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Frick/Knöll Baukonstruktionslehre 2
Dietrich Neumann | Ulf Hestermann | Ludwig Rongen
Frick/Knöll
Baukonstruktions-
lehre 2
33., aktualisierte und überarbeitete Auflage
PRAXIS
Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
<http://dnb.d-nb.de> abrufbar.
Prof. Dipl.-Ing. Dietrich Neumann arbeitete nach seinem Architekturstudium an der Technischen Hoch-
schule Darmstadt zunächst in Architekturbüros und Behörden. Danach wechselte er an das Battelle-Insti-
tut in Frankfurt/M. und war dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektleiter für Groß- und Spezi-
alprojekte im In- und Ausland verantwortlich. Später leitete er sein eigenes Architekturbüro und war als
Dozent tätig. Es folgte die Berufung als Professor an die Fachhochschule Darmstadt für die Fachgebiete
Baukonstruktionslehre, Baubetrieb und Entwerfen. In Zusammenarbeit mit Ulrich Weinbrenner veröffent-
lichte er seit 1975 sechs Auflagen der Frick/Knöll Baukonstruktionslehre Teil 1 und 2.
Prof. Dipl.-Ing. Ulf Hestermann hat nach seinem Studium an der Fachhochschule Aachen und der RWTH-
Aachen ein bundesweit tätiges Architektur- und Ingenieurbüro gegründet. Im Rahmen dieser Tätigkeit war
er mit Projekten für die technische Infrastruktur sowie Gewerbe- und Wohnungsbaumaßnahmen mit den
Arbeitsschwerpunkten Teilvorfertigung und Systembauweisen in Holz und Beton tätig. Seine Berufstätig-
keit wurde zusätzlich unter anderem von Lehraufträgen begleitet. Es folgte die Berufung zum Professor
für Baukonstruktion, Entwerfen und Gebäudeplanung an die Fachhochschule Erfurt. Weiterhin ist Ulf
Hestermann leitend im eigenen Architekturbüro tätig.
Prof. Dipl.-Ing. Ludwig Rongen studierte nach seiner praktischen Ausbildung zum Technischen Zeichner
zuerst Städtebau und war danach mehrere Jahre als Projektleiter in der Stadt- und Regionalplanung tätig.
Sein zweites Studium der Architektur absolvierte er an der RWTH Aachen und gründete danach sein
eigenes Architekturbüro. Seit 1992 arbeitet er als Professor an der FH Erfurt für die Studienfächer
Baukonstruktionslehre, Entwerfen, Bauen im Bestand und Sakralbau. Ludwig Rongen hält regelmäßig
auch Vorträge auf internationalen Kongressen inner- und außerhalb Europas. Seit 2004 hat er eine
Gastprofessur an der Sichuan Universität inne, 2005 folgte eine zweite Gastprofessur an der South-West
Jiatong Universität, beide in Chengdu (V.R. China).
Vorwort
Von einer Baukonstruktionslehre wird erwartet, schlagewerk in der Baupraxis. Besonders deshalb
dass sie die wichtigsten Aufgabengebiete des ist es notwendig, ständig die geltenden Normen
Bauens erfasst, die unterschiedlichen Konstruk- und technischen Vorschriften zu beobachten und
tionsprinzipien in den Bereichen des Rohbaues, das Werk stets auf dem technisch neuesten Stand
des Innenausbaues und teilweise auch des Tech- zu halten.
nischen Ausbaues berücksichtigt und dabei die Seit Erscheinen der 32. Auflage ist eine große An-
ständig weiterentwickelten Herstellungsverfah- zahl von wichtigen neuen Vorschriften, nationa-
ren aufzeigt. len und europäischen Normen überarbeitet oder
Schließlich muss deutlich gemacht werden, dass neu erstellt worden, so dass eine weitere Bearbei-
alle Baukonstruktionen abhängig sind von stati- tung des in Studium und Praxis bewährten Wer-
schen Bedingungen, bauphysikalischen Einflüs- kes nötig wurde.
sen, Baustoffeigenschaften, von den Baukosten In der nun vorliegenden 33. Auflage wurden alle
und der Verarbeitung und Bauabwicklung sowie Kapitel erneut kritisch durchgesehen, aktualisiert
von behördlichen Bestimmungen und Normen und teilweise völlig neu bearbeitet. Dabei wur-
und nicht zuletzt auch von den gestalterischen den insbesondere die Auswirkungen der Energie-
Absichten. einsparverordnung berücksichtigt.
Ziel ist es, den Studierenden Grundlagenwissen Das Kapitel Dächer wurde ergänzt durch Ab-
zu vermitteln und nicht etwa rezeptartig mög- schnitte über neue Holzwerkstoffe, Steildachele-
lichst viele Konstruktionsmöglichkeiten aufzuzei- mente aus Holz,Textile Flächentragwerke und So-
gen. Darüber hinaus soll auch dem Baupraktiker lar-Dachsysteme. Eingang fanden ebenso die
ausreichender Überblick auf die sich stets wan- neuen Normen zum Thema Holzbau.
delnden Sachgebiete und auf absehbare Ent- Dachrinnen und Regenrohre sind jetzt neu in DIN
wicklungstendenzen gegeben werden. EN 607 bzw. DIN EN 612 genormt. Demzufolge
Bereits im Jahre 1909 erschien bei Teubner in sind in Kapitel 1 dieses Teils zahlreiche Abbildun-
Leipzig und Berlin die erste Auflage der Baukons- gen und Tabellen geändert bzw. ausgetauscht
truktionslehre von Frick und Knöll als Leitfaden worden.
und als “Hilfsmittel für den Vortragsunterricht Nach Erscheinen der 32. Auflage dieses Teils ist
und die Wiederholungen” im Baukonstruktions- die DIN 18531 „Dachabdichtungen – Abdichtun-
unterricht der Königlichen Preußischen Bauge- gen für nicht genutzte Dächer“ umfangreich
werkschulen. geändert worden (gültig seit November 2005. In
Aus dem Leitfaden wurde im Laufe der Zeit ein Teil 1 wurden die Beanspruchungsarten genauer
aus zwei Teilen bestehendes umfangreiches Stan- beschrieben und – soweit möglich – klassifiziert
dardwerk. Bis heute ist der „Frick/Knöll“ die mit (Beanspruchungsklassen). Teil 4 der neuen DIN
Abstand am weitesten verbreitete Baukonstruk- 18531 enthält jetzt erstmals auch Regelungen zur
tionslehre für Studierende der Architektur und Vorgehensweise bei der Instandhaltung von
des Bauingenieurwesens geblieben. nicht genutzten Dächern. Dies hatte zur Folge,
Der bisherige Erfolg der Frick/Knöll Baukonstruk- dass auch das Kapitel 2 „Flachdächer“ umfang-
tionslehre dürfte unter anderem darin begründet reich überarbeitet wurde.
sein, dass es kein anderes Werk gibt, in dem nicht Auch die durch die Umstellung auf die harmoni-
nur der allgemeine Bereich der Baukonstruktion, sierten europäischen Normen (hEN) für den Be-
sondern auch der raumbildende Innenausbau reich Abdichtungsbahnen aus Elastomeren und
umfassend und ganzheitlich behandelt wird. Dies Kunststoffen erforderlichen Aktualisierungen
betrifft sowohl die traditionellen Techniken als wurden vorgenommen.
auch den Trockenbau entsprechend seiner stän- Das Kapitel Abgasanlagen wurde aktualisiert und
dig zunehmenden Bedeutung als Fertigungs- die neuen Normen teilweise eingearbeitet.
prinzip. Die Kapitel Treppen, Fenster und Pfosten-Riegel-
In zunehmendem Maße dient die Frick/Knöll Bau- fassaden wurden durchgesehen und die Liste der
konstruktionslehre auch als bewährtes Nach- Normen und Bestimmungen aktualisiert.
VI Vorwort
Die Kapitel Türen, Schutz- und Sondertüren, hori- Unser besonderer Dank gilt Frau Dipl.-Ing. Gabrie-
zontal verschiebbare Tür- und Wandelemente, le Tengler und Herrn Dipl.-Ing. Ingo Leuschner
Putze und Wärmedämmsysteme sowie Beschich- vom ift Rosenheim für ihre äußerst wertvolle Be-
tungen und Wandbekleidungen auf Putzgrund ratung bei der Neubearbeitung der Abschnitte
wurden durchgesehen und die Liste der Normen über Fenster.
und Bestimmungen aktualisiert. Vor allem verdienen unseren Dank für die zeich-
In dem vorliegenden Teil 2 dieses Werkes sind vor nerische und rechnergestützte Bearbeitung der
allem Europäische Normen eingearbeitet, soweit zahlreichen neuen Abbildungen und für Recher-
diese inzwischen entweder durch Veröffentli- chearbeiten Herr Dipl.-Ing. Andreas Kieser, Frau
chung eines identischen Textes oder durch An- Dipl.-Ing. Bianca Boehlck-Arndt, Frau Dipl.-Ing.
erkennung den Status einer Deutschen Norm er- Dorothee Holtgräwe und den studentischen Mit-
halten haben, auch wenn die Frist, bis zu der arbeitern René Böttcher, Christian Kluge und Willi
entgegenstehende nationale Normen zurückge- Keller. Dank gilt vor allem auch unseren Büropart-
zogen werden müssen, noch nicht abgelaufen ist. nern Dipl.-Ing. Architekt Reiner Wirtz und Dipl.-
So erhebt das Werk auch weiterhin den Anspruch Ing. Michael Rommel, die uns mit vielen wertvol-
auf Aktualität. len Tipps und z. T. auch kritischen Anmerkungen
In allen Kapiteln wurden die Hinweise auf Nor- unterstützt haben.
men und die Normenverzeichnisse aktualisiert. Mit der jetzigen Auflage übernehmen die Herren
Bei der dramatisch zunehmenden Informations- Professoren Dipl.-Ing. Ulf Hestermann und Dipl.-
flut, nicht zuletzt bedingt durch die Ausdehnung Ing. Ludwig Rongen weitgehend die alleinige
der Normung auf den größer werdenden eu- Bearbeitung der Baukonstruktionslehre. Damit
ropäischen Raum und durch immer mehr aus- legen Prof. Dipl.-Ing. D. Neumann und Prof. U.
ufernde Zertifikationen, Güte- und Bauproduk- Weinbrenner nach etwa 30-jähriger Autoren-
trichtlinien würde der Versuch einer vollständiger tätigkeit die Betreuung des „Frick-Knöll“ in jün-
Auflistungen den Rahmen dieses Werkes spren- gere Hände, danken beiden Kollegen herzlich für
gen. Dem Benutzer muss deshalb dringend emp- das sehr angenehme Zusammenwirken in den
fohlen werden, die weitere Entwicklung aller Be- letzten Jahren und wünschen Ihnen eine lange,
stimmungen zu beobachten. erfolgreiche Weiterarbeit an dem traditionsrei-
Die Literaturverzeichnisse wurden aktualisiert chen Werk.
und teilweise durch Internet-Adressen von weite- Mit dem Verlag hoffen wir gemeinsam, dass sich
ren Informationsquellen ergänzt. diese Auflage weiterhin beim Studium und in der
Bei der Auswahl der Bildbeispiele blieben die Be- Baupraxis als brauchbare und zuverlässige Hilfe
arbeiter bemüht, nur Konstruktionen zu erwäh- erweist.
nen, die einen kritisch beobachteten Reifeprozess
aufweisen können. Erfurt, im Frühjahr 2008
Allen, die durch Bereitstellung von Informationen
oder durch ihre Mitarbeit wertvolle Hilfe geleistet U. Hestermann, D. Neumann,
haben, danken wir. L. Rongen
VII
Inhalt
1 Geneigte Dächer
1
Segmentbogen) oder auch zweiachsig als para- truktionen, pneumatische Konstruktionen, Falt-
bel- oder hyperbelförmige Schalendächer über werke und andere mehr (s. Bild 1.14 und 1.17 bis
1 nahezu jeder Grundrissform ausgebildet werden. 1.19 in Teil 1 dieses Werkes), die in diesem Zusam-
Weitere besondere Dachformen ergeben sich menhang nicht behandelt werden können und
durch Konstruktionstechniken wie Hängekons- für die auf weiterführende Literatur verwiesen
werden muss.
1.1 Dachformen
a) Flachdach mit Attikarand (s. Abschn. 2) g) Mansarddach
b) Flachdach mit auskragender Dachscheibe h) Walmdach
c) Pultdach i) Sheddach
d) Satteldach j) Tonnendach
e) Grabendach (Schmetterlingsdach) k) Halbtonnendach
f ) Zeltdach l) Segmentbogendach
1.1 Allgemeines 3
1.2
Bezeichnung von Dachteilen
1 First
2 Traufe
3 Ortgang
4 Giebel
5 Drempel
oder Kniestock
6 Grat
7 Kehle
8 Walm
9 Anfallspunkt
10 Schleppgaube
11 Fledermausgaube
12 Stehende Gauben
Sparrendächer sind auf rechteckigen einfachen schaftlich sinnvolle Alternative. Sie bieten sich
Gebäudegrundrissen mit Dachneigungen ab ca. auch immer dann an, wenn komplizierte Grund-
30 bis 60 Grad einsetzbar. Sie ermöglichen durch rissformen sowie Dächer mit nahezu jeder be-
die mögliche Stützenfreiheit einen uneinge- liebigen Neigung zu überdecken sind. Pfet-
schränkt nutzbaren Dachraum. Das tragende, in tendächer ermöglichen den Einbau größerer
der Regel aus Holz erstellte Tragwerk beruht auf Dachöffnungen für Gauben, Fenster und Dachter-
dem Prinzip des unverschieblichen Dreiecks, bei rassen. Vielfach stören allerdings notwendige
dem jeweils zwei gegeneinander geneigt liegen- Stützen und Aussteifungsbauteile die Nutzbar-
de Sparren und der Deckenbereich dazwischen keit des Dachraumes. Zudem ist ein höherer Ma-
bzw. ein Deckenbalken zu einem statischen Sys- terialaufwand erforderlich.
tem verbunden sind. Ungünstig wirken sich Die aus dem Eigengewicht der Dachkonstruktio-
größere Dachöffnungen aus, die die jeweiligen nen, aus Wind- und Schneelasten und aus Nutz-
Gespärre unterbrechen. Bei größeren Spannwei- last resultierenden Gesamtlasten können linear
ten wird das Sparrendach durch horizontale Kehl- über Pfetten auf Außen- und Innenwände bzw.
balken gestützt. punktweise auf Stützen abgetragen werden (Bild
Pfettendächer sind ab einer Dachneigung unter 1.4).
ca. 25 Grad die einzige konstruktiv und wirt-
1.4 Lastabtragung
a) Abtragung der Dachlast auf die Außenwände
b) Lastabtragung auf Außen- und Innenwände
c) Lastabtragung punktweise
1.2 Dachtragwerke aus Holz 5
1.5 Aussteifung
a) durch Scheibenwirkung der Dachschale
b) durch biegesteifen Eckverband der Kopfbänder und Scheibenwirkung der Zwischendecke
c) durch Dreieckverbände, z. B. Windrispen (s. Bild 1.14 u. 1.17)
Gegen die Auswirkung horizontal angreifender dem alle Glieder der Konstruktion in ihrem Zu-
Kräfte – (das sind überwiegend Windkräfte) – sammenwirken erkennbar werden. Das sind z. B.
müssen Dachkonstruktionen für sich allein oder beim
in Verbindung mit dem übrigen Bauwerk un- • Sparrendach: Sparren, Kehlbalken, Deckenbal-
verschiebbar ausgebildet (ausgesteift) sein. Das ken oder Deckenkonstruktion
kann erreicht werden durch die Flächenwirkung • Pfettendach: Stuhlsäulen (Stiele, Pfosten), Pfet-
scheibenartiger Bauteile (z. B. durch Schalungs- ten, Streben, Sparren und ggf. Zangen, Streben,
flächen in den Dachebenen oder Fußboden- Kopfbänder.
flächen) oder durch Dreiecksverbände (z. B. durch
Kopfbänder oder Windrispen, Bild 1.5). Alle Dach- Bei ingenieurmäßig konstruierten und berechne-
konstruktionen müssen gegen Abheben oder ten Tragwerken sollen neben dem Überblick über
Kippen infolge Winddruck oder -sog durch ent- die Gesamtkonstruktion mit allen Verbänden die
sprechendes Eigengewicht oder durch Veranke- Ausbildung der Knotenpunkte mit allen Maßen
rung mit dem übrigen Bauwerk gesichert sein und Verbindungselementen in großem Maßstab
(Bild 1.21, 1.22 und 1.37). deutlich gemacht werden.
In Detailzeichnungen sind Ortgang- und Traufen-
abschlüsse, Anschlüsse an aufgehende Wände,
1.1.4 Zeichnerische Darstellung Lichtöffnungen, Regenrohre usw. im Zusammen-
hang mit Dachdeckung und Wärmeschutz darzu-
Dachkonstruktionen sind in Quer- und Längs- stellen.
schnitten, Grundrissen und Detailzeichnungen
darzustellen. Sie dienen zur
• Klarstellung der Konstruktion 1.2 Dachtragwerke aus Holz
• Grundlage der statischen Berechnung
• Preisermittlung 1.2.1 Allgemeines
• Bauausführung.
Holz gilt nach wie vor als hervorragend geeig-
Grundrisszeichnungen sollen zeigen neter Baustoff für Dachkonstruktionen. Die tra-
• Lage aller tragenden Bauteile wie tragende ditionellen, handwerklich (zimmermannsmäßig)
Wände, Unterzüge, Stützen, Pfosten hergestellten Dachtragwerke sind ständig wei-
terentwickelt worden, so dass es auch heute
• Lage der Binder, aller Pfetten, Zangen, Sparren möglich ist, statisch-konstruktiv und geometrisch
• Lage von Dachaufbauten, Schornsteinen, Dach- sehr anspruchsvolle Bauaufgaben gerade mit
fenstern oder Lichtöffnungen, Dachausstiegen Holzkonstruktionen wirtschaftlich und formal an-
und sonstigen Aussparungen mit den evtl. er- sprechend zu lösen. Moderne Holzverarbeitungs-
forderlichen Auswechslungen verfahren und Holzschutzmittel haben die ohne-
• Lage von Firstlinien, Graten und Kehlen sowie hin große Lebensdauer von Holzkonstruktionen
Darstellung des geplanten Regenwasserablaufes noch bedeutend verbessert, die Gestaltungs-
• Dachüberstände und Dachrandausbildungen. möglichkeiten ausgeweitet und die Unterhaltung
wesentlich vereinfacht. Als Konstruktionsregel
Querschnitte sollen insbesondere den Dachbin- ist jedoch auch heute noch zu beachten, dass
der zeigen, d. h. den Teil des Dachtragwerkes, in Hölzer, die Feuchtigkeitseinwirkungen ausgesetzt
6 1 Geneigte Dächer
sind, leicht wieder trocknen können müssen. DIN EN 384 (Charakteristische Werte für mechani-
Vor ständiger Einwirkung von wechselnder Erd- sche Eigenschaften und Rohdichte) und DIN 4074
1 feuchtigkeit, vor Spritzwasser (z. B. in Gelände- (Sortierklassen). Nach DIN EN 338 werden hin-
nähe) oder vor Tauwasser (z. B. bei unmittelbarer sichtlich der Festigkeitswerte und zulässigen
Berührung mit Mauerwerk, Beton oder größeren Beanspruchungen Festigkeitsklassen für Pappel-
Metallflächen) muss Holz durch konstruktive und Nadelhölzer (C 14 bis C 40) und für Laubhöl-
Maßnahmen geschützt sein. zer (D 30–D 70) unterschieden. Der angegebene
Die Widerstandsfähigkeit von Holzkonstruktio- Zahlenwert benennt die Biegezugfestigkeit in
nen gegen Feuer kann durch Anstrich oder Um- N/mm2. DIN 4074-2 unterscheidet darüber hinaus
mantelungen ggf. erheblich verbessert werden. für Nadelrundholz 3 Güteklassen:
Verleimte Konstruktionen (z. B. Brettschichtträ- • Güteklasse I besonders hohe Tragfähigkeit
ger, s. Bild 1.62, 1.87, 1.89) und einige Holzwerk-
stoffplatten sind gegen Entflammung besonders • Güteklasse II gewöhnliche Tragfähigkeit
widerstandsfähig. • Güteklasse III geringe Tragfähigkeit
Für kleinere und konstruktiv einfache Dächer wer-
den auch heute noch Konstruktionen nach hand- Bauholz (Vollholz) für Zimmerarbeiten ist zwar
werklichen Erfahrungsgrundsätzen ausgeführt. In auch in DIN 68 365 genormt, jedoch enthält DIN
der Regel ist aber ein Standsicherheitsnachweis 4074 eine noch weitergehende Klassifizierung
für das Baugenehmigungsverfahren notwendig, der Anforderungen an Nadelschnittholz (Latten,
wobei Mindestabmessungen der einzelnen Bau- Bretter, Bohlen, Kanthölzer), an die Oberflächen-
teile und ihre konstruktive Verbindung unterein- beschaffenheit, die Zulässigkeit von Krümmun-
ander festgelegt werden. gen oder Verdrehungen, von Baumkanten, Ästen,
Breite und Neigung von Jahresringen, von Blitz-
und Frostrissen, Verfärbungen, Insektenbefall
1.2.2 Baustoff Holz usw.
Allgemeines Die Sortierungsmerkmale werden gem. DIN
4074-1 und 4074-5 unterschieden für
Für Zimmerarbeiten werden hauptsächlich Na-
delhölzer verwendet: • „visuelle Sortierung“
• Kiefer (sehr harzreich, daher dauerhaft) Sortierklassen (Festigkeitsklasse gemäß DIN EN
338): S7 (C16), S10 (C24), S13 (C30)
• Fichte (Rottanne)
• Weißtanne (Edeltanne) • „maschinelle Sortierung“
Sortierklassen (Festigkeitsklasse gemäß DIN EN
• Lärche (sehr harzreich). 338): MS7 (C16), MS10 (C24), MS13 (C30) usw.,
Hölzer mit größeren Querschnitten (Balken) be- wobei die Angabe der Festigkeitsklasse mit
stehen meist aus Kiefern- oder Fichtenholz. dem Zusatz M gekennzeichnet wird.
Durch Anwenden der Gütevorschriften, volles
Ausnutzen der Tragfähigkeit, sachgemäßen Ein- Für zimmermannsmäßige Dachkonstruktionen
bau und geeigneten Holzschutz kann Holz ge- wird in der Regel Vollholz der Sortierklasse S 10
spart werden; ferner dadurch, dass alle Balken- verwendet.
und Dachverbandhölzer nach der DIN 1052 „Ent-
Die Sortierkriterien sind gemäß DIN 4074-1 auf
wurf, Berechnung und Bemessung von Holzbau-
eine mittlere Holzfeuchte von 20 % (Gewicht des
werken“ berechnet werden und die DIN 18 334
absolut trockenen Holzes – Holzfeuchte = 0 %)
„Zimmer- und Holzbauarbeiten“ beachtet wird.
bezogen. Holzfeuchten unter 20 % lassen sich
Gütebedingungen kurzfristig nur durch technische Trocknung (ge-
steuerte Holztrocknung in Trockenkammern) er-
Holzbauwerke aller Art und somit auch Dachkon- reichen.
struktionen werden nach DIN 1052 bzw. nach
Eurocode 5 (DIN EN 1995-1-1 und 1995-1-2) be- Die Dichte in kg/dm3 des Holzes in lufttrockenem
messen. Zustand (s. DIN EN 384) beträgt bei
• weichen Hölzern (Fichte, Tanne) 0,55
Bauholz
• halbharten Hölzern (Kiefer, Lärche) 0,60
Für Bauholz gelten DIN 4074 und DIN 68 365
(Bauholz) sowie DIN EN 338 (Festigkeitsklassen), • harten Hölzern (Buche, Eiche) 0,75–0,80
1.2 Dachtragwerke aus Holz 7
von Holz (DIN EN 350-1 und DIN EN 350-2 und Tabelle 1.7 Dauerhaftigkeit verschiedener Holzarten nach
DIN EN 460) in DIN EN 335-1 und 335-2 fünf Ge- DIN EN 350-2
brauchsklassen (ersatzweise für die bisher gülti- Dauerhaftig- Beschreibung Beispiele 1
gen Gefährdungsklassen gemäß DIN 68 800-3, keitsklasse
Abschn. 2.3 und 2.4 sowie Tab. 1 und 2) neu defi- 1 sehr dauerhaft einige afrikanische Hölzer
niert, die sich vorrangig an der Feuchtebeanspru- 1 bis 2 – Robinie
chung orientieren: 2 dauerhaft Eiche
Gebrauchsklassen gemäß DIN EN 335-1 und 3 mäßig dauerhaft Pitch Pine
335-2: 3–4 – Lärche, Douglasie
4 wenig dauerhaft Tanne, Fichte
1 unter Dach, keiner Witterung und Befeuch-
5 nicht dauerhaft Ahorn, Buche, Esche
tung, ausgesetzt, Innenbereich und abge-
deckt, trocken, Holzfeuchtegehalt max. 20 %
2 unter Dach, keiner Witterung ausgesetzt, Be- sowie in allen Gefährdungsklassen, wenn splint-
feuchtung durch hohe Umgebungsfeuchtig- freie Farbkernhölzer nach DIN 68 364 verwendet
keit gelegentlich möglich, Innenbereich oder werden (Dauerhaftigkeitsklassen s.Tab. 1.7).
abgedeckt, gelegentlich feucht, Holzfeuchte- Die chemischen Schutzmittel bestehen in der
gehalt gelegentlich > 20 % Hauptsache aus wasserlöslichen und öligen Mit-
3 nicht unter Dach, nicht im Erdkontakt, ständi- teln, Öl-Salz-Gemischen und Emulsionen. Das
ger Witterung ausgesetzt oder geschützt aber Holz kann mit den Schutzmitteln behandelt wer-
häufig befeuchtet, Außenbereich ohne Erd- den u. A. durch
kontakt, gelegentlich oder häufig feucht, Holz- • Streichen, Sprühen (Spritzen)
feuchtegehalt gelegentlich oder häufig > 20 %
• Kurztauchen (Sek. und Min.)
4 in Kontakt mit Erde oder Süßwasser, ständig be-
feuchtet, Holzfeuchtegehalt vorwiegend oder • Tauchen (30 Min. bis mehrere Std.)
ständig > 20 % • Trogtränkung (mehrere Std. bis Tage)
5 ständig dem Meerwasser ausgesetzt, ständig • Kesseldrucktränkung (Schutzflüssigkeit wird in
feucht, Holzfeuchtegehalt ständig > 20 % die Hohlräume des Holzes gedrückt)
• Diffusionstränkung (Schutzpaste wandert durch
Die Zuordnung zu den Gefährdungsklassen soll monatelange Diffusion in saftfrisches Holz ein).
nicht formal vorgenommen werden, sondern aus
den spezifischen konkreten Bedingungen abge- Je nach Schutzmittelverteilung entsteht
leitet werden. In DIN 350-2 werden allgemeine • Deckenschutz (an der Oberfläche)
Vorsichtsmaßnahmen hinsichtlich der Einstufung
• Randschutz (Eindringtiefe < 1 cm)
in die Gefährdungsklassen aufgrund der Wichtig-
keit und Zugänglichkeit der Holzteile und der • Tiefschutz (Eindringtiefe > 1 cm)
Dauerhaftigkeit und Tränkbarkeit der Hölzer er- • Vollschutz (völlige Durchsetzung)
läutert. Weiterhin wird auf die Gefahr des Auswa- • Teilschutz (Behandlung besonders gefährdeter
schens behandelter Hölzer und notwendige Teile).
Schutzmaßnahmen insbesondere in der Baupha-
se ungeschützt verbrachter Bauteile verwiesen. Einbringverfahren und Wirksamkeit der Mittel
In der teilweise noch gültigen DIN 68 800-3 sind sind in DIN 68 800-3 näher erläutert.
des weiteren Bedingungen erläutert, unter denen Hölzer für Dachkonstruktionen werden in der Re-
eine Einstufung der Gefährdungsklassen möglich gel mit Salzimprägnierungen im Tauch- oder
ist mit dem Ziel, dass ein chemischer Holzschutz Tränkverfahren behandelt. Wichtig ist, dass durch
nicht erforderlich wird. lange Tränkzeiten eine ausreichende Eindringtiefe
Chemische Holzschutzmaßnahmen sind gemäß der Schutzsalze erreicht wird. An der Baustelle
DIN 68 800-3 nicht erforderlich wenn Holz: dürfen die Imprägnierungen nicht durch Regen-
wasser ausgewaschen werden. Die fixierenden,
• in Räumen mit üblichem Wohnklima verbaut ist meistens grün gekennzeichneten Schutzmittel
und, sind den vielfach üblichen einfacheren rot oder
• gegen Insektenbefall allseitig durch geschlos- orange gekennzeichneten ggf. vorzuziehen. Beim
sene Bekleidungen abgedeckt ist, Einbau etwa entstehende frische Schnitt- oder
• oder zum Raum hin so offen eingebaut ist, dass Bearbeitungsstellen, ggf. auch größere Schwind-
es kontrollierbar bleibt risse sind nachzuimprägnieren.
12 1 Geneigte Dächer
Beispiel: IvSW bedeutet: Mittel ist geeignet zum vorbeugenden Schutz gegen Insekten für Streich-, Sprüh-, Kurztauch- und
Tauchverfahren und für der Witterung ausgesetztes Holz.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 13
1.10 Sägeschnitte
a Kanthölzer günstigstes Widerstandsmoment für Vollbalken bei
b Latten Seitenverhältnis ≈ 5 : 7
c Schwarten günstigstes Trägheitsmoment für Vollbalken bei
d Seitenbretter Seitenverhältnis ≈ 4 : 7
e Kernbretter (Herzdielen)
Ebenso sind Bretter mit stehenden Jahresringen Unterschieden wird das Bauholz hinsichtlich der
(Kernbretter, Herzdielen) wertvoller als Seiten- Lieferform nach Sortierklassen (s.Tab. 1.11).
bretter (Bild 1.10).
Tabelle 1.11 Sortierkriterien für Kanthölzer und vorwiegend hochkant (K) biegebeanspruchte Bretter und Bohlen
bei der visuellen Sortierung (DIN 4074-1,Tab. 2)
Sortiermerkmale Sortierklasse
S 7, S 7 K S 10, S 10 K S 13, S 13 K
1. Äste bis 3/5 bis 2/5 bis 1/5
2. Faserneigung bis 16 % bis 12 % bis 7 %
3. Markröhre zulässig zulässig nicht zulässiga
4. Jahrringbreite
– im Allgemeinen bis 6 mm bis 6 mm bis 4 mm
– bei Douglasie bis 8 mm bis 8 mm bis 6 mm
5. Risse
– Schwindrisseb bis 3/5 bis 1/2 bis 2/5
– Blitzrisse nicht zulässig nicht zulässig nicht zulässig
Ringschäle
6. Baumkante bis 1/3 bis 1/3 bis 1/4
7. Krümmungb
– Längskrümmung bis 12 mm bis 8 mm bis 8 mm
– Verdrehung 2 mm/25 mm Breite 1 mm/25 mm Breite 1 mm/25 mm Breite
8. Verfärbungen, Fäule
– Bläue zulässig zulässig zulässig
– nagelfeste braune bis 3/5 bis 2/5 bis 1/5
und rote Streifen
– Braunfäule nicht zulässig nicht zulässig nicht zulässig
Weißfäule
9. Druckholz bis 3/5 bis 2/5 bis 1/5
10. Insektenfraß durch Fraßgänge bis 2 mm Durchmesser: zulässig
Frischholzinsekten
11. sonstige Merkmale sind in Anlehnung an die übrigen Sortiermerkmale sinngemäß zu berücksichtigen
Tabelle 1.12 Holzabmessungen für Nadelschnittholz nach DIN 4070-1 (die Maße gelten für halbtrockenes [verladetrockenes]
Holz in rauhem Zustande)
1 Kantholz in cm/cm Balken in cm/cm Latten in mm/mm
8/8 6/10 6/12 6/14 8/16 8/18 8/20 10/22 12/24 12/26 24/48 30/50 40/60 50/80
8/10 8/12 8/14 10/16 10/18 10/20 16/22 16/24 20/26
10/10 10/12 10/14 12/16 14/18 12/20 18/22 18/24
12/12 12/14 14/16 18/18 14/20 20/24
14/14 16/16 16/20
20/20
Im Allgemeinen genügt bei nicht sichtigem Ein- sich nach der Sortierklasse des Holzes, der Nut-
bau fehlkantiges Bauholz (Sortierklasse S 10 bzw. zungsklasse (NKL – gemäß DIN 1052 Abschn.
MS 10), vollkantiges soll nur in Ausnahmefällen 7.1.1) sowie der Lasteinwirkungsdauer (KLED –
bei sichtigem Einbau verlangt werden. gemäß DIN 1052 Abschn. 7.1.2). Nadelholz ist
nach DIN 4074 auszuwählen und zu beurteilen.
Holzabmessungen Für zugbeanspruchte Tragglieder aus Holz wird
der Bemessungswert für die Zugtragfähigkeit in
In DIN 4070 und 4074 sind die Schnittholzab- Abhängigkeit von den gewählten Verbindungs-
messungen festgelegt. Unterschieden werden mitteln entsprechend reduziert.
Kanthölzer ab 4 cm Breite (b) bis zu einer Höhe
von 3 × b, Bretter mit einer Dicke bis 40 mm und
einer Breite ≥ 80 mm und Bohlen mit einer Dicke
(d) ab 40 mm und einer Breite von größer als 3 ×
1.2.3 Dachtragwerke als
d. Kleinere Querschnitte werden als Latten be- Zimmermannskonstruktionen
zeichnet (Tab. 1.12).
Nachfolgend werden herkömmliche, nach Er-
Bretterdicken fahrungsregeln gestaltete Dachkonstruktionen
besprochen, wie sie auch heute noch ausgeführt
Übliche Dicken rauer Bretter (besäumt und unbe- werden. Die aufwändigeren in diesem Zusam-
säumt): menhang dargestellten Zimmermannskonstruk-
• Dicken: 10 12 15 18 20 22 24 26 28 30 35 und
40 mm;
• Längenstufung innerhalb eines Meters für Na-
delholz wie vor, für Laubholz von 10 zu 10 cm
Übliche Dicken gehobelter Bretter (besäumt/un-
besäumt) für lufttrockenes Nadelholz:
• Dicken: 7 9 12 15 17 21 23 27 32 und 36 mm
(Brett- und Bohlenbreiten ≥ 8 cm).
Bohlen 1.13a
1.14
Sparrendach; Begriffe
1 Sparren (Feldsparren)
2 Schwelle
1
3 Deckenplatte (oder Holzbalkendecke)
4 Giebelscheibe
5 Windrispen (Gegenseite nicht eingezeichnet)
(nur in Verbindung mit Firstbrett und/oder Dachlattung
für alle Sparren wirksam)
6 Wechsel
7 Wechselsparren
8 ausgewechselter Sparren
9 Firstlasche (vgl. Bild 1.15, hier nur im 1. Gespärre
eingezeichnet)
1.15 Einfaches Sparrendach ohne Kehlbalken; 1.16 Sparrendach mit Kehlbalken (schematisch;
Sparrenlänge < ca. 5,00 m (schematisch; Windrispen, Laschen usw. nicht eingezeichnet)
Windrispen usw. nicht eingezeichnet) 1 Kehlbalken
1 Sparren 3 Schwelle 2 Sparren
2 Firstbohle 4 Firstlaschen 3 Hahnenbalken (vgl. Bild 1.24b)
(nicht tragend) 5 Giebelanker
tionen werden heute jedoch vielfach ersetzt den auf Zug beansprucht. Größere Öffnungen in
durch Tragwerke, in denen vorgefertigte Holz- Decken erfordern daher besondere konstruktive
bauelemente mit weitaus günstigeren statischen Aufwendungen. Ebenso sind größere Öffnungen
Eigenschaften als das übliche Bauholz wirtschaft- in der Dachfläche für Dachfenster oder Gauben
lichere Lösungen ermöglichen. Im Hinblick aber zu vermeiden. Dabei sollte – wenn überhaupt –
auf die immer wichtiger werdenden Gebiete der möglichst nur ein Gespärre „ausgewechselt“ wer-
Bauerhaltung und -sanierung sowie der Denk- den (Bild 1.14).
malpflege erscheinen auch Kenntnis und Beurtei- Dabei müssen die „Wechselsparren“ die Belastun-
lungsvermögen älterer Konstruktionen nötig. gen aus den Feldern der ausgewechselten Spar-
ren übernehmen und sind daher in der Regel
Sparrendächer gegenüber den normalen „Feldsparren“ gemäß
Sparrendächer bilden einen stützenfreien Dach- statischem Nachweis zu verstärken.
raum und erleichtern die Nutzung von Dachge- Der Sparrenabstand beträgt mit Rücksicht auf die
schossen (Bild 1.13). Beim Sparrendach bilden Dachlattenabmessung je nach Gewicht der Dach-
zwei Sparren mit einem Deckenbalken oder dem deckung 70 bis 100 cm.
dazugehörigen Streifen einer Massivdecke ein Über kleineren Bauwerken, bei denen sich je nach
unverschiebliches Dreieck („Gespärre“) als Drei- Dachneigung Sparrenlängen bis etwa 5,00 m er-
gelenk-Stabzug. Jedes Gespärre ist somit in geben, können einfache Sparrendächer wie in
Richtung seiner Konstruktionsachse ausgesteift Bild 1.15 bzw. 1.19 geplant werden. Bei größeren
(Queraussteifung). Die gesamte Dachlast wird – Dachabmessungen werden die erforderlichen
ohne die Decke zu belasten – auf die Außenwän- Abmessungen der Sparren unwirtschaftlich. In
de übertragen. Decke oder Deckenbalken wer- der Regel werden die Sparren eines Gespärres
16 1 Geneigte Dächer
deshalb zur Abminderung der Durchbiegung ten bzw. Schalbretter müssen daher auf den Spar-
durch Kehlbalken als Druckstäbe gegeneinander ren vernagelt sein.
abgestützt. Sparrendächer in derartiger Form Die Giebelscheiben bilden beim Sparrendach le-
werden deshalb auch als „Kehlbalkendächer“ be- diglich den Abschluss des Dachraums und sind
zeichnet (Bild 1.16). nicht Bestandteile der Dachkonstruktion. Sie müs-
sen daher mit den ersten Gespärren durch Anker
Aussteifung. In Längsrichtung müssen die Ge- verbunden oder durch einen über die Giebelober-
spärre von Sparrendächern zur Herstellung von kante verlaufenden Ringbalken (s. Bild 1.25 und
unverschieblichen Dreiecksverbänden durch Abschn. 10.3.3 in Teil 1 dieses Werkes) eigenstän-
„Windrispen“ ausgestreift werden (Längsausstei- dig gegen Kippen gesichert werden (Bild 1.15).
fung). In herkömmlicher Ausführung waren das
diagonal in der Dachfläche unter die Sparren ge- Die gesamte Dachkonstruktion muss mit dem
nagelte Bretter. Durch diese Ausführungsart wird darunter liegenden Bauwerk so verbunden wer-
jedoch ein Dachausbau zu sehr behindert. den, dass alle auftretenden Horizontal- und Verti-
kalkräfte sowie Kippmomente aus Winddruck
Daher ist heute die Längsaussteifung mit Rispen- und -sog sicher übertragen werden. Bei Sparren-
bändern aus verzinkten, gelochten etwa 4 cm dachkonstruktionen in Verbindung mit Holzbal-
breiten Stahlbändern üblich. Sie werden auf die kendecken sind die Deckenbalken mit dem Mau-
Oberseite der Sparren (d. h. unterhalb der Dach- erwerk oder den in der Regel notwendigen
lattung) angebracht, damit möglichst nur geringe Ringbalken zu verankern (vgl. Bild 1.21a und b).
außermittig Kraftanschlüsse entstehen. Da solche Wenn Massivdecken Bestandteil von Sparren-
Stahlbänder nur Zugkräfte übertragen können, dachkonstruktionen sind, werden die dabei not-
müssen sie auf jeder Dachseite über Kreuz ange- wendigen Schwellen oder Sparrenschuhe fest mit
ordnet werden (Bild 1.17). Bei größeren Dach- dem Bauwerk verankert (Bilder 1.21c und d, 1.22).
flächen sind mehrere derartige Aussteifungsver-
bände vorzusehen.
Einfache Sparrendächer
Statt durch Windrispen können die Dachflächen
auch durch im Verband verlegte und verschraub- Ein einfaches Sparrendach in handwerklicher
te großformatige Holzwerkstoffplatten oder vor- Ausführung über einem kleineren Bauwerk zeigt
gefertigte entsprechend belastbare Wärme- Bild 1.19.
dämm-Elemente ausgesteift werden (Bild 1.18). Am First wurden die Sparren nach traditioneller
Die Längsaussteifung erfolgt hierbei durch die in Art durch „Scherzapfen“ mit Hartholznagel von
der Dachfläche erzeugte „Scheibenwirkung“ der quadratischem Querschnitt in entsprechender
Plattenelemente. Bohrung gesichert (Bild 1.20a). Heute bildet man
Bei dieser Form der flächenhaften Aussteifung die Firstverbindung jedoch meist mit einer First-
werden die Dachlatten oder die Schalung eines bohle und mit doppelten, genagelten Brettla-
evtl. vorhandenen „Unterdaches“ (s. Abschn. 1.9.3) schen aus (Bild 1.20b und c). Dadurch wird nicht
statisch zur Koppelung der einzelnen Sparren nur der arbeitsaufwändige Scherzapfen vermie-
bzw. Gespärre herangezogen. Stöße der Dachlat- den, sondern auch ein einfacheres Ausrichten des
1.2 Dachtragwerke aus Holz 17
1.19a 1.19b
1.19 Einfaches Sparrendach auf Holzbalkendecke1) 1 Sparren ca. 8/18 cm, Abstand a = ca. 80 cm
a) Querschnitt 2 Deckenbalken ca. 14/20 cm
b) Längsschnitt 3 Ringbalken innerhalb des Wandquerschnittes
4 Giebelanker
1.20 Firstpunkt
a) Firstverbindung mit Scherzapfen 1 Sparren
b) Firstverbindung mit Laschen und Firstbohle 2 Firstbohle
c) Firstverbindung mit Sperrholzlaschen und innen liegenden Firstbohlen 3 doppelte Brettlasche, genagelt
gesamten Daches ermöglicht. Die Firstbohle hat Form nicht mehr ausgeführt. Auch die Aus-
keine tragende Funktion im Dachverband, ist je- führung ohne Zapfen erfordert aber eine relativ
doch ein Bauteil zur Stabilisierung des Daches in große Vorholzlänge. Bei diesen Ausführungsarten
Längsrichtung. ergibt sich der für derartige Sparrendächer typi-
Die am Fußpunkt des Sparrens auftretenden ho- sche Knick in der Dachebene, der durch einen
rizontalen Schubkräfte (Bild 1.3c) wurden tradi- „Aufschiebling“ gemildert wird. Aufschieblinge,
tionell bei Holzbalkendecken durch „Versatz“ in die meistens aus einer dicken Bohle geschnitten
die Deckenbalken übertragen. Der Sparrenan- und durch Nägel auf Balken und Sparren befes-
schluss muss gegen das Balkenende zurückge- tigt werden, sind eine besondere Eigenart des
setzt werden, damit eine ausreichend große Sparrendaches in Verbindung mit Holzbalken-
Scherfläche („Vorholz“) entsteht, die errechnet decken. Die Anschlüsse zwischen Aufschiebling
werden muss und keinesfalls weniger als 20 cm und Sparrenoberkante bedingen einen Knick in
lang sein soll. Die handwerkliche Ausführung mit der Dachfläche bzw. Dachdeckung. Dieser kann
„Stirnversatz“ und Aufschiebling (Bild 1.21a) wird ggf. durch „Aufsparrendämmung“ oder die Un-
wegen des hohen Arbeitsaufwandes in dieser terkonstruktion der Dachdeckung ausgeglichen
werden.
1) Stahlblech-Sparrenhalter (Bild 1.21b) ermög-
Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als An-
halt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheits- lichen es, einen versatzähnlichen Sparrenan-
nachweis zu ermitteln. schluss so weit nach außen zu verlegen, dass kei-
18 1 Geneigte Dächer
1.21a 1.21b
1.21c 1.21d
1 Sparren
2 Deckenbalken
3 Vorholzlänge
4 Aufschiebling
5 Dachverband
1.21 Fußpunkt 6 Verankerung mit Stahlwinkel
a) Traditioneller Sparrenanschluss mit Stirnversatz und 7 Bolzen
Aufschiebling 8 Sparrenschuh aus Stahlblech
b) Sparrenanschluss mit Stahlblech-Sparrenhalter 9 Stahlbetondecke
c) Sparrenanschluss mit Stahlbalkenschuh 10 Balkenschuh
und Schwelle 11 Fußschwelle mit Verankerung
d) Sparrenanschluss mit Schwelle und überstehendem, in der Deckenaufkantung
versatzartig angeschlossenem Sparren. 12 Beiholz
1.2 Dachtragwerke aus Holz 19
1.22a 1.22b
1.22c
1.22
Fußpunkte für Sparrendächer über Stahlbetondecken
a) Stahlbetondecke mit Aufkantung
b) Sparrenanschluss mit Sparrenschuh aus Stahlblech
c) Sparrenanschluss mit Sparrenschuhverbinder aus ver-
zinktem Stahlblech
d) Sparrenanschluss mit Z-Profil aus Flachstahl
1 Sparren
2 Stahlbetondecke 1.22d
3 Wärmedämmung
4 Gleitlager
5 Ringanker
6 Fußschwelle mit Verankerung an der Deckenaufkantung, Sparren genagelt
7 Ankerschiene, einbetoniert
8 Stahlblech-Sparrenschuh (BTM) auf Ankerschiene verschraubt, Sparren seitlich genagelt
9 Sparrenfußverbinder
10 Z-förmiger Sparrenfußverbinder aus Flachstahl
11 Zuglasche
20 1 Geneigte Dächer
1.24 Kehlbalken-Dachtragwerke
a) Sparrendach mit Kehlbalken etwa in Sparrenmitte
b) Sparrendach mit 2 Kehlbalken (oberster Kehlbalken = „Hahnenbalken“), Abstützung des unteren
Kehlbalkens durch Schwelle auf Stielen mit Kopfbändern (vgl. Bild 1.33)
c) dreifach ausgesteiftes holzsparendes Kehlbalkendach (vgl. Bild 1.27) mit Stielen unter jedem Sparren
1.2 Dachtragwerke aus Holz 21
1.26a 1.26b
1.26 Kehlbalkenanschlüsse
a) Kehlbalkenanschluss mit genagelter Knagge und Laschen
b) Kehlbalkenkonstruktion für große Spannweiten und Belastungen (Kehlzange)
heute mit Hilfe von Knaggen hergestellt, die an Stiele unterstützt, die zugfest an die Decke ange-
die Sparren genagelt werden und so eine Versatz- schlossen werden.
fläche bilden; seitlich werden Brettlaschen ange- Die Holzquerschnitte derartiger Konstruktionen 1
nagelt (Bild 1.26a). Bei größeren Spannweiten der können relativ klein sein. Von Nachteil jedoch ist
Kehlbalken, bei Belastung durch Ausbau oder Nut- die zusätzliche Belastung der Decken durch die
zung des Dachraumes oberhalb des Kehlbalkens Stiele. Ggf. müssen die Decken entsprechend
wird die Kehlbalkenkonstruktion vielfach durch stärker dimensioniert werden.
zwei zangenartige, gegeneinander mit Futterklöt-
zen ausgesteifte Holzbretter oder -bohlen gebil- Pfettendächer
det, die mit dem Sparren durch Nagelung oder
Dübelung verbunden werden (Bild 1.26b). Allgemeines
In Bild 1.27 ist eine Sonderform für Kehlbalken- Anders als beim Sparrendach entstehen bei der
dächer mit großen Spannweiten in konventionel- Pfettendachkonstruktion lediglich vertikale Auf-
ler Ausführungstechnik gezeigt. Die unteren lan- lagerkräfte durch die Eigenlasten. Die konstruktiv
gen Sparrenabschnitte sind hier durch kurze einfachste Form eines Daches ergibt sich, wenn
1.28 Ausgangsform des Pfettendaches: 1.29 Pfettendach mit Pfetten auf ausgesteiften
Pultdach mit Sparren, die mit Lagerhölzern auf Giebelwänden in Verbindung mit großformatiger
Mauern aufliegen (kleinformatige Dachdeckung) Eindeckung ohne Lattung (z. B. Faserzement-
Wellplatten)
1.30 „Koppelpfetten“ (Sparrenpfetten) auf Unterzügen, 1.31 Pfetten auf ausgesteiften Giebelwänden.
Bindern o. Ä. in Verbindung mit großformatiger Sparrenlage für kleinformatige Deckungen
Deckung 1 Mittelpfette
2 Sparren
24 1 Geneigte Dächer
die die Dachdeckung tragenden Sparren auf La- der Regel das Tragwerk für die erforderlichen
gerhölzern (Pfetten) aufliegen, welche unmittel- Sparren (Nebenträger). Bei Bauwerksbreiten ab et-
1 bar auf tragenden Wänden ruhen. Abstand und wa 8,00 m ergeben sich je nach Dachneigung
Lage der Sparren sind dann allein von der Art Sparrenspannweiten von über 4,50 m. Die Durch-
bzw. dem Gewicht der Dachdeckung und der biegung von Sparren aus üblichem Bauholz muss
hierfür erforderlichen Tragkonstruktion und dann durch zusätzliche Zwischenauflagerung auf
dem Gebäudegrundriss bestimmt. Lediglich die „Mittelpfetten“ begrenzt werden (Bild 1.31).
Durchbiegung der Sparren begrenzt hinsichtlich Bei der herkömmlichen handwerklichen Aus-
der Spannweiten die Ausführungsmöglichkeiten führung von Pfettendächern werden die Spar-
(Bild 1.28). renauflager durch den „Dachstuhl“ gebildet. Die
In der Regel werden die Sparrenauflager durch einfachste Form eines Dachstuhles für geringe
tragende „Pfetten“ gebildet. Sie können bei klei- Gebäudebreiten stellt der „einfach stehende
neren Gebäuden mit einfachen Grundrissformen Stuhl” dar (Bild 1.32). Standardausführung ist der
frei zwischen ausgesteifte Giebelwände oder „zweifach stehende Stuhl” (Bild 1.33).
sonstige hochgeführte Querwände gespannt Im Laufe der historischen Entwicklung sind zahl-
werden (Bild 1.29). reiche weitere Formen von Dachkonstruktionen
Dachdeckungen aus großformatigen Beda- nach dem Pfettendachprinzip entstanden, die er-
chungsmaterialien (z. B. Faserzement-Wellplat- gänzt werden durch Sprengwerke und Hängewer-
ten) können direkt auf Pfetten aufliegen, wenn ke zur Überbrückung größerer Spannweiten.
diese im erforderlichen Abstand frei zwischen
ausgesteifte Giebelscheiben gespannt (Bild 1.29) Ein schematischer Überblick ist in Bild 1.34 gege-
sind. Mit derartigen Pfettendachkonstruktionen ben. Übliche einfache Konstruktionen mit ab-
können jedoch nur einfache Satteldächer über gestützten Pfetten zeigt Bild 1.34a und b. In der
kleineren Rechteckgrundrissen gebildet werden. zweiten Gruppe (Bild 1.34c bis e) sind Pfetten-
Sie können auch auf sog. „Koppelpfetten“ oder dächer mit Dachneigungen > 40° oder Sparren-
„Sparrenpfetten“ verlegt sein, die auf anderen längen > 7 m schematisch dargestellt. Sie sind
Unterkonstruktionen wie z. B. unverschiebli- mit Streben gegen Windkräfte gesichert.
chen Dreiecksverbänden oder Dachbindern (Bild Wenn Decken die durch Pfosten übertragenen
1.118) über größeren rechteckigen Grundrissfor- Dachlasten nicht aufnehmen können, werden mit
men aufgelagert sind (Bild 1.30). Hilfe von Streben Sprengwerke gebildet (Bild
Bei den meisten Dachdeckungen aus kleinfor- 1.34e, f, g).
matigen Materialien (Dachziegel, Dachsteine, In Bild 1.34h und i schließlich sind Pfettendächer
Schiefer usw.) bilden die Pfetten (Hauptträger) in mit „Liegendem Stuhl“ gezeigt. In ihnen überneh-
1.32 Pfettendach mit einfach stehendem Stuhl 1.33 Pfettendach mit zweifach (doppelt) stehendem
1 Firstpfette 5 Bindersparren Stuhl, schematische Übersicht
2 Pfosten (Stiel) 6 Feldsparren (Leergebinde) 1 Mittelpfette 5 Bindersparren
3 Kopfbänder 7 Fußpfette (Schwelle) 2 Pfosten (Stiel) 6 Feldsparren (Leergebinde)
4 Laschen 3 Kopfbänder 7 Fußpfette (Schwelle)
4 Zangen
1.2 Dachtragwerke aus Holz 25
men schrägliegende Stuhlsäulen (Pfosten) – mit oder teilweise auf das Balkenende übertragen
schrägliegenden Kopfbändern – gleichzeitig die werden.
Aufgaben der Streben. Dadurch werden stützen- Bei Stahlbeton-Massivdecken ist eine Lastquer-
freie Dachräume bzw. unbelastete Decken ver- verteilung möglich. Die Stützen können somit
gleichbar der Ausführung von Sparrendächern ohne Bindung an Zwischenwände auf die
ermöglicht. Deckenplatte gestellt werden, wenn der entspre-
Aus wirtschaftlichen und konstruktiven Gründen chende statische Nachweis geführt wird.
muss immer angestrebt werden, die erheblich Bei den Grundformen des Pfettendaches besteht
belasteten Stuhlsäulen eines Pfettendaches mög- der Dachstuhl aus den Stuhlsäulen oder Stielen
lichst auf tragende Wände oder Wandpfeiler ab- von quadratischem Querschnitt und den Pfetten,
zusetzen. die auf die Stiele aufgelagert und lagegesichert
Bei Holzbalkendecken werden für den Binderbal- (aufgezapft) sind (Bild 1.33).
ken unter den Stuhlsäulen u. U. so große Quer- In jeweils ca. 4,50 m Abstand bildet ein in der glei-
schnitte nötig, sodass 2 bis 3 Balken unmittelbar chen senkrechten Ebene liegendes Sparrenpaar
nebeneinander verlegt werden müssten. Es muss mit seinen Doppelzangen, Firstlaschen und den
daher die Stiellast über kräftige Schwellen auf Stielen (ggf. auch mit den Streben, vgl. Bild 1.34d
mehrere Balken verteilt oder durch Streben ganz und 1.38) einen Binder. Die Binder bewirken als
26 1 Geneigte Dächer
1.35a 1.35c
1.35b 1.35d
1.35 Pfettendach mit doppelt stehendem Stuhl, Dachneigung < 35°1) / Fortsetzung s. nächste Seite
a) Querschnitt
b) Aufsicht
c) Längsschnitt
d) Aussteifung Mittelpfette
e) Querschnitt „Zange“
f ) Querschnitt Mittelpfette
g) Sparrenauflager auf Fußpfette
1.35 Fortsetzung
1.35e
1.35f
1.35g
1.36
Sparrenbefestigung auf der
Mittelpfette bei auskragen-
dem, oberem Sparrenende
(ohne Querschnittsminderung
des Sparrens)
a) für Neigungen > 25°
b) für Neigungen < 25°
28 1 Geneigte Dächer
Die Sparren der Leergebinde brauchen – anders Jeder Sparren ist auf die Pfetten aufgeklaut und
als beim Sparrendach – nicht paarweise aneinan- durch Sparrennägel gegen Abheben gesichert.
1 der gegenüberzuliegen, auch nicht von der Fuß- Über einer Firstpfette werden die Sparren stumpf
pfette bis zum First in einem Stück durchzulau- gestoßen. Sind die Sparren nicht länger als
fen, vorausgesetzt, dass außer der Mittelpfette 4,50 m, genügen Fußpfette und Firstpfette (Pfet-
eine Firstpfette oder Firstbohle vorhanden ist. tendach mit einfach stehendem Stuhl, Bild 1.32),
Ebenso ist das Leergebinde unabhängig von Bal- werden sie länger als 4,50 m, werden sie durch ei-
kenlagen in Geschossdecken. Die Leergebinde ne Mittelpfette unterstützt (doppelt stehender
sind je nach Art der Dachdeckung und nach Lat- Stuhl, Bild 1.33). Auch die Sparrenlänge vom Fuß-
tendicke 65 bis 100 cm voneinander entfernt punkt bis zur Mittelpfette soll nicht größer sein
(Sparrenabstand). als 4,50 m.
Ist die Länge von der Mittelpfette bis zum First sondere bei nicht gegenüberliegenden Sparren)
≤ 0,45 lu (untere Sparrenlänge zwischen Fußpfet- zweckmäßig (vgl. Bild 1.20b).
te und Mittelpfette), so stützen sich die Sparren Wenn die die oberste Pfette überragenden Spar- 1
auf die Fuß- und Mittelpfette und kragen bis zum renenden ≥ 0,45 lu sind, müssen sie miteinander
First frei aus. Dabei ist, um die Sparren an der Mit- verbunden werden.
telpfette nicht zu schwächen, ein Sparrenauflager Die Traufen können von überhängenden Sparren
nach Bild 1.36 der Aufklauung (unterseitige Ein- gebildet werden.
kerbung) vorzuziehen. Die Pfetten können aus einfachen Balken beste-
Die nach oben auskragenden Sparren bedürfen hen, bei größeren Spannweiten sind aber andere
aus statischen Gründen keiner Verbindung im Trägerarten (z. B. Brettschichtträger, Wellstegträ-
First. Um jedoch Schäden in der Dachdeckung zu ger, Gitterträger usw., s. Abschn. 1.2.4) wirtschaft-
vermeiden, die durch ungleichmäßige Bewegung licher.
in den oben auskragenden Sparrenenden auftre- Größere Spannweiten mit weit gespannten, frei-
ten können, und als Montagehilfe ist eine Verbin- tragenden Pfetten führen meistens zu unwirt-
dung durch Anlehnen an eine Firstbohle (insbe- schaftlichen Dimensionierungen. Längere Pfetten
1.38 Pfettendach mit doppelt stehendem Stuhl und Windstreben (Dachneigung > 35°1)
1 Streben zur Queraussteifung
und „Pfettenstränge“, die aus statischen Gründen spruchen würden, Streben unter jede Pfette ge-
auch mit Gelenken („Gerberpfetten“) ausgeführt setzt werden (Bild 1.35c und d). Die Fußschwelle
1 werden können (s. Abschn. 1.2.4 und Bild 1.76), bzw. der Pfosten ist in der Decke zu verankern.
müssen daher Zwischenauflager erhalten. Sie Heutzutage üblicher ist die Auflagerung der Pfet-
können aus Stützreihen gebildet werden, die auf ten auf die Giebelwände. In Mauerwerkswänden
der obersten tragenden Geschossdecke stehen. ist am Pfettenauflager häufig ein Betonpolster zur
Verteilung der punktuell einwirkenden Lasten er-
Fußpfetten liegen mit ihrer Breitseite auf der forderlich. Bei Brandwänden können die Pfetten-
Unterkonstruktion. Eine Trennschicht aus Bitu- auflager durch eingemauerte, vor die Wandober-
menbahnen schützt am Stahlbeton- oder Mauer- fläche auskragende Betonkonsolen gebildet
werksauflager vor Feuchtigkeitseinwirkungen. werden. Bei Auflagerung innerhalb des Wand-
Auf Balkenlagen sind die Fußpfetten durch Na- querschnittes ist darauf zu achten, dass die ver-
geln zu verankern. bleibende Dicke der Wand den Anforderungen
Verschiedene Möglichkeiten für Auflagerung und an eine Brandwand entspricht.
Verankerung von Fußpfetten auf Mauerwerk und Streben dienen der Queraussteifung, wenn diese
Massivdecken zeigt Bild 1.37. bei großen Pfettendächern mit über 35° Dachnei-
Zwischen Pfetten und Stielen werden Kopfbänder gung nicht von den Binderzangen und Sparren
(Büge) angeordnet. Sie dienen der Längsaus- übernommen werden kann. Die Streben werden
steifung und verkürzen die Feldweite der Pfette. auf der vom Wind abgekehrten Dachseite auch
An Stiel und Pfette werden die Kopfbänder tradi- von Zugkräften beansprucht; ihre Endpunkte
tionell entweder durch Versatz mit Schrauben- sind daher gegen Zug zu sichern (Bild 1.38).
bolzen oder zangenartig durch Nagelung (Bilder
1.35e und 1.74) angeschlossen. Wegen des Rich- Pfettendächer mit Sprengwerk
tens liegen Pfettenstöße besser neben der Stuhl- Ist eine Sparrenlänge von mehr als ca. 7 m erfor-
säule. An der Giebelwand können statt einseitiger derlich, ist außer den beiden Mittelpfetten noch
Kopfbänder, die den Endstiel auf Biegung bean- eine tragende Firstpfette anzuordnen. Es ergibt
1.39 Pfettendach mit dreifach stehendem Stuhl. Streben 1.40 Pfettendach mit dreifach stehendem Stuhl.
und ausgesteifte Zangen bilden ein Sprengwerk zur Mittlere Stuhlsäule abgestrebt.1)
Entlastung des Binderbalkens. Mittlere Stuhlsäule
durchlaufend.1)
1.41 Strebenanschluss an ausgesteifte Doppelzange, 1.42 Aufsetzen eines einfachen Sprengwerks für die
die als Spannriegel benutzt wird Firstpfette auf ein doppeltes Sprengwerk für die
Mittelpfetten. Ausgesteifte Doppelzangen dienen
als Spannriegel
sich ein Pfettendach mit dreifach stehendem Pfettendächer mit liegendem Stuhl. Dächer mit
Stuhl. liegendem Stuhl (Bild 1.34h, i) wurden früher ver-
Die mittlere Stuhlsäule kann entweder bis auf die wendet, wenn die senkrechten Stiele zu große
Geschossdecke geführt werden (Bild 1.39) oder Abstände von den Unterstützungspunkten der
endigt unter den Zangen und wird gegen die Dachbalkenlage erhalten hätten oder wo große
beiden Seitenstiele durch Streben abgestützt freie Dachräume benötigt wurden. Bei landwirt-
(Bild 1.40). Streben und Zangen bilden dann ein schaftlichen Gebäuden musste vielfach das Auf-
Sprengwerk, das in statischer Hinsicht mit dem hängen von Greiferaufzügen und deren freie Be-
Gespärre eines Sparrendaches verglichen werden wegung in Firstnähe ermöglicht werden. Einen
kann (Bilder 1.3c und 1.13), und entlasten so die dafür geeigneten Binder zeigt Bild 1.43 in Verbin-
Decke bzw. den Binderbalken. dung mit einem Drempel oder Kniestock.
Die Streben sind mit doppeltem Versatz dicht un- Die Höhe eines solchen Drempels1) kann von ge-
ter den Zangen an die Stiele und dicht am Aufla- ringen Höhen bis zu fast voller Geschosshöhe rei-
ger an den Balken angeschlossen. Die Stiele ste- chen. Ein Drempel lässt es zu, den Fußpunkt von
hen mit 3 cm Zwischenraum über dem Balken Streben selbst sehr flacher Dächer in nächster
und erhalten kurzen Führungszapfen (Schwebe- Nähe der unterstützenden Außenwand auf den
zapfen). Die Doppelzangen sind im gezeigten Dachbalken aufzusetzen. Die Drempelwand kann
Beispiel durch 12 × 14 cm dicke Futterhölzer aus- als massive Wand unmittelbar die Drempelpfette
gesteift und so gegen Ausknicken gesichert. Mit tragen, aber auch als Holzkonstruktion ausgebil-
den Stielen sind die Doppelzangen durch 2 Ein- det werden.
pressdübel (s. Abschn. 1.2.4) mit Bolzen M16 ver- Drempelpfette, Sparren, Strebe und gegebenen-
bunden (Bilder 1.41 und 1.42). falls Stiel einer Fachwerkwand werden in der
Regel durch Doppelzangen miteinander verbun-
den. In einem liegenden Stuhl liegen die Kopf-
1) Als Kniestock- bzw. Drempelhöhe gilt in der Regel der bänder geneigt und werden mit den Pfetten
senkrechte Abstand zwischen Oberkante Sparren (bzw.
Dachkonstruktion und Oberkante Fußboden), gemessen
durch schräge Zapfen, mit den liegenden Stuhl-
in der Ebene der Außenwandfläche. Die Regelungen sind säulen durch Anblattung verbunden. Die Stuhl-
jedoch nicht einheitlich. säulen sind im gezeigten Beispiel mit durch Bol-
32 1 Geneigte Dächer
1.43 Pfettendach mit Drempel (Kniestock) und liegendem Stuhl (oberes Sparrenfeld durch Dübelung für Anbringen
schwerer Einzellast verstärkt).1)
zen gesichertem Versatz über eine Schwelle mit zellasten an der Dachkonstruktion aufzuhängen.
der Massivdecke verbunden. Derartige Dachtragwerke sind statisch mit dem
Sparrendachprinzip vergleichbar (s. Bilder 1.3c
Hängewerkdächer und 1.44).
Stützenfreie Dachkonstruktionen über großen Sie übertragen ähnlich wie Sprengwerke die
Räumen wurden früher mit teilweise recht Dachlasten auf die Auflager. Hängewerke können
großen Spannweiten als „Hängewerke“ errichtet. als reine Holzkonstruktionen, ingenieurmäßig in
Dabei ist es möglich, Zwischendecken oder Ein- Kombinationen von Holz- und zugbeanspruch-
1.44 Hängewerk-Prinzip
a) Einfaches Hängewerk mit unterem Zuggurt
b) Einfaches Hänge-Sprengwerk mit festen Widerlagern
c) Doppeltes Hängewerk
1.48a
1.48b
1.48 Hängewerk mit untergespanntem Obergurt (Architekten: J. und M. Schürmann)
a) Detail Aufhängungspunkt
b) Detail Unterspannung
1 Stahlrohr Ø 26 5 Obergurt Brettschichtholz
2 Stahlrohr Ø 30 6 Gelenk
3 Stahlrohr Ø 26 7 verglaste Dachfläche auf Stahlpfetten
4 Aufhängung Galerie
36 1 Geneigte Dächer
schiebliche Auflager abstützen oder durch einen Die unteren bogenförmig ausgeschmiedeten
zugbeanspruchten Bauteil (Massivdecke, Balken, Flachstahlenden werden durch eine Unterleg-
1 Stahlprofil oder -seil) zusammengehalten werden platte oder einen kurzen [-Stahl und Schrauben-
(Bild 1.44). Die einzelnen Hänge- oder Spreng- muttern verbunden, damit ein Nachziehen der
werke bilden dabei Binder mit Abständen von ca. Verbindung möglich bleibt. Die Hängesäule darf
5 m, abhängig von der Dimensionierung der Pfet- nicht auf dem Hängebalken stehen; es muss ein
ten. Zwischenraum von 3 bis 4 cm verbleiben. Zur
Die durchlaufenden Gurtbalken unter den Hän- Führung ist ein Zapfen mit 3 bis 4 cm Spielraum
gesäulen in den Bildern 1.45 und 1.46 dienen der anzuordnen (Schwebezapfen). Überzüge liegen
Auflagerung von Holzbalkendecken in den Fel- neben der Hängesäule auf dem Hängebalken
dern zwischen den als Bindern angeordneten und sind mit diesem durch Schraubenbolzen ver-
Hängewerken. bunden. Unterzüge liegen unter den Hängesäu-
Hängewerkdächer werden als Pfettendächer nicht len und dem Hängebalken. Sie werden durch
flacher als 30° ausgebildet. Die Pfetten werden im Hängeeisen am Hängebalken befestigt.
Allgemeinen von den Hängesäulen getragen.
Doppelte Hängewerke bestehen aus dem Hän-
Nach der Anzahl der Hängesäulen unterscheidet gebalken, 2 Hängesäulen, 2 Streben und dem
man: Spannriegel. Die Knotenpunkte A und C wer-
• einfache Hängewerke, für Spannweiten bis 8 m den wie beim einfachen Hängewerk ausgeführt.
• doppelte Hängewerke, für Spannweiten bis 12 m Im Punkt A schließt die Strebe mit einfachem oder
• dreifache Hängewerke, für Spannweiten über doppeltem Versatz an die Hängesäule an; der
12 m. Spannriegel erhält einfachen Versatz. Die drei Höl-
zer werden durch dreiteilige Flachstahllaschen
Einfache Hängewerke (Bild 1.45) haben nur eine und Bolzen miteinander verbunden (Bild 1.46).
Hängesäule. Die Knotenpunkte an den Streben- Dachtragwerke nach dem Hängewerksprinzip
enden sind bei allen Hängewerken auf das sorg- kommen in vielfach abgewandelten modernen
fältigste auszuführen; die Verbindungen sind Formen vor. Dabei sind die früher reinen Holz-
durch Bolzen, Stahllaschen usw. zu sichern. In den konstruktionen oft durch Stahlseile oder -profile
Knotenpunkten sind die Hölzer so anzuordnen, ergänzt. Insbesondere aber werden die Knoten-
dass sich die Stabachsen (Schwerelinien) in ei- punkte mit Hilfe moderner Verbindungsmittel
nem Punkt schneiden. Der Schnittpunkt der Stre- wie z. B. Stahlblech- oder Stahlgussteilen, Stab-
ben- und Balkenschwerelinien muss über dem dübeln mit Stahl-Knotenplatten usw. gebildet.
Auflagerschwerpunkt liegen, wenn der Balken
auf Biegung nicht beansprucht werden soll. Dazu Der Versuch, einen Überblick über die Fülle der
sind Auflagerplatten aus Hartholz einzubauen, konstruktiven Gestaltungsmöglichkeiten zu ge-
die einige Zentimeter gegen die Bauwerksvor- ben, würde den Rahmen dieses Werkes sprengen.
derkante zurückliegen. Unter der Hartholzplatte Die Bilder 1.47 und 1.48 können daher lediglich
ist ein Ringanker auszuführen. als Anregungen auch für viele auch ganz anders-
artige Möglichkeiten dienen.
Die Strebe ist mit dem Hängebalken durch einfa-
chen oder doppelten Versatz verbunden. Die Höl- Moderne Hängewerkskonstruktionen können in
zer werden durch Schraubenbolzen in Verbin- mehreren Ebenen kombiniert werden und Be-
dung mit Dübeln zusammengehalten. In Bild 1.45 standteil von räumlichen Tragwerken werden
ist ein einfacher Versatz und alternativ ein dop- (Bild 1.49).
pelter Versatz mit Bolzensicherung dargestellt.
Der Bolzen soll rechtwinklig zur langen Versatz- Besondere Ausführungsformen
fläche stehen. Der doppelte Versatz muss sehr ge-
nau gearbeitet werden, damit die volle Versatz- Walmdächer
fläche belastet wird. Walmdächer (Bild 1.1e) können für freistehende,
Die Vorholzlänge (lv) ist wie beim Strebenfuß zu niedrige Gebäude in Frage kommen, wenn die
berechnen. Traufe um alle Gebäudeseiten herumgeführt
Die Hängesäule ist mit dem Hängebalken durch werden soll.
Hängeeisen verbunden (Flachstähle von 40 mm Der Material- und Arbeitsaufwand ist jedoch deut-
× 10 mm Querschnitt, die an der Hängesäule lich höher als bei vergleichbaren Satteldächern.
durch Bolzen befestigt werden). Die Anzahl und Der Dachraum lässt sich schlechter nutzen.
der Durchmesser der Bolzen sind zu berechnen.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 37
1.49a 1.49b
Für die Ausführung von Walmdächern sind Pfet- vorhanden, so muss im Anfallspunkt ein Sparren-
tenkonstruktionen in der Regel am besten ge- gebinde (Anfallsgebinde) angeordnet werden.
eignet. Die Lage der Binder ist vom Grundriss Gegen dieses Anfallsgebinde legen sich die Grat-
(Gebäudetiefe, unterstützende Wände) und der sparren mit ihren Schmiegen stumpf an (Bild 1.52
Dachneigung (Sparrenlänge) bzw. der Binder- Punkt C, Verbindung durch Sparrennägel). Ist eine
form (Anzahl und Lage der Pfetten) abhängig. Die Firstpfette vorhanden, so werden die Gratsparren
Binderstiele sollten bei Holzbalkendecken auf tra- auf diese Pfette aufgeklaut. Durch den Anfall-
genden Wänden stehen. Wird eine Firstpfette im spunkt braucht dann kein Sparrengebinde zu ge-
Anfallspunkt von einem Binder unterstützt (Bild hen. Die Gratsparren haben einen fünfeckigen,
1.50a und e), entfällt dort das einseitige Kopf- der Dachneigung entsprechend oberseitig abge-
band (Längsaussteifung durch Walmfläche). Wirt- dachten Querschnitt. Die Gratsparren sind im All-
schaftlicher ist es oft, den Binder so aufzustellen, gemeinen 2 bis 4 cm breiter als die übrigen Spar-
dass das auskragende Pfettenende vom Kopf- ren. Die Höhe soll so bemessen werden, dass die
band unterstützt wird (Bild 1.50b, c, d). Dabei wird Schiftsparren (das sind die Sparren, die am Grat-
eine etwaige Walmpfette auf das Kragende auf- sparren enden) sich mit ihrer vollen oberen End-
geblattet (Bild 1.50d) oder aufgekämmt. Wird der fläche, der Schmiege, an die Seitenflächen des
auskragende Teil der Mittelpfette zu lang, muss er Gratsparrens anlegen können. Gratsparren dür-
durch Eckstiele unterstützt werden (Bild 1.50e). fen nicht ausgewechselt werden.
Guter Eckverband entsteht durch auf den Pfet- Kehlbalkenkonstruktionen können für Walm-
tenkranz aufgebolzte oder mit Versatz eingesetz- dächer über Massivdecken eine konstruktiv einfa-
te Diagonalhölzer, die Längs- und Walmpfetten che Lösung darstellen. Über Holzbalkendecken
horizontal miteinander verbinden (Bild 1.51 ergeben sich jedoch bei traditioneller Technik
Punkt A). aufwändige Zimmerarbeiten. Nach der Walmseite
Die Hauptkonstruktionshölzer der beiden Seiten- wird ein Stichgebälk angeordnet, das die horizon-
teile sind die Gratsparren, die im Anfallspunkt talen Kräfte der in der Walmfläche liegenden
stumpf zusammentreffen. Ist keine Firstpfette Sparren auf einen verstärkten Randbalken der
38 1 Geneigte Dächer
1
1.50a
1.50b
1.50c
ohne Firstpfette, ohne Windstreben
1.50d 1.50e
ohne Firstpfette, ohne Windstreben mit dreifach stehendem Stuhl
1.51 Pfetten-Walmdach mit dreifach stehendem Stuhl (Firstsäule steht auf Tragwand, Stiele der Mittelpfetten abgestrebt)
Decke überträgt. Die Stichbalken werden mit Kleine Krüppelwalmflächen werden meistens
dem letzten durchgehenden Balken der Decke ohne Entwässerung ausgeführt. Bei größeren
durch schwalbenschwanzförmiges Blatt verbun- Flächen sind Dachrinnen unvermeidlich. Die er-
den (Bild 1.52 Punkt A). forderlichen Fallrohre sind jedoch formal schwie-
Beim Krüppelwalmdach (Bild 1.53), einer beson- rig einzuordnen. Schräg entlang dem Ortgang
ders im norddeutschen Küstengebiet verbreite- geführte Ableitungen dürften wohl immer die
ten Dachform, wird nur der obere Teil des Giebels gestalterisch und auch technisch schlechteste
abgewalmt. Bei Kehlbalkendächern liegt die Trau- Lösung darstellen. Meistens wird daher das Rin-
fe der Walmfläche dann meist in Höhe der Kehl- nenwasser über gebogene Rohrstutzen auf die
balkenlage. Hauptdachfläche geleitet.
40 1 Geneigte Dächer
1.52 Kehlbalken-Walmdach (die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen.
Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis zu ermitteln).
1.54a 1.54b
Dächer über zusammengesetztem Grundriss letztere Ausführung ist umständlicher, aber fester.
Treffen zwei gleich breite Gebäudeteile mit glei- Der Kehlsparren wird durch die Schifter belastet
cher Dachneigung zusammen, so schneiden sich und muss daher bei größerer Länge durch eine
die beiden äußeren Dachflächen in einer Grat- Strebe unterstützt werden.
linie, die beiden inneren Dachflächen in einer Die Mittelpfetten werden entweder in gleicher
Kehllinie, die beide bis zum First durchgehen. Höhe herumgeführt oder besser dort, wo sie zu-
Wenn keine Firstpfette vorhanden ist, werden sammentreffen, übereinandergelegt. Die Pfette
Grat- und Kehlsparren durch Scherzapfen mitein- des einen Daches kann als Spannriegel für den
ander verbunden. Kehlsparren sind etwa 14/20 Binder des anderen Daches benutzt werden. Die
bis 16/22 cm dick; sie werden oberseitig der Gebäudeteile werden auf diese Weise fest mitein-
Neigung der beiden Dachflächen entsprechend ander verbunden. Sind die Gebäudeteile un-
ausgekehlt (Bild 1.54b Punkt A) oder behalten gleich breit, so kann man versuchen, die Binder so
rechteckigen Querschnitt (Bild 1.54b Punkt B). Im anzuordnen, dass die Verlängerung der Walm-
ersteren Falle legen sich die Schiftsparren seitlich pfette des großen Daches die Firstpfette für das
an den Kehlsparren und werden durch Nagelung kleine Dach ergibt (Bild 1.55).
befestigt; im zweiten Falle stützen sich die Schift- Geneigte Dächer lassen sich auch über kompli-
sparren mit einer Klaue auf den Kehlsparren. Die zierten, auch nicht rechtwinklig orientierten
42 1 Geneigte Dächer
1.55
Pfettendach über zusam-
mengesetztem Grundriss.
Die Gebäudeteile sind
verschieden breit,
Pfetten a liegen
auf Pfetten b
Grundrissen – u. U. mit verschieden geneigten nesfalls der Improvisation auf der Baustelle über-
Teilflächen – errichten. In jedem Fall aber müssen lassen werden. Obwohl die Verwendung moder-
alle dabei entstehenden Anschnitte an Traufen, ner Materialien (Folien, Dichtungsmassen usw.)
Ortgänge, aufgehende Bauteile sowie alle Kehlen, für manche Problempunkte hilfreich sein kann,
Grate und Verfallungen für die Planung geome- sollten immer konstruktive Lösungen vorgezo-
trisch genau erfasst werden. gen werden.
Die sich daraus ergebenden Dachkonstruktionen Bei der Planung der Kehlen in zusammengesetz-
sind immer im Zusammenhang mit der Dach- ten Dachformen muss auf die einwandfreie Ablei-
deckung zu entwerfen. Nur mit kleinformatigen tung von Niederschlagwasser besonders geach-
Deckungsarten (Schiefer, Biberschwänze u. Ä.) tet werden. Vor allem, wenn Niederschlagwasser
können die sich oft ergebenden komplizierten aus verschiedenen höher gelegenen Dach-
Anschlüsse und Übergänge befriedigend gelöst flächenteilen anfällt, müssen die Querschnitte er-
werden. forderlicher Kehlrinnen (s. Abschn. 1.7.2) bereits
Die Lösung aller entstehenden Detailfragen, ins- bei der Dimensionierung der Kehlsparren und bei
besondere alle Übergänge zwischen Ort- und der Planung der Schifteranschlüsse (Bild 1.54b,
Traufgängen, Anschlüsse von Graten und Kehlen Punkte A und B) berücksichtigt werden.
– ggf. auch an aufgehenden Bauteilen – sollte kei-
1.2 Dachtragwerke aus Holz 43
1.62b
1.62a
1.62c
1.62 Brettschichtträger
a) Rechteckprofil
b) mögliche Trägerformen
c) Eckausbildungen für Hallenbinder:
Gebogen geleimter Binder; Eckverbindung durch Keilzinkung;
Träger zwischen Doppelstützen; Anschluss durch Stabdübelkreis
Wellstegträger
Als Leichtausführung der Vollwandträger sind die 1.66 Wellstegträger (Stegdicke 4 bis 7 mm)
Wellstegträger zu betrachten (Bild 1.66).
Bei ihnen wird der aus 4 bis 7 mm dickem, ver-
leimtem Sperrholz hergestellte Steg maschinell Auskragende Gesimse u. Ä. werden in Form von
in die sinuswellenförmig ausgefrästen Nute der Zangen angebracht, die sich unter Verwendung
Gurthölzer eingepresst und verleimt. Ziel der wel- von Füllhölzern an beide Seiten des Wellstegs an-
lenförmigen Stegform ist eine Verbesserung der legen.
Festigkeit gegen Ausbeulen. Wellstegträger wer-
den in Dachtragwerken ähnlich wie übliche Voll- DSB-Träger sind als Sparren und Pfetten bis zu
holzquerschnitte eingebaut. An Knotenpunkten, Längen bzw. Stützweiten von 12 und 15m zuge-
in denen Druckkräfte zu übertragen sind, werden lassen. Die Gitterstreben sind hier mit Zinken in
Pfetten oder entsprechende Anschlussteile so die parallel oder geneigt zueinander verlaufen-
ausgeschnitten, dass die Krafteinleitung über die den Gurte geleimt. Mit verschieden breiten Ober-
Gurte der Wellstegträger möglich ist (s. Bild 1.67). und Untergurten werden je nach Beanspru-
50 1 Geneigte Dächer
1.67a
1.67b
Holzverbindungen
Bei ingenieurmäßig konstruierten Holzbauwer-
ken werden die herkömmlichen handwerklichen
Holzverbindungen hinsichtlich einfacherer und
maschineller Herstellungsmöglichkeiten sowie
höherer Belastbarkeit durch ähnliche, jedoch ver-
einfachte Anschlüsse ersetzt. In der Regel wird
1.71a 1.71b
1.72a 1.72b
1.73a 1.73b
1.73 Knotenpunkte durch Doppelprofile gebildet (Verbindung durch Bolzen in Verbindung mit Dübeln,
s. Bilder 1.80 bis 1.85)
a) Zugstab als Doppelprofil, b) Druckstab als Doppelprofil
1.74a 1.74b
1.74
Anschlussmöglichkeiten von Zugstäben
Z = Zugstab, G = Gurtstab, D = Druckstab
a) Anschluss von zweiteiligem Zugstab mit Dübeln
b) Anschluss eines zweiteiligen Zugstabes mit Stabdübeln
c) Anschluss eines einteiligen Zugstabes durch genagelte
Laschen aus Baufurnierplatten (BFU) 1.74c
1.75a
1.75
Stoßverbindungen
a) genagelter Zugstoß mit
außen liegenden Laschen 1.75b
b) Zugstoß mit Dübeln und
außen liegenden Laschen
c) Zugstoß mit Stabdübeln
(s. Bild 1.93f.) und innen-
liegendem Stahlblech
1 Nägel
2 Dübel
3 Stabdübel 1.75c
4 innenliegendes Stahlblech
54 1 Geneigte Dächer
1 1.76a
1.76b 1.76d
1.76c 1.76e
Gelenke durchlaufender Pfettenstränge (Gelenk- kragende Pfettenenden als Auflager für gelenkig
träger) werden mit Stahlblechformteilen oder eingehängte zwischengehängte Pfettenab-
durch Überplattungen mit Bolzenverbindungen schnitte. In den Gelenken werden nur die Aufla-
gebildet. Die Stöße sind so auszuführen, dass die gerkräfte des eingehängten Trägers, jedoch keine
Bolzen auf Zug beansprucht werden, oder die Biegemomente übertragen. Dadurch sind erheb-
Hölzer müssen durch Klemmbolzen gegen Auf- lich günstigere statische Dimensionierungen
reißen gesichert werden (Bild 1.76). möglich.
Gelenkträger („Gerberpfetten“ – Namensgeber Spitzwinklig zusammenlaufende Gurthölzer
ist der dt. Ingenieur H. G. Gerber, 1832–1912) ha- werden durch beidseitig aufgenagelte Platten
ben in Pfettensträngen über die Stützen hinaus- aus Baufurnierplatten verbunden (Bild 1.77).
1.77
Verbindung von flachgeneigtem Obergurt mit Untergurt
durch beidseitig genagelte Sperrholzplatten
1.2 Dachtragwerke aus Holz 55
1.78 Verdübelter Balken. Rechteckdübel aus Hartholz; 1.79 Bolzenanordnung bei Dübelverbindungen (links
Faserrichtung in Dübeln und Balken muss überein- und rechts außen zusätzliche Klemmbolzen (K) bei
stimmen großen Dübeln)
56 1 Geneigte Dächer
1.86
Fachwerkknoten mit außen liegenden
Stahllaschen und einseitigen Dübeln
1.2 Dachtragwerke aus Holz 57
1.87a 1.87b
1.90
Anschluss von Kopf-
bändern mit Stirnver-
satz an einen Pfosten
mit Sicherung durch
1.88 Schraubenbolzen einen Bolzen
58 1 Geneigte Dächer
Tabelle 1.91 Maße der gebräuchlichsten Sechskantschrauben, Sechskantmuttern und Scheiben (für den Holzbau) in mm
M 12 12 22 28 40 8 9,5 19 58 50 6
M 16 16 28 35 50 10,5 13 24 68 60 6
M 20 20 32 40 55 13 16 30 80 70 8
M 24 24 38 50 65 15 18 36 105 95 8
1.96a Anordnung von Stabdübeln: Länge des Stabdübels 1.96b Anordnung von Stabdübeln: Länge des Stabdübels
wie die Gesamtdicke der Hölzer kleiner als die Gesamtdicke der Hölzer (Brandschutz)
1 eingeleimte Holzscheiben
1.97a
1.97b
1.99a 1.99b
pressung auf die zu verbindenden Hölzer übertra- den werden mit Holzpfropfen verschlossen. Die
gen. Stabdübel werden in den Durchmessern 8 Dicken der außen liegenden Hölzer sind entspre-
bis 24 mm verwendet. chend größer auszuführen (Bild 1.96b).
Stabdübelverbindungen können ein-, zwei- oder Stabdübelanschlüsse werden in sehr vielen Fäl-
mehrschnittig sein. Sie müssen mindestens 4 len mit Hilfe von ebenen oder räumlich zusam-
Scherflächen aufweisen (Bild 1.93). mengeschweißten Knotenblechen aus Stahl-
Die Mindestabstände von Stabdübeln und Pas- blech ausgeführt (Bild 1.97 und 1.120).
sbolzen sind DIN 1052 Abschn. 12.3 zu entneh- Mit Hilfe von speziell geformten Knotenblechen
men (Bild 1.94 und Tab. 1.95). werden auch Anschlüsse mit Stabdübeln zwi-
Soll bei Stabdübelverbindungen neben der Scher- schen Holz- und Stahlstäben bzw. Gurten ermög-
kraftübertragung eine Klemmwirkung auf die zu licht (Bild 1.98).
verbindenden Hölzer ausgeübt werden, können Windverbandanschlüsse können insbesondere in
Stabdübel mit Kopf, Gewinde und Mutter (Pass- sichtbaren Bereichen mit eingeschlitzten Knoten-
bolzen) verwendet werden. Passbolzenverbindun- blechen und Stabdübelanschluss hergestellt
gen müssen mindestens 2 Scherflächen aufwei- werden. Sie werden durch Verschraubungen mit
sen. gegenläufigen rechts/links-Gewinden gespannt
In der Regel entsprechen die Stabdübellängen (Bild 1.99).
der Gesamtdicke der gebildeten Holzverbindung
(Bild 1.96a). Soll eine Stabdübelverbindung höhe- Dübel für räumliche Tragwerke. Stabverbin-
re Anforderungen an den Brandschutz erfüllen, dungen der behandelten räumlichen Holztrag-
ist die Stabdübellänge kürzer als die Holzgesamt- werke werden bei größeren Kantholz- oder Brett-
dicke zu wählen. Die verbleibenden Bohrlochen- schichtholz-Profilen meistens mit Stabdübeln in
1.2 Dachtragwerke aus Holz 61
1.100b
1.101b
Verbindung mit Stahlblechknoten ausgeführt. Für zwar einen Mehraufwand dar, bedeutet jedoch
schlanke quadratische Holzquerschnitte sind je- für die Nagelverbindung eine erhebliche Qua-
1 doch spezielle Dübelformen erforderlich. litätsverbesserung hinsichtlich Tragfähigkeit, Na-
Eine neue Entwicklung dafür stellen hochbelaste- gelabstand, Rissgefahr usw. und sollte überall
te Verpressdübel dar. Speziell geformte Ankerkör- dort zur Anwendung kommen, wo hochwertige
per aus Stahlguss werden dabei in entsprechen- Verbindungen geschaffen werden müssen (Bohr-
de Bohrungen eingesetzt und mit Epoxidklebern lochdurchmesser ≈ 0,85 × dn, Bohrlochtiefe min-
verpresst. Die Kraftübertragung übernehmen destens gleich der Einschlagtiefe s).
überkreuz eingebaute Stabdübel (Bild 1.100). Verwendung finden Standardnägel nach DIN EN
Ebenfalls mit überkreuz eingebauten Stabdübeln 10 230-1 und Sondernägel nach DIN 1052, An-
werden die Lasten bei den in Bild 1.101 gezeigten hang C (Bild 1.103). Schraubnägel werden über-
Verbindungen übertragen. wiegend dort verwendet, wo auch Zugkräfte in
Die Knotenverbindungen werden lösbar über Schaftrichtung zu übertragen sind, Rillen- oder
Verschraubungen mit Stahlkugeln oder unlös- Ankernägel für die Befestigung von Stahlblech-
bar durch Verschweißen mit Stahlhohlkugeln Formteilen an Holzträgern.
oder Stahlringen gebildet (Bild 1.102), s. auch Unterschieden werden 1-, 2- und mehrschnittige
Bild 1.124). Nagelverbindungen (Bild 1.104).
Nagelverbindungen Die Mindestholzdicken (a) sind materialabhängig
und unter Berücksichtigung der Nagelabstände
Das Bestreben, aus wirtschaftlichen, baustoff- festzulegen.
technischen und konstruktiven Gründen Vollhöl-
zer durch zusammengesetzte Querschnitte zu Die kleinsten Nagelabstände bei versetzt ange-
ersetzen, hat zur Holznagelbauweise geführt. Na- ordneten Nägeln sind in der DIN 1052 Tab. 10
gelungen ergeben flächenhafte Verbindungen festgelegt (Bild 1.105).
von großer Steifigkeit. Die Tragkraft einer Nagel- Rechtwinklig zur Kraftrichtung muss der Nagelab-
verbindung hängt hauptsächlich von der Biege- stand sowohl untereinander als auch vom Rand
festigkeit des Nagels und der Druckfestigkeit des mindestens 5 × dn bei nicht vorgebohrten und
Holzes ab. Erforderliche Anzahl der Nägel, Nagel- 3 × dn bei vorgebohrten Nagellöchern betragen.
abstände und Mindestholzdicken werden nach Schalbretter sind mit mindestens 2 Nägeln an je-
DIN 1052 Abschn. 12.5 errechnet. Die Mindestma- dem Sparren, Binder oder Stiel zu befestigen. In
terialdicken bei Holz-Holz- sowie Holz-Gipswerk- Hirnholz eingeschlagene Nägel dürfen auf Her-
stoff- und bei Stahlblech-Holz-Nagelverbindun- ausziehen nicht in Rechnung gestellt werden.
gen sind festzulegen. Nagelverbindungen von Vollholz- mit Stahlblech-
Eine Nagelverbindung wird hergestellt durch Ein- teilen oder Baufurnierplatten ermöglichen eine
schlagen in das Holz (nicht vorgebohrt) oder in erhebliche Verminderung der Querschnittsmaße
vorgebohrte Nagellöcher. Das Vorbohren stellt an den Anschlusspunkten und damit oft über-
1.103a
1.103b
1.105b 1.106c
haupt erst eine Nagelkonstruktion. In DIN 1052 Bei Verbindung von Furnierplatten mit Vollholz
Abschn. 12.2.3 ist festgelegt, dass bei Stahlblech- haben in der Regel die Furnierplatten den An-
Holz-Nagelverbindungen (Bild 1.106) die Blech- forderungen nach DIN EN 315 – Sperrholz der
dicke mind. dem Durchmesser des Verbindungs- DIN EN 14 374 – und Furnierschichtholz der DIN
mittels (Nagels) entsprechen muss bzw. bei Son- EN 13 986 zu entsprechen.
dernägeln mindestens 2,0 mm betragen muss. Die in diesem Abschnitt behandelten Möglichkei-
Die Nagellöcher sind in der Regel gleichzeitig in ten für die Herstellung von Nagelverbindungen
Holz- und Blechteilen auf die erforderliche Na- mit glatten Nägeln gemäß DIN EN 10 230-1 wer-
gellänge vorzubohren (Bohrlochdurchmesser = den erheblich erweitert, wenn Spezialnägel (Bild
Nageldurchmesser). 1.103) verwendet werden, die auf Grund von
Bei Blechdicken unter 5 mm ist Korrosionsschutz Sonderzulassungen geringere Nagelabstände so-
nach DIN EN ISO 12 994-2 und -5 stets erforder- wie höhere Scher- und Ausziehbeanspruchungen
lich. Bei druckbeanspruchten Blechen ist auf eine erlauben.
ausreichende Beulsicherheit zu achten.
64 1 Geneigte Dächer
1.107
Fachwerkträger in „Greim“-Bauweise:
eingeschlitzte dünne Stahl-Knoten-
bleche, Anschluss mit Nägeln
1.108a
1.109a 1.109b
querschnitte eingesägt sind eingelegt und mit beidseitig maschinell in die jeweils gleich dicken
Nägeln in vorgebohrte Löcher verbunden wer- Konstruktionshölzer eingepresst werden („Gang-
den. Auf Grund behördlicher Einzelzulassungen Nail“-System, Bild 1.108). Die Kontenpunkte der 1
werden leichte Fachwerkbinder (Nagelplatten- Gurte und Streben werden hierbei mittels ver-
binder) oder andere Tragwerksteile auch mit Hilfe zinkten Stahlblechen außenseitig verbunden.
von besonderen Nagelplatten hergestellt, die
1.113 Anschluss von Zugstäben durch 1.114 Knotenring für Zugstabanschlüsse (Rodan®)
Gussformteil (Detec)
1.115b
1.115a 1.115c
1.116a 1.116b
der Holzfeuchtigkeit, ferner eine Anlage zur Länge in die Leimverbindung einzubeziehen; Zin-
künstlichen Holztrocknung und überdachte, heiz- kenlänge 40 bis 60 mm, Zinkenentfernung 9 bis
1 bare Arbeitsräume. Die Leimbaubetriebe sind 15 mm. Die Tragfähigkeit wächst mit der Summe
verpflichtet, den Nachweis zu erbringen, dass ei- der Flächen der verleimten Zinkenflanken inner-
ne von der zuständigen obersten Bauaufsichts- halb des gleichen Kantholzquerschnitts. Die Ver-
behörde dazu anerkannte Stelle ihre Werkeinrich- leimung der Keilzinkenverbindungen muss unter
tung und ihr Fachpersonal überprüft und als Druck (in Längsrichtung 250 N/cm2, in Querrich-
geeignet befunden hat. Jedes verleimte Bauteil tung 80 bis 100 N/cm2) erhärten.
ist vom Hersteller mit einer Kennzeichnung zu
versehen, aus der Herstellerwerk und Herstel- Binderkonstruktionen
lungstag entnommen werden können. Wenn keine besonderen gestalterischen Anforder-
Für Leimverbindungen dürfen nur trockene Höl- ungen bestehen, kommen für Bauwerke mit ein-
zer (mit weniger als 15 % Feuchtigkeit) verwen- fachen Rechteckgrundrissen bei großen Spann-
det werden. Der Feuchtigkeitsgehalt ist in jedem weiten Fachwerkbinder in Frage, die nach den
Falle durch geeignete Feuchtigkeitsmesser zu er- Methoden des Ingenieurholzbaues konstruiert
mitteln. Die zu verleimenden Oberflächen müs- sind (Bild 1.118 und 1.119).
sen vollständig trocken sein. Die Möglichkeit, gleichartige Tragkonstruktionen
Leime für tragende Bauteile müssen DIN 68 141 in größerer Zahl vorzufertigen, kann dabei in er-
entsprechen. heblicher Weise kostenmindernd sein.
Der Pressdruck wird durch Spindelpressen, hy-
draulische Pressen o. Ä. erzeugt und muss gleich- Fachwerkbinder unterscheiden sich, abgesehen
mäßig wirken. Die Pressdauer hängt von der Wahl von Form und Spannweite durch die Art der Stab-
des Leimes und der Temperatur ab. Die Lufttem- querschnitte und die Art der Verbindungsmittel.
peratur beim Pressen darf nicht unter 18 bis 20 °C Im Allgemeinen werden Fachwerkbinder aus Bau-
liegen. holz- oder Brettschicht-Vollprofilen hergestellt.
Leimfugen dürfen nicht durch wesentliche, quer zu Daneben können auch zusammengesetzte Pro-
ihnen wirkende Zugkräfte beansprucht werden. file in Frage kommen. Tragende einteilige Ein-
zelquerschnitte sollen eine Mindestdicke von
Stöße für lange Bauteile und Brettstöße inner-
4 cm und mindestens 40 cm2 Querschnittsfläche
halb von Brettschichtholz werden durch Keilzin-
haben. Bei genagelten, geschraubten oder ge-
kung hergestellt (DIN 68 140 und DIN EN 387, Bild
leimten Bauteilen muss der Einzelquerschnitt
1.117).
mindestens 2,4 cm dick sein und 24 cm2 Quer-
Die Zinken werden mit beweglichen, auf Schlit- schnittsfläche aufweisen.
ten aufgesetzten Fräsmaschinen hergestellt. Die
Zinkendicke an der Spitze beträgt 1 bis höchs-
tens 2,7 mm, um die Fasern auf möglichst große
1.119
Genagelte Fachwerk-Brettbinder mit
Koppelpfetten für Wellplatten-Dachdeckung1)
Nadelholz Sortierklasse S 10
Nägel: 34 × 90 und 38 × 90
Binderabstand 1,00 m
(Umfassungswände: Stahl-
beton-Rahmenkonstruktion)
1) s. Fußnote auf S. 68
1.2 Dachtragwerke aus Holz 71
Die Dimensionierung aller Fachwerkstäbe sowie lung sind wegen der Transportprobleme jedoch
die Art und Anzahl der Verbindungsmittel sind nur begrenzte Abmessungen der Gesamtele-
nach statischer Berechnung unter Beachtung von mente möglich. 1
DIN 1052 festzulegen. In den meisten Fällen werden die Rostträger
Je nach ihrer Lage im Gesamtgefüge sind die durch Knotenblech-Kreuze oder -Sterne so unter-
Fachwerkstäbe entweder Zug- oder Druckstäbe. einander verbunden, dass Rosttragwerke auf
Sparrenpfetten (Koppelpfetten) als Nebenträger- Quadrat-, Rechteck- oder Vieleckrastern entste-
lagen für die Dachdeckung sollten möglichst in hen. Die Feldgrößen werden so bemessen, dass
den oberen Knotenpunkten der Binder aufliegen. für die Ausfachung übliche Vollholzquerschnitte
Wenn das nicht möglich ist, werden die Ober- bei Holzlängen von 4 bis 5 m verwendet werden.
gurte der Binder zusätzlich auf Biegung bean- Diese Sekundärträger werden dabei meistens
sprucht. in wechselnden Spannrichtungen eingebaut, so
Fachwerkbinder sind wie alle aus Einzelhölzern dass die Hauptträger jeweils nur einseitig belas-
zusammengesetzte Tragkonstruktionen wegen tet werden (Bild 1.120).
des Schwindens des Bauholzes und für den Fall
der Nachgiebigkeit von Verbindungsmittel bei Räumliche Tragwerke
der Ausführung um etwa 1/200 der Spannweite zu
Als Weiterentwicklung der in den vorangegange-
überhöhen.
nen Abschnitten dargestellten Tragwerksarten
Als Verbindungsmittel kommen vor allem Bolzen sind in Verbindung mit modernen Befestigungs-
mit Dübeln oder Nagelung in Frage. mitteln gestalterisch sehr interessante Tragwerke
Alle Verbindungsmittel sind möglichst symme- für große Spannweiten entwickelt worden. Die
trisch zur Stabachse vorzusehen. Bolzenverbin- eindeutige Typisierung ist in den meisten Fällen
dungen sollen so angeordnet sein, dass ein spä- nicht möglich, weil es sich vielfach um Mischfor-
teres Nachziehen möglich ist. men statischer Systeme handelt. Aus der großen
In Bild 1.118 ist als Beispiel ein Fachwerkbinder in Fülle der nach den verschiedensten Bauprinzipi-
Dübeltechnik gezeigt. en ausgeführter Projekte können im Rahmen die-
Genagelte Binder können bei Abständen von ses Werkes nur einige typische Beispiele gezeigt
4,00 bis 5,00 m als Pfettenauflager bzw. als Aufla- werden.
ger von Sparrenpfetten (Koppelpfetten) dienen. Bei der in Bild 1.121 schematisch dargestellten
Genagelte Bretterbinder – katalogmäßig verfüg- Tragwerkskonstruktion über einem Versamm-
bar oder speziell werksmäßig hergestellt – bieten lungsraum ist der Hauptträger durch ein pyrami-
u. U. aber auch wirtschaftliche Lösungen, wenn denartiges Sprengwerk unterstützt. Die Wider-
sie in leichter Ausführung in üblichen Sparrenab- lager werden von Bauteilen gebildet, die durch
ständen von ca. 70 bis 80 cm direkt die Dach- benachbarte Flachdach- bzw. Deckenscheiben
deckungen tragen. Zu beachten ist die sorgfälti- ausgesteift sind.
ge Längsaussteifung, wenn die Möglichkeit von Die Felder zwischen den Hauptträgern sind durch
Windeinwirkung senkrecht zur Binderachse be- geschiftete Zwischenträger überbrückt. Alle Stab-
steht (Bild 1.119). anschlüsse sind mit eingeschlitzten Knotenble-
Für die stützenlose Überspannung großer Räume chen und Stabdübeln ausgeführt. Trotz der Ge-
werden Fachwerkbinder auch als Bestandteil von samt-Spannweite von über 27,00 m ist bei dem
Rahmenkonstruktionen eingesetzt. Hierfür muss Hauptträger ein Brettschichtprofil von nur 0,25/
auf weiterführende Literatur verwiesen werden. 1,20 m ausreichend.
Um die für die stützenfreie Überspannung eines
Rosttragwerke anderen weiträumigen Versammlungsgebäudes
Aus Vollholzprofilen, Brettschichtträgern und in Betracht gekommenen großen Trägerquer-
auch aus vorgefertigten Gitterträgern können schnitte bei Spannweiten bis 34,00 m zu ver-
weit gespannte, ebene Tragwerke in Form von meiden, wurden die Hauptträger in räumliche
Trägerrosten hergestellt werden, in denen sich Fachwerke aufgelöst (Bild 1.122). Bei den aus Ein-
die einzelnen Träger rechtwinklig oder sternför- zelrahmen mit quadratischem Querschnitt ge-
mig schneiden. Rosttragwerke können in Leim- bildeten Fachwerkträgern werden die Zugkräfte
bauweise dadurch hergestellt werden, dass die durch parabelförmig gespannte Untergurte aus
Brettlagen von Brettschichtträgern abwechselnd Stahlrohren aufgenommen. Die Längsausstei-
überlappend an Kreuzungspunkten durchlaufen fung bewirken Diagonalverbände aus verspann-
(Stapelbauweise). Bei einer derartigen Herstel- ten Stahlseilen.
72 1 Geneigte Dächer
Ein räumliches stützenfreies Tragwerk über ei- von Verpressdübeln an Stahlhohlkugeln zusam-
nem quadratischen Grundriss mit ca. 16,00 m Sei- mengeschweißt.
1 tenlänge ist in Bild 1.123 schematisch dargestellt. Aus der großen Zahl von räumlichen Tragwerks-
Hier können die auf die Dachspitze zulaufenden konstruktionen, die mit gekrümmten Brett-
Verbände als „unterspannte Träger“ (vgl. Bild schichthölzern ausgeführt sind, zeigt Bild 1.125
1.131) betrachtet werden, die durch quadratische eine Schwimmbadüberdachung. Die Hauptstüt-
Horizontalrahmen und Diagonalstäbe ausgesteift zen bestehen aus baumartig zusammengesetz-
sind. Auch in diesem Beispiel werden die Staban- ten räumlich gekrümmten Trägerbündeln, die
schlüsse mit Hilfe räumlich zusammengefügter, kreisförmige Auflagerrahmen abstützen. An diese
eingeschlitzter Knotenbleche mit Stabdübeln sind die parabelförmigen zugbeanspruchten Trä-
bzw. Nagelung hergestellt. ger der Hängeschalen angeschlossen. Ringförmi-
Ein ähnliches räumliches Tragwerk mit gitterarti- ge Pfettenkränze nehmen die Druckkräfte auf
gen Strukturen zeigt Bild 1.124. Hier sind die Ein- und tragen die Dachhaut.
zelstäbe in den Knotenpunkten jedoch mit Hilfe
1.120b
1.120a
1.120c 1.120d
1.120
Rosttragwerke (Trägerroste) aus Holz
a) orthogonales System
b) Grundriss eines orthogonalen Systems
c) Stahlkreuz für biegesteife Knotenverbindung
d) Verschweißte Knotenbleche für sternförmige
Rosttragwerke
e) polygonales System 1.120e
1.2 Dachtragwerke aus Holz 73
1.121 Räumliches Tragwerk mit abgestütztem Hauptträger; schematische Darstellung des Tragwerkes und Innenansicht
(Architekt: Prof. D. Neumann, Erzhausen)
1 Durchlaufträger (ca. 27 m Spannweite), unterstützt durch Kehlträger
2 Nebenträger (im Schnittpunkt gestoßen)
3 Kehlträger als Druckstab, abgestützt auf unverschiebliche Auflager (angrenzende Bauteile)
1.122
Räumlicher Fachwerkträger mit Zugbändern aus Stahl,
Obergurte (Pfetten) aus Brettschichtholz (Architekten:
P. Faller und C. Muschalek, Stuttgart)
1 Obergurte
2 Fachwerkrahmen
3 Diagonalstiel
4 parabelförmig gespannter Stahl-Zugstab für seitliche
Untergurte (45 mm)
5 parabelförmig gespannter Stahl-Zugstab für mittl.
Untergurt (64 mm)
6 Diagonalverspannungen
7 Nagel- und Verbindungslaschen
74 1 Geneigte Dächer
1.123a
1.123b
1.123 Aus unterspannten Trägern zusammengesetztes räumliches Tragwerk (Architekt: E. Ritz, Viechtach)
a) Übersicht (vereinfacht), b) Knotenpunkt A
1 Untergurt 4 räumliche Knotenbleche
2 Druckstreben 5 Stabdübel
3 Diagonalstab 6 Nagelung
1.124b
1.124a
1.125b
1.125a 1.125c
1.125 Schalenartiges Tragwerk mit mehrfach gekrümmten Brettschichtträgern; Zentralstützen aus zusammengesetzten
Profilen (Entwurf und konstruktive Bearbeitung: Prof. F. Wenzel, B. Frese und R. Barthel, Karlsruhe; Architekten: R. und
I. Geier, Stuttgart)
a) Innenraum mit Stützenbündel
b) Prinzipskizze der Dachkonstruktion
c) Schnitt (Ausschnitt)
Aussteifung
56 m
1.131b
1.131a
1.131
Unterspannter Profilträger
a) Unterspannung,
b) einfache und doppelte Unter-
spannung
c) verglaste Dachfläche auf unter-
spannten Pfetten aus Vierkant-
stahlrohren (Architekten:
Kammerer & Belz, Kucher
und Partner, Stuttgart) 1.131c
1.3 Dachtragwerke aus Stahl 79
1.132a 1.132b
1.132c 1.132d
1.134
Trapezgroßprofile (HOESCH)
1 mehrlagige Abdichtung
2 Wärmedämmung
3 Trapezblech
4 Stützelemente
5 Unterkonstruktion
1.136b
1.136a 1.136c
1.137a 1.137b
1.138b
1.138a
1.138c 1.138d
1.139a 1.139b
1.139
Massivdachkonstruktionen, Konstruk-
tionssysteme
a) Massivelemente traufenparallel
eingebaut
b) Massivelemente giebelparallel
eingebaut
c) Montageelemente, spezielle
1.139c Anfertigung
84 1 Geneigte Dächer
2 4
3
1 5
4
2
5
6
7
3
8
1.140a 1.140b
4
1
1.140
Massivdachkonstruktionen
a) Massivdachkonstruktion im
Passivhausstandard [System Hebel]
(s. hierzu auch Teil 1, Abschn. 6.2.3.4 2
dieses Werkes)
1 Mineraldämmplatte MD, 260 mm 3
2 Porenbeton, traufenparallel liegend
verlegt auf tragenden Zwischen-
wänden, 250 mm
3 Innenputz, 10 mm
4–8 Porenbetonelemente
b) Ziegelelemente,
giebelparallel verlegt 1.140c
(Sparrendachprinzip)
1 Dachplatten
2 Deckenplatten
3 Ringanker mit Wärmedämmung
4 Verblendstein 4
5 Betonanker (Firstbalken)
c) Stahlbeton-Montagedach 1
1 Betonschale mit Gitterträgern
2 Auflager-Formteile
3 Stahlbetondecke
4 Wärmedämmung
5 Sparren mit Unterspannbahn
und Lattung
d) Massivdach System
3
1 Stahlbeton-Element
2 Stahlbetonauflager mit
2
Ringbalken
3 Traufen-Formteil
4 Wärmedämmung 1.140d
1.4 Massivdachkonstruktionen 85
1.4.2 Steildachelemente aus Holz Als weitere Systemvorteile können genannt wer-
den:
Kreuzweise verleimte Brettlagen können formsta- • guter sommerlicher Wärmeschutz, der durch 1
bile Dachelemente bilden. Sie zeichnen sich ei- die Holzmasse bedingt ist
nerseits durch flächige und rissefreie Untersich- • guter Schallschutz
ten aus. Andererseits wird durch die hinterlüftete • ebene Untersicht
Dachkonstruktion und die durchgängige Luft-
• schnelle Montage
dichtung, die ohne Unterbrechung auf die
Außenwände übergeht, ein bauphysikalisch si- • Brandschutzklasse F30
cheres Dach erreicht (Bild 1.141). • Einsparung von Pfetten bei Verlegung längst
Die tragenden Elemente liegen auf der Innensei- zur Traufe
te der Dachkonstruktion, dadurch kann auf che-
mischen Holzschutz verzichtet werden. Bild 1.141 zeigt einen Querschnitt durch ein Steil-
dachelement, das für Spannweiten bis 8 m ge-
1 eignet ist und aufgrund der ausgedämmten
2 Elemente über einen ausgezeichneten Wärme-
3
4
schutz verfügt. Die Elemente werden bis 18 m
5 Länge hergestellt.
1.142b
1.142a
1.142d
1.142c
1.142 Spannbetonträger
a) Querschnitte von Spannbetonträgern
b) Querschnitt von Spannbetonpfetten
c) Spannbeton-Binderträger mit eingehängten Spannbetonpfetten
d) Stützenanschluss
86 1 Geneigte Dächer
1
1.143a
1.143b 1.143c
1.143 Stahlbeton-Plattentragwerke (Auflagerung und konstruktive Einzelheiten s. Abschn. 7.5 in Teil 1 dieses Werkes)
a) Trogplatte d = 35 cm, Stützweite ~ 7,50 m, d = 50 cm, Stützweite ~ 12,50 m,
b) TT-Platte
c) Auflagerung einer TT-Platte
nur ein Überblick gegeben werden über spezielle Faltwerke und Schalen
Stahlbetonelemente für Dachkonstruktionen.
Theoretisch ist es möglich, Stahlbetonkons-
Stahlbetonträger truktionen in jeder aus formalen Gründen ge-
wünschten und auf die gegebene Belastung
Stahlbetonträger werden in der Regel als abgestimmten Form herzustellen. Mit dünnwan-
Spannbeton-Fertigteile in Verbindung mit ent- digen Schalen- oder Faltwerkkonstruktionen sind
sprechenden Stützen innerhalb geschlossener Spannweiten von 150 m erreicht worden. Schalen
Hallenbausysteme eingesetzt oder als Dachbin- sind einfach oder doppelt gekrümmte Flächen-
derelemente, wenn die Transportprobleme – tragwerke geringer Dicke mit oder ohne Rand-
auch an der Baustelle – lösbar sind. Für geringere aussteifung. Faltwerke sind räumliche Flächen-
Spannweiten sind Rechteck- oder Trapezprofile tragwerke, die aus ebenen, kraftschlüssig
aus Beton B 45 oder B 55 üblich. Größere Träger miteinander verbundenen Scheiben bestehen
werden meist als T- oder I-Spannbetonträger (Bild 1.144).
hergestellt. Sie können kombiniert werden mit Nur in Sonderfällen sind derartige individuelle
Spannbeton-Pfetten als Unterkonstruktion für Konstruktionen aus Ortbeton wegen des überaus
großformatige Dachelemente (Bild 1.142). großen Arbeitsaufwandes für Schalungen und
Gerüste vertretbar. Dagegen lassen sich nach
Stahlbeton-Plattenkonstruktionen dem Faltwerk- oder Schalen-Prinzip hergestellte
Für Spannweiten bis zu etwa 12 m werden – in vorgefertigte Elemente mit Spannweiten bis zu
der Regel in Verbindung mit kompletten Stahl- 40,00 m wirtschaftlich einsetzen, insbesondere
beton-Hallenbausystemen – Stahlbeton- bzw. wenn die allgemeinen Vorteile von Stahlbe-
Spannbetonbauteile mit verschiedenen Quer- tonkonstruktionen gegenüber Witterungs- und
schnittsformen eingesetzt (Bild 1.143). Feuchtigkeitseinflüssen sowie ihre relativ große
Sicherheit gegen Feuer ins Gewicht fallen (Bilder
1.145 und 1.146).
1, Querschnitt Querschnitt
85
1 ,27 1
1.145a 1.145b
1.145
Dachkonstruktionen aus vorgefertigten Stahlbetonelementen
a) Faltwerk, V-Element-Shed (System Züblin)
b) HP-Schale (System HOCHTIEF)
1.146
Stahlbetonüberdachung Bahnhof Lyon
(Architekten: S. Calavatra, A. Rourrat, S. Memet)
1.147a 1.147b
Für eine ausführliche Darstellung der vielfachen Bild 1.147 zeigt verschiedene grundsätzliche
Konstruktionsmöglichkeiten mit Faltwerk- und Möglichkeiten des textilen Bauens.
1 Schalenkonstruktionen muss auf Spezialliteratur
verwiesen werden.
Mischformen aus diesen Konstruktionssystemen 1.5.2 Werkstoffe und Materialien
in Ortbetonausführung kommen in vielfältigsten
Formen vor. Einen Eindruck von den fast unbe- Werkstoffe für die textilen Bauteile bestehen aus
grenzten Möglichkeiten, mit Hilfe moderner hochzugfesten Fasern, die zu Bahnen gewebt
Schalungssysteme auch komplizierteste räumli- werden. Beschichtungen schützen das Faserma-
che Dachtragwerke aus Stahlbeton auszuführen, terial vor UV-Strahlung. Übliche Werkstoffe sind
kann die in Bild 1.146 gezeigte Bahnhofsüber- polyvinylchlorid-beschichtete Gewebe aus Poly-
dachung vermitteln. esterfasern und polytetrafluorethylen-beschich-
tete (PTFE) Gewebe aus Glasfasern. Die Materia-
lien haben ein Gewicht zwischen 500 bis 1000
g/qm und eine Reissfestigkeit von 5 kN bis 10 kN/
1.5 Textile Flächentragwerke 5 cm Materialstreifenbreite.
Verwendete Materialien im textilen Bauen im
1.5.1 Allgemeines Außenbereich:
Textilbahnen können zugbeanspruchte Bestand- • Einfache Membran:
teile von Flächentragwerken sein. Das Besondere Polyestergewebe, PVC-beschichtet, Lackierung
an dieser Bauweise ist die nicht orthogonale, or- zur Verbesserung der Langzeiteigenschaften,
ganisch wirkende Formensprache. Großflächige wasserfest, durchscheinend, Lebensdauer ca.
Textilbahnen ermöglichen sehr großzügige, licht- 15–20 Jahre
durchlässige Überdachungen. Wegen ihres gerin- • Hochwertige Membran:
gen Gewichtes bieten Textilbahnen ein hohes Mass
Glasfasergewebe, PTFE-beschichtet, wasserfest,
an Flexibilität bei den mit ihnen überdeckten Bau-
nimmt keinen Schmutz an, durchscheinend,
werken (Je nach Anforderung Verfahrbarkeit ein-
Lebensdauer mind. 30 Jahre. PTFE-Gewebe, UV-
zelner Segmente, Errichtung temporärer Bauwerke
stabil, wird auch für Raumanzüge von Astro-
mit einfacher Montagemöglichkeit usw).
nauten verwendet, hohe Lichtqualität, Lebens-
Die Textilbahnen werden zwischen Haltepunkten dauer mind. 30 Jahre
und Fixierungsrändern aufgespannt. Haltepunk-
te können z. B. fundamentartige Verankerungen • Neuere und besondere
und Maste sein, wie aus dem Zeltbau bekannt. Membrankonstruktionen:
Textilien können nur gespannt als dauerhafte Glasfasergewebe, Silikon beschichtet, (z. B. Si-
Bauelemente eingesetzt werden. Ohne Span- kabran), wasserfest, durchscheinend, im Brand-
nung sind sie lose und nicht standfest im Wind, fall entstehen keine toxisch wirkenden Produk-
wodurch es zwangsweise zum Reissen des Mate- te, Lebensdauer mind. 20–30 Jahre
rials kommen würde. Beim Spannen bilden sie Polyestergewebe, Silikon beschichtet, wasser-
gegen- oder gleichseitig gekrümmte, flattersiche- fest, durchscheinend, Lebensdauer ca. 15–20
re Flächen, in der jeder Punkt durch räumliche Jahre. Aramidgewebe, PVC beschichtet, Sonder-
Kraftvektoren gehalten ist. anfertigung, nicht transluzent
Die Geometrie der gespannten Fläche hängt von • Stark durchscheinendes Material:
der Lage und Form der Haltelinien und Halte- Glasfaser-Gittergewebe mit beidseitiger CTFE-
punkte ab. Dabei ist entscheidend, wo Randseile Folie, wasserfest, nimmt keinen Schmutz an,
und Haltelinien geführt werden, wo Randstützen optischer Eindruck ähnlich Drahtgitterglas, Le-
platziert sind, an welchen Stellen Maste und bensdauer ca. 25 Jahre
Stützbögen in das System eingefügt werden und
welche Krümmungen und Höhenverhältnisse das • Voll transparentes Material:
Gesamtbild beeinflussen. Eine erste Anschauung ETFE-Folie, ohne eingearbeitete Armierung, bei
der sich einstellenden Geometrie gewinnt man Spannweiten ab ca. 1 m mit Seilnetz zur Unter-
am besten durch Modellstudien. Die weitere Pla- stützung, wasserfest, nimmt keinen Schmutz
nung erfolgt dann mit Hilfe von hochentwickel- an, optisch voll transparent, kann bedruckt wer-
ten CAD-Programmen in Verbindung mit für die den um Verschattung mit optischen Gittern zu
Ausführung spezialisierten Firmen. erzeugen, Lebensdauer ca. 25 Jahre
1.5 Textile Flächentragwerke 89
1.149b
1.149a
1.149
Stierkampfarena Vista Alegre, Madrid
(Arch.: J. P. Aciego de Mendoza, Madrid, E;
Entwurf Dach: Schlaich Bergermann und Partner, Stuttgart)
a) Dachaufsicht
b) Schnitt A-A
c) Perspektive 1.149c
90 1 Geneigte Dächer
„geöffnet“. Das feste Ringdach hat einen Außen- Nach Werkstoff und Decktechnik unterscheidet
durchmesser von 100 m. Ein Druckring verstärkt man:
1 den runden Ausschnitt für das Membrankissen • Ziegeldächer
und trägt gleichzeitig dessen Lasten ab (Bild • Betondachstein-Dächer
1.149). Beim geöffneten Dach werden die Hori- • Schieferdächer
zontallasten über Knaggen und Seile in die Pylo-
ne und dann weiter tangential zum Kissenrand in • Schindeldächer
das feste Dach abgeleitet (Bild 1.149c). • Gründächer
• Stroh- und Rohr- (Reet-, Ried-)Dächer
• Wellplattendächer
1.6 Dachdeckungen • Pappdächer
• Metalldächer
1.6.1 Allgemeines
Für die Ausführung von Dachdeckerarbeiten gel-
Geneigte Dächer werden in der Regel mit Dach- ten die Vorschriften der Vergabe- und Vertrags-
deckungen ausgeführt. ordnung (VOB) Teil C: Allgemeine technische
Das Erscheinungsbild eines Bauwerkes und be- Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV)
sonders von ganzen Gebäudegruppen wird weit- – Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten
gehend von der Dachneigung und von den Bau- DIN 18 338 sowie die Fachregeln für Dach-
stoffen der Dachdeckung bestimmt. deckungen mit Dachziegeln und Dachsteinen [7].
Auch wenn keine Aspekte des Denkmal- oder En- Dachdeckungen mit Dachziegeln, Betondachstei-
sembleschutzes zu beachten sind, sollten bei der nen u. Ä. werden auf Lattungen ausgeführt. Der
Auswahl neben gestalterischen Überlegungen Dachlattenquerschnitt hängt vom Gewicht der
die ortsüblichen Bauweisen in die Betrachtung Ziegeldeckung und vom Sparrenabstand ab. Bei
einbezogen werden, weil sie sehr oft Ausdruck einem Gewicht von z. B. 0,55 kN/m2 [Berech-
langer Erfahrung mit Klima und Baustoffen sind. nungsgewicht für Flachdachpfannen einschl. Lat-
Die Dachdeckung hat bei Steildächern vor allem tung lt. DIN 1055] werden empfohlen bis:
die Aufgabe, Niederschlagswasser sicher abzulei- • 75 cm Sparrenabstand 24/48 mm Lattenquer-
ten und ausreichende Sicherheit gegen das Ein- schnitt
dringen von Wasser durch Winddruck oder Flug- • 90 cm Sparrenabstand 30/50 mm Lattenquer-
schnee zu gewährleisten. schnitt
Sie muss regensicher, wetterbeständig, feuerbe- • 100 cm Sparrenabstand 40/60 mm Lattenquer-
ständig und kostengünstig in Herstellung und schnitt.
Unterhaltung sein.
Eindeckungen mit Schiefer, Blechbahnen oder
Traditionelle Dachdeckungen erfüllten bei nicht
Dichtungsbahnen erfordern in der Regel eine
ausgebauten Dachräumen außerdem ohne be-
mindestens 24 mm dicke Vollschalung. Großfor-
sondere Vorkehrungen die Forderung nach
matige Wellplatten können auch direkt auf Pfet-
Durchlüftung und Ableitung von Wasserdampf.
ten verlegt werden.
Da Dachräume heute sehr oft intensiv genutzt
werden und damit die Wärme- und Wasser- Regeldachneigungen
dampfverhältnisse grundlegend verändert sind, für Dachdeckungsmaterialien:
werden an die bauphysikalischen Eigenschaften
geneigter Dächer zunehmend höhere Anforde- Schiefer
rungen gestellt (s. Abschn. 1.9; auch Abschn. 16.5 • Altdeutsche Doppeldeckung,
in Teil 1 des Werkes). Deutsche Schuppenschablonen,
Wenn flachere Dachneigungen aus wirtschaftli- Rechteckschablonendeckung 22° (40 %)
chen und gestalterischen Gründen bevorzugt • Schablonendeckung
werden, ergeben sich zusätzliche Forderungen an verschiedener Formen 30° (58 %)
die Dichtigkeit der Eindeckungen, die vielfach
nur durch Einführung einer weiteren wasserablei- Dachplatten (Faserzementplatten)
tenden Schicht unterhalb der Dachdeckung (Un-
terspannbahnen, Unterdach, s. auch Abschn. • deutsche Deckung, Doppel-
1.6.2.1, Tab. 1.152 und Abschn. 1.9.3) erfüllt wer- deckung 25° (47 %)
den können. • waagerechte Deckung 30° (58 %)
1.6 Dachdeckungen 91
Tabelle 1.151 Regeldachneigung für Dachdeckungen mit Dachziegeln und Dachsteinen [7]
nen mit Falzen, sind die je nach Form und Anwen- gige Änderungen der Dachneigung oder der
dungsart unterschiedlichen Decklängen (bzw. Dachüberstände herzustellen.
Lattenabstände) für die normalen Deckungsrei- Die Breite und die Lage im Grundriss ist für
hen in der Dachfläche und für First- und Traufen- alle größeren Dachaufbauten oder Dachdurch-
abschlüsse anhand der Herstellerunterlagen pla- brüche, insbesondere für evtl. nebeneinander
nerisch zu berücksichtigen. Die erforderlichen liegende Dachflächenfenster oder Gauben auf
Sparrenlängen sind nötigenfalls durch geringfü- die Deckbreite der verwendeten Dachziegel oder
Erhöhte Anforderung2)
(RDN –6°) Unterspannung Unterspannung überlappte oder ver- verschweißte oder ver-
falzte Unterdeckung klebte Unterdeckung
Dachsteine abzustimmen, damit volle Formate Markt, doch ist bei ungünstigen Verhältnissen
oder Formsteine verwendet werden können. der Eintrieb von Flugschnee nicht mit absoluter
1 Alle etwa erforderlichen Trennschnitte bilden Sicherheit zu verhindern.
Schwachstellen der Eindeckung.
Zusatzmaßnahmen zur Windsogsicherung
Zusatzmaßnahmen zur Regensicherheit
Bei exponierter Lage, Höhe, ungünstigen Dach-
Zusätzliche Maßnahmen sind bei der Planung formen und bestimmten Ausführungsarten der
und Ausführung vorzusehen, wenn die Regel- Dachdeckung sowie im Zusammenhang mit ge-
dachneigung unterschritten wird, das Dachge- schlossenen Deckunterlagen unterhalb der
schoss zu Wohnzwecken genutzt wird oder wenn Dachdeckung reicht das Eigengewicht der Dach-
konstruktive Besonderheiten, klimatische Verhält- deckung vielfach nicht als Windsogsicherung
nisse oder besondere örtliche Gegebenheiten aus. Besonders an Dachecken und -rändern,
dies erfordern (Tab. 1.152). Firsten und Dachdurchdringungen (z. B. Gauben,
Im Fachregelwerk des Deutschen Dachdecker- Schornsteine) sind Zusatzmaßnahmen zur Wind-
handwerkes werden die erforderlichen Maßnah- sogsicherung erforderlich.
men unterschieden für Unterschreitungen der Bei Dachneigungen über 65° muss jeder Dach-
Regeldachneigung um bis zu 6° oder über 6° je- ziegel bzw. Dachstein durch korrosionsgeschütz-
weils bei Sparrenlängen von bis zu 10 m bzw. te Klammern, Schrauben oder Nägel befestigt
mehr als 10 m. werden. Für alle anderen Dachdeckungen sind
Als Zusatzmaßnahmen kommen je nach De- teilweise in den Landesbauordnungen und in
ckungsart und Werkstoff in Frage: den neuen Fachregeln des Dachdeckerhandwer-
kes die erforderlichen Zusatzmaßnahmen in Ab-
• Vermörtelung bzw. Innenverstrich
hängigkeit von der Höhenlage und Abmessung
• Unterspannung der Gebäude festgelegt.
• Unterdeckung Es werden 4 Windzonen unterschieden:
• Unterdach Windzone I (Höhe bis 600 m ü. NN; Hessen, Thüringen,
Rheinland-Pfalz, Bayern, Baden-Württem-
Unterspannungen aus diffusionsoffenen Unter- berg, südl. Sachsen)
spannbahnen können bei zu Wohnzwecken aus- Windzone II Höhe über 600 bis 830 m ü. NN; Niedersach-
sen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, nördl.
gebauten Dachräumen verwendet werden, wenn Sachsen
bei einfachen Dachformen die Regeldachnei- Windzone III Nordwestdeutsche Küstengebiete, Gebiete
gung eingehalten wird. Im übrigen können sie um Rügen und Fehmarn
bei Unterschreitung der Regeldachneigung um Windzone IV nordwestdeutsche Inseln
bis zu 6° verwendet werden, wenn keine beson-
deren Anforderungen an die Dachdeckung ge- Art und Anzahl der erforderlichen Befestigungs-
stellt werden. mittel ist für die Windzonen I bis III zu entneh-
men. Einzelfallberechnungen sind erforderlich für
Unterdeckungen sind anzuwenden bei Unter- die Windzone IV, für offene Gebäude mit offener
schreitung der Regeldachneigung bis zu 6°. Deckunterlage, Gebäude in besonders exponier-
Unterdeckbahnen können geeignete Schalungs- ter Lage und bei Firsthöhen über 30 m.
bahnen oder diffusionsoffene Unterspannbah- In allen Fällen sind bei den Dachflächen unter-
nen sein. Für wasserdichte Unterdächer (bei Un- schiedliche Anforderungen an Eck-, Rand- und
terschreitung der Regeldachneigung von mehr Flächenbereich zu berücksichtigen (Bild 1.153).
als 10°) kommen Bitumen-Schweißbahnen oder An Dachkanten (First, Ortgang, Grat, Pult) ist jeder
Bitumenbahnen mit Glasvlieseinlage in Frage. Dachziegel bzw. Dachstein zu befestigen. Die Lat-
Unterdeckungen müssen auf druckbelastbaren ten sind auf der tragenden Unterkonstruktion so
Unterlagen (z. B. Schalungen) aufliegen. Zusatz- zu befestigen, dass sie eine Zugkraft von mindes-
maßnahmen können in allen Fällen auch für den tens 0,60 kN/m lotrecht zur Befestigungsebene
Bereich flacher Kehleindeckungen in Frage kom- aufnehmen können.
men (s. auch Abschn. 1.9.3).
Wärmedämmung
Sicherung gegen Flugschnee
Die Ausführung der nachfolgend behandelten
Zwar sind einige recht gute Lösungen für Lüf- Dachdeckungen ist für Dächer mit nicht ausge-
tungssteine, Firstentlüftungen usw. auf dem bauten Dachgeschossen vorgesehen. Bei nach-
1.6 Dachdeckungen 95
1.153 Randbereiche
1 Flächenbereich
2 Randbereich
3 Eckbereich
träglich eingebrachten Wärmedämmungen ist in kreisförmig ist (Bild 1.154). Am oberen Ende des
jedem Fall eine Taupunktberechnung durchzu- Ziegels sitzt auf der Unterseite eine „Nase“ zum
führen (s. Abschn. 1.9.2 und 16.5.6 in Teil 1 dieses Aufhängen auf die Dachlatten. Biberschwänze
Werkes). werden im Format 18/38 cm hergestellt mit min-
destens 10 mm Dicke.
Wartung und Pflege Kleinformatige Bedachungselemente wie auch
Dachdeckungen sind neben der natürlichen Alte- Biberschwanzziegel gewinnen wieder zuneh-
rung ihrer Baustoffe vielfachen mechanischen mend Bedeutung, seitdem immer mehr auch
Beanspruchungen (z. B. Bewegungen der Dach- komplizierte Dachformen als Gestaltungsmittel
konstruktion infolge von Wind- oder Schnee- verwendet werden. Mit Biberschwänzen lassen
lasten) sowie Temperaturschwankungen, chemi- sich nach alten Handwerksregeln insbesondere
schen Einflüssen (z. B. saurer Regen), Abgasen, Kehlen, Wand- und Gaubenanschlüsse gut lösen.
UV-Strahlung und Pflanzenwuchs (Moose und Biberschwänze sind auch für komplizierte Ein-
Flechten) ausgesetzt. deckungen von Turmdächern u. Ä. gut geeignet.
Sie bedürfen daher der regelmäßigen Kontrolle Bei stark gewölbten Dachflächen werden dafür
und Wartung durch den Fachmann, um die fort- entsprechend gekrümmte Formziegel hergestellt
dauernde Funktionstüchtigkeit und die Sicher- (Bild 1.158).
heit bei den für die Begehung und Reinigung Mit Biberschwänzen werden hauptsächlich zwei
vorhandenen Einrichtungen (Schornsteinreini- Deckungsarten ausgeführt: Doppeldach (Bild
gung u. Ä. s. Abschn. 1.8.2) zu erhalten. 1.155) und Kronendach (Bild 1.156).
1.154
Biberschwanzformen
a) Rundschnitt
b) Segmentschnitt
c) Geradschnitt
d) gestutzte Ecken
96 1 Geneigte Dächer
1.155
Biberschwanz-Doppeldach [7]
(Ort mit Abschluss-Formsteinen)
1.156
Biberschwanz-Kronendach [7]
schlussplatten bzw. Traufplatten verwendet (Bild gesichert, in Mörtel verlegt oder als „Trockenfirs-
1.155). te“ („Trockenfirste“ s. Abschn. 1.6.2.4) ausgeführt.
Die Stöße liegen von der Wetterseite abgekehrt.
Kronendachdeckung Für die Deckung der Grate werden Grat- bzw.
Beim Kronendach liegen die Dachziegel in allen Firstziegel verwendet. Sie greifen seitlich über die
Deckreihen doppelt. Der Dachziegelbedarf ist entsprechend schräg zugehauenen Dachziegel.
annähernd der gleiche, das Kronendach erfordert Die Gratziegel werden durch Bindedraht auf dem
jedoch weniger Latten. Gratbrett, das hochkant auf dem Gratsparren ge-
Das Spliessdach ist eine meist noch in Baudenk- nagelt ist, befestigt und in Mörtel verlegt.
mälern anzutreffende alte Deckungsform, bei der Kehlen der Biberschwanzdächer sollten nicht mit
auf jede Latte nur eine Ziegelreihe Fuge über Fu- Hilfe von sichtbaren Blechstreifen, sondern mit
ge hängt. Unter die Fugen wurden „Spließe“ (5 cm gewöhnlichen Biberschwänzen oder mit keilför-
breite Kiefer- oder Eichenholzspäne) geschoben. migen Kehlsteinen gedeckt werden. Diese Aus-
führung bezeichnet man als „Deutsch eingebun-
Firste, Grate, Kehlen werden mit konischen oder dene Kehle“. Die Kehle wird beim Kronendach als
zylindrischen Firstziegeln eingedeckt (Bild 1.157). Doppeldach gedeckt, wobei der infolge der ge-
Sie werden auf Firstbohlen mit Drahtklammern ringeren Neigung des Kehlsparrens entstehende
1.157
First- oder Gratziegel für Ziegeldächer
(nicht genormt)
1.6 Dachdeckungen 97
1.158 Gleichhüftig eingebundene Biberkehle bei 1.159 Gleichhüftig eingebundene Biberkehle bei
Doppeldeckung (beide Dachflächen sind in Kronendeckung
der Darstellung in eine Ebene geklappt)
1.160 Mönch- und Nonnenziegeldeckung (Schnitt: links durch Mönchziegelreihe; rechts durch Nonnenziegelreihe) [7]
1.166
Hohlpfannen-Vorschnittdeckung [7]
1.168) liegt Ziegel C auf Ziegel B. Für Vorschnitt- Querschlag verlegte Hohlpfannen sollen mit
deckung wird die Langschnittpfanne, für Auf- Sturmklammern gesichert werden.
schnittdeckung die Kurzschnittpfanne verwendet Flache Pfannendächer werden auch auf Unter-
(Bild 1.163 und 1.164). deckungen ausgeführt (s. Abschn. 1.6.2.1). Auf der
Bei Sparrenlängen ≥ 6 m (starker Wasseranfall in Dachschalung liegen in der Richtung der Sparren
den unteren Schichten) wird die Aufschnitt- erst Streck- oder Konterlatten (2/8 cm) und dar-
deckung bevorzugt. auf parallel zur Traufe die eigentlichen Dachlatten
Die Pfannen können entweder trocken einge- (3/5 cm). An der Traufe wird eine so genannte
deckt werden oder trocken mit Innenverstrich Bundlatte angeordnet, die mit Ausschnitten zur
oder mit Querschlag und Innenverstrich. An der Lüftung der Hohlräume versehen ist. Die Pfannen
Traufe, am First und an den Stellen, wo kein In- werden bei dieser Ausführung nicht verstrichen.
nenverstrich möglich ist, werden die Pfannen in First und Grate werden wie bei den Flachzie-
Kalkmörtel gelegt. Ohne Innenverstrich oder geldächern mit vermörtelten Gratziegeln ge-
deckt. Der Gratziegel für Pfannendächer ist 400
mm lang, hat flachbogigen Querschnitt und ist
etwas breiter als der Gratziegel für Strangdach-
ziegel (Bild 1.157). Die übrigen Abmessungen
sind aus Bild 1.167 ersichtlich.
Die Kehlen werden als untergelegte Kehlen mit
1.167 First- und Gratziegel Zinkblech- oder als Ziegelkehlen („Herzkehlen“)
1.168
Hohlpfannendach in Aufschnittdeckung [7]
100 1 Geneigte Dächer
1.169a
1.169c
1.169b
1.169 Flachdachpfanne
a) Längsschnitt mit Sturmklammer
b) Schnitt A–B (vergrößert)
c) Einzelheiten
1 Kopffalzteil 6 Fußfalzrippen 11 Deckfalzrippen
2 Kopffalzrippen 7 Seitenfalzteil 12 Deckfalznute
3 Kopffalznut 8 Seitenfalzrippen 13 Aufhängenase
4 Fußfalzteil 9 Seitenfalznut
5 Fußfalze 10 Deckfalzteil
aus Biberschwänzen mit mindestens 4 Ziegel- Die Verfalzungen greifen allseitig bzw. teilweise
breiten hergestellt. in- oder übereinander ein, so dass sich eine sehr
regensichere dichte Deckung ergibt.
1.6.2.4 Falzziegeldeckung Falzziegel werden trocken (ohne Vermörtelung)
Falzziegel, Falzpfannen und Flachdachpfannen verlegt.
sind Pressdachziegel mit mehrfacher Ringver- Pressdachziegel sind im Gegensatz zu Strang-
falzung, mit unterbrochener Ringverfalzung, mit dachziegeln nicht in ihren Außenmaßen, sondern
Verschiebefalz oder mit Seitenverfalzung. Sie in ihrem Deckmaß genormt. Die Decklänge be-
werden in den verschiedensten Formen herge- trägt einheitlich 333 mm (± 10 mm), die Deck-
stellt (s. auch Bild 1.162 Romano-Kremper). breite 200 mm (± 6 mm). Damit ergibt sich ein
1.170
Flachdachpfannendeckung [7]
1.6 Dachdeckungen 101
Ziegelbedarf von 15 Stück für 1 m2 Dachfläche. nach Fabrikat der verwendeten Falzpfannen die
Innerhalb der Lieferung für ein Bauwerk dürfen Dachlänge (Sparrenlänge) und Dachbreite unter
sich die Deckmaße der größten und der kleinsten Berücksichtigung der Anschlüsse an Dachrinnen 1
Ziegel höchstens um 2 %, bezogen auf die Maße und First (Maße a und b in Bild 1.170) genau zu
des kleinsten Ziegels, unterscheiden. ermitteln. Nötigenfalls müssen die erforderlichen
Falzpfannen können sowohl in der Decklänge Maße durch Änderungen der Dachüberstände
als auch in der Deckbreite gegeneinander nur oder der Dachneigung erreicht werden.
innerhalb geringer Toleranzen verschoben wer- Die in Bild 1.169 dargestellte weitverbreitete
den. Deshalb ist bei der Planung des Daches je Flachdachpfanne, die die wirtschaftlichen und
1.171 Firstziegel
a) konischer First- und Gratziegel
b) Firstziegel mit Überfalzung
c) Lüfter-Firstziegel
d) Gratkappe
1.172a 1.172b
1.172 Firstentlüftung
a) Lüfter-Firstziegel (vgl. Bild 1.171c)
b) Entlüftung mit Lüfter-Formsteinen (vgl. Bild 1.180e)
1 Unterspannbahn (z. B. DELTA-Folie) 3 Dachlatte
2 Konterlattung, die die unterseitige 4 Lüftungspfanne
Belüftung der Dachziegel ermöglicht 5 Firstziegel
9 8
1.173
Pultdachfirst
1 Sparren 5 6
2 Deckenschalung
3 Wärmedämmung 7
4 Pfette (verankert)
5 Schalung
6 Unterdeckung (Sicherung gegen 3
Sprühwasser und Flugschnee) 4
1
7 Dachlattung
8 Konterlattung
9 Pultdachziegel
(Schenkel 70° bis 90° lieferbar) 2 10
10 Luftdichtheitsebene
102 1 Geneigte Dächer
konstruktiven Vorteile der Falzpfanne mit dem verwendet (Bild 1.171d). Zur Entlüftung des
Aussehen der Hohlpfanne vereint, kann u. U. für Dachraumes oder der Dachkonstruktion (vgl.
1 Neigungen ab 22° verwendet werden (Bild 1.170). Abschn. 1.8.4) werden Lüfter-Firstziegel verwen-
det (Bild 1.171c und 1.172a), Lüfter-Formsteine in
Firste und Grate werden mit besonderen First- Firstnähe eingebaut (Bild 1.172b) oder bei Pult-
und Gratziegeln gedeckt. Sie können in Mörtel – dächern Abluftöffnungen im Gesims eingeplant
der Dachfarbe entsprechend eingefärbt – verlegt (Bild 1.173).
werden (Bild 1.171a und b). Firstziegel werden
heute jedoch meistens mörtelfrei mit Klammern Übergänge zwischen verschieden geneigten
an den Sparrenspitzen (Bild 1.170, 1.171c und Dachflächen können mit Formsteinen ausgeführt
1.172) oder an Firstbohlen befestigt. Am Zusam- werden. Dafür stehen bei den gebräuchlichen
menstoß verschiedener Grate bzw. von Graten Dachziegel- bzw. Dachsteinserien „positive“ (Bild
und First müssen die Firstziegel passend ge- 1.174) oder „negative“ Knickdachziegel ein-
schnitten werden, oder es werden Gratkappen schließlich der erforderlichen Ortgangsteine zur
Verfügung.
1.175
Kehldeckung eines
Flachdachpfannendaches
mit Formziegeln
1 Dachpfanne
2 Rinnenkehlziegel
3 Rinnenkehlziegel,
Traufanhänger
4 Traufziegel
1.6 Dachdeckungen 103
Auf diese Weise eröffnen sich Gestaltungsmög- bel oder dem Ortganggesims. Es kann mit Profil-
lichkeiten für zusammengesetzte Dachflächen brettern, evtl. in Verbindung mit einer Ortgang-
mit wechselnden Neigungen, und es können da- rinne ausgeführt (Bild 1.176e) oder auch mit vor- 1
bei komplizierte und schadensanfällige Hilfskon- gefertigten Elementen gestaltet werden (Bild
struktionen mit Blechen vermieden werden. 1.176f ).
Werden aus gestalterischen Gründen keine Form-
Kehlen werden als untergelegte Kehlen ausge- stücke am Dachrand gewünscht, kann der Über-
bildet, wobei die Kehle mit 40 bis 50 cm breiten gang zwischen Ortganggesimsen und Dach-
gefalzten Blechen, die auf Kehlbrettern aufliegen, fläche durch Ortgangrinnen gebildet werden, die
oder mit Formziegeln (Bild 1.175) gedeckt wird. mit Überhangstreifen an der Gesimsoberkante
Die Anschlusspfannen werden mit der Trenn- anschließen. Wenn bei trapezförmigen Dach-
scheibe fluchtgerecht abgeschrägt und auf die flächen die letzten Deckreihen am Ortgang
Deckung der Kehle aufgelegt. schräg anschließen, sind Ortgangrinnen unver-
meidlich, um das anfallende Niederschlagwasser
Ortgang. An den Ortgängen, den seitlichen vom Gesims fernzuhalten und in die Dachrinnen
Dachabschlüssen, können die letzten Deckreihen abzuleiten (vgl. Bild 1.176e).
in Mörtel auf dem Giebelmauerwerk verlegt und
durch Klammern, Haken o. Ä. gegen Sturm gesi- Wandanschluss. Schließen Dachflächen seitlich
chert werden. Der Abschluss zum Giebelmauer- an Wände an, wird der Übergang durch Über-
werk kann durch den Außenputz gebildet wer- hangstreifen aus Walzblei gebildet, die mit Kapp-
den (vgl. Bild 1.176a). Der Putzanschluss ist leisten abgedeckt werden (Bild 1.177a). Die Kapp-
jedoch nur schwierig sauber herzustellen. Auch leisten wurden früher bei Sichtmauerwerk in
wegen der rissgefahr werden besser Zahnleiste handwerklich aufwendiger Arbeit abgetreppt
und Windbrett als Übergang vorgesehen (Bild ausgeführt, dabei in die Mauerwerksfugen abge-
1.176b). Bei Hohlpfannen, Krempziegeln, Falz- winkelt und sorgfältig eingemörtelt bzw. einge-
pfannen, Beton-Dachsteinen u. Ä. bilden „Dop- dichtet. Heute werden meistens vorgefertigte
pelkremper“ die Abschlussreihe, oder es werden Kappleistenprofile der Dachneigung folgend an
spezielle Ortgang-Formstücke verwendet (Bild das Mauerwerk angedübelt und eingedichtet. Bei
1.176c und d). Sie bilden den Übergang zum Gie- dieser Ausführung muss jedoch fast immer mit
1.176 Ortgänge
a) Biberschwanz-Kronendach: eingemörtelte Ortgangziegel
b) Krempziegel: Ortgang mit Zahnleiste
c) Dachsteine: Doppelkremper mit Zahnleiste und Windbrett
d) Falzziegel: Ortgang-Formziegel
e) Ortgangrinne
f ) Ortgangabschluss mit Formteil („Herforder Dachkante“) und Ortgangrinne
104 1 Geneigte Dächer
1.177
Wandanschluss seitlich
a) mit Walzblei, Kappleiste und
Putzabschlussprofil
b) Kehlrinne mit eingedichteter
1.177a 1.177b Kappleiste am Sichtmauerwerk
1.182
Plattenförmiger Beton-Dachstein
(BRAAS)
a) Biberstein
1.182a 1.182b b) Tegalit
den Querstößen eine gute Dichtigkeit von Beton- denen für Falzziegel-Deckungen (s. Abschn.
steindeckungen, die durch Einlegen von Dich- 1.6.2.4) vergleichbar.
tungsstreifen noch verbessert werden kann. Auch für Betondachsteine ist für alle Typen eine
Selbstverständlich erfordern auch Betondach- große Zahl von Sonderformsteinen verfügbar
steine bei der Planung die genaue Berücksichti- (vgl. Bild 1.180).
gung der gegebenen Deckbreiten und der Lat- Dachsteine aus Beton werden auch in Biberform
tenabstände, doch können wegen der fehlen- mit verschiedenen Rund-, Segment- oder Ecken-
den Querfalzung u. U. größere Toleranzen in der schnitten hergestellt. Für die Verlegung gelten
Längsüberdeckung in Anspruch genommen die gleichen Regeln wie für Tonziegelbiber (s. Ab-
werden. Im übrigen sind die handwerklichen schn. 1.6.2.2).
Verlegeregeln sowie die zu beachtenden Details
FIRST
1 2
3
5
6
TRAUFE ORTGANG
1.6.4 Schieferdeckung wird die Schalung in der Regel mit einer leichten
Dachpappe (Überdeckung 6 cm) abgedeckt.
Auch für Dachdeckungen mit Schiefer ist das Re- 1
gelwerk des Deutschen Dachdeckerhandwerks 1.6.4.1 Altdeutsche Deckung
zu beachten [7].
Die Decksteine für Altdeutsche Deckung sind tra-
Dachschiefer sollen fluchtrechte Flächen haben, pezförmig mit gerundetem Rücken zugehauen
wetterbeständig und weder porig noch bitu- und nach der Höhe sortiert. Nach ihrer Größe
minös sein und dürfen keine Beimischungen von werden sie als Ganze, Halbe, Viertel, Achtel, Zwölf-
Schwefel oder Kupferkies, Eisenoxyd und Kalker- tel, Sechzehntel und Zweiunddreißigstel bezeich-
de enthalten; sie sollen gleichmäßige Farbe und net. Für Dachflächen mit mittlerer Größe werden
beim Anschlagen mit einem Hammer hellen hauptsächlich Achtel (ca. 30 cm × 23 cm) und
Klang haben. Zwölftel (ca. 26 cm × 21 cm), für Dächer, die steiler
Schieferplatten werden in verschiedenen Formen als 45° sind, auch Sechzehntel (ca. 22 cm × 19 cm)
und Größen verwendet. Je größer die Platten, de- verwendet.
sto flacher kann die Dachneigung gewählt wer- Je nach Überdeckung im „Rücken“ der Steine
den, desto härter muss aber auch der Schiefer wird „normaler“ und „scharfer Hieb“ unterschie-
sein, um der länger andauernden Durchfeuch- den (Bild 1.184).
tung Widerstand zu leisten. Nach der Schiefer-
Bild 1.185 stellt die Deckung einer rechteckigen
form werden u. a. folgende Deckungsarten unter-
Dachfläche dar. Die Decksteine werden, je nach
schieden:
der Windrichtung, in von links nach rechts oder
• Altdeutsche Deckung, altdeutsche Doppel- umgekehrt ansteigenden Reihen (Deckgebinden)
deckung angeordnet. Je steiler das Dach ist, desto flacher
• Deckung mit deutschen Schuppenschablonen kann die Steigung der Gebinde werden; sie be-
(einfache oder Doppeldeckung) trägt bei 45° Dachneigung ca. 30 cm auf 1 m, bei
• Deckung mit Rechteckschablonen 60° Dachneigung ca. 14 cm auf 1 m.
• Deckung mit Fischschuppen- oder Spitzwinkel- Die Gebindehöhen nehmen nach dem First zu all-
schablonen mählich ab. Die einzelnen Gebinde enthalten
Steine gleicher Höhe,aber verschiedener Breite,wo-
Die Schieferplatten werden in der Regel auf eine durch die Dachfläche wirkungsvoll belebt wird.
Schalung aus 24 mm dicken und bis 20 cm brei- Die Steine desselben Gebindes überdecken sich
ten Brettern genagelt, die auf jedem Sparren mit um 6 bis 7 cm. Die Überdeckung der aufeinander
mindestens 3 Nägeln befestigt werden. folgenden Gebinde beträgt 7 bis 8 cm.
Die Schalung muss vollkommen trocken sein, Jeder Deckstein wird mit 2 bis 4 Nägeln auf der
da nasse Schalung beim Zusammentrocknen Schalung befestigt. Jeder Stein darf nur auf einem
der Bretter zum Zerspringen einzelner Schiefer Brett genagelt werden, damit die Platten beim
führen kann. Die Schalung darf nicht federn; die Werfen des Holzes nicht springen. Die Nagel-
Herzseite der Bretter liegt nach dem Dachraum löcher werden beim Decken mit der Spitze des
zu. Großflächige Schieferplatten (z. B. bei der Schieferhammers eingeschlagen. Die breitköpfi-
Englischen Deckung) werden auf Latten gena- gen Schiefernägel sind 4 cm lang und müssen
gelt. Zum Schutze gegen Staub und Flugschnee aus verzinktem Schmiedeeisen bestehen.
1.184
Schiefer-Decksteine (breit)
a) normaler Hieb
b) scharfer Hieb 1.184a 1.184b
108 1 Geneigte Dächer
Bei allen Schieferdächern sind für die Ausführung Deckung des Firstes. Das 30 bis 40 cm hohe
von Ausbesserungsarbeiten Leiterhaken in ca. Firstgebinde greift etwa 10 cm über die letzten
2,50 m Entfernung anzubringen, die mind. dop- Steine der Deckgebinde. Die Firststeine erhalten
pelt zu befestigen sind. Unter den aus verzinktem runden oder geraden Rücken. Das der Wetterseite
Stahl bestehenden Haken werden die Schiefer- zugekehrte Firstgebinde ragt 5 bis 7 cm über die
platten durch Beiplatten ersetzt. andere Dachfläche hinaus (Bild 1.186). Der dabei
entstehende Winkel wird mit Schieferkitt (As-
Deckung der Traufe. Das Fußgebinde wird aus phalt und Kreide) ausgefüllt.
verschieden hohen Steinen, wie es der Anschluss
an die Deckgebinde erfordert, gebildet. Die Fuß- Deckung der Grate. Alle Grate sind einzubinden.
steine erhalten runden (Bild 1.185) oder geraden Strackorte sind zu vermeiden.
Rücken (Bild 1.190). Der Anfangort am Grat wird als Stichort mit ge-
schwungenem oder rundem Rücken gebildet
Deckung der Orte. Bei der Altdeutschen De-
ckung müssen alle Orte eingebunden werden.
Aufgelegte Orte (Strackorte) sind zu vermeiden.
Am Anfangort werden besonders geformte An-
fangortsteine mit untergelegten Stichsteinen an-
geordnet, damit das Wasser möglichst von der
Ortlinie abgelenkt wird. Die Anfangortsteine kön-
nen geschwungenen oder runden Rücken erhal-
ten. Am Endort endet jedes Deckgebinde mit
zwei übereinanderliegenden Endortsteinen, die
mit mindestens 4 Nägeln befestigt werden (Bild
1.185). 1.186 Deckung des Firstes
1.6 Dachdeckungen 109
1.187 Eingebundener Grat als Stichort mit rundem 1.188 Gratdeckung mit Strackort (Deckung mit deut-
Rücken (Altdeutsche Deckung) schem Schablonenschiefer)
(Bild 1.187). Der Endort am Grat erhält auf jedes Die Breite der Kehle muss mindestens 7 Kehlstei-
Gebinde zwei übereinanderliegende Endortstei- ne betragen.
ne (wie im Bild 1.185, rechts).
Deckung der Dachfenster- und Maueran-
Deckung der Kehlen. Alle Kehlen sind einheit- schlüsse. Da die Altdeutsche Deckung mit Hilfe
lich mit Schiefer zu decken (kein Blech!). Die Keh- eingehender und ausgehender Kehlen eine De-
len werden muldenförmig ausgeschalt, mit Dach- ckung von der Dachfläche zur senkrechten Wand
pappe ausgefüttert und mit schmalen, 14 cm oder umgekehrt ermöglicht, sollen alle Anschlüs-
breiten Schieferplatten (Kehlsteinen) als Herzkeh- se an Dachfenster, Schornsteine und Mauern oh-
len oder in Rechts- bzw. Linksdeckung gedeckt. ne Verwendung von Metallblechen einheitlich in
Bei der Herzkehle (Bild 1.189) wird von dem in der Schiefer gedeckt werden.
Mitte der Kehle liegenden Herzwasserstein nach
beiden Dachflächen gedeckt (mindestens 4 Kehl- Altdeutsche Doppeldeckung. Das Altdeutsche
steine auf jeder Seite). Die Kehlgebinde über- Schieferdach kann auch als Doppeldach ausge-
decken sich um 8 bis 10 cm und schließen mit führt werden. Dabei greifen die Gebinde so weit
Wasserstein bzw. Schwärmer an die Deckgebinde übereinander, dass jedes dritte Gebinde das erste
an. Bei der rechts oder links gedeckten Kehle (Bild noch um 3 cm überdeckt.
1.190) erfolgt die Deckung vom Wasserstein aus.
35
1.192
Deckung flacher Kehlen beim
Englischen Schieferdach
1.6 Dachdeckungen 111
oder Bleiblech ausgekleidet werden. Die der 1.6.4.5 Deckung mit Faserzement-Dachplatten
Kehllinie entsprechend zugehauenen Platten
überdecken den gefalzten Blechrand um 8 bis In ähnlicher Weise wie mit Naturschiefer können
Dächer (Mindestneigung 25°) und senkrechte
1
10 cm (Bild 1.192).
Flächen mit Faserzement-Dachplatten gedeckt
1.6.4.4 Deckung mit Sechseck-, Achteck- werden (Faserzement s. Abschn. 1.6.5). Die Platten
oder Halbkreisschablonen werden nach DIN EN 492 witterungs-, volumen-,
korrosions- sowie frost- und hitzebeständig her-
Sechseckschablonen (Spitzwinkelschablonen, gestellt und sind unbrennbar (DIN 4102, Kl. A1). Es
Sparrenneigung nicht unter 35°) werden in waa- werden verschiedene Quadrat- und Rechteckfor-
gerechten Reihen so gedeckt, dass sich ein rhom- mate (Vorzugsgrößen 60/30, 40/40, 40/20 cm) –
bisches Schuppenmuster ergibt (Bild 1.193). An auch mit gestutzten Ecken – sowie Schablonen
der Traufe ist ein Fußgebinde aus Fußsteinen glei- für Deutsche Deckung gefertigt in den Farben
cher Höhe, am First ein Firstgebinde anzuordnen. Dunkelgrau, Rostbraun und Rot.
Die Orte werden als Strackorte gedeckt. Die Deckung erfolgt je nach Deckungsart, Plat-
tengröße, Neigung und Witterungsbeanspru-
Halbkreisschablonen (Fischschuppenschablo- chung der gedeckten Flächen auf Lattung oder
nen) werden in waagerechten Reihen so gedeckt Vollschalung, wobei geschalte Flächen eine Un-
dass sich das in Bild 1.194 dargestellte Schuppen- terdeckung mit 333er Dachbahnen erhalten (Bild
muster ergibt. Deckung der Traufe und des Firstes 1.195 und 1.196).
wie vor. Die Ortsteine der geraden Ortkante kön- Die Platten werden mit je 2 verzinkten oder kup-
nen eingebunden werden, die Grate werden als fernen Schiefernägeln (Breitkopfnägel) genagelt
Strackorte gedeckt.
1.196a
1.196
Faserzement-Dachplatten in Doppeldeckung
auf Latten
a) Doppeldeckung mit Quadraten
b) Ortgang schematisch
1 Sparren
2 Lattung
3 Faserzement-Dachplatten
4 Keil-Leiste
5 Zinkblech-Einfassung 1.196b
1) Die Verwendung von Asbestfasern für zementgebunde- dung zu beschichten oder gar auszutauschen. Dies gilt
ne Bauplatten ist wegen ihrer gesundheitsschädigenden auch, wenn die Oberflächen durch Verwitterung bean-
Wirkung eingestellt worden. Die Richtlinie 76/796/EWG sprucht sind.
verbietet seit dem 1.1.2005 auch die Einführung neuer Das für bauaufsichtliche Fragen bundesweit zuständige
asbestzementhaltiger Stoffe (EN 494: 2004 + A1: 2005 Institut für Bautechnik stellt hierzu im Jahresbericht 1989
(D)). Es werden statt dessen Kunststoff-Fasern verwendet. (2) fest: „Nach heutiger Auffassung gehen von genorm-
Für alle Erzeugnisse ist daher die Bezeichnung „Faser- ten oder allgemein bauaufsichtlich zugelassenen Asbest-
zement“ eingeführt. zementprodukten für Dacheindeckungen und Fassaden-
Bei Dachdeckungsarbeiten mit Asbestzementerzeugnis- verkleidungen im eingebauten Zustand keine konkreten
sen sind Gesundheitsschäden vor allem dann beobachtet Gesundheitsgefahren im Sinne der Landesbauordnung
worden, wenn durch sorglosen Umgang mit Trennschlei- aus, wenn die Produkte bestimmungsgemäß hergestellt,
fern o. Ä. Asbestfasern freigesetzt wurden. Die Gefahren, verarbeitet und verwendet worden sind. Somit ist ein ge-
die von eingebautem Material ausgehen, werden nach nerelles bauaufsichtliches Sanierungsgebot – vergleich-
Untersuchungen von Wissenschaftlern geringer als die bar mit dem für schwach gebundene Asbestprodukte –
Gefährdung durch Tabakrauchen eingeschätzt. nicht erforderlich.“ (Die vorstehenden Aussagen gelten
Bei funktionstüchtigen, eingebauten Asbestzement-Pro- auch für Asbestzement-Produkte, die in der früheren
dukten, die für Dachdeckungen oder Fassadenverklei- DDR gefertigt und verwendet wurden, da diese Erzeug-
dungen verwendet werden, ergibt sich nach heutigen nisse ebenfalls nach der Baustoffnorm DIN 274 bzw. der
Erkenntnissen kein Sanierungsbedarf und keine Notwen- entsprechenden TGL hergestellt worden sind.)
digkeit, diese Produkte aus Gründen der Asbestfaserbin- Fortsetzung s. nächste Seite
1.6 Dachdeckungen 113
das durch chemische Reaktion von silicium- und Der Mischung können auch Farbstoffe zugesetzt
kalkhaltigen, mit Fasern bewehrten Materialien werden. Auch farbige oder farblose Oberflächen-
gebildet wird. Dabei muss der Zement EN 197-1 beschichtungen dürfen aufgebracht werden. 1
oder techn. Spezifikationen entsprechen, die in Als kurze Wellplatten werden Wellplatten bis
dem Land angewendet werden, in dem der Ze- einschließlich 900 mm Länge bezeichnet; lange
ment eingesetzt wird. Die einer feuchten Pappe Wellplatten weisen eine Länge von > 900 mm auf.
ähnliche Rohmasse kann praktisch in alle Formen
gepresst werden, so dass neben Standarderzeug- Faserzement-Wellplatten bieten infolge ihres
nissen (Wellplatten, ebene Platten und Rohre) al- großen Formates die Möglichkeit, große Sattel-
le dazugehörigen Formteile auch in Sonderanfer- und Pultdächer (Mindestneigung 7°) insbesonde-
tigungen leicht hergestellt werden können. re in Verbindung mit Pfettenkonstruktionen
1.197a
1.197
Dünnwandige Wellplatten
a) Faserzement-Wellplatten
Profil 5 (6)
b) Faserzement-Wellplatten
Profil 8 1.197b
Fußnote 1, Fortsetzung
Bei allen Arbeiten und Veränderungen an Asbestzement- Alle farbigen oder beschichteten Asbestzementflächen
produkten und schwach gebundenen Asbestprodukten dürfen mit drucklosem Wasserstrahl und Seifenlauge mit
sind die Technischen Regeln für Gefahrenstoffe (TRGS weichen Bürsten o. Ä. gereinigt werden. Das anfallende
517 und 519 – Asbest) der Bauberufsgenossenschaft [3] Wasser ist aufzufangen und wie Abwasser zu entsorgen.
zu beachten. Bei unbeschichteten, naturgrauen Asbestzementplatten
Es wird unterschieden zwischen Abbruch-, Sanierungs- ist die dafür in der Regel erforderliche Reinigung mit me-
und Instandsetzungsarbeiten. Für Instandsetzungsarbei- chanischen Arbeitsgeräten, mit Hochdruck-Strahlgeräten
ten, d. h. für den Ausbau einzelner Bauteile gelten er- und Kaltwasser-Druckstahlgeräten aber auch druckloses
leichterte Bedingungen. Abwaschen wegen der unvermeidlichen Freisetzung von
Bei den Asbestzementprodukten gelten unterschiedliche Asbestfasern grundsätzlich untersagt.
Vorschriften für unbeschichtete Produkte mit zement- Nach den bisherigen Erkenntnissen ist eine Sanierung für
grauer Oberfläche und beschichtete Produkte, sofern die Bauteile innerhalb von Gebäuden dann erforderlich,
Beschichtung nicht großflächig abgewittert ist. wenn festgestellt wird, dass Asbestfasern nur noch
Abbruch- und Sanierungsarbeiten dürfen nur von beson- „schwach gebunden“ sind und z. B. aus Asbestzement-
ders zugelassenen Unternehmen durchgeführt werden Lüftungskanälen, asbesthaltigen Dichtungen, Brand-
und sind anzeigepflichtig. Für das eingesetzte Fachperso- schutzbeschichtungen o. Ä. freigesetzt werden.
nal und für den Schutz sind dabei besondere, im einzel- Bei alterungsbedingten Erneuerungen müssen alte As-
nen festgelegte sicherheitstechnische Maßnahmen ein- bestzementbauteile wegen der vorhandenen baulichen
zuhalten. Gegebenheiten vielfach durch gleichgeformte neue Er-
Asbestzementprodukte sind möglichst zerstörungsfrei zeugnisse ersetzt werden. Dabei und bei vorsichtshalber
auszubauen und Faserfreisetzungen zu vermeiden. In In- gefordertem Austausch sind strenge bauaufsichtliche
nenräumen müssen die Arbeitsbereiche staubdicht ab- Auflagen zu beachten. Die daraus resultierenden Kosten
geschottet werden. In allen Fällen ist bei den Arbeiten für den Ausbau und die Entsorgung der asbesthaltigen
Atemschutz zu tragen. Bauteile übersteigen in der Regel die Kosten der Neuein-
deckung mit asbestfreiem Material.
Asbesthaltige Abfälle sind in geschlossenen Behältern zu
sammeln und nach besonderen Vorschriften der Länder Eine Neubeschichtung von Außenbauteilen aus Asbest-
zu entsorgen. zementerzeugnissen ist allenfalls als optische Ober-
flächenverbesserung zu betrachten.
114 1 Geneigte Dächer
gemäß Bild 1.29 und 1.30 sehr wirtschaftlich zu formteilen bei Faserzementplatten leicht möglich.
decken. Für Belichtungsfelder in einfachen Dächern sind
1 Folgende meist voneinander abhängige Daten den Wellplattenprofilen entsprechende Welldraht-
sind bei Faserzement-Wellplattendächern zu be- glas- und Wellacrylplatten im Handel.
achten:
• Dachtiefe Eindeckung
• Dachneigung Bei der Eindeckung ist zunächst die Deckrichtung
• Plattenprofil so festzulegen, dass die Überdeckungen der Well-
• Plattengröße plattenlängsstöße von der Hauptwindrichtung
• Pfettenabstand abgewendet liegen.
• Zahl der Befestigungspunkte Die Höhenüberdeckung der einzelnen Platten ist
von der Dachtiefe (= Entfernung zwischen First
• Höhenüberdeckung und Traufe) und der Dachneigung abhängig. Bei
• Auflagerbreite Neigungen < 10° sind die Fugen zu dichten. Die
• Lochabstand vom Plattenrand Richtwerte gemäß DIN 274-2 zeigt Tabelle 1.199.
Die Seitenüberdeckung muss bei Profil
Die Standardplatte mit 5 Wellen für Dachdeckun-
gen wird entsprechend den Hauptabmessungen 177/51 mindestens 47 mm Ⳏ 1/4 Welle
mit 177/51 gekennzeichnet („Profil 5“, von einzel- 130/30 mindestens 90 mm Ⳏ 2/3 Welle
nen Werken auch mit 6 Wellen als „Profil 6“ herge- betragen (s. Bild 1.197).
stellt). Für kleinere Dachflächen, besonders aber Am Kreuzungspunkt von vier Wellplatten ist ein
für Wandbekleidungen, gibt es außerdem dünn- Eckenschnitt an den sich diagonal gegenüber lie-
wandige Wellplatten mit der Bezeichnung 130/30 genden Wellenbergen erforderlich (Bild 1.200).
– Profil 8 – (Bild 1.197). Standard-Wellplatten werden mit werkseitigem
Die Wellplatten sind mit verschiedenen Standard- Eckenschnitt geliefert. Lediglich bei Passplatten
Farbbeschichtungen lieferbar. muss er an der Baustelle vorgenommen werden.
Die gängigen Plattengrößen sind Tabelle 1.198 Der Abstand zwischen den Eckenschnitten soll
zu entnehmen. 5 bis 10 mm betragen.
Für Eindeckung auf Dachlatten werden Wellplat- Wellplatteneindeckungen sind am wirtschaftlich-
ten Profil 5 auch in Längen von 625 und 800 mm sten, wenn die Unterkonstruktion lediglich aus
als Kurzwellplatten (auch als „Berliner Welle“ be- durchlaufenden Pfetten besteht (vgl. Bild 1.29
zeichnet) mit werkseitiger Lochung hergestellt. und 1.30). Auf Sparrenlagen – mit möglichst wei-
Für alle üblichen Anschlusspunkte usw. steht eine tem Sparrenabstand – dienen kleine Sparrenpfet-
große Zahl von Standardformteilen zur Verfügung. ten als Trägerlage für die Wellplatten.
Für spezielle Probleme oder besondere gestalte- Die Auflagerbreite für Wellplatten soll 50 mm
rische Absichten ist die Anfertigung von Sonder- betragen (ausgenommen bei Stahlrohrpfetten
Dachneigungen Profil
in Grad
177 / 51 130 / 30
1.206a
1.206b
1.206 Wellfirsthaube
a) einteilig; b) zweiteilig
1 Dichtungsband
1.207b
1.207a
1.207c 1.207d
1.207e 1.207f
1.208a 1.208b
1.209a
1.209b 1.209c
Dachdeckungen. Besteht das Tragwerk jedoch Am Anschluss zwischen Graten und First (Bild
lediglich aus Pfetten (vgl. Bild 1.27), können die 1.209c) muss meistens ebenso wie bei Anschlüs-
Rinnenhalter auf der Fußpfette befestigt werden sen an Dachaufbauten, Schornsteine u. Ä. an der 1
(Bild 1.208a). Traufengesimse können bei klei- Baustelle mit Walzblei-Übergängen improvisiert
neren Dachflächen auch durch Verwendung von werden.
1teiligen Wellfirsthauben bzw. ähnlichen Formtei- Faserzementplatten können werkseitig nahezu
len gebildet werden (1.208b). beliebig zu Sonderformteilen verarbeitet werden,
wenn entsprechende genaue zeichnerische Fest-
Grate und Kehlen legungen vorliegen. Die Herstellung ist jedoch
Eindeckungen für komplizierte Dachformen mit meistens sehr aufwendig und nur bei größeren
Graten und Kehlen sind für Wellplatten nicht ma- Stückzahlen wirtschaftlich vertretbar.
terialgerecht. So wirken die erforderlichen Grat-
Formteile bei kleineren Dachflächen sehr klobig. Ortgänge
Insbesondere Kehlen sind nur mit recht großem Ortgänge von Wellplattendächern können mit
handwerklichem Aufwand einwandfrei herzustel- Formteilen (Bild 1.211) oder ähnlich wie bei
len. Grate und Kehlen sollten daher in der Pla- anderen Dachdeckungen mit Ortganggesimsen,
nung vermieden werden. Ausführungsmöglich- Ortgangrinnen usw. ausgeführt werden.
keiten sind in Bild 1.209 und 1.210 gezeigt. Für Pultdachabschlüsse, seitliche und obere
Wandanschlüsse, Sanitärentlüftungen, Dachfens-
ter usw. steht eine große Zahl von Sonderform-
teilen zur Verfügung (Bild 1.212).
1.210a
1.211a
1.210b 1.211b
1
1.212a 1.212b
1.212c 1.212d
1.212 Formteile
a) Wellpulthaube
b) Wandanschluss
c) Belüftungshaube, in Wellplatte eingeformt
d) Lüftungsfirst (FULGURIT 400)
1 Firstanschlussstück mit Flugschneeabweiser
2 Firstkappe auf Stützschrauben
1.213
Legschindeln. Die Rundstangen sind mit
Holzpflöcken festgehalten, die lose aufge-
legten Schindeln mit Steinen beschwert.
Bei Dächern über 20° werden die Steine
durch vorgelegte Rundholzstangen, die
am Ortgang verkeilt sind, gesichert.
1.6 Dachdeckungen 121
1 2 3 4 5
1.214 Schindelabmessungen
a) Spund- oder Nutschindel
b) Brettschindel
c) Rundschindel
1.217a 1.217b
1.217 Grate
a) aufgelegter Grat
b) Schwenkgrat mit herangeführten Reihen
c) Schwenkgrat mit geraden Reihen 1.217c
122 1 Geneigte Dächer
1.218a 1.218b
1.218 Kehlen
a) eingebundene Kehle
b) Schwenkkehle (mit längeren Schindeln im Kehlbereich)
1.215), aber auch vier- und fünflagig. Die Na- Schwenkgrate mit gerade oder rund herange-
gellöcher werden vorgebohrt. Oft werden un- führten Schindelreihen (Bild 1.217).
genutete Langschindeln am unteren Ende mit
Kupfernägeln sichtbar (blank) genagelt, um das Kehlen
Aufwerfen zu verhindern. An der Traufe sind die
einander überdeckenden Schindeln verschieden Kehlen werden auf untergelegter Kehlschalung
lang. mit Kehlblechen als „eingebundene“ oder
Schwenkkehlen ausgeführt (Bild 1.218).
Firste
Am First hat die der Wetterseite zugekehrte First- 1.6.7 Bitumenschindeldeckung
schar > 3 cm Überstand (vgl. Bild 1.186), oder es
wird ein „aufgelegter First“ ausgeführt (Bild 1.216). Bitumenschindeln werden aus Bitumenbahnen
mit Glasvlies- oder Kunstfaservlieseinlagen ge-
Grate stanzt (Bild 1.219). Neben diesen Normalschin-
Grate können ebenfalls „aufgelegt“ ausgeführt deln werden auch verschiedene Schablonenfor-
werden. Aufwendiger, jedoch formal besser sind men hergestellt (vgl. Bilder 1.193 und 1.194). Die
1.219a 1.219b
1.220a 1.220b
1.220 Grateindeckung
a) fortlaufende Überdeckung bei flachen Gratwinkeln
b) aufgelegter Grat (Eindeckung mit Schablonenschindeln)
124 1 Geneigte Dächer
1.221 Das genähte Dach. Das Stroh wird an der Traufe 1.222 Das gebundene Dach. Schnitt durch die Traufe.
waagerecht geklopft und abgerundet. Auf der Lattenabstand 30 cm. Flache Bandstöcke drücken
ersten Latte wird zweimal genäht. Die Entfernung die Lagen fest. Latten 4 × 6 cm unten abgerundet,
der Dachlatten beträgt 27 cm, Dicke der Dachhaut damit der Bindedraht nicht bricht.
28, in den Kehlen 42 cm.
bensdauer auf historischen Gebäuden ist meist Trotz aller kontroversen Diskussionen über Um-
nur durch die Lebensdauer der Unterkonstruk- weltverträglichkeit sind Holzschalungen nach
tion begrenzt. Metalldeckungen sind leicht, dicht DIN 68 800 gegen Insekten und Pilzbefall zu 1
und nicht brennbar. schützen.
Die Verlegetechnik aller Metall-Deckungen ist Bei allen Metalldeckungen ist die temperaturab-
weitgehend bestimmt durch die Forderung nach hängige Wärmedehnung in Länge und Breite der
ungehinderter Bewegungsmöglichkeit für die Dachflächen bzw. der Bauteile zu berücksichti-
Bleche bei Temperaturänderungen. Außerdem gen. Sie ist abhängig vom Ausdehnungskoeffi-
müssen die Bleche gegen Berührung mit korrosi- zienten der Materialien. Er beträgt z. B. für
onsfördernden Chemikalien in Putz, Beton, Holz- • Zink 0,000036 K-1
wolle-Leichtbauplatten oder Schalungsflächen • Zinklegierungen
gesichert werden. mit Kupfer und Titan 0,000022 K-1
Für Metall-Deckungen verwendet man Zink-, • Aluminium 0,000024 K-1
Kupfer-, Stahl-, Blei- und Aluminiumbleche in
Form von ebenen Tafeln, ebenen und profilierten • Beton (zum Vergleich) 0,000012 K-1
Bändern sowie in profilierten Sandwichelemen- Auf Dächern sind Temperaturdifferenzen von et-
ten. wa –20 °C bis +80 °C möglich. Bei einer Verlege-
temperatur von z. B. 15 °C errechnet sich dann
die Ausdehnung lA einer 5,00 m langen Kupfer-
1.6.9.2 Metalldeckungen in handwerklicher bahn dann wie folgt:
Ausführung
lA = 5,00 × 0,000017 × (80 °C – 15 °C = 65 K)
Allgemeines = 0,005525 m = 5,525 mm
Die Zusammenziehung lz beträgt dann:
Metalldeckungen sind auf der Grundlage von DIN
18 339 – Klempnerarbeiten – (VOB Teil C) auszu- lz = 5,00 × 0,000017 × (+ 15 °C – 20 °C = 35 K)
führen. = 0,002975 m = 2,975 mm
Bei Dachneigungen unter 3° (5,2 %) sind die Die gesamte Längenänderung kann somit also
Längsfalze zusätzlich abzudichten. 8,5 mm betragen. Sie muss durch entsprechende
Die Mindestneigung für Metall-Deckungen mit konstruktive Maßnahmen so ausgeglichen wer-
Titanzink beträgt 3° bzw. 5,2 %. Bei Dachneigun- den, dass keine unkontrollierten Verwerfungen
gen bis 15° (26,8 %) sind Trennlagen mit Dräna- oder Ausbeulungen auftreten.
gefunktion einzubauen. Als Richtwerte für die Abstände von Dehnungs-
Metall-Deckungen erfordern vollflächige, nagel- ausgleichen können angenommen werden:
haftende Unterkonstruktionen, in der Regel 24 • Bei eingeklebten Winkelanschlüssen,
mm dicke Holzschalungen (Spanplatten sind für Dachrandeinfassungen, eingeklebten
die Unterkonstruktion nicht geeignet und kom- innen liegenden Dachrinnen: 6m
men nur ausnahmsweise für kleinere Flächen in
Frage). Dachschalungen müssen glatt, eben und • Bei Mauerabdeckungen; Dachrand-
trocken, die Schalbretter (Sortierklasse S7, besser abschlüssen außerhalb der Wasserebene;
jedoch S10) müssen mindestens 24 mm (für Blei- innen liegenden, nicht eingeklebten
deckungen mindestens 20 mm) dick sein und ei- Dachrinnen
ne Breite von 140 mm haben. Bei gekrümmten Zuschnitt größer 500 mm 8m
Schalungsflächen können dünne Sperrholztafeln • Bei Scharen für Dachdeckungen und
zusätzlich zur Ausrundung aufgebracht werden. Wandbekleidungen; innen liegenden,
Auch moderne Holzwerkstoffe wie OSB-Platten, nicht eingeklebten Dachrinnen
Baufurniersperrholz und mineralfasergebundene Zuschnitt kleiner 500 mm
Platten kommen als Unterkonstruktion zur An- Zuschnitt größer 500 mm 10 m
wendung. • Hängedachrinnen
Mineralisch gebundene Spanplatten können bei Zuschnitt bis 500 mm 15 m
erhöhten Anforderungen an den Brandschutz
verwendet werden, wenn auch die Unterkon- Diese Richtwerte gelten für die gestreckte Länge;
struktionen entsprechend ausgeführt sind. von Ecken oder Enden (Festpunkte) aus gemes-
Befestigungsnägel sind sorgfältig zu senken. sen sind die halben Richtwerte einzuhalten.
126 1 Geneigte Dächer
Völlig ungeeignet als Korrosionsschutz sind Bitu- chend dem Montagefortschritt der Metallbeklei-
men-Emulsionen wegen ihrer hohen Alkalität. dungen wieder abgenommen werden.
In Deutschland sind Metalle gegen schädigende Holzwerkstoffplatten und andere großflächige 1
Einflüsse angrenzender Stoffe zu schützen, z. B. Unterkonstruktionen sowie Auf-Dach-Dämmsys-
durch Trennschichten. teme erfordern jedoch grundsätzlich struktu-
Titanzink ist selbst unter sehr ungünstigen Ein- rierte Trennlagen. Strukturierte Materialien sind
flüssen gegen die gängigen Holzschutzmittel mehrlagig aufgebaut und bestehen aus dreidi-
weitestgehend unempfindlich. Bei vollflächig mensional strukturierten, kompressiblen Gelegen
aufliegenden Metalldeckungen aus Zinkblech ist (Polyamid-Monofilamente), die mit diffussionsof-
der Einfluss von Trennlagen für die Minderung fener Folienkaschierung zusätzlich ausgestattet
von Regengeräuschen relativ gering. Lediglich sein können.
mit Trennlagen aus Polyamid-Strukturmatten (ca. In jedem Fall sollte der Einbau von Trennlagen
18 mm dick, schwer entflammbar) kann der differenziert betrachtet werden. Als Entschei-
Schalldurchgang spürbar verhindert werden. dungshilfe können die Tabellen 1.223 und 1.224
Neuere Untersuchungen und Erfahrungen im [Ausführung von Unterdächern, Trennlagen und
Ausland haben ergeben, dass eine Trennlage da- Dichtungsband bei belüfteten/nicht belüfteten
her nicht unbedingt erforderlich ist. So sind z. B. Konstruktionen in Abhängigkeit vom Klima am
in Frankreich Trennlagen seit jeher nicht üblich. Gebäudestandort] herangezogen werden. Wenn
Lediglich zum Schutz der Unterkonstruktion wer- ja, dann muss die Art der Trennlage in Abhängig-
den dort armierte Folien verlegt, die entspre- keit vom Klima, von der Dachneigung und von
Tabelle 1.223 Ausführung von Unterdächern,Trennlagen und Dichtungsband bei belüfteten Konstruktionen in Abhängigkeit
vom Klima am Gebäudestandort [37]
Mittel-/Hochgebirge
Tabelle 1.224 Ausführung von Unterdächern,Trennlagen und Dichtungsband bei belüfteten Konstruktionen in Abhängigkeit
vom Klima am Gebäudestandort [37]
1 Europäisches Flachland Trennlagen bei belüfteten Konstruktionen
Mittel-/Hochgebirge
der Art der Metalldeckung (Leistensystem, Dop- verlegt werden, insbesondere wenn von Kupfer-
pelstehfalz, Winkelstehfalz usw.) sorgfältig ausge- oder Stahlteilen abfließendes Wasser auf Titan-
wählt werden. Insbesondere ist dabei zu differen- Zinkflächen gelangen kann.
zieren, ob es sich um eine belüftete oder nicht Titan-Zinkbleche werden in Blechdicken von 0,7
belüftete Konstruktion handelt. Besondere Dach- bis 2,0 mm hergestellt. Die Fertigung erfolgt in
formen, extreme Klimaverhältnisse, besondere Bändern (Coils) mit maximal 1000 mm Breite
Nutzungen (z. B. Schwimmbäder) usw. können zu sowie in Tafeln von 1000 × 2000 mm und 1000 ×
Abweichungen führen. 3000 mm.
In sehr regen- oder schneereichen Gebieten sind Außerdem werden vorgefertigte Profilstreifen in
grundsätzlich strukturierte Trennlagen erforder- Mindestdicken von 0,7 mm für Traufstreifen, Keh-
lich; dabei soll die Höhe von Stehfalzen auf mind. len, Kappleisten, Abdeckungen usw. geliefert.
35 mm angehoben werden. Die Zinkbleche müssen nach DIN EN 988 gekenn-
Bei hochwertigen Zinkbahnen ist die Gefahr der zeichnet sein.
„Kontaktkorrosion“ durch Berührung mit Bautei-
len aus mit Aluminium, Blei, verzinktem Stahl und
nichtrostendem Stahl durch elektrochemische Kupfer ist noch immer das dauerhafteste, aber
Prozesse geringer als bisher meistens angenom- auch teuerste Deckmaterial. Auf der Kupfer-
men, so dass der Zusammenbau mit diesen Mate- deckung schlägt sich allmählich eine schützende,
rialien problemlos ist. meist grüne Oxydschicht (Patina) nieder, die den
Bauteile aus Titan-Zink sollen jedoch niemals in Dächern mit zunehmendem Alter ihr besonderes
Verbindung mit Bauteilen aus Kupfer oder Stahl Aussehen verleiht.
1.6 Dachdeckungen 129
Bei Eindeckungen mit Kupfer kann es insbeson- Nichtrostender Stahl. Für hochwertige oder
dere in der Anfangsphase des Oxydationsprozes- durch eine aggressive, schadstoffbelastete At-
ses durch Auswaschungen zu grünen Verfärbun- mosphäre stark beanspruchte Eindeckungen 1
gen an benachbarten Bauteilen kommen, die werden zunehmend Bleche aus nichtrostendem
kaum beseitigt werden können. Durch sorgfältige Stahl, DIN EN 10 028-7 und DIN EN 10 088-2, ver-
Planung muss daher sichergestellt werden, dass wendet. Das Material wird in 0,4 mm dicken Ble-
Niederschlagswasser nicht unkontrolliert ablau- chen in Coils von 625 mm (auch 1250 mm) Breite
fen kann. mit blanker oder mattierter Oberfläche geliefert.
Kupfertafeln oder -bahnen werden auch mit Es bedarf im Allgemeinen keines besonderen
verzinnter Oberfläche geliefert, wenn die Oxy- Oberflächenschutzes.
dierung und Grünverfärbung der Oberflächen Die Verlegung erfolgt wie bei anderen Metall-
ausgeschlossen bleiben soll, jedoch die hohe Kor- deckungen in Scharen, die mit Hilfe spezieller
rosionsbeständigkeit von Kupfer als erforderlich Rollnaht-Schweißmaschinen absolut wasserdicht
erachtet wird. verbunden werden können. Damit können Deck-
Kupferblech muss mindestens 99 % reines Kupfer flächen aller Art auch für Sanierungsaufgaben
enthalten und sich falzen lassen, ohne Sprünge und sogar für gefällelose Dächer hergestellt wer-
und Risse zu bekommen. Es muss eine glatte, von den.
Poren, Zunder und Asche vollkommen freie Ober-
fläche haben. Verzinkter Stahl. Bleche aus verzinktem Stahl
kommen für handwerklich ausgeführte Metall-
Aluminium. Aluminiumbleche werden in ver- deckungen weniger in Frage, weil bei der Bear-
schiedenen Legierungen in ebenen Tafeln beitung die korrosionsschützende Zinkschicht
(1000/2000, 1250/2500, 1500/3000 sowie bei ver- fast zwangsläufig beschädigt wird.
schiedenen Breiten in Längen bis 6000 mm) oder
in Bändern von 600, 800 und 1000 mm Breite ge- Blei. Vollständige Bleideckungen werden wegen
liefert. Für Dacharbeiten in handwerklicher Aus- der hohen Kosten selten ausgeführt. Sie eignen
führung kommen hauptsächlich Dicken von 0,7 sich wegen der leichten Verformbarkeit von Walz-
und 0,8 mm in Frage. bleitafeln oder -bändern aber ganz besonders für
Walzblankes Aluminium bildet bei Bewitterung komplizierte oder mehrfach gekrümmte Dach-
eine oberflächenschützende natürliche Korrosi- flächen wie z. B. von Kuppeln u. Ä. Blei wird da-
onsschicht. Sie bleibt unter dem Einfluss starker her auch für schwierige Anschlussstellen anderer
Luftverschmutzung jedoch nicht auf Dauer be- Deckungen verwendet.
ständig. Einen verbesserten Oberflächenschutz Deckblei muss mindestens 2 mm dick sein. Es
bietet die Eloxierung, doch werden heute mei- wird in Rollen von 1,00 m Breite und bis zu 10 m
stens farblich beschichtete oder einbrennlackier- Länge geliefert (DIN 59 610). Die erforderliche
te Aluminiumbleche verwendet. Vollschalung muss mindestens 30 mm dick sein.
1.225a 1.225b
Verarbeitung
Metalldeckungen werden aus senkrecht zur Trau-
fe verlegten Blechbahnen oder -tafeln („Schare“)
gebildet. Die Art der Längsstoßausbildung kenn-
zeichnet die Ausführungsarten. Metalldeckungen
aus Zink- oder Kupferbahnen werden als Doppel-
stehfalzdeckung bei Dachdeckungen > 25° auch
1.227 Hafte als Winkelstehfalzdeckung oder als Leisten-
deckungen ausgeführt (Bild 1.226).
Tabelle 1.228 Breite und Länge der Scharen,Werkstoffdicken, Anzahl und Abstand der Hafte [Tab. 2: DIN 18 339]
Gebäudehöhe (m) bis 8 m über 8 bis 20 m über 20
bis 100 m
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
1 Scharenbreite1) in mm = 520 620 720 920 520 620 7202) 520 6202)
2 Werkstoff Scharen-
Mindestwerkstoffdicke (mm)
länge (m)
3 Aluminium 10 0,7 0,8 0,8 3) 0,7 0,8 3) 0,7 3)
6 Feuerverzinkter Stahl 14 0,6 0,6 0,6 0,7 0,6 0,6 0,6 0,6 0,6
7 Hafte, Anzahl und Abstand untereinander
8 Allgemeiner Anzahl
4 5 6
Dachbereich Stück/qm
Abstand
500 420 360 280 400 330 280 330 280
(mm)
9 Dachrandbereich Anzahl
4 6 84) 8
nach DIN 1055-4 (1/8 Stück/qm
der Gebäudebreite)
Abstand
500 420 360 280 330 280 240 250 210
(mm)
1) Die Scharenbreiten errechnen sich aus den Band- bzw. Blechbreiten von 600, 700, 800 und 1000 mm abzüglich ≈ 80 mm bei
Falzdächern. Für Leistendächer ergibt sich eine geringere Scharenbreite in Abhängigkeit vom Leistenquerschnitt.
2) Größere Scharenbreite unzulässig.
3) Unzulässig.
4) Für Kupferdeckung statt Nägel auch Schrauben aus Kupfer-Zink-Legierung 4 × 25; 6 Stück/qm mit max. 380 mm Abstand.
1.6 Dachdeckungen 131
1.230a
1.230b
Abknickungen für Aufkantungen in den Dach- auf lange Zeit alterungsbeständig sind. Nicht
flächen werden durch Quetschfalz (Bild 1.232a) allein dadurch kommt es bei Kappleisten-An-
1 oder mit umgelegtem Doppelstehfalz (Bild schlüssen insbesondere bei starker Schlagregen-
1.232b) gebildet. beanspruchung oft zur Hinterwanderung durch
Niederschlagswasser. Anschlüsse an aufgehende
Wandanschlüsse und Anschlüsse an Dachdurch- geputzte Flächen können mit Hilfe von Putz-
dringungen wie z. B. an Schornsteine werden am schlussprofilen ausgeführt werden (Bild 1.233b).
besten dadurch gebildet, dass die Eindeckung Die Verwendung von Spezial-Einbauprofilen ist
hinter Bekleidungen oder unter Hinterschnei- zwar aufwendig bei den Schalungsarbeiten, kann
dungen hochgeführt werden (vgl. Abschn. 1.8.1). aber sichere Anschlüsse an Betonbauteile ge-
Anschlüsse mit Kappleisten (vgl. Bild 1.233a und währleisten (Bild 1.233d).
c) sollten möglichst vermieden werden. Zu be- Bei langen Wandanschlüssen muss der Deh-
denken ist, dass Fugendichtungsmassen nicht nungsausgleich berücksichtigt werden. Hand-
werkliche Ausführung mit „Schiebekasten“ (Bild
1.234a) erfordern sehr sorgfältige, aufwendige
Arbeitsgänge. Vorgefertigte Dehnungsausglei-
cher sind hier vielfach eine rationelle Alternative
(Bild 1.234b).
1.232a
2
3
1
4
1.232b
1.233 Wandanschluss
a) Kappleiste abgetreppt in Mauerfuge eingelassen, Sicherung durch verzinkte Mauerhaken, zusätzliche Abdich-
tung mit Dichtungsmasse (bedenkliche AusfÙhrung: Kappleiste in eingeschnittene Fuge eingelassen)
b) vorgefertigtes Putzanschlussprofil, Kappleiste nachträglich aufgeschraubt
c) Profil-Kappleiste mit Quetschdichtung und dauerelastischer Abdichtung (auf Stahlbeton oder Sichtmauerwerk)
d) einbetonierte Profilschiene; Kappleiste eingeschoben, mit Kunststoff-Klemmprofil gehalten
1.237a
1.237b 1.237c
Gekrümmte Formen. Für gestalterische Sonder- ben erforderlich (Bild 1.239c). Bei ihnen ist die
formen können Stehfalzeindeckungen auch mit Kombination mit Zuluftöffnungen nicht ratsam,
gekrümmten Scharen ausgeführt werden, die in denn bei Verunreinigungen der Kehlgräben z. B.
diesen Fällen meistens bereits werkseitig vorbe- durch Laub oder bei Vereisung von Schnee könn-
reitet werden. te leicht durch Rückstau Wasser in die Dachkon-
struktion eindringen. In jedem Fall ist die sichere
Grate und Kehlen. Die Ausführung von Graten Entwässerung von Kehlrinnen planerisch durch
und Kehlen hängt ab von der Größe und Nei- entsprechende Dachrandgestaltung zu gewähr-
gung der angrenzenden Dachflächen. Bei der leisten.
Planung der Grate sind zunächst ausreichende Bei großen Dachflächen können im Kehlenbe-
Querschnitte für die aufsteigenden Luftströme reich Zustromöffnungen zur Hinterlüftung erfor-
der Hinterlüftung sicherzustellen. Bei kleineren derlich werden. Sie werden am besten durch Lüf-
Flächen kann dabei eine entsprechend gestaltete tergauben gebildet (Bild 1.236). Die ausreichende
mehrlagige Unterkonstruktion ausreichen, und Hinterlüftung muss auch in der Unterkonstruk-
die Grate können mit Doppelwinkelfalz einge- tion durch geeignete Maßnahmen gesichert sein
deckt werden (Bild 1.239a). Bei großen Dach- wie z. B. durch Auflagerung der Unterschalung
flächen kann die einwandfreie Entlüftung nur mit Konterlattung oder auf doppelter Pfettenlage
durch Grate mit Abluftschlitzen ähnlich wie bei sowie ggf. durch Ausschnitte an den Anschlüssen
Firsten gewährleistet werden (vgl. Bild 1.237a). zwischen Schiftersparren und Kehlsparren.
Kehlen mit einfachem Einhangfalz (Bild 1.239b)
können bei steilen Neigungen ausreichen. Wenn Leistendeckung
größere Niederschlagmengen von großen Dach-
flächen abgeführt werden müssen und bei gerin- Leistendeckungen haben gegenüber den Steh-
gen Neigungen, ist die Ausführung von Kehlgrä- falzdeckungen den Vorzug, dass sich die einzel-
1.6 Dachdeckungen 135
1.239a 1.239b
nen Blechbänder („Schare“), die durch Holzleisten Bei beiden Deckarten werden die Schare durch
getrennt sind, gänzlich unabhängig voneinander Hafte gehalten, müssen aber insbesondere bei
dehnen und zusammenziehen können. steilen Dächern gegen Abrutschen gesichert
Die Aufkantungen der Deckschare grenzen so an werden (Bild 1.241).
die Deckleisten (mind. 40/40 mm) an, dass der Aus gestalterischen Gründen können Leisten-
Dehnungsausgleich in der Querrichtung pro- deckungen mit Doppelstehfalzdeckungen kom-
blemlos möglich ist. Die Stoßstelle wird durch die biniert werden, so dass in den Dachflächen z. B.
Deckkappen überbrückt. Unterschieden wird jede 2. Stoßstelle in der jeweils anderen Deckart
• „Deutsche“ Leistendeckung als Regelaus- ausgeführt wird.
führung (Bild 1.240a) und Die Ausführung von Traufenkanten und Ortgän-
• „Belgische“ Leistendeckung (Bild 1.240b). gen zeigen die Bilder 1.242 und 1.243. Firste,
Grate und Kehlen und insbesondere die erforder-
Zu beachten ist, dass die „Belgische“ Leisten- lichen Hinterlüftungen sind wie bei Stehfalz-
deckung wegen der hier fehlenden Verfalzung an deckungen auszuführen.
den Leisten zwar einfacher herzustellen ist, je-
doch nicht schlagregen- und rückstausicher ist,
wenn die Dachneigung geringer als 25° ist.
1.240a 1.240b
1.240 Leistendeckung
a) „Deutsche“ Leistendeckung
b) „Belgische“ Leistendeckung
136 1 Geneigte Dächer
1.241
Sicherung der Schare gegen Abrutschen [37]
a) „Deutsche“ Leistendeckung
1.241a 1.241b b) „Belgische“ Leistendeckung
1.243a 1.243b
1.243
Ortgangausbildung
a) „Deutsche“ Deckung
b) „Belgische“ Deckung
1.245a 1.245b
1.246a
1.246b
1.246 Profilblechkassetten
a) Schematische Darstellung
b) Detail Längsverfalzung
1 Profilblechkassette
2 Ankerclip (Gleitbügel) 1.247 Profilblechkassetten auf Schalung und Dampf-
3 Pfette sperre, befestigt mit Ankerclips
138 1 Geneigte Dächer
Wärmegedämmte Dachflächen können mit Pro- von Wärmebrücken eine zweilagige Verlegung
filkassetten in Verbindung mit Mineralwolleplat- der Wärmedämmung zu bevorzugen.
1 ten eingedeckt werden. Sie werden bei hallen- Die Profilkassetten der Dachdeckung werden in
artigen Bauwerken mit Pfettentragwerken auf die Befestigungsclips von durchlaufenden Halte-
Trapezprofile aufgelegt oder in tragende Profil- profilen eingehängt (Bild 1.247). Die Halteprofile
kassetten eingelegt. Dabei ist zur Vermeidung verlaufen in der Regel quer zur Spannrichtung
1.248a 1.248c
1.248b 1.248d
1.248 a) Deckung mit Profilblechkassetten auf Tragschale aus Profilblechkassetten, Tragschalen und Deckprofile
verlaufen in gleicher Richtung
b) Profilblechkassetten auf Tragschale aus Profilblechkassetten, Tragschalen und Deckprofile verlaufen quer
zueinander: Halteprofile unter 45° verlegt
c) Profilblechkassetten auf Tragschale aus Trapezblechen, Halteprofile unter 45° verlegt
d) Detail Firstausbildung
1 Profilblechkassette 6 Dampfsperre
2 Trapezblech 7 Firstprofil
3 Wärmedämmung 8 Unterbauprofil
4 Halteprofil 9 Zahnleiste
5 Dichtungsband 10 Falz-Umschlag
1.6 Dachdeckungen 139
der Unterkonstruktionen (Bild 1.248a). Wenn eine andere Konstruktionen (z. B. Wellplatten u. Ä.)
Verlegung parallel zur Spannrichtung der tragen- verdrängt worden.
den Profilbleche nötig ist, werden Halteprofile Verwendete Materialien: 1
verwendet, die für die Montage im Winkel von • Bitumen-Dachbahnen (DIN 52 128) 500 g/m2
45° vorgerichtet sind (Bild 1.248b und c). oder 333 g/m2.
Die erforderliche raumseitige Dampfsperre kann • Glasvlies-Bitumen-Dachbahnen (DIN 52 143) –
bei Konstruktionen mit tragenden Profilkassetten V13.
mit Hilfe von alukaschierten Bitumenbändern er-
reicht werden. Bei Unterkonstruktionen aus Tra- Benötigt werden ferner:
pezprofilen ist in der Regel eine durchlaufende • Voranstrichmittel (kalt, vor punktförmiger oder
Dampfsperre aus Bitumen- oder Kunststoffbah- vollflächiger Aufklebung der Dachhaut auf Be-
nen erforderlich (Bild 1.247). ton anzuwenden)
Wenn zwischen Dachdeckung und Dämmung ein • Bitumen-Klebemassen (für Kalt- bzw. Warman-
Luftraum besteht, sollte mindestens im Bereich strich), z. B. geblasenes Bitumen 85/25
der Traufe über einen ca. 3,00 m breiten Streifen
eine wasserdichte, dampfdurchlässige Konden- • Bitumen-Anstrichmasse (auch farbig)
satschutzbahn mit einem sd-Wert von 1,00 m • Deckaufstrichmittel kalt bzw. heiss zu verarbei-
liegen. Es sind Bahnen auf dem Markt, die einen ten.
sd-Wert von 10 cm haben. Diese Bahnen lassen
von unten Wasserdampf durch, leiten die von der Allgemein gelten DIN 18 338 und folgende Re-
Traufe eingedrungene und unter der Oberschale geln:
kondensierte, abtropfende Feuchte ab und schüt- 1. Die Mindestdachneigung nicht vollflächig auf-
zen die Dämmung vor Flugschnee. geklebter Dächer ist 5°. (Unter 5° geneigte
In jedem Fall ist neben einer vollflächigen Schutz- Flächen werden nicht gedeckt, sondern abge-
bahn über der Dämmung eine Be- und Entlüf- dichtet, s. Abschn. 2)
tungsebene zu empfehlen. Diese Ebene sollte in Bei Dachneigungen über 30° müssen für voll-
der Lage sein, eingedrungenes Sprühwasser und flächig aufgeklebte Dächer Klebemassen mit
Flugschnee schadlos zu verdampfen oder ab- hohem Erweichungspunkt verwendet werden.
zuleiten. Auch die sorgfältigste Montage kann Für nicht vollflächig aufgeklebte Dächer ist die
schon allein aufgrund der Befestigung der Dis- Dachneigung nach oben unbegrenzt.
tanzkonstruktionen o. A. Unachtsamkeiten zu
Undichtigkeiten in der Dampf- oder Luftsperre 2. Deckungen sind mindestens zweilagig auszu-
führen, die dann -besonders bei kritischem Klima- führen.
erhebliche Bauschäden verursachen können. 3. Die Überdeckung der Bahnen jeder Lage an den
Für Firste, Traufen, Ortgänge usw. werden zu den Nähten und Stößen muss versetzt angeordnet
Profilkassetten passende Formteile und Zahnleis- werden und beträgt Ⳏ 8 cm.
ten geliefert (vgl. Bild 1.248c und d). Profilkas- Die Lagen sind versetzt bei zweilagiger De-
setten können für Sonderformen von Dächern ckung 50 cm, dreilagiger Deckung 331/3 cm,
werkseitig auch gekrümmt hergestellt werden. vierlagiger Deckung 25 cm.
4. Holzschalung unter Pappdächern muss gesund,
trocken, trittfest, fugendicht und ohne vorste-
1.6.10 Dachpappedeckungen1)
hende Fugenkanten sein. Gespundete Scha-
lung ist vorzuziehen. Kehlen sind durch Drei-
Dachpappedeckungen sind nicht zu verwechseln
kantleisten auszufüllen.
mit Dachabdichtungen, die ebenfalls auf Holz-
schalungen ausgeführt werden können. Sie kom- Betondielen müssen nach dem Verlegen eine
men in Frage für leichte, mit Holz geschalte, ebene Oberfläche ohne scharfe Kanten bilden,
geneigte Dachflächen. Dachpappedeckungen er- unterschiedliche Plattendicken sind mit Mörtel
fordern jedoch einen recht hohen Arbeitsauf- auszugleichen. Die Fugen zwischen den Dielen
wand bei der Herstellung und bei der Unterhal- müssen voll vermörtelt sein.
tung und sind daher heute weitgehend durch 5. Die Nagelung der Bahnen muss folgender-
1)
maßen vorgenommen werden:
Die Bezeichnung „Dachpappe“ ist ersetzt durch die Be-
nennung „Dachbahn“, findet sich aber immer noch im Bei Deckung parallel zur Traufe (Dachneigung
Sprachgebrauch. < 8°) wird die erste Lage der Dachbahnen am
140 1 Geneigte Dächer
oberen Rand nur geheftet, am unteren Rand 7. Bei Verlegen mehrlagiger Deckungen mit ver-
mit Nagelabständen von 15 cm genagelt. Die schieden schweren Rohfilzpappeeinlagen wird
1 weiteren Lagen werden vollflächig geklebt und in der Regel die Dachpappe mit der leichtesten
am oberen Rand alle 25 cm genagelt. Rohfilzpappeeinlage als untere Lage verarbei-
Bei Deckung senkrecht zur Traufe (Dachneigung tet.
> 8°) wird die erste Lage am oberen Rand 8. Schutz von Sonnenbestrahlung der Dächer und
durch versetzte Nagelung mit etwa 50 mm damit höhere Lebensdauer bietet die Bekie-
Nagelabstand gegen Abgleiten gesichert. sung. Bei Dachneigungen bis zu 10° kann Perl-
Die weiteren Lagen werden vollflächig geklebt kies (Ø 3 bis 5 mm) in Warm- oder Kalt-Klebe-
und am oberen Rand alle 10 cm, an der über- aufstriche, dicht und gleichmäßig deckend, auf
deckten Längskante alle 30 cm genagelt. die Dachflächen aufgewalzt werden. Bei steilen
Die Nagelabstände an Traufen und Giebelkan- Dächern empfiehlt sich die Verwendung von
ten betragen in jedem Falle 4 cm. fabrikfertigen naturbestreuten Dachbahnen.
Beim Verlegen der Dachhaut auf Holzschalung 9. Auf der fertig gedeckten Dachfläche dürfen
sind mindestens die ersten beiden Lagen un- keine schweren Lasten transportiert oder gela-
mittelbar nacheinander aufzubringen. Falls das gert werden.
nicht möglich ist, wird auf die erste Lage ein
heißflüssiger Deckaufstrich aufgebracht. Als In Bild 1.249 ist die Ausführung von Detailpunk-
erste Lage ist eine einseitig grobbestreute ten schematisch dargestellt.
Dachbahn zu verwenden und mit der grobbe- Schwach geneigte oder flache Dächer brauchen
streuten Seite nach unten zu verlegen, um ein 15 bis 20 Jahre lang keine besondere Pflege,
Festkleben der ersten Lage auf der Schalung zu wenn sie als so genanntes Kiespressdach ausge-
verhindern. führt werden (d. h. mit dünner, aber dichtliegen-
6. Klebe- und Deckaufstriche müssen überall satt der reiner Perlkiesschicht auf sattdeckend aufge-
die Fläche bedecken. Loses Bestreuungsmateri- brachter bituminöser Kieseinbettmasse).
al muss dort, wo geklebt wird, sauber entfernt Im übrigen sind die Dächer je nach Lage und Be-
werden. anspruchung nach etwa 5 Jahren mit Anstrichen
auf Bitumenbasis nachzubehandeln.
1.249a 1.249b
1.249c
1.249 Pappdächer
a) First
b) Ortgangausführungen
c) Traufe
1.6 Dachdeckungen 141
1.6.11 Geneigte Dächer Auf geneigten Dächern kommt allein wegen der
mit Begrünung begrenzten Tragfähigkeit der oberen Schale nur
Begrünungen werden vor allem aus ökologi-
ein relativ leichter Schichtenaufbau mit 5 bis 10 1
cm dicken Erdschichten in Frage. Als Bepflanzung
schen und aus gestalterischen Gründen auch bei geeignet sind dafür naturnahe Vegetationen aus
geneigten Dächern ausgeführt. Mit einem inten- Gräsern, Moosen, Sedum-Arten (Dachwurz) oder
siven Begrünungsaufbau gelten sie im Allgemei- geeigneten flachwurzelnden Kräutern (sog. „ex-
nen bauaufsichtlich zwar als „harte Bedachung“ tensive Begrünungen“). Diese können sich auch
im Sinne des Brandschutzes, doch müssen die den extremen Standortbedingungen auf geneig-
teilweise unterschiedlichen Vorschriften der je- ten Dächern anpassen und unter einem minima-
weiligen Landesbauordnungen beachtet werden. len Pflegeaufwand gedeihen bzw. sich regenerie-
Begrünte Dachflächen wirken als Regenwas- ren.
serrückhalt und minimieren die Niederschlagsab-
flussspitzen. In vielen Gemeinden wird heute für Begrünungen sind grundsätzlich für alle Dachfor-
Gründächer schon eine Verminderung der Ab- men (Bild 1.1) möglich. Es sind zwar schon Dächer
wassergebühren gewährt. Begrünte Dächer ha- bis zu 45° Neigung mit besonderen Sicherungen
ben eine wesentlich grössere Lebensdauer als frei gegen Abrutschen der Vegetationsschicht begrünt
bewitterte Systeme. Dies liegt darin begründet, worden [10], doch sollten im Allgemeinen Neigun-
dass eine Werkstoffalterung der Abdichtung gen von etwa 30° nicht überschritten werden. Ne-
durch UV-Strahlung und übermässige Aufhei- ben anderen Problemen ergibt sich bei größeren
zung nicht gegeben ist. Die Dachabdichtung ist Dachneigungen eine zu schnelle Ableitung von
unter der Dachbegrünung einer gleichmässige- Oberflächenwasser und eine oft nicht ausreichen-
ren Belastung ausgesetzt. Schäden durch Kru- de Speicherung von Niederschlagswasser.
stenbildung und Rissschäden in Folge von Eisbe- Die Begrünung mit dem gesamten dafür erfor-
wegungen können nicht auftreten. Auch Frost- derlichen Schichtenaufbau bildet innerhalb der
und Tauwechsel belasten die Abdichtung lange gesamten Dachkonstruktion eine zusätzliche
nicht so stark wie dies bei frei bewitterten Wärmedämmung. Bei einem Dachaufbau mit
Dächern der Fall ist. hinterlüfteter Wärmedämmung (Bild 1.250a) wird
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
8 8
1.250a 1.250b
1.251 Gründach, Aufbau nach dem Warmdachprinzip; 1.252 Gründach, Aufbau nach dem Umkehrdachprinzip
Traufe mit Entwässerung 1 Sparren
1 Sparren 2 NF-Schalung
2 Rand-(Abfang-)träger, gehalten durch 3 Kunststoffabdichtung (wurzelfest) auf Trennlage
Stahlwinkel 4 Wärmedämmung (extrud. PS-Hartschaum;
3 NF-Schalung Roofmate o. Ä.)
4 Dampfsperre auf Trennlage 5 Filtervlies
5 Wärmedämmung 6 extensive Begrünung (einschichtiger Aufbau)
6 Kunststoffabdichtung, wurzelfest
7 Filterschicht
8 Filtervlies
9 extensive Begrünung
10 Dränrohr Ø 50 in Kiesbett
11 kunststoffbeschichtetes Abdeckblech,
Dachabdichtung aufgeschweißt
dieser Effekt abgemindert. Für ein einwandfreies Grundsätzlich sind Begrünungen nur auf wurzel-
Funktionieren der Hinterlüftung ist außerdem ein fest abgedichteten Dachflächen möglich (Abdich-
hoher konstruktiver Aufwand (Lüftungsfrist usw.) tung ähnlich wie bei Flachdächern nach Ab-
erforderlich. So werden begrünte Dächer meis- schnitt 2, nicht zu verwechseln mit Dachdeckung
tens im Zusammenhang mit nicht hinterlüfteten nach Abschn. 1.6.10!).
Wärmedämmungen (s. auch Abschn. 1.9.2) aus- Für Begrünungen ist allgemein folgender Schich-
geführt, wie in den Bildern 1.250b und 1.252 ge- tenaufbau (von unten nach oben) üblich:
zeigt. • Abdichtung (wurzelfeste Dach- und Dichtungs-
Bei nicht hinterlüfteten Wärmedämmungen ist bahnen, wasserundurchlässiger Beton)
aber unbedingt darauf zu achten, dass oberhalb
• Schutzlage (Schutzvliese, -platten und -bahnen,
der Dampfsperre keine Holzbauteile innerhalb
ggf. auch Dränelemente)
des Schichtenaufbaus eingebaut werden (s. hier-
zu auch Abschn. 2.4.4). • Dränung (Schüttstoffe, Dränmatten und -plat-
Dabei können sowohl mehrlagig geklebte kon- ten)
ventionelle Abdichtungssysteme mit Dampf- • Filterschicht (Vliese)
sperre (Bild 1.251) als auch Abdichtungen mit • Vegetationsschicht (Boden- und Schüttstoffge-
lose verlegten Kunststoffdichtungsbahnen nach mische, Substratplatten)
dem Prinzip des „Umkehrdaches“ wie bei Flach-
dächern ausgeführt werden (Bild 1.252). Die Zusammensetzung der Vegetationsschicht ist
Wärmedämmende Dachbegrünungssysteme dür- abhängig von der gewählten Bepflanzung. Sie
fen nur als Zusatzdämmung angerechnet wer- kann aus einer Mischung von Nährboden mit
den; weil das unter den Drainelementen ab- Schüttstoffen bestehen, die Niederschlagswasser
fließende Wasser zu erheblichen Wärmeverlusten gleichzeitig ausreichend speichern und ggf. ablei-
unterhalb der Abdichtungsebenen führt. ten kann (einschichtiger Aufbau, s. Bilder 1.250a
1.6 Dachdeckungen 143
und 1.252). Wenn aus dem Nährbodengemisch vlies bis zum Traufenabschluss hinweggeführt ist
Feinstoffe ausgeschwemmt werden können, ist ein (Bild 1.252).
mehrschichtiger Aufbau erforderlich mit einer ge- Die sonstigen allgemeinen Anforderungen an be- 1
sonderten Filterschicht (Bild 1.250b und 1.251). grünte Dächer sind in Abschn. 2.4.4 näher behan-
Für geneigte Dächer ist besonders zu beachten: delt.
Bei Dachneigungen bis ca. 20° sind bei geeigne-
ter Zusammensetzung der Vegetationsschicht
und der übrigen Schichten keine besonderen 1.6.12 Solardach-Systeme
Maßnahmen gegen Abrutschen der Schichten Die Vorräte an fossilen Energieträgern stehen nur
notwendig. in begrenztem Masse zur Verfügung. Experten
Bei größeren Dachneigungen oder schweren Be- gehen davon aus, dass Erdöl, Kohle und Erdgas
grünungsschichten müssen Stützschwellen oder nur noch etwa 50 Jahre in ausreichender Menge
-profile ggf. mit besonderem statischen Nachweis zur Verfügung stehen. Den Kernkraftwerken wird
vorgesehen werden. Sie sind mit der Unterkon- aus politischer Sicht keine große Zukunft voraus-
struktion kippsicher fest zu verankern und sehr gesagt. Dagegen ist die Sonne als Energiespen-
sorgfältig einzudichten (Bild 1.250a). Einfacher ist der eine nahezu unerschöpfliche Quelle. Die auf
die Anwendung von verrottungsfesten geotex- der Erde einströmende Sonnenenergie beträgt
tilen Krall-Vliesmatten, die entweder beiderseits etwa das 15.000-fache als die Menschheit zur Zeit
gleich weit über die Firste von Satteldächern hin- an Energie verbraucht.
weggeführt oder (z. B. bei Pultdächern u. Ä.) Bedenkt man, dass mit einer richtig dimensio-
oben auf der Dachhaut mit zusätzlichen Eindich- nierten Anlage jährlich bis zu 65 % des Warm-
tungen fixiert werden (Bild 1.250b). wasserbedarfs gedeckt werden können, lässt sich
An den Traufen wird Überschusswasser aus Nie- leicht nachvollziehen, dass in Zukunft das Er-
derschlägen in druckfesten Dränrohren gesam- scheinungsbild von Dachflächen immer stärker
melt und abgeleitet. Die Dränrohre werden in von Solar- und auch Fotovoltaik-Anlagen geprägt
Kiespackungen eingebettet, über die das Filter- sein wird.
Detail
Bild 1.254
1.253 Dacheindeckung teilweise mit Solar-Dachziegeln 1.254 Detail zu Bild 1.253 Verlegung des Kabelkanals und
Anschluss der Module an die Strangverkabelung
ca. 80 ca. 122 ca. 207 ca. 207 ca. 160 ca. 80
1.255
Solar-Dachziegel-Typ Rheinland (System Laumanns)
Hinweis: Die genauen Mengen müssen an der Baustelle
nach dem Regelwerk des ZVDH ermittelt werden.
144 1 Geneigte Dächer
1 2
3
1.256
Fotovoltaik-Anlage in Doppelstehfalztechnik integriert
4 (System Rheinzink®)
5 1 Solarmodul vollflächig auf Metallscharen aufgeklebt
2 Doppelstehfalz (Zink)
6 3 Unterkonstruktion imprägnierte Rauhspundschalung
4 Sparrenaufdickung/Konterlattung
5 Diffusionsoffene Unterspannbahn
6 Wärmedämmung
7 Dampfbremse/Luftdichtheitsebene
7 8 Unterkonstruktion
8
9 9 Innere Dachbekleidung (Gipskartonbauplatte o. a.)
Solartechnik nutzt direkt die Energie aus Sonnen- Der Mindestabstand zwischen Oberkante Dach-
strahlung. Es wird unterschieden in Solarthermi deckung und Unterseite Element darf 60 mm
und Fotovoltaik: nicht unterschreiten.
• Solarthermi ist die Übertragung der Wärme aus Die nachfolgenden Abbildungen zeigen ver-
der Sonnenenergie auf ein geschlossenes Sys- schiedene dachintegrierte Solar-Systeme.
tem (z. B. zur Warmwasserbereitung oder zur Kollektoren und Module einer Solaranlage müs-
Heizungsunterstützung). sen eine Bauartzulassung besitzen.
• Fotovoltaik ist die Umwandlung von Sonnen-
strahlung in Elektrizität.
1.7 Dachrinnen
Solaranlagen müssen schon früh in der Planungs- und Regenfallrohre
phase festgelegt werden.
Energiegewinnungsflächen sollten sowohl von 1.7.1 Allgemeines
der Himmelsrichtung als auch vom Neigungswin-
An geneigten Dächern sind in der Regel Dachrin-
kel her optimal zusammenstehen. Abschattun-
nen erforderlich. Nur bei sehr niedrigen Traufen
gen sind zu vermeiden.
und bei weiten Dachüberständen kann bei ein-
Die Hersteller von Bedachungselementen haben fachen Gebäuden auf Dachrinnen verzichtet
ihre eigenen Solarsysteme entwickelt, die in die werden, wenn durch ablaufendes Niederschlag-
jeweiligen Dachdeckungssysteme integriert sind. wasser keine Schäden im Sockelbereich zu be-
Dadurch soll gewährleistet werden, dass die So- fürchten sind.
larsysteme regensicher in die Dachdeckung ein- Dachrinnen werden in den meisten Fällen als vor-
gebunden werden und die Ästhetik des Daches gehängte Rinnen am Traufengesims ausgeführt
nicht negativ beinträchtigt wird. Für den Einbau (Bilder 1.271 und 1.272).Wenn ein Bauwerk direkt
von Solaranlagen in das Dach und auch für die auf einer Grundstücksgrenze steht, darf eine er-
Verlegung von Leitungen durch den gesamten forderliche Dachrinne in der Regel nicht über die
Dachaufbau ist der Dachdecker zuständig. Außenflucht hinwegreichen und muss dann als
Die gebräuchliste integrierte Lösung für Solar- „Standrinne“ ausgeführt werden (Bild 1.276).
thermi-Anlagen bilden Systeme mit Eindeckrah- Dachrinnen und die erforderlichen Regenfallroh-
men ähnlich wie bei Dachflächenfenstern. Diese re beeinflussen die formale Planung von Traufen
Eindeckrahmen werden direkt auf die Sparren und Fassaden erheblich und wurden an histori-
oder die Dachlatten montiert. Die Solarkollekto- schen Gebäuden daher vielfach bewusst als Ge-
ren oder Fotovoltaik-Module liegen in diesen staltungsmittel eingesetzt.
Rahmen, wodurch die Gesamtanlagen sehr flach Bei langen Traufen mit freihängenden Dachrin-
bleiben. nen sind die sich aus dem erforderlichen Rinnen-
Für aufgeständerte Anlagen sind verschiedene gefälle ergebenden Höhenunterschiede bei der
Systeme möglich, z. B. Schienen- und Trägerele- Gestaltung der Gesimse zu berücksichtigen. Eine
mente aus verschiedenen Werkstoffen, die min- Aufteilung in kürzere Rinnenabschnitte bedingt
destens feuerverzinkt sind. Die Verschraubungen eine entsprechend größere Anzahl von Regen-
sind mit nicht rostenden Metallen auszuführen. fallrohren (s. Abschn. 1.7.6).
1.7 Dachrinnen und Regenfallrohre 145
Die angedeutete formale Problematik führt bei Der Regenwasserabfluss, der von einem Dach un-
vielen Planungen zu Lösungen, bei denen die ter stetigen Bedinungen abgeleitet werden muss,
Dachrinnen verdeckt hinter Traufengesimsen ein- wird durch folgende Gleichung bestimmt: 1
gebaut werden (Bilder 1.273 bis 1.275). Dabei ist Q=r·A·C
aber zu bedenken, dass es – abgesehen vom er-
heblich teureren konstruktiven Aufwand – leicht Dabei ist:
zu folgenschweren Bauschäden an Gesimsen und Q = der Regenwasserabfluss in Litern je Sekunde
im Fassadenbereich kommen kann, wenn durch (l/s)
Verschmutzungen (z. B. Laub) der Regenwasser- r = die Berechnungsregenspende, in Litern je
ablauf unterbunden wird. (Frei hängende Rinnen Sekunde und Quadratmeter [l/(s x m2)]
laufen in solchen Fällen einfach über. Dadurch A = die wirksame Dachfläche in Quadratmeter
können Störungen viel schneller erkannt und be- (m2)
seitigt werden!)
C = der Abflussbeiwert (1,0 in D; AU; CH; NL), di-
An Dachrinnen zur Entwässerung von Dachflächen, die mit mensionslos.
Bitumenbaustoffen eingedeckt sind, wurden in den letzten
Jahren oft starke Korrosionserscheinungen beobachtet. Als Sofern genaue Daten über die Häufigkeit des
Ursache wurden in der Hauptsache chemische Umwand- Auftretens von Regenereignissen und deren ge-
lungen auf nicht oder nicht ausreichend gegen Bewitte-
rung geschützten Bitumenflächen erkannt. naue Itensität und Dauer vorliegen, ist diese Be-
rechnungsregenspende r in o. a. Gleichung, ent-
Bei nicht durch Beschieferung o. Ä. geschützten Bitumen-
dachflächen bilden sich unter dem Einfluss der Bewitte- sprechend dem vertretbaren Risiko und unter
rung in Verbindung mit der Luftverschmutzung insbeson- Beachtung der Art und der Nutzung des Gebäu-
dere durch Schwefeldioxid Polycarbonsäuren, die Metalle des, zu verwenden.
angreifen und in relativ kurzer Zeit bis zur Zerstörung kor-
rodieren können. Im Zweifelsfall sollten alle erforderlichen Wenn keine statistischen Daten über örtliche
Metalleinfassungen, -anschlüsse, -Dachrinnen usw. entwe- Regenspenden existieren, ist eine minimale Be-
der bitumen-korrosionsfest ausgeführt (Kupfer oder V2A- rechnungsregenspende als Basis für die Ausle-
Stahl), oder durch Bitumen- oder Kunststofflacke dauerhaft gung aus Tabelle 1.257 zu wählen, die den
gegen Korrosion geschützt werden.
klimatischen Gegebenheiten und den nationa-
len und regionalen Vorschriften und den Techni-
schen Regeln entspricht. In Deutschland, der
1.7.2 Bemessung
Schweiz und den Niederlanden liegt z. B. dieser
Die Dachrinnen und Regenfallrohre aller Art sind Wert bei 300 l/s · ha Ⳏ 0,03 l/s · m2. Die Berech-
in DIN EN 607 (Hängedachrinnen aus PVC-U) und nungsregenspende zur Verwendung in o. a. Glei-
DIN EN 612 (Hängedachrinnen aus Metall) in chung ergibt sich dann aus der Multiplikation
ihren Begriffen, Maßen und Eigenschaften ge- dieser minimalen Regenspende mit einem zu-
normt. sätzlichen Sicherheitsfaktor aus Tabelle 1.258. Bei
Dachrinnen sind als halbrunde (Bild 1.261) und Vorliegen örtlicher statistischer Daten ist der
kastenförmige (Bild 1.262) Hängedachrinnen mit Regenwasserabfluss mindestens für die 5-Minu-
den dazugehörigen Rinnenhaltern genormt. Da- ten-Regenspende zu bemessen, die einmal in 2
neben gibt es Sonderformen wie z. B. verdeckte Jahren (T5/2) erwartet werden kann (Berech-
Dachrinnen, auch als „Standrinnen“ bezeichnet nungsregen). Die Einbeziehung des Zuschlags-
(Bild 1.273 bis 1.275). faktors entfällt bei dieser Berechnungsweise des
Regenwasserabflusses.
Regenfallrohre sind als kreisförmige und quadrati-
sche Regenfallrohre genormt (Tabelle 1.280). Tabelle 1.257 Berechnungsregenspende
[DIN EN 12 056 Schwerkraftentwässerungs-
Berechnung des Regenwasserabflusses anlagen innerhalb von Gebäuden]
Tabelle 1.258 Sicherheitsfaktoren LR = die Trauflänge (siehe Bild 1.259) in Meter (m)
[DIN EN 12 056 Schwerkraftentwässerungs-
BR = die horizontale Projektion der Dachtiefe von
1 anlagen innerhalb von Gebäuden]
der Traufe bis zum First (siehe Bild 1.259) in
Situation Sicherheits- Meter (m)
faktor
In Deutschland ist die Berücksichtigung einer
vorgehängte Dachrinnen 1,0 möglichen Windeinwirkung nicht erforderlich.
vorgehängte Dachrinnen, bei denen über- 1,5 Sofern andernorts die Windeinwirkung zu be-
fließendes Wasser unangenehme Folgen hat, rücksichtigen ist, muss die wirksame Dachfläche
z. B. über Eingängen von öffentlichen in Übereinstimmung mit Tabelle 1.260 berechnet
Gebäuden
werden.
innenliegende Dachrinnen und überall dort, 2,0 In Gebieten, in denen Wind in die Berechnung
wo ungewöhnlich starker Regen oder Ver- des Regenwasserabflusses einzubeziehen ist und
stopfungen in der Dachentwässerungsanlage
Wasser in das Gebäude eindringen lässt Regen durch den Wind gegen eine Wand ge-
trieben werden und auf das Dach abfließen kann,
innenliegende Dachrinnen in Gebäuden, 3,0 müssen 50 % der Wandfläche zur wirksamen
wo ein außergewöhnliches Maß an Schutz Dachfläche addiert werden.
notwendig ist, z. B. Krankenhäuser/Theater,
sensible Kommunikationseinrichtungen; Tabelle 1.260 Wirksame Dachfläche
Lagerräume für Substanzen, die durch Nässe [DIN EN 12 056 Schwerkraftentwässerungs-
toxische oder entflammbare Gase abgeben; anlagen innerhalb von Gebäuden]
Gebäude, in denen besondere Kunstwerke
aufbewahrt werden Windeinwirkung Wirksame undurch-
lässige Dachfläche
A (m2)
Bei der Ermittlung der wirksamen Dachfläche
Schlagregen 26 % zur
wird der Windeinfluss nicht berücksichtigt, sofern
Senkrechten
A = LR · ( BR + H2R )
nationale und regionale Vorschriften und Techni-
sche Regeln nichts anderes vorschreiben. Regen senkrecht zur Dach- A = LR · TR
fläche (Oberfläche des
Dort, wo keine Windeinwirkung besteht, wird die Daches verwenden)
wirksame Dachfläche durch folgende Gleichung
bestimmt: Dabei ist:
LR = die Trauflänge (m)
A = LR · BR BR = die horizontale Projektion der Dachtiefe von der Traufe
bis zum First (m)
Dabei ist: HR = die vertikale Projektion der Dachfläche von der Traufe
bis zum First (m)
A = die wirksame Dachfäche in Quadratmeter TR = die Ortganglänge (m)
(m2) Bild 1.259 illustriert die Dachabmessungen
Tabelle 1.261a Abflussverhalten von halbrunden Rinnen (und daran anschließbare Niederschlagsflächen in m2) bei unter-
schiedichen Regenspenden r in l (s · ha) und C = 1,0 [7]
d e
d e
c
a
c
a
b
1.262a 1.262b
1.262 Hängedachrinnen
a) halbrund, b) kastenförmig
Summe aus
Höhe der Wulstdurchmesser und
Wulstdurchmesser d
Rinnenvorderseite Höhe der
Rinnenvorderseite
Zuschnittbreite w
Maß a + d
Klasse X Klasse Y Maß a nach Bild 1
nach Bild 1 und Bild 2
min. min. min. min.
w 200 16 14 40 70
200 < w 250 16 14 50 75
250 < w 333 18 14 55 75
333 < w 400 20 18 65 90
400 < w 20 20 75 100
1.7 Dachrinnen und Regenfallrohre 149
1) mindestens Klasse B
1) mindestens Klasse B
Die Verwendung von gebrauchten (wieder ver- Ecken oder Festpunkten gelten die halben Längen.
wendbaren) Werkstoffen für Hängedachrinnen Sind größere Längen erforderlich, müssen die Rin-
aus Kunststoff ist im Anhang A zu DIN EN 607 nen in einzelne Abschnitte aufgeteilt und mit Rin-
(Deutsche Fassung EN 607: 2004 (D) geregelt. nenbewegungsausgleichern (Bild 1.265) ausge-
Hängedachrinnen aus Metall oder Kunststoff stattet werden. In DIN EN 12 056 werden für
haben an der vorderen Längsseite einen Wulst, an Rinnengefälle von 0–10 mm/m Zuschlagsfaktoren
der hinteren Längsseite eine nach innen gerich- für die Querschnittsbemessung benannt, also auch
tete Umkantung (Wasserfalz). für gefällelose Rinnen. Es empfiehlt sich jedoch, die
Die an der Gesimsseite liegende Rinnenoberkan- Rinnen mit einem Gefälle von mindestens 3 mm/m
te liegt höher als die Oberkante des vorderen zu verlegen.
Rinnenwulstes, damit etwa überlaufendes Wasser Hängedachrinnen werden von Rinnenhaltern aus
nicht an der Wandseite herabläuft. Der hintere rostgeschütztem Material getragen. Sie werden
Rinnenrand kann auch mit einem auf der Dach- (4 bis 8 mm dick und 25 bis 40 mm breit) in Ab-
schalung aufliegenden Vordeckstreifen (Rinnen- ständen von 80 bis 90 cm auf die Dachlatten bzw.
einhang) verfalzt werden. Die Dachhaut darf nur auf die Schalung geschraubt. Die Rinne wird am
so weit in die Rinne hineinragen, dass kein Wasser Rinnenhalter durch Federn (25 mm breite, über
über den vorderen Rinnenrand hinwegschießt. die Rinnenwülste gebogene Blechstreifen) befe-
Dagegen soll bei steilen Dächern abrutschender stigt, ohne in ihrer Längs- oder Querbewegung
Schnee möglichst nicht in der Rinne hängen blei- behindert zu werden (s. Bild 1.266 und 1.267). Die
ben. Bemessung der Rinnenhalter richtet sich nach kli-
Die Rinnenlängen sind bei Zuschnitten < 500 mm matischen und örtlichen Anforderungen.
auf höchstens 15 m, bei Zuschnitten > 500 mm auf Die Rinnenhalter-Abstände sind nach Tabelle
höchstens 10 m zu begrenzen. Für Abstände zu 1.268 zu wählen.
150 1 Geneigte Dächer
1.265 Rinnenbewegungsausgleicher
s2
15
s2
d2
15
60
d3
60
60
Feder 1
Feder 1 Feder 2 Nase Feder
60
b3
c1
Feder 2 Nase Feder
n
°
~3
c1
°
~3
a2
3
c2
R +1
6+ b3
a5
d4
a
R 3
a
a4
a3
R +1
3 b2
1.266 Rinnenhalter für halbrunde Hängedachrinnen 1.267 Rinnenhalter für kastenförmige Hängedachrinnen
a) Form FFH mit zwei Federn a) Form FFH mit zwei Federn
b) Form NFH mit Nase und Feder (Maße wie bei a) b) Form NFH mit Nase und Federn
(Maße wie linkes Bild)
Abmessungen und die bei der Montage zu be- Rinnenhalter aus Aluminiumband oder feuerver-
achtenden Bestimmungen gemäß DIN EN 612 zinktem Bandstahl zu verwenden.
sind aus den Tabellen 1.269 und 1.270 zu entneh- Mit den Regenfallrohren werden die Hängerin-
men. nen durch angelötete Blechstutzen verbunden,
Für die Werkstoffe der Rinnenhalter ist zu beach- die in das Fallrohr eingeschoben werden.
ten: In Bild 1.271 sind die Rinnenhalter hier auf einer
Für Dachrinnen aus legiertem Zink (Titanzink) abschließenden Keilbohle befestigt.
und aus verzinktem Stahlblech sind Rinnenhalter In diesem Beispiel ist die Unterspannbahn nicht
aus feuerverzinktem Bandstahl, für Dachrinnen hinterlüftet (Sparren-Volldämmung, s. Abschn.
aus Kupfer sind Rinnenhalter aus Flachkupfer 1.9.2). Sprühwasser und Schmelzwasser von Flug-
oder aus kupferummanteltem Bandstahl (feuer- schnee wird mit in die Regenrinne abgeleitet. Der
verzinkt), und für Dachrinnen aus Aluminium sind Übergang zur Dachrinne wird durch ein Einlauf-
230
200 25 × 4 25 × 4 25 × 4 – 80 37 40 12
270
280
25 × 4 30 × 4 25 × 6 –
330
250 105 50 53 14
410
25 × 4 – – –
500
290
30 × 4 30 × 5 25 × 6 25 × 8
350 2)
280 127 61 64 14
390
30 × 4 – – –
480
300
333 370 30 × 5 25 × 6 40 × 5 30 × 8 153 74 77 14
450
340
30 × 5 40 × 5 25 × 8 30 × 8
400 430 192 93 96 14
410 30 × 5 – – –
375
500 40 × 5 40 × 5 30 × 8 30 × 8 250 122 125 14
515
1) s.Tabelle 1.270 2) d3 = 6 mm bei s2 5 mm; d3 = 7 mm bei s2 > 5 mm
230
200 25 × 4 25 × 4 25 × 4 – 70 70 18 31 34 34 12
270
280
250 25 × 4 30 × 4 25 × 6 – 85 20 44 47 46 14
330
300
333 30 × 5 25 × 6 40 × 5 30 × 8 2) 120 20 62 65 65 14
370
330
400 30 × 5 40 × 5 25 × 8 30 × 8 150 20 77 80 79 14
420
350
500 40 × 5 40 × 5 30 × 8 30 × 8 200 20 97 100 99 14
490
1) s.Tabelle 1.269
152 1 Geneigte Dächer
1
1
Eine in dieser Hinsicht am ehesten vertretbare eingeschossigen Haus zur Einleitung des Regen-
Lösung stellt die in Bild 1.273 gezeigte Aus- wassers in Gartenteiche dienen.
führung dar. Sie ist jedoch nur möglich, wo hohe
Sparrenprofile die erforderlichen Einschnitte für Standrinnen
die Rinne erlauben, oder es müssen die Sparren- Standrinnen (als Halbrund- oder Kastenrinnen)
enden durch unten angefügte Hölzer in der Höhe werden bei Bauten ausgeführt, bei denen die Rin-
ergänzt werden. Das Überlaufen der Rinne in- ne vor dem Hauptgesims nicht in Erscheinung
folge von Verunreinigungen kann von außen er- treten soll bzw. bei Grenzwänden nicht überste-
kannt werden, und es kann allenfalls zu Schäden hen darf.
am Gesims kommen.
Standrinnen erfordern eine zweite Entwässe-
Bild 1.274 zeigt eine Kastenrinne in Verbindung
rungsebene zum Schutz des Gebäuderandes und
mit einer Faserzementplattendeckung und ei-
zur Ableitung von Rinnenwasser, das aus mögli-
nem Traufengesims aus Faserzementplatten auf
chen – meistens schwer zu beobachtenden – Un-
einer Holzunterkonstruktion. Die kastenartig ge-
dichtigkeiten herrührt (Bild 1.276).
formte Rinne bildet gleichzeitig die obere Ab-
deckung des Traufengesimses. Die Rinnenober-
Innenliegende Dachrinnen
kante unter der Dachhaut muss bei derartigen
Rinnenkonstruktionen immer höher liegen als Bei Satteldachflächen zwischen giebelständigen
die Vorderkante des Gesimses. Das Traufengesims Reihenhäusern und wenn bei zusammengesetz-
ist so ausgebildet, dass gleichzeitig die Belüftung ten Dachflächen eine Ausführung von Kehlrinnen
der Dachkonstruktion und die Hinterlüftung der nicht möglich ist, sind innen liegende Dachrinnen
Holzteile innerhalb des Traufengesimses möglich nicht zu vermeiden.
ist. Sie müssen in jedem Fall sehr reichlich dimen-
Eine Ausführung wie in Bild 1.275 mit einer spe- sioniert werden, allein um eine einwandfreie
ziell angefertigten kehlenförmigen Rinne ermög- Ausführung nicht durch zu kleine Bewegungs-
licht an den Traufenenden freie Ausläufe als Was- möglichkeiten bereits bei der Herstellung zu ge-
serspeier, die im gezeigten Beispiel bei einem fährden. Die Funktion innenliegender Rinnen
154 1 Geneigte Dächer
1.276a 1.276b
1.276 Standrinnen
a) auf Mauerwerk eines nicht beheizten Gebäudes
b) auf Rand eines Carports
1) Regional sind auch Regenfallrohre mit den Nenngrößen 76 und 87 noch möglich
2) Innendurchmesser am oberen Ende
3) mindestens Klasse B
> 5cm
1.283a 1.283b
1.281 Befestigung des Fallrohrs an 1.282 Verbindungsstück zwischen 1.283 Standrohrübergang
der Hauswand. Breite der Dachrinne und Fallrohr, lose in a) Einführung in Gussrohr
Rohrschelle 30 mm; Länge das Fallrohr eingesteckt, das mit Muffe
des Dorns ohne Gewinde hier mit einem Rohrwulst auf b) Einführung in Gussrohr
mind. 140 mm [7] der Rohrschelle hängt ohne Muffe
1000
400 1
250 300
1100
400
1.287 Standroste
a) auf verstellbaren Konsolen
b) Standroststein
c) Standon-Trittstein (Fa. Klöber)
Diese Standroste bestehen aus feuerverzinkten Der Zugang zum Standrost am Schornstein führt
Stahlrosten. Standroste werden auf verstellbaren, – in der Regel aus Dachausstiegfenstern neben
in die Dachdeckung eingehängten Konsolen dem Schornstein – direkt oder über treppenartig
oder auf Formsteinen montiert (Bild 1.287). angeordnete kurze Standroste bzw. Trittkonsolen
(Bild 1.287c).
160 1 Geneigte Dächer
1.288a 1.288b
1.288 Dachhaken
a) und Schneefanggitter, b) auf Wellplatten-Eindeckung
1.289a 1.289b
1.289 Traufengesims
mit Wärmedämmung (Dach mit Unterdach),
a) ohne Dachüberstand, Dachraum nicht ausgebaut
b) mit Dachüberstand, Dachraum ausgebaut
1.8 Dachzubehör und Anschlüsse 161
1.291a 1.291b
60
160
1
140
5
1 4
6
3 60
2
60 40
365 365
1.293a 1.293b
1
160
a) Pfettendach-monolithisches Mauerwerk
b) Ortgang-monolithisches Mauerwerk 5
c) Dach-Innenwand-Anschluss 6
1 Wärmedämmung 5
2 Monolithisches Mauerwerk 60 60
3 Stahlbetondecke
4 Stahlbeton-Ringanker 7
8
5 Dampfsperre/Luftdichtkeitsebene
6 Innenbekleidung (z. B. GK-Bauplatte)
7 Innenwand
8 Innenputz 1.293c
164 1 Geneigte Dächer
Ausführungen nach Bild 1.295a kommen heute Einen Überblick über die wichtigsten Dämmstof-
nur noch bei sehr hohen Sparrenprofilen in Frage. fe und ihre Wärmeleit- bzw. Dämmeigenschaften
1 Überall da, wo der mittlere Wärmedämmwert ei- gibt Tabelle 1.294).
ner Fläche (Außenwand, Dachfläche usw.) unter- Die Wärmedämmungen können eingebaut wer-
schritten wird, spricht man von einer Wärme- den
brücke. • zwischen den Sparren mit hinterlüfteter Unter-
Je besser eine Fläche gedämmt wird, desto grös- spannbahn (Bild 1.295a)
ser wird zwangsläufig auch die Gefahr, dass kons- • unter und zwischen den Sparren (Bild 1.295b)
truktive Wärmebrücken entstehen. Die sehr ho-
• zwischen den Sparren ohne Hinterlüftung der
hen Anforderungen an die Wärmedämmung von
Unterspannbahn (Vollsparrendämmung, Bild
Außenbauteilen erfordert gleichzeitig eine sorg-
1.295c).
fältige Planung und Ausführung, damit Wärme-
brücken weitestgehend vermieden werden. Bild • über den Sparren (Bild 1.295d).
1.293 zeigt Beispiele aus DIN 4108 Bbl 2, wie Wär-
mebrücken möglichst vermieden werden (vgl. In der Vergangenheit wurden die lichten Sparren-
hierzu Abschn. 16.5 in Teil 1 des Werkes). abstände oft auf die Standardbreiten der Dämm-
Auf ausreichenden Luftwechsel ist aus Gründen stoffe (z. B. 60 cm) festgelegt.
der Hygiene, der Begrenzung der Raumluftfeuch- Heute ist es sinnvoller, möglichst hohe Sparren zu
te sowie ggf. der Zuführung von Verbrennungs- verwenden, damit die aufgrund der Energie-
luft nach bauaufsichtlichen Vorschriften (z. B. einsparverordnung (EnEV) erforderlichen dicke-
Feueranlagenverordnungen der Bundesländer) ren Dämmstoffschichten untergebracht werden
zu achten. Dies ist in der Regel der Fall, wenn können. Schaumstoffe und faserförmige Wärme-
während der Heizperiode ein auf das Luftvolu- dämm-Materialien sind heute so aufbereitet, dass
men innerhalb der Systemgrenze bezogener sie sich gut zwischen die Sparren klemmen lassen
durchschnittlicher Luftwechsel von 0,5 h–1 bei (sogen. „Klemmfilze“). Mineralwolleplatten lassen
der Planung sichergestellt wird. sich auch bei unterschiedlichen Sparrenabstän-
Es können alle Wärmedämmstoffe verwendet den bei geringem Verschnitt leicht einbauen. Die
werden, die mindestens die Brandschutz-Anfor- Zuschnittsbreite sollte dabei 1 cm breiter als der
derungen der Baustoffklasse B 2 (normal ent- lichte Sparrenabstand sein. Dadurch ist gewähr-
flammbar) erfüllen. leistet, dass die Wärmedämmungen zwischen
den Sparren absolut dicht eingebaut sind.
1 1
2 2
3 3 1
4 4
5
5
1.295
Einbau von Wärmedämmungen 1.295a 1.295b
a) zwischen den Sparren mit Luftraum
b) zwischen und unter den Sparren
mit Luftraum
c) Zwischen den Sparren,
Vollsparrendämmung 1 1
d) auf den Sparren aufliegend 2 2
(auf Vollschalung oder als 3 3
freitragende Dämmelemente) 4
4 5
1 Lattung 5
2 Konterlattung
3 Unterspannbahn (diffusionsoffen)
4 Wärmedämmung
5 Dampfsperre (luftdicht) 1.295c 1.295d
Wärmedämmung muss auch untereinander dicht Auch Schafwolle, Baumwolle, Baumwollvlies und
gestossen eingebaut werden. Besser sollten zwei- Flachs können als Dämmstoffe verarbeitet wer-
lagige Dämmungen fugenversetzt eingebaut den. Derartige Dämmstoffe sollten nicht in Berei-
werden. chen, in denen erhöhter Brandschutz erforderlich
Wegen der unvermeidlichen Rohbauungenauig- ist, eingebaut werden.
keiten, durch Verformung der Sparren u. a. ist dies Als natürlicher Dämmstoff haben Holzfaserdäm-
jedoch nur bei sehr sorgfältiger Ausführung zu mplatten hervorragende Dämmeigenschaften,
erreichen. eine hohe Druckfestigkeit, ein geringes Gewicht,
Häufig kommt heute auch Zellulose-Dämmung eine ausgezeichnete Wärmespeicherfähigkeit
zum Einsatz. Dieser Dämmstoff bietet neben dem und ein sehr gutes Sorptionsverhalten (Feuchte-
klassischen winterlichen Wärmeschutz auch ei- transport).
nen guten Schutz gegen sommerliche Hitze und Auch die oberen Abschlussflächen von Zwischen-
gegen Außenlärm. Die natürliche Sorptionsfähig- oder Giebelwänden müssen zur Vermeidung von
keit von Zellulose bewirkt ausserdem, dass sich Wärmebrücken sorgfältig gedämmt werden.
der Feuchtegehalt seiner Umgebung anpasst.
Fugen zwischen Streichsparren und Giebelwände
Zellulosefaserdämmstoffe werden aus unge- müssen sorgfältig ausgestopft oder ausge-
bleichter, reiner Zellulose oder aus mechanisch schäumt werden.
zerfasertem Zeitungspapier hergestellt. Das Ma-
terial wird durch Zerfaserung und Mahlung In allen Fällen ist die Wärmdämmung mindestens
zerkleinert und danach verdichtet. Es können durch eine Unterspannbahn gegen Sprühwasser
durchaus (je nach Inhaltsstoffen des Recycling- und Flugschnee zu schützen (s. Abschn. 1.9.3).
materials) Schadstoffe, z. B. Schwermetalle, in das Raumseitig ist eine dicht schließende Dampfsper-
Dämmmaterial gelangen. re erforderlich (s. Abschn. 1.9.4).
Häufig wird Zellulosefaserdämmstoffen auch Bei den wärmegedämmten Dächern werden un-
Borsalz beigemengt, um diese pilz- und schäd- terschieden:
lingsresistent zu machen. Ausserdem soll da- • belüftete Konstruktionen (Bild 1.296a)
durch die Brandschutzklasse B2 erreicht werden. • nicht belüftete Konstruktionen (Bild 1.296b).
Zellulosefaserdämmstoffe werden i. d. R. mit Ma-
schinen in die Dachkonstruktion eingeblasen. Die- Der belüftete Konstruktionsaufbau ist durch ei-
se Arbeiten sollten nur durch geschultes Personal ne Belüftungsebene zwischen Wärmedämmung
von Fachfirmen erfolgen. Auch dieses Material soll und Unterspannbahn gekennzeichnet.
von keiner Feuchtigkeit ausgesetzt werden. Neben In beiden Konstruktionsarten ist eine Belüftungs-
dem Verlust der Dämmwirkung könnte dies zu ebene zwischen der Dachdeckung und der Un-
Pilz- und Schädlingsbefall führen, weil die Borsalze terspannbahn erforderlich.
ausgewaschen werden können.
166 1 Geneigte Dächer
1
1 1
6 5 4 6 5 2 4
1.296a 1.296b
Durch die damit mögliche Luftströmung zwi- chen wird. Bei derartigen Durchdringungen der
schen Trauflinie und First wird eine Wärmeablei- Lüftungsquerschnitte muss durch Konterlattun-
tung im Sommer erreicht. gen oder vergleichbare Maßnahmen eine Umlen-
In dieser Ebene wird vor allem aber Sprühwasser, kung der Luftströmung ermöglicht werden (Bild
geschmolzener Flugschnee, durch kleinere Schä- 1.297).
den oder Fehlen der Dachdeckung eingedrunge- Oberhalb von Dachfenstern, Schornsteinen oder
nes Regenwasser sowie Tauwasser, das durch sonstigen Einbauteilen sind die Unterspannbah-
Reif- und Kondensatbildung innerhalb des Belüf- nen taschenförmig hochzuklappen, damit etwa
tungsraumes entstehen kann, abgeleitet. ablaufendes Wasser seitlich an den Hindernissen
Es muss in jedem Fall dafür gesorgt werden, dass vorbei geleitet wird (s. auch Bild 1.291b).
der Luftstrom innerhalb der Dachkonstruktion Vor oder hinter Hindernissen im Luftstrom kön-
nicht durch Wechsel, Dachfenster, Dachgauben, nen auch zusätzliche Ab- bzw. Zuluftströmungen
Schornsteine und ähnliche Hindernisse unterbro- – z. B. mit Hilfe von Lüftersteinen – eingebaut
1.297
Umlenkung des Luftstromes an Hindernissen
1 durchgehende Konterlatte
2 unterbrochene Konterlatte
3 Unterspannbahn, taschenartig umgelegt
(Ablenkung von evtl. ablaufendem Sprühwasser)
4 Belüfter oberhalb der Tasche
1.9 Ausbau von Dachräumen 167
werden. Der Anschluss an aufgehende Wände ist wieder zu erheblichen Schäden, die vor allem be-
wie z. B. in Bild 1.237c gezeigt auszuführen. dingt sind durch ungenügend dimensionierte
Besondere Aufmerksamkeit ist bei der Planung oder durch aufgequollene Wärmedämmungen 1
zusammengesetzter Dächer erforderlich, damit eingeengte Lüftungsquerschnitte sowie durch
auch an Wandanschlüssen, Graten, Pulten usw. fehlerhafte Dampfsperren.
ausreichende Abluftöffnungen und an Kehlen, Die bisher üblichen Unterspannbahnen behin-
Dachgräben o. Ä. die erforderlichen Zuströmöff- dern außerdem trotz normalerweise ausreichen-
nungen vorhanden sind. Durch zweilagige Kon- der Dampfdurchlässigkeit bei solch möglichen
struktionen muss ggf. z. B. bei Schifteranschlüs- extremen Feuchtigkeitsverhältnissen das Aus-
sen (BIld 1.54) dafür gesorgt werden, dass keine trocknen zu stark. Auf Dauer wird dadurch die
Hindernisse für den Luftstrom entstehen. Wärmedämmung bis zu weitgehendem Funk-
Eine Mittelstellung zwischen Unterspannbahnen tionsverlust durchnäßt, und es werden an den
und den nachfolgend beschriebenen Unter- hölzernen Konstruktionsteilen trotz Imprägnie-
dächern nehmen speziell ausgerüstete Gipskar- rung schwere Schäden verursacht.
tonplatten mit einem sd-Wert von 0,1 m ein. Sie Die Bauindustrie hat daher für den Einsatz bei
können als relativ windsichere Noteindeckung ausgebauten Dachgeschossen in der zurücklie-
für einen Zeitraum bis zu zwei Monaten dienen. genden Zeit Unterspannmaterialien mit sehr ge-
ringem Diffusionswiderstand und sogar mit einer
Konstruktionskriterien. Lange Zeit wurden die gewissen vorübergehenden Speicherungsfähig-
belüfteten Konstruktionen für wärmegedämmte keit für Feuchtigkeit auf den Markt gebracht.
Dächer als nahezu standardmäßige Ausführung Es muss jedoch bei der Gesamtkonstruktion we-
vorgezogen. Es kommt bei ihnen jedoch immer sentlich mehr Aufmerksamkeit auf die absolute
Luftdichtigkeit gegenüber der Raumluft gerich-
tet werden. Dies fand Niederschlag in der DIN
4108-7 [Wärmeschutz- und Energieeinsparung
in Gebäuden, Luftdichtheit von Bauteilen und
Anschlüssen, Planungs- und Ausführungsemp-
fehlungen sowie -beispiele].
Luftdichtheit ist auch bei allen Bauwerksan-
1
schlüssen und -durchdringungen zu gewährleis-
ten (Bild 1.298).
2
3
5
6
1
2
3
4
1.298 Luftdichte Dachdurchdringung mit einem 1.299 Installationsebene als Schutzbereich gegenüber
Dunstrohr der Luftdichtheitsebene
1 Dacheindeckung 1 Dichtheitsebene
2 Konterlattung 2 Installationsebene
3 Diffusionsoffene Unterspannbahn 3 Installationsleerdose
4 Wärmedämmung 4 Raumseitige Bekleidung
5 Dampfbremse und Luftdichtheitsebene
6 Dauerhaft luftdichter Anschluss
168 1 Geneigte Dächer
1.300a 1.300b
Unterdach. Muss – insbesondere bei wenig ge- 1.9.4 Dampfsperren und Luftdichtheit
neigten Dächern – mit starken Beanspruchungen
durch Sprühwasser oder Flugschnee gerechnet Die immer höheren Anforderungen an die Wär- 1
werden, ist ein Unterdach (auch als „Unterdich- medämmung der Außenbauteile erfordern auch
tung“ bezeichnet) vorzusehen (Bild 1.301). Dazu eine höhere Sensibilität bezogen auf die Feuch-
wird als Regelausführung auf einer 24 mm dicken tigkeitsschäden durch Wasserdampfdiffusion
Nut-Feder Schalung eine Abdichtung aufge- und Kondensatbildung. So legt die DIN 4108-3
bracht, die bestehen kann aus Anforderungen, Berechnungsverfahren und Hin-
• 2 Lagen Bitumendachbahnen V13 (1. Lage ge- weise für die Planung und Ausführung zum kli-
nagelt, 2. Lage vollflächig geklebt), mabedingten Feuchteschutz in Gebäuden fest.
• 1 Lage Bitumenschweißbahn (Stöße verdeckt Demnach ist Tauwasserbildung im Inneren von
genagelt), Bauteilen, die durch Erhöhung der Stoff-Feuchte
von Bau- und Wärmedämmstoffen zu Material-
• 1 Lage Kunststoff-Dichtungsbahn auf Trennla- schädigungen oder zu Beeinträchtigungen der
ge (verdeckt genagelt bzw. auf aufgenagelte Funktionssicherheit führt, zu vermeiden.
Folienbleche geschweißt.
Zur Verhinderung von Wasserdampfdiffusion und
Im Prinzip stellen Unterdächer somit eine funk- Kondensatbildung innerhalb der Dachkonstrukti-
tionsfähige Dachhaut dar. Die darüber liegende on ist in der Regel nach DIN 4108-3 ein rechneri-
Dachdeckung gewährleistet also vor allem den scher Tauwasser-Nachweis erforderlich.
Bewitterungsschutz für das Unterdach und Die DIN 4108-3 [Wärmeschutz und Energieein-
schützt zusätzlich gegen Wärmeeinstrahlung. sparung in Gebäuden] erhält Angaben zur Be-
Die Dachdeckung über Unterdächern wird auf rechnung der Tauwassermenge. In Abschnitt
sorgfältig imprägnierten Konterlattungen ausge- 4.3.3 sind die Dächer aufgeführt, für die kein rech-
führt (eine zusätzliche Einbindung der Konterlat- nerischer Tauwasser-Nachweis erforderlich ist.
tung in die Abdichtung ist wegen der erhöhten Danach ist für die dort aufgeführten Bauteile
Fäulnisgefahr durch eingeschlossene Restfeuch- dann kein rechnerischer Tauwasser-Nachweis er-
tigkeit nicht ratsam). forderlich, wenn sie mit ausreichendem Wärme-
Bei Unterdächern muss durch ausreichende Hin- schutz nach DIN 4108-2 und luftdichter Aus-
terlüftung sichergestellt sein, dass sie nicht inner- führung nach DIN 4108-7 ausgeführt sind und
halb des gesamten Dachaufbaues wie falsch an- wenn die in Anhang A der DIN 4108-3 genannten
geordnete Dampfsperren wirksam werden. Klimabedingungen gegeben sind. In diesen Fäl-
len ist davon auszugehen, dass kein Tauwasserri-
Es sind daher unterhalb des Unterdaches ausrei-
siko besteht oder der Feuchtetransport, z. B. bei
chende Zu- und Abluftquerschnitte vorzusehen.
kapillaraktiven Materialien, wesentlich durch Ka-
Bei Satteldächern mit hinterlüfteter Wärmedäm- pillaritätseffekte beeinflusst und nur z. T. durch
mung (Bild 1.296a) ist am First ein ca. 10 cm brei- Diffussionsvorgänge bestimmt wird.
ter Streifen als Abluftöffnung im Unterdach offen
zu belassen. Zu bedenken ist: Durch eine 1,00 m lange und
1 mm breite Fuge kann bis zu 3.000 mal mehr
Bei allen Konstruktionen ist grundsätzlich eine Feuchtigkeit durch Konvektion in die Konstruk-
entsprechend der gewählten Unterdeckung be- tion eindringen als über eine 1 qm große Flä-
rechnete und dimensionierte, überall dicht che eindiffundieren kann. Jede Durchdringung
schließende Dampfsperre erforderlich. der Luftdichtheitsebene bleibt auch dann ein
Schwachpunkt, wenn diese Stellen noch so sorg-
fältig mit entsprechendem Klebeband abgedich-
tet werden. Deswegen sollten möglichst alle
Leitungen und Installationen vor der Luftdicht-
heitsebene, also in der so genannten „Installa-
tionsebene“ untergebracht werden (s. Bild 1.299)
(Vgl. Abschn. 1.9.2).
Diese Forderung kann z. B. durch eine 0,2 mm
dicke PVC-Folie auf der Raumseite erfüllt werden.
Stösse der Bahnen und Anschlüsse an andere
1.301 Bauteile müssen mit speziell zugelassenen Klebe-
Unterdach bändern sehr sorgfältig absolut luftdicht verklebt
170 1 Geneigte Dächer
6
1 3
12
14
1
13
3
4
10 5
15
3
3
11
Voraussetzung für guten Luftschallschutz sind etwa 75 dB der erforderliche Schallschutz ohne
bei Dachkonstruktionen Nachweis erreicht werden. Bei davon abweichen-
• möglichst dichte, schwere Dachdeckungen den Konstruktionen ist – ebenso wie für Decken 1
(z. B. Faserzementplatten auf Nut-Feder-Scha- unter nicht ausgebauten Dachgeschossen – ein
lung, Falzziegel, Betondachsteine o. Ä.), entsprechender Nachweis zu führen. Der Schall-
• die Verwendung weicher Dämmstoffe wie z. B. schutz der Dachdeckung wird dabei mit 10 dB
Mineralwolleerzeugnisse, angesetzt.
• dichte, mehrlagige Innenschalen z. B. aus Gips- Besondere Schallschutzmaßnahmen sind bei aus-
kartonplatten (Nut-Feder-Schalungen sind we- gebauten Dachgeschossen an Wohnungstrenn-
sentlich weniger schallschützend), wänden notwendig. Es besteht die Gefahr der
flankierenden Schallübertragung über Sparren
• Vermeidung von Schallbrücken insbesondere und Wärmedämmung, wenn Bauteile über die
durch schlechte Fugendichtungen. Trennwände hinweggeführt werden. Dies gilt
Dachfenster sollten annähernd die gleichen z. B. für die Dachlattung oder steife, geschlossen-
Schalldämmwerte aufweisen wie die angrenzen- porige Wärmedämmplatten. Auch innen sichtbar
den Dachflächen. bleibenden Sparren können zu Schallübertra-
gungen beitragen.
Mit den in Bild 1.303 (DIN 4109 Bbl. 1) gezeigten
Konstruktionen kann bei Außenlärmpegeln bis Wärmedämmungen sollen zumindest in den ers-
ten angrenzenden Sparrenfeldern aus Mineral-
6
5 1.304
4 Schallschutz an Wohnungstrennwänden
3 (Wandanschlüsse s. Bild 1.302)
2 1 Gipskartonplatte
1 2 Dampfsperre
7 3 Faserdämmstoff
4 Hohlraum belüftet/nicht belüftet
5 Unterspannplatten o. Ä.
6 Dachdeckung
7 vorkomprimiertes Fugendichtungsband
172 1 Geneigte Dächer
1
2
4
5
6
7
1.305 Aufsparrendämmsystem zur direkten Aufnahme der Schieferdeckung (System ThermoSklent, Rathschek-Schiefer)
1 Schiefereindeckung
2 Diffusionsoffene Vordeckung (nicht zwingend erforderlich)
3 Agepan DWD, 19 mm
4 EPS-Kern
5 Alternativer Dämmstoff (evtl. Dampfsperre erforderlich) Zwischensparrendämmung mit EPS
6 Luftsperre (diffusionsoffen)
7 Innenbekleidung
Besondere Aufmerksamkeit erfordert der Über- Bei belüfteten Dachkonstruktionen gelten als
gang zwischen der Dachdämmung und den Vorteile:
Außenwänden. Die Details sind je nach Lage der • Abschirmung gegen unerwünschte Wärmeein-
Fußpfetten so festzulegen, dass keine Schwach- strahlung mit guter Wärmeabfuhr durch Venti-
punkte entstehen. lation; damit verbunden geringere Temperatur-
Auch beim nachträglichen Ausbau von Dachge- belastung der Dachhaut.
schossen mit gleichzeitiger Sanierung der Dach- • Verminderte Problematik hinsichtlich Wasser-
deckung können aufliegende Wärmedämmun- dampfdiffusion.
gen vor allem unter dem Aspekt möglichst kurzer
Ausführungszeiten günstig eingesetzt werden. Voraussetzung für die Wirksamkeit sind ausrei-
chend bemessene Belüftungsquerschnitte mit
Inzwischen sind auch Aufsparrendämmsysteme
hindernisfreien, möglichst glatten Belüftungs-
auf dem Markt, die neben Ziegel- und Dachstein-
wegen. Der erforderliche Luftaustausch wird be-
deckungen die direkte Aufnahme von Schiefer
wirkt durch Staudruck des Windes auf die Zu-
und anderen Dachplatten ermöglichen. Dabei
luftöffnungen (an den Traufen), unterstützt durch
können kostenintensive Unterkonstruktionen ent-
Auftrieb und durch Sogwirkung an den Abluftöff-
fallen (Bild 1.305).
nungen (am First). Dadurch wird Tauwasserbil-
dung vermieden bzw. werden geringfügig Tau-
1.9.7.3 Belüftete Dachkonstruktionen wassermengen abgetrocknet.
Bei den belüfteten Konstruktionen (Bild 1.296a In jedem Fall ist durch eine richtig dimensionierte
und b) ist die Dachhaut durch einen Luftraum und sehr sorgfältig ausgeführte Dampfsperre ein
von den wärmegedämmten Raumabschlusstei- völlig dichter Abschluss zwischen Innenraum
len (oberste Raumdecke) getrennt. und den Hinterlüftungsräumen sicherzustellen.
174 1 Geneigte Dächer
1.307 Einfluss der Windrichtung und der Dachform auf die Wirksamkeit von Belüftungen
1.9 Ausbau von Dachräumen 175
• Der sd-Wert der unterhalb der Belüftungs- den Giebel- und sonstigen Umfassungswänden
schicht angeordneten Bauteilschichten muss besser ausgleichen zu können, werden dabei
insgesamt mindestens 2 m betragen. Wandanschlüsse am besten mit mindestens 2 cm 1
breiten Schattennuten ausgeführt.
Dachneigung, Dachform und Querschnittsform Auf die sorgfältige Ausführung aller Anschlüsse
des Bauwerkes können die Durchlüftung der der Luftdichtheits-Folien bzw. der Dampfsperre
Dachkonstruktion wesentlich beeinflussen. Stei- ist besonders zu achten (s. Bild 1.302). Die dabei
lere Dachneigungen begünstigen die Luft- einsetzbaren Anpresslatten (Bild 1.302a) können
strömung innerhalb der Konstruktion, während als Unterkonstruktion für Deckenbekleidungen
komplizierte Grundrissformen, Hindernisse im verwendet werden.
Luftstrom und insbesondere geringe Dachnei-
gung in Verbindung mit windgeschützter Lage
eines Gebäudes die Wirksamkeit einer Belüftung
stark beeinträchtigen können (Bild 1.307). 1.10 Dachfenster
Es muss auch beachtet werden, dass Wärmedäm- und Dachgauben
mungen aus Faserdämmstoffen nachträglich um
bis zu 30 % aufquellen können und dadurch die 1.10.1 Flächenverglasungen
geplanten Lüftungsquerschnitte eventuell kaum (verglaste Dachflächen)1)
noch vorhanden sind. Es sollten daher nur die An-
wendungstypen W und WD eingeplant werden. Belichtungsflächen können in einfacher Weise
Im übrigen muss in jedem Fall dafür gesorgt wer- mit durchscheinendem Deckungsmaterial ge-
den, dass der Luftstrom innerhalb der Dachkon- schaffen werden wie Falzpfannen aus Glas oder
struktion nicht durch Wechsel, Dachfenster, Dach- Acrylglas und Welldrahtglas- oder Wellkunststoff-
gauben, Schornsteine und ähnliche Hindernisse platten. Derartige Belichtungen kommen jedoch
unterbrochen wird. Bei derartigen Durchdringun- nur für nicht ausgebaute Dachräume oder unter-
gen der Lüftungsquerschnitte muss durch Kon- geordnete Räume in Frage, da die Gefahr der
terlattungen oder vergleichbare Maßnahmen Kondenswasserbildung besonders groß ist.
eine Umlenkung der Luftströmung ermöglicht Lichtbänder („Atelierfenster“) in Dachflächen, an
werden (vgl. Bild 1.297). die keine besonderen Ansprüche hinsichtlich
Wärmeschutz gestellt werden und die nicht für
Lüftung oder Reinigung geöffnet werden müs-
1.9.8 Innenflächen sen, können mit fest verglasten Sprossensyste-
men ausgeführt werden (Bild 1.308).
Beim Ausbau von Dachgeschossen sind Raumbe-
Derartige Glasbausysteme, die besonders auch
grenzungsflächen nötig, die zur Gewährleistung
im Industriebau eingesetzt werden, bestehen aus
eines angenehmen Wohnklimas vorübergehend
Sprossenprofilen (hergestellt aus verzinktem
Feuchtigkeit speichern können. Dafür sind Beklei-
Stahlblech, Walzstahl oder Aluminium). Zwischen
dungen aus Gipskartonplatten sehr gut geeignet.
ihnen werden Sicherheits- oder Gussdrahtglas-
Es ist aber zu berücksichtigen, dass die Balken des
scheiben in Einfach- oder Doppelverglasung oder
Dachstuhles durch das Schwinden des Holzes,
Isolierverglasung mit Quetschdichtungen, ferner
durch Setzung, eventuell auch durch wechselnde
auch Stegdoppelplatten durch Verschraubung
Belastung (Winddruck und -sog, Schneelast) kei-
montiert (Bild 1.309). In den meisten Landesbau-
ne starren Ebenen bilden. Es muss immer mit ge-
ordnungen ist für Oberlichtverglasungen („Über-
ringfügigen Bewegungen und Formänderungen
kopfverglasung“) raumseitig splitterbindendes
gerechnet werden.
Glas (bzw. Verbundsicherheitsglas VSG) vorge-
Bei großflächigen Ausbauelementen (z. B. Gips- schrieben.
kartonplatten) besteht daher besonders in Neu-
bauten immer – auch bei sorgfältigem und Mit Hilfe zusätzlicher Übergangsprofile aus abge-
vorschriftsmäßigem Einbau – die Gefahr der Riss- kanteten Blechen sind Übergänge und der An-
bildung an den Plattenstößen und insbesondere schluss an alle anderen Bauteile möglich.
an den Anschlüssen zu den Wandflächen. Die Dachneigung verglaster Flächen sollte bei
Dieser Nachteil besteht nicht, wenn Schalungen Flächen ohne Querstöße mindestens 10° betra-
aus Profilbrettern, Paneelen oder sonstigen klein- gen. Sind Querstöße mit Sprossenprofilen unver-
formatigen Materialien verwendet werden. Um
unvermeidliche Ungenauigkeiten gegenüber 1) s. auch Abschn. 5.4.5
176 1 Geneigte Dächer
meidlich, sollte zur Vermeidung von Stauwasser ei- Größen von Deckenöffnungen sind für Belüftun-
ne Mindestneigung von 30° vorgesehen werden. gen, Rauchabzüge, Sonnenschutzeinrichtungen
Übergänge zwischen verschiedenen Vergla- usw. besondere Bauelemente auf dem Markt.
sungsflächen werden durch speziell geformte Für die Verglasung geneigter Dachflächen sind
Dichtungsprofile, im übrigen durch Kombina- Isoliergläser mit Stufenfalz gut geeignet, weil da-
tionen mit abgekanteten Blechwinkeln oder durch an erforderlichen Stößen Quersprossen
Mehrschichtplatten gebildet (Bild 1.310). vermieden werden können.
Neben standardisierten Belichtungselementen
wie z. B. Pyramidenkuppeln für verschiedene
1.10 Dachfenster und Dachgauben 177
1.310a 1.310b
1.10.3 Dachgauben
flächenfenstern übereinander oder eine Kombi- Dachgauben (auch „Gaupen“) und Dachaufbau-
nation mit senkrechten Fensterflächen in Frage ten werden nicht nur zur Belichtung und Belüf-
kommen (Bild 1.314). Mit Hilfe besonderer Kom- tung von Dachräumen eingesetzt, sondern sie
binations-Eindeckrahmen können mehrere ein- gliedern darüber hinaus auch die Dachfläche und
zelne Dachflächenfenster auch ohne Auswechs- können gestalterische Akzente setzen. Deshalb
lung der Sparren nebeneinander eingebaut und ist es wichtig, die Gaubenproportionen der Pro-
zu Fensterbändern kombiniert werden. portion der Dachfläche anzupassen und die
Dachfläche weder mit überdimensionierten Gau-
Im Übrigen sind auch für den Einbau von Dach-
ben noch mit einer zu hohen Anzahl von Gauben
flächenfenstern die Vorschriften der Landesbau-
zu überladen.
ordnungen zu beachten. So muss die Fenster-
fläche bei Wohnräumen mindestens 1/8 der Die Gaubenhöhe ist abhängig von
Grundfläche betragen. Sie müssen von Brand- • der Höhe des Gaubenspiegels,
wänden einen Mindestabstand von 1,25 m haben. • der Neigung der Gaubendachfläche,
Bei giebelständigen Reihenhäusern muss der Ab- • der Konstruktionsdicke der Gaubendachfläche
stand von der Grenzlinie an der Traufe mindes- (siehe Bild 1.313).
tens 2,00 m betragen.
1.10 Dachfenster und Dachgauben 179
> 2,00
1.314a 1.314b 1.314c
1.314d 1.314e
Vielfach wird leider versucht, durch Übergroße (Bild 1.315j) und die vielfältigen Formen von
und schlecht gestaltete Gauben Dachgeschosse Dachaufbauten, wie z. B. in Bild 1.315k gezeigt, in
unter Umgehung einschränkender Bestimmun- diesem Rahmen genannt werden.
gen fast wie Vollgeschosse zu nutzen. Oft sind Zu diesen Grundtypen sind vielfache Varianten
daher in Bausatzungen bzw. Bebauungsplänen möglich. So können die Seitenflächen (Wangen)
Verbote oder enge Bestimmungen für Gauben von Schleppgauben, Dachhäuschen und Dach-
enthalten. aufbauten verglast ausgeführt werden. Die Fens-
Für die gestalterische und konstruktive Aus- terfronten können winkelförmige Grundrissfor-
führung von Gauben gibt es zahlreiche Möglich- men haben, so dass sich reizvolle Ausschnitte der
keiten: Dachhaut bzw. der Gaubenwände ergeben (Bild
• Fledermausgauben, bei denen die Dachhaut 1.315e).
nur leicht angehoben erscheint, im übrigen Während die Höhenlage der Gauben durch Brü-
aber nicht unterbrochen wird, kommen für stungsmaß und die mindestens nötige Innen-
Reet-, Schindel-, Biberschwanz- und Schiefer- höhe von ca. 2,00 m vorgegeben ist, richtet sich
deckung in Frage, Bild 1.315a. die Breite technisch nach den Einbaumöglichkei-
ten innerhalb der Dachkonstruktion.
• Schleppdachgauben, über die das steilere
Hauptdach mit geringerer Neigung „abge- Kleinere Gauben können zwischen den Dach-
schleppt“ wird. Die dreieckförmigen Seiten- sparren eingebaut werden (Bild 1.316a) und kön-
flächen (Gaubenbacken bzw. Gaubenwangen) nen somit etwa 70 bis 80 cm breit sein. Für brei-
liegen parallel zu den Sparren (Bild 1.315b) oder tere Gauben müssen die Sparren „ausgewech-
können schräg anlaufen (Bild 1.315c und d), selt“ werden (Bild 1.316b). Während dies bei
Pfettendachkonstruktionen in den Dachfeldern
• Dachhäuschen als Giebel- oder Walmgauben zwischen den Bindern technisch problemlos ist,
(Bild 1.315e und f ), kann bei Sparrendächern meistens nur ein Spar-
• Dreiecksgauben (Bild 1.315g). ren ausgewechselt werden. Es können in beiden
Fällen aber auch durchlaufende Sparren als Ge-
In weiterem Sinn können auch Zwerchgiebel staltungselement des Innenraumes einbezogen
(Bild 1.315h), Fenstererker (Bild 1.315i), Dachreiter werden (Bild 1.316c).
180 1 Geneigte Dächer
1.315a 1.315b
1.315c 1.315d
1.315e 1.315f
1.315g
1.315h
1.315 Gaubenformen
a) Giebelgaube, b) Schleppgaube, c) Walmgaube, d) Fenstererker, e) Gaube mit verglasten Wangen
f ) Fledermausgaube (Ochsenauge), g) Dachreiter, h) Zwerchgiebel
1.10 Dachfenster und Dachgauben 181
3
4
1 5 Schichtstück
cm
7
6 (Nockenblech)
2
+
7 8
ge
än
inl
te
c hs
Da
2
1 10
Schnitt C-D
2
1 A
Zahnleiste
E
F
D
Walzblei-
streifen
B
5 4 3 2 1
Seitenansicht
Schnitt A-B
Schnitt E-F
Bild 1.319 zeigt eine Gaube mit verglasten Wan- Fledermausgauben mit gutem Übergang zur
gen. Die Rahmenkonstruktion dieser Gaube ist Dachfläche sind verhältnismäßig breit und für
aus Stahl-Walzprofilen hergestellt, wodurch die kleinere Dächer kaum verwendbar. Die maximale 1
Konstruktion sehr schlank wirkt. Rahmenhöhe h ergibt sich aus der für die
Deckung zulässigen Mindestneigung des Gau-
bendaches und der Gesamthöhe des Haupt-
daches (zwischen dem oberen Gaubenansatz
und Hauptdachfirst muss eine hinreichend breite
1
2 21 Fläche verbleiben). Die halbe Gaubenbreite be-
3 trägt ca. 2,5 bis 3 h (Bild 1.320). Die Radien der
4
5 seitlichen Bögen können größer sein als der des
6
7 mittleren Bogens (r). Der kleinste Radius sollte
8
9 10
bei Dachziegeldeckung mindestens 5 Dachzie-
12 gelbreiten betragen. Die Spur des Gaubenkörpers
11
auf der Hauptdachfläche ist leicht zu ermitteln
13
(Kurve ABC).
Die Stirnseite der Fledermausgaube wird am be-
14 16 18 19 sten durch eine aus zwei Brettern zusammenge-
15 17 20 setzte Stirnbohle gebildet, damit ein doppelter
Anschlag für das Fenster entsteht.
Auf die Stirnbohle können Bohlensparren aufge-
klaut werden, die entweder auf den Hauptdach-
sparren bzw. Sparrenwechseln oder auf einer
Kehlbohle endigen (Bild 1.321). Die Dachlatten
werden dann bügelförmig über die Gaubenspar-
ren gebogen. Meist werden die Fledermausgau-
ben aber auch bei Ziegeldeckung ganz einge-
schalt und die Latten auf die Schalung
aufgenagelt. Die Dachlatten, die bei senkrecht
stehender Stirnbohle in zwei Ebenen gekrümmt
sind (der Abstand der Gaubenlatten ist kleiner als
der der Hauptdachlatten), werden über der Gau-
be aus zwei übereinander zu nagelnden Leisten
1,5/ 5 cm gebildet. Die unterste Dachsteinschicht
muss an den Flanken der Gaube mit Nägeln be-
festigt werden. Alle Vorderkanten der Dachsteine
einer Schicht liegen über Hauptdach und Gaube
in einer Ebene parallel zur Traufenwand.
Gauben erfordern in Planung und Bauausfüh-
rung die sorgfältige Abstimmung aufwendiger
Arbeiten mehrerer Gewerke. Es liegt daher nahe,
diesen komplizierten Bauteil industriell vorgefer-
tigt herzustellen. Die Gestaltung muss bei vorge-
fertigten Gauben nicht unbedingt zurückstehen,
1.319 Gaube mit verglasten Wangen [Architekt: Rongen denn auch kleinere Serien können nach indivi-
Architekten, Wassenberg] duellen Entwürfen wirtschaftlich hergestellt
1 Verschalung auf Nut 11 L-Profil werden. Beispiele für vollständig vorgefertigte
und Feder 12 Deckleiste Gauben, die komplett mit allen Anschlussteilen
2 Stabsperrholz 13 Sechskantschraube
3 Sparren 14 Bauseitiges Vorlageband
geliefert in die entsprechende Dachaussparung
4 Dampfsperre 15 Blendrahmen eingesetzt werden, zeigt Bild 1.322.
5 Wärmedämmung 16 Flügelrahmen
6 Konterlattung 17 Glashalteleiste
7 Lattung 18 Isolierglas
8 Ziegel 19 Verklotzung
9 Bleianschlussband 20 Flachstahl
10 Hartholz 21 Luftdichtheitsebene
184 1 Geneigte Dächer
1.322
Vorgefertigte
Dachgauben (WANIT)
1.10 Dachfenster und Dachgauben 185
1.11 Normen
Norm Ausgabedatum Titel 1
DIN 1045-1 07.2001 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton – Bemessung und
Konstruktion
DIN 1052 08.2004 Entwurf, Berechnung und Bemessung von Holzbauwerken;
Allgemeine Bemessungsregeln und Bemessungsregeln für den Hochbau
DIN 1055-1 06.2002 Einwirkungen auf Tragwerke – Wichten und Flächenlasten von Baustoffen,
Bauteilen und Lagerstoffen
DIN 1055-3 03.2006 –; Eigen- und Nutzlasten für Hochbauten
DIN 1055-4 03.2005 –; Windlasten
DIN 1055-4 Ber. 1 03.2006 –; –; Windlasten
DIN 1055-5 07.2005 –; Schnee- und Eislasten
DIN 1101 06.2000 Holzwolle-Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbauplatten als Dämmstoffe für
das Bauwesen; Anforderungen, Prüfung
DIN 1102 11.1989 Holzwolle-Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbauplatten nach
DIN 1101 als Dämmstoffe für das Bauwesen; Verwendung, Verarbeitung
DIN 1986-100 03.2002 Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke – Zusätzliche
Bestimmungen zu DIN EN 752 und DIN EN 12 056
DIN 1986-100 Ber. 1 12.2002 Berichtigungen zu DIN 1986-100: 03.2002
DIN 4070-1 01.1958 Nadelholz; Querschnittsmaße und statische Werte für Schnittholz, Vorratskantholz
und Dachlatten
DIN 4070-2 10.1963 –; Querschnittsmaße und statische Werte, Dimensions- und Listenware
DIN 4071-1 04.1977 Ungehobelte Bretter und Bohlen aus Nadelholz; Maße
DIN 4073-1 04.1977 Gehobelte Bretter und Bohlen aus Nadelholz; Maße
DIN 4074-1 06.2003 Sortierung von Holz nach der Tragfähigkeit – Nadelschnittholz
DIN 4074-2 12.1958 Bauholz für Holzbauteile; Gütebedingungen für Baurundholz (Nadelholz)
DIN 4102-2 09.1977 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Bauteile, Begriffe, Anforderungen
und Prüfungen
DIN 4108 Bbl. 1 04.1982 Wärmeschutz im Hochbau; Inhaltsverzeichnisse, Stichwortverzeichnis
DIN 4108 Bbl. 2 03.2006 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden; Wärmebrücken –
Planungs- und Ausführungsbeispiele
DIN 4108-1 08.1981 Wärmeschutz im Hochbau; Größen und Einheiten (teilweise ersetzt durch
DIN EN ISO 7345: 1996-01)
DIN 4108-2 07.2003 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden; Mindestanforderungen an
den Wärmeschutz
DIN 4108-3 07.2001 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen, Berechnungsverfahren
und Hinweise für Planung und Ausführung
DIN 4108-3 Ber.1 04.2002 Berichtigungen zu DIN 4108-3: 07.2001
DIN V 4108-4 06.2007 –; Wärme- und feuchteschutztechnische Bemessungswerte
DIN V 4108-4/A1 06.2006 –; Änderung A1
DIN V 4108-6 06.2003 –; Berechnung des Jahresheizwärme- und des Jahresheizenergiebedarfs
DIN V 4108-6 Ber. 1 03.2004 –; Berichtigungen zu DIN V 4108-6: 06.2003
DIN 4108-7 08.2001 –; Luftdichtheit von Gebäuden; Anforderungen, Planungs- und Ausführungs-
empfehlungen sowie -beispiele
DIN V 4108-10 06.2004 –; Anwendungsbezogene Anforderungen an Wärmedämmstoffe –
Werkmäßig hergestellte Wärmedämmstoffe
DIN V 4108-10 Ber. 1 09.2004 –; Berichtigungen zu DIN V 4108-10: 06.2004
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau: Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Ber. 1 08.1992 Berichtigungen zu DIN 4109/11.89, DIN 4109 Bbl 1/11.89 und DIN 4109 Bbl 2/11.89
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
1.12 Literatur
1 [1] Ahnert, R., Krause, K.H.: Typische Baukonstruktionen von 1860-1960, Band III. Berlin 2002
[2] Bau-Berufsgenossenschaft: Technische Regeln für Gefahrenstoffe; TRGS 519 – Asbest, Ausgabe 3.1995
[3] BM für Arbeit und Sozialordnung: Technische Regeln für Gefahrenstoffe, TRGS 519 – Asbest, Ausgabe 9.2001
[4] Borsch-Laaks, R.: Belüftet oder lieber doch nicht? Tauwasserschutz bei flach geneigten Dächern in Holzbauweise. In
quadriga 5/2004
[5] DBZ 7/97 „Sportarena in Hamburg Stellingen“
[6] DBZ 4/2003 „Ins rechte Licht gerückt – Stierkampfarena in Vista Alegre, Madrid/E“
[7] Deutsches Dachdeckerhandwerk – Regelwerk, herausgegeben vom Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhand-
werks – Fachverband Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik e. V.
[8] Deutsches Dachzentrum e.V.; Informationsdienst Geneigtes Dach; www.dach-zentrum.de
[9] Deutscher Holzschutzverband e.V. ;Infothek Chemischer Holzschutz; www.holzschutz.com
[10] Entwicklungsinstitut für Gießerei- und Bautechnik (EGB): Informationsdienst Guß, Stuttgart 1985
[11] Friedland, A.: Wohnen unter Geneigten Dächern. In DBZ 1/2006
[12] Gockel, H.: Chemischer Holzschutz – Weltanschauung oder technische Notwendigkeit? In: DBZ 9/85
[13] Grassnick, A. (Hrsg.) u. A.: Der schadenfreie Hochbau, Bd. 1–4. Köln– Braunsfeld 1992–1997
[14] v. Halasz, R., Scheer C.: Holzbautaschenbuch, Bd. 1 – Grundlagen, Entwurf, Bemessung und Konstruktion. Berlin – Mün-
chen – Düsseldorf 1996
[15] Hauser, G.: Holzbau- Handbuch, Reihe 3, Teil 2, Folge 6 Bauphysik; Wärmebrücken, 2000; www.infoholz.de
[16] –, Stiegel, H.: Wärmebrücken-Atlas für den Mauerwerksbau. Wiesbaden 1996
[17] Hähnle, E.: Holzbau und Holzschutz von A bis Z; Berlin 2006
[18] Herzog,T., Natterer, J., Schweizer, R., Volz, M.: Holzbau-Atlas, Basel 2003
[19] Holzapfel,W.: Typische Schäden am Dach – Erkennen – vermeiden – beheben. Köln 2006
[20] Informationsdienst Holz, Holzbauhandbuch und Druckschriften. Düsseldorf 1986–2006; www.infoholz.de und holzab-
satz-fonds.de
[21] Irmschler, H.-J., Ouitt, H.: Holzschutzmittelverzeichnis, DiBt, Berlin 2006; www.dibt.de
[22] Krüner, G.: Geneiget Dächer – Konstruktion, Details. In DBZ 4/2005
[23] Leimer, H. P., Bode, J., Heuer, H., Septinus, F.: In: Bauphysikalische Anforderungen an geneigte Dächer. Wärme-, Feuchte-,
Schall- und Brandschutz. 2006
[24] Leiße, B.: Holzschutzmittel im Einsatz; Bestandteile , Anwendungen und Umweltbelastungen, Wiesbaden 1992
[25] Leiße, B.: Holzbauteile richtig geschützt; langlebige Holzbauten durch konstruktiven Holzschutz, 2002
[26] Mannes,W., Lips-Ambs, F-J.: Dachkonstruktionen in Holz. Stuttgart 2001
[27] Mönck,W., Erler, K.: Schäden an Holzkonstruktionen, Analyse und Behebung, Berlin 2004
[28] Mönck,W., Rug,W.: Holzbau – Bemessung und Konstruktion, Berlin 2006
[29] Moser, K.: Entwicklungstendenzen im modernen Holzbau. In: DBZ 5/94
[30] Mostaedi, A.: Roofs – Architecture In Detail, Barcelona, 2003
[31] Müller, J. (Hrsg.): Holzschutz im Hochbau; Grundlagen – Holzschädlinge – Vorbeugung – Bekämpfung; IRB Verlag 2005
[32] Müller, K., Rich, H.: Holzschutzpraxis. Wiesbaden 2001
[33] Pech, A.; Hollinsky ,K.: Dachstühle, Wien 2005
[34] Prehl, H.: Hölzerne Dachkonstruktionen , Berechungen, Konstruktion, Tafeln, Beispiele. Düsseldorf 2001
[35] Petrik, H.,Wagner, G., Müller-Balz, H.: Entwicklungen von Konstruktionsdetails für Hausdächer in Holzbauweise. Stuttgart
1998
[36] Pfeifer,G., Liebers, A.: Der neue Holzbau, München 1998
[37] Rheinzink (Hrsg.): Anwendung in der Architektur, Datteln 2000
[38] Rongen, L.: Bauschäden: Gründach auf Holzkonstruktion. In: Deutsches Architektenblatt 8/2006
[39] Scheer, C. (Hrsg.).: Holzbautaschenbuch, Bd.3 - Bemessungsbeispiele nach DIN 1052. Berlin – München – Düsseldorf
2004
[40] Scheer, C. (Hrsg.); B. Radovic, M. Peter, S.Winter: Holzbau -Taschenbuch, Werkstoffe – Bemessung – Bauphysik. Berlin 2005
1.12 Literatur 191
2 Flachdächer
• Biogene Beanspruchungen, 5
4
• Fotochemische Einflüsse in Verbindung mit Im- 3
missionen, UV-Einstrahlung und Ozonbildung. 2
1
Bei der Planung muss auch die spätere einwand-
freie Ausführung aller Arbeiten sowie regelmäßige
Instandhaltungsarbeiten unter Baustellenbedin-
2.1 Einschaliges, nicht belüftetes Flachdach ,
2
gungen berücksichtigt werden. Kritische An- schematische Darstellung
schlusspunkte müssen gut zugänglich sein. 1 Unterkonstruktion (Massivplatte)
Durch genügend Abstand an anderen Problem- 2 Dampfsperre
punkten müssen die Voraussetzungen für ein- 3 Wärmedämmung
wandfreie Arbeit geschaffen sein (z. B. soll zwi- 4 Dachabdichtung
5 Oberflächenschutz
schen Dachrändern bzw. Wandanschlüssen und
Durchdringungen für Regenabläufe, Sanitärent-
lüftungen u. Ä. ein Mindestabstand von 50 cm 7
eingeplant sein). 6
5
4
Beanspruchungsklassen
Durch die Kombination von mechanischen und 3
thermischen Beanspruchungsstufen werden vier 2
1
Beanspruchungsklassen gebildet, auf die die Dach-
abdichtung jeweils abzustimmen ist (Tab. 2.3).
2.2 Zweischaliges, belüftetes Flachdach,
schematische Darstellung
2.1.3 Bauarten 1 Unterkonstruktion (Massivplatte) auch Leicht-
(Bauphysikalischer Aufbau) plattenkonstruktionen
2 leichte Dampfsperre (vgl. Abschn. 2.2.4 und 2.3.1)
3 Wärmedämmung
Flachdächer können nach zwei bauphysikalisch 4 Belüftungsraum
unterschiedlichen Konstruktionsarten ausgebil- 5 Dachschale auf Unterkonstruktion
det werden als: 6 Dachabdichtung
7 Oberflächenschutz
• einschaliges, nicht belüftetes Flachdach, früher
auch als „Warmdach“ bezeichnet (Bild 2.1),
• zweischaliges belüftetes Flachdach, früher auch Konstruktion mit der Dachabdichtung ein Ver-
als „Kaltdach“ bezeichnet (Bild 2.2). bundelement, das – je nach äußeren Verhältnis-
sen und Schichtenaufbau – als Ganzes mehr
Die früheren, bauphysikalisch unkorrekten Be- oder weniger stark gemeinsam erwärmt wird.
zeichnungen „Warmdach“ bzw. „Kaltdach“ kenn- • Beim belüfteten Flachdach, früher „Kaltdach“,
zeichneten den Unterschied der bauphysikali- sind wärmegedämmter Raumabschluss und
schen Systeme nur unzureichend, sind jedoch die Dachhaut mit ihrer Tragkonstruktion durch
immer noch weit verbreitet. Sie können wie folgt einen („kalten“) Luftraum getrennt. Die Dach-
erklärt werden: schale mit der Dachabdichtung liegt also bei
• Beim nicht belüfteten Flachdach, früher „Warm- niedrigen Außentemperaturen im kalten Be-
dach“, bildet die wärmegedämmte, tragende reich.
2.4
Definition der Randbereiche
(vereinfachte Flächeneinteilung;
bis 30 m Gebäudehöhe)
Schalung unter Dachabdichtungen. Fugen bei lung mindestens 24 mm. Die Bretter sollten höch-
Schalungen aus Vollholz unter Dachabdichtun- stens 16 cm breit sein. Verwendete Holzschutz-
gen sollen stets durch Nut und Feder oder gleich- mittel dürfen die Dachabdichtungen nicht schä-
wertige Maßnahmen miteinander verbunden digen, über Schalungen aus Holz ist eine
sein. Bei der Bemessung der Dachschalung ein- Trennschicht anzuordnen.
schl. Unterkonstruktion ist eine Wassersackbil-
dung durch unvermeidbare Ausführungsmängel
zu berücksichtigen. 2.1.10 Entwässerung
In Tabelle 2.6 sind Verankerungsmittel und Befes-
tigungsabstände für Bohlen bei verschiedenen Flachdächer sind grundsätzlich mit mindestens
Untergründen und Gebäudehöhen angegeben. 2 % Gefälle (s. Abschn. 2.1.4) und in der Regel mit
Bei mechanischer Befestigung der Dachabdich- innenliegender Entwässerung zu planen. Flach-
tung muss die Nenndicke von Holzwerkstoffen dächer mit einem geringeren Gefälle als 2 % sind
mindestens 22 mm betragen, bei Vollholzscha- Sonderkonstruktionen. Innen liegende Entwässe-
2.7a 2.7b
N N
N
2.7c N
≥ 15
2.8a 2.8b
2.8
Wandanschluss
a) Schnitt
b) Detail oberer Abschluss
c) Klemmschiene (alwitra),
d) Anschlusssicherung bei genutzter Oberfläche
2.8c 2.8d (alwitra)
≥ 15
2.9 Anschluss durch Schweißung auf beschichtetes 2.10 Flachdachanschluss an belüftetes Steildach
Anschlussblech
202 2 Flachdächer
Anschlüsse an geneigte Dachflächen sind min- Nach DIN 18 195 Teil 5 muss die Abdichtung bei
destens bis über die Höhen der Flachdachränder waagerechten oder schwach geneigten Flächen an
zu führen, damit im Falle des Versagens der Dach- anschliessenden, höherführenden Bauteilen in der
entwässerung kein Stauwasser in die empfindli- Regel 15 cm über die Oberfläche der Schutzschicht,
che Steildachkonstruktion eindringen kann und des Belages oder der Kieslage (Schutzschicht)
allenfalls nach außen überfließen kann. Die nöti- hochgeführt werden. Besteht diese Möglichkeit
gen Belüftungsöffnungen (vgl. Abschn. 1.9.2) sind nicht, so sind besondere planerische Maßnahmen
2 zu berücksichtigen (Bild 2.10). gegen das Eindringen von Wasser oder das Hinter-
laufen der Abdichtung erforderlich.
Anschlüsse an Durchdringungen z. B. von Wenn die Abdichtungen den o. g. Forderungen
Dachabläufen Sanitärrohren, Antennendurch- gemäß mindestens 15 cm über die Entwässe-
gängen u. Ä. können zwar mit Hilfe von Klebe- rungsebene hochgezogen werden, ergeben sich
flanschen hergestellt werden, doch sind derartige zwischen Außen- und Innenbodenflächen so
Eindichtungen auch bei sorgfältiger Ausführung große Höhendifferenzen, dass entweder die Kons-
ziemlich schadensanfällig. Besser sind Anschlüsse truktionsflächen auf unterschiedlichen Höhen lie-
mit Dichtungsmanschetten oder Klemmflan- gen müssen oder Stufen (Bild 2.14) unvermeid-
schen (s. Abschn. 2.6). lich sind (Bild 2.15).
Durchdringungen müssen untereinander und zu
Dies kann aber wegen der Nutzung der außen lie-
anderen Bauteilen im Regelfall einen Mindestab-
genden Flächen (Kinderwagen, Rollstühle usw.)
stand von 30 cm aufweisen.
oft nicht akzeptiert werden.
Ausbildung von Ecken. Wenn Abdichtungen ge- Bei behindertengerechten Gebäuden sind nach
genüber angrenzenden Bauteilen hochgezogen DIN 18 025 untere Türanschläge und -schwellen
werden müssen, stellen die dabei entstehenden grundsätzlich zu vermeiden bzw. dürfen eine
unvermeidlichen Ecken besondere Schwach- Höhe von 2 cm nicht überschreiten. Nach den
punkte dar. Bei der Ausführung muss an diesen Flachdachrichtlinien [11] darf die Türanschluss-
Stellen sehr sorgfältig gearbeitet werden. Die an- höhe von Abdichtungen in Ausnahmefällen bis
stoßenden hochgezogenen Abdichtungsbahnen auf 5 cm verringert werden. Damit können je-
erhalten zunächst besonders zugeschnittene doch die in DIN 18 195-5 getroffenen Festlegun-
Überlappungen (Bild 2.11a). Zusätzlich werden gen für den Anschluss von Abdichtungen an Ter-
die Eckpunkte mit herzförmig zugeschnittenen rassen – oder Balkontüren nicht erfüllt werden
oder teilweise auch als Formteil lieferbaren Ab- (Oberkante Abdichtung 15 cm über der Ober-
schlüssen überklebt (Bild 2.11b). fläche des Belages. Durch ein Gutachten des
Aachener Instituts für Bauforschung und ange-
Anschlüsse an Türen. Besonders kritische An- wandte Bauphysik konnte nachgewiesen wer-
schlusspunkte stellen die Übergänge von Ab- den, dass bei sorgfältiger Planung und Aus-
dichtungen zu Balkon- oder Terrassentüren dar. führung schadensfreie Bauwerksanschlüsse auch
2.11a 2.11b
≧ 50 cm
5cm
2 3 4
1 2 % Gefälle
1
die Auflager mit Hilfe von Gleitlagern oder Gleit- Dachrandabschlussprofile bilden den Über-
Kipp-Lagern zu bilden (s. Abschn. 2.3.2). Je nach gang zwischen Dachabdichtungen und Dachrän-
statischen Erfordernissen sind als Auflager Ring- dern. Dabei sind direkt eingeklebte Blechverwah-
anker vorzusehen (vgl. Abschn. 6.2.1.1 in Teil 1 rungen als Flachdachabschlüsse ungeeignet. Es
dieses Werkes). In jedem Fall sind die Auflagerfu- steht für diese Aufgabe eine große Zahl von
gen vor allem in den Außenwänden konstruktiv Spezial-Profilsystemen aus Leichtmetall-Strang-
und gestalterisch zu berücksichtigen. Sie werden pressprofilen sowie aus Blech- und Faserzement-
in der Regel durch entsprechende Gesims- oder Profilen in den verschiedensten Formen auf dem 2
Fassadenverblendungen abgedeckt (Bild 2.19). Markt zur Verfügung.
Öffnung raumhoch
möglich
2.17 Hochbiegen von Plattenecken infolge Durchbiegung 2.18 Flachdach-Aufkantung („Attika“)
≧X
≧X
2.19
Flachdachränder (schematisch)
a) Flachdach mit Randprofil
b) Flachdach mit Attika
c) Anschluss der Dichtungen
mit Hinterschneidung
d) Attika-Anschluss mit IsoKorb®
(SCHÖCK)
x = 10 cm bei Dachneigung ≤ 5°
x = 5 cm bei Dachneigung > 5° 2.19d
206 2 Flachdächer
In den Flachdachrichtlinien ist für Dachrandab- • Die Überlappung der oberen Abschlüsse von
schlussprofile vorgeschrieben: Putz oder Bekleidungen muss mindestens be-
• Die Oberflächen der Abdichtungen bzw. der tragen: Bei Gebäudehöhen
Kiesschüttungen müssen bei Dachneigungen – bis 8 m > 5 cm
bis 5° mindestens 10 cm, bei größeren Dachnei- – über 8 bis 20 m > 8 cm
gungen um mindestens 5 cm überragt werden – über 20 m > 10 cm.
(Bild 2.19).
2
2.20a 2.20b
9
8
7 6
6 5
5
4
4 3
3
2 2
1 1
2.20c 2.20d
• Der Überstand der Tropfkanten vor den zu und Außenecken stehen bei allen Herstellern ent-
schützenden Bauteilen soll mindestens 2 cm sprechende Formteile zur Verfügung. In Bild 2.11
betragen. sind 2 Beispiele für derartige Profile gezeigt.
An- und Abschlüsse von Dachflächen der Anwen-
Die Halterungen der Abschlussprofile werden am dungskategorie K1, die nur unter hohem Monta-
besten auf aufgedübelten Randbohlen aus Holz geaufwand oder nur durch Zerstörung von ande-
montiert (Befestigung s. Abschn. 2.1.9, Tab. 2.6). ren Bauteilschichten zugänglich werden, sind
Die Montage wird sehr erleichtert, wenn die Pro- nach Anwendungskategorie K2 auszuführen.
2
filkonstruktion ein möglichst einfaches Aus-
gleichen von unvermeidlichen Rohbauungenau-
igkeiten in der Höhe, in der Neigung und in der 2.1.13 Arbeitsablauf an der Baustelle
Fluchtrichtung erlaubt.
Den Übergang zu bituminösen Dachabdichtun- Abdichtungsarbeiten mit Heißklebemassen dür-
gen bilden Polymerbitumenbahnen oder Kunst- fen bei Außentemperaturen unter +4 °C und bei
stoff-Anschlussbahnen, die je nach Profilsystem regnerischem Wetter nicht ausgeführt werden.
auf unterschiedliche Weise zugfest eingeklemmt Abdichtungen mit Kunststoffen erfordern in die-
werden bzw. in die Abdichtungsränder ein- ser Hinsicht zwar weniger Rücksicht, doch ist zu
geklebt werden. Kunststoff-Dachabdichtungen bedenken, dass bei ungünstiger Witterung die
können direkt an die meisten Profilsysteme an- Qualität derartiger Arbeiten, die immer mit größ-
geschlossen werden. Die äußeren, den wechseln- ter Sorgfalt ausgeführt werden müssen, beein-
den Temperatureinflüssen ausgesetzten Teile der trächtigt wird. Daraus folgt für die Planung der
Dachrandabschlüsse müssen Längenänderun- Konstruktion und der Ausführung:
gen zulassen, ohne dass diese sich auf die An- • Möglichst witterungsunabhängige Arbeitsab-
schlussbahnen übertragen können. Für Innen- folgen mit Einsatz entsprechender Materialien,
Tabelle 2.21 Beispiele für Maßnahmen der Instandhaltung der Dachabdichtung und der Dacherneuerung
1 2
1 Inspektion Aufnahme des Zustandes der Dachabdichtung, der An- und Abschlüsse sowie der
Durchdringungen.
Die Ergebnisse der Inspektion können Basis für die Festlegung evtl. erforderlicher Wartungs-,
Instandsetzungs- oder Dacherneuerungsmaßnahmen sein.
2 Wartung z. B. Entfernen von unerwünschten Ablagerungen und Fremdbewuchs
Reinigen der Entwässerungsanlagen (siehe 4.2)
3 Instandsetzung a) Kleinere Instandsetzungsarbeiten, z. B.
Erneutes Absichern von Wandanschlussprofilen
Schutzanstriche auf korrosionsgefährdeten Metallteilen
Ausbessern kleinerer Schadstellen in der Abdichtung
Instandhaltung
Hinweis Zur Bildung der Normbezeichnung werden in Normen für Bitumen- bzw. Polymerbitumen-Dachbahnen, Dach-
dichtungsbahnen oder Schweißbahnen folgende Kurzzeichen verwendet:
G Glasgewebe PYP Polymerbitumen, modifiziert mit thermo-
PV Polyestervlies plastischen Kunststoffen
V Glasvlies 200 Flächengewicht der Trägereinlage,
z. B. 200 g/m2 (nicht V 13)
PYE Polymerbitumen, modifiziert mit
thermoplastischen Elastomeren DD Dachdichtungsbahn
J Jutegewebe S4 / S5 Schweißbahn mit 4 bzw. 5 mm Dicke
210 2 Flachdächer
PYE- PV200 S5
Polymerbitumen Trägereinlage Schweißbahn
(elastomer- Polyestervlies 5 mm dick
modifiziert) 200 g/m2
2
2.24 Beispiel: Kennzeichen einer Polymer-Bitumen-
schweißbahn, 5 mm dick 2.25 Gieß- und Einrollverfahren
gig mit mindestens 8 cm Stoßüberdeckung in dersprechen sich die DIN und die Flachdachricht-
parallelen Bahnen mit Versatz verlegt und voll- linien. Planer und Bauherr sollten sich für die Ver-
flächig miteinander verklebt. Zur Verklebung sind wendung einlagiger bituminöser Abdichtungen
zugelassen: gemeinsam entscheiden und dies schriftlich fest-
• Gießverfahren halten.
• Schweißverfahren Neben Polymerbitumenbahnen entwickeln sich
• Bürstenstreichverfahren auch so genannte „Sanierungsbahnen“ immer
mehr zu einem eigenständigen Produkt der Son-
• Kaltverklebung derbahnen. Diese sind so aufgebaut, dass die alte
Eine hohlraumfreie Verklebung ist unter Baustel- Abdichtung (bei Bedarf auch mit einer zusätz-
lenbedingungen am besten durch das Gieß- und lichen Wärmedämmung) auf dem Dach verblei-
Einrollverfahren erreichbar, bei dem die Dich- ben kann und die neue Abdichtung darüber auf-
tungsbahn in vorher reichlich aufgegossene un- gebracht wird. Wegen der in den alten Bauteilen
gefüllte Bitumenklebemasse so eingerollt wird, meistens enthaltenen Restfeuchtigkeit muss für
dass in ganzer Bahnenbreite ein Klebemassen- guten Dampfdruckausgleich gesorgt werden.
wulst entsteht (Bild 2.25). Deshalb sind die Sanierungsbahnen häufig un-
terseitig mit Hohlraumsystemen versehen. Die
Beim Schweißverfahren werden die Bitumen- erforderlichen Hohlräume können auch durch
Schweißbahnen an der Unterseite mit dem punkt- und streifenweise Verklebung oder mit
Flächenbrenner erhitzt, die zu verklebenden Bi- speziellen Vliesen oder Noppen gebildet werden.
tumenschichten angeschmolzen und die Bahnen
unter leichtem Andruck eingerollt. Dachabdichtungen mit Dachneigung < 2 %
Kaltverklebung kommt für spezielle, werkseitig sind Sonderkonstruktionen, die 2lagig mit Poly-
mit einer Kaltklebemasse versehene Bitumen- merbitumenbahnen nach DIN 52 132 der 52 133
bahnen nach Vorschrift der Hersteller in Frage. oder 3lagig auszubilden sind. Bei einer 3lagigen
Die kaltselbstklebenden Bahnen wurden insbe- Dachabdichtung muss die Oberlage aus einer Po-
sondere für den Einbau auf brandsensiblen lymerbitumenbahn nach DIN 52 132 oder 52 133
Gebäuden entwickelt, weil der Einsatz von und einer weiteren Lage aus Bitumenbahnen
Schweißbrennern hier ein zu großes Risiko be- nach DIN 52 130 oder 52 131 mit Trägereinlage
deuten würde. aus Polyestervlies oder Glasgewebe bestehen.
Für die 3. Lage können auch Bahnen mit einer
Einlagige bituminöse Abdichtungen werden Glasvliesträgereinlage verwendet werden. Ein
von verschiedenen Herstellern angeboten. Nach schwerer Oberflächenschutz (z. B. Kies, s. Abschn.
DIN 18 531 dürfen Dachabdichtungen einlagig 2.1.7) sollte vorgesehen werden.
hergestellt werden, wenn das Gefälle der Unterla-
ge mindestens 2 % beträgt. An- und Abschlüsse Kunststoff- und Kautschuk-Dichtungsbahnen
sind mehrlagig auszuführen. An Kehlen sollte die werden für einlagige Dachabdichtungen aus den
Abdichtung verstärkt werden. Einlagige Abdich- verschiedensten Materialien geliefert als:
tungen aus Polymerbitumenbahnen sind unter • trägerlose Dachbahnen
begrünten Dächern nicht zulässig. In den Flach-
dachrichtlinien heißt es andererseits eindeutig: • mit innenliegendem Gewebe verstärkt
„Dachabdichtungen mit Bitumenbahnen sind • mit Einlagen aus Glasvlies
mindestens zweilagig auszuführen …“. Hier wi- • unterseitig kaschiert mit Kunststoffvlies
2.2 Baustoffe 211
Hinweis Zur Bildung der Normbezeichnung werden in Normen für Kunststoff-Dach- und/oder -Dichtungsbahnen folgen-
de Kurzzeichen verwendet:
2
2.29a 2.29b
Auch für Kunststoff- und Elastomerbahnen hat tung verwendet werden. Dabei müssen die Nähte
der Zentralverband des Deutschen Dachdecker- sorgfältig verklebt werden.
handwerks im März 2007 ein Produktdatenblatt
herausgegeben, das mit
• Tabelle 1 „Eigenschaften der Abdichtungs- 2.2.3 Dampfdruckausgleichsschicht
bahnen für Dachabdichtungen“
Werden Flachdachabdichtungen auf Stahlbeton-
• Tabelle 2 „Anwendungstypen Bauwerks-
flächen fest aufgeklebt, muss Restfeuchtigkeit
abdichtungen“
aus dem Beton in Dampfform abgeführt werden
• Tabelle 3 „Kurzzeichen für Werkstoff- können. Insbesondere, wenn bei unsicheren Wit-
bezeichnungen“ terungsverhältnissen ein völlig trockener Einbau
• Tabelle 4 „Kurzzeichen für Produktmerkmale“ der Wärmedämmungen nicht gewährleistet wer-
• Tabelle 5 „Übersicht der Kunststoff- und den kann, ist auch eine obere Dampfdruckaus-
Elastomerbahnen für Abdichtungen“ gleichsschicht unter vollflächig aufgeklebten Ab-
• Tabelle 6 „Übersicht der Kunststoff- und dichtungsschichten vorzusehen.
Elastomerbahnen für Bauwerks- Als Regelausführung gilt dafür die streifen- oder
abdichtungen“ punktförmige Verklebung der Abdichtungs-
Hinweise für die Anwendung dieser Baustoffe schichten bzw. der Dampfsperre.
gibt. Eine punktförmige Verklebung mit dem Unter-
Wärmedämmplatten werden im Allgemeinen grund kann erzielt werden, wenn eine Trennlage
einlagig dicht gestoßen oder mit Haken- oder aus einer an der Unterseite grob besandeten Bi-
Stufenfalz (s. Bild 2.35 und 2.36) verlegt. Hart- tumen-Lochbahn verwendet wird. Der Dampf-
schaumplatten sollen bei verklebtem Schichten- druckausgleich erfolgt über die durch die Grob-
aufbau nicht größer als 0,625 × 1,200 m sein. besandung bewirkten Hohlschichten zwischen
Die aus den sehr hohen Wärmeschutzanforde- den Verklebungspunkten (s. auch Abschn. 2.3.1).
rungen an Flachdächer resultierenden großen Bei lose verlegten Dampfsperren oder Dichtungs-
Dämmstoffdicken sind nicht für alle Materialar- bahnen sind Dampfdruckausgleichsschichten
ten problemlos. Es wurden z. B. Schwindvorgänge nicht erforderlich.
und Verwerfungen beobachtet, die bei fest auf-
geklebten Dachdichtungen zu schweren Schä-
den führten. Es empfiehlt sich daher, bei Schaum- 2.2.4 Dampfsperren
stoffplatten eine 2lagige Verlegung, bei der die
obere Schicht aus Rollbahnen besteht (Bild 2.28). Als Dampfsperren auf Bitumen-Basis sind geeig-
Wärmedämmplatten aus PS-Schaum werden net:
auch als Gefälleplatten hergestellt und mit 1- • Bitumenschweißbahnen mindestens 4 mm
oder 2seitiger Kaschierung aus Bitumenbahnen dick, mit Glasvlies- und Metallbandeinlage 0,1
(Bild 2.26). Wenn die Kaschierung aus mindestens Typenbezeichnung V 60 S 4 + AL 01
3 m langen Dachdichtungsbahnen besteht, kann • Dampfsperrbahnen mit Metallbandeinlage, Ty-
sie als 1. Lage einer mindestens 3lagigen Abdich- penbezeichnung AL 01, CU 01
214 2 Flachdächer
Tabelle 2.27 Anwendungsgebiete und Differenzierungen der Produkteigenschaften3) der Wärmedämmstoffe nach
DIN V 4108-10
Dämmstoff1)
MW EPS XPS PUR PF CG EPB ICB WF WW
Anwendung2)
dg
dka wk dk
DAD + + + + + + dm
2 dh wf
ds
dh
dm
dh
dm dh dh ds dh
DAA + + ds + +
dh ds ds M.S.D.b,c ds
dx
dx
dh
DUK – – ds – – – – – – –
dx
Dach, Decke DZ +a + – + + – + + + +
dk dk dk
DI + + + + + + +
dh dm dm
dm
dg
dh dh dh
DEO + + + + + dm +
ds ds ds
ds
dx
M.S.D.b,c
sh
sh sh sh
DES sm – – – – – –
sg M.S.D.b,c sg
sg
sg
1) genormte Wärmedämmstoffe
Kurzzeichen Anwendungsbeispiele
DAD Außendämmung von Dach oder Decke, vor Bewitterung geschützt, Dämmung unter Deckungen
DAA Außendämmung von Dach oder Decke, vor Bewitterung geschützt, Dämmung unter Abdichtungen
DUK1 Außendämmung des Daches, der Bewitterung ausgesetzt (Umkehrdach)
DZ Zwischensparrendämmung, zweischaliges Dach, nicht begehbare, aber zugängliche
oberste Geschossdecken
DI Innendämmung der Decke (unterseitig) oder des Daches, Dämmung unter den Sparren/
Tragkonstruktion, abgehängte Decke usw.
DEO Innendämmung der Decke oder Bodenplatte (oberseitig) unter Estrich ohne Schallschutzanforderungen
DES Innendämmung der Decke oder Bodenplatte (oberseitig) unter Estrich mit Schallschutzanforderungen
2.2 Baustoffe 215
Legende:
+: Anwendung möglich, keine weiteren Differenzierungen der Produkteigenschaften des Wärmedämmstoffes
–: keine genormte Anwendung
M.S.D.: Mehrschichtdämmung
a Für diese Anwendung muss der λD-Nennwert der Wärmeleitfähigkeit nach DIN EN 13 162 ≤ 0,040 W/(m · K) betragen.
b Bei Mehrschichtplatten müssen die einzelnen Schichten die Mindestanforderungen nach DIN V 4108-10 für die vorgesehene
Anwendung erfüllen. Sie müssen zusätzliche Mindestanforderungen an die Punktlast (für DAA), an die Grenzabmaße für die
Dicke (für DES), an die Zusammendrückbarkeit (für DES,WTH) und an die dynamische Steifigkeit (für DES,WTH) erfüllen.
Im Bezeichnungsschlüssel für Mehrschichtdämmungen sind die Bezeichnungsschlüssel für die einzelnen Schichten und für
die anwendungsbezogenen zusätzlichen Mindestanforderungen auszuweisen.
c Dämmplatten aus Schichten von Blähperlit und nach DIN EN 13 162.
• Bitumenschweißbahn nach DIN 52 131, 5 oder Dicke des Werkstoffes s (in m). An Ort und Stelle
4 mm dick, Typenbezeichnung G 200 S 5, G 200 aufgebrachte Klebeschichten bleiben bei der Be-
S 4, J 300 S 5, J 300 S 4, V 60 S 4 messung unberücksichtigt (s. DIN 4108-3 „Wär-
• Bitumendachdichtungsbahnen nach DIN 52 130, meschutz im Hochbau; Klimabedingter Feuchte-
Typenbezeichnung G 200 DD, J 300 DD schutz; Anforderungen und Hinweise für Planung
• Glasvlies-Bitumendachbahnen nach DIN 52 143 und Ausführung“).
Typenbezeichnung V 13 Beim Einbau einer Dampfsperre mit einem Sperr-
wert („diffusionsäquivalente Luftschichtdicke“)
Außerdem können als Dampfsperren fast alle von mindestens 100 m in Verbindung mit einer
Kunststoff-Dichtungsbahnen (s. Abschn. 2.2.1) nach DIN 4108-3 ausreichend bemessenen
verwendet werden, doch ist der jeweilige mate- Dämmschicht ist die Dachkonstruktion von nicht
rialspezifische Systemaufbau zu berücksichtigen. klimatisierten Wohn- und Bürogebäuden ohne
Bei Schaumglas-Platten reicht im Allgemeinen al- besonderen Nachweis ausreichend gegen Tau-
lein die vollflächig aufgetretene Bitumenklebe- wasser geschützt.
masse in Verbindung mit sorgfältigem Bitumen- Bei raumklimatisch höher beanspruchten Räu-
Fugenverguss als Dampfsperre aus. men (z. B. bei Schwimmbädern und bei klima-
Der Sperrwert einer Dampfsperrschicht sd = μ · s tisierten Räumen besteht die Dampfsperre in der
ergibt sich aus der werkstoffspezifischen Was- Regel aus Dachdichtungsbahnen mit Metall-
serdampf-Diffusionswiderstandszahl μ mal der bandeinlagen und ist nach DIN 4108-3 bauphysi-
kalisch zu dimensionieren.
216 2 Flachdächer
7
6
2.30
Dampfdruckausgleichsschicht (schematisch) 3
2
1 Massivdecke (mit Voranstrich)
2 Dampfdruckausgleichsschicht, Glasvlieslochbahn, 5
unterseitig grob besandet 4
3 Bitumenklebemasse 3
4 Dampfsperre 2
1
2
5 Wärmedämmung
6 3lagige bituminöse Abdichtung (Klebeschichten nicht
besonders dargestellt) auf Glasvlieslochbahn (obere
Dampfdruckausgleichsschicht, vgl. 2)
7 Kiesschüttung (Körnung 16/32)
2.31a 2.31b
liche Beschaffenheit über den gesamten Quer- gungen bis 5 mm eben durchgeführt werden;
schnitt hinweg ermöglicht – besser als bei dabei sind mindestens 20 cm breite Schlepp-
Decken z. B. mit Hohlkörpern – die Übersicht streifen unter der Abdichtung anzuordnen.
über dieVorgänge, die sich bei der Dampfdiffu- • Fugentyp II für schnell ablaufende und häufig
sion im Inneren der Massivdachkonstruktion ab- wiederholte Bewegungen
spielen. Der bei Stahlbetonplatten unvermeid-
lichen Längenänderung durch Kriechen und
2 Schwinden sowie durch Temperatureinflüsse und
Abdichtungen von Fugen des Fugentyps II sind je
nach Einzelfall festzulegen, z. B. durch Unterbre-
die Biegeverformung muss durch Ausbildung chen der Flächenabdichtung und
von Gleitlagern begegnet werden.
• schlaufenartige Anordnung geeigneter Ab-
Gemauerte Wände als Deckenplattenauflager dichtungsstoffe
müssen durch Ringanker gegen Abreißen der
• Anordnung von Fugenbändern mit Einklebe-
oberen Schichten bei Dehnungsbewegungen
flansch
der Deckenplatte gesichert werden. Die Gleit-
schichten sind so herzustellen, dass die Gleit- • mit Hilfe vorgefertigter Fugenkonstruktionen
flächen unter Druck nicht miteinander verkle- mit integrierten Kunststoff- bzw. Elastomer-
ben. Geeignet sind doppelte Lagen kräftiger Dichtungsprofilen
Kunststoff-Folien, die lose auf die völlig eben her- • mit Hilfe von Los- und Festflanschkonstruktio-
gestellte Oberfläche der Ringanker aufgelegt nen und Einbau von Fugenbändern
werden. Eine Randabklebung zwischen beiden
Folien lässt Gleitbewegungen zu, verhindert Bei Fugen des Fugentyps II sollten die Abdichtun-
aber das Eindringen von Betonschlämme gen aus der wasserführenden Schicht herausge-
während des Betonierens, wodurch die Reibung hoben werden (DIN 18 531-3). Durch Dämmstoff-
zwischen beiden Folien erhöht werden würde keile sind Hochpunkte zu bilden. Die auf diese
(Bild 2.31a). Weise durch die Bewegungsfugen gebildeten
Bei Biegeverformung der Deckenplatten können Dachflächen sind unabhängig voneinander zu
durch die damit verbundene Verdrehung am Auf- entwässern.
lager Zwängungen an den Wandkanten entste- Die Ausbildung von Fugen des Fugentyps II zeigt
hen. Sie lassen sich vermindern, wenn man als Bild 2.32.
Auflager der Decke nur das mittlere Wanddrittel
berücksichtigt und durch Schaumstoffstreifen an Abdichtung. Für die Abdichtung einschaliger
den Rändern eine gewisse Verdrehbarkeit des Flachdächer auf Massivplatten haben sich als
Auflagers gewährleistet. Bei Spannweiten über Bauarten herausgebildet:
etwa 6 m ist darüber hinaus die Auflagerung auf • Flachdächer mit geklebter Bitumenabdichtung
Butylkautschukstreifen ratsam („Gleit-Kipp-La- (Bild 2.33a)
ger“, Bild 2.31b). Die durch das Gleitlager gebil- • Flachdächer mit lose verlegten Kunststoffbah-
dete Fuge wird bei geputzten Bauteilen innen nen (Bild 2.33b)
durch Einputzprofile ausgebildet. Die äußere Ab- • Umkehrdächer (Bild 2.33c) mit der Abwand-
deckung der Gleitfuge ist bei der Gesimsgestal- lung zum „Duo-Dach“ (Bild 2.33d)
tung zu berücksichtigen.
Wärmedämmmaßnahmen sind mit größter Sorg- Geklebte bituminöse Abdichtung (Bild 2.33a)
falt auszuführen, um Wärmebrücken in jeder haben sich bei einwandfreier Ausführung seit
denkbaren Situation zu vermeiden. langem bewährt und werden an vielen Stellen
immer noch neueren Ausführungen vorgezogen.
Der wesentliche Vorteil besteht durch die bei
Fugen. Wenn bei großen Bauteilen Bewegungsfu- mehrlagiger Ausführung größeren Sicherheit
gen erforderlich sind, müssen sie in allen Schichten gegen Undichtigkeiten und mechanische Beschä-
des Flachdachaufbaues berücksichtigt werden. digungen vor allem während der Bauzeit. Ande-
Die DIN 18 531-3 definiert für Bewegungsfugen rerseits sind die zahlreichen, mit großer Sorgfalt
in Dachflächen ungenutzter Dächer zwei Fugen- und handwerklichem Können auszuführenden Ar-
typen: beitsgänge, die außerdem nur bei trockener Wit-
• Fugentyp I für langsam ablaufende und selten terung und bei Temperaturen über +4 °C ausge-
wiederholte Bewegungen Die Abdichtungen führt werden dürfen, von Nachteil. Eventuelle
aus verklebten Bitumen-, Kunststoff- oder Elas- Schadensstellen lassen sich in mehrlagigen ver-
tomerbahnen können über Fugen mit Bewe- klebten Abdichtungen fast unmöglich lokalisieren,
2.3 Nicht belüftete Flachdächer 219
8
7
6
5
4
3
2
2
1
2.32a 10 11
8
9
4
3
2
2.32b 10 11
7
5
4
3
2
2.32c 10 11
2.32 Bewegungsfugen
a) mehrlagige Abdichtung aus Polymerbahnen, mit Schlaufe durchlaufend; schwerer Oberflächenschutz
(Kiesschüttung)
b) einlagige Abdichtung aus Kunststoff-Dichtungsbahn, mit Schlaufe durchlaufend
c) mehrlagige Abdichtung aus Polymerbahnen mit leichtem Oberflächenschutz (Besplittung)
1 Stahlbetondecke 7 Dehnungsschlaufe, Polymerbahnen mit hoher
2 Dampfdruckausgleichsschicht Reißfestigkeit, Flexibilität und Standfestigkeit
3 Dampfsperre 8 Schaumstoffwulst
4 Wärmedämmung 9 Kunststoff-Dachdichtungsbahn
5 mehrlagige Abdichtung 10 Fugenausfüllung
6 schwerer Oberflächenschutz 11 Fugenüberbrückung (Trennstreifen)
(Kiesschüttung 16/32)
220 2 Flachdächer
8 8
5 5/9
4 4
3 3
2 6
2 1 1
2.33a 2.33b
8 8
7 7
4a 4a
5 5
6 4
1 1
2.33c 2.33d
2
2.34a 2.34b 2.34c 2.34d
6
6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
der kein Wasser aufnimmt, nicht quillt und Die dicht gestoßenen einlagig lose verlegten
schrumpft, ist es daher möglich, die Dachdich- Wärmedämmplatten müssen gegen Verschieben
tung unter der Wärmedämmung unmittelbar auf noch während der Herstellungsarbeiten und der
der Unterkonstruktion aufzubringen. damit verbundenen Gefahr der Bildung von Wär-
Die Abdichtung kann aus allen üblichen Dach- mebrücken unbedingt gesichert werden. Das ge-
bahnen hergestellt werden. Am vorteilhaftesten schieht am zuverlässigsten durch Verwendung
ist jedoch meistens die Ausführung mit lose ver- von Dämmplatten mit Stufenfalz, besser mit Ha-
legten Kunststoff-Dachdichtungsbahnen. Entwe- kenfalz (Bild 2.35 bzw. 2.36). Gegen UV-Strahlung,
der werden dabei Dichtungsbahnen mit aufka- mechanische Beschädigung und Aufschwimmen
schierter Schutz- und Trennlage verwendet, oder wird die Wärmedämmung durch eine Kiesschüt-
es ist als Schutz gegen mechanische Beschädi- tung geschützt, die etwa genauso dick sein sollte
gungen während der Verlegungsarbeiten eine wie die Dämmplatten.
Trennschicht vorzusehen (z. B. geschäumte PE- Bei Umkehrdächern wird angenommen, dass die
Folie o. Ä.). Wirkung der oberhalb der Abdichtung liegenden
222 2 Flachdächer
Verschweißung
4 4 4
3 3 3
2 2 2
1 1 1 2
Fixierung durch
HARDO-WD Nagel o.ä.
2.39a 2.39b 2.39c
• Die Durchbiegung der Stahltrapezprofile sollte dächern sollten außen liegende Dachrinnen un-
1/500 der Einzelspannweiten nicht überschrei- bedingt vermieden werden. Innenliegende Re-
ten. Kritisch sind Dachneigungen unter 2°, weil genwasserabläufe müssen an den Tiefpunkten
dann immer infolge von Durchbiegungen mit der Dachflächen liegen, die sich infolge der un-
Wassersackbildung gerechnet werden muss. vermeidlichen Durchbiegungen der Trapezblech-
flächen in der Regel in den Feldmitten ergeben.
Besondere Aufmerksamkeit ist der Planung der Dort sind jedoch die Abläufe wegen der unter-
Entwässerung zu widmen. Bei Trapezblech- halb der Dachflächen erforderlichen Regenwas-
200
800 2.40a
1000
200
2.40b
2.41
Mechanische Fixierung
von Dachbahnen
Tabelle 2.42 Empfohlene Mindestdicken auf Trapezprofilen (unabhängig vom erforderlichen Wärmeschutz)
Größe lichte Weite Wärmedämmstoff
zwischen den Mindestdicke in mm
Obergurten
in mm PS PUR Mineralfaser Schaumglas
70 40 40 50 40
100 50 50 80 50
130 60 60 100 60
2
150 70 60 120 70
160 80 70 120 80
170 90 80 140 90
180 100 80 140 90
klebung mit Kaltklebemassen empfohlen, ggf. in Bei den aus statischen Gründen erforderlichen
Verbindung mit zusätzlichen mechanischen Be- Dimensionen stellen Porenbetonplatten eine ak-
festigungen im Randbereich. zeptable Wärmedämmung dar. Würde man ähn-
Am Dachrand und an Durchdringungen ist das lich wie bei Stahlbetondecken eine obere Wär-
Einströmen von Außenluft durch Verschluss der medämmung anordnen und so bemessen, dass
Hohlräume mit Sickenfüllern zu verhindern, die der Taupunkt oberhalb der Dampfsperre liegt,
für alle gängigen Trapezprofile lieferbar sind. müssten überdimensional dicke Wärmedämm-
Dächer aus Trapezprofilen sind relativ brandemp- schichten verwendet werden.
findlich. Im Brandfall kommt es bei starker Erhit- Untersuchungen haben ergeben, dass bei ein-
zung der Dachunterseite durch Hitzeübertra- schaligen Flachdachkonstruktionen mit Porenbe-
gung oft zu rascher Brandausweitung auf die tonplatten gemäß Bild 2.43 unter der Vorausset-
Wärmedämmung und die Abdichtungen. Die Tra- zung mittlerer Raumtemperaturen von 20 °C bei
pezbleche verlieren durch Verformungen ihre 65 % relativer Luftfeuchtigkeit zwar innerhalb der
Tragfähigkeit, und es kann zu schlagartigem Ein- Porenbetonplatten Wasserdampfkondensat auf-
sturz kommen. Für Trapezdächer kann durch Be- tritt, sich jedoch im Jahresmittel durch konti-
kleidungen der Unterseiten mit Brandschutzplat- nuierliche Rücktrocknung zum Innenraum hin
ten eine verbesserte Feuerwiderstandsfähigkeit keine bedenklichen Feuchtigkeitskonzentratio-
erreicht werden (s. Abschn. 16.7 in Teil 1 des Wer- nen ergeben.
kes und DIN 4102). Außerdem kann durch spe- Da diese Voraussetzungen jedoch nicht immer
zielle Brandschutzeinlagen mit Kühleffekten in gegeben sind und Porenbetonplatten allein die
die Hohlräume der Trapezflächen eine Verbesse- geforderten Mindestanforderungen an den Wär-
rung des Brandverhaltens erreicht werden. meschutz nicht erfüllen können, müssen ggf. mit
bauphysikalischen auf den Einzelfall abgestimm-
2.3.4 Flachdachabdichtung ten Berechnungen eine zusätzliche Wärmedäm-
mung und die zweckmäßige Anordnung einer
auf Poren- und Leichtbetonplatten Dampfsperre bestimmt werden.
Porenbetonplatten als Tragwerk einschaliger Lose verlegte Kunststoffdichtungsbahnen wer-
Flachdachkonstruktionen sind hinsichtlich der den auf Porenbetonplatten mechanisch (ähnlich
wärmetechnischen Bemessung ein Sonderfall. wie in Bild 2.39c) oder durch Voranstrich und
streifenförmigen Kleberauftrag fixiert.
2.43
Flachdachabdichtung auf
Porenbetonplatten
1 Glättputz und Anstrich
2 Porenbeton-Dachplatten
3 Bitumen-Voranstrich
4 Dampfdruck-Ausgleichsschicht:
Glasvlies-Lochpappe
5 Dachhaut mit Schutzschicht:
Kiesschüttung 15/30
226 2 Flachdächer
2
Detail A
Detail B
3 ≧ 2%
1 4
5 6
7
10
11
12 2.45
Oberseitig gedämmtes Dachparkdeck mit Fahrbelag
aus Ortbeton
1 Freie Gestaltungsmöglichkeit der Fassade z. B.
durch Putz, Verschalung
2 Blechabdeckung
20 3 Randaufkantung
4 4 Ortbeton (unbewehrt mit Scheinfugen)
30
5 5 PVC-Folie
6
6 Dampfdruckausgleichsschicht
7 7 Schaumglas
20
7 5
4
6
8 3
2.46
Flachdach mit lose verlegter Abdichtung 2
auf Holz-Unterkonstruktion 1
1 Spanplatte
2 Dampfbremse
3
3 Wärmedämmung
4 Kunststoff-Dachbahn
5 Kiesschüttung
6 Randbohle (auch Fixierung
der Dampfsperre)
7 Randkeil
8 Dachrandprofil mit Klemmprofil
für Dachbahn (schematisch)
228 2 Flachdächer
Die Dachflächen müssen eine Mindestdachnei- Bei der Ausführung sind neben den Flachdach-
gung von 2 % aufweisen, um Wassersackbildun- richtlinien und Normen für Flachdächer auch die
gen zu vermeiden. Normen über Bauwerksabdichtung (DIN 18 195-1
Falls schädigende Einflüsse von Holzschutzmit- bis 18 195-10) zu beachten.
teln oder Bindemitteln der Holzwerkstoffe nicht
mit Sicherheit ausgeschlossen werden können,
sind Trennlagen vorzusehen. 2.4.2 Begehbare Flachdächer1)
2 Ein Ausführungsbeispiel mit lose verlegter Ab-
dichtung aus Kunststoffbahnen zeigt Bild 2.46. Bei Belägen von begehbaren Flachdächern muss
die kraftschlüssige Verbindung mit der Abdich-
Bei geklebten, mehrlagigen Abdichtungen be-
tung durch Trennlagen verhindert werden. Auf
steht die unterste Lage aus Bahnen mit hoher
den abgedichteten Flächen werden die Gehbe-
mechanischer Festigkeit (s. Abschn. 2.2.1), die mit
läge vielfach aus frostfesten keramischen Platten
verzinkten Breitkopfstiften auf die Unterlage
ausgeführt. Kleinformatige Platten werden in be-
genagelt wird.
wehrtem, mindestens 4 cm dickem Mörtelbett auf
Im übrigen wird der Schichtenaufbau wie auf Noppenplatten oder auf einer wasserdurchlässi-
Massivplatten ausgeführt. gen Schicht aus Einkornbeton (s. Abschnitt 10.7.4
in Teil 1 des Werkes) verlegt. Diese Dränschicht ist
an die Entwässerung anzuschließen. Zwischen
Dränschicht und Abdichtung sind zwei lose ver-
2.4 Nicht belüftete Flachdächer legte PE-Folien o. Ä. als Trennschicht zu verlegen.
mit genutzter Oberfläche Da in Plattenbelägen jedoch erhebliche tempe-
raturbedingte Längenänderungen vorkommen
2.4.1 Allgemeines können, müssen in Abständen von höchstens
2 m Fugen angeordnet werden, die auch das
Vielfach besteht die Notwendigkeit, Flachdach- Mörtelbett durchschneiden und mit einem elas-
flächen von ganzen Bauwerken oder Bauwerks- tischen Material (z. B. Bitumenverguss) verfüllt
teilen nutzbar zu machen. werden. Fugen müssen ebenso an allen Randan-
Für die Abdichtungen ist dabei schwerer Ober- schlüssen vorhanden sein. Außerdem muss die
flächenschutz (s. Abschn. 2.1.8) erforderlich. Man Abdichtung bereits das notwendige Gefälle auf-
unterscheidet: weisen. Der Gefälleausgleich darf nicht durch das
Mörtelbett erfolgen. Zwischen Mörtelbett und
• begehbare Flachdächer Dachabdichtung ist eine Gleitschicht (z. B. PE-Fo-
• befahrbare Flachdächer lie) vorzusehen (Bild 2.47).
• begrünte Flachdächer Wenn bei kleineren Flachdachflächen eine Außen-
entwässerung mit vorgehängter Rinne nicht zu
Flachdächer mit genutzten Oberflächen werden vermeiden ist, bergen solche Konstruktionen vie-
fast ausschließlich als einschalige Konstruktion le Fehlerquellen. Einer Innenentwässerung ist der
ausgeführt. Ihr bauphysikalischer Aufbau gleicht Vorzug zu geben. Dabei muss darauf geachtet
den Flachdächern mit nichtgenutzter Oberfläche, werden, dass die Wandabschlüsse der Dachab-
doch muss – je nach Beanspruchung – für die dichtung 15 cm, in jedem Falle aber so weit hoch-
Wärmedämmung entsprechend druckfestes Ma- gezogen werden, dass bei Rückstau infolge ver-
terial verwendet werden, und es müssen beson- stopfter Abflüsse allenfalls ein Überfließen des
dere Vorkehrungen für den Schutz der Abdich- Wassers nach außen über einen Notüberlauf
tungen getroffen werden. Insbesondere muss (Wasserspeier) möglich ist.
dafür gesorgt werden, dass sich weder mecha- Bei größeren begehbaren Flächen können die
nische Beanspruchungen noch Spannungen aus Schwierigkeiten eines kompakten Gehbelages in
thermischer Belastung der Nutzflächen auf die Mörtelbett vermieden werden, wenn mindestens
Abdichtungen übertragen können. 4 cm dicke großformatige Natur- oder Kunst-
Wärmedämmstoffe müssen erhöhte Druckbelast- steinplatten lose mit punktförmiger Auflagerung
barkeit haben (Anwendungstyp1) WS-WDS, s. Tab. auf vorgefertigten „Stelzlagern“ verlegt werden.
2.27). Die aus Eigengewicht der Platten und Nutzlast
(gem. DIN 1055-3 für Terrassen 4,0 kN/m2) be-
dingten Punktlasten von Stelzlagern müssen
1) s. Abschnitt 10.7 in Teil 1 des Werkes durch entsprechend große Auflagerflächen über-
2.4 Nicht belüftete Flachdächer 229
10 6
9 7
5
8 4
7 6
6 5
5
4 3 4
2 3
3
2 1
1
2
1
2
2.47c
2.47a
2.47b
2.47
a) Begehbares Flachdach, Belag aus
kleinformatigen frostfesten
keramischen Platten in Mörtelbett
1 Massivdecke mit Gefälle
2 Ausgleichsschicht (Lochbahn)
3 Dampfbremse
b) Begehbares Flachdach, Platten c) Begehbares Flachdach mit lose
4 Wärmedämmung
auf höhenverstellbaren verlegten Platten (Prinzip des
5 3lagige bituminöse
Stelzlagern „Umkehrdaches“)
Abdichtung
6 Trennlage (PE-Folie, 2lagig) 1 Massivdecke 1 Stahlbeton
7 Einkornbeton 2 Dampfbremse 2 Trennlage
8 bewehrter Verlegemörtel 3 Wärmedämmung 3 Abdichtung
4 cm 4 Abdichtung auf Dampfdruck- 4 extrudierter PS-Hartschaum
9 Spaltplatten ausgleichsschicht mit oberer 5 Filtervlies
10 Trennfuge, oben mit dauer- Schutzlage 6 Kiesschüttung, Körnung 6/9
elastischer Abdichtung 5 Stelzlager (ALWITRA) 7 Beton- oder Natursteinplatten
(e ca. 2 m/ 4 m2) 6 5 cm Betonplatten mit Fugenkreuzen
tragen werden. Als Wärmedämmung ist ein nicht Der wohl einfachste Terrassenaufbau ergibt sich,
zusammendrückbares Material (Hartschaum, Fo- wenn die Dachabdichtung nach dem Prinzip des
amglas) zu verwenden. Sonst können die Stelzla- „umgekehrten Flachdaches“ (vgl. Abschn. 2.3.2)
ger die Abdichtung allmählich „durchstanzen“. ausgeführt wird und schwere, großformatige
Stelzlager, die in der Höhe justierbar sind, erleich- Platten lose in mindestens 5 cm dicke Schüttun-
tern die Verlegearbeiten und ermöglichen die bei gen aus Splitt oder Perlkies verlegt werden (Bild
derartigen Ausführungen fast immer nötigen 2.47c).
Nacharbeiten, wenn einzelne Platten sich senken
(Bild 2.47b).
Aufstelzungen können auch erreicht werden, 2.4.3 Befahrbare Flachdächer
wenn großformatige Platten auf Kunststoff-
säckchen, gefüllt mit feuchtem Zementmörtel, Auf befahrbaren Flachdachflächen ohne Wärme-
verlegt werden. Bei einem solchen Verlegeverfah- dämmung (z. B. in offenen Parkdecks) haben die
ren ist nachträgliches Ausrichten der Platten je- Abdichtungen nur die Aufgabe, die tragende
doch aufwendig. Konstruktion gegen Regen und Schmelzwasser
Zu berücksichtigen ist, dass die Hohlräume unter (meistens auch in Verbindung mit Auftausalzen)
den Platten mit der Zeit stark verschmutzen und zu schützen. Alle Oberflächen sollen ein Mindest-
einen fast idealen Unterschlupf für allerlei Klein- gefälle von 1 % aufweisen. Die Fahrbahnbeläge
lebewesen bieten. Sie müssen daher immer wie- können z. B. aus großformatigen bewehrten
der durch Aufnehmen einzelner Platten gereinigt Stahlbetonflächen von ca. 5 m2 Einzelfläche be-
werden. stehen. Die Abdichtungen müssen gegenüber
Bei der Verwendung steifer Wärmedämmplat- der Fahrbahnkonstruktion durch mehrlagige
ten in Verbindung mit Stelzlagern sind ggf. be- Gleit- bzw.Trennschichten geschützt werden.
sondere Maßnahmen zur Verhinderung von Tritt- Bei befahrbaren wärmegedämmten Flachdä-
schallübertragung erforderlich. chern dürfen nur druckfeste Wärmedämmstoffe
230 2 Flachdächer
2 11
11 10
9 9
10
7
5
4 4
3 3
2 2
1 1
der Anwendungstypen WD oder WDS (s. Tab. Abdichtung (Bild 2.50). Die Fugen werden mit
2.27) verwendet werden. Spezialprofilen oder durch Vergussmassen ge-
Befahrbare Dächer nach dem Prinzip des Um- schlossen.
kehrdaches (s. Abschn. 2.3.2) können mit Fahr- Bei schweren Belastungen durch Fahrzeuge bis
bahnbelägen aus Pflasterungen oder Verbund- etwa 30 t Gesamtgewicht werden die Abdichtun-
pflaster ausgeführt werden. Dabei sollten gen bzw. die Wärmedämmungen durch Stahlbe-
mindestens 8 cm dicke Steine (bei Schwerver- ton-Druckverteilungsplatten geschützt.
kehr 10 cm dick) verlegt werden (Bild 2.48). Durch Zu beachten ist, dass sich – je nach Konstruk-
ausreichende Filterschichten ist zu verhindern, tionsart bzw. anzunehmender Belastung – erheb-
dass der Verlegesand oder der Sand der Verfu- liche Aufbauhöhen bis insgesamt etwa 35 cm er-
gungen in die Dränschicht des Umkehrdaches geben können, zusätzlich erhöht durch die
ausgewaschen werden kann. Sonst besteht die erforderlichen Gefälleschichten.
Gefahr, dass sich Pflasterungen infolge von Walk-
und Horizontalbeanspruchungen (durch Anfah- In allen Fällen sind die Abdichtungen mindes-
ren oder Abbremsen) verschieben. tens 15 cm an Wandanschlüssen o. Ä. hochzu-
ziehen und durch hochgezogene Schutzstreifen,
Befahrbare Flachdächer werden bei schwereren
Schrammborde usw. zu schützen (vgl. Bild 2.50).
Beanspruchungen durch spezielle Beläge und
mit oberer Abdichtung ausgeführt.
Die Fahrbahnen werden dabei aus Stahlbeton- 2.4.4 Begrünte Flachdächer
platten in Ortbeton mit Einzelfeldgrößen von et-
wa 0,80 × 0,80 m bis etwa 2,50 × 2,50 m gebildet. Begrünte Flachdächer gewinnen immer mehr an
Sie liegen auf Filterschichten aus Einkornbeton Bedeutung. Sie können Staubpartikel binden,
oder Splitt- bzw. Kiesschichten (Bild 2.49) oder Feuchtigkeit speichern und den Schallschutz ver-
mit doppelten Trennlagen unmittelbar auf der bessern.
2.4 Nicht belüftete Flachdächer 231
Bei begrünten Flachdächern ist die Abdichtung Bewegungsfugen in der Fläche des begrünten
keinen Temperaturschwankungen ausgesetzt und Flachdachs dürfen durch den Begrünungsaufbau
vor UV-Strahlung geschützt. Begrünte Flachdä- nicht überdeckt werden (Bild 2.57).
cher können deshalb eine wesentlich höhere Le- Unterbrechungen der Abdichtung durch
bensdauer haben als frei bewitterte Systeme. schlecht zu überwachende Durchführungen
Bei begrünten Flachdächern wird auch Guss- von Geländerstützen, Installationsbelüftungen,
Antennen o. Ä. sind möglichst zu vermeiden.
asphalt als Abdichtung angewendet. In DIN
18 195-5 wird Gussasphalt im Verbund mit einer Man unterscheidet:
2
Dichtungsschicht aus speziellen Bitumen- Mehrschichtaufbau: Diese Bauart weist eine ge-
Schweißbahnen als Abdichtung genannt. Der nau definierte wasserableitende Schicht auf, die
Gussasphalt muss dabei eine Nenndicke von mit Hilfe von Kombinationen aus Schaumstoff-
mindestens 25 mm aufweisen. Vorteile des Guss- elementen und Filterkies gebildet wird. Durch
asphalts sind Filtervlieslagen wird das Auswaschen von mine-
• große mechanische Widerstandsfähigkeit – ins- ralischen Feinanteilen und organischen Substan-
besondere auch gegen Durchwurzelung zen aus der Vegetationsschicht vermieden. Dieses
• kurz nach dem Einbau ist die Endfestigkeit er- System ermöglicht größere Aufbauhöhen, die für
reicht, Abbindezeiten sind nicht erforderlich intensive Begrünungen erforderlich sein können.
• unmittelbar nach dem Auskühlen ist der Auf- Einschichtaufbau: Vegetationstragschicht (Subs-
bau der weiteren Schichten möglich trat) und Drainschicht werden zu einer Schicht
zusammengefasst. Das Substrat übernimmt die
• Beständigkeit gegen Düngemittel und Humus-
vegetationstechnische Funktionen wie Nährstoff-
säure
und Sauerstoffversorgung, gleichzeitig die phy-
• Gussasphalt ist hohlraumfrei und wasserdicht, sikalischen Aufgaben wie ausreichende Drain-
dadurch keine Wasseraufnahme, kein Quellen fähigkeit, Strukturstabilität, Frostsicherheit und
und kein Schwinden Windsogstabilität. Der Einschichtaufbau kommt
• umempfindlich gegen Frost-Tau-Wechsel vor allem in Frage für extensive Begrünungen
• keine Pflanzen und umweltschädigenden Be- (Bild 2.51).
standteile Wenn auf künstlichen Vegetationsflächen Pflan-
• Gussasphalt ist viskoelastisch und passt sich zen auf Dauer gedeihen sollen, müssen dazu je
langsamen Gebäudebewegungen rissefrei an nach Bepflanzungs- und Nutzungsart geeignete
• Gussasphalt ist kapillarporenfrei, keine osmoti- Voraussetzungen geschaffen werden.
schen Vorgänge, keine Nährstoffe für Wurzeln Bei der Begrünung von Flachdächern wird unter-
schieden:
Für begrünte Flachdächer wird Gussasphalt gem. • Intensive Begrünung
DIN 18 560-4 in der Regel in der Härteklasse IC 40
in einfacher Form (einfache Intensivbegrünun-
verwendet.
gen) bestehend aus bodenbedeckenden Grä-
Wird eine Gussasphaltschicht im Verbund mit sern, Stauden und Gehölzen, die geringe An-
einer Bitumen-Schweißbahn eingebaut, sind Bi- sprüche an den Aufbau der Vegetationsschicht,
tumen-Schweißbahnen mit hoch liegender Träger- die Wasser- und Nährstoffversorgung und an
einlage aus Polyestervlies oder edelstahlkaschierte den Pflegeaufwand stellen,
Bitumen-Schweißbahnen zu verwenden.
Neben den einschlägigen DIN-Vorschriften und
den Flachdachrichtlinien sind auch die Richtlini-
en für die Planung und Ausführung und Pflege
von Dachbegrünungen (FLL) zu berücksichtigen. 1
Die Entwässerung von begrünten Dächern er-
fordert spezielle Einlaufbauteile. Durch sie muss
einerseits das aus Niederschlägen oder künstli- 2
cher Bewässerung herrührende Wasser auf der
Abdichtungsebene abgeleitet werden, ohne dass
dabei Substrat ausgewaschen wird. Andererseits 2.51 Einschichtaufbau einer extensiven Dachbegrünung
dürfen keine Überflutungen der Pflanzflächen 1 Einschichtaufbau
durch starke Regenfälle möglich sein. 2 Stahlbetondecke mit Flachdachaufbau
232 2 Flachdächer
in aufwendiger Form mit Bepflanzungen, die nur Abschn. 2.1 genannten Bedingungen für den Auf-
durch ständige Pflege erhalten werden können, bau von Flachdächern zu beachten.Darüber hinaus
aus Stauden, Gehölzen, einzelnen Bäumen und muss das Folgende berücksichtigt werden:
Rasenflächen, eingebaut mit besonderer gärt- • Die verwendeten Dachabdichtungen müssen
nerischer Gestaltung, z. B. mit Höhendifferen- gegen mechanische Beschädigungen bei
zierungen, Wasserbecken, Rankgerüsten usw. Pflanz- und Pflegearbeiten und gegen Durch-
Diese Begrünungsart erfordert eine intensive wurzelung geschützt werden.
2 Pflege sowie eine regelmäßige Wasser- und Dies wird bei Bitumenbahnen durch eine Me-
Nährstoffversorgung. talleinlage (Kupferband) gewährleistet oder die
entsprechende Wurzelschutzbahn ist mit bio-
• Extensive Begrünung chemischen Zusätzen ausgerüstet und verhin-
in naturnah angelegten flächigen Begrünun- dert dadurch das Einwachsen von Wurzeln.
gen mit niedrigen Stauden und Gehölzen, Sie dürfen nicht durch biologische Einwirkun-
Pflanzungen aus Moosen, Flechten, Sukkulen- gen, Mikroorganismen und im Wasser gelöste
ten, Gräsern, die für die extremen Standortbe- Stoffe geschädigt werden.
dingungen auf einer Dachfläche besonders ge- • Da Beschädigungen der Abdichtungen niemals
eignet sind. Extensiv begrünte Flächen haben völlig ausgeschlossen werden können, sollte
eine natürliche Bestandsumbildung bei mini- der Flachdachaufbau (Dampfsperre, Wärme-
malem Pflegeaufwand und erfordern nur weni- dämmung, Abdichtung) in voneinander abge-
ge Kontrollen innerhalb eines Jahres. schotteten Teilabschnitten ausgeführt werden.
• Gegenüber Wandanschlüssen, Dachöffnungen
Hinsichtlich des Brandschutzes gelten intensiv und sonstigen Dachaufkantungen sind 0,50 m
begrünte Flachdächer als „Harte Bedachung“, breite unbepflanzte Schutzstreifen zu belassen,
extensiv begrünte Flachdächer unter folgenden die mit Kiesschüttungen oder Plattenbelägen
Voraussetzungen: abgedeckt werden.
• Mineralisch bestimmte Zusammensetzung der • Für den gesamten Dachaufbau ist das für be-
Vegetationstragschicht, mindestens 3 cm dick grünte Dächer spezielle Wasserdampfdiffu-
• Vegetationsformen mit geringer Brandlast sionsverhalten bauphysikalisch zu überprüfen
• Vegetationsfreier Abstand gegenüber Dach- (s. Abschn. 16.5.6 in Teil 1 des Werkes).
durchdringungen und aufgehenden Bauteilen • Neben den Lasten des Dachaufbaues, von
von i. d. R. ≥ 50 cm. schweren Einzelpflanzen, Wasserbecken usw.
Die Einzelheiten sind dem entsprechenden bau- müssen ggf. die von hohen Pflanzen herrühren-
aufsichtlichen Erlass des jeweiligen Bundeslan- den besonderen Windlasten statisch erfasst
des zu entnehmen. werden.
Die Vegetationsflächen können als „schwerer • Begehbare Dachflächen müssen Umwehrun-
Oberflächenschutz“ üblicher Flachdachkonstruk- gen für Besucher bzw. Absturzsicherungen für
tionen betrachtet werden. Im übrigen sind alle in Unterhaltungsarbeiten erhalten.
2.52
Flachdach mit Begrünung, Regelaufbau oberhalb der Abdichtung
1 Schutzschicht gegen mechanische Beschädigungen (Schutzvliese,
Schutzplatten- oder Bahnen, Dränschichten des Bodenaufbaues)
2 Schutzschicht gegen Durchwurzelungen (bei geeignetem Material
durch die Dachabdichtung selbst gebildet, sonst spezielle Wurzel-
schutzbahnen oder Beschichtungen)
3 Entwässerungs- und Dränageschicht (Schüttstoffe aus Kies, Splitt,
Lava, Bims; Dränmatten und -platten aus Kunststoff- oder Schaum-
stofferzeugnissen; Dränelemente aus Kunststoff, Drän- und Substrat-
platten)
4 Filterschicht (Vliese aus Geotextilien)
5 Vegetationsschicht (Zusammensetzung und Dicke abhängig von
der Art der Begrünung)
2.4 Nicht belüftete Flachdächer 233
2.53 Begrüntes Flachdach für extensive, nicht wartungs- 2.54 Begrüntes Flachdach für extensive Begrünung;
bedürftige Begrünung mit niedrigem Schichtenauf- Aufbau mit Kunststoff-Systemplatten
bau; Dränschicht aus Kies oder Blähbeton (Novoflor X)
1 Stahlbetonplatte mit Flachdachaufbau auf 1 Stahlbeton mit Flachdachaufbau
Gefällebeton (vgl. Abschn. 2.3.2) (vgl. Abschn. 2.3.2)
2 Wurzelschutzbahn (PVC weich) 2 Wurzelschutzbahn
3 Schutzmatte (d = 10 mm) 3 Sickerkanal
4 Dränschicht 4 Schaumstoff-Tragkörper
5 Filtervlies mit Wasserspeicher
6 Vegetationsschicht 5 Wurzelverankerungsgewebe
(Humus oder Erdsubstrat) 6 Bodensubstrat
2.55 Begrüntes Flachdach für intensive Begrünung, 2.56 Begrüntes Flachdach für intensive Begrünung,
Dränschicht aus Kies oder Blähton (ZinCo) Dränschicht aus Kies oder Blähton (Optima)
1 Stahlbetonplatte mit Flachdachaufbau 1 Stahlbetonplatte mit Flachdachaufbau
(vgl. Abschn. 2.3.2) (vgl. Abschn. 2.3.2)
2 Wurzelschutzmatte 2 Trennlage
3 Speichermatte 3 Wurzelschutzbahn
4 Schaumstoff-Dränkörper mit Filterschicht 4 Verwurzelungsgewebe
5 Filtervlies 5 Optima-Dränschicht mit Regenwasserspeicher
6 Vegetationsschicht (Gärtnererde) 6 Filtermatte
7 Dauererde
234 2 Flachdächer
Extensivbegrünungen,
geringer Pflegeaufwand, 2
ohne zusätzliche Bewässerung
bei Flachdächern:
Moos-Sedum-Begrünung 2 bis 5 4 bis 7 6 bis 9
Sedum-Moos-Kraut-Begrünungen 5 bis 8 7 bis 10 9 bis 12
Sedum-Gras-Kraut-Begrünungen 8 bis 12 10 bis 14 12 bis 16
Gras-Kraut-Begrünungen (Trockenrasen) 15 17 19
Einfache Intensivbegrünungen,
mittlerer Pflegeaufwand,
periodische Bewässerung
bei Flachdächern:
Gras-Kraut-Begrünungen (Grasdach, Magerwiese) 8 10 12
Wildstauden-Gehölz-Begrünungen 8 10 12
Gehölz-Stauden-Begrünungen 10 12 14
Gehölz-Begrünungen 15 17 19
Aufwendige Intensivbegrünungen,
hoher Pflegeaufwand,
regelmäßige Bewässerung
Rasen 8 2 10
niedrige Stauden-Gehölz-Begrünungen 8 2 10
mittelhohe Stauden-Gehölz-Begrünungen 15 10 20
höhere Stauden-Gehölz-Begrünungen 25 10 35
Strauchpflanzungen 35 15 50
Baumpflanzungen 65 35 100
*) Bei 2 bis 3 % Dachgefälle; ab 3 % Dachgefälle kann die Schichtdicke auf 3 cm reduziert werden.
2 2.59a
2.59d
2.59b
2.59c 2.59e
weitaus höher ist als durch Wasserdampf- Belüftete Dächer mit einer Dachneigung 5° un-
diffusion. Grundlegende Vorraussetzung für ter folgenden Bedingungen:
das Funktionieren des belüfteten Daches bei
• Die Höhe des freien Lüftungsquerschnittes in-
Flachdächern ist daher eine absolut luftdicht
nerhalb des Dachbereiches über der Wärme-
abschließende Dampfsperre von sd > 10 m an
dämmschicht muss mindestens 2 cm betra-
der Unterseite der Wärmedämmung (s. Ab-
gen.
schn. 1.9.4, Detailausführung Bild 1.302).
• Der freie Lüftungsquerschnitt an den Traufen
Belüftete Flachdächer sollten deshalb nur dann bzw. an Traufe und Pultdachabschluss muss
gewählt werden, wenn die genannten Probleme mindestens 2 ‰ der zugehörigen geneigten
einwandfrei gelöst werden können. Dachfläche betragen, mindestens jedoch
Nach DIN 4108-3 bedürfen nachfolgend aufge- 200 cm2/m.
führte belüftete Flachdächer keines rechneri- • Bei Satteldächern sind an First und Grat Min-
schen Tauwasser-Nachweises: destlüftungsquerschnitte von 0,5 ‰ der zu-
• belüftete Dächer mit einer Dachneigung < 5° gehörigen geneigten Dachfläche erforderlich,
und einer diffusionshemmenden Schicht mit mindestens jedoch 50 cm2/m.
sd, i 100 m unterhalb der Wärmedämm-
schicht, wobei der Wärmedurchlasswiderstand ANMERKUNG 1: Bei klimatisch unterschiedlich beanspruch-
der Bauteilschichten unterhalb der diffusions- ten Flächen eines Daches (z. B. Nord/Süd-Dachflächen) ist
eine Abschottung der Belüftungsschicht im Firstbereich
hemmenden Schicht höchstens 20 % des zweckmäßig.
Gesamtwärmedurchlasswiderstandes betragen
darf (s. hierzu auch Abschn. 1.9.7.3). ANMERKUNG 2: Bei Kehlen sind Lüftungsöffnungen im All-
gemeinen nicht möglich. Solche Dachkonstruktionen –
2.5 Flachdachkonstruktionen 237
auch solche mit Dachgauben – sind daher zweckmäßiger alle Dämm-Matten und -Platten aus Mineral-
ohne Belüftung auszuführen. fasern und Schaumstoffen. Wenn z. B. aus Kosten-
• Der sd-Wert der unterhalb der Belüftungs- gründen verschiedenartige Wärmedämm-Mate-
schicht angeordneten Bauteilschichten muss rialien eingesetzt werden, soll grundsätzlich
insgesamt mindestens 2 m betragen. festes, weniger wasserdampfdurchlässiges Mate-
rial (z. B. Hartschaumplatten) an der Unterseite
Ist der Lüftungsweg (Abstand Zuluft- und Ab- der Konstruktion angeordnet werden.
luftöffnung) länger als 10 m, sind besondere
Maßnahmen erforderlich (z. B. Erhöhung des frei-
en Luftraumes, Zwangsentlüftung). 2.5.2 Zweischalige Flachdachkonstruk-
Wenn die Flachdachkonstruktion aus Trägern mit tionen über Stahlbetondecken
Vollquerschnitten besteht, sollten die Lufträume
der einzelnen Felder durch Konterlattung oder Stahlbetondecken als Bestandteil zweischaliger
querliegende Pfettenlagen unter der Dachschale Flachdachkonstruktionen bilden gleichzeitig sta-
miteinander verbunden werden. tisches Tragwerk, ausgleichende Wärme-Spei-
chermasse und auch eine für normale Bean-
Eine einwandfreie Durchlüftung von Dachkons- spruchungen ausreichende Dampfsperre. Bild
truktionen ist nur dann sicherzustellen, wenn 2.61 zeigt eine übliche Konstruktion. Für größere
die Dachflächen zwischen Lufteintritt und -aus- Flachdachflächen können binderartige Holzkons-
tritt ein Gefälle aufweisen. In gefällelosen oder truktionen so ausgebildet werden, dass der Luft-
nur wenig geneigten Flachdächern wird jedoch raum über der Wärmedämmung zur Kontrolle
auch bei einer empfohlenen Mindest-Luftraum- der Dachschale bekriechbar ist.
höhe von 15 cm bei Luftstille kaum gewährleistet
Als tragende Schale für die Dachhaut werden
werden können, dass in die Konstruktion diffun-
Holzschalungen oder Spanplatten mit Nut-Feder-
dierter Wasserdampf vollständig abgeleitet wird.
Verbindung verwendet.
Rohrdurchführungen, Entlüftungsschächte u. Ä.
müssen im Luftraum zweischaliger Flachdach-
konstruktionen sorgfältig wärmegeschützt wer- 2.5.3 Zweischalige, belüftete
den, da sonst an ihnen Kondenswasser auftreten
Flachdach-Leichtkonstruktionen
kann.
Für Dachhaut, Oberflächenschutz und Randaus- Die Kombination zweier leichter Schalen – Ab-
bildung kommen für zweischalige, belüftete dichtung mit leichter Tragschicht und raumseiti-
Flachdachkonstruktionen die gleichen Materia- ge Unterdecke – mit Holzbalken als Tragwerk
lien in Betracht, wie sie unter Abschn. 2.2 aufge- stellt eine technisch einfache und billige Kon-
führt sind. Als Wärmedämmung dienen auch hier struktion für belüftete Flachdächer dar (Bild 2.62).
238 2 Flachdächer
"Herforder Dachkante"
8
7
6
1
Schattennut
2.62 Zweischaliges belüftetes Flachdach in Verbindung mit Holzbalkendecke (Anmerkung s. Bild 2.61)
1 Deckenbekleidung (z. B. NF-Schalung)
2 Konterlattung, dazwischen auch untere Wärmedämmung möglich
3 Dampfsperre
4 Wärmedämmplatte, 2-lagig verlegt
5 Trägerlage mit Gefälle (sonst obere Schalung auf Gefällekeilen)
6 Dachschalung
7 Dachabdichtung (z. B. lose verlegte Kunststoffdichtungsbahn auf Trennlage)
8 Kiesschüttung
2.6 Flachdachzubehör 239
6
2
4
5 3
3
2
7
8 6
5
9 3
8 1
2
1 4
2
3 10
4
11
9
5
6
5
2
7
6
10
7
11 8
2.65 Flachdachgully mit senkrechtem Einlauf 2.66 Flachdachgully in abgewinkelter Bauart für zwei-
1 Kiesschüttung schalige belüftete Flachdächer
2 Dachabdichtung 1 Dachabdichtungen mit Reflexionsschicht
3 Anschlussfolie 2 zweite Lage der Dachabdichtung
4 Wärmedämmung 3 Anschlussfolie
5 Dampfsperre 4 Nut-Feder-Schalung
6 Dampfdruckausgleichsschicht 5 Dachbalken
7 Stahlbetondecke 6 Wärmedämmung
8 Kiesfangkorb 7 Dampfbremse
9 wärmegedämmter und beheizbarer 8 Schalung auf Konterlattung
Einlauftrichter 9 Laubfangkorb
10 Heizkabel (24 V) 10 wärmegedämmter und beheizter Einlauftrichter
11 wärmegedämmtes Abflussrohr 11 wärmegedämmtes Abflussrohr
2.67b
2.67a
2.6.3 Sanitärentlüftungen
und Antennendurchgänge
Für das Hindurchführen von Sanitärentlüftungen,
Luftschächten, Antennen u. Ä. gelten die gleichen
Einbauforderungen, wie sie in den beiden vorste-
henden Abschnitten genannt wurden. Auch für
2 diese Bauteile werden vorgefertigte Kunststoff-
elemente verwendet (Bild 2.68 und 2.69).
2.7 Normen
Norm Ausgabedatum Titel
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
2 DIN 18 195-10
DIN 18 334
03.2004
10.2006
–; Schutzschichten und Schutzmaßnahmen
VOB Verdingungsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische
Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Zimmer- und Holzarbeiten
DIN 18 338 10.2006 VOB Verdingungsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische
Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Dachdeckung- und Dach-
abdichtungsarbeiten
DIN 18 339 12.2002 VOB Verdingungsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische
Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Klempnerarbeiten
DIN 18 384 12.2000 VOB Verdingungsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische
Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Blitzschutzanlagen
DIN 18 530 03.1987 Massive Deckenkonstrucktionen für Dächer: Planung und Ausführung
DIN 18 531-1 11.2005 Dachabdichtungen – Abdichtungen für nicht genutzte Dächer; Begriffe,
Anforderungen, Planungsgrundsätze
DIN 18 531-2 11.2005 –; Stoffe
DIN 18 531-3 11.2005 –; Bemessung, Verarbeitung der Stoffe, Ausführung der Dachabdichtung
DIN 18 531-4 11.2005 –; Instandhaltung
DIN 18 807-1 06.1987 Trapezprofile im Hochbau; Stahltrapezprofile; Allgemeine Anforderungen,
Ermittlung der Tragfähigkeitswerte durch Berechnung
DIN 18 807-3 06.1987 Trapezprofile im Hochbau; Stahltrapezprofile; Festigkeitsnachweis und
konstruktive Ausbildung
DIN 52 117 03.1977 Rohfilzpappe; Begriff, Bezeichnung, Anforderungen
DIN 52 123 08.1985 Prüfung von Bitumen- und Polymerbitumenbahnen
DIN 52 130 11.1995 Bitumen-Dachdichtungsbahnen – Begriffe, Bezeichnungen, Anforderungen
DIN 52 131 11.1995 Bitumen-Schweißbahnen – Begriffe, Bezeichnungen, Anforderungen
DIN 52 132 05.1996 Polymerbitumen-Dachdichtungsbahnen – Begriffe, Bezeichnungen, Anforderungen
DIN 52 133 11.1995 Polymerbitumen-Schweißbahnen – Begriffe, Bezeichnungen, Anforderungen
DIN 52 141 12.1980 Glasvlies als Einlage für Dach- und Dichtungsbahnen; Begriff, Bezeichnung,
Anforderungen
DIN 52 143 08.1985 Glasvlies-Bitumendachbahnen; Begriffe, Bezeichnung, Anforderungen
DIN 68 365 11.1957 Bauholz für Zimmerarbeiten: Gütebedingungen
DIN EN 612 04.2005 Hängedachrinnen mit Aussteifung der Rinnenvorderseite und Regenrohre aus
Metallblech mit Nahtverbindungen
DIN EN 988 08.1996 Zink und Zinklegierungen – Anforderungen an gewalzte Flacherzeugnisse für
das Bauwesen
DIN EN 1253-1 09.2003 Abläufe für Gebäude – Anforderungen
DIN EN 1873 03.2006 Vorgefertigte Zubehörteile für Dacheindeckungen – Lichtkuppeln aus Kunststoff –
Produktfestlegungen und Prüfverfahren
DIN EN 13 162 10.2001 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
Mineralwolle (MW) – Spezifikation
DIN EN 13 162 Ber. 1 06.2006 –; Berichtigungen zu DIN EN 13 162: 2001-10
DIN EN 13 163 10.2001 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus aus
expandiertem Polystyrol (EPS) – Spezifikation
DIN EN 13 163 Ber. 1 06.2006 –; Berichtigungen zu DIN EN 13 163: 2001-10
DIN EN 13 164 10.2001 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
extrudiertem Polystyrolschaum (XPS) – Spezifikation
2.7 Normen 245
Normen, Fortsetzung
2.8 Literatur
[1] Aachener Institut für Bauschadensforschung und angewandte Bauphysik, Forschungsbericht: Niveaugleiche Tür-
schwellen bei Feuchträumen und Dachterrassen
[2] Arbeitsgemeinschaft Holz e. V.: Informationsdienst Holz, Druckschriften. Düsseldorf 1991–1997
[3] Behning, F. und Neumann, F. : Trennlagen bei Metallbedachungen – ja oder nein? In: Das Architektenmagazin 5/2001
2 [4] Forschungsgesellschaft Landesentwicklung Landschaftsbau. Richtlinien für die Planung, Ausführung und Pflege von
Dachbegrünungen. Bonn 1990
[5] Götze,H.: Das Gründach: Anmerkungen aus der Sachverständigenpraxis. In: das bauzentrum 8/96
[6] Künzel, H.: Engobierte Dachziegel, Frostschäden. In: DAB 12/2001
[7] Künzel, H.: Zum heutigen Stand der Erkenntnisse über das UK-Dach. In: Bauphysik 1/1995
[8] Merkel, H.: Langzeitverhalten von extrudierten Polystyrol-Hartschaumstoffen im Umkehrdach. In: DAB 9/96
[9] Rode, P.: Abdichtungen mit Gussasphalt als Wurzelschicht. In: bba 04/2001
[10] Steinhöfel, H.-J.: Flachdächer. Bedenkliche, mögliche, empfohlene Details in Regel- und Sonderfällen. Köln 1992
[11] Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks – Fachverband Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik e. V.:
Deutsches Dachdeckerhandwerk – Regelwerk – Fachregeln für Dächer mit Abdichtungen (Flachdachrichtlinien). Köln
2001/2003 – Merkblatt zur Bemessung von Entwässerungen 03/2007
247
3.1
Funktionsschema einer Abgasanlage
1 Feuerstätte
2 Abgassäule („warm, leicht“) mit Auftrieb
3 äquivalente Außenluftsäule
(„kühler, schwerer“)
248 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte
ten dadurch nach dem Archimedischen Prinzip vorübergehender Kondensatbildung an den Innen-
einen Auftrieb mit einer Strömungsgeschwindig- wänden der Mündung der Abgasanlage in der
keit, die abhängig ist von Regel zu keinen Schäden.
• Temperaturdifferenz zwischen Abgas- und ent- Moderne Feuerstätten bzw. Wärmeerzeuger ha-
sprechender Außenluftsäule, ben jedoch zur besseren Energieausnutzung
• Höhe der Luftsäulen, heute meistens Abgastemperaturen von nur et-
• Frischluftzustrom zur Feuerungsanlage, wa 150 °C, bei Niedertemperaturkesseln mit Wär-
merückgewinnung aus den Abgasen („Brenn-
• Strömungs- und Reibungswiderständen in Feu- wertkessel“) sogar von nur 40 bis 60 °C. Bei
erungsraum und Abgasanlagen, modernen Heizungssteuerungen können außer-
• Abkühlung der Abgase innerhalb der Abgasan- dem Programmschaltungen die Wirtschaftlich-
3 lage. keit der Anlage durch längere Betriebspausen er-
höhen. Die Abkühlung der Kessel wird dabei
Mit der Abgassäule muss eine entsprechende Zu- zudem durch Abgasklappen in den Verbindungs-
luftsäule nach dem Prinzip der „kommunizieren- stücken zwischen Kessel und Abgasanlage be-
den Röhren“ einen Kreislauf bilden können (Bild grenzt. Dadurch kommt es zu verstärkter Ausküh-
3.1). lung innerhalb der Abgasanlage und besonders
Richtig dimensionierte Abgasleitungen und bei gasgefeuerten Heizanlagen zu erheblicher
Schornsteine funktionieren bei den jeweils be- Kondensatbildung (Taupunktberechnung nach
triebsbedingten Abgastemperaturen nach die- DIN EN 13 384). Die Wandungen von Abgasanla-
sem Prinzip mit natürlichen Druckunterschieden. gen müssen deshalb ohne Schaden vorüberge-
Bei ihrem Weg durch die Abgasanlagen kühlen hend Feuchtigkeit speichern können oder aus
sich die Verbrennungsgase ab. Der in ihnen ent- feuchtigskeitsunempfindlichen Baustoffen (z. B.
haltene Wasserdampf kann dabei insbesondere Edelstahlrohre, Glas) bestehen.
in der Nähe der oberen Mündung kondensieren. Aus alledem folgt daher, dass Abgasanlagen sich
Bei hohen Abgastemperaturen kommt es bei aus den ehemals einfachen, meist gemauerten
der Bauart der Anlage auch für eine rußbrand- 3.2.3 Höhe der Abgasanlage
beständige Abgasanlage als Schornstein geeig-
net sind) Die Höhe wird im Allgemeinen von der Gebäu-
• Kondensatbeständigkeitsklasse (D = geeignet dehöhe bestimmt, wenn nicht freistehende Anla-
für trockene, W = geeignet für feuchte Betriebs- gen (s. Bilder 3.18, 3.20 und 3.21) eine unabhängi-
weise) ge Höhe ermöglichen. Die wirksame Höhe
(Abstand Achse der Abgaseinführung – Mün-
• Korrosionswiderstandsklasse (gibt an für wel- dung) sollte mindestens 4 m betragen. Geringere
che Brennstoffe das Bauprodukt ausreichend Höhen sind bei speziellen Feuerungsanlagen
korrosionsbeständig ist. 1 = gasförmig, 2 = flüs- bzw. bei Nachweis nach DIN EN 13 384-1 möglich.
sig/gasförmig , 3 = fest, flüssig/gasförmig)
• Wärmedurchlasswiderstandsklasse TR zzgl. An-
3 gabe des Wärmedurchlasswiderstandes in m2 × 3.2.4 Lage der Mündung und Abstände
K × W–1 des Bauproduktes × 100 von brennbaren Bauteilen
• Feuerwiderstandsklasse L 30/L 90 nach DIN Die Mündungen von Abgasanlagen müssen so
4102-6 (als Angabe für die Dauer des Wider- angeordnet sein, dass sie nicht in unmittelbarer
standes bei Brandbeanspruchung) Nähe von Fenstern, Zuluftöffnungen und Balko-
• Abstandsklasse C zzgl. Abstandsangabe in mm nen usw. liegen. Bei terrassenartigen Gebäuden
von der Außenfläche der Abgasanlage zu Bau- sollen sie aus der höchsten Dachfläche austreten.
teilen aus brennbaren Baustoffen Bei Flachdachflächen mit geschlossener Brü-
• Baustoffklasse A (nicht brennbare Baustoffe) stung mit ≥ 50 cm Höhe müssen Öffnungen in
oder B (brennbare Baustoffe) gemäß DIN 4102-1 der Brüstung zur Ableitung von gefährlichen Ab-
gasansammlungen vorgesehen werden.
Bauprodukte für Abgasanlagen müssen mit dem Die Mündung ist für geneigte Dächer bei
CE-Zeichen oder dem Ü-Zeichen gekennzeichnet Dachneigungen von mehr als 20° möglichst am
sein (s. Abschn. 2.2.4 in Teil 1 dieses Werkes). Aus- First vorzusehen. Sie muss die höchste Dachkante
geführte Anlagen sind mindestens gemäß den um mindestens 40 cm, bei Feuerstätten für feste
oben aufgeführten Anforderungen zu kennzeich- Brennstoffe und weicher Bedachung (mit Stroh-
nen (z. B. T400 N2 G D 3 TR65 L 90 C501)). oder Reetdeckung) mindestens um 80 cm über-
Bei den für Hausheizungen in Betracht kommen- ragen. Von Dachflächen, die weniger als 20° ge-
den Abgastemperaturen ist in der Regel keine Er- neigt sind, müssen Mündungen von Abgasanla-
hitzung von Bauteilen der Abgasanlagen zu be- gen einen Sicherheitsabstand von mindestens
fürchten, die für angrenzende Bauteile kritisch 1 m haben (ausgenommen bei raumluftunab-
werden könnte. hängigen Gasfeuerstätten ≤ 50 kW Nennwärme-
Wenn jedoch Abgasrückstände (z. B. Ruß) in leistung beträgt der Mindestabstand 40 cm).
Brand geraten oder wenn diese vom Schornstein- Bei zusammengesetzten Baukörpern müssen die
feger beim „Ausbrennen“ absichtlich in Brand Mündungen in der Regel im höchsten Bauwerk
gesetzt werden, können außerordentlich hohe liegen. Dachaufbauten, Gebäudeteile und Öff-
Temperaturen an den Außenflächen entstehen. nungen zu Räumen, auch an Nachbargebäuden,
Brennbare Bauteile müssen daher bestimmte Ab- deren Abstand kleiner als 1,5 m oder kleiner als
stände von den Abgasleitungen und Schornstei- das 1,5-fache der Höhe der Abgasanlage beträgt,
nen haben (s. Abschn. 3.2.4). müssen von Abgasanlagen um mindestens 1m
überragt werden. Gleiches gilt für den Abstand
Bei großen Querschnitten insbesondere von ho-
von Bauteilen oder Bekleidungen aus brennba-
hen Abgasanlagen kann es durch Unregelmäßig-
ren Baustoffen (Bild 3.4).
keiten bei der Verbrennung zu Verpuffungen mit
erheblichen Explosionsschlägen kommen. Wan- Häufige Sturmschäden an frei über Dachflächen
dungen müssen daher so beschaffen sein, dass stehenden Abgasanlagen haben andererseits
sie auch derartigen Beanspruchungen gewach- auch zu Höhenbegrenzungen geführt. Diese sind
sen sind. abhängig von der Bauart und der Einbauhöhe
über Gelände. Bei Abgasanlagen aus gemauerten
Die oberhalb des Daches liegenden Bauteile von Formsteinen werden sie zum Bestandteil der
Abgasanlagen müssen frostbeständig sein. amtlichen Einzelzulassungen. Danach dürfen um-
1) Die Temperaturklassifizierung und die Abstandsklasse
mauerte Anlagen – gemessen in der Achse – ge-
sind in der DIN V 18 160-1 01/2006 nicht mehr vorgese- neigte Dachflächen oder Flachdachflächen etwa
hen. 1,40 bis 1,90 m und verputzte oder verkleidete
3.2 Allgemeine Bauvorschriften 251
Abgasanlagen teilweise nur etwa 0,60 m bis ren Baustoffen geringer Wärmeleitfähigkeit aus-
höchstens 1,50 m überragen. zufüllen, zu belüften und durchgehend offen zu
Zwischenräume in den Deckendurchbrüchen halten.
sind dicht mit nicht brennbaren und ausrei- Des Weiteren gelten in Abhängigkeit von der
chend wärmedämmenden Baustoffen auszu- Bauart und Betriebweise folgende Regelungen:
mauern oder auszufüllen (Bild 3.5). Die Höhenän- Schornsteine der Abstandsklasse C 50 oder klei-
derungen der Abgasanlagen dürfen dadurch ner erfordern einen Mindestabstand gegenüber
aber nicht behindert werden. Die notwendige Holzbalken von 2 cm (Bild 3.5). Nichttragende Bau-
Aussteifung muss wirksam bleiben. teile aus brennbaren oder schwerentflammbaren
Baustoffen (z. B. Fußböden, Fußleisten, Dachlatten)
Abstände zu brennbaren Bauteilen. Nach DIN können – ausgenommen bei dünnwandigen und
18160-1, Abschn. 6.9 müssen die Außenflächen Stahlschornsteinen – mit kleinen Flächen an frei
von Abgasanlagen so weit von brennbaren Bau- zugänglichen Stellen unmittelbar an die Schorn-
stoffen entfernt sein, dass an diesen keine höhe- stein-Außenfläche herangeführt werden. Sind
ren Temperaturen als 85 °C und bei Rußbränden Schornsteine im Bereich der Durchführung durch
max. 100 °C auftreten können. Der Abstand be- brennbare Bauteile mit 11,5 cm Mauerwerk um-
misst sich nach der Abstandklasse C1) in mm (z. B. mauert, ist kein Abstand erforderlich.
C 50 s. a. Abschn. 3.2.2) und ist mit nicht brennba-
3.5
Deckendurchführung von Schornsteinen
a) Schnitt durch Schornstein und Holzbalkendecke,
Hinterfüllung mit nichtbrennbarer Mineralwolle oder
Beton
b) Schornsteinführung durch Stahlbetondecke; nicht
brennbare Dämmplatte in senkrechter Fuge 3.5a 3.5b
252 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte
Abstände von Luft-Abgas-Systemen (s. Abschn. schalige Abgasanlagen aus Formsteinen (Bild
3.3.2) entsprechen dem Zahlenwert der Ab- 3.2b und c) kommen somit nur noch für Einzel-
standsklasse. Bei ≤ C 50 sind zu Holzbalken u. Ä., Ofenheizungen, offene Kamine o. Ä. in Betracht.
die nur mit geringen Flächenanteilen angrenzen, Heute übliche mehrschalige Systeme (Bild 3.2d
2 cm erforderlich. Brennbare Bauteile wie Fußbö- bis f ) bestehen in der Regel aus einer Schamotte-
den, Fußleisten und Dachlatten und Luft-Abgas- Innenschale (auch mit Spezialbeschichtungen
systeme mit einer Feuerwiderstandsklasse L 90 und Innenglasur), Wärmedämmschichten aus
benötigen bei Abgastemperaturen bis 120 °C kei- nicht brennbaren Mineralwolleplatten (auch Ver-
nen Abstand. miculite o. Ä. als Dämmmörtel oder Verfüllung)
und aus Leichtbeton-Außenschalen, die gleich-
zeitig auch Lüftungskanäle enthalten können.
3.2.5 Wärmeschutz Abgasanlagen für Heizungsanlagen mit niedri- 3
gen Abgastemperaturen werden mit hinterlüfte-
In den Abgasen der üblichen Brennstoffe sind ne- ten Abgasrohren ausgeführt.
ben Stickstoff aus der Verbrennungsluft und Ruß
aus unverbranntem Kohlenstoff vor allem Koh-
lendioxyd (CO2), Schwefeldioxyd (SO2) und Was- 3.2.6 Standsicherheit
ser (H2O) enthalten. Die Abgase von 1 kg Heizöl
enthalten etwa 1,5 kg Wasserdampf, die Abgase Abgasanlagen müssen auf tragfähigem Bau-
von 1m3 Heizgas etwa 1,5 kg Wasserdampf. grund mit entsprechenden Fundamenten ge-
gründet oder auf feuerbeständigen Unterbau
Wenn sich die Rauchgase auf ihrem Weg durch aufgesetzt sein. Für Abgasanlagen in Gebäuden
die Abgasanlage abkühlen, kommt es bei Tempe- geringer Höhe, für Abgasanlagen und Schornstei-
raturen von 40 bis 45 °C zur Kondensatbildung, ne, die oberhalb der obersten Geschossdecke be-
und das als Dampf im Rauchgas enthaltene Was- ginnen sowie für Anlagen an Gebäuden genügt
ser schlägt sich vor allem im Bereich der im Freien eine Unterstützung aus nicht brennbaren Bau-
liegenden Teile der Abgasanlage nieder. Bei dem stoffen. Müssen Abgas- oder Feuerungsanlagen
üblichen intermittierenden Betrieb der Heizungs- mit hohen zu erwartenden Temperaturbelastun-
anlagen kann die Abgasanlage nur bei ausrei- gen auf bindigen Böden gegründet werden,
chender Durchlüftung austrocknen. muss durch Wärmedämmung ein Austrocknen
Bei Neuanlagen sollten daher grundsätzlich Ab- und die damit verbundene Volumenverringerung
gasanlagen für feuchte Betriebsweise verwendet des Untergrundes verhindert werden, weil es
werden. sonst zu erheblichen Setzungen der Fundamente
Besonders bei Ölheizungen verbindet sich im kommen kann.
Laufe der Zeit die sich ansammelnde Feuchtig- Die horizontale Krafteinleitung (Aussteifung)
keit mit den SO2-Anteilen der Abgase zu schwef- muss unmittelbar erfolgen. Dies gilt als erfüllt,
liger Säure, die die Baustoffe der Abgasanlage an- wenn der umlaufende Bewegungsspalt nicht
greift und allmählich durchdringt. Es kommt zur größer als 2 mm (ohne Wärmedämmstreifen)
„Versottung“ der Anlage. Diese Gefahr besteht ausgeführt ist.
insbesondere bei falsch bemessenen zu großen Umfassungsbauteile von Abgasanlagen (Schorn-
Querschnitten (etwa, wenn bei Änderungen an steinwangen) dürfen durch andere Bauteile wie
der Heizungsanlage z. B. – bei Umstellung von Öl- Decken, Unterzüge und Stürze nicht belastet wer-
auf Gasfeuerung – die Überprüfung der Dimen- den.
sionierung vernachlässigt wird). Abgasanlagen dürfen in tragende oder ausstei-
Zur Planung von Abgasanlagen gehört daher die fende Wände nur dann eingreifen, wenn dadurch
Festlegung des Wärmeschutzes für die Abgaslei- die statische Wirksamkeit und die Brandschutz-
tung innerhalb des Gebäudes und für den im anforderungen dieser Wände nicht beeinträch-
Freien oder in Kalträumen liegenden Teil, damit tigt werden.
die Abgastemperatur möglichst nicht die kriti- In Dachräumen sind freistehende Abgasanlagen
schen Grenzen zur Kondensatbildung erreicht je nach Bauart ausreichend auszusteifen (in der
(etwa 50 °C für Wasserdampf, etwa 100 bis 130 °C Regel in Abständen von höchstens 3 m). Dabei
für Säuren je nach Verbrennung und Brennstoff- dürfen auch Bauteile aus brennbaren Baustoffen
qualität). (z. B. Teile der Dachkonstruktion) herangezogen
Die früher üblichen gemauerten einschaligen worden, wenn die erforderlichen Abstände ein-
Schornsteine (Bild 3.2a) sowie ein- oder zwei- gehalten werden (s. a. Abschn. 3.2.4).
254 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte
Die über die Dachfläche hinausragenden Teile der lagen aus Formsteinen und 140 cm2 bei gemau-
Abgasanlagen (Aufsätze, Verlängerungen, Schorn- erten Schornsteinen. Die kleinste Seitenlänge
steinköpfe) müssen insbesondere den einwirken- rechteckiger Querschnitte muss 10 cm betragen.
den Winddruck- und -sogkräften standhalten kön- Bei der Dimensionierung gilt als Grundregel, dass
nen. Die Kippsicherheit der Köpfe muss in der die Abgasanlagen möglichst immer voll ausgela-
Regel allein durch ihr Eigengewicht bewirkt wer- stet sein sollen, da auf diese Weise am besten der
den und ist bei größeren Höhen der Anlage sta- Kondensatbildung entgegengewirkt wird.
tisch zu ermitteln. Für Abgasanlagen aus Fertig-
Für Regelfälle kann der erforderliche Querschnitt
elementen können die erforderlichen Nachweise
je nach Anlagen- bzw. Feuerstättenart bauauf-
anhand von Tabellen der Hersteller geführt werden.
sichtlich geprüften Tabellen oder Diagrammen
Weitergehende Regelungen zu erforderlichen der Hersteller von vorgefertigten Abgasanlagen
3 Standsicherheitsnachweisen trifft DIN 18160-1 entnommen werden (Bild 3.7). Im Übrigen ist er
Abschn. 13. rechnerisch nach DIN EN 13 384 zu ermitteln.
Die Schornsteine sind ohne Querschnittsände-
3.2.7 Querschnitte rungen senkrecht hoch zu führen. Ein „Ziehen“
(bis zu 60 °C gegen die Waagerechte) ist ohne
Der lichte Querschnitt einer Abgasleitung oder Querschnittsänderung (bis zu Querschnittsgrö-
eines Schornsteins ist rund, quadratisch oder – ßen von 400 cm2) nur einmal zulässig. Bei Schorn-
nicht so günstig – rechteckig (a : b < 1 : 1,5). Der steinen aus Formstücken nach DIN 18 150 dürfen
Mindestquerschnitt ist 100 cm2 für Abgasan- für die Knickstellen nur besonders geformte Win-
2000 2000 40
1000 40 1000 40
35
40 40
800 800
35 35
35 35
600 600 30
500 30
500 30
30
400 30 400
300 25
300 25 25
25 25
14 14
50 14 50 13
40 12 40 12
12 12
12
30 30 11
20 10,5
10,5 20 10
10,5
10,5
10,5 10,5
9
8
10 10
4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30
wirksame Schornsteinhhe (m) wirksame Schornsteinhhe (m)
3.7a 3.7b
3.7 Beispiele für Nomogramme zur Ermittlung von Schornsteinquerschnitten (PLEWA Isomit 90)
a) Kessel mit Öl/Gas-Gebläsebrenner ohne Zugbedarf, Abgastemperatur mind. 80 °C
b) Kessel mit Öl/Gas-Gebläsebrenner und Zugbedarf, Abgastemperatur mind. 160 °C
3.2 Allgemeine Bauvorschriften 255
3.8
Unterstützung einer gezogenen Abgasanlage (Lastabtra-
gung auf ggf. besonders dimensioniertem Deckenteil)
1 Innenschale
2 Wärmedämmung
3 Außenschale
4 Auflagenplatte mit Dehnstutzen (Dehnfuge
3 mm/stgdm, mind. 30 mm, Überdeckung > 20 mm)
5 Zwischenbauteil mit Dehnungstutzen 3
6 Untermauerung
7 Trennschicht
8 Innenrohr-Formteil
kelstücke verwendet werden. Der schräg geführ- Verbindungsstücke. Unterschieden werden Ver-
te Teil der Abgasanlage muss in einem zugäng- bindungsstücke für gasförmige und flüssige
lichen Raum liegen. sowie feste Brennstoffe. Anschlüsse von Feuer-
Bei geringfügigem „Verziehen“ brauchen Schorn- stätten sind mit möglichst kurzen Verbindungs-
steine nicht besonders abgestützt zu werden. Bei stücken mit möglichst wenigen Umlenkungen an
größeren Verziehungen muss eine Abstützung den Schornstein anzuschließen. Im Allgemeinen
auf nichtbrennbare tragende Bauteile vorgese- sind die Verbindungsstücke zum Schornstein hin
hen werden (Bild 3.8). steigend zu planen (Bild 3.9). Bei Feuerstätten
Wenn irgend möglich, sollte das Verziehen von mit Gebläsebrennern oder Saugzuggebläse kön-
Schornsteinen jedoch vermieden werden, denn nen sie aber auch fallend ausgeführt werden,
abgesehen vom baulichen Mehraufwand wird wenn der Feuerstättenraum mit Lüftungseinrich-
die Schornsteinleistung verringert, der Rußansatz tung versehen ist (weitere Einzelheiten s. DIN
begünstigt und die Brandgefahr erhöht. 18 160-1, Abschn. 6.10.5 und 10.4).
Verbindungsstücke sind zu einem Kondensat-
ablauf mit einem Gefälle von min. 3 % anzuord-
3.2.8 Anschluss von Feuerstätten nen. Verbindungsstücke dürfen nicht durch
Decken, Wände, Hohlräume oder andere Ge-
Beim Anschluss von Feuerstätten ist nach DIN schosse geführt werden und die Feuerwider-
18 160-1 Abschn. 12 sicherzustellen, dass die Ab- standfähigkeit von Wänden nicht vermindern.
gasanlage einen ausreichenden lichten Quer- Die Verbindungsstücke sind – möglichst mit Hilfe
schnitt, Höhe und Wärmedurchlasswiderstand besonderer Formstücke so in die Abgasrohre ein-
hat, dass kein gefährlicher Überdruck entsteht zuführen, dass sie keinesfalls in diese hineinra-
und dass ausreichend Verbrennungsluft zu- gen. Zwischenräume sind mit nicht brennbaren
strömt. Materialien gasdicht abzudichten. Dabei ist dar-
Raumluftunabhängige Feuerstätten – auch für auf zu achten, dass durch Zwischenräume die
unterschiedliche Brennstoffarten dürfen mehr- Übertragung von Körperschall (Brennergeräu-
fach angeschlossen werden, wenn Abstände und sche) auf den Schornstein vermieden wird und
Lage sowie Feuerfestigkeit der Verbindungs- dass das Verbindungsstück keine Kräfte durch
stücke den Regelungen der DIN entsprechen. Wärmedehnung an die Abgasanlage überträgt.
Mehrfachbelegungen werden i. d. R. ausge- Für feuchteunempfindliche Schornsteine (s. Ab-
schlossen für gemeinsame Anschlüsse von Feuer- schn. 3.2.2) sind spezielle, kondensatdichte Ver-
stätten unterschiedlicher Betriebart, Anschlüsse bindungsstücke zu verwenden.
oberhalb des 5. Vollgeschosses, für Feuerstätten Im Übrigen müssen Abgasanlagen i. d. R. eine
mit Abgastemperaturen ≥ 400 °C und einige Bau- Sohle von min. 20 cm Höhe unterhalb der Unter-
arten offener Kamine und Kaminöfen. Der Ab- kante des untersten Feuerstättenanschlusses ha-
stand zwischen der Einführung des untersten ben, damit Verbrennungsablagerungen die Ab-
und des obersten Verbindungsstückes soll bei führung der Abgase nicht beeinträchtigen
Mehrfachbelegung 6,50 m nicht überschreiten. können DIN 18 160-1 Abschn. 6.7), ausgenom-
256 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte
3.9a 3.9b
men bei nur vorübergehend genutzten Feuer- chem Prüfzeichen angeordnet werden. Angaben
stätten (< 10 kW) in eingeschossigen einfachen zu Mindestabmessungen der RÖ werden in DIN
Gebäuden, und bei allseitig offenen Kaminen 18 160-1, Tab. 10 und 11 in Abhängigkeit von
nach DIN EN 13 2291). dem Durchmesser und der Geometrie der Abgas-
leitung und des Brennstoffes gemacht. In Verbin-
Stemmarbeiten aller Art sind an Abgasanlagen dungsstücken ist ebenfalls eine seitlich oder an
und Schornsteinen nicht zulässig! Müssen aus- der Stirnseite angeordnete Reinigungsöffnung
nahmsweise nachträglich Anschlussarbeiten aus- vorzusehen.
geführt werden, dürfen die erforderlichen Aus-
sparungen nur durch Bohren oder mit Hilfe von Reinigungsöffnungen sind in Räumen mit er-
Trennscheiben o. Ä. hergestellt werden. höhter Brandgefahr nicht zulässig (Garagen
zählen nicht dazu!) und dürfen nicht in Wohn-
Nebenluftvorrichtungen. Richtig bemessene
oder Schlafräumen, Lagerräumen für Lebensmit-
Abgasanlagen bedürfen keiner besonderen Re-
tel oder Ställen liegen.
gelungseinrichtungen für die Abgasableitung
oder Durchlüftung. Bei Abgasanlagen, die nach Die Reinigungsöffnungen sollen mindestens 20
Umbaumaßnahmen an der Heizung überdimen- cm unterhalb des tiefsten Feuerstättenanschlus-
sioniert sind oder die eine nicht ausreichende ses liegen.
Wärmedämmung aufweisen, können Nebenluft- Für die heute fast ausschließlich verwendeten
vorrichtungen bzw. Zugbegrenzer (Zulassung mehrschaligen Schornsteine sind komplette
nach DIN 4795) zu gleichmäßigerem Zug und Formteile für die Reinigungsöffnungen auf dem
zur Verringerung der Kondensatbildung beitra- Markt (Bild 3.11b), die mit Kondensatfängen bzw.
gen (Bild 3.10). Zugbegrenzer arbeiten entweder -ableitungen (auch mit Neutralisierungskammer)
selbsttätig oder mit Zwangssteuerung während kombiniert sein können (Bild 3.11c).
der Betriebsunterbrechungen der Kessel. Für die Reinigung von der Mündung aus muss
gemäß DIN 18 160-5, Abschn. 6.5 ein entspre-
chender, sicherer Zugang mit einer bei kleinfor-
3.2.9 Wartungseinrichtungen matigen Dachdeckungsmaterialien mindestens
42 cm × 52 cm (bzw. 60 × 80 cm) großen, seitlich
Zur Reinigung müssen im senkrechten Teil der zu öffnenden Ausstiegsklappe in der Dachfläche
Abgasanlagen an der Rauchrohrsohle i. d. R. un- oder ein Fenster in Dachgauben mit einer lichten
terhalb des letzten Feuerstättenanschluss und – Öffnung von 60 cm Breite und 1,20 m Höhe vor-
wenn eine Reinigung von der Mündung aus nicht handen sein.
vorgesehen werden kann – im Dachraum eine Wenn die Austrittsöffnung höher als 50 cm über
zweite, dicht verschließbare, wärmegedämmte dem Fußboden des Zuganges liegt, ist eine un-
Reinigungsöffnungen (RÖ) mit bauaufsichtli- verschiebbare Leiter vorzusehen.
Befindet sich der Schornsteinkopf nicht unmittel-
1)
bar neben der Austrittsöffnung, müssen auf
DIN EN 13 299 gilt als Ersatz für DIN 18 985. DIN 18 895 ist
zurückgezogen, jedoch in der Bauregelliste A des DIBt Dächern mit Neigungen über 20° Trittstufen mit
noch enthalten und somit gültiges Baurecht. Gitterrosten angebracht werden (s. Abschn. 1.8).
3.2 Allgemeine Bauvorschriften 257
3.11 Reinigungsöffnungen
a) Reinigungsöffnung für einschaligen Schornstein
3
b) Formteil (Plewa)
c) Reinigungsöffnung kombiniert mit Kondensatfang (Schiedel)
Auf Dächern mit Neigungen über 20° oder mit • Heizräume müssen einen Rauminhalt von min-
nicht begehbaren Dachdeckungen (z. B. auch destens 8 m3 und eine lichte Höhe von minde-
Wellfaserzementplatten) sind sicher begehbare stens 2 m haben. Allerdings ergibt sich die lich-
Standroste neben den Schornsteinen (minde- te Höhe von Heizräumen meistens aus der
stens 25 × 40 cm) nicht tiefer als 1,10 m unterhalb Notwendigkeit, unter erforderlichen oft in meh-
der Mündung oder auch Laufstege gemäß DIN reren Lagen vorzusehenden Heizungsleitun-
18 160-5 notwendig (s. auch Bild 1.287). gen noch die notwendige Durchgangshöhe zu
Sie müssen mindestens 25 cm breit sein und un- erreichen.
terhalb des Firstes liegen. Auf Dächern mit einer • Heizräume dürfen nicht unmittelbar mit Trep-
Neigung von mehr als 60° oder wenn sie mehr als penräumen „notwendiger“ Treppen (s. Abschn.
2,00 m über Dach- oder sonstigen Flächen liegen, 4) oder mit Aufenthaltsräumen in Verbindung
müssen sie auf mindestens einer Seite Geländer stehen. Bei Feuerstätten für feste Brennstoffe
haben. Bei Höhenunterschieden von mehr als dürfen Heizräume nicht oberhalb des Erdge-
1 m sind Leitern oder Steigeisen (bis max. 2 m) schosses liegen. Werden Heizräume für gas-
vorzusehen (Steigeisen an Schornsteinen sind oder ölgefeuerte Feuerstätten an anderer Stelle
unzulässig). untergebracht, muss sichergestellt sein, dass
Antennen, Freileitungen u. Ä. dürfen den Zugang Rauch oder Abgase nicht in den Heizraum drin-
zum Schornstein und die Arbeit des Schornstein- gen können.
fegers nicht behindern. Von elektrischen Freilei- • Bis zu einer Nennwärmeleistung von 350 kW ist
tungen (> 1000 V) ist ein Sicherheitsabstand von mindestens ein, darüber hinaus sind zwei un-
> 1,00 m einzuhalten. mittelbar ins Freie oder in Rettungswege gehen-
Im Übrigen sollten alle Maßnahmen rechtzeitig de Notausgänge bzw. -ausstiege einzuplanen.
mit dem zuständigen Schornsteinfegermeister • Alle Wände, Decken und Stützen von Heiz-
abgestimmt werden. räumen müssen feuerbeständig (Feuerwider-
standsklasse F 90; s. Abschn. 16.7 in Teil 1 dieses
Werkes) ausgeführt werden. Türen müssen in
3.2.10 Heizräume Fluchtrichtung aufschlagen, selbstschließend
sein und, sofern nicht höhere Auflagen seitens
Zusammen mit den Abgasanlagen sind in der Re- der Bauaufsicht gemacht werden, mindestens
gel auch die Heizräume zu planen. der Feuerwiderstandsklasse T 30 entsprechen.
Für Feuerungsanlagen mit Gesamtwärmeleistun- • Leitungen aller Art (nur aus nichtbrennbaren
gen von mehr als 50 kW sind besondere Hei- Baustoffen) dürfen durch Wände und Decken
zungsräume erforderlich, für die es in den ver- von Heizräumen nur mit besonderen Vorkeh-
schiedenen Landesbauordnungen eine Reihe rungen gegen Brandübertragung hindurchge-
von untereinander abweichenden Bestimmun- führt werden.
gen gibt. Die nachfolgenden auszugsweisen
Angaben aus der Muster-Feuerungs-Verord- 1) Die MFeuVO 10/1995 wurde 09/1998 überarbeitet. In
nung (MFeuVO1)) können daher nur als Anhalt einigen Bundesländern ist die novellierte MFeuerAnlV
dienen. 2005 bereits eingeführt.
258 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte
• Heizräume müssen mit einer oberen und einer Formstück- Innenschalen werden hergestellt mit
unteren unverschließbaren Be- und Entlüf- rundem, quadratischem oder rechteckigem
tungsöffnungen ausgestattet sein. Deren freier Rauchrohrquerschnitt, letztere mit ausgerunde-
Mindestquerschnitt muß 150 cm2 (+ 2,5 cm2/ ten Ecken.
1 kW der über 50 kW hinausgehenden Gesamt- Insbesondere im Geschosswohnungsbau werden
nennwärmeleistung) betragen. Spezielle Bau- zur Rationalisierung geschosshohe Fertigelemen-
vorschriften betreffen Lüftungsleitungen und te (s. Bild 3.13) mit im übrigen gleichem konstruk-
Lüftungseinrichtungen mit Ventilatoren. Gegen tivem Aufbau verwendet.
die Körperschallübertragung von Brennerge-
räuschen sind die Kessel auf Betonplatten zu
montieren, die auf der Bodenplatte des Gebäu-
3.3.2 Abgasleitungen
3 des bzw. die Fundamente weich federnd gela-
gert sind. Mehrschalige Montage-Abgasanlagen für Feu-
• Brenner und Brennstoff-Fördereinrichtungen erstätten für flüssige oder gasförmige Brennstof-
müssen durch außerhalb des Heizraumes lie- fe bestehen aus einer Innen- und Außenschale
gende Schalter oder Absperreinrichtungen im und ggf. einer Dämmschale. Sie werden unter-
Gefahrenfall abschaltbar sein. schieden in :
• Abgasleitungen mit einer Feuerwiderstands-
Auch für die Brennstofflagerung gelten besonde- dauer von 90 bzw. 30 Minuten
re Vorschriften.
• Abgasleitungen ohne definierte Feuerwider-
Heizöl darf in Mengen bis 5000 l innerhalb des standsdauer
Heizraumes, bis 100 000 l nur in besonderen La-
gerräumen mit feuerfesten Decken, Wänden und Abgasleitungen mit einer Feuerwiderstandsdau-
Türen gelagert werden. Es müssen entweder öl- er L 90 (in Gebäuden geringer Höhe L 30) verfü-
dichte Auffangwannen vorgesehen werden oder gen über eine Außenschale aus Leichtbeton nach
doppelwandige Lagerbehälter mit Leckwarnanla- DIN 18 150-1 oder nach DIN 18 147-2 mit einer
gen eingebaut werden. Auf jeden Fall muss sicher- Wandstärke von ≥ 5 cm, aus verschiedenen Mau-
gestellt sein, dass Heizöl nicht in das Grundwasser ersteinen ≥ 11,5 cm dick, Porenbeton- Blockstei-
oder in Entwässerungsanlagen geraten kann. nen nach DIN 4165, ≥ 10 cm dick oder aus Hohl-
blocksteinen aus Leichtbeton nach DIN 18 151,
≥ 17,5 cm dick. Sie sind entsprechend der Klassi-
fizierung (s. Abschn. 3.2.2) der Bauprodukte zu
kennzeichnen (Bild 3.12 bis 3.14).
3.3 Bauarten von Abgas- Formstücke sind mit Mörtel MGII gasdicht zu ver-
leitungen, Luft-Abgas- mauern und so zu versetzen, dass die außen lie-
Systemen und Schornsteinen gende Falzaufkantung nach oben weist, damit
Kondensat oder Schlagregenwasser nicht in die
Wärmedämmschicht eindringen kann (Bild 3.27
3.3.1 Allgemeines und 3.28). Bei den Rauchrohren ist säurefester
Fugenkitt zu verwenden. In Anlagengruppen
Aus Rationalisierungsgründen und weil die Ab- müssen die Stoßfugen der Rauchrohre gegenein-
gas- und Schornsteinanlagen sehr stark belastet ander versetzt sein.
sind, werden fast nur noch hochbeanspruchbare,
vorgefertigte Formsteine überwiegend aus Beispiele für vorgefertigte mehrschalige Abgas-
Leichtbeton verwendet. anlagen zeigen die Bilder 3.12 bis 3.14.
Formsteine werden ohne Verband neben tragen- Abgasleitungen ohne definierte Feuerwider-
den oder nichttragenden Wänden errichtet und standsdauer bestehen aus einer Innenschale und
in der Regel durch die Geschossdecken ausge- ggf. einer Dämmschale ohne Außenschale. Die
steift. Je nach Fabrikat sind Richtungsänderungen Festlegungen gelten analog. Für Bauprodukte
entweder überhaupt nicht oder nur für größere ohne Kennzeichnung der Abstandklasse gelten
Querschnitte und in Gebäuden mit nicht mehr als in Abhängigkeit von der Abgastemperatur die
5 Geschossen zugelassen. Dabei sind besondere folgenden Abstandsklassen:
Formstücke einzusetzen (s. Bild 3.8). Es müssen für T 160 bis T 400 = C 400
den Anschluss der Feuerstätten, für Reinigungsöff- T 80 bis T 160 = C 50
nungen u. Ä. Formteile verwendet werden. T ≤ 80 = C 00
3.3 Bauarten von Abgasleitungen 259
3.12
Montage-Schema für den Aufbau einer mehrschaligen
Abgasanlage mit Hinterlüftung (nach Unterlagen der
Fa. Schiedel)
1 Einbau des Sockelformsteines (bzw. Mauern oder
Betonieren des Sockels)
2 Einbau des Sohlen- Formstücks (Fertigelement mit
Kondensatfang und ggf. Neutralisierungseinsatz, mit
Reinigungstür und Zustromöffnung für Hinterlüftung)
3 je nach Höhe des Rauchrohranschlusses: Einbau von
Normal-Mantelsteinen, Zuschnitt, Biegen und Einsetzen
der vorgefertigten Wärmedämmung, Einsetzen der
Schamotte-Abgasleitung (Stoßfugen in Spezialkit)
4 Einbau des Formteiles für den Rauchrohranschluss
wie vor
5 weiterer Aufbau mit Formstücken wie bei 3
6 Aufsetzen der Verkleidung z. B. als Fertigteil mit
Abströmrohrsatz (ggf. Anschluss des Blitzableiters),
Schornsteinkopf mit Bekleidung oder Fertigteilen
(s. Abschn. 3.4)
260 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte
3.14
Mehrschalige Abgasanlage mit hinterlüfteter Wärmedämmung
(PLEWA Isomit 90)
a) Schnitt, b) Grundriss mit seitlichem Abluftschacht
1 Betonsockel
2 Kondensatablauf mit Geruchsverschluss an Abwasserkanal
angeschlossen
3 Kondensatsammler
4 Reinigungs-Formstück
5 Formstück für Feuerstättenanschluss (innen Kondensat-Umlenkrille)
6 Lufteintrittsöffnung mit Gitter
7 Abgasleitung (glasierte Schamottenrohre) mit Wärmedämmung
8 Reinigungs- bzw. Revisions-Formstück (im Dachgeschoss;
3 falls erforderlich)
9 Außenschalen-Formstein
10 Zusätzliche Wärmedämmung des Schornsteinkopfes
11 Verkleidung auf hinterlüfteter Schalung
12 Beton-Abdeckplatte
13 Edelstahlblech-Kragen mit Haltekrallen für das Abgas-Endrohr
(Abluftauslass)
14 Abschlusshaube
3.15a 3.15b
3.15c 3.15d
bende ringförmige Hohlraum zwischen metalli- Ableitung der Abgase in jedem Betriebszustand
scher Abgasleitung und dem Schacht wird hier- sichergestellt ist, die Ableitung von Abgasen über
bei zur Zuluftführung der Verbrennungsluft von nicht im Betrieb befindliche Feuerstätten ausge-
der Mündung aus als Luft-Abgas-System (LAS) schlossen ist und die Abgasleitungen aus nicht
hergestellt. Es dürfen nur raumluftunabhängige brennbaren Baustoffen bestehen oder selbsttäti-
Feuerstätten abgestimmt auf die Betriebsweisen ge Absperrvorrichtungen zwischen den Geschos-
angeschlossen werden. Mehrfachbelegungen sen eine Brandübertragung verhindern.
sind bei einem Mindestabstand von 30 cm der
Anschlüsse untereinander möglich. LAS sind ent-
sprechend der Klassifizierung (s. Abschn. 3.2.2) für 3.3.3 Vorgefertigte
Bauprodukte zu kennzeichnen. frei stehende Abgasanlagen
Mehrfachbelegung von Abgasleitungen mit Vollständig vorgefertigte frei stehende Abgas-
3
mehreren Feuerstätten ist nur möglich, wenn die anlagen auch mit großen Höhen werden über-
3.20a 3.20b
3.21
Frei stehender Hochleistungsschornstein d = 6,40 – 11 m,
h = bis 150 m
Horizontalschnitt (Ooms-Ittner-Hof GmbH).
1 Tragmantel für Wind- und Eigenlasten
(Beton B25, d = 250 – 500 mm)
3 2 Stahlkonstruktion für Wartungsbühne
3 Messstutzen für Kontrollzwecke
4 Mineralfasermatte oder Foamglas
5 Rauchgasrohr (säurefestes Mauerwerk, d = 10 cm)
6 Öffnung für Messlanze
7 Klapprost
8 Korbleiter
3.23a
3.23b
Einen besseren Wärmeschutz bieten einschalige Schornsteinmauerwerk ist unbedingt dicht aus-
Hausschornsteine aus Leichtbeton (DIN 18 150-1) zuführen. Die Mauersteine sind innen bündig zu
mit zusätzlichen Luftkammern (Bild 3.2c). vermauern, die Fugen sind im Inneren glatt zu
Die relativ kostengünstigen einschaligen Schorn- verstreichen. Putzauskleidungen von Rauchroh-
steine kommen heute fast nur noch für offene Ka- ren sind nicht zulässig.
mine, Kachelofenheizungen o. Ä. in Frage. Die Wangen gemauerter Schornsteine können
Aus Platzgründen und Gründen der Gewichts- aus Mauerziegeln gemäß DIN 105, Kalksand- Voll-
einsparung können einschalige Schornsteine steinen gemäß DIN V 1061 oder Hütten-Vollstei-
auch aus 40 mm dicken Fibersilikat-Platten in nen gemäß DIN 398 hergestellt werden und müs-
F 90 als geschosshohe Schächte und Formstücke sen mindestens 11,5 cm, bei mehr als 400 cm2
verwendet werden. Der Einbau erfolgt in Tro- Querschnitt 24 cm dick sein. Stark beanspruchte
3 ckenbau- Montagebauweise mit Spezialklebern. Schornsteinwangen aus Mauersteinen, insbeson-
Der Schornsteinkopf wird als Fertigteil mit witte- dere freiliegende Wangen in Außenwänden, müs-
rungschützender Metall- oder Faserzementplat- sen mindestens 24 cm dick sein. Sie sollten zu-
ten-Verkleidung aufgesetzt ( Bild 3.30). sätzlich durch Dämmschichten vor Abkühlung
geschützt werden. Wangen dürfen nicht durch
Schlitze, Dübel, Anker, Mauerhaken usw. ge-
schwächt oder sonst unzulässig beansprucht
3.3.5 Gemauerte Schornsteine werden.„Zungen“ (Zwischenwände zwischen den
Rauchrohren) müssen mindestens 11,5 cm dick
Wegen des hohen Arbeitsaufwandes, vor allem sein.
jedoch wegen der heutigen hohen Anforderun-
gen, werden Hausschornsteine heute nicht mehr Schornsteine aus Mauersteinen dürfen mit Wän-
aus Mauerwerk ausgeführt. Sie werden hier im den nur aus den gleichen Baustoffen gleichzeitig
Hinblick auf Sanierung oder Denkmalpflege be- im Verband hochgeführt werden.
handelt.
3.26a
3.26b
Für den Mauerverband der Schornsteine gelten Verkleidungen von Außenflächen von Abgasan-
folgende Regeln: lagen für feste Brennstoffe (Schornsteine) sind
1. Alle Zungen müssen in die Wangen eingebun- ohne Nachweis mindestens bis zu einer Höhe
den werden. von 1 m ab der Mündung aus nicht brennbaren
2. Durchgehende Stoßfugen von einem Schorn- Baustoffen der Brennbarkeitsklasse A1 und A2
stein zum anderen und Gesamtstoßfugen ei- DIN 4102-1 (s. Abschn. 16.7 in Teil 1 des Werkes)
nes Schornsteins sind auf die kleinste Anzahl herzustellen. Für Verkleidungen kommen in Be-
zu beschränken. tracht Mauersteine (z. B. Klinker jedoch keine
Lochsteine), Faserzementplatten oder Schindeln
3. Es sind möglichst viele ganze Steine zu ver- aus Schiefer oder Faserzement, Zink-, Edelstahl-,
wenden; abfallende Viertelsteine sind außen in Aluminium- und Kupferblech.
das Wangenmauerwerk einzufügen.
Verkleidungen aus brennbaren Materialien 3
Bild 3.24 zeigt einen Schornsteinverband, bei dürfen ohne Abstand zu den Außenflächen nur
dem die abfallenden Viertelsteine mit verwendet für Abgasanlagen von Feuerstätten für flüssige
worden sind. Liegen die Schornsteine in einem und gasförmige Brennstoffe bis zu einer max. Ab-
Mauerzusammenstoß, so sind die Verbandregeln gastemperatur von 200 °C eingesetzt werden,
für den Maueranschluss zu beachten (Bild 3.25). wenn sie einen geringeren Wärmedurchlasswid-
erstand als die Abgasanlage haben. Anderenfalls
Bei der Anordnung von Schornsteinrohren in den ist ein Abstand von min. 5 cm (belüftet min. 2 cm)
Ecken sich kreuzender Mauern dürfen tragende vorzusehen.
Mauern nicht geschwächt werden. Es ist zweck-
mäßig, die Schornsteinrohre mind. 1/4 Stein vor Unterkonstruktionen zur Befestigung der Verklei-
die durchgehende Wand zu setzen, um einfache, dungen können bei Abgasanlagen mit Außen-
rechtwinklige Rauchrohranschlüsse zu ermögli- schalen aus Mauerwerk oder Beton oder an
chen (Bild 3.25 und 3.26). Schächten von Abgasleitungen rahmenartig an-
liegen oder mit Dübeln auf Schachtumwandun-
gen befestigt werden. Sie können aus Holzlatten
bestehen. Bei der Verwendung von Unterkon-
3.4 Abgasanlagen im Freien struktion aus brennbaren Baustoffen müssen die-
(Schornsteinköpfe)1) se bei Anschluss an Feuerstätten für feste Brenn-
stoffe dicht mit nicht brennbaren Baustoffen
Der im Freien oder in Kalträumen liegende Teil ei- abgedeckt sein.
ner Abgasanlage muss gegen Wärmeverlust, aber Für Verkleidungen aus Mauerziegeln können
auch gegen Witterungseinflüsse, insbesondere Auskragungen aus Leichtbeton (LB) verwendet
gegen Schlagregen, geschützt werden. werden.
Für die Oberflächen von außen liegenden Teilen Überwiegend werden außen liegende Bauteile
von Abgasanlagen und der Schächte von Abgas- von Abgasanlagen und Schornsteinen mit hinter-
leitungen enthält DIN 18 160-1 (Abschn. 6.11) ei- lüfteten Verkleidungen ausgeführt.
ne Reihe von Bestimmungen. Bei der aufwändigen, regional aber immer noch
Sie müssen aus witterungs- und frostbeständigen verbreiteten Ausführung mit einer Vorsatzschale
Baustoffen hergestellt sein oder gegen das Ein- werden sorgfältig verfugte Vormauersteine (VMz)
dringen von Niederschlagswasser z. B. durch Au- oder Klinker (KMz) auf einer unterhalb der Dach-
ßenputz oder eine Verkleidung geschützt werden. haut eingebauten Formsteinplatte aufgemauert
Wärmedämmmaßnahmen mit formbeständigen (s. Bild 3.27).
und nicht brennbaren Baustoffen müssen sicher- Den Übergang zu Flachdachdeckungen bildet ei-
stellen, dass außerhalb der gasabführenden ne Abdeckung („Einfassung“) aus Zinkblech oder
Schale kein Tauwasser auftreten kann. Dämmstof- Walzblei, die ca. 20 bis 30 cm an der Abgasanlage
fe müssen dampfdiffusionsoffen und Verkleidun- bzw. am Schacht hochgezogen werden soll und
gen zur Vermeidung von Durchfeuchtungen mit mit einer dauerelastisch eingedichteten Über-
einer Hinterlüftung von min. 1,5 cm Breite ange- gangsleiste („Kappleiste“) am Kaminkopf ange-
bracht werden. Für nicht belüftete Konstruktio- schlossen wird.
nen muss ein rechnerischer Nachweis über den Kappleisten wurden früher treppenförmig in die
Taupunkt geführt werden. Lager- bzw. Stoßfugen von gemauerten Kamin-
kopfbekleidungen eingebunden. Wegen des ho-
1) Höhen s. Bild 3.4. hen Arbeitsaufwandes und auch wegen der
268 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte
3
3.29a 3.29b
Auch bei sorgfältiger Ausführung entsteht insbe- rerseits bereits bei geringfügigen Ausführungs-
sondere zwischen großen betonierten Schorn- mängel sehr oft ärgerliche Schadensquellen.
steinabdeckungen und dem Mauerwerk des
Schornsteinkopfes leicht ein Riss durch tempe-
raturbedingte Längenänderungen und durch 3.5 Schornsteinsanierung
„Schüsselung“ (Verformung) der Platte. Hier kann
Schlagregenwasser eindringen und leicht seinen Ältere gemauerte Schornsteine, bei denen durch
Weg bis zur Wärmedämmung des Schornstein- Abnutzung der inneren Wandungen oder der
kopfes finden. Es empfiehlt sich daher, vor dem Ausfugungen die Gasdichtigkeit nicht mehr aus-
Betonieren den fertig gemauerten Schornstein- reichend gegeben ist, oder Schornsteine, deren
kopf oben zunächst mit einer Dichtungsschläm- Querschnitt geänderten Heizungsanlagen anzu-
3 me zu behandeln. Auch eine abdichtende
Zwischenlage mit einer Bitumen-Dachdichtungs-
passen ist, müssen deshalb nicht unbedingt voll-
ständig erneuert werden. Zur Sanierung bzw. zur
bahn kann einen sicheren Übergang bis zum Querschnittsverringerung kommen verschiedene
Dehnfugenblech bilden (s. Bild 3.28). Verfahren in Frage.
Die Fuge zwischen Kaminkopfmauerwerk und • Auskleidung mit Spezialbeton. Bei gleichzei-
Abdeckplatte ist dauerelastisch abzudichten tigem Einbringen des Betons in das vorhande-
(„Wartungsfuge“). ne, vorher gereinigte Rauchrohr werden Rüttel-
Die Innenrohre aus Schamotte o. Ä. der heute fast flaschen, deren Durchmesser dem geplanten
ausschließlich verwendeten Abgasanlagen aus neuen Querschnitt entspricht, allmählich hoch-
Formteilen unterliegen infolge der Erwärmung gezogen (Bild 3.32a).
durch die Abgase einer Längenänderung von et- • Einbau neuer Abgas-Rohrsysteme. Insbeson-
wa 1 mm/m. Diese Längenveränderungen werden dere bei der Modernisierung von Heizungsan-
unterhalb der oberen Schornsteinabdeckung lage bzw. Wechsel der Brennstoffart (z. B. auf
durch Dehnfugenbleche aus korrosionsfestem Gas) müssen die Querschnitte der vorhande-
Stahl (Bild 3.27 und 3.28) oder Formteile ausge- nen Schornsteine meistens erheblich verringert
glichen (Bild 3.31). werden. Außerdem muss bei derartigen Um-
Abgasanlagen für niedrige Abgastemperaturen bauten der höhere Kondensatanfall berücksich-
haben in der Regel hinterlüftete Abgasrohre bzw. tigt werden. In Frage kommen Rohrsysteme aus
Wärmedämmungen. Bei derartigen Abgasleitun- korrosionsfestem Stahl (Bild 3.32b), Schamotte-
gen werden die Innenrohre mit Endhauben über rohren oder neuerdings auch aus feuerfestem
die obere Schornsteinabdeckung hinausgezogen Glas mit Edelstahl-Verbindern.
(Bild 3.31 und 3.15). • Auskleidung mit neuen Formteilen. Für gera-
Bei größeren Rauchrohrquerschnitten, insbeson- de, allenfalls nur geringfügig gezogene Schorn-
dere auch bei selten genutzten Schornsteinen steine kommen starre oder flexible Edelstahl-
(offene Kamine), kann Vorsorge gegen Nieder- rohre sowie Schamotterohre mit oder ohne
schlagwasser erforderlich werden. Abdeckungen Innenglasur in Frage (Bild 3.32c).
aus korrosionsbeständigen Materialien müssen
in mindestens 20 cm Höhe über der Rauchrohr- Ob eine Wärmedämmung nötig ist, muss im Ein-
mündung ausgeführt werden. Sie müssen zelfall geklärt werden. Sie kann aus überschobe-
abklappbar sein und dürfen die Arbeit des nen Mineralwollehülsen, bei einigen Systemen
Schornsteinfegers nicht behindern. Derartige Ab- auch aus Schüttungen von Dämmstoffen beste-
deckungen können durch die von ihnen bewirkte hen. Meistens werden die Rohre jedoch ohne zu-
Querschnittsänderung des Abgasstromes zur sätzliche Wärmedämmung eingebaut, und der
Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit bei- verbleibende Hohlraum wird hinterlüftet.
tragen („Meidinger Scheibe“). Vielfach wird es bei Sanierungen erforderlich
Abdeckungen sind für Schornsteine mit feuchtig- sein, die Schornsteinköpfe vollständig zu erneu-
keitsgeschützten Abgasrohren für Niedertempe- ern. Dann sollten Lösungen ähnlich wie in Bild
raturbetrieb nicht erforderlich. 3.31 gezeigt oder Fertigteil-Schornsteinköpfe
Gemauerte Schornsteinköpfe bilden wegen der (Bild 3.30) vorgezogen werden.
vielen sorgfältig aufeinander abzustimmenden
Arbeitsvorgänge, die auch noch meistens von ver-
schiedenen Auftragnehmern auszuführen sind,
und wegen der hohen Beanspruchungen ande-
3.6 Anschluss von Gasfeuerstätten 271
3
3.32a 3.32b 3.32c
3.32 Sanierungssysteme
a) Auskleidung mit Spezialmörtel 1 Vorhandenes Schornsteinmauerwerk
b) Einbau von Schamotte-Formstücken 2 Mörtel
c) Einbau von flexiblen Edelstahlrohren 3 Schamotterohr
4 Hebe- und Ausrichtvorrichtung
5 flexibles Edelstahlrohr
3.6 Anschluss von Gasfeuer- 75 cm2 freiem Querschnitt vorzusehen (bei Ver-
gitterung Zuschlag 20 %) [7]. Die obere Belüf-
stätten gemäß DVGW [7] tungsöffnung muss möglichst dicht unterhalb
der Decke, mindestens jedoch 1,80 cm über dem
Nach den „Technischen Vorschriften und Richtlini-
Fußboden, die untere in Fußbodennähe liegen
en für die Einrichtung und Unterhaltung von Nie-
(Bild 3.33). Belüftungsöffnungen dürfen nicht
derdruckgasanlagen in Gebäuden und Grund-
verschließbar sein. Die erforderliche Größe der
stücken DVGW-TVR-Gas“ sind für Gasgeräte (z. B.
Öffnungen richtet sich im Übrigen nach den Lan-
Haushaltsgasherde, Kleinwasserheizer) keine be-
desbauordnungen und beträgt im Allgemeinen
sonderen Abgasanlagen erforderlich.
für die untere Zuluftöffnung mindestens 50 %,
Größere Gasfeuerstätten, wie z. B. Warmwasser- für die obere Belüftungsöffnung mindestens
Durchlauferhitzer für Bäder oder „Thermen“ als 25 % des vorhandenen Querschnitts.
Heizgeräte für Etagen- oder Zentralheizungen,
Bei der Verbrennung von Erd- oder Stadtgas fällt
müssen an Abgasanlagen gemäß DIN 18 160-1
neben den übrigen Abgasen eine beträchtliche
angeschlossen werden.
Menge von Wasserdampf an (ca. 800 g/m3 des
Der lichte Querschnitt muss mindestens 100 cm2 verbrannten Gases). Auch bei gutem Wärme-
bei einer kleinsten Seitenlänge von 10 cm aufwei- schutz kommt es daher zu erheblicher Konden-
sen. satbildung. Die Abgasanlagen müssen daher aus
An einen Abgasschornstein dürfen bis zu 3 Gas- wasserundurchlässigen Materialien (z. B. Faserze-
feuerstätten mit einer Nennwärmeleistung von je mentrohre, Edelstahlrohre, glasierte oder feuch-
30 kW angeschlossen werden, wenn die Verbren- tigkeitsunempfindliche Schamotterohre) beste-
nungsluft den Aufstellungsräumen entnommen hen. Am unteren Ende der Abgasleitungen sind
wird. Kondensatsammler vorzusehen (Bild 3.34) oder
Bei allen Gasfeuerstätten ist zwischen Gerät und das Kondensat ist in die Hausentwässerung ein-
Anschluss an den Abgasschornsteinen eine Strö- zuleiten (s. Abschn. 3.3.2).
mungssicherung einzubauen, die bei Sauerstoff- Zu beachten ist, dass bei winterlichen Außentem-
mangel oder Störungen bei der Gasverbrennung peraturen in den oberen Bereichen von Abgasan-
gefährliche Anreicherungen von unverbranntem lagen mit erheblicher Vereisungsgefahr bei Kon-
Gas, Kohlenmonoxyd oder Kohlendioxydgas ver- densatbildung zu rechnen ist. Es muss also für
hindert. Außerdem sind für innenliegende Räume ausreichende Wärmedämmung im Mündungs-
und für Räume mit größeren Gasfeuerstätten bereich und in offenen Dachräumen gesorgt wer-
Be- und Entlüftungsöffnungen mit mindestens den.
272 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte
3 3.33a
3.33b
3.35a 3.35b
Die Anlagen können wahlweise für folgende Min- Die Vermeidung von Schallübertragungen ist bei
destvolumenströme ausgelegt werden: Sammelschachtanlagen problematisch, und DIN
• 40 m3/h: Dieser Volumenstrom muss über min- 18 017-3 enthält dazu auch keine Angaben. Die
destens 12 Stunden je Tag abgeführt werden. Hersteller von Sammelentlüftungsanlagen ver-
• 60 m3/h: Wenn die Entlüftungen völlig abge- suchen auf verschiedene Weise das Problem
stellt werden können, muss sichergestellt wer- der Übertragung von Luftschall durch spezielle
den, dass nach jedem Ausschalten durch Nach- Schallschutzmaßnahmen an den Einströmöff-
laufen des Gerätes mindestens 5 m3 Luft aus nungen zu lösen. Körperschallübertragung ist
dem zu lüftenden Raum abgeführt werden. durch Maßnahmen nach DIN 4109 zu verhindern.
Die benötigten Einzel- oder Sammel-Abluft-
Jeder Raum muss eine unverschließbare Zuluft- schächte entsprechen im wesentlichen den An-
öffnung von 150 cm2 freiem Querschnitt haben. forderungen, die für Anlagen ohne Ventilatoren 3
Die Abluftöffnungen müssen möglichst nahe gelten.
unter der Decke liegen. Im Aufenthaltsbereich Der wichtigste Vorteil von Lüftungsanlagen mit
sollen keine größeren Luftgeschwindigkeiten als Ventilatoren ist, dass sie mit flächensparenden
0,2 m/s entstehen. Sammelschächten betrieben werden können
Zentralentlüftungsanlagen sind so zu bauen und und dass zur Verbesserung der Energieeffizienz
zu betreiben, dass Gerüche oder Staub nicht von Wärmetauscher zur Wärmerückgewinnung aus
Wohnung zu Wohnung oder in andere Räume der Abluft integriert werden können.
übertragen werden können.
3.8 Normen
Norm Ausgabedatum Titel
3 DIN 18 017-3
DIN 18 147-2
08.1990
11.1982
Lüftung von Bädern und Toilettenräumen ohne Außenfenster; mit Ventilatoren
Baustoffe und Bauteile für dreischalige Hausschornsteine; Formenstücke aus
Leichtbeton für die Außenschale; Anforderungen und Prüfungen
DIN 18 147-5 02.1987 Baustoffe und Bauteile für dreischalige Hausschornsteine; Dämmstoffe;
Anforderungen und Prüfungen
DIN 18 150-1 09.1979 Baustoffe und Bauteile für Hausschornsteine; Formstücke aus Leichtbeton,
Einschalige Schornsteine, Anforderungen
DIN 18 150-2 02.1987 Baustoffe und Bauteile für Hausschornsteine; Formstücke aus Leichtbeton;
Einschalige Schornsteine; Prüfung und Überwachung
DIN 18 160-1 12.2001 Abgasanlagen, Planung und Ausführung
DIN V 18 160-1 01.2006 Abgasanlagen, Planung und Ausführung
DIN V 18 160-1, Bbl. 1 01.2006 –, Planung und Ausführung; Nationale Ergänzung zur Anwendung von Metall-
Abgasanlagen nach DIN EN 1856-1, von Innenrohren und Verbindungsstücken
nach DIN EN 1856-2, der Zulässigkeit von Werkstoffen und der Korrosions-
widerstandsklassen
DIN V 18 160-1, Bbl. 2 01.2006 –, Planung und Ausführung; Nationale Ergänzung zur Anwendung von Keramik-
Innenschalen nach DIN EN 1457, Zuordnung der Kennzeichnungsklassen für
Montage-Abgasanlagen
DIN V 18 160-1, Bbl. 3 02.2007 –, Planung und Ausführung, Beiblatt 3: Nationale Ergänzung zur Anwendung von
System-Abgasanlagen mit Kunststoffinnenrohren nach DIN EN 14 471
DIN 18 160-5 05.1998 –, Einrichtungen für Schornsteinfegerarbeiten, Anforderungen, Planung und
Ausführung
DIN V 18 160-60 01.2006 –, Nachweise für das Brandverhalten von Abgasanlagen und Bauteilen von
Abgasanlagen; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 18 379 10.2006 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen; Teil C: Allgemeine Techni-
sche Vertragsbestimmungen (ATV) für Bauleistungen; Raumlufttechnische Anlagen
DIN 18 380 10.2006 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen; Teil C: Allgemeine techni-
sche Vertragsbestimmungen (ATV) für Bauleistungen; Heizanlagen und zentrale
Wassererwärmungsanlagen
DIN V 18 599-1–10 05.2007 Energetische Bewertung von Gebäuden – Berechnung des Nutz-, End- und Primär-
energiebedarfs für Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser und Beleuchtung
DIN EN 1443 06.2003 Abgasanlagen; Allgemeine Anforderungen
DIN EN 1457 04.2003 Abgasanlagen; Keramik – Innenrohre; Anforderungen und Prüfungen
DIN EN 1457, Ber. 1 10.2006 –, Berichtigungen zu DIN EN 1457: 2003-04
DIN EN 1457, Ber. 2 08.2007 –, Berichtigungen zu DIN EN 1457: 2003-04
DIN EN 1856-1 08.2006 Abgasanlagen – Anforderungen an Metall-Abgasanlagen; Bauteile für
System-Abgasanlagen
DIN EN 1856-2 10.2004 –, –, Innenrohre und Verbindungsstücke aus Metall
DIN EN 1857 11.2003 Abgasanlagen; Bauteile; Betoninnenrohre
DIN EN 1857, Ber. 2 08.2007 –, Berichtigungen zu DIN EN 1857: 2003-11
DIN EN 1858 10.2003 Abgasanlagen; Bauteile – Betonformblöcke
DIN EN 1859 10.2006 Abgasanlagen; Metall- Abgasanlagen, Prüfverfahren
3.9 Literatur 277
Normen, Fortsetzung
3.9 Literatur
[1] Aschoff, C., Grotjan, H.: Frischlufttechnik im Wohnungsbau, Stuttgart 2004
[2] Dt. Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.: ATV DVWK-Regelwerk A 251-Kondensate aus Brenn-
wertkesseln (08/2003), www.dwa.de
[3] Bauer-Böckler, H. P.: Das neue Buch der Kamine und Kachelöfen, Energiesparende Ausführungen traditionell und mo-
dern.Taunusstein 2004
[4] Beuth DIN-Taschenbuch Teil 146, Abgasanlagen – Schornsteine; Planung , Berechnung, Ausführung, Normen. Berlin
2004
[5] Dreesen, H.W.: Schornsteinsysteme für heute und morgen. In: DBZ 2/1993
[6] –: Moderne Abgasführung. In: DBZ 5/1995
[7] DVGW-Arbeitsblätter, Regelwerk-Gas. www.dvgw.de
[8] Ehrenfried, H.: Kontrollierte Wohnungslüftung Bibliothek Gebäudetechnik. Berlin 2000
[9] Fischer, O.E., Schoppenhauer, G.: Hausschornsteine. Wiesbaden/Berlin 1996
[10] Fockenberg, K.: Zwischenbilanz. Heiztechnik und Abgasanlagen für Wohngebäude. In db 5/2005
[11] Händel, C.: Grundlagen neu geregelt.Tl.3. Wohnungslüftung: Planung und Ausführung. In sbz 11/2006
[12] Händel, C.: Grundlagen neu geregelt. Wohnungslüftung: Änderungen in der DIN 1946.Tl.2. In sbz 10/2006
[13] Hausladen, G.: Handbuch der Schornsteintechnik, 3. Aufl. München 1994
[14] Informationszentrum RAUM und BAU der Frauenhofer-Gesellschaft-Forschungsbericht T 2408: Überprüfung der Ab-
standsregeln zwischen Schornsteinen und Bauteilen mit brennbaren Baustoffen. Stuttgart 1991. www.irb.fhg.de
[15] Informationszentrum RAUM und BAU der Frauenhofer-Gesellschaft-Forschungsberichte und IRB-Literaturdokumenta-
tionen: Schornsteine. Stuttgart. www.irb.fhg.de
[16] Isomit Schornsteinelemente GmbH & Co. KG: Polch, www.isomit.de
278 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte
[17] Kehm, B.: Abgasanlagen und die Europäische Normung – Auswirkungen der CE-Kennzeichnung. In DAB 7/2004
[18] Klindt, L. und E.: Kein Ärger am Bau – Steildach und Schornsteine: Stuttgart 1999. www.irb.fhg.de
[19 Künzel, H.: Überlegungen zur Wohnungslüftung. Stuttgart 2006. www.irb.fhg.de
[20] Last, D.: Abgasanlagen als architektonisches Element. Design, Technik und Montage von Edelstahlkaminen. In TAB-
Technik am Bau 3/2005
[21] Last, D.: Abgassysteme in Leichtbauweise.Technische Eigenschaften mehrerer Systeme. In TAB 7+8/2004
[22] Mürrmann, H.: Wohnungslüftung – Kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Heidelberg 2006
[23] Nowak, W.: Lüftungsstrategien. Natürliche und maschinelle Wohnungslüftung. In db 5/2002
4.1a 4.1b
4.1e
4 4.1c 4.1d
4.1g
4.1j
4.1f
4.1h
4.1l
4.1i
4.1k
4.1m
4.1 Treppengrundrisse (schematische Darstellung nach DIN 18065)
a) einläufige gerade Treppe
b) zweiläufige gerade Treppe mit Zwischenpodest
c) zweiläufige gewinkelte Treppe mit Zwischenpodest
d) zweiläufige gegenläufige Treppe mit Zwischenpodest (dargestellt als „Rechtstreppe“)
e) dreiläufige zweimal abgewinkelte Treppe mit Zwischenpodesten
f ) dreiläufige gegenläufige Treppe mit Zwischenpodest
g) einläufige, im Austritt viertelgewendelte Treppe
h) einläufige, im Antritt viertelgewendelte Treppe
i) einläufige, zweimal viertelgewendelte Treppe
j) einläufige, halbgewendelte Treppe (dargestellt als „Rechtstreppe“)
k) Wendeltreppe (Treppe mit Treppenauge)
l) Spindeltreppe (Treppe mit Treppenspindel)
m) zweiläufige, gewendelte Bogentreppe mit Zwischenpodest
4.1 Allgemeines 281
4.4a 4.4b
4.4c
4.4d 4.4e
4.1.2 Vorschriften1) halten bzw. aus den Bildern 4.6 und 4.7 ersicht-
lich.
Maße Wenn mit der Anwesenheit von Kindern gerech-
Die Neigung von Treppen wird durch das Stei- net werden muss, wird in einigen Landesbauord-
gungsverhältnis, d. h. das Verhältnis von Stufen- nungen bei Treppen ohne Setzstufen eine lichte
höhe s („Steigung“) zu Stufenbreite a („Auftritt“) Weite von weniger als 12 cm zwischen den Tritt-
gekennzeichnet (s. Abschn. 4.1.3). stufen gefordert.
Für die sonstigen Hauptmaße von Treppen sind Die nach Tabelle 4.5 möglichen Mindestmaße
in DIN 18 065 allgemeine Regeln festgelegt. Sie müssen bei der Planung kritisch bewertet wer-
weichen jedoch teilweise von den unterschied- den. Es ist bestimmt nicht überall möglich, an
lichen Treppenbau-Vorschriften ab, die in den Kellertreppen oder an Treppen, die nicht zu Auf-
Durchführungsverordnungen der Landesbauord- enthaltsräumen führen, so geringe Sicherheitsan-
nungen enthalten sind2). Es ist also zu beach- forderungen zu stellen, wie sie aus einem mögli-
ten, ob die DIN 18 065 im jeweiligen Bundes- chen Stufenauftritt von nur 21 cm resultieren.
land bauaufsichtlich eingeführt ist oder ob die Ebenso ist die geforderte lichte Durchgangshöhe
4 Bestimmungen der Landesbauordnung beachtet
werden müssen. Die maßlichen Mindestanfor-
mit 2 m gemäß Bild 4.7 nur als Mindestmaß zu
sehen, das heutigen Ansprüchen kaum noch
derungen an Treppen sind in Tabelle 4.5 ent- genügt. Eine lichte Höhe von 2,10 m sollte nicht
unterschritten werden.
Bei Stufen, deren Treppenauftritt a unter 26 cm liegt, muss die Unterscheidung u mindestens so groß sein, dass insgesamt
26 cm Trittfläche (a + u) erreicht werden.
5) Bei Stufen, deren Treppenauftritt a unter 24 cm liegt, muss die Unterscheidung u mindestens so groß sein, dass insgesamt
24 cm Trittfläche erreicht werden.
Podestflächen sind am An- bzw. Austritt von Trep- Konstruktion der Treppen selbst müssen daher
penläufen sowie bei längeren Treppenläufen im Hinblick auf sichere Benutzbarkeit im Brand-
nach mehr als 18 Steigungen erforderlich. fall geplant und ausgeführt werden.
Treppenpodeste sollen eine Tiefe haben, die min- Die brandschutztechnischen Anforderungen an
destens der Laufbreite entspricht, besser jedoch Treppen und Treppenhäuser richten sich nach
mit einem Zuschlag von 10 bis 15 % zur Laufbreite den Gebäudeklassen1) bzw. Gebäudearten, die in
bemessen wird. Sie müssen so beschaffen sein, den Landesbauordnungen definiert werden. Als
dass sie die Benutzung der Treppen auch in den planerische und konstruktive Brandschutzmaß-
üblicherweise zu erwartenden Ausnahmefällen nahmen (s. auch Abschn. 16.7 in Teil 1 des Werkes)
gefahrlos ermöglichen (im Wohnungsbau z. B. Mö- sind vor allem zu beachten.
beltransport,Transport von Krankentragen usw.). • Jedes nicht zu ebener Erde liegende Geschoss
Podestflächen im Zuge von langen Treppenläu- sowie der benutzbare Dachraum müssen über
fen (Zwischenpodeste) sind auf die Schrittlänge mindestens eine Treppe erreichbar sein („not-
bzw. das Schrittmaß der Treppe abzustimmen wendige Treppe“). Weitere Treppen können ge-
(vgl. Abschn. 4.1.3). fordert werden, wenn sonst die Rettung von
4 Beispiel Steigungsverhältnis der Treppe 185/27 cm Menschen gefährdet wäre. Einschiebbare Trep-
pen oder Rolltreppen sind als notwendige
Schrittmaß S = a + 2 s = 27 + 2 × 18,5 = 64 cm
Podestlänge = S + a = 64 + 27 = 91 cm Treppen nicht zulässig. Sie dürfen lediglich als
zusätzliche Treppen bzw. als Zugang zu
In den Gehbereich von Podestflächen notwendi- Dachräumen ohne Aufenthaltsräume oder
ger Treppen dürfen keine Türen aufschlagen. Die sonstigen Räumen dienen, die keine Aufent-
Podestfläche ist nötigenfalls entsprechend zu haltsräume sind.
vergrößern. • Keine besonderen brandschutztechnische An-
Barrierefreies Bauen (DIN 18 024 und 18 025) forderungen werden an Treppen der Gebäude-
fordert neben einer ausreichenden Belichtung klassen A, B und D gestellt.
und Beleuchtung Treppen und Treppenpodeste
z. B. durch Farb- und Materialwechsel deutlich
erkennbar zu machen. Anfang und Ende der Trep- 1) Beispiel: Landesbauordnung Hessen, Auszug aus § 2(2),
penläufe müssen durch „taktile Hilfen“ (z. B. er- Gebäudeklassen.
fühlbare Kennung der Handläufe durch Erhebun- Gebäudeklasse A
gen oder Vertiefungen) oder Farbstreifenmar- Freistehende Wohnhäuser u. Ä. mit höchstens 2 Wohnun-
kierungen optisch erkennbar sein. Notwendige gen, höchstens 2 Geschosse, freistehende landwirtschaft-
liche Betriebsgebäude o. Ä. bis 250 m2.
Treppenläufe dürfen, nicht notwendige Treppen Gebäudeklasse B
sollten nicht gewendelt sein. Unterschneidungen Wohngebäude u. Ä. mit höchstens 3 Wohnungen, ober-
an Stufen sind unzulässig (vgl. Bild 4.16). Neben ste Geschossfläche höchstens 5,85 m über Gelände.
Treppenauf- und abgängen (Treppenpodesten) Gebäudeklasse C
sind Bewegungsflächen von 1,50 m Breite (ohne Sonstige Gebäude, die nicht unter die Gebäudeklasse A
Anrechnung der Austrittsfläche) vorzusehen. fallen, oberste Geschossfläche bei Aufenthaltsräumen
höchstens 5,85 m über Gelände.
Gebäudeklasse D
Brandschutz Wohngebäude u. Ä. mit höchstens 6 Wohnungen, ober-
ste Geschossfläche höchstens 7 m über Gelände.
Treppen. Im Brandfall sind Treppen die einzigen
Gebäudeklasse E
Fluchtwege zum Verlassen nicht ebenerdiger Ge- Sonstige Gebäude, die nicht unter die Gebäudeklassen A
schosse. Es muss daher sichergestellt sein, dass bis D fallen, oberste Geschossfläche bei Aufenthaltsräu-
Treppen je nach Menge der darauf voraussicht- men höchstens 7 m über Gelände.
lich angewiesenen Benutzer in ausreichender Gebäudeklasse F
Zahl und Abmessung vorhanden sind und aus Sonstige Gebäude, die nicht unter die Gebäudeklassen A
bis E fallen, oberste Geschossfläche bei Aufenthaltsräu-
nicht zu großer Entfernung sicher erreicht wer- men höchstens 14 m über Gelände.
den können. Sie dienen darüber hinaus zur Per- Gebäudeklasse G
sonenrettung und zur Durchführung eines Sonstige Gebäude, die nicht unter die Gebäudeklasse A
Löschangriffes in Brandfall. bis F fallen, oberste Geschossfläche bei Aufenthaltsräu-
men höchstens 22 m über Gelände.
Selbstverständlich dürfen die Fluchtwege über
Hochhäuser
Treppenhäuser im Brandfall nicht durch Rauch Gebäude, bei denen der Fußboden eines Geschosses, in
oder Brandeinwirkung unpassierbar werden. Be- dem Aufenthaltsräume liegen oder möglich sind, mehr
grenzungswände und -decken, Zugänge und die als 22 m über Geländeoberfläche liegt.
4.1 Allgemeines 285
4.9a 4.9b
sen) sowie von schwimmend aufgelagerten Durchlaufende Auflager an den Rändern von Po-
Stufenelementen (Bild 4.8b), dest- oder Laufplatten sowie von Treppenholmen
sind wie in Bild 4.10 gezeigt möglich. Daneben ist
• elastische Auflagerung der Treppenläufe bei
zur Vermeidung direkter Körperschallübertra-
gleichzeitiger Trennung von den angrenzenden
gung die Ausbildung von „Auflager-Klauen“ mit
Wänden durch offene oder elastisch abge-
Hilfe vorgefertigter zweischaliger etwa 50 cm
schlossene Fugen (Bild 4.8c),
breiter Auflagerkästen möglich. Sie werden in die
• offene Fugen oder elastische Trennplatten zwi- tragenden Treppenhauswände mit eingemauert
schen Treppenläufen und -podesten und an- oder -betoniert und nehmen die klauenförmigen
grenzenden Wänden (Bild 4.8d), Treppenauflager auf (Bild 4.11).
• Ausbildung einer zweischaligen Treppenraum- Schwimmend aufgelagerte Winkelstufen aus
umwandung (Bild 4.8e). Werkstein zeigt Bild 4.12. Bei einer solchen Stu-
fenausbildung müssen die seitlichen Anschlus-
sfugen durch Abdeckprofile geschlossen werden,
Die grundsätzlich gegebenen Möglichkeiten für die keine Schallbrücken bilden dürfen und elas-
die elastische Auflagerung von Massivtreppen tisch angeschlossen werden (Bild 4.13). Werden
4 zeigt Bild 4.9. Tritt- und Setzstufen getrennt ausgeführt und
4.10a 4.10b
4.11
Auflager-„Klaue“ für Podest-
und Laufplatten (Reson DG®) 4.11a
a) senkrechter Schnitt
b) waagerechter Schnitt
durch die Auflager-Klaue 4.11b
4.1 Allgemeines 289
4.14
Schwimmende Verlegung getrennter Tritt-
und Setzstufen
1 Trittschalldämmung (z. B. Schaumstoff-Platten)
2 Verlegemörtel
3 Dauerelastischer Fugenverschluss
an den Fußleisten
penauge ein Höhenverspürung ergeben (Bild sentlichen Teil der Bequemlichkeit und Sicherheit
4.18b). Er kann bei entsprechend breitem Trep- ein, den ein gradliniger Treppenlauf bietet. Die
penauge notfalls mit einem Übergangskrümm- Nachteile teilweise (halb- oder viertel-) gewen-
ling ausgeführt werden, oder die Handläufe müs- delter Treppen können durch allmähliches Um-
sen – unter Einschränkung des Podestraumes – formen der rechteckigen Stufen in keilförmige
bis zum Schnittpunkt S (Bild 4.18b) weitergeführt Stufen (Verziehen) vermindert werden.
werden. Es ist daher oft günstiger, im Grundriss Folgende Forderungen sind zu berücksichtigen:
den Antritt bzw. Austritt nicht auf einer durchge-
henden Linie festzulegen (Bild 4.18c). Dabei er- • An keiner Stelle der Stufe soll die Auftrittbreite
gibt sich allerdings durch die erforderliche Ver- weniger als 10 cm (in Wohngebäuden mit nicht
schiebung bei gleich langen Treppenläufen eine mehr als zwei Wohnungen in einem Abstand
entsprechend größere Gesamtlänge für zweiläu- von 15 cm von der inneren Wendelung) betra-
fige Podesttreppen. Die Dicke d der Podestplatte gen (die normale Auftrittbreite ist auf der Lauf-
kann jedoch geringer sein. linie abzutragen).
Durch Wendelung eines Teils der Stufen kann in • Um ein allmähliches Überleiten des geraden in
der Grundfläche Raum gespart werden (vgl. Bild den gewendelten Laufteil zu gewährleisten, müs-
4.17). Die Treppe büßt dabei jedoch einen we- sen möglichst viele Stufen verzogen werden.
4.1 Allgemeines 293
4.19a 4.19b
4.19
Gehbereiche (DIN 18 065)
a) gewendelter Lauf
b) viertelgewendelter Lauf
c) Wendeltreppe 4.19c
• Die Lauflinie muss stetig und ohne Knickpunk- Die Stufen 4 bis 16 sollen verzogen werden. Eine Stufenkan-
te sowie mit einem Mindestradius von 30 cm te (Stufe 10) soll in der Achse des Wangenzwischenraums
(Treppenauges) liegen. Die geringste Auftrittbreite von 10
innerhalb des Gehbereiches verlaufen (Bild cm sollen die Stufen 9 und 10 haben. Die Verlängerungen
4.19). Die Breite des Gehbereiches beträgt 2/10 ihrer Stufenvorderkanten schneiden sich in A. Punkt B liegt
der Laufbreite bei einem Abstand von 4/10 der auf der Linie der ersten bzw. letzten geraden Stufe.
Laufbreite vom Innenrand der Treppe. Der Halbkreis um B mit A – B wird in 6 gleiche Teile geteilt,
da zwischen Stufenkante 17 und 11 bzw. 3 und 9 sechs Stu-
Die Stufen können einfach im Grundriss oder fen liegen. Die Fußpunkte der Lote von den Teilpunkten des
Halbkreises auf A – B werden mit den Teilpunkten auf der
auch, genauer, in Grundriss und Aufriss verzogen Lauflinie verbunden.
werden. Beide zeichnerischen Verfahren werden In Bild 4.21 ist ein anderes Verfahren für eine viertelgewen-
hier am Beispiel der viertelgewendelten, die erste delte Treppe dargestellt. Die Eckstufe wird an der schmal-
auch an der halbgewendelten Treppe gezeigt sten Stelle mind. 10 cm breit angenommen. Die letzte und
(Bilder 4.20 bis 4.22). erste gerade Stufe an der Ecke ergeben mit ihren Verlänge-
rungen das Achsensystem, auf dem beide verlängerte Eck-
stufenkanten das Maß für die Stufenkantenfluchtpunkte
Verziehen der Stufen im Grundriss abschneiden (x und y).
(Bild 4.20 und 4.21)
Verziehen der Stufen im Grundriss
Beispiel: und Aufriss (Bild 4.22)
Laufbreite, Treppenhausbreite und Lauflänge (Steigungs-
verhältnis) liegen fest. Die mittlere Auftrittbreite wird für
Zwischen den Stufen 2 und 9 einer viertelgewen-
die geraden wie für die gewendelten Stufen auf der Laufli- delten Treppe sollen 6 Wendelstufen angeordnet
nie abgetragen. werden. Man wickelt die Innenseite der Freiwan-
294 4 Treppen, Rampen und Aufzüge
4.23a 4.23d
Bei nicht zu großer Stufenzahl können derartige der Treppenhauswände angelegt werden. Beim
Außentreppen auch mit Stahlbetonlaufplatten Versetzen werden die Stufen mit dem freien Ende
ausgeführt werden, die aus der Kellerdecke aus- auf ein schräg liegendes, durch Stiele gestütztes
kragen. Hinsichtlich des erforderlichen Wärme- Kantholz als Montagehilfe aufgelegt. Um den un-
schutzes (Wärmebrückenbildung) ist auf eine vermeidlich nachträglich eintretenden Setzun-
thermische Entkoppelung zu achten. Hinsichtlich gen entgegenzuwirken, werden die einzelnen
der Ausführungssicherheit bei der Abdichtung ist Stufen mit einer Überhöhung der Abstützungs-
diese Ausführungsart jedoch nicht ratsam. konstruktion eingebaut. Die Auflagerflächen in
Die Laufplatten oder Tragkonstruktionen länge- der Wand müssen einwandfrei verkeilt und die
rer äußerer Differenztreppen werden thermisch Fugen restlos mit Zementmörtel verfüllt werden.
getrennt auf dem Gebäudesockel aufgelegt. Die Wendeltreppen werden meist als Spindeltreppen
Aussenkante liegt auf kurzen frostsicheren Strei- ausgeführt. Die Spindel wurde früher gemauert
fenfundamenten oder kurzen Bohrpfählen (Bild oder ist als Bestandteile der Stufen angearbeitet.
4.26). Bei Spindeltreppen mit gemauerter Spindel wird
Werksteinstufen können auf Stahlbetonwangen die Spindel als Ziegelpfeiler voll oder bei größe-
(vgl. Bild 4.26 und 4.27) oder Stahlwangen bzw. rem Durchmesser auch hohl gemauert. Der Stu-
-holme oder auf entsprechende Untermauerun- fenquerschnitt ist meist rechteckig. Die Auflager- 4
gen (vgl. Bild 4.25) aufgelegt werden. tiefe beträgt 12 cm (Bild 4.28).
Bei Spindeltreppen aus Werkstein mit an die Stu-
Kragtreppen können in gemauerte oder beto- fen angearbeiteter Spindel legen sich die Stufen
nierte Treppenhauswände als Kragtreppe (vgl. der ganzen Länge nach und außerdem mit dem
Bild 4.23d) eingespannt werden. In jedem Fall zylindrischen Spindelansatz aufeinander (Spin-
ist ein Standsicherheitsnachweis erforderlich. Bei deldurchmesser 15 bis 20 cm). In der Spindel wer-
auskragenden Stufen aus Werkstein beträgt bei den die Stufen durch starke verzinkte Stahldübel
Stufenlängen bis etwa 1,20 m die Einbindtiefe verbunden. Die Stufenvorderfläche tritt gegen
jeder dritten oder vierten Stufe 25 cm, bei den die Spindelfläche etwas zurück oder geht tan-
übrigen 12 cm. Alle Stufen größerer Freilänge gential in diese über. In Bild 4.29 setzen sich die
binden mindestens 25 cm ein. Die Stufen werden Stufen stumpf aufeinander. Die Stufen können
erst nach Fertigstellung des Rohbaues versetzt, auch mit Falz aufeinandergesetzt werden. Die
um Beschädigungen zu vermeiden; die erforderli- Laufunterfläche bildet dann eine glatte Schrau-
chen Aussparungen müssen beim Aufmauern benfläche.
4.26
Hauseingangstreppe
1 Betonwerkstein-Podestplatte mit Aussparung
für durchlaufenden Fußrost
2 Stahlbetonwange
(oben eingemauert, unten auf Sockelstück gelagert)
3 Betonwerksteinwinkelstufen
4 Sockelstück
5 Fundament
6 Anschlagschiene mit dauerelastischer
Abdichtung außen und innen
298 4 Treppen, Rampen und Aufzüge
4
4.27d 4.27e
4.33a 4.33b
4.33c 4.33d
4
4.33 Kantenschutzprofile 4.34 Stufenbeläge aus keramischen Platten
a) Vorstoßschiene aus Metall für Beton-Rohstufen a) Trittstufenplatten mit Sicherheitsrillen
mit Glattstrich b) Trittstufenwinkel (Schenkelplatten)
b) Kunststoff-Stufenkanten mit Rippen (Mipolan)
für Bahnenbeläge oder Textilbeläge
c) Kantenschutz aus Kunststoff für vorgefertigte
Stufen (bei Herstellung der Stufe eingesetzt)
d) Rutschsicherung aus Kunststoff- oder Metall-
rippen (in gefräste Rillen geklebt)
führungsqualitäten eingesetzt. Sie können aus die nebeneinandergelegt den Lauf ergeben (Bild
einzelnen Stufen bestehen, die wie Werksteinstu- 4.35).
fen verlegt bzw. eingespannt werden (Bild 4.27). Zunehmend werden ganze Treppenläufe auch in
In Ortbeton hergestellte Laufplatten können ins- gewendelten Ausführungen und mit Podesten
besondere bei der Sanierung erforderlichem vorgefertigt und mit dem Baukran versetzt (Bild
nachträglichem Treppeneinbau durch vorgefer- 4.36).
tigte schmale Stahlbetonbalken ersetzt werden,
4.2 Treppenbauarten 303
4
4.38
Spindeltreppe
aus Stahlbeton
4.39
Elektrisch beheizte
Stufen für Außentreppen
1 Betonwerkstein
mit Heizelement
2 Wärmedämmung
3 Abflussrinne
mit Gitterrost
Nach dem gleichen Prinzip vorgefertigte, ge- Für Außentreppen (z. B. auch für Nottreppen)
knickte Stahlbetontreppenlaufplatten in Verbin- werden vielfach auch vorgefertigte freitragende
dung mit vorgefertigten Podestplatten zeigt Stahlbeton-Spindeltreppen verwendet (Bild 4.38).
Bild 4.37. Einem höheren Schalungs- und damit Wenn Außentreppen zwingend schnee- und eis-
Herstellungsaufwand stehen hier Gewichtsein- frei gehalten werden müssen, können vorgefer-
sparung und eine anspruchsvollere Gestaltung tigte Stufenelemente mit unterseitiger Wärme-
gegenüber. dämmung und eingearbeiteten elektrischen
Heizelementen eingebaut werden (Bild 4.39).
304 4 Treppen, Rampen und Aufzüge
4.41a
4.41b
4.41c
4.41
Verleimung
von Massivhölzern
a) Stumpfe Verleimung
b) Keilzinken-Verleimung
4.40 Einbau von Massivhölzern in Holztreppen c) Feder-Verleimung
4.42a 4.42b
lich aufgelagert und oben aufgehängt (Bild 4.42a) Blocktreppen. Blocktreppen mit Stufen aus Mas-
oder unten aufgestützt und gegen Horizontal- sivholz gehören zu den ältesten Treppenkons-
schub gesichert und oben beweglich angelehnt truktionen. Bei ihnen werden Massivholzstufen
(Bild 4.42b). Die Wangen bzw. Holme sind also auf Tragholme so aufgedübelt, dass unterbroche-
ähnlich wie eine Leiter gegen den oberen Podest- ne oder auch geschlossene Untersichtflächen
rand gesetzt. entstehen. Derartige Stufen reißen jedoch leicht.
Die Holme werden am Podestrand mit Stahl- Durch Verwendung von brettschichtverleimten
laschen befestigt. Wangen oder Holme können Stufen werden Blocktreppen heute wieder für die
unter Beachtung der punktuellen Lasteintragung Ausführung interessant (Bild 4.43).
auf den fertigen Fußboden aufgesetzt werden. In
der Lagerfuge ist ein Filzstreifen als Gleitschicht Aufgesattelte Treppen. Bei aufgesattelten Holz-
und zur Schalldämpfung einzulegen. treppen werden die Wangenoberkanten abge-
stuft ausgeschnitten (Bild 4.44a), oder die Tritt-
stufen werden auf die Wangen mit Hilfe von
Bauarten dreieckigen Zwischenstücken aufgesetzt oder
„aufgesattelt“ (Bild 4.44b). Bei einer Ausführung
Hinsichtlich der Bauart unterscheidet man bei
Holztreppen: nach Bild 4.44c kann die Höhe des Holmes op- 4
tisch verringert werden.
4.43
Blocktreppe
(Stufen in Brettschichtverleimung)
a) Schnitt
b) Ansicht 4.43a 4.43b
Aufgesattelte Treppen bieten der Gestaltung wei- Besser ist der Anschluss durch Hängewinkel mit
ten Spielraum. Dass die Wangen auf schmale Tragbolzen (Bild 4.45c).
Tragholme reduziert werden können, kommt der Für die Bemessung von Tragholmen aufgesattel-
Absicht entgegen, die Treppenläufe so leicht wie ter Treppen geben die Tabellen 4.46 und 4.47 ei-
möglich erscheinen zu lassen und die Schatten nen Anhalt.
werfenden Teile des Treppenkörpers auf ein Min- Die Lage der Holme unter den Stufen ist bei auf-
destmass zu beschränken. In der Regel wird da- gesattelten Treppen von der Treppenbreite unab-
her auf Setzstufen verzichtet. hängig. Die Trittstufen kragen in ihrer Längsrich-
Die Wangen oder Holme bestehen entweder aus tung mehr oder weniger weit aus.
einfachen gehobelten Bohlen oder aus Brett- Die Trittstufen sind 4 bis 7 cm dicke Bohlen oder
schichtträgern. Die Außenflächen der Träger kön- verleimte Platten (stäbchenverleimte Platten mit
nen mit Edelhölzern furniert, gebeizt oder ge- Umleimern oder Furnierplatten mit sichtbaren
strichen werden. Für gebogene Treppen werden Schnittflächen oder brettschichtverleimte Platten).
Holme aus Sperrholz verleimt. Die Befestigung der Stufen auf den Holmen ist
Der Anschluss der Holme am Podestrand soll so weitgehend eine Frage der Gestaltung. Im einfach-
erfolgen, dass die Aufklauung möglichst keine sten Falle werden die Trittstufen auf die oben aus-
Kräfte übertragen muss, weil die Gefahr des Ein- geschnittenen Wangen aufgeschraubt oder aufge-
reißens besteht (Bild 4.45a). Durchgeschraubte dübelt und verleimt. Werden keine ausge-
Bolzen können als Abhilfe dienen (Bild 4.45b). schnittenen Wangen, sondern oberseitig glatte
1,50 1,50 10,5 9,5 8,5 10,5 9,5 8,5 10,5 9,5 8,5 4
2,00 2,00 13 11 10,5 13,5 11,5 11 14 12 11,5
2,50 2,50 16 13,5 12,5 12 16,5 14,5 13,5 12,5 17,5 15 14 13,5
3,00 3,00 16 15 14,5 17 16 15 18 17 16
3,50 3,00 18,5 17,5 16,5 19,5 18,5 17,5 20,5 19,5 18,5
4,00 3,00 21 19,5 18,5 22 20,5 19,5 23 21,5 20,5
4,50 3,00 23 21,5 20,5 24,5 22,5 21,5 25,5 24 22,5
Tabelle 4.48 Trittstufen für Wangentreppen und für aufgesattelte Treppen, empfohlene Dicken d [mm]
Stufenbreite b 240 300 240 300 240 300 240 300 240 300
Holme verwendet, so werden dreieckige oder tra- Einholmtreppen sind eine Variante der aufgesat-
pezförmige Bohlenstücke (Stufenkeile) aufgesetzt telten Treppen. Die Stufen werden auf dem in der
oder angeblattet (geschraubt, verdübelt, geleimt), Regel in der Mitte liegenden Holm versenkt auf-
die die Trittstufen tragen. Für die Dimensionierung geschraubt oder aufgedübelt (Bild 4.49) und bei
von Trittstufen sind in Tabelle 4.48 auf der Grundla- großen Treppenbreiten auch durch Stützkonso-
ge von DIN 1055 Richtwerte gegeben [21]. len bzw. Setzstufen gegen Durchbiegung und
4
4.49
Stufenbefestigung
bei Einholmtreppen
4.50
Aufgesattelte einläufige Treppe
mit nur einem Tragholm
(Prof. Gieselmann, Wien)
4.2 Treppenbauarten 309
Abkippen gesichert. In Bild 4.50 ist eine Einholm- den mit Stahllaschen auf den Decken oder Po-
treppe gezeigt, bei der die Stufen durch Gelän- desten gehalten.
derstäbe gehalten werden, die in diesem Falle am Die Trittstufen sind 25 bis 30cm breit. Zwischen
Randbalken des Treppenloches aufgehängt sind. den einzelnen Trittstufen sind keine senkrechten
Zwischenbretter (Futterstufen, Setzstufen) ange-
Eingeschobene Treppen. Bei dieser Konstruk- ordnet. Geländer werden außen an den Wangen
tion werden zwischen 5 bis 6 cm dicke, etwa befestigt.
25 cm breite Wangen die 4 cm dicken Trittstufen
„auf Grat“ eingeschoben (Bild 4.51). Die beiden Gestemmte Treppen. Bei den gestemmten Trep-
Wangen werden durch 2 bis 3 lange Schrauben- pen werden die einzelnen Stufen in gestemmte
bolzen miteinander verbunden. Die Wangen wer- bzw. gefräste Nutungen der Wangen so einge-
4.51a 4.51b
4.51
Eingeschobene Leitertreppe
a) Ansicht
b) Schnitt A–B
4.52
Gestemmte Treppe
310 4 Treppen, Rampen und Aufzüge
setzt, dass die Stufenvorderkanten 3 bis 4 cm von Tabelle 4.54 Treppenwangen für gestemmte und
der Wangenoberkante entfernt liegen (Bild 4.52). halbgestemmte Treppen [21]
Die Stufen bestehen aus dem 4 bis 5 cm dicken
Trittbrett (Trittstufe) und dem 2 cm dicken Futter-
Wangenhöhen hw in cm
brett (Setzstufe). für gerade Treppen
Die Trittstufe (Kernseite nach oben), die etwa bis 1,20 m Laufweite
4 cm über die Setzstufe vorsteht, wird einfach
profiliert und kann mit einem Kantenschutz aus-
gestattet werden. Die Setzstufe wird mit dem Stützweite Wangenbreite bw
oberen Ende in die obere Trittstufe eingenutet, l in m 4,2 cm 5,2 cm 6,2 cm
das untere Ende wird an die Rückseite der unte-
ren Trittstufe genagelt oder geschraubt. Gemein- bis 3,25 28 28 28
sam mit den Wangen bilden sie ein räumliches 3,50 30 28 28
Tragwerk. 3,75 – 28 28
4,00 – 30 28
Vor dem Befestigen der Setzstufe werden die 4,25 – 32 30
4 obere und untere Trittstufe mit einem Hebel oder
mit Keilen auseinandergespreizt, damit die Stu-
4,50 _ 34 32
4.53a 4.53b
4.53
Gestemmte Treppe
a) Querschnitt durch Tritt- und Setzstufe
b) Längsschnitt durch Trittstufe und
Wange, Einsetzen der segment-
bogenförmig gehobelten Setzstufen
c) Längsschnitt durch Trittstufe
mit Treppenschraube
1 Holzscheibe
2 Schraubenkopf bzw. Mutter
mit Unterlegscheibe
3 Schraubenbolzen
4 Treppenwange
5 Trittstufe 4.53c
4.2 Treppenbauarten 311
Die Antrittstufe (unterste Stufe), die im Allgemei- Die Wangen können am Podestrand frei enden
nen auf der Massivdecke aufliegt, kann als Block- und im Bereich des Treppenauges die Tragpfos-
stufe hergestellt werden. Die Blockstufe wird ge- ten des Geländers aufnehmen (Bild 4.56).
gen Verschieben durch Bolzenanker gesichert. In Handwerklich aufwendig ist die früher allgemein
die Wandwange wird die Blockstufe 2 cm tief ein- übliche Ausführung mit „Krümmling“, einem spi-
gelassen, die Innenwange fasst mit einer Klaue ralförmigen Übergangsstück zwischen den Trep-
auf die Antrittstufe und greift mit einem Zapfen penwangen (Bild 4.57). Die Wangen werden in
in den auf der Blockstufe stehenden Antrittspfo- den Krümmling eingezapft. Das Krümmlingsstück
sten. Mit einer Pfostenschraube wird die Wange wird gegen den Podestrand gelehnt und durch
fest in den Pfosten hineingezogen (Bild 4.55). Dübel oder Bolzenlaschen gesichert.
Ein Antrittspfosten kann bei Holztreppen die Wan-
ge aufnehmen und gleichzeitig den Anfang des Zwischenpodeste zweiläufiger Holztreppen
Geländers bilden. Er besteht aus einer 6 bis 8 cm werden als Holzbalkenkonstruktionen ausgeführt
dicken Bohle und ist an der Breitseite der Wange oder bestehen aus Stahlbeton. Die Wangen der
oder am Kopf der Blockstufe mit Dübeln oder Treppenläufe werden auf den Podestrand auf-
Bolzen befestigt. geklaut oder durch einbetonierte Laschen oder
Stahlwinkel mit Dollen gesichert (Bilder 4.45c, 4
4.51 und 4.56), oder sie enden im Austrittspfos-
ten (Bild 4.55).
4.55b
4.55a
4.55c
4.56
Wangenauflager am Zwischenpodest
einer zweiläufigen Geschosstreppe
mit Stahllasche (Geländer an
Stahlrohrpfosten)
1 Handlauf 5/4 cm
2 Flachstahl 5/1 cm
3 Dielenboden auf Lagerhölzern
4 Trittschallschutz
5 Stahlbeton
6 Putz
4.57
Wangenauflager einer zweiläufigen
Geschosstreppe mit Wangenkrümmling
4.2 Treppenbauarten 313
Ausführung gewendelter Holztreppen Mit Hilfe der Leimtechnik sind auch weitge-
Bei Wendeltreppen müssen, um überall ausrei- schwungene Holztreppen ausführbar. Abstützung
chende Durchgangshöhe (1,85 bis ≥ 2,00 m) zu der ausschwingenden Wangen durch Stahlstüt-
behalten, in einem Umlauf 11 bis 12 Stufen bei ca. zen auf den Podesten oder Aufhängung an Stahl-
18 cm Steigungshöhe untergebracht werden. Für profilen sind möglich.
größere Wendeltreppen werden die Wangen als Bei halb- oder viertelgewendelten Treppen werden
Sperrholz verleimt. Bei kleineren Wendeltreppen die Wandwangen an den Ecken gezinkt. Soweit
wird (ähnlich Bild 4.28 bzw. 4.29) die innere Wan- Wendelstufen anschneiden, ist die Form der Wan-
ge durch eine Spindel ersetzt, in die die Trittstu- ge besonders zu ermitteln (Bild 4.58a und b). Die
fen und die Futterstufen eingestemmt werden. Wandwangen werden durch starke Flach- oder
Der Durchmesser der Spindel (oder des Treppen- Profilstähle mit der Treppenhauswand verbunden.
auges) hängt vom Steigungsverhältnis ab, wenn Die Innenwange besteht aus geraden Wangen-
die geringste Auftrittbreite festgelegt ist. Die stücken und dem Krümmling. Die geraden Wan-
Holzspindeln können aus langen Bohlen verleimt gen werden mit dem Krümmling durch Dop-
und im ganzen abgedreht oder in einzelnen Tei- pelzapfen und Schraubenbolzen, die entweder
len hergestellt werden, die ausgebohrt und über
ein Stahlrohr geschoben und in der Spindelachse
senkrecht zur Wangenrichtung oder in der Wan-
genrichtung angeordnet werden, verbunden
4
durch eine Schraube zusammengepresst werden. (Bild 4.58d). Der Stoss darf nicht mit einer Setz-
stufe zusammenfallen.
4.58c 4.58a
4.58e 4.58d
4.58b
Form und Befestigung von Pfosten und Geländer Stahltreppen sind vielfach Bestandteil von Stahl-
auf oder seitlich an Wangen oder Stufen sind Ge- skelettbauten, können aber auch mit allen an-
staltungsaufgaben und nicht unbedingt abhän- deren Bauweisen i. d. R. als nicht notwendige
gig von der Konstruktion der Treppen. Material- Treppen kombiniert werden. In Geschossbauten
kombinationen aller Art (z. B. Holztreppen mit erfordern notwendige Stahltreppen besondere
Metallgeländer, Holzwangen bei Stahlbetonpo- Vorkehrungen hinsichtlich des baulichen Brand-
desten usw.) sind möglich (s. Abschn. 4.3). schutzes. Tragende Wangen und Holme müssen
durch Betonummantelung oder Feuerschutzplat-
ten geschützt werden (vgl. Abschn. 4.1.2 und 16.7
4.2.5 Stahltreppen in Teil 1 dieses Werkes.
Die Konstruktionsgrundsätze für Stahltreppen
Stahl bietet als Konstruktionsmaterial für Treppen sind ähnlich denen für eingeschobene oder auf-
vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Hohe Fest- gesattelte Holztreppen.
igkeit bei relativ geringem Gewicht und einfache Die Treppenwangen oder Holme bestehen aus
Verbindungsmöglichkeit durch Verschraubungen Profilstahl, Hohlprofilen oder aus Flachstahlblech
und Schweißen erlauben feingliedrige Konstruk- (Bild 4.61). Die Stufen können je nach Brand-
4 tionen. schutzanforderungen aus Holz, Natur- oder Be-
4.61a 4.61b
4.61c 4.61d
tonwerkstein, Stahlbeton und aus Glas oder Für besondere Anforderungen sind im Übrigen
Acrylglas bestehen. Gitterroste oder abgekantete die gestalterischen Möglichkeiten für die Ausbil-
Stahlbleche, auch in individuell gestalteten Hohl- dung von Wangen und Stufen außerordentlich
kastenprofilen, können in den verschiedensten vielfältig. Die nachfolgend gezeigten Ausfüh-
Formen direkt als Trittstufen dienen (strukturierte rungsbeispiele können daher nur einen Aus-
Bleche wie z. B. „Tränenblech“). In der Regel er- schnitt bilden, und es muss im übrigen auf wei-
halten die Trittstufen jedoch Auflagen aus Na- terführende Literatur verwiesen werden.
turstein, keramischen Belägen, strukturierten Aus Hohlprofilen können z. B. gewinkelte Trag-
Edelstahl- oder Aluminiumblechen, Gummi-Nop- holme als geknickte Träger zusammenge-
penplatten usw. (Bild 4.59). Sie können auch mit schweißt werden, die bei längeren Treppenläufen
Beton verfüllt werden (Bild 4.60). von durchgehenden Geländerstäben unterstützt
Für Stahltreppen mit eingeschobenen Stufen und oder an Stahlseilen bzw. Stahlprofilen aufgehängt
für eine Stahltreppe mit aufgesattelten Stufen sind werden (Bild 4.62).
in Bild 4.61a bis d schematische Beispiele gezeigt. Bei den folgenden Beispielen für Zweiwangen-
Die Stahlprofile von Wangen bzw. Holmen können treppen hat die kleine nur 60 cm breite Treppe
mit den Stufen oder deren Auflagerprofilen ver- innerhalb einer Wohnung (Bild 4.63) seitliche
schweißt werden. Zur Vereinfachung der Monta- Wangen aus 8 mm dickem Stahlblech mit dazwi-
gemöglichkeiten werden die einzelnen Bauteile schengeschweißten Trittstufen aus 5 mm dickem
besser mit Schraubverbindungen errichtet. strukturiertem Stahlblech. Das Geländer besteht
Die meisten Stahltreppen werden ohne Setzstu- aus Stahlrohren mit Füllungen aus gespannten
fen ausgeführt. Die Trittstufen werden deshalb Stahlseilen.
unterschnitten (Bild 4.16) um den Durchblick zu Treppenholme können mit den Geländern auch
vermindern und um das Gefühl der Sicherheit gemeinsam tragende Fachwerkträger bilden (Bild
beim Begehen zu erhöhen. 4.64).
316 4 Treppen, Rampen und Aufzüge
4.64 Einläufige Treppe mit Fachwerkträger aus Vier- 4.63 Kleine Wohnhaustreppe
kantstahlrohr, das gleichzeitig Stufenauflager und (Architekt: Prof. B. Duscha, Erfurt)
Geländer bildet
4.69a
4.69 a) gerade Montagetreppe mit Gitterrost-Stufen
(Weland)
4 b) Spindeltreppe; die vorgefertigten Riffelblech-
stufen mit Unterkonstruktion werden auf die
tragende Stahlrohrspindel geschoben und
je nach Steigungsverhältnis fixiert. 4.69b
Die in Bild 4.65 mit den wichtigsten Details dar- 4.2.6 Sonderformen
gestellte einläufige Treppe für eine Schule hat
tragende Wangen aus großen Stahlrechteckroh- Wie bereits einleitend erwähnt, ist eine Einteilung
ren auf Auflagerböcken. Zwischen die Wangen der Treppenbauarten nach verwendeten Baustof-
sind Stufenträger aus verstärkten [-Profilen ein- fen problematisch. Aber auch die in den voran-
geschweißt. Die Trittstufen bestehen aus verleim- gegangenen Abschnitten genannten Konstruk-
ten Eichen-Holzblockstufen, die mit den Stufen- tionsformen stellen nur die grundsätzlichen
trägern verschraubt sind. Das Geländer ist aus Möglichkeiten zur Ausführung von Treppen dar.
Stahlrohrprofilen konstruiert. Es hat einen zwei- Während in historischen Bauwerken zahlreiche
ten hölzernen Handlauf für Kinder. Varianten und Sonderformen von Treppen aus
In Stahlbauweise lassen sich auch Einholmtrep- Naturwerkstein oder Holz vorkommen, erlauben
pen mit mittig oder nur an einer Stufenseite lie- heute Kombinationen von Stahl, Stahlbeton, ver-
genden Trageprofilen gestalten. Bei der nach die- leimten Hölzern, Glas und Kunststoffen eine Viel-
sem Bauprinzip gestalteten Treppe in Bild 4.66 falt von Gestaltungsmöglichkeiten.
sind Holzstufen auf zusammensetzten Flachstahl- Im Rahmen einer Baukonstruktionslehre können
profilen als Kragstufen an einen schweren Profil- diese Möglichkeiten nur in wenigen Beispielen
stahl-Tragholm als Hohlprofil geschweißt. exemplarisch gezeigt werden.
Die Einholm-Bauweise ist auch gut geeignet für
Wendeltreppen mit Stahlblechwangen (Bild Wangenfreie Treppen. Die tragende Funktion
4.67). der Treppenwangen kann bei Holz- und Stahl-
treppen durch entsprechend dimensionierte
Spindeltreppen in Stahlbauweise haben in der Handläufe oder Geländer übernommen werden
Regel eine zentrale Stahlrohrspindel, an die die (s. auch Bild 4.64). Beim System Bucher werden
Stufen- bzw. Geländerträger aus Profilstahl, Stahl- die Stufen an den Geländerstäben aufgehängt
rohren oder abgekanteten Blechen radial ange- und miteinander verbunden. Die hölzernen
schweißt werden (schematische Darstellung in Geländerstäbe sind im Handlauf verleimt oder
Bild 4.68). Auch hier gibt es zahlreiche Möglich- verschraubt und enthalten bei größeren Treppen
keiten individueller Gestaltungen. durchgehende Stahl-Gewindestäbe. Es sind frei-
Treppen mit geraden Läufen und Spindeltreppen stehende Konstruktionen möglich. In der Regel
ohne besondere gestalterische Anforderungen, werden die Stufen jedoch an der Wandseite auf
wie z. B. Treppen im Industriebau und Nottrep- Traganker aufgelegt (Bild 4.70).
pen, können aus baukastenartig kombinierbaren In ähnlicher Weise werden die Stufen bei dem in
Stahlbausystemen zusammengebaut werden Bild 4.71 gezeigten Treppensystem getragen. Hier
(Bild 4.69). sind Stahl- oder Holzstäbe einzeln oder meistens
4.2 Treppenbauarten 319
4.73a 4.73b
4.73
Tragbolzentreppen
a) Einbolzentreppe WE1
b) Zweibolzentreppe WF2
c) Schnitt
1 Stahlbetondecke
2 Tragbolzen
3 Betonwerksteinstufe 4.73c
liegen. Auf der freien Seite werden die Stufen mit Sambatreppen“) dar. Sie ermöglichen auf eng-
den Tragbolzen untereinander verbunden. stem Raum den Zugang zu allerdings nur unter-
Bei „Zweibolzentreppen WF2“ sind die Stufen geordneten Räumen und erfordern besondere
beidseitig durch Tragbolzen verbunden. Außer- Gewöhnung (Bild 4.74).
dem muss jede dritte Stufe am Tragbolzen einen
mindestens 12 cm tief eingebundenen Wand- Kelleraußentreppen, insbesondere ohne Über-
anker haben. dachung, sind schadensanfällige Gebäudeteile,
Die Geländerstäbe werden bei den meisten An- wenn sie nicht sorgfältig geplant und ausgeführt
bietern in Verlängerungen der Tragbolzen aufge- werden. Wegen des unvermeidlich hohen bauli-
schraubt (Bild 4.73). chen Aufwandes sieht man vielfach von Kel-
leraußentreppen ab, doch sind sie als „notwendi-
Steiltreppen. Eine Sonderform hinsichtlich der ge Treppen“ z. B. bei mehreren Kellergeschossen
Funktion stellen Steiltreppen (sog. „Schiffs- oder nicht zu vermeiden (s. Abschn. 4.1.1).
4.74 Steiltreppe
322 4 Treppen, Rampen und Aufzüge
Kelleraußentreppen bleiben nur bei sehr sorgfäl- vertieft und mit einer Gitterrostabdeckung aus-
tiger Ausführung und nur bei geringer Beanspru- geführt wird. Dadurch wird der Wasserablauf bes-
chung durch Bodenfeuchtigkeit und Nieder- ser geschützt, und ein Stauraum für Nieder-
schlagswasser z. B. durch eine Anordnung unter schlagswasser gebildet (vgl. Bild 4.76).
Dach schadensfrei.
Außentüren zur Kelleraußentreppe müssen nach
Treppenläufe bestehen in Kelleraußentreppen außen hin mit einer 15 cm hohen Schwelle ge-
mit schachtartigen Umfassungswänden am be- plant werden (vgl. DIN 18 195). Kelleraußentüren
sten aus freitragenden korrosionsgeschützten sind erfahrungsgemäß durch Einbrüche beson-
Stahlkonstruktionen mit Gitterroststufen (Bild ders gefährdet und müssen dementsprechend
4.76). Dadurch bleiben die Umfassungswände gut gesichert werden. Sie können (z. B. durch Wa-
insbesondere bei etwa erforderlichen Abdichtun- genheber, die gegen die Umfassungswand ge-
gen gegen drückendes Wasser von innen kon- stützt werden) leicht gewaltsam nach innen ge-
trollierbar. Zur Erleichterung von Reinigungsar- drückt werden. Das kann verhindert werden,
beiten können die Treppen im Ganzen oder in wenn die Türen nach außen aufschlagen. Dabei
Teilbereichen hochklappbar ausgeführt werden. ist eine entsprechende Vergrößerung des äuße-
ren Treppenbereiches erforderlich.
Niederschlagswasser, das sich im unteren Trep-
penbereich ansammelt, muss in die Kanalisation Wärmedämmungen (z. B. außen liegende „Peri-
abgeleitet werden. Wegen der Gefahr des Einfrie- meterdämmungen“) von Kellergeschossen sind
rens müssen die erforderlichen Geruchsver- in Verbindung mit Kelleraußentreppen schwierig
schlüsse dabei innerhalb des Gebäudes liegen. auszuführen. Nur mit erheblichem Aufwand las-
Durch Verschmutzungen und z. B. durch Laub sen sich Wärmebrücken vollständig ausschließen.
werden die meistens wenig kontrollierten Abläu- Es muss im Einzelfall entschieden werden, welche
fe leicht funktionsunfähig, und es kann bei hefti- Kompromisse eventuell möglich sind. Ggf. ist die
gen Niederschlägen zur Überflutung der Tür- Errichtung einer vierten Umfassungswand der
schwelle kommen. Das kann verhindert werden, Außentreppe parallel zur Gebäudeaußenwand
wenn das untere Podest der Kelleraußentreppe sinnvoll.
324 4 Treppen, Rampen und Aufzüge
Spalte 1 2 3
Treppen-
Absturz-
Zeile Gebäudearten geländerhöhe
höhen
min.
Unterkante des Geländers soweit heruntergezo- Barrierefreies Bauen. Bei Anforderungen des
gen werden, dass sie mit der gedachten Linie der barrierefreien Bauens (DIN 18 024 und 18 025)
Halbierenden der Tiefe der Trittstufe zusammen- sind an Treppen beidseitig Handläufe mit 30 bis
fällt (Bild 4.78b). 45 mm Durchmesser vorzusehen. Der innere
Für absturzsichernde Verglasungen im Bereich von Handlauf am Treppenauge darf nicht unterbro-
Geländern gelten teilweise schon Vorschriften, chen werden. Äußere Handläufe müssen in 85 cm
die in Bezug zu den Technischen Regeln für die Höhe 30 cm über den Anfang und das Ende des
Verwendung von absturzsichernden Verglasungen Treppenlaufes hinausragen. Beginn und Ende des
(TRAV) stehen, die in einigen Bundesländern ein- Treppenlaufes sind z. B. durch „taktile Hilfen“ (er-
geführt sind. fühlbare Kennung durch Rillen oder Erhebungen
Treppen müssen mindestens auf einer Seite,Trep- an den Handläufen) erkennbar zu machen.
pen größerer Breite auf beiden Seiten Geländer Beim Verziehen von Treppen ist der davon abhän-
bzw. Handläufe aufweisen. Breitere Treppen sind gigen Gestaltung der erforderlichen Handläufe
durch in den Läufen frei stehende Handläufe zu Aufmerksamkeit zu widmen. Zu beachten ist, dass
unterteilen. sich wegen der sehr ungleichen Auftrittsbreiten
an den Treppenaußenseiten ein entsprechender
Handläufe sollen so beschaffen sein, dass sie sich Verlauf des Handlaufes ergibt, der zu Knickpunk- 4
nach Form und Material gut umgreifen lassen. Ei- ten an den Raumecken führt.
ne Breite von 40 bis max. 50 mm wird als ange- Handläufe können an Wendelungen von Trep-
nehm empfunden. penläufen oder bei mehrläufigen Treppen mit
Krümmlingen (vgl. Bild 4.57) oder mit geraden
Übergangsstücken (vgl. Bild 4.56) miteinander
verbunden werden, oder sie laufen am Austritt
frei aus. An keiner Stelle soll der Benutzer durch
4.79 Handläufe
a) Geländertragstäbe aus Flachstahl 2 × 40 × 10 mm, Handlauf aus Stahlrohr, Ø 40 mm mit Konsolen, verschraubt
b) Geländertragstäbe aus Rundrohr Ø 40 mm, Handlauf aus Stahlrohr, außermittig auf Konsolen, verschweißt
c) Geländertragstäbe aus Flachstahl 50 × 10 mm, Handlauf Flachstahl 50 × 10 und 30 × 10 mm, verschweißt
d) Geländerausfachung aus Sicherheitsglas 12 mm, Handlauf aus L-60 × 30 und Glashalteprofil
e) Geländertragstäbe Flachstahl 40 bis 70 × 10 mm, Handlauf aus Holz auf punktuelle Halterungen aus Flachstahl
geklebt
f ) Geländertragstäbe Flachstahl 60 × 10 mm, Handlauf Ø 50 mm aus Holz auf L-60 × 60 mm
g) Geländertragstäbe Flachstahl 45 × 10 mm, Handlauf aus Holz 45 × 45 mm mit durchgehendem Flachstahl
unterseitig verschraubt
h) Geländerausfachung aus Sicherheitsglas 12 mm, Handlauf aus Holz, verklebt
326 4 Treppen, Rampen und Aufzüge
4.81 Geländerfelder
a) Felder mit Stäben, Flachstählen, Rohren o. Ä.
b) Felder aus transparenten oder geschlossenen Tafel
c) Felder mit Gittern oder Verspannungen aus Seilen oder Netzen
4.3 Geländer 327
Durch Handläufe mit unter- oder rückseitig ange- • auf oder seitlich an den Wangen (Bild 4.82d),
ordneten durchlaufenden Beleuchtungskörpern • an Kragarmen (Bild 4.82e),
kann eine gleichmäßige, von störenden Schlag- • zwischen Fußboden und Decke (Treppenharfe)
schatten freie Ausleuchtung der Treppenläufe er- (Bild 4.82f ).
zielt werden.
Geländerfelder können bestehen aus: Füll- oder Tragstäbe aus Holz werden meistens in
• Holz- oder Metallstäben oder -profilen, Dräh- entsprechende Bohrungen der Holzwangen ein-
ten, Rohren u. Ä., senkrecht, horizontal oder gelassen oder seitlich an die Wangen geschraubt.
parallel zum Handlauf (Bild 4.81a), Metallstützen oder -stäbe werden in massiven
• geschlossenen oder transparenten Tafeln aus Treppen in entsprechenden Bohrungen von fer-
Sperrholz, Metall, gelochten Blechen, Draht- tig verlegten Werksteinstufen eingesetzt und mit
oder Verbundsicherheitsglas, Acrylglas o. Ä. Schnellbindern vergossen. Die Anschlussstelle
(Bild 4.81b), wird mit einer Kunststoff- oder Metallrosette ab-
• Geflechten oder Verspannungen aus Draht, Sei- gedeckt (Bild 4.83a).
len, Gitterrosten u. Ä. (Bild 4.81c). An Stahlbetonlaufplatten oder -wangen werden
Metallstützen mit Ankerplatten aufgedübelt oder 4
Geländerstützen. Für die Befestigung der Gelän- auf vorher einbetonierte Ankerplatten ge-
derstäbe oder Tragstäbe bestehen folgende schweißt (Bild 4.83b und c).
grundsätzliche Möglichkeiten: Bei Stahltreppen werden im Allgemeinen Metall-
• auf oder zwischen den Stufen (Bild 4.82a und b), stützen oder -stäbe verwendet, die an die Wan-
• seitlich an den Laufplatten (Bild 4.82c), gen angeschweißt oder angeschraubt werden.
4.82d 4.82e
4.83a 4.83b
4.83c 4.83d
Bei aufgesattelten Treppen können die Geländer- Es sind verschiedene vorgefertigte Geländersys-
stäbe nur in die Trittstufen eingesetzt werden, teme auf dem Markt. Sie bestehen aus baukas-
wenn diese dick genug sind und nicht zu weit tenartig kombinierbaren Stützen- bzw. Handlauf-
auskragen. Wenn Setzstufen verwendet werden, teilen und -Füllungen, die je nach Treppenmaß
können diese seitlich mit einem Überstand so ge- durch besondere werkseitig hergestellte Pass-
staltet werden, daß Geländerstäbe bzw. -pfosten stücke ergänzt und an der Baustelle zusam-
befestigt werden können. Meistens werden je- mengebaut werden. In den Bildern 4.85 und 4.86
doch abgewinkelte Stahlprofile unterhalb der sind Beispiele für Ausführungen mit verstärkten
Trittstufen seitlich am Holm montiert (Bild 4.84c). Kunststoff- oder Metallrohren gezeigt.
Der Anfang und der obere Abschluss von Gelän- Bei einigen Systemen werden spezielle Formteile
dern kann durch besonders gestaltete Pfosten zur Anpassung an die jeweilige Handlaufneigung
gebildet werden (Bild 4.55 und 4.65). In histori- weitgehend vermieden, indem die Verbindungen
schen Beispielen diente insbesondere der An- zwischen Geländerstützen und Handläufen bzw.
fangs- bzw. Antrittpfosten neben seinem techni- Füllstäben gelenkig ausgebildet sind.
schen Zweck vielfach als dekoratives Element.
4.3 Geländer 329
4.84a 4.84b
4.84
Geländer an aufgesattelten Treppen
a) Geländerstäbe in Trittstufen und Tragholm
eingesetzt
b) Geländerpfosten an auskragenden Setzstufen
befestigt, Füllungen Acrylglas
c) Stahlpfosten abgewinkelt, am Holm befestigt;
Geländerfeld z. B. Sicherheitsglas 4.84c
4.85
Vorgefertigtes Treppengeländer aus Stahlrohren mit
Nylon-Ummantelung (NORMBAU GmbH)
1 Handlauf, Nylonrohr d = 40 mm
2 Queranschluss für Handlauf
3 Verbindungsbolzen
4 Pfosten, Nylonrohr d = 40 mm
5 Stahlrohrkern
6 Befestigungsklemme, Nylon
7 Abdeckkappe, Nylon
8 Abstandhalter, Nylon
9 Gewindestange M10
10 Verschraubung mit Unterlegscheibe
330 4 Treppen, Rampen und Aufzüge
4.86
Vorgefertigtes Treppengeländer aus Aluminium-
pfosten und Edelstahlrohren (SCHÜCO)
1 Handlauf, Edelstahlrohr d = 40 mm
2 Handlaufhalterung
3 Handlaufadapter
4 Geländerstab, Edelstahl d = 12 mm
5 Aluminium Doppelprofil als Tragstab
6 Konsole für Aufsatzmontage
7 Befestigungselement (ist den baulichen
Gegebenheiten und statischen Bedingungen
anzupassen)
wichten kann durch geringere Dimensionierung weiter unten bzw. in der Schachtgrube (Unter-
des Kolbens und des Antriebsaggregates den er- fahrt) ist auch möglich, – sollte jedoch immer un-
höhten Energieaufwand einschränken. Ohne der- ter den Gesichtspunkten verlängerter Seillängen
artige Maßnahmen ist der Energieaufwand für und vermehrter Umlenkungen und damit zusam-
hydraulische Antriebe ca. doppelt so hoch wie für menhängender Kosten des Unterhaltes betrach-
Seilantriebe. tet werden. Bei hydraulischen Antrieben gibt es
Neue Entwicklungen und erweiterte Vorschriften Lösungen zur Unterbringung in der Schacht-
erlauben bei niedrigen und mittleren Förder- wand bzw. -grube.
höhen den Verzicht auf einen oft störenden, se- Die Festlegung der Antriebsart erfolgt auf Grund-
paraten Triebwerksraum oberhalb oder neben lage der Förderleistungsberechnung, durch die un-
dem Schacht. Das Antriebsaggregat kann beim ter Berücksichtigung der Gebäudestruktur, der
Seilaufzug oben im Schachtkopf (Überfahrt) an- Nutzeranforderungen, der Lasten, der Wartezei-
gebracht werden (Bild 4.87d). Eine Anordnung ten, der Fahrgeschwindigkeit und -häufigkeit die
erforderliche Anzahl, Größe, und Leistungspara- triebsart, der Nutzungsart und -intensität gere-
meter festgelegt werden. gelt. Abmessungen von Einzelschächten, Fahrkör-
DIN 15 309 unterschiedet darüber hinaus bei Auf- ben und Türbreiten sind in Tab. 4.89 und Tab. 4.90
zügen in Nichtwohngebäuden zwischen norma- angegeben. Sammelschächte für mehrere Auf-
ler Nutzung (bis 15 Etagen = Haltestellen), und züge sind im Weiteren in DIN 15 306 und DIN
intensiver Nutzung (Hochhäuser mit ≥ 15 Etagen 15 309, Abschn. 2.2 geregelt. Aufzüge mit einer
und einer Geschwindigkeit von ≥ 2,5 m/s) sowie Tragfähigkeit von 320 und 450 kg sind nur für die
vier Größen von Bettenaufzügen (s. Tab. 4.90) für Benutzung von Personen geeignet. 630 kg Trag-
Alten-, Pflegeheime und Krankenhäuser. fähigkeit erlaubt auf Grund der Fahrkorb-Innen-
abmessungen die Benutzung auch mit Kinder-
wagen und Rollstühlen – 1000 kg – Aufzüge sind
4.5.4 Abmessungen für den Transport von Krankentragen, Möbeln
und Grundrissplanung und Rollstühlen geeignet.
Gemessen wird in 1 m Höhe. Wandbekleidungen,
Abmessungen von Personenaufzügen für Wohn- Handläufe und hervorstehende Einbauten blei-
(DIN 15 306) und Nichtwohngebäude und Betten- ben unberücksichtigt und schränken die lichten
aufzüge (DIN 15 309) sowie deren Schächte sind Innenmaße ein. 4
in Abhängigkeit von ihrer Tragfähigkeit, ihrer An-
Tabelle 4.89 Schacht- und Fahrkorbabmessungen nach DIN 15 306 für Personenaufzüge in Wohngebäuden in mm
Tabelle 4.90 Schacht- und Fahrkorbabmessungen nach DIN 15 306 für Personen- und Bettenaufzüge in Nichtwohngebäuden
in mm
4.91b
4.91
Abmessungen von Aufzügen gemäß DIN 15 306
und15 309 (Zusammenfassung)
4 a) Schemaschnitt
b) Schemagrundriss
d3 Schachtgrubentiefe
h1 Schachtkopfhöhe
b3 Schachtbreite
d2 Schachttiefe
h2 Triebwerksraumhöhe
b1 Fahrkorbbreite
h4 Fahrkorbhöhe
d1 Fahrkorbtiefe
b2 Türbreite
h3 Türhöhe
a Wandbekleidung
4.91a b abgehängte Decke
Tabelle 4.92 Schachtgrubentiefen (Unterfahrten) und Schachtkopfhöhen (Überfahrten) gemäß DIN 15 306 und DIN 15 309
in mm
Triebwerksräume für elektrische Antriebe sind dem 1,5-fachen der Fahrkorbtiefe bei Nichtwohn-
oberhalb des Schachtkopfes – teilweise überkra- gebäuden sollen nicht unterschritten werden.
gend – angeordnet, bei hydraulischen Antriebsar- Schachtgrubengrößen und Schachtkopfabmes-
ten liegen sie i. d. R. in Höhe der untersten Halte- sungen (Unter- und Überfahrtshöhen) der unter-
stelle. Die Abmessungen der Triebwerksräume schiedlichen Personenaufzugsarten sind Tab. 4.92
elektrischer und hydraulischer Antriebsarten be- zu entnehmen.
stimmen DIN 15 306 und DIN 15 309, Abschn. 3. Bedienungs-, Signalelemente und Zubehör für
Triebwerksräume erfordert eine nach außen auf- die Fahrtsteuerungsarten, die Art, Lage und
schlagende Tür. Größe hinweisgebender Symbole (Bildzeichen)
Die Fahrkorbhöhe h4 (Tab. 4.89 und 4.90), gemes- im Fahrkorb und an den Haltestellen sowie Hand-
sen zwischen Fahrkorbschwelle und Unterfläche läufe, sind in DIN 15 325 in Anlehnung an ISO
der Fahrkorbdecke (ohne Berücksichtigung von 4190-5 geregelt.
Beleuchtung- und Lüftungseinrichtungen) be- So dürfen Bedienelemente nicht höher als
trägt i. d. R. mindestens 2,20 m, bei Aufzügen in 1800 mm über dem Fußboden angeordnet sein.
Nichtwohngebäuden je nach Nutzungsintensität In behindertengerechten Aufzugsanlagen für
und Tragfähigkeit bis zu 2,40 m. Die Türhöhen der
Fahrkörbe h3 betragen mindestens 2,10 m, in
Rollstuhlfahrer müssen sie zwischen 900 und
1200 mm in der Seitenwand (bei einseitig öffnen-
4
Aufzügen mit einer Tragfähigkeit von ≤ 320 kg in den Türen an der Schließkantenseite) und minde-
Wohngebäuden 2,00 m. stens 400 mm von der Fahrkorbzugangs- und
Vor Schachttüren ist ausreichende Fläche für das Fahrkorbrückseite vorgesehen werden. Von ggf.
ungehinderte Ein- und Aussteigen von Personen vorzusehenden Handläufen muss einer an der
und das Laden von Lasten (Kinderwagen, Kran- Fahrkorbseitenwand in 900 mm Höhe über dem
kentragen, Möbel) vorzusehen. Abmessungen Fußboden angeordnet werden.
von 1,50 m × 1,50 m bei Wohngebäuden und
4.6 Normen
Norm Ausgabedatum Titel
DIN EN 81-1 05.2000 Sicherheitsregeln für die Konstruktion und den Einbau von Aufzügen;
Elektrisch betriebene Personen- und Lastenaufzüge
DIN EN 81-1/A1 03.2006 –; –; Änderung 1
DIN EN 81-1/A2 01.2005 –; –; Änderung 2, Aufstellungsorte von Triebwerk und Steuerung sowie Seilrollen
DIN EN 81-2 05.2000 –; Hydraulisch betriebene Personen- und Lastenaufzüge
DIN EN 81-2/A1 03.2006 –; –; Änderung 1
DIN EN 81-2/A2 01.2005 –; –; Änderung 2, Aufstellungsorte von Triebwerk und Steuerung sowie Seilrollen
DIN EN 81-3 05.2001 –; Elektrisch und hydraulisch betriebene Kleingüteraufzüge
DIN EN 81-70 09.2005 –; Besondere Anwendungen für Personen- und Lastenaufzüge; Zugänglichkeit von
Aufzügen für Personen einschließlich Personen mit Behinderungen
DIN EN 81-72 11.2003 –; –; Feuerwehraufzüge
DIN 1055-3 03.2006 Einwirkungen auf Tragwerke; Eigen- und Nutzlasten für Hochbauten
DIN 4102-1 05.1998 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen;
DIN 4102-4 03.1994 –; Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter Baustoffe,
Bauteile und Sonderbauteile
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Bbl. 1 11.1989 –; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren
DIN 4109 Bbl.2 11.1989 –; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen erhöhten Schall-
schutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn- oder Arbeitsbereich
DIN 4109 Ber. 1 08.1992 Berichtigungen zu DIN 4109/11.89, DIN 4109 Bbl 1/11.89 und DIN 4109 Bbl 2/11.89
Normen, Fortsetzung
DIN EN ISO 14 122-3 01.2002 Sicherheit von Maschinen; Ortsfeste Zugänge zu maschinellen Anlagen;
Treppen, Treppenleitern und Geländer
DIN EN 14 843 07.2007 Betonfertigteile – Treppen
DIN EN 14 975 03.2007 Betontreppen – Anforderungen; Kennzeichnung und Prüfung
DIN 15 306 06.2002 Aufzüge; Personenaufzüge für Wohngebäude; Baumaße, Fahrkorbmaße Türmaße
DIN 15 309 12.2002 –; Personenaufzüge für andere als Wohngebäude sowie Bettenaufzüge;
Baumaße, Fahrkorbmaße Türmaße
DIN 15 325 12.1990 –; Bedienungs- ,Signalelemente und Zubehör; ISO 4190-5,
Ausgabe 1987 modifiziert
E DIN 15 644 05.2007 Traditionell geplante, vorgefertigte Treppen aus Massivholz – Spezifikationen
und Anforderungen
DIN 18 024-1 01.1998 Barrierefreies Bauen; Straßen, Plätze, Wege, öffentliche Verkehrs- und Grünanlagen
4 sowie Stellplätze; Planungsgrundlagen
DIN 18 024-2 11.1996 –; Öffentlich zugängige Gebäude und Arbeitsstätten; Planungsgrundlagen
DIN 18 025-1 12.1992 Barrierefreie Wohnungen; Wohnungen für Rollstuhlbenutzer; Planungsgrundlagen
DIN 18 025-2 12.1992 –; Planungsgrundlagen
E DIN 18 030 01.2006 Barrierefreies Bauen; Planungsgrundlagen
DIN 18 065 01.2000 Gebäudetreppen, Definitionen, Messregeln, Hauptmaße
DIN 18 069 11.1985 Tragbolzentreppen für Wohngebäude; Bemessung und Ausführung
DIN 18 091 07.1993 Aufzüge; Schacht-Schiebetüren für Fahrschächte mit Wänden der Feuerwider-
standklasse F 90
DIN 18 385 12.2002 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen; Teil C: Allgemeine
Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen ( ATV); Förderanlagen,
Aufzugsanlagen, Fahrtreppen und Fahrsteige
DIN 24 531-1 04.2006 Roste als Stufen; Gitterroste aus metallischen Werkstoffen
DIN 68 368 02.2006 Laubschnittholz für Treppenbau – Gütebedingungen
AufzR 95/16 EG 06.1995 Europäische Aufzugsrichtlinie 95/16/EG, Regelungen zum Herstellen und Inver-
kehrbringen von Personen-, und Lastenaufzügen, einschl. deren Sicherheitsbauteile
BetrSichV 10.2003 Betriebssicherheitsverordnung; zuletzt geändert 03.2007
ETB Absturzsicherung 06.1985 ETB- Richtlinie; Bauteile, die gegen Absturz sichern; Fassung 1985-06
TRAV 01.2003 Technische Regeln für die Verwendung absturzsichernder Verglasungen
03.2000 VerglasungZustVerfEmpf – Anforderungen an begehbare Verglasungen;
Empfehlungen für das Zustimmungsverfahren
MaschR 98/37 EG 06.1998 Europäische Maschinenrichtlinie 98/37 EG; Regelungen zum Herstellen und
Inverkehrbringen von Güter-, Behinderten-, Fassadenaufzügen, Fahrsteigen
und -treppen
MGaV 09.1997 Muster-Garagenverordnung – GarVO
MBO 11.2002 Musterbauordnung – MBO
VDI 2566 Blatt 1 12.2001 Schallschutz bei Aufzugsanlagen mit Triebwerksraum
VDI 2566 Blatt 2 05.2004 Schallschutz bei Aufzugsanlagen ohne Triebwerksraum
VDI-Richtlinie 4100 08.2007 Schallschutz von Wohnungen; Kriterien für Planung und Beurteilung
VerglasungZuStVerfEmpf 03.2000 Anforderungen an begehbare Verglasungen; Empfehlungen für das
Zustimmungsverfahren
Weiterhin sind verschiedene gebäudespezifische Richtlinien der Bundesländer zu beachten
(z. B. Hochhaus-, Verkaufsstätten-, Schulbau-, Krankenhausrichtlinie usw.)
4.7 Literatur 337
4.7 Literatur
[1] Baus, U., Siegele, K.: Holztreppen. Stuttgart: DVA 2001
[2] Baus, U., Siegele, K. (Hrsg.): Stahltreppen. Stuttgart: DVA 2001
[3] Bähr, M., Luz, E.: Trittschallschutz von Treppen-Anforderungen, Nachweise, Lösungen. In: DAB 11/1996
[4] Beratungsstelle für Stahlverwendung: Merkblätter 155, 255 und 355; Treppen aus Stahl. Düsseldorf 2006;
www.stahl-info.de
[5] Bund deutscher Zimmermeister (BDZ); Handwerkliche Holztreppen, Regelwerk Holztreppenbau, Berlin 1999;
www.bdz-holzbau.de
[6] Deutscher Stahlbauverband (DSTV): Stahlbau Arbeitshilfen. Düsseldorf 2002; www.deutscherstahlbau.de
[7] Bauen mit Stahl e.V.: Arbeitshilfen und Merkblätter 155, 255 und 355 Treppen/Geländer. Düsseldorf, ww.w.bauen-mit-
stahl.de; stahl-info.de
[8] Detail-Fachzeitschriften: Treppenkonstruktionen: 2/1996; 2/1998; 2/2000; Aufzüge 07/2004
[9] Diehl, W.: Scala – Moderner Treppenbau. Karlsruhe 2002
[10] Diehl, W.: Moderner Treppenbau – Beispiele aus Neubau und Modernisierung. In DAB 12/2004
[11] Drexel,T.: Neue Treppen. München 2000
[12] Engelmann, F.: Treppen in Holz, Karlsruhe 1991 4
[13] Ertl, H.: Schallschutz nach DIN 4109. Anforderungen an Treppen. In: BmK 1/1990
[14] Goldelius, H.-W.: Balkon- und Treppengeländer. Köln 2007
[15] Grund, M.: Die Roten Hefte, Bd.46, Aufzüge Fahrtreppen, Fahrsteige: Stuttgart 1995
[16] Habermann, K. J.: Treppen – Entwurf und Konstruktion. Birkhäuser 2003
[17] Hartmann, Hans L.: Maßtabellen für gewendelte Treppen aus Beton, Betonwerkstein, Holz Naturstein und Stahl, Wies-
baden 1981
[18] Hansmann, C.-R.: Treppen in der Architektur. Stuttgart 1996
[19] Hartisch, K.: Treppen in Stahl, Holz und Beton. Stuttgart 1993
[20] Hoffmann, K., Griese, H.: Stahltreppen. Stuttgart 1994
[21] Informationsdienst Holz: Schriftenreihe des Holzabsatzfonds, Bonn 2007; www.infoholz.de
[22] Informationszentrum RAUM und BAU der Fraunhofergesellschaft – IRB-Literaturdokumentation 3108: Holztreppen,
Stuttgart; www.irb.fhg.de
[23] Informationszentrum RAUM und BAU der Fraunhofergesellschaft – IRB-Literaturdokumentation 1588: Metalltreppen,
Stuttgart; www.irb.fhg.de
[24] Jiricna, E.: Moderne Treppen, Stuttgart: DVA 2001
[25] Klingsohr, K.: Die Treppe als Rettungsweg, DETAIL Nr.: 4-2002
[26] König, R.: Leitfaden barrierefreier Wohnungsbau. Stuttgart 2005
[27] Kotthoff, I.: Sicherheit bei Holztreppen, In: BBauBl. 7/1995
[28] Mannes,W.: Die Treppe. Zeitgemäße Beispiele in Holz, Stein und Stahl. Stuttgart: DVA 1994
[29] Mannes, W.: Treppen und Geländer aus Holz, Stahl, Edelstahl, Stein, Glas, Textil. Planung, Konstruktion, Ausführung. Köln
2004
[30] –: Technik des Treppenbaus, Technische Hinweise und konstruktive Anleitungen für Beispiele aus Holz, Stahl, Beton
und Naturstein Stuttgart 1984
[31] –: Treppen-Technik, Technische und konstruktive Hinweise, Empfehlungen und Vorschläge für den Treppenbau (Holz-
treppen). Stuttgart 1996
[32] –: Der handwerkliche Holztreppenbau. Stuttgart 1996
[33] –: Schöne Treppen. Stuttgart 1999
[34] –: Wohnhaustreppen, Konstruktion, Detail, Gestaltung. Stuttgart: DVA 1999
[35] Mielke, F.: Handbuch der Treppenkunde; Hannover 1993
[36] Müller, H. und D.: Transparente Treppen. In: DBZ 8/1990
[37] Ordás, J. M.: Treppen, Stuttgart 2001
[38] Pech, A., Kolbitsch, A.: Treppen/Stiegen – Einführendes Lehrbuch. Wien 2005
[39] Pracht, K.: Treppen. Stuttgart 1986
[40] Reitmayer, U.: Holztreppen in handwerklicher Konstruktion. Stuttgart 1998
[41] Schöllkopf, K. O.: Planungsgrundsätze für Aufzüge. Detail 5/2004
[42] Streng, H.: Aufzüge – Anordnung, Arten, Vorschriftenänderungen: DETAIL 2/2000
[43] Weidinger, H.: Treppen im Einfamilienhaus. München 2000
339
5 Fenster
der Gesamtplanung jedoch auch von der jeweili- dene Speicherungsfähigkeit innerhalb der Räume
gen Innenraumgestaltung aus betrachtet werden. relativiert werden.
Ähnlich wie bei der Planung von Türen (vgl. Ab- Hinsichtlich des winterlichen Wärmeschutzes
schn. 6.1, Bild 6.1) ist die Nutzung und Einrichtung muss bedacht werden, dass die ermittelten Min-
des Raumes zu berücksichtigen. Der freie Ausblick destanforderungen an die Fenster ganz erheblich
von den voraussichtlich häufigsten Aufenthalts- durch spätere Maßnahmen der Benutzer beein-
bereichen ist ebenso zu beachten wie der Durch- trächtigt werden können (z. B. Anbringung von
blick in benachbarte Innen- und Außenbereiche Gardinen vor den Fenstern und damit verbunde-
vom Hauptzugang des Raumes aus. ne niedrigere Oberflächentemperaturen an Rah-
Die Größe der Fenster ist von vielen Faktoren men und Verglasungen als planerisch zu Grunde
abhängig. Die Anforderungen hinsichtlich des gelegt).
Mindest-Tageslichtquotienten (DIN 5034-4) sind Großflächige Fenster können aus gestalterischer
abhängig von der Verbauung (Lage zu gegen- Sicht erwünscht sein, doch muss in Kauf genom-
überliegenden Bauwerken), von der Größe der men werden, dass bei ihnen die Aufwendungen
Verglasungsfläche, der Lichtdurchlässigkeit, der zum Schutz gegen Außenlärm überproportional
Reflexion der Verglasung sowie von der Lage des wachsen.
Fensters zur Himmelsrichtung. Die Breite des Fen- Auch die Kosten für Fenster müssen bereits bei
sters bzw. die Summe aller Fensterbreiten soll der Planung betrachtet werden. Sie betragen et-
mindestens 55 % der Raumbreite betragen. wa das Vierfache der Wandbaukosten und sind
Im Allgemeinen werden in den meisten Fällen darüber hinaus sehr abhängig von den Öffnungs-
5 diese Kriterien bei den üblichen Fensterabmes- einrichtungen und der Einbauart. Je nach Aus-
sungen auch ohne besonderen Nachweis erfüllt. führung betragen die Kosten der Verglasung etwa
Bauphysikalisch betrachtet sind die Fenster Teile 25 % der Gesamtherstellungskosten der Fenster.
der Außenwände. Mit diesen gemeinsam müssen Im Zusammenhang mit der Fensterplanung sind
für das Bauwerk die Anforderungen an den Wär- auch die Kosten des Rohbaues zu betrachten.
me- und Schallschutz erfüllt werden. Raumhohe Fenster können durch Wegfall der
Die Anforderungen an den Wärmeschutz sind Stürze (vor allem von Stürzen mit Rollladen-
durch die seit dem 1.2.2002 gültige Energieein- kästen) und von Brüstungen (insbesondere durch
sparverordnung (EnEV) neu definiert worden die Vermeidung von in jedem Falle aufwendi-
(s. Abschn. 5.2.3 und Abschn. 16.5 in Teil 1 des Wer- gen Heizkörpernischen, s. Abschn. 5.8.2) kosten-
kes). Bei den hier erforderlichen Nachweisen spielt mindernd sein.
der Fensterflächenanteil (größer oder kleiner als
30 % der Fassadenfläche) eine bedeutende Rolle
und sollte daher bereits in einem frühen Ent- 5.1.1 Bezeichnungen und Bauarten
wurfsstadium in Betracht gezogen werden.
Für den winterlichen und den sommerlichen Wär- Allgemeine Regelungen von Begriffen, Bezeich-
meschutz ist insbesondere die Lage der Fenster nungen und Maßangaben für Fenster und Fen-
zur Himmelsrichtung ausschlaggebend. Nordfens- stertüren enthält DIN EN 12 519. Die wichtigsten
ter sind in unserer geographischen Breite in dieser Festlegungen für die Darstellung in Bauzeichnun-
Hinsicht unproblematisch. Durch Westfenster er- gen zeigt Bild 5.1.
halten Räume besonders viel Strahlungsenergie Bei der Beschreibung von Fenstern muss für Dreh-
und müssen daher in der Regel einen Sonnen- und Drehkippflügel klargestellt sein, ob das Fen-
schutz haben, der jedoch wegen des flachen Ein- ster „rechts“ oder „links“ angeschlagen ist.
fallswinkels der Sonnenstrahlen schwierig zu ge- Nach DIN 107 (Bezeichnung mit links oder rechts
währleisten ist. Bei Ostfenstern ist die Erwärmung im Bauwesen) und DIN EN 12 519 wird bezeich-
wegen der morgendlichen Kühle weniger lästig. net:
Südfenster werden bedingt durch den großen • „DIN rechts“: Flügel zur Ansichtsseite öffnend
Einfallswinkel der Sonnenstrahlen im Sommer mit Bändern auf der rechten Seite (nach DIN:
(mittags ca. 60°) relativ wenig aufgeheizt und „Man sieht auf das Band“).
auch einfache Sonnenschutzeinrichtungen kön- • „DIN links“: … mit Bändern auf der linken Seite.
nen sehr wirksam sein. Im Winter kann bei Süd-
fenstern die Einstrahlung sogar erwünscht sein. Auf Zeichnungen ist ferner zur Vermeidung von
Ein damit verbundener passiver Energiegewinn Irrtümern deutlich klarzustellen, ob die Fenster
muss jedoch im Hinblick auf die oft nicht vorhan- von außen oder innen dargestellt sind (Bild 5.2).
5.1 Allgemeines 341
5.1 Darstellung der Bewegungsrichtung bzw. Öffnungsart von Fenstern (DIN EN 12 519)
a) Drehflügel: Die Bewegung des Flügels in Richtung des Benutzers (d. h. von der Bandseite her gesehen) wird in der
Ansicht mit durchgehenden Linien symbolisiert
b) Drehflügel: Die Bewegung des Flügels weg vom Benutzer (d. h. von der Außenseite her gesehen)
wird in der Ansicht mit gestrichelten Linien symbolisiert
c) Fixiertes, nicht öffenbares Fenster
d) Festverglasung
Fenster können in Form von Einzelfenstern, Fen- • Fensterleibungen ohne Anschlag sind im
sterbändern, Fensterwänden und Fenster-Tür-Ele- Rohbau am einfachsten herzustellen. Schmale
menten hergestellt werden. Sie bestehen ge- Rahmenprofile sind möglich. Die Bauwerksan-
wöhnlich aus dem verglasten Fensterflügel und schlüsse und die Eindichtung erfordern hier
einem fest eingesetzten Fensterrahmen (auch aber besonders sorgfältige Arbeit. Bei größerer
Stock, Blendrahmen oder Zarge genannt). Beanspruchung durch Schlagregen und Wind-
Man unterscheidet nach: druck bzw. -sog sind anschlaglose Fensterlei-
• Einbauart im Rohbau: bungen daher problematisch. Als Einbauhilfen
können Anschlagwinkel aus Metall (Bild 5.3b)
Wandöffnungen können mit innerem Anschlag, oder Einbauzargen (Bild 5.3c) dienen.
mit äußerem Anschlag oder ohne Anschlag (DIN
18 050, s. Bild 5.3a–c) angelegt werden. Jede die- • Leibungen mit innerem Anschlag erfordern
ser Formen hat Vor- und Nachteile: zusätzlichen Aufwand bei der Ausführung der
342 5 Fenster
Außenwände. Gemauerte Anschläge sind we- te werden Fenster mit äußerem Anschlag vor-
gen der Steinformate entweder mit 12,5 cm wiegend dort ausgeführt, wo große und
Tiefe vorgegeben, oder es müssen besondere schwere Fensterelemente mit Hebezeugen
Anschlagsteine verwendet werden (Bild 5.3d). von außen eingebaut werden müssen sowie
Bei Fassaden mit äußerer Wärmedämmung ist unter denkmalspflegerischen Aspekten (Bild
der Einbau „mit Anschlag“ vorteilhaft (Bild 5.3f ).
5.3e). Die Fenster sind wegen der meistens re-
lativ großen äußeren Leibungstiefe recht gut • Art des Baustoffes:
gegen Witterungsbeanspruchung geschützt. Holzfenster,
Die erforderliche Verbreiterung der Blend- Aluminiumfenster,
rahmen ergibt entsprechend breite Innenan- Kunststoff-Fenster,
sichtsflächen, doch sind gute Voraussetzun-
gen für den Einbau von Leibungsdämmungen Stahlfenster
und für dichte Bauwerksanschlüsse gegeben. sowie Fenster aus Kombinationen dieser Stoffe,
Der Fenstereinbau ist in der Regel nur von in- z. B. Holz-Aluminium-Fenster.
nen her möglich.
• Leibungen mit äußerem Anschlag entstan- • Bauart: Einfachfenster, Verbundfenster, Kasten-
den baugeschichtlich vor allem in den sturm- fenster (Bild 5.4).
reichen nordeuropäischen Küstengebieten. Bei Verbund- und Kastenfenstern sind zur Ver-
Der Winddruck presst das gesamte Fenster – besserung des Schall- und Wärmeschutzes auch
5 und auch die hier damals meistens nach Kombinationen aus einem äußeren Flügel mit
außen aufschlagenden Fensterflügel – vorteil- Einfachverglasung und einem Innenflügel mit
haft auf die Dichtungen bzw. in die Falze. Heu- Isolierverglasung möglich.
5.3 Einbau von Fenstern (schematisch, Abdichtungen, Befestigung usw. nicht eingezeichnet)
a) Fensterleibung ohne Anschlag
b) Einbau mit Anschlagswinkel aus Metall
c) Einbauzargen aus Stahlblech (Röder-Sturoka®)
d) Fensterleibung mit Anschlag innen
e) Einbau in Verbindung mit außenliegender Wärmedämmung („Thermohaut“)
f ) Fensterleibung mit Anschlag außen
5.1 Allgemeines 343
5.4
Fensterbauarten
a) Einfachfenster
b) Verbundfenster
c) Kastenfenster 5.4a 5.4b 5.4c
5.5e 5.5f
5.5k 5.5l
scheren, nicht um die horizontale Mittelachse um- Bezeichnung von Einzelteilen der Fenster
schwenkend), Schiebedrehfenster (nach dem Öff- Die Bezeichnung von Grundelementen bei Fens-
nen ist die Drehachse verschiebbar, um den inne- terkonstruktionen zeigt Bild 5.7 am Beispiel einer
ren Schwenkraum für den Flügel zu vermindern) Fensterwand.
u. a. m. Außer den in Bild 5.7 genannten Bauteilen kom-
men noch in Frage:
• Art der Verglasung:
• Einbauzargen (in die Rohbauöffnung eingebau-
Einscheibenverglasung (EV) ist nur noch für Bau- te Montagerahmen, in die das komplette Fens-
werke zugelassen, für die keine besonderen Vor- ter nach Fertigstellung von Putzarbeiten einge-
schriften hinsichtlich Wärmedämmung beste- setzt wird (s. Bild 5.3b und c),
hen,
• Glashalteleisten (leichte Profilleisten zur Befesti-
Mehrscheiben-Isolierverglasung (IV) als 2- oder gung von Verglasungen, s. Abschn. 5.4.3.1)
3-Scheiben-Isolierverglasung (Bild 5.6),
• Wetterschutzschienen (Zusatzprofile am unte-
Doppelverglasung (DV), ren Blendrahmen, um das anfallende Wasser
Verglasung mit Sondergläsern, z. B. Sonnen- über die untere Fuge zwischen Flügel und
schutzgläser, Wärmeschutzgläser, Schallschutz- Blendrahmen abzuleiten s. Abschn. 5.6.2.3),
gläser, Sicherheitsgläser.
5.6
Verglasungsarten
a) Einscheibenverglasung (EV)
b) 2-Scheiben-Isolierverglasung (IV)
c) 3-Scheiben-Isolierverglasung (IV) 5.6a 5.6b 5.6c
5.2 Anforderungen an Fenster 345
5.7
Elemente einer Fensterkonstruktion
(Schema nach DIN 68 121-1)
1 Blendrahmen (ggf. mit Anschluss- oder Abdeckprofilen)
a) aufrechtes Blendrahmenholz
b) oberes Blendrahmenholz
c) unteres Blendrahmenholz
2 Pfosten (Setzholz)
3 Riegel (Kämpfer)
4 Sprosse
5 Drehflügelfenstertür
6 Drehkippflügelfenster
7 Kippflügel (Oberlicht)
8 festverglastes Oberlicht
9 festverglaste Fensterfläche
10 Fensterbrüstung mit nichttransparenter Ausfachung
Firma
XYZ
Fenster Typ 1
Ug = 1,6 W/m2K
5.8 Übereinstimmungszeichen g = 0,72
a ≤ 1,0 m3/hm
Beispiel: Es handelt sich um ein Fenster gemäß Bauregelliste A Teil 1 lfd. Nr. 8.5,
Typ 1; Mehrscheibenisolierglas mit einem Ug-Wert von 1,6 W/(m2K)
und einem g-Wert von 0,72. Das Fenster hat eine umlaufende Dichtung.
Gemäß DIN 4108-4 ist der Fugendurchlasskoeffizient a < 1,0 m3/hm (vgl. Abschn. 5.2.1)
346 5 Fenster
reicht und durch Prüfzeugnisse (DIN EN ISO 12 567- Richtlinien, insbesondere ihre eventuelle bauauf-
1 und -2) nachgewiesen werden. Die in deutschen sichtliche Einführung sowie die künftige weitere
Normen bisher übliche Zuordnung für einen be- Entwicklung ständig zu beobachten.
stimmten Anwendungszweck ist nicht vorgesehen.
Im Zuge der Vereinheitlichung der nationalen
Bestimmungen für die verschiedenen Anforde- 5.2.1 Luftdurchlässigkeit
rungen an Fenster (z. B. Luftdurchlässigkeit,
Schlagregendichtheit, Schall- und Wärmeschutz, Während Rahmen und Verglasung kleinerer Fens-
Brandschutz usw.) und zur entsprechenden Klassi- ter in niedrigen, einfachen Gebäuden nach Er-
fizierung liegen neue Normen teilweise bereits fahrungsregeln dimensioniert werden können,
vor. So soll die erforderliche mechanische Bean- müssen für die Bemessung größerer Fenster ins-
spruchbarkeit von Fenstern und Türen in DIN EN besondere in den oberen Geschossen von hohen
12 400, die Durchführung von Dauerfunktions- Gebäuden genaue Berechnungen zugrunde ge-
prüfungen in DIN EN 1191 geregelt werden. legt werden. Dadurch muss gewährleistet wer-
Für die Anwendung sind in vielen Fällen noch den, dass die Luftdurchlässigkeit innerhalb zuläs-
Übergangsregelungen nötig. Bis zur verbindli- siger Grenzen bleibt und die Verglasung durch
chen Einführung der angestrebten einheitlichen Staudruck nicht überbeansprucht oder sogar zer-
Festlegungen sind die bisherigen deutschen Be- stört werden kann.
stimmungen anzuwenden. Unabhängig vom Rahmenmaterial werden für die
Bei der Planung und Ausschreibung und der Ver- Luftdurchlässigkeit in DIN EN 12 207 Klassifizie-
5 gabe sollten neben den Bestimmungen der Ver- rungen vorgenommen.
dingungsordnung für Bauleistungen (VOB) auch Dabei wird die Fugendurchlässigkeit gegenüber
die neuesten „Zusätzlichen Technischen Vertrags- den früheren Regelungen neu definiert:
bedingungen zur Ausschreibung“ des Instituts für Die Gesamtdurchlässigkeit Q entspricht dem Luft-
Fenstertechnik e.V. (ift Rosenheim) beachtet wer- strom (m3/h), der bei einer Druckdifferenz von Δp
den [6–8]. durch eine 1 m lange Fuge zwischen Rahmen und
Es muss festgehalten werden, dass es bei der au- Flügel hindurchgeht.
genblicklichen raschen Entwicklung von Normen, In den Tabellenwerten von DIN EN 12 207 wird
Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien nicht von einer Referenzluftdurchlässigkeit Q100 bezo-
möglich ist, bis zum Redaktionsschluss des Werkes gen auf einen Prüfdruck von 100 Pa ausgegangen.
überall den aktuellen Stand zu berücksichtigen. Die Ergebnisse werden in den Klassen 0 bis 4
Auch würden vollständige Auflistungen den Rah- festgehalten. Die neuen Fugendurchlässigkeits-
men dieses Werkes sprengen. Es muss dem Bau- klassen 1 bis 4 und die Relation zu den Bean-
praktiker an dieser Stelle dringend empfohlen spruchungsgruppen A–D von DIN 18 055 zeigt
werden, die Verabschiedung neuer Normen und Tabelle 5.9.
Tabelle 5.9 Klassifizierung der Luftdurchlässigkeit, Korrelation zwischen DIN 18 055: 1981-10 und DIN EN 12 207
Tabelle NA.1
B 300 27 2
C 600 9 3
600 3 4
Die Anwendung der Tabelle NA.1 wird ausschließlich zur Übertragung von DIN 18 055: 1981-10 auf diese Norm empfohlen.
Niedere Klassifizierungen sind jeweils eingeschlossen.
5.2 Anforderungen an Fenster 347
Beanspruchungsgruppen A B C D
Tabelle 5.11 Klassifizierung der Schlagregendichtheit, Korrelation zwischen DIN 18 055: 1981-10 und DIN EN 12 208
Tabelle NA.1
Klassifizierung nach
Prüfdruck Klassifizierung nach DIN EN 12 208
DIN 18 055: 1981-10
Anforderungen
Beanspruchungsgruppe Pa Verfahren A Verfahren B
Anmerkung: Verfahren A ist für ein Produkt geeignet, das nicht geschützt ist.
Verfahren B ist für ein Produkt geeignet, das teilweise geschützt ist.
Die Anwendung der Tabelle NA.1 wird ausschließlich zur Übertragung von DIN 18 055: 1981-10 auf diese Norm empfohlen.
Niedere Klassifizierungen sind jeweils eingeschlossen.
5.2 Anforderungen an Fenster 349
Die Klassifizierung erfolgt in die Klassen 1A bis 9A (Der Randverbund von Mehrscheiben-Isolierverglasungen
bzw. 1B bis 9B (Klassen A für Fenster bei unge- stellt im Vergleich zur Scheibenmitte eine Wärmebrücke dar.
Bei der Ermittlung des Gesamt-Wärmedurchgangskoeffi-
schütztem Einbau bzw. Klassen B für Fenster, die zienten wird daher der Übergangsbereich zwischen Vergla-
durch Vordächer, Bauwerksvorsprünge o. Ä. ge- sung und Rahmen durch einen linearen Wärmedurchgangs-
schützt sind („geschützter Einbau“)). koeffizienten Ψ berücksichtigt. Der durch Prüfung ermittelte
Wert für Ψ ist abhängig von der Art des Scheibenrandver-
Die Klassifizierung der Schlagregendichtheit nach bundes, der Einstandstiefe der Verglasung im Glasfalz und
DIN EN 12 208 und die Relation zu den Beanspru- von der Materialart des Fensters. Die Werte für Ψ liegen bei
chungsgruppen nach DIN 18 055 zeigt Tabelle konventioneller Ausführung mit Aluminium-Abstandhal-
(Tabelle 5.11). tern bei 0,07 bis 0,08 und bei thermisch getrennten Ab-
standhaltern bei etwa 0,04 W/(mK); s. Bild 5.39).
Für die Erfüllung der Mindestanforderungen an Der Einfluss der neuen Regelung wird deutlich bei einem
die Schlagregendichtheit von Fenstern und Fens- rechnerischen Nachweis:
tertüren sind in Abschnitt 5.2.7 Hinweise gege- Bei einer Fensterfläche von etwa 1,80 m2 entfallen etwa 50 %
ben. des Wärmeverlustes auf den Fensterrahmen, etwa 40 % auf
die Glasfläche und ca. 10 % auf die Glasrandzone. [18]
In der EnEV sind verschiedene Mindestwerte für
Wärmedurchgangskoeffizienten vorgeschrieben:
5.2.4 Wärmeschutz1) Beim Ersatz von Bauteilen (die Anforderungen
gelten bei Erneuerungen von Bauteilen ab mehr
Die seit 1995 gültige Wärmeschutzverordnung als 20 % des Bestandes) ist bei Gebäuden mit nor-
wurde durch die seit dem 1.2.2002 gültige Ener- malen Innentemperaturen für Außenfenster und
gieeinsparverordnung (EnEV) ersetzt. Mit ihr wer- -türen ein Wärmedurchgangskoeffizient von Umax 5
den die Anforderungen mit dem Ziel der Energie- = 1,7 W/(m2K) und beim Ersatz von Verglasungen
einsparung und der Emissionsreduzierung weiter ein Umax = 1,5 W/(m2K) einzuhalten (DIN 4108-2).
verschärft. Die entsprechenden Nachweise für
Bei Neubauten ist der Wärmedurchgangskoeffi-
neue Bauwerke sind durch sehr komplizierte Re-
zient UW der Fensterflächen im Rahmen der wär-
chenverfahren nach DIN EN ISO 10 077 (11.2000)
metechnischen Gesamtbetrachtung festzulegen.
zu führen; s. Abschn. 16.5 in Teil 1 des Werkes).
Dabei hat der Anteil der Fensterflächen an der
Im Zuge der europäischen Normung wurden die Summe aller Außenflächen großen Einfluss auf
Bezeichnungen für die Wärmedurchgangskoeffi- die Energiebilanz.
zienten geändert. Der Anwender muss in der Als Anhalt kann unter der Voraussetzung gleicher
Übergangszeit unterscheiden zwischen Angaben Heizungstechnik und baulicher Ausführung die
in DIN 4108 (ältere Ausgaben), in DIN V 4108 (ab folgende Gegenüberstellung dienen.
10.98) und in DIN EN – Normen (Tabelle 5.12).
Die Bedingungen der EnEV werden erfüllt:
Der Wärmedurchgangskoeffizient UW von Fens-
UW-Wert der vorgesehenen Fenster 1,7 W/(m2K) – mögli-
tern wird nach DIN EN ISO 10 077 gemeinsam für cher Anteil der Fensterflächen an den Gesamt-Außen-
Rahmen und Verglasung ermittelt (Es entfällt die flächen bis ca. 25 %
bisherige Unterscheidung von Rahmengruppen). UW-Wert der vorgesehenen Fenster 1,4 W/(m2K) – mögli-
cher Anteil der Fensterflächen an den Gesamt-Außen-
Der U-Wert ist abhängig von der Fensterfläche flächen bis ca. 30 %
und setzt sich zusammen aus den Werten für den UW-Wert der vorgesehenen Fenster 1,2 W/(m2K) – mögli-
Fensterrahmen (Uf), die Verglasung (Ug) und dem cher Anteil der Fensterflächen an den Gesamt-Außen-
flächen > 30 %
Wert des linearen Wärmedurchgangskoeffizien-
(zum Vergleich:
ten Ψ (psi) für die Glasrandzone. UW-Wert von Passivhaus-Fenstern ≤ 0,8 W/(m2K);
s, Abschn. 6.2.3.4 in Teil 1 d. Werkes)
nungsgemäßer Fugenausbildung (s. Abschn. 5.3) werden. Sie reichen für Bauteile mit bewertetem
können Fugenschalldämmaße von 50 dB erreicht Schalldämmaß Rw von ca. 40 dB aus [24].
Tabelle 5.13a Konstruktionsmerkmale für Einfachfenster mit Einfachglas,Verbund- und Kastenfenster (ift Rosenheim)
Spalte 1 2 3 4 5
1 25 dGes [mm] ≥4 ≥6 –
oder Rw,P,GLAS [dB] ≥ 27 – –
Falzdichtung 햲 – –
2 30 dGes [mm] ≥8 ≥6 –
SZR [mm] – ≥ 30 –
oder Rw,P,GLAS [dB] ≥ 32 – –
Falzdichtung 햲 햲 –
9 ≥ 46 3) 3) 3)
dGes Gesamtglasdicke, bei Verbund- und Kastenfenstern alternativ zum Glasaufbau für Konstruktionen mit Einfach-
gläsern
Glasaufbau Zusammensetzung der Einzelscheiben
SZR Scheibenzwischenraum
RwP,GLAS Prüfwert der Scheibe im Normformat im Labor
Falzdichtung AD = Außendichtung, bei Verbundfenstern mit Belüftung des SZR, ID = Dichtung im inneren Flügel, umlaufend
1) Sämtliche Flügel müssen bei Holzfenstern mindestens Doppelfalze, bei Metall- und Kunststofffenstern mindes-
tens 2 wirksame Anschläge haben. Erforderliche Falzdichtungen müssen umlaufend, ohne Unterbrechung ange-
bracht sein; sie müssen weichfedernd, dauerelastisch, alterungsbeständig und leicht auswechselbar sein.
Tabelle 5.13b Konstruktionstabelle für Einfachfenster mit Mehrscheiben-Isolierglas, Auszug (ift Rosenheim)
Spalte 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
2 2) 30 2) 2) dGes [mm] ≥6 2) 2) 2) 2) 2)
Glasaufbau [mm] –
SZR [mm] ≥ 12
oder Rw,P, GLAS [dB] ≥ 30
Falzdichtung 햲
7 37 35 –1 –4 dGes [mm] ≥ 10 –2 0 –1 0 0
Glasaufbau [mm] ≥6+4
SZR [mm] ≥ 16 4)
oder Rw,P, GLAS [dB] ≥ 35
Falzdichtung 햲
≥ 51
15 45 43 –1 –5 Rw,P, GLAS [dB]
Falzdichtung 햳 (AD/MD + ID)
0 –2 +1 –1 –2
5
16 ≥ 46 ≥ 44 3) 3) 3) 3) 3) 3) 3) 3) 3)
dGes Gesamtglasdicke
Glasaufbau Zusammensetzung der beiden Einzelscheiben
SZR Scheibenzwischenraum, mit Luft oder Argon gefüllt
RwP,GLAS Prüfwert der Scheibe im Normformat im Labor
Falzdichtung AD = umlaufende Außendichtung, MD = umlaufende Mitteldichtung, ID = umlaufende Innendichtung
im Flügelüberschlag
햲 mindestens eine umlaufende elastische Dichtung, in der Regel als Mitteldichtung angeordnet
햳 2 umlaufende elastische Dichtungen, in der Regel als Mittel- und Innendichtung oder auch als Außen- und Innen-
dichtung angeordnet
MIG Mehrscheiben-Isolierglas
1) Sämtliche Flügel müssen bei Holzfenstern mindestens Doppelfalze, bei Metall- und Kunststofffenstern mindes-
tens 2 wirksame Anschläge haben. Erforderliche Falzdichtungen müssen umlaufend, ohne Unterbrechung ange-
bracht sein; sie müssen weichfedernd, dauerelastisch, alterungsbeständig und leicht auswechselbar sein.
Um einen möglichst gleichmäßigen und hohen Schließdruck im gesamten Falzbereich sicherzustellen, muss eine
genügende Anzahl von Verriegelungsstellen vorhanden sein (wegen der Anforderungen an Fenster siehe auch
DIN 18 055)
2) Zeile wurde aus der alten Tabelle übernommen, da keine neueren Konstruktionen in der Statistik enthalten sind.
Daher liegen C-, Ctr- und Korrekturwerte nicht vor
3) Keine allgemein gültige Aussage möglich, Nachweis über Eignungsprüfung I für DIN 4109
4) Gilt auch für 15 mm SZR
5) Bei Holzfenstern genügt 1 umlaufende Dichtung
6) Die Schalldämmung der beschriebenen Verglasungen ist nicht identisch mit den alternativ angegebenen
Schalldämmungen
354 5 Fenster
Tabelle 5.14 Anforderungen an die Luftschalldämmung von Außenbauteilen (DIN 4109 Tab. 8)
1 I bis 55 35 30 –
2 II 56 bis 60 35 30 30
3 III 61 bis 65 40 35 30
4 IV 66 bis 70 45 40 35
5 V 71 bis 75 50 45 40
6 VI 76 bis 80 2) 50 45
5 7 VII > 80 2) 2) 50
1) An Außenbauteile von Räumen, bei denen der eindringende Außenlärm aufgrund der in den Räumen ausgeübten
Tätigkeiten nur einen untergeordneten Beitrag zum Innenraumpegel leistet, werden keine Anforderungen gestellt.
2) Die Anforderungen sind hier aufgrund der örtlichen Gegebenheiten festzulegen.
Tabelle 5.15 Erforderliche Schalldämm-Maße erf. R’w,res von Kombinationen von Außenwänden und Fenstern
(Tab. 10 DIN 4109)
Zeile erf. R’w,res Schalldämm-Maße für Wand/Fenster in …dB / …dB bei folgenden
in dB Fensterflächenanteilen in %
nach
Tabelle 5.12 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 %
3 40 40/32 40/37
40/35 45/35 45/35 40/37
45/30 60/35
Diese Tabelle gilt nur für Wohngebäude mit üblicher Raumhöhe von etwa 2,5 m und Raumtiefe von etwa 4,5 m oder mehr,
unter Berücksichtigung der Anforderungen an das resultierende Schalldämm-Maß erf. R’w,res des Außenbauteiles nach
Tabelle 5.13 und der Korrektur von –2 dB nach Tabelle 5.15, Zeile 2.
5.3 Bauwerksanschlüsse 355
Die erhöhten Anforderungen an den Wärme- Die Belastungen, die auf Fenster und den An-
schutz (s. Abschn. 5.2.4) mit dem Ziel einer mög- schlussbereich einwirken, können in drei Ebenen
lichst großen Energieeinsparung erfordern Ge- betrachtet werden:
bäude mit weitgehend luftdichter Außenhaut. • äußere Wetterschutzebene (Regenschutz und
Damit ergeben sich gegenüber früher üblichen schadensfreie Ableitung von eingedrungenem
Bauweisen erheblich kompliziertere bauphysika- Niederschlagwasser); die bewitterten Ober-
lische Beanspruchungen für die Bauwerksfugen flächen bilden dabei die Verschleißschicht der
und für die Anschlüsse von Fenstern auch von der Fenster.
Innenseite her (s. Abschn. 5.2.1).
• mittlerer Funktionsbereich (insbesondere dau-
Bereits im Vorfeld des Fenstereinbaues müssen erhafter Schall- und Wärmeschutz sowie Luft-
Grenzwerte für die Raumfeuchtigkeit definiert dichtheit und auch Dampfdruckausgleich aus
werden, die für die Gebäudehülle verträglich sind. den Glasfalzen)
Für alle bauphysikalisch kritischen Stellen sind
planerisch einwandfreie Lösungen vorzugeben • innere Trennung von Raum- und Außenklima
und bei der Ausführung zu überwachen. (nicht unterbrochene, raumseitig luftdichte
Trennebene; Oberflächentemperatur über der
Außenwände, Fenster und Außentüren mit allen
Taupunkttemperatur).
Anschlussfugen müssen dabei als Gesamtsys-
tem betrachtet werden. In DIN V 4108-7 und in
technischen Richtlinien von Verbänden sind Pla-
nungshinweise für die Abdichtung der Fugen 5.3.2 Einbauebene
5 zwischen Fensterrahmen und Außenwänden ent-
halten [2]. Bei einer für Wohnräume typischen Raumtempe-
Maßungenauigkeiten des Rohbaues (auch bei ratur von z. B. 20 °C, einer Außentemperatur von –
Einhaltung der nach DIN 18 202 zulässigen To- 5 °C und einer relativen Raumluftfeuchte von
leranzen, s. Abschn. 2.5 in Teil 1 des Werkes), 50 % liegt die Taupunkttemperatur bei +9,3 °C.
nachträgliche Verformungen angrenzender Bau- Um Kondensatbildung zu vermeiden, muss dafür
teile (Durchbiegung von Stürzen und Decken, gesorgt werden, dass an den Fenstern, insbeson-
Kriechen und Schwinden von Betonbauteilen dere im Bereich der Bauwerksanschlüsse Ober-
usw.), das Gewicht schwerer Fensterflügel in flächentemperaturen von +10 °C nicht unter-
geöffnetem Zustand und die zu berücksichtigen- schritten werden.
den temperatur- und materialbedingten Län- Je nach ermittelter Taupunkttemperatur (in die-
genänderungen von Fensterteilen erschweren in sem Beispiel für +10 °C) muss die Isothermenlinie
der Praxis die Ausführung einwandfreier An- für +10 °C ununterbrochen innerhalb der Wände
schlüsse zwischen Fenstern und Bauwerk. bzw. der Fensterkonstruktion und der Verglasung
5.18 Einbauebenen
a) Einbau im mittleren Wandbereich: Tauwassergefahr an der Leibung gering
b) Einbau im äußeren Wandbereich: Tauwassergefahr an der Leibung
(10 °C-Isotherme berührt den inneren Anschlussbereich)
c) Einbau bei äußerer Wärmedämmung
5.3 Bauwerksanschlüsse 357
(unter Berücksichtigung des Ψ (psi)-Wertes) ver- Innenfensterbänke (Bild 5.19b). Die Gefahr der
laufen (Bild 5.19a). Tauwasserbildung an der Fenster-Innenseite ist
Bei homogenem Außenwandmaterial (bei den gering, wenn bauliche Verhältnisse wie in Bild
Anforderungen der EnEV kaum noch möglich) ist 5.19c und d geplant werden.
mit Tauwasserbildung in der Fensterleibung zu Die Wahl der Einbauebene prägt das Erschei- 5
rechnen, wenn die Fenster zu weit außen einge- nungsbild des Fensters innerhalb einer Fassade
baut werden (Bild 5.18b). Ein einwandfreier Fens- und im Innenraum erheblich. Gestalterische Ab-
tereinbau ist daher fast nur noch möglich, wenn sichten müssen jedoch mit den bauphysikali-
der Leibungsbereich durch eine zusätzliche Wär- schen Gegebenheiten abgestimmt werden.
medämmung geschützt wird (Bild 5.18c). Zu be-
achten ist, dass bei der Fensterverglasung die
Isothermenlinie für +10 °C am Randverbund der 5.3.3 Befestigung
Isolierglasscheiben bereits sehr nahe am kriti- Die Fenster müssen mit Ihren Blendrahmen so in
schen Bereich liegt (s. auch Abschnitt 5.4). die Rohbauöffnungen eingebaut werden, dass ihr
Auf der Raumseite sollen Warmluftströme zur Ver- Eigengewicht und alle einwirkenden äußeren
minderung der Tauwassergefahr möglichst dicht Kräfte (Wind- und Verkehrslasten) sicher auf das
an der Fensteroberfläche verlaufen. Bei großer in- Bauwerk übertragen werden.
nerer Leibungstiefe ergibt sich ein ungünstiger Die materialspezifischen temperaturabhängigen
Verlauf dieser von Heizflächen (Heizkörper, Fuß- Formänderungen vor allem von Kunststoff- und
bodenheizung) erzeugten Warmluftströmung. Sie Metallfenstern sowie Bewegungen und Formän-
bleibt weitgehend entfernt vom unteren Fenster- derungen benachbarter Bauteile dürfen zu keinen
rand. Es besteht die Gefahr der Tauwasserbildung Zwängungen oder Belastungen führen können.
am unteren Fensterrahmen und vor allem am Sonst sind Funktionsstörungen die Folge, und es
unteren Rand der Verglasung (Bild 5.19a). Der kann sogar zu Aufwölbungen der Blendrahmen
gleiche Effekt entsteht durch weit überstehende kommen (Tabelle und Bild 5.20).
Das Eigengewicht wird durch Tragklötze aufge- leibung und Rahmenbauart gewählt. In Frage
nommen. Durch zusätzliche Distanzklötze werden kommen vor allem Durchsteck-Rahmendübel
die Fenster beim Einbau ausgerichtet. Die Verklot- und Ankerlaschen („Bankeisen“). Ankerlaschen
zungen sind so auf die Rahmenbreite abzustim- sollten durch Dübel, nicht durch Nagelung am
men, dass die später ausgeführten Abdichtungen Rohbau befestigt werden. Für die Befestigung von
nicht beeinträchtigt werden (Bild 5.21). Kunststoff- und Metallrahmen sind verschiedene
Die Verbindungen zum Bauwerk müssen federnd spezielle Arten von Tragankern auf dem Markt.
oder verschiebbar sein. Bewegungen dürfen auch Schwere Fensterelemente können mit Hilfe von
nicht durch Putz oder sonstige angrenzende Bau- Ankerschienen befestigt werden (Bild 5.24).
teile verhindert werden (Bild 5.22). Die Befestigung der Fensterrahmen von der
Nach dem Ausrichten sind die Fenster mit dem Raum-Innenseite her (Bild 5.24b und c) ist für die
Bauwerk sicher zu verankern. Die je nach Rahmen- einwandfreie Ausführung der inneren Abdich-
material unterschiedlichen temperaturbedingten tung (Abschnitt 5.3.4) ungünstig. Bei Fensterlei-
Längenänderungen der Rahmen erfordern unter- bungen ohne Anschlag (Bild 5.3a) ist daher eine
schiedliche Abstände der Verankerungspunkte. Befestigung durch Ankerlaschen auf der Außen-
Sie können Bild 5.23 entnommen werden [42]. seite vorzuziehen.
Die Verankerungsmittel werden je nach Belas- Montageschaum darf nicht als alleiniges Befes-
tung, Verankerungsmöglichkeit in der Fenster- tigungsmittel, sondern nur in Verbindung mit
5.3 Bauwerksanschlüsse 359
5.23a 5.23b
5.24 Befestigungsarten
a) Befestigung mit Durchsteckdübelschraube
b) Befestigung mit Ankerlasche (auch: Schlauder, Bankeisen)
c) Befestigung mit Ankerschiene
5.25
Verlauf der Abdichtungsebenen (innenseitig umlaufend,
außen nur seitlich) [2]
1 Fensterblendrahmen
2 innere Brüstungsabdeckung
3 äußere Brüstungsabdeckung
4 äußere Abdichtung
5 Fugendämmung
6 innere Abdichtung
7 Putzanschlussprofil
8 Hinterfüllung der äußeren Büstungsabdeckung
5 (z. B. Mineralwolle)
Richtlinie 2719) luft- und winddicht zu ver- Unterschieden wird einstufiger und zweistufiger
schließen. Fugenaufbau (Bild 5.26).
Dabei ist Kondensatbildung innerhalb des An- Die genaue Einhaltung bestimmter Fugenbreiten
schlussraumes bzw. der wärmedämmenden zwischen Fensterrahmen und Rohbauöffnungen
Verfüllung durch abdichtenden Fugenanschluss ist unter Baustellenbedingungen in der Praxis
bzw. Dampfsperren auszuschließen. Durch Nie- schwer zu erreichen und eigentlich nur im Fertig-
derschlagwasser eingedrungene Feuchtigkeit teilbau oder mit Hilfe von Einbauzargen möglich.
muss schadensfrei nach außen abgeleitet werden Die erforderliche Mindestfugenbreite ist abhän-
können. gig vom Rahmenmaterial, von der Elementlänge
Die Abdichtungen müssen wie bei allen mehr- und von dem verwendeten Abdichtungsmaterial
schichtigen Bauteilen so aufgebaut sein, dass der (s. Abschn. 5.6.2 bis 5.6.6).
Wasserdampfdiffusionswiderstand der einzelnen Fehlerhafte Fugenanschlussflächen, vor allem
Schichten von innen nach außen abnimmt, d. h. seitliche Leibungsflächen müssen vor dem Einbau
sie müssen in der Regel auf der Raumseite dampf- der Fenster (z. B. durch einen Ausgleichsputz) voll-
dichter ausgeführt sein als auf der Außenseite. fugig und parallel nachgearbeitet und auf die pla-
Die Anschlüsse zwischen Fenster und Leibung nungsgemäße Breite gebracht werden (vgl. DIN
sind demnach auszuführen: 18 540 und Abschn. 2.5 in Teil 1 des Werkes).
• an der Außenseite wasserableitend gegen Schlag- Zur Abdichtung kommen in Frage:
regen (Regensperre) • Spritzbare Dichtstoffe (Silikon, Polysulfid, Poly-
• an der Innenseite abdichtend. urethan, Polyether SMP, Acryldispersion (Tab. 5.27
und 5.28)
Die innere Abdichtung ist umlaufend an allen An- • Imprägnierte Dichtungsbänder aus Schaum-
schlussfugen, d. h. auch an der inneren Fuge zwi- kunststoff (vorkomprimierbar)
schen Fensterrahmen und Fensterbank herzustel- • Dichtungsbahnen (selbstklebende Bitumenfo-
len. Rollladenkästen müssen nach innen luftdicht lien, Polyisobutylen, EPDM, PVC-weich)
ausgeführt werden. • Dichtungsbänder (Butyl, Polysobutylen)
An der Außenseite ist unterhalb von wasserdich- • Elastomer-Fugenbänder (Polysulfid, Silikon, Po-
ten Fensterbänken oder ähnlichen wasserablei- lyurethan)
tenden Bauteilen ein besonderer zusätzlicher
Schutz in der Regel nicht unbedingt erforderlich Dichtstoffe müssen folgende Grundanforderun-
(Bild 5.25, s. jedoch auch Abschn. 5.3.5, Bild 5.36). gen erfüllen:
5.3 Bauwerksanschlüsse 361
Für die Außen- und Innenanwendung geeignet Nur für die Innenanwendung geeignet
1 ja ja Ha 1 RS nein ja Hi
5 ja ja La 5 RS nein ja Li
wasserverbünnbar
farbbeschichtet
lösemittelhaltig
Stahl, verzinkt
Beschichtung
Beschichtung
beschichtet
pressblank
Stahl, farb-
anodisch
oxidiert
Kupfer
PVC-U
foliert
A 1.1 Putzmörtelgruppe I
A 1.2 Wärmedämmputz
Putz
D5 D7
A 1.3 Gipsputz innen
A 1.4 Kunststoffputz
A 2.1 Wärmedämm-
WDVS
Verbundsystem D5 D7
5 A 3.1 Porenbeton
D7
Beton
D5
A 3.2 Leichtbeton
A 3.3 Beton D3
A 4.1 Vormauerziegel (Klinker)
Mauerstein
A 4.2 Kalksandstein
D1 D7 D3
A 4.3 Hochhohlziegel
A 4.4 Keramikklinker
A 5.1 grobkristallin Travertin
Naturwerkstein
A 5.2 Nagelfluh
A 5.3 mittelkristallin Kalkstein
D2 D4
A 5.4 feinkristallin Marmor
A 5.5 Granit
A 5.6 Quarz
A 6.1 Kupfer
A 6.2 Zinkblech
A 6.3 Aluminium pressblank
Metall
A 6.4 anodisch D1 D3
oxidiert
A 6.5 Stahl
A 6.6 Blei
A 7.1 Holz D3
Sonstiges
A 7.2 Kunststoff D1 D3
A 8.0 Beschichtungen1) Abstimmung mit dem Dichtstoffhersteller notwendig
1) Unter Beschichtungen von Außenwandsystemen sind alle Beschichtungssysteme wie z. B. Anstriche, Einbrennlacke und
Folien zu verstehen, die auf die Oberfläche aufgebracht werden, z. B. beschichteter Beton oder Kalksandstein.
Bei beschichteten und im nachhinein beschichteten Oberflächen sowie bei gealterten Oberflächen muss eine Beratung
durch den Dichtstoffhersteller erfolgen.
5.3 Bauwerksanschlüsse 363
Bei Abdichtungen mit spritzbaren Dichtstoffen ist Einige Beispiele für die Abdichtung von seitlichen
ein Tiefen/Breitenverhältnis der eingespritzten Bauanschlussfugen mit Dichtstoffen, mit vorkom-
Dichtstoffmasse von primierten Dichtbändern und mit Bauabdich-
tungsbahnen sind in den Bildern 5.30 und 5.31
t = 0,5 × b (t > 6 mm) gezeigt. Die oberen Anschlüsse an Stürze werden
einzuhalten. in gleicher Weise ausgeführt (Abdichtungen bei
Eine „Dreiflankenhaftung“ ist nicht zulässig und ist Rollladenkästen s. Abschn. 5.8.2). Im Übrigen wird
ggf. durch eingelegte Trennfolien zu verhindern auf die zahlreichen Ausführungsbeispiele in Bbl. 2
(Bild 5.29). zu DIN 4108 (08.98) verwiesen.
Fugen mit Abdichtungen aus spritzbaren Dicht- Putzanschlüsse an den Fensterrahmen bilden
stoffen müssen zwischen 10 und 20 mm breit sein. immer wieder sowohl innen wie außen Aus-
Je nach Untergrund ist zur Haftverbesserung ein führungsprobleme. Die Putzanschlüsse sollen
Primer einzusetzen. Angrenzende Rahmen- und selbstverständlich rechtwinklig zur Fensterebene
Bauwerksflächen sind mit Abklebungen gegen und exakt parallel und gleichmäßig breit zu den
Verschmutzung durch Primer und überquellen- Rahmenkanten verlaufen.
des Dichtungsmaterial sorgfältig zu schützen. Zu Die Fensterprofile und -scheiben müssen sorgfäl-
beachten ist, dass Anstriche nicht auf Flächen haf- tig gegen Verschmutzungen geschützt werden.
ten, die mit silikonhaltigem Material verunreinigt Das kann durch die Verwendung von Putzan-
sind. schlussprofilen erreicht werden, die mit zusätzli-
Die Dichtstoffoberfläche ist nach dem Einbringen
mit einem Gleitmittel zu besprühen und mit ei-
chen Dichtungsstreifen oder mit besonderen Vor-
kehrungen für die Anbringung von Schutzfolien
5
nem Kunststoffspachtel so abzuziehen, dass eine auf dem Markt sind (Bild 5.32). Putzanschlussprofi-
hohlraumfreie gleichmäßige Verfüllung der Ver- le ersetzen jedoch keinesfalls die erforderlichen
siegelungsfuge gewährleistet ist. Abdichtungen.
Bei der Ausführung mit vorkomprimierten Dich-
tungsbändern beträgt die Mindestfugenbreite
zwischen 6 und 10 mm.
5.30a
5
5.30b
5.33 Brüstungsanschlüsse
a) Vorhangfassade c) Fertigteil-Brüstung mit Heizkörpernische
b) gemauerte Brüstung mit Heizkörpernische d) Fenstertür oder raumhohes Fensterelement
366 5 Fenster
Heizkörpernischen unterhalb der Fenster sollen Im Übrigen müssen die Anforderungen an den
den an der Innenseite flächenbündigen Einbau Brandschutz (DIN 4102) und an den Schallschutz
von Heizkörpern ermöglichen. Sie bedeuten je- für Außenbauteile (DIN 4109) erfüllt werden.
doch statische und wärmetechnische Schwach- Die innere Brüstungsabdeckung wird meistens
stellen für die Außenwand. Durch zusätzliche Wär- mit Natur- oder Kunststeinfensterbänken ausge-
medämmschichten auf der Innenseite lässt sich führt, die im Mörtelbett oder auf Konsolen verlegt
zwar ein entsprechender Wärmeschutz wie für die werden oder aus kunststoffbeschichteten Holz-
übrigen Wandflächen erreichen. Durch die Aus- Pressstoffprofilen. Mit durchgehenden Luftschlit-
führung von bewehrtem Mauerwerk muss jedoch zen oder angesetzten, ausreichend bemessenen
der Rissbildung an den Anschlussstellen entge- Gitterprofilen ist ggf. für den Warmluft-Durchlass
gengewirkt werden (vgl. Abschn. 6.2.5 in Teil 1 des von Heizkörpern zu sorgen.
Werkes). Es muss ferner gewährleistet werden, Meistens werden die Fensterbänke in entspre-
dass durch Heizkörperkonsolen oder Auflager- chende Nutungen des Rahmens eingeschoben
konsolen für Innenfensterbänke keine Wärme- oder unter entsprechende Aussparungen des
brücken entstehen. Rahmens gesetzt.
Wegen der Komplizierung der Bauarbeiten, der Die innere Fugenabdichtung ist zwischen Fenster-
Mehrkosten und vor allem wegen der möglichen rahmen und Brüstung mit Anschluss an die seitli-
Ausführungsfehler sollte auf die Ausführung von chen Abdichtungen auszuführen (Bild 5.34).
Heizkörpernischen verzichtet werden.
Die äußere Brüstungsabdeckunge und damit der
Werden Heizkörper vor Fensterflächen angeord- untere Bauwerksanschluss von Fenstern ist be-
5 net, wird beim erforderlichen Wärmeschutz zwi- sonders stark allen Witterungsbeanspruchungen
schen transparenten und nichttransparenten Aus- ausgesetzt und muss deshalb sehr sorgfältig ge-
fachungsflächen unterschieden. plant und ausgeführt werden. Das direkt anfallen-
Bei transparenten Ausfachungsflächen darf ein de und von den Fenstern ablaufende Nieder-
Uw-Wert von 1,5 W/(m2K) nicht überschritten wer- schlagwasser muss so abgeleitet werden, dass an
den. Fassadenflächen keine anhaltende Feuchtigkeit
Zur Verringerung der Wärmeverluste müssen ge- und Verschmutzung entsteht.
eignete nicht demontierbare oder integrierte Ab- Alle äußeren Fensterbänke sollen mindestens 30
deckungen zwischen Heizkörperrückseite und mm, besser 40 mm weit überstehende Tropfkan-
Fensterfläche vorgesehen werden. ten haben. Seitlich muss durch Aufkantungen mit
5.34a 5.34b
sorgfältig gedichteten Anschlüssen an die Fens- Sie können außen mit aufgesteckten bzw. aufge-
terleibungen ein unkontrolliertes Ablaufen an der klemmten Wandanschluss-Formteilen an geputz-
Fassade und das Eindingen von Niederschlagwas- te Fensterleibungen anschließen. Anschlüsse an
ser in die Eckenbereiche verhindert werden. gemauerte Fensterleibungen oder Anschlüsse an
Durchfeuchtungen aber auch Fassadenver- Beton werden mit Dichtstoff oder vorkomprimier-
schmutzungen und Verfärbungen infolge nicht ten Dichtungsbändern abgedichtet. (Bild 5.35).
ausreichender Überstände und wegen fehlerhaf- Bei starker Witterungsbeanspruchung oder wenn
ter Randabschlüsse können nicht nur als Aus- Bedenken hinsichtlich der Dichtigkeit angebracht
führungsmangel sondern gegebenenfalls auch sind, ist eine wannenartige Abdichtung aus
als Planungsfehler reklamiert werden! [42] Bauabdichtungsfolie unterhalb von Metall- oder
Die äußeren Brüstungsabdeckungen werden in Kunststoff-Brüstungsabdeckungen ratsam. Es muss
der Regel durch Fensterbank-Aluminium-Profile allerdings sichergestellt werden, dass ein Dampf-
gebildet. druckausgleich zwischen Bauwerk bzw. Wär-
medämmschichten und Atmosphäre möglich ist
(Bild 5.36).
5.35a 5.35b
Normales Floatglas:
(3 bis 19 mm dick), DIN EN 572-2 (früher „Spiegel-
glas“), verwendet für Mehrscheiben-Isoliergläser,
1) In diesem Abschnitt werden Glasarten und die Verwen-
dung von Glas lediglich im Zusammenhang mit Fenstern
5.37 behandelt. Über Verglasung von Türen, Fassaden, Dach-
Brüstungsabdeckung flächen, Umwehrungen usw. mit teilweise speziellen Glas-
aus Kunststoff sorten werden Ausführungen in den betreffenden Kapi-
(Salamander) teln gemacht.
5.4 Verglasungen 369
Schallschutzgläsern mit Schwergasen gefüllt. Das dem Einbau anderen Temperaturen und anderem
früher meistens verwendete Schwefelhexafluorid Luftdruck ausgesetzt, kommt es durch Ausdeh-
SF6 wird aus Gründen des Umweltschutzes immer nung oder Volumenminderung der eingeschlos-
mehr vermieden. senen Luft zu Verformungen („Isolierglaseffekt“,
Der Randverbund der Isolierglasscheiben besteht Bild 5.40), der bei dreifach-Scheiben besonders
aus einem Metallprofil als Abstandhalter, das mit ausgeprägt sein kann. Bei großen Scheibenforma-
feuchtigkeitsabsorbierenden Stoffen gefüllt sein ten ist dieser Effekt – abgesehen von optischer
muss, und einer einschichtigen oder heute mei- Verzerrung der Durchsicht in extremen Fällen –
stens zweischichtigen Abdichtung. Die Außenkan- unbedenklich und muss als normal betrachtet
te wird mit Dichtungsmassen aus Thiokol, Silikon, werden.
Polysulfid oder Polyurethan geschützt (Bild 5.39). Zu Problemen kann es bei kleinformatigen Iso-
Der Kanten von Mehrscheiben-Isolierverglasun- lierglasscheiben kommen (z. B. bei Sprossenfens-
gen insbesondere bei Abstandshaltern aus Metall tern, s. Abschn. 5.4.4) oder bei schmalen, langen
stellen im Vergleich zur gesamten Scheibe eine Formaten. Weil sich solche Scheiben den Druck-
Wärmebrücke dar. Bei der Ermittlung des Gesamt- schwankungen nur schlecht anpassen können,
Wärmedurchgangskoeffizienten wird der Über- kommt es oft zu Glasbruch.
gangsbereich zwischen Verglasung und Rahmen Neben den Standardausführungen mit 2 oder 3
durch einen linearen Wärmedurchgangskoeffizi- Scheiben, Scheibendicken von 4 bis 8 mm, Schei-
ent Ψ (psi) berücksichtigt. benzwischenraum 6 bis 16 mm, werden Mehr-
Um die Wärmebrückenbildung am Randverbund scheiben-Isoliergläser in verschiedenen Spezial-
5 der Isolierglasscheiben einzuschränken, wurden ausführungen erzeugt:
neuartige Randverbindungen entwickelt („Warme Wärmeschutzgläser werden mit farbneutraler Be-
Kanten“, Bilder 5.39d– f ) [4]. schichtung aus Edelmetallen hergestellt. Sie ha-
Außerhalb von Glasfalzen liegende Kanten von ben als Zweifach-Isolierglas eine Gesamt-Dicke
Isoliergläsern (z. B. bei Stufengläsern) müssen ei- zwischen 18 und 24 mm bei einem Scheibenzwi-
nen gegen UV-Einwirkung geschützten Randver- schenraum (SZR) von 10 bis 16 mm. Dreifach-Iso-
bund haben. lierglasscheiben haben einen SZR von ca. 8 mm
Das Gas im Scheibenzwischenraum von Isolier- und sind insgesamt etwa 28 mm dick.
glasscheiben steht unter dem Druck der bei der Der erzielbare Ug-Wert liegt bei normalen Isolier-
Produktion herrschte. Werden die Scheiben nach gläsern zwischen 1,8 und 3,0 W/(m2K), bei hoch-
1 Spiegelglas
2 Abstandhalter (auch farbig lieferbar)
3 Trockenmittel
4 Dichtung
5 Versiegelung
6 Kunststoff
7 Edelstahl
8 Kunststoffabstandshalter mit eingearbeitetem
Trockenstoff, Butyl-Dichtband
9 Intercept Rahmen mit Butyl-Sekundärdichtung
10 Trockenmittel
11 Kunststoffabstandshalter mit Edelstahlfolie
5.39d 5.39e 5.39f 12 Kunststoffperlen mit Trockenmittel
5.4 Verglasungen 371
5.40
„Isolierglaseffekt“ (schematisch)
a) bei Zweischeiben-Isolierglas
b) bei Dreischeiben-Isolierglas 5.40a 5.40b
wertigen Dämmgläsern zwischen 1,1 und 1,9 W/ Sonnenreflexionsgläser als wärme- und schall-
(m2K). Der Energiedurchlasswert g liegt je nach schützende Gläser haben oft besondere, gestal-
Fabrikat etwa zwischen 45 und 75 %. terisch effektive spiegelnde Oberflächen.
Wärmeschutzgläser vermindern somit den Wär- Sonnenschutzgläser haben bei hoher Licht-
medurchgang erheblich. Andererseits ist bei transmission und guter Wärmedämmung (Ug-
winterlichen Verhältnissen ein Wärmegewinn Wert bei 0,7 W/(m2 K)) einen niedrigen Ener-
durch Sonneneinstrahlung anzustreben (s. Ab- giedurchlassgrad (g-Wert bis ca. 20 %). Die
schn. 5.2.3). Es ergibt sich somit bei den Anforde- Wirkungsweise von Wärme- bzw. Sonnen-
rungen an Wärmeschutzgläser ein Zielkonflikt. schutzverglasungen sind in Bild 5.41 veran-
Es wurden daher Verglasungen entwickelt, mit de-
nen es möglich ist, einerseits Wärmeverluste zu
schaulicht. 5
• Schallschutzverglasungen. Die Dicke der Schei-
minimieren, andererseits jedoch bei winterlichen ben wird im Massenverhältnis auf die jeweili-
Verhältnissen durch Ausnutzung von Sonnenein- gen Anforderungen abgestimmt. Der Scheiben-
strahlung Wärmegewinne zu erzielen. zwischenraum beträgt 12 bis 24 mm. Es gibt die
• Sonnenschutzverglasungen werden mit Spezial- Schallschutzklassen 3 bis 5 (VDI 2719) mit 37 bis
gläsern oder edelmetallbeschichteten Gläsern 45 dB. Dabei werden oft Scheiben unterschiedli-
mit besonderer Reflexionswirkung insbesonde- cher Dicke (6 bis 12 mm) oder auch Kombinatio-
re gegen UV- und Infrarotstrahlung ausgeführt. nen mit Verbundsicherheitsgläsern verwendet
In der Regel sind zusätzliche Beschattungen (Bild 5.42).
durch Sonnenschutzeinrichtungen vorzusehen Der Scheibenzwischenraum hat in der Regel
(s. Abschn. 5.8). eine Spezialgasfüllung. Bei besonderen Anfor-
5.41a 5.41b
5.41 Funktionsverglasungen
a) Wärmedämm-Isolierglas (isolar neutralux®): sehr gute Wärmedämmung, hoher Energiedurchlass,
hohe Lichttransmission
b) Sonnenschutz-Isolierglas (isolar solarlux®): hohe Lichttransmission, niedriger Energiedurchlass,
sehr gute Wärmedämmung
372 5 Fenster
5.42
Schallschutzverglasung
1 Floatglas
2 Floatglas mit Wärmeschutz-Edelmetallbedampfung
3 Laminit-Verbundsicherheitsglas
4 Spezialfüllung (Argon, SF 6)
derungen z. B. an den Sonnenschutz sind auch schenlagen aus Alkalisilikat, das im Brandfall zu
Kombinationen mit anderen Funktionsgläsern einer zähen, festen Masse aufschäumt. Mit fest-
möglich. en Verglasungen ohne öffenbare Fenster kön-
Zu beachten ist, dass bei Schallschutzmaßnah- nen Feuerwiderstandsklassen bis F90 erreicht
men die Verwendung von Schallschutzgläsern werden (Bild 5.43).
nur eine Teillösung darstellt. Die Schalldichtig- • Einbruchhemmende Verglasungen sind in DIN
keit eines Fensters kann nur im Zusammenhang EN 356, DIN EN 1063 und DIN 52 290 genormt
mit einer entsprechenden Fensterkonstruktion (s. Abschn. 5.9). Sie können mit Alarmanlagen
und bei sachgerechtem Bauwerksanschluss er- kombiniert werden.
zielt werden (s. Abschn. 5.2.5). • Lichtstreuverglasungen. Hierbei werden die
• Brandschutzglas. Bei Brandschutzverglasungen Scheibenzwischenräume mit lichtstreuenden
(DIN 4103-13) müssen die verwendeten Gläser Kapillareinlagen ausgefüllt.
immer im Zusammenhang mit den Umrahmun- • Sichtschutzgläser werden auch mit Rasterdeko-
5 gen betrachtet werden. Die Angebote der ver- ren bedruckt.
schiedenen Hersteller haben in der Regel spe- • „Intelligente Gläser“: In Verbundscheiben kön-
zielle Zulassungen amtlicher Prüfstellen. nen Schichten mit Flüssigkristallen eingebettet
Unterschieden werden F- und G-Verglasungen werden. Durch Anlegen einer Spannung kön-
(s. Abschn. 15.7 in Teil 1 des Werkes). nen bei Bedarf die Eigenschaften der Vergla-
Brandschutzgläser für G-Verglasungen (G30) sung dem je nach Tages- oder Jahresverlauf
können hergestellt werden als spezielle Ein- wechselnden Licht- und Energieeinfall ange-
scheiben-(ESG) oder als Verbundsicherheitsglä- passt werden (elektrochrome Gläser).
ser (VSG) aus vorgespanntem Kalknatronglas Mit der gleichen Zielsetzung sind auch gaschro-
ohne oder mit Drahtgeflechteinlage. Aus dem me Gläser in der Entwicklung.
gleichen Material sind auch Isolierglasscheiben Bei dem in Bild 5.45 gezeigten Isolierglas sind
verfügbar. lichtlenkende Lamellen je nach Anforderungen
Für F-Verglasungen gibt es Isoliergläser aus Kalk- an der Anwendungsstelle fest eingebaut. Damit
natronglas mit einer Gel-Zwischenfüllung aus ist ein jahres- oder tageszeitabhängiger perma-
wasserhaltigen Salzlösungen (Gesamtdicke 36 nenter Sonnenschutz möglich, und die Scheiben
bis 71 mm). Im Brandfall verdampft das Wasser, können auch als Passiv-Solar-Element dienen.
und das Gel bildet einen opaken Hitzeschutz. • Schaufensterverglasungen werden mit entspie-
Andere F-Gläser bestehen aus mehrschichtigen gelten Einfach- oder Isolierglasscheiben ausge-
Verbundgläsern aus Kalknatronglas mit Zwi- führt.
5.43 Brandschutzgläser
a) Einfachglas (vorgespanntes Kalknatronglas), G 30, PYRAN®
b) Verbundsicherheitsglas (Kalknatronglas), G 30, FIRESTAR®
c) Isolierglas (vorgespanntes Kalknatronglas, Sekurit), je nach Dicke F 30 bis F 90, CONTRAFLAMM®
d) Spezial-Verbundsicherheitsglas, je nach Dicke F 30 bis F 90, PROMAGLAS®
e) Isolierglas mit Spezial-VSG-Scheiben, F 90, PYROSTOP®
5.4 Verglasungen 373
Bei fast allen Ausführungen sind Kombinationen • Anisotropien (Irisationserscheinungen wie leich-
mit Drahtgläsern, Ornamentgläsern und Sicher- te Wolken oder Ringe an Einscheibensicher-
heitsgläsern (z. B. für Überkopfverglasungen) heitsgläsern,
möglich. • Kondensatbildung auf den Außenflächen [29]. 5
Für den Einbau in Schrägverglasungen u. Ä. wer-
den Mehrscheiben-Isoliergläser auch mit falzar- Lagerung und Schutz vor dem Einbau. Isolier-
tiger Randausbildung geliefert (Stufengläser, Bild glasscheiben dürfen nur stehend auf Unterlagen
5.46). Die Spezial-Randverklebungen sind gegen gelagert werden, die gewährleisten, dass keine
Sonneneinwirkung beständig. Beschädigungen entstehen. Beim Transport muss
Sonderformen. Alle Isolierglasscheiben werden darauf geachtet werden, dass keine Verwindun-
unter Berücksichtigung von Toleranzen, Falz- gen auftreten.
maßen, der zu verglasenden Öffnungen und der Müssen Glasscheiben auf der Baustelle gelagert
erforderlichen Falztiefen auch in Sonderformen werden, so sind sie in einem trockenen, regel-
(„Modellscheiben“) geliefert, z. B. mit trapezför- mäßig belüfteten Raum hochkant und mit Luft-
migen oder halbkreisförmigen Zuschnitten und zwischenraum aufzustellen. Staub mit Nässe
auch in gekrümmten Formen (vgl. Bild 5.54). schadet der Glasoberfläche. Auf dem Transport
Bei gekrümmten Scheiben sind besondere Vor- entstehen zuweilen Scheuerflecken durch Anein-
schriften der Hersteller für Falzabmessungen und anderreiben feuchter Glasflächen. Sie lassen sich
Verklotzung zu beachten. durch geeignete Zwischenlagen vermeiden.
Ist eine vorübergehende Lagerung im Freien un-
Qualitätsprüfung. Für die Beurteilung der visu- vermeidlich, sind die Scheiben gegen Wärmeein-
ellen Qualität von Mehrscheiben-Isolierglas aus strahlung zu schützen. Insbesondere bei Glas-
Spiegelglas bestehen ausführliche Richtlinien des paketen kommt es oft zu starker Erwärmung, die
Bundesinnungsverbandes des Glaserhandwerkes, zum Bruch insbesondere von Ornament- und
Hadamar. Darin ist festgelegt, in welchem Umfang Drahtglasscheiben führen kann.
und in welchen Scheibenbereichen Glasfehler Zu beachten ist auch, dass der Randverbund von
(kleine Einschüsse, Blasen, Kratzer) noch zugelas- Isolierglasscheiben empfindlich gegen UV-Strah-
sen sind. lung ist.
Keine Reklamationsgründe bei Isolierglasschei- Bei Arbeiten mit Trennscheiben, Schweißbrennern
ben sind und Sandstrahlgeräten müssen in der Nähe gela-
• Interferenzerscheinungen (Streifen in den Spek- gerte oder eingebaute Scheiben sorgfältig ge-
tralfarben, hervorgerufen durch Planparallelität schützt werden. Oberflächenschäden durch Fun-
von Scheiben), kenflug o. Ä. sind nicht reparierbar.
• Doppelscheibeneffekte (Spiegelungen und Ver-
zerrungen durch prinzipbedingte Durchbiegun-
gen der Scheiben infolge von Temperatur- oder
Druckänderungen),
374 5 Fenster
Bei der Fenster- und Türverglasung ist die Schei- Die Ausführung von Glasfalzen, der Einbau von
bendicke von der Scheibengröße abhängig sowie Verglasungen und die Ausführungsmöglichkeiten
von der Lage der verglasten Außenfläche über für die Abdichtung zwischen Verglasung und Rah-
Gelände (Windlast s. DIN 1055-4, DIN 18 056 und men („Verglasungssysteme“) sind in DIN 18 545
DIN EN 12 210). geregelt.
Bei der Belastung von vertikal eingebauten Iso- Es werden unterschieden
liergläsern (z. B. durch Winddruck) wird durch den • Verglasungssystem mit ausgefülltem Falzraum
luftdichten Zwischenraum zwischen Außen- und (Va1)
Innenscheibe ein Koppelungseffekt bewirkt. Da- • Verglasungssystem mit Glashalteleisten und
durch übertragen sich Belastungen auf beide ausgefülltem Falzraum (Va2 bis Va5)
Scheiben, und die Scheiben wirken statisch als • Verglasungssystem mit Glashalteleisten und
Gesamtsystem. Bei der Scheibendimensionierung dichtstofffreiem Falzraum (Vf3 bis Vf5).
kann von dieser Voraussetzung jedoch nur bei
gleich dicker Innen- und Außenscheibe ausge- Hier bedeuten:
gangen werden oder wenn sich die Belastung
V Verglasungssystem
einer dünneren Außenscheibe auf eine dickere
Innenscheibe abstützen kann (z. B. bei dem typi- a ausgefüllter Falzraum
schen Aufbau von Schallschutzgläsern). f dichtstofffreier Falzraum
5 Für besondere Belastungsfälle sind genaue sta- 1 bis 5 Beanspruchungsgruppen für Verglasung
von Fenstern, Fensterwänden und Türen
tische Berechnungen nötig. Die Glasindustrie
gibt für normal beanspruchte und vertikal einge- (s.Tab. 5.54).
baute Verglasungen mit Isolierglasscheiben Emp-
fehlungen in Form von Dimensionierungs-Dia- Verglasungen mit ausgefülltem Falzraum (Va) sind
grammen. nur noch in Sonderfällen für Einfachverglasung
möglich.
Für Schrägverglasungen (Überkopfverglasungen),
die durch Wind, Schnee und Eigengewicht belas- Verglasungen mit dichtstofffreiem Falzraum (Vf)
tet werden, sind besondere statische Nachweise sind Standardausführung für die Verglasung mit
erforderlich. Isolierglasscheiben.
Eine Behandlung der speziellen Dimensionie- Die Verglasung von Holzfenstern kann ausgeführt
rungsverfahren würde den Rahmen dieses Wer- werden
kes sprengen, und es muss auf die von allen • mit Vorlegebändern und Dichtstoff (Bild 5.47a)
Glasherstellern gegebenen Berechnungshilfen ver- • mit Kombinationen aus Vorlegebändern und
wiesen werden. Dichtstoff mit Dichtprofilen (Bild 5.47b)
• mit Dichtstoff ohne Vorlegebänder (Scheiben-
größen bis 6 m2 mit Kantenlängen bis zu 3 m)
5.4.3 Einbau von Verglasungen (Bild 5.47c)
• mit Dichtprofilen.
Über die Ausführung von Verglasungsarbeiten
enthalten die Verdingungsordnung für Bauleis- Bei Isolierverglasungen, die nicht mit Dichtprofi-
tungen in VOB Teil C DIN 18 361 besondere Be- len eingebaut sind, werden die äußeren Fugen
stimmungen. zwischen Scheibe und Rahmen mit spritzbaren, in
Außerdem geben die ständig überarbeiteten der Regel transparenten Dichtstoffen geschlos-
Schriften des Institutes des Glaserhandwerks sen. Diese Abdichtung bei Verglasungen wird in
Richtlinien, z. B. über Glas-Abdichtungsmateria- der Praxis vielfach auch als „Versiegelung“ be-
lien, Klotzungen, Ganzglaskonstruktionen mit zeichnet.
Glaszementverbindungen usw. [26–28]. Die Hersteller von Dichtstoffen ordnen ihre Pro-
Unterschieden werden dukte eigenverantwortlich entsprechend DIN
18 545-2 je nach Beanspruchbarkeit in die Dicht-
• Verglasungen mit Dichtstoffen stoffgruppen A–E (Tabelle 5.59).
• Verglasungen mit Dichtprofilen Alle Dichtstoffe und Dichtprofile müssen im Sinne
• Verglasungen mit Dichtprofilen und elastischen der DIN 52 460 (Prüfung von Materialien für Fu-
Dichtstoffen. gen im Hochbau; Begriffe) verträglich sein.
5.4 Verglasungen 375
Unbehandeltes oder nur grundiertes Holz bietet filen als auch mit den Techniken für Holzfenster
keinen geeigneten Haftgrund für Versiegelungen. verglast (s. Bilder 5.48a und b, 5.107 und 5.108).
Holzfenster dürfen daher erst nach dem ersten Dichtprofile müssen auf das Fenstersystem abge-
Zwischenanstrich verglast werden, der alle Ver- stimmt sein und die Dickentoleranzen der Schei-
glasungsfalze überall gut decken muss. Je nach ben aufnehmen können. Es muss sichergestellt
Untergrund muss zur Haftverbesserung ein Pri- sein, dass die Dichtprofile ohne Überdehnung
mer eingesetzt werden. und mit dem erforderlichen Anpressdruck einge-
Die Dichtstoffoberfläche ist nach dem Einbringen baut werden.
mit einem Gleitmittel zu besprühen und mit ei- Die Dichtprofile werden in die Rahmenprofile
nem Kunststoffspachtel so abzuziehen, dass eine bzw. Glasleisten eingerollt oder eingeschoben
hohlraumfreie gleichmäßige Verfüllung der Ver- und beziehen den erforderlichen Anpressdruck
siegelungsfuge gewährleistet ist. Der Dichtstoff entweder aus dem Profil-Eigendruck oder aus
darf dabei nicht auf das Rahmenholz verschmiert einstellbaren Druckelementen in den Glasleisten.
werden, weil sonst die einwandfreie Ausführung Die Dichtprofile müssen gegen Verschiebungen
von schluss- oder Erneuerungsanstrichen unmög- im Falz einwandfrei gesichert werden. Eckstöße
lich werden kann. müssen unbedingt dicht sein. Sie werden bei Elas-
Holzfenster können auch mit Dichtprofilen ver- tomerprofilen durch Vulkanisierung verbunden.
glast werden (vgl. Bild 5.48c und d). Die Dich- Bei anderen Materialien werden auch Keilschnitte
tungsprofile müssen jedoch mit Anstrich- und Im- ausgeführt, bei denen die Dichtlippen an den
prägnierungsmitteln verträglich sein. Knickstellen der Ecken nicht durchtrennt werden.
Aluminiumfenster und Kunststofffenster werden Die Profile sollen an Ecken keineswegs einfach 5
ausschließlich mit Dichtprofilen verglast. Holz- herumgezogen werden.
Aluminium-Fenster werden sowohl mit Dichtpro-
5.47 Verglasung von Holzfenstern mit dichtstofffreiem Falzraum (Dampfdruckausgleich nicht dargestellt)
a) mit Vorlegeband (außen oder innen) und Dichtstoff (Versiegelung)
b) mit Versiegelung außen; innen mit Dichtungsprofil
c) ohne Vorlegebänder mit Versiegelung (vergrößerte Nuten für Dichtstoff )
5.4.3.2 Konstruktive Einzelheiten Für die Verglasung mit Sondergläsern (z. B. Brand-
schutz- und Dachverglasungen, einbruchhem-
Glasfalze. Die Falzhöhe h muss mindestens betra- mende Verglasungen), für Hallenbäder und für
gen bei einer größten Scheibenseite andere besonderen Beanspruchungen gelten
bis 350 cm: 18 mm spezielle Bestimmungen.
über 350 cm: 20 mm
Dichtstoff-Vorlagen
Der Glaseinstand i soll 12 mm nicht unterschrei-
ten, jedoch nicht mehr als 20 mm betragen. Selbstklebende elastische Dichtungsbänder
Die Glasrandüberdeckung muss ≥ 14 mm sein, („Dichtstoffvorlagen“) dienen vor allem bei
darf aber 25 mm nicht überschreiten. Holzfenstern als Abstandhalter zwischen Schei-
Die freie Glasfalzhöhe richtet sich nach der Klotz- ben Falzgrund bzw. Glashalteleisten und zum
dicke, muss jedoch ≥ 5 mm sein. Ausgleich kleinerer Unebenheiten.
Die Falzbreite richtet sich nach der Dicke der Ver- Die Dicke der Dichtstoff-Vorlage variiert zwischen
glasungseinheiten und ist bei Isolierglasscheiben 3 und 6 mm.
mit mindestens 16 mm und bis ca. 28 mm anzu- Das Maß a für die innere und äußere Dichtstoff-
nehmen. Hinzu kommen die Maße der Vorlege- vorlage ist Tabelle 5.50 zu entnehmen.
bänder bzw. Dichtprofile (Bild 5.49 und Tabelle Beim Einkleben der Vorlagebänder muss sorgfäl-
5.50). tig darauf geachtet werden, dass ein Versiege-
in cm a1 und a21) in mm
bis 150 3 4 4 3 3
über 150 bis 200 3 5 5 4 4
über 200 bis 250 4 5 6 4 5
über 250 bis 275 4 – – 5 5
über 275 bis 300 4 – – 5 –
über 300 bis 400 5 – – – –
lungsquerschnitt von mindestens 3 × 5 mm ver- müssen die Glasleisten zusätzlich zum Rahmen
bleibt. hin abgedichtet werden.
Glasleisten müssen abnehmbar sein und in Höchst-
Dampfdruckausgleich abständen von 35 cm geschraubt oder durch
Alle Verglasungen mit dichtstofffreiem Falzraum Klemmverbindungen o. Ä. gesichert sein.
erfordern Öfnungen zwischen Falzraum und Die Auflagebreite muss bei Holzausführung min-
Außenluft zur Belüftung, zum Dampfdruckaus- destens 14 mm betragen.
gleich und zur schadensfreien Abführung von Glashalteleisten aus Holz müssen ebenso wie der
Tauwasser innerhalb der Fensterkonstruktion. Falzgrund vor dem Verglasen ausreichend durch
Öffnungen zum Dampfdruckausgleich sind in Vor- Voranstriche geschützt sein, die mit den Dichtstof-
kammern zu führen und dürfen nicht direktem fen verträglich sind.
Winddruck ausgesetzt werden
Wenn dieses bei Festverglasungen nicht möglich Verklotzung
ist, sind mit höchstens 60 cm Abstand Abdeck-
Fensterflügel erhalten ihre Steifigkeit (Diagonal-
kappen vor den Öffnungen anzubringen. Auf kei-
aussteifung) erst in Verbindung mit der Vergla-
nen Fall soll der Dampfdruckausgleich zum In-
sung. Zur einwandfreien Abtragung des Glasge-
nenraum möglich sein, da sonst mit überhöhtem
wichtes auf den Rahmen müssen daher die
Schwitzwasseranfall im Falzraum gerechnet wer-
Scheiben „verklotzt“ werden (Bild 5.52).
den muss.
In den Zwischenraum zwischen Scheibe und Falz-
Glashalteleisten müssen in der Regel an der In- bett (vgl. Bild 5.49, Maße h bis g) werden minde- 5
nenseite angeordnet werden. Wenn das in Aus- stens 100 mm lange Abstandhalter („Klötze“) aus
nahmefällen nicht möglich ist, z. B. bei Montage- Hartholz, Hartgummi oder Neoprene eingescho-
problemen von großen fest verglasten Scheiben, ben, die 2 mm breiter als die Dicke der Scheiben
5.52 Verklotzungsprinzip
a) Verformung eines unverglasten Fensterflügels
b) erforderliche Druckdiagonale
5.52a 5.52b 5.52c c) Lage der erforderlichen Verklotzungen
sein müssen. Bei besonders großflächigen bzw. Die Verklotzung darf den Dampfdruckausgleich
schweren Isolierscheiben ist die Klotzlänge zu ver- und Wasserableitungen aus dem Falzraum nicht
größern. behindern. Bei glattem Falzgrund müssen bei
Der Abstand der Klötze von den Scheibenecken dichtstofffreiem Falzgrund daher Klotzbrücken
muss mindestens eine Klotzlänge betragen. An verwendet werden. Stege und Nuten sind in ähnli-
keiner Stelle dürfen die Scheiben den Rahmen cher Weise stabil zu überbrücken (Bild 5.55). Die
berühren, und es müssen starre Einspannungen Klötze müssen verkantungsfrei und vollflächig auf
vermieden werden. Scheibe und Falzgrund aufliegen.
Unterschieden werden Tragklötze (Scheiben-Auf- Bei Schrägverglasungen muss der Falzgrund
lager) und Distanzklötze (Ausrichtung und Siche- senkrecht zur Verglasungsebene liegen, damit ei-
5 rung gegen Verschieben). ne einwandfreie Verklotzung möglich ist (Bild
Die Verklotzung richtet sich im Einzelfall nach der 5.56).
Funktionsart der Fensterflügel und ist nach dem Bei gekrümmten Scheiben sind besondere Vor-
in Bild 5.53 dargestellten Prinzip vorzunehmen schriften der Hersteller für Verklotzung zu beach-
(Bild 5.53). ten.
Für die Verklotzung von Modellscheiben sind in Einige häufig anzutreffende Verklotzungsfehler
Bild 5.54 einige Beispiele gegeben. zeigt Bild 5.57.
5.56
Verklotzung bei Schrägverglasungen
5.57 Verklotzungsfehler
a) Scheibe sitzt nicht voll auf
b) Klotzmaterial ungeeignet für Scheibengewicht
c) falsches Falzraummaß durch „Klotzstapel“ ausgeglichen
d) Klotzung behindert Falzbelüftung bzw. -entwässerung
Beanspruchungsgruppen 1 2 3 4 5
Verglasungssysteme
nach DIN 18 545-3
Schematische Darstellung
Kurzzeichen Va1 Va2 Va3 Vf3 Va4 Vf4 Va5 Vf5
Beanspruchung aus
Bedienung Zuordnung über die Öffnungsart
Festverglasung, Drehfenster, Drehkippfenster
Schwingfenster, Hebefenster und Fenster mit vergleichbarer Beanspruchung
Beanspruchungsgruppe 1 2 3 4 5 5
Verglasungssysteme mit ausgefülltem Falzraum1)
Kurzbezeichnung Va 1 Va 2 Va 3 Va 4 Va 5
Schematische Darstellung
Kurzbezeichnung Vf 3 Vf 4 Vf 5
Schematische Darstellung
Dichtstoff- für – – –
gruppe nach Falzraum
DIN 18 545-2
Teil 2 für Ver- C D E
siegelung
5.60 Sprossen
a) Holzsprosse, b) Leichtmetallsprosse, c) Holzsprosse mit Leichtmetallsteg, d) Kunststoffsprosse mit Aluminiumsteg,
e) imitierte aufgeklebte Sprosse („Wiener Sprosse“), f ) imitierte eingebaute Sprosse
5.4 Verglasungen 383
• beheizte Vorbauten (die gebildeten Räume sol- • Niederschlagwasser muss so abgeleitet werden,
len ganzjährig als Wohnraum u. Ä. genutzt wer- dass benachbarte Bauteile nicht durchfeuchtet
den; sie müssen den Anforderungen der Ener- werden.
gieeinsparverordnung (EnEV) und DIN 4108 • An öffentlichen Verkehrsflächen und über Aus-
hinsichtlich des winterlichen und sommerlichen gängen können Sicherungen gegen das Herab-
Wärmeschutzes entsprechen. fallen von Eis, Schnee oder Glasstücken verlangt
bis 1,20 m bei zweiseitiger Auflagerung ohne kaum einwandfrei über Kopf montiert werden
bes. Nachweis oder Gießharz mit Nachweis, können.
• Verbundsicherheitsglas (VSG) aus teilvorge- Besonderes Augenmerk muss dem Dampfdruck-
spanntem Sicherheitsglas (TVG). Dieses ist je- ausgleich und der Entwässerung der Falze gewid-
doch z. Zt. noch nicht als geregeltes Bauprodukt met werden, damit der empfindliche Glasverbund
eingestuft und muss für den Einzelfall bauauf- der Isoliergläser keinesfalls ständig der Feuchtig-
sichtlich zugelassen werden, keit ausgesetzt wird. Die Falzräume von Querrie-
• Drahtglas (für Verglasungen mit Stützweiten bis geln und Pfosten müssen dabei ein zusammen-
zu 0,70 m), hängendes Entwässerungssystem bilden (Bild
5.62). Wichtig ist dabei, dass durch entsprechend
• Acryl-Stegplatten für Eingangsüberdachungen
geformte Profile die Dichtungsebene von der Ent-
o. Ä.
wässerungsebene getrennt ist (Bild 5.63). Jede –
Scheiben aus Einscheibensicherheitsglas (ESG) auf Dauer fast unvermeidliche – kleine Undichtig-
dürfen nicht für Überkopfverglasungen verwen- keit zwischen Scheibe und Dichtprofil führt sonst
det werden. zum Wassereinbruch in den Innenraum.
Die Felder von Schrägverglasungen sollten mög-
Bei allen Schrägverglasungen muss wegen der lichst ohne Quersprossen ausgeführt werden.
unvermeidlichen Schmutzablagerung die Reini- Wenn das wegen der Größe der Baukörper nicht
gungsmöglichkeit planerisch bedacht werden. möglich ist oder wenn sich zu lange und schmale
Diese Problematik kann künftig vielleicht durch – bauphysikalisch problematische (vgl. Abschn.
5 den Einsatz besonderer schmutzabweisender Glä-
ser gemildert werden. Auf den Markt gekommen
5.2) – Glasformate ergeben, müssen die erforderli-
chen Verbindungsprofile so flach wie möglich
sind Spezialgläser mit Beschichtungen aus Titan- sein. Durch die Neigung der Gesamtkonstruktion
dioxid. Diese lösen in Verbindung mit der Son- muss gewährleistet sein, dass sich kein Nieder-
neneinstrahlung photokatalytische Reaktionen schlagwasser an den Profilen aufstaut. Möglich ist
aus, durch die organischer Schmutz zersetzt wird auch die Ausführung notwendiger Verglasungs-
und durch Regenwasser leichter abgespült wird. stöße mit Hilfe von Stufenglas (Bild 5.67c).
Derartige Scheiben können auch zu Isolierglas Die seitlichen Wandanschlüsse werden wie bei
verarbeitet werden (z. Zt. Pilkington Activ TM®). Fenstern ausgeführt.
Die Verglasung erfolgt in der Regel mit Dichtprofi- Für den oberen Wandanschluss sind verschiedene
len und dichtstofffreien Falzräumen. Systeme auf dem Markt, die den jeweiligen Nei-
Grundsätzlich ist bei der Planung von geschlos- gungen der Schrägverglasung angepasst werden
senen Vorbauten, Wintergärten usw. der Schei- können (Bild 5.65).
beneinbau von außen zu berücksichtigen, da Bei schräg verglasten Flächen sind Dachrinnen
schwere und empfindliche Isolierglasscheiben zwar oft formal störend, konstruktiv unbedingt
5.63a 5.63b
5.64 Traufdentail mit Regenrinne für Wintergarten 5.65 Wandanschlusssystem für Wintergärten o. Ä.
(Schrägverglasung hier mit nicht wärmegedämmten (RAICO AW 50)
Leichtmetallprofilen), WICONA, WICTEC 60
ratsam und bei größeren Flächen unvermeidbar. Die wichtigsten Details für die Ausführung eines
Eine Ausführung mit Dachrinne für einen großen Wintergarten-Anbaues mit vorgehängte Dachrin-
Wintergarten zeigt Bild 5.64. ne in Holzkonstruktion enthält Bild 5.67.
Bei kleineren Erkern können die Übergänge von Die Ausführung eines Verglasungsstoßes ist alter-
schräg verglasten zu senkrechten Flächen ohne nativ mit einem Sprossenprofil bzw. mit Stufen-
Dachrinnen ausgeführt werden (s. Punkt c und f in glas gezeigt.
Bild 5.66). In der Regel erfordern verglaste Vorbauten einen
Durch Profilüberstände sollte jedoch dafür ge- Sonnenschutz. Innenliegende Sonnenschutzein-
sorgt werden, dass von Schrägflächen ablaufen- richtungen sind zwar weniger aufwendig, aber
des Wasser möglichst weit vor den senkrechten nicht sehr wirksam. Sonnenschutzgläser (be-
Verglasungsflächen abtropft. Sonst sind starke schichtete Gläser) reichen für beheizte Vorbauten
Verschmutzungen unvermeidbar. nicht aus. Sie müssen durch zusätzliche – am bes-
An den Traufen können Isoliergläser als Stufen- ten außen liegende – Sonnenschutzeinrichtun-
glas ausgeführt werden. (Traufenfußpunkt in Bild gen ergänzt werden. Deren Wirkung wird durch
5.67; vgl.auch Bild 5.46). Es müssen jedoch Isolier- Hinterlüftung wesentlich verbessert.
gläser mit UV-beständigem Randverbund ver- Außen liegende Sonnenschutzeinrichtungen soll-
wendet werden. ten durch automatische Steuerungen nicht nur
In Bild 5.66 sind Schnitte für Erkeranlagen mit eine zu starke Sonneneinstrahlung verhindern,
wärmegedämmten Aluminium-Profilen gezeigt. sondern auch bei Sturm, Regen oder Hagel wieder
An den Knickpunkten werden verstellbare Profile eingefahren werden.
verwendet (Punkt f ). Geschlossene Glasvorbauten müssen gut lüftbar
Aussteifende Quersprossen können wie in Punkt e sein. Die Lüftung kann durch automatisch gesteu-
ausgeführt werden. Für Sprossen, die größere lie- erte Ventilatoren, aber auch auf natürliche Weise
gende Glasflächen unterteilen, ist in Punkt g ein durch Druckunterschiede und thermischen Auf-
Beispiel gezeigt. trieb bewirkt werden. Eine natürliche Entlüftung
386 5 Fenster
5.66g
5.66c
5.66f
5.66b
5.66e
5
5.66a
5.66d
5.67c
5.67d
5.67e
5
5.67b
5.67a
5.67 Anbau (Wintergarten) in Holzausführung, Überkopfverglasung mit Stufenglas an der Traufe (innere Scheibe VSG)
a) Traufe mit Regenrinne, Stufenglasabschluss
b) Quersprosse
c) Glasstoß mit Stufenglas
d) Glasstoß mit Stufenglas in einer Ebene
e) Schnitt Tragprofil
ist um so wirksamer, je größer der Höhenunter- Konstruktionen, an die keine besonderen Anfor-
schied zwischen Zustrom- und Abluftöffnungen derungen hinsichtlich des Wärmeschutzes ge-
ist. Der Querschnitt von Abluftöffnungen sollte stellt werden müssen, wie z. B. Vordächer u. Ä.,
mindestens 1/6 der Grundfläche betragen. Die Ent- können mit Einfachverglasung auf Walz-, Voll-
lüftungsöffnungen sollen dabei etwa 1/3 größer oder Hohlprofilen aus Holz, Stahl oder Aluminium
sein als die Zuluftöffnungen. ausgeführt werden (Bild 5.68).
388 5 Fenster
5.68a
5.68b 5.68c
5
5.5 Beschläge rer Leibung zu achten. Er beträgt je nach Beschlag
25 bis 50 mm.
5.5.1 Allgemeines Die Beschläge müssen der Funktion, Größe und
Beanspruchung von Fenstern oder Fenstertüren
Für die Ausführung von Beschlagarbeiten ist DIN entsprechend dimensioniert sein. Ihre Bauart va-
18 357 (VOB Teil C) maßgebend. Europäische Nor- riiert in Bezug auf die Fensterkonstruktionen
men sind in Bearbeitung. So sollen z. B. in E DIN (Holz-, Holz-Aluminium-, Aluminium-, Kunststoff-
EN 1935 für Baubeschläge Gebrauchsklassen mit oder Stahlfenster). Sie sind teilweise funktionsbe-
klassifizierten Eigenschaften eingeführt werden. dingt „aufliegend“, d. h. äußerlich sichtbar auf
Für Dichtungen ist DIN EN 12 356 in Vorbereitung. Flügel- oder Blendrahmen montiert wie Bänder,
Güteanforderungen an Fenstergriffe regeln RAL- Ausstellscheren u. Ä. Im Übrigen sind sie in der Re-
Prüfbestimmungen [43]. gel „verdeckt“, d. h. innerhalb von Ausfräsungen im
In der bis jetzt gültigen DIN 18 357 werden nur all- Falzbereich von Holzfenstern oder in Hohlräumen
gemeine Hinweise gegeben. von Kunststoff- oder Metallprofilen eingebaut.
So müssen z. B. Scheren von Kipp- oder Klappflü- Während die Funktionsart der Beschläge sowie die
geln aushängbar sein, Eckscharniere u. Ä. und Öff- Gestaltung der Bedienungselemente (z. B. Form
nungsbremsen nachstellbar sein usw. und Farbe von Bedienungsgriffen vom Planer fest-
Im Übrigen müssen alle Beschläge so beschaffen gelegt werden, wird die Wahl der Beschlagskons-
sein, dass auch bei nicht sachgemäßer Bedienung truktionen in den meisten Fällen abhängig von
Gefahren ausgeschlossen sind. So müssen z. B. Fenstergröße (Gewicht), Beanspruchung und
Drehkipp-Beschläge gegen Fehlbedienung mit Zweck vom Fensterhersteller getroffen.
möglichem Herausfallen des Flügels gesichert Dabei ist die Auswahl der Beschlagfabrikate weit-
sein. Schiebetürbeschläge für schwere Flügel gehend abhängig von den bei den Fensterherstel-
sollen kurz vor der Schließstellung blockieren. lern jeweils vorhandenen Spezialwerkzeugen, Ein-
Schwingflügel sollen Sicherung gegen völliges baulehren usw.
Umschlagen z. B. durch Winddruck aufweisen. Alle Beschläge werden ständig weiterentwickelt
Bedienungsgriffe müssen in günstiger Greifhöhe im Hinblick auf sichere und leichte Bedienbarkeit,
liegen. Für Rollstuhlbenutzer sollen sie nicht verbesserten Einbruchschutz, rationalisierten Ein-
höher als 1,05 m liegen. bau, möglichst vielseitige Verwendungsmöglich-
Ebenso ist auf einen Sicherheits-Mindestabstand keit von Teilelementen zur Reduzierung der La-
zwischen äußerster Flügelrahmenkante und inne- gerhaltung usw.
5.5 Beschläge 389
Es würde den Rahmen dieses Werkes sprengen, eingeschraubt und ggf. durch Stifte gesichert (Bild
hier auch nur einigermaßen ausreichend alle 5.69 und Bild 5.70). Durch Heraus- oder Herein-
konstruktiven Varianten mit dem jeweilig aktuell- drehen der Bandteile können jederzeit – auch
sten Entwicklungsstand zu erwähnen. nachträglich – Justierungen vorgenommen wer-
Im Rahmen dieses Buches kann nur ein allgemei- den. Derartige Bänder gibt es in den verschieden-
ner Überblick über die wichtigsten Bau- und sten Ausführungen, für schwere Flügel z. B. mit
Funktionsarten gemacht werden. mehreren Zapfen, mit Nylon- oder Kugellager, für
Montagen bei beengten Platzverhältnissen auch
Konstruktionsmerkmale der Beschläge werden in
mit losem Stift.
diesem Abschnitt – weil leichter verständlich –
überwiegend für Holzfenster dargestellt. Sie gel- Die noch in Altbauten anzutreffenden Fitschbän-
ten sinngemäß aber auch für Fenster aus anderen der oder Fischbänder (französisch la fiche = Tür-
Materialien. band), deren Bandlappen in Flügel- bzw. Blend-
rahmen „eingestemmt“ oder mit Spezialsägen
eingelassen wurden, werden nur noch im Rahmen
der Denkmalpflege verwendet (Bild 5.71).
5.5.2 Fensterbänder
Für größere Fenster und -fenstertüren werden be-
Die bewegliche Verbindung der Fensterflügel mit sonders in Verbindung mit Boden-Türschließern
dem Blendrahmen wird bei Dreh- und Kippfens- auch Zapfenbänder verschiedener Bauart verwen-
tern durch die „Bänder“ gebildet. Dafür werden det. Bild 5.72 zeigt den typischen Aufbau derarti-
heute überwiegend Einbohrbänder verwendet, für ger Bänder, die mit exzentrischen Justierbuchsen
deren Zapfen mit Hilfe von Anschlaglehren Boh- nachstellbar sind. 5
rungen in das Flügelholz hergestellt werden. Die Fenstertüren werden mit Beschlägen wie bei
Zapfen werden bei Holzfenstern direkt, bei Metall- Fenstern in entsprechend verstärkter Dimensio-
und Kunststoffprofilen in eingelassene Hülsen nierung konstruiert.
5.69a 5.69b
5.69c 5.69d
5.72a
5.71a 5.71b
5 5.5.3 Fensterverschlüsse oder Pfostens (Bild 5.74). Von dem Anzug, der
durch die oben konische Schlitzverbreitung im
Fensterverschlüsse müssen gewährleisten, dass Schließblech bewirkt wird, hängt das Dicht-
die Fensterflügel mit ihren Dichtungen beim schließen im Rahmenüberschlag ab.
Schließen allseitig dicht an die Rahmen gezogen
werden, so dass die in Abschn. 5.2 behandelten
vielfachen Anforderungen erfüllt werden. Einlassgetriebe
Kleine oder nur zu Reinigungszwecken öffenbare Einlassgetriebe mit Stangenverschlüssen (Bild
Fenster haben in der Regel Drehflügel mit ent- 5.75) verriegeln das Fenster an 3 Stellen: Riegel-
sprechend einfachen Verschlüssen. stangen greifen oben und unten in Rollkloben
Die meisten Fensterflügel werden mit Funktions- und in der Mitte mit einer Zungen in ein
beschlägen, vor allem als Dreh- und Kippfenster Schließblech.
sowie in besonderen Fällen als Wende-, Schwing-,
Hebe-Schiebefenster u. Ä. ausgeführt. Kantengetriebe
Angestrebt wird es, alle Funktionen, wie Öffnen
und Verriegeln des Flügels möglichst mit nur ei- Die nur noch in der Denkmalspflege vorkommen-
nem Bedienungsgriff zu ermöglichen („Einhand- den Einreiber und Einlassgetriebe wurden durch
bedienung“). Kantengetriebe ersetzt. Sie werden in Nutungen
der Rahmenkanten eingebaut. Einseitige Kanten-
Fenstergriffe (Oliven) getriebe haben mehrfache Verriegelungen über
die ganze Höhe des Fensterflügels mit 2 bis 4 Zap-
Betätigt werden die Fensterverschlüsse in der Re- fen, die in Schließbleche im Rahmen greifen (Bild
gel mit Drehgriffen („Olive“), die in den verschie- 5.76). Die Sicherung der Fensterflügel gegen ge-
densten Gestaltungen und Oberflächenbehand- waltsames Aufhebeln von außen können pilzför-
lungen auf dem Markt sind. Zur Verbesserung der mige Verriegelungszapfen erheblich verbessern.
Einbruchshemmung gibt es verschließbare Dreh- Moderne Kantengetriebe verschließen mit Eck-
griffe (Bild 5.73). Umlenkungen die Fensterflügel allseitig an meh-
reren Stellen (vgl. Bild 5.77)
Einreiber
Die in Abschnitt 5.5.4 beschriebenen Funktions-
Einreiberverschlüsse werden nur für kleine einflü- beschläge sind fast immer eine Kombination aus,
gelige Fenster und ebensolche Fenster mit festem Fensterverschlüssen nach dem Prinzip der Kan-
Mittelpfosten verwendet. Bei Einreiberverschlüs- tengetriebe mit speziellen Dreh- und Kippla-
sen dreht sich die Zunge des Einreibers in das gern, Ausstellvorrichtungen, Öffnungsbegrenzun-
Schließblech in der Falzkante des Blendrahmens gen usw.
5.5 Beschläge 391
5.74 Einreiberverschluss
1 Führungsblech
5.75c
5.75a 5.75b
5.77 Drehkippfenster-Beschlag (ROTO Centro 104®) mit zusätzlichen Mittelverschlüssen und mit verschließbarer Olive
mit Bohrschutz für erhöhte Einbruchshemmung)
5.5 Beschläge 393
Handgriff werden durch umlaufende Verbindun- Bei der Bemessung der senkrechten Flügelrah-
gen werden die in der Regel allseitigen Kanten- menteile muss sichergestellt sein, dass die Flügel
verriegelungen ver- bzw. entriegelt und der Fens- in geöffnetem Zustand nicht durchhängen, weil
terflügel in Kippstellung gebracht. dadurch die Isolierverglasung beschädigt werden
Getriebe, Treibstangen, Ausstellschere und Eck- würde.
umlenkungen liegen in Aussparungen des Flügel- Schwingflügelfenster lassen ein schnelles und be-
rahmens. quemes Öffnen großer Fensterflächen zu (Die
Eckumlenkungen werden durch Stahlbänder be- Drehlager ermöglichen eine Drehung um 180°, so
werkstelligt, in welche die Treibstangen jeweils dass die Außenfläche der Scheiben leicht von in-
eingehängt sind. nen aus zu reinigen ist. Die Drehung wird in jeder
Stellung gebremst und in der Endstellung durch
Durch Ausstellscheren wird die Kippstellung be-
Falzscheren begrenzt. Sie können durch Schlüssel
grenzt und der Fensterflügel am Rahmen gehal-
entsichert werden, wenn der Flügel zum Reinigen
ten. Als Beispiel für viele ähnliche Konstruktionen
umgeschlagen werden soll.
ist in Bild 5.77 ein Drehkippbeschlag gezeigt, der
für breite Flügel mit einer Zusatzschere ergänzt Besonderes konstruktives Merkmal von Schwing-
werden kann. flügelfenstern sind senkrechte Falzleisten, die auf
der einen Seite des Drehlagers am Flügelrahmen,
Die Beschläge werden in der Regel per Hand als
auf der anderen Seite am Blendrahmen befestigt
letzter Arbeitsgang am fertigen Flügelrahmen
sind.
montiert. Dabei sind bei den Beschlagsgarnituren
Einzelheiten eines Schwingflügelbeschlages zeigt
Anpassungen durch Ablängen entsprechend den
Flügelmassen erforderlich. Bild 5.78. 5
Weiterentwicklungen richten sich besonders auf
die Rationalisierung dieser Einbauarbeiten. Wendeflügelfenster-Beschläge
Alle Drehkippbeschläge müssen Sicherungen ge- Fensterflügel mit hohen stehenden Rechteckfor-
gen Fehlbedienung haben, die verhindern, dass maten können als Wendeflügel ausgebildet wer-
die Flügel herausfallen können. Die meisten Be- den. Die Drechachse kann mittig und auch außer-
schläge weisen auch Sicherungen auf, die verhin- mittig liegen.
dern, dass Flügel in Kippstellung von außen be-
dient und geöffnet werden können. Wendeflügelfenster haben Falzleisten in den obe-
ren und unteren Anschlüssen an den Blendrah-
Bei sehr breiten Flügeln sind Beschläge günstiger, men, die auf der einen Seite des Drehlagers am
in denen die Bedienungsfunktionen (Öffnen Flügelrahmen, auf der anderen Seite am Blendrah-
durch Kippen bzw. Öffnen durch Drehen) ge- men (Stock) befestigt sind.
trennt sind.
Die Verriegelung der Flügel erfolgt ähnlich wie bei
Festgehalten sollte werden, dass der Einbau von Drehkippfenstern durch umlaufende Kantenge-
Drehkippbeschlägen angesichts der immer stren- triebe.
geren Anforderungen an den Wärmeschutz (s. Ab-
schn. 5.2.4) und an die Fugendichtigkeit von Fens- Die wichtigsten konstruktiven Einzelheiten kön-
tern bis hin zu der Forderung nach Einbau nen Bild 5.79 entnommen werden.
spezieller wärmesparender Lüftungseinrichtun-
gen (Abschn. 5.10) eigentlich widersinnig ist. Schiebefensterbeschläge
Die Benutzer werden verleitet, ihre sehr subjekti-
Schiebefensterflügel können senkrecht oder waa-
ven Lüftungsanforderungen oder sogar die Rege-
gerecht verschoben werden, um große Öffnun-
lung der Raumtemperatur durch mehr oder weni-
gen freizugeben. Der Vorteil aller Schiebefenster
ger langes Beibehalten der Kippstellung der
besteht vor allem darin, dass die geöffneten Fens-
Fenster zu erreichen.
terflügel nicht in den Raum hineinstehen.
Bei Vertikalschiebefenstern liegen zwei Flügel über-
Schwingflügelbeschläge einander. Die quer liegenden Flügelrahmen soll-
Bei großen Flügelabmessungen werden Drehflü- ten die die im Rauminneren wichtigste Sichthöhe
gel zu schwer und unhandlich. Schwingflügel er- berücksichtigen.
möglichen bei Flügelgewichten bis etwa 350 kg Oberer und unterer Flügel eines Vertikalschiebe-
große Flügelmaße infolge der statisch günstigen fensters werden untereinander als Gegengewich-
mittigen Aufhängung. te ausgenutzt.
394 5 Fenster
Vertikalschiebeflügel, die in zwei Ebenen hinter- Flügel ruhen bei kleineren Fenstern auf Kunst-
einander liegen, können mit einfacheren Beschlä- stoffgleitern, sonst auf Rollen. Die Dichtung der
gen geführt werden (schematische Darstellung in Flügel untereinander und gegen den Blendrah-
Bild 5.80). Moderne Beschlagsgarnituren ermögli- men wird durch Schleif- oder Pressdichtungen be-
chen es, die Schiebeflügel in geschlossenem Zu- wirkt.
stand in einer Ebene anzuordnen. Zum Öffnen Türhohe Horizontalschiebefenster, z. B. als groß-
wird der untere Flügel zunächst in Kippstellung flächige Terrassen- oder Balkonfenster werden als
gebracht und dann nach oben geschoben (Bild Hebeschiebefenster ausgebildet. In der Regel be-
5.80c bis d). schränkt man sich auf eine nur teilweise Öff-
Für die Seilzugführung der Flügel wird ein kasten- nungsmöglichkeit durch horizontal verschiebli-
artiger Raum im oberen Blendrahmen derartiger che Fenster- bzw. Fenstertürelemente, kombiniert
Vertikalschiebefenster benötigt. mit feststehenden Elementen, die evtl. nur zu Rei-
Auf eine Darstellung der aufwendigen Beschlags- nigungszwecken verschiebbar sein können.
garnituren für Vertikalschiebefenster muss ver- In den unteren Rahmenteil der beweglichen Flü-
zichtet und auf Herstellerunterlagen verwiesen gel sind Rollenwagen eingelassenen, die auf Edel-
werden. stahlschienen der Fensterschwelle laufen. Beim
Horizontalschiebefenster haben Flügel, die sich Öffnen wird gleichzeitig die Verriegelung des
hintereinander oder seitlich hinter feststehende Fensters gelöst und der Flügel durch den Rollen-
Flügel oder in Mauerschlitze schieben lassen, so wagen angehoben so dass der Flügel seitlich be-
dass die gesamte Fensteröffnung frei wird. Die wegt werden kann.
5
5.78d
5.78a
5.78e
5.79b
5.80 Vertikalschiebefenster
a) einfache Konstruktion: geschlossen c) flächenbündige Flügel mit Kippstellung: geschlossen
b) einfache Konstruktion: geöffnet d) flächenbündige Flügel mit Kippstellung: in Kippstellung
e) flächenbündige Flügel mit Kippstellung: geöffnet
396 5 Fenster
5.81a
5.81b
5.83 Oberlichtöffner
a) Klappflügelöffner, Funktionsweise
b) Kippflügelschlag, räumliche Darstellung eines aufliegenden Oberlichtbeschlages (HAUTAU Zentrik 15®)
c) Kippflügelbetätigung mit gekröpftem Gestänge
d) Kippflügelbetätigung mit Umlenk-Antrieb (Gretsch-Unitas Ventus®)
398 5 Fenster
Nadelholz
Douglasie DGA Pseudotsuga westliches Kern gelb bis 0,35 harzhaltig gut groß I 3 gut 2
Oregone Pine menziesii Nordamerika rotbraun
Douglas fir Splint weiß
Fichte FI Picea abies Europa gelblich bis röt- 0,35 gut groß II 4 gut 2
Rottanne lich weiß
Hemlock HEM Tsuga hetero nordwestl. weißlich grau 0,35 etwas spröde gut groß II 3 gut 2–3
Western Hem- phylla Nordamerika bis hell grau-
lock braun
Laubholz
Afzelia AFZ Afzelia Afrika Splint grau 0,45 sehr widerstands- sehr gut sehr gering III 1 gering 1–2
Doussie pachyloba Kern gelblich fähig,
bis hellbraun, Inhaltsstoffe
später rötlich
braun
Eiche EI Quercus Europa Splint grau, 0,45 Gerbsäure führt mittel gering III 2 massiv 1–2
Sommereiche robur L. Kern graugelb bei Eisenkontakt gering
Stieleiche Quercus bis hellbraun u. zu Dunkelfärbung
Traubeneiche petraea dunkelbraun z.Zt.nicht lamell.
Framire FRA Terminalia Elfenbein- Kern grün 0,45 Gerbsäure führt gut groß III gering 2
Black Afarra ivorensis küste,Ghana, blaßgelb bis bei Eisenkontakt
Emeri,Idig- Sierra Leone hellbraun, zu Dunkelfärbung
bo Freme nachdunkelnd
5 Sipo Mahagoni
Utile
Sipo
MAU Entandro-
phragma
utile
Westafrika Splint rötlich-
grau,Kern
rötlichbraun
0,45 widerstandsfähig
Inhaltsstoffe
gut sehr gering III 2 2
bis braunviolett
White Seraya SEW Parashorea Südostasien Splint hellgrau, 0,45 widerstandsfähig, gut gering III gut 3
Uratmata plicata Kern gelb bis Inhaltsstoffe
blaßrosa
Niangon NIA Tarrietia Westafrika Splint rötlich- 0,45 harzhaltig, gut bis sehr gering III 2–3 gering 2
utilis grau,Kern hell Inhaltsstoffe mittel
bis dunkelrot-
braun
Ferner gelten als geeignet: Hemlock, Pitch Pine, Carolina Pine sowie Wenge, Kambala (Iroko) und Sapeli-Mahagoni.
Die Qualitätsanforderungen für Hölzer zur Her- Von den einheimischen Hölzern wird für die Fens-
stellung von Fenstern sind in DIN EN 942 festge- terherstellung am meisten Kiefernholz verwen-
legt. Man unterscheidet: det. Es ist besonders haltbar wegen seines relativ
• Holz für Außenanwendung, deckend zu be- hohen Harzgehaltes. Grundsätzlich, vor allem für
handeln stark beanspruchte Stellen, sollte nur Kernholz
• Holz für Außenanwendung, nicht deckend zu verwendet werden (z. B. untere Rahmenhölzer,
behandeln Glasfalze).
mit den Qualitätsklassen J 2, J 10, J 20, J 40 und Zu beachten ist, dass unter Sonneneinstrahlung
J 50. vor allem bei dunklen Anstrichen auf Kiefernholz
mit Harzaustritt gerechnet werden muss.
Die Rohdichte soll bei Nadelhölzern 0,35 g/cm3 Ferner kommt die Verwendung von lamelliertem
und für Laubhölzer 0,45 g/cm3 (Obergrenze 0,8 g/ Holz in Frage. Lamellierte Holzfensterprofile („Kan-
cm3) nicht unterschreiten, weil sonst der sichere teln“) bestehen aus 3 miteinander verleimten La-
Sitz von Beschlägen nicht zu gewährleisten ist. mellen. Dabei ist zu beachten:
In wie weit bei Nadelholz Äste in Kauf genommen • Leimfugen dürfen nicht direkt der Bewitterung
werden, muss vor der Ausführung festgelegt wer- ausgesetzt sein
den. Gegen fest eingewachsene kleinere Äste • Querschnitte müssen symmetrisch aufgebaut
ist technisch wenig einzuwenden. Allerdings muss sein
ihr unterschiedliches Quell- und Schwindverhal-
ten beachtet werden. Bei lasierenden Beschich- • bei der Verarbeitung müssen enge Feuchtigkeits-
tungen kann es zu Haftproblemen kommen und toleranzen für die zu verleimenden Hölzer ein-
bei deckenden Anstrichen sind Farbmarkierun- gehalten werden (13 % ± 2 %).
gen über den Ästen zu befürchten.
5.6 Ausführungsarten/Konstruktionsbeispiele 401
5.87a 5.87b
5.6.2.3 Zubehör
Dichtungsprofile
Bisher übliche Holzfensterprofile nach DIN 18 621
haben im Gegensatz zu Aluminium- und Kunst-
stofffenstern keine Aufschlagdichtungen. Sie wei-
sen in der Regel nur eine Mittelfalzdichtung auf.
Diese muss umlaufend in einer Ebene eingebaut,
in den Ecken sauber auf Gehrung geschnitten und
verklebt bzw. verschweißt werden (Bild 5.89).
Für größere Fensterserien können auch werkseitig
hergestellte Dichtungsrahmen eingesetzt wer- 5.89b
den.
Bei Spezial-Rahmenprofilen von Holzfenstern
werden Aufschlagdichtungen ähnlich wie bei
Aluminium- und Kunststofffenstern eingesetzt
(Bilder 5.101–103).
Wetterschutzschienen
Bei Holzfenstern werden die unteren Blendrah-
men mit Wetterschutzschienen kombiniert. Diese
bilden den Anschlag für die Mitteldichtung und
leiten das aus den seitlichen Falzen ablaufende 5.89a 5.89c
Schlagregenwasser ab. Sie wirken außerdem als 5.89 Falzdichtung für 22 mm Falztiefe mit thermisch
zusätzliche Winddichtung. Wetterschutzschienen getrennter Wetterschutzschiene und Endkappen
werden für alle vorkommenden Falzmaße und in (s. Bild 5.90c)
402 5 Fenster
5.6.2.3 Holzfensterprofile
Fensterprofile für die Herstellung von nach innen
aufgehenden Dreh-, Drehkipp- und Kippfenstern
sind in DIN 68 121-1 für Doppel- und Isoliervergla- 5.93
sungen festgelegt. Untere Blendrahmen-
ausbildung für
Wegen der gestiegenen Anforderungen an den Fenstertüren:
Wärmeschutz kommen nur noch die Profilgrup- Kombination von
pen IV 68–92 in Frage. Aluminium- und
Kunststoff-Profilen
Die Profilierung aller horizontal verlaufenden (Gaulhofer)
Fensterteile wie Flügel- und Blendrahmen, Riegel
und Sprossen sind mit einer Neigung von minde-
stens 15° auszuführen, damit Regenwasser – ggf.
auch bei gekippten Flügeln – rasch abfließt.
Profilkanten sind nach DIN 68 121-2 sorgfältig ab-
zurunden (Radius mindestens 2 mm), weil der
durch Anstriche gebildete Schutzfilm an scharfen
Kanten geschwächt wird und dort zuerst Ober-
flächenschäden entstehen können (Bild 5.94).
Außer mit den gezeigten Norm-Profilen werden
moderne Holzfenster von verschiedenen Herstel-
lern auch mit speziellen Profilformen und Mate-
rialkombinationen ausgeführt. (Holz-Aluminium-
Fenster s. Abschnitt 5.6.3).
Die Eckverbindungen der Rahmen sind in der Re-
gel als Schlitz/Zapfenverbindung auszuführen.
Bei den für Holzfenstern heute erforderlichen
Holzdicken von ≥ 68 mm kommen nur noch Dop- 5.94 Kantenrundungen zur Vermeidung von
pelzapfen in Frage (Bild 5.93). Alle Zapfenver- Schwachstellen in der Beschichtung und
bindungen müssen völlig dicht und mit gut aus- besseren Wasserabführung
404 5 Fenster
5.95b
5.95
Eckverbindung
a) Doppelzapfen, Schnitt
(1 Schnittebenen
der Doppelzapfen)
b) Doppelzapfen,
5.95a räumliche Darstellung
5
5.96
Eckverbindung mit Dübeln
reichendem Leimauftrag hergestellt werden (Bild schnitte mit eingesetzten speziellen Verbindungs-
5.95). teilen entwickelt.
Neben Zapfenverbindungen sind auch Dübelver- Für die bei den einzelnen Profilgruppen mögli-
bindungen zugelassen. Vorteilhaft ist eine mög- chen Flügelabmessungen sind in DIN 68 121-1 An-
lichst große Zahl von Dübeln an den Anschluss- gaben enthalten.
stellen (Bild 5.96). Einige Ausführungsbeispiele für Fenster aus Profi-
Von verschiedenen Herstellern wurden vor allem len IV 68 /DIN 68 121-1 zeigen die nachfolgenden
für nicht genormte Holzfensterprofile auch an- Bilder 5.97 und 5.98.
dersartige Eckverbindungen z. B. durch Gehrungs-
5.97a
5.97 Profile für Einfachfenster mit Isolierverglasung (DIN 68 121-1), Fortsetzung s. nächste Seite
a) Übersichten
5.6 Ausführungsarten/Konstruktionsbeispiele 405
5.97 Fortsetzung
5.97e 5.97f
5.97g 5.97h
5.97i
5.98a
5
5.98b 5.98c 5.98d
5.99
Fugenabdichtung bei zusammengesetzten Profilen
1 Abdichtung der Längsfuge außen mit Hinterlegung
(keine „Dreiflankenhaftung“!)
2 Abdichtung der Längsfuge innen durch vorkompri-
miertes Dichtungsband
3 Abdichtungen im Eckbereich (Versiegelungsmasse)
Fenstertüren müssen mit den unteren Blend- gefälzte Profilkombinationen wie in Bild 5.97c
rahmen außen an die erforderlichen Abdichtun- und 5.98d verwendet. Wichtig ist, dass an den
gen und innen an die Fußbodenkonstruktionen Stoßstellen keine zu engen Fugen entstehen, in
anschließen (s. Abschn. 9.5 in Teil 1 des Werkes). denen das Auftragen von Anstrichen problema-
Dabei ist auf ausreichenden Abstand von Wasser tisch wird und in denen sich Schlagregenwasser
führenden Außenflächen zu achten (s. Abschn. stauen kann. Die Fugen sind insbesondere im Eck-
10.7 in Teil 1 d.Werkes). bereich nach Bild 5.99 abzudichten.
Bei Fenstertüren und bei fest verglasten Fenster- Mit nichttransparenten Füllungen ausgeführte
elementen ist zur Verbesserung des Spritzwasser- Teile von Fensterelementen können mit innen
schutzes für die unteren Glasfalze sowie als Schutz aufgesetzten oder eingesetzten Füllelementen
der Verglasungen gegen mechanische Beschä- hergestellt werden. In jedem Fall ist eine Dampf-
digungen eine Verbreiterung der unteren Blend- sperre vorzusehen. Die Füllungen müssen hin-
rahmen- bzw. Flügelprofile sinnvoll. Dafür werden sichtlich des erforderlichen Wärmeschutzes die
5.6 Ausführungsarten/Konstruktionsbeispiele 407
5.100a 5.100b
gleichen Anforderungen wie die Fenster erfüllen eigener Verantwortung in die Anstrichgruppen A
(Bild 5.100). bis C ein unter Beachtung der Holzarten (I bis III)
Mit Holzfenstern lassen sich auch die hohen und des Farbtones (1 bis 7).
Anforderungen an den Wärmeschutz von „Pas- Vor dem Einbau sollen Holzfenster eine durch Tau-
sivhäusern“ erfüllen (s. Abschn. 6.2.3.4 in Teil 1 chen oder Spritzen aufgebrachte Grundierung
des Werkes). Es werden dabei Dreifachvergla- und einen Zwischenanstrich von ≥ 30 μm Schicht-
sungen, Rahmenprofile mit hochwärmedämmen- dicke erhalten. Dieser sollte jedoch nicht farblos
den Kunststoffkernen, spezielle Dichtungen und sein, da sonst bis zur endgültigen Oberflächenbe-
wärmegedämmte Wetterschutzschienen verwen- handlung bereits eine Vergrauung eintreten kann,
det. die vor dem Schlussanstrich abgeschliffen werden
Beispiele für derartige Fenster mit Uw-Werten von müßte.
≤ 0,8 W/(m2K) zeigen die Bilder 5.101 bis 5.103). Lasierende Anstriche müssen eine Trocken-
schichtdicke von mindestens 60 μm bis 80 μm,
5.6.2.4 Oberflächenbehandlung deckende Anstriche eine solche von mindestens
Bei allen Anforderungen an Fenster ist die Maß- 100 μm bis 120 μm aufweisen.
haltigkeit und eine angemessene Haltbarkeit von Sonnenlicht, vor allem Strahlungen im UV-Bereich
Holzfensterprofilen nur durch eine geeignete können an der Oberfläche von Holzfenstern zu ei-
Oberflächenbehandlung zu erreichen. nem Ligninabbau mit Verfärbungen und Ober-
Holzfenster sind vor übermäßiger Feuchtigkeits- flächenschäden führen. Helle lasierende Beschich-
tungen sind nur dann vertretbar, wenn diese in
5 einwirkung durch eine Beschichtung von ausrei-
chender Dicke zu schützen. Ein konstruktiver Abhängigkeit von der verwendeten Holzart ausrei-
Holzschutz durch „geschützten Einbau“ (s. Ab- chend pigmentiert sind.
schn. 5.2.3) verlängert in jedem Falle die Haltbar- Farblose Lasuren bieten dem Holz keinen ausrei-
keit von Beschichtungen und die Nutzungsdauer chenden Schutz gegen UV-Strahlung und sind da-
von Holzfenstern. her für Außenanstriche nicht zu verwenden. Bes-
Die früher allgemein geforderte Imprägnierung ser sind mittlere und dunkle Lasurtöne.
von Holzfenstern mit Holzschutzmitteln gegen Anhand der vom ift Rosenheim herausgegebenen
Pilz- und Insektenbefall ist nach DIN 68 800-3, Ab- Tab. 5.104 ist – unter Berücksichtigung der zu er-
schn. 12, nicht mehr unbedingt erforderlich und wartenden klimatischen Beanspruchung – die
sollte nur bei besonders beanspruchten Fenstern Möglichkeit gegeben, die geeignete Anstrich-
ausgeführt werden. gruppe auszuwählen.
Eine Holzschutzbehandlung beugt gegen einen Zur Festlegung der Anstrichgruppe müssen be-
Befall mit Bläuepilz vor, der zwar die Haltbarkeit kannt sein:
von Fensterhölzern zunächst nicht direkt beein- • Erstanstrich – E – oder Renovierungsanstrich – R –
flusst, aber immer zu Anstrichschäden führt [13].
• Holzart
Notwendige Schutzimprägnierungen werden am
besten im Tauchverfahren aufgebracht. Sie müs- • Klimabeanspruchung
sen auf jeden Fall verträglich mit nachfolgenden • Farbton
lasierenden oder deckenden Anstrichen sein. • Lasuranstrich oder deckender Anstrich
Für die Oberflächenbehandlung der fertigen
Fenster stehen filmbildende, deckende Anstrich- In der Regel werden heute Holzfenster fertig be-
mittel oder lasierende, so genannte „offenporige“ schichtet eingebaut. Sie müssen deshalb sorg-
kombinierte Anstrich- und Holzschutzmittel zur fältig gegen Verschmutzung insbesondere durch
Verfügung. nachfolgende Putzer- und Malerarbeiten ge-
schützt werden.
Von vielen Herstellern werden „Anstrichsysteme“
angeboten, bei denen die verschiedenen notwen- Während ihrer Nutzungsdauer sollten alle Fenster,
digen Anstrichschichten besonders aufeinander insbesondere jedoch Holzfenster hinsichtlich ih-
abgestimmt sind (s. Abschn. 5.6.2.4). rer Funktionsfähigkeit, vor allem aber ihrer Ober-
In Anlehnung an DIN 18 363 (VOB Teil C, Anstrich- flächenbeschaffenheit regelmäßig inspiziert und
arbeiten), an die Empfehlungen des ift Rosen- gewartet, ggf. ausgebessert und nötigenfalls neu
heim, sowie des Arbeitsausschusses Anstrich und beschichtet werden.
Holzschutz ordnen die Anstrichmittelhersteller ih- Für die zu erwartenden Renovierungsintervalle
re Anstrichsysteme einschließlich Holzschutz in gibt Tabelle 5.105 [39] einen Überblick.
5.6 Ausführungsarten/Konstruktionsbeispiele 409
Ergibt sich eine Anstrichgruppe in einem weißen Feld, so gelten die Empfehlungen mit der Einschränkung, dass durch Harz-
5
fluss und/oder Rissbildungen im Holz und in den Rahmenverbindungen eine Beeinträchtigung der Oberfläche und des An-
striches auftreten kann (s. auch DIN 68 360 Teil 1).
Anwendungsbeispiel: Für ein Wohngebäude mit 3 Geschossen in exponierter Hanglage ist der Einbau von Holzfenstern aus
Fichte vorgesehen. Es muss mit direkter Sonneneinstrahlung und starker Schlagregenbelastung gerechnet werden. Die Fens-
ter sollen mit dunklem Anstrich behandelt werden.
1. Ausführung: Erstanstrich → E
2. Holzart: Fichte → Holzartengruppe II
}
3. a Klima Exponierte Hanglage mit direkter
Sonneneinstrahlung
→ Zeile 7
und starker Schlagregenbelastung
b Farbton Dunkel
4. Art des Anstriches: Deckend → Gruppe C
1) Z. Zt. in Neubearbeitung
Bei der Ausführung von Renovierungsanstrichen strichträger geeignet sein. Ist der alte Anstrich zer-
R ist zu unterscheiden zwischen Überholungsan- stört, müssen die Anstrichreste entfernt und eine
strich RÜ und Erneuerungsanstrich RE. Bei Über- tragfähige Holzoberfläche wiederhergestellt wer-
holungsanstrich darf der Altanstrich nur geringe den. Die Einschränkung bei Nadelholz und dunk-
Anstrichschäden aufweisen und muss als An- lem Anstrich ist zu beachten.
410 5 Fenster
Beanspruchung Farbton
1) Die Bauteile sind durch konstruktive Gegebenheiten gegen Niederschläge und direkte Sonneneinstrahlung geschützt.
5 Die übrigen Klimaeinflüsse, wie z. B. Luftfeuchtigkeit oder Temperatur, können ungehindert auf die Fenster und Türen
einwirken.
2) Die Bauteile befinden sich in Gegenden mit normaler Klimabeanspruchung in Gebäuden bis zu drei Stockwerken.
Witterungseinflüsse können unmittelbar auf Fenster und Türen einwirken.
3) Die Bauteile sind in Gegenden mit starker Klimabeanspruchung bzw. bei Gebäuden mit mehr als drei Stockwerken
eingebaut. Oder Fenster und Türen sind nicht durch konstruktiven Holzschutz geschützt (z. B. fassadenbündiger Einbau
der Fenster), d. h. extreme Witterungseinflüsse wirken direkt auf die maßhaltigen Holzbauteile ein.
5
(nach Austausch der Wetterschutzschienen (auch durch Verwendung von ausgeschäumten Alumi-
nachträglich auf bereits eingebaute Fenster; Bild nium-Profilen (Bild 5.110).
5.107). Außer den in den voranstehenden Beispielen ge-
Bei den meisten Systemen werden die Holzprofile zeigten Konstruktionen mit flächenversetzten
jeweils speziell auf das Aluminium-System abge- Blend- bzw. Flügelrahmenprofilen sind auch
stimmt. Die Aluminiumprofile bilden die äußere Holzaluminium-Fenster in flächenbündiger Aus-
Glasfalzebene und werden mit Anschlagdichtun- führung möglich (Bild 5.111).
gen kombiniert (Bild 5.108). Wegen der auftre- Schließlich können auch Aluminiumfensterflügel
tenden temperaturbedingten Längenänderun- mit Blendrahmen aus Massivholz kombiniert wer-
gen zwischen Holz- und Aluminiumprofilen den. Für völlig neuartige Konstruktionsprinzipien
werden in diesen Konstruktionen die Glasschei- kann das in Bild 5.112 gezeigte Fenstersystem als
ben mit Dichtungsprofilen eingebaut. Auf der In- Beispiel gelten. Die Fenster haben eine Außenan-
nenseite sind Verglasungen ohne oder mit Glaslei- sicht, in der lediglich der Aluminium-Fensterflügel
ste (Bild 5.109) möglich. sichtbar ist. Relativ einfach gestaltete Holzprofile
Die Wärmedämmeigenschaften von Holz-Alumi- sind im Regelfall für alle Blendrahmen-Seiten ein-
niumkonstruktionen können verbessert werden setzbar. Diese verdecken den außen liegenden
1
4
2 3
Flügelrahmen, so dass eine gestalterisch sehr kla- nen. Aluminiumkonstruktionen zeichnen sich aus
re Formensprache gegeben ist. durch
Konsequenz dieses Konstruktionsprinzips ist, dass • dekoratives Aussehen bei vielfältiger Möglich-
die Fensterflügel nur nach außen aufschlagen keit der Oberflächenbehandlung,
können. Spezialbeschläge ermöglichen vielfache • Anspruchslosigkeit in Unterhaltung und Pflege
Öffnungsarten (Wende-, Senkklapp-, Schiebe- bei sehr hoher Lebensdauer,
Drehfenster usw.), die Lüftungs- und Reinigungs- • große Herstellungsgenauigkeit der Profile und
möglichkeiten gewährleisten. damit verbunden sehr geringe Toleranzen sorg-
fältig gefertigter Konstruktionen (z. B. hohe Fu-
gendichtigkeit),
5.6.4 Aluminium-Fenster
• gute Bearbeitbarkeit,
5.6.4.1 Allgemeines • geringes Gewicht.
Als Baustoff für Fenster und Fassaden hat Alumi- Aus diesen Eigenschaften ergibt sich die große
nium eine außerordentliche Bedeutung gewon- Wirtschaftlichkeit von Aluminiumkonstruktionen
5.6 Ausführungsarten/Konstruktionsbeispiele 413
5
5.115b
Formal werden unterschieden flächenbündige, nen Bauarten. Bei ihnen ist der Außenanschlag
flächenversetzte und „integrierte“ (Block-) Kons- des Blendrahmens so breit, dass der Flügelrahmen
truktionen (vgl. Bild 5.85). vollständig dahinter angeordnet werden kann.
Wegen der mit Aluminiumprofilen möglichen Die Glasdichtung kann dabei zugleich die äußere
sehr feingliedrigen Falzanschläge ergibt sich kei- Anschlagdichtung bilden. Bei einigen Konstruk-
ne technische Notwendigkeit, eines Flächenver- tionen wird durch Verwendung von Stufenglas
satzes zwischen Blend- und Flügelrahmen. Fast der Fensterflügel vollständig verdeckt. Diese
alle gängigen Fenstersysteme haben deshalb Konstruktionsart bringt auch erhebliche Vorteile
außen eine nahezu vollständig bündige Lage der im Hinblick auf die Wärmedämmeigenschaften
Flügel. (Uf-Werte) der Fenster (Bild 5.117)
Auf der Innenseite werden die Flügelrahmen in Bauwerksanschlüsse sind nach den in Abschn.
der Regel „aufschlagend“ ausgeführt. Durch ent- 5.3.4 erläuterten Grundsätzen auszuführen.
sprechende Rahmen-Rücksprünge ist auch eine Dabei muss die im Vergleich zu Fenstern aus Holz
flächenbündige Ausführung problemlos machbar. oder Stahl größere Längenänderung infolge von
Zwangsläufig ergeben sich jedoch ziemliche brei- Temperatureinflüssen beachtet werden. Es sind
te Rahmen-Ansichtsflächen (Bild 5.115). ausreichend bemessene Bewegungsfugen nicht
Aus formalen Gründen sind deshalb Systeme mit nur zwischen Aluminiumkonstruktion und Bau-
außen deutlich flächenversetzten Rahmen auf werk sowie innerhalb von größeren Fenster- und
dem Markt (Bild 5.116). Fassadenelementen einzuplanen. Die Verankerun-
Der gestalterische Wunsch nach möglichst gen müssen den Längenänderungen der Fenster-
schmalen Ansichtsflächen (vor allem im Zusam- kontruktion folgen können (s.Abschn. 5.3.3).
menhang mit Fassadensystemen; s. Abschn. 6 so- Alle Stahlteile von Unterkonstruktionen, Einbau-
wie 9.4 in Teil 1 d. Werkes) führte zur Entwicklung zargen, Befestigungsmitteln sind zu verzinken.
der Blockrahmen-Konstruktionen in verschiede- Nur Teile, die nach dem Einbau zugänglich blei-
5.6 Ausführungsarten/Konstruktionsbeispiele 415
5.117b
5.117c
5.117a
5
ben, dürfen auf andere Weise gegen Korrosion ge- vorkehrungen) in die Hohlprofile der Rahmen ein-
schützt werden. geschoben und dort eingestanzt bzw. eingepresst
Bei der Verarbeitung und beim Einbau sind die oder durch verdeckt angeordnete Schrauben, Bol-
„Einbaurichtlinien für Aluminiumfenster RAL-RG zen oder Keilstifte fixiert. Zusätzlich werden derar-
636/1“ zu beachten. Zusätzliche Vorschriften für tige Eckverbindungen fast immer mit kalt aushär-
die Ausschreibung von Aluminiumfenstern hat tenden Zweikomponenten-Metallklebern geklebt
das ift Rosenheim herausgegeben [6]. und gleichzeitig abgedichtet. Mittels spezieller
Spritzpistolen kann der Kleber präzise dosiert und
5.6.4.3 Konstruktion über definierte Kanäle sowohl an die Innen-
flächen der Eckwinkel als auch an die Gehrungs-
Mit fast allen Bausystemen für Aluminiumfenster stöße der Aluminumprofile gebracht werden. Da-
lassen sich die in Abschn. 5.1 beschriebenen Fens- durch kann der Reinigungsaufwand an Profilen
terbauarten herstellen sowie Sonderkonstruktio- minimiert werden, die bereits eine fertige Ober-
nen wie Schallschutzfenster (Bilder 5.120 und flächenbehandlung aufweisen.
5.121) und einbruchhemmende Fenster (Abschn. Eckverbindungen durch Abbrenn-Stumpfschwei-
5.9). ßung werden für nicht vorbehandelte Profile
Auch Schaufenster werden heute fast durchweg angewendet. Nach dem Entfernen der Schweiß-
mit Standardprofilen hergestellt, wie sie auch für grate und mechanischer Nacharbeit erfolgt die
übliche fest verglaste Fensterflächen verwendet Oberflächenbehandlung in besonderen Arbeits-
werden. Zur Erleichterung des Einbaus großer gängen.
Scheiben liegen die Falze mit den Glashalteleisten Aus der großen Fülle von Profilsystemen der zahl-
hier jedoch in der Regel auf der Außenseite. reichen Hersteller und der Vielfalt von Konstruk-
Beim Zusammenbau der Fenster werden die Profile tionsarten sind ohne jeden Anspruch auf Vollstän-
zunächst in der notwendigen Länge zugeschnit- digkeit nachfolgend einige Beispiele dargestellt.
ten, die notwendigen Aussparungen für Beschlä- In Bild 5.118 ist eine typische Aluminiumfenster-
ge, Griffe, Verbindungsteile, Entwässerung usw. bzw. Fenstertürkonstruktion für normal große Flü-
durch Fräsen, Stanzen oder Bohren hergestellt und gelabmessungen gezeigt.
alle Teile sorgfältig entgratet und gereinigt.
Große Flügel- oder Scheibenabmessungen kön-
Die Eckverbindungen der Blend- und Flügelrah- nen je nach gestalterischen Absichten innen oder
men werden auf verschiedene Weise mechanisch außen liegende Verstärkungen (Bild 5.119a und b)
hergestellt oder stumpf geschweißt. und besonders bei langen Fensterbändern auch
Bei mechanischer Eckverbindung werden Spe- Trenn- bzw. Dehnungsfugen erfordern (Bild
zialeckwinkel aus Aluguss (ggf. mit Justierungs- 5.119c).
416 5 Fenster
5 5.118 Aluminiumfenster SCHÜCO Royal S 65®, Profilserie geeignet u. a. für Dreh-, Drehkipp-, Schwing- und Wendeflügel-
fenster und für Fenstertüren
5.119a
5.119b 5.119c
5.119 Aluminiumprofile für großformatige Fenster oder Fenstertüren (WICONA wicline 70®)
a) mit Verstärkung nach außen
b) mit Verstärkung nach innen
c) geteilt mit Dehnfuge
5.6 Ausführungsarten/Konstruktionsbeispiele 417
Für Fenster mit besonders guten Schalldämm- In diesem Zusammenhang muss nochmals darauf
eigenschaften stehen Konstruktionen zur Verfü- hingewiesen werden, dass für die Wirksamkeit
gung, die in der Regel mit Spezialverglasungen von Schallschutzfenster der richtige Einbau in die
oder Verglasungskombinationen ausgeführt wer- Rohbauöffnung von entscheidender Bedeutung
den (s. Abschn. 5.4.1). Sie können ausgeführt wer- ist (s. Abschn. 5.2.6)
den als Verbundfenster mit innerer Isoliervergla- In Bild 5.122 ist ein Schnitt durch den seitlichen
sung und Einfachverglasung außen sowie mit Blendrahmen eines Schiebe- bzw. Hebeschiebe-
mehrfachen Dichtungsanschlägen (Bild 5.120). türenelementes dargestellt.
Wesentlich höhere Schallschutzwerte lassen sich Insbesondere bei Fenstertüren bilden beim
erzielen mit Konstruktionen, die mit dem alten Schließen von schweren Flügeln die recht schar-
Bauprinzip der Kastenfenstern (Bild 5.4) vergli- fen Profilkanten eine Gefahrenquelle. Für den
chen werden können (Bild 5.121). Einsatz z. B. in Kindergärten gibt es deshalb Spe-
5
5.120
Schallschutz-Verbundfenster, SCHÜCO Royal S 70®
5.121a 5.121b
5.121 Aluminium-Verbundfenster mit Blendrahmen-Bautiefe 125 mm (WICONA wicline 125)
a) beide Flügel öffenbar und mit Schallschutzverglasung
b) äußere Verglasung feststehend, innerer Flügel zur Reinigung öffenbar
5.122 Schiebe- bzw. Hebeschiebetür mit Blendrahmen-Bautiefe 120 mm (SCHÜCO royal S 120®)
418 5 Fenster
zialprofile, bei denen breite Anschläge aus Kunst- (Gleichstrom-Schwefelsäure bzw. Gleichstrom-
stofflippen die Verletzungsgefahr erheblich ver- Schwefelsäure-Oxalsäure als Elektrolyt). Für elek-
mindern (Bild 5.123). trolytische Einfärbungen wird die GS-/GSX-Ano-
Als Sicherung gegen Quetschgefahren können disation angewendet.
vor allem bei schweren Fensterfügeln elektri- Die erzielbaren Farbtöne werden nach den Richt-
schen Schließantrieben auch Miniaturschaltleis- linien des Eloxalverbandes bezeichnet mit
5 ten in Frage kommen. Diese bestehen aus Kon-
EV1 Naturfarben
taktleisten, die in Dichtungsprofile integriert sind
und nötigenfalls eine Sofortabschaltung auslö- EV2 Neusilber
sen. EV3 Gold
EV4 Hellbronze
5.6.4.2 Oberflächenbehandlung
EV5 Dunkelbronze
Als Oberflächenschutz und Gestaltungsmittel von
EV6 Schwarz.
Aluminiumprofilen kommen Eloxalbehandlung
(Anodische Oxydation) und Farbbeschichtungen
in Frage. Nach EURAS gelten die Bezeichnungen
C-0 Naturton
Eloxierung C-31 Leicht Bronze
Die Oberflächen der im Strangpressverfahren her-
C-32 Hellbronze
gestellten Rohrprofile werden zunächst durch
mechanische Bearbeitung (Schleifen, Bürsten, Po- C-33 Mittelbronze
lieren u. a.) in Verbindung mit chemischen Verfah- C-34 Dunkelbronze
ren (Reinigen, Entfetten, Beizen) oder allein durch C-25 Schwarz.
chemische Verfahren (Beizen, Anodisation u. a.)
vorbehandelt.
In allen Fällen beträgt die Mindest-Schichtdicke
Das spätere Aussehen der fertig behandelten Pro-
20 μm.
file ist abhängig durch die Art der gewählten Vor-
behandlung nach DIN 17 611: Für die Beurteilung des Oberflächenaussehens
E0 ohne oberflächenabtragende sind in DIN 17 611 besondere Regeln enthalten. Es
Vorbehandlung sollten jedoch vor der Ausführung anhand von
Mustern alle Qualitätsanforderungen festgelegt
E1 geschliffen werden.
E2 gebürstet
Eloxierte Aluminiumflächen sind sehr empfindlich
E3 poliert gegen mechanische Beschädigungen, insbeson-
E4 geschliffen und gebürstet dere aber gegen die Einwirkung von Kalk- oder
E5 geschliffen und poliert Zementmörtel, Farben und verschiedene am Bau
E6 chemisch behandelt in Spezialbeizen. verwendete Lösungsmittel. Die Profile müssen da-
her – am besten durch selbstklebende Kunststoff-
Die Oxydschichten werden bei farblosen Eloxie- Folien – sorgfältig geschützt werden.
rungen mit dem GS-/GSX-Verfahren erzeugt
5.6 Ausführungsarten/Konstruktionsbeispiele 419
5.124a 5.124b
Die für den Fensterbau entwickelten Profile wer- Bei den weitaus am meisten verwendeten Profilen
den durch Extrudieren hergestellt und können aus Polyvinylchlorid (PVC-U) mit weißen Ober-
mit den für die Holzbearbeitung üblichen Werk- flächen müssen die weichmacherfreien Formmas-
zeugen zugeschnitten werden. sen mindestens folgenden Eigenschaften ent-
Kunststoffprofile können in sehr großer Formen- sprechen:
vielfalt für praktisch alle Einsatzbereiche herge- DIN 7748-1 – PVC-U, EDLP, 076-25-23 (Pulver) oder
stellt werden. Die Lebenserwartung von Kunst- DIN 7748-1 – PVC-U, EGLP, 076-25-23 (Granulat).
stoff-Fenstern ist derjenigen von Fenstern aus
anderem Rahmenmaterial vergleichbar. Ein wichti- U = weichmacherfrei
ger Aspekt ist, dass sich das Rahmenmaterial von E = Extrusionsmasse
Kunststoff-Fenstern gut aufarbeiten und wieder D = Pulver
verwenden lässt. Auch in der so genannten „Öko- G = Granulat
bilanz“ halten Kunststoff-Fenster den Vergleich mit
den anderen Rahmenmaterialien gut aus. 076 = Vicat-Erweichungstemperatur
Dennoch bestehen gegen die Verwendung von 25 = Kerbschlagzähigkeit DIN 53 453
Kunststoff-Fenstern vielfach emotionale Vorbe- 23 = E-Modul DIN 53 457
halte. Sie werden u. a. damit begründet, dass
das PVC-Rahmenmaterial im Brandfall giftige, Der Einsatz von Regenerat und/oder Recyclat von
schleimhautreizende Substanzen (HCI-Gas) frei- Fenstern aus PVC-U ist zulässig, wenn die der
setze. Das PVC-Rahmenmaterial ist jedoch schwer Witterung ausgesetzten Oberflächen durch Co-
5 entflammbar. Durch Energiezufuhr aus anderen extrudierung mit PVC-Frischmaterial (Schicht-
dicke > 0,5 mm) abgedeckt sind und die recy-
Brandquellen entflammte PVC-Profile erlöschen,
sobald diese Energiezufuhr nicht mehr erfolgt. celten Formmassen frei von Weichmachern,
Zu bedenken ist, dass die geringe Masse von Fens- Fremdkörpern und Verunreinigung sind.
terrahmen – auch gegenüber anderen am Bau Die Wanddicke von „Hauptprofilen“ muss bei den
verwendeten Kunststoffen – nur sehr wenig an Sichtflächen mindestens 3 mm und bei den Steg-
Brandverläufen beteiligt ist. en 2,5 bis 2,7 mm betragen (RAL-GZ 716/1, Ab-
Weiter wurde geltend gemacht, dass die im Ma- schn. 2.3.2).
terial mit etwa 4 % enthaltenen Schwermetall- Alle Hauptprofile (Blendrahmen-, Flügel- und Pfos-
Stabilisatoren (Pb und Cd) giftig sind. Derartige tenprofile) müssen fortlaufend im Abstand von
Stabilisatoren können jedoch nur während der ca. 1 m mit dem Herstellerzeichen, Prüfzeichen mit
Produktion der Halbzeuge in Feinstaubform in Registriernummer und Herstellungszeitraum ge-
den menschlichen Körper gelangen. Durch ge- kennzeichnet sein.
kapselte Produktionsanlagen und neuerdings Die notwendige Steifigkeit der für die Fensterrah-
durch Entwicklung anderer Stabilisatoren (Ca und men verwendeten Hohlprofile wird durch Unter-
Zn) sind derartige Argumentationen kaum noch teilung in kleine, oft noch zusätzlich durch Rippen
haltbar [44]. gegliederte Hohlräume erreicht.
Die Güteanforderungen und Prüfbestimmungen Die Entwicklung führt von den früher verbreiteten
für Kunststoff-Fenster sind in der RAL-Richtlinie 3-Kammerprofilen (Bild 5.125a) inzwischen zu
RAL-GZ 716/1 (1994) festgelegt. sehr filigranen Mehrkammerprofilen (Bild 5.125b
Unterschieden werden Fensterprofile aus und c) und zu Profilen mit integrierter Wärme-
• Polyvinylchlorid (PVC-U) mit weißen Ober- dämmung (Bild 5.125d).
flächen, Nur bei kleinen Fensterflächen reicht die Festig-
• hartem PUR-Integralschaum, keit des Kunststoffs allein aus, um Eigengewicht
• Coextrudiertem PVC-U und PMMA (Polymethy- und Windlast einwandfrei über Beschläge und
lacrylat in verschiedenen Farben), Verschlüsse in die tragenden Bauteile abzuleiten.
Um die erforderliche Verwindungssteifigkeit zu
• Coextrudiertem PVC-U und PMMA mit vollmas- erreichen, enthalten daher in der Regel alle Kunst-
sivem duroplastartigem Kernmaterial, verstärkt stoff-Fenster Verstärkungen aus den verschie-
mit Glasfaserstäben, densten Stahl- oder Aluminium-Profilen.
• Verbund von PVC-Hartschaum und Aluminium- Mit fast allen auf dem Markt vorhandenen Fens-
Armierung mit Beschichtungen, terbausystemen lassen sich die vorkommenden
• PVC-U mit Beschichtungen, Bauarten ausführen. Es gibt Profilsysteme mit
• PVC-U mit Folien kaschiert. flächenversetzten, halb flächenversetzten oder
5.6 Ausführungsarten/Konstruktionsbeispiele 421
außen bündigen Flügel/Blendrahmenebenen, Alle Profilsysteme haben elastische Falz- oder Mit-
Kombinationen für Verbund- und Kastenfenster teldichtungen und Verglasungen mit Dichtungs-
sowie für den Einbau im Zusammenhang mit profilen.
dicken Dämmstoff-Gebäudeschalen (Bild 5.126). Die Anforderungen an Glasfalze und Dichtungen
Für den Einbau in Gebäude mit Passivhausstan- sowie an den Einbau von Kunststoff-Fenstern ent-
dard kommen Profilsysteme mit Schaumstoffker- sprechen den in den Abschnitten 5.2, 5.3 und 5.4.3
nen und vertieften Glasfalzen in Frage (Bild 5.127). behandelten Grundsätzen.
Für Fensterbänder, Ecklösungen usw. gibt es pas- Zusätzliche Vorschriften für die Ausschreibung
send zu allen wichtigen Profilsystemen die ent- von Kunstofffenstern hat das ift Rosenheim her-
sprechenden Kunststoff-Sonderformteile. ausgegeben [8].
5.127
Kunststofffenster für Passivhausstandard
a) System REHAU Clima®
5.127a 5.127b b) System VEKA Topline plus®
5.130a
5.130b
5
oder statische Anforderungen (z. B. wegen not- sammengefaßt für mehrere Fenster – im Bereich
wendiger Befahrbarkeit oder wegen großer Tie- der Kellersohle auf einem eigenen Fundament zu
fenlage) dies erfordern. gründen (Bild 5.136). Diese Lösung kommt vor al-
Bei konventionellen Lichtschächten bleibt fast im- lem in Frage, wenn Lichtschächte in Verbindung
mer die einwandfreie Ausführung der äußeren mit Abdichtungen gegen drückendes Wasser aus-
Wandabdichtungen unterhalb der auskragenden zuführen sind (Weiße Wanne, s. Abschn. 16.4.6 in
Auflager wegen der schlechten Zugänglichkeit Teil 1 d.Werkes).
problematisch. Außerdem ist unterhalb größerer Zu beachten ist, dass jedoch wegen des ungünsti-
Lichtschächte die einwandfreie Verfüllung und gen Lichteinfallswinkels bei tiefen Lichtschächten
Verdichtung des Arbeitsraumes kaum zu gewähr- keine besonders gute Raumbelichtung erwartet
leisten. werden darf.
Es ist deshalb oft günstiger, die Lichtschächte aus Für kleinere Kellerfenster werden heute fast
Betonfertigteilen aufzusetzen (Bild 5.135) oder ausschließlich vorgefertigte Lichtschächte aus
nicht auskragend auszuführen, sondern – ggf. zu- glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) oder aus
5.134a 5.134b
5.135 Lichtschacht aus vorgefertigten Stahlbetonteilen 5.136 Großer Lichtschacht (z. B. für mehrere neben-
(Betonsteinwerk Heibges, Moers) einander liegende Fenster) auf eigenem Fundament
(in Verbindung mit Fundamentplatte des
5 Gebäudes)
5.139 Kunststoff-Kellerfenster für Kellerräume mit erhöhten Nutzungsanforderungen, kombiniert mit Einbauzargen
a) Kippflügelfenster
b) Drehkippflügelfenster
c) Einbauelement für Stahlbetonwände mit Fenster in Schutzfolie und Einbauzarge mit Aussteifung
(Einbauzarge als „verlorene Schalung“)
428 5 Fenster
tungen kann die Aufheizung der Räume bei einer dung von Anschluss- und Elementfugen sowie für
Folge heißer Sommertage erheblich herabgesetzt die äußeren Durchlassschlitze genaue Vorschrif-
werden. ten aufgestellt. So sind z. B. die Innenflächen ggf.
Moderne Sonnenschutzgläser (s. Abschn. 5.3) re- mit schallschluckendem Material auszukleiden,
flektieren unerwünschte Einstrahlung, verhindern und die Schalldämmeigenschaften der Begren-
jedoch nicht vollständig den Energiegewinn bei zungsflächen sind ggf. durch Blech- oder sonstige
winterlichen Verhältnissen. gewichtsteigernde Auflagen zu verbessern.
Die meisten Sonnenschutzmaßnahmen können Einbruchshemmend sind Rollladen nur dann,
gleichzeitig auch als Sichtschutz unerwünschten wenn sie in dafür geeigneter besonderer Kons-
Einblick in Räume verhindern. truktionsart ausgeführt werden. Nach DIN 18 073
gelten Rollladen als einbruchshemmend, wenn
doppelwandige Aluminiumprofile mit mindes-
tens 1 mm oder einwandige Aluminiumprofile
5.8.2 Rollläden
mit mindestens 2 mm Materialdicke verwendet
Allgemeines werden. Die Endleisten müssen gegen Herauszie-
hen gesichert sein, und die Rollladen dürfen sich
In vielen Gegenden zählen Rollläden zum übli- nicht hochschieben lassen. Außerdem müssen
chen Sonnen- und Sichtschutz. Sie dienen zur mindestens 40 mm breite Führungsschienen ver-
Verbesserung des Wärmeschutzes während der wendet werden, die gegen Heraushebeln und De-
Nacht, zur Verbesserung des Schallschutzes und je montage gesichert sind. Derartige Rollladen sind
5 nach Bauart auch als Einbruchschutz. natürlich sehr kostenaufwendig.
Die technischen Anforderungen an Rollladen sind Der Bundesverband Rollladen und Sonnenschutz
in DIN 18 073 und DIN 18 358 enthalten, ferner in hat für einbruchshemmende Rollladenausführun-
den Technischen Richtlinien des Bundesverban- gen daher differenzierende Widerstandsklassen
des Rollladen + Sonnenschutz e.V. ER1 bis ER6 aufgestellt. Während Rollläden der
Rollladen tragen in geschlossenem Zustand bei Widerstandsklasse ER1 praktisch keinen manuel-
winterlichen Verhältnissen erheblich zur Vermin- len Einbruchsschutz bieten, muss in der Wider-
derung des Wärmeverlustes von Fenstern bei. Die standsklasse ER6 z. B. ein Rollladen dem Angriff
Wärmedämmwirkung ist am günstigsten bei mit einem starken Winkelschleifer mindestens 20
einem Abstand von ca. 40 mm zwischen Roll- Minuten standhalten. Im Übrigen sind in DIN V
laden und Fenster. Dicht schließende Rollladen ENV 1627 die Anforderungen an den Verbund von
mit ausgeschäumten Kunststoffprofilen und mit Rollladen-Führungsschienen im Verbund mit dem
Führungsschienen, die weichfedernde PVC-Einla- Rollladenpanzer, für Führungsschienen als Einzel-
gen haben, können den Wärmeschutz von Fens- bauteil, für das Herausziehen und Hochschieben
tern um mehr als 50 % verbessern. des Panzers Grenzwerte definiert.
Für den Wärmeschutz der Rollladenkästen sind in Als Sicherung gegen Hochdrücken von manuell
DIN 4108, Bbl. 2 Hinweise gegeben. Gefordert wird betätigten Rollladen sind am wirkungsvollsten
raumseitig eine Dämmstoffdicke von mindestens einfache Verriegelungsbolzen, die durch den
60 mm. Fensterrahmen hindurch in entsprechende Aus-
Der zeitweilige Schallschutz von Fenstern kann sparungen der Rollladenstäbe eingreifen oder
ebenfalls durch Rollladen verbessert werden. Mes- seitliche Einreiber an den Rollladenstäben, die in
sungen haben bei einem Mindestabstand von die Rollladenschienen greifen. Die automatisch
100 mm zwischen Rollladen und Fenster eine Ver- wirkenden Klemm- oder Scharniersicherungen in
besserung des Schallschutzes von bis zu 10 dB er- den Führungsschienen sind meistens nicht be-
geben, wenn außer den für optimalen Wärme- sonders wirksam oder lassen sich verhältnismäßig
schutz genannten Maßnahmen dafür gesorgt leicht außer Funktion setzen.
wird, dass ein möglichst dichter oberer Abschluss Dagegen bieten Sicherungsfedern, die in die
entsteht. oberste Rollladenleiste eingesetzt werden, guten
Für den Schallschutz von Rollladenkästen sind in Schutz gegen das Hochschieben der Rollladen
DIN 4109, Bbl. 1, genaue Hinweise gegeben. Sie von außen.
gelten für Rollladenkästen mit einem bewerteten Bei motorgetriebenen Rollladen ist durch einge-
Schallschutzmaß von 25 bis 40 dB. Zur Erfüllung baute Blockademechanismen das Hochschieben
der erforderlichen Schalldämmung sind dabei für nahezu ausgeschlossen.
die zu verwendenden Materialien, für die Ausbil-
5.8 Sonnenschutz 429
5.140g 5.140h
5.141 Vorgefertigter Rolladenkasten (Beck & Heun, RKS) 5.142 Tragender Rolladenkasten (STUROKA®)
1 tragender Stahlmantel
2 Wärmedämmung (auch an Stirnflächen)
3 Wärmedämmung mit Putzträger
4 Alu-Anschlusswinkel
5 Gurtdurchführung mit Bürstendichtung
6 Revisionsdeckel, wärmegedämmt
5
von etwa 25 bis 30 cm und Breiten von 24 bis Aufbau-Rollladenkästen sind in verschiedenen
365 cm. Systemen auf dem Markt. Kunststoff-Hohlprofile,
Als Beispiel ist einer der in vielen Varianten an- die mit Wärmedämmstoffen ergänzt werden, bil-
gebotenen vorgefertigten Rollladenkästen zum den mit den Fenstern in der Regel eine konstruk-
Einbau in den Rohbau gezeigt (Bild 5.141). Bei tive Einheit. Derartige baukastenmäßig zusam-
knappen Höhenverhältnissen kann ein tragender mensetzbare Rollladenkästen sind komplett mit
Rollladenkasten den sonst erforderlichen Fenster- Seitenteilen, Rollladenwalzen und Bedienungs-
sturz ersetzen kann (Bild 5.142). und Revisionseinrichtungen (ggf. mit elektri-
5.143a 5.143b
5.143 Aufbau-Rollladenkästen
a) Aufbau-Rolladenkasten SKS Roll-Line, Top Maxi®
1 Hohlkammerprofil als äußere Abschlussplatte 3 Wärmedämmung
2 Hohlkammerprofil als innere Abschlussplatte 4 Fenster-Anschlussprofil
und Revisionsklappe
b) Aufbau-Kombinationsrollladenkasten Kömmerling RolaPlus®
1 Hohlkammerprofil als äußere Abschlussplatte 4 Kunststoff-Fenster
2 Revisionsklappe (Wärmegedämmtes 5 Insektengitter
Hohlkammerprofil mit Klipsverschluss) 6 Sicht- und innerer Sonnenschutz
3 Fensteranschlussprofil
432 5 Fenster
schem Antrieb) ausgestattet. Sie werden zusam- können daüber hinaus ein Gestaltungsmittel dar-
men mit den Fenstern in entsprechend vergrö- stellen. Sie werden vor dem Fenstersturz an der
ßerte Rohbauöffnungen eingebaut. Wie auch die Fassade, in Sturzaussparungen oder direkt an
Fenster müssen die Rolladenkästen raumseitig Fenstern mit verbreitertem oberem Rahmenprofil
luftdicht gegenüber dem Bauwerk abgedichtet montiert.
werden. Die Außenflächen der Rolladenkästen Bei außen liegenden Rollladenkästen entfallen die
können je nach gestalterischer Absicht sichtbar Probleme des Wärme- und Schallschutzes wei-
bleiben oder durch vorgesetzte Bauteile verdeckt testgehend (Bild 5.144).
werden (Bild 5.143). Rollladen für Sonderformen von Fenstern, z. B. für
Außen liegende Rollladenkästen vermeiden die Fenster mit schrägen oder dachförmigen Stürzen
Nachteile der ein- und aufgebauten Bauarten und können mit außen liegenden Rollladenkästen vor
5.144a 5.144b
5.145a 5.145b
5.145 Außen liegender Rolladen für Fenster-Sonderformen (der Rolladen wird mit Umlenkrollen hochgezogen)
a) Beispiel für die Anwendung
b) Schnitt A–A
1 Leichtmetall-Rolladenkasten mit Boden- 2 Revisionsklappe
entwässerung, mit Abstandhaltern vor 3 Führungsschiene mit Bürstendichtung
verbreitertem unterem Blendrahmen 4 Einlauftrichter
5.8 Sonnenschutz 433
der Brüstung bzw. bei großen Fensteranlagen des geschlossenen Rollladens. Wenn auch die
außen vor waagerechten Fensterriegeln ausge- Farbbeständigkeit von Kunststoffen ständig ver-
führt werden. Die speziell hergestellten Rollladen- bessert wurde, sollte hellen Einfärbungen der
panzer werden über Umlenkrollen mit seitlichen Vorzug gegeben werden.
oder mittigen Seilführungen nach oben gezogen. Für große Öffnungsbreiten werden Kunststoff-
Die Führungsschienen haben bei derartigen Roll- profile verwendet, die zur Erhöhung der Stabilität
läden besondere Bürsten- oder Gleitdichtungen. ausgeschäumt sein können (Bild 5.146a).
Dennoch ist bei hochgezogenen geschlossenen Aluminium-Profile werden rollengeformt mit Po-
Rollläden das Eindringen von Schlagregenwasser lyurethan-Ausschäumung hergestellt. Die Ober-
in den nach oben offenen Rollladenkasten nicht flächen haben farbige Dickschicht-Einbrenn-
völlig zu verhindern. Die Rollladenkästen müssen lackierungen oder Folienbeschichtungen (Bild
daher ausreichende Wasserablauföffnungen ha- 5.146b).
ben und zur Wartung gut zugänglich sein (Bild
5.145). Für höhere Sicherheitsansprüche kommen strang-
gepresste Ein- oder Mehrkammer-Hohlprofile in
Frage (Bild 5.146c) oder Stahlprofile (Bild 5.146d).
Rollladenprofile und Zubehör Bei Kunststoff- und Metall-Rollladen sind Steck-
Die Rollladen („Rollladenpanzer“) werden heute profile am meisten verbreitet (Bild 5.146a und b).
überwiegend aus Kunststoffhohlprofilen in den Bei allen diesen Verbindungen sitzen die Stäbe
verschiedensten Formen mit Deckbreiten von 25 dicht aufeinander, wenn der Rollladen vollständig
bis 60 mm hergestellt. Die Profile haben eine herabgelassen ist. Wird der Aufzuggurt angezo-
Standarddicke von 14 mm für Öffnungen bis et- gen, so entstehen schmale Lichtschlitze durch 5
wa 4m2 mit Breiten bis etwa 2,50 m. Bei größeren Lochstreifen in den Anschlussstegen. Wenn z. B.
Breiten ergibt sich die Gefahr der Ausbeulung bei nachträglichem Einbau nur wenig Platz zur
Z 28 Z 50 CD 90
Rolladenstab Rolladenstab für uni- Aluminium-Profile
(Altbaurenovierung; verselle Verwendung,
Altbausanierung, auch für beengte
Fertigelemente) Platzverhältnisse
Maximal-Breite Maximal-Breite 5.146c Maximal-Breite
bei Fensterhöhen (Fensterhöhe bis etwa bei Fensterhöhen
von 1,40 m bis 2,50 m): von 1,40 m bis etwa
etwa 1,6 m Bis etwa 1,40 m unverstärkt 2,50 m
Bis etwa 2,50 m mit Metall-
verstärkung
Ballendurchmesser Ballendurchmesser 5.146d Ballendurchmesser
bei 42 mm Walze: bei 60 mm Walze: bei 40 mm Walze:
5.146 Rolladenprofile
a) Kunststoff-Rolladenprofile z. B. Z 28 und Z 50 (Kömmerling) und Profile 4/53 und PU 37 (ROMA)
b) Aluminium-Rolladenprofile z. B. ausgeschäumte Profile Alulac CD 90, Alulac CD 200, Hohlkammerprofil CD 40/S
mit Verstärkungseinlage, Zweikammer-Hohlprofil CD 60 (Alulux®)
c) Stranggepresstes Aluminium-Vollprofil
d) rollgeformter Rolladenstab aus Stahlblech bzw. V2A-Stahl
e) Holzrolladen, Verbindung mit verz. Drahtklammern (dargestellt in auseinandergezogenem Zustand);
Schlussleisten aus Hartholz
434 5 Fenster
Verfügung steht, werden – ebenso wie für Rolltore Rollladen) und die damit nötigen Abmessungen
– nicht ausziehbare Stabprofile verwendet, die bei der Rollladenkästen.
geringeren Ballendurchmessern in herabgelasse- Die Rollladenwalzen müssen entsprechend dem
nem Zustand dicht geschlossene Rollladen- Rollladengewicht so dimensioniert sein, dass die
flächen ergeben. Durchbiegung < 1/500 der Fensterbreite ist. Die
Holz-Rollladen werden wieder zunehmend ein- früher üblichen einfachen Gabellager sind heute
gesetzt, nachdem durch lasierende Anstriche das meistens durch Kugellager abgelöst.
früher gegebene Problem des Oberflächen- Die Rollladen werden seitlich in Laufschienen aus
schutzes mit der bei Lackfarben sehr aufwendi- Leichtmetallprofilen geführt – zur Geräuschdäm-
gen Erneuerung der Anstriche gelöst ist. Neben mung bei Windanfall auch mit innenliegenden
den genormten Stabprofilen wurden in letzter Kunststoff-Führungen –, die bei Holzfenstern auf
Zeit konkave, raumsparende Profile ähnlich den ausgeschnittenen Beiholzleisten, bei Kunststoff-
Kunststoffprofilen entwickelt. Rollladenprofile aus oder Metallfenstern auf entsprechenden Zusatz-
Holz werden durch gegeneinander verschiebli- profilen befestigt werden. Die Laufschienen müs-
che, ineinandergreifende Draht- oder Blechkam- sen so weit vor der Fensterebene liegen, dass die
mern aus rostgeschütztem Stahl miteinander ver- Rollladen auch bei einer gewissen zu berücksich-
bunden (Bild 5.146e). tigenden Durchbiegung an allen Teilen des Fens-
Die Tabellen im Bild 5.146 geben einen Anhalt für ters einwandfrei vorbeigleiten können (Bild 5.147).
die bei gegebener Fensterhöhe entstehenden Antriebe. Bewegt werden kleinere Rollladen von
„Ballen“-Durchmesser (vollständig aufgewickelter Hand mit Hilfe von 18 bis 23 mm breiten Flachgur-
5
5.147 Laufschienen
a) einfache Aluminiumschiene für Kunststoff- oder Holzprofile; 20/20 mm; bei großen Breiten: 30/20 mm
b) Aluminiumschienen mit geräuschdämmenden Profilen oder Bürstenkedern
c) Sicherheitsschiene (Alulux)
ten. Der Zuggurt läuft von der Gurtscheibe auf der Jalousettenanlagen als Sonnenschutz sind außen
Achse der Rollladenwalze sitzt durch einen Schlitz vor den Fenstern anzubringen, weil nur so die auf-
des Rollladenkastens Rollladenkastens auf einen treffende Wärmestrahlung wieder an die Außen-
Gurtroller. Dieser sitzt in einem Mauerkasten und luft abgestrahlt wird. Sie können mit Verklei-
rollt den Gurt durch Federkraft ein. Durch Selbst- dungsblenden vor den Fenstern, frei vor Fassaden
sperrung des Gurtrollers kann der Rollladen in je- oder hinter Fassadenschürzen eingebaut werden
der Stellung festgehalten werden (Bild 5.148). (Bild 5.149).
Die Gurtdurchlässe und die Mauerkästen der Gurt- Außen liegende Jalousetten müssen mit einer
wickler sind wärmetechnische Schwachstellen. ausreichenden Windsicherung ausgestattet sein.
Deshalb und wegen des Bedienungskomforts wer- Je nach Flächengröße und Windbeanspruchung
den Rollladen zunehmend – insbesondere bei sind Führungen in Form von kunststoffummantel-
großen Abmessungen – durch Elektromotoren be- ten Spanndrähten (Bild 5.150a) oder Führungs-
wegt. Derartige (auch programmierbare und funk- schienen (Bild 5.150b) vorzusehen. Dadurch soll
betätigte) Elektroantriebe bestehen aus Rohrmo- auch die Geräuschentwicklung bei Windeinwir-
toren, die in die hohlen Gurtwalzen eingebaut kung nach Möglichkeit herabgesetzt werden.
werden. Für kleinere Rollladen kommen auch pro-
Größere Jalousettenanlagen müssen an Gebäu-
grammierbare Gurtwicklerantriebe in Frage (Bild
den, bei denen eine dauernde Aufsicht nicht ge-
5.148e). Schwere Rolltore werden durch seitlich
währleistet ist, durch Windüberwachungsanlagen
eingebaute Getriebemotoren bewegt.
gesichert werden, die bei aufkommendem Sturm
die Jalousetten automatisch hochziehen.
Bei dem in Bild 5.151 dargestellten Kunststoff-
5
5.8.3 Jalousetten (Raffstores)
Aluminium-Verbundfenster ist eine Jalousette
Jalousetten aus dünnen, lackierten Leichtmetall- wittererungsgeschützt zwischen dem tragenden
lamellen dienen zum Schutz vor übermäßiger Son- Kunststoff-Flügel und einer zusätzlichen äußeren
nen- oder Lichteinstrahlung und – in Sonderaus- Schallschutzverglasung eingebaut.
führungen – auch zur Abdunklung von Räumen. Eine Alternative für Sicht- und Sonnenschutz bie-
Sie werden mit Zugbändern aus Polyester- ten Isolierglasjalousien. Bei ihnen sind regelbare
schnüren oder Seilen aus rostfreiem Stahl manuell Jalousien innerhalb von Isolierglasscheiben mit
oder mit Motorantrieben zu einem flachen Stapel 22 mm Luftzwischenraum eingebaut.
zusammen- und hochgezogen. Auch transparente oder nicht durchsichtige Foli-
Die Pakethöhe beträgt etwa 6 bis 10 % der Jalou- en, die mit Motorantrieb verfahren werden kön-
siehöhe. nen, lassen sich als Sicht- und Wärmeschutz in Iso-
lierglasscheiben einbauen (Bild 5.152).
5.150 Außenjalousette
a) Schnitt
b) Windsicherung mit Spanndraht (WAREMA)
c) Windsicherung mit Führungsschiene
1 Stahlbetondecke 6 Leitkordel (Terylene)
2 Wärmedämmung 7 Windsicherung (Nylonspanndraht)
3 vorgefertigter Flachziegelsturz als 8 Zugband
Jalousieblende 9 Wendeschnüre zum Verstellen der Lamellen-
4 angedübeltes Brett zur Jalousienbefestigung neigung
5 Pakethöhe = 50 mm breiter Lamellenstapel
mit Ober- und Unterschiene
5.153a 5.153b
5.153 Markisen
a) Fallmarkise (auch ausstellbar), b) Tragrohrmarkise
1 Schutzkasten bzw. -hülse 4 Tragrohr und Schutzkasten
2 Seitenführung 5 Gelenkarme
3 Bespannungsstoff („Behang“)
438 5 Fenster
5.154a 5.154b
5 wissen Lichtdurchfall erlauben. Sein Drehlager hat bewirken, wenn sie an der Leibung oder dem
der Klappladen an Stützkloben (bzw. Plattenstütz- Fensterrahmen anschließen.
kloben) die am Fensterrahmen angeschraubt Schiebeläden eignen sich zur Einbruchshem-
oder im Mauerwerk befestigt werden können. Im mung für große Fensteröffnungen, wenn Klapp-
geschlossenen Zustand wird der Laden oben und läden wegen zu großer Flügelgewichte nicht in
unten durch Schubriegel festgestellt. Die Bedie- Frage kommen. Die obere Führung sollte durch
nung erfolgt meistens von Hand, doch gibt es Schutzkästen oder durch übergreifende Fassa-
auch Elektroantriebe für Klappladen (Bild 5.155). denteile witterungsgeschützt sein (Bild 5.156).
Dichte Klappläden können eine Verbesserung des
temporären Wärmeschutzes im Fensterbereich
5.157
Konstruktionsmerkmale einbruchhemmender Fenster
1 abschließbarer Fenstergriff mit definierten
Anforderungen zum Schutz des Getriebes und
mit Sicherung gegen Aufbohren
2 verstärkte Beschläge
3 verstärkte Rahmenkonstruktion
4 verstärkte Glashalteleiste
5 einbruchhemmend wirksame Falzausbildung
6 Verglasung nach DIN 52 290
7 Einbau nach besonderer Vorschrift in geeignete
Baukörper
440 5 Fenster
Tabelle 5.158 Einbruchhemmung von Fenstern,Türen, Tabelle 5.159 Einbruchhemmung von Fenstern,Türen,
Abschlüssen:Widerstandsklassen Abschlüssen: Anforderungen an die Vergla-
DIN V ENV 1627 sung (DIN EN 356)
Tabelle 5.160 Durchschusshemmung nach DIN EN 1522 bzw. DIN EN 1063; Klassifizierung und Anforderungen
für die Prüfung
nen motorische Öffner in Verbindung mit fernbe- Sie müssen so beschaffen sein, dass an den Fal-
dienbaren Ent- bzw.Verriegelungen in Frage kom- zen zwischen Flügel und Blendrahmen ein Ein-
men (Bild 5.161). griff mit Werkzeugen erschwert wird. Die Falztiefe
Fenster der höchsten Widerstandsgruppen verfü- und -breite müssen auf die erhöhten Anforde-
gen meistens über elektronische Öffnungs- und rungen an die Steifigkeit der Rahmen und die
Verschlussüberwachungen auch mit Anschluss an Anbringung von Verriegelungsteilen abgestimmt 5
Einbruchsmeldeanlagen. sein.
Es bedarf kaum der Erwähnung, dass derartige In der Regel sind spezielle verstärkte Verriege-
Fenster sehr kostenaufwendig sind. Es sollten des- lungsbeschläge erforderlich in Verbindung mit
halb zusätzlich Rolladen, Rollgitter und feste Git- verstärkten und besonders montierten Fenster-
ter als Schutzmaßnahmen in Erwägung gezogen bändern sowie mit abschließbaren Betätigungs-
werden. Sie bieten bei entsprechender Ausfüh- griffen. Für verschließbare Betätigungsgriffe müs-
rung einen verbesserten Schutz und wirken ab- sen hochwertige Zylinder mit Aufbohrsicherung
schreckend. Außerdem werden nach vergeb- verwendet werden.
lichen Einbruchsversuchen die oft sehr hohen Die Verriegelungen müssen besondere Sicherun-
Kosten für die Reparatur von Schäden an den ein- gen aufweisen gegen das Öffnen von außen mit
bruchshemmenden Fenstern vermieden (s. Ab- Hilfe von gewissen Bohrungen.
schn. 5.8.2). Gegen das Herausdrücken der Verglasung sind
die innenliegenden Glashalteleisten ausreichend
zu dimensionieren und zu befestigen.
Der Schutz der unteren Falzfuge zwischen Blend-
und Flügelrahmen wird verbessert durch ver-
stärkte Wetterschutzschienen bzw. Wetter-
schutzschienen mit Blendrahmenabdeckung. Bei
Holzfenstern sollten möglichst lange Befesti-
gungsschrauben zum Schutz gegen gewaltsames
Herausreißen schräg und in leicht versetzten Rich-
tungen eingedreht werden (Bild 5.162).
Beschlagteile bei Kunststofffenstern müssen in
den Stahlverstärkungen der Profile verankert sein.
5.161 Durchschusshemmendes Fenster mit durch-
schusshemmender Isolierverglasung Für einbruchhemmende Fenster sollten einflügli-
(SCHÜCO Royal S 70 DH®) ge Fenster oder Fenster mit festem Mittelpfosten
bevorzugt werden. Kritisch ist die Einbruchssiche-
rung für mehrflüglige Fensterelemente, Oberlich-
Konstruktive Maßnahmen ter und Hebeflügelkonstruktionen. Letztere sind
auch deshalb fast völlig vom Markt verschwun-
Einbruchhemmende Fenster können in beliebi- den, obwohl sie immer noch in vielen Publikatio-
gen Konstruktionen und Materialarten hergestellt nen in Verbindung mit Bauwerksanschlüssen, Ab-
werden. dichtungen usw. gezeigt werden.
442 5 Fenster
Umgebende Wände
Widerstands- aus Mauerwerk aus Stahlbeton
klasse nach nach DIN 1053 Teil 1 nach DIN 1045
DIN V ENV 1627 Nenndicke Druckfestigkeits- Mörtel- Nenndicke Festigkeits-
mm klasse der Steine gruppe mm klasse
WK 1
≥ 100
WK 2 ≥ 115
≥ 12 II B 15
WK 3 ≥ 120
WK 4 ≥ 240 ≥ 140
5.10 Lüftungseinrichtungen 443
Bei den durch die Energieeinsparverordnung Der Luftaustausch kann ohne Öffnung der Fenster
(EnEV) gegebenen Anforderungen an fast absolu- auch durch regelbare Spaltlüfter ereicht werden,
te Luftdichtheit bzw. äußerst geringe Fugen- die in den oberen und unteren entsprechend di-
durchlässigkeit der Fenster sind die berechtigten mensionierten Flügelrahmen eingebaut werden
Ansprüche auf ausreichenden Luftwechsel ohne (Bild 5.164).
zusätzliche technische Maßnahmen nicht zu er- Ähnlich wirkende regelbare Spaltlüfter gibt es für
füllen. (auch nachträglichen) Einbau in der Verglasungs-
Der Planung der Raumlüftung – auch in Verbin- ebene der Fensterflügel. Bei dem gezeigten Bei-
dung mit der Wärmerückgewinnung – muss da- spiel mit einer drehbaren Regulier- und Dich-
her künftig wesentlich größere Aufmerksamkeit tungswalze wird das Lüfterelement in den oberen
gewidmet werden. Glasfalz eingesetzt und hat auf seiner Unterseite
Zur kontrollierten Lüftung ist eine Reihe von eine Profilierung zur Aufnahme von Isoliervergla-
regelbaren Einrichtungen auf den Markt gekom- sungen (Bild 5.165).
men. Mit ihnen kann bei richtiger Dimensionie- Das in Bild 5.166 gezeigte Lüftungssystem wird
rung ein teilweise auch automatisch geregelter unterhalb von Fenstern in die Brüstung einge-
ausreichender Luftwechsel für Aufenthaltsräume baut. Walzenventilatoren saugen Frischluft an, die
sichergestellt werden, ohne dass es zu un- verhält- auf der Raumseite über Heizelemente geleitet
nismäßig großen Wärmeverlusten kommt. Sie werden kann.
können in die Fensterrahmen oder in die Brüs- Die mit Ventilatoren ausgestatteten System kön-
tung eingebaut werden. nen teilweise steuerungstechnisch in die Hei-
Alle derartigen Lüftungselemente müssen in ge- zungstechnik der Gebäude integriert werden (vgl. 5
schlossenem Zustand die gleiche Fugendichtig- auch Abschn. 5.2.1).
keit wie die Fenster aufweisen. Die Anrechnung der Wärmerückgewinnung aus
Ein zugfreier Luftaustausch kann z. B. durch be- Lüftungsanlagen auf die Energiebilanz eine Ge-
sondere Spaltlüftungsbeschläge erreicht werden. bäudes ist auf Grund der EnEV möglich (s. Abschn.
Mit ihnen wird der Öffnungswinkel des Fenster- 16.5.7.3 in Teil 1 des Werkes). Sie darf bei den Wär-
flügels in Dreh- und Kippstellung so begrenzt, meschutznachweisen jedoch nur erfolgen, wenn
dass die umlaufenden Falzdichtungen nicht mehr die Dichtigkeit des Gebäudes nach DIN 13 829
überall anliegen und ein umlaufender Lüftungs- nachgewiesen wird, in der Lüftungsanlage die
spalt entsteht. Zuluft nicht unter Einsatz von elektrischer oder
5.164 Spaltlüfter für den Einbau in Flügelrahmen 5.165 Spaltlüfter für den Einbau in der Verglasungsebene
(BUG-Lüftung®) (Lüftomatic LR 6®)
444 5 Fenster
aus fossilen Brennstoffen gewonnener Energie Wenig sinnvoll ist es auch, einerseits die Benutzer
gekühlt wird und wenn die Lüftungsanlage den mit komplizierten und teuren Lüftungseinrichtun-
Mindestluftwechsel sicherstellt. gen zu konfrontieren, auf der anderen Seite eine
Bei fast allen der erwähnten Lüftungseinrichtun- weitgehend unkontrollierte Lüftung durch Dreh-
gen wird zwar den strikten Forderungen der Ener- kippbeschläge zu ermöglichen.
gieeinsparung Rechnung getragen, doch sind alle Schließlich lösen in der Praxis des Alltages so
Lösungen mit z. T. recht erheblichen Zusatzkosten manche Benutzer das Problem der zu dicht
für Herstellung, Betrieb und Wartung verbunden. schließenden Fenster wesentlich weniger auf-
Insbesondere ist das Problem der Verschmutzung wendig durch teilweises Entfernen der Falzdich-
durch staub- und pollenbelastete Außenluft zu tungen.
bedenken. Für den Einsatz in besonders lärmbelasteten Ge-
Auch erfordert bei vielen Systemen die Gefahr der bieten können hochgradig schallschluckende la-
Tauwasserbildung an den Luftdurchlässen eine byrintartige Lüftungselemete mit oder ohne Ven-
kritische Beachtung. tilatoren unentbehrlich sein (Bild 5.167).
5.11 Normen 445
5.11 Normen
Norm Ausgabedatum Titel
Normen, Fortsetzung
DIN 68 121-1 09.1993 Holzprofile für Fenster und Fenstertüren; Maße, Qualitätsanforderungen
DIN 68 121-2 06.1990 –; Allgemeine Grundsätze
DIN 68 800-3 04.1990 Holzschutz; Vorbeugender chemischer Holzschutz
DIN EN 107 02.1982 Prüfverfahren für Fenster; Mechanische Prüfungen
DIN EN 356 02.2000 Glas im Bauwesen; Sicherheitssonderverglasung; Prüfverfahren und Klassen-
einteilung des Widerstandes gegen manuellen Angriff
DIN EN 357 02.2005 Glas im Bauwesen; Brandschutzverglasungen aus durchsichtigem oder durch-
scheinenden Glasprodukten; Klassifizierung des Feuerwiderstandes
DIN EN 410 12.1998 Glas im Bauwesen; Bestimmung der lichttechnischen und strahlungsphysikalischen
Kenngrößen von Verglasungen
DIN EN 572-1 09.2004 Glas im Bauwesen – Basiserzeugnisse aus Kalk-Natronsilikatglas – Definitionen und
allgemeine physikalische und mechanische Eigenschaften;
Deutsche Fassung EN 572-2:1994
DIN EN 572-2 09.2004 –; Floatglas
DIN EN 572-3 09.2004 –; Poliertes Drahtglas
DIN EN 572-4 09.2004 –; Gezogenes Flachglas
DIN EN 572-5 09.2004 –; Ornamentglas
DIN EN 572-6 09.2004 –; Drahtornamentglas
5 DIN EN 572-7 09.2004 –; Profilbauglas mit oder ohne Drahteinlage
DIN EN 942 06.2007 Holz in Tischlerarbeiten – Allgemeine Anforderungen
DIN EN 1026 09.2000 Fenster und Türen; Luftdurchlässigkeit; Prüfverfahren
DIN EN 1051-1 04.2003 Glas im Bauwesen; Glassteine und Betongläser, Begriffe und Beschreibungen
DIN EN 1063 01.2000 Glas im Bauwesen; Sicherheitssonderverglasung; Prüfverfahren und Klassen-
einteilung für den Widerstand gegen Beschuss
DIN EN 1096-1 01.1999 Glas im Bauwesen; Beschichtetes Glas; Teil 1: Definition und Klasseneinteilung
DIN EN 1191 08.2000 Fenster und Türen; Dauerfunktionsprüfung; Prüfverfahren
DIN EN 1279-1 08.2004 Glas im Bauwesen; Mehrscheiben-Isolierglas – Teil 1: Allgemeines, Maßtoleranzen
und Vorschriften für die Systembeschreibung
DIN EN 1522 02.1999 Fenster,Türen, Abschlüsse; Durchschusshemmung; Anforderungen
und Klassifizierung
DIN EN 1523 02.1999 Fenster,Türen, Abschlüsse; Durchschusshemmung; Prüfverfahren
DIN V ENV 1627 04.1999 –; Einbruchhemmung; Anforderung und Klassifizierung
DIN V ENV 1628 04.1999 –;–; Prüfverfahren für die Ermittlung der Widerstandsfähigkeit unter statischer
Belastung
DIN V ENV 1629 04.1999 -; -; Prüfverfahren für die Ermittlung der Widerstandsfähigkeit unter dynamischer
Belastung
DIN V ENV 1630 04.1999 –; –; Prüfverfahren für die Ermittlung der Widerstandsfähigkeit gegen manuelle
Einbruchsversuche
DIN EN 1935 05.2002 Baubeschläge; Einachsige Tür- und Fensterbänder; Anforderungen
und Prüfverfahren
DIN EN 12 150-1 11.2000 Glas im Bauwesen; Thermisch vorgespanntes Kalknatron-Einscheibensicherheits-
glas; Definition und Beschreibung
DIN EN 12 207 06.2000 Fenster und Türen: Luftluftdurchlässigkeit – Klassifizierung
DIN EN 12 208 06.2000 Fenster und Türen: Schlagregendichtheit – Klassifizierung
DIN EN 12 210 08.2003 Fenster und Türen:Widerstandsfähigkeit bei Windlast; Klassifizierung
DIN EN 12 211 12.2000 Fenster und Türen; Widerstandsfähigkeit bei Windlast; Prüfverfahren
DIN EN 12 365-1–4 12.2003 Baubeschläge – Dichtungen und Dichtungsprofile für Fenster,Türen und
andere Abschlüsse sowie vorgehängte Fassaden
DIN EN 12 400 01.2003 Fenster und Türen – Mechanische Beanspruchung – Anforderungen und Einteilung
DIN EN 12 519 06.2004 Fenster und Türen; Terminologie; dreisprachige Fassung
DIN EN ISO 12 543-1 08.1998 Glas im Bauwesen; Verbundglas und Verbundsicherheitsglas, Definition und
Beschreibung von Bestandteilen
DIN EN ISO 12 543-2 03.2006 –; Verbundglas und Verbundsicherheitsglas; Verbundsicherheitsglas
DIN EN ISO 12 543-3 08.1998 –; Verbundglas und Verbundsicherheitsglas,Verbundglas
5.12 Literatur 447
Normen, Fortsetzung
DIN EN ISO 12 543-5 08.1998 –; Verbundglas und Verbundsicherheitsglas, Maße und Kantenbearbeitung
DIN EN ISO 12 543-6 08.1998 –; Verbundglas und Verbundsicherheitsglas, Aussehen
DIN EN 13 541 02.2001 Glas im Bauwesen; Sicherheitssonderverglasung; Prüfverfahren und Klassen-
einteilung des Widerstandes gegen Sprengwirkung
DIN EN 14 351-1 07.2006 Fenster und Türen; Produktnorm, Leistungseigenschaften – Teil 1: Fenster und
Außentüren ohne Eigenschaften bezüglich Feuerschutz und/oder Rauchdichtigkeit
DIN EN ISO 6946 10.2003 Bauteile; Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient;
Berechnungsverfahren
E DIN EN ISO 6946 06.2005 Bauteile; Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient;
Berechnungsverfahren (ISO/DIS 6946: 2005)
DIN EN ISO 10 211-1 11.1995 Wärmebrücken im Hochbau; Wärmeströme und Oberflächentemperaturen;
Allgemeine Berechnungsverfahren
DIN EN ISO 10 211-2 06.2001 –; –; Linienförmige Wärmebrücken
Ferner ist zu beachten: VDI-Richtlinie 2719 „Schalldämmung von Fenstern und deren Zusatzeinrichtungen“ (08.1987)
5
5.12 Literatur
[1] Berger, W.: Fensteranschlüsse; Mängelfreier Einbau nacch dem Stand der Technik; in Bauhandwerk/Bausanierung
4/2001
[2] Bundesverbände des Glaserhandwerkes, Metallhandwerkes sowie Holz und Kunststof/ift Rosenheim: Einbau von
Fenstern und Fenstertüren mit Anwendungsbeispielen, Düsseldorf 2002
[3] Gerner, M., Gärtner, D.: Historische Fenster. Entwicklung, Technik, Denkmalpflege. Stuttgart 1996
[4] Hager,W.: Moderne Isoliergläser – Leistungsgrenze erreicht; in BM 10/2000
[5] Hepp, B.: Brandschutzverglasungen; Spezialgläser – Ihre Wirkungsweise und Anwendung in Bauteilen. In: glasforum
1/1996
[6] ift Rosenheim (Institut für Fenstertechnik e.V., Rosenheim): Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen (ZTV) zur
Ausschreibung von Aluminiumfenstern (04.2002)
[7] –: Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen (ZTV) zur Ausschreibung von Aluminium-Holzfenstern (04.2002)
[8] –: Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen (ZTV) zur Ausschreibung von Holzfenstern (04.2002)
[9] –: Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen (ZTV) zur Ausschreibung von Kunststofffenstern (04.2002)
[10] ift-Richtlinie FE-05/2: Einsatzempfehlungen für Fenster und Außentüren; Richtlinie zur Ermittlung der Mindestklassifi-
zierung in Abhängigkeit der Beanspruchung.Teil 1 Windwiderstandsfähigkeit, Schlagregendichtheit und Luftdurchläs-
sigkeit (08.2005). Hrsg.: ift Rosenheim
[11] ift-Richtlinie HO-10/1: Massive, keilgezinkte und lamellierte Profile für Holzfenster; Anforderungen und Prüfung
(11.2002). Hrsg.: ift Rosenheim
[12] Merkblatt: Lasierende Anstrichsysteme für Holzfenster und -türen (03.1994). Hrsg.: ift Rosenheim
[13] ift-Richtlinie FE-06/1: Prüfung von mechanischen und stumpf geschweißten T-Verbindungen bei Kunststoff-Fenstern
(08.2005). Hrsg.: ift Rosenheim
[14] Jehl, W.; Feldmeier; F.; Straßer, G.; Sieberath, U.: Fenstermontage aktuell – Planung und Ausführung der Fenstermontage
unter Berücksichtigung der EnEV 2002 (10.2002). Sonderdruck aus Glas und Rahmen, Fachinformation des ift Rosen-
heim 2002
[15] ift-Fachinformation SI-01/1: Bautrend Sicherheit; Einbruchhemmung – Brandschutz – Absturzsicherheit (01.2005).
Hrsg.: ift Rosenheim
[16] ift-Richtlinie FE-07/1: Hochwasserbeständige Fenster und Türen – Anforderungen, Prüfung, Klassifizierung (10.2005).
Hrsg.: ift Rosenheim
[17] ift-Richtlinie VE-06/01: Beanspruchungsgruppen für die Verglasung von Fenstern; Richtlinie zur Ermittlung der Bean-
spruchungsgruppen für die Verglasung von Fenstern und Fenstertüren bei Verwendung von Dichtstoffen (01.2003).
Hrsg.: ift Rosenheim
448 5 Fenster
[18] ift forum 1/99: Linienförmig gelagerte Verglasungen; Technische Regeln – Anwendung – Vorbemessung (1/1999).
Hrsg.: ift Rosenheim
[19] ift-Richtlinie VE-07/2: Mehrscheiben-Isolierglas mit beweglichen Sonnenschutzsystemen integriert im Scheibenzwi-
schenraum; Nachweis der Gebrauchstauglichkeit von Mehrscheiben-Isolierglas (MIG) mit integrierten beweglichen
Einbauten (08.2005). Hrsg.: ift Rosenheim
[20] ift-Richtlinie WA-01/2: Uf-Werte für thermisch getrennte Metallprofile aus Fenstersystemen; Verfahren zur Ermittlung
von Uf-Werten für thermisch getrennte Metallprofile aus Fenstersystemen (02.2005). Hrsg.: ift Rosenheim
[21] ift-Richtlinie WA-02/3: Uf-Werte für Kunststoffprofile aus Fenstersystemen; Verfahren zur Ermittlung von Uf-Werten für
Kunststoffprofile aus Fenstersystemen (02.2005). Hrsg.: ift Rosenheim
[22] ift-Richtlinie WA-03/3: Uf-Werte für thermisch getrennte Metallprofile aus Fassadensystemen; Verfahren zur Ermittlung
von Uf-Werten für thermisch getrennte Metallprofile aus Fassadensystemen (02.2005). Hrsg.: ift Rosenheim
[23] ift-Richtlinie WA-04/1: Verfahren zur Ermittlung von UW-Werten für Holzfenster (06.2003). Hrsg.: ift Rosenheim
[24] ift-Richtlinie AB-01/1: Einsatzempfehlungen für äußere Abschlüsse; Richtlinie zur Auswahl geeigneter Windklassen
nach EN 13659 (01.2006). Hrsg.: ift Rosenheim
[25] –; Industrieverband Dichtstoffe e.V. Düsseldorf: IVD-Merkblatt: Dichtstoffe in der Anschlußfuge für Fenster und
Außentüren; Grundlagen für die Ausführung (11.2003)
[26] Informationsdienst Holz: Holzfensterprofile, lamelliert und keilgezinkt; Düsseldorf 1999
[27] –; Fenster: Grundlagen, Konstruktionen, Details; Düsseldorf 2001
[28] Institut des Glaserhandwerks für Verglasungstechnik und Fensterbau, Hadamar; Technische Richtlinie Nr. 1. Dichtstoffe
für Verglasungen und Anschlussfugen – Arten, Eigenschaften, Anwendung, Verarbeitung (08.2004)
5 [29] –; Technische Richtlinie Nr. 3. Klotzung von Verglasungseinheiten (08.2003)
[30] –; Technische Richtlinie Nr. 17. Verglasen mit Isolierglas einschließlich „Erläuterungen zu DIN 18545 Teil 1–3“ (02.2003)
[31] –; Technische Richtlinie Nr. 20. Einbau von Fenstern und Fenstertüren mit Anwendungsbeispielen (02.2003)
[32] Interpane Glasindustrie GmbH: Gestalten mit Glas. Lauenförde 2002
[33] RAL-Gütegemeinschaften Fenster und Haustüren: Leitfaden zur Montage. Frankfurt 2002
[34] Schmid, J.: Montage von Fenstern, Stand der Technik. Institut für Fenstertechnik Rosenheim 1997
[35] Schmid, J. Froelich H.: Fenstertechnik – Neue Ansätze zur Beurteilung der Gebrauchstauglichkeit und Auswirkungen der
EnEV; in wksb 48/2002 Ludwigshafen
[36] Schmid, J., Jehl, W.,Taute, H.: Anschlussausbildung bei Holzfenstern. In: DAB 6/97
[37] Schmid, J., Kolitz, K.,Taute, H.: Holzfenster. In: DAB 3/1996
[38] Schmid, J., Leuschner, I.: Tauwasser und Schimmelpilze im Fensterbereich; in DAB 3/2000
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Türen und Fassaden (11.2004)
[40] –; VFF Merkblatt ES.02: Anforderungen der Energieeinsparverordnung 2002 für Fenster, Türen und Fassaden (01.2002)
[41] –; VFF Merkblatt ES.03: Wärmetechnische Anforderungen an Baukörperanschlüsse für Fenster (12.2001)
[42] –; VFF Merkblatt HO.01/A1: Klassifizierung von Beschichtungen für Holzfenster und -Haustüren (04.2004)
[43] –; VFF Merkblatt HO.06: Holzarten für den Fensterbau – Eigenschaften, Holzartentabelle (07.2004)
[44] Wicona Bausysteme GmbH.; Planer-Praxis Fenster und Türen, Ulm 2002
[45] Zimmermann, G.: Schmutzwasserfahnen und andere Fassadenschäden infolge fehlender Tropfkanten. In: arconis
2/1996
449
6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)
6.1d 6.1e
der Fassadenbauteile führen) durch Dehnungs- U-Werte von 1,3 bis 1,1 W/(m2K). Dreifachvergla-
profile in der Fassadenebene aufgenommen wer- sungen erreichen U-Werte bis zu 0,5 W/(m2K).
den können. Dehnungsfugen in den Randberei- Durch Edelgasfüllungen und emissionsreduzie-
chen an den seitlichen und oberen Anschlüssen rende Beschichtungen (low e coatings) können
müssen gewährleisten, dass alle Fassadenan- bei Zweischeibenverglasungen U-Werte bis zu
schlüsse an die Grundkonstruktion des Bau- 0.9 W/(m2K) erreicht werden. So genannte „Va-
werkes durch bewegliche Anschlüsse ausgebildet kuumgläser“ mit erwarteten U-Werten von bis
werden, sodass Lasteintragungen aus Verformun- zu 0,15 W/(m2K) sind noch nicht serienreif ent-
gen des Bauwerkes (Schwindprozesse, Setzun- wickelt.
gen) auf die Fassadenkonstruktion vermieden Wie bei allen transparenten Fassadenflächen
werden. kann mit energieeffizienten, hochwertigen Ver-
glasungssystemen und Fenstern unter gewissen
Winterlicher Wärmeschutz. Glasflächen verfü- Rahmenbedingungen mehr Solarenergie gewon-
gen heute bei üblicher Isolierverglasung über nen werden als Transmissions- und Lüftungswär-
6.2 Planung von PRF 451
6.2a 6.2b
meverluste auftreten. Entscheidend für die Ener- geplant, so dass neben der Luftschalldämmung
gieeffizienz ist bei zunehmend verbesserter Glas- gegen Außenlärm die Längsschalldämmung zwi-
qualität die Ausführung des Randverbundes des schen einzelnen Geschossen und auch Räumen 6
Glases und die thermischen Trennung der Rah- innerhalb eines Geschosses von Bedeutung ist
mung und Glashalterung. (s.a. Abschn. 9.4 in Teil 1 dieses Werkes). Ergän-
zend zu den Standardanforderungen an den
Sommerlicher Wärmeschutz wird gemäß Ener- Schallschutz gemäß DIN 4109 ist es vielfach gän-
gieeinsparverordnung (EnEV) bei Räumen ab ei- gige Praxis, im Rahmen von Ausschreibungen
nem Fensterflächenanteil von 20 % nachweislich Schallschutzklassen von 1 bis 6 gemäß VDI-Richt-
gefordert (s. a. Abschn. 16.5.4 in Teil 1 dieses Wer- linie 2791 zu vereinbaren, obwohl die VDI-Richt-
kes). Er kann neben beschichteten Sonnenschutz- linie bauaufsichtlich nicht eingeführt ist.
verglasungen am besten durch außen liegende
Sonnenschutzsysteme (s. a. Abschn. 5.8 und Ab- Brandschutz. Fassaden, deren Segmente mit
schn. 9.6 in Teil 1 dieses Werkes) erreicht werden. Glas ausgefacht sind, gelten im Sinne des Bau-
Eine Befestigung außenseitig angeordneter Son- rechtes als nichttragende Außenwände, da sie
nenschutzeinrichtungen ist in aller Regel an den nur einen Raumabschluss zur Umgebung darstel-
Pfosten- und Riegelprofilen möglich. Zur Ver- len. Nach § 28 der Musterbauordnung (MBO) sind
meidung von Windbelastungen, Bewitterung nichttragende Außenwände außer bei den Ge-
und Verschmutzung außen liegender Sonnen- bäudeklassen 1 bis 3 (Oberkante Fußboden eines
schutzeinrichtungen kann bei nur geringfügig Geschosses mit Aufenthaltsräumen ≤ 7 m über
verschlechterten Energiedurchlassgraden (g-Wert) Geländeoberkante) aus nicht brennbaren Mate-
ein verglasungsintegrierter Sonnenschutz im Luft- rialien oder mindestens in der Feuerwiderstands-
zwischenraum (LZR) der Isolierverglasung ange- klasse F 30 herzustellen. Mit Fassadenkonstruk-
ordnet werden. Innen auf der Raumseite ange- tionen aus Stahl oder Aluminium kann der
ordnete Sonnenschutzanlagen sind wenig dazu Forderung nach Verwendung von nicht brenn-
geeignet, den Wärmeintrag aus der Sonnenstrah- baren Baustoffen (A-Baustoffe) entsprochen wer-
lung wirksam zu reduzieren. Sie erfüllen überwie- den. Mit Holz-Tragprofilen können diese Forde-
gend Blendschutzfunktionen gegen übermäßig rungen nicht erreicht werden.
auftretende Lichteinstrahlung. Brandversuche mehretagiger Anordnungen von
Holz-Glas-Fassaden führender Hersteller haben
Schallschutz. PRF werden zunehmend geschoss- jedoch gleichwertige Ergebnisse hinsichtlich der
übergreifend und auch trennwandübergreifend Brandschutzeigenschaften (Rauchdurchtritt durch
452 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)
tisch in den Hintergrund treten (Bild 6.1d) . Die werden über die Riegel und Kragarme oder Kon-
vertikalen Verglasungsprofile an den Pfosten be- solen in die Primärstruktur eingeleitet (Bild 6.3g).
stimmen dann alleine das Erscheinungsbild der Durch Zugstäbe im Bereich des Riegelprofils oder
Fassade. Zugseile innerhalb der Verglasungsebene kön-
nen die Vertikallasten an die Decken- oder Dach-
Riegelfassaden. Um insbesondere bei höheren konstruktionen des Bauwerkes abgehängt wer-
Fassaden die nach unten zunehmenden Vertikal- den. Die horizontalen Windlasten werden über
lasten aus dem Eigengewicht zu begrenzen, die Riegelprofile und Zug- und Druckstäbe in
können die horizontalen Riegelprofile regel- die Stützen eingeleitet (Bild 6.3f ). Die Ansichten
mäßig an dem Primärtragwerk des Gebäudes be- der Fassaden sind dann vor allem durch hori-
festigt werden. Eigengewicht und Windlasten zontale Riegelprofile geprägt. Vertikale Glasstöße
1 Pfostenprofil
2 Riegelprofil
3 Ebene der Verglasung
und Füllelemente
4 Kragarm oder Konsole
5 Zugseil
6 Druckstab
7 Horizontale Tragelemente
(Decken/Dächer)
8 Stützen (Primärtragwerk)
6.3e 6.3f 6.3g
6.5a 6.5b
• Einbetonierte Ankerschienen mit Ankerschrau- hängigkeit von dem Anzugsmoment der Anker-
ben, schraube übertragbar. Ankerplatten können mit
• Einbetonierte Ankerplatten Bohrungen für Schraubverbindungen versehen
• Dübelverbindung mit Schwerlastanker für nach- werden oder dienen zum direkten Anschweißen 6
trägliche Montage von Verbindungselementen. Bei Schweißverbin-
dungen ist auf die Befähigungsnachweise geeig-
Ankerschienen mit systemgebundenen Verbin- neten Personals und einen anschließenden Kor-
dungsmitten (Ankerschrauben) in vorgeschrie- rosionsschutz der Schweißnähte gemäß DIN EN
benen Werkstoffklassen übernehmen Kräfte ISO 12 944 zu achten. Dübelverbindungen über-
überwiegend nur in einer Richtung. In Schienen- tragen Kräfte in alle Richtungen. Befestigungen
richtung sind Kräfte lediglich beschränkt in Ab- mit Dübeln dürfen nur mit bauaufsichtlich zuge-
cm4
cm4
cm4
cm4
Jx
Jx
Jx
Jx
5500
Pfostenhöhe in m
60/100
600
60/140
60/120
1000
800
50/92
150
100
60/60/3
50
40
30
6
4,00 50/100 400 50/120 T 60
600 56/60 75
300 50/3 20
3,50 60/80
60/100
50/100 400 50
50/80 200 40 50/3 15
3,00 T 50
300 30
150 60/80 50/52 10
50/80 25
200 20
2,50 60/60 100
150
75 15 5
2,00 50/50 60/60 4
50 100 10 3
1,75 30 2
50/50 50 5
1,50 20
4
30
15 3
1,25 20
10 2
15
1,00
10
5
5
4
Pfostenabstand in m
Holz E-Modul = 14.000 N/mm•
0,75
1,00
1,25
1,50
1,75
2,00
2,25
2,50
2,75
3,00
z.B. Leimbinder BS 18
(Furnierschichtholz)
(Brettschichtholz)
z.B. Multiplex
1) Die dargestellten Diagramme dienen lediglich zur Vorbemessung von Fassadenpfosten. Sie ersetzten in keinem Fall die
notwendigen Spannungs- und Stabilitätsnachweise. Bei der Ermittlung der Werte wurden folgende Grundlagen ange-
nommen. Windlasten gemäß DIN 1055 von 0 bis 8 m Gebäudehöhe = 0,5 KN/m2, von 8 bis 20 m Gebäudehöhe = 0,8 KN/
m2, Druckbeiwert cp = 0,8, Lasterhöhung für einzelne Bauteile = 25 %, max. Durchbiegung I/300, max. Scheibengrößen
2,40 m. Die Werte beziehen sich auf Einfeldträger. Bei Zweifeldträgersystemen reduziert sich das erforderliche Trägheits-
moment um den Faktor 0,42.
458 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)
cm4
cm4
cm4
cm4
Jx
Jx
Jx
Jx
80/240 17000
Pfostenhöhe in m
10
5
Pfostenabstand in m
Holz E-Modul = 14.000 N/mm•
0,75
1,00
1,25
1,50
1,75
2,00
2,25
2,50
2,75
3,00
6
z.B. Leimbinder BS 18
(Furnierschichtholz)
(Brettschichtholz)
z.B. Multiplex
nommen werden. In jedem Fall ist ein genauer schen Pfosten und Riegel in den Pfosten (Bild
statischer Nachweis der Tragfähigkeit der Pfosten 6.11a bis d)
und Riegel einer Fassade erforderlich. • Überleitung des Glasgewichtes durch Flach-
stahlwinkel oder -kreuze in der Verglasungs-
Befestigungssysteme zwischen Pfosten- und ebene exzentrisch in den Pfosten (Bild 6.11e)
Riegelbauteilen in Metall- oder Holzbauweise
müssen den hohen Beanspruchungen in den
Knotenpunkten entsprechen. Die Riegel übertra- Die Lastübertragung mit Flachstahlprofilen er-
gen die Lasten über eine kurze Distanz in die fordert zusätzliche Verbindungsmittel für die
Pfostenprofile. Hierbei entsteht ein Biegemoment Lastabtragung des Glases.
(Bild 6.4). Die exzentrische Lagerung des Glases Die Verbindungen zwischen Pfosten und Riegel
am Riegel erfordert eine steife Verbindung zwi- stellen im Bereich der Anschlussknoten erhöhte
schen Riegel- und Pfostenprofil. Anforderungen an die mechanischen Eigenschaf-
Je nach Aufführungsart sind unterschiedliche Be- ten der Verbindungselemente und der Befesti-
lastungen im Pfosten-Riegel-Stoß zu erwarten. gungsmittel. Die Eignung der Anschlussart hängt
Hierbei werden zwei Ausführungsvarianten un- von dem Material der Tragkonstruktion und dem
terschieden. abzutragenden Glasgewicht ab und muss insbe-
• Überleitung des Glasgewichtes über den Rie- sondere bei Holz- Tragkonstruktionen im Einzel-
gelquerschnitt und ein Verbindungsmittel zwi- fall abgestimmt und nachgewiesen werden.
6.4 Bauarten 459
6.4.2 Pfosten und Riegel aus Holz der Verwendung von Holzprofilen für Fassaden-
tragkonstruktionen bei höheren Gebäudehöhen.
Die Lastübertragung vom Riegelprofil in den Brandversuche haben jedoch ergeben, dass bei
Pfosten kann innerhalb des Riegelquerschnittes Holzfassadenkonstruktionen nach 30 Minuten
mit Holzdübeln, Schwalbenschwanzverbindun- Branddauer weder Raucheintritt durch den
gen, bzw. Stahl- Verbindungsmitteln oder in Ver- Deckenanschluss noch eine Brandausbreitung an
glasungsebene mit einem kreuz- oder t-förmigen den Holzbauteilen zu verzeichnen waren und
Flachstahlprofil erfolgen (Bild 6.11). dass darüber hinaus auch nach einer Branddauer
von 60 Minuten die brennbaren Fassadenbautei-
Brandschutz. Die Forderung der Musterbauord- le der anderen Geschosse ebenfalls ihre Standfe-
nung nach Herstellung von nichttragenden stigkeit behalten haben.
Außenwänden bei Gebäuden der Gebäudeklasse
3–5 sowie bei Sonderbauten aus nicht brennba- Bei Gebäuden der Gebäudeklasse 3–5 sowie bei
ren Baustoffen (A-Baustoffe) oder mindestens in Sonderbauten ist somit eine Genehmigung im
feuerhemmender Bauweise (F 30) widerspricht Einzelfall bei der Baubehörde möglich und erfor-
derlich.
6.11
Verbindungsmittel für Holz-
konstruktionen am Pfosten-
Riegel-Anschluss
a) Dübelverbindung mit einge-
leimten Buchenholzdübeln
b) Schwalbenschwanzverbindung
c) Exzenterverbindung
d) Spannankerverbindung
e) Flachstahlverbindung in
Verglasungsebene 6.11d 6.11e
460 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)
6.4.3 Pfosten und Riegel aus Stahl nicht brennbaren, wärmedämmenden Trennla-
oder Aluminium gen zur Verfügung (Bild 6.7i).
Fugenlos hergestellte Pfosten- Riegelsysteme aus
Pfosten und Riegel aus Stahl oder Aluminium Stahl- oder Aluminium-Hohlprofilen können was-
werden mit Bolzen vor der Verglasungsebene sergefüllt und an die Heiz- bzw. Kühlanlage des
und Verschraubungen sowie zusätzlichen Verbin- Gebäudes angeschlossen werden. Je nach Quer-
dungsmitteln für den direkten oder nachträgli- schnitt ist dadurch eine Temperierung in Bereich
chen Einbau des Riegelprofils miteinander ver- der Fassaden (schwitzwasserfreies Glas, Vermei-
bunden (Bild 6.12). dung des abfallenden Kaltluftstromes) oder auch
Aluminiumprofile können zur Verbesserung der ganzer Räume als Ersatz für herkömmliche Heiz-
statischen Eigenschaften zusätzlich mit in die systeme möglich. In Ergänzung zu den senkrecht
Hohlräume eingeschobene Flachstahlprofile ver- und waagerecht verlaufenden Fassadenprofilen
stärkt werden (Bild 6.7e). werden innenseitig Zusatzprofile zur Aufnahme
Zur Verbesserung der Brandschutzeigenschaften von magnetisch mit Wärmeleitprofilen befestig-
(G 30 und F 30) von Aluminium-Tragprofilen ste- ten Rohren aus Kupferrohr zur Beheizung und
hen zweischalige Profile mit innen liegenden Kühlung angeboten (Bild 6.7d).
6.12a 6.12b
6.12
Verbindungsmittel für Metallkonstruktionen am Pfosten-
Riegel-Anschluss
a) Verbindung mit Bolzen und Verschraubung
b) Verbindung mit Bolzen und zusätzlichem T-Stück aus
Aluminium
c) Nachträglicher Einbau des Riegels mit Sonderverbinder
6.12c (Fa. Heroal)
6.5 Ausfachungen und Füllelemente 461
6.4.4 Pfosten und Riegel – Mischformen derungen gewählt (s. a. Abschn. 5. 4 und Abschn.
9 in Teil 1 dieses Werkes). Bedingt durch den ge-
Für Metall- und/oder Holz-Tragkonstruktionen setzlich vorgeschriebenen Wärmeschutz kom-
stehen verschiedene Befestigungsmöglichkeiten men in aller Regel Mehrscheiben-Isoliergläser
zwischen Pfosten- und Riegelbauteilen zur Ver- zum Einsatz. Der Aufbau der Verglasung führt als
fügung (Bild 6.11 und 6.12). Pfosten-Riegel-Ver- Kombination von verschiedenen Glasarten (Float-
bindungen müssen neben den mechanischen glasscheiben, Einscheibensicherheitsglas = ESG
Eigenschaften in jedem Fall einen dichten Fugen- oder Verbundsicherheitsglas = VSG), Größe des
verschluss erhalten. Insbesondere bei der Ver- Luftzwischenraumes (LZR), Art und Lage der
wendung von Holzprofilen können offene Fugen Beschichtung, Gasfüllung sowie einer Vielzahl
im Bereich der Verbindungspunkte als Folge von von Sondergläsern für Wärme-, Sonnen-, Schall-,
Verformungen (Schwinden und Quellen quer oder Brandschutzfunktionen zu anforderungsge-
zur Holzfaser) durch Feuchteschwankungen und rechten Lösungen für die transparenten oder
hierdurch hervorgerufener Kondensatausfall im auch transluzenten Fassadenflächen.
Fugenquerschnitt zu Schäden an der Tragkon- Blickdichte, opake Verglasungen können eben-
struktion der Fassade führen. Geeignete Dich- falls als Isolierglasscheiben oder – vor wärmege-
tungselemente vermindern das kapillare Ein- dämmten Außenwandflächen – auch als Einschei-
dringen von Feuchtigkeit in die Fugen und das benverglasung eingesetzt werden. Praxisübliche
Diffundieren warmer, feuchter Raumluft in den Einzelscheibengrößen betragen ca. 1,20 m bis
Verbindungsmittelbereich. 2,40 m Seitenlänge. Die Eigenlasten der Glas-
scheiben stehen i. d. R. nicht direkt auf den
Riegelprofilen auf und werden somit nicht linear
6.5 Ausfachungen eingeleitet, sondern durch Klotzungen aus Voll-
kunststoffstücken (Polyamid) punktuell aufgela-
und Füllelemente gert. Die liegend angeordneten Profilquerschnitte
der Riegel müssen zur Aufnahme der Eigenlasten 6
Als Ausfachungs- und Füllelemente stehen fol- der Verglasungen ausgelegt werden.
gende Bauteile zur Verfügung.
• transparente Verglasungen Brandschutzverglasungen (G- oder F-Vergla-
• transluzente (lichtdurchscheinende) Verglasun- sungen; s. a. Abschn. 16.7 in Teil 1 dieses Werkes)
gen müssen einschließlich ihrer Halterungen, Befesti-
gungen und Fugenausbildungen beim Brandver-
• opake (lichtundurchlässige) Verglasungen such als Raumabschluss wirksam bleiben.
• feststehende oder öffenbare Paneelelemente
als Fertigteile oder vor Ort gefertigt Sicherheitsverglasungen. Verbundsicherheits-
• Fenster-, Fenstertür- und Türöffnungen gläser aus mehreren mit Folien, Gießharz oder Po-
• Füllelemente mit besonderen Funktionen (z. B. lykarbonat verbundenen Glasschichten für den
Flächen zur Solarenergiegewinnung) Objektschutz als angriffshemmende Verglasun-
gen gemäß DIN 356 oder beschusshemmende
Um den Einsatz eines gleichartigen Verglasungs- Verglasungen gemäß DIN 1063 erfordern eine
und Befestigungssystems für alle Ausfachungs- der Widerstandsklasse konforme Einbauart.
flächen innerhalb der Fassadenkonstruktion zu
Wärmeschutzgläser sind einerseits hinsichtlich
ermöglichen, müssen die Verglasung und alle
ihrer Wärmeschutzeigenschaften (Uv-Wert) und
Füllelemente die gleiche Randdicke aufweisen,
ihres Gesamtenenergiedurchlassgrades (g-Wert)
damit sie in gleicher Bauart eingebaut und be-
zu betrachten.
festigt werden können.
Verglasungs- und Befestigungssysteme sollen Verglasungsarten. Verglasungssysteme müssen
das einfache Durchführen von Ersatzverglasun- in Verbindung mit allen Ausfachungs- und Füll-
gen und Instandhaltungsmaßnahmen von Dicht- elementen eine wind- und schlagregendichte
profilen, Versiegelungen und beweglichen Bau- Fassadenhülle bilden. Sie dienen der mechani-
teilen ermöglichen. schen Befestigung der Verglasungen und der
sonstigen Einbauelemente. Darüber hinaus muss
Verglasungen werden in Abhängigkeit von un- das Verglasungssystem den Dampfdruckaus-
terschiedlichsten statischen, bauphysikalischen, gleich in den Glasfalzen ermöglichen und über
konstruktiven und sicherheitstechnischen Anfor- eine Glasfalzentwässerung verfügen. Als Vergla-
462 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)
6.13a 6.13b
6
6.13
Verglasungsarten
a) Fassadenverglasung mit Glashalteleiste für Fenster-
wände kleiner Flächengröße
b) Verglasung mit Profilsystemen, geeignet für alle
Anwendungsbereiche (Pressleistenverglasung)
c) Structural Glazing-System (teilweise anwendbar)
d) Ganzglassysteme mit punktgehalten Scheiben und
6.13c 6.13d dauerelastischem Fugenverschluss
sungsarten (Bild 6.13a bis d) kommen vergleich- nicht möglich. Verglasungen mit außen liegen-
bar mit Fensterverglasungen grundsätzlich Syste- den Pressleisten werden in den Bauarten einer
me mit Glashalteleisten, Pressleistenverglasun- Holz-, Aluminium-, oder Stahltragkonstruktion im
gen mit Profilsystemen, structural sealant glazing Grundsatz gleichartig ausgeführt. Neben der
(SSG-Systeme) und auch rahmenlose Ganzglas- dichten Ausführung und thermischen Trennung
systeme in Frage (s. a. Abschn. 5 und Abb. 9.1 in innen und außen liegender Bauteile kommt der
Teil 1 dieses Werkes.). Berücksichtigung eines ungehinderten Dampf-
druckausgleichs und einer störungsfreien Ent-
Pressleisten-Verglasung. Überwiegend werden wässerung der Fassadenhohlräume große Be-
für PRF jedoch Verglasungen als Profilsysteme deutung zu. Es ist darauf zu achten, dass im
mit Pressleisten ausgeführt, da diese Befesti- Glasfalzraum eventuell austretendes Kondensat-
gungsart für alle Anwendungsfälle (Füllelemen- wasser ablaufen bzw. ablüften kann.
te) geeignet ist. Marktübliche Profilvarianten für Auf die tragenden Profile wird ein inneres Vergla-
Pressleisten-Verglasungen werden entweder diffu- sungsprofil aus Aluminium oder Kunststoff auf-
sionsoffen oder -geschlossen ausgeführt (Bild gebracht, das in Verbindung mit den Dichtgum-
6.14). Diffusionsoffene Verglasungssysteme er- miprofilen im Übergang zum Glas eine innere
möglichen im Bereich der Profilquerschnitte den dampfdichte Ebene ausbildet. Diese Dichtungse-
Dampfdruckausgleich von innen nach außen. Bei bene verhindert den Eintritt feuchter Innenraum-
dampfdiffusionsgeschlossenen Systemen ist das luft in den dichtstofffreien Glasfalzraum und das
6.5 Ausfachungen und Füllelemente 463
6.14a 6.14b
6.14c 6.14d
Eindringen von Feuchtigkeit aus dem Falzraum in seitig an den horizontalen Pressleisten in jedem
die Tragkonstruktion (bei Holz-Tragprofilen von Feld vorgesehen (Bild 6.16a) – ab einer Breite von
besonderer Bedeutung). Die raumseitige Dicht- ca. 1,25 m in jedem Fall notwendig – oder die
ebene muss vollständig geschlossen sein und an Falzentwässerung der Riegel erfolgt nur über die
den Kreuzungspunkten den unterbrechungsfrei- Pfosten (Bild 6.16b) an den unteren Fassadenab-
en, kontrollierten Abfluss von Kondensat und ein- schluss (erforderlich bei Schrägverglasungen, s. a.
gedrungenem Regenwasser gewährleisten (Bild Abschn. 5.4.5). Wichtig ist die geschlossene Aus-
6.15). führung der Stöße der inneren Dichtungen mit-
Die Entwässerung der Falzräume und die Belüf- tels Dicht- oder Klebestoffen oder Stauchdich-
tung zum Dampfdruckausgleich kann in zwei tungen (Bild 6.17).
Arten vorgesehen werden. Die vertikalen Falzräu- Nach Einbau der Verglasungs- und der sonstigen
me der Pfostenprofile erhalten eine untere Zu- Ausfachungselemente auf lastabtragenden, ver-
luftöffnung, eine obere Abluftöffnung und in Ab- schraubten Klotzungen (häufig aus Polyamid,
hängigkeit von dem Falzraumquerschnitt bei 80 bis 100 mm lang und so breit, dass jede Ein-
größeren Höhen ca. alle 6 m eine zusätzliche Zu- zelscheibe der Verglasungseinheit unterstützt
luftöffnung. An den horizontalen Riegelprofilen wird) erfolgt der äußere Fugenverschluss mit
werden entweder Wasserablauföffnungen unter- einer Weichgummidichtung, die das Eindringen
464 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)
6.15
Einzelbauteile für Fassadenverglasung
1 Fassadentragwerk
2 Innere Dichtungsebene
3 Innen liegendes Verglasungsprofil
4 Verglasung- und Ausfachungsebene
5 Thermische Trennung
6 Äußere Dichtungsebene gegen Wasser
7 Äußeres Pressleistenprofil
8 Abdeckprofil
6.16a 6.16b
von Wasser verhindert. Die vertikalen Dichtungen äußeren Dichtungsprofile werden mit äußeren
sollen im Regelfall durchlaufend verlegt werden. Pressleisten als Halteprofile über Verschraubun-
Dichtungen erfordern in Anschlussbereichen ei- gen befestigt (Anpressdruck am Scheibenrand
ne geringfügige Überdimensionierung, um offe- max. 50 N/cm Kantenlänge). Ggf. können ergän-
ne Fugen im Stoßpunkt als Folge von Schrump- zend Abdeckprofile oder -leisten aus Metall oder
fungsprozessen der Dichtungen zu vermeiden. Holz aufgeklemmt oder geschraubt werden (Bild
Gläser und Ausfachungselemente und auch die 6.18).
6.5 Ausfachungen und Füllelemente 465
6.18a
6.18b
6.20d
Öffnungselemente. Fenster und Türen und son- Elemente zur Solarenergienutzung. Neben her-
stige Öffnungselemente zur Be- und Entlüftung kömmlichen transparenten Verglasungen kön-
können in die Fassadensysteme integriert werden. nen als Ausfachungen auch Füllelemente mit
Die Einbau- und Befestigungsmöglichkeiten ent- besonderen Eigenschaften eingesetzt werden.
sprechen denen der Verglasungen. Die Materialar- Opake Flächen sind gut geeignet, Funktions-
ten von Pfosten bzw. Riegeln sowie der Öffnungs- elemente zur Energiegewinnung aufzunehmen.
elemente können unterschiedlich sein. Die Lage Passive und aktive Systeme zur Solarenenergie-
der Öffnungselemente kann in der Ebene der Ver- nutzung können wahlweise in die Fassadenkons-
glasung (Bild 6.20a) oder flächenbündig (Bild truktion integriert werden.
6.20b und c) mit den Abdeckprofilen erfolgen.
Fensteröffnungen können auch „schwimmend“ Photovoltaik (PV-Module). Photovoltaikflächen
unter Verzicht auf einen direkten Anschluss an ein erwärmen sich durch Solarstrahlung stark und
bzw. zwei Pfosten- oder Riegelprofile innerhalb der verlieren mit zunehmender Temperatur ihren
Fassadenfläche eingebaut werden (Bild 6.20d). Wirkungsgrad. Sie können zur Kühlung mit Luft-
kollektorsystemen kombiniert werden – somit
Paneelelemente. Nicht transparente (opake) Fül- kann neben der Erzeugung von elektrischer Ener-
lungen mit Wärmedämmung können als Sandwi- gie der PV durch die Kühlung mittels Luftkollek-
chelemente oder Paneele (Verbundelemente) toren zusätzlich aus der Abwärme ein Energiege-
oder als mehrschichtige zusammengesetzte Bau- winn erzielt werden. Neben der Hauptfunktion
teile eingesetzt werden. Überwiegend werden sie zur Gewinnung elektrischer Energie können PV-
in Brüstungsbereichen und als Sichtschutzver- Module auch Funktionen des Blendschutzes
kleidung der Deckenstirnflächen verwendet. Es übernehmen.
stehen wärmedämmende Blechpaneele in Sand-
wichbauweise, wärmedämmende Vakuumpanee- Transparente Wärmedämmung (TWD). Licht-
le mit Einbautiefen von nur 26 bis 37 mm oder strahlungsdurchlässige, transluzente Materialien
aus Einzelschichten bestehende Konstruktionen mit guten Wärmedämmeigenschaften können in 6
zur Verfügung, die unterschiedliche Oberflächen PRF wie Paneelelemente eingesetzt werden. Hin-
(Holzwerkstoffplatten, opakes Glas, Bleche) erhal- ter der TWD können in Teilflächen dunkelfarbige,
ten können. Wichtig ist der innenseitig dampf- massive Absorberwände als Speichermassen an-
dichte Anschluss der Paneelelemente an die geordnet werden, um die direkte Solarstrahlung
Grundkonstruktionen. den dahinter liegenden Räumen zukommen zu
lassen. Sie werden ähnlich wie Verglasungs- Aufnahme von Verschiebungen in Folge von Län-
flächen eingebaut und befestigt. genänderungen. Lage und Anzahl der Fugen wird
von der Fassadenteilung und den Funktionsan-
Luftkollektoren. Eine besondere Form der akti- forderungen (Bewegungsintensität) bestimmt.
ven Nutzung von Solarenergie ist die Kombi- Fugen zwischen Elementfassaden werden mit
nation von TWD mit einer vorgelagerten Ver- elastischen, vorkomprimierten Dichtstoffen ge-
glasung. In einem Zwischenraum hinter der schlossen.
Verglasung wird kalte Außenluft eingeführt und
erwärmt dem Innenraum zugeführt oder in ein Fugen für horizontale Bewegungsmöglichkeiten
Umluftsystem eingebracht. an im Zusammenhang hergestellten PRF können
innerhalb der Pfostenprofils (Bild 6.7h, 6.20c) an-
geordnet werden. Senkrechte Bewegungsfugen
sind insbesondere bei mehrgeschossigen PRF an
6.6 Fugen- und den Stößen der Pfostenprofile erforderlich. Bei al-
Anschlussausbildung len Fugen ist auf die notwendige Dichtigkeit so-
wohl von Innen als auch von Außen zu achten.
Fugen innerhalb der Fassadenfläche und an den
Randanschlüssen erfüllen neben den gestalteri- Anschlussfugen zu angrenzenden Bauteilen
schen und bauphysikalischen Anforderungen sind geprägt durch weitergehende Einwirkun-
Aufgaben der Bauteilverbindung, der Übernah- gen. Es ist hierbei erforderlich, die Eigenschaften
me von Bewegungen zwischen der Bauteilen und der Fassadenkonstruktionen und die des Baukör-
des Ausgleiches von Maßtoleranzen in Fassa- pers miteinander zu kombinieren und die Bautei-
denebene und zwischen Fassade und Bauwerk. le und Bauteilschichten ineinander zu über-
Bei allen Fassadenfugen sind bauphysikalische führen.
Anforderungen u. a. des Wärmeschutzes, des Bei den Anschlussanforderungen der Fassaden-
6 Feuchteschutzes von Außen (Regen- und Ober-
flächenwasser, Schmelz- und Spritzwasser) und
flächen sind Aufgaben der Gestaltung, der Statik
(Lastabtragung, Verformung), der verschiedenen
der Dampfdichtigkeit von Innen zu berücksichti- Baustoffeigenschaften und der unterschiedlich
gen. Bei allen Anschlüssen muss der Grundsatz großen Maßtoleranzen aus Rohbau und Fassa-
beachtet werden, dass die Wasserdampfdiffu- den zu berücksichtigen. Möglicherweise kommen
sionswiderstände der inneren Dichtung größer gesetzliche Auflagen (Brandschutz, Schwellen-
sind als die der äußeren Dichtsysteme (Innen höhen) und Erfordernisse des Bauablaufes hinzu.
dichter als Außen). Sind vergleichbar dichte Sys- Die Anschlusssituationen an Dach, Decken, Wän-
teme außen und innen vorgesehen, muss nach den und Trennwänden und am Fußpunkt müssen
außen der Dampfdruckausgleich gewährleistet verschiedenen Ansprüchen Rechnung tragen
werden. (Bild 6.22).
Sowohl bei der unabhängigen (Elementfassade)
und auch der zusammenhängenden (PRF) Fassa- Abdichtungssysteme für Anschlussfugen müs-
denbauweise (s. Bild 6.2) entstehen zwei unter- sen einerseits in der Lage sein, vertikale Bewe-
schiedliche Arten von Fugenausbildungen: gungen zwischen Baukörper und Fassade in der
• Bewegungsfugen innerhalb der Konstruktion Folge von Setzungs- und Schwindvorgängen und
• Anschlussfugen an das Bauwerk in den Rand- anderseits horizontale Breitenveränderungen der
bereichen Fuge als Folge von Wärmedehnungen sowie Set-
zungs- und Schwindvorgängen aufzunehmen.
Bewegungsfugen innerhalb der Fassaden- Abdichtungen zwischen Baukörper und Fassade
fläche sind so anzuordnen, dass sie Zwängungen können grundsätzlich ein- oder zweistufig erfol-
aus Verformungen verhindern und Verformungs- gen. Bei einstufiger Ausführung werden Regen
differenzen aus unterschiedlichen Bauteileigen- und Wind in einer Ebene abgehalten (Bild 5.26a)
schaften und Beanspruchungen schadensfrei – in zweistufiger Konstruktionsart erfolgt die
ausgleichen. Sie können mehrere Aufgaben erfül- Regen- und Winddichtung in zwei Ebenen, die
len. über eine kontrollierte Wasserableitung hinter
Bei Elementfassaden werden sie durch die Stöße der außen liegenden Regensperre verfügen (Bild
der einzelnen unabhängigen Fassadenelemente 5.26b und c). Bei Pressleisten-Verglasungen mit
gebildet und ermöglichen den Ausgleich von oder ohne Abdeckprofil erfolgt die Abdichtung
Maßtoleranzen der einzelnen Elemente und die überwiegend in zwei Ebenen.
6.6 Fugen- und Anschlussausbildung 469
6.22
Anschlussfugen an angrenzende Bauteile
1 Bodenanschluss
2 Deckenanschluss
3 Dachanschluss
4 Wandanschluss
5 Trennwandanschluss
Die hohen Anforderungen an eine dauerhafte sondere bei angrenzendem Gelände- oder Bal-
Elastizität können erfüllt werden durch: konflächen der Belastung durch Schmelz- und
• Dichtstoffe mit geschlossenzelligem, nicht was- Spritzwasser ausgesetzt. Im Übergang von Fassa-
sersaugendem Hinterfüllmaterial denflächen zu wasser führenden Ebenen ist unter 6
• vorkomprimierte, imprägnierte Schaumkunst- Berücksichtigung der Flachdachrichtlinien die
stoffbänder (Kompribänder) Dichtung mindestens 15 cm hoch zuführen und
vor mechanischen Beschädigungen zu schützen
• Bauabdichtungsbahnen und Butylbänder (s. a. Abschn. 10.7 in Teil 1 dieses Werkes). Bei bar-
rierefreien Planungen ist zudem eine Schwellen-
Die Wahl des Abdichtungssystems richtet sich höhe von max. 2 cm zu berücksichtigen. Um hier-
nach der Geometrie der Fuge, den durch die bei einen niveaugleichen Übergang von innen
Konstruktionen von Fassade und Baukörper ge- nach außen zu ermöglichen, muss im Anschluss-
gebenen Voraussetzungen, der Fugenart, der bereich zwischen Bodenbelag und Fassadenfuß-
erforderlichen Toleranzgröße, der Bauabfolge punkt ein Gitterrost aus Metall oder Holz vorge-
und der chemischen Verträglichkeit der angren- sehen werden. Feuchtigkeit kann hierdurch nach
zenden Baustoffe. In geschossübergreifenden, unten abgeleitet werden. Der Fußpunkt der Fas-
großflächigen Fassadenkonstruktionen kommen sade reicht ohne sichtbaren Sockelrand bis auf
üblicherweise auf Grund zu erwartender größe- die Bodenfläche (Bild 6.23b).
rer Verformungen und Windbelastungen nur
Dichtungsbahnen in Frage. In Bereichen mit ge- Am Bodenanschluss wird meist ein Festpunkt
ringen Verformungen können Fugendichtstoffe ausgebildet (stehende Fassade). Maßtoleranzen
und Dichtungsbänder angewendet werden. Ins- aus dem Rohbau müssen durch Unterfütterun-
besondere in Übergangbereichen zwischen ver- gen mit Keilen oder Anschlussprofile mit Lang-
schiedenen Dichtsystemen (Eckübergängen) ist lochausbildung aufgenommen werden können.
auf einen luftdichten Anschluss zu achten. Die Bei Fassaden aus Holz wird am Bodenanschluss
Auswahl der Dichtsysteme erfolgt unter Berück- häufig zunächst ein Schwelle als Lagerholz und
sichtigung der Wasserdampfdiffusionswiderstän- zur Ausrichtung der aufstehenden Pfostenprofile
de der Innen- und Außendichtung (Innen dichter eingebracht (Bild 6.23b).
als Außen). Bei nahezu gleicher Dichte der Ab-
dichtungssysteme innen und außen ist für einen Deckenanschluss und Dachanschluss. Decken-
Dampfdruckausgleich nach Außen zu sorgen. und Dachanschlüsse unterscheiden sich durch
die Lage der Fassade zwischen den Decken-
Bodenanschluss. Bodenanschlüsse der Fassaden bzw. Dachflächen oder vor dem Decken- oder
und von Türelementen (Bild 6.23) sind insbe- Dachrand durchlaufend (Bild 6.24). Es wird i. d. R.
470 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)
6.23a 6.23b
6.24a 6.24b
6.24 Deckenanschlüsse (Beispiele)
a) Deckenanschluss ober- und unterseitig 4 Riegel in Brüstungshöhe
b) Deckenanschluss vor dem Deckenrand 5 Opake Verglasung oder Ausfachung
6 Oberkante Fertigfußboden
1 Pfosten, geschosshoch 7 Wärmedämmung mit Dampfsperre
2 Pfosten, durchlaufend mit Stahl-L-Profil und 8 Stahlbetondecke
Langloch befestigt 9 Fugenverschluss mit Brandschutzmaterial (Promat)
3 Riegel mit Pressleisten- Verglasung, oben mit h = Dimension der Anschlussfuge gemäß den
L-Profil und Langloch befestigt zu erwartenden Verformungen
6.6 Fugen- und Anschlussausbildung 471
6.25a 6.25b
6.25c 6.25d
ein Lospunkt z. B. durch Langlochausbildung zur Anordnung von Futterhölzern oder Füllelemen-
Aufnahme von Verformungen und Bewegungen ten zwischen Fassadenpfosten und Wandflächen
aus Fassade und Bauwerk vorgesehen. Wichtig ist sinnvoll. In diesen Bereichen können Wärme-
die Berücksichtigung von ausreichend dimensio- dämmschichten und Außenwandbekleidungen
nierten Anschlussfugen zur Aufnahme von Set- angeschlossen werden (Bild 6.25).
zungen aus dem Bauwerk im Übergang zu Bau-
teilen der Primärkonstruktion (Bild 6.24a). Innen- und Außenecken innerhalb der Fassa-
denflächen können mittels ein – oder zweiteili-
Wandanschlüsse an angrenzende Bauteile müs- gem Eckpfosten oder als an der Ecke geklebte
sen ebenfalls Bewegungen und Maßtoleranzen Stufenglasscheibe ausgebildet werden (Bild
aus dem Bauwerk und der Fassadenfläche zwän- 6.25b und d). Frei auskragende Eckverglasungen
gungsfrei aufnehmen können. Häufig sind die ohne Pfosten erfordern ab einer Breite von ca.
6.26a 6.26b
50–60 cm ein Zugseil oder einen Zugstab zur sollten daher die Fassadenprofile freigestellt blei-
Aufnahme der Lasten aus den über Eck angeord- ben und die Wand rückseitig anschließen (Bild
neten Riegelprofilen. 6.26b) oder durch schlankere Glas- oder Paneel-
elemente als Zwischenstücke getrennt werden
Trennwandanschlüsse. Die größere Dicke (≥ ca. (Bild 6.26c).
10 cm) von inneren Trennwänden führt im An- Schallschutzanforderungen zwischen Räumen
schluss an die häufig schmaleren Pfostenprofile können nur durch zweischalige Trennwandauf-
zu nicht flächenbündigen Übergängen, die zu- bauten und deren separate Anschlüsse an ge-
dem die Bedienbarkeit von ggf. vorhandenen Öff- trennte Dehnprofile in der Fassade (Bild
nungselementen behindern können (Bild 6.26a). 6.26d) oder doppelte Pfostenprofile (Bild 6.26e)
Im Übergang zwischen Fassade und Trennwand gelöst werden.
6.7 Normen
(s. a. Abschn. 5 und Abschn. 9 in Teil 1 dieses Werkes)
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
6.8 Literatur
[1] Bäckmann, R.: Sonnenschutz Teil 1 bis 3; Systeme, Technik und Anwendung, Gestaltung und Konstruktion, Tageslicht-
technik u. a. Bochum 1999/2000
[2] Deutsches Institut für Bautechnik (DIBt); Technische Regeln für die Verwendung von absturzsichernden Verglasungen
6
(TRAV)-Fassung 1/2003. Düsseldorf www.dibt.de
[3] Gall, D., Vandahl, C., Jordanowa, S.: Tageslicht und künstliche Beleuchtung, Bewertung von Lichtschutzeinrichtungen.
2000
[4] Haas-Arndt, D.: Tageslichttechnik in Gebäuden. Heidelberg 2007
[5] Herzog,T., Krippner, R., Lang,W.: Fassadenatlas. München 2004
[6] Hindrichs, D., Heusler,W.: Fassaden – Gebäudehüllen für das 21st Jahrhundert. Basel 2006
[7] Informationsdienst Holz: Schriftenreihe des Holzabsatzfonds, Bonn. Holz-Glas-Fassaden; Holzbauhandbuch, Reihe 1,
Teil 10, Folge 3, 12/1999; www.infoholz.de
[8] Informationszentrum RAUM und BAU-(IRB)-Literaturdokumentationen: Glasfassaden, Temporärer Wärmeschutz, Licht-
umlenkung, Energiegewinnung durch Fenster, Tageslichttechnik, Hochhausfassaden, Sonnenschutz von Büro- und
Verwaltungsbauten u. a. Stuttgart, tagesaktuell; www.irb.fraunhofer.de
[9] Institut für Fenstertechnik e.V.;„Pfosten-Riegel-Fassaden“ tagesaktuell Rosenheim; ift-rosenheim/fachinformationen.de
[10] Industrieverband Dichtstoffe – IVD Merkblätter u. A. Merkblatt Nr. 9; Spritzbare Dichtstoffe in der Anschlussfuge für
Fenster und Außentüren. Düsseldorf 2003; www.ivd-ev.de
[11] Knaack, U., Führer,W., Wurm, J.: Konstruktiver Glasbau – Neue Möglichkeiten und Techniken. Köln 2000
[12] Pech, A., Pommer, G., Zeininger, J.: Fassaden. Wien 2006
[13] Schmid, J., Schumacher, R., Hoeckel, C., Niedermeier, P., Kotthoff, J.: Entwicklung und Erprobung von Konstruktionsgrundla-
gen für mehrgeschossige Holzfassaden; i.f.t. Rosenheim 1999
[14] Schmid, J., Niedermeier, P.: Structural Glazing – Gebäudehüllen aus Glas auf Holztragkonstruktionen. In: Bayern innova-
tiv; Rosenheim 1999
[15] Schuler, M.: Glasfassaden und Sonnenschutz – Kühllastvermeidung. In: VfA Profil 10/98
[16] Schittich, C., Staib, G., Balkow, D., Schuler, M., Sobeck, W.: Glasbauatlas, München 2006
[17] Schulz, C., Seger, P.: Glas am Bau 1 – Konstruktion von Glasfassaden. In DAB 3/1993
[18] Stiell, W., Schmid, J., Lieb, K., Krause, H., Stengel, F.: Geklebte Glaselemente in Holztragwerken. i.f.t. Rosenheim 1996
[19] Saint-Gobain Glass – VEGLA-GmbH: Glas am Bau; Technisches Handbuch. Aachen 1998/1999
[20] Swab, A.: Transparenz ohne tropische Temperaturen. Natürliche Lüftung und sommerlicher Sonnenschutz in Fassaden-
technik. Sonderheft 2004
477
7 Außentüren, Innentüren,
Schutz- und Sondertüren
1) Unter der Bezeichnung Tür versteht man allgemein das Schutz- und Sondertüren
komplette Türelement, bestehend aus dem Türblatt und
einem fest mit der Wand verbundenen Türrahmen (auch
An Außen- und Innentürelemente können je nach
Türzarge genannt). Die Tür ist in der Regel nur für den Zweckbestimmung noch weitere Sonderanforde-
Durchgang von Personen angelegt. rungen gestellt werden, die über die allgemeine
2) Der Begriff Tor umfasst alle Einrichtungen zum Schließen Funktionstauglichkeit einer Tür hinausgehen. Die-
von Öffnungen, die für die Durchfahrt von Fahrzeugen se erhöhten Anforderungen sind sowohl ihrer Art
und den Durchgang von Personen geeignet sind. Tore
sind gemäß DIN EN 12 433 (Terminologie) und DIN EN
als auch ihrem Umfang nach im jeweiligen Leis-
13241-1 (Sicherheitsanforderungen) genormt, bleiben im tungsverzeichnis eindeutig zu definieren. Vgl. hier-
Rahmen dieser Abhandlung jedoch unberücksichtigt. zu insbesondere Abschn. 7.8.
478 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
Türen im Bauwesen
z. B. z. B. z. B. z. B. z. B.
Hauseingangstüren Ladentüren Einbruchschutz Wohnungsabschluss- Hotelzimmertüren
Laubengangtüren Warenhaustüren Brandschutz türen Krankenzimmertüren
Kellerausgangstüren Funktionstüren Schallschutz Wohnraumtüren Sondertüren
Badezimmertüren u. a. m.
Mindestanforderungen Sonderanforderungen
7.3b
7.3a
7.3f 7.3g
7
7.3h 7.3i
7.3l
7.3k
7.3m 7.3n
Türen von Sanitätsräumen, Toiletten, Dusch- und müssen die davor-, daneben- und dahinter lie-
Umkleidekabinen dürfen nicht nach innen schla- genden Bereiche in die Überlegungen miteinbe-
gen. Große Glasflächen müssen kontrastreich ge- zogen werden. Bereits bei der Planung sind die
kennzeichnet und bruchsicher sein; Hausein- spätere Möblierung des Raumes und die Auf-
gangstüren, Brandschutztüren und Garagentore schlagrichtung des Türflügels zu berücksichtigen.
kraftbetätigt zu öffnen und zu schließen sein. Türöffnungen sind so zu bemessen und grund-
Untere Türanschläge und Türschwellen sind risslich derart anzuordnen, dass der ungehinder-
grundsätzlich zu vermeiden. Soweit sie technisch te Transport von Möbeln, Geräten u. Ä. gewähr-
unbedingt erforderlich sind, dürfen sie nicht leistet ist und möglichst viel Möbelstellfläche in
höher als 20 mm sein. einem Raum erhalten bleibt. Wird die Türöff-
Zugangswege zu Gebäuden und Erschließungs- nung von der Raumecke abgerückt, dann ist der
flure innerhalb von Gebäuden sollten mind. 150 Abstand zwischen Trennwand und Türleibung
cm breit sein. Für Flure innerhalb von Woh- so festzulegen, dass ein Möbelstück oder Ein-
nungen sind mind. 120 cm Breite erforderlich, für bauschrank hinter dem aufgeschlagenen Türflü-
Eingangszonen in Wohnungen mind. 150 cm. gel angeordnet werden kann. Im Einzelnen sind
Bewegungsflächen vor handbetätigten Türen bei der Planung zu beachten (Bild 7.8).
und vor Fahrschachttüren sind gemäß DIN • Nutzungszweck, Dimension und grundrisslicher Zu-
18 025-1 zu bemessen (Bild 7.7a bis c). Der Fahr- schnitt der zu erschließenden Räumlichkeiten,
korb des Aufzugs muss eine lichte Breite von • Lage, Anordnung und Größe des Türelementes unter
Berücksichtigung weiterer Raumöffnungen sowie natür-
mind. 110 cm und lichte Tiefe von mind. 140 cm licher und künstlicher Lichtquellen,
aufweisen. Weitere Hinweise s. Abschn. 4.5.2. • Verteilung der Ruhe- und Verkehrszonen im Raum und
der damit zusammenhängenden Mobiliaranordnung,
Wohnungsbau • Aufschlagrichtung des Türflügels im Hinblick auf Raum-
erschließung, Raumerlebnis und Wegeführung,
Raumöffnungen – Türen wie Fenster – beeinflus-
• Betonung oder nahezu unsichtbare Einbindung des Tür-
sen immer auch die Gebrauchstauglichkeit eines elementes in die Wandfläche bzw. Wandbekleidung
Raumes. Innentüren sollten daher nie ohne Be- durch entsprechende Materialfestlegung, Farbgebung,
zug zu ihrer Umgebung geplant werden. Immer Detailausbildung und Beschlagwahl.
≥ 50 ≥ 50
≥ 140
≥ 150
≥ 50
≥ 50 ≥ 50
≥ 120
≥ 50 ≥ 90
≥ 150
≥ 90
≥ 120
≥ 90
≥ 190
≥ 150 ≥ 150
7.7a 7.7b 7.7c
7.7 Bewegungsflächen vor handbetätigten Türen und vor Fahrschachttüren nach DIN 18 025-1 (alle Maße in cm)
a) Bewegungsfläche vor Drehflügeltüren
b) Bewegungsfläche vor Schiebetüren
c) Bewegungsfläche vor Fahrschachttüren (mit den lichten Maßen des Aufzugfahrkorbes)
7.4 Allgemeine Anforderungen 483
7.8
Türanordnung und Aufschlagrichtung
von Türflügeln
a) falsche Raumerschließung: einengend, Raum
nicht überschaubar
b), c) unbefriedigende Türanordnung in Bezug
auf die Möblierung, Verlust an wertvoller 7.8a 7.8b 7.8c
Möbelstellfläche
d) richtige Türanordnung: zum Raum und Licht 75
hinführend, ausreichend bemessene Schrank-
stellfläche zwischen Trennwand und Türflügel
75
60
e) ungünstige Türanordnung bei schmalen
und langen Räumen
f ) günstigere Raumerschließung und bessere
Ausnützung der Möbelstellfläche im Vergleich
zu e) 7.8d 7.8e 7.8f
Türabmessungen. Normal begangene, einflüge- immer wieder neu zu setzen, um so unnötige For-
lige Innentüren weisen in der Breite ein Bauricht- derungen auszuschließen und die Baukosten
maß (BR) von 87,5 cm, vielbegangene Innentüren niedrig zu halten. Auf folgende Anforderungen
ein Baurichtmaß von 100 cm und einflügelige (Hauptgruppen) wird nachstehend näher einge-
Außentüren (Haustüren) ein BR von 112,5 cm auf; gangen.
bei Nebentüren kommt man üblicherweise mit • Schallschutz
einem BR von 75 cm aus. • Wärmeschutz
Die Höhe von einflügeligen Innentüren ist in
DIN 18 100 mit Baurichtmaßen von 200 cm bzw. • Feuchteschutz
212,5 cm festgelegt (Bild 7.20). Üblicherweise • Maßkoordination
ist die lichte Durchgangshöhe von Haustüren • Montagetechnik
größer als die der Innentüren; aus gestalterischen
Gründen sollte jedoch eine einheitliche Öff- Weitere Anforderungen, wie beispielsweise Feu-
nungshöhe angestrebt werden. In Neubauten er-, Rauch-, Strahlen- und Einbruchschutz werden
wird zunehmend auf Türstürze verzichtet, um mit in Abschn. 7.8, Schutz- und Sondertüren, im Ein- 7
raumhohen Türelementen eine optimale Groß- zelnen erläutert.
zügigkeit (sog. fließende Raumqualität) zu errei-
chen.
Hauseingangs- und Wohnungsabschlusstüren 7.4.1 Schallschutz von Türen
schlagen in der Regel nach innen auf. Eingangs-
türen von öffentlichen Gebäuden und Räumen, Aufgrund der zunehmenden Belästigung durch
in denen sich regelmäßig viele Menschen auf- störenden Lärm im Außenbereich (Verkehrslärm)
halten (z. B. Verwaltungsbauten, Hotels, Kinos, und der gestiegenen Erwartungen im Innen-
Schulen,Theater u. a.) müssen immer nach außen bereich (Schutz vor Geräuschen aus Treppen-
aufschlagen (Fluchtrichtung). Die jeweiligen Lan- räumen, Vertraulichkeit von Gesprächen in Pra-
desbauordnungen und Richtlinien sind bei der xen o. Ä.) wurden die Anforderungen an die
Planung zu beachten. Schalldämmung von Außen- und Innentüren
deutlich erhöht.
beziehen sich allein auf das betriebsfertige Tür- Das dabei gewonnene Schalldämm-Maß ist
element – bestehend aus Zarge, Türblatt, Be- nur für den Türkonstrukteur (Herstellerwerk)
schlägen und den notwendigen Dichtungen – von Bedeutung. Ein Prüfzeugnis, das nur den
unter Ausschluss der Schallübertragung über Schalldämmwert eines Türblattes wiedergibt,
flankierende Bauteile wie Fußboden, Wand und hat für den Planer bzw. die ausschreibende
Decke. Die kennzeichnende Größe für die Luft- Stelle keine Aussagekraft.
schalldämmung eines betriebsfertigen Türele- • Prüfung des betriebsfertig eingebauten Tür-
mentes ist dementsprechend das bewertete elementes, funktionsgerecht eingebaut in ei-
Schalldämm-Maß R w. nen Prüfstand (Bild 7.10b).
Vorschläge für erhöhten Schallschutz von Türen Das Türelement besteht aus Zarge,Türblatt, Be-
(z. B. in besonders anspruchsvollen Wohnungs- schlägen und den notwendigen Dichtungen.
oder Hotelbauten) sowie Empfehlungen zum Der Schall wird ausschließlich über das in be-
Schutz gegen Schallübertragung aus dem eige- triebsfertigen Zustand eingebaute Türelement
nen Wohn- oder Arbeitsbereich sind dem Bei- übertragen – mit seinen funktions- und kon-
blatt 2 zu DIN 4109 zu entnehmen. Weitere Vor- struktionsbedingten Schallnebenwegen – je-
schläge für einen erhöhten Schallschutz von doch unter Ausschluss der Schallübertragung
Wohnungen – wie beispielsweise die Einführung über flankierende Bauteile wie Fußboden,
von Schallschutzstufen (SSt I bis III) – beinhaltet Wand und Decke. Das dabei ermittelte Labor-
E DIN 4109-10. Schalldämm-Maß R w ist für den Planer bzw.
Die Verbindlichkeit dieser Vorschläge muss in je- die ausschreibende Stelle von größter Wichtig-
dem Einzelfall vertraglich vereinbart werden. keit. Auch in den Prüfzeugnissen der meisten
(soliden) Türenhersteller werden die Schall-
Prüfung der Schalldämmung von Türen dämmwerte für betriebsfertige Türelemente
DIN-gemäß mit dem bewerteten Schalldämm-
Bei der Beurteilung der Luftschalldämmung von Maß R w, P angegeben.
Türen wird vielfach vom labormäßig ermittelten
Schalldämm-Maß eines allein im Prüfstand ge- Vorhaltemaß. Da der Türenhersteller auf das
messenen Türblattes ausgegangen. Dies führt bauliche Umfeld – in das die Türelemente später
in der Praxis zu übertriebenen Erwartungen an einmal eingebaut werden – keinen Einfluss hat,
die Schalldämmeigenschaften betriebsfertig ein-
7 gebauter Türelemente, da bauübliche Schallne-
werden diese, wie geschildert, in Prüfständen oh-
ne Schallübertragung über flankierende Bauteile
benwege die schalldämmende Wirkung eines geprüft. Das Ergebnis einer solchen Messung ist
Bauteiles vermindern. Um die Problematik der jedoch meist besser als am realen Bau, da Schall-
Übertragung von Laborwerten auf die reale Si- nebenwege die schalldämmende Wirkung eines
tuation am Bau besser zu verstehen, werden die Bauteiles vermindern. Daher hat man das so ge-
wichtigsten Prüfmethoden im Folgenden kurz er- nannte Vorhaltemaß eingeführt. Das Vorhalte-
läutert (Bild 7.10): maß beträgt bei Türen 5 dB. Es soll den mögli-
1. Nachweis durch Eignungsprüfungen im La- chen Unterschied zwischen den Prüfobjekten im
bor (Laborprüfungen)1) Prüfstand und den tatsächlichen Verhältnissen
• Prüfung des Türblattes allein, eingekittet in am Bau sowie eventuelle Streuungen der Eigen-
einem Prüfstand (Bild 7.10a). schaften der geprüften Konstruktion berücksich-
Hierbei wird der Schall ausschließlich durch tigen.
das zu prüfende Bauteil übertragen. Eine Das Vorhaltemaß ist jedoch nicht gedacht zum
Schallübertragung über flankierende Bauteile Ausgleich für grobe Planungs- und Montagefeh-
oder sonstige Nebenwege ist ausgeschlossen. ler (Undichtigkeiten).
1) Die bauakustischen Prüfungen und Auswertungen wer- Zukünftig werden die Messungen nach der DIN EN
den zukünftig nach den neuen europäischen Normen 20 140-3 durchgeführt. Das bewertete Schalldämm-Maß
DIN EN 20 140-3 (Messung der Luftschalldämmung von Rw wird dabei nach der DIN ISO 717-1 berechnet.
Bauteilen in Prüfständen) und DIN EN ISO 140-4 (Messung Der Unterschied zwischen alter und neuer Norm besteht
der Luftschalldämmung zwischen Räumen in Gebäuden) vor allem darin, dass die DIN EN ISO 717-1 zusätzlich zum
sowie DIN EN ISO 717-1 (Bewertung der Schalldämmung Rw-Wert auch zwei Spektrum-Anpassungswerte (C und
in Gebäuden und von Bauteilen – T1: Luftschalldäm- Ctr) berechnet, so dass die Messergebnisse zukünftig als
mung) durchgeführt. Rw,P (C) in dB angegeben werden (wobei C je nach Fre-
Seither erfolgten die Messungen nach den Vorgaben der quenzbereich ermittelt wird). Der aktuelle Stand der Nor-
DIN 52 210-3. mung ist Abschn. 7.11 zu entnehmen.
7.4 Allgemeine Anforderungen 485
Tabelle 7.9 Erforderliche (Mindest-)Luftschalldämmung von Türen zum Schutz gegen Schallübertragung aus einem fremden
Wohn- oder Arbeitsbereich (Auszug aus DIN 4109 Tab. 3)
Beispiel: Soll gemäß Tabelle 7.9 auf der Baustelle einzelnen Schichten ab. Wie Tabelle 7.12 ver-
ein Schalldämm-Maß R’w von 27 dB erreicht wer- deutlicht, kann die Schalldämmung derartiger
den, muss ein geprüftes Türelement mit einem Türblätter einmal durch die Erhöhung des Tür-
Schalldämm-Maß von Rw,P = 32 dB ausgesucht blattgewichtes (z. B. Einlagen aus homogenen
und eingesetzt werden. Vollspanplatten, Stabsperrholzplatten, Röhren-
spanplatten), zum anderen durch mehrschich-
2. Nachweis durch Güteprüfungen am ferti- tige Platteneinlagen – die untereinander nur
gen Bau (Objektbezogene Prüfung)1) geringfügig mechanisch gekoppelt sind – ver-
• Prüfung des betriebsfertig eingebauten bessert werden. Immerhin sind mit einschichtig
Türelementes im realen Bau (Bild 7.10c). aufgebauten Türblättern Schalldämmwerte bis
Beim funktionsfähigen Türelement am Bau etwa 34 dB, mit mehrschichtigen, 40 mm dicken
wird der Schall sowohl über die funktions- und Türblättern bis etwa 40 dB erreichbar.
konstruktionsbedingten Nebenwege als auch • Mehrschalige Türblattkonstruktionen. Mehr-
über die flankierenden Bauteile übertragen. schalig ausgebildete Türblätter aus Holz oder
Das ermittelte Schalldämm-Maß R’w fällt Metall erbringen in der Regel bessere Schall-
dabei oftmals deutlich schlechter aus als der dämmwerte als einschalige Konstruktionen
labormäßig ermittelte Rw,P-Wert. Vgl. hierzu (Tabelle 7.13). Die beiden äußeren Deckplatten
auch den nachstehenden Abschnitt, Einflüsse sollten ein möglichst hohes Flächengewicht
auf die Schalldämmung betriebsfertig einge- aufweisen (z. B. Stahlblech oder mehrfach ver-
bauter Türelemente. leimte Furnierholzplatten, ggf. mit Bleiblech-
beschwerung auf der Innenseite), gleichzeitig
7.4.1.2 Einflüsse auf die Schalldämmung jedoch möglichst dünn und (biege)weich
betriebsfertig eingebauter Türen sein und ein Minimum an starrer Verbindung
miteinander haben. Außerdem sollte der
Das schalltechnische Verhalten betriebsfertig ein- Schalenabstand möglichst groß und der Hohl-
gebauter Türelemente wird im Wesentlichen von raum mit möglichst biegeweichen Einlagen
den in Bild 7.11 genannten Schallübertragungs- (z. B. schallabsorbierende Mineralwolleplatten,
wegen bestimmt. Weichfaserplatten o. Ä.) gefüllt sein. Mit diesen
Schalldämmung von Türblättern. Die Schall- mehrschaligen Türblattkonstruktionen können
7 dämmung eines Türblattes wird maßgeblich von
seinem Aufbau und Flächengewicht beeinflusst.
bewertete Schalldämm-Maße Rw bis nahezu
48 dB erreicht werden. Aus der Addition der
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen ein- vorgenannten Einzelschichten ergeben sich un-
schaligen Konstruktionen – die einschichtig oder ter Umständen jedoch auch Türblattdicken zwi-
mehrschichtig ausgebildet sein können – und schen 65 und 90 mm.
zweischaligen Türblattkonstruktionen.
Da schalltechnische Anforderungen nicht an das
• Einschalige Türblattkonstruktionen. Bei ein- Türblatt allein, sondern immer an das betriebs-
schalig ausgebildeten Türblättern hängt das
bewertete Schalldämm-Maß Rw von der flä- 1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.11 zu
chenbezog. Masse und der Biegesteifigkeit der entnehmen.
Weg F Massivwand
Dichtungsmasse
Weg 4
Dichtungsband
Weg 3 Dämmmaterial
Weg 2 7.11
Holzzarge
Schematische Darstellung möglicher Schallübertragungs-
wege bei betriebsfertig eingebauten Türelementen
Senderaum Empfangsraum Weg 1: über das Türblatt mit Türbeschlägen
Weg 2: über die Falzdichtung
Weg 1 Holztürblatt Weg 3: über die Zarge (Holz- oder Metallzarge)
Weg 4: über die Anschlussfuge Zarge/Wand
Weg 5 Weg 5: über die Bodendichtung
Weg F: Schallübertragung über flankierende Bauteile
Fußboden wie Fußboden, Wand und Decke.
Weg F
Vgl. hierzu auch Bild 16.86, Teil 1 dieses Werkes.
7.4 Allgemeine Anforderungen 487
Hohlraumtürblatt
Homogenes Türblatt
Homogenes Türblatt
(einschichtig)
7
Tabelle 7.13 Schalldämm-Maße Rw von mehrschalig ausgebildeten Türblattkonstruktionen [4], [5]
mit Furnierplatten 60 20 35
und
Mineralwolle
mit Furnierplatten, 85 46 45
Bleiblech und
Mineralwolle
mit Spanplatten, 85 64 44
Promatectplatte,
Mineralwolle und
Weichfaserplatte
488 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
• Anschlussfuge zwischen Türzarge und Wand- sern mit Wohnungen und Arbeitsräumen – die
leibung. Um den Schallnebenweg über diese Anforderung:
Anschlussfuge möglichst weitgehend zu unter- erf. R’w (Wand) = erf. Rw (Tür) + 15 dB.
binden, muss der Hohlraum bei Holztürzargen
sowohl mit Fugenfüllmaterial gedämmt als In dem angenommenen Beispiel ist der erforder-
auch mit spritzbaren Dichtstoffen bzw. vorkom- liche Schalldämmwert der Tür (erf. Rw) Tabelle 7.9,
primierten Dichtbändern zusätzlich noch um- Zeile 1 oder Zeile 2, zu entnehmen und ein Zu-
laufend abgedichtet werden. Da in der Bau- schlag von 15 dB hinzuzurechnen.
praxis eine vollsatte Hinterfüllung der Zarge Das Schalldämm-Maß einer Wand einschließlich
mit PU-Montageschaum bzw. Mineralwolle (vor der Tür kann gemäß DIN 4109 auch rechnerisch
allem in den Ecken) kaum erreichbar ist, kommt oder mit Hilfe eines Diagramms ermittelt werden.
der sorgfältigen Abdichtung zwischen Zarge Einzelheiten hierzu s. Abschn. 16.6.3, Teil 1 dieses
und Wandleibung oder Türbekleidung und Werkes.
Wandfläche große Bedeutung zu.
Bei Stahlzargen im Massivbau ist der Fugen-
hohlraum satt mit Zementmörtel zu hinterfül- 7.4.2 Wärmeschutz und
len, bei Metallzargen in leichten Trennwänden Luftdurchlässigkeit von Türen
dicht mit Montageschaum oder Mineralwolle
auszustopfen und ebenfalls abzudichten. Für Ein verbesserter Wärmeschutz der Gebäudehülle
Schutz- und Sondertüren gelten besondere An- stellt die wirksamste Maßnahme zur Senkung des
forderungen, wie sie in Abschn. 7.8 im Einzel- Heizwärmebedarfes dar. Wichtige Bestandteile
nen erläutert sind. dieser Hülle sind Fenster und verglaste Fassaden-
• Schallübertragung über flankierende Bau- teile sowie Türen. Dazu zählen Hauseingangs-
teile. Auf die Bedeutung der Schallübertrag- türen, Balkon- und Terrassentüren (sog. Fenster-
ung über angrenzende Bauteile wird in Abschn. türen). Das Problem des Wärmeschutzes tritt
7.4.1.1 sowie Abschn. 16.6.3 in Teil 1 dieses Wer- jedoch auch bei Wohnungsabschlusstüren ver-
kes, näher eingegangen. Vgl. hierzu auch Bild mehrt auf, wenn diese beispielsweise an unbe-
7.10. heizte Treppenhäuser angrenzen.
Die Gebäudehülle – und damit auch die Öffnung-
Konstruktionsbeispiele über die Ausbildung
von Trennfugen in schwimmendem Estrich und
en – hat im Wesentlichen drei wärmeschutztech- 7
nische Anforderungen zu erfüllen:
bei Bodenbelägen unter automatischen Absenk- • möglichst niedriger U-Wert
dichtungen s. Abschn. 7.5.4.2.
• optimale Luft- und Winddichtheit
• Vermeidung von Wärmebrücken.
7.4.1.3 Anforderungen an die Schall-
dämmung von Wänden mit Türen
Wärmeverluste entstehen bei den Türen – ähn-
In DIN 4109 Tab. 3 werden auch Anforderungen lich wie bei den Fenstern – durch (Bild 7.14)
an die Luftschalldämmung von Treppenhaus- • Transmissionswärmeverlust (Wärmedurch-
wänden, Wänden zwischen Fluren und Kranken- gangskoeffizient UD) über Glas, Glasrandver-
räumen, Übernachtungsräumen u. Ä. genannt. bund, Rahmen sowie Baukörperanschluss
Derartige Bauteile sind häufig aus Flächenteilen • Lüftungswärmeverlust (Fugendurchlässig-
unterschiedlicher Schalldämmung – beispiels- keitsklasse) bedingt durch Undichtigkeiten im
weise Wand mit Türelement – zusammengesetzt. Türelement (Fugen zwischen Rahmen und Tür-
Die Dämmwirkung einer Tür ist jedoch in den blatt und beim Glaseinstand) sowie beim Bau-
meisten Fällen geringer als die der umgebenden körperanschluss.
Wand, so dass das resultierende Schalldämm-
Maß R’w der Gesamtwand dadurch im Allgemei-
nen wesentlich gesenkt wird. Dies gilt vor allem 1. Wärmedurchgangskoeffizient von
dann, wenn es sich um schwere Trennwände han- Außentüren
delt. Nach den Vorgaben der Energieeinsparverord-
Der Schalldämmwert der Wand soll nach DIN nung (EnEV 2002) ist bei der Wertung des Ener-
4109 immer höher sein als der des Türelementes. giehaushalts eines Gebäudes eine ganzheitliche
Gemäß Tabelle 3 dieser Norm gilt daher für Wän- Betrachtungsweise erforderlich. In die Bilanzie-
de mit Türen – beispielsweise in Geschosshäu- rung müssen alle Energieverluste und Energiege-
490 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
winne unter Berücksichtigung der Kostenanteile Weitere Einzelangaben hierzu sind DIN EN ISO
für Heizenergie (Strom, Gas, Öl) aufgenommen 10 077-1 und -2 zu entnehmen.
werden. Weiter sind die Betriebs- und Anlagen- Hinweis: Die bisher nach nationalen Regeln praktizierte
kosten sowie Kosten für Beleuchtung und Klima- k-Wert-Ermittlung mit der Festlegung von 5 verschiede-
tisierung einzubeziehen. nen Rahmenmaterialgruppen (RMG) wird damit hinfällig.
Außerdem sind die kR-Werte bei gleichem technischen
Hinweis: Anforderungen an einzelne Bauteile gibt es in der Standard nicht identisch mit den in den europäischen Nor-
EnEV nur noch beim Nachweis für bestehende Gebäude men festgelegten Uf-Werten.
(Altbausanierung). Danach dürfen bei der Erneuerung von
Außentüren nur Außentüren eingebaut werden, deren Tür- • Rahmen und Rahmentürblätter. Die Rahmen-
fläche einen Wärmedurchgangskoeffizienten von 2,9 W/
(m2K) nicht überschreitet (Anhang 3 der EnEV). konstruktionen von Türen und Fenstern wur-
den in Bezug auf die Wärmedämmung in den
Der Wärmedurchgangskoeffizient UD einer Tür vergangenen Jahren ständig optimiert. Hin-
wird ähnlich wie beim Fenster bestimmt (Vgl. sichtlich der Wärmedurchgangskoeffizienten Uf
hierzu Abschn. 5.2.4). Zur Ermittlung der U-Werte der Rahmen kann derzeit von folgenden Pau-
ist die schalwerten1) 2) ausgegangen werden:
• Berechnung nach DIN EN ISO 10 077-1 – in Ver- • Kunststoffrahmen aus PVC-Hohlprofilen mit zwei
bindung mit DIN EN ISO 10 077-2 – oder durch Hohlkammern sind mit einem Uf-Wert von 2,2
• Messung nach DIN EN ISO 12 567-1 möglich. (2,0), solche mit drei Hohlkammern mit 1,6 (1,5)
Der Wärmedurchgangskoeffizient ist im Wesentli- W/(m2K) anzusetzen. Die Werte von vierkamm-
chen abhängig von (Bild 7.14): rigen Profilen liegen noch darunter, bis 1,4 (1,3)
• dem Wärmedurchgangskoeffizienten des Rah- W/m2K).
mens (Uf) • Bei Holzrahmen muß zwischen Hartholz und
Weichholz unterschieden werden. Übliche Rah-
• dem Wärmedurchgangskoeffizienten der Ver-
men-Nenndicken von 68 mm weisen einen Uf-
glasung (Ug)
Wert von etwa 2,0 (1,9) für Hartholz und 1,6
• dem längenbezogenen Wärmedurchgangsko- (1,5) W/(m2K) für Weichholz auf.
effizienten im Übergangsbereich von Glas und • Metallrahmen ohne thermische Trennung wer-
Rahmen (Ψg) den üblicherweise mit einem Uf-Wert von 5,9
• den Abmessungen (Länge des Glasrandes lg) W/(m2K) angesetzt, bei Rahmen mit thermi-
7 und Flächenanteilen. scher Trennung liegen die Werte in Abhängig-
Für Türen, die in ihrem Aufbau Fensterkonstruk- keit des Abstandes der zwei getrennten Metall-
tionen entsprechen, lassen sich die Wärmedurch- schalen zwischen 4,0 und 1,8 (1,7) W/(m2K).
gangskoeffizienten UD eines Türbauteils nach fol- Einzelangaben hierzu sind auch DIN EN ISO
gender Gleichung berechnen: 10 077 zu entnehmen.
AgUg + Af Uf + lgΨg
1)
UD = W/(m2K) Die Zahlenangaben sind als ungefähre Werte anzusehen.
Ag+Af Zu berücksichtigen sind in diesem Zusammenhang auch
Maßnahmen bezüglich des Einbruchschutzes (z. B. Ein-
bau von Schwenk- bzw. Fallenriegeln, Bolzensicherungen
u. Ä.), die in der Regel die Wärmedämmwerte – insbeson-
dere von Hohlkammerprofilen – deutlich mindern.
2) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.11 zu
entnehmen.
l g = Länge der
Glaskante
Af = Rahmenfläche Ag = Glasfläche
7.14
Schematische Darstellung der Komponenten für
die Ermittlung des Wärmedurchgangskoeffizienten
Uf Ug von Rahmen und Verglasungen
7.4 Allgemeine Anforderungen 491
Konstruktionsbeispiele über die Ausbildung hen (low-E-coatings). Zusätzlich wird die Luft im
von Baukörperanschlüssen bei Türen sowie An- Scheibenzwischenraum (SZR) durch ein schlecht
gaben zu bauphysikalischen und montage- wärmeleitendes Gas ersetzt.
technischen Anforderungen s. Abschn. 7.4.5. „Standard“-Wärmedämmglas – dessen U-Werte
Um die Rahmen hinsichtlich der Wärmedämmung noch zukünftig nach DIN EN 673 berechnet werden –
weiter zu verbessern, wird es zukünftig verstärkt notwen- zeichnet sich durch einen Ug-Wert von etwa 1,2
dig sein, sich von der monolithischen Bauart zu lösen
und Mehrschicht-Verbundsysteme weiter zu entwickeln. (1,1) W/(m2K) aus, ist mit einer Silberschicht aus-
Dabei übernehmen einzelne Schichten jeweils nur ganz gestattet und der Scheibenzwischenraum mit
bestimmte Teilaufgaben (z. B. außenseitige Verschleiß- dem Edelgas Argon gefüllt, das in der Atmosphä-
schicht, Dämmzone, Festigkeit/Statik, raumseitige Ver- re in genügenden Mengen vorhanden ist. Diese
blendung). Dies gilt auch für Holzrahmenkonstruktionen,
deren Dämmwerte nur durch Einfügen einer Dämmstoff- Art des Zweischeiben-Isolierglases wird derzeit
Mittellage weiter verbessert werden können. Allen Syste- als wirtschaftliches Optimum angesehen.
men ist gemeinsam, dass die erhöhte Wärmedämm- Durch den Einsatz von anderen Edelgasen wie
anforderungen Profile mit Bautiefen von über 100 mm
erforderlich machen. Weitere Einzelheiten hierzu sind Krypton oder Xenon lassen sich zwar U-Werte bis
[54], [55] zu entnehmen. zu 0,4 W/(m2K) erzielen; diese Gase kommen je-
doch in der Erdatmosphäre nur in verschwindend
• Hohlraumtürblätter. Bei Hohlraum- und Sand- geringen Mengen vor und können nicht künst-
wich-Außentürblättern (Bild 7.88) wird der lich hergestellt werden (Spezialgläser für Nischen-
Zwischenraum zwischen den Deckplatten zur produkte).
Verbesserung der Wärmedämmung mit hoch- Auch Dreischeiben-Wärmedämm-Isoliergläser mit
wertigem Dämmmaterial vollflächig dicht ver- zwei low-E-Beschichtungen und Argonfüllung er-
füllt. Auf diese Weise sind hohe Wärmedämm- geben Ug-Werte von 0,6 W/(m2K). Das bis zu 50 %
werte bei entsprechenden Türblattdicken höhere Scheibengewicht bedingt in der Regel je-
relativ problemlos zu erzielen. Damit jedoch bei doch stärkere Profilquerschnitte und führt oft an
derartigen Außentürblättern aus Holz und die Grenzen der Tragfähigkeit der Beschläge und
Holzwerkstoffen keine Durchfeuchtung (Tau- Wirtschaftlichkeit insgesamt.
wasserbildung) innerhalb der Konstruktion auf- Eine noch weitere Reduzierung des Wärme-
treten kann, muss das Dämmmaterial selbst verlustes bei Zweischeiben-Isoliergläsern wäre
dampfdicht und/oder auf der Innenseite durch Evakuierung des Scheibenzwischenraumes
(Warmseite) mit einer Dampfbremse (PE-Folie) zwar möglich (bis zu 0,15 W/(m2K), führt aber bei 7
oder Dampfsperre (Aluminiumblech) abge- der Herstellung dieser sog. Vakuumverglasung zu
deckt werden. Beispiele wärmegedämmter Problemen im Bereich des Randverbundes (extre-
Außentüren s. Abschn. 7.6.2.3 und Abschn. me Gasdichtigkeit) und zu einer enorm hohen
7.6.2.4. Flächenbelastung der Glasscheiben (Unterdruck/
Luftdruck). Diese Last müsste im Scheibenzwi-
Verglasung. Der Wärmedurchgangskoeffizient schenraum durch kleine (gläserne) Abstandhalter
Ug einer Verglasung gibt an, wieviel Energie (in aufgefangen werden, die aber wiederum die Wär-
Joule) pro Sekunde und pro m2 Glasfläche bei meverluste erhöhen und die Durchsicht beein-
einem Temperaturunterschied von 1 Kelvin verlo- trächtigen könnten. Die Weiterentwicklung auf
ren geht. Je niedriger dieser Wert ist, desto weni- diesem Gebiet wird zukünftig mit besonderem
ger Wärme geht verloren. Interesse zu verfolgen sein. Nähere Einzelheiten
Entscheidend beeinflusst wird der U-Wert einer sind der Spezialliteratur [54], [55] zu entnehmen.
Verglasung durch
• Beschichtung, 2. Luftdurchlässigkeit von Außentüren
• Gasfüllung, Nach DIN 4108 und der Energieeinsparverord-
• Scheibenzwischenraum (Scheibenabstand). nung (EnEV) sind zu errichtende Gebäude so aus-
zuführen, dass die wärmeübertragende Umfas-
„Konventionelle“ Isoliergläser – bestehend aus sungsfläche einschließlich der Fugen dauerhaft
zwei Glasscheiben mit einer eingeschlossenen luftundurchlässig entsprechend dem Stand der
Luftschicht – wurden im Laufe der letzten Jahre Technik abgedichtet ist. Dadurch sollen unkon-
weitgehend durch sog. Wärmedämmglaser (Wär- trollierte Wärmeverluste über eine undichte Ge-
meschutzgläser) ersetzt. Bei diesen Gläsern ist bäudehülle verhindert werden.
mindestens eine Scheibe mit einer wärmereflek- • Fugendurchlässigkeit von Außenbauteilen
tierenden (niedrigemittierenden) Schicht verse- wie Fenster und Türen ist nach DIN EN 12 207 in
492 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
die Klassen 1 bis 4 eingeteilt. Gemäß EnEV (An- klassifiziert. Die Prüfung erfolgt gemäß DIN EN
hang 4) werden unterschieden 1027; dabei wird von zwei unterschiedlichen
• Gebäude mit bis zu Einbaulagen ausgegangen (ungeschützte oder
2 Vollgeschossen = Klasse 2 teilweise geschützte Lage). Vgl. hierzu Tabelle
• Gebäude mit mehr als 5.11 in Abschn. 5, Fenster.
2 Vollgeschossen = Klasse 3,
jeweils nach DIN EN 12 207-1.
7.4.3 Feuchtebeanspruchung und
Mit zunehmenden Anforderungen an den Wär- mechanische Festigkeit von Türen
meschutz steigt die Bedeutung der Lüftungsver-
luste durch Fugen und Undichtigkeiten. Als Stand Türen können sehr unterschiedlichen klimati-
der Technik sind die in DIN 4108-7 (08.01) ange- schen Bedingungen und mechanischen Anforde-
führten Planungs- und Ausführungsbeispiele an- rungen ausgesetzt sein. Je nach Einsatzort müs-
zusehen. sen sie Kälte, Hitze, Sonneneinstrahlung und
Feuchtebelastungen sowie mechanischen Bean-
Hinweis: Bei Fenster und Fenstertüren galten bezüglich spruchungen standhalten. Türelemente, die der-
der Fugendurchlässigkeit seither die Anforderungen nach
DIN 18 055. artigen Belastungen ausgesetzt sind und den
Bei Außentüren muss gemäß DIN 4108-2 (Ausg. 03.01) der
normativen Anforderungen nicht entsprechen,
Fugendurchlasskoeffizient a ≤ 2,0 m2/mh(daPa2/3) betra- können sich im Laufe der Zeit verziehen und da-
gen, da eine Funktionsfuge vorliegt. durch wichtige Funktionen wie beispielsweise
Falz- und Bodendichtungen begrenzen bei Außentüren Schall- und Wärmeschutz, Einbruchhemmung
den Wärmeverlust über die funktionsbedingte Fuge. Die usw. verlieren.
Anordnung der Dichtungen muss so erfolgen, dass eine
umlaufende Dichtungsebene ohne Unterbrechung – auch
im Bereich der Bodenschwelle – möglich ist. Dies bedingt Türblattverformungen durch Klimaeinflüsse
immer auch eine korrekte Einstellung der Beschläge. Einzel- Wenn ein Türelement Bereiche mit unterschiedli-
heiten über Türdichtungen und Türbeschläge s. Abschn.
7.5.3 und Abschn. 7.5.4. chen Klimaten trennt, dann wirken auf die beiden
Oberflächen des Türblattes in der Regel unter-
• Dichtheit des gesamten Gebäudes. Die Defi- schiedliche Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten
nition der ausreichenden Luftdichtheit eines ein. Dieses Differenzklima führt zu einer mehr
7 Gebäudes erfolgt in DIN 4108-7 (Ausg. 08.01). oder weniger großen Verformung (Formände-
Danach müssen Häuser mit mechanischer Lüf- rung) des Türblattes. Je größer der Unterschied
tungsanlage dichter sein als solche ohne raum- von Temperatur und Feuchtigkeit zwischen den
lufttechnische Anlage (Fensterlüftung). beiden Türblattoberflächen ist, um so mehr ist
auch die Gefahr einer Verformung der Türblatt-
Werden Messungen der Luftdichtheit von Ge-
ebene.
bäuden oder Gebäudeteilen durchgeführt (Blo-
wer-Door-Verfahren), so darf der nach DIN EN Das jeweilige Verformungsverhalten hängt von
13 829 gemessene Luftvolumenstrom bei einer den physikalischen Eigenschaften der eingesetz-
Druckdifferenz zwischen innen und außen von ten Werkstoffe und von der Konstruktion bzw.
50 Pa: dem Aufbau des jeweiligen Türblattes ab.
• Bei Gebäuden ohne raumlufttechnische An- Verformungen werden verursacht
lagen bezogen auf das Raumvolumen • bei Metallen und Kunststoffen (nicht hygros-
3 h–1 nicht überschreiten. kopische Werkstoffe) durch temperaturbeding-
• Bei Gebäuden mit raumlufttechnischen Anla- te Änderungen der Abmessungen: thermische
gen bezogen auf das Raumvolumen 1,5 h–1 Verformung. Beachtenswert ist, dass der Wär-
nicht überschreiten. Vgl. hierzu auch EnEV §5 medehnungskoeffizient von Aluminium etwa
und Anhang 4. doppelt so hoch ist wie derjenige von Stahl
oder nichtmetallisch-organischen Stoffen.
Als Stand der Technik sind auch hier die in DIN 4108-7 an-
geführten Planungs- und Ausführungsbeispiele anzuse- • bei Holz und Holzwerkstoffen (hygroskopi-
hen. Auf einen ausreichenden Luftwechsel ist jedoch aus sche Werkstoffe) sowohl durch temperatur-
Gründen der Hygiene, der Begrenzung der Raumluft- bedingte als auch feuchtebedingte Ände-
feuchte sowie ggf. der Zuführung von Verbrennungsluft
bei Feuerstätten immer zu achten.
rungen der Abmessungen: hygrothermische
Verformung. Der Feuchtedehnungskoeffizient
• Schlagregendichtheit. Die Schlagregendicht- (Quellmaß) liegt bei Massivholz im Bereich von
heit von Türen (Fenster) ist in DIN EN 12 208 0,01 % bis 0,20 % je nach Faserrichtung. Bei
7.4 Allgemeine Anforderungen 493
Holzwerkstoffen ist er weitgehend unabhängig Wohnungsabschlusstür zur Folge, dass die dort
von der Richtung und beträgt etwa 0,2 %. Wei- eingesetzten Materialien aus Holz und Holzwerk-
tere Einzelheiten sind der Spezialliteratur [6], [7] stoffen quellen (Außenklima). Die gleichen Werk-
zu entnehmen. stoffe auf der Innenseite der Tür schwinden dage-
gen bei warmer und trockener Luft (Innenklima).
Hygrothermische Verformung von Innentüren Abweichungen von der Ebenheit von Türblättern
aus Holz und Holzwerkstoffen können sich darstellen in Form von (Bild 7.15)
Die Ursache einer Verformung (Formänderung) • Längskrümmung (Krümmung in Richtung der
am Türblatt ist immer ein Spannungsausgleich. Türblatthöhe),
So hat beispielsweise das Einwirken von kalter • Querkrümmung (Krümmung in Richtung der
und relativ feuchter Luft auf die Außenseite einer Türblattbreite),
• Verwindung (Spiralförmige Torsion in der Ebe-
ne des Türblattes).
Außen- Raum- Außen- Raum-
klima klima klima klima
Wie Tabelle 7.16 verdeutlicht, sind die maximal
heiß kühl zulässigen Verformungswerte von Türblättern
trocken relativ
feucht nach DIN EN 12 219 in Verformungsklassen ein-
geteilt. Diese Verformungen dürfen nicht über-
SOMMER schritten werden.
In DIN EN 1121, Verhalten von Türen zwischen
Außen- Raum- Außen- Raum- zwei unterschiedlichen Klimaten, sind die einzel-
klima klima klima klima
nen Prüfklimate aufgeführt (= Prüfklimate mit
kalt warm steigenden Anforderungen von a bis e).
feucht trocken
Als Grenzwert für die zulässige Abweichung ei-
nes Türblattes von der Türblattebene wird in der
WINTER Praxis allgemein ein Abmaß von maximal 4 mm
7.15a 7.15b (besser 3,5 mm) angesehen, sofern auch die
Metall- und Kunststofftüren: Holz- und Holzwerkstofftüren: weitergehenden Anforderungen wie allgemeine
Funktionsfähigkeit, Dichtschluss, Schallschutz,
Thermische Verformung Hygrothermische Verformung
Wärmeschutz, Rauchschutz usw. in verformtem
7
Zustand erfüllt werden. Weitere Prüf- und Klassifi-
zierungsnormen über Ebenheit, Verformung und
Festigkeit sind in Abschn. 7.11, Normenverzeich-
nis, angeführt.
Tabelle 7.16 Maximal zulässige Verformung von Türblättern (Verformungsklassen) nach DIN EN 12 219
Lokale Ebenheit Ein ohne Zarge geliefertes Türblatt oder ein Türblatt als Teil eines Türelementes muss
den Anforderungen nach DIN EN 1530 entsprechen
• keine Anforderung
x Prüfklima, das in DIN EN 1121 und/oder in DIN EN 1294 definiert ist
T (twist) endgültige Verwindung
B (bow) absolute Differenz zwischen endgültiger und anfänglicher Verwindung oder Längskrümmung oder die
tatsächliche absolute endgültige Verwindung oder Längskrümmung, je nachdem, welche größer ist
C (cup) endgültige Querkrümmung
Die zukünftige Neuausgabe der Gütesicherung sen sich klimabedingte Verformungen wegen
wird mit den europäischen Normen abgestimmt der hygroskopischen Eigenschaften der Mate-
und enthält genaue Einsatzempfehlungen be- rialien nicht vermeiden. Eine hygrothermische
züglich der Zuordnung von Klimaklassen und Beanspruchung ist dann gegeben, wenn ein
mechanischen Beanspruchungsgruppen zu Ein- Türblatt auf beiden Seiten unterschiedlichen
satzorten (Tab 7.18). Klimaten oder beidseits gleichen Klimaten –
• Hygrothermische Beanspruchung. Bei Tür- aber sehr trockenem oder feuchtem Klima –
elementen aus Holz und Holzwerkstoffen las- ausgesetzt ist (z. B. Wohnungsabschlusstüren).
Tabelle 7.18 Einsatzempfehlungen für Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen (Sperrtüren nach DIN 68 706-1).
Auszug aus RAL-RG 426, Güte- und Prüfbestimmungen für Innentürblätter [2]
I II III N M S
* relative Luftfeuchtigkeit
1) In Bereichen mit langfristig höherer Luftfeuchtigkeit (z. B. immer offen stehendes Fenster) werden Türen der Klima-
kategorie II empfohlen.
2) Bei beheizten Hausfluren/Treppenhäusern genügt i.d.R. Klimaklasse II, bei nicht beheizten Hausfluren bzw.Treppen-
häusern empfiehlt sich dringend Klimaklasse III.
3) Auswahl unter Berücksichtigung der zu erwartenden mechanischen Beanspruchung.
Nicht berücksichtigt wurden Türen, die starken Feuchtigkeitsbelastungen ausgesetzt werden, z. B.Türen in Bädern oder
Toiletten von Hotels und Schulen. Hierfür werden spezielle Feuchtraumtüren angeboten. Siehe hierzu Tabelle 7.135,
Einsatzempfehlungen für Feucht- und Nassraumtüren.
496 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
7.19
Konstruktionsbeispiel eines wärme- und
schalldämmenden Haustürblattes mit ein-
1 geleimten Alu-Stabilisatoren an den Längs-
2 seiten und vollflächig aufgebrachten Alumi-
1
nium-Einlagen in den beiden Deckplatten
1 Holzfurniere (Furniersperrholzplatte)
2 Aluminium-Einlage (Dampfsperre)
6 12 10 12 6
3 PU-Hartschaumeinlage
4 dreifaches unteres Rahmenholz
5 3 5 Stabilisatoren (zwei Alu-Blechstreifen in
Furnierlagen eingeklebt)
6 6 umlaufender Hartholzrahmen
7 Holzspanplatte
4
6 1 2 5 3 7 WESTAG & GETALIT, Rheda-Wiedenbrück
7.4 Allgemeine Anforderungen 497
1000
2500
625
2000
875
7.20
1
Baurichtmaße für Wandöffnungen für Türen
1875
nach DIN 18 100 (Maße aus DIN 4172 abgeleitet)
Dick umrandete Felder: Vorzugsgrößen
2 3 4 5
2000
BR BR
Nennmaß für Wandbauart
ohne Fugen = BR
Wandbauart Wandbauart
mit Fugen = ohne Fugen =
BR + 2 x 0,5 BR
7 OFF
BR
BR = Baurichtmaß
OFF OFF = Oberfläche
OFR OFR
Fertigfußboden
OFR = Oberfläche
Rohdecke
7.21 Ableitung der Nennmaße aus den Baurichtmaßen bei Bauarten mit Fugen und Bauarten ohne Fugen entsprechend
DIN 4172 (Maße in cm)
10 Baurichtmaß z. B. 875 10
zulässiges Kleinstmaß =
zulässiges Größtmaß
Baurichtmaß z. B. 2000
Nennmaß z. B. 2005
Baurichtmaß
2005
zulässiges Kleinstmaß
der Öffnung = OFF
Baurichtmaß
7.22 Maßtoleranzen bei Wandöffnungen in der Breite (Breitenmaße) und in der Höhe (Höhenmaße) nach DIN 18 100
7.4 Allgemeine Anforderungen 499
Bild 7.23 zeigt Maßbezeichnungen und wichtige Schlosssitz) regelt DIN 18 101. Diese Norm gilt
Fachbegriffe, beispielhaft dargestellt an einem In- werkstoffunabhängig für einflügelige gefälzte
nentürelement aus Holz und Holzwerkstoffen. Türen, so wie sie üblicherweise im Wohnungsbau
Vgl. hierzu auch Tabelle 7.26, mit den Kennbuch- vorkommen. Sie gilt nicht für Schutz- und Son-
staben A bis H. dertüren, wie beispielsweise Feuerschutztüren,
Rauchschutztüren, einbruchhemmende Türen,
7.4.4.2 Türblattgrößen, Bandsitz Wohnungsabschlusstüren u. a.
und Schlosssitz Die Festlegung der wichtigsten Maße und ihrer
Die gegenseitige maßliche Abhängigkeit zwi- Lage zu bestimmten Bezugskanten oder Bezugs-
schen Türblatt und Türzarge sowie die Lage der ebenen soll sowohl dem problemlosen Zusam-
Türbänder und des Türschlosses (Bandsitz und menbau der einzelnen Bauteile einer Tür dienen
Wanddicke
Baurichtmaß (BR)
13
lichtes Durchgangsmaß
25,5
Türblattaußenmaß [B]
Wandöffnungshöhe
Türblattfalzmaß [D]
Zargenfalzmaß [G]
5
Baurichtmaß (BR)
13 Türblattfalzmaß [C]
Nennmaß
Türblattaußenmaß [A]
5 (7) mm
obere Bezugskante F
(Zargenfalz) 11-15 11-15
13
241
Bandbezugs- Einsteckschloss
nach DIN 18251
linie nach
DIN 18268
25,5
39-42
[E]
[H]
1435
Drücker-
höhe 13 C 13
A
Meterriss seitliche
[G]
[B]
[D]
Bezugskante
1000
1050
Bandbezugs-
5 (7) mm
als auch die Austauschbarkeit eines Türblattes in Die Bandbezugslinie ist unabhängig von Bandtyp
einer Zarge ohne Nacharbeiten sicherstellen. Um und Bandhersteller. In DIN 18 268, Türbänder, ist
dies zu erreichen, geht man nach DIN 18 101 von festgehalten, dass die Hersteller von Türbändern
folgenden Annahmen aus (Bild 7.24): in ihren Katalogen alle erforderlichen Anschluss-
maße anzugeben haben, damit die Einbaulage
• Seitliche Bezugskante für die Maße an Türzarge und
Türblatt ist der seitliche Zargenfalz der Bandseite. eindeutig erkennbar wird. Erst diese exakte Fest-
• Obere Bezugskante für die Maße an Türzarge und Tür- legung der Bandbezugslinien ermöglicht das Zu-
blatt ist der obere Zargenfalz. sammenspiel von Türzargen, Türbändern und
• Untere Bezugskante bei Stahltüren ist die Fußboden- Türblättern und erlaubt eine rationelle Fertigung
einstandsmarkierung. und Montage der Türelemente. Einige Bänder mit
• Untere Bezugskante bei Holzzargen ist die Unterkante den ihnen zugeordneten Bezugslinien sind in
der Zargenseitenteile. Diese untere Bezugskante ent- Bild 7.25 gezeigt.
spricht der planmäßigen Solllage der Oberfläche des fer-
tigen Fußbodens (OFF).
7.4.4.3 Links- und Rechtsbezeichnung
• Die Türblattfalzmaße betragen 13 × 25,5 mm.
bei Türen
• Die übliche Türblattdicke liegt bei 40 mm (je nach
Decklage zwischen 39 und 42 mm). Türen, Zargen, Schlösser, Beschläge und Tür-
schließer sind nach DIN 107 mit DIN-LINKS oder
Bandbezugslinie DIN-RECHTS zu bezeichnen (Bild 7.27).
Die Bandbezugslinie – wie in Bild 7.24 dargestellt Drehflügeltüren. Drehflügeltüren sind an einer
– ist eine gedachte Linie bei einem Türband, de- Längskante an der Zarge angeschlagen. Als Regel
ren Abstand vom oberen Zargenfalz (als obere für die Bezeichnung gilt, dass Türen von derjeni-
Bezugskante) die Höhenlage der Bänder festlegt. gen Seite betrachtet werden, nach der die Flügel
Der Abstand der Bandbezugslinie des oberen aufschlagen (Anschlagseite). Liegen die Bänder
Türbandes zum Zargenfalz beträgt immer 241 ± links vom Betrachter, so handelt es sich um eine
1 mm. Der Abstand des unteren Türbandes zum Linkstür mit den dazugehörigen Links-Schlös-
oberen hängt von der Türblatthöhe ab. Bei einer sern, Links-Bändern, Links-Garnituren. Liegen die
Türblatthöhe von 2000 mm beträgt beispielswei- Türbänder auf der rechten Seite, so handelt es
se der Abstand beider Bandbezugslinien 1435 ± sich um eine Rechtstür. Diese Regel gilt sowohl
für gefälzte wie ungefälzte Türen.
7 0,5 mm. Wird das Türblatt mit drei Bändern ange-
schlagen, beträgt der Abstand der Bandbezugsli- Zur Unterscheidung von linken und rechten Bän-
nie des mittleren (dritten) Türbandes von der des dern ist immer dasjenige Bandteil maßgebend,
oberen Türbandes 370 mm. das am Türflügel befestigt wird.
Bandbezugslinie
Tabelle 7.26 Maße für gefälzte Türblätter und Türzargen in mm (Auszug aus DIN 18101,Tab. 1)1) 2)
1 1875 1875 1860 1860 1834 1847 1804 1841 1858 1808
2 1625 2000 1610 1985 1584 1972 1929 1591 1983 1933
3 1750 2000 1735 1985 1709 1972 1929 1716 1983 1933
4 1875 2000 1860 1985 1834 1972 1929 1841 1983 1933
5 1000 2000 1985 1985 1959 1972 1929 1966 1983 1933
6 1750 2125 1735 2110 1709 2097 1054 1716 2108 1058
7 1875 2125 1860 2110 1834 2097 1054 1841 2108 1058
8 1000 2125 1985 2110 1959 2097 1054 1966 2108 1058
9 1125 2125 1110 2110 1084 2097 1054 1091 2108 1058
1) Vgl. hierzu auch Tabelle 7.93, Maße von Stahlzargen
2) Vgl. hierzu auch Tabelle 1 von DIN 68 706-2, Maße für Zargen für gefälzte und stumpf einschlagende Türblätter
(Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen)
7.27
Links- und Rechtsbezeichnung von Türen nach DIN 107
a) Linkstür (linkes Band, linkes Schloss usw.) 1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.11 zu ent-
b) Rechtstür (rechtes Band, rechtes Schloss usw.) nehmen.
502 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
1) Im Bereich von Wärmebrücken kann es zu Tauwasserbil- angezogen. Diese bezieht sich allerdings nur auf den Tau-
dung und damit Schimmelpilzbildung kommen. Daher wasserausfall bei üblichem Raumklima. Schimmelpilze
wird in der DIN 4108-2 (Ausg. 03.01) im Bereich von Wär- können sich jedoch auch auf Bauteiloberflächen bilden,
mebrücken ein Mindestwärmeschutz gefordert. Außer- wenn diese über längere Zeiträume einer relativen Luft-
dem werden in dieser Norm Maßnahmen zur Vermei- feuchte von über 80 % ausgesetzt sind. Für die Beurtei-
dung von Schimmelpilzbildung im Einzelnen erläutert. lung einer Anschlusssituation wurde deshalb der Tempe-
Entsprechende Planungs- und Ausführungsbeispiele raturfaktor fRsi eingeführt. Einzelheiten hierzu s. [57] sowie
(Wärmebrückendetails) sind Beiblatt 2 zu DIN 4108 zu Abschn. 16.5,Teil 1 dieses Werkes.
entnehmen. Vgl. hierzu auch Abschn. 16.5., Teil 1 dieses Entsprechend dieser Zusammenhänge liegt die schim-
Werkes. melpilzkritische Temperatur unter 12,6 °C. Für die Beur-
2) Isothermen sind Linien, die Punkte gleicher Temperatur teilung einer Anschlusssituation hinsichtlich der Schim-
verbinden und somit die rechnerische Temperaturvertei- melpilzbildung kann daher – unter Zugrundelegung der
lung innerhalb eines Bauteiles wiedergeben. Für die Randbedingungen nach DIN 4108-2 – die 13 °C-Isother-
Beurteilung einer Anschlusssituation hinsichtlich der Tau- me als Hilfsgröße herangezogen werden.
wasserbildung wurde bisher die 10 °C-Isotherme her-
7.4 Allgemeine Anforderungen 503
Raumklima
innen
Bauwerkbedingte Bewegungen
Bauteilbedingte Bewegungen
7.28 2 1
Schematische Darstellung mög-
licher Einwirkungen auf die Dampfbremse
Ebene 1
Bauanschlussfuge einer Außentür luftdichte Ebene
mit Fugendimensionierung bei Wärmeschutz
spritzbarem Dichtstoff. Ebene 2
Schallschutz
Faustregel nach [12]: Wetterschutz
t
t = 0,5 × b ≥ 6 mm Ebene 3
Schlagregen- und
1 Hinterfüllmaterial winddichte Ebene b
2 spritzbarer Dichtstoff
t = Tiefe des Dichtstoffes außen
in der Fuge
b = Breite des Dichtstoffes
Außenklima
in der Fuge
504 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
Die Türen sind so zu setzen, dass der an der Schlaudern, Konsolen, Eindrehanker u. Ä. ver-
Zarge markierte Meterriss mit dem vor Ort wendet (Bild 5.22). Diese müssen korrosions-
angebrachten Höhenbezugspunkt überein- geschützt sein oder aus nicht rostendem Stahl
stimmt. Es empfiehlt sich, je Geschoss mindes- bestehen. Starre Verbindungen (z. B. mit Mauer-
tens eine dauerhafte – auch zu einem späteren pratzen) sind wegen der im Außenbereich zu
Zeitpunkt noch feststellbare und nachprüf- erwartenden bauwerk- und bauteilbedingten
bare – Markierung (z. B. Meterrissbolzen) anzu- Bewegungen zu vermeiden.
bringen. Der Abstand zwischen den einzelnen Befesti-
Die Ausrichtung und Fixierung der Türen in der gungspunkten darf bei Kunststofftüren 700
Wandöffnung erfolgt zunächst mit Distanzklöt- mm, bei Aluminium- und Holztüren 800 mm
zen, Keilen o. Ä., die nach der endgültigen Be- nicht überschreiten. Außentüren werden übli-
festigung des Türrahmens in der Regel wieder cherweise an mindestens 3 Punkten je Rah-
entfernt werden. menfriesseite befestigt und zwar jeweils in
Die Befestigung selbst muss alle auf das Höhe der Bänder bzw. des Schlosses. Breitere
Außentürelement einwirkenden Kräfte – wie und doppelflügelige Türelemente sind auch am
beispielsweise Eigenlast, Windlast und Verkehr- Türsturz zu arretieren.
last (DIN 1055) – sicher in den Baukörper ablei- Außentüren dürfen am Baukörper nur mit
ten. Für Schutztüren gemäß Abschnitt 7.8 gel- geeigneten mechanischen Befestigungsmit-
ten besondere Anforderungen. teln verankert werden. Montageschäume und
• Befestigungsmittel. Bei der Wahl der Befesti- Dichtstoffe können die auf die Außentür einwir-
gungsmittel sind der konstruktive Aufbau des kenden Kräfte nicht aufnehmen und sind daher
jeweiligen Außenwandsystems, die material- zur alleinigen Befestigung von Wohnungsab-
spezifischen Kennwerte der Wandwerkstoffe schluss- und Außentüren ungeeignet.
(z. B. Mauerwerk, Beton) und Rahmenwerkstof- Angaben über die Befestigung von Holzwerk-
fe der Tür, die zu erwartende Belastungsgrößen stoffzargen von Innentüren s. Abschn. 7.4.5.2,
sowie die vorgegebene bauliche Situation (Alt- von Stahlzargen Abschn. 7.7.1.1. Auf die von
bau, Neubau) zu berücksichtigen. den RAL-Gütegemeinschaften herausgegebe-
Als Befestigungsmittel werden Rahmendübel nen Montagerichtlinien [1], [12] wird verwie-
(Durchsteckdübel), federnde Laschen oder sen.
7
innen innen innen
Maßgebend für die Wirkung von Dichtungsbän- und Holzwerkstoffen, Stahl- und Aluminium-
dern ist u. a. die Einhaltung des Kompressions- blech).Türelemente können entweder
grades, der von den Herstellern vorgegeben ist • vor Einbringen des Estrichs,
und in der Regel 20 bis 30 % beträgt [15]. Auch • vor Aufbringen des Bodenbelages oder
die Vorgaben für die Fugenbreiten dürfen weder • nach Fertigstellung der Nutzschicht eingebaut
über- noch unterschritten werden. Je nach Tür- werden.
elementlänge, Rahmenwerkstoff und Anschlag-
art ist von einer Mindestfugenbreite von 8 bis Jede der drei Möglichkeiten weist Vor- und Nach-
10 mm auszugehen. Einzelheiten hierzu sind dem teile auf, die je nach Bauabwicklung von Fall zu
„Leitfaden zur Montage“ [12] zu entnehmen. Fall abzuklären sind.
Ausführung. Vorkomprimierte Dichtungsbänder können
ohne Vorbehandlung der Fugenflanken, witterungsunab-
Bauphysikalische Anforderungen im Zusam-
hängig und somit auch bei feuchtem Untergrund und nied- menhang mit dem Baukörperanschluss von In-
rigen Außentemperaturen verarbeitet werden. Aufgrund nentüren werden vor allem hinsichtlich des
des relativ hohen Anpressdruckes erbringen sie auch gute Schallschutzes gestellt. Einzelheiten hierzu s. Ab-
Schalldämmwerte. Außerdem weisen Dichtungsbänder –
im Vergleich zu den anderen Dichtungssystemen – den ge-
schn. 7.4.1.
ringsten Wasserdampfdiffusionswiderstand auf. Diese Ei- Wie Bild 7.11 verdeutlicht, ist insbesondere dar-
genschaft kann bei der Umsetzung des bauphysikalischen auf zu achten, dass die Anschlussfuge zwischen
Grundsatzes „innen dichter als außen“ genutzt werden.
Wandleibung und Holzzarge nicht nur sorgfältig
gedämmt, sondern auch noch im Bereich der
3. Systeme mit Dichtungsfolien. Die Gruppe der Türbekleidungen (Falz- und Zierbekleidung) mit
(elastischen) Fugenbänder umfasst ein breites spritzbaren Dichtstoffen und vorkomprimierten
Produktangebot, so dass die Möglichkeit besteht, Dichtungsbändern umlaufend abgedichtet wer-
ganz spezielle Anschlussabdichtungen auszu- den muss. Bei Stahlzargen im Massivbau ist der
führen. Fugenhohlraum satt mit Zementmörtel zu hinter-
Fugenbänder eignen sich für unterschiedliche füllen, bei Metallzargen in leichten Trennwänden
Fugenbreiten und können verhältnismäßig große (Ständerwänden) dicht mit Mineralwolle auszu-
Bewegungen aufnehmen. Um den Bewegungs- stopfen und ebenfalls umlaufend abzudichten.
ausgleich sicherzustellen, sind sie schleifenförmig Für Schutz- und Sondertüren gelten besondere
und nicht straff über die Anschlussfuge zu kleben Anforderungen, wie sie in Abschn. 7.8 näher er-
7 (Bild 7.29b). Dabei werden sie einmal am Rah- läutert sind.
menprofil der Außentür, zum anderen am Bau-
körper – entweder selbstklebend oder mit zu- Montagetechnische Anforderungen. Die Ein-
sätzlichem Klebstoff und ggf. mechanischer zelteile seriell hergestellter Holzwerkstoffzargen
Sicherung – befestigt. Hierbei muss immer auf die werden erst an der Baustelle zusammengesetzt
ausreichende Haftung, überlappende Verklebung und verleimt, wogegen der Zusammenbau hand-
der Bahnenstöße sowie die Verträglichkeit mit werklich gefertigter Holztürelemente (meist Son-
angrenzenden Werkstoffen geachtet werden. deranfertigungen) weitgehend in der Werkstatt
Übliche Dichtungsbahnen weisen einen verhält- erfolgt.
nismäßig hohen Wasserdampfdiffusionswider- Nach Angaben der Hersteller sollte die Montage
stand auf. Um dem bauphysikalischen Grundsatz von Holzwerkstoffzargen bei einem Raumklima
„innen dichter als außen“ entsprechen zu kön- von 20 °C und 50 % relativer Luftfeuchte erfolgen;
nen, werden neben den weitgehend dampfdich- zu hohe Baufeuchte führt zu Dimensionsänderun-
ten auch dampfdiffusionsoffene Dichtungsfolien gen, Quellungen und Verformungen der Zargen.
angeboten. Somit ist es möglich, sowohl wind- Wand- und Deckenputzarbeiten sowie Estrich-
dichte und schlagregendichte – gleichzeitig je- arbeiten sollten daher vor dem Holzzargeneinbau
doch auch diffusionsoffene – Fugenabdich- möglichst weitgehend abgeschlossen sein.
tungen herzustellen. Einzelheiten hierzu sind der Grundsätzlich unterscheidet man sichtbare und
weiterführenden Literatur [12] zu entnehmen. unsichtbare Befestigungsarten, wobei die Monta-
ge von Holzwerkstoffzargen fast nur noch ver-
7.4.5.2 Baukörperanschluss von Innentüren deckt erfolgt. Im Einzelnen sind zu nennen:
Bei dem fest mit dem Baukörper verankerten Teil
der Innentür unterscheidet man im Wesentlichen 1. Sichtbare Befestigungsarten
zwischen Türrahmen (Massivholz-, Metall- und • Nageltechnik. Das sichtbare Nageln ist die
Kunststoffprofile) und Türzargen (Futter aus Holz einfachste Methode, eine Holzzarge in einer
7.4 Allgemeine Anforderungen 507
Wandöffnung zu befestigen.Wie Bild 7.30 zeigt, bei großen Türelementen darauf zu achten,
müssen bei dieser heute kaum mehr gebräuch- dass sich bereits fest fixierte Türzargen dadurch
lichen Einbauart nagelbare Dübelsteine in die nicht verformen. Da diese Gefahr beim Zwei-
Leibung der Maueröffnung eingesetzt sein. komponenten-Schaum nicht gegeben ist, wird
Nach der Montage werden die in das Futterteil dieser vorzugsweise für die Türmontage em-
der Holzzarge schräg eingeschlagenen Stahlnä- pfohlen.
gel versenkt und ausgekittet (Bild 7.73a). Einfa- Zweikomponenten-Schaum (2K-PU-Schaum).
che, preisgünstige, nur noch beim Einbau von Dieser Montageschaum setzt sich aus zwei
gestrichenen Türen im Zuge der Altbausanie- Komponenten, dem Schaum (Komponente A)
rung verwendete Befestigungsart. Nachteil: Die und dem Aktivator (Komponente B) zusammen.
Nagelstellen zeichnen sich in der Regel in der Bei unterschiedlichen Systemen findet die Zu-
Anstrichfläche des Türfutters ab. sammenführung der beiden Komponenten
• Schraubtechnik. Beim sichtbaren Schrauben und damit die Auslösung der Reaktion entwe-
wird die Holzwerkstoffzarge mit Spreizdübeln der erst unmittelbar nach Austritt aus der Dose
(Durchsteckdübeln) an der Mauerleibung be- oder durch Mischen innerhalb der Kartusche
festigt. Die Schraubenköpfe bleiben entweder statt. Mit dem Auslösen der Reaktion innerhalb
sichtbar (Linsenkopfschrauben) oder auf ent- der Kartusche beginnt die Verarbeitungsdauer,
sprechend ausgebildeten Schraubenköpfen die bei diesem System nur wenige Minuten (5
werden sichtbare Kunststoff-Abdeckkappen bis 10 Minuten) in Anspruch nehmen darf.
aufgesteckt. Einfache, preisgünstige und dauer- Bei Zweikomponenten-Schäumen muss der
hafte Befestigungsart für weniger anspruchs- Untergrund absolut trocken sein; der einge-
vollen Innenausbau. brachte Schaum härtet unabhängig von Luft-
und Werkstofffeuchte innerhalb von 20 bis
2. Unsichtbare Befestigungsarten 30 Minuten vollständig aus. Die Gefahr der
Nachreaktion besteht bei Zweikomponenten-
• Schäumtechnik. Zur Befestigung von Holzwerk-
Schäumen nicht.
stoffzargen in Wandöffnungen setzen sich in
der Baupraxis Montageschäume auf Polyur- Zargeneinbau mit Montageschaum. Das einzubauende
Türelement ist rechtwinkelig, lot- und fluchtgerecht sowie
ethanbasis – kurz PU-Schäume genannt – als in der Höhe genau passend (Meterrissmarkierung beach-
derzeit rationellste und preisgünstigste Metho- ten) auszurichten und zu verkeilen. Der Spalt zwischen
de immer mehr durch. Hierfür bieten sich Ein- Holzwerkstoffzarge und Mauerleibung wird anschließend 7
oder Zweikomponenten-Schäume an, deren Eig- an mindestens drei Befestigungspunkten je Futterseite –
in Höhe der Bänder und des Schließbleches – mit druck-
nung durch ein Prüfzertifikat nachzuweisen ist. festen Unterlagen (Holzplättchen) ausgefüttert. Um den
Einkomponenten-Schaum (1K-PU-Schaum). In bei der Expansion des Schaumes entstehenden Druck auf-
der Dose ist der Schaum hoch verdichtet und fangen zu können, werden in gleicher Höhe aussteifende
Spreizen lose gegen die Unterlage gedrückt (Bild 7.30b).
steht unter Druck. Ein Treibmittel bewirkt, dass
Nach dem Einschäumen beginnt der punkt- oder strei-
das Material mit hoher Geschwindigkeit aus- fenweise aufgebrachte Schaum sich nach allen Seiten
strömt und sich zum Schaum aufblähen kann. auszudehnen (auf etwa das Zwei- bis Dreifache seines
Doch erst der Kontakt zur umgebenden Luft Austrittvolumens), wodurch es zu einer innigen Verbin-
setzt die chemische Reaktion in Gang, die den dung von Wandleibung und Türzarge kommt.
Schaum aushärten lässt. Um fest werden zu kön- Um eine dauerhafte Verbindung zwischen Leibung und
Türelement zu erreichen, müssen die Befestigungsstellen
nen, benötigen Einkomponenten-Schäume Was- frei von Staub und sonstigem losen Material sein. Aus
ser, das sie der Luft entziehen. Normalerweise Gründen der Wirtschaftlichkeit sollte der Abstand zwi-
reicht die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit aus, schen Leibung und Zarge nicht größer als 25 mm (Min-
nur in warmen und trockenen Tagen ist es rat- destbreite 8 mm) sein.
sam, die betroffenen Flächen anzufeuchten. Marktübliche Montageschäume sind nur für Türgewichte
bis max. 40 kg geeignet, sofern die Anschlussfuge
Entscheidend für die Schaumqualität und den zwischen Zarge und Leibung an mindestens drei Punk-
Verlauf der Reaktion sind Umgebungstempera- ten auf jeder Seite über die ganze Zargenbreite ausge-
tur (Dosentemperatur 20 ° bis 25 °C), relative schäumt wird (Gesamtklebeflächeanteil mind. 30 % je
Zargenseite). Türblätter mit höheren Gewichten erfor-
Luftfeuchte (mind. 50 %) sowie die Feuchte der dern größere Klebeflächen. Ab 60 kg Türgewicht muss die
Kontaktmaterialien. Bei einer Umgebungstem- Holzwerkstoffzarge vollflächig hinterschäumt und noch
peratur von 20 °C ist der 1K-PU-Schaum nach zusätzlich mit einer mechanischen Befestigung arretiert
etwa fünf bis acht Stunden ausgehärtet. werden. Für Schutztüren gelten, wie in Abschn. 7.8 näher
erläutert, besondere Anforderungen. Weitere Einzelhei-
Da beim Aushärten unter Feuchteeinfluss eine ten sind DIN 68 706-2, Türzargeneinbau, sowie der Spe-
Nachreaktion stattfinden kann, ist insbesondere zialliteratur [16] zu entnehmen.
508 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
1 1 2 3 Bandbereich
Meterriss 4
Schlossbereich
6
1000
Bandbereich
OFF OFR 3
1760
7.30a 7.30b
Ökologische Aspekte. Montageschäume, die umwelt- lich ist. Außerdem müssen die Zargen bereits
schädigende Treibmittel enthalten, dürfen aus Gründen sehr frühzeitig, vor dem Putzen und Tapezieren,
des Umweltschutzes (Abbau der Ozonschicht) und im In-
eingebaut sein; als Befestigungsmittel bei
7 teresse der Verarbeiter (Gefahr durch leicht entzündliche,
giftige Gase) nicht mehr eingesetzt werden. Umweltver- Sichtmauerwerk und Sichtbeton-Wandflächen
trägliche Schäume werden inzwischen am Markt in aus- sind sie ebenfalls ungeeignet.
reichendem Umfang angeboten.
Tellerankerbeschläge (Bild 7.31). Eine Aus-
Entsorgung von gebrauchten PU-Schaumdosen. Die
Verordnung über die Vermeidung von Verpackungsabfäl- nahme bilden die Tellerankerbeschläge. Sie
len (Verpackungsverordnung) verpflichtet alle Hersteller, bestehen aus einem Spreizdübel, einer Kreuz-
Händler und Handwerker, Verpackungen zu reduzieren, schlitzschraube (zugleich zur Distanzregu-
zurückzunehmen, wiederzuverwerten oder zu entsor- lierung) und einer daran befestigten Sperr-
gen. Während die gebrauchten PU-Dosen früher in Bau-
mischcontainer geworfen wurden und teuer entsorgt holzscheibe, die als Leimfläche dient. Bei
werden mussten, werden sie heute nach Gebrauch von Wanddicken bis zu etwa 20 cm sind mindestens
Dosen-Recyclingfirmen kostenlos zurückgenommen und drei Befestigungspunkte je Mauerleibung, bei
der Wiederverwertung zugeführt. Einzeldosen müssen dickeren Wänden die doppelte Anzahl vorzuse-
bei den örtlichen und öffentlichen Problemstoff-Sam-
melstellen abgegeben werden. hen. Während der Abbindezeit des Leimes (et-
wa 2 Stunden) sind auf Höhe der Befestigungs-
• Mechanische Befestigungstechniken. Zur punkte Futterspreizen einzuspannen, damit die
unsichtbaren mechanischen Befestigung von Leimflächen gepresst anliegen. Das Wandöff-
Holzwerkstoffzargen sind eine Vielzahl ver- nungsmaß ist gegenüber den Vorgaben der
schiedenartiger Befestigungsbeschläge auf dem DIN 18 100 um etwa 20 mm größer vorzusehen.
Markt (Bandeisen, Hessenkrallen, Schraubanker, Tellerankerbeschläge ergeben eine problem-
Mauerklammern u. a. m.). Meist werden sie nur lose, sehr sichere, beim Einbau von Sicherheits-
noch regional oder für ganz bestimmte Zwecke türen (einbruchhemmende Türen) und im
eingesetzt, da für ihre Montage längere Einbau- gehobenen Innenausbau bevorzugte Befesti-
zeiten und teilweise hohe Materialkosten zu gungsart; außerdem sind sie eine relativ preis-
veranschlagen sind. Ferner benötigen sie – je werte und umweltfreundliche Alternative zur
nach Beschlagart – ein um 20 bis 25 mm größe- Schäumtechnik.
res Wandöffnungsmaß, als nach DIN 18 100 üb-
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 509
9
8
10
11 7
5
4
3
5 1
≤ 20 cm > 20 cm
7.31 Unsichtbare mechanische Befestigung von Holztürzargen mit Tellerankern (Elepart-System, Velbert)
a) Befestigungspunkte (Bohrlöcher für Spreizdübel) je nach Wanddicke
b) Telleranker aus Sperrholz (Ø 60 und 90 mm)
c) Einbauspiel
1 Falzbekleidung 7 Spreizdübel aus Metall
2 Falzdichtung 8 Zierbekleidung
3 Türzarge/Futterstück 9 Betonsturz (Schnitt durch Wandöffnung)
4 Klebefläche 10 Bohrloch/Befestigungspunkte
5 Sperrholzscheibe (Teller) 11 Wandsteine
6 Verbindungsscheibe aus Metall
7
7.5 Türbeschläge für Holzzargen Türgarnituren •
•
Türdrücker aller Art
Türschilder, Türrosetten
und Holztürblätter • Sondergarnituren
• Sonderausrüstungen
Allgemeines Türdichtungen • Falzdichtungen
• Bodendichtungen
• Anschlagschwellen
Türbeschläge bedarf es zum Anschlagen, Öffnen, • Sonderausrüstungen
Schließen und ggf. Feststellen der Türblätter so-
wie zur Einbruchhemmung je nach Einsatzort.
Die einfachste Ausrüstung eines Türelementes 7.5.1 Türbänder
besteht demnach aus einem oberen und unteren
Band, einem Schloss mit Schließblech sowie einer Klassifizierung von Türbändern. Türbänder
Drückergarnitur. Dazu können je nach Anforde- werden gemäß E DIN EN 1935 in vier Gebrauchs-
rungsprofil noch weitere Sonderausrüstungen klassen eingeteilt. Je nach Anwendungsbereich
hinzukommen. Zu einer funktionstüchtigen Tür unterscheidet man folgende Bandklassen:
gehören immer auch eine Falzdichtung, bei Be- Klasse 1: Leichter Gebrauch (Klassen 1, 1A). An-
darf mit Bodendichtung. Folgende Hauptgrup- wendungen in privaten und anderen
pen sind demnach zu unterscheiden. Bereichen (z. B. Büros), die nicht für die
Türbänder • Bänder aller Art Öffentlichkeit zugänglich sind.
• Türschließer Klasse 2: Mittlerer Gebrauch. Anwendungen
• Feststelleinrichtungen in privaten und anderen Bereichen
• Sonderausrüstungen
(z. B. Büros) mit begrenztem Zugang
Türschlösser • Schlösser aller Art für die Öffentlichkeit.
• Schließbleche
• Schlosssicherungen Klasse 3: Starker Gebrauch. Anwendungen in
• Sonderausrüstungen öffentlichen Gebäuden und Behörden
510 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
Es kann nicht Aufgabe dieses Werkes sein, einen Objekttürbänder. Im Objektbereich (z. B. in öf-
umfassenden Überblick von allen auf dem Markt fentlichen Gebäuden wie Schulen, Krankenhäu-
befindlichen Türbeschlägen zu geben. Zu vielfäl- ser, Hotels, Banken) werden besonders hohe
tig sind die Ausführungsmöglichkeiten – sowohl Anforderungen an die Türbänder bezüglich
in technischer als auch formaler Hinsicht. In den Belastbarkeit, Laufeigenschaft und Sicherheits-
nachfolgenden Abschnitten werden deshalb nur reserven gestellt. Diese sog. Systembänder mit
einige wichtige Beschlagtypen in Form von Ab- dreidimensional verstellbaren Aufnahmeelemen-
bildungen und Einbauskizzen kurz vorgestellt. ten sind universell einsetzbar an Holz-, Stahl- und
Für die Ausführung der Beschlagarbeiten ist die Aluminiumzargen und weisen besonders abrieb-
VOB, Teil C, DIN 18 357 maßgebend. feste Gleitlager (Lauflager) auf.
7.5.1.1 Bänder für ungefälzte und gefälzte 7.5.1.2 Bänder für ungefälzte und gefälzte
Türen mit Blend- oder Blockrahmen Türen mit Holzzargen
Türbänder. Zum Anschlagen von gefälzten und • Aufschraubbänder (Lappenbänder) Bild 7.32.
ungefälzten Türblättern eignen sich vor allem Passend zur jeweiligen Falzausbildung gibt es
Aufschraubbänder (sog. Lappenbänder), Einbohr- diese Bänder mit geraden oder gekröpften
bänder, Kombibänder sowie spezielle System- (abgewinkelten) Lappen. Bei besonders starker
bänder (Objektbau). Diese Bandprogramme bie- Beanspruchung der Tür können die Winkelbän-
ten zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten des der noch zusätzlich mit Tragzapfen (Tragbol-
wechselseitig variablen Einsatzes von Rahmen- zen) ausgestattet sein. Entsprechend ihrer
und Flügelteilen, meist im Verbund mit passen- Dicke werden die Bandlappen in den Türfalz
den Aufnahmeelementen. und die Türbekleidung eingelassen und mit
Bandbezugslinie
Rahmenteil Flügelteil 7
Bandbezugslinie
120
120
160
Tragzapfen
Flügelteil
77
Bandbezugslinie
71
Flügelteil
22
22
22
Rahmenteil Rahmenteil Rahmenteil
Bandtasche
Bandtasche
25,5
40
9
bis
13
16
13 13 19
7.33a 7.33b 7.33c
Bandbezugslinie
21,5
120
Flügelteil
7.34
160
Dreiteiliges Kunststoff-Kombiband
(aus Stahl/Kunststoff ) für gefälzte
Holztür mit Zapfen-Einbohr-Band
in einer Bandtasche (Rahmenteil)
und Zapfen-Lappen-Band
(Flügelteil)
22
Rahmenteil
a) Bandansicht
b) Einbaubeispiel
HEWI-Beschläge Bad Arolsen 7.34a 7.34b
Inbusschraube
Rahmenzapfen
Bandtasche
7.35 Rahmen-
Band-Aufnahmeelement Abdeckkappe
zapfen Bandtasche
(Bandtasche) zur kraftschlüssigen
Befestigung von Zapfen-Einbohr-
Bändern an gefälzter Holzzarge
a) Bandtasche mit eingeschobe-
nem Rahmenteil (Rückseite) Ansicht
b) Einbaubeispiel
Simonswerk, Rheda-Wiedenbrück 7.35a Bandrolle Flügelzapfen 7.35b
514 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
7.36
Dreidimensional verstellbares
Aufnahmeelement für den Objekt-
bereich zur Befestigung von
Lappen-Winkelbändern (Objekt-
türbänder) an Holz-, Stahl- und
Aluminiumzargen.
a) Aufnahmeelement für
Bandrolle Holzwerkstoffzarge
b) Einbaubeispiel: Besonders
hingewiesen wird auf die durch-
Winkelband Türblattdichtung
laufende Türblattdichtung
(geeignet für Schallschutztüren).
7.36a 7.36b Simonswerk, Rheda-Wiedenbrück
eignet sich vor allem zur Herstellung von gefälz- • Einfaches Aufschraubband (Bild 7.37b). Es
ten Schallschutztüren. eignet sich zum Anschlagen von Stumpf- und
Hinweis: Das Außenmaß der Normzargen aus Holz- und
Falztüren (glatte und gekröpfte Ausführung)
Holzwerkstoffen ist in der Regel so konzipiert, dass sich eine und wird noch relativ häufig eingesetzt.
Gesamtfugenbreite von 10 mm (2 × 5 mm) für die Dämm- Während bei den neueren Modellen die Ecken
und Abdichtungsmaßnahmen ergibt. Dabei ist jedoch zu der Lappen für den maschinellen Einbau abge-
beachten, dass bei der Verwendung von Bandaufnahme-
elementen (Bild 7.35) diese gegenüber der Zargenaußen-
rundet sind, weisen die früher verwendeten
seite vorstehen und zusätzlichen Platz benötigen. Bänder eckige Bandlappen auf.
Um die Zarge ordnungsgemäß ausrichten, befestigen und • Langband (Bild 7.37c). Diese Bänder werden
die Fugen entsprechend den Erfordernissen dämmen und auch Ladenbänder genannt, da sie u. a. zum
dichten zu können, muss bei einer Gesamtfugenbreite von Anschlagen von Holzfensterläden sowie einfa-
nur 10 mm das Mauerwerk im Bereich der Bandtaschen
7 entweder ausgestemmt oder die Wandöffnung insgesamt
chen Latten- und Brettertüren benutzt werden.
Die Befestigung an den Querriegeln erfolgt mit
größer vorgesehen werden. In diesem Fall wird das zulässi-
ge Größtmaß für die Wandöffnung nach DIN 18 100 ge- Nägeln oder Schrauben. Der Kloben, um dessen
wählt, so dass die Öffnungsbreite insgesamt 20 mm größer Dorn sich das Band dreht, wird bei massiven
als das Baurichtmaß ist (Bild 7.22) und die Bandtaschen dar-
in ausreichend Platz finden.
Wänden ankerartig eingemauert oder bei Fach-
werkwänden an die Holzstiele angeschraubt.
• Winkelband (Bild 7.37d). Es eignet sich vor
7.5.1.3 Bänder zur Befestigung von allem zum Anschlagen von schweren Rah-
einfachen Holztürblättern. mentüren (z. B. Stalltüren), wobei der kräftige
Flachstahlwinkel auf den Rahmenfriesen aufge-
Obwohl derartige Bänder im gehobenen Ausbau schraubt wird. An dem querliegenden Teil des
kaum mehr vorkommen, sollen sie im Hinblick Beschlages sitzt das sog. Auge, das um den
auf die Altbausanierung und ein kostengünstiges Dorn eines Hakens läuft, der ebenfalls einge-
Bauen nicht unerwähnt bleiben. Im Einzelnen mauert oder angeschraubt sein kann.
sind das Einstemm- und Aufschraubband sowie
Lang- und Winkelband zu nennen. 7.5.1.4 Türschließer (Türschließmittel)
• Einstemmband (Bild 7.37a). Dieses Band, auch
Fitschen genannt, besteht aus zwei Lappen mit Türschließer dienen dazu, Drehflügeltüren nach
je einer Rolle und einem fest vernieteten oder dem manuellen Öffnungsvorgang wieder selbst-
lose einschiebbaren Stift. Die Lappen werden in tätig zu schließen. Der Schließvorgang erfolgt in
den Blendrahmen und das Türblatt einge- der Regel hydraulisch gedämpft (= kontrollierter
stemmt und von außen mit Schrauben oder Ablauf ), nur bei einfacheren Türschließern (Fe-
Stahlstiften arretiert. Nachteil: Sichtbare Köpfe derbänder) ungedämpft (= unkontrollierter Ab-
an der Türblattaußenseite. Sichere, jedoch rela- lauf ).
tiv umständliche, kaum mehr eingesetzte Be- Der Einbau von Türschließern ist überall dort not-
festigungsart. wendig, wo die Anforderung besteht, dass eine
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 515
Flügellappen
40
80 bis 160
140 (160)
33
7.37c
Rahmenlappen 28 bis 35
40 (60)
25,5
Es würde den Rahmen dieses Werkes sprengen, weist auf den Montageort im oberen Türbe-
wollte man einen umfassenden Überblick von al- reich hin.
len auf dem Markt befindlichen Türschließerarten Die beim Öffnen der Tür aufzuwendende Ener-
geben; zu vielfältig sind die Ausführungsmöglich- gie wird in einer Spiralfeder gespeichert. Sie
keiten – sowohl in technischer als auch formaler bewirkt beim Loslassen des Türflügels das
Hinsicht. Daher werden nachstehend nur einige selbsttätige Schließen der Tür, wobei die
gebräuchliche Türschließertypen in Form von Schließbewegung durch hydraulische Dämpf-
Einbauskizzen kurz vorgestellt. ung kontrolliert abläuft und von einem Kurbel-
trieb gedämpft wird. Für die Größenwahl des
1. Türschließmittel mit unkontrolliertem Türschließers ist die Türflügelbreite und das
(ungedämpftem) Schließablauf Türblattgewicht je nach Anwendungsbereich
• Federbänder (DIN 18 272). Federbänder wer- maßgebend; für zweiflügelige Türen ist ein be-
den als einfaches Schließmittel derzeit nur sonderer Nachweis der Brauchbarkeit erforder-
noch für wenige Bauarten von einflügeligen lich. Einzelheiten sind der DIN 18 263-1, Tabelle
Feuerschutztüren (max. Türflügelgewicht 80 kg) 1, zu entnehmen.
der Feuerwiderstandsklassen T 30 bis T 80 ge- Güte- und Prüfbestimmungen für Obentür-
mäß DIN 4102-5 verwendet. Federbänder nach schließer sind in RAL-RG 607/1 [19] festgelegt,
dieser Norm erfüllen die in den Bauordnungen die zur Zeit überarbeitet werden.
der Länder für Feuerschutzabschlüsse gefor- • Obentürschließer mit Lineartrieb (DIN EN
derte Eigenschaft „selbstschließend“. 1154). Obentürschließer mit Lineartrieb – auch
Die beim Öffnen der Tür aufzuwendende Ener- Zahntriebtürschließer genannt und seither
gie wird in einer zylindrischen Schrauben-Dreh- in DIN 18 263-2 genormt – bilden die Basis
feder gespeichert. Nach dem Loslassen des Tür- für ganze Produktgruppen-Türschließerfamili-
flügels schlägt die Tür – im Gegensatz zu en (modulare Systembauweise). Sie werden je
Türschließern mit hydraulischer Dämpfung – nach Antriebsystem sowohl mit Gestänge als
mit Schwung ungebremst in die Zarge ein, wo- auch mit Gleitarm und Gleitschiene angeboten.
durch sich erhebliche Belästigungen und auch • Flach anliegende Gleitschienen-Türschlie-
Gefahren für die Verkehrssicherheit ergeben. ßer (Bild 7.40-1) – wahlweise für sichtbare
Derart ungedämpfte Schließmittel sollten da- Türblatt- oder Türzargenmontage geeignet –
her nur an wenig begangenen Türen ange- sind mit ansprechendem Design und moder- 7
bracht werden. ner Farbgebung erhältlich und erfüllen alle in
Frage kommenden Funktionsanforderungen.
2. Türschließmittel mit kontrolliertem
• Verdeckt eingebaute Gleitschienen-Tür-
(hydraulisch gedämpftem) Schließablauf
schließer (Bild 7.40-2) können nahezu in alle
• Obentürschließer mit Kurbeltrieb und Spi- Türflügel aus Holz oder Holzwerkstoffen, Me-
ralfeder (DIN 18 263-1). Bild 7.38 und Bild 7.39. tall und Kunststoff mit einer Türblattdicke ab
Ein Obentürschließer mit hydraulischer Dämpf- 45 mm eingebaut werden (Bild 7.38b). Auch
ung ist ein Gerät zum selbständigen Schließen sie erfüllen – wie zuvor im Einzelnen beschrie-
von Türen, das entweder auf Türblatt oder Tür- ben – praktisch alle Forderungen, die an einen
zarge fest aufgeschraubt ist. Die Benennung modernen Türschließer gestellt werden.
255-370
7.39
68
68
428
71
71
7.40-1
62 80 285 Obentürschließer mit Lineartrieb
(DIN EN 1154) als flach anliegender
Gleitschienen-Türschließer sichtbar
auf dem Türblatt montiert
a) Vertikalschnitt
b) Türblattansicht
7.40-1a 7.40-1b DORMA-Baubeschläge, Ennepetal
85 440
46 7.40-2
35 87 253
Obentürschließer mit Lineartrieb
(DIN EN 1154) als Gleitschienen-
Türschließer verdeckt eingebaut in
Türblatt und Türrahmen
45 a) Vertikalschnitt
b) Türblattansicht
c) Aufsicht obere Türblattkante
7.40-2a 7.40-2b DORMA-Baubeschläge, Ennepetal
nehmen (Regelfall). Beachtenswert ist weiter, nem oberen Zapfenpaar zur Türbefestigung
dass sog. Universal-Bodentürschließer für alle (Bild 7.42).
Anschlag- und Pendeltüren sowie Türkonstruk- Der Einbaukasten aus verzinktem Stahlblech
tionen aus Holz, Holzwerkstoffen, Metall oder wird in den Boden eingelassen (Aussparung im
Ganzglas geeignet sind. Vgl. hierzu auch Bild Estrich durch Hartschaumwürfel) und dort fest
7.110 und Bild 7.137. verankert. Das Türschließergehäuse lässt sich
Bodentürschließer bestehen aus einem Einbau- im Einbaukasten auch noch nach der Montage
kasten (sog. Zementkasten), einem darin zu be- geringfügig in alle Richtungen verstellen, so
festigendem Gehäuse mit der eigentlichen dass das Türblatt genau eingepasst werden
Schließmechanik, einer unteren Türschiene kann. Die Oberseite des Gehäuses wird mit ei-
(Türhebel) auf der das Türblatt sitzt sowie ei- ner Deckplatte aus Edelstahl abgedeckt. Bo-
36
8
5
757
45
22 5 6
7
217 7 Ansicht
8
24
36
4
7
Schnitt A-A
Schnitt B-B
3 Ansicht
22 45
4 5 5 4 3 2 1 7
3
20
50
82 278
7.42a 7.42b
7.42 Konstruktionsbeispiel: Gefälzte Holztür mit exzentrisch ausgebildetem Bodentürschließer, oben eingelassenem
Zapfenbandpaar und unterer Türschiene
a) Vertikalschnitt A–A
b) Horizontalschnitt B–B mit Türansichten (oberer und unterer Türbereich)
1 Einbaukasten (sog. Zementkasten) 5 Abdeckkappen aus Edelstahl
2 Gehäuse mit Schließmechanik 6 oberes Zapfenbandpaar
3 Deckplatte aus Edelstahl 7 Holztürblatt (Ansicht)
4 untere Türschiene (Türhebel) aus Stahl 8 Türrahmen
GRETSCH-UNITAS, Ditzingen
520 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
dentürschließer gibt es für Türblattgewichte bis delvorgang durch eine vorgespannte Schrau-
250 (300) kg. benfeder unkontrolliert (ungebremst) in Gang
Sind Bodentürschließer eindringendem Wasser setzt.
ausgesetzt (z. B. in Nassräumen oder bei Au- Das Bommer-Pendeltürband besteht aus zwei
ßentüren ohne Regenschutz), so ist der Raum sichtbaren Rollen, die durch einen Steg fest mit-
zwischen Einbaukasten und Türschließerge- einander verbunden sind, und zwei bewegli-
häuse mit einer geeigneten Vergussmasse aus- chen Bandlappen, von denen je einer am Tür-
zufüllen. rahmen (Zarge) und Türflügel angeschlagen
wird. Die Rollen sind unsichtbar mit kräftigen
Pendeltürbeschläge auswechselbaren Schraubenfedern bestückt.
Diese bewirken, dass die Türflügel nach Ingang-
Pendeltüren sind selbstschließende Türen, bei setzung selbsttätig, meist hart federnd zurück-
denen die Türblätter durch einen Türrahmen fallen und nach einigem Hin- und Herpendeln
(Zarge) nach beiden Seiten kurzzeitig schwingen in Ruhestellung übergehen. Die Federn werden
und durch Pendeltürbeschläge mit integrierten erst nach der Türmontage gespannt und gesi-
Schließmitteln wieder in ihre Ausgangsposition chert.
zurückgeführt werden. Sie können einflügelig Die Größe der Pendeltürbänder muss auf das
oder zweiflügelig ausgebildet sein, schließen je- Türgewicht, die Türbreite und die Türblattdicke
doch aufgrund der fehlenden Überfälzung nicht abgestimmt werden. Derartige Pendeltürbän-
völlig dicht ab. Meist werden Bürsten- oder Gum- der sind nur für Innentüren und keinesfalls für
midichtungen in die abgerundeten Türblatt- Feuer- oder Rauchschutztüren geeignet.
längskanten eingelassen. Um Zusammenstöße zu
vermeiden (z. B. Kellnergang), sollten die Türblät- • Hawgood-Pendeltürbeschlag (Bild 7.44). Bei
ter von Pendeltüren immer Glasfüllungen oder diesem Pendeltürbeschlag sitzt die Schließkraft
Sehschlitze in Augenhöhe aufweisen. in runden Zapfen, die in den Türrahmen (Zarge)
eingelassen werden. Es gibt unterschiedlich
Neben den vorgenannten, für Pendeltürfunktio- ausgebildete Beschläge – entweder mit einem
nen geeigneten oder zwei Zapfen – deren Mechanik jedoch im-
• Bodentürschließern (Bild 7.41c) mit kontrol- mer unsichtbar ist. Der jeweilige Türflügel wird
liertem Schließablauf, gibt es noch weitere spe- in den U-förmigen Schuh des Beschlages ein-
7 zielle Pendeltürbeschläge.
• Bommer-Pendeltürband (Bild 7.43). Hierbei
geschoben und daran befestigt. Eine unsicht-
bar integrierte Arretierung ermöglicht auch
handelt es sich um einen Beschlag mit eine Offenstellung der Tür von 90° nach beiden
Doppelfunktion, der einmal das Türblatt trägt Seiten hin. Da die Federkraft in den Zapfen
(Aufschraubband) und zum anderen den Pen- nicht nachgestellt werden kann, muss bei der
90
75 bis 300
Steg
Ø 33,5
50
100
38
100 45
30
2 1 Nuss 8
7.45
20
Vierkantloch Schließ-
30
7
5 Feder für die Zuhaltung riegel
6 Zuhaltungsbogen Stulp
7 Sicherungsreifchen für Schlüssel
(Mittelbruchbesatzung) Schloss-
8 Türdrücker Schließhaken Umschweif blech Stulp
522 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
Klasse 5: Schlösser für erhöhte Einbruchhem- gerechter Richtung aus dem Stulp herausgeschoben und
mung und hoher Beanspruchung in ein in der Zarge vorgesehenes Schließblech einge-
führt; bei entgegengesetzter Schlüsseldrehung kann er
(Sicherheitseinsteckschlösser). wieder in den Schlosskasten zurückgezogen werden. Fest-
gestellt (versperrt) wird der Schlossriegel in der jeweiligen
Güte- und Prüfbestimmungen für Einsteck- Lage durch die Zuhaltung.
schlösser sind in RAL-RG 607/2 festgelegt, die zur • Schlüsselloch- bzw. Schließzylinder-Aussparungen
Zeit überarbeitet werden. werden entsprechend der jeweiligen Schlüsselform
(Schlüsselart) oder Zylinderform aus dem Schlosskasten
Schlossteile, Maße und Bezeichnungen (Schlosskastendeckblech) ausgeschnitten.
Die wesentlichsten Teile, Maße und Bezeichnungen eines • Stulp. Der Stulp ist ein Teil des Schlosskastens, durch den
Einsteckschlosses sind in Bild 7.46 dargestellt. Im Einzelnen üblicherweise Falle und Riegel herausragen. Er dient der
ist besonders hinzuweisen auf: Befestigung des Schlosses und wird sichtbar in der Tür-
blattlängskante eingelassen. Bei Falztüren ist er einseitig
• Falle. Die federnd gelagerte keilförmige Falle wird übli- bündig mit dem Schlosskasten, bei Stumpftüren mittig
cherweise durch den Türdrücker – bei eingebautem am Schlosskasten befestigt. Schlösser mit schrägem
Wechsel auch mit dem Schlüssel – bewegt und dient zur Stulp sind bei zweiflügeligen Türen oder bei besonders
Feststellung des Türblattes im Zargenrahmen. dicken einflügeligen Türblättern erforderlich. Die jeweils
• Wechsel. Der sog. Wechsel ist eine hebelartige Verbin- benötigte Stulpschräge (Abweichung vom 90° Winkel)
dung zwischen Riegel und Falle, der es ermöglicht, dass kann der sog. Stulp-Schrägentabelle [58] entnommen
die Falle mit dem Schlüssel zurückgedreht und so das werden. S. hierzu auch Bild 7.57-2.
Türblatt – bei nicht verriegeltem Zustand – geöffnet wer- • Dornmaß. Das Dornmaß wird von der Vorderkante Stulp
den kann. An der Außenseite der Haustür oder Woh- bis Mitte Nuss bzw. Mitte Schlüsselloch gemessen und
nungsabschlusstür bedarf es dann eines Knopfes (Knopf- beträgt bei Schlössern für normal benutzte Innentüren
schild o. Ä.) zum Zuziehen, an der Türinnenseite eines 55 mm (Schlossklasse 1 bis 2), bei Schlössern und Türen
Drückers. mit hoher Sicherheitsanforderung üblicherweise 65 mm.
• Nuss. In das quadratische Vierkantloch der Nuss wird der Weitere mögliche Dornmaße sind 70, 80 und 100 mm.
Vierkantstift des Türdrückers genau passend eingescho- Bei Einsteckschlössern für Rohrrahmentüren liegen die
ben, so dass die bei einer Drückerbetätigung ausgehen- Dornmaße wegen der geringeren Profilabmessungen
de Bewegung direkt auf die Falle übertragen und somit zwischen 25 und 45 mm, so dass diese Schlösser zum Teil
das Öffnen der Tür ermöglicht wird. nur eintourig verschlossen werden können.
• Zuhaltung. Die Zuhaltung ist eine Sperre im Schloss, die • Entfernung. Die sog. Entfernung reicht von Mitte Nuss
den Riegel gegen unberechtigtes Verschieben sichert. (Türdrücker) bis Mitte Schlüsselloch bzw. Schließzylinder
Bei Schlössern der Klasse 4 und 5 (Sicherheitseinsteck- und beträgt bei Schlössern für übliche Innentüren 72 mm
schlösser) wird eine Zuhaltung mit 3-fachem Eingriff in (Bad/WC-Schlösser 78 mm), bei Schlössern für Türen mit
7 das Riegelschließwerk eingebaut. Die Riegelgegenkraft
wird dadurch wesentlich erhöht.
hoher Sicherheitsanforderung normalerweise 92 mm.
• Drückerhöhe. Die Drückerhöhe wird von Mitte Nuss bis
• Riegel. Der Riegel wird durch ein- oder zweimalige Rie- Oberfläche Fußboden (OFF) gemessen und beträgt übli-
geldrehung (sog. ein- oder zweitouriges Schloss) in waa- cherweise 1050 mm (DIN 18 101).
2,5 mm
7.46
Schematische Darstellung eines Einsteckschlosses mit
eingebautem Profilzylinder sowie den wichtigsten Teilen,
Maßen und Bezeichnungen
B A A Schlosskasten, Schlosskastendeckblech,
Schlosskastenplatte
D B keilförmige Falle
C C Wechsel
D Nuss mit quadratischem Vierkantloch
E E Zuhaltung
1
F Riegel
6
3
7
4
H 3 Kastenhöhe
4 Ausnehmung (Ausfräsung im Türblatt)
5 5 mm
5 Dornmaß
2 6 Sog. Entfernung
4 7 Drückerhöhe von Mitte Nuss bis Oberfläche
Fertigfußboden (OFF)
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 523
Schlosskasten. Der Schlosskasten darf bei Ein- Schlösser sind meist mit Wechsel und zweitourig ver-
steckschlössern der Klasse 1 und 2 offen ausge- schließbarem Riegel für gefälzte und ungefälzte Türblätter
ausgerüstet. Das Dornmaß beträgt üblicherweise 55 mm,
führt werden. Bei Einsteckschlössern der Klassen kann aber auch darüber liegen.
3 bis 5 muss der Schlosskasten allseitig geschlos-
Bild 7.48 zeigt ein Einsteckschloss nach DIN 18 251-2 (Klas-
sen sein und darf nur solche Öffnungen aufwei- se 3) für den Einbau in Rohrrahmentüren, vorgerichtet für
sen, die funktionsbedingt und zur Montage der die Aufnahme eines Profilzylinders. Aufgrund der geringen
Beschläge erforderlich sind. Profilbreite des Flügelrahmens weisen derartige Schlösser
ein wesentlich kleineres Dornmaß auf.
Hochwertige Qualitätsschlösser in mittelschwerer
bis schwerer Ausführung weisen eine ganze Rei-
he beachtenswerter Merkmale auf. So ist in der 7.5.2.2 Sicherungsarten der Schlösser
Regel der verzinkte Schlosskasten insgesamt Einsteckschlösser – wie in Abschn. 7.5.2.1 näher
staub- und spänedicht ausgebildet, so dass Funk- beschrieben – können ein Buntbart-, Zuhaltungs-
tionsstörungen durch Eindringen von Fremdkör- oder Zylinderschließwerk haben. Dementspre-
pern in das Innenwerk des Schlosses ausgeschlos- chend unterscheidet man:
sen sind. Durchgehende, aufbohrgeschützte
Schraublöcher im Nuss- und Schlüssellochbereich Buntbartschloss (Bild 7.49a). Die geringste Si-
ermöglichen eine sichere Verschraubung der Tür- cherheit bietet aufgrund seiner einfachen Schlos-
schilder. Das unangenehme Flattern des Tür- skonstruktion das Buntbartschloss. Es hat nur ei-
drückers wird durch eine selbstspannende ne Sperrzuhaltung, die durch den Schlüsselbart
Klemmnuss, gelagert in starken Bronze- oder so angehoben wird, dass der Riegel bewegt wer-
Kunststoffringen, verhindert. Geräuschabsorber den kann. Dieser wird durch ein- oder zweimali-
im Fallenbereich bewirken eine schalldämpfende ges Drehen des Schlüssels (ein- oder zweitourig)
Fallenfunktion. Außerdem ermöglicht ein einge- vorgeschlossen. Der Schutz gegen unbefugtes
bauter Graphitkanal (mit Abdeckschraube im Öffnen besteht lediglich in der Verschiedenar-
Stulp) das Schmieren der Innenteile. Kräftige, ela- tigkeit der Schlüsselbartformen (Schlüsselbart-
stische Drückerhochhaltefedern sorgen dafür, schweifungen) bzw. Schlüssellochausbildungen
dass selbst bei starker Beanspruchung kein Nach- im Schlosskastendeckblech. Das Buntbartschloss
lassen der Federkraft zu verzeichnen ist. gilt daher nicht als Sicherheitsschloss und sollte
Bild 7.47 zeigt ein Einsteckschloss gemäß DIN 18 251-1 nur in solche Türen eingebaut werden, an die
(Klasse 3) für den Einbau in Wohnungsabschlusstüren, vor- keine Sicherheitsanforderungen gestellt werden 7
gerichtet zur Aufnahme eines Profilzylinders. Derartige (z. B. Zimmertüren im Wohnungsbau).
12 6 14 3 14 12
12
33,5
70
32
8 8,5
235
20 6,5 8 3,5 8
255
195
165
20 8
92
72
35
35
3
30
33
24 20
33
35 18
Zuhaltungsschloss (Bild 7.49b). Das Zuhaltungs- dern werden nach dieser Norm in die Klassen P1,
schloss – auch Chubbschloss genannt – bietet P2, P3 mit abgestuften Anforderungen eingeteilt.
eine größere Sicherheit als das Buntbartschloss. Profilzylinder aller drei Klassen dürfen in Schließ-
Es hat mehrere Sperrzuhaltungen, die durch den anlagen eingesetzt werden, wobei die Besonder-
gestuften Schlüsselbart so angehoben werden, heiten bei Schließanlagen zu berücksichtigen sind.
dass der Riegel bewegt werden kann. Die Zuhal- Profilzylinder der Klassen P2 und P3 sind darüber
tungen liegen im Schlosskasten unmittelbar hinaus für den Einsatz in Türschlössern für Türen
oberhalb des Schlüsselloches zu einem „Paket“ mit Sicherheitsanforderungen (z. B. einbruch-
zusammengefasst flach übereinander. Der Riegel hemmende Türen) geeignet, sofern sie die zu-
wird durch zweimaliges Drehen des Schlüssels sätzlichen Anforderungen gemäß DIN 18 252
(zweitourig) vorgeschoben. Beim Zuhaltungs- (Neuausgabe) erfüllen. Vgl. hierzu auch Abschn.
schloss besteht die Variationsmöglichkeit in der 7.8.5, Einbruchhemmende Türen.
Auswahl der unterschiedlichen Schlüsselbartfor-
men und in den unterschiedlichen Einschnitten
Einteilung und Benennung: Überblick
des Schlüsselbartes; jede Bartabstufung hebt
beim Öffnen eine Zuhaltung an. Die wesentlichsten Bestandteile eines Schließzy-
linders sind das Zylindergehäuse, der Zylinder-
Zylinderschloss. Beim Zylinderschloss ist – im kern mit Schlüsselkanal, die Stiftzuhaltungen und
Gegensatz zu den vorgenannten Schlossarten – der Schließbart, der das Schließwerk des Schlos-
der Schließmechanismus (Schließwerk) vom ses (Zylinderschloss) betätigt. Der Zylinderkern ist
Sicherheitsmechanismus (Schließzylinder) ge- demnach drehbar im Zylindergehäuse gelagert.
trennt. Der Schließzylinder ist ein jederzeit aus- Schließzylinder für Türschlösser werden benannt
tauschbares Bauteil, das dazu bestimmt ist, in und eingeteilt nach (Bild 7.49 bis Bild 7.51):
dafür vorgerichtete Einsteckschlösser eingesetzt
zu werden. Schließzylinder werden als Profil-, Schlüsselformen
Rund- und Ovalzylinder angeboten. Entsprechend • Klassisches Schlüsselsystem (Bild 7.49c) für Schließ-
der jeweiligen Gehäuseform müssen Schloss- zylinder mit Stiftzuhaltungen und senkrecht angeord-
netem Schlüsselkanal. Die Schlüssel weisen auf einer
kasten (Schlosskastendeckblech) und Türgarnitur Schmalseite des Schlüsselschaftes entsprechende Einfrä-
(Türschilder, Rosetten) ausgespart sein. sungen bzw. Einkerbungen auf.
• Wendeschlüsselsystem (Bild 7.49d) gibt es für Schließ-
7 Schließzylinder zylinder mit waagerecht oder senkrecht angeordnetem
Schließkanal. Auf den Flachseiten des Schlüsselschaftes
Normen. Schließzylinder im Allgemeinen sind in DIN EN sind Bohrmulden angebracht. Diese Bohrbilder sind in
1303, die besonderen Merkmale von Profilzylindern und der Regel spiegelsymmetrisch auf beiden Seiten gleich
Schließanlagen im Speziellen in DIN 18252 (Neuausgabe) angeordnet, so dass es für den Benutzer keine Richtungs-
genormt. Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.11 vorgabe beim Einschieben des Schlüssels in den Schließ-
zu entnehmen. kanal gibt.
• DIN EN 1303 – Schließzylinder für Schlösser Beim DOM-Kugelsystem (Bild 7.49d) betätigt eine im
• DIN 18 252 – Profilzylinder für Türschlösser mit Wendeschlüssel beweglich gelagerte Stahlkugel erst
(Ausg. 09.99) Beschreibung von Schließanlagen nach Überspringen eines tief im Schließzylinder liegen-
(Neuausgabe). den Hindernisses eine von außen unerreichbare, zusätz-
liche Sperrsicherung. Widerrechtliche Manipulationen
am Schlüssel oder Zylinder werden dadurch stark er-
Klassifizierung von Schließzylindern (nach DIN schwert, so dass das unbefugte Anfertigen eines Nach-
EN 1303). Diese Norm enthält Anforderungen schlüssels fast unmöglich ist.
an die Festigkeit, Verschlusssicherheit, Dauerhaf- • Dreidimensional codiertes Schlüsselsystem (Bild
tigkeit und Korrosionsbeständigkeit von Schließ- 7.49e). Eine weitere Schlüsselform stellen die dreidimen-
sional-codierbaren Schlüsselprofile dar, die bei höchsten
zylindern im Allgemeinen. Schließzylinder nach Sicherheitsanforderungen eingesetzt werden. Das nahe-
dieser Norm werden in fünf Verschlusssicherheits- zu runde Schlüsselprofil des Edelstahlschlüssels ist drei-
klassen (1 bis 5) klassifiziert. dimensional derart vielfältig ausgefräst, dass ein unbe-
rechtigtes Kopieren eines Nachschlüssels nahezu ausge-
Schließzylinder für den Einbau in Feuer- und schlossen werden kann. Weiterentwicklungen sind auf
Rauchschutztüren müssen neben der Funktions- diesem Gebiet zu erwarten. Vgl. hierzu auch „Elektroni-
fähigkeit auch noch den notwendigen Feuerwi- sche Schließzylinder“.
derstand aufweisen und sind nach DIN EN 1634-1
Gehäuseformen
zu prüfen.
• Profilzylinder (Bild 7.50a) mit einteiligem Zylinderge-
häuse nach DIN 18 252. Aufgrund seiner weiten Verbrei-
Klassifizierung von Profilzylindern (nach DIN tung wird er auch Euro-Zylinder genannt. S. hierzu auch
18 252). Schließzylinder in Form von Profilzylin- Bild 7.52.
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 525
Sperrkugel
Kontrollbohrungen
Zuhaltungs-
bohrungen
Vertikale
7.49a Hochrippe
Dreidimensional
codierbares
7.49b Schlüsselprofil
Kontroll-
bohrungen
• Rundzylinder (Bild 7.50b) mit ein- oder zweiteiligem Zy- • Ovalzylinder (Bild 7.50c) mit ein- oder zweiteiligem Zy-
lindergehäuse (Außen- und Innenteil). Verwendet wird lindergehäuse (Außen- und Innenteil). Üblicherweise
vor allem die sog. Kurzzylinder-Ausführung. Der Kurzzy- wird ebenfalls die Kurzzylinder-Ausführung eingesetzt,
linder besteht aus zwei Einzelzylindern, die durch Verbin- mit den gleichen konstruktiven Merkmalen wie bei den
dungsbolzen miteinander verbunden sind. S. hierzu auch Rundzylindern.
Bild 7.53.
17 A B A B 20 A B 7
32
36
33
3 7
7.53
Schematische Darstellung eines Kurzzylinders
(Rund- oder Ovalzylinder), der aus zwei getrennten
Einzelzylindern besteht. Diese werden beim Einbau
durch Verbindungsbolzen fest miteinander verbunden
Schlüssel
(selbsttätige Verriegelung).
Schlüssel-
BKS-Gesellschaft, Velbert Kernstift einschnitt Schließbart
41 20,5 E 20,5
8 25,5 15,5 8 15 15
7.54
Schematische Darstellung eines
1 Schlosskasteneinbaues und der
A B A B Ermittlung von Zylinderlängen
A = E + 15
8 8 16 a) Falztür mit Stulpansicht
b) Türblatt mit Einfachfalz
c) Türblatt mit Doppelfalz
2 d) Türblatt stumpf einschlagend
3 25,5 1 Falztür
7.54b 7.54c 20 2 Schlossriegel
3 Bezugslinie = Mitte Zylinder-
8
sicherungsschraube (Stulp-
8 schraube). Vgl. hierzu Bild 7.46
4
5 4 Bohrung für Zylinder-
3
sicherungsschraube
A B 6 5 Stulpansicht
7 6 Türschild, Rosette o. Ä.
7 Schlosskasten
C D A B 8 Schlossfalle
7.54a 7.54d Nach Vorlagen WIRUS-Bauelemente
GmbH, Gütersloh
Grundsätzlich sind die Zylinderlängen A und B Rund- und Ovalzylindern vom Schlosskasten aus
mit den Türschilddicken C und D so aufeinander gemessen. Dabei geht man in der Regel von einer
abzustimmen, dass das Gehäuse des Schließzylin- Schlosskastendicke von 14 mm aus.
ders – zumindest auf der Außen- bzw. Angriffseite
der Tür – um nicht mehr als 3 mm aus dem Be- Zylinderverlängerungen. Da Schließzylinder
schlag herausragt. Zu beachten ist, dass Schließ- nicht in jeder Länge geliefert – sondern ausge-
7 zylinder abgebrochen werden können, wenn die-
se zu weit aus dem Türschild hervorstehen.
hend von einem bestimmten Grundmaß nur in
festgelegten Rastermaßen verlängert werden –
Bei Profilzylindern werden die Maße für die Be- ist es erforderlich, diese Verlängerung so zu
stimmung der Zylinderlängen A und B von der wählen, dass die Zylinderenden mit den Türschil-
Zylindersicherungsschraube (Stulpschraube), bei dern möglichst bündig liegen.
5 1 5
1 2 3 4 5 5 1 5
5 Grund länge 5
10 10
15 15
20 A B 20
30 30
40
Bild 7.55. Wie die Darstellung zeigt, können die weise ist unterschiedlich, so dass sich daraus sys-
Zylinder in ihrer Gesamtlänge auf die jeweilige tembedingte Verschlussvarianten ergeben.
Türblattdicke (inkl. Türschilder) abgestimmt und
in sog. Stufensprüngen von in der Regel 5 mm Bild 7.56-2. Die schlossseitige Mehrfachverriege-
ein- oder beidseitig angepasst werden. Dabei lung macht jedoch nur dann einen Sinn, wenn
kann die Länge der beiden Doppelzylinderhälf- auch die Bandseite eines Türblattes gegen Anhe-
ten unterschiedlich ausfallen (z. B. 35/50 mm). ben und Eindrücken noch zusätzlich mit einer
sog. Bandsicherung (Bolzensicherung) verstärkt
Einsteckschlösser als Mehrfachverriegelung ist.
Ein Türverschluss mit Mehrfachverriegelung bietet Elektronische Schließsysteme
im Vergleich zu einem normalen Einsteckschloss (Elektronische Schließzylinder)
erhöhten Einbruchschutz. Die Mehrfachverriege-
lung nach E DIN 18 251-3 besteht üblicherweise Mit der Entwicklung des elektronischen Schließ-
aus einem Hauptschloss – in das ein Schließzylin- zylinders begann ein neuer Abschnitt im Bereich
der eingebaut werden kann – und zwei Neben- der Sicherheitstechnik mit Schlössern. Während
schlössern. Nur vom Hauptschloss aus werden die die Zutrittsberechtigung bei konventionellen,
zusätzlichen Riegel der Nebenschlösser zum rein mechanisch betriebenen Zylindern über den
Schließen und Öffnen betätigt. Ausgehend von jeweils passenden Schlüssel erfolgt, werden beim
der Anzahl der schlossseitigen Verriegelungen un- elektronischen Schließsystem sowohl Zylinder als
terscheidet man Vierpunkt-, Sechspunkt- oder auch Schlüssel mit zusätzlichen Komponenten
Zehnpunktverschlüsse. S. hierzu auch Abschn. ausgerüstet.
7.8.5, Einbruchhemmende Türen.
Transpondertechnik. Bei der sog. Transponder-
Bild 7.56-1. Wie die Abbildung verdeutlicht, wei- technik ist von einem elektronischen Schließ-
sen die Nebenschlösser verschiedenartige Riegel zylinder im Türblatt – der in jedes DIN-Einsteck-
auf. Zu nennen sind beispielsweise Rollzapfen, schloss passt – und einem Transponder (=
Schließbolzen, Schwenkriegel u. a. Ihre Wirkungs- digitaler Schlüssel) auszugehen, der den mechani-
7
27,5
Neben-
schloss
15
51
20 20 20 20
237
Haupt-
schloss
51
Neben-
schloss
10 10 4
7.56-1a 7.56-1b 7.56-1c
schen Schlüssel ersetzt (Andere Systeme, bei de- Schließzylinder eine Steuereinheit (meist bat-
nen die Elektronik in Form einer Magnetkarte teriebetrieben), die jeweils vor Ort mit einem
oder codierten Chipkarte wirksam wird, bleiben Programmiergerät codiert werden kann. Bei
hier unberücksichtigt). diesem System verzichtet man auf die (auf-
In diesem Transponder – der kleiner als eine wändige) Vernetzung der Zylinder.
flache Streichholzschachtel ist oder in einen • Online-Betrieb. Hierbei handelt es sich um ein
Schlüsselkopf passt – sind jeweils individuelle In- verkabeltes (vernetztes) System, dessen Steue-
formationen des Schließplanes elektronisch ge- rung über eine zentrale Stelle – in der Regel
speichert. Auf Knopfdruck wird per Funk (Hoch- einen Personal Computer – erfolgt. Alle elek-
frequenz-Impuls) und damit berührungslos ein tronischen Zylinder (z. B. einer Schließanlage)
Signal zur Identifizierung an den elektronischen werden damit zentral erfasst und ggf. noch
Schließzylinder gesandt (abhör- und fälschungs- weitere Zusatzfunktionen (z. B. Alarmgeber, Vi-
sicheres Codierungsverfahren). Auf der Zylinder- deo-Überwachungsanlagen u. Ä.) zugeschaltet.
seite wird die Codierung eingelesen und von ei- Darüber hinaus ergeben sich noch weitere
ner Steuerelektronik geprüft, ob die Tür gemäß Möglichkeiten, den Zutritt nach zeitlichen Krite-
Schließplan geöffnet werden darf. rien zu steuern bzw. einzuschränken. Derart
Diese Steuereinheit kann je nach System in, auf vernetzte Systeme bieten sich vor allem für
oder neben der Tür installiert sein (Türterminal, größere Objekte an.Weitere Einzelheiten hierzu
Wandterminal). Die Energieversorgung erfolgt sind der Spezialliteratur [24], [58], [59] zu ent-
wahlweise mit Batterien (unverkabelt) oder mit nehmen.
Netzanschluss (verkabelt). Geht ein Transponder
verloren, kann dieser sofort im System gesperrt
werden, ohne dass ein Schließzylinder ausge- 7.5.2.3 Schließbleche
wechselt werden muss. Elektronische Schließ- Falle und Schließriegel der Schlösser greifen in
systeme werden daher zunehmend auch in passend ausgestanzte Schließbleche, die übli-
Schließanlagen integriert. S. hierzu Abschn. cherweise in der Falzkante der Türzargen (Falz-
7.5.2.4. bekleidung) eingelassen und festgeschraubt
Die meisten Hersteller bieten elektronische werden. Ausgehend von der oberen Bezugskante
Schließzylinder wahlweise in zwei Betriebsarten an der Türzarge ist der Sitz des Schließbleches in
7 an, und zwar als DIN 18 101 geregelt. Vgl. hierzu auch Bild 7.24.
• Offline-Betrieb (stand-alone-System). Bei die- Schließbleche werden in der Regel passend zum
ser auf die jeweilige Einzeltür ausgerichteten Schloss mitgeliefert. Ihre Wahl richtet sich nach
Betriebsart besitzt jeder einzelne elektronische der Art der Tür.
20
47
15 3
170
33
50
7.57-1c
11 5,5
Schlosskasten
20
7.57-1a 7.57-1b
24
24 24 7.57-1d
20
67
47
15
170
33
7.57-2c
50
93
11 7
Schlosskasten
20
26 15
7.57-2a
1,75
41
7.57-2b 7.57-2d
4,2 14
60
60
sichtbar ist.
• Lappenschließbleche (Bild 7.57-2 a bis c) wer-
den meist für ungefälzte Türen verwendet, so
dass die Falle des Schlosses gegen den schma-
25
20
derartige Schließbleche noch zusätzliche Dübel- Der Schließplan wird mit EDV-Programmen er-
verankerungen bis zum Mauerwerk auf. Eine be- stellt und unter besonderen Sicherheitsvorkeh-
sonders schwere Schließblechausstattung für rungen beim Zylinderhersteller gespeichert.
Türen im Objektbereich zeigt Bild 7.58-2. Nachbestellungen von Schließanlagen und
Schlüsseln sind daher auch noch nach vielen Jah-
ren möglich. Passend zu jeder Schließanlage wird
Sicherheits- außerdem eine sog. Sicherheitskarte (ähnlich ei-
schließblech
ner Scheckkarte) geliefert, die anlagenspezifische
Daten in mehrfach codierter Form enthält. Sie ist
gleichzeitig die Berechtigungskarte für Nachbe-
stellungen von Zylindern und Schlüsseln. Im We-
sentlichen unterscheidet man folgende Schließ-
anlagenarten:
• Zentralschließanlage (Bild 7.59-1). Eine Zen-
tralschließanlage besteht aus mehreren ver-
schiedenschließenden Schließzylindern, deren
Einzelschlüssel auch noch einen oder mehrere
Zentral-Schließzylinder schließen.
Beispiel. Diese Anlagen werden vor allem in Mehrfami-
lienhäusern und größeren Wohnanlagen eingebaut. So
7.58-2 Schematische Darstellung eines Sicherheits- kann beispielsweise jeder Hausbewohner mit seinem
schließbleches für den Objektbereich (Feuer- und Wohnungsschlüssel nicht nur seine eigene Wohnungs-
Rauchschutztüren sowie einbruchhemmende abschlusstür, sondern auch die mit Zentral-Schließzylin-
Türen) dern ausgestatteten, gemeinsam benutzten Türen wie
Haustür, Kellereingangstür usw. schließen. Kein Hausbe-
wohner kann jedoch mit seinem Schlüssel in die Woh-
nung eines anderen gelangen. Zentralschließanlagen las-
7.5.2.4 Schließanlagen sen sich auch in Hauptschlüsselanlagen einfügen. Diese
Kombination empfiehlt sich dann, wenn zum Beispiel
Als Schließanlage wird die Kombination von Wohnungen und Geschäfts- oder Büroräume in einem
Schließzylindern und den zugehörigen Schlüsseln Gebäude untergebracht sind.
mit unterschiedlichen Schließungen und/oder • Hauptschlüsselanlage (Bild 7.59-2). Eine
7 unterschiedlichen Schlüsselprofilen bezeichnet, Hauptschlüsselanlage besteht aus mehreren
die miteinander in funktionellem Bezug stehen verschiedenschließenden Schließzylindern. Je-
(DIN 18 252). Schließanlagen werden überall dort der dieser Zylinder weist eine eigene Schlie-
eingerichtet, wo Sicherheit und Zweckmäßigkeit ßung mit jeweils zugeordnetem Einzelschlüssel
dies verlangen. Individuelle Wünsche können bei auf. Diese Einzelschlüssel passen nur zu einem
der Erstellung eines Schließplanes ebenso berück- bestimmten Schließzylinder bzw. zu mehreren
sichtigt werden wie spezielle organisatorische gleichschließenden Schließzylindern. Allen Zy-
und sicherheitstechnische Erfordernisse. lindern übergeordnet ist der Hauptschlüssel,
mit dem man sämtliche Schließzylinder einer sieren – an ihre Grenzen. Insoweit sind derartige
Anlage öffnen und schließen kann. Schließanlagen relativ starr und wenig anpas-
Beispiel. Hauptschlüsselanlagen eignen sich beispiels- sungsfähig.
weise für Einfamilienhäuser, Geschäfte und Gaststätten Dem gegenüber sind elektronische Schließ-
sowie kleinere Büro- und Fabrikgebäude.
systeme – die auf der sog. Transpondertechnik
• Generalhauptschlüsselanlage (Bild 7.59-3). Ei- mit elektronischen Schließzylindern beruhen –
ne Generalhauptschlüsselanlage besteht aus wesentlich flexibler; sie ermöglichen auch noch
vielen verschiedenschließenden Zylindern, die nachträglich nahezu alle anwendungsrelevanten
zu mehreren Gruppen zusammengefasst wer- Modifikationen. Daher werden zunehmend elek-
den. Jede Gruppe wird von einem Gruppen- tronische Systeme in Schließanlagen integriert
schlüssel geschlossen, mehrere solcher Grup- und beispielsweise einzelne, besonders sicher-
pen lassen sich wieder zu Hauptgruppen heitsrelevante Türen damit bestückt oder ganze
vereinigen. Alle Schließzylinder einer Haupt- Objekte mit elektronischer Schließtechnik aus-
gruppe sind dann von einem Hauptgruppen- gerüstet. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 7.5.2.2,
schlüssel zu öffnen. Diesen HG-Schlüsseln über- Elektronische Schließsysteme – Elektronische
geordnet ist der Generalhauptschlüssel, mit Schließzylinder.
dem sämtliche Schließzylinder der Anlage
betätigt werden können.
Beispiel. Generalhauptschlüsselanlagen eignen sich für
große und komplexe Organisationsstrukturen, wie sie 7.5.3 Türdrückergarnituren
beispielsweise bei Banken, Hotels, Krankenhäuser, Hoch-
schulen usw. vorkommen. Die Kombination von Zentral- Zum Öffnen und Schließen von Drehflügeltüren
schließanlagen und Hauptschlüsselanlagen bzw. Gene- bedarf es besonderer Beschläge, die man zusam-
ralhauptschlüsselanlagen ist möglich.
mengefasst als Garnitur bezeichnet. Diese be-
steht in der Regel und im Wesentlichen aus (Bild
Eine Schließanlage ist ein preiswertes und relativ
7.60):
sicheres Zutrittsberechtigungssystem. Sie weist
jedoch auch Nachteile in der Form auf, dass jeder, • Türdrücker (Türdrückerstiftteil, Türdrücker-
der einen Schlüssel hat, das System bedienen lochteil), die mit einem durch das Türblatt hin-
kann. Der Verlust von Schlüsseln bedingt aufwen- durchgehenden Drückerstift (Vierkantstift) ver-
dige Systemänderungen. Außerdem ist die Zu- bunden sind und die beim Niederdrücken das
trittsberechtigung nur lokal und partiell durch Zurückziehen der Schlossfalle und damit das 7
Einzel- oder Gruppenschlüssel begrenzbar. Beab- Öffnen der Tür ermöglichen.
sichtigte Objekterweiterungen müssen bereits • Einteilige Türschilder (Außen- und Innen-
bei der Erstbestellung weitgehend bekannt sein. schild), die einmal als Gleit- und Führungsla-
Werden jedoch Gebäudebereiche im Laufe der ger für die Drehbewegungen der Türdrücker
Zeit anders genutzt oder Arbeitsgruppen erwei- (Dreh- und Zugkräfte), zum anderen als Abdeck-
tert, stoßen Schließanlagen – die auf konventio- platten für alle im Schlossbereich vorkommen-
neller Schlüssel- und Schließzylindertechnik ba- den Bohrungen und Aussparungen dienen.
Türschilder können Ausnehmungen (Lochung-
en) beispielsweise für Schlüssel, Schließzylinder
oder Drücker aufweisen und werden in der
Regel von der Innenseite (Öffnungsseite) her
befestigt. Sie dienen auch dem Schutz der
Türblattoberflächen (Beschädigungen durch
Schlüssel), außerdem können an sie besondere
Anforderungen bezüglich des Einbruch-, Feuer-
und Rauchschutzes gestellt werden.
Generalhaupt- • Zweiteilige Türschilder (Montageeinheit) be-
schlüssel stehen aus einem Unterschild – das als eigentli-
Hauptgruppen- ches Führungslager die Drehbewegungen des
schlüssel Türdrückers aufnimmt – und einer darauf auf-
Gruppen- Einzel- Schließ- gesetzten Blende als dekorative Abdeckung.
schlüssel schlüssel zylinder
1
8
7
6 7.60
Schematische Darstellung einer Türdrückergarnitur
mit zweiteiligen Türschildern: Benennungen
1 Türdrückerstiftteil
2 Blende (dekorative Abdeckung)
3 Lochung (Ausnehmung) für Profilzylinder
2 4 Befestigungsschraube
5 Unterschild mit Führungslager
6 zweiteiliges Türschild (Unterschild mit Blende)
7 Drückerstift (Vierkantstift)
8 Führungslager
3 4 5 9 Türknauf (oder Türdrückerlochteil)
1 1 1
230-260
Ø 55
160-180
2 2 2
46 46
130-150 52 52
3 3
7.61a 7.61c 7.61e
Türdrücker und Türgriffe für Rohrrahmen- Befestigung und Lagerung von Türdrückern. Türdrücker
türen (Bild 7.62). Bei Rohrrahmentüren aus Me- bzw. Türknöpfe werden durch einen Vierkantstift (Tür-
drückerstift) – der durch die vierkantförmige Nuss des
tall und Kunststoff müssen die Türdrücker, Tür- Schlosskastens gesteckt wird – fest miteinander verbun-
griffe und Türknöpfe wegen der besonders den, in dem er sichtbar oder unsichtbar mit dem Tür-
engen Platzverhältnisse im Bereich der Schloss- drückerpaar verschraubt, verkeilt oder verklemmt wird. Ziel
tasche (kleines Dornmaß) so beschaffen sein, zahlreicher unterschiedlicher Konstruktionen und Patente
der Beschlagindustrie ist es, die Türdrücker so miteinander
dass Verletzungen der Hand beim Öffnen und zu verbinden, dass alle auftretenden Zieh-, Druck- und
Schließen der Tür vermieden werden. Zwischen Drehkräfte optimal abgestützt bzw. aufgefangen werden
Türbeschlag und Zargenrahmen (Schließkante) und die Drückerverbindungen nicht ausleiern und sich
ist daher in Greifhöhe ein Sicherheitsabstand auch nicht lockern.
von mind. 25 mm erforderlich. Weitere Einzel- • Bild 7.63 zeigt eine Drückersicherung, die durch einen
Federhebel erreicht wird.Wird bei diesem Beispiel die un-
heiten sind der Spezialliteratur [27] zu entneh- terseitig angeordnete Madenschraube angezogen, so
men. spannt und klemmt diese den Federhebel und Vierkant-
536 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
mind. 25 mm mind. 25 mm
7.62a 7.62b
7.62
Schematische Darstellung von speziellen Türdrücker-
und Türgriffgarnituren für Rohrrahmentüren mit dem
nötigen Sicherheitsabstand zur Schließkante
mind. 25 mm a) bis b) Türdrückergarnituren
7.62c c) Türgriffgarnitur
7
Türdrückerlochteil
aus Nylon mit
Stahlkern
Stützring Drückerstift
(Vierkantstift)
Drückerführung
20 mm Federhebel
Türblatt
Schrauben-
Türschild stift-
verbindung
Türdrücker- Türdrücker-
stiftteil lochteil Federbolzen
Führungsrosette Madenschraube
Türschloss
7.63 Türdrückersicherung durch Federhebel und Maden- 7.64 Türdrückersicherung durch Federbolzen mit Stift
schraube (Vertikalschnitt) (Horizontalschnitt)
WEHAG-Beschläge, Heiligenhaus HEWI-Beschläge, Bad Arolsen
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 537
stift derart, dass die Türdrücker dadurch rüttelsicher fest- hemmenden Tür. Schutzbeschläge gewährleisten
sitzen. nur dann optimale Sicherheit, wenn auch alle an-
• Bild 7.64 zeigt eine weitere Drückersicherung, bei der deren Elemente einer einbruchhemmenden Tür –
zunächst die Türschilder oder Rosetten lockerungssicher
verschraubt werden, danach erfolgt die Drückerarretie- wie beispielsweise Schloss, Schließzylinder, Tür-
rung. Dabei rastet ein am Ende des Vierkantstiftes sitzen- bänder, Befestigung der kompletten Tür am an-
der Federbolzen nach dem Zusammenstecken des grenzenden Mauerwerk – sicherheitstechnisch
Drückerpaares selbsttätig in eine Bohrung des Gegen- aufeinander abgestimmt sind. S. hierzu Abschn.
drückers ein. Da der Federbolzen formschlüssig in der
Bohrung sitzt, kann diese Verbindung auch nur mit ei- 7.8.5, Einbruchhemmende Türen sowie Feuer-
nem speziellen Entriegelungsdorn wieder gelöst werden. und Rauchschutztüren.
Eine weitere kräftige Druckfeder verspannt die beiden
Türdrücker – die aus Kunststoff (Nylon) mit Stahlkern be- • Bild 7.65 zeigt einen güteüberwachten Schutzbeschlag
stehen – in Richtung der Nussachse. (Sicherheits-Türdrückergarnitur), dessen 10 oder 14 mm
dickes Außenschild sich aus mehreren Schichten zusam-
mensetzt (Manganstahl-Unterschild mit Keramikeinlage)
Sicherheits-Türdrückergarnituren und so die besonders gefährdeten Schloss- und Zylinder-
(Schutzbeschläge) teile ganzflächig gegen Aufbohrversuche o. Ä. schützt.
Mehrere unsichtbare Schraubenverbindungen gewähr-
Schutzbeschläge für einbruchhemmende Türen leisten eine sichere, gegen Abreißen geschützte Verbin-
sind in E DIN EN 1906, Anhang A, genormt (Sicher- dung von Außen- und Innenschild. Die abgeschrägten
heitsklassen 1 bis 4). Sie sollen auf der Angriffseite Seitenflächen des Außenschildes verhindern außerdem
das Ansetzen von Zangen oder Schraubenziehern. Der
(Außenseite) einer Tür ein gewaltsames Abdrehen Schließzylinder ist durch formschlüssige Umfassung im
des Schließzylinders und einen unmittelbaren me- Schutzbeschlag eingebettet und so gegen Abdrehen
chanischen Angriff auf den Schlossmechanismus oder Abbrechen geschützt.
(z. B. Widerstand gegen Anbohren, Abschlagen)
Werkstoffe für Türdrückergarnituren
wirksam erschweren. Zusätzlich sollen Zylinderab-
deckungen die Schließzylinder gegen gewaltsa- Alle Garniturteile werden in vielfacher Form angeboten
und aus den unterschiedlichsten Materialien hergestellt. Im
mes Ziehen schützen. Daher ist die Dicke des Un- Wesentlichen unterscheidet man:
terschildes und des Deckschildes (Blende) so zu • Edelstahl rostfrei (Chrom-Nickel-Stahl). Dieser Werkstoff
wählen, dass der Schließzylinder max. 3 mm aus eignet sich in besonderer Weise für Türbeschläge im In-
der Oberfläche des Türschildes hervorsteht. nen- und Außenbereich, da er äußerst korrosionsbestän-
dig (Korrosionsbeständigkeitsklassen 1 bis 4 gemäß DIN
EN 1670), hochabriebfest, kratzunempfindlich und sehr
Güte- und Prüfbestimmungen für Schutzbe-
schläge sind in RAL-RG 607/6 [29] festgelegt,
pflegeleicht ist. Aufgrund dieser Eigenschaften wird er
empfohlen für Beschläge an vielbegangenen Türen, ins- 7
die zur Zeit überarbeitet werden. besondere in öffentlich zugänglichen Gebäuden, aber
auch für Außenbeschläge und Beschläge in gechlorten
Der Widerstand eines Schutzbeschlages gegen Schwimmbädern. Die Oberfläche wird normalerweise
gewaltsames Eindringen ist jedoch nur ein As- matt gebürstet ausgeführt, kann aber auch hochglanz-
pekt des Gesamtwiderstandes einer einbruch- poliert geliefert werden.
1 2
3
6
4
7.65
Konstruktionsbeispiel eines Schutzbeschlages für ein-
bruchhemmende Türen (Sicherheits-Türdrückergarnitur)
mit RAL-Gütezeichen 7
1 Außenschild (Deckschild)
2 Innenschild (Deckschild) 5
3
3 Manganstahl-Unterschild
5 8
4 Aluminium-Füllstück
5 Anbohrschutz durch Kombination Manganstahl-
Unterschild mit Keramikeinlage
6 Stahl-Unterschild 5
7 verdeckte Schraubenverbindungen
8 Profilzylinder
9 Türblatt Ausschnitt 9
538 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
7.66
Schematische Darstellung von Dichtungsprofilen für
Falzdichtungen (Außen- und Innentüren)
a) bis b) Konventionelle Kammerdichtungen
(Schlauchdichtungen)
c) bis d) Mehrkammerdichtungen mit verstärktem
Fußbereich und Profilrücken
e) bis f ) Lippendichtungen
7.66e 7.66f 7.66g 7.66h g) bis h) Kombinationsdichtungen
540 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
• Lippendichtungen. (Bild 7.66e bis f ). Lippen- durch Wärmeeinwirkung nicht zu lösen ist. EPDM-Profile
dichtungen zeichnen sich durch ein gutes sind daher weder versschweißbar noch recycelfähig, son-
dern nur – relativ aufwendig – vulkanisierbar.Vulkanisier-
schallschutztechnisches Verhalten aus. Auf- te Eckverbindungen weisen jedoch eine sehr hohe Zug-
grund ihres relativ großen Einfederungsweges festigkeit auf, so dass sie mehrfach aus- und wieder
– bei gleichzeitig geringem Kraftaufwand beim eingebaut werden können (z. B. bei Maler- und Renovie-
Schließvorgang – eignen sie sich besonders rungsarbeiten).
zum Ausgleich größerer Maßabweichungen • Thermoplastische Elastomere (TPE) gehören zur poly-
meren Gruppe der Polyolefine. Die technische Besonder-
und zulässiger Türblattverformungen. Lippen- heit dieses neuen Profilmateriales ist die Verbindung von
dichtungen werden je nach Qualität und Form- zwei modifizierten Werkstoffen, d. h. in einem thermopla-
gebung sowohl in Außen- wie Innentüren ein- stischen Material sind vollvernetzte EPDM-Teilchen ver-
gebaut. teilt. Dieser Spezialwerkstoff auf Kautschukbasis (EPA)
kann aufgrund seines spezifischen Strukturaufbaues pro-
• Kombinationsdichtungen (Bild 7.66g bis h). blemlos verschweißt und recycelt werden und weist eine
Diese neue Generation von Dichtungsprofilen gute Lackverträglichkeit auf.
ist im Prinzip eine Kombination aus Schlauch- • Silikone. Silikone (SI) sind gummielastische Kunststoffe
und Lippendichtungen. Sie weisen einen relativ auf Siliciumbasis. Silikon-Kautschuk ist anderen Dichtungs-
werkstoffen in vielen Materialeigenschaften überlegen
großen Einfederungsweg auf und eignen sich (z. B. hohes Rückstellvermögen, Hitze- und Kältebe-
somit optimal zum Toleranzausgleich bei verzo- ständigkeit). Silikonprofile sind jedoch nicht verschweiß-
genen Türblättern. Außerdem ergeben sie aus- bar – nur vulkanisierbar – und relativ teuer. An den
gezeichnete Schall- und Wärmeschutzdämm- Rahmenecken können die Profile auch ausgeklinkt und
„trocken“ über Eck gezogen montiert werden.
werte [60]. Die Einkammerdichtungen werden
als Innentürdichtungen eingesetzt, die Mehr- Einbau von Dichtungsprofilen. Je nach Werk-
kammerdichtungen mit Lippe eignen sich für stoff können Dichtungsprofile in den Ecken auf
Haus- und Wohnungsabschlusstüren sowie Ob- Gehrung zugeschnitten und verschweißt bzw.
jekttüren im Innenausbau. vulkanisiert oder – wie bei der sog. Endlosmon-
tage – nur ausgeklinkt und „trocken“ über Eck
Werkstoffe für Dichtungsprofile
gezogen eingebaut werden. Ausgeklinkte Ecken
Dichtungsprofile sollen im Allgemeinen unempfindlich ge- schließen genau so dicht wie geschweißte Eck-
gen Öle, Fette, Chemikalien und Reinigungsmittel sowie al-
terungs-, witterungs-, licht-, UV- und ozonbeständig sein. Zu
verbindungen. Die Montage ist jedoch einfacher,
ihrer Herstellung eignen sich im Wesentlichen drei Materi- rationeller und damit auch preisgünstiger.
7 algruppen:
• Thermoplaste. Thermoplastische Kunststoffe aus Poly-
Beim Einbau in die Zarge ist darauf zu achten,
dass die Dichtungsprofile genügend lang sind
vinylchlorid (PVC) sind kostengünstig verschweißbar, in
vielen Farben erhältlich und vollständig recycelbar. Es
und press an den Fußbodenbelag anschließen,
können jedoch Verträglichkeitsprobleme durch Weich- ohne bei Längendehnung sich aufzuwölben. Die
macherwanderung beim Kontakt mit lösemittelhaltigen nachträgliche leichte Austauschbarkeit muss ge-
Alkydharzlacken oder wasserverdünnbaren Acryllacken währleistet sein, daher sollten sie nicht fest einge-
entstehen.
klebt werden.
• Elastomere. Elastomere Kunststoffe – wie zum Beispiel
EPDM (deutsche Bezeichnung APTK) – weisen eine che- Dichtungsprofile dürfen erst nach Abschluss der
mische Quervernetzung ihrer Molekülketten auf, die Malerarbeiten endgültig eingebaut werden. Sie
15 15
15 27 18
39 15
54
60
4
7.67a 7.67b
7.67
Schematische Darstellung von überfälzten Türblättern mit
Türblatt Türblatt Maßangaben für Dichtungsnuten und Einbaubeispielen
12 8 15 von Dichtungsprofilen (Profilmaße ohne Einpressung)
a) Türblatt mit Einfachfalz
(Türblatttdicken von 40 bis 75 mm)
5
7 6
müssen mit dem vorgesehenen Anstrichmittel klebt. Textile Bodenbeläge werden im Schie-
(Beschichtungsstoff ) hinsichtlich der Verträglich- nenbereich ausgeschnitten, die Schiene mit
keit abgestimmt sein. Die Profile dürfen keines- einer Unterlage (z. B. Sperrholzstreifen) unter-
falls überstrichen werden, da die Gefahr der Ver- füttert und dicht montiert.
klebung mit dem Anstrich und Ausmagerung Noch höhere Schallschutzwerte lassen sich mit
bzw. Versprödung der Profile besteht. S. hierzu kombinierten Systemen (Auflauf- und Absenk-
Abschn. 5.6.2.4 und Abschn. 7.4.5.1, Überstreich- dichtung) erreichen. Auch in diesem Fall ist un-
barkeit – Anstrichverträglichkeit. ter der Doppelschiene eine Trennfuge im
schwimmenden Estrich vorzusehen.
7.5.4.2 Bodendichtungen • Absenkdichtung (Bild 7.68-2d bis f ). Mit auto-
Bodendichtungen – auch untere Türspaltdich- matisch absenkbaren Türdichtungen lassen
tung genannt – erfüllen die unterschiedlichsten sich anschlaglose Übergänge mit guten Schall-
Anforderungen und können in Innen- und und Wärmedämmwerten sowie Türelemente
Außentüren eingebaut werden. mit rauchdichten und feuerhemmenden Bo-
denfugen herstellen (Rauch- und Feuerschutz-
Bei Schallschutztüren hat die Funktionsfuge zwi- türen mit selbstverlöschenden Silikonprofilen).
schen Türblatt und Bodenbelag vor allem schall- Automatische Türabdichtungen sind betriebs-
schutztechnischen Anforderungen zu genügen, fertige Funktionselemente, die in der Regel in
in Nassräumen ist die Türschwellenausbildung im die Türblattunterkante eingelassen werden.
Zusammenhang mit Abdichtungsmaßnahmen Beim Schließen der Tür wird durch eine Auslö-
gemäß DIN 18 195-5 zu sehen. sevorrichtung (überstehende Auslöseknöpfe in
Bei Außentüren umfasst das Leistungsvermögen den Türblattlängskanten) ein elastisches Dich-
von Bodendichtungen insbesondere die Luft-, tungsprofil gegen den Fußboden gedrückt;
Wind- und Schlagregendichtheit sowie Anforde- beim Öffnen hebt sich die höhenverstellbare
rungen hinsichtlich des Schall- und Wärme- Dichtung wieder an, ohne dabei über den Bo-
schutzes (thermisch getrennte Systeme). den zu schleifen.
Da eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Türspalt- Automatisch absenkbare Türdichtungen be-
dichtsysteme und Schwellen-/Anschlagdichtung- nötigen demnach immer eine planebene Ge-
en auf dem Markt angeboten werden, können gendruckfläche. Diese kann aus glatten, harten
aus Platzgründen nachstehend nur die wichtig- und fugenlosen Bodenbelägen bestehen oder 7
sten Funktionsprinzipien mit den jeweiligen Vor- – bei Teppichböden und fugenbetonten Kera-
und Nachteilen kurz erläutert und einige Kon- mikbelägen – in Form einer unterseitig abge-
struktionsbeispiele aufgezeigt werden. Im We- dichteten Alu-Schiene ausgebildet sein. Ob-
sentlichen unterscheidet man Auflauf-, Absenk-, wohl diese Schiene aus akustischer Sicht – vor
Magnet-, Resonator- und Schwellen-/Anschlag- allem bei Teppichbelägen – zwingend erforder-
dichtungen. lich ist, wird sie in der Praxis häufig als störend
empfunden und oftmals nicht eingebaut. Da-
Türspaltdichtungen durch geht die Schalldämmleistung einer
• Auflaufdichtung (Bild 7.68-1 a bis c). Auflauf- Schallschutztür jedoch weitgehend verloren.
dichtungen werden überall dort eingebaut, wo Bei hohen schallschutztechnischen Anforde-
anschlaglose Übergänge und gute Schall- rungen an ein Türelement ist die akustische
schutzdämmwerte gefordert sind. Sie bestehen Trennung des schwimmenden Estrichs in Form
aus einem in die Türblattunterkante eingelasse- einer Trennfuge (Bild 7.68e) oder vorgefertig-
nem Aluminiumgehäuse und einem federnd ten Estrich-Trennschiene unabdingbar. Bei der
darin gelagerten, höhenverstellbaren Dich- in Bild 7.68f gezeigten Trennschwelle wird ein
tungsprofil, das beim Schließen der Tür auf eine Metallfuß auf die Rohdecke gedübelt, die Höhe
höckerartig ausgebildete Aluminium-Boden- der mehrteiligen Halteleiste entsprechend dem
schiene aufläuft. Bodenaufbau eingestellt und die Aluminium-
Auflaufdichtungen weisen keine störanfällige schwelle von oben in einen druckfest ausgebil-
Mechanik auf und das doppelte Dichtungspro- deten Haltebügel eingesetzt. Die Möglichkeit
fil kann auch größere Bodenunebenheiten aus- des nachträglichen Höhenausgleiches ist gege-
gleichen. Die zwingend notwendige Boden- ben.
schiene wird bei glatten Fußbodenbelägen in • Resonatordichtung (Bild 7.68g). Die Resona-
ein Kittbett gelegt und aufgeschraubt oder ver- tordichtung – auch Absorberkammerdichtung
542 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
15
45
28
58
12
12
20 15
40
30
35
15
3 bis 5 mm
3 30
5 5 12
7.68g 7.68h 7.68i
(4) 5 4 5
5 12 8
5 12
38
3
5 4 5
7.68k 7.68l 7.68m 7
7.68 Fortsetzung
genannt – wird überall dort eingesetzt, wo aus schutztechnische Wirksamkeit der Absorber-
zwingenden funktionalen oder ästhetischen kammer deutlich unter dem liegt, was die ande-
Gründen der Einbau einer Bodenschiene aus- ren beschriebenen Bodendichtungen leisten
geschlossen ist, aber trotzdem eine gewisse können. Weiterentwicklungen sind bei dieser
Schallabsorption im Bereich der Bodenfuge Dichtungsart jedoch zu erwarten. Auf entspre-
erreicht werden soll. chende Spezialliteratur [31], [32] wird verwie-
Ihre Wirkungsweise beruht darauf, an der Tür- sen.
blattunterkante einen möglichst großen Hohl- • Magnetdichtung (Bild 7.68h bis i). Permanent
raum auszusparen, diesen mit schallabsorbie- wirkende Magnet-Türdichtungen werden übe-
rendem Material (z. B. Mineralwolle) zu füllen rall dort eingebaut, wo schwellenlose Übergän-
und zur Bodenfuge hin mit einem Lochblech ge mit Abdichtungen gegen Schall-, Wärme-
o. Ä. abzudecken. Diese Hohlkammerdichtung und Rauchdurchgang sowie feuerhemmende
entzieht dem Schallfeld in der Türspalte so viel Bodenfugen gefordert sind.
Energie, dass trotz Bodenfreiheit eine schall- Ihre Wirkungsweise beruht auf dem Prinzip der
dämmende Wirkung erzielt wird. Magnetkraft zweier übereinander angeordne-
Nachteilig wirkt sich bei dieser zwar be- ter Magnetprofile. Eine dieser Magnetleisten ist
rührungslosen und somit wartungsfreien Dich- immer beweglich und wird beim Schließen der
tungsart aus, dass die Bodenfuge nicht größer Tür vom fest eingebauten Gegenprofil magne-
als 3 mm sein sollte (Ebenheitstoleranzen ge- tisch angezogen und dichtet so die Bodenfuge
mäß DIN 18 202 beachten) und die schall- ab. Beim Öffnen der Tür stoßen sich die beiden
544 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
Profile wieder ab und der bewegliche Teil wird • Außentüren. In den Regelwerken wird davon
in eine Aluminiumschiene zurückgezogen. ausgegangen, dass die Abdichtung an aufge-
Dieser Dichtungsvorgang vollzieht sich – je nach henden Bauteilen in der Regel mind. 150 mm
Herstellerprodukt – entweder an der Türblatt- über die Oberfläche des Belages (Wasser füh-
unterkante (bei nach oben steigender Magnet- rende Ebene) hochzuführen und dort zu si-
leiste) oder im Bodenbereich (bei nach unten ge- chern ist.
zogener Dichtleiste). Beide Systeme weisen Vor- In Ausnahmefällen ist eine Verringerung der
und Nachteile auf. Generell können sich negative Anschlusshöhe möglich, wenn zu jeder Zeit ein
Auswirkungen beim Magnet-Dichtsystem vor al- einwandfreier Wasserablauf im Türbereich si-
lem bei klimabedingten Türblattverformungen chergestellt ist (z. B. in Form von Gitterrostrin-
ergeben. Da die Magnetkraft mit der Entfernung nen o. Ä. mit geregelter Entwässerung). In sol-
abnimmt, ist je nach Produkt auch von unter- chen Fällen sollte die Anschlusshöhe jedoch
schiedlich hohen Türspaltüberbrückungen (von mind. 50 mm über Oberfläche Belag betragen
3 bis 10 mm) auszugehen. (z. B. bei Balkon- und Terrassentüren).
Die in Bild 7.68i gezeigte, bodenbündig einge- Bei behindertengerechten Bauten sind Tür-
baute Magnet-Türdichtung dient gleichzeitig schwellen grundsätzlich zu vermeiden. So weit
als Estrich-Trennschiene und ist somit vorzugs- sie technisch unbedingt erforderlich sind, dür-
weise für Schallschutztüren, aber auch Rauch- fen sie nicht höher als 20 mm sein. Demnach
und Feuerschutztüren, geeignet. Bei dieser muss der Anschlag- bzw. Schwellenüberstand
Magnetdichtung vollzieht sich der eigentliche so niedrig wie möglich gehalten werden, damit
Dichtungsvorgang an der Türblattunterkante, auch Rollstuhlfahrer dieses Hindernis ohne all
und zwar durch eine nach oben steigende zu große Kraftanstrengung überwinden kön-
Magnetschwelle. nen.
2
9
7 mm
8
10 12 3
20 12
9
3% 10 11
10 15 15
50 mm
8
25 49
3%
3
11
4
45
5
45 6
25
25
3b 8 7 6 5 4 3a 2 1 15 14 13 12
7.69-1 Konstruktionsbeispiel: Hauseingangstür aus Holz 7.69-2 Konstruktionsbeispiel: Hauseingangstür aus Kunst-
mit konventionellem Schwellenanschlag (Wärme- stoff mit thermisch getrenntem Schwellenanschlag
brücke beachten) und abgedichteter Gitterrost- (Serienfertigung)
rinne mit kontrollierter Wasserabführung 1 Kunststofftür (Mehrkammertürblatt)
(Einzelanfertigung) 2 Wetterschenkel aus PVC, selbstklebend mit zwei
1 Rohdecke Bürsten- oder Auflauflippendichtungen
2 Wärme- und Trittschalldämmung 3 thermisch getrennte Türschwelle (ohne Wärme-
3a Abdeckung (PE-Folie 0,2 mm) brücke und Tauwasserbildung) aus Aluminium,
3b Gleit- und Schutzfolie geriffelt
4 Zementestrich mit Randdämmstreifen
5 Estrichbewehrung (soweit erforderlich)
4 Türschwellenunterteil aus PVC, einrastbar
5 Bahnenabdichtung nach DIN 18 195
7
6 Edelstahl oder feuerverzinkter Flachstahl 6 Unterprofil aus PVC, einrastbar
(75 × 4 mm) mit angeschweißten Laschen 7 Stahlprofil
7 Bahnenabdichtung nach DIN 18 195 8 Bürstendichtungen
8 Schutzestrich mit Gefälle (oberflächenvergütet) 9 Falzdichtung
9 Wetterschenkel mit Tropfnase 10 Bodenfliesen in Dünnbettmörtel
10 Gitterrost mit Rahmen (zugl. Schuhabstreifer) 11 Zementestrich
11 Edelstahl-Abdeckwinkel (zugl. Klemmschiene) 12 Abdeckung (PE-Folie 0,2 mm)
12 Natursteinplatten in Dickbettmörtel 13 Wärme- und Trittshalldämmung
14 Randdämmstreifen
15 Rohdecke
Grundmeier KG, Gütersloh
teter Gitterrostrinne (Einzelanfertigung). Der Zu- Bild 7.69-2 zeigt eine Außentür aus Kunststoff
gang ist so ausgebildet, dass nur eine minimale mit thermisch getrennter Türschwelle in System-
Höhendifferenz zwischen den angrenzenden Geh- bauweise (Serienfertigung). Die behinderten-
ebenen entsteht und trotzdem kein Spritzwasser gerecht, schlagregendicht und schalldämmend
von außen nach innen eindringen kann. Dies wird ausgebildete Türschwelle wird mehrteilig in zahl-
erreicht, in dem eine Gitterrostrinne mit kontrol- reichen Breiten angeboten und eignet sich für
lierter Wasserabführung bis unmittelbar an den alle Außentürarten. Die Schwellenteile werden
Schwellenanschlag herangeführt, die Bahnenab- sowohl untereinander als auch mit dem Unter-
dichtung am Stahlwinkel hochgezogen und mit profil hochstabil über Verklipsungen verbunden.
einem Edelstahl-Flanschprofil dicht angepresst Auch die Bahnenabdichtung (Bauanschlussfolie)
wird (Wärmebrücke beachten!). Die in einer Ebe- gegen Wassereinwirkung von außen kann in das
ne vierseitig ringsumlaufende Türblattdichtung Unterprofil entweder eingeklipst oder selbstkle-
sorgt für einen dichten Verschluss. bend daran befestigt werden. Die in einer Ebene
546 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
62,5 15 35 90 120
12 100 24 18
18
X
18 63
15 20
15 8
50
5
5
25,5
40
42
125
X
85/50
100/45 90/45
3 3
18
15 45 25 13 18 70 13 55 4 50
85 85 105
15 10 13 15 20 60 4 10 40 3 50
65/80 50/60
35 18
35 18
7
30
5
5
25,5
40
40
40/60 40
90/60 35/60
3 3
15 63 13 15 20 50 78 3 13
Zweiteilig ausgebildete Blockrahmenprofile be- eingebaut werden kann (Vermeidung von Be-
stehen aus einem Montagerahmen – der bereits schädigungen). Je nach Einsatzort und den sich
in einem sehr frühen Baustadium montiert und daraus ergebenden Anforderungen muss die An-
beigeputzt wird – und dem sichtbaren ober- schlussfuge zwischen Blockrahmen und Baukör-
flächenfertigen Blockrahmen, der erst nach per regelgerecht gemäß Abschnitt 7.4.5 ausge-
Abschluss der Ausbauarbeiten sehr viel später bildet sein.
548 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
Blockrahmen werden beispielsweise bei Haus- Holz herstellen. Die Putzabschlussschienen die-
eingangs- und Wohnungsabschlusstüren, Pen- nen gleichzeitig als Putzhilfe (Abziehkante) und
deltüren sowie bei raumhohen Innen- und Kantenschutz.
Außentüren verwendet. Bei der Festlegung der Zargenrahmenkonstruktionen eignen sich für In-
Wandöffnungsmaße nach DIN 18 100 sind die – nentüren in sturzhoher und raumhoher Aus-
im Vergleich mit Futtertüren – meist beträchtlich führung mit Oberlicht oder Oberblende. Weitere
größeren Blockrahmenquerschnitte zu berück- Einzelheiten sind der Spezialliteratur [34] zu ent-
sichtigen (reduziertes lichtes Durchgangsmaß). nehmen.
7.6.1.3 Türen mit Zargenrahmen 7.6.1.4 Türen mit Futter und Bekleidungen
Zargenrahmen (Bild 7.72) decken die Leibungen Bei Futterrahmentüren (Bild 7.73) bestehen die
der Wandöffnungen vollflächig ab, ihre Tiefe mit dem Baukörper fest verbundenen Teile aus
entspricht in der Regel der jeweiligen Wanddicke. dem sog. Futter sowie einer Falz- und Zierbeklei-
Ein Überstand der Zargenkanten gegenüber den dung. Die Breite des Türfutters entspricht in etwa
angrenzenden Wandflächen ist ebenfalls mög- der jeweiligen Wanddicke, so dass der Futterrah-
lich, wobei auf den Sockelleistenanschluss zu men die Leibung der Wandöffnung vollflächig
achten ist. abdeckt. Durch die beidseitig aufgebrachten Be-
Der Zargenrahmen wird üblicherweise aus Holz- kleidungen wird die Fuge zwischen Türfutter und
werkstoffen mit Vollholzanleimern gefertigt Wand geschlossen. Futter und Bekleidung bilden
(Kantenschutz) und entweder sichtbar oder zusammen einen Falz, in den das Türblatt – ge-
unsichtbar an der Leibung befestigt. Materialge- fälzt oder ungefälzt – einschlägt.
rechte Anschlüsse zwischen Wandputz und Futterrahmenkonstruktionen eignen sich für In-
Holzzarge – in Form einer umlaufenden Trenn- nentüren, meist in sturzhoher Ausführung; raum-
bzw. Schattenfuge – lassen sich mit Putzschienen hohe Konstruktionen sind jedoch ebenfalls mög-
aus verzinktem Stahlblech oder Deckleisten aus lich.
7 20 28 16 45 8 45 30 32 13 (16)
4
15 20
1515
Montage- Montage-
futter futter
5
5
40
5
20 15
40
33
56
50
45 8 20 13 30 32 3
7.72a 7.72b 7.72c
Bild 7.73a zeigt eine nach handwerklichen (sog. Holzdübel), später nagelbare Dübelsteine (Bild 7.30)
Grundsätzen hergestellte Futterrahmentür, die in in das Mauerwerk eingesetzt und die Futterteile daran
mit Nägeln (versenkt und ausgekittet) oder mit Schrau-
dieser Konstruktionsart nur noch bei der Altbau- ben befestigt. Moderne Befestigungsmittel sind in Ab-
sanierung gefragt ist. Zeitgemäße Türen mit Fut- schn. 7.4.5.2 beschrieben.
ter und Bekleidungen sind in Bild 7.73 b bis d dar- • Falzbekleidung. In die Falzbekleidung werden die Be-
gestellt. schläge wie Türbänder auf der einen und das Schließ-
blech auf der anderen Seite eingelassen. Die oberen
• Futterrahmen wurden früher bis zu einer Wanddicke Ecken der Bekleidung – meist auf Gehrung geschnitten –
von 11,5 cm aus 22 mm, bei größeren Wanddicken aus 24 sind mit Federn oder Dübel verbunden und verleimt. Mo-
bis 26 mm dickem und verleimtem Vollholz (z. B. Fichte) derne Eckverbinder zeigt beispielhaft Bild 7.77.
gefertigt. Bei modernen Konstruktionen werden Holz- Bei deckend zu streichenden (beschichteten) Türen wird
werkstoffe (Sperrholz- oder Holzspanplatten) verwendet. die fertige Falzbekleidung auf die Futterkante geleimt
Die beiden oberen Ecken wurden ehemals gezinkt und und gestiftet, bei furnierten Bekleidungen durch Dübel
verleimt. Bei neueren Bauarten sorgen Feder- oder Dü- o. Ä. unsichtbar mit dem Futterrahmen verbunden.
belverbindungen – meist zusammen mit Spannbeschlä- • Zierbekleidung. Die Zierbekleidung wird erst nach dem
gen (Exzenterbeschläge) – für einen festen Eckverbund. Einbau des Futters vor Ort aufgebracht. Unebenheiten
Vor Ort wird der Futterrahmen entweder auf den Estrich der angrenzenden Putzflächen können durch entspre-
oder Fertigfußboden aufgesetzt und sichtbar oder un- chend ausgebildete Schattenfugen oder Deckleisten –
sichtbar an der Leibung der Wandöffnung befestigt. Hier- die erst nach dem Tapezieren der Wandfläche anzu-
zu wurden früher konisch zugeschnittene Holzstücke bringen sind – abgedeckt werden.
12 70 4
15 22 (24) 15 28
15 32 13 13
Zierbekleidung
70/18
18
15
5
19 24
40
Montage-
futter 70 22 13
7.73b 7.73c
70/18 15 19 13 5
22 16
40
70/18
Falzbekleidung 7.73a Sockelleiste 90/22 7.73d
7.74 Schematische Darstellung einiger Ausführungsvarianten von Türelementen mit einbaufertigen Holzwerkstoffzargen
7.6 Türelemente aus Holz und Holzwerkstoffen 551
50 60 12 84
18 12 15 39
15 22
Zierbekleidung
15
5 17
20
23
26
5
15
16
5
55
25,5
17
40
40
Dichtungs-
Falzbekleidung masse
13 13 13 13
50 3 60 3 60
7.75a 7.75b 7.75c
7.76-1a
7.76-1b
Einteilige Zargenrahmen. Wie Bild 7.76-1 zeigt, werden. Nachteilig kann sich der verhältnismäßig
werden von den Herstellern einteilige Zargenrah- große Fertigungsaufwand – und bei einzelnen
men (Türfutter) mit und ohne Bekleidungen an- Produkten – die teilweise geringere Stabilität des
geboten. Diese kompakten Zargen sind relativ mehrteiligen Zargenrahmens auswirken.
einfach herzustellen und zeichnen sich durch ein
hohes Maß an Stabilität aus. Die Tiefenverstellbar- Zusammenbau der Holzwerkstoffzargen (Bild
keit ist bei manchen Produkten zwar teilweise be- 7.77). Die Einzelteile der Innentürzargen – Türfut-
grenzt, bei Beachtung der Ebenheitstoleranzen ter, Falz- und Zierbekleidung – werden nach den
von Wandflächen nach DIN 18 202 jedoch von Montagevorschriften der Hersteller vor Ort zu-
untergeordneter Bedeutung. sammengebaut und unter Einsatz von Schrau-
ben, Leim und Spezial-Spannbeschlägen (Exzen-
Mehrteilige Zargenrahmen. Als Vorteil der in terbeschläge) fest miteinander verbunden. Die
Bild 7.76-2 dargestellten mehrteiligen Zargenrah- Eckverbindungen der vertikalen Bekleidungsteile
men (Türfutter) gilt, dass sie eine große Tiefenver- mit dem oberen Querstück können stumpf oder
stellbarkeit aufweisen und somit bei Bedarf an auf Gehrung ausgeführt sein. Die Gefahr einer Be-
nahezu jede Wanddicke angepasst werden kön- schädigung ist bei einer Gehrung im Allgemei-
nen. Auch die Befestigung am Baukörper ist pro- nen größer als bei stumpfen Verbindungen. Auf
7 blemlos, da durch ein zweites, aufgeschobenes
und fest verleimtes Futterstück (Aufdoppelung)
die Abschnitte 7.4.5.1 und 7.4.5.2, Baukörperan-
schlüsse von Türen, wird verwiesen.
alle Befestigungspunkte unsichtbar abgedeckt
7.77 Schematische und beispielhafte Darstellung des Zusammenbaues von einbaufertigen Holzwerkstoffzargen
a) Einzelteile der Zarge vom Hersteller für den Zusammenbau vor Ort geliefert: Türfutter mit angeleimter
Falzbekleidung und lose beigelegter Zierbekleidung
b) obere Eckverbindung von Türfutter und Bekleidung c) Universal-Eckverbinder (Spannbeschlag)
ELEPART-System, Velbert
7.6 Türelemente aus Holz und Holzwerkstoffen 553
14 32 45
1 2 3 4 5 1 2 4 5 10 4 5
3
6 8 8
6 6
4 7 9 7 11 7
14 32 4 14 32 4
7.78a 7.78b 7.78c
7.78 Konstruktions- und Einbaubeispiele: Türen mit einbaufertigen Systembauzargen. Vgl. hierzu auch Bild 7.124.
a) Zweiteilige Holzwerkstoffzarge mit Metall-Unterkonstruktion und daran angeschweißten U-förmigen Alu-Profilen
(Schattenfugen). Der bereits im Rohbaustadium montierte und beigeputzte Montagerahmen ermöglicht den erst
sehr viel späteren Einbau der oberflächenfertigen Holzzargenteile (unsichtbare Befestigung)
b) Zweiteilige Holzwerkstoffzarge mit Montagefutter und ringsumlaufenden U-Profilen (unsichtbare Befestigung)
c) Zweiteilige Holzwerkstoffzarge mit Montagefutter, ringsumlaufenden L-Profilen und elastisch abgedichteter
Anschlussfuge an Sichtbetonwand (unsichtbare Befestigung)
1 Wandputz
2 Mauerwerk
3 Metallbügel (Metall-Unterkonstruktion)
4 Aluminium-Profil, angeschweißt (Schattenfuge)
5 Massivholz-Kantumleimer
6 Türfutter (Zierbekleidung)
7 Falzbekleidung mit Dichtungsprofil
8 Montagefutter aus Holzwerkstoff
9 Anschlussfuge mit Vorfüllprofil und elastoplastischer Dichtmasse
10 Sichtbetonwand
7
11 Komprimiertes Dichtungsband mit elastoplastischer Abdichtung
NEUFORM TÜRENWERK, H. Glock, Erdmannshausen
Drehflügeltüren kommen im Bauwesen am häu- (100 bis 120 mm breit, 30 bis 35 mm dick) genagelt oder ge-
figsten vor. Bei dieser Türart wird das Türblatt um schraubt werden. Die Strebe muss, dem statischen Kräfte-
verlauf entsprechend – von der oberen Türkante diagonal
eine Längskante gedreht und schlägt – gefälzt zum unteren Anschlag des Langbandes – gerichtet sein.
oder ungefälzt – auf bzw. in den Türzargenrah- Lattentüren gestatten Einblick in die dahinter liegenden
men. Räume und lassen Luft und Licht eindringen.
Ähnlich wie zuvor bei den Türrahmen und Türzar- Stumpf verleimte Türen (Bild 7.79b). Vollholztüren dieser
gen werden auch in diesem Abschnitt zuerst die Art bestehen aus bis zu 120 mm breiten und etwa 30 mm
dicken, senkrecht angeordneten Brettern. Diese werden
nach handwerklichen Grundsätzen gearbeiteten stumpf oder gefedert aneinandergeleimt, durch zwei auf
Türblattkonstruktionen aufgezeigt und erst dann Grat eingeschobene Querleisten von etwa 120 mm Breite
die Auswahlkriterien für industriell hergestellte und 35 bis 40 mm Dicke verbunden und so das Türblatt ge-
Fertigtürblätter besprochen. gen Verwerfen gesichert. Die Gratleisten dürfen nicht ein-
geleimt, auch nicht genagelt oder geschraubt werden, da
das Vollholz des Türblattes stets „arbeiten“ muss (unter-
Bauarten. Je nach Bauart des Türblattes unter- schiedliche Schwindrichtungen von Lang- und Querholz
scheidet man Latten- und Brettertüren, Vollholz- beachten) Bei dieser Türblattkonstruktion entfällt die Dia-
rahmentüren und Sperrtüren sowie Schutz- und gonalstrebe.
Sondertüren gemäß Abschn. 7.8. Brettertüren (Bild 7.79c). Brettertüren werden aus 120 bis
160 mm breiten und 25 bis 30 mm dicken, gehobelten und
Die entsprechenden Normen sind in Abschn. gespundeten Einzelbrettern (= angefräste Nut- und Feder-
7.6.2.4 angeführt. verbindung) hergestellt, die senkrecht auf 120 mm breite
und 30 mm dicke Querriegel bzw. Diagonalstreben gena-
gelt oder geschraubt sind. Dienen derartige Brettertüren
7.6.2.1 Türblattkonstruktionen als Außentüren (z. B. Schuppentüren), so liegen Querriegel
von Latten- und Brettertüren und Strebe auf der Innenseite der Tür. In diesem Fall kön-
nen die Bretterfugen außenseitig noch mit Deckleisten ab-
Lattentüren (Bild 7.79a). Lattentüren eignen sich zum Ab- gedeckt werden, die oben und unten in einen rings um das
schluss von Keller-, Lager- und Dachbodenräumen. Sie be- Türblatt laufenden Leistenrahmen enden. Weitere Einzel-
stehen aus ungehobelten oder gehobelten Latten (40 bis heiten sind der Spezialliteratur [34] zu entnehmen.
50 mm breit, 25 bis 35 mm dick), die senkrecht in Abstän-
den von 20 bis 25 mm auf zwei Querriegel und eine Strebe
7 SCHNITT A–A 25 26
250
250
A 7
Langband
120
120
A
mit
Stützkloben
1985
Gratleiste
32/100 mm
SCHNITT B–B
B B stumpfe Fuge,
120
120
verleimt
Fuge gefedert,
nicht geleimt
250
250
Fuge gespundet,
100 50 angefräste Feder
innen
105
Versiegelung
63
A A
PU-Schaum
63
145
40/25/2
78
B
7
außen
B
AUSSENANSICHT SCHNITT A–A SCHNITT B–B
7.80 Konstruktionsbeispiel einer Rahmentür aus Vollholz mit Mehrscheiben-Isolierglas als Füllung.
Außentürblatt mit wärmegedämmtem, biegesteifen Stahlrahmen als Stabilisator (Serienfertigung).
Ausschnitt A–A: Horizontalschnitt
Ausschnitt B–B: Vertikalschnitt
556 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
auf Abschn. 5.6, Fensterkonstruktionen, verwie- Die früher üblicherweise durchgestemmten, von außen
sen werden kann. verkeilten und somit im Türfalz sichtbaren Zapfenverbin-
dungen werden bei Innentüren heute kaum mehr ein-
gesetzt (unterschiedliche Schwindrichtungen/Volumen-
Innentürblätter. Rahmentürblätter für den In- änderungen von Längs- und Querholz beachten!).
nenbereich können aus Vollholz oder Holzwerk- Einzelheiten hierzu sind [35] zu entnehmen.
stoffen – wie beispielsweise Sperr-, Span- und Fa- • Gedübelte Rahmenverbindungen (Bild 7.81-2c). Gedü-
serholzplatten – gefertigt sein. belte Rahmenverbindungen sind einfacher und damit
preiswerter herzustellen. Bis zu 150 mm Rahmenfries-
Das Zusammenfügen von Vollholz-Rahmenfrie- breite sind zwei Dübel, über 150 mm Friesbreite drei Dü-
sen erfolgt durch gestemmte Zapfen mit Nutzap- bel vorzusehen. Der Dübeldurchmesser beträgt in der
fen (ältere Bauart). Im industriellen Türrahmen- Regel 16 mm (2/5 der Friesdicke), die Dübellänge etwa
2/3 der Friesbreite.
bau hat sich bei Vollholz die Dübelverbindung
Bei Außentüren weisen die gedübelten Querfriese aus
mit Nutzapfen durchgesetzt (Bild 7.81-1). Vollholz immer noch zusätzlich einen angeschnittenen
Die beiden seitlichen Rahmenfriese und der obe- Nutzapfen zur Sicherung der Dichtheit der Stoßfuge auf.
re Querfries sind in der Regel gleich breit (120 bis Bei Innentüren aus Holzwerkstoffplatten werden die
150 mm), während der untere Rahmenfries häu- Rahmenfriese üblicherweise stumpf zusammengedübelt
und verleimt.
fig breiter angenommen wird (220 bis 280 mm).
Die Friesdicke liegt bei normalen Innentüren zwi- • Mittelfries-Verbindungen. Waagerechte Mittelfriese
gliedern je nach Bedarf und formalen Vorstellungen das
schen 40 und 45 mm, je nach Türblattgröße und Türblatt. Sind Einsteckschlösser vorgesehen, ist darauf zu
Beanspruchung auch darüber. achten, dass in Schlosshöhe (DIN 18 101) möglichst kein
Bei Innentüren können die Rahmenfriese des Tür- Querfries angeordnet wird, da sonst beim Einfräsen der
Schlosstasche der Zapfen bzw. die Dübel weggefräst
blattes auch aus furnierten und mit Anleimern werden. Sind die senkrechten Rahmenfriese jedoch
versehenen Holzwerkstoffplatten bestehen, die genügend breit angelegt, braucht darauf keine Rücksicht
stumpf zusammengedübelt sind (Bild 7.83). genommen zu werden.
• Untere Querfriese. Die unteren Querfriese sind aus kon-
Konstruktionsmerkmale von Rahmentürblättern struktiven (Aussteifung) und formalen Gründen bei
• Gestemmte Rahmenverbindungen (Bild 7.81-2b). Bei Außentüren, Fenstertüren usw. häufig sehr breit gewählt.
Rahmentüren älterer Bauart aus Vollholz sind die Friese Damit derart breite Vollholz-Rahmenfriese ungehindert
durch Zapfen verbunden. An den Querfriesen ange- „arbeiten“ (Quellen, Schwinden) können – ohne Span-
schnittene Zapfen mit Nutzapfen greifen dabei in nungen und damit Verformungen des Türblattes aus-
Stemmlöcher der senkrechten Rahmenhölzer und wer- zulösen –, werden diese aus zwei Teilen hergestellt und
7 den mit diesen punktweise verleimt (nur 1/3 des Zap-
fens)1). Die Stoßfuge wird durch einen Nutzapfen gesi-
durch eine nach oben gerichtete angefräste Feder
(Schlagregen beachten) unverleimt miteinander verbun-
chert, dessen Länge in der Regel der Nuttiefe zur den und außenseitig abgedichtet (Bild 7.80). Außerdem
Aufnahme der Füllung entspricht. wird stirnseitig jedes Friesteil für sich in die seitliche Rah-
menfriese eingezapft (Schlitz- und Zapfenverbindung)
oder gedübelt (mit angeschnittenem Nutzapfen) und
1) nur punktweise verleimt (1/3 der Zapfen- bzw. Dübel-
DIN EN 204 gilt für die Einstufung von Klebstoffen für länge), so dass die seitlichen Friese ungehindert von
nichttragende Bauteile zur Verbindung von Holz und außen nach innen schwinden können.
Holzwerkstoffen.
In Tabelle 1 dieser Norm erfolgt die Beschreibung der Be- • Rahmenfüllungen (Bild 7.82) können aus den unter-
anspruchungsgruppen D1 bis D4 unter Berücksichtigung schiedlichsten Materialien und Bauarten bestehen, wie
entsprechender Klimabedingungen und Anwendungs- beispielsweise aus Vollholz, Sperr-, Span- und Faserholz-
bereiche. Der Tabelle ist zu entnehmen, dass bei Bautei- platten, Materialkombinationen (Sandwichplatten), Mehr-
len, die im Außenbereich eingesetzt und der Witterung scheiben-Isolierglas u. a.).
ausgesetzt sind, Klebstoffe der Beanspruchungsgruppe Witterungseinflüsse, Schutz vor Einbruch, Forderungen
D4 zu verwenden sind. an Wärme- und Schalldämmung, Tageslichteinwirkung
Nutzapfen Nutzapfen
7.81-1
Zapfen Dübel
Schematische Darstellung von üblichen Eckverbindungen
bei Rahmentüren aus Vollholz
a) Eckverbindung mit gestemmtem Zapfen und Nutzapfen
(gestemmte Rahmenverbindung)
Nut zur Aufnahme b) Eckverbindung mit Dübeln und Nutzapfen
der Füllung (gedübelte Rahmenverbindung)
7.6 Türelemente aus Holz und Holzwerkstoffen 557
13
2/3 1/3
PUNKT A
RBR
X
1/3
PUNKT A
1/3
1/3
PUNKT B ≤ 150
530 Leimfläche Nutzapfen
PUNKT C Zapfen
PUNKT B
230
1/3
13 ≤ 150 ≤ 150 13 13 1/3 2/3 RBR
X
3/6 2/6 13
Dübel
1/4
PUNKT A
7.82a 7.82b
7.82
Füllungen für Rahmentürblätter (Beispiele)
a) eingenutete Vollholzfüllung (nicht herausnehmbar)
b) überschobene Füllung (nicht herausnehmbar)
7.82c 7.82d
c) zweiseitig verleistete, aufgedoppelte Füllung aus Holz-
werkstoffen
d) in Falz gelegte Füllung mit Dämmschicht und Dampf-
sperren aus Alu-Blech (Sandwichkonstruktion)
e) zweiseitig verleistete, einfache Glasfüllung
f ) in Falz gelegte Füllung aus Mehrscheiben-Isolierglas mit
Vorlegeband, Dichtungsmasse und Glasleiste 7.82e 7.82f
558 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
75
20
460
30
400
2000
160 30 30
A A
160
75 510 1090 75
AUSSENANSICHT
160
10
160
7
75 30 450 30 30 1000 30 309 66
75 30 30 30
7.83 Konstruktionsbeispiel: Wohnungsabschluss-Innentürelement mit Rahmentürblatt und verglasten Seiten- bzw. Ober-
teilen (Mehrscheiben-Isolierglas). Das Türblatt und alle Zargenteile bestehen aus Holzwerkstoffen (Sperrholz- oder
Spanplatten) mit Vollholz-Kantumleimern (Einzelfertigung). Weitere Bodenschwellenausbildungen s. Bild 7.68.
Schnitt A–A: Horizontalschnitt durch verglastes Seitenteil und Türblatt
Schnitt B–B: Vertikalschnitt durch verglastes Oberteil und Türblatt
7.6 Türelemente aus Holz und Holzwerkstoffen 559
sowie gestalterische Absichten bestimmen weitgehend • optimaler Schall-, Wärme- und Feuchteschutz,
Materialwahl und Einbauart. Füllungen können unter an-
derem in Nuten eingeschoben, in Fälze eingelegt oder • bestmögliche Einbruchhemmung,
stumpf zwischen beidseitig angebrachten Falzstäben an- • Anordnung von Vordächern oder Fassaden-
geordnet werden. Außerdem können sie mehrschichtig rücksprüngen sowie richtige Orientierung des
ausgebildet sein (Sandwichkonstruktion mit Dämmma-
terial und raumseitig aufgebrachter Dampfsperre). Einganges (Wetterseite beachten).
Bei Füllungen, die der Witterung ausgesetzt sind, ist im- Güte- und Prüfbestimmungen für Haustüren sind in RAL-
mer darauf zu achten, dass das Regenwasser rasch ablau- GZ 996 festgeschrieben [1], die zur Zeit überarbeitet wer-
fen und in keine nach innen fallenden Fugen oder Nuten den.
eindringen kann. Holzflächen, auf oder zwischen denen Klassifizierung von Beschichtungen für Holzfenster und -
Wasser stehen bleibt, verfaulen trotz Oberflächenbe- Haustüren ist dem VFF Merkblatt [62] zu entnehmen.
handlung früher oder später.
Verglasungen müssen dicht und für den Reparaturfall
einfach austauschbar sein. Bei Außentüren werden Mehr- Rahmentürblätter, symmetrisch aufgebaut
scheiben-Isolierglas und ggf. einbruchhemmende Ver- (Bild 7.84e). Bei schwerer Türblattausführung mit
glasungen eingesetzt. Das Einglasen erfolgt üblicherwei- hohen Anforderungen an Schall-, Wärme- und
se mit Vorlegebändern und spritzbaren Dichtstoffen oder Feuchteschutz werden auf einen biegesteifen
vorgefertigten Dichtprofilen. S. hierzu Abschn. 5.4, Ver-
glasungen von Fenstern. Grundrahmen zunächst beidseitig jeweils 13 (16)
mm dicke Holzwerkstoffplatten (Sperrholz- oder
Spanplatten) gleicher Art fest aufgeleimt, so dass
7.6.2.3 Aufgedoppelte mehrschalige Rahmen und vollflächige Beplankung in stati-
Türblattkonstruktionen scher Hinsicht zusammen ein biegesteifes Trag-
Aufgedoppelte Holztürblätter bestehen aus einer element ergeben. Bei hoher hygrothermischer
Tragkonstruktion – in Form eines Rahmen- oder Beanspruchung kann der Grundrahmen noch zu-
Sperrtürblattes – und der darauf ein- oder beidsei- sätzlich mit metallischen Stabilisatoren (z. B.
tig aufgebrachten Beplankung (Aufdoppelung). Stahlrohrrahmen) verstärkt sein. S. hierzu Bild
7.17 und Bild 7.85, Variante A-A.
Derart mehrschalig ausgebildete Türblattkon-
struktionen eignen sich insbesondere zur Her- Dieses Tragelement ist jedoch nur dann weitge-
stellung von Außentüren (z. B. Haustüren), aber hend verformungsfrei, wenn es in jeder Bezie-
auch Innentürblätter können ein- oder beidseitig hung symmetrisch aufgebaut und gefertigt wur-
mit Vorsatzschalen beplankt werden. de. Jede Abweichung in der Symmetrie des
Diese Aufdoppelungen dürfen mit der Tragkon-
konstruktiven Aufbaues führt zum Verzug des
Türblattes.
7
struktion keinesfalls kraftschlüssig verbunden
sein, sondern müssen sich darauf gleitend bewe- Zusätzliche Aufdoppelungen (Bild 7.84 f bis g) in
gen können. Form von Vorsatzschalen, Profilhölzern u. Ä. dür-
fen nur beweglich, d. h. mittels Einhängebeschlä-
Hinsichtlich des Türblattaufbaues wird grund-
ge, Topfverbinder usw. an diesem Tragelement
sätzlich zwischen symmetrisch und asymmetrisch
befestigt werden. Da derart gleitend aufgebrachte
aufgebauten Konstruktionen unterschieden. Vgl.
Vorsatzschalen keinen kraftschlüssigen Verbund
hierzu auch Abschn. 7.4.3, Feuchtebeanspruchung
mit dem Tragelement haben, können etwaige
von Türen.
Verformungen der Aufdoppelung(en) sich auch
nicht negativ auf die Gesamt-Türblattkonstruk-
1. Aufgedoppelte Außentüren aus Holz
tion auswirken. Ganz vermeiden lassen sie sich
und Holzwerkstoffen
bei Holztüren allerdings nicht, doch handelt es
Außentüren haben eine ganze Reihe von techni- sich hierbei meist um keine bleibenden Verwin-
schen Anforderungen zu erfüllen. Bei Holz- dungen.1)
außentüren zählen dazu vor allem
• bewitterungsbeständige Konstruktionen, Werk-
stoffe und Oberflächenbeschichtungen,
• Widerstandsfähigkeit gegen mechanische Be- 1) Hygrothermische Verformungen lassen sich bei Türele-
anspruchung, menten aus Holz und Holzwerkstoffen nicht vermeiden.
Gemäß DIN 18 355, Tischlerarbeiten, muss deshalb der
• Stehvermögen bei hygrothermischer Bean- Feuchtegehalt fertig zusammengebauter Teile aus Holz
spruchung mit möglichst geringer Verkrüm- – für Bauteile die ständig mit der Außenluft in Verbin-
mung bzw. Verwindung des Holztürblattes, dung stehen – bezogen auf das Darrgewicht 10 bis 15 %
betragen, wenn diese den Herstellerbetrieb verlassen.
• normgerechte Luftdurchlässigkeit und Schlag- Vgl. hierzu auch DIN EN 942, Anhang B, Feuchtegehalt
regendichtigkeit, von Holz in Tischlerarbeiten.
560 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
Fy Fy Fy Fy Fy Fy
Einhänge-
beschlag
7.84a
e) f) g) h)
18 16 40 16 18 -24
7.84b Alu Furnierholz
Fy Fy Ti
Türrahmen ungedämmt
7.84c Stahlrahmen gedämmt
Alu
i) k) l) m) n)
24 30-40 24 22 50 18 42
7.84d
7.84 Schematische Darstellung des konstruktiven Aufbaues von aufgedoppelten, mehrschalig ausgebildeten Türblättern
aus Holz und Holzwerkstoffen (Beispiele)
Querschnitte (a bis d) durch tragende Türblatt-Unterkonstruktionen (Rahmenkonstruktionen)
a) normaler Vollholzrahmen
b) lamellierter Vollholzrahmen
c) Rahmen aus Furnierholz mit Alu-Streifen (Stabilisatoren)
7 d) Vollholzrahmen mit gedämmtem Stahlrahmen als Stabilisator
Längsschnitte (e bis n) durch symmetrisch oder asymmetrisch aufgebaute Türblattkonstruktionen
e) zweischaliges Türblatt fest verleimt (biegesteifes Tragelement)
f ) Tragelement mit beidseitiger Aufdoppelung (schweres Türblatt)
g) Tragelement mit einseitiger Aufdoppelung
h) Vollholzrahmen symmetrisch aufgedoppelt (leichtes Türblatt)
i) Vollholzrahmen asymmetrisch aufgedoppelt
k) Vollholzrahmen asymmetrisch aufgedoppelt
l) Vollholzrahmen einseitig beplankt (ungedämmtes Türblatt)
m) Türblatt (Sperrtür) einseitig aufgedoppelt mit gedämmtem Stahlrohrrahmen
n) Türblatt (Sperrtür) einseitig aufgedoppelt
Bei leichter Türblattausbildung (Bild 7.84h) mit genügend biegesteif ausgebildet ist. Besonders
weniger hohen Anforderungen an den Schall- geeignet sind Sperrtürblätter mit eingebauter
und Wärmeschutz können Aufdoppelungen bei Randverstärkung, beispielsweise in Form von Alu-
symmetrisch aufgebauten Außentüren auch un- Stabilisatoren o. Ä. Siehe hierzu auch Abschnitt
mittelbar auf eine biegesteife Rahmen-Unterkon- 7.6.2.4, Sperrtüren, mit Bild 7.88c.
struktion aufgebracht werden. Gleich dicke und
gleich gerichtete Aufdoppelungen auf beiden Asymmetrisch aufgebaute Türblätter (Bild 7.84i
Seiten des Rahmens verhindern bei diesen Türen bis n) weisen ebenfalls ein tragendes Basisele-
am ehesten eine Verformung des Türblattes. ment – Rahmen- oder Sperrtürblatt – auf, das nur
einseitig beplankt oder beidseitig mit ungleichen
Sperrtürblätter, symmetrisch aufgebaut (Bild Vorsatzschalen bzw. Profilhölzern aufgedoppelt
7.84m bis n) eignen sich ebenfalls als Tragele- sein kann. Bei derartigen Türen, die sich bei un-
ment (Unterkonstruktion) für daran beweglich sachgemäßer Konstruktion bereits bei geringer
befestigte Aufdoppelungen. Auch hier ist darauf Klimaänderung deformieren können, ist die tra-
zu achten, dass das tragende Basistürblatt selbst gende Unterkonstruktion besonders biegesteif
7.6 Türelemente aus Holz und Holzwerkstoffen 561
7.85
20
Konstruktionsbeispiel: Aufgedoppelte Haustür aus Holz und Holz-
werkstoffen mit fest verglastem Seitenteil (Einzelanfertigung)
85
Schnitt A–A:
Blockrahmen mit angenutetem Blendrahmen für Wandöffnung mit
Innenanschlag (raumseitiger Mauerfalz). Wärmegedämmtes Türblatt
1040
mit lamelliertem Vollholzrahmen und asymmetrischer Aufdoppe-
lung (leichtes Türblatt).
Variante zu A–A:
Zweiteiliger Blockrahmen. Der bereits im Rohbaustadium montier-
2400
und einputzbare Montagerahmen ermöglicht den sehr viel späteren
85
Einbau des oberflächenfertigen Türelementes.
Wärmegedämmtes Türblatt mit Stahlrahmen, beidseitig fest ver-
leimter Sperrholz- oder Spanplattenbeplankung (= biegesteifes
500
B C Tragelement) und außenseitiger, beweglicher Profilholzaufdoppe-
lung (schweres Türblatt).
Schnitt B–B:
500 85
20 85 30
10
SCHNITT A–A 7
70/50 80/40 Dampfsperre Umleimer 60/90 70/20
40
32
28
VARIANTE ZU A–A
18 40 18 16 40 18 100
Dampfsperre
(Alu-Blech) Profilholz
Isolierglas
40/25/2 30 35
Lamellierter
Stahlrahmen
Holzrahmen
PU-gedämmt
Einhänge-
beschlag
85
105/30
100/105
90
Metall-
10
3% 3%
10
7 60
verkleidung
Schuhabstreifer
Durchl. Stahlwinkel
Anschlagwinkel Anschlagwinkel
80/60
Stahlrahmen
PU-gedämmt
Einleimer
2100 40/40 20/30
Furnierplatten
A A
Dämmstoff
B
1100 6 40 6 12 20 6 40 20
6
AUSSENANSICHT AUSSCHNITT
Stahlrahmen
PU-gedämmt Furnierplatten Einleimer
40 6
12-14
3%
7
20
7.86 Konstruktionsbeispiel: Aufgedoppelte Haustür aus Holz und Holzwerkstoffen mit wärmegedämmtem Stahlrahmen
als Stabilisator und vorgesetzter Aufdoppelung aus furnierten Sperrholz- oder Spanplatten mit bewitterungs-
beständiger Oberflächenbeschichtung (Serienfertigung).
Vgl. hierzu auch Bild 7.69-2 mit thermisch getrenntem Schwellenanschlag
HOVESTA GmbH, Kruft
• Aufdoppelung. Die Aufdoppelung von Außentüren be- bild großflächig, ohne nennenswerte Unterbre-
steht meist aus Vorsatzschalen aus Sperrholz- oder Span- chungen durchläuft. Werden dabei noch Bo-
platten oder Profilbrettern, die – überfälzt oder genutet –
wahlweise sichtbar oder unsichtbar an der Tragkonstruk- dentürschließer verwendet, sind auch kaum Be-
tion befestigt werden. Die häufig verwendeten Vollholz- schlagteile erkennbar.
Profilbretter, üblicherweise in gespundeter Ausführung Wie Bild 7.87 zeigt, kann die biegesteife Tragkon-
(= angefräste Federn), sind zwischen 18 und 24 mm dick
und sollten möglichst nicht breiter als 100 bis max. 120 struktion von aufgedoppelten Innentürblättern
mm sein. Sie können horizontal, vertikal oder in anderer entweder aus einem Vollholzrahmen oder aus ei-
Form aufgebracht werden. Die Längen- und Breitenver- nem glatten Sperrtürblatt bestehen. Die zuvor
bindungen der einzelnen Bretter müssen so ausgebildet bei den Außentüren genannten Konstruktionsre-
sein, dass kein Wasser in die Nuten eindringen kann. Vor
allem bei Außentüren mit horizontaler Verbretterung geln bezüglich des Aufbringens von Aufdoppe-
müssen die angefrästen Federn immer nach oben ge- lungen sind auch bei Innentürblättern zu beach-
richtet sein. ten, insbesondere bei Sonder- und Schutztüren.1)
• Wetterschenkel. Wetterschenkel aus Holz weisen direk- Einseitiges Aufleimen von Vorsatzschalen, Tafeln,
ten Schlagregen von der Schwelle ab. Sie werden an das
untere Rahmenholz angeleimt und zusätzlich mit Dübeln Leisten oder Stäben führt fast immer zum Verzie-
oder Lamellenfedern gesichert. Wetterschenkel sind an hen des Sperrtürblattes. Daher müssen auch bei
ihrer Oberkante ausreichend abzuschrägen, an ihrer Un- Innentüren alle zusätzlichen Aufdoppelungen
terkante erhalten sie zum sicheren Abtropfen des Nieder- beweglich aufgebracht werden.
schlagwassers eine Nut.
• Blendrahmen oder Blockrahmen haben die Aufgabe, In diesem Zusammenhang ist auch zu beachten,
das Türblatt zu tragen, einen dichten Verschluss des Tür- dass Beschichtungen aller Art (z. B. Anstriche,
blattes mit einer Falzdichtung (ggf. auch Doppelfalzdich- Lacke) sowie Schichtstoffplatten u. a. immer nur
tung) zu ermöglichen sowie eine sichere Befestigung am beidseitig in gleicher Dicke und Beschaffenheit
Baukörper – mit normgerechtem Dämm- und Abdich-
tungssystem gemäß Abschn. 7.4.5 – zu gewährleisten. auf Sperrtürblätter aufkaschiert werden dürfen.
• Falz- und Bodendichtungen. Außentüren sind mit min- Einseitig aufgebrachte oder ungleichartige Be-
destens einer dreiseitig umlaufenden Dichtung auszurü- schichtungen führen nahezu zwangsläufig zu
sten. Geeignet sind sowohl Türfalzdichtungen als auch Verformungen freistehender Türblätter. Vgl. hier-
Zargenfalzdichtungen. Im Hinblick auf den geforderten zu auch Abschn. 7.4.3, Türblattverformungen
Schall- und Wärmeschutz sowie Wind- und Schlagregen-
dichtheit sind auch Doppelfälze mit zwei Dichtungsebe- durch Klimaeinflüsse.
nen durchaus üblich und empfehlenswert. Am Fußboden
schlagen Außentüren am vorteilhaftesten gegen Schwel-
7.6.2.4 Türblattkonstruktionen
len- bzw. Anschlagdichtungen wie sie in Abschn. 7.4.5 im
Einzelnen erläutert sind. Geeignet sind auch Bodenfu- von Sperrtüren 7
gendichtungssysteme wie beispielsweise Auflaufdich-
tungen und automatische Absenkdichtungen. Sperrtürblätter bestehen im Wesentlichen aus ei-
• Türbänder. Die ausgewählten Bänder müssen eine aus- nem Rahmen, der Einlage und den beidseitigen
reichende Tragfähigkeit aufweisen. Bei sehr schweren Deckplatten aus Holzwerkstoffen. Aufgrund der
und überhohen Türblättern wird üblicherweise ein drit- früher überwiegend verwendeten Deckplatte aus
tes Band eingesetzt. Verwendet werden vor allem ge-
kröpfte Lappenbänder mit oder ohne Tragzapfen, Kom- Sperrholz werden sie in der Baupraxis als „Sperr-
bibänder sowie Bodentürschließer. Einzelheiten hierzu tür“ bezeichnet.
s. Abschn. 7.5.1, Türbänder.
• Mehrscheiben-Isolierverglasung. Werden Außentür- Normen. Türblätter aus Holz und Holzwerkstoffen für In-
blätter und – wie Bild 7.85 zeigt – auch die unmittelbar nentüren sind in DIN 68 706-1 unter Beachtung der DIN
neben der Tür befindlichen Seitenteile fest verglast, so ist 18 101 (Türblattgrößen, Bandsitz und Schlosssitz) genormt.
auf einen ausreichenden Wärmeschutz und Einbruch- Diese Norm gilt vorwiegend für seriell hergestellte Sperr-
schutz zu achten. Das Einglasen erfolgt in den meisten türblätter und Türblätter für Sondertüren, jedoch nicht für
Fällen mit Vorlegebändern und spritzbaren Dichtstoffen Vollholzrahmentüren.
oder vorgefertigten Dichtprofilen. Vgl. hierzu auch Ab- DIN EN 942, Holz in Tischlerarbeiten, beschreibt das Sortier-
schn. 7.4.2, Wärmeschutz von Türen sowie Abschn. 7.8.5, verfahren von Vollholz nach der sichtbaren Qualität in
Einbruchhemmende Türen. Tischlerarbeiten (Ersatz für DIN 68 360-1 und -2) und den
2. Aufgedoppelte Innentüren
aus Holz und Holzwerkstoffen 1) Gemäß DIN 18 355, Tischlerarbeiten, muss der Feuchte-
gehalt von fertig zusammengebauten Innenausbautei-
Aufgedoppelte Innentüren (Bild 7.87) sind häufig len aus Holz und Holzwerkstoffen (z. B. Einbauschränke,
integrierter Bestandteil angrenzender Wandbe- Wand- und Deckenbekleidungen, Innentüren) – die nicht
kleidungen. Die Sichtflächen der Türaufdoppe- mit der Außenluft in Verbindung stehen – bezogen auf
das Darrgewicht 6 bis 10 % betragen, wenn diese den
lung und die der Wandbekleidung liegen dabei Herstellerbetrieb verlassen. Dabei geht man von beheiz-
oberflächenbündig zueinander, so dass die Vertä- ten Gebäuden mit Raumtemperaturen von etwa 21 °C
felung, Verbretterung oder einfach das Furnier- aus.
564 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
50
15
50
130 380
10
A
10
80/30
1970
16 (18) 30 16 (18) 42 16 (18) 16 (18)
24
(30)
C C
10
10
10
130
5
10
A B
10 X 10 1000 10 X 10
50 15
aufge-
doppelte
50/16
Rahmentür
10
lamelliertes 80/24
Rahmenholz
13
7
15
22
16
10
24
30
16
16
7.87 Konstruktionsbeispiel: Aufgedoppelte Innentür mit Bodentürschließer als integriertem Bestandteil der angrenzen-
den Wandbekleidung aus Holz und Holzwerkstoffen (Einzelanfertigung)
Schnitt A–A: Beidseitig aufgedoppelte Rahmentür mit lamelliertem Rahmenholz, Dämmstoffeinlage sowie
Boden- und Falzdichtung gegen Schallübertragung. Obere Wandbekleidung ist mit Nutklötzen lose
eingehängt
Variante zu A–A: Einseitig aufgedoppeltes, biegesteifes Sperrtürblatt. Die bewegliche Befestigung der Aufdoppelung
mit Einhängebeschlägen soll ein Verziehen des Türblattes ausschließen.
Schnitt B–B: Vertikalschnitt durch die raumhohe Wandbekleidung, lose eingehängt in eine konisch ausgebildete
Unterkonstruktion
Schnitt C–C: Horizontalschnitt durch Wandbekleidung und beidseitig aufgedoppeltes Rahmentürblatt.
7.6 Türelemente aus Holz und Holzwerkstoffen 565
Feuchtegehalt von Vollholz nach den vorgesehenen Ein- schichteinlagen aus Holzfaser-, Holzspan-, Mi-
satzbedingungen. S. hierzu Fußnote Abschn. 7.6.2.2. neralfaser-, Gipskartonplatten usw.
Für die Ausführung der Tischlerarbeiten ist die VOB Teil C,
DIN 18 355, für Beschlagarbeiten DIN 18 357 maßgebend. • Hohlraumtürblätter aus beispielsweise hoch-
kant stehenden waben-, raster-, spiral-, wellen-
Güte- und Prüfbestimmungen für Türblätter aus Holz und
Holzwerkstoffen (Innentüren) sind in RAL-RG 426 – Teil I oder stegförmig verleimten Karton-, Furnier-
festgelegt, die zur Zeit überarbeitet werden. Vgl. hierzu holz-, Holzfaser- oder Holzspanplattenstreifen.
auch Fußnote Abschn. 7.4.3 sowie Tab. 7.18, Einsatzempfeh- • Sandwichtürblätter (Schalentürblätter) bei-
lungen für Sperrtürblätter.
spielsweise mit schall- und wärmedämmenden
Dämmstoffeinlagen aus Mineralwolle, Polyur-
Sperrtürblätter. Die in DIN 68 706-1 festgeleg-
ethanschaum u. a. sowie Spezialeinlagen für
ten Konstruktionsmerkmale gelten sowohl für
Schutz- und Sondertüren. Vgl. hierzu Abschn.
Sperrtüren (Innentüren) allgemeiner Art, als auch
7.8 mit Bild 7.129-1.
für Sondertüren (z. B. Wohnungsabschlusstüren,
Feuchtraumtüren u. a.). Da an die einzelnen Tür- Ein Sperrtürblatt ist symmetrisch aufgebaut und
gruppen sehr unterschiedliche technische Anfor- wird aus Holz und Holzwerkstoffen gefertigt. Es
derungen gestellt werden, weisen sie bezüglich besteht im Einzelnen aus einem umlaufenden
ihres konstruktiven Aufbaues deutliche Unter- Vollholzrahmen, einer durchgehenden oder punk-
schiede auf, bei annähernd gleicher Oberflächen- tuell daran angebrachten Rahmenverstärkung,
beschaffenheit. einer Einlage und den beidseitig darauf aufge-
Nach der Art der Mittellagenausbildung (Einlage) klebten Deckplatten. Diese Deckplatten können
unterscheidet man im Wesentlichen folgende jeweils noch mit Decklagen beschichtet sein, so-
Hauptgruppen (Bild 7.88): fern diese nicht ohnehin Bestandteil der Deck-
• Kompakttürblätter (Volltürblätter) aus bei- platten sind. Einzelheiten des konstruktiven Auf-
spielsweise Vollspan- oder Röhrenspanplatten, baues zeigt Bild 7.89.
Stabsperrholzplatten (Tischlerplatten), Mehr-
1 2a 4a 5a 6 1 2a 4b 5a 6 1 2b 3 4c 5b 6
7.89
Schematische Darstellung: Konstruktionsmerkmale von
Sperrtürblättern
a) Türblatt mit Vollholzrahmen und zusätzlicher, durch-
8 8 8 laufender Rahmenverstärkung
b) Türblatt mit Vollholzrahmen und punktueller Rahmen-
Bandbezugslinie
7 7 7 verstärkung
c) Türblatt mit Vollholzrahmen, durchlaufender Rahmen-
verstärkung und Stahlrohrprofilrahmen als Stabilisator.
3 4 3 Vgl. hierzu auch Bild 7.17
5 1 umlaufender Vollholzrahmen
2 untere Doppelrahmenfriese zum Kürzen des Türblattes
1050
6 6 6 3 durchlaufende Rahmenverstärkung
4 punktuelle Rahmenverstärkung an den für Schloss- und
1 4 1 Bandsitz festgelegten Stellen
5 umlaufender Stahlrohrprofilrahmen
OFF 6 Einlage (Werkstoffe, die auf den jeweiligen Verwen-
dungszweck der Tür abgestimmt sind)
2 2 2 7 Deckplatte (Furnierholz-, Span-, Hartfaser-, MDF-Platten)
8 Decklage (Edelfurnier-, Schichtstoff-, Folien- oder Kunst-
7.89a 7.89b 7.89c harzlack-Oberflächen)
7.90
39 bis 42
Schematische Darstellung: Kanten-
und Falzausbildungen an Sperrtür-
blättern
a) Falztür mit Einleimer
b) mit Kantenbeschichtung 1 7 9 10a 8 7.90a 2 7.90b
c) mit verdecktem Anleimer
d) mit unverdecktem Anleimer
e) mit Kunststoffanleimer
f ) Stumpftür mit Schichtstoffkante
25,5
1 Einleimer
2 Kantenbeschichtung (Folie)
3 verdeckter Anleimer 13 7.90c
4 unverdeckter Anleimer 3 4 7 9 10b 8 7.90d
5 Kunststoffanleimer
6 Schichtstoffkante
7 umlaufender Vollholzrahmen
8 Einlage
9 Deckplatte
10a Decklage (Edelfurnier) 5
10b Decklage (Schichtstoffplatte) 5 7.90e 6 7.90f
• Die Kantenbeschichtung mit Furnier oder sen“. Diese spezielle Verfahrenstechnik bietet
Kunststofffolie wertet das Türblatt auf. Kante funktionelle und gestalterische Vorteile. Der
und Türblattoberfläche bilden optisch eine Ein- dreidimensionalen Form- und Profilgebung an
heit, da Deckplatte und Decklage im seitlichen der Kante sowie vielfältigen Farbgestaltung
Falzbereich durch die Beschichtung überdeckt sind kaum Grenzen gesetzt.
sind.
• Der verdeckte Anleimer ist eine an den Längs- Klimaklassen und mechanische Beanspruch-
kanten des Türblattes angeleimte Hartholzleis- ungsgruppen. Einsatzempfehlungen für Sperr-
te, die nur noch von der Decklage überdeckt türblätter bezüglich der Zuordnung von Kli-
maklassen und Beanspruchungsgruppen zu
wird. Er gibt der Türkante ein einheitliches Aus-
sehen und verleiht ihr zudem eine hohe Stoß- Einsatzorten sind Abschn. 7.4.3 mit Tabelle 7.18
7
festigkeit. Der verdeckte Anleimer kann in jeder zu entnehmen. An Sperrtürblätter werden da-
geeigneten Holzart aufgeführt werden oder rüber hinaus noch eine ganze Reihe spezieller
auch aus besonders schlagfestem Kunststoff Anforderungen gestellt, die in den entsprechen-
(Polystyrol) bestehen. Beachtenswert ist, dass den Abschnitten im Einzelnen erläutert werden.
derartige Kunststoffanleimer nachhobelbar
ausgebildet sind.
• Der sichtbare, unverdeckte Anleimer ist
ebenfalls eine Vollholzleiste, die entweder 7.7 Türelemente aus Metall
zweiseitig (an den Längskanten) oder auch
dreiseitig umlaufend an der Sperrtür ange- Anstelle der herkömmlichen Türelemente aus
bracht wird. Der Anleimer liegt mit der Türblatt- Holz und Holzwerkstoffen werden in Verwal-
oberfläche bündig und ist durch eine V-Nut tungs-, Industrie-, Freizeit-, Schul- und Kranken-
von der Decklage abgesetzt. Ein unverdeckter hausbauten, aber auch im Wohnungsbau (Mehr-
Hartholzanleimer ergibt einen ausgezeichne- familienhäuser) vermehrt Türelemente aus Metall
ten Kantenschutz und verleiht der Tür ein un- eingebaut. Sie zeichnen sich durch ganz be-
verwechselbares Aussehen. Er ist in allen geeig- stimmte Vorteile aus, die in den nachstehenden
neten Holzarten (z. B. Limba, Rotholz, Sipo, Abschnitten im Einzelnen erläutert werden.
Eiche, Esche, Buche u. a.) ausführbar und immer Türelemente aus Metall bestehen in der Regel
auch zum Nachhobeln geeignet. aus einer Metallzarge und einem Metalltürblatt.
Sichtbare Türblattanleimer aus Kunststoff Häufig werden jedoch auch Stahlzargen mit Tür-
werden ebenfalls angeboten. Hierbei wird ein blättern aus anderen Materialien – wie beispiels-
duroplastischer PUR-Kunststoff in einer Spezial- weise Holz, Holzwerkstoffen, Kunststoff, Glas usw.
form erhitzt und ringsumlaufend an alle Tür- – miteinander kombiniert.
blattkanten nahtlos und ohne Fugen „angegos-
568 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
12 2
Bezugskante
10
233
241
Bandbezugslinie
4
10
5 5
4
11 11
1435
Meterrissmarkierung
875
7
Drückerhöhe
1
6
5 10 Bandbezugslinie
10 OFF
250
8 OFF
4
9
30
3
3
GESAMTANSICHT MASSANGABEN
Nennmaß
Wandöffnungsbreite
Baurichtmaß (BR) Zargenspiegel
5 Sickenkante
Maulweitenkante
lichtes Durchgangsmaß
Zargenaußenmaß
Leibungstiefe
Zargenfalzmaß 7
Fertigwandstärke
Dichtung
15
Maulweite
Mauerschutzkasten
3 bis 5
Bandunter-
konstruktion
Falz-
39 bis 42
tiefe
25,5
24
Maulweitenkante
Sickenkante
MASSBEZEICHNUNGEN FACHBEGRIFFE
Tabelle 7.93 Maße von Standard-Stahlzargen für gefälzte Türblätter (Auszug aus DIN 18 111-1)
1 875 × 1875 885 × 1880 841 × 1858 811 × 1843 860 × 1860
2 625 × 2000 1) 635 × 2005 591 × 1983 561 × 1968 610 × 1985
3 750 × 2000 1) 760 × 2005 716 × 1983 686 × 1968 735 × 1985
4 875 × 2000 1) 885 × 2005 841 × 1983 811 × 1968 860 × 1985
5 1000 × 2000 1) 1010 × 2005 966 × 1983 936 × 1968 2) 985 × 1985
6 750 × 2125 760 × 2130 716 × 2108 686 × 2093 735 × 2110
7 875 × 2125 885 × 2130 841 × 2108 811 × 2093 860 × 2110
8 1000 × 2125 1010 × 2130 966 × 2108 936 × 2093 2) 985 × 2110
1) Diese Größen sind Vorzugsgrößen (Lagerzargen)
2) Nur diese Größen sind geeignet für Rollstuhlbenutzer (lichte Durchgangsbreite mindestens 900 mm).
Vgl. hierzu DIN 18 025-1.
7
lichtes Durchgangsmaß
15
lichtes Durchgangsmaß 8
1,5
(z.B. 66)
1,5
15
25,5
15
25,5
24
24
40
40
9
30 15 30 15
Zargenfalzmaß Zargenfalzmaß
7.94a Türblattaußenmaß 7.94b Türblattaußenmaß
7.94 Einteilige Standard-Stahlzargen für gefälzte Türblätter (Beispiele) nach DIN 18 111-1
a) Umfassungszarge
b) Eckzarge
7.7 Türelemente aus Metall 571
Zargenarten. Standard-Stahlzargen werden in der Regel nach der Zargenmontage wieder ent-
Form von Umfassungs- oder Eckzargen geliefert. fernt.
• Umfassungszarge (Bild 7.94a). Sie deckt die Anker als Einbauhilfen werden nach Wahl des
Wandleibung der Öffnung vollflächig ab, so Herstellers entweder im Bereich der Bandunter-
dass auf beiden Seiten der Wand Zargenspiegel konstruktionen bzw. Schlossstanzungen rücksei-
sichtbar sind. Eingesetzt wird sie in der Regel tig an die Seitenprofile angeschweißt oder lose
bei Wanddicken ≤ 270 mm (einschließlich beid- mitgeliefert.
seitigem Putz).
• Eckzarge (Bild 7.94b). Sie wird auf einer Seite Korrosionsschutz. Die hohen Anforderungen,
der Maueröffnung montiert, so dass die Wand- die heute an die Stahlzargen gestellt werden, ver-
leibung weitgehend frei bleibt. Üblicherweise langen einen umfassenden Korrosionsschutz der
wird sie bei Fertigwanddicken ≥ 300 mm einge- gesamten Zargenoberfläche, einschließlich der
baut. Kanten und Bearbeitungsflächen. Ein sicherer
Korrosionsschutz wird vor allem durch den Ein-
Den Umfassungszargen wird aus Stabilitätsgrün- satz von feuerverzinktem Stahlblech und einer
den im Allgemeinen der Vorzug gegeben. zusätzlichen – nach Abschluss des Produktions-
vorganges werkseitig aufgebrachten – Grundbe-
Eckzargen sind zwar billiger als Umfassungszar- schichtung nach dem Elektrophorese-Verfahren
gen, erfordern jedoch Mehrkosten an Verputzer- erreicht. Diese sog. EC-Tauchgrundierung mit
und ggf. Tapezierarbeiten. Falls Eckzargen ver- anschließendem Einbrennvorgang bei 180 °C ist
wendet werden, empfiehlt es sich bei verputzten außerdem als Grundlage für den weiteren An-
Wänden die gegenüberliegenden Ecken der strichaufbau mit handelsüblichen Kunstharz-
Wandleibung entweder durch sog. Gegenzar- lacken (z. B. Alkydharzlacke) bestens geeignet.
gen oder eingeputzte Kantenschutzschienen zu In Sonderfällen, d. h. bei höchsten Korrosions-
schützen. S. hierzu Bild 9.20. schutzanforderungen, können die Stahlzargen
auch aus Edelstahl rostfrei (Chrom-Nickel-Stahl)
Werkstoffe und Herstellung. Stahlzargen für gefertigt sein. Vgl. hierzu Abschn. 7.7.2, Korro-
normale Beanspruchungen werden üblicherwei- sionsschutz.
se aus 1,5 mm dickem feuerverzinktem Feinblech
nach DIN EN 10 142 hergestellt. Bei Zargen, die Konstruktionsmerkmale von Standard-Stahlzargen
weitergehenden Anforderungen genügen müs- • Fußbodeneinstand. Der übliche Bodeneinstand der 7
sen – wie beispielsweise beim Einsatz von beson- seitlichen Zargenprofile in den Estrich beträgt bei eintei-
ligen Standard-Stahlzargen 30 mm. Mehrteilige Schnell-
ders schweren Türblättern, bei starken mechani- bauzargen – die erst nachträglich als oberflächenfertige
schen Belastungen in Schulen, Kasernen o. Ä. Ausbauelemente in Wandöffnungen eingesetzt werden
sowie bei hohen Schallschutzanforderungen an – eignen sich dagegen zur Montage auf erhärtetem Est-
das gesamte Türelement – ist eine Materialdicke rich oder fertigem Fußbodenbelag.
von 2,0 mm erforderlich. • Bodeneinstandsmarkierung. Als zusätzlicher Orientie-
rungspunkt für den Estrich- bzw. Bodenleger und als Hilfe
Edelstahlzargen (Sonderzargen) für besonders zur genauen Ausrichtung der Zarge ist eine Fußbo-
gefährdete Bereiche (z. B. Schwimmbäder) wer- deneinstandsmarkierung am unteren Ende des Zargen-
den aus den Werkstoffen V2A und V4A ebenfalls profils in Form einer Kerbe angebracht. Diese Markierung
entspricht der Lage des Fertigfußbodens OFF.
in 1,5 oder 2,0 mm Materialstärke gefertigt.
• Meterrissmarkierung. An jedem Zargenseitenteil ist im
Die Stahlbleche werden im Abkant- oder Walz- Bereich der Schließlöcher eine weitere Markierung ein-
verfahren kaltprofiliert, die notwendigen Öff- gestanzt. Das Abstandsmaß von dieser Markierung bis
nungen zur Aufnahme der Bänder, Schlossfalle Oberfläche des Fertigfußbodens OFF beträgt exakt 1000
mm. Beim Zargeneinbau muss die Markierungskerbe mit
und Schlossriegel an den beiden Seitenprofilen dem bauseits an der Wandfläche angebrachten Meterris-
vorgestanzt, Mauerschutzkasten bzw. Bandunter- sbolzen in der Höhe übereinstimmen. Diese Meterris-
konstruktionen rückseitig angeschweißt und die smarkierung dient auch allen anderen Ausbaufirmen als
Profile mit Meterriss- bzw. Fußbodeneinstands- Bezugspunkt.
markierungen versehen. • Distanzprofile. Die am unteren Ende der Zargenprofile
angebrachten Querverbindungen dienen als Ausstei-
Anschließend werden die in den beiden oberen fung der Zarge während des Transportes und als Einbau-
Ecken auf Gehrung geschnittenen Quer- und hilfe. Sie bestehen aus Winkel- oder Flachstahlschienen,
Seitenprofile auf Schweißautomaten elektrisch die normalerweise nach der Montage der Stahlzarge wie-
der entfernt werden. Wie Bild 7.95 verdeutlicht, können
stumpf zu Rahmen verschweißt. Die untere Quer- diese Winkelschienen bei unterschiedlichen Fußboden-
verbindung (Transportschiene) in Form eines höhen auch als Anschlagschienen – mit und ohne Dich-
Winkelprofiles ist lose aufgeschraubt und wird in tungsprofile – ausgebildet sein. Beim Verbleib sind die
572 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
Türblatt
45
30
OFF
30 5 (7)
30 15
15
OFF OFF
30
45
40
45
30
7.95a 7.95b 7.95c
Schienen durch Unterfüttern mit Mörtel gegen Durch- kasten an den Stahlzargenrückseiten jedoch oftmals nicht
biegen zu sichern. dicht angeschweißt, sondern nur angepunktet sind, müs-
• Mauerschutzkasten, Bandunterkonstruktionen. Auf sen die Kastenfugen vor dem Zargeneinbau – insbeson-
der Rückseite der seitlichen Zargenprofile befinden dere bei dünnflüssigen Hinterfüllstoffen – bauseits noch
sich Mauerschutzkasten als Schließlochabdeckung für zusätzlich mit Selbstklebeband o. Ä. abgedichtet werden.
Schlossfalle und Riegel sowie Bandunterkonstruktionen • Bandauswahl (Bild 7.96). Bei der Bandauswahl sind die
(Bandtaschen) zur Aufnahme der Bänder-Rahmenteile. in Abschn. 7.5.1 im Einzelnen erläuterten Auswahlkriteri-
Diese Vorrichtungen müssen so ausgebildet sein, dass en wie beispielsweise Einsatzbereich, Belastbarkeit der
kein erdfeuchter Mörtel während des Zargeneinbaues in Bänder usw. zu beachten. Ausgehend vom Türblattge-
die Aussparungen eindringen kann. Da diese Schutz- wicht erhalten normal beanspruchte Türen üblicherwei-
Flügelteil
7
128
160
Rahmenteil
Bandbezugslinie
35
3
9
36
18,5 3
15
22 3,25
7.96a 7.96b 7.96c
se zwei Bänder, höhere, breitere und schwerere Türblätter werden. Wie in Abschn. 7.5.4 näher beschrieben, wird die
je drei Bänder. Die vom Hersteller vorgegebenen Bela- Funktion der Dichtung vorrangig durch die Formgebung
stungswerte sind einzuhalten. und das Material bestimmt. S. hierzu auch Abschn. 7.4.5.1,
• Bandaufnahmeelemente (Bild 7.97) – auch Bandunter- Überstreichbarkeit-Anstrichverträglichkeit.
konstruktion (Bandtasche) genannt – dienen zur Aufnah-
me und Befestigung der Bänder-Rahmenteile an Stahl-
zargen. Ein Klemmstück schließt zunächst bündig mit Einbau von Standard-Stahlzargen
dem Zargenspiegel ab. Erst beim Betätigen der Inbus- in Mauerwerkswände
Stellschraube weicht es seitlich nach innen zurück und
gibt den Schlitz zum Einstecken des Band-Rahmenteiles Der Einbau von einteiligen, mit einer Grundla-
frei. Danach wird die Stellschraube wieder angezogen
und der Bandlappen festgeklemmt. ckierung versehenen Standard-Stahlzargen erfolgt
Bei anderen Aufnahmeelementen (Bild 7.97c) muss das in der Regel im Zuge der Massivwanderstellung.
Kunststoff-Klemmstück zuerst ganz entfernt werden, um Oberflächenfertige Ausbauzargen in zweischali-
das Band in den Schlitz einschieben zu können. Bleibt die ger oder dreiteiliger Ausführung werden demge-
Bandtasche ungenutzt (wahlweise DIN-links oder DIN- genüber erst bei Fertigstellung des Innenausbau-
rechts), wird der überstehende Teil des Füllstückes ab-
geschliffen und die Fläche überstrichen. Bei diesen es montiert.
dreidimensional verstellbaren Aufnahmeelementen (3D- Gemäß DIN 18 111-4 ist die Standard-Stahlzarge
Justierung) lassen sich die Türblätter auch später noch in
der Höhe und Tiefe nachregulieren (Feinjustierung) bzw.
zunächst auf Rechtwinkeligkeit zu prüfen und
die Bänder jederzeit austauschen. dann nach dem Meterriss oder der Bodenein-
• Dichtungsprofile. Standard-Stahlzargen weisen in der standsmarkierung lot- und waagerecht in der
Regel eine umlaufende Nute im Bereich des Zargenfalzes Wandöffnung auszurichten bzw. festzusetzen. Die
auf, in die nach Abschluss der Malerarbeiten Dichtungs- Abweichung von der waagerechten und vertika-
profile eingezogen werden. Diese dämpfen vor allem die
Schließgeräusche, mindern die Schallübertragung und
len Solllage darf maximal 1 mm/m betragen. Die
verhindern Zugluft. An Türdichtungen können darüber Anker sind kraftschlüssig zwischen Zarge und
hinaus noch zahlreiche weitere Anforderungen gestellt Wand dort anzubringen, wo die Kräfte auf die
7
Ø7
13,5
Klemmstück Klemmstück
Inbus-
4 16 schraube 7.97a
7.97b
Klemmstück
mörteldichter Klemm-
7.97 Kunststoffkasten stück
Bandunterkonstruktionen (Bandtaschen, Bandaufnahme-
elemente) zur Befestigung von Türbändern (Rahmenteile)
Klemm-
an Standard-Stahlzargen
platte
a) Bandtaschengehäuse (Hinterschweißtasche) mit
einziehbarem Klemm- und Zentrierstück
b) Bandtaschengehäuse (Hinterschweißtasche),
Ø 11
Zarge einwirken (z. B. im Band- und Schlossbe- Montageschäume und dünnflüssige Hinterfüll-
reich). stoffe erfordern ein zusätzliches Abdichten der
Die etwas in X-Form vorgespannte, leicht nach in- Bandunterkonstruktionen und Mauerschutz-
nen gewölbte Stahlzarge ist so auszuspreizen, kasten. Vgl. hierzu auch die Abschnitte 7.4.5.1
dass die durch das Hinterfüllen und durch die und 7.4.5.2, Bauwerksanschlüsse von Außen-
Hinterfüllstoffe zu erwartenden Durchbiegungen und Innentüren (Montagetechnische Anforde-
aufgefangen werden und das Zargenfalzmaß rungen – Schäumtechnik).
auf der gesamten Höhe eingehalten wird. Eine
nachträgliche Korrektur ist meist ausgeschlossen. Ankersysteme. Zur sicheren Wandverankerung
der Stahlzargen stehen je nach Konstruktionsart
Der Hohlraum zwischen Zarge und Wand ist mit
und Einsatzbereich unterschiedliche Ankerfor-
Hinterfüllstoffen auszufüllen. Als Hinterfüllstoffe
men zur Verfügung. In der Regel gehören acht
eignen sich:
(sechs) Anker zum Lieferumfang der Standardzar-
• Zementmörtel (Mörtelgruppe II nach DIN gen. Nach Wahl des Herstellers werden diese ent-
1053-1, Mörtelmischung 1 : 4), erdfeucht verar- weder werkseitig an der Zarge angeschweißt
beitet, so dass der Hohlraum satt hinterfüllt oder lose mitgeliefert. Immer sind sie jedoch so
wird. Ob dies auch tatsächlich erreicht wurde, anzubringen, dass die auf die Zarge einwirken-
lässt sich leicht durch Beklopfen der Zargenpro- den Kräfte und Belastungen – vor allem resultie-
file kontrollieren. rend aus Türblattaufhängung und Verschluss
• Zweikomponenten-Expansionsklebstoff ent- (Band- und Schlossbereich) – auf die Wand über-
sprechend Prüfzeugnis und Eignungsnachweis. tragen werden. Bei einer Zargenbreite von über
Der Hohlraum kann damit völlig hinterfüllt 1000 mm empfiehlt es sich, auch das obere Quer-
oder auch nur teilweise gefüllt werden, minde- profil durch einen Anker am Sturz oder an der
stens jedoch zu 50 %. Bei teilweiser Hinterfül- Rohdecke zu arretieren.
lung werden die Montageschäume dort einge-
bracht, wo die höchsten Belastungen auftreten Bild 7.98 a bis f zeigt – passend zur jeweiligen
(z. B. im Band- und Schlossbereich). Wandbauart – unterschiedliche Ankerformen.
7.98 Schematische Darstellung von Ankersystemen zur Befestigung von Stahlzargen bei unterschiedlichen
Wandbauarten
a) fest angeschweißte, herausbiegbare Anker (Mauerwerk-, Betonwände)
b) bis c) lose mitgelieferte Klemmanker (Mauerwerk-, Betonwände)
d) bis e) lose mitgelieferte Schiebeanker (Porenbeton-, Gipsdielenwände)
f) fest angeschweißte Hutanker (Ständerwerkswände)
7.7 Türelemente aus Metall 575
Einteilige Umfassungszargen, die während der Mit sog. Fugenankern lassen sich Stahlzargen auch
Wanderstellung eingebaut, d. h. eingemauert rationell in Sichtmauerwerk montieren.
oder einbetoniert werden, weisen meist ange- Der Einbau einteiliger Standardzargen in Stän-
schweißte Anker auf, die durch Herausbiegen in derwerkswände hängt im Wesentlichen von der
richtige Montageposition gebracht werden. Er- jeweiligen Zargenart ab. In der Regel werden fest
folgt der Einbau dieser Umfassungszargen und verschweißte Hutanker (Bügelanker) verwendet.
der Eckzargen erst später in die bereits vorhande- Sie sind gezielt auf die jeweiligen Maulweiten ab-
ne Wandöffnung, so kommen häufig lose Klem- gestimmt. Weitere Ankerformen sind DIN 18 111-
manker zum Einsatz. Diese werden im Zargen- 4 sowie den jeweiligen Herstellerunterlagen zu
spiegel an beliebiger Stelle eingeklemmt und an entnehmen.
der unverputzten Wandfläche angenagelt bzw.
angedübelt. Damit erübrigt sich das früher übli- 7.7.1.2 Stahlzargen für Ständerwerkswände
che, nachträgliche Stemmen von Ankerlöchern.
Umfassungszargen, die in Porenbeton- oder Gips- Einteilige Standard-Ständerwerkszargen
dielenwänden eingesetzt werden, sind mit sog. Einteilige Standard-Stahlzargen nach DIN 18 111-
Schiebeankern ausgerüstet, die je nach Fugen- 2 sind zum Einbau in Metallständerwerk oder
lage in der Höhe justierbar sind und in die Wand vergleichbare Wandkonstruktionen geeignet.
eingemauert werden. Daher werden sie auch Ständerwerkszargen oder
Trockenbau-Stahlzargen genannt.
2 Gipskartonplatten Zargenspiegel
(ein- oder zweilagig)
10 45
15 (10)
Leibungstiefe
1
Fertigwanddicke
Profilaußenmass
Maulweite
Maulweitenkante
1,5 mm
11 Ständer-
werk
Hut-
anker
7
11
5
4
24
15 (10)
6
7
40
9
5
OFF
10 30 15
lichtes Durchgangsmaß
Zargenspiegel Zargenfalzmaß
Türblattaußenmaß
8 3
Fachbegriffe und Maße. Die wichtigsten Fach- genspiegel rückseitig mit Gips ausgefüllt. Bevor
begriffe und Maße können Bild 7.99 entnommen die zweite Seite des Ständerwerkes beplankt
werden. In diesem Zusammenhang wird auch auf wird, sind alle Hohlräume mit Mineralwolle (Bau-
Bild 7.92 verwiesen. stoffklasse A) dicht auszustopfen.
Konstruktionsmerkmale (Bild 7.100). Einteilige Die feuerverzinkten und mit einer Grundlackie-
Standard-Ständerwerkszargen weisen ähnliche rung versehenen Standard-Ständerwerkszargen
Konstruktionsmerkmale wie die zuvor erläuter- erhalten die bauseitige Endbeschichtung (Lackie-
ten Standard-Mauerwerkszargen auf. Sie werden rung) nach weitestgehender Fertigstellung des
jedoch nur als Umfassungszargen geformt und Innenausbaues. Der Einbau der Dichtungsprofile
sind damit auch für hohe Beanspruchungen ge- und das Anschlagen (Feinjustieren) der Türblätter
eignet. Außerdem weisen sie keinen Fußboden- schließen sich daran an. Vgl. hierzu auch Abschn.
einstand auf, da sie in der Regel auf erhärteten 7.5.4, Türdichtungen sowie Abschn. 6.10.3.3, Me-
Estrich oder fertigen Fußboden aufgesetzt wer- tallständerwände mit Gipskartonplatten, Teil 1
den. Sie sind sowohl für Links- als auch Rechtsan- dieses Werkes.
schlag zu nutzen.
Die an den beiden oberen Ecken verschweißten Dreiteilige Ständerwerkszargen
und mit unterseitigen Distanzwinkeln gesicher- Mit entscheidend für die Auswahl einer bestimm-
ten Umfassungszargen werden zusammen mit ten Zargenart ist der Zeitpunkt, zu dem die Zarge
dem Metallständerwerk aufgestellt und mittels eingebaut werden soll. So werden üblicherweise
vier angeschweißter Hutanker (Bügelanker) je einteilige Umfassungszargen vor oder während
Zargenseite mit diesem kraftschlüssig verbun- der Errichtung des Metallständerwerkes montiert
den. Eine zusätzliche Befestigung durch Boden- und erst kurz vor Fertigstellung des Bauvorha-
winkel ist überflüssig. bens bauseitig beschichtet. Im Gegensatz dazu
Diese Hutanker sind maßlich wahlweise so di- kommen oberflächenfertige, mehrteilige Stän-
mensionierbar, dass sie sowohl beidseitig einfach derwerkszargen – auch Schnellbauzargen ge-
als auch beidseitig doppelt mit Gipskartonplat- nannt – erst dann in die Wandöffnung, wenn der
ten beplankt werden können. Um möglichst opti- Innenausbau bereits weitgehend abgeschlossen
male Schalldämm- und Brandschutzwerte zu er- ist. Diese Zargen weisen daher auch keinen Bo-
7 zielen, werden die GK-Platten möglichst tief in die
Umfassungszarge eingeschoben oder die Zar-
deneinstand auf, sondern werden maßgenau auf
den fertigen Fußbodenbelag aufgesetzt.
45 10 45
15
12,5 12,5
12,5 12,5
15
12,5
MW mind. 100
MW 75
MW 75
5
12,5
12,5 12,5
12,5 12,5
24
15
15
30 15 10 30 15
60
10
Spannschloss
Inbusschraube
5
24
10
7.101
Dreiteilige Ständerwerkszarge (Schnellbauzarge, bestehend
aus zwei Seitenprofilen und einem Querprofil) zum Gipskarton-
nachträglichen Einbau in eine Gipskartonplatten-Trenn- platte
45 15
wand
Bild 7.101. Die kraftschlüssige Verbindung mit Innenausbaues, dadurch Vermeidung von Be-
der Gipskartonplatten-Trennwand erbringen drei schädigungen und Senkung der Montagekosten,
Spannanker je Zargenseite, die unsichtbar im Zar- jederzeitiges Nachjustieren, Aus- und Wiederein-
genhohlraum liegen. Diese werden über Inbus- bauen der Zargen sowie erheblich reduzierte
Schrauben angezogen, so dass sich eine sichere Lager- und Transportkosten im Vergleich mit den
Klemmverbindung zwischen Zarge und Trenn- einteiligen verschweißten Zargen. Als Nachteil
wand ergibt. Eingezogene Dichtungsprofile ver- muss die geringere Stabilität und damit Belast-
decken die im Falz (Nute) liegenden Bohrungen. barkeit genannt werden.
Die Verbindung der Zargenseitenteile mit dem
Querprofil in den beiden oberen Ecken wird über
schraubbare Gehrungsverschlüsse erreicht. 7.7.1.3 Sonderstahlzargen
Die Vorteile dieser dreiteiligen Schnellbauzargen Unter Sonderzargen versteht man Zargen, die
sind: Sehr kurze Montagezeiten, zeitgleicher Ein- besondere Funktionen und Anforderungen zu er- 7
bau der oberflächenfertigen Zarge und des kom- füllen haben. Demnach eignen sie sich zum Ein-
pletten Türblattes erst bei Fertigstellung des bau in ganz bestimmte Wandkonstruktionen und
45
45
15 10
5 13 30
32,5
1
14
15
10 15
10 10
24
24
24
15
14
13 30 13 30 30 15
7.102a 7.102b 7.102c
weisen eine Vielzahl von Profilquerschnitt-Va- Mit den in Bild 7.102 dargestellten Sonderzargen
rianten und Anker-Sonderkonstruktionen auf. sollen nur einige typische Beispiele vorgestellt
Sonderzargen bieten aber auch die Möglichkeit, werden; darüber hinaus wird beispielhaft auf die
individuelle Wünsche der Raumgestaltung durch Herstellerunterlagen [38], [39], [40] verwiesen.
besondere Zargen-Formgebung realisieren zu
können. 7.7.1.4 Zweischalige Aluminiumzargen
An Sonderausführungen sind beispielsweise zu
nennen: Doppeltür- und Doppelfalzzargen, Pen- Aluminiumzargen (Bild 7.103) bestehen aus
deltürzargen, Dehnungsfugenzargen, Zargen mit 3 mm dicken Alu-Strangpressprofilen und sind
Oberlicht und Seitenteil, Renovierungszargen, zweischalig ausgebildet. Nach Fertigstellung der
Rundbogen- und Schattennutzargen, Schiebe- Wände und des Fußbodens werden sie ober-
türzargen, Aufzugzargen, Sonderzargen aus Edel- flächenfertig in die Wandöffnungen eingebaut
stahl für Hygiene- und Nassbereiche sowie im und mittels variabler Anschraubanker unsichtbar
Auftrag gefertigte, objektbezogene Sonderzar- an der Leibung befestigt.
gen. Die Alu-Zargenrahmen bestehen aus zwei inein-
Sonderzargen für Feuer-, Rauch-, Schall- und ander schiebbaren Teilstücken, die durch Fest-
Strahlenschutztüren sowie Zargen für einbruch- stellschrauben – unsichtbar im Falzbereich lie-
hemmende Türen werden – sofern es sich um gend – kraftschlüssig miteinander verbunden
nicht geregelte Bauprodukte handelt – in allge- werden. Die Rahmenecken sind auf Gehrung ge-
meinen bauaufsichtlichen Zulassungen oder Prüf- schnitten, verschraubt und verklebt. Die Ober-
zeugnissen bzw. Zustimmung im Einzelfall auf der flächen der Zargenteile werden in Eloxal oder
Grundlage von Elementprüfungen beschrieben pulverbeschichtet geliefert.
und den jeweiligen Anforderungen entsprechend Aluminiumzargen sind formstabil, kratz- und
gefertigt. Vgl. hierzu Abschn. 7.8., Schutztüren. stoßfest sowie korrosionsbeständig. Als Innen-
Es kann nicht Aufgabe dieses Werkes sein, auf all türen werden sie in vielfältiger formaler Ausbil-
diese Sonderzargen im Einzelnen näher einzuge- dung vor allem in Verwaltungs-, Instituts- und
hen; zu vielfältig sind die Ausführungsmöglich- Krankenhausbauten, aber auch in Schwimmbä-
keiten, sowohl in technischer als auch formaler dern und Saunen eingebaut.
Hinsicht.
7
50 50 65
3 15
3 18
Teil 1
Teil 1 Teil 1
Teil 2
Teil 2 Teil 2
7.103 Schematische Darstellung von zweischaligen Aluminiumzargen zum nachträglichen Einbau in die fertige
Wandöffnung als oberflächenfertiges Ausbauelement (Beispiele)
a) Zweischalige Umfassungszarge für gefälzte Türblätter und Ganzglastüren (Eckformzarge)
b) Zweischalige Umfassungszarge für ungefälzte Türblätter, flächenbündig eingebaut in Sichtbetonwand
c) Zweischalige Umfassungszarge für gefälzte Türblätter, eingebaut in eine Gipskartonplatten-Trennwand
(Rundformzarge)
KÜFFNER Aluzargen, Rheinstetten
7.7 Türelemente aus Metall 579
vermeidbar, müssen bereits bei der Planung sog. 1,0 bis 1,5 mm dicken verzinkten Stahlblechtafeln
Korrosionstabellen beachtet werden. Diese beplankt ist. Der dadurch entstehende Hohlkör-
zeigen in Form von Spannungsreihen an, ob per kann je nach der zu erwartenden Beanspru-
bestimmte Metalle bzw. Legierungen direkt mit- chung mit weiteren Stahlprofilen ausgesteift,
einander verbunden oder die Kontaktflächen FCKW-freien Dämmstoffen ausgeschäumt oder
elektrisch isoliert werden müssen (z. B. durch Be- mit Mineralwolle-Dämmplatten ausgefüllt wer-
schichten der Oberflächen oder Zwischenlager den. Zwei Sicherungszapfen an der Bandseite ver-
aus Neoprene, Fiber, Butyl oder ähnlich neutralen hindern das Aushebeln des Türblattes in ge-
Werkstoffen). schlossenem Zustand.
Den Tabellen ist zu entnehmen, dass bei ungün- Die strapazierfähigen Türelemente, bestehend
stigen Flächenverhältnissen der Werkstoffe zu- aus Türblatt und passender Zarge, können als
einander beispielsweise feuerverzinkter Stahl Außen- und Innentüren im gesamten Objektbau
nicht mit Kupfer in Kontakt kommen darf. Dies (z. B.Verwaltungs-, Schul-, Gewerbe- und Industrie-
gilt auch für Verbindungen zwischen Aluminium- bau) eingesetzt werden und sind mit oder ohne
legierungen und Kupfer, Zinn oder Blei sowie zwi- Lichtausschnitte erhältlich. Ihre Oberfläche kann
schen Aluminium und Zink bzw. verzinktem Stahl wahlweise pulverbeschichtet grundiert (zur
oder unlegiertem Stahl. weiteren Deckbeschichtung vor Ort) oder mit
• Außenbauteile sind außerdem so anzuordnen, dass die
oberflächenfertiger Kunststoff-Folienbeschich-
Korrosionsprodukte edler Werkstoffe (= positives Poten- tung versehen sein.
tial) möglichst nicht auf unedlere Werkstoffe (= negatives
Potential) verschleppt werden können, beispielsweise Mit Stahlblech beplankte Türblätter werden außerdem an-
durch Regenwasser. Deshalb dürfen Bauteile aus Kupfer geboten als:
nicht über solchen aus Zink angeordnet werden. Weitere • Leichte Innentür (Bild 7.104-2a) mit aussteifendem
Einzelheiten sind [41] sowie DIN EN ISO 12 944-3 zu ent- Holzrahmen und engmaschiger Wabeneinlage, beidsei-
nehmen. tig mit den Stahlblechtafeln vollflächig verklebt. Das in
• Werkstoff Aluminium. Grundsätzlich muss beachtet der Regel etwa 40 mm dicke Türblatt ist als Alternative
werden, dass Aluminiumflächen sehr empfindlich gegen zur Sperrtür aus Holzwerkstoffen für den Wohnungsbau
das Einwirken von frischem Kalk- oder Zementmörtel, gedacht.
Farben sowie verschiedener Lösemittel sind. Daher die-
• Mehrzwecktür (Bild 7.104-2b) aus einem Materialver-
nen Haftfolien bzw. Haftpapiere mit denen Rahmenpro-
bund von Röhrenspanplatte und verzinkten Stahlblech-
file abgedeckt sind dem vorübergehenden Schutz der
tafeln, vollflächig verklebt. Das etwa 40 mm dicke, strapa-
fertigen Oberflächen bei Lagerung, Bearbeitung und
7 Montage. Sie müssen sich allerdings leicht und ohne
zierfähige Türblatt eignet sich auch zum Einsatz als
Innentür im Objektbau.
Rückstände wieder entfernen lassen. Weitere Angaben
über Metalle im Innenausbau s. Abschn. 7.5.3. • Wärmegedämmte Stahlblechtür (Bild 7.104-2c) dop-
pelwandig ausgebildet, mit Hohlraumdämmung aus
Schaumdämmstoff oder Mineralwolleplatten. Geeignet
7.7.2.1 Türen aus Stahlblech für Außentüren und Abschlüsse von Räumen mit unter-
schiedlichen Temperaturen.
Glatte Stahlblechtüren (Bild 7.104-1) bestehen in
• Feuerschutztür aus Stahl (Bild 7.114) wie in Abschn. 7.8,
der Regel aus einem aussteifenden Rahmen aus Schutz- und Sondertüren, näher beschrieben.
Flachstahl oder Vierkantrohr, der beidseitig mit
48
7.104-1 Konstruktionsbeispiel einer dreiseitig gefälzten, doppelwandigen Stahlblechtür mit umlaufendem Stahlrahmen,
senkrechten Profilen als Zusatzaussteifung und schall- bzw. wärmedämmender Dämmstoffeinlage
HÖRMANN KG, Verkaufsgesellschaft, Steinhagen
7.7 Türelemente aus Metall 581
7.104-2
Stahlblechtüren im Materialverbund mit unterschiedlichen
Hohlraumeinlagen
a) Verbundkonstruktion Wabeneinlage mit Stahlblech-
tafeln
b) Verbundkonstruktion Röhrenspanplatte mit Stahl- 1b 1c
1a
blechtafeln
c) Verbundkonstruktion Hohlraumdämmstoff mit 2
Stahlblechtafeln
3
1a Wabeneinlage
1b Röhrenspanplatte 4
1c Dämmstoffeinlage
5
2 Stahlblechtafeln
3 Zinkschicht(en)
4 Grundierschicht(en)
5 Deckbeschichtung(en)
TECKENTRUP, Verl 7.104-2a 7.104-2b 7.104-2c
60
schließend durch Schweißen geschlossen.
Die gewünschte Profilierung der Rohre erfolgt
durch Kaltziehen über eine Ziehmatrize. Bei kom- 85
plizierten Profilquerschnitten wird dieser Vor-
gang wiederholt. Anschließend werden die auf 7.105a
Gehrung geschnittenen Ecken stumpf ver-
schweißt. 7
Es entstehen Türrahmen mit hoher Formstabi-
lität, die Verbindungstechnik ist relativ einfach
und damit wirtschaftlich. Als nachteilig ist die
Korrosionsanfälligkeit und hohe Wärmeleitfähig-
keit des Werkstoffes Stahl zu bezeichnen. Auf die
möglichen Korrosionsschutzsysteme wurde in
Abschn. 7.7.2 bereits hingewiesen. 7.105b
65
87,5 105 2
1 3
7.106a
7
7.107a
7.106b 4
70
7.107b
7.107 Stahl-Aluminium-Kombinationsprofile für Türen
und Schaufensteranlagen
a) Kombinationsprofil thermisch nicht getrennt
(ungedämmt)
7.106c b) Kombinationsprofil thermisch getrennt
(wärmegedämmt)
7.106 Konstruktionsbeispiele von Türen aus thermisch
getrennten (wärmegedämmten) Stahlprofilrohren 1 Aluminiumprofil (Deckschale)
2 Kunststoffklammern zur Befestigung der
a) wärmegedämmte Einzelprofile (Beispiele)
Deckschalen
b) zweischalige Verbundprofile mit Isolierstegen
3 Stahlprofilrohr (tragende Stahlrahmenkonstruk-
(Schüco-Stahlsysteme Jansen)
tion)
c) zweischalige Verbundprofile mit Kunststoff-
4 Isoliersteg für thermisch getrennte Profile
profilen (RP-Profilsysteme), jeweils flächenbündig
angeordnet MBB Metallbau-Bedarf, Willich
7.7 Türelemente aus Metall 583
Als großer Vorteil dieser Kombinationsbauweise auf der warmen Raumseite Kondenswasser – vor
gilt, dass die gegen Beschädigungen weitgehend allem bei relativ hoher Raumluftfeuchte – bildet.
unempfindliche Stahlrahmenkonstruktion zur Um Schwitzwasserbildung zu vermeiden und
Herstellung der notwendigen Bauwerksanschlüs-
se schon frühzeitig (Rohbaustadium) montiert
werden kann. Erst nach Abschluss aller groben
Bauarbeiten werden dann die oberflächenferti-
gen Deckschalen aus Aluminium montiert, so
dass Beschädigungen durch den Baustellenbe-
trieb bei diesen Kombinationssystemen weitge-
65
hend vermieden werden.
Da die Deckschalen mit Kunststoffklammern an
den Stahlgrundprofilen befestigt sind, lassen sie
sich im Bedarfsfall auch einzeln auswechseln. Die
Rahmenkonstruktion und Verglasung bleiben
hiervon unberührt.
Diese Schalenbauweise ergibt insgesamt kubi- 7.108a
sche Formen und vermeidet zusätzliche Fugen
durch die bei anderen Systemen sonst üblichen
Glasfalzstäben. Daher eignen sich diese Profile
auch zur Herstellung großflächiger Schaufenster-
anlagen.
70
7.7.2.4 Türen aus selbsttragenden
Aluminiumprofilen
Die Rahmenprofile – für Türen und Fenster – wer-
den im Strangpressverfahren aus einer Alumini-
umlegierung hergestellt. Dieser Werkstoff ist
leicht, korrosions-, feuchtigkeits- und witterungs-
beständig, lässt sich gut und präzise verformen 7.108b
7
und die Oberfläche vielseitig veredeln.
Neben der rein mechanischen Oberflächenbe-
handlung durch Schleif- und Bürstenbänder gibt
es die dekorative Behandlung in Form von an-
odischer Oxidation (Eloxalverfahren nach DIN
17 611) oder farbiger Kunstharzbeschichtung
77
auch die Forderung der Energieeinsparverord- derlichen Ausformungen, so dass eine problem-
nung einhalten zu können, kommen daher im lose Verarbeitung und Montage durch den Me-
Wohnungs- und Objektbau derzeit nur noch tallbaubetrieb gewährleistet ist.
thermisch getrennte, wärmegedämmte Verbund- Die Eckverbindung der auf Gehrung geschnitte-
konstruktionen zum Einsatz. nen Rahmenprofile erfolgt über Eckwinkel, die
Verbundkonstruktion (Bild 7.108b bis c). Wär- in die inneren und äußeren Hohlkammern ein-
megedämmte Verbundprofile bestehen aus einer geschoben werden. Der feste Verbund wird me-
inneren und einer äußeren Profilschale aus Alu- chanisch durch maschinelles Einstanzen bzw.
miniumhohlprofilen, die über durchlaufende Einpressen der Profilwandungen in dafür vorge-
Dämmstege aus glasfaserverstärktem Polyamid sehene Nuten des Eckwinkels erreicht. Außerdem
oder sonstige Kunststoffdämmstreifen zu einem werden die Eckverbindungen noch zusätzlich mit
zweischaligen Gesamtprofil verbunden sind Metallklebstoffen verklebt (konventionelle Hohl-
(Drei- oder zukünftig Vierkammer-Profilsysteme). kammer- oder gezielte Injektionsverklebung)
Der form- und kraftschlüssige Verbund der inne- und damit gleichzeitig die Gehrungsfuge abge-
ren und äußeren Schale – bei gleichzeitiger ther- dichtet.
mischer Entkoppelung – ergeben hohe Querzug- Bild 7.110 zeigt beispielhaft den Montagevor-
und Schubfestigkeitswerte, so dass beide Profil- gang von Türbeschlägen an einem Aluminium-
schalen zum Abtragen von Druck-, Zug- oder Ver- Hohlkammertürblatt.
windungskräften herangezogen werden können.
Eckverbindungen (Bild 7.109). Bereits bei ihrer
Herstellung erhalten die Hohlkammerprofile alle
für Zusammenbau und Funktion der Türen erfor-
7.109 Darstellung von Eckwinkelverbindungen bei 7.110 Montagebeispiel einer flächenbündig liegenden
Aluminium-Hohlkammerprofilen (Beispiele) Aluminium-Anschlagtür mit Leichtmetall-Türband,
a) Leichtmetall-Eckwinkel mit zweischaligem Türhebel und Bodentürschließer
Aluminium-Verbundprofil DORMA-Baubeschläge, Ennepetal
b) Leichtmetall-Eckwinkel mit Einbaubeispiel
7.7 Türelemente aus Metall 585
Stahlprofilrohr
ALU- PVC
Armierung
PVC
a) b)
7.111
Schematische Darstellung von Kunststoff-Metall-Rahmen- PUR-
ALU PUR-
profilen (Beispiele). Vgl. hierzu auch Bild 7.112
Hartschaum Hartschaum
a) Kunststoff-Hohlkammerprofil (PVC-Mehrkammerprofil
mit eingeschobener Metallverstärkung)
b) Hohlkammer-Verbundprofil (PVC mit integrierter
Aluminiumarmierung) PVC
c) Hohlkammer-Verbundprofil (Kombinationsprofil
Aluminium-PVC mit Hartschaumdämmung) ALU
d) Verbundprofil aus PUR-Hartschaum-Dämmblock mit
integrierten Aluminium-Vorsatzschalen c) d)
586 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
Somit können ausgebaute Türen, Fenster, Rollläden usw. Diese einschaligen, stranggepressten Profile wei-
sowie Profilreste aus Kunststoff werkstofflich nahezu voll- sen üblicherweise drei, bei hohen Wärme- und
kommen wiederverwertet und der Produktion neu zuge-
führt werden – und zwar ohne Qualitätsverluste. Da- Schalldämmanforderungen vier oder sogar fünf
durch entfällt auch die thermische Entsorgung oder Kammern auf. Dementsprechend variieren auch
Deponieverwahrung. Dieser geschlossene Stoffkreislauf die Profiltiefen zwischen 60 und 75 (100) mm.
entspricht außerdem den Erfordernissen des Kreislauf-
wirtschafts- und Abfallgesetzes. Um auch bei größeren Türelementen die not-
wendige Rahmensteifigkeit zu erhalten und die
Konstruktionen. Auf dem Markt wird eine große Lasten aus Eigengewicht und äußerer Beanspru-
Zahl unterschiedlichster Türkonstruktionen an- chung über Beschläge und Verankerungen in die
geboten. Im Wesentlichen sind die Türen gefer- tragenden Bauteile ableiten zu können, werden
tigt aus (Bild 7.111) in die Hohlkammerprofile Metallverstärkungen
eingebracht. Diese bestehen üblicherweise aus
• Hohlkammerprofilen, verzinkten Stahlprofilrohren, die nachträglich in
• Verbundprofilen. die Hohlkammerprofile eingeschoben und ver-
schraubt werden.
1. Türen aus Kunststoff-Hohlkammerprofilen Die auf Gehrung geschnittenen Eckverbindungen
(Bild 7.112a). Der überwiegende Teil der Kunst- von Kunststoffrahmen werden im Press-Stumpf-
stofftüren wird aus Hohlkammerprofilen (Hart- Schweißverfahren hergestellt und damit dicht
PVC) hergestellt, deren Konstruktionsprinzip auf verschweißt.
dem Mehrkammersystem beruht. Die Profile wer- Güte- und Prüfbestimmungen von Haustüren
den durch Extrusion (beheizte Strangpresse mit sind in RAL-GZ 996 festgeschrieben [1], die zur
formgebendem Mundstück) gefertigt. Zeit überarbeitet werden.
85
68
PVC ALU-Armierung
7
60
94 62
7.112a 7.112b
72 5 88 70
ALU PUR-Hartschaum
75
71,5
7.112c 7.112d
(MBO) bzw. den jeweiligen Landesbauordnungen Europäische Normen.1) Mit dem Übergang vom
(LBO), den Verordnungen und Richtlinien über nationalen zum europäischen Regelwerk ergeben
Bauten und Räume besonderer Art oder Nutzung sich auch neue Prüf-, Klassifizierungs- und Pro-
(z. B. Verkaufsstätten-, Versammlungsstätten-, Ga- duktnormen, die zum Teil noch in Bearbeitung
ragen-, Krankenhausbau-, Gaststättenverordnung- sind. Außerdem wurde ein neues europäisches
en, den Schulbau-, Hochhaus- oder Industriebau- Klassifizierungssystem zum Brandverhalten von
richtlinien) sowie aus einer Vielzahl weiterer Bauprodukten (Baustoffen) geschaffen, das insge-
Rechtsverordnungen und Verwaltungsvorschrif- samt sieben EUROKLASSEN mit weiteren zusätzli-
ten. chen Unterklassen vorsieht (seither DIN 4102-1).
Diese Verordnungen bestimmen neben der Feu- Einzelheiten hierzu sind Tabelle 16.95,Teil 1 dieses
erwiderstandsklasse der Wände auch die erfor- Werkes zu entnehmen.
derliche Feuerwiderstandsklasse der dort einzu- • DIN EN 1363-1 gilt zukünftig als Grundnorm
bauenden Türen. für die Feuerwiderstandsprüfung aller Bauteile.
DIN-Normen.1) Von einigen Besonderheiten ab- • E DIN EN 13 916 legt die Anforderungen und
gesehen, müssen Feuerschutzabschlüsse die An- Klassifizierung von Feuerschutztüren fest.
forderungen an raumabschließende Bauteile • DIN EN 1634-1 regelt das Prüfverhalten für die
nach DIN 4102-2 erfüllen. Feuerschutzabschlüsse Bestimmung der Feuerwiderstandsdauer von
zählen jedoch zu den Sonderbauteilen, weil sie Feuerschutztüren. Diese Prüfnorm enthält eini-
wegen ihrer beweglichen Teile nicht alle Anforde- ge wesentliche Änderungen im Vergleich mit
rungen an raumabschließende Bauteile erfüllen der seitherigen Prüfmethode nach DIN 4102-5,
können. so dass sich daraus eine gewisse Verschärfung
Feuerschutzabschlüsse werden daher nach DIN der Prüfbedingungen ergibt, die sich auf die
4102-5 geprüft und je nach Anforderung in un- Konstruktion der Feuerschutzabschlüsse künf-
terschiedliche Feuerwiderstandsklassen einge- tig auswirken wird.
teilt (Tabelle 7.113). Beim Brandversuch – dessen • Bei Feuerschutzabschlüssen handelt es sich in
Dauer der Feuerwiderstandsklasse entspricht der Regel um nicht geregelte Bauprodukte, für
– muss die raumabschließende Wirkung gewahrt die der Nachweis ihrer Verwendbarkeit er-
bleiben und der Durchgang des Feuers verhin- bracht werden muss (Ausnahme: Feuerschutz-
dert werden. türen aus Stahlblech gemäß DIN 18 082 = gere-
7 Der Nachweis der Dauerfunktionstüchtigkeit er- gelte Bauart).
folgt gemäß DIN 4102-18. Diese hängt im We- • Grundsätzlich hat der Verwender die jeweils
sentlichen von der Ausstattung der Türelemente aktuelle Fassung der Bauregelliste zu beachten.
mit leistungsfähigen Beschlägen, Bändern,
Bauregelliste, Ü-Zeichen, CE-Zeichen. Die Landesbauord-
Schlössern und anderen Schließmitteln ab. Ein nungen unterscheiden zwischen geregelten, nicht geregel-
besonders wichtiges Kriterium für die Funk- ten und sonstigen Bauprodukten, die in den verschiedenen
tionstüchtigkeit ist das selbsttätige Schließen Bauregellisten aufgeführt sind. Das Zusammenfügen von
des/der Türflügel. Bauprodukten zu baulichen Anlagen oder Teilen von bauli-
chen Anlagen definieren sie als Bauart.
Keines Nachweises bedürfen Feuerschutztüren
• Die Bauregelliste A gilt für Bauprodukte im Sinne der
aus Stahlblech gemäß DIN 18 082, Bauart A und B Begriffsbestimmung der Landesbauordnungen. Teil 1
(Stahltüren T 30-1). Diese Norm stellt eine Kons- dieser Bauregelliste enthält die geregelten Bauprodukte,
truktions- bzw. Produktnorm dar (geregelte Bau- Teil 2 die nicht geregelten Bauprodukte. Teil 3 enthält
art). Einzelheiten hierzu s. Abschn. 7.8.1.1. nicht geregelte Bauarten.
• Die Bauregelliste B dient der Umsetzung von Richtlinien
1) der Europäischen Union (konnte aber bisher noch nicht
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.11 zu ent-
aufgestellt werden).
nehmen.
• In der Liste C werden Bauprodukte geführt, für die es
Tabelle 7.113 Feuerwiderstandsklassen T nach DIN 4102-5 weder technische Baubestimmungen noch allgemein
anerkannte Regeln der Technik gibt und die für die Bau-
Feuerwiderstandsklasse Feuerwiderstandsklasse ordnungen nur eine untergeordnete Bedeutung haben.
in Minuten
Geregelte Bauprodukte entsprechen den in der Bauregel-
T 130 ≥ 130 liste A Teil 1 bekannt gemachten technischen Regeln oder
T 160 ≥ 160 weichen von ihnen nicht wesentlich ab.
T 190 ≥ 190
T 120 ≥ 120 Nicht geregelte Bauprodukte sind Bauprodukte, die
T 180 ≥ 180 wesentlich von den in der Bauregelliste A Teil 1 bekannt
gemachten technischen Regeln abweichen oder für die es
7.8 Schutztüren 589
keine Technischen Baubestimmungen oder allgemein Stahltüren, die den Festlegungen dieser Normen
anerkannten Regeln der Technik gibt. entsprechen, gelten ohne besonderen Nachweis
Die Verwendbarkeit ergibt sich als T30-Türen nach DIN 4102-5 (Bauregelliste A
• für geregelte Bauprodukte aus der Übereinstimmung mit Teil 1, geregelte Bauart). Die entsprechenden Gü-
den bekannt gemachten technischen Regeln,
te- und Prüfbestimmungen für Feuerschutzab-
• für nicht geregelte Bauprodukte aus der Übereinstim-
mung mit schlüsse sind in RAL-RG 611 [42] festgeschrieben,
• der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung oder die zur Zeit überarbeitet werden.
• dem allgemeinen bauaufsichtlichen Prüfzeugnis oder
• der Zustimmung im Einzelfall. DIN 18 082-1 legt die Anforderungen an T30-1
Sonstige Bauprodukte sind Produkte, für die es allgemein Stahltüren der Bauart A (Türblattdicke 54 mm)
anerkannte Regeln der Technik gibt, die jedoch nicht in der fest, zur Verwendung in Wandöffnungen von 625
Bauregelliste A enthalten sind. An diese Bauprodukte stellt mm bis 1000 mm Breite und von 1750 bis 2000
die Bauordnung zwar die gleichen materiellen Anforde- mm Höhe (Baurichtmaße). Die Wanddicke muss
rungen, sie verlangt aber weder Verwendbarkeits- noch
Übereinstimmungsnachweise; sie sind deshalb auch nicht mind. 115 mm bei Mauerwerk (DIN 1053-1) und
in der Bauregelliste A erfasst. 100 mm bei Beton (DIN 1045) betragen.
Verwendbarkeitsnachweis. Geregelte und nicht geregel-
te Bauprodukte – deren Verwendung in den Landesbau- DIN 18 082-3 erfasst T30-1 Stahltüren der Bauart
ordnungen geregelt ist – dürfen eingesetzt werden, wenn B (Türblattdicke 62 mm) für Wandöffnungen von
ihre Verwendbarkeit in dem für sie geforderten Überein- 750 bis 1250 mm Breite und von 1750 bis 2250
stimmungsnachweis bestätigt ist und sie deshalb das Über- mm Höhe (Baurichtmaße). Die Wanddicke muss
einstimmungszeichen – Ü-Zeichen – tragen. Diese sind in
der Bauregelliste A, Teil 1, 2 und 3 aufgelistet. mind. 240 mm bei Mauerwerk und 140 mm bei
Stahlbeton betragen.
• Gemäß Bauregelliste gibt es folgende Arten des Überein-
stimmungsnachweises: Bild 7.114 zeigt eine einflügelige Feuerschutztür der Bau-
ÜH – Übereinstimmungserklärung des Herstellers art A gemäß DIN 18 082-1. Das Türblatt besteht aus zwei
ÜHP – Übereinstimmungserklärung des Herstellers 1,0 mm dicken Feinblechen, die zu einem allseitig geschlos-
nach vorheriger Prüfung des Bauproduktes senem 54 mm dicken Türkasten zusammengefügt sind,
durch eine bauaufsichtlich anerkannte Prüfstelle und zwar so, dass an drei Türblattkanten umbördelte An-
schlagfalze von 24 mm Breite entstehen. Weitere Flach-
ÜZ – Übereinstimmungserklärung des Herstellers bzw. Winkelstahlverstärkungen sind zur inneren Ausstei-
nach einer Zertifizierung des Produktes durch fung des Türkastens, zur Verstärkung des Schlossbereiches
eine anerkannte Zertifizierungsstelle (Überein- und zur Befestigung des Obentürschließers eingeschweißt.
stimmungszertifikat).
Auf der Bänderseite des Türblattes ist ein Sicherungszapfen 7
Bauprodukte, die nach dem Bauproduktengesetz auf der untergebracht, der beim Schließen der Tür in die Zarge ein-
Basis harmonisierter europäischer Produktnormen in Ver- greift, um im Falle eines Brandes ein Ausbiegen des Türflü-
kehr gebracht werden, müssen gemäß der Bauregelliste B gels zu verhindern. Als Dämmstoff kommen nichtbrennba-
Teil 1 als Verwendbarkeitsnachweis die CE-Kennzeich- re Mineralfaserplatten nach DIN 18 089-1 zur Anwendung,
nung tragen. wobei diese den Türkasten vollständig ausfüllen müssen.
Für die sonstigen Bauprodukte braucht die Verwendbarkeit Die Stahlzarge besteht aus Z-förmigen Stahlprofilen von 3
nicht nachgewiesen zu werden. Weitere Einzelheiten sind bis 4 mm Dicke, an deren Längsseiten je drei Maueranker
Abschn. 2.2.4,Teil 1 dieses Werkes sowie [43] zu entnehmen. angeschweißt sind. Die Verankerung der Türzarge mit der
Wand muss nach DIN 18 093 erfolgen. Das Türblatt ist an
zwei Konstruktionsbändern aufgehängt.
Allgemeine Konstruktions- und Einbauhinwei-
se für Feuerschutzabschlüsse s. Abschn. 7.8.1.2. Als Schließmittel sind ein nichttragendes Federband (DIN
18262 bzw. 18 272) auf halber Türkastenhöhe oder ein
Obentürschließer mit hydraulischer Dämpfung nach DIN
18 263-1 möglich. Weitere Angaben hierzu s. Abschn.
7.8.1.1 Feuerschutztüren aus Stahl 7.5.1.4, Türschließer (Türschließmittel).
7 380 60
190
200
6
1 Einsteckschloss nach DIN 18 250 mit Schlüsselloch-
blende bei BB-Lochung
2 Ankerlochaussparung (z. B. 80 mm im Beton, 95 mm 3
x
3 Lage der Kennzeichnungsschilder
4 Federband nach DIN 18 262 oder DIN 18 272. Höhenlage des
Bandabstand
Vgl. hierzu auch Abschn. 7.5.1.4. Sicherungszapfens
A
110
5 Meterrissmarkierung (Kerbe) A
6 Verstärkungswinkel für Obentürschließer 1 4
7 Lage der Z-Stahlzarge
5
8 Anker nach DIN 18 093
1300
9 Z-Stahlzarge, eingeputzt, 54 × 50 × 25 × 3 mm
1050
1000
10 Schutzkasten
x
11 umlaufende Flachstahlverstärkung 50 × 5 mm
12 Schlosstaschenauskleidung mit 2
Wärmedämmplatten
13 Schlosstasche
200
200
14 Mineralfaserplatten nach DIN 18 089-1 OFF
15 Sicherungszapfen
3
ANSICHT a)
7.114a
25
14
12 13 9
0
7
3
1
1
20 5 1
54
54
1
24 92 20
50
8 9 11 1 12 14 15 4
7.114b
7.114 Feuerschutztür nach DIN 18 082-1 (Ausg. 12.91): Feuerhemmende einflügelige T30-1 Stahltür, Bauart A
(insgesamt vereinfachte Darstellung, Maße in mm)
a) Ansicht der Feuerschutztür. Baurichtmaße der Wandöffnung in der Breite von 625 × 1000 mm, in der Höhe von
1750 × 2000 mm
b) Schnitt A–A durch Schlosstasche und bandseitigem Sicherungszapfen
33,5 5 19 5 91
62,5
6 6
1 2 3 4 5
HÖRMANN KG, Steinhagen
70 6 18 6
7 6
75
1 2 3 4 5
MMB Metallbau-Bedarf, Willich
7.115 Konstruktionsbeispiele von T30-1 Feuerschutztüren aus thermisch geschützten Stahlrohrprofilen (Grundrahmen)
mit Brandschutzglas und aufgeklipsten Aluminium-Deckschalen 7
1 Stahlrohrprofil (tragender Grundrahmen)
2 Fasersilikat-Plattenstreifen (thermischer Schutz)
3 gekantete Stahlblechschale mit Klemmhalterung
4 aufgeklipste Aluminium-Deckschale
5 Brandschutzglas
6 unter Hitzeeinwirkung aufschäumbare Palusol-Brandschutzleisten
7 bandseitig eingebauter Sicherungszapfen
75
3 2 1 4 5
110 10 42
7.116a 7.116b
7.117
Thermisch getrennte Stahlprofilrohre und Aluminium-
profile (Stegkonstruktionen) für T30-1 Feuerschutztüren
70
(Beispiele)
a) bis b) Stahlprofilrohre mit Isolierstegen und einge-
7 c)
klebten Gipskarton-Plattenstreifen (Isolatoren)
Aluminiumprofil mit Isolierstegen und einge-
7.117a 7.117b 7.117c klebten Gipskarton-Plattenstreifen (Isolatoren)
65 5 51 22
6
70
1 2 3 4 5
7.118 Konstruktionsbeispiel einer T30-1 Feuerschutztür aus thermisch getrennten, selbsttragenden Aluminiumprofilen
(Stegkonstruktion) mit Brandschutzglas
1 Aluminiumprofile, thermisch getrennt durch Isolierstege
2 kohlefaserverstärkte Kunststoffstege (Isolierstege)
3 eingeklebte Gipskarton-Plattenstreifen (Isolatoren)
4 unter Hitzeeinwirkung aufschäumbare Palusol-Brandschutzleisten
5 Brandschutzglas
6 bandseitig eingebauter Sicherungszapfen
SCHÜCO International, Bielefeld
7.8 Schutztüren 593
so dass die kritischen Temperaturgrenzen nicht glaste Feuerschutzabschlüsse von großem Vor-
überschritten werden. teil.
Konstruktionsbeispiele s. Bild 7.117 und Bild Die Feuerwiderstandsfähigkeit von Feuerschutz-
7.118 abschlüssen wird zukünftig gemäß DIN EN
1634-1 geprüft (teilweiser Ersatz für die noch
Allgemeine Konstruktions- mitgültige DIN 4102-5). Die Klassifizierung des
und Einbauhinweise Feuerwiderstandes von feststehenden Brand-
schutzverglasungen ist in DIN EN 357 geregelt.
Feuerschutzabschlüsse müssen sowohl hinsicht- Vgl. hierzu auch Abschn. 16.7, Baulicher Brand-
lich ihres konstruktiven Aufbaues als auch bezüg- schutz, Teil 1 dieses Werkes.
lich Montage, Betrieb und der für den Einbau vor- Nach der seitherigen Festlegung dürfen in
geschriebenen Wände in allen Einzelteilen dem brandschutztechnisch geforderten Türen grund-
jeweiligen Verwendungsnachweis entsprechen. sätzlich nur Brandschutzgläser der Feuerwider-
Im Einzelnen sind zu beachten: standsgruppe F eingebaut werden und zusam-
• Montage. Nur ein ordnungsgemäßer Einbau men mit der kompletten Türabschluss-Bauart
mit kraftschlüssiger Verankerung in der angren- geprüft und zugelassen sein.
zenden Wand sichert die einwandfreie Funk- G-Verglasungen dürfen in Feuerschutztüren
tion einer Feuerschutztür im Brandfall. Dies nicht eingebaut werden, dagegen sind sie in
wird durch die Übergabe der Montageanlei- Rauchschutztüren einsetzbar.
tung an den Bauherrn zusammen mit dem Zu-
lassungsbescheid dokumentiert. Eine strikte Sind Bauteilkombinationen geplant (z. B. fest-
Einhaltung der Montagevorschriften durch den stehendes Verglasungsteil mit Feuerschutztür),
Verarbeiter ist unabdingbar. so müssen beide Teile die gleiche Feuerwider-
standsklasse aufweisen und als Gesamtbauteil
Zulässig sind ausschließlich Anschlüsse an in (Feuerschutztür mit Brandschutzverglasung) ge-
der Zulassung definierte Wandarten wie zum prüft und bauaufsichtlich zugelassen sein.
Beispiel Mauerwerk und Stahlbeton aber auch
leichte Gipsplatten-Metallständerwände u. a. • Brandschutzgläser. Es gilt festzuhalten, dass
Grundsätzlich erfolgt die Zargenmontage immer zwei- normales Glas (Floatglasscheiben) für brand-
stufig. Zunächst ist eine kraft-/formschlüssige Verbin- schutztechnische Zwecke nicht geeignet ist. Im
dung mit der Wand durch Anker, Klammern oder Dübeln
herzustellen. Anschließend sind alle Hohlräume zwi-
Brandfall würde es bei einseitiger Hitzeeinwir-
kung bereits nach kurzer Zeit zerspringen und
7
schen Zarge bzw. Blendrahmen und Wand lückenlos zu
hinterfüllen, um einem Flammendurchschlag im An- so den Feuerdurchtritt in den nächsten Brand-
schlussbereich vorzubeugen. abschnitt ermöglichen.
Bei der Montage von Stahlzargen in Massivwänden ist Der grundsätzliche Unterschied zwischen den
der Hohlraum mit Zementmörtel dicht zu verfüllen. üblicherweise verwendeten Brandschutzglas-
Beim Einbau von Feuerschutztüren in Ständerwerks- arten ergibt sich aus dem Kriterium der Wärme-
wänden werden die Zargenspiegel innenseitig mit Gips strahlung, aus dem sich auch die unterschied-
hinterfüllt, bevor das Ständerwerk beplankt wird. Diese
Hinterfüllung dient der Kühlung der Zargenprofile und lichen Anwendungsbereiche von F- und G-
Stabilisierung des Verbundes von Zarge und Wand. Verglasungen ableiten lassen.
Beim nachträglichen Einbau von Stahlzargen in leichte • F-Verglasungen (z. B. F 30, F 60, F 90) verhindern ent-
Trennwände müssen die Hohlräume dicht mit Mineral- sprechend ihrer Feuerwiderstandsdauer nicht nur die
wolle ausgestopft werden. Ausbreitung von Feuer und Rauch, sondern auch den
Auf dem Markt werden auch PU-Schäume in F 30-Qua- Durchtritt von Wärmestrahlung durch thermische
lität angeboten, die einen Feuerwiderstand von 30 Minu- Isolation (= strahlenundurchlässige Verglasung). Dies
ten ergeben. geschieht in der Regel durch glasklare Zwischen-
Vgl. hierzu auch Abschn. 7.4.5, Bauwerksanschlüsse, Ab- schichten (z. B. Natriumsilikat), die zwischen den ein-
schn. 7.7.1.1, Einbau von Stahlzargen sowie in Teil 1 die- zelnen Sicherheitsglasscheiben eingelagert sind.
ses Werkes die Abschnitte 6.10 und 15, nicht tragende Wenn im Brandfall die dem Feuer zugewandte erste
leichte Trennwände. Scheibe zerspringt, schäumt die Gelschicht auf und bil-
det mit ihrem verdampfenden Wassergehalt für die
• Verglaste Feuerschutztüren. An manche Feu- weiteren Glasscheiben eine hochwärmedämmende
erschutztüren wird beispielsweise aus Grün- Isolierschicht. Dabei wird der Glasverbund undurch-
den der Verkehrssicherheit die Forderung nach sichtig.
Durchsicht erhoben. Besonders in öffentlich • G-Verglasungen (z. B. G 30, G 60, G 90) behalten im
Brandfall ihre raumabschließende Wirkung und ver-
zugänglichen Gebäuden, wo Flucht- und Ret- hindern entsprechend ihrer Feuerwiderstandsdauer
tungswege in Fluren und Treppenhäusern die Ausbreitung von Feuer und Rauch. Außerdem blei-
jederzeit passierbar sein müssen, sind ver- ben sie im Brandfall durchsichtig.
594 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
7.119 Schematische Darstellung des Einbaues von Brandschutzleisten bei Feuerschutztüren. Diese schäumen unter Hitze-
einwirkung auf, so dass der Luftspalt zwischen Zarge und Türblatt verschlossen und der Durchtritt von Feuer, Rauch
und Hitze für eine bestimmte Zeit verhindert wird.
a) Stahlzargenfalz mit aufgeklebter Brandschutzleiste
b) Stahlzargenfalz mit geschützter, bündig eingelegter Brandschutzleiste
c) Türblatt aus Holz und Holzwerkstoffen mit integrierter Brandschutzleiste im Kantenbereich
G-Verglasungen lassen allerdings die Wärmestrahlung dass zuerst der Standflügel und dann erst der Gehflü-
– wenn auch vermindert – passieren (= strahlendurch- gel zufällt.
lässige Verglasung), so dass es durch die Hitzestrah- Weitere Einzelheiten hierzu sind Abschn. 7.5.1.4, Tür-
lung im angrenzenden Raum zur Entzündung leicht- schließmittel, zu entnehmen. Angaben über Bänder,
entflammbarer Materialien und Gegenstände kom- Schlösser und Türdrückergarnituren für Feuerschutz-
men kann. Derartige Verglasungen sind damit gegen abschlüsse s. Abschn. 7.5.1 bis Abschn. 7.5.3.
Feuer „widerstandsfähig“, jedoch nicht „feuerhem-
mend“ bzw. „feuerbeständig“. • Brandschutzplatten bestehen aus wasserhal-
G-Verglasungen sind brandschutztechnische Sonder- tigem Natrium- oder Kalciumsilikat, das mit
bauteile. Über die Zulässigkeit ihrer Verwendung ent-
scheidet die zuständige örtliche Bauaufsichtsbehörde
Glasfasern bzw. einem Glasfasergewebe (Draht-
Vgl. hierzu auch Abschn. 15.3.4, Brandschutz von um- netz) zusammengehalten wird. Bei Hitzeein-
setzbaren Trennwänden, in Teil 1 dieses Werkes. wirkung ab etwa 150 °C schäumen die 2 mm
dicken Platten zu einer druckfesten, nicht-
7 • Türschließmittel. Feuerschutzabschlüsse kön-
nen ihren Zweck – ein Schadensfeuer durch brennbaren und hitzedämmenden Schaum-
die Türöffnung nicht durchzünden zu lassen – schicht bis 15 mm Dicke auf. Bei großflächiger
nur erfüllen, wenn sie im Brandfall dicht ge- Anwendung – beispielsweise auf Holzwerk-
schlossen sind. Daher müssen Schließmittel, die stoff-Türblattflächen – wird dadurch der Wär-
an Feuerschutztüren (Rauchschutztüren) mon- medurchgang durch den Türflügel wesentlich
tiert werden, den Abschlüssen die Eigenschaft reduziert.
„selbstschließend“ verleihen (DIN 4102-18). • Brandschutzleisten (Bild 7.119). Den Durchtritt von
Feuer, Rauch und Hitze über Türfugen (Falz- und Bo-
Die Nutzung von Gebäuden – insbesondere mit denfuge) verhindern für eine bestimmte Zeit sog.
Publikumsverkehr, Warentransport usw. – Brandschutzleisten, die in den Zargenfalz oder/und in
macht es jedoch erforderlich, dass selbst- die Türblattkanten drei- bzw. vierseitig umlaufend inte-
griert sind. Vgl. hierzu die Bilder 7.119 bis 7.121. Weite-
schließende Abschlüsse zeitweise offen gehal- re Einzelheiten sind der Spezialliteratur [44] zu entneh-
ten werden. Um diese Feuer- bzw. Rauchschutz- men.
abschlüsse in geöffnetem Zustand halten zu
können, ist eine geprüfte und bauaufsichtlich
zugelassene Feststellanlage notwendig, die im 7.8.1.3 Feuerschutztüren aus Holz
Gefahrenfall die Schutztüren wieder bestim- und Holzwerkstoffen
mungsgemäß schließt.
• Eine Feststellanlage besteht im Wesentlichen aus ei-
Neben Feuerschutzabschlüssen aus Metall gibt es
ner Feststellvorrichtung (z. B. elektromagnetischer Tür- auch serienmäßig hergestellte Brandschutz-Tür-
schließer, Haftmagnet), einem Brandmelder (Rauch- elemente aus Holz und Holzwerkstoffen. Sie wer-
oder Temperaturmelder), der Energieversorgung und den meist in T30-Ausführung hergestellt, einige
einer Auslösevorrichtung, die im Brandfall die Feststell-
vorrichtung abschaltet und den/die Türflügel zum
Spezialfirmen bieten Feuerschutztüren auch in
Schließen freigibt. T60- und T90-Ausführung an. Besondere Bedeu-
Bei zweiflügeligen Türanlagen ist eine Schließfolgere- tung kommt hierbei der gezielten Werkstoffaus-
gelung vorzusehen. Die Schließfolge wird so geregelt, wahl, dem konstruktiven Aufbau des Türblattes,
7.8 Schutztüren 595
5
6
70 mm
45
1 2 3 4 7 8 9 4 4
7.120 Konstruktionsbeispiele von einflügeligen T30-1 Feuerschutztüren mit Türblättern aus Holz und Holzwerkstoffen
(Beispiele-Ausschnitte)
a) Zarge aus Holzspanplatten zur Montage in Massivwänden
b) Zarge aus Holzspanplatten zur Montage in Metallständerwänden
c) Stahlumfassungszarge (Doppelfalzzarge) zur Montage in Massivwänden
1 Massivwand
2 Umfassungszarge aus schwerentflammbaren Holzspanplatten (Baustoffklasse B1)
3 Holztürblatt mit Spezialbrandschutzeinlage
4 unter Hitzeeinwirkung aufschäumbare Brandschutzleiste
5 Mineralwolle (Baustoffklasse A)
6 bauaufsichtlich zugelassene Dübelbefestigung
7 Metallständerwand mit zweilagiger Beplankung aus Gipskarton-Bauplatten und Mineralwollefüllung
8 Stahlumfassungszarge (Doppelfalzzarge)
9 Holztürblatt mit Spezialbrandschutzeinlage
der Abdichtung des Türspaltes zwischen Zarge • Bild 7.121a. In die Kanten von Spezialspanplatten wird 7
und Türblatt sowie dem fachgerechten Einbau zu. im Hochdruckverfahren feuerresistentes Duroplast ein-
gepresst. Dadurch entsteht eine Kantenverdichtung, die
Feuerschutztüren aus Holz und Holzwerkstoffen das Brandverhalten des Türblattes in den gefährdeten
(Bild 7.120) müssen ebenfalls gemäß den in Ab- Randzonen verbessert. Drei- oder vierseitig im Kantenbe-
schn. 7.8.1 näher erläuterten, nationalen bzw. eu- reich des Türblattes eingelassene Brandschutzleisten –
abgedeckt mit zum Deckfurnier passendem Hartholzein-
ropäischen Normen geprüft und bauaufsichtlich leimer – sorgen im Brandfall für einen dichten Verschluss
zugelassen sein. Auch bei diesen Brandschutz- der Fuge zwischen Türblatt und Zarge, bzw. Türblatt und
türen sind die im Verwendungsnachweis (Zu- Bodenbelag. S. hierzu auch Abschn. 7.8.1, Brandschutz-
lassungsbescheid) festgeschriebenen Auflagen platten-Brandschutzleisten sowie Bild 7.119.
bezüglich der Wandbeschaffenheit, Montage, Zar- • Bild 7.121b. Die zweischalige Sandwichkonstruktion be-
steht aus einem inneren Hartholzrahmen mit beidseiti-
genausbildung (Stahl- oder Holzzarge), Verede- ger Beplankung aus schwerentflammbaren Holzspan-
lungsmaterialien für die Türblattoberfläche (Fur- platten und einer mittig angeordneten Einlage aus
niere, Schichtstoffplatten u. a.), Schließmittel und leichten nichtbrennbaren Materialien (z. B. Mineralfaser-
sonstigen Beschlägen genauestens einzuhalten. platten). Auch bei dieser Bauart sind im Türkantenbe-
reich drei- oder vierseitig umlaufende Brandschutzlei-
sten vorgesehen.
Konstruktionsmerkmale. Der konstruktive Auf- • Bild 7.121c. Mit mehrschichtig aufgebauten Holzwerk-
bau von brandschutztechnisch beanspruchten stoff-Türblättern können sehr gute Brandschutzwerte
Türblättern aus Holz und Holzwerkstoffen und (bis T90) erzielt werden. Dabei werden mehrere Schich-
ten schwerentflammbarer Spanplatten zusammenge-
die dabei verwendeten Materialien können sehr fügt und die Türblattaußenflächen beidseitig mit dün-
unterschiedlich sein. Zahlreiche Konstruktionen nen, hochdämmenden und temperaturbeständigen
befinden sich zur Zeit im Entwicklungs-, Prüf- und Wärmedämmplatten oder mit Brandschutzplatten – die
Zulassungsstadium auf der Basis der neuen eu- unter Hitzeeinwirkung aufschäumen – vollflächig be-
schichtet; die Türblatt-Sichtflächen sind mit Furnieren,
ropäischen Normen. Im Wesentlichen unterschei- Schichtstoffplatten o. Ä. veredelt. Auch bei dieser Aus-
den sich die Türblätter durch folgende Konstruk- führung sind im Kantenbereich Brandschutzleisten vor-
tionsmerkmale: gesehen.
596 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
3 2 1 4 5 2 6 4 7 8 5 2 8 9 10 4
13 2
60
50
20
40
2 13
Verdichtung 13 15 3 40
40 bis 60 mm
7.121a 7.121b 7.121c
7.121 Schematische Darstellung des konstruktiven Aufbaues von Feuerschutztürblättern aus Holz und Holzwerkstoffen
(Beispiele)
a) kantenverdichtete Spezialspanplatte
b) Sandwichkonstruktion mit nichtbrennbarer Einlage
c) mehrschichtig aufgebautes Verbundtürblatt mit hitzebeständigen oder aufschäumbaren Oberflächen-
beschichtungen
1 verdichtete Türblattkante mit feuerresistentem Duroplast
2 Brandschutzleiste im Türblattkantenbereich drei- oder vierseitig umlaufend
3 Schutzabdeckung der Brandschutzleiste aus Furnier-, Schichtstoff- oder Hartholzstreifen
4 Sichtflächen aus Edelfurnieren, Schichtstoffplatten u. a.
5 Hartholzeinleimer
6 umlaufender Hartholzrahmen
7 nichtbrennbare leichte Einlage (z. B. Mineralfaserplatten)
8 schwerentflammbare Spanplatten
9 normalentflammbare Spanplatte oder leichte Einlage
10 vollflächige Oberflächenbeschichtung aus hitzebeständigen Wärmedämmplatten oder mit im Brandfall
aufschäumbaren Brandschutzplatten
Allgemeine Konstruktions- und Einbauhinwei- optisch kaum wahrnehmbar. Im Falle eines Bran-
se für Feuerschutzabschlüsse s. Abschn. 7.8.1.2. des würde es unter Hitzeeinwirkung aufschäu-
men und das Glastürblatt allseitig fest verkeilen
7 7.8.1.4 Ganzglas-Feuerschutztür und dicht abschließen.
aus Spezialverbundglas Die Ganzglas-Feuerschutztür wird mit der dazu-
gehörigen Stahlzarge (Umfassungs- oder Eck-
Eine neu entwickelte T30-1 Ganzglas-Feuer- zarge) einbaufertig geliefert. Ihr Einbau ist in
schutztür (Bild 7.122) bietet neben dem erforder- Massivwänden im Innenbereich zugelassen. Vor
lichen Brandschutz gemäß DIN 4102 ein Höchst- direkter Sonneneinstrahlung bzw. UV-Strahlung
maß an Transparenz und somit auch interessante aus speziellen Beleuchtungskörpern ist die Tür zu
innenräumliche Gestaltungsmöglichkeiten. schützen (Herstellerangaben beachten).
Das Glastürblatt besteht aus einem gegen Feuer
widerstandsfähigen Spezialverbundglas, dessen
Zwischenschichten im Brandfall unter Hitzeein-
wirkung aufschäumen und Kristallwasser frei- 7.8.2 Rauchschutztüren
setzen. Dadurch wird ein Durchdringen der Wär- (Rauchschutzabschlüsse)
mestrahlung durch das Glas und somit die
Entzündung von brennbaren Stoffen auf der dem Im Brandfall sind Menschen, die sich in dem be-
Feuer abgewandten Seite verhindert (F-Vergla- troffenen Gebäude befinden, nicht nur durch das
sung). Außerdem erfüllt das Spezialverbundglas Feuer und die daraus resultierende Wärmestrah-
alle geforderten Verkehrssicherheitseigenschaf- lung, sondern auch durch die sich sehr schnell
ten. Vgl. hierzu Abschn. 7.8.1, Brandschutzgläser ausbreitenden Rauchgase gefährdet. Für die Ret-
und Abschn. 7.10, Glas im Bauwesen. tung flüchtender Personen und für die Arbeit der
Im geschlossenen Zustand unterscheidet sich die Feuerwehr ist es entscheidend, dass die Ret-
Ganzglas-Feuerschutztür nicht von herkömmli- tungswege möglichst lange rauchfrei und damit
chen Ganzglastüren ohne Brandschutzanforde- begehbar bleiben.
rungen. Das vierseitig umlaufende, neu ent- Das Baurecht fordert daher Rauchschutztüren
wickelte Spezialdichtungs- und Anschlagprofil ist beispielsweise zur Unterteilung langer notwendi-
7.8 Schutztüren 597
2
4
3
1 4
7.122a 7.122b
ger Flure oder als Abschluss innenliegender not- Inzwischen liegen jedoch einige Türbauarten vor,
wendiger Treppenräume, die als Rettungswege für die sowohl die Feuerwiderstandsklasse T30 als
dienen. auch die Eignung als Rauchschutztür nachge-
Während Feuerschutztüren der unmittelbaren wiesen ist. Für diese Kombinationstüren wird
Feuereinwirkung und Wärmestrahlung standhal- der Verwendbarkeitsnachweis zukünftig mit ei-
ten müssen, sollen Rauchschutztüren im ge- ner gemeinsamen allgemeinen bauaufsichtli- 7
schlossenen Zustand den Durchtritt von Rauch chen Zulassung geführt.
behindern und somit innerhalb vorgeschriebe-
ner Grenzen diejenigen Teile des Gebäudes Rauchschutzabschlüsse (Bild 7.123 und Bild
rauchfrei halten, die nicht direkt neben dem 7.124). Der Nachweis der Rauchdichtheit ist
Brandherd liegen. Rauchschutztüren sind dem- zukünftig nach DIN EN 1634-3 zu erbringen. Die-
nach keine Feuerschutzabschlüsse. se neue Norm beinhaltet im Wesentlichen das
Normen. Die Anforderungen an Rauchschutztüren sind gleiche Prüfverfahren wie DIN 18 095-2.
nach deutscher Regelung in DIN 18 095-1 festgelegt. Der Als Kenngröße für die Dichtheit einer Rauch-
Nachweis der Dauerfunktionstüchtigkeit und Dichtheit er- schutztür gilt die sog. Leckrate Q. Sie gibt den
folgt gemäß DIN 18 095-2. Damit gelten Rauchschutztüren
als geregelte Bauprodukte. Güteanforderungen an Rauch- Luftvolumenstrom in m3/h an, der durch die
schutzabschlüsse enthalten die Güte- und Prüfbestim- Spalten und Ritzen einer Tür bei einer bestimm-
mungen RAL-GZ 612 [45], die zur Zeit überarbeitet werden. ten Druckdifferenz dringt. Bei Prüfung mit 50 Pa
• DIN EN 13 916 beinhaltet Anforderungen und Klassifi- Überdruck (Druckdifferenz) und bei Lufttempera-
zierung von Rauchschutztüren nach den neuen europäi- turen sowohl zwischen +10 °C und 40 °C (kalter
schen Vorgaben.
Rauch) als auch bei 200 °C (warmer Rauch) darf
• DIN EN 1634-3 regelt zukünftig die Prüfung von selbst-
schließenden Rauchschutzabschlüssen. die Leckrate dabei nicht größer sein als
• 20 m3/h bei einflügeligen Rauchschutztüren,
Kombinierte Feuer- und Rauchschutztüren.
• 30 m3/h bei zweiflügeligen Rauchschutztüren.
Nach bisheriger deutscher Regelung wird zwi-
schen Feuerschutzabschlüssen und Rauchschutz- Konstruktionsmerkmale. Selbstschließende Rauchschutz-
abschlüssen unterschieden und es sind zwei türen bestehen im Wesentlichen aus
Verwendungsnachweise zu erbringen (Feuer- • einer Zarge mit den notwendigen Befestigungsmitteln,
schutztüren DIN 4102, Rauchschutztüren DIN • einem oder zwei Türflügeln einschließlich der dazu-
18 095). gehörigen Schlösser und Beschläge,
598 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
• Türschließmittel mit hydraulischer Dämpfung, bei zwei- Verglasungen müssen bruchsicher sein und können bei-
flügeligen Rauchschutztüren auch mit Schließfolgeregler spielsweise aus Drahtspiegelglas oder Einscheiben-Sicher-
sowie heitsglas bestehen und müssen nach Vorgabe dicht einge-
• Dichtungsmittel (auch Bodendichtung) und gegebenen- baut sein.
falls Feststellanlagen. Angaben über Bänder, Schlösser, Schließmittel, Feststellan-
lagen und Türdrückergarnituren für Rauchschutztüren sind
Rauchschutztüren in allgemein zugänglichen, notwendi- den entsprechenden Normen bzw. vorgeordneten Ab-
gen Fluren, die als Rettungswege dienen, dürfen keine un- schnitten zu entnehmen.
teren Anschläge und keine Schwellen haben. Zulässig sind
nur Flachrundschwellen mit kreissegmentförmigem Quer- Baukörperanschlüsse von Rauchschutztüren – einschließ-
schnitt bis 5 mm Höhe. Aus betrieblichen Gründen verbie- lich gegebenenfalls erforderlicher Seiten- und Oberlichttei-
ten sich diese jedoch in Krankenhäusern, Pflegeheimen le – müssen nach Einbauanleitung des Herstellers so ausge-
usw. führt werden, dass sie dauerhaft dicht sind. Außerdem
70 6 18 6
75
50
50
2 13 35 4 4 35 13 2
7.124a 7.124b
7.124 Konstruktionsbeispiele von T30 -1 Feuerschutz- und Rauchschutztüren (Kombinationstüren) aus Holz und
Holzwerkstoffen. Vgl. hierzu auch Bild 7.78
a) Türelement mit zweiteiliger Holzwerkstoffzarge, Montagefutter und ringsumlaufenden U-Profilen,
unsichtbar an Massivwand befestigt
b) Türelement mit zweiteiliger Holzwerkstoffzarge, unsichtbar an Gipskarton-Metallständerwand befestigt
NEUFORM Türenwerk, H. Glock, Erdmannshausen
7.8 Schutztüren 599
müssen sie so ausgebildet sein, dass sie mögliche Span- • Bauliche Situation. Mögliche Einflüsse aus
nungen in der Zarge und an den Befestigungspunkten in- dem baulichen Umfeld auf die Schalldämmung
folge hoher Temperaturen aufnehmen können. Als dichte
Anschlüsse gelten voll hintermörtelte und eingeputzte betriebsfertig eingebauter Türen sind vom Pla-
Stahlzargen sowie mit Fugendichtmassen noch zusätzlich ner (Ausschreibung) und den Ausführenden
abgedichtete Anschlüsse bei Blendrahmen o. Ä. (Montage) zu berücksichtigen. Im Einzelnen
kann dies die Ausbildung folgender flankieren-
Allgemeine Konstruktions- und Einbauhinwei-
der Bauteile und Zubehörteile betreffen:
se für Feuerschutzabschlüsse s. Abschn. 7.8.1.2.
• Art und Konstruktion der Wand (z. B. Massivwand,
Gipskarton-Metallständerwand)
• Flächenanteile von Türelement und Wand (in die die
7.8.3 Schallschutztüren Tür eingebaut wird)
• Oberflächenstruktur der Wandfläche (z. B. Glattputz,
Die Anforderungen an den Schallschutz von Sichtmauerwerk)
Türen und deren Prüfung sowie die Einflüsse • Art und Beschaffenheit der Zarge (z. B. Stahlzarge, Zar-
baulicher Schallübertragungswege bei betriebs- ge aus Holz und Holzwerkstoffen)
fertig eingebauten Türelementen sind in Ab- • Falz- und Bodendichtungen
schnitt 7.4.1 im Gesamtzusammenhang aufge- • Beschläge aller Art (z. B.Türbänder, Schlösser)
zeigt. • angrenzende Bauteile (z. B. Unterzüge, abgehängte
Unterdecke, Wanddurchbrüche, Lüftungskanäle, Rohr-
In diesem Abschnitt werden beispielhaft einige leitungen, schwimmender Estrich, Hohlraumboden)
Schallschutztüren vorgestellt und die speziellen • Bodenbelag (z. B. Teppichboden, Fliesenbelag mit Fu-
Konstruktionsmerkmale derartiger Türen näher gen).
erläutert.
40
5
6
1 8
2
4
1
2 2
6 6 8
5
7
10
18
1 11
7
6 2 12
5
1 2 3 50 1 9 10 3
8 4
10 20 OFF
5
2 4 7
7.126 Konstruktionsbeispiele betriebsfertiger Schallschutztüren mit zweischaligen Türblattkonstruktionen aus Holz und
Holzwerkstoffen (Holztürblatt) und Metall (Stahlblechtürblatt)
a) Horizontalschnitt durch Holztürblatt mit Futter und Bekleidung
b) Vertikalschnitt durch Holztürblatt mit eingegossener Anschlagschwelle (bei Stahlzargen).
Bewertetes Schalldämm-Maß Rw = 45 dB.
c) Horizontalschnitt durch Metalltürblatt mit Stahlzarge und eingegossener Anschlagschwelle wie bei b).
Bewertetes Schalldämm-Maß Rw = 48 dB.
1 Mineralfaserplatten als Dämmschicht-Einlage 7 Futter und Bekleidung mit Wandabdichtung
2 Holzspansplatte, 18 mm 8 eingegossene Anschlagschwelle mit Dichtungsprofil
3 umlaufendes Dichtungsprofil 9 körperschalldämmende (entdröhnende) Schicht
4 umlaufender Aluminium- bzw. Stahlrahmen 10 Stahlblechtafeln
5 Mineralwolle 11 Stahl-Umfassungszarge
6 vorkomprimiertes Dichtungsband 12 Zementmörtel 7
G + H Innenausbau, Ludwigshafen
(z. B. mehrfach verleimte Furnierplatten, Stahl- sonders hohe Luftschalldämmwerte. Dies ist auf die
blechtafeln) aufweisen, gleichzeitig jedoch sehr schweren, bezogen auf ihr Flächengewicht jedoch
sehr biegeweichen, dünnwandigen Stahlblechschalen
möglichst dünn und biegeweich sein und ein zurückzuführen.
Minimum an starrer Verbindung miteinander Derart schwere und dicke Türblätter müssen in der Re-
haben. Außerdem sollte der Schalenabstand gel mit Spezialbändern, z. B. mit verlängerten Bandlap-
möglichst groß und der Hohlraum mit mög- pen, angeschweißten Tragbolzen o. Ä. angeschlagen
lichst biegeweichen Einlagen (z. B. Mineralwol- werden. Außerdem sind entsprechend kräftige Ein-
steckschlösser bzw. Drückergarnituren auszuwählen.
leplatten, Weichfaserplatten) gefüllt sein. Vgl.
hierzu Tab. 7.13. • Türdichtungen. Schallschutztüren müssen
• Bild 7.126a und b. Das dargestellte Holztürblatt be- dicht schließen, da sonst die Schalldämmfähig-
steht aus einem umlaufenden Aluminiumrahmen, an keit des Türelementes über die Fugen verloren
den beidseitig je eine 18 mm dicke Schale aus Holz- geht. Häufigster Mangel bei eingebauten Türen
spanplatten angebracht und der Hohlraum mit Mine-
ralwolleeinlagen verfüllt ist. Vorstehende Kanten des ist die unzureichende Funktion und Güte der
Aluminiumrahmens pressen sich als Schneidendich- Falz- und Bodendichtungen. Diese Fehler sind
tung in ringsumlaufende Gummiprofile. meist auf unsachgemäße Auswahl der Dich-
• Bild 7.126c. Das gezeigte Metalltürblatt (Stahlblech- tungen und mangelhafte Montage bzw. Justie-
türblatt) besteht ebenfalls aus einem verwindungsstei- rung der Türblätter zurückzuführen. Vgl. hierzu
fen Metallprofilrahmen. Daran befestigt sind hohlkas-
tenförmig zusammengefügte, körperschallgedämmte Abschn. 7.4.1.2 und Abschn. 7.5.4.
(entdröhnte) Stahlblechtafeln mit nichtbrennbarer Mi- • Bild 7.127-1. Insbesondere ist darauf zu achten, dass
neralwolleeinlage. Auch hier pressen sich vorstehende die Dichtungsprofile von automatisch absenkbaren
Kanten als Schneidendichtung in weiche Gummiprofi- Bodendichtungen immer in ihrer gesamten Länge auf
le. Derartige zweischalige Stahlblechtüren ergeben be- eine harte, ebene, planparallele Fläche gepresst wer-
602 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
Alternative 2b 3
65 mm
7 1
4
5
6
5
6 7
4
6 mm
65 mm
2
3
Alternative 2a 1
den, um so die Bodenfuge dicht zu schließen (ggf. hohen Schallschutzanforderungen sind diese Abdich-
Lichtprobe durchführen). Bei Teppichböden und Flie- tungsmaßnahmen auf beiden Seiten (Falz- und Zier-
senbelägen mit Fugen ist eine unterseitig abgedich- bekleidung) erforderlich. Vgl. hierzu Abschn. 7.4.5.2.
tete Aluminium-Bodenschiene einzubauen und der • Doppelfalzzargen müssen wegen des hohen Türblatt-
schwimmende Estrich in diesem Bereich durch eine gewichtes außerdem immer noch mit Spreizdübeln
Trennfuge zu unterteilen. Vgl. hierzu Bild 7.68e). o. Ä. auf Höhe der Bänder an der Wandleibung arretiert
werden. Diese zusätzliche mechanische Befestigung
• Montage. Ein unsachgemäßer Einbau der Zar- wird durch die Zargenaufdoppelung verdeckt.
ge kann zu einer erheblichen Minderung der • Bei Stahlzargen in Massivwänden wird der Fugenhohl-
Schalldämmung eines Türelementes führen. Es raum dreiseitig vollflächig mit Zementmörtel oder
ist immer darauf zu achten, dass die Zarge Montageschaum hinterfüllt. Vgl. hierzu Abschn. 7.7.1.1.
rechtwinkelig, lot- und waagerecht sowie in der • Werden Metallzargen in Leichtbauwände (z. B. Gipskar-
Höhe genau passend (Meterrissmarkierung) in ton-Metallständerwände) für schalldämmende Zwe-
cke eingebaut, sollte die Blechstärke der Zarge – je
die Wandöffnung eingebaut wird. Außerdem nach Herstellerangabe – mind. 2 mm betragen. Die
sind alle Fugen zwischen Zarge und Baukörper Hohlräume sind mit Mineralwolle auszustopfen – bei
und/oder zwischen Türbekleidung und Wand- Brandbeanspruchung ggf. noch mit Gips zu verfüllen -
fläche möglichst luftdicht zu schließen. Vgl. und der Wandanschluss ebenfalls dauerelastisch aus-
zubilden. Vgl. hierzu Abschn. 7.7.1.2.
hierzu Bild 7.11.
Weitere Einzelheiten sind den Montageanleitungen
• Bild 7.127-2. Bei Zargen aus Holz und Holzwerkstof- der Herstellerfirmen zu entnehmen.
fen müssen die Hohlräume zwischen Zarge und Wand
vollflächig (mind. jedoch 100 mm tief ) mit Mineralwol- • Doppeltürelemente (Bild 7.128) für höchste
le oder Montageschaum ausgefüllt werden. Entschei- Schallschutzanforderungen. In bestimmten An-
dend ist jedoch, dass zusätzlich zwischen Zarge und
Wand – mit vorkomprimiertem Dichtband – und/oder
wendungsfällen (z. B. Verbindungstüren zwi-
im Bereich der Falzbekleidungen eine Abdichtung mit schen zwei Hotelzimmern oder zwischen
dauerelastischem Dichtstoff vorgenommen wird. Bei Sekretariat und Direktion usw.) werden Tür-
7.8 Schutztüren 603
5 7
42 mm
8
7.128 6
Konstruktionsbeispiel eines Doppeltürelementes aus
Holz und Holzwerkstoffen für höchste Schallschutz- 5
anforderungen 4
1 Falzbekleidung
2 dauerelastoplastische Dichtungsmasse 3 8
3 Spreizdübelbefestigung auf Höhe der Bänder
4 Fugenfüllmaterial (Mineralwolle oder Montageschaum)
5 Entlüftungsbohrungen
6 Aufdoppelung
70 mm
7 Zierbekleidung
8 Schallschutztürblatt
WIRUS-Bauelemente GmbH, Gütersloh 2 1
elemente mit größtmöglichem Schallschutz die beiden Deckplatten einer Sperrtür einge-
gefordert, und zwar in Größenordnungen von betteten Bleifolien. Die Dicke dieser beiden
etwa 50 dB. Derartige Schallschutzleistungen Bleifolien in mm ausgedrückt und zusammen-
können mit üblichen, hochschalldämmenden addiert ergibt nach DIN 6845 den sog. Blei-
Türen (z. B. übliche Türblattdicke 60 bis 70 mm) gleichwert (Schwächungsgrad). Der geforderte
nicht erbracht werden. Diese Werte sind allen- Bleigleichwert ist von der zu erwartenden
falls mit Stahltüren und einer Türblattdicke von Strahlenbelastung abhängig und ergibt sich
etwa 100 mm erreichbar. Bild 7.128 zeigt eine aus dem Strahlenschutzplan zur Errichtung ei-
preiswertere Alternative in Form eines Doppel- ner Anlage nach DIN 6812, DIN 6846 oder DIN
türelementes aus Holz und Holzwerkstoffen, 6847. Übliche Strahlenschutztüren weisen ei-
das eine Schallschutzleistung in betriebsferti- nen Bleigleichwert von 1 bis 3 (5) mm auf.
gem Zustand von etwa 50 dB erbringt. • Bild 7.129. Wie die Abbildung zeigt, bestehen die bei- 7
den Deckplatten eines Sperrtürblattes jeweils aus ei-
ner mehrfach verleimten, etwa 4 bis 6 mm dicken Fur-
nierplatte oder einer entsprechenden Hartfaserplatte
7.8.4 Strahlenschutztüren mit darin eingebetteter Bleifolie. Als Türeinlage wird
meist eine Röhrenspanplatte mit guten schalldämmen-
Strahlenschutztüren für medizinisch genutzte den Eigenschaften verwendet (Sperrtür nach DIN
68706-1). Geeignete Veredelungsmaterialien für die
Räume (Diagnostik- und Therapieräume) dienen Türblattoberflächen sind Furniere, Schichtstoffplatten
dem Schutz gegen Röntgen-, Gamma- und Elek- o. Ä.
tronenstrahlung. Die notwendigen Anforderung- Durch die beidseitige Bleikaschierung des Türblattes
en sowie Angaben über die Herstellung und und die dadurch bedingte Gewichtserhöhung sind
Montage von Strahlenschutztüren enthält DIN stärkere Bänder vorzusehen (1 mm Bleifolie = 11 kg/
m2). Schlösser müssen so abgeschirmt oder angeord-
6834-1 bis -5. net sein - ggf. mit versetzter Nuss- und Schlüsselloch-
Zur Schwächung der abschirmenden Strahlung durchführung - dass an keiner Stelle der Tür deren
wird in der Regel Blei verwendet. Die Gesamt- Schutzwert unterbrochen ist. Zwischen Türunterkante
und Fußbodenoberfläche darf bei Türen für Diagnos-
dicke der Bleieinlage ist von der zu erwartenden tikräume der Spalt nicht größer als 10 mm sein, bei
Strahlenintensität und somit von der Art der ein- Therapieräumen nicht größer als 5 mm.
gesetzten Geräte (Röntgengeräte) abhängig. Als Türzarge ist eine mindestens 2,5 mm dicke Stahl-
• Blei besitzt in Abhängigkeit zur Materialdicke umfassungszarge mit umlaufender Dichtung und etwa
50 mm Bodeneinstand vorzusehen; wahlweise kann
die positive Eigenschaft, Röntgenstrahlen ab- auch eine Zarge aus Holz oder Holzwerkstoffen einge-
zuschwächen. So entspricht beispielsweise eine setzt werden. Durch rückseitiges Auskleiden der Um-
1 mm dicke Bleikaschierung auf einer Gipskar- fassungszargen mit Bleifolie ist der notwendige Strah-
tonplatte der Abschirmungswirkung einer 130 lenschutz auch im Bereich der Anschlussfuge zur
Wandleibung gegeben.
mm dicken Stahlbetonwand.
Strahlenschutztüren sollten im Zuge des Innenausbau-
• Bleigleichwert. Den notwendigen Strahlen- es so spät wie möglich montiert werden, um sie vor Be-
schutz erbringen bei Strahlenschutztüren die in schädigungen während der Bauzeit zu schützen. In
604 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
2
3
7.129
1 5 Schematische Darstellung des konstruktiven Aufbaues
eines Strahlenschutztürblattes
6 1 Deckfurnier, Schichtstoffplatte, Beschichtung o. a.
5 2 Einleimer aus Hartholz
7 3 Rahmenverstärkung
6 4 Einlage (Röhrenspanplatte)
5 Deckplatten (Furnierplatten oder HDF-Hartfaserplatten)
6 eingebettete Bleifolie
7 untere Rahmenhölzer
modernen Praxen und Behandlungszentren werden sicherung der Türen (Schließtechnik) bieten sich
sie überwiegend in bleifolienkaschierte Gipskarton- zusätzlich elektronische Absicherungsmaßnah-
Metallständerwände – als ein- oder zweiflügelige Tür-
elemente – eingebaut. Aus raumbedingten Gründen men – beispielsweise in Form von elektronischer
können auch Schiebetüren nach DIN 6834-4 oder -5 Zutrittskontrolle, Videoüberwachung, Überfall-
zweckmäßig sein. und Einbruchmeldeanlagen – an. Ihre Aufgabe
Weitere Angaben – vor allem im Hinblick auf die zu ist es, Einbruchversuche frühzeitig zu entdecken
verwendenden Sonderbeschläge und Montagerichtli- und zu melden. Einzelheiten hierzu sind der Spe-
nien – sind den DIN-Normen und Anweisungen der
Herstellerfirmen zu entnehmen. Den aktuellen Stand zialliteratur [64] zu entnehmen.
der Normung s. Abschn. 7.11.
Normen. Mit der Veröffentlichung der nachstehend ange-
führten europäischen Normen, wurden die bisher gültigen
7.8.5 Einbruchhemmende Türen nationalen Normen DIN V 18 054 und DIN 18 103 zurückge-
zogen. Den aktuellen Stand der Normung s. Abschn. 7.11.
Nahezu die Hälfte aller Einbrüche werden – so die • DIN V EN V 1627 – Fenster, Türen, Abschlüsse1);
7 Kriminalstatistik – durch Haus- und Wohnungs-
Einbruchhemmung, Anforderung-
en und Klassifizierung
eingangstüren verübt. Oftmals sind es sog. Gele- • DIN V EN V 1628 – –; –; Prüfverfahren für die Ermitt-
genheitstäter, die durch einen Einbruch auf bis lung der Widerstandsfähigkeit un-
schnelle Weise an das Geld oder den Besitz ande- • DIN V EN V 1630 ter statischer Belastung, unter
rer gelangen wollen. Die meisten geben jedoch dynamischer Belastung und gegen
mechanische Einbruchversuche
auf, wenn sie überraschend auf zusätzliche Si-
• Güte- und Prüfbestimmungen von einbruchhemmenden
cherheitseinrichtungen stoßen. Türen sind in weiteren Gütesicherungssystemen [1] fest-
Übliche Türen ohne zusätzliche Sicherungsmaß- geschrieben, die zur Zeit überarbeitet werden.
nahmen weisen nur begrenzte einbruchhem-
mende Eigenschaften auf. Einbruchhemmende Einbruchhemmende Türelemente gemäß DIN V
Türen sind demnach dazu bestimmt, dem Ver- EN V 1627 bilden jeweils insgesamt eine komplet-
such einer gewaltsamen Beschädigung oder Zer- te Konstruktionseinheit. Alle Teile einer Sicher-
störung einzelner Bauteile der Tür – mit dem Ziel heitstür müssen je nach Widerstandsklasse auf-
des Eindringens in einen geschützten Bereich – einander abgestimmt, als Einheit geprüft und
eine bestimmte Zeit Widerstand zu leisten. zugelassen sein (Kennzeichnung durch ein Schild
Die Aufgabe einbruchhemmender Bauteile ist es im Falzbereich). Aufgrund dieser Festlegung ist
folglich, einen Einbruch zu verzögern. Die ein- ein beliebiger Austausch von einzelnen Konstruk-
bruchhemmende Wirkung von Sicherheitstüren tionsteilen nicht möglich.
ist somit immer relativ – eine absolute Sicherheit Der Nachweis der Einbruchhemmung gilt aller-
gegen Einbrüche kann damit nicht erreicht wer- dings immer nur in Verbindung mit der für das
den. jeweilige Element vorgesehenen und geprüften
Bei der Absicherung hochwertiger Objekte (z. B. 1) Alle im Zusammenhang mit der Einbruchhemmung aus-
Juwelier-, Antiquitätengeschäfte, Banken) sind gewiesenen Tabellen gelten für Fenster und Türen sowie
darüber hinaus noch weitere Maßnahmen erfor- zusätzliche Abschlüsse. Vgl. hierzu demgemäss auch Ab-
derlich. Als Ergänzung zur mechanischen Grund- schn. 5, Fenster.
7.8 Schutztüren 605
Montageart. Der fachgerechte Einbau ist nach situation (z. B. Lage des Objektes, Einsehbarkeit
der Montageanleitung des Herstellers vorzuneh- des Zuganges) zu berücksichtigen. Hilfestellung-
men und dem Auftraggeber in Form einer Mon- en bei der Auswahl bieten die kriminalpolizei-
tagebescheinigung durch die einbauende Firma lichen Beratungsstellen und Sachversicherer.
schriftlich zu bestätigen. • Wandbauart (Tab. 7.131). Einbruchhemmende
• Widerstandsklassen (Tab. 7.130). Sicherheits- Bauteile sind für den Einbau in Massivwände
türen nach DIN V EN V 1627 werden entspre- vorgesehen. Ähnlich wie Feuerschutztüren dür-
chend ihrer einbruchhemmenden Wirkung in fen sie nicht in jede beliebige Wandart einge-
sechs Widerstandsklassen unterteilt, die wieder- setzt werden. Die entsprechenden Anforderung-
um auf bestimmte Tätertypen und deren mut- en an die Beschaffenheit umgebender Wände
maßliche Vorgehensweise abgestimmt sind. sind der nachstehenden Tabelle zu entnehmen.
Bei der Festlegung der jeweils einzusetzenden • Türblattkonstruktion. Nach den in DIN V EN V
Widerstandsklasse durch den Auftraggeber 1628 bis 1630 festgelegten Prüfverfahren darf
(Planer) ist auch die individuelle Gefährdungs- die Tür an keinem der Angriffspunkte so stark
Tabelle 7.130 Kriterien für die Auswahl der Widerstandsklasse (DIN V ENV 1627)
Anmerkung: Diese Tabelle stellt lediglich eine ungefähre Orientierung dar. Fachkundige Beratung, z. B. durch die Beratungs-
stelle der örtlichen Polizei, ist unerlässlich. Die Abschätzung des Risikos sollte unter Berücksichtigung der Lage des Gebäu-
des (geschützt/ungeschützt), Nutzung und Sachwertinhalt auf eigene Verantwortung erfolgen. Bei hohem Risiko sollten
zusätzlich alarmtechnische Meldeanlagen eingesetzt werden.
Bei der Auswahl von einbruchhemmenden Elementen für die Widerstandsklassen WK 4 bis WK 6 ist anzumerken, dass bei
der Auswahl solcher Elemente in Flucht- und Rettungswegen der Werkzeugeinsatz der Feuerwehr erschwert ist bzw.
berücksichtigt werden muss.
Außensteckdosen, z. B. im Flur einer Wohnung, sollten spannungslos sein, um ihre Benutzung durch den Einbrecher zu ver-
hindern.
606 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
Tabelle 7.131 Zuordnung der Widerstandsklassen der einbruchhemmenden Bauteile zu Wänden (DIN V EN V 1627)
beschädigt oder zerstört werden, dass ein Ein- Ungeeignet für Sicherheitstüren sind demge-
dringen in den zu schützenden Bereich mög- genüber Hohlraumtürblätter mit Wabeneinla-
lich wird. gen sowie Kompakttürblätter aus Röhrenspan-
Bei einem Angriff sind neben der Türblattfläche platten.
– die über eine ausreichende Druckfestigkeit • Schlösser, Schließzylinder, Beschläge. Bild
(mechanische Belastbarkeit) verfügen muss – 7.132 verdeutlicht die notwendige mechani-
vor allem der Schloss- und Bandbereich beson- sche Schließtechnik (Grundausstattung) eines
deren Belastungen ausgesetzt. einbruchhemmenden Türelementes. Schlösser
Verstärkungen des Türblattrahmens, beispiels- und Beschläge von Sicherheitstüren müssen
weise durch Stahlprofilrohre oder Aluminium- die in Anhang C der DIN V EN V 1627 genannten
Stabilisatoren, bewirken eine merklich verbes- Anforderungen erfüllen. Einzelheiten über Si-
serte Ausreißfestigkeit aller Beschlagteile. cherheits-Schlösser, -Schließzylinder, -Schwenk-
Wesentlich erhöht ist auch die Einbruchhem- riegelverschlüsse, -Schließbleche, -Bänder so-
mung bei Stahlblechtürblättern (Blechdicke je wie Schutzbeschläge und Zargen sind den
7 nach Widerstandsgruppe 1,0 – 1,5 – 2,0 mm) Abschnitten 7.5.1 bis 7.5.4 und den zugehöri-
und Sandwich-Türblattkonstruktionen, in deren gen Bildbeispielen zu entnehmen.
Deckplatten Aluminiumbleche vollflächig ein- Tabelle 7.133 zeigt die Zuordnung der einzel-
gearbeitet sind. Vgl. hierzu die Abschnitte 7.5 nen Widerstandsklassen zu Schlössern, Schließ-
bis 7.7. zylindern und Schutzbeschlägen. In diesem Zu-
7.132
6 Schematische Darstellung einer einbruchhemmenden
Hauseingangstür (Innenansicht) mit notwendiger
mechanischer Schließtechnik (Grundausstattung)
5 7 1 mehrfach verstärktes Türblatt aus Holz und Holzwerk-
stoffen oder Stahlblech mit Einlage
2 Sicherheits-Schlossanlage (bohrgeschütztes Einsteck-
schloss) mit Falle und Riegel (Fallensperre)
5 8 3 bohrgeschützter Sicherheits-Schließzylinder mit
4 Ziehschutz (Zylinderabdeckung)
4 bohrgeschütztes Türschild (Schutzbeschlag)
5 Schwenkriegel-Sicherheitsschloss mit drei-, vier-
2 8 oder fünffach-Verriegelung bei nur einer Schlüssel-
3 umdrehung
9 6 angriffshemmende Sicherheits-Verglasung (mind.
durchwurfhemmend, besser durchbruchhemmend)
5 7 7 Sicherheits-Türbänder mit Sicherungszapfen
(Tresorbolzen)
8 Sicherungszapfen (Tresorbolzen) mit Hintergreifhaken
9 Zarge mit dauerhafter mechanischer Befestigung
(Schwerlastdübel, Maueranker) und Hinterfüllung
1 der Hohlräume (PU-Schaum)
7.8 Schutztüren 607
Tabelle 7.133 Zuordnung der einzelnen Widerstandsklassen zu Schlössern, Schließzylindern und Schutzbeschlägen
(DIN V EN V 1627)
WK 1 P2 BZ ES 1 3 2 – 3)
WK 2 P2 BZ ES 1 3 2 A3
WK 3 P2 BZ ES 2 3 2 B1
WK 4 P3 BZ ES 3 4 2 B1
WK 5 – – – – B2
WK 6 – – – – B3
1) Ziehschutz bei Schließzylinder (BZ): Auf den im Prüfzylinder integrierten Ziehschutz darf verzichtet werden, wenn dieser
Schutzbeschlag integriert ist, d. h. Schutzbeschlag mit Zylinderabdeckung (ZA). Siehe DIN 18 252 und DIN 18 257.
Der Schließzylinder muss bohrgeschützt ausgeführt sein (BS).
2) Die erhöhte Riegelgegenkraft nach Tabelle 2 ist gesondert nachzuweisen, sofern kein Riegelschutzkasten verwendet wird.
Die DIN V EN V 1627 bis DIN V EN V 1630 fordern „den geschlossenen und verriegelten Zustand“, z. B. Fenstergriffe mit arre-
tierbarer Feststellvorrichtung bzw. bei Fenstern mit Einfachglas einen abschließbaren Fenstergriff oder ein Zusatzschloss.
3) Bei Bauteilen mit Verglasungen größer als die durchgangsfähige Öffnung, sollte Verbundsicherheitsglas verwendet wer-
den.
4) Bezüglich Mehrpunktverriegelung siehe RAL RG 607/2.
5) S. hierzu auch Tab. 7.134, Zuordnung der Widerstandsklassen von einbruchhemmenden Bauteilen zu Verglasungen nach
der neuen europäischen Norm EN 356.
sammenhang sind die Bilder 7.56, 7.58 und können und von der Angriffseite nicht zu ent-
7.65 besonders beachtenswert. fernen sind.
Bei einbruchhemmenden Türen ist ein mög- Je nach angestrebter Widerstandsklasse müs-
lichst bündiges Abschließen des Schließzylin- sen Verglasungen den Anforderungen der
ders anzustreben. Ein Vor- oder Zurückliegen nachstehenden Tabelle entsprechen. Vgl. hierzu
des Zylinders gegenüber der Türblattober- auch Tab. 5.159 in Abschn. 5, Fenster.
fläche oder Schutzbeschlagoberfläche von • Montage. Jedem Türelement, das den Nach- 7
≤ 3 mm wird für noch vertretbar gehallten. weis der Einbruchhemmung gemäß DIN V EN V
S. hierzu auch Bild 7.54 und 7.55. 1627 aufweist, muss der Hersteller eine Monta-
• Füllungen, Verglasungen (Tab. 7.134). Die Be- geanleitung beifügen. Diese muss u. a. genaue
festigungen von Füllungen und Verglasungen Angaben über die notwendigen Befestigungs-
müssen so beschaffen sein, dass sie die stati- punkte und Befestigungsmittel enthalten.
schen und dynamischen Belastungen aufneh- Da aus der möglichen Belastung am Baukörper-
men, dem manuellen Einbruch widerstehen anschluss überwiegend Scherkräfte auftreten,
WK 1 keine Anforderung1) –
WK 2 P4 A A3
WK 3 P5 A B1
WK 4 P6 B B1
WK 5 P7 B B2
WK 6 P8 B B3
1) In der Widerstandsklasse 1 wird keine durchbruchhemmende Anforderung an die Verglasung gestellt, so dass hier Nor-
malglas (Isolierglas) eingesetzt werden kann. In DIN V EN V 1627 wird jedoch empfohlen, auch in der Widerstandsklasse 1
Verbundsicherheitsglas (VSG) einzusetzen.
608 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
ist immer eine mechanische Befestigung der Damit diese Forderungen erfüllt werden können, sind
Zarge an der Wand bzw. Öffnungsleibung erfor- dreiseitig umlaufende Falzdichtungen und eine Dich-
tung der unteren Bodenfuge erforderlich (Anschlag-
derlich. Eine zusätzliche Verschraubung des schwelle, Auflaufdichtung, automatisch absenkbare Bo-
Schließbleches bzw. der Bänder schafft weitere dendichtung).
Festigkeiten. Um Trittschallübertragungen – insbesondere bei harten
Eine alleinige Befestigung der Zargen bzw. Bodenbelägen – aus dem Treppenhaus bzw. Hausflur in
Wohnungen oder andere Nutzbereiche zu vermeiden, ist
Blendrahmen am Baukörper mit PU-Monta- im Bereich des Türdurchganges außerdem immer eine
geschaum ist nicht zulässig. Schäume dieser Art Trennfuge im schwimmenden Estrich und Bodenbelag
dienen bei Sicherheitstüren nur der Hohlraum- vorzusehen.
füllung, nicht der Befestigung. • Brandschutz/Rauchschutz. Anforderungen an den
Brand- und Rauchschutz von Wohnungsabschlusstüren
sind in den jeweiligen Landesbauordnungen baurecht-
lich geregelt. Bei der Beurteilung spielen beispielsweise
7.9 Sondertüren die Gebäudehöhe, die Anzahl der an das Treppenhaus
angrenzenden Nutzungseinheiten sowie die Zugänglich-
keit in die Wohnungen – von Treppenhäusern oder von
Von Sondertüren werden je nach Einsatzort und allgemein zugänglichen Fluren aus – eine Rolle.
den sich daraus ergebenden Anforderungen • Einbruchschutz. Beim Einbruchschutz ist zwischen not-
ganz spezifische Eigenschaften erwartet, woraus wendigen (Gesetzgeber) und wünschenswerten (Bau-
sich sowohl notwendige (Gesetzgeber) als auch herrn/Planer) Regelungen zu unterscheiden. Es ent-
spricht dem Stand der Technik Wohnungsabschlusstüren
individuell wünschenswerte (Bauherr/Planer) Auf- mindestens der Widerstandsgruppe WK2 (bei geringem
lagen ableiten lassen. Risiko) zuzuordnen.
Einzelheiten über die hier angesprochenen Anforde-
rungsbereiche sind den jeweiligen Abschnitten und Bild-
darstellungen zu entnehmen.
7.9.1 Wohnungsabschlusstüren
Wohnungstüren Objekttüren
I • •
Hygrothermische
II • • • 4) •
Beanspruchung
III • • 4)
N • •
Mechanische M •
Beanspruchung5) S • • • 4)
E • • 4)
Feuchte- Feuchtraumtür • 4) • 4) • 4) • 4)
beständigkeit
Nassraumtür • 4)
Einbruchhemmung WK 1/WK 2 • 3) 4)
SSK 1 Rw,R = 27 dB • 2)
Schalldämmung1) SSK 2 Rw,R = 32 dB • 2) • 4)
SSK 3 Rw,R = 37 dB • 2) • 2)
1) Nachweis durch Prüfung durch eine Prüfstelle für die Erteilung allgemeiner bauaufsichtlicher Prüfzeugnisse der Bauregelliste A: Rw,R = erf. Rw.
2) Je nach Einsatzort sind die Angaben in DIN 4109,Tabelle 3 zu beachten.
3) Sind keine Anforderungen an die Einbruchhemmung gestellt, so sollten mindestens Zargen der Klasse S zum Einsatz kommen.
4) Auswahl unter Berücksichtigung der zu erwartenden Beanspruchung.
5) Türblatt und Türzarge sollten aus korrelierenden Beanspruchungen stammen.
In Bereichen mit langfristig höherer Luftfeuchtigkeit (z. B. immer offen stehenden Fenstern) oder bei Türblättern mit einer Höhe über 2,11 m werden Türen der nächst höheren
Klimaklasse empfohlen.
609
7
610 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
12 7
4
3 5 4
6
1 6
7.136
2 Schematische Darstellung des konstruktiven Aufbaues
8 von Feucht- und Nassraumtürblättern (Beispiele)
a) Feuchtraumtürblatt
b) Nassraumtürblatt
1 dünne HPL-Schichtstoffschicht
4 2 HDF-Hartfaserplatte, 3 mm dick (Deckplatte)
4 3 Folienkante (Türfalz ummantelt)
4 4 umlaufender Polyurethan-Kunststoffrahmen
4
5 Aluminium-Stabilisator (Rahmenverstärkung)
6 PS-Hartschaum-Einlage
7 verdeckter Kunststoff-Anleimer
7.136a 7.136b 8 HPL-Kunststoffplatte, 2 mm dick (Deckplatte)
Nasszellen in Krankenhäusern, Hotels, öffentli- Glas im Bauwesen. In Verbindung mit der Neu-
chen Duschräumen und Badeanstalten. abfassung der europäischen Normen wurden die
Begriffe neu geordnet und definiert. Im Wesentli-
Güte- und Prüfbestimmungen für Innentüren chen sind zu nennen:
aus Holz und Holzwerkstoffen und anderen Mate- • DIN EN 572-2 – Floatglas
rialien (DIN 68 706-1) sind RAL-RG 426, Teil III, • DIN EN 572-3 – Profiliertes Drahtglas
Feucht- und Nassräumen, zu entnehmen [65]. Vor • DIN EN 572-4 – Gezogenes Flachglas
der Erteilung des RAL-Gütezeichens muss zusätz- • DIN EN 572-5 – Ornamentglas
lich noch der Nachweis hinsichtlich ihrer klimati- • DIN EN 572-6 – Drahtornamentglas
schen und mechanischen Eignung gemäß RAL-
RG 426, Teil I, erbracht werden. Vgl. hierzu Tab.
Sicherheitsgläser im Bauwesen. Glasarten die-
7.18.
ses Bereiches vereinen sowohl passive als auch
aktive Sicherheitseigenschaften. Dementspre-
7 • Bild 7.136 a bis b zeigt den konstruktiven Aufbau von
Feucht- und Nassraumtürblättern. Daraus wird ersicht- chend unterscheidet man folgende Glasgrup-
lich, dass Feuchtraumtürblätter – die Holz und Holzwerk- pen:
stoffe enthalten – allseitig an den Flächen und Kanten aus
wasserabweisenden Materialien bestehen bzw. damit ab-
gedeckt sein müssen. Dabei ist insbesondere allen sicht- 1. Gläser für passive Sicherheit (Sicherheit mit
baren Klebefugen besondere Aufmerksamkeit zu schen- Glas) sollen im Bruchfall Menschen und Tiere
ken. vor Verletzungen durch die Materie Glas schüt-
Demgegenüber zeichnen sich Türblattkonstruktionen zen. Glasarten, die dieses Kriterium erfüllen,
von Nassraumtüren dadurch aus, dass alle Teile aus
wasserbeständigen – in öffentlichen Gebäuden sogar sind neben anderen:
dampfstrahlbeständigen und leicht desinfizierbaren – • DIN EN 12 150-1 – Einscheiben-Sicherheits-
Kunststoffmaterialien bestehen.
glas (ESG)
• DIN EN ISO 12543-2– Verbund-Sicherheitsglas
(VSG)
7.10 Ganzglas-Türen Glasprodukte dieser Gruppe zerfallen bei ei-
und Ganzglas-Türanlagen nem Bruch entweder in stumpfkantige Krümel
(ESG) oder die Glasbruchstücke haften an einer
Türen aus Glas ergeben großzügige, transparente Zwischenschicht (VSG).
Raumabschlüsse, die in der Regel aus rahmen- Um Glasunfälle zu vermeiden und hochwertige
losen Türblättern aus Sicherheitsglas bestehen Güter vor Einbruch zu sichern, müssen bei
und mit den notwendigen Beschlägen ausgerüs- Ganzglas-Türen und Ganzglas-Türanlagen im-
tet sind. Man unterscheidet mer Sicherheitsgläser verwendet werden.
• Ganzglas-Türen,
2. Gläser für aktive Sicherheit (Sicherheit durch
• Ganzglas-Türanlagen, Glas) sollen neben passiven Sicherheitseigen-
• Ganzglas-Schiebewände (Abschn. 8) schaften auch Schutz des Eigentums oder des
7.10 Ganzglas-Türen und Ganzglas-Türanlagen 611
Menschen selbst gegenüber Angriffen durch (Ballwurfsicherheit). Weitere Einzelheiten sind der Spe-
Dritte bieten. zialliteratur [49], [50], [51] zu entnehmen.
Hierfür eignet sich insbesondere Verbund- Verbund-Sicherheitsglas (VSG nach DIN EN ISO 12 543-
2) besteht aus zwei oder mehreren – im Regelfall gleich
Sicherheitsglas (VSG) in unterschiedlichen dicken – Glastafeln, die jeweils durch klardurchsichtige,
Dicken. Wie die Bilddarstellungen in Tabelle zähelastische und hochreißfeste PVB-Folien (Polyvinyl-
5.159 verdeutlichen, ist der Glasaufbau je nach butyral) fest miteinander verbunden sind.
Widerstandsklasse sehr unterschiedlich und Bei gewaltsamer Zerstörung haften die Bruchstücke an
nur in Kombination mit Polyvinylbutyralfolien der Folie (splitterbindendes Glas), so dass dadurch die
Verletzungsgefahr gemindert wird und kein Totalverlust
(PVB) möglich. Durch den Einbau von dünnen der Verglasung wie beim Einscheiben-Sicherheitsglas
Alarmdrähten zwischen zwei Scheiben wird die befürchtet werden muss. Die Schutzwirkung (aktive Si-
Sicherheit in Verbindung mit einer Einbruch- cherheit) bleibt demnach auch bei einem Glasbruch
meldeanlage noch weiter erhöht. weitgehend erhalten.
Die Schutzwirkung von Verbund-Sicherheitsglas beruht
Angriffhemmende Verglasungen gibt es je nach im Wesentlichen auf der hohen Reißfestigkeit der PVB-
Schutzwirkung als Zwischenschichten. Durch die Kombination verschieden
dicker Glas- und Folienschichten ist es möglich, angriffs-
• DIN EN 356 – Durchwurfhemmende Gläser: Wi- hemmende Verglasung gegen Durchbruch, Beschuss
derstandsklassen P1A bis P5A (seit- und Explosion in den jeweiligen Widerstandsklassen
her A1 bis A3) herzustellen.
– Durchbruchhemmende Gläser: Wi- Verbund-Sicherheitsglas kann mehrschichtig aus einzel-
derstandsklassen P6B bis P8B (seit- nen Glastafeln gefertigt oder in Form von Mehrschei-
her B1 bis B3) ben-Isolierglas mit Funktionsgläsern für Sonnen-, Wär-
me-, Schall- und Brandschutz ausgestattet werden. In die
• DIN EN 1063 – Durchschusshemmende Gläser: Verbundschicht können auch dünne Drähte für Alarm-
Widerstandsklassen BR1 bis BR7 (seit- anlagen, zu Heizzwecken usw. eingelegt sein.
her C1 bis C5)
Verbund-Sicherheitsglas wird überall dort eingesetzt, wo
• DIN EN 13541 – Sprengwirkungshemmende Gläser Licht und gute Durchsicht gebraucht und ein Höchst-
(bleiben hier unberücksichtigt). maß an Sicherheit verlangt wird, wie beispielsweise bei
Schaufenster- und Türanlagen von Juwelier-, Pelz- und
Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG nach DIN EN 12 150- Antiquitätengeschäften, in Banken, Museen usw. Auf-
1) ist ein thermisch vorgespanntes Glas. Beim Vorspann- grund seiner splitterbindenden und einbruchhemmen-
prozess wird die Glastafel bis zur Erweichung erwärmt den Eigenschaften wird es auch in Schulen, Kindergärten
und dann mit Kaltluft konvektiv abgeschreckt. Durch und Privathäusern sowie bei Überkopfverglasungen ein-
diese Behandlung wird in der Glasscheibe ein im Gleich-
gewicht befindlicher Spannungszustand aufgebaut: Die
gebaut.
Damit die gewünschte Schutzwirkung nach einem mög-
7
beiden Oberflächen stehen unter Druckspannungen, lichen Glasbruch gewährleistet ist und um zu verhin-
das Scheibeninnere unter Zugspannungen. dern, dass die Kunststofffolien am Glasrand von außen
Damit dieser Spannungszustand nicht verloren geht, nicht beschädigt bzw. angegriffen werden (z. B. Feuch-
muss die Glastafel vor der Wärmebehandlung auf Größe tigkeitseinwirkung), ist Verbund-Sicherheitsglas in der
zugeschnitten, die Kanten bearbeitet und alle erforderli- Regel in eine Rahmenkonstruktion zu legen.
chen Lochbohrungen (z. B. für die Befestigung der Be- Rahmenlose Ganzglas-Türanlagen werden demnach
schläge) vorgenommen werden. fast ausschließlich aus Einscheiben-Sicherheitsgläsern
Einscheiben-Sicherheitsglas lässt sich nachträglich nicht (ESG) hergestellt. Außerdem ist Verbund-Sicherheitsglas
mehr bearbeiten. Jede weitere Bearbeitung hätte den im Allgemeinen auch teurer als Einscheiben-Sicherheits-
Zerfall des Glases zur Folge. Bei Glasbruch zerfällt es in glas. Weitere Einzelheiten sind der Spezialliteratur [49],
kleine, stumpfkantige Glaskrümel, die jedoch nieman- [50], [51] zu entnehmen.
den ernsthaft verletzen.
Sicherheitsglas dieser Art wird im Wesentlichen aus Flo-
atglas, gezogenem Floatglas und strukturiertem Orna-
mentglas in Dicken von 3–4–5–6–8–10–12–15–19–25
7.10.1 Ganzglas-Fertigtüren
mm hergestellt. Das Glas kann durchsichtig, eingefärbt,
transluzent, beschichtet oder emailliert sein. Rahmenlose Ganzglas-Fertigtüren (Bild 7.137)
Aufgrund seiner Vorspannung weist es eine stark erhöh- für den Innenbereich werden sowohl im Woh-
te Schlag- und Biegebruchfestigkeit sowie Temperatur- nungsbau als auch Objektbau – beispielsweise in
wechselbeständigkeit auf. Daher wird es nicht nur zu Büro- und Verwaltungsgebäuden, Praxisräumen
konventionellen Mehrscheiben-Isolierglas-Kombinatio-
nen verarbeitet, ebenso können Wärmeschutz- oder
u. a. – eingesetzt. Sie bieten die Möglichkeit, Räu-
Sonnenschutzgläser in ESG-Ausführung geliefert wer- me funktional von einander zu trennen und den-
den. noch optisch mehr oder weniger stark zu verbin-
Verwendet wird es vor allem für rahmenlose Ganzglas- den.
Türen, Ganzglas-Türanlagen und -Trennwände, zur Ab-
sturzsicherung als Treppen-, Balkon- und Geländerbrüs-
Das von der Glasindustrie angebotene Ganzglas-
tung, bei anwendungsfertigen Produkten wie Duschka- Fertigtürprogramm besteht aus verschiedenen
binen usw. sowie im Fahrzeug- und Sportstättenbau Grundtypen mit zahlreichen Variationsmöglich-
612 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
Mitte Falleneinlass
4 Falzdichtung
43 mm
5 Band-Aufnahmeelement (Bandtasche)
Türhöhe, Glasmaß 1972 (2097) mm
Beschlagprogramm)
Auflage Band 1435 mm
8 (10) mm
4 11 10 9
OFF 5
7
11 6 7 8
7.137c
10
8 (10) mm
7 11 10 9
7 9 6 4
3
8 41 6 7 8
7.137b 7.137d
keiten in Glasart, Struktur, Dekormuster, Farbbe- gen gemäß DIN 18 111 oder Holzwerkstoffzargen
schichtungen und Beschlagart. mit Bekleidungen. Von der Norm abweichende
Die mit allen erforderlichen Beschlagteilen aus- Sonderabmessungen mit maximalen Türblatt-
gerüsteten rahmenlosen Türblätter bestehen aus außenmaßen 1200 × 2300 × 10 mm sind möglich.
8 oder 10 mm dicken Einscheiben-Sicherheitsglä-
sern (ESG) und sind in drei unterschiedlichen Tür-
blattaußenmaßen erhältlich (709 × 1972/2097 7.10.2 Ganzglas-Türanlagen
– 834 × 1972/2097 – 959 × 1972/2097). Die Tür-
blätter sind mit diesen Abmessungen auf die Ganzglas-Türanlagen (Bild 7.138) sind ideale Bau-
Baurichtmaße nach DIN 18 100 abgestimmt und elemente für großflächige transparente Raum-
eignen sich somit zum Einbau in Norm-Stahlzar- abschlüsse, wie sie beispielsweise in öffentlich
7.10 Ganzglas-Türen und Ganzglas-Türanlagen 613
7.138 Schematische Darstellung von ein- und zweiflügeligen Ganzglas-Türanlagen mit Seitenteilen (Festteilen) und
Oberlichtteilen (Beispiele)
a) einflügelig mit türhohen Seitenteilen
b) einflügelig mit raumhohen Seitenteilen und Oberlicht
c) zweiflügelig mit türhohen Seitenteilen
d) zweiflügelig mit türhohen Seitenteilen und zweigeteiltem Oberlicht
3 mm
170
B
52
2 4 2
1
106
7
DETAIL B1
7 mm
C 6
5
ANSICHT
5
2 1
40
3 DETAIL B2
18
4
2 3 4 5
DETAIL A1
Baukörperanschluss
DETAIL C1
2 1
7 3
Klemmplatte
40
29
Glasbohrungen
4
DETAIL A2
Sicherheitsausführung
Glasbearbeitung für Sicherheitsausführung
19
Ø 12
Zapfenband
Deckplatte aus Edelstahl
150 300 Gehäuse Bodentürschliesser DETAIL C2
7.139 Konstruktionsbeispiel einer Ganzglas-Türanlage, bestehend aus zwei Türflügeln, zwei raumhohen Seitenteilen
(Festteilen) und einem Oberlicht
ANSICHT Ganzglas-Türanlage
DETAIL A1 Baukörperanschluss (Wand- und Deckenanschlussprofil)
DETAIL A2 Baukörperanschluss (Profil für Sicherheitsausführung)
DETAIL B1 Winkeloberlichtbeschlag mit Buchse für Zapfen (Festteil)
DETAIL B2 Oberer Eckbeschlag mit Zapfen (Türflügelteil)
DETAIL C1 Unterer Eckbeschlag (Schnitt: Türflügel-Festteil) mit Zapfenband für Bodentürschließer
DETAIL C2 Unterer Eckbeschlag (Ansicht-Klemmplatte-Zapfenband) mit Gehäuse-Bodentürschließer
1 Wand- und Deckenanschlussprofile 5 Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG)
2 Deckschalen (Aluminium, Edelstahl u. a.) 6 Eckschloss
3 Klemmplatten mit Schrauben 7 Mittelschloss
4 elastische Zwischenlagen (Pressspan)
Nach Vorlagen DORMA-Glas, Bad Salzuflen
7.10 Ganzglas-Türen und Ganzglas-Türanlagen 615
6 6
1 3
5 5
55
2 4
7 8 7 8
60
78
Abmessungen genau angegeben und sämtli- • Glastafeln dürfen nicht auf harten Untergrund (z. B. Kera- 7
che Bearbeitungen (Bohrlochabstände, Glas- mik- und Steinbeläge) oder auf die Scheibenecken abge-
stellt werden. Am vorteilhaftesten ist es, die vom Herstel-
ausschnitte, Kantenbearbeitung) bereits bei der ler gelieferte Verpackung bis zur Montage zu verwenden.
Bestellung auf das Sorgfältigste festgelegt sein • Jede Verglasungseinheit ist vor dem Einbau auf Fehler
müssen. bzw. Beschädigungen hin zu überprüfen. Beschädigte
Die Türflügelbreite ist immer kleiner als das bzw. fehlerhafte Einheiten dürfen nicht eingesetzt wer-
den, da unmittelbare Bruchgefahr besteht.
lichte Durchgangsmaß und die Türflügelhöhe
• Trotz der hohen Biegebruch- und Schlagfestigkeit der Glä-
kleiner als die Öffnungshöhe anzunehmen. Die ser ist bei der Montage mit größter Sorgfalt zu verfahren.
in der Abbildung (Ansicht) angegebenen Glas-
• Einscheiben-Sicherheitsgläser (ESG) dürfen nach der Aus-
fugenmaße sind Richtmaße, die je nach Flügel- lieferung bzw. vor der Montage keinesfalls mehr bearbei-
anzahl, Flügelbreite und Glasdicke variieren. tet werden.
Weitere Einzelheiten sind den jeweiligen Her- • Werden Ganzglas-Türanlagen ausnahmsweise vor Ab-
stellerunterlagen zu entnehmen. schluss der Putzarbeiten eingebaut, so sind die Glastafeln
zum Schutz gegen Kratzer und Ätzungen (z. B. Kalksprit-
Transport, Lagerung und Montage. Im Zusammenhang zer) vollflächig mit Papier abzukleben oder anderweitig
mit Transport, Lagerung und Montage entstehen häufig zu schützen.
Schäden an Verglasungseinheiten. Folgende Empfehlung- • Müssen die Stoßfugen zwischen festsehenden Glasschei-
en sind daher zu beachten: ben (z. B. Seiten- und Oberlichtteil) staubdicht ausge-
• Glasscheiben dürfen beim Transport nicht nass werden; führt werden, so ist hierfür nach Herstellerangabe eine
nassgewordene Gläser sind umgehend zu trocknen. Ins- elastische Dichtungsmasse zu verwenden.
besondere Mehrscheiben-Isoliergläser müssen trocken • Es ist zwingend darauf zu achten, dass alle Teile (Rahmen
gelagert werden und dürfen nicht der direkten Sonnen- und Verglasungen) exakt gefluchtet eingebaut werden,
einstrahlung oder anderen Hitzequellen ausgesetzt sein. da sonst durch die Verwindung der Glasscheiben die Op-
• Glastafeln dürfen nur stehend gelagert werden. Die Un- tik beeinträchtigt wird.
terlagen und die Abstützung gegen Kippen dürfen keine
Beschädigung des Glases hervorrufen. Die einzelnen Ver-
glasungseinheiten sind durch Zwischenlagen zu tren- Kenntlichmachung von Glasflächen. Die Mus-
nen. terbauordnung (MBO) schreibt vor, das Glastüren
616 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
7.11 Normen
7 Norm Ausgabedatum Titel
Normen, Fortsetzung
DIN 4076-1 10.1985 Benennungen und Kurzzeichen auf dem Holzgebiet; Holzarten
DIN 4079 05.1976 Furniere; Dicken
DIN 4102-1 05.1998 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen – Baustoffe;
Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-2 09.1977 –; Bauteile, Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-4 03.1994 –; Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter Baustoffe,
Bauteile und Sonderbauteile
DIN 4102-4 Ber 1 05.1995 –; Berichtigungen
DIN 4102-4 Ber 2 04.1996 –; Berichtigungen
DIN 4102-4 Ber 3 09.1998 –; Berichtigungen
DIN 4102-4/A1 11.2004 –; –; Bauteile und Sonderbauteile; Änderung
DIN 4102-5 09.1977 –; Feuerschutzabschlüsse, Abschlüsse in Fahrschachtwänden und gegen
Feuer widerstandsfähige Verglasungen, Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-13 05.1990 –; Brandschutzverglasungen; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-18 03.1991 –; Feuerschutzabschlüsse; Nachweis der Eigenschaft „selbstschließend“
(Dauerfunktionsprüfung)
E DIN 4102-19 12.1998 –; Wand- und Deckenbekleidung in Räumen; Versuchsraum für zusätzliche
Beurteilungen
DIN 4103-1 07.1984 Nichttragende innere Trennwände; Anforderungen, Nachweise
DIN 4103-2 12.1985 –; Trennwände aus Gips-Wandbauplatten
DIN 4103-4 11.1988 –; Unterkonstruktion in Holzbauart
DIN 4108 Bbl 1 04.1982 Wärmeschutz im Hochbau; Inhaltsverzeichnisse; Stichwortverzeichnis
DIN 4108 Bbl 2 08.1998 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Wärmebrücken –
Planungs- und Ausführungsbeispiele
DIN 4108 Bbl 2 01.2004 –; –; (gleicher Titel) 7
DIN 4108-1 08.1981 Wärmeschutz im Hochbau; Größen und Einheiten
DIN 4108-2 07.2003 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Mindestanforderungen
an den Wärmeschutz
DIN 4108-3 07.2001 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen, Berechnungsverfahren
und Hinweise für Planung und Ausführung
DIN 4108-3 Ber 1 04.2002 –; Berichtigungen
DIN V 4108-4 02.2002 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Wärme- und feuchte-
schutztechnische Bemessungswerte
DIN V 4108-4 07.2004 –; –; (gleicher Titel)
DIN V 4108-6 06.2003 –; Berechnung des Jahresheizwärme- und des Jahresheizenergiebedarfs
DIN V 4108-6 Ber 1 03.2004 –; Berichtigungen
DIN 4108-7 08.2001 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden; Luftdichtheit von Gebäuden,
Anforderungen, Planungs-und Ausführungsempfehlungen sowie -beispiele
DIN V 4108-10 02.2002 –; Anwendungsbezogene Anforderungen an Wärmedämmstoffe – Werkmäßig
hergestellte Wärmedämmstoffe
DIN V 4108-10 06.2004 –; –; (gleicher Titel)
DIN V 4108-10 Ber 1 09.2004 –; Berichtigungen
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Ber 1 08.1992 –; Berichtigungen zu DIN 4109, DIN 4109 Bbl 1und DIN 4109 Bbl 2
DIN 4109 Bbl 1 11.1989 –; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren
E DIN 4109 Bbl 1/A1 01.2001 –; –; Änderung
DIN 4109 Bbl 1/A1 09.2003 –; –; (gleicher Titel)
Normen, Fortsetzung
DIN 4109 Bbl 2 11.1989 –; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen erhöhten
Schallschutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn-
oder Arbeitsbereich
DIN 4109 Bbl 3 06.1996 –; Berechnung von R’w,R für den Nachweis der Eignung nach DIN 4109 aus Werten
des im Labor ermittelten Schalldämm-Maßes Rw
E DIN 4109 Bbl 4 11.2000 –; Nachweis des Schallschutzes – Güte- und Eignungsprüfung
DIN 4109/A1 01.2001 –; Anforderungen und Nachweise; Änderung
E DIN 4109-10 06.2000 –; Vorschläge für einen erhöhten Schallschutz von Wohnungen
DIN 4109-11 09.2003 Schallschutz im Hochbau – Nachweis des Schallschutzes;
Güte- und Eignungsprüfung
DIN 4172 07.1955 Maßordnung im Hochbau
DIN V 4701-10 08.2003 Energetische Bewertung heiz- und raumlufttechnischer Anlagen – Heizung,
Trinkwassererwärmung, Lüftung
DIN 5034-1 10.1999 Tageslicht in Innenräumen – Allgemeine Anforderungen
DIN 5034-2 02.1985 –; Grundlagen
DIN 5034-3 09.1994 –; Berechnung
E DIN 5034-3 09.2005 –; –; (gleicher Titel)
DIN 6812 06.2002 Medizinische Röntgenanlagen bis 300 kV – Regeln für die Auslegung des
baulichen Strahlenschutzes
DIN 6812 Ber 1 01.2003 –; Berichtigungen
DIN 6812 Ber 2 02.2004 –; Berichtigungen
DIN 6834-1 09.1973 Strahlenschutztüren für medizinisch genutzte Räume; Anforderungen
DIN 6834-2 09.1973 –; Drehflügeltüren, einflügelig mit Richtzarge, Maße
DIN 6834-3 09.1973 –; Drehflügeltüren, zweiflügelig mit Richtzarge, Maße
7 DIN 6834-4 09.1973 –; Schiebetüren, einflügelig, Maße
DIN 6834-5 09.1973 –; Schiebetüren, zweiflügelig, Maße
DIN 15 306 06.2002 Aufzüge – Personenaufzüge für Wohngebäude – Baumaße, Fahrkorbmaße,
Türmaße
DIN 16 830-1 07.1991 Fensterprofile aus hochschlagzähem Polyvinylchlorid (PVC-HI); Prüfverfahren
DIN 16 830-2 07.1991 –; weiß; Anforderungen
DIN 16 830-3 11.2000 –; Profile mit beschichteten, farbigen Oberflächen; Anforderungen
DIN 17 611 12.2000 Anodisch oxidierte Erzeugnisse aus Aluminium und Aluminium-Knetlegierungen
– Technische Lieferbedingungen
DIN 18 000 05.1984 Modulordnung im Bauwesen
DIN 18 015-1 09.2002 Elektrische Anlagen in Wohngebäuden – Planungsgrundlagen
DIN 18 024-1 01.1998 Barrierefreies Bauen – Straßen, Plätze, Wege, öffentliche Verkehrs- und
Grünanlagen sowie Spielplätze; Planungsgrundlagen
DIN 18 024-2 11.1996 –; Öffentlich zugängige Gebäude und Arbeitsstätten, Planungsgrundlagen
DIN 18 025-1 12.1992 –; Wohnungen für Rollstuhlbenutzer; Planungsgrundlagen
DIN 18 025-2 12.1992 –; Planungsgrundlagen
E DIN 18 030 11.2002 –; Planungsgrundlagen
DIN 18 032-1 09.2003 Sporthallen – Hallen und Räume für Sport und Mehrzwecknutzung
– Grundsätze für die Planung
DIN 18 032-3 04.1997 –; –; Prüfung der Ballwurfsicherheit
DIN 18 055 10.1981 Fenster; Fugendurchlässigkeit, Schlagregendichtheit und mechanische
Beanspruchung; Anforderungen und Prüfung
DIN 18 056 06.1966 Fensterwände; Bemessung und Ausführung
7.11 Normen 619
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
7 DIN EN 312-4 11.1996 –; –; Anforderungen an Platten für tragende Zwecke zur Verwendung
im Trockenbereich
DIN EN 312-5 06.1997 –; –; Anforderungen an Platten für tragende Zwecke zur Verwendung
im Feuchtbereich
DIN EN 312-6 11.1996 –; –; Anforderungen an hochbelastbare Platten für tragende Zwecke
zur Verwendung im Trockenbereich
DIN EN 312-7 06.1997 –; –; Anforderungen an hochbelastbare Platten für tragende Zwecke
zur Verwendung im Feuchtbereich
DIN EN 313-1 05.1996 Sperrholz – Klassifizierung und Terminologie – Klassifizierung
DIN EN 313-2 11.1999 –; –; Terminologie
E DIN EN 335-1 11.2004 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 335-2 10.1992 –; –; Anwendung bei Vollholz
E DIN EN 335-2 11.2004 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 335-3 09.1995 Anwendung bei Holzwerkstoffen
DIN EN 350-1 10.1994 –; Natürliche Dauerhaftigkeit von Vollholz – Grundsätze für die Prüfung und
Klassifikation der natürlichen Dauerhaftigkeit von Holz
DIN EN 356 02.2000 Glas im Bauwesen – Sicherheitssonderverglasung – Prüfverfahren und
Klasseneinteilung des Widerstandes gegen manuellen Angriff
DIN EN 357 02.2005 –; Brandschutzverglasungen aus durchsichtigen oder durchscheinenden
Glasprodukten – Klassifizierung des Feuerwiderstandes
DIN EN 438-1 04.2005 Dekorative Hochdruck-Schichtpressstoffplatten (HPL); Platten auf Basis härtbarer
Harze: Spezifikationen
DIN EN 438-2 04.2005 –; –; Bestimmung der Eigenschaften
DIN EN 438-3 04.2005 –; –; Klassifizierung und Spezifikationen für Platten mit einer Dicke kleiner
als 2 mm, vorgesehen zum Verkleben auf ein Trägermaterial
7.11 Normen 623
Normen, Fortsetzung
DIN EN 438-4 04.2005 –; –; Klassifizierung und Spezifikationen für Kompakt-Schichtpressstoffe mit einer
Dicke von 2 mm und größer
DIN EN 438-5 04.2005 –; –; Klassifizierung und Spezifikationen für Schichtpressstoffe für Fußböden mit
einer Dicke kleiner 2 mm, vorgesehen zum Verkleben auf ein Trägermaterial
DIN EN 438-6 04.2005 –; –; Klassifizierung und Spezifikationen für Kompakt-Schichtpressstoffe für die
Anwendung im Freien mit einer Dicke von 2 mm und größer
DIN EN 438-7 04.2005 –; –; Kompaktplatten und HPL-Mehrschicht-Verbundplatten für Wand- und
Deckenbekleidungen für Innen- und Außenanwendung
DIN EN 477 08.1995 Profile aus weichmacherfreiem Polyvinylchlorid (PVC-U) zur Herstellung von
Fenstern und Türen – Bestimmung der Stoßfestigkeit von Hauptprofilen mittels
Fallbolzen
DIN EN 478 08.1995 –; Bestimmung des Verhaltens nach Lagerung bei 150 °C – Prüfverfahren
DIN EN 479 08.1995 –; Bestimmung des Wärmeschrumpfes
DIN EN 485-3 06.2003 Aluminium und Aluminiumlegierungen – Bänder, Bleche und Platten –
Grenzabmaße und Formtoleranzen für warmgewalzte Erzeugnisse
DIN EN 485-1 01.1994 –; –; Technische Lieferbedingungen
DIN EN 485-2 03.1995 –; –; Mechanische Eigenschaften
E DIN EN 485-2 10.1999 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 513 10.1999 Profile aus weichmacherfreiem Polyvinylchlorid (PVC-U) zur Herstellung von
Fenstern und Türen – Bestimmung der Wetterechtheit und Wetterbeständigkeit
durch künstliche Bewitterung
DIN EN 514 03.2000 –; Bestimmung der Festigkeit verschweißter Ecken und T-Verbindungen
DIN EN 572-1 01.1995 Glas im Bauwesen – Basiserzeugnisse aus Kalk-Natronglas – Definitionen und
allgemeine physikalische und mechanische Eigenschaften
DIN EN 572-2 09.2004 –; –; Floatglas
DIN EN 572-3 09.2004 –; –; Poliertes Drahtglas
DIN EN 572-4 09.2004 –; –; Gezogenes Flachglas 7
DIN EN 572-5 09.2004 –; –; Ornamentglas
DIN EN 572-6 09.2004 –; –; Drahtornamentglas
DIN EN 572-7 09.2004 –; –; Profilbauglas mit oder ohne Drahteinlage
E DIN EN 572-9 01.2005 –; –; Konformitätsbewertung/Produktnorm
DIN EN 622-1 09.2003 Faserplatten – Anforderungen – Allgemeine Anforderungen
DIN EN 622-2 07.2004 –; –; Anforderungen an harte Platten
DIN EN 622-3 07.2004 –; –; Anforderungen an mittelharte Platten
DIN EN 622-4 08.1997 –; –; Anforderungen an poröse Platten
DIN EN 622-5 08.1997 –; –; Anforderungen an Platten nach dem Trockenverfahren (MDF)
E DIN EN 622-5 05.2004 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 634-1 04.1995 Zementgebundene Spanplatten – Anforderungen – Allgemeine Anforderungen
DIN EN 634-2 10.1996 –; Anforderungen an Portlandzement (PZ) gebundene Spanplatten zur
Verwendung im Trocken-, Feucht- und Außenbereich
E DIN EN 634-2 05.2005 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 635-1 01.1995 Sperrholz – Klassifizierung nach dem Aussehen der Oberfläche – Allgemeines
DIN EN 635-2 08.1995 –; Laubholz
DIN EN 635-3 08.1995 –; Nadelholz
DIN V ENV 635-4 11.1996 –; Einflussgrößen auf die Eignung zur Oberflächenbehandlung – Leitfaden
DIN EN 673 06.2003 Glas im Bauwesen – Bestimmung des Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) –
Berechnungsverfahren (enthält Änderung A1:2000 + Änderung A2:2002)
DIN EN 755-1 08.1997 Aluminium und Aluminiumlegierungen – Stranggepresste Stangen, Rohre und
Profile – Technische Lieferbedinungen
Fortsetzung s. nächste Seite
624 7 Außen-, Innen-, Sondertüren
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
DIN EN 13 162 10.2001 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
Mineralwolle (MW) – Spezifikation
DIN EN 13 163 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Polystyrol (EPS) –
Spezifikation
DIN EN 13 164 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus extrudiertem Polystyrolschaum (XPS) –
Spezifikation
DIN EN 13 164/A1 08.2004 –; –; Änderung
DIN EN 13 165 02.2005 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Polyurethan-Hartschaum (PUR) –
Spezifikation
DIN EN 13 172 09.2005 Wärmedämmstoffe – Konformitätsbewertung
DIN EN 13 241-1 04.2004 Tore – Produktnorm – Produkte ohne Feuer- und Rauchschutzeigenschaften
DIN EN 13 330 03.2003 Abschlüsse außen – Aufprall eines harten Stoßkörpers – Prüfverfahren
E DIN EN 13 474-1 04.1999 Glas im Bauwesen – Bemessung von Glasscheiben – Allgemeine Grundlagen
für Entwurf, Berechnung und Bemessung
E DIN EN 13 474-2 05.2000 –; –; Bemessung für gleichmäßig verteilte Belastungen
DIN EN 13 501-1 06.2002 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten –
Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen zum Brandverhalten
von Bauprodukten
DIN EN 13 541 02.2001 Glas im Bauwesen – Sicherheitssonderverglasung – Prüfverfahren und
Klasseneinteilung des Widerstandes gegen Sprengwirkung
DIN EN 13 556 10.2003 Rund- und Schnittholz – Nomenklatur der in Europa verwendeten Handelshölzer
E DIN EN 13 633 04.2003 Schlösser und Baubeschläge – Elektrisch gesteuerte Paniktüranlagen für Türen
in Rettungswegen – Anforderungen und Prüfverfahren
E DIN EN 13 637 04.2003 –; Elektrisch gesteuerte Notausgangsanlagen für Türen in Rettungswegen –
Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 13 829 02.2001 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Bestimmung der
Luftdurchlässigkeit von Gebäuden – Differenzdruckverfahren
(ISO 9972:1996, modifiziert)
7
DIN EN 13 986 03.2005 Holzwerkstoffe zur Verwendung im Bauwesen – Eigenschaften,
Bewertung der Konformität und Kennzeichnung
DIN EN 14 220 04.2004 Holz und Holzwerkstoffe in Fenstern, Außentürflügeln und Außentürrahmen –
Anforderungen
DIN EN 14 449 07.2005 Glas im Bauwesen – Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas –
Konformitätsbewertung/Produktnorm
E DIN EN 15 254-1 07.2005 Erweiterter Anwendungsbereich der Ergebnisse von Feuerwiderstandsprüfungen
– Nichttragende Wände – Allgemeine Grundlagen
E DIN EN 15 254-4 07.2005 –; Verglaste Konstruktionen
DIN EN 20 140-2 05.1993 Akustik; Messung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen;
Angaben von Genauigkeitsanforderungen
DIN EN 20 140-3 05.1995 –; –; Messung der Luftschalldämmung von Bauteilen in Prüfständen
DIN EN 20 140-9 12.1993 –; –; Raum-zu-Raum-Messung der Luftschalldämmung von Unterdecken mit
darüberliegendem Hohlraum im Prüfstand
DIN EN 26 927 05.1991 Hochbau; Fugendichtstoffe; Begriffe
E DIN EN 50 131-1/AA 06.2003 Alarmanlagen – Einbruchmeldeanlagen – Allgemeine Anforderungen;
Änderung AA
DIN EN 50 133-1 09.2003 Alarmanlagen – Zutrittskontrollanlagen für Sicherungsanwendungen –
Systemanforderungen
DIN EN ISO 140-1 03.2005 Akustik – Messung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen –
Anforderungen an Prüfstände mit unterdrückter Flankenübertragung
DIN EN ISO 140-3 03.2005 –; –; Messung der Luftschalldämmung von Bauteilen in Prüfständen
DIN EN ISO 140-4 12.1998 –; –; Messung der Luftschalldämmung zwischen Räumen in Gebäuden
Normen, Fortsetzung
DIN EN ISO 140-6 12.1998 –; –; Messung der Trittschalldämmung von Decken in Prüfständen
DIN EN ISO 140-7 12.1998 –; –; Messung der Trittschalldämmung von Decken in Gebäuden
DIN EN ISO 140-8 03.1998 –; –; Messung der Trittschallminderung durch eine Deckenauflage
auf einer massiven Bezugsdecke in Prüfständen
DIN EN ISO 140-11 08.2005 –; –; Messung der Trittschallminderung durch Deckenauflagen auf
leichten Bezugsdecken in Prüfständen
DIN EN ISO 140-12 03.2000 –; –; Messung der Luft- und Trittschalldämmung durch einen Doppel- und
Hohlraumboden zwischen benachbarten Räumen im Prüfstand
E DIN EN ISO 140-16 08.2004 –; –; Messung der Verbesserung der Schalldämmung durch
akustische Vorsatzschalen im Prüfstand
DIN EN ISO 717-1 01.1997 –; –; Luftschalldämmung
E DIN EN ISO 717-1/A1 08.2004 –; –; Änderung
DIN EN ISO 717-2 01.1997 –; –; Trittschalldämmung
DIN EN ISO 1461 03.1999 Durch Feuerverzinken auf Stahl aufgebrachte Zinküberzüge (Stückverzinken) –
Anforderungen und Prüfungen
DIN ISO 4172 08.1992 Zeichnungen für das Bauwesen; Zeichnungen für den Zusammenbau
vorgefertigter Teile
DIN EN ISO 6946 10.2003 Bauteile – Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient –
Berechnungsverfahren
E DIN EN ISO 6946 06.2005 –; –; (gleicher Titel)
E DIN EN ISO 6946/A2 03.2003 –; –; –; Änderung
DIN EN ISO 7345 01.1996 Wärmeschutz – Physikalische Größen und Definitionen
DIN EN ISO 8044 11.1999 Korrosion von Metallen und Legierungen – Grundbegriffe und Definitionen
E DIN EN ISO 10 077-1 08.2004 Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern, Türen und Abschlüssen –
Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten – Allgemeines
DIN EN ISO 10 077-2 12.2003 –; –; Numerisches Verfahren für Rahmen
E DIN EN ISO 10 211 06.2005 Wärmebrücken im Hochbau – Wärmeströme und Oberflächentemperaturen –
Detaillierte Berechnungen
DIN EN ISO 12 543-1 08.1998 Glas im Bauwesen – Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas –
Definitionen und Beschreibung von Bestandteilen
DIN EN ISO 12 543-2 08.1998 –; –; Verbund-Sicherheitsglas
E DIN EN ISO 12 543-2
/A1 12.2002 –; –; Änderung
DIN EN ISO 12 543-3 08.1998 –; –; Verbundglas
DIN EN ISO 12 543-4 08.1998 –; –; Verfahren zur Prüfung der Beständigkeit
DIN EN ISO 12 543-5 08.1998 –; –; Maße und Kantenbearbeitung
DIN EN ISO 12 567-1 02.2001 Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern und Türen – Bestimmung des
Wärmedurchgangskoeffizienten mittels des Heizkastenverfahrens –
Komplette Fenster und Türen
DIN EN ISO 12 944-1 07.1998 Beschichtungsstoffe – Korrosionsschutz von Stahlbauten durch
Beschichtungssysteme – Allgemeine Einleitung
DIN EN ISO 12 944-2 07.1998 –; –; Einteilung der Umgebungsbedingungen
DIN EN ISO 12 944-3 07.1998 –; –; Grundregeln zur Gestaltung
DIN EN ISO 12 944-4 07.1998 –; –; Arten von Oberflächen und Oberflächenvorbereitung
DIN EN ISO 12 944-5 07.1998 –; –; Beschichtungssysteme
E DIN EN ISO 12 944-5 11.2005 –; –; (gleicher Titel)
E ISO/DIS 12 944-5 09.2005 –; –; (gleicher Titel)
ISO 140-1 10.1997 Akustik – Messung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen –
Anforderungen an Prüfstände mit unterdrückter Flankenübertragung
7.11 Normen 629
Normen, Fortsetzung
ISO 717-1 12.1996 –; Bewertung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen –
Luftschalldämmung
ISO 717-2 12.1996 –; –; Trittschalldämmung
ISO 834-1 09.1999 Feuerwiderstandsprüfungen – Bauteile – Allgemeine Anforderungen
ISO 834-8 10.2002 –; –; Anforderungen an vertikale raumabschließende nichttragende Bauteile
ISO 834-9 02.2003 –; –; Anforderungen an nichttragende Unterdecken
ISO 5925-1 11.1981 Brandversuche; Bewertung von Rauchschutztüren; Prüfung bei
Umgebungstemperatur
ISO 6946 08.1996 Bauteile – Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient –
Berechnungsverfahren
E ISO 6946 DAM 2 01.2003 –; –; –; Änderung
ISO 7345 12.1987 Wärmeschutz; Physikalische Größen und ihre Begriffsbestimmungen
ISO 8273 07.1985 Türen und Türelemente; Normklimate für die Funktionsprüfung von Türen
und Türelementen zwischen unterschiedlichen Klimaten
ISO 10 077-1 07.2000 Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern, Türen und Abschlüssen – Berechnung
des Wärmedurchgangskoeffizienten – Vereinfachtes Verfahren
E ISO/FDIS 10 077-2 01.2003 –; –; Numerisches Verfahren für Rahmen
ISO 10 211-1 08.1995 Wärmebrücken im Hochbau – Wärmeströme und Oberflächentemperaturen –
Allgemeine Berechnungsverfahren
ISO 12 543-1 06.1998 Glas im Bauwesen – Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas –
Definitionen und Beschreibung von Bestandteilen
ISO 12 543-2 11.2004 –; –; Verbund-Sicherheitsglas
ISO 12 543-3 06.1998 –; –; Verbundglas
ISO 12 543-4 06.1998 –; –; Verfahren zur Prüfung der Beständigkeit
ISO 12 543-5 06.1998 –; –; Maße und Kantenbearbeitung
ISO 12 567-1 09.2000 Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern und Türen – Bestimmung des
7
Wärmedurchgangskoeffizienten mittels des Heizkastenverfahrens –
Komplette Fenster und Türen
ISO 12 944-1 05.1998 Beschichtungsstoffe – Korrosionsschutz von Stahlbauten durch
Beschichtungssysteme – Allgemeine Einleitung
ISO 12 944-2 05.1998 –; –; Einteilung der Umgebungsbedingungen
ISO 12 944-3 05.1998 –; –; Grundregeln zur Gestaltung
ISO 12 944-4 05.1998 –; –; Arten von Oberflächen und Oberflächenvorbereitun
ISO 12 944-5 05.1998 –; –; Beschichtungssysteme
ISO 13 788 07.2001 Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Bauteilen –
Oberflächentemperatur zur Vermeidung kritischer Oberflächenfeuchte
und Tauwasserbildung im Bauteilinneren – Berechnungsverfahren
ISO 13 789 09.1999 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Spezifischer
Transmissionswärmeverlustkoeffizient – Berechnungsverfahren
ISO 13 943 04.2000 Brandschutz – Vokabular
E ISO/DIS 14 439 11.2000 Glas im Bauwesen – Anforderungen für die Verglasung –
Verwendung von Verglasungsklötzen
7.12 Literatur
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Haustüren. Anlage 2: Eignungsnachweis Aluminiumhaustüren. Anlage 3: Eignungsnachweis Holzhaustüren. Anlage 4:
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[2] Güte- und Prüfbestimmungen für Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen. Gütezeichen RAL-RG 426, Teil 1: Türblät-
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[3] Feldmeier, F.; Küchler, A; Schmid, J.; Sieberath, U. (Institut für Fenstertechnik e.V., Rosenheim): Wohnungseingangstüren.
Forschungsbericht im Auftrag des Bundesministeriums für Raumordnung, Bauwesen, Städtebau, Bonn. Ausg.: 1983
[4] Schulz, P.: Schallschutz, Wärmeschutz, Feuchteschutz, Brandschutz im Innenausbau. 6. Aufl. Stuttgart. 1996
[5] Gösele, K.; Schüle,W.: Schall, Wärme, Feuchte, 10. Aufl. Wiesbaden-Berlin. 1996
[6] Sieberath, U.: Einsatzempfehlungen für Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen. 1996. Institut für Fenstertechnik,
Rosenheim
[7] Schulze, H.: Holzbau. Verlag B.G.Teubner, Stuttgart. 1996
[8] WIRUS-Kompendium. WIRUS-Bauelemente, Gütersloh. 1996
[9] WESTAG & GETALIT – Türen und Zargen, Rheda-Wiedenbrück. 1996
[10] Nutsch, W.: Haustüren in Holz, Entwurf und Konstruktion. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart. 1994
[11] Müller, R.: Hauseingangstüren aus Holz, Planung, Konstruktion, Gestaltungsgrundsätze. 2. Aufl. 1994, Bauverlag
[12] Leitfaden zur Montage von Fenstern, Fassaden und Haustüren mit Qualitätskontrolle durch das RAL-Gütezeichen.
Stand 2002, RAL-Gütegemeinschaften für Fenster und Haustüren, Frankfurt/M.
[13] Schmid, J.: Deutsches Architektenblatt (DAB) 3 (1994)
[14] IVD-Merblatt Nr. 9, Industrieverband Dichtstoffe, Düsseldorf
[15] Abdichtungstechnik. Stand 1995. ILLBRUCK Bau-Produkte, Leverkusen
[16] Küchler, A.: Montage von Innentüren. Rosenheimer Türentage 1996 (i.f.t. Rosenheim)
[17] Güte- und Prüfbestimmungen RAL-RG 607/8 (Auszug): Güteanforderungen an RAL-Türbänder. Hrsg.: Gütegemein-
schaft Schlösser und Beschläge e.V., Velbert
[18] Simonswerk-Baubeschlagtechnik: Das Bandprogramm (Hauptkatalog). Stand 1996. Simonswerk GmbH, Rheda-Wie-
7 denbrück
[19] Güte- und Prüfbestimmungen RAL-RG 607-1 (Auszug): Obentürschließer mit hydraulischer Dämpfung. Hrsg.: Gütege-
meinschaft Schlösser und Beschläge e.V., Velbert
[20] Sichelschmidt, D.: Schließmittel. Rosenheimer Fachtagung TÜR + TOR 1996
[21] Wüstermann, K.-D.: Türschließer mit hydraulischer Dämpfung. DIN-Mitteilungen 7/1995
[22] Güte- und Prüfbestimmungen RAL-RG 607/2 (Auszug): RAL-Sicherheitseinsteckschlösser (Profilzylinder-Einsteck-
schlösser). Hrsg.: Gütegemeinschaft Schlösser und Beschläge e.V., Velbert
[23] Krühn, J.: Schließzylinder. Entwicklungsgeschichte, Technik, Anwendung. Gert Wohlfarth GmbH. Verlag Fachtechnik +
Mercator-Verlag, Duisburg. 1997
[24] Schuchart, U.: Elektronische Zutritts- und Kontrollsysteme. Elektronische Schließzylinder. In: Baubeschlag-Taschenbuch
1997. Gert Wohlfarth GmbH. Verlag Fachtechnik + Mercator-Verlag, Duisburg
[25] Zylinder und Schließanlagen, BKS-Gesellschaft, Velbert
[26] Baubeschlag-Taschenbuch 2002. Gert Wohlfarth GmbH, Duisburg
[27] Türdrücker für Rahmentüren. Stand 1997. HEWI-Baubeschläge, Bad Arolsen
[28] Materialien für Türgarnituren, Handbuch 2000/01. FSB-Beschläge, Brakel
[29] Güte- und Prüfbestimmungen RAL-RG 607/6 (Auszug): RAL-Schutzbeschläge. Hrsg.: Gütegemeinschaft Schlösser und
Beschläge e.V., Velbert
[30] Info-Service. Dichtungsprofile für Haus- und Zimmertüren. Stand 1997. Brügmann Frisoplast GmbH, Papenburg
[31] Herbort, L.: Über die Bedeutung von Dichtungen bei der Schalldämmung von Innentüren. WIRUS-Report 1996, Güters-
loh
[32] Schuhmacher, R., Saß, B.: Der Schallschutz von Türen. Rosenheimer Türentage 1996 (i.f.t. Rosenheim)
[33] Oswald, R.: Schwachstellen-Abdichtungsanschlüsse. Deutsche Bauzeitung (db) 7 (1993)
[34] Nutsch, W.: Konstruktionshilfen – Innentüren. Band 1. Stand 1993. Konradin Verlag, Leinfelden-Echterdingen
[35] Holztechnik-Fachkunde. 15. Aufl., 1996. Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten
7.12 Literatur 631
[36] Informationsdienst Holz: Haustüren für Wohnbauten. Stand 1995. Hrsg.: Arbeitsgemeinschaft Holz e.V., Düsseldorf
[37] Güte- und Prüfbestimmungen RAL-RG 611/5: Stahlzargen. Stand 1995. Hrsg.: Gütegemeinschaft Tore,Türen, Zargen aus
Stahl e.V., Hagen
[38] Renovierungsstahlzargen. BOS-OHMEN GmbH, Emsdetten
[39] Sonderzargen – Technische Unterlagen, HÖRMANN KG Verkaufsgesellschaft, Steinhagen
[40] Novoferm-Sonderzargen. NOVOFERM GmbH, Rees-Haldern
[41] van Eijnsbergen, I. F. H.: Kontaktkorrosion. Das Bauzentrum 2/1982
[42] Güte- und Prüfbestimmungen RAL-RG 611: Feuerschutzabschlüsse. Stand 1979. Hrsg.: Gütegemeinschaft Tore, Türen,
Zargen e.V., Hagen
[43] Bauregellisten. Sonderheft 8/94, Mitteilungen des Deutschen Instituts für Bautechnik, Berlin (DIBt)
[44] Palusol-Brandschutzplatten gegen Feuer und Rauch. Stand 1996. BASF Aktiengesellschaft, Ludwigshafen
[45] Güte- und Prüfbestimmungen RAL-GZ 612: Rauchschutzabschlüsse. Stand 1989. Hrsg.: Gütegemeinschaft Tore, Türen,
Zargen e.V., Hagen
[46] Güte- und Prüfbestimmungen RAL-RG 611/3: Einbruchhemmende Türen aus Stahl. Stand 1989. Hrsg.: Gütegemein-
schaft Tore, Türen, Zargen aus Stahl e.V., Hagen
[47] Moosreiner, J.: Einbruchhemmende Türen. Rosenheimer Türentage 1996 (i.f.t Rosenheim)
[48] Teune, J.: Sicherheit durch geprüfte Eingangstüren. Das Bauzentrum 8/94
[49] Technisches Handbuch: Glas am Bau. Produkte, Anwendungen, Montage. Stand 1996/2003. VEGLA, Vereinigte Glaswer-
ke GmbH, Aachen (Saint-Gobain Glass, Aachen)
[50] Das Glas-Handbuch. Stand 1996/2003. Flachglas AG, Gelsenkirchen (Flachglas Markenkreis, Gelsenkirchen)
[51] Technisches Handbuch. Stand 2003. Interpane Sicherheitsglas, Hildesheim
[52] Sieberath, U., Schmidt, A.: Deutsche Innentüren zwischen nationalen und internationalen Anforderungen.
TÜR + TOR-REPORT 5/6 2001
[53] Sieberath, U., Schmidt, A.: Auswirkung der europäischen Normung auf die Güte- und Prüfbestimmungen für Haustüren.
TÜR + TOR-REPORT 3/4 2002
[54] Die richtigen U-Werte von Fenstern, Türen und Fassaden. VFF Merkblatt ES.01 (Stand: Januar 2002). Hrsg.: Verband der
Fenster- und Fassadenhersteller e.V., Frankfurt
[55] Sack, N.: Energieeffiziente Fenstersysteme. Deutsche Bauzeitschrift (DBZ) 6 (2001)
[56] Anforderungen der Energieeinsparverordnung 2002 für Fenster, Türen und Fassaden. VFF Merkblatt ES.02 (Stand:
7
Januar 2002). Hrsg.: Verband der Fenster- und Fassadenhersteller e.V., Frankfurt
[57] Wärmetechnische Anforderungen an Baukörperanschlüsse für Fenster (Türen). VFF Merkblatt ES.03 (Stand: Dezember
2001). Hrsg.: Verband der Fenster- und Fassadenhersteller e.V., Frankfurt
[58] Der große Häfele. Schließ- und Beschlagtechnik für Türen. (Stand 2000). Hrsg.: Häfele GmbH & Co., Beschlagtechnik,
Nagold
[59] Digitale Schließ- und Organisationssysteme. Stand 2001. Simons Voss Security Technology, Unterföhring
[60] Funktionsabdichtungen für Außen- und Innentüren. Deventer Profile GmbH, Berlin
[61] NEUFORM-Türenwerke, Hans Glock GmbH, Erdmannshausen
[62] Klassifizierung von Beschichtungen für Holzfenster und -Haustüren. VFF Merkblatt HO.01 (Stand: September 2001).
Hrsg.: Verband der Fenster- und Fassadenhersteller e.V., Frankfurt
[63] Härig, S., Günther, K., Klausen, D.: Technologie der Baustoffe. 13. Aufl. C.F. Müller Verlag, Heidelberg
[64] Fasold, Peter: Überfall- und Einbruchmeldeanlagen.TÜR + TOR-REPORT 5/6 2002
[65] Güte- und Prüfbestimmungen für Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen. Gütezeichen RAL-RG 426, Teil 3:
Feucht- und Nassraumtüren (Entwurf 2002). RAL – Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung, Bonn
633
8.1a 8.1b
8.2a 8.2b
• Das Laufwerk, an dem der Schiebetürflügel kel ermöglichen den Einbau beider Beschlag-
aufgehängt ist. Vorwiegend werden Rollenbe- arten sowohl an der Wand und seitlich am Un-
schläge – auch Laufrohrbeschläge genannt – terzug, als auch an der Decke bzw. Unterkante
und Kugel-Schiebetürbeschläge verwandt.
Bild 8.5 zeigt einen Rollen- bzw. Laufrohrbe-
Sturz. Entsprechend der jeweiligen Türflügelge-
wichte sind die Laufwerke jeweils von Fall zu
8
schlag. Meist doppelpaarig angeordnete, kugel- Fall zu bestimmen.
gelagerte Nylon- oder Stahlrollen laufen in ei- Bei hohen und schmalen Schiebetüren können
ner nahezu geschlossenen Laufschiene, so dass sich u. U. ungünstige Laufeigenschaften erge-
mit Schmutzeinfall kaum zu rechnen ist. Die ben. Die Aufhängungen sind bei derart schma-
doppelpaarige Rolle, in Verbindung mit einem len Türen möglichst nahe an die Längskanten
Pendelgelenk, gewährleistet eine stets gleich- des Türflügels zu legen.
mäßige Belastung des Laufwerkes und ein lot- Das Laufwerk wird im Allgemeinen vor dem
rechtes Hängen des Türflügels. Aufstellen der zweiten Schale der Wandtasche
Bild 8.6. Bei dem in dieser Abbildung darge- montiert. Besonders kräftige, freitragende Spe-
stellten Kugel-Schiebetürbeschlag hängt das zial-Schiebetürbeschläge können aber auch
Türblatt nicht an Rollen, sondern an einer Trag- noch nachträglich montiert werden. Diese
schiene mit doppelter Stahlkugelführung, die Sonderbeschläge laufen freitragend in die
sich in einer Laufschiene nahezu geräuschlos Mauernische oder Wandtasche und werden
bewegt. Ein Flattern des Türflügels ist ausge- nur im Bereich der Türöffnung sorgfältig befes-
schlossen. Auch hier sorgen Pendelaufhänger tigt.
dafür, dass der Flügel stets lotrecht hängt. • Türstopper. Einstellbare Türstopper innerhalb
Die Höhen- und Seitenverstellbarkeit ist bei des Laufwerkes sowie weitere, an der verdeck-
beiden Beschlagarten auch nach dem Einbau ten Längskante des Türflügels montierte Puffer
jederzeit gegeben. Verstellbare Anschraubwin- sorgen für die Laufbegrenzung. Sie sind so an-
636 8 Verschiebbare Tür- und Wandelemente
zubringen, dass der Türflügel an allen Endstop- • Schiebetürschlösser (Bild 8.8) – Einsteckschlös-
pern gleichzeitig anschlägt. ser mit üblichen Schließ- und Sicherungsarten –
• Führungsnocke. (Bild 8.7) Eine Führungsnocke sind mit Ziehgriff und Flügelriegel ausgerüstet.
(Alu-Schiene, Kunststoffrolle o. Ä.), meist am Flügelriegelschlösser, meist ohne Vierkantnuss,
Fußboden angeschraubt, sorgt für die exakte sind nur mit einem Klappringschlüssel (um-
Führung des ansonsten freihängenden Türflü- klappbarer Gelenkschlüssel) zu bedienen. An-
gels. Sie gleitet in einer an der Türblattunter- stelle der üblichen Drückergarnituren werden
kante eingefrästen Nute und hält so die Schie- • Griffmuscheln aus Holz, Metall oder Kunststoff
betür während des ganzen Öffnungsweges in in den Türflügel eingelassen (Mindestdicke der
der Spur. Türblätter 42 mm), so dass die Schiebetür je-
In den Fußboden eingelassene, durchlaufende weils in ihrer ganzen Breite in die Wandtasche
U-förmige Führungsschienen (Verschmut- eingeschoben werden kann. Durch einen Knopf
zungsgefahr) oder auf den Fußboden aufge- im Stulp des Schlosses ist der Ziehgriff auslös-
schraubte Sattelschienen (Stolperschienen) bar. An ihm kann die Schiebetür wieder heraus-
8 sollten im gehobenen Innenausbau vermieden gezogen werden.
werden.
8.7 Schiebetürflügel parallel voreinander laufend, 8.8 Einsteck-Schiebetürschloss mit Ziehgriff, Flügelriegel
mit tiefenverstellbarer Führungsrolle (Langloch) und Druckknopf im Stulp (für einflügelige Schiebetür)
HELM-Beschläge, Hespe und Woelm, Heiligenhaus 1 Ziehgriff durch
2 Druckknopf im Stulp auslösbar
3 Flügelriegel
8.1 Schiebetüren 637
8.9a
8.9b 8.9c
8.10
Konstruktionsbeispiel:
Automatische Schiebetüranlage
(Ganzaluminiumkonstruktion)
a), b) Funktionsprinzip der Radarsteuerung
mit einstellbarem Wirkungsbereich
c) Horizontalschnitt durch Türanlage
d) Vertikalschnitt durch Türanlage mit
Isolierverglasung (Sicherheitsglas)
e) Vertikalschnitt durch Türanlage mit
Einfachverglasung (Sicherheitsglas)
1 Trägerwinkel aus Aluminium
bis 5,00 m freitragend
2 abnehmbare Winkelverkleidung
3 Elektromotor (Antrieb mit
8.10a 8.10b vollelektronischer Steuerung)
4 Laufrolle
5 feststehendes Seitenteil
6 Schiebetürflügel
7 Türblattführung mit integriertem
Einbruchschutz
8 Seitendichtung
9 Fotozelle (elektron. Klemmschutz)
10 Oberlichtverglasung
BLASI GmbH, Mahlberg
8.10c
8.10d 8.10e
8.2 Harmonikatüren und Harmonikawände 639
Automatische Schiebetüren werden auch überall ten Einheit zusammengefasst, die komplett auf
dort eingesetzt, wo die bauseitigen Gegebenhei- einem freitragenden Trägerwinkel aus Alumi-
ten vor oder hinter der Tür keinen Bewegungs- nium an Ort und Stelle montiert wird (z. B. als
raum für Drehtürflügel zulassen, zu den Seiten Kämpferprofil einer Türanlage mit Oberlichtver-
hin jedoch ausreichend Platz zur Verfügung glasung). Jede Anlage muss mit einer automati-
steht. Sie dürfen auch im Zuge von Rettungswe- schen Wendeschaltung versehen sein, die ein so-
gen eingebaut werden, sofern sich ihre Flügel im fortiges Öffnen der Türflügel bei Einklemmgefahr
Notfall von Hand aus ihrer seitlichen Führung bewirkt. In der gezeigten Anlage ist eine Reflex-
herausdrücken lassen und so zu Türen mit Dreh- fotozelle im unmittelbaren Türbereich als zu-
flügeln in Fluchtrichtung werden. sätzliche Sicherheitseinrichtung eingebaut. Bei
Die Türanlagen werden nach Aufmaß projektiert, Stromausfall müssen sich die Türflügel selbsttätig
passgenau hergestellt, einbaufertig geliefert und öffnen (Übergang zu manuellem Betrieb).
betriebsbereit montiert.
Normen. Automatische Türanlagen müssen einer Reihe
von Normen und Richtlinien entsprechen: 8.2 Harmonikatüren und
E DIN EN 12 650-1 Automatische Türsysteme Harmonikawände
– Produktionsanforderungen
und Prüfverfahren
Harmonikatüren (Bild 7.3 in Abschn. 7) weisen
E DIN EN 12 650-2 Automatische Türsysteme
– Sicherheit an automatischen
gegenüber den Drehflügeltüren die gleichen Vor-
Türsystemen teile auf wie die Schiebetüren. Während diese je-
ZH1/494 Richtlinien für kraftbetätigte Fenster, doch seitlich in ihrer ganzen Breite zu verschie-
Türen und Tore ben sein müssen und immer eine der Türöffnung
ASR 11/1-5 Arbeitsstättenrichtlinie entsprechend große Wandfläche beanspruchen,
benötigen die gefalteten Pakete der Harmoni-
Grundsätzlich besteht jede automatische Schie- katüren seitlich wesentlich weniger Platz.
betüranlage aus drei Hauptkomponenten: Harmonikatüren eignen sich daher zum Ver-
• Impulsgeber (Impulsgeräte) schluss von größeren Wandöffnungen, beispiels-
• Schaltkasten mit verschiedenen Befehlsstellung- weise im Wohnbereich, wo eine normale Dreh-
en und Offen-Haltezeiteinstellung flügeltür aus räumlichen Gründen als störend
• Antriebsystem. empfunden würde.
Harmonikawände (Bild 7.3 in Abschn. 7). Die
Die Steuerung (Befehl zum Öffnen) der Türanlage großflächigeren Harmonikawände sind entspre-
erfolgt über chend ihrer Größe stabiler konstruiert und die-
vollautomatische Impulsgeber wie beispiels- nen vor allem der Unterteilung von Kantinen, 8
weise Gaststätten, Vereinsräumen, Kirchen und Ge-
• Kontaktmatten (im Fußboden eingelassen), meindesälen. Ihr Anwendungsfeld ist überall
dort, wo bei relativ leichter Bedienung mittlere
• Radarbewegungsmelder (über der Schiebetür Schalldämmwerte erreicht werden sollen.
angebracht),
Harmonikatüren und -wände sind zweischalig
• Lichtschranken (vertikal oder horizontal wir- ausgebildete, einbaufertige Raumabschlussele-
kend) oder über mente, die in ein- oder zweiflügeliger Ausführung
halbautomatische Impulsgeber wie beispiels- mittig an einem Laufwerk aufgehängt und har-
weise monikaförmig zusammengeschoben werden.
• Schalter, Drucktaster u. Ä. • Holzharmonikatüren (Bild 8.11) bestehen im
Inneren aus einem verzinkten, robusten Stahl-
Generell gilt, dass der Abstand zwischen der Tür- scherengitter-Gerüst, das beidseitig mit furnier-
automatik und dem Impulsgeber so bemessen ten Holzwerkstoffplattenstreifen beplankt wird.
sein muss, dass man die Türanlage bei normaler • Kunstlederharmonikatüren (Bild 8.12) sind
Gang- oder Fahrgeschwindigkeit ohne Behinde- beidseitig mit einem Bespannungsmaterial aus
rung passieren kann. schwerem geschäumtem Spezialkunstleder voll-
flächig verkleidet.
Bild 8.10 zeigt die wichtigsten Konstruktions-
merkmale einer automatischen Schiebetüranla- Die Flügelpakete laufen kugelgelagert in einer
ge. Die Schiebetürautomatik ist zu einer kompak- oberen Laufschiene und bedürfen in der Regel
640 8 Verschiebbare Tür- und Wandelemente
8.12a
8.12b
8.12c
8.12d
8.11 Konstruktiver Aufbau einer 8.12 Schematische Darstellung einiger Einbaubeispiele von Holz-
Holzharmonikatür ohne Bodenführung und Kunstlederharmonikatüren
1 Einfach-Stahlscherenreihe a) ein- oder zweiflügelige Holzharmonikatür mit Futterrahmen
2 Doppel-Stahlscherenreihe und Bekleidung
3 kugelgelagerte Laufrollen b) ein- oder zweiflügelige Holzharmonikatür. Beim Aufschieben
4 Laufschiene werden nur die Segmente bewegt, die zum Öffnenn und
5 beiderseitige Bekleidung mit Schließen der Tür bzw. Wand benötigt werden.
8 Spanplattenstreifen
6 Doppelhaken- Sicherheitsschloss
c) bis d) ein- oder zweiflügelige Kunstlederharmonikatüren
mit und ohne Paketverkleidung
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am Fußboden keiner weiteren Führung (durch- die Oberflächen der Harmonikaelemente mit de-
laufender Bodenbelag). Beidseitig umlaufende nen der angrenzenden Wandvertäfelungen auf-
Schleifdichtungen – gegen Fußboden und Unter- einander abgestimmt sein können.
decke abdichtend – sowie schalldämmende Spe- Griffe auf beiden Türseiten ermöglichen ein leich-
zialeinlagen (z. B. Schwermatte mit Mineralwolle) tes Herausziehen und Feststellen der Harmo-
verbessern die Schalldämmwerte. nikatür bzw. -wand an jeder beliebigen Stelle,
Harmonikatüren und -wände werden nahezu während ein Doppelhaken-Sicherheitsschloss
ausnahmslos nach Aufmaß einzeln gefertigt. den dichten Abschluss sichert.
Durch den Einbau von Weichen o. Ä. sind die Pa- Da die angebotenen Führungen im Decken- und
kete in verschiedene Richtungen ausfahrbar, so Fußbodenbereich, die verschiedenartigen Falt-
dass sie in Nischen oder Taschen eingefahren und ungen der Elemente und ihre Parkmöglichkeiten
ggf. unsichtbar verstaut werden können. Dazu sowie ihre Ausrüstung mit Beschlägen und Gar-
müssen Decke und Fußboden genau parallel und nituren sehr unterschiedlich und vielfältig sein
waagerecht liegen, die seitlichen Anschläge lot- können, muss von einer Beschreibung aller
und fluchtgerecht stehen. Möglichkeiten abgesehen werden. Nähere An-
Die Verkleidung der Wandleibungen, Stürze usw. gaben sind den jeweiligen Herstellerunterlagen
werden in der Regel bauseits hergestellt, wobei zu entnehmen.
8.3 Falttüren und Faltwände 641
8.3 Falttüren und Faltwände kante oder Wandfläche montiert werden (Flü-
gelgewichte beachten). Die Tragrollen sind an
Falttüren und -wände (Bild 7.3 in Abschn. 7) be- der oberen Ecke eines jeden zweiten Flügels,
stehen aus einer Anzahl, meist durch Scharniere die Bodenführungsrollen genau lotrecht darun-
gelenkig miteinander verbundener Flügel, die an ter liegend, an der unteren Flügelecke angeord-
einem Laufwerk – mit oder ohne Bodenführung – net. Diese Bodenrollen sind wegen der außer-
aufgehängt sind und sich durch Zusammenklap- mittigen Belastung im gefalteten Zustand
pen zurückschieben lassen. Sie werden aus Holz unbedingt erforderlich und laufen in einer im
bzw. Holzwerkstoffen oder Metall oder in einer Fußboden eingelassenen U-förmigen Schiene
Kombination beider Werkstoffgruppen ein- oder (Verschmutzungsgefahr beachten).
mehrschalig hergestellt. Größere Raumabschlüs- • Faltwände mit zentrischer Aufhängung (Bild
se sollten möglichst zweiseitig aufschiebbar sein 8.14). Aufgrund ihrer zentrischen Aufhängung
und aus Gründen der Zweckmäßigkeit einen falten sie sich jeweils zur Hälfte nach innen und
Durchgangsflügel aufweisen. außen und beginnen an der Wand immer mit ei-
nem halben Flügel.Die übrigen Flügel sind gleich
Bild 7.3 in Abschn. 7 verdeutlicht, wie sie ange- breit (etwa 600 bis 900 mm). Bei dieser Wandart
ordnet und geführt werden. Demnach unter- sitzen die Tragrollen in der Mitte eines jeden
scheidet man: zweiten Flügels. Aufgrund des sich daraus erge-
• Faltwände mit exzentrischer Aufhängung benden Gleichgewichtes ist eine Bodenführung
(Bild 8.13). Sie bestehen aus gleich breiten Flü- bei kleineren Flügelgruppen nicht erforderlich,
geln (etwa 600 bis 900 mm), die sich aufgrund bei breiteren Anlagen sind die Bodenführungs-
ihrer exzentrischen Aufhängung immer nur rollen lotrecht unter den Laufrollen montiert.Die-
nach einer Raumseite hin ausfalten lassen. Das se Faltwandart wird von der Beschlagindustrie
Laufwerk kann wahlweise an einer Sturzunter- auch als Harmonikawand bezeichnet.
8.13a
8.13b 8.13c
8.13 Schematische Darstellung einer Faltwand mit exzentrischer Aufhängung (gleich breite Flügel)
a) Ansicht der Faltwand
b) Horizontalschnitt
c) Schema der Faltwand (Hespe und Woelm, Heiligenhaus)
1 Laufrohr mit Befestigungsmuffen 4 U-förmige Bodenschiene
2 Tragrolle (Trägerwinkel mit aufgesetztem 5 Feststellriegel
Rollenapparat) 6 kugelgelagerte Scharniere
3 Führungsrolle
642 8 Verschiebbare Tür- und Wandelemente
8.14a
8.14b 8.14c
Gemeinsam ist allen Faltwandarten, dass die ein- Ganzglas-Falttüranlagen bestehen aus rahmenlo-
zelnen Flügel durch jeweils zwei, bei hohen Ele- sen Ganzglas-Türflügeln, an deren oberen und
menten auch durch drei oder vier kugelgelagerte unteren Enden durchlaufende Türschienen mit
Scharniere miteinander verbunden sind. den dazugehörigen Trag- bzw. Führungsrollen
Ähnlich wie bei den Schiebetüren sollte auch hier angeklemmt sind. Bis zu fünf Türflügel können
8 die im Bereich des Laufwerkes liegende Beklei- zusammenhängend seitlich verschoben und zu
einem Paket zusammengefaltet werden.
dung bzw. Wandvertäfelung abnehmbar sein, um
ggf. Reparaturen oder eine nachträgliche Höhen- Falttüranlagen aus Einscheiben-Sicherheitsglas
justierung der Faltwand vornehmen zu können. können mit oder ohne Gehflügel ausgestattet
Einzelheiten bezüglich des konstruktiven Auf- sein, wobei der Gehflügel als Pendeltür oder als
baues der einzelnen Türflügel und der notwendi- Anschlagtür ausgebildet wird. Die Anforderung-
gen Schalldämm-Maßnahmen, die beim Einbau en an Beschläge für Falttüren sind in DIN EN 1527
derartiger Wandanlagen zu beachten sind, s. Ab- festgeschrieben. Alle erforderlichen Beschlagteile
schn. 8.4, Bewegliche Elementwände. werden vom Glaswerk mitgeliefert. Einzelheiten
hierzu s. Abschn. 7.9, Ganzglastüren.
Ganzglas-Falttüranlagen
Bild 8.15. Wie diese Abbildung verdeutlicht, gibt
Großflächige Raumöffnungen – die je nach Bedarf es Ganzglas-Falttüren wahlweise mit exzentri-
teilweise oder in der gesamten Breite als Durch- scher oder zentrischer Aufhängung. Bei beiden
gang benötigt werden – können auch mit Ganz- Systemen sind Bodenführungsrollen mit den ent-
glas-Falttüranlagen unterschiedlichster Größe und sprechenden U-förmigen Schienen vorzusehen.
Ausführung verschlossen werden. Sie eignen sich Um ein nachträgliches Verstellen (Höhenjustie-
als bewegliche, transparente Innenraum-Ab- rung) der Tragrollen zu ermöglichen, ist auch hier
schlüsse von Hallen und Foyers oder als groß- in der bauseits anzubringenden Verkleidung eine
flächiger Raumteiler in Ladenstraßen und Waren- Revisionsklappe o. Ä. vorzusehen.
häusern.
8.3 Falttüren und Faltwände 643
8.15a
8.15b 8.15c
führungsschienen sind aus optischen und Ver- einer Anpresskraft von 15 bis 20 N/mm2 ver-
schmutzungsgründen unerwünscht. sehenen Dichtleisten geben jedem Element
Für die Elementaufhängung gibt es zwei Mög- eine gute Standfestigkeit, dichten gegen Fuß-
lichkeiten: Die einfachere boden und Deckenschiene schalldämmend ab
• 1-Punkt-Aufhängung (1 Rollenwagen je Ele- und gleichen Toleranzen sowie nachträgliche
ment), bei der die Gefahr des Verkantens der Veränderungen des Bauwerkes (z. B. Decken-
Elemente und damit Beschädigung der Decke durchbiegungen) bis zu einer Höhendifferenz
bzw. des Fußbodenbelages nie ganz aus- von beispielsweise zweimal 40 mm selbsttätig
geschlossen werden kann, und die aufwändi- aus.
gere, aber derzeit übliche • Vertikale Abdichtung (Bild 8.20). Die vertikale
• 2-Punkt-Aufhängung (2 Rollenwagen je Ele- Verbindung der Elemente untereinander er-
ment). folgt bei einer hochwertigen Wand einmal
Aufgrund ihres Gewichtes erfordern ver- durch formschlüssige Nut-Feder-Profile mit ein-
schiebbare Wände ein hochwertiges Laufrol- gearbeiteten Mehrfachdichtungen, zum ande-
lensystem. Besonders geeignet sind sog. ren durch eine kraftschlüssige Verbindung. Dies
Kreuzrollen, die ein leichtes, geräuscharmes kann entweder mechanisch durch zwei ver-
Verschieben der Elemente nach allen Richt- senkt angeordnete Schließhaken oder durch
ungen (ohne Drehscheiben und Weichen) ge- die gegenseitige Anziehungskraft zweier, in der
statten. Die einzelnen Elemente der geöffne- Nut-Feder-Schiene verlaufender Magnetbän-
ten Wand können beliebig in einer separaten der geschehen. Deren Anzugskraft kann bis zu
Nische, hinter einer vorspringenden Wand 70 N/lfd.m. betragen.
oder einem Pfeiler sowie einfach seitlich ge- • Wandanschluss (Bild 8.20). Auch der Wand-
parkt werden. anschluss muss bei einer schalldämmenden Ele-
• Wandelemente (Bild 8.18). Die zweischalig mentwand sehr sorgfältig ausgeführt werden.
aufgebauten Elemente (Sandwichkonstruktion) Im Allgemeinen wird hierzu eine sog. Wand-
bestehen im Inneren aus einer verwindungsstei- anschlussleiste verwendet, die im Prinzip nichts
fen Metallrahmenkonstruktion, die beidseitig anderes darstellt als das Endstück eines norma-
freischwingend – aufliegend auf Weichprofil- len Elementes, das mit der Raumwand dicht ver-
dichtungen – mit 16 (19) mm dicken Spanplat- bunden ist und in dessen Nut-Feder-Profil das
ten (E1-Qualität) beplankt ist. Die Paneele kön- erste aufzustellende Wandelement eingescho-
nen auch aus verzinkten Stahlblechtafeln mit ben wird. Um auch das letzte Element der be-
Brandschutzausstattung bestehen. weglichen Trennwand einfügen zu können, ist
ein gewisser Spielraum gegenüber dem Wand-
Entsprechend der jeweils geforderten Schall-
dämmung wird der Hohlraum zwischen den
anschluss notwendig. Dieser verbleibende Zwi-
schenraum wird meist durch ein aus dem letzten
8
Paneelen mit Mineralwolle, akustischen Gum- Element ausfahrbaren Teleskop verschlossen.
mimatten o. Ä. gefüllt und das notwendige
Flächengewicht der Elemente durch aufgekleb- Aus Gründen der Zweckmäßigkeit sollte jede
te Stahlblechtafeln, Schwermatten oder Gips- größere, bewegliche Elementwand eine all-
kartonplatten erreicht. seits flächenbündig eingebaute Durchgangs-
tür erhalten. Diese weist keine Bodenschwelle
Daraus ergeben sich Elementdicken zwischen auf, sondern dreiseitig umlaufende Doppel-
80 und 150 mm, je nach Elementhöhe und ge- dichtungen sowie eine nach unten ausfahrbare
fordertem Schalldämmwert. Die Elementab- Dichtleiste. Generell ist jedoch zu beachten,
messungen variieren allgemein in der Breite dass Durchgangstüren in der Regel die Schall-
zwischen 600 und 1200 mm, in der Höhe zwi- dämmwerte einer Wand verringern.
schen 2000 und 4100 mm (Sonderkonstruktio-
nen bis 16000 mm). • Schallnebenwege. Die Begrenzung der bauli-
chen Schallnebenwege über die flankierenden
• Horizontale Abdichtung (Bild 8.19) Jedes Bauteile ist genauso wichtig wie die schalltech-
Wandelement besitzt nach oben und unten nischen Maßnahmen am trennenden Bauteil,
ausfahrbare, beweglich gelagerte Doppeldich- der beweglichen Trennwand selbst. Der Einbau
tungen, die über eine Spindelmechanik (Wa- einer Elementwand mit einem Schalldämm-
genheberprinzip) – ausgelöst durch eine Steck- Maß R’wP von beispielsweise 45 bis 52 dB hat
kurbel – gegen Fußboden und Deckenschiene nur dann einen Sinn, wenn die Schall-Längslei-
gepresst werden. Diese federgelagerten, mit tung über die flankierenden Bauteile wie Fuß-
646 8 Verschiebbare Tür- und Wandelemente
8.19a
8.19b
8.18 Schematische Darstellung des Aufbaues und der 8.19 Beispiele von Laufschienen-Abhängungen (System
Mechanik eines beweglichen Wandelementes VARIFLEX)
8 1 Rahmen aus Aluminiumhohlkammer- und
Stahlrohrprofilen
a) Abhängung an einer Betondecke
b) Abhängung an einem Unterzug
2 Spanplattenbekleidung (16 mm) mit 1 bewegliche Elementwand
Schwermatten und Hohlraumfüllung 2 ausfahrbare Dichtleisten
3 horizontale Abdichtung (oben/unten) durch 3 abgehängte Unterdecke
ausfahrbare Dichtleisten 4 Deckenschiene aus Aluminium
4 Steckkurbel 5 Gipskartonplatten (je 12,5 mm dick)
5 Getriebemechanik 6 Gewindestange mit höhenjustierbarer
6 Deckenschiene aus Aluminium Halteplatte bzw. Konsole
7 Laufwagen mit Kreuzrollen 7 Dübel nach Angabe
(Zweipunkt-Aufhängung) 8 Stahlblechprofil
8 vertikale Abdichtung (Nut-Feder-Profil mit 9 dauerelastische Dichtmasse
Lippendichtungen) 10 Mineralfaserwolle
9 kraftschlüssige Verbindung durch Magnetbänder 11 Halteplatte
10 Abdrückmechanismus 12 Konsole
11 zusätzliche Eckabdichtung 13 Trennfuge im schwimmenden Estrich
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boden, Wand, Decke, Fassade usw. weitgehend denbeläge (durchlaufende Trennfuge oder
reduziert werden kann. Verbundestrich vorsehen), schallleitender Un-
Das Problem der horizontalen Schall-Längs- terdeckenplatten und ungedämmter Decken-
leitung tritt vor allem auf entlang schwim- hohlräume (horizontale Dämmung und/oder
mender Estriche und schallleitender Fußbo- vertikale Abschottung einplanen) sowie bei un-
8.5 Normen 647
dichten Randanschlüssen. Dazu kann noch die Grenzen liegen, die die beweglichen Trenn-
Schall-Längsleitung über Fassaden- bzw. Fens- wandsysteme auffangen können. Weitere Ein-
terelemente, Ver- und Entsorgungsleitungen zelheiten sind den Abschnitten 14.2.2.3 und
sowie über Lüftungskanäle hinzukommen. Die 15.3.3.1 in Teil 1 dieses Werkes sowie der weiter-
geforderte Schalldämmung kann außerdem führenden Spezialliteratur [5], [6] zu entneh-
nur erreicht werden, wenn auch die zwangsläu- men.
fig auftretenden Bautoleranzen im Rahmen der
8.5 Normen 8
Norm Ausgabedatum Titel
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
DIN EN 1121 09.2000 Türen; Verhalten zwischen zwei unterschiedlichen Klimaten; Prüfverfahren
DIN EN 1303 04.2005 Baubeschläge – Schließzylinder für Schlösser – Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 1363-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen – Allgemeine Anforderungen
DIN EN 1363-2 10.1999 –; Alternative und ergänzende Verfahren
DIN EN 1527 12.1998 Schlösser und Baubeschläge; Beschläge für Schiebetüren und Falttüren;
Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 1670 12.1998 –; Korrosionsverhalten; Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 1906 05.2002 –; Türdrücker und Türknäufe; Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 12 150-1 11.2000 Glas im Bauwesen; Thermisch vorgespanntes Kalknatron-Einscheiben-
sicherheitsglas; Definition und Beschreibung
DIN EN 12 150-2 01.2005 –, –; Konformitätsbewertung/Produktnorm
DIN EN 12 209 03.2004 Schlösser und Baubeschläge – Schlösser – Mechanisch betätigte Schlösser
und Schließbleche – Anforderungen und Prüfverfahren
E DIN EN 12 209-1 02.1996 Baubeschläge; Schlösser und Fallen; Mechanisch betätigte Schlösser und Fallen;
Anforderungen und Prüfung
E DIN EN 12 209-2 02.1996 –; –; Schließbleche für mechanisch betätigte Schlösser und Fallen;
Anforderungen und Prüfung
E DIN EN 12 209-3 07.1998 –; –; Elektromechanische Schlösser und elektromechanische Schließbleche,
Anforderungen und Prüfung
DIN EN 12 217 05.2004 Türen – Bedienungskräfte – Anforderungen und Klassifizierung
DIN EN 12 219 06.2000 –; Klimaeinflüsse – Anforderungen und Klassifizierung
DIN EN 12 445 02.2001 Tore – Nutzungssicherheit kraftbetätigter Tore – Prüfverfahren
E DIN EN 12 445 05.2005 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 12 453 02.2001 –; –; Anforderungen
E DIN EN 12 453 05.2005 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 12 765 09.2001 Klassifizierung von duroplastischen Holzklebstoffen für nichttragende
Anwendungen
DIN EN 12 978 09.2003 Türen und Tore; Schutzeinrichtungen für kraftbetätigte Türen und Tore;
Anforderungen und Prüfverfahren
8 DIN EN 14 449 07.2005 Glas im Bauwesen – Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas –
Konformitätsbewertung/Produktnorm
E DIN EN 15 254-4 07.2005 Erweiterter Anwendungsbereich der Ergebnisse von Feuerwiderstandsprüfungen
– Nichttragende Wände – Verglaste Konstruktionen
DIN EN 18 255 05.2002 Baubeschläge – Türdrücker, Türschilder und Türrosetten – Begriffe, Maße,
Anforderungen, Kennzeichnung
Weitere ergänzende Normen siehe Abschnitt 7.11, Außentüren, Innentüren, Schutz- und Sondertüren
8.6 Literatur
[1] Nutsch, W.: Handbuch der Konstruktion, Stuttgart
[2] Holztechnik Fachkunde, 18. Aufl., Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten
[3] Baubeschlag-Taschenbuch. Hrsg.: G. Wohlfarth, Duisburg 2002
[4] Richtlinien für kraftbetätigte Fenster, Türen und Tore. Hrsg.: Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften,
Bonn
[5] Panitz, E.: Bewegliche Elementwände, technischer Stand und Anwendung. Hüppe-Raumtrennsysteme, Oldenburg
[6] Planungsunterlagen: Hüppe-Raumtrennsysteme, Oldenburg
651
• DIN EN 13 500 Außenseitige Wärmedämm- Putze für Sonderzwecke übernehmen ganz be-
Verbundsysteme (WDVS) sondere Anforderungen. Zu nennen sind bei-
aus Mineralwolle spielsweise
• brandschutztechnisch wirks. Putzbekleidungen,
1) Neue europäische Norm als teilweiser Ersatz für die na-
• schallschutztechnisch wirks. Putzbekleidungen,
tionale Norm DIN 18 550-1 bis -4 (Ausg. 01.85). • wärmeschutztechnisch wirksame Putzsysteme.
652 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme
Luftkalke verfestigen durch langsame Aufnahme von Koh- DIN 1164 genormt und haben weitere Zusatzbe-
lendioxid aus der Luft nach dem Anmachen mit Wasser. zeichnungen.
Dieser Vorgang wird Karbonatisierung (Karbonaterhär-
tung) genannt. Sie erhärten nicht unter Wasser (reine Luft-
bindemittel) und sind nach dem Erhärtungsvorgang – im Baugipse (DIN 1168)
Vergleich zu hydraulischem Kalk – deutlich weniger wasser-
beständig. Weiß- bzw. Dolomitkalkmörtel besitzen gute Gips kommt in der Natur als Mineral (Gipsstein)
Verarbeitungseigenschaften (Geschmeidigkeit, Dehnungs- vor oder fällt als Nebenprodukt der chemischen
fähigkeit). Nach längerer, meist monatelanger Abbindezeit
– während der keine luftabsperrenden Tapeten oder dichte Industrie an (Chemiegips). Zunehmende Be-
Anstriche aufgebracht werden dürfen – entstehen Putze deutung gewinnt der sog. REA-Gips, der in den
geringerer Festigkeit (vorwiegend Innenputze der Mörtel- Rauchgas-Entschwefelungs-Anlagen der Stein-
gruppe PI), jedoch mit hoher Wasserdampfdurchlässigkeit. kohle-Kraftwerke anfällt. Er ist den Naturgipsen in
Hydraulische und natürliche hochhydraulische Kalke bautechnischer Hinsicht durchaus ebenbürtig
zeichnen sich vor allem durch ihre vorwiegend hydrauli- und wie diese auch gesundheitlich völlig unbe-
schen Erhärtungsfähigkeiten aus. Die Mörtel sind unter denklich.
Wasser beständig, sofern sie zuvor eine gewisse Zeit (hy-
draulische Kalke mind. 5 Tage, hochhydraulische Kalke zwi- Durch thermische Behandlung (z. B. Brennen in
schen 1 und 3 Tagen) an der Luft nach dem Anmachen mit Drehöfen) wird dem Rohgips das Kristallwasser
Wasser gelagert haben, d. h. vorhärten konnten. Außerdem teilweise oder vollständig entzogen. Mit zuneh-
binden sie schneller ab und erreichen eine höhere Festig- mender Entwässerung bzw. Brenntemperatur
keit (Mörtelgruppe PII) als Luftkalke. Sie sind besonders ge-
eignet für Außenputze, die ungünstigen Witterungsverhält- (120 bis 180 °C bei Stuckgips, 300 bis 900 °C bei
nissen und mechanischen Beanspruchungen ausgesetzt Putzgips) steigen Festigkeit und Abbindedauer
sind. Vgl. hierzu Abschn. 9.4.1, Putzmörtel sowie Abschn. (Erhärtungsverhalten) der verschiedenen Gips-
6.2.2.3, Mauermörtel, Teil 1 dieses Werkes. sorten. Das beim Brennen entzogene Wasser wird
Hinweis. Hydraulisch erhärtende Kalke können mit Ze- dem feingemahlenen Gips später beim Anma-
ment, nicht aber mit Gips oder Anhydrit gemischt werden. chen wieder zugeführt, so dass wieder Gipsstein
entsteht.
Zemente Gips ist ein nichthydraulisches Bindemittel, das
ausschließlich durch Kristallisation (Hydration) an
Zement ist ein hydraulisches Bindemittel, das im
der Luft erhärtet. Gipse – sowie alle Gipsbaustoffe
Wesentlichen aus Kalkstein, Kieselsäure, Tonerde
– sind durch Dauereinwirkung von Wasser löslich
und Eisenoxid besteht. Das entsprechende Roh-
und verlieren bei langanhaltender, starker Feuch-
stoffgemisch wird oberhalb der Sintergrenze
tigkeitseinwirkung merklich ihre Festigkeit (Gefü-
(1400 bis 1500 °C) gebrannt und anschließend
gezerstörung). Gips darf daher weder in Außen-
fein gemahlen.
wandputzen noch als Innenputz in Räumen mit
Durch Reaktion mit Wasser erhärtet Zement so- langzeitig einwirkender Feuchtigkeit (z. B. in Hal-
wohl an der Luft als auch unter Wasser und bleibt lenbädern, Saunen) verwendet werden. Vorüber-
nach der Erhärtung auch unter Wasser fest. Die gehend auftretender Feuchtigkeitsanfall – wie er
Druckfestigkeit muss nach 28 Tagen mindestens beispielsweise in häuslichen Bädern und Küchen
25 N/mm2 betragen (Vergleich: Geforderte Min- vorkommt – ist unschädlich, da Gips überschüs-
destdruckfestigkeit bei hochhydraulischem Kalk sige Luftfeuchtigkeit rasch aufnehmen und in
9 5 N/mm2). Trocknungsperioden wieder rasch abgeben
DIN EN 197-1 unterteilt die Normalzemente in kann.
fünf Hauptgruppen: Zur Erzielung bestimmter Eigenschaften dürfen
• Portlandzement CEM I den Baugipsen im Herstellerwerk Zusätze beige-
• Portlandkompositzement CEM II geben werden. Zusätze sind Stellmittel (anorga-
• Hochofenzement CEM III nische Stoffe), die die Konsistenz, die Haftung,
• Puzzolanzement CEM IV das Wasserrückhaltevermögen oder die Verstei-
• Compositzement CEM V fungszeit (Erhärtungsverhalten) des Gipses in ge-
wünschter Weise beeinflussen. Bereits werkseitig
Einzelheiten über die Hauptzementarten, Fes- zugefügt sein können auch Füllstoffe wie Sand
tigkeitsklassen usw. sind Abschn. 5.2.1, Baustoffe, oder Perlit. Der zeitlich unterschiedliche Verlauf
Teil 1 dieses Werkes sowie der Spezialliteratur [1] des Erhärtungsvorganges (Versteifung) ist ein we-
zu entnehmen. sentliches Kriterium zur Unterscheidung der ein-
Die europäische Norm enthält jedoch nicht die zelnen Gipssorten. Dementsprechend wird nach
Zemente mit besonderen Eigenschaften, die vor DIN 1168 zwischen Baugipsen ohne und mit werk-
allem nationale Bedeutung haben. Diese sind in seitig beigegebenen Zusätzen unterschieden:
9.3 Ausgangsstoffe 655
Baugipse ohne werkseitig Weiter ist zu beachten, dass Gips für eingelagerte
beigegebene Zusätze: Metallteile keinerlei schützende Wirkung besitzt,
• Stuckgips. Bei niedrigen Temperaturen ge- (ungehinderter Zutritt von Feuchte und Sauer-
brannt, verhältnismäßig rasch versteifend. Er stoff ), so dass es zu Korrosion kommen kann.
wird vor allem für Stuck-, Form- und Rabitzar- Daher sind metallische Putzträger bzw. Auf-
beiten, für das Herstellen von Innenputzen hängevorrichtungen immer zu lackieren oder zu
(Gipsputz, Gipskalkputz) sowie zur werksmäßi- verzinken. Demgegenüber weist Gipsputz – wie
gen Herstellung von Gipsbauplatten verwen- alle Gipsbauteile – ein günstiges Brandverhalten
det. auf: Gips bindet eine verhältnismäßig große Was-
• Putzgips. Bei höheren Temperaturen gebrannt, sermenge, die im Brandfall die Bauteiloberfläche
beginnt früher zu versteifen und ist dennoch – in Form eines Wasserdampfschleiers schützt.
ohne Schaden zu nehmen – länger an der Putz- Hinweis: Anhydritbinder (DIN 4208), Putz- und Mauerbin-
fläche zu bearbeiten als Stuckgips. Er wird vor der (DIN 4211) sowie Trass (DIN 51 043) sind weitere mine-
ralische Bindemittel, die jedoch im Rahmen dieser Abhand-
allem für die Herstellung von Innenputzen lung unberücksichtigt bleiben.
(Gipsputz, Gipssandputz, Gipskalkputz) sowie Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 9.12 zu ent-
für Rabitzarbeiten eingesetzt. nehmen.
Baugipse dürfen zwar mit Luftkalken, jedoch nie- Mineralischer Zuschlag. Mineralischer Zuschlag
mals mit hydraulischen Bindemitteln, wie Zement ist nach DIN 18 550 (Ausg. 01.85) bzw. DIN 18 558
oder hydraulischem Kalk, vermischt bzw. verar- ein Gemenge (Haufwerk) aus ungebrochenen
beitet werden, da die Gefahr der Gefügezer- und/oder gebrochenen Körnern von natürlichen
störung durch sog. Treiben besteht (Kristallwas- und/oder künstlichen mineralischen Stoffen. Man
seranreicherung in Folge Ettringitbildung). Auch unterscheidet:
eine Vermischung der Sorten Maschinenputz- • Zuschlagstoffe mit dichtem Gefüge (z. B. Natur-
gips, Haftputzgips und Fertigputzgips unterein- sand, Brechsand o. Ä.)
ander oder mit anderen Bindemitteln oder Zu- • Zuschlagstoffe mit porigem Gefüge (z. B. Per-
schlägen ist unzulässig, da die gewünschten lite, Blähton, Vermiculite, Blähglaskügelchen,
Eigenschaften verloren gehen. Bims), auch Leichtzuschläge genannt.
656 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme
9
Tabelle 9.1 Empfohlene Korngruppen nach DIN 18 550-2 (Ausg. 01.85)
4 Spritzbewurf 0/41)
Zeile Mörtel- Mörtelart Baukalke Putz- Zement Baugipse ohne werkseitig Anhydrit- Sand1)
gruppe und beigegebene Zusätze binder
Luftkalk Hydrau- Hoch-
Mauer-
Wasserkalk lischer hydrau-
binder
Kalk lischer
Kalk- Kalk-
Kalk
teig hydrat Stuckgips Putzgips
hydraulischem Kalk
6 a 1,0 oder 1,0 3,0 bis 4,0
oder Mörtel mit Putz-
P II und Mauerbinder
Zementmörtel mit
8 a ≤ 0,5 2,0 6,0 bis 8,0
Zusatz von Kalkhydrat
P III
9 b Zementmörtel 1,0 3,0 bis 4,0
10 a Gipsmörtel 1,03)
13 d Kalkgipsmörtel 1,0 oder 1,0 0,1 bis 0,2 oder 0,2 bis 0,5 3,0 bis 4,0
Hinweis: Die in Tabelle 9.4 angegebenen Mischungsverhältnisse sind unter Berücksichtigung des Mischverfahrens dem jeweiligen Kornaufbau des Zuschlages (z. B. Sand)
anzupassen und müssen dabei innerhalb der angegebenen Grenzen liegen.
659
9
660 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme
Hinweise: Baugipse und Anhydritbinder dürfen nicht zu- Werkmörtel sind im Herstellerwerk aus Aus-
sammen mit hydraulischen Bindemitteln, wie beispielswei- gangsstoffen zusammengesetzte und gemischte
se hydraulisch erhärtende Kalke, Putz- und Mauerbinder so-
wie Zement, verarbeitet werden. Mörtel, die in stets gleichbleibender Qualität ge-
liefert und einer ständigen Güteüberwachung
Werden Luftkalk oder Wasserkalk mit Stuckgips oder Putz-
gips gemeinsam verarbeitet, so ist der Gips kurz vor dem (Eigen- und Fremdüberwachung) unterliegen.
Putzen getrennt in Wasser einzustreuen und dann mit dem Diese Überwachung garantiert, dass nur geeig-
bereits angemachten Kalkmörtel zu vermischen. nete Rohstoffe verarbeitet, normgerechte Mi-
Zu beachten ist weiter, dass bereits im Zustand des Erstar- schungsverhältnisse eingehalten und Zusatzmit-
rens befindliche Mörtel – die hydraulische Bindemittel, Bau- tel (z. B. Hydrophobierungszusätze) in richtiger
gips oder Anhydritbinder enthalten – nicht durch erneute Dosierung beigegeben werden.
Wasserzugabe wieder verarbeitbar gemacht werden dür-
fen. Nur aus Werkmörteln lassen sich Putze mit be-
sonderen Eigenschaften sowie durchgefärbte
Oberputze mit gleichmäßig farbiger Struktur her-
9.4.1.2 Zubereitung und Lieferform stellen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese
der Putzmörtel Mörtel in jedem Fall genau nach den in der Putz-
norm angeführten Mischungsverhältnissen zu-
Nach der Art der Herstellung unterscheidet man sammengesetzt sein müssen. Der Nachweis, dass
zwischen Baustellen- und Werkmörtel. ein bestimmter Werkmörtel einer der vorgenann-
ten Mörtelgruppen entspricht, kann auch über ei-
Baustellenmörtel. Früher wurden die Putzmör- ne Eignungsprüfung erbracht werden.
tel von den Verarbeitern auf der Baustelle – aus
Wie die Baustellenmörtel, müssen jedoch auch
den dort vorhandenen Bindemitteln und Sanden
die Werkmörtel den Anforderungen der Mörtel-
– selbst zusammengesetzt und gemischt. Heute
gruppen (z. B. Mindestdruckfestigkeit gemäß
werden die Baustellenmörtel entsprechend den
Tab. 9.3) insgesamt entsprechen und für die in
in Tabelle 9.4 angegebenen Richtrezepturen aus-
Abschn. 9.6 angeführten Putzsysteme anwend-
geführt. Für diese Mörtel gelten dann die zuvor
bar sein. Im Einzelnen unterscheidet man:
erwähnten Festigkeitsanforderungen als erfüllt,
so dass sie ohne weitere Nachweise für die in den • Werkmörtel, der gebrauchsfertig, d. h. mit dem
Tabellen 9.6 bis 9.9 angegebenen Putzsysteme notwendigen Anmachwasser versehen in ver-
verwendet werden können. arbeitbarer Konsistenz an die Baustelle geliefert
wird.
Bei der Mörtelzubereitung auf der Baustelle sind
die Mischungsverhältnisse der Richtrezepturen • Werktrockenmörtel, der trocken, d. h. pulver-
in Raumteilen angegeben (Zumessbehälter mit förmig in Papiersäcken oder Containern/Silos
Messmarken), obwohl eine wesentlich genauere geliefert und auf der Baustelle – durch aus-
Zumessung der Mörtelstoffe mit Gewichtsteilen schließliche Zugabe einer vom Hersteller genau
zu erzielen ist (Vorteil der Werkmörtelzuberei- anzugebenden Menge Wasser und durch
tung). In jedem Fall sind die Mörtelstoffe innig Mischen – verarbeitungsfertig gemacht wird
miteinander zu vermengen. Daher ist die Maschi- (z. B. Edelputze sowie alle Putze, an die beson-
nenmischung dem Mischen von Hand immer dere Anforderungen gestellt werden).
9 vorzuziehen. Die für jedes Gerät (Putzmaschine)
vorgeschriebene Mischdauer ist unbedingt ein-
zuhalten. 9.4.2 Beschichtungsstoffe
Auf der Baustelle zusammengestellte Mörtel- für Kunstharzputze
mischungen führen oftmals – soweit keine ge-
schulten Fachkräfte oder keine zweckmäßigen Beschichtungsstoffe dienen der Herstellung von
Geräte zum Einsatz kommen – zu Mängeln. Diese Kunstharzputzen. Sie bestehen nach DIN 18 558
können zum Beispiel entstehen durch Beimi- aus organischen Bindemitteln in Form von Dis-
schung ungeeigneter oder mit schädlichen Be- persionen (Kunstharzdispersionen) oder Lösun-
standteilen behafteter Zuschläge, ungenau do- gen und aus Zuschlägen – auch Füllstoffe ge-
sierter Zusatzstoffe u. v. m. Diese Bedenken und nannt – mit überwiegendem Kornanteil 0,25 mm.
nicht zuletzt wirtschaftliche Überlegungen (ho- Der Bindemittelgehalt des Beschichtungsstoffes
her Lohnkostenanteil) führten während der letz- ist in Abhängigkeit von der Kornzusammenset-
ten Jahrzehnte dazu, dass immer mehr Werkmör- zung des Zuschlags festzulegen. Kornzusammen-
tel – vor allem lagerfähige Werktrockenmörtel setzung und Korngröße sind variabel und be-
– verarbeitet werden. stimmen zusammen mit der Verarbeitungsart die
9.5 Putzaufbau 661
Schichtdicke und die Oberflächenstruktur des Grundanstriches) geschehen. Es gibt ein- und
Kunstharzputzes. mehrlagige Putze (Bild 9.5).
Die Beschichtungsstoffe werden im Hersteller- • Unterputz – werden die unteren Lagen,
werk gefertigt und verarbeitungsfähig geliefert. • Oberputz – wird die oberste Lage genannt.
Sie sind stets in Verbindung mit einem Grundan-
strich zu verarbeiten. Mit Ausnahme geringer Zu- Der traditionelle Putzaufbau ist mehrlagig, beste-
gaben von Verdünnungsmitteln zur Regulierung hend aus einer Putzgrundvorbehandlung (z. B.
der Konsistenz sind Veränderungen der Beschich- Spritzbewurf als Haftgrund), dem Unterputz als
tungsstoffe unzulässig. Hauptschicht und dem Oberputz als eine Art De-
Nach Anwendung und Bindemittelanteil werden korschicht. Der Spritzbewurf zählt jedoch nicht
zwei Typen von Beschichtungsstoffen unterschie- als Putzlage. Er dient bei Bedarf lediglich der Vor-
den: bereitung des Putzgrundes.
• Beschichtungsstoff
– Typ P Org 1: Außen- und Innenputz Putzdicke
• Beschichtungsstoff Die mittlere Dicke von mineralischen Putzen,
– Typ P Org 2: nur für Innenputze. die allgemeinen Anforderungen genügen, muss
gemäß DIN 18 550 (Ausg. 01.85) betragen bei
Kunstharzputze werden vorwiegend einsetzt als • Außenflächen 20 mm (zulässige Mindestdicke
• Oberputz auf mineralischen Unterputzen oder 15 mm),
anderen mineralischen Untergründen • Innenflächen 15 mm (zulässige Mindestdicke
• Oberputz bei Wärmedämm-Verbundsystemen. 10 mm).
Weitere Einzelheiten sind der vorgenannten Einlagenputze. Die Bemühungen um eine Ratio-
Norm für Kunstharzputze zu entnehmen. Vgl. nalisierung der Verputzarbeiten führten zur Ent-
hierzu auch Abschn. 9.8, Kunstharzputz sowie die wicklung von Werktrockenmörteln, die einen
Tabellen 9.6 bis 9.9. Putzaufbau in nur einer Lage gestatten. Einlagen-
putze gibt es mit und ohne Putzgrundvorbe-
handlung (z. B. Spritzbewurf ). Für diese Putze ist
9.5 Putzaufbau vom Hersteller der Nachweis der Eignung durch
eine Eignungsprüfung zu führen. Die Putznorm
Putzlagen nennt
• einlagige Innenputze 10 mm (zulässige Min-
Eine Putzlage ist nach DIN 18 550 (Ausg. 01.85) destdicke 5 mm).
eine in einem Arbeitsgang ausgeführte Putz-
schicht. Dies kann durch einen oder mehrere Die Dicke von mineralischen Putzen, die zusätzli-
Anwürfe des gleichen Mörtels oder – bei Kunst- chen Anforderungen genügen sollen, ist so zu
harzputzen – durch Auftragen des Beschich- wählen, dass diese Anforderungen sicher erfüllt
tungsstoffes (einschließlich des erforderlichen werden. Nach der Norm können dies sein
9
9.5
Schematische Darstellung des Aufbaues
eines zweilagigen traditionellen Außenputzes
gemäß DIN 18 550
a) Mauerwerk (Putzgrund)
b) Spritzbewurf (zählt nicht als Putzlage)
c) Unterputz (z. B. Kalkzementmörtel P II b)
d) Oberputz (z. B. mineralischer Putz oder
Kunstharzputz) a) b) c) d)
662 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme
Zeile Anforderung bzw. Mörtelgruppe bzw. Zusatzmittel 2) Zeile Mörtelgruppe bzw. Beschichtungsstoff-Typ bei Decken
Putzanwendung Beschichtungsstoff-Typ für ohne bzw. mit Putzträger
Unterputz Oberputz 1) Einbettung Unterputz Oberputz1)
des Putzträgers
1 ohne besondere – PI
9.6 Putzsysteme
2 Anforderung PI PI 1 – P II PI
3 – P II 2 P II P II PI
4 P II PI 3 – P II P II
5 P II P II 4 P II P II P II
6 P II P Org 1 5 – P II P IV 2)
7 – P Org 1 3) 6 P II P II P IV 2)
8 – P III 7 – P II P Org 1
8 P II P II P Org 1
9 wasserhemmend PI PI erforderlich 9 _ – P III
10 _ P Ic erforderlich 10 – P III P III
11 – P II 11 P III P III P II
12 P II PI 12 P III P II P II
13 P II P II 13 – P III P Org 1
14 P II P Org 1 14 P III P III P Org 1
15 – P Org 1 3) 15 P III P II P Org 1
16 – P III 3) 16 – – P IV 2)
17 P IV 2) – P IV 2)
17 wasserabweisend 5) P Ic PI erforderlich 18 – P IV 2) P IV 2)
18 P II PI erforderlich 19 P IV 2) P IV 2) P IV 2)
19 – P I c 4) erforderlich 2) 20 – – P Org 1 3)
20 – P II 4)
21 P II P II erforderlich 1) Oberputze können mit abschließender Oberflächengestaltung oder ohne diese
22 P II P Org 1 ausgeführt werden (z. B. bei zu beschichtenden Flächen).
23 – P Org 1 3) 2) Nur an feuchtigkeitsgeschützten Flächen.
24 – P III 3) 3) Nur bei Beton mit geschlossenem Gefüge als Putzgrund.
25 erhöhte Festigkeit – P II
26 P II P II
27 P II P Org 1
28 – P Org 1 3)
29 – P III
9
9
Tabelle 9.8 Putzsysteme für Innenwandputze nach DIN 18 550-1 Tabelle 9.9 Putzsysteme für Innendeckenputze 1) nach DIN 18 550-1
664
(Ausg. 01.85) (Ausg. 01.85)
Zeile Anforderungen bzw. Mörtelgruppe bzw. Zeile Anforderungen bzw. Mörtelgruppe bzw.
Putzanwendung Beschichtungsstoff-Typ für Putzanwendung Beschichtungsstoff-Typ für
Unterputz Oberputz 1) 2) Unterputz Oberputz 2) 3)
1 nur geringe – P I a, b 1 nur geringe – P I a, b
2 Beanspruchung P I a, b P Ia, b 2 Beanspruchung P I a, b P Ia, b
3 P II P I a, b, P IV d 3 P II P I a, b, P IV d
4 P IV P I a, b, P IV d 4 P IV P I a, b, P IV d
5 übliche – P Ic 5 übliche – P Ic
6 Beanspruchung 3) P Ic P Ic 6 Beanspruchung 4) P Ic P Ic
7 – P II 7 – P II
8 P II P I c, P II, P IV a, b, c, P V 8 P II P I c, P II, P IV a, b, c
P Org 1, P Org 2 P Org 1, P Org 2
9 – P III 9 – P IV a, b, c
10 P III P I c, P II, P III, P Org 1, P Org 2 10 P IV a, b, c P I V a, b, c, P Org 1, P Org 2
11 – P IV a, b, c 11 – PV
12 P IV a, b, c P IV a, b, c, P Org 1, P Org 2 12 PV P V, P Org 1, P Org 2
13 – PV 13 – P Org 1 5), P Org 2 5)
14 PV P V, P Org 1, P Org 2
15 – P Org 1, P Org 2 4) 14 Feuchträume 6) – PI
15 PI PI
16 Feuchträume 5) – PI 16 – P II
17 PI PI 17 P II P I, P II, P Org 1
18 – P II 18 – P III
19 P II P I, P II, P Org 1 19 P III P II, P III, P Org 1
20 – P III 20 – P Org 1 5)
21 P III P II, P III, P Org 1
22 – P Org 1 4) 1) Bei Innendeckenputzen auf Putzträgern ist gegebenenfalls der Putzträger vor dem
Aufbringen des Unterputzes in Mörtel einzubetten. Als Mörtel ist Mörtel mindestens
1) Bei mehreren genannten Mörtelgruppen ist jeweils nur eine als Oberputz gleicher Festigkeit wie für den Unterputz zu verwenden.
zu verwenden. 2) Bei mehreren genannten Mörtelgruppen ist jeweils nur eine als Oberputz
2) Oberputze können mit abschließender Oberflächengestaltung oder ohne diese zu verwenden.
ausgeführt werden (z. B. bei zu beschichtenden Flächen). 3) Oberputze können mit abschließender Oberflächengestaltung oder ohne diese
3) Schließt die Anwendung bei geringer Beanspruchung ein. ausgeführt werden (z. B. bei zu beschichtenden Flächen).
4) Nur bei Beton mit geschlossenem Gefüge als Putzgrund. 4) Schließt die Anwendung bei geringer Beanspruchung ein.
5) Hierzu zählen nicht häusliche Küchen und Bäder. 5) Nur bei Beton mit geschlossenem Gefüge als Putzgrund.
6) Hierzu zählen nicht häusliche Küchen und Bäder.
9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 665
dings trocken und saugfähig sein. Auf glatte, wenig saugen- Konstruktive und bautechnische Forderungen
de Betonflächen ist vor dem Verputzen eine Haftbrücke –
ein Gemisch aus Kunststoffdispersion und Quarzsand – auf- • Die Ursachen, welche zu Schäden an Putzen
zustreichen bzw. aufzurollen. Weitere Einzelheiten s. Ab- führen, lassen sich im Prinzip in zwei Haupt-
schn. 9.7.6.5, Putze auf Beton.
gruppen zusammenfassen (abgesehen von
Alte mineralische Putze können, soweit sie tragfähig und
genügend saugfähig sind, eine raue Oberfläche aufweisen umweltbedingten Einflüssen): Einmal kann die
und, sofern sie vorher nicht gestrichen waren (z. B. mit Dis- Ursache des Putzschadens in einer mangelhaf-
persionsfarben), ohne weiteres mit einem mineralischen ten Konstruktion liegen, zum anderen können
Putzsystem überarbeitet werden. Putzschäden durch fehlerhafte Zubereitung
Alte Anstriche stellen in der Regel keinen tragfähigen Putz- und Verarbeitung von Putzmörteln entstehen.
grund dar und sollten deshalb vor dem Aufbringen neuer
mineralischer Putze weitgehend entfernt oder eine Putz- In jedem Fall begünstigen Risse das Eindringen
bewehrung vorgesehen werden. von Wasser. Durchfeuchtetes Mauerwerk ist je-
doch vermindernd wärmedämmend und anfäl-
Spritzbewurf lig gegen Frost, Algen- und Schimmelpilzbefall.
Außerdem neigen derartige Putze und Be-
Der Spritzbewurf dient der Vorbereitung des schichtungen verstärkt zum Abplatzen. Selbst
Putzgrundes, zählt jedoch nicht als Putzlage. feine Risse in der Putzoberfläche stellen einen
Er soll die mechanische Haftung des Mörtels am optischen Mangel dar, auch wenn sie für die
Putzgrund verbessern, den zu schnellen Was- Funktion des Putzsystems ohne Auswirkung
serentzug des Mörtels durch den Putzgrund bleiben. Im Wesentlichen unterscheidet man:
vermindern und feuchteempfindliche Wandbau-
stoffe bzw. Putzträger (z. B. Holzwolle-Leicht- • Baugrundbedingte Risse. Bewegungen bzw. Verfor-
mungen von Baukörpern und Bauteilen können sich zum
bauplatten) vor Feuchtigkeit während der Bau- Beispiel durch unterschiedliche Setzungen des Baugrun-
zeit schützen. Je nach Funktion unterscheidet des, Veränderungen des Grundwasserstandes, Erschütte-
man demnach rungen aus Straßen-, Bahn- oder Luftverkehr usw. erge-
ben. Dabei kann es sich um Bewegungen von Bauteilen
• volldeckenden Spritzbewurf (bei stark oder un- handeln, die als Putzgrund dienen, oder von solchen, die
terschiedlich saugendem Putzgrund sowie auf an verputzte Bauteile anschließen.
Holzwolle-Leichtbauplatten), Kein Putz ist selbstverständlich in der Lage, derartige Be-
• nicht volldeckenden, warzenförmigen Spritzbe- wegungen zu überbrücken oder gar zu verhindern. Da-
her sind an den gefährdeten Stellen Bewegungsfugen
wurf (bei schwach saugendem Putzgrund, wie einzuplanen. Spezielle Dehnungsfugenprofile (Gebäude-
beispielsweise Betonflächen). Trennfugenprofile), die auf dem Putzgrund befestigt und
später eingeputzt werden, decken die Fugen ab und neh-
Der klassische Spritzbewurfmörtel besteht aus men gleichzeitig die Bewegungen der Bauteile bzw.
Baukörper auf. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 9.7.2, Putz-
4 RTL gewaschenem Sand (Korngröße 0 bis profile.
4 mm), 1 RTL Portlandzement und 0,5 RTL Kalkhy-
• Konstruktionsbedingte Risse. Mögliche Ursachen sind
drat. Je nach Festigkeit des Putzgrundes und ent- Verformungen durch zu hohe Auflasten (z. B. Decken-
sprechend dem Aufbau des nachfolgenden Put- durchbiegungen), tages- und jahreszeitliche Tempera-
zes wird diese Zusammensetzung variiert und tureinflüsse (z. B. Längenänderungen aufgrund man-
kommt entweder ein Zementmörtel der Mörtel- gelnder Wärmedämmung von Betonteilen), Schwinden
9 gruppe PIII oder Kalkzementmörtel der Mörtel- und Quellen infolge Feuchtigkeitseinwirkung (z. B.
durchfeuchtete Putzgrundmaterialien), Verwendung
gruppe PII zur Anwendung. oder Kombination ungeeigneter Baustoffe, fehlende
oder in nicht ausreichendem Maße angeordnete Be-
Auf den Spritzbewurf darf erst geputzt werden, wenn er wegungsfugen usw.
ausreichend erhärtet ist (Wartezeit mind. 12 Stunden). Dies
gilt insbesondere beim Aufbringen einer Putzlage aus Mör- Auch mangelhafte Mauerabdeckungen, vorspringende
teln der Gruppe PIV und PV auf einen Spritzbewurf aus Ze- Gebäudesockel, ungenügend durchdachte Putzan-
mentmörtel. schlüsse an Fenstersimsen usw. begünstigen das Eindrin-
gen von Feuchtigkeit.
Untersuchungen haben ergeben [3], dass dem Spritz-
bewurf oftmals eine zu große Bedeutung beigemessen Ist die oberste Geschossdecke eines Bauwerkes untersei-
wird. Er sollte nur in den Fällen angewendet werden, die in tig zu verputzen (z. B. Massivbetondecke mit darüber lie-
der Norm genannt sind. gendem Flachdach), so muss vor Beginn der Putzarbei-
ten die oberseitige Wärmedämmung (einschließlich
Abgesehen von diesen Sonderfällen lassen sich durch den Abdichtung) aufgebracht sein, um die Bildung von Kon-
Einsatz von modifizierten Werktrockenmörteln mit wasser- denswasser zu verhindern.
rückhaltenden Eigenschaften gleiche Ergebnisse erzielen.Die
kosten- und zeitintensive Vorbehandlung des Putzgrundes • Putzgrundbedingte Risse. Auch sie werden vor allem
durch den manuell ausgeführten Spritzbewurf kann dabei verursacht durch wechselnde thermische und feuchtig-
entfallen. Die heutigen Maschinenputzweisen dürfen jedoch keitsbedingte Einflüsse sowie falsch eingeschätzte Fest-
nicht generell dazu verleiten, den Unterputz ohne Spritzbe- igkeitskriterien. So ist mit Rissen zu rechnen, wenn die
wurf direkt auf kritische Putzträger aufzubringen. Festigkeit des Putzes größer als die des Putzgrundes ist
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 667
(z. B. beim Einsatz fester, traditioneller Putze auf porosier- Feuchteänderungen wiederum verursachen das Schwin-
ten Leichtziegelsteinen). den und Quellen von Holz und Holzwerkstoffen, so dass
Auch die thermischen Längenänderungskoeffizienten al- derartige Materialien als Putzgrund ungeeignet sind.
ler Metallbauteile sind wesentlich größer als die von ver- Ähnliches gilt für Rollladenkästen, Stürze usw. mit Ab-
putztem Mauerwerk (z. B. eingeputzte Alu-Fensterbänke, deckungen aus Holzwolle-Leichtbauplatten; werden die-
Metallgeländer); noch größere weisen die Kunststoffe auf. se nicht richtig vorbehandelt, so entstehen Risse im Be-
9.10a 9.10b
9.11a 9.11b
reich der Anschlussstellen. S. hierzu auch Abschn. 9.7.2, vom tragenden Untergrund weitgehend un-
Wärmedämmende Putzträgerplatten. abhängige Putzkonstruktion (statisch wirksame
• Putzbedingte Risse. Derartige Risse können aufgrund Trägerkonstruktion) zu ermöglichen. Sie müssen
einer falschen Zusammensetzung des Putzmörtels (z. B. gegen Korrosion geschützt und beständig sein
ungeeigneter Sand, zu hoher Bindemittelanteil) oder
durch die Art seiner Verarbeitung entstehen. Im Einzel- gegenüber wechselnden Temperatur- und
nen unterscheidet man Feuchtigkeitseinflüssen sowie normgerecht und
• Netzrisse (Ursache: falsche Zusammensetzung oder nach den Vorschriften der Hersteller befestigt
falsches Aufbringen des Mörtels, zu starkes Verreiben werden. Vgl. hierzu auch VOB Teil C, DIN 18 350,
oder Glätten), Putz- und Stuckarbeiten.
• Schrumpfrisse (Ursache: zu schneller Feuchteentzug
infolge unterlassener Putzgrundvorbehandlung), Im Wesentlichen verwendet man metallische
• Schwindrisse (Ursache: Volumenverkleinerung des Putzträger unterschiedlichster Art, Holzwolle-
Mörtels während der Erhärtungsphase, falsche Mörtel- Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbau-
zusammensetzung), platten, Ziegeldrahtgewebe, Rohrmatten sowie
• Sackrisse (Ursache: der Putzgrund ist zu glatt und zu
wenig saugend, oder die Putzlage ist zu dick oder zu
Gipskarton-Putzträgerplatten.
schwer),
• Spannungsrisse (Ursache: ungünstiges Festigkeitsge- Putzbewehrungen (Armierungen) sind Einla-
fälle zwischen den einzelnen Putzlagen oder zwischen gen, die in die oberste Schicht des frisch aufge-
Putzgrund und Putzlagen). brachten Unterputzes eingebettet werden. Sie
Auch die Verarbeitung des Putzmörtels bei Wind bewirken eine Verbesserung der Zugfestigkeit
und/oder Sonne führt zu Rissen in der Putzschale. des Putzes auf schwierigem Untergrund, nehmen
Die besten vorsorglichen Maßnahmen zur Ver- Spannungen auf und tragen so zur Verminde-
hinderung von Rissen sind noch immer die Her- rung der Rissbildung bei.
stellung eines möglichst homogenen Mauer- Neben Glasfaser- und Kunstfaser-Armierungsge-
werkes, eine genügend lange Standzeit des weben werden für stärkere Beanspruchungen
Rohbaues vor dem Verputzen sowie ein auf den auch Drahtgittermatten (Drahtnetzgewebe) ein-
jeweiligen Putzgrund richtig abgestimmtes Ver- gesetzt, die bei Verwendung spezieller Dübel
putzmaterial. Besonders zu beachten ist, dass ein gleichzeitig als Putzträger dienen. Einzelheiten
Großteil der Verformungen in den ersten Mona- über Putzbewehrungen sind den nachstehenden
ten nach Erstellung des Bauwerkes auftritt. Des- Erläuterungen zur Putzgrundvorbereitung von
halb sollte vor dem Verputzen eine möglichst Holzwolle-Leichtbauplatten sowie den Abschnit-
lange Wartezeit – wenn möglich bis zu einem ten 9.11.3 und 9.11.4 zu entnehmen.
halben Jahr – insbesondere bei traditionellen
Putzen eingehalten werden. Putzprofile werden in vielfältiger Weise an
schwierigen Begrenzungs- oder Anschlussstellen
9.7.2 Putzträger, Putzbewehrung sowohl im Außen- wie Innenbereich eingesetzt.
und Putzprofile1) Mit ihrer Hilfe ist es auch möglich, die Putzdicke
sowohl in der zu verputzenden Fläche als auch an
In der Regel kann davon ausgegangen werden, den Kanten genau festzulegen. Je nach Putzver-
dass die zu verputzenden Wand- oder Decken- träglichkeit und Einsatzort (z. B. in Nassräumen
9 flächen aufgrund der vorhandenen Rauigkeit mit max. Korrosionsschutz) kommen Profile aus
und Saugfähigkeit – oder nach entsprechender verzinktem Stahlblech, Leichtmetall- oder Edel-
Untergrundvorbereitung (Spritzbewurf, Haft- stahlprofile sowie witterungs- und alterungsbe-
brücke, Grundierung) – selbst in der Lage sind, ständige Kunststoffprofile zum Einsatz.
mineralischen Putzmörtel aufzunehmen und ei-
Die Befestigung der exakt zugeschnittenen Profi-
ne gute Haftung zu erbringen. Ist diese Haftfähig-
le auf dem Putzgrund erfolgt zunächst mit ver-
keit des Unterputzes auf dem Putzgrund jedoch
zinkten Stahlstiften, bevor sie mit einem Ansetz-
nicht gegeben, so sind von Seiten des Planers
mörtel (Batzen auf Abstand) endgültig fixiert
bzw. verarbeitenden Handwerks rechtzeitig ent-
werden. Grundsätzlich ist dabei zu beachten, dass
sprechende Maßnahmen vorzusehen. Im Einzel-
im Außenbereich, in Feuchträumen sowie an
nen unterscheidet man:
Flächen, die mit Mörteln aus Zement, Kalkzement,
Putzträger haben nach DIN 18 550 die Aufgabe, Putz- und Mauerbinder verputzt werden, kein
das Haften des Putzes zu verbessern oder eine gipshaltiges Ansetzmaterial verwendet wer-
1) Der aktuelle Stand der Normung von Putzträgern und
den darf. Geeignet sind nur Ansetzmörtel auf
Putzprofilen aus Metall (DIN EN 13 658) ist Abschn. 9.12 Zementbasis. Nach dem Abbinden des Ansetz-
zu entnehmen. mörtels sind die Stahlstifte wieder zu entfernen.
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 669
9.12
Gleitlagerfugenprofil zum waagerechten Einbau für
den Außenputz.
Das aus zwei Einzelprofilen bestehende Fugenprofil
trennt die Außenputzflächen, nimmt die unterschied-
lichen Bewegungen des Untergrundes auf und
überdeckt die offenbelassene Gleitlagerfuge
(zugleich Schattenfuge).
Die beiden Profile sind nach außen hin mit Hart-
PVC-Teilen abgedeckt (Korrosionsschutz) und liegen
bündig mit der fertigen Putzoberfläche.
1 Betonteil (z. B. Betondecke)
2 Gleitlager
3 Mauerwerk
4 Metallprofile
5 Hart-PVC-Überzug
6 Außenputz
Protektorwerk, Gaggenau
Im Wesentlichen werden Kantenprofile, Sockel- tur auseinandergezogen werden kann. Wie die
profile, Bewegungsfugenprofile, Gleitlagerfugen- Darstellung verdeutlicht, hat jede Tafel im Ab-
profile u. a. eingesetzt. Vgl. hierzu auch die Bild- stand von 100 mm 7 in Längsrichtung verlau-
gruppen in den jeweiligen Abschnitten. fende, entweder 10 mm oder 4 mm hohe,
gelochte oder ungelochte Rippen (Hoch- bzw.
1. Metallische Putzträger Flachripp) und aussteifende 2,5 mm hohe
Sicken mit dazwischenliegenden Grätenfel-
• Rippenstreckmetall (Bild 9.13) besteht in der dern. Die üblicherweise 0,60 × 2,50 m großen
Regel aus 0,2 bis 0,5 mm dickem, verzinktem Tafeln sind nicht völlig ausgebreitet (gestreckt),
Stahlblech, das so eingestanzt ist, dass es zu so dass die schräg stehenden Gräten auftreten- 9
einem profilierten Putzträger mit Grätenstruk- de Spannungen ausgleichen können.
9.13
10 mm oder 4 mm
9.14a 9.14b
9.14 Schematische Darstellung der Befestigung von punktgeschweißtem Drahtgitter mit Abstand vor dem Putzgrund
a) Abstandhalter mit Spreizdübel und Putznagel
b) vollflächige Armierung vor einer Fassade mit 10 cm breiter Mattenüberlappung
1 Spreizdübel 4 punktgeschweißtes Drahtgitter
2 Nagel (als Putzträger oder Putzbewehrung)
3 Abstandhalter je nach aufzubringender 5 Halteteller aus Kunststoff
Putzdicke 6 Putzgrund
BEKAERT, Bad Homburg
Beim Anbringen der Tafeln werden an den henden Gitterputzträger verklammern und
Längsseiten Randrippe in Randrippe ineinan- auch mit dem Putzgrund (meist mit Spritzbe-
dergelegt (kein stumpfer Stoß!) und alle 20 cm wurf vorbehandelt) kraftschlüssig verbinden
mit verzinktem Bindedraht verrödelt. Auch an kann.
den Kopfstößen dürfen die Tafelenden nicht Derartige Drahtgitter – die durch ihre Verdübe-
stumpf gestoßen, sondern mind. 5 cm überlap- lung mit dem Untergrund auch eine putztra-
pend ineinandergelegt und jede Rippe einmal gende Funktion übernehmen – eignen sich für
mit Bindedraht verrödelt werden. das vollflächige Überspannen von gerissenen
Auf dem Untergrund sind die Rippenstreck- Fassaden bei normalem mineralischem Putz-
metall-Tafeln mit den Rippen nach unten aufzu- aufbau sowie für die Bewehrung von Wärme-
dübeln, so dass die Putzträgerfläche in Rippen- dämmputzen.
höhe vom Putzgrund absteht. Aufgrund dieses • Drahtgitter mit hinterlegter Absorptions-
Abstandes kann sich der scharf angeworfene, pappe sind ebenfalls Putzträger aus verzinkten
heute meist maschinell aufgetragene Mörtel Stahldrähten, deren Rückseite jedoch noch mit
mit der Grätenstruktur allseitig innig verklam- einem gelochten Bitumenpapier abgedeckt ist.
mern und auch mit dem Putzgrund (meist Diese Hinterlegung verhindert weitgehend das
Spritzbewurf ) kraftschlüssig verbinden. Die Eindringen von Mörtelfeuchtigkeit in den Putz-
9 Putzdicke über den Rippenstreckmetall-Tafeln grund und dient gleichzeitig der Einsparung
sollte mindestens 10 (15) mm betragen. S. hier- von Putzmaterial, da sich der Mörtel nur punk-
zu auch Bild 9.22. tuell durch die Langlochschlitze des Papiers
• Punktgeschweißte Drahtgitter (Bild 9.14) hindurch mit den Drahtkreuzungen allseitig
sind Putzträger aus etwa 1mm dicken, verzink- verkrallen kann.
ten Stahldrähten mit einer Maschenweite von Die in verschiedenen Abmessungen lieferbaren
beispielsweise 12,7 × 12,7 mm. Sie werden in Putzträgertafeln bzw. -streifen eignen sich be-
Form von Rollen oder Matten (Großformat 2500 sonders zum problemlosen Überspannen von
× 1020 mm, Kleinformat 1220 × 400 mm) gelie- senkrechten oder waagerechten Wandschlitzen
fert und allseitig 100 mm überlappt mittels sowie von kritischen Bauteilen in der Wand-
Spreizdübel und Abstandhalter auf den Unter- fläche wie Holzständer, Stahlträger, Kunststoff-
grund aufgedübelt. rohre usw.
Die Höhe der Abstandhalter richten sich nach Bild 9.15. Beim Überspannen derartiger putz-
der jeweils aufzubringenden Putzdicke. Sie be- unfähiger Bauteile muss der Putzträger allsei-
wirken in jedem Fall, dass sich der mit Druck tig mindestens 100 mm auf den angrenzenden
aufgebrachte Mörtel allseitig mit dem abste- tragfähigen Putzgrund übergreifen und auf
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 671
9.15
Überspannen eines kritischen Bauteiles (Holzfachwerk)
mit geschweißtem und verzinktem Drahtgitter.
Ein hinterlegtes Bitumenpapier o. Ä. verhindert das
Eindringen von Mörtelfeuchtigkeit in den Holzständer.
Der Putzträger muss allseitig mind. 10 cm auf den
angrenzenden tragenden Putzgrund übergreifen und
an diesem – nicht am Holzständer – befestigt werden.
1 Mauerwerk (z. B. Porenbetonsteine)
2 Holzständer
3 Bitumenpapier o. Ä.
4 geschweißtes, verzinktes Drahtgitter
5 Dreikantleiste (Altbau), umlaufend
6 Innenputz
7 höhenverstellbarer Metallanker (Neubau)
8 Leichtmauermörtel (Wärmedämmmörtel)
9 Ankerschiene aus nichtrostendem Stahl
10 Kellenschnitt
11 Außenputz
diesem – keinesfalls auf dem überspannten gemeinsamen Anwendungsnorm DIN 1102
Bauteil – befestigt werden. Um bei Holzständern (Ausg. 11.89) zusammengefasst. S. hierzu auch
ein mögliches Quellen infolge eindringender DIN EN 13 168.
Mörtelfeuchtigkeit gänzlich auszuschließen,
wird statt des gelochten Bitumenpapieres eine • Holzwolle-Leichtbauplatten (Kurzzeichen HWL-
ungelochte Trennlage verwendet. Damit sich Platten) bestehen aus langfaseriger Holzwolle
der kritische Bauteil darunter frei bewegen und mineralischen Bindemitteln (Zement oder
kann, muss der Putzträger selbst ausreichend gebrannter Magnesit) in homogener Zusam-
dimensioniert sein (Eigenstabilität), um seine mensetzung.
tragende Funktion (Brückenfunktion) erfüllen • Mehrschicht-Leichtbauplatten (Kurzzeichen
zu können. ML-Platten) setzen sich aus einer Dämmstoff- 9
schicht (Hartschaum oder Mineralfaser) und
2. Holzwolle-Leichtbauplatten und einer darauf einseitig oder beidseitig aufge-
Mehrschicht-Leichtbauplatten1) brachten Deckschicht aus mineralisch gebun-
Leichtbauplatten aus mineralisch gebundener dener Holzwolle zusammen. Dementsprechend
Holzwolle werden als Dämmstoffe zum Zwecke unterscheidet man
des Wärmeschutzes, aber auch des Schall- und • Hartschaum-ML-Platten,
Brandschutzes im gesamten Bauwesen einge- • Mineralfaser-ML-Platten,
setzt. Auf Grund ihrer offenporigen Plattenstruk- jeweils in Form von Zweischicht- oder Drei-
tur eignen sie sich – bei Beachtung bestimmter schichtplatten.
Verarbeitungsregeln – auch als Putzgrund für mi-
neralische Außen- und Innenputze. Brandverhalten. Bezüglich ihres Brandverhal-
Im Einzelnen unterscheidet man Holzwolle- tens sind die Leichtbauplatten in DIN 4102-4 klas-
Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbau- sifiziert:
platten. Beide Arten sind in einer gemeinsamen 1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 9.12 zu ent-
Stoffnorm DIN 1101 (Ausg. 06.2000) und einer nehmen.
672 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme
geeignet für
1 Fassaden jeder Größe Fassaden in Mischbauweise 7) PI PI –
ohne und – bei objektbezogener Beratung – auch für
2 besondere größere zusammenhängende Flächen P III P II PI –
Anforderung
3 unter Verwendung unter Verwendung P II P II –
von Baustellenmörtel5) 6) von Werk-Trockenmörtel
4 oder Werk-Trockenmörtel (für den Spritzbewurf auch Baustellenmörtel)5) PI PI erforderlich
wasser- Gewebeart und Verarbeitung: Gewebeart und Verarbeitung:
5 P III P II PI –
hemmend
Drahtnetzgewebe, geschweißt und verzinkt, Glasfaser-Armierungsgewebe, ausreichend
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln
1) Volldeckend, Sand 0/4 mm oder 0/8 mm; der Anteil an Grobkorn soll möglichst groß sein. In den Fällen des Abschnittes 3.10.2, letzter Absatz in DIN 1102, kann auf den
Spritzbewurf verzichtet werden.
2) Ist als Putzsystem für Unterputz und Oberputz nur in der Spalte „Oberputz“ eine Mörtelgruppe genannt, so bedeutet dies, dass die betreffende Anforderung von einem
damit hergestellten einlagigen Putz erfüllt werden kann. Oberputze können mit abschließender Oberflächengestaltung oder ohne diese ausgeführt werden (z. B. bei zu
beschichtenden Flächen).
3) Eignungsnachweis erforderlich (siehe DIN 18 550 Teil 2).
4) Oberputze mit geriebener Struktur können besondere Maßnahmen erforderlich machen.
5) Die Zusammensetzung der Mörtelgruppen als Baustellenmörtel enthält DIN 18 550 Teil 2, Tabelle 3.
6) Werden ML-Platten mit zu verputzenden Holzwolleschichten der Dicken < 15 mm großflächig an Fassaden angebracht, sollte nach DIN 4108 Teil 3 für die Schlagregen-
Beanspruchungsgruppen II (wasserhemmender Außenputz erforderlich) und III (wasserabweisender Außenputz erforderlich) Werkmörtel verwendet werden.
7) Für mit Leichtbauplatten gedämmte Stützen, Stürze, Deckenränder, auskragende Balkonplatten, offene Durchfahrten, Passagen, Kniestöcke, Rolladenkästen und sonstige
Teilflächen.
673
9
9
Tabelle 9.16-2 Putzsysteme für mineralische Innenwandputze und Innendeckenputze nach DIN 18 550-1 und -2 (Ausg. 01.85) aus Werk-Trockenmörtel 674
auf HWL-Platten und ML-Platten (Auszug)
Die Putzsysteme sind zeilengetreu einzugehalten.
Mittlere Putzdicke: etwa 15 mm bei einlagigen Putzen, je nach Art des Oberputzes etwa 20 mm bei zweilagigen Putzen (Unterputz etwa 15 mm);
etwaiger Spritzbewurf bleibt ohne Anrechnung
2 nur geringe 8 – P I a, b P I a, b
Bean-
3 spruchung 8 – P II P I a, b, P IV d
4 Glasfaser-Armierungsgewebe, 5 – P IV P IV d
13 8 – – P II 7)
14 8 – P II P II
Feucht-
räume6)
15 – 9) P III 9) – P III 9)
Hinweis: Die sehr umfangreichen Fußnoten 1) bis 10) wurden aus Platzgründen weggelassen. Sie sind DIN 1102, Tabelle 6, zu entnehmen.
9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 675
Tabelle 9.16-2 gilt für das Aufbringen von Innen- • Ziegeldrahtgewebe ist ein Putzträger, der aus
wandputz und Innendeckenputz auf Leichtbau- einem Drahtgewebe besteht, an dessen Kreu-
platten. zungsstellen rautenförmige Tonkreuzchen auf-
Gipskartonplatten im Innenbereich
gepresst und bei 900 °C ziegelhart gebrannt
auf Leichtbauplatten worden sind. Der Ziegeldraht ist ein formbares
Im Innenbereich können auch Gipskartonplatten (DIN
und formbeständiges Bauelement, aus dem
18 180) als sog. Wand-Trockenputz unmittelbar an senk- sich große Flächen in ebener, gewölbter oder in
rechte Leichtbauplatten-Flächen angeblendet werden. Für freier Gestaltung (Tropfsteinhöhlencharakter)
das Ansetzen der Gipskartonplatten gilt DIN 18 181. herstellen lassen.
Da diese Platten lediglich mittels Ansetzgips befestigt wer-
den, ergeben sich daraus – im Vergleich zu den feucht ein-
Die Draht-Ton-Kombination ist beständig ge-
gebrachten Mörtelputzen mit ihren manchmal doch recht gen Temperaturschwankungen bzw. Klima-
umständlich anzubringenden Putzträgern – wesentlich wechsel und besteht aus nichtbrennbaren
kürzere Montage- und Trockenzeiten. Materialien der Baustoffklasse A1. Putze auf
Dies gilt auch für Gipskarton-Verbundplatten (Gipskar- Ziegeldrahtgewebe können daher nach DIN
tonplatten mit werkseitig aufkaschierten Mineralfaser- 4102-4 als Brandschutzbekleidungen einge-
oder Hartschaumplatten), die im Innenbereich sowohl für
Schallschutz- als auch Wärmedämmzwecke eingesetzt wer- setzt werden.
den. S. hierzu DIN 18 184. Bild 9.16-3. Der Ziegeldraht wird in Form von Rollen (1 ×
Dabei ist jedoch immer zu beachten, dass Dämmstoffe mit 5 m) oder Fassadenmatten aus nichtrostendem Stahl-
hoher dynamischer Steifigkeit (z. B. PS-Hartschaumplatten) draht (1 × 6 m) in einer Materialdicke von 6 bis 8 mm
den bestehenden Schallschutz negativ beeinflussen kön- (Maschenweite 20 × 20 mm) geliefert. An den Stoßstellen
nen, sowohl im Schalldurchgang als auch in der Schall- müssen sich die Bahnen seitlich mind. 30 mm überlap-
Längsleitung. pen, so dass die Tonkreuze ineinandergreifen. Im Abstand
Derartige Innendämmungen verändern auch ganz wesent- von je 10 cm sind die Stöße mit Bindedraht zu verrödeln.
lich das bauphysikalische Verhalten von Außenwänden. Das Verlängern von Bahnenstreifen erfolgt durch Ab-
S. hierzu Abschn. 9.11.3, Innendämmung von Außenwän- schlagen von je einer Reihe Tonkreuze und Verrödeln der
den sowie Abschn. 16.5.6, Teil 1 dieses Werkes. überstehenden Drahtenden.
Da dieser Putzträger flexibel ist, wird bei größeren
Flächen, insbesondere wenn eine gewölbte Ausbindung
3. Sonstige Putzträgerplatten, erfolgt (Rabitzkonstruktion), eine zusätzliche Unterkon-
-gewebe und -matten struktion aus Trag- und Bewehrungsstäben (Stahlrohrar-
mierung) gemäß DIN 4121 erforderlich. Vgl. hierzu Ab-
• Putzträgerplatten aus gebranntem Ton wer- schn. 9.7.6.6, Hängende Drahtputzdecken.
den überall dort angesetzt, wo auf stoßfeste
Untergründe und zugleich rissefreie, optisch • Drahtgebundene Schilfrohrmatten sind ein
einheitliche Putzflächen besonderer Wert ge- seit Jahrhunderten bewährter Putzträger, die
legt wird (z. B. als Putzgrund von Betonteilen jedoch kaum mehr im Gebrauch sind. Sie wer-
wie Pfeiler, Stürze, Massivdeckenteile). den an dieser Stelle nur noch erwähnt, da sie im
Aufgrund gleicher Materialeigenschaften Hinblick auf die Altbausanierung von einem ge-
zeichnen sich die mit Tonplatten bekleideten wissen Interesse sein können.
Bauteile nach dem Verputzen nicht vom übri- Die geschälten Schilfrohre in einer Länge von
gen Ziegelmauerwerk ab. Die Tonplatten, de- ein bis zwei Metern werden maschinell mit ei-
ren Oberflächen zur besseren Putzhaftung pro- nem dünnen Bindedraht um einen verzinkten 9
filiert sind, werden entweder anbetoniert (in die Tragdraht geflochten und so Putzträgermatten
Schalung gestellt oder gelegt) oder nachträg- in den Abmessungen 2 × 5 m oder 1 × 10 m her-
lich mit Zementmörtel angeblendet. gestellt (Handelsform: Einfachrohrmatten oder
9.16-3
Schematische Darstellung eines Ziegeldrahtgewebes,
geeignet als nichtbrennbarer Putzträger zur Herstellung
ebener, gewölbter oder frei gestalteter Rabitzkonstruk-
tionen. Vgl. hierzu auch Abschn. 9.7.6.6, Hängende
Drahtputzdecken.
676 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme
Doppelrohrmatten). In dieser Form dienen sie Beispiel durch starken Schlagregen die Putz-
als Putzträger für zu verputzende Flächen, bei- oberfläche beschädigt, noch nicht erhärtete Bin-
spielsweise als Deckenbekleidung unter Holz- demittel gelöst und an die Putzoberfläche ge-
balkendecken. schwemmt werden.
Verarbeitung. Die in einem Altbau anzutreffenden Scha- Bei Frost lassen sich Außenputzarbeiten nur
lungsbretter (Holzlattung) sind in einem Fugenabstand durchführen, wenn die Arbeitsstelle vollständig
von etwa 15 mm auf der Unterseite einer Holzbalken- gegen die Außentemperatur abgeschlossen ist
decke befestigt. Auf diese Holzdeckenschalung werden
die Schilfrohrmatten – immer quer zu den Schalungs- und der so entstehende Arbeitsraum bis zum
brettern verlaufend und straff gespannt – aufgebracht ausreichenden Erhärten des Putzes beheizt wer-
(Drucklufttacker, Krampen). Die Stöße müssen gut mit- den kann. Außerdem sind die jeweils geltenden
einander verzahnt (Stoßüberlappung mind. 100 mm) „Richtlinien für den Winterbau“ zu beachten.
und durch einen zusätzlichen Spanndraht gesichert sein.
Dickere Rohrmatten – deren Stöße nicht verzahnt wer- Ähnlich ungünstig wirkt sich ein zu schneller
den können – sind stumpf zu stoßen und die nachge- Wasserentzug aus dem frischen Putz durch Zug-
drahteten Stoßstellen mit einem mind. 200 mm breiten
Drahtgittergewebe zu überdecken.
luft (Folge:„verbrannter“ Oberputz) oder zu star-
Schilfrohrmatten können mit allen herkömmlichen mine-
ke Sonneneinstrahlung aus. Daher gilt die Putz-
ralischen Mörteln (Putzmörtelgruppen P I, P II und P IV) regel: nicht in, sondern mit der Sonne putzen!
verputzt werden. Nicht geeignet sind Mörtel der Putz- Weitere Schutzmaßnahmen sind: Verhängen der
mörtelgruppe P III. Fassade mit Folien o. Ä., Annässen des Putzgrun-
Der Putzaufbau setzt sich in der Regel aus drei Lagen zu- des und ggf. Feuchthalten des Frischputzes (vor-
sammen: einer sog. Ausdrücklage (verfüllen und voll-
flächiges ausdrücken der Schilfrohrmatten, ein Spritzbe-
teilhafte Nachbehandlung bei Kalk- und Zement-
wurf würde nicht genügend tief in die Zwischenräume mörtel).
eindringen), einer Unterputzlage mit abschließendem Bei Außenputzarbeiten und während der Abbin-
Oberputz. In bestimmten Fällen ist auch ein zweilagiger
Putzaufbau möglich (Ausdrücklage mit direkt darauf auf- dezeit soll die Umgebungs- und Untergrundtem-
gebrachter Oberputzlage). peratur in der Regel mind. +5 °C betragen und ei-
ne relative Luftfeuchte bis max. 70 % gegeben
• Gipskarton-Putzträgerplatten eignen sich vor- sein. Einige Hersteller bieten jedoch Produkte an,
wiegend zur Herstellung von fugenlosen die bereits ab +1 °C Umgebungs- und Unter-
Deckenbekleidungen und Unterdecken, wie sie grundtemperatur und einer relativen Luftfeuchte
in Abschn. 14.5.2 mit Bild 14.32 in Teil 1 dieses bis max. 95 % verarbeitet werden können.
Werkes beschrieben sind.
Innenputzarbeiten dürfen erst begonnen wer-
Nach der trockenen Montage der Platten auf den, wenn sichergestellt ist, dass die Temperatur
einer Unterkonstruktion – bei der zwischen den der Innenräume nicht unter +5 °C liegt bzw.
abgerundeten Längskanten ein Abstand von während der Putzarbeiten auch nicht darunter
etwa 5 mm einzuhalten ist – sind diese Fugen absinken kann. Dieser Temperaturbereich ist vor
mit Gips so auszudrücken, dass sich auf der allem bei allen Kalkputzen deshalb kritisch, weil
Plattenrückseite ein beidseitig übergreifender der Putz nicht mehr „abbindet“, d. h. die zu Karbo-
Wulst bildet. Anschließend werden die Platten- nat erhärtenden Bindemittel können bei dieser
flächen einlagig etwa 10 mm dick mit geeigne- Temperatur keine Kohlensäure mehr aufnehmen.
9 tem Gipsmörtel gangflächig verputzt. Vgl. hierzu auch Abschn. 9.3.1 und 9.4.1. Alle Öff-
Diese Unterdecken zeichnen sich – im Vergleich nungen müssen daher zumindest behelfsmäßig
zu den in Abschn. 9.7.6.6 beschriebenen sog. verschlossen sein. Nach Abschluss der Innenputz-
hängenden Drahtputzdecken – durch wesent- arbeiten sind die Räume häufig kurzzeitig zu lüf-
lich kürzere Montage- und Trockenzeiten sowie ten.
geringeres Flächengewicht aus.
Putzgerüste, An- und Abrüsten
Im Mauerwerk aufliegende Gerüstriegel (= ein- tels Putzbrettern – die an den Türleibungen befestigt
fach stehende Gerüste) oder die Verankerung der sind – exakt eingehalten werden. Vgl. hierzu auch Ab-
schn. 7.6.1.5, Fertigtürelemente.
Gerüste mit herkömmlichen Mauerhaken sollten
Bei allen Beiputzarbeiten und Ausbesserungen ist außer-
keinesfalls mehr eingesetzt werden, da die hier- dem darauf zu achten, dass in jeder Putzlage immer nur
bei entstehenden Mauerlöcher erst nachträglich Mörtel gleicher Zusammensetzung verarbeitet wird, da
ausgemauert und verputzt werden können. Sol- sonst Rissbildungen, Farbveränderungen o. Ä. auftreten
che Ausbesserungen zeichnen sich später an der können.
Putzoberfläche immer ab. • Die maschinelle Verarbeitung geeigneter Putzmörtel
führt – im Vergleich zum Mörtelauftrag mit der Hand – zu
Moderne Gerüstverankerungen, die keine Schä- wesentlich höheren Putzleistungen und damit zu Kos-
den im Putz verursachen, sind so konstruiert, dass teneinsparungen (Senkung des Lohnkostenanteils, der
nichtrostende Hülsen im Mauerwerk (eingeputzt) Standkosten für das Gerüst usw.).
verbleiben und durch eine farblich angleichbare Der heute üblicherweise verwendete Werktrockenmörtel
wird entweder als Sackware in die Putzmaschine einge-
Kunststoffkappe verschlossen werden. Spätere füllt oder – bei umfangreicheren Bauvorhaben – aus ei-
Wiedereinrüstungen sind so ohne Beschädigung nem Silo oder Container kontinuierlich durch eine pneu-
der Putzfassade möglich. matische Förderanlage eingeblasen.
Das Abrüsten ist mit größter Sorgfalt vorzuneh- Das Anmachen erfolgt durch intensives Mischen in der
Putzmaschine. Dabei ist die werkseitig angegebene Min-
men, da die Putzflächen nach der Fertigstellung destmischdauer einzuhalten und die Wasserdosierung
sehr stoßempfindlich sind und jede nachträgli- entsprechend der gewünschten Mörtelkonsistenz vorzu-
che Ausbesserung fast immer sichtbar bleibt. nehmen.
Der weichplastische Mörtelbrei wird dann in Schläuchen
bis an die Verarbeitungsstelle gepumpt und durch die
Aufbringen des Mörtels dem Spritzkopf zugeführte Druckluft gleichmäßig kräf-
tig, querreihig und ggf. in mehreren dünnen Schichten
Der Mörtelauftrag kann von Hand oder mit einer auf den Putzgrund gespritzt.
Maschine erfolgen. Die einzelnen Putzlagen sind Diese Art des Mörtelauftrages zeichnet sich durch einen
– außen wie innen – möglichst gleichmäßig dick geringen Materialverlust aus. Außerdem wird durch den
Anspritzdruck eine verbesserte Haftung erzielt, da der
aufzubringen und sorgfältig zu verziehen oder zu Mörtel relativ gut in die Poren und Vertiefungen des
verreiben. Mit dem Auftragen der jeweils näch- Putzgrundes eindringt. Auch hier ist der Mörtel sofort
sten Lage ist so lange zu warten, bis die vorherge- nach dem Auftragen mit der Abziehlatte oder Kartätsche
hende so fest ist, dass sie die neue Lage tragen lot- und fluchtgerecht abzuziehen und je nach Putzart
bzw. Putzweise weiter zu bearbeiten.
kann.
Angaben über Ausführung, Aufmaß und Abrechnung
Dies gilt auch für den Spritzbewurf, auf den der sind VOB Teil C, DIN 18 350, Putz- und Stuckarbeiten, zu
Unterputz erst aufgebracht werden darf, wenn entnehmen. Den aktuellen Stand der Normung s. Ab-
der Mörtel ausreichend erhärtet ist, frühestens je- schn. 9.12.
doch nach 12 Stunden.
Der Unterputz ist vor dem Auftragen des Ober-
putzes gegebenenfalls aufzurauen und je nach
Mörtelart und Witterungsbedingungen anzunäs- 9.7.4 Putzweise
sen.
• Der von Hand aufgetragene Mörtel wird entweder mit
Die Art der Oberflächengestaltung eines frisch 9
der Kelle kräftig angeworfen oder mit dem Aufziehbrett
aufgebrachten Putzmörtels und die dadurch ent-
bzw. Traufel kräftig auf den Putzgrund aufgezogen, so stehende Oberflächenstruktur wird als Putzweise
dass er sich mit diesem gut verzahnt. Anschließend wird bezeichnet. Sie ist mit entscheidend für das äu-
er in der Regel mit der Abziehlatte oder Kartätsche ein- ßere Erscheinungsbild eines Gebäudes und die
geebnet.
gestalterische Wirkung von Innenraumflächen.
Besonders ebenflächige und gleichmäßig dicke Putz-
überzüge lassen sich mit Hilfe von sog. Putzleisten (Putz-
Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen
lehren) erzielen. Hierbei handelt es sich um lot- und • rein dekorativen Putzweisen mit vorwiegend
fluchtgerecht angebrachte – jeweils 10 bis 15 cm breite schmückender Wirkung,
Mörtelstreifen – die vor dem eigentlichen Putzauftrag in
Abständen von etwa 1 bis 1,5 m in der vorgesehenen • Putzweisen, die zur Vorbereitung eines tragen-
Putzdicke auf dem Putzgrund angebracht werden. den Untergrundes für weitere Beschichtungen
Nach dem Erhärten des Mörtels wird das eigentliche (z. B. Anstriche, Tapeten) dienen und
Putzmaterial zwischen den Putzleisten vollflächig ange-
tragen und mit der Abziehlatte über diese Leisten abge-
• Putzweisen, die von der Putzzusammenset-
zogen. zung, Auftragsdicke und ihrer Oberflächen-
Die jeweils vorgesehene Putzdicke kann auch mit Hilfe struktur her eine schützende und bauphysikali-
von Putzprofilen und im Bereich von Türöffnungen mit- sche Funktion zu erfüllen haben.
678 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme
Für Außenputze sollten nur solche Putzweisen vorteilhaft, da durch das Kratzen die bindemittel- und da-
gewählt werden, die das Niederschlagwasser gut mit spannungsreiche Oberfläche des nach dem Kratzvor-
gang noch 8 bis 10 mm dicken Oberputzes entfernt wird.
ableiten, durch Staub und Ablagerungen aus der
Der richtige Zeitpunkt des Kratzens richtet sich nach dem
Luft nicht zu schnell verschmutzen und sich auch Erhärtungsverlauf des Putzes. Es darf damit begonnen
sonst handwerksgerecht ausführen lassen. Auch werden, wenn das Korn beim Kratzen herausspringt (cha-
Lage, Höhe und Standort eines Bauwerkes spie- rakteristische Putzstruktur, bedingt durch die jeweilige
len bei der Auswahl eine Rolle. Korngröße) und nicht mehr im Nagelbrett hängen bleibt.
Anschließend muss der Putz noch gründlich mit einem
Putzoberflächen werden sowohl durch den Zu- Handbesen abgefegt werden. Der Kratzputz gilt als be-
schlag (Korngröße) als auch durch die jeweilige vorzugte Putzweise für alle Edelputze (vgl. Abschn.
Verarbeitungstechnik bestimmt. Unterschiedli- 9.7.5.5). Die Verarbeitungsrichtlinien der Hersteller sind
zu beachten [5].
che Putzstrukturen entstehen durch Spritzen,
Kratzen, Filzen, Streichen oder Modellieren. Im • Spritzputz. Diese Putzweise beruht auf einer alten Putz-
technik (Besenspritzputz). Der feinkörnige, dünnflüssige
Einzelnen sind zu nennen: Mörtel wird heute üblicherweise mit einem Spritzputz-
• Gefilzter oder geglätteter Putz. Nach dem Putzauftrag gerät oder einer speziellen Spritzpistole durch zwei- oder
wird die Oberfläche mit der Filzscheibe bzw. Glättekelle mehrlagiges Aufsprenkeln (Auftragrichtung jeweils än-
(Traufel) bearbeitet. Als glatter Innenputz eignet er sich dern) aufgetragen. Es entsteht eine gleichmäßige Ober-
auch zur Aufnahme weiterer Beschichtungen wie Anstri- fläche, die meist mehr schmückende als schützende Wir-
che, Tapeten usw. kung hat. Sie eignet sich u. a. auch zur Renovierung alter
Kratzputzfassaden, die lediglich optisch unansehnlich
Gipsputz, der frisch aufgebracht, eben abgezogen und ei- geworden sind.
ne bereits ausreichend versteifte Oberfläche hat, wird
zunächst leicht angenässt, mit der Filzscheibe gefilzt und • Kellenstrichputz. Der angeworfene und eben abgezo-
ggf. anschließend sorgfältig mit der Traufel geglättet. gene Mörtel wird mit der Kelle oder Traufel derart fächer-
Auf Kalkputz, eben abgezogen und gefilzt, kann gegebe- oder schuppenförmig verstrichen, dass der einzelne
nenfalls noch eine feinsandige Schlämme sehr dünn auf- Kellenstrich bewusst sichtbar bleibt (dekorative Ober-
getragen und vorsichtig abgerieben werden. Dabei darf flächenbehandlung).
es jedoch zu keiner Sinterhautbildung (Bindemittelanrei- • Waschputz. Aufgrund seiner speziellen Rezeptur ist er
cherung) an der Oberfläche durch zu langes und zu kräf- besonders stoßfest und auch hohen Feuchtigkeitsbe-
tiges Verreiben kommen. Diese würde die Entstehung lastungen gewachsen (Unterputz der Mörtelgruppe P III).
von Schwindrissen fördern, bei Luftkalkmörteln das Er- Er wird daher vorrangig überall dort eingesetzt, wo es zu
härten der tieferen Schichten hemmen (Karbonaterhär- starken Beanspruchungen wie zum Beispiel im Sockelbe-
tung) und insgesamt eine weitgehend saugunfähige reich, in öffentlichen Treppenhäusern, Fluren usw. kom-
Oberfläche ergeben. mt. Außerdem bietet der Waschputz interessante gestal-
terische Möglichkeiten durch eine Vielzahl verschiedener
• Reibeputz oder Rillenputz. Das Zuschlaggemenge die- Gesteinskörnungen und Grundeinfärbungen.
ses Putzes enthält unter anderem ein Rollkorn (Rund-
korn), das beim Reiben rillenartige Vertiefungen in der Seine Struktur erhält er durch Abwaschen der an der
sonst ebenen Putzoberfläche hinterlässt. Durch waage- Oberfläche befindlichen, noch nicht erhärteten Binde-
rechtes, senkrechtes oder kreisförmiges Reiben mit einem mittelschlämme. Mit einer weichen Bürste wird so lange
Reibebrett können unterschiedliche Strukturbilder er- gewaschen, bis die Steinkörnung klar zum Vorschein
zeugt werden. Je nach Art des verwendeten Werkzeugs kommt, wobei diese keinesfalls herausgewaschen
(Holzscheibe,Traufel o. Ä.) wird er als Münchener Rauputz, werden darf. Der verbliebene Zementschleier wird an-
Wurmputz, Madenputz, Rindenputz, Altdeutscher Putz schließend mit einem Spezialreinigungsmittel entfernt.
usw. bezeichnet. Bevorzugte Struktur auch für kunstharz- • Kunstharzgebundene Putze. Die Oberflächenstruktur
gebundene Putze. organisch gebundener Putze nach DIN 18 558 entspricht
9 • Kellenwurfputz. Der Mörtel wird durch Anwerfen mit
weitgehend den vorgenannten Strukturen mineralisch
gebundener Putze. S. hierzu Abschn. 9.8, Kunstharzputz.
der Kelle aufgebracht. Seine Oberflächenstruktur hängt
einmal von der Kornzusammensetzung und Mörtelkon- Aus dieser Gruppe sind noch die so genannten Bunt-
sistenz, zum anderen von der Anwurftechnik des jeweili- steinputze besonders zu erwähnen. Sie enthalten, ähn-
gen Putzers ab. Vor der eigentlichen Putzausführung soll- lich wie der Waschputz, natürlich vorkommende oder ge-
ten daher immer Probeputzflächen erstellt werden. In der färbte Steine in den verschiedensten Korngrößen (von
Regel wird ein Zuschlag grober Körnung von 6 bis 10 1,5 bis 10 mm), die allerdings nicht mit mineralischen
(12) mm verwendet. Bindemitteln, sondern mit durchsichtig auftrocknenden
Kunstharzen gebunden sind. Da diese Beschichtungs-
Die raue Oberfläche des Kellenwurfputzes vermittelt im- stoffe keine deckenden Pigmente enthalten, trocknet
mer einen rustikalen Eindruck und belebt so auch Buntsteinputz klar auf und bedarf keiner weiteren Ober-
großflächige Fassaden. Je nach Grobkorn- bzw. Binde- flächenbehandlung.
mittelzusammensetzung neigen derartige Putzstruktu-
ren aber auch mehr zum Verschmutzen, so dass sie nicht Die Quarzkiesbeschichtung eignet sich für dekorative,
für Hochhausfassaden oder Fassaden, die extremen Wet- wetterbeständige Außenbeschichtungen, ausdrucksstar-
terbedingungen ausgesetzt sind, verwendet werden sol- ke Wandgestaltung im Innenbereich und für besonders
len. widerstandsfähige Sockelbeschichtungen.
9.7.5 Mineralisch gebundene Bei Außenputzen darf gemäß DIN 18 550 die dif-
Außenputze fusionsäquivalente Luftschichtdicke bei keiner
Putzlage den Wert von
An den Außenputz werden ganz besondere An- • sd = 2,0 m2)
forderungen gestellt. Neben der äußeren Gebäu-
degestaltung durch entsprechende Struktur- und überschreiten. Da mineralische Putze diese An-
Farbgebung hat er vor allem bauphysikalische forderungen erfahrungsgemäß erfüllen, ist für
Aufgaben, aber auch mechanische Anforderung- derartige Putze kein Nachweis erforderlich. Vgl.
en zu erfüllen. hierzu auch Abschn. 9.8, Kunstharzputz sowie Ab-
schn. 16.5.6.2 in Teil 1 dieses Werkes.
Für die Putzauswahl sind seine örtliche Lage am
Bauwerk, die daraus erwachsende Beanspru-
chungsart sowie die Beschaffenheit des jeweili-
gen Putzgrundes von Bedeutung. 9.7.5.2 Außenputze, die zusätzlichen
Gemäß DIN 18 550-1 (Ausg. 01.85) müssen die Anforderungen genügen
an einen Putz zu stellenden Anforderungen
grundsätzlich vom Gesamtsystem – d. h. von al- Wie Tabelle 9.6 verdeutlicht, gibt es darüber hin-
len Schichten einer Wand, wie zum Beispiel Putz- aus Außenputze, die zusätzlichen Anforderungen
grund, Putzlagen und ggf. Anstrich – zusammen genügen müssen. Im Einzelnen sind genannt:
dauerhaft erfüllt werden. Bewährte Putzsysteme Witterungsbeständigkeit des Putzsystems, Regen-
sind zusammengestellt in schutz durch wasserhemmende oder wasserab-
weisende Putzsysteme, Außenputz mit erhöhter
• Tabelle 9.6 für Außenwandputze, Festigkeit, Kellerwandaußenputz sowie Außen-
• Tabelle 9.7 für Außendeckenputze. sockelputz.
• Witterungsbeständigkeit des Putzsystems.
9.7.5.1 Außenputze, die allgemeinen Es muss den immer wiederkehrenden tages-
Anforderungen genügen1) und jahreszeitlichen Temperaturwechseln und
der Einwirkung von Feuchtigkeit standhalten,
Auf die allgemeinen Anforderungen wie gute ohne Schaden zu nehmen. Als witterungsbe-
Haftung der Putzlagen untereinander und am ständig ohne besonderen Nachweis gilt ein
Putzgrund, gleichmäßiges Gefüge, Festigkeit, Putzsystem, wenn es entsprechend Tabelle 9.6
Brandverhalten, Wasserdampfdurchlässigkeit – und 9.7 aufgebaut ist.
die jede Putzart erfüllen muss – wurde bereits in
Abschn. 9.1 hingewiesen. Darüber hinaus unterstützen konstruktive Maß-
nahmen den Witterungsschutz, wie zum Beispiel
Bei Außenputzen ist insbesondere auf die Was- ausreichend bemessene Dach- und Fenster-
serdampfdurchlässigkeit zu achten. Da diese bei banküberstände, der Einbau von Bewegungs-
Kunstharzputzen wesentlich geringer sein kann fugen-, Kantenschutz- und Sockelabschlusspro-
als bei mineralisch gebundenen Putzen, musste filen sowie bei kritischen Untergründen bzw.
in der Putznorm ein Grenzwert festgelegt wer- Materialübergängen die Einbettung von Putzar-
den, um unzulässige Feuchtigkeitserhöhungen in
der Wand infolge innerer Kondensation zu ver-
mierungen, Putzträgern usw. 9
meiden. • Regenschutz durch wasserhemmende oder
wasserabweisende Putzsysteme. DIN 4108-3
1) DIN EN 13 914-1 Planung, Zubereitung und Ausführung enthält Angaben über den Schlagregenschutz
von Innen- und Außenputzen – Teil 1: Außenputz – ist von Außenwänden. Diese Angaben sollen dazu
vorgesehen als teilweiser Ersatz für DIN 18 550 (Ausg.
01.85). Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 9.12
beitragen, erhöhte Wandfeuchtigkeit durch Re-
zu entnehmen. geneinwirkungen zu vermeiden, um einen dem
2) Nach dem Norm-Entwurf DIN EN 1062-2 werden zur bau- Wandbaustoff entsprechenden Wärmeschutz
physikalischen Bewertung der Wasserdampfdiffusion zu erzielen.
folgende Richtwerte vorgeschlagen:
Je weniger Feuchtigkeit sich bekanntlich in
• sd < 0,14 m = hoch wasserdampfdurchlässig
einer Wand befindet, desto höher ist der Wär-
• sd 0,14 bis 1,4 m = mittel wasserdampfdurchlässig
medurchlasswiderstand. In diesem Zusammen-
• sd > 1,4 m = gering wasserdampfdurchlässig
hang ist zu beachten, dass die heute verwende-
Vor der Ausführung von Fassadenbeschichtungen ist da-
her zu prüfen, welche Art Außenputz vorgesehen ist und
ten leichten und porösen Wandbaustoffe mehr
welche bauphysikalischen Kenndaten der vorgesehene Wasser aufnehmen als die früher eingesetzten,
Beschichtungswerkstoff aufweist. schweren und dichten Baustoffe.
680 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme
Regenschutz kann einmal durch konstruktive Maßgebend für die Einstufung eines Putzsystems als
Maßnahmen wie zweischaliges Mauerwerk wasserabweisend ist demnach die Erfüllung der Forde-
rung w · sd ≤ 0,2 kg/mh0,5. Wasseraufnahme und Wasser-
oder hinterlüftete Außenwandbekleidung er- abgabe müssen in einem solchen Verhältnis zueinander
reicht werden, zum anderen durch Außenputz, stehen, dass die Außenwand – langfristig gesehen –
der entsprechend der jeweiligen Beanspru- trocken bleibt bzw. austrocknen kann. Demnach müssen
chung zu wählen ist. die den Regenschutz hauptsächlich bewirkende(n) Putz-
lage(n) bei wasserabweisenden Putzen folgende Anfor-
Bei der Beurteilung der Schlagregenbeanspru- derungen erfüllen:
chung sind die regionalen klimatischen Be- w × sd ≤ 0,2 kg/mh0,5
dingungen, die örtliche Lage und die Höhe des w ≤ 0,5 kg/m2h0,5
Gebäudes zu berücksichtigen. Entsprechend sd ≤ 2,0 m
der in DIN 4108-3 angeführten drei Beanspru-
• Regenschutz durch wasserabweisende Putz/
chungsgruppen werden die Außenputze wie
Anstrich-Systeme. Wie bereits zuvor erwähnt,
folgt eingeteilt:
kann der Regenschutz gemäß DIN 4108-3
Beanspruchungsgruppe I (geringe Schlag- durch konstruktive Maßnahmen (z. B. hinterlüf-
regenbeanspruchung): tete Außenwandbekleidung) oder durch geeig-
keine Anforderungen hinsichtlich des Regen- nete Außenputze erreicht werden. In der Regel
schutzes. wird hierfür der 5 bis 8 mm dicke Oberputz
Beanspruchungsgruppe II (mittlere Schlag- durch Zusatzmittel wasserabweisend einge-
regenbeanspruchung): stellt.
wasserhemmende Außenputze. Putzsysteme Nicht aufgeführt sind in DIN 4108-3 die An-
gelten als wasserhemmend, wenn sie nach Ta- striche (Beschichtungen), obwohl in der Praxis
belle 9.6 (Zeilen 9 bis 16) aufgebaut sind. Außenputze häufig mit Anstrichen versehen
• w ≤ 2,0 kg/m2h0,5 1) werden. Der Grund ist darin zu suchen, dass in
einer Norm nur auf genormte Stoffe hingewie-
Beanspruchungsgruppe III (starke Schlag-
sen wird und Fassadenbeschichtungen (noch)
regenbeanspruchung):
nicht genormt sind2).Vertreter der Mörtel- und
wasserabweisende Außenputze. Putzsysteme Bindemittelindustrie haben deshalb gemein-
gelten als wasserabweisend, wenn sie nach Ta- sam eine Richtlinie für die Bewertung von
belle 9.6 (Zeilen 17 bis 24) aufgebaut sind und in wasserabweisenden Putz/Anstrich-Systemen
der Regel wasserabweisende Zusatzmittel ent- erarbeitet (die jedoch nicht genormt ist): Dem-
halten. nach wird ein wasserabweisendes Putz/Be-
• w ≤ 0,5 kg/m2h0,5 1) schichtungs-System3) aus einem wasserhem-
menden Putz und einer wasserabweisenden
Untersuchungen [6] ergaben, dass die Feuchtigkeitsver-
hältnisse in beregneten Außenputzwänden abhängen Beschichtung (Anstrich) gebildet. Beide Ei-
von der Wasseraufnahme in den Regenperioden und der genschaften müssen durch Prüfungen nachge-
Wasserabgabe in den Trocknungsperioden. wiesen werden. Einzelheiten sind der Spezialli-
Die Wasseraufnahme eines verputzten Mauerwerkes bei teratur [7] zu entnehmen. Vgl. hierzu auch
Beregnung erfolgt durch Kapillarleitung, und zwar immer Abschn. 10, Beschichtungen (Anstriche) auf
9 von der feuchten zur trockenen Seite hin, wobei primär
die Wasseraufnahme des Außenputzes maßgebend ist Putzgrund.
(kennzeichnende Größe:Wasseraufnahmekoeffizient w). • Außenputz mit erhöhter Festigkeit. Minera-
Die Wasserabgabe in den Trocknungsperioden erfolgt lisch gebundene Außenputze, die als Träger von
zunächst durch Verdampfung an der Oberfläche und Beschichtungen auf organischer Basis (z. B.
wird im späteren Verlauf durch den Rücktransport der
Feuchtigkeit infolge von Kapillarleitung und Dampf- kunstharzgebundene Oberputze) dienen sollen
diffusion bestimmt. Der maßgebende Einfluss ist dabei oder die starker mechanischer Beanspruchung
der Wasserdampfdurchlasswiderstand der Putzschicht ausgesetzt sind, müssen nach DIN 18 550-1
(kennzeichnende Größe für die Wasserabgabe in den (Ausg. 01.85) eine Druckfestigkeit von mind. 2,5
Trocknungsperioden: diffusionsäquivalente Luftschicht-
dicke sd). N/mm2 erreichen. Werden Putzsysteme nach Ta-
belle 9.6 (Zeilen 25 bis 39) gewählt, so bedarf es
1)
keines besonderen Festigkeitsnachweises.
Nach dem Norm-Entwurf DIN EN 1062-3 werden zur bau-
physikalischen Bewertung der Wasseraufnahme folgen-
de Richtwerte vorgeschlagen:
2) Siehe hierzu Fußnote 1) Abschn. 10.3
• w < 0,5 kg/m2h0,5 = hoch wasserdurchlässig
(Fassadenbeschichtungen DIBt)
• w 0,1 bis 0,5 kg/m2h0,5 = mittel wasserdurchlässig 3) Siehe hierzu Fußnote 2) Abschn. 10.3
• w > 0,1 kg/m2h0,5 = gering wasserdurchlässig (Europäische Normung EN 1062-1)
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 681
9.17a 9.17b
9.17 Putzabschluss- und Sockelprofile für den Außenputz. Alle Profilkanten sind mit einem schlagzähen PVC-Überzug
gegen Abrieb und Korrosion geschützt und liegen mit der fertigen Putzoberfläche bündig.
a) Putzabschlussprofile
b) Sockelprofile
682 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme
geht. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 16.4.4 in Teil 1 Grund derart dampfdichter Verblendungen im Sockelbe-
dieses Werkes. reich nicht nach außen diffundieren kann, steigt sie im
Mauerwerk weiter auf (sog. Dochtwirkung), wodurch sich
Die Putzzone der aufgehenden Außenwände ist die Zerstörung von Anstrich und Putz in immer höhere Fas-
von der Dichtungszone des Bauwerkes möglichst sadenzonen verlagert.
deutlich abzusetzen (bessere Wasserableitung).
Der Sockelputz sollte hinter dem Wandputz Sanierputze
zurückspringen, zumindest bündig mit diesem
liegen, keinesfalls jedoch überstehen (Regenstau, Sanierputze werden seit etwa 25 Jahren aus
Frostschäden, Schmutzablagerungen). Werktrockenmörtel hergestellt. Es sind Putze mit
hoher Porosität und Wasserdampfdurchlässigkeit
Um ein Hinterwandern des Sockelputzes durch
bei gleichzeitig erheblich verminderter kapillarer
abfließendes Regenwasser auszuschließen, ist im
Leitfähigkeit. Ihre Wirkungsweise beruht auf fol-
Bereich der Fuge zwischen Sockel- und Wand-
genden Annahmen (Bild 9.18):
putz ein Sockelabschlussprofil anzubringen. Die-
ses wird mit Ansetzmörtel auf Zementbasis (kei- • Aufgrund der hydrophoben (wasserabweisen-
nesfalls gipshaltiges Material verwenden!) auf den) Ausrüstung des Putzes kann das im
dem aufgehenden Mauerwerk befestigt. S. hierzu Mauerwerk vorhandene salzhaltige Wasser nur
Bild 9.17 sowie Bild 9.34. etwa 5 mm tief aus dem Putzgrund in den Sa-
nierputz kapillar eindringen.
• Bedingt durch die hohe Wasserdampfdurchläs-
9.7.5.3 Sanierputzsysteme für feuchte sigkeit verdunstet das Wasser – nicht wie bei
und salzbelastete Außenwände den herkömmlichen Putzen an der Putzober-
fläche – sondern innerhalb des Putzquerschnit-
Allgemein bekannt sind die hässlichen Schadens- tes und wird dann durch Diffusion nach außen
bilder im Sockelbereich von Altbauten (histori- transportiert.
schen Gebäuden). Die Ursache hierfür ist in fast • Da Wasserdampf keine Salze transportieren
allen Fällen die Gleiche: kann, kristallisieren diese beim Verdunsten des
Aufgrund fehlender oder nicht mehr funktionie- Wassers im Inneren der Sanierputzschicht. Da-
render horizontaler bzw. vertikaler Wandabdich- bei werden die Salzkristalle in den großen
tungen kann Feuchtigkeit in das Mauerwerk ein- Porenräumen abgelagert.
dringen und dort – infolge der kapillaren • Da die Porosität sehr hoch ist, entsteht dadurch
Saugfähigkeit poröser Baustoffe – entgegen der kein Kristallisationsdruck auf das Baustoffgefü-
Schwerkraft in der Wand aufsteigen. Dabei wer- ge und somit auch kein Schaden an der Putz-
den bauschädigende Salze gelöst und von der oberfläche.
kapillar wandernden Feuchtigkeit (hygroskopi- • Damit Sanierputze langfristig funktionieren, ist
sche Feuchte) nach oben in das aufgehende dafür Sorge zu tragen, dass diese nach außen
Mauerwerk transportiert. immer durch Diffusion austrocknen können.
Beim Verdunsten des Wassers reichern sich die Anstriche und sonstige Beschichtungen dürfen
mitgeführten Salze an der Oberfläche herkömm- daher die Wasserdampfdurchlässigkeit des Sys-
9 licher Putze an und kristallisieren dort aus. tems nicht negativ beeinflussen.
Infolgedessen sind an der Grenze zwischen
dem kapillar durchfeuchteten Bereich und dem WTA-Merkblätter. Die technischen Anforderung-
trockenen Mauerwerk Salzausblühungen zu er- en an Sanierputzsysteme sind im Einzelnen dem
kennen. umfangreichen WTA-Merkblatt 2-2-91 sowie dem
Da es bei der Kristallisation aber auch zu einer Vo- WTA-Ergänzungsmerkblatt 2-6-99 [8] zu entneh-
lumenvergrößerung kommt, entstehen dadurch men.
auch noch erhebliche Drücke (Sprengkräfte), die Aufgrund der darin beschriebenen Anforderung-
zum Abplatzen des Anstriches und im Laufe der en kann nun eindeutig zwischen Sanierputzen
Zeit zur Zerstörung der Putzschale führen kön- und den weitgehend wasserdampfdichten bzw.
nen. wasserundurchlässigen Sperrputzen oder Dich-
Ungeeignete Sanierungsversuche, wie zum Beispiel das tungsschlämmen unterschieden werden.
Aufbringen von wasserundurchlässigen dichten Sperrput- Demnach sind Sanierputze keine Sperrputze,
zen der Mörtelgruppe P III, das Anbringen von Keramikflie-
sen oder Applizieren von nahezu dampfundurchlässigen
denn der Feuchtigkeitsaustausch zwischen Mau-
Beschichtungen führen meist zu einer Verschlimmerung erwerk und umgebender Luft wird von den Sa-
des Schadensbildes. Da die salzhaltige Feuchtigkeit auf nierputzen nicht behindert, sondern begünstigt.
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 683
9.18
Schematische Darstellung eines Sanierputzsystems
auf einer feuchten und salzbelasteten Außenwand
1 feuchtes und salzbelastetes Mauwerk (Altputz
abgeschlagen, mürbe Fugenmörtel ausgekratzt)
9.18a 2 warzenförmiger, halbdeckender Spritzbewurf
3 Porengrundputz als Pufferschicht für gelöste Salze und
als Ausgleichsschicht
4 hydrophober (wasserabweisender) Sanierputz aus Werk-
trockenmörtel mit hoher Porosität und Wasserdampf-
durchlässigkeit in 15 bis 20 mm Schichtdicke
5 Oberfläche des Sanierputzes modellierend an den
angrenzenden Altputz angepasst und die ganze
9.18b Fassadenfläche mit einem wasserabweisenden,
diffusionsoffenen Anstrich vollflächig beschichtet
6 Spachtelputz in 2 bis 5 mm Schichtdicke als glatte
Oberfläche für Anstrich
7 wasserabweisender, diffusionsoffener Anstrich
8 mineralischer Leichtputz (weiß oder eingefärbt und
gestrichen) als Deckputz/Strukturputz
9 Wassertransport durch Diffusion und Verdunstung
9.18c Capatect Dämmsysteme GmbH, Ober-Ramstadt
en aus Dispersionsfarben sind in der Regel zu In jüngster Zeit hat die Ziegelindustrie weitere
wasserdampfdicht. Weitere Einzelheiten sind Verbesserungen hinsichtlich der Wärmedämm-
der Spezialliteratur [9], [10], [11] zu entnehmen. eigenschaft erreicht, so dass zur Zeit Werte von
0,09 W/(m · K) erreichbar sind.
9.7.5.4 Leichtputze auf wärmedämmenden Um gleichzeitig den erhöhten Wärmedurch-
Wandbaustoffen gang im Fugenbereich zu reduzieren, wurden
Leichtmauermörtel mit Leichtzuschlägen (z. B.
Die steigenden Anforderungen an den Wärme- Blähton, Bims, geschäumtes Polystyrol) und
schutz einschaliger, monolithischer Außenwände Luftporenbildnern entwickelt. Ihre Wärmeleit-
hat die Eigenschaften dieser Putzuntergründe im rechenwerte sind Abschn. 6.2.2.3, Mauermörtel,
Laufe der letzten Jahre entscheidend verändert. Teil 1 dieses Werkes zu entnehmen.
An Stelle des herkömmlichen Mauerwerkes – das Nach DIN 1053-1 können die Stoßfugen ver-
im Wesentlichen statisch/lastabragende Funktio- mörtelt und unvermörtelt ausgeführt werden.
nen zu erfüllen hatte und aus relativ festen kleinen Mit der Einführung der mörtelfreien Stoßfuge –
Steinen mit hohem Fugenanteil bestand – treten hierbei werden sog. Zahnziegel „knirsch“ mit ei-
zunehmend leichtere, hoch wärmedämmende nem tolerierten Zwischenraum von max. 5 mm
9 großformatige Wandbildner (z. B. Leichthochloch- gestoßen – ergeben sich für den Putzgrund
ziegel, Bimshohlblocksteine, Porenbetonsteine). und seine Beurteilung weitere Probleme. Bei
Am Beispiel der Weiterentwicklung des Leicht- der unvermörtelten Fuge entstehen offene Be-
hochlochziegels (DIN 105-2) lässt sich der Wandel reiche, die vom Putz ohne Haftung überbrückt
des Putzgrundes am Besten verdeutlichen: werden müssen.
• Putzgrund aus Leichtziegeln. Die wesentliche Durch den Verzicht auf die Stoßfugenvermörte-
Verbesserung der Wärmedämmeigenschaft lung und den Einsatz von Leichtmauermörteln
und die damit zusammenhängende Gewichts- werden bei porosierten und dicht gelochten
reduzierung von Leichtziegeln wurde einmal Leichtziegeln die „Querstabilität“ einer Wand
durch die starke Porosierung des Scherbens außerdem deutlich gemindert (geringere Quer-
(verminderte Steinrohdichte), zum anderen druckfestigkeit). Bei auftretenden Querkräften
durch die Optimierung des Lochbildes (Luft- (z. B. bei Maueröffnungen infolge eines De-
kammern) erreicht. Daraus resultierend konn- ckenschubes einer Betondecke) können da-
ten die Steinformate vergrößert (Rationalisie- durch Mauerrisse entstehen, die sich auf den
rungseffekt) und somit auch der Fugenanteil Außenputz übertragen, sofern dieser keine aus-
verringert werden. reichende „Entkopplungsfähigkeit“ besitzt. Auf
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 685
Für Innenputze gelten die Tabellen 9.8 und 9.9. dichte und eines niedrigen Elastizitätsmoduls
Vgl. hierzu auch Abschn. 9.7.6.3, Einlagige Leicht- kombinieren sie die Eigenschaften von Leichtput-
putze mit Baugips für den Innenbereich. zen mit denen von faserhaltigen Renovierputzen.
• Leichtunterputze entsprechen, wie Tabelle Sie sind sowohl als Unterputz als auch als Ober-
9.19 zeigt, der Mörtelgruppe P II. Sie sollen eine putz verwendbar.
Druckfestigkeit zwischen 2,5 und 5,0 N/mm2 9.7.5.5 Edelputze
sowie eine Rohdichte zwischen 600 und 1300
kg/m3 aufweisen. Neben Luftporenbildnern Früher wurden die Putzmörtel von den Verarbei-
und mineralischen Leichtzuschlägen (Bims, Per- tern auf der Baustelle selbst zusammengesetzt
lit, Blähton, Blähglaskügelchen usw.) kommt bei und aufbereitet. Bereits vor nahezu 100 Jahren
einigen Produkten auch noch organischer Zu- begann man jedoch damit, fertige Trockenmi-
schlag in Form von EPS-Perlen (expandiertes schungen an die Baustelle zu liefern, um daraus
Polystyrol) hinzu. sog. „Edelputze“ (eine Bezeichnung der Werkmör-
Derartige Leichtputze mit organischen Zuschlä- telindustrie) herzustellen. Mit der fabrikmäßigen
gen dürfen im Außenbereich jedoch nur als Un- Fertigung wurde es möglich, Körnungen (und
terputze verwendet werden. Nach DIN 4102 damit Strukturen) sowie Farbgebung für Putz-
gelten sie als nichtbrennbar (Baustoffklasse flächen schon vor der Verarbeitung festzulegen.
A1), sofern der Gesamtgehalt an organischen Unter Berücksichtigung veränderter Umweltbe-
Anteilen einen Massenanteil von 1,0 % nicht dingungen und nicht zuletzt im Hinblick auf die
überschreitet. modernen leichten Wandbaustoffe sind diese
Verarbeitung (vom zweilagig aufgebauten Gesamtputz- Produkte im Laufe der Jahre weiter verbessert
system). Bei einheitlichem und gleichmäßigem Mauer- worden, so dass sich die Werkmörtel – vor allem
werk aus porosierten Leichtziegeln wird der Leichtunter- lagerfähige Werktrockenmörtel – heute allge-
putz in einem Arbeitsgang auf den vorbereiteten mein durchgesetzt haben. Vgl. Abschn. 9.4.1.2,
Putzgrund (vorgenässt oder grundiert) aufgetragen. Ein
Spritzbewurf ist in der Regel nicht erforderlich. Zubereitung und Lieferform der Putzmörtel.
Bei ungleich saugendem Mischmauerwerk trägt man Edelputz ist ein Wertbegriff für weiße und farbige
den Unterputz vorteilhafterweise in zwei Arbeitsgängen mineralische Werktrockenmörtel zur Herstellung
auf. Dabei wird zunächst eine erste Schicht von etwa 8 bis von Oberputzen für außen und innen gemäß DIN
10 mm Dicke aufgespritzt. Wird auf schwierigem Putz-
grund eine Putzarmierung für erforderlich gehalten, so 18550. Edelputze sind witterungsbeständig, dau-
ist diese anschließend in den Mörtel einzubetten. Nach erhaft wasserabweisend und gleichzeitig wasser-
dem ersten Ansteifen des Mörtels (Wartezeiten der Her- dampfdurchlässig sowie in Farbe und Ober-
steller beachten) wird die weitere Schicht bis zur erfor- flächenstruktur vielfältig gestaltbar.
derlichen Unterputzdicke aufgebracht.
Vor dem Auftragen des Oberputzes muss eine bestimm- Die Mörtel sind lieferbar für die verschiedensten
te Mindeststandzeit des Unterputzes nach Angabe des Putzweisen; als besonders günstige Oberflächen-
Herstellers (z. B. 1 Tag je mm Putzdicke) eingehalten wer- struktur wird die Kratzputztechnik angesehen.
den. Da der Unterputz hydrophob (wasserabweisend) Edelputze eignen sich auch als Oberputz auf
ausgebildet ist, muss dieser in der Regel nach Hersteller-
vorgabe im Farbton des Oberputzes grundiert werden. Leichtunterputz, EPS-Wärmedämmputz sowie
Anschließend wird der Oberputz aufgetragen und ge- auf Wärmedämm-Verbundsystemen. Weitere Ein-
9 glättet oder strukturiert. zelheiten sind den Informationsbroschüren [13]
• Oberputze auf Leichtunterputzen entsprechen der Deutschen Mörtelindustrie zu entnehmen.
gemäß Tabelle 9.19 den Mörtelgruppen P II
oder P I c, wobei die Druckfestigkeit von P II 9.7.6 Mineralisch gebundene
2,5 N/mm2 nicht unterschreiten darf und in
Innenputze1)
der Regel 5, N/mm2 nicht überschreiten soll.
Auf allen Leichtunterputzen darf im Außenbe- Auch an den Innenputz werden ganz bestimmte
reich kein organischer Oberputz (Kunstharz- Anforderungen gestellt. Neben seiner Bedeutung
putz) aufgetragen werden.Weitere Einzelheiten für die Innenraumgestaltung hat er sowohl bau-
sind dem Merkblatt [12] zu entnehmen. physikalische Aufgaben als auch mechanische
Anforderungen zu erfüllen.
Faserbewehrte Leichtputze. Um das Risiko der
1) DIN EN 13 944-2 – Planung, Zubereitung und Ausführung
Rissbildung auf hoch wärmedämmendem Mau-
von Innen- und Außenputzen – Teil 2: Innenputze – ist
erwerk noch weiter zu mindern, wurden faserbe- vorgesehen als teilweiser Ersatz für DIN 18 550 (Ausg.
wehrte Kalk-Zement-Putze als Leichtputze auf 01.85). Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 9.12 zu
den Markt gebracht. Aufgrund der geringen Roh- entnehmen.
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 687
Für die Auswahl des Innenputzes sind – ähnlich • Tabelle 9.8 für Innenwandputze
wie beim Außenputz – seine örtliche Lage im • Tabelle 9.9 für Innendeckenputze.
Bauwerk (z. B. als Wand- oder Deckenputz), die
daraus erwachsenden Anforderungen (z. B. Stoß-
und Abriebfestigkeit) sowie die Beschaffenheit 9.7.6.1 Innenputze, die allgemeinen
des jeweiligen Putzgrundes von Bedeutung. Anforderungen genügen
Auch beim Innenputz müssen gemäß DIN 18 550
die an einen Putz zu stellenden Anforderungen Auf die allgemeinen Anforderungen, wie gute
grundsätzlich vom Gesamtsystem – d. h. von al- Haftung der Putzlagen untereinander und am
len Schichten einer Wand, wie zum Beispiel Putz- Putzgrund, gleichmäßiges Gefüge, Festigkeit,
grund, Putzlagen und ggf. sonstigen Beschichtun- Brandverhalten, Wasserdampfdurchlässigkeit –
gen – zusammen dauerhaft erfüllt werden. die jede Putzart erfüllen muss – wurde bereits in
Bewährte Putzsysteme sind zusammengestellt in Abschn. 9.1 hingewiesen.
9.21 Putzanschlussprofile für den Innenputz. Zur Herstellung von Schattenfugen, beispielsweise zwischen Putzflächen
und Holztürzargen oder anderen Bauteilen
Protektorwerk, Gaggenau
688 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme
Innenputze eignen sich insbesondere zur Her- • Innenwand- und Innendeckenputze für
stellung ebener und fluchtgerechter Wand- und Feuchträume. Derartige Innenputze müssen
Deckenflächen, die gegebenenfalls noch mit gegen langzeitig einwirkende Feuchtigkeit be-
Anstrichen, Tapeten oder Kunstharzputzen be- ständig sein. Feuchtraumbeständige Putzsys-
schichtet werden können und dann eine be- teme sind den Tabellen 9.8 und 9.9 zu entneh-
stimmte Mindestdruckfestigkeit sowie ein ent- men.
sprechendes Haftvermögen aufweisen müssen. Putzsysteme, die Bindemittel nach DIN 1168-1
Verputzte Innenflächen von bewohnten Räumen (Baugipse) und DIN 4208 (Anhydritbinder) be-
sollten außerdem die Fähigkeit besitzen, Wasser- inhalten, scheiden für diese Putzanwendung
dampf (Luftfeuchte) aufnehmen, zu speichern aus. Für Räume mit üblicher Luftfeuchte –
und zur gegebenen Zeit langsam an trockene einschließlich der häuslichen Küchen und Bä-
Raumluft wieder abgeben zu können (klimare- der – sind derartige Gipsputze jedoch geeignet.
gulierende Wirkung). Innenputze sind deshalb in
der Regel mindestens 10 mm dick vorzusehen. 9.7.6.3 Innenputze mit Gips
Einzelheiten hierzu s. Abschn. 9.5, Putzaufbau und
Putzdicke sowie Abschn. 9.7.6.3, Dünnlagenputz. Putze mit Gips eignen sich als Wand- und
Auch beim Innenputz gilt die Regel, dass die Fes- Deckenputz für Innenräume, die keiner langzeitig
tigkeit des Putzes vom Putzgrund zur Putzober- einwirkenden Feuchtigkeit ausgesetzt sind. Nach
fläche hin abnehmen soll (Festigkeitsgefälle bei DIN 18 550 (Ausg. 01.85) werden sie der Mörtel-
Mauersteinen mit hoher Rohdichte). Dies gilt gruppe P IV zugeordnet und die verschiedenen
auch für die in den Abschnitten 9.7.5.4 und Mörtelarten in Tabelle 9.4 (Zeilen 10 bis 13) näher
9.7.6.3 näher beschriebenen Leichtputze für den beschrieben. Die Mörtelart ist im Wesentlichen
Innenbereich. nach den zu erwartenden Beanspruchungen des
• Innenputze für nur geringe Beanspruchun- Putzes und der Beschaffenheit des Putzgrundes
gen, an die keine Festigkeitsanforderungen ge- auszuwählen. Einzelheiten über die im Bauwesen
stellt werden (Mörtelgruppe P I a, P I b und P IV verwendeten Gipssorten und ihre Einsatzberei-
d), zeigen die Tabellen 9.8 und 9.9, jeweils Zei- che sind den Abschnitten 9.3.1 und 9.4.1, be-
len 1 bis 4. währte Putzsysteme den Tabellen 9.8 und 9.9 zu
entnehmen.
• Innenputze für übliche Beanspruchungen,
an die z. B. Anforderungen als Träger von Anstri- Gipsputze weisen folgende Vorteile auf: Festig-
chen, Tapeten oder Kunstharzputzen gestellt keit und Härte (einstellbar durch geeignete
werden, müssen eine Mindestdruckfestigkeit Gipssorten bzw. Sand- und Kalkbeimischungen),
von 1,0 N/mm2 aufweisen. Ein Nachweis ist gute Haftfestigkeit (als Deckenputz, bei Rabitzar-
nicht erforderlich, wenn Putze nach Tabelle 9.8 beiten usw.), klimaregulierende Wirkung (Puffer
(Zeilen 5 bis 15) und Tabelle 9.9 (Zeilen 5 bis 13) bei Feuchtigkeitsspitzen vor allem in häuslichen
gewählt werden. Küchen und Bädern), anpassbare Versteifungs-
zeit (wichtig beim Einsatz von Putzmaschinen),
kurzer Abbindevorgang (keine langanhaltende
9 9.7.6.2 Innenputze, die zusätzlichen
Anforderungen genügen Baufeuchtigkeit), geeignet zur Herstellung von
Flächen, an deren Glätte und Formbeständigkeit
An Innenputze können eine ganze Reihe weiterer hohe Anforderungen gestellt werden, idealer
Anforderungen gestellt werden. DIN 18 550 Baustoff für feuerhemmend oder feuerbeständig
(Ausg. 01.85) nennt im Einzelnen: auszubildende Konstruktionen (im Brandfalle
• Innenwandputze mit erhöhter Abriebfestig- bzw. bei Hitzeeinwirkung entsteht ein schützen-
keit. Innenwandflächen, die mechanischer Be- der Dampfschleier durch entweichendes Kristall-
anspruchung ausgesetzt sind (z. B. in Treppen- wasser).
häusern, in Fluren von öffentlichen Gebäuden • Einlagige Gipsputze werden aus Maschinen-
und Schulen), erfordern Putze mit einer Min- putzgips, Haftputzgips und Fertigputzgips her-
destdruckfestigkeit von 2,0 N/mm2 sowie Putz- gestellt, die verarbeitungsfähig als Werk-
oberflächen erhöhter Abriebfestigkeit. Die An- trockenmörtel geliefert und denen an der
forderungen an eine erhöhte Abriebfestigkeit Baustelle nur noch das erforderliche Wasser
werden von Putzsystemen nach Tabelle 9.8 richtig dosiert zugesetzt wird. Mögliche Schä-
(Zeilen 7 bis 15), mit Ausnahme von Mörtel- den, wie sie beim Mehrlagen-Putz durch
gruppe P I als Oberputz, erfüllt. falschen Putzaufbau auftreten können, sind
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 689
beim einlagigen Gipsputz von vornherein aus- Zum Vergleich: Um einen derart dicken Putzauftrag mit
geschlossen. herkömmlichen schweren Putzen herstellen zu können,
mussten seither jeweils mehrere, in ihrer Festigkeit genau
Im Hinblick auf die Haftung ist zwischen putz- aufeinander abgestimmte Putzlagen in mehreren Ar-
freundlichen Untergründen (z. B. Ziegel-, Kalk- beitsgängen – unter Beachtung notwendiger Wartezei-
sandstein-, Hohlblockmauerwerk, saugendem ten – aufgebracht werden.
Beton) sowie schwierigen Putzgründen (z. B. • Wie in Abschnitt 9.7.5.4, Leichtputze auf wärme-
schwach saugendem, glattem Beton) zu un- dämmenden Wandbaustoffen, bereits erwähnt,
terscheiden. Auf diese Gegebenheiten ist die werden Leichtputze mit Baugips in der DIN
Wahl der Gipssorten und die Vorbehandlungs- 18 550 (Ausg. 01.85) nicht behandelt. Daher sind
art des Putzgrundes (z. B. Grundiermittel bei folgende Hinweise besonders zu beachten:
stark saugendem Grund, Haftbrücken auf dich- • Gips-Leichtputze sind nur im Innenbereich
ten Betonflächen) abzustimmen. Bei einlagigen auszuführen.
Innenputzen beträgt die mittlere Putzdicke in
der Regel 10 mm. Putze aus Maschinenputz- • Gips-Leichtputze sind stets einlagig herzu-
gips, Haftputzgips und Fertigputzgips sind der stellen.
Mörtelgruppe P IV a zugeordnet. • Die Dicke der Gips-Leichtputze soll 10 mm
nicht unterschreiten.
• Dünnlagenputz (Dünnschichtputz). Die Wand-
oberflächen im Objektbau werden immer ebe- • Mehrlagige Putze mit Gips. Bei der Aus-
ner, weil sich aus wirtschaftlichen Gründen führung mehrlagiger Putze mit Gips ist durch
Plansteinmauerwerk aus großformatigen Plan- die Wahl entsprechender Mörtel bzw. Mi-
steinen (z. B. Planziegelsteine, Kalksandstein- schungsverhältnisse gemäß Tabelle 9.4 (Zeilen
und Porenbetonelemente) immer mehr durch- 10 bis 13) dafür zu sorgen, dass der Unterputz
setzt. Ein dickschichtiges Verputzen zum Aus- zumindest die gleiche Festigkeit wie der Ober-
gleich von Unebenheiten – wie dies bei her- putz erreicht. In Gipskalk- und Kalkgipsputzen
kömmlichem Mauerwerk notwendig ist – ist bei nimmt die Festigkeit mit steigendem Gipsge-
derart planebenen Flächen nicht mehr erfor- halt des Mörtels zu. Wird der Oberputz unter
derlich. Verwendung von Gips hergestellt, sollte auch
beim Unterputz Gips verwendet werden.
Dünnlagenputze auf der Bindemittelbasis Gips
erfüllen diese Forderungen, da sie sowohl dünn Um für den weiteren Putzauftrag eine genü-
(2 bis 3 mm) als auch bei Bedarf dicker (8 bis gend raue Oberfläche zu erhalten, ist die Ober-
10 mm) aufgetragen werden können. Dünnput- fläche der ersten Gipsputzlage in noch weichem
ze trocknen auch schnell aus (3 mm Dünnputz Zustand mit dem Putzkamm aufzukämmen und
= 3 Tage Trockenzeit). Einzelheiten hierzu sind erst nach dem Erhärten die zweite Lage aufzu-
dem Merkblatt „Dünnlagenputz im Innenbe- tragen. Die Dicke der mehrlagig verarbeiteten,
reich“ zu entnehmen. gipshaltigen Putze beträgt im Mittel etwa
Hinweis. Dünnlagenputze werden die konventionellen
15 mm. Weitere Einzelheiten sind der Spezial-
Gipsputze sicherlich nicht ersetzen, sondern stellen eine literatur [2], [14] zu entnehmen.
sinnvolle Ergänzung zum Verputzen von großformatigen
Plansteinen dar. Allerdings gilt es zu bedenken, dass ge-
rade Gipsputze in der Lage sind, vorhandene Raumfeuch-
9.7.6.4 Innenputze mit Kalk 9
te schnell aufzunehmen und bei Trockenheit wieder ab- Putze mit Kalk eignen sich als Wand- und Decken-
zugeben. Diese klimaregulierende Wirkung ist bei 2 oder putze für nahezu alle Innenräume. Nach DIN
3 mm dicken Putzen natürlich kaum mehr gegeben.
18 550 (Ausg. 01.85) werden sie im Wesentlichen
• Spritzputzspachtel beruhen auf der Bindemit- den Mörtelgruppen P I und P II zugeordnet und
telbasis Acrylharzdispersion und können in die verschiedenen Mörtelarten in Tabelle 9.4 (Zei-
noch geringeren Schichtdicken (0,5 bis 3 mm) len 1 bis 7) näher beschrieben.
aufgespritzt werden. Die Mörtelart ist nach den zu erwartenden Bean-
• Leichtputze mit Baugips wurden entwickelt, spruchungen des Putzes und der Beschaffenheit
um neuzeitliches Mauerwerk aus porosierten des Putzgrundes auszuwählen. Einzelheiten über
Steinen, Betondecken sowie stark unterschied- die im Bauwesen verwendeten Kalksorten und
lich saugende Putzgründe problemlos und ihre Einsatzbereiche sind den Abschnitten 9.3.1
rationell verputzen zu können. Damit hat der und 9.4.1, bewährte Putzsysteme den Tabellen
Handwerker die Möglichkeit, sowohl leichte 9.8 und 9.9 zu entnehmen. Auf die in Abschn.
wie schwere Wandbildner in Schichtdicken bis 9.7.5.4 erläuterten Leichtputze für den Innenbe-
zu 25 mm in einem Arbeitsgang zu verputzen. reich wird besonders hingewiesen.
690 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme
Da die Mörtel aus Luftkalken und Wasserkalken überwie- schrieben, ist hierfür in der Regel Mörtel der
gend dadurch erhärten, dass sie Kohlendioxid aus der Luft Mörtelgruppe P III zu verwenden. Auf den
aufnehmen (Karbonaterhärtung), andererseits für den Ver-
lauf dieser Reaktion auch Feuchtigkeit benötigen (ein völlig Spritzbewurf darf jedoch erst geputzt werden,
trockener Luftkalkmörtel kann nicht erhärten), ist dafür wenn dieser ausreichend erhärtet ist.
Sorge zu tragen, dass die für die Erhärtung des Innenputzes Im Hinblick auf den damit verbundenen Auf-
erforderliche Mindestfeuchtigkeit durch Nachnässen erhal-
ten bleibt und gleichzeitig eine gute Raumlüftung gewähr- wand und die notwendige Wartezeit kann an-
leistet ist. stelle des Spritzbewurfes auch eine sog. Haft-
Damit dieser Abbindevorgang nicht verhindert wird (Folge: brücke flüssig aufgetragen werden, die im
Festigkeitseinbuße), dürfen auch die Putze – vor allem die Wesentlichen ein Gemisch aus Kunststoffdis-
Luftkalkputze der Mörtelgruppe P I – nicht zu früh durch persion und Quarzsand darstellt.
schnell härtende Oberputze o. Ä. abgedeckt werden. Die Er-
härtung des Unterputzes muss vorher weitgehend abge- Auf einen derart vorbereiteten Untergrund
schlossen sein. werden dann entweder in herkömmlicher Wei-
Vielfach wird darauf noch eine gipsreiche Feinputzschicht se mehrlagig aufgebaute Kalkzement- bzw.
aufgebracht, um eine möglichst glatte Oberfläche zu errei- Kalkgipsputze oder einlagige Leichtputze aus
chen. Dieser Putzaufbau muss jedoch zu Schäden führen, Werktrockenmörtel aufgebracht. S. hierzu auch
weil gegen eine der wichtigsten Putzregeln, wonach der Abschn. 9.7.5.4.
Oberputz nicht härter als der Unterputz sein darf (Festig-
keitsgefälle), verstoßen wird. • Gipsputze auf Betonflächen. Zum Verputzen
von Wand- und vor allem Deckenflächen aus
9.7.6.5 Innenputze auf Betonflächen Beton haben sich Gipsputze, insbesondere
werkseitig verarbeitungsfähig gelieferte Ma-
Zum Verputzen von Wand- und Deckenflächen
schinenputzgipse und Haftputzgipse bestens
aus Beton haben sich vor allem Kalkzement- und
bewährt. S. hierzu Abschn. 9.7.1, Baugipse.
Kalkgipsputze sowie Gipsputze bewährt.
Bedingt durch den Wandel der Putztechnik
Vor Beginn der Putzarbeiten ist zunächst die Be-
während der letzten Jahrzehnte werden diese
schaffenheit des Putzgrundes sorgfältig zu prü-
Gipsputze unmittelbar einlagig, im Mittel etwa
fen. Dabei sind durch Ansehen sowie Wisch-,
10 mm dick, nach Herstellerangabe maschinell
Kratz- und Benetzungsproben vor allem der
aufgetragen. Geeignet sind auch Leichtputze mit
Feuchtegehalt, die Saugfähigkeit, die Festigkeit,
Gips, wie sie in Abschn. 9.7.6.3 genannt sind.
die Sauberkeit und die Ebenheit der zu verput-
zenden Oberfläche zu kontrollieren. Auf dichte, glatte Betonfertigteile und Beton-
dachdecken ist immer eine Haftbrücke aus
Staub, lose Bestandteile, anhaftende Sinterhaut,
Kunststoffdispersion aufzutragen, stark saugen-
Mörtelspritzer usw. müssen durch Abkehren,
der Untergrund mit Grundiermittel vorzube-
Bürsten oder Sandstrahlen, Schalungstrennmit-
handeln. Sind Bewegungen beispielsweise zwi-
telrückstände durch Lösemittel beseitigt werden.
schen Betondachdecken und angrenzenden
Junger und nasser Beton kann nicht verputzt Wänden zu erwarten, so ist der Deckenputz
werden, da die Verformungen noch nicht genü- durch entsprechende Putzprofile oder Kellen-
gend abgeklungen sind und Betonflächen ausrei- schnitte (Fugenschnitt) abzutrennen.
chend saugfähig sein müssen. Eine ausreichende
9 Trockenheit muss daher vor Putzbeginn in jedem Muss ausnahmsweise zweilagig geputzt wer-
den, so ist die Oberfläche der ersten Gipsputzla-
Fall abgewartet werden.
ge in noch weichem Zustand aufzurauen (Putz-
Alle nicht putzbaren Bauteile (Holz-, Stahl-, Kunst- kamm) und erst nach dem Erhärten die zweite
stoffteile) sind mit einem Putzträger, wie in Ab- Lage aufzutragen. Weitere Einzelheiten sind der
schn. 9.7.2 erläutert, zu überspannen und alle Spezialliteratur [15] zu entnehmen.
Stahlteile dauerhaft gegen Rost zu schützen.
Hinweis. Gipsputze dürfen auf Betonflächen bei Bauteil-
• Kalkzement- bzw. Kalkgipsputze auf Beton- temperaturen unter +5 °C und Bauteilfeuchte größer
flächen. Flächen aus Ortbeton, vor allem aber 3 Gew.-% nicht aufgetragen werden, da ein ausreichend
von Betonfertigteilen, weisen häufig eine sehr stabiler Haftverbund bei derart ungeeigneter Beschaf-
fenheit des Untergrundes nicht erreichbar ist. Als Faustre-
dichte und glatte Oberfläche auf. Als Putz- gel gilt: Erst 8 Wochen nach dem Betonieren im Sommer
grundvorbereitung wird daher in herkömmli- und erst nach etwa 60 frostfreien Tagen im Winter, ist ein
cher Weise ein Spritzbewurf mit grober Sand- Verputzen von Betonuntergrund möglich. Es ist auch
körnung aufgebracht. Dieser hat die Aufgabe, Stand der Technik, Betonflächen vor dem Putzauftrag mit
einer Haftbrücke aus Kunstharzdispersion zu behandeln.
die Haftfläche und die Verzahnungsmöglich- Einzelheiten hierzu sind den Merkblättern „Gipsputze
keiten des Putzes mit dem Untergrund zu und gipshaltige Putze“ [15] und „Haftbrücken für Gips-
vergrößern. Wie in Abschn. 9.7.1 näher be- putze und gipshaltige Putze“ zu entnehmen.
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 691
9.22
Putzträgerdecke aus Rippenstreckmetall und
verzinkter Metallunterkonstruktion aus T-förmi-
gen Tragschienen mit angestanzten, zunächst
senkrecht nach unten stehenden Laschen.
Bei der Montage werden die Streckmetalltafeln
von unten so zwischen die Laschen geschoben,
dass diese von beiden Seiten um die Rand-
rippen gebogen werden können. Vgl. hierzu
auch Bild 9.13.
1 T-förmige Tragschiene
2 Noniusabhänger
3 Justierstab
4 Rippenstreckmetall (Grätenfeld)
5 Randrippe mit Lochung
6 umgebogene Lasche
Je nach Anwendungsbereich und Bindemittelan- nisch gebundenen Putzen im Vergleich mit den
teil unterscheidet man 2 Beschichtungsstoff-Ty- Mineralputzen andere Eigenschaften deutlicher
pen in den Vordergrund. Im Einzelnen sind zu nennen:
• P Org 1 – für Kunstharzputz als Außen- und • Wasserdampfdurchlässigkeit. Da diese bei
Innenputz kunstharzgebundenen Außenputzen wesent-
• P Org 2 – für Kunstharzputz als Innenputz. lich geringer sein kann als bei mineralisch ge-
bundenen Putzen, musste in DIN 18 550 (Ausg.
Die Trocknung der Kunstharzputze erfolgt nicht, 01.85) ein Grenzwert festgelegt werden, um un-
wie bei den meisten mineralischen Putzen durch zulässige Feuchterhöhungen in der Wand infol-
chemische Reaktionen (Ausnahme Gipsputze), ge innerer Kondensation zu vermeiden. Bei
sondern rein physikalisch durch Verdunstung des Außenputzen darf demnach die diffusionsäqui-
enthaltenen Wassers bzw. Lösemittels. Dabei tritt valente Luftschichtdicke sd (Wasserdampf-
eine immer engere Aneinanderlagerung, d. h. durchlasswiderstand) bei keiner Putzlage den
dauerhafte Verklebung der Kunstharzteile mit Wert von 2,0 m überschreiten. Im Gegensatz zu
den Mineralien und dem Untergrund ein. den mineralisch gebundenen Putzen, die diese
Die Folge ist eine Art Verschweißung zu einer Anforderungen erfahrungsgemäß erfüllen, ist
festen, wasserunlöslichen und wasserabweisen- für Kunstharzputze der Nachweis vom Herstel-
den Schicht, die jedoch ausreichend wasser- ler des Beschichtungsstoffes zu führen.
dampfdurchlässig bleibt (keine geschlossene • Der im Einzelfall tatsächlich gegebene Wasser-
Filmbildung). dampf-Diffusionswiderstand bestimmt sich
Es entstehen zähelastische, rissefreie Oberflä- einmal aus der materialspezifischen Diffusions-
chen, die sich unter anderem durch eine äußerst widerstandszahl μ (gespr. mü), zum anderen –
geringe Wasseraufnahme bei Schlagregen (Re- und das wird häufig vernachlässigt – von der
gendichtigkeit) und damit Frostunempfindlich- von Fall zu Fall sich verändernden Schichtdicke.
keit sowie erhöhte Abriebfestigkeit im Innenbe- Erst beide Werte zusammen multipliziert ( μ · s
reich auszeichnen. in m) ergeben die in der Norm angegebene dif-
fusionsäquivalente Luftschichtdicke sd und da-
Kunstharzputze werden nur als oberste Lage mit in der Praxis vergleichbare Resultate (amt-
(Oberputz) verwendet. Die an einen Putz zu stel- liche Prüfzeugnisse anfordern). Grundsätzlich
lenden Anforderungen sind jedoch von dem gilt, dass der Diffusionswiderstand der Außen-
jeweiligen Putzsystem in seiner Gesamtheit zu wandbeschichtung nicht höher liegen darf als
erfüllen, in dem Kunstharzputz als Oberputz ver- der der anderen verwendeten Wandbaustoffe.
wendet wird. Bewährte Putzsysteme für verschie- Daraus ergibt sich die Regel:
dene Anwendungsbereiche sind zusammenge- • Der Diffusionswiderstand μ · s der einzelnen
stellt in Schichten sollte von innen nach außen ab-
• Tabelle 9.6 und 9.7 für Außenwand- und nehmen,
Außendeckenputze • der Wärmedurchlasswiderstand s/λ der
• Tabelle 9.8 und 9.9 für Innenwand- und In- Schichten von innen nach außen dagegen
nendeckenputze. zunehmen. 9
• Witterungsbeständigkeit. Kunstharz-Außen-
Bei Anwendung dieser Systeme sowie sach- und putz muss witterungsbeständig und frostbe-
fachgerechter Ausführung können die genann- ständig sein, d. h. insbesondere der Einwirkung
ten Anforderungen an den Putz ohne weiteren von Feuchtigkeit und/oder wechselnden Tem-
Nachweis als erfüllt angesehen werden. Wie die peraturen widerstehen.
Tabellen verdeutlichen, werden an den Kunst- Als witterungsbeständig ohne besonderen
harzputz P Org 1 wesentlich höhere Anforderung- Nachweis gelten Putzsysteme mit Kunstharz-
en gestellt als an den Typ P Org 2, der nur für den putz P Org 1, wenn sie entsprechend Tabelle 9.6
Innenbereich gedacht ist. und 9.7 aufgebaut sind.
Bei Kunstharzputzen für Außensockel im Be-
Anforderungen an den Kunstharzputz
reich oberhalb der Anschüttung gelten die An-
Neben den allgemeinen Anforderungen (DIN forderungen an die Witterungsbeständigkeit
18 550), die an jeden Putz zu stellen sind – wie dann als erfüllt, wenn sie auf Beton oder auf ei-
gleichmäßig gute Haftung der Putzlagen unter- nen mineralischen Unterputz der Mörtelgruppe
einander und am Putzgrund – treten bei orga- P III aufgetragen sind.
694 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme
• Regenschutz. Kunstharzputze für Außenflä- In jedem Fall muss der zu beschichtende Unter-
chen müssen bezüglich des Regenschutzes grund fest und tragfähig, sauber und frei von
wasserabweisend sein und wie die minerali- Trennmitteln oder sonstigen Verschmutzungen
schen Außenputze folgende Anforderungen er- sowie trocken und saugfähig sein.
füllen (Einzelheiten hierzu s. Abschn. 9.7.5.2): Zur Vorbereitung des Untergrundes gehört zwin-
w ≤ 0,5 kg/m2h0,5 gend ein vorheriger Grundanstrich, der nach Vor-
sd ≤ 2,0 m schrift des Herstellers auf den Untergrund aufzu-
w · sd ≤ 0,2 kg/mh0,5 tragen ist.
Je nach Art des Beschichtungsstoffes (z. B. Korn-
• Festigkeit. Bei Kunstharz-Außenputzen gelten größe der verwendeten Sande), des Auftragver-
die Anforderungen an Putze mit erhöhter Fest- fahrens und der Oberflächenbehandlung las-
igkeit als erfüllt, wenn als Untergrund Beton mit sen sich unterschiedliche Oberflächenstrukturen
geschlossenem Gefüge oder mineralischer Un- bzw. -effekte herstellen, die im Wesentlichen den
terputz der Mörtelgruppe P II oder P III vorliegt. in Abschn. 9.7.4 beschriebenen Putzweisen ent-
Die entsprechenden Angaben sind Tabelle 9.6 sprechen.
zu entnehmen.
• Innenputz. Die Anforderungen an Innenputze Frisch aufgezogene mineralische Unterputze müssen
ausreichend erhärtet und lufttrocken sein, bevor sie mit
für übliche Beanspruchung gelten als erfüllt, Grundierung bzw. Beschichtungsstoff beschichtet werden
wenn Putzsysteme nach Tabelle 9.8 und 9.9 dürfen. Die Wartezeit richtet sich nach den bestehenden
verwendet werden. Witterungsverhältnissen und der Zusammensetzung des
Unterputzmörtels. Eine Mindestwartezeit von 14 Tagen ist
In Feuchträumen dürfen nur Beschichtungs- vorzusehen; ungünstige Witterungsverhältnisse und Unter-
stoffe des Typs P Org 1 auf Beton oder Unter- grundbeschaffenheit können aber wesentlich längere War-
putzen der Mörtelgruppen P II und P III einge- tezeiten erforderlich machen.
setzt werden. Bei der Verarbeitung von Beschichtungsstoffen muss die
Sofern Anforderungen hinsichtlich einer erhöh- Temperatur des Untergrundes und der umgebenden Luft
ten Abriebfestigkeit gestellt werden, gelten sie mindestens +5 °C betragen. Des weiteren dürfen sie nicht
bei direkter oder starker Sonneneinstrahlung sowie Wind-
als erfüllt, wenn Kunstharzputz als Oberputz und Regeneinwirkung aufgebracht werden. Auch ist die
verwendet wird. frisch aufgetragene Beschichtung vor Frost zu schützen. Da
die Verfestigung von Beschichtungsstoffen durch Trock-
• Brandschutz. Kunstharzputze mit ausschließ- nung erfolgt, kann diese bei hoher relativer Luftfeuchte
lich mineralischen Zuschlägen auf massivem und/oder niedrigen Temperaturen stark verzögert werden.
mineralischem Untergrund müssen hinsichtlich
Auf Beton mit geschlossenem Gefüge kann der Beschich-
des Brandschutzes mindestens der Baustoff- tungsstoff unmittelbar, d. h. ohne Unterputz aufgebracht
klasse B1 (schwerentflammbar) nach DIN 4102- werden. Auch bei diesem Putzgrund ist immer ein vorheri-
1 entsprechen. Für Kunstharzputze mit anderen ger Grundanstrich erforderlich. Durch diesen Grundan-
Zuschlägen oder auf anderen Untergründen ist strich wird unter anderem ein einheitliches Saugen des Un-
tergrundes erreicht und damit auch eine gleichmäßigere
das Brandverhalten nach DIN 4102-1 jeweils Strukturierung des Oberputzes.
nachzuweisen.
Die Beschichtungsstoffe werden als pastöse Mas-
9 Anwendung und Ausführung se verarbeitungsfertig geliefert. Die Putzdicke
von Kunstharzputzen richtet sich nach dem jeweiligen Größtkorn-
Kunstharzputze – aus relativ hochwertigen Roh- Durchmesser und der gewünschten Oberflä-
stoffen hergestellt – sind nicht zum Ausgleich chenstruktur. In der Regel werden Kunstharzput-
grober Wand- und Deckenunebenheiten ge- ze in Dicken bis zu 5 mm, gegebenenfalls auch
dacht. Vielmehr werden sie in den meisten Fällen bis zu 10 mm aufgetragen.
als oberste Lage eines Putzsystems auf minera- Der Putzanschluss in der Fläche muss immer nass
lischem Unterputz (Mörtelgruppe P II, P III, P IV a, erfolgen; außerdem darf nach dem Auftrocknen
b, c und PV) oder unmittelbar einlagig auf Beton nicht mehr nachgerieben werden, da sonst un-
aufgebracht. schöne Flecken in der Oberfläche entstehen kön-
Außerhalb des Geltungsbereiches der DIN 18 558 nen. Weitere Einzelheiten sind der Spezialliteratur
kommen Kunstharzputze auch auf anderen ebe- [16], [17], [18] sowie DIN 18 558, Kunstharzputze,
nen Untergründen zum Einsatz, wie zum Beispiel zu entnehmen.
auf Bauteilen aus Gasbeton, Gipskartonplatten,
Holzspanplatten, Furnierplatten, zementgebun-
denen Platten usw.
9.9 Putze für Sonderzwecke 695
bei ist nach DIN 4102 zu unterscheiden zwischen • Der Putzträger muss am zu schützenden Bau-
Putzen, die teil ausreichend fest verankert werden,
• ohne Putzträger, und solchen, die • die Spannweite der Putzträger muss
• mit Putzträgern auf die zu schützenden Bau- ≤ 500 mm sein,
teile aufgebracht werden. • die Stöße der Putzträgertafeln sind 100 mm
zu überlappen und mit Draht zu verrödeln,
1. Putzbekleidungen bei Stahlbeton- • der Putz muss die Putzträger ≥ 10 mm durch-
und Spannbetonbauteilen dringen. S. hierzu auch Abschn. 9.7.2, Putzträ-
ger.
Die Bewehrungsstäbe derartiger Bauteile werden
Weitere Angaben sind DIN 4102-4 sowie Ab-
in brandschutztechnischer Hinsicht von der Be-
schn. 14.5, Teil 1 dieses Werkes, zu entnehmen.
tondeckung geschützt. Wenn bei Stahlbeton-
oder Spannbetonbauteilen der mögliche Achsab-
stand der Bewehrung zur beflammten Beton- 2. Putzbekleidungen bei Stahlbauteilen
oberfläche konstruktiv begrenzt ist und wenig- Bei Stahlbauteilen kann der Feuerwiderstand er-
stens den Mindestwerten für F 30 entspricht oder reicht werden direkt durch
Bauteile in brandschutztechnischer Hinsicht
nachträglich verstärkt werden müssen, so kann • dämmschichtbildende Beschichtungen (Anstri-
nach DIN 4102-4 der für höhere Feuerwider- che),
standsklassen notwendige Achsabstand durch • plattenförmige Bekleidungen,
Putzbekleidungen ersetzt werden. In Frage kom- • Putze oder indirekt (z. B. bei Deckenstahlträ-
men: gern) in Form von
• Putze ohne Putzträger aus Mörtel der Mörtel- • Unterdecken bzw. Deckenbekleidungen.
gruppe P II oder P IV a, b, c nach DIN 18 550-2
(Ausg. 01.85). Voraussetzung für die brand- Mit dämmschichtbildenden Anstrichen sind Feu-
schutztechnische Wirksamkeit ist eine ausrei- erwiderstandsklassen bis F 60, mit Putzen und
chende Haftung am Putzgrund. Sie wird sicher- plattenförmigen Bekleidungen Anforderungen
gestellt, wenn der Putzgrund bis F 120 erreichbar.
• die Anforderungen nach DIN 18 550-2 erfüllt, Stahl erleidet eine Festigkeitseinbuße, wenn er
hohen Temperaturen ausgesetzt ist. Die kritische
• einen voll deckenden Spritzbewurf mit einer Temperatur des Stahls (crit T ) ist die Temperatur,
Dicke ≥ 5 mm erhält und bei der die Streckgrenze (Fließgrenze) des Stahls
• aus Beton gemäß den in DIN 4102-4 gemach- auf die im Bauteil vorhandene Stahlspannung ab-
ten Angaben besteht. sinkt. Um zu erreichen, dass sich Stahlbauteile bei
Die Brauchbarkeit von Putzbekleidungen, die Brandbeanspruchung nur auf eine Stahltempera-
brandschutztechnisch notwendig sind und tur < 500 °C erwärmen und um sie entsprechen-
die nicht durch Putzträger am Bauteil gehal- den Feuerwiderstandsklassen zuordnen zu kön-
ten werden, ist besonders nachzuweisen, zum nen, ist im Allgemeinen eine Bekleidung aus Putz,
9 Beispiel durch eine allgemeine bauaufsichtli- Gipskartonplatten o. Ä. erforderlich. S. hierzu Bild
che Zulassung. 16.104 bis 16.106 in Teil 1 dieses Werkes.
• Putze auf nichtbrennbaren Putzträgern aus Ihre Bemessung richtet sich nach dem Verhältniswert U/A,
Mörtel der Mörtelgruppe P II oder P IV a, b, c d. h. dem Verhältnis vom beflammten Umfang U zu der
erwärmenden Querschnittsfläche A. In diesem Zusammen-
nach DIN 18 550-2 (Ausg. 01.85) sowie brand- hang ist zu unterscheiden, ob es sich um profilfolgende
schutztechnisch besonders geeignete Dämm- oder profilunabhängige kastenförmige Ummantelung bei
putze. Genannt werden in der Brandschutz- vier-, drei- oder einseitiger Beflammung handelt. Die Dicke
norm: Zweilagige Vermiculite- oder Perlite-Ze- der Bekleidung wird außerdem beeinflusst von der Wärme-
leitfähigkeit des jeweils eingesetzten Bekleidungsmaterials.
mentputze sowie zweilagige Vermiculite- oder
Perlite-Gipsputze in normgerechter Mischung. Die in der DIN 4102-4 im Einzelnen beschriebenen Putzbe-
kleidungen werden durch nichtbrennbare Putzträger wie
Als nichtbrennbare Putzträger eignen sich z. B. Rippenstreckmetall, Drahtgittergewebe o. Ä. am Bauteil ge-
Drahtgittergewebe, Ziegeldrahtgewebe oder halten. Sie sind mit Klemm- oder Schraubbefestigungen
Rippenstreckmetall. ausreichend fest zu verankern. Putzbekleidungen ohne der-
artige Putzträger sind ohne besondere Nachweise der
Voraussetzungen für die brandschutztechni- Brauchbarkeit – zum Beispiel durch eine allgemeine bau-
sche Wirksamkeit der genannten Putze auf aufsichtliche Zulassung – nicht gestattet. Einzelheiten sind
nichtbrennbaren Putzträgern sind: DIN 4102-4 zu entnehmen.
9.9 Putze für Sonderzwecke 697
3. Putzbekleidungen bei Wänden feln) der Bauart IV. Die kennzeichnenden Krite-
aus Mauerwerk rien der einzelnen Bauarten sind DIN 4102-4 zu
entnehmen
Mauerwerk besteht im Allgemeinen aus nicht-
brennbaren mineralischen Baustoffen. Ihre Ein- Der Feuerwiderstand gefährdeter Tragdecken
stufung in eine bestimmte Feuerwiderstandsklas- lässt sich am Einfachsten verbessern durch den
se hängt daher im Wesentlichen von ihrer Dicke Einbau ebener, unter den tragenden Teilen durch-
bzw. Breite ab. laufender Unterdecken bzw. Deckenbekleidung-
en. Der auf diese Weise erreichte Brandschutz
Aus der Sicht des Brandschutzes wird zwischen muss – wenn er nicht Teil 4 der Brandschutznorm
nichttragenden und tragenden sowie zwischen zu entnehmen ist – durch ein bauaufsichtliches
nichtraumabschließenden und raumabschließen- Prüfzeugnis nach Teil 2 der Norm nachgewiesen
den Wänden unterschieden. Einzelheiten s. DIN werden.
4102-4.
Da man nicht jede in der Praxis vorkommende
Zur Verbesserung der Feuerwiderstandsdauer Tragdecke mit jeder vorkommenden Unterdecke
können Putze der Mörtelgruppe P II oder P IV prüfen kann, sind in DIN 4102-2 ganz bestimmte,
nach DIN 18 550-2 (Ausg. 01.85) verwendet wer- gegen Feuer besonders empfindliche Tragdecken
den. Voraussetzung für die brandschutztechni- als Prüfdecken festgelegt (Stahlträgerdecke, Stahl-
sche Wirksamkeit ist eine ausreichende Haftung betonrippendecke, Holzbalkendecke).
am Putzgrund. Sie wird sichergestellt, wenn
Bei der Prüfung geht man im Regelfall von einer
• der Putzgrund die Anforderungen nach DIN Brandbeanspruchung von unten, d. h. von der
18 550-2 erfüllt, Raumseite der Unterdecke aus. Generell können
• der Putzgrund einen volldeckenden Spritzbe- Tragdecken bzw. Unterdecken folgenden Arten
wurf nach DIN 18 550-2 mit einer Dicke von der Brandbeanspruchung ausgesetzt sein:
≥ 5 mm erhält. Bei Verwendung von Maschi- • Brandbeanspruchung von unten (untere Raum-
nenputzgips nach DIN 1168 ist in der Regel kein seite)
Spritzbewurf erforderlich. Vgl. hierzu Abschn.
9.3.1, Baugipse, Abschn. 9.7.6.3, Innenputze mit • Brandbeanspruchung von oben aus dem darü-
Gips sowie Tabelle 16.100, Teil 1 dieses Werkes. ber liegenden Raum (obere Raumseite)
• Brandbeanspruchung von oben aus dem Zwi-
schendeckenbereich
4. Putzbekleidungen bei Decken- • Brandbeanspruchungskombinationen von
konstruktionen (Unterdecken und oben und unten.
Deckenbekleidungen)
Die Brandbeanspruchung erfolgt im Brandfalle
Viele Geschossdecken (Tragdecken) besitzen ei- nur von einer Seite – nie gleichzeitig.
ne ausreichende Feuerwiderstandsdauer, ohne
dass es dazu des zusätzlichen Schutzes durch Unterdecken bzw. Deckenbekleidungen haben
eine Unterdecke bedarf (z. B. Stahlbetondecken, bezüglich des baulichen Brandschutzes demnach
sofern sie bestimmte Mindestdimensionen und im Wesentlichen folgende Aufgaben zu erfüllen
entsprechende Bewehrungen bzw. Betondeck- [19]: 9
ungen aufweisen). • Sie sollen so beschaffen sein, dass ein entstan-
Anders verhält es sich bei Decken, deren tragen- dener Brand sich nicht unkontrolliert – bei-
de Teile dem Feuer frei ausgesetzt sind (z. B. spielsweise horizontal – auf dem Weg über den
Stahlträgerdecken, Trapezblechdecken). Sie hal- oberen Raumabschluss (Decklage bzw. Decken-
ten einer Brandbeanspruchung nicht lange hohlraum) ausbreiten kann. Dementsprechend
Stand, da ihre tragenden Teile sich sehr schnell er- müssen – je nach Bauart, Größe und Zweckbe-
wärmen und bei Temperaturen von etwa 500 °C stimmung (Gefahrengrad) des Gebäudes – die
ihre Tragfähigkeit verlieren. für die Herstellung der Unterdecken verwende-
Ähnlich verhält es sich bei Holzbalkendecken. ten Baustoffe schwerentflammbar oder nicht-
Hier sind vor allem die Felder zwischen den Holz- brennbar sein.
balken meist mit brennbaren und relativ dünnen • Unterdecken sollen außerdem die jeweils darü-
Baustoffen geschlossen. ber liegende Tragdecke vor zu intensiver Brand-
Generell unterscheidet man Massiv-Rohdecken beanspruchung von unten schützen, so dass
der Bauart I bis III sowie Deckenbauarten aus ein Übergreifen des Brandes in das darüber lie-
Holz (Holzbalkendecken bzw. Decken aus Holzta- gende Geschoss verhindert oder so lange wie
698 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme
Tabelle 9.23 Hängende Drahtputzdecken nach DIN 4121, die bei Brandbeanspruchung von unten allein einer Feuerwider-
standsklasse angehören (Maße in mm)
Abhänger (Schema)
Querstab Ø ≥ 5
Tragstab Ø ≥ 7
Putz DIN 18 550-21)
9
Massivwand Papierstreifen nichtbrennbarer Putzträger
oder Kellenschnitt aus Drahtgewebe oder Rippenstreckmetall
9.25a
9.25b
9.24 Brandschutztechnische Bezeichnungen bei Unter- 9.25 Dichte Wandanschlüsse von Unterdecken
decken (Schema). Beispiel: Hängende Drahtputz- an Wänden aus Mauerwerk oder Beton
decke nach (Schema). Weitere Anschlüsse s. Abschn.
DIN 4121. Vgl. hierzu auch Abschn. 9.7.6.6. 14.2.3, Teil 1 dieses Werkes.
X1, Y1 = Abstände der Aufhängepunkte in x- und a) Hängende Drahtputzdecke nach
y-Richtung DIN 4121
lx = max. Abstände der Tragstäbe b) Putz auf Gipskarton-Putzträgerplatten
ly = Abstände der Putzträgerbefestigungs- (GKP) nach DIN 18 180 bis DIN 18 181
punkte
a = Abhängehöhe (Abstand zwischen
UK I-Träger bzw. Balken und OK Putzträger)
d = Mindestputzdicke über Putzträger je nach
Mörtelgruppe
9.26
Schallabsorbierender Akustikputz mit Dekorbeschichtung
1 Putzgrund
2 Grundierung/Haftvermittler
3 erste Putzlage
4 zweite Putzlage
5 Feinschicht
6 Dekorschicht
Sto AG, Stühlingen
9.11 Putze für Sonderzwecke 701
9.27a 9.27b
• Bild 9.27 zeigt beispielhaft eine Gipskarton- und darauf ein feiner Dekorputz – in drei zeit-
Absorberdecke, die sich aus einzelnen monta- lich versetzten Arbeitsgängen – aufgespritzt.
gefertigen Plattenelementen zusammensetzt, Damit ist es möglich, sowohl absorbierende wie
auf die – nach ihrer Montage an einer ab- reflektierende Flächen durchgehend einheit-
gehängten Unterkonstruktion – eine dünne lich, fugenlos und ohne optische Unterschiede
fugenlose Spritzputzbeschichtung aufgetra- herzustellen.
gen wird.
Das Akustikelement ist 2100 × 900 mm groß
und insgesamt nur 31 mm dick. Es besteht aus
9.11 Putze für Sonderzwecke:
9
einer 12,5 mm dicken Gipskarton-Lochplatte
(Lochbild 12/20/46), auf deren Rückseite Gips- Wärmegedämmte und
kartonstreifen (Montagestege) mit dazwischen- verputzte Außenbauteile
liegender Mineralwolle vollflächig aufgeklebt
sind. Der Wärmeschutz und die Energieeinsparung im
Um unkontrollierte Luftbewegungen durch die Hochbau umfassen alle Maßnahmen, die zur Ver-
Elemente hindurch und damit auch spätere ringerung der Wärmeübertagung durch die Um-
Lochabzeichnungen (Schmutzausfilterungen) fassungsflächen eines Gebäudes und durch die
auf der Sichtfläche zu vermeiden, ist das ge- Trennflächen von Räumen mit unterschiedlichen
samte Element rückseitig mit einer Aluminium- Temperaturen führen.
folie beschichtet.
Nach der Deckenmontage wird auf die Unter- Mindestanforderungen (DIN 4108-2). Die DIN
seite der gelochten und ggf. auch ungelochten 4108-2 (Ausg. 03.01) legt Mindestanforderungen
Gipskartonplatten (Randfries) eine schalldurch- an die Wärmedämmung von Bauteilen und an
lässige Glasvliesbahn vollflächig aufkaschiert Wärmebrücken in der Gebäudehülle fest. Bei Er-
702 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme
füllung dieser Mindestanforderungen – die bei Putz überarbeitet oder der beheizte Raum um mehr als
keinem Bauteil unterschritten werden dürfen – 10 % erweitert, so sind gemäß der Energieeinsparverord-
nung (Anhang 3) Maßnahmen zu ergreifen, um die ent-
soll den Bewohnern ein hygienisches und behag- sprechenden Bauteile auf einen max. Wärmedurchgangs-
liches Raumklima sowie ein dauerhafter Schutz koeffizienten (U-Wert) von 0,35 W/m2K einzustellen.
der Baukonstruktion vor klimabedingten Feuch- Dies bedeutet, dass gemäß der Energieeinsparverord-
teeinwirkungen gesichert werden (bauphysikali- nung die Überarbeitung einer bestehenden Fassade – die
scher Aspekt). Eine erhöhte Einsparung von Heiz- einen U-Wert ≥ 0,9 W/m2K aufweist – lediglich mit einem
herkömmlichen Außenputz, nicht mehr möglich ist. In
energie wird dadurch nicht erreicht. derartigen Fällen ist ein Wärmedämm-Verbundsystem
oder Wärmedämm-Putzsystem in entsprechender Dämm-
Energieeinsparverordnung (2002). Die Ener- stärke aufzubringen.
gieeinsparverordnung hat die Wärmeschutzver-
ordnung (1995) abgelöst. Damit soll in den nächs- Einzelheiten über Wärmeschutz und Energie-
ten Jahren eine Senkung der CO2-Emissionen einsparung im Allgemeinen sowie Rechenbei-
und weitere Reduzierung des Heizwärmebedar- spiele mit den entsprechenden Rechenwerten
fes bei Neubauten um etwa 25 % gegenüber sind Abschn. 16.5, Teil 1 dieses Werkes, zu entneh-
1990 erreicht werden. men.
In der Energieeinsparverordnung wird die Wär-
meschutzverordnung und Heizanlagenverord- Wärmegedämmte
nung zusammengeführt, so dass neben den ar- Außenwandkonstruktionen
chitektonischen Aspekten und baukonstruktiven Bei Außenwänden ist eine Verbesserung des Wär-
Komponenten auch die anlagentechnischen Ein- meschutzes grundsätzlich möglich durch
flüsse und energieversorgungstechnischen Ge-
• Einsatz hoch wärmedämmender Wandbaustof-
gebenheiten mit bewertet werden können
fe (z. B. Leichthochlochziegel, Bimshohlblock-
(ganzheitliche Berücksichtigung des Energiebe-
und Porenbetonelemente),
darfes eines Gebäudes).
• Anordnung einer zusätzlichen Dämmschicht
Normen. Zur Berechnung des Jahres-Energiebe- im Wandquerschnitt (Außendämmung, Kern-
darfs wird die DIN EN 832 herangezogen unter dämmung, Innendämmung). Vgl. hierzu Bild
Berücksichtigung der nationalen Bedingungen 6.13, Teil 1 dieses Werkes.
gemäß DIN V 4108-6. Für die Anlagentechnik gilt
die DIN V 4701-10. Der aktuelle Stand der Nor- Wärmegedämmte und verputzte Außenwän-
mung ist Abschn. 9.12 zu entnehmen. de. Im Zusammenhang mit wärmegedämmten
• Änderung von Außenbauteilen bestehender Gebäude. Putzfassaden sind folgende Wandaufbauten von
Sind Überarbeitungen an Fassaden durchzuführen, die besonderem Interesse (Bild 9.28):
über einen Anstrich oder eine Spachtelung hinausgehen • Einschalige Wand aus hoch wärmedämmen-
(sofern der Altputz im Wesentlichen erhalten bleibt), wer-
den pro Himmelsrichtung mind. 20 % eines Bauteiles mit den Wandbaustoffen, beidseitig verputzt.
• Einschalige Wand mit außen liegender Wär- Rohrleitungen usw.), ist die tragende Wandkon-
medämmung, beidseitig verputzt. struktion nur geringfügigen Temperaturschwan-
• Einschalige Wand mit innen liegender Wärme- kungen ausgesetzt.
dämmung, beidseitig verputzt. Somit halten sich thermisch bedingte Baukörper-
bewegungen (Rissbildungen in der Wandscheibe
Zusätzliche Wärmedämmschichten können bei durch Längenänderungen, Spannungen und Ver-
verputzten Außenwandkonstruktionen demnach formungen) in Grenzen. Des weiteren übernimmt
entweder außen- oder innenseitig angebracht die Außenwand eine temperaturregulierende
werden. In jedem Fall entstehen bauphysikalische Funktion. Das Wärmespeichervermögen des Bau-
Veränderungen im Wandgefüge, die immer recht- teiles bleibt erhalten und dient dem Temperatur-
zeitig vor Beginn der Baumaßnahmen überprüft ausgleich im Innenraum (verzögerte Außentem-
werden müssen. peratureinflüsse).
Als Faustregel für eine einwandfreie Ausbildung Da bei richtiger Dimensionierung der Dämm-
der Außenwand in diffusions- und wärmeschutz- schichtdicke und dem Einsatz bauphysikalisch
technischer Hinsicht kann gelten: bewährter Systeme die Taupunktlage weit nach
• Der Diffusionswiderstand der einzelnen Schich- außen verlegt wird (Frostbeanspruchung nur in
ten sollte von innen nach außen abnehmen, der Dämmschicht oder äußersten Oberflächen-
• der Wärmedurchlasswiderstand der Schichten schicht der tragenden Wand), kann auch kaum
von innen nach außen jedoch zunehmen. Tauwasserbildung im Inneren der tragenden Bau-
teile entstehen. Die daraus ableitbare konstan-
9.11.1 Einschalige Wände aus tere Oberflächentemperatur auf der Raumseite
hoch wärmedämmenden gewährleistet sowohl im Winter als auch im Som-
Wandbaustoffen mer ein behagliches Innenraumklima.
Die Anforderungen an den Wärmeschutz ein- Da der Diffusionswiderstand der einzelnen
schaliger, monolithischer Außenwände hat die Schichten von innen nach außen abnehmen soll,
Eigenschaften dieser Putzuntergründe im Laufe eignen sich für die nachträgliche Außendäm-
der letzten Jahre entscheidend verändert. An mung von aufgehenden Bauteilen vor allem
Stelle des herkömmlichen Mauerwerkes aus Dämmplatten mit niedriger Rohdichte aus Poly-
kleinformatigen Vollsteinen werden überwie- styrol-Hartschaum sowie nichtbrennbare, diffu-
gend hoch wärmedämmende großformatige sionsoffene Dämmmaterialien aus Mineralwolle
Wandbildner eingesetzt. oder Mineralschaum.
Derart bewegliche Putzgründe erfordern jedoch Einzelheiten über die Außendämmung ein-
eine schubweiche Zwischenschicht zwischen schaliger Wände s. Abschn. 9.11.4,Wärmedämm-
Wandbildner und Oberputz, so dass es zu einer Putzsysteme sowie Abschn. 9.11.5, Wärmedämm-
sog. „Entkopplung“ und damit Umdrehung der Verbundsysteme.
alten Putzregel kommt (Unterputz weicher als
Deckputz). Auf diesem Entkopplungsprinzip be-
ruht die Wirkungsweise sowohl der Wärme- 9.11.3 Einschalige Wände
dämm-Verbundsysteme (WDVS) als auch – in ge- mit Innendämmung 9
ringerem Maße – die der Wärmedämmputz- und
Obwohl der Außendämmung aus bauphysika-
Leichtputzsysteme.
lischer Sicht generell der Vorzug zu geben ist,
Einzelheiten über Leichtputze auf wärmedäm- wird die Innendämmung von Außenwänden
menden Wandbaustoffen sind Abschn. 9.7.5.4 überall dort eingesetzt, wo Räume rasch und in
zu entnehmen. der Regel nur für kurze Zeit aufgeheizt werden
sollen (z. B. Versammlungsstätten) und wo erhal-
9.11.2 Einschalige Wände tenswerte Altbaufassaden (z. B. reich gegliederte
mit Außendämmung Stuckfassaden) aufgrund denkmalpflegerischer
Die außenseitig aufgebrachte Wärmedämmung Gesichtspunkte nicht verändert werden dürfen.
weist aus bauphysikalischer Sicht überwiegend Auch bei vorhandenen Sichtbeton-, Klinker- und
Vorteile auf. Dadurch, dass alle Bauteile gleich- Natursteinfassaden werden in der Regel innensei-
mäßig ummantelt und lückenlos gedämmt wer- tige Dämmmaßnahmen vorgenommen, um das
den (z. B. auch Fensterstürze und Fensterleibung- äußere Erscheinungsbild der Gebäude zu erhalten.
en, einbindende Decken und Zwischenwände, Innendämmungen verändern das bauphysikali-
Ringanker, Heizkörpernischen, außen liegende sche Verhalten von Außenwänden erheblich.
704 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme
Bei niedriger Außentemperatur und mit zuneh- • Bei Außenwänden mit Innendämmung soll
mender Dicke der Innendämmung sinkt die Tem- daher gemäß DIN 4108-3 der Wärmedämm-
peratur im tragenden Wandbauteil stark ab, wo- wert der raumseitigen Dämmschicht auf R ≤
durch sich die Lage des Taupunktes weit nach 1,0 m2K/W begrenzt werden und der Diffusi-
innen, d. h. zur Raumseite hin, verschiebt. Die wär- onswiderstand der Wärmedämmschicht
mespeichernde Wirkung der schweren Wandteile einschließlich Innenputz bzw. Innenbekleidung
geht verloren und im Übergangsbereich zwi- mindestens sd = 0,5 m betragen.
schen tragender Wand und Innendämmung kann • Normen. Im Wesentlichen sind folgende Nor-
es im Winter zur Kondensation bei eindiffundie- men zu beachten: DIN EN 13 829, DIN EN ISO
render Raumfeuchte kommen. 13 788, DIN EN ISO 10 211. Der aktuelle Stand
Auch in die Außenwand eingebundene Zwi- der Normung ist Abschn. 9.12 zu entnehmen.
schenwände oder Geschossdecken wirken bei Wasserdampfdiffusion. Auch bei der Innen-
Innendämmung als Wärmebrücken, so dass das dämmung sollte zunächst immer von der Regel –
Risiko der Schimmelpilzbildung an derart kriti- wonach der Diffusionswiderstand der einzelnen
schen Stellen erheblich zunimmt. Schichten von innen nach außen abnehmen soll
Tauwasserausfall im Inneren oder auf der Ober- – ausgegangen werden. Dieser Vorsatz kann je-
fläche von Außenbauteilen entsteht immer dann, doch häufig nicht eingehalten werden, beispiels-
wenn die Taupunkttemperatur unterschritten weise bei dichten Wandbaustoffen, so dass die
wird. Begünstigt werden derartige Tauwasserbil- Innendämmung entgegen dieser Regel aufge-
dungen durch hohe Luftfeuchtigkeit und Wärme- bracht wird. Dabei kommt der jeweiligen Schich-
brückeneffekte. tenkombination eine große Bedeutung zu.
1. Tauwasserbildung im Inneren Je dampfdichter das vorgesehene Außenbauteil
von Bauteilen (Mauerwerk, Betonwand) ist und je höher sich die
jeweilige relative Raumluftfeuchte darstellt, desto
Der Wärmeschutz von Bauteilen darf durch Tauwas-
sorgfältiger muss die Innendämmung in ihrem
serbildung nicht unzulässig vermindert werden.
Dampfdiffusionswiderstand darauf abgestimmt
Ein gewisses Maß an Tauwasserbildung in Bautei- werden.
len ist nach DIN 4108-3 unschädlich, wenn durch
Erhöhung des Feuchtegehaltes der Bau- und • Dämmstoffe für Innendämmung1). Uner-
Dämmstoffe der Wärmeschutz und die Stand- wünschte Dampfdiffusionswanderung aus der
sicherheit der Bauteile nicht gefährdet werden Raumluft zum Außenbauteil kann reduziert
und die im Winter anfallende Feuchtigkeit werden durch
während der Trocknungsperiode im Sommer an • dampfdichte Dämmmaterialien (z. B. Schaum-
die Umgebung wieder abgegeben werden kann. glas) bzw.
In DIN 4108-3 sind die zulässigen Tauwasser- • Dämmmaterialien mit relativ hohem Diffu-
Höchstmengen angegeben sowie eine Reihe von sionswiderstand (z. B. extrudierter Polystyrol-
bewährten Außenwandkonstruktionen genormt, schaum) oder durch
für die kein rechnerischer Nachweis des Tauwas- • diffusionsoffene Dämmstoffe (z. B. Mineral-
serausfalls infolge Dampfdiffusion unter norma-
9 len Klimabedingungen erforderlich ist.
wolle) mit darauf anschlussdicht aufgebrach-
ten dampfbremsenden bzw. dampfsperren-
Für alle anderen Außenwandkonstruktionen ist den Folien.
eine Diffusionsberechnung durchzuführen und • Geeignet sind entweder Polyethylen-, metall-
mit den Forderungen der zulässigen Maximal- kaschierte- oder feuchteadaptive Folien. Auf
mengen zu vergleichen. Entsprechende Rechen- eine fehlerfreie Verlegung mit weitgehend
beispiele s. Abschn. 16.5.6 in Teil 1 dieses Werkes. dampfdicht ausgebildeten Stoß-, Wand- und
Tauwasserbildung im Wandinneren infolge von Deckenanschlüssen ist bei dampfbremsen-
Wasserdampfdiffusion ist bei homogenem Mau-
erwerk und Mauerwerk mit Außendämmung im 1) Europäische Normen. Folgende neue europäische Pro-
Allgemeinen nicht zu erwarten. duktnormen gelten zukünftig für Wärmedämmstoffe im
Wird aber eine Innendämmung – insbesondere Hochbau (Auszug):
in großer Dämmschichtdicke und mit geringem • DIN EN 13 162 – Mineralwolle (MW)
Diffusionswiderstand – auf eine Außenwand auf- • DIN EN 13 163 – Expandierter Polystyrolschaum (EPS)
• DIN EN 13 164 – Extrudierter Polystyrolschaum (XPS)
gebracht, ist im Einzelfall zu prüfen, ob eine un- • DIN EN 13 165 – Polyurethan-Hartschaum (PUR)
zulässige diffusionsbedingte Feuchteerhöhung • DIN EN 13 166 – Phenolharzschaum (PF)
auftreten kann. • DIN EN 13 167 – Schaumglas (CG)
9.11 Putze für Sonderzwecke 705
9.29a 9.29b
standszahlen von Baustoffen sind Tabelle Insbesondere ist jedoch zu beachten, dass durch
16.59, Teil 1 dieses Werkes, zu entnehmen. eine Innendämmung der Schallschutzwert infol-
Innendämmung von Außenwänden aus herkömmli-
ge verstärkter Schall-Längsleitung nachteilig be-
chen Wandbaustoffen (z. B. Hochlochziegel, Bimshohl- einflusst werden kann. Ungünstig verhalten sich
blocksteine). Bei relativ dampfdurchlässigem Mauerwerk vor allem Verbundplatten aus Hartschaumplatten
und bei Annahme üblicher Wohnraumbedingungen erge- mit hoher Steifigkeit in Verbindung mit leichter
ben sich bei richtiger Dimensionierung und sorgfältiger
Ausführung der Innendämmung (z. B. dichte Plattenstöße,
Gipskartonbeplankung. Sie bewirken eine Ver-
Wand- und Deckenanschlüsse) kaum Tauwasserprobleme. schlechterung der Schall-Längsdämmung durch
Es sind allerdings die zuvor genannten Werte bei Wänden Flankenübertragung (Resonanzeffekt).
mit Innendämmung gemäß DIN 4108-3 einzuhalten. Üb-
licherweise werden EPS-Hartschaumplatten (Rohdichte
Um dies zu verhindern, werden Verbundplatten
15 kg/m2) – meist in Form von Gipskarton-Verbundplatten aus elastifiziertem PS-Hartschaum mit niedriger
– verwendet. Steifigkeit eingesetzt. Verbessert wird die Schall-
Innendämmung von Außenwänden aus dampfdichte- Längsdämmung jedoch insbesondere durch In-
ren Wandbaustoffen (z. B. Kalksand-Vollsteine, Klinker). Bei nendämmungen mit weicher Dämmschicht aus
derart dichtem Mauerwerk wird die zulässige Tauwasser- Mineralwolle in Form von MW-Verbundplatten
menge meist überschritten und auch die Rücktrocknung ist (biegeweiche Vorsatzschalen).
rechnerisch oftmals nicht gegeben. Bei Annahme üblicher
Wohnraumverhältnisse sind daher zumindest EPS-Hart-
schaumplatten mit höherem Diffusionswiderstand einzu- 2. Tauwasserbildung auf der Oberfläche
setzen (Rohdichte 30 kg/m2, Diffusionswiderstand μ = 40
bis 100). von Bauteilen
Handelt es sich jedoch um Außenwände von Feuchträu- An den Innenoberflächen von ungenügend ge-
men (z. B. häusliche Küchen und Bäder), so ist der Einsatz dämmten Außenbauteilen kann es bei niedri-
einer zusätzlichen Dampfbremse oder von fugendicht ver-
legten XPS-Extruder-Hartschaumplatten zwingend ange- gen Außentemperaturen und übermäßig hoher
zeigt. Derartige Platten zeichnen sich einmal durch einen Raumluftfeuchte zu Tauwasserbildung (Ober-
relativ hohen Diffusionswiderstand (μ = 100 bis 250) und flächenkondensat) kommen. Diese Erscheinung
hohe Druckfestigkeit (Rohdichte 30 bis 50 kg/m2) aus, zum tritt vor allem dann auf, wenn die raumseitige
anderen nehmen sie aufgrund ihrer geschlossenzelligen
Struktur praktisch kaum Feuchtigkeit auf. Oberflächentemperatur der Bauteile zu niedrig,
d. h. unter der Taupunkttemperatur der umge-
Innendämmung von Außenwänden aus relativ dampf-
dichten Wandbaustoffen (z. B. Betonwände). Die Innen-
benden Raumluft liegt.
dämmung von relativ dampfdichten Betonwänden (Roh- Werden die zuvor genannten Wärmedämm- und
dichte etwa 2400 kg/m2) ist besonders sorgfältig aus- Diffusionswiderstandswerte bei Wänden mit In-
zuführen. So hat eine 24 cm dicke Betonwand einen
etwa 20 mal höheren Diffusionswiderstand als ein gleich
nendämmung gemäß DIN 4108-3 jedoch einge-
dickes Mauerwerk aus Hohlblocksteinen. Würde ein derart halten, sind in der Regel keine Schäden durch
dichtes Bauteil innenseitig mit einem diffusionsoffenen Oberflächenkondensat zu erwarten. Dies setzt je-
Dämmmaterial beplankt, käme es im Winter im Grenzbe- doch normale Raumlufttemperaturen und rela-
reich Betonschale/Innendämmung zu ganz erheblichem
Tauwasserausfall. In jedem Fall ist die in DIN 4108-3 festge-
tive Luftfeuchten sowie genügende Beheizung
legte und in Abschn. 16.5.6 beschriebene Tauwasserbe- und Lüftung voraus.
rechnung (sog. Glaserverfahren) vorzunehmen.
Die Innendämmung von Betonwänden – insbesondere in Energieeinsparverordnung. Mit der Einführung
9 Nassräumen wie Schwimmbädern u. Ä. – muss daher ent- der Energieeinsparverordnung (EnEV) wurden
weder aus diffusionsdichtem Dämmmaterial (z. B. Schaum-
glas) oder bei XPS-Hartschaumplatten mit zusätzlicher, die Anforderungen an den Wärmeschutz im
raumseitig aufgebrachter, metallkaschierter Dampfsperre Hochbau weiter erhöht. Dabei nimmt der Einfluss
(Alu-Folie) fugen- und anschlussdicht ausgeführt werden. der Wärmeverluste über Wärmebrücken zu.
Richtwerte der Wasserdampf-Durchlässigkeit von Bau- Wärmebrücken sollten daher möglichst vermie-
teilen sind Tabelle 16.59, Teil 1 dieses Werkes, zu entneh- den werden.
men.
• Wärmeverluste über nicht vermeidbare Wärme-
Schallschutz bei Wänden mit Innendämmung. brücken sind nach der Energieeinsparverordnung bei
Aus schallschutztechnischer Sicht handelt es sich der Energiebilanzierung quantitativ zu berücksichtigen:
bei der Innendämmung – bestehend aus Dämm- Ohne besondere Maßnahmen beaufschlagt die Energie-
material mit leichter Schale (Putz oder Gipskar- einsparverordnung die U-Werte der Außenbauteile mit
einem pauschalen Wärmebrückenkoeffizienten ΔUWB
tonplatte) – um eine Masse-Feder-Masse-System. von 0,1 W/m2K.
Je nach verwendetem Dämmmaterial (PS-Hart- Sind die Wärmebrücken nach den Vorschlägen von Bei-
schaumplatten, Mineralwolle) verschlechtern blatt 2 zur DIN 4108 ausgeführt (Planungs- und Aus-
oder verbessern sich die schalltechnischen Werte führungsbeispiele), gilt das Gebäude als „wärmebrücken-
von Außenwänden. arm“. In diesem Fall darf der pauschale Zuschlag auf den
9.11 Putze für Sonderzwecke 707
Wärmebrückenkoeffizienten1) halbiert werden und be- anzupassen. Die Folge waren/sind Tauwasserschäden auf-
trägt nur noch 0,05 W/m2K. grund höherer Raumluftfeuchte bei mangelnder Wärme-
Die Wärmeverluste der Wärmebrücken können aber dämmung, insbesondere im Bereich der zuvor genannten
auch als längenbezogener Wärmebrückenverlustkoeffizi- besonders gefährdeten Wärmebrückenbereiche.
ent Ψ (Psi) berechnet oder – aus Wärmebrückenkatalo- • Luftwechsel. Während bei den alten Fenstern über die
gen entnommen – in die Energiebilanz eingehen. Weite- Undichtigkeiten der Fugen eine ständige Frischluftzu-
re Einzelheiten hierzu sind [35] zu entnehmen. fuhr – und damit auch der Abtransport von Wasserdampf
und Kohlendioxid – stattfand, kann der Mindestluftwech-
Wärmebrücken. Als Wärmebrücken werden ört- sel bei den neuen, sehr dichten Fenstern nur durch ge-
lich begrenzte Stellen in Baukonstruktionen be- zielte Lüftungsmaßnahmen (mehrfache Stoßlüftung am
Tage) erreicht werden. Die heute vermehrt festzustellen-
zeichnet, in denen gegenüber den angrenzen- den Feuchteschäden sind vor allem auf zu hohe Raum-
den Bereichen infolge verstärkter Wärmeleitung luftfeuchten und damit auf falsche Heizungs- und Lüf-
niedrigere Oberflächentemperaturen auftreten. tungsgewohnheiten zurückzuführen.
Sie verursachen nicht nur einen zusätzlichen Wär- Die Annahme, der Feuchtetransport aus den Räumen
meverlust, sondern reduzieren auch in dem be- würde über die Wasserdampfdiffusion durch die Wand in
ausreichendem Maße stattfinden (aufgrund des Dampf-
treffendem Bereich die Oberflächentemperatur druckgefälles im Winter von innen nach außen), ist nicht
des Bauteils. Infolge dessen kann es in ihrem richtig. Mengenmäßig ist dieser Feuchtetransport über
Einflussbereich verstärkt zu Tauwassernieder- die Diffusion sehr gering, so dass auch ein noch so gün-
schlag (Durchfeuchtungserscheinungen) und stiger, diffusionsoffener Wandaufbau die gezielte Raum-
lüftung zwecks Feuchteabfuhr nicht ersetzen kann.
damit auch häufig zu Schimmelpilzbildung kom-
men. Vgl. hierzu auch Abschn. 16.5.8, Wärme- • Wasserdampfsorption. In diesem Zusammenhang ist
auch noch auf die Feuchtespeicherung (Sorption) von
brücken, in Teil 1 dieses Werkes. Raumumschließungsflächen und Einrichtungsgegen-
ständen hinzuweisen. Bei plötzlichem Anstieg und gro-
Schimmelpilzbildungen sind beispielsweise an ßen Schwankungen der relativen Luftfeuchte ist es
inneren Fenster- und Türleibungen sowie Fen- vorteilhaft, wenn Materialien mit offenen Poren und Ka-
pillaren – wie beispielsweise Innenputze, Holz, Tapeten,
sterbrüstungen, Rollladenkästen, Außenwand- Textilien u. a. – Feuchte aus der Luft aufnehmen und
ecken, im Bereich zwischen Dachdecke und speichern können (Feuchtepuffer). Diese vorübergehend
Außenwand, an Stürzen und Deckenflächen un- aufgenommene Wassermenge (Absorption) wird dann
ter Kragplatten sowie an Außenwandflächen mit zu einem späteren Zeitpunkt wieder langsam an trocke-
ne Raumluft zurückgegeben (Desorption) und durch Lüf-
vorgestellten bzw. fest eingebauten, großflächi- ten nach außen abgeführt.
gen Schrankwänden vorzufinden.
• Heizen im Schlafraum. Im Zuge der Energieeinsparung
Diese Mängel sind jedoch nicht – wie dies immer wird in der Wohnung die Heizung häufig gedrosselt und
wieder fälschlicherweise behauptet wird – auf im Schlafzimmer oftmals völlig abgedreht. Dieses wird
den verbesserten Wärmeschutz der Gebäude dann üblicherweise über die offene Tür beheizt, so dass
feuchtwarme Luft aus anderen Teilen der Wohnung in
zurückzuführen. Vielmehr sind folgende Ursa- den Schlafraum strömen kann. Die Folgen sind – insbe-
chen im Zusammenhang zu bedenken: sondere bei neuen dichten Fenstern – eine Erhöhung der
relativen Luftfeuchte sowie ein weiteres Absinken der
• Altbausanierung. Bei Sanierungsmaßnahmen an Alt- Oberflächentemperaturen auf den Außenbauteilen.
bauten stehen im Hinblick auf die Energieeinsparung der
Austausch alter, undichter Fenster gegen neue – wesent- Die Tendenz zur übermäßigen Heizenergieeinsparung
lich dichtere und besser gedämmte (Mehrscheiben-Iso- fördert somit das Risiko der Tauwasserbildung auf
lierverglasung) – an erster Stelle. Dieser Austausch wurde
in den zurückliegenden Jahren häufig als Einzelmaßnah-
Außenbauteilen – vor allem im Bereich von Wärme-
brücken – und damit auch der Schimmelpilzbildung.
9
me durchgeführt, ohne gleichzeitig die übrigen Außen- Krasse Temperaturunterschiede innerhalb einer Woh-
bauteile den Anforderungen der DIN 4108 bzw. Wär- nung sollten daher vermieden werden, da nennenswerte
meschutzverordnung (heute Energieeinsparverordnung) Mengen an Heizenergie dadurch sowieso nicht einzuspa-
ren sind.
• Raumhohe Schrankwände vor Außenwandflächen wir-
1) Alle Wärmebrücken, die beispielhaft in DIN 4108 Bbl 2 ken bauphysikalisch wie eine zusätzlich innenseitig an-
aufgeführt sind, sind ausreichend wärmegedämmt. Es gebrachte Wärmedämmung. Der Temperaturverlauf in-
muss kein zusätzlicher Nachweis geführt werden. nerhalb der Wand wird dadurch nachhaltig verändert, so
Für alle davon abweichenden Konstruktionen muss der dass die raumseitige Oberflächentemperatur der Wand
Temperaturfaktor an der ungünstigsten Stelle die Min- um einige Grade abfällt und somit die Kondensatgefahr
destanforderung ƒR, si ≥ 70 erfüllen, d. h. nach den in DIN und die damit verbundene Schimmelpilzbildung in die-
4108-2 angegebenen Randbedingungen ist eine raum- sem Bereich wächst.
seitige Oberflächentemperatur von θsi ≥ 12,6 °C einzu- Der Einbau großflächiger Schrankwände vor Außenwän-
halten (Fenster und Türen sind davon ausgenommen). den sollte deshalb unterbleiben. Lässt er sich nicht ver-
Entsprechend dieser Zusammenhänge liegt demnach meiden, so muss zum einen auf einen genügend großen
die schimmelpilzkritische Temperatur unter 12,6 °C. S. Abstand zwischen Wand und Möbel geachtet werden
hierzu auch Abschn. 7.4.5, Baukörperanschlüsse (Fußno- (mind. 10 bis 15 cm) zum anderen für eine ausreichende
te). Luftzirkulation hinter dem Möbel – über großzügig be-
708 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme
messene Lüftungsschlitze im Sockel- und Deckenan- • ein Gemisch aus den vorgenannten organi-
schlussbereich – gesorgt werden. schen/mineralischen Zuschlägen.
Weitere Einzelheiten sind der Spezialliteratur [20], [21],
[22], [23], [24], [36] sowie Abschn. 16.5.6,Temperaturen an Je leichter ein Baustoff ist, um so besser sind sei-
Bauteilen – Tauwasserbildung, Teil 1 dieses Werkes, zu
entnehmen. ne Wärmedämmeigenschaften; dies gilt auch für
die Putzmörtel.
Dämmputze werden deshalb heute vorwiegend
aus extrem leichten Zuschlagstoffen – nämlich
9.11.4 Wärmedämm-Putzsysteme1) geschäumten Polystyrolkügelchen – hergestellt.
Diese ergeben eine gute Wärmedämmung, be-
Zur Verbesserung der Wärmedämmung von wirken jedoch andererseits eine geringere me-
Außenwänden (Altbau/Neubau) wurden speziel- chanische Festigkeit des Unterputzes, so dass die-
le Dämm-Putzsysteme entwickelt, die aus mehre- ser immer eines schützenden Oberputzes bedarf.
ren, technisch aufeinander abgestimmten Putz-
lagen bestehen. Sie setzen sich üblicherweise Tabelle 9.30. Dämmputze werden im Wesentli-
zusammen aus einem 20 bis max. 100 mm dicken chen nach der jeweiligen Zuschlagart eingeteilt.
Unterputz – dem eigentlichen Wärmedämmputz Wie die Übersicht verdeutlicht, gibt es neben den
– und einem etwa 10mm dicken Oberputz, der in DIN 18 550 genormten Dämmputzen mit orga-
vor allem schützende Funktionen übernimmt, nischen Zuschlägen auch solche mit minerali-
gleichzeitig aber auch der Gestaltung dient (Bild schen Leichtzuschlagstoffen. Diese müssen eine
9.31-1). allgemeine bauaufsichtliche Zulassung des Deut-
schen Instituts für Bautechnik, Berlin, aufweisen.
Unterputz (Dämmputz). Der Unterputz ist ähn- Sie erreichen jedoch in der Regel nicht die güns-
lich wie ein herkömmlicher mineralischer Putz tigen Rechenwerte der Wärmeleitfähigkeit von
aufgebaut: als Bindemittel werden hydraulischer EPS-Dämmputzen.
Kalk und Zement, Zusätze zur Verbesserung der • Wärmedämm-Putzsysteme aus Mörteln mit
Verarbeitbarkeit (Luftporenbildner) sowie Hydro- mineralischen Bindemitteln und expandier-
phobierungsmittel verwendet. Anstelle des Zu- tem Polystyrol (EPS) als Zuschlag sind in DIN
schlages Sand, mit dichtem Gefüge, treten jedoch 18 550-3 (Ausg. 03.91) genormt. 1)
entweder Nach dieser Norm muss der Unterputz aus
• organische Zuschläge (expandiertes Polystyrol Werktrockenmörtel hergestellt werden und
– EPS – in Form von 1 bis 3 mm großen Kügel- mindestens 75 % Volumenanteil expandiertes
chen) oder Polystyrol (EPS) als Zuschlag enthalten.
• mineralische Zuschläge (Leichtzuschlagstoffe Die Wärmeleitzahlen (λ) derartiger EPS-Unter-
nach DIN 4226-2 wie Blähton, Blähschiefer, putze liegen bei 0,057 bis 0,094 W/(m · K), die
Blähglaskügelchen, Bims sowie Perlite und Ver- 1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 9.12 zu ent-
miculite) oder nehmen.
WÄRMEDÄMM-PUTZSYSTEME
BAUSTOFFKLASSE B1 BAUSTOFFKLASSE A
üblichen Rohdichten zwischen 200 und 300 Oberputz. Der Oberputz nach DIN 18 550 (Ausg.
kg/m3, die Dicken zwischen 20 und max. 03.91) ist ebenfalls aus Werktrockenmörtel herzu-
100 mm. stellen und soll den Eigenschaften eines Putzes
Damit besitzt ein Dämmputz – bei einer ange- aus den Mörtelgruppen PI oder PII vergleichbar
nommenen Wärmeleitfähigkeit λ= 0,07 W/(m · K) sein. Nur ein qualitativ hochwertiger, wasserab-
und bei gleicher Dicke – eine über 12mal besse- weisender Oberputz kann eine Durchfeuchtung
re Dämmwirkung als ein herkömmlicher Kalk- und damit eine Verminderung der Wärmedäm-
Zement-Putz mit 0,87 W/(m · K). mung des Unterputzes verhindern. Daher werden
Im Vergleich zu einer Dämmplatte aus PS-Hart- alle Dämmputze nur zusammen mit einem pas-
schaum λ = 0,040 W/(m · K) ist die Dämmwir- senden Oberputz als System zugelassen.
kung eines Dämmputzes jedoch nur halb so An den Oberputz werden vor allem Anforderung-
hoch. en hinsichtlich des Regenschutzes (Wasserauf-
Als Besonderheit ist bei allen Wärmedämm- nahmekoeffizient w ≤ 0,5 kg (m2 · h0,5), der Wit-
Putzsystemen zu beachten, dass zur Berech- terungsbeständigkeit, mechanischen Festigkeit
nung des Wärmedurchlasswiderstandes nur (Druckfestigkeit zwischen 0,80 und 3,0 N/mm2)
der eigentliche Unterputz herangezogen wer- sowie Wasserdampfdurchlässigkeit ( μ = etwa 10)
den darf. Der Oberputz bleibt dabei unberück- gestellt. Außerdem ist mit ihm praktisch jede ge-
sichtigt. Außerdem muss der Unterputz was- wünschte und bekannte Putzoberfläche herstell-
serhemmend ausgerüstet sein. Dies gilt als bar.
erfüllt, wenn der Wasseraufnahmekoeffizient Bei Wärmedämm-Putzsystemen richtet sich das
w ≤ 2,0 kg (m2 · h 0,5) beträgt. Verhältnis zwischen den Druckfestigkeiten von
9.31-1b
9
9.31-1a
9.31-2a 9.31-2b
Unterputz zu Oberputz nach der Art der verwen- bettet wird. Bei anderen Systemen wird dieses Armierungs-
deten Zuschläge. Nach der bereits mehrfach an- gewebe nach Angaben der Hersteller in das obere Drittel
eines auf dem Unterputz aufgebrachten Ausgleichsputzes
geführten traditionellen Putzregel (bei massivem eingearbeitet.
Mauerwerk) soll die Festigkeit des Oberputzes
immer geringer sein als die Festigkeit des Unter- Bild 9.31-1 und -2. Um einen gleichmäßig dicken, plan-
putzes. ebenen Putzauftrag und wirksamen Kantenschutz zu er-
reichen, ist es unverzichtbar, Sockel-, Kanten-, Sturz- und
Das Festigkeitsgefälle bei den Wärmedämm- Dehnungsprofile an Fensterleibungen, Rollladenkästen,
Putzsystemen verläuft jedoch genau umgekehrt: Hauskanten u. Ä. anzubringen. Aufgrund der größeren
Der Oberputz ist härter als der darunter liegende Putzdicken ist auch darauf zu achten, dass Überstände wie
beispielsweise Ortgänge, Fensterbänke und Abdeckungen
Dämmputz. Durch die schubweiche Zwischen- aller Art entsprechend breiter ausgebildet werden.
9 schicht zwischen Wandbildner und Oberputz er-
gibt sich eine Entkopplung. Die langjährige
Dem fertigen Werktrockenmörtel darf außer Wasser nichts
mehr zugesetzt werden. Der Unterputz wird in Schicht-
Anwendung hat gezeigt, dass dadurch nicht dicken von 50 bis 60 mm (max. 100 mm) in einem Arbeits-
zwangsläufig Schäden auftreten müssen – vor- gang aufgetragen und eben abgezogen, wobei Reiben und
ausgesetzt, der Unterschied in der Festigkeit bei- Filzen zu vermeiden ist. Ist aus wärmetechnischen Gründen
ein dickerer Dämmputz erforderlich, so kann nach ausrei-
der Lagen liegt innerhalb der festgelegten Gren- chender Wartezeit (mehrere Tage) eine zweite Lage aufge-
zen. Vgl. hierzu auch Abschn. 9.7.5.4, Leichtputze tragen werden. Dabei sind die jeweiligen Verarbeitungs-
auf wärmedämmenden Wandbaustoffen. richtlinien der Hersteller genauestens einzuhalten.
Verarbeitung. Vor dem Aufbringen des Dämmputzes ist ei- Nach einer Austrockungszeit von mindestens 1 Tag pro
ne sorgfältige Untergrundbeurteilung vorzunehmen. Bei 1 cm Dämmputzdicke wird der jeweils zugelassene System-
neuem, einheitlichem und gleichmäßig saugendem Mauer- Oberputz aufgetragen.
werk sind keine besonderen Maßnahmen erforderlich. Un-
terschiedlich saugende Untergründe bedürfen jedoch ei-
nes voll deckenden Spritzbewurfes (Vorspitzmörtel).
Bei der farblichen Gestaltung ist darauf zu ach-
ten, dass nur helle Farbtöne gewählt werden, da
Bei Untergründen mit erhöhter Rissbildungsgefahr
(Mischmauerwerk) ist eine Putzarmierung in Form eines
dunkle Farben bei thermischer Beanspruchung
Glasgittergewebes erforderlich, das in die obere Zone des zu Spannungen und damit zur Rissbildung in der
Dämmputzes – vor Aufbringung des Oberputzes – einge- Putzschale führen können.
9.11 Putze für Sonderzwecke 711
9
9.32
Wärmedämm-Verbundsysteme (Aufbau
und Befestigungsarten)
a) Klebeverfahren, ggf. mit Verdübelung
b) mechanische Schienenbefestigung
1 Untergrund (tragfähiges Mauerwerk)
2 Klebemasse (Klebemörtel)
3 Dämmstoff (PS-Hartschaum-, Mineral-
wolle- oder Mineralschaumplatten)
4 Armierungsschicht (Glasgittergewebe
in Armierungsmasse)
5 Außenputz/Schlussbeschichtung
6 labiler, nicht tragfähiger Untergrund
7 Hart-PVC-Schiene
8 PS-Hartschaumplatten mit umlaufender
Nut 9.32a 9.32b
712 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme
Standsicherheit. Mit der Erteilung einer allgemeinen bau- Daraus ergibt sich, dass sich die Schalldämmung von
aufsichtlichen Zulassung für ein bestimmtes System gilt Außenwänden – je nach gewähltem WDV-System – verbes-
der Standsicherheitsnachweis als erbracht. Im Zuge des Zu- sern oder verschlechtern kann.
lassungsverfahrens müssen nach DIN 1055 für die Gebäu-
Eine Verbesserung ist in der Regel zu erwarten bei weichen
dehöhe h
(elastifizierten) PS-Hartschaumplatten oder Mineralwolle-
• 0<h≤ 8m platten mit dickem Oberputz. Günstige Schalldämm-Maße
• 8 < h ≤ 20 m ergeben sich auch bei schienenbefestigten Systemen.
• 20 < h ≤ 100 m Ungünstig wirken sich dagegen WDV-Systeme mit steifer
unter Berücksichtigung der jeweiligen Windsoglasten für Dämmschicht (z. B. Mineralfaser-Lamellen) und dünnem
die Wandfläche bzw. den Randbereich, die Standsicherheit Oberputz aus. Entsprechende Angaben sind den (meisten)
nachgewiesen werden. Zulassungsbescheiden zu entnehmen.
Daraus resultierend sind in der jeweiligen bauaufsichtlichen
Zulassung die Mindestzahl der Dübel pro Quadratmeter Traggrund (Untergrund). Die Beschaffenheit des
Fassadenfläche für diese drei Höhenbereiche – unterteilt Untergrundes ist meist ausschlaggebend für die
nach Fläche und Randbereich – vorgeschrieben. Nähere
Angaben über Dübelanordnung und Dübelverbrauch bein-
zu wählende Befestigungsart der Dämmstoffplat-
halten die Herstellerunterlagen. ten. Man unterscheidet:
Ein weiteres entscheidendes Kriterium für die Standsicher- • Tragfähige Untergründe. Dazu zählen neues
heit eines WDV-Systems ist die richtige Beurteilung der je- Mauerwerk und Betonuntergründe ohne wei-
weiligen Außenwand bezüglich ihrer Tragfähigkeit und die
darauf abgestimmte Wahl der Befestigungsart.
tere Beschichtungen sowie neue feste Putze
(Mörtelgruppen P II und P III). Auf derart trag-
Brandschutz. Die Anforderungen an den Brandschutz sind fähige Untergründe können WDV-Systeme
in den jeweiligen Landesbauordnungen und den dazu- ohne Verdübelung standsicher und kosten-
gehörigen Ausführungsverordnungen geregelt.
günstig aufgeklebt werden. Ebenheitstoleran-
Das Brandverhalten von WDV-Systemen ist in der jeweili- zen bei verklebten Systemen ≤ 1 cm bezogen
gen allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung angegeben.
Diese Angaben im Zulassungsbescheid sind demnach
auf 1 Meter Messlänge.
maßgeblich für das jeweilige System. • Reduziert tragfähige Untergründe. Dazu
• Ausgehend von der jeweiligen Landesbauordnung dür- zählen meist Altbauten mit fest am Untergrund
fen Fassadenbekleidungen der Baustoffklasse B2 (nor- haftenden Putzen oder Anstrichen, auf denen
malentflammbar) im Allgemeinen an Gebäuden mit ein Kleber jedoch nur ein reduziertes Haftver-
Oberfläche Fußboden (OFF) ≤ 7 m eingesetzt werden.1)
mögen entwickeln kann. In diesen Fällen ist
• Bei Gebäuden mit OFF ≤ 22 m (unterhalb der Hochhaus-
grenze) muss das Dämmsystem mind. die Baustoffklas-
neben dem Verkleben eine zusätzliche Verdü-
se B1 (schwerentflammbar) erfüllen. Besonders beachtet belung erforderlich. Ebenheitstoleranzen bei
werden müssen schwerentflammbare Systeme (mit PS- verklebten und gedübelten Systemen ≤ 2 cm
Hartschaumplatten), da in DIN 4102 nur Plattendicken bezogen auf 1 Meter Messlänge.
bis 100 mm erfasst sind.
• Bei Gebäuden mit OFF > 22 m (über Hochhausgrenze)
• Nicht tragfähige Untergründe. Bei Putzen
muss das gesamte WDV-System der Baustoffklasse A oder Anstrichen mit unzureichender Haftung
(nichtbrennbar) entsprechen. Anzuwenden in der Regel zum Untergrund sowie bei sehr unebenen Fas-
bis 100 m Gebäudehöhe bzw. bei allen öffentlichen saden sind schienenbefestigte WDV-Systeme
Gebäuden besonderer Art und Nutzung (z. B. Kranken-
im Vorteil. Ebenheitstoleranzen bei Schienen-
9 häuser, Schulen).
befestigung ≤ 3 cm bezogen auf 1 Meter Mess-
Weitere Einzelheiten sind den jeweiligen Landesbauord- länge.
nungen und WDVS-Zulassungsbescheiden zu entnehmen.
Bauliche Gegebenheiten. Dämmplatten dürfen auf
Schallschutz. WDV-Systeme beeinflussen nicht nur den Außenwandflächen erst dann aufgebracht werden, wenn
Schalldurchgang durch die Wand, sondern auch die Schall- eine ausreichende Trockenheit des Untergrundes gewähr-
ausbreitung entlang der Wand (Schall-Längsleitung). leistet ist. Wird eine Außendämmung auf zu feuchte oder
Die tatsächliche Verbesserung der Schalldämmung durch gar durchnässte Wände angebracht, führt dies – vor allem
WDV-Systeme hängt im Wesentlichen ab von der bei relativ dampfdichten Systemen – zu Schäden. Dies gilt
• dynamischen Steifigkeit des Dämmstoffes, insbesondere dann, wenn die Dämmung kurz vor oder
• Dicke des Dämmstoffes, während der Heizperiode angesetzt wird.
• Masse des Putzsystems, Bei Neubauten müssen daher die Innenputz- und Estrichar-
• Art der Befestigung. beiten abgeschlossen und die Wände so weit trocken sein,
dass eine übermäßige Feuchteanreicherung nicht mehr ge-
geben ist. WDV-Systeme lassen zwar das Austrocknen
mäßig feuchter Wände zu, eine gewisse Dampfbremse – vor
1) Für den Brandschutz ist jeweils die Höhe der Oberfläche allem Systeme mit PS-Dämmplatten und dampfdichteren
Fußboden (OFF) des obersten Aufenthaltsraumes über Kunstharzputzen – stellen sie dennoch dar, so dass sich die
der Geländeoberfläche maßgebend. Dampfdiffusion (Austrocknung) von innen nach außen zeit-
9.11 Putze für Sonderzwecke 713
9.33
Wärmedämm-Verbundsystem:
Schematische Darstellung der Verarbeitungsschritte
A Vorbereitung des Untergrundes (Altbau/Neubau)
B Anbringen der Sockelschienen mit Spreizdübel
C Ankleben der Dämmplatten mit Klebemörtel
D zusätzliche Verdübelung (nur bei unsicherem
Untergrund)
E Anbringen der Eckverstärkung (Gewebeeckschutz
oder spezielle Eckschutzschienen)
F Aufbringen einer zweilagigen Armierungsschicht
G Einarbeiten des Glasgittergewebes „nass-in-nass“
mittig in die Armierungsmasse
H Auftrag einer Grundierung (soweit erforderlich)
I Auftrag des Außenputzes/Schlussbeschichtung
lich deutlich verzögern kann. Funktionsbezogene Beein- destens sechs Wochen – werkseitig abgelagert
trächtigungen sind in der Regel jedoch nicht zu erwarten. sind, bevor sie auf die Fassade aufgebracht wer-
Des weiteren muss sichergestellt sein, dass kein Wasser (Re- den (Schwindvorgänge aufgrund flüchtiger
gen, aufsteigende Feuchtigkeit) in bzw. hinter das WDV- Bestandteile im Polystyrolschaum). Beim Ein-
System gelangen kann. Daher müssen Fenster, Rollladen-
kästen und vor allem die Horizontalflächen (Fensterbänke, satz zu frischer Platten kommt es sonst an den
Dacheindeckungen) mit geeigneten Abdeckungen verse- Stoßfugen zu Rissbildungen (Relativ häufige
hen sein. Schadensursache bei WDV-Systemen mit EPS-
Dämmplatten).
Wärmedämmstoffe1) . Die Ausgangsprodukte der
Dämmstoffe sind entweder organischen oder • Extrudierter Polystyrol-Hartschaum (XPS
mineralischen Ursprungs. Für die WDV-Systeme nach DIN 18 164, zukünftig DIN EN 13 164). Ge-
werden vor allem eingesetzt: schlossenzellige Extruderschaumstoffe nehmen
• Expandierter Polystyrol-Hartschaum (EPS praktisch kein Wasser auf und können deshalb
nach DIN 18 164, zukünftig DIN EN 13 163). Der im Wandbereich außerhalb der Feuchtigkeits-
zur Gruppe der organischen Dämmstoffe abdichtung eines Bauwerkes – beispielsweise
zählende und an aufgehenden Bauteilen am als Perimeterdämmung im Bereich der Sockel-
häufigsten angebrachte Plattentyp ist EPS 15 zone und des Kellergeschosses – eingesetzt
werden (Bild 9.34). Neben ihrer Feuchteunemp-
SE (Markenname Styropor). Er weist eine Min-
destrohdichte von 15 kg/m3, mit einer Wärme- findlichkeit zeichnen sie sich auch durch hohe 9
leitfähigkeit von λ = 0,04 W/(m · K) auf. mechanische Festigkeit aus (Markenname Sty-
rodur). S. hierzu Abschn. 11.3.4, Wärmeschutz
Die Plattenkanten können stumpf aneinander-
von erdreichberührten Böden,Teil 1 dieses Wer-
stoßen, mit Nut und Feder, Stufenfalz oder einer
kes.
umlaufenden Nut (Schienenbefestigung) ver-
sehen sein. WDV-Systeme mit PS-Hartschaum- • Mineralwolle (MW nach DIN 18 165, zukünftig
platten (= Baustoffklasse B1 nach DIN 4102) DIN EN 13 162). Die zur Gruppe der minerali-
sind schwer entflammbar eingestuft und dür- schen Dämmstoffe zählende Mineralwolle be-
fen daher nur bis zu einer Gebäudehöhe von steht aus Steinfasern, die durch Zusatz eines
22 m (Hochhausgrenze) eingesetzt werden. Kunstharzes zu festen Platten gebunden wer-
den. Diese sind in ihrer gesamten Dicke durch
Bei EPS-Hartschaumplatten ist zwingend dar-
Hydrophobiermittel wasserabweisend ausge-
auf zu achten, dass sie ausreichend lang – min-
rüstet.
1) Der aktuelle Stand der Normung von werkmäßig herge-
Bei WDV-Systemen werden üblicherweise
stellten Wärmedämmstoffen im Hochbau (DIN EN 13 162 Dämmplatten des Anwendungstyps WD, mit ei-
bis DIN EN 13 171) ist Abschn. 9.12 zu entnehmen. ner Rohdichte von etwa 165 kg/m3 und einer
714 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme
Wärmeleitfähigkeit von λ = 0,04 W/(m · K) ver- Bei planebenen Untergründen kann eine vollflächige
wendet. Wegen ihrer vergleichsweise geringen Verklebung erfolgen. Steinwolle-Lamellenstreifen sind
immer vollflächig zu verkleben.
Abreißfestigkeit von 15 kN/m2 müssen die Plat-
Diese feste Verbindung mit dem Untergrund ist notwen-
ten in jedem Fall verklebt und gedübelt wer- dig, da sich der Nachschwindevorgang bei PS-Hart-
den. WDV-Systeme mit Steinwolle (= Baustoff- schaumplatten über mehrere Jahre hinzieht (etwa drei
klasse A2 nach DIN 4102) sind nicht brennbar bis fünf Jahre) und somit die Schwind- und Kontraktions-
und daher für Gebäudehöhen bis 100 m ein- kräfte in sog. Zwängungsspannung gehalten werden
müssen. Sie verhindert jegliche Eigenbewegung der
setzbar. Dämmplatten und damit auch die Rissbildung in den
• Mineralwolle-Lamellenstreifen weisen eine Putzbeschichtungen oberhalb der Stoßfugen.
senkrecht zur Wandoberfläche angeordnete Fa- Vor Beginn der Klebearbeiten sind in Sockelhöhe auf
serstruktur auf, so dass sie knickfrei zum Däm- Gehrung geschnittene Sockelabschlussschienen mit Dü-
belschrauben zu befestigen. Die Dämmplatten werden
men von gerundeten Flächen eingesetzt wer- dann im Verband (versetzte Vertikalfugen) dicht und
den können. Sie weisen eine Rohdichte von press gestoßen sowie flucht- und lotgerecht angesetzt.
etwa 80 bis 100 kg/m3 und eine Abreißfestig- Im Bereich der Gebäudeecken sind die Platten zu verzah-
keit von etwa 85 kN/m2 auf. Dies macht eine nen und der am Plattenstoß gegebenenfalls herausquel-
lende Kleber sofort zu entfernen. Nach etwa drei Tagen
Verdübelung der Lamellen bei klebegeeigne- hat der Kleber so weit abgebunden, dass weitergearbei-
tem Untergrund überflüssig. Ihre beidseitige tet werden kann.
Vorbeschichtung erlaubt sogar eine vollflächi-
ge und maschinelle Verklebung. • Klebeverfahren und Verdübelung (Bild 9.33).
• Mineralschaumplatte (nicht genormt). Diese Bei reduziert tragfähigen Untergründen ist eine
auf der Basis einer Kalk-Zement-Mischung neu zusätzliche Verdübelung der Dämmstoffplatten
entwickelte hydrophobierte Dämmplatte zählt vorzunehmen. Es dürfen nur bauaufsichtlich zu-
zu der Gruppe der mineralischen Dämmstoffe. gelassene Dübel verwendet werden. Typ, Länge
Sie weist eine Rohdichte von 115 kg/m3 und und Tellerdurchmesser der eingesetzten Dübel
eine Wärmeleitfähigkeit von λ 0,045 W/(m · K) richten sich nach dem jeweiligen Wandmaterial
auf und ist diffusionsoffen (Wasserdampfdiffu- und Dämmstoff. Die Anzahl der Dübel pro m2
sionswiderstandszahl μ = 5). Wegen der hohen ist abhängig vom betreffenden Fassadenbe-
Abreißfestigkeit von 85 kN/m2 kann auf die reich (Höhe, Flächen- bzw. Randzonen, Dübel-
Verdübelung bei klebegeeignetem Untergrund lastklassen).
verzichtet werden. WDV-Systeme mit Mine- Verarbeitung. Hinsichtlich der Dübelanordnung unter-
ralschaumplatte (Baustoffklasse A2 nach DIN scheidet man zwei Ausführungsarten.
4102) sind nicht brennbar und daher für Ge- Beim Typ I werden die Dübel unmittelbar nach dem An-
bäudehöhen bis 100 m einsetzbar. Einzelheiten bringen der Dämmplatten gesetzt (Regelfall), so dass mit
dem Dübelkopf nur die Dämmplatten gehalten werden
hierzu sind [30] zu entnehmen. (Dübelteller unterhalb Gewebe). Dies hat jedoch den Vor-
zug, dass die Dübel jeweils gezielt auf den Platten-T-
Befestigungstechniken. Die Befestigungsart Stößen gesetzt werden können.
der Dämmplatten von WDV-Systemen ist durch Beim Typ II wird die Verdübelung dagegen erst nach der
die allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen Verlegung (Einbettung) des Glasgittergewebes vorge-
nommen (Dübelteller umfasst Gewebe). Damit werden
9 vorgeschrieben.Wie zuvor bereits erwähnt, ist die
jeweilige Befestigungsmethode abhängig von
vom Dübelkopf sowohl die Dämmplatten als auch die Ar-
mierungsschicht und somit indirekt auch die Putzschale
der Art des Dämmstoffes, der Beschaffenheit des verbessert gehalten.
Traggrundes und von der Gebäudehöhe. Im Ein-
zelnen unterscheidet man: • Schienenbefestigung (Bild 9.32b). Die Schie-
• Klebeverfahren (Bild 9.32a). Die einfachste nenbefestigung ist dann vorteilhaft, wenn es
und kostengünstigste Befestigungsart ist das sich um unebene und nicht tragfähige Unter-
Kleben. Voraussetzung hierfür ist ein klebege- gründe handelt oder das Abschlagen eines Alt-
eigneter und tragfähiger Untergrund. Die Ab- putzes zu kosten- und zeitaufwendig ist. Das
reißfestigkeit des Untergrundes muss mind. Mauerwerk muss jedoch tragfähig sein.
80 kN/m2 betragen. Als Klebemasse werden so- Verarbeitung. Die PVC-Schienen werden am Unter-
wohl Dispersionskleber als auch mineralisch grund mit bauaufsichtlich zugelassenen Dübeln befes-
gebundene Werkstoffe eingesetzt. tigt. Dabei können Unebenheiten bis 3 cm ausgeglichen
werden. Die auf der Rückseite mit Klebebatzen versehe-
Verarbeitung. Der Kleberauftrag erfolgt bei üblichen nen Dämmplatten werden mit ihrer umlaufenden Nut –
Untergründen in der sog. Wulst-Punkt-Methode, d. h. mit Reihe für Reihe – in die Schienen im Verband eingesetzt
einem randumlaufenden Klebestreifen mit plattenmitti- und exakt ausgerichtet. Je nach Untergrund und Gebäu-
gem Batzenauftrag auf der Dämmplattenrückseite. dehöhe kann es erforderlich sein, die montierten Dämm-
9.11 Putze für Sonderzwecke 715
platten noch zusätzlich mittig mit entsprechenden Teller- beschichtung kann durch die darunter liegende
dübeln zu sichern. Dämmung keine Wärme an tieferliegende
Schichten abgeben), dürfen für die Schlussbe-
Armierungsschicht. Auf die Dämmplatten wird schichtung nur helle Farben gewählt werden. Als
eine zum System gehörende Armierungsschicht Maß hierfür gilt der sog. Hellbezugswert. Gemäß
(Bewehrung) – bestehend aus Armierungsmasse normierter Festlegung ist die zulässige Farbton-
und Glasgittergewebe – aufgebracht. Diese Ar- Intensität der Oberputze auf den Hellbezugswert
mierungsschicht ist für die Qualität des gesamten ≥ 20 begrenzt.
Dämmsystems von ausschlaggebender Bedeu-
tung, da das Gewebe in der Lage sein muss, die Hellbezugswert. Der Hellbezugswert ist ein Maß für den
Reflexionsgrad einer bestimmten Farbe. Entscheidend sind
durch thermische Einflüsse entstehenden risse- der Schwarzpunkt HBW = 0 und der Weißpunkt HBW = 100.
auslösenden Zug- und Druckspannungen aufzu- Der HBW gibt also an, wie weit der bestimmte Farbton vom
nehmen. Außerdem muss es noch ausreichend Schwarz- oder Weißpunkt entfernt ist. Wesentlich hierfür ist
wasserdampfdurchlässig sein. das Pigment (Farbkörper) und nicht das Bindemittel oder
der Glanzgrad einer Farbe.
Diese Anforderungen werden üblicherweise von
Armierungsschichten mit Glasgittergewebeeinla- Um unzulässige Feuchtigkeitserhöhungen in der
gen erbracht. Ähnlich gute Ergebnisse lassen sich Wand zu vermeiden, darf die diffusionsäquivalen-
mit in die Armierungsmassen beigegebenen Glas- te Luftsichtdicke der Putze (Armierungsschicht
fasern erzielen. Weiterentwicklungen sind auf die- und Putzschicht zusammen) gemäß DIN 18 550-1
sem Gebiet zu erwarten. (Ausg. 01.85) nicht größer als sd 2,0 m sein.
Verarbeitung. Für die Herstellung der Armierungsschicht Desweiteren dürfen auch im Oberputzbereich
sind drei Arbeitsgänge erforderlich: Auf die Dämmschicht immer nur Systemkomponenten verwendet wer-
wird zunächst eine etwa 3 mm dicke Klebe- und Spachtel-
masse aufgetragen, in die das Glasgittergewebe mit etwa den, die aufeinander abgestimmt sind (Material-
10 cm Überlappung eingedrückt wird. Anschließend wird verträglichkeit) und von einem Hersteller stam-
das Gewebe in gleicher Dicke nass-in-nass überspachtelt, men, da sonst alle Gewährleistungansprüche
so dass eine vollständige Überdeckung sichergestellt ist. verloren gehen.
Das Gewebe muss mittig bzw. im oberen Drittel der Armie-
rungsschicht angeordnet sein. Darüber hinaus sind alle
Außenecken und Kanten mit einem besonderen Gewebe-
Einzelheiten über die Ausführung von Putzen
schutz oder mit speziellen Eckschutzschienen zu sichern. siehe VOB Teil C, DIN 18 350, Putz- und Stuckar-
Um den Oberputz auftragen zu können, muss die Armie- beiten, von Beschichtungen DIN 18 363, Maler-
rungsschicht abgebunden und ausreichend trocken sein und Lackierarbeiten.
(Standzeit je nach Witterung 3 bis 5 Tage).
9.34a 9.34b
9.34c 9.34d
9.34e 9.34f
9.34g 9.34h
9.12 Normen
Norm Ausgabedatum Titel
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
DIN EN 13 055-2 09.2004 –; Leichte Gesteinskörnungen für Asphalte und Oberflächenbehandlungen sowie
für ungebundene und gebundene Verwendung
DIN EN 13 162 10.2001 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
Mineralwolle (MW) – Spezifikation
DIN EN 13 163 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Polystyrol (EPS) –
Spezifikation
DIN EN 13 164 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus extrudiertem Polystyrolschaum (XPS) –
Spezifikation
DIN EN 13 164/A1 08.2004 –; –; Änderung
DIN EN 13 165 02.2005 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Polyurethan-Hartschaum (PUR) –
Spezifikation
DIN EN 13 166 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Phenolharzhartschaum (PF) –
Spezifikation
DIN EN 13 166/A1 08.2004 –; –; Änderung
DIN EN 13 167 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Schaumglas (CG) – Spezifikation
DIN EN 13 167/A1 08.2004 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Schaumglas (CG) – Spezifikation
DIN EN 13 168 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzwolle (WW) – Spezifikation
DIN EN 13 168/A1 08.2004 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzwolle (WW) – Spezifikation
DIN EN 13 169 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Blähperlit (EPB) – Spezifikation
DIN EN 13169/A1 08.2004 –; –; Änderung
DIN EN 13 170 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Kork (ICB) – Spezifikation
DIN EN 13 171 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzfasern (WF) – Spezifikation
DIN EN 13 171/A1 08.2004 –; –; Änderung
DIN EN 13 187 05.1999 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Nachweis von Wärmebrücken in
Gebäudehüllen – Infrarot-Verfahren
DIN EN 13 279-1 09.2005 Gipsbinder und Gips-Trockenmörtel – Begriffe und Anforderungen
DIN EN 13 279-2 10.2004 –; Prüfverfahren
DIN EN 13 494 02.2003 Wärmedämmstoffe für das Bauwesen – Bestimmung der Haftzugfestigkeit
zwischen Klebemasse/Klebemörtel und Wärmedämmstoff sowie zwischen
Unterputz und Wärmedämmstoff
DIN EN 13 495 02.2003 –; Bestimmung der Abreissfestigkeit von außenseitigen Wärmedämm-
Verbundsystemen (WDVS) (Schaumblock-Verfahren)
DIN EN 13 496 02.2003 –; Bestimmung der mechanischen Eigenschaften von Glasfasergewebe
Normen, Fortsetzung
9.13 Literatur
[1] Härig, Klausen, Hoscheid: Technologie der Baustoffe. 14. Aufl., C.F. Müller Verlag, Heidelberg (2003)
[2] Volkart, K.: Bauen mit Gips. Von Baugipsen und Gipsbauelementen und deren Verwendung. Hrsg.: Bundesverband der
Gips- und Gipsbauplattenindustrie, Darmstadt. 11. Aufl. 1986
[3] Böhm, H., Künzel, H.: Kann ein Spritzbewurf Risse verhindern? Der Stukkateur 11 (1989)
[4] Außenputz auf Holzwolle-Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbauplatten. Hrsg.: Bundesverband der Leichtbau-
plattenindustrie, München
[5] Innenputz auf Holzwolle-Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbauplatten. Hrsg.: Bundesverband der Leichtbau-
plattenindustrie, München
[6] Künzel, H.: Regenschutz von Außenwänden. Der Stukkateur 5 (1985)
[7] Künzel, H.: Wasserabweisende Putz/Anstrich-Systeme. Der Stukkateur 6 (1986)
[8] Merkblatt über die bauphysikalischen und technischen Anforderungen an Sanierputze. Wissenschaftlich-Technischer
Arbeitskreis für Denkmalpflege und Bauwerksanierung (WTA), Baierbrunn (1985)
[9] Weber, H.: Mauerfeuchtigkeit und Mauerwerksanierung. Teil 5:Salzsanierung, Putzsanierung, Sanierputze, Anstriche.
Bausubstanz 5 (1988)
[10] Meier, H. G.: Lexikon der Bauwerkerhaltung – Putzinstandsetzung. Folge 1 bis 5. Bausubstanz 8 (1990) bis 1 (1991)
[11] Außenputze. Eine Informationsreihe des Bundesarbeitskreises Altbauerneuerung e.V., Bonn, und der Zeitschrift Alt-
haus-Modernisierung. Hrsg.: Fachzeitschriften-Verlag, Fellbach
[12] Merkblatt: Außenputz auf Leichtziegel, Außenputz nach DIN 18 550-1 und 18 550-2. Hrsg.: Hauptgemeinschaft der
Deutschen Werkmörtelindustrie, Köln u. a. Ausgabe Dezember 1988
[13] Informationsbroschüren „Edelputz“. Hrsg.: Fachgruppe Edelputz im Bundesverband der Deutschen Mörtelindustrie,
Duisburg
[14] Technische Information: Verarbeitung einlagiger Gipsputze
[15] Merkblatt: Putzen auf Beton (Hinweise für Gipsputze auf Beton). Hrsg.: [8] und [9]: Bundesverband der Gips- und Gips-
bauplattenindustrie, Darmstadt
[16] Pieper, K.: Kunstharzputze. Bundesbaublatt 2 (1985)
[17] Bader, H.-P.: Kunstharzputz und Mineralputz im Vergleich. Deutsches Architektenblatt (DAB) 1 (1985)
[18] Kunstharzputz – baubiologisch untersucht. Fachgemeinschaft Kunstharzputze e. V. Die Mappe 10 (1988)
[19] Jungwelter, N.: Schall- und Brandschutz von Unterdecken. Das Bauzentrum 5 (1980)
[20] Gertis, K.: Wärmedämmung innen oder außen? Deutsche Bauzeitschrift (DBZ) 5 (1987)
[21] Künzel, H.: Richtiges Heizen und Lüften in Wohnungen. Zeitschrift für Wärmeschutz, Kälteschutz, Schallschutz, Brand-
schutz (wksb) 22 (1987)
[22] Oswald, R.: Nachträglicher Wärmeschutz von Außenwänden. Deutsches Architektenblatt (DAB) 10 (1984)
[23] Oswald, R.: Sanierungsmaßnahmen bei Außenwänden und Fenstern. Deutsches Architektenblatt (DAB) 6 (1987)
[24] Zimmermann, G.: Harte Schaumkunststoffe im Bauwesen. Deutsches Architektenblatt (DAB) 2 (1987)
[25] Arndt, H.: Normen zum Wärmeschutz im Hochbau. Was steht im Standardkomplex „Bautechnischer Wärmeschutz“
TGL 35424 der ehemaligen DDR im Vergleich zur DIN 4108 und zur Wärmeschutzverordnung? Hrsg.: Capatect Dämm-
systeme GmbH, Ober-Ramstadt (1991)
[26] Nachweis der Standsicherheit von Wärmedämm-Verbundsystemen. Fachverband Fassaden-Vollwärmeschutz e. V.,
Köln (1990)
9 [27] Pätzold, H.-P.: Brandschutz und baurechtliche Zulassung bei Wärmedämm-Verbundsystemen. Capatect Dämmsysteme
GmbH, Ober-Ramstadt. 3 (1988)
[28] Engelmann, M.: Wie können wärmegedämmte Fassaden problemlos farbig gestaltet werden? Capatect Dämmsysteme
GmbH, Ober-Ramstadt. 8 (1987)
[29] WDVS-Dämmen mit System. Capatect-Fassaden- und Dämmtechnik. Stand 2002. CAPAROL Farben Lacke Bautenschutz
GmbH, Ober-Ramstadt
[30] STO – Fassadendämmsysteme (Planung). Stand 2002. STO AG, Stühlingen
[31] SCHWENK-Wärmedämm-Verbundsysteme. Stand 2001. SCHWENK-Putztechnik GmbH, Ulm
[32] Merkblatt: Außenputz auf Ziegelmauerwerk. Stand 2002. Hrsg.: Deutscher Stuckgewerbebund – Bundesfachgruppe
Stuck-Putz-Trockenbau – im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, Berlin
[33] Richtlinie: Fassadensockelputz/Außenanlage. Stand 2002. Hrsg.: Gemeinsame Richtlinie der Berufsverbände: Fachver-
band der Stuckateure für Ausbau und Fassade Baden-Württemberg, Stuttgart, sowie Verband Garten-, Landschafts-
und Sportplatzbau Baden-Württemberg, Leinfelden-Echterdingen
[34] Künzel, H.: Wie verputzt man Leichtziegel-Mauerwerk? Deutsches Architektenblatt (DAB) 8 (2000)
[35] Pohl, R.: Energetisch sinnvoll und sicher: Massivhäuser. Deutsche Bauzeitschrift (DBZ) 8 (2002)
[36] Klopfer, H.: Schimmel an Außenbauteilen – Ursachen und Abhilfemöglichkeiten. ARCONIS 3 (2001)
[37] Lehmann, W.: Baurecht bei Wärmedämm-Verbundsystemen. Hrsg.: Fachverband Wärmedämm-Verbundsysteme e. V.,
Baden-Baden
725
10 Beschichtungen (Anstriche)
und Wandbekleidungen (Tapeten) auf Putzgrund
mente untereinander und eine vorzügliche Ver- ggf. auch noch Silicone zur Verbesserung des
ankerung mit dem Untergrund. Regenschutzes. Erreicht werden dadurch eine
Silikatbeschichtungen können auf allen ausrei- wesentlich leichtere Verarbeitbarkeit und viel-
chend festen, mineralischen Untergründen fältigere Einsatzmöglichkeiten, ohne die ty-
(Kalkputze, Kalk-Zementputze und Zementput- pisch mineralischen Eigenschaften zu verlieren.
ze, Ziegelmauerwerk, Naturstein, Beton) aufge- Zwar reduziert sich die Wasserdampfdurchläs-
bracht werden. Ungeeignet sind gipshaltige sigkeit dieser Silikatfarben geringfügig, eine Art
Putze und Flächen mit organischen Beschich- „Filmbildung“ – wie sie unter Umständen bei
tungen. kunstharzgebundenen Beschichtungen auftre-
ten kann – findet jedoch nicht statt.
Silikatbeschichtungen sind licht-, säure- und
wetterbeständig, geeignet für den Außen- und Verarbeitung. Dispersions-Silikatfarben lassen sich
Innenbereich. Sie sind offenporig und zeichnen wesentlich problemloser als die reinen Silikatfarben
verarbeiten. Mischungsfehler und Schäden infolge
sich durch hohe Wasser- und Wasserdampf- unsachgemäßer Verarbeitung – wie sie bei den mehr-
durchlässigkeit aus. Aufgrund dieser Offen- komponentig aufgebauten reinen Silikatfarben unter
porigkeit schützen sie den Untergrund nicht Umständen auftreten können – sind weitgehend aus-
gegen Regen. Um einen ausreichenden Regen- geschlossen. Eine leichte Kreidung ist allerdings im Laufe
der Jahre möglich. Hochwertigen Dispersions-Silikat-
schutz zu gewährleisten, sollte zusätzlich im- farben werden bereits werkseitig Hydrophobierungs-
mer noch eine hydrophobierende Imprägnie- mittel zugesetzt, um einen verbesserten Feuchteschutz
rung aufgebracht werden. (Regenschutz) zu bewirken. Dadurch wird die vorgege-
bene Oberflächenstruktur des Untergrundes, z. B. bei
Da sie aufgrund ihrer kristallinen Versteinerung historischen Gebäuden, jedoch nicht verändert.
auch gegen die Einwirkung saurer Atmosphäre Silikatfarben sind sehr ätzend. Daher sind bei ihrer Verar-
(Industrieabgase) beständig sind und ein rela- beitung Augen und Haut vor Farbspritzern zu schützen
tiv günstiges Anschmutzverhalten aufweisen, und angrenzende Flächen sorgfältig abzudecken.
gewinnen sie für den Schutz historischer Fassa-
den (Denkmalschutz) eine immer größere Be- • Sol-Silikatfarben. Herkömmliche Silikatfarben
deutung. enthalten Wasserglas als Bindemittel. Bei der
seit kurzem auf dem Markt befindlichen Sol-
Mit der Verarbeitung sollten jedoch nur erfah-
Silikatfarbe besteht das Bindemittel aus einer
rene Firmen beauftragt und die Beratungs-
Kombination von Wasserglas und Kieselsol. Bei-
dienste der Herstellerfirmen rechtzeitig in An-
de sind rein anorganische, silikatische Substan-
spruch genommen werden.
zen.
Verarbeitung. Die Verarbeitungsrichtlinien der Herstel- Reines Kieselsol hat als Bindemittel für Fassa-
ler sind unbedingt einzuhalten.Verschmutzte Untergrün-
de und alte mineralische Anstriche werden mit einer Ätz- denfarben eine zu geringe Bindekraft. Durch
flüssigkeit (1:5 mit Wasser verdünnt) und harter Bürste entsprechende Abmischung mit dem traditio-
gründlich gereinigt und mit reinem Wasser nachgewa- nellen Kaliwasserglas ergibt sich jedoch ein Bin-
schen. Öl-, Latex- und Dispersionsfarben sind restlos zu demittel mit völlig neuartigen Eigenschaften
entfernen. Bei stark saugenden Untergründen ist eine
Grundbeschichtung auf Wasserglasbasis erforderlich. Be- (Verkieselung und Adhäsion).
reits einige Stunden vor der Verarbeitung soll das Farb- Sol-Silikatfarben weisen alle Vorteile herkömm-
pulver (Pigment) mit dem kristallklaren Bindemittel (Fixa- licher Silikatfarben auf und haften darüber
tiv) genau nach Herstellervorschrift gemischt werden
(Einsumpfzeit). Bei stark saugendem Untergrund wird hinaus – nicht nur auf mineralischen Unter-
der ersten Beschichtung entsprechend mehr Fixativ (kei- gründen – sondern auch zuverlässig auf orga-
nesfalls Wasser) zugegeben und zügig mit der Bürste – nischen Untergründen (z. B. Altbeschichtungen
nass in nass – aufgetragen. Die zweite Beschichtung er-
folgt meist unverdünnt. Zwischen jeder Beschichtung
aus Dispersionsfarben, Kunstharzbeschichtung-
en). Daraus ergeben sich für Silikatfarben
10
müssen 12 Stunden Trockenzeit liegen, um eine ausrei-
chende Erhärtung und Verkieselung zu erreichen. Die ho- weitere, bisher unerreichbare Anwendungsge-
he Wasseraufnahmefähigkeit der Silikatfarbe wird meist biete. Weitere Einzelheiten sind den Hersteller-
durch eine nachfolgende Hydrophobierung (Wasser ab- unterlagen [7] zu entnehmen.
weisende farblose Imprägnierung) gemindert.
Siliconharzfarben bestehen aus einer Bindemit- Silanimprägnierungen weisen ein sehr hohes
telkombination (Siliconharzemulsion mit Kunst- Eindringvermögen auf. Außerdem können sie auf
stoffdispersion), Pigmenten, Füllstoffen und Zu- noch feuchten Untergründen aufgebracht wer-
satzmitteln. Da das Primärbindemittel Silicon den. Sie sind jedoch relativ teuer.
von sich aus hydrophobe Eigenschaften besitzt,
ergibt sich daraus eine besonders gute, system- Siloxanimprägnierungen weisen ein gutes Ein-
permanente Wasser abweisende Wirkung (Re- dringvermögen auf, können auf feuchten – je-
genschutz) bei gleichzeitig hoher Wasserdampf- doch nicht nassen – Untergründen eingesetzt
durchlässigkeit. werden und sind relativ preiswert.
Infolgedessen sind Siliconharzbeschichtungen Siliconharzimprägnierungen lassen sich pro-
hinsichtlich des Diffusionsvermögens mit Mine- blemlos auf allen saugfähigen Untergründen ver-
ralfarben (Silikatfarben), bezüglich der geringen arbeiten, wobei diese trocken sein müssen. Sie
Wasseraufnahme mit Dispersionsfarben ver- weisen geringere Eindringtiefen auf, ergeben je-
gleichbar. Außerdem ergeben sie eine gute doch einen wirksameren Oberflächenschutz als
Haftung sowohl auf mineralischen als auch orga- die Silane und sind preisgünstiger.
nischen Untergründen (Altbeschichtungen). Zu-
10 dem können Siliconharzfarben auch auf Gips- SMK-Technologie. Eine Neuentwicklung stellen
flächen eingesetzt werden, da sie nicht alkalisch die sog. Silicon-Microemulsionskonzentrate dar.
reagieren. Sie enthalten – je nach Einsatzgebiet – zwei
Siliconharzfarben weisen eine optimale Balance verschiedenartige Wirkstoffe (z. B. Silane und
zwischen Wasseraufnahme- und Wasserdampf- Siloxane). Des weiteren ergeben unterschiedliche
diffusionswerten auf, sofern es sich um hochwer- Mischungsverhältnisse auch unterschiedliche
tige und damit auch meist hochpreisige Be- Eigenschaftsprofile. Sie werden auf trockenem bis
schichtungen handelt. Bei den auf dem Markt nassem Untergrund lösemittelfrei verarbeitet
angebotenen Produkten bestehen jedoch erheb- (umweltfreundliche Produkte).
liche qualitative Unterschiede.
1) S. hierzu Abschn. 10.4. Ökologische Aspekte
10.3 Beschichtungen auf Außenputzen 729
Tabelle 10.1 Putzmörtelgruppen nach DIN 18 550 (Ausg. 01.85) mit der jeweils geforderten Mindestdruckfestigkeit [4]
P IV a Gipsmörtel
P IV b Gipssandmörtel nur für feuchtigkeitsgeschützte 2,0 N/mm2
P IV c Gipskalkmörtel Außenflächen Anwendung nur für
feuchtigkeitsgeschützte
P IV d Kalkgipsmörtel nur für feuchtigkeitsgeschützte Außenflächen keine
Außenflächen Anforderungen
1 Silikatfarben + + + + – +
2 Dispersions-Silikatfarben + + + + + +
3 Silicon-Emulsionsfarben + + + + + +
4 Strukturbeschichtungen1)
+ + + + + +
4.1 Silikat-, Silicon-Emulsionsbasis
4.2 Weißzementbasis – + + + – –
5 Dispersionsfarben,
– – + + + –
wetterbeständig
6 Gefüllte Dispersionsfarben,
– – + + + –
wetterbeständig
10
7 Kunstharzputze
– – + + + –
nach DIN 18 558
8 Dispersionslackfarben – – + + + –
9 Polymerisatharz-Lackfarben – – + + + –
10 Kunstharzlackfarben
– – + + + –
und Reaktionslackfarben
+ geeignet – ungeeignet
1) Beschichtungen mit putzartigem Aussehen auf Basis von Silikaten, Silicon-Emulsionen
oder Weißzement mit Kunststoffdispersionen vergütet
732 10 Beschichtungen und Wandbekleidungen
der Putz der Mörtelgruppe P II oder P III entspre- 10.4 Beschichtungen auf
chen. Danach sind Putze der Mörtelgruppe P I für
diese Beschichtungsstoffe nicht geeignet. mineralischen Innenputzen
Zu beachten ist auch, dass kalk- oder zementhal- Putz als Beschichtungsuntergrund1)
tige Putze in Verbindung mit Feuchtigkeit immer
Innenputze auf mineralischer Basis müssen in der
alkalisch reagieren. Eine nachhaltige Neutralisati-
Regel den aktuellen Putznormen entsprechen. Sie
on ist nicht möglich. Die ausgewählten Beschich-
können ein- oder mehrlagig mit unterschiedlicher
tungsstoffe müssen daher alkalibeständig sein.
Oberflächenstruktur aufgebracht sein. Neben den
Weitere Einzelheiten sind der Spezialliteratur [4]
allgemeinen Anforderungen – die jede Putzart er-
zu entnehmen.
füllen soll – müssen Innenputze vor allem den in
Wie in Abschn. 9.3.1 bereits erwähnt, erhärten Abschn. 9.7.6 angeführten, zusätzlichen Anforde-
Luftkalkmörtel überwiegend dadurch, dass sie rungen genügen.Um beispielsweise Beschichtung-
langsam – von außen nach innen – Kohlendioxid en oder Tapeten aufnehmen zu können, müssen
aus der Luft aufnehmen und dabei der gelöschte sie ausreichend fest und tragfähig sein. Auch auf
Kalk wieder in Calciumcarbonat (Kalkstein) um- ihre Feuchtebeständigkeit und das Festigkeitsge-
gewandelt wird. Der Verlauf dieser Reaktion ist fälle der einzelnen Putzlagen (Tabelle 9.8) ist zu
abhängig vom Feuchtegehalt des Mörtels und achten.
vom Eindringvermögen des Kohlendioxids in die
Mörtelporen. Diese Umkristallisation kann dann Tabelle 10.3. Wie diese Tabelle zeigt, müssen bei
nicht – oder nur sehr verlangsamt – stattfinden, mineralischen Innenputzen – an die übliche An-
wenn eine dichte, filmbildende Beschichtung vor- forderungen als Träger von Beschichtungen und
genannter Art aufgebracht und so das Kohlendi- Tapeten gestellt werden – die Mörtel eine Min-
oxid bzw. Regenwasser vom Putz ferngehalten destdruckfestigkeit von 1,0 N/mm2 aufweisen.
wird (Dauer des Abbindeprozesses 1 bis 2 Jahre). Demnach sind Putze der Mörtelgruppe P I a, P I b
Die Folge davon sind mürbe Mörtel mit geringer und P IV d für kunstharzgebundene Beschichtung-
Festigkeit. Kunstharzgebundene Beschichtungen en oder Tapezierungen nicht geeignet. Daher
erfordern daher als Anstrichuntergrund einen muss bereits im Leistungsbeschrieb für Putze
Putz aus hydraulisch erhärtendem Mörtel (Mör- festgeschrieben sein, welche nachfolgende Ober-
telgruppe P II oder P III), der auch bei Luftab- flächenbehandlungen vorgesehen sind.
schluss die notwendige Festigkeit erreicht. Putze 1) Der aktuelle Stand der Normung von Putzen (DIN EN
der Mörtelgruppe PI sind vor allem an alten Bau- 13 914, DIN V 18 550) und Beschichtungsstoffen (DIN EN
werken (historischen Gebäuden) anzutreffen. 971, DIN EN 1062) ist Abschn. 10.6 zu entnehmen.
Tabelle 10.3 Putzmörtelgruppen nach DIN 18 550 (Ausg. 01.85) mit der jeweils geforderten Mindestdruckfestigkeit
und Beanspruchung als Innenputz [5]
P III a Zementmörtel mit Zusatz von Kalkhydrat und hohe mechanische Beanspruchung, 10,0 N/mm2
P III b Zementmörtel Putze in Nass- und Feuchträumen
P IV a Gipsmörtel 1)
P IV b Gipssandmörtel 1) für übliche Beanspruchung 2,0 N/mm2
P IV c Gipskalkmörtel 1)
Untergrundvorbereitung. Die Eignung bzw. Beschaffen- und Beschichtungssysteme für die Gestaltung
heit des Beschichtungsuntergrundes ist vor Beginn der Ma- und den Schutz von Wänden und Decken im
lerarbeiten zu überprüfen. Der Putz muss zum Zeitpunkt
der vorgesehenen Oberflächenbehandlung tragfähig (fest) Innenbereich klassifiziert (seither DIN 53 778).
und ausreichend trocken sein. Im Allgemeinen ist eine Diese Norm beinhaltet Angaben über:
Standzeit von mindestens vier Wochen erforderlich. Dieser
Zeitraum ist von den klimatischen Verhältnissen im Bau, • Vorgesehene Anwendung. Gestaltung, beson-
von der Putzart und Putzdicke und von der vorgesehenen dere Eigenschaften.
Oberflächenbehandlung abhängig.
• Bindemitteltyp. Abgeleitet von dem Bindemit-
Die Putzoberfläche muss saugfähig und frei von Schmutz telbestandteil.
sowie losen bzw. schlecht haftenden Teilen sein. Sie darf
keine Kalksinterschichten, abblätternde Altanstriche, Binde- • Nassabriebbeständigkeit. Klasse 1 beschreibt
mittelanreicherungen, Ausblühungen o. Ä., sowie keine die die höchste Beständigkeit, Klasse 2 ist ver-
Haft beeinträchtigenden Rückstände von Putzzusätzen auf- gleichbar mit der seitherigen Bezeichnung
weisen. Sind Risse vorhanden, so sind entsprechende Maß-
nahmen (z. B. Armierungsspachtelung) vorzusehen. Die
„scheuerbständig“, Klasse 3 entspricht der bis-
Putzoberfläche muss außerdem fluchtgerecht und frei von herigen Bezeichnung „waschbeständig“. Diese
störenden Unebenheiten sein. Die entsprechenden Eben- Begriffe aus der DIN 53 778 entfallen und sollen
heitstoleranzen sind Tabelle 11.2, Teil 1 dieses Werkes, zu zukünftig nicht mehr verwendet werden.
entnehmen.
• Kontrastverhältnis = Deckvermögen. Wird in
Beschichtungsstoffe vier Klassen eingeteilt. Der jeweilige Hersteller
gibt das Kontrastverhältnis als Ergiebigkeit – in
DIN EN 13 300. In dieser neuen europäischen Quadratmeter pro Liter – in Abhängigkeit zur
Norm sind wasserhaltige Beschichtungsstoffe jeweiligen Klasse an. Daraus wird ein durch-
Kalkfarben + + + + – – –
Kalk-Weißzementfarben + + + + – – –
Silikatfarben + + + + 쎻 쎻 쎻
Dispersions-Silikatfarben + + + + 쎻 쎻 쎻
Strukturbeschichtungen auf 쎻 쎻 쎻
+ + + +
Dispersions-Silikatbasis
Leimfarben + + + + + + +
Dispersionsfarben waschbeständig1) – + + + + – +
scheuerbeständig nach DIN 53 7781) – + + + + – +
Dispersionslackfarben – – + + + – +
Gefüllte Dispersionsfarben – – + + + – +
Dispersionsfarben mit Raufasereffekt – – + + + – +
Kunstharzputze nach DIN 18 558 – – + + + – + 10
Dispersions-Plastikfarben – – + + + – +
Mehrfarben-Effektlackfarben – – + + + – +
Polymerisatharzlackfarben – + + + + – +
Alkydharzlackfarben – – – – + – +
Epoxidharz- und Polyurethanlackfarben – – + + + – +
+ geeignet
– ungeeignet
쎻 nur mit geeignetem Grundbeschichtungsstoff nach Herstellerangabe
1) Nassabriebbeständigkeit gemäß DIN EN 13 300
734 10 Beschichtungen und Wandbekleidungen
zier- und Klebearbeiten s. [12]. Vor dem Tapezie- • Spaltbar trocken abziehbare Tapeten. Bei der
ren hat der Auftragnehmer den Untergrund der Renovierung wird die obere Deckschicht im
Norm entsprechend zu überprüfen, um festzu- Ganzen abgezogen. Die untere Schicht bleibt
stellen, welche Maßnahmen erforderlich sind, um als glatter Makulaturgrund für die neue Tapete
zu einer mangelfreien Werklieferleistung zu ge- an der Wand.
langen. Es gelten die gleichen Voraussetzungen • Restlos trocken abziehbare Tapeten sind
wie für die zuvor in Abschn. 10.4 erläuterten Be- durch eine rückseitige Beschichtung entspre-
schichtungen auf mineralischen Innenputzen. chend präpariert, so dass sie vollständig von
der Wand abgezogen werden können.
Tabelle 10.5 verdeutlicht die Eignung verschie-
dener Innenputz-Untergründe für einige Tape- • Nicht spaltbare, überstreichbare Tapeten
tenarten. (z. B. Raufasertapeten) werden mit einer Nadel-
walze perforiert und mit einem Ablösemittel
Tapetenwechsel. Moderne und fertige Tapeten eingeweicht, so dass sie nach einer gewissen
sind in der Regel trocken abziehbar. Zwei Varian- Einwirkzeit leichter entfernt werden können.
ten bieten sich an:
Tabelle 10.5 Eignung der Wandbekleidungen (Tapeten) auf verschiedenen Innenputzen [5]
leichte Tapeten – + + + + – +
schwere Tapeten – – + + + – +
10.6 Normen
Norm Ausgabedatum Titel
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
DIN EN 1062-11 10.2002 –; –; Verfahren für die Konditionierung vor der Prüfung
DIN EN 1062-11 Ber.1 09.2005 –; Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme für mineralische Untergründe
und Beton im Außenbereich – Verfahren für die Konditionierung vor der Prüfung
DIN EN 12 149 01.1998 Wandbekleidung in Rollen; Bestimmung der Migration von Schwermetallen und
bestimmten anderen extrahierbaren Elementen, des Gehaltes an Vinylchlorid-
Monomer sowie der Formaldehydabgabe
DIN EN 12 859 11.2001 Gips-Wandbauplatten; Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 12 859/A1 08.2004 –; –; Änderung
DIN EN 12 860 07.2002 Gipskleber für Gips-Wandbauplatten; Begriffe, Anforderungen, Prüfverfahren
DIN EN 13 279-1 09.2005 Gipsbinder und Gips-Trockenmörtel; Begriffe und Anforderungen
DIN EN 13 300 11.2002 Beschichtungsstoffe; Wasserhaltige Beschichtungsstoffe und
Beschichtungssysteme für Wände und Decken im Innenbereich; Einteilung
E DIN EN 14 496 07.2002 Kleber auf Gipsbasis für Verbundplatten und Gipsplatten zur Wärme- und
Schalldämmung – Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren
E DIN EN 15 318 11.2005 Planung und Ausführung von Bauteilen aus Gips-Wandbauplatten
DIN EN ISO 4618-2 07.1999 –; Fachausdrücke und Definitionen für Beschichtungsstoffe;
Spezielle Fachausdrücke für Merkmale und Eigenschaften
DIN EN ISO 4618-3 07.1999 –; –; Oberflächenvorbereitung und Beschichtungsverfahren
E DIN EN ISO 4618-4 09.1999 –; –; Fachausdrücke für Rohstoffe
DIN EN ISO 7783-1 06.1999 Beschichtungsstoffe – Bestimmung der Wasserdampf-Diffusionsstromdichte –
Schalenverfahren für freie Filme
DIN EN ISO 7783-2 04.1999 Lacke und Anstrichstoffe – Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme für
mineralische Untergründe und Beton im Außenbereich – Bestimmung und
Einteilung der Wasserdampf-Diffusionsstromdichte (Permeabilität)
DIN EN ISO 11 998 12.2001 Beschichtungsstoffe – Bestimmung der Nassabriebbeständigkeit und der
Reinigungsfähigkeit von Beschichtungen
E DIN EN ISO 11 998 01.2005 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN ISO 14 021 12.2001 Umweltkennzeichnungen und -deklarationen – Umweltbezogene
Anbietererklärungen (Umweltkennzeichnung Typ II)
E DIN ISO 14 025 07.2005 –; Typ III – Umweltdeklarationen – Grundsätze und Verfahren
E DIN EN ISO 14 040 06.2005 Umweltmanagement – Ökobilanz – Grundsätze und Rahmenbedingungen
DIN EN ISO 14 041 11.1998 –; Festlegung des Ziels und des Untersuchungsrahmens sowie Sachbilanz
E DIN EN ISO 16 000-1 11.2005 Innenraumluftverunreinigungen – Allgemeine Aspekte der Probenahmestrategie
DIN ISO 8130-1 04.2005 Pulverlacke; Bestimmung der Teilchengrößenverteilung durch Sieben
ISO 4618-1 12.1998 Lack- und Anstrichstoffe; Fachausdrücke und Definitionen für Beschichtungsstoffe;
Allgemeine Begriffe
ISO 4618-2 06.1999 –; Spezielle Fachausdrücke für Merkmale und Eigenschaften
ISO 4618-3 06.1999 –; Oberflächenvorbereitung und Beschichtungsverfahren
10
Weitere ergänzende Normen siehe Abschnitt 9.12, Außen- und Innenputze, Sonderputze und Wärmedämmsysteme
10.7 Literatur 739
10.7 Literatur
[1] Hänig, Klausen, Hoscheid: Technologie der Baustoffe, Eigenschaften und Anwendung. 14. Aufl. , C. F. Müller, Heidelberg
[2] Gatz, K.: Lexikon der Anstrichtechnik.Teil 1, Grundlagen.Teil 2, Anwendung. 6. Aufl. München 1983
[3] Fischer, M.: Gesundheitliche Gefahren von Baustoffen – Erfahrungen und Erkenntnisse. Deutsches Architektenblatt
(DAB) 6 (1986)
[4] Merkblatt 9: Beschichtungen auf Außenputzen. Hrsg.: Bundesausschuss Farbe- und Sachwertschutz. Frankfurt/Main
(1997)
[5] Merkblatt 10: Beschichtungen, Tapezier- und Klebearbeiten auf Innenputz. Hrsg.: Bundesausschuss Farbe- und Sach-
wertschutz. Frankfurt/Main (1986)
[6] Künzel, H.: Wasserabweisende Putz/Anstrich-Systeme. Der Stukkateur 5 (1985)
[7] Sol-Silikatfarben. Keimfarben GmbH, Diedorf
[8] Brasholz, Waldau, Wallenfang: Lexikon der Anstrichtechnik. Teil 1, Grundlagen. Teil 2, Anwendung. Verlag Callwey,
München
[9] Weber, H.: Flüssige und cremige Imprägniermittel zum Oberflächenschutz. In : Arconis 2/02
[10] TÜV-geprüftes Innenraumsortiment. STO AG, Stühlungen
[11] Gesundheitsleitfaden für Maler und Lackierer. Hrsg.: IKK-Bundesverband, Bergisch-Gladbach
[12] Merkblatt 16: Technische Richtlinien für Tapezier- und Klebearbeiten. Hrsg.: Bundesausschuss Farbe- und Sachwert-
schutz. Frankfurt/Main (2002)
10
741
Fassadengerüste werden für leichtere Beanspru- Die Bezeichnungen der Einzelteile eines Fassa-
chungen als Leitergerüste, sonst meistens sehr dengerüstes in der Ausführung als Standgerüst
wirtschaftlich als Systemgerüste erstellt. Stahl- zeigt Bild 11.2.
rohr-Kupplungsgerüste kommen insbesondere Hinsichtlich ihrer Tragfähigkeit werden Arbeits-
bei komplizierten Gerüstformen oder bei hohen gerüste in 6 Lastklassen eingeteilt (Tab. 11.3). Zu-
Beanspruchungen zum Einsatz. sätzlich erfolgt eine Zuordnung zu 7 Breiten- und
2 Höhenklassen (Tab. 11.4 und 11.5).
ls
bs
10
17 18
1
hl
12
2 11
19
21
20
22 13
3 16
24
23
hs
7
6
8
14
15 25
11.2 Beispiele für Gerüstbauteile und Benennungen eines Fassadengerüstes als Standgerüst (DIN EN 12 811-1)
hs Höhe des Arbeitsgerüstes 11 Gerüsthalter
bs Gerüstfeldbreite, von Ständermitte zu Ständermitte 12 Belagfläche
ls Gerüstfeldlänge, von Ständermitte zu Ständermitte 13 Konsole
hl Abstand benachbarter horizontaler Ebenen 14 Überbrückungsträger
15 Fußplatte
1 Vertikalaussteifung (Querdiagonale) 16 Belagteil
11 2 Horizontalaussteifung (Horizontaldiagonale)
3 Seitenschutz
17 Horizontalrahmen
18 Gerüstanker
4 Konsolstrebe 19 Vertikalrahmen
5 Knoten 20 Geflecht
6 Vertikalaussteifung (Längsdiagonale) 21 Geländerholm
7 Ständer 22 Zwischenholm
8 Querriegel 23 Bordbrett
9 Längsriegel 24 Geländerpfosten
10 Kupplung 25 Fußspindel
11.1 Gerüste 743
Die Bezeichnung eines Gerüstes – z. B. bei der Diese Kennzeichnung und die Angabe des Ge-
Ausschreibung – soll nach DIN EN 12 810-1 mit rüsterstellers muss an gut sichtbarer Stelle auf ei-
Kurzzeichen den Verwendungszweck, die Gerüst- nem Schild auch am Gerüst angebracht werden.
bauart, die Orientierung der Gerüstlagen und die Gerüste sind mit ihren Auflagern – bei Stahlrohr-
Gerüstgruppe enthalten. gerüsten mit Fußplatten bzw. Fußspindel – voll-
Beispiel Arbeitsgerüst (AG) der Lastklasse 4, bemessen flächig auf tragfähigen Untergrund oder lastver-
ohne Fallversuche, Gerüstbreite 0,9 m bei teilende Unterlagen (z. B. Bohlen, Kanthölzer,
einer Feldlänge von 2,50 m und einer Durch- Stahlträger) zu stellen. Neigungen im Untergrund
gangshöhe von ≥ 1,90 m, ohne Bekleidung, mit
Leiter:
bis zu 5° sind durch Keile oder schwenkbare Fuß-
platten auszugleichen (Bild 11.6). Bei größeren
Gerüst DIN EN 12 810-4N-SW09/250-H2-A-LA
Neigungen und für lastabtragende Träger ist ein
bzw. für ein entsprechendes Gerüst mit Beklei-
dung sowie Leiter- und Treppenzugang:
statischer Nachweis zu erbringen.
Gerüst DIN EN 12 810-4D-SW09/250-H2-B-LS Vor der Benutzung und nach längeren Arbeitsun-
terbrechungen, konstruktiven Änderungen oder
bei sonstigen außergewöhnlichen Einwirkungen
sind die Gerüste durch den verantwortlichen Un-
Tabelle 11.4 Breitenklassen für Gerüstlagen ternehmer entsprechend der vom Hersteller zur
Breitenklasse w Verfügung zu stellenden Aufbau- und Verwen-
in m dungsanleitung zu überprüfen.
W06 0,6 w < 0,9
W09 0,9 w < 1,2
W12 1,2 w < 1,5 11.1.2 Materialien
W15 1,5 w < 1,8
W18 1,8 w < 2,1 Für Gerüstbauteile aus Stahl (nur in korrosionsge-
W21 2,1 w < 2,4
W24 2,4 w schützter Ausführung nach DIN 4427), Aluminium
oder Holz sind in DIN EN 12 811-1 allgemeine An-
11.6
Beispiele für die Auflagerung von Fußspindel
und Fußplatten
a) Auflagerung auf tragfähigem Untergrund
b) Auflagerung auf Bohle, Träger o. Ä.
c) schwenkbare Fußspindel (α < 5°)
d) Neigungsausgleich durch keilförmiges Auflager (α < 5°)
11.6a 11.6b
25 mm
gaben enthalten. Gerüstbohlen aus Holz müssen Zulässige Stützweiten für Gerüstbohlen oder
nach DIN 4420-3 mindestens 3cm dick, vollkantig -bretter zeigen die Tabellen 11.8 und 11.9.
und dürfen an den Enden nicht aufgerissen sein.
Ihren Maximalabstand zeigt Bild 11.7.
Tabelle 11.8 Gerüstbohlen aus Holz als Belagteile von Fanggerüsten (DIN 4420-1)
Tabelle 11.9 Zulässige Stützweite in m für Gerüstbeläge aus Die Arbeitsplätze auf den Gerüsten müssen über
Holzbohlen/-brettern (DIN 4420-3) Treppen, Leitern oder Laufstege sicher erreichbar
Last- Brett- Brett- oder Bohlendicke sein.
klasse oder Boh- Bei Gerüstlagen mit mehr als 2 m Höhe über si-
lenbreite in cm cherem Untergrund muss ein Seitenschutz beste-
in cm 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0
hend aus Geländerholm, Zwischenseitenschutz
1, 2, 3 20 1,25 1,50 1,75 2,25 2,50 und Bordbrett vorhanden sein (Bild 11.11).
Alle Teile müssen gegen unbeabsichtigtes Lö-
24 und 28 1,25 1,75 2,25 2,50 2,75
sen, das Bordbrett auch gegen Kippen gesichert
4 20 1,25 1,50 1,75 2,25 2,50 sein.
Der Abstand zwischen Gerüstbelägen und Bau-
24 und 28 1,25 1,75 2,00 2,25 2,50
werk darf nicht größer als 0,30 m sein. Wenn ein
5 20, 24, 28 1,25 1,25 1,50 1,75 2,00 Absturz auch in das Gebäude hinein möglich ist,
muss der Seitenschutz auch zu dieser Seite hin
6 20, 24, 28 1,00 1,25 1,25 1,50 1,75 ausgebildet werden.
Besondere Bestimmungen gelten für Dachfang-
11.1.3 Bauliche Anforderungen und Fanggerüste (Bild 11.12 und 11.13). Die
Höhe der Schutzwand muss mindestens 1,00 m
Bei dem erforderlichen Standsicherheitsnach- betragen und sie muss bei Dachfanggerüsten die
weis nach DIN EN 12 811-1 muss eine ausreichen- Absturzkante um mindestens das Maß 1,5 – b1
de Aussteifung der Gerüste durch Diagonalen, überragen (Bild 11.12).
Rahmen usw. (Bild 11.10) sowie eine Verankerung Die Anforderungen an Schutzdächer sind aus
mit Hilfe von Gerüsthaltern berücksichtigt sein. den Bildern 11.14 bis 11.17 ersichtlich.
11.10a
11.10b 11.10c
11
11.10 Beispiele für Aussteifungen von Gerüstfeldern
a) Querverstrebungen, b) Beispiel für steife Horizontalebenen, c) Längsverstrebungen
1 mit Diagonale 5 Rahmen aus drei Teilen als Verstrebungen
2 mit Diagonalen als Andreaskreuz 6 Überbrückungsrahmen als Seitenschutz auf der
3 mit Geländerholm und Zwischenholm als Träger zu errichtenden Ebene
4 Rahmen mit Geländerholm, Zwischen- 7 Überbrückungsrahmen mit Verstrebungen als
holm und Ständer Seitenschutz auf der zu errichtenden Ebene
746 11 Gerüste und Abstützungen
1 m ± 0,05
Traufe
h1
h 1,5 m
≧ 0,15
0,3 m
a) Seitenschutz innen
b) Seitenschutz außen
0,6 m
b1 ≧ 0,90 m b1 ≧ 1,30 m b1
h ≧ 2,00 m
≦ 3,00 m
h ≦ 2,00 m
h
≧1m
≧1m
≧1m
w ≧ 0,6 m w ≧ 0,6 m w ≧ 0,6 m
≦ 0,3 m ≦ 0,3 m ≦ 0,3 m
11.13a 11.13b 11.13c
0,6 m 0,6 m
0,6 m 0,6 m
0,6 m
11 1,5 m 1,5 m
1,5 m
0,6 m
0,6 m
11.15 1
0,6 m
Schutzdach an Gerüstlängsseiten
0,6 m
und an Gebäuderücksprüngen
1 Aussenkante Bauwerk
2 Aussenkante Gerüst
3 Belagfläche
4 Schutzdach 0,6 m 2 3 4
0,6 m 1 3
2
1 3 0,5 m
2
4
11.16 Schutzdach an Gebäudeecken
4
1 Aussenkante Bauwerk
2 Aussenkante Gerüst
3 Belagfläche
4 Schutzdach 0,6 m 0,6 m
Bei Dächern mit Traufenhöhen von mehr als 5 m Besonders, wenn Sicherungen an öffentliche Ver-
müssen bei Dachneigungen > 45° Absturzsiche- kehrsflächen angrenzen, sind ausreichende Frei-
rungen direkt am Arbeitsplatz angeordnet wer- flächen zu berücksichtigen und durch Beschilde-
den. rung und Absperrung kenntlich zu machen.
Grundsätzlich sind alle Absturzkanten bei Höhen
über 2 m durch Absperrungen o. Ä. zu sichern.
11.1.4 Gerüstbauarten
Stahlrohr-Kupplungsgerüste
Sie bestehen aus Stahlrohren der Stahlsorte S 235,
Ø 48,3 mm, Mindestwanddicke 3,2 mm, und be-
0,6 m sonderen Verbindungsstücken (Bild 11.19). Auch
genormt sind Rohre der Stahlsorte S 185; Ø 48,3
mm, Nennwanddicke 4,05 mm. Diese dürfen je-
0,6 m
11.19
11 Zweireihiges Stahlrohrgerüst
1 Ständer 9 Verankerung
2 Längsriegel 10 Kupplung
3 Querriegel 11 Leitergang
4 Belag 12 Schutzdachstreben
5 Bordbrett 13 Schutzdach
6 Fußplatte 14 Schutzwand
7 Längsverstrebung 15 Schutzgeländer
8 Querverstrebung
11.1 Gerüste 749
Bei Stahlrohr-Kupplungsgerüsten mit längenorien- und Abbauen relativ hoch. Zur Rationalisierung
tierten Gerüstlagen darf der Vertikalabstand der werden hier vielfach als Sonderform der Stahl-
Gerüstlagen nicht größer als 2 m sein. Für die er- rohrgerüste die meistens in geschlossenen Syste-
forderlichen Verankerungen werden in DIN 4420- men angebotenen Schnellbaugerüste (System-
3 je nach Gerüstbauhöhe und Ausführungsart gerüste) eingesetzt.
spezielle Verankerungsraster und die der stati- Die Ständerabstände sind nach Tabelle 11.18 zu
schen Berechnung zugrunde zu legenden Anker- wählen.
kräfte festgelegt.
Stahlrohrgerüste werden heute insbesondere als Systemgerüste
Traggerüste bei Einschalungsarbeiten für große Herstellerspezifische Fassadengerüstsysteme
Bauteile verwendet. Für normale Arbeits- und werden in DIN EN 12 810 genormt.
Schutzgerüste ist der Arbeitsaufwand für das Auf-
Ein modernes Schnellbaugerüst zeigt Bild 11.20.
11
11.20
Modernes Systemgerüst
(Hünnebeck)
750 11 Gerüste und Abstützungen
Die Gerüstlagen bestehen hier aus leiterartigen werden. Die Gesamthöhe darf nicht größer als
Baukastenelementen, die in das Stahlrohrgerüst 4 m sein. Der Abstand der Gerüstböcke darf nicht
eingehängt werden. Bodenplatten können in ver- größer als 3 m sein.
schiedenen Kombinationen eingelegt werden.
Auch die einhängbaren Leitern gehören zum Leitergerüste (DIN 4420-2)
Gerüstbausystem (Hünnebeck). Leitergerüste sind Systemgerüste aus Gerüst-
leitern mit hölzernen Holmen und mit Sprossen
Ausleger- und Konsolgerüste aus Holz oder Stahl, einsetzbar als Stand- oder
Diese in der Baupraxis früher häufig verwendeten Hängegerüste für Arbeits- und Schutzgerüste der
Gerüste waren bislang in DIN 4420-3 beschrie- Lastklassen 1 bis 3.
ben. Sie wurden jedoch im Jahr 2006 aus der Unterschieden werden einsprossige Gerüstlei-
Norm heraus genommen. tern mit stahlunterstützten Sprossen (L1 (S)) und
zweisprossige Gerüstleitern (L2) (Bild 11.22). Zur
Hängegerüste Verbindung dienen Klammern, Haken, Konsolen,
Hakenschrauben usw. aus Stahl.
Sie bestehen aus einem Belag, der auf Stahl-Git-
terträgern, Profilstählen, Stahlrohren, Rund- oder Für Standgerüste mit längenorientierten Gerüst-
Kanthölzern befestigt ist. Diese sind mit Drahtsei- lagen (Fassadengerüste) betragen die zulässigen
len, Ketten oder Profilstählen am Bauwerk aufge- Gerüsthöhen h
hängt. Sie sind in den Lastklassen 1 bis 3 gemäß • 18,00 m, wenn alle Gerüstlagen in Höhenab-
DIN 4420-3 als Arbeits- und Schutzgerüste zuge- ständen von je 2,00 m ausgelegt und davon
lassen (Bild 11.21). nur eine Gerüstlage mit Nutzlast belegt wird,
• 24,00 m, wenn eine bis drei Gerüstlagen ausge-
Bügelgerüste legt sind und davon nur eine Gerüstlage je
Bügelgerüste werden vorwiegend für Dacharbei- Gerüstfeld mit Nutzlast belegt wird (in Höhen-
ten verwendet. Sie werden oberhalb der Traufe abständen von 4,00 m dürfen zusätzliche Mon-
befestigt und stützen sich unterhalb der Traufe tagebohlen verbleiben).
gegen die Gebäudewand. Die zulässigen Gerüstfeldlängen a sind abhängig
vom Querschnitt der Gerüstbohlen (Tabelle
Bockgerüste 11.23). Gerüstbeläge müssen auf Sprossen oder
Sie bestehen aus Böcken von Holz oder Stahl Konsolen flächenfüllend so aufgelegt werden,
mit darübergelegtem Gehbelag. Es dürfen nicht
mehr als zwei Gerüstböcke übereinander gestellt
Tabelle 11.23 Zulässige Gerüstfeldlänge zul a für Fassaden-
gerüste in Abhängigkeit von Mindestdicke
und -breite der Gerüstbohlen
in cm × cm min. in m max.
24 × 5 2,75
28 × 4,5
24 × 4,5 2,50
20 × 5
28 × 4
2,25
11 20 × 4,5
24 × 4 2,00
24 × 4 1,751)
11
11.22a 11.22b
11.22 Gerüstleitern
a) einsprossige Gerüstleiter L1 (S)
b) zweisprossige Gerüstleiter L2
752 11 Gerüste und Abstützungen
dass an keiner Stelle größere Überstände als haken, -laschen oder -klammern gemäß Bild
30 cm bestehen. 11.26 miteinander zu verbinden.
Die Gerüstleitern müssen auf Leiterschuhen oder Gerüste, die freistehend nicht standsicher sind,
Unterlagen so aufgestellt werden, dass beide Hol- müssen mit dem Bauwerk verankert werden. Da-
me die Belastungen gleichmäßig auf den Unter- bei sind beide Leiterholme mit Hakenschrauben
grund übertragen. Die Holmquerschnitte der Lei- in Höchstabständen von 4,00 m anzuschließen.
tern sind nach Tabelle 11.24 zu bestimmen. Bei Die Leitern dürfen nicht mehr als 7,00 m über die
Verlängerungen der Leitern müssen diese min- oberste Verankerung hinausragen, und der ober-
destens 2,00 m übergreifen und sind mit Leiter- ste Gerüstbelag darf nicht höher als 2,00 m über
dem letzten Verankerungspunkt liegen.
Tabelle 11.24 Holmquerschnitte am Zopfende der Gerüst- Jedes zweite Gerüstfeld und auch die Endfelder
leitern (s. Bild 11.22) sind durchgehend kreuzweise zu verstreben.
Leiterlänge Mindestholmquerschnitt
am Zopfende1) Fahrbare Arbeitsbühnen (Fahrgerüste)
d
–– · d Besonders für Montagearbeiten innerhalb von
2
in m in cm × cm Gebäuden werden Fahrgerüste verwendet. Die
Bestimmungen für Konstruktion und Betrieb der-
bis 18,65 4,2 × 18 artiger Gerüste enthält DIN EN 1004. Danach wer-
bis 10,65 4,2 × 18,5
bis 12,65 4,2 × 19 den unterschieden:
bis 14,65 5,2 × 10 • Fahrgerüste mit Aufbauhöhen von 2,50 bis
Holmquerschnitte für Standleitern mit Holmabstand 0,50 m 12,00 m innerhalb von Gebäuden und
bis 0,65 m • Fahrgerüste mit Aufbauhöhen von 2,50 bis
Gerüsthöhe 8,00 m außerhalb von Gebäuden.
in m
Bei vertikalen, gleichmäßig verteilten Verkehrs-
bis 18,65 4,2 × 18 lasten sind zugelassen für
bis 15,00 4,2 × 18,5
bis 20,00 4,5 × 19 • Gerüstgruppe 2: 1,5 kN/m2
bis 30,00 5,2 × 10 • Gerüstgruppe 3: 2,0 kN/m2.
1) Für Gerüstleitern mit lichtem Holmabstand 0,85 m gilt: Für den Nachweis der Standsicherheit enthält
Holmquerschnitt am Zopfende 5 cm × 10 cm
Holmquerschnitt am Zopfende 7 cm × 14 cm DIN EN 1004 Abschn. 11 weitere Definitionen und
die anzuwendenden Berechnungsverfahren.
Klassifizierung A B C D
Zugangsart Treppe Stufenleiter Schrägleiter Vertikale Leiter1)
11
11.27
Fahrbare Arbeitsbühne (Fahrgerüst)
in schematischer Darstellung
1 Tragstäbe
2 Aussteifungen
3 Fahrrollen, feststellbar
4 sicherer Aufstieg
5 Arbeitsbühne mit ausreichender Belagunterstützung
6 Seitenschutz
11.29 Klebepfosten
1 Abzusteifender Bauteil
2 Klebepfosten
3 Widerlager, gesichert durch Klammern
4 Bolzenverbindung
11
11.32 Verspreizung von Giebelwänden (Spreizbalken geteilt und von der Mitte her verspannt)
11.3 Freistehende Gerüste 757
11.33c
11.33b
11.33a
11.34
Abfangen einer Wand unter Verwendung
von hydraulischen Pressen
1 abgefangene Wand
2 Stampfbetonfuge
3 Abfangeträger (Breitflansch)
11
4 Jochträger
5 hydraulische Presse
6 Auflager für Pressen und Spindeln
7 Zange
8 Holzstütze
9 Kreuzstrebe
10 Schwellenrost
758 11 Gerüste und Abstützungen
Bei sehr großen abzutragenden Lasten kann eine Bauteilen ausreichen. Mit den bestehenbleiben-
provisorische Gründung für die Abfangstützen den Außenwände werden die Gerüste mit Hilfe
erforderlich werden (Stahlbetonbalken o. Ä.). Auf schwerer Querträger auf der Innen- und nötigen-
eventuell im Untergrund vorhandene Entsor- falls auch auf der Außenseite verbunden (Bild
gungsleitungen ist Rücksicht zu nehmen. 11.35).
In ähnlicher Weise wird vorgegangen, wenn eine Wenn das Eigengewicht der Gerüstfundamente
Tragkonstruktion im Gebäudeinneren abzufan- bei sehr umfangreichen Sicherungsarbeiten an
gen ist. hohen Bauwerksteilen zur Aufnahme von Zug-
Sollen lange Strahlträger als Unterzüge (Abfang- kräften nicht ausreicht, müssen die Fundamente
träger) eingebaut werden, so sind sie vor dem Ab- durch Erdanker gesichert werden. Können innen-
steifen der Wände an Ort und Stelle bereitzule- liegende bestehenbleibende Bauwerksteile nicht
gen, damit ihr Antransport und Einbau durch die zur Gründung der freistehenden Gerüste heran-
Absteifungen nicht behindert wird. gezogen werden (z. B. wenn auch die vorhande-
nen Kellergeschosse zu ersetzen sind), können
Sind beim Abfangen von Wänden größere Set- zusätzliche provisorische Fundamente an der
zungen beim Belasten der Jochkonstruktion zu
erwarten, werden zwischen die Jochstützen und
Jochlängsträger hydraulische Pressen eingebaut,
durch welche die Jochkonstruktion mehrfach bis
zur vollen errechneten Belastung gedrückt wird,
bevor die Joche die Last der angefangenen Wand
aufnehmen (Bild 11.34).
11.4 Schutznetze
Schutznetze für Bau- und Montagearbeiten die-
nen als Auffangeinrichtungen z. B. beim Hallen-
und Brückenbau, als Seitenschutz im Freileitungs-
bau, als Absturzsicherung oder Auffangeinrich-
tung an Arbeitsgerüsten, als Seitenschutz an
Dachfanggerüsten und im Tunnelbau. Sie bieten
Schutz vor tieferem Absturz auch bei großen
Grundrissflächen.
Im Gegensatz zu Anseilsicherungen bleibt bei
Schutznetzen die Beweglichkeit der Beschäftig-
ten über dem abgesicherten Bereich bei allen Ar-
beits- und Transportvorgängen unbeeinträchtigt.
Es sollte beachtet werden, dass Schutznetze we-
gen Alterungsempfindlichkeit ihres Werkstoffes
nur eine begrenzte Zeit der freien Bewitterung
ausgesetzt werden dürfen und danach ausgemu-
stert werden müssen (DIN EN 1263-1). Auch nach
Beanspruchung durch aufgefangene Personen
11.36 Abfangung einer freistehenden Fassade sollten Schutznetze ausgewechselt werden. Bild
1 zu erhaltende Fassade 11.37 zeigt ein Schutznetz als Seitenschutz mit
2 provisorische Ausmauerung größerer Randseil aufgehängt in galgenartigen Tragkons-
Öffnungen truktionen.
3 vorhandenes Kellermauerwerk
4 prov. Fundament (Gegengewicht)
5 Träger, in Fundament und Kellermauerwerk
verankert
6 räumliches Gitterohr-Gerüst, mit horizontalen
Trägern an der Fassade verankert
Hi 11.40 Der vertikale Abstand zwischen dem Schutznetz Die Absturzhöhe darf 6 m nicht überschreiten,
und dem darüber liegenden Arbeitsplatz. d. h. 7 m vom Schwerpunkt einer Person ge-
messen.
He 11.40, Der vertikale Abstand zwischen dem Schutznetz Dieses Maß ist für die Berechnung des horizon- 11
und 11.41 und dem darüber liegenden Arbeitsplatz am talen Abstandes des Schutznetzes neben dem
Rand der Arbeitsfläche. darüber liegenden Arbeitsplatz zu verwenden.
Siehe Tabelle 11.39.
Hr 11.41 Der vertikale Abstand zwischen dem Schutznetz Die Tragfähigkeit von Schutznetzen ist an den
und dem darüber liegenden Arbeitsplatz in Rändern geringer. Daher darf der vertikale Ab-
einem horizontalen Abstand von 2 m. stand an diesen Stellen 3 m nicht überschreiten.
760 11 Gerüste und Abstützungen
Die zulässigen Absturzhöhen und erforderlichen Tabelle 11.39 Zulässige Absturzhöhen und erforderliche
Auffangbreiten sind in DIN EN 1263-2 geregelt. Auffangbreiten
Die Absturzhöhen Hi, He und Hr sind in Tabelle Absturzhöhe He ≤ 1,00 m ≤ 3,00 m ≤ 6,00 m
11.38 definiert.
Auffangbreite b ≥ 2,00 m ≥ 2,50 m ≥ 3,00 m
Schutznetze sollten so dicht wie möglich unter
der Arbeitsebene montiert werden. Die Absturz-
höhen Hi und He dürfen 6,00 m nicht überschrei-
ten. Wenn die Arbeitsfläche um mehr als 20° geneigt
Die Auffangbreite b ist der horizontale Abstand ist,
zwischen dem Rand der Arbeitsfläche und dem • muss die Auffangbreite b mindestens 3,00 m
Rand des Schutznetzes, siehe Bilder 11.40 und betragen;
11.41. • darf der Abstand t zwischen dem äussersten
In Abhängigkeit von der Absturzhöhe muss die Arbeitsplatz und dem untersten Punkt des
Auffangbreite b des Schutznetzes mindestens die Schutznetzrandes nicht mehr als 3,00 m betra-
Werte nach Tabelle 11.39 aufweisen. gen (s. Bild 11.43).
Hr
Hi
He
t 3,0 m
20°
Hi
20°
Hr
He
2m
He
1
1 2m
1
2
b b
b 3,0 m b
1
11.40 Zulässige Absturzhöhen und erforderliche Auffang- 11.41 Zulässige Absturzhöhen und erforderliche Auffang-
breiten von Arbeitsflächen mit einer Neigung von breiten von Arbeitsflächen mit einer Neigung von
0° bis 20° mehr als 20°
1 Schutznetz 1 Schutznetz
2 unterster Punkt des Schutznetzrandes
11
11.5 Normen 761
11.5 Normen
Norm Ausgabedatum Titel
11
762 11 Gerüste und Abstützungen
11.6 Literatur
[1] Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, Berlin: Unfallverhütungsvorschrift Bauarbeiten BGV C 22, (2002)
[2] Chambosse, G.: Sicherung historischer Fassaden bei Entkernung von Gebäuden. In: DAB 6/92
[3] Deutscher Abbruchverband e.V. (Hrsg.): Handbuch für Abbrucharbeiten, Düsseldorf 2004
[4] Goldmann, M.: Über die Bühne – Mastkletterbühnen. In: DAB 7/07
[5] Heiermann, W./Keskari, L.: VOB Teil C Kommentar – Gerüstarbeiten, Köln 2007
11
763
Sachwortverzeichnis
A Aufzüge 330
Abdichtungssysteme 468 – Bauarten 331
Abgas – für Wohn- und Nichtwohngebäude 333
– Abdeckungen an der Mündung 268 Ausbrennen (Schornstein) 250
– -anlagen 247 Ausfachungen 461
– Bauarten 248, 258 Ausführungstoleranzen 290
– freistehende 263 Automat. Schiebetüranlagen 637
– für feuchte Betriebsweise 253 Außendämmung 703
– Funktionsschema 247 Außenjalousette 435, 436
– Geschosshöhe 259 Außenputze 651, 662, 679, 693
– Grundbegriffe 249 – auf Leichtbauplatten aus Holzwolle 672
– Höhe 250 – mineralisch gebunden 679
– im Freien 267 – mit erhöhter Festigkeit 680
– Sammelschacht 272 – Schlagregenbeanspruchung 679
– -temperaturen 248 – wasserabweisend 679
Abgasleitungen 247, 249, 258, 260 – wasserhemmend 679
– Mehrfachbelegung 263 – Witterungsbeständigkeit 679
Abluftöffnungen 273 Außensockelputz 681
Abstände Außentreppen 297, 303
– von brennbaren Baustoffen 252 Außentüren 477, 491, 492, 555
– von brennbaren Bauteilen 250 Außenwanddämmung 703, 708, 711
– zu brennbaren Bauteilen 251 Außenwandputze 679
Akustikdecken (putzbeschichtet) 700 Aussteifung 5, 16
Akustikputze 700 Ausstiegsklappe 256
Altbausanierung 707 Austragung 46
Aluminium-Fenster 412 Automatische Schiebetüranlagen 637
Aluminiumzargen (Türen) 578, 583 Automatische Türsysteme 639
Anfallpunkt 3
Angriffhemmende Verglasungen 611 B
Anhydridmörtel (Putze) 658, 659 Bänder (Türen) 509, 512
Ankerplatten 455 Balken, verdübelt 54
Ankerschiene 19, 358, 455 Balkenschuh 18, 65
Ankersysteme (Stahlzargen) 574 Bandaufnahmeelemente (Türen) 510, 514
Anschlag (Fenster) 342 Bandbezugslinie (Türen) 500
Anschluss Bankeisen 358
– von Feuerstätten 255 Barrierefreie Erschließungen 331
– von Gasfeuerstätten 271 Barrierefreie Rampen 330
– von Kopfbändern 57 Barrierefreies Bauen (Türen) 481
– von Zugstäben 52 Bauen, barrierefreies 284, 325
Anschlussfugen 468 Baufurnierplatten 53
Anstriche, Beschichtungen 725 Baugipse (Putze) 654
– auf Außenputzen 729 Bauholz 6, 7, 18
– auf Innenputzen 732 – zurichten 12
– allgem. Grundbegriffe 725 Baukalke (Putze) 653, 654
Antikglas 369 Baustellenmörtel (Putze) 660
Arbeitsstättenverordnung (Türen) 481 Baustoffe 249
Asbest 112, 113 Bauteile 695
Attikarand 2 – Klassifiziert (Brandschutz) 695
Aufkämmung 26 Bauvorschriften 249
Aufklauung 29 Bauwerksanschlüsse (Fenster) 355
Auflager 288 Befahrbare Rampen 330
Auflagerkräfte 4 Bequemlichkeitsregel (Treppen) 290 S
Aufschiebling 17 Beschichtungen (Anstriche) 725
Auftritt 282 – allgem. Grundbegriffe 725
764 Sachwortverzeichnis
K Kunststoff-Aluminiumfenster 424
Kaiserstiel 43 Kunststoff-Fenster 419
Kalk 653 Kunststoff-Hohlkammerprofile (Türen) 585
– Baukalke 653 Kunststoffzargenrahmen (Türen) 585
– Luftkalke 653
Kalkfarben 726 L
Kalkmörtel (Putze) 658, 659 Lamellentreppe 301
Kalkputze 689, 690 Längsaussteifung 16, 26
Kalk-Weißzementfarben 726 Lastabtragung 4
Kalkzementmörtel (Putze) 658, 659 Lastenaufzüge 331
Kamine 247 Latten- und Brettertüren 554, 555
Kantenschutz 301 Laufbreite 284
Kanthölzer 12 Laufstege 257
Kastenfenster 343 Leergebinde 26
Kastenschlösser 521 Leichtbauplatten aus Holzwolle 671
Kastenträger 48 Leichtbetonmassivplatten 83
Kehle 21 Leichtputze 653, 685, 689
Kehlbalken 4, 16, 21, 41 Leichtputzsysteme 685
Kehlsparren 41, 45 Leimfarben 726
Keilstufen 281 Leimverbindungen 67
Keilzinkung 68 Lichtraumprofil 283
Kellenputz 678 Lichtschächte 424
Keller- und Bodentreppen 279 Lichtstreuverglasungen 372
Kelleraußentreppen 321 Liegender Stuhl 24, 31
Kellerfenster 424 Links- und Rechtsbezeichnung (Fenster, Türen) 340,
Kellerräume 285 500
Kellertreppen 279 Lochplattenverbindungen 64
Kippflügel 344 Lospunkte 454
Klappflügel 344 Low e coatings 450
Klappladen 438 Luft-Abgas-System 258, 262
Klebstoffe für Holz und Holzwerkstoffe 556 Luftdurchlässigkeit (Türen) 492, 591
Kleingüteraufzüge 331 Luftdurchlässigkeit von Außentüren 491
Knagge 22, 23 Luftkalkmörtel (Putz) 732
Kniestock 3, 31 Luftkollektoren 468
Knotenverbindungen, räumliche 61 Luftporenbildner (Putze) 656
Kondensatbildung 253 Luftsäule, Höhe 248
Konstruktion, Mollersche 44 Luftschalldämmung 354
Konstruktionsgrundregeln 3 Lüftung von Bädern 273
Konstruktionsvollholz 7 Lüftungseinrichtungen 273, 442
Kontaktkorrosion 579 Lüftungselement 443, 444
Kopfbänder 24, 30, 52
– Anschluss 57 M
Kopfhöhe 283 Mansarddach 1, 2
Koppelpfetten 24, 47, 70, 71 Markisen 437
Korrosionsschutz 76 Massivdachkonstruktionen 83, 84
Kragtreppe 295, 297, 298 Massivtreppen, Stahlbeton 295
Kratzputz 678 Maße u. Maßbezeichnungen (Türen) 499, 501
Kreuzbalken 7 Mehrscheiben-Isolierglas 369
Kronendach 95, 96, 97 Mehrscheiben-Isolierverglasung 344
Krümmling 311, 313 Mehrschicht-Leichtbauplatten 671
Krüppelwalm 40 Membrankonstruktionen 88
Kunstharzputze 652, 660, 678, 692, 693, 694 Metallzargen (Türen) 568
– aus Beschichtungsstoffen 692 Meterriss (Höhenbezugspunkt) 504
– Außenputz 693 Mindestlaufbreiten 285
– Beschichtungsstoffe 660 Mittelpfetten 24
– Festigkeit 693 Modulordnung 497
S – Innenputz 693
– Wasserdampfdurchlässigkeit 693
Mollersche Konstruktion 44
Montageschaum 358
– Witterungsbeständigkeit 693 Montageschornsteine 264
Sachwortverzeichnis 769
N – brandschutztechn. 695
Nachhallzeiten (Schallabsorber) 699 – Einteilung und Benennung 652, 653
Nagelverbindungen 62, 64, 65, 66 – für Sonderzwecke 651, 695, 699, 701
Nassbeschichtungen 419 – -gerüste 676
Nassraumtüren 607 – Innenputze 651, 664, 686, 701
Nebenluftvorrichtungen 256 – Kunstharzputze 660, 692, 693, 694
Niedertemperatur-Feuerstätten 260 – Leichtputze 652, 684
– Putzgrund 652, 665
O – Putzlagen 661
Öffnungselemente 467 – Putzmörtel 652, 655, 657, 660
Ökologische Aspekte (Beschichtungsstoffe) 734 – Putzsysteme 652, 662
Ortgang 3, 103 – Putzträger 652, 667
Ortgangüberstand 20 – Putzweisen (Oberflächenstrukt.) 652, 677, 678
OSB-Flachpressplatten 8 – -risse 666, 668
– Sanierputze 652, 682
P – schallschutztechn. 699
Paneelelemente 467 – Wärmedämm-Putzsysteme 652, 708
Passbolzen 60 – wärmeschutztechn. 701
Passivhaus 407, 422 Putzbeschichtete Akustikdecken 700
Pendeltürbeschläge 520
Personenaufzüge 333 Q
Personen-, Lasten- und Kleingüteraufzüge 331 Queraussteifung 15, 26
Pfetten 24, 29 Querschnitte 254
Pfettendächer 4, 23
Pfettenstränge 30 R
Pfosten 25 Rabitzdecken (Drahtputzdecken) 691
Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF) 449 Raffstores 435
Pfosten-Schwelle-Verbindung 65 Rampen 330
Pfostenfassaden 452 – barrierefreie 330
Photovoltaik (PV-Module) 467 – befahrbare 330
Podestanschluss 291, 292 Rauchrohranschluss 256
Podeste 279 Rauchschutzabschlüsse 596, 597
Podestflächen 284 Rauchschutztüren 596, 597
– Laufbreite 284 Raumakustik 699
Podestlänge 291 Raumfeuchte 350
Porenbeton 83 Raumhohe Schrankwände (Pilzbildung) 707
Poröse Schallabsorber 700 Räumliche Knotenverbindungen 61
Pressdübelplatten 67 Räumliche Tragwerke 71
Profilblech 79 Raumluftfeuchte 350
Profilträger 76 Raumlüftung 350
Pultdach 1, 2 Raumtragwerk 81, 82
Pulverbeschichtungen 419 Regeldachneigung 91, 93, 94
Putz Regenfallrohre 1
– als Beschichtungsuntergrund 730, 732 Regenschutz (Außenputze) 729
– -anschlussprofile 365 Reinigungsöffnungen 252, 256
– -anwendung 652 Resonanz-Absorber 700
– -arten 652 Rettungsweg 279
– auf Leichtbauplatten aus Holzwolle 672 Riegelfassaden 453
– auf Leichtmauerwerk 684, 685, 686 Ringbalken 16
– -aufbau 652, 661 Rippenstreckmetall (Putzträger) 669, 692
– -ausführung 676 Rispenbänder 16
– Außenputze 651, 662, 679, 693 Rollladen 428
– -dicke 661, 662 – Aufbau-Rollladenkästen 429, 431
– bei Deckenkonstruktionen 697 – außenliegende Rolladenkästen 432
– bei Stahlbauteilen 696 – -ballen 429
– bei Stahlbeton- und Spannbetonbauteilen 696 – Ballendurchmesser 433
– -bekleidungen
– Beschichtungsstoffe 652, 660
– Einbau 429
– einbruchshemmende 428
S
– -bewehrung 652, 668 – Elektroantriebe 435
770 Sachwortverzeichnis