ist
handwerklich relativ einfach auszuführen. Die Platten können je nach Werkstoff geklebt, ge-
nagelt, geschraubt oder gedübelt werden. Häufig haben sie auch eine umlaufende Nut- und
Federverbindung und eine umlaufende Kante. Je nach Plattendicke haben sie recht günstige U-
Werte (0,5 bis 0,26 W/(m² K).
Bitumen-Weichfaserplatten
Bitumen-Weichfaserplatten werden für wasserableitende bzw. wasserdichte, winddichte und
diffusionsoffene Unterdächer, bei gleichzeitiger Verbesserung der Wärme- und Schalldäm-
mung, eingesetzt.
Mehrschicht-Leichtbauplatten
Für den Dachausbau mit angestrebter Wohnnutzung bieten sich auch diese Platten an. Um die
geforderten Wärmedämmwerte zu erreichen, ist eine Kombination der Dämmung zwischen
und unter den Sparren in den meisten Fällen notwendig. Die Mehrschicht-Leichtbauplatten
sind ideale Putzträger für Strukturinnenputze. Die Montage der Platten erfolgt auf einer Unter-
konstruktion, um so etwaige Bewegungen des Dachstuhls auszugleichen.
Gipsplatten
Der Einbau von Gipsplatten nach DIN EN 520 erfordert eine Unterkonstruktion, die durch
Unterlegung oder durch Keile einen Ausgleich schafft, damit eine planebene Oberfläche ent-
steht. Praxisgerecht sind Rahmenhölzer im Abstand von ca. 42 cm. Die Dämmschicht-dicke
beträgt hierbei bis 60 mm. Dickere Dämmschichten werden im Verbund zwischen den Sparren
vorgenommen.
318 10 Dächer
Bild 10-14
Dämmkeil aus Styropor mit Nut und Feder
Dabei spielt es keine Rolle, welche Form das Dach hat. Selbst verwinkelte Dachformen, un-
gleichmäßige Dachsparren oder Sparrenabstände, sowie schwierige Anschlussdetails können
mit dem Dämmkeil wirkungsvoll, sicher und dauerhaft gedämmt werden.
10.2 Geneigte Dächer (Steildächer) 319
10
Bild 10-16
Einklemmen
Unterspannbahnen im Neubau
Gemäß den Fachregeln des Dachdeckerhandwerks ist das Aufbringen einer Unterspannbahn
oder eines Unterdaches zunächst als zusätzliche Maßnahme bei besonderen Randbedingungen
zu werten. So setzt z. B. die Unterschreitung der Regeldachneigung für die betreffende Dach-
eindeckung diese Maßnahme voraus. Die Regeldachneigung ist die untere Grenze der Dach-
neigung, bei der die Regensicherheit der Dacheindeckung ohne Zusatzmaßnahmen gewährleis-
tet ist. Bei Überschreitung der Regeldachneigung kann auf o. g. zusätzliche Maßnahmen ver-
zichtet werden.
Verlegeanleitung
Als die z .Z. ausgereifteste Lösung zur Wärmedämmung zwischen den Sparren hat sich die
Rolle bewährt. Das fängt bei der Lagerung an und setzt sich über den Transport fort, denn die
Luft zum Dämmen holt sich die Wärmedämmrolle erst beim Ausrollen vor dem Verarbeiten.
Durch die variablen Zuschnittbreiten und das problemlose Zusammenfügen ist ein nahezu
idealer Materialverbrauch zu verzeichnen. Die Sparrenabstände können unterschiedlich sein.
Die aufgedruckte Strichmarkierung bildet eine große Hilfe.
Die zugeschnittene Platte wird einfach zwischen die Sparren geklemmt und hält dauerhaft
durch die Klemmwirkung des elastischen Materials. Es gibt praktisch keinen Verschnitt, weil
Reste der einen Rolle einfach mit der nächsten Rolle weiterverarbeitet werden. Die besondere
Klemmwirkung macht auch das Verlegen über Kopf besonders einfach. Das Verlegen von
322 10 Dächer
Rollen kann von einer Person ausgeführt werden. Die großformatigen und maßgeschneiderten
Platten „aus der Rolle“ lassen sich nahtlos aneinanderstoßen, bis zu 1200 mm in einem Stück.
Die sehr gute Verfilzung der Dämmplatten im Stoßbereich und die Elastizität verhütet Wärme-
brücken, auch nach dem eventuellen Schwinden der Sparren. Bei der Verlegemethode verbin-
det man das Reststück einer Rolle mit dem Anfang der nächsten Rolle. Praktisch ohne Ver-
schnitt. Rollen sind normgerecht, entsprechen dem Anwendungstyp WL, der in der DIN
18165, Tabelle 1, für die Verwendung zwischen den Sparren aufgeführt ist. Auch auseinander-
und zusammenlaufende Sparren (z. B. Fachwerk) lassen sich unkompliziert maßgenau einpas-
sen. Als Faustformel für die Disposition gilt:
Der Klemmfilz wird ausgerollt und in der Breite unter Zugabe von 1 cm auf den Sparrenab-
stand zugeschnitten. So passt der Filz immer und überall für alle Sparrenbreiten und für alle
Dachformen.
Verlegungstechnologie
Entsprechend der Festlegungen der DIN 4108 T. 10 „ Anwendungsbezogene Anforderungen
an Wärmedämmstoffe „(2003 – 02) wurden die ehemaligen Handelsnamen „Styropor“ durch
10 die Bezeichnung für Hartschaum als Expandiertem Poly –Styrol –kurz EPS ersetzt.
So standen bis 2002 die Bezeichnungen PS (15) 20,30 für ein Material mit einer Rohdichte
von 5, 20 30 kg/m³ und das Kürzel SE für schwer entflammbar. Da jedoch die Rohdichte allein
keine, für den jeweiligen Einsatzzweck wichtige Kenngröße ist, wurde nun nach Druckspan-
nung bei 10% Stauchung die 3Gruppen 100,150 und 200 kPa eingeführt. Sie lässt dem Her-
steller größere Freiheit bei der Abstimmung der Gesamteigenschaften für den jeweiligen
Einsatzweck.
Beispiel: PS 20/ SE/ WLG 040/WD (alt) = EPS 100 – 040 DAD dm (neu)
100 = Druckspannung 100 kg/m³
040 = Wärmeleitfähigkeitsgruppe
DAD = Dach-/ Deckendämmung (Aufsparrendämmplatte)
dm = Druckbelastbarkeit mittlere
Die DIN 4108 – 10 unterscheidet für Dach, Decke, Wand und Perimeter weitere Kurzbezeich-
nungen und Zusatzbezeichnungen für Wasseraufnahme, Druckbelastbarkeit, Zugfestigkeit,
Verformung und Schalltechnische Eigenschaften.
EPS-Elemente sind druck- und formstabil, schwer entflammbar und unempfindlich gegenüber
Feuchtigkeit. Die Elemente können unabhängig vom Sparrenabstand verlegt werden.
10.2 Geneigte Dächer (Steildächer) 323
Bild 10-17
Dämmung mit Nut- und Federausbildung
Bild 10-18
Verlegung direkt auf den Sparren
10
Bild 10-19
Verlegung auf die Schalung
Bild 10-20
Schichtenauf-
bau Nut und
Feder
10.2 Geneigte Dächer (Steildächer) 325
10
Bild 10-23
Verlegeschritte
10.3 Flachdächer
Beim belüfteten Flachdach liegt die Wärmedämmschicht entweder auf der Stahlbetondecke
oder über der inneren Deckenschalung. Das unbelüftete Flachdach (Warmdach) benötigt we- 10
gen der Gefahr der Tauwasserbildung eine gute Wärmedämmung und die Anordnung einer
Dampfsperre auf der warmen Seite der Dämmschicht. Beim Umkehrdach liegt die Wärme-
dämmschicht über der Dachabdichtung. Sie besteht aus geschlossenzelligem Hartschaum mit
verdichteter Oberfläche, die keine Feuchtigkeit aufnimmt und deshalb auch beim Anfall von
Wasser seine Wärmeleitfähigkeit behält. Die darunter liegende Dachhaut wird auf diese Weise
auch vor mechanischen Beschädigungen, hohen Temperaturschwankungen (Sommer und Win-
ter) und vor UV-Strahlung geschützt
Bild 10-24
Umgekehrtes Flachdach
ohne Dampfsperre
(Umkehrdach)
Konstruktionsgrundsätze
Das Umkehrdach fasst die verschiedenen Dicht- und Dampfsperrebenen des Warmdaches
zusammen und vereinfacht nicht nur im Aufwand, sondern auch in der Reduzierung gefährde-
ter Punkte. Folgende Voraussetzungen sind wesentlich:
328 10 Dächer
1. Der Untergrund muss ausreichend stabil und wärmespeichernd sein (keine plötzlichen
Temperaturschwankungen).
2. Die Abdichtung muss flexibel sein und vollflächig auf dem Untergrund aufgeklebt werden,
z. B. Polymerbitumenbahnen mit Polyestervlies-Einlage. Die Verklebung (modifiziertes
Bitumen) zur Rissüberbrückung und zur Verhinderung von Wassereindringen ist wichtiger
als die Bewegungstrennung.
3. Wärmedämmschicht mit großer Dicke, einlagig mit Stufenfalz, Wasser abweisend, druck-
fest, beständig gegen Verrottung, z. B. aus extrudiertem Polystyrol.
4. Ableitung und Abtrocknung von Oberflächenwasser über der Dämmung erfolgt durch die
Dämmschicht selbst oder getrennte Dränage.
5. Die Dämmung muss eine genügend starke Schutzschicht (Kies, Belag) gegen Auf-
schwimmen, Windsog, UV-Strahlung haben.
6. Die Randbereiche und Anschlüsse sind handwerklich und konstruktiv exakt auszubilden,
da sich hier Dichtung und Dämmung kreuzen. Hierzu sollte ein Fachmann zu Rate gezogen
werden
10
x die Dampfsperre liegt eindeutig auf der Warmseite, womit keine Kondensationsprobleme
entstehen
x die Abdichtung ist vor Temperaturschwankungen geschützt
x der Einbau ist weitgehend witterungsunabhängig
x bei Regen erfolgt ungünstiger Wärmeabfluss (auch) parallel zur Dachfläche durch unter
den Dämmplatten abfließendes Wasser
Selbstverständlich gibt es eine Vielzahl von Gestaltungsmöglichkeiten für die Sanierung oder
auch Neuherstellung eines Umkehrdaches.
Werkstoffe
Zur Abdichtung von Flachdachkonstruktionen kommen folgende Materialien in Frage:
x Bitumen
x Kunststoffdichtungen aus PE, PVC, XPL
x Mischungen aus Bitumen und Kunststoffen
Grundsätzlich sollte der Einsatz dieser Materialien minimiert werden. Vor allem der Einsatz
von Polyvinylchlorid (PVC) sollte aufgrund seiner besonders problematischen Produkteigen-
schaften nach Möglichkeit vermieden werden. Bei der Entscheidung für eine Flachdachausfüh-
rung wird gleichzeitig die Entscheidung für Materialien mit umweltbelastenden Produktlinien
getroffen. Eine Abwägung von ökonomischen und ökologischen Belangen ist erforderlich. So
kann z. B. ein Gründach nur auf einer Flachdach-Unterkonstruktion aufgebracht werden.
Als Dämmstoffe im Flachdachbereich kommen je nach Anforderung vor allem trittfeste Mate-
10
rialien zur Anwendung:
x geschäumte organische Dämmstoffe
x künstliche Mineralfasern
x Schaumglas
x Kork
x Holzfaserplatten
10.4 Gründächer
Bei begrünten Flachdächern ergänzt der Begrünungsaufbau die Wärmewirkung. Neben der
dämmenden Wirkung für das Gebäude hat die Begrünung positive Auswirkung auf die Um-
welt:
x ästhetische Gestaltung einer Dachlandschaft
x die Vegetationsschicht wirkt temperaturdämpfend und schützt das Gebäude vor zu starken
Temperaturschwankungen.
x die wasserspeichernde und –regulierende Funktion der Dränschicht entlastet das Entwässe-
rungssystem bei starken Regenfällen
x luftverbessernd wirken die Pflanzen beim Kohlenstoffdioxid-Sauerstoffaustausch sowie bei
der Staubfilterung.
x Schallschutz bietet der Schichtaufbau durch seine Masse und Mehrschaligkeit als Schall-
dämmung sowie durch seinen Halm- und Blättermantel als Schalldämpfung.
x Schutz für den Dachaufbau vor mechanischer Beschädigung, z. B. Hagelschlag und vor
Versprödung durch ultraviolette Strahlung der Sonne gewährleistet die Vegetationsschicht.
330 10 Dächer
10
Damit das begrünte Dach den gestellten Anforderungen genügt, müssen bestimmte Bedingun-
gen erfüllt sein:
x Die Dachneigung sollte 20° nicht übersteigen. Dadurch erhalten die Pflanzen während der
Vegetationszeit auf der Nordseite eines Daches ausreichend Licht
x die Wasserversorgung muss durch einen ausreichenden Schichtaufbau, wenn nötig durch
eine selbst steuernde Bewässerungsanlage mit Brauchwasser, besonders auf der Südseite,
gesichert werden
x der Windschutz durch Dachaufbauten, Wände etc. verhindert, dass die Pflanzen austrock-
nen bzw. in ihrem Wachstum gehindert werden
10.4 Gründächer 331
10.5 Dachgeschossausbau
10 Seit Inkrafttreten der EnEV 2002 waren viele Hauseigentümer gesetzlich verpflichtet bis Ende
2006 wärmetechnische Verbesserungen der obersten Geschossdecke durchzuführen.
Nachrüstverpflichtung der obersten Geschossdecke über beheiztem Wohnraum bestand:
x bei Mehrfamilienhäusern
x bei zugänglicher, aber nicht begehbarer Oberseite
In der EnEV 2007 wurden diese Verpflichtungen noch einmal unterstützt und verstärkt (An-
hang 3)
10.5.1 Dachgeschossdeckendämmung
Solange das gesamte Dachgeschoss nicht ausgebaut wird ist es notwendig, die Dachgeschoss-
decke energetisch zu verbessern. Die Dachgeschossdecke ist das Bauteil, welches bei einer
Zusatzdämmung zur erheblichen Einsparung an Energie beiträgt. Die Dämmmaßnahmen las-
sen sich dabei mit relativ geringem Aufwand realisieren.
Bei der Wärmedämmung der Dachgeschossdecke ist Folgendes zu beachten:
x Die Dachgeschossdecke sollte von oben gedämmt werden. Eine Dämmung von unten, d. h.
innerhalb der Wohnung ist aufwändiger und führt eventuell zu einer nicht vertretbaren Re-
duzierung der lichten Raumhöhe.
x Die konstruktive Ausbildung der Dämmung ist abhängig von der weiteren Nutzung des
Dachraumes. In nicht genutzten Bodenräumen, z. B. Drempelgeschoss, reicht eine offene
Verlegung der Dämmstoffe.
x Für begehbare Dachräume muss über der Dämmschicht ein neuer Fußboden ausgebildet
werden. Wenn der Bodenraum nicht genutzt wird, reichen i. d. R. Laufstege für den
Schornsteinfeger.
10.5 Dachgeschossausbau 333
x Durch die Dämmmaßnahmen an der Dachdecke sollte keine Verschlechterung des Schall-
schutzes erfolgen, d. h. ein Auswechseln der vorhandenen Schüttung durch Dämmstoff
darf im Allgemeinen nicht vorgenommen werden.
x Für die Dachdeckendämmung können zwei unterschiedliche Verfahren zur Anwendung
gelangen. Es werden Platten ggf. mit Deckschichten verlegt, oder der Dämmstoff wird auf-
gespritzt bzw. in Hohlräume eingeblasen.
Bild 10-28
Dämmung der obersten
Geschossdecke
10
Beim nachträglichen Ausbau sind eine Vielzahl von Besonderheiten zu berücksichtigen. Bei-
spielsweise darf der konstruktive und statische Aufbau der Dachkonstruktion nicht geschwächt
werden. Es empfiehlt sich also vor dem Ausbau, einen ausgewiesenen Fachmann zu Rate zu
ziehen.
Das Klima in Wohnräumen wird positiv beeinflusst durch:
Im Winter: 1. Ausreichende Dämmdicken
2. Kleine Wärmeleitfähigkeit der Baustoffe
Im Sommer: 1. Hohe Speicherfähigkeit der Baustoffe
2. Maximierung der Raumhöhe
3. Minimierung der Fensterfläche, Verschattung
4. Reduzierung von Wärmequellen im Dachraum
5. Regulierbare Belüftung, Nachtlüftung
6. Schwere Bauweise von Decken und Giebelwänden
Die üblichen Dachkonstruktionen aus Sparren, Wärmedämmung und Dachziegel sind Leicht-
konstruktionen, bei denen wegen der geringen Masse der Schallschutz und im Sommer das
Raumklima unbefriedigend sind. Durch direkte Sonneneinstrahlung entsteht unterhalb der
Dachdeckung Stauwärme, die abgeführt werden sollte. Im Sommer kommt es deshalb vor
allem darauf an, den Durchgang der Tageshitze zu verzögern und eingedrungene Wärme aus-
reichend zu speichern. Aus diesem Grunde sollte an Giebelwänden keine Innendämmung an-
gebracht und die Innenwände aus schweren Baustoffen ausgeführt werden. Notwendig ist auch
334 10 Dächer
eine ausreichende Durchlüftung während der kühlen Nachtzeit oder an frühen Morgen
zweckmäßigerweise als Querlüftung.
Es gibt Dämmstoffe, die sich mehr für den winterlichen und andere, die sich mehr für den
sommerlichen Wärmeschutz eignen. Optimale Dämmstoffe, die für beide Zwecke gleicherma-
ßen angewendet werden können gibt es (noch) nicht. Die derzeitigen Dämmstoffe lassen sich
jedoch nach ihrer Speicherfähigkeit (Leistungsfähigkeit) zusammenstellen und in konstruktiver
Kombination mit passenden Beplankungen so einbauen, dass sie sowohl den Anforderungen
an den sommerlichen als auch an den winterlichen Wärmeschutz genügen. Nach einem kom-
plizierten Rechenverfahren (U-Wert) und Temperaturamplituden-Dämpfung wird die Leis-
tungsfähigkeit der Dämmstoffe ermittelt und in einer Tabelle zusammengestellt.
1 2 3 4 5
Dämmstoff Wärmeleit- Speicher- Dicke für Dicke für Summe
fähigkeit fähigkeit Sommer Winter Spalte 3+4
3
W/mK Wh/m K m m m
Will man schlanke und wirksame Konstruktionen zusammenstellen, dann wählt man Dämm-
stoffe aus, die in den oberen Zeilen der Tabelle 10-9 stehen. Dämmstoffe aus Zellulose und
Holz weisen eine ausgeglichene hohe Leistungsfähigkeit auf! Am Ende der Tabelle findet man
die Dämmstoffe mit geringer Speicherfähigkeit die zur Realisierung des sommerlichen Wär-
meschutzes große Dämmdicken oder zusätzliche innere Beplankungen brauchen.
Wird ein Dämmstoff mit geringer Speicherfähigkeit in eine Dachkonstruktion eingebaut, dann
wird die Speicherfähigkeit der Dachkonstruktion auf der Innenseite mit einer Beplankung
verbessert werden. Tabelle 10-10 listet Beplankungsbaustoffe nach der Speicherfähigkeit ge-
ordnet auf. Die Baustoffe mit der besten Speicherfähigkeit stehen in der Tabelle 10-10 oben.
10.6 Normen, Richtlinien, Merkblätter 335
1 2
Beplankung
Dichte Speicherfähigkeit
3 3
kg/m Wh/m K
Holz und Holzwerkstoffe haben eine hohe Speicherfähigkeit und übertreffen z. B. die von
Gipsplatten.
Dämmstoffe hoher Speicherfähigkeit können in der Regel mit allen angegebenen Beplan-
kungsbaustoffen verbaut werden und die Konstruktionen erreichen hohe Leistungsfähigkeit.
Dämmstoffe geringer Speicherfähigkeit brauchen innere Beplankungen mit hoher Speicherfä- 10
higkeit. Die Leistungsfähigkeit dieser Konstruktionen ist insgesamt niedriger.
336 10 Dächer
Regelwerke:
Fachregel für Dächer mit Abdichtungen – Flachdachrichtlinien, Herausgeber: Zentralverband des
Deutschen Dachdeckerhandwerks e.V., Köln und Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. -
Bundesfachabteilung Bauwerksabdichtung
Richtlinien für die Planung, Ausführung und Pflege von Dachbegrünungen. Herausgeber: FLL, For-
schungsgesellschaft Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau e.V.
Richtlinien für die Montage von Stahlprofilblechen für Dach- und Deckenkonstruktionen. Herausge-
ber: Industrieverband zur Förderung des Bauens mit Stahlblech e.V., Düsseldorf
Richtlinien für die Ausführung von Metall-Dächern, Außenwandbekleidungen und Bauklempnerarbei-
ten, Herausgeber: Zentralverband Sanitär, Heizung, Klima (ZVSHK), St. Augustin
10.7 Bildquellenverzeichnis
Quelle Bild
11.1 Allgemeines
x Decken sind Platten oder horizontale Scheiben, die Räume von den oberen oder anderen
Räumen abtrennen.
x Decken nehmen Verkehrs- bzw. Nutzlasten auf und leiten diese zusammen mit den Eigen-
lasten über die
– Auflager
– Wände
– Fundamente
in den Baugrund ab.
x Decken schützen die Geschosse untereinander vor unerwünschten bauphysikalischen Ein-
flüssen. Sie erfüllen folgende Aufgaben:
– Wärmeschutz
– Schallschutz
– Feuchtigkeitsschutz
– vorbeugenden bauschutztechnischen Brandschutz
Ebene Decken
Bild 11-1
Tragwerk Stahl
340 11 Decken
11
x Tragwerk Holz: Vollholzbalken
I-Balken aus verleimten Bohlen
Bild 11-3
Tragwerk Holz
11.2 Konstruktionsarten der Decken 341
x Gewölbte Decken: – Kappen aus Mauerziegeln oder Beton auf Mauerwerk aufliegend
– Kappen aus Mauerziegeln oder Beton zwischen Stahlprofilen
Der Nachweis der Tragsicherheit von ebenen Massivdecken mit einem Tragwerk aus Stahlbe-
ton oder Stahl erfolgte auf der Grundlage der in der Phase der Bauausführung geltenden tech-
nischen Vorschriften. Die Auswahl der Vollholzbalken von Holzbalkendecken erfolgte um
1900 auf der Grundlage von Tafelwerken.
11
Bild 11-5 Tragfähigkeit von Holzbalken, Tabelle aus einer Bauordnung von 1902
342 11 Decken
Mit der Entwicklung des Ingenieur-Holzbaues erfolgte auch der Einbau von zusammengesetz-
ten Holzprofilen wie
x genagelte Vollkantbinder
x verleimte I-Balken
11
Die Nachweise der Tragsicherheit von Deckentragwerken von Gebäuden oder baulichen Anla-
gen sind im Regelfall in den archivierten Bauunterlagen der für die Genehmigung des Bauvor-
habens zuständigen Behörden zu finden. Aus diesen Unterlagen sind Lastaufnahmen und Aus-
sagen zu den einzubauenden Materialien enthalten. Sollten Zweifel an der Tragsicherheit einer
Deckenkonstruktion aufkommen, so ist im Rahmen der Schadensanalyse eine Feststellung der
eingebauten Materialarten durch Entnahme von Proben zu empfehlen. Festzustellen wäre bei
Stahlbetontragwerken:
x Betonqualität
x Stahlqualität
x Lage und Dimension der eingebauten Stahlbewehrung
Bei Stahltragwerken kann eine Feststellung der Schweißbarkeit des für das Stahltragwerk
verwendeten Stahls notwendig sein.
11.3 Sanierung von Decken 343
Die Sanierung von Stahlbetondecken ist analog der Sanierung von Stahlbetonteilen (siehe
Kap. 4).
Für Holzbalkendecken sind die Decken mit Vollholzbalkenquerschnitten repräsentativ, die
infolge ihres Baualters zur Sanierung anstehen. Die Sanierung gewölbter Decken aus Mauer-
ziegeln beschränkt sich auf die Ergänzung von Fugen, Schäden aus Feuchtigkeitseinflüssen
und Austausch des Fußbodenaufbaus.
Bild 11-7
Gewölbekappe aus
Mauerziegel, Decke
über KG
Bei Zweifeln über die Tragsicherheit wegen erheblicher Schäden an den Gewölbesteinen, 11
insbesondere im Gewölbescheitel bzw. an den Auflagern, ist der Einsatz der Decke zu prüfen.
Schadensschwerpunkt bei Holzbalkendecken sind die Auflagerbereiche. Besonders betroffen
sind die Deckenbalken der Dachgeschossdecken. Um Schäden feststellen zu können, sollte ein
25 - 30 cm breiter Streifen des Fußbodenbelages an den Außenwänden aufgenommen werden.
Im Regelfall sind Schalbretter oder Hobeldielen als Nutzschicht eingebaut worden. Diese Brei-
te wird durch das Entfernen von 2 bis 3 Dielenbrettern erreicht. Es ist zu empfehlen den Zu-
stand aller Balkenköpfe im Dachgeschoss zu untersuchen. Stichproben sind nicht ausreichend.
Die Instandsetzung der Holzbalken im Auflagerbereich kann wie folgt ausgeführt werden:
x Anlaschen von Holzprofilen oder Holzlaschen seitlich oder unterhalb des verschlissenen
Balkens.
x Vorgefertigte Stahlelemente
x Ersatz des Balkens im Auflagerbereich – des sog. Balkenkopfes – durch bewehrten Kunst-
harz.
344 11 Decken
11
Bild 11-9
Instandsetzung eines Balken-
kopfes mit I-Stahlprofilen,
befestigt mit Sechskant-Holz-
schrauben
11.4 Fußböden
Allgemeine Anforderungen
x Widerstand gegen Abnutzung
x Schicht zum Begehen
x leichte Sauberhaltung
x fußwarm
x gute optische Gestaltung
Bauphysikalische Anforderungen
x Luftschalldämmung
x Trittschalldämmung
x Wärmedämmung
Auf die Schalldämmung hat das Gewicht der Geschossdecken einen erheblichen Einfluss. Bei
Geschossdecken mit einem Flächengewicht unter 350 kg/m² sind tritt- und luftschalldämmende
Konstruktionen erforderlich.
11
Erdgeschossfußboden
Der Erdgeschossfußboden ist erfahrungsgemäß oft nicht mehr funktionsfähig. Der Wärme-
schutz entspricht kaum den allgemein gültigen Anforderungen. Der Neuaufbau des Erdge-
schossfußbodens ist zu empfehlen. Eine Untersuchung der freigelegten Deckenbereiche auf
den Befall durch pflanzliche Schädlinge sollte ebenfalls erfolgen.
346 11 Decken
11
Geschossfußboden
Bei Geschossdeckenfußböden sind die Nutzschichten weitgehend abgenutzt. Der Neuaufbau
ist, auch wegen des optischen Eindruckes, Standard.
Bei Geschossfußböden auf Massivdecken soll vor allem der Deckenaufbau im Bereich der
Nassräume geprüft werden, da diese oft mangelbehaftet sind. In den allgemeinen Wohnberei-
chen ist ein Austausch der Nutzschichten hinreichend.
Geschossfußböden auf Holzbalkendecken bestehen aus einem 2,4 cm dicken Belag aus Hobel-
diele. Dieser Belag ist unterschiedlich abgenutzt. Er kann, sofern dieser nicht durch tierische
oder pflanzliche Schädlinge befallen ist, als Tragschicht für den Fußbodenaufbau belassen
11.4 Fußböden 347
werden. Der vorhandene Holzbelag ist mit Nägeln auf dem Holzbalken befestigt. Die Befesti-
gungen haben sich durch die Benutzung gelockert. Die Dielen sind deshalb zusätzlich durch
Schrauben mit dem Holzbalken zu verbinden. Der Einschub aus Schlacke sollte aus schall-
schutztechnischen Gründen nicht entfernt werden.
Bild 11-14
Holzbalkendecke, Fuß-
bodenaufbau mit verbes-
serter Schalldämmung
Im Dachgeschoss sind die Decken- und Fußbodenkonstruktionen oft durch tierischen und
11
pflanzlichen Schädlingsbefall erheblich geschädigt.
Als Folge des Schädlingsbefalls kann der Austausch des mineralischen Einschubes notwendig
werden. Durch den Austausch des Einschubes soll aus schallschutztechnischen Gründen keine
Minderung der Deckenlast erfolgen. Als geeignetes Austauschmaterial können Bauelemente
aus Spezialporenbeton eingebaut werden. Dieser Porenbeton darf keinen Restfeuchtigkeitsge-
halt haben.
348 11 Decken
11.5 Bildquellenverzeichnis
Quelle Bild
11
12 Feuerungsanlagen
12.1 Feuerstätten
Feuerstätten sind an eine Abgasanlage angeschlossene Einrichtungen zur Erzeugung von Wär-
me durch Verbrennen fester, flüssiger oder gasförmiger Brennstoffe. Sie bestehen überwie-
gend aus nichtbrennbaren, formbeständigen Baustoffen.
Bild 12-1
Herd und Ofen in Einem
Feuerstätten müssen nach der Feuerstättenverordnung in der Bauart und den Baustoffen nach
12 so beschaffen sein, dass
x sie den beim bestimmungsgemäßen Betrieb auftretenden Beanspruchungen standhalten
x sich die Feuerungsanlage bzw. Wärmeträger und das Wasser der Warmwasserversorgung
sich nicht gefährlich erwärmen können,
x gefährliche Ansammlungen von Energie in den Feuerstätten verhindert wird,
x gefährliche Ansammlungen von zündfähigen Gasen und Dämpfen in den Anlagen verhin-
dert wird und
x Gase und Dämpfe nicht in Mengen in den Aufstellraum gelangen können, dass Gefahr für
Mensch und Tier entsteht.
Die Auswahl einer Feuerstätte ist hauptsächlich von nachfolgenden Randbedingungen und
Fragestellungen abhängig:
x Art und Größe (Querschnitt und Länge) des vorhandenen Schornsteins
x Soll ein neuer Schornstein installiert werden oder eine Querschnittsanpassung bei einem
alten Schornstein erfolgen?
x Art und Größe des Anschlusses an den Schornstein ist vorhanden
x Geplanter Zweck der Feuerstätte (Heizen, Backen, Kochen usw.)
x Geplanter Standpunkt und die dort vorhandenen Randbedingungen (Statik des Aufstellor-
tes, Wandmaterial usw.)
x Größe der Fläche und des Raumes, die von der Feuerstelle beheizt werden soll
12.1 Feuerstätten 351
Offene Kamine sind Feuerstätten mit einem Rauchfang und ohne Heizgaszüge. Es wird zwi-
schen Bauart A und Bauart B unterschieden. Das Betreiben von Kaminen darf nach den deut-
schen Vorschriften nicht dauerhaft erfolgen, so dass ein Kamin hauptsächlich als Sekundärhei-
zung dient.
Bei der Bauart A handelt es sich um einen Kamin mit einem Kamineinsatz oder mit einer Ka-
minkassette. Der Kamin kann sowohl mit geschlossenem als auch offenem Feuerraum betrie-
ben werden. Die Wärmeabgabe erfolgt über die Strahlungswärme durch die Feuerraumöffnung
und über Konvektion. Der Wirkungsgrad ist gegenüber dem offenen Kamin der Bauart B hö-
her.
Bei der Bauart B handelt es sich um einen Kamin, wo der Feuerraum handwerklich individuell
erstellt wird und der Einbau von Kamineinsätzen oder von Kaminkassetten unterbleibt. Im
Sinne des Baurechtes gibt es keine allgemeingültigen technischen Regeln (z. B. Normen),
sondern nur die Fachregeln aus dem Ofen- und Luftheizungsbau. Der Kamin wird grundsätz-
lich im offenen Zustand betrieben. Die Wärmeabgabe in den Raum erfolgt nur über den offe-
nen Feuerraum. Dieser Kamintyp ist üblicherweise vor allem für die Aufwertung des Raumes
gedacht. Er verfolgt ästhetische Ziele und dient nicht vorrangig der Beheizung.
Können Kamine bestimmungsgemäße auch offen betrieben werden, so müssen sie an einen
einzelnen Schornstein angeschlossen werden. Eine mehrfache Belegung des Schornsteins ist
nicht zulässig. Ein Schornsteinfeger sollte bei der Planung mit einbezogen werden.
Der Wirkungsgrad von Kaminen liegt bei durchschnittlich 10–20 %. Im Einzelfall können
30 % erreicht werden.
12
Bild 12-2
Offener Kamin, Bauart B
– eine rein handwerkliche
Leistung
12.1.2 Heizkamine
Ein Heizkamin wird bestimmungsgemäß nur mit geschlossenem Feuerraum betrieben. Dabei
handelt es sich um eine Feuerstätte mit Kamineinsatz oder Kaminkassette. Die Heizgaszüge
352 12 Feuerungsanlagen
sind entweder aus metallischem oder keramischem Material. Zusatzfunktionen, wie Trink- und
Heizwassererwärmung können eingebaut werden.
Die Erwärmung des Raumes erfolgt über Strahlung aus der verglasten Kamintür, über Konvek-
tion und bei einigen Typen zusätzlich über Wärmestrahlung der Verkleidung. Speicherkamine
sind eine besondere Form der Heizkamine. Neben der Strahlungswärme über die Feuerraum-
öffnung erfolgt die Wärmeabgabe vorrangig über die Verkleidung im Bereich der Heizgaszüge.
Bei Heizkaminen ist eine Mehrfachbelegung des Schornsteins möglich. Der technische Zusam-
menhang zwischen wirksamer Schornsteinhöhe, Schornsteinquerschnitt und der Leistung des
Heizkamins ist bei der Planung zu beachten. Der Wirkungsgrad liegt bei 70 bis maximal 80 %.
12
12.1.3 Kaminöfen
Kaminöfen als jüngste Entwicklung in der Feuerungstechnik für Festbrennstoffe haben in den
letzten Jahren viele Interessenten gefunden. Der Grund liegt in der einfachen Handhabung bei
der Aufstellung und Bedienung sowie der schnellen Wärmeabgabe nach dem Anzünden des
Ofens. Sie haben jedoch wenig Speichermasse, was dazu führt, dass die Wärmeabgabe über-
wiegend nur im Zeitraum des Abbrandes erfolgt. Danach kühlt der Ofen schnell wieder ab.
Vereinzelt wird versucht, diesem Nachteil durch die Anbringung von Speckstein oder Kera-
mikelementen im Bereich der Außenwände bzw. Decken des Ofens zu minimieren. Nur durch
12.1 Feuerstätten 353
einen Dauerbetrieb kann theoretisch eine ständige Wärmeerzeugung abgesichert werden. Der
Aufwand hinsichtlich Brennstoffverbrauch und Bedienzeit ist jedoch erheblich.
Wirtschaftlich kann ein Kaminofen nur als Neben- und Zusatzheizung verwendet werden.
Allerdings sind es im Abbrandzeitraum leistungsstarke Öfen mit einer Nennwärmeleistung
zwischen 5 bis maximal 12 kW/h. Dies reicht aus, um Räume mit größerem Wärmebedarf
auszuheizen.
Der Wirkungsgrad von Kaminöfen erreicht bis zu 80 % bei geschlossenem Zustand.
Allgemein bekannt ist der sogenannte „Berliner Kachelofen“ mit seiner angenehmen, über
viele Stunden anhaltenden Strahlungswärme. Kalte Füße oder ein Gefühl des „heißen Kopfes“
ist bei dem Ofentyp unbekannt. Der Nachteil war die tägliche Beseitigung der Asche und die
1–2 mal jährliche Reinigung der Feuerstätte zur Beseitigung von Ruß. Eine weitere Unan-
nehmlichkeit war die Aufheizzeit der Ofenkacheln bis zur ausreichenden Wärmeabgabe. Im
Wesentlichen gibt es zwei verschiedene Arten von Kachelöfen – der Einsatzofen und der
Grundofen.
Einsatzofen
Der Einsatzofen, traditionell auch Kachelofen-Luft-Heizung oder Warmluftofen genannt, hat
einem industriell gefertigten Feuerraum. Der Einsatzofen erzeugt im ungünstigsten Verhältnis
zu ca. 80 % Warmluft und zu 20 % Strahlungswärme. Er wird oft in einer Mischkombination
gebaut, bei der zwischen Brennraum und Nachheizsystem keramische Züge eingebaut werden
um das Warmluft-Strahlungs-Verhältnis zu verbessern.
12
Bild 12-7
Funktionsskizze eines Einsatzofens
Der Ofen eignet sich als Primär- oder Zusatzheizung. Effektiv ist dieser Ofentyp oder zur
Wärmeerzeugung in der Übergangszeit, wo der Wärmebedarf relativ kurzzeitig benötigt und
eine schnelle Wärmeabgabe gewünscht wird. Ein harmonisches und lang anhaltendes gleich-
mäßig warmes Raumklima lässt sich nur sehr schwer erhalten. Dies resultiert aus der geringen
Speichermasse gegenüber anderen Öfen (z. B. Grundöfen), was zwar zu einer schnellen Wär-
meabgabe, aber auch zu einer ebenso schnellen Abkühlung führt. Der Ofen kann nur solange
heizen, wie er gefeuert wird. Die Nachheizphase ist relativ gering.
Ein wesentlicher Nachteil ist allerdings durch sein Wirkprinzip der Konfektion von Warmluft
vorgegeben. Der Ofen erzeugt trockene und staubige Luft. Die kalte Luft wird von unten ange-
saugt, durch den Luftspalt zwischen Ofenwand und gusseisernen, ausschamottierten Feuer-
raum bzw. dem Stahl-Nachheizregister geleitet und an die Raumluft durch Lüftungsöffnungen
wieder abgegeben. Bei diesem Vorgang kann es zu einer Verschwelung von Staubpartikel aus
12
Bild 12-8
Einsatzofen
12.1 Feuerstätten 355
der Luft kommen, was die Lufthygiene empfindlich beeinflusst. Um die Lufthygiene kaum
oder nicht negativ bei Nutzung des Warmluftofens zu beeinflussen, sollte bei diesem Ofentyp
kein Umluft- sondern ein Frischluftsystem verwendet werden.
Grundofen
Ein Grundofen hat einen individuell vom Handwerker gebauten Feuerraum. Er erzeugt zu ca.
80 % Strahlungswärme und zu ca. 20 % Warmluft. Die Energieausbeute aus festen Brennstof-
fen ist höher als bei anderen Öfen. Der Feuerraum und das Zugsystem besteht aus Schamotten.
Der Ofen eignet sich als Grundheizung und für den Dauerbetrieb. Durch die große Speicher-
masse von 1,5–2,2 t ist die Wärmespeicherung hoch und die Wärmeabgabe an die Raumluft
entsprechend lang. Gleichfalls wird die relative Raumluftfeuchte nicht so extrem beeinflusst,
wodurch sich ein angenehmes und lang anhaltendes Raumklima entwickeln kann. Die Raum-
luft bleibt weitgehend ruhig, wodurch keine unüblichen Staubaufwirbelungen entstehen kön-
nen. Die Oberflächentemperaturen sind so niedrig, dass keine Verschwelung von Staub erfolgt.
Da der Ofen weitestgehend Strahlungswärme abgibt, ist sein Aufstellplatz von besonderer
Wichtigkeit. Gleichfalls kann sich die relativ lange Aufheizphase (gegenüber dem Einsatzofen)
negativ auswirken, da es sich um ein relativ träges Heizsystem handelt. Die relative Trägheit
ist jedoch von der tatsächlich vorhandenen Speichermasse, der Art und Weise der Ofentür und
vom Verhalten der Nutzer bezüglich der Brennzyklen abhängig.
In den letzten Jahren findet ein aus Österreich kommender Speicherkamin immer größere Be-
liebtheit. Das Wirkprinzip ähnelt sehr einem Grundofen, wobei auch eine Zuordnung als Ka-
min nicht ganz abwegig ist. Er besteht aus einem voll keramischen Speicherkern mit wärme-
speichernden Steinen, einem häufig mit Glaskeramik verschlossenen Feuerraum und einem
keramischen Zugsystem (Sturz-, Steig- u. liegende Züge). Durch die große Glastür des Feuer-
raumes wird sofort nach Anzünden des holzbeheizten Kamins Wärme abgegeben. Durch die
vom Feuerraum nachgeschalteten keramischen Speichermassen erzeugt der Ofen (Kamin) viel
Strahlungs- und weniger Warmluftwärme. Das Verhältnis des Anteils Wärmestrahlung zu
12
Warmluft ist bis zu 85 % zu 15 % herstellbar und hängt von Lage und Konstruktion ab. Der
Ascheanfall ist derart gering, dass eine halbjährliche Entnahme nach Herstellerangaben völlig
ausreicht. Er führt die Vorteile des bestimmungsgemäß geschlossenen Kamins näherungsweise
mit dem Wirkungsgrad (stets über 78 % nach Herstellerangaben) und der Wärmeabgabe eines
Speicherofens zusammen. Der Wirkungsgrad gegen über einem Einsatzofen wird etwas höher
und gegenüber einem üblichen Kamin erheblich höher eingeschätzt.
Bild 12-9
Funktionsskizze eines Grundofens
356 12 Feuerungsanlagen
Bild 12-10
Grundofen, welcher vom Flur aus be-
heizt wird
Durch eine zentrale Aufstellung kann der Heizeffekt über eine größere Grundfläche ausge-
dehnt werden. Der Speicherkamin ist durch seine lange Wärmeabgabe bis zu 12 Stunden zwi-
schen zwei Befeuerungen ähnlich in seinem Wirkungsgrad wie ein Specksteinofen. Der Wir-
kungsgrad wird mit bis zu 90 % angegeben, was einer nahezu vollkommenen Verbrennung
gleichkommt.
Der Speicherkamin erzeugt keine „verbrannte Luft“ wie der Einsatzofen, so dass das in Fach-
kreisen konträr diskutierte Phänomen bezüglich negativem Einfluss auf das Raumklima gar
12 nicht erst entsteht. Durch den hohen Anteil an Wärmestrahlung werden die Vorteile des
Grundofens vollständig genutzt. Gegenüber dem Specksteinofen sind die üblich erreichten
Oberflächentemperaturen von Speicherkaminen geringer.
12.1.5 Specksteinöfen
Kaminofen Specksteinofen
12
Der Vorteil eines Specksteinofens ist der hohe Wirkungsgrad, die saubere und effiziente
Verbrennung des Holzes und die sehr lange Wärmeabgabe. Zudem ist der sehr hohe Anteil
von Wärmestrahlung beachtenswert.
Der Nachteil ist der relativ hohe Anschaffungspreis, welcher durch die kostengünstigen Be-
triebskosten in absehbarer Zeit relativiert wird. Hingegen ist das Gewicht des gewünschten
358 12 Feuerungsanlagen
Ofens öfters ein statisches Problem und führt teilweise dazu, dass eine Kompromisslösung in
Größe und Art gefunden werden muss.
In Deutschland werden vor allem die finnischen Specksteinöfen mit hoher Qualität vertrieben.
Die Qualitätsmerkmale eines Specksteinofens sind die Qualität des verwendeten Steines, die
Menge des Specksteins und die konstruktiven Besonderheiten. Die Faustregel ist- je mehr aus
Speckstein (z. B. auch der Feuerraum), desto besser die Handhabung. Vereinzelt werden soge-
nannte Specksteinöfen verkauft, welche nur in der Verkleidung tatsächlich aus Speckstein
bestehen.
Der Nachteil des Ofens ist, dass eine relativ lange Aufheizphase vorhanden ist, welche sich aus
der notwendigen Aufheizung der Steinmasse erklärt. Bei einem zyklisch angepassten Heizver-
halten, so dass der Ofen nicht extrem abkühlen kann, wird dieser Nachteil kaum bemerkbar.
Dieses Heizverhalten ist auf Grund der dann erforderlichen Heizintervalle von bis zu 24 Stun-
den leicht einzuhalten.
12.1.6 Herde
Herde werden in letzter Zeit häufiger in ländlichen Gebieten wieder aufgebaut. Die steigende
Beliebtheit ist auf die Unabhängigkeit von Energie wie Strom und Gas zurückzuführen. Neben
dem Kochen, Braten und Backen wird auch die Küche als Nebeneffekt mit beheizt. Ein weite-
res Argument für einen Herd ist, dass die Grundsicherung der Familienbedürfnisse auch bei
Strom- oder Gasausfall gewährleistet ist.
12
Bild 12-14
Moderner Herd
12.2 Schornsteine
Für Schornsteine wie Esse, Kamin, Schlote oder Rauchfang gibt es unterschiedliche Begriffe
in Deutschland. Die verschiedenen Bezeichnungen sind durch mundartliche Traditionen je
nach Bundesland geprägt. Letztendlich wird grundsätzlich ein hauptsächlich senkrechter
Schacht zur Abführung von Verbrennungsgasen aus Feuerstätten ins Freie und teilweise auch
zum Ansaugen von Frischluft unter den verschiedenen Begriffen verstanden.
12.2 Schornsteine 359
Die in den Schornstein eingeleiteten warmen und damit leichteren Verbrennungsgase steigen
nach oben, die kältere und damit schwerere Umgebungsluft fällt nach unten. Der daraus resul-
tierende Druckunterschied erzeugt einen Auftrieb. Je höher der Schornstein, umso größer der
Druckunterschied und damit der Zug des Schornsteins.
Die Schornsteine sind gegen Rußbrände beständig und müssen so bemessen sein, dass alle
Abgase bei allen möglichen Betriebszuständen aus dem Gebäude ins Freie abgeleitet werden
und ein Überdruck gegenüber den angeschlossenen Räumen sicher verhindert wird. Die brand-
schutztechnischen Anforderungen sind grundsätzlich in jedem Einzelfall einzuhalten.
12
Bild 12-15
Unsanierter und nicht mehr sicherer Schorn-
steinkopf
12.2.1 Einführung
Mit der Entscheidung für den Bau oder der Sanierung eines Schornsteins ist die Grundvoraus-
setzung für ein unabhängiges Heizsystem gegeben. Die Planung und der Bau des Schornsteins
hat die örtlichen Gegebenheiten und die gewünschte Feuerungsanlage mit ihren speziellen
technischen Daten erstrangig zu berücksichtigen. Die DIN V 18160-1 „Abgasanlagen-Planung
und Ausführung“, Ausgabe 01/2006 und die entsprechenden Beiblätter, die Bauordnung sowie
die Feuerungsverordnungen der Länder sind zu beachten.
Wird ein neuer Schornstein im Rahmen einer Sanierung geplant, sollte immer ein zweizügiger
Schornstein gebaut werden. Damit kann neben der Hauptheizquelle noch eine Feuerstätte für
Sekundärbeheizung problemlos angeschlossen werden.
Ist ein Schornstein vorhanden, aber der gewünschte Kamin oder Ofen kann auf Grund der
Randbedingungen nicht an den Schornstein angeschlossen werden, so kann in Einzelfällen der
Einbau von Rauchsaugern helfen.
360 12 Feuerungsanlagen
Bild 12-16
Rauchsauger wegen nicht ausrei-
chendem Schornsteinquerschnitt
12.2.2 Schornsteinarten
Bild 12-17
Schornstein für feste Brennstoffe an einer
Giebelwand
12.2 Schornsteine 361
Außerdem werden Schornsteine nach der Bauart in „nicht frei stehender Schornstein“ und „frei
stehender Schornstein“ unterschieden.
Durch die Forderungen u. a. aus der Energieeinsparverordnung ist auch zwischen raumluftab-
hängige und raumluftunabhängige Feuerstätten zu unterscheiden. Raumluftunabhängigen
Feuerstätten wird ihre Verbrennungsluft vom Schornsteinkopf her zugeführt. Hierfür ist ein
Luft-Abgas-Schornstein (LAS) erforderlich. Raumluftabhängige Feuerstätten entnehmen ihre
Verbrennungsluft aus dem Aufstellraum und benötigen einen normalen Schornstein.
Raumluftunabhängige Feuerstätten müssen zum Beispiel in Gebäude eingebaut werden, wo
eine sonstige ausreichende Zuführung von Verbrennungsluft nicht gesichert ist. Dies kann
bereits bei dem Vorhandensein von Abluftanlagen in Einbauküchen der Fall sein.
12
Schornsteine sind so zu planen und auszuführen, dass nachfolgende Funktionen und Anforde-
rungen abgesichert sind:
x Zweifelsfrei statische Sicherheit
x Keine Korrosion nach Rußbrand
x Nutzungsdauer zwischen Ziegel über 60, Stahl 30–40 Jahre
x Säurebeständig und möglichst feuchteunempfindlich
x Geringe Temperatur im Mantelstein
Die Notwendigkeit der Sanierung eines Schornsteins setzt eigentlich mit Blick auf die Be-
griffsbestimmung einen Schaden oder eine merkliche Abnutzung des Schornsteines voraus.
Die Funktionstüchtigkeit ist nicht mehr sicher gewährleistet.
Unter Schornsteinsanierung wird aber heute weitestgehend der Einbau eines Rohr- oder
Schachtsystems verstanden, mit dem erstens die volle Funktionstüchtigkeit des zu Schaden
362 12 Feuerungsanlagen
gekommenen Schornsteins wieder hergestellt werden soll und zu dem zweitens eine Quer-
schnittsanpassung für den vom anzuschließenden Heizungssystem produzierten Abgasmassen-
strom erfolgt. In diesem Sinn handelt es sich um eine Begriffserweiterung. Die Querschnitts-
anpassung ist nötig geworden, weil durch die Entwicklung moderner, energiesparender mit
Brenngas oder Heizöl betriebener Wärmeerzeuger niedrigere Abgastemperaturen und damit
kleinere Abgasmengen anfallen. Mit der Beibehaltung des bisherigen großen Querschnitts
eines gemauerten Schornsteins käme es dann zu Funktionsstörungen verschiedenster Art, auf
die im Verlauf dieses Abschnitts noch näher eingegangen wird.
Für die Sanierung von Schornsteinen gibt es verschiedene Verfahren, welche von der Art des
bestehenden Schornsteins, der Art und Weise seiner Schädigung und von den Anschlussvor-
aussetzungen der eingeplanten Feuerstätte abhängen. Grundsätzlich gibt es u. a. folgende Sa-
nierungsmöglichkeiten:
x Sanieren mit zementgebundener Ausschleifmasse
x Sanieren mit Ausziehmassen mit oder ohne Innenlasur
12
Um diese Schäden nicht funktionseinschränkend wirksam werden zu lassen, aber auch beschä-
digte Schornsteinköpfe vor weiterer Beschädigung zu schützen, gibt es Stülpkonstruktionen.
Es gibt hierbei eine Vielzahl im Handel befindliche Konstruktionen, die auf den Einzelfall
bezogen gekauft und montiert werden können. Mit dem Aufsetzen bzw. mit der Montage der-
artiger vollflächig hinterlüfteter Elemente ist ein Austrocknen und auch Trockenhalten des
Schornsteinkopfs verbunden. Durch die Zwischenlage einer Wärmedämmung wird eine Ver-
sottung wirksam verhindert.
Teilweise sind die Schornsteinköpfe erhaltenswürdig und bedürfen keiner „Stülpkonstruktion“.
Dennoch sind einzelne Reparaturen oder Mauerarbeiten notwendig, um eine volle Funktions-
tüchtigkeit des Schornsteinkopfes abzusichern. Für derartige Arbeiten am Schornsteinkopf,
wie
x Aufmauern zusätzlicher Schichten,
x Maurerarbeiten am Schornsteinkopf,
x Nachbessern von Mauerwerksfugen,
x Versetzen von Schornstein-Formstücken und Mantelsteinen und
x Versetzen von Schornsteinaufsätzen aus Beton- und Leichtbeton-Abdeckplatten
dienen spezielle fix und fertig gemischte Reparaturmörtel, die der Mörtelgruppe IIa entspre-
chen und alle Anforderungen erfüllen. Einzelne Mörtel sind hydrophob eingestellt und neigen
nicht zum Ausblühen. Beim Mischvorgang dürfen weder Beschleuniger noch Verzögerer zu-
gegeben werden. Bei der Verarbeitung des Mörtels sind stark saugfähige Ziegel vorzunässen.
Witterungsbedingungen, wie Wind oder hohe Außentemperaturen nehmen auf die Trocknung
Einfluss. Bei Regen sollten die Arbeiten unterbrochen und frisches Mauerwerk abgedeckt
werden. Auf vollfugige Verarbeitung ist zu achten, wobei die Stoßfugen 1 cm und die Lager-
fugen 1,2 cm dick sein sollen.
12
Bild 12-21
Fachgerecht sanierter Schornstein-
kopf mit ausreichendem Abstand
zum Dach
Für die bautechnische Schrägführung eines Schornsteinteils wird begrifflich auch vom gezo-
genen Schornstein bzw. von der Schornsteinschleifung gesprochen. Jede der nachfolgend ge-
364 12 Feuerungsanlagen
Bild 12-22
Keramische Schornsteinsanierung
12.2 Schornsteine 365
12
Bild 12-25
Funktionsprinzip des Luft-Abgas-Schornstein-
Systems
Die Verbrennungsluft wird über den das Rohr umschließenden Hohlraum (AL) der jeweiligen
Feuerstätte zugeführt (Bild 10-24). Die Montage ist in Ein- als auch Mehrfamilienhäusern
zugelassen. Es sind die Bemessungsgrundlagen der Zulassung zu berücksichtigen. Auch für
LAS-Systeme ist die Zulassung bzw. Zustimmung des zuständigen Schornsteinfegermeisters
erforderlich, sowie die Beachtung der Auflagen der Landesbauordnung (LBO, Feuerungsver-
ordnungen (FeuVO) und den DIN-Vorschriften.
Nach Abschluss der Arbeiten erfolgt die Abnahme durch den zuständigen Schorn-
steinfegermeister. Neben der beschriebenen Luftführung zwischen Edelstahlrohr und Schorn-
steinwange gibt es Systeme, bei denen die Luftführung durch einen eigenen Schacht erfolgt,
12
Bild 12-26
Beispielhaftes Luft-Abgas-System
368 12 Feuerungsanlagen
also parallel beide Schächte nebeneinander liegen (Bild 12-25). Bei allen Systemen wird durch
den Zustrom atmosphärischer Luft das Rohrsystem gekühlt – insbesondere bei Edelstahlrohren
– womit eine Absenkung der Rauch- bzw. Abgastemperatur verbunden ist.
Für die Entwicklung und den Einsatz von drei- bzw. mehrschaligen Keramik-Schornstein-
Systemen gibt es mehrere Gründe:
x Senkung des Heizenergieverbrauchs
x Weiterentwicklung der Wärmeerzeuger bis hin zur Brennwerttechnik
x keine Korrosionsanfälligkeit
x Säurebeständigkeit
Mit der Senkung des Heizenergieverbrauchs ist auch eine Senkung der Umweltbelastung
durch geringeren Ausstoß von CO2-Mengen verbunden. An die wärmegedämmten und feuch-
teempfindlichen Keramik-Rohrsysteme können Heizungssysteme angeschlossen werden, die
mit Brennstoffen, Brenngasen oder Heizölen im Abgastemperaturbereich zwischen 40 °C und
440 °C betrieben werden.
Bei Heizkesseln für gasförmige und flüssige Brennstoffe, deren Abgastemperaturen < 100 °C
liegen können, eignen sich feuchteunempfindliche dreischalige Keramik-Schornsteinsysteme
mit Hinterlüftung. Feuchte, die durch die Innenrohrsäule diffundiert, wird durch die Hinterlüf-
tung vom Luftstrom aufgenommen und ins Freie transportiert. Unterschreiten die Abgastempe-
raturen 60 °C und damit auch die Taupunktgrenze, sind Keramikrohre mit Innenglasur zu
verwenden. Liegt der Wasserdampftaupunkt der Abgase außerhalb des Schornsteins, können
unglasierte Keramikrohre eingebaut werden.
12 Das bezieht sich auf solche Heizsysteme, deren Abgase > 150 °C betragen. Bei Wärmeerzeu-
gern, die mit Festbrennstoffen betrieben werden und hohe Abgastemperaturen bis etwa 650 °C
möglich sind, eignen sich dreischalige Keramik-Schornsteinsysteme mit AT-Keramikrohren.
Unsachgemäßes Heizen mit zu geringer Luftzufuhr und oft zu feuchten Brennstoffen verur-
sacht Ruß- und Teerbestandteile, die sich an den Innenwandungen des Schornsteins anlagern
und den Querschnitt verengen. Außerdem kann der Glanzrußbelag sich entzünden und einen
unkontrollierten Schornsteinbrand auslösen. Dabei treten Temperaturen bis 1000 °C auf. AT-
Keramikrohre sind speziell thermisch hochbelastbare Elemente, die diesen Temperaturen
standhalten und sich auch für das kontrollierte Ausbrennen durch den Schornsteinfeger zur
Wiederherstellung des ursprünglichen Querschnitts eignen. Die Industrie bietet verschiedene
mehrschichtige Keramik-Schornsteinsysteme an.
12.2 Schornsteine 369
Bild 12-27
Längsschnitt eines dreischaligen Isolierschornstein-Systems
Bild 12-28
Flexible Abgasleitung aus Spezial-Kunststoff
Feuerungsverordnung (FeuVO)
12.4 Bildquellenverzeichnis 371
12.4 Bildquellenverzeichnis
Quelle Bild
12
13 Treppen
13.1.1 Aufgaben
Den Treppen ist als dem Verbindungsweg zwischen den Geschossen ganz besondere Sorgfalt
zuzuwenden; sie bilden das Rückgrat des Hauses.
Bild 13-1
Harmonische Abstimmung
Treppe – Fenster – Tür
Die Treppe bestimmt den Verkehr im Haus und ist eines der entscheidenden Bauteile für die
räumliche Gestaltung, sie muss standfest und feuersicher sein. Form und Konstruktion einer
Treppe sind abhängig von der Geschosshöhe, von der Anordnung der Räume und nicht zuletzt
von der gestalterischen Konzeption des Hauses. Außerdem sind baupolizeiliche Bestimmungen
zu beachtenden.
374 13 Treppen
a) Spindel-Treppen b) Ganzholz-Treppen
13
c) Harfen-Treppen d) Zweiholm-Treppen
Bild 13-2 Treppenbauarten
Um Platz zu sparen werden häufig gewendelte Treppen vorgezogen. Alte und ältere Häuser
haben vielfach durchgestaltete Treppen, die auf den Charakter des Hauses abgestimmt sind:
Solche Treppen verdienen es, erhalten zu werden. Es sei denn, sie sind so schadhaft, dass sie
nicht restauriert werden können. Maßnahmen zur Sanierung sind z. B.:
x Entfernen des alten Anstrichs
x Aufbringen eines neuen Anstrichs, (man sollte versuchen, die ursprüngliche Farbe aus der
Erbauungszeit herauszufinden)
x Aufdopplung bei ausgetretenen Trittstufen
x Treppenkantenschutz aus Metall- oder Kunststoffprofilen anbringen
Die Treppe mit Teppich zu belegen wirkt behaglich. Auch das Geländer wird in diesem Zu-
sammenhang sorgfältig aufgearbeitet werden müssen. Zu bedenken ist hierbei: Treppen waren
zu allen Zeiten ein Raumgestaltungsmittel, das etwas über den Stil des Hauses, auch über den
Wohnstil aussagt. Neben individuellen Treppen bieten sich auch Typentreppen an. Hierbei
lassen sich:
13.1 Aufgaben – Planungsvorschriften – Begriffe 375
13.1.2 Planungsvorschriften
Bei der Planung einer Treppe ist darauf zu achten, dass sie sicher und bequem zu begehen ist.
Die Sicherheitsbestimmungen und Bequemlichkeitsregeln sind z. T. gesetzlich vorgeschrieben.
Diese Vorschriften sind in den Landesbauordnungen, LBO, wie z. B. Landesverordnungen für 13
Schulen, Krankenhäuser usw., festgelegt. Generell werden Treppen aufgeteilt in „baurechtlich
notwendige Treppen“ – das sind solche, die den einzigen Zugang zu einem Wohnraum darstel-
len – und „nicht notwendigen Treppen“ – als Zweit-Treppen oder Leitern zum Boden- oder
Hobbyraum. Nicht notwendige Treppen dürfen eine nutzbare Breite von 50 cm haben, sie
unterliegen keinerlei Beschränkungen bezüglich Steigung und Auftritt. Für alle nicht notwen-
digen Treppen wird jedoch unbedingt zur Sicherheit ein beidseitiger Handlauf empfohlen.
Treppenmaße
Zur Ermittlung der Treppenmaße gehören die Treppenberechnung, die Bestimmung der Lauf-
breite und der Treppendurchgangshöhe. Die Treppenberechnung erfolgt in drei Abschnitten.
Man ermittelt zuerst die Steigungshöhe, dann die Auftrittsbreite und zuletzt die Lauflänge der
Treppe. Dabei ist zu beachten, dass die Stufenmaße innerhalb eines Treppenlaufes auf der
Lauflinie gleich sein müssen. Die Maßbegriffe sind in den Landesbauordnungen (LBO) und in
den Normen festgelegt. Mit Hilfe der Maßbegriffe können Treppenteile und Bauteile, die mit
den Treppen in Verbindung kommen, eindeutig bemessen werden.
Treppenlauf
Der Treppenlauf ist die ununterbrochene Folge von wenigstens drei Stufen zwischen zwei
Podesten.
376 13 Treppen
Treppenlauflänge
Das Maß von der Vorderkante der Antrittstufe bis zur Vorderkante der Austrittstufe, im
Grundriss an der Lauflinie gemessen, entspricht der Treppenlauflänge.
Treppenlaufbreite
Die Treppenlaufbreite entspricht der Stufenbreite einer Treppe. Das lichte Maß zwischen den
Handläufen wird als nutzbare Treppenlaufbreite bezeichnet.
Bild 13-3
Treppenlauf
Lauflinie
Die Lauflinie ist eine gedachte, vom Antritt bis zum Austritt einer Treppe verlaufende Linie. In
der Lauflinie wird das Steigungsverhälnis gemessen. Bei geraden Treppen liegt die Lauflinie
in der Laufmitte. Bei gewendelten oder gebogenen Treppen kann sie außerhalb der Lauflinie
liegen.
Trittfläche
Die tretbare Oberfläche einer Stufe wird als Trittfläche bezeichnet.
Unterschneidung
Wird die obere Stufe von der unteren unterschnitten, so wird das Maß zwischen Vorderkante
der oberen Stufe und der Hinterkante der unteren Stufe als Unterschneidung bezeichnet.
13.1 Aufgaben – Planungsvorschriften – Begriffe 377
Bild 13-4
Bezeichnung von Treppenteilen
Je nach Steigungshöhe ist das Begehen einer Treppe mehr oder weniger anstrengend. Die
Steigungshöhe bildet deshalb die Grundlage für die Planung und den Bau von Treppen. Die
günstigen Steigungshöhen liegen zwischen 16 cm und 18 cm. Je nach dem Zweck der Treppe
können diese Steigungshöhen geringfügig unter- oder überschritten werden. Im Allgemeinen
hält man sich an bestimmte Richtwerte.
Steigungshöhen bei:
x Treppen im Freien und in Bahnhöfen 14 cm bis 16 cm
x Treppen in Schulen, Kaufhäusern und Versammlungsräumen 15 cm bis 17 cm
x Treppen in Mehrfamilienhäusern 17 cm bis 18 cm
x Treppen in Einfamilienhäusern 17 cm bis 20 cm
x Keller- und Dachbodentreppen bis 21 cm
Die Auftrittsbreite soll zwischen 25 cm und 32 cm betragen. Bei Auftrittbreiten unter 26 cm ist
zur Vergrößerung der Trittfläche eine Unterschneidung von mindestens 3 cm vorgeschrieben.
Dies kann man bei massiven Steintreppen durch Auskehlung oder Abschrägungen an den
Stoßflächen der Stufen erreichen, Trittplatten werden entsprechend verbreitert. Das Steigungs- 13
verhältnis wird als Größenverhältnis zwischen Steigungshöhe und Auftrittbreite in Zentimetern
oder Millimetern angegeben. Demnach bedeutet das Steigungsverhältnis 17/29 bei einer Trep-
pe, dass ihre Stufen eine Steigungshöhe von 17 cm und eine Auftrittsbreite von 29 cm haben.
Da das Steigungsverhältnis dem menschlichen Schritt entsprechen soll, errechnet man es meist
mit Hilfe der Schrittmaßregel.
Steigungsverhältnis
Die durchschnittliche Schrittlänge liegt bei etwa 63 cm, während die Steigungsmöglichkeit bei
ca. 31 cm (Sprossenabstand bei Leitern) liegt. Die Schrittlänge ist etwa doppelt so groß wie die
Steigungsmöglichkeit. Aus diesem Verhältnis wird die Schrittmaßregel abgeleitet, nach der
die Summe aus zwei Steigungen (s) und einem Auftritt (a) zwischen 59 cm und 65 cm liegt.
Podestlänge
Nach höchstens 18 Steigungen muss ein Treppenlauf durch ein Podest unterbrochen werden.
In der Regel wird das Podest auf halber Höhe angeordnet. Beim Begehen einer Treppe wird
ein Rhythmus, der durch das Steigungsverhältnis dieser Treppe bestimmt wird, eingehalten.
Dieser Rhythmus darf durch das Podest nicht unterbrochen werden, da der Benutzer sonst
stolpern würde. Nach DIN 18065 gelten folgende Mindestanforderungen für Steigungen und
Auftritte:
378 13 Treppen
nutzbare Lauf-
Gebäude Treppenart Steigung in cm Auftritt in cm
breite in cm
Wohngebäude mit Notwendige Treppen, 14 bis 20 23 bis 27 80
höchstens die zu Aufensthalts-
2 Wohnungen räumen führen
Notwendige Keller-
und Bodentreppen max. 21 min. 21 80
Nicht notwendige max. 21 min. 21 50
Treppen
Sonstige Notwendige 15 bis 20 26 bis 37 100
Gebäude Treppen
Nicht notwendige max. 21 min. 21 50
Treppen
13.1.3 Begriffe
Eine fachgerechte Sanierung von Treppen setzt eine Kenntnis wesentlicher Begriffe und Be-
zeichnungen von Treppen voraus. Nachfolgend einige ausgewählte Begriffe und Definitionen.
Ausführlich kann man diese in der DIN 18064 „Treppen – Begriffe“ nachlesen.
Geschosstreppe
verbindet zwei Geschosse, Keller und Erdgeschoss (Kellertreppe) sowie das oberste Geschoss
13 mit dem Dachboden (Bodentreppe).
Ausgleichstreppe
ist in der Regel notwendig zum Ausgleich von Höhenunterschieden innerhalb eines Geschos-
ses sowie zwischen Eingangsebene und erstem Geschoss (Erdgeschoss).
Treppenöffnung
Die Treppenöffnung ist die Aussparung oder Auswechslung in einer Decke, die für eine Trep-
pe vorgesehen werden muss.
Treppenraum
Der für eine Treppe vorgesehene Raum wird als Treppenraum (Treppenhaus) bezeichnet.
13.1 Aufgaben – Planungsvorschriften – Begriffe 379
Schnitt
Draufsicht
13
Bild 13-5
Bezeichnungen an Treppen in
Schnitt und Draufsicht
Treppenauge
Das Treppenauge ist der vom Treppenlauf umschlossene Raum.
Treppenarten
DIN 18065 unterscheidet die Treppenarten nach der Form. Die Form einer Treppe wird haupt-
sächlich von der Größe und Bedeutung des Bauwerks und dem zur Verfügung stehenden
Raum bestimmt. Nach der Form der Treppenläufe werden gerade, gewinkelte und gewendelte
Treppen unterschieden. Im Holztreppenbau kommen folgende Treppen am häufigsten vor:
380 13 Treppen
13
f) Zweiläufige gegenläufige Treppe mit
e) Spindeltreppe
Zwischenpodest
Spindeltreppen
Spindeltreppen beanspruchen den wenigsten Platz. Auf Grund der tragenden Spindel in der
Mitte können Treppen dieser Art frei im Raum stehen. Diese Möglichkeit sowie die dekorative
Wirkung hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass diese Treppenart immer häufiger verwen-
det wird. Auf Grund der geringeren Auftrittsbreite zum Treppenauge oder zur Spindel hin sind
gewendelte Treppen schlechter zu begehen als gerade Treppen.
a) Stufen aus Vollholz, Keil- oder Dreieckstufe; b) Stufe aufgesattelt, Wange von oben her
älteste Treppenbauart ausgeklinkt
13
c) Stufe aufgesattelt, mit Konsolen, mitunter d) Stufe eingeschnitten, verzapft oder verkeilt
nur mit einem Holm
Stufenarten
Die Treppenstufen werden nach ihrer Lage innerhalb des Treppenlaufes und nach ihrem Quer-
schnitt unterschieden.
Stufenformat
Freitragende Stufen ohne einen zusätzlichen Mittelträger dürfen nicht breiter als 120 cm sein
und müssen, wenn sie aus Nadelhölzern bestehen, eine Mindestdicke von 30 bis 40 mm haben,
die sich nach der Tiefe der Auftrittsfläche bestimmt.
Lichter Stufenabstand
Das senkrechte Fertigmaß zwischen der Trittfläche einer Stufe und der Unterkante der darü-
berliegenden Stufe ist der lichte Stufenabstand.
13
Weitere Begriffe
Der senkrechte Mindestabstand zwischen der Vorderkante der Stufen und der Unterkante da-
rüberliegender Bauteile, auch Kopfhöhe genannt, muss nach der Musterbauordnung mindes-
tens 2,00 m und nach der DIN 18065 mindestens 2,10 m betragen. Die senkrechte Schutzein-
richtung an Treppenläufen und Podesten wird als Geländer bezeichnet. Der Treppenhandlauf
ist in der Regel die obere Begrenzung des Geländers. Er dient zur Abstützung bei Begehen der
Treppe. Treppenhandläufe können auch direkt an den Wänden angebracht werden. Treppen-
wangen unterstützen die Stufen und begrenzen sie seitlich. Je nach Lage unterscheidet man
zwischen Wandwange und Außen- bzw. Lichtwange. Treppenholme tragen bzw. unterstützen
die Treppenstufen. Sie kommen bei aufgesattelten Treppen zur Anwendung. Der Kern einer
Wendeltreppe wird als Treppenspindel bezeichnet.
13.2 Innentreppen 383
13.2 Innentreppen
13.2.1 Konstruktionsgrundsätze
Eingeschobene Treppe
Trittstufen werden in die Treppenwangennuten eingeschoben und erhalten keine Setzstufen.
13
Gestemmte Treppe
Tritt- und Setzstufen, aber nur die Trittstufen sind in die Treppenwangen eingestemmt.
Aufgesattelte Treppe
Tritt- und Setzstufen werden mit der Wandwange verbunden (geschraubt) und bei der Frei-
wange aufgesattelt.
13
Bild 13-10
Schnittzeichnungen einer
aufgesattelten Treppe
x Die Laufbreite wird in Wohnhäusern mit 1,10 bis 1,50 m, in öffentlichen Gebäuden mit
1,50 bis 3,00 m angenommen; baupolizeiliche Bestimmungen sind zu beachten, besonders
für Versammlungsräume, Theater usw. Bei einläufigen, geraden Kleinhaustreppen kann
man bis auf 0,85 m heruntergehen.
x Die lichte Höhe zwischen zwei Treppenläufen muss mindestens 1,80 m, besser 2,00 sein.
Das Treppengeländer soll von Stufenvorderkante bis Oberkante Handlauf lotrecht gemes-
sen 0,90 m hoch sein.
x Die Holzstärken für die Treppe sind im Allgemeinen folgende:
– Trittstufen 4–5 cm stark.
– Setz- oder Futterstufen 1,8–2,5 cm stark.
– Wangen bei eingeschobener und eingestemmter Treppe 5–8 cm stark (normal 6 cm).
Einstemmung 2–2,5 cm tief. Wangenhöhe bei eingestemmter Treppe: über Stufenvorder-
kante und unter Stufenhinterkante je 5 cm Holzhöhe, senkrecht zur Steigungslinie gemes-
sen, dazugeben.
x Wangen bei aufgesattelter Treppe 7 - 8 cm stark. Wangenhöhe an der schwächsten Stelle
15–18 cm.
Das Konstruktionssystem der Wangentreppe eignet sich sowohl für geradläufige als auch für
gewendelte Treppen. Die gekrümmten Treppenwangen werden beim Aufbringen von Furnie-
ren oder dünnen Brettlamellen über einem Lehrgerüst gebogen und spannungsfrei verleimt.
Gewendelte Wangentreppen wirken durch den Verlauf der Wangen besonders schwungvoll
und elegant.
Bei aufgesattelten Treppen liegen die Trittstufen auf Tragholmen auf, die sägezahnförmig
ausgeklinkt sind. Die Anordnung des Auflagers für die Trittstufen kann verschieden sein.
Entweder werden die Stufenenden mit den Außenkanten der Tragholme bündig oder mit seitli-
chem Abstand zur Mitte aufgelegt. Der Verlauf der Tragholme zueinander muss dabei nicht
unbedingt parallel sein. Wenn die Stufen nur mittig auf einem Holm aufliegen, spricht man
von einer einholmigen Treppe. Bei breiten Treppenstufen, die stärkeren Belastungen ausge-
setzt sind, sollten die Stufen durch zusätzliche Konsolen stabilisiert werden. Tragholme kön-
nen wirtschaftlich sowohl in gerader als auch in gekrümmter (gewendelter) Ausführung herge-
stellt werden. Die optische Besonderheit bei aufgesattelten Treppen liegt darin, dass die tra-
genden Holme durch die Stufen mehr oder weniger verdeckt werden, wodurch der Treppenlauf
386 13 Treppen
an Leichtigkeit gewinnt. Aufgesattelte Trittstufen aus Holz zeichnen sich durch gute Elastizität
und geringe Wärmeableitung aus. Bei entsprechender Konstruktion sind derartige Treppen
trittschallmindernd und angenehm zu betreten. Wegen der mechanischen Beanspruchung eig-
nen sich hierfür Harthölzer wie Eiche, Buche, Esche oder Rüster. Im Rahmen der Altbausanie-
rung können ausgetretene Treppenstufen durch Aufsatteln neuer Trittstufen wieder optimal
gebrauchsfähig gemacht werden.
13
Bild 13-13 Mit Kunststoffbelag ausgelegte Bild 13-14 Einseitig aufgehängte Treppe
Treppe und Kantenschutz
13.2 Innentreppen 387
Knarrende Treppen
Bei älteren Holztreppen kann ein störendes Knarren oder Knacken auftreten. Die häufigste
Ursache: das Holz trocknet mit dem Älterwerden aus, Leimverbindungen gehen auf oder Na-
gel- und Schraubverbindungen lockern sich. Die Folge sind aneinanderreibende, knarrende
Holzteile.
Bild 13-15
Knarrende Treppe
Treppen knarren auch, wenn Hölzer geschwunden sind, „Spiel“ bekommen und aneinander
reiben. Hier wird die Trittstufe einfach an die Setzstufe geschraubt. Das Schraubloch wird
durch einen verleimten Dübel verdeckt. Wangen, Tritt- und Setzstufen einer Treppe können
aus Massivholz bestehen. Weiches, massives Holz, z. B. Fichte, verzieht sich oder schwindet
am stärksten. Am maßhaltigsten bleibt hartes Holz, wie Eiche oder Buche. Die wenigsten Sor- 13
gen bereiten Treppen aus Sperrholz. Bei hoher Luftfeuchtigkeit dehnt sich Holz aus, die Trep-
pe knarrt weniger. Reparaturen sind während der Heizperiode auszuführen. Bei trockener
Heizungsluft zeigen sich Fehler nämlich deutlicher.
Rutschsichere Treppenkanten
Die meisten Unfälle auf Treppen – gleich welchen Materials – passieren beim Hinabsteigen
durch Abrutschen von den Stufenkanten. Dass diese beim Begehen sehr stark beansprucht
werden, sieht man bei älteren Holztreppen daran, dass das Material ausgetreten ist. Die einst
eckigen Kanten sind im Laufe der Jahre an den oft begangenen Stellen rund geworden.
Gefahrenstellen ausschalten
Voraussetzung für eine sichere Treppe ist ein trittsicherer Belag oder eine rutschfeste Be-
schichtung der gefahrenträchtigen Stufenkanten. Diese Maßnahmen lassen sich bei allen Trep-
pen auch nachträglich durchführen. Für welche Sicherheitsvorkehrungen man sich entschei-
den, hängt letztendlich vom Wohnstil und der Bauart der Treppe ab.
388 13 Treppen
13.3 Außentreppen
13.3.1 Konstruktionsgrundsätze
Außentreppen erschließen Gebäude und verbinden Ebenen; in Notfällen stellen sie als Flucht-
weg ein lebensrettendes Sicherheitselement dar. Mit modernen Freitreppensystemen gelingen
dem Planer oft attraktive Treppenlösungen. Kreativität heißt der neue Maßstab im modernen
Treppenbau. Außentreppen findet man sowohl in ländlichen als auch in städtischen Bereichen.
In Stadtteilen aus der Gründerzeit prägen sie oft das Stadtbild. Die Treppen verbinden dort das
Hochparterre mit dem Erschließungsweg an der Straßenseite.
13
Bild 13-16
Freitreppe als
Stahlkonstruktion
In ländlichen Gegenden gibt es vor allem dort Außentreppen, wo der Grundwasserspiegel hoch
ist, der Keller aus dem Erdreich herausragt und das Wohngeschoss entsprechend über Gelän-
deniveau liegt. Auch bei Hangbebauung sind Außentreppen in der Regel notwendig. Bei In-
dustrie- und Bürobauten mit vielen Etagen werden Außentreppen als Fluchtwege – so genann-
te Feuertreppen – angeordnet. Über ihren funktionellen Aspekt hinaus, gelten Treppen seit
jeher in der Architektur als wesentliches Gestaltungselement. Dies betrifft sowohl die Form,
als auch die Materialauswahl. Außentreppen können aus Materialien wie Holz, Naturstein,
Mauerwerk, Beton oder Stahl hergestellt werden.
13.3.2 Stahltreppen
Wenngleich gewachsene und künstlich hergestellte Baustoffe für Treppen in der Rekonstrukti-
on und im Neubau immer noch eine wesentliche Rolle spielen, haben sich in zunehmendem
13.3 Außentreppen 389
Maße Stahltreppen als elegante Lösung erwiesen. Die hervorragenden konstruktiven Eigen-
schaften von Stahl und die Vielfalt seiner Lieferformen haben es dem Architekten ermöglicht,
Treppen mit zeitloser Ästhetik zu entwerfen.
Als stilprägende Elemente an Fassaden werden mit Stahltreppen heute bereits bei der Planung
maßgebende konzeptionelle Akzente gesetzt. Ob Holme, Spindeln, Stangen oder Stufen, Ge-
länder und Handläufe – Stahl ist ein optimaler Werkstoff für alle Treppenbauteile. Die Anfor-
derungen an das Material sind bei Innen- und Außentreppen unterschiedlich. Bei Außentrep-
pen betrifft das vor allem die Korrosionsbeständigkeit sowie die Beschaffenheit der Stufen, die
auch im Winter eine einwandfreie Laufsicherheit gewährleisten müssen. Hier bieten sich Git-
terroststufen, gelochte oder mit einem groben Strukturmuster (Riffel- oder Tränenbleche) ver-
sehene Bleche an. Bei Lochblechen kann die Rutschsicherheit zudem durch Gumminoppen
oder gebördelte Lochränder verbessert werden. Wechselweise nach oben und unten gebördelte
Lochränder bewirken, dass sich Schmutz ansammeln und Wasser ablaufen kann.
13
13
e) Teppich f) Beton, gegossen
Als typischer Korrosionsschutz für außen liegende Not- und Fluchttreppen sorgt die Feuerver-
zinkung der Stahlelemente für dauerhafte Sicherheit bei weitgehender Wartungsfreiheit. Für
repräsentative Treppen, z. B. in Eingangsbereichen von Büro- oder Geschäftsgebäuden, wird
nicht rostender Edelstahl bevorzugt. In allen erdenklichen Tönen können die Treppenbauteile
aus Stahl durch Beschichten, Lackieren oder Wirbelsintern farblich in das architektonische
Konzept integriert werden. Auf Grund der Vielzahl vorgefertigter Elemente aus Stahl für
Wendel-, Spindel- und Mittelholmtreppen und den problemlosen Verarbeitungseigenschaften
des Werkstoffs bieten Stahltreppen einen großen Freiraum für individuelle Gestaltungsvarian-
ten. Bei der Rekonstruktion von Fassaden, Dachgeschossaufstockungen etc. sollte daher sehr
genau abgewogen werden, ob sich evtl. eine Außentreppe aus Stahl lohnt. Dabei ist die Form
der Treppe auf die Fassadengestaltung abzustimmen. Die Gestaltung, Herstellung, Wartung
und Rekonstruktion von Stahltreppen bedarf aber immer der helfenden Hand des Fachmanns,
da an Konstruktion und Statik hohe technische Anforderungen gestellt werden.
13.3 Außentreppen 391
13.3.3 Betontreppen
Vorbeugende Maßnahmen
Auch für Betontreppen gilt: Schäden lassen sich am besten gleich bei der Herstellung verhin-
dern. So ist die Grundvoraussetzung für wetterfeste Stufen, dass man den Beton im richtigen
Verhältnis anmischt – ein Teil Zement kommt auf drei Teile Sand. Außerdem sollte man dafür
sorgen, dass die Stufen ein ganz leichtes Gefälle zur Trittkante hin aufweisen. Auf diese Art
stellt man sicher, dass das Regenwasser nicht auf der Stufe stehen bleibt, sondern rasch ab-
läuft.
Kontrolle
Auch wenn eine Betontreppe fachgerecht ausgeführt ist, sollte sie mindestens einmal im Jahr
gründlich gereinigt werden. Durch Bürsten beseitigt man den Moosbewuchs. Mit einer Lauge
aus neutral Seife werden auch die feinen Wurzeln abgetötet. Hartnäckige Verschmutzungen
beseitigt man mit dem Hochdruckreiniger. Damit der frische Beton gut in der Reparaturstelle
hält, unterschneidet man die Kanten, indem das schadhafte Material mit dem Meißel ausgeho-
ben wird. Man führt den Meißel an den Rändern der Reparaturstelle schräg nach außen in den
13 gesunden Beton hinein. So entsteht später eine optimale Verzahnung des Reparaturbetons mit
dem alten Beton.
Stufen glätten
Wenn der Beton sehr porös ist, lässt sich absehen, dass bald die nächste Reparatur fällig ist.
Man trägt daher auf alle Stufen eine Mischung aus drei Teilen sehr feinem Sand und einem
Teil Zement 2 cm dick auf, und glättet die Stufe.
Außentreppen ausschließlich aus konstruktiven Hölzern werden zwar noch hergestellt und
rekonstruiert, aber die Anwendungsbreite bezieht sich zunehmend auf Treppen für untergeord-
nete Bauten.
Beim Bau und bei der Sanierung ist auf:
x exakte Planung,
Neigung, Steigung, Stufenformatierung,
x sichere Verbindung,
Stützbalken, Querverstrebungen, Treppenzusammensetzung,
13.3 Außentreppen 393
Bild 13-20
Einfache Außentreppe aus Holz
13.3.5 Gartentreppen
Zur Restaurierung und Modernisierung gehört auch die Pflege und Neugestaltung der Außen-
anlagen. Für Gärten und Höfe, in denen meistens keine großen Höhenunterschiede zu über-
winden sind, treten gestalterische Gesichtspunkte mit unterschiedlichen Materialien oder
Kombinationen bei Gartentreppen und -stufen in Erscheinung. Stufen und Treppen müssen 13
trittsicher und rutschfest sein und mit einem frostsicheren Unterbau versehen werden.
Kleinpflastersteine wurden unverfugt ins Kiesbett verlegt und durch eine vorstehende Eisen-
bahnschwelle gesichert. Eine Palisade aus Naturstein begrenzt die Stufen (Bild 13-21 links).
Es ist aber auch darauf zu achten, dass der Holzschutz gewährleistet ist, um Schäden zu ver-
meiden (Bild 13-21 rechts). Eine solche Konstruktion eignet sich auch als Gartentreppe.
Bei künstlich aufgeschütteten Böden empfiehlt sich ein Fundament aus Beton; im gewachse-
nen Gelände genügt ein 15 bis 20 cm starker Unterbau aus Kies oder Sand. Zudem muss noch
ein Gefälle von mindestens 0,5 % eingebaut werden, damit Regen und Gießwasser gut ablau-
fen können.
Bild 13-22
Freitreppe, Sanssouci, Potsdam,
Architekt: Wenzlaus von Knobelsdorff
13.4 Bodentreppen
Häufig wird bei Rekonstruktion und Sanierung der bisher ungenutzte oder als Lageraum ge-
nutzte „Boden“ der Wohnraumnutzung zugeführt. Nun muss man sich entscheiden zwischen 13
einer repräsentativen und formschönen Innentreppe, die aber außer relativ viel Platz häufig
auch zusätzliche statische Berechnungen erfordert und einer, wenn auch weniger repräsentati-
ven Lösung, einer einfachen Bodentreppe. Man kann diese ohne Treppenhaus nutzen und sie
auch in der Decke „verschwinden“ lassen. Als Material kommt überwiegend Holz und Metall
(Aluminium) zum Einsatz. So vielfältig wie die Materialauswahl sind auch die Arten. Boden-
treppen können größtenteils vom Nichtfachmann aufgestellt werden, wenn die Einbauvor-
schriften der Hersteller sorgfältig beachtet werden. Bei einer zweiteiligen Treppe ist das Trep-
penunterteil parallel zum Treppenoberteil einschiebbar. Daher ist ein Schwenkraum im Dach-
raum für das überragende Treppenunterteil erforderlich. Der Schwenkraum ist unterschiedlich
groß, je nach Lukenlänge zwischen 100 cm bis 140 cm x 60 cm bzw. 80 cm und Raumhöhe
197 cm bis 322 cm. Bei der dreiteiligen Treppe werden die Treppenteile ein- bzw. ausgeklappt.
Die drei Treppenteile liegen eingeklappt im Bereich der Luke, daher ist kein Schwenkraum im
Dachboden erforderlich. Bei Bodentreppen aus Aluminium werden die Treppenteile wie bei
einer Schere ein- und ausgezogen. Alle Treppenteile liegen eingezogen innerhalb des Luken-
kastens. Deshalb ist kein Schwenkraum im Dachboden erforderlich.
396 13 Treppen
Bild 13-23
Bodentreppe, dreiteilig, aus Holz
13.5.1 Wendeltreppen
Gewendelte Treppen nennt man solche, bei denen ein Teil der Stufen am Antritt, Austritt oder
der Wiederkehr gewendelt ist, Wendelstufen sollen an der Innenwange wenigstens noch 10 cm
Auftrittsbreite haben. Um Knicke in der Wange und zu spitze Stufen zu vermeiden, werden die
Stufen „verzogen“, d. h. die Stufenbreiten nehmen an der Innenwange zuerst entsprechend ab
und dann wieder zu.
13
Bild 13-24
Wendeltreppe mit elliptischem Grundriss
ausgebildeten Öffnung im Zentrum (Treppenauge) auf. In der Lauflinie soll das Steigungs-
verhältnis dem einer gerade laufenden Treppe mit Stufenabmessungen nach der Schrittmaß-
formel entsprechen. Die Lauflinie soll bei Wendeltreppen mit nutzbaren Laufbreiten bis zu
1,0 m in der Mitte der Laufbreite, mit 1,0 m überschreitenden nutzbaren Laufbreiten im Ab-
stand von etwa 50 cm vom schmalen Stufenende eingesetzt werden. Der Auftritt soll an der
Innenseite der Stufen mindestens 10 cm und an der Außenseite höchstens 40 cm betragen.
13.5.2 Spindeltreppen
Besonders bei der Rekonstruktion oder dem Ausbaus des Daches soll eine repräsentative Trep-
pe das letzte Geschoss mit dem neu gewonnenen Wohnraum verbinden. Hier stößt der Sanie-
rungswillige aber häufig auf Grenzen, da der Wohnraum, der die Treppe aufnehmen muss, für
eine gebräuchliche Treppe – selbst für eine Wendeltreppe – zu klein ist. Eine konstruktiv aus-
gereifte und ästhetisch elegante Lösung bietet die Spindeltreppe. Spindeltreppen lassen sich
innen und außen, sowohl in Holz als auch in Stahl bzw. Aluminium oder in Kombinationen
z. B. Holz/Stahl ausführen.
13
Bild 13-25 Spindeltreppen aus Stahl Bild 13-26 Spindeltreppe aus Holz
Stufen auch in lamellenverleimte Wangen eingestemmt werden. Im Merkblatt für Treppen (ZH
1/113) findet man zu Wendel- und Spindeltreppen weitere konstruktive und technologische
Angaben.
13.6.1 Geländer
Treppengeländer sind als Abschluss freier Treppenseiten vorgeschrieben. Sie schützen vor
Unfällen und erleichtern das Treppensteigen. Treppengeländer bestehen aus dem Handlauf und
der Geländerfüllung.
Bild 13-27
Treppengeländer aus Holz
Bei der Sanierung sind einige Grundsätze zu beachten (Merkblatt: ZH 1/113). Die freien Sei-
ten der Treppe, Treppenabsätze und Treppenöffnungen müssen durch Geländer gesichert sein.
13
Die Höhe der Geländer muss lotrecht über die Stufenvorderkante mindestens 1,00 m betragen.
Bei möglichen Absturzhöhen von mehr als 12 m muss die Geländerhöhe mindestens 1,10 m
betragen. Geländer müssen so ausgeführt sein, dass Personen nicht hindurchstürzen können.
Grundsätzlich ist das Füllstabgeländer mit senkrecht angebrachten Stäben dem Knie-
leistengeländer vorzuziehen. Treppengeländer in Gebäuden, in denen mit dauernder oder häu-
figer Anwesenheit von Kindern gerechnet werden muss, dürfen nur Öffnungen aufweisen, die
nicht breiter als 12 cm sind.
13.6 Geländer und Handläufe 399
13.6.2 Handläufe
13
Handläufe sollen dem Treppenbenutzer einen sicheren Halt bieten. Sie müssen so geformt sein,
dass sie ein sicheres Umgreifen ermöglichen. An den freien Seiten der Treppen müssen Hand-
läufe ohne Unterbrechung über den gesamten Treppenlauf geführt werden. Die Enden der
Handläufe müssen so gestaltet sein, dass man daran nicht hängen bleiben oder abgleiten kann.
Im Rahmen der Rekonstruktion von Treppen lassen sich Handläufe und Geländerfüllungen
relativ problemlos auswechseln bzw. hinzufügen.
Bild 13-30
Edelstahlgeländer
mit Glasfüllung
13.7 Bildquellenverzeichnis
Quelle Bild
13
AGRO 13-11 bis 13-13, 13-26
Biffar, Edenkoben 13-113-19,
Fuchs, Herbertingen 13-2, 13-27, 13-28
Institut für Lernsysteme, Hamburg 13-3, 13-4, 13-5, 13-6, 13-7,
13-10, 13-20
Krauß, Leipzig 13-15
ROTO-FRANK, Leinfelden 13-23
SAUTER, Egesheim 13-24
Schrempp, Augsburg 13-22
Schwarzwalder 13-14
Stein & Design 13-21
UNITED-System, Badrina 13-30
Univ, Hannover 13-16 bis 13-18, 13-25
Werner, Berlin 13-8, 13-9, 13-29
14 Fenster
Das Fenster ist eines der wichtigsten gestalterischen Elemente eines Hauses. Jedes Haus hat
ein eigenes Gesicht und braucht ein individuelles Fenster, das in technischer und visueller
Hinsicht optimal zu ihm passt. Ein Fenster sollte sich immer harmonisch in die Fassade einfü-
gen: dieser Grundsatz gilt gleichermaßen für Neubauten wie auch für die Renovierung von
alten Häusern. Neben den ästhetischen Kriterien muss ein Fenster selbstverständlich höchsten
Qualitätsanforderungen genügen. Unabhängig davon, für welches Rahmenmaterial man sich
entscheidet, soll es lange halten, pflegeleicht sein und es muss vor Wetter- und Umwelteinflüs-
sen schützen. Die wesentlichsten Aufgaben eines Fensters sind Bereitstellung von Tageslicht,
Sicherung des hygienischen Frischluftbedarfs sowie Sichtkontakt zum Außenbereich. Bei der
Planung von Fenstern müssen eine Vielzahl technischer Normen und Richtlinien beachtet und
mit dem optischen Erscheinungsbild der betreffenden Fassade in Einklang gebracht werden.
Beim Aufarbeiten und Auswechseln von Fenstern und Türen hat aber auch der Laie, baulich
vielleicht noch unerfahrene „Sanierungswillige“ ein großes Mitspracherecht. Wenngleich auch
empfohlen wird, einen Fachmann, schon wegen der stilvollen Einbindung von Fenstern in die
vorhandenen Bausubstanzen hinzuzuziehen, kann er doch unter einer Vielzahl von gestalteten
Fenstern wählen. Dabei bezieht sich die Auswahl in erster Linie auf die Werkstoffauswahl.
Diese hat, wie nachfolgende Tabelle zeigt, in den letzten Jahren in Deutschland erhebliche
Veränderungen erfahren. Wichtig ist zu erkennen, dass:
x Fenster fester Bestandteil einer architektonischen Fassadengestaltung sind
x bei der Restaurierung und Modernisierung umfangreiche Vorarbeiten, z. B. über einen
Fragekatalog, notwendig sind
x für die Fenstermodernisierung eine umfangreiche Auswahl an Gläsern und Rahmenmate-
rialien zur Verfügung steht
x rekonstruierte und neue Fenster den RAL-Richtlinien unterliegen
402 14 Fenster
Die Wohnhäuser in Persepolis, der Hauptstadt Altpersiens, hatten um 1000 v. Chr. fenster-
artige Öffnungen. Flügel und Rahmen kannte man in den Palästen auf Kreta. Im griechischen
Atriumhaus wurden Fenster zum Innenhof kunstvoll verziert. Um 100 n. Chr. verwendeten die
Römer Glasfüllungen. Ab 1800 gelang die Herstellung großer Glasscheiben. Äußerlich können
Fenster Fassaden gliedern, glätten oder plastisch machen, den Charakter eines Hauses durch
Großflächenverglasung oder kleinteilige Sprossen bestimmen.
Bei einer Renovierung ist der Ausgangspunkt die vorhandene Bausubstanz. Dabei sollten so-
wohl die Größe des Einzelfensters als auch die Proportionen der Fensterelemente in einem
ausgewogenen Verhältnis zur Architektur des Gesamtobjektes stehen. Jedes historische Ge-
bäude, jede alte Fassade ist ein erhaltenswertes Zeugnis seiner Zeit. Vor der Erneuerung eines
Fensters sind deshalb alle gestalterischen und technischen Aspekte genau zu prüfen. Eine un-
sachgemäße Renovierung des langlebigen Bauelementes „Fenster“ kann für Jahrzehnte zu
erheblichen optischen oder technischen Beeinträchtigungen der Bausubstanz führen.
14
Bild 14-2
Historische Fenstertypen: Vierflügliges
Kastenfenster 1850, Barockes Kasten-
fenster mit Schiebeflügel, Verbundfenster
um 1750, (von rechts nach links)
Das Fenster ist das wichtigste gestalterische Element einer Fassade, unabhängig davon, ob es
einzeln, gruppiert oder in Kombination mit anderen Elementen wie Türen, Bekleidungen oder
Dächern eingesetzt wird. Ein Fenster muss sich harmonisch in die Architektur einer Fassade
einfügen. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Gebäuden berücksichtigt diesen Aspekt bei
14.1 Gestalterische und technische Aspekte 403
der Erneuerung in besonderem Maße. Die nötige Sensibilisierung aller Beteiligten, die sich mit
dem Thema „Fenster“ beschäftigen, ist dafür Voraussetzung bei der Gestaltung.
Fenster bestimmen das Erscheinungsbild und damit den äußeren Eindruck eines Hauses. Sie
reflektieren den Geschmack, die Individualität und die Kreativität des Planers und/oder seines
Bewohners. Man sollte deshalb auf eine stilgerechte Gestaltung achten! 14
Bild 14-4
Individuelles Fenster
404 14 Fenster
Auf der Erfahrung führender deutscher Fensterhersteller aufbauend, werden die wesentlichen
Kriterien, die für die Neugestaltung, aber noch mehr für die Gebäudeinstandsetzung erforder-
lich sind, aufgezeigt.
Checkliste (VEKA)
1. Welchem Typ bzw. Baustil entspricht das Haus ?
2. Welche Fensterrahmenfarbe wirkt bei welcher Fassade ?
3. Welche Eigenschaften sind für Sie bei der Werkstoffauswahl besonders wichtig ?
4. Soll das Fenster ein maßgerechtes Fenster vom autorisierten Fachbetrieb sein ?
5. Welche Räume sollten vom Fachmann im Bezug auf die Fensterproportionierung geprüft werden ?
6. Wie sind die Fensteröffnungen beschaffen ?
7. Wie werden die Räume gelüftet ?
8. Wirken sich Sprossen positiv auf das Fenster aus ?
9. Muss mit Lärmbelästigung gerechnet werden ?
10. Welche Rolle spielt der Umweltschutz ?
11. Wie wichtig ist eine pflegeleichte, hygienisch glatte Oberfläche Ihres Fensters ?
12. Welche Wärmedämmung soll erreicht werden ?
13. Welche Sicherheit soll das Fenster bieten ?
14. Sind Rollläden vorhanden oder sollen welche eingebaut werden ?
14.1.4.1 Wärmeschutz
14
Wenngleich Rahmen und Glas wärmeschutztechnisch aufeinander abgestimmt werden müssen
(z. B. Vermeiden von Wärmebrücken), kann als Faustregel gelten, das mit einem, um 0,1 ver-
besserten Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) pro qm Fensterglas zwischen 20 und 50
Liter Heizöl gespart werden können.
Zurzeit (2008) kommt nur noch die europäische Schreibweise der Wärmedurchgangskoeffi-
zienten (U-Werte) in den Dokumentationen vor. Zum Zweck der Einheitlichkeit sollten die
veralteten Bezeichnungen nicht mehr verwendet werden.
Tabelle 14-2
Zuordnung der Uf-Werte von Einzel-
Uf-Wert für Einzelprofile Uf, BW-Bemessungswert
14
profilen zu einem Uf, BW –Bemes- W/(m²K)
sungswert für Rahmen (entnommen < 0,9 0,8
aus: DIN V 4108-4, Tabelle 7)
t 0,9 < 1,1 1,0
t 4,0 7,0
406 14 Fenster
Mit dem Nennwert der Verglasung und dem Bemessungswert des Rahmens wird letztendlich
gemäß Tabelle 14-3 der Nennwert des Wärmedurchgangskoeffizienten des Fensters ermittelt.
Hierbei geht man von einem „Standardfenster“ aus, welches einen Rahmenanteil von 30 % und
ein Format von 1,23 m x 1,48 m aufweist. Die Tabelle darf dennoch für alle Fenstergrößen
angewendet werden. In DIN V 4108-4 sind weitere Verfahren zur Ermittlung des Bemes-
sungswertes des Wärmedurchgangskoeffizienten des Fensters beschrieben (z. B. Berechnung
mit den tatsächlichen Fenstermaßen und dem tatsächlichen Rahmenanteil nach DIN EN ISO
10077-1). Diese Verfahren dürfen gleichfalls angewendet werden.
Im letzten Schritt wird der Nennwert UW des Fensters durch Einbeziehung der Korrekturwerte
ǻUW zum Bemessungswert UW,BW des Fensters. Die Korrekturwerte sind DIN V 4108-4, Tabel-
le 8 zu entnehmen (siehe Tabelle 14-4).
Eine entscheidende Verbesserung des wärmeschutztechnischen Verhaltens von Mehrscheiben-
Isolierglas wird durch infrarotreflektierende Beschichtung aus Edelmetall erreicht.
In Verbindung mit dem Einfüllen von Spezialgasen in die Zwischenräume wird der Wärme-
durchgangskoeffizient von Verglasungen um 50 % und mehr reduziert, ohne die Strahlungs-
durchlässigkeit gegenüber Licht- und Sonnenenergie zu verschlechtern. So sind solare Gewin-
ne zur passiven Energienutzung als positiver Nebeneffekt zu verzeichnen.
408 14 Fenster
Tabelle 14-5 U-Werte nach der EnEV 07-2007, Anlage 3, Tabelle 1 (Auszug)
14.1.4.2 Schallschutz
Da der Schallschutz, anders als beim Wärmeschutz, bis heute (noch) nicht mit Mindest-
Dämmanforderungen für Bauten aller Nutzungsarten vorgeschrieben ist, bleibt die Ausführung
besonders schalldämmender Fenster eine individuelle freiwillige Angelegenheit.
Ausnahmen bilden Bauten in Flugplatznähe (Fluglärmschutzgesetz) sowie Bauten in Bahn-
und Schnellstraßennähe.
14
410 14 Fenster
In Deutschland geht man (z. Z.) noch nach Schallschutzklassen 2 bis 6 gemäß VDI–Richtlinie
2719 bzw. DIN 4109 vor. Die derzeit üblichen Schallschutzklassen mit ihren 5 zu 5dB Sprün-
gen und dem Vorhaltemaß von 2dB für Fenster einer EU-weit harmonisierenden Bewertungs-
norm für Luftschalldämmung DIN EN ISO 717–1 weichen.
Nach dieser Bewertungsmethode werden neben den bekannten „bewerteten Schalldämm-Maß
R“ sogenannte Spektrum-Anpassungswerte „C“ und „Ctr“ berücksichtigt. Mit der EU-Bewer-
tungsmethode werden unter anderen die Frequenzen (hohe und tiefe Töne) besser.
Wie der Wärmeschutz ist auch der Schallschutz bei Fenstern von technischer Bedeutung. Je
dicker das Glas, desto besser der Schallschutzwert.
Für die Instandsetzung und Renovierung stehen heutzutage eine Vielzahl von Gläsern, Rah-
menmaterialien und deren Kombinationen zur Verfügung. Grundvoraussetzungen für die
Werkstoffsystemauswahl sollten aber dabei sein:
x leichte Pflege
x minimale Wartungskosten
x Witterungsbeständigkeit
x Wärmedämmung
x Stabilität
x Ästhetik
Systemauswahl
Nach Beantwortung der Fragen des Fragenkataloges sollten die Anforderungen objektgerech-
ter Fenstertechnologie fixiert werden.
Dazu zählen:
x Einsatzort für die Fenster
in Wohnräumen
in unbeheizten Nebenräumen
in Kellern oder Garagen 14
Sonderfenster
x Aufteilung des Fensters
einflügelig
mehrflügelig
mit Oberlicht
mit Unterlicht
x Schallschutz
hoher Lärmpegel mit viel Verkehrslärm
mittlerer Lärmpegel in Nebenstraßen
niedriger Lärmpegel in ruhiger Lage
x Sprossen
glasgeteilte Sprosse
aufgesiegelte Sprosse
vorgesetzte Sprosse
innenliegende Sprosse
412 14 Fenster
x Wärmeschutz im Winter
sonnenorientierte Bauweise zur Ausnutzung von „solaren Gewinnen“
gute Wärmedämmung durch Wärmeschutzverglasung
erhöhter Wärmeschutz durch Sondermaßnahmen
x Montage
mit Eigenmontage
mit Montage durch den Lieferanten
Sonderleistungen: Ausbau alter Fenster, Restaurieren alter Fenster
x Beanspruchung durch Wind und Regen (Fugendurchlässigkeit, Schlagregensicherheit)
normale Anforderungen: die Fenster befinden sich in einer Höhe bis 8 m in geschützter
Lage
mittlere Anforderungen: die Fenster liegen über 9 m Höhe
hohe Anforderungen: die Fenster liegen in offener, ungeschützter Lage oder über 20 m
Höhe
x Wartung
Wartungsvertrag zur Werterhaltung des Fensters
x Qualitätsprüfung
RAL-Gütezeichen
neutrale Qualitätsprüfung
x Öffnungsarten
Drehfenster/Tür
Dreh-Kippfenster/Tür: vielseitige Öffnungsart, gut für Durchlüftung und leicht zu rei-
nigen
Schiebefenster/Tür
Festverglasung
Sonderfenster
x Zusätzliche Schutzeinrichtung
abschließbare Fenster
Rollladen
14 Vorsatzgitter
Sonderleistung: Sicherheitsglas, Alarmanlage
x Größe der Fenster
Neubau
Altbau
Anzahl der Fenster
Breite, Höhe
x Material und Farbe der Fenster
Holz
Kunststoff
Aluminium
Aluminium-Holz
Aluminium-Kunststoff
Farbe
14.2 Kriterien zur Werkstoff-, Systemauswahl 413
x Lüftungsmöglichkeiten
durch Öffnen der Fenster
Dauerlüftungseinrichtung mit oder ohne Gebläse
x Preis
erfordert oft einem Kompromiss zwischen kostengünstiger Anschaffung und
geringem Wartungs- und Pflegeaufwand
langer Werterhaltung
Einbruchschutz
optimaler Wärmedämmung
14.2.2 Güterichtlinien
Heutzutage wird kein Fenster verkauft, das nicht eine durch DIN-Normen oder Werksgaran-
tien verbriefte Qualität besitzt. Dennoch beweist die Praxis noch zu häufig, dass diese Prüftests
ein unterschiedliches Sicherheitsniveau aufweisen. Neutrale und unabhängige Institutionen
bringen durch zusätzliche Kontrollen mehr Sicherheit. In Deutschland werden Fenster (und
Türen) durch RAL11 in Zusammenarbeit mit dem Institut für Fenstertechnik Rosenheim, hin-
sichtlich Konstruktion, Fertigung und Montage geprüft und erhalten ein RAL-Gütezeichen.
RAL ist die zuständige Stelle für die Bereitstellung von Gütezeichen. RAL-Gütezeichen kenn-
zeichnen mittlerweile eine Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen, die nach hohen fest-
gelegten Qualitätskriterien hergestellt bzw. angeboten werden.
Folgende RAL-Gütegemeinschaften überwachen die Gütesicherung von Produkten oder
Dienstleistungen im Bereich der Fenstertechnik:
x RAL-Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren e. V.
x Kunststoff-Fenstersysteme im Qualitätsverband Kunststofferzeugnisse e. V.
Die „RAL-Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren e.V.“ wird von RAL für die Durchfüh-
rung und Überwachung der Gütesicherung eines Produktes oder einer Dienstleistung aner-
kannt. Die Gütegemeinschaft verleiht die RAL-Gütezeichen für Fenster, Haustüren, Fassaden
und Wintergärten (Bild 14-7). Die regelmäßige Überwachung erfolgt durch Spezialisten des
Instituts für Fenstertechnik e. V. Rosenheim (ift Rosenheim). In der „Gütegemeinschaft Kunst- 14
stoff-Fenstersysteme im Qualitätsverband Kunststofferzeugnisse e.V.“ haben sich Hersteller
von Kunststoff-Fensterprofilen aus Deutschland und anderen Ländern zusammengeschlossen,
um sich freiwillig einer neutralen Güteüberwachung nach anerkannten Güte- und Prüfbestim-
mungen des RAL zu unterwerfen.
Die festgelegten technischen Parameter und Qualitätskriterien für diese Gütezeichen werden
zwischen den genannten Gütegemeinschaften und den interessierten Kreisen, wie Industrie,
Prüfstellen, Planer, Behörden und Verbraucher gemeinsam in einem RAL-Anerkennungs-
verfahren erarbeitet.
Des Weiteren geben die RAL-Gütegemeinschaften ständig aktuelle Richtlinien über Qualität,
Verarbeitung und neuste technische Entwicklungen heraus.
1)
RAL Kurzname des früheren „Reichsausschusses für Lieferbedingungen und Gütesicherung“, gegrün-
det 1927 – jetzt: Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V.
414 14 Fenster
a) b) c)
14
In der Praxis wird der Nachweis der Gebrauchstauglichkeit von Fenstern für ein Bauvorhaben
recht unterschiedlich gehandhabt. Das heißt, die Anforderungen von Bauherren, Architekten
und in Ausschreibungen sind sehr differenziert, sie reichen vom einfachen Nachweis der Fu-
gendurchlässigkeit und der Schlagregendichtheit bis zum RAL-Gütenachweis. Die erste Vari-
ante, teilweise ergänzt durch den Nachweis der Widerstandsfähigkeit bei Wind (Verformung
durch Windlast, Verhalten bei Windböen) wird überwiegend angewendet. Dabei muss jedoch
beachtet werden, dass bei einem solchen Prüfnachweis, welcher sich ausschließlich auf den
momentanen Zustand des Fensters bezieht, keine Aussagen über die Dauerhaltbarkeit dieser
Fenstersysteme abgeleitet werden können.
416 14 Fenster
14.3.1 Fensterformen
Fenster lassen sich mit den derzeitigen technischen Möglichkeiten in nahezu allen geometri-
schen Formen, also beispielsweise als Kreisbogen-, Rundbogen- oder geschweifte Fenster bis
hin zu Schrägfenstern und Sonderformen, herstellen. Bei der Rekonstruktion können also
Fenster weitestgehend stilgerecht mit neuen Materialien, z. B. Doppel- oder Dreifachvergla-
sung kombiniert werden.
Das Öffnen erfolgt über eine Dreh- oder Kippautomatik.
14
14.3.2 Funktionsbereiche
1. In die Profile können Schallschutzgläser, 3-fach Gläser oder Füllungen bis zu 30 (46) mm
Gesamtstärke ohne Zusatzprofil eingebaut werden.
2. Abgerundete, auf Gehrung geschnittene Glasleisten vermitteln ein optisch schlankes
Erscheinungsbild (Softline). Weitere Vorteile: leichtes Ver- und Entglasen; sichere Kipp-
funktion, hohe Dichtigkeit durch optimale Anlagefläche.
14
3. Systemabgestimmte Verglasungsbrücken sorgen für eine sichere und schnelle Verglasung.
4. Witterungs- und alterungsbeständige Dichtungen verhindern Wassereindringen in den
Glasfalz.
5. Die Kanten des Profils sind gerundet. In Verbindung mit den schlanken Profilen wird
dadurch eine elegante Optik erreicht. Wasser kann besser abfließen. Es „steht“ nicht auf
dem Überschlag.
6. Entsprechend den statischen Anforderungen werden die großen Aussteifungskammern im
Flügel und Blendrahmen mit korrosionsgeschützten Stahlarmierungen verstärkt. Wind-
druck wird abgefangen, bei schweren Isoliergläsern wird ein Durchbiegen nach unten
vermieden.
7. Der Flügelüberschlag von 9 mm sorgt für einen großen Toleranzausgleich bei Herstel-
lung und Montage. Die Anschlagdichtungen liegen sicher an.
8. Die rundumlaufenden Anschlagdichtungen sichern eine lange Funktionstüchtigkeit und
sorgen für leichtes Öffnen und Schließen des Fensterflügels durch 3 mm Freimaß zwi-
418 14 Fenster
1 Blendrahmen
2 Flügelrahmen
3 Regenschutzschiene mit Dichtung
4 Glasleiste
5 Zweifaches Isolierglas mit 12 mm
Scheibenabstand
6 Kittbett
7 Vorlageband
8 Versiegelung (dauerelastisch)
14
Bild 14-10
Holzfenster mit Isolierverglasung
Holz ist ein altbewährter Werkstoff im Fensterbau, wenn auch andere Materialien, wie z. B.
Kunststoff, Marktanteile gewinnen. Hochwertige Holzfenster, die dem heutigen Stand der
Fenstertechnik entsprechen, stehen Fenstern aus anderen Werkstoffen bezüglich qualitativer
Werkstoffanforderungen nicht nach. Durch die gewachsene Struktur ist Holz ein idealer Werk-
stoff für den Fensterbau. Holz besitzt hohe Festigkeitswerte und lässt sich leicht bearbeiten.
Gute Wärmedämmwerte vermeiden Tauwasserbildung am Rahmen und tragen zur Energieein-
14.3 Formen, Arten und Typen von Fenstern, Materialien 419
sparung und zu einem angenehmen Wohnkomfort bei. Holz besitzt mit Abstand den geringsten
Wärmeausdehnungskoeffizienten unter den Fensterbaustoffen. Das visuelle Erscheinungsbild
des Holzes kann zur Innengestaltung gezielt einbezogen werden.
Holzauswahl
Die Qualität ist einzustufen für:
x deckend zu streichende Fenster (Fichte, Kiefer)
x für nicht deckend zu streichende Fenster (Teak, Kambala, Sipo-Mahagoni, Dark Red Me-
ranti, Pitch-Pine, Afzelia, Oregon-Pine)
Konstruktionsgrundsätze
14
Obwohl für den Bau und Einbau von Holzfenstern seit Jahrhunderten Erfahrungen vorliegen,
hat die Entwicklungs- und Gestaltungstechnik erst in den letzten zwanzig Jahren enorme Fort-
schritte gemacht. So kommen heute in Sanierung, Rekonstruktion und Neubau Holzfensterpro-
file zur Anwendung, die die Aufgabe der Funktion, der architektonischen Gestaltung und des
konstruktiven Holzschutzes übernehmen.
Holzfensterprofile sind in der DIN 68121 (Abmessungen, statische Werte) festgelegt. Die
Holzdicken betragen:
x 44 mm für Einfachverglasungen, z. B. bei Verbundflügeln
x 56 mm für normale Einfachfenster mit Mehrscheiben-Isolierglas
x 63, 68, 78 und 92 mm für größere Fenster und höheren Beanspruchungsgruppen
Für besonders große Fenster und für Fenster in Hochhäusern ist die Konstruktion auf Grund
einer statischen Berechnung zu bestimmen. Durch den bemerkenswert ausgereiften Stand der
Fenstertechnik ist es nicht mehr notwendig, dass der Architekt über das Fenster Detailzeich-
nungen fertigt, wie es früher vielfach üblich war. Es genügt, auf die entsprechenden Quer-
420 14 Fenster
schnitte hinzuweisen und die übrigen technischen Anforderungen (Einbau, Verglasung, u. Ä.)
im Leistungsverzeichnis aufzuführen.
Bild 14-11
Positionsbezeichnungen
14
Die Profilquerschnitte unterliegen Anforderungen auf die bei Auswahl, Sanierung und Einbau
zu achten ist. Sie sind abhängig von der Öffnungsart und dem Einsatzbereich. Die Profilmaße
sind in der DIN 68121, Teil 1 geregelt. Die Dichtungen zwischen dem beweglichen Flügel und
dem feststehenden Fensterteil sind notwendig, um einen ausreichenden Schutz gegen Wind,
Schlagregen und Lärm zu erreichen. Dichtungsprofile müssen auswechselbar sein, damit sie
nach einem „Ermüden“ ausgetauscht werden können. Sie sollten nicht verspröden und ihre
Elastizität möglichst dauerhaft behalten; bei vorteilhaft konstruierten Fenstern ist die Dichtung
nicht der Witterung ausgesetzt.
14.3 Formen, Arten und Typen von Fenstern, Materialien 421
Bild 14-13
Äußeres Dichtprofil an einer Isolierglas- 14
scheibe
14
Fenster aus Kunststoff werden seit Mitte der 50er Jahre hergestellt. Ihre Entwicklung kann bis
heute als sehr positiv eingeschätzt werden. In diesen Jahrzehnten wurden die Systeme ständig
verbessert und konstruktiv weiterentwickelt. In der Modernisierung und Rekonstruktion kon-
kurrieren die Kunststofffenster mit den altbewährten Fenstern aus Holz und Aluminium. Hin-
sichtlich ihres Dämm- bzw. U-Wertes sind sie dem Holzfenster gleichzusetzen.
Profilsystem
x Mehrkammerprofile mit 58 mm Basis-Bautiefe
x Wandstärke 3mm nach RAL
14.3 Formen, Arten und Typen von Fenstern, Materialien 423
x abgerundete Kanten
x flächenversetzt, halbflächenversetzt, flächenbündig
x Ansichtsbreiten von 96 bis 174mm
x Stahlarmierungen nach VEKA-Verstärkungsrichtlinien
Funktionalität
x Normalfenster, Wärmedämm-, Schallschutz- und Sicherheitsfenster
Güteüberwachung
x Gütegemeinschaft Kunststoff-Fenster
x Güteprüfung nach RAL Gütezeichen Kunststoff-Fenster
Dichtungssystem
x Anschlagdichtung in Blend- und Flügelrahmen umlaufend
x Systembedingte Dichtungsprofile aus APTK; TPE oder Silikon
x Farbvariierungen möglich
Physikalische Anforderungen
x Wärmedämmung nach DIN EN 10 077 und EnEV 2007
x Schallschutz VDI 2719 SSK, SSK II bis IV
x Einbruchhemmung nach DIN EN 1630 bis zur Widerstandsklasse 2, DIN EN 1627-1630
Verwendbarkeit/Funktion
x Drehkipp-, Dreh-, Stulp- und Schiebe-Fenster
Verglasungsart
x Glaseindichtung, Trockenverglasung
x Dichtungsprofile aus APTK, TPE oder Silikon
x Verglasung nach DIN 18361, DIN EN 356, DIN 1249
x Einfachverglasung, Isolierverglasung, Sicherheitsverglasung, Schallschutzverglasung,
Spezialverglasung 14
Glasfalz
x Glaseinstand 21 mm
x Scheibendicke für Blendrahmen 6–32 mm
x Scheibendicke für Flügelrahmen, flächen- und halbflächenversetzt 6–32 mm
x Scheibendicke für Flügelrahmen, flächenbündig 16–42 mm
Glassprossen
x glasteilend: 42, 62, 82, 118 mm breit
x nicht glasteilend: 225–76 mm
x innen liegend, aufgeklebt, glasteilend
Zubehör
x Anschlussprofile, Verbreiterungen, Fensterbankanschlüsse, Wandanschlüsse, Kopplungen,
Zusatzverstärkungen, Lüftung, Verkleidung
424 14 Fenster
7 5-Kammer-Profil
mit 70 mm Basis-Bautiefe
8 Einheitliches Zubehör
untereinander kompatible Anschluss-und Kopplungsmöglichkeiten
9 Verdeckt liegende Entwässerung
durch Vorkammern
10 Gleicher Einsatz von Beschlägen und Schließstücken
11 Hochwertige APTK-,TPE-Dichtungen
12 Design mit ausgewogenen Proportionen
bei schmaler Ansichtsbreite von 131 mm und einem Radius von 15 mm
Die heutigen Kunststofffenster bestehen größtenteils aus PVC-Profilen. Verwendet wird
durchweg weichmacherfreies hochschlagzähes PVC-hart, ein Thermoplast, hergestellt nach
DIN 16830. Als Baustoff ist PVC-hart nach DIN 4102 in die Klasse B 1 – schwer entflammbar
– eingestuft. Das PVC-Vormaterial wird von der chemischen Industrie an Kunststoff-Firmen
geliefert, die daraus Fensterprofile herstellen. Die Profile gehen dann an den Fensterhersteller,
z. B. Tischler/Schreiner. Sie werden zugeschnitten und durch Spezialverbindungen zu Fenstern
zusammengefügt.
Folgende Merkmale zeichnen Kunststofffenster aus:
x Formschöne, attraktive Softline-Rahmen und -sprossen vermitteln ein angenehmes Wohn-
gefühl
x Mehrkammerkonstruktion mit optimaler Wärme- und Schalldämmung
x Zweifache Spezialdichtungen schützen vor lästiger ungesunder Zugluft (Behaglichkeit)
x In unterschiedlichen Farben sowie in Holzdesign lieferbar
x Hochwertiger, witterungs- und alterungsbeständiger Werkstoff
x Kein Wartungsaufwand für Anstrich erforderlich
x Dauerhaft fester Sitz der Beschläge, die durch zwei Wandungen verschraubt werden
x Systemgerechte Metallverstärkung garantiert ideale Statik und Sicherheit
x Hygienisch glatte, pflegeleichte Oberfläche 14
x Ausreichende Wandstärken und Stege vermeiden Verzug der Profile und sorgen für stö-
rungsfreie Funktion
x Entwässerung durch Vorkammern
x Einsatz hochwertiger Marken-Isoliergläser. Für spezielle Wärme- und Schallschutzmaß-
nahmen stehen Sondergläser bereit
Die Profile (DIN 16830; DIN EN 477-479; RAL GZ 716) werden aus einem Granulat extru-
diert, dabei entstehen Stränge mit Hohlkammern. Diese Hohlkammern sind ein Merkmal sol-
cher Fenster. Man unterscheidet nach der Zahl der im horizontalen Schnitt erfassten Kammern,
also Einkammer-, Zweikammer- und Dreikammersysteme. Die Wärmedehnung ist bei PVC-
Material relativ hoch; sie beträgt ein Mehrfaches der Ausdehnung von Leichtmetallen, Stahl
oder Glas. Darauf ist bei der Konstruktion Rücksicht zu nehmen. Aus dem gleichen Grunde
sollten Kunststofffenster in weiß oder in hellen Farbtönen gehalten sein. Dunkle Fenster deh-
nen sich durch die größere Wärmeaufnahmefähigkeit noch stärker aus. Sie können sich bei der
Rückbildung durch Abkühlung verziehen, sodass es zu Schwierigkeiten bei der Funktion
kommen kann. Die statische Belastbarkeit ist bei PVC nur relativ gering. Um bei entsprechen-
426 14 Fenster
Konstruktionsgrundsätze
PVC-Fensterprofile besitzen eine äußere Wandstärke bis zu 4 mm; sie dürfen nicht unter 2,5
mm liegen. Für normalgroße Fenster werden bei ausreichender Stabilität Mehrkammerprofile
ohne verstärkende Einlagen verwendet; größere oder besonders beanspruchte Fenster erhalten
Verstärkungseinlagen aus Stahl- oder Alu-Hohlprofilen.
14
Gestaltung. Die Profilabmessungen erlauben Glasdicken bis 46 mm. So kann aus der großen
Palette der Funktionsgläser frei gewählt werden. Selbst höchste Anforderungen bis zur Schall-
schutzklasse 5 werden erfüllt. Ein Wetterschenkel am unteren Flügelrahmen ist nicht erforder-
lich, da das eindringende Wasser durch die vordere Hohlkammer wieder abfließen kann. Zwei
Flügelausführungen – schmal oder normal – stehen zur Verfügung.
Bild 14-18
Flügelausführung
„flächenbündig“
14
Im Zusammenhang mit der Profilauswahl kommt der Dichtung große Bedeutung zu.
428 14 Fenster
Auswahl Dichtungen
Im zu öffnenden Falzbereich zwischen Fensterflügel und festem Rahmen sind zwei umlaufen-
de, auswechselbare und elastische Dichtungsprofile eingebaut. Unterschieden wird zwischen
dem Anschlagdichtungssystem und dem Mitteldichtungssystem. Das Dreikammer-Mittel-
dichtungssystem garantiert, optimale Schlagregensicherheit und hervorragenden Schall- und
Wärmeschutz dank der großen flexiblen Schlauchmitteldichtung, die durch eine zusätzliche
innere Anschlagdichtung unterstützt wird. Die trockene Beschlags- und Befestigungskammer
hinter der Mitteldichtung schützt die Beschläge und Montagebohrungen vor Feuchtigkeit und
Nässe. Das Anschlagdichtungssystem mit rundumlaufenden doppelten Anschlagdichtungen im
Flügel garantiert dauerhafte Funktionstüchtigkeit der Dichtungen und ist besonders reinigungs-
freundlich.
Tauwasser an Kunststoffprofilen
Bei älteren Kunststofffenstern kann es vorkommen, dass sich bei niedrigen Außentemperatu-
ren Feuchtigkeit in Form von Tauwasser an der Innenseite der Profile sammelt.
Dieser Schaden tritt meist auf, wenn die Wärmedämmeigenschaften – thermische Trennung –
des Profils nicht ausreichend ausgebildet sind. Dies ist der Fall, wenn das Profil nur über eine
einzige Kammerverfügt oder wenn bei Mehrkammerprofilen die Außenkammern zu gering
dimensioniert sind.
Als sinnvolle Sanierungsmaßnahme kommt ausschließlich ein Austausch der entsprechenden
Profile in Betracht, denn herkömmliche Ein-Kammer-Profile entsprechen nicht mehr dem
Stand der Technik. Bei der Sanierung sollten deshalb mindestens Drei-Kammer-Kunststoff-
Profile renommierter Hersteller eingesetzt werden.
14
Bild 14-22
Kunststoff-Aufsatzblendrahmen
Der Nachteil von Kunststofffenstern gegenüber Fenstern aus Holz besteht in der Beschränkung
der Fenstergröße. Besonders große Elemente (wie beispielsweise Fassadenelemente) werden
bevorzugt in Holz, Holz-Aluminium, Aluminium oder auch in Kunststoff-Aluminium herge-
stellt.
Die Außenteile der Flügel und Rahmen bestehen aus Kunststoff, die tragenden Innenteile aus
Holz. Der Aufbau ist ähnlich wie beim Holz-Aluminiumfenster, nur dass hier die größere Aus-
dehnung der PVC-Abdeckprofile beachtet werden muss. Für schwierige Rekonstruktionsarbei-
ten können im Einzelfall seit einiger Zeit Aufsatzfenster eingesetzt werden. Das flexible Auf-
satzfenster lässt sich relativ problemlos montieren, ohne das Stemm- oder Putzarbeiten erfor-
derlich werden. Der alte Holzrahmen, der unter bestimmten Voraussetzungen nicht entfernt
werden muss, wird mit einem Kunststoff-Zusatzprofil einfach überblendet. Dabei besteht die
Möglichkeit der flächenversetzten oder flächenbündigen Anordnung.
14
Oberflächenbehandlung
Die Oberfläche von PVC-Fenstern ist glatt und porenfrei. Ihre Farbgebung erhalten sie bereits
bei der Fertigung der Profilstäbe bzw. beim Vormaterial. Für die Beständigkeit und Lichtecht-
heit sollten vom Hersteller Garantien bzw. entsprechende Prüfzeugnisse verlangt werden. Bei
der Verwendung von dunklen Tönen kann es mitunter notwendig werden, im Hochsommer das
Fenster mit Sonnenschutz zu versehen, besonders wenn es sich um große Fenster handelt. Bei
einigen Systemen können die Fenster zweifarbig geliefert werden. Auf der Innenseite neutral
weiß, außen in kräftigen Farben. Das durchgehende weiße PVC-Profil und die farbige Außen-
beschichtung aus Acrylharz sind homogen miteinander verbunden.
430 14 Fenster
14
14
Bild 14-24 Schnitt durch ein Aufsatzfenster
Dichtungen reinigen
Dichtungen müssen von Zeit zu Zeit gründlich mit warmen Wasser gereinigt werden. Ab-
schließend sollte eine Dichtungspflege mit einem weichen Tuch auftragen werden.
Rahmenoberfläche reinigen
Etwas Reiniger auf ein weiches Tuch geben und die Oberflächen gründlich abreiben. Mit kla-
rem Wasser nachwaschen und abledern. Durch zusätzliche Behandlung mit einem Konservie-
rer wird ein optimaler Schutz gegen aggressive Umwelteinflüsse erreicht.
432 14 Fenster
Der signifikante Rückgang bei Holz und der gleichzeitige Zuwachs bei Aluminiumrahmen
entspricht der zunehmenden Verschiebung vom Wohnbau zum Nichtwohnbau.
Die Vorteile des Aluminiumfensters sind:
x Aluminium ist leicht,
x lässt sich gut verformen (bearbeiten),
x zeigt Festigkeit,
x seine Oberfläche kann veredelt werden und
x ist in hohem Maße korrosionsbeständig.
Bild 14-25
Ganzaluminiumfenster für
nicht beheizte Räume
14
Bild 14-26
Aluminiumisolierfenster mit
Stegverbund und Wärme-
dämmung
Allerdings ist darauf zu achten, dass für beheizte Räume nur Fenster mit wärmegedämmten
Aluminiumprofilen in Frage kommen, da es auch Ganzaluminiumfenster für nicht beheizte
Räume gibt, die einen etwas anderen konstruktiven Aufbau zeigen. Aluminiumfenster gibt es
in allen Öffnungsarten. Neben einer Fernbedienungssperre empfiehlt sich eine Einbruchssiche-
rung am Fensterbeschlag. Aluminiumfenster mit Zweischeibenisolierglas erzielen bei guter
Fugendichtigkeit die Schallschutzklasse 2. Sie ist in der Regel ausreichend, um normalen Stra-
ßenlärm im Inneren auf ein durchschnittliches Schallschutzmaß herabzusetzen. Durch Einbau
einer zweiten Dichtung, Schallschutzglas, Doppelscheibenisolierverglasung, Dreifachvergla-
sung und Mehrfachdichtungen erlauben Fenster aus Aluminium bis zur höchsten Schallschutz-
klasse 6 entsprechende Konstruktionen. Der Einbau von Fenstern aus Aluminium stellt keine
434 14 Fenster
besonderen Anforderungen und kann von einem versierten Bauhandwerker problemlos vorge-
nommen werden. Ebenso unproblematisch ist die Reinigung und Pflege. Zur Beurteilung der
Kosten sollte man nicht als alleiniges Kriterium die relativ hohen Anschaffungskosten, son-
dern auch die relativ geringen Folgekosten für die Wartung bedenken.
Die Verbindungen zwischen Aluminium und Holz oder Kunststoff bieten optimale Vorausset-
zungen für Langlebigkeit, Witterungsbeständigkeit und Ästhetik. Eloxierte oder farbeschichte-
te Aluminiumprofile für die belüftete Außenhaut und als Wetterschutz bilden das statische
Gerüst. Holz und Kunststoff sorgen für Wärme- und Schalldämmung sowie Formbeständig-
keit.
Bild 14-27
Aluminium-Holz-Fenster als
Werkverbund
14
Bild 14-28
Aluminium-Kunststoff-
Fenster, massiv
14.4 Dachflächenfenster – Dachwohnraumfenster 435
14.4.1 Grundformen/Fenstertypen
14
14
Bild 14-31
Schnitt durch ein
Dachflächenfenster
14
14.4.2 Konstruktionsgrundsätze/Vorplanung
Auf Grund der gesammelten Erkenntnisse von Bauschadensgutachten haben sich für den
Dachausbau mit Dachflächenfenstern sieben grundsätzliche Schwerpunkte herauskristallisiert:
14.4.2.1 Vorplanung
Wichtige Fragen sind, ob die derzeitige Dachkonstruktion statisch geeignet und für den vor-
gesehenen Zweck ausreichend dimensioniert ist (Durchgangs- und Stellhöhe, Nassräume,
Leitungsanschlüsse, Tageslicht, Sonnenschutz)? Dieser Punkt ist insbesondere beim nachträg-
lichen Einbau eines Wechsels von großer Bedeutung. Die Anforderungen zum Brandschutz
sind zu prüfen und zwingend einzuhalten.
Um modernen Ansprüchen zu genügen, sollten die Einbaumaße der DIN 18056 zur Anwen-
dung kommen. Die hohe Unterkante bei Fenstern mit Unten-Bedienung ist notwendig, damit
man sich zum Öffnen und Schließen nicht unter die Dachschräge bücken muss.
438 14 Fenster
14
Beim Einbau eines Aufkeilrahmens steht das Fenster 10° steiler als das Dach. Dadurch ergibt
sich mehr Kopffreiheit und Raumgewinn. Fensterbreite und Sparrenabstand sind einander
anpassbar. Der Einbau von Fenstern entsprechend der nach DIN 5034 niedrigsten Fensterun-
terkante ist konstruktiv möglich. Die Trennwand wird im Bereich des Fensters verkürzt und
die Tiefe der Abseite für eine Fensterbank, ein Regal oder als Heizkörpernische genutzt. Die
Platzierung des Heizkörpers direkt unter dem Fenster ist ideal, weil die aufsteigende Warmluft
Kondenswasserbildung an der Glashalteleiste (untere Eckbereiche am Fensterflügel) verhindert.
14.4 Dachflächenfenster – Dachwohnraumfenster 439
Bild 14-34
Aufkeilrahmen
Bild 14-35
Trennwandeinbau
14.4.2.2 Fenstergröße
Die richtige Fenstergröße richtet sich nach der Raumgrundfläche und den Anforderungen an
den Wohnkomfort. Den erforderlichen Lichteinfall regeln die Landesbauordnungen. Je nach 14
Bundesland schreiben sie ein 1/8 bis 1/10 der Raumgrundfläche als Mindest-Lichtfläche vor.
Dies sind aber Mindestwerte, die nur bei einfachen Räumen dem heute üblichen Standard
entsprechen. Großzügiger ist die Empfehlung in der DIN 5034, wonach der durchsichtige Teil
des Fensters (bzw. die Summe der Breiten aller Fenster) mindestens 55 Prozent der Breite des
Wohnraumes betragen sollte.
Tabelle 14-9 Fenstergrößen und Raumgrößen nach LBO aus „Neufert Bauentwurfslehre“
Lichteintritts-
0,21 0,28 0,36 0,44 0,55 0,66 0,93 1,12 1,36
flächen in m²
Raumgröße
2 2–3 3–4 4–5 6–7 9 11 13
in m²
440 14 Fenster
Bild 14-36 Mindestlichtflächen nach LBO Bild 14-37 Fensterbreiten nach DIN 5034
Generell gilt: Je steiler ein Dach ist, desto kürzer können die Fenster sein. Flachere Dächer
erfordern hingegen längere Fensterflächen. Flachere Dächer (unter 35 °) erfordern Aufkeil-
rahmen.
Wieviele Fenster für Wohn- oder Arbeitsräume unter dem Dach eingeplant werden, ist vor
allem eine Frage des individuellen Lichtbedarfs und ergibt sich aus der Mindestlichtfläche und
der Verteilung im Raum. Mehrere kleine Wohndachfenster können auf die räumlichen Gege-
benheiten und Funktionen besser abgestimmt werden als wenige große Wohndachfenster.
Vorrangig sind auf ausreichende Wärmedämmung, Luftdichtheit, Dampfsperren und die fach-
gerechten Anschlüsse zu achten. Unter dem Fenster sollte ein Heizkörper angeordnet werden,
um eine Konvektion am Fenster zu gewährleisten. Dazu gehört auch der Verzicht auf Fenster-
bänke. Ohne Konvektion ist Kondenswasser an der unteren Glashalteleiste auch bei „Norm-
klima“ nach DIN 4108 (ij = 50 % r. F. und și = 20 °C) nicht auszuschließen. Die Folge können
bei Holzfenstern Schäden in den unteren Eckbereichen des Fensterflügels und Behaglichkeits-
14 beeinträchtigungen sein.
Sorgfältige Auswahl geeigneter Materialien für die spätere Nutzung in der richtigen Dimensi-
onierung (Wärme-Feuchteschutz, ausreichende Wärmedämmung) durch den Planer.
Es ist darauf zu achten, dass Dach-, Decken- und Wandbekleidungen sowie Trockenbauwände
und Fußbodenkonstruktionen sorgfältig aufeinander abgestimmt sind und es zu keiner (ver-
meidbaren) Wärmebrückenbildung kommt.
14.4.2.7 Ausführungsfehler
Der Einbau von Dachwohnfenstern ist und bleibt Sache eines versierten Fachmanns.
Bei Fenstereinbau durch den Laien können sich große Probleme und Einbaumängel sowie
daraus resultierende gravierende Bauschäden ergeben.
14.5 Fenstersicherheit
Ein 100%iger Schutz gegen gewaltsames Eindringen ist eine nicht realisierbare Wunschvor-
stellung. Beeinflussbar ist lediglich die Widerstandszeit gegen unbefugten Eintritt. Sie kann so
verlängert werden, dass der Zutritt erschwert wird und das Gebäude aus diesem Grund für den
Einbrecher uninteressant wird.
Neben der Bauart des Fensters hängen die sicherheitstechnischen Eigenschaften eines Fensters
im Wesentlichen von der Art der Verglasung, von der Beschaffenheit des Rahmens und nicht
zuletzt von der Beschlagtechnik ab. Unter dem Oberbegriff „Fensterbeschlag“ sind alle Teile
zusammengefasst, die notwendig sind, einen Fensterflügel im Rahmen zu befestigen und das
Fenster zu verschließen. Die Bauart des Beschlages bestimmt wesentlich die Gebrauchsfähig-
keit des Fensters.
Abhängig von den jeweiligen Sicherheitsanforderungen sind verschiedene Stufen der Ein-
bruchhemmung möglich, die sich durch bestimmte Eigenschaften bei Beschlag und Glas von
herkömmlichen Fenstern unterscheiden. Die Verglasung für einbruchhemmende Fenster kann
unabhängig von den Beschlageigenschaften gewählt werden.
Die bisherige DIN V 18054 wird durch die neue DIN V EN V 1627 abgelöst. 14
Die Fenster der Widerstandsklasse WK 1 weisen einen üblichen Mindestschutz gegen Auf-
bruchversuche auf. Die einbruchssicheren Elemente garantieren ein gewisses Sicherheitsni-
veau. Entsprechend konstruierte Zapfen und Eckumlenkungen mit Pilzzapfenverriegelung
sichern das Fenster effektiv in den vier Eckbereichen. Das Aufbohren der Klinke ist von außen
erschwert.
Bei der WK 2 sichert zusätzlich zur WK1 eine Pilzzapfenverriegelung im ganzen Flügelprofil
verstärkt die Verbindung des Flügels mit dem Zargenrahmen. Die WK 3 wird bei einer zu
erwartenden Gewaltanwendung mit schweren Werkzeugen, z. B. Brecheisen, ausgeschrieben.
Dabei handelt es sich um eine einbruchhemmende Riegelführung mit einer Verringerung der
Abstände zwischen den einzelnen Verriegelungspunkten im mittleren Verschluss. Aushebel-
versuche des Flügels oder des Zargenrahmens werden dadurch erschwert.
Die einzusetzende Widerstandklasse WK 1–WK 6 richtet sich je nach Nutzung nach dem
erforderlichen Sicherheitsmaß. In üblichen Wohngebäuden sind Fensterelemente der Wider-
standsklasse WK 1 bis WK 3 in der Regel vollkommen ausreichend.
442 14 Fenster
Für einbruchhemmende Fenster ist ab der Widerstandsklasse WK2 nach DIN V ENV 1627 die
Kombination von Verglasung und Beschlag fest vorgeschrieben.
Einbruchhemmende Fenster können auch mit einem erhöhtem Wärme- und Schallschutz kom-
biniert werden.
Die Sicherheitsgläser werden in DIN EN 356 (früher DIN 52 290) nach ihrer Schutzwirkung
klassifiziert. Durchwurfhemmende Verglasungen werden in die Klassen P1 bis P5 mit steigen-
der Schutzwirkung eingeteilt. Grundlage ist ein spezielles Prüfverfahren mit einer Metallkugel.
Die weiteren Klassen ab P6 bis P8 (Durchbruchhemmung) beziehen sich auf einen Angriffs-
versuch mittels einer Axt. Die Anzahl der benötigten Axthiebe zur Herstellung eines quadrati-
schen Durchbruchs mit einer Kantenlänge von 400 mm spiegelt sich in der Klasse P6 bis P8
wider.
Verbund-Sicherheitsglas (VSG), besteht aus mindestens zwei Scheiben und einer Zwischen-
schicht, meist aus zähelastischer, hochreißfester, ca. 0,75 mm dicker Polyvinylbutyral-Folie
(PVB-Folie). Die im Vergleich zu herkömmlichen Verglasungen erhöhte Sicherheit wird durch
die reißfeste PVB-Folie und deren Haftwirkung erreicht. Bei einer mechanischen Überlastung
(z. B. Schlag oder Stoß) bricht das Glas zwar, aber die PVB-Folie hält die einzelnen Glasteile
zusammen, so dass eine gewisse Resttragfähigkeit noch gegeben ist. Außerdem ist die Verlet-
zungsgefahr deutlich geringer, da bei Bruch die Splitter an der PVB–Folie hängen bleiben.
Je nach Verwendungszweck wird Verbundsicherheitsglas in unterschiedlichen Kombinationen
mit Floatglas, Einscheiben-Sicherheitsglas und teilvorgespanntem Glas hergestellt, um die
Vorteile der unterschiedlichen Glasarten miteinander zu kombinieren. Dabei werden Anzahl
und Dicke der Glasscheiben sowie die Foliendicke in Bezug auf die gewünschten Eigenschaf-
ten angepasst. So kann beispielsweise einbruchhemmendes aber auch durchschusshemmendes
Glas mit hohen Sicherheitsanforderungen hergestellt werden.
Verbundsicherheitsglas wird u. a. für Glasdächer sowie für Brüstungsverglasungen als Ab-
sturzsicherung verwendet.
Sicherheitsfenster bestehen aus Einscheiben-Sicherheitsglas, Verbund-Sicherheitsglas oder
Energiespar-Verbund-Sicherheitsglas.
Einscheibensicherheitsglas (ESG) ist extrem schlag- und biegefest und bekommt in der Ferti-
gung durch Erhitzen und „Abschrecken“ eine innere Materialspannung, die es bei Bruch in
stumpfkantige „Glaskrümel“ zerfallen lässt.
14
Bild 14-38
Sicherheitsfenster
Darüber hinaus lassen sich durch die gezielte Auswahl von Spezialbeschichtungen und Gasfül-
lungen und der entsprechenden Kombination untereinander bestimmte Wärme- und Schall-
schutzanforderungen regulieren.
Als offene Beschläge bezeichnet man solche, bei denen alle Teile bei geschlossenem Fenster
sichtbar auf dem Rahmen montiert sind. Bis Ende der sechziger Jahre verwendete man nur
offene Bänder und Scharniere, Kipphebel und Schubstangen. Dann wurden die ersten Be-
schläge mit verdeckt im Falz zwischen Flügel- und Rahmenprofil montierten Schließriegeln
und Schubstangen eingesetzt. Die Bedienhebel und der Verschlusshebel des Fensters waren
weiterhin offen angebracht und mussten separat bedient werden. Deshalb spricht man von
Zweihand-Beschlägen. Erst die Entwicklung des Trial-Getriebes ermöglichte den Einhand-
Beschlag, bei dem sämtliche Funktionen des Fensters über einen Hebel, die Griff-Olive, ausge-
führt werden: Drehen, Kippen und Verriegeln.
14
fen. Pilzförmige Schließzapfen aus gehärtetem Spezialstahl sorgen dafür, dass der Fensterflü-
gel nicht aus dem Rahmen gehebelt werden kann. Eine abschließbare Griff-Olive trägt zur
Fenstersicherung bei: Sie verhindert, dass das Fenster unbefugt geöffnet werden kann – etwa
durch Kleinkinder.
14.5.4 Verschlussüberwachung
Neben den mechanischen Sicherheitsbeschlägen kann der Stand des Fensters – geschlossen
oder offen – mittels elektrischer Kontakte, von Magneten betätigt, überwacht werden. Beim
zwangsweisen Öffnen des Fensters wird durch ein Magnetfeld ein Schalter angesprochen.
Neben magnetischer Verschlussüberwachung gibt es als modernste (wenngleich auch teure)
Variante das Optoelektronische Verschluss- und Öffnungsüberwachungssystem OVS. Im
Verbund mit hochwertigen Alarmanlagen überwacht das OVS die korrekte Verriegelung des
Fensters. Bei diesem System ist ein speziell geformter Lichtleiter in die Eckumlenkung integ-
riert, im Rahmen dient ein entsprechender Sensor als Überwachungseinheit.
14.5.5 Brüstungshöhen
14.6.1 Sprossen
Sprossen, in früheren Zeiten ein „Muss“ bei großen Fensterflächen, erfreuen sich auf Grund
ihrer dekorativen Optik wachsender Beliebtheit. Als schmückendes Gestaltungselement stehen
446 14 Fenster
Sprossen modernen Neubauten ebenso gut zu Gesicht wie originalgetreu restaurierten Altbau-
ten.
Man unterscheidet:
In das Glas integrierte Sprossen: Erhältlich in neutralem Weiß oder in Messingfarbe, in ver-
schiedenen Formen und Breiten. Aufsatzsprossen vermitteln das Bild durchgängiger, echter
Fenstersprossen und erfüllen im Regelfall somit die Ansprüche des Denkmalschutzes. Die
„Wiener Sprosse“ ist optisch nicht von einer echten Sprossenverglasung zu unterscheiden.
Passend auf die Abstandhalter im Glaszwischenraum werden von außen Sprossenprofile auf-
gebracht. Die „Wiener Sprosse“ ist nicht nur leichter und preisgünstiger – sie ist außerdem
schmaler. Dies bewirkt vor allem bei kleineren Fenstern Vorteile im optischen Erscheinungs-
bild. Die „Schweizer Sprosse“ ist im Scheibenzwischenraum untergebracht, was eine völlig
mühelose Reinigung ermöglicht.
14
14
14.6.2 Rollläden
14.6.3 Fensterläden
Die Fensterläden, je nach Landschaft auch Klapp-, Schlag- oder Windläden, gehörten jahrhun-
dertelang zu fast jeder Fensteröffnung. Der Fensterladen verbessert die Schall- und Wärme-
dämmung zum Teil erheblich. Mit fortschreitender Entwicklung, besonders durch die Isolier-
und Doppelverglasung sowie der am Markt erhältlichen Rollläden, gerieten die Fensterläden
zunehmend in Vergessenheit. Nunmehr hat der Fensterladen wieder an Bedeutung gewonnen.
In sorgfältiger Abstimmung mit der Fassade bildet er bei der Mannigfaltigkeit der Auswahl
wieder ein reizvolles Gestaltungselement. Elektrische Antriebe und Innenbedienung sorgen
auch für Komfort in der Handhabung. So können Klappläden zu einer stilgerechten Gliederung
der Fassade beitragen.
14
Bild 14-44
Neue Fensterläden für
rustikale Fassaden
14.7 Fenstereinbau 449
14.7 Fenstereinbau
Die Fenstermontage muss fachgerecht und zwingend unter Einhaltung der allgemein anerkann-
ten Regeln der Technik erfolgen, damit die Fenster viele Jahre wartungsfrei und funktionstüch-
tig bleiben.
Beim Fensterwechsel in der Altbausanierung ist vom Planer unbedingt darauf zu achten, dass
der U-Wert des Fensters nicht nur aus energetischen Gesichtspunkten möglichst niedrig festge-
legt wird, sondern auch die örtlichen Gegebenheiten des Gebäudebestandes aus bauphysikali-
scher Sicht berücksichtigt werden. Ein Fenster mit einem guten Wärmeschutz kann dazu bei-
tragen, dass sich die feuchtetechnischen „Schwachpunkte“ vom Fenster (Verglasung und
Randverbund) auf geometrische Wärmebrücken in der Außenwand (Fensterleibungen, Außen-
ecken) verlagern und in diesen Bereichen zu Schimmelpilzbefall oder anderen Bauschäden
führen.
Alte Bestandsfenster sind oftmals die Bauteile mit dem höchsten Wärmeaustrag und den ge-
ringsten Oberflächentemperaturen an den wärmetauschenden Bauteilen. Ist die Luft im Innen-
raum zu feucht, kann dies vom Nutzer leicht durch die Tauwasserbildung an den Fenstern als
sicheres Indiz für die notwendige Lüftung bemerkt werden. Nach dem Einbau von dichten und
gut gedämmten Fenstern in die Altbausubstanz, kann sich nunmehr der kälteste Punkt an Au-
ßenwänden und speziell an Außenkanten befinden. Kommt es dort zunächst unbemerkt zu
Tauwasserbildung, siedeln sich Schimmelpilze an. Ein entsprechender Hinweis an die Nutzer
auf die veränderte Situation nach Einbau der neuen Fenster ist daher unerlässlich.
Das instand zu setzende Gebäude ist stets als Gesamtheit zu betrachten. Die Wohnungsnutzer
sollten über die – nach dem Einsatz neuer Fenster meist notwendigen – erhöhten Lüftungsraten
ausreichend informiert werden.
Bei der Wahl des Fensterprofils bzw. Fensterrahmens darf die Lichteintrittsfläche (Scheiben-
Lichtmaße) nicht wesentlich verkleinert werden. Die heute handelsüblichen Rahmen sind häu-
fig breiter als die Bestandsfenster, was je nach Format und Fenstergröße eine erhebliche Ver-
kleinerung der Glasfläche nach sich ziehen kann. Die Größe der Fensterflächen richtet sich in
erster Linie nach den Anforderungen der Landesbauordnungen, DIN 5034 sowie gegebenen-
falls der Arbeitsstättenrichtlinie. 14
14.7.1 Anschlussfugen
Nicht nur die Qualität des Fensters ist für die Lebensdauer des Bauteiles entscheidend, sondern
ebenso der sach- und fachgerechte Einbau der Fensterelemente. Die zunehmende Bedeutung
der unkontrollierbaren Lüftungswärmeverluste zieht zwangsläufig die Forderung einer luft-
dichten Gebäude-Hüllfläche nach sich. Da Fenster ein wesentliches Bestandteil dieser Hüllflä-
che sind, kommt der Fugenausbildung zwischen dem Fensterelement und der Außenwand
besondere Bedeutung zu.
Gleichzeitig muss beim Einbau von Fenstern mit geringerem U-Wert als die Bestandsfenster
berücksichtigt werden, dass an geometrischen und konstruktiven Wärmebrücken durch die
veränderte Situation Schimmel auftreten kann. Die richtige Ausführung der Anschlussfuge ist
auch aus diesem Grund besonders bedeutsam.
450 14 Fenster
Bild 14-45 Die Infrarotaufnahme weist auf Bild 14-46 Nach der Öffnung: Fuge nur mit
eine mangelhafte Fugenausbil- Fehlstellen geschäumt, keine
dung hin Putzüberdeckung und kein luft-
dichter Anschluss am Blendrah-
men
Die innere Abdichtung verhindert das Eindringen von Feuchtigkeit in die Fuge und damit
Schäden an Fuge und Fenster. Ist die Fuge erst einmal durch Feuchtigkeit in Mitleidenschaft
gezogen, kann im Extremfall die Wärmedämmung vollständig „verloren“ gehen.
14.7 Fenstereinbau 451
Nach langer kontroverser Diskussion in Fachkreisen kann nunmehr im Einklang mit DIN ATV
18 355 wieder ein geeigneter Montageschaum für diesen Verwendungszweck benutzt werden.
Wie bei allen wärmetauschenden Außenbauteilen ist auch beim Fenster und insbesondere an
der Einbaufuge der Grundsatz „innen dichter als außen“ ausreichend zu beachten. Außen ist
das Eindringen von Schlagregen sicher zu vermeiden. Innen ist der Anschluss luftdicht auszu-
führen (Bild 14-47). Bewährt haben sich verschiedene Abdichtungssysteme, welche innen und
außen bauphysikalisch aufeinander abgestimmt sind. Die Anwendung von Abdichtungssyste-
men eines Herstellers erspart die Prüfung und Nachweis der Eignung im „Zusammenspiel“ von
verschiedenen Materialien. Bei der Auswahl des Abdichtungssystems sind besonders in der
Altbausanierung die örtlichen Gegebenheiten (Fugenbreite, Oberflächen, Materialien, Geomet-
rie der Anschlüsse) ausreichend zu berücksichtigen und die Aufbauempfehlungen des Herstel-
lers genau zu beachten.
Wenn vorkomprimierte Dichtungsbänder eingesetzt werden, muss eine ausreichende Kom-
pression gewährleistet sein. Die Fensterleibungen müssen dazu in der Regel einen Mörtelglatt-
strich erhalten, da auf unebenen Untergründen sowie im Bereich von Fehlstellen ein vollflä-
chiges Anliegen des Dichtbandes unter Kompressionsdruck in der Regel gewährleistet ist (Bild
14-47). Dies wird oftmals „vergessen“ weil der Fensterbauer sich für den Mörtelglattstrich
nicht zuständig fühlt, der Putzer erst im Anschluss die Leibungen im Innenbereich beiputzt
und ein dritter Handwerksbetrieb im Außenbereich die Wärmedämmung anbringt. Hier bedarf
es der gewerkeübergreifenden Koordination durch den Planer und Bauüberwacher.
14
Bild 14-48
Schlagregendichte Ausführung der
äußeren Anschlussfuge
452 14 Fenster
Bild 14-49
Kunststoffprofil zum Aufkleben
auf den Fensterblendrahmen
von Bestandsfenstern
14.7.2 Befestigung/Lastabtragung
Unabhängig vom Feuchte- und Wärmeschutz bestehen ebenfalls Anforderungen an die Befes-
tigung und Lastabtragung der Fensterelemente. Um die einwirkenden Lasten wie
x Windlast
x Eigenlast
14 x Verkehrslast
aufnehmen zu können, müssen Fensterelemente umlaufend unter Beachtung der erforderlichen
Abstände befestigt werden:
x Abstand bei Kunststofffenstern </= 70 cm
x Abstand bei Holzfenstern </= 80 cm
x Abstand bei Aluminiumfenstern </= 80 cm
Der Abstand des Befestigungspunktes auf der Rahmeninnenecke sowie bei Pfosten und Rie-
geln von der Innenseite des Profils ausgehend beträgt:
x </= 10 bis 15 cm
Die Befestigung der Fensterelemente erfolgt mittels:
x Fensterdübel
x Laschen
x Konsolen
x Winkel
x Direktbefestigungsschrauben
14.7 Fenstereinbau 453
Das Fenster ist in der Einbaufuge so zu verklotzen, dass die einwirkenden Lasten auf den
Wandbildner übertragen werden und thermische Längenänderungen des Fensterelementes
noch schadensfrei möglich sind. Für die Verklotzung werden Kunststoffklötze oder spezielle
Hartholzklötze verwendet. Holzkeile dienen als Montagehilfe und müssen in jedem Fall nach
Befestigung des Fensters wieder entfernt werden.
Werden Rollläden über dem Fensterelement angeordnet, ist insbesondere bei größeren Ele-
menten der obere Blendrahmen entsprechend stabil herzustellen, um Verformungen und
Schwingungen zu vermeiden.
Fensterelemente mit einer Fläche von 9 m² und einer kleineren Seitenlänge mit 2 m gelten
nach DIN 18056 als sogenannte Fensterwand. In diesem Fall ist die Befestigung statisch nach-
zuweisen und deshalb ausschließlich bauaufsichtlich zugelassene Befestigungsmittel zu ver-
wenden.
Für die Sanierung und Modernisierung eignen sich Fenster aus Kunststoff besonders wegen
der ästhetischen Anpassungsfähigkeit an historische und neue Gebäude, sowohl einzeln als
auch im Bestand. Die Fenster können in allen denkbaren geometrischen Formen, vorhandenen
Bauwerksöffnungen und denkmalpflegerischen Anforderungen entsprechend hergestellt wer-
den.
Eine mögliche Modernisierungsart ist für den Einzelfall das „Überkronen“ bestehender Holz-
rahmen. Bei dieser Sanierungsvariante wird ein Kunststoff-Aufsatzblendrahmen von innen auf
den vorhandenen Rahmen aufgesetzt und durch Dübelverschraubungen im Mauerwerk befes-
tigt. Als äußere Verblendung wird ein Kunststoff- oder Alu-Profil auf Rasterdübel „aufge-
clipst“. Die Außenblende lässt sich durch Zuschnitt den baulichen Gegebenheiten exakt anpas-
sen. Eine wichtige Voraussetzung beim Einsatz dieses Systems ist die Zustandsüberprüfung
des Holzrahmens. Dieser muss hinsichtlich der Materialsubstanz fehlerfrei sein und darf insbe-
sondere keine Feuchteschäden aufzeigen. Die Vorteile der genannten Konstruktion sind:
x Keine aufwändigen Stemmarbeiten. Der alte Blendrahmen bleibt erhalten
x Die ideale Glasleistenverrasterung erlaubt jederzeit einen Scheibenaustausch ohne großen
Aufwand
x Metallverstärkung für Stabilität und sichere Beschlagbefestigung
Der Anschluss des festen Rahmens an die Bauwerksöffnung muss besonders sorgfältig ausge- 14
führt werden. Vor allem müssen die Längendehnungen infolge Temperaturänderungen – die
bei PVC bekanntlich recht groß sind – so aufgefangen werden können, dass die Funktion des
Fensters nicht beeinträchtigt wird.
Wie die nachfolgenden Bilder zeigen, sind die geometrischen Gegebenheiten der Bauwerks-
öffnung (mit oder ohne Anschlag) von wesentlicher Bedeutung.
454 14 Fenster
Bei der Restaurierung und Modernisierung stilvoller Gebäude kommt es auf jedes Detail an.
Das Erscheinungsbild eines Gebäudes, in hohem Maß durch die Fenster bestimmt, steht bei der
Erneuerung immer im Vordergrund. Das Verhältnis von offenen zu geschlossenen Flächen ist
für die Proportionen von wesentlicher Bedeutung. Zufrieden stellende Lösungen lehnen sich
14.8 Restaurierung von Bestandsfenstern 455
immer an das historische Vorbild an und berücksichtigen die ursprüngliche Gliederung von
verglasten Flächen durch Kämpfer, Flügel, Sprossen, Zierköpfe und Leisten. Um aus der Viel-
falt der Systemmöglichkeiten die individuelle fassadengerechte Fensterkombination herauszu-
arbeiten müssen die erforderlichen technischen Parameter (Wärmeschutz, Schallschutz, Ein-
bruchhemmung sowie nicht zuletzt eventuell denkmalpflegerische Auflagen berücksichtigt
werden.
Das Fenster ist aber als originärer Bestandteil auch ein wesentliches Element in einem Bau-
denkmal und somit entsprechend zu pflegen und zu schützen.
Grundsätze denkmalsgerechter Sanierung sind:
1. Sorgfältige Bestandsaufnahme in formaler und technischer Hinsicht
2. Beschränkung der Eingriffe auf das Notwendigste
3. Erhaltung auch nicht sichtbarer Teile
4. Ausführung aller Reparaturen und Austauschteile in authentischen Materialien, Formen
und Handwerkstechniken
Langjährige Untersuchungen zeigen, dass schwer wiegende Schäden bei mangelhaften In-
standsetzungs- und Modernisierungsmaßnahmen insbesondere an Holzfenstern zu den häufigs-
ten Schadensbildern gehören.
Bevor man nun die endgültige Instandsetzung, Modernisierung oder Rekonstruktion vorneh-
men kann, muss man die häufigsten Fehler kennen. Das nachfolgende Bild zeigt die am meis-
ten auftretenden Konstruktionsfehler bei Altbaufenstern.
Ist-Zustand Behebung
mangelhafter Altanstrich Entfernen, abbeizen, abbrennen mit Heißluftbrenner
undichte Kittfase Entfernen, ausfräsen
undichtes Dichtprofil Entfernen, Silikonverseuchungen entfernen durch Schleifen
mangelhafte Glashalteleisten Entfernen, neu allseitig grundierte Leisten einsetzen, kleine Schä-
den mit Holzfüllmasse ausbessern oder mit Dichtstoff füllen
lose Beschläge Festigen, gegebenenfalls austauschen
Fenster mit entferntem Altanstrich Abschleifen, Holzfeuchte ggf. messen, scharfe Kanten besonders
im unteren Drittel des Fensters runden, rohes Holz imprägnieren
Bauanschluss zum Fenster Bauanschlussfugen überprüfen, ggf. mit geeigneten Mitteln abdich-
ten
vorbehandeltes, teilweise impräg- Streichen mit deckendem oder lasierendem Material
niertes Fenster
sichtlich angegriffenes Fenster Zwischenanstrich des gesamten Fensters, deckend oder lasierend,
in gewünschter Farbgebung
zwischengerichtetes Fenster Nachversiegelung der fehlenden Dichtung Glas/Holz
versiegeltes Fenster Schlussanstrich in gewünschter Art
fertig lackiertes Fenster Einsetzen neuer Dichtungsbänder
Abschlussarbeiten Beschlagfunktion prüfen, nachölen, Funktionsprobe
14.8.3 Oberflächenbehandlung
Holzschutz
Der Holzschutz hat die Aufgabe, die natürlichen Holzfasern vor Zerstörung durch Pilze und
14 tierische Schädlinge zu schützen. Sowohl bei der Renovierung als auch bei der Auswahl von
neuen Fenstern sollte darauf geachtet werden, dass die Fenster fachgerecht vorbehandelt sind.
Die DIN 68800 Teile 1 bis 4, regelt den Holzschutz. Dabei ist zu unterscheiden, dass es außer-
dem so genannten chemischen Holzschutz auch den konstruktiven Holzschutz gibt. Während
der chemische Holzschutz bei modernen Systemen eine Kombination zwischen Imprägniermit-
tel und Anstrichstoff darstellt, wird beim konstruktiven Holzschutz durch Profilbildung und
ausreichenden Dachüberständen der Feuchtigkeit kaum eine Chance eingeräumt.
Vorbeugender chemischer Holzschutz gemäß DIN 68800-3 ist für übliche Holzfenster im
Wohnungsbau, die den RAL-Güterichtlinien entsprechend konstruiert sind, normalerweise
nicht erforderlich. Wenn im Einzelfall in Anlehnung an DIN EN 460 ein chemischer Holz-
schutz tatsächlich erforderlich ist, dürfen ausschließlich Holzschutzmittel mit nachgewiesener
Wirkung gegen holzzerstörende und holzverfärbende Pilze und gesundheitlicher Unbedenk-
lichkeit bei sachgerechter Verarbeitung eingesetzt werden.
14.8 Restaurierung von Bestandsfenstern 457
Bild 14-52
Konstruktiver Holzschutz
An erster Stelle steht der konstruktive Holzschutz. Erst wenn alle konstruktiven Möglichkeiten
ausgeschöpft sind, ist gegebenenfalls die Notwendigkeit eines ergänzenden chemischen Holz-
schutzes sorgfältig zu prüfen.
Profile sind unter Beachtung des konstruktiven Holzschutzes so zu formen, dass:
x anfallendes Wasser unmittelbar und kontrolliert abgeführt wird,
x Wasser- und Feuchtigkeitsnester vermieden werden,
x die Profilkanten auf der Wetterseite möglichst gerundet werden.
Diese wichtigen konstruktiven Maßnahmen sind Voraussetzung für eine lange Lebensdauer
der Holzfenster.
auch das Fenster, auch in seinen Konstruktionsdetails, beansprucht. Dunkle Anstriche können
sich bei Sonneneinstrahlung bis auf 80 °C erwärmen. Dabei können sich Falten im Anstrich
und in der Versiegelung bilden oder auch Risse in den Leimfugen entstehen. Harzreiche Na-
delhölzer wie Kiefer, Pitch-Pine, Oregon-Pine sollte man nur weiß streichen, denn ab 60°C ist
mit Harzfluss zu rechnen.
Transparente Anstriche und Lasuren sind mehr oder minder durchsichtig und lassen die natür-
liche Holzmaserung erkennen. Die Anstriche enthalten geringe Zusätze wetterbeständiger
Pigmente und bilden auf der Holzoberfläche einen dünnen Film. Außerdem sind sie meist
wasserdampfdurchlässiger gegenüber deckenden Anstrichen. Farblose Lacke und Lasuren sind
für die Außenoberfläche nach heutigem Kenntnisstand nicht geeignet, da sie eine UV-
Schädigung der Holzoberfläche nicht verhindern können. Aus diesem Grund sollten gering
pigmentierte Lasuren ohne ausreichenden UV-Schutz nicht im Außenbereich angewendet
werden. Für den Einsatz im Innenbereich ist aus technischer Sicht nichts einzuwenden.
Während bei Lasuren mit einem Erneuerungsanstrich ab dem 3. Jahr zu rechnen ist (der aller-
dings einfach auf dem Altanstrich erfolgen kann) sind die Wartungsintervalle von deckend
weiß oder farbig lackierten Fenstern wesentlich größer. Nadelhölzer, wie z. B. Kiefer und
mitunter auch Fichte, sind für eine Naturbehandlung weniger geeignet. Dagegen können La-
suranstriche auf tropischen Laubhölzern im Allgemeinen ohne Einschränkung eingesetzt wer-
den. Aus heutiger Einschätzung werden für Fensterbeschichtungen zukünftig Anstriche auf
Acrylharzbasis Verwendung finden. Acryllacke besitzen eine höhere Elastizität und haben eine
längere Haltbarkeit gegenüber traditionellen Beschichtungen.
Bewährt hat sich ein dreischichtiger Beschichtungsaufbau, wobei eine separat aufgebrachte
Imprägnierung mit chemischen Holzschutzmitteln nicht zum filmbildenten Schichtenaufbau
gezählt wird. Die Mindest-Trockenschichtdicken betragen:
Blendrahmenanschluss
Art des Wetterschutzes Außenbereich Innenbereich zum Mauerwerk
(nicht sichtbar)
14 lasierend 80 m 80 m 50 m
deckend 100 m 100 m 50 m
werden. Deshalb nur Schwamm und Leder, aber keine scheuernden und aggressiven Reini-
gungsmittel verwenden. Die notwendige Forderung nach Instandhaltung, Wartung und Pflege
schließt freilich nicht nur den Außenanstrich ein. Auch der Innenanstrich gehört dazu. Studien
über den Feuchtigkeitstransport in Fensterprofilen zeigen, dass Innenlackierungen, die nicht
intakt sind, zu frühzeitiger Zerstörung des Holzes unter der äußeren Lackschicht führen kön-
nen. Folgende Vorgehensweise ist empfehlenswert:
x Dichtschluss zwischen Flügel und Blendrahmen überprüfen. Wartungsmaßnahmen: Nach-
stellen und Einrichten der Flügel, Schließen der Dichtungsecken.
x Überprüfen und Beseitigen kleinerer Mängel an der Verglasung. Wartungsmaßnahme:
Abgerissene Dichtung ausbessern, Versiegelung erneuern.
x Prüfen der Eckverbindungen. Wartungsmaßnahme: Ausleimen bei geöffneten Stoßfugen.
x Holzfeuchtigkeit in den unteren Eckbereichen kontrollieren. Wartungsmaßnahme: Entfer-
nen des Lackes und Suche nach der Ursache der Durchfeuchtung.
x Überprüfen und gegebenenfalls Verbessern der Entwässerungseinrichtung.
x Kontrolle der Oberflächenbeschaffenheit. Wartungsmaßnahme: Instandsetzung des An-
strichs.
14.10 Bildquellenverzeichnis
Quelle Bild
Quelle Bild
14
15 Türen und Tore
Für den Bauherren hat der Eingang zu seinem Haus einen besonderen Stellenwert. Hier an der
Schwelle zum Haus vermittelt er dem Besucher erste Eindrücke seines persönlichen Lebens-
stils. Das uralte Schutzbedürfnis ist auch heute von entscheidender Bedeutung bei der Auswahl
einer Tür. Eine Tür muss schützen, muss abgrenzen vor Lärm, Kälte oder Hitze, muss Eigen-
tum behüten und bewahren. Neben diesen hohen Anforderungen an die Funktionalität einer
Tür sollen natürlich auch Ansprüche an Ästhetik und Prestige erfüllt werden. Eine Tür kann
sich perfekt in die Linie der Architektur einfügen – sie kann aber auch Akzente setzen durch
Form, Farbe oder Material. Hervorragende Dämmung und Wärmeschutz, eine hohe Sicherheit
durch das Sicherheits-Blockier-System und Ästhetik in den verschiedensten Stilrichtungen
sind heute Anforderungen, die an die moderne Tür gestellt werden. Die ab Februar 2007 gülti-
ge Produktnorm DIN EN 14351 legt materialunabhängig 24 Eigenschaften und 93 Leistungs-
klassen fest.
Bild 15-1
Verbund Treppe – Fenster – Tür
466 15 Türen und Tore
Türen haben die Aufgabe, Räume untereinander und nach außen hin abzuschließen. Neben den
Türen aus Holz gibt es auch Türen aus Metall oder Glas. Zu jeder Zeit und an jedem Ort muss
eine Haustür folgende Grundanforderungen erfüllen:
x Abgrenzung
x Schutz
x Dämmung
x Architektur
Abgrenzung
Ein Querbalken, eine Schranke, eine Kette oder ein Zaun trennen einen Bereich von einem
anderen. In der Regel wird auf diese Weise markiert und abgegrenzt.
Bild 15-2
Zaun mit Türchen
Viel wirksamer als jeder Balken und jede Kette trennt eine Tür. Sie ist der Inbegriff von Ab-
trennung, indem sie uns den Zutritt zu fremdem Eigentum „verschließt“ und im wahrsten Sin-
ne des Wortes als „Hemmschwelle“ wirkt. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass ein
sehr einfaches Türchen, das möglicherweise wackelig in den Angeln hängt, diesen inneren
15 Widerstand verkleinert. Je mehr jedoch eine Tür von der äußeren Gestaltung her Ansehen,
Geltung und Einfluss der Bewohner vermittelt, umso größer ist die psychologische Hemm-
schwelle.
Schutz
Eine Haustür muss, abhängig von der Landschaft, dem Klima und der kulturellen Entwick-
lungsstufe in der der Mensch wohnt, unterschiedlichen Schutzbedürfnissen genügen. Häufig
diente die Haustür auch noch zur Belüftung, z. B. durch den auch heute noch bekannten Tür-
schlitz, der sich in der kälteren Jahreszeit mit Decken oder Lappen abdichten ließ. Bekannt war
auch im Mittelalter die quergeteilte Tür. Sie diente nicht nur als „Eingang“ für das im Haus
gehaltene Kleintier sondern auch für den Plausch mit dem Nachbarn.
15.1 Anforderungen und Arten 467
a) gering b) größer
15
Bild 15-4
Quergeteilte Tür
Dämmung
Aufgabe der Türen vor Hitze oder/und Kälte zu schützen ist sicher von den klimatischen Ver-
hältnissen abhängig. Sie bestimmen Lage, Material und Größe der Tür. In unseren Breiten
schützt die Haustür vor Hitze und vor Kälte.
468 15 Türen und Tore
Bild 15-5
Schnitt durch eine
wärmegedämmte Tür
Architektur
Die architektonische Gestaltung zeigt bis zu einem gewissen Grad an, welchen Geschmack der
Besitzer bevorzugt und welche Ausstattung seinem Lebensstil und seinen materiellen Mög-
lichkeiten entsprechen. Dabei kann man gegewärtig feststellen, dass gerade mit der Rekon-
struktion stillose, häufig mit ungeeignetem Material hergestellte Türen, durch geschmackvoll
und detailgerecht sanierte Türen ersetzt werden.
15
Bild 15-7
Teile einer Tür
Die Türöffnung wird begrenzt von dem unteren Abschluss, der Türschwelle, der seitlichen
Türlaibung oder dem Türgewände und dem oberen Türsturz oder Bogen. Die Laibung und der
Sturz sind – außer bei sichtbaren Steingewänden – meist mit einem Türfutter versehen, an das
auf beiden Seiten in der Wandflucht eine Bekleidung (Türbekleidung) anschließt. Der oder die
Türflügel (Tür, Türblatt) sind in einem an der Wand befestigten Rahmen (Türstock, Türzarge,
Zarge) oder bei einfachen Türen am Futter angeschlagen. Das Querstück bei Türen mit einem
getrennten Oberlicht heißt Türkämpfer.
15.1.2 Arten
15
Bild 15-8 Öffnungsarten von Türen
Bild 15-9 a
Türbandarten
15.2 Außentüren – Haustüren – Innentüren 471
Bild 15-9 b
Schlossbestandteile
15.2.1 Konstruktionsprinzipien
Außentüren
Haustüren Balkontüren
Kellerausgangstüren Terrassentüren
Neben ästhetischen Funktionen hat die Haustür auch technische Anforderungen zu erfüllen.
15
Hierzu gehören:
x Witterungsbeständigkeit der verwendeten Werkstoffe,
x Begrenzung der Fugendurchlässigkeit,
x Widerstandsfähigkeit gegen mechanische Beanspruchung, Windbelastung,
x Einbruchshemmung.
Konstruktiv
Hohe Wandelbarkeit und Austauschbarkeit der Elemente und zugleich ein hoher Qualitäts-
standard, der Sicherheit garantiert.
472 15 Türen und Tore
15 Ästhetisch
Vorbildliches, zeitgemäßes Design, das die Umweltansprüche der neuen Architektur mit ein-
bezieht.
Beide Funktionen, die konstruktive und die ästhetische Funktion, stellen hohe Anforderungen
an die Konstruktion. Für Haustüren liegen keine Konstruktionsnormen vor, sodass Planer und
Konstrukteure auf die zurzeit gültigen, die Haustür tangierenden Normen, Normentwürfe und
Richtlinien zugreifen müssen. Für die ästhetische Wirkung der Tür sind besonders die verwen-
dete Holzart, die gewählte Oberfläche und die Flächengliederung bzw. Flächenteilung ent-
scheidend, wie z. B. die Verhältnisse zwischen verglasten und geschlossenen Flächen, die
Gliederung durch Füllungen, Aufdoppelungen, Profilierungen sowie die Beschlagauswahl und
deren Platzierung. Zur Erfüllung der konstruktiven Funktion kommt es unter anderem ent-
scheidend auf die richtige Werkstoffauswahl und Werkstückdimensionierung, eine fachgerech-
te Konstruktion des Türblattes und dessen Einbau in den Türrahmen, eine ausreichende Befes-
15.2 Außentüren – Haustüren – Innentüren 473
tigung des Türrahmens am Bauwerk, eine optimale Dichtung der Anschlussfugen der Rahmen
am Mauerwerk, die richtige Verglasung sowie auf eine funktionsgerechte Auswahl und Di-
mensionierung der Beschläge an. Mit der Rekonstruktion und Sanierung besteht aber nunmehr
die fast einmalige Chance, diesem neuen Trend gerecht zu werden. War die Tür anfangs eine
Einzelanfertigung, so ging sie im Laufe der Jahrhunderte schon bald in die Serienfertigung
über. Doch die Haustür war und ist kein Gegenstand für Serienfertigung. Dazu sind die:
x konstruktiven Voraussetzungen und Möglichkeiten zu unterschiedlich
x individuellen Wünsche und Vorstellungen der Hausherren zu verschieden
x architektonischen Gestaltungsmöglichkeiten zu vielfältig.
Natürlich gilt es, ökonomische Gesichtspunkte zu berücksichtigen. So werden Haustüren nach
einem einheitlichen Konstruktionsprinzip doch in der ästhetischen Gestaltung und Ausstattung
nach Kundenwunsch angefertigt. Im Wesentlichen unterscheidet man drei Konstruktionsprin-
zipien:
x Türen in Holzbauweise
x Türen aus Aluminium
x Türen aus Kunststoff.
Allen drei Türarten liegt das gleiche Aufbauprinzip zu Grunde, wobei sich die Materialien
ändern und selbstverständlich, je nach örtlichen Anforderungen, die Anpassungskonstruktion.
Bei der Auswahl von Türen in Holzbauweise sind folgende Kriterien mindestens zu beachten:
x Holzhaustüren sind aus ausgesuchten kammergetrockneten Hölzern mit 13 % r 2 % Holz-
feuchte gefertigt.
Die Türen müssen der DIN 68360 T 1 entsprechen und folgende Mindestanforderungen erfül-
len:
x Dekoratives Aussehen bei naturbelassener Oberfläche
x Gutes Stehvermögen bei den gewählten Querschnitten
x Gute Bearbeitbarkeit
x Ausreichende mechanische Festigkeit
x Ausreichende Witterungsbeständigkeit
x 3-Türbänder mit einer 3fach dimensionalen Verstellung und 2-Bandseitensicherung 15
x Das Schloss ist aus einer 3fach-Verriegelung nach DIN 18103 (einbruchshemmend)
x Große Auswahl individueller Türfüllungen und Griffe
474 15 Türen und Tore
Bei der Auswahl von Türen aus Kunststoff sind folgende Kriterien zu beachten:
x Kunststoffhaustüren werden aus erhöht schlagzähen, weichmacherfreien Kunststoff-Mehr-
kammerprofilen hergestellt. Die Herstellung erfolgt nach den Richtlinien der RAL-Güte-
gemeinschaft.
x Blend- und Flügelrahmen sind flächenversetzt.
x Profilverstärkung nach DIN 18056 mit verzinktem Stahlprofil. Oberfläche Kunststoff weiß
und auf Wunsch nach der RAL-Farbskala erhältlich.
x Große Auswahl von individuellen Türfüllungen und Beschlägen.
15
Bild 15-12
Variationen von Türen
aus Kunststoff
Von der klassischen Grundkonstruktion aus nur einem Werkstoff rückt man aber im zuneh-
menden Maße ab und geht immer mehr zu Werkstoffkombinationen über, z. B.:
x Holz-Rahmen-Haustür
x Holz-Türblatt-Haustür
x Aluminium-Rahmen-Haustür
x Aluminium-Türblatt-Haustür
15.2 Außentüren – Haustüren – Innentüren 475
Bei der Rekonstruktion sollte man sich für Türkombinationen entscheiden, da sie gerade in der
Anpassungsfähigkeit an die vorhandene Fassade breitere ästhetische und sicherheitstechnische
Aspekte bieten.
Bei der Auswahl von Türen aus Aluminium sind folgende Kriterien mindestens zu beachten:
x Aluminiumhaustüren sind wärmegedämmte Profilsysteme nach DIN 4108 mit einer inne-
ren und einer äußeren Anschlagdichtung.
x Sie benötigen keinen späteren Anstrich.
x Durch den speziellen Füllungsaufbau ist ein Verziehen kaum möglich.
x Die Reinigung ist einfach und unkompliziert.
Bild 15-13
Variationen von
Türen aus
Aluminium
Die Grundkonstruktion besteht aus einer Zarge mit Flügelrahmen und eingesetzter Füllung aus
Glas oder Holz. Diese relativ einfache Konstruktion hat den Nachteil einer mangelhaften Ab-
dichtung und geringem Widerstand gegen Einbruch.
Holz-Türblatt-Haustür
Das Türblatt ist der bewegliche Teil der Haustür. Es geht in der Regel nach innen auf. Die
Türblätter können entweder schlichte Sperrtüren (Türen aus Holz und Holzwerkstoffen) in
Voll- oder Hohlkonstruktionen, Rahmen mit Glas- oder Holzfüllungen oder aufgedoppelt sein.
Grundsätzlich gilt für alle Holzbauteile im Außenbereich, dass anfallende Wasser aus Nieder- 15
schlägen oder auch von der Reinigung unmittelbar und kontrolliert abgeführt wird und auch
Kapillarfugen und Wassernester vermieden werden. Zur Erzielung der erforderlichen Dichte
des Anstrichfilms auch an Kanten müssen diese abgerundet werden. Die Türblätter sind so
aufzubauen, dass sie widerstandsfähig gegen mechanische Beanspruchungen sind. Türblätter
als Hohlraumkonstruktionen müssen stoßfest sein. Im Winter und besonders bei der Anord-
nung von Heizkörpern in unmittelbarer Nähe der Haustür können sich die Türblätter durch die
unterschiedlichen Klimawerte an der Raumseite und der Außenseite der Tür verziehen. Man
kann durch die Wahl der Werkstoffe und durch konstruktive Maßnahmen, gegebenenfalls
durch Einbau von Metalleinlagen (z. B. Stahlprofile) der Verformung entgegenwirken. Ganz
vermeiden kann man sie nicht, doch handelt es sich hierbei in der Regel nicht um bleibende
Verformungen. Die zulässige Verformung bei fachgerechter Konstruktion und Fertigung be-
trägt 4,5 mm (ermittelt nach DIN EN 25). Ist bei Hohlkonstruktionen der Türblätter eine Wär-
meschicht eingebaut, muss durch einen geeigneten Aufbau sichergestellt werden, dass keine
476 15 Türen und Tore
Durchfeuchtung auftritt. In der Regel kann dies durch eine Dampfbremse oder Dampfsperre
erreicht werden. Der Einbau der Sperrschicht muss möglichst weit im Warmbereich, meist
unter der raumseitigen Beplankung der Türblattes, erfolgen. Das Türblatt wird an der oberen
Kante und an den Seitenkanten für den Einbau in den Rahmen gefälzt.
Im Gegensatz zum Fensterbereich haben sich gerade bei Haustüren Einfachfälze mit raumsei-
tig im Türblatt angeordneter umlaufender Dichtung bewährt. Aus optischen Gründen kann die
Anordnung einer zweiten Dichtung in der Zarge/Blendrahmen sinnvoll sein. Bei dicken Tür-
blättern ist die Falzluft so zu bemessen, dass ein einwandfreies Öffnen der Tür sichergestellt
ist. Um die für die Schlösser wichtige Falzluft von 4 mm nicht zu überschreiten, kann bei sehr
dicken Türblättern ein zweiter Falz sinnvoll sein. Die Falztiefe an der Anschlagseite beträgt, je
nach verwendetem Band (Kröpfungsmaß), 13 mm oder 15 mm. Die Überschlagdicke muss bei
Einbohrbändern so dick bemessen sein, dass die Einbohrzapfen sicher eingebohrt werden kön-
nen.
Bild 15-14
Horizontalschnitt –
Holz-Rahmen-Haustür
Bild 15-15
15 Horizontalschnitt durch
eine Holz-Türblatt-
Haustür mit Funktions-
rahmen
Die Falzhöhe, bei Doppelfalz eine der beiden Falzhöhen, muss mindestens 25,5 mm betragen,
damit der Schlossstulp hier gut eingelassen werden kann. Der Einbau von Dichtungen im Tür-
blatt muss so vorgenommen werden, dass dadurch das Einlassen von Schloss und Bändern
nicht beeinträchtigt wird. Die Unterkante des Türblattes wird einfach gefälzt, um einen An-
schlag gegen die Fußbodenschiene zu erhalten. Die Anschlagschiene ist so weit gegenüber der
Türfläche zurückzusetzen, dass an der Türfläche herunter laufendes Niederschlagswasser nicht
hinter die Schiene laufen kann, sondern vor ihr abtropft. Türblatt bzw. Wetterschenkel erhalten
an der Unterkante zum sicheren Abtropfen des Niederschlagswassers eine Wassernut. Das
Maß von Oberfläche Türblatt bis Dichtungsanlage sollte mindestens 10 mm betragen.
15.2 Außentüren – Haustüren – Innentüren 477
Bild 15-16
Bodenschwelle
Holz-Aluminium-Haustür
Das Zusammenwirken von Holz und Stahl oder anderen Metallen ist oft, besonders beim Aus-
dehnungsverhalten, sehr kritisch. Erfahrene Türhersteller sind dennoch zu Lösungen gekom-
men, die eine Kombination Holz-Aluminium zulassen. Die thermisch getrennten und daher
wärmegedämmten Aluminiumprofile erhalten auf der Außenseite gleitend gelagert massives
Edelholz. Die statisch tragenden Teile, also die Teile, die besonders beansprucht werden im
täglichen Gebrauch, geben durch die Verriegelungspunkte wie Schloss, Tresorbolzen und
Bänder optimalen Halt und somit Sicherheit gegen Einbruch. Die Schnittflächen sind auf der
Innenseite edelholzfurniert, auf der Außenseite massiv und somit jeglicher Dauerbeanspru-
chung hervorragend gewachsen.
Bild 15-17
Horizontalschnitt Flügelrah-
menbauweise aus wärmege-
dämmten Aluminiumprofilen
mit Massivholzaufdopplung
Darüber hinaus gibt es eine Fülle von Kombinationen zwischen Holz, Aluminium, Stahl und
Kunststoff. Auch die Plattenindustrie hat parallel dazu eine Vielzahl neuer Platten auf den 15
Markt gebracht, besonders als Plattenfüllungsmaterial wie Lamellen, Röhrenspan, Röh-
renspanstäbchen und vieles mehr. Heutzutage gibt es Kombinationen der unterschiedlichsten
Materialien und Werkstoffe.
Aluminium-Rahmen-Haustüren
Aluminiumrahmen sind eine solide Grundlage für gute Statik, Mechanik, Korrosionsbestän-
digkeit und Pflegeleichtigkeit. Für Glasfüllungen der verschiedenen Güteklassen ein geeigne-
ter Rahmen.
Aluminium-Türblatt-Haustür
Alu-Füllungen bestechen durch eine ganz hervorragende Wärmedämmung, durch Bruch- und
Schlagsicherheit. Durch den speziellen Aufbau dieser Füllungen ist ein Verziehen nicht mög-
478 15 Türen und Tore
Bild 15-18
Horizontalschnitt Aluminium-
Rahmen-Haustür wärmege-
dämmt mit Isolierglas
lich. Durch eine mehrfache Beschichtung sind die Füllungen widerstandsfähig, benötigen auch
keinen späteren Anstrich und sind wie die Rahmen pflegeleicht und einfach zu reinigen. Dieser
Sandwich-Aufbau, beidseitig Aluminiumplatten durch einen Aluminium-Funktionsrahmen be-
grenzt, mit Polyurethan-Schaum gefüllt, mit Stahl armiert, ergibt eine ideale Werkstoffkombi-
nation in Bezug auf Wärmedämmung, Funktionstauglichkeit und Einbruchssicherheit. Der
besondere Vorteil des Türblattes liegt in der großflächigen Gestaltungsmöglichkeit über das
gesamte Türblatt. Diese Türen erreichen darüber hinaus einen Wärmedämmwert von
0,8 W/m²K und liegen in der Einbruchssicherheit.
15.2.6 Innentüren
Innentüren sind überwiegend abgesperrte Holztüren, glatt oder mit Verglasung hergestellt.
Im zunehmendem Maße kommen auch Innentüren aus Kombination mit Stahl, Aluminium
oder Glas aber auch als Volltüren zur Anwendung.
15
Bild 15-19
Innentürvarianten
15.2 Außentüren – Haustüren – Innentüren 479
15
1 Bekleidung
2 Futter
3 Steckverbindung zur
Anpassung an ver-
schiedene Mauer-
stärken
4 Dichtungsschnur
15.2.7 Türliste
In einer Türliste werden – besonders bei Sanierungsvorhaben mit vielen Türen- tabellarisch
alle Türen des Gebäudes mit einer fortlaufenden Nummer versehen und mit ihren Ausstat-
tungs-, Funktions- – und Zubehörmerkmalen erfasst.
Eine Türliste kann als Arbeitsgrundlage für Ausschreibung, Vergabe und Kontrollinstrument
für Bauleitung und Abnahme sowohl für manuelle als auch für automatische Türanlagen ver-
wendet werden.
Angaben, die eine Türliste mindestens enthalten sollte, sind
x Einbauort: Geschoss, Raum, Abschnitt
x Abmessung der Tür/-Türanlage
x Art der Tür (Drehflügel-, Schiebetür, …)
15 x DIN rechts/ DIN links
x Anzahl der Flügel/Elemente
x Oberlichten oder Seitenteile
x Anforderungen an Brandschutz, Schallschutz, Wärmeschutz
x Einbauart (Zargen, Rohrrahmen, …)
x Material des Türblattes
x Einbau (Massivwand, Mauerwerk, Trockenbau, …)
x Beschläge
x Ausstattung (Obentürschließer, Feststellanlagen, Schließfolgeregler, …)
x Besonderheiten (Panikverschluss, Sonderausführungen, Glasqualitäten)
x Ggf. bauaufsichtliche Zulassung, Prüfnummer
15.3 Konstruktionsdetails 481
POS. RAUM TÜR- FLÜ- ANF. EIN- ZAR- TÜR- OBERFL.T ANM.
MAß GEL BAU GE BLATT ÜR-BLATT
1,72 x OL –
Vorraum zwei-
1 2,13 + F90 M/OL HB AG Ahorn riffel-
Haustür flügl.
OL 0,52 glas
0,885x endbe-
2 Küche einf. F 60 MW SU H
2,13 schichtet
Kinder- 0, 72x
3 einf. F 30 M SE HG Ahorn
zimmer 2,13
Legende
A = Aluminium H = Holz
B = Block/ Blendrahmen M = Massivwand
E = Edelstahl OL = Oberlicht
EZ = Eckzarge S = Stahl
F = Feuerwiderstandsklasse SW = Systemwand
G = Glas T = Trockenbau
GW = Glaswand U = Umfassungszarge
15.3 Konstruktionsdetails
15.3.1 Einbruchhemmung
Die Kriminalstatistik verzeichnet aller zwei Minuten in Deutschland einen Einbruch durch
Haus bzw. Wohnungstüren und Fenster.
15
Anmerkung
Je nach angestrebter Widerstandsklasse soll die Verglasung mit der zutreffenden Widerstandsklasse nach
DIN EN 356 (2000 – 02) übereinstimmen und der Widerstandsklasse dieser Norm entsprechen, um den
geeigneten Schutz zu bieten.
15.3 Konstruktionsdetails 483
Bild 15-22
Konstruktionsgrundsätze
einbruchhemmender Türen
Bei der Rekonstruktion oder Sanierung von Haus- oder Wohnungstüren sind daher umfangrei-
che, häufig vom Fachmann zu unterstützende Sicherungsplanungen notwendig.
Mechanische Sicherungen
Mechanische Sicherungen sollten bei Sicherungsplanungen an oberster Stelle stehen. Sie
schützen vor allem die Außenanlagen und sollen das Eindringen in ein Objekt verhindern bzw.
erheblich erschweren. Dazu gehören:
15
x Aufbohrschutz
x Verriegelungen
x Schutzbeschläge
x Stangenschlösser
x Querriegelschlösser
x Türspione
x Angriffhemmende Verglasung
x Vergitterung (nach DIN 18106)
484 15 Türen und Tore
Einfamilienhaus
Gefährdung Lage Mehrfamilienhaus
geschützt ungeschützt
normal ET 1 ET 1 ET 1
erhöht 1) ET 1 ET 2 ET 1
hoch 2) ET 2 ET 3 ET 2
1) erhöhte Sachwerte
2) Personenschutz, hoher Sachwertschutz
1 Tür-Oberfläche in Edelholz-Messerfurnier
2 Vollflächige Spanplatten-Einlage E 1
3 Deckplatten aus Hartfaserplatten mit Aluminiumein-
lage
4 Rahmenhölzer aus Hartholz
5 Stabile Bänder und Stahlplatten verbinden Türblatt
und Futter
6 Sicherheits-Einsteckschloss mit Dreipunktverriege-
lung
7 Schließbleche der Dreipunktverriegelung
8 Einbaufertige Umfassungszarge
15
Bild 15-23
Sicherheitstür einbruchhemmend
nach DIN 18103, Klasse ET 1
Bei der Auswahl einer Sicherheitstür sollte man sich folgende Frage stellen: Wie sicher ist eine
Wohnungstür? Auch der Nichtfachmann kann nunmehr seine eigene Wohnungstür, die zu
15.3 Konstruktionsdetails 485
rekonstruierende oder die neu geplante, mit einer Wohnungstür nach DIN 18103 ET 3 verglei-
chen. Wichtig ist noch die Kenntnis der häufigsten Einbruchsmethoden.
1. Mit einem Schraubenzieher oder einem Brecheisen lassen sich die meisten Wohnungstüren in
kürzester Zeit aushebeln oder aufstemmen, wenn keine entsprechend starken Verriegelungspunkte
vorhanden sind.
x Verfügt die Wohnungstür im Bandbereich über Tresorbolzen, die tief in die Zarge greifen?
x Sind die Bänder (Scharniere) mit schweren Gegenplatten doppelt gelagert?
x Hat die Tür im Schlossbereich Riegel oder sogar Schwenkriegel, die ebenfalls tief in die Zarge
greifen?
x Wurden Zarge und Tür als ganzes System geliefert und eingebaut?
x Ist die Türzarge mit langen Stahldübeln im Mauerwerk fest verankert?
x Ist die Türzarge aus stabilem Material (Metall)?
2. Hohl- und Wabentüren (auch nachgerüstete) können ohne Probleme eingetreten oder mit einem
Schulterwurf geöffnet werden.
x Ist das Türblatt der Wohnungstür massiv und stabil konstruiert (Stärke 55 mm, Aluminium-
Umfassung)?
x Ist die Wohnungstür schwerer und massiver konstruiert als Ihre Zimmertüren?
3. Aufbohren, Abbrechen und Kernziehen des Schließzylinders ist für die Einbrecher eine schnelle
Art, die Wohnungstür aufzubrechen.
x Ist der Schließzylinder durch einen von innen verschraubten Sicherheitsbeschlag geschützt oder
steht er vor und kann leicht zerstört werden?
x Hat das Schließsystem noch zusätzliche Sicherheitsmerkmale, wie zum Beispiel ein
Sicherheits-Blockier-System (SBS)?
4. Der Scheckkartentrick kommt immer noch häufig vor und ist die schnellste Art, in eine Wohnung
einzubrechen.
x Ist die Tür gegen diesen Trick gesichert, zum Beispiel mit einer Fallensperre?
x Braucht der Hausmeister mehrere Stunden oder gelingt es ihm gar nicht, die Wohnungstür zu
öffnen, wenn der Schlüssel verloren gegangen ist?
15
5. Immer mehr Einbrecher verschaffen sich unerlaubten Zutritt, indem sie nach dem Klingeln den
Wohnungsbesitzer einfach überrumpeln.
x Kann man mit einem Weitwinkelspion den ganzen Hausflur einsehen?
x Ist die Tür mit einer zuverlässigen Türspaltsicherung versehen (Sperrbügel)?
Wenn in der vorstehenden Liste ein oder mehrere Punkte nicht positiv beantwortet werden
konnten, weist die Tür Sicherheitsmängel auf, so das sie im Ernstfall keinen ausreichenden
Schutz bieten kann. Abhilfe ist dringend geboten. Nachrüsten alter Türen bietet keine umfas-
sende Sicherheit.
486 15 Türen und Tore
Bild 15-24
Hohl- oder Wabentüren bieten auch mit
massiven Nachrüstungen keinen
Schutz
Kaum wirkungsvollen Schutz bieten die in der Anschaffung nur wenig preiswerteren Querrie-
gel und Stangenschlösser. Leider besteht auch heute noch der Trend, Wohnungseingänge mit
Billigtüren auszustatten, aber selbst bei größtem Aufwand können diese Türen nicht nachträg-
lich einbruchshemmend hochgerüstet werden. Aus der Erfahrung kompetenter Türbauer heraus
ergibt sich eine Reihe bewährter Sicherheitssysteme, um gegen die hauptsächlichen und ge-
bräuchlichsten Einbruchsmethoden vorzugehen.
Bild 15-25
Aufbau eines Stangenschlosses
15
Bild 15-26
Abdeckung eines Schließzylinders
15.3 Konstruktionsdetails 487
15.3.2 Türdichtungen
werden zerstört oder nutzen frühzeitig ab. Die Forderung nach ausreichender Dichtung ist
nicht nur ein Gebot baukonstruktiver Ausführung, sondern auch eine entscheidende Frage des
Umweltschutzes. Die Dichtung, in der vergangenen Zeit sträflich vernachlässigt, muss bei der
Rekonstruktion unbedingt Beachtung finden.
Tabelle 15-5 Richtwerte für den U-Wert, das Gewicht und das Schalldämm-Maß
Abdichtung
Sie soll das Eindringen von Feuchtigkeit, Zugluft und Schall im Bereich der Fugen zwischen
Bauteil und Blendrahmen sowie zwischen Scheibe und Flügelrahmen verhindern und auch bei
Formänderungen der Fuge wirksam bleiben.
Falzdichtung
Dichtungselement mit elastischen Eigenschaften zwischen Blend- und Flügelrahmen.
15.3 Konstruktionsdetails 489
Nachdem die Türen entsprechend den örtlichen Gegebenheiten, den ökonomischen Kriterien
und den persönlichen Ansprüchen ausgewählt sind, kann man für die Rekonstruktion aus einer
fast unerschöpflichen Auswahl an Beschlägen, Türgriffen, Gitterplatten, Schließblechen und
Knöpfen wählen.(DIN 18357, DIN EN 1953) Die Beschläge haben darüber hinaus die Aufga-
be, für eine störungsfreie Funktion und eine Einbruchshemmung zu sorgen. So müssen die
ausgewählten Bänder eine ausreichende Tragfähigkeit aufweisen und sicher in Rahmen und
15
Bild 15-29
Zylinderrosette mit Einbruchssicherung
490 15 Türen und Tore
Türblatt befestigt werden. Hier können starke Einbohrbänder, gekröpfte Lappenbänder mit
oder ohne Tragzapfen, Kombibänder und Fitchen zur Anwendung. Einbohrbänder sollten
möglichst immer in Vollholzrahmen eingedreht werden. Werden sie stattdessen in Spanplat-
tenkanten eingedreht, so müssen besondere konstruktive Maßnahmen getroffen werden (z. B.
Einleimer). Die Anschlagdicke muss so dick bemessen sein, dass das Holz durch das Eindre-
hen der Einbohrzapfen nicht aufspaltet.
Beim Einsatz von Schlössern mit Mehrfachverriegelung ist auf das Zusammenspiel von un-
vermeidlichen Formänderungen des Holzes und der Passgenauigkeit zu achten, da es sonst zu
Bedienungsstörungen kommen kann. Als Schließungsart kommen in der Regel Schließzylinder
als Profil-, Oval- oder Rundzylinder zum Einsatz. Die Schließzylinder dürfen außen nicht über
das Türschild bzw. über der Rosette vorstehen. Türschild bzw. Rosette müssen so befestigt
sein, dass sie von außen nicht entfernt werden können.
Alte Türen verfügen noch oft über Kastenschlösser. Diese werden bei einer Sanierung dann
verwendet, wenn das Türblatt zu dünn ist, um ein Einsteckschloss aufzunehmen. Auch sollte
versucht werden, Kastenschlösser vom Schlosser reparieren zu lassen, da ein originalgetreuer
Nachbau relativ teuer ist.
Ein neuer Trend, Klinkerpaare zu entwickeln, folgt einer „Innen-Außen“ Dialektik. Das heißt,
dass die Außenklinke den funktionellen Anforderungen an Außentüren, wie beispielsweise
Witterungsschutz, folgt und die Innenklinke ästhetischen Anforderungen.
Innenbeschläge
Außenbeschläge
15
15.3.4 Verglasung
Bild 15-31
Verglaste Tür
Neben den bisher behandelten Haus- und Wohnungstüren gibt es eine Reihe von Türen, die für
besondere Aufgaben vorgesehen sind. Dabei sind sowohl technisch-konstruktiven als auch
gestalterisch-architektonischen Anforderungen Rechnung zu tragen.
15.5 Tore
In das Erscheinungsbild einer rekonstruierten Fassade gehören neben einer angemessenen und
attraktiven Tür- und Fenstergestaltung auch funktionell und architektonisch eingepasste Tore.
Die Betrachtung soll sich auf Garagen- und Einfahrtore begrenzen, wohl wissend, dass auch
Garten-, Schuppen-, und andere Tore zur umfassenden Rekonstruktion gehören. Eine anspre-
chende Optik, Bedienungskomfort, Funktionssicherheit und eine lange Lebensdauer, das sind
Qualitäten, die von Garagentoren erwartet werden. Diese Anforderungenerfüllen Tore, die sich
durch:
x hochwertige Werkstoffe,
x robuste Mechanik,
x sorgfältige Verarbeitung und
x ästhetisches Äußeres
auszeichnen.
Besonders bei Rekonstruktion und Neubau stellt sich häufig die Frage, welche Form des Tores
man wählen soll. Varianten in Holz, Aluminium, Stahl, Kunststoff oder Kombinationen aus
zwei oder mehreren Werkstoffen sind heutzutage gebräuchlich. Darüber hinaus kann gewählt
werden, ob die Tore von Hand oder elektronisch geöffnet werden sollen.
Garagentore
x Absturz-Sicherung und Federn-Unfallschutz
x ohne störende Deckenlaufschienen, montagefreundlich und laufruhig
x einbaufertig montiert
x verzinkte Stahlteile für optimalen Oberflächenschutz
x viele attraktive Oberflächen und individuelle Gestaltungsmöglichkeiten
15
Bild 15-32
Schwingtor
15.5 Tore 493
Decken-Sectional-Tore
x selbsttragende Stahlkonstruktion bzw. Alu-Rahmen-Konstruktion
x ideal für Rundbögen und Altbaurenovierung
x leiser und leichter Torlauf
x viele attraktive Oberflächen in Holz, Kupfer, Alu oder Stahl sowie individuelle Gestal-
tungsmöglichkeiten
Bild 15-33
Decken-
Sectional-Tor
Seiten-Sectional-Tore (Randlauftore)
x Langlebige, hochwertige Alu-Rahmenkonstruktion
x kein Platzverlust vor und hinter dem Tor, auch ideal für Rundbögen
x Schlupftürfunktion integriert
x viele attraktive Oberflächen in Holz, Kupfer, Alu und Stahl sowie individuelle Gestal-
tungsmöglichkeiten
15
Bild 15-34
Seiten-
Sectional-Tor
494 15 Türen und Tore
Zur kompletten Restaurierung gehört neben der funkgesteuert zu öffnenden Garagentür auch
die Kombination mit dem Hoftor und ggf. weiterer Komfort. Mit einem Vier-Befehl-
Handsender ist es möglich, ein Hoftor, zwei Garagentore und die Beleuchtung zu schalten.
Bild 15-35
Befehlhandsender
15.7 Bildquellenverzeichnis
Quelle Bild
Fugen sind ein notwendiges, interessantes aber auch sehr kompliziertes Bauteil. Fachleute
sagen: Die Fuge ist ein geplanter Riss. Geplant, weil sie aus technischen, ästhetischen oder
wirtschaftlichen Gründen notwendig ist. Fugen entstehen immer da, wo ein Bauteil gegen das
andere gesetzt wird. Im Gegensatz zum Riss, der immer dort auftritt, wo besser eine Fuge
geplant worden wäre. Im Baubereich sind Fugen Schwachstellen. Sie ermöglichen sowohl
Wasser, flüssig oder dampfförmig, Schadgasen und Rauch, aber auch warmer oder kalter Luft
den Durchgang. Um dies zu verhindern, müssen die Fugen abgedichtet werden. Von guter
Fugenausbildung hängen im hohem Grade Reparaturanfälligkeit, Wohnwert und Lebensdauer
eines Gebäudes ab. Eine völlige Abdichtung der Außenwandfugen gegen Wind- und Regen-
wasserdruck ist unerlässlich. Wegen der Unzugänglichkeit der Fehlerquellen lassen sich Schä-
den später sehr schwer, und dann nur mit hohen Kosten, beseitigen. In der Tierwelt sind hier
z. B. der Biber, als Dammabdichter, oder die Bienen unser Vorbild. Letztere dichten ihren
Bienenstock mit selbsterzeugtem Wachs gegen Zugluft und Regen ab. Der Mensch verwendete
lange Zeit (und zum Teil, je nach Region, heute noch) Lehm oder Erdpech als Abdichtungsma-
terial. Später wendete er Kalk oder zementgebundenen Fugenmörtel an. Nicht immer erhält
man mit diesen Werkstoffen dichte Fugen. Je nach Anforderung und Belastungsart ist die
richtige Abdichtungsart zu wählen.
16.1 Fugenarten
16.1.1 Aufgaben
16.1.2 Begriffe
Zu den starren Fugen zählen Arbeitsfugen und evtl. Schwindfugen. Bei Bewegungsfugen un-
terscheidet man Dehn-, Schein-, Raum-, Press-, Koppel- und Setzfugen.
Fugenausbildungen und Fugenabdichtungen von Dehn-, Koppel-, Stoß- und Pressfugen wer-
den im Beton- und Stahlbetonbau bei Meeres- und Wasserbauwerken, wie z. B. Wasserkraft-
werken und Stauwehren, im Rollbahn-, Brücken-, Behälter und Tunnelbau verwendet. Schein-
fugen sind im Kläranlagenbau, in weißen Wannen und in Gründungswannen zu finden. Die
DIN 52460 bezeichnet eine Fuge auch als „ein beabsichtigter oder toleranzbedingter Raum
zwischen Bauteilen.“ Weitere Begriffe nach DIN 52460 sind:
x Fase, ist eine abgeschrägte Bauteilkante.
x Fugenbreite, ist der Abstand zwischen den Fugenflanken.
Bild 16-1 Fuge zwischen Fassadenplatten Bild 16-2 Fuge zwischen Fassadenplatten
(Schnitt) (Grundriss)
16
Bild 16-3 Kreuzung von Horizontal- und Verti- Bild 16-4 Stoßfuge mit Dichtungsmasse und
kalfuge Fugenverschluss (Grundriss)
16.1 Fugenarten 499
Bild 16-5 Stoßfuge mit Dichtungsband Bild 16-6 Ausbildung von Bewegungsfugen
und Fülmörtel (Grundriss) mit Dehnungsfugenprofil
16
Bild 16-9
Stoßfuge
500 16 Fugen
Dehnungs- und Bewegungsfugen sind am Bauwerk überall dort erforderlich, wo die Wahr-
scheinlichkeit besteht, dass dort der Baukörper reißen könnte oder wo die Fugen besonders
hohen Anforderungen ausgesetzt sind:
x Wasserundurchlässigkeit (z. B. Trinkwasserbehälter, Talsperren, Schwimmbäder)
x hohe Chemikalienkonzentration (z. B. Kläranlagen, Galvaniken, Beizereien)
x hohe Elastizität
x hohe Witterungsbeständigkeit und UV-Stabilität
x Mineralöl- und Bitumenbeständigkeit
Bewegungsfugen werden schon bei der Planung als Bauteilunterbrechungen berücksichtigt.
Die Breite einer Bewegungsfuge kann sich ändern. So dehnen sich mitunter bei Erwärmung,
z. B. bei Sonneneinstrahlung, die Bauteile aus; die Fuge wird schmaler. Im Winter erfolgt der
Vorgang umgekehrt. Aber auch durch Setzungen und Erschütterungen können Bewegungen in
Fugen entstehen. Fugendichtungen müssen alle Bewegungen aufnehmen können, ohne selbst
zerstört zu werden. Neben den beiden aufgezeigten wichtigen Fugen unterscheidet man noch:
x Standfugen; hier treten keine oder nur geringe Bewegungen auf, z. B. bei Mauerwerks-
fugen
x Scheinfugen; sind keine echten Fugen. Sie werden z. B. in großflächigen Betonböden meist
nachträglich eingeschnitten. Sie haben den Zweck, möglicherweise auftretende Risse vor-
zubestimmen
16.1.3 Fugenbewegungen
Infolge statischer und dynamischer Belastung vollziehen sich am Bauwerk Veränderungen, die
sich auf die Fugen auswirken. Mögliche Schäden an Gebäudeabdichtungen, die dabei auftreten
können sind häufig darauf zurückzuführen, dass der Dauerbelastbarkeit der Fugendichtmasse
bzw. der Fugenprofilauswahl oder das auch der handwerklichen Verarbeitung zu wenig Be-
deutung beigemessen wurde. Hier gilt der Grundsatz, dass eine werkstoffgerechte Auswahl
und eine exakte Bewegungsrechnung durch den Planer im Zusammenwirken mit der sorgfälti-
gen und fachgerechten Ausführung durch den Unternehmer oberstes Gebot sein muss.
Häufigste Formen von Fugenbewegungen sind:
x Setzbewegungen, sie haben ihren Ursprung in dem natürlichen (zumeist gleichmäßig ver-
laufenden) Setzungsverhalten mineralischer Baustoffe. Aber auch die unterschiedliche Ein-
flüsse auf die Bodenstruktur, können ihre Ursachen im Verschieben und Verdichten des
16 Baugrundes haben
x Formänderungen, treten häufig bei Temperaturwechselbeanspruchungen durch Dehnen und
Zusammenziehen von Bauwerksteilen auf
x Fremdeinwirkungen, durch wechselnde thermische und mechanische Einflüsse, wie Wind,
Vibrationen durch Maschinenverkehr und Verkehrsmittel
x Abbindeschwund, von chemisch abbindenden Baustoffen wie Putz oder Beton.
x Schwinden und Quellen, Feuchtigkeitsein- bzw. Auswirkungen, besonders an Holzkon-
struktionen und mineralischen Erzeugnissen
x Wärmebrücken, es sind einzelne, örtlich begrenzte „Schwachstellen“ in Außenbauteilen die
eine geringere Wärmedämmung aufweisen als die umgebenden Flächen. Durch die erhöhte
Wärmestromdichte ergeben sich herabgesetzte Oberflächentemperaturen an der Innenseite
der Bauteile und somit Gefahr der Tauwasserbildung
16.1 Fugenarten 501
Gegenwärtig überwiegen bei Sanierungen Maßnahmen, die den Wärmeschutz verbessern sol-
len. Vollwärmeschutz im Verbund wird größtenteils über Außendämmung erzielt. Das regelt
sich relativ problemlos und Wärmebrücken können weitestgehend vermieden werden. Kom-
plizierter gestaltet es sich bereits bei der Innendämmung. Die Bilder 16-10 und 16-11 zeigen
die Fugengestaltung mit und ohne Wärmebrückenbildung.
16.1.4 Fugenverbindungen
16 Bild 16-13
Fugenausbildung an Gewölben
16.1 Fugenarten 503
a) Bündige Fuge, Fuge, deren Oberfläche mit der Außenfläche des Mauerwerks bündig verläuft. Das Verstrei-
chen der Fuge erfolgt im Verlaufe des Mauerns. Der Mörtel wird mit einer Kelle flachgestrichen und erhält
ein glanzartiges Aussehen. Eine sandige Oberflächenstruktur wird erreicht, indem die Oberfläche mit einem
Stück Holz oder Polystyrol abgerieben wird.
b) Bündige Fuge mit Kellenschnitt, Bündige Fuge, in deren Mitte mit einer Kelle oder einem Spezialwerk-
zeug eine schmale Nut, unter Zuhilfenahme eines Lineals geschnitten wird. Der entstehende Schatten
verleiht der Wand ein zusätzlich regelmäßiges Aussehen.
c) Hohlfuge, Mörtelfuge, deren Oberfläche einer gekrümmten, flachen Vertiefung folgt. Sie kann geformt
werden, indem ein Stab von 13 mm Durchmesser in die noch frische Fuge gedrückt wird. Diese Fuge
wird im Verlauf des Mauerns verstrichen und ist sehr haltbar.
d) Lippenfuge I, Mörtelfuge, die so verstrichen wird, dass der Mörtel im oberen Bereich nach innen geneigt
ist. Der Verstrich, die Lippenfuge wird in der Regel im Verlauf des Mauerns ausgeführt. Weicht die Far-
be des Fugenverstriches von der Farbe des übrigen Fugenmörtels ab, so wird der Verstrich notwendi-
gerweise zu einem separaten Arbeitsgang.
e) Lippenfuge II, Mörtelfuge, die so verstrichen wird, dass der Mörtel im unteren Bereich nach innen ge-
neigt ist. Der auf dem unteren Stein entstehende Vorsprung kann Wasser ansammeln, sodass diese
Fuge nur ausgeführt werden sollte, wenn die Wand gut geschützt ist. Es sollte bedacht werden, dass
beide Arten der Lippenfuge, trotz ihrer sehr unterschiedlichen Eigenschaften, den gleichen Namen auf-
weisen.
f) Vertiefte Fuge, Mörtelfuge, die so ausgekratzt wird, dass eine rechteckige Vertiefung entsteht, ca. 6 mm tief 16
und in voller Fugenbreite. Sie betont die Fugen, sollte aber nicht bei weichen Steinen oder bei ungeschütz-
ten Wänden verwendet werden, da sich Wasser und gelöste Chemikalien ansammeln können. Mörtelab-
platzungen werden jedoch vermindert.
g) Vorspringende Fuge, Eine Art des Fugenverstrichs einer Mörtelfuge, bestehend aus weißem Kalkbrei,
der entlang der Fugenmitte hervorspringt. Die Fuge wird ausgekratzt und bündig mit in der Wandfarbe
eingefärbtem Mörtel verstrichen. Eine schmale Nut wird entlang der Fugenmitte geschnitten und der
Mörtel dem Abbinden überlassen. Die Nut wird dann mit Kalkbrei verstrichen und der Vorsprung ange-
formt.
h) Wetterrechte Fuge, Mörtelfuge, die so verstrichen wird, dass eine V-Form entsteht. Horizontalfugen haben
asymmetrische Schenkel. Vertikalfugen bilden eine symmetrische V-Form.
504 16 Fugen
Beim Zusammensetzten von Bauelementen entstehen Fugen, die als Außenwandfugen, Innen-
wandfugen und Deckfugen in Erscheinung treten. Horizontalfugen bezeichnet man als Lager-
fugen, Vertikalfugen als Stoßfugen. Bautechnisch haben die Fugen folgende Aufgaben:
1. Gewährleistung einer einfachen und sicheren Montage der Fertigteile,
2. Aufnahme aller Verbindungen zum einwandfreien Übertragen aller im Fugenbereich auf-
tretenden Kräfte,
3. Übereinstimmung mit der architektonischen Gestaltung als sichtbare Fuge in der Außen-
wand oder im Inneren des Gebäudes.
16
16.2 Anforderungen an die Fugen 505
Um diese Forderung unter Punkt 1 zu erfüllen, müssen die Fugen so ausgebildet und bemessen
sein, dass sie alle notwendigen Bewegungen eines Elementes während des Aufstellens bzw.
Verlegens und beim Justieren zulassen. Die Fugenräume müssen so groß sein, dass Beweh-
rung, Mörtel oder Beton, Dämmstoffe, Dichtungsmittel, Leerrohre und andere Bauteile einfach
und richtig eingebracht werden können. Bestimmte Fugen haben ferner die Aufgabe, das Ele-
ment während des Montageablaufs in seiner Lage zu halten und zu sichern.
Der zweite Aufgabenbereich der Fugen ergibt sich aus der Weiterleitung der Druck-, Zug- und
Querkräfte und Momente bei der Verbindung der vorgefertigten Elemente untereinander und
bei ihrem Anschluss an Ortbetonteile. Den statisch-konstruktiven Funktionen der einzelnen
Fugen entsprechend, zeigen die verschiedenen Montagebauarten eine Vielzahl verfahrenstypi-
scher Lösungen.
Nach den bauphysikalischen Anforderungen gliedern sich die Fugen in „innere“ und in „äuße-
re“ Fugen. Die Fugen im Gebäudeinnern, zwischen Mauerwerk, Beton- oder Leitchbetonfer-
tigteilen konstruiert, bemisst man nach bautechnischen Forderungen, wie z. B. Wärmedäm-
mung und Wärmebeharrungsvermögen, Schalldämmung, statischen Aufgaben, z. B. bei aus-
steifenden Wänden, da die Bewegungen der Bauteile infolge von Feuchtigkeits- oder Tempe-
raturschwankungen im Innern des Gebäudes unwesentlich sind. Da die Verbindungen vorwie-
gend aus den gleichen Baustoffen wie die Elemente selbst bestehen, können auch die Einflüsse
aus Schwinden und Kriechen weitgehend unberücksichtigt bleiben. Die Fugen zwischen den
Außenwandelementen des Gebäudes dagegen haben verschiedene bauphysikalische Bedin-
gungen zu erfüllen. Die wichtigste bauphysikalische Aufgabe der Außenwandfuge besteht
darin, dass sie gegenüber Wind- und Regenwasserdruck völlig dicht ist und verhindert, dass
Kälte und Feuchtigkeit ins Gebäudeinnere dringen. Diese Fugen müssen ferner die Form-
änderungen und Bewegungen der sie umschließenden Elemente aufnehmen können. Denn die
Witterung mit ihren wechselnden Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen führt zu Bewe-
gungen in den Außenwandelementen. Neben diesen, aus der Dimensionsänderung der Bauteile
resultierenden Bewegungen, treten Verformungen auf, die sich aus Kriech- und Schwindvor-
gängen herleiten oder auf Setzbewegungen oder Bewegungen unter dem Einfluss äußerer
Kräfte (Windkraft, Verkehrslast) zurückzuführen sind. Die Breite der Fugen zwischen den
Außenwandbauteilen muss daher nach den zu erwartenden Längenänderungen und Verfor-
mungen der Elemente berechnet werden. Um zu verhindern, dass Wärmeverluste aus dem
Gebäudeinnern auftreten können, füllt man den Fugenraum mit Wärmedämmstoffen aus. Dau-
erplastische Dichtungsmassen oder dauerelastische Dichtungsprofile verhindern im Zusam- 16
menwirken mit einem entsprechenden Fugenprofil das Eindringen von Niederschlägen. Die
Fugendichtung muss also die Bewegungen der umschließenden Bauteile schadensfrei aufneh-
men, klima- und witterungsbeständig und undurchlässig für Niederschläge und Wind sein. Sie
soll diese Eigenschaften über eine der Lebensdauer des Gebäudes angemessenen Zeit mög-
lichst unverändert beibehalten.
506 16 Fugen
Bild 16-15
Gebäudetrennfuge, rollbeansprucht
16.2.4 Fugendichtung
Bei der Behandlung der Mehrzahl dieser Fugen insbesondere der Dehnungs- bzw. Bewegungs-
fugen und damit ihrer konstruktiven Verlässlichkeit ist es erforderlich, Fugendichtstoffe zur
Anwendung zu bringen.
Bild 16-16
Abdeckung einer Bewe-
gungsfuge im Fußboden
Nach der DIN 18540 sind Fugendichtstoffe für Außenwandfugen vorgeschrieben. Fugendicht-
stoffe werden zwischen Bauteilen aus Ortbeton und/oder Betonfertigteilen sowie aus unver-
putzten Mauerwerk und/oder Naturstein vorgesehen. Für Bauwerksfugen zwischen Bauteilen
aus Gas- oder Schaumbeton oder Fugen, die mit Erdreich in Berührung kommen, sowie für
Bewegungsfugen, sind Fugendichtungsmassen im Sinne der DIN 18540 nicht einzusetzen.
Man unterscheidet die Fugendichtungsmassen nach:
x frühbeständig mit dem Kürzel F
x nicht frühbeständig mit dem Kürzel NF
Eine weitere Einteilungsmöglichkeit ist die Aufgliederung nach Elementdichtstoffen und Mas-
sedichtstoffen. Elementdichtstoffe sind Folien, Profile und Dichtungsbänder. Folien werden
vorwiegend aus Kupfer und Blei hergestellt. Sie werden über die Fuge gelegt, verklebt oder
einbetoniert. An Stelle von Folien werden auch Kupferbleche mit Dicken von 0,8 mm bis
1,00 mm verwendet. Die Bewegungen der Fuge werden von einer Metallschleife aufgenom-
men. Profile können aus Metall, Kautschuk und Kunststoff hergestellt werden und die ver-
schiedensten Querschnittsformen haben. Bauprofile gibt es für den Innen-Nassputz, den Tro-
ckenausbau innen (also den Trockenputz), für leichte Trennwände sowie abgehängte Decken
16
Bild 16-17
Dehnungsfugenprofil für
Decke und Wand
508 16 Fugen
und Montagedecken. Weiterhin gibt es Profile für den Außen-Nassputz, also Naturputz, Edel-
putze, Dämmputz und Dämmsysteme. Außerdem gibt es Mauerkantenprofile und Treppen-
schienen für außen und innen, Dehnungsfugenprofile, Profile für Fassadenplatten und einige
Spezialprofile.
Hergestellt werden die Profile aus Stahlblech mit PVC-Teilen und kommen im Innenausbau
zum Einsatz. Dichtungsbänder werden besonders im Betonbau verwendet. Sie bestehen meist
aus elastischen Kunststoffen und sind leicht verformbar. Je nach Art des Profils unterscheidet
man zwischen Dehnfugen-, Arbeitsfugen- und Fugenabschlussbändern. Massendichtstoffe sind
gieß-, spachtel- oder spritzfähige Dichtstoffe, die nach der Verarbeitung fest werden, plastisch
bleiben oder elastisch sein können. Man unterscheidet daher feste, gussförmige und elastische
Massendichtstoffe. Zu ihnen zählen Zementmörtel und Mörtel, die mit Kunststoff-
Dispersionen versetzt sind. Auch Epoxidharz- und Polyestermassen finden Verwendung bei
Standfugen. Zu den gussförmigen Massen gehören die für den Fugenguss im Straßen- und
Brückenbau verwendeten bituminösen Stoffe.
Technologie
bauphysi- bau-
konstruktiv statisch Witterung Wirtschaft- Ästhetik
kalisch chemisch
lichkeit
• Aufnahme • zwän- • Feuchtig- • Resistenz • Klima- und • geringe • Schmutz-
von Form- gungsfreie keitsschutz gegen ag- Witterungs- Gesamtkos- unempfind-
und Längen- Bauteilbe- (Verhindern gressive be- ten bei Her- lichkeit
änderungen wegung; des Eindrin- Stoffe wie ständigkeit, stellung und • Überein-
infolge Aufnahme gens von Säuren, UV- Verarbeitung stimmung
Feuchte- von horizon- Wasser bzw. Laugen, Beständig- • leichter und mit architek-
und Tempe- talen und Wasser- Lösungen keit (z. B. sicherer Ein- tonischer
ratur- vertikalen dampf) und Reini- hohe Wider- bau bzw. Gestaltung
wechsel, Verschie- • Brand- gungsmittel, standskraft Montage auf z. B. bei
Quellen, bungen schutz (Feu- Öle, Fette gegen Wind- der Baustelle Sichtfugen
Schwinden bewährter erwiderstand u.a. , Regen- • hohe Le-
• Aufnahme Bauteile muss deren • Verträglich- wasser- bensdauer
von Setzun- • einwand- der übrigen keit mit druck, Zug- • geringe
gen (Bewe- freie Über- Bauelemen- angren- luft, Schlag- Wartungs-
gungen) tragung aller te entspre- zenden Bau- regen, UV- kosten bzw.
z. B. un- im Fugen- chen) stoffen wie und IR- wartungsfrei
gleichmä- bereich • Schall- z. B. Bitu- Strahlung • einfache
ßige Setzun- auftretenden schutz men, Ver- der Sonne) Instand-
gen aus Kräfte (Verringe- meiden von setzung bei
Baugrund- (N; Q; M) rung der Haftungs- Schäden
16 veränderun- • Zusam- Körper- und verlusten • hohe Ge-
gen u. a.; menwirken Luftübertra- durch Reste nauigkeit
z. B. Grund- mit Bau- gung) von Scha- • hoher Kom-
bereich körper • Wärme- lungsöl plettierungs-
ungleiche entspre- schutz • luftdicht grad
Boden- chenden (Vermeidung • witterungs-
schichten u. statischen von Wärme- unabhängig
a. m. Erforder- brücken,
nissen Aufnahme
• hohe von Bean-
Elastizität spruchun-
gen aus
Wechsel der
Tempera-
tur/Feuchte)
16.3 Fugenbänder 509
16.3 Fugenbänder
Das Sortiment der Fugenbänder hat vielfältige Aufgaben zu erfüllen. Sie werden zum über-
wiegenden Teil aus thermoplastischen Kunststoffen hergestellt und sind nach DIN 18541 T 1
„bandförmige Erzeugnisse mit bestimmter, in ganzer Länge durchgehender Profilierung“. Sie
bestehen aus einem mittleren Dehnteil und zwei jeweils außen liegenden Dichtteilen.
Bild 16-18
Fugenband – Grundaufbau
Die Einteilung nach innen und außen liegenden Dehn- und Arbeitsfugenbändern ist ein weite-
res Unterscheidungsmerkmal. Weiterführende Darstellungen kann man in der DIN 18541
nachlesen. Die Entwicklung der Fugenbandtypen und -formen ist ein in sich noch nicht abge-
schlossener Prozess.
Bild 16-19
Einbaubeispiel
16.3.2 Dichtungsprinzipien
Bei Konstruktionsfugen, für die die Anforderungen besonders hoch sind, haben sich nach
REUL vier Dichtungsprinzipien herausgebildet.
Anpressprinzip
Danach soll die Dichtung zwischen Fugenbandteilen und dem Beton durch wechselseitiges
Anpressen entstehen. Bei diesem Prinzip ist Voraussetzung, dass fortwährend Wasserdruck
vorhanden ist und dass Bauteilbewegungen auftreten, die eine Spannung am Fugenband erzeu-
gen. Das Problem dabei ist, dass diese Spannung nicht ständig, meist auch nicht gleichmäßig
vorhanden ist. Da dieses Prinzip kaum noch angewandt wird, soll hier nicht weiter darauf
eingegangen werden. Bei Altbauten können sie noch auftreten, werden aber zunehmend durch
Anflansch- oder Labyrinthprinzip ersetzt.
Einbettungsprinzip
Bei diesem Prinzip geht man davon aus, dass Fugenbandteile satt im Beton eingebettet werden
und durch eine kraftschlüssige Verbindung bzw. hohe Haftung zwischen Fugenmaterial und
Beton eine innige Verbindung eingehen. Auch Fugenbänder, mit Fugenblechen kombiniert,
bauen nur eine sehr geringe Haftspannung auf. Beton und Dehnungsfugen, die einem dauern-
dem Wasserdruck ausgesetzt sind, können deshalb auf diese Art nicht oder nur unvollständig
abgedichtet werden.
Anflanschprinzip
Hierbei werden die Fugenbänder nicht im Beton eingebettet, sondern nachträglich „ange-
flanscht“.
16
Bild 16-20
Das Anflanschprinzip
Dabei ist es wichtig zu wissen, dass für die Wirksamkeit dieses Dichtungsprinzips immer ein
Material eingesetzt werden muss, das auch unter Druck eine dauerhafte Rückstellkraft besitzt.
Für Sonderlösungen mit so genannten Klemm-Konstruktionen bieten einzelne Hersteller be-
stimmte Profile an.
16.3 Fugenbänder 511
Labyrinthprinzip
Ziel dieses Prinzips ist der Abbau des Wasserdrucks durch einen langen, komplizierten Was-
serumlaufweg. Bei der Profilgebung des Fugenbandes ist für die Wirksamkeit des Labyrinth-
prinzips u. a. die Zahl der so genannten Dichtriffeln und deren Winkel, sowie deren Größe mit
ausschlaggebend. Das Bild 16-21 zeigt den prinzipiellen Aufbau eines Fugenbandes nach dem
Labyrinthprinzip.
Bild 16-21
Das Labyrinthprinzip
Lage und Einbau der jeweiligen Fugenbänder ergeben sich aus dem Anforderungsprofil. Da-
nach sind die Fugenbänder entweder innen liegend oder außen liegend anzubringen. In Son-
derfällen gibt es so genannte Fugenabschlussbänder. Beim Einbau ist grundsätzlich darauf zu
achten, dass die jeweils verbleibende Fugenbandfläche sauber und ohne Betonreste verbleibt,
damit auch die Abdichtungsfunktion voll erfüllt werden kann. Die Fugenbänder dürfen selbst-
verständlich nicht durchlöchert werden, z. B. durch Nageln. Dies gilt besonders für den Dicht-
teil. Einige Hersteller haben an ihren Fugenbändern Arbeitshilfen, z. B. Nagellaschen, ange-
bracht.
16.3.3 Ausführungsarten
Bild 16-22
Bewegungsfugen
Bild 16-23
Verbügelung von Fugenbändern
Bild 16-24
Anordnung von Arbeitsfugenbändern
16
Auch Arbeitsfugenbänder gibt es für außen liegenden Einbau. Die Dichtheit einer Arbeitsfuge
kann man auch durch den Einbau von Injektionsschläuchen erreichen. Diese Schläuche werden
beim Schalen oder Bewehren etwa in der Mitte der Arbeitsfuge eingelegt und an der Beweh-
rung befestigt. Injektionsschläuche mit einem Innendurchmesser von etwa 8 mm und einem
Außendurchmesser von 15 mm bis 20 mm sind von außen gegen das Eindringen von Zement-
leim dicht und halten dem Druck des Frischbetons stand.
Nach dem vollständigen Erhärten des Betons wird in den Schlauch flüssiges Kunstharz einge-
presst. Der Schlauch ist so beschaffen, dass das Kunstharz im Bereich der Arbeitsfuge austre-
ten kann, dabei den Fugenspalt, Fehlstellen und Risse ausfüllt und dauerhaft abdichtet.
Fugenabschlussbänder haben die Aufgabe, zwischen Betonteilen einbetonierte Dämmstoffe zu
„umhüllen“ und dienen außerdem zum bündigen Abschluss der Fuge.
16.3 Fugenbänder 513
16
16.4 Außenwandfugen
16
Bild 16-30
Anordnung einer vertikalen Bewegungsfuge
an einer Außenecke
Bild 16-31
Außenwand mit hinterlüfteter kleinformatiger
Verkleidung und Wärmedämmung
516 16 Fugen
Die Fugenausbildung ergibt sich aus dem physikalischen Verhalten des Betons. Nach der DIN
18540 liegen die Problemzonen bei der Gestaltung der Fugen auf Fugenflanken, Fugenbreiten
und der Oberfläche der Bauteile im Fugenbereich. Das Bild 16-33 zeigt, dass Fugenflanken in
einem Verhältnis t zu b stehen müssen, um dem Hinterfüllmaterial ausreichenden Halt zu ver-
schaffen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, müssen die Fugenflanken bis zu einer
Tiefe von t = 2 b mindestens aber 30 mm parallel verlaufen.
Bild 16-32
Fugenausbildung
Um der Gefahr der Umläufigkeit zu begegnen, sind die Kanten mit a > 10 mm abzufasen.
Nach der DIN 18540 ist die Fugenbreite so zu bemessen, dass die Gesamtverformung der
Dichtmasse (Summe aus Stauchung und Dehnung) höchstens 25 %, bezogen auf die Fugen-
breite b, und eine Bauteiltemperatur von 10 °C beträgt. Die Richtwerte für die Planung der
Fugenbreite ergeben sich ebenso aus der DIN 18540 und zeigen, dass bei einem Fugenabstand
bis zu 2 m eine Mindestfugenbreite von 15 mm erforderlich ist. Dies ist in der Vergangenheit
nicht immer exakt eingehalten worden, deshalb ist bei der Instandsetzung von defekten Fugen
darauf besonders zu achten.
Neben ihrer konstruktiven Funktion haben Fugen in Außenwänden auch gestalterische Aufga-
ben. Hier ist bei der Ausführung aber besondere planerische und handwerkliche Vorsicht und
Sorgfalt geboten. Zur Erreichung besonderer Effekte, wie z. B. Schattenwurf aller oder auch
nur der Lagerfugen werden die Fugen tief ausgekratzt und zurückliegend verfugt. An den
unteren horizontalen Fugenflanken können dann infolge von Feuchtigkeitseinwirkungen Schä-
16.4 Außenwandfugen 517
Bild 16-33
Sanierung von Sichtmauer-
werksfugen
den auftreten, die sich hauptsächlich als Ausblühungen, Staubverfärbungen und Frosteinwir-
kungen niederschlagen.
Vorspringende Kanten und Flächen, auf denen Schnee liegen oder Wasser stehen bleiben
könnte, sollen grundsätzlich vermieden werden. Vermeidbare Mauerwerksvorsprünge können
mit Formsteinen (Betonfertigteile oder Werkstein) oder Metallabdeckplatten geschützt werden.
Ein einwandfreier Wasserabfluss und Schonung der oberen und unteren Mauerwerksan-
schlussfugen ist gewährleistet, wenn oben eine zurückliegende Standfuge und unten ein aus-
reichender Überstand mit Tropfnase eingeplant werden. Die vorspringende obere Fläche muss
dabei ein ausreichendes Gefälle aufweisen. Die Stoßfugen dieser Formsteine sollten, wenn
Risse infolge Formänderungen zu erwarten sind, elastoplastisch verfugt werden.
Konstruktive Ausführungen
Aus den vorhergehenden Betrachtungen ist bekannt, dass hinsichtlich des Witterungs-, Wär-
me- und Schallschutzes Fugen in der Außenhaut eines Gebäudes Schwachstellen sind, denen
besondere planerische Beachtung zusteht. Die Problematik liegt in der Forderung nach wir-
kungsvollem Fugenschluss und der Beanspruchung der Fugenkonstruktion durch Bewegungen
der angrenzenden Bauteile in einer, zwei oder sogar drei Richtungen.
Bei zweischaligen hinterlüfteten Außenwandkonstruktionen mit größeren Tafeln oder Platten
werden bisweilen offene Fugen geplant. Es muss dabei jedoch sichergestellt sein, dass bei
hoher Windgeschwindigkeit durch die Fugenplatten hindurch getriebene Wassertropfen, Hagel
oder Flugschnee die Wärmedämmung bzw. die Innenschale der Außenwandkonstruktion nicht
durchfeuchten können. Für die Gewährleistung der Regendichtigkeit können Fugen in Außen-
wänden durch Fugenprofile geschlossen werden. Verschlussdeckprofile gibt es in folgenden 16
Varianten: Quetsch- und Klemmprofile, Hohlprofile, evakuierbar, mehrteilige Band-, Klemm-
und Schnappprofile, mehrteilige, überlappende Schiebeprofile. Die Profile müssen auf Grund
der material- oder konstruktionsspezifischen Rückstellfähigkeit (Elastizität) oder anderer kon-
struktiver Einzelheiten in der Lage sein, Bewegungen der angrenzenden Bauteile aufzufangen.
518 16 Fugen
Bild 16-34
Verbindungen von wandartigen
Betonfertigteilen
a) Abdeckprofil
b) Fassadenklemmprofil
c) Offene Fuge
d) Fugenprofil
e) Zungenprofil
a) b)
16
c) d) e)
Die Fugenränder sind, falls erforderlich, sauber abzukleben. Durch Trennfolien oder Hinter-
füllmaterial ist die Haftung der Fugendichtmasse am Fugengrund zu verhindern oder bis zur
Unschädlichkeit einzuschränken, um mögliche Überdehnungen zu vermeiden. Trennfolien
müssen so beschaffen sein, dass Fugendichtstoffe nicht fest darauf haften. Abglättmittel wer-
den zur Egalisierung, d. h. zur Erzielung einer möglichst glatten Oberfläche erforderlich. Da-
bei ist darauf zu achten, nur solche Abglättmittel zu verwenden, die neutral sind, keine Verfär-
bungen des Fugendichtstoffes hervorrufen und auf dem Fugendichtstoff keinen Film hinterlas-
sen (Gefahr der Kerbwirkung durch den aufreißenden Film bei der Dehnung des Fugendicht-
stoffes). Sie dürfen nicht die Haftung an den Fugenflanken beeinträchtigen. „Nicht frühwas-
serbeständige“ Fugendichtmassen (NF) müssen nach dem Anbringen durch geeignete Maß-
nahmen vor Wasserbeanspruchung geschützt werden. Das Hinterfüllmaterial muss eine
gleichmäßige, möglichst konvexe Begrenzung der Fugentiefe sicherstellen. Es muss mit der
Fugendichtungsmasse verträglich, und darf nicht wassersaugend sein. Außerdem darf es die
Formänderung der Fugendichtmasse nicht unzulässig behindern und keine Stoffe enthalten, die
das Haften der Fugendichtungsmasse an den Fugenflanken beeinträchtigen können. Beim
Hinterfüllen wird die Fugentiefe begrenzt und damit die Haftung auf dem Fugenboden verhin-
dert.
Bild 16-36 Zerstörung der Dichtmasse bei Haftung am Fußboden, Verwendung von Trenn-
folie 16
Bei relativ tiefen Fugen sind Rundprofile einzupressen. Der Durchmesser des Hinterfüllmate-
rials soll ca. 25 % größer sein als der Querschnitt der Fuge, damit es sich fest an die Fugen-
flanken anpresst. Bei geringer Fugentiefe können keine Rundprofile verwendet werden. Damit
trotzdem die Haftung der Dichtmasse am Fugenboden vermieden wird, muss ein Polyethylen-
streifen eingelegt werden.
Abkleben der Fugenbänder: Das ist erforderlich, wenn an das Aussehen der Fuge besondere
Anforderungen gestellt werden. Dazu ist ein Selbstklebeband zu verwenden und sofort nach
dem Glätten der Dichtungsmasse wieder abzuziehen. Entsprechend DIN 18540 sind beim
Einbringen des Fugendichtstoffes die Dicke im Zusammenhang mit der Fugenbreite zu beach-
ten. Wichtig ist auch das auf Grund der unterschiedlichen Untergrundanforderungen die tech-
nischen Verarbeitungshinweise des Herstellers exakt einzuhalten sind. Bei kurzzeitiger Abküh-
520 16 Fugen
lung des zu verfugenden Bauteiles können Schäden durch zu frühe Dehnung des Fugendicht-
stoffes entstehen. Es darf deshalb bei höheren Temperaturen als 40 °C an der Wandoberfläche
nicht verfugt werden. Ansammlungen von Niederschlagswasser hinter bereits durchgeführten
Abdichtungen sind zu verhindern. Deshalb ist der Fugendichtstoff in senkrechten Fugen von
oben nach unten einzubringen. Ist das wegen der baulichen Verhältnisse nicht möglich, so sind
geeignete Maßnahmen vorzusehen, z. B. Abdeckung der oberen Anschlüsse, Einbau von Ent-
wässerungsröhrchen. Mehrkomponenten-Fugendichtstoffe sind nach Angabe des Herstellers
im vorgeschriebenen Mischungsverhältnis vollständig und gleichmäßig zu mischen. Der
Schichtenaufbau hat sorgfältig und einzeln zu erfolgen. So ist es beispielsweise erforderlich,
den Fugendichtstoff erst nach ausreichender Ablüftungszeit des Voranstriches (Primers) auf-
zubringen. Dabei ist zu beachten, dass durch die Verdunstungskälte des Lösungsmittels Kon-
denswasserschichten entstehen können, auf denen der Dichtstoff nicht aufgetragen werden
darf. Die vom Hersteller angegebene zulässige Zeitspanne zwischen Auftragen des Voran-
strichs und Einbringen des Fugendichtstoffes darf nicht überschritten werden. Der Fugendicht-
stoff ist gleichmäßig und möglichst blasenfrei einzubringen. Durch Andrücken und Abglätten
ist ein guter Kontakt mit den Fugenflanken herzustellen, wobei möglichst wenig Abglättmittel
zu verwenden ist. Anstriche auf Fugendichtmassen sollten weitestgehend vermieden werden.
Ist es im Ausnahmefall doch notwendig, so ist die Verträglichkeit des Fugendichtstoffes mit
dem Anstrichstoff sorgfältig zu überprüfen. Wenn möglich, durch ein zugelassenes Baustofflabor.
Wenn Anstrichstoffe oder Beschichtungen nicht ausreichend dehnbar sind, kann es bei Fugen-
bewegungen zu Rissen kommen, die eine Schädigung der Fugendichtung zur Folge haben
können. Die häufigsten Schadenserscheinungen sind vorzeitiges Verspröden oder Kerbrissbil-
dung. Um eventuell doch auftretenden Schaden dauerhaft beheben zu können, ist es erforder-
lich Aufzeichnungen über den Arbeitsablauf zu führen. Diese Aufzeichnungen sind vom Auf-
traggeber oder seinem Beauftragten gegenzuzeichnen. Sie müssen folgende Angaben enthal-
ten: Datum, Witterung (Temperatur, Niederschläge), Bezeichnung der ausgeführten Arbeiten
(Fugenmaße usw.), verwendeter Fugendichtstoff und Voranstrichmittel (Fabrikat, Chargen-
nummer), und sonstige verwendete Hilfsstoffe, z. B. Hinterfüllmaterial und Abglättmittel.
Dehnungs- und Setzungsfugen werden häufig auch mit vorkomprimierten Fugenbändern aus
Polyurethan-Schaumstoff abgedichtet. Nach dem Einbau der Fugenbänder löst sich die Vor-
komprimierung, „das Band geht auf“ und dichtet die Fuge.
16
Bild 16-37
Fugendichtung mit komprimiertem Band
16.4.4 Fugenkreuze
...... Schlagregenwirkung
c Abdeckelement
d Entspannungskanäle
Mindestabmessung 5 mm x 5 mm
Bild 16-39
Maßnahmen gegen kapillare Wasser-
leitung am Fugenkreuzabdeckungs-
element
Fugensanierungsarbeiten werden in der Regel in die beiden doch recht unterschiedlichen Leis-
tungsbereiche eingeteilt.
522 16 Fugen
Fugenvorbehandlung
Auf allen zu sanierenden Fugenuntergründen ist für eine optimale Haftung ein Voranstrich
oder ein Primerauftrag zwingend erforderlich. Vor jeder Primeranwendung müssen die Haft-
flächen gereinigt werden denn der Primer ersetzt die Reinigung nicht.
Fugen mit einer Fugenkelle (früher auch Fugeisen) angebügelt. Man erreichte damit nicht nur
eine Verdichtung sondern kann mit einiger Übung und Geschick auch unterschiedliche Fugen-
strukturen erzielen.
Bild 16-41
Fugenkellen
Bild 16-42
Fugenstrukturen
Weitaus gebräuchlicher wird allerdings die Technik des nachträglichen Verfugens ausge- 16
führt. Hier ist es besonders wichtig, dass die Fugen tief, etwa das1,5 fache der Fugenstärke,
mindestens aber 15 mm und flankensauber ausgekratzt werden. Dazu hat sich seit Jahrhunder-
ten ein konisches Hartholzklötzchen bewährt. Neuerdings werden aber auch moderne Fugeisen
verwendet.
Anschließend sind die Flächen gründlich von Mörtelresten und anderen Verunreinigungen zu
befreien. Von dem früher üblichen Absäuern sollte man absehen, da die Säuren die Kalkbe-
standteile des Mörtels angreifen können. Es gibt heutzutage eine breite Palette geeigneter
Steinreiniger. Ein weiterer Vorteil dieses Verfahrens ist, dass der Handwerker die Konsistenz
des Mörtels auf die jeweilige Witterung und die eventuellen Einfärbungen abstimmen kann.
Zur Einfärbung sollten nur kalkechte Erdfarben verwendet werden.
524 16 Fugen
Bild 16-43
Hartholzklötzchen
Bei dem nachträglichen Verfugen von Natursteinmauerwerk, wo die Fugen in der Regel klei-
ner sind, wird zunächst mit einer kleinen Kelle vorgefugt und dann mit einer breiteren kräftig
nachgebügelt.
Etwas komplizierter wird es, wenn nur Teile neu verfugt werden. Hier muss eventuell auch
mehrfach der Fugenmörtel solange abgestimmt werden, bis eine möglichst punktgenaue Farb-
abstimmung erfolgt.
Für beide Technologien können aber folgende übereinstimmende Faustregeln gelten:
x Poriges Gestein erfordert dichten Fugenmörtel
x Der Fugenmörtel darf nicht härter als der Maurermörtel sein und ist erdfeucht einzubringen
x Der Fugenmörtel muss an den Fugenflanken gründlich angebügelt und verdichtet werden
x Verfugte Flächen können je nach Witterung auch feucht nachbehandelt werden
x Die zu verfugenden Flächen sind je nach Saugfähigkeit der Steine gründlich vorzunässen
x Bei den ausgeführten Verfugungstechniken ist Schlagregendichtheit zu gewährleisten
x Nach gründlichen Voruntersuchungen und ermittelten Materialkennwerten können auch
nach speziellen Rezepten angefertigte Mörtel verwendet werden
16
Bild 16-44
Nachträgliche Verfugtechnik
16.5 Beispiele für Sanierungsarbeiten 525
Bei dieser Sanierung müssen die gleichen Vorgaben und Ausführungsregeln wie bei der nach-
träglichen Verfugtechnik beachtet werden.
Die Bearbeitung erfolgt mit einem Winkelschleifer und bei einer ganz modernen Technik mit
einer Stein- und Fugensäge. Diese kleine nur 4,3 kg leichte elektrische Handsäge schneidet bis
120 mm Tiefe und in einer Schneidbreite von 6,5 – 7,2 mm je nach Schneidklinge. Sie schnei-
det trocken und hat keinen Rückschlag.
Bild 16-45
Moderne Stein- und Fugensäge
Bindemittel:
2 RT – Billerbecker Kalk; 0,7 RT Fettkalk; 0,6 RT – Trasskalk
0,3 RT – Weißen Dyckerhoff-Zement
Kalkechte Erdfarben:
Terra di Siena – natur; Terra di Siena – gebrannt; Oxydgelb; Grünumbra; Rehbraun
Unbestritten stellen Fugen auch heute noch den schwächsten Teil am Bauwerk dar. Das trifft
sowohl auf die Belastungsaufnahme, auf die Verbindungsstabilität als auch die Möglichkeit
der Wärmebrücken zu. Um Sanierungsarbeiten, die in der Ausführung mitunter sehr kompli-
ziert sind, weit „herausschieben“ zu können, ist die Fugenabdichtung sorgfältig und fachge-
recht auszuführen. Die praktische Erfahrung hat gezeigt, dass sowohl mit Ausführungs- als
auch mit Sanierungsarbeiten qualifizierte Fachleute beauftragt werden sollen. Bei der Instand-
setzung ist zu unterscheiden zwischen:
x Fugen mit Arbeits- oder Dichtungsfugenbändern,
x Fugen mit elastischen Fugendichtungsmassen.
Ist das Fugenband infolge von Bewegungen oder anderen Bauschädigungen in Mitleidenschaft
gezogen, so ist das Fugenband grundsätzlich auszuwechseln und ein neues anzuschweißen
oder besser noch einzuvulkanisieren. Ist nicht das Fugenband, sondern der Umgebungsbeton
defekt, kann durch Verpressen (z. B. Zementinjektion) die Funktion der Fugenabdichtung
16 wieder hergestellt werden.
Bild 16-46
Dichtung einer durchlässigen Bewegungsfuge
durch Injizieren
16.5 Beispiele für Sanierungsarbeiten 527
Trotz einer Reihe hervorragend geeigneter und bewährter Werkstoffe und der ständigen Wei-
terentwicklung der Fugendichtmassen, sind sie zurzeit noch der häufigere Schadensfall. Eine
erfolgversprechende Instandsetzungs- bzw. Sanierungsmaßnahme erfordert die restlose Ent-
fernung des alten Dichtungsmaterials. Weder das Aufbringen einer neuen Dichtungsmasse
noch das Ausbessern mit einer, wenngleich auch geeigneten Spachtelmasse, ist eine dauerhafte
Lösung. Die Bilder 16.46 und 16.47 zeigen, dass sich die in der alten Fugenmasse vorhande-
nen Risse nach relativ kurzer Zeit wieder über die Kontaktstelle mit dem Spachtelmaterial oder
der neuen Dichtmasse fortsetzen. Eine Hilfe könnte die Trennung der Materialien durch vorhe-
riges Aufbringen einer Folie vor dem Einbringen der neuen Fugenmasse sein. Bei der Erneue-
rung ist aber immer zu beachten, dass durch das notwendige Anschleifen der Fugenflanken,
besonders bei der Bewehrungsüberdeckung entstehen können. Deshalb ist es wesentlich sinn-
voller und einfacher aufklebbare Dichtungsbänder zu verwenden.
Bild 16-47
Unqualifizierte Fugensanierung mit
Dichtungsmasse
Bild16-48
Sanierung mit aufgespachtelter
Dichtungsmasse 16
Reinigen
Vor dem Abdichten müssen die Fugen sorgfältig gereinigt werden. Lose staubige Verunreini-
gungen, Mörtelreste und alte Farbanstriche mit einer Drahtbürste entfernen. Öle und Fette auf
nichtsaugenden Untergründen können mit einem Lösungsmittel beseitigt werden (Vorsicht bei
Kunststoffen und Lackierungen).
Hinterfüllen
Damit wird die Fugentiefe begrenzt und die Haftung auf dem Fugenboden verhindert. Bei
relativ tiefen Fugen Rundprofile einpressen. Der Durchmesser des Hinterfüllmaterials soll ca.
25 % größer sein und an die Fugenflanken angepresst werden.
528 16 Fugen
Bild 16-49
Hinterfüllung
Vorbehandeln
Je nach Art des Untergrundes und der Dichtungsmasse, die eingesetzt werden soll, ist ein Pri-
mer (Haftanstrich) erforderlich. (Auswahl des richtigen Primers nach Werkvorschrift!)
Verfugen
Mit Handpistolen oder Druckluftpistolen. Einkomponentenmassen sind verarbeitungsfertig.
Zweikomponentenmassen müssen vorher zusammengemischt werden.
Glätten
Dazu Glätthölzer oder Spachtel verwenden. Diese vorher mit einem geeigneten Glättmittel
(z. B. Wasser mit Spülmittel) benetzen. Zur Abdichtung von Fugen werden demnach benötigt:
x Primer (Haftanstrich) nach Werksvorschrift
x Schaumstoff-Fugenprofil, Fugendichtungsmasse und zu deren Verarbeitung Auspress-
pistolen.
16.5.9 Sonderlösungen
Wie inzwischen häufig ausgeführt, bedürfen besonders stark belastete Bauteile einer Sonder-
lösung. Dabei müssen folgende Voraussetzungen erfüllt werden:
x höhengleicher Einbau
x vibrationsfreie Befestigung
x dauerhafte Verankerung der Fugendichtungsprofile im Beton
16.6 Normen, Richtlinien, Merkblätter 529
Liegt ein anderer Werkstoff vor als Beton, z. B. Magnesit, muss gewährleistet sein, dass das
verwendete Fugenmaterial resistent ist gegenüber Chlorid aus dem Magnesit. Alternativ kann
durch einen geeigneten Anstrich auf Teer-Epoxidbasis die Wechselwirkung unterbunden wer-
den. Aus der Vielzahl der möglichen Lösungen, meist Sonderlösungen, sollen nachfolgend
zwei abgebildet werden. Diese Möglichkeit eignet sich besonders für den nachträglichen Ein-
bau zur Abdichtung von Bewegungsfugen. Zum Abschluss dieses Kapitels sollen in den nach-
folgenden Bildern einige unkommentierte Beispiele aufgezeigt werden.
16
16.7 Bildquellenverzeichnis
Quelle Bild
16
17 Putze
Putzsysteme haben neben den Aufgaben der Ästhetik, Gestaltung, Gliederung und Farbwirk-
samkeit, auch für dauerhaften Schutz, vor allem vor äußeren Einflüssen, wie Wind, Regen und
Temperaturwechsel zu sorgen und zur Behaglichkeit durch Schall- und Wärmedämmung bei-
zutragen. Die fachgerechte Planung, Projektierung und Ausführung von Putzen und deren
Funktion sowie Werterhaltung durch Pflege und Wartung, ist eine anspruchsvolle Aufgabe an
die Bauausführenden. Dennoch bleibt es nicht aus, dass auf Grund vielfältiger Einflüsse wie,
z. B. Fehler bei der Projektierung, unsachgemäßes Anmischen und Verarbeiten, mangelhafte
Pflege usw., Schäden an Putzen auftreten können, die eine umfangreiche, komplizierte und
kostenaufwändige Sanierung erfordern.
Moderne Putzen
Die Zeiten, in denen ein Universal-Kalk-Zementputz allen Anforderungen gewachsen war,
sind vorbei – moderne Putze sind Hightech-Produkte. Daher ist es wichtig, dass der Handwer-
ker den richtigen Putz auf das richtige Mauerwerk bringt. Nur, wenn alles aufeinander abge-
stimmt ist, werden Oberflächen erreicht, die allen thermischen, physikalischen und optischen
Anforderungen gewachsen sind.
Zu den derzeitig aktuellen Putzsystemen zählen
x Naturlehmputze (Viton-Lehmputz)
x Colorlehmputz ( weiß; gelb; rot; grün; blau; orange; grau)
x Sanierputze (Saniervorspritz SV 61; Saniergrundputz SG 68, Sanierausgleichsputz, Sanier-
putz, Selfporsanierputz)
x Maschinenputze
x Putze auf Leichtmauerwerk (Styroporleichtputz SL 67, Faserleichtputz FL 68)
Veränderung der mineralischen Baustoffe unter Umweltbedingungen
x Physikalische (klimatische), chemische und biologische Einflussfaktoren
x Wirkung von Feuchtigkeit bzw. Wasser auf Putze und Anstrichstoffe
x Einfluss auf die Umweltbedingungen
x Physikalische und chemische Vorgänge bei der Entstehung von Bauschäden
Sanierungskonzeption
x Maßnahmen zur Vermeidung von Bauschäden
x Vorbeugung durch Projektierung
x Bautenschutz durch Oberflächenvergütung
532 17 Putze
Schäden sind auf Veränderungen der physikalischen und oder chemischen Baustoffeigenschaf-
ten zurückzuführen. Sie erfassen entweder die Baustoffoberfläche (dies führt zu Oberflächen-
schäden) oder tiefer liegende Schichten. Verursacht werden sie durch baustoffschädigende
oder zerstörende Einflüsse. Der Herausbildung solcher Ursachen muss von vornherein entge-
gengewirkt werden – nur so sind die Schäden zu vermeiden. Dazu gehört ein ausreichendes
Wissen über die Baustoffe, deren Einsetzbarkeit, chemische und physikalische Vorgänge bei
der Entstehung und über das Analysieren von Bauschäden. Kriterien sind:
x das Beurteilen der Gestaltung der Oberfläche und der damit verbundenen Funktion
x das Analysieren der Ursachen der häufigsten Schadenserscheinungen
x das Anwenden von technischen und technologischen Methoden, die vorbeugend zur Ver-
meidung der Bauschäden beitragen
17.1.1 Funktionsfehler
Das Erscheinungsbild der Städte und Dörfer wird wesentlich durch den Oberflächenzustand
der Gebäude und Anlagen bestimmt. Funktionsverluste treten bereits auf, wenn die Oberflä-
chengestaltung beeinträchtigt wird. Farbveränderungen, Glanzverluste von Lackierungen und
Abkreidungen von Anstrichen führen zu nicht zu unterschätzenden Beeinträchtigungen der
Farbgebung oder -gestaltung der Bauglieder. Ein Folgeschaden ist dann die Aufhebung des
Widerstandes des Putzes gegen äußere Einflüsse. Das Zusammenwirken zwischen Konstrukti-
on und Oberflächengestaltung spielt für die Funktion des Bauwerkes eine wesentliche Rolle.
Schaden Funktionsverlust
Farbveränderung, besonders fleckige, auch Glanz- Farbgebung, -gestaltung oder -kennzeichnung
verlust
Härte und Festigkeit der Baustoffoberfläche oder Schutz des Bauwerkes vor äußeren, baustoffzerstö-
von Beschichtungen stark verringert oder aufgeho- renden Einflüssen, auch Oberflächenfarb- und
ben -strukturgebung
Haftfestigkeit von Beschichtungen aufgehoben
ständig starke Durchfeuchtung, Sperrungen an bauphysikalische und bauhygienische Eigenschaf-
falscher Stelle ten verringert oder aufgehoben, z. B. Wärme-
Schalldämmfähigkeit, günstiges Raumklima
Härte und Festigkeit des Baustoffvolumens stark bauphysikalische Eigenschaften, z. B. Standfestig-
verringert, z. B. durch Kalksalpeterbildung, Frostab- keit verringert oder aufgehoben, bauphysikalische
sprengung Eigenschaften und Farbgebung
Durch Abstimmung der Konstruktion und der physikalischen Wirksamkeit der Bauteile mit der
Gestaltung der Wandoberflächen kann das schwierige bauphysikalische Problem eines Feucht-
raumes gelöst werden.
17
Der Dampf entweicht größtenteils durch einen Entlüftungsschacht (2), geringere Mengen ge-
langen bis zur Dampfsperre (1) in die Decke und die poröse Wand mit porigen Oberflächen (3)
ins Freie.
Der Wasserdampf durchdringt die poröse Decke und Wand (2), hebt den undurchlässigen
Fußbodenbelag (1), kann nicht entweichen, sondern staut sich hinter einer als Dampfsperre
wirkenden Keramikplatten-Verblendung (3). Eisbildung und Absprengung der Verblendung
möglich (5); innen meist Schimmelbildung. Die durchfeuchtete Wand verliert ihre Wärme-
dämmfähigkeit – Wärmedurchgang (4).
Ein wesentliches Merkmal der Funktionstüchtigkeit von Bauwerken ist auch der Zeitraum der
Beständigkeit ihrer Oberflächen gegen die zu erwartenden Angriffe. Die Mindestlebens- oder
Funktionsfähigkeitsdauer ist besonders für Anstriche, Putze, Beläge und andere Beschichtun-
gen zu fordern, weil damit bei nicht fachgerechter Ausführung auch solche Schäden der Bau-
17 teile überdeckt werden können, die schon nach kurzer Zeit die Beschichtungen schädigen und
ihre Funktionsfähigkeit aufheben. Das Bild zeigt Richtwerte zur Lebensdauer bzw. zu einer
abgestuften Funktionsfähigkeit von Beschichtungen für Putz- und Beton-Außenflächen.
17.1.2 Projektionsfehler
Der Planer (Architekt) hat durch seine Projektierungsarbeiten wesentlichen Einfluss auf die
Konstruktion und die Werkstoffauswahl und somit auf die Funktionstüchtigkeit und die Le-
bensdauer des Bauwerkes. Dabei sind auch Entscheidungen zu treffen, die sich auf die Herstel-
lung der Oberfläche und dem damit verbundenen Funktionswert beziehen. Zur Projektierung
17.2 Erkennen und Beurteilen von Schäden 535
gehören aber nicht nur die Planungs- und Entwurfsarbeiten, sondern auch Entscheidungen zur
Ausführung des Bauwerkes. Schäden die meist nur einmalig auftreten, sind nach der Sanierung
dauerhaft beseitigt, so z. B. Risse und Absprengungen infolge der Bauwerkssetzung, Durch-
nässung, hervorgerufen durch mangelhafte Bauwerksabdichtung; Lösungen von Beschichtun-
gen, die wiederholt auftreten und meist nur mit erheblichen materiellen und finanziellen Auf-
wand behoben werden können, sind z. B. Oberflächenschäden, wie Ausblühungen, Farbab-
platzungen, Wasserflecke und Putzabsprengungen durch Pilzbefall. Als häufigste Projektions-
fehler wären zu nennen:
x fehlerhafte Materialeinsatzplanungen
x falsche Bemessung der Standort- und Nutzungsbeanspruchung
x unzureichende konstruktive Gestaltung von einzelnen Baugliedern, wie z. B. Sperrungen,
Wärmedämmungen, Anschlüsse und Auflager
17.1.3 Ausführungsfehler
Putze gehören auch unter den Bedingungen des heutigen Bauens im „System“ zu den am häu-
figsten angewandten Oberflächenbeschichtungen. Die wichtigste Voraussetzung für eine dau-
erhafte Funktionsfähigkeit der Putze ist ihre stabile Bindung an den Untergrund. Der größte
Teil der Putzschäden ist darauf zurückzuführen, dass die Bindung mit dem Untergrund gelo-
ckert oder völlig aufgehoben ist. Ursachen können physikalische z. B. unterschiedliche Wär-
meausdehnung von zwei miteinander verbundenen Bauteilen, oder chemische Vorgänge, z. B.
Reaktion mit dem Kohlenoxid der Luft und Luftverunreinigungen, sein. Bei Putzen können
folgende Schadensbilder auftreten:
Absprengungen von Putz, Absanden von Putz, Ausblühungen von Putz, Bitumen- oder Fett-
flecke im Putz, Rostflecke auf dem Putz, Wasserflecke im Putz, Rauch- oder Rußflecke im
Putz, Putznester und Putzrisse.
Die hier aufgezeigten Schadenserscheinungen sind natürlich nur ein kleiner Ausschnitt auf der
Palette der möglichen Schadensbilder. Die Erscheinungsformen am Bauwerk sind weit vielfäl-
tiger und treten sehr häufig komplex auf. Immer dann, wenn eine oder mehrere, an die solide
Konstruktion und werkstoffgerechte Auswahl gestellte Forderungen an das Bauwerk nicht
erfüllt sind, zeigen sich sehr schnell Schäden in verschiedenen Formen. Meist ist aber nicht nur
ein Werkstoff oder eine Konstruktion ursächlich für das Schadensbild verantwortlich, sondern
das „System“ Anstrich/Putz oder Anstrich/Putz/Mauerwerk.
Die Ursachen von Putzschäden lassen sich nur schwer feststellen. Man unterscheidet deshalb
nach der Erscheinungsform der häufigsten Putzschäden:
x Rissbildung
x Zerstörung der Putzoberfläche
x Feuchteschäden, Feuchtigkeitsschäden
x Verfärbung bzw. Verschmutzungen
536 17 Putze
Bild 17-5 Absprengungen der äußeren Bild 17-6 Putz löst sich vom
Putzschale Putzuntergrund
Bild 17-7 Absanden des Putzes Bild 17-8 Ausblühungen auf dem
Putz
17
Tabelle 17-2 Erscheinungsformen und Ursachen der häufigsten Putzschäden (nach FREY)
Für die Begrenzung eines späteren Reparaturaufwandes ist ein frühzeitiges Erkennen entstan-
dener Schäden ein wichtiges Kriterium. Besonders deutlich wird an den meisten dieser Schä-
den, dass sie durch ungenügende Beachtung der Wechselwirkung zwischen den Eigenschaften
der Baustoffe, der Beschichtungen und ihrer Untergründe verursacht wurden.
Derartige Beobachtungen führen zu der begründeten Annahme, dass ein möglicher oder bereits
vorhandener Schaden vorliegt, der einer genauen Beurteilung des gegenwärtigen Zustandes
bedarf. Die Beteiligten sind dabei gut beraten, wenn sie vor Beginn der Schadensfeststellung
eine Bestandsaufnahme vornehmen. Wesentliche Fakten könnten z. B. nach folgendem Sche-
ma erfasst werden. Drei Grundfragen sind für die Feststellung von Schäden an Putzen wesent-
lich:
17
1. Was ist die Ursache für den entstandenen Schaden?
2. Wie hoch ist der Schädigungsgrad?
3. Wie groß ist der Schadensumfang?
Die Ermittlung der Schadensursache und des Schädigungsgrades ist sehr kompliziert. Prinzi-
piell werden die Schäden nach Putzmängeln und bautechnischen Mängeln untersucht. Dazu
fertigen die Fachleute ein Mängelaufnahmeprotokoll an, das zwar objektgebunden unter-
schiedlich aussehen kann, aber im Wesentlichen folgende Inhalte aufweisen sollte:
17.2 Erkennen und Beurteilen von Schäden 539
Planungsbüro/Bauherr
DENKMALSCHUTZ: 2 ja 2 nein
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
VORHANDENE UNTERLAGEN: 2 Ansichten 2 Grundrisse
2 Gutachten 2 Fotos
2 photogrammetrische Aufnahme
2 kunsthistorische Beschreibung
2 Bautagebücher
2 Konstruktionspläne
Anzahl der beigefügten Formblätter: ________________
ANZAHL DER STOCKWERKE / ________________
GEBÄUDEGLIEDERUNG: ________________
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
AUSSENWÄNDE: 2 einschalig 2 zweischalig
(Bewertung als Putzgrund) 2 Ziegel 2 Bims 2 Mischbauweise
2 Sandstein 2 Kalkstein 2 Tuffstein
2 Zyklopen 2 Bruchstein 2 Quader
2 Holzfachwerk
2 Stahlskelett
2 Stahlbetonskelett
2 sonstiges: ____________
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
AUSSENPUTZ: 2 ja 2 nein
Putzart: ___________________
Putzdicke: ___________________ cm
Putzerneuerung im Jahre: ___________________
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
ANSTRICH: 2 ja 2 nein
Anstrichart: _____________ 17
Anstricherneuerung im Jahre: _____________
BEMERKUNGEN: __________________________
__________________________
__________________________
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
BEARBEITER: ________________ DATUM: ________________
Das Aufnehmen dieser Protokolle verlangt vielfältige Kenntnisse und Erfahrungen und sollte
daher dem Fachmann vorbehalten bleiben. Es ist weiterhin zu beachten, dass der Bauschaden
selten allein, sondern immer komplex auftritt. So kann beispielsweise bei der Schadenser-
scheinung „Absprengung von Putz“, Frosteinwirkung auf frischen oder stark durchfeuchteten
Putz, ungeeigneter Putzträger oder unzureichende handwerkliche Vorbereitung des Putzträgers
die Ursache sein. Im letzten Punkt der Bauwerksdiagnose, dem Schadensumfang, liegt aller-
dings der größte Unsicherheitsfaktor. Eine sorgfältige Untersuchung des Putz- und Anstrich-
systems ist daher erforderlich. Derartige Untersuchungen sind an eine Vielzahl spezieller Vor-
bereitungen geknüpft, wie z. B. die Bereitstellung eines Gerüstes oder an den Einsatz von
optischen Messgeräten.
Das Bauen im System setzt einen gewissen Umfang an Materialkenntnis und technologischer
Strukturbeziehungen voraus. Die Zusammensetzung der Mineralputze:
x Bindemittel: Luftkalk, hydraulischer Kalk, Zement, Gips, Anhydrit
x + Zuschlagstoffe: Flusssand, Grubensand, Brechsand, Schlackensand
x + Zusatzmittel: Dichtungsmittel, Plastifizierungsmittel, Frostschutzmittel, Pigmente,
Kunststoffdispersionen
Mineralische Putze lassen sich unter verschiedenen technologischen Gesichtspunkten zusam-
menfassen.
Bezeichnung Bindemittel
Kalkputze Luftkalk oder hydraulischer Kalk
Kalkzementputze Zement und Luftkalk oder Zement und hydraulischer Kalk
Zementputze Zement, evtl. mit etwas hydraulischem Kalk
Gipsputz Gips mit oder ohne Luftkalkanteil
Anhydrit Anhydrit mit oder ohne Luftkalkanteil
Bezeichnung Zuschlagstoff
Schweißputz mit Sandanteil unter 1 mm, der Putz wird abschließend glatt
gefilzt (seltene Anwendung, aber bei Restaurierungen noch
erforderlich)
Quarzputz nur mit sortierten Quarzsanden hergestellter Putz
Rauputz Putz mit groben Zuschlagstoffen bis 0/7 (von 0–7 mm)
17
Tabelle 17-10 Einteilung der Putze nach dem Bearbeitungsverfahren
Bezeichnung Arbeitsverfahren
Scheibenputz mit dem Hobel abgezogener und verriebener Putz
Kratzputz Die Oberfläche des Putzes wird nach dem Anziehen mit
einem Nagelbrett aufgeraut.
Maschinenputz für die maschinelle Verarbeitung geeignet
Münchner Rauputz oder Kellenwurfputz gleichmäßig angeworfener, sehr rauer Putz
546 17 Putze
Bezeichnung Arbeitsverfahren
Kellenstrichputz mit der Kelle strichartig verdichteter Putz
Strukturputz Putz mit Rillenstruktur, ähnlich dem Reibeputz
Nesterputz ungleichmäßiger Auftrag, beim Verreiben des Putzes ent-
stehen Nester
Waschputz Der angezogene Mörtel wird mit einer weichen Bürste ge-
waschen und nach einigen Tagen mit Salzsäure nachgerei-
nigt. (Vorsicht beim Umgang mit Säuren)
Bezeichnung Anwendung
Innenputze vorwiegend oder ausschließlich für innen geeignete Putze
auf Gips- oder Anhydritbasis
Außenputze für innen und außen geeignete Kalk- und Zementputze
Haftputze für Beton und schwierige Untergründe geeignete, gut haf-
tende Putze
Graffitoputze eingefärbte Mörtel für Putzkratztechniken
Edelputze eingefärbte Putze für die letzte Putzlage
Die konstruktive und technologische Disposition von Putzsystemen nach der DIN 18 550 für
den Außenputz hat drei wesentliche Aufgaben zu erfüllen:
1. Das Bauwerk vor Durchfeuchtung zu schützen
2. Dem Bauwerk ein ästhetisches Aussehen zu verleihen
3. Das Bauwerk so zu konstruieren, das es wärme-, schalldämmend und brandschutzsicher ist
17
Bild 17-11
Äußere Einflüsse auf
ein Gebäude
17.3 Verarbeiten – Putzmörtel – Mörtelgruppen 547
Putz ist, wenn auch im geringen Maße, elastisch. Mit zunehmendem Austrocknungsgrad und
Alter des Putzes verringert sich die Elastizität. Der Elastizitätsmodul (E-Modul) ist ein Maß für
das elastische Verhalten eines Stoffes unter Dehnungs- und Spannungsbelastung. Wird der
Putz über die Elastizitätsgrenze hinaus beansprucht, treten plastische Verformungen auf, die
irreversibel sind. Es ist daher erforderlich, das Härte, Druckfestigkeit und Dichte des Putzes
geringer sind als die des Untergrundes. Die Elastizität des Putzes muss größer sein als die der
Wandausbildung. Die Putzschichten selbst müssen zur Oberfläche hin an Härte abnehmen.
Diese Forderungen werden durch die Verwendung von Trasszusätzen erzielt.
Trassmörtel: Trassmörtel und Trassmörtelzement für Außenputz, Sumpfkalkmörtel für In-
nenputz!
Da üblicher Putz kapillar saugend wirkt, kann Feuchtigkeit von der Putzoberfläche über den
kapillaren Wandaufbau in den Mauerkern gelangen, zur Durchleuchtung des Mauerwerks
führen und dadurch ihre Wärmedämmfähigkeit der Wand erheblich mindern. Außenputze
müssen daher dort, wo sie dem Schlagregen ungeschützt ausgesetzt sind, wasserhemmende
oder Wasser abweisende (hydrophobe) Eigenschaften besitzen. Sie müssen zudem dampf-
durchlässig sein, um eine Durchfeuchtung im Außenmauerwerk zu vermeiden. Außenputze
müssen witterungsbeständig sein und einen ausreichenden Feuchtigkeitsaustausch zwischen
dem verputzten Bauteil und der Umgebungsluft sicherstellen.
Häufig kommt es vor, dass eine Haftung auf dem Putzgrund infolge der Materialstruktur (z. B.
bei Ziegelmauerwerk) nicht oder nur ungenügend ausreichend ist. In diesem Falle müssen
Putzträger angeordnet werden. Putzträger müssen dauerhaftes Haften des Putzes sicherstellen
und beständig sein. Sie sind auch erforderlich, wenn Hohlräume, wie z. B. Installationsschlitze
in den Wänden und Decken geschlossen werden müssen. An Übergängen verschiedener Bau-
stoffe, z. B. Mauerwerk und Holz, verhindern Putzträger die Rissbildung im Putz. Das Auf-
bringen von Putzträgern setzt bei Sanierungsarbeiten eine sorgfältige Ausführung voraus.
Vorschriften des Herstellers zur Befestigung müssen beachtet werden.
Sanierputz-Selfpor
Sanierputz-Selfpor von Bayosan ist ein porenhydropher Putz mit selbstständiger Luftporenbil-
dung. Er ist geeignet für die Armierung von Wandflächen mit starker Feuchtigkeitsbelastung
z. B. in Kellern, Saunen, Waschküchen usw. in Alt- und Neubauten. Das erhöhte Kornvolu-
men bzw. die selbstständige Luftporenbildung bewirken, dass die hydrophoben Eigenschaften
dazu beitragen, dass keine Putz- oder Anstrichstörungen mehr auftreten können. Der Sanier-
putz ist hoch diffusionsfähig und besitzt eine zuverlässige Salzaufnahmefähigkeit. Er wird als
Werktrockenmörtel geliefert und beruht auf der materiellen Basis von Kalksandstein, Trass,
Zement und je nach gewünschten bauphysikalischen Eigenschaften entsprechender Zusätze.
Die Körnung 0 bis 1,3 mm; die Festigkeit entspricht der Mörtelgruppe PII nach DIN 18550 > 17
2,5 N/mm. Die Wasserzugabe beim Anmischen richtet sich nach der baustellenüblichen Ver-
arbeitungskonsistenz (7 bis 8 Liter für ca. 30 Liter Nassmörtel). Die Mindestputzdicke bei
Chlorid- und Sulfatversalzungen beträgt für die Ausführung von Unter- und Oberputz 10 mm.
Nach dem Abtrocknen müssen eventuell durchschlagende Salze entfernt werden (z. B. Abbürs-
ten). Besonders ist zu beachten, dass bereits abgebundenes Material nicht neu aufgemischt
werden darf. Für das rissfreie Aushärten ist vorsichtiges Austrocknen (etwa 10 Tage) erforder-
lich.
548 17 Putze
Lehmputz
Lehm ist ein traditioneller Baustoff mit baubiologischen und umweltfreundlichen Eigenschaf-
ten und energiesparender Herstellung. Lehmputze können die Luftfeuchtigkeit der Innenräume
regulieren und Schadstoffe absorbieren. Sie sind eine Alternative zu Kalk- und Gipsputzen und
können mit Decorputzen und Kalkbasis kombiniert werden.
Lehm-Grundierung Lehm-Putz
x Grundiermittel zur Vorbehandlung von saugfä- x Als Unter-, Ausgleichs- und rauer Oberputz im
higem Mauerwerk aller Art, raugeschaltem Be- Innenbereich einzusetzen
ton und mineralisch gebundenen Putzen x Als feiner Unter- und Oberputz im Innenbereich
x Haftlage als Beschichtung zwischen den ein- einzusetzen
zelnen Lehmputzlagen x Auf ebenen und homogenen Untergründen
x Vorbehandlungsmittel beim Einsatz von Putz- auch als Einlagenputz
trägern und Jutegeweben x Oberputz für alle hydraulisch gebundenen
Unterputze
Verarbeitung:
1. Untergrundvorbehandlung
Der Untergrund muss saugfähig, fest tragfähig und frei von Schmutz und Staub sein. Unter-
putze müssen einwandfrei abgebunden haben. Die zu verputzende Fläche muss gleichmäßig
ausgetrocknet sein. Nichtsaugende Untergründe, wie z. B. glatte Betonflächen, müssen vorher
mit einem geeigneten Haftvermittler vorbehandelt werden. Alle Untergründe vor dem Verput-
zen ein- bis zweimal mit Lehm-Grundiermittel satt streichen. Nicht trocknen lassen, evtl.
nachnässen. Nicht tragfähige Untergründe mit Putzträgern, wie z. B. Schilfrohrmatten oder
Ziegelrabitz, überspannen.
2. Verarbeitung
Die Wasserzugabe je Sack beträgt ca. 15 l (Richtwert, exakte Wassermenge richtet sich nach
praxisüblicher, d.h. möglichst steifer Verarbeitungskonsistenz). Nicht mit anderen Materialien
mischen. Lehmputz kann von Hand verarbeitet werden, wobei Kleinmengen mit dem Quirl
angemischt werden (Wasser vorlegen). Rationeller ist die Verarbeitung mit allen marktübli-
chen Verputz- und Mischmaschinen. Die Mindestputzdicke beträgt bei Verarbeitung als Un-
terputz 10 mm, bei der Verwendung als Oberputz 5 mm. Bei Gesamtputzdicken von mehr als
17 10 mm und anderen ungünstigen Umständen ist mehrmalig zu arbeiten, wobei eine ausrei-
chende Standzeit des Unterputzes (pro 1 mm Putzdicke mindestens 1–2 Tage, je nach Luft-
feuchtigkeit) bis zu völligen Trocknung einzuhalten ist. Unterputzlagen gut aufrauen. Auf
ebenen und homogenen Untergründen, wie z. B. Beton oder Plansteinmauerwerk, kann auch
einlagig aufgetragen und strukturiert werden. Oberflächenbearbeitung durch Abreiben oder
Abfilzen. Abtrocknungsrisse sind unproblematisch und werden mit dem Oberputz geschlossen.
Abgetrocknete Oberflächen können nach dem Annässen weiterbearbeitet werden. Armie-
rungsgewebe (Jutegewebe) werden entweder ins oberste Drittel der noch feuchten Putzlage
eingearbeitet oder in die Lehmgrundierung eingebetet. Dabei wird zuerst eine Schicht Lehm-
grundierung aufgetragen, in welche die Armierung faltenfrei eingelegt wird. Nicht unter
+ 5 °C Wand- und Lufttemperatur verarbeiten.
17.3 Verarbeiten – Putzmörtel – Mörtelgruppen 549
3. Putztechniken
Die Gestaltung der Putzoberfläche richtet sich neben den physikalischen Aufgaben auch nach
dem gewünschten optischen Eindruck der Struktur und bei Innenputzen, ob gestrichen oder
tapeziert werden soll.
Abziehen: nach dem Auftragen wird der Putz über Putzlehren mit scheitrechten Werkzeugen
flucht und waagerecht abgezogen.
Filzen: fein ausreiben mit einem Filz belegten Brett.
Glätten: mit einer Stahlkelle glatt abziehen.
Reiben: mit einem Holzreibebrett kreisförmig andrücken und planieren. Je nach Korngröße
bleibt die Oberfläche mehr oder weniger rau.
Kellenwurf: der grob flächendeckend angeworfen Putzmörtel bleibt erhalten.
Kellenstrich: nach dem Auftragen des Putzes erfolgt ein schuppen- oder fächerförmiges Ver-
streichen mit der Kelle.
Spritzen: ein- oder zweilagiger dünnflüssiger Maschinenputz unterschiedlicher Körnung.
17
4. Nachbehandlung
Lehmputz benötigt keine spezielle Nachbehandlung. Es ist aber darauf zu achten, dass der Putz
ausreichend Möglichkeit zur Abtrocknung erhält. Nur offenporige, spannungsarme Anstriche
einsetzen, wie z. B. Kalk-Kaseinfarben, Kalkfarben, Silikatfarben. Lehmputz darf nicht mit
Fliesen belegt werden.
550 17 Putze
Mörtel sind Mischungen aus Bindemittel, Zuschlagstoff und Anmachwasser. Die Putzmörtel
werden nach dem verwendeten Bindemittel genannt, z. B. Kalkmörtel oder Kalkzementmörtel.
Technisch unterscheidet man die Mörtel nach ihrer Abbindung. Nichthydraulische Mörtel
erhärten nur an der Luft, hydraulische Mörtel an der Luft und unter Wasser vollständig.
17.3.3 Putzmörtelgruppen
Für die Sanierung verwendet man die gebräuchlichen Putzmörtelgruppen, wobei Zement- oder
Kalkzementmörtel immer noch der am häufigsten zum Einsatz kommender Baustoff ist.
17.3 Verarbeiten – Putzmörtel – Mörtelgruppen 551
In Deutschland galt bis Februar 2005 die DIN 18550 Teil 1–4 für Putzarbeiten. Danach waren
die Putzmörtelgruppen wie in Tabelle 17-14 dargestellt, einteilt. Im Gegensatz zur bisherigen
DIN 18550 sind mit der Einteilung der Putzmörtelgruppen in PI bis PIV keine Anforderungen
an die Druckfestigkeit verbunden.
Diese Norm wurde nun ersetzt durch die DIN EN 998-1; DIN V 18550, DIN EN 132279.
Entscheidende Größe ist die Druckfestigkeit. Die Klassifizierung erfolgt in vier Druckfestig-
keits- bzw. Festmörtelklassen.
Abgezogene Putzoberfläche
Qualitätsstufe Beschaffenheit/Eignung der Oberflä- Maßtoleranzen
chen
Q2 Geeignet für: Standardanforderungen an die Eben-
dekorative Oberputze 2,0mm heit nach DIN 18202:1997-04 Tabelle
Wandbeläge aus Feinkeramik, Fliesen, 3, Zeile 6
Kunstwerkstein usw.
Geeignet für: Erhöhte Anforderungen an die Eben-
dekorative Oberputze 2,0 mm heit nach DIN 18202:1997-04 Tabelle
Wandbeläge aus Feinkeramik, Fliesen, 3, Zeile 7
Kunstwerkstein usw.
Ohne eine besonders sorgfältige Vorbereitung des geschädigten Untergrundes kann auch beim
Einsatz bester Materialien eine Reparaturmaßnahme nicht dauerhaft sein. Die Entscheidung,
wie z. B. alter Putz entfernt werden soll, ist immer objektabhängig und liegt im Ermessen des
Planers (Architekten) und dem die Bauaufgabe ausführenden Unternehmen. Als Grundsatz
gilt: Für eine wirksame und dauerhafte Sanierung ist ein konstruktiv gesundes und werkstoff-
seitig verträgliches Mauerwerk bzw. ein Betonuntergrund erforderlich. Das bedeutet im Ein-
zelnen:
x rauer Putzgrund, um dem Mörtel eine genügende Haftfähigkeit zu geben, 17
x grobkörniger Sand, gegebenenfalls Einsatz von Putzkörpern,
x Untergrundfeuchtigkeit ist im Zusammenhang mit den eingesetzten Materialien und den
Herstellervorschriften zu beachten.
Bei der Altbausanierung können Baustoffe mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften vorhan-
den sein. Die wichtigsten sind die Rauigkeit und das Saugverhalten. Hier kommt es darauf an,
richtig einzuschätzen, wieviel Wasser der Putzgrund dem Putz entzieht. Wird dem Putz das
zum Abbinden erforderliche Wasser entzogen, „verdurstet“ er, d. h. er erreicht nicht seine
Festigkeit. Außerdem können sich zusätzliche Kapillare bilden, die dann Ursache für eine
erhöhte Saugfähigkeit des Außenputzes sind. Die heute angebotenen Trockenmörtel, die als
554 17 Putze
Unterputz zum Einsatz kommen bzw. zum einlagigen Einsatz bestimmt sind, enthalten Zusätze
die verhindern, dass der Putzgrund das Anmachwasser zu schnell entzieht. Das darf aber nicht
dazu führen, dass auf ein Annässen völlig verzichtet wird. Schon gar nicht darf bei direkter
Sonneneinstrahlung ungeschützt gearbeitet werden. Die Wahl des richtigen Putzmörtels richtet
sich hauptsächlich nach dem Putzgrund. Dabei ist Folgendes wichtig:
x Weiche Putzuntergründe verlangen weiche Putze
x Der Putzgrund soll immer fester sein als der erhärtete Putzmörtel
x Der Spritzbewurf ist eine oft notwendige Vorbehandlung des Putzgrundes, aber keine Putz-
lage
Meist ist eine Vorbehandlung des Putzgrundes erforderlich, um einen dauerhaften Verbund zu
schaffen. Ist der Putzgrund wenig saugend, genügt ein nicht volldeckender Spritzbewurf als
Haftbrücke. Mauerwerk, das stark saugend ist, sollte einen volldeckender Spritzbewurf erhal-
ten. Auch Mischmauerwerk, also Wandflächen, die unterschiedliche Baustoffe enthalten und
deshalb unterschiedlich saugend sind, sollte mit einem volldeckenden Spritzbewurf versehen
werden. Als Spritzbewurf kommt, je nach Festigkeit des Mauerwerkes, entweder ein Zement-
mörtel der Mörtelgruppe P III, dem etwas Kalk zugegeben wird, oder Kalkzementmörtel der
Mörtelgruppe P II in Frage. Als Haftbrücke ist der Spritzbewurf möglichst rau auszuführen.
Zur Vermeidung hoher Zugspannungen sollte der Spritzbewurf vor dem Aufbringen des Un-
terputzes ausreichend erhärtet sein. Sind holzhaltige Untergründe, wie Holzspanbeton oder
Holzwolle-Leichtbauplatten vorhanden, ist besondere Umsicht erforderlich. Diese Baustoffe
quellen bei Wasseraufnahme auf und schwinden bei der Trocknung. Hier ist ein volldeckender
Spritzbewurf zwingend erforderlich. Er verhindert die weitere Wasseraufnahme. Der nachfol-
gende Putz sollte frühestens einen Monat später aufgebracht werden. Dabei sollte immer eine
Putzbewehrung mit eingelegt werden. Dafür eignet sich ein alkalifestes Glasfasergewebe. Der
Bundesverband der Leichtbauplatten-Industrie hat dazu ein Merkblatt, „Außenputz auf Holz-
wolle-Leichtbauplatten nach DIN 1102 und Mehrschicht-Leichtbauplatten nach DIN 1104“
herausgegeben.
Bei der Rekonstruktion kommen aber auch neue Baustoffe zur Anwendung. Wird in der Au-
ßenwand Kalksandstein verwendet, so kann dieser auch mit mineralischen Putzen versehen
werden. Allerdings wird er im umgebenden Mauerwerk als „Fremdkörper“ gelten. In die Ü-
bergänge zu anderen Putzgründen sind Rissbrücken einzubetten, z. B. das schon genannte
Glasgittergewebe. Häufig sind alte Mauerflächen verschmutzt. Das kann durch Staub und Ruß
erfolgt sein, vielfach sind es aber auch Moose und Algen, die sich festgesetzt haben. Grund-
sätzlich muss klar sein, alle diese Schichten sind Trennschichten auf denen sich auf Dauer kein
Putz hält. Sie müssen also entfernt werden. Oftmals ist ein einfaches Reinigen mit Wasser und
Bürste dafür nicht ausreichend. Das Mauerwerk muss dann mit scharfen Werkzeugen aufge-
raut und die Fugen ausgekratzt werden. Bei organischem Bewuchs ist es sinnvoll, vor Auf-
17 bringen eines Putzes das alte Mauerwerk ein- bis zweimal mit einem fungiziden bzw. algiziden
(gegen Pilze und Algen wirksamen) Mittel zu tränken. Alte mineralische Putze können mit
einem mineralischen Putzsystem überarbeitet werden, wenn sie nicht gestrichen und genügend
saugfähig sind und, wenn sie eine raue Oberfläche aufweisen. Alte Anstriche bilden immer
eine Trennschicht. Deshalb müssen sie entfernt werden. Zumindest muss eine Vorbehandlung
so erfolgen, dass 60 % saug- und tragfähige Fläche vorhanden ist. In Einzelfällen wird es er-
forderlich sein, Putzträger anzuwenden. Sie haben die Aufgabe, das Haften des Putzes zu
verbessern oder einen von der tragenden Konstruktion weitgehend unabhängigen Putz zu er-
möglichen. Dafür eignen sich Ziegeldrahtgewebe, Rohrmatten und Metallputzträger. Wichtig
ist ihre Befestigung. Sie muss so sein, dass eine ausreichend steife und tragfähige Konstruktion
entsteht.
17.4 Vorbereitung des Putzuntergrundes 555
Bild 17-13
Ziegeldrahtgewebe
Ziegeldrahtgewebe ist ein Drahtgewebe mit aufgepressten Tonkörpern. Der Stahldraht ist
durch die Ummantelung mit Ziegelton, eine beim Brennen entstandene Oxidschicht, gegen
Rost geschützt. Das Ziegeldrahtgewebe stellt einen guten und haftfähigen Putzgrund dar, auf
dem der Putzmörtel bei geringem Materialverlust sogleich in einer dickeren Lage aufgebracht
werden kann. Verwendung:
x Verwahrung von Holzfachwerk,
x Überspannung von Installationsschlitzen,
x Ummantelung von Stahlbauteilen.
Rippenstreckmetall ist ein selbsttragender Putzträger, der aus kaltgewalztem Bandstahl herge-
stellt ist. Streckmetall besteht aus 10 bzw. 4 mm hohen Rippen, zwischen denen die Grätenfel-
der liegen. Durch Verzinken oder Lackieren mit Bitumenteerlack ist es gegen Rost geschützt.
Für Räume, die starker und wechselnder Durchfeuchtung ausgesetzt sind, kann Rippenstreck-
metall aus nicht rostendem Stahl verwendet werden. Verwendung:
x Herstellen von Gewölben, Nischen,
x Überspannung von Hohlraum in Wand- und Deckenteilen,
x Drahtputzdecken.
Metall- und Glasfasernetze werden als die heutzutage modernsten Putzträger verwendet. Sie
sind punktverschweißt und wesentlich leichter zu handhaben als andere Systeme. Metallene
Putzträger müssen stets rostfrei sein, damit braune Flecken durch Rost und Treiberscheinungen
vermieden werden. Solche Ausführungen bestehen aus verzinkten Drahtnetzen mit meist nur 4
mm hohen Rippen. Bewährt haben sich auch Putzträger in Tafelform aus Edelstahl mit einge-
legten Absorptionspappen.
17
Bild 17-14
Rippenstreckmetall
556 17 Putze
Bild 17-15
Hasendraht als Putzträger
17.5.1 Kunstharze
Zunehmend gewinnen auch Kunststoffe für die Sanierung an Bedeutung. Sie werden als Füll-
stoffe und Anstriche bei Putzen angewendet. Die wichtigsten bautechnischen Elastomere zeigt
die nachfolgende Übersicht:
CR = Polychloropren: Dichtungsprofile, Flachdach-Dichtungsbahnen, elastische Baulager
IIR = Butylkautschuk: Flachdachplanen, Bautenschutzfolien, Dichtungsmassen
PUR = Polyurethan (weitmaschig vernetzt): elastische Baulager
SI = Silikonkautschuk: Dichtungsmassen, elastische Formteile
SR = Polysulfidkautschuk: Dichtungsmassen
CSM = chlorsulfoniertes Polyethylen: Flachdach-Dichtungsbahnen
Die Entwicklung von Kunststoffprodukten ist noch nicht abgeschlossen. Materialien und tech-
17 nologische Verfahren bieten noch einen weit in die Zukunft gerichteten Raum für Innovatio-
nen. Dennoch soll im Folgenden eine Übersicht die wesentlichen Merkmale der Putzerneue-
rung zusammenstellen.
Gemeinsame Merkmale:
x Geringes Gewicht bei (in Relation dazu) gute Festigkeiten
x Korrosionsbeständigkeit (feuchtigkeitsunempfindlich und nicht korrodierend)
x geringer Pflegeaufwand (einige Stoffe sind nahezu wartungsfrei)
17.5 Einsatz von Kunstharzen und Dämmstoffen 557
17.5.2 Dämmstoffe
Dämmstoffe sind für die Putzsanierung von zunehmender Bedeutung. Die gegenwärtig zur
Anwendung kommenden Dämmstoffe sind:
Blähperlit
Schaumglas anorganische Dämmstoffe
Mineralische und pflanzliche Faserdämmstoffe
Polystyrol-Hartschaum (PS)
(einschließlich Extruder- und Partikelschaum)
Polyurethan-Hartschaum (PUR) organische Dämmstoffe
Korkdämmstoffe
Holzwolle-Leichtbauplatten
Wenngleich es zwischen den einzelnen Produkten geringfügige Abweichungen gibt, haben sie
einige Eigenschaften gemeinsam: Hitze-, Alterungs- und Säurebeständigkeit, Unbrennbarkeit,
Maßhaltigkeit, Verrottungsfestigkeit und schwere Entflammbarkeit. Die zurzeit im Zusam-
menhang mit Putzsystemen gebräuchlichsten Dämmstoffe sind der organische Dämmstoff
Polystyrol und der anorganische Dämmstoff Mineralfaserwolle. Beim Einsatz der Dämmstoffe
sind auch im verstärkten Maße Umweltbelastungen zu berücksichtigen. Die nachfolgende
Tabelle gibt einen Überblick über die Belastungsarten.
Die Tabelle 17-19 zeigt, wie stark die einzelnen Dämmstoffe die Umwelt belasten (bei Herstel- 17
lung und Verarbeitung) und ob sie gesundheitliche Risiken bergen (im normalen, eingebauten
Zustand und im Falle des Brandes). Die Dämmstoffe werden in einer fünfstufigen Skala be-
wertet, die von ++ (sehr geringe Belastung) über o bis -- (sehr hohe Belastung) reicht.
558 17 Putze
17.6 Wärmedämmverbundsystem
In Deutschland werden bei der Heizung der Gebäude (Raumwärme und Warmwasser) jährlich
220 Mio. Tonnen an Kohlendioxidemissionen freigesetzt. Eine 30%ige Einsparung bis zum
Jahre 2015 erfordert eine Reduktion um mindestens 55 %/Mt/a, d. h. eine Absenkung des
ursprünglichen Wertes von 220 Mt/a auf 165 Mt/a im Jahr 2005. 24 Mio. Altbauwohnungen
gibt es in Deutschland, die modernisierungsbedürftig sind. 18 Mio. entfallen auf die alten
17 Bundesländer und 6 Mio. auf die neuen.
Über 95 % des baulichen Energieverbrauchs treten im Altbaubestand auf. Energiesparende
Maßnahmen im Neubau, so wichtig sie für die Zukunft auch sind, führen grundsätzlich zu
keiner Einsparung. Eine wirkliche Senkung der CO-Emission ist nur im Altbaubestand mög-
lich.
Definition Altbau: Gebäude, die mehr als 150 bis 200 kWh/ma Netto-Heizenergie verbrau-
chen. Altbauanteil (zahlenmäßig 77 %, Altbauanteil (energetisch) 95 %).
Das Anforderungsniveau der III. Wärmeschutzverordnung und der EnEV 2002 war deshalb
nicht mehr ausreichend und wurden durch die EnEV 2007 erweitert, in dem die Komponenten
17.6 Wärmedämmverbundsystem 559
Bild 17-16
Energieverluste an Gebäuden
Bild 17-17
Basissystem eines WDVS
1 Wandkonstruktion
Jede Art von Beton- oder Ziegelmauerwerk
2 Untergrundvorbehandlung
Im Regelfall Spritzbewurf; warzenförmig bei schwach saugenden, voll deckend bei stark oder unter-
schiedlich saugenden Untergründen
3 Klebe- und Beschichtungsmörtel
Wasser abweisender, maschinengängiger Kalk-Zement-Mörtel nach DIN 18550/P II
4 Dämmplatten
Polystyrol-Hartschaumplatten oder Mineralwolle-Dämmplatten (häufig mit Stufenfalz). Plattendicke
nach Wahl: 30, 40, 50, 60, 80, 100 mm. Weitere Dämmplatten werden auf der Basis organischer Stof-
fe, z. B. Schafwolle, entwickelt.
5 Befestigung
Die Gliederung der Basissysteme nach der Befestigung erfolgt nach:
6 Beschichtung und Armierung
Maschinengängiger, Wasser abweisender Klebe- und Armierungsmörtel mit ca. 5 mm Dicke in Ab-
hängigkeit von den Ebenheitstoleranzen des Untergrundes. Armierungsgewebe im äußeren Drittel der
Putzschicht.
7 Oberputz
Falls erforderlich, wird nochmals eine Silicat-Quarzgrundierung oder eine Decorgrundierung aufge-
bracht.
Wasser abweisende Oberputzbeschichtung mit einer Körnung 0–5 mm und einem Hellbezug von
> 40 % als mineralischer Putz (Kratzputz, Münchner Rauputz, Scheibenputz, Modellier- und Struk-
turputz, Silicatputz, Siliconharzputz). Aus ästhetischem Erfordernis können zusätzlich noch wasser-
dampfdurchlässige Egalisationsanstriche in Form von Silicatdispersionsfarbe oder Siliconharzfarbe
17 aufgebracht werden. Farbputze enthalten lichtechte mineralische Farbpigmente.
Ein bauphysikalischer Grundsatz lautet: Von warm nach kalt muss zuerst der Wasserdampf
und dann die Wärme abgebaut werden. Das bedeutet, dass die erforderliche Wärmedämmung
an der Außenseite eines Bauwerkes liegen sollte. Dadurch, dass die Dämmstoffindustrie heute
auch Formteile in Polystyrol-Hartschaum herstellen kann, ist es sogar möglich geworden,
Stilfassaden außen zu verkleiden. Das hat allerdings seinen Preis. Durch die Außendämmung
werden die Außenwände eines Hauses energetisch mit in den Innenbereich einbezogen. Sie
nehmen die Wärme auf und geben sie nach Abstellung der Heizung nach innen wieder ab. Die
Wärmespeicherfähigkeit der Wände bleibt erhalten. Die Dämmstoffe haben darüber hinaus auf
17.6 Wärmedämmverbundsystem 561
Die seit einem Jahrhundert bewährten mineralischen Werktrockenmörtel sind die verlässliche
Absicherung für das System. Sie sind: widerstandfähig, witterungsbeständig, unverrottbar,
nicht brennbar, uv- und ozonbeständig. Sie vergilben und verspröden nicht, verbessern die
Schalldämmung und haben eine offenporige Oberfläche, funktionierende Dampfdiffusion und
nachgewiesene Langzeit-Haltbarkeit. Mineralische Oberputze (Edelputze) zeichnen sich dar-
über hinaus durch ihre Vielfalt möglicher Putzstrukturen und Farben aus. Bei der Auswahl
sollten aus ästhetischen Gründen jedoch Pastelltöne bevorzugt werden. Für Details und An-
schlüsse gibt es bewährte Lösungen und Hilfsmittel für Ecken- und Sockelausbildung, die
Umrandung von Türen und Fenstern, den Einbau von Rolllädenkästen, die Absicherung zum
Dach hin und die Ausbildung von Dehnungsfugen. Heute werden Werktrockenmörtel rationell
mit Maschinen verarbeitet. Mineralische Putzmörtel sind darauf eingestellt. Diese werkseitig
gemischten Trockenmörtel sind für die Verarbeitung vor Ort so rezeptiert, dass problemloser
Auftrag gewährleistet ist (Beispiel: System mit Steinfaser-Dämmplatten).
17.7 Putzsysteme
Den Bedingungen an die Wärmeschutzverordnung und der EnEV kann fachlich sinnvoll mit
17 dem EPS-Wärmedämmputzsystem entsprochen werden. Mit der Entwicklung dieses Systems
wurde ein Weg beschritten, um synergetische Wirkungen im Zusammenhang mit mineralischer
Putzanwendung zu erzielen. Überall, wo verputzt wird, kann EPS-Wärmedämmputz eingesetzt
werden, definiert nach DIN 18550 Teil 3 als „außen liegende Wärmedämmputzsysteme aus
Mörteln mit mineralischen Bindemitteln und mit expandiertem Polystyrol (EPS) als Zuschlag
auf massiven Wänden und unter Decken aus mineralischen Baustoffen ...“. Von „mineralisch“
zu sprechen, ist geboten, weil diese Definition vom Bindemittel her orientiert ist. Die Aus-
trocknung/Trockenhaltung einer Außenwand wird weiterhin von der hygroskopischen Gleich-
gewichtsfeuchte eines Putzmörtels beeinflusst. Bei Zement- und Kalkmörtel stellt sich auf
Grund des hohen Anteils an Feinstkapillaren unter gleichen Luftverhältnissen eine relativ hö-
here Feuchtigkeit ein. Dies führt zu vermehrter Staubhaftung und bildet einen Nährboden für
17.7 Putzsysteme 563
Mikroorganismen. Der Trend geht hin zum Werkmörtel. Er gewährleistet eine gleichmäßige
Mörtelzusammensetzung und erfüllt die Forderung der Putznorm, wonach z. B. in Gebieten
mit hohen Jahresniederschlagsmengen bei der Herstellung von Außenputzen dem Putzmörtel
ein Wasser abweisendes Zusatzmittel beigemischt werden soll. Die Gestaltung der Rezeptie-
rung der verschiedenen Komponenten (Unter- und Oberputz) definiert die DIN 18550 als
Systemkomponenten und schreibt sinngemäß vor: Ein Wärmedämmputzsystem im Sinne die-
ser Norm ist ein Putzsystem aus aufeinander abgestimmtem, wärmedämmendem Unterputz
und Wasser abweisendem Oberputz, die aus Werktrockenmörtel nach DIN 18557 herzustellen
sind. Der Oberputz kann einschichtig, z. B. als Kratzputz, oder zweischichtig, z. B. mit Aus-
gleichsschicht und Strukturschicht, hergestellt werden. Der interessante Nebeneffekt, der mit
dieser Festlegung erreicht wird, ist eine genaue Systembeschreibung für Unter- und Oberputz,
um einen zusammenwirkenden Effekt zu erreichen, d. h., mit dem Vorgang des Verputzens die
Wärmedämmung zu verbinden. Die Anwendung von EPS-Wärmedämmputzen bei Neubauten
ist ebenso unproblematisch wie in der Rekonstruktion und Sanierung. Wandkonstruktionen mit 17
genau festliegenden Wärmedämmeigenschaften plus das EPS-Wärmedämmputzsystem erge-
ben sauber und exakt bearbeitete, mit sicherer Gestaltung angelegte Fassadenoberflächen,
wobei z. B. unter Verwendung von Putzprofilen für die entsprechenden Putzdicken-Appli-
kationen von 6 cm in einem Arbeitsgang unproblematisch sind.
Bild 17-22
Maschineller Auftrag
17.7.3 Sanierputz
Sanierputze kommen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, dort zum Einsatz, wo der vorhan-
dene Putz durch Salze und Feuchtigkeit bereits stark geschädigt ist. (WTA = Wissenschaftlich-
Technische-Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalspflege). Die Herstel-
lung erfolgt aus Werk-Trockenmörtel, gemäß DIN 18557. Zum Sanierputzsystem gehören
Spritzbewurf, Grundputz-WTA und Sanierputz-WTA. Sind Deckschichten vorgesehen, so
müssen diese auf das System abgestimmte Anforderungen erfüllen. Sanierputz-WTA dürfen
sich nur solche Produkte nennen, die geprüft und fremdüberwacht sind und alle Anforderun-
gen des WTA-Merkblattes erfüllen. Bei Sanierputzen-WTA als mineralische Putze ist beson-
ders bei trockener Witterung, Wind- und Sonneneinfall eine Nachbehandlung durch Befeuch-
tung und eventuelle Beschattung erforderlich. Um Risse zu vermeiden, dürfen Räume während
der Aushärtung von Sanierputzen nicht kurzfristig aufgeheizt werden.
Ein weiterer, sich unter dem Aspekt des wärmedämmenden Bauens verändernder Putzsektor,
ist das Verputzen von Leichtmauerwerk. Nachdem heute Mauerwerksbildner immer wärme-
dämmender werden, bedarf es hier der Putze und Putzsysteme, die diesen Weg der immer
besseren E-Module mitgehen. Die heutige Generation von Leichtputzen und Faserleichtputzen
ist auf Steindruckfestigkeiten< 6 abgestimmt, so dass bei diesen idealen Kombinationen mit
dem Putz rissfreie Oberflächen gewährleistet werden können. Leichtmauerwerk unterliegt
leichten Spannungen durch Verformungen. Kritische Faktoren beim Verputzen sind:
x inhomogener Putzgrund
x unsachgemäß ausgebildete Fugen
x offene Mörteltaschen
x Fehlstellen des Überbindemaßes
x gerissene Steine
x ein zu feuchter Putzgrund
Moderne Leichtputze aus Werktrockenmörtel sind so auf den Putzgrund abgestimmt, dass sie
optimalen Haftverbund auch auf stärker saugenden Steinsorten gewährleisten. Das werkseitig
eingestellte Wasserrückhaltevermögen verhindert, dass dem Mörtel zu schnell das Anmach-
wasser entzogen wird (Verbrennen).
17
Bild 17-23
Auftrag von faserverstärktem
Leichtputz auf hochwärmedäm-
mendes Mauerwerk
566 17 Putze
Vor allem trocken und nass verputzte Steine führen zu deutlich unterschiedlichen Putzeigen-
schaften. Es hat sich gezeigt, dass vor allem Faserleichtputze und sogenannte Ultraleichtputze
weniger rissanfällig sind als normale Leichtputze. Erhöht werden kann auch die Sicherheit in
jedem Fall durch eine vollflächige Gewebespachtelung. Außerdem kann das Rissrisiko durch
die Verwendung von möglichst rauen Oberputzen minimiert werden. Eine weitere Risikover-
minderung bieten gefilzte statt glatt geriebene Strukturen. Leichtputze wie der Styroporleicht
putz SL 67 und der Faserleichtputz FL 68 mit einer Rohdichte deutlich unter 1300g/l sind die
geeigneten Grundputze auf hochwärmedämmendem Mauerwerk. Sie sind auch die Lösung für
die sich in den letzten Jahren häufende Problematik der Steinfugenrisse. Als Ursache hierfür
wurden häufig die nicht aufeinander abgestimmten Mauerwerksbildner und Putze vermutet.
Ein wichtiges Sanierproblem bei Putzen sind Maßnahmen gegen Salzdurchdringung. Erfas-
sung und Sanierung von salzbelasteten Untergründen ist bauchemisch ein kompliziertes Prob-
lem. Bedingt durch ihre Struktur und Funktion müssen Sanierputzsysteme relativ schnell und
dennoch sicher erhärten. Außerdem sollen alle Komponenten des Putzgemenges, insbesondere
aber die Bindemittel, eine hohe Widerstandsfähigkeit bei Salzeinwirkung besitzen. Normaler-
weise wird in „geringe“, „mittlere“ und „hohe“ Salzbelastung, ausgedrückt in Masse-% unter-
schieden. Schädigende Bestandteile sind Nitrate NO3, Chloride Cl und Sulfate SO4.
„geringe“ Salzbelastung:
Summe: NO3 + CL + SO4 d 0,3 Masse-%
„mittlere“ Salzbelastung:
Summe: NO3 + Cl + SO4 = 0,3 bis 1,0 Masse-%
„hohe Salzbelastung“:
Summe: NO3 + Cl + SO4 > 1,0 d 3 Masse-%
17
17.8 Oberflächenschutzmaßnahmen 567
17
17.8 Oberflächenschutzmaßnahmen
Die Sichtflächengestaltung eines Gebäudes ist nicht nur eine Frage der Ästhetik, sondern hängt
auch eng mit dem Bautenschutz zusammen. Der Gebrauchswert eines Bauwerkes wird gemes-
sen an:
x der voraussichtlichen Dauer des Bestandes
x der Widerstandsfähigkeit gegen äußere Einflüsse
568 17 Putze
Experten sind sich einig, dass Oberflächenschutzmaßnahmen keine Alternative zur handwerk-
lich solide ausgeführten Putzarbeit, unter Beachtung des richtigen Mischungsverhältnisses und
der technologischen Beschichtungsvorschriften, sind. Oberflächenbeschichtungen kommen vor
allem dann in Frage, wenn Forderungen nach Vorbeugung gegen schädigende Einflüsse, farb-
liche Gestaltung, Abdichtung gegen Flüssigkeiten oder Gase, besonders im chemischen Be-
reich und Erhöhung des mechanischen Verschleißwiderstandes, bestehen. In der Sanierungs-
praxis kommen eine Reihe unterschiedlicher Verfahren in Betracht, die zur Lösung dieser
Aufgabe herangezogen werden können.
17.8.1 Imprägnierungen
Mit Imprägnierungen lässt sich eine zeitlich begrenzte, in der Regel mit einer Wirkungsdauer
von maximal 10 Jahren, reduzierte Wasseraufnahme ermöglichen. Diese Maßnahme führt zu
einer Verbesserung des Frost-Tau- oder des Frost-Tausalz-Widerstandes. Neuerdings werden
Imprägnierungen auch schon als Bestandteil mehrschichtiger Systeme eingesetzt.
17.8.2 Versiegelungen
Festigkeit der mit ihnen behandelten kalkhaltigen Baustoffe bewirken und auch ihre Porosität
verringern, werden sie zur Härtung und Dichtung von Putzen, besonders an Wetterseiten, von
Betonestrichen sowie zum Schutz der Oberflächen von Betonbehältern für schwach säurehalti-
ge Produkte benutzt. Auch sind sie brauchbar, um Ausblühsalze (nach vorherigem Abbürsten)
nicht wieder austreten zu lassen. Schließlich können sie dazu dienen, um Putze oder Beton vor
Ölfarbanstrichen zu „neutralisieren“.
Manche Fachleute empfehlen, Beton und Putze erst nach mindestens 28 Tagen zu streichen,
weil teilweise karbonisierte Baustoffe härtere Überzüge ergeben sollen. Nach einem holländi-
schen Verfahren können Fertigbauteile mit glasförmigem Siliciumtetrafluorid SiF4 unter Druck
fluatiert werden. Die sich dabei abspielenden Vorgänge sind letzten Endes ähnlich wie bei den
Fluorsilikaten. Durch das wesentlich tiefere Eindringen des Gases in den Beton wird dieser
aber viel widerstandsfähiger, und seine Festigkeit nimmt zu. Fluorsilikate sind meist 18- bis
25-prozentige Lösungen, die aber noch andere kalkbindende Chemikalien enthalten können.
Sie werden in mehreren Schichten auf die gut gereinigten Oberflächen aufgetragen, und zwar
erfolgt der erste Auftrag ist einer stark verdünnten 1- bis 3-prozentigen Lösung, der zweite
Auftrag mit einer etwa 10-prozentigen Lösung, und erst beim dritten Auftrag wird das unver-
dünnte Präparat gebraucht. Häufig kommen auch noch Fluorverbindungen zur Anwendung.
Sie haben sich seit Jahrzehnten bewährt und werden noch gern eingesetzt. Eine Möglichkeit
besteht darin, eine Lösung von Natriumfluorid NaF durch Streichen oder Spritzen auf die Bau-
stoffe aufzubringen, wodurch sich ein Schutzbelag von in Wasser unlöslichem Kalciumfluorid
CaF2 nach folgender Gleichung bildet:
2 NaF + Ca(OH)2 o CaF2 + 2 NaOH
Auch farblose Sperranstriche gegen durchschlagende Feuchtigkeit sind möglich. Das sind
zwar Lösungen bzw. Anstrichmittel, die gesondert gefertigt werden müssen, sich aber sowohl
als Reparaturanstrich als auch als Neubeschichtungsmittel bewährt haben. Hierbei handelt es
sich um ein Lösungsmittel aus Paraffin oder anderen wachsartigen Stoffen, denen meistens
noch Stearate zugesetzt sind.
Putze zeichnen sich durch eine große Vielfalt an Strukturen, Farben und Formen aus. Eine
handwerkliche Verarbeitung verleiht ihnen darüber hinaus ein charakteristisches und individu-
elles Aussehen. Für hochwertige Putzoberflächen stehen heute eine Vielzahl bewährter Ober-
putze auf Basis unterschiedlicher Bindemittel zur Verfügung. Sie unterscheiden sich durch 17
Austrocknungs- und Abbindemechanismen sowie das unterschiedliche Feuchtigkeitsverhalten.
Tabelle 17-22 gibt einen Überblick.
Anforderungskriterien
x die Putzstruktur muss im jeweiligen Strukturbild gleichmäßig sein
x Strukturlose Stellen sind nur im Einzelfall möglich
x Eine geringfügige Abweichung in Struktur und Farbe ist möglich
x Eine völlig planebene Oberfläche ist auf Grund der Handarbeit nicht realisierbar
570 17 Putze
x Risse sind zu vermeiden; Haarrisse im begrenzten Umfang (bis 0,2 mm) möglich
x Fugen und Risse müssen, soweit es die konstruktiven Voraussetzungen zulassen, geradlinig
ausgeführt werden.
17
Bild 17-25
Strukturierte Putzoberflächen
(Sanierputzsystem mit Silkatfarbe als Finish)
17.9 Verbesserung des vorhandenen Putzes 571
Um eine Verbesserung des vorhandenen Putzes oder eine völlige Erneuerung vorzunehmen
muss man folgende Kriterien der Anforderungen an Außenfassaden beachten:
x Rissfreiheit
x gute Haftung am Putzgrund und der einzelnen Putzlagen untereinander
x ausreichende Festigkeit
x fleckenloses Aussehen
x ausblühungsfreie Oberfläche
x ebene bzw. dem Außenmauerwerk angepasste Beschaffenheit
x Eignung als Anstrichgrund
x Witterungsbeständigkeit
x Schlagregenschutz
Die Verbesserung des vorhandenen Putzes konzentriert sich auf vier Schwerpunkte:
x Lokale Putzausbesserung
x Putzreinigung
x Putzfestigung
x Erneuerung des Oberputzes
Die LBB Aachen hat dazu Kriterien aufgestellt, die man durchweg als allgemein gültig anse-
hen kann.
Lokale Putzerneuerung
x Nicht fest haftenden, verwitterten oder mit Salzen verseuchten Putzmörtel abschlagen
x Randzonen bzw. Putzränder mit Festiger, wie z. B. Kieselsäureester behandeln
x Überprüfung des Putzgrundes
x lose Steine ersetzen, Fugen schließen
x Putzkanten so ausführen, dass sie leicht angeschrägt sind
x Aufpinseln einer Schlämme
x Putzgrund abbürsten und vornässen
x Vorspritzmörtel als Haftbrücke warzenförmig aufbringen
x ausgebesserte Putzflächen zur Vermeidung von Schwindrissen feucht halten, z. B. durch
Vorhängen von PE-Folien
17
Putzreinigung
x Voraussetzung ist eine ausreichende Mörtelfestigkeit
x Zur Bekämpfung von Algen- und Moosbewuchs hilft kein Wasserverfahren – sie ist nur
mit chemischen Mitteln möglich. Mittel der Wahl ist eine Amoniumverbindung wie z. B.
Alkutex Algenentferner, ein hochaktives bakterizides und fungizides Mittel, das frei von
Chlor und Pflanzengiften ist und dessen Anwendung hinsichtlich der Umweltbelastung als
unbedenklich gilt. Hautschäden sind unbekannt. Glas, Marmor und Metalle brauchen nicht
abgedeckt zu werden
Putzfestigung
Sie sollte vorgenommen werden, wenn die Putzoberfläche absandet. Ist der Außenputz durch-
gehend mürbe, führt eine Putzfestigung zu einem falschen Festigkeitsgefälle.
x Verwitterungstiefe feststellen
x Probefläche für Verbrauchsmengen und Eindringtiefe anlegen
x Grundierung nach Herstellerangaben
Nachbehandlung
Der Einfluss der Nachbehandlung auf die Güte des Außenputzes wird häufig unterschätzt. So
gehört eine großflächige Benetzung bereits angezogenen Putzmörtels mit Nebeldüsen genauso
dazu wie der Schutz vor Durchnässung bei Regen durch einen Schutzvorhang. Um Durchzug
bzw. Zugluft zu vermeiden, ist der Schutzvorhang zusammenhängend und geschlossen anzu-
ordnen.
Bei der Vielzahl der zur Verfügung stehenden Putzsysteme und der daraus resultierenden Putz-
verarbeitung können die nachfolgenden Hinweise nur allgemeiner Natur sein. Auf jeden Fall
sollte vor der Sanierungsmaßnahme das in Frage kommende System, möglichst mit einem
kompetenten Fachmann, ausgewählt werden. Grundsätzlich sind aber die Herstellerhinweise
zu berücksichtigen.
17.10 Hinweise zur Systemauswahl und zur Putzverarbeitung 573
Anwendung Kriterien
– Sanierputz für die Sanierung von feuchte- und salzbelastetem Mauer-
1)
werk
– Als Einlagenputz einsetzbar. Nur in Extremfällen zweilagig (Putzanaly-
se beachten)
– Als Unter- und Oberputz für außen und innen
– Für feine Oberflächenstrukturen – Körnung bis 1 mm
1)
Bei Kondensationsproblemen sind andere Maßnahmen (z. B. Wärme-
dämmung) notwendig
Produkteigenschaften Kriterien
– Schnell abbindend, dadurch früher zu filzen, einzuwachsen etc.
– Hohe Ergiebigkeit
– Zuverlässige Salzspeicherkapazität durch hohe Porosität
– Schnelle Feuchtigkeitsabführung aus dem Mauerwerk durch hohe
Diffusionsoffenheit
– Hohe Sicherheit auch bei extremen Luftfeuchten bis 90 % durch früh-
wasserabweisende (hydrophobe) Eigenschaften
– Sehr gute Maschengängigkeit
– Farbe
Technische Daten
Zusammensetzung: Sand, Leichtmineral, Trass, Weißzement und Zusätze (für bessere Verar-
beitung, Haftung, bauphysikalische Eigenschaften)
Körnung: 0 bis 1 mm
Porosität: ca. 55 %
ph-Wert: 7
Festigkeit: Ein 25 kg Sack ergibt ca. 25 l Nassmörtel.
bei 10 mm Putzdicke ca. 2,5 m²
bei 15 mm Putzdicke ca. 1,7 m²
1 t ergibt: bei 10 mm Putzdicke ca. 100 m²
bei 15 mm Putzdicke ca. 67 m²
Wasserbedarf: 7–8 l (Sack; 280–320 l/t
Lieferform: Papiersäcke, Sackinhalt 25 kg
(42 Sack pro Palette = 1,05 t)
Silosystem, Silozug zum Nachfüllen
Lagerung: trocken und geschützt, die Lagerzeit sollt 3 Monate nicht überschreiten.
Längere Lagerung erhöht die Abbinde- und Erhärtungszeit.
Entspricht den Forderungen im WTA-Merkblatt 2-2-91. Ständige Überwa-
Qualität: chung und Kontrolle der Qualität und strenge Eingangskontrolle aller
Rohstoffe. TÜV-geprüftes und -zertifiziertes Qualitätsmanagementsystem
nach DIN, EN ISO 9001 sowie nach der Umweltnorm ISO 14001. 17
2. Hinweise zur Verarbeitung
1. Untergrundvorbehandlung
Altputz bis ca. 100 cm über der Feuchtigkeitsgrenze abschlagen. Mürbe Mauerwerksfugen ca.
2–3 cm tief auskratzen. Lose Teile, Schmutz, Staub, Bitumen, entfernen. Schadhafte Steine
ersetzen. Mauerwerk, (Druckluft, Stahlbesen etc.) gründlich reinigen. Trockene oder stark
saugende Untergründe im Zweifelsfall vornässen. Zur Haftverbesserung und/oder zur Regulie-
rung der Saugfähigkeit des Untergrundes nicht volldeckenden Vorspritz auftragen. Auf Bruch-
574 17 Putze
steinmauerwerk ist ein Vorspritz unbedingt erforderlich. Bei gipshaltigem Mauerwerk voll-
deckenden Vorspritz auftragen. Eine gute Haftung zum Untergrund muss gewährleistet sein.
2. Verarbeitung
Putzanalyse und Sanierbrief beachten! Putz mit sauberem Wasser, ohne sonstige Zusätze an-
mischen. Normale Mischpumpen wie Gipsomat ohne Zusatzmischer bzw. Luftporenschne-
ckenmantel einsetzen. Mörtel in geschmeidiger und gut standfester Konsistenz anrühren und
auf den Putzgrund aufbringen. Dabei Putz vorlegen (ca. 8–12 mm) und nach kurzer Wartezeit
nass in nass bis zur notwendigen Dicke auftragen. Hinweis: Sind mauerwerksbedingte wesent-
lich höhere Putzstärken als 2 cm erforderlich (ab ca. 3 cm) kann es, wie bei allen kalkzement-
gebundenen Putzen, zur Schwindrissbildung kommen. In diesem Fall mehrlagig arbeiten (siehe
unten) oder einlagig und mit Feinmineral arbeiten, Reinkalk-Glätte, oder Decorputz endbe-
schichten. Abgebundnes Material nicht erneut aufmischen. Nicht mit Freifallmischer und Ma-
schinen, die höhere Luftporengehalte erbringen oder mit Zwangsmischer verarbeiten. Bei
Handanmischung Mischzeit von 2–3 Minuten nicht überschreiten. Bei extremer Versalzung,
hohen Putzstärken und anderen ungünstigen Umständen mehrlagig arbeiten. Nach dem Ab-
trocknen des Unterputzes evtl. durchgeschlagene Salze trocken entfernen (z. B. durch Abbürs-
ten). Standzeit des Untergrundes (pro 1 mm Putzdicke 1 Tag) vor dem Auftrag der nächsten
Lage einhalten. Zur Haftverbesserung jede Unterputzlage mit einem Besen sehr gut aufrauen
(horizontal aufkehren). Achtung: Durch die schnellere Abbindung ist eine Endbearbeitung
bereits nach 2–2,5 Stunden möglich! Bei niedrigen Temperaturen verzögert sich die Abbinde-
zeit, also auch der Zeitpunkt der Endbearbeitung. Höhere Temperaturen wirken beschleuni-
gend. Putzlage bei einlagigem Auftrag mindestens 20 mm; ansonsten nicht unter 10 mm
Schichtdicke ausführen:
x Bei Chlorid, Sulfat- und Nitratversalzung Mindestputzdicke 20 mm.
x In Extremfällen, z. B. starker Nitratversalzung (Ergebnis der Putzanalyse beachten): Zwei-
lagig, je 15 mm.
Nicht unter + 5 °C Wand- und Lufttemperatur verarbeiten. Gültige WTA-Richtlinien und DIN
18550 beachten.
3. Nachbehandlung
x Vor starker Sonneneinstrahlung schützen. Nachnässen nur in Ausnahmefällen erforderlich.
x In feuchten Räumen (z. B. Kellerräumen mit einer relativen Luftfeuchtigkeit über 90 %)
muss die Luftfeuchtigkeit durch vorsichtiges Heizen und Belüften bzw. Entfeuchten so
weit gesenkt werden, dass der Sanierputz innerhalb von 10 bis 14 Tagen austrocknen kann.
x Der Bauherr ist darauf hinzuweisen, dass in solchen Räumen auch bei der späteren Nut-
zung eine ausreichende Beheizung und Belüftung notwendig ist.
17
17.11 Putzgestaltung durch Ziehen von Profilen 575
Profile sind gestaltende Elemente. Man findet sie besonders an Haupt- und Zwischengesimsen,
an Tür und Fenstergewänden, an vertikalen säulenartigen Bändern sowie an der Quaderung
des Sockels. Die handwerkliche Herstellungstechnik wurde schon im Mittelalter angewandt
und hat sich in der technischen Ausführung kaum verändert. Allerdings muss man einschrän-
ken, dass diese Technik sehr aufwändig ist und ein hohes Maß an präziser Arbeit verlangt.
Modernere Methoden, wie zerstörungsfreie Prüfmethoden oder computermäßige Erfassung
werden zukünftig auch zu umweltfreundlichen und effektiveren (allerdings kostenaufwändige-
ren) Verfahren führen.
Der natürliche Verschleiß sowie in besonderem Maße schädliche Umwelteinflüsse (SO2-
Gehalt der Luft), die durch defekte Dachrinnen, Fallrohre und Abdeckungen in ihrer Wirkung
noch verstärkt werden, haben Schäden am Putz bewirkt, die besonders an Profilen bis zur
17
1 vorgemauertes Gesimsprofil
2 Wandmauerwerk
3 Putzprofil
Bild 17-28
Beschädigtes Hauptgesims
576 17 Putze
Zerstörung gehen können. Wird bei der Instandsetzung beschädigter Fassaden gefordert, dass
das ursprüngliche Aussehen in allen Details wieder herzustellen ist, so muss der Maurer in der
Lage sein, in der alten Technik sämtliche Elemente der geputzten Fassaden zu fertigen. Bei
Beherrschen der Zugtechnik stellt diese eine ökonomisch günstige Lösung der Fassadenerneu-
erung dar.
Soll das Profil wieder in der alten Form gezogen werden, so muss es im Verhältnis 1:1 aufge-
zeichnet vorliegen, um danach die Schablonen zuschneiden zu können. Da die genauen Ab-
messungen und Formen der Gesimse aus alten Bauunterlagen meist nicht entnommen werden
können, müssen sie von erhaltenen Teilen der Gesimse oder Gewände abgenommen werden.
Neben den bei einer Bauaufnahme üblichen Verfahren hat sich in der Praxis folgendes Vorge-
hen bewährt:
x Herstellen einer rechtwinklig zur Wandebene liegenden Fläche an einem erhaltenen Profil-
teil an dessen Ende oder durch Einschnitt mit Hilfe einer Eisensäge,
x Einschieben eines starken Papierbogens oder einer dünnen Pappe in den Einschnitt und
sorgfältiges Nachziehen des Profilumrisses mit einem weichen Bleistift.
17 Ebenso wichtig und sorgfältig auszuführen wie die Abnahme des alten Profils ist die Herstel-
lung von Zugschablonen, denn genau gearbeitete Schablonen sind die Voraussetzung für
scharfe Profile.
Schablonenblech
Von der Vorlage wird das Profil auf das Schablonenblech durch Körner und Anreißen übertra-
gen. Geeignet sind Zink- oder Stahlbleche von 0,5 bis 1,0 mm Dicke. Auch Leichtmetallbleche
können benutzt werden. Bei dünnerem Blech kann das Profil mit einer Blechschere ausge-
schnitten, bei dickerem Blech mit einem Meißel ausgehauen werden. Etwaige verzogene Kan-
ten sind zu richten, mit einer Schlichtfeile wird das Profil sauber gefeilt. Werden mehrere
gleichartige Profilbleche benötigt, so können diese übereinander gelegt und ausgefeilt werden.
17.11 Putzgestaltung durch Ziehen von Profilen 577
Schablonenbrett
Auf ein Weichholzbrett von mindestens 20 mm Dicke wird die Blechschablone aufgelegt und
das Profil angezeichnet. Mit der Bandsäge wird in der Tischlerwerkstatt das Profil ausgesägt.
Das Schablonenblech wird auf dem Brett mit einem Überstand von 2 bis 4 mm durch Nägel
befestigt. Das Schablonenbrett wird auf einem Schlittenbrett befestigt, das ungefähr um die
Hälfte länger ist als dieses.
Mittelschablone
Zum Ziehen langer durchgehender Gesimsprofile wird das Schablonenbrett mittig auf dem
Schlittenbrett mit zwei Streben befestigt.
Kopfschablone
Zum Ziehen von Profilen bei Fenstergewänden und ähnlichen räumlich beengten Ausbildun-
gen wird das Schablonenbrett rechts oder links am Ende des Schlittenbrettes mit einer Strebe
befestigt. Für kleinere Zugarbeiten z. B. bei Ausbesserungen ist es auch möglich, das Schablo-
nenbrett ohne Blech nur aus Hartholz herzustellen.
a) Schablonenkante b) Schablonenkante
1 Schablonenblech 1 Schablonenblech 2 Streben
2 Schablonenbrett 3 Fußbrett 4 Führungslatte
17
a) Kopfschablone b) Hartholzschablone
Derartige Schablonen dürfen nur solange benutzt werden, wie ihr Profil noch keine Abnutzung
zeigt.
578 17 Putze
Ebensolcher Wert wie auf die vorbereitenden Arbeiten beim Ziehen von Schablonen ist auf die
handwerkliche Ausführung zu legen. Die Beschichtung erfolgt nach einem Schichtenaufbau,
der folgende Vorteile aufweist:
x Schaumkern PS 30 SE schwer entflammbar nach DIN 41 02
x Besonders zäh-elastisch und damit widerstandsfähig gegen Stoß, Versprödung und auf dem
Transport
x Baut an nicht planebenen Fassaden keine Spannung auf, da es dem Fassadenverlauf folgt
x Einfaches Verkleben (Wegen des geringen Raumgewichtes ist keine mechanische Befesti-
gung erforderlich)
x Die Profile können mit einer einfachen, feinzahnigen Handsäge ausbruchsfrei und glatt
geschnitten werden
Bei Profilen mit einer Dicke über 50 mm ist es notwendig, einen Kern zu bilden. Dieser be-
steht entweder aus zugehauenen, vorgekragten Ziegelschichten oder aus einem Putzträger –
meist Drahtgeflecht –, das mit Nägeln oder Haken befestigt wird.
Der Kern des Profils ist so genau vorzumauern oder -formen, dass nur eine Putzschicht von
ungefähr 30 mm Dicke zur scharfen Ausbildung des Profils nötig ist.
1 obere Führungslatte
2 untere Führungslatte
17
Bild 17-34
Lattengang und Führung
Kleinere Gesimsabschnitte oder Ausbesserungen an Profilen können auch von Hand gezogen
werden. Bei Kröpfungen dient die Schablone nur zur Kontrolle. Bei bogenförmigen Gesimsen
ist mit Hilfe von Latten, die im Mittelpunkt des Bogens drehbar befestigt werden (Leier), die
Schablone zu führen. Die Führungslatten sind genau flucht- und waagerecht anzubringen.
580 17 Putze
a) Grobanwurf b) Feinanwurf
Die Schablone und die Führungslatten sind nach jedem Zug von anhaftenden Mörtelresten
sorgfältig zu säubern.
Geeignete Putzmörtel
Alte Gesimse werden oft aus reinem Kalkmörtel, dem bis zur Hälfte Gips zum schnelleren
Erhärten zugesetzt wurde, hergestellt. Daneben wurden Mörtel, die ungefähr der Mörtelgruppe
II entsprechen, aber auch reine Zementmörtel verwendet. Beispielsweise wurden in Berlin um
1880 die ersten Anwürfe mit einem Mörtel, der zu 1/3 aus gelöschtem Kalk, zu 2/3 aus schar-
fem Sand und einer Zumischung von Portlandzement bestand, in plastischem Zustand vorge-
nommen. Nach Erstarren wurden ein bis zwei Bewürfe mit Mörtel aus zwei Teilen Kalk, zwei
17 Teilen feinem Sand, 0,12 Teilen Portlandzement und evtl. Farbzusätzen aufgebracht und der
Feinzug aus feinstem Sand und gesiebtem Kalk, mit der sich ganz scharfe Profile ergaben,
aufgebracht. Ein sehr dicker Mörtelantrag in einer Schicht ist ungünstig, da dann ungleichmä-
ßige Erhärtung und in der Folge Risse auftreten können. Bei stark ausladenden und reich profi-
lierten Gesimsen sind aus diesem Grund viele dünne Putzschichten günstiger als wenig dicke.
Bei sehr dicken Profilen ist es möglich, für den Kern einen mit grobem Sand gemischten Mör-
tel zu verwenden, der geringe Schwindneigung zeigt. Der Feinzug hat immer mit sehr feinem
Mörtel zu erfolgen. Putzmörtel der MG I zeigt gute Elastizität, aber geringere Festigkeit als der
meist verwendete Mörtel der MG II. Folgendes Mischverhältnis hat sich bewährt:
17.11 Putzgestaltung durch Ziehen von Profilen 581
Der höhere Bindemittelanteil in den äußeren Schichten ist in der besseren Verarbeitbarkeit
begründet. Wichtig: Das Beispiel der Mischungsverhältnisse kann nicht einfach übernommen,
sondern muss in jedem Einzelfall besonders unter Berücksichtigung des zur Verfügung ste-
henden Putzsandes neu abgestimmt werden.
Über dem Sockel von Gebäuden der Jahrhundertwende werden oft Putzquader in Renaissance-
formen angebracht. Diese so genannte „verzierte Arbeit“ auf vorgemauertem Putzgrund kann
bei stärkerer Profilierung wie bei Gesimsen durch Zug mit Schablonen hergestellt werden. Bei
flachen Profilen ist es auch möglich, profilierte Lehren (Holzlatten) anzubringen, zwischen die
der Putz angeworfen wird, oder Vertiefungen mit einem „Putzhobel“ auszuschneiden, der aus
einem Blechstreifen in der Form der gewünschten Vertiefung besteht, der auf einer reißbrett-
ähnlichen Führung befestigt ist. Kröpfungen und Gehrungen müssen meist von Hand gezogen
oder mit feinen Kellen oder Spachteln frei angetragen und geformt werden, da ein Durchzie-
hen mit Lattengang auf Grund des beengten Raumes nicht möglich ist. Bogenförmige Gesimse
können genauso mit Schablonen gezogen werden, wenn im „Leierpunkt“ des Bogens auf einer
Hilfskonstruktion eine Latte drehbar befestigt wird. Die Schablone wird dann fest mit dieser
„Leier“ verbunden.
17
Bild 17-36
Gesimsbekrönungs- und
Säulenprofile
582 17 Putze
17.12 Sgraffitotechnik
Begriff
Das Wort sgraffito ist vom italienischen Wort scafiare abgeleitete und bedeutet zu Deutsch
kratzen. Es stellt eine Art Putztechnik dar, weil es meist auf Putzflächen zur Anwendung
kommt und zu den Stucktechniken gezählt wird. Dabei werden Wandflächen durch die durch
die Auflage, meist verschiedenfarbiger Putzschichten bearbeitet.
Verbreitung
Die Sgraffitotechnik findet man als Art von künstlerischer Wandgestaltung in nahezu allen
bedeutenden Kunstepochen. Ihren Höhepunkt fand sie in der italienischen Renaissance.
Durch die Beauftragung italienischer Baumeister seitens der Fürsten - und Königshäuser nörd-
lich der Alpen findet die Sgraffitotechnik in Hessen, Schlesien, Thüringen und insbesondere in
Tirol und in der Schweiz. Vor allem aber ist er in Bayern verbreitet.
Vorherrschend sind heimatliche Motive. Des Weiteren sind Sgraffiti für die Gestaltung von
Hausfassaden zu Reklamezwecken gebräuchlich. In Kombination mit ornamentalem Schmuck
bedeutet diese Gestaltungstechnik eine Alternative zur üblichen Wandmalerei.
Bild 17-37
Sgraffitobild aus
farbigen, mehrla-
gigem Kratzputz
17
Herstellung:
Der handwerkliche Vorgang ist denkbar einfach.
Die Vorbedingungen sind die gleichen wie bei der Freskomalerei. Auf den besonders sorgfäl-
tig ausgeführten Untergrundputz wird eine nicht zu starke Ausgleichsschicht aus Breikalk und
scharfem Sand 1:3 angeworfen und nur mit der Richtlatte abgezogen.
Darüber werden eine oder mehrere, nicht stärker als je 0,5cm Edelputzschichten aufgetragen.
Jede Schicht wird auf die vorhergehende, nach geringem Abbinden, aufgebracht. Der natürli-
17.13 Normen, Richtlinien, Merkblätter 583
che Mörtelfarbton bleibt dabei meist belassen und fällt nur durch die Farbe des Sandes ver-
schieden aus. An deren Stelle kann auch eine einfache Kalktünche treten, die mit breiter Bürs-
te in zwei bis drei Lagen aufgestrichen wird und gegebenenfalls noch abgefilzt oder mit einer
Glättscheibe sauber abgezogen wird.
Diese Schichten können auch mit einem licht- und kalkechten Pigment durchgefärbt werden
und bilden den Kratzgrund und die Kratzschichten. Auf die letzte Kratzschicht wird das vorge-
sehene Motiv skizziert – entweder freihändig oder gepaust.
Der Handwerker ritzt, schneidet oder kratzt in den frischen, weichen Putz Linien und Flächen,
so dass die durchgefärbte Schicht sichtbar wird.
Mit dem Auskratzen wird auf jedem Fall begonnen, solange die Putzschicht noch feucht ist.
Am zweckmäßigsten hierfür sind Spachtel, Messer, geformte Sgraffitoklingen oder geschmie-
dete Kratzeisen. Dafür werden die Konturen mit einem 30–45° Winkel in den Putz bis zu der
gewünschten Farbschicht eingeritzt.
Bei mehrfarbigen Sgraffiti ist die Technik komplizierter, da der Bildaufbau umgekehrt werden
muss. Daher ist zur Ausführung eine umfangreiche Vorausplanung, handwerkliches Können
und viel Erfahrung Voraussetzung. Für farbige Sgraffiti sollten daher der Fachmann mit he-
rangezogen werden.
Beliebt ist diese Technik vor allem aber wegen ihrer langen Haltbarkeit auch unter ungünsti-
gen Witterungsbedingungen.
Gegenwärtig besteht für die alte Technik wieder ein unverkennbares gesteigertes Interesse, da
sie durch ihre verschiedenen Ausführungsarten sehr gut künstlerische Gestaltungsvielfalt zum
Ausdruck bringen kann.
17.14 Bildquellenverzeichnis
Quelle Bild
17
18 Anstrichstoffe
Nach DIN 55945 versteht man unter einem Anstrichmittel (Anstrichstoff) einen flüssigen,
pastenförmigen oder auch pulverförmigen Stoff zur Beschichtung eines Untergrundes und
unter einem Anstrich eine mit einem Anstrichmittel erzeugte Schicht auf einem Untergrund.
Anstriche erhärten nach Auftragen auf physikalische, chemische oder auf kombiniert physika-
lisch/chemische Weise. Wichtigster Bestandteil eines Anstrichstoffes ist das Bindemittel,
daneben können noch Pigmente, Füllstoffe und Verdünnungsmittel enthalten sein. Anstriche –
auch Beschichtungen genannt – werden durch Streichen, Spritzen, Walzen (Rollen), Tauchen
oder Fluten (Übergießen) aufgetragen. Anstriche dienen der Sachwerterhaltung, der Hygiene,
der Kennzeichnung sowie der Verschönerung bzw. der künstlerischen Gestaltung. Der An-
strich besteht aus der Festsubstanz, die gleichmäßig dick auf den Anstrichträger (Untergründe)
aufgetragen wird. Im Allgemeinen werden sowohl der in einem Arbeitsgang einschichtig auf-
getragene Anstrich als auch in zwei oder mehreren Arbeitsgängen ausgeführte mehrschichtige
Anstrichsysteme als Anstrich bezeichnet. Wesentliche Faktoren für die Verarbeitung und Ein-
setzbarkeit der Anstrichstoffe ist die Art ihrer Trocknung und Erhärtung sowie die Wider-
standsfähigkeit gegen äußere Einflüsse.
Man unterscheidet zwischen Beschichtungen, Imprägnierungen und Versiegelungen.
x Beschichtungen bestehen aus dünnen Filmen, die nur wenig in den Untergrund eindringen,
aber auf diesem haften. Dazu gehören auch Anstrichstoffe.
x Imprägnierungen sind Oberflächenbehandlungen, bei denen das flüssige Schutzmittel
ohne Filmbildung tief in den Untergrund eindringt und ihn dadurch schützt (Putz und Est-
rich vor mechanischer Beanspruchung), konserviert (Holzschutz) oder wasserabweisend
macht (Hydrophobierung).
x Versiegelungen stellen Abdichtungen der Oberfläche dar, die auch tief in die Poren ein-
dringen, wobei sie Poren verstopfen, ohne einen nennenswerten Film zu bilden. Versiege-
lungen werden hauptsächlich angewandt als Oberflächenschutz von Betonböden, Zement-
estrichen und Parkett.
18.1.1 Bindemittel
Bindemittel sind Stoffe, die sich nach dem Auftragen auf einen Untergrund aus der flüssigen
Phase in eine feste Phase umwandeln und sich dabei dauerhaft mit dem Untergrund verbinden.
Dieser Übergang kann physikalisch durch Verdunsten der Lösungsmittel oder auch auf chemi-
schem Wege, z. B. durch Oxidation an der Luft, erfolgen. Meist laufen beide Trocknungsarten
parallel zueinander ab. Aufgabe der Bindemittel ist es auch, die Pigmente, je nach Erfordernis
586 18 Anstrichstoffe
zu einem wisch-, wasch-, scheuer- oder wetterbeständigen Anstrich zu binden. Die Anstrich-
mittel werden in anorganische und organische Bindemittel eingeteilt. Zu den anorganischen
Bindemitteln gehören:
x Gelöschter Kalk
Diese Anstriche sind preisgünstig, dafür ist die Haltbarkeit aber auch nur gering. Die Sa-
nierung erfolgt also auf weniger anspruchsvollem Putz, Mauerwerk und Beton (z. B. bei
Garagen, Wochenendhäusern).
x Weißer Portland-Zement
Die Anstriche sind wisch- und waschfest und sie beeinträchtigen die Wasserdampfdurch-
lässigkeit der Mauer nicht.
x Wasserglas
Das Besondere der Wasserglasfarben ist, dass sie das Eindringen der Feuchtigkeit von au-
ßen verhindern, jedoch das „Atmen“ der Mauer zulassen.
18.1.2 Pigmente
Pigmente sind fein gemahlene, pulverförmige Farbkörper. Die Teilchen sind im Wasser und
den Lösungsmitteln (Lacklösungsmitteln) unlöslich, sie können also ausfiltriert werden. Pig-
mente müssen eine ausreichende Deckfähigkeit besitzen, außerdem sollen sie lichtbeständig
sein. Zur Gruppe der anorganischen Pigmente gehört eine Vielzahl von natürlichen und syn-
thetischen Pigmenten:
18
x Bleiweiß
In der Praxis wird es meistens mit einem minderwertigen Farbstoff gestreckt. Reines Blei-
weiß wird auch Kermserweiß genannt. Bleiweiß hat eine große Deckfähigkeit und ist voll-
kommen wetterbeständig. Für den Außenanstrich ist Bleiweiß als Ölfarbe allen anderen
Farben vorzuziehen. Nachteile bestehen in der Giftigkeit und der Empfänglichkeit gegen
Schwefelwasserstoff. Daher wird es für den Innenanstrich kaum noch benutzt. Bleiweiß ist
18.1 Bestandteile der Anstrichstoffe 587
nicht kalkecht und ist damit als Kalk- und Zementfarbe nicht zu gebrauchen. Durch die
Einwirkung des Schwefelwasserstoffs färbt sich Bleiweiß braun und später schwarz.
x Permanentweiß (Blancfixe)
Permanentweiß hat zwar nicht die hohe Deckkraft des Bleiweiß, ist aber gegen alle Ein-
flüsse wie Hitze, Wasser, Säuren, Basen und Schwefelwasserstoff widerstandsfähig.
x Lithopon
Ist ein weißer Farbstoff. Für den Ölfarben-Innenanstrich ist Lithopone der am meisten ver-
wendete Farbstoff. Er ist nicht so wetterbeständig wie Bleiweiß, aber unempfindlich gegen
Schwefelwasserstoff. Der Preis steigt mit dem Gehalt an Zinksulfid. Man darf Lithopone
nicht mit bleihaltigen Farbstoffen mischen.
x Zinkweiß
Seine Deckkraft ist nicht so groß wie die von Bleiweiß, es ist aber weniger giftig. Durch
Schwefelwasserstoff wird es nicht geschwärzt.
x Titanweiß
Titanweiß hat ein hohes Deckvermögen und große Widerstandsfähigkeit gegen chemische
Einflüsse. Es ist vollkommen kalkecht.
x Kreide
Kreide ist der billigste Farbstoff und wird besonders für Leimfarben verwendet.
x Chromgelb
Chromgelb ist ein leuchtend gelber Farbstoff, nicht kalkecht, giftig, empfindlich gegen
Schwefelwasserstoff. Es dient auch zum Tönen von Ocker. Zur Bereicherung der Farbges-
taltung wird Chromgelb verwendet (grüne Mischfarben). Dabei ist zu beachten, dass die
Pigmente bezüglich ihrer Reaktion auf Wasser, Giftigkeit und Farbechtheit unterschiedlich
reagieren. Die Herstellervorschriften sind unbedingt zu beachten.
x Zinnober
Es ist die schönste und teuerste rote Farbe, aber sehr giftig. Zinnober wird als Malerfarbe
nur von Kunstmalern verwendet.
x Berliner Blau
Berliner Blau ist lichtecht und auch widerstandsfähig gegen Säuren, aber nicht kalkecht.
x Chromgrün oder Viktoriagrün
Ist ein inniges Gemenge aus Chromgelb und Berliner Blau und nicht kalkecht.
x Zinkgrün
Es besteht aus einer Mischung von Zinkgelb und Berliner Blau und ist nicht kalkecht.
x Grünerde
Grünerde ist durch Verwitterung von Hornblende entstanden. Es ist eine kalkechte Erdfar-
be.
x Eisenschwarz 18
Es kommt als Magneteisenstein in der Natur vor. Eisenschwarz ist kalkecht; es eignet sich
zum Färben von Zement und als Pigment für Rostschutzfarben.
18.1.3 Lackfarben
Die in Lackfarben enthaltenen Bindemittel erhärten durch Oxidation an der Luft oder durch
eine chemische Reaktion der Komponenten miteinander bei höherer Temperatur. Zur erstge-
588 18 Anstrichstoffe
nannten Gruppe zählen die Alkydharzlacke und auch die immer weniger zur Anwendung
kommenden Öllacke. Auch die Zelluloselacke, Spirituslacke, Chlorkautschuklacke, die Poly-
merisationsharzlacke und die Bitumen- und Teerpechlacke erhärten durch Luftoxidation. Die
meisten der durch chemische Reaktion „selbsthärtenden“ Lacke werden nur in Werken verar-
beitet, weil sie bei hoher Temperatur aufgebracht werden müssen. Man spricht dann von Ei-
senbrennlacken. Manche Komponenten dieser Lacke sind auch explosiv, giftig oder haben
eine stark ätzende Wirkung. Der Vollständigkeit halber sollen hier einige Lacke genannt wer-
den: Phenolharz-, Harnstoffharz- und Melaminharzlacke, Epoxidharzlacke, Polyurethanlacke
und Polyesterlacke sowie die Silikonharzlacke.
18.1.4 Dispersionsfarben
Die Dispersionsfarben wurden früher als Binderfarben bezeichnet. Diese Farben enthalten als
Bindemittel in Wasser dispergierte Kunstharze, darüber hinaus enthalten sie unterschiedliche
Mengen Pigmente und Füllstoffe. Dispersionsfarben können auf fast jeden Untergrund verstri-
chen werden. Sie sind wetterbeständig, haben eine große Elastizität und sind selbst gegen
schwache Säuren beständig. Die trockenen Anstrichfilme sind porös und damit wasserdampf-
durchlässig. Sie erhärten durch Verdunsten des Wassers, wobei ein langsames Zusammenflie-
ßen der dispergierten Teilchen erfolgt.
Anwendungsbereiche
x Imprägnierung für alle Außenmauerwerke und Beton
x für vertikale und horizontale Oberflächen
x besonders geeignet für alkalische Oberflächen wie Ziegelstein, Beton Stuck, Putz, Kalk-
sandstein, natürlicher und synthetischer Stein
18.1.5 Silikatfarben
18
Silikatfarben sind Gemische (Suspensionen) aus gelöstem Kaliwasserglas, verkieselungs-
fähigen, wasserglasechten Pigmenten und Externern (Zusatzmittel z. B. als Absetzverhinde-
rungsmittel für Lackfarben, Mattierungsmittel, Schleifmittel usw.). Durch den Einbau von
wasserverdünnbaren Polymer-Dispersionen auf der Basis der alkalifesten Reinacrylate und
bestimmter Styrolacrylate mit zusätzlichen Stabilisatoren erhält man lagerfähige Einkompo-
nenten-Silikatfarben, die folgende Vorteile aufweisen:
x kein Absetzen der Pigment-Füllstoff-Gemische dank ausgeprägter Thixotropie
18.1 Bestandteile der Anstrichstoffe 589
18.1.6 Silikonharzfüllfarbe
Die füllenden Anstrichsysteme auf Silikonharzbasis besitzen die gleichen Eigenschaften wie
Silikonharzfarbe. Diese Systeme werden eingesetzt, wenn der Untergrund, z. B. infolge von
Putzausbesserungen, unterschiedliche Strukturen aufweist oder Haarrisse zeigt. Bei breiteren
Rissen empfiehlt sich die Anwendung von Silikonharzstreichputz, der zusätzlich faserarmiert
ist und deshalb auch auf kritischen Untergründen eingesetzt werden kann.
Bild 18-2
Silikonharzfüllfarbe
18.1.8 Anstrichaufbau
Das RAL Design System mit 1.688 Farben wurde speziell auf die Bedürfnisse von Farbpla-
nern, wie Designern, Architekten, Innenausstattern und allen, für die metrisch festgelegte Far-
ben wichtig sind, abgestimmt. Aber auch für Gebäudesanierer kann der RAL-Farbatlas eine
18.1 Bestandteile der Anstrichstoffe 591
gute Hilfe darstellen, z. B. für die Auswahl der Fassadenfarbe. Zwischen den 1688 Farbtönen
des RAL Design Systems bestehen die gleichen Beziehungen, wie sie in der ganzen Welt für
die Kennzeichnung von Farben verstanden werden und spielen außerdem die entsprechende
Rolle bei allen Farbrezeptierungs-Systemen. Der RAL Design Farbatlas dient als Kommunika-
tionsmittel für präzise Farbabsprachen.
Bild 18-3
Schematischer Aufbau
des RAL Design Systems
Die Bezeichnung der Farben erfolgt durch einen Zahlencode, der die Position der Farben im
internationalen gebräuchlichen CIE-Farbraum beschreibt. Da der RAL Design-Atlas den CIE-
Farbraum darstellt, ist der Zahlencode gleichzeitig die „Adresse“ der Farbe im Atlas. Die erste
der drei Farbgruppen gibt den Buntton (Hue) H, die mittlere die Helligkeit (Lightness) L und
die letzte die Buntheit (Chroma) C an. Durch Angabe dieser drei Werte (HLC) wird eine Farbe
eindeutig beschrieben. Da die Farbabstände im Atlas durch die CIELab-Formel definiert sind,
ist ohne weiteres auch jeder Zwischenton durch Angabe der entsprechenden HLC-Werte fest-
zulegen. Die Werte können dann Farbrezepturrechnungen zu Grunde gelegt werden. Jede Seite
im Atlas entspricht einem bestimmten Buntton. Das heißt: Buntton = Seitennummer. Die Hel-
ligkeit nimmt auf jeder Seite von oben nach unten ab, jede Zeile weist also eine bestimmte
Helligkeit auf: Helligkeit = Zeile. Außerdem bedeutet Buntheit = Spalte, wobei die Buntheit
von links nach rechts zunimmt. Da die maximale Buntheit meist nur bei einer bestimmten
Helligkeit erreicht wird, steht in der Spalte rechts außen in der Regel nur eine Farbe. Alle 18
Farbmuster haben einen hohen Qualitätsstandard. Die Pigmente entsprechen dem höchsten in
der Lackindustrie geforderten Echtheitsniveau. Ein Ausbleichen der Farbmuster ist nur unter
extremen Einflüssen zu befürchten. Ein weiterer Vorteil: Bei RAL kommen nur umweltver-
trägliche Pigmente zum Einsatz.
592 18 Anstrichstoffe
18.2.1 Schadenseinschätzung
Schäden haben zur Folge, dass der Anstrich seine Funktion oder zumindest eine oder mehrere
Teilfunktionen nicht mehr erfüllt. Die Ursachen von Anstrichschäden können bei allen an der
Bauproduktion Beteiligten, vom Rohstofflieferanten der Baustoffe bis zum Hersteller der mit
Anstrichen zu beschichtenden Bauteile und vom Produzenten bis zum Verarbeiter der An-
strichstoffe, liegen. Fehler oder sogar Nachlässigkeit beim Lagern, Auswählen und Verarbeiten
der Anstrichstoffe wirken sich infolge der Vielfältigkeit ihrer Eigenschaften und der verschie-
denen Qualitätsforderungen für die auszuführenden Anstriche sehr unterschiedlich aus.
Materialabhängige Ursachen
Lagerung falsch oder zu lange, z. B. Zement auf feuchtem Boden gelagert; Dispersionsfarben
dem Frost ausgesetzt; Lackfarbe in nicht luftdicht schließendem Gefäß gelagert; Auf- oder
Zubereitung ungenügend oder falsch; z. B. Kalkfarbe vor dem Spritzen nicht gesiebt; Lackfar-
be nach längerer Lagerung nicht gut aufgerührt; weiße Lackfarbe mit trockenem Pigment ab-
getönt; Auswahl und Anwendung falsch; z. B. Leimfarbe für Feuchtraum-Wand-Anstriche;
Silikatfarbe für Gipsmörtelputz; Öllackfarbe für einen Wasserbehälter-Innenanstrich,
Anstrichträgerabhängige Ursachen
Prüfung und Beurteilung des Anstrichträgers unterlassen oder falsch vorgenommen, z. B. Al-
kalität von Beton vor der Ausführung eines PVAc-Dispersionsfarbenanstrichs nicht geprüft;
18 (pH-Wert) unzureichende Haftfestigkeit eines vorhandenen alten Alkydharz-Anstrichs vor der
Erneuerung des Anstrichs nicht festgestellt; Vorbehandlung unzureichend oder falsch, z. B.
neuen Beton vor dem Auftragen von PVAc-Dispersionsfarbe nicht fluatiert; glatte Plastober-
fläche nicht angeraut oder mit einer Haftgrundierung versehen.
18.3 Anforderungen an Beschichtungsuntergründe 593
Ausführungsbedingte Ursachen
Verarbeitungsweise falsch, z. B. Spachtelmasse in z. T. dicker Schicht aufgezogen; Lackfarbe
mit zu niedrigem Luftdruck gespritzt; Aufbau der mehrschichtigen Anstrichsysteme falsch,
z. B. farblose Lackierung auf Hartholz mit einer Leimölfirnisgrundierung begonnen und mit
einem mageren Öllack-Schlussanstrich beendet; Dispersionsfarben-Voranstriche mit unver-
dünntem Dispersionsbindemittel überzogen; Verarbeitungsbedingungen ungünstig, z. B. Kalk-
farbenanstrich bei heißer Sonneneinstrahlung ausgeführt; Lackfarbanstrich auf außenstehende
Bauteile bei Wind (Staubanflug) aufgetragen; Trocknungs- und Erhärtungsbedingungen un-
günstig, z. B. Kalk-Zementschlämmanstrich unter Sonneneinstrahlung und Feuchtigkeitsman-
gel zu schnell getrocknet; Leimfarbanstrich im Neubau während der Trocknung dem Frost
ausgesetzt.
Bild 18-4
Gerissener Anstrich durch falschen Aufbau
„Eine Beschichtung kann nur so gut sein wie der Untergrund!“ Hinsichtlich der Anstrichsanie-
rung ist es im besonderen Maße wesentlich, dass die Beschaffenheit des Untergrundes für die
Lebensdauer des sanierten Bauteiles ausschlaggebend ist. Untergründe haben unterschiedliche
spezifische Eigenschaften, die bei der Auswahl der Beschichtungsstoffe von wesentlicher
Bedeutung sein können.
18
Bild 18-5 Wichtige Faktoren, die bei der Untergrundbeschichtung zu berücksichtigen sind
594 18 Anstrichstoffe
Vor Beginn der Arbeiten müssen alle Putzuntergründe zunächst auf Tragfähigkeit überprüft
und beurteilt werden. Alle alten, mürben, nicht mehr tragfähigen Anstrich- und Putzschichten
sowie Moos- und Pflanzenbewuchs, Schmutz-, Staub- und Fettablagerungen und sonstige, die
Haftung beeinträchtigende Verunreinigungen, müssen restlos entfernt werden.
18.3.3 Untergrundeinteilung
Von entscheidender Bedeutung für die Auswahl und Verarbeitungstechnologie ist die Art des
Untergrundes.
Eine weitere Unterteilungsmöglichkeit des Untergrundes besteht in der Einteilung: Poröse und
dichte Untergründe. Bei der Einteilung der Untergründe haben sich vielfältige Formen heraus-
gestellt. Dennoch scheint die klassische Form der Einteilung in poröse und dichte sowie orga-
18 nische und anorganische Untergründe recht einprägsam. Diese Einteilung ist vor allem für die
Einstellung der Grundanstrichstoffe von Bedeutung.
Poröse Untergründe
Holz und Holzwerkstoffe mit einem unterschiedlichen Kapillarsystem, das bei Vollholz in der
Längsrichtung stark und in der Querrichtung schwächer ausgeprägt ist. Mineralische Unter-
gründe mit einem innerhalb der Werkstoffgruppen nach allen Seiten gleich ausgeprägten Ka-
18.3 Anforderungen an Beschichtungsuntergründe 595
pillarsystem. Alle porösen Untergründe haben ein stark oder schwach ausgeprägtes Kapillar-
system.
Dichte Untergründe
Metalle, Glas, Kunststoffe und mit Ausnahme von Kalk- und Silikatfarbenaltanstrichen auch
die meisten Altbeschichtungen. Dichte Untergründe können rau oder glatt sein. Das dichte
Gefüge der Materialzusammensetzungen lässt jedoch ein Eindringen der Grundanstrichstoffe
in die Oberfläche des Untergrundes nicht zu.
Ähnlich wie die Beschichtungsstoffe haben sich auch im Verlauf der Zeit die Untergrundbe-
reiche erweitert und in der Zusammensetzung verändert. Die Aufgaben für den Sanierer liegen
also nicht mehr nur in der Kenntnis über Untergründe aus Kalkmörtel, Holz oder Eisenmetal-
len. Sehr wesentlich aber ist, dass Sanierungsarbeiten im zunehmenden Maße mit Kombinati-
onswerkstoffen ausgeführt werden. Das heißt, dass mit der Vielzahl der zur Verfügung stehen-
den Anstrichstoffe auf Untergründe reagiert werden muss, wie z. B.:
x Kunststoffvergütete Putze, die z. T. aus Zement und hydraulischen Kalken, z. T. aus Kunst-
stoffen bestehen
x Hölzer, die, mit Kunstharzen getränkt und gepresst, nur noch an der Struktur als Holz zu
erkennen sind
x Bauplatten, die anorganische Bindemittel und organische Füllstoffe wie z. B. Polystyrol-
Hartschaum enthalten
x Kunststoffputze, die aus organischen Bindemitteln und anorganischen Zuschlagstoffen
bestehen
Wenngleich auch mineralische Untergründe (z. B. Putz) äußerlich den gleichen Schichtenauf-
bau aufweisen können, besteht doch eine Reihe von Unterschichten (z. B. durch die Art und
Menge des Bindemittels), die auf die Anstrichstoffe unterschiedlich wirken. Für Betonan-
striche eignen sich im Allgemeinen Dispersionsfarben, Mischpolymerisatharzfarben, Silikat-
farben, evtl. Zementfarben, Epoxidharzlackfarben, Polyurethanlackfarben, Acrylharzlackfar-
ben, Chlorkautschuklackfarben u. a. Welcher Beschichtungsstoff wirklich geeignet ist, ist nur
von der Beanspruchungsgruppe her zu klären. Deshalb ist zunächst die Frage zu beantworten,
ob der Beton verwendet wird als (Beispiele): Fassade, Schwimmbecken, Innenwand oder
-decke, Kläranlage, Fußboden, Giftstoffbehälter, Balkonbrüstung, Getreidesilo, Brücke, Öl-
wanne. Die Frage nach dem richtigen Beschichtungsstoff wird durch die Einordnung in die
Beanspruchungsgruppe beantwortet.
Einteilung der Beanspruchungsgruppe (nach Bablik)
BG I Normalbelastung innen (Räumen)
BG II Erhöhter trockener Abrieb innen
BG III Erhöhter nasser Abrieb innen (Scheuerbeständigkeit)
BG IV Normalbelastung außen (Witterung in Europa)
BG V Stärkere mechanische Belastung (Schlag und Stoß)
BG VI Erhöhte Feuchtigkeit innen (Feuchtraumdunst)
BG VII Wasser (Schwimmbecken, feuchtes Erdreich)
BG VIII Aggressive Einwirkungen chemischer Natur
BG IX Hitzeeinwirkung (Feuer, Strahlungen)
Die Beanspruchungsgruppen sind natürlich nicht nur für die mineralischen Untergründe son-
dern für alle Untergründe maßgebend.
18.4.1 Reparaturmaterialienarten
Neben den bekannten Leimfarben, allerdings wegen ihrer Abwaschbarkeit für Sanierungsan-
striche nur bedingt geeignet, kommen vor allem Kunststoffbeschichtungen zur Anwendung.
Bei Beschichtungs- und Sanierungsarbeiten können Kunststoffe in verschiedenen Zuständen
verarbeitet werden: als Festkunststoff, als Folie, als Flüssigkunststoff. Wenngleich auch der
Flüssigkunststoff (Anstrichstoffe) die zurzeit noch am häufigsten angewendeten Sanierungs-
mittel sind, sind die Grenzen der einzelnen Zustandsformen fließend. Das heißt, dass Kunst-
stoffmaterialien in fester und in flüssiger Form gestrichen, gegossen, gespritzt, geklebt und
verlegt montiert werden. Folien, die noch zu einem großen Teil aus Polyvenylchlorid (PVC)
bestehen, kommen für Sanierungsarbeiten bei Anstrichstoffen nur noch selten zum Einsatz.
Festkunststoffe können aufgeschmolzen werden z. B. beim Verschweißen von PVC-Kunst-
stoffbahnen oder in Fugen bei Bodenbelägen. Man benutzt sie auch für Wandbeläge (z. B.
Wärmedämmplatten), Deckenbeläge (z. B. Stuckimitationen), Bodenbeläge (z. B. Ein- und 18
Mehrschichtplatten). Flüssigkunststoffe werden also im überwiegendem Maße für die An-
strichsanierung eingesetzt. Die häufigsten Anstrich- und Beschichtungsstoffe beruhen auf der
Grundstoffbasis: Polyesterlacke, Polyurethanharzlacke, Epoxidharzlacke, Polymerisatharzla-
cke (z. B. Acryl, PVC, PVAc).
598 18 Anstrichstoffe
18.4.2 Werkstoffe
Polyurethan-Teerlackfarben
Durch die Kombination von Polyisocyanat mit Teer entstehen Korrosionsschutzfarben mit
ausgezeichneter Beständigkeit gegen Wasser, verdünnte Säuren, Laugen, Öle und Benzine.
Die Anstrichmittel werden für Beschichtungen auf Holz, Metallen und Beton eingesetzt. Die
feuchtigkeitshärtenden Lackfarben haften sogar auf feuchten Untergründen gut.
Epoxidharz-Teer-Kombinationslackfarben
Epoxidharze lassen sich mit Steinkohlenteer kombinieren. Bei der chemischen Vernetzung mit
Härtern finden auch Nebenreaktionen mit Teerbestandteilen statt. Dadurch wird die Wasserbe-
ständigkeit dieser Werkstoffe noch erhöht. Beschichtungen mit diesen Werkstoffen sind
schlag- und abriebfest sowie beständig gegen Salzwasser, Mineralöle und Chemikalien. Die
Beständigkeit gegen Lösemittel und Säuren ist aber geringer als bei den Epoxidharzlackfarben.
Da Epoxid-Teer-Kombinationslackfarben sehr gut auf Metall und Beton haften, eignen sich
diese Beschichtungen besonders für Unterwasseranstriche, z. B. an Schleusen, Hafenanlagen,
Schiffen usw.
Wasserverdünnbare Epoxidharzlackfarben
Auch diese pigmentierten Werkstoffe sind Zweikomponenten-Materialien. So müssen sowohl
Stammlack als auch Härter wasserverdünnbar sein. Wegen der mechanischen Beständigkeit
und der großen Alkalibeständigkeit werden mit diesen Anstrichmitteln häufig Betonböden
beschichtet. Nach einer Epoxidharz-Grundierung können aber auch Metalle mit diesem Werk-
stoff beschichtet werden.
Polyvinylchlorid-Lackfarben
Der Zusatz von Pigmenten oder anderen Anstrichmitteln ist nicht möglich. PVC-Lackfarben
werden auf mineralischen Untergründen, Metallen und Kunststoffen eingesetzt. Meistens wer-
den 3 Anstriche aufgetragen.
Polyvinylacetatlacke und -lackfarben
Für Lacke und Lackfarben wird das Bindemittel Polyvinylacetat in geeigneten Lösemitteln
gelöst. Die Lacke und Lackfarben werden für Beschichtungen auf Holz- und Metalluntergrün-
den eingesetzt.
Nitrozelluloselacke und -lackfarben
Nitrozelluloselacke und -lackfarben werden für Beschichtungen auf Holz und Metallen ver-
wendet.
Bitumen-Öl-Kombinationslackfarben
Bitumen-Öl-Kombinationslackfarben werden zum Korrosionsschutz von Stahlbauteilen, für
Blechdächer und Dachrinnenanstriche eingesetzt.
Silikonharz-Einbrennlackfarben
Silikonharz-Einbrennlackfarben verwendet man in der Industrie zur Beschichtung von Öfen
und anderen hitzebeständigen Gütern sowie für Fassadenelemente.
Neben den aufgeführten Anstrichstoffen, die natürlich nur eine kleine, auf das Bauwesen be-
zogene Auswahl darstellen, gibt es noch spezielle Werkstoffe. Gerade bei Sanierungsarbeiten
zeigen sich mitunter im Putz hartnäckige Flecken, die meist auf der dauerhaften Karbonatisie-
rung der Bindemittel beruhen. Um diese Schadstellen zu kaschieren, werden die Flecken im
Untergrund abgesperrt. Dazu nutzt man Absperrmittel, das sind Überdeckungen mit einer
undurchlässigen Schicht. Diese Schädigungen werden z. B. durch durchschlagende Anstrich-
stoffe hervorgerufen.
18
In der Regel baut sich eine Beschichtung aus mehreren Einzelschichten auf. Dazu müssen die
einzelnen Anstriche genau aufeinander abgestimmt sein. Deshalb sollte man für den gesamten
Anstrichaufbau nur die Produkte desselben Herstellers verwenden. Heute bietet die Farben-
und Lackindustrie eine Reihe von Einschichtsystemen an. Damit lässt sich mit einem Anstrich
eine hohe Schichtdicke erreichen. Einschichtsysteme verwendet man vor allem als Dispersi-
onsfarben an der Fassade und im Innenraum. Darüber hinaus sind bei der Anstrichsanierung
noch weitere Grundmerkmale zu beachten, die ein vielfältiges Leistungsspektrum abzudecken
haben. Dazu zählen:
x Reduzierung oder Verhinderung des Eindringens von Wasser,
x Beeinflussung der Rissüberbrückung, der Verschleißfestigkeit sowie der Chemikalien-
beständigkeit durch Regulation der Bindemittel und der Schichtdicken.
Die Schichtdicken der einzelnen Anstriche der Systeme und die Sollschichtdicken sind ein
bedeutendes Qualitätsmerkmal. Beispiele sind den nachfolgenden Tabellen zu entnehmen.
Tabelle 18-6 Definitionen der Schichtdicke nach DIN EN ISO 12944-5 (nach Schönburg)
18.5.1 Schichtenaufbau
Imprägnierung
Zum Schutz vor Wassereinwirkungen werden saugfähige Untergründe mit einem dünnflüssi-
gen Stoff, dem Imprägniermittel getränkt. Gebräuchliche Imprägniermittel sind z. B. Silikon-
harze, Kaliwasserglas und Teeröl-Holzschutzmittel. Das Imprägniermittel soll möglichst tief in
den Untergrund eindringen, ohne die Poren zu verstopfen. Einige Imprägniermittel haben auch
grundierende Eigenschaften und können somit als Grundiermittel verwendet werden.
Grundierung
Die Grundierung stellt eine Verbindung zwischen Untergrund und Beschichtung dar.
Zwischenanstrich
Der Zwischenanstrich erhöht die Schichtdicke des Anstrichsystems und stellt damit eine wirk-
same Schutzschicht für den Untergrund dar. Er soll farbgebend decken und kleinere Uneben-
heiten ausgleichen.
Schlussanstrich
Der Schlussanstrich schützt Grund- und Zwischenanstrich vor unmittelbaren Witterungsein-
flüssen und mechanischer Belastung.
Für Fassadenanstriche und für feuchte Räume können Kalkkaseinfarben verwendet werden. 18
Durch Zusatz eines hydraulischen Bindemittels werden den Kalkfarben bessere Eigenschaften
hinsichtlich Wasser- und Wetterfestigkeit verliehen. Die Haltbarkeit aller Kalkanstriche in der
Atmosphäre ist nicht groß. Sie beträgt in Stadtluft höchstens 5 bis 7 Jahre.
602 18 Anstrichstoffe
18.5.2 Haftungsfestigkeitsprüfung
Eine häufig vernachlässigte, da oft unterschätzte Prüfung, ist die Haftfestigkeitsprüfung. Sie ist
in sofern notwendig, da die Adhäsion des Altanstrichs durch eine neue Beschichtung nicht
verbessert wird. Auf Stahl beispielsweise wird eine Haftfestigkeitsprüfung gemäß DIN 53151
als Gitterschnitt vorgenommen (Schnitte mit einem Messer oder einer Rasierklinge) Es sollten
je nach Schichtdicke, wenigstens der Wert Gt2 vorhanden sein (bei Gt1 darf sich keine Flä-
che, bei Gt2 15%,Gt3 35%, Gt4 85% und bei Gt 5 mehr als 85% lösen). Ist die Haftfestigkeit
unzureichend (Gt 3 – 5) sind weitere Prüfungen entsprechend der DIN vorzunehmen. Durch
einen Neuanstrich kann die Anhaftung der gesamten Beschichtung sogar verschlechtert wer-
den. Eine sorgfältige Untergrundvorbereitung ist daher oberstes Gebot.
18.6.1 Überholungsanstriche
Bei einem Überholungsanstrich wird der erhaltungswürdige Altanstrich nicht entfernt. Den-
noch müssen freigelegte Untergrundstellen sorgfältig behandelt, gesäubert und wie Neube-
schichtungen aufgebaut werden. Gewöhnlicherweise erfolgt auf den Altanstrich ein mehrlagi-
ger Schichtenaufbau. Arbeitsschritte:
x Die Neubeschichtung darf nicht fester und härter sein als die Altbeschichtung
x Die Neubeschichtung darf durch enthaltene Lösemittel die Altbeschichtung nicht zerstören
x Die Wasserdurchlässigkeit der Neubeschichtung soll bei entsprechender Belastung mindes-
tens so hoch sein wie bei der Altbeschichtung
In der Regel wird man bei dem Überholungsanstrich die gleiche Bindemittelgruppe wählen,
die bei der Altbeschichtung festgestellt wurde. Dieser Grundsatz muss jedoch nicht immer
richtig sein. Bei veränderten Einflüssen, anderen Belastungen oder auch aus Preisgründen
kann das System auch gewechselt werden, wenn die oben genannten Grundsätze berücksich-
tigt werden. Beispiel:
x Silikatfarbenanstriche sind evtl. auf Kalkanstrichen möglich
x Leimfarbanstriche können auch auf Mineralfarben gestrichen werden
x Dispersionsfarben können bei richtiger Einstellung auf allen festen, nicht wasserlöslichen
Altbeschichtungen gestrichen werden
x Alkydharzlacke können auch auf Reaktionslacke aufgetragen werden
Beim Aufbringen von Überholungsanstrichen kann man nach folgendem Algorithmus verfah-
ren:
18 1. Schadenfeststellung und Bestimmen der Altbeschichtung
2. Reinigen, Schleifen und Anrauen der gut erhaltenen Altbeschichtung
3. Schadensursache beseitigen bzw. beseitigen lassen
4. Untergrundschäden ausbessern
5. Grundierung auf den freigelegten Untergründen
6. Kittarbeiten, Füllstoffarbeiten. Je nach System können Punkt 5 und 6 auch in umgekehrter
Reihenfolge richtig sein
18.6 Beschichtung auf Altanstrichen 603
7. Zwischenanstriche auf den neu grundierten Flächen. Je nach System kein, ein oder mehrere
Zwischenanstriche
8. Zwischenanstrich über die gesamte Fläche
9. Schlussbeschichtung entsprechend den Anforderungen
18.6.2 Erneuerungsanstrich
Sehr häufig kommt es vor, dass sich eine Ausbesserung des Anstrichs oder eine Überstrei-
chung nicht mehr lohnt. SCHMID hat den Versuch unternommen, auf Grund von Praxiserfah-
rungen Literaturangaben und eigenen Untersuchungen die Haltbarkeit von weißen Hochglanz-
anstrichen unter den Bedingungen des mitteldeutschen Klimas vorzunehmen. Tabelle 18.7
verschafft (in etwas verkürzter und aufbereiteter Form) einen Überblick über die Lebensdauer
von solchen Anstrichen.
18
604 18 Anstrichstoffe
Die Einteilung der Bindemittel wurde in 5 Klassen vorgenommen, die den wichtigsten Typen
entsprechen.
Klasse A = oxidativ trocknende Bindemittel
Klasse B = lösemittellösliche Hochpolymere
Klasse C = wasserverdünnbare Polymerdispersionen
Klasse D = lufttrocknende Reaktionsbindemittel
Klasse E = Einbrenn-Systeme
In solchen Fällen müssen allerdings gründliche Vorsanierungen vorgenommen werden. Das
bedeutet eine totale Beseitigung des alten Beschichtungssystems. Bewährte Entfernungsmög-
lichkeiten alter Anstriche, die man auch als Entschichtungsverfahren bezeichnet, sind (nach
BABLIK):
x Abwaschen, geeignet für alle wasserlöslichen Beschichtungen
x Abkratzen, geeignet für alle festen, spröden Beschichtungen mit schlechter Haftung auf
glatten Untergründen
x Abschaben, geeignet für alle mürben Beschichtungen auf harten glatten Untergründen
x Abschleifen (auch maschinell), geeignet für alle harten, spröden, nicht zu dicken Beschich-
tungsstoffe auf glatten, möglichst ebenen Untergründen
x Abbürsten (auch maschinell), geeignet für alle mürben Beschichtungen auf rauen und glat-
ten Untergründen
x Ablaugen, geeignet für alle verseifbaren Beschichtungsstoffe auf glatten und rauen Unter-
gründen
x Abbeizen mit Abbeizfluiden, geeignet für alle löslichen und zerstörbaren Beschichtungen
auf allen lösungsmittelbeständigen Untergründen
x Abbrennen, geeignet für Lacke und Lackfarben auf Holz und Metalluntergründen
x Flammstrahlen, geeignet für alle Beschichtungen auf Eisenmetallen, die mehr als 0,5 mm
dick sind
x Abstrahlen, geeignet für harte und spröde Beschichtungen auf festen Untergründen
x Dampfstrahlen, geeignet für quellbare oder lösliche und für mürbe, schlecht haftende Be-
schichtungen auf Mauerwerk, Putz und NE-Metallen
Nach dem Entfernen der Altanstriche kann folgendermaßen weiter verfahren werden:
1. Aufgetretene oder vorhandene Untergrundschäden sanieren z. B. durch Auswechseln un-
geeigneter Steine, neuer Putzbewurf oder Ausbesserung einzelner Putzstellen, Isolierung
erneuern …
2. Verschiedene Saugfähigkeit des Untergrundes ausgleichen (z. B. Verspachteln ...)
3. Strukturangleichung zwischen Neu- und Altputz (z. B. unterschiedliche Putzarten ...)
18.6.3 Duplexsysteme
x Die aufwändige Vorbereitung der Stahloberflächen ist in der Regel einmalig, weil der
Deckanstrich bei guter Instandhaltung (z. B. Witterungseinflüsse schnell beseitigen) oft
jahrzehntelang bei guter optischer Erscheinung vorhält
In der Regel sind deckende Beschichtungen länger haltbar als Lasuren, da sie auf Grund ihrer
hohen Elastizität und Schichtdicke die Bewegungen des Holzes mitmachen und das Holz län-
ger gegen Feuchtigkeit und UV-Strahlen schützen. Die Aufhelltechnik kombiniert auf Hölzern
im Außenbereich den optimalen physikalischen Holzschutz der deckenden Systeme mit helle-
rem Aussehen.
Schichtenaufbau: Die Hölzer werden zweimal mit einer deckenden Holzfarbe und anschlie-
ßend mit einer Lasur gestrichen. Es ergibt sich eine aufgehellte Holzoberfläche und eine an-
sehnliche Maserung.
Allerdings ist beim Beschichten darauf zu achten, dass die Lasur zügig ausgestrichen wird, um
unschöne Ansätze zu vermeiden. Da die Lasur als erstes abwittert, reicht ein einfaches Überla-
sieren aus, wenn die Unterbeschichtung bzw. die deckende Holzfarbe noch intakt ist. Um ein
Nachdunkeln des aufgehellten Holzes vorzubeugen, empfiehlt es sich, spätere Renovierungs-
anstriche mit einer farblosen Lasur vorzunehmen.
Eine relativ neue Entwicklung ist eine Acryl/Alkydharz-Kombination mit langer Haltbarkeit
(Handelsname Gori 28 und 99) Sie fungiert als Haftvermittler und schützt gegen Blaufäule.
Anders als herkömmliche Holzfarbe auf Dispersionsbasis dringen diese Alkydharze in die
Oberfläche des Holzes ein und verkrallen sich mit dem nachfolgenden Lasuranstrich. Die
tropfgehemmtem Lasuren haften gut auf vertikalen Flächen und erzielen durch ihre gelartige
Konsistenz auch an kritischen Stellen wie Aufkantungen und Rundungen optimale Schichtdi-
cken. Die nichtpigmentierte, transparente Lasur verhindert auch bei Renovierungsanstrichen
ein Nachdunkeln der Oberfläche und erhält so die helle Farbgebung noch jahrelang.
Leider hat der Begriff „alte Maltechnik“ einen neuen unrühmlichen Stellenwert bekommen.
Namen alter, hochwertiger und anspruchsvoller Gestaltungstechniken werden gezielt dazu
genutzt um auch Billigprodukte anzubieten. Mittlerweile ist das, was unter der Bezeichnung
alter Namen angepriesen wird, nicht mehr mit dem historischen Vorbild zu vergleichen. Oft ist
nur die oberflächliche Optik des Produktes dem historischen Vorbild ähnlich. Was dann von
manchem wenig versierten Handwerkern als Wisch-Lasur-Wickeltechnik oder Marmormalerei
abgeliefert wird, entspricht auch nicht annähernd einer fachlichen Arbeit.
Klassische Handwerkstechniken wie Wickel-, Abnehm-, Schwamm- und Wischtechnik über
perfekte Lasur- und Marmorimitationen bis hin zum echten mineralischen Stuccolustro (ital.
18
farbiger und polierter Stuck aus Gips und Wasser) erfordern eine umfangreiche praktische
Erfahrung und Ausbildung sowie handwerkliches Können und individuelle Kreativität.
Deshalb vereinen sich historische Techniken wie die zuvor genannten häufig nicht mit moder-
nen Anstrichsystemen.
Beispiel: Ein echter Stuccolustro besteht aus einem mineralischen Aufbau, von einer mecha-
nisch verdichteten, venezianischen Seife enthaltenen Kalk-Malschicht. Auch die zur Schluss-
606 18 Anstrichstoffe
behandlung hergestellte Wachsseife wird nach klassischen Rezept aufgebracht und überdauert
richtig hergestellt, Jahrhunderte. Es ist nichts dagegen einzuwenden, ersatzweise moderne
Werkstoffe zur Oberflächengestaltung optisch einem klassischen Vorbild anzunähern. Der
Fachmann sollte aber unbedingt den Unterschied kennen und dessen, nicht immer billigen,
Aufbau dem interessierten Kunden erklären können.
18.7 Schadensanalyse
Das vorliegende Kapitel ist eine zusammengefasste Darstellung von Schäden, Ursachen und
Möglichkeiten der Beseitigung bzw. Vermeidung. Die Tabelle 18-8 a–f enthält einen Über-
blick über eine Vielzahl von möglichen Anstrichschäden. Gleichzeitig gibt diese Tabelle eine
18 Erstorientierung über die hauptsächlichen Ursachen eines Anstrichschadens. Bei der Vielzahl
der Schadenserscheinungen können wir natürlich nur exemplarisch einige Beispiele zu jeder
Schadenskategorie aufzeigen. In Tabelle 18-9 a–f findet man typische Merkmale und Ursachen
sowie erste Hinweise auf Vermeidung oder Beseitigung. Da einige Schäden, z. B. Abblättern,
Ansätze oder Verfärbungen, an Anstrichen unterschiedlicher Bindemittelgrundlage vorkom-
men können, sind Überschneidungen und Wiederholungen nicht ganz vermeidbar.
18.7 Schadensanalyse 607
Untergrund
Geeignet sind Beton, kalk- und zementgebundene Anstriche im festen und sauberen Zustand.
Dabei sind baufeuchte, noch alkalisch reagierende Untergründe besonders günstig.
Alkalität
Alkalität des Weißkalks und des Zements (pH-Wert etwa 10). Bei einem so relativ hohen alka-
lischen pH-Wert können bei der Sanierung nur alkalibeständige Pigmente, Leime und Disper-
sionsfarben eingesetzt werden.
Ursachen
Anstrich-Nr. Schäden
123
1 Abblättern von Kalkfarbanstrichen xxx
2 Ansätze in Kalkfarbanstrichen xx
3 Deckfähigkeit der Kalkfarbanstriche ungenügend xx
4 Verfärben von Kalkfarbanstrichen xx
5 Wischen von Kalkfarbanstrichen xxx
Erhärtung
Erhärtung der Anstrichstoffe: Sowohl die Reaktion des Kalkhydrates Ca(OH)2 mit Kohlensäu-
re H2CO2 zu Kalziumcarbonat CaCO3, als auch die Umsetzung des Zements in Kalziumsilikat
und -karbonat erfordert die Anwesenheit von Feuchtigkeit. Deshalb ist zu schnelles Trocknen
der Anstrichstoffe zu verhindern.
Silikatfarbanstriche werden als glatte oder strukturierte Materialien angeboten. Dabei unter-
scheidet man zwischen: Silikatfarbenanstrichen, Silikatspachtel, Silikatspritzputz. Als Unter-
grund kommen aber nur Baustoffe in Betracht, an deren Oberfläche sich das Bindemittel (z. B.
Spezialwasserglas) verkieseln kann, wie Beton, kalk- und kalkzementgebundene Putze, Natur-
stein, Glas, Zink, Aluminium und alte, festhaftende Silikatfarbanstriche.
Ursachen
Anstrich-Nr. Schäden
1 2 3
9 Abblättern von Silikatfarbanstrichen xxx
10 Ansätze in Silikatfarbanstrichen xx
11 Helle Flecke im Silikatfarbanstrich x
12 Dunkle verglaste Flecke xx
13 Farbig fleckiger Silikatfarbanstrich x
14 Wischen, Abpulvern von Silikatfarbanstrichen xxx
Bild 18-8
Abblättern eines Silikatfarbenanstrichsystem
Im Anstrichsystem darf es zwischen den einzelnen Anstrichen keine hohen Elastizitäts- bzw.
Spannungsunterschiede geben, da sonst der spröde Zwischen- und Deckanstrich auf dem elas-
tischen Grundanstrich reißt. Allgemein soll die Elastizität (gewährleistet durch den Bindemit-
telanteil) von unten nach oben etwas zunehmen.
Die preiswerten, einfach auszuführenden Leimfarbanstriche bestehen aus Pigment- und Exten-
derteilchen, die untereinander und an den Untergrund durch die Leimfestsubstanz gebunden
sind. Nach Zusatz von 30–40 Vol.-% in Wasser dick eingesumpftem Faserstoff zu dicker
Leimfarbe können damit auch strukturierte Leimfarbenanstriche ausgeführt werden. Infolge
des Leimes in Wasser sind Leimfarbenanstriche nur in trockenen Räumen und auf trockenen
Untergründen anwendbar.
Ursachen
Anstrich-Nr. Schäden
123
18 Schimmelpilze auf Leimfarbanstrichen x
19 Ungleichmäßige Oberflächenstruktur von Leimfarban- xxx
strichen
20 Verfärbung von Leimfarbanstrichen xx
21 Wischen von Leimfarbanstrichen x
Ursachen
Anstrich-Nr. Schäden
123
22 Abblättern von Dispersionsfarbenanstrichen xxx
23 Abkreiden von Dispersionsfarbenanstrichen xx
24 Ansätze in Dispersionsfarbenanstrichen xxx
25 Blasen in Dispersionsfarbenanstrichen x
26 Fleckige Dispersionsfarbenanstrichen x
27 Pilzbefall von Dispersionsfarbenanstrichen xx
28 Reißen von Dispersionsfarbenanstrichen xx
29 Verfärbung von Dispersionsfarbenanstrichen xx
30 Verseifung (Spaltungsreaktionen die unter Gebrauch von xx
Wasser verlaufen) von Dispersionsfarbenanstrichen
Bild 18-12
Mehrschichtig abblätternder
PVAc-Latexfarbenanstrich
Hierzu gehören Schäden an Anstrichen, deren Eigenschaften in der Hauptsache durch das
darin vorhandene oxidativ getrocknete fette Öl bestimmt werden. Die meisten der dafür einge-
setzten ölhaltigen Anstrichstoffe enthalten außer den lufttrocknenden Ölen noch Natur- und
Kunstharzlösungen als filmbildende Bindemittel. Auch sind Lacke, die fette trocknende Öle in
größerer Menge als Weichmacher enthalten, und Lacke der ölmodifizierten Alkydharze in der
Trocknung und in den Eigenschaften ihrer Anstriche den Ölfarben und den Öllacken sehr
ähnlich.
Tabelle 18-8e Übersicht über Schäden an Anstrichen auf der Bindemittelgrundlage lufttrock-
nender Öle und Alkydharze
Ursachen
Anstrich-Nr. Schäden
123
31 Abblättern von Ölfarbenanstrichen xxx
32 Abkreiden von Ölfarbenanstrichen x
33 Ansätze in Öllasuranstrichen xx
34 Blasen in Ölfarbenanstrichen x
35 Glanzverlust von Ölfarbenanstrichen xxx
36 Kleben von Ölfarbenanstrichen xx
37 Laufen von Ölfarbenanstrichen xxx
38 Pilzbefall von Ölfarbenanstrichen xx
39 Reißen von Ölfarbenanstrichen xx
18 40 Runzeln von Ölfarbenanstrichen xx
41 Unterrostung von Ölfarbenanstrichen xx
42 Verfärbung von Ölfarbenanstrichen xx
43 Verseifung von Ölfarbenanstrichen xx
44 Weiße Streifen in farblosen Öllackierungen xx
18.7 Schadensanalyse 613
Bild 18-13
Falscher Aufbau der Anstrichsysteme
Folge: Risse im System
18
18.7.6 Schäden an Lack- und Lackfarbenanstrichen
Ursachen
Anstrich-Nr. Schäden
123
45 Abblättern von Lackierungen xx
46 Blasen und Lackierungen xx
47 Blauanlaufen von Lackierungen x
48 Einfallen von Lackierungen xx
49 Glanzverlust von Lackierungen xx
50 Kleben von Lackierungen xx
51 Kraterbildung in Lackierungen xx
52 Hochgehen von Lackierungen x
53 Laufen von Lackierungen x
54 Reißen von Lackierungen xx
55 Spritznarben in Lackierungen xx
56 Unterrostung von Lackierungen xxx
57 Verfärbung von Lackierungen xx
58 Versprödung von Lackierungen x
Zu dicke Spachtelschicht. Sie schrumpft wäh- Die Dicke der einzelnen Spachtelschicht darf
rend der Trocknung zusammen, reißt und kann 100 m nicht überschreiten
ein Abblättern des Anstrichs verursachen
Fehlender Grundanstrich: Stark saugfähiger Starke Saugfähigkeit durch Grundanstrich mit
Untergrund, z. B. Holz, ist nicht mit Leinölfirnis- geeignetem Anstrichstoff verringern, z. B. Holz
Halböl oder anderem geeignetem unpigmen- grundieren mit Leinöl-Halböl, innen auch mit
tierten Anstrichstoff grundiert. Der Untergrund stärker verdünntem Harttrockenöl oder Nitrozel-
hat aus dem ersten Anstrich viel Bindemittellö- lulose-Holzlack
sung abgesaugt, der Anstrich haftet ungenü-
gend
Zu glatter Untergrund, z. B. Plastik, nicht leicht Plast, Aluminium, mit reinem Zement geglättete
aufgeraut oder nicht mit einer Haftgrundierung Putz- oder Betonflächen müssen entweder
versehen. Der Anstrich haftet ungenügend und leicht angeraut werden oder eine geeignete
blättert meist ab Haftgrundierung erhalten
Bild 18-14 Schema über den Ablauf der Entstehung von Blasen
18
Bild 18-15
Eingefallene Blasen
616 18 Anstrichstoffe
18.9 Bildquellenverzeichnis
Quelle Bild
18
19 Ökologisches Sanieren
Um die Umwelt weniger zu belasten und das Wohlbefinden der Bewohner zu erhöhen, werden
die Baustoffe zunehmend nach ökologischen Grundsätzen bewertet. Für die Beurteilung gelten
folgende Prinzipien:
x Positive Wirkung des Baustoffes auf das Wohlbefinden und die Gesundheit des Menschen.
x Geringer Energieaufwand und schadstofffreie Herstellung des Baustoffes.
x Örtliche Fertigung (dezentrale Fertigung) und Nutzung der einheimischen Rohstoffvor-
kommen vermindert Verkehrsbelastung.
x Gleichwertigkeit von Anforderung und Eigenschaft eines Baustoffes verhindert den Einsatz
von hochwertigen energieträchtigen Materialien.
x Regenerierbarkeit des Baustoffes beim Abbruch des Gebäudes.
Viele Produkte werben heute mit den Begriffen „natürlich“ oder „natürliche Baustoffe“ und
„biologische Baustoffe“.
Was ist von solchen Begriffen zu halten?
Zweifellos sind Holz oder Kork biologische und natürliche Baustoffe, zumindest solange sie
unbehandelt sind.
x Biologische Baustoffe stammen aus gewachsener, organischer Materie.
x Natürliche Baustoffe werden in der Natur gefunden und unverändert in Bauwerken einge-
setzt.
Mit den beiden Begriffen wird die Vorstellung verbunden, dass von natürlichen oder biologi-
schen Baustoffen keine Belastung für den Menschen ausgeht und dass es keine Umweltbelas-
tung bei der Herstellung solcher Baustoffe gibt.
Grundsätzlich ist bei der Verwendung von natürlichen Baustoffen zu beachten, dass auch sie
bei falschem Einbau zu Gesundheitsschäden führen können. So sind faserige, bei Alterung zur
Versprödung neigende (Staubemission) Dämmstoffe von den Innenräumen dicht abzuschotten,
der Dämmwert der Bauteile möglichst einheitlich zu gestalten und Dampfbremsen bzw.
Dampfsperren, wo erforderlich, fachgerecht einzubauen. Es gibt eine Vielzahl gängiger und
preiswerter Baustoffe, die mittlere bis gute ökologische Werte aufweisen.
Das Wissen über Herkunft und Produktion eines Baustoffes ist für seine ökologische
Beurteilung unumgänglich.
Sind diese Vorstellungen haltbar? Holz nutzt man in der Regel nicht in natürlichem Zustand.
Es wird meist entweder mit Holzschutzmitteln präpariert oder einer anderen Oberflächenbe-
19 handlung ausgesetzt. In diesem Fall sind die Begriffe „natürlich“ und „biologisch“ nicht mehr
anwendbar, denn von Holzschutzmitteln können Gefährdungen für die Gesundheit des Men-
schen ausgehen.
19.1 Umweltschonende Baustoffe 619
Typische Beispiele für natürliche Baustoffe nach der obigen Definition sind Natursteine wie
Granit, Buntsandstein oder Lehm. Granit ist ein seit Tausenden von Jahren verwendeter natür-
licher Baustoff. Trotzdem kann Granit als massives Natursteinmauerwerk in Wohngebäuden
problematisch sein, weil er als magmatisches Gestein eine relativ hohe Radioaktivität besitzt.
Diese hohe Radioaktivität mit der nachfolgenden Radonbelastung kann in Innenräumen aus
heutiger medizinischer Sicht bedenkliche Konzentrationen annehmen.
Für den Ziegel wird auch heute noch der Begriff „natürlich“ verwendet. Dabei ist der Ziegel
ein gebrannter Lehm oder ein gebrannter Ton. Der Grundstoff ist durch den Brennprozess
sowohl in seinen chemischen als auch physikalischen Eigenschaften verändert. Man kann hier
also nicht mehr von einem „natürlichen“ Baustoff sprechen.
Diese wenigen Beispiele sollen zeigen, dass die Begriffe „biologische“ oder „natürliche“ Bau-
stoffe allein wenig aussagen. Besser ist es, kritisch zu untersuchen:
x welche Schadstoffe in Baustoffen enthalten sind,
x welche Belastungen von den Baustoffen unmittelbar auf die Gesundheit der Bewohner
einwirken,
x wieweit die Baustoffe mittelbar die Umwelt belasten.
Beispiele für gefährliche Schadstoffe in Baustoffen:
x Toxische Substanzen
In der Vergangenheit wurden z. B. Pentachlorphenol oder Formaldehyd genannt.
x Lungengängige Stäube,
die Silikose verursachen können.
x Faserförmige Stoffe,
die kanzerogene Veränderungen im Körper des Menschen verursachen können.
x Radioaktive Belastungen aus Baustoffen,
die eine zu hohe Strahlungsbelastung verursachen.
Bei der Produktion von Baustoffen gibt es verschiedene Quellen für Umweltbelastungen:
19
x Belastungen durch Gewinnung der Rohstoffe
x Emissionen bei der Produktion
x Schadstoffe bei der Ablagerung
620 19 Ökologisches Sanieren
Für die Auswahl- und Bewertung von umweltschonenden Baustoffen liegen eine Reihe von
Vorschriften (DIN EN ISO 14040 und DIN EN ISO 14044 ĺ Punkt 1.5) und Richtlinien vor.
Die Auswahl geeigneter Baustoffe im Zusammenhang mit der Konstruktionsgestaltung bietet
den Bauausführenden ausreichende Möglichkeiten zur Reduzierung der Umweltbelastung.
Allerdings ergeben sich zurzeit (noch) häufig Meinungsunterschiede zwischen den Experten
über allgemein anerkannte Kriterien für die Bewertung der Baustoffe.
Die nachfolgende Analyse umfasst die wesentlichen Phasen, die von Baustoffen durchlaufen
werden. Rohstoffgewinnung – Produktion – Verarbeitung – Nutzung – Verwertung.
Dabei sind auch genannten bauphysikalischen Kennwerte und Baustoffkennwerte zu berück-
sichtigen.
Nach Schulze kann die Rasterung auch noch verfeinert werden.
Rohstoffgewinnung
x Herkunft
x Gewinnungsverfahren
x Eingriff in die Umwelt
x Transportart/Entfernung
x Nachwachsende Rohstoffe/fossile Rohstoffe
x Vorräte
x Emissionen bei der Rohstoffgewinnung
x Zwischenstoffe/Abfallstoffe
x Verpackung für den Transport zur Produktionsstätte
Produktion
x Beschreibung des Produktionsverfahrens
x Verwendung von Recyclingprodukten
x Entstehende Zwischen- und Koppelprodukte
x Abfallstoffe aus dem Produktionsprozess
x Emissionen, Angaben zu genehmigungspflichtigen Anlagen, Auflagen nach BlmSchG
x Wasserverbrauch und -belastung
x Arbeitsplatzbelastung (Angaben nach Gefahrstoffverordnung)
x Störfallrisiken
x Entfernung zum Verarbeitungsort
x Verpackung für den Transport zur Verarbeitung
Verarbeitung
Nutzung
x Abgabe von Luftfremdstoffen/Partikeln/Fasern
x Toxikologische Merkmale (Indoor Exposition)
Giftklassen
Kanzerogenität (Kennwert über krebserregende Baustoffe)
Allergene Eigenschaften
Mutagenität (Fähigkeit einer chem. Substanz, Erbgutveränderung zu bewirken)
Embryotoxität
Folgetoxität durch chem. Reaktionen
x Werte zur Innenraumluftbelastung
x Brandverhalten
x Emissionen im Brandfall (aufgrund der zahlreichen Parameter nur bedingt Aussagen mög-
lich, keine systematisierten Aussagen verfügbar)
x Beständigkeit
Abrieb/Abnutzung
Schwinden, Kriechen, Verspröden, Oxydation
UV-Beständigkeit
Chemische Einflüsse
Feuchtebeständigkeit
Korrosionsbeständigkeit
Temperaturbeständigkeit/Temperaturbereich
Schädlinge
x Nutzungszeitraum, Lebenserwartung
x Reparaturanfälligkeit/-kosten
x Oberflächenbeschaffenheit/Hygiene
Verwertung
x Rückbaumöglichkeit
x Kosten des Rückbaus
x Einstufung EAK (Europäischer Abfallkatalog)
CPB: chemisch/physikalische, biologische Behandlungsanlage
HMV: Hausmüllverbrennungsanlage
SAV: Verbrennungsanlage für besonders überwachungsbedürftige Abfälle (Sonderab-
fall)
HMD: Hausmülldeponie
SAD: Oberirdische Deponie für besonders überwachungsbedürftige Abfälle (Sonderab-
fall)
x Wiederverwertbarkeit: Verwertungsgrad, Restabfälle 19
x Recycling: Verwertungsgrad, Abfallstoffe, Emissionen
x Deponierung: Angaben zur Abgabe von Schadstoffen bzw. Zersetzungsprodukten
622 19 Ökologisches Sanieren
Ausgangspunkt der energetischen Modernisierung ist die bauliche Analyse des Gebäudes –
d. h. der Bauteile der Gebäudehülle und der Anlagentechnik – sowie seiner Nutzung. Sowohl
die Restlebensdauer als auch die Schäden sollten abgeschätzt werden.
Die Genauigkeit bzw. die Tiefe der Untersuchungen wird hauptsächlich von zwei Faktoren
bestimmt:
1. dem baulichen Zustand des Gebäudes und
2. der Komplexität der Bauaufgabe.
In welchem baulichen Zustand sich der Baubestand befindet, ist von einer Reihe von Faktoren
abhängig wie z. B.:
x Alter und Bauzeit
x Qualität der Bauausführung,
x Nutzerverhalten der Vorbesitzer sowie
x Instandhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen während der Standzeit.
Diese Einflussfaktoren spiegeln sich in der eingeprägten Nutzungsgeschichte einer gebrauch-
ten Immobilie wider.
Die Untersuchungen vor Baumaßnahmen sind weiterhin nach dem Risiko während der Aus-
führung auf bauliche Schwierigkeiten zu stoßen, die zur Kostensteigerung führen, zu bewer-
ten.
Dies können verdeckte Schäden sein, wie z. B. marode Balkenköpfe einer Holzbalkendecke,
die während der Baumaßnahmen entdeckt werden.
19 Mangelnde Kenntnisse der Gebäudestruktur, die z. B. bei Arbeiten an tragenden Bauteilen zu
schweren Schäden am Gebäude führen können.
Mangelhafte Kenntnisse über Bauaufgaben an schwer zugänglichen Stellen, die bei einer fal-
schen Ausführung zu erheblichen Kosten führen. Als Beispiel sei hier der Bereich der Keller-
abdichtung genannt. Hier können falsche oder fehlerhafte Bauausführungen meist nur mit
erheblichem Kostenaufwand behoben werden.
19.2 Ökologische Sanierung von Baukonstruktionen 623
19
624 19 Ökologisches Sanieren
Bei der Bewertung des nachhaltigen Bauens ist die Wirtschaftlichkeit nicht das einzige Krite-
rium, vielmehr spielen auch die ökologischen Aspekte der Energieeinsparung und soziokultu-
relle Aspekte eine wichtige Rolle. Mehr als die Hälfte des Energieeinsparungspotentials kann
bereits mit günstig umzusetzenden Standardmaßnahmen erreicht werden. Wesentliche Aspekte
energieeinsparender Maßnahmen sind:
x Senkung der jährlichen Energiekosten, zumal durchaus mit einem Energiepreisanstieg in
den kommenden Jahren zu rechnen ist;
x Verringerung des Energieverbrauchs (ggf. dokumentiert durch einen Energiepass) als
Wertsteigerung für die Immobilie bzw. für die Wohnung;
x Verbesserung des Wohnkomforts und des Raumklimas durch energetische Modernisierung
(beispielsweise Synergieeffekte der Wärmedämmung im Hinblick auf Bautenschutz sowie
Behaglichkeit);
x Entlastung der Umwelt durch Verminderung von Schadstoffemissionen und Verminderung
der Emission klimarelevanter Gase, hierunter der CO2-Emission.
Die Auswahl der Konstruktionen bietet neben den entwurflichen Festlegungen den größten
Gestaltungsrahmen für ökologisches Sanieren.
ROHBAUELEMENTE BAUSTOFFE
Untergeschoss
Fundamente unbewehrter Beton
Entwässerung Steinzeugrohre
Kellerboden gestampfter Lehmboden; Ziegelpflaster in Sand verlegt
UG - Umfassungswände Gewölbe aus Ziegeln; Mauerwerk aus Leichtbetonsteinen, Kalksandstei-
nen oder Ziegel
Decken über EG Gewölbe aus Ziegeln; Ziegel – Holzbalkendecken; Ziegeldecken
Erdgeschoss bis Dachgeschoss
Tragkonstruktionen Holzskelettkonstruktionen
Außenwände ausgefacht mit Strohleichtlehm, Blähtonleichtlehm in Gleit-
bauweise hergestellt; in Kalkmörtel vermauerte ungebrannte Ziegel oder
Leichtziegel
Mauerwerksbau
aus herkömmlichen Steinen mit Kalkmörtel gemauert 19
Trennwände Mauerwerk aus natürlichen Steinen mit hoher Dichte (Wärmespeiche-
rung)
Mauerwerk aus künstlichen Steinen z. B. Kalksandsteine und Ziegel mit
hoher Dichte
626 19 Ökologisches Sanieren
ROHBAUELEMENTE BAUSTOFFE
Erdgeschoss bis Dachgeschoss
Brandwände Gemauerte Wände aus künstlichen Mauersteinen; Ausführung entspre-
chend den Bauordnungen der Länder
Geschossdecken Holzbalkendecken mit sichtbarem oder verdecktem Gebälk und Ziegella-
gen (ungebrannt und gebrannt) zur Verbesserung der Luftschalldäm-
mung und des Feuerschutzes; Ziegeldecken
Dachdecken Holzkonstruktionen; Dachdeckung bei einer Neigung von
< 20° Dachbegrünung
> 20° Ziegeldeckung
Holzschutz Dachkonstruktion vorbeugend: künstliche Trocknung, bekämpfend:
Heißluftbehandlung, Fenster vorbeugend und bekämpfend: Borsalz-
imprägnierung; kein chemischer Holzschutz im Innenausbau
Die Gebäudehülle eines Hauses stellt die Begrenzung des beheizten Volumens dar, bestehend
aus Wänden und Fenstern, Decken bzw. Dach, Kellerdecke bzw. Bodenplatte. Auf der Basis
des Schichtaufbaus der Bauteile, der wärmetechnischen Eigenschaften der Baumaterialien
(Dicke und Wärmeleitfähigkeit der Materialien) und der Wärmeübergangseigenschaften in-
nen/außen wird der Wärmedurchlasswiderstand R bzw. der Wärmedurchgangskoeffizient U
(früher k) errechnet. Ein guter Wärmeschutz wird durch niedrige U-Werte erzielt, bzw. die
Bauteile weisen einen hohen Widerstand gegen Wärmeleitung auf.
Energiesparende Bauweisen bieten ein angenehmeres Raumklima als bisher übliche Neubau-
ten.
Positive Erfahrungen der Bewohner beziehen sich auf:
x Höhere Oberflächentemperaturen
Die Innenseiten von Außenwand, Dach, Bodenplatte und Fenstern sind deutlich wärmer.
x Weniger Zugluft
Fugen und Bauteilanschlüsse sind gut abgedichtet.
x Mehr Licht und Wärme
Große Fenster nach Süden führen zu Wärmegewinnen und zu einer guten Ausleuchtung
der Wohnräume.
x Bessere Luft
Durch den Einbau von Pollenfiltern in automatische Lüftungsanlagen kann die Luftqualität
deutlich verbessert werden.
Erste Anzeichen für gebäudebedingte Erkrankungen sind unspezifische Symptome wie Kopf-
schmerzen, Übelkeit, Schwindelgefühl, Hautreizungen, Schleimhautschwellungen, hohe In-
fektanfälligkeit, allergische und asthmaähnliche Beschwerden. Daneben werden in Innenräu-
men häufig auch Schadfaktoren mit Krebs erzeugendem Potential gefunden.
FRAGEBOGEN
Wenn Sie eine dieser Fragen mit JA beantworten können, sollten Sie mögliche Innenraumbelastungen als
Ursache für Ihre Beschwerden und Befindlichkeitsstörungen in Ihre Überlegungen mit einbeziehen.
Der Fragebogen erlaubt Laien die schnelle Einschätzung der Lage:
Beantworten Sie eine Frage mit JA, empfiehlt es sich, eine professionelle Innenraumbegehung mit Untersu-
chungen durchführen zu lassen.
Dann wird schnell klar, welchen Schadfaktoren die Bewohner des Hauses ausgesetzt sind und ob eine
gebäudebedingte Erkrankung möglich ist (Quelle Fragebogen: peridomus Institut Dr. Führer).
Innenraumexperten kennen die verschiedenen Schadfaktoren, die den Bewohnern eines Hauses
gefährlich werden können. Chemische Verbindungen, aber auch Schwermetalle und Reaktio-
nen verschiedener Verbindungen miteinander sind zu berücksichtigen. Des Weiteren gehören
zu den Schadfaktoren in Innenräumen alle Arten von Stäuben (an die häufig chemische Ver-
bindungen angelagert sind), ferner Geruchsauffälligkeiten sowie physikalische und biologische
Faktoren (Schimmelpilze, Bakterien).
Physikalische Faktoren
19
Zu den physikalischen Schadfaktoren im Haus gehören Elektrosmog, Lärm, Radioaktivität,
Radon und künstliche Mineralfasern inklusive Asbest. Gerade Letzteres ist in den vergangenen
Jahren häufig zum Auslöser größerer Sanierungsmaßnahmen geworden. Als preiswerte Welle
628 19 Ökologisches Sanieren
fand Asbest seinen Weg auf viele Dächer, als Platte sollte es beispielsweise altes Fachwerk
vor Witterung schützen.
Asbest ist als Krebs erzeugend bekannt und im Baubereich verboten!
Stäube
Bei den Stäuben unterscheiden Fachleute zwischen großen Stäuben, die teilweise schon in der
Nase gefiltert und wieder ausgestoßen werden, und so genannten lungengängigen Feinstäuben,
die bis in die Lunge dringen und dort Gesundheitsschäden auslösen können. Ob und wann
Stäube gesundheitsschädlich sind; das hängt von ihrer Zusammensetzung und der Größe der
Staubpartikel ab.
Biologische Schadfaktoren
Das Haus „lebt“ im wahrsten Sinne des Wortes. Unliebsame und lästige Mitbewohnern sind
Schimmelpilze, Bakterien, Hefepilze, Schädlinge und Milbe. Im Laufe der Jahrtausende hat
sich der Mensch zwar mehr oder weniger an die Störenfriede gewöhnt, lästig – und mitunter
auch gesundheitsschädlich – sind sie dennoch.
Schimmelpilze benötigen drei Dinge zum Gedeihen: Wärme, Feuchtigkeit und Nahrung, also
energiereiches organisches Material. In bewohnten Gebäuden sind Wärme und entsprechendes
Nährmaterial vorhanden, die notwendige Feuchtigkeit fehlt meist. Es reichen allerdings schon
einige Schäden, in denen Wasser durch ein defektes Rohr Wandbereiche durchnässt, um das
Wachstum von Schimmelpilzen auszulösen. Wasserschäden und Wärmebrücken bilden die
Hauptursache für Schimmelpilzbildung.
heiten diesen baulichen Bedingungen noch nicht angepasst. Die Folge sind oft hohe Luftfeuch-
tigkeiten und Stoffkonzentrationen in den Innenräumen. Bei unzureichender Lüftung gedeihen
Schimmelpilze, chemische Verbindungen bleiben lange in Innenraum. Darunter leiden die
Bewohner – gerade auch in neuen oder sanierten Häusern.
Zum gesunden Bauen gehört auch der Einsatz gesundheitlich möglichst unbedenklicher und
umweltschonender Baustoffe.
Laminat
Viele Bauherren entscheiden sich für Laminat, weil sie denken, es handele sich um einen ge-
sunden Holzboden. Das stimmt so aber nicht: Entgegen allgemeinen Vermutungen ist Lami-
natboden kein klassischer Holzboden, sondern eine Platte, die aus mehreren Schichten ver-
schiedenen Materials, nicht nur Holz, hergestellt und mit Kunststoff beschichtet wird. Laminat
ist mit naturbelassenem Holz also nicht zu vergleichen.
Naturfarben
Der Preis von Naturfarben kann zunächst Bedenken auslösen. Naturfarben sind zwar etwas
teurer sind hochwertige konventionelle, dafür reichen sie in der Regel für viel größere Flächen.
Das gleicht den Mehrpreis wieder aus.
Tapeten
Tapeten sind nicht unbedingt nötig zur Gestaltung der Wände. Vor allem Allergiker sind ohne
textile oder papierne Wandverkleidungen oft besser dran, denn manches Produkt hat Zusätze,
die nicht jeder verträgt. Wer dennoch mit Tapeten wohnen möchte, sollte sich für reine Natur-
produkte entscheiden – und den dazu passenden Kleister.
Volldeklaration
Unter dem Begriff Volldeklaration verstehen Fachleute die exakte Auflistung aller Inhaltsstof-
fe eines Produktes. Das bedeutet: Sämtliche Rohstoffe und chemische Verbindungen müssen
aufgelistet sein. Verallgemeinernde Hinweise sind nicht zulässig. Noch steckt die Volldeklara-
tion im Bereich der Baustoffe in den Kinderschuhen. Es liegt mit am Verbraucher, ob und
wann sie sich durchsetzt und damit die gesundheitliche Einschätzung eines Produktes oder
Baustoffes erleichtert.
Brandschutz
Nicht alle Naturdämmstoffe entsprechen den brandschutztechnischen Vorschriften. Sie werden 19
deshalb oft nachgerüstet – teilweise mit unproblematischen, teilweise mit gesundheitlich be-
denklichen Stoffen. Es empfiehlt sich deshalb, bereits bei der Bauplanung zusätzliche kon-
struktive Brandschutzvorrichtungen vorzusehen, damit die naturbelassenen Dämmstoffe auch
eingebaut werden können.
630 19 Ökologisches Sanieren
Das Bestreben der Gebäudeplaner ist es, in den kommenden Jahren den Gesamtenergie-
verbrauch kontinuierlich zu senken. Diese Vorhaben erreicht man durch den Bau bzw. die
Sanierung von Haustypen, die immer weniger Heizenergie verbrauchen.
Gebäude, die vor 1978 erstellt wurden, werden als Altbauten bezeichnet. Sie weisen einen
unzureichenden Wärmeschutz auf. Ziel der ökologischen Bauweise ist es, den Energiebedarf
zur Erzeugung der Raumwärme in Gebäuden, und damit auch die Schadstoffemissionen aus
Heizanlagen für die Umwelt zu reduzieren. Dies erreicht man durch die Einhaltung der in der
EnEV vorgeschriebenen Wärmedämmwerte für die Außenbauteile von Gebäuden. Weiterge-
hende und verbesserte Wärmeschutzmaßnahmen führen vom so genannten Niedrigenergie-
haus und zu dem Passivhaus.
Es existieren unterschiedliche Wege, um die Wärmeverluste aus einem Gebäude zu minimie-
ren und somit die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) zu erfüllen.
Gebäudekategorien:
Die verwendeten Begriffe der Haus-Anbieter für ihre Produkte sind sehr vielfältig (z. B. Nied-
rigenergiehaus, Energiegewinnhaus, Ökohaus, Drei-Liter-Haus, Ultrahaus, Hybridhaus, Pas-
sivhaus usw.). Verbindliche Kennwerte zum Heizwärme- bzw. Heizenergie- oder auch Primär-
energiebedarf sind diesen Begriffen oft nicht zugeordnet. Nur darüber sind Gebäude energe-
tisch vergleichbar.
Bisheriges Niedrig- x 25 % unter zulässigem Jahres-Heizwärmebedarf nach Wärme-
energiehaus: schutz-30–75 kWh/m²a, je nach A/V-Verhältnis) (Eigenheimzula-
gegesetz)
x heutiger Standard (Energiesparverordnung)
Energiesparhäuser x Häuser mit sehr gutem baulichen Wärmeschutz in Verbindung mit
60 bzw. 40 (KfW): effektiven Heizungs- und Lüftungsanlagen ggf. mit Wärmerück-
gewinnung
x Nachweis des Primärenergiebedarfs von 60 bzw. 40 kWh/m²a
(EnEV) für KfW-Förderung im Rahmen des KfW-Programms zur
CO2-Minderung erforderlich
19
19.4 Energiegerechte Gebäudeplanung 633
19.4.2 Niedrigenergiehaus
Der NEH-Standard erfordert keine andere Architektur und lässt sich bis auf die Ausnahme
einer exzessiven Glasarchitektur aus jedem Entwurf entwickeln, weil die Qualitätsverbesse-
rung im Bereich der Wärmedämmung und der Luftdichtheit anzustreben sind.
Die „Handschrift“ des Architekten bleibt also erhalten.
19.4.3 Passivhaus
Das Passivhaus stellt heute den (vorläufig) letzten Stand moderner Bautechnik dar. Fälschli-
19 cherweise wird es oft als „Haus ohne Heizung“ etikettiert, was nicht ganz korrekt ist, denn ein
Restheizwärmebedarf von 1,5 Liter Heizöl pro Quadratmeter und Jahr wird immerhin noch
ausgewiesen. Das ist nur noch etwa ein Viertel eines üblichen Niedrigenergiehauses nach der-
zeitigem Standard. Nach Angaben des Passivhaus-Instituts sind in Deutschland derzeit rund
1000 bewohnte Passivhäuser ausgewiesen. Damit ist Deutschland Spitzenreiter in dieser mo-
19.4 Energiegerechte Gebäudeplanung 635
dernen Bautechnik, gefolgt von Österreich und der Schweiz. Wobei es hierbei nicht nur um
einzelne freistehende Einfamilienhäuser geht, auch komplette Siedlungen, Wohnanlagen,
Schulen usw. entstehen in Passivbauweise. Was beweist, dass diese Bauweise nicht an eine
besondere Konstruktion gebunden ist. Der Passivhausstandard ist grundsätzlich mit jeder
Bauweise möglich.
Bild 19-6
Dachaufbau eines Passivhauses
Erkennbar ist eine große Bandbreite an Gestaltungsmöglichkeiten, abhängig von den Vorga-
ben des Dachausbaus.
Grundkonzeption
Deutschland hat in klimatisch unterschiedlichen Gebieten heiße Sommer, aber auch sehr kalte
Winter – bei zum Teil gleichzeitig vergleichsweise viel Sonnenschein. Die monatlichen Durch-
schnitts-Außentemperaturen liegen von Oktober bis April klar unter der Heizgrenze von
+12°C.
Fällt nun die Außentemperatur unter die Heizgrenze, springt der Kessel an. Im Winter gibt es
nicht nur niedrige durchschnittliche Temperaturen von bis zu -1,4°C wie in München, an we-
nigen Tagen gibt es auch extrem tiefe Außentemperaturen. Bei der Kesseldimensionierung
sind deshalb die Norm-Außentemperaturen von -10°C (z. B. Wiesbaden) über -14°C (z. B.
Dresden) bis zu -20°C (z. B. Oberstdorf) zu berücksichtigen.
Hauptgrund für die Notwendigkeit einer Heizungsanlage ist aber nicht die Tatsache, dass die
Außentemperaturen zu tief sind, sondern dass ein Gebäude zu wenig „eingepackt“ ist: Es fehlt
schlicht an ausreichender Wärmedämmung!
19
Der einmal gewählte Wärmedämm-Standard bleibt i. d. R. für Jahrzehnte bestehen und bei
fehlender oder zu wenig Dämmung muss zur Temperaturerhaltung eine Heizungsanlage instal-
liert werden. Selten aber planen Architekten und Bauherren für ein Gebäude einen besseren
Wärmedämm-Standard als den, der vom jeweiligen Gesetzgeber eines Landes vorgegeben ist.
636 19 Ökologisches Sanieren
Bild 19-8
Veranschaulichung der Planungs-
grundsätze für das energieeffiziente
Bauen
Dann jedoch ist eine Heizungsanlage unumgänglich. Das am häufigsten eingesetzte Heizungs-
system ist die Warmwasserzentralheizung (Öl- oder Gaskessel mit unterschiedlichsten Heizflä-
chen und einer Wärmeverteilung). Dabei sind in Altbauten im Durchschnitt 150 W/m², in
Neubauten 90 W/m² und in NEH 50 W/m² Wohnfläche an Kesselleistung (Heizlast) installiert.
Alle Wärmeverluste über die Gebäudehülle und die Lüftung werden derart stark verringert,
dass die max. Heizlast unter 10 W/m² liegt. Ein „aktives“ Heizsystem ist dann nicht mehr er-
forderlich.
Deshalb wird ein solches Gebäude Passivhaus genannt. Ein Vorteil: Die Investitionskosten für
die sonst übliche Heizungsanlage können eingespart werden!
Energiebilanz-Heizwärmekennwert
Das wichtigste Hilfsmittel bei der Planung eines Passivhauses ist die Erstellung der Wärmebi-
lanz des Gebäudes.
Mit dem Passivhaus Projektierungspaket (PHPP), basierend auf EN 832 einem gut eingeführ-
ten Berechnungsverfahren für Passivhäuser, steht dem Planer ein Werkzeug zur Verfügung,
mit dem die Energiebilanz und mithin die Funktionstüchtigkeit des entstehenden Passivhauses
vom ersten bis zum letzen Planungsschritt verfolgt werden kann. Hier fließen alle energetisch
relevanten Informationen über das entstehende Gebäude zusammen. 19
Die wichtigsten Verlustbeiträge, Transmissionswärmeverluste und Lüftungswärmeverluste,
stehen im Gleichgewicht mit den solaren Gewinnen, den internen Wärmequellen und dem
restlichen aufzubringenden Heizwärmebedarf. Die Transmissionswärmeverluste durch die
638 19 Ökologisches Sanieren
Materialien
Für die luftdichte Hülle sind drei Kategorien zu beachten: die luftdichte Fläche der Regelbau-
teile, Bauteilanschlüsse (Ortgang, Traufe, Fenstereinbau) und punktförmige Durchdringungen
(z. B. Kabeldurchführungen).
Tabelle 19-8 gibt einen Überblick über geeignete bzw. nicht geeignete Materialien für die
Konstruktion der luftdichten Hülle eines Gebäudes.
Selbstverständlich sind die Verarbeitungshinweise der Hersteller zu beachten.
19
642 19 Ökologisches Sanieren
Bild 19-9 Wandanschluss an der Hauskante. An der Außenwand wurde nur ein zusätzlicher
Steg eingefügt. Im Wesentlichen handelt es sich um eine geometrische Wärme-
brücke. Man beachte die Verklebung der luftdichten Beplankung in der inneren
Kante.
19
Bild 19-10 Traufe. Luftdichte Ebene wie beim Ortgangdetail. Der tragende Untergurt ist ge-
mäß den statischen Erfordernissen zu bemessen und zu detaillieren
19.4 Energiegerechte Gebäudeplanung 643
Energiesparhaus 60 Energiesparhaus 40
Anzahl Bewohner: 4 Personen 2 Personen
Wohnfläche: 155 m² 94 m²
Primärenergiebedarf: 59 kWh pro m² und Jahr 38 kWh pro m² und Jahr
Dämmung:
Wand 17,5 cm Mauerwerk 24 cm Leichthochlochziegel
12 cm Mineralfaserdämmung 20 cm Mineralfaserdämmung
Dach 20 cm Mineralfaserdämmung 40 cm Mineralfaserdämmung
19
644 19 Ökologisches Sanieren
Erneuerbare Energien sind durch die nachfolgend aufgeführten Schwerpunkte wesentlich ge-
kennzeichnet:
x immer noch zu hoher Energieverbrauch und dessen Reduzierung
x Schritte zur Reduzierung des Co2 Ausstoßes bis 2020
x Einsatz möglichst regenerativer Energien bei der Sanierung
x erneuerbare Energien: solarthermische Anlagen, Photovoltaik, Windenergie, Biomasse,
Geothermie und Wasserkraft
x direkte Nutzung der Sonnenwärme für thermische Solaranlagen
x Funktionsweise gebäudeintegrierter PV-Systeme
x nur noch bedingter Einsatz der (nicht regenerativen) Atomkraft
x Wirkungsweise, Eigenschaften, Vor- und Nachteilen von Windenergie, Biomasse, Geo-
thermie, Wasserkraft
x Kombination einer Pellet-Heizung mit einer Solaranlage
Stand
Zehn Millionen Tonnen Erdöl verfeuert die Menschheit am Tag, außerdem 12,5 Millionen
Tonnen Steinkohle und 7,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas – begleitet von der schleichenden
Gewissheit, dass die Vorräte in einige Jahrzehnten zu Neige gehen werden. Der Beginn des 21.
Jahrhunderts wird deshalb als „Epoche der Weichenstellung“ in Erinnerung bleiben. Scheitert
die Energiewende jetzt, ist der Verfall des Wohlstands fast unausweichlich. Drei Lager stehen
einander im Streit um die Zukunft gegenüber: Die Hardliner, die Energie wie bisher aus Öl,
Gas und Uran gewinnen wollen; die Gemäßigten, die auf keine Option verzichten wollen, und
eine Schule des „sanften Pfades“ die sich von den fossilen – nuklearen Konzepten abwendet
und die Zukunft in erneuerbaren Energien und mehr Energieeffizienz sieht. Bei Investitionen
in erneuerbare Energien ist die Bundesrepublik weltweit führend. Kein Land gewinnt so viel
Strom aus Wind wie Deutschland. Fast jedes fünfte Windrad weltweit stammt aus einer deut-
schen Werkshalle.
Allerdings gibt es ein (noch) bemerkenswertes Problem: Die deutsche Energiewende hat bis-
lang trotz Erneuerbare-Energien-Gesetz und Dreifachverglasung bis ins Gäste-WC etwas We-
sentliches versäumt: die Optimierung der Effizienz. Jeder einzelne Deutsche verbraucht immer
noch zu viel Energie.
Prognose
Allerdings sind inzwischen diese Probleme weltweit, auch bei den größten „Sündern“ wie
China und die USA bekannt (Tabelle 19-10).
19 So will die EU auf der Basis von 1990 den Ausstoß der Treibhausgase bis zum Jahr 2020 um
20 Prozent senken. Rund 30 Prozent sollen es werden, wenn andere große Industrienationen
mitziehen. Im selben Zeitraum sollen Biokraftstoffe auf 10 Prozent des Spritverbrauchs und
regenerative Energien auf 20 Prozent des Primärenergieverbrauchs ansteigen.
19.5 Erneuerbare Energien 645
Biomasse-Heizungen in Form von modernen Holzheizungen sind eine ökologisch und volks-
wirtschaftlich sinnvolle Alternative zu Heizungen mit fossilen Brennstoffen. Je nach Gebäude-
art und regionalem Standort ergeben sich sinnvolle Einsatzbereiche der verschiedenen Syste-
me. Stärkere Verbreitung finden Holz-Pelletkessel, die eine vollautomatisch geregelte
Verbrennung von Pellets erlauben und einer Ölheizung in punkto Bequemlichkeit kaum nach-
stehen.
Mit der Wärmepumpe kann die in Erdreich, im Wasser und in der Luft gespeicherte Sonnen-
energie für Heizzwecke nutzbar gemacht werden. Sie dient zur Warmwassererzeugung und zur
Heizungsunterstützung, bei optimalen Randbedingungen, z. B. Passivhausstandard, kann sie
einen herkömmlichen Heizkessel ersetzen.
Erneuerbare Energie (auch regenerative Energie genannt) stammt aus Quellen, deren Nutzung
nicht die Ressourcen des Ökosystems Erde belasten. Erneuerbare Energien sind z. B. Solar-
energie, Windkraft, Erdwärme und die Nutzung nachwachsender Biomasse; im Gegensatz zu
fossiler Energie und nuklearer Energie.
19.5.2 Solarenergie
Die Sonneneinstrahlung auf die Erde innerhalb von neun Minuten reicht theoretisch aus, um
den Weltenergiebedarf der Menschheit für ein Jahr zu decken.
Bild 19-12
Verlauf der Globalstrah-
lung der Sonne innerhalb
eines Jahres, aufgeteilt
in den diffusen und den
direkten Anteil
Die aktive und passive Nutzung der Sonnenenergie kann auf verschiedene Arten genutzt wer-
den.
x Flachdach am Haus oder Garage etc.
x Freifläche Garten, Terrasse
x Stellfläche für den Solarspeicher, z. B. Keller oder Dachboden
19 19.5.3 Solarthermie
Bei der Solarthermie gewinnt man mit so genannten Thermiekollektoren auf dem eigenen
Dach Wärme für die Trinkwassererwärmung und wahlweise auch zur Unterstützung der Hei-
zungsanlage. Die erzeugte Wärme wird in einem Solarspeicher gesammelt und bei Bedarf im
Haus genutzt. Eine optimale, für das Haus dimensionierte Anlage liefert Warmwasser und
19.5 Erneuerbare Energien 647
Heizungswärme und entlastet so die Öl- oder Gasheizung. Eine spezielle Anwendung der
Solarthermie stellt darüber hinaus die direkte Lufterwärmung mittels Warmluftkollektoren dar.
Eine thermische Solaranlage für die Wärmeerzeugung ist die effektivste Art, aktive Energie
gewinnen zu können.
Bild 19-13
Solarthermieanlage zur
Heizungsunterstützung
(Aufdachmontage)
Je mehr Sonneneinstrahlung auf die Thermiekollektoren trifft, desto größer ist die Wärmeleis-
tung. Im Idealfall zeigen die Kollektoren nach Süden. Ost- oder Westausrichtung ist ebenfalls
geeignet. Mit sechs Montagearten bietet die Firma Schüco für jedes Haus die passende Lö-
sung. An einer nach Süden ausgerichteten Giebelseite können die Kollektoren z. B. als Vor-
dach montiert werden.
Bild 19-14 19
Solarertrag in Abhängig-
keit von der Dachausrich-
tung
648 19 Ökologisches Sanieren
Kollektoren
Der Solarkollektor, Sonnenkollektor oder kurz Kollektor ist eine Einrichtung, die Sonnenstrah-
lung absorbiert, in Wärme umgewandelt und diese an einen strömenden Wärmeträger abgibt.
Der aktive Teil des Kollektors, in dem die Energieumwandlung und Wärmeübertragung statt-
findet, wird Solarabsorber und Absorber genannt. Für die Einsatzgebiete Warmwasserberei-
tung, Schwimmbaderwärmung, Heizung, kommen unter Wetterbedingungen mit hohem diffu-
sen, d. h. nicht konzentrierbaren Strahlungsanteil praktisch nur Kollektoren in Frage, die keine
Konzentration der Sonnenstrahlung bewirken. Ein zusätzlicher Vorteil dieser Kollektoren für
den Hausbereich ist, dass sie nicht der Sonne nachgeführt werden müssen und sich daher für
eine Integration in die Dach- oder Fassadenfläche besonders eignen.
Je nach Art der Maßnahmen zur Verringerung der Wärmeverluste und der Art des Wärmeträ-
germediums unterscheidet man verschiedene Kollektorbauarten.
Bild 19-15
Schematischer Aufbau eines
Flachkollektors
19
19.5 Erneuerbare Energien 649
Bild 19-16
Fassadenmontage
Der Einbau der Kollektoren kann bei den meisten Herstellern im Dach oder oberhalb der
Dacheindeckung erfolgen.
Bild 19-17 In-Dach-Montage eines Solar- Bild 19-18 Auf-Dach-Montage eines So-
kollektors larkollektors
Für die In-Dach-Montage müssen regen- und flugschneesichere Anschlüsse zwischen den
Kollektoren und der konventionellen Dacheindeckung sowie zwischen den benachbarten Kol-
lektoren hergestellt werden, die auch die Aufnahme von Wärmedehnungen ermöglichen sol-
len.
Bei der Auf-Dach-Montage bleibt die vorhandene Dacheindeckung erhalten. Die Kollektoren 19
werden mit Hilfe von Haltewinkeln und -profilen parallel zur Dacheindeckung befestigt.
Kollektorneigung und -ausrichtung sollten so gewählt werden, dass sich für den hauptsächli-
chen Nutzungszeitraum eine hohe Sonnenbestrahlung ergibt. Eine optimale Orientierung wird
sich bei Schrägdächern jedoch häufig nicht realisieren lassen, da für die Festlegung der Aus-
richtung und Neigung des Daches vielfach andere Kriterien ausschlaggebend sind.
650 19 Ökologisches Sanieren
Bild 19-19
Sonnenbestrahlung eines
nach Süden ausgerichteten
Kollektors im Sommer- und
Winterhalbjahr bei unter-
schiedlichen Neigungswin-
keln
19.5.4 Photovoltaik
19 Die Anwendungsmöglichkeiten der Photovoltaik sind vielfältig und reichen von der Versor-
gung individueller Einzelverbraucher bis zur Versorgung ganzer Siedlungen. Moderne Photo-
voltaik-Module sind seit vielen Jahren technisch ausgereift und werden mit Leistungsgarantien
von 20 und mehr Jahren angeboten. Technisch gesehen sind Solarzellen die eleganteste und
umweltfreundlichste Methode der Stromerzeugung, die heute zur Verfügung steht. Mit zirka
30 m² Photovoltaik-Modulfläche lässt sich rechnerisch bereits der gesamte Stromverbrauch
19.5 Erneuerbare Energien 651
eines durchschnittlichen Haushalts erzeugen. Einen besonderen Anreiz für die Errichtung einer
netzgekoppelten Photovoltaik-Anlage auf dem eigenen Dach bietet das Erneuerbare-Energien-
Gesetz (EEG). Die darin geregelte Vergütung für den in das öffentliche Netz eingespeisten
Solarstrom sorgt langfristig für die Rentabilität der Anlage.
Organisatorische Vorbereitungen
Für die Errichtung einer PV-Anlage muss der Bauherr eine Reihe organisatorischer Maßnah-
men ergreifen und Entscheidungen treffen, die in Tabelle 19-11 zusammengestellt sind.
Bild 19-21 19
Einfluss des Neigungswin-
kels und der Himmelsrich-
tung auf die jährliche relative
Sonnenbestrahlung eines
PV-Generators
652 19 Ökologisches Sanieren
Himmelsorientierung
Die PV-Generatorfläche sollte so ausgerichtet werden, dass die von der Sonne über ein Jahr
eingestrahlte Energie möglichst groß ist. Für einen schattenfreien Standort hängt die Höhe der
eingestrahlten Energie von der Neigung und von der Himmelsrichtung der Generatorfläche ab.
Bild 19-21 zeigt den Einfluss des Neigungswinkels und der Himmelsrichtung auf die jährliche
Sonnenbestrahlung eines PV-Generators.
Leistungsfähigkeit
Die Leistungsfähigkeit einer Photovoltaik-Anlage wird in kWp (Kilowatt/peak) angegeben.
„Peak“ (engl. Höchstwert, Spitze) bezieht sich auf die Nennleistung bei STC-Bedingungen
19.6 Funktionsweise der solaren Stromgewinnung 653
(Standard Test Conditions), die als internationaler Standard festgelegt wurden. Die Normie-
rung dient zum Vergleich verschiedener Solarzellen oder -module.
In vielen Fällen ergibt sich aus der verfügbaren Fläche für den PV-Generator die Leistungs-
grenze. Je kWp muss grob mit einer PV-Generatorfläche vom 10 m² gerechnet werden. Bei
PV-Anlagen für private Wohnhäuser erweist es sich meist am zweckmäßigsten, die PV-
Module auf Dachflächen anzubringen. Aus Kostengründen ist eine geschlossene, an keiner
Stelle beschattete Dachfläche erforderlich, die in Himmelsrichtung und Dachneigung so ausge-
richtet ist, dass möglichst der maximal erreichbare Energieertrag erzielt wird.
x netzgekoppelte Systeme, die den Strom in das vorhandene Stromnetz einspeisen bzw. bei
Bedarf aus dem Netz entnehmen und bei denen Produktionsschwankungen nicht ins Ge-
wicht fallen.
x Inselsysteme (auch: stand-alone-Systeme), die unabhängig vom Stromnetz sind und Kom-
ponenten zur Stromspeicherung benötigen, um Versorgungssicherheit bei schwankendem
Energieertrag zu gewährleisten.
Sondermodule
Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von multifunktionalen PV-Modulen, insbesondere sind
folgende Varianten erhältlich:
x Dachziegel mit PV
x Dachsteine mit PV
x Dachschindeln mit PV
x Sonnenschutzsysteme mit PV
x PV-Bauteile (z. B. Balkonbrüstungen oder Fensterläden)
x Module mit integrierter Beleuchtung
Auch Module mit individueller farbiger oder semitransparenter Gestaltung sind machbar, aber
durch zusätzliche Materialien und/oder Arbeitsschritte deutlich teurer als Standardanfertigun-
gen.
Gebäudeintegration
Die Gebäudeintegration von Photovoltaik vollzieht sich im Spannungsfeld von Nutzeranforde-
rungen und verfügbarem Budget und erfolgt auf drei Ebenen:
x Bautechnisch/funktional
x Elektro-/energietechnisch 19
x Ästhetisch/gestalterisch
Die ästhetische Gestaltung hat großen Einfluss auf die allgemeine Akzeptanz von Solaranla-
gen, wie inzwischen durch entsprechende Studien und Befragungen bewiesen wurde. Solaran-
lagen sollten deshalb nicht allein als technologische Elemente verstanden werden, die man
654 19 Ökologisches Sanieren
Dachgestaltung
Dächer sind gewöhnlich die am wenigsten verschatteten Gebäudeteile, so dass sie sich bevor-
zugt für die Installation von PV-Systemen anbieten, zumal in der Regel auch gerade hier aus-
reichend große Flächen für die solare Stromerzeugung verfügbar sind.
Bezüglich der Module, Konstruktion und Montagesysteme werden drei Anwendungsbereiche
unterschieden:
x Flachdächer
x Schrägdächer
x Glasdächer/Oberlichter
Das zusätzliche Gewicht der PV-Anlagen stellt meist kein statisches Problem dar, so dass
19 normalerweise keine Veränderungen an der bestehenden Dachkonstruktion vorgenommen
werden müssen. Selbst gewölbte Dächer, z. B. Tonnendächer, können mit Photovoltaik aus-
gestattet werden. In solchen Fällen kommen beispielsweise gebogene Module mit eingebette-
ten flexiblen Solarzellen oder PV-Folien zum Einsatz.
19.6 Funktionsweise der solaren Stromgewinnung 655
Auch kleinere Flächen auf Dachgauben (z. B. Schleppgauben) können für die PV-Installation 19
genutzt werden. Dies stellt häufig eine aus gestalterischer Sicht gute Lösung dar, wenn die
Modulfläche deutlich von der übrigen Dachfläche abgegrenzt werden soll. Grundsätzlich gilt
jedoch, dass ein PV-System – unter Berücksichtigung eines optimalen Sonneneinfallswinkels –
umso wirtschaftlicher ist, je größer seine Fläche und je einfacher seine Montage ist.
656 19 Ökologisches Sanieren
Einen Überblick über das Einsparungspotential eines Hauses mit gleicher Wohnfläche als
unterschiedlicher Photovoltaikausgestaltung zeigt das nächste Bild:
Wichtig ist auch die Ausrichtung der Anlagen. Optimale Energieträger werden bei einer Anla-
genausrichtung nach Süden und einem Winkel von 30 ° zur Horizontalen erzielt. Davon ab-
weichende Ausrichtungen haben etwas geringere Ertragswerte.
Bild 19-24
Montagemöglichkeiten für Anlagen
19
19.6 Funktionsweise der solaren Stromgewinnung 657
Bei der Wahl des Systems sollte auch auf die Anordnung und bauliche Integrationsmöglichkeit
anderer elektrischer Komponenten wie. z. B. der an der Rückseiten der Module befestigten
Anschlussdosen geachtet werden. Alle Systemkomponenten sollten zudem für eine Wartung
und ggf. Reparatur möglichst einfach zugänglich sein; teilweise sind hierfür eigene Arbeits-
und Laufstege erforderlich.
An den Stellen, an denen das Tragsystem im Dachaufbau verankert wird, sind exakte An-
schlüsse und gute Abdichtung von besonderer Bedeutung.
Bei Installation auf Gründächern muss zusätzlich gewährleistet sein, dass die Begrünung die
Module nicht verschattet. Zusätzlich müssen die Module so aufgeständert bzw. montiert wer-
den, dass sie sich nicht gegenseitig verschatten; d. h. es muss auf einen ausreichenden Abstand
zwischen ihnen geachtet werden.
19
Neue Wege in der Solarstromerzeugung
Die nachfolgende aufgeführte Ausführung befindet sich in der Phase der konstruktiven Reife
und stellt daher nur eine Möglichkeit neuer Wege in der Solarstromerzeugung dar.
658 19 Ökologisches Sanieren
Anders als bisher werden nicht einzelne Module am Dach bzw. an der Fassade angebracht,
sondern ein komplettes Energiefeld montiert. Das Dach dient also nicht in Teilbereichen zur
solaren Energiegewinnung, sondern als Ganzes, und wird dabei komplett neu gestaltet.
Das Energiefeld besteht aus hochwertigen kristallinen Siliziumsolarzellen, besonderen Ele-
menten für die Randabschlüsse (Traufe, First, Ortgang) und Blindelementen, die in verschatte-
ten Bereichen zum Einsatz kommen.
Die einzelnen Module – die so genannten Energieeinheiten – weisen eine glatte homogene
Oberfläche auf. Sie sind rahmenlos ohne sichtbare Befestigungselemente – anders als bei gän-
gigen Modulen wird auf Alurahmen oder Laminatklammern verzichtet. Das System ist frei
skalierbar und passt sich so an jede Gebäudefläche an. Es kann als Dach-, Fassaden-, Brüs-
tungselement- aber auch als Eingangsüberdachung oder Oberlichtverglasung eingesetzt wer-
den.
19.6.1 Windenergie
Die Überlegung, den Wind zu nutzen, hat schon immer die Gedanken der Menschen beflügelt.
19.6 Funktionsweise der solaren Stromgewinnung 659
Bild 19-26
Anteile erneuerbarer Energien an der Gesamtstromerzeugnis
in Deutschland 2006
Mittlerweile dominiert in Europa der Bau von Windparks bei Neuinstallationen. Beim Aus-
tausch alter, kleinerer Anlagen durch moderne, leistungsstärkere werden auch Einzelanlagen
gebaut (Repowering). Windenergieanlagen bilden die ideale Basis für einen Energiemix mit
anderen regenerativen Energieträgern im Stromverbund oder beim Einsatz in Inselsystemen.
19
Bild 19-27
Windpark in der Ostsee
660 19 Ökologisches Sanieren
75 Millionen Kilowattstunden erzeugte die Anlage von Middelgrunden bei Kopenhagen 2007.
Das entspricht dem Verbrauch von 20.000 Haushalten oder drei Prozent des gesamten Ener-
giebedarfs der dänischen Hauptstadt. Offshoreanlagen großen Ausmaßes werden fast nur noch
von Energiekonzernen geplant; immerhin kostet ihre Errichtung bis zu einer Milliarde Euro.
19.6.2 Biomasse
Vergilbtes Laub, Rasenschnitt, Holzreste aber auch Mais-Schnitzel oder Roggen – Biomasse
umfasst alle Arten pflanzlicher Organismen. Ihre Molekülstruktur enthält Kohlenstoff und
Wasserstoff – die Trägerelemente von Energie. Die Eigenschaft Biomasse ist gespeicherte
Sonnenenergie. Dabei wird soviel Kohlendioxid frei gesetzt, wie die Pflanze zuvor während
ihres Wachstums durch die Photosynthese aus der Atmosphäre aufgenommen hat. Die CO2 –
Bilanz ist daher neutral, abgesehen von der Energie, die aufgewendet werden muss, um die
Bio-Pflanzen zu kultivieren, zu ernten und zu verarbeiten.
Biomasse ist bereits heute der wichtigste erneuerbarer Energieträger Deutschlands. Allerdings
könnte bei einem weiteren Ausbau der Biomasse-Einsatz durch die nötige Nutzung von Fel-
dern und Wälder an seine Grenzen stoßen.
Biomasse ist unterschiedlich verwendbar. So kann durch Gärung Bioethanol und durch Ver-
faulen Biogas erzeugt werden. Die Eigenschaften des Biogases gleichen denen des Erdgases.
Eine grobe Landvermessung des Globus lässt ahnen, welche Wucht in dem Thema steckt:
Nach einer Schätzung der UNO-Agrarbehörde FAO stehen für weltweit 6,5 Milliarden Men-
schen etwa 5 Milliarden Hektar bereits erschlossenes Acker- und Weideland zur Verfügung.
Der jährliche Hektarertrag aus Energiepflanzen erreicht Spitzen von über 20 Tonnen Tro-
ckenmasse, etwa in Form von Schilfgras. Das entspricht einem Heizwert von etwa 9000 Liter
Erdöl.
19
Bild 19-28
Botanischer Brennstoff
– Jahreserträge aus
einem Hektar Anbau-
fläche
19.6 Funktionsweise der solaren Stromgewinnung 661
Bild 19-29
Herstellung und
Verwendung von Biogas
19
Stückholz und Hackschnitzel
Rund 51 MWh Wärme werden 2008 mit Holzenergie gewonnen. Rund 7 Millionen Kamin-
und Kachelöfen gibt es dafür in privaten Haushalten. Hinzu kommen etwa 9.000 Pelletshei-
zungen. Ebenso interessant sind für viele Landwirte größere Biomasseheizkraftwerke, in denen
sich Strom und Wärme erzeugen lassen. Derzeit dienen dazu vor allem Altholz sowie Säge-
662 19 Ökologisches Sanieren
restabfälle. Mit zunehmender Zahl könnte aber auch Schwachholz aus dem Forst interessant
werden. Rund 60 Millionen Kubikmeter Holz wachsen derzeit in deutschen Wäldern nach,
wovon nur 40 Millionen genutzt werden. Der DBV sieht demnach ein Potenzial von zusätzli-
chen 20 Millionen Kubikmeter, die zukünftig naturverträglich entnommen werden könnten.
19.6.3 Geothermie
Die geothermische Energie (Erdwärme) der oberen Bodenschichten bis etwa 100m Tiefe ist in
Oberflächennähe gespeicherte Sonnenenergie, in tieferen Schichten Wärmeenergie aus dem
Erdinneren. Der Wärmeinhalt der Erde würde den heutigen Weltenergiebedarf für 30 Millio-
nen Jahre decken, denn pro Liter „Erdinnenraum“ sind im Mittel 2,6 KWh Energie gespei-
chert.
In Mitteleuropa nimmt die Temperatur in den obersten Erdschichten durchschnittlich um 3 °C
pro 100 m zu. Im obersten Erdmantel herrschen etwa 1.200 °C, im Erdkern sind es wahr-
scheinlich 6.000 °C. Unmittelbar an der Erdoberfläche werden die Temperaturen fast aus-
schließlich durch die Sonne bestimmt. Da der Boden die Wärme jedoch schlecht leitet, ist
spätestens unterhalb von 15–20m Tiefe kein Einfluss der Sonne mehr festzustellen.
Im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energieträgern besitzt die Geothermie einen bedeuten-
den Vorteil: Sie steht unabhängig von Tages- und Jahreszeit oder den herrschenden Klimabe-
dingungen immer zur Verfügung, benötigt keine aufwändigen Transportsysteme und verur-
sacht keine direkte CO2 Emission.
In Deutschland wurden 2006 rund 700 Megawatt umweltfreundliche Wärme auf der Basis der
Geothermie erzeugt. (Weltweit ~ 25.000 Megawatt)
Bild 19-30
Erdwärmeheizungen
Zur Gewinnung der unerschöpflichen Ressourcen verfügt Deutschland über ein funktionsfähi-
ges und technologisch ausgereiftes System an Wärmepumpen. Wärmepumpen verbrauchen
weniger Primärenergie und sind auch hinsichtlich der CO2-Emissionen günstiger als konventi-
19 onelle Öl- oder Gasheizungsanlagen. Betrachtet man weitere Schadstoffemissionen wie
Schwefeldioxid, Stickoxide und Staub, so zeigt sich, dass Wärmepumpen besonders im Ver-
gleich zur Ölzentralheizung den Schadstoffausstoß erheblich reduzieren.
19.6 Funktionsweise der solaren Stromgewinnung 663
Wärmepumpenheizungen sind in der Anschaffung teurer als konventionelle Öl- oder Gashei-
zungen. Durch deutlich niedrigere Energie- und Betriebskosten in den folgenden Jahren sind
sie jedoch langfristig auch wirtschaftlich attraktiv.
Die Installation einer Wärmepumpe ist durch den zuständigen Energieversorger (Bau-
amt/Landratsamt) zu genehmigen.
Oberflächennahe Geothermie
Die ersten hundert Meter Tiefe lassen sich bereits geothermisch nutzen, obwohl dort nur Tem-
peraturen von 8-12°C herrschen. Man benötigt zusätzlich nur eine erdgekoppelte Wärmepum-
pe, um die für die Wärmeversorgung notwendigen höheren Temperaturen zu erzeugen. Erdge-
koppelte Wärmepumpen sparen Primärenergie.
Erdwärmekollektoren:
In einer Tiefe von etwa 80-160cm werden Wärmetauscherrohre aus Kunststoff horizontal im
Boden verlegt: Über eine zirkulierende Wärmeträgerflüssigkeit wird dem Boden die Wärme
entzogen und mittels einer Wärmepumpe auf das benötigte Temperaturniveau angehoben.
Erdwärmesonden:
Die Sonden sind senkrechte, meist 30 bis 100m, selten auch tiefere Bohrungen, in die gewöhn-
lich Kunststoffrohre installiert werden. Sie bilden in Mittel- und Nordeuropa die häufigsten
Anlagentypen. Die mit einer Wärmeträgerflüssigkeit gefüllten Sonden heizen oder kühlen in
Verbindung mit einer Wärmepumpe einzelne Wohngebäude, Büro- und Gewerbebauten oder
sogar ganze Wohnanlagen. 19
664 19 Ökologisches Sanieren
Grundwasserwärmepumpen:
An geeigneten Standorten lässt sich Grundwasser über Brunnen entnehmen und direkt zur
Wärmepumpe bringen. Es muss jedoch wieder in den Untergrund eingeleitet werden, sodass
neben Förderbrunnen auch sogenannte Schluckbrunnen einzurichten sind.
Bild 19-32
Funktionsweise einer Kompressions-
Wärmepumpe
Speichergeothermie
Der Erde kann nicht nur Wärme entzogen, in ihr kann auch Wärme gespeichert werden.
Erdwärmesondenspeicher
Eine Wärmepumpenheizung mit Erdwärmesonden zählt zu den effizientesten Heiztechniken,
die derzeit eingesetzt werden. Gegenüber Flächen – Wärmekollektoren bieten diese Tiefenboh-
rungen einige Vorteile. Beispielsweise kühlt der Gartenboden rund ums Haus nicht aus und die
Temperatur ist umso gleichmäßiger, je tiefer die Sonden eingebracht werden. Erdwärme lässt
sich auf diese Weise auch nutzen, wenn nicht genügend Fläche um das Haus herum vorhanden
ist.
Nach dem Einbringen der Bohrungen – in Deutschland liegen die Bohrungen üblicherweise
19 zwischen 50 und 160 m wobei auch größere Tiefen möglich sind.
Das Prinzip der über 400m tiefen Erdwärmesonden wurde Anfang der 90er Jahre erstmals in
der Schweiz erprobt. Damals wollte man alte Bohrungen, z.B. aus der Erdöl- und Erdgassuche
weiternutzen. Seit 1994 wird eine fast 3.000m tiefe Erdwärmesonde auch in Prenzlau (Bran-
19.6 Funktionsweise der solaren Stromgewinnung 665
denburg) unter Nutzung einer schon vorhandenen Bohrung betrieben. Die gewonnene Energie
wird in das Fernwärmenetz der Stadtwerke eingespeist.
Das in die Bohrung eingebrachten Wärmeaustauscher – Rohr muss nunmehr durch Verfüllung
des Bohrlochs geschützt werden.
Während Baumaterialien üblicherweise eine möglichst hohe Wärmedämmung besitzen sollen,
ist hier eine ausgeprägte Wärmeleitfähigkeit erwünscht, damit die Wärme aus der Erde mög-
lichst effektiv in den Kollektor übergeleitet werden kann.
Dafür wurde der neuen Trockenmörtel Thermo-Cem (Heidelberger Cement) entwickelt.
19
Dessen Wärmedurchgangswert ist mit 2,0 W/mk etwa doppelt so hoch wie herkömmliche
Verfüllbaustoffe. Der Baustoff ist aus natürlichen Baustoffen ohne chemische Additive ge-
mischt und kann deshalb ohne weiteres auch in Wasserschutzzonen verbaut werden. Er ist
auch (bedingt) gegen sulfathaltige Wässer beständig.
Aquiferspeicher
Verfügt man im Untergrund über eine wasserführende Schicht, in der das Wasser nicht oder
kam fließt, kann man nur diese zur direkten Wärmespeicherung nutzen. Einen solchen Aqui-
ferspeicher gibt es z. B. am Gebäude des Berliner Reichtags (s. Bild 19-33). Strahlt Wärme auf
die Reichstagskuppel, wird überschüssige Wärme in einem Wasserreservoir 300 Meter unter
dem Gebäude zwischengelagert. Drei Viertel der Energie können im Winter zum Heizen zu-
rückgewonnen werden. Winterkälte dagegen wird in 60 Meter Tiefe gespeichert und kühlt im
Sommer.
Tiefengeothermie
In Deutschland entstehen (und entstanden) geothermische Heizwerke dort, wo es im Unter-
grund Thermalwasser gibt (z. B. Norddeutsche Tiefebene, Oberrheintal, Bayern).
Das warme und heiße Wasser wird über eine Tiefbohrung an die Oberfläche gefördert, abge-
kühlt und über eine weitere Bohrung wieder in den Untergrund zurückgeleitet, und zwar in die
Schicht, aus der es auch entnommen wurde. Auf diese Weise wird das hydraulische Gleichge-
wicht im Untergrund erhalten und das Thermalwasservorkommen nicht leer gepumpt. Die aus
dem Wasser gewonnene Wärme wird in ein Fernwärmenetz übertragen. Ein solches Wärme-
versorgungssystem mit zwei Bohrungen nennt man eine geothermische Dublette. In Deutsch-
land sind sie zwischen 800 und 3.200m tief. Geothermische Heizwerke können über eine in-
stallierte Leistung von mehr als 20 Megawatt verfügen und mehrere tausend Wohnungen mit
Wärme versorgen.
19
Bild 19-34
Funktionsweise einer Dublettenanlage
19.6 Funktionsweise der solaren Stromgewinnung 667
Bild 19-35
Verfahren zur Energiegewinnung aus Erdwärme
(HDR – Verfahren)
19.6.4 Wasserkraft
Seit Jahrtausenden nutzt der Mensch die Bewegungsenergie und die Fallhöhe von Wasser. In
Deutschland wird heute mit rund 5 % Wasserkraft der größte Anteil erneuerbarer Energien an
der Stromproduktion erreicht (weltweit ca. 18 %) jährlich werden rund 25 Mrd. kWh Strom
19
Bild 19-36
Wasserkraftwerke
668 19 Ökologisches Sanieren
Laufwasserkraftwerke Speicherkraftwerke
Wasserkraftwerke bieten oftmals einen Speicherkraftwerke nutzen das hohe Gefälle
Mehrfachschutz, da sie neben der Strom- und die Speicherkapazität von Talsperren
produktion z. B. auch die regionale Was- und Bergeseen zur Stromerzeugung. Spei-
serversorgung und die Nahrungsmittelpro- cherkraftwerke können sowohl zur Deckung
duktion unterstützen können oder helfen, der elektrischen Grundlast als auch im Spit-
Flutkatastrophen einzugrenzen. Laufwas- zenlastbetrieb eingesetzt werden. Pumpen-
serkraftwerke nutzen die Strömung eines speicher-Kraftwerke dienen der Zwischen-
Flusses oder Kanals zur Stromerzeugung. speicherung von in Schwachlastzeiten er-
Charakteristisch ist eine niedrige Fallhöhe zeugtem Strom, der zu Spitzenlastzeiten
bei relativ großer, oft jahreszeitlich mehr über Turbinen wieder an das Netz abgeben
oder weniger stark schwankender Wasser- wird.
menge. Die Anlagen werden aus wirtschaft-
lichen Gründen oft in Verbindung mit
Schleusen gebaut.
Holz ist ein Brennstoff der CO2-neutral verbrennt, denn beim Verbrennen wird nur so viel
Kohlendioxid freigesetzt, wie die Pflanze während des Wachstums gebunden hat. Würde man
das Holz im Wald langsam verrotten lasse, würde dieses Kohlendioxid auch freigesetzt werden
– die CO2-Bilanz bleibt also unverändert.
Der Brennstoff Holzpellets besteht aus naturbelassenem Restholz (Säge- oder Hobelspäne) und
wird nur mit Druck und natürlichen Holzharzen als Bindemittel zu zylindrischen Presslingen
geformt.
Die Pellets verbrennen fast vollständig und hinterlassen nur ca. 0,5 % Asche, die obendrein ein
hochwertiger Dünger ist. Das macht im Jahr (für ein Gebäude mit 10 kW Heizwärmebedarf
und 9m³ Pelletsverbrauch) nur etwa 5 Eimer Asche.
Die Pellets-Heizung kann als eine der wenigen regenerativen Energietechniken gelten, die als
Alternative zu einer Öl- oder Gasheizung im Ein- und Zweifamilienhaus einsetzbar ist.
19 Pellets-Heizungen bieten einen komfortablen Betrieb und arbeiten – bei einer selbstständigen
Beschickung – sogar vollautomatisch. Die Holzpellets werden mit einem Tanklastzug vor Ort
geliefert und direkt in den Lagerraum oder in den Gewebetank eingeblasen. Eine ideale Kom-
bination stellt die Verbindung einer Pellets-Heizung mit einer Solaranlage dar.
19.6 Funktionsweise der solaren Stromgewinnung 669
Mindestens 4 Sonnenkollektoren (1) und ein Kamin- oder Kachelofen-Heizkessel (2) versor-
gen den Combispeicher (3) mit umweltfreundlicher Sonnenenergie. Der Kamin- oder Kachel-
ofen-Heizkessel produziert die Hälfte seiner erzeugten Energie als Wärmestrahlung und
Warmluft für die direkte Beheizung des Aufstellraumes. Die andere Hälfte der erzeugten E-
nergiemenge wird als warmes Wasser in den Kombispeicher eingespeist und dort zur Warm-
wasserbereitung (4) oder zur Beheizung anderer Räume, wie Küche oder Bad (5), genutzt.
Nicht verbrauchte Energie verbleibt im Kombispeicher bis zum Verbrauch am nächsten Tag.
In einem modernen Niederenergiehaus kann der gesamte Wärmebedarf für Heizung und
Warmwasser durch die Kombination einer Solaranlage und eines Kamin- oder Kachelofen-
Heizkessels gedeckt werden. In normal isolierten Häusern können die Solaranlage und der
Kamin- oder Kachelofen-Heizkessel mit dem vorhandenen Heizsystem kombiniert werden.
Der Öl-/Gas-Kessel (6) geht dann nur noch in Betrieb, wenn die Sonne und das Holz nicht
genügend Energie produzieren.
19
a) b)
Bild 19-38 Heizkessel; a) Kachelofenheizkessel, b) Kaminfeuerkessel
670 19 Ökologisches Sanieren
Angeboten werden auch Kombigeräte, bei denen wahlweise automatisch mit Pellets oder ma-
nuell mit Stückholz geheizt werden kann.
Bild 19-39
Abriss einer mehrge-
schossigen Platten-
bauzeile
Damit soll auch begrifflich zum Ausdruck gebracht werden, dass veränderte Rahmenbedin-
gungen und Notwendigkeiten zur Wiederverwendung neue „Abbruchtechnologien“ erfordern.
So geht man vom konventionellen Abbruch (möglichst schnelle Beseitigung der gesamten
Bausubstanz mit wenig differenzierten Teilschritten) – immer mehr zum Rückbau über, wo
eine Trennung der Bauteile und Baustoffe zur Verbesserung der Recyclingmöglichkeiten und
Senkung der Entsorgungskosten erfolgt.
Beim zerstörungsfreien Ausbau kompletter Bauteile zur Wiederverwendung spricht man sogar
von einer „recyclinggerechten Demontage“
Recycling ist die stoffliche Verwertung von Produkten, Teilen oder Stoffen aus Produkten
19 nach ihrem Gebrauch sowie von Produktionsausschuss, Reststoffen und produktionsspezifi-
schen Abfällen in Kreisläufen, um daraus erneut Produkte oder Produkteinsatzstoffe herzustel-
len.
Der VDI (Verband deutscher Ingenieure) präzisiert die Definition und setzt Recycling als
Oberbegriff für vier Teilbereiche:
19.7 Rückbau aus sanierungstechnologischer Sicht 671
Rückbau ist demnach ein stufenweiser Gebäudeabriss, der die Beeinträchtigungen für das
Umfeld minimiert und zugleich den Erhalt von Teilen der Gebäudesubstanz ermöglicht sowie
auch eine Wiederverwendung bzw. Verwertung der anfallenden Materialien möglichst voll-
ständig gestattet.
Ein so genannter „kontrollierter Rückbau“ beachtet noch stärker abfallwirtschaftliche und
umweltrelevante Aspekte. Für innerstädtische Abrissmaßnahmen sowie bei Fertigteilbauwer-
ken eignet sich das Verfahren besonders, z. B. bei Teilabbrüchen oder zur Beseitigung von
Gebäudepartien aus zusammenhängender Bebauung.
Konkrete Aussagen sind nur nach einer gebietskonkreten Prüfung möglich. Im Prinzip geht es
um
x Auflockerung der Bebauungsdichten,
x flächenhaften Abriss und Stilllegung ungenutzter Bestände.
Bild 19-40
Rückbau der Universität
Leipzig
Das maßgebliche Kernstück der Rückbauplanung ist jedoch die Ausarbeitung der Rückbau-
strategie. Nach Klärung infrage kommender Entsorgungswege sowie der Zusammenstellung
der Arbeits- und Emissionsschutzmaßnahmen beinhaltet diese die Grundlage der späteren
Aufstellungen der Ausschreibungsunterlagen.
Beispiele:
x Sammeln und Sortieren freiliegender Abfälle
x Beseitigen der Asbeststäube
x Absaugen schwermetallbelasteter Stäube von Fußboden, Maschinenteilen, Rohrleitungen
und Dachkonstruktionen
x Demontage der Produktionsanlagen
x Absaugen von Restöl aus Maschinenteilen
x Demontage der Transformatorenanlagen, Absaugen der Kühlflüssigkeiten
19 x Demontage der mit Phenolharzrückständen verkrusteten Rohrleitungen
x Ausbau von asbesthaltigen Dichtungen der Dampf-Rohrleitungen
x Ausmeißeln von Schlacke und Auskleidungen aus Gießpfannen und Schmelzöfen
x Auskernen der Produktionshallen und Werkstätten
x Ausfräsen der Innenwandung von Kaminen
x Abfräsen des schwermetallbelasteten Mauerwerks
19.8 Normen, Richtlinien, Merkblätter 673
PHASE RÜCKBAUPLANUNG
RÜCKBAUSTRATEGIE
19.9 Bildquellenverzeichnis
Quelle Bild
19
20 Bautechnischer Artenschutz
Sanierungsbedürftige Gebäude verfügen oft über konstruktiv bedingte, nach außen nicht mehr
abgeschlossene Hohlräume. Solche und andere Bereiche werden gern von gebäudeabhängigen,
geschützten Vögeln, Fledermäusen und Hautflüglern besiedelt. In Verbindung mit Nahrung
bietenden Biotopstrukturen, selbst bis in die Zentren der Großstädte hinein, sind dann oft op-
timale Lebensgrundlagen gegeben. Die Brisanz dieser Situation sei an zwei Beispielen ver-
deutlicht:
An einem sanierungsbedürftigen Mehrfamilienhaus in Markkleeberg bei Leipzig brüteten im
Jahr 2007 mehr als 36 Mauerseglerpaare im Gesimsbereich (Bild 20-1). Oder in einem für den
Abriss vorgesehenen Heizkraftwerk im Landkreis Leipziger Land wurden zwei Turmfalken-
und fünf Hausrotschwanzbruten sowie eine Ansiedlung der Fledermausart Braunes Langohr
festgestellt.
Es muss davon ausgegangen werden, dass 70–90 % der sanierungs- oder abbruchbedürftigen
Bauwerke über Ansiedlungen geschützter, gebäudeabhängiger Tierarten verfügen.
Bild 20-1 Aufgedeckter Bereich eines Mauerseglernestes am unsanierten Gebäude. Die Tiere
legten dort ca. 40 Nester auf der Lattung zwischen Holzverschalung und Biberschwanz-
eindeckung an. Der Zuflug erfolgt über einen Spalt zwischen Steingesims
und Traufbohle.
676 20 Bautechnischer Artenschutz
Geltendes Naturschutzrecht verbietet es, Ansiedlungen besonders oder streng geschützter Tier-
arten zu vernichten. Der bisherige Sanierungsstil führte jedoch häufig zur vollständigen Besei-
tigung solcher unter Schutz stehenden Populationen. In jedem Fall (außer bei Stadttauben)
handelte es sich dabei um Gesetzesverstöße, welche Baustopp, Bußgeld oder sogar Gefängnis-
strafe nach sich ziehen können.
Um nicht gegen das Bundesnaturschutzgesetz zu verstoßen und letztlich zum Schwund ge-
schützter Tierarten beizutragen, ist es eine Pflichtaufgabe des Bauherrn und der zuständigen
Fachkräfte, auch die Belange des Artenschutzes rechtzeitig zu berücksichtigen.
Schließlich kann hier in einzigartiger Weise das Bedürfnis bedrohter Tiere nach Lebensräumen
auch im städtischen Bereich mit dem Bedürfnis des Stadtmenschen nach Naturerlebnis im
Wohnumfeld in Einklang gebracht werden.
In diesem Sinne ist es für die Zukunft eine legitime Forderung, Nistsysteme an Gebäuden als
allgemein übliches Teil der Gebäudeausstattung anzuerkennen.
20.2 Rechtsgrundlagen
Grundsätzlich ist der Bauherr verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, dass die an und in seinem
Gebäude lebenden besonders oder streng geschützten Tierarten auch während einer Gebäude-
instandsetzung nicht beeinträchtigt werden. Er ist verpflichtet, auch durch notwendige Bautä-
tigkeit bedingte Störungen so zu beschränken, dass Besiedlungen von Vögeln, Fledermäusen
oder geschützten Hautflüglern (Wespen, Solitärbienen oder Ameisenjungfern) nicht beein-
trächtigt werden. Gleichzeitig muss der Erhalt der Brut- und Lebensstätten oder die Schaffung
artgerechter, dauerhafter und bautechnisch unbedenklicher Ersatzquartiere Gegenstand der
Baumaßnahme werden. Dies kann und darf der Bauherr jedoch nicht in Eigenregie durchfüh-
ren.
Nach § 42, (1), Nr. 1 Bundesnaturschutzgesetz (BNatschG) besteht ein Verbot, Tieren der
besonders geschützten Arten u. a. nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen, zu töten oder ihre
Nist-, Brut-, Wohn- oder Zufluchtsstätten der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu
zerstören. Für streng geschützte Tierarten besteht außerdem gemäß § 42 (1), Nr. 2 BNatschG
sogar ein Verbot der Störung u. a. an ihren Nist-, Brut-, Wohn-, oder Zufluchtsstätten >@.
Gemäß §10 BNatSchG in Verbindung mit den Richtlinien 92/43/EWG (FFH-Richtlinie) und
79/409/EWG (Vogelschutzrichtlinie) zählen zur Kategorie der streng geschützten gebäudeab-
hängigen Arten Turmfalke, Schleiereule und sämtliche Fledermausarten, alle übrigen an Ge-
bäuden brütenden Vogelarten mit Ausnahme der Stadttaube gelten als besonders geschützt.
Anhang II der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) verlangt sogar Lebensraumschutz für ausgewählte
Arten, welche aus europäischer Sicht von besonderem gemeinschaftlichen Interesse sind. Hier-
zu zählen u. a. auch gebäudeabhängige Fledermausarten wie Kleine Hufeisennase, Mopsfle-
dermaus und das Große Mausohr. Für diese Arten ist abzusichern, dass die betroffenen Popu-
lationen trotz des Vorhabens in einem günstigen Erhaltungszustand verbleiben.
20
20.2 Rechtsgrundlagen 677
Bild 20-2
Die relativ große Breitflügelfledermaus ist
wie alle heimischen Fledermausarten ge-
mäß Bundesnaturschutzgesetz nicht nur
eine besonders, sondern eine streng ge-
schützte Tierart
Einen Verstoß gegen o. g. europäische Richtlinien bzw. Ländergesetze kann ein Bauherr ohne
fachkompetente Hilfe kaum vermeiden.
Deshalb ist es in der Praxis erforderlich, dass der Bauherr rechtzeitig vor Beginn der Bau- oder
Abrisstätigkeit durch autorisierte Fachleute die Vorkommen geschützter Arten am Gebäude
feststellen lässt und dann auf Grundlage der Ergebnisse und der vom Gutachter vorgeschlage-
nen Ersatzmaßnahmen bei der zuständigen Naturschutzbehörde gem. § 62 BNatSchG einen
Antrag auf Befreiung von den Verboten des §42 BNatSchG stellt. In der Regel werden diese
Anträge mit der Nebenbestimmung, dass vorhandene Tiere unbeschadet bleiben und ausrei-
chend Ersatzmöglichkeiten geschaffen werden, unbürokratisch bewilligt.
Diese Vorgehensweise wird auf Grundlage der Richtlinien 92/43/EWG (FFH-Richtlinie) und
79/409/EWG (Vogelschutzrichtlinie) in Verbindung mit den jeweiligen Länderreglungen für
Mitgliedsstaaten der Europäischen Union dringend empfohlen. Nur so ist es im Baugeschehen
möglich, die Vernichtung geschützter gebäudeabhängiger Tierpopulationen wirklich zu mini-
mieren und damit Verstöße gegen geltendes Recht zu vermeiden.
Zum Beispiel wird im Landkreis Leipziger Land dieses Problem bei bauantragspflichtigen
Vorhaben mit begründetem Anfangsverdacht äußerst effektiv berücksichtigt. D. h. ein Bauan-
trag, der für den Abriss oder die Umgestaltung eines Altbaus gestellt wird, kann erst dann
abschließend bearbeitet werden, wenn diesem Antrag ein naturschutzfachliches Gutachten
über mögliche Vorkommen besonders geschützter und streng geschützter Arten für das betref-
fende Gebäude beiliegt. Diese Gutachten dürfen nur von Personen erstellt werden, die vom
Regierungspräsidium bzw. der Unteren Naturschutzbehörde autorisiert und anerkannt sind.
Beim Nachweis vorhandener Brut- und Lebensstätten muss der Bauherr ebenfalls den o. g.
Antrag auf Befreiung von den Verboten des § 42 BNatschG gem. § 62 BNatSchG bei der
Unteren Naturschutzbehörde stellen. Der darauf folgende Behördenbescheid regelt dann die
auferlegte weitere Vorgehensweise.
Auch wenn einige Behörden diese Vorgehensweise noch nicht praktizieren sollten, entbindet
ein bewilligter Bauantrag den Bauherrn nicht von der Pflicht, die Belange des Artenschutzes
zu berücksichtigen.
20
678 20 Bautechnischer Artenschutz
Dohle
Bild 20-3
Dohle vor einem Betonflach-
dachkasten nach HENSEN
Merkmale der Dohle: Taubengroß, schwärzliches Gefieder, grauer Nacken, schwarzer Schna-
bel, sitzt oft paarweise in der Nähe des Brutplatzes, Einzel- und Koloniebrüter
Bevorzugter Neststandort am Bauwerk: Defekte Gesimsbereiche, Rüstlöcher in Schlössern,
Kirchen und Türmen, Hausschornsteine, Wasserspeieröffnungen an Brücken, teilweise auch
Baumhöhlen
Nistmaterial: Außen Reiser durchsetzt mit Erde, ausgepolstert mit Moos, Zellstoff, Federn,
Stofffetzen
Eier: 5–6, hell blaugrün mit graubraunen und verwaschenen graublauen Flecken
Nistplatzgestaltung: Dohlen sind bezüglich der Brutraumgröße sehr flexibel. Den kleinstmög-
lichen Brutraum bietet ihnen mitunter die Schwarzspechthöhle, eine Maximalgröße kann nicht
eindeutig festgelegt werden.
Größe des Einflugloches: D: 80 mm
Höhe des Einfluges von der Erde aus: 5–45 m (stets wird das höchste Nistplatzangebot be-
vorzugt)
Mindestgröße des Brutraumes: H: 310 mm, B: 250 mm, T: 250 mm
Maximalgröße des Brutraumes: H: 1500 mm, B: 1000 mm, T: 1000 mm
Abstand zwischen mehreren Dohleneinflügen: > 80 cm
20
20.3 Merkmale und Bedürfnisse geschützter Tiere 679
Turmfalke
Bild 20-4
Turmfalkenweibchen
beim Füttern
Merkmale des Turmfalken: Etwas größer als die Haustaube, aufrechtere Körperhaltung,
rotbraun gefleckter Rücken, spitze Flügelenden, langer Schwanz. Männchen: Oberkopf und
Schwanz blaugrau mit schwarzer Endbinde
Weibchen: kein Blaugrau, Schwanz hat mehrere dunkle Querbinden
Bevorzugter Neststandort am Bauwerk: Defekte Gesimsbereiche, Rüstlöcher in Schlössern,
Kirchen und Türmen, Wasserspeieröffnungen an Brücken, in der Feldflur auch Krähen- und
Elsternester
Nistmaterial: Vorhandenes „scharrbares“ Material wird genutzt, um eine Nistmulde zu schar-
ren. Im Laufe der Brutzeit liegen Fraßreste (Mäuse, Vögel) und Gewölle im Nest.
Eier: 5–6 (7), gelblichweiß mit vielen rotbraunen Flecken; meist so kräftig, dass von der
Grundfarbe nichts mehr zu sehen ist
Nistplatzgestaltung: Turmfalken nehmen ebenfalls Bruthöhlen mit größeren Abmessungen
an. Wichtig ist bei der Neueinrichtung von Nistplätzen, dass der Kastenboden mit einer losen
Bodenschüttung (feinerer Bauschutt, Hobelspäne, etc.) so versehen wird, dass eine Nistmulde
ausgescharrt werden kann.
Maximalgröße des Einflugloches: H: 200 mm, B: 200 mm
Minimalgröße des Einflugloches: H: 100 mm, B: 160 mm, ca. 50–140 mm über dem Kasten-
boden
Das flacher gehaltene Einflugloch hat den Vorteil, dass sich Alttiere nicht aufrecht in den Ein-
flug setzen können und dieser als Ruheplatz ungeeignet wird. Somit treten an dieser Stelle
entsprechend weniger Kotverschmutzungen auf.
Höhe des Einfluges von der Erde aus: 6–50 m
Mindestgröße des Brutraumes: H: 310 mm, B: 410 mm, T: 250 mm
Maximalgröße des Brutraumes: H: 1000 mm, B: 1000 mm, T: 1000 mm
Abstand zwischen mehreren Turmfalkeneinflügen: ca. 20 m
Abstand zum benachbarten Schleiereuleneinflug: > 1 m 20
680 20 Bautechnischer Artenschutz
Schleiereule
Bild 20-5
Schleiereule im offenen
Scheunenfenster
Merkmale der Schleiereule: Krähengroß, schlanker Körper, lange Flügel und Beine, Obersei-
te relativ einfarbig grau und ocker, Unterseite schwankt zwischen weiß und ocker, sehr heller,
herzförmiger Schleier
Bevorzugter Neststandort am Bauwerk: Turmhauben von Kirchen, defekte Gesimsbereiche
oder größere Mauerlöcher in Scheunen, Ruinen, Schlössern, Wasserspeieröffnungen an
Brücken
Nistmaterial: Vorhandenes „scharrbares“ Material wird genutzt, um eine Nistmulde zu schar-
ren. Im Laufe der Brutzeit liegen Fraßreste (insbesondere Mäuse) und große, schwarz glänzen-
de Gewölle im Nest.
Eier: 4–7 (8), weiß, ca. taubeneigroß
Nistplatzgestaltung: Schleiereulen nehmen ebenfalls Bruthöhlen mit größeren Abmessungen
an. Wichtig ist bei der Neueinrichtung von Nistplätzen, dass der Kastenboden mit einer losen
Bodenschüttung (feinerer Bauschutt, Hobelspäne, etc.) so versehen wird, dass die Nistmulde
ausgescharrt werden kann.
Insbesondere bei Scheunen und Kirchen sollte neben dem Einflug in den Nistkasten ein weite-
rer zum Einfliegen in den Dachraum vorgesehen werden.
Einflüge und Kastenbefestigungen sind mardersicher auszuführen.
Maximalgröße des Einflugloches: H: 200 mm, B: 200 mm
Minimalgröße des Einflugloches: H: 180 mm, B: 130 mm
(ca. 200–300 mm über dem Kastenboden)
Höhe des Einfluges von der Erde aus: 6–30 m
Mindestgröße des Brutraumes: H: 500 mm, B: 800 mm, T: 500 mm
Maximalgröße des Brutraumes: H: 1000 mm, B: 2000 mm, T: 1000 mm
Mauersegler
Bild 20-6
Mauersegler jagen in dichten Trupps
schreiend über die Dächer der Großstädte.
Haussperling
Merkmale des Haussperlings: etwas größer als der nahe verwandte Feldsperling; Männchen:
schwarze Kehle und Brust, graue Kopfplatte, rotbrauner Rücken; Weibchen: einfarbig grau-
braun
Bevorzugter Neststandort am Bauwerk: Defekte Gesimsbereiche, unter Firsthauben, in
Spalten am Ortgang, zwischen Dachziegel und Holzverschalung, hinter Blechverkleidungen,
in Zwischenböden, in Lüftungslöchern, in Fugen zwischen Betonfertigteilen, hinter Schallöff-
nungen in Kirchtürmen, usw.
Nistmaterial: Aus Heu, Stroh Wurzeln, Zellstoff und Federn wird ein teilüberdachtes, relativ 20
liederliches Nest gebaut.
Eier: 3–5, auf hellem Grund braun und weißlich gesprenkelt
682 20 Bautechnischer Artenschutz
Bild 20-7
Haussperling in der Fuge
eines Plattenbaues.
Nistplatzgestaltung: Haussperlinge sind hinsichtlich der Nistplatzgröße sehr flexibel. Bei sehr
großen Nisthöhlen, z. B. in Zwischenböden, werden über mehrere Jahre regelrechte Heuberge
eingetragen. Aber auch kleinste Nischen von mitunter weniger als 10x10x10 cm Rauminnen-
maß werden als Nistplatz genutzt.
Größe des Einflugloches: D: 45 mm (rund), 100–150 mm über Kastenboden
Höhe des Einfluges von der Erde aus: 2–20 m
Mindestgröße des Brutraumes: H: 120 mm, B: 250 mm, T: 120 mm
Maximalgröße des Brutraumes: H: 600 mm, B: 1000 mm, T: 1000 mm
Abstand zum benachbarten Mauerseglereinflug: > 40 cm
Abstand zum benachbarten Haussperlingeinflug: > 20 cm
Hausrotschwanz
Bild 20-8
Hausrotschwänze sind nicht sehr
auffallend, aber stets präsente Be-
gleiter der Altbausubstanz.
20 Merkmale: Rotbrauner Schwanz zittert ständig. Männchen: grauschwarz mit weißem Flügel-
feld, Weibchen: überwiegend rußig braungrau
20.3 Merkmale und Bedürfnisse geschützter Tiere 683
Bachstelze
Bild 20-9
Bachstelze
Merkmale: Bachstelzen leben in Gewässernähe, suchen ihre Nahrung auf Wegen, Plätzen und
im Uferbereich. Typisch sind die schwarzweiße Zeichnung und der lange wippende Schwanz.
Bevorzugter Neststandort am Bauwerk: Halbhöhlen und Nischen in defekten Gesimsen, in
Mauerlöchern, in Holzstapeln auf Balken usw.
Nistmaterial: Wie Hausrotschwanz: Locker aus trockenen Halmen und Wurzeln, innen mit
Tierhaaren und Wolle ausgepolstert
Eier: 5–6 weißgrau mit dunkelgrauen Sprenkeln
Nistplatzgestaltung:
Größe des Einflugloches: H: 45 mm, B: 100–120 mm (ca. 60 mm über dem Kastenboden)
Höhe des Einfluges von der Erde aus: 3–10 m
Mindestgröße des Brutraumes: H: 150 mm, B: 130 mm, T: 140 mm
Maximalgröße des Brutraumes: H: 300 mm, B: 500 mm, T: 200 mm
20
684 20 Bautechnischer Artenschutz
Rauchschwalbe
Bild 20-10
Rauchschwalbe.
Merkmale: Unverwechselbar ist die schwatzende Rauchschwalbe mit rotbrauner Kehle und
den beiden langen Schwanzaußenfedern.
Bevorzugter Neststandort am Bauwerk: innerhalb von Gebäuden in Stallungen, Schuppen,
Hausfluren, Lagerhallen, Tankstellen, Werkstätten usw.
Nistmaterial: Nach oben offenes Lehmnest, mit Halmen und Federn durchsetzt und vorwie-
gend mit Federn ausgepolstert
Eier: 4–5, weiß mit rötlich-violett-braunen Flecken
Hilfsangebot: Künstliche Nester aus Strohlehm oder Holzbeton in geeignete Innenräume
12 cm unter der Decke anbauen, bei Bedarf Kotbrett mit vorsehen. Einflug über offene Türen,
Luken oder Fenster in den Innenbereich von April bis September gewähren
Mehlschwalbe
Bild 20-11
Mehlschwalbe
20
Merkmale: Kurz nach Fertigstellen von Neubauvorhaben nutzen Mehlschwalben häufig die
Gunst der Stunde zum Nestbau, denn in Schlammpfützen des Umfeldes ist noch reichlich
20.3 Merkmale und Bedürfnisse geschützter Tiere 685
Lehm zu finden. Typisch ist die schwarzweiße Zeichnung der Tiere. Der Schwanz ist nur ein-
gekerbt
Bevorzugter Neststandort: Stets außerhalb von Gebäuden, vorwiegend unter Dachüberstän-
den, Fensterstürzen oder Gesimsen
Nistmaterial: Nach oben geschlossenes Lehmnest, innen mit Federn ausgepolstert
Eier: 4–5, weiß
Hilfsangebot: künstliche Nester aus Strohlehm oder Holzbeton unter geeigneten Überständen
anbauen, Kotbrett (25 cm tief) ca. 60 cm darunter unbedingt vorsehen
Fledermäuse
Bild 20-12
Das Braune Langohr gehört zu den häufige-
ren Arten im Gebäudebereich. Die scheinbar
überdimensionierten Ohren und das braune
Fell sind die auffälligsten Merkmale dieser
Art. Weitere differenziertere Unterschiede
bestehen zum nahe verwandten Grauen
Langohr.
Solitärbienen
Bild 20-13
Insbesondere Mauerbienen
und zahlreiche andere Soli-
tärbienenarten bauen ihre
Brutröhren in verwitterte
Lehmwände oder Mör-
telfugen.
Bild 20-14
Lehmeinbaustein
für Solitärbienen
nach HENSEN
als Umsiedlungs-
angebot
3. Variante:
Vor dem Verputzen werden in die meisten Brutröhren Holzdübel gesteckt, welche sofort nach
dem Verputzen herauszuziehen sind. Somit bleibt für die Bienen ein Teil der alten Röhren
weiter nutzbar. Um das Mauerwerk vor eindringendem Wasser zu schützen, sollte der Röhren-
abschnitt im neu aufgetragenen Putz ein leichtes Gefälle nach außen bekommen.
20
688 20 Bautechnischer Artenschutz
Beim Einbau von Schutz- und Niststätten in die vorhandene Bausubstanz sind grundsätzliche
Forderungen zu beachten:
11. Die Niststätten sollten möglichst ohne großen Zusatzaufwand während der Instandset-
zung/Sanierung herstellbar sein.
12. Eine fachgerechte Instandsetzung/Sanierung der Gebäude muss in jeglicher Hinsicht ge-
währleistet bleiben.
13. Neu geschaffene Nistplätze sollten möglichst in konstruktiv bedingte Hohlräume integriert
werden, so dass das Bild der Fassade nicht gestört wird.
14. Insbesondere neu gestaltete Fassadenbereiche sind vor Kotverschmutzungen zu schützen.
15. Niststätten müssen zum Zwecke der Kontrolle, Pflege und Wartung problemlos erreichbar
sein (z. B. vom Dachraum oder Fenster aus).
16. Niststätten sind in der Regel vom freien Dachraum mit einer verschließbaren Kontroll-
klappe abzugrenzen (Ausnahme: Fledermäuse).
17. Fassaden werden nach Möglichkeit nicht mit Nistkästen behängt. Wenn doch, dann sind
vorhandene Nischen, Hohlräume, Vorsprünge usw. zu nutzen bzw. sollten Nistsysteme in
Form und Gestalt Bestandteil der Fassadengliederung werden (Bild 20-15).
18. In der Regel sollte Nadelholz (Laubholz nur für bestimmte Bauteile) mit einer Holzfeuchte
beim Einbau von weniger als 18 % verwendet werden.
19. Die in den Brutraum zeigenden Brettflächen bleiben grundsätzlich rau (nicht hobeln).
10. Die Einflugöffnungen zeigen möglichst nach Norden oder Osten.
11. Die Größe des Brutraumes, die Gestaltung des Einflugloches und die Einflughöhe müssen
den Bedürfnissen der zu unterstützenden Arten entsprechen.
Bild 20-15 Außen hängende Nistplätze sollten sich in das Bild der Fassade einfügen.
20.5 Artenschutz am Bauwerk – Kosten-Risikoeinschätzung 689
12. Durch die Festlegung bestimmter Abmaße des Einflugloches und des Brutraumes können
einige Arten bevorzugt angesiedelt werden.
13. Die Zahl der für die einzelnen Arten neu zu schaffenden Nistplätze sollte größer sein, als
die Zahl der sanierungsbedürftigen, vorhandenen Brutplätze, so dass das Nistplatzangebot
größer wird als der momentane Bedarf.
14. Gegebenenfalls muss eine Prophylaxe gegen Parasiten und Krankheitserreger mit gerin-
gem Aufwand möglich sein.
15. Die Abmaße der Einfluglöcher sind so zu gestalten, dass Tauben der Einflug verwehrt
bleibt. Eine Ausnahme macht hierbei der Turmfalke.
16. Im Dachraum verwendete chemische Holzschutzmittel müssen fledermausverträglich sein.
Zielstellung jedes Sanierungsvorhabens ist es, in einem festgelegten Zeitabschnitt, eine den
Planungsunterlagen entsprechende hochwertige Bauausführung im kalkulierten Kostenrahmen
zu erlangen. In Unkenntnis der Sachlage befürchten Bauherren oft, dass sich ihr Bauvorhaben
durch Auflagen des Naturschutzes unverhältnismäßig verteuert, die Terminkette nicht mehr
gehalten werden kann oder das Projekt grundsätzlich in Frage gestellt wird. Solche Befürch-
tungen sind dann unbegründet, wenn die Fragen des Natur- und Artenschutzes rechtzeitig im
Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes >@ berücksichtigt werden.
Um in Sachen Artenschutz diese Unsicherheiten in kalkulierbare Aussagen umzuwandeln, um
also Planungs-, Kosten- und Ausführungssicherheit zu erreichen, sollte bereits im Zuge der
Vorplanung eine artenschutzfachliche Begutachtung des Bauwerkes durchgeführt werden.
Wenn der Bauherr hingegen das Risiko eingeht, dass z. B. im Mai die Mauersegler, aus Afrika
kommend, tagelang gegen die Netze des Gerüstes in Traufhöhe fliegen, kann dies zu empfind-
lichen Störungen des Bauablaufes führen. Häufig kommt es zur Anzeige von Bewohnern aus
der Nachbarschaft, welche sich über Jahre an den Tieren im defekten Gesims erfreuten und
nun mit ansehen müssen, wie den Vögeln der Anflug zum angestammten Nistplatz verwehrt
wird. Oder die Naturschutzbehörde reagiert von sich aus, da ihr etliche Nistplätze durch regio-
nale Bestandserfassungen bereits bekannt sind.
In jedem Fall wird es zur Störung des Bauablaufes kommen. Mit folgenden Varianten ist dann
zu rechnen:
x Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen den Bauherrn oder die ausführende Firma mit Buß-
geld bis max. 50.000 € bei besonders geschützten Arten (z. B. Mauersegler) oder Freiheits-
strafe bzw. Geldstrafe bei streng geschützten Arten (z. B. Fledermäuse)
x partieller oder vollständiger Baustopp bis zur Beendigung des Brutgeschehens
x Nachforderung eines artenschutzfachlichen Gutachtens
x Beantragung einer artenschutzrechtlichen Befreiung
x Realisierung beauflagter Ausgleichsmaßnahmen, wie Nist- oder Hangplätze (Fledermäuse)
Somit birgt die Nichtbeachtung des Artenschutzes bei der Gebäudesanierung für den Bauherrn
ein erhebliches Risiko in sich. Wird dieses Problem hingegen rechtzeitig berücksichtigt, blei-
ben die Kosten von der Begutachtung bis zur Realisierung bezogen auf die Gesamtbausumme
oft im Promillebereich und die Terminkette kann gehalten werden. 20
690 20 Bautechnischer Artenschutz
Nicht zuletzt sollte es, auch unabhängig von Kosten, Risiko und Rechtslage, Ehrensache für
den Bauherrn sein, an seinem Gebäude einen Beitrag gegen den ständig fortschreitenden Ar-
tenschwund seltener, geschützter Tiere leisten zu dürfen.
Bei Beachtung der in Bild 20-16 dargestellten Vorgehensweise kann der Bauherr davon aus-
gehen, dass
x kein Verstoß gegen das geltende Bundesnaturschutzgesetz zu befürchten ist,
x die Mehrkosten in einem vertretbaren Rahmen bleiben
x der Zeitrahmen für die anstehende Sanierung in der Regel unberührt bleibt und
x dass er einen wichtigen Beitrag für den Erhalt seltener, geschützter Tiere geleistet hat.
20.7.1 Im Hauptgesimsbereich
Aufgrund der geringeren Höhe und des relativ kleinen Gesimskasteninnenraumes ist diese
Variante nur für kleinere Vogelarten wie Hausrotschwanz, Haussperling, Feldsperling, Bach-
stelze und ab ca. sechs Meter Höhe auch für den Mauersegler geeignet.
Große, zum Dachboden offene hölzerne Gesimsbereiche können oftmals sogar noch nach der
Sanierung mit Niststätten versehen werden. Günstig ist es jedoch, das Einflugloch noch bei
gestelltem Gerüst von außen in das Stirnbrett einzuarbeiten.
Offener Drempel
Beim offenen Drempel können Nistplätze eingebaut werden, wenn der Dachboden nicht aus-
gebaut wird. Einbauhöhe und die Innenmaße des Gesimskastens sind oft so großzügig, dass
auch für die größeren Arten, wie Dohle und Turmfalke, Unterkünfte geschaffen werden kön-
nen.
Geschlossener Drempel 20
Hölzerne Hauptgesimse mit geschlossenem Drempel eignen sich ebenfalls auch für den Einbau
größerer Niststätten. Aus naturschutzfachlicher Sicht würde es ausreichen, den Tieren nur
692 20 Bautechnischer Artenschutz
artgerechte Einfluglöcher in das Stirnbrett zu bohren. Jedoch wäre dann eine unkontrollierbare
Ausbreitung im Gesims möglich und Kontrolle und Wartung ausgeschlossen. Deshalb wird im
Drempel ein vorgefertigtes Betonklappenteil mit Beobachtungsfenster eingemauert, welches in
einen hölzernen Steckaufsatz mündet. Dieser Steckaufsatz ist der auf den Gesimsunterbrettern
angeheftete, eigentliche Brutbereich.
20
20.7 Artenschutzgerechte Gestaltung ausgewählter Bauteile 693
Bei den vorgenannten Gesimskastenvarianten ist außen als einziges bauuntypisches Element
jeweils ein Einflugloch im Stirnbrett des Holzgesimskastens zu erkennen. Der Nistplatz im
Steingesimsbereich stellt sich von außen nur als ein Loch im durch die Dachrinne verdeckten
Insektenschutzgitter dar.
In der Regel ist dieser Einbauort eher für kleinere Arten wie Haussperling, Hausrotschwanz
und Mauersegler geeignet und sollte nur bei nicht ausgebautem Dachboden in Frage kommen.
Wesentliche Vorteile dieser Variante sind der geringe Einbauaufwand und die Nachrüstbarkeit
auch nach der Sanierung, sofern von innen das Insektenschutzgitter unterbrochen werden
kann.
Bei großen Stückzahlen sollten vorgefertigte Kästen (Variante A) verwendet werden, bei klei-
nen Stückzahlen kann die Herstellung des Nistplatzes auch vor Ort erfolgen (Variante B).
20
694 20 Bautechnischer Artenschutz
20.7.2 Im Drempel
Insbesondere, wenn für Dohle oder Turmfalke die entsprechend größeren Nistplätze geschaf-
fen werden sollen und ein großzügiger Holzgesimskasten nicht vorhanden ist, bietet sich das
Drempelmauerwerk an. Beim nicht ausgebauten Dachboden können die Kästen nach innen
20 zeigen. Je nach Außenwandstärke ist die Größe des Einflugloches zu variieren. Bei großen
Wandstärken sollten die Einflüge entsprechend größer sein.
20.7 Artenschutzgerechte Gestaltung ausgewählter Bauteile 695
Bild 20-20 Nistkästen für Dohle, Turmfalke und Mauersegler hinter dem Drempel
bei nicht ausgebautem Dachboden
20.7.2.2 Im Drempelmauerwerk
Kleinere Niststätten können, sofern dies nicht im Gesimsbereich möglich ist, auch im Drempel
integriert werden. Nach innen gerichtete Kontrollklappen können sogar in Wohnbereiche oder
halböffentliche Bereiche, wie Flure oder Treppenhäuser zeigen.
Diese Varianten dürfen jedoch nur dann zur Anwendung kommen, wenn das ausdrückliche
Interesse der Wohnungsbesitzer oder -nutzer dauerhaft garantiert ist. Gleichzeitig muss ein
störungsfreier Brutverlauf der sich ansiedelnden Tiere gewährleistet bleiben (§42f BNatSchG).
20
696 20 Bautechnischer Artenschutz
Häufiger Istzustand vor dem Einbau Variante A: Mauerseglernistplatz im Drempel mittels Kernbohrun-
von Nistplätzen gen und eingesetzter Kontrollklappe
Bei der Sanierung von Plattenbauten sind drei Bereiche für Nistsysteme von besonderem Inte-
resse:
20 x hinter den Lüftungslöchern im Kriechboden
x auf der Flachdachkante oder
x als Bestandteil der Außendämmung
20.7 Artenschutzgerechte Gestaltung ausgewählter Bauteile 697
Besteht die Möglichkeit der Wahl, sollten Lüftungslöcher aus folgenden Gründen stets bevor-
zugt werden:
x sehr kostengünstig bei relativ hohen möglichen Stückzahlen
x dauerhaft, da der Witterung nicht ausgesetzt
x gefahrlos, da auch nach 20 Jahren keine herunterfallenden Teile zu erwarten sind
x ausgewogene Temperaturverhältnisse für die Brut, da keine direkte Sonneneinstrahlung
x optisch kaum wahrnehmbar
x über Kriechboden gefahrlos Kontrolle und Wartung möglich
Bild 20-23 Nist- und Hangplätze als Bestandteil von Außendämmsystemen unter Berücksichti-
gung von in Plattenfugen lebenden Vögeln und Fledermäusen
dass z. B. die tagsüber in den Fugen schlafenden Fledermäuse oder Mauerseglerbruten hinter
den aufgeklebten Dämmplatten verenden. An nachgewiesenen Ein- und Ausflugstellen müssen
Nist- bzw. Hangplätze mit Durchschlupf in der Rückwand aufgesetzt werden. Nur so kann der
Erhalt in Spalten schlafender Fledermäuse gewährleistet werden.
20.7.5 Im Fensterbereich
20
Bild 20-24 Verschiedene Varianten zur Integration von Niststätten im Fensterbereich
700 20 Bautechnischer Artenschutz
Zum Selbstverständnis des Naturschützers sollte es gehören, stets nur solche Lösungen vorzu-
schlagen, die dem architektonischen Anliegen des Gebäudes nicht widersprechen und die vor
allem den denkmalpflegerischen Ansprüchen gerecht werden. Diese Ansprüche sind allerdings
nicht immer eindeutig definierbar, sondern mitunter auch abhängig von der persönlichen Auf-
fassung des jeweils zuständigen Denkmalpflegers.
Der überwiegende Teil der in diesem Kapitel vorgestellten Varianten bezieht sich auf denk-
malgeschützte Bausubstanz und hat sich in der Praxis bewährt.
Die vorgeschlagenen Konstruktionen sollen dazu anregen, gemeinsam mit dem Architekten
und Denkmalpfleger die für das konkrete Gebäude jeweils beste Lösung zu finden, dazu könn-
te allerdings im Einzelfall auch gehören, auf Nisteinbauten zu verzichten.
20.8.3 Kotverschmutzungen
Verschmutzungen durch Kot können nicht toleriert werden, insbesondere, wenn eine direkte
Belästigung von Passanten oder eine Verunreinigung sanierter Fassaden zu befürchten ist.
Hierbei ist zwischen der Verschmutzung durch Nestlinge und der durch Altvögel zu unter-
scheiden.
Kotverschmutzung durch Nestlinge
Im fortgeschrittenen Nestlingsstadium koten die Jungen einiger Arten durch das Einflugloch
hinaus. Der Schaden lässt sich mindern durch Kotbretter, welche unterhalb des Flugloches
angebracht werden.
Kotverschmutzung durch Altvögel
A) Schlaf- und Ruheplätze
Schlaf- und Ruheplätze von Altvögeln, insbesondere von Turmfalken und Schleiereulen, sind
leicht auszumachen. Das sichere Zeichen sind die Kotbahnen unterhalb der jeweiligen Sitzge-
legenheit. Unter den Einfluglöchern zu Dohlennistplätzen treten kaum Verkotungen auf. Bei
der Gestaltung der Nistplätze ist dies zu berücksichtigen.
Bei einer ausreichend niedrigen Höhe des Einflugloches (ca. 10 cm) vermeidet es der Turmfal-
ke, den Einflug als Ruheplatz zu nutzen. Entsprechend gering sind die damit verbundenen
Kotverschmutzungen.
Insbesondere der Turmfalke nutzt gern bestimmte Vorsprünge oder aus der Fassade herausra-
gende Teile in der Nähe der Brutstätte als Ruheplatz. Im Fassadenbereich kann dies zu Ver-
schmutzungen führen.
Möglichkeiten der Abhilfe sind:
x Anbringung eines Kotbrettes unterhalb der Sitzgelegenheit
x Beseitigen der Sitzgelegenheit, sofern diese bautechnisch bzw. denkmalpflegerisch ohne
Belang ist.
x Ausstatten des Sitzplatzes mit den üblichen Mitteln der Taubenabwehr, so dass der Anflug 20
verhindert ist.
702 20 Bautechnischer Artenschutz
x Schaffung einer Sitzstange an geschützter Stelle im Dachbereich, wobei der Kot von vorn-
herein auf ein Brett fällt oder auf eine nicht einsehbare Stelle des Daches. Die Reinigung
sollte dann dort mit geringem Aufwand möglich sein.
x Sollte der Einflugbereich eines Nistplatzes gleichzeitig Ruheplatz sein, ist ebenfalls ein
Kotbrett oder beim Nistplatz im Mauerwerk eine Kotschräge maurermäßig vorzusehen.
B) anfliegende Altvögel
Ein besonderes Phänomen wurde bei Staren, die Mauerseglerangebote besiedelten, vom Autor
festgestellt: Vor allem in der Phase der Nistplatzerkundung werden während des Anfluges
Fassadenbereiche unterhalb des Einfluges bekotet, selbst dann, wenn diese in der Tiefe weit
hinter der Einfluglochebene liegen. Möglicherweise steht dies im Zusammengang mit den zum
Zwecke der Starabwehr sehr eng gestalteten Einfluglöchern. Lochdurchmesser zwischen 50
und 60 mm hingegen führten zu deutlich geringerer Verschmutzung bei Besiedlungen durch
den Star.
Verwilderte Haustauben besiedeln Höhlen, Spalten und Vorsprünge inner- und außerhalb von
Gebäuden. In defekten Dachböden städtischer mehrgeschossiger Häuser waren 20 und mehr
Brutpaare (abnehmende Tendenz) keine Seltenheit. Allgemein bekannte Folgen sind vor allem
die starke Verschmutzung der Fassaden und Innenbereiche und die Möglichkeit, dass Tauben-
zecken auftreten bzw. verschiedene Krankheitserreger übertragen werden können.
Bei der artenschutzgerechten Gebäudegestaltung schützt man sich vor verwilderten Haustau-
ben durch
x taubensichere Einfluglöcher (außer bei Turmfalkennistplätzen),
x Abgrenzung des Nistplatzes zum Dachbodenraum hin, so dass dieser nicht beflogen wer-
den kann (mit Ausnahme bei Fledermäusen) und
x durch die leichte Zugänglichkeit der Niststätten, so dass notwendige Kontroll- und Pflege-
maßnahmen unterstützt werden.
Die Fluglochmaße sind exakt auf die zu fördernden Arten abzustimmen. Selbst das Einflug-
loch der etwa taubengroßen Dohle kann so knapp bemessen sein (Durchmesser: 80 mm), dass
es für Tauben in der Regel nicht passierbar ist. Wichtig ist dabei der Verzicht auf Anflugbret-
ter oder -stangen unter dem Einflugloch.
Lediglich der Einflug für Turmfalken ist so gestaltet (max. 200 x 200 mm), dass die uner-
wünschte Vogelart ohne weiteres den Nistplatz erreicht. Wie damit umgegangen wird, ist eine
Ermessensfrage.
In einem sanierten Gebäude können je nach Größe und Umfeld ein bis zwei Turmfalkennisthil-
fen installiert werden. Diese Nistplätze bleiben, sofern sich der Falke ansiedelt, den Tauben
von ca. April bis August vorenthalten. Vor und nach der Brutzeit des Greifvogels kann man
mit dem Nestbau eines Taubenpaares je Nistplatz rechnen. Verglichen mit unzumutbaren Ver-
hältnissen,
x wo bis zu 50 Taubenbrutpaare im Dachboden keine Seltenheit waren,
x wo aus bautechnischer Sicht völlig ungeeignete Stellen zum Nestbau ausgewählt wurden
20 und
x wo auf Grund von Dachschäden eindringendes Wasser in Verbindung mit Taubenkot die
nächsten Schäden vorprogrammierte,
20.8 Argumentationshilfen für Bauherren und Baufachleute 703
kann eine Besiedlung von maximal zwei Taubenpaaren an größeren Gebäuden durchaus als
ein annehmbarer Kompromiss angesehen werden, insbesondere dann, wenn die jährliche Rei-
nigung gewährleistet ist. Aus parasitologischer und hygienischer Sicht besteht allerdings die
Forderung nach unbedingter Kontrollierbarkeit aller Turmfalkennistplätze und der Gewährleis-
tung einer einmaligen Reinigung im Jahr.
Wenn diese mäßige Besiedlung durch Stadttauben nicht toleriert werden kann, besteht außer-
dem die Möglichkeit, das Einflugloch mit einer Klappe oder einem Stein von innen von Mitte
Mai bis Ende Februar zu verschließen. Grundsätzlich jedoch gehören verwilderte Haustauben
auch in das Bild einer Großstadt.
Für den dauerhaft wirksamen Artenschutz an Bauwerken sind die Aspekte wie Pflege, War-
tung und Lebensdauer besonders wichtig.
Pflege: Das betrifft die Gesamtheit der Maßnahmen, die dazu dienen, den gebäudeabhängigen
Tierarten in den kontrollierbaren Quartieren und den menschlichen Hausbewohnern optimale
hygienische Bedingungen zu gewährleisten.
Dazu zählen die Nistplatzreinigung, also die Entfernung von Nistmaterial und anderen Resten
und bei Bedarf die Anwendung eines kurzzeitig wirkenden, fledermausverträglichen Insekti-
zids oder gar eines Desinfektionsmittels jeweils im Spätherbst.
Um den Aufwand hinsichtlich der zu entsorgenden Mengen gering zu halten, sollten, sofern
die Möglichkeit besteht, die Nistplätze nicht unnötig groß sein.
Wartung: Niststätten haben wie jedes andere Bauteil am Gebäude eine begrenzte Lebensdau-
er. Deshalb ist es notwendig, insbesondere bei den Niststätten welche außerhalb des Baukör-
pers befestigt sind, in regelmäßigen Abständen die Befestigungen zu überprüfen. Sämtliche
Befestigungen sollten so ausgelegt sein, dass notwendige Wartungsarbeiten nicht in den ersten
fünf Jahren anfallen. Sinnvoll ist es trotzdem, die Haltbarkeit und Sicherheit jedes Jahr im
Zuge der ohnehin stattfindenden Pflegemaßnahmen zu überprüfen.
Wichtigste Wartungsarbeiten sind
x die Überprüfung und ggf. Überarbeitung der Befestigungselemente,
x die Beseitigung von altem Nistkastenmaterial und
x ein regelmäßiger Pflegeanstrich der dem Wetter ausgesetzten, verrottbaren Teile.
x Außerdem ist zu überprüfen, dass im Bereich der Niststätten keine Nässeherde entstehen.
Lebensdauer: Niststätten am Gebäude sollten so ausgeführt werden, dass deren Haltbarkeit
wenigstens bis zur nächsten fälligen Gebäudeinstandsetzung mit geringstem Wartungsaufwand
gewährleistet bleibt und zu keinem Zeitpunkt ein Sicherheitsrisiko darstellt.
Ansonsten sollte die Lebensdauer vergleichbarer, üblicher Bauelemente als Mindestanforde-
rung an Niststätten gelten, z. B.
x Fensterbank- und Jalousienistkasten – entsprechend der Lebensdauer des hölzernen Haupt-
gesimskastens
x Niststeine – entsprechend der Lebensdauer des umschließenden Mauerwerks
x Nistelemente in der Außendämmung – entsprechend der Lebensdauer des Dämmsystems 20
usw.
704 20 Bautechnischer Artenschutz
Feindattrappen
Künstliche Nachbildungen von Krähen oder Greifvögeln verhindern zunächst den Anflug
durch Tauben. Eine dauerhafte Wirkung ist auf Grund des Gewöhnungseffektes nicht zu er-
warten.
20
20.9 Artenschutzgerechte Vergrämung 705
Flatterbänder
Häufig werden Mehlschwalbenbesiedlungen durch Flatterbänder abgewehrt. Dies ist bei kon-
sequenter Durchführung mitunter wirkungsvoll.
Probleme:
1. Die Abwehr von Mehlschwalben darf nur mit Genehmigung der zuständigen Natur-
schutzbehörde erfolgen.
2. Die Ansicht der betroffenen Fassade wird deutlich verschlechtert.
Lärm
a) Böllerschüsse
Mit pyrotechnischen Mitteln erzeugte Schallereignisse verjagen prompt jeden Vogel.
Probleme:
1. Dies ist nur außerhalb von Wohnbebauungen möglich und zulässig.
2. Dauerstress für alle gehöhrempfindlichen Lebewesen der Umgebung.
3. Bei regelmäßiger Anwendung treten Gewöhnungseffekte ein.
20
Bild 20-27 Stadttauben
706 20 Bautechnischer Artenschutz
b) Ultraschallbeschallung
Ultraschalbeschallung wirkt nur vergrämend auf Tiere, welche Frequenzen über 19 kHz wahr-
nehmen können. Von Vorteil ist, dass der Mensch in der Regel diesen Lärm nicht wahrnimmt.
Der Vergrämungseffekt wird dauerhafter, wenn die Schallereignisse hinsichtlich Lautstärke,
Tonhöhe und zeitlicher Abfolge ständig variieren.
Probleme:
1. Gewöhnungseffekte sind nicht auszuschließen.
2. Negative Wirkungen auf geschützte Vögel und besonders Fledermäuse sind zu erwar-
ten.
3. Bei zu niedrigen Frequenzen werden hörempfindliche Menschen belästigt.
c) Arteigene Warn- oder Schreckrufe
Über Lautsprecher abgespielte arteigene Warn- oder Schreckrufe können bis zur eintretenden
Gewöhnung artspezifisch vergrämend wirken. Auch hier gilt, dass der Vergrämungseffekt
dauerhafter wird, je mehr die Schallereignisse hinsichtlich Ruftyp, Lautstärke, Tonhöhe und
zeitlicher Abfolge variieren. Vorteilhaft ist, dass durch die mögliche Artselektion andere ge-
schützte Arten weniger beeinträchtigt werden.
Probleme:
1. Gewöhnungseffekte sind nicht auszuschließen.
2. Wegen möglicher Lärmbelästigungen ist diese Variante im Wohnbereich eher nicht zu
empfehlen.
Bild 20-28
Netze um Mehlschwalbennester
20
Bild 20-29 Netz an Lampe
708 20 Bautechnischer Artenschutz
Spikes
20 Spikes sind dünne stabile Stacheln aus Edelstahl oder Kunststoff. Sie stehen in verschiedenen
Längen ein- bis mehrreihig in unterschiedlichen Winkeln auf Kunststoff- oder Edelstahlsoh-
lenleisten. Die Leisten werden auf besiedelte Flächen geklebt bzw. geschraubt. Besonders
20.9 Artenschutzgerechte Vergrämung 709
geeignete Anbringungsorte sind Attiken, Flachdachkanten, Gesimse oder Solbänke. Bei exak-
tem Einbau ist die Wirkung dauerhaft.
Probleme:
1. Scharfkantige Spikes können eventuell, wie zum Beispiel bei der Mehlschwalbenab-
wehr, zu leichten Verletzungen führen.
2. Die Abwehr von Mehlschwalben muss so erfolgen, dass es keinen Bereich gibt, in dem
die Spikes zum Bestandteil des Nestes werden können (vgl. Bild 20-34).
Spanndrähte
Als Spanndrähte kommen häufig kunststoffummantelte Edelstahlseile (0,7 mm) zur Anwen- 20
dung. Diese werden über Trägerelemente und Edelstahlzugfedern in einer oder mehreren Rei-
hen aufgespannt. Die Befestigung der Trägerelemente erfolgt über bauteilspezifische Clips,
710 20 Bautechnischer Artenschutz
Bild 20-34 Mehlschwalben dürfen nur mit Genehmigung der zuständigen Naturschutzbehörde
vergrämt werden. Die Anwendung von Spikes erfordert verhaltensbiologische
Kenntnisse, denn Schwalben bauen ihr Nest oft einfach in die Spikes hinein.
20.10 Bildquellenverzeichnis
Quelle Bild
AGRO 20-2
Gründel, Leipzig 20-6, 20-7, 20-8, 20-9, 20-10
Hartung, Wolkisch 20-4, 20-5
Hensen/Gründel 20-11, 20-12
20
21 ÖNORMEN
Mit dem Wachsen der europäischen Gemeinschaft unterliegen auch die technischen Regelwer-
ke einer zunehmenden Harmonisierung. Dennoch bleibt der nationale Charakter der Normen in
den Mitgliedsländern (vorerst) erhalten.
In Österreich werden die inländischen Normen (ÖNORM) und Österreichischen Technischen
Regeln (ÖTR) sowie ISO, EN, ENV, HD, EN ISO und ÖNORM DIN (DIN-Normen, die in
das österreichische Regelwerk übernommen wurden) durch das Österreichische Normungsin-
stitut Wien (ON) verwaltet, vertrieben und zurückgezogen.
Verbreitet wird der ON-Katalog seit 2004 elektronisch nur noch auf CD-ROM geliefert und
gliedert sich in:
x Alphanumerischen Teil
alle ÖNORMEN und andere österreichische technische Regeln alphanumerisch in auf-
steigender Folge mit Hinweis auf die Sachteilnummer
EG-Richtlinien, BGBL. und LGBl. aus „Recht und Technik“
alle Publikationen des ON
Übereinstimmung von internationalen und europäischen Normungsdokumenten zum
Österreichischen Normenwerk
x Sachteil
ÖNORMEN und andere österreichische technische Regeln und „Recht und Technik“ in
Sachgruppen nach ICS (International Classification for Standards) geordnet. Jeder die-
ser Nummern ist eine Sachgruppennummer zugeordnet.
Im Stichwortverzeichnis sind Suchwörter zum Hauptinhalt der Normen in alphabeti-
scher Folge mit Hinweis auf die Sachgruppennummer(n) angeführt.
x Sachgruppenverzeichnis mit ICS-Zahlen
ÖNORMEN und Österreichische Technische Regeln (ONR) sind unter den angegebenen ICS-
Notationen zu finden.
Bei den zitierten ÖNORMEN handelt es sich um eine Auswahl, die sich speziell auf die Inhal-
te des Buches beziehen.
Die Notationen und Normen sind den Kapiteln zugeordnet und stellen selbstverständlich nur
eine Auswahl dar.
714 21 ÖNORMEN
1. Bauzustandsanalyse
ICS – Notation 03.120.10 Qualitätsmanagement-Qualitätssicherung
2. Planungsabläufe
ICS – Notation 91.10.20 Bauvertrag- Bauleistung – Werkvertragsnorm
ICS – Notation 03.080.01 Dienstleistungen
3. Energieeinsparverordnung
Gegenwärtig (2008) wird in Österreich noch die DIN 18599 Energetische Bewertung von
Gebäuden empfohlen
4. Natursteine
ICS – Notation 73.020 Bergbau, Steinbrüche
ICS – Notation 91.100.15 Mineralische Materialien und Produkte
Österreichische Technische Regeln ONR 23100 Beurteilung von Gesteinskörnungen
6. Holzkonstruktionen
ICS – Notation 01.040.77 Holzindustrie
ICS – Notation 79.040 Bauholz
ICS – Notation 79.060.10 Sperrholz
ICS – Notation 79.080 Holzhalbzeuge, Holzprodukte
ICS- Notation 91.080.20 Holzbau
7. Metallkonstruktionen
ICS – Notation 01.040.77 Metallurgie
ICS – Notation 23.040.40 Metallfittings
ICS – Notation 23.040.10 Eisenrohre, Stahlrohre
21 ICS – Notation 77.060 Korrosion von Metallen
21 ÖNORMEN 715
8. Bauteile im Erdreich
ICS – Notation 13.060.10 Grundwasser Oberflächenwasser
ICS – Notation 13.060.30 Abwasser
ICS – Notation 75.140 Wachse, Bitumen, sonstige Erdölprodukte
ICS – Notation 93.020 Erdarbeiten, Schachtarbeiten, Fundamente, Untertagearbeit
9. Wände
ICS – Notation 91.060.10 Wände, Trennwände, Fassaden
ICS – Notation 91.080.30 Mauerwerksbau
ICS – Notation 91.100.25 Keramische Materialien und Produkte
ICS – Notation 91.100.60 Dämmstoffe
ICS – Notation 91.120.10 Wärmedämmung von Gebäuden
10. Dächer
ICS – Notation 91.060.20 Dächer
ICS – Notation 91.100.60 Dämmstoffe
ICS – Notation 91.120.10 Wärmedämmung von Gebäuden
11. Decken
ICS – Notation 91.060.30 Decken, Fußböden, Treppen
ICS – Notation 91.100.60 Dämmstoffe
ICS – Notation 91.120.10 Wärmedämmung von Gebäuden
12. Feuerungsanlagen
ICS – Notation 91.060.40 Schornsteine, Schächte
ICS – Notation 91.180 Innenausbau
13. Treppen
ICS – Notation 91.060.30 Decken, Fußböden, Treppen
ICS – Notation 91.140.90 Aufzüge, Fahrtreppen
21
716 21 ÖNORMEN
14. Fenster
ICS – Notation 91.060.50 Türen, Tore, Fenster
16. Fugen
ICS – Notation 01.040.91 Bauwesen, Baustoffe (Begriffe)
ICS – Notation 91.010.30 Technische Aspekte des Bauwesens
17. Putze
ICS – Notation 91.100.10 Zement, Gips, Kalk, Mörtel
18. Anstrichstoffe
ICS – Notation 01.040.87 Beschichtungsstoffindustrie, Farbindustrie
ICS – Notation 25.220.10 Oberflächenvorbereitung
ICS – Notation 25.220.20 Oberflächenbehandlung
ICS – Notation 25.220.40 Metallische Beschichtungen
ICS – Notation 25.220.60 Beschichtungen
ICS – Notation 83.180 Klebstoffe
ICS – Notation 87.040 Beschichtungsstoffe (Farben und Lacke)
ICS – Notation 91.100.50 Bindemittel, Dichtungsstoffe
21
Literaturverzeichnis
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Minke, Gernot: Dächer begrünen – einfach und wirkungsvoll, Ökobuch-Verlag, Staufen
Literaturverzeichnis 719
G H
Garagentor 492 Haarriss 290
Gartentreppe 393 Hackschnitzel 661
Gasbeton 554 Haftfläche 499
Gattersäge 75 Haftungsprüfung 602
Gebäudesubstanz 10 Haftzugfestigkeit 138
Gebäudeteil 4
Gebäudetrennfuge 506 Handlauf 399
Gebrauchstauglichkeit 415 Hangplatz 685
Gefach 293 Hangplatzgestaltung 685
Gefährdungsklasse 168, 178, 180 Hauptgesims 691
Geländer 398 Hauptgesimsbereich 691
Gelöschter Kalk 586 Haus
Genauigkeitsgrad 21 – energieautarkes 633
Genehmigungsplanung 48, 51 Hausbock 162
Geothermie 662 Hausrotschwanz 682, 693
Gesamtenergieeffizienz 53 Hausschwamm
Geschossdeckenfußboden 346 – echter 157, 158
Geschossflächenzahl 37 Haussperling 693, 697
Geschossmauerwerk 297 Haustaube 702
Geschosstreppe 378 Haustür 471
Gesims 297 HeizAnlV 53
Gesimskasten 691 Heizkamin 351
Gestaltungselement 282 Herd 358
Gesteinsart 70 Hinterfüllmaterial 519
Gesteinsgruppe 71 Hohlfuge 503
Gesteinssorte 71 Hohlstelle 138
Gewand 297 Hohlziegelmauerwerk 290
Gewölbekonstruktion 276 Holz 668
gezogener Schornstein 363 Holz-Aluminiumfenster 429
Giebelwand 283 Holz-Aluminium-Haustür 477
Gipsplatte 317 Holzbalkendecke 341, 343
Gitter 236 Holzfachwerk 555
Glasfasergewebe 554 Holzfaser 309
Glasfasernetz 555 Holzfehler 164
Glasgittergewebe 554 Holzfenster 418
Glastür 469 – Instandsetzung 456
726 Sachwortverzeichnis
Natursteinschaden 81 Pilz
Natursteintreppe 394 – holzverfärbender 159
Natursteinwand 291 – holzzerstörender 63, 155
Neigung 376 Planer 13
Nichtwohngebäude 59, 62 Planung im Bestand 51
Niedrigenergiehaus 632, 701 Planungsvorschrift 375
Nistmaterial 679 Platte 339
Niststätte 698 Plattenbau 696, 697
Nitrozelluloselack 599 Plattenfuge 698
Nullenergiehaus 633 Plattengründung 253
Nut-Feder-Falz 325 Plusenergiehaus 633
Nutzer 14 Podestlänge 377
Nutzung 621 Polychloroprenlackfarbe
Nutzungsart 5 – physikalisch trocknende 598
Nutzungsdauer 5 Polyethylen
Nutzungsfähigkeit 5 – chlorsulfoniertes 598
Nutzungssicherheit 5 Polymer-Dispersion 588
Polyurethanfarbe 598
O Polyurethanlack 598
Oberflächenkorrosion 138 Polyurethan-Teerlackfarbe 598
Oberflächenschaden 124 Polyvinylacetatlack 599
Oberflächenschutz 140 Polyvinylchlorid-Lackfarbe 599
Oberflächenschutzmaßnahme 568 Porenbeton 347
Oberflächenverschmutzung 138 Porosität 86, 135
Oberflächenzugfestigkeit 136 Pressfuge 498
Oberputzstruktur 561 Produktion 620
Oberschale 311 Profil 575, 580
Objekterfassung 22 Profilform 581
Öllack 588 Projektionsfehler 534
ÖNORM 713 Prüfprädikat 180, 181
Ornament 236 Putz
Ortsbesichtigung 34 – auf Leichtmauerwerk 531, 565
– Schadenserscheinung 532
P Putz/Anstrich-System 544
Paneel 231 Putzerneuerung
Passivhaus 632, 633, 634 – lokale 571
– Ökologie 636 Putzfestigung 572
– Ökonomie 636 Putzgrund 578
Permanentweiß (Blancfixe) 587 Putzmörtel 550
Pfahlgründung 254 – Klassifizierung 551
Pfeilergründung 254 Putzmörtelgruppe 550
Pflanzenöl 661 Putznester 538
Pflanzliche Schädlinge 20 Putzoberfläche
Pflege 703 – strukturierte 569
Photovoltaik 650 Putzreinigung 572
Photovoltaikanlage 645 Putzrisse 538
Photovoltaikausgestaltung 656 Putzschaden 535, 537
Pigment 586
Sachwortverzeichnis 729