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Dietrich Neumann | Ulf Hestermann | Ludwig Rongen

Frick/Knöll Baukonstruktionslehre 2
Dietrich Neumann | Ulf Hestermann | Ludwig Rongen

Frick/Knöll
Baukonstruktions-
lehre 2
33., aktualisierte und überarbeitete Auflage

PRAXIS
Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
<http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Prof. Dipl.-Ing. Dietrich Neumann arbeitete nach seinem Architekturstudium an der Technischen Hoch-
schule Darmstadt zunächst in Architekturbüros und Behörden. Danach wechselte er an das Battelle-Insti-
tut in Frankfurt/M. und war dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektleiter für Groß- und Spezi-
alprojekte im In- und Ausland verantwortlich. Später leitete er sein eigenes Architekturbüro und war als
Dozent tätig. Es folgte die Berufung als Professor an die Fachhochschule Darmstadt für die Fachgebiete
Baukonstruktionslehre, Baubetrieb und Entwerfen. In Zusammenarbeit mit Ulrich Weinbrenner veröffent-
lichte er seit 1975 sechs Auflagen der Frick/Knöll Baukonstruktionslehre Teil 1 und 2.
Prof. Dipl.-Ing. Ulf Hestermann hat nach seinem Studium an der Fachhochschule Aachen und der RWTH-
Aachen ein bundesweit tätiges Architektur- und Ingenieurbüro gegründet. Im Rahmen dieser Tätigkeit war
er mit Projekten für die technische Infrastruktur sowie Gewerbe- und Wohnungsbaumaßnahmen mit den
Arbeitsschwerpunkten Teilvorfertigung und Systembauweisen in Holz und Beton tätig. Seine Berufstätig-
keit wurde zusätzlich unter anderem von Lehraufträgen begleitet. Es folgte die Berufung zum Professor
für Baukonstruktion, Entwerfen und Gebäudeplanung an die Fachhochschule Erfurt. Weiterhin ist Ulf
Hestermann leitend im eigenen Architekturbüro tätig.
Prof. Dipl.-Ing. Ludwig Rongen studierte nach seiner praktischen Ausbildung zum Technischen Zeichner
zuerst Städtebau und war danach mehrere Jahre als Projektleiter in der Stadt- und Regionalplanung tätig.
Sein zweites Studium der Architektur absolvierte er an der RWTH Aachen und gründete danach sein
eigenes Architekturbüro. Seit 1992 arbeitet er als Professor an der FH Erfurt für die Studienfächer
Baukonstruktionslehre, Entwerfen, Bauen im Bestand und Sakralbau. Ludwig Rongen hält regelmäßig
auch Vorträge auf internationalen Kongressen inner- und außerhalb Europas. Seit 2004 hat er eine
Gastprofessur an der Sichuan Universität inne, 2005 folgte eine zweite Gastprofessur an der South-West
Jiatong Universität, beide in Chengdu (V.R. China).

29. Auflage 1996


30. Auflage 1998
31. Auflage 2001
32. Auflage 2004
33.,aktualisierte und überarbeitete Auflage 2008
Alle Rechte vorbehalten
© Vieweg +Teubner Verlag |GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2008
Lektorat: Dipl.-Ing. Ralf Harms | Sabine Koch
Der Vieweg +Teubner Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media.
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Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher
von jedermann benutzt werden dürften.
Technische Redaktion: Annette Prenzer
Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg
Satz: deckermedia, Vechelde
Druck und buchbinderische Verarbeitung: Těšínská Tiskárna, a. s., Tschechien
Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier.
Printed in Czech Republic
ISBN 978-3-519-55251-2
V

Vorwort

Von einer Baukonstruktionslehre wird erwartet, schlagewerk in der Baupraxis. Besonders deshalb
dass sie die wichtigsten Aufgabengebiete des ist es notwendig, ständig die geltenden Normen
Bauens erfasst, die unterschiedlichen Konstruk- und technischen Vorschriften zu beobachten und
tionsprinzipien in den Bereichen des Rohbaues, das Werk stets auf dem technisch neuesten Stand
des Innenausbaues und teilweise auch des Tech- zu halten.
nischen Ausbaues berücksichtigt und dabei die Seit Erscheinen der 32. Auflage ist eine große An-
ständig weiterentwickelten Herstellungsverfah- zahl von wichtigen neuen Vorschriften, nationa-
ren aufzeigt. len und europäischen Normen überarbeitet oder
Schließlich muss deutlich gemacht werden, dass neu erstellt worden, so dass eine weitere Bearbei-
alle Baukonstruktionen abhängig sind von stati- tung des in Studium und Praxis bewährten Wer-
schen Bedingungen, bauphysikalischen Einflüs- kes nötig wurde.
sen, Baustoffeigenschaften, von den Baukosten In der nun vorliegenden 33. Auflage wurden alle
und der Verarbeitung und Bauabwicklung sowie Kapitel erneut kritisch durchgesehen, aktualisiert
von behördlichen Bestimmungen und Normen und teilweise völlig neu bearbeitet. Dabei wur-
und nicht zuletzt auch von den gestalterischen den insbesondere die Auswirkungen der Energie-
Absichten. einsparverordnung berücksichtigt.
Ziel ist es, den Studierenden Grundlagenwissen Das Kapitel Dächer wurde ergänzt durch Ab-
zu vermitteln und nicht etwa rezeptartig mög- schnitte über neue Holzwerkstoffe, Steildachele-
lichst viele Konstruktionsmöglichkeiten aufzuzei- mente aus Holz,Textile Flächentragwerke und So-
gen. Darüber hinaus soll auch dem Baupraktiker lar-Dachsysteme. Eingang fanden ebenso die
ausreichender Überblick auf die sich stets wan- neuen Normen zum Thema Holzbau.
delnden Sachgebiete und auf absehbare Ent- Dachrinnen und Regenrohre sind jetzt neu in DIN
wicklungstendenzen gegeben werden. EN 607 bzw. DIN EN 612 genormt. Demzufolge
Bereits im Jahre 1909 erschien bei Teubner in sind in Kapitel 1 dieses Teils zahlreiche Abbildun-
Leipzig und Berlin die erste Auflage der Baukons- gen und Tabellen geändert bzw. ausgetauscht
truktionslehre von Frick und Knöll als Leitfaden worden.
und als “Hilfsmittel für den Vortragsunterricht Nach Erscheinen der 32. Auflage dieses Teils ist
und die Wiederholungen” im Baukonstruktions- die DIN 18531 „Dachabdichtungen – Abdichtun-
unterricht der Königlichen Preußischen Bauge- gen für nicht genutzte Dächer“ umfangreich
werkschulen. geändert worden (gültig seit November 2005. In
Aus dem Leitfaden wurde im Laufe der Zeit ein Teil 1 wurden die Beanspruchungsarten genauer
aus zwei Teilen bestehendes umfangreiches Stan- beschrieben und – soweit möglich – klassifiziert
dardwerk. Bis heute ist der „Frick/Knöll“ die mit (Beanspruchungsklassen). Teil 4 der neuen DIN
Abstand am weitesten verbreitete Baukonstruk- 18531 enthält jetzt erstmals auch Regelungen zur
tionslehre für Studierende der Architektur und Vorgehensweise bei der Instandhaltung von
des Bauingenieurwesens geblieben. nicht genutzten Dächern. Dies hatte zur Folge,
Der bisherige Erfolg der Frick/Knöll Baukonstruk- dass auch das Kapitel 2 „Flachdächer“ umfang-
tionslehre dürfte unter anderem darin begründet reich überarbeitet wurde.
sein, dass es kein anderes Werk gibt, in dem nicht Auch die durch die Umstellung auf die harmoni-
nur der allgemeine Bereich der Baukonstruktion, sierten europäischen Normen (hEN) für den Be-
sondern auch der raumbildende Innenausbau reich Abdichtungsbahnen aus Elastomeren und
umfassend und ganzheitlich behandelt wird. Dies Kunststoffen erforderlichen Aktualisierungen
betrifft sowohl die traditionellen Techniken als wurden vorgenommen.
auch den Trockenbau entsprechend seiner stän- Das Kapitel Abgasanlagen wurde aktualisiert und
dig zunehmenden Bedeutung als Fertigungs- die neuen Normen teilweise eingearbeitet.
prinzip. Die Kapitel Treppen, Fenster und Pfosten-Riegel-
In zunehmendem Maße dient die Frick/Knöll Bau- fassaden wurden durchgesehen und die Liste der
konstruktionslehre auch als bewährtes Nach- Normen und Bestimmungen aktualisiert.
VI Vorwort

Die Kapitel Türen, Schutz- und Sondertüren, hori- Unser besonderer Dank gilt Frau Dipl.-Ing. Gabrie-
zontal verschiebbare Tür- und Wandelemente, le Tengler und Herrn Dipl.-Ing. Ingo Leuschner
Putze und Wärmedämmsysteme sowie Beschich- vom ift Rosenheim für ihre äußerst wertvolle Be-
tungen und Wandbekleidungen auf Putzgrund ratung bei der Neubearbeitung der Abschnitte
wurden durchgesehen und die Liste der Normen über Fenster.
und Bestimmungen aktualisiert. Vor allem verdienen unseren Dank für die zeich-
In dem vorliegenden Teil 2 dieses Werkes sind vor nerische und rechnergestützte Bearbeitung der
allem Europäische Normen eingearbeitet, soweit zahlreichen neuen Abbildungen und für Recher-
diese inzwischen entweder durch Veröffentli- chearbeiten Herr Dipl.-Ing. Andreas Kieser, Frau
chung eines identischen Textes oder durch An- Dipl.-Ing. Bianca Boehlck-Arndt, Frau Dipl.-Ing.
erkennung den Status einer Deutschen Norm er- Dorothee Holtgräwe und den studentischen Mit-
halten haben, auch wenn die Frist, bis zu der arbeitern René Böttcher, Christian Kluge und Willi
entgegenstehende nationale Normen zurückge- Keller. Dank gilt vor allem auch unseren Büropart-
zogen werden müssen, noch nicht abgelaufen ist. nern Dipl.-Ing. Architekt Reiner Wirtz und Dipl.-
So erhebt das Werk auch weiterhin den Anspruch Ing. Michael Rommel, die uns mit vielen wertvol-
auf Aktualität. len Tipps und z. T. auch kritischen Anmerkungen
In allen Kapiteln wurden die Hinweise auf Nor- unterstützt haben.
men und die Normenverzeichnisse aktualisiert. Mit der jetzigen Auflage übernehmen die Herren
Bei der dramatisch zunehmenden Informations- Professoren Dipl.-Ing. Ulf Hestermann und Dipl.-
flut, nicht zuletzt bedingt durch die Ausdehnung Ing. Ludwig Rongen weitgehend die alleinige
der Normung auf den größer werdenden eu- Bearbeitung der Baukonstruktionslehre. Damit
ropäischen Raum und durch immer mehr aus- legen Prof. Dipl.-Ing. D. Neumann und Prof. U.
ufernde Zertifikationen, Güte- und Bauproduk- Weinbrenner nach etwa 30-jähriger Autoren-
trichtlinien würde der Versuch einer vollständiger tätigkeit die Betreuung des „Frick-Knöll“ in jün-
Auflistungen den Rahmen dieses Werkes spren- gere Hände, danken beiden Kollegen herzlich für
gen. Dem Benutzer muss deshalb dringend emp- das sehr angenehme Zusammenwirken in den
fohlen werden, die weitere Entwicklung aller Be- letzten Jahren und wünschen Ihnen eine lange,
stimmungen zu beobachten. erfolgreiche Weiterarbeit an dem traditionsrei-
Die Literaturverzeichnisse wurden aktualisiert chen Werk.
und teilweise durch Internet-Adressen von weite- Mit dem Verlag hoffen wir gemeinsam, dass sich
ren Informationsquellen ergänzt. diese Auflage weiterhin beim Studium und in der
Bei der Auswahl der Bildbeispiele blieben die Be- Baupraxis als brauchbare und zuverlässige Hilfe
arbeiter bemüht, nur Konstruktionen zu erwäh- erweist.
nen, die einen kritisch beobachteten Reifeprozess
aufweisen können. Erfurt, im Frühjahr 2008
Allen, die durch Bereitstellung von Informationen
oder durch ihre Mitarbeit wertvolle Hilfe geleistet U. Hestermann, D. Neumann,
haben, danken wir. L. Rongen
VII

Inhalt

1 Geneigte Dächer 1.8 Dachzubehör und Anschlüsse an


1.1 Allgemeines Dachdeckungen
1.1.1 Dachformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.8.1 Anschlüsse an Wände und
1.1.2 Bezeichnung von Dachteilen . . . . . . . 3 Abgasanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157
1.1.3 Konstruktionsgrundregeln . . . . . . . . . 3 1.8.2 Standflächen für Schornsteinfeger
1.1.4 Zeichnerische Darstellung . . . . . . . . . . 5 und für Abgasanlagen . . . . . . . . . . . . . . 158
1.2 Dachtragwerke aus Holz 1.8.3 Dachhaken, Schneefanggitter und
1.2.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Gesimsdämmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160
1.2.2 Baustoff Holz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.8.4 Sanitärentlüftungen und
1.2.3 Dachtragwerke als Zimmermanns- Antennendurchgänge . . . . . . . . . . . . . . 161
konstruktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 1.9 Ausbau von Dachräumen
1.2.4 Ingenieurmäßige Holzdach- 1.9.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162
konstruktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 1.9.2 Wärmeschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162
1.3 Dachtragwerke aus Stahl 1.9.3 Unterdeckungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168
1.3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 1.9.4 Dampfsperren und Luftdichtheit . . . 169
1.3.2 Baustoff Stahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 1.9.5 Schallschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
1.3.3 Schutzmaßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . 75 1.9.6 Brandschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172
1.3.4 Bauteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 1.9.7 Ausführungsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172
1.3.5 Gittertragwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 1.9.8 Innenflächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175
1.3.6 Raumtragwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 1.10 Dachfenster und Dachgauben
1.4 Massivdachkonstruktionen 1.10.1 Flächenverglasungen (verglaste
1.4.1 Dachtragwerke aus Massivplatten . . 83 Dachflächen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175
1.4.2 Steildachelemente aus Holz . . . . . . . . 85 1.10.2 Dachflächenfenster . . . . . . . . . . . . . . . . 177
1.4.3 Dachtragwerke aus Stahlbeton . . . . . 85 1.10.3 Dachgauben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178
1.5 Textile Flächentragwerke 1.11 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185
1.5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 1.12 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190
1.5.2 Werkstoffe und Materialien . . . . . . . . . 88
1.5.3 Ausführungsbeispiele . . . . . . . . . . . . . . 89 2 Flachdächer
1.6 Dachdeckungen 2.1 Allgemeines
1.6.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 2.1.1 Nutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193
1.6.2 Dachdeckungen mit Dachziegeln 2.1.2 Beanspruchungen – Arten und
und Dachsteinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Klassifizierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194
1.6.3 Betondachstein-Deckung . . . . . . . . . . 105 2.1.3 Bauarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195
1.6.4 Schieferdeckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 2.1.4 Dachneigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196
1.6.5 Faserzement-Wellplatten- 2.1.5 Wärmeschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196
deckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 2.1.6 Feuchtigkeitsschutz . . . . . . . . . . . . . . . . 196
1.6.6 Schindeldeckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 2.1.7 Brandschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196
1.6.7 Bitumenschindeldeckung . . . . . . . . . . 122 2.1.8 Oberflächenschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . 197
1.6.8 Stroh- und Rohr-(Reet-)Deckung . . . . 123 2.1.9 Windbeanspruchung . . . . . . . . . . . . . . . 197
1.6.9 Metalldeckungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 2.1.10 Entwässerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199
1.6.10 Dachpappedeckungen . . . . . . . . . . . . . 139 2.1.11 Anschlüsse an aufgehende
1.6.11 Geneigte Dächer mit Begrünung . . . 141 Bauteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200
1.6.12 Solardach-Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 2.1.12 Flachdachränder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204
1.7 Dachrinnen und Regenfallrohre 2.1.13 Arbeitsablauf an der Baustelle . . . . . . 207
1.7.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 2.1.14 Instandhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208
1.7.2 Bemessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 2.2 Baustoffe
1.7.3 Werkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 2.2.1 Abdichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208
1.7.4 Hängedachrinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 2.2.2 Wärmedämmstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . 212
1.7.5 Dachrinnen – Sonderformen . . . . . . . 152 2.2.3 Dampfdruckausgleichsschicht . . . . . . 213
1.7.6 Regenfallrohre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 2.2.4 Dampfsperren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213
VIII Inhalt

2.2.5 Gefälleschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 3.3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258


2.2.6 Voranstrich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 3.3.2 Abgasleitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258
2.3 Nicht belüftete Flachdächer mit 3.3.3 Vorgefertigte frei stehende Abgas-
nicht genutzter Oberfläche anlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263
2.3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 3.3.4 Schornsteine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264
2.3.2 Flachdachabdichtungen auf 3.3.5 Gemauerte Schornsteine . . . . . . . . . . . 266
Stahlbetonplatten . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 3.4 Abgasanlagen im Freien
2.3.3 Flachdachabdichtungen auf (Schornsteinköpfe) . . . . . . . . . . . . . . . 267
Trapezblechkonstruktionen . . . . . . . . 222 3.5 Schornsteinsanierung . . . . . . . . . . . . 270
2.3.4 Flachdachabdichtung auf Poren- 3.6 Anschluss von Gasfeuerstätten
und Leichtbetonplatten . . . . . . . . . . . . 225 gemäß DVGW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271
2.3.5 Sperrbetondächer . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 3.7 Lüftung von innenliegenden
2.3.6 Nicht belüftete Flachdachabdich- Bädern und Toilettenräumen . . . . . 273
tungen auf Holzkonstruktionen . . . . 227 3.8 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276
2.4 Nicht belüftete Flachdächer 3.9 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277
mit genutzter Oberfläche
2.4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 4 Treppen, Rampen und Aufzüge
2.4.2 Begehbare Flachdächer . . . . . . . . . . . . 228 4.1 Allgemeines
2.4.3 Befahrbare Flachdächer . . . . . . . . . . . . 229 4.1.1 Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279
2.4.4 Begrünte Flachdächer . . . . . . . . . . . . . . 230 4.1.2 Vorschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282
2.5 Zweischalige, belüftete Flachdach- 4.1.3 Planung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289
konstruktionen 4.2 Treppenbauarten . . . . . . . . . . . . . . . . . 295
2.5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235 4.2.1 Gemauerte Treppen . . . . . . . . . . . . . . . . 296
2.5.2 Zweischalige Flachdachkonstruk- 4.2.2 Werksteintreppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296
tionen über Stahlbetondecken . . . . . 237 4.2.3 Stahlbetontreppen . . . . . . . . . . . . . . . . . 299
2.5.3 Zweischalige, belüftete Flachdach- 4.2.4 Holztreppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 304
Leichtkonstruktionen . . . . . . . . . . . . . . 237 4.2.5 Stahltreppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 314
2.5.4 Vorgefertigte zweischalige, durch- 4.2.6 Sonderformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 318
lüftete Flachdachkonstruktionen . . . 238 4.3 Geländer
2.6 Flachdachzubehör 4.3.1 Vorschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 324
2.6.1 Lichtkuppeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 4.3.2 Ausführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326
2.6.2 Entwässerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240 4.4 Rampen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330
2.6.3 Sanitärentlüftungen und 4.5 Aufzüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330
Antennendurchgänge . . . . . . . . . . . . . . 242 4.5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330
2.7 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242 4.5.2 Barrierefreie Erschließungen . . . . . . . . 331
2.8 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 4.5.3 Bauarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331
4.5.4 Abmessungen und Grundriss-
3 Abgasanlagen (Schornsteine, planung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333
Kamine) und Lüftungsschächte 4.6 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335
3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 4.7 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337
3.2 Allgemeine Bauvorschriften
3.2.1 Vorschriften und Normen . . . . . . . . . . 249 5 Fenster
3.2.2 Baustoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339
3.2.3 Höhe der Abgasanlage . . . . . . . . . . . . . 250 5.1.1 Bezeichnungen und Bauarten . . . . . . 340
3.2.4 Lage der Mündung und Abstände 5.2 Anforderungen an Fenster . . . . . . . . 345
von brennbaren Bauteilen . . . . . . . . . . 250 5.2.1 Luftdurchlässigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 346
3.2.5 Wärmeschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 5.2.2 Widerstandsfähigkeit bei Windlast . . 347
3.2.6 Standsicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 5.2.3 Schlagregendichtheit . . . . . . . . . . . . . . 348
3.2.7 Querschnitte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254 5.2.4 Wärmeschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349
3.2.8 Anschluss von Feuerstätten . . . . . . . . 255 5.2.5 Tauwasserschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 350
3.2.9 Wartungseinrichtungen . . . . . . . . . . . . 256 5.2.6 Schallschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351
3.2.10 Heizräume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 5.2.7 Erfüllung von Mindestanforderungen
3.3 Bauarten von Abgasleitungen, an Fenster und Fenstertüren . . . . . . . . 355
Luft-Abgas-Systemen und 5.3 Bauwerksanschlüsse
Schornsteinen 5.3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355
Inhalt IX

5.3.2 Einbauebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 356 6.7 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 473


5.3.3 Befestigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357 6.8 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 475
5.3.4 Fugendämmung und
Abdichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359 7 Türen
5.3.5 Brüstungsanschlüsse . . . . . . . . . . . . . . . 365 7.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 477
5.4 Verglasungen 7.2 Einteilung und Benennung:
5.4.1 Glasarten und Lieferformen . . . . . . . . 368 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 478
5.4.2 Bemessung der Glasscheiben . . . . . . . 374 7.3 Planungshinweise . . . . . . . . . . . . . . . . 478
5.4.3 Einbau von Verglasungen . . . . . . . . . . 374 7.4 Allgemeine Anforderungen . . . . . . . 483
5.4.4 Verglasung von Sprossenfenstern . . 382 7.4.1 Schallschutz von Türen . . . . . . . . . . . . . 483
5.4.5 Schrägverglasungen 7.4.2 Wärmeschutz und Luftdurchlässigkeit
(Überkopfverglasungen) . . . . . . . . . . . 382 von Türen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 489
5.5 Beschläge 7.4.3 Feuchtebeanspruchung und
5.5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388 mechanische Festigkeit von Türen . . 492
5.5.2 Fensterbänder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389 7.4.4 Geometrische und maßliche
5.5.3 Fensterverschlüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . 390 Festlegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497
5.5.4 Funktionsbeschläge . . . . . . . . . . . . . . . . 392 7.4.5 Baukörperanschlüsse von Türen . . . . 501
5.5.5 Zubehör . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398 7.5 Türbeschläge für Holzzargen
5.6 Ausführungsarten und und Holztürblätter
Konstruktionsbeispiele 7.5.1 Türbänder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 509
5.6.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398 7.5.2 Türschlösser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 521
5.6.2 Holzfenster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399 7.5.3 Türdrückergarnituren . . . . . . . . . . . . . . 533
5.6.3 Holz-Aluminium-Fenster . . . . . . . . . . . 410 7.5.4 Türdichtungen (Falz- und Boden-
5.6.4 Aluminium-Fenster . . . . . . . . . . . . . . . . 412 dichtungen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 538
5.6.5 Stahlfenster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 419 7.6 Türelemente aus Holz und
5.6.6 Kunststoff-Fenster . . . . . . . . . . . . . . . . . 419 Holzwerkstoffen
5.7 Kellerfenster 7.6.1 Türzargen- und Türrahmen-
5.7.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 424 konstruktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 546
5.7.2 Lichtschächte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 424 7.6.2 Türblattkonstruktionen aus Holz
5.7.3 Einbau von Kellerfenstern . . . . . . . . . . 427 und Holzwerkstoffen . . . . . . . . . . . . . . . 553
5.8 Sonnenschutz 7.7 Türelemente aus Metall . . . . . . . . . . . 567
5.8.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427 7.7.1 Türzargen aus Metall . . . . . . . . . . . . . . . 568
5.8.2 Rollläden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 428 7.7.2 Türblattkonstruktionen
5.8.3 Jalousetten (Raffstores) . . . . . . . . . . . . . 435 aus Metall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 579
5.8.4 Markisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 437 7.8 Schutztüren
5.8.5 Außen liegende Lamellen- 7.8.1 Feuerschutztüren
systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 437 (Feuerschutzabschlüsse) . . . . . . . . . . . 587
5.8.6 Fensterläden und Schiebeläden . . . . 437 7.8.2 Rauchschutztüren
5.9 Einbruchshemmung . . . . . . . . . . . . . . 439 (Rauchschutzabschlüsse) . . . . . . . . . . . 596
5.10 Lüftungseinrichtungen . . . . . . . . . . . 442 7.8.3 Schallschutztüren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 599
5.11 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 445 7.8.4 Strahlenschutztüren . . . . . . . . . . . . . . . 603
5.12 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 447 7.8.5 Einbruchhemmende Türen . . . . . . . . . 604
7.9 Sondertüren
6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF) 7.9.1 Wohnungsabschlusstüren . . . . . . . . . . 608
6.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 449 7.9.2 Feucht- und Nassraumtüren . . . . . . . . 608
6.2 Planung von PRF . . . . . . . . . . . . . . . . . . 449 7.10 Ganzglas-Türen und Ganzglas-
6.3 Befestigung am Bauwerk . . . . . . . . . 454 Türanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 610
6.4 Bauarten 7.10.1 Ganzglas-Fertigtüren . . . . . . . . . . . . . . . 611
6.4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 456 7.10.2 Ganzglas-Türanlagen . . . . . . . . . . . . . . . 612
6.4.2 Pfosten und Riegel aus Holz . . . . . . . . 459 7.11 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 616
6.4.3 Pfosten und Riegel aus Stahl 7.12 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 630
oder Aluminium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 460
6.4.4 Pfosten und Riegel – Mischformen . . 461 8 Horizontal verschiebbare Tür-
6.5 Ausfachungen und Füllelemente . 461 und Wandelemente
6.6 Fugen- und Anschlussausbildung 468 8.1 Schiebetüren
X Inhalt

8.1.1 Schiebetüren aus Holz und 9.10 Putze für Sonderzwecke:


Holzwerkstoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 633 Schallschutztechnisch wirksame
8.1.2 Ganzglas-Schiebetüren . . . . . . . . . . . . . 637 Putzbekleidungen . . . . . . . . . . . . . . . . 699
8.1.3 Automatische Schiebetüranlagen . . 637 9.11 Putze für Sonderzwecke:
8.2 Harmonikatüren und Wärmegedämmte und verputzte
Harmonikawände . . . . . . . . . . . . . . . . . 639 Außenbauteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 701
8.3 Falttüren und Faltwände . . . . . . . . . . 641 9.11.1 Einschalige Wände aus hoch
8.4 Bewegliche Elementwände . . . . . . . 644 wärmedämmenden Wand-
8.5 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 647 baustoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 703
8.6 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 650 9.11.2 Einschalige Wände mit Außen-
dämmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 703
9 Außen- und Innenputze, 9.11.3 Einschalige Wände mit Innen-
Sonderputze und Wärmedämm- dämmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 703
Verbundsysteme 9.11.4 Wärmedämm-Putzsysteme . . . . . . . . . 708
9.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 651 9.11.5 Wärmedämm-Verbundsysteme . . . . . 711
9.2 Einteilung und Benennung: 9.12 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 718
Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 652 9.13 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 724
9.3 Ausgangsstoffe
9.3.1 Mineralische Bindemittel für 10 Beschichtungen (Anstriche) und
Mörtelputze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 653 Wandbekleidungen (Tapeten)
9.3.2 Organische Bindemittel für auf Putzgrund
Kunstharzputze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 655 10.1 Beschichtungen:
9.3.3 Zuschläge für Mörtel- und Allgemeine Grundbegriffe . . . . . . . . 725
Kunstharzputze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 655 10.2 Wasserverdünnbare Beschichtungs-
9.3.4 Zusätze für Putzmörtel . . . . . . . . . . . . . 656 stoffe. Deckende Beschichtungs-
9.4 Putzmörtel und Beschichtungs- systeme für Außen- und Innen-
stoffe putze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 726
9.4.1 Putzmörtel für Mineralputze . . . . . . . . 657 10.3 Beschichtungen auf mineralischen
9.4.2 Beschichtungsstoffe für Kunstharz- Außenputzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 729
putze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 660 10.4 Beschichtungen auf mineralischen
9.5 Putzaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 661 Innenputzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 732
9.6 Putzsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 662 10.5 Wandbekleidungen (Tapeten) auf
9.7 Putze mit mineralischen Binde- mineralischen Innenputzen . . . . . . . 734
mitteln: Mineralputz als Außen- 10.6 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 735
und Innenputz 10.7 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 739
9.7.1 Putzgrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 665
9.7.2 Putzträger, Putzbewehrung 11 Gerüste und Abstützungen
und Putzprofile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 668 11.1 Gerüste
9.7.3 Putzausführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 676 11.1.1 Allgemeine Bestimmungen . . . . . . . . 741
9.7.4 Putzweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 677 11.1.2 Materialien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 743
9.7.5 Mineralisch gebundene 11.1.3 Bauliche Anforderungen . . . . . . . . . . . 745
Außenputze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 679 11.1.4 Gerüstbauarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 747
9.7.6 Mineralisch gebundene 11.2 Absteifungen und Abfangungen . 754
Innenputze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 686 11.3 Freistehende Gerüste . . . . . . . . . . . . . 758
9.8 Putze mit organischen Bindemitteln: 11.4 Schutznetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 759
Kunstharzputze als Außen- und 11.5 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 761
Innenputz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 692 11.6 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 762
9.9 Putze für Sonderzwecke:
Brandschutztechnisch wirksame
Putzbekleidungen . . . . . . . . . . . . . . . . 695 Sachwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 763
Inhaltsverzeichnis Frick/Knöll Baukonstruktionslehre 1, 34. Auflage

Einführung und Grundbegriffe Seite 1 bis 14 1


Normen, Maße, Maßtoleranzen Seite 15 bis 24 2
Baugrund und Erdarbeiten Seite 25 bis 40 3
Fundamente Seite 41 bis 52 4
Beton- und Stahlbetonbau Seite 53 bis 98 5
Wände Seite 99 bis 218 6
Skelettbau Seite 219 bis 250 7
Außenwandbekleidungen Seite 251 bis 278 8
Fassaden aus Glas Seite 279 bis 306 9
Geschossdecken und Balkone Seite 307 bis 356 10
Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge Seite 357 bis 516 11
Beheizbare Bodenkonstruktionen: Fußbodenheizungen Seite 517 bis 532 12
Systemböden: Installationssysteme in der Bodenebene Seite 533 bis 554 13
Leichte Deckenbekleidungen und Unterdecken Seite 555 bis 612 14
Umsetzbare nicht tragende Trennwände
und vorgefertigte Schrankwandsysteme
Seite 613 bis 642 15
Besondere bauliche Schutzmaßnahmen Seite 643 bis 782 16
Anhang: Gesetzliche Einheiten Seite 783 bis 784 17
Sachwortverzeichnis Seite 785 bis 798 S
1

1 Geneigte Dächer
1

1.1 Allgemeines Dachflächen, insbesondere geneigter, also viel-


fach sichtbarer Dächer sind als so genannte „fünf-
Dächer sind in ihrer Variantenvielfalt und Ge- te Fassade“ qualifiziert zu entwerfen.
staltung entscheidend prägend für den Gesamt- Herstellungs- und Unterhaltungskosten eines Da-
eindruck eines Gebäudes. Die Ausbildung von ches können von der Gestaltung stark beeinflusst
geneigten Dächern wird durch das Klima, die Re- werden. Komplizierte Dachformen erfordern mei-
gion, den verwendeten Baustoff, bautechnische stens aufwändige Detaillösungen, bei denen oft
Traditionen und die Nutzungsart der Gebäude schon geringfügige Planungs- oder Ausführungs-
bestimmt. fehler zu schwer wiegenden Bauschäden führen
Dächer sollen Bauwerke vor Witterungseinflüssen können. So sollten allein aus diesen Gründen
und meistens auch vor Wärmeverlust schützen. ebene, zusammenhängende Dachflächen bei der
Häufig sind auch Anforderungen des Schall- Planung bevorzugt werden, bei denen Dachauf-
schutzes und des Brandschutzes zu erfüllen. bauten und Unterbrechungen der Dachhaut
Zur eindeutigen Kennzeichnung eines Daches ge- durch Belichtungsöffnungen, Dachaufbauten,
hören Angaben über Installationen und Ähnliches auf das unbedingt
Notwendige beschränkt bleiben.
• Dachform
• Dachgrundriss Bei Verschneidungen verschiedener Dachflächen
untereinander oder mit Dachaufbauten muss un-
• Dachtragwerk bedingt darauf geachtet werden, dass der Regen-
• Dachneigung wasserlauf nicht auf schwer abzudichtende Wand-
• Dachdeckungsmaterial anschlüsse, schräg verlaufende Ortgänge usw.
• Dachdeckungsart trifft. Bei manchen Dachentwürfen mit Erkern,
• Dachentwässerung. Gauben oder Gebäudevor- oder -rücksprüngen
wird vielfach übersehen, dass in solchen Fällen
Dachflächen können in Abhängigkeit von der für oft nur kurze Traufenabschnitte gesonderte
Dachneigung auf die verschiedenste Weise her- Regenfallrohre notwendig werden, die sich sehr
gestellt werden. nachteilig auf die Fassadengestaltung auswirken
können.
Dachdeckungen aus „geschuppt“ mit Fugen ver-
legten Materialien (Abschn. 1.6) erfordern deut-
lich geneigte Dachflächen, die in der Regel von Bezeichnung der Dachformen
einem Dachtragwerk getragen werden.
Die Grundformen von geneigten Dächern mit ebe-
Dachabdichtungen aus geschlossenen, fugenlos nen Flächen sind in Bild 1.1 gezeigt. Unterschie-
verlegten Bahnen (Abschn. 2) können ohne oder den werden einachsige (über eine Gebäuderich-
mit geringer Neigung auf flachen Tragwerken tung) gespannte Formen wie Sattel-, Pult-,
oder direkt auf Bauwerken oder Bauteilen auflie- Graben- und Mansarddächer und zweiachsige
gen. (über zwei Achsen entwickelte) Dächer wie
Walm- oder Zeltdächer. Varianten, Misch- und
Sonderformen dieser Grundformen sind möglich.
1.1.1 Dachformen Sie entstehen z. B. auch, wenn geneigte Dach-
flächen auf nicht rechtwinkligen Baukörpern vor-
Dachform, Dachneigung, Dachdeckung und gesehen werden. Dabei entstehen Dachformen
Dachränder mit Ortgang- und Traufenausbil- mit vorspringenden und geneigten Traufen- und
dung haben entscheidenden Einfluss auf die Firstlinien, die jedoch besondere Aufmerksamkeit
äußere Gesamtwirkung eines Bauwerks. Sie sol- hinsichtlich aller Detailpunkte und der Wasser-
len im Einklang stehen mit dessen Funktion und ableitung erfordern.
sind damit weitgehend abhängig von Grundriss, Geneigte Dächer mit gekrümmten Flächen können
Konstruktionsart und Höhe eines Gebäudes. einachsig als Tonnendächer (Voll-, Halbtonne,
2 1 Geneigte Dächer

Segmentbogen) oder auch zweiachsig als para- truktionen, pneumatische Konstruktionen, Falt-
bel- oder hyperbelförmige Schalendächer über werke und andere mehr (s. Bild 1.14 und 1.17 bis
1 nahezu jeder Grundrissform ausgebildet werden. 1.19 in Teil 1 dieses Werkes), die in diesem Zusam-
Weitere besondere Dachformen ergeben sich menhang nicht behandelt werden können und
durch Konstruktionstechniken wie Hängekons- für die auf weiterführende Literatur verwiesen
werden muss.

1.1a 1.1b 1.1c

1.1d 1.1e 1.1f

1.1g 1.1h 1.1i

1.1j 1.1k 1.1l

1.1 Dachformen
a) Flachdach mit Attikarand (s. Abschn. 2) g) Mansarddach
b) Flachdach mit auskragender Dachscheibe h) Walmdach
c) Pultdach i) Sheddach
d) Satteldach j) Tonnendach
e) Grabendach (Schmetterlingsdach) k) Halbtonnendach
f ) Zeltdach l) Segmentbogendach
1.1 Allgemeines 3

1.1.2 Bezeichnung von Dachteilen


Die Bezeichnungen einzelner Dachteile sind Bild 1
1.2 zu entnehmen.

1.2
Bezeichnung von Dachteilen
1 First
2 Traufe
3 Ortgang
4 Giebel
5 Drempel
oder Kniestock
6 Grat
7 Kehle
8 Walm
9 Anfallspunkt
10 Schleppgaube
11 Fledermausgaube
12 Stehende Gauben

1.1.3 Konstruktionsgrundregeln neigung, mit deren zunehmendem Winkel Form-


beiwerte μ (früher Abminderungsbeiwert ks) an-
Dachflächen werden durch zwei Belastungsarten gesetzt werden.
beansprucht. Die Windbelastungen sind abhängig von der
Das Eigengewicht und die Schnee- und Eislast wir- Windgeschwindigkeit (geographische Lage), der
ken senkrecht auf das Tragwerk ein, -Windlasten Dachform und der Höhenlage über Gelände. Mit
gemäß DIN 1055-4 erzeugen hingegen von der zunehmender Höhe des Daches über Gelände
Dachneigung abhängige horizontale Lasteinwir- nimmt die Windgeschwindigkeit ab (Windlastzo-
kungen als Drucklast (Staudruck) auf der windzu- nen s. Abschn. 5.3.1 und Tabelle 5.16 ).
gewandten angeströmten Seite (Luvseite) und
Dachflächen können auf Bauwerken so aufliegen,
als Sogwirkung auf der windabgewandten Seite
dass die senkrechten Lasten nur vertikale Auflager-
(Leeseite). Die Sogwirkung kann größer sein als
kräfte bewirken (Bild 1.3a und b). Sie können sich
der Staudruck und tritt an angeströmten Gebäu-
jedoch auch so gegeneinander abstützen, dass
dekanten und -ecken durch Wirbelbildungen be-
an den Auflagern vertikale und horizontale Kräfte
sonders stark auf. Dachkonstruktionen sind des-
auftreten (Bild 1.3c).
halb gegen Abheben durch Soglasten zu sichern.
Die Größe der Schnee- und Eislasten richtet sich Die Grundformen für Dachkonstruktionen, die
nach der geographischen Lage des Gebäudes sich traditionell herausgebildet haben, werden
(Deutschland ist gemäß DIN 1055-5 in fünf bezeichnet als
Schneelastzonen bzw. vier Eiszonen in Abhängig- • Sparrendächer (Bild 1.3c),
keit von der Höhenlage des Standortes über NN • Pfettendächer (Bild 1.3b, 1.4b).
unterteilt), sowie nach der Dachform und Dach-
4 1 Geneigte Dächer

1.3a 1.3b 1.3c

1.3 Auflagerkräfte von Dachkonstruktionen


a) Flachdächer
b) vertikale Auflagerkräfte bei Pfettendächern
c) vertikale und horizontale Auflagerkräfte bei Sparrendächern

Sparrendächer sind auf rechteckigen einfachen schaftlich sinnvolle Alternative. Sie bieten sich
Gebäudegrundrissen mit Dachneigungen ab ca. auch immer dann an, wenn komplizierte Grund-
30 bis 60 Grad einsetzbar. Sie ermöglichen durch rissformen sowie Dächer mit nahezu jeder be-
die mögliche Stützenfreiheit einen uneinge- liebigen Neigung zu überdecken sind. Pfet-
schränkt nutzbaren Dachraum. Das tragende, in tendächer ermöglichen den Einbau größerer
der Regel aus Holz erstellte Tragwerk beruht auf Dachöffnungen für Gauben, Fenster und Dachter-
dem Prinzip des unverschieblichen Dreiecks, bei rassen. Vielfach stören allerdings notwendige
dem jeweils zwei gegeneinander geneigt liegen- Stützen und Aussteifungsbauteile die Nutzbar-
de Sparren und der Deckenbereich dazwischen keit des Dachraumes. Zudem ist ein höherer Ma-
bzw. ein Deckenbalken zu einem statischen Sys- terialaufwand erforderlich.
tem verbunden sind. Ungünstig wirken sich Die aus dem Eigengewicht der Dachkonstruktio-
größere Dachöffnungen aus, die die jeweiligen nen, aus Wind- und Schneelasten und aus Nutz-
Gespärre unterbrechen. Bei größeren Spannwei- last resultierenden Gesamtlasten können linear
ten wird das Sparrendach durch horizontale Kehl- über Pfetten auf Außen- und Innenwände bzw.
balken gestützt. punktweise auf Stützen abgetragen werden (Bild
Pfettendächer sind ab einer Dachneigung unter 1.4).
ca. 25 Grad die einzige konstruktiv und wirt-

1.4a 1.4b 1.4c

1.4 Lastabtragung
a) Abtragung der Dachlast auf die Außenwände
b) Lastabtragung auf Außen- und Innenwände
c) Lastabtragung punktweise
1.2 Dachtragwerke aus Holz 5

1.5a 1.5b 1.5c

1.5 Aussteifung
a) durch Scheibenwirkung der Dachschale
b) durch biegesteifen Eckverband der Kopfbänder und Scheibenwirkung der Zwischendecke
c) durch Dreieckverbände, z. B. Windrispen (s. Bild 1.14 u. 1.17)

Gegen die Auswirkung horizontal angreifender dem alle Glieder der Konstruktion in ihrem Zu-
Kräfte – (das sind überwiegend Windkräfte) – sammenwirken erkennbar werden. Das sind z. B.
müssen Dachkonstruktionen für sich allein oder beim
in Verbindung mit dem übrigen Bauwerk un- • Sparrendach: Sparren, Kehlbalken, Deckenbal-
verschiebbar ausgebildet (ausgesteift) sein. Das ken oder Deckenkonstruktion
kann erreicht werden durch die Flächenwirkung • Pfettendach: Stuhlsäulen (Stiele, Pfosten), Pfet-
scheibenartiger Bauteile (z. B. durch Schalungs- ten, Streben, Sparren und ggf. Zangen, Streben,
flächen in den Dachebenen oder Fußboden- Kopfbänder.
flächen) oder durch Dreiecksverbände (z. B. durch
Kopfbänder oder Windrispen, Bild 1.5). Alle Dach- Bei ingenieurmäßig konstruierten und berechne-
konstruktionen müssen gegen Abheben oder ten Tragwerken sollen neben dem Überblick über
Kippen infolge Winddruck oder -sog durch ent- die Gesamtkonstruktion mit allen Verbänden die
sprechendes Eigengewicht oder durch Veranke- Ausbildung der Knotenpunkte mit allen Maßen
rung mit dem übrigen Bauwerk gesichert sein und Verbindungselementen in großem Maßstab
(Bild 1.21, 1.22 und 1.37). deutlich gemacht werden.
In Detailzeichnungen sind Ortgang- und Traufen-
abschlüsse, Anschlüsse an aufgehende Wände,
1.1.4 Zeichnerische Darstellung Lichtöffnungen, Regenrohre usw. im Zusammen-
hang mit Dachdeckung und Wärmeschutz darzu-
Dachkonstruktionen sind in Quer- und Längs- stellen.
schnitten, Grundrissen und Detailzeichnungen
darzustellen. Sie dienen zur
• Klarstellung der Konstruktion 1.2 Dachtragwerke aus Holz
• Grundlage der statischen Berechnung
• Preisermittlung 1.2.1 Allgemeines
• Bauausführung.
Holz gilt nach wie vor als hervorragend geeig-
Grundrisszeichnungen sollen zeigen neter Baustoff für Dachkonstruktionen. Die tra-
• Lage aller tragenden Bauteile wie tragende ditionellen, handwerklich (zimmermannsmäßig)
Wände, Unterzüge, Stützen, Pfosten hergestellten Dachtragwerke sind ständig wei-
terentwickelt worden, so dass es auch heute
• Lage der Binder, aller Pfetten, Zangen, Sparren möglich ist, statisch-konstruktiv und geometrisch
• Lage von Dachaufbauten, Schornsteinen, Dach- sehr anspruchsvolle Bauaufgaben gerade mit
fenstern oder Lichtöffnungen, Dachausstiegen Holzkonstruktionen wirtschaftlich und formal an-
und sonstigen Aussparungen mit den evtl. er- sprechend zu lösen. Moderne Holzverarbeitungs-
forderlichen Auswechslungen verfahren und Holzschutzmittel haben die ohne-
• Lage von Firstlinien, Graten und Kehlen sowie hin große Lebensdauer von Holzkonstruktionen
Darstellung des geplanten Regenwasserablaufes noch bedeutend verbessert, die Gestaltungs-
• Dachüberstände und Dachrandausbildungen. möglichkeiten ausgeweitet und die Unterhaltung
wesentlich vereinfacht. Als Konstruktionsregel
Querschnitte sollen insbesondere den Dachbin- ist jedoch auch heute noch zu beachten, dass
der zeigen, d. h. den Teil des Dachtragwerkes, in Hölzer, die Feuchtigkeitseinwirkungen ausgesetzt
6 1 Geneigte Dächer

sind, leicht wieder trocknen können müssen. DIN EN 384 (Charakteristische Werte für mechani-
Vor ständiger Einwirkung von wechselnder Erd- sche Eigenschaften und Rohdichte) und DIN 4074
1 feuchtigkeit, vor Spritzwasser (z. B. in Gelände- (Sortierklassen). Nach DIN EN 338 werden hin-
nähe) oder vor Tauwasser (z. B. bei unmittelbarer sichtlich der Festigkeitswerte und zulässigen
Berührung mit Mauerwerk, Beton oder größeren Beanspruchungen Festigkeitsklassen für Pappel-
Metallflächen) muss Holz durch konstruktive und Nadelhölzer (C 14 bis C 40) und für Laubhöl-
Maßnahmen geschützt sein. zer (D 30–D 70) unterschieden. Der angegebene
Die Widerstandsfähigkeit von Holzkonstruktio- Zahlenwert benennt die Biegezugfestigkeit in
nen gegen Feuer kann durch Anstrich oder Um- N/mm2. DIN 4074-2 unterscheidet darüber hinaus
mantelungen ggf. erheblich verbessert werden. für Nadelrundholz 3 Güteklassen:
Verleimte Konstruktionen (z. B. Brettschichtträ- • Güteklasse I besonders hohe Tragfähigkeit
ger, s. Bild 1.62, 1.87, 1.89) und einige Holzwerk-
stoffplatten sind gegen Entflammung besonders • Güteklasse II gewöhnliche Tragfähigkeit
widerstandsfähig. • Güteklasse III geringe Tragfähigkeit
Für kleinere und konstruktiv einfache Dächer wer-
den auch heute noch Konstruktionen nach hand- Bauholz (Vollholz) für Zimmerarbeiten ist zwar
werklichen Erfahrungsgrundsätzen ausgeführt. In auch in DIN 68 365 genormt, jedoch enthält DIN
der Regel ist aber ein Standsicherheitsnachweis 4074 eine noch weitergehende Klassifizierung
für das Baugenehmigungsverfahren notwendig, der Anforderungen an Nadelschnittholz (Latten,
wobei Mindestabmessungen der einzelnen Bau- Bretter, Bohlen, Kanthölzer), an die Oberflächen-
teile und ihre konstruktive Verbindung unterein- beschaffenheit, die Zulässigkeit von Krümmun-
ander festgelegt werden. gen oder Verdrehungen, von Baumkanten, Ästen,
Breite und Neigung von Jahresringen, von Blitz-
und Frostrissen, Verfärbungen, Insektenbefall
1.2.2 Baustoff Holz usw.
Allgemeines Die Sortierungsmerkmale werden gem. DIN
4074-1 und 4074-5 unterschieden für
Für Zimmerarbeiten werden hauptsächlich Na-
delhölzer verwendet: • „visuelle Sortierung“
• Kiefer (sehr harzreich, daher dauerhaft) Sortierklassen (Festigkeitsklasse gemäß DIN EN
338): S7 (C16), S10 (C24), S13 (C30)
• Fichte (Rottanne)
• Weißtanne (Edeltanne) • „maschinelle Sortierung“
Sortierklassen (Festigkeitsklasse gemäß DIN EN
• Lärche (sehr harzreich). 338): MS7 (C16), MS10 (C24), MS13 (C30) usw.,
Hölzer mit größeren Querschnitten (Balken) be- wobei die Angabe der Festigkeitsklasse mit
stehen meist aus Kiefern- oder Fichtenholz. dem Zusatz M gekennzeichnet wird.
Durch Anwenden der Gütevorschriften, volles
Ausnutzen der Tragfähigkeit, sachgemäßen Ein- Für zimmermannsmäßige Dachkonstruktionen
bau und geeigneten Holzschutz kann Holz ge- wird in der Regel Vollholz der Sortierklasse S 10
spart werden; ferner dadurch, dass alle Balken- verwendet.
und Dachverbandhölzer nach der DIN 1052 „Ent-
Die Sortierkriterien sind gemäß DIN 4074-1 auf
wurf, Berechnung und Bemessung von Holzbau-
eine mittlere Holzfeuchte von 20 % (Gewicht des
werken“ berechnet werden und die DIN 18 334
absolut trockenen Holzes – Holzfeuchte = 0 %)
„Zimmer- und Holzbauarbeiten“ beachtet wird.
bezogen. Holzfeuchten unter 20 % lassen sich
Gütebedingungen kurzfristig nur durch technische Trocknung (ge-
steuerte Holztrocknung in Trockenkammern) er-
Holzbauwerke aller Art und somit auch Dachkon- reichen.
struktionen werden nach DIN 1052 bzw. nach
Eurocode 5 (DIN EN 1995-1-1 und 1995-1-2) be- Die Dichte in kg/dm3 des Holzes in lufttrockenem
messen. Zustand (s. DIN EN 384) beträgt bei
• weichen Hölzern (Fichte, Tanne) 0,55
Bauholz
• halbharten Hölzern (Kiefer, Lärche) 0,60
Für Bauholz gelten DIN 4074 und DIN 68 365
(Bauholz) sowie DIN EN 338 (Festigkeitsklassen), • harten Hölzern (Buche, Eiche) 0,75–0,80
1.2 Dachtragwerke aus Holz 7

Konstruktionsvollholz (KVH) Kreuzbalken


Für Konstruktionsvollholz (Bild 1.6a) aus Fichte Aus einheimischen Nadelhölzern (Fichte/Tanne)
oder Tanne zur Verwendung im Holzhausbau werden zur Verbesserung der Holzausbeute aus 1
gelten auf Grund von Vereinbarungen zwischen Schwachhölzern mit kleinen Querschnitten so
dem Bund Deutscher Zimmermeister (BDZ) und genannte Kreuzbalken hergestellt. Dabei werden
der Vereinigung Deutscher Sägewerksverbände vier Rundholz-Außenteile so miteinander ver-
besondere Qualitätsstandards hinsichtlich Maß- leimt, dass die Rundungen innen liegen, im Zen-
haltigkeit und Dimensionsstabilität, optischem trum also ein mehr oder weniger unregelmäßig
Erscheinungsbild, Zulässigkeit von Keilzinkungen, geformtes Loch entsteht. Die Jahresringe laufen
Standardquerschnitten und -längen sowie des dabei sehr gleichmäßig auf die Außenseiten zu
Feuchtegehaltes (< 18 %). Dabei wird unterschie- (Bild 1.6f ). Es entstehen somit gegen Risse weit
den zwischen Konstruktionsvollholz für den sich- weniger anfällige Außenflächen, und es werden
baren Einbaubereich (KVH-Si) und für den nicht eine erheblich bessere Formstabilität, besseres
sichtbaren Bereich (KVH-NSi). Feuchtigkeitsverhalten bzw. bessere Trocknungs-
eigenschaften und auch günstigere statische
Brettschichtholz (BSH) Eigenschaften gegenüber Vollholz erreicht. Es
Vollkantige Konstruktionshölzer mit großen werden standardmäßig Querschittsabmessun-
Querschnitten (ab einer Seitenlänge von ca. 20 gen von 8 bis 10 cm Breite und 20 bis 26 cm Höhe
cm) sind heute nicht nur schwierig zu beschaffen, und Längen bis 12 m von zugelassenen Herstel-
sie neigen wegen der verfügbaren Holzqualitä- lern angeboten.
ten auch besonders zum Reißen, Schwinden und Nach diesem Herstellungsprinzip können auch
Verdrehen. großformatige mehrschichtige Wandelemente
Sie werden daher vielfach insbesondere bei sich- mit Hohlräumen gefertigt werden.
tigem Einbau durch Brettschichtholz (Bild 1.6b) Durch die Verwendung von Hölzern geringer
ersetzt. Die Vorteile des BSH liegen in der Verrin- Feuchte (≤ 15 % ) für zusammengesetzte verleim-
gerung des Verwindens und Schwindverhaltens te Querschnitte kann auf einen vorbeugenden
sowie in der Erhöhung der Maßhaltigkeit und der chemischen Holzschutz gemäß DIN 68 800-2 ge-
Festigkeitswerte quer zur Faser. Brettschichthöl- gen Pilze und Insekten verzichtet werden.
zer weisen zudem ein besseres Brandschutzver-
halten als Vollholzquerschnitte auf. Es besteht aus
lamellenartig zu Vollprofilen in einem Pressbett
verleimten, mit Keilzinkung gestoßenen Brettern.
Rechteckquerschnitte werden ab ca. 8 cm Breite
und in Höhen bis über 2,00 m und Regellängen
bis zu 35 m in besonders dafür zugelassenen Be-
trieben hergestellt. Dabei sind auch gebogene
und räumlich gekrümmte Trägerformen sowie
trapezförmige o. ä. Querschnitte möglich. Die Ab-
messungen der gehobelten Querschnitte werden
durch die Größen der Hobelmaschinen und den 1.6a 1.6b 1.6c
Transport begrenzt.

Duobalken (Halbhölzer) oder Triobalken


Zur Verbesserung der Formstabilität und zur Ver-
meidung von Rissen in sichtbar eingesetzten
Bereichen werden aus zwei oder drei ca. 8 cm
dicken Bohlenquerschnitten oder Kanthölzern 1.6d 1.6e 1.6f
(überwiegend aus Fichtenholz) verleimte, zusam-
mengesetzte Balkenquerschnitte ähnlich wie 1.6 Bauholz
Brettschichthölzer hergestellt (Bild 1.6c–e). Die a) Konstruktions-Vollholz (KVH)
Vorzugsquerschnitte betragen bei Duobalken 8 b) Brettschichtholz (BSH)
c) Halbholzbalken
bis 16 cm, bei Triobalken 18 bis 24 cm Breite und d) Duobalken
12 bis 24 cm Höhe. Es sind standardmäßig Län- e) Triobalken
gen bis 18 m in der Sortierklasse 10 lieferbar. f ) Kreuzholz
8 1 Geneigte Dächer

Holzwerkstoffe in Verbindung mit Sparren, Rippen usw. bauauf-


Für die Verwendung in zimmermannsmäßigen sichtlich zugelassen.
1 Konstruktionen kommen für tragende Bauteile Spanplatten gemäß DIN EN 309 bestehen aus
und auch zusammengesetzte Querschnitte wie dünnen Holzspänen oder anderen holzartigen
z. B. Kastenträger verschiedene Holzwerkstoff- Faserstoffen sowie Bindemitteln als Kunstharz,
platten zur Anwendung. Dies sind plattenförmige Zement oder auch Gips, die unter Pressdruck zu-
Bauteile, die durch Pressen von Holzteilen wie sammengefügt werden.
Furnieren, Stäben und zerkleinerten Spänen, Fa-
Dazu zählen:
sern, und Holzwolle unter Zugabe von Binde-
mitteln (z. B. Kunstharze oder mineralische Furnierstreifenholz (Parallam PSL® = Parallel
Bindemittel) hergestellt werden. Es werden nach Strand Lumber) aus phenolharzverleimten paral-
Zerkleinerungsgrad, Art und Qualität des ver- lel verlaufenden Schälfurnierstreifen (ca. 16 mm
wendeten Holzes, Bindemittel und Pressverfah- breit und 3 mm dick) aus Douglas Fir oder Sou-
ren vier Arten unterschieden. thern Yellow Pine. Kantholz-Querschnitte von
• Lagenholz (Sperr- und Schichtholz) 280/490 mm und Längen bis etwa 20 m, hohe
Festigkeitseigenschaften und einfache Verbin-
• Spanplatten dungstechniken ergeben außerordentlich wirt-
• Holzfaserplatten für vorwiegend statisch nicht schaftliche Einsatzmöglichkeiten. Gut geeignet
beanspruchte Bauteile für Träger, Stützen, Pfetten usw..
• Holzwolle-Leichtbauplatten (HWL) überwiegend Streifenholz. (Intrallam LSL® = Laminated Strand
als Dämmstoffe Lumber) – wird aus langen polyurethanverleim-
ten Furnierstreifen (ca. 0,8 × 25 × 300 mm) auch
Sperr- oder Schichtholzplatten bestehen mindes- aus minderwertigen Holzqualitäten (Pappelholz)
tens aus drei Holzlagen aus Furnieren oder Holz- zu großen bis zu 32 bis 89 mm dicken Platten in
stäbchen, die mit ihren Faserrichtungen gegen- Abmessungen von max. ca. 2,40 × 10 m gepresst.
einander versetzt aufeinander geleimt werden. Diese können in beliebige Einzelstreifen aufge-
Dazu zählen: trennt werden.
Drei- oder Fünfschichtplatten (Brettsperrholz) OSB-Flachpressplatten (Oriented Strand Boards)
bestehen aus kreuzweise miteinander verleimten nach DIN EN 300 aus parallel zur Oberfläche lie-
unterschiedlich dicken Brettlagen (3 oder 5) aus genden Längsspänen (i. M. 0,6 mm dick, bis 75
Nadelholz. Die Decklagen werden in wesentlich mm lang und 35 mm breit) mit Phenolharz ver-
geringeren Materialstärken als die Mittellagen leimte Platten in Dicken ab 8 mm bis 22 mm, max.
ausgebildet. Die Standardabmessungen betragen 30 mm und Plattenformaten von 2,50/5,00 m
zwischen 13 bis 52 mm Dicke und 2,50/3,00 m Länge und 1,25/2,50 m Breite.
bis 5,00/6,00 m Seitenlänge. Flachpressplatten (FP) gemäß DIN EN 312, be-
Bau- Furniersperrholz (BFU) (Multiplex-Platten) stehen aus parallel zur Plattenebene unter Druck
entsteht durch das Verleimen von kreuzweise an- verleimten Holzspänen. Die Plattenfeuchte in ein-
geordneten Furnieren (bis 3 mm dick) aus unter- gebauten Zustand ist bei der Materialwahl zu
schiedlichen Holzarten mit Phenol- oder Re- berücksichtigen (≤ 15 % = V 20, ≤ 18 % = V 100,
sorzinharzen. Die Plattenfeuchte im eingebauten ≤ 21 % = V 100G). Die Standardabmessungen be-
Zustand ist bei der Materialwahl zu berücksichti- tragen 4, 8, 10, 13, 16, 19, 22, 25, 28 und 38 mm
gen (≤ 15 % = BFU 20, ≤ 18 % = BFU 100, ≤ 21 % = Dicke und ca. 2,70/4,10/5,50 m Länge sowie 1,85/
BFU 100G). Die Standardabmessungen betragen 2,05 m Breite.
8, 9, 10, 12, 15, 18, 20, 21, 24 und 25 mm Dicke und Zementgebundenen Flachpressplatten gemäß
ca. 2,40/3,00 m Länge sowie 1,20/1,50 m Breite. DIN EN 634. Chemisch behandelte Holzspäne aus
Furnierschichtholz (FSH), hergestellt vor allem Nadelholz, die als Armierung dienen, werden mit
in den USA, Kanada und Finnland (z. B. Kerto®, Portlandzement gebunden. Sie können in allen
Microllam LVL) aus verleimten 3 mm dicken Fich- Holzwerkstoffklassen (20, 100, 100 G gemäß
ten-Schälholzfurnieren. Das Material wird in Plat- DIN 68 800-2) in den Materialstärken 8, 10, 12,
ten von 1,82 m Breite, Dicken von 21 bis 75 mm 15, 16, 20, 24, 25, 28, 32, 36 und 40 mm verwendet
(in 6 mm Stufen) und in Längen bis zu 23 m pro- werden. Die Plattenformate betragen ca. 2,20
duziert und ist für tragende Bauteile (z. B. für bis 3,35 und 6,50 m Länge und 1,25 bis 3,00 m
aussteifende Scheiben, Wind- und Knickverbände Breite.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 9

Gipsgebundenen Flachpressplatten. Sie beste- Mängel und Fehler des Holzes


hen aus kalziniertem Gips und Holzspänen aus Nachteilig ist die Neigung des Bauholzes insbe-
Fichte und Espe, die als Armierung dienen. In den sondere des Vollholzes zum Quellen und Schwin- 1
Dicken 6, 8, 10, 12, 15, 18 und 22 mm dürfen sie in den (bei Wasser- und Feuchtigkeitsaufnahme
Feuchtebereichen bis ≤ 18 % (Holzwerkstoffklas- bzw. -abgabe), zum Reißen (bei ungleichmäßigem
sen 20 und 100 gemäß DIN 68 800-2) in Holzhäu- Austrocknen von Kern- und Splintholz) und zum
sern in Tafelbauweise eingesetzt werden. Werfen (ungleichmäßiges Quellen oder Schwin-
Holzfaserplatten gemäß DIN EN 622 bestehen aus den von Schnittholz mit einer Kernholz- und ei-
Holzfasern oder Holzfaserbündeln, die überwie- ner Splintholzseite).
gend ohne Bindmittel zu Platten gepresst werden. Trocken- und Schwindrisse, von außen nach innen
Sie sind für statisch nicht belastungsfähige Bauteil- verlaufend und kaum zu vermeiden, beeinträchti-
schichten sowie im Innenausbau einsetzbar. gen die Holzfestigkeit nur wenig. Dagegen wird
die Tragfähigkeit durch Kernrisse, von innen nach
Dazu zählen: außen gehend, bedeutend vermindert. Ring-
Harte Holzfaserplatten (HFH – Hard Fibreboard schäle, in der Richtung der Jahresringe verlaufen-
sog. „Hartfaserplatten“) aus leimfrei im Nassver- de Risse, sowie Blitzrisse und Frostrisse sind für
fahren zusammengepressten verholzten Fasern Holz der Sortierklasse S 13 nicht zulässig.
stehen in Abmessungen von 3,2 mm, 4, und 6 Gesunde, festverwachsene Äste sind keine Feh-
mm Dicke, 2,60 m Länge und 2,05 m Breite in den ler, beeinträchtigen jedoch die Tragfähigkeit des
Holzwerkstoffklassen HFH 20 und HFH 100 zur Bauholzes, und zwar bei Zugbeanspruchung
Verfügung. mehr als bei Druckbeanspruchung. Drehwüch-
siges Holz (mit schraubenförmig verlaufenden Fa-
Mitteldichte Holzfaserplatten (MDF – Medium- sern) lässt sich schlecht bearbeiten und wirft sich
Density-Fibreboard) entstehen durch Verpressen leicht. Faserverlauf schräg zu den Längskanten
von Fasern mit Klebstoffen (Harnstoff- oder Phe- vermindert die Festigkeit.
nolharze) im Trockenverfahren in den Holzwerk-
stoffklassen MDF 20 und MDF 100. Die Plattenfor- Bläue und harte rote Streifen sind bei Verwen-
mate betragen i. d. R. 1,25 m × 2,50 m Breite bis dung im Trockenen zulässig, nicht aber, wenn das
5,70 m Länge, die Standard-Materialstärken 6, 8, Holz getränkt werden soll.
9, 10, 12 und 15 bis 60 mm. Rot- und Weißfäule, die den lebenden Baum be-
fallen, beeinträchtigen die Güte des Holzes we-
Mittelharte Holzfaserplatten (HFM – Medium- nig. Befallenes trockenes Holz ist nur im Trocke-
Hard-Fibreboard) entstehen durch Verpressen nen verwendbar. Das gleiche gilt für Holz mit
von Fasern ohne Klebstoffe im Nassverfahren in Wurmfraß, falls die Bohrgänge der Käfer und
den Holzwerkstoffklassen HFM 20 und HFM 100. Holzwespen sich nur an der Oberfläche befinden
Die Plattenformate betragen i. d. R. ebenfalls und das Holz sorgfältig mit Holzschutzmitteln im-
1,875 m × 2,60 m, die Standard-Materialstärken 6, prägniert wird.
8, 9, 10, 12 und 15 mm.
Durch die Verwendung zusammengesetzter, ver-
Weiche Holzfaserplatten werden als Dämmstoff- leimter Holzquerschnitte lassen sich die vorher be-
platten aus Cellulosefasern im Nassverfahren bin- schriebenen Nachteile des Bauholzes vermeiden.
demittelfrei bis zu einer Rohdichte von 400 kg/m3
in verschiedensten Dicken von 6 bis 20 und 100 Holzschutz
mm und Plattenabmessungen von 1,25 × 2,50 m
hergestellt. In Feuchtebereichen können bitumi- Gelagertes und eingebautes Holz ist durch
nierte Holzfaserplatten (BPH) eingesetzt werden. pflanzliche Schädigungen (Pilze wie Echter Haus-
schwamm, Porenhausschwamm, Kellerschwamm,
Holzwolleleichtbauplatten (HWL) gemäß DIN Bläuepilz) und Insekten (Hausbock, Poch- oder
1101 und DIN 1102 bzw. DIN EN 13 168 sind als Nagekäfer, Splintholzkäfer, Holzwespen) gefährdet.
Dämmstoff bestehend aus Holzwolle und mine- Pflanzliche Schädigungen treten vor allem dort
ralischen Bindemitteln (Zement oder Magnesit) auf, wo Holz zu feucht eingebaut wurde und eine
einsetzbar. Die Standardabmessungen betragen rasche Austrocknung nicht möglich ist oder
15, 25, 35, 50, 75, und 100 mm Dicke und 2,00 m wenn eingebautes Holz ständiger Feuchtigkeit
Länge sowie 50 cm Breite. Je nach Beanspru- durch Bewitterung, Kondensat oder durch an
chungsart sind sie druckbelastbar (WD) oder Schadensstellen eindringendes Wasser ausge-
nicht druckbelastbar (W) lieferbar. setzt wird. Zu Schutzmaßnahmen zählt daher vor
10 1 Geneigte Dächer

allem der sachgemäße Einbau des Holzes (vgl. Chemischer Holzschutz


Abschn. 16.2 in Teil 1 des Werkes). Holz im Innenbereich, das nicht durch Schädlinge
1 Wenn schädigende Beanspruchungen durch bau- gefährdet ist, wie z. B. Treppen, Verkleidungen,
liche Maßnahmen nicht ausreichend zu verhin- Einbaumöbel usw., wird lediglich mit Holzverede-
dern sind, sind chemische Maßnahmen gegen den lungsmitteln behandelt, die das Holz in natürli-
Befall schädigender Insekten nicht zu vermeiden. cher Farbe belassen und einen Oberflächen-
schutz gegen Verschmutzung bilden.
Baulicher (konstruktiver) Holzschutz Hölzer, die der Bewitterung ausgesetzt sind, müs-
Bauholz ist am meisten durch Pilze gefährdet, sen zusätzlich zu baulichen Schutzmaßnahmen
wenn für diese geeignete Wachstumsbedingun- vor allem gegen zerstörende und verfärbende
gen vorhanden sind. Das ist überall dort der Fall, Pilze geschützt werden.
wo längere Zeit Feuchtigkeit herrscht, die über Dabei ist zunächst die unterschiedliche Resistenz
dem Wert von 20 % für luftfeuchtes Holz liegt. der verwendeten Holzarten gegen Pilzbefall zu
Zu den baulichen Holzschutzmaßnahmen sind berücksichtigen (Tab. 1.7).
daher schon die Wahl geeigneter Holzarten und Durch Anstriche, die lichtechte Pigmente enthal-
die Einhaltung der richtigen Holzfeuchte bei der ten, ist ein Schutz gegen ultraviolette Strahlung
Bearbeitung und beim Einbau zu rechnen. des Sonnenlichtes möglich. Für die Herstellung
Bereits bei der Planung von im Freien liegenden Wasser abweisender Oberflächen kommen bio-
Holzkonstruktionen ist darauf zu achten, dass die- zidfreie Grundierungs- und Anstrichmittel (was-
se nicht durch exponierte Lage übermäßiger Be- serlösliche Lasuren) in Frage.
witterung ausgesetzt sind. Wenn das nicht zu ver- Für tragende und aussteifende Holzbauteile ist in
meiden ist, müssen komplizierte Profilierungen der Regel vorbeugender chemischer Holzschutz
und Bauteilanschlüsse vermieden werden, damit nötig. Chemische Holzschutzmittel müssen nach
keine Feuchtigkeitsnester entstehen können. dem bisherigen Stand der Forschung biozide
Freiliegende Holzflächen, insbesondere Hirnholz- Wirkstoffe enthalten. (Die so genannten „biolo-
flächen, müssen durch Abdeckungen aus Metall gischen“ Holzschutzmittel haben sich bisher zu-
geschützt werden oder – wenn das aus gestalteri- mindest auf Dauer als nicht ausreichend erwie-
schen Gründen nicht gewünscht wird – durch zu- sen. Bauaufsichtliche Zulassungen wurden bisher
sätzliche Holzbauteile, die wie eine „Verschleiß- nicht erteilt.) Zwar sind früher verwendete, in-
schicht“ ggf. leicht zu erneuern sind abgedeckt zwischen als außerordentlich gefährlich erkannte
werden. Im Übrigen ist durch entsprechende Pro- Wirkstoffe wie PCP, Lindan, Dioxin usw. durch
filierungen, insbesondere durch Gefällebildung, andere Stoffe ersetzt, doch ist die Entwicklung
für eine rasche Ableitung von Niederschlagswas- wegen der erforderlichen Langzeitbeobachtun-
ser zu sorgen. gen ständig im Fluss. Für Schutzmittel mit bio-
Der Bewitterung ausgesetzte Holzteile sollen zider Wirkung kann eine Gesundheitsgefährdung
möglichst senkrecht eingebaut werden, damit nicht ausgeschlossen werden. Aus begründeter
Niederschlagwasser in der Faserrichtung ablau- Vorsicht sollten daher chemische Holzschutz-
fen kann. Insbesondere bei ungehobelten Ober- maßnahmen nur dort ausgeführt werden, wo sie
flächen ist dabei auch die Schnittrichtung des wirklich unvermeidbar sind.
Holzes entsprechend zu beachten. Nach den Festlegungen von DIN 68 800-3 ist für
An Auflagern und Berührungspunkten mit ande- den vorbeugenden Holzschutz zunächst zu prü-
ren Materialien sind Holzbauteile durch Zwi- fen, ob die Notwendigkeit des Schutzes gegen
schenlagen (z. B. durch Bitumenbahnen) gegen Insekten und Pilze überhaupt besteht. Die Not-
die aus angrenzenden Bauteilen herrührende wendigkeit wird durch Vergleich mit der Gefähr-
Feuchtigkeit zu schützen. Bei eingebauten Bau- dungsklasse festgestellt.
teilen, wie z. B. Balkenköpfen von Holzbalken- In den Gefährdungsklassen 2, 3, 4 und 5 hängt die
decken oder Pfettenauflagern in Wänden, ist Notwendigkeit von chemischen Holzschutzmaß-
durch Hinterlüftung und zusätzlichen Wärme- nahmen von den Resistenzklassen des Holzes
schutz der Tauwasserbildung entgegenzuwirken gemäß DIN 350-2 ab.
(s. Abschn. 10.3 in Teil 1 des Werkes). Die Wirkung der verschiedenen Einflussfaktoren
Während der Bauzeit sind Holzbauteile nötigen- ist abhängig von den konkreten Einbaubedin-
falls durch geeignete provisorische Abdeckun- gungen, von der Beanspruchung und der daraus
gen gegen länger einwirkende Feuchtigkeit zu sich ergebenden Gefährdung. Es werden neben
schützen. Klassifikationen der natürlichen Dauerhaftigkeit
1.2 Dachtragwerke aus Holz 11

von Holz (DIN EN 350-1 und DIN EN 350-2 und Tabelle 1.7 Dauerhaftigkeit verschiedener Holzarten nach
DIN EN 460) in DIN EN 335-1 und 335-2 fünf Ge- DIN EN 350-2
brauchsklassen (ersatzweise für die bisher gülti- Dauerhaftig- Beschreibung Beispiele 1
gen Gefährdungsklassen gemäß DIN 68 800-3, keitsklasse
Abschn. 2.3 und 2.4 sowie Tab. 1 und 2) neu defi- 1 sehr dauerhaft einige afrikanische Hölzer
niert, die sich vorrangig an der Feuchtebeanspru- 1 bis 2 – Robinie
chung orientieren: 2 dauerhaft Eiche
Gebrauchsklassen gemäß DIN EN 335-1 und 3 mäßig dauerhaft Pitch Pine
335-2: 3–4 – Lärche, Douglasie
4 wenig dauerhaft Tanne, Fichte
1 unter Dach, keiner Witterung und Befeuch-
5 nicht dauerhaft Ahorn, Buche, Esche
tung, ausgesetzt, Innenbereich und abge-
deckt, trocken, Holzfeuchtegehalt max. 20 %
2 unter Dach, keiner Witterung ausgesetzt, Be- sowie in allen Gefährdungsklassen, wenn splint-
feuchtung durch hohe Umgebungsfeuchtig- freie Farbkernhölzer nach DIN 68 364 verwendet
keit gelegentlich möglich, Innenbereich oder werden (Dauerhaftigkeitsklassen s.Tab. 1.7).
abgedeckt, gelegentlich feucht, Holzfeuchte- Die chemischen Schutzmittel bestehen in der
gehalt gelegentlich > 20 % Hauptsache aus wasserlöslichen und öligen Mit-
3 nicht unter Dach, nicht im Erdkontakt, ständi- teln, Öl-Salz-Gemischen und Emulsionen. Das
ger Witterung ausgesetzt oder geschützt aber Holz kann mit den Schutzmitteln behandelt wer-
häufig befeuchtet, Außenbereich ohne Erd- den u. A. durch
kontakt, gelegentlich oder häufig feucht, Holz- • Streichen, Sprühen (Spritzen)
feuchtegehalt gelegentlich oder häufig > 20 %
• Kurztauchen (Sek. und Min.)
4 in Kontakt mit Erde oder Süßwasser, ständig be-
feuchtet, Holzfeuchtegehalt vorwiegend oder • Tauchen (30 Min. bis mehrere Std.)
ständig > 20 % • Trogtränkung (mehrere Std. bis Tage)
5 ständig dem Meerwasser ausgesetzt, ständig • Kesseldrucktränkung (Schutzflüssigkeit wird in
feucht, Holzfeuchtegehalt ständig > 20 % die Hohlräume des Holzes gedrückt)
• Diffusionstränkung (Schutzpaste wandert durch
Die Zuordnung zu den Gefährdungsklassen soll monatelange Diffusion in saftfrisches Holz ein).
nicht formal vorgenommen werden, sondern aus
den spezifischen konkreten Bedingungen abge- Je nach Schutzmittelverteilung entsteht
leitet werden. In DIN 350-2 werden allgemeine • Deckenschutz (an der Oberfläche)
Vorsichtsmaßnahmen hinsichtlich der Einstufung
• Randschutz (Eindringtiefe < 1 cm)
in die Gefährdungsklassen aufgrund der Wichtig-
keit und Zugänglichkeit der Holzteile und der • Tiefschutz (Eindringtiefe > 1 cm)
Dauerhaftigkeit und Tränkbarkeit der Hölzer er- • Vollschutz (völlige Durchsetzung)
läutert. Weiterhin wird auf die Gefahr des Auswa- • Teilschutz (Behandlung besonders gefährdeter
schens behandelter Hölzer und notwendige Teile).
Schutzmaßnahmen insbesondere in der Baupha-
se ungeschützt verbrachter Bauteile verwiesen. Einbringverfahren und Wirksamkeit der Mittel
In der teilweise noch gültigen DIN 68 800-3 sind sind in DIN 68 800-3 näher erläutert.
des weiteren Bedingungen erläutert, unter denen Hölzer für Dachkonstruktionen werden in der Re-
eine Einstufung der Gefährdungsklassen möglich gel mit Salzimprägnierungen im Tauch- oder
ist mit dem Ziel, dass ein chemischer Holzschutz Tränkverfahren behandelt. Wichtig ist, dass durch
nicht erforderlich wird. lange Tränkzeiten eine ausreichende Eindringtiefe
Chemische Holzschutzmaßnahmen sind gemäß der Schutzsalze erreicht wird. An der Baustelle
DIN 68 800-3 nicht erforderlich wenn Holz: dürfen die Imprägnierungen nicht durch Regen-
wasser ausgewaschen werden. Die fixierenden,
• in Räumen mit üblichem Wohnklima verbaut ist meistens grün gekennzeichneten Schutzmittel
und, sind den vielfach üblichen einfacheren rot oder
• gegen Insektenbefall allseitig durch geschlos- orange gekennzeichneten ggf. vorzuziehen. Beim
sene Bekleidungen abgedeckt ist, Einbau etwa entstehende frische Schnitt- oder
• oder zum Raum hin so offen eingebaut ist, dass Bearbeitungsstellen, ggf. auch größere Schwind-
es kontrollierbar bleibt risse sind nachzuimprägnieren.
12 1 Geneigte Dächer

Seit 2006 ist zudem die Europäische Biozidrichtli-


nie in Kraft, die für Holzschutzprodukte Warnhin-
1 weise, Abgaben zum Wirkstoffgehalt, Hinweise zu
Schutzmaßnahmen und zur umweltgerechten
Entsorgung erfordern.
Die in den Prüfbescheiden enthaltenen Prädikate
sind in Tabelle 1.9 zusammengestellt.
1.8a 1.8b Verarbeitungshinweise sind genau zu beach-
ten. Bei der Anwendung dürfen Holzschutzmittel
1.8 Kennzeichnung von Holzschutzmitteln nicht in das Erdreich, Gewässer oder die Kanalisa-
a) Überwachungszeichen tion gelangen.
b) Gütezeichen
Die Beseitigung von leeren Gebinden ist je nach
Art und Menge der Mittel auf üblichen Mülldepo-
nien bzw. gemäß vorgeschriebenem Hinweis der
Mit schaumbildenden, einen Oberflächenfilm bil-
Hersteller ggf. nur über die Sondermüll-Beseiti-
denden Feuerschutzmitteln behandelte Hölzer
gung durchzuführen.
müssen gegen mechanische Beschädigungen und
gegen Feuchtigkeit besonders geschützt werden.
Zurichten des Bauholzes
In jedem Falle sind für tragende Bauteile nur
Holzschutzmittel mit allgemeiner bauaufsichtli- Nach dem Fällen sollte das Holz zwei bis drei Jah-
cher Zulassung vom Institut für Bautechnik in re lang austrocknen (air dried = AD). Leider er-
Berlin (DIBt) vorgeschrieben. Sie müssen das amt- zwingt die Marktlage oft viel kürzere Fristen. Des-
liche Prüfzeichen, das Überwachungszeichen halb wird häufig Holz verarbeitet, das nach dem
(Bild 1.8a), den Prüfbescheid und Anwendungs- Einbau durch Austrocknen stark schwindet. Da-
bereich sowie Hinweise zur Verarbeitung (S = Si- bei entstehen u. a. klaffende Fugen, Putzrisse und
cherheitsratschläge bzw. R = Risikohinweise) auf häufig Pilzbefall. Holz darf nur dann halbtrocken
den Gebinden tragen. eingebaut werden, wenn es in Kürze dauerhaft
Weiterhin bestehen das freiwillige Prüfverfahren austrocknen kann. Hochwertiges Holz wird tech-
der Gütegemeinschaft Holzschutzmittel e.V. nisch getrocknet („Kammertrocknung“). Unter
(RAL-Gütezeichen s. Bild 1.8b) für nicht tragende Kammertrocknung versteht man das künstliche
Bauteile und das freiwillige Registrierverfahren trocknen frischen Holzes in speziellen Trocken-
für Bläueschutzmittel des Umweltbundesamtes kammern auf 12 bis 15 % Holzfeuchte (kiln dry-
(UBA-Registrierverfahren). Der ebenfalls vergebe- ing = KD).
ne „Blaue Engel“ ist kein offizielles Prüf- oder Durch Schneiden des Stammes im Sägegatter
Überwachungszeichen sondern gibt Auskunft entsteht Schnittholz verschiedener Abmessun-
über die Gesundheitsverträglichkeit (Lösungs- gen. Kanthölzer sind besonders günstig geschnit-
mittelanteil) verschiedener Holzschutzmittel. ten, wenn das Kernholz im Schnittpunkt der
Querschnittachsen liegt.

Tabelle 1.9 Kennzeichnung von Holzschutzmitteln


P =wirksam gegen Pilze M = geeignet zur Bekämpfung von Schwamm im Mauer-
Iv =vorbeugend wirksam gegen Insekten werk
Ib =wirksam bei Insektenbekämpfung F = Holzschutz gegen Feuer (durch Verkieselung der Holz-
fasern, Entwicklung einer Schutzzone aus Sauerstoff
S =geeignet zum Streichen, Sprühen, Spritzen und absperrenden Gasen oder Bildung von Schmelz- bzw.
Tauchen Schaumschichten auf der Holzoberfläche kann Holz
(S) = zum Spritzen sowie Tauchen von Bauholz in sta- schwerentflammbar gemacht werden)
tionären Anlagen geeignet, nicht zum Streichen KL = behandeltes Holz führt bei Chrom-Nickel-Stählen nicht
W = auch für Holz, das der Witterung ausgesetzt ist, jedoch zu Lochkorrosion
nicht in Erdkontakt oder Gewässern L = Verträglichkeit mit bestimmten Klebstoffen (Leimen)
E = auch für Holz, das extremer Beanspruchung ausgesetzt entsprechend den Angaben im Prüfbescheid nachge-
ist (Erdkontakt, fließendes Wasser o. Ä.) wiesen.

Beispiel: IvSW bedeutet: Mittel ist geeignet zum vorbeugenden Schutz gegen Insekten für Streich-, Sprüh-, Kurztauch- und
Tauchverfahren und für der Witterung ausgesetztes Holz.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 13

1.10 Sägeschnitte
a Kanthölzer günstigstes Widerstandsmoment für Vollbalken bei
b Latten Seitenverhältnis ≈ 5 : 7
c Schwarten günstigstes Trägheitsmoment für Vollbalken bei
d Seitenbretter Seitenverhältnis ≈ 4 : 7
e Kernbretter (Herzdielen)

Ebenso sind Bretter mit stehenden Jahresringen Unterschieden wird das Bauholz hinsichtlich der
(Kernbretter, Herzdielen) wertvoller als Seiten- Lieferform nach Sortierklassen (s.Tab. 1.11).
bretter (Bild 1.10).

Tabelle 1.11 Sortierkriterien für Kanthölzer und vorwiegend hochkant (K) biegebeanspruchte Bretter und Bohlen
bei der visuellen Sortierung (DIN 4074-1,Tab. 2)

Sortiermerkmale Sortierklasse

S 7, S 7 K S 10, S 10 K S 13, S 13 K
1. Äste bis 3/5 bis 2/5 bis 1/5
2. Faserneigung bis 16 % bis 12 % bis 7 %
3. Markröhre zulässig zulässig nicht zulässiga
4. Jahrringbreite
– im Allgemeinen bis 6 mm bis 6 mm bis 4 mm
– bei Douglasie bis 8 mm bis 8 mm bis 6 mm
5. Risse
– Schwindrisseb bis 3/5 bis 1/2 bis 2/5
– Blitzrisse nicht zulässig nicht zulässig nicht zulässig
Ringschäle
6. Baumkante bis 1/3 bis 1/3 bis 1/4
7. Krümmungb
– Längskrümmung bis 12 mm bis 8 mm bis 8 mm
– Verdrehung 2 mm/25 mm Breite 1 mm/25 mm Breite 1 mm/25 mm Breite
8. Verfärbungen, Fäule
– Bläue zulässig zulässig zulässig
– nagelfeste braune bis 3/5 bis 2/5 bis 1/5
und rote Streifen
– Braunfäule nicht zulässig nicht zulässig nicht zulässig
Weißfäule
9. Druckholz bis 3/5 bis 2/5 bis 1/5
10. Insektenfraß durch Fraßgänge bis 2 mm Durchmesser: zulässig
Frischholzinsekten
11. sonstige Merkmale sind in Anlehnung an die übrigen Sortiermerkmale sinngemäß zu berücksichtigen

a Bei Kantholz mit einer Breite > 120 mm zulässig.


b Diese Sortiermerkmale bleiben bei nicht trockensortierten Hölzern unberücksichtigt.
14 1 Geneigte Dächer

Tabelle 1.12 Holzabmessungen für Nadelschnittholz nach DIN 4070-1 (die Maße gelten für halbtrockenes [verladetrockenes]
Holz in rauhem Zustande)
1 Kantholz in cm/cm Balken in cm/cm Latten in mm/mm
8/8 6/10 6/12 6/14 8/16 8/18 8/20 10/22 12/24 12/26 24/48 30/50 40/60 50/80
8/10 8/12 8/14 10/16 10/18 10/20 16/22 16/24 20/26
10/10 10/12 10/14 12/16 14/18 12/20 18/22 18/24
12/12 12/14 14/16 18/18 14/20 20/24
14/14 16/16 16/20
20/20

Längenstufung innerhalb eines Meters 0,0 0,25 0,50 0,75 1,00 m

Im Allgemeinen genügt bei nicht sichtigem Ein- sich nach der Sortierklasse des Holzes, der Nut-
bau fehlkantiges Bauholz (Sortierklasse S 10 bzw. zungsklasse (NKL – gemäß DIN 1052 Abschn.
MS 10), vollkantiges soll nur in Ausnahmefällen 7.1.1) sowie der Lasteinwirkungsdauer (KLED –
bei sichtigem Einbau verlangt werden. gemäß DIN 1052 Abschn. 7.1.2). Nadelholz ist
nach DIN 4074 auszuwählen und zu beurteilen.
Holzabmessungen Für zugbeanspruchte Tragglieder aus Holz wird
der Bemessungswert für die Zugtragfähigkeit in
In DIN 4070 und 4074 sind die Schnittholzab- Abhängigkeit von den gewählten Verbindungs-
messungen festgelegt. Unterschieden werden mitteln entsprechend reduziert.
Kanthölzer ab 4 cm Breite (b) bis zu einer Höhe
von 3 × b, Bretter mit einer Dicke bis 40 mm und
einer Breite ≥ 80 mm und Bohlen mit einer Dicke
(d) ab 40 mm und einer Breite von größer als 3 ×
1.2.3 Dachtragwerke als
d. Kleinere Querschnitte werden als Latten be- Zimmermannskonstruktionen
zeichnet (Tab. 1.12).
Nachfolgend werden herkömmliche, nach Er-
Bretterdicken fahrungsregeln gestaltete Dachkonstruktionen
besprochen, wie sie auch heute noch ausgeführt
Übliche Dicken rauer Bretter (besäumt und unbe- werden. Die aufwändigeren in diesem Zusam-
säumt): menhang dargestellten Zimmermannskonstruk-
• Dicken: 10 12 15 18 20 22 24 26 28 30 35 und
40 mm;
• Längenstufung innerhalb eines Meters für Na-
delholz wie vor, für Laubholz von 10 zu 10 cm
Übliche Dicken gehobelter Bretter (besäumt/un-
besäumt) für lufttrockenes Nadelholz:
• Dicken: 7 9 12 15 17 21 23 27 32 und 36 mm
(Brett- und Bohlenbreiten ≥ 8 cm).

Bohlen 1.13a

Übliche Dicken rauer Bohlen (besäumt und unbe-


säumt):
• Dicken: 45 50 55 60 65 70 80 90 und 100 mm;
Längenstufung wie vor
Übliche Dicken gehobelter Bohlen (besäumt/un-
besäumt) für lufttrockenes Nadelholz:
• Dicken: 40 45 50 55 60 65 75 mm.
1.13b
Zulässige Spannungen 1.13 Prinzip des Sparrendaches
a) Sparrendach (Gespärre) in Verbindung mit Holz-
In Bauwerken aus Bauholz nach DIN 4074 sind balkendecke
die zulässigen Spannungen nach DIN 1052 zu b) Sparrendach (Gespärre) in Verbindung mit Stahl-
berücksichtigen. Die zulässige Spannung richtet betondecke
1.2 Dachtragwerke aus Holz 15

1.14
Sparrendach; Begriffe
1 Sparren (Feldsparren)
2 Schwelle
1
3 Deckenplatte (oder Holzbalkendecke)
4 Giebelscheibe
5 Windrispen (Gegenseite nicht eingezeichnet)
(nur in Verbindung mit Firstbrett und/oder Dachlattung
für alle Sparren wirksam)
6 Wechsel
7 Wechselsparren
8 ausgewechselter Sparren
9 Firstlasche (vgl. Bild 1.15, hier nur im 1. Gespärre
eingezeichnet)

1.15 Einfaches Sparrendach ohne Kehlbalken; 1.16 Sparrendach mit Kehlbalken (schematisch;
Sparrenlänge < ca. 5,00 m (schematisch; Windrispen, Laschen usw. nicht eingezeichnet)
Windrispen usw. nicht eingezeichnet) 1 Kehlbalken
1 Sparren 3 Schwelle 2 Sparren
2 Firstbohle 4 Firstlaschen 3 Hahnenbalken (vgl. Bild 1.24b)
(nicht tragend) 5 Giebelanker

tionen werden heute jedoch vielfach ersetzt den auf Zug beansprucht. Größere Öffnungen in
durch Tragwerke, in denen vorgefertigte Holz- Decken erfordern daher besondere konstruktive
bauelemente mit weitaus günstigeren statischen Aufwendungen. Ebenso sind größere Öffnungen
Eigenschaften als das übliche Bauholz wirtschaft- in der Dachfläche für Dachfenster oder Gauben
lichere Lösungen ermöglichen. Im Hinblick aber zu vermeiden. Dabei sollte – wenn überhaupt –
auf die immer wichtiger werdenden Gebiete der möglichst nur ein Gespärre „ausgewechselt“ wer-
Bauerhaltung und -sanierung sowie der Denk- den (Bild 1.14).
malpflege erscheinen auch Kenntnis und Beurtei- Dabei müssen die „Wechselsparren“ die Belastun-
lungsvermögen älterer Konstruktionen nötig. gen aus den Feldern der ausgewechselten Spar-
ren übernehmen und sind daher in der Regel
Sparrendächer gegenüber den normalen „Feldsparren“ gemäß
Sparrendächer bilden einen stützenfreien Dach- statischem Nachweis zu verstärken.
raum und erleichtern die Nutzung von Dachge- Der Sparrenabstand beträgt mit Rücksicht auf die
schossen (Bild 1.13). Beim Sparrendach bilden Dachlattenabmessung je nach Gewicht der Dach-
zwei Sparren mit einem Deckenbalken oder dem deckung 70 bis 100 cm.
dazugehörigen Streifen einer Massivdecke ein Über kleineren Bauwerken, bei denen sich je nach
unverschiebliches Dreieck („Gespärre“) als Drei- Dachneigung Sparrenlängen bis etwa 5,00 m er-
gelenk-Stabzug. Jedes Gespärre ist somit in geben, können einfache Sparrendächer wie in
Richtung seiner Konstruktionsachse ausgesteift Bild 1.15 bzw. 1.19 geplant werden. Bei größeren
(Queraussteifung). Die gesamte Dachlast wird – Dachabmessungen werden die erforderlichen
ohne die Decke zu belasten – auf die Außenwän- Abmessungen der Sparren unwirtschaftlich. In
de übertragen. Decke oder Deckenbalken wer- der Regel werden die Sparren eines Gespärres
16 1 Geneigte Dächer

1.17 Aussteifung durch Rispenbänder 1.18 Aussteifung durch großformatige Bauelemente


(Windrispen nur in Verbindung mit Firstbrett und/
oder Dachlattung für alle Sparren wirksam)

deshalb zur Abminderung der Durchbiegung ten bzw. Schalbretter müssen daher auf den Spar-
durch Kehlbalken als Druckstäbe gegeneinander ren vernagelt sein.
abgestützt. Sparrendächer in derartiger Form Die Giebelscheiben bilden beim Sparrendach le-
werden deshalb auch als „Kehlbalkendächer“ be- diglich den Abschluss des Dachraums und sind
zeichnet (Bild 1.16). nicht Bestandteile der Dachkonstruktion. Sie müs-
sen daher mit den ersten Gespärren durch Anker
Aussteifung. In Längsrichtung müssen die Ge- verbunden oder durch einen über die Giebelober-
spärre von Sparrendächern zur Herstellung von kante verlaufenden Ringbalken (s. Bild 1.25 und
unverschieblichen Dreiecksverbänden durch Abschn. 10.3.3 in Teil 1 dieses Werkes) eigenstän-
„Windrispen“ ausgestreift werden (Längsausstei- dig gegen Kippen gesichert werden (Bild 1.15).
fung). In herkömmlicher Ausführung waren das
diagonal in der Dachfläche unter die Sparren ge- Die gesamte Dachkonstruktion muss mit dem
nagelte Bretter. Durch diese Ausführungsart wird darunter liegenden Bauwerk so verbunden wer-
jedoch ein Dachausbau zu sehr behindert. den, dass alle auftretenden Horizontal- und Verti-
kalkräfte sowie Kippmomente aus Winddruck
Daher ist heute die Längsaussteifung mit Rispen- und -sog sicher übertragen werden. Bei Sparren-
bändern aus verzinkten, gelochten etwa 4 cm dachkonstruktionen in Verbindung mit Holzbal-
breiten Stahlbändern üblich. Sie werden auf die kendecken sind die Deckenbalken mit dem Mau-
Oberseite der Sparren (d. h. unterhalb der Dach- erwerk oder den in der Regel notwendigen
lattung) angebracht, damit möglichst nur geringe Ringbalken zu verankern (vgl. Bild 1.21a und b).
außermittig Kraftanschlüsse entstehen. Da solche Wenn Massivdecken Bestandteil von Sparren-
Stahlbänder nur Zugkräfte übertragen können, dachkonstruktionen sind, werden die dabei not-
müssen sie auf jeder Dachseite über Kreuz ange- wendigen Schwellen oder Sparrenschuhe fest mit
ordnet werden (Bild 1.17). Bei größeren Dach- dem Bauwerk verankert (Bilder 1.21c und d, 1.22).
flächen sind mehrere derartige Aussteifungsver-
bände vorzusehen.
Einfache Sparrendächer
Statt durch Windrispen können die Dachflächen
auch durch im Verband verlegte und verschraub- Ein einfaches Sparrendach in handwerklicher
te großformatige Holzwerkstoffplatten oder vor- Ausführung über einem kleineren Bauwerk zeigt
gefertigte entsprechend belastbare Wärme- Bild 1.19.
dämm-Elemente ausgesteift werden (Bild 1.18). Am First wurden die Sparren nach traditioneller
Die Längsaussteifung erfolgt hierbei durch die in Art durch „Scherzapfen“ mit Hartholznagel von
der Dachfläche erzeugte „Scheibenwirkung“ der quadratischem Querschnitt in entsprechender
Plattenelemente. Bohrung gesichert (Bild 1.20a). Heute bildet man
Bei dieser Form der flächenhaften Aussteifung die Firstverbindung jedoch meist mit einer First-
werden die Dachlatten oder die Schalung eines bohle und mit doppelten, genagelten Brettla-
evtl. vorhandenen „Unterdaches“ (s. Abschn. 1.9.3) schen aus (Bild 1.20b und c). Dadurch wird nicht
statisch zur Koppelung der einzelnen Sparren nur der arbeitsaufwändige Scherzapfen vermie-
bzw. Gespärre herangezogen. Stöße der Dachlat- den, sondern auch ein einfacheres Ausrichten des
1.2 Dachtragwerke aus Holz 17

1.19a 1.19b

1.19 Einfaches Sparrendach auf Holzbalkendecke1) 1 Sparren ca. 8/18 cm, Abstand a = ca. 80 cm
a) Querschnitt 2 Deckenbalken ca. 14/20 cm
b) Längsschnitt 3 Ringbalken innerhalb des Wandquerschnittes
4 Giebelanker

1.20a 1.20b 1.20c

1.20 Firstpunkt
a) Firstverbindung mit Scherzapfen 1 Sparren
b) Firstverbindung mit Laschen und Firstbohle 2 Firstbohle
c) Firstverbindung mit Sperrholzlaschen und innen liegenden Firstbohlen 3 doppelte Brettlasche, genagelt

gesamten Daches ermöglicht. Die Firstbohle hat Form nicht mehr ausgeführt. Auch die Aus-
keine tragende Funktion im Dachverband, ist je- führung ohne Zapfen erfordert aber eine relativ
doch ein Bauteil zur Stabilisierung des Daches in große Vorholzlänge. Bei diesen Ausführungsarten
Längsrichtung. ergibt sich der für derartige Sparrendächer typi-
Die am Fußpunkt des Sparrens auftretenden ho- sche Knick in der Dachebene, der durch einen
rizontalen Schubkräfte (Bild 1.3c) wurden tradi- „Aufschiebling“ gemildert wird. Aufschieblinge,
tionell bei Holzbalkendecken durch „Versatz“ in die meistens aus einer dicken Bohle geschnitten
die Deckenbalken übertragen. Der Sparrenan- und durch Nägel auf Balken und Sparren befes-
schluss muss gegen das Balkenende zurückge- tigt werden, sind eine besondere Eigenart des
setzt werden, damit eine ausreichend große Sparrendaches in Verbindung mit Holzbalken-
Scherfläche („Vorholz“) entsteht, die errechnet decken. Die Anschlüsse zwischen Aufschiebling
werden muss und keinesfalls weniger als 20 cm und Sparrenoberkante bedingen einen Knick in
lang sein soll. Die handwerkliche Ausführung mit der Dachfläche bzw. Dachdeckung. Dieser kann
„Stirnversatz“ und Aufschiebling (Bild 1.21a) wird ggf. durch „Aufsparrendämmung“ oder die Un-
wegen des hohen Arbeitsaufwandes in dieser terkonstruktion der Dachdeckung ausgeglichen
werden.
1) Stahlblech-Sparrenhalter (Bild 1.21b) ermög-
Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als An-
halt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheits- lichen es, einen versatzähnlichen Sparrenan-
nachweis zu ermitteln. schluss so weit nach außen zu verlegen, dass kei-
18 1 Geneigte Dächer

1.21a 1.21b

1.21c 1.21d

1 Sparren
2 Deckenbalken
3 Vorholzlänge
4 Aufschiebling
5 Dachverband
1.21 Fußpunkt 6 Verankerung mit Stahlwinkel
a) Traditioneller Sparrenanschluss mit Stirnversatz und 7 Bolzen
Aufschiebling 8 Sparrenschuh aus Stahlblech
b) Sparrenanschluss mit Stahlblech-Sparrenhalter 9 Stahlbetondecke
c) Sparrenanschluss mit Stahlbalkenschuh 10 Balkenschuh
und Schwelle 11 Fußschwelle mit Verankerung
d) Sparrenanschluss mit Schwelle und überstehendem, in der Deckenaufkantung
versatzartig angeschlossenem Sparren. 12 Beiholz
1.2 Dachtragwerke aus Holz 19

1.22a 1.22b

1.22c

1.22
Fußpunkte für Sparrendächer über Stahlbetondecken
a) Stahlbetondecke mit Aufkantung
b) Sparrenanschluss mit Sparrenschuh aus Stahlblech
c) Sparrenanschluss mit Sparrenschuhverbinder aus ver-
zinktem Stahlblech
d) Sparrenanschluss mit Z-Profil aus Flachstahl
1 Sparren
2 Stahlbetondecke 1.22d
3 Wärmedämmung
4 Gleitlager
5 Ringanker
6 Fußschwelle mit Verankerung an der Deckenaufkantung, Sparren genagelt
7 Ankerschiene, einbetoniert
8 Stahlblech-Sparrenschuh (BTM) auf Ankerschiene verschraubt, Sparren seitlich genagelt
9 Sparrenfußverbinder
10 Z-förmiger Sparrenfußverbinder aus Flachstahl
11 Zuglasche
20 1 Geneigte Dächer

1.23a 1.23b 1.23c 1.23d

1.23 Konstruktive Überlegungen für Dachüberstände bei Sparrendächern


a) Sparrenanschluss mit Versatz auf Holzbalkendecke
b) Gesimsbildung durch Balken- oder Deckenüberstand (stat. ungünstige Lösung)
c) Gesimsform durch Aufschiebling (bildet sich geometrisch in der Dachfläche ab!)
d) Gesimsbildung bei Sparrenanschlüssen auf Stahlbetondecken

ne Aufschieblinge erforderlich sind und die Spar- Traufenüberstände mittels überkragender


renenden sogar überstehen können. Deckenbalken sind bei Sparrendächern in Verbin-
In jedem Fall ist die Einleitung der Horizontalkräfte dung mit Holzbalkendecken statisch ungünstig,
am Auflager der Sparren statisch nachzuweisen. weil in den Deckenbalken bei einem größeren
In der Regel liegen die Balken auf Ringankern Überstand zusätzliche Biegemomente entstehen
(s. Abschn. 6.2.1 in Teil 1 des Werkes) der Außen- (Bild 1.23b). Wenn aus bautechnischen Gründen
wände auf (vgl. Bild 1.19a). Durch geeignete Ver- überstehende Traufengesimse vorgesehen wer-
ankerung ist die gesamte Dachkonstruktion ge- den sollen, sind bei der traditionellen Konstruk-
gen Winddruck bzw. -sog zu sichern. tion lange Aufschieblinge unvermeidlich (Bild
1.23c). Werden die Fußpunkte jedoch im Zu-
Die am Sparrenfuß auftretenden Horizontalkräfte sammenhang mit Stahlbetondecken ausgebildet
können natürlich auch von Massivdecken – am (Bild 1.22), können die Sparren problemlos Über-
einfachsten von Stahlbetonplatten – aufgenom- stände haben (Bild 1.23d).
men werden. Die Sparren werden entweder mit
einer Fußschwelle auf eine Deckenaufkantung Ortgangüberstände sind bei Sparrendächern
gesetzt (Bild 1.21c und d, 1.22a) oder mit Stahl- konstruktiv nicht zu begründen, da an den Ge-
blech-Sparrenschuhen in Verbindung mit einbe- bäudeabschlüssen die letzten Gespärre auf der
tonierten Ankerschienen am Deckenrand ange- Innenseite der Giebelscheiben stehen. In der Re-
schlossen (Bild 1.22b). Weiterhin stehen spezielle gel wird daher hier lediglich die Dachdeckung
Stahlverbindungsmittel wie Sparrenschuhverbin- über die Giebelscheiben hinweggezogen.
der und Flachstahlverbinder zur Verfügung (Bild
1.22c und d).

1.24a 1.24b 1.24c

1.24 Kehlbalken-Dachtragwerke
a) Sparrendach mit Kehlbalken etwa in Sparrenmitte
b) Sparrendach mit 2 Kehlbalken (oberster Kehlbalken = „Hahnenbalken“), Abstützung des unteren
Kehlbalkens durch Schwelle auf Stielen mit Kopfbändern (vgl. Bild 1.33)
c) dreifach ausgesteiftes holzsparendes Kehlbalkendach (vgl. Bild 1.27) mit Stielen unter jedem Sparren
1.2 Dachtragwerke aus Holz 21

Sparrendächer mit Kehlbalken


Bei größeren Gebäudetiefen, d. h. bei Sparrenlän-
gen über etwa 5,00 m, sind die Sparren gegen 1
Durchbiegen zu sichern. Das geschieht durch Ein-
fügen eines Kehlbalkens, der je zwei Sparren ge-
geneinander abstützt. Der Kehlbalken läge sta-
tisch am günstigsten in der Mitte des Sparrens,
wo die Durchbiegung am größten ist (Bild 1.24a).
Bei ausgebautem Dachgeschoss wird die Lage
der Kehlbalken aber durch die Höhe der Dachge-
schossräume bestimmt. Das über dem Kehlbal-
ken liegende Sparrenende kann bis etwa 3,50 m
lang werden, da die gegenüberliegenden Spar-
ren sich im First gegenseitig stützen. 1.25a
Wenn das obere Sparrenende zu lang ist oder bei
großen Dächern kann eine zweite Kehlbalken-
lage mit „Hahnenbalken“ in Frage kommen (Bild
1.24b und 1.16).
Unbelastete Kehlbalken erhalten nur Druck in der
Faserrichtung. Wird das Dachgeschoss ausgebaut
und der Raum über den Kehlbalken als Dachbo-
denraum ausgenutzt, wird der Kehlbalken durch
Deckengewicht und Nutzlast auch auf Biegung
beansprucht.
Durch Aussteifungselemente in der Kehlbalken-
ebene (Diagonalaussteifung oder Schalung mit
Scheibenwirkung) und Verankerung an die Gie-
bel- oder Zwischenwände kann eine unverschieb-
liche Kehlbalkenebene hergestellt werden.
Müssen deshalb belastete, lange Kehlbalken
durch Stiele gegen Durchhängen gesichert wer-
den, entstehen statisch unklare Verhältnisse, weil
die durch die Stiele auf die Geschossdecke mit
übertragenen Dach- und Windlasten schlecht er-
fassbar sind (Bild 1.24b).
Ein Sparrendach mit freiem, für den Ausbau ge-
eignetem Dachraum über einer Massivdecke ist
in Bild 1.25 dargestellt. Der stützen- und streben-
lose Verband besteht aus Hölzern mit verhältnis-
mäßig schmalem, hohem Querschnitt. Die Verbin-
dungen sind genagelt. Die Sparren stehen auf
einer Fußschwelle, die auf der Aufkantung der
Stahlbetondecke verankert ist. Der Sparrenfuß ist
gegen Abheben durch Nagelung gesichert (vgl. 1.25b
Bild 1.22). 1.25 Sparrendach mit Kehlbalken bei ausgebautem Dach-
Der Diagonalverband zur Längsaussteifung ist in geschoss auf Massivdecke. Dachneigung 50°.
diesem Beispiel oberhalb der Kehlbalkenlage a) Querschnitt, b) Längsschnitt
und durch eine Windrispe hergestellt. 1 Firstbohle 3/14
2 Windrispe 3/14
Kehlbalkenanschlüsse wurden früher mit Versatz 3 Längsverband (Diagonalverband)
und Zapfen ausgeführt. Diese Verbindung ist 4 Kehlbalken aus 2 × 3,5/21 (Zange)
nicht nur handwerklich aufwändig herzustellen, 5 Futterholz zu Verbindung der Kehlzangen
6 Grenze des Dachausbaues
sie ist auch statisch betrachtet falsch, weil sie den 7 Sparren 7/21
Sparren an der am stärksten beanspruchten Stel- 8 Giebelanker
le schwächt. Kehlbalkenanschlüsse werden daher 9 Ringbalken/Ringanker
22 1 Geneigte Dächer

1.26a 1.26b

1.26 Kehlbalkenanschlüsse
a) Kehlbalkenanschluss mit genagelter Knagge und Laschen
b) Kehlbalkenkonstruktion für große Spannweiten und Belastungen (Kehlzange)

1.27 Dreifach ausgesteiftes Kehlbalkendach1)

1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen.


Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis zu ermitteln.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 23

heute mit Hilfe von Knaggen hergestellt, die an Stiele unterstützt, die zugfest an die Decke ange-
die Sparren genagelt werden und so eine Versatz- schlossen werden.
fläche bilden; seitlich werden Brettlaschen ange- Die Holzquerschnitte derartiger Konstruktionen 1
nagelt (Bild 1.26a). Bei größeren Spannweiten der können relativ klein sein. Von Nachteil jedoch ist
Kehlbalken, bei Belastung durch Ausbau oder Nut- die zusätzliche Belastung der Decken durch die
zung des Dachraumes oberhalb des Kehlbalkens Stiele. Ggf. müssen die Decken entsprechend
wird die Kehlbalkenkonstruktion vielfach durch stärker dimensioniert werden.
zwei zangenartige, gegeneinander mit Futterklöt-
zen ausgesteifte Holzbretter oder -bohlen gebil- Pfettendächer
det, die mit dem Sparren durch Nagelung oder
Dübelung verbunden werden (Bild 1.26b). Allgemeines
In Bild 1.27 ist eine Sonderform für Kehlbalken- Anders als beim Sparrendach entstehen bei der
dächer mit großen Spannweiten in konventionel- Pfettendachkonstruktion lediglich vertikale Auf-
ler Ausführungstechnik gezeigt. Die unteren lan- lagerkräfte durch die Eigenlasten. Die konstruktiv
gen Sparrenabschnitte sind hier durch kurze einfachste Form eines Daches ergibt sich, wenn

1.28 Ausgangsform des Pfettendaches: 1.29 Pfettendach mit Pfetten auf ausgesteiften
Pultdach mit Sparren, die mit Lagerhölzern auf Giebelwänden in Verbindung mit großformatiger
Mauern aufliegen (kleinformatige Dachdeckung) Eindeckung ohne Lattung (z. B. Faserzement-
Wellplatten)

1.30 „Koppelpfetten“ (Sparrenpfetten) auf Unterzügen, 1.31 Pfetten auf ausgesteiften Giebelwänden.
Bindern o. Ä. in Verbindung mit großformatiger Sparrenlage für kleinformatige Deckungen
Deckung 1 Mittelpfette
2 Sparren
24 1 Geneigte Dächer

die die Dachdeckung tragenden Sparren auf La- der Regel das Tragwerk für die erforderlichen
gerhölzern (Pfetten) aufliegen, welche unmittel- Sparren (Nebenträger). Bei Bauwerksbreiten ab et-
1 bar auf tragenden Wänden ruhen. Abstand und wa 8,00 m ergeben sich je nach Dachneigung
Lage der Sparren sind dann allein von der Art Sparrenspannweiten von über 4,50 m. Die Durch-
bzw. dem Gewicht der Dachdeckung und der biegung von Sparren aus üblichem Bauholz muss
hierfür erforderlichen Tragkonstruktion und dann durch zusätzliche Zwischenauflagerung auf
dem Gebäudegrundriss bestimmt. Lediglich die „Mittelpfetten“ begrenzt werden (Bild 1.31).
Durchbiegung der Sparren begrenzt hinsichtlich Bei der herkömmlichen handwerklichen Aus-
der Spannweiten die Ausführungsmöglichkeiten führung von Pfettendächern werden die Spar-
(Bild 1.28). renauflager durch den „Dachstuhl“ gebildet. Die
In der Regel werden die Sparrenauflager durch einfachste Form eines Dachstuhles für geringe
tragende „Pfetten“ gebildet. Sie können bei klei- Gebäudebreiten stellt der „einfach stehende
neren Gebäuden mit einfachen Grundrissformen Stuhl” dar (Bild 1.32). Standardausführung ist der
frei zwischen ausgesteifte Giebelwände oder „zweifach stehende Stuhl” (Bild 1.33).
sonstige hochgeführte Querwände gespannt Im Laufe der historischen Entwicklung sind zahl-
werden (Bild 1.29). reiche weitere Formen von Dachkonstruktionen
Dachdeckungen aus großformatigen Beda- nach dem Pfettendachprinzip entstanden, die er-
chungsmaterialien (z. B. Faserzement-Wellplat- gänzt werden durch Sprengwerke und Hängewer-
ten) können direkt auf Pfetten aufliegen, wenn ke zur Überbrückung größerer Spannweiten.
diese im erforderlichen Abstand frei zwischen
ausgesteifte Giebelscheiben gespannt (Bild 1.29) Ein schematischer Überblick ist in Bild 1.34 gege-
sind. Mit derartigen Pfettendachkonstruktionen ben. Übliche einfache Konstruktionen mit ab-
können jedoch nur einfache Satteldächer über gestützten Pfetten zeigt Bild 1.34a und b. In der
kleineren Rechteckgrundrissen gebildet werden. zweiten Gruppe (Bild 1.34c bis e) sind Pfetten-
Sie können auch auf sog. „Koppelpfetten“ oder dächer mit Dachneigungen > 40° oder Sparren-
„Sparrenpfetten“ verlegt sein, die auf anderen längen > 7 m schematisch dargestellt. Sie sind
Unterkonstruktionen wie z. B. unverschiebli- mit Streben gegen Windkräfte gesichert.
chen Dreiecksverbänden oder Dachbindern (Bild Wenn Decken die durch Pfosten übertragenen
1.118) über größeren rechteckigen Grundrissfor- Dachlasten nicht aufnehmen können, werden mit
men aufgelagert sind (Bild 1.30). Hilfe von Streben Sprengwerke gebildet (Bild
Bei den meisten Dachdeckungen aus kleinfor- 1.34e, f, g).
matigen Materialien (Dachziegel, Dachsteine, In Bild 1.34h und i schließlich sind Pfettendächer
Schiefer usw.) bilden die Pfetten (Hauptträger) in mit „Liegendem Stuhl“ gezeigt. In ihnen überneh-

1.32 Pfettendach mit einfach stehendem Stuhl 1.33 Pfettendach mit zweifach (doppelt) stehendem
1 Firstpfette 5 Bindersparren Stuhl, schematische Übersicht
2 Pfosten (Stiel) 6 Feldsparren (Leergebinde) 1 Mittelpfette 5 Bindersparren
3 Kopfbänder 7 Fußpfette (Schwelle) 2 Pfosten (Stiel) 6 Feldsparren (Leergebinde)
4 Laschen 3 Kopfbänder 7 Fußpfette (Schwelle)
4 Zangen
1.2 Dachtragwerke aus Holz 25

1.34a 1.34d 1.34g

1.34b 1.34e 1.34h

1.34c 1.34f 1.34i

1.34 Herkömmliche Pfettendachformen


a) Einfach stehender Stuhl, Stiel unter Firstpfette. Bei Neigung > 25° Zange erforderlich
b) Doppelt stehender Dachstuhl. Zange erforderlich bei Neigungen > 25°
c) Einfaches Sprengwerk. Hängesäule mit Schwebezapfen
d) Doppelt stehender Stuhl mit Windstreben auf Massivdecke
e) Dreifach stehender Stuhl mit First- und Mittelpfetten und Windstreben auf Massivdecke
f ) Doppeltes Sprengwerk (Decke wird nicht belastet). Bei steilen Dächern zusätzlich Zange unter den Mittelpfetten
erforderlich.
g) Sprengwerk mit Mittel- und Firstpfette
h) Sprengwerk, bei dem die Stiele unter den Mittelpfetten gleichzeitig die Sprengwerkstreben sind.
(„Liegende“ Kopfbänder)
i) Liegende Stuhlsäulen (Streben) kreuzen sich im First

men schrägliegende Stuhlsäulen (Pfosten) – mit oder teilweise auf das Balkenende übertragen
schrägliegenden Kopfbändern – gleichzeitig die werden.
Aufgaben der Streben. Dadurch werden stützen- Bei Stahlbeton-Massivdecken ist eine Lastquer-
freie Dachräume bzw. unbelastete Decken ver- verteilung möglich. Die Stützen können somit
gleichbar der Ausführung von Sparrendächern ohne Bindung an Zwischenwände auf die
ermöglicht. Deckenplatte gestellt werden, wenn der entspre-
Aus wirtschaftlichen und konstruktiven Gründen chende statische Nachweis geführt wird.
muss immer angestrebt werden, die erheblich Bei den Grundformen des Pfettendaches besteht
belasteten Stuhlsäulen eines Pfettendaches mög- der Dachstuhl aus den Stuhlsäulen oder Stielen
lichst auf tragende Wände oder Wandpfeiler ab- von quadratischem Querschnitt und den Pfetten,
zusetzen. die auf die Stiele aufgelagert und lagegesichert
Bei Holzbalkendecken werden für den Binderbal- (aufgezapft) sind (Bild 1.33).
ken unter den Stuhlsäulen u. U. so große Quer- In jeweils ca. 4,50 m Abstand bildet ein in der glei-
schnitte nötig, sodass 2 bis 3 Balken unmittelbar chen senkrechten Ebene liegendes Sparrenpaar
nebeneinander verlegt werden müssten. Es muss mit seinen Doppelzangen, Firstlaschen und den
daher die Stiellast über kräftige Schwellen auf Stielen (ggf. auch mit den Streben, vgl. Bild 1.34d
mehrere Balken verteilt oder durch Streben ganz und 1.38) einen Binder. Die Binder bewirken als
26 1 Geneigte Dächer

Dreieckverbände die Queraussteifung der Dach- Mindestgeschosshöhe, soll jedoch möglichst 2 m


konstruktion. Die Längsaussteifung der Pfetten- betragen (Durchgangshöhe). Die Zangen werden
1 dachkonstruktion wird von den Kopfbändern ohne Anblattung neben den Bindersparren ge-
übernommen. legt und durch Schraubenbolzen oder Holzver-
Quer zur Firstlinie werden je zwei Stiele unterhalb binder verbunden (Bild 1.35f ).
der Pfetten durch Doppelzangen miteinander ver- Im Giebelbinder werden statt der Doppelzangen
bunden. Die Doppelzangen fassen außer den einfache Zangen verwendet.
Stielen und den „aufgekämmten“ Pfetten jeweils Ein Deckenbalken gehört beim Pfettendach über
ein Sparrenpaar. Holzbalkendecken nur dann zum Binder, wenn
Alle Zangen liegen so unter den Pfetten, dass die der Balken als Zugstab für ein Sprengwerk (Bild
Oberkante der Zange um 2 cm höher als die Un- 1.38) dienen muss.
terkante der Pfette liegt (Aufkämmung). Das Maß Die zwischen den Bindern liegenden Sparrenpaa-
zwischen Unterkante Zange und Decke richtet re werden als Leergebinde bezeichnet.
sich bei ausgebauten Dachgeschossen nach der

1.35a 1.35c

1.35b 1.35d

1.35 Pfettendach mit doppelt stehendem Stuhl, Dachneigung < 35°1) / Fortsetzung s. nächste Seite
a) Querschnitt
b) Aufsicht
c) Längsschnitt
d) Aussteifung Mittelpfette
e) Querschnitt „Zange“
f ) Querschnitt Mittelpfette
g) Sparrenauflager auf Fußpfette

1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen.


Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis zu ermitteln.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 27

1.35 Fortsetzung

1.35e

1.35f

1.35g

1.36
Sparrenbefestigung auf der
Mittelpfette bei auskragen-
dem, oberem Sparrenende
(ohne Querschnittsminderung
des Sparrens)
a) für Neigungen > 25°
b) für Neigungen < 25°
28 1 Geneigte Dächer

Die Sparren der Leergebinde brauchen – anders Jeder Sparren ist auf die Pfetten aufgeklaut und
als beim Sparrendach – nicht paarweise aneinan- durch Sparrennägel gegen Abheben gesichert.
1 der gegenüberzuliegen, auch nicht von der Fuß- Über einer Firstpfette werden die Sparren stumpf
pfette bis zum First in einem Stück durchzulau- gestoßen. Sind die Sparren nicht länger als
fen, vorausgesetzt, dass außer der Mittelpfette 4,50 m, genügen Fußpfette und Firstpfette (Pfet-
eine Firstpfette oder Firstbohle vorhanden ist. tendach mit einfach stehendem Stuhl, Bild 1.32),
Ebenso ist das Leergebinde unabhängig von Bal- werden sie länger als 4,50 m, werden sie durch ei-
kenlagen in Geschossdecken. Die Leergebinde ne Mittelpfette unterstützt (doppelt stehender
sind je nach Art der Dachdeckung und nach Lat- Stuhl, Bild 1.33). Auch die Sparrenlänge vom Fuß-
tendicke 65 bis 100 cm voneinander entfernt punkt bis zur Mittelpfette soll nicht größer sein
(Sparrenabstand). als 4,50 m.

1.37a 1.37b 1.37c

1.37d 1.37e 1.37f

1.37 Verankerung von Fußpfetten


a) Anker in Stahlbetondecke. Anker müssen Bewehrungsstab der Decke umfassen (Probleme für genauen Einbau!)
b) Nachträglicher Einbau von Ankerschrauben (schlechte Lösung: Selbst, wenn die Ankerlöcher konisch ausgeführt
sind, ist das spätere ordnungsgemäße Einbetonieren kaum zu gewährleisten!)
c) Verankerung durch Schwerlastdübel in Durchsteckmontage
d) Lochband einbetoniert; nach Pfettenmontage umgeschlagen und vernagelt
e) Befestigung mit Hilfe kurzer längs oder besser quer zur Fußpfette einbetonierter Ankerschienenstücke (teure,
aber einwandfreie Lösung)
f ) tief heruntergeführte eingemauerte Anker bei Mauerwerk ohne Ringanker
1.2 Dachtragwerke aus Holz 29

Ist die Länge von der Mittelpfette bis zum First sondere bei nicht gegenüberliegenden Sparren)
≤ 0,45 lu (untere Sparrenlänge zwischen Fußpfet- zweckmäßig (vgl. Bild 1.20b).
te und Mittelpfette), so stützen sich die Sparren Wenn die die oberste Pfette überragenden Spar- 1
auf die Fuß- und Mittelpfette und kragen bis zum renenden ≥ 0,45 lu sind, müssen sie miteinander
First frei aus. Dabei ist, um die Sparren an der Mit- verbunden werden.
telpfette nicht zu schwächen, ein Sparrenauflager Die Traufen können von überhängenden Sparren
nach Bild 1.36 der Aufklauung (unterseitige Ein- gebildet werden.
kerbung) vorzuziehen. Die Pfetten können aus einfachen Balken beste-
Die nach oben auskragenden Sparren bedürfen hen, bei größeren Spannweiten sind aber andere
aus statischen Gründen keiner Verbindung im Trägerarten (z. B. Brettschichtträger, Wellstegträ-
First. Um jedoch Schäden in der Dachdeckung zu ger, Gitterträger usw., s. Abschn. 1.2.4) wirtschaft-
vermeiden, die durch ungleichmäßige Bewegung licher.
in den oben auskragenden Sparrenenden auftre- Größere Spannweiten mit weit gespannten, frei-
ten können, und als Montagehilfe ist eine Verbin- tragenden Pfetten führen meistens zu unwirt-
dung durch Anlehnen an eine Firstbohle (insbe- schaftlichen Dimensionierungen. Längere Pfetten

1.38 Pfettendach mit doppelt stehendem Stuhl und Windstreben (Dachneigung > 35°1)
1 Streben zur Queraussteifung

1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen.


Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis zu ermitteln.
30 1 Geneigte Dächer

und „Pfettenstränge“, die aus statischen Gründen spruchen würden, Streben unter jede Pfette ge-
auch mit Gelenken („Gerberpfetten“) ausgeführt setzt werden (Bild 1.35c und d). Die Fußschwelle
1 werden können (s. Abschn. 1.2.4 und Bild 1.76), bzw. der Pfosten ist in der Decke zu verankern.
müssen daher Zwischenauflager erhalten. Sie Heutzutage üblicher ist die Auflagerung der Pfet-
können aus Stützreihen gebildet werden, die auf ten auf die Giebelwände. In Mauerwerkswänden
der obersten tragenden Geschossdecke stehen. ist am Pfettenauflager häufig ein Betonpolster zur
Verteilung der punktuell einwirkenden Lasten er-
Fußpfetten liegen mit ihrer Breitseite auf der forderlich. Bei Brandwänden können die Pfetten-
Unterkonstruktion. Eine Trennschicht aus Bitu- auflager durch eingemauerte, vor die Wandober-
menbahnen schützt am Stahlbeton- oder Mauer- fläche auskragende Betonkonsolen gebildet
werksauflager vor Feuchtigkeitseinwirkungen. werden. Bei Auflagerung innerhalb des Wand-
Auf Balkenlagen sind die Fußpfetten durch Na- querschnittes ist darauf zu achten, dass die ver-
geln zu verankern. bleibende Dicke der Wand den Anforderungen
Verschiedene Möglichkeiten für Auflagerung und an eine Brandwand entspricht.
Verankerung von Fußpfetten auf Mauerwerk und Streben dienen der Queraussteifung, wenn diese
Massivdecken zeigt Bild 1.37. bei großen Pfettendächern mit über 35° Dachnei-
Zwischen Pfetten und Stielen werden Kopfbänder gung nicht von den Binderzangen und Sparren
(Büge) angeordnet. Sie dienen der Längsaus- übernommen werden kann. Die Streben werden
steifung und verkürzen die Feldweite der Pfette. auf der vom Wind abgekehrten Dachseite auch
An Stiel und Pfette werden die Kopfbänder tradi- von Zugkräften beansprucht; ihre Endpunkte
tionell entweder durch Versatz mit Schrauben- sind daher gegen Zug zu sichern (Bild 1.38).
bolzen oder zangenartig durch Nagelung (Bilder
1.35e und 1.74) angeschlossen. Wegen des Rich- Pfettendächer mit Sprengwerk
tens liegen Pfettenstöße besser neben der Stuhl- Ist eine Sparrenlänge von mehr als ca. 7 m erfor-
säule. An der Giebelwand können statt einseitiger derlich, ist außer den beiden Mittelpfetten noch
Kopfbänder, die den Endstiel auf Biegung bean- eine tragende Firstpfette anzuordnen. Es ergibt

1.39 Pfettendach mit dreifach stehendem Stuhl. Streben 1.40 Pfettendach mit dreifach stehendem Stuhl.
und ausgesteifte Zangen bilden ein Sprengwerk zur Mittlere Stuhlsäule abgestrebt.1)
Entlastung des Binderbalkens. Mittlere Stuhlsäule
durchlaufend.1)

1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen.


Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis zu ermitteln.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 31

1.41 Strebenanschluss an ausgesteifte Doppelzange, 1.42 Aufsetzen eines einfachen Sprengwerks für die
die als Spannriegel benutzt wird Firstpfette auf ein doppeltes Sprengwerk für die
Mittelpfetten. Ausgesteifte Doppelzangen dienen
als Spannriegel

sich ein Pfettendach mit dreifach stehendem Pfettendächer mit liegendem Stuhl. Dächer mit
Stuhl. liegendem Stuhl (Bild 1.34h, i) wurden früher ver-
Die mittlere Stuhlsäule kann entweder bis auf die wendet, wenn die senkrechten Stiele zu große
Geschossdecke geführt werden (Bild 1.39) oder Abstände von den Unterstützungspunkten der
endigt unter den Zangen und wird gegen die Dachbalkenlage erhalten hätten oder wo große
beiden Seitenstiele durch Streben abgestützt freie Dachräume benötigt wurden. Bei landwirt-
(Bild 1.40). Streben und Zangen bilden dann ein schaftlichen Gebäuden musste vielfach das Auf-
Sprengwerk, das in statischer Hinsicht mit dem hängen von Greiferaufzügen und deren freie Be-
Gespärre eines Sparrendaches verglichen werden wegung in Firstnähe ermöglicht werden. Einen
kann (Bilder 1.3c und 1.13), und entlasten so die dafür geeigneten Binder zeigt Bild 1.43 in Verbin-
Decke bzw. den Binderbalken. dung mit einem Drempel oder Kniestock.
Die Streben sind mit doppeltem Versatz dicht un- Die Höhe eines solchen Drempels1) kann von ge-
ter den Zangen an die Stiele und dicht am Aufla- ringen Höhen bis zu fast voller Geschosshöhe rei-
ger an den Balken angeschlossen. Die Stiele ste- chen. Ein Drempel lässt es zu, den Fußpunkt von
hen mit 3 cm Zwischenraum über dem Balken Streben selbst sehr flacher Dächer in nächster
und erhalten kurzen Führungszapfen (Schwebe- Nähe der unterstützenden Außenwand auf den
zapfen). Die Doppelzangen sind im gezeigten Dachbalken aufzusetzen. Die Drempelwand kann
Beispiel durch 12 × 14 cm dicke Futterhölzer aus- als massive Wand unmittelbar die Drempelpfette
gesteift und so gegen Ausknicken gesichert. Mit tragen, aber auch als Holzkonstruktion ausgebil-
den Stielen sind die Doppelzangen durch 2 Ein- det werden.
pressdübel (s. Abschn. 1.2.4) mit Bolzen M16 ver- Drempelpfette, Sparren, Strebe und gegebenen-
bunden (Bilder 1.41 und 1.42). falls Stiel einer Fachwerkwand werden in der
Regel durch Doppelzangen miteinander verbun-
den. In einem liegenden Stuhl liegen die Kopf-
1) Als Kniestock- bzw. Drempelhöhe gilt in der Regel der bänder geneigt und werden mit den Pfetten
senkrechte Abstand zwischen Oberkante Sparren (bzw.
Dachkonstruktion und Oberkante Fußboden), gemessen
durch schräge Zapfen, mit den liegenden Stuhl-
in der Ebene der Außenwandfläche. Die Regelungen sind säulen durch Anblattung verbunden. Die Stuhl-
jedoch nicht einheitlich. säulen sind im gezeigten Beispiel mit durch Bol-
32 1 Geneigte Dächer

1.43 Pfettendach mit Drempel (Kniestock) und liegendem Stuhl (oberes Sparrenfeld durch Dübelung für Anbringen
schwerer Einzellast verstärkt).1)

zen gesichertem Versatz über eine Schwelle mit zellasten an der Dachkonstruktion aufzuhängen.
der Massivdecke verbunden. Derartige Dachtragwerke sind statisch mit dem
Sparrendachprinzip vergleichbar (s. Bilder 1.3c
Hängewerkdächer und 1.44).
Stützenfreie Dachkonstruktionen über großen Sie übertragen ähnlich wie Sprengwerke die
Räumen wurden früher mit teilweise recht Dachlasten auf die Auflager. Hängewerke können
großen Spannweiten als „Hängewerke“ errichtet. als reine Holzkonstruktionen, ingenieurmäßig in
Dabei ist es möglich, Zwischendecken oder Ein- Kombinationen von Holz- und zugbeanspruch-

1.44a 1.44b 1.44c

1.44 Hängewerk-Prinzip
a) Einfaches Hängewerk mit unterem Zuggurt
b) Einfaches Hänge-Sprengwerk mit festen Widerlagern
c) Doppeltes Hängewerk

1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen.


Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis zu ermitteln.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 33

Strebenansatz Verbindung der


mit einfachem Streben mit
Versatz der Hängesäule
Knotenpunkt A Knotenpunkt B

Strebenansatz mit doppeltem Verbindung der Hängesäule Seitenansicht


Versatz mit dem Hängebalken Knotenpunkt C
Knotenpunkt A (mit Ringanker) Knotenpunkt C

1.45 Einfaches Hängewerk, herkömmliche Ausführung1)

1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen.


Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis zu ermitteln.
34 1 Geneigte Dächer

ten Stahlbauteilen (z. B. Stahlseilen) oder als kömmlicher Zimmermannstechnik ausgeführten


Stahlkonstruktionen ausgeführt werden (vgl. Bil- Hängewerkkonstruktionen erläutert werden.
1 der 1.47 bis 1.49). Hängewerke bestehen im einfachsten Fall aus ei-
Das Prinzip derartiger Dachtragwerke kann gut nem Zugstab oder -seil, aufgehängt im Knoten-
an den nachstehend beschriebenen, in her- punkt zweier Druckstäbe, die sich auf unver-

1.46 Doppeltes Hängewerk, herkömmliche Ausführung1)


Die Holzquerschnitte, Versatze und Stahlquerschnitte für das dargestellte doppelte Hängewerk sind für ein Dach von
12 m Spannweite und 4 m Binderentfernung ermittelt worden. Dachlast einschließlich Pfetten und Binder 3,0 kN/m2
Grundfläche; Dachboden 1,0 kN/m2 Eigengewicht und 2,0 kN/m2 Verkehrslast.

1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen.


Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis zu ermitteln.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 35

1.47 Moderne Hängewerkkonstruktion (Architekt: H. Caspari)


1 Obergurt 4 Hängesäule (Stahl-Rundprofil)
2 Untergurt (Doppelprofil, Anschlüsse mit 5 Pfetten auf Stahlguss-Konsolen
Bolzenverbindungen) 6 Gelenk
3 Strebe (Anschluss mit Versatz)

1.48a

1.48b
1.48 Hängewerk mit untergespanntem Obergurt (Architekten: J. und M. Schürmann)
a) Detail Aufhängungspunkt
b) Detail Unterspannung
1 Stahlrohr Ø 26 5 Obergurt Brettschichtholz
2 Stahlrohr Ø 30 6 Gelenk
3 Stahlrohr Ø 26 7 verglaste Dachfläche auf Stahlpfetten
4 Aufhängung Galerie
36 1 Geneigte Dächer

schiebliche Auflager abstützen oder durch einen Die unteren bogenförmig ausgeschmiedeten
zugbeanspruchten Bauteil (Massivdecke, Balken, Flachstahlenden werden durch eine Unterleg-
1 Stahlprofil oder -seil) zusammengehalten werden platte oder einen kurzen [-Stahl und Schrauben-
(Bild 1.44). Die einzelnen Hänge- oder Spreng- muttern verbunden, damit ein Nachziehen der
werke bilden dabei Binder mit Abständen von ca. Verbindung möglich bleibt. Die Hängesäule darf
5 m, abhängig von der Dimensionierung der Pfet- nicht auf dem Hängebalken stehen; es muss ein
ten. Zwischenraum von 3 bis 4 cm verbleiben. Zur
Die durchlaufenden Gurtbalken unter den Hän- Führung ist ein Zapfen mit 3 bis 4 cm Spielraum
gesäulen in den Bildern 1.45 und 1.46 dienen der anzuordnen (Schwebezapfen). Überzüge liegen
Auflagerung von Holzbalkendecken in den Fel- neben der Hängesäule auf dem Hängebalken
dern zwischen den als Bindern angeordneten und sind mit diesem durch Schraubenbolzen ver-
Hängewerken. bunden. Unterzüge liegen unter den Hängesäu-
Hängewerkdächer werden als Pfettendächer nicht len und dem Hängebalken. Sie werden durch
flacher als 30° ausgebildet. Die Pfetten werden im Hängeeisen am Hängebalken befestigt.
Allgemeinen von den Hängesäulen getragen.
Doppelte Hängewerke bestehen aus dem Hän-
Nach der Anzahl der Hängesäulen unterscheidet gebalken, 2 Hängesäulen, 2 Streben und dem
man: Spannriegel. Die Knotenpunkte A und C wer-
• einfache Hängewerke, für Spannweiten bis 8 m den wie beim einfachen Hängewerk ausgeführt.
• doppelte Hängewerke, für Spannweiten bis 12 m Im Punkt A schließt die Strebe mit einfachem oder
• dreifache Hängewerke, für Spannweiten über doppeltem Versatz an die Hängesäule an; der
12 m. Spannriegel erhält einfachen Versatz. Die drei Höl-
zer werden durch dreiteilige Flachstahllaschen
Einfache Hängewerke (Bild 1.45) haben nur eine und Bolzen miteinander verbunden (Bild 1.46).
Hängesäule. Die Knotenpunkte an den Streben- Dachtragwerke nach dem Hängewerksprinzip
enden sind bei allen Hängewerken auf das sorg- kommen in vielfach abgewandelten modernen
fältigste auszuführen; die Verbindungen sind Formen vor. Dabei sind die früher reinen Holz-
durch Bolzen, Stahllaschen usw. zu sichern. In den konstruktionen oft durch Stahlseile oder -profile
Knotenpunkten sind die Hölzer so anzuordnen, ergänzt. Insbesondere aber werden die Knoten-
dass sich die Stabachsen (Schwerelinien) in ei- punkte mit Hilfe moderner Verbindungsmittel
nem Punkt schneiden. Der Schnittpunkt der Stre- wie z. B. Stahlblech- oder Stahlgussteilen, Stab-
ben- und Balkenschwerelinien muss über dem dübeln mit Stahl-Knotenplatten usw. gebildet.
Auflagerschwerpunkt liegen, wenn der Balken
auf Biegung nicht beansprucht werden soll. Dazu Der Versuch, einen Überblick über die Fülle der
sind Auflagerplatten aus Hartholz einzubauen, konstruktiven Gestaltungsmöglichkeiten zu ge-
die einige Zentimeter gegen die Bauwerksvor- ben, würde den Rahmen dieses Werkes sprengen.
derkante zurückliegen. Unter der Hartholzplatte Die Bilder 1.47 und 1.48 können daher lediglich
ist ein Ringanker auszuführen. als Anregungen auch für viele auch ganz anders-
artige Möglichkeiten dienen.
Die Strebe ist mit dem Hängebalken durch einfa-
chen oder doppelten Versatz verbunden. Die Höl- Moderne Hängewerkskonstruktionen können in
zer werden durch Schraubenbolzen in Verbin- mehreren Ebenen kombiniert werden und Be-
dung mit Dübeln zusammengehalten. In Bild 1.45 standteil von räumlichen Tragwerken werden
ist ein einfacher Versatz und alternativ ein dop- (Bild 1.49).
pelter Versatz mit Bolzensicherung dargestellt.
Der Bolzen soll rechtwinklig zur langen Versatz- Besondere Ausführungsformen
fläche stehen. Der doppelte Versatz muss sehr ge-
nau gearbeitet werden, damit die volle Versatz- Walmdächer
fläche belastet wird. Walmdächer (Bild 1.1e) können für freistehende,
Die Vorholzlänge (lv) ist wie beim Strebenfuß zu niedrige Gebäude in Frage kommen, wenn die
berechnen. Traufe um alle Gebäudeseiten herumgeführt
Die Hängesäule ist mit dem Hängebalken durch werden soll.
Hängeeisen verbunden (Flachstähle von 40 mm Der Material- und Arbeitsaufwand ist jedoch deut-
× 10 mm Querschnitt, die an der Hängesäule lich höher als bei vergleichbaren Satteldächern.
durch Bolzen befestigt werden). Die Anzahl und Der Dachraum lässt sich schlechter nutzen.
der Durchmesser der Bolzen sind zu berechnen.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 37

1.49a 1.49b

1.49 Räumliche Hängewerkskonstruktion (Architekten: Prof. H. und C. Nickl)


a) Schnittskizze
b) Innenraum
1 Hängesäule 3 Rahmen (Anschlüsse mit verschweißten Knotenblechen)
2 Obergurt 4 Zugbänder (Rundstahl)

Für die Ausführung von Walmdächern sind Pfet- vorhanden, so muss im Anfallspunkt ein Sparren-
tenkonstruktionen in der Regel am besten ge- gebinde (Anfallsgebinde) angeordnet werden.
eignet. Die Lage der Binder ist vom Grundriss Gegen dieses Anfallsgebinde legen sich die Grat-
(Gebäudetiefe, unterstützende Wände) und der sparren mit ihren Schmiegen stumpf an (Bild 1.52
Dachneigung (Sparrenlänge) bzw. der Binder- Punkt C, Verbindung durch Sparrennägel). Ist eine
form (Anzahl und Lage der Pfetten) abhängig. Die Firstpfette vorhanden, so werden die Gratsparren
Binderstiele sollten bei Holzbalkendecken auf tra- auf diese Pfette aufgeklaut. Durch den Anfall-
genden Wänden stehen. Wird eine Firstpfette im spunkt braucht dann kein Sparrengebinde zu ge-
Anfallspunkt von einem Binder unterstützt (Bild hen. Die Gratsparren haben einen fünfeckigen,
1.50a und e), entfällt dort das einseitige Kopf- der Dachneigung entsprechend oberseitig abge-
band (Längsaussteifung durch Walmfläche). Wirt- dachten Querschnitt. Die Gratsparren sind im All-
schaftlicher ist es oft, den Binder so aufzustellen, gemeinen 2 bis 4 cm breiter als die übrigen Spar-
dass das auskragende Pfettenende vom Kopf- ren. Die Höhe soll so bemessen werden, dass die
band unterstützt wird (Bild 1.50b, c, d). Dabei wird Schiftsparren (das sind die Sparren, die am Grat-
eine etwaige Walmpfette auf das Kragende auf- sparren enden) sich mit ihrer vollen oberen End-
geblattet (Bild 1.50d) oder aufgekämmt. Wird der fläche, der Schmiege, an die Seitenflächen des
auskragende Teil der Mittelpfette zu lang, muss er Gratsparrens anlegen können. Gratsparren dür-
durch Eckstiele unterstützt werden (Bild 1.50e). fen nicht ausgewechselt werden.
Guter Eckverband entsteht durch auf den Pfet- Kehlbalkenkonstruktionen können für Walm-
tenkranz aufgebolzte oder mit Versatz eingesetz- dächer über Massivdecken eine konstruktiv einfa-
te Diagonalhölzer, die Längs- und Walmpfetten che Lösung darstellen. Über Holzbalkendecken
horizontal miteinander verbinden (Bild 1.51 ergeben sich jedoch bei traditioneller Technik
Punkt A). aufwändige Zimmerarbeiten. Nach der Walmseite
Die Hauptkonstruktionshölzer der beiden Seiten- wird ein Stichgebälk angeordnet, das die horizon-
teile sind die Gratsparren, die im Anfallspunkt talen Kräfte der in der Walmfläche liegenden
stumpf zusammentreffen. Ist keine Firstpfette Sparren auf einen verstärkten Randbalken der
38 1 Geneigte Dächer

1
1.50a

1.50b

1.50c
ohne Firstpfette, ohne Windstreben

1.50d 1.50e
ohne Firstpfette, ohne Windstreben mit dreifach stehendem Stuhl

1.50 Walmdächer, Ausführung nach dem Pfettendach-Prinzip


1.2 Dachtragwerke aus Holz 39

1.51 Pfetten-Walmdach mit dreifach stehendem Stuhl (Firstsäule steht auf Tragwand, Stiele der Mittelpfetten abgestrebt)

Decke überträgt. Die Stichbalken werden mit Kleine Krüppelwalmflächen werden meistens
dem letzten durchgehenden Balken der Decke ohne Entwässerung ausgeführt. Bei größeren
durch schwalbenschwanzförmiges Blatt verbun- Flächen sind Dachrinnen unvermeidlich. Die er-
den (Bild 1.52 Punkt A). forderlichen Fallrohre sind jedoch formal schwie-
Beim Krüppelwalmdach (Bild 1.53), einer beson- rig einzuordnen. Schräg entlang dem Ortgang
ders im norddeutschen Küstengebiet verbreite- geführte Ableitungen dürften wohl immer die
ten Dachform, wird nur der obere Teil des Giebels gestalterisch und auch technisch schlechteste
abgewalmt. Bei Kehlbalkendächern liegt die Trau- Lösung darstellen. Meistens wird daher das Rin-
fe der Walmfläche dann meist in Höhe der Kehl- nenwasser über gebogene Rohrstutzen auf die
balkenlage. Hauptdachfläche geleitet.
40 1 Geneigte Dächer

1.52 Kehlbalken-Walmdach (die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen.
Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis zu ermitteln).

1.53 Traufe am Krüppelwalm eines Pfettendaches


1.2 Dachtragwerke aus Holz 41

1.54a 1.54b

1.54 Dächer über zusammengesetztem Grundriss


a) Pfettendach über abgewinkeltem Grundriss. Die Pfetten a liegen auf den Pfetten b.
Beide Gebäudeteile sind gleich tief.
b) Anschluss der Schifter an den Kehlsparren

Dächer über zusammengesetztem Grundriss letztere Ausführung ist umständlicher, aber fester.
Treffen zwei gleich breite Gebäudeteile mit glei- Der Kehlsparren wird durch die Schifter belastet
cher Dachneigung zusammen, so schneiden sich und muss daher bei größerer Länge durch eine
die beiden äußeren Dachflächen in einer Grat- Strebe unterstützt werden.
linie, die beiden inneren Dachflächen in einer Die Mittelpfetten werden entweder in gleicher
Kehllinie, die beide bis zum First durchgehen. Höhe herumgeführt oder besser dort, wo sie zu-
Wenn keine Firstpfette vorhanden ist, werden sammentreffen, übereinandergelegt. Die Pfette
Grat- und Kehlsparren durch Scherzapfen mitein- des einen Daches kann als Spannriegel für den
ander verbunden. Kehlsparren sind etwa 14/20 Binder des anderen Daches benutzt werden. Die
bis 16/22 cm dick; sie werden oberseitig der Gebäudeteile werden auf diese Weise fest mitein-
Neigung der beiden Dachflächen entsprechend ander verbunden. Sind die Gebäudeteile un-
ausgekehlt (Bild 1.54b Punkt A) oder behalten gleich breit, so kann man versuchen, die Binder so
rechteckigen Querschnitt (Bild 1.54b Punkt B). Im anzuordnen, dass die Verlängerung der Walm-
ersteren Falle legen sich die Schiftsparren seitlich pfette des großen Daches die Firstpfette für das
an den Kehlsparren und werden durch Nagelung kleine Dach ergibt (Bild 1.55).
befestigt; im zweiten Falle stützen sich die Schift- Geneigte Dächer lassen sich auch über kompli-
sparren mit einer Klaue auf den Kehlsparren. Die zierten, auch nicht rechtwinklig orientierten
42 1 Geneigte Dächer

1.55
Pfettendach über zusam-
mengesetztem Grundriss.
Die Gebäudeteile sind
verschieden breit,
Pfetten a liegen
auf Pfetten b

Grundrissen – u. U. mit verschieden geneigten nesfalls der Improvisation auf der Baustelle über-
Teilflächen – errichten. In jedem Fall aber müssen lassen werden. Obwohl die Verwendung moder-
alle dabei entstehenden Anschnitte an Traufen, ner Materialien (Folien, Dichtungsmassen usw.)
Ortgänge, aufgehende Bauteile sowie alle Kehlen, für manche Problempunkte hilfreich sein kann,
Grate und Verfallungen für die Planung geome- sollten immer konstruktive Lösungen vorgezo-
trisch genau erfasst werden. gen werden.
Die sich daraus ergebenden Dachkonstruktionen Bei der Planung der Kehlen in zusammengesetz-
sind immer im Zusammenhang mit der Dach- ten Dachformen muss auf die einwandfreie Ablei-
deckung zu entwerfen. Nur mit kleinformatigen tung von Niederschlagwasser besonders geach-
Deckungsarten (Schiefer, Biberschwänze u. Ä.) tet werden. Vor allem, wenn Niederschlagwasser
können die sich oft ergebenden komplizierten aus verschiedenen höher gelegenen Dach-
Anschlüsse und Übergänge befriedigend gelöst flächenteilen anfällt, müssen die Querschnitte er-
werden. forderlicher Kehlrinnen (s. Abschn. 1.7.2) bereits
Die Lösung aller entstehenden Detailfragen, ins- bei der Dimensionierung der Kehlsparren und bei
besondere alle Übergänge zwischen Ort- und der Planung der Schifteranschlüsse (Bild 1.54b,
Traufgängen, Anschlüsse von Graten und Kehlen Punkte A und B) berücksichtigt werden.
– ggf. auch an aufgehenden Bauteilen – sollte kei-
1.2 Dachtragwerke aus Holz 43

1.56 Zeltdach mit Kaiserstiel und Kniestock über quadratischem Grundriss1)

1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen.


Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis zu ermitteln.

Zeltdächer Dachbalkenlage heruntergeführt wird, sondern


Zeltdächer können als Walmdächer ohne Firstli- unter den mittleren Querzangen endet.
nie betrachtet werden. Die Gratlinien treffen sich Doppelzangen am Kaiserstiel ordnet man übe-
in der Spitze des Daches. Zeltdächer über regel- reinander an. Bild 1.56 zeigt ein Zeltdach über
mäßig vieleckigem Grundriss haben gleich ge- quadratischem Grundriss mit Kniestock und dia-
neigte Dachflächen; bei rechteckigem oder unre- gonal liegenden Bindern.
gelmäßigem Grundriss ergeben sich verschieden Zeltdächer mit sehr steilen Dachflächen werden
geneigte Dachflächen. Die Binder können in den als Turmdächer bezeichnet. Bei alten Turm-
Diagonalen des Grundrisses liegen; die Gratspar- dächern standen die Gratsparren mit Zapfen auf
ren sind dann Bindersparren, alle anderen Spar- einer Balkenlage und legten sich oben gegen den
ren Schiftsparren. Die Gratsparren legen sich in Kaiserstiel, mit dem sie durch Stahlringe und Bol-
diesem Falle oben mit Zapfen und Versatz gegen zen fest verbunden waren. Alle 4 bis 5 m wurden
einen Stiel (Kaiserstiel), der meistens nicht bis zur die Gratsparren durch Zangen zusammengehal-
44 1 Geneigte Dächer

1.57 Mollersche Konstruktion 1.58 Pyramidenförmiges


(schematisch)1) Raumfachwerk
a) Kaiserstiel 20/20 (schematische Darstellung)1)
b) Gratsparren 20/24 a) Gratsparren 16/26 1.59 Turmdachschale aus
c) Wechsel b) Streben 21/14 geleimten Holztafeln1)
d) Balkenlage 16/20 c) ausgesteifter a) Brettschale (5 cm dick)
e) Balkenlage 18/22 Pfettenkranz 14/16 b) Aussteifungsringe
f ) Balkenlage 24/30 d) Kaiserstiel 20/20 (5 bis 13 cm dick)
g) liegende Stuhlwände e) Schwellenkranz c) Befestigung der Holz-
(Strebenquerschnitt 16/18) (Eiche 10/14) schale am Beton des
h) Aussteifungslage mit Veran- f ) Zuganker M 24 (1,50 m Turmschaftes durch
kerung des Kaiserstieles tief im Mauerwerk) Geka-Dübel Ø 115 mm

1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen.


Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis zu ermitteln.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 45

ten und ebenso wie die Zwischensparren durch Sparrenhöhe = 5+2L


liegende Stühle aus Schwelle, Rähm und gekreuz- Stiel = 7+2L
ten Streben unterstützt, denn Zugkräfte konnten Pfettenhöhe = 9+2L 1
vom Turmmauerwerk kaum übernommen wer- Breite : Höhe = 5:7
den. Das Eigengewicht der so genannten „Moller-
schen Konstruktion“ war jedoch so groß, dass der L = freie Länge des Holzes in m
Turmhelm dem Winddruck ohne zu kippen wi- (bei Pfetten und Sparren)
derstehen konnte (Bild 1.57).
Neuere Turmdachkonstruktionen bestehen nur Ausgebaute Dachräume
aus den Hölzern, die als Traggerüst für die Dach- Bei ausgebauten Dachräumen sind nach den
haut dienen. Die Standfestigkeit der Konstruktion Anforderungen der neuen Energieeinsparverord-
wird dadurch gewährleistet, dass die bei Wind an- nung erhebliche Dämmstoffdicken zu berücksich-
fallenden Zugkräfte über Zugstöße der Hölzer tigen. Die Höhendimensionierung der Sparren
und Stahlanker auf die Wände des Turmschaftes wird häufig nicht allein durch die Bemessung hin-
übertragen werden. Den Turmhelm bildet ein sichtlich der Tragfähigkeit sondern durch die er-
pyramidenförmiges Raumfachwerk mit den Grat- forderlichen Dämmstoffdicken bestimmt. Wenn
sparren als Tragpfosten, die unten von einem die Wärmedämmung ganz (Warmdächer) oder
Schwellenkranz zusammengefasst werden. Un- teilweise zwischen den Sparren eingebaut wird,
tereinander sind die Gratsparren durch Streben ergibt sich meistens ein erforderliches Höhenmaß
zu steifen Flächen verbunden. Der horizontalen der Sparren von 18 bis 22 cm. Bei hinterlüfteten
Aussteifung dienen Pfettenkränze, die durch Zan- Wärmedämmungen (Kaltdächern) sind evtl. noch
gen gegen Verschieben gesichert sind (Bild 1.58). höhere Sparren nötig (vgl. Abschn. 1.9.2).
Sehr vereinfachte Turmdachkonstruktionen wer-
Das Zurichten der Grat-, Kehl- und Schiftspar-
den durch Verwendung von geleimten Holzscha-
ren (Schiftungen)
len möglich, die durch mehrschichtige, geleimte,
horizontal liegende Rahmen ausgesteift werden. Die Abmessungen, Querschnittsformen, Schmie-
Diese Turmhelme sind so leicht, dass sie auch auf geflächen und Klauen können bei Grat- und Kehl-
dem Werkplatz fertig montiert, teilweise gedeckt sparren und z. T. auch bei den Schiftsparren nicht
und dann mit Kränen auf den massiven Turm- unmittelbar aus den Querschnittszeichnungen
schaft gehoben werden können (Bild 1.59). des Daches entnommen werden.
Mit Schiftapparaten werden die Sparrenlängen
Handwerkliche Ausführung sowie Lage und Größe von Klauen und Schmie-
gen mechanisch an verschieblichen rechtwinkli-
Abmessungen gen Dreiecken zusammengesetzten Metallmaß-
Auch bei einfachen Kehlbalken- und Pfetten- stäben ermittelt und auf den Hölzern angerissen
dächern in zimmermannsmäßiger Konstruktion („ausgetragen“).
sind in der Regel alle Hölzer statisch zu berech- Insbesondere für das Zurichten großer Holzquer-
nen. Für Dächer mittlerer Spannweite ergeben schnitte, z. B. aus Brettschichtträgern, werden
sich aus statischer Sicht etwa folgende Holzab- rechnergestützte Zuschnittmaschinen einge-
messungen: setzt, mit denen die erforderlichen Abmessungen
Sparren 8/12 bis 10/16 cm der Hölzer und die Schnittwinkel direkt aus
Kehlbalken 8/14 bis 10/20 cm Zeichnungen ermittelt werden können.
Zangen 6/14 bis 8/16 cm
Rähme 14/18 bis 14/22 cm Bohlenschiftung
Mittelpfetten 12/20 bis 14/20 cm Kleine Satteldächer, deren Dachraum nicht ge-
Firstpfetten 14/16 bis 14/18 cm nutzt wird, können an größere Dachflächen auch
Kniestockpfetten 12/14 bis 12/16 cm ohne Kehlsparren angeschlossen werden. Die
Kniestockstiele 12/12 cm Schiftsparren des Nebendaches setzen sich mit
Stiele unter den ihren Schmiegeflächen auf entsprechend zuge-
Rähmen und Pfetten 12/12 bis 14/14 cm richtete Bohlen, die auf die durchgehenden Spar-
Streben 14/16 cm ren des Hauptdaches aufgelegt und durch Nägel
Kopfbänder 10/10 bis 10/12 cm befestigt werden. Die Bohlen sind 6 bis 8 cm dick
und müssen so breit sein, dass sich die Schiftspar-
Faustregel zur überschlägigen Ermittlung der ren der Gaube voll auflegen lassen (Bild 1.60).
Holzdicken in cm:
46 1 Geneigte Dächer

1.60 Bohlenschiftung, Austragung eines Schiftsparrens und einer Schiftbohle


1.2 Dachtragwerke aus Holz 47

1.61a 1.61b 1.61c 1.61d

1.61 Ingenieurmäßige Holzkonstruktionen


a) Stabanschlüsse mit verschweißten Knotenblechen und Stabdübeln
b) genagelter Gitterträger
c) Zugbeanspruchte Bauteile aus Stahlstäben oder -seilen: Anschluss an Vollholzstab
d) räumliches Tragwerk

1.2.4 Ingenieurmäßige Brettschichtholz, vorgefertigte Träger und mo-


Holzdachkonstruktionen derne Holzwerkstoffe ermöglichen sehr große
Spannweiten bei ingenieurmäßigen Dachkons-
Allgemeines truktionen. Bei der Überdachung großflächiger
Die in Abschn. 1.2.3 behandelten Konstruktionen Gebäude tragen sie z. B. als lange auf Dachbin-
aus Kanthölzern mit einfachen handwerklich her- dern oder Zwischenwänden aufgelegte Pfetten-
gestellten Verbindungen erlauben bei noch wirt- stränge („Sparrenpfetten“ oder „Koppelpfetten“)
schaftlichen Holzdimensionen freie Einzellängen die Dachhaut.
bis etwa 7,00 m. Damit ist es möglich, Stützweiten Einfeld- oder Durchlaufpfetten (bzw. -träger) sind
bis etwa 12,00 m zu überspannen. bei großen Spannweiten durch Lieferlängen und
Dachtragwerke aus Holz können jedoch auch für Transportmöglichkeiten begrenzt und statisch
wesentlich größere Spannweiten und über größe- unwirtschaftlich. Für große Spannweiten bzw.
re Flächen sehr wirtschaftlich und vor allem auch Bauteillängen können tragende Pfetten mit bie-
gestalterisch anspruchsvoll gestaltet werden. gesteifen Stoßverbindungen durch Nagelung oder
Begrenzungen ergeben sich dabei meistens nur Dübelverbindungen gekoppelt werden.
aus Brandschutzforderungen (s. Abschn. 16.7 in Statisch günstiger sind Gelenkträger (bzw. „Ger-
Teil 1 des Werkes). Holzkonstruktionen sind je- berträger“), die als Mehrfeldträger aus aneinan-
doch – ausreichende Dimensionierungen dafür dergereihten gelenkig verbundenen Kragträgern
vorausgesetzt – im Allgemeinen wesentlich we- und Einhängträgern bestehen. In den Gelenken
niger empfindlich gegen Brandeinwirkung als werden lediglich Querkräfte und keine Biegemo-
ungeschützte Stahlkonstruktionen. mente übertragen. Dadurch ergeben sich Vorteile
Neuzeitliche Holzkonstruktionen sind gekenn- bei der statischen Dimensionierung (Bild 1.76).
zeichnet durch: In modernen Holzkonstruktionen werden mit
• Einsatz vorgefertigter, hochbelasteter Tragele- dem Ziel der Reduzierung der Bauteildimensio-
mente anstelle oder in Ergänzung von Vollholz- nen zunehmend für zugbeanspruchte Bauteile
querschnitten, wie Untergurte von unterspannten Trägern und
Dachbindern, für Windverbände und ähnlichem
• spezielle Verbindungstechniken, die hoch be- Drahtseile und Rundstahlstäbe mit justierbaren
lastbare Anschlüsse – auch in mehreren Ebenen Anschlussflanschen und mit Verbindungsteilen in
– ermöglichen, vielfältigen Ausführungen verwendet (vgl. Bilder
• Kombination von Holz- und Stahlbauteilen (s. a. 1.113 bis 1.116 und 1.131).
Bilder 1.47 und 1.48),
• hochentwickelte, auch räumliche Tragwerkssys-
teme (Bild 1.120–1.125).
48 1 Geneigte Dächer

1.62b

1.62a

1.62c

1.62 Brettschichtträger
a) Rechteckprofil
b) mögliche Trägerformen
c) Eckausbildungen für Hallenbinder:
Gebogen geleimter Binder; Eckverbindung durch Keilzinkung;
Träger zwischen Doppelstützen; Anschluss durch Stabdübelkreis

Konstruktionselemente tigte Tragelemente wie Binder lassen sich auch


für große Spannweiten sehr kostengünstig her-
Träger aus Holzwerkstoffen, stellen.
Brettschichtträger
Erheblich größere Spannweiten als mit Vollhöl- Kastenträger
zern lassen sich in Konstruktionen des Holzbaues Für Konstruktionen mit geringeren Belastungen
mit Trägern aus zusammengesetzten Querschnit- können leichtere zusammengesetzte Kastenträ-
ten aus Holzwerkstoffen und mit Brettschicht- ger aus Bausperrholzplatten und Ober- bzw. Un-
trägern erreichen. tergurten aus Brettschichtholz in Frage kommen
Brettschichtträger (Bild 1.62) können mit unter- (Bild 1.63).
schiedlichen Höhen und Querschnittsformen, in Kastenträger können auch als weitgehend vorge-
gebogenen und auch in räumlich gekrümmten fertigte weit gespannte Dach- oder Flachdachele-
Formen hergestellt werden (vgl. Bild 1.125). Für mente hergestellt werden (Bild 1.64).
hallenartige Bauwerke können biegesteife Rah-
menteile aus gebogen ausgeführten Brett- Vollwandträger
schichtträgern und durch Keilzink- bzw. Stabdü- Vollwandträger (Träger mit Stegplatten) beste-
belverbindung gebildet werden. hen aus einer Kombination von Sperrholzplatten
Zusammengesetzte Querschnitte werden zur Ma- als Stege und Ober- bzw. Untergurte aus verleim-
terial- und Gewichtsersparnis bei gleichzeitig ho- ten Brettern (Bild 1.65). Mit wenig Materialeinsatz
her Tragfähigkeit eingesetzt. Industriell vorgefer- wird eine hohe Tragfestigkeit erzielt.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 49

1.63 Kastenträger 1.64 Vorgefertigtes Dach- bzw. Flachdachelement


1 Brettschichtträger
2 Holzwerkstoffplatte (Sperrholz)
3 Wärmedämmung auf Dampfsperre

1.65 Geleimter Vollwandbinder mit Sperrholz-Steg-


trägern
1 Stege aus Sperrholzplatten (mehrlagig)
2 verleimte Bretter/Bohlen

Wellstegträger
Als Leichtausführung der Vollwandträger sind die 1.66 Wellstegträger (Stegdicke 4 bis 7 mm)
Wellstegträger zu betrachten (Bild 1.66).
Bei ihnen wird der aus 4 bis 7 mm dickem, ver-
leimtem Sperrholz hergestellte Steg maschinell Auskragende Gesimse u. Ä. werden in Form von
in die sinuswellenförmig ausgefrästen Nute der Zangen angebracht, die sich unter Verwendung
Gurthölzer eingepresst und verleimt. Ziel der wel- von Füllhölzern an beide Seiten des Wellstegs an-
lenförmigen Stegform ist eine Verbesserung der legen.
Festigkeit gegen Ausbeulen. Wellstegträger wer-
den in Dachtragwerken ähnlich wie übliche Voll- DSB-Träger sind als Sparren und Pfetten bis zu
holzquerschnitte eingebaut. An Knotenpunkten, Längen bzw. Stützweiten von 12 und 15m zuge-
in denen Druckkräfte zu übertragen sind, werden lassen. Die Gitterstreben sind hier mit Zinken in
Pfetten oder entsprechende Anschlussteile so die parallel oder geneigt zueinander verlaufen-
ausgeschnitten, dass die Krafteinleitung über die den Gurte geleimt. Mit verschieden breiten Ober-
Gurte der Wellstegträger möglich ist (s. Bild 1.67). und Untergurten werden je nach Beanspru-
50 1 Geneigte Dächer

1.67a

1.67b

1.67 Wellstegträger in Sparrendach


a) Querschnitt durch Sparren, b) Schnitt
1 Wellstegträger 5 Windverband
2 Laschen 6 Schwelle
3 Firstprofil („Gelenkpfette“) 7 Traufschalung
4 Zangen für Gesims auf Füllhölzern

1.68 Dreieckstrebenbau (DSB), Isometrie 1.68a 1.68b 1.68c


Strebentypen
a) 2-Zinker
b) 3-Zinker
c) 2 × 2-Zinker
1.2 Dachtragwerke aus Holz 51

chungsmöglichkeit Träger mit Doppel-, Dreifach- Vorgefertigte Gitterträger


und Vierfachstreben hergestellt (Bild 1.68). Der den Fachwerken zugrunde liegende Gedan-
Beim Trigonit-Träger sind nur die Diagonalstäbe ke, durch Aneinanderreihen einer Vielzahl von 1
durch Keilzinkung miteinander verleimt. Ober- aus Stäben gebildeten Dreiecken sehr leistungs-
und Untergurt werden durch angenagelte Dop- fähige und materialsparende ebene Tragwerke zu
pelprofile gebildet. Es können Einfach- oder konstruieren, führte zum vorgefertigten Gitter-
Mehrfachgitterstäbe hergestellt werden, die Gur- stegträger. Träger dieser Art werden maschinell
te können parallel, dreiecksförmig oder pultartig als leichte Bauelemente vorgefertigt.
verlaufen. Als Beispiel für das Konstruieren mit Gitterträgern
ist in Bild 1.70 der Schnitt durch ein Kehlbalken-
dach dargestellt. Gitterträger werden auch im
Schalungsbau und für Holzbaukonstruktionen
mit großen Spannweiten eingesetzt, wenn Voll-
holzprofile wegen ihres Eigengewichtes unwirt-
schaftlich sind.

Holzverbindungen
Bei ingenieurmäßig konstruierten Holzbauwer-
ken werden die herkömmlichen handwerklichen
Holzverbindungen hinsichtlich einfacherer und
maschineller Herstellungsmöglichkeiten sowie
höherer Belastbarkeit durch ähnliche, jedoch ver-
einfachte Anschlüsse ersetzt. In der Regel wird

1.69 Trigonit-Träger , Isometrie

1.70 Sparrendach aus Gitterträgern (diagonale Windverbände nicht eingezeichnet), Schnitt


1 Gitterträger 4 Verbindungslaschen
2 Sattelschwelle auf Trennlage, verankert 5 Kehlriegel
3 Knagge 6 Firstprofil, nicht tragend
52 1 Geneigte Dächer

die Tragfähigkeit derartiger Versatzanschlüsse Zur einfacheren Herstellung der Knotenpunkte


durch Nagelungen, Dübel und Bolzenverbindun- werden Versätze auch durch aufgenagelte oder
1 gen verbessert. aufgedübelte Laschen oder Knaggen ersetzt,
Außerdem werden moderne Verbindungstechni- kombiniert mit Bolzenverbindungen oder gena-
ken (z. B. Verleimungen) und Verbindungsele- gelten Verbindungslaschen (Bild 1.72).
mente wie Stahlbleche und spezielle Knotenver- Vielfach werden die Anschlussknoten für Druck-
bindungen eingesetzt. und Zugstäbe durch Doppelprofile in Verbin-
dung mit verbolzten Dübeln vereinfacht (Bild
Weiterentwickelte 1.73).
Zimmermannsverbindungen
Anschlüsse von Zugstäben sind in der gleichen
Beim Anschluss von Druckstäben durch Versatz Weise oder mit Stabdübeln möglich (Bild 1.74a
wird die Tragfähigkeit durch Verbreiterungen der und b) oder werden bei Verbindung von Einfach-
anzuschließenden Hölzer und zusätzlichen Ein- profilen mit Nagellaschen ausgeführt (Bild 1.74c).
satz von Dübeln (Bild 1.71a) verbessert oder die
herkömmlichen Versätze werden durch aufgedü- Stoßverbindungen werden mit Hilfe genagelter
belte Laschen gebildet (Bild 1.71b); Dübel, Bol- oder verbolzter Laschen hergestellt oder durch
zen- und Nagelverbindungen s. Bilder 1.71 ff. Stabdübel in Verbindung mit Knotenblechen aus
Stahl (Bild 1.75).

1.71a 1.71b

1.71 Druckstabanschlüsse mit Versatz


a) Versatzflächen vergrößert durch angedübelte Verbreiterungslaschen
b) Versatz gebildet durch aufgedübelte Lasche (vgl. „Vorholz“), Druckstab durch Bolzen gesichert

1.72a 1.72b

1.72 Druckstabanschlüsse („Kopfbänder“ zur Verminderung der Stützweiten der Pfetten)


a) Anschluss mit Stirnversatz, gebildet durch genagelte Knagge, Bolzensicherung
b) Anschluss eines Kopfbandes mit zusammengesetztem I-Querschnitt aus Einzelbrettern
1 Knagge
2 Nagelung
3 Brettlasche
1.2 Dachtragwerke aus Holz 53

1.73a 1.73b

1.73 Knotenpunkte durch Doppelprofile gebildet (Verbindung durch Bolzen in Verbindung mit Dübeln,
s. Bilder 1.80 bis 1.85)
a) Zugstab als Doppelprofil, b) Druckstab als Doppelprofil

1.74a 1.74b

1.74
Anschlussmöglichkeiten von Zugstäben
Z = Zugstab, G = Gurtstab, D = Druckstab
a) Anschluss von zweiteiligem Zugstab mit Dübeln
b) Anschluss eines zweiteiligen Zugstabes mit Stabdübeln
c) Anschluss eines einteiligen Zugstabes durch genagelte
Laschen aus Baufurnierplatten (BFU) 1.74c

1.75a

1.75
Stoßverbindungen
a) genagelter Zugstoß mit
außen liegenden Laschen 1.75b
b) Zugstoß mit Dübeln und
außen liegenden Laschen
c) Zugstoß mit Stabdübeln
(s. Bild 1.93f.) und innen-
liegendem Stahlblech
1 Nägel
2 Dübel
3 Stabdübel 1.75c
4 innenliegendes Stahlblech
54 1 Geneigte Dächer

1 1.76a

1.76b 1.76d

1.76c 1.76e

1.76 Gelenkträger („Gerberträger“)


a) Prinzipskizze 1 Auflager (Innenstütze)
b) untergehängte Einhängträger mit Bolzenverbindung 2 Kragträger
c) aufgelegter Einhängträger mit Risssicherung 3 Einhängträger, gelenkig eingehängt
d) Gelenkausbildung mit Stahlschuh 4 Zugbolzen
e) Gelenkausbildung mit eingeschlitztem Stahlblech 5 Klemmbolzen
6 nichttragender Verbindungsbolzen
7 Stahlblech mit Stabdübeln

Gelenke durchlaufender Pfettenstränge (Gelenk- kragende Pfettenenden als Auflager für gelenkig
träger) werden mit Stahlblechformteilen oder eingehängte zwischengehängte Pfettenab-
durch Überplattungen mit Bolzenverbindungen schnitte. In den Gelenken werden nur die Aufla-
gebildet. Die Stöße sind so auszuführen, dass die gerkräfte des eingehängten Trägers, jedoch keine
Bolzen auf Zug beansprucht werden, oder die Biegemomente übertragen. Dadurch sind erheb-
Hölzer müssen durch Klemmbolzen gegen Auf- lich günstigere statische Dimensionierungen
reißen gesichert werden (Bild 1.76). möglich.
Gelenkträger („Gerberpfetten“ – Namensgeber Spitzwinklig zusammenlaufende Gurthölzer
ist der dt. Ingenieur H. G. Gerber, 1832–1912) ha- werden durch beidseitig aufgenagelte Platten
ben in Pfettensträngen über die Stützen hinaus- aus Baufurnierplatten verbunden (Bild 1.77).

1.77
Verbindung von flachgeneigtem Obergurt mit Untergurt
durch beidseitig genagelte Sperrholzplatten
1.2 Dachtragwerke aus Holz 55

Dübelverbindungen bel in Rechnung gestellt werden (das gilt nicht


Dübelverbindungen ermöglichen das Übertra- für Rechteckdübel in verdübelten Balken).
gen großer Kräfte bei kleinen Anschlussflächen. Rechteckige Holzdübel sind so einzulegen, dass 1
Unter die Festlegungen für Dübelverbindungen ihre Fasern und die der zu verbindenden Hölzer
fallen alle überwiegend auf Druck und Abscheren gleichgerichtet sind. (Gerade, aufrechtstehende
beanspruchten Verbindungsmittel, wie Dübel aus Flachstahl dürfen zur Kraftübertra-
• rechteckige Dübel aus Hartholz (Bild 1.78) gung nicht verwendet werden.)
• Dübel aus Stahl („Dübel besonderer Bauart“),
Bild 1.79 und Bilder 1.80 bis 1.85 Dübel besonderer Bauart. Man unterscheidet
Einlassdübel, die in vorbereitete passende Vertie-
• Stabdübel (Bilder 1.92 und 1.93). fungen des Holzes eingelegt, und Einpressdübel,
die ohne Benutzung von Bohr-, Nut- oder Fräs-
Dübel dürfen nur in Holz mindestens der Sortier- werkzeugen in das Holz eingepresst werden, fer-
klasse S10 nach DIN 4074-1, Einpressdübel nur in ner Dübel, die teils eingelassen, teils eingepresst
Nadelholz verwendet werden. Die Grundplatten werden (Einlass-/Einpressdübel).
von Einpressdübeln müssen, wenn sie mehr als
2 mm dick sind, eingelassen werden. Sie werden hergestellt als
Alle Dübelverbindungen müssen durch in der • Ringdübel aus Metall (Dübeltyp A) (Bild 1.80)
Regel nachspannbare Schraubenbolzen zusam- • Scheibendübel aus Metall (Dübeltyp B) (Bild
mengehalten werden, wobei jeder Dübel durch 1.81)
einen Bolzen gesichert sein muss. Bei Verbindun- • Scheiben mit Zähnen (Dübeltyp C) (Bild 1.82 bis
gen mit Dübeldurchmessern bzw. -seitenlängen 1.85)
 120 mm sind an den Enden der Außenhölzer • Sonstige Dübel besonderer Bauart aus Eichen-
oder -laschen Klemmbolzen anzuordnen (Bild holz (Bild 1.85).
1.79). Die Bolzen sind so anzuziehen, dass die
Unterlegscheiben geringfügig, jedoch höchstens Die nach Form, Durchmesser und Materialdicke in
1 mm tief in das Holz eingedrückt werden. DIN EN 912 festgelegten Dübel (keine Stabdübel)
Die Abstände von Dübeln untereinander und können große Kräfte übertragen. Die Metalldübel
vom Rand sind – wegen der großen Tragfähigkeit werden in zweiseitiger und einseitiger Form her-
– entsprechend groß, so dass Anschlüsse mit gestellt; dabei dienen die zweiseitigen Dübel zum
mehreren Dübeln hintereinander eine große Län- Verbinden von Holz mit Holz, die einseitigen zum
ge erfordern. Verbinden von Holz mit Stahlteilen (Bild 1.86).
Der Dübeltyp A (Ringdübel) darf auch zur Kraft-
Rechteckige Dübel nach Bild 1.78 dürfen nur übertragung in der Hirnholzfläche bei Brett-
aus trockenem Hartholz oder aus Metall herge- schichtträgern herangezogen werden (Bild 1.87).
stellt werden. Ihre zulässige Belastung ist rechne- Damit ist es möglich, den Anschluss von Neben-
risch zu ermitteln. an Hauptträger mit nicht sichtbaren Verbin-
Es dürfen in einem Anschluss höchstens 4 hinter- dungsmitteln herzustellen.
einanderliegende Rechteck- oder Flachstahldü-

1.78 Verdübelter Balken. Rechteckdübel aus Hartholz; 1.79 Bolzenanordnung bei Dübelverbindungen (links
Faserrichtung in Dübeln und Balken muss überein- und rechts außen zusätzliche Klemmbolzen (K) bei
stimmen großen Dübeln)
56 1 Geneigte Dächer

1.80 Dübeltyp A4 (Ringdübel) 1.81 Dübeltyp B1 (Scheibendübel) 1.82 Dübeltyp C1


zweiseitiger (Einlassdübel) zweiseitiger, runder (Scheibendübel mit Zähnen)
z. B. System Appel Einpressdübel zweiseitiger Einpressdübel
z. B. System Bulldog

1.83 Dübeltyp C8 1.84 Dübeltyp C11


(Scheibendübel mit Zähnen) (Scheibendübel mit Zähnen)
zweiseitiger quadratischer einseitiger Einpressdübel
Einpressdübel) z. B. System GEKA
1.85 Dübel besonderer Bauart
(Einlassdübel)
Scheiben-Hartholzdübel
z. B. System Kübler

1.86
Fachwerkknoten mit außen liegenden
Stahllaschen und einseitigen Dübeln
1.2 Dachtragwerke aus Holz 57

1.87a 1.87b

1.87 Hirnholzanschlüsse bei Brettschichtholz mit Dübeln Typ A


a) Schnitt
b) Draufsicht
1 Hauptträger 4 Bolzen M 12
2 Nebenträger 5 Dübel Typ A
3 Stabanker 30 mm mit Quergewinde

Einpressdübel sind so einzubauen, dass die Höl-


zer außerhalb der eigentlichen Dübelfläche nicht
beschädigt oder überbeansprucht werden. Im
Allgemeinen sind daher besondere Vorrichtun-
gen (Pressen, Schraubenspindeln oder dgl.) zum
Einpressen der Einpressdübel zu verwenden.
Dübel aus Metall müssen ausreichend korro-
sionsbeständig sein.

Bolzen sind lange Stahlschrauben mit Schaft und


Gewinde zum Zusammenspannen von Holzteilen
(Bild 1.88). Da die Bohrlöcher ca. 1 mm größer
hergestellt werden müssen als der Bolzendurch-
messer, sind Bolzen allein zur Übertragung von
Kräften senkrecht zur Bolzenachse nicht geeig- 1.89 Stützenanschluss durch Bolzen
net. Der Schlupf von ca. 1 mm bedeutet für Dauer- 1 eingespannte und ausgesteifte Doppelstütze
bauwerke und hochbelastete Bauteile eine zu 2 Brettschichtträger
große Anfangsverschiebung.
Bolzen dürfen für tragende Verbindungen nur
dann eingesetzt werden, wenn durch besondere
Maßnahmen ein Schlupf verhindert wird (Einbau

1.90
Anschluss von Kopf-
bändern mit Stirnver-
satz an einen Pfosten
mit Sicherung durch
1.88 Schraubenbolzen einen Bolzen
58 1 Geneigte Dächer

Tabelle 1.91 Maße der gebräuchlichsten Sechskantschrauben, Sechskantmuttern und Scheiben (für den Holzbau) in mm

Gewinde Schaft-Ø b für l k m s d1 d21) s1


1 d
 80 > 80 > 200
bis 200

M 12 12 22 28 40 8 9,5 19 58 50 6
M 16 16 28 35 50 10,5 13 24 68 60 6
M 20 20 32 40 55 13 16 30 80 70 8
M 24 24 38 50 65 15 18 36 105 95 8

1) Seitenlänge bei quadratischer Scheibe

nur trockener Hölzer und in Verbindung mit Dü-


beln). Im übrigen sind Bolzenverbindungen nur
für untergeordnete bzw. nicht ständige Bauten
mit geringen Belastungen möglich. Bolzen sind
außerdem ein hervorragendes Verbindungsmit-
tel zur Montage (Bild 1.89), Verankerung, Bauteil-
sicherung (Bild 1.90) und für vorübergehende
Baumaßnahmen (Gerüste, Hilfsbauwerke, fliegen-
de Bauten). Wegen des Austrocknens des Holzes
und des damit verbundenen Schwindens sollen
die Bolzen nach einiger Zeit nachgespannt wer-
den.
Die Mindestdicke von Bolzen beträgt 12 mm, der
größte Durchmesser 30 mm; die üblichen Abmes-
sungen und die jeweils dazugehörigen Unterleg-
scheiben sind in der Tabelle 1.91 aufgeführt. 1.93 Verbindungsarten bei Stabdübeln
Werden Bolzen durch Zugkraft beansprucht
(Zugstangen), so beträgt die zulässige Spannung
für den Kernquerschnitt 10 kN/cm2, wenn nicht
eine nachgewiesene höhere Stahlqualität ver-
wendet wird.

Stabdübel. Durch die Möglichkeit, Abbundarbei-


ten und damit auch die Herstellung von hochbe-
lastbaren Holzverbindungen mit Hilfe rechner-
gestützter Maschinen außerordentlich präzise
auszuführen, haben im ingenieurmäßigen Holz-
bau Stabdübelanschlüsse eine große Verbreitung
gefunden.
Stabdübel sind glatte, zylindrische Stahlstäbe, die
in Bohrlöcher mit gleichem Durchmesser einge-
trieben werden (Bild 1.92). Die Kraftübertragung
erfolgt stets rechtwinklig zur Stabachse (Scher-
kraftübertragung) und wird durch Lochleibungs-

1.94 Mindestabstände von Stabdübeln


1.92 Stabdübel mit angefasten Enden und Passbolzen
1.2 Dachtragwerke aus Holz 59

Tabelle 1.95 Mindestabstände von Stabdübeln und Passbolzen


a1 parallel zur Faserrichtung (3 + 2 · cos α) · d
a2 rechtwinklig zur Faserrichtung 3·d
1
a1,t beanspruchtes Hirnholzende 7 · d (jedoch mindestens 80 mm)
a1,c unbeanspruchtes Hirnholzende 7 · d · sin α (jedoch mindestens 3 · d)
a2,t beanspruchter Rand 3·d
a2,c unbeanspruchter Rand 3·d
α ist der Winkel zwischen Kraft- und Faserrichtung

1.96a Anordnung von Stabdübeln: Länge des Stabdübels 1.96b Anordnung von Stabdübeln: Länge des Stabdübels
wie die Gesamtdicke der Hölzer kleiner als die Gesamtdicke der Hölzer (Brandschutz)
1 eingeleimte Holzscheiben

1.97a

1.97b

1.97 Stabdübelanschlüsse mit Knotenblechen


a) 2 innenliegende Knotenbleche, 4-schnittige Stabdübel
b) geschweißtes Knotenblech mit Bolzen am Durchlaufträger, Nebenträger mit Stabdübeln angeschlossen
60 1 Geneigte Dächer

1.98a 1.98b 1.98c

1.98 Anschlüsse von Holz-Druckstäben an Stahl-Untergurte


a) Knotenblech mit Zugstab verschweißt, Stabdübelanschluss ggf. auch zur Aufnahme eines Versatzmomentes
b) Knotenblech mit Stabdübelanschluss für den Druckstab, Zugstäbe mit Bolzen angeschlossen
c) Zugstäbe mit Bolzen gelenkig an doppelten Knotenblechlaschen

1.99a 1.99b

1.99 Windverbandanschlüsse (BMF)


a) Anschluss eines Windrispenbandes
b) Doppelter Verbandanschluss aus justierbaren Rundstäben

pressung auf die zu verbindenden Hölzer übertra- den werden mit Holzpfropfen verschlossen. Die
gen. Stabdübel werden in den Durchmessern 8 Dicken der außen liegenden Hölzer sind entspre-
bis 24 mm verwendet. chend größer auszuführen (Bild 1.96b).
Stabdübelverbindungen können ein-, zwei- oder Stabdübelanschlüsse werden in sehr vielen Fäl-
mehrschnittig sein. Sie müssen mindestens 4 len mit Hilfe von ebenen oder räumlich zusam-
Scherflächen aufweisen (Bild 1.93). mengeschweißten Knotenblechen aus Stahl-
Die Mindestabstände von Stabdübeln und Pas- blech ausgeführt (Bild 1.97 und 1.120).
sbolzen sind DIN 1052 Abschn. 12.3 zu entneh- Mit Hilfe von speziell geformten Knotenblechen
men (Bild 1.94 und Tab. 1.95). werden auch Anschlüsse mit Stabdübeln zwi-
Soll bei Stabdübelverbindungen neben der Scher- schen Holz- und Stahlstäben bzw. Gurten ermög-
kraftübertragung eine Klemmwirkung auf die zu licht (Bild 1.98).
verbindenden Hölzer ausgeübt werden, können Windverbandanschlüsse können insbesondere in
Stabdübel mit Kopf, Gewinde und Mutter (Pass- sichtbaren Bereichen mit eingeschlitzten Knoten-
bolzen) verwendet werden. Passbolzenverbindun- blechen und Stabdübelanschluss hergestellt
gen müssen mindestens 2 Scherflächen aufwei- werden. Sie werden durch Verschraubungen mit
sen. gegenläufigen rechts/links-Gewinden gespannt
In der Regel entsprechen die Stabdübellängen (Bild 1.99).
der Gesamtdicke der gebildeten Holzverbindung
(Bild 1.96a). Soll eine Stabdübelverbindung höhe- Dübel für räumliche Tragwerke. Stabverbin-
re Anforderungen an den Brandschutz erfüllen, dungen der behandelten räumlichen Holztrag-
ist die Stabdübellänge kürzer als die Holzgesamt- werke werden bei größeren Kantholz- oder Brett-
dicke zu wählen. Die verbleibenden Bohrlochen- schichtholz-Profilen meistens mit Stabdübeln in
1.2 Dachtragwerke aus Holz 61

1.100b

1.100a 1 Ankerkörper mit Gewinde


2 Stabdübel 14 mm
1.100 Verpressdübel 3 Vergussbohrung
a) isometrische Ansicht 4 Entlüftungsbohrung
b) Schnitt 5 Restvolumen, ausgefüllt mit Vergussmasse

1.101b

1.101 Dübelverbindung System MERO (DBP)


a) isometrische Ansicht
b) Schnitt
1.101a 1 MERO- Dübelstab mit Schraubanschluss (s. Bild 1.102a)
2 Stabdübel

1.102a 1.102b 1.102c


1.102 Räumliche Knotenverbindungen
a) Schraubanschluss System MERO (max. 18 Stäbe), b) Schweißanschluss über Hohlkugel
c) Schweißanschluss über Stahlring
62 1 Geneigte Dächer

Verbindung mit Stahlblechknoten ausgeführt. Für zwar einen Mehraufwand dar, bedeutet jedoch
schlanke quadratische Holzquerschnitte sind je- für die Nagelverbindung eine erhebliche Qua-
1 doch spezielle Dübelformen erforderlich. litätsverbesserung hinsichtlich Tragfähigkeit, Na-
Eine neue Entwicklung dafür stellen hochbelaste- gelabstand, Rissgefahr usw. und sollte überall
te Verpressdübel dar. Speziell geformte Ankerkör- dort zur Anwendung kommen, wo hochwertige
per aus Stahlguss werden dabei in entsprechen- Verbindungen geschaffen werden müssen (Bohr-
de Bohrungen eingesetzt und mit Epoxidklebern lochdurchmesser ≈ 0,85 × dn, Bohrlochtiefe min-
verpresst. Die Kraftübertragung übernehmen destens gleich der Einschlagtiefe s).
überkreuz eingebaute Stabdübel (Bild 1.100). Verwendung finden Standardnägel nach DIN EN
Ebenfalls mit überkreuz eingebauten Stabdübeln 10 230-1 und Sondernägel nach DIN 1052, An-
werden die Lasten bei den in Bild 1.101 gezeigten hang C (Bild 1.103). Schraubnägel werden über-
Verbindungen übertragen. wiegend dort verwendet, wo auch Zugkräfte in
Die Knotenverbindungen werden lösbar über Schaftrichtung zu übertragen sind, Rillen- oder
Verschraubungen mit Stahlkugeln oder unlös- Ankernägel für die Befestigung von Stahlblech-
bar durch Verschweißen mit Stahlhohlkugeln Formteilen an Holzträgern.
oder Stahlringen gebildet (Bild 1.102), s. auch Unterschieden werden 1-, 2- und mehrschnittige
Bild 1.124). Nagelverbindungen (Bild 1.104).
Nagelverbindungen Die Mindestholzdicken (a) sind materialabhängig
und unter Berücksichtigung der Nagelabstände
Das Bestreben, aus wirtschaftlichen, baustoff- festzulegen.
technischen und konstruktiven Gründen Vollhöl-
zer durch zusammengesetzte Querschnitte zu Die kleinsten Nagelabstände bei versetzt ange-
ersetzen, hat zur Holznagelbauweise geführt. Na- ordneten Nägeln sind in der DIN 1052 Tab. 10
gelungen ergeben flächenhafte Verbindungen festgelegt (Bild 1.105).
von großer Steifigkeit. Die Tragkraft einer Nagel- Rechtwinklig zur Kraftrichtung muss der Nagelab-
verbindung hängt hauptsächlich von der Biege- stand sowohl untereinander als auch vom Rand
festigkeit des Nagels und der Druckfestigkeit des mindestens 5 × dn bei nicht vorgebohrten und
Holzes ab. Erforderliche Anzahl der Nägel, Nagel- 3 × dn bei vorgebohrten Nagellöchern betragen.
abstände und Mindestholzdicken werden nach Schalbretter sind mit mindestens 2 Nägeln an je-
DIN 1052 Abschn. 12.5 errechnet. Die Mindestma- dem Sparren, Binder oder Stiel zu befestigen. In
terialdicken bei Holz-Holz- sowie Holz-Gipswerk- Hirnholz eingeschlagene Nägel dürfen auf Her-
stoff- und bei Stahlblech-Holz-Nagelverbindun- ausziehen nicht in Rechnung gestellt werden.
gen sind festzulegen. Nagelverbindungen von Vollholz- mit Stahlblech-
Eine Nagelverbindung wird hergestellt durch Ein- teilen oder Baufurnierplatten ermöglichen eine
schlagen in das Holz (nicht vorgebohrt) oder in erhebliche Verminderung der Querschnittsmaße
vorgebohrte Nagellöcher. Das Vorbohren stellt an den Anschlusspunkten und damit oft über-

1.103a

1.103b

1.104a 1.104b 1.104c


1.103c
1.104 Holzdicken und Einschlagtiefen bei Nagelverbin-
1.103 Nagelformen dungen
a) Standardnagel a) einschnittig
b) Schraubnagel (Sondernagel mit spiralförmig b) zweischnittig
angerolltem Schaft) c) dreischnittig
c) Rillen- oder Ankernagel (Sondernagel mit ange-
rolltem Ringschaft)
1.2 Dachtragwerke aus Holz 63

1.105a 1.106a 1.106b

1.105b 1.106c

1.105 Mindestnagelabstände nicht vorgebohrter Nagelungen 1.106 Schnittigkeit von Nagel-


a) einschnittige Nagelung verbindungen mit Stahl-
b) zweischnittige Nagelung blechen
*) bei α < 30°: 5 dn (bzw. 7 dn) a) einschnittig
 Nagel Vorderseite b) zweischnittig
 Nagel Rückseite c) vierschnittig
( ) Werte in Klammern gelten für Nageldurchmesser größer als 4,2 mm

haupt erst eine Nagelkonstruktion. In DIN 1052 Bei Verbindung von Furnierplatten mit Vollholz
Abschn. 12.2.3 ist festgelegt, dass bei Stahlblech- haben in der Regel die Furnierplatten den An-
Holz-Nagelverbindungen (Bild 1.106) die Blech- forderungen nach DIN EN 315 – Sperrholz der
dicke mind. dem Durchmesser des Verbindungs- DIN EN 14 374 – und Furnierschichtholz der DIN
mittels (Nagels) entsprechen muss bzw. bei Son- EN 13 986 zu entsprechen.
dernägeln mindestens 2,0 mm betragen muss. Die in diesem Abschnitt behandelten Möglichkei-
Die Nagellöcher sind in der Regel gleichzeitig in ten für die Herstellung von Nagelverbindungen
Holz- und Blechteilen auf die erforderliche Na- mit glatten Nägeln gemäß DIN EN 10 230-1 wer-
gellänge vorzubohren (Bohrlochdurchmesser = den erheblich erweitert, wenn Spezialnägel (Bild
Nageldurchmesser). 1.103) verwendet werden, die auf Grund von
Bei Blechdicken unter 5 mm ist Korrosionsschutz Sonderzulassungen geringere Nagelabstände so-
nach DIN EN ISO 12 994-2 und -5 stets erforder- wie höhere Scher- und Ausziehbeanspruchungen
lich. Bei druckbeanspruchten Blechen ist auf eine erlauben.
ausreichende Beulsicherheit zu achten.
64 1 Geneigte Dächer

Stahlblech-Holz-(Lochplatten-)Verbindungen platten werden verwendet in geschlossenen Sys-


In Verbindung mit Lochplatten und den verschie- temen wie z. B. bei den Knotenblechen in Fach-
1 densten Spezial-Nagelverbindungen kann die werkbindern der „Greim“-Bauweise (Bild 1.107).
Herstellung sowohl konstruktiver wie auch sta- Hierbei handelt es sich um eine Stahlblech-Holz-
tisch beanspruchter Holzverbindungen erheblich Nagelverbindung für Fachwerkträger, bei der
rationalisiert werden. Spezielle Stahlblech-Loch- mehrere Knotenbleche in Schlitze, die in die Holz-

1.107
Fachwerkträger in „Greim“-Bauweise:
eingeschlitzte dünne Stahl-Knoten-
bleche, Anschluss mit Nägeln

1.108a

1.108 Gang-Nail-System 1.108b


a) Gang-Nail-Platte, b) Fachwerkbinder

1.109a 1.109b

1.109 Stahlblechwinkel, schwere Ausführung (BiLO® Euro-Winkel)


a) für Holz/Holz-Verbindungen
b) für Holz/Beton-Verbindung mit Verstärkungs-Fußplatte
1.2 Dachtragwerke aus Holz 65

querschnitte eingesägt sind eingelegt und mit beidseitig maschinell in die jeweils gleich dicken
Nägeln in vorgebohrte Löcher verbunden wer- Konstruktionshölzer eingepresst werden („Gang-
den. Auf Grund behördlicher Einzelzulassungen Nail“-System, Bild 1.108). Die Kontenpunkte der 1
werden leichte Fachwerkbinder (Nagelplatten- Gurte und Streben werden hierbei mittels ver-
binder) oder andere Tragwerksteile auch mit Hilfe zinkten Stahlblechen außenseitig verbunden.
von besonderen Nagelplatten hergestellt, die

1.110a 1.110b 1.110c

1.110d 1.110e 1.110f

1.110 Stahlblechformteile als Verbindungsmittel


a) Nagelplatten-Verbindung
b) Sparren-Pfetten-Anker
c) Pfosten-Schwelle-Verbindung
d) Balkenschuh
e) Pfettenanker für Stahlträger
f ) Konsolwinkel

1.111 Nagelbleche in Verbindung mit Gelenkbolzen 1.112 Anschlüsse mit Hakenplatten


(System Bulldog)
66 1 Geneigte Dächer

Im Übrigen werden im modernen Holzbau die ker, für Pfettenauflager, Holz-Stahlverbindungen


traditionellen arbeits- und lohnaufwändig her- usw.) gibt es nagel- oder schraubbare verzinkte
1 zustellenden Zimmermannsverbindungen fast Stahlblech-Formteile, von denen in den Bildern
vollständig von Stahlblech-Holzverbindungen 1.109 und 1.110 im Rahmen dieses Abschnittes
verdrängt. Für praktisch alle vorkommenden Ver- nur einige Beispiele gezeigt werden können.
bindungspunkte zwischen Konstruktionshölzern Zur Verbesserung der Kraftübertragung können
und auch zwischen Holzbauteilen und Unter- bei Knotenanschlüssen Nagelplatten mit Bolzen-
konstruktionen, (z. B. für Anschlüsse an Ringan- verbindungen kombiniert werden (Bild 1.111).

1.113 Anschluss von Zugstäben durch 1.114 Knotenring für Zugstabanschlüsse (Rodan®)
Gussformteil (Detec)

1.115b

1.115a 1.115c

1.115 Dachtragwerk aus unterspannten Sparren (Architekt: Prof. L. Rongen, Erfurt)


a) Detail
b) Schnittskizze
c) Knoten-Detail A
1.2 Dachtragwerke aus Holz 67

1.116a 1.116b

1.116 Knotenbildung mit Hilfe von Stahlgussteilen


a) Stabanschluss mit sternförmigen Gussformteilen
b) Knoten mit gegossenen Pressdübelplatten
1 Holz-Doppelprofile
2 Stahlguss-Formteil

Für rechtwinklige Stabanschlüsse können spezi- Leimverbindungen


elle kaum sichtbare Hakenplatten-Verbindungen Der Leimbau ermöglicht flächenhafte Verbindun-
in Frage kommen (Bild 1.112). gen von einer Steifigkeit, wie sie bei Dübel- oder
Schließlich sind die vielfältigen konstruktiven Nagelverbindungen nicht erreicht wird. Die Ent-
und gestalterischen Möglichkeiten zu erwähnen, wicklung wasser- und schimmelfester, härtbarer
die sich aus der Verwendung speziell hergestell- Kunstharzleime lässt Leimverbindungen auch bei
ter Stahlgussteile ergeben. Sie werden in zahlrei- hochbelasteten Konstruktionen des Ingenieur-
chen Formen hergestellt. holzbaues zu.
Für hochbeanspruchte Anschlüsse von Zugstä- Die Ausführung geleimter Bauteile dürfen nur Be-
ben aus Rundstahl oder Stahlseilen an Holzbau- triebe übernehmen, die über geeignete Fachleu-
teile gibt es zahlreiche serienmäßig oder speziell te, erfahrene Handwerker und entsprechende
gefertigte Knotenverbindungen (Bild 1.113) . Das Werkstatteinrichtungen verfügen. Hierzu zählen
in Bild 1.114 gezeigte Anschlusssystem ermög- Vorrichtungen zur Erzeugung eines ausreichend
licht die Verbindung verschiedener in einer Ebe- großen, auch genügend lange wirkenden Pres-
ne liegender Zugstäbe z. B. im Kreuzungspunkt sdruckes, Maschinen zur Bearbeitung der Leim-
von Aussteifungsdiagonalen. flächen, zuverlässige Messgeräte zur Ermittlung
Ein Ausführungsbeispiel für einen Dachbinder
aus einer Kombination von Holzsparren, An-
schlüssen aus Profilstahl und zugbeanspruchten
Stahlseilen ist in Bild 1.115 dargestellt.
Aus der großen Anzahl von Ausführungsmöglich-
keiten für räumliche Holz-Gussstahl-Kombinatio- 1.117
nen zeigt Bild 1.116 zwei Beispiele. Keilzinkenverbindung
für Leimbinder und Einzelbauteile
68 1 Geneigte Dächer

der Holzfeuchtigkeit, ferner eine Anlage zur Länge in die Leimverbindung einzubeziehen; Zin-
künstlichen Holztrocknung und überdachte, heiz- kenlänge 40 bis 60 mm, Zinkenentfernung 9 bis
1 bare Arbeitsräume. Die Leimbaubetriebe sind 15 mm. Die Tragfähigkeit wächst mit der Summe
verpflichtet, den Nachweis zu erbringen, dass ei- der Flächen der verleimten Zinkenflanken inner-
ne von der zuständigen obersten Bauaufsichts- halb des gleichen Kantholzquerschnitts. Die Ver-
behörde dazu anerkannte Stelle ihre Werkeinrich- leimung der Keilzinkenverbindungen muss unter
tung und ihr Fachpersonal überprüft und als Druck (in Längsrichtung 250 N/cm2, in Querrich-
geeignet befunden hat. Jedes verleimte Bauteil tung 80 bis 100 N/cm2) erhärten.
ist vom Hersteller mit einer Kennzeichnung zu
versehen, aus der Herstellerwerk und Herstel- Binderkonstruktionen
lungstag entnommen werden können. Wenn keine besonderen gestalterischen Anforder-
Für Leimverbindungen dürfen nur trockene Höl- ungen bestehen, kommen für Bauwerke mit ein-
zer (mit weniger als 15 % Feuchtigkeit) verwen- fachen Rechteckgrundrissen bei großen Spann-
det werden. Der Feuchtigkeitsgehalt ist in jedem weiten Fachwerkbinder in Frage, die nach den
Falle durch geeignete Feuchtigkeitsmesser zu er- Methoden des Ingenieurholzbaues konstruiert
mitteln. Die zu verleimenden Oberflächen müs- sind (Bild 1.118 und 1.119).
sen vollständig trocken sein. Die Möglichkeit, gleichartige Tragkonstruktionen
Leime für tragende Bauteile müssen DIN 68 141 in größerer Zahl vorzufertigen, kann dabei in er-
entsprechen. heblicher Weise kostenmindernd sein.
Der Pressdruck wird durch Spindelpressen, hy-
draulische Pressen o. Ä. erzeugt und muss gleich- Fachwerkbinder unterscheiden sich, abgesehen
mäßig wirken. Die Pressdauer hängt von der Wahl von Form und Spannweite durch die Art der Stab-
des Leimes und der Temperatur ab. Die Lufttem- querschnitte und die Art der Verbindungsmittel.
peratur beim Pressen darf nicht unter 18 bis 20 °C Im Allgemeinen werden Fachwerkbinder aus Bau-
liegen. holz- oder Brettschicht-Vollprofilen hergestellt.
Leimfugen dürfen nicht durch wesentliche, quer zu Daneben können auch zusammengesetzte Pro-
ihnen wirkende Zugkräfte beansprucht werden. file in Frage kommen. Tragende einteilige Ein-
zelquerschnitte sollen eine Mindestdicke von
Stöße für lange Bauteile und Brettstöße inner-
4 cm und mindestens 40 cm2 Querschnittsfläche
halb von Brettschichtholz werden durch Keilzin-
haben. Bei genagelten, geschraubten oder ge-
kung hergestellt (DIN 68 140 und DIN EN 387, Bild
leimten Bauteilen muss der Einzelquerschnitt
1.117).
mindestens 2,4 cm dick sein und 24 cm2 Quer-
Die Zinken werden mit beweglichen, auf Schlit- schnittsfläche aufweisen.
ten aufgesetzten Fräsmaschinen hergestellt. Die
Zinkendicke an der Spitze beträgt 1 bis höchs-
tens 2,7 mm, um die Fasern auf möglichst große

1.118 Fachwerkbinder (Fortsetzung s. nächste Seite)1)


= Bolzen = Dübel = Dübel mit Bolzen

1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen.


Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis zu ermitteln.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 69

Bild 1.118, Fortsetzung


70 1 Geneigte Dächer

1.119
Genagelte Fachwerk-Brettbinder mit
Koppelpfetten für Wellplatten-Dachdeckung1)
Nadelholz Sortierklasse S 10
Nägel: 34 × 90 und 38 × 90
Binderabstand 1,00 m
(Umfassungswände: Stahl-
beton-Rahmenkonstruktion)

1) s. Fußnote auf S. 68
1.2 Dachtragwerke aus Holz 71

Die Dimensionierung aller Fachwerkstäbe sowie lung sind wegen der Transportprobleme jedoch
die Art und Anzahl der Verbindungsmittel sind nur begrenzte Abmessungen der Gesamtele-
nach statischer Berechnung unter Beachtung von mente möglich. 1
DIN 1052 festzulegen. In den meisten Fällen werden die Rostträger
Je nach ihrer Lage im Gesamtgefüge sind die durch Knotenblech-Kreuze oder -Sterne so unter-
Fachwerkstäbe entweder Zug- oder Druckstäbe. einander verbunden, dass Rosttragwerke auf
Sparrenpfetten (Koppelpfetten) als Nebenträger- Quadrat-, Rechteck- oder Vieleckrastern entste-
lagen für die Dachdeckung sollten möglichst in hen. Die Feldgrößen werden so bemessen, dass
den oberen Knotenpunkten der Binder aufliegen. für die Ausfachung übliche Vollholzquerschnitte
Wenn das nicht möglich ist, werden die Ober- bei Holzlängen von 4 bis 5 m verwendet werden.
gurte der Binder zusätzlich auf Biegung bean- Diese Sekundärträger werden dabei meistens
sprucht. in wechselnden Spannrichtungen eingebaut, so
Fachwerkbinder sind wie alle aus Einzelhölzern dass die Hauptträger jeweils nur einseitig belas-
zusammengesetzte Tragkonstruktionen wegen tet werden (Bild 1.120).
des Schwindens des Bauholzes und für den Fall
der Nachgiebigkeit von Verbindungsmittel bei Räumliche Tragwerke
der Ausführung um etwa 1/200 der Spannweite zu
Als Weiterentwicklung der in den vorangegange-
überhöhen.
nen Abschnitten dargestellten Tragwerksarten
Als Verbindungsmittel kommen vor allem Bolzen sind in Verbindung mit modernen Befestigungs-
mit Dübeln oder Nagelung in Frage. mitteln gestalterisch sehr interessante Tragwerke
Alle Verbindungsmittel sind möglichst symme- für große Spannweiten entwickelt worden. Die
trisch zur Stabachse vorzusehen. Bolzenverbin- eindeutige Typisierung ist in den meisten Fällen
dungen sollen so angeordnet sein, dass ein spä- nicht möglich, weil es sich vielfach um Mischfor-
teres Nachziehen möglich ist. men statischer Systeme handelt. Aus der großen
In Bild 1.118 ist als Beispiel ein Fachwerkbinder in Fülle der nach den verschiedensten Bauprinzipi-
Dübeltechnik gezeigt. en ausgeführter Projekte können im Rahmen die-
Genagelte Binder können bei Abständen von ses Werkes nur einige typische Beispiele gezeigt
4,00 bis 5,00 m als Pfettenauflager bzw. als Aufla- werden.
ger von Sparrenpfetten (Koppelpfetten) dienen. Bei der in Bild 1.121 schematisch dargestellten
Genagelte Bretterbinder – katalogmäßig verfüg- Tragwerkskonstruktion über einem Versamm-
bar oder speziell werksmäßig hergestellt – bieten lungsraum ist der Hauptträger durch ein pyrami-
u. U. aber auch wirtschaftliche Lösungen, wenn denartiges Sprengwerk unterstützt. Die Wider-
sie in leichter Ausführung in üblichen Sparrenab- lager werden von Bauteilen gebildet, die durch
ständen von ca. 70 bis 80 cm direkt die Dach- benachbarte Flachdach- bzw. Deckenscheiben
deckungen tragen. Zu beachten ist die sorgfälti- ausgesteift sind.
ge Längsaussteifung, wenn die Möglichkeit von Die Felder zwischen den Hauptträgern sind durch
Windeinwirkung senkrecht zur Binderachse be- geschiftete Zwischenträger überbrückt. Alle Stab-
steht (Bild 1.119). anschlüsse sind mit eingeschlitzten Knotenble-
Für die stützenlose Überspannung großer Räume chen und Stabdübeln ausgeführt. Trotz der Ge-
werden Fachwerkbinder auch als Bestandteil von samt-Spannweite von über 27,00 m ist bei dem
Rahmenkonstruktionen eingesetzt. Hierfür muss Hauptträger ein Brettschichtprofil von nur 0,25/
auf weiterführende Literatur verwiesen werden. 1,20 m ausreichend.
Um die für die stützenfreie Überspannung eines
Rosttragwerke anderen weiträumigen Versammlungsgebäudes
Aus Vollholzprofilen, Brettschichtträgern und in Betracht gekommenen großen Trägerquer-
auch aus vorgefertigten Gitterträgern können schnitte bei Spannweiten bis 34,00 m zu ver-
weit gespannte, ebene Tragwerke in Form von meiden, wurden die Hauptträger in räumliche
Trägerrosten hergestellt werden, in denen sich Fachwerke aufgelöst (Bild 1.122). Bei den aus Ein-
die einzelnen Träger rechtwinklig oder sternför- zelrahmen mit quadratischem Querschnitt ge-
mig schneiden. Rosttragwerke können in Leim- bildeten Fachwerkträgern werden die Zugkräfte
bauweise dadurch hergestellt werden, dass die durch parabelförmig gespannte Untergurte aus
Brettlagen von Brettschichtträgern abwechselnd Stahlrohren aufgenommen. Die Längsausstei-
überlappend an Kreuzungspunkten durchlaufen fung bewirken Diagonalverbände aus verspann-
(Stapelbauweise). Bei einer derartigen Herstel- ten Stahlseilen.
72 1 Geneigte Dächer

Ein räumliches stützenfreies Tragwerk über ei- von Verpressdübeln an Stahlhohlkugeln zusam-
nem quadratischen Grundriss mit ca. 16,00 m Sei- mengeschweißt.
1 tenlänge ist in Bild 1.123 schematisch dargestellt. Aus der großen Zahl von räumlichen Tragwerks-
Hier können die auf die Dachspitze zulaufenden konstruktionen, die mit gekrümmten Brett-
Verbände als „unterspannte Träger“ (vgl. Bild schichthölzern ausgeführt sind, zeigt Bild 1.125
1.131) betrachtet werden, die durch quadratische eine Schwimmbadüberdachung. Die Hauptstüt-
Horizontalrahmen und Diagonalstäbe ausgesteift zen bestehen aus baumartig zusammengesetz-
sind. Auch in diesem Beispiel werden die Staban- ten räumlich gekrümmten Trägerbündeln, die
schlüsse mit Hilfe räumlich zusammengefügter, kreisförmige Auflagerrahmen abstützen. An diese
eingeschlitzter Knotenbleche mit Stabdübeln sind die parabelförmigen zugbeanspruchten Trä-
bzw. Nagelung hergestellt. ger der Hängeschalen angeschlossen. Ringförmi-
Ein ähnliches räumliches Tragwerk mit gitterarti- ge Pfettenkränze nehmen die Druckkräfte auf
gen Strukturen zeigt Bild 1.124. Hier sind die Ein- und tragen die Dachhaut.
zelstäbe in den Knotenpunkten jedoch mit Hilfe

1.120b
1.120a

1.120c 1.120d

1.120
Rosttragwerke (Trägerroste) aus Holz
a) orthogonales System
b) Grundriss eines orthogonalen Systems
c) Stahlkreuz für biegesteife Knotenverbindung
d) Verschweißte Knotenbleche für sternförmige
Rosttragwerke
e) polygonales System 1.120e
1.2 Dachtragwerke aus Holz 73

1.121 Räumliches Tragwerk mit abgestütztem Hauptträger; schematische Darstellung des Tragwerkes und Innenansicht
(Architekt: Prof. D. Neumann, Erzhausen)
1 Durchlaufträger (ca. 27 m Spannweite), unterstützt durch Kehlträger
2 Nebenträger (im Schnittpunkt gestoßen)
3 Kehlträger als Druckstab, abgestützt auf unverschiebliche Auflager (angrenzende Bauteile)

1.122
Räumlicher Fachwerkträger mit Zugbändern aus Stahl,
Obergurte (Pfetten) aus Brettschichtholz (Architekten:
P. Faller und C. Muschalek, Stuttgart)
1 Obergurte
2 Fachwerkrahmen
3 Diagonalstiel
4 parabelförmig gespannter Stahl-Zugstab für seitliche
Untergurte (45 mm)
5 parabelförmig gespannter Stahl-Zugstab für mittl.
Untergurt (64 mm)
6 Diagonalverspannungen
7 Nagel- und Verbindungslaschen
74 1 Geneigte Dächer

1.123a

1.123b

1.123 Aus unterspannten Trägern zusammengesetztes räumliches Tragwerk (Architekt: E. Ritz, Viechtach)
a) Übersicht (vereinfacht), b) Knotenpunkt A
1 Untergurt 4 räumliche Knotenbleche
2 Druckstreben 5 Stabdübel
3 Diagonalstab 6 Nagelung

1.124b

1.124a

1.124 Räumliches Tragwerk mit Stabanschlüssen mit Schweißverbindung an Stahl-Hohlkugeln


(Architekten: W. Riehle, G. Loew, H. Goldbach, Reutlingen)
a) Innenraum (vereinfacht), b) Anschlusspunkte
1.3 Dachtragwerke aus Stahl 75

1.125b

1.125a 1.125c

1.125 Schalenartiges Tragwerk mit mehrfach gekrümmten Brettschichtträgern; Zentralstützen aus zusammengesetzten
Profilen (Entwurf und konstruktive Bearbeitung: Prof. F. Wenzel, B. Frese und R. Barthel, Karlsruhe; Architekten: R. und
I. Geier, Stuttgart)
a) Innenraum mit Stützenbündel
b) Prinzipskizze der Dachkonstruktion
c) Schnitt (Ausschnitt)

1.3 Dachtragwerke aus Stahl 1.3.2 Baustoff Stahl

1.3.1 Allgemeines Für Stahlbauwerke kommen Baustähle nach DIN


EN 10 025 als Stabstahl, Flachstahl, Formstahl
Stahlkonstruktionen kommen besonders im Be- oder in Hohlprofilen hauptsächlich in den Qua-
reich des Industriebaues überall dort vor, wo der litäten St 37-2 oder St 52-3 in Frage (Zugfestigkeit
Einsatz von Holz zum Beispiel aus Gründen des 370 bzw. 520 N/mm2). Für Konstruktion und
Brandschutzes nicht möglich ist. Es sollte aller- Standsicherheitsberechnungen ist die DIN 18 800
dings beachtet werden, dass zwar Stahlkonstruk- Grundlage.
tionen nicht brennbare Bauteile darstellen, aber
in ihrem Brandverhalten vielfach kritischer beur-
teilt werden müssen als etwa Holz-Leimbauteile. 1.3.3 Schutzmaßnahmen
Sie erfordern in vielen Fällen aufwendige Brand-
Korrosionsschutz1)
schutzmaßnahmen (s. Abschn. 16.7 in Teil 1 dieses
Werkes) und Korrosionsschutz. Stahlbauteile, die einer Festigkeitsberechnung
Im folgenden soll ein Überblick über die verwen- oder einer bauaufsichtlichen Zulassung bedür-
deten Konstruktionselemente und -systeme aus fen (d. h. praktisch alle tragenden Bauteile), müs-
Stahl gegeben werden. Für eine ausführliche Dar- sen einen Korrosionsschutz gemäß DIN EN ISO
stellung muss jedoch auf Spezialliteratur verwie- 12 944-8 erhalten.
sen werden. Er kann bestehen aus
• Beschichtungen (Anstrichen), 1- bis 4fach aufge-
tragen,

1) s. auch Abschn. 7.4.3 in Teil 1 des Werkes


76 1 Geneigte Dächer

Tabelle 1.126 Korrosionsschutz, Aufgaben und Schichtdicken

Anzahl der Beschichtung Sollschichtdicke Aufgaben


1 Schichten Überzug je Schicht in μm

1 Fertigungsbeschichtung 15 bis 25 Schutz der Stahlbauteile während Lagerung,


(FB) Fertigung und innerbetrieblichem Transport

1 bis 2 Grundbeschichtung 40 normal Schutz der Stahloberfläche gegen Korrosion


(GB) 80 DICK

1 bis 2 Deckbeschichtung 40 normal Schutz der Grundbeschichtung bzw. in besonderen Fällen


(DB) 80 DICK der Feuerverzinkung vor aggressiven Stoffen

1 Feuerverzinkung 50 bis 85 Schutz der Stahloberfläche vor Korrosion


(Stückverzinkung) (360 bis 610 g/m2)

Bemerkung: normal = normale Beschichtungsstoffe, DICK = dickschichtige Beschichtungsstoffe

• Überzügen aus metallischen Schichten (im 1.3.4 Bauteile1)


Stahlbau bevorzugt Feuerverzinkung),
• Korrosionsschutz-Systemen, die eine Kombina- Profilträger
tion aus Beschichtungen und Überzügen bil-
Als Tragelemente bei flachen Dächern kommen
den.
für Binder und Pfetten alle Walzprofile der ge-
normten Reihen (z. B. IPE, IPB, IPBI, IPBv)2) ins-
Einen Überblick über Beschichtungsarten und er-
besondere überall dort in Frage, wo nur geringe
forderliche Schichtdicken gibt Tabelle 1.126.
Bauhöhen zur Verfügung stehen. In vielen Fällen
kann auch der Einsatz speziell angefertigter Trä-
Brandschutz
ger wirtschaftlich sein, die als Kasten- oder als
Stahlbauteile bzw. Bauwerke aus Stahl erfordern hohe I-Profile aus relativ dünnen Blechen mit
insbesondere bei Bauwerken über zwei Vollge- entsprechenden Beulsicherungen maschinell her-
schossen im Allgemeinen zusätzliche, in den Bau- gestellt werden können (Bild 1.127).
ordnungen bzw. in DIN 4102 festgelegte Brand-
schutzmaßnahmen. Konstruktive Einzelheiten 1) Nach Euro-Norm 53 bis 62 lautet das Kurzzeichen für
sind in Abschn. 16.7 in Teil 1 des Werkes behan- breite I-Träger HE … B (z. B. IPB 300 entspricht HE 300 B).
delt.

Aussteifung

1.127 Leichter, aus Blech verschweißter Träger 1.128 Wabenträger


1.3 Dachtragwerke aus Stahl 77

Eine Sonderform der Profilträger stellen die Wa- Unterspannte Träger


benträger dar, die aus sägezahnförmig aufge-
Eine andere Möglichkeit, die Tragfähigkeit der
schnittenen üblichen Walzprofilen verschweißt
handelsüblichen Profile zu erhöhen, besteht in
1
werden (Bild 1.128).
der „Unterspannung“. Unterspannte I-Profile wer-
Bauteilverbindungen für Stahlkonstruktionen den vielfach dort verwendet, wo die zulässige
sind in Abschn. 7.4 in Teil 1 des Werkes näher be- Durchbiegung einzelner Tragprofile sonst über-
handelt. schritten würde (Bild 1.131).
Heute ist es problemlos möglich, auch Walzpro- Dabei werden die ermittelten Druckbeanspru-
file zu biegen. Dies hat zur Entwicklung bogen- chungen durch einen Profilstahl als „Obergurt“
förmiger Tragwerke beigetragen. In Bild. 1.129 ist aufgenommen, der außerdem das seitliche
schematsich das Forschungszentrum für Stahl- Ausknicken der Konstruktion zu verhindern hat.
anwendung in Zelzate-Gent (Belgien) dargestellt. Die Zugkräfte nehmen leichte Profilstähle oder
Die Dach-Tragkonstruktionen der Versuchshallen Spannseile auf. In Verbindung mit druckbean-
bilden jeweils Walzprofile HEB 200, die zu einem spruchten Stäben kommen große, statisch güns-
Paraboloidbogen geformt sind. Die Außenhülle tige „Profilhöhen“ der Gesamtkonstruktion des
des Daches besteht aus kaltgewalzten, kunstoff- unterspannten Trägers zustande.
dichten Stahltrapezprofilen.
Als Beispiel für die vielfachen konstruktiven und
Bild 1.130 zeigt das Bogentragwerk der Bahnhof- gestalterischen Möglichkeiten des Bauens mit
süberdachung des Lehrter Bahnhofs in Berlin. Das unterspannten Trägern sollen ein Ausschnitt und
Bogentragwerk ermöglicht eine filigrane und ma- Details für eine weitgespannte verglaste Dach-
terialsparende Konstruktion. Die Form der Binder fläche auf Pfetten aus Vierkantstahlrohren dienen
entspricht annähernd dem Verlauf der Stützlinie. (Bild 1.131c).
Dadurch werden die Eigenlasten überwiegend
über Druckkräfte abgetragen. Gitterträger
Anstelle von Profilträgern oder von unterspann-
ten Trägern können leichte Stahl-Fachwerkträger
bei größeren Spannweiten als Hauptträger oder
als Trägerpfetten sehr wirtschaftlich sein.
Derartige Fachwerkträger können in vielfachen
Dimensionierungen aus Winkel-, Vierkant- oder
1
Rundstahlprofilen zusammengesetzt werden oder
1.129 Forschungszentrum für Stahlanwendung in als so genannte R-Träger (R = Rundstahl als Stab-
Zelzate-Gent (Belgien); Arch.: Samyn und Partner, werk) oder X-Träger (kalt verformte Bleche) voll-
Brüssel automatisch hergestellt werden (Bild 1.132).
1 Systemlinien HEB 200

56 m

1.130 Bogentragwerk Lehrter Bahnhof Berlin; Arch. Gmp Architekten, Hamburg


Statik: Schlaich, Bergermann und Partner
78 1 Geneigte Dächer

1.131b

1.131a

1.131
Unterspannter Profilträger
a) Unterspannung,
b) einfache und doppelte Unter-
spannung
c) verglaste Dachfläche auf unter-
spannten Pfetten aus Vierkant-
stahlrohren (Architekten:
Kammerer & Belz, Kucher
und Partner, Stuttgart) 1.131c
1.3 Dachtragwerke aus Stahl 79

1.132a 1.132b

1.132c 1.132d

1.132 Leichte Stahlfachwerkträger


a) Stahlfachwerk aus T-Profilen und aus Winkeln
b) R-Träger aus gebogenen Rundstählen zwischen Gurten aus T-Profilen
c) Vollautomatisch hergestellte X-Träger aus kalt verformtem Stahlblech
d) Fachwerk aus Stahlrohren

Profilblechkonstruktionen mit Einzelspannweiten bis etwa 8,00 m einge-


setzt werden.
Wenig geneigte oder flache Dachflächen können
sehr wirtschaftlich durch trapezartig geformte Trapezblechelemente lassen sich ohne großen
Stahlblechelemente hergestellt werden. Trapez- Montageaufwand auf praktisch allen Unterkon-
blechkonstruktionen stellen großflächige Leicht- struktionen leicht verlegen und können kraft-
bauelemente dar, die sich durch ihre unterschied- schlüssig so miteinander und der Unterkonstruk-
liche Querschnittprofilierung und Materialdicke tion verbunden werden, dass Windverbände und
den jeweiligen statischen Anforderungen opti- Aussteifungen überflüssig werden.
mal anpassen. Sie überbrücken auch sehr große Die bis zu 18 m langen Elemente sind verzinkt
Spannweiten und sind unabhängig von der Art und können zusätzlich lackiert oder beschichtet
der Unterkonstruktion. werden. In den Hohlräumen der Platten können
Trapezbleche in der in Bild 1.133 als Beispiel ge- Kabel verlegt werden. Jede Art von Abhängun-
zeigten Form können als 1-, 2- oder 3-Feldträger gen ist mit Hilfe von Kippdübeln oder seitlich auf-

1.133 Trapezblechprofile (HOESCH)


80 1 Geneigte Dächer

1.134
Trapezgroßprofile (HOESCH)
1 mehrlagige Abdichtung
2 Wärmedämmung
3 Trapezblech
4 Stützelemente
5 Unterkonstruktion

1.135 Formen von Gitterbindern (schematische Darstellung)

1.136b

1.136a 1.136c

1.136 Dachtragwerk aus Flachstahlkombinationen (Architekt: J. P. Kleihues, Dülmen)


a) isometrische Darstellung (Ausschnitt)
b) Detail Auflager: Schnitt/Ansicht
c) Detail Auflager: Grundriss
1.3 Dachtragwerke aus Stahl 81

genieteten Abhängern leicht herzustellen. Mit 1.3.6 Raumtragwerke


Systemen, die aus Spezial-Trapezelementen von
75 cm Breite bestehen, können als Mehrfeldträ- Die konsequente Weiterentwicklung der nur in 1
ger Spannweiten von etwa 10 m überbrückt wer- einer Ebene wirksamen, in den vorangegange-
den (Bild 1.134). nen Abschnitten beschriebenen Tragsysteme
Trapezblechkonstruktionen sind ferner als vor- stellen die Raumtragwerke dar. In ihrem räum-
gefertigte Flachdachelemente mit bereits auf- lichen Fachwerkgefüge entstehen in sich steife
geschäumter Wärmedämmung auf dem Markt (s. Bauteilsysteme, die keiner horizontalen Wind-
hierzu auch Kap. 2, Bild 2.40). bzw. Stabilisierungsverbände bedürfen. Sie kön-
nen auf Stützen aus Stahl oder Stahlbeton oder
direkt auf Gründungspunkte aufgesetzt werden.
1.3.5 Gittertragwerke Ebene räumliche Fachwerke aus Stahlstäben ba-
sieren auf geometrischen Polyeder-Strukturen.
Für große Spannweiten, verbunden mit schweren Sie werden vor allem aus Kombinationen von Ok-
Dachflächen, werden Gitterbinder als ingenieur- taedern mit Tetraedern gebildet (Bild 1.137a und
mäßige Stahlkonstruktionen in den verschieden- b). Durch Variationen der Stablängen lassen sich
sten Formen eingesetzt. Gittertragwerke sind auch gekrümmte, kuppelartige räumliche Trag-
sehr oft im Zusammenhang mit Sheddachkon- werke bilden.
struktionen anzutreffen (Bild 1.135). Bei den verbreiteten MERO-TSK-Knotensystemen
Gitterbinder aus Stahlprofilen sind konstruktiv werden Stahlstäbe unterschiedlicher Querschnitte
ähnlich den in Abschn. 1.2.4, Bilder 1.118 und und Abmessungen je nach statischen und geome-
1.119, gezeigten Holzkonstruktionen. Sie werden trischen Erfordernissen mit Hilfe von Verbindungs-
meistens in ingenieurmäßig geplanten hallen- knoten zu Tragwerken geformt. Die Bedachungen
artigen Industriebauten oder als Dachtragwerke werden bei ebenen Tragwerksoberflächen mei-
im Zusammenhang mit untergehängten Decken stens auf Trapezblechkonstruktionen ausgeführt.
ausgeführt. Für gekrümmte Oberflächen kommen als
Eine ausführliche Behandlung ist im Rahmen die- Unterkonstruktion für die Dachabdichtung den
ses Werkes nicht möglich, und es muss auf Spe- Teilflächen entsprechend zugerichtete Verbund-
zialliteratur verwiesen werden. platten in Frage. Auch Verglasungen aus Sicher-
Als Hinweis aber dafür, welche auch gestalterisch heitsgläsern auf Spezialbefestigungen sind mög-
außerordentlich interessante Möglichkeiten das lich. Einige Konstruktionsdetails sind in den Bildern
Bauen mit Stahl bei Dachtragwerken bietet, zeigt 1.138a bis d gezeigt.
ein aus Flachstahlprofilen zusammengesetzter
moderner Dachbinder über einem historischen
Bauwerk in Bild 1.136.

1.137a 1.137b

1.137 Raumtragwerk aus Stahlrohr-Stäben


a) Raumstruktur aus Oktaeder und Tetraeder (räumliche Darstellung, schematischer Grundriss mit Schnitt)
b) Raumstruktur aus Halboktaeder und Tetraeder (räumliche Darstellung, schematischer Grundriss mit Schnitt)
82 1 Geneigte Dächer

1.138b
1.138a

1.138c 1.138d

1.138 Raumtragwerk aus Stahlrohr-Stäben System MERO


a) Untersicht einer Dachkonstruktion
b) Knoten eines Raumtragwerks MERO KK-Kugelknoten-System
c) Auflager z. B. für Dachtragwerke
d) Dachrand-Ausbildung
1 MERO-Kugelknoten 8 Stütze 15 Dampfdruckausgleich-
2 MERO-Stababschnitt 9 Porenbetonelemente schicht
3 MERO-Obergurtstab 10 Stützenverlängerung 16 Dachabdichtung
4 MERO-Diagonalstab 11 Unterzüge 17 Kiespressung
5 Konsole 12 Trapezblech 18 Anflanschung der
6 Fußplatte 13 Voranstrich und Dachabdichtung
7 einbetonierte Anschweißplatte Dampfsperre 19 Blechverwahrung
mit Verankerung 14 Wärmedämmung 20 Abdeckprofil
1.4 Massivdachkonstruktionen 83

1.4 Massivdachkonstruktionen speziell hergestellten Normalbetonbauteilen be-


stehen. Fertigteile aus Porenbeton oder Lochzie-
1.4.1 Dachtragwerke aus Massivplatten geln stellen begrenzt wärmedämmende Dach- 1
elemente dar.
Die Tragwerke von geneigten Dächern oder Bei Bauteilen aus Massivplatten können die ho-
Flachdächern können durch Bauelemente aus he Feuerwiderstandsfähigkeit (Feuerwiderstands-
Porenbeton- oder Leichtbetonmassivplatten, klassen bis F90 erreichbar, vgl. Abschn. 16.7 in Teil
aus Lochziegeln und aus Stahlbeton-Platten bzw. 1 des Werkes) und die Verbesserung des Schutzes
-Fertigteilen in den verschiedensten Ausfüh- gegen Luftschallübertragung durch die gegen-
rungsarten gebildet werden. über anderen Konstruktionen große Masse die
Bei geneigten Dächern ist der Einbau derartiger bisher noch höheren Kosten gegenüber Holz-
Elemente traufenparallel, giebelparallel (Binder- konstruktionen rechtfertigen.
abstände bzw. Spannweiten ca. 5 bis 6 m) oder Bei allen Massivdachkonstruktionen ist insbeson-
bei raumüberspannenden Fertigteilen in freitra- dere der Nachweis für die Lage der Taupunkt-
gender Montage möglich (Bild 1.139). grenzen erforderlich (s. Abschn. 16.5.6 in Teil 1 des
Stahlbetonteile für Dächer können aus Standard- Werkes).
Hohlplatten aus Normal- oder Spannbeton, Verschiedene Ausführungsmöglichkeiten massi-
Leichtbeton-Vollmassivplatten, Ein- oder Dop- ver Dachkonstruktionen sind in Bild 1.140 erläu-
pelschalenplatten mit Gitterarmierung sowie aus tert.

1.139a 1.139b

1.139
Massivdachkonstruktionen, Konstruk-
tionssysteme
a) Massivelemente traufenparallel
eingebaut
b) Massivelemente giebelparallel
eingebaut
c) Montageelemente, spezielle
1.139c Anfertigung
84 1 Geneigte Dächer

2 4

3
1 5
4
2
5

6
7
3
8

1.140a 1.140b

4
1

1.140
Massivdachkonstruktionen
a) Massivdachkonstruktion im
Passivhausstandard [System Hebel]
(s. hierzu auch Teil 1, Abschn. 6.2.3.4 2
dieses Werkes)
1 Mineraldämmplatte MD, 260 mm 3
2 Porenbeton, traufenparallel liegend
verlegt auf tragenden Zwischen-
wänden, 250 mm
3 Innenputz, 10 mm
4–8 Porenbetonelemente
b) Ziegelelemente,
giebelparallel verlegt 1.140c
(Sparrendachprinzip)
1 Dachplatten
2 Deckenplatten
3 Ringanker mit Wärmedämmung
4 Verblendstein 4
5 Betonanker (Firstbalken)
c) Stahlbeton-Montagedach 1
1 Betonschale mit Gitterträgern
2 Auflager-Formteile
3 Stahlbetondecke
4 Wärmedämmung
5 Sparren mit Unterspannbahn
und Lattung
d) Massivdach System
3
1 Stahlbeton-Element
2 Stahlbetonauflager mit
2
Ringbalken
3 Traufen-Formteil
4 Wärmedämmung 1.140d
1.4 Massivdachkonstruktionen 85

1.4.2 Steildachelemente aus Holz Als weitere Systemvorteile können genannt wer-
den:
Kreuzweise verleimte Brettlagen können formsta- • guter sommerlicher Wärmeschutz, der durch 1
bile Dachelemente bilden. Sie zeichnen sich ei- die Holzmasse bedingt ist
nerseits durch flächige und rissefreie Untersich- • guter Schallschutz
ten aus. Andererseits wird durch die hinterlüftete • ebene Untersicht
Dachkonstruktion und die durchgängige Luft-
• schnelle Montage
dichtung, die ohne Unterbrechung auf die
Außenwände übergeht, ein bauphysikalisch si- • Brandschutzklasse F30
cheres Dach erreicht (Bild 1.141). • Einsparung von Pfetten bei Verlegung längst
Die tragenden Elemente liegen auf der Innensei- zur Traufe
te der Dachkonstruktion, dadurch kann auf che-
mischen Holzschutz verzichtet werden. Bild 1.141 zeigt einen Querschnitt durch ein Steil-
dachelement, das für Spannweiten bis 8 m ge-
1 eignet ist und aufgrund der ausgedämmten
2 Elemente über einen ausgezeichneten Wärme-
3
4
schutz verfügt. Die Elemente werden bis 18 m
5 Länge hergestellt.

7 1.4.3 Dachtragwerke aus Stahlbeton


597 mm Betonkonstruktionen sind wenig empfindlich ge-
1.141 Querschnitt durch Steildachelement
gen Feuchtigkeitseinflüsse, erfordern kaum Un-
(System LIGNOTREND) terhaltungskosten. Sie eignen sich auch als Dach-
1 Bedachung tragwerke. Für Flachdächer kommen dabei in
2 Hinterlüftungsebene entsprechend abgeänderter statischer Dimensio-
3 Winddichtung/Unterdach nierung nahezu alle Stahlbeton-Deckensysteme
4 Wärmedämmung
5 Luftdichtung und Dampfsperre
in Frage. Die verschiedenen konstruktiven Mög-
6 Einblasdämmung lichkeiten sind in Teil 1 Abschn. 7.5.4 und 10.2 die-
7 LIGNOTREND Block Q 3 ses Werkes dargestellt. Im folgenden soll daher

1.142b
1.142a
1.142d

1.142c

1.142 Spannbetonträger
a) Querschnitte von Spannbetonträgern
b) Querschnitt von Spannbetonpfetten
c) Spannbeton-Binderträger mit eingehängten Spannbetonpfetten
d) Stützenanschluss
86 1 Geneigte Dächer

1
1.143a

1.143b 1.143c

1.143 Stahlbeton-Plattentragwerke (Auflagerung und konstruktive Einzelheiten s. Abschn. 7.5 in Teil 1 dieses Werkes)
a) Trogplatte d = 35 cm, Stützweite ~ 7,50 m, d = 50 cm, Stützweite ~ 12,50 m,
b) TT-Platte
c) Auflagerung einer TT-Platte

nur ein Überblick gegeben werden über spezielle Faltwerke und Schalen
Stahlbetonelemente für Dachkonstruktionen.
Theoretisch ist es möglich, Stahlbetonkons-
Stahlbetonträger truktionen in jeder aus formalen Gründen ge-
wünschten und auf die gegebene Belastung
Stahlbetonträger werden in der Regel als abgestimmten Form herzustellen. Mit dünnwan-
Spannbeton-Fertigteile in Verbindung mit ent- digen Schalen- oder Faltwerkkonstruktionen sind
sprechenden Stützen innerhalb geschlossener Spannweiten von 150 m erreicht worden. Schalen
Hallenbausysteme eingesetzt oder als Dachbin- sind einfach oder doppelt gekrümmte Flächen-
derelemente, wenn die Transportprobleme – tragwerke geringer Dicke mit oder ohne Rand-
auch an der Baustelle – lösbar sind. Für geringere aussteifung. Faltwerke sind räumliche Flächen-
Spannweiten sind Rechteck- oder Trapezprofile tragwerke, die aus ebenen, kraftschlüssig
aus Beton B 45 oder B 55 üblich. Größere Träger miteinander verbundenen Scheiben bestehen
werden meist als T- oder I-Spannbetonträger (Bild 1.144).
hergestellt. Sie können kombiniert werden mit Nur in Sonderfällen sind derartige individuelle
Spannbeton-Pfetten als Unterkonstruktion für Konstruktionen aus Ortbeton wegen des überaus
großformatige Dachelemente (Bild 1.142). großen Arbeitsaufwandes für Schalungen und
Gerüste vertretbar. Dagegen lassen sich nach
Stahlbeton-Plattenkonstruktionen dem Faltwerk- oder Schalen-Prinzip hergestellte
Für Spannweiten bis zu etwa 12 m werden – in vorgefertigte Elemente mit Spannweiten bis zu
der Regel in Verbindung mit kompletten Stahl- 40,00 m wirtschaftlich einsetzen, insbesondere
beton-Hallenbausystemen – Stahlbeton- bzw. wenn die allgemeinen Vorteile von Stahlbe-
Spannbetonbauteile mit verschiedenen Quer- tonkonstruktionen gegenüber Witterungs- und
schnittsformen eingesetzt (Bild 1.143). Feuchtigkeitseinflüssen sowie ihre relativ große
Sicherheit gegen Feuer ins Gewicht fallen (Bilder
1.145 und 1.146).

1.144 Formen von Faltwerken


1.4 Massivdachkonstruktionen 87
0
0,9

1, Querschnitt Querschnitt
85
1 ,27 1

1.145a 1.145b
1.145
Dachkonstruktionen aus vorgefertigten Stahlbetonelementen
a) Faltwerk, V-Element-Shed (System Züblin)
b) HP-Schale (System HOCHTIEF)

1.146
Stahlbetonüberdachung Bahnhof Lyon
(Architekten: S. Calavatra, A. Rourrat, S. Memet)

1.147a 1.147b

1.147 Leichte Flächentragwerke


a) Flachplane: Flattert leicht, ist mit geringer Kraft
aus der Ebene auszulenken
b) und c) Mechanisch gespannte Konstruktion:
Ecke(n) angehoben, zweiachsig gegensinnig
gekrümmte Fläche, auch antiklastische Flächen
genannt
d) Pneumatisch gespannte Konstruktion: Zwei-
achsig gleichsinnig gekrümmte Flächen, auch
synklastische Flächen genannt 1.147c 1.147d
88 1 Geneigte Dächer

Für eine ausführliche Darstellung der vielfachen Bild 1.147 zeigt verschiedene grundsätzliche
Konstruktionsmöglichkeiten mit Faltwerk- und Möglichkeiten des textilen Bauens.
1 Schalenkonstruktionen muss auf Spezialliteratur
verwiesen werden.
Mischformen aus diesen Konstruktionssystemen 1.5.2 Werkstoffe und Materialien
in Ortbetonausführung kommen in vielfältigsten
Formen vor. Einen Eindruck von den fast unbe- Werkstoffe für die textilen Bauteile bestehen aus
grenzten Möglichkeiten, mit Hilfe moderner hochzugfesten Fasern, die zu Bahnen gewebt
Schalungssysteme auch komplizierteste räumli- werden. Beschichtungen schützen das Faserma-
che Dachtragwerke aus Stahlbeton auszuführen, terial vor UV-Strahlung. Übliche Werkstoffe sind
kann die in Bild 1.146 gezeigte Bahnhofsüber- polyvinylchlorid-beschichtete Gewebe aus Poly-
dachung vermitteln. esterfasern und polytetrafluorethylen-beschich-
tete (PTFE) Gewebe aus Glasfasern. Die Materia-
lien haben ein Gewicht zwischen 500 bis 1000
g/qm und eine Reissfestigkeit von 5 kN bis 10 kN/
1.5 Textile Flächentragwerke 5 cm Materialstreifenbreite.
Verwendete Materialien im textilen Bauen im
1.5.1 Allgemeines Außenbereich:
Textilbahnen können zugbeanspruchte Bestand- • Einfache Membran:
teile von Flächentragwerken sein. Das Besondere Polyestergewebe, PVC-beschichtet, Lackierung
an dieser Bauweise ist die nicht orthogonale, or- zur Verbesserung der Langzeiteigenschaften,
ganisch wirkende Formensprache. Großflächige wasserfest, durchscheinend, Lebensdauer ca.
Textilbahnen ermöglichen sehr großzügige, licht- 15–20 Jahre
durchlässige Überdachungen. Wegen ihres gerin- • Hochwertige Membran:
gen Gewichtes bieten Textilbahnen ein hohes Mass
Glasfasergewebe, PTFE-beschichtet, wasserfest,
an Flexibilität bei den mit ihnen überdeckten Bau-
nimmt keinen Schmutz an, durchscheinend,
werken (Je nach Anforderung Verfahrbarkeit ein-
Lebensdauer mind. 30 Jahre. PTFE-Gewebe, UV-
zelner Segmente, Errichtung temporärer Bauwerke
stabil, wird auch für Raumanzüge von Astro-
mit einfacher Montagemöglichkeit usw).
nauten verwendet, hohe Lichtqualität, Lebens-
Die Textilbahnen werden zwischen Haltepunkten dauer mind. 30 Jahre
und Fixierungsrändern aufgespannt. Haltepunk-
te können z. B. fundamentartige Verankerungen • Neuere und besondere
und Maste sein, wie aus dem Zeltbau bekannt. Membrankonstruktionen:
Textilien können nur gespannt als dauerhafte Glasfasergewebe, Silikon beschichtet, (z. B. Si-
Bauelemente eingesetzt werden. Ohne Span- kabran), wasserfest, durchscheinend, im Brand-
nung sind sie lose und nicht standfest im Wind, fall entstehen keine toxisch wirkenden Produk-
wodurch es zwangsweise zum Reissen des Mate- te, Lebensdauer mind. 20–30 Jahre
rials kommen würde. Beim Spannen bilden sie Polyestergewebe, Silikon beschichtet, wasser-
gegen- oder gleichseitig gekrümmte, flattersiche- fest, durchscheinend, Lebensdauer ca. 15–20
re Flächen, in der jeder Punkt durch räumliche Jahre. Aramidgewebe, PVC beschichtet, Sonder-
Kraftvektoren gehalten ist. anfertigung, nicht transluzent
Die Geometrie der gespannten Fläche hängt von • Stark durchscheinendes Material:
der Lage und Form der Haltelinien und Halte- Glasfaser-Gittergewebe mit beidseitiger CTFE-
punkte ab. Dabei ist entscheidend, wo Randseile Folie, wasserfest, nimmt keinen Schmutz an,
und Haltelinien geführt werden, wo Randstützen optischer Eindruck ähnlich Drahtgitterglas, Le-
platziert sind, an welchen Stellen Maste und bensdauer ca. 25 Jahre
Stützbögen in das System eingefügt werden und
welche Krümmungen und Höhenverhältnisse das • Voll transparentes Material:
Gesamtbild beeinflussen. Eine erste Anschauung ETFE-Folie, ohne eingearbeitete Armierung, bei
der sich einstellenden Geometrie gewinnt man Spannweiten ab ca. 1 m mit Seilnetz zur Unter-
am besten durch Modellstudien. Die weitere Pla- stützung, wasserfest, nimmt keinen Schmutz
nung erfolgt dann mit Hilfe von hochentwickel- an, optisch voll transparent, kann bedruckt wer-
ten CAD-Programmen in Verbindung mit für die den um Verschattung mit optischen Gittern zu
Ausführung spezialisierten Firmen. erzeugen, Lebensdauer ca. 25 Jahre
1.5 Textile Flächentragwerke 89

• Gittermembran: 1.5.3 Ausführungsbeispiele


Feinmaschiges Polyestergittergewebe, mit PVC-
Ummantelung der Fäden, geeignet für Werbe- Als Beispiel für die vielen Möglichkeiten und For-
men des textillen Bauens ist in Bild 1.148 der
1
transparente und Markisen
grobes offenmaschiges Polyestergewebe mit Querschnitt der Sportarena in Hamburg-Stellin-
PVC-Ummantelung der Fäden, geeignet für gen gezeigt. Sie wird von einer dünnen Zellmem-
sehr leichte Schattendächer oder Rankhilfen bran aus transluzentem Polyestergewebe über-
spannt ist. Zum Rand hin ist die Zellmembran mit
Offenmaschiges Glasfasergewebe, geeignet für Seilen über Zugpfähle im Boden verankert.
mechanisch gespannte Schattendächer
Die Stierkampfarena Vista Alegre in Madrid ist
• Naturfasergewebe wie Baumwolle oder Leinen: von einer großen, kreisrunden Stahlkonstruktion
Sind im textilen Bauen seit den sechziger Jah- überdacht, in die ein rundes „Kissen“ mit einem
ren vollständig von PVC-Plane verdrängt wer- Durchmesser von 50 m eingelassen ist. Dieses Kis-
den. Nachteil ist die fehlende Wasserfestigkeit sen besteht aus zwei Membranen, die in ihrer Mit-
(Wasseraufnahme bis zu 50 % des Eigenge- te 12 m voneinander entfernt sind. Innerhalb von
wichts) und die überaus hohe UV-Anfälligkeit fünf Minuten kann das „Kissen“ nach oben gefah-
(Zerfall in ganzjähriger Freibewitterung in drei ren und dort „geparkt“ werden und das Dach ist
bis fünf Jahren)

1.148 Sportarena in Hamburg-Stellingen; Arch. Silcher, Werner + Redante, Hamburg

1.149b

1.149a

1.149
Stierkampfarena Vista Alegre, Madrid
(Arch.: J. P. Aciego de Mendoza, Madrid, E;
Entwurf Dach: Schlaich Bergermann und Partner, Stuttgart)
a) Dachaufsicht
b) Schnitt A-A
c) Perspektive 1.149c
90 1 Geneigte Dächer

„geöffnet“. Das feste Ringdach hat einen Außen- Nach Werkstoff und Decktechnik unterscheidet
durchmesser von 100 m. Ein Druckring verstärkt man:
1 den runden Ausschnitt für das Membrankissen • Ziegeldächer
und trägt gleichzeitig dessen Lasten ab (Bild • Betondachstein-Dächer
1.149). Beim geöffneten Dach werden die Hori- • Schieferdächer
zontallasten über Knaggen und Seile in die Pylo-
ne und dann weiter tangential zum Kissenrand in • Schindeldächer
das feste Dach abgeleitet (Bild 1.149c). • Gründächer
• Stroh- und Rohr- (Reet-, Ried-)Dächer
• Wellplattendächer
1.6 Dachdeckungen • Pappdächer
• Metalldächer
1.6.1 Allgemeines
Für die Ausführung von Dachdeckerarbeiten gel-
Geneigte Dächer werden in der Regel mit Dach- ten die Vorschriften der Vergabe- und Vertrags-
deckungen ausgeführt. ordnung (VOB) Teil C: Allgemeine technische
Das Erscheinungsbild eines Bauwerkes und be- Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV)
sonders von ganzen Gebäudegruppen wird weit- – Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten
gehend von der Dachneigung und von den Bau- DIN 18 338 sowie die Fachregeln für Dach-
stoffen der Dachdeckung bestimmt. deckungen mit Dachziegeln und Dachsteinen [7].
Auch wenn keine Aspekte des Denkmal- oder En- Dachdeckungen mit Dachziegeln, Betondachstei-
sembleschutzes zu beachten sind, sollten bei der nen u. Ä. werden auf Lattungen ausgeführt. Der
Auswahl neben gestalterischen Überlegungen Dachlattenquerschnitt hängt vom Gewicht der
die ortsüblichen Bauweisen in die Betrachtung Ziegeldeckung und vom Sparrenabstand ab. Bei
einbezogen werden, weil sie sehr oft Ausdruck einem Gewicht von z. B. 0,55 kN/m2 [Berech-
langer Erfahrung mit Klima und Baustoffen sind. nungsgewicht für Flachdachpfannen einschl. Lat-
Die Dachdeckung hat bei Steildächern vor allem tung lt. DIN 1055] werden empfohlen bis:
die Aufgabe, Niederschlagswasser sicher abzulei- • 75 cm Sparrenabstand 24/48 mm Lattenquer-
ten und ausreichende Sicherheit gegen das Ein- schnitt
dringen von Wasser durch Winddruck oder Flug- • 90 cm Sparrenabstand 30/50 mm Lattenquer-
schnee zu gewährleisten. schnitt
Sie muss regensicher, wetterbeständig, feuerbe- • 100 cm Sparrenabstand 40/60 mm Lattenquer-
ständig und kostengünstig in Herstellung und schnitt.
Unterhaltung sein.
Eindeckungen mit Schiefer, Blechbahnen oder
Traditionelle Dachdeckungen erfüllten bei nicht
Dichtungsbahnen erfordern in der Regel eine
ausgebauten Dachräumen außerdem ohne be-
mindestens 24 mm dicke Vollschalung. Großfor-
sondere Vorkehrungen die Forderung nach
matige Wellplatten können auch direkt auf Pfet-
Durchlüftung und Ableitung von Wasserdampf.
ten verlegt werden.
Da Dachräume heute sehr oft intensiv genutzt
werden und damit die Wärme- und Wasser- Regeldachneigungen
dampfverhältnisse grundlegend verändert sind, für Dachdeckungsmaterialien:
werden an die bauphysikalischen Eigenschaften
geneigter Dächer zunehmend höhere Anforde- Schiefer
rungen gestellt (s. Abschn. 1.9; auch Abschn. 16.5 • Altdeutsche Doppeldeckung,
in Teil 1 des Werkes). Deutsche Schuppenschablonen,
Wenn flachere Dachneigungen aus wirtschaftli- Rechteckschablonendeckung  22° (40 %)
chen und gestalterischen Gründen bevorzugt • Schablonendeckung
werden, ergeben sich zusätzliche Forderungen an verschiedener Formen  30° (58 %)
die Dichtigkeit der Eindeckungen, die vielfach
nur durch Einführung einer weiteren wasserablei- Dachplatten (Faserzementplatten)
tenden Schicht unterhalb der Dachdeckung (Un-
terspannbahnen, Unterdach, s. auch Abschn. • deutsche Deckung, Doppel-
1.6.2.1, Tab. 1.152 und Abschn. 1.9.3) erfüllt wer- deckung  25° (47 %)
den können. • waagerechte Deckung  30° (58 %)
1.6 Dachdeckungen 91

Wellplatten (Faserzement) seraufnahmefähigkeit der Ober- und Unterseite


• bei Plattenlängen von 1,25 bis 2,50 m nicht ausser Acht gelassen werden.
je nach Dachtiefe (Entfernung Dachziegel aus gebranntem Ton sollen keine die 1
Traufe-First)  7 bis 12° (12 bis 22 %) Verwendbarkeit einschränkenden Risse aufwei-
sen, im Rahmen der Normen eben und maßhal-
• Kurzwellplatten tig, wasserundurchlässig und frostbeständig sein.
(Gesamtlänge 62,5 cm)  15° (27 %) DIN EN 1304 legt Anforderungen an Dachziegel
und Formziegel für Dacheindeckungen geneigter
Reet- und Strohdeckung Dächer und für Außen- und Innenwandbeklei-
• Mindestdeckung  45° (100 %) dungen fest.
Nach der Art der Herstellung unterscheidet man
• in windreichen Gegenden  50° (119 %) Press- und Strangdachziegel.
Strangdachziegel werden aus dem Mundstück ei-
Holzschindeln ner Schneckenpresse (als Strang) gepresst. Rillen,
• je nach Deckungsart etwa  30° (58 %) Falze usw. sind nur parallel zur Längsrichtung
möglich.
Metalldeckungen (Zink, Kupfer) Pressdachziegel werden einzeln aus Ton gepresst,
daher sind Längs- und Querfalze möglich.
• Bei Dachneigungen < 5° (12 %) sind Längsfälze Strangdachziegel sind:
zusätzlich abzudichten  3° (5 %)
• Biberschwanzziegel, Strangfalzziegel, Hohl-
pfannen.
Pressdachziegel sind:
1.6.2 Dachdeckungen mit Dachziegeln • Falzziegel und Reformpfannen, Falz- und Flach-
und Dachsteinen dachpfannen, Krempziegel.

1.6.2.1 Material und Grundregeln Eine Zusammenstellung über Abmessungen und


Deckmaße von Dachziegeln enthält Tabelle
Material 1.150.
Dachziegel stellen eine der ältesten und bewähr-
testen Dachdeckungen dar.Wenn bei der Herstel- Planung
lung gute Tonerden richtig verarbeitet werden,
können Dachziegel mehrere hundert Jahre über- Bei der Planung von Dächern, die mit Dachzie-
dauern. Als kleinformatiges Deckungsmaterial er- geln oder Dachsteinen eingedeckt werden sollen,
möglichen sie die Anpassung an praktisch alle sind zunächst die Regeldachneigungen zu be-
Dachformen. Durch die Porosität des Ziegelmate- achten.
rials wird unter normalen Umständen die Gefahr Regeldachneigungen für die verschiedenen
der Tauwasserbildung an der Unterseite der Deckungsarten sind in der Fachregel für Dach-
Dachhaut erheblich herabgesetzt. deckungen mit Dachziegeln und Dachsteinen
Bei engobierten Ziegeln wird häufig nicht be- festgelegt. Bei Unterschreitung der Regel-
rücksichtigt, dass die Engobe auch Auswirkungen dachneigung sind Zusatzmaßnahmen erforder-
auf den Feuchtehaushalt der Ziegel haben kann. lich (s.Tab. 1.152).
Unter ungünstigen Bedingungen können Frost- Nach Möglichkeit sind möglichst glattflächige,
schäden die Folge sein. Bei einem engobierten klare Dachformen zu wählen. Bei sorgfältiger Pla-
Ziegel ist die Saugfähigkeit der Oberseite deut- nung lassen sich alle bei der Eindeckung vorkom-
lich geringer als die der Unterseite. Dagegen menden Problemstellungen z. B. für Dachränder
treten beim unbehandelten Ziegel nur geringe und für Anschlüsse an andere Bauteile (Schorn-
Unterschiede bezüglich der Wasseraufnahme- steine, Dachgauben und -fenster, usw.) lösen. Es
koeffizienten der Ober- und Unterseite auf. Nur sollte jedoch beachtet werden, dass die Ein-
Engoben, die gleich oder weniger dicht als der deckung von Kehlen gestalterisch am besten und
Untergrund sind, sind in dieser Hinsicht unpro- vor allem materialgerecht nur mit Kleinformaten
blematisch. Bei dichteren Schichten, insbeson- (z. B. Biberschwanzdeckung) zu lösen ist.
dere bei Glasuren, sollte die Möglichkeit einer Bei großformatigem Dachdeckungsmaterial, ins-
Schädigung durch die Unsymmetrie der Was- besondere bei allen Dachziegeln oder Dachstei-
92 1 Geneigte Dächer

Tabelle 1.150 Angaben über die wichtigsten Dachziegelarten


Dachziegel Länge Ge- Deckweise Min- Über- Weite Latten- Dach- Dach-
1 Breite wicht dest- dek- der bedarf ziegel- last
je spar- kung Lat- je m2 bedarf je m2
Stück ren- bei 45° tung Deck- je m2 Deck-
≈ kg nei- Nei- bei fläche Deck- fläche
gung gung 45° fläche
Art Gruppe Bezeich- in ≈ kg in in in in in in
nung1) cm Grad2) cm cm m Stück kN/m2
Press- verfalzte Flachdach- 42 / 26 3 in Reihen 20 3 15 0,55
dach- Ziegel Pfanne
ziegel
Flach-
kremper
Kronen- 43 / 26 3,3 30 2,4 12 0,50
kremper
Reform- 42 / 25 2,8 3 15 0,55
pfanne
Falzziegel
konische Romano- 43 / 27 3,0 18 3 15 0,55
Kremper Kremper
Schalen- Mönch- 40 / 11 2,0 40 5 35 3 2 × 13 0,70
ziegel Nonne 40 / 21 2,5 ohne,
0,90
mit
Mörtel

Strang- Hohl- 40 / 2,5 mit Kurz- 35 93) 31 3,3 16


dach- Pfanne 23,5 schnitt
ziegel Aufschnitt-
deckung
0,50
mit Lang- 40 73) 33 3 15
schnitt
Vorschnitt-
falzlose deckung
Dach-
ziegel Biber- 38 / 18 1,8 in Papp- 20 bis
schwanz- docken4) 25
ziegel
Spliess- 40 163) 21,5 4,8 30 0,65
deckung
Doppel- 83) 15 6,25 35 0,80
deckung
30
Kronen- 83) 30 3,4 37 0,80
deckung

1) s. Deutsches Dachdeckerhandwerk, Regelwerk [7]


2) Die Zahlen stellen Durchschnittswerte dar. Nicht nur die Ziegelform, sondern auch die Größe der Dachflächen sowie Regen-
und Windanfall beeinflussen die Werte. Je ungünstiger die Verhältnisse, desto steiler die Dachneigung. Ziegeldeckungen kön-
nen um 5° flacher verlegt werden, wenn durch Schalung, Unterspannung und Konterlattung dafür gesorgt wird, dass durch
Wind eingetriebenes Wasser unter den Dachlatten abläuft.
3) S.a.DIN 18 338.Die Überdeckung bei den Strangdachziegeln nimmt – von 45° Sparrenneigung ausgehend – zu, je flacher das
Dach geneigt ist. Sie kann bei steilen Dächern in dem gleichen Maße, nämlich um 2 % je Neigungsgrad, vermindert werden.
4) Pappdocken: Streifen aus Bitumenpappe unter den Längsstößen der Ziegel
1.6 Dachdeckungen 93

Tabelle 1.151 Regeldachneigung für Dachdeckungen mit Dachziegeln und Dachsteinen [7]

Form Deckungsart Regeldachneigung


Dachziegel mit Verfalzung
1
Mehrfache Flachdachziegel Einfachdeckung 22°
Ringverfalzung
Unterbrochene Doppelmuldenfalz-/ 30°
Ringverfalzung Reformziegel
Verschiebefalz 30°
Seitenverfalzung 35°
Dachziegel ohne Verfalzung
Seitenaufkantung Krempziegel Einfachdeckung 35°
gewölbt Hohlpfanne Aufschnittdeckung 35°
Hohlpfanne Vorschnittdeckung 40°
Mönch- und Nonne Einfachdeckung 40°
eben Biberschwanzziegel Doppel- und
Kronendeckung 30°
Einfachdeckung mit
Spließen 40°

nen mit Falzen, sind die je nach Form und Anwen- gige Änderungen der Dachneigung oder der
dungsart unterschiedlichen Decklängen (bzw. Dachüberstände herzustellen.
Lattenabstände) für die normalen Deckungsrei- Die Breite und die Lage im Grundriss ist für
hen in der Dachfläche und für First- und Traufen- alle größeren Dachaufbauten oder Dachdurch-
abschlüsse anhand der Herstellerunterlagen pla- brüche, insbesondere für evtl. nebeneinander
nerisch zu berücksichtigen. Die erforderlichen liegende Dachflächenfenster oder Gauben auf
Sparrenlängen sind nötigenfalls durch geringfü- die Deckbreite der verwendeten Dachziegel oder

Tabelle 1.152 Zuordnung von Zusatzmaßnahmen1) [7]

Erhöhte Anforderung2)

Dachneigung Nutzung – Konstruktion – klimatische Verhältnisse

keine eine zwei drei


weitere erhöhte weitere erhöhte weitere erhöhte weitere erhöhte
Anforderung2) Anforderung2) Anforderungen2) Anforderungen2)

 Regeldach- – Unterspannung Unterspannung überlappte oder ver-


neigung (RDN) falzte Unterdeckung

 (RDN –6°) Unterspannung Unterspannung überlappte oder ver- verschweißte oder ver-
falzte Unterdeckung klebte Unterdeckung

 (RDN –10°) regensicheres regensicheres regensicheres wasserdichtes


Unterdach Unterdach Unterdach Unterdach

 (RDN –10°) regensicheres wasserdichtes wasserdichtes wasserdichtes


Unterdach Unterdach Unterdach Unterdach
1) Die in der Tabelle genannten Zusatzmaßnahmen sind Mindestmaßnahmen.
2) Bei besonders hohen Anforderungen und/oder besonderen örtlichen Bestimmungen ist eine höherwertige Zusatzmaßnah-
me zu wählen (s.„Merkblatt für Unterdächer, Unterdeckungen, Unterspannungen“,Tabelle 1 [7]). Grundsätzlich können höher-
wertigere Zusatzmaßnahmen auch anstelle der Mindestmaßnahme eingesetzt werden.
94 1 Geneigte Dächer

Dachsteine abzustimmen, damit volle Formate Markt, doch ist bei ungünstigen Verhältnissen
oder Formsteine verwendet werden können. der Eintrieb von Flugschnee nicht mit absoluter
1 Alle etwa erforderlichen Trennschnitte bilden Sicherheit zu verhindern.
Schwachstellen der Eindeckung.
Zusatzmaßnahmen zur Windsogsicherung
Zusatzmaßnahmen zur Regensicherheit
Bei exponierter Lage, Höhe, ungünstigen Dach-
Zusätzliche Maßnahmen sind bei der Planung formen und bestimmten Ausführungsarten der
und Ausführung vorzusehen, wenn die Regel- Dachdeckung sowie im Zusammenhang mit ge-
dachneigung unterschritten wird, das Dachge- schlossenen Deckunterlagen unterhalb der
schoss zu Wohnzwecken genutzt wird oder wenn Dachdeckung reicht das Eigengewicht der Dach-
konstruktive Besonderheiten, klimatische Verhält- deckung vielfach nicht als Windsogsicherung
nisse oder besondere örtliche Gegebenheiten aus. Besonders an Dachecken und -rändern,
dies erfordern (Tab. 1.152). Firsten und Dachdurchdringungen (z. B. Gauben,
Im Fachregelwerk des Deutschen Dachdecker- Schornsteine) sind Zusatzmaßnahmen zur Wind-
handwerkes werden die erforderlichen Maßnah- sogsicherung erforderlich.
men unterschieden für Unterschreitungen der Bei Dachneigungen über 65° muss jeder Dach-
Regeldachneigung um bis zu 6° oder über 6° je- ziegel bzw. Dachstein durch korrosionsgeschütz-
weils bei Sparrenlängen von bis zu 10 m bzw. te Klammern, Schrauben oder Nägel befestigt
mehr als 10 m. werden. Für alle anderen Dachdeckungen sind
Als Zusatzmaßnahmen kommen je nach De- teilweise in den Landesbauordnungen und in
ckungsart und Werkstoff in Frage: den neuen Fachregeln des Dachdeckerhandwer-
kes die erforderlichen Zusatzmaßnahmen in Ab-
• Vermörtelung bzw. Innenverstrich
hängigkeit von der Höhenlage und Abmessung
• Unterspannung der Gebäude festgelegt.
• Unterdeckung Es werden 4 Windzonen unterschieden:
• Unterdach Windzone I (Höhe bis 600 m ü. NN; Hessen, Thüringen,
Rheinland-Pfalz, Bayern, Baden-Württem-
Unterspannungen aus diffusionsoffenen Unter- berg, südl. Sachsen)
spannbahnen können bei zu Wohnzwecken aus- Windzone II Höhe über 600 bis 830 m ü. NN; Niedersach-
sen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, nördl.
gebauten Dachräumen verwendet werden, wenn Sachsen
bei einfachen Dachformen die Regeldachnei- Windzone III Nordwestdeutsche Küstengebiete, Gebiete
gung eingehalten wird. Im übrigen können sie um Rügen und Fehmarn
bei Unterschreitung der Regeldachneigung um Windzone IV nordwestdeutsche Inseln
bis zu 6° verwendet werden, wenn keine beson-
deren Anforderungen an die Dachdeckung ge- Art und Anzahl der erforderlichen Befestigungs-
stellt werden. mittel ist für die Windzonen I bis III zu entneh-
men. Einzelfallberechnungen sind erforderlich für
Unterdeckungen sind anzuwenden bei Unter- die Windzone IV, für offene Gebäude mit offener
schreitung der Regeldachneigung bis zu 6°. Deckunterlage, Gebäude in besonders exponier-
Unterdeckbahnen können geeignete Schalungs- ter Lage und bei Firsthöhen über 30 m.
bahnen oder diffusionsoffene Unterspannbah- In allen Fällen sind bei den Dachflächen unter-
nen sein. Für wasserdichte Unterdächer (bei Un- schiedliche Anforderungen an Eck-, Rand- und
terschreitung der Regeldachneigung von mehr Flächenbereich zu berücksichtigen (Bild 1.153).
als 10°) kommen Bitumen-Schweißbahnen oder An Dachkanten (First, Ortgang, Grat, Pult) ist jeder
Bitumenbahnen mit Glasvlieseinlage in Frage. Dachziegel bzw. Dachstein zu befestigen. Die Lat-
Unterdeckungen müssen auf druckbelastbaren ten sind auf der tragenden Unterkonstruktion so
Unterlagen (z. B. Schalungen) aufliegen. Zusatz- zu befestigen, dass sie eine Zugkraft von mindes-
maßnahmen können in allen Fällen auch für den tens 0,60 kN/m lotrecht zur Befestigungsebene
Bereich flacher Kehleindeckungen in Frage kom- aufnehmen können.
men (s. auch Abschn. 1.9.3).
Wärmedämmung
Sicherung gegen Flugschnee
Die Ausführung der nachfolgend behandelten
Zwar sind einige recht gute Lösungen für Lüf- Dachdeckungen ist für Dächer mit nicht ausge-
tungssteine, Firstentlüftungen usw. auf dem bauten Dachgeschossen vorgesehen. Bei nach-
1.6 Dachdeckungen 95

1.153 Randbereiche
1 Flächenbereich
2 Randbereich
3 Eckbereich

träglich eingebrachten Wärmedämmungen ist in kreisförmig ist (Bild 1.154). Am oberen Ende des
jedem Fall eine Taupunktberechnung durchzu- Ziegels sitzt auf der Unterseite eine „Nase“ zum
führen (s. Abschn. 1.9.2 und 16.5.6 in Teil 1 dieses Aufhängen auf die Dachlatten. Biberschwänze
Werkes). werden im Format 18/38 cm hergestellt mit min-
destens 10 mm Dicke.
Wartung und Pflege Kleinformatige Bedachungselemente wie auch
Dachdeckungen sind neben der natürlichen Alte- Biberschwanzziegel gewinnen wieder zuneh-
rung ihrer Baustoffe vielfachen mechanischen mend Bedeutung, seitdem immer mehr auch
Beanspruchungen (z. B. Bewegungen der Dach- komplizierte Dachformen als Gestaltungsmittel
konstruktion infolge von Wind- oder Schnee- verwendet werden. Mit Biberschwänzen lassen
lasten) sowie Temperaturschwankungen, chemi- sich nach alten Handwerksregeln insbesondere
schen Einflüssen (z. B. saurer Regen), Abgasen, Kehlen, Wand- und Gaubenanschlüsse gut lösen.
UV-Strahlung und Pflanzenwuchs (Moose und Biberschwänze sind auch für komplizierte Ein-
Flechten) ausgesetzt. deckungen von Turmdächern u. Ä. gut geeignet.
Sie bedürfen daher der regelmäßigen Kontrolle Bei stark gewölbten Dachflächen werden dafür
und Wartung durch den Fachmann, um die fort- entsprechend gekrümmte Formziegel hergestellt
dauernde Funktionstüchtigkeit und die Sicher- (Bild 1.158).
heit bei den für die Begehung und Reinigung Mit Biberschwänzen werden hauptsächlich zwei
vorhandenen Einrichtungen (Schornsteinreini- Deckungsarten ausgeführt: Doppeldach (Bild
gung u. Ä. s. Abschn. 1.8.2) zu erhalten. 1.155) und Kronendach (Bild 1.156).

1.6.2.2 Biberschwanzdeckung Doppeldachdeckung


(Flachziegeldeckung)
Auf jeder Latte hängt eine Reihe Dachziegel in
Biberschwanzziegel nach DIN 456 sind rechtecki- Verbanddeckung; nur die oberste Reihe am First
ge Tafeln ohne Falz, deren untere Seite gerundet, und die unterste Reihe an der Traufe liegen als
geradlinig, auch mit gestutzten Ecken oder halb- Doppelreihen (vgl. Bild 1.156), oder es werden

1.154a 1.154b 1.154c 1.154d

1.154
Biberschwanzformen
a) Rundschnitt
b) Segmentschnitt
c) Geradschnitt
d) gestutzte Ecken
96 1 Geneigte Dächer

1.155
Biberschwanz-Doppeldach [7]
(Ort mit Abschluss-Formsteinen)

1.156
Biberschwanz-Kronendach [7]

schlussplatten bzw. Traufplatten verwendet (Bild gesichert, in Mörtel verlegt oder als „Trockenfirs-
1.155). te“ („Trockenfirste“ s. Abschn. 1.6.2.4) ausgeführt.
Die Stöße liegen von der Wetterseite abgekehrt.
Kronendachdeckung Für die Deckung der Grate werden Grat- bzw.
Beim Kronendach liegen die Dachziegel in allen Firstziegel verwendet. Sie greifen seitlich über die
Deckreihen doppelt. Der Dachziegelbedarf ist entsprechend schräg zugehauenen Dachziegel.
annähernd der gleiche, das Kronendach erfordert Die Gratziegel werden durch Bindedraht auf dem
jedoch weniger Latten. Gratbrett, das hochkant auf dem Gratsparren ge-
Das Spliessdach ist eine meist noch in Baudenk- nagelt ist, befestigt und in Mörtel verlegt.
mälern anzutreffende alte Deckungsform, bei der Kehlen der Biberschwanzdächer sollten nicht mit
auf jede Latte nur eine Ziegelreihe Fuge über Fu- Hilfe von sichtbaren Blechstreifen, sondern mit
ge hängt. Unter die Fugen wurden „Spließe“ (5 cm gewöhnlichen Biberschwänzen oder mit keilför-
breite Kiefer- oder Eichenholzspäne) geschoben. migen Kehlsteinen gedeckt werden. Diese Aus-
führung bezeichnet man als „Deutsch eingebun-
Firste, Grate, Kehlen werden mit konischen oder dene Kehle“. Die Kehle wird beim Kronendach als
zylindrischen Firstziegeln eingedeckt (Bild 1.157). Doppeldach gedeckt, wobei der infolge der ge-
Sie werden auf Firstbohlen mit Drahtklammern ringeren Neigung des Kehlsparrens entstehende

1.157
First- oder Gratziegel für Ziegeldächer
(nicht genormt)
1.6 Dachdeckungen 97

1.158 Gleichhüftig eingebundene Biberkehle bei 1.159 Gleichhüftig eingebundene Biberkehle bei
Doppeldeckung (beide Dachflächen sind in Kronendeckung
der Darstellung in eine Ebene geklappt)

Unterschied in den Schichtenbreiten regelmäßig 1.6.2.3 Hohlziegeldeckungen


wechselnd durch An- und Unterlaufen der Kehl-
schichten an und unter die Schichten der Dach- Bei allen Hohlziegeldächern überdecken sich die
fläche ausgeglichen wird. Geringste Kehlsparren- einzelnen Dachziegel nicht nur oben und unten,
neigung 22°. sondern auch seitlich.
Bild 1.158 zeigt den Anfang einer „gleichhüftig Mönch-Nonnen-Dach-Deckung (Bild 1.160)
eingebundenen Kehle“ im Doppeldach. Das min-
destens 25 cm breite Kehlbrett beginnt über dem Diese Dachdeckungsart wurde häufig bei mittel-
Zusammenstoß der Deckschicht des Traufgebin- alterlichen Bauten verwendet. Sie ist wegen des
des. Die Aufteilung der Kehlschichten ergibt sich gleichmäßigen Wechsels von Licht und Schatten
aus der Kehlbreite, die 2 oder 3 Ziegelbreiten ent- von guter architektonischer Wirkung.
spricht. Es sind die Schnittpunkte der Fluchtlinien Der Mönch ist ein konisch geformter, 40 bis 42 cm
der Deckschichtunterkanten mit den die Kehl- langer Hohlziegel, dessen oberes schmales Ende
breite begrenzenden Kehlfluchtlinien festzustel- geschlossen ist. Die Nonne hat ähnliche Form, ist
len und je 2 der entstehenden Zwischenräume in jedoch breiter und auf der Unterseite mit einer
3 gleiche Teile zu teilen. Nase zum Aufhängen auf die Dachlatten verse-
Bild 1.159 zeigt den Anfang einer „gleichhüftig hen. Die Längskanten sind an der Breitseite ge-
eingebundenen Kehle“ im Kronendach. Die Kehl- kerbt.
schichten werden wie beim Doppeldach aufge- Die Nonnenziegel müssen mit Mörtelquerschlag
teilt, jedoch ist jeder Zwischenraum, der sich aus über der Nase, die Mönchziegel mit zwei Mör-
dem Anschnitt der Deckschichtunterkanten an tellängsschlägen und Mörtelfüllung des Kopfes
die Kehlfluchtlinien ergibt, in 3 gleiche Teile zu verlegt werden.
teilen. Diese Deckungsart ergibt ein Dach mit hohem Ei-
Kehlen aus gewöhnlichen Biberschwänzen kön- gengewicht und ist wegen der zeitraubenden
nen auch als „Untergelegte Kehlen“ ausgeführt und großes handwerkliches Geschick erfordern-
werden. Auf dem Kehlsparren liegen in einer mul- den Verlegungsarbeiten sehr kostenaufwendig.
denförmigen mindestens 40 cm breiten Unter- Wenn keine Forderungen des Denkmalschutzes
schalung keilförmig zugeschnittene Biber- erfüllt werden müssen, werden statt dessen viel-
schwänze („Schwenksteinkehle“). fach Deckungen mit Krempziegeln (Bild 1.161)
oder mit „Romano-Krempern“ (Bild 1.162), einer
Sonderform von Falzziegeln verwendet, die ein
ähnliches Dachbild ergeben wie Mönch- und
Nonnenziegeldeckungen.
98 1 Geneigte Dächer

1.160 Mönch- und Nonnenziegeldeckung (Schnitt: links durch Mönchziegelreihe; rechts durch Nonnenziegelreihe) [7]

1.161 Krempziegel 1.162 Romano-Kremper

Hohlpfannendeckung Zwei gegenüber liegende Ecken der Pfannen sind


Hohlpfannen sind Dachziegel, die in „S“-Form ge- abgeschrägt, um die doppelte Überdeckung (in
wölbt sind und weder eine Längs- noch eine der Quer- und Längsrichtung) zu ermöglichen.
Querverfalzung aufweisen (Bild 1.163 und 1.164) Hohlpfannen werden in Vorschnitt- oder in Auf-
(DIN EN 1304). Es werden nur noch rechtsdecken- schnittdeckung verlegt.
de Pfannen und für den linken Ortgang Doppel- Bei der Vorschnittdeckung (Bild 1.166) liegt Ziegel
wulstziegel (Doppelkremper) hergestellt (Bild C vor Ziegel B, bei der Aufschnittdeckung (Bild
1.165).

1.163 Hohlpfanne 1.164 Hohlpfanne 1.165 Hohlpfanne


(Langschnittpfanne) (Kurzschnittpfanne) („Doppelkremper“)
1.6 Dachdeckungen 99

1.166
Hohlpfannen-Vorschnittdeckung [7]

1.168) liegt Ziegel C auf Ziegel B. Für Vorschnitt- Querschlag verlegte Hohlpfannen sollen mit
deckung wird die Langschnittpfanne, für Auf- Sturmklammern gesichert werden.
schnittdeckung die Kurzschnittpfanne verwendet Flache Pfannendächer werden auch auf Unter-
(Bild 1.163 und 1.164). deckungen ausgeführt (s. Abschn. 1.6.2.1). Auf der
Bei Sparrenlängen ≥ 6 m (starker Wasseranfall in Dachschalung liegen in der Richtung der Sparren
den unteren Schichten) wird die Aufschnitt- erst Streck- oder Konterlatten (2/8 cm) und dar-
deckung bevorzugt. auf parallel zur Traufe die eigentlichen Dachlatten
Die Pfannen können entweder trocken einge- (3/5 cm). An der Traufe wird eine so genannte
deckt werden oder trocken mit Innenverstrich Bundlatte angeordnet, die mit Ausschnitten zur
oder mit Querschlag und Innenverstrich. An der Lüftung der Hohlräume versehen ist. Die Pfannen
Traufe, am First und an den Stellen, wo kein In- werden bei dieser Ausführung nicht verstrichen.
nenverstrich möglich ist, werden die Pfannen in First und Grate werden wie bei den Flachzie-
Kalkmörtel gelegt. Ohne Innenverstrich oder geldächern mit vermörtelten Gratziegeln ge-
deckt. Der Gratziegel für Pfannendächer ist 400
mm lang, hat flachbogigen Querschnitt und ist
etwas breiter als der Gratziegel für Strangdach-
ziegel (Bild 1.157). Die übrigen Abmessungen
sind aus Bild 1.167 ersichtlich.
Die Kehlen werden als untergelegte Kehlen mit
1.167 First- und Gratziegel Zinkblech- oder als Ziegelkehlen („Herzkehlen“)

1.168
Hohlpfannendach in Aufschnittdeckung [7]
100 1 Geneigte Dächer

1.169a

1.169c

1.169b

1.169 Flachdachpfanne
a) Längsschnitt mit Sturmklammer
b) Schnitt A–B (vergrößert)
c) Einzelheiten
1 Kopffalzteil 6 Fußfalzrippen 11 Deckfalzrippen
2 Kopffalzrippen 7 Seitenfalzteil 12 Deckfalznute
3 Kopffalznut 8 Seitenfalzrippen 13 Aufhängenase
4 Fußfalzteil 9 Seitenfalznut
5 Fußfalze 10 Deckfalzteil

aus Biberschwänzen mit mindestens 4 Ziegel- Die Verfalzungen greifen allseitig bzw. teilweise
breiten hergestellt. in- oder übereinander ein, so dass sich eine sehr
regensichere dichte Deckung ergibt.
1.6.2.4 Falzziegeldeckung Falzziegel werden trocken (ohne Vermörtelung)
Falzziegel, Falzpfannen und Flachdachpfannen verlegt.
sind Pressdachziegel mit mehrfacher Ringver- Pressdachziegel sind im Gegensatz zu Strang-
falzung, mit unterbrochener Ringverfalzung, mit dachziegeln nicht in ihren Außenmaßen, sondern
Verschiebefalz oder mit Seitenverfalzung. Sie in ihrem Deckmaß genormt. Die Decklänge be-
werden in den verschiedensten Formen herge- trägt einheitlich 333 mm (± 10 mm), die Deck-
stellt (s. auch Bild 1.162 Romano-Kremper). breite 200 mm (± 6 mm). Damit ergibt sich ein

1.170
Flachdachpfannendeckung [7]
1.6 Dachdeckungen 101

Ziegelbedarf von 15 Stück für 1 m2 Dachfläche. nach Fabrikat der verwendeten Falzpfannen die
Innerhalb der Lieferung für ein Bauwerk dürfen Dachlänge (Sparrenlänge) und Dachbreite unter
sich die Deckmaße der größten und der kleinsten Berücksichtigung der Anschlüsse an Dachrinnen 1
Ziegel höchstens um 2 %, bezogen auf die Maße und First (Maße a und b in Bild 1.170) genau zu
des kleinsten Ziegels, unterscheiden. ermitteln. Nötigenfalls müssen die erforderlichen
Falzpfannen können sowohl in der Decklänge Maße durch Änderungen der Dachüberstände
als auch in der Deckbreite gegeneinander nur oder der Dachneigung erreicht werden.
innerhalb geringer Toleranzen verschoben wer- Die in Bild 1.169 dargestellte weitverbreitete
den. Deshalb ist bei der Planung des Daches je Flachdachpfanne, die die wirtschaftlichen und

1.171a 1.171b 1.171c 1.171d

1.171 Firstziegel
a) konischer First- und Gratziegel
b) Firstziegel mit Überfalzung
c) Lüfter-Firstziegel
d) Gratkappe

1.172a 1.172b

1.172 Firstentlüftung
a) Lüfter-Firstziegel (vgl. Bild 1.171c)
b) Entlüftung mit Lüfter-Formsteinen (vgl. Bild 1.180e)
1 Unterspannbahn (z. B. DELTA-Folie) 3 Dachlatte
2 Konterlattung, die die unterseitige 4 Lüftungspfanne
Belüftung der Dachziegel ermöglicht 5 Firstziegel

9 8
1.173
Pultdachfirst
1 Sparren 5 6
2 Deckenschalung
3 Wärmedämmung 7
4 Pfette (verankert)
5 Schalung
6 Unterdeckung (Sicherung gegen 3
Sprühwasser und Flugschnee) 4
1
7 Dachlattung
8 Konterlattung
9 Pultdachziegel
(Schenkel 70° bis 90° lieferbar) 2 10
10 Luftdichtheitsebene
102 1 Geneigte Dächer

konstruktiven Vorteile der Falzpfanne mit dem verwendet (Bild 1.171d). Zur Entlüftung des
Aussehen der Hohlpfanne vereint, kann u. U. für Dachraumes oder der Dachkonstruktion (vgl.
1 Neigungen ab 22° verwendet werden (Bild 1.170). Abschn. 1.8.4) werden Lüfter-Firstziegel verwen-
det (Bild 1.171c und 1.172a), Lüfter-Formsteine in
Firste und Grate werden mit besonderen First- Firstnähe eingebaut (Bild 1.172b) oder bei Pult-
und Gratziegeln gedeckt. Sie können in Mörtel – dächern Abluftöffnungen im Gesims eingeplant
der Dachfarbe entsprechend eingefärbt – verlegt (Bild 1.173).
werden (Bild 1.171a und b). Firstziegel werden
heute jedoch meistens mörtelfrei mit Klammern Übergänge zwischen verschieden geneigten
an den Sparrenspitzen (Bild 1.170, 1.171c und Dachflächen können mit Formsteinen ausgeführt
1.172) oder an Firstbohlen befestigt. Am Zusam- werden. Dafür stehen bei den gebräuchlichen
menstoß verschiedener Grate bzw. von Graten Dachziegel- bzw. Dachsteinserien „positive“ (Bild
und First müssen die Firstziegel passend ge- 1.174) oder „negative“ Knickdachziegel ein-
schnitten werden, oder es werden Gratkappen schließlich der erforderlichen Ortgangsteine zur
Verfügung.

1.174 Knickdachziegel (positiv),


s. auch Bild 1.180i

1.175
Kehldeckung eines
Flachdachpfannendaches
mit Formziegeln
1 Dachpfanne
2 Rinnenkehlziegel
3 Rinnenkehlziegel,
Traufanhänger
4 Traufziegel
1.6 Dachdeckungen 103

Auf diese Weise eröffnen sich Gestaltungsmög- bel oder dem Ortganggesims. Es kann mit Profil-
lichkeiten für zusammengesetzte Dachflächen brettern, evtl. in Verbindung mit einer Ortgang-
mit wechselnden Neigungen, und es können da- rinne ausgeführt (Bild 1.176e) oder auch mit vor- 1
bei komplizierte und schadensanfällige Hilfskon- gefertigten Elementen gestaltet werden (Bild
struktionen mit Blechen vermieden werden. 1.176f ).
Werden aus gestalterischen Gründen keine Form-
Kehlen werden als untergelegte Kehlen ausge- stücke am Dachrand gewünscht, kann der Über-
bildet, wobei die Kehle mit 40 bis 50 cm breiten gang zwischen Ortganggesimsen und Dach-
gefalzten Blechen, die auf Kehlbrettern aufliegen, fläche durch Ortgangrinnen gebildet werden, die
oder mit Formziegeln (Bild 1.175) gedeckt wird. mit Überhangstreifen an der Gesimsoberkante
Die Anschlusspfannen werden mit der Trenn- anschließen. Wenn bei trapezförmigen Dach-
scheibe fluchtgerecht abgeschrägt und auf die flächen die letzten Deckreihen am Ortgang
Deckung der Kehle aufgelegt. schräg anschließen, sind Ortgangrinnen unver-
meidlich, um das anfallende Niederschlagwasser
Ortgang. An den Ortgängen, den seitlichen vom Gesims fernzuhalten und in die Dachrinnen
Dachabschlüssen, können die letzten Deckreihen abzuleiten (vgl. Bild 1.176e).
in Mörtel auf dem Giebelmauerwerk verlegt und
durch Klammern, Haken o. Ä. gegen Sturm gesi- Wandanschluss. Schließen Dachflächen seitlich
chert werden. Der Abschluss zum Giebelmauer- an Wände an, wird der Übergang durch Über-
werk kann durch den Außenputz gebildet wer- hangstreifen aus Walzblei gebildet, die mit Kapp-
den (vgl. Bild 1.176a). Der Putzanschluss ist leisten abgedeckt werden (Bild 1.177a). Die Kapp-
jedoch nur schwierig sauber herzustellen. Auch leisten wurden früher bei Sichtmauerwerk in
wegen der rissgefahr werden besser Zahnleiste handwerklich aufwendiger Arbeit abgetreppt
und Windbrett als Übergang vorgesehen (Bild ausgeführt, dabei in die Mauerwerksfugen abge-
1.176b). Bei Hohlpfannen, Krempziegeln, Falz- winkelt und sorgfältig eingemörtelt bzw. einge-
pfannen, Beton-Dachsteinen u. Ä. bilden „Dop- dichtet. Heute werden meistens vorgefertigte
pelkremper“ die Abschlussreihe, oder es werden Kappleistenprofile der Dachneigung folgend an
spezielle Ortgang-Formstücke verwendet (Bild das Mauerwerk angedübelt und eingedichtet. Bei
1.176c und d). Sie bilden den Übergang zum Gie- dieser Ausführung muss jedoch fast immer mit

1.176a 1.176b 1.176c

1.176d 1.176e 1.176f

1.176 Ortgänge
a) Biberschwanz-Kronendach: eingemörtelte Ortgangziegel
b) Krempziegel: Ortgang mit Zahnleiste
c) Dachsteine: Doppelkremper mit Zahnleiste und Windbrett
d) Falzziegel: Ortgang-Formziegel
e) Ortgangrinne
f ) Ortgangabschluss mit Formteil („Herforder Dachkante“) und Ortgangrinne
104 1 Geneigte Dächer

1.177
Wandanschluss seitlich
a) mit Walzblei, Kappleiste und
Putzabschlussprofil
b) Kehlrinne mit eingedichteter
1.177a 1.177b Kappleiste am Sichtmauerwerk

einer Hinterwanderung durch Schlagregenwas- schädigung der Abdichtung vorgebeugt werden.


ser über die Mauerwerksfugen gerechnet wer- Die Hölzer, die vorübergehend Nässe ausgesetzt
den. Gestalterisch scheint die Ausführung mit sein können, sind durch hochwertige Imprägnie-
Kehlrinnen zwar klarer, doch sind durch Ver- rungen zu schützen. Durch Gitter ist das Eindrin-
schmutzung (Laub) oder Eisbildung im Winter gen von Vögeln und Ungeziefer in die Belüf-
Undichtigkeit durch Rückstaubildung schwer zu tungsschlitze zu verhindern (Bild 1.179).
vermeiden (Bild 1.177b).
Formziegel (Zubehörziegel)
Traufseitige Wandanschlüsse sollten beim Ent-
wurf eines Bauwerkes allein aus formalen Grün- Formziegel sind Zubehörziegel, die in Ergänzung
den immer die Ausnahme darstellen. Konstruktiv zu den Dachziegeln eine konstruktive Funktion
ist nur bei kurzen Anschlussstellen mit ausrei- erfüllen.
chendem Gefälle und einwandfreier Wasserablei- Die DIN EN 1304 unterscheidet dabei in koordi-
tung eine solche Lösung vertretbar, weil immer nierte Formziegel und unkoordinierte Formzie-
mit der Gefahr von Rückstau insbesondere bei gel. Koordinierte Formziegel sind an Dachziegel,
winterlichen Verhältnissen zu rechnen ist. Eine mit denen sie verlegt werden, unmittelbar ausge-
Lösungsmöglichkeit zeigt Bild 1.178. richtet oder mit diesen verfalzt (z. B. Ortgangzie-
gel mit Falz, Lüfterziegel mit Falz usw.).
Dachgräben können sich bei großflächigen, zu- Unkoordinierte Formziegel sind nicht an Dachzie-
sammengesetzten Satteldächern ergeben, die gel, mit denen sie verlegt werden, unmittelbar
nicht mit innenliegenden Standrinnen (s. Bild ausgerichtet oder mit diesen verfalzt (Firstziegel,
1.277) entwässert werden sollen. Die Schalungs- Gratziegel, Kehlziegel, Ortgangziegel, Winkelzie-
flächen des kehlenartigen Dachgrabens sind gel). Dach- und Formsteine aus Beton können
ähnlich wie bei Flachdächern abzudichten (vgl. eine Oberflächenbeschichtung aufweisen und
Abschnitt 2). Am Auflager von Laufrosten muss aus zusammmengeklebten Betondachsteinen
durch elastische Zwischenschichten einer Be- bestehen.

1.178 Traufe Wandanschluss 1.179 Dachgraben


1.6 Dachdeckungen 105

1.180a 1.180b 1.180c 1.180d

1.180 Formziegel und Formsteine


a) Ortgangziegel (links)
b) Firstziegel
c) Firstziegel
d) Lüfterziegel

Zu den geläufigsten Dachziegelformen werden ne Schnitt grössere Masstoleranzen durch Ver-


Formziegel angeboten, die nicht nur den Arbeits- schieben dieser Großflächenziegel ausgeglichen.
vorgang beim Dachdecken wesentlich vereinfa- Gegenüber einer Eindeckung mit Normalziegeln
chen und beschleunigen, sondern bei Dachan- ergibt sich eine erhebliche Gewichtseinsparung,
schlüssen aller Art auch in Form und Farbe besser so dass die Konstruktion des Dachstuhls statisch
wirken als Blechverwahrungen, Deckleisten usw. einfacher ausfallen kann.
So gibt es neben rechten und linken Ortgang-
und Winkelziegeln beispielsweise Kehlziegel,
Firstziegel usw. 1.6.3 Betondachstein-Deckung
Einige Beispiele sind in Bild 1.180 gezeigt. Ähnlich den in Abschn. 1.6.2.1 erwähnten Strang-
Für die Eindeckung gerundeter Dachflächen (z. B. ziegeln werden aus hochwertigem Beton Beton-
kegelförmige Turmhelme, Fledermausgauben dachsteine in verschiedenen Profilierungen (Bei-
o. Ä.) werden auch keilförmige Dachziegel in Aus- spiele in Bild 1.181) oder als plattenförmige
gleichsätzen in Sonderanfertigung hergestellt. Dachsteine (Bild 1.182) mit allen für die Ein-
Großflächenziegel in den Abmessungen 59,5 cm deckung erforderlichen Formsteinen hergestellt
× 37,7 cm eignen sich besonders für die Ein- (DIN EN 490).
deckung großer homogener Dachflächen wie Betondachsteine erhalten in der Regel durch Auf-
z. B. Industriehallen. Sie haben eine Decklänge bringen gebrannter Farbgranulate eine sehr dau-
zwischen 50,9 und 43 cm. Für die Eindeckung erhafte Farboberfläche in ähnlichen Farbtönen
einer 1 qm großen Dachfläche benötigt man wie engobierte Dachziegel.
6 Stück solcher Großflächenziegel (Gewicht ca. Wegen der guten Maßhaltigkeit der Betondach-
5 kg/Stck.). Durch die Verschiebbarkeit von etwa steine gewähren einfache Längsfalze in Verbin-
7 cm im Höhenüberdeckungsbereich werden oh- dung mit aerodynamisch wirksamen Rippen an

1.181a 1.181b 1.181c

1.181 Betondachsteine mit Mittelwulst


a) Frankfurter Pfanne
b) Römerpfanne (ähnlich Zamis-, Tessinerpfanne)
c) Doppel-S-Pfanne
106 1 Geneigte Dächer

1.182
Plattenförmiger Beton-Dachstein
(BRAAS)
a) Biberstein
1.182a 1.182b b) Tegalit

den Querstößen eine gute Dichtigkeit von Beton- denen für Falzziegel-Deckungen (s. Abschn.
steindeckungen, die durch Einlegen von Dich- 1.6.2.4) vergleichbar.
tungsstreifen noch verbessert werden kann. Auch für Betondachsteine ist für alle Typen eine
Selbstverständlich erfordern auch Betondach- große Zahl von Sonderformsteinen verfügbar
steine bei der Planung die genaue Berücksichti- (vgl. Bild 1.180).
gung der gegebenen Deckbreiten und der Lat- Dachsteine aus Beton werden auch in Biberform
tenabstände, doch können wegen der fehlen- mit verschiedenen Rund-, Segment- oder Ecken-
den Querfalzung u. U. größere Toleranzen in der schnitten hergestellt. Für die Verlegung gelten
Längsüberdeckung in Anspruch genommen die gleichen Regeln wie für Tonziegelbiber (s. Ab-
werden. Im übrigen sind die handwerklichen schn. 1.6.2.2).
Verlegeregeln sowie die zu beachtenden Details

FIRST

1 2
3

5
6

TRAUFE ORTGANG

1.183 Eindeckung mit Beton-Dachsteinen (Trockenfirst)


1 Halteklammer für Firststein
2 Flugschneedichtung
3 Firstbohle
4 Ortgang mit Zinkblech-Abdeckung
5 Konterlattung
6 Unterspann-Bahn
1.6 Dachdeckungen 107

1.6.4 Schieferdeckung wird die Schalung in der Regel mit einer leichten
Dachpappe (Überdeckung 6 cm) abgedeckt.
Auch für Dachdeckungen mit Schiefer ist das Re- 1
gelwerk des Deutschen Dachdeckerhandwerks 1.6.4.1 Altdeutsche Deckung
zu beachten [7].
Die Decksteine für Altdeutsche Deckung sind tra-
Dachschiefer sollen fluchtrechte Flächen haben, pezförmig mit gerundetem Rücken zugehauen
wetterbeständig und weder porig noch bitu- und nach der Höhe sortiert. Nach ihrer Größe
minös sein und dürfen keine Beimischungen von werden sie als Ganze, Halbe, Viertel, Achtel, Zwölf-
Schwefel oder Kupferkies, Eisenoxyd und Kalker- tel, Sechzehntel und Zweiunddreißigstel bezeich-
de enthalten; sie sollen gleichmäßige Farbe und net. Für Dachflächen mit mittlerer Größe werden
beim Anschlagen mit einem Hammer hellen hauptsächlich Achtel (ca. 30 cm × 23 cm) und
Klang haben. Zwölftel (ca. 26 cm × 21 cm), für Dächer, die steiler
Schieferplatten werden in verschiedenen Formen als 45° sind, auch Sechzehntel (ca. 22 cm × 19 cm)
und Größen verwendet. Je größer die Platten, de- verwendet.
sto flacher kann die Dachneigung gewählt wer- Je nach Überdeckung im „Rücken“ der Steine
den, desto härter muss aber auch der Schiefer wird „normaler“ und „scharfer Hieb“ unterschie-
sein, um der länger andauernden Durchfeuch- den (Bild 1.184).
tung Widerstand zu leisten. Nach der Schiefer-
Bild 1.185 stellt die Deckung einer rechteckigen
form werden u. a. folgende Deckungsarten unter-
Dachfläche dar. Die Decksteine werden, je nach
schieden:
der Windrichtung, in von links nach rechts oder
• Altdeutsche Deckung, altdeutsche Doppel- umgekehrt ansteigenden Reihen (Deckgebinden)
deckung angeordnet. Je steiler das Dach ist, desto flacher
• Deckung mit deutschen Schuppenschablonen kann die Steigung der Gebinde werden; sie be-
(einfache oder Doppeldeckung) trägt bei 45° Dachneigung ca. 30 cm auf 1 m, bei
• Deckung mit Rechteckschablonen 60° Dachneigung ca. 14 cm auf 1 m.
• Deckung mit Fischschuppen- oder Spitzwinkel- Die Gebindehöhen nehmen nach dem First zu all-
schablonen mählich ab. Die einzelnen Gebinde enthalten
Steine gleicher Höhe,aber verschiedener Breite,wo-
Die Schieferplatten werden in der Regel auf eine durch die Dachfläche wirkungsvoll belebt wird.
Schalung aus 24 mm dicken und bis 20 cm brei- Die Steine desselben Gebindes überdecken sich
ten Brettern genagelt, die auf jedem Sparren mit um 6 bis 7 cm. Die Überdeckung der aufeinander
mindestens 3 Nägeln befestigt werden. folgenden Gebinde beträgt 7 bis 8 cm.
Die Schalung muss vollkommen trocken sein, Jeder Deckstein wird mit 2 bis 4 Nägeln auf der
da nasse Schalung beim Zusammentrocknen Schalung befestigt. Jeder Stein darf nur auf einem
der Bretter zum Zerspringen einzelner Schiefer Brett genagelt werden, damit die Platten beim
führen kann. Die Schalung darf nicht federn; die Werfen des Holzes nicht springen. Die Nagel-
Herzseite der Bretter liegt nach dem Dachraum löcher werden beim Decken mit der Spitze des
zu. Großflächige Schieferplatten (z. B. bei der Schieferhammers eingeschlagen. Die breitköpfi-
Englischen Deckung) werden auf Latten gena- gen Schiefernägel sind 4 cm lang und müssen
gelt. Zum Schutze gegen Staub und Flugschnee aus verzinktem Schmiedeeisen bestehen.

1.184
Schiefer-Decksteine (breit)
a) normaler Hieb
b) scharfer Hieb 1.184a 1.184b
108 1 Geneigte Dächer

1.185 Altdeutsches Schieferdach


a) Deckstein d) Anfangortstein g) Firststein
b) Anfangfußstein e) Anfangortstichstein h) Schlussstein
c) Fußstein f ) Endortstein

Bei allen Schieferdächern sind für die Ausführung Deckung des Firstes. Das 30 bis 40 cm hohe
von Ausbesserungsarbeiten Leiterhaken in ca. Firstgebinde greift etwa 10 cm über die letzten
2,50 m Entfernung anzubringen, die mind. dop- Steine der Deckgebinde. Die Firststeine erhalten
pelt zu befestigen sind. Unter den aus verzinktem runden oder geraden Rücken. Das der Wetterseite
Stahl bestehenden Haken werden die Schiefer- zugekehrte Firstgebinde ragt 5 bis 7 cm über die
platten durch Beiplatten ersetzt. andere Dachfläche hinaus (Bild 1.186). Der dabei
entstehende Winkel wird mit Schieferkitt (As-
Deckung der Traufe. Das Fußgebinde wird aus phalt und Kreide) ausgefüllt.
verschieden hohen Steinen, wie es der Anschluss
an die Deckgebinde erfordert, gebildet. Die Fuß- Deckung der Grate. Alle Grate sind einzubinden.
steine erhalten runden (Bild 1.185) oder geraden Strackorte sind zu vermeiden.
Rücken (Bild 1.190). Der Anfangort am Grat wird als Stichort mit ge-
schwungenem oder rundem Rücken gebildet
Deckung der Orte. Bei der Altdeutschen De-
ckung müssen alle Orte eingebunden werden.
Aufgelegte Orte (Strackorte) sind zu vermeiden.
Am Anfangort werden besonders geformte An-
fangortsteine mit untergelegten Stichsteinen an-
geordnet, damit das Wasser möglichst von der
Ortlinie abgelenkt wird. Die Anfangortsteine kön-
nen geschwungenen oder runden Rücken erhal-
ten. Am Endort endet jedes Deckgebinde mit
zwei übereinanderliegenden Endortsteinen, die
mit mindestens 4 Nägeln befestigt werden (Bild
1.185). 1.186 Deckung des Firstes
1.6 Dachdeckungen 109

1.187 Eingebundener Grat als Stichort mit rundem 1.188 Gratdeckung mit Strackort (Deckung mit deut-
Rücken (Altdeutsche Deckung) schem Schablonenschiefer)

(Bild 1.187). Der Endort am Grat erhält auf jedes Die Breite der Kehle muss mindestens 7 Kehlstei-
Gebinde zwei übereinanderliegende Endortstei- ne betragen.
ne (wie im Bild 1.185, rechts).
Deckung der Dachfenster- und Maueran-
Deckung der Kehlen. Alle Kehlen sind einheit- schlüsse. Da die Altdeutsche Deckung mit Hilfe
lich mit Schiefer zu decken (kein Blech!). Die Keh- eingehender und ausgehender Kehlen eine De-
len werden muldenförmig ausgeschalt, mit Dach- ckung von der Dachfläche zur senkrechten Wand
pappe ausgefüttert und mit schmalen, 14 cm oder umgekehrt ermöglicht, sollen alle Anschlüs-
breiten Schieferplatten (Kehlsteinen) als Herzkeh- se an Dachfenster, Schornsteine und Mauern oh-
len oder in Rechts- bzw. Linksdeckung gedeckt. ne Verwendung von Metallblechen einheitlich in
Bei der Herzkehle (Bild 1.189) wird von dem in der Schiefer gedeckt werden.
Mitte der Kehle liegenden Herzwasserstein nach
beiden Dachflächen gedeckt (mindestens 4 Kehl- Altdeutsche Doppeldeckung. Das Altdeutsche
steine auf jeder Seite). Die Kehlgebinde über- Schieferdach kann auch als Doppeldach ausge-
decken sich um 8 bis 10 cm und schließen mit führt werden. Dabei greifen die Gebinde so weit
Wasserstein bzw. Schwärmer an die Deckgebinde übereinander, dass jedes dritte Gebinde das erste
an. Bei der rechts oder links gedeckten Kehle (Bild noch um 3 cm überdeckt.
1.190) erfolgt die Deckung vom Wasserstein aus.

1.189 Herzkehle 1.190 Rechts gedeckte Kehle


110 1 Geneigte Dächer

1.6.4.2 Deckung mit deutschen 1.6.4.3 Deckung mit Rechteckschablonen


Schuppenschablonen
Sparrenneigung nicht unter 25°. Die Schiefer wer-
1 Sparrenneigung nicht unter 25°. Die Deckung den in waagerechten Reihen als Doppeldach im
entspricht der Altdeutschen Deckung; es werden Verband gedeckt. Die Reihen greifen so weit übe-
jedoch Decksteine gleicher Größe verwendet. Alle reinander, dass jede dritte Reihe die erste noch
Gebinde sind also gleich hoch, alle Schuppen um 6 bis 8 cm überdeckt. Je flacher das Dach,
gleich breit. Dadurch wird die Deckung einförmig desto größer müssen die Schiefer gewählt wer-
und weniger wirkungsvoll als bei der Altdeut- den. Das Firstgebinde besteht aus Firststeinen
schen Deckung. mit geradem Rücken. Die Orte können als
Die Deckung der Traufe, des Firstes, der Orte und Strackorte oder Ausläuferorte gedeckt werden
der Kehlen geschieht genau wie bei der Altdeut- (wasserableitender Hieb bei Ausläuferorten).
schen Deckung. Die Grate können entweder ein- Große Rechteckschiefer können auch auf Latten
gebunden oder als aufgelegte Orte (Strackorte) 40/60 gedeckt werden (Englisches Schieferdach;
gedeckt werden (Bild 1.188). Bild 1.191). Lattenweite = Schieferlänge minus
Das deutsche Schuppenschablonendach kann 8 cm, geteilt durch 2. Die Schiefer liegen dann
auch Doppeldach ausgeführt werden. Dabei überall doppelt, auf 8 cm sogar dreifach. Die ne-
greifen die Gebinde so weit übereinander, dass beneinanderliegenden Platten der einzelnen Rei-
jedes dritte Gebinde das erste noch um 3 cm hen stoßen stumpf zusammen (vgl. Flachziegel-
überdeckt. Doppeldach). Jede Platte wird in der Mitte durch
Die Litera-Schablonenabdeckung wird, wie die 2 Nägel auf der Latte befestigt. Die Nagelstellen
deutsche Schuppenschablonendeckung, mit werden durch die folgende Reihe überdeckt. Die
schräg ansteigenden Gebinden ausgeführt. Die unterste Reihe an der Traufe besteht aus Steinen
Decksteine (Litera-Schablonen) sind geradlinig halber Länge, die im unteren Teil auf die erste Lat-
begrenzt und in der unteren Ecke gebrochen. Ein- te genagelt werden.
zelheiten wie beim Deutschen Schuppenscha- Die Kehlen müssen hier auf flach geneigten
blonendach. Dächern untergelegt, d. h. geschalt und mit Zink-

1.191 Doppeldach mit rechteckigem Schiefer (Englisches Schieferdach)


14

35
1.192
Deckung flacher Kehlen beim
Englischen Schieferdach
1.6 Dachdeckungen 111

oder Bleiblech ausgekleidet werden. Die der 1.6.4.5 Deckung mit Faserzement-Dachplatten
Kehllinie entsprechend zugehauenen Platten
überdecken den gefalzten Blechrand um 8 bis In ähnlicher Weise wie mit Naturschiefer können
Dächer (Mindestneigung 25°) und senkrechte
1
10 cm (Bild 1.192).
Flächen mit Faserzement-Dachplatten gedeckt
1.6.4.4 Deckung mit Sechseck-, Achteck- werden (Faserzement s. Abschn. 1.6.5). Die Platten
oder Halbkreisschablonen werden nach DIN EN 492 witterungs-, volumen-,
korrosions- sowie frost- und hitzebeständig her-
Sechseckschablonen (Spitzwinkelschablonen, gestellt und sind unbrennbar (DIN 4102, Kl. A1). Es
Sparrenneigung nicht unter 35°) werden in waa- werden verschiedene Quadrat- und Rechteckfor-
gerechten Reihen so gedeckt, dass sich ein rhom- mate (Vorzugsgrößen 60/30, 40/40, 40/20 cm) –
bisches Schuppenmuster ergibt (Bild 1.193). An auch mit gestutzten Ecken – sowie Schablonen
der Traufe ist ein Fußgebinde aus Fußsteinen glei- für Deutsche Deckung gefertigt in den Farben
cher Höhe, am First ein Firstgebinde anzuordnen. Dunkelgrau, Rostbraun und Rot.
Die Orte werden als Strackorte gedeckt. Die Deckung erfolgt je nach Deckungsart, Plat-
tengröße, Neigung und Witterungsbeanspru-
Halbkreisschablonen (Fischschuppenschablo- chung der gedeckten Flächen auf Lattung oder
nen) werden in waagerechten Reihen so gedeckt Vollschalung, wobei geschalte Flächen eine Un-
dass sich das in Bild 1.194 dargestellte Schuppen- terdeckung mit 333er Dachbahnen erhalten (Bild
muster ergibt. Deckung der Traufe und des Firstes 1.195 und 1.196).
wie vor. Die Ortsteine der geraden Ortkante kön- Die Platten werden mit je 2 verzinkten oder kup-
nen eingebunden werden, die Grate werden als fernen Schiefernägeln (Breitkopfnägel) genagelt
Strackorte gedeckt.

1.193 Deckung mit Sechseckschablonen 1.194 Deckung mit Halbkreisschablonen


(Spitzwinkelschablonen) (Fischschuppenschablonen)

1.195 Faserzement-Dachplatten in waagerechter Deckung auf Latten


112 1 Geneigte Dächer

1.196a

1.196
Faserzement-Dachplatten in Doppeldeckung
auf Latten
a) Doppeldeckung mit Quadraten
b) Ortgang schematisch
1 Sparren
2 Lattung
3 Faserzement-Dachplatten
4 Keil-Leiste
5 Zinkblech-Einfassung 1.196b

und in verzinkte, kupferne oder aus rostfreiem 1.6.5 Faserzement-Wellplattendeckung1)


Stahl hergestellte Sturmhaken eingehängt.
Die Deckung von Firsten, Graten, Kehlen und Faserzement-Wellplatten müssen im Wesentli-
Traufen ähnelt der Naturschieferdeckung. chen aus Zement oder Calciumsilikat bestehen,

1) Die Verwendung von Asbestfasern für zementgebunde- dung zu beschichten oder gar auszutauschen. Dies gilt
ne Bauplatten ist wegen ihrer gesundheitsschädigenden auch, wenn die Oberflächen durch Verwitterung bean-
Wirkung eingestellt worden. Die Richtlinie 76/796/EWG sprucht sind.
verbietet seit dem 1.1.2005 auch die Einführung neuer Das für bauaufsichtliche Fragen bundesweit zuständige
asbestzementhaltiger Stoffe (EN 494: 2004 + A1: 2005 Institut für Bautechnik stellt hierzu im Jahresbericht 1989
(D)). Es werden statt dessen Kunststoff-Fasern verwendet. (2) fest: „Nach heutiger Auffassung gehen von genorm-
Für alle Erzeugnisse ist daher die Bezeichnung „Faser- ten oder allgemein bauaufsichtlich zugelassenen Asbest-
zement“ eingeführt. zementprodukten für Dacheindeckungen und Fassaden-
Bei Dachdeckungsarbeiten mit Asbestzementerzeugnis- verkleidungen im eingebauten Zustand keine konkreten
sen sind Gesundheitsschäden vor allem dann beobachtet Gesundheitsgefahren im Sinne der Landesbauordnung
worden, wenn durch sorglosen Umgang mit Trennschlei- aus, wenn die Produkte bestimmungsgemäß hergestellt,
fern o. Ä. Asbestfasern freigesetzt wurden. Die Gefahren, verarbeitet und verwendet worden sind. Somit ist ein ge-
die von eingebautem Material ausgehen, werden nach nerelles bauaufsichtliches Sanierungsgebot – vergleich-
Untersuchungen von Wissenschaftlern geringer als die bar mit dem für schwach gebundene Asbestprodukte –
Gefährdung durch Tabakrauchen eingeschätzt. nicht erforderlich.“ (Die vorstehenden Aussagen gelten
Bei funktionstüchtigen, eingebauten Asbestzement-Pro- auch für Asbestzement-Produkte, die in der früheren
dukten, die für Dachdeckungen oder Fassadenverklei- DDR gefertigt und verwendet wurden, da diese Erzeug-
dungen verwendet werden, ergibt sich nach heutigen nisse ebenfalls nach der Baustoffnorm DIN 274 bzw. der
Erkenntnissen kein Sanierungsbedarf und keine Notwen- entsprechenden TGL hergestellt worden sind.)
digkeit, diese Produkte aus Gründen der Asbestfaserbin- Fortsetzung s. nächste Seite
1.6 Dachdeckungen 113

das durch chemische Reaktion von silicium- und Der Mischung können auch Farbstoffe zugesetzt
kalkhaltigen, mit Fasern bewehrten Materialien werden. Auch farbige oder farblose Oberflächen-
gebildet wird. Dabei muss der Zement EN 197-1 beschichtungen dürfen aufgebracht werden. 1
oder techn. Spezifikationen entsprechen, die in Als kurze Wellplatten werden Wellplatten bis
dem Land angewendet werden, in dem der Ze- einschließlich 900 mm Länge bezeichnet; lange
ment eingesetzt wird. Die einer feuchten Pappe Wellplatten weisen eine Länge von > 900 mm auf.
ähnliche Rohmasse kann praktisch in alle Formen
gepresst werden, so dass neben Standarderzeug- Faserzement-Wellplatten bieten infolge ihres
nissen (Wellplatten, ebene Platten und Rohre) al- großen Formates die Möglichkeit, große Sattel-
le dazugehörigen Formteile auch in Sonderanfer- und Pultdächer (Mindestneigung 7°) insbesonde-
tigungen leicht hergestellt werden können. re in Verbindung mit Pfettenkonstruktionen

1.197a

1.197
Dünnwandige Wellplatten
a) Faserzement-Wellplatten
Profil 5 (6)
b) Faserzement-Wellplatten
Profil 8 1.197b

Fußnote 1, Fortsetzung
Bei allen Arbeiten und Veränderungen an Asbestzement- Alle farbigen oder beschichteten Asbestzementflächen
produkten und schwach gebundenen Asbestprodukten dürfen mit drucklosem Wasserstrahl und Seifenlauge mit
sind die Technischen Regeln für Gefahrenstoffe (TRGS weichen Bürsten o. Ä. gereinigt werden. Das anfallende
517 und 519 – Asbest) der Bauberufsgenossenschaft [3] Wasser ist aufzufangen und wie Abwasser zu entsorgen.
zu beachten. Bei unbeschichteten, naturgrauen Asbestzementplatten
Es wird unterschieden zwischen Abbruch-, Sanierungs- ist die dafür in der Regel erforderliche Reinigung mit me-
und Instandsetzungsarbeiten. Für Instandsetzungsarbei- chanischen Arbeitsgeräten, mit Hochdruck-Strahlgeräten
ten, d. h. für den Ausbau einzelner Bauteile gelten er- und Kaltwasser-Druckstahlgeräten aber auch druckloses
leichterte Bedingungen. Abwaschen wegen der unvermeidlichen Freisetzung von
Bei den Asbestzementprodukten gelten unterschiedliche Asbestfasern grundsätzlich untersagt.
Vorschriften für unbeschichtete Produkte mit zement- Nach den bisherigen Erkenntnissen ist eine Sanierung für
grauer Oberfläche und beschichtete Produkte, sofern die Bauteile innerhalb von Gebäuden dann erforderlich,
Beschichtung nicht großflächig abgewittert ist. wenn festgestellt wird, dass Asbestfasern nur noch
Abbruch- und Sanierungsarbeiten dürfen nur von beson- „schwach gebunden“ sind und z. B. aus Asbestzement-
ders zugelassenen Unternehmen durchgeführt werden Lüftungskanälen, asbesthaltigen Dichtungen, Brand-
und sind anzeigepflichtig. Für das eingesetzte Fachperso- schutzbeschichtungen o. Ä. freigesetzt werden.
nal und für den Schutz sind dabei besondere, im einzel- Bei alterungsbedingten Erneuerungen müssen alte As-
nen festgelegte sicherheitstechnische Maßnahmen ein- bestzementbauteile wegen der vorhandenen baulichen
zuhalten. Gegebenheiten vielfach durch gleichgeformte neue Er-
Asbestzementprodukte sind möglichst zerstörungsfrei zeugnisse ersetzt werden. Dabei und bei vorsichtshalber
auszubauen und Faserfreisetzungen zu vermeiden. In In- gefordertem Austausch sind strenge bauaufsichtliche
nenräumen müssen die Arbeitsbereiche staubdicht ab- Auflagen zu beachten. Die daraus resultierenden Kosten
geschottet werden. In allen Fällen ist bei den Arbeiten für den Ausbau und die Entsorgung der asbesthaltigen
Atemschutz zu tragen. Bauteile übersteigen in der Regel die Kosten der Neuein-
deckung mit asbestfreiem Material.
Asbesthaltige Abfälle sind in geschlossenen Behältern zu
sammeln und nach besonderen Vorschriften der Länder Eine Neubeschichtung von Außenbauteilen aus Asbest-
zu entsorgen. zementerzeugnissen ist allenfalls als optische Ober-
flächenverbesserung zu betrachten.
114 1 Geneigte Dächer

gemäß Bild 1.29 und 1.30 sehr wirtschaftlich zu formteilen bei Faserzementplatten leicht möglich.
decken. Für Belichtungsfelder in einfachen Dächern sind
1 Folgende meist voneinander abhängige Daten den Wellplattenprofilen entsprechende Welldraht-
sind bei Faserzement-Wellplattendächern zu be- glas- und Wellacrylplatten im Handel.
achten:
• Dachtiefe Eindeckung
• Dachneigung Bei der Eindeckung ist zunächst die Deckrichtung
• Plattenprofil so festzulegen, dass die Überdeckungen der Well-
• Plattengröße plattenlängsstöße von der Hauptwindrichtung
• Pfettenabstand abgewendet liegen.
• Zahl der Befestigungspunkte Die Höhenüberdeckung der einzelnen Platten ist
von der Dachtiefe (= Entfernung zwischen First
• Höhenüberdeckung und Traufe) und der Dachneigung abhängig. Bei
• Auflagerbreite Neigungen < 10° sind die Fugen zu dichten. Die
• Lochabstand vom Plattenrand Richtwerte gemäß DIN 274-2 zeigt Tabelle 1.199.
Die Seitenüberdeckung muss bei Profil
Die Standardplatte mit 5 Wellen für Dachdeckun-
gen wird entsprechend den Hauptabmessungen 177/51 mindestens 47 mm Ⳏ 1/4 Welle
mit 177/51 gekennzeichnet („Profil 5“, von einzel- 130/30 mindestens 90 mm Ⳏ 2/3 Welle
nen Werken auch mit 6 Wellen als „Profil 6“ herge- betragen (s. Bild 1.197).
stellt). Für kleinere Dachflächen, besonders aber Am Kreuzungspunkt von vier Wellplatten ist ein
für Wandbekleidungen, gibt es außerdem dünn- Eckenschnitt an den sich diagonal gegenüber lie-
wandige Wellplatten mit der Bezeichnung 130/30 genden Wellenbergen erforderlich (Bild 1.200).
– Profil 8 – (Bild 1.197). Standard-Wellplatten werden mit werkseitigem
Die Wellplatten sind mit verschiedenen Standard- Eckenschnitt geliefert. Lediglich bei Passplatten
Farbbeschichtungen lieferbar. muss er an der Baustelle vorgenommen werden.
Die gängigen Plattengrößen sind Tabelle 1.198 Der Abstand zwischen den Eckenschnitten soll
zu entnehmen. 5 bis 10 mm betragen.
Für Eindeckung auf Dachlatten werden Wellplat- Wellplatteneindeckungen sind am wirtschaftlich-
ten Profil 5 auch in Längen von 625 und 800 mm sten, wenn die Unterkonstruktion lediglich aus
als Kurzwellplatten (auch als „Berliner Welle“ be- durchlaufenden Pfetten besteht (vgl. Bild 1.29
zeichnet) mit werkseitiger Lochung hergestellt. und 1.30). Auf Sparrenlagen – mit möglichst wei-
Für alle üblichen Anschlusspunkte usw. steht eine tem Sparrenabstand – dienen kleine Sparrenpfet-
große Zahl von Standardformteilen zur Verfügung. ten als Trägerlage für die Wellplatten.
Für spezielle Probleme oder besondere gestalte- Die Auflagerbreite für Wellplatten soll  50 mm
rische Absichten ist die Anfertigung von Sonder- betragen (ausgenommen bei Stahlrohrpfetten

Tabelle 1.198 Plattengrößen Tabelle 1.199 Neigungen


Vorzugs- Vorzugsbreiten2) Dachtiefe Dachneigung Höhenüber-
längen1) Profil deckung
177 / 513) 130 / 304) in m in in in mm
in mm in mm Grad Prozent
1250 920 / 1097 1000 6 > 71) > 12 200
1600 > 6 bis 10 81) 14 200
2000 5 Wellen- 8 Wellen- > 10 bis 15 91) 16 200
2500 berge berge > 15 bis 20 10 18 200
30005) > 20 bis 30 12 22 200
> 30 bis 40 14 25 200
1) zul. Maßabweichungen ± 10 mm > 40 bis 50 16 29 200
2) zul. Maßabweichungen ± 5 mm > 50  17  31 150
3) Plattendicke 6,5 mm ± 0,5 mm
4) Plattendicke 6 mm ± 0,5 mm 1) Bei Deckungen mit Neigungen von weniger als 10° sind
5) nur für Wandbekleidungen die Höhenüberdeckungen mit dauerplastischen Kittbän-
dern zu dichten. Bei Neigungen unter 7° sind die besonde-
ren Vorschriften der Hersteller für Maßnahmen zur Dach-
dichtung zu beachten.
1.6 Dachdeckungen 115

festigt. Der Abstand der Befestigung vom unte-


ren bzw. oberen Plattenrand muss mindestens
50 mm betragen (Bild 1.201), Ausnahme s. Bild 1
1.203.
Höhenüberdeckung

Bei sehr geringen Dachneigungen, bei besonde-


ren Beanspruchungen durch Winddruck oder bei
komplizierten Anschlüssen sind die Plattenstöße
mit selbstklebenden Dichtungsbändern zu sichern.
Sie werden bei den Querstößen unterhalb der
Befestigungsstellen in die Wellen eingelegt. Die
Längsüberdeckungen werden mit selbstkleben-
den Spezial-Dichtungsbändern abgedichtet (Bild
1.202).
1.200 Eckenschnitt von Wellplatten Wellplattendeckungen auf Satteldächern können
– auch mit Dichtungsbändern – wegen der er-
forderlichen Abluftöffnungen an den Firsten ein-
o. Ä. mit Durchmessern  40 mm und Stahlprofil- wandfrei sprühwasser- und flugschneesicher nur
trägern I80). in Verbindung mit einer zweiten Entwässerungs-
Bei Befestigung der Wellplatten ist zu beachten: ebene (Spannbahnen, Unterdach, vgl. Abschn.
• Jede Wellplatte ist in 4 Verankerungspunkten 1.9.3) ausgeführt werden. Auch durch schroffe Au-
zu befestigen. Bei Dachneigung < 35° sind Well- ßentemperaturveränderungen bedingtes, von den
platten der Profile 177/51 und 130/30, die auf 3 Wellplatten nicht aufsaugbares Kondenswasser,
Pfetten aufliegen, an den Dachrändern im Be- kann nur auf diese Weise abgeleitet werden.
reich von 2 m auf der mittleren Pfette zusätzlich Höchstzulässige Pfettenabstände (bzw. Abstände
an 2 Punkten zu befestigen. der Unterstützungen der Wellplatten für selbst-
• Wellplatten des Profils 177/51 werden stets auf tragende Dachkonstruktionen) s.Tabelle 1.204.
dem 2. und 5. Wellenberg (Bild 1.197), die des
Profils 130/30 auf dem 2. und 6. Wellenberg be-

1.203 Plattenstoß auf Holzpfette


1 Holzpfette (45 mm Mindestabstand zwischen
Lochmitte und Plattenrand zulässig)
1.201 Plattenstoß auf Stahlpfette 2 Sparrenoberkante
1 Pfette 3 Holzschraube nach DIN 571 Ø = 7 mm (mit Pilz-
2 Sparrenoberkante dichtung und kleinem Korrosionsschutzhut);
3 Stahlhaken mit Kunststoff-Pilz-Dichtung und s.Tab. 1.199
Korrosionsschutzhut α Dachneigung
d Höhenüberdeckung
α Dachneigung
Tabelle 1.204 Höchstzulässige Pfettenabstände

Dachneigungen Profil
in Grad
177 / 51 130 / 30

< 20° 1150 mm 1150 mm


1.202 Dichtung der Längsüberdeckung  20° 1450 mm 1175 mm
1 selbstklebendes umgeschlagenes
Dichtungsprofil
116 1 Geneigte Dächer

1.205a 1.205b 1.205c 1.205d 1.205e 1.205f 1.205g


1.205 Befestigungsmittel für Wellplatten
a) Holzschraube Ø 7/110
b) Gelenkschraube für Holzpfetten,
c) Spezialschraube für Stahlpfetten
d) Hakenschraube für Stahlpfetten
e) Gelenkschraube für Stahlpfetten
f ) Kunststoffdichtung für Holzschrauben (Deckkappe anhängend, über Schraubenkopf gestülpt)
g) Kunststoffdichtung für Metallschrauben mit großer Deckkappe

Befestigungsmittel Dachneigung entsprechende Wellfirsthaube zu


Als Befestigungsmittel dienen je nach Unter- wählen. Die gegenüberliegenden Dachflächen
konstruktion feuerverzinkte Sechskant-Holz- müssen mit genau auf der Gegenseite fluchten-
schrauben Ø 7 (Einschraubtiefe > 36 mm) oder den Stößen und absolut winkelgerecht verlegt
feuerverzinkte Hakenschrauben in verschiede- sein. Die Längsüberdeckungen liegen in diesem
nen Ausführungen für Befestigungen auf Profil- Fall auf beiden Seiten von der Wetterseite abge-
stahlpfetten. Für Fälle, in denen mit stärkeren Be- wendet, d. h. auf der einen Seite „rechtsdeckend“
wegungen in Unterkonstruktionen (z. B. durch und auf der anderen Seite „linksdeckend“. Die Ge-
Windbeanspruchung) zu rechnen ist, gibt es ver- staltung mit einteiligen Wellfirsthauben setzt also
schiedene Gelenkschrauben. Durch Kunststoff- eine sehr genaue Verlegung auf genau herge-
Quetschdichtungen sind die Befestigungspunkte stellter Unterkonstruktion voraus.
gesichert, und alle Schraubenköpfe werden mit Bei zweiteiligen Firsthauben sind die Ansprüche
Kunststoffkappen als Korrosionsschutz abge- an die Unterkonstruktion weniger hoch, auch
deckt (Bild 1.205). können die Deckrichtungen auf gegenüberlie-
Löcher für Befestigungsschrauben müssen vor- genden Dachseiten wechseln. Die Muffenstöße
gebohrt werden. Die Schrauben dürfen keines- liegen von der Hauptwindrichtung abgewendet
falls durch die Platten geschlagen werden! (Bild 1.206).
Kurzwellplatten sind werkseitig vorgebohrt und
werden mit so genannten Glockennägeln (mit Traufen
angeformten Kunststoffdichtungen) unter Be- Traufen von Wellplattendächern sind so zu pla-
achtung besonderer Verlegevorschriften der Her- nen, dass Vögel, Marder usw. nicht unter den Wel-
steller auf die Dachlatten genagelt. lenbergen in den Dachraum kommen können.
Bei allen Verlegearbeiten ist darauf zu achten, Dichte Abschlüsse gewähren Traufenfußstücke
dass Wellplattenflächen nur auf Laufbohlen be- und -zahnleisten (Bild 1.207a und b), wenn Zu-
treten werden dürfen, die über eine fest installier- luftöffnungen anderweitig vorgesehen werden
te Leiter oder andere sichere Zugänge zu errei- können (Bild 1.207f ). Sonst sind Traufenlüftungs-
chen sind. gitter oder -fußstücke mit flachen Wellenbergen
vorzuziehen (Bild 1.207c, d und e).
Firste Dachrinnen können bei einfachen Dächern ohne
Firste werden mit Wellfirsthauben eingedeckt. Sie gestalterischen Anspruch wie in Bild 1.207e ge-
werden als 1teilige Wellfirsthauben für die wich- zeigt mit Hilfe spezieller Rinnenträger an Well-
tigsten Dachneigungen in Abstufungen von 5° plattenüberstände angeschlossen werden. Bei
hergestellt. Es dürfen sich bei der Verlegung an Traufen mit Sparren ist die Ausführung nach Bild
der Überdeckung außen keine klaffenden Fugen 1.207f in Verbindung mit Traufenfußstücken oder
ergeben. Daher ist immer die der nächsten Traufenzahnleisten möglich wie bei anderen
1.6 Dachdeckungen 117

1.206a

1.206b

1.206 Wellfirsthaube
a) einteilig; b) zweiteilig
1 Dichtungsband

1.207b

1.207a

1.207c 1.207d

1.207e 1.207f

1.207 Traufen-Formteile für Wellplattendächer


a) Zahnleisten
b) Traufenfußstück, dicht schließend
c) Traufenfußstück mit flachen Wellenbergen (Lüftung, vgl. e))
d) Lüftungsgitter für Traufenabschluss
e) Traufenausbildung mit angehängter Dachrinne (mit Traufenfußstück, vgl. c))
f ) Traufenausbildung bei Sparrenüberstand (Belüftung durch die Gesimsschalung)
118 1 Geneigte Dächer

1.208a 1.208b

1.208 Traufen bei Tragwerken mit Pfettenkonstruktionen


a) vorgehängte Rinne mit Traufenfußstück
b) untergehängte Rinne, Gesimsbildung durch einteilige Wellfirsthaube oder Wellübergangsstück
1 einteilige Wellfirsthaube
2 Traufenzahnleiste (Bild 1.207a oder d)
3 Dachrinne mit Einlaufblech

1.209a

1.209b 1.209c

1.209 Grate 1 Sparren


a) Schnitt, senkrecht zum Gratsparren 2 Wellplatte, Schräganschnitt
b) Grat, isometrische Darstellung 3 Gratkappe
c) Gratanschluss an First mit Walzbleiüberdeckung 4 Dichtung durch Mörtel auf verz. Drahtgewebe
1.6 Dachdeckungen 119

Dachdeckungen. Besteht das Tragwerk jedoch Am Anschluss zwischen Graten und First (Bild
lediglich aus Pfetten (vgl. Bild 1.27), können die 1.209c) muss meistens ebenso wie bei Anschlüs-
Rinnenhalter auf der Fußpfette befestigt werden sen an Dachaufbauten, Schornsteine u. Ä. an der 1
(Bild 1.208a). Traufengesimse können bei klei- Baustelle mit Walzblei-Übergängen improvisiert
neren Dachflächen auch durch Verwendung von werden.
1teiligen Wellfirsthauben bzw. ähnlichen Formtei- Faserzementplatten können werkseitig nahezu
len gebildet werden (1.208b). beliebig zu Sonderformteilen verarbeitet werden,
wenn entsprechende genaue zeichnerische Fest-
Grate und Kehlen legungen vorliegen. Die Herstellung ist jedoch
Eindeckungen für komplizierte Dachformen mit meistens sehr aufwendig und nur bei größeren
Graten und Kehlen sind für Wellplatten nicht ma- Stückzahlen wirtschaftlich vertretbar.
terialgerecht. So wirken die erforderlichen Grat-
Formteile bei kleineren Dachflächen sehr klobig. Ortgänge
Insbesondere Kehlen sind nur mit recht großem Ortgänge von Wellplattendächern können mit
handwerklichem Aufwand einwandfrei herzustel- Formteilen (Bild 1.211) oder ähnlich wie bei
len. Grate und Kehlen sollten daher in der Pla- anderen Dachdeckungen mit Ortganggesimsen,
nung vermieden werden. Ausführungsmöglich- Ortgangrinnen usw. ausgeführt werden.
keiten sind in Bild 1.209 und 1.210 gezeigt. Für Pultdachabschlüsse, seitliche und obere
Wandanschlüsse, Sanitärentlüftungen, Dachfens-
ter usw. steht eine große Zahl von Sonderform-
teilen zur Verfügung (Bild 1.212).

1.210a

1.211a

1.210b 1.211b

1.210 Kehlen 1.211 Ortgänge


a) Dachgraben (gefällelose Kehle) a) Ortgang mit Well-Ortgang-Formteilen
b) Kehle, Mindestgefälle 17° 1 Formteil, senkrechte Flächen mit Muffen
1 OK Binder b) Ortgang mit konisch zugeschnittenen Ebenen
2 Pfette 2 Faserzementstreifen (Stöße unterlegt)
3 Auflagerbohlen auf Futterhölzern,
Pfette ausgeklinkt
4 Wellplatte, gerader Abschluss
5 Wellplatte mit Schräganschnitt
6 Haarkalkmörtel auf verz. Drahtgewebe
7 Traufenzahnleiste (Bild 1.207a oder d)
8 Zinkblechrinne auf Trennlage und
Laufbohlen in Hängeeisen
9 Sicherheitsrinne (z. B. Kunststoff-Dichtungs-
bahn auf Schalung)
10 Zinkblech-Kehlrinne auf Trennlage
120 1 Geneigte Dächer

1
1.212a 1.212b

1.212c 1.212d

1.212 Formteile
a) Wellpulthaube
b) Wandanschluss
c) Belüftungshaube, in Wellplatte eingeformt
d) Lüftungsfirst (FULGURIT 400)
1 Firstanschlussstück mit Flugschneeabweiser
2 Firstkappe auf Stützschrauben

1.6.6 Schindeldeckung und im Längsschnitt rechteckig oder schwach


keilförmig. Legschindeln werden auf flach ge-
Schindeln sind handgespaltene Brettchen aus neigten Dächern (15 bis 25°) so auf Latten aufge-
Tannen-, Kiefern-, Lärchen- oder Eichenholz. Sie legt, dass sie sich dreifach überdecken. Festgehal-
werden schuppenförmig verlegt. Imprägniert ha- ten werden sie in der Hauptsache durch schwere
ben sie eine Lebensdauer von vielen Jahrzehn- Steine (Bild 1.213). Der First wird ähnlich wie
ten. Sie bilden eine wärmedämmende, leichte beim Schieferdach ausgebildet. Auf den flach ge-
Dachhaut. Gesägte Schindeln sind weniger dau- neigten Dächern alpenländischer Häuser werden
erhaft. Man unterscheidet Leg- und Scharschin- Legschindeln heute noch verwendet.
deln.
Scharschindeln werden auf Lattung oder Scha-
Legschindeln kommen praktisch nur noch im lung genagelt. Sie haben, je nach Landschaft, ver-
Rahmen der Denkmalpflege in Frage. Sie sind 10 schiedene Formen und Maße (Bild 1.214). Ge-
bis 20 cm breit, 80 bis 100 cm lang, 20 mm dick deckt werden sie doppel- oder dreilagig (Bild

1.213
Legschindeln. Die Rundstangen sind mit
Holzpflöcken festgehalten, die lose aufge-
legten Schindeln mit Steinen beschwert.
Bei Dächern über 20° werden die Steine
durch vorgelegte Rundholzstangen, die
am Ortgang verkeilt sind, gesichert.
1.6 Dachdeckungen 121

1 2 3 4 5

1.214a 1.214b 1.214c

1.214 Schindelabmessungen
a) Spund- oder Nutschindel
b) Brettschindel
c) Rundschindel

1.215 Deckung mit Scharschindeln


1 Schalung
2 Bitumendachbahn (V13)
3 Konterlattung
4 Lattung
5 unbeh., gesägte WRC-Schindeln, 3-lagig,
DIN 68 119

1.216 Aufgelegter First

1.217a 1.217b

1.217 Grate
a) aufgelegter Grat
b) Schwenkgrat mit herangeführten Reihen
c) Schwenkgrat mit geraden Reihen 1.217c
122 1 Geneigte Dächer

1.218a 1.218b

1.218 Kehlen
a) eingebundene Kehle
b) Schwenkkehle (mit längeren Schindeln im Kehlbereich)

1.215), aber auch vier- und fünflagig. Die Na- Schwenkgrate mit gerade oder rund herange-
gellöcher werden vorgebohrt. Oft werden un- führten Schindelreihen (Bild 1.217).
genutete Langschindeln am unteren Ende mit
Kupfernägeln sichtbar (blank) genagelt, um das Kehlen
Aufwerfen zu verhindern. An der Traufe sind die
einander überdeckenden Schindeln verschieden Kehlen werden auf untergelegter Kehlschalung
lang. mit Kehlblechen als „eingebundene“ oder
Schwenkkehlen ausgeführt (Bild 1.218).
Firste
Am First hat die der Wetterseite zugekehrte First- 1.6.7 Bitumenschindeldeckung
schar > 3 cm Überstand (vgl. Bild 1.186), oder es
wird ein „aufgelegter First“ ausgeführt (Bild 1.216). Bitumenschindeln werden aus Bitumenbahnen
mit Glasvlies- oder Kunstfaservlieseinlagen ge-
Grate stanzt (Bild 1.219). Neben diesen Normalschin-
Grate können ebenfalls „aufgelegt“ ausgeführt deln werden auch verschiedene Schablonenfor-
werden. Aufwendiger, jedoch formal besser sind men hergestellt (vgl. Bilder 1.193 und 1.194). Die

1.219a 1.219b

1.219 Bitumenschindeln (Maße; Normalschindeln)


a) dreiblättrige Schindel b) vierblättrige Schindel
Befestigung: Befestigung:
< 60° 4 Nägel oder 6 Klammern < 60° 5 Nägel oder 8 Klammern
> 60° 6 Nägel oder 8 Klammern > 60° 7 Nägel oder 10 Klammern
1.6 Dachdeckungen 123

Oberflächen werden in verschiedenen Farben der bitumen-korrosionsfest ausgeführt (Kupfer


durch eingewalzte Bestreuungen aus Schiefer- oder V2A-Stahl), oder durch Bitumen- oder Kunst-
split oder anderen mineralischen Granulaten stofflacke dauerhaft gegen Korrosion geschützt 1
gebildet. Mit Bitumenschindeln lassen sich für werden.
Dachneigungen von 15° bis 85° auch komplizier-
te Dachformen gut eindecken, weil sich die fle-
xiblen Schindeln – ggf. bei entsprechendem Zu- 1.6.8 Stroh- und Rohr-(Reet-)Deckung
schnitt – Wölbungen und Krümmungen selbst
über Kehlen und flache Grate hinweg gut anpas- In vielen Gegenden Deutschlands werden Ge-
sen. bäude landwirtschaftlicher Betriebe und frei in
Bitumenschindeln werden in Doppeldeckung der Landschaft stehende Wohnhäuser noch mit
(vgl. Bild 1.155) auf Nut-Feder-Vollschalung in der handgedroschenem Winterroggenstroh (Maschi-
Regel auf einer Unterdeckung aus einer Lage nendrusch zerdrückt den Halm) oder – in der
Glasvlies-Bitumendachbahn V13 (DIN 52 143) mit Nähe von Gewässern – mit dünnhalmigem, mit-
verzinkten Breitkopfnägeln genagelt oder mit tellangem Rohr gedeckt. Diese so genannten
Breitklammern geheftet. Weichdächer bieten eine sehr gute Wärmedäm-
mung und sind dicht und sturmsicher, leicht, bei
Firste und Grate einfacher Pflege dauerhaft (Lebensdauer bis 50
und mehr Jahre), jedoch nicht mehr billig (impor-
Sofern Firste und Grate nicht fortlaufend mit Zu- tiertes Rohr, hohe Lohnkosten, Brandversiche-
schnittplatten überdeckt werden, sind sie auf rung). Mindestdachneigung 45°. Nachteilig ist
speziellen Grat- oder Firstschindeln „aufgelegt“ ihre Empfindlichkeit gegenüber Feuer und Fun-
einzudecken (Bild 1.220). kenflug (bauaufsichtlich geforderte Mindestab-
Im übrigen sind die Verlegeregeln für Standard- stände beachten! Hauseingänge an Giebelseiten
Bitumenschindeln denen für Biberschwanz- legen!). Abstände der Sparren (Rundholz) 1,00 bis
deckungen (s. Abschn. 1.6.2.2) und von Schablo- 1,30 m. Abstand der Latten (Rundstangen ≈ 5 cm
nenschindeln denen für Schiefer vergleichbar (s. Ø) 25 cm ≈ 2/10 der Halmlänge. Dicke der Dach-
Ab- schn. 1.6.4). haut 35 bis 40 cm. Die Eindecktechnik ist je nach
Bei nicht durch Beschieferung o. Ä. geschützten Deckmaterial (Stroh oder Rohr) und je nach Land-
Bitumendachflächen bilden sich unter dem Ein- schaft verschieden.
fluss der Bewitterung Carbonsäuren, die Metalle Im Allgemeinen werden die Strohbunde oder
angreifen und in relativ kurzer Zeit bis zur Zer- Rohr-(Reet-, Ried-, Reith-)Schoofe, die Rispenseite
störung korrodieren können („Bitumenkorro- zum First, mit 1,5 mm dickem verzinktem Draht in
sion“). Bei einwandfreiem Bedachungsmaterial mehreren 10 cm dicken Lagen unter Zuhilfenah-
sind diese Schäden weniger zu befürchten. Im me einer Rundnadel auf die Latten genäht, nach-
Zweifelsfall sollten alle erforderlichen Metallein- dem mit dem Klopfbrett die Wurzelenden schup-
fassungen, -anschlüsse, -Dachrinnen usw. entwe- penartig hochgeklopft worden sind. Mit einem

1.220a 1.220b

1.220 Grateindeckung
a) fortlaufende Überdeckung bei flachen Gratwinkeln
b) aufgelegter Grat (Eindeckung mit Schablonenschindeln)
124 1 Geneigte Dächer

1.221 Das genähte Dach. Das Stroh wird an der Traufe 1.222 Das gebundene Dach. Schnitt durch die Traufe.
waagerecht geklopft und abgerundet. Auf der Lattenabstand 30 cm. Flache Bandstöcke drücken
ersten Latte wird zweimal genäht. Die Entfernung die Lagen fest. Latten 4 × 6 cm unten abgerundet,
der Dachlatten beträgt 27 cm, Dicke der Dachhaut damit der Bindedraht nicht bricht.
 28, in den Kehlen  42 cm.

Messer werden am Schluss die Wurzelenden in schlüsse an Gauben (Fledermausgauben) durch


der Dachebene und an den Kanten geradege- Überkragen der Brüstungsbohle gebildet.
schnitten (Bild 1.221). Weichdächer mit erheblich verminderter Brand-
Eine andere Deckungsart ist das Binden. Dabei gefahr werden in Form so genannter Lehm-
werden die Stroh- oder Rohrlagen mit „Band- schindeldächer hergestellt. Dazu wird das Reet
stöcken“ auf die Lattung gepresst, danach die mit verzinktem Draht zu 8 bis 10 cm dicken, ca.
Bandstöcke an den Latten festgebunden (Bild 75 cm breiten und 1 m langen Matten zusam-
1.222). mengenäht, mit dünnem Lehmbrei getränkt und
Die Firste – beim Weichdach besonders wetterge- wie oben geschildert auf die Dachlatten gebun-
fährdet – werden auf die verschiedenste Art ge- den (Lehmbedarf 5 bis 6 kg/m2). Die Lehmschin-
deckt: Mit gedrehten, dicht an dicht nebenein- deln überdecken sich dreifach. Lattenentfernung
andergebundenen Strohseilen, die 70 bis 80 cm 30 bis 40 cm, Sparrenentfernung 1,20 bis 1,50 m.
vom First abwärts reichen, mit aufgelegten Dachneigung Ⳏ 45°. Über den First werden lehm-
Heide- oder Rasensoden, die von kreuzweise zu- getränkte Strohseile gelegt und festgepflockt.
sammengepflockten, über den First gespreizten
Knüppeln (Wahrhölzern) festgehalten werden,
oder mit quer über den First gebundenen Langs- 1.6.9 Metalldeckungen
trohbunden. Neuerdings werden auch vorge-
formte Firsthauben aus Wellfaserzement verwen- 1.6.9.1 Allgemeines
det. Eine baustoffgerechte Eindeckung ist jedoch
vorzuziehen (s. auch DIN 18 338). Dächer oder Dachteile mit sehr geringer Neigung
Die Schornsteine sind nur am First Ⳏ 80 cm hoch (> 3°) oder mit sehr komplizierten Formen sind
aus der Dachfläche zu führen. Die Deckung greift in den meisten Fällen mit Metalldeckungen
unter das 1/2 Stein auskragende, bis mindestens am dauerhaftesten. Blei- und Kupferdeckungen
50 cm unterhalb der Deckungszone 1 Stein dicke zählen zu den ältesten und beständigsten Dach-
Schornsteinmauerwerk. Ähnlich werden die An- deckungsmaterialien, die es gibt, und ihre Le-
1.6 Dachdeckungen 125

bensdauer auf historischen Gebäuden ist meist Trotz aller kontroversen Diskussionen über Um-
nur durch die Lebensdauer der Unterkonstruk- weltverträglichkeit sind Holzschalungen nach
tion begrenzt. Metalldeckungen sind leicht, dicht DIN 68 800 gegen Insekten und Pilzbefall zu 1
und nicht brennbar. schützen.
Die Verlegetechnik aller Metall-Deckungen ist Bei allen Metalldeckungen ist die temperaturab-
weitgehend bestimmt durch die Forderung nach hängige Wärmedehnung in Länge und Breite der
ungehinderter Bewegungsmöglichkeit für die Dachflächen bzw. der Bauteile zu berücksichti-
Bleche bei Temperaturänderungen. Außerdem gen. Sie ist abhängig vom Ausdehnungskoeffi-
müssen die Bleche gegen Berührung mit korrosi- zienten der Materialien. Er beträgt z. B. für
onsfördernden Chemikalien in Putz, Beton, Holz- • Zink 0,000036 K-1
wolle-Leichtbauplatten oder Schalungsflächen • Zinklegierungen
gesichert werden. mit Kupfer und Titan 0,000022 K-1
Für Metall-Deckungen verwendet man Zink-, • Aluminium 0,000024 K-1
Kupfer-, Stahl-, Blei- und Aluminiumbleche in
Form von ebenen Tafeln, ebenen und profilierten • Beton (zum Vergleich) 0,000012 K-1
Bändern sowie in profilierten Sandwichelemen- Auf Dächern sind Temperaturdifferenzen von et-
ten. wa –20 °C bis +80 °C möglich. Bei einer Verlege-
temperatur von z. B. 15 °C errechnet sich dann
die Ausdehnung lA einer 5,00 m langen Kupfer-
1.6.9.2 Metalldeckungen in handwerklicher bahn dann wie folgt:
Ausführung
lA = 5,00 × 0,000017 × (80 °C – 15 °C = 65 K)
Allgemeines = 0,005525 m = 5,525 mm
Die Zusammenziehung lz beträgt dann:
Metalldeckungen sind auf der Grundlage von DIN
18 339 – Klempnerarbeiten – (VOB Teil C) auszu- lz = 5,00 × 0,000017 × (+ 15 °C – 20 °C = 35 K)
führen. = 0,002975 m = 2,975 mm
Bei Dachneigungen unter 3° (5,2 %) sind die Die gesamte Längenänderung kann somit also
Längsfalze zusätzlich abzudichten. 8,5 mm betragen. Sie muss durch entsprechende
Die Mindestneigung für Metall-Deckungen mit konstruktive Maßnahmen so ausgeglichen wer-
Titanzink beträgt 3° bzw. 5,2 %. Bei Dachneigun- den, dass keine unkontrollierten Verwerfungen
gen bis 15° (26,8 %) sind Trennlagen mit Dräna- oder Ausbeulungen auftreten.
gefunktion einzubauen. Als Richtwerte für die Abstände von Dehnungs-
Metall-Deckungen erfordern vollflächige, nagel- ausgleichen können angenommen werden:
haftende Unterkonstruktionen, in der Regel 24 • Bei eingeklebten Winkelanschlüssen,
mm dicke Holzschalungen (Spanplatten sind für Dachrandeinfassungen, eingeklebten
die Unterkonstruktion nicht geeignet und kom- innen liegenden Dachrinnen: 6m
men nur ausnahmsweise für kleinere Flächen in
Frage). Dachschalungen müssen glatt, eben und • Bei Mauerabdeckungen; Dachrand-
trocken, die Schalbretter (Sortierklasse S7, besser abschlüssen außerhalb der Wasserebene;
jedoch S10) müssen mindestens 24 mm (für Blei- innen liegenden, nicht eingeklebten
deckungen mindestens 20 mm) dick sein und ei- Dachrinnen
ne Breite von 140 mm haben. Bei gekrümmten Zuschnitt größer 500 mm 8m
Schalungsflächen können dünne Sperrholztafeln • Bei Scharen für Dachdeckungen und
zusätzlich zur Ausrundung aufgebracht werden. Wandbekleidungen; innen liegenden,
Auch moderne Holzwerkstoffe wie OSB-Platten, nicht eingeklebten Dachrinnen
Baufurniersperrholz und mineralfasergebundene Zuschnitt kleiner 500 mm
Platten kommen als Unterkonstruktion zur An- Zuschnitt größer 500 mm 10 m
wendung. • Hängedachrinnen
Mineralisch gebundene Spanplatten können bei Zuschnitt bis 500 mm 15 m
erhöhten Anforderungen an den Brandschutz
verwendet werden, wenn auch die Unterkon- Diese Richtwerte gelten für die gestreckte Länge;
struktionen entsprechend ausgeführt sind. von Ecken oder Enden (Festpunkte) aus gemes-
Befestigungsnägel sind sorgfältig zu senken. sen sind die halben Richtwerte einzuhalten.
126 1 Geneigte Dächer

Hinterlüftung Wärmedämmungen eingeengt wird. Insbeson-


dere bei Durchdringungen mit größeren Dach-
Dächer mit Metalldeckungen werden in der Re-
1 gel als hinterlüftete Konstruktionen ausgeführt. Be-
aufbauten, Dachflächenfenstern oder Gauben
muss planerisch – z. B. durch zweilagige Unter-
dingt sind jedoch auch nicht hinterlüftete Ein- konstruktionen – für durchgehende Lufträume
deckungen möglich. gesorgt werden.
Metalldeckungen ergeben konstruktiv und auch Die genannten Voraussetzungen gelten in beson-
unter bauphysikalischer Betrachtung sehr dichte derem Maße für nicht hinterlüftete Konstruk-
Flächen. Sie müssen daher unter ganz besonde- tionen. Sie sollten deshalb nur dann ausgeführt
rer Berücksichtigung aller feuchteschutztechni- werden, wenn diese Bedingungen sowohl bau-
schen Problemfelder geplant und ausgeführt physikalisch als auch ausführungstechnisch in al-
werden. len Bereichen voll erfüllt werden können. Die
Die Hinterlüftung von Metalldeckungen ist durch Dampf- bzw. Windsperre unterhalb der Wärme-
Zustromöffnungen in Traufengesimsen (vgl. Bild dämmung muss mindestens den gleichen Diffu-
1.231) oder aufgesetzte kleine Zuluftgauben (Bild sionswiderstand wie die Metalleindeckung auf-
1.236) sowie durch Lüfterfirste (Bild 1.237) ausrei- weisen.
chend zu gewährleisten. Schließen Metalldach-
flächen an aufgehende Wände an, lässt sich die
Abluftführung wie in Bild 1.237c, am besten aber Material
in Verbindung mit einer hinterlüfteten Fassaden-
bekleidung lösen (Bild 1.238). Zink. Für die Herstellung von Dachdeckungen
Wie auch bei anderen Dachdeckungen muss je- und Wandbekleidungen wird bandgewalztes Ti-
des Eindringen von Feuchtigkeit in die Dach- tanzink1) (eine Legierung aus Zink, Kupfer und
konstruktion auch während der Bauzeit, durch Titan, DIN 1706 bzw. prEN 988) verwendet. Auf
Sprühwasser und Flugschnee, durch Wasser- der zunächst walzblanken Oberfläche bilden sich
dampfdiffusion, durch Luftaustausch über offene an der Atmosphäre Deckschichten aus Zinkoxid
Fugen sowie durch Kondensatbildung infolge und basischem Zinkcarbonat, die einen natürli-
von Wärmebrücken verhindert werden. Insbe- chen Langzeitschutz gegen Witterungseinflüsse
sondere über offene Fugen kann derart viel bilden. Neben der walzblanken Normalausfüh-
Feuchtigkeit eingetragen werden und an kälte- rung kann für besondere Einsatzzwecke „vorbe-
ren Bauteilen oder in Bauteilschichten konden- wittertes“ Material hergestellt werden.
sieren, dass Schäden auch durch eine richtig aus- Nur in sehr aggressiver Industrieatmosphäre oder
geführte Hinterlüftung nicht verhindert werden. in unmittelbarer Nähe von Abgasen mit hohem
Die einwandfreie Ausführung einer richtig di- SO2-Gehalt bei gleichzeitiger hoher Luftfeuchtig-
mensionierten, vor allem aber luftdichten Dampf- keit können Beschichtungen (Anstriche) zur Er-
sperre mit sorgfältig gedichteten Materialstößen höhung der Lebensdauer notwendig werden.
und dichten Anschlüssen an angrenzende oder Abbauprodukte des Bitumens können in Ver-
durchdringende andere Bauteile ist daher bei bindung mit UV-Strahlung und Feuchtigkeit ag-
Dachkonstruktionen mit Metalleindeckungen ab- gressive Säurekonzentrationen bilden. Wenn
solute Voraussetzung (sd = μ × s > 10 m). Wärme- Bitumenbaustoffe (ausgenommen Dachabdich-
brücken müssen in Planung und Bauausführung tungen mit ausreichender Kiesschüttung) in Ver-
ausgeschlossen werden (vgl. Abschnitt 1.9.2; bindung mit Zinkbauteilen kommen können,
auch Abschnitt 16.5 in Teil 1 des Werkes). müssen besondere Schutzmaßnahmen getrof-
Bei belüfteten Dachkonstruktionen mit Metall- fen werden.
deckungen ist bei Dachneigungen von 7° bis 20° Für Schutzanstriche haben sich Chlorkautschuk-
für den Belüftungsraum eine freie Höhe von farben bewährt, jedoch bedürfen die Flächen je
> 8 cm erforderlich (Zuluftöffnungen im Traufen- nach Alterung laufender Unterhaltung.
bereich > 4 cm/m). Bei Dachneigungen von mehr Anstriche mit Kaltbitumen können nur schwer
als 20° sind dafür ca. 5 cm ausreichend (Zuluftöff- wirklich vollflächig aufgebracht werden. Wenn
nungen im Firstbereich > 3 cm/m). Bei flach ge- selbst geringe ungeschützte blanke Stellen auf
neigten Dächern, Dächern mit Innengefälle und den Zinkblechen verbleiben, kann durch derartige
in anderen kritischen Fällen sind diese Werte er- Anstriche die Korrosion eher gefördert werden.
heblich höher anzusetzen. In jedem Fall muss si-
chergestellt sein, dass der Belüftungsraum nicht 1) Die verbreitete Bezeichnung Rheinzink® ist ein geschütz-
durch Hindernisse oder auch durch aufquellende ter Markenname.
1.6 Dachdeckungen 127

Völlig ungeeignet als Korrosionsschutz sind Bitu- chend dem Montagefortschritt der Metallbeklei-
men-Emulsionen wegen ihrer hohen Alkalität. dungen wieder abgenommen werden.
In Deutschland sind Metalle gegen schädigende Holzwerkstoffplatten und andere großflächige 1
Einflüsse angrenzender Stoffe zu schützen, z. B. Unterkonstruktionen sowie Auf-Dach-Dämmsys-
durch Trennschichten. teme erfordern jedoch grundsätzlich struktu-
Titanzink ist selbst unter sehr ungünstigen Ein- rierte Trennlagen. Strukturierte Materialien sind
flüssen gegen die gängigen Holzschutzmittel mehrlagig aufgebaut und bestehen aus dreidi-
weitestgehend unempfindlich. Bei vollflächig mensional strukturierten, kompressiblen Gelegen
aufliegenden Metalldeckungen aus Zinkblech ist (Polyamid-Monofilamente), die mit diffussionsof-
der Einfluss von Trennlagen für die Minderung fener Folienkaschierung zusätzlich ausgestattet
von Regengeräuschen relativ gering. Lediglich sein können.
mit Trennlagen aus Polyamid-Strukturmatten (ca. In jedem Fall sollte der Einbau von Trennlagen
18 mm dick, schwer entflammbar) kann der differenziert betrachtet werden. Als Entschei-
Schalldurchgang spürbar verhindert werden. dungshilfe können die Tabellen 1.223 und 1.224
Neuere Untersuchungen und Erfahrungen im [Ausführung von Unterdächern, Trennlagen und
Ausland haben ergeben, dass eine Trennlage da- Dichtungsband bei belüfteten/nicht belüfteten
her nicht unbedingt erforderlich ist. So sind z. B. Konstruktionen in Abhängigkeit vom Klima am
in Frankreich Trennlagen seit jeher nicht üblich. Gebäudestandort] herangezogen werden. Wenn
Lediglich zum Schutz der Unterkonstruktion wer- ja, dann muss die Art der Trennlage in Abhängig-
den dort armierte Folien verlegt, die entspre- keit vom Klima, von der Dachneigung und von

Tabelle 1.223 Ausführung von Unterdächern,Trennlagen und Dichtungsband bei belüfteten Konstruktionen in Abhängigkeit
vom Klima am Gebäudestandort [37]

Europäisches Flachland Trennlagen bei belüfteten Konstruktionen

Dachneigung besonders empfehlenswert weniger nicht


empfehlenswert empfehlenswert empfehlenswert
Leistensystem  3° 1 2/2 6 8
Rheinzink-Klick  15° 1 2/3 8 /
Doppelstehfalz  3° 1 2/3 5/7 4/8
 15° 1 2/3 6/8 /
Winkelstehfalz**  25° 1 2 3/6/8 /
Quick-Step  10° 1 / / /
(Rheinzink)

Mittel-/Hochgebirge

Dachneigung besonders empfehlenswert weniger nicht


empfehlenswert empfehlenswert empfehlenswert
Leistensystem  3° 1 2/2 / 6/8
Rheinzink-Klick  15° 1 2/3 / 6/8
Doppelstehfalz  3° 1 2+9/3+9 7 6/8
 15° 1 2+9/3+9 4 6/8
Winkelstehfalz**  35° 1 2+9/3+9 8 6
Quick-Step  10° 1 / / /
(Rheinzink)

1 Ohne Trennlage mit Unterdach


2 Strukturierte Trennlage
3 Trennlage (z. B. „V13“ oder gleichwertig) im Zusammenbau mit Strukturmatte z. B. „Colbond Enkamat 7008“
4 Trennlage (z. B. „V13“ oder gleichwertig) in Ergänzung mit geeignetem Dichtungsband
5 Ohne Trennlage, ohne Unterdach, jedoch mit geeignetem Dichtungsband
6 Ohne Trennlage, ohne Unterdach, jedoch mit temporärer Montagedeckung (Folie) während der Bauphase
7 Strukturierte Trennlage in Ergänzung mit geeignetem Dichtungsband
128 1 Geneigte Dächer

Tabelle 1.224 Ausführung von Unterdächern,Trennlagen und Dichtungsband bei belüfteten Konstruktionen in Abhängigkeit
vom Klima am Gebäudestandort [37]
1 Europäisches Flachland Trennlagen bei belüfteten Konstruktionen

Dachneigung besonders empfehlenswert weniger nicht


empfehlenswert empfehlenswert empfehlenswert
Leistensystem  3° 2 3*** / 8
Rheinzink-Klick  15° 2 3*** / 8
Doppelstehfalz  3° 2 3*** 7+9 4/5/6/8
 15° 2 3*** / 6/8
Winkelstehfalz**  25° 2 3*** / 8
Quick-Step  10° 1 / / /
(Rheinzink)

Mittel-/Hochgebirge

Dachneigung besonders empfehlenswert weniger nicht


empfehlenswert empfehlenswert empfehlenswert
Leistensystem  3° 2 3*** / 6/8
Rheinzink-Klick  15° 2 3*** / 6/8
Doppelstehfalz  3° 7+9 2/3*** 7 4/5/6/8
 15° 2 3+9*** 7 4/5/6/8
Winkelstehfalz**  35° 2 3+9*** 7 6/8
Quick-Step  10° 1 / / /
(Rheinzink)
8 Trennlage (z. B. „V13“ oder gleichwertig)
9 Verwendung von Dichtungsband in den Doppelstehfalzen bis  2 m im Neigungsverlauf des Daches innerhalb des Gebäudes
bei Eisschanzen/Rückschwellwasser
* Bei Winkelstehfalzdeckungen im europäischen Flachland gilt eine Mindestdachneigung  25°, in Mittel- oder Hochgebirgs-
lagen beträgt die Mindestdachneigung  35°
** Maschinenfalzung aufgrund höherer Dichtigkeit zu bevorzugen
*** Bei Dachschalung aus z. B. Holz/-werkstoffen etc. möglich; bei trittfester Mineralwolle, Schaumglas, PU-Schaum etc. nicht
möglich

der Art der Metalldeckung (Leistensystem, Dop- verlegt werden, insbesondere wenn von Kupfer-
pelstehfalz, Winkelstehfalz usw.) sorgfältig ausge- oder Stahlteilen abfließendes Wasser auf Titan-
wählt werden. Insbesondere ist dabei zu differen- Zinkflächen gelangen kann.
zieren, ob es sich um eine belüftete oder nicht Titan-Zinkbleche werden in Blechdicken von 0,7
belüftete Konstruktion handelt. Besondere Dach- bis 2,0 mm hergestellt. Die Fertigung erfolgt in
formen, extreme Klimaverhältnisse, besondere Bändern (Coils) mit maximal 1000 mm Breite
Nutzungen (z. B. Schwimmbäder) usw. können zu sowie in Tafeln von 1000 × 2000 mm und 1000 ×
Abweichungen führen. 3000 mm.
In sehr regen- oder schneereichen Gebieten sind Außerdem werden vorgefertigte Profilstreifen in
grundsätzlich strukturierte Trennlagen erforder- Mindestdicken von 0,7 mm für Traufstreifen, Keh-
lich; dabei soll die Höhe von Stehfalzen auf mind. len, Kappleisten, Abdeckungen usw. geliefert.
35 mm angehoben werden. Die Zinkbleche müssen nach DIN EN 988 gekenn-
Bei hochwertigen Zinkbahnen ist die Gefahr der zeichnet sein.
„Kontaktkorrosion“ durch Berührung mit Bautei-
len aus mit Aluminium, Blei, verzinktem Stahl und
nichtrostendem Stahl durch elektrochemische Kupfer ist noch immer das dauerhafteste, aber
Prozesse geringer als bisher meistens angenom- auch teuerste Deckmaterial. Auf der Kupfer-
men, so dass der Zusammenbau mit diesen Mate- deckung schlägt sich allmählich eine schützende,
rialien problemlos ist. meist grüne Oxydschicht (Patina) nieder, die den
Bauteile aus Titan-Zink sollen jedoch niemals in Dächern mit zunehmendem Alter ihr besonderes
Verbindung mit Bauteilen aus Kupfer oder Stahl Aussehen verleiht.
1.6 Dachdeckungen 129

Bei Eindeckungen mit Kupfer kann es insbeson- Nichtrostender Stahl. Für hochwertige oder
dere in der Anfangsphase des Oxydationsprozes- durch eine aggressive, schadstoffbelastete At-
ses durch Auswaschungen zu grünen Verfärbun- mosphäre stark beanspruchte Eindeckungen 1
gen an benachbarten Bauteilen kommen, die werden zunehmend Bleche aus nichtrostendem
kaum beseitigt werden können. Durch sorgfältige Stahl, DIN EN 10 028-7 und DIN EN 10 088-2, ver-
Planung muss daher sichergestellt werden, dass wendet. Das Material wird in 0,4 mm dicken Ble-
Niederschlagswasser nicht unkontrolliert ablau- chen in Coils von 625 mm (auch 1250 mm) Breite
fen kann. mit blanker oder mattierter Oberfläche geliefert.
Kupfertafeln oder -bahnen werden auch mit Es bedarf im Allgemeinen keines besonderen
verzinnter Oberfläche geliefert, wenn die Oxy- Oberflächenschutzes.
dierung und Grünverfärbung der Oberflächen Die Verlegung erfolgt wie bei anderen Metall-
ausgeschlossen bleiben soll, jedoch die hohe Kor- deckungen in Scharen, die mit Hilfe spezieller
rosionsbeständigkeit von Kupfer als erforderlich Rollnaht-Schweißmaschinen absolut wasserdicht
erachtet wird. verbunden werden können. Damit können Deck-
Kupferblech muss mindestens 99 % reines Kupfer flächen aller Art auch für Sanierungsaufgaben
enthalten und sich falzen lassen, ohne Sprünge und sogar für gefällelose Dächer hergestellt wer-
und Risse zu bekommen. Es muss eine glatte, von den.
Poren, Zunder und Asche vollkommen freie Ober-
fläche haben. Verzinkter Stahl. Bleche aus verzinktem Stahl
kommen für handwerklich ausgeführte Metall-
Aluminium. Aluminiumbleche werden in ver- deckungen weniger in Frage, weil bei der Bear-
schiedenen Legierungen in ebenen Tafeln beitung die korrosionsschützende Zinkschicht
(1000/2000, 1250/2500, 1500/3000 sowie bei ver- fast zwangsläufig beschädigt wird.
schiedenen Breiten in Längen bis 6000 mm) oder
in Bändern von 600, 800 und 1000 mm Breite ge- Blei. Vollständige Bleideckungen werden wegen
liefert. Für Dacharbeiten in handwerklicher Aus- der hohen Kosten selten ausgeführt. Sie eignen
führung kommen hauptsächlich Dicken von 0,7 sich wegen der leichten Verformbarkeit von Walz-
und 0,8 mm in Frage. bleitafeln oder -bändern aber ganz besonders für
Walzblankes Aluminium bildet bei Bewitterung komplizierte oder mehrfach gekrümmte Dach-
eine oberflächenschützende natürliche Korrosi- flächen wie z. B. von Kuppeln u. Ä. Blei wird da-
onsschicht. Sie bleibt unter dem Einfluss starker her auch für schwierige Anschlussstellen anderer
Luftverschmutzung jedoch nicht auf Dauer be- Deckungen verwendet.
ständig. Einen verbesserten Oberflächenschutz Deckblei muss mindestens 2 mm dick sein. Es
bietet die Eloxierung, doch werden heute mei- wird in Rollen von 1,00 m Breite und bis zu 10 m
stens farblich beschichtete oder einbrennlackier- Länge geliefert (DIN 59 610). Die erforderliche
te Aluminiumbleche verwendet. Vollschalung muss mindestens 30 mm dick sein.

1.225a 1.225b

1.225 Ausführung von Bleideckungen


a) Holzwulst
b) Hohlwulst
130 1 Geneigte Dächer

1.226a 1.226b 1.226c

1.226 Ausführungsarten von Zink- und Kupfereindeckungen


a) Doppelstehfalzdeckung
b) Winkelstehfalz
c) Leistendeckung
Für Bleideckungen sind spezielle Hohlwulst- und
Holzwulstdeckung (diese besonders für flach ge-
neigte, begehbare Dächer) üblich (Bild 1.225).

Verarbeitung
Metalldeckungen werden aus senkrecht zur Trau-
fe verlegten Blechbahnen oder -tafeln („Schare“)
gebildet. Die Art der Längsstoßausbildung kenn-
zeichnet die Ausführungsarten. Metalldeckungen
aus Zink- oder Kupferbahnen werden als Doppel-
stehfalzdeckung bei Dachdeckungen > 25° auch
1.227 Hafte als Winkelstehfalzdeckung oder als Leisten-
deckungen ausgeführt (Bild 1.226).

Tabelle 1.228 Breite und Länge der Scharen,Werkstoffdicken, Anzahl und Abstand der Hafte [Tab. 2: DIN 18 339]
Gebäudehöhe (m) bis 8 m über 8 bis 20 m über 20
bis 100 m
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
1 Scharenbreite1) in mm = 520 620 720 920 520 620 7202) 520 6202)
2 Werkstoff Scharen-
Mindestwerkstoffdicke (mm)
länge (m)
3 Aluminium  10 0,7 0,8 0,8 3) 0,7 0,8 3) 0,7 3)

4 Kupfer  10 0,6 0,6 0,7 3) 0,6 0,6 3) 0,6 3)

5 Titanzink  10 0,7 0,7 0,8 3) 0,7 0,7 3) 0,7 3)

6 Feuerverzinkter Stahl  14 0,6 0,6 0,6 0,7 0,6 0,6 0,6 0,6 0,6
7 Hafte, Anzahl und Abstand untereinander
8 Allgemeiner Anzahl
4 5 6
Dachbereich Stück/qm
Abstand
 500  420  360  280  400  330  280  330  280
(mm)
9 Dachrandbereich Anzahl
4 6 84) 8
nach DIN 1055-4 (1/8 Stück/qm
der Gebäudebreite)
Abstand
 500  420  360  280  330  280  240  250  210
(mm)
1) Die Scharenbreiten errechnen sich aus den Band- bzw. Blechbreiten von 600, 700, 800 und 1000 mm abzüglich ≈ 80 mm bei
Falzdächern. Für Leistendächer ergibt sich eine geringere Scharenbreite in Abhängigkeit vom Leistenquerschnitt.
2) Größere Scharenbreite unzulässig.
3) Unzulässig.
4) Für Kupferdeckung statt Nägel auch Schrauben aus Kupfer-Zink-Legierung 4 × 25; 6 Stück/qm mit max. 380 mm Abstand.
1.6 Dachdeckungen 131

Doppelstehfalzdeckung Bei der maschinellen Deckung arbeitet man von


der Rolle und kann somit Deckbahnen großer
Bei dieser Deckungsart werden die einzelnen bis
ca. 60 cm breiten (Achsmaß) Metallbahnen durch
Länge ohne Querstöße aufbringen. Wegen der 1
Wärmedehnung müssen jedoch mindestens alle
Fest- oder Schiebehaften (Bild 1.227) gehalten. 10 m Schiebestöße in den Scharen ausgebildet
Jeder Hafter wird mit 3 Breitkopfstiften auf der werden. Bei geringen Dachneigungen sollen die
Dachfläche befestigt. Scharen jedoch nur 5 m Länge haben. Die waage-
Die Anzahl und der Abstand der Hafte ist ab- rechten Stöße werden bei Dächern mit Neigun-
hängig von der Windbelastung der Eindeckung, gen > 7° mit liegenden einfachen oder doppelten
d. h. der Einbauhöhe über Gelände (Gebäude- Falzen ausgebildet (Bild 1.230a bis d). Bei flachen
höhe), dem Einbaubereich (Normalbereich bzw. Dächern (3 bis 7°) müssen Gefällestufen gebildet
Dachrandbereich) und der Scharenbreite (Tab. werden (Bild 1.230e).
1.228). An der Traufe werden die Schare um gerade oder
Die Hafter werden von Hand, mit der Falzzange profilierte Vorstoß- bzw. Traufstreifen gefalzt (Bild
oder – bei großen Dachflächen – maschinell beim 1.231).
Verfalzen mit eingearbeitet (Bild 1.229).

1.229 Doppelstehfalzdeckung [37]

1.230a

1.230b

1.230c 1.230d 1.230e

1.230 Querfalze in Metalldeckungen (Stehfalze nicht eingezeichnet)


a) einfacher Querfalz, Dachneigung Ⳏ 47 % (25°)
b) einfacher Querfalz mit Zusatzfalz, Dachneigung Ⳏ 18 % (10°)
c) doppelter Querfalz, anwendbar bei Dachdurchbrüchen oder kleineren Dachflächen in Tafeldeckung Ⳏ 13 % (7°)
d) Schiebestoß gemäß Schnittskizze b)
e) Gefällestufe, Dachneigung Ⳏ 5 % (3°)
1 Normalhafter 4 umgelegter Doppelstehfalz
2 Wasserfalz 5 von oben kommendes Blechband
3 aufgenieteter Zusatzhaftstreifen
132 1 Geneigte Dächer

Abknickungen für Aufkantungen in den Dach- auf lange Zeit alterungsbeständig sind. Nicht
flächen werden durch Quetschfalz (Bild 1.232a) allein dadurch kommt es bei Kappleisten-An-
1 oder mit umgelegtem Doppelstehfalz (Bild schlüssen insbesondere bei starker Schlagregen-
1.232b) gebildet. beanspruchung oft zur Hinterwanderung durch
Niederschlagswasser. Anschlüsse an aufgehende
Wandanschlüsse und Anschlüsse an Dachdurch- geputzte Flächen können mit Hilfe von Putz-
dringungen wie z. B. an Schornsteine werden am schlussprofilen ausgeführt werden (Bild 1.233b).
besten dadurch gebildet, dass die Eindeckung Die Verwendung von Spezial-Einbauprofilen ist
hinter Bekleidungen oder unter Hinterschnei- zwar aufwendig bei den Schalungsarbeiten, kann
dungen hochgeführt werden (vgl. Abschn. 1.8.1). aber sichere Anschlüsse an Betonbauteile ge-
Anschlüsse mit Kappleisten (vgl. Bild 1.233a und währleisten (Bild 1.233d).
c) sollten möglichst vermieden werden. Zu be- Bei langen Wandanschlüssen muss der Deh-
denken ist, dass Fugendichtungsmassen nicht nungsausgleich berücksichtigt werden. Hand-
werkliche Ausführung mit „Schiebekasten“ (Bild
1.234a) erfordern sehr sorgfältige, aufwendige
Arbeitsgänge. Vorgefertigte Dehnungsausglei-
cher sind hier vielfach eine rationelle Alternative
(Bild 1.234b).

Ortgang. Eine übliche Ortgangausbildung zeigt


Bild 1.235.

1.232a

2
3
1

4
1.232b

1.231 Traufenanschlüsse [37] 1.232 Abknickungen in Doppelstehfalzdeckungen [37]


1 Traufenstreifen („Vorstoß“) a) Arbeitsablauf Quetschfalz
2 Doppelstehfalz b) umgelegter Doppelstehfalz
3 Falzlasche umgeschlagen
4 Zuluftschlitze mit Insektengitter
1.6 Dachdeckungen 133

1.233a 1.233b 1.233c 1.233d

1.233 Wandanschluss
a) Kappleiste abgetreppt in Mauerfuge eingelassen, Sicherung durch verzinkte Mauerhaken, zusätzliche Abdich-
tung mit Dichtungsmasse (bedenkliche AusfÙhrung: Kappleiste in eingeschnittene Fuge eingelassen)
b) vorgefertigtes Putzanschlussprofil, Kappleiste nachträglich aufgeschraubt
c) Profil-Kappleiste mit Quetschdichtung und dauerelastischer Abdichtung (auf Stahlbeton oder Sichtmauerwerk)
d) einbetonierte Profilschiene; Kappleiste eingeschoben, mit Kunststoff-Klemmprofil gehalten

1.234 Wandanschluss mit handwerklich


hergestelltem Dehnungsausgleich
(Schiebekasten)

1.235 Ortgangabschluss 1.236 Lüftungsgauben


134 1 Geneigte Dächer

1.237a

1.237b 1.237c

1.237 Firstentlüftung [37] 1.238 Fassaden-


a) Firstentlüftung für Satteldächer (mit Flugschneesicherung) knickpunkt
b) Pultdachfirst mit Abluftschlitz mit Falzunter-
c) Pultdachanschluss mit Entlüftung an aufgehender Wand brechung [37]
(empfehlenswerte Ausführung: s. Bild 1.233a)

Gekrümmte Formen. Für gestalterische Sonder- ben erforderlich (Bild 1.239c). Bei ihnen ist die
formen können Stehfalzeindeckungen auch mit Kombination mit Zuluftöffnungen nicht ratsam,
gekrümmten Scharen ausgeführt werden, die in denn bei Verunreinigungen der Kehlgräben z. B.
diesen Fällen meistens bereits werkseitig vorbe- durch Laub oder bei Vereisung von Schnee könn-
reitet werden. te leicht durch Rückstau Wasser in die Dachkon-
struktion eindringen. In jedem Fall ist die sichere
Grate und Kehlen. Die Ausführung von Graten Entwässerung von Kehlrinnen planerisch durch
und Kehlen hängt ab von der Größe und Nei- entsprechende Dachrandgestaltung zu gewähr-
gung der angrenzenden Dachflächen. Bei der leisten.
Planung der Grate sind zunächst ausreichende Bei großen Dachflächen können im Kehlenbe-
Querschnitte für die aufsteigenden Luftströme reich Zustromöffnungen zur Hinterlüftung erfor-
der Hinterlüftung sicherzustellen. Bei kleineren derlich werden. Sie werden am besten durch Lüf-
Flächen kann dabei eine entsprechend gestaltete tergauben gebildet (Bild 1.236). Die ausreichende
mehrlagige Unterkonstruktion ausreichen, und Hinterlüftung muss auch in der Unterkonstruk-
die Grate können mit Doppelwinkelfalz einge- tion durch geeignete Maßnahmen gesichert sein
deckt werden (Bild 1.239a). Bei großen Dach- wie z. B. durch Auflagerung der Unterschalung
flächen kann die einwandfreie Entlüftung nur mit Konterlattung oder auf doppelter Pfettenlage
durch Grate mit Abluftschlitzen ähnlich wie bei sowie ggf. durch Ausschnitte an den Anschlüssen
Firsten gewährleistet werden (vgl. Bild 1.237a). zwischen Schiftersparren und Kehlsparren.
Kehlen mit einfachem Einhangfalz (Bild 1.239b)
können bei steilen Neigungen ausreichen. Wenn Leistendeckung
größere Niederschlagmengen von großen Dach-
flächen abgeführt werden müssen und bei gerin- Leistendeckungen haben gegenüber den Steh-
gen Neigungen, ist die Ausführung von Kehlgrä- falzdeckungen den Vorzug, dass sich die einzel-
1.6 Dachdeckungen 135

1.239a 1.239b

1.239 Grate und Kehlen


a) Gratausführung mit Doppelwinkelfalz
b) Kehlenanschlüsse mit einfachen Einhangfalzen
c) Kehlrinne 1.239c

nen Blechbänder („Schare“), die durch Holzleisten Bei beiden Deckarten werden die Schare durch
getrennt sind, gänzlich unabhängig voneinander Hafte gehalten, müssen aber insbesondere bei
dehnen und zusammenziehen können. steilen Dächern gegen Abrutschen gesichert
Die Aufkantungen der Deckschare grenzen so an werden (Bild 1.241).
die Deckleisten (mind. 40/40 mm) an, dass der Aus gestalterischen Gründen können Leisten-
Dehnungsausgleich in der Querrichtung pro- deckungen mit Doppelstehfalzdeckungen kom-
blemlos möglich ist. Die Stoßstelle wird durch die biniert werden, so dass in den Dachflächen z. B.
Deckkappen überbrückt. Unterschieden wird jede 2. Stoßstelle in der jeweils anderen Deckart
• „Deutsche“ Leistendeckung als Regelaus- ausgeführt wird.
führung (Bild 1.240a) und Die Ausführung von Traufenkanten und Ortgän-
• „Belgische“ Leistendeckung (Bild 1.240b). gen zeigen die Bilder 1.242 und 1.243. Firste,
Grate und Kehlen und insbesondere die erforder-
Zu beachten ist, dass die „Belgische“ Leisten- lichen Hinterlüftungen sind wie bei Stehfalz-
deckung wegen der hier fehlenden Verfalzung an deckungen auszuführen.
den Leisten zwar einfacher herzustellen ist, je-
doch nicht schlagregen- und rückstausicher ist,
wenn die Dachneigung geringer als 25° ist.

1.240a 1.240b

1.240 Leistendeckung
a) „Deutsche“ Leistendeckung
b) „Belgische“ Leistendeckung
136 1 Geneigte Dächer

1.241
Sicherung der Schare gegen Abrutschen [37]
a) „Deutsche“ Leistendeckung
1.241a 1.241b b) „Belgische“ Leistendeckung

1.242 Traufenausbildung [37]

1.243a 1.243b

1.243
Ortgangausbildung
a) „Deutsche“ Deckung
b) „Belgische“ Deckung

1.6.9.3 Metalldachdeckungen mit ste, Wandanschlüsse usw. stehen Formteile zur


vorgefertigten Elementen Verfügung (Bild 1.245).
Profilbleche aus verzinktem Stahlblech oder aus Profilblechkassetten aus verzinktem Stahlblech
beschichtetem Aluminium in verschiedenen For- oder aus beschichtetem Aluminium werden in
men und mit Blechdicken von 0,35 bis 1,00 mm großen Längen hergestellt, so dass eine quer-
können für Eindeckungen größerer Dachflächen stoßfreie Verlegung möglich ist. Je nach Profilart
von Hallen und ähnlichen Bauwerken verwendet und statischem System (1- oder 3-Feldverlegung)
werden (Bild 1.244). Profilbleche können je nach können Pfettenabstände bis ca. 3,00 m über-
Abstand, Werkstoffdicken, Biegefestigkeit des brückt werden. Derartige Elemente haben je
Metalls, Form und Höhe des Profils auch als nach Hersteller verschiedene Verfalzungsformen.
„selbst tragende Metalldecke“ ausgeführt wer- Sie werden auf Halteprofile aufgeklemmt bzw. in-
den. Sie werden mit Holz- bzw. Blechtreib- oder einandergehängt (Bild 1.246). Für die Eindeckung
-bohrschrauben mit Dichtungen direkt auf den von Firsten, Pultdachabschlüssen usw. werden
tragenden Unterkonstruktionen befestigt. Für Fir- alle erforderlichen Formteile hergestellt.
1.6 Dachdeckungen 137

1.244 Aluminium-Blechprofile (ALCAN-Aluminiumwerke)

1.245a 1.245b

1.245 Formteile für Wellplatten aus Metall (Beispiele)


a) Firsthaube, b) Zahnblech-Anschlussstück

1.246a

1.246b

1.246 Profilblechkassetten
a) Schematische Darstellung
b) Detail Längsverfalzung
1 Profilblechkassette
2 Ankerclip (Gleitbügel) 1.247 Profilblechkassetten auf Schalung und Dampf-
3 Pfette sperre, befestigt mit Ankerclips
138 1 Geneigte Dächer

Wärmegedämmte Dachflächen können mit Pro- von Wärmebrücken eine zweilagige Verlegung
filkassetten in Verbindung mit Mineralwolleplat- der Wärmedämmung zu bevorzugen.
1 ten eingedeckt werden. Sie werden bei hallen- Die Profilkassetten der Dachdeckung werden in
artigen Bauwerken mit Pfettentragwerken auf die Befestigungsclips von durchlaufenden Halte-
Trapezprofile aufgelegt oder in tragende Profil- profilen eingehängt (Bild 1.247). Die Halteprofile
kassetten eingelegt. Dabei ist zur Vermeidung verlaufen in der Regel quer zur Spannrichtung

1.248a 1.248c

1.248b 1.248d

1.248 a) Deckung mit Profilblechkassetten auf Tragschale aus Profilblechkassetten, Tragschalen und Deckprofile
verlaufen in gleicher Richtung
b) Profilblechkassetten auf Tragschale aus Profilblechkassetten, Tragschalen und Deckprofile verlaufen quer
zueinander: Halteprofile unter 45° verlegt
c) Profilblechkassetten auf Tragschale aus Trapezblechen, Halteprofile unter 45° verlegt
d) Detail Firstausbildung
1 Profilblechkassette 6 Dampfsperre
2 Trapezblech 7 Firstprofil
3 Wärmedämmung 8 Unterbauprofil
4 Halteprofil 9 Zahnleiste
5 Dichtungsband 10 Falz-Umschlag
1.6 Dachdeckungen 139

der Unterkonstruktionen (Bild 1.248a). Wenn eine andere Konstruktionen (z. B. Wellplatten u. Ä.)
Verlegung parallel zur Spannrichtung der tragen- verdrängt worden.
den Profilbleche nötig ist, werden Halteprofile Verwendete Materialien: 1
verwendet, die für die Montage im Winkel von • Bitumen-Dachbahnen (DIN 52 128) 500 g/m2
45° vorgerichtet sind (Bild 1.248b und c). oder 333 g/m2.
Die erforderliche raumseitige Dampfsperre kann • Glasvlies-Bitumen-Dachbahnen (DIN 52 143) –
bei Konstruktionen mit tragenden Profilkassetten V13.
mit Hilfe von alukaschierten Bitumenbändern er-
reicht werden. Bei Unterkonstruktionen aus Tra- Benötigt werden ferner:
pezprofilen ist in der Regel eine durchlaufende • Voranstrichmittel (kalt, vor punktförmiger oder
Dampfsperre aus Bitumen- oder Kunststoffbah- vollflächiger Aufklebung der Dachhaut auf Be-
nen erforderlich (Bild 1.247). ton anzuwenden)
Wenn zwischen Dachdeckung und Dämmung ein • Bitumen-Klebemassen (für Kalt- bzw. Warman-
Luftraum besteht, sollte mindestens im Bereich strich), z. B. geblasenes Bitumen 85/25
der Traufe über einen ca. 3,00 m breiten Streifen
eine wasserdichte, dampfdurchlässige Konden- • Bitumen-Anstrichmasse (auch farbig)
satschutzbahn mit einem sd-Wert von  1,00 m • Deckaufstrichmittel kalt bzw. heiss zu verarbei-
liegen. Es sind Bahnen auf dem Markt, die einen ten.
sd-Wert von  10 cm haben. Diese Bahnen lassen
von unten Wasserdampf durch, leiten die von der Allgemein gelten DIN 18 338 und folgende Re-
Traufe eingedrungene und unter der Oberschale geln:
kondensierte, abtropfende Feuchte ab und schüt- 1. Die Mindestdachneigung nicht vollflächig auf-
zen die Dämmung vor Flugschnee. geklebter Dächer ist 5°. (Unter 5° geneigte
In jedem Fall ist neben einer vollflächigen Schutz- Flächen werden nicht gedeckt, sondern abge-
bahn über der Dämmung eine Be- und Entlüf- dichtet, s. Abschn. 2)
tungsebene zu empfehlen. Diese Ebene sollte in Bei Dachneigungen über 30° müssen für voll-
der Lage sein, eingedrungenes Sprühwasser und flächig aufgeklebte Dächer Klebemassen mit
Flugschnee schadlos zu verdampfen oder ab- hohem Erweichungspunkt verwendet werden.
zuleiten. Auch die sorgfältigste Montage kann Für nicht vollflächig aufgeklebte Dächer ist die
schon allein aufgrund der Befestigung der Dis- Dachneigung nach oben unbegrenzt.
tanzkonstruktionen o. A. Unachtsamkeiten zu
Undichtigkeiten in der Dampf- oder Luftsperre 2. Deckungen sind mindestens zweilagig auszu-
führen, die dann -besonders bei kritischem Klima- führen.
erhebliche Bauschäden verursachen können. 3. Die Überdeckung der Bahnen jeder Lage an den
Für Firste, Traufen, Ortgänge usw. werden zu den Nähten und Stößen muss versetzt angeordnet
Profilkassetten passende Formteile und Zahnleis- werden und beträgt Ⳏ 8 cm.
ten geliefert (vgl. Bild 1.248c und d). Profilkas- Die Lagen sind versetzt bei zweilagiger De-
setten können für Sonderformen von Dächern ckung 50 cm, dreilagiger Deckung 331/3 cm,
werkseitig auch gekrümmt hergestellt werden. vierlagiger Deckung 25 cm.
4. Holzschalung unter Pappdächern muss gesund,
trocken, trittfest, fugendicht und ohne vorste-
1.6.10 Dachpappedeckungen1)
hende Fugenkanten sein. Gespundete Scha-
lung ist vorzuziehen. Kehlen sind durch Drei-
Dachpappedeckungen sind nicht zu verwechseln
kantleisten auszufüllen.
mit Dachabdichtungen, die ebenfalls auf Holz-
schalungen ausgeführt werden können. Sie kom- Betondielen müssen nach dem Verlegen eine
men in Frage für leichte, mit Holz geschalte, ebene Oberfläche ohne scharfe Kanten bilden,
geneigte Dachflächen. Dachpappedeckungen er- unterschiedliche Plattendicken sind mit Mörtel
fordern jedoch einen recht hohen Arbeitsauf- auszugleichen. Die Fugen zwischen den Dielen
wand bei der Herstellung und bei der Unterhal- müssen voll vermörtelt sein.
tung und sind daher heute weitgehend durch 5. Die Nagelung der Bahnen muss folgender-
1)
maßen vorgenommen werden:
Die Bezeichnung „Dachpappe“ ist ersetzt durch die Be-
nennung „Dachbahn“, findet sich aber immer noch im Bei Deckung parallel zur Traufe (Dachneigung
Sprachgebrauch. < 8°) wird die erste Lage der Dachbahnen am
140 1 Geneigte Dächer

oberen Rand nur geheftet, am unteren Rand 7. Bei Verlegen mehrlagiger Deckungen mit ver-
mit Nagelabständen von 15 cm genagelt. Die schieden schweren Rohfilzpappeeinlagen wird
1 weiteren Lagen werden vollflächig geklebt und in der Regel die Dachpappe mit der leichtesten
am oberen Rand alle 25 cm genagelt. Rohfilzpappeeinlage als untere Lage verarbei-
Bei Deckung senkrecht zur Traufe (Dachneigung tet.
> 8°) wird die erste Lage am oberen Rand 8. Schutz von Sonnenbestrahlung der Dächer und
durch versetzte Nagelung mit etwa 50 mm damit höhere Lebensdauer bietet die Bekie-
Nagelabstand gegen Abgleiten gesichert. sung. Bei Dachneigungen bis zu 10° kann Perl-
Die weiteren Lagen werden vollflächig geklebt kies (Ø 3 bis 5 mm) in Warm- oder Kalt-Klebe-
und am oberen Rand alle 10 cm, an der über- aufstriche, dicht und gleichmäßig deckend, auf
deckten Längskante alle 30 cm genagelt. die Dachflächen aufgewalzt werden. Bei steilen
Die Nagelabstände an Traufen und Giebelkan- Dächern empfiehlt sich die Verwendung von
ten betragen in jedem Falle 4 cm. fabrikfertigen naturbestreuten Dachbahnen.
Beim Verlegen der Dachhaut auf Holzschalung 9. Auf der fertig gedeckten Dachfläche dürfen
sind mindestens die ersten beiden Lagen un- keine schweren Lasten transportiert oder gela-
mittelbar nacheinander aufzubringen. Falls das gert werden.
nicht möglich ist, wird auf die erste Lage ein
heißflüssiger Deckaufstrich aufgebracht. Als In Bild 1.249 ist die Ausführung von Detailpunk-
erste Lage ist eine einseitig grobbestreute ten schematisch dargestellt.
Dachbahn zu verwenden und mit der grobbe- Schwach geneigte oder flache Dächer brauchen
streuten Seite nach unten zu verlegen, um ein 15 bis 20 Jahre lang keine besondere Pflege,
Festkleben der ersten Lage auf der Schalung zu wenn sie als so genanntes Kiespressdach ausge-
verhindern. führt werden (d. h. mit dünner, aber dichtliegen-
6. Klebe- und Deckaufstriche müssen überall satt der reiner Perlkiesschicht auf sattdeckend aufge-
die Fläche bedecken. Loses Bestreuungsmateri- brachter bituminöser Kieseinbettmasse).
al muss dort, wo geklebt wird, sauber entfernt Im übrigen sind die Dächer je nach Lage und Be-
werden. anspruchung nach etwa 5 Jahren mit Anstrichen
auf Bitumenbasis nachzubehandeln.

1.249a 1.249b

1.249c

1.249 Pappdächer
a) First
b) Ortgangausführungen
c) Traufe
1.6 Dachdeckungen 141

1.6.11 Geneigte Dächer Auf geneigten Dächern kommt allein wegen der
mit Begrünung begrenzten Tragfähigkeit der oberen Schale nur
Begrünungen werden vor allem aus ökologi-
ein relativ leichter Schichtenaufbau mit 5 bis 10 1
cm dicken Erdschichten in Frage. Als Bepflanzung
schen und aus gestalterischen Gründen auch bei geeignet sind dafür naturnahe Vegetationen aus
geneigten Dächern ausgeführt. Mit einem inten- Gräsern, Moosen, Sedum-Arten (Dachwurz) oder
siven Begrünungsaufbau gelten sie im Allgemei- geeigneten flachwurzelnden Kräutern (sog. „ex-
nen bauaufsichtlich zwar als „harte Bedachung“ tensive Begrünungen“). Diese können sich auch
im Sinne des Brandschutzes, doch müssen die den extremen Standortbedingungen auf geneig-
teilweise unterschiedlichen Vorschriften der je- ten Dächern anpassen und unter einem minima-
weiligen Landesbauordnungen beachtet werden. len Pflegeaufwand gedeihen bzw. sich regenerie-
Begrünte Dachflächen wirken als Regenwas- ren.
serrückhalt und minimieren die Niederschlagsab-
flussspitzen. In vielen Gemeinden wird heute für Begrünungen sind grundsätzlich für alle Dachfor-
Gründächer schon eine Verminderung der Ab- men (Bild 1.1) möglich. Es sind zwar schon Dächer
wassergebühren gewährt. Begrünte Dächer ha- bis zu 45° Neigung mit besonderen Sicherungen
ben eine wesentlich grössere Lebensdauer als frei gegen Abrutschen der Vegetationsschicht begrünt
bewitterte Systeme. Dies liegt darin begründet, worden [10], doch sollten im Allgemeinen Neigun-
dass eine Werkstoffalterung der Abdichtung gen von etwa 30° nicht überschritten werden. Ne-
durch UV-Strahlung und übermässige Aufhei- ben anderen Problemen ergibt sich bei größeren
zung nicht gegeben ist. Die Dachabdichtung ist Dachneigungen eine zu schnelle Ableitung von
unter der Dachbegrünung einer gleichmässige- Oberflächenwasser und eine oft nicht ausreichen-
ren Belastung ausgesetzt. Schäden durch Kru- de Speicherung von Niederschlagswasser.
stenbildung und Rissschäden in Folge von Eisbe- Die Begrünung mit dem gesamten dafür erfor-
wegungen können nicht auftreten. Auch Frost- derlichen Schichtenaufbau bildet innerhalb der
und Tauwechsel belasten die Abdichtung lange gesamten Dachkonstruktion eine zusätzliche
nicht so stark wie dies bei frei bewitterten Wärmedämmung. Bei einem Dachaufbau mit
Dächern der Fall ist. hinterlüfteter Wärmedämmung (Bild 1.250a) wird

7 7

6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1

8 8

1.250a 1.250b

1.250 Gründach, Abrutschsicherungen


a) mit Schubschwellen b) mit Krallenmatte
1 Dampfsperre 1 NF-Schalung
2 Wärmedämmung 2 Dampfsperre auf Trennlage
3 Hinterlüftung 3 Wärmedämmung
4 NF-Schalung 4 Dachabdichtung, wurzelfest
5 Kunststoffabdichtung (wurzelfest) auf 5 Filtermatte
Trennlage 6 geotextile Krallenmatte kombiniert mit Filtervlies
6 Schubschwelle 7 extensive Begrünung (zweischichtiger Aufbau)
7 extensive Begrünung (einschichtiger Aufbau) 8 Sparren
8 Sparren
142 1 Geneigte Dächer

1.251 Gründach, Aufbau nach dem Warmdachprinzip; 1.252 Gründach, Aufbau nach dem Umkehrdachprinzip
Traufe mit Entwässerung 1 Sparren
1 Sparren 2 NF-Schalung
2 Rand-(Abfang-)träger, gehalten durch 3 Kunststoffabdichtung (wurzelfest) auf Trennlage
Stahlwinkel 4 Wärmedämmung (extrud. PS-Hartschaum;
3 NF-Schalung Roofmate o. Ä.)
4 Dampfsperre auf Trennlage 5 Filtervlies
5 Wärmedämmung 6 extensive Begrünung (einschichtiger Aufbau)
6 Kunststoffabdichtung, wurzelfest
7 Filterschicht
8 Filtervlies
9 extensive Begrünung
10 Dränrohr Ø 50 in Kiesbett
11 kunststoffbeschichtetes Abdeckblech,
Dachabdichtung aufgeschweißt

dieser Effekt abgemindert. Für ein einwandfreies Grundsätzlich sind Begrünungen nur auf wurzel-
Funktionieren der Hinterlüftung ist außerdem ein fest abgedichteten Dachflächen möglich (Abdich-
hoher konstruktiver Aufwand (Lüftungsfrist usw.) tung ähnlich wie bei Flachdächern nach Ab-
erforderlich. So werden begrünte Dächer meis- schnitt 2, nicht zu verwechseln mit Dachdeckung
tens im Zusammenhang mit nicht hinterlüfteten nach Abschn. 1.6.10!).
Wärmedämmungen (s. auch Abschn. 1.9.2) aus- Für Begrünungen ist allgemein folgender Schich-
geführt, wie in den Bildern 1.250b und 1.252 ge- tenaufbau (von unten nach oben) üblich:
zeigt. • Abdichtung (wurzelfeste Dach- und Dichtungs-
Bei nicht hinterlüfteten Wärmedämmungen ist bahnen, wasserundurchlässiger Beton)
aber unbedingt darauf zu achten, dass oberhalb
• Schutzlage (Schutzvliese, -platten und -bahnen,
der Dampfsperre keine Holzbauteile innerhalb
ggf. auch Dränelemente)
des Schichtenaufbaus eingebaut werden (s. hier-
zu auch Abschn. 2.4.4). • Dränung (Schüttstoffe, Dränmatten und -plat-
Dabei können sowohl mehrlagig geklebte kon- ten)
ventionelle Abdichtungssysteme mit Dampf- • Filterschicht (Vliese)
sperre (Bild 1.251) als auch Abdichtungen mit • Vegetationsschicht (Boden- und Schüttstoffge-
lose verlegten Kunststoffdichtungsbahnen nach mische, Substratplatten)
dem Prinzip des „Umkehrdaches“ wie bei Flach-
dächern ausgeführt werden (Bild 1.252). Die Zusammensetzung der Vegetationsschicht ist
Wärmedämmende Dachbegrünungssysteme dür- abhängig von der gewählten Bepflanzung. Sie
fen nur als Zusatzdämmung angerechnet wer- kann aus einer Mischung von Nährboden mit
den; weil das unter den Drainelementen ab- Schüttstoffen bestehen, die Niederschlagswasser
fließende Wasser zu erheblichen Wärmeverlusten gleichzeitig ausreichend speichern und ggf. ablei-
unterhalb der Abdichtungsebenen führt. ten kann (einschichtiger Aufbau, s. Bilder 1.250a
1.6 Dachdeckungen 143

und 1.252). Wenn aus dem Nährbodengemisch vlies bis zum Traufenabschluss hinweggeführt ist
Feinstoffe ausgeschwemmt werden können, ist ein (Bild 1.252).
mehrschichtiger Aufbau erforderlich mit einer ge- Die sonstigen allgemeinen Anforderungen an be- 1
sonderten Filterschicht (Bild 1.250b und 1.251). grünte Dächer sind in Abschn. 2.4.4 näher behan-
Für geneigte Dächer ist besonders zu beachten: delt.
Bei Dachneigungen bis ca. 20° sind bei geeigne-
ter Zusammensetzung der Vegetationsschicht
und der übrigen Schichten keine besonderen 1.6.12 Solardach-Systeme
Maßnahmen gegen Abrutschen der Schichten Die Vorräte an fossilen Energieträgern stehen nur
notwendig. in begrenztem Masse zur Verfügung. Experten
Bei größeren Dachneigungen oder schweren Be- gehen davon aus, dass Erdöl, Kohle und Erdgas
grünungsschichten müssen Stützschwellen oder nur noch etwa 50 Jahre in ausreichender Menge
-profile ggf. mit besonderem statischen Nachweis zur Verfügung stehen. Den Kernkraftwerken wird
vorgesehen werden. Sie sind mit der Unterkon- aus politischer Sicht keine große Zukunft voraus-
struktion kippsicher fest zu verankern und sehr gesagt. Dagegen ist die Sonne als Energiespen-
sorgfältig einzudichten (Bild 1.250a). Einfacher ist der eine nahezu unerschöpfliche Quelle. Die auf
die Anwendung von verrottungsfesten geotex- der Erde einströmende Sonnenenergie beträgt
tilen Krall-Vliesmatten, die entweder beiderseits etwa das 15.000-fache als die Menschheit zur Zeit
gleich weit über die Firste von Satteldächern hin- an Energie verbraucht.
weggeführt oder (z. B. bei Pultdächern u. Ä.) Bedenkt man, dass mit einer richtig dimensio-
oben auf der Dachhaut mit zusätzlichen Eindich- nierten Anlage jährlich bis zu 65 % des Warm-
tungen fixiert werden (Bild 1.250b). wasserbedarfs gedeckt werden können, lässt sich
An den Traufen wird Überschusswasser aus Nie- leicht nachvollziehen, dass in Zukunft das Er-
derschlägen in druckfesten Dränrohren gesam- scheinungsbild von Dachflächen immer stärker
melt und abgeleitet. Die Dränrohre werden in von Solar- und auch Fotovoltaik-Anlagen geprägt
Kiespackungen eingebettet, über die das Filter- sein wird.

Detail
Bild 1.254

1.253 Dacheindeckung teilweise mit Solar-Dachziegeln 1.254 Detail zu Bild 1.253 Verlegung des Kabelkanals und
Anschluss der Module an die Strangverkabelung

ca. 80 ca. 122 ca. 207 ca. 207 ca. 160 ca. 80

1.255
Solar-Dachziegel-Typ Rheinland (System Laumanns)
Hinweis: Die genauen Mengen müssen an der Baustelle
nach dem Regelwerk des ZVDH ermittelt werden.
144 1 Geneigte Dächer

1 2
3
1.256
Fotovoltaik-Anlage in Doppelstehfalztechnik integriert
4 (System Rheinzink®)
5 1 Solarmodul vollflächig auf Metallscharen aufgeklebt
2 Doppelstehfalz (Zink)
6 3 Unterkonstruktion imprägnierte Rauhspundschalung
4 Sparrenaufdickung/Konterlattung
5 Diffusionsoffene Unterspannbahn
6 Wärmedämmung
7 Dampfbremse/Luftdichtheitsebene
7 8 Unterkonstruktion
8
9 9 Innere Dachbekleidung (Gipskartonbauplatte o. a.)

Solartechnik nutzt direkt die Energie aus Sonnen- Der Mindestabstand zwischen Oberkante Dach-
strahlung. Es wird unterschieden in Solarthermi deckung und Unterseite Element darf 60 mm
und Fotovoltaik: nicht unterschreiten.
• Solarthermi ist die Übertragung der Wärme aus Die nachfolgenden Abbildungen zeigen ver-
der Sonnenenergie auf ein geschlossenes Sys- schiedene dachintegrierte Solar-Systeme.
tem (z. B. zur Warmwasserbereitung oder zur Kollektoren und Module einer Solaranlage müs-
Heizungsunterstützung). sen eine Bauartzulassung besitzen.
• Fotovoltaik ist die Umwandlung von Sonnen-
strahlung in Elektrizität.
1.7 Dachrinnen
Solaranlagen müssen schon früh in der Planungs- und Regenfallrohre
phase festgelegt werden.
Energiegewinnungsflächen sollten sowohl von 1.7.1 Allgemeines
der Himmelsrichtung als auch vom Neigungswin-
An geneigten Dächern sind in der Regel Dachrin-
kel her optimal zusammenstehen. Abschattun-
nen erforderlich. Nur bei sehr niedrigen Traufen
gen sind zu vermeiden.
und bei weiten Dachüberständen kann bei ein-
Die Hersteller von Bedachungselementen haben fachen Gebäuden auf Dachrinnen verzichtet
ihre eigenen Solarsysteme entwickelt, die in die werden, wenn durch ablaufendes Niederschlag-
jeweiligen Dachdeckungssysteme integriert sind. wasser keine Schäden im Sockelbereich zu be-
Dadurch soll gewährleistet werden, dass die So- fürchten sind.
larsysteme regensicher in die Dachdeckung ein- Dachrinnen werden in den meisten Fällen als vor-
gebunden werden und die Ästhetik des Daches gehängte Rinnen am Traufengesims ausgeführt
nicht negativ beinträchtigt wird. Für den Einbau (Bilder 1.271 und 1.272).Wenn ein Bauwerk direkt
von Solaranlagen in das Dach und auch für die auf einer Grundstücksgrenze steht, darf eine er-
Verlegung von Leitungen durch den gesamten forderliche Dachrinne in der Regel nicht über die
Dachaufbau ist der Dachdecker zuständig. Außenflucht hinwegreichen und muss dann als
Die gebräuchliste integrierte Lösung für Solar- „Standrinne“ ausgeführt werden (Bild 1.276).
thermi-Anlagen bilden Systeme mit Eindeckrah- Dachrinnen und die erforderlichen Regenfallroh-
men ähnlich wie bei Dachflächenfenstern. Diese re beeinflussen die formale Planung von Traufen
Eindeckrahmen werden direkt auf die Sparren und Fassaden erheblich und wurden an histori-
oder die Dachlatten montiert. Die Solarkollekto- schen Gebäuden daher vielfach bewusst als Ge-
ren oder Fotovoltaik-Module liegen in diesen staltungsmittel eingesetzt.
Rahmen, wodurch die Gesamtanlagen sehr flach Bei langen Traufen mit freihängenden Dachrin-
bleiben. nen sind die sich aus dem erforderlichen Rinnen-
Für aufgeständerte Anlagen sind verschiedene gefälle ergebenden Höhenunterschiede bei der
Systeme möglich, z. B. Schienen- und Trägerele- Gestaltung der Gesimse zu berücksichtigen. Eine
mente aus verschiedenen Werkstoffen, die min- Aufteilung in kürzere Rinnenabschnitte bedingt
destens feuerverzinkt sind. Die Verschraubungen eine entsprechend größere Anzahl von Regen-
sind mit nicht rostenden Metallen auszuführen. fallrohren (s. Abschn. 1.7.6).
1.7 Dachrinnen und Regenfallrohre 145

Die angedeutete formale Problematik führt bei Der Regenwasserabfluss, der von einem Dach un-
vielen Planungen zu Lösungen, bei denen die ter stetigen Bedinungen abgeleitet werden muss,
Dachrinnen verdeckt hinter Traufengesimsen ein- wird durch folgende Gleichung bestimmt: 1
gebaut werden (Bilder 1.273 bis 1.275). Dabei ist Q=r·A·C
aber zu bedenken, dass es – abgesehen vom er-
heblich teureren konstruktiven Aufwand – leicht Dabei ist:
zu folgenschweren Bauschäden an Gesimsen und Q = der Regenwasserabfluss in Litern je Sekunde
im Fassadenbereich kommen kann, wenn durch (l/s)
Verschmutzungen (z. B. Laub) der Regenwasser- r = die Berechnungsregenspende, in Litern je
ablauf unterbunden wird. (Frei hängende Rinnen Sekunde und Quadratmeter [l/(s x m2)]
laufen in solchen Fällen einfach über. Dadurch A = die wirksame Dachfläche in Quadratmeter
können Störungen viel schneller erkannt und be- (m2)
seitigt werden!)
C = der Abflussbeiwert (1,0 in D; AU; CH; NL), di-
An Dachrinnen zur Entwässerung von Dachflächen, die mit mensionslos.
Bitumenbaustoffen eingedeckt sind, wurden in den letzten
Jahren oft starke Korrosionserscheinungen beobachtet. Als Sofern genaue Daten über die Häufigkeit des
Ursache wurden in der Hauptsache chemische Umwand- Auftretens von Regenereignissen und deren ge-
lungen auf nicht oder nicht ausreichend gegen Bewitte-
rung geschützten Bitumenflächen erkannt. naue Itensität und Dauer vorliegen, ist diese Be-
rechnungsregenspende r in o. a. Gleichung, ent-
Bei nicht durch Beschieferung o. Ä. geschützten Bitumen-
dachflächen bilden sich unter dem Einfluss der Bewitte- sprechend dem vertretbaren Risiko und unter
rung in Verbindung mit der Luftverschmutzung insbeson- Beachtung der Art und der Nutzung des Gebäu-
dere durch Schwefeldioxid Polycarbonsäuren, die Metalle des, zu verwenden.
angreifen und in relativ kurzer Zeit bis zur Zerstörung kor-
rodieren können. Im Zweifelsfall sollten alle erforderlichen Wenn keine statistischen Daten über örtliche
Metalleinfassungen, -anschlüsse, -Dachrinnen usw. entwe- Regenspenden existieren, ist eine minimale Be-
der bitumen-korrosionsfest ausgeführt (Kupfer oder V2A- rechnungsregenspende als Basis für die Ausle-
Stahl), oder durch Bitumen- oder Kunststofflacke dauerhaft gung aus Tabelle 1.257 zu wählen, die den
gegen Korrosion geschützt werden.
klimatischen Gegebenheiten und den nationa-
len und regionalen Vorschriften und den Techni-
schen Regeln entspricht. In Deutschland, der
1.7.2 Bemessung
Schweiz und den Niederlanden liegt z. B. dieser
Die Dachrinnen und Regenfallrohre aller Art sind Wert bei 300 l/s · ha Ⳏ 0,03 l/s · m2. Die Berech-
in DIN EN 607 (Hängedachrinnen aus PVC-U) und nungsregenspende zur Verwendung in o. a. Glei-
DIN EN 612 (Hängedachrinnen aus Metall) in chung ergibt sich dann aus der Multiplikation
ihren Begriffen, Maßen und Eigenschaften ge- dieser minimalen Regenspende mit einem zu-
normt. sätzlichen Sicherheitsfaktor aus Tabelle 1.258. Bei
Dachrinnen sind als halbrunde (Bild 1.261) und Vorliegen örtlicher statistischer Daten ist der
kastenförmige (Bild 1.262) Hängedachrinnen mit Regenwasserabfluss mindestens für die 5-Minu-
den dazugehörigen Rinnenhaltern genormt. Da- ten-Regenspende zu bemessen, die einmal in 2
neben gibt es Sonderformen wie z. B. verdeckte Jahren (T5/2) erwartet werden kann (Berech-
Dachrinnen, auch als „Standrinnen“ bezeichnet nungsregen). Die Einbeziehung des Zuschlags-
(Bild 1.273 bis 1.275). faktors entfällt bei dieser Berechnungsweise des
Regenwasserabflusses.
Regenfallrohre sind als kreisförmige und quadrati-
sche Regenfallrohre genormt (Tabelle 1.280). Tabelle 1.257 Berechnungsregenspende
[DIN EN 12 056 Schwerkraftentwässerungs-
Berechnung des Regenwasserabflusses anlagen innerhalb von Gebäuden]

Die Bemessung der Dachentwässerung erfolgt Berechnungsregenspende l/s · m2


nach EN 12 056 [Schwerkraftentwässerungsanla-
0,010
gen innerhalb von Gebäuden]. Sie ist abhängig 0,015
von der Berechnungsregenspende r in Litern je 0,020
Sekunde und Quadratmeter [l/(s × m2), der wirk- 0,025
samen Dachfläche A in Quadratmeter (m2) und 0,030
dem Abflussbeiwert C (1,0, wenn nationale und 0,040
regionale Vorschriften und technische Regeln 0,050
0,060
nichts anderes vorschreiben), dimensionslos.
146 1 Geneigte Dächer

Tabelle 1.258 Sicherheitsfaktoren LR = die Trauflänge (siehe Bild 1.259) in Meter (m)
[DIN EN 12 056 Schwerkraftentwässerungs-
BR = die horizontale Projektion der Dachtiefe von
1 anlagen innerhalb von Gebäuden]
der Traufe bis zum First (siehe Bild 1.259) in
Situation Sicherheits- Meter (m)
faktor
In Deutschland ist die Berücksichtigung einer
vorgehängte Dachrinnen 1,0 möglichen Windeinwirkung nicht erforderlich.
vorgehängte Dachrinnen, bei denen über- 1,5 Sofern andernorts die Windeinwirkung zu be-
fließendes Wasser unangenehme Folgen hat, rücksichtigen ist, muss die wirksame Dachfläche
z. B. über Eingängen von öffentlichen in Übereinstimmung mit Tabelle 1.260 berechnet
Gebäuden
werden.
innenliegende Dachrinnen und überall dort, 2,0 In Gebieten, in denen Wind in die Berechnung
wo ungewöhnlich starker Regen oder Ver- des Regenwasserabflusses einzubeziehen ist und
stopfungen in der Dachentwässerungsanlage
Wasser in das Gebäude eindringen lässt Regen durch den Wind gegen eine Wand ge-
trieben werden und auf das Dach abfließen kann,
innenliegende Dachrinnen in Gebäuden, 3,0 müssen 50 % der Wandfläche zur wirksamen
wo ein außergewöhnliches Maß an Schutz Dachfläche addiert werden.
notwendig ist, z. B. Krankenhäuser/Theater,
sensible Kommunikationseinrichtungen; Tabelle 1.260 Wirksame Dachfläche
Lagerräume für Substanzen, die durch Nässe [DIN EN 12 056 Schwerkraftentwässerungs-
toxische oder entflammbare Gase abgeben; anlagen innerhalb von Gebäuden]
Gebäude, in denen besondere Kunstwerke
aufbewahrt werden Windeinwirkung Wirksame undurch-
lässige Dachfläche
A (m2)
Bei der Ermittlung der wirksamen Dachfläche
Schlagregen 26 % zur
wird der Windeinfluss nicht berücksichtigt, sofern
Senkrechten
A = LR · ( BR + H2R )
nationale und regionale Vorschriften und Techni-
sche Regeln nichts anderes vorschreiben. Regen senkrecht zur Dach- A = LR · TR
fläche (Oberfläche des
Dort, wo keine Windeinwirkung besteht, wird die Daches verwenden)
wirksame Dachfläche durch folgende Gleichung
bestimmt: Dabei ist:
LR = die Trauflänge (m)
A = LR · BR BR = die horizontale Projektion der Dachtiefe von der Traufe
bis zum First (m)
Dabei ist: HR = die vertikale Projektion der Dachfläche von der Traufe
bis zum First (m)
A = die wirksame Dachfäche in Quadratmeter TR = die Ortganglänge (m)
(m2) Bild 1.259 illustriert die Dachabmessungen

Bei der Dimensionierung der Dachrinne ist zu


TR

berücksichtigen, dass ihr Abflussvermögen durch


Rinnenwinkel beeinflusst wird! Sofern die Rinne
DF einen oder mehrere Richtungsänderungen > 10°
erhält, ist ihr Abflussvermögen einmalig mit ei-
nem Faktor 0,85 zu multiplizieren.
HR

LR Bei Fallrohren ist zu berücksichtigen, dass der Ein-


bau von Laubfangvorrichtungen das Ablaufver-
BR mögen um 50 % reduziert.
Berechnungsbeispiel für eine vorgehängte halbrunde
Dachrinne:
1.259 Dachabmessung
Gegeben sei ein rechteckiges Gebäude in den Abmessun-
DF = Dachfläche
gen 18,00 · 12,00 m mit Satteldach
LR = die Trauflänge (m)
BR = die horizontale Projektion der Dachtiefe von Wirksame Dachfläche (je Dachhälfte)
der Traufe bis zum First (m)
A = 6,00 m · 18,00 m = 108,00 m2
HR = die vertikale Projektion der Dachfläche von
C=1
der Traufe bis zum First (m)
TR = die Ortganglänge (m) Q = 0,03 l/s · m2 · 1 · 108,00m2 = 3,24 l/s
1.7 Dachrinnen und Regenfallrohre 147

Tabelle 1.261a Abflussverhalten von halbrunden Rinnen (und daran anschließbare Niederschlagsflächen in m2) bei unter-
schiedichen Regenspenden r in l (s · ha) und C = 1,0 [7]

Nennmaß Rinnenlänge (= Länge vom Rinnenanfang bis zum Ablauf) in m 1


5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
Q (l/s) 1,07 1,05 1,02 1,00 0,98 0,96 0,94 0,92 0,90 0,88 0,86 0,85 0,83 0,81 0,80 0,78
250 43 42 41 40 39 38 38 37 36 35 34 34 33 32 32 31
250
300 36 35 34 33 33 32 31 31 30 29 29 28 28 27 27 26
r in l/(s · h)
350 31 30 29 29 28 27 27 26 26 25 25 24 24 23 23 22
400 27 26 26 25 25 24 24 23 23 22 22 21 21 20 20 20
Q (l/s) 1,68 1,65 1,62 1,59 1,56 1,53 1,50 1,48 1,45 1,42 1,40 1,37 1,35 1,33 1,30 1,28
250 67 66 65 64 62 61 60 59 58 57 56 55 54 53 52 51
280
300 56 55 54 53 52 51 50 49 48 47 47 46 45 44 43 43
r in l/(s · h)
350 48 47 46 45 45 44 43 42 41 41 40 39 39 38 37 37
400 42 41 41 40 39 38 38 37 36 36 35 34 34 33 33 32
Q (l/s) 2,68 2,64 2,59 2,55 2,51 2,48 2,44 2,40 2,36 2,33 2,29 2,26 2,22 2,19 2,16 2,13
250 107 106 104 102 100 99 98 96 94 93 92 90 89 88 86 85
333
300 89 88 86 85 84 83 81 80 79 78 76 75 74 73 72 71
r in l/(s · h)
350 77 75 74 73 72 71 70 69 67 67 65 65 63 63 62 61
400 67 66 65 64 63 62 61 60 59 58 57 57 56 55 54 53
Q (l/s) 4,71 4,63 4,57 4,51 4,46 4,40 4,35 4,29 4,24 4,18 4,13 8,08 4,03 3,98 3,93 3,89
250 188 185 183 180 178 176 174 172 170 167 165 323 161 159 157 156
400
300 157 154 152 150 149 147 145 143 141 139 138 269 134 133 131 130
r in l/(s · h)
350 135 132 131 129 127 126 124 123 121 119 118 231 115 114 112 111
400 118 116 114 113 112 110 109 107 106 105 103 202 101 100 98 97
Q (l/s) 8,78 8,78 8,68 8,60 8,51 8,42 8,34 8,26 8,18 8,10 8,02 7,94 7,86 7,78 7,71 7,63
250 351 351 347 344 340 337 334 330 327 324 321 318 314 311 308 305
500
300 293 293 289 287 284 281 278 275 273 270 267 265 262 259 257 254
r in l/(s · h)
350 251 251 248 246 243 241 238 236 234 231 229 227 225 222 220 218
400 220 220 217 215 213 211 209 207 205 203 201 199 197 195 193 191

Tabelle 1.261b Ablaufleistung Q ovaler Einhangstutzen an halbrunden Rinnen [7]

Rinnennennmaß in mm 250 280 333 400 500


Fallrohrnenndurchmesser in mm 60–80 75–100 75–100 100–120 150
Abflussverhalten Q in l/s: 2,9 4,1 7,4 14,5 21,1

Tabelle 1.261c Abflussvermögen senkrechter Regenwasser-


fallleitungen [DIN EN 12 056-3]
• Ermittlung der Rinnengröße gem.Tabelle 1.261a: Innendurchmesser di Abflussvermögen Q in l/s bei
Laut Tabelle 1.261a ist bei einer Länge von 18,00 m und in mm einem Füllungsgrad von 0,33
dem ermittelten Q-Wert von 3,24 l/s eine Rinne mit Nenn- 60 2,7
maß 400 mm ausreichend.
• Ermittlung des Einhangstutzens und der Fallleitung gem. 70 4,1
den Tabellen 1.261b und 1.261c: 75 5,0
Laut Tabelle 1.261b reicht ein Einlauftrichter mit Q = 14,5 l/s
aus. 80 5,9
Nach Tabelle 1.261c kann ein zum Einlauftrichter passen- 85 6,9
des Fallrohr mit ø 100 mm 10,7 l/s entwässern und reicht 100 10,7
somit ebenfalls aus.
120 17,4
150 31,6
148 1 Geneigte Dächer

1.7.3 Werkstoffe 1.7.4 Hängedachrinnen

1 DIN EN 612 legt Anforderungen für Dachrinnen


und Fallrohre aus Metallblech fest.
Hängedachrinnen von halbrundem oder kasten-
förmigem Querschnitt (Bild 1.262a und 1.262b)
Danach bestehen für Dachrinnen und Fallrohre aus Metall sind hinsichtlich Abmessungen und
aus Metall folgende Werkstoffanforderungen: Material gemäß DIN EN 607 und EN 612 genormt.
• Titanzink nach EN 988 Anforderungen an Hängedachrinnen und Zu-
• Aluminium oder Aluminiumlegierungen der Serien 1000, behörteile aus weichmacherfreiem Polyvinyl-
3000, 5000 oder 6000 nach EN 573-3 in Blechen nach EN chlorid (PVC-U) sind in DIN EN 607 geregelt. Die
485-1 (ausgenommen Legierungen mit einem Magne- Abmessungen von Kunststoffdachrinnen aus
siumgehalt von mehr als 3 % oder einem Kupfergehalt
von mehr als 0,3 %.
PVC-U entsprechen denen aus Metallblech.
• Kupferblech Cu-DHP (Werkstoffnummer CW024A) und Hängedachrinnen und Zubehörteile sind mit
CuZn 0,5 (Werkstoffnummer CW) 119C nach EN 1172 • einer Beschreibung des Produktes (Dachrinne,
• Schmelztauchveredeltes Stahlblech (Stahlblech mit Endstücke, Ablauf )
Zinküberzug) DX51D+Z, DX51 + ZA, DX51D + AZ) nach
DIN EN 10 215 • der entsprechenden Norm
• Schmelztauchveredeltes Stahlblech mit organischer Be- • der Rinnenbreite bzw. im Fall eines Zubehörtei-
schichtung (Trägermaterial Schmelztauchveredeltes Stahl-
blech wie vor) mit Mindest-Nenndicke von 25 μm bei Band-
les der Breite der zugehörigen Rinne in Millime-
beschichtung und 60 μm bei Stückbeschichtung ter
• Nichtrostendes Stahlblech X 3 CrTi 17 (Werkstoffnummer • dem Symbol für den Werkstoff (PVC-U)
1.4510), X 6 CrNi 19 10 (Werkstoffnummer 1.4301), X CrNi-
Mo 17 12 2 (Werkstoffnummer 1.4401). zu bezeichnen.
Beispiel für die Bezeichnung einer Hängedachrinne aus
PVC-U (weichmacherfreies Polyvinylchlorid) mit
einer Breite von 150 mm:
Hängedachrinne EN 607-150-PVC-U

d e

d e
c
a
c
a

b
1.262a 1.262b
1.262 Hängedachrinnen
a) halbrund, b) kastenförmig

Tabelle 1.263 Dachrinnen,Wulstdurchmesser und Höhe der Rinnenvorderseite [DIN EN 612]

Summe aus
Höhe der Wulstdurchmesser und
Wulstdurchmesser d
Rinnenvorderseite Höhe der
Rinnenvorderseite
Zuschnittbreite w
Maß a + d
Klasse X Klasse Y Maß a nach Bild 1
nach Bild 1 und Bild 2
min. min. min. min.
w  200 16 14 40 70
200 < w  250 16 14 50 75
250 < w  333 18 14 55 75
333 < w  400 20 18 65 90
400 < w 20 20 75 100
1.7 Dachrinnen und Regenfallrohre 149

Tabelle 1.264a Halbrunde Dachrinne, Maße in mm [7]

Nenn- Zuschnitt- d1 d2 e1 f1 g Werkstoffdicke nach DIN EN 612


größe breite s1 1
+1–2 ±1 +20 ±1 min. +1 Al Cu VSt Zn S.s1)
200 200 16 80 6 8 5 0,70 0,60 0,60 0,65 0,40
250 250 18 105 7 10 5 0,70 0,60 0,60 0,65 0,40
280 280 18 127 7 11 6 0,70 0,60 0,60 0,70 0,40
333 333 20 153 9 11 6 0,70 0,60 0,60 0,70 0,40
400 400 22 192 9 11 6 0,80 0,70 0,70 0,80 0,50
500 500 22 250 9 21 6 0,80 0,70 0,70 0,80 0,50

1) mindestens Klasse B

Tabelle 1.264b Kastenförmige Dachrinne, Maße in mm [7]

Nenn- Zuschnitt- a1 d1 d2 e1 f1 g Werkstoffdicke nach DIN EN 612


größe breite s1
+1–2 ±1 0–1 ±1 ±1 min. ±1 Al Cu VSt Zn S.s1)
200 200 42 70 16 5 8 5 0,70 0,60 0,60 0,65 0,40
250 250 55 85 18 7 10 5 0,70 0,60 0,60 0,65 0,40
333 333 75 120 20 9 11 6 0,70 0,60 0,60 0,70 0,40
400 400 90 150 22 9 11 6 0,80 0,70 0,70 0,80 0,50
500 500 110 200 22 9 21 6 0,80 0,70 0,70 0,80 0,50

1) mindestens Klasse B

Die Verwendung von gebrauchten (wieder ver- Ecken oder Festpunkten gelten die halben Längen.
wendbaren) Werkstoffen für Hängedachrinnen Sind größere Längen erforderlich, müssen die Rin-
aus Kunststoff ist im Anhang A zu DIN EN 607 nen in einzelne Abschnitte aufgeteilt und mit Rin-
(Deutsche Fassung EN 607: 2004 (D) geregelt. nenbewegungsausgleichern (Bild 1.265) ausge-
Hängedachrinnen aus Metall oder Kunststoff stattet werden. In DIN EN 12 056 werden für
haben an der vorderen Längsseite einen Wulst, an Rinnengefälle von 0–10 mm/m Zuschlagsfaktoren
der hinteren Längsseite eine nach innen gerich- für die Querschnittsbemessung benannt, also auch
tete Umkantung (Wasserfalz). für gefällelose Rinnen. Es empfiehlt sich jedoch, die
Die an der Gesimsseite liegende Rinnenoberkan- Rinnen mit einem Gefälle von mindestens 3 mm/m
te liegt höher als die Oberkante des vorderen zu verlegen.
Rinnenwulstes, damit etwa überlaufendes Wasser Hängedachrinnen werden von Rinnenhaltern aus
nicht an der Wandseite herabläuft. Der hintere rostgeschütztem Material getragen. Sie werden
Rinnenrand kann auch mit einem auf der Dach- (4 bis 8 mm dick und 25 bis 40 mm breit) in Ab-
schalung aufliegenden Vordeckstreifen (Rinnen- ständen von 80 bis 90 cm auf die Dachlatten bzw.
einhang) verfalzt werden. Die Dachhaut darf nur auf die Schalung geschraubt. Die Rinne wird am
so weit in die Rinne hineinragen, dass kein Wasser Rinnenhalter durch Federn (25 mm breite, über
über den vorderen Rinnenrand hinwegschießt. die Rinnenwülste gebogene Blechstreifen) befe-
Dagegen soll bei steilen Dächern abrutschender stigt, ohne in ihrer Längs- oder Querbewegung
Schnee möglichst nicht in der Rinne hängen blei- behindert zu werden (s. Bild 1.266 und 1.267). Die
ben. Bemessung der Rinnenhalter richtet sich nach kli-
Die Rinnenlängen sind bei Zuschnitten < 500 mm matischen und örtlichen Anforderungen.
auf höchstens 15 m, bei Zuschnitten > 500 mm auf Die Rinnenhalter-Abstände sind nach Tabelle
höchstens 10 m zu begrenzen. Für Abstände zu 1.268 zu wählen.
150 1 Geneigte Dächer

1.265 Rinnenbewegungsausgleicher

s2

15
s2

d2
15

60
d3

60

60
Feder 1
Feder 1 Feder 2 Nase Feder
60
b3

c1
Feder 2 Nase Feder
n

°
~3
c1

°
~3
a2
3

c2
R +1
6+ b3
a5

d4
a

R 3

a
a4
a3

R +1
3 b2

1.266 Rinnenhalter für halbrunde Hängedachrinnen 1.267 Rinnenhalter für kastenförmige Hängedachrinnen
a) Form FFH mit zwei Federn a) Form FFH mit zwei Federn
b) Form NFH mit Nase und Feder (Maße wie bei a) b) Form NFH mit Nase und Federn
(Maße wie linkes Bild)

Abmessungen und die bei der Montage zu be- Rinnenhalter aus Aluminiumband oder feuerver-
achtenden Bestimmungen gemäß DIN EN 612 zinktem Bandstahl zu verwenden.
sind aus den Tabellen 1.269 und 1.270 zu entneh- Mit den Regenfallrohren werden die Hängerin-
men. nen durch angelötete Blechstutzen verbunden,
Für die Werkstoffe der Rinnenhalter ist zu beach- die in das Fallrohr eingeschoben werden.
ten: In Bild 1.271 sind die Rinnenhalter hier auf einer
Für Dachrinnen aus legiertem Zink (Titanzink) abschließenden Keilbohle befestigt.
und aus verzinktem Stahlblech sind Rinnenhalter In diesem Beispiel ist die Unterspannbahn nicht
aus feuerverzinktem Bandstahl, für Dachrinnen hinterlüftet (Sparren-Volldämmung, s. Abschn.
aus Kupfer sind Rinnenhalter aus Flachkupfer 1.9.2). Sprühwasser und Schmelzwasser von Flug-
oder aus kupferummanteltem Bandstahl (feuer- schnee wird mit in die Regenrinne abgeleitet. Der
verzinkt), und für Dachrinnen aus Aluminium sind Übergang zur Dachrinne wird durch ein Einlauf-

Tabelle 1.268 Zuordnung der Rinnenhalter-Querschnitte [7]

Rinnenhalterabstand übliche Beanspruchung hohe Beanspruchung


in mm Reihe
 740 1 3
 840 2 4
1.7 Dachrinnen und Regenfallrohre 151

Tabelle 1.269 Rinnenhalter für halbrunde Dachrinnen, Maße in mm [7]

Halbrunde c1 Maße für steigende Beanspruchung d3 d4 a34) a4 n


Dachrinnen b3 × s2 1
Reihe1) ±1 +2 ±1 ±1 ±1
Nenngröße ±3 1 2 3 4 0

230
200 25 × 4 25 × 4 25 × 4 – 80 37 40 12
270

280
25 × 4 30 × 4 25 × 6 –
330
250 105 50 53 14
410
25 × 4 – – –
500

290
30 × 4 30 × 5 25 × 6 25 × 8
350 2)
280 127 61 64 14
390
30 × 4 – – –
480

300
333 370 30 × 5 25 × 6 40 × 5 30 × 8 153 74 77 14
450

340
30 × 5 40 × 5 25 × 8 30 × 8
400 430 192 93 96 14
410 30 × 5 – – –

375
500 40 × 5 40 × 5 30 × 8 30 × 8 250 122 125 14
515
1) s.Tabelle 1.270 2) d3 = 6 mm bei s2  5 mm; d3 = 7 mm bei s2 > 5 mm

Tabelle 1.270 Rinnenhalter für kastenförmige Dachrinnen, Maße in mm [7]

Kasten- c3 Maße für steigende Beanspruchung d2 b2 a2 a5 a6 c2 n


förmige b3 × s2
Dachrinnen
Reihe1) ±1 +2 ±1 ±1 ±1 ±1 ±1
Nenngröße ±3 1 2 3 4 0

230
200 25 × 4 25 × 4 25 × 4 – 70 70 18 31 34 34 12
270

280
250 25 × 4 30 × 4 25 × 6 – 85 20 44 47 46 14
330

300
333 30 × 5 25 × 6 40 × 5 30 × 8 2) 120 20 62 65 65 14
370

330
400 30 × 5 40 × 5 25 × 8 30 × 8 150 20 77 80 79 14
420

350
500 40 × 5 40 × 5 30 × 8 30 × 8 200 20 97 100 99 14
490
1) s.Tabelle 1.269
152 1 Geneigte Dächer

1.271 Halbrunde Hängedachrinne an Sparrengesims 1.272 Halbrunde Hängedachrinne an Sparrengesims;


Traufenübergang mit Keilbohle Unterdeckung mit freiem Auslauf

blech gebildet. Die Lufteintrittsöffnung für die 1.7.5 Dachrinnen – Sonderformen


Hinterlüftung der Dachdeckung oberhalb der
Unterspannbahn werden vor der Konterlattung Verdeckt eingebaute Traufenrinnen
durch ein Gitterband oder durch Kunststoff-Sta-
chelbänder gesichert (Vögel, Marder!). Aus formalen Gründen werden Dachrinnen oft
Statt der zwar verbreiteten jedoch etwas aufwen- verdeckt hinter Gesimsen eingebaut (s. Abschn.
digen Ausführung mit Keilbohle wird heute viel- 1.7.1). Dies stellt immer eine sorgfältig zu planen-
fach bei Dachneigungen ab etwa 30° für Ein- de, kostenträchtige und schadensanfällige Lö-
deckungen mit Dachziegeln oder Dachsteinen sung dar, weil bei Verstopfung der Abläufe oder
am Traufenabschluss eine Lösung bevorzugt wie der Rinnen durch Laub o. Ä. oder bei Undichtig-
in Bild 1.272 gezeigt. keiten der Rinnen beträchtliche Bauschäden an
Den Abschluss der unteren Deckreihe, die Zu- Gesimsen oder im Fassadenbereich die Folge sein
luftöffnungen und den erforderlichen Höhenaus- können.
gleich bilden spezielle gelochte Kunststoff- oder
Aluminiumprofile.
Die Hinterlüftung sowie die Ableitung von Sprüh-
und Flugschnee-Schmelzwasser können im Win-
ter durch Schnee- und Eisbarrieren behindert
werden, die sich bei schneereichen wechselnden
Wetterlagen an den Traufen bilden können.
Größere Sicherheit bietet für solche Fälle die in
Bild 1.272 gezeigte Gesimsausbildung.
Die dort vorhandene Unterdeckung bzw. Unter-
spannbahn wird nicht über die Rinne entwässert.
Anfallendes Sprüh- oder Schmelzwasser tropft
frei über einen Blechstreifen ab. Die Sparrenzwi-
schenräume sind oberhalb der Wärmedämmung
über Zuströmgitter belüftet.

1.273 Verdeckte Rinne als Kastenrinne


in Sparrenausschnitten
1.7 Dachrinnen und Regenfallrohre 153

1
1

1.274 Verdeckte Dachrinne (Standrinne) 1.275 Verdeckte Dachrinne aus abgekanteten


1 Faserzement-Platten Blechprofilen
2 Lasche
3 Luftgitter

Eine in dieser Hinsicht am ehesten vertretbare eingeschossigen Haus zur Einleitung des Regen-
Lösung stellt die in Bild 1.273 gezeigte Aus- wassers in Gartenteiche dienen.
führung dar. Sie ist jedoch nur möglich, wo hohe
Sparrenprofile die erforderlichen Einschnitte für Standrinnen
die Rinne erlauben, oder es müssen die Sparren- Standrinnen (als Halbrund- oder Kastenrinnen)
enden durch unten angefügte Hölzer in der Höhe werden bei Bauten ausgeführt, bei denen die Rin-
ergänzt werden. Das Überlaufen der Rinne in- ne vor dem Hauptgesims nicht in Erscheinung
folge von Verunreinigungen kann von außen er- treten soll bzw. bei Grenzwänden nicht überste-
kannt werden, und es kann allenfalls zu Schäden hen darf.
am Gesims kommen.
Standrinnen erfordern eine zweite Entwässe-
Bild 1.274 zeigt eine Kastenrinne in Verbindung
rungsebene zum Schutz des Gebäuderandes und
mit einer Faserzementplattendeckung und ei-
zur Ableitung von Rinnenwasser, das aus mögli-
nem Traufengesims aus Faserzementplatten auf
chen – meistens schwer zu beobachtenden – Un-
einer Holzunterkonstruktion. Die kastenartig ge-
dichtigkeiten herrührt (Bild 1.276).
formte Rinne bildet gleichzeitig die obere Ab-
deckung des Traufengesimses. Die Rinnenober-
Innenliegende Dachrinnen
kante unter der Dachhaut muss bei derartigen
Rinnenkonstruktionen immer höher liegen als Bei Satteldachflächen zwischen giebelständigen
die Vorderkante des Gesimses. Das Traufengesims Reihenhäusern und wenn bei zusammengesetz-
ist so ausgebildet, dass gleichzeitig die Belüftung ten Dachflächen eine Ausführung von Kehlrinnen
der Dachkonstruktion und die Hinterlüftung der nicht möglich ist, sind innen liegende Dachrinnen
Holzteile innerhalb des Traufengesimses möglich nicht zu vermeiden.
ist. Sie müssen in jedem Fall sehr reichlich dimen-
Eine Ausführung wie in Bild 1.275 mit einer spe- sioniert werden, allein um eine einwandfreie
ziell angefertigten kehlenförmigen Rinne ermög- Ausführung nicht durch zu kleine Bewegungs-
licht an den Traufenenden freie Ausläufe als Was- möglichkeiten bereits bei der Herstellung zu ge-
serspeier, die im gezeigten Beispiel bei einem fährden. Die Funktion innenliegender Rinnen
154 1 Geneigte Dächer

1.276a 1.276b

1.276 Standrinnen
a) auf Mauerwerk eines nicht beheizten Gebäudes
b) auf Rand eines Carports

1.277 Innenliegende Dachrinne,


halbrund mit Sicherheitsrinne

wird außerdem durch Verschmutzung und her-


eingefallene Fremdkörper (Kinderbälle!) immer
1.278 Innenliegende Dachrinne zwischen verglasten
wieder gefährdet. Für jeden Entwässerungsab- Dachflächen; begehbar
schnitt sind daher zur Sicherheit mindestens 2
Fallrohre vorzusehen. In schneereichen Gegen-
den sollte außerdem eine thermostatgesteuerte damit die Hinterlüftung der Dachflächen gewähr-
Rinnenheizung eingebaut werden. Im Übrigen ist leistet bleibt.
eine regelmäßige Wartung unbedingt erforder- Undichtigkeiten werden bei innenliegenden Rin-
lich. Sie wird erleichtert, wenn die Rinnen begeh- nen meistens erst dann bemerkt, wenn bereits
bar ausgeführt sind. Folgeschäden eintreten. Eine Ausführung mit
Das Gefälle sollte mindestens 5 % betragen. Bei „Sicherheitsrinne“ (Bild 1.277) ermöglicht ein
innenliegenden Rinnen in großen Dachflächen frühzeitiges Erkennen von Undichtigkeiten,
ist zu der darunter liegenden Wärmedämmung wenn der Auslauf der zusätzlichen unteren Was-
ein Abstand von mindestens 30 cm einzuhalten, serführung in Form eines Wasserspeiers an einer
1.7 Dachrinnen und Regenfallrohre 155

Außenwand so angeordnet wird, dass er oft im 1.7.6 Regenfallrohre


Blickfeld liegt.
Regenfallrohre sind je nach Dimension der Dach-
Die untere Abdichtungsebene ist über zusätzli- rinnen in Abständen von höchstens 12 m, minde- 1
che Regenfallrohre bzw. mit Hilfe von Etagenein- stens aber für jeden einzelnen Rinnenabschnitt
läufen (vgl. Flachdachentwässerungen Abschn. notwendig. Diese eigentlich selbstverständliche
2.6.2) zu entwässern. Forderung wird aber bei den heute weit verbrei-
Eine begehbare (Innenbreite > 25 cm) Rinne mit teten komplizierten „Dachlandschaften“ vielfach
Sicherheitsrinne in wärmegedämmter Ausfüh- nicht schon bei der Entwurfsplanung beachtet,
rung zeigt Bild 1.278 in Verbindung mit vergla- und es kommt dann später zu den oft abenteuer-
sten Dachflächen. Die auf einer Stahl-Unterkons- lichsten „Lösungen“ für die Anordnung und Aus-
truktion aufliegende Blechschale, in der die führung der Regenfallrohre. Die Lage und Anzahl
Sicherheitsrinne mit der Wärmedämmung auf- der erforderlichen Regenfallrohre muss folglich
liegt, wirkt in diesem Falle als Dampfsperre. bereits im Anfangsstadium jeder Dach- und Fas-
Im Übrigen sollten besonders bei kleineren in- sadenplanung berücksichtigt werden.
nenliegenden Rinnen Halbrund-Querschnitte be- Regenfallrohre sind genormt nach DIN EN 612.
vorzugt werden. Durch die Krümmung der Rin- Die Abmessungen können der folgenden Tabelle
nenfläche sind sie gegen Verformungen und 1.279 entnommen werden.
damit auch gegen Undichtigkeiten wesentlich Bei der Herstellung werden Regenfallrohre gelö-
stabiler. tet (L), geschweißt (S) oder gefalzt (F).
Für die Werkstoffe der Regenfallrohre gelten die
gleichen Bestimmungen wie für Dachrinnen.

Tabelle 1.279 Regenfallrohre, Maße in mm [7]

Nenngröße1) Durchmesser Werkstoff nach DIN EN 612


d 2)
±1 Al Cu VSt Zn S.S

60 60 0,70 0,60 0,60 0,65 0,40

80 80 0,70 0,60 0,60 0,65 0,40

100 100 0,70 0,60 0,60 0,65 0,40

120 120 0,70 0,70 0,70 0,70 0,50

150 150 0,70 0,70 0,70 0,70 0,50

1) Regional sind auch Regenfallrohre mit den Nenngrößen 76 und 87 noch möglich
2) Innendurchmesser am oberen Ende
3) mindestens Klasse B

Tabelle 1.280 Quadratische Regenfallrohre, Maße in mm [7]

Nenngröße Seitenlänge Werkstoff nach DIN EN 612


B1)
±1 Al Cu VSt Zn S.S2)

60 60 0,70 0,60 0,60 0,65 0,40

80 80 0,70 0,60 0,60 0,65 0,40

100 100 0,70 0,60 0 60 0,65 0,40

120 120 0,70 0,70 0,70 0,70 0,50

150 150 0,70 0,70 0,70 0,80 0,50

1) Innenmaße am oberen Ende 2) mindestens Klasse B


156 1 Geneigte Dächer

> 5cm

1.283a 1.283b
1.281 Befestigung des Fallrohrs an 1.282 Verbindungsstück zwischen 1.283 Standrohrübergang
der Hauswand. Breite der Dachrinne und Fallrohr, lose in a) Einführung in Gussrohr
Rohrschelle 30 mm; Länge das Fallrohr eingesteckt, das mit Muffe
des Dorns ohne Gewinde hier mit einem Rohrwulst auf b) Einführung in Gussrohr
mind. 140 mm [7] der Rohrschelle hängt ohne Muffe

Bezeichnung Regenfallrohre für außen liegende Rinnen wer-


Hängedachdinnen und Regenfallrohre aus Me- den in der Regel durch Rohrschellen an der Haus-
tallblech sind mit folgenden Angaben zu be- wand befestigt. Der Abstand der Fallrohre von
zeichnen: der Wand soll dabei mind. 2 cm betragen, der Ab-
a) Beschreibung von Querschnittsform und Art stand der Rohrschellen untereinander soll bei ei-
des Erzeugnisses nem Rohrdurchmesser bis zu 100 mm nicht über
3 m, bei größeren Rohrdurchmessern nicht über
b) Nummer der entsprechenden Norm (EN 612) 2 m sein (Bild 1.281).
c) Identifizierungsblock, bestehend aus Rohrnähte sollten an der Vorderseite oder seitlich
– der Zuschnittbreite der Dachrinne bzw. liegen, damit bei nicht rechtzeitig erkannten Un-
dem Durchmesser des Fallrohrs in mm; dichtigkeiten keine Schäden am Bauwerk entste-
– der Art des Werkstoffs durch Angabe des hen.
Kurzzeichens nach den Tabellen 3 und 4 der
EN 612 und Werkstoffklasse im Fall des Zwischen Hängedachrinnen und Fallrohr muss
Werkstoffes S.S.; bei ausladenden Gesimsen meist ein konisches
– dem Buchstaben der Klasse nach Tabelle 1 Verbindungsstück eingeschaltet werden, das so
bzw.Tabelle 2 der EN 612 wenig wie möglich auffallen sollte (Bild 1.282).
Bei Stand- oder Kastenrinnen kann das Wasser
Beispiel Bezeichnung einer rechteckigen Hängedachrin- auch unmittelbar senkrecht aus der Rinne über
ne mit einer Zuschnittbreite von 333 mm aus
Kupfer (CU) mit einem Wulst der Klasse Y (Fallroh-
Fallrohre in Wandschlitzen abgeleitet werden.
re werden nach dem Maß der Nahtüberlappung Zubehörteile wie Rinnenablaufstutzen, Schräg-
in die Klassen X und Y eingeteilt (s. Tab. 2 EN 612). rohre für den Übergang von Dachrinnen und Fall-
Wenn ein Produkt als Klasse X ausgewiesen ist,
erfüllt es auch die Anforderungen der Klasse Y)
rohren sowie Rohrbögen sind so herzustellen,
Rechteckige Hängedachrinne EN 612-333-CU-Y
dass sie den Angaben der Hersteller entspre-
Bezeichnung eines Fallrohrs mit kreisförmigem
chend zu den zugehörigen Erzeugnissen passen.
Querschnitt von 100 mm aus nicht rostendem Bei gefällelosen Rinnen wird die Rinne am Über-
Stahl (S.S.) mit einer Dicke der Klasse B und einer gang zwischen Rinne und Fallrohr zu einem Rin-
Nahtüberlappung der Klasse X (Die Werkstoff-
dicke in Abhängigkeit von der Breite und von
nenkasten verbreitert, um das Überlaufen des aus
den Klassen A und B ist in Tab. 3 EN 612 angege- zwei entgegengesetzten Richtungen einfließen-
ben). den Wassers bei Sturzregen zu vermeiden. Lage
Rundes Fallrohr EN 612-100-S.S.B-X und Form des Rinnenkastens werden von der Ar-
chitektur des Bauwerks bestimmt.
Für quadratische Fallrohre gilt Tabelle 1.280.
An den Verbindungsstellen müssen die Fallrohre
mind. 50 mm ineinandergreifen.
1.8 Dachzubehör und Anschlüsse 157

in Verbindung mit einem Regenrohrsand- und


Laubfang mit Geruchsverschluss auszuführen
(Bild 1.284). 1
Innenliegende Regenfallrohre. Innenliegende
Dachräben (s. Bild 1.278) und innenliegende
Standrinnen sollten am besten immer über
außen liegende Regenfallrohre an den Gebäu-
derändern entwässert werden. Wo dies nicht
möglich ist, müssen innenliegende Regenfallroh-
re vorgesehen werden, deren Lage natürlich die
Grundrissplanung beeinflusst. Beim Anschluss an
das Kanalnetz sind besonders im Hinblick auf
Rückstaugefahren die Bestimmungen von DIN
1986 zu beachten.
Wegen der Gefahr der Kondensatbildung müssen
die Fallrohre bis mind. 1 m unterhalb des Regen-
wasserzulaufes durch eine ausreichende Wärme-
dämmung mit äußerer Aluminiumfolienhülle als
1.284 Regenrohrablauf aus Betonfertigteilen
Dampfsperre geschützt werden. Auch die Rinnen
mit Geruchverschluss sind wenn nötig durch Wärmedämmungen ge-
gen Kondensatbildung an der Unterseite zu
schützen (vgl. Bild 1.279).
Anschluss der Fallrohre Vorhandene Sicherheitsrinnen oder -abdichtun-
gen müssen durch Etagenabläufe mit an die Re-
In der Regel war bisher meistens in den Landes- genfallrohre angeschlossen werden (vgl. Bild 2.67
bauordnungen oder Bausatzungen der Gemein- in Abschn. 2.6.2). Wenn irgend möglich, sollte
den der Anschluss aller Regenfallrohre an das öf- durch Notüberläufe einer Rückstaubildung infol-
fentliche Abwassernetz vorgeschrieben. ge von Verunreinigungen – z. B. durch Laub – in-
Heute wird dagegen vielfach gefordert, das anfal- nerhalb der meistens völlig unbeaufsichtigten
lende Regenwasser in Grünflächen versickern zu Dachgräben wegen der oft beträchtlichen Folge-
lassen oder es über Versickerungsschächte in das schäden vorgebeugt werden.
Grundwasser einzuleiten. Das Regenwasser wird
vielfach auch in Zisternen für die Gartenbewässe-
rung oder aber für die „Grauwasser“-Versorgung
(z. B.Toilettenspülung) gesammelt.
1.8 Dachzubehör und Anschlüsse
Die Fallrohre werden an Grundleitungen über an Dachdeckungen
gusseiserne „Standrohre“ mit den Abwasserlei-
tungen verbunden. Die Standrohre sollen mecha- 1.8.1 Anschlüsse an Wände
nische Beschädigungen der dünnwandigen Re- und Abgasanlagen1)
genfallrohre verhindern und werden daher je
nach der zu erwartenden Beanspruchung 30 bis DIN 18 160-5 ist zusammen mit den Unfallver-
100 cm über den Geländeanschnitt hochgeführt. hütungsvorschriften „Bauarbeiten“ überarbeitet
Die obere Abschlusshöhe wird am besten mit worden. Es wurden auch Arbeitsschutzbestim-
dem Gebäudesockel abgestimmt. mungen über Arbeitsplätze und Verkehrswege
Der Übergang zwischen Regenfallrohr und für die Durchführung von Schornsteinfegerarbei-
Standrohr kann durch einen angelöteten Über- ten aufgenommen. DIN 18 160-5 ist gleichzeitig
gangsring gebildet werden (Bild 1.283a). Damit Anwendungsnorm für die Bauprodukte der DIN
wird zwar der Austritt von Kanalgasen und die EN 516 und der DIN EN 517.
damit meistens verbundene Verschmutzung der Abgasanlagen müssen durch Zinkblech- oder
Übergangsstelle unterbunden, doch ist diese Bleikragen („Verwahrung“) in die Dachhaut so
Lösung formal wenig befriedigend. Der in Bild eingebunden werden, dass Bewegungen zwi-
1.283b gezeigte muffenlose Übergang, bei dem
die Anschlussstelle lediglich mit einem aufgelöte- 1) Für den Begriff Schornstein wurde aufgrund des geän-
ten Wulstring abgedeckt wird, ist deshalb besser derten Baurechts der Begriff „Abgasanlage“ eingeführt.
158 1 Geneigte Dächer

1.285 Einfassung eines mehrschaligen Montageschornsteines


1 Schamotte-Innenrohr 5 Schornsteinkopf, gemauert (oder Formsteine)
2 Wärmdämmung  25 mm 6 Kappleiste mit dauerelastischer Eindichtung
3 Ummantelung aus Formsteinen 7 Walzblei-Einfassung (dem Fugenschnitt folgend oder
4 Beton-Kragstein für Schornsteinkopf- in schräg eingeschnittenem Schlitz)
mauerwerk 8 hinterlüftete Bekleidung

schen Abgasanlagenmauerwerk und Dach mög- 1.8.2 Standflächen für Schornsteinfeger


lich sind. Eine früher verbreitete Abgasanlagen- und für Abgasanlagen
„Einfassung“ zeigt Bild 1.285. Ein Walzbleikragen
stellt den beweglichen Übergang zwischen Dach- An den erforderlichen Stellen der Abgasanlagen
haut und Kaminkopf her. Der obere Anschluss sind Standflächen nach DIN 18 160-5 [Abgasanla-
wird durch einen Zinkblech-Überhangstreifen gen] anzuordnen. Die Standflächen werden in die
(„Kappleiste“, Bild 1.233) gebildet. Während früher Klassen A-D klassifiziert. Dabei bedeuten
die Einfassung oft stufenförmig in die Fugen der
meistens verwendeten Kaminkopf-Verklinkerung • Klasse A: Standfläche an der Mündung der Ab-
eingelassen wurde, verwendet man jetzt meistens gasanlage
kostengünstigere gerade Kappleisten, die mit Kle- • Klasse B: Standfläche an einer Reinigungsöff-
bebändern und dauerelastischem Fugenmaterial nung bis 5 m unterhalb der Mündung der Ab-
gegen das Mauerwerk abgedichtet werden. gasanlage
Abgasanlagenköpfe wurden früher häufig mit • Klasse C: Standfläche an einer Reinigungsöff-
Klinker-Sichtmauerwerk ausgeführt. Durch Verar- nung bis 15 m unterhalb der Mündung der Ab-
beitungsfehler kam es in vielen Fällen zu Bau- gasanlage
schäden durch Schlagregenwasser, das hinter • Klasse D: Standfläche an der unteren Reini-
den Einfassungen durch das Mauerwerk der Ab- gungsöffnung der Abgasanlage
gasanlagen eindrang. Deshalb sind hinterlüftete
Bekleidungen der Abgasanlagenköpfe aus Fas- Beispiel für die Bezeichnung einer Standfläche
erzementplatten, Schiefer, Metall oder durch vor- der Klasse A:
gefertigte Komplettelemente nahezu zur Stan-
dardausführung geworden.
Standfläche DIN 18 160-5
Dachanschlüsse an andere, senkrecht an die
Dachfläche grenzende Wandflächen werden in Die Standflächen müssen über sichere Verkehrs-
gleicher Weise wie Abgasanlageneinfassungen wege (Treppen, Leitern, Laufstege, Trittflächen
hergestellt (s. auch Bilder 1.177 und 1.178). oder Einzeltritte) erreichbar sein (DIN 18 160-5).
Bei größeren Längen von Dachrandanschlüssen Dabei müssen die Bauteile der Einrichtungen
müssen temperaturbedingte Längenänderungen aus Metall einen ausreichenden Korrosionsschutz
berücksichtigt werden. Die früher üblichen Schie- aufweisen. Bauteile aus Holz sind für Verkehrswe-
bestöße werden wegen des großen handwerkli- ge und Standflächen im Freien unzulässig.
chen Arbeitsaufwandes heute meistens durch Die Anordnung der Standflächen ist in DIN
spezielle eingelötete Schiebestücke ersetzt (vgl. 18 160-5, Abschn. 6.3 geregelt. Bild 1.286 zeigt
Bild 1.265). die Anordnung der Standfläche Klasse A mit Tritt-
flächen.
1.8 Dachzubehör und Anschlüsse 159

 1000

 400 1
 250  300
 1100

 400

1.286 Standfläche Klasse A mit Trittflächen


Maß X: Dachneigung  45° ⇒  0,75 m; Dachneigung > 45° ⇒ l  0,50 m

1.287a 1.287b 1.287c

1.287 Standroste
a) auf verstellbaren Konsolen
b) Standroststein
c) Standon-Trittstein (Fa. Klöber)

Diese Standroste bestehen aus feuerverzinkten Der Zugang zum Standrost am Schornstein führt
Stahlrosten. Standroste werden auf verstellbaren, – in der Regel aus Dachausstiegfenstern neben
in die Dachdeckung eingehängten Konsolen dem Schornstein – direkt oder über treppenartig
oder auf Formsteinen montiert (Bild 1.287). angeordnete kurze Standroste bzw. Trittkonsolen
(Bild 1.287c).
160 1 Geneigte Dächer

1.8.3 Dachhaken, Schneefanggitter sehr schneereichen Gegenden auch in mehreren


und Gesimsdämmung Reihen hintereinander in der gesamten Dach-
1 fläche), um das Abgleiten von „Dachlawinen“ zu
Bei sehr glatten Dachdeckungen wie Schiefer- verhindern.
oder Faserzement-Platteneindeckungen und auf Insbesondere bei großen Traufenüberständen
steilen Dächern werden Dachhaken vorgesehen, kann an der Fassade aufsteigende Warmluft im
die das Einhängen von Dachdeckerleitern, leich- Winter den Schnee am Dachrand vorzeitig zum
ten Arbeitsgerüsten und Sicherheitsleinen für Re- Schmelzen bringen. Die mit Schnee oder Eis ge-
paraturarbeiten erleichtern, ohne dass teure Ge- füllte Dachrinne lässt das Schmelzwasser über-
samteinrüstungen des Bauwerkes nötig werden fließen, und es kann zur Bildung großer, beim
(Bild 1.288a). Herabfallen sehr gefährlicher Eiszapfen kommen.
Wenn Dachflächen mit größerer Neigung als et- Dazu kommt, dass die sich bildende Eisbarriere in
wa 30° Verkehrsflächen (Bürgersteige, Wege im Verbindung mit verharschtem Schnee oberhalb
Grundstück, Hauseingänge) zugewandt sind, der Traufe zu Rückstau von Schmelzwasser führen
werden Sicherungen gegen das Herabfallen von kann, das schließlich in den Dachraum überfließt.
Schneemassen, Eis oder auch gelöstem Dach- Diesen Gefahren kann durch Wärmedämmung
deckungsmaterial verlangt. Es müssen daher der Gesimse begegnet werden. Rückstauwasser
Schneefanggitter (Bild 1.288b) oder Schneefang- kann über diffusionsoffene, gut hinterlüftete
balken am Traufenrand vorgesehen werden (in Spannfolien abgeleitet werden (Bild 1.289a).

1.288a 1.288b

1.288 Dachhaken
a) und Schneefanggitter, b) auf Wellplatten-Eindeckung

1.289a 1.289b

1.289 Traufengesims
mit Wärmedämmung (Dach mit Unterdach),
a) ohne Dachüberstand, Dachraum nicht ausgebaut
b) mit Dachüberstand, Dachraum ausgebaut
1.8 Dachzubehör und Anschlüsse 161

Gestalterisch werden heutzutage Dachüberstän- groskopische Plattenwerkstoffe vermieden wer-


de gern so dünn wie möglich ausgeführt. Die den. Es sollte an solchen Stellen auch kein Birken,
Dachüberstände liegen dabei ausserhalb des Buchen- und Seekiefer-Sperrholz eingesetzt wer- 1
thermisch geregelten Volumens, d. h. im nicht be- den. Holzbauteile sollten durch Anstrich oder
heizten Bereich. So sind sie i. d. R. auch nicht wär- Grundierung gegen Schimmel- und Bläuebefall
megedämmt bzw. nicht von der Wärmedäm- besonders geschützt werden. Platten sind vor der
mung des Daches überdeckt („überdämmt“) (Bild Verlegung mit einem geeigneten Kantenschutz-
1.289) . Die Problematik derartiger Dachüberstän- mittel zu versehen. Für die Außenanwendung
de mit Unterkonstruktionen aus Holzwerkstoff- eignet sich hierfür u. a. Acrylat oder Baumwachs,
platten an Traufen und Ortgängen darf nicht die eingespachtelt werden können.
unterschätzt werden. In den letzten Jahren ist es
häufig zu Mängeln und auch zu gravierenden
Schäden durch Schimmel- und Bläuebefall ge-
kommen. Dabei wird der Befall aus der Außenluft
1.8.4 Sanitärentlüftungen
eingetragen. Holzschädlinge benötigen für ihr und Antennendurchgänge
Wachstum eine ausreichend feuchte Umgebung
und ein entsprechendes Nährstoffangebot. Als Für das Einbinden von Durchgängen von Sanitär-
ausreichend feuchte Umgebung reicht schon ei- Entlüftungen, Antennen und ähnlichen die Dach-
ne relative Luftfeuchte von mehr als 80 %. Die haut durchdringenden Bauteilen werden heute
starke Auskühlung der Holzwerkstoffplatten in fast durchweg Kunststoff-Formteile – passend zu
klaren Nächten führt dazu, dass es an der Ober- allen gängigen Dachdeckungsarten – verwendet,
fläche der Platten zu Luftfeuchten von bis zu deren schwenkbare Oberteile das Anpassen
100 %, kommt und damit entsteht Tauwasser. Da- an jede Dachneigung ermöglichen (Bild 1.290),
bei führt eine Metalldeckung oder Folienabdich- s. hierzu auch Bild 1.298, Abschn. 1.9.2.
tung eher zu starken Unterkühlungen als eine Außer den in Bild 1.290a gezeigten Lüfteraufsät-
Dacheindeckung aus Dachziegeln oder Beton- zen können auch spezielle Lüfter-Formteile (vgl.
dachsteinen. Inbesondere, wenn hygroskopische Bild 1.180) verwendet werden (Bild 1.290b).
Plattenwerkstoffe eingesetzt werden, deren Ver- Für Dacheindeckungen mit mörtelfrei verlegten
leimung Alkalisalze enthalten, erhöht sich das Firststeinen sind Entlüftungssysteme auf dem
feuchte Niveau beträchtlich. Deshalb sollten hy- Markt, bei denen der Druckausgleich für die

1.290a 1.290b 1.290c

1.290 a) Kunststoff-Entlüfter-Formteil für Falzpfannen und Betondachsteine


b) Sanitärentlüftung über Trockenfirst SITAsalü®)
1 Sanitärleitung (Flexschlauch)
2 Spezial-Lüfterelement
3 Stömungsregulator
c) Sani-Lüfter (Braas)
1 Durchgangsplatte (Formstein oder Universalplatte für alle Deckungsarten)
2 Sani-Lüfter-Haube (auch mit zusätzl. Wetterkappe)
162 1 Geneigte Dächer

1.291a 1.291b

1.291 a) Kunststoffformteil für Antennendurchgang


b) Sicherung von Durchbrüchen in Unterspannbahnen

Sanitärleitungen durch spezielle Endstücke im barrieren im Traufenbereich) muss unter extre-


Luftraum des Firstes erfolgt (Bild 1.290c). men Witterungsbedingungen vorübergehend
Die Sanitärleitungen werden mit Hilfe von fle- mit eindringendem Wasser gerechnet werden.
xiblen Übergangsrohren angeschlossen. Die Anforderungen an den Wärmeschutz von Ge-
Für Antennendurchgänge und ähnliche Dach- bäuden sind durch die Energieeinsparverord-
durchbrüche gibt es spezielle Formteile (Bild nung (EnEV) erheblich gesteigert worden.
1.291a). Die zwangsläufig immer dicker werdenden Wär-
Beim Einbau aller Formteile sind oberhalb der medämmschichten erfordern neue bauphysika-
erforderlichen Ausschnitte in die Unterspann- lische und konstruktive Überlegungen auch für
bahnen Ablaufschlaufen einzubauen, die das Ein- Dächer über ausgebauten Dachräumen.
dringen von ablaufendem Sprüh- oder Kondens-
wasser verhindern (Bild 1.291b).
1.9.2 Wärmeschutz

1.9 Ausbau von Dachräumen Die Wärmedämmung von ausgebauten Dachge-


schossen muss den gesamten genutzten Dach-
querschnitt umschließen (Bild 1.292). Schließen
1.9.1 Allgemeines die Wärmedämmungen dabei an seitliche Ab-
mauerungen von Dachzwickeln an, müssen auch
Dachräume unter geneigten Dachflächen wer-
die dahinter liegenden Deckenflächen einen ge-
den heute zur besseren wirtschaftlichen Ausnut-
eigneten ausreichenden Wärmeschutz erhalten
zung des umbauten Raumes, aber auch wegen
(Bild 1.292c).
des gestalterischen Reizes der sich aus der Dach-
form ergebenden Räume in der Regel zum Woh- Der erforderliche Wärmeschutz ist nach DIN 4108
nen genutzt. Die Dachflächen müssen damit allen in Verbindung mit der Energieeinsparverordnung
Anforderungen an Wärme-, Feuchtigkeits-, Schall- (EnEV) zu dimensionieren (s. Abschnitt 16.5 in Teil
und Brandschutz genügen. 1 dieses Werkes).
Dachdeckungen geneigter Dächer sind in der Re- Je nach Wärmeleitfähigkeitsgruppe des Dämm-
gel ohne zusätzliche Maßnahmen nicht absolut stoffes (020 bis 045) sind Dämmstoffdicken von
wasser- und winddicht. Insbesondere bei starker oft mehr als 220 mm erforderlich.
Windbelastung kann Sprühwasser und Flug- Bei Steildächern im Dachgeschossausbau hat
schnee durch die Deckfugen der Dachdeckung sich die Dämmung zwischen den Sparren als Voll-
eindringen. Auch durch Rückstau (z. B. durch Eis- sparrendämmung durchgesetzt (Bild 1.295c). Die
1.9 Ausbau von Dachräumen 163

1.292a 1.292b 1.292c

1.292 Wärmedämmung von Dachräumen


a) Dachraum voll wärmegedämmt
b) Dachraum bis Kehlbalken- oder Zangenhöhe wärmegedämmt
c) Wärmedämmung bei seitlich offenen Dachräumen

60

160
1
140

5
1 4
6
3 60
2

60 40
365 365

1.293a 1.293b

1.293 Wärmebrückenfreie Konstruktionen


nach DIN 4108 Bbl 2
60

1
160

a) Pfettendach-monolithisches Mauerwerk
b) Ortgang-monolithisches Mauerwerk 5
c) Dach-Innenwand-Anschluss 6
1 Wärmedämmung 5
2 Monolithisches Mauerwerk 60 60
3 Stahlbetondecke
4 Stahlbeton-Ringanker 7
8
5 Dampfsperre/Luftdichtkeitsebene
6 Innenbekleidung (z. B. GK-Bauplatte)
7 Innenwand
8 Innenputz 1.293c
164 1 Geneigte Dächer

Ausführungen nach Bild 1.295a kommen heute Einen Überblick über die wichtigsten Dämmstof-
nur noch bei sehr hohen Sparrenprofilen in Frage. fe und ihre Wärmeleit- bzw. Dämmeigenschaften
1 Überall da, wo der mittlere Wärmedämmwert ei- gibt Tabelle 1.294).
ner Fläche (Außenwand, Dachfläche usw.) unter- Die Wärmedämmungen können eingebaut wer-
schritten wird, spricht man von einer Wärme- den
brücke. • zwischen den Sparren mit hinterlüfteter Unter-
Je besser eine Fläche gedämmt wird, desto grös- spannbahn (Bild 1.295a)
ser wird zwangsläufig auch die Gefahr, dass kons- • unter und zwischen den Sparren (Bild 1.295b)
truktive Wärmebrücken entstehen. Die sehr ho-
• zwischen den Sparren ohne Hinterlüftung der
hen Anforderungen an die Wärmedämmung von
Unterspannbahn (Vollsparrendämmung, Bild
Außenbauteilen erfordert gleichzeitig eine sorg-
1.295c).
fältige Planung und Ausführung, damit Wärme-
brücken weitestgehend vermieden werden. Bild • über den Sparren (Bild 1.295d).
1.293 zeigt Beispiele aus DIN 4108 Bbl 2, wie Wär-
mebrücken möglichst vermieden werden (vgl. In der Vergangenheit wurden die lichten Sparren-
hierzu Abschn. 16.5 in Teil 1 des Werkes). abstände oft auf die Standardbreiten der Dämm-
Auf ausreichenden Luftwechsel ist aus Gründen stoffe (z. B. 60 cm) festgelegt.
der Hygiene, der Begrenzung der Raumluftfeuch- Heute ist es sinnvoller, möglichst hohe Sparren zu
te sowie ggf. der Zuführung von Verbrennungs- verwenden, damit die aufgrund der Energie-
luft nach bauaufsichtlichen Vorschriften (z. B. einsparverordnung (EnEV) erforderlichen dicke-
Feueranlagenverordnungen der Bundesländer) ren Dämmstoffschichten untergebracht werden
zu achten. Dies ist in der Regel der Fall, wenn können. Schaumstoffe und faserförmige Wärme-
während der Heizperiode ein auf das Luftvolu- dämm-Materialien sind heute so aufbereitet, dass
men innerhalb der Systemgrenze bezogener sie sich gut zwischen die Sparren klemmen lassen
durchschnittlicher Luftwechsel von 0,5 h–1 bei (sogen. „Klemmfilze“). Mineralwolleplatten lassen
der Planung sichergestellt wird. sich auch bei unterschiedlichen Sparrenabstän-
Es können alle Wärmedämmstoffe verwendet den bei geringem Verschnitt leicht einbauen. Die
werden, die mindestens die Brandschutz-Anfor- Zuschnittsbreite sollte dabei 1 cm breiter als der
derungen der Baustoffklasse B 2 (normal ent- lichte Sparrenabstand sein. Dadurch ist gewähr-
flammbar) erfüllen. leistet, dass die Wärmedämmungen zwischen
den Sparren absolut dicht eingebaut sind.

Tabelle 1.294 Wärmedämmstoffe

Dämmstoff Wärmeleit- Wärmeleit-


fähigkeits- fähigkeit
gruppen
WLG W/(m2 K) 1) Mineralwolle wird aus Glasrohstoffen oder Gesteinen unter
Zusatz von Kunstharzen als Binder und Ölen hergestellt.
Mineralwolle1) 0,35; 0,45 0,035; 0,045
In letzter Zeit wurden Mineralfasererzeugnisse wegen mög-
Mineralfaser und
licher gesundheitlicher Gefahren bei der Verarbeitung kri-
PS-Hartschaum 040 0,040
tisch betrachtet. In Deutschland dürfen nur noch Mineralfa-
PS-Hartschaum 035 0,035
serdämmstoffe in den Verkehr gebracht werden, die die
PUR-Hartschaum 030 0,030
Freizeichnungskriterien der Gefahrenstoffordnung erfüllen
PUR-Hartschaum 025 0,025
(Anhang IV, Nr. 22, Abs. 2). Diese Mineralfaserstoffe sind „frei
PUR-Hartschaum 020 0,020
von Krebsverdacht“.
Schafwolle 045 0,045
Der entstehende Staub kann dennoch bei der Verarbei-
Kork 050 0,050
tung und dem Einbau zu starken Reizungen der Augen, der
Holzfaserdämmplatten 045 0,045
Atemwege und der Haut führen, die allerdings in der Regel
Imprägnierte Zellulose 050 0,050
rasch abklingen. Es sollte daher beim Arbeiten mit Mineral-
Vakuumisolationspaneele
wolle-Erzeugnissen, insbesondere beim Ausbau von alten
(VIP) 004 0,004
Mineralfaserdämmungen, für gute Lüftung an den Arbeits-
ferner
plätzen gesorgt werden. Sinnvoll sind Feinstoff-Atemmas-
Holzwolle-
ken, Schutzbrillen und evtl. das Auftragen von Schutz-
Leichtbauplatten,
cremes
Naturfaserplatten,
(s. Broschüre: Umgang mit Mineralwolle-Dämmstoffen;
Papierplatten,
Hrsg.: Fachvereinigung der Mineralfaserindustrie sowie
Schüttdämmstoffe.
Arbeitsgemeinschaft der Bau-Berufsgemeinschaften).
1.9 Ausbau von Dachräumen 165

1 1
2 2
3 3 1
4 4
5
5
1.295
Einbau von Wärmedämmungen 1.295a 1.295b
a) zwischen den Sparren mit Luftraum
b) zwischen und unter den Sparren
mit Luftraum
c) Zwischen den Sparren,
Vollsparrendämmung 1 1
d) auf den Sparren aufliegend 2 2
(auf Vollschalung oder als 3 3
freitragende Dämmelemente) 4
4 5
1 Lattung 5
2 Konterlattung
3 Unterspannbahn (diffusionsoffen)
4 Wärmedämmung
5 Dampfsperre (luftdicht) 1.295c 1.295d

Wärmedämmung muss auch untereinander dicht Auch Schafwolle, Baumwolle, Baumwollvlies und
gestossen eingebaut werden. Besser sollten zwei- Flachs können als Dämmstoffe verarbeitet wer-
lagige Dämmungen fugenversetzt eingebaut den. Derartige Dämmstoffe sollten nicht in Berei-
werden. chen, in denen erhöhter Brandschutz erforderlich
Wegen der unvermeidlichen Rohbauungenauig- ist, eingebaut werden.
keiten, durch Verformung der Sparren u. a. ist dies Als natürlicher Dämmstoff haben Holzfaserdäm-
jedoch nur bei sehr sorgfältiger Ausführung zu mplatten hervorragende Dämmeigenschaften,
erreichen. eine hohe Druckfestigkeit, ein geringes Gewicht,
Häufig kommt heute auch Zellulose-Dämmung eine ausgezeichnete Wärmespeicherfähigkeit
zum Einsatz. Dieser Dämmstoff bietet neben dem und ein sehr gutes Sorptionsverhalten (Feuchte-
klassischen winterlichen Wärmeschutz auch ei- transport).
nen guten Schutz gegen sommerliche Hitze und Auch die oberen Abschlussflächen von Zwischen-
gegen Außenlärm. Die natürliche Sorptionsfähig- oder Giebelwänden müssen zur Vermeidung von
keit von Zellulose bewirkt ausserdem, dass sich Wärmebrücken sorgfältig gedämmt werden.
der Feuchtegehalt seiner Umgebung anpasst.
Fugen zwischen Streichsparren und Giebelwände
Zellulosefaserdämmstoffe werden aus unge- müssen sorgfältig ausgestopft oder ausge-
bleichter, reiner Zellulose oder aus mechanisch schäumt werden.
zerfasertem Zeitungspapier hergestellt. Das Ma-
terial wird durch Zerfaserung und Mahlung In allen Fällen ist die Wärmdämmung mindestens
zerkleinert und danach verdichtet. Es können durch eine Unterspannbahn gegen Sprühwasser
durchaus (je nach Inhaltsstoffen des Recycling- und Flugschnee zu schützen (s. Abschn. 1.9.3).
materials) Schadstoffe, z. B. Schwermetalle, in das Raumseitig ist eine dicht schließende Dampfsper-
Dämmmaterial gelangen. re erforderlich (s. Abschn. 1.9.4).
Häufig wird Zellulosefaserdämmstoffen auch Bei den wärmegedämmten Dächern werden un-
Borsalz beigemengt, um diese pilz- und schäd- terschieden:
lingsresistent zu machen. Ausserdem soll da- • belüftete Konstruktionen (Bild 1.296a)
durch die Brandschutzklasse B2 erreicht werden. • nicht belüftete Konstruktionen (Bild 1.296b).
Zellulosefaserdämmstoffe werden i. d. R. mit Ma-
schinen in die Dachkonstruktion eingeblasen. Die- Der belüftete Konstruktionsaufbau ist durch ei-
se Arbeiten sollten nur durch geschultes Personal ne Belüftungsebene zwischen Wärmedämmung
von Fachfirmen erfolgen. Auch dieses Material soll und Unterspannbahn gekennzeichnet.
von keiner Feuchtigkeit ausgesetzt werden. Neben In beiden Konstruktionsarten ist eine Belüftungs-
dem Verlust der Dämmwirkung könnte dies zu ebene zwischen der Dachdeckung und der Un-
Pilz- und Schädlingsbefall führen, weil die Borsalze terspannbahn erforderlich.
ausgewaschen werden können.
166 1 Geneigte Dächer

1
1 1

6 5 4 6 5 2 4
1.296a 1.296b

1.296 Wärmegedämmte Dachkonstruktionen


a) Wärmedämmung ohne Hinterlüftung
b) Wärmedämmung mit Hinterlüftung
1 Unterspannbahn
2 Lüftung zwischen Unterspannbahn und Wärmedämmung
3 Lüftungsspalt am First
4 Hinterlüftung der Dachdeckung
5 Wärmedämmung
6 Luftdichtheitsschicht/Dampfsperre

Durch die damit mögliche Luftströmung zwi- chen wird. Bei derartigen Durchdringungen der
schen Trauflinie und First wird eine Wärmeablei- Lüftungsquerschnitte muss durch Konterlattun-
tung im Sommer erreicht. gen oder vergleichbare Maßnahmen eine Umlen-
In dieser Ebene wird vor allem aber Sprühwasser, kung der Luftströmung ermöglicht werden (Bild
geschmolzener Flugschnee, durch kleinere Schä- 1.297).
den oder Fehlen der Dachdeckung eingedrunge- Oberhalb von Dachfenstern, Schornsteinen oder
nes Regenwasser sowie Tauwasser, das durch sonstigen Einbauteilen sind die Unterspannbah-
Reif- und Kondensatbildung innerhalb des Belüf- nen taschenförmig hochzuklappen, damit etwa
tungsraumes entstehen kann, abgeleitet. ablaufendes Wasser seitlich an den Hindernissen
Es muss in jedem Fall dafür gesorgt werden, dass vorbei geleitet wird (s. auch Bild 1.291b).
der Luftstrom innerhalb der Dachkonstruktion Vor oder hinter Hindernissen im Luftstrom kön-
nicht durch Wechsel, Dachfenster, Dachgauben, nen auch zusätzliche Ab- bzw. Zuluftströmungen
Schornsteine und ähnliche Hindernisse unterbro- – z. B. mit Hilfe von Lüftersteinen – eingebaut

1.297
Umlenkung des Luftstromes an Hindernissen
1 durchgehende Konterlatte
2 unterbrochene Konterlatte
3 Unterspannbahn, taschenartig umgelegt
(Ablenkung von evtl. ablaufendem Sprühwasser)
4 Belüfter oberhalb der Tasche
1.9 Ausbau von Dachräumen 167

werden. Der Anschluss an aufgehende Wände ist wieder zu erheblichen Schäden, die vor allem be-
wie z. B. in Bild 1.237c gezeigt auszuführen. dingt sind durch ungenügend dimensionierte
Besondere Aufmerksamkeit ist bei der Planung oder durch aufgequollene Wärmedämmungen 1
zusammengesetzter Dächer erforderlich, damit eingeengte Lüftungsquerschnitte sowie durch
auch an Wandanschlüssen, Graten, Pulten usw. fehlerhafte Dampfsperren.
ausreichende Abluftöffnungen und an Kehlen, Die bisher üblichen Unterspannbahnen behin-
Dachgräben o. Ä. die erforderlichen Zuströmöff- dern außerdem trotz normalerweise ausreichen-
nungen vorhanden sind. Durch zweilagige Kon- der Dampfdurchlässigkeit bei solch möglichen
struktionen muss ggf. z. B. bei Schifteranschlüs- extremen Feuchtigkeitsverhältnissen das Aus-
sen (BIld 1.54) dafür gesorgt werden, dass keine trocknen zu stark. Auf Dauer wird dadurch die
Hindernisse für den Luftstrom entstehen. Wärmedämmung bis zu weitgehendem Funk-
Eine Mittelstellung zwischen Unterspannbahnen tionsverlust durchnäßt, und es werden an den
und den nachfolgend beschriebenen Unter- hölzernen Konstruktionsteilen trotz Imprägnie-
dächern nehmen speziell ausgerüstete Gipskar- rung schwere Schäden verursacht.
tonplatten mit einem sd-Wert von 0,1 m ein. Sie Die Bauindustrie hat daher für den Einsatz bei
können als relativ windsichere Noteindeckung ausgebauten Dachgeschossen in der zurücklie-
für einen Zeitraum bis zu zwei Monaten dienen. genden Zeit Unterspannmaterialien mit sehr ge-
ringem Diffusionswiderstand und sogar mit einer
Konstruktionskriterien. Lange Zeit wurden die gewissen vorübergehenden Speicherungsfähig-
belüfteten Konstruktionen für wärmegedämmte keit für Feuchtigkeit auf den Markt gebracht.
Dächer als nahezu standardmäßige Ausführung Es muss jedoch bei der Gesamtkonstruktion we-
vorgezogen. Es kommt bei ihnen jedoch immer sentlich mehr Aufmerksamkeit auf die absolute
Luftdichtigkeit gegenüber der Raumluft gerich-
tet werden. Dies fand Niederschlag in der DIN
4108-7 [Wärmeschutz- und Energieeinsparung
in Gebäuden, Luftdichtheit von Bauteilen und
Anschlüssen, Planungs- und Ausführungsemp-
fehlungen sowie -beispiele].
Luftdichtheit ist auch bei allen Bauwerksan-
1
schlüssen und -durchdringungen zu gewährleis-
ten (Bild 1.298).
2
3

5
6

1
2
3
4

1.298 Luftdichte Dachdurchdringung mit einem 1.299 Installationsebene als Schutzbereich gegenüber
Dunstrohr der Luftdichtheitsebene
1 Dacheindeckung 1 Dichtheitsebene
2 Konterlattung 2 Installationsebene
3 Diffusionsoffene Unterspannbahn 3 Installationsleerdose
4 Wärmedämmung 4 Raumseitige Bekleidung
5 Dampfbremse und Luftdichtheitsebene
6 Dauerhaft luftdichter Anschluss
168 1 Geneigte Dächer

Die Dichtheit eines Gebäudes wird durch den 1.9.3 Unterdeckungen


Luftwechsel beschrieben und bei einer Druckdif-
1 ferenz von 50 Pa gemessen. Die Richtwerte für Unterspannbahnen. Unterspannbahnen sind
feinperforierte, wasserdampfdurchlässige, schwer
den Luftwechsel sind in der DIN 4108,Teil 7, ange-
geben. Die Funktion der Luftdichtungen wird mit entflammbare Kunststoff-Gitterfolien oder diffu-
Hilfe des so genannten Blower-Door-Tests nach- sionsoffene sonstige Kunststoffbahnen. Unter-
gewiesen. Dabei wird mit Hilfe eine Ventilators spannbahnen („Flatterfolien“) werden mit 10 cm
ein Über- oder Unterdruck von 50 Pa in Gebäu- Stoßüberdeckung schlaff quer zur Sparrenrich-
den erzeugt und durch den einzublasenden oder tung gespannt und genagelt bzw. geheftet.
abzusaugenden Luftstrom wird der Luftwechsel Wenn ein späterer Dachausbau nicht in Frage
ermittelt. kommt, dienen Unterspannbahnen bei Ein-
In belüfteten wärmegedämmten Dachkonstruk- deckungen mit einfacher Lattung, d. h. ohne Kon-
tionen ist eine Gefährdung der Sparren durch terlattung, häufig bis zur Fertigstellung der Dach-
Schadinsekten nicht auszuschließen. Bei diffusi- deckung als vorläufige Dachhaut. Sie werden
onsäquivalenten Luftschichtdicken üblicher Un- dann – entgegen den Verlegerichtlinien – oft
terspannbahnen von sd > 1 m und damit einer re- straff über die Sparren gespannt. Fast alle Unter-
lativ geringen Dampfdurchlässigkeit ist infolge spannbahnen schrumpfen aber mit der Zeit, so
von Holzrestfeuchte, durch Leckagen in der Dach- dass sie auch bei sachgemäßem leicht durchhän-
haut und durch Kondensatbildung eine Schädi- gendem Einbau (Bild 1.300a) später straff ge-
gung durch Pilzbefall möglich. Es ist daher eine spannt sind. Wenn Sprüh- oder Schmelzwasser
Holzschutzbehandlung entsprechend der Ge- auf den Unterspannbahnen abläuft, staut es sich
fährdungsklasse GK2 (DIN 68 800-3) erforderlich. dann an den Dachlatten und insbesondere an
In nicht belüfteten Konstruktionen mit Sparren- den Befestigungspunkten auf den Sparren. Es
volldämmung kann dagegen die Gefährdungs- kommt zu Fäulnis an Dachlatten und Sparren.
klasse 0 angenommen und auf einen chemischen Eine derartige Ausführung ist daher bedenklich.
Holzschutz verzichtet werden (s. Abschn. 1.9.7.1). In Verbindung mit Unterspannbahnen oder Un-
Für alle wärmegedämmten Konstruktionen, ins- terdeckungen sollten deshalb Dachdeckungen
besondere jedoch bei Sparrenvolldämmung, ist grundsätzlich auf Konterlattung ausgeführt wer-
eine einwandfreie Luftdichtheit bzw. Dampfsper- den (Bild 1.300b).
re zwischen Innenraum und Wärmedämmung Spezielle Unterdeck- und Schalungsbahnen kön-
und gegenüber allen angrenzenden Bauteilen nen bis zu 60 % der sommerlichen Wärme-
unbedingte Voraussetzung (s. Abschn. 1.9.4). strahlung reflektieren. Ausserdem bieten diese
Auch auf Grund dieser Kriterien hat sich wie bei Materialien eine hohe Abschirmung gegen elek-
der Entwicklung von Flachdächern (s. Abschn. 2) tromagnetische Strahlung, z. B. bei Strahlungen
ein Trend zu nur noch nicht belüfteten wärme- aus dem Mobilfunkverkehr. Diese Unterdeck-
gedämmten Konstruktionen beim Ausbau von bzw. Schalungsbahnen bestehen i. d. R. aus ei-
Dachräumen ergeben (s. o.). nem speziell behandelten Polypropylenvlies mit
hohem Reflektionsgrad, einer diffussionsoffenen
Folie und einem Schutzvlies aus Polypropylen.
Mit ihrem sd-Wert von nur 0,02 m leiten sie bei
vollgedämmten Dächern die in den Dachraum
eindringende Raumnutzungsfeuchte sicher nach
außen ab. Die wasserdichte Bahn schützt die Wär-
medämmung vor Flugschnee und Regen.

1.300a 1.300b

1.300 Einbau von Unterspannbahnen


a) Einbau über den Sparren, einfache Lattung (bedenkliche Lösung!)
b) Einbau mit Konterlattung
1.9 Ausbau von Dachräumen 169

Unterdach. Muss – insbesondere bei wenig ge- 1.9.4 Dampfsperren und Luftdichtheit
neigten Dächern – mit starken Beanspruchungen
durch Sprühwasser oder Flugschnee gerechnet Die immer höheren Anforderungen an die Wär- 1
werden, ist ein Unterdach (auch als „Unterdich- medämmung der Außenbauteile erfordern auch
tung“ bezeichnet) vorzusehen (Bild 1.301). Dazu eine höhere Sensibilität bezogen auf die Feuch-
wird als Regelausführung auf einer 24 mm dicken tigkeitsschäden durch Wasserdampfdiffusion
Nut-Feder Schalung eine Abdichtung aufge- und Kondensatbildung. So legt die DIN 4108-3
bracht, die bestehen kann aus Anforderungen, Berechnungsverfahren und Hin-
• 2 Lagen Bitumendachbahnen V13 (1. Lage ge- weise für die Planung und Ausführung zum kli-
nagelt, 2. Lage vollflächig geklebt), mabedingten Feuchteschutz in Gebäuden fest.
• 1 Lage Bitumenschweißbahn (Stöße verdeckt Demnach ist Tauwasserbildung im Inneren von
genagelt), Bauteilen, die durch Erhöhung der Stoff-Feuchte
von Bau- und Wärmedämmstoffen zu Material-
• 1 Lage Kunststoff-Dichtungsbahn auf Trennla- schädigungen oder zu Beeinträchtigungen der
ge (verdeckt genagelt bzw. auf aufgenagelte Funktionssicherheit führt, zu vermeiden.
Folienbleche geschweißt.
Zur Verhinderung von Wasserdampfdiffusion und
Im Prinzip stellen Unterdächer somit eine funk- Kondensatbildung innerhalb der Dachkonstrukti-
tionsfähige Dachhaut dar. Die darüber liegende on ist in der Regel nach DIN 4108-3 ein rechneri-
Dachdeckung gewährleistet also vor allem den scher Tauwasser-Nachweis erforderlich.
Bewitterungsschutz für das Unterdach und Die DIN 4108-3 [Wärmeschutz und Energieein-
schützt zusätzlich gegen Wärmeeinstrahlung. sparung in Gebäuden] erhält Angaben zur Be-
Die Dachdeckung über Unterdächern wird auf rechnung der Tauwassermenge. In Abschnitt
sorgfältig imprägnierten Konterlattungen ausge- 4.3.3 sind die Dächer aufgeführt, für die kein rech-
führt (eine zusätzliche Einbindung der Konterlat- nerischer Tauwasser-Nachweis erforderlich ist.
tung in die Abdichtung ist wegen der erhöhten Danach ist für die dort aufgeführten Bauteile
Fäulnisgefahr durch eingeschlossene Restfeuch- dann kein rechnerischer Tauwasser-Nachweis er-
tigkeit nicht ratsam). forderlich, wenn sie mit ausreichendem Wärme-
Bei Unterdächern muss durch ausreichende Hin- schutz nach DIN 4108-2 und luftdichter Aus-
terlüftung sichergestellt sein, dass sie nicht inner- führung nach DIN 4108-7 ausgeführt sind und
halb des gesamten Dachaufbaues wie falsch an- wenn die in Anhang A der DIN 4108-3 genannten
geordnete Dampfsperren wirksam werden. Klimabedingungen gegeben sind. In diesen Fäl-
len ist davon auszugehen, dass kein Tauwasserri-
Es sind daher unterhalb des Unterdaches ausrei-
siko besteht oder der Feuchtetransport, z. B. bei
chende Zu- und Abluftquerschnitte vorzusehen.
kapillaraktiven Materialien, wesentlich durch Ka-
Bei Satteldächern mit hinterlüfteter Wärmedäm- pillaritätseffekte beeinflusst und nur z. T. durch
mung (Bild 1.296a) ist am First ein ca. 10 cm brei- Diffussionsvorgänge bestimmt wird.
ter Streifen als Abluftöffnung im Unterdach offen
zu belassen. Zu bedenken ist: Durch eine 1,00 m lange und
1 mm breite Fuge kann bis zu 3.000 mal mehr
Bei allen Konstruktionen ist grundsätzlich eine Feuchtigkeit durch Konvektion in die Konstruk-
entsprechend der gewählten Unterdeckung be- tion eindringen als über eine 1 qm große Flä-
rechnete und dimensionierte, überall dicht che eindiffundieren kann. Jede Durchdringung
schließende Dampfsperre erforderlich. der Luftdichtheitsebene bleibt auch dann ein
Schwachpunkt, wenn diese Stellen noch so sorg-
fältig mit entsprechendem Klebeband abgedich-
tet werden. Deswegen sollten möglichst alle
Leitungen und Installationen vor der Luftdicht-
heitsebene, also in der so genannten „Installa-
tionsebene“ untergebracht werden (s. Bild 1.299)
(Vgl. Abschn. 1.9.2).
Diese Forderung kann z. B. durch eine 0,2 mm
dicke PVC-Folie auf der Raumseite erfüllt werden.
Stösse der Bahnen und Anschlüsse an andere
1.301 Bauteile müssen mit speziell zugelassenen Klebe-
Unterdach bändern sehr sorgfältig absolut luftdicht verklebt
170 1 Geneigte Dächer

6
1 3
12
14

1
13

1.302a 1.302b 1.302c

3
4
10 5
15
3
3

11

1.302d 1.302e 1.302f

1.302 Luftdichtheitsschicht: Anschlüsse, Überlappungen, Durchdringungen (DIN 4108-7)


a) Überlappung mit doppelseitigem Klebeband oder Klebemasse
b) Anschluss an geputztes Mauerwerk oder Beton durch Einputzen
c) Installation ohne Durchdringung der Luftdichtheitsschicht
d) Durchdringung unter Verwendung einer vorkonfektionierten Manschette oder eines Formteils
e) Anschluss der Luftdichtheitsschicht an einer Pfette
f ) Ortganganschluss der Luftdichtsheitsschicht an verputzte Mauerkrone bei Aufsparrendämmung
1 Wärmedämmung 8 Innenputz
2 Sparren 9 Putzträger, z. B. Streckmetall
3 Luftdichtheitsschicht 10 einseitiges Klebeband
4 Anpressleiste/Latte 11 vorkonfektionierte Manschette, Formteil
5 Doppelseitiges Klebeband (Klebemasse) 12 Luftdichte Steckdose (z. B. beim Passivhaus)
oder komprimierbares Butyl-Kautschukband 13 Installationsebene (z. B. beim Passivhaus)
6 Raumseitige Bekleidung 14 Kabel in der Installationsebene
7 Mauerwerk oder Beton 15 Bahnenstreifen (rutschsicher)

werden. Die Klebebänder müssen ihre Funktion 1.9.5 Schallschutz1)


über Jahre hinweg gewährleisten und auch ge-
wisse Bewegungen des Dachstuhls ohne Scha- Art und Umfang erforderlicher Schallschutzmaß-
den überstehen. Luftdichte Bahnen können aus nahmen für die Außenflächen ausgebauter Dach-
Kunststoff, Bitumen, Elastomeren oder Papier be- geschosse richten sich nach dem zu erwartenden
stehen. Sie dürfen nicht perforiert sein. Dies gilt Außenlärmpegel gemäß DIN 18 005 (z. B. ver-
nicht für „Perforierungen“ durch Befestigungs- kehrsreiche Straßen o. Ä.).
mittel wie z. B. Klammern. Gipsfaser-, Gipskarton-, In der Umgebung von Flughäfen ist das Gesetz
Faserzement- und Holzwerkstoffplatten sowie zum Schutz gegen Fluglärm in Verbindung mit
Bleche sind luftdicht. der Verordnung über bauliche Schallschutzanfor-
In DIN 4108-7 sind für Stöße bzw. Überlappungen derungen zu beachten. Darin sind 2 Schutzzonen
der Folien und für Bauteilanschlüsse genaue Hin- festgelegt (Schutzzone 1: resultierender Schall-
weise enthalten, die in Bild 1.302 in einigen Bei- schutz der Außenbauteile R’w = 50 dB, Schutzzo-
spielen auszugsweise wiedergegeben werden. ne 2: R’w = 45 dB).

1) s. Abschn. 16.6 in Teil 1 des Werkes


1.9 Ausbau von Dachräumen 171

Voraussetzung für guten Luftschallschutz sind etwa 75 dB der erforderliche Schallschutz ohne
bei Dachkonstruktionen Nachweis erreicht werden. Bei davon abweichen-
• möglichst dichte, schwere Dachdeckungen den Konstruktionen ist – ebenso wie für Decken 1
(z. B. Faserzementplatten auf Nut-Feder-Scha- unter nicht ausgebauten Dachgeschossen – ein
lung, Falzziegel, Betondachsteine o. Ä.), entsprechender Nachweis zu führen. Der Schall-
• die Verwendung weicher Dämmstoffe wie z. B. schutz der Dachdeckung wird dabei mit 10 dB
Mineralwolleerzeugnisse, angesetzt.
• dichte, mehrlagige Innenschalen z. B. aus Gips- Besondere Schallschutzmaßnahmen sind bei aus-
kartonplatten (Nut-Feder-Schalungen sind we- gebauten Dachgeschossen an Wohnungstrenn-
sentlich weniger schallschützend), wänden notwendig. Es besteht die Gefahr der
flankierenden Schallübertragung über Sparren
• Vermeidung von Schallbrücken insbesondere und Wärmedämmung, wenn Bauteile über die
durch schlechte Fugendichtungen. Trennwände hinweggeführt werden. Dies gilt
Dachfenster sollten annähernd die gleichen z. B. für die Dachlattung oder steife, geschlossen-
Schalldämmwerte aufweisen wie die angrenzen- porige Wärmedämmplatten. Auch innen sichtbar
den Dachflächen. bleibenden Sparren können zu Schallübertra-
gungen beitragen.
Mit den in Bild 1.303 (DIN 4109 Bbl. 1) gezeigten
Konstruktionen kann bei Außenlärmpegeln bis Wärmedämmungen sollen zumindest in den ers-
ten angrenzenden Sparrenfeldern aus Mineral-

1.303a 1.303b 1.303c

1.303 Luftschallschutz von Dachkonstruktionen (DIN 4109 Bbl. 1)


a) Dach mit üblicher Dachdeckung, R’w,R 35 dB
b) Dachdeckung auf Unterdeckung, R’w,R 40 dB
c) Dachdeckung auf Unterdeckung, Unterdecke auf Konterlattung, R’w,R 45 dB 35 dB Mineralwolle nach
DIN V 4108-10, längenbezogener Strömungswiderstand X Ⳏ 5 kN · s/m4
2 Spanplatten oder Gipskartonplatten
2a Spanplatten oder Gipskartonplatten ohne/mit Zwischenlattung
2b Raumspundschalung mit Nut und Feder, 24 mm
3 Zusätzliche Bekleidung aus Holz, Spanplatten oder Gipskartonplatten mit m’ Ⳏ 6 kg/m2
4 Zwischenlattung
5 Dampfsperre, bei zweilagiger raumseitiger Bekleidung kann die Dampfsperre auch zwischen den Bekleidungen
angeordnet werden
6 Hohlraum belüftet/nicht belüftet
7 Unterspannplatten oder ähnliches, z. B. harte Holzfaserplatten nach DIN 68 754-1 mit d Ⳏ 3 mm
8 Dachdeckung auf Querlattung und erforderlichenfalls Konterlattung
8a Wie 8, jedoch mit Anforderungen an die Dichtheit (z. B. Faserzementplatten auf Rauhspund Ⳏ 20 mm, Dach-
ziegel nach DIN EN 1304 bzw. Betondachsteine nach EN 490, nicht verfalzte Dachziegel bzw. Dachsteine in
Mörtelbettung)

6
5 1.304
4 Schallschutz an Wohnungstrennwänden
3 (Wandanschlüsse s. Bild 1.302)
2 1 Gipskartonplatte
1 2 Dampfsperre
7 3 Faserdämmstoff
4 Hohlraum belüftet/nicht belüftet
5 Unterspannplatten o. Ä.
6 Dachdeckung
7 vorkomprimiertes Fugendichtungsband
172 1 Geneigte Dächer

wollematerial bestehen. Die Dachinnenschale ist 1.9.7 Ausführungsarten


mehrschichtig auszuführen. Beidseitig der Trenn-
1 wand sollten wenigstens zwei Sparrenfelder ein 1.9.7.1 Nicht belüftete Dachkonstruktionen
Unterdach (s. Abschn. 1.9.3) haben. Dachlatten sind Nicht hinterlüftete Wärmedämmungen mit Spar-
über der Trennwand zu unterbrechen (Bild 1.304). renvolldämmung (Bild 1.295c) sind besonders
dadurch wirtschaftlich, dass bei der statischen
Bemessung niedrige, der heute nötigen großen
1.9.6 Brandschutz Dämmstoffdicke entsprechende Sparrenquer-
Für ausgebaute Dachgeschosse gelten grund- schnitte gewählt werden können.
sätzlich die gleichen Anforderungen wie für Woh- Auf chemischen Holzschutz darf verzichtet wer-
nungen in normalen Geschossen. Zu bedenken den, denn nach DIN 68 800-2 dürfen nicht belüf-
ist, dass sich durch nachträglichen Dachgeschoss- tete Dachkonstruktionen in die Gefährdungs-
ausbau die Gebäudekategorie ändern kann und klasse 0 eingeordnet werden (s. Abschn. 1.2.2).
dadurch an das Gesamtgebäude höhere brand- Voraussetzungen dafür sind u. a.:
schutztechnische Anforderungen gestellt werden • obere Abdeckung (Unterspannbahnen) mit
als vor dem Ausbau. Es ist jedoch zu beachten, sd < 0,2 m
dass Dachgeschosse bei Bränden Sonderfälle für • obere Abdeckung mit offener Brettschalung,
die Brandbekämpfung bilden. Brettbreite < 100 mm, Fugenbreite > 5 mm und
So ist z. B. die Einwirkung von Löschwasser be- aufliegende wasserableitende Schicht mit sd <
grenzt, weil die Dachflächen weitgehend wasser- 0,02 m
dicht sind. Hohlräume innerhalb der Konstruktion • obere Abdeckung mit sd < 0,2 m, Dachdeckung
aber auch nicht ausgebaute Dachraumteile in oberhalb der Konterlattung und des belüfteten
Dachschrägen u. Ä. begünstigen die Brand- und Hohlraumes: Brettschalung mit Zwischenlage
Rauchausbreitung und erschweren die Brand- und Deckungen aus Blechen oder Schiefer.
bekämpfung.
In vielen Fällen sind die Rettungswege bei Dach- Zu beachten ist jedoch ggf. der Holzschutz von
geschossen unübersichtlicher als in Normalge- Dachsparren in überstehenden Traufgesimsen.
schossen, und die Rettung eingeschlossener Per-
sonen ist über die geneigten Dachflächen 1.9.7.2 Aufliegende Wärmedämmung
schwieriger.
Aufliegende Wärmedämmung (Bild 1.295d) aus
Die Anforderungen an den baulichen Brand- großformatigen vorgefertigten Elementen wur-
schutz bei ausgebauten Dachgeschossen sind in den bislang i. d. R. in Neubauten mit möglichst
den einzelnen Bundesländern unterschiedlich. einfach gestalteten Satteldachflächen eingesetzt,
Allgemein gilt: besonders wenn die Sparren innen sichtbar blei-
• Für Wärmedämmungen dürfen nur die Bau- ben sollen. In solchen Fällen bestehen die Spar-
stoffe der Brennbarkeitsklasse B 2 (DIN 4102) ren und sonstige Konstruktionsteile aus Holz, in
verwendet werden. der Regel aus vollkantigen, gehobelten Vollhöl-
• Wohnungstrennwände innerhalb ausgebauter zern oder aus Brettschichtholz.
Dachgeschosse müssen feuerbeständig (F 90, Die nach der Energieeinsparverordnung gefor-
Brennbarkeitsklasse A) hergestellt werden. derten hohen Dämmwerte und der sich immer
• Räume, ihre Zugänge und die dazugehörigen stärker durchsetzende Passivhaus-Standard ha-
Nebenräume müssen durch mindestens feuer- ben dazu geführt, dass häufig auch die auflie-
hemmende Bauteile gegen nicht ausgebaute gende Wärmedämmung in Kombination mit der
Dachräume abgeschlossen sein. Zwischensparrendämmung zur Ausführung kom-
Die darüber hinaus in den Bauordnungen ein- men. Auch bei energetischen Sanierungen von
zelner Bundesländer enthaltenen Einzelvorschrif- Altbauten ist die Kombination von Aufsparren-
ten sind genau zu beachten. Vor allem jedoch und Zwischensparrendämmung häufig eine sinn-
sollten bei der Planung möglichst übersichtliche volle Alternative.
Rettungswege vorgesehen werden. Bei größeren Alle größeren Durchdringungen durch Gauben
Objekten ist eine Abstimmung mit den Brand- usw. sollten möglichst vermieden werden. Zur
schutzbehörden dringend anzuraten. Vermeidung von Wärmebrücken an den Über-
gängen sind für liegende Dachfenster spezielle
PUR-Übergangsprofile auf dem Markt.
1.9 Ausbau von Dachräumen 173

1
2

4
5

6
7

1.305 Aufsparrendämmsystem zur direkten Aufnahme der Schieferdeckung (System ThermoSklent, Rathschek-Schiefer)
1 Schiefereindeckung
2 Diffusionsoffene Vordeckung (nicht zwingend erforderlich)
3 Agepan DWD, 19 mm
4 EPS-Kern
5 Alternativer Dämmstoff (evtl. Dampfsperre erforderlich) Zwischensparrendämmung mit EPS
6 Luftsperre (diffusionsoffen)
7 Innenbekleidung

Besondere Aufmerksamkeit erfordert der Über- Bei belüfteten Dachkonstruktionen gelten als
gang zwischen der Dachdämmung und den Vorteile:
Außenwänden. Die Details sind je nach Lage der • Abschirmung gegen unerwünschte Wärmeein-
Fußpfetten so festzulegen, dass keine Schwach- strahlung mit guter Wärmeabfuhr durch Venti-
punkte entstehen. lation; damit verbunden geringere Temperatur-
Auch beim nachträglichen Ausbau von Dachge- belastung der Dachhaut.
schossen mit gleichzeitiger Sanierung der Dach- • Verminderte Problematik hinsichtlich Wasser-
deckung können aufliegende Wärmedämmun- dampfdiffusion.
gen vor allem unter dem Aspekt möglichst kurzer
Ausführungszeiten günstig eingesetzt werden. Voraussetzung für die Wirksamkeit sind ausrei-
chend bemessene Belüftungsquerschnitte mit
Inzwischen sind auch Aufsparrendämmsysteme
hindernisfreien, möglichst glatten Belüftungs-
auf dem Markt, die neben Ziegel- und Dachstein-
wegen. Der erforderliche Luftaustausch wird be-
deckungen die direkte Aufnahme von Schiefer
wirkt durch Staudruck des Windes auf die Zu-
und anderen Dachplatten ermöglichen. Dabei
luftöffnungen (an den Traufen), unterstützt durch
können kostenintensive Unterkonstruktionen ent-
Auftrieb und durch Sogwirkung an den Abluftöff-
fallen (Bild 1.305).
nungen (am First). Dadurch wird Tauwasserbil-
dung vermieden bzw. werden geringfügig Tau-
1.9.7.3 Belüftete Dachkonstruktionen wassermengen abgetrocknet.
Bei den belüfteten Konstruktionen (Bild 1.296a In jedem Fall ist durch eine richtig dimensionierte
und b) ist die Dachhaut durch einen Luftraum und sehr sorgfältig ausgeführte Dampfsperre ein
von den wärmegedämmten Raumabschlusstei- völlig dichter Abschluss zwischen Innenraum
len (oberste Raumdecke) getrennt. und den Hinterlüftungsräumen sicherzustellen.
174 1 Geneigte Dächer

Andernfalls kommt es zu Feuchtigkeitseinträgen und einer Wärmedämmung zwischen, unter


in die Konstruktion, die auf Dauer zu schweren und/oder über den Sparren und zusätzlicher re-
1 Bauschäden führen. gensichernder Schicht bei einer Zuordnung der
Nach DIN 4108-3 ist kein rechnerischer Tauwas- Werte der wasserdampfdiffusionsäquivalenten
ser-Nachweis erforderlich für (s. hierzu auch Ab- Luftschichtdicken sd nach Tabelle 1.306;
schn. 16.5 in Teil 1 des Werkes) • nicht belüftete Dächer mit nicht belüfteter
• nicht belüftete Dächer mit belüfteter Dach- Dachdeckung und einer diffusionshemmenden
deckung oder mit zusätzlich belüfteter Luft- Schicht mit sd, i  100 m unterhalb der Wärme-
schicht unter nicht belüfteter Dachdeckung dämmschicht;
Anmerkung: Bei nicht belüfteten Dächern mit belüfteter
oder nicht belüfteter Dachdeckung und äußeren diffu-
sionshemmenden Schichten mit sd, e  2 m kann erhöhte
Tabelle 1.306 Zuordnung für Werte der wasserdampf- Baufeuchte oder später z. B. durch Undichtheiten einge-
diffusionsäquivalenten Luftschichtdicken der drungende Feuchte nur schlecht oder gar nicht austrock-
außen- und raumseitig zur Wärmedämm- nen (s. hierzu auch Abschn. 2.4.4).
schicht liegenden Schichten
[Tab. 1: DIN 4108-3] Belüftete Dächer mit einer Dachneigung  5° un-
Wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke ter folgenden Bedingungen:
sd • Die Höhe des freien Lüftungsquerschnittes in-
m nerhalb des Dachbereiches über der Wärme-
außen innen
sd,ea sd,ib
dämmschicht muss mindestens 2 cm betragen.
• Der freie Lüftungsquerschnitt an den Traufen
 0,1  1,0 bzw. an Traufe und Pultdachabschluss muss
mindestens 2 ‰ der zugehörigen geneigten
 0,3c  2,0 Dachfläche betragen, mindestens jedoch 200
> 0,3 sd,i  6 · sd,e cm2/m.
• Bei Satteldächern sind an First und Grat Min-
a sd, e ist die Summe der Werte der wasserdampfdiffusions- destlüftungsquerschnitte von 0,5 ‰ der zu-
äquivalenten Luftschichtdicken der Schichten, die sich gehörigen geneigten Dachfläche erforderlich,
oberhalb der Wärmedämmschicht befinden, bis zur ersten
belüfteten Luftschicht.
mindestens jedoch 50 cm2/m.
b sd, i ist die Summe der Werte der wasserdampfdiffusions- Anmerkung 1: Bei klimatisch unterschiedlich bean-
äquivalenten Luftschichtdicken aller Schichten, die sich spruchten Flächen eines Daches (z. B. Nord/Süd-Dach-
unterhalb der Wärmedämmschicht bzwl. unterhalb ggf. flächen) ist eine Abschottung der Belüftungsschicht im
vorhandener Untersparrendämmungen befinden, bis zur Firstbereich zweckmässig.
ersten belüfteten Luftschicht. Anmerkung 2: Bei Kehlen sind Lüftungsöffnungen im All-
c Bei nicht belüfteten Dächern mit sd,e  0,2 m kann auf che- gemeinen nicht möglich. Solche Dachkonstruktionen –
mischen Holzschutz verzichtet werden, wenn die Bedin- auch solche Dachgauben – sind daher zweckmässiger
gungen nach DIN 68 800-2 eingehalten werden. ohne Belüftung auszuführen.

1.307 Einfluss der Windrichtung und der Dachform auf die Wirksamkeit von Belüftungen
1.9 Ausbau von Dachräumen 175

• Der sd-Wert der unterhalb der Belüftungs- den Giebel- und sonstigen Umfassungswänden
schicht angeordneten Bauteilschichten muss besser ausgleichen zu können, werden dabei
insgesamt mindestens 2 m betragen. Wandanschlüsse am besten mit mindestens 2 cm 1
breiten Schattennuten ausgeführt.
Dachneigung, Dachform und Querschnittsform Auf die sorgfältige Ausführung aller Anschlüsse
des Bauwerkes können die Durchlüftung der der Luftdichtheits-Folien bzw. der Dampfsperre
Dachkonstruktion wesentlich beeinflussen. Stei- ist besonders zu achten (s. Bild 1.302). Die dabei
lere Dachneigungen begünstigen die Luft- einsetzbaren Anpresslatten (Bild 1.302a) können
strömung innerhalb der Konstruktion, während als Unterkonstruktion für Deckenbekleidungen
komplizierte Grundrissformen, Hindernisse im verwendet werden.
Luftstrom und insbesondere geringe Dachnei-
gung in Verbindung mit windgeschützter Lage
eines Gebäudes die Wirksamkeit einer Belüftung
stark beeinträchtigen können (Bild 1.307). 1.10 Dachfenster
Es muss auch beachtet werden, dass Wärmedäm- und Dachgauben
mungen aus Faserdämmstoffen nachträglich um
bis zu 30 % aufquellen können und dadurch die 1.10.1 Flächenverglasungen
geplanten Lüftungsquerschnitte eventuell kaum (verglaste Dachflächen)1)
noch vorhanden sind. Es sollten daher nur die An-
wendungstypen W und WD eingeplant werden. Belichtungsflächen können in einfacher Weise
Im übrigen muss in jedem Fall dafür gesorgt wer- mit durchscheinendem Deckungsmaterial ge-
den, dass der Luftstrom innerhalb der Dachkon- schaffen werden wie Falzpfannen aus Glas oder
struktion nicht durch Wechsel, Dachfenster, Dach- Acrylglas und Welldrahtglas- oder Wellkunststoff-
gauben, Schornsteine und ähnliche Hindernisse platten. Derartige Belichtungen kommen jedoch
unterbrochen wird. Bei derartigen Durchdringun- nur für nicht ausgebaute Dachräume oder unter-
gen der Lüftungsquerschnitte muss durch Kon- geordnete Räume in Frage, da die Gefahr der
terlattungen oder vergleichbare Maßnahmen Kondenswasserbildung besonders groß ist.
eine Umlenkung der Luftströmung ermöglicht Lichtbänder („Atelierfenster“) in Dachflächen, an
werden (vgl. Bild 1.297). die keine besonderen Ansprüche hinsichtlich
Wärmeschutz gestellt werden und die nicht für
Lüftung oder Reinigung geöffnet werden müs-
1.9.8 Innenflächen sen, können mit fest verglasten Sprossensyste-
men ausgeführt werden (Bild 1.308).
Beim Ausbau von Dachgeschossen sind Raumbe-
Derartige Glasbausysteme, die besonders auch
grenzungsflächen nötig, die zur Gewährleistung
im Industriebau eingesetzt werden, bestehen aus
eines angenehmen Wohnklimas vorübergehend
Sprossenprofilen (hergestellt aus verzinktem
Feuchtigkeit speichern können. Dafür sind Beklei-
Stahlblech, Walzstahl oder Aluminium). Zwischen
dungen aus Gipskartonplatten sehr gut geeignet.
ihnen werden Sicherheits- oder Gussdrahtglas-
Es ist aber zu berücksichtigen, dass die Balken des
scheiben in Einfach- oder Doppelverglasung oder
Dachstuhles durch das Schwinden des Holzes,
Isolierverglasung mit Quetschdichtungen, ferner
durch Setzung, eventuell auch durch wechselnde
auch Stegdoppelplatten durch Verschraubung
Belastung (Winddruck und -sog, Schneelast) kei-
montiert (Bild 1.309). In den meisten Landesbau-
ne starren Ebenen bilden. Es muss immer mit ge-
ordnungen ist für Oberlichtverglasungen („Über-
ringfügigen Bewegungen und Formänderungen
kopfverglasung“) raumseitig splitterbindendes
gerechnet werden.
Glas (bzw. Verbundsicherheitsglas VSG) vorge-
Bei großflächigen Ausbauelementen (z. B. Gips- schrieben.
kartonplatten) besteht daher besonders in Neu-
bauten immer – auch bei sorgfältigem und Mit Hilfe zusätzlicher Übergangsprofile aus abge-
vorschriftsmäßigem Einbau – die Gefahr der Riss- kanteten Blechen sind Übergänge und der An-
bildung an den Plattenstößen und insbesondere schluss an alle anderen Bauteile möglich.
an den Anschlüssen zu den Wandflächen. Die Dachneigung verglaster Flächen sollte bei
Dieser Nachteil besteht nicht, wenn Schalungen Flächen ohne Querstöße mindestens 10° betra-
aus Profilbrettern, Paneelen oder sonstigen klein- gen. Sind Querstöße mit Sprossenprofilen unver-
formatigen Materialien verwendet werden. Um
unvermeidliche Ungenauigkeiten gegenüber 1) s. auch Abschn. 5.4.5
176 1 Geneigte Dächer

1.308 Verglasung von Fensterflächen einer Shedhalle

1.309a 1.309b 1.309c

1.309d 1.309e 1.309f

1.309 Industrieverglasungen (Eberspächer)


a) Einfachverglasung (Drahtglas oder Sicherheitsglas)
b) Verglasung mit Steg-Doppelplatte
c) Lichtstreuende Doppelverglasung, bestehend aus Gussglas, lichtstreuender Kapillarplatte und Drahtglas
(„Ovalux“)
d) Doppelverglasung
e) Wärmedämmende Doppelverglasung, bestehend aus Steg-Doppelplatte und Drahtglas
f ) Isolierverglasung (raumseitig Sicherheitsverglasung)

meidlich, sollte zur Vermeidung von Stauwasser ei- Größen von Deckenöffnungen sind für Belüftun-
ne Mindestneigung von 30° vorgesehen werden. gen, Rauchabzüge, Sonnenschutzeinrichtungen
Übergänge zwischen verschiedenen Vergla- usw. besondere Bauelemente auf dem Markt.
sungsflächen werden durch speziell geformte Für die Verglasung geneigter Dachflächen sind
Dichtungsprofile, im übrigen durch Kombina- Isoliergläser mit Stufenfalz gut geeignet, weil da-
tionen mit abgekanteten Blechwinkeln oder durch an erforderlichen Stößen Quersprossen
Mehrschichtplatten gebildet (Bild 1.310). vermieden werden können.
Neben standardisierten Belichtungselementen
wie z. B. Pyramidenkuppeln für verschiedene
1.10 Dachfenster und Dachgauben 177

1.310a 1.310b

1.310 Übergänge zwischen verschiedenen Verglasungsflächen


a) Übergang mit Spezial-Eckprofilen
b) Übergang mit abgewinkeltem Verbundelement

1.10.2 Dachflächenfenster Durchblick behindern. Dachflächenfenster wei-


sen daher heute meist eine Kombination von
Dachflächenfenster werden für ausgebaute Schwing- und Klappbeschlägen auf (1.311b).
Dachgeschosse verwendet, wenn Dachgauben Isolierverglasung, Dauerlüftungen, Sonnen-
oder Dachaufbauten durch Bausatzungen nicht schutz-Jalousetten oder -Markisen, Verdunk-
zulässig oder zu kostenaufwendig sind. lungsrollos und Insektengitter als Zusatzaus-
Dachflächenfenster werden in verschiedenen, stattung machen aus Dachflächenfenstern
auf die üblichen Sparrenabstände (vgl. Bild 1.316) nahezu perfekte Bauelemente.
und Dachneigungen von Holzdächern abge- Bei der Planung von Dachflächenfenstern muss
stimmten Formaten und Öffnungsarten geliefert in der Regel der freie Zugang zum Fenster
(Bild 1.311). Zu praktisch allen Dachdeckungsar- berücksichtigt werden, d. h. dass die Oberkante
ten gibt es passende Eindeckrahmen, so dass des Fensters bei mindestens 2,00 m liegen muss.
Dachflächenfenster im Zuge der Dachdeckerar- Wenn ein Ausblick auch im Sitzen gewünscht
beiten vom Dachdecker mit eingebaut werden wird, ist eine Brüstungshöhe von etwa 85 cm er-
können (Bild 1.312). Fast alle Fabrikate bestehen forderlich. Je nach Dachneigung ergeben sich
aus Kombinationen von Holz und Aluminiumpro- daraus die Höhenmaße für die Dachflächenfen-
filen. Für die Reinigung der Dachflächenfenster ster (Bild 1.313). Da aus technischen Gründen die
sind Schwingflügel am günstigsten, die jedoch Höhe von Dachfenstern auf etwa 1,60 m be-
geöffnet störend im Innenraum sind und den grenzt ist, kann eine Anordnung von zwei Dach-

1.311a 1.311b 1.311c 1.311d

1.311 Öffnungsarten von Dachflächenfenstern


a) Schwing-Fenster
b) Klapp-Schwing-Fenster
c) Schwing- und Klapp-Fenster
d) Klapp-Schiebe-Fenster
178 1 Geneigte Dächer

1.312 Dachflächenfenster (Schnitte und Eindeckrahmen System VELUX)

Beim Einbau ist unbedingt darauf zu achten, dass


die Belüftungsquerschnitte der Dachkonstruk-
57 2,1
0 tion nicht unterbrochen werden. Unterspann-
1,
bahnen sind oberhalb der Dachflächenfenster so
> 2,00

42° 30° umzuschlagen, dass ablaufendes Wasser an den


Öffnungen vorbeigeleitet wird (vgl. Abschn. 1.9.2,
95

Bild 1.297). Die raumseitige Dampfsperre muss


80

sorgfältig an die Fensterrahmen angeschlossen


1.313 Einbauhöhen von Dachflächenfenstern bei
werden, und alle Fugen in der Wärmedämmung
unterschiedlicher Dachneigung sind voll auszustopfen oder auszuschäumen.

1.10.3 Dachgauben
flächenfenstern übereinander oder eine Kombi- Dachgauben (auch „Gaupen“) und Dachaufbau-
nation mit senkrechten Fensterflächen in Frage ten werden nicht nur zur Belichtung und Belüf-
kommen (Bild 1.314). Mit Hilfe besonderer Kom- tung von Dachräumen eingesetzt, sondern sie
binations-Eindeckrahmen können mehrere ein- gliedern darüber hinaus auch die Dachfläche und
zelne Dachflächenfenster auch ohne Auswechs- können gestalterische Akzente setzen. Deshalb
lung der Sparren nebeneinander eingebaut und ist es wichtig, die Gaubenproportionen der Pro-
zu Fensterbändern kombiniert werden. portion der Dachfläche anzupassen und die
Dachfläche weder mit überdimensionierten Gau-
Im Übrigen sind auch für den Einbau von Dach-
ben noch mit einer zu hohen Anzahl von Gauben
flächenfenstern die Vorschriften der Landesbau-
zu überladen.
ordnungen zu beachten. So muss die Fenster-
fläche bei Wohnräumen mindestens 1/8 der Die Gaubenhöhe ist abhängig von
Grundfläche betragen. Sie müssen von Brand- • der Höhe des Gaubenspiegels,
wänden einen Mindestabstand von 1,25 m haben. • der Neigung der Gaubendachfläche,
Bei giebelständigen Reihenhäusern muss der Ab- • der Konstruktionsdicke der Gaubendachfläche
stand von der Grenzlinie an der Traufe mindes- (siehe Bild 1.313).
tens 2,00 m betragen.
1.10 Dachfenster und Dachgauben 179

> 2,00
1.314a 1.314b 1.314c

1.314d 1.314e

1.314 Dachflächenfenster mit niedrigem unterem Durchsichtpunkt


a) Einbau von 2 Dachflächenfenstern übereinander
b) Dachflächenfenster mit fest verglaster senkrechter Fläche
c) Dachflächenfenster mit senkrechtem Brüstungsanschluss (VELUX)
d) Ansicht zu c)
e) Schnitt zu c)

Vielfach wird leider versucht, durch Übergroße (Bild 1.315j) und die vielfältigen Formen von
und schlecht gestaltete Gauben Dachgeschosse Dachaufbauten, wie z. B. in Bild 1.315k gezeigt, in
unter Umgehung einschränkender Bestimmun- diesem Rahmen genannt werden.
gen fast wie Vollgeschosse zu nutzen. Oft sind Zu diesen Grundtypen sind vielfache Varianten
daher in Bausatzungen bzw. Bebauungsplänen möglich. So können die Seitenflächen (Wangen)
Verbote oder enge Bestimmungen für Gauben von Schleppgauben, Dachhäuschen und Dach-
enthalten. aufbauten verglast ausgeführt werden. Die Fens-
Für die gestalterische und konstruktive Aus- terfronten können winkelförmige Grundrissfor-
führung von Gauben gibt es zahlreiche Möglich- men haben, so dass sich reizvolle Ausschnitte der
keiten: Dachhaut bzw. der Gaubenwände ergeben (Bild
• Fledermausgauben, bei denen die Dachhaut 1.315e).
nur leicht angehoben erscheint, im übrigen Während die Höhenlage der Gauben durch Brü-
aber nicht unterbrochen wird, kommen für stungsmaß und die mindestens nötige Innen-
Reet-, Schindel-, Biberschwanz- und Schiefer- höhe von ca. 2,00 m vorgegeben ist, richtet sich
deckung in Frage, Bild 1.315a. die Breite technisch nach den Einbaumöglichkei-
ten innerhalb der Dachkonstruktion.
• Schleppdachgauben, über die das steilere
Hauptdach mit geringerer Neigung „abge- Kleinere Gauben können zwischen den Dach-
schleppt“ wird. Die dreieckförmigen Seiten- sparren eingebaut werden (Bild 1.316a) und kön-
flächen (Gaubenbacken bzw. Gaubenwangen) nen somit etwa 70 bis 80 cm breit sein. Für brei-
liegen parallel zu den Sparren (Bild 1.315b) oder tere Gauben müssen die Sparren „ausgewech-
können schräg anlaufen (Bild 1.315c und d), selt“ werden (Bild 1.316b). Während dies bei
Pfettendachkonstruktionen in den Dachfeldern
• Dachhäuschen als Giebel- oder Walmgauben zwischen den Bindern technisch problemlos ist,
(Bild 1.315e und f ), kann bei Sparrendächern meistens nur ein Spar-
• Dreiecksgauben (Bild 1.315g). ren ausgewechselt werden. Es können in beiden
Fällen aber auch durchlaufende Sparren als Ge-
In weiterem Sinn können auch Zwerchgiebel staltungselement des Innenraumes einbezogen
(Bild 1.315h), Fenstererker (Bild 1.315i), Dachreiter werden (Bild 1.316c).
180 1 Geneigte Dächer

1.315a 1.315b

1.315c 1.315d

1.315e 1.315f

1.315g
1.315h

1.315 Gaubenformen
a) Giebelgaube, b) Schleppgaube, c) Walmgaube, d) Fenstererker, e) Gaube mit verglasten Wangen
f ) Fledermausgaube (Ochsenauge), g) Dachreiter, h) Zwerchgiebel
1.10 Dachfenster und Dachgauben 181

1.316a 1.316b 1.316c

1.316 Einbau von Gauben


a) Zwischen den Sparren, Einzelgaube
b) Gaube in ausgewechseltem Sparrenfeld
c) Gaubenreihung bei durchlaufenden Sparren

Die Schleppsparren von Schleppgauben liegen des verwendeten Dachdeckungsmaterials be-


auf den Hauptsparren bzw. auf Wechseln – even- stimmt. Die Gaubendachbreite y muss z. B. ein
tuell auch auf den Mittelpfetten – auf. Vielfaches der Pfannendeckbreite zuzüglich der
Die Vorderseite aller Dachfensteraufbauten bildet Breite der rechten und linken Ortgangziegel sein.
ein Kantholz- oder Bohlenrahmen (Gaubenstock), Für die Gesamttrauflänge x gilt das Entsprechen-
der in Brüstungshöhe auf die Sparren oder un- de. Die Ziegelreihen laufen von der Schleppdach-
mittelbar auf die Geschossdecke aufgesetzt wird. traufe bis zum Dachfirst durch. Das Maß z
Das obere Rahmenholz trägt die Gaubensparren zwischen den Außenkanten der Gaubenwangen
oder das Gaubendach. ergibt sich unter Berücksichtigung der Maße der
An den seitlichen Rahmenpfosten werden bei Seitenanschlussziegel.
Schleppgaube und Dachhäuschen die Gauben- Bei Dachhäuschen, bei kleinen oder komplizier-
wangen befestigt (Bild 1.316). ten Gaubendachflächen ist die Eindeckung –
Bei kleinformatigen Materialien wie Schiefer oder auch der Wangen – meistens nur mit Metall aus-
Biberschwänzen werden die Übergänge zwi- führbar (s. Abschn. 1.6.9.2).
schen Dach- und Gaubenflächen am besten als Für die Entwässerung von Gaubendächern insbe-
gedeckte Kehlen ausgeführt (s. Bild 1.297 und sondere von Schleppgauben müssen Vorkehrun-
1.300). Möglich ist aber auch der Anschluss mit gen getroffen werden, wenn oberhalb der Gau-
Hilfe von unterlegten Blechstreifen (vgl. Bild ben größere Dachflächen liegen. In diesem Fall
1.192). muss an der Stirnseite eine entsprechend dimen-
Bei Deckungen mit Dachziegeln oder Dachstei- sionierte Regenrinne vorgesehen werden, deren
nen wird die Gaubenbreite von der Deckbreite Ablauf meistens seitlich auf die Dachfläche ge-
führt wird. Bei den anderen Glaubenarten wird
das Regenwasser seitlich an der Gaube vorbeige-
leitet. Das kann jedoch – besonders bei Vereisung
im Winter – leicht zu Rückstau in den Kehlan-
schlüssen führen. Diese müssen daher ausrei-
chend unter die angrenzenden Dachflächen ge-
führt sein und die erforderlichen Querschnitte
haben (vgl. Bild 1.318).
Bild 1.318 zeigt eine kleine Schleppdachgaube,
die mit Hohlpfannen in Vorschnittdeckung ge-
deckt ist. Der linke Rand des Gaubendaches ist
mit Doppelkrempziegeln gedeckt. Die Gau-
benwangen sind doppelt geschalt. Die Kehle
zwischen Gaube und Dachflächen ist in alter
Handwerkstechnik mit Nockenblechen (Schicht-
stücken) ausgebildet, die schuppenartig in die
Dachdeckung eingebunden und hinter die Scha-
lung der Gaubenwangen hochgeführt werden.
1.317 Ständer- und Rahmenkonstruktion für Eine Gaube mit verglasten Wangen und Metal-
Gauben-Stirnseiten leindeckung zeigt Bild 1.319.
182 1 Geneigte Dächer

3
4
1 5 Schichtstück

cm

7
6 (Nockenblech)

2
+
7 8

ge
än
inl
te
c hs
Da
2

1 10
Schnitt C-D

2
1 A

Zahnleiste

E
F
D

Walzblei-
streifen
B
5 4 3 2 1

Seitenansicht

Schnitt A-B

Schnitt E-F

1.318 Schleppdachgaube mit Hohlpfannendeckung


1 Gipskartonplatte 5 Außenschalung
2 Wärmedämmung mit raumseitiger 6 Eckleiste
Dampfsperre bzw. Luftdichtheitsebene 7 Schichtstück (Nockenblech)
3 Schalung 8 Hohlpfanne
4 Bitumen-Dachbahn V13
1.10 Dachfenster und Dachgauben 183

Bild 1.319 zeigt eine Gaube mit verglasten Wan- Fledermausgauben mit gutem Übergang zur
gen. Die Rahmenkonstruktion dieser Gaube ist Dachfläche sind verhältnismäßig breit und für
aus Stahl-Walzprofilen hergestellt, wodurch die kleinere Dächer kaum verwendbar. Die maximale 1
Konstruktion sehr schlank wirkt. Rahmenhöhe h ergibt sich aus der für die
Deckung zulässigen Mindestneigung des Gau-
bendaches und der Gesamthöhe des Haupt-
daches (zwischen dem oberen Gaubenansatz
und Hauptdachfirst muss eine hinreichend breite
1
2 21 Fläche verbleiben). Die halbe Gaubenbreite be-
3 trägt ca. 2,5 bis 3 h (Bild 1.320). Die Radien der
4
5 seitlichen Bögen können größer sein als der des
6
7 mittleren Bogens (r). Der kleinste Radius sollte
8
9 10
bei Dachziegeldeckung mindestens 5 Dachzie-
12 gelbreiten betragen. Die Spur des Gaubenkörpers
11
auf der Hauptdachfläche ist leicht zu ermitteln
13
(Kurve ABC).
Die Stirnseite der Fledermausgaube wird am be-
14 16 18 19 sten durch eine aus zwei Brettern zusammenge-
15 17 20 setzte Stirnbohle gebildet, damit ein doppelter
Anschlag für das Fenster entsteht.
Auf die Stirnbohle können Bohlensparren aufge-
klaut werden, die entweder auf den Hauptdach-
sparren bzw. Sparrenwechseln oder auf einer
Kehlbohle endigen (Bild 1.321). Die Dachlatten
werden dann bügelförmig über die Gaubenspar-
ren gebogen. Meist werden die Fledermausgau-
ben aber auch bei Ziegeldeckung ganz einge-
schalt und die Latten auf die Schalung
aufgenagelt. Die Dachlatten, die bei senkrecht
stehender Stirnbohle in zwei Ebenen gekrümmt
sind (der Abstand der Gaubenlatten ist kleiner als
der der Hauptdachlatten), werden über der Gau-
be aus zwei übereinander zu nagelnden Leisten
1,5/ 5 cm gebildet. Die unterste Dachsteinschicht
muss an den Flanken der Gaube mit Nägeln be-
festigt werden. Alle Vorderkanten der Dachsteine
einer Schicht liegen über Hauptdach und Gaube
in einer Ebene parallel zur Traufenwand.
Gauben erfordern in Planung und Bauausfüh-
rung die sorgfältige Abstimmung aufwendiger
Arbeiten mehrerer Gewerke. Es liegt daher nahe,
diesen komplizierten Bauteil industriell vorgefer-
tigt herzustellen. Die Gestaltung muss bei vorge-
fertigten Gauben nicht unbedingt zurückstehen,
1.319 Gaube mit verglasten Wangen [Architekt: Rongen denn auch kleinere Serien können nach indivi-
Architekten, Wassenberg] duellen Entwürfen wirtschaftlich hergestellt
1 Verschalung auf Nut 11 L-Profil werden. Beispiele für vollständig vorgefertigte
und Feder 12 Deckleiste Gauben, die komplett mit allen Anschlussteilen
2 Stabsperrholz 13 Sechskantschraube
3 Sparren 14 Bauseitiges Vorlageband
geliefert in die entsprechende Dachaussparung
4 Dampfsperre 15 Blendrahmen eingesetzt werden, zeigt Bild 1.322.
5 Wärmedämmung 16 Flügelrahmen
6 Konterlattung 17 Glashalteleiste
7 Lattung 18 Isolierglas
8 Ziegel 19 Verklotzung
9 Bleianschlussband 20 Flachstahl
10 Hartholz 21 Luftdichtheitsebene
184 1 Geneigte Dächer

1.320 Form der Stirnseite einer Fledermausgaube

1.321 Fledermausgaube mit Bohlensparren und Kehlbohle. Deckung: Biberschwanz-Doppeldach


1 Gaubensparren 4 Zinkblechstreifen
2 Hauptdachsparren 5 Bleistreifen
3 Stirnbohle 6 Schift- oder Kehlbohle

1.322
Vorgefertigte
Dachgauben (WANIT)
1.10 Dachfenster und Dachgauben 185

1.11 Normen
Norm Ausgabedatum Titel 1
DIN 1045-1 07.2001 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton – Bemessung und
Konstruktion
DIN 1052 08.2004 Entwurf, Berechnung und Bemessung von Holzbauwerken;
Allgemeine Bemessungsregeln und Bemessungsregeln für den Hochbau
DIN 1055-1 06.2002 Einwirkungen auf Tragwerke – Wichten und Flächenlasten von Baustoffen,
Bauteilen und Lagerstoffen
DIN 1055-3 03.2006 –; Eigen- und Nutzlasten für Hochbauten
DIN 1055-4 03.2005 –; Windlasten
DIN 1055-4 Ber. 1 03.2006 –; –; Windlasten
DIN 1055-5 07.2005 –; Schnee- und Eislasten
DIN 1101 06.2000 Holzwolle-Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbauplatten als Dämmstoffe für
das Bauwesen; Anforderungen, Prüfung
DIN 1102 11.1989 Holzwolle-Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbauplatten nach
DIN 1101 als Dämmstoffe für das Bauwesen; Verwendung, Verarbeitung
DIN 1986-100 03.2002 Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke – Zusätzliche
Bestimmungen zu DIN EN 752 und DIN EN 12 056
DIN 1986-100 Ber. 1 12.2002 Berichtigungen zu DIN 1986-100: 03.2002
DIN 4070-1 01.1958 Nadelholz; Querschnittsmaße und statische Werte für Schnittholz, Vorratskantholz
und Dachlatten
DIN 4070-2 10.1963 –; Querschnittsmaße und statische Werte, Dimensions- und Listenware
DIN 4071-1 04.1977 Ungehobelte Bretter und Bohlen aus Nadelholz; Maße
DIN 4073-1 04.1977 Gehobelte Bretter und Bohlen aus Nadelholz; Maße
DIN 4074-1 06.2003 Sortierung von Holz nach der Tragfähigkeit – Nadelschnittholz
DIN 4074-2 12.1958 Bauholz für Holzbauteile; Gütebedingungen für Baurundholz (Nadelholz)
DIN 4102-2 09.1977 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Bauteile, Begriffe, Anforderungen
und Prüfungen
DIN 4108 Bbl. 1 04.1982 Wärmeschutz im Hochbau; Inhaltsverzeichnisse, Stichwortverzeichnis
DIN 4108 Bbl. 2 03.2006 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden; Wärmebrücken –
Planungs- und Ausführungsbeispiele
DIN 4108-1 08.1981 Wärmeschutz im Hochbau; Größen und Einheiten (teilweise ersetzt durch
DIN EN ISO 7345: 1996-01)
DIN 4108-2 07.2003 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden; Mindestanforderungen an
den Wärmeschutz
DIN 4108-3 07.2001 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen, Berechnungsverfahren
und Hinweise für Planung und Ausführung
DIN 4108-3 Ber.1 04.2002 Berichtigungen zu DIN 4108-3: 07.2001
DIN V 4108-4 06.2007 –; Wärme- und feuchteschutztechnische Bemessungswerte
DIN V 4108-4/A1 06.2006 –; Änderung A1
DIN V 4108-6 06.2003 –; Berechnung des Jahresheizwärme- und des Jahresheizenergiebedarfs
DIN V 4108-6 Ber. 1 03.2004 –; Berichtigungen zu DIN V 4108-6: 06.2003
DIN 4108-7 08.2001 –; Luftdichtheit von Gebäuden; Anforderungen, Planungs- und Ausführungs-
empfehlungen sowie -beispiele
DIN V 4108-10 06.2004 –; Anwendungsbezogene Anforderungen an Wärmedämmstoffe –
Werkmäßig hergestellte Wärmedämmstoffe
DIN V 4108-10 Ber. 1 09.2004 –; Berichtigungen zu DIN V 4108-10: 06.2004
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau: Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Ber. 1 08.1992 Berichtigungen zu DIN 4109/11.89, DIN 4109 Bbl 1/11.89 und DIN 4109 Bbl 2/11.89

Fortsetzung s. nächste Seite


186 1 Geneigte Dächer

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel


1
DIN 4109 Bbl 1 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren
DIN 4109 Bbl 1/A1 09.2003 –; Änderung A1
DIN 17 611 12.2000 Anodisch oxidierte Erzeugnisse aus Aluminium und Aluminium-Knetlegierungen;
Technische Lieferbedingungen
DIN 18 005-1 07.2002 Schallschutz im Städtebau – Grundlagen und Hinweise für die Planung
DIN 18 159-1 12.1991 Schaumkunststoffe als Ortschäume im Bauwesen, Polyurethan-Ortschaum für
die Wärme- und Kältedämmung; Anwendung, Eigenschaften, Ausführung, Prüfung
DIN 18 160-5 05.1998 Abgasanlagen – Einrichtungen für Schornsteinfegerarbeiten;
Anforderungen, Planung und Ausführung
DIN 18 161-1 12.1976 Korkerzeugnisse als Dämmstoffe für das Bauwesen; Dämmstoffe für die
Wärmedämmung
DIN 18 165-1 01.2002 Faserdämmstoffe für das Bauwesen – Dämmstoffe für die Wärmedämmung
DIN 18 174 01.1981 Schaumglas als Dämmstoff für das Bauwesen; Dämmstoffe für die
Wärmedämmung
DIN 18 234-1 bis -4 09.2003 Baulicher Brandschutz großflächiger Dächer – Brandbeanspruchung von unten
DIN 18 334 10.2006 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Techni-
sche Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Zimmer- und Holzbauarbeiten
DIN 18 338 10.2006 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine
Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Dachdeckungs- und
Dachabdichtungsarbeiten
DIN 18 339 12.2002 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Techni-
sche Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Klempnerarbeiten
DIN 18 384 12.2000 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Techni-
sche Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Blitzschutzanlagen
DIN 18 530 03.1987 Massive Deckenkonstruktionen für Dächer; Planung und Ausführung
DIN 18 800-1 11.1990 Stahlbauten; Bemessung und Konstruktion
DIN 18 807-1 06.1987 Trapezprofile im Hochbau; Stahltrapezprofile; Allgemeine Anforderungen,
Ermittlung der Tragfähigkeitswerte durch Berechnung
DIN 18 807-1/A1 05.2001 –; Änderung A1
DIN 18 807-2 06.1987 –; Durchführung und Auswertung von Tragfähigkeitsversuchen
DIN 18 807-2/A1 05.2001 –; Änderung A1
DIN 18 807-3 06.1987 –; Festigkeitsnachweis und konstruktive Ausbildung
DIN 18 807-3/A1 05.2001 –; Änderung A1
DIN 52 128 03.1997 Bitumendachbahnen mit Rohfilzeinlage; Begriff, Bezeichnung, Anforderungen
DIN 52 143 08.1985 Glasvlies-Bitumendachbahnen; Begriffe, Bezeichnung, Anforderungen
DIN 55 928-8 07.1994 Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Beschichtungen und Überzüge;
Korrosionsschutz von tragenden dünnwandigen Bauteilen
DIN 59 610 02.2004 Blei und Bleilegierungen – Gewalzte Bleche aus Blei zur allgemeinen Verwendung
DIN 68 119 09.1996 Holzschindeln
DIN 68 140 10.1971 Keilzinkenverbindung von Holz
DIN 68 140-1 02.1998 –; Keilzinkenverbindung von Nadelholz für tragende Bauteile
DIN 68 140-1 Ber. 1 10.1999 Berichtigungen zu DIN 68 140-1: 02.1998
DIN 68 364 05.2003 Kennwerte von Holzarten; Rohdichte, Elastizitätsmodul und Festigkeiten
DIN 68 365 11.1957 Bauholz für Zimmerarbeiten; Gütebedingungen
DIN V 68 365 10.2007 Schnittholz für Zimmererarbeiten – Sortierung nach dem Aussehen – Nadelholz
DIN 68 705-2 10.2003 Sperrholz – Stab- und Stäbchensperrholz für allgemeine Zwecke
DIN 68 705-4 12.1981 –; Bau-Stabsperrholz und Bau-Stäbchensperrholz (teilweise ersetzt durch
DIN EN 315 und DIN EN 13 986)
1.11 Normen 187

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel


1
DIN 68 800-1 05.1974 Holzschutz im Hochbau – Allgemeines
DIN 68 800-2 05.1996 Holzschutz – Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau
DIN 68 800-3 04.1990 –; Vorbeugender chemischer Holzschutz
DIN 68 800-4 11.1992 –; Bekämpfungsmaßnahmen gegen holzzerstörende Pilze und Insekten
DIN 68 800-5 05.1978 Holzschutz im Hochbau; Vorbeugender chemischer Schutz von Holzwerkstoffen
DIN EN 315 10.2000 Sperrholz – Maßtoleranzen; Deutsche Fassung EN 315: 2000
DIN EN 335-1 10.2006 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten; Definition der Gebrauchsklassen;
Allgemeines
DIN EN 335-2 10.2006 –; Anwendung bei Vollholz
DIN EN 335-3 09.1995 –; –; Anwendung bei Holzwerkstoffen
DIN EN 350-1 10.1994 Natürliche Dauerhaftigkeit von Vollholz – Grundsätze für die Prüfung und
Klassifikation der natürlichen Dauerhaftigkeit von Holz; Deutsche Fassung
EN 350-1: 1994
DIN EN 350-2 10.1994 –; Leitfaden für die natürliche Dauerhaftigkeit und Tränkbarkeit von ausgewählten
Holzarten von besonderer Bedeutung in Europa; Deutsche Fassung EN 350-2: 1994
DIN EN 384 05.2004 Bauholz für tragende Zwecke – Bestimmung charakteristischer Werte für
mechanische Eigenschaften und Rohdichte
DIN EN 385 11.2007 Keilzinkenverbindungen im Bauholz; Leistungsanforderungen und Mindest-
anforderungen an die Herstellung; Deutsche Fassung EN 385: 2001
DIN EN 386 04.2002 Brettschichtholz; Leistungsanforderungen und Mindestanforderungen an
die Herstellung; Deutsche Fassung EN 386: 2001
DIN EN 387 04.2002 –; Universal-Keilzinkenverbindungen; Leistungsanforderungen und
Mindestanforderungen an die Herstellung; Deutsche Fassung EN 387: 2001
DIN EN 390 03.1995 –; – Maße – Grenzabmaße; Deutsche Fassung EN 390: 1994
DIN EN 391 04.2002 –; Delaminierungsprüfung von Klebstofffugen; Deutsche Fassung EN 391: 2001
DIN EN 392 04.1996 –; Scherprüfung der Leimfugen; Deutsche Fassung EN 392: 1995
DIN EN 460 10.1994 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten – Natürliche Dauerhaftigkeit von
Vollholz – Leitfaden für die Anforderungen an die Dauerhaftigkeit von Holz für die
Anwendung in den Gefährdungsklassen; Deutsche Fassung EN 460: 1994
DIN EN 485-1 01.1994 Aluminium und Aluminiumlegierungen; Bänder, Bleche und Platten;
Technische Lieferbedingungen; Deutsche Fassung EN 485-1: 1993
DIN EN 490 09.2006 Dach- und Formsteine aus Beton für Dächer und Wandbekleidungen –
Produktanforderungen; Deutsche Fassung EN 490: 2004 + A1: 2006
DIN EN 491 03.2005 –; Prüfverfahren; Deutsche Fassung EN 491: 2004
DIN EN 492 12.2006 Faserzement-Dachplatten und dazugehörige Formteile – Produktspezifikation und
Prüfverfahren; Deutsche Fassung EN 492: 2004 + A1: 2005 + A2: 2006
DIN EN 494 06.2007 –; Produktspezifikation und Prüfverfahren; Deutsche Fassung EN 494:
2004 + A1: 2005 + A2: 2006 + A3: 2007
DIN EN 501 11.1994 Dacheindeckungsprodukte aus Metallblech – Festlegung für vollflächig
unterstützte Bedachungselemente aus Zinkblech; Deutsche Fassung EN 501: 1994
DIN EN 516 04.2006 Vorgefertigte Zubehörteile für Dacheindeckungen – Einrichtungen zum Betreten
des Daches – Laufstege,Trittflächen und Einzeltritte; Deutsche Fassung EN 516: 2006
DIN EN 517 05.2006 –; Sicherheitsdachhaken; Deutsche Fassung EN 517: 2006
DIN EN 538 11.1994 Tondachziegel für überlappende Verlegung: Prüfung der Biegetragfähigkeit;
Deutsche Fassung EN 538: 1994
DIN EN 539-1 11.1994 –; Bestimmung der physikalischen Eigenschaften –Prüfung der Wasserundurch-
lässigkeit; Deutsche Fassung EN 539-1: 1994
DIN EN 573-3 10.2003 Aluminium und Aluminiumlegierungen – Chemische Zusammensetzung und
Form von Halbzeug – Chemische Zusammensetzung; Deutsche Fassung
EN 573-3: 2003
Fortsetzung s. nächste Seite
188 1 Geneigte Dächer

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel


1
DIN EN 607 02.2005 Hängedachrinnen und Zubehörteile aus PVC-U – Begriffe, Anforderungen und
Prüfung; Deutsche Fassung EN 607: 2004
DIN EN 612 04.2005 Hängedachrinnen mit Aussteifung der Rinnenvorderseite und Regenrohre aus
Metallblech mit Nahtverbindungen; Deutsche Fassung EN 612: 2005
DIN EN 635-1 01.1995 Klassifizierung nach dem Aussehen der Oberfläche – Allgemeines;
Deutsche Fassung EN 635-1: 1994
DIN EN 789 01.2005 Holzbauwerke – Prüfverfahren; Bestimmung der mechanischen Eigenschaften
von Holzwerkstoffen
DIN EN 844-3 04.1995 Rund- und Schnittholz – Terminologie – Allgemeine Begriffe über Schnittholz;
Deutsche Fassung EN 844-3: 1995
DIN EN 988 08.1996 Zink und Zinklegierungen – Anforderungen an gewalzte Flacherzeugungen für
das Bauwesen; Deutsche Fassung EN 988: 1996
DIN EN 1024 06.1997 Tondachziegel für überlappende Verlegung: Bestimmung der geometrischen
Kennwerte; Deutsche Fassung EN 1024: 1997
DIN EN 1058 04.1996 Holzwerkstoffe – Bestimmung der charakteristischen Werte der mechanischen
Eigenschaften und der Rohdichte; Deutsche Fassung EN 1058: 1995
DIN EN 1072 08.1995 Sperrholz – Beschreibung der Biegeeigenschaften von Bau-Sperrholz;
Deutsche Fassung EN 1072: 1995
DIN EN 1172 10.1996 Kupfer- und Kupferlegierungen – Bleche und Bänder für das Bauwesen;
Deutsche Fassung EN 1172: 1996
DIN EN 1253-1 09.2003 Abläufe für Gebäude – Anforderungen; Deutsche Fassung EN 1253-1: 2003
DIN EN 1304 07.2005 Dachziegel und Formziegel – Begriffe und Produktanforderungen; Deutsche
Fassung EN 1304: 2005
DIN EN 1304 Ber. 1 12.2006 –; Berichtigungen zu DIN EN 1304: 07.2005
DIN EN 1462 12.2004 Rinnenhalter für Hängedachrinnen – Anforderungen und Prüfung; Deutsche
Fassung EN 1462: 2004
DIN EN 1652 03.1998 Kupfer und Kupferlegierungen – Platten, Bleche, Bänder, Streifen und Ronden zur
allgemeinen Verwendung; Deutsche Fassung EN 1652: 1998
DIN EN 1745 08.2002 Mauerwerk und Mauerwerksprodukte – Verfahren zur Ermittlung von Wärme-
schutzrechenwerten; Deutsche Fassung EN 1745: 2002
DIN EN 1912 05.2007 Bauholz für tragende Zwecke – Festigkeitsklassen – Zuordnung von visuellen
Sortierklassen und Holzarten
DIN EN 1991-1-3 09.2004 Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 1–3: Allgemeine Einwirkungen,
Schneelasten
DIN EN 1991-1-4 07.2005 –; –; – Teil 1–4: Allgemeine Einwirkungen, Windlasten
DIN EN 1995-1-1 12.2005 Eurocode 5: Bemessung und Konstruktion von Holzbauten – Teil 1-1: Allgemeines
– Allgemeine Regeln und Regeln für den Hochbau; Deutsche Fassung EN 1995-1-1:
2004
DIN EN 1995-1-2 10.2006 Eurocode 5: Bemessung und Konstruktion von Holzbauten – Teil 1-2: Allgemeine
Regeln – Tragwerksbemessung für den Brandfall; Deutsche Fassung EN 1995-1-2:
2004 + AC: 2004
DIN EN 10 025-1 02.2005 Warmgewalzte Erzeugnisse aus Baustählen – Allgemeine technische Liefer-
bedingungen; Deutsche Fassung EN 10 025-1: 2004
DIN EN 10 028-7 10.2005 Flacherzeugnisse aus Druckbehälterstählen – Nichtrostende Stähle;
Deutsche Fassung prEN 10 028-7: 2005
DIN EN 10 028-7 Ber. 1 05.2006 –; Berichtigungen zu DIN EN 10 028-7: 2000-06; Deutsche Fassung EN 10 028-7:
2000/AC: 2004
DIN EN 10 088-2 09.2005 Nichtrostende Stähle – Technische Lieferbedingungen für Blech und Band
aus korrosionsbeständigen Stählen für allgemeine Verwendung; Deutsche
Fassung EN 10 088-2: 2005
DIN EN 10 326 09.2004 Kontinuierlich schmelztauchveredeltes Band und Blech aus Baustählen –
Technische Lieferbedingungen; Deutsche Fassung EN 10 326: 2004
1.11 Normen 189

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel


1
DIN EN 12 056-1 01.2001 Schwerkraftentwässerungsanlagen innerhalb von Gebäuden – Allgemeine
und Ausführungsanforderungen; Deutsche Fassung EN 12 056-1: 2000
DIN EN 12 056-3 01.2001 –; Teil 3: Dachentwässerung, Planung und Bemessung; Deutsche Fassung
EN 12 056-3: 2000
DIN EN 12 548 11.1999 Blei und Bleilegierungen – Bleilegierungen in Blöcken für Kabelmäntel und Muffen;
Deutsche Fassung EN 12 548: 1999
DIN EN 13 168 10.2001 Wärmedämmstoffe für Gebäude, Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzwolle
(WW) – Spezifikation
DIN EN 13 599 07.2002 Kupfer und Kupferlegierungen – Platten, Bleche und Bänder aus Kupfer für die
Anwendung in der Elektrotechnik; Deutsche Fassung EN 13 599: 2002
DIN EN 13 693 11.2004 Betonfertigteile – Besondere Fertigteile für Dächer; Deutsche Fassung EN 13 693:
2004
DIN EN 13 986 03.2005 Holzwerkstoffe zur Verwendung im Bauwesen; Eigenschaften, Bewertung der
Konformität und Kennzeichnung
DIN EN 14 080 09.2005 Holzbauwerke – Brettschichtholz; Anforderungen
DIN EN 14 081-1 03.2006 Holzbauwerke – Nach Festigkeit sortiertes Bauholz für tragende Zwecke mit
rechteckigem Querschnitt; Allgemeine Anforderungen; Deutsche Fassung
EN 14 081-1: 2005
DIN EN 14 081-2 03.2006 –; Maschinelle Sortierung; zusätzliche Anforderungen an die Erstprüfung;
Deutsche Fassung EN 14 081-2: 2005
DIN EN 14 081-3 03.2006 –; Maschinelle Sortierung; zusätzliche Anforderungen an die werkseigene
Produktionskontrolle; Deutsche Fassung EN 14 081-3: 2005
DIN EN 14 081-4 02.2006 –; Maschinelle Sortierung – Einstellungen von Sortiermaschinen für
maschinenkontrollierte Systeme; Deutsche Fassung EN 14 081-4: 2005
DIN EN 14 250 02.2005 Holzbauwerke – Produktanforderungen an vorgefertigte Fachwerkträger mit
Nagelplatten; Deutsche Fassung EN 14 250: 2004
DIN V EN 14 250 10.2007 –; Produktanforderungen an vorgefertigte tragende Bauteile mit Nagelplatten-
verbindungen
DIN EN 14 374 02.2005 Holzbauwerke – Furnierschichtholz für tragende Zwecke; Anforderungen
DIN EN ISO 1461 03.1999 Durch Feuerverzinken auf Stahl aufgebrachte Zinküberzüge (Stückverzinken) –
Anforderungen und Prüfungen (ISO 1461: 1999); Deutsche Fassung EN ISO 1461:
1999
DIN EN ISO 1461 Bbl 1 03.1999 –; Hinweise zur Anwendung der Norm
DIN EN ISO 7345 01.1996 Wärmeschutz; Physikalische Größen und Definitionen; (ISO 7345: 1987);
Deutsche Fassung EN ISO 7345: 1995
DIN EN ISO 12 944-8 07.1998 Beschichtungsstoffe – Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Beschichtungs-
systeme – Erarbeiten von Spezifikationen für Erstschutz und Instandsetzung
(ISO 12 944-8: 1998); Deutsche Fassung EN ISO 12 944-8: 1998
DIN EN ISO 13 788 11.2001 Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Bauteilen und Bauelementen –
Raumseitige Oberflächentemperatur zur Vermeidung kritischer Oberflächenfeuchte
190 1 Geneigte Dächer

1.12 Literatur
1 [1] Ahnert, R., Krause, K.H.: Typische Baukonstruktionen von 1860-1960, Band III. Berlin 2002
[2] Bau-Berufsgenossenschaft: Technische Regeln für Gefahrenstoffe; TRGS 519 – Asbest, Ausgabe 3.1995
[3] BM für Arbeit und Sozialordnung: Technische Regeln für Gefahrenstoffe, TRGS 519 – Asbest, Ausgabe 9.2001
[4] Borsch-Laaks, R.: Belüftet oder lieber doch nicht? Tauwasserschutz bei flach geneigten Dächern in Holzbauweise. In
quadriga 5/2004
[5] DBZ 7/97 „Sportarena in Hamburg Stellingen“
[6] DBZ 4/2003 „Ins rechte Licht gerückt – Stierkampfarena in Vista Alegre, Madrid/E“
[7] Deutsches Dachdeckerhandwerk – Regelwerk, herausgegeben vom Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhand-
werks – Fachverband Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik e. V.
[8] Deutsches Dachzentrum e.V.; Informationsdienst Geneigtes Dach; www.dach-zentrum.de
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[11] Friedland, A.: Wohnen unter Geneigten Dächern. In DBZ 1/2006
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[19] Holzapfel,W.: Typische Schäden am Dach – Erkennen – vermeiden – beheben. Köln 2006
[20] Informationsdienst Holz, Holzbauhandbuch und Druckschriften. Düsseldorf 1986–2006; www.infoholz.de und holzab-
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[21] Irmschler, H.-J., Ouitt, H.: Holzschutzmittelverzeichnis, DiBt, Berlin 2006; www.dibt.de
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[32] Müller, K., Rich, H.: Holzschutzpraxis. Wiesbaden 2001
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1.12 Literatur 191

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[42] Schulze, H.: Holzbau: Wände, Decken, Bauprodukte, Dächer, Konstruktionen, Bauphysik, Holzschutz..3. Aufl. Stuttgart
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[46] Wendehorst,Vollenschaar, D. (Hrsg.).; Baustoffkunde Wiesbaden 2004
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[48] Wesche, K.: Baustoffe, Bd. 1 Grundlagen. Wiesbaden 1996
193

2 Flachdächer

2.1 Allgemeines 2.1.1 Nutzung


2
Dachflächen mit einer geringeren Neigung als 5° Bei Flachdächern werden unterschieden:
werden als Flachdächer bezeichnet und erhalten • Nicht genutzte Flachdachflächen (nur zu War-
anstelle einer Dachdeckung eine Dachabdich- tungsarbeiten begehbar);
tung. Abgedichtete Dächer sind in der Regel mit • Genutzte Flachdachflächen (Aufenthalt von
Gefälle auszuführen, denn fast alle gefällelosen Personen, Fahrzeugverkehr) (s. Abschn. 2.4);
Dächer haben sich als nicht dauerhaft haltbar
• Intensiv begrünte Flachdachflächen;
erwiesen. Dachabdichtungen können auch für
besonders beanspruchte Stellen flachgeneigter
Bei den Oberflächen ist wenigstens mit Bege-
Dächer mit Neigungen zwischen 5 und 25° in Fra-
hung zu Wartungsarbeiten, in vielen Fällen aber
ge kommen. Sie sind grundsätzlich für alle Dach-
auch mit einer speziellen Nutzung zu rechnen.
formen möglich und werden so besonders auch
für Sonderformen wie Faltwerke, Hängedächer In der völlig neu überarbeiteten DIN 18 531 sind
oder kuppelartige Dächer eingesetzt. nun für die Ausführung von nicht genutzten
Flachdächern Qualitätsklassen, in der Norm An-
• Gegenüber geneigten Dächern mit Dach- wendungskategorien K 1 und K 2 genannt, festge-
deckungen haben Flachdächer mit Abdichtun- legt. Im Industriebau kommen schon lange
gen eine Reihe von Vorteilen wie: wesentlich einfachere Abdichtungssysteme als
• Geringes Eigengewicht der Dachhaut, beispielsweise im Wohnungsbau zur Anwen-
• Erweiterte Nutzungsmöglichkeit (z. B. Dachter- dung. Dem will die neue DIN 18 531 jetzt gerecht
rassen, begrünte Flächen, Parkdecks, Aufstel- werden.
lung und leichte Zugänglichkeit für technische
Aggregate), Anwendungskategorie 1:
• Belichtungsmöglichkeit für innenliegende Räu- • Standardausführungen, an die übliche Anforde-
me, rungen gestellt werden
• Gestalterische Freiheit z. B. auch bei späterer Er- • Mindestdachneigung der Abdichtungsebene 2 %,
weiterung. ansonsten höherer Abdichtungsaufwand nach
Anwendungskategorie K 2 gem. DIN 18 531-3,
Stahlbetonmassivplatten, Profilbleche oder Stahl- Abschnitt 4
betontragwerke sind in vielen Fällen gleichzeitig
raumabschließende obere Decke und Bestand- Anwendungskategorie 2:
teil einer Flachdachkonstruktion. Abgedichtete • Dachabdichtungen, an die durch Planer/Bau-
Flachdachflächen können jedoch auch auf flach- herren erhöhte Anforderungen gestellt werden
geneigten Holzdachkonstruktionen aufliegen. (Hochhäuser, höherwertige Gebäudenutzung,
Wenn Flachdächer unmittelbar über Wohn- und Dächer mit erschwertem Zugang)
Nutzräumen liegen, hängt es in erster Linie vom • Mindestdachneigung in der Abdichtungsebene
bauphysikalisch richtigen Aufbau des Flachda- 2 %, im Bereich von Kehlen 1 %
ches ab, ob es auf die Dauer den erheblichen Be-
anspruchungen durch verschiedene Außen- und Damit sind mit der Einführung von Anwendungs-
Innentemperaturen, sowie aus Niederschlägen kategorien der neuen DIN 18 531 Pfützen auf
und Wasserdampfdiffusion ausreichend Wider- dem Flachdach mindestens in der Anwendungs-
stand leisten und im Zusammenhang mit den kategorie K 1 keine grundsätzlichen Mängel
übrigen Teilen des Bauwerkes das verlangte mehr.
Raumklima gewährleisten kann. Wegen ihrer en- Normalerweise ist die höherwertige Ausführung
gen gegenseitigen Abhängigkeit müssen daher K 2 ausdrücklich zu vereinbaren; sie kann aller-
Dachtragwerk und Aufbau der Dachabdichtung dings bei „höherwertiger„ Gebäudenutzung als
immer gemeinsam betrachtet werden. „von vornherein“ vereinbart gelten.
194 2 Flachdächer

2.1.2 Beanspruchungen – Arten und Stufe II – Mäßige mechanische Beanspru-


Klassifizierungen chung
Mäßige mechanische Beanspruchung liegt vor,
Bei der Planung von Flachdächern sind die vielfa- wenn die beschriebenen hohen mechanischen
chen besonderen Beanspruchungen zu berück- Beanspruchungen nicht vorliegen oder durch ge-
sichtigen, denen die Oberfläche und die gesamte eignete Maßnahmen ausgeschlossen werden
Flachdachkonstruktion zusätzlich zu den übli-
2 chen Witterungsbeanspruchungen ausgesetzt
können.
sind: Thermische Beanspruchung
Feuchtigkeit Thermisch hoch beansprucht (Stufe A) sind Dach-
abdichtungen, die der Witterungseinwirkung un-
Feuchtigkeit in Folge von Niederschlägen sowie mittelbar ausgesetzt sind, also ohne oder nur mit
Feuchtigkeit, die in Baustoffe der Unterkonstruk- leichtem Oberflächenschutz verlegt sind.
tion oder in die Schichten des Flachdachaufbaues, Thermisch mäßig beansprucht (Stufe B) sind
z. B. während der Bauzeit eindringen kann oder Dachdichtungen, die durch Oberflächenschutz
die durch die Nutzung zu erwartende Feuchtig- (Kiesschüttung, Umkehrdächer, Extensivbegrü-
keit, die in die Konstruktion eindringen kann. nung) oder durch Nutzschichten keinen hohen
Aufheizungen und keinen schnellen Temperatur-
Mechanische Beanspruchung veränderungen ausgesetzt sind.
Dachabdichtungen müssen die auf sie einwirken- Temperaturbelastungen entstehen durch
den, planmäßig zu erwartenden Lasten auf die • Temperaturwechsel von –20 bis +80 °C zwi-
Tragkonstruktionen ableiten und dürfen dadurch schen Tag/Nacht bzw. Sommer/Winter,
nicht geschädigt werden. Sie müssen auch den
• gleichzeitig mögliche Temperaturgegensätze
planmäßigen Formänderungen der Tragkon-
zwischen besonnten und verschatteten, evtl.
struktionen und den Stoffen des Dachschichten-
sogar vereisten Flächen,
aufbaus (Längenänderungen, Bewegungen im
Bereich der Stoßfugen von Dämmplatten) stand- • Temperaturschocks z. B. bei Hagel nach starker
halten. Sonneneinstrahlung,
DIN 18 531-1 unterscheidet zwei Beanspru- • Hitzestau in ungeschützten Abdichtungsschich-
chungsstufen: ten auf der darunter liegenden Wärmedäm-
mung (damit verbunden u. U. Materialschwund
Stufe I – Hohe mechanische Beanspruchung bzw. Verwerfungen in Schaumstoff-Wärme-
dämmungen).
Hohe mechanische Beanspruchung liegt vor bei • Temperaturbedingte Längenänderungen ins-
• Bewegungen der Trag- oder Unterkonstruktio- besondere der Unterkonstruktion.
nen, die sich auf die Dachabdichtung auswir-
ken können Beanspruchung durch Wurzelwachstum
• Tragkonstruktionen aus Stahlprofilen Bei extensiver Begrünung ungenutzter Flach-
• Schalungen aus Holz oder Holzwerkstoffen als dächer treten Beanspruchungen durch Wurzel-
Untergrund für die Abdichtung wachstum auf, die es auch bei der Planung zu
• weicher Unterlage (z. B. Mineralfaserdämm- berücksichtigen gelten.
platten)
Umweltbelastungen
• Beanspruchungen durch die Art der Lagesiche- und sonstige Beanspruchungen
rung der Dachabdichtung (z. B. lose liegende
Bahnen mit mechanischer Befestigung) • Korrosionsgefährdung der Abdichtungen durch
Schmutzablagerung infolge nicht ausreichen-
• Beanspruchungen durch Arbeiten auf der der Dachentwässerung (fehlendes Gefälle oder
Dachabdichtung (z. B. häufige Inspektionen falsche Anordnung der Dachabläufe), verbun-
oder Wartungen) den mit Mikroben-, Algen- und Pflanzenwuchs,
• Extensivbegrünung • Chemische Belastung (verwendete Lösungs-
• Beanspruchungen durch sonstige mechani- mittel, Weichmacher, Kleber, Farben, Lacke so-
sche Einwirkungen (z. B. in besonders Hagel- wie chemisch verunreinigtes Niederschlags-
schlag gefährdeten Gebieten) wasser),
2.1 Allgemeines 195

• Biogene Beanspruchungen, 5
4
• Fotochemische Einflüsse in Verbindung mit Im- 3
missionen, UV-Einstrahlung und Ozonbildung. 2
1
Bei der Planung muss auch die spätere einwand-
freie Ausführung aller Arbeiten sowie regelmäßige
Instandhaltungsarbeiten unter Baustellenbedin-
2.1 Einschaliges, nicht belüftetes Flachdach ,
2
gungen berücksichtigt werden. Kritische An- schematische Darstellung
schlusspunkte müssen gut zugänglich sein. 1 Unterkonstruktion (Massivplatte)
Durch genügend Abstand an anderen Problem- 2 Dampfsperre
punkten müssen die Voraussetzungen für ein- 3 Wärmedämmung
wandfreie Arbeit geschaffen sein (z. B. soll zwi- 4 Dachabdichtung
5 Oberflächenschutz
schen Dachrändern bzw. Wandanschlüssen und
Durchdringungen für Regenabläufe, Sanitärent-
lüftungen u. Ä. ein Mindestabstand von 50 cm 7
eingeplant sein). 6
5
4
Beanspruchungsklassen
Durch die Kombination von mechanischen und 3
thermischen Beanspruchungsstufen werden vier 2
1
Beanspruchungsklassen gebildet, auf die die Dach-
abdichtung jeweils abzustimmen ist (Tab. 2.3).
2.2 Zweischaliges, belüftetes Flachdach,
schematische Darstellung
2.1.3 Bauarten 1 Unterkonstruktion (Massivplatte) auch Leicht-
(Bauphysikalischer Aufbau) plattenkonstruktionen
2 leichte Dampfsperre (vgl. Abschn. 2.2.4 und 2.3.1)
3 Wärmedämmung
Flachdächer können nach zwei bauphysikalisch 4 Belüftungsraum
unterschiedlichen Konstruktionsarten ausgebil- 5 Dachschale auf Unterkonstruktion
det werden als: 6 Dachabdichtung
7 Oberflächenschutz
• einschaliges, nicht belüftetes Flachdach, früher
auch als „Warmdach“ bezeichnet (Bild 2.1),
• zweischaliges belüftetes Flachdach, früher auch Konstruktion mit der Dachabdichtung ein Ver-
als „Kaltdach“ bezeichnet (Bild 2.2). bundelement, das – je nach äußeren Verhältnis-
sen und Schichtenaufbau – als Ganzes mehr
Die früheren, bauphysikalisch unkorrekten Be- oder weniger stark gemeinsam erwärmt wird.
zeichnungen „Warmdach“ bzw. „Kaltdach“ kenn- • Beim belüfteten Flachdach, früher „Kaltdach“,
zeichneten den Unterschied der bauphysikali- sind wärmegedämmter Raumabschluss und
schen Systeme nur unzureichend, sind jedoch die Dachhaut mit ihrer Tragkonstruktion durch
immer noch weit verbreitet. Sie können wie folgt einen („kalten“) Luftraum getrennt. Die Dach-
erklärt werden: schale mit der Dachabdichtung liegt also bei
• Beim nicht belüfteten Flachdach, früher „Warm- niedrigen Außentemperaturen im kalten Be-
dach“, bildet die wärmegedämmte, tragende reich.

Tabelle 2.3 Beanspruchungsklassen für Dachabdichtungen (DIN 18 531-1)

Hohe mechanische Beanspruchung Mäßige mechanische Beanspruchung


Stufe I Stufe II

Hohe thermische Beanspruchung


IA IIA
Stufe A

Mäßige thermische Beanspruchung


IB IIB
Stufe B
196 2 Flachdächer

2.1.4 Dachneigung Werden abgehängte Decken unter einschaligen


Flachdächern vorgesehen, muss unbedingt dafür
Flachdachflächen mit Abdichtung müssen ein gesorgt werden, dass durch Hinterlüftung auch
Mindestgefälle von 2 % haben. Dächer mit einer oberhalb der Abhängung die für die Dimensio-
Dachneigung < 2 % sind Sonderkonstruktionen, nierung der Wärmedämmung zu Grunde geleg-
die besondere Maßnahmen erfordern. ten Raumtemperaturen herrschen. Eingeschlos-
sene Luftschichten über abgehängten Decken
2 Dies gilt gleichermaßen für beide Anwendungs-
kategorien K 1 und K 2 (s. Abschn. 2.1.1). wirken sonst als zusätzliche Wärmedämmung.
Dadurch kann in der Gesamtkonstruktion die
Gefällelose Flachdächer (auch Teilbereiche von
Taupunktgrenze so verlagert werden, dass es an
Flachdächern mit Gefälle) werden in den Flach-
der Unterseite der Dachschale zur Kondensatbil-
dachrichtlinien als „Sonderkonstruktionen“ für
dung kommt.
Ausnahmefälle bezeichnet, bei denen besondere
Maßnahmen zur Verminderung der Risiken durch Auf keinen Fall darf ohne rechnerischen Nachweis
stehendes Wasser zu treffen sind (z. B. Erhöhung des ausreichenden Tauwasserschutzes ein wärme-
der Bahnendicke, schwerer Oberflächenschutz dämmendes Material vollflächig an der Decken-
durch Kies, s. Abschn. 2.2.1). unterseite aufgebracht werden. Diese zusätzliche
Wärmedämmung kann die Lage der Taupunkt-
grenze so beeinflussen, dass Kondensatbildung
2.1.5 Wärmeschutz innerhalb der Konstruktion möglich wird, wenn
nicht auch gleichzeitig die Wärmedämmung ober-
Wärmeschutzmaßnahmen bei Flachdächern halb der Dampfsperre verstärkt wird.
müssen umfassen:
• Ausreichende Wärmedämmung des Bauwer-
kes zur Vermeidung von Transmissionswärme-
2.1.6 Feuchtigkeitsschutz
verlusten und zum Tauwasserschutz gem. DIN (Tauwasserschutz)
4108 (mit Ergänzungen durch Energieeinspar- Richtig angeordnete und dimensionierte
verordnung) mit rechnerischem Nachweis. Dampfsperren und bei zweischaligen, belüfteten
• Wärmeschutz der Konstruktion zur Vermeidung Flachdachkonstruktionen (Abschn. 2.5) ggf. aus-
von schädlichen temperaturbedingten Span- reichende Durchlüftung müssen die Wasser-
nungen und Bewegungen sowie von Wärme- dampfdiffusion so begrenzen, dass schädliche
brücken, Tauwasserbildung verhindert wird (s. Abschn.
• Berücksichtigung von Wärmespeicherung. 2.2.4 und 2.3.1).
Der erforderliche Wärmeschutz von Bauteilen ist in
DIN 4108-2 und in der Energieeinsparverordnung
2.1.7 Brandschutz
festgelegt. Im Hinblick auf Energieeinsparung sind
die Anforderungen der Energieeinsparverordnung Flachdächer müssen den jeweiligen Brandschutz-
teilweise erheblich höher als in DIN 4108. Danach vorschriften für Bedachungen der Landesbauord-
muss bei Flachdächern von einer Dämmstoffdicke nungen entsprechen.
von 160 mm und mehr (Wärmeleitfähigkeit 0,04
Flachdächer müssen widerstandsfähig gegen
W/(mK) ausgegangen werden.
Flugfeuer sein. Sie müssen dazu den Bestimmun-
In jedem Falle ist jedoch der rechnerische Nach- gen von DIN 4102-7 genügen bzw. entsprechend
weis für ausreichenden Wärme- und Tauwasser- einer in DIN 4102-4 zugelassenen Bauart ausge-
schutz zu führen (s. Abschn. 16.5.7 in Teil 1 dieses führt sein. Die Forderung hinsichtlich Sicherheit
Werkes). gegen Flugfeuer gilt in jedem Fall als erbracht,
Bei extremen Anforderungen, z. B. mehr als 75 % wenn die Dachhaut mit einer mindestens 5 cm
relativer Feuchtigkeit (und 20 °C Innentempera- dicken Kiesschicht abgedeckt ist (Körnung
tur), sind besondere Lüftungs- und Heizungs- 16/32). Besondere Brandschutzmaßnahmen sind
maßnahmen meist billiger und zuverlässiger als für großflächige Flachdächer auf Trapezblech-
die Verstärkung der Wärmedämmung. konstruktionen (s. Abschn. 2.3.3) erforderlich.
Wärmedämmstoffe (s. Abschn. 2.2.2) müssen in je- Die jeweiligen Brandschutzanforderungen der
dem Fall trocken eingebracht werden. Wenn sie Länder sind zu beachten.
zwischen Dampfsperre und Dachhaut einge-
schlossen sind, können sie später kaum völlig
austrocknen.
2.1 Allgemeines 197

2.1.8 Oberflächenschutz Als Schwerer Oberflächenschutz kommen weiter-


hin begehbare Beläge aus Beton-Gehwegplatten,
Ständiger Wechsel von Feuchtigkeit und Trocken- Verbundsteinen u. ä., verlegt auf mineralischer
heit, Temperaturdifferenzen zwischen winterli- Feinschüttung, z. B. Splitt, i. M. 30 mm sowie Bau-
chen Temperaturen von –20 °C bis zu etwa 80 °C tenschutzmatten oder -platten und Terrassen-
bei Sonneneinstrahlung im Sommer, insbesonde- beläge, befahrbare Beläge (bei genutzten Flach-
re auch die Einwirkung des ultravioletten Anteils dächern) und extensive Begrünungen in Betracht.
der Sonneneinstrahlung beanspruchen unge- Die UV-Beständigkeit neu entwickelter Kunst-
2
schützte Flachdachabdichtungen sehr stark. Ein stoff-Dachdichtungsbahnen ist in letzter Zeit so
Oberflächenschutz ist daher immer vorzusehen. verbessert worden, dass bei leichten Dachkons-
Bereits eine helle Einfärbung von Kunststoff- truktionen auch eine Verlegung ohne zusätzliche
Dachdichtungsbahnen, dauerhafter aber Be- Schutzschichten möglich ist.
schichtungen mit Feinsplitt, Perlkies oder Alumi-
niumpulver bewirken eine erhebliche Reflexion
des Sonnenlichtes und setzen damit die Erwär- 2.1.9 Windbeanspruchung
mung der Dachhaut herab. Es können ferner zu-
sätzliche Schutzfolien auf die Dachhaut aufge- Der gesamte Flachdachaufbau muss gegen Ab-
bracht werden. Unterschieden wird: heben durch Windbeanspruchung, dabei ins-
besondere durch Sogwirkung gesichert werden.
Leichter Oberflächenschutz Die Art der Windsogsicherung ist abhängig von
der Windzone, der Gebäudegeometrie, der Ge-
Dachabdichtungen aus Bitumen- oder Polymer- bäudehöhe und der Gebäudekategorie (in der
bitumenbahnen werden in der Regel mehrlagig Natur vorkommende Bodenrauigkeiten).
ausgeführt. Leichter Oberflächenschutz erfolgt Die Sicherung kann erfolgen durch
bei Polymerbitumenbahnen durch werkseitige • Auflast
Bestreuung mit Splitt oder Granulat. Streich-, roll-
oder spritzbare Beschichtungsstoffe müssen mit • Verkleben
den Stoffen der Dachabdichtung verträglich sein • mechanische Befestigung.
und dürfen das Brandverhalten des Daches nicht
nachteilig verändern. Kieseinpressung, Besan- Unterschieden werden Sicherungen im Innen-,
dung oder Anstriche mit Heißbitumen sind unge- Rand- und Eckbereich. Die Definition der Berei-
eignet. che für Bauwerke bis 30 m Höhe zeigt Bild 2.4.
Einen Überblick über handwerkliche Ausführun-
Schwerer Oberflächenschutz gen von Windsicherung bei geschlossenen Bau-
werken gibt Tabelle 2.5.
Er besteht in der Regel aus einer losen Kiesschüt-
tung (Körnung 16 bis 32 mm, Mindest-Schütthöhe Sicherung durch Auflast. Lose verlegte Dachab-
5 cm), unter der sich meistens nur wenig schwan- dichtungen werden durch Auflast gesichert. Als
kende Feuchtigkeitsverhältnisse einstellen. Auflast zur Sicherung gegen abhebende Wind-
Kiesschüttungen müssen in windreichen Gegen- kräfte werden z. B. verwendet [11]:
den und bei Gefahr von Wirbelbildung durch
Dachaufbauten (z. B. größere Schornsteine, Auf- • Schüttungen aus Kies 16/32, Mindestdicke im
zugsschächte) gesichert werden. Da die Verwen- Einbauzustand 50 mm; bei Dachhöhen über
dung von Kieseinbettmassen nicht bei jeder Dach- 20 m müssen im Rand- und Eckenbereich Plat-
abdichtungsart möglich ist, kann die Schüttung ten, Pflaster o. Ä. die Kiesschüttung zusätzlich
durch aufgesprühte Kunstharze befestigt wer- gegen Windeinwirkung schützen,
den, die die obere Kiesschicht binden. Die Ausbil- • Plattenbeläge aus Betongehwegplatten oder
dung einer Dachrandaufkantung (Attika), die die gleichwertigen Platten, mindestens 400/400/40
Dachoberfläche um mindestens 30 cm überragt, mm zur Abdeckung von Kies oder direkt auf ei-
ist bei höheren Gebäuden zweckmäßig (s. jedoch ner Schutzlage verlegt,
Abschn. 2.1.11). • Betonformsteine, auf Kies und/oder Schutzlage
Übernimmt der Oberflächenschutz gleichzeitig verlegt,
die Sicherung gegen Wind- und Sogkräfte, ist die • Betonplatten, an der Einbaustelle betoniert
Dicke der Kiesschüttung entsprechend statisch oder vorgefertigt, Größe und Bewehrung nach
nachzuweisen. statischen Erfordernissen bis maximal 2,50 ×
2,50 m, auf Schutz- und zwei Gleitlagen verlegt,
198 2 Flachdächer

2.4
Definition der Randbereiche
(vereinfachte Flächeneinteilung;
bis 30 m Gebäudehöhe)

• Vegetationssubstrate mit entsprechendem Schrauben mit Haltetellern, auch mit Breitkopf-


Nachweis. nägeln punktweise mit mindestens 2 Befesti-
gungen/m2 hergestellt werden. Auch Linien-
Eine Sicherung der Dachabdichtung durch Auf- befestigungen (im Überdeckungsbereich) mit
last eignet sich in der Regel nur für Dächer bis 3° durchlaufenden Metallbändern sind möglich.
Dachneigung. Darüber hinaus besteht die Gefahr, Auf Stahltrapezprofilen soll der Abstand der Be-
dass die Auflast abrutscht. festigungen auf gleichen Obergurten maximal
20 cm betragen.
Sicherung durch Verkleben. Für geschlossene Auf Holzwerkstoffen erfolgt die Befestigung von
Gebäude bis 20,00 m Höhe sind die nach Tabelle Bahnen mit Befestigungsmitteln, die für Holz-
2.5 aufgeführten Verklebungen ausreichend. Bei werkstoffe geeignet sind.
Kaltverklebung sind die entsprechenden Anga-
ben der Hersteller zu beachten. Die Abreißfestig- Für die Befestigung von Bitumenbahnen auf
keit jeder zu klebenden Lage oder Schicht und Holzschalung sind Stifte nach DIN EN 10 230 mit
die Eigenfestigkeit der Klebstoffverbindungen extra großem Flachkopf, Kopfdurchmesser
müssen so groß sein, dass die angesetzten Wind- ≥ 9 mm, zu verwenden, die mindestens 25 mm
lasten lagesicher abgeleitet werden können. lang, bei dickeren Bahnen oder Mehrfachüber-
Wenn eine der zu klebenden Lagen oder Schich- deckungen entsprechend länger sein müssen.
ten keine ausreichende Abreißfestigkeit aufweist, Befestigungsmittel müssen über einen ausrei-
sind andere Maßnahmen, z. B. mechanische Be- chenden Korrosionsschutz verfügen.
festigung, anzuwenden. Der Schaft von Befestigungen aus Kupfer oder
Edelstahl muss aufgerauht sein.
Sicherung durch mechanische Befestigung. Die Anzahl der Befestigungselemente ist im Re-
Bei geeignetem Untergrund (z. B. Profilblech, gelfall unabhängig von der errechneten Anzahl
Holz) darf die Lagersicherheit durch Tellerdübel, mit mindestens 2 Stück/qm zu bemessen.
Spreizdübel, Holzschrauben oder selbstbohrende

Tabelle 2.5 Klebung bis 20 m Höhe bei geschlossenen Gebäuden [11]

Heißbitumen Kaltbitumen Polyurethan

Innenbereich 10 % der Fläche 2 Streifen 4 cm breit/m2

Randbereich 20 % der Fläche 3 Streifen 4 cm breit/m2 nach Angaben des Herstellers

Eckbereich 40 % der Fläche 4 Streifen 4 cm breit/m2


2.1 Allgemeines 199

Tabelle 2.6 Verankerungsmittel für Bohlen bei mehrfacher Beanspruchung [11]

Befestigungsart Verankerungsmittel Befestigungsabstände bei Gebäudehöhen


bis 8 m über 8 m über 20 m
bis 20 m bis 40 m
Holz auf Beton verzinkte Schrauben 1,00 m 0,66 m 0,50 m
(≥ B 25) Ø 7 mm
mit Dübel
2
Holz auf Gasbeton verzinkte Schrauben 0,90 m 0,50 m 0,33 m
Ø 7 mm
mit Spezialdübel

Holz auf Profilblech verzinkte Blechschrauben 0,50 m 0,33 m 0,25 m


Ø 4,2 mm

Holz auf Vollholz verzinkte Holzschrauben 0,80 m 0,50 m 0,33 m


Ø 6 mm

Schalung unter Dachabdichtungen. Fugen bei lung mindestens 24 mm. Die Bretter sollten höch-
Schalungen aus Vollholz unter Dachabdichtun- stens 16 cm breit sein. Verwendete Holzschutz-
gen sollen stets durch Nut und Feder oder gleich- mittel dürfen die Dachabdichtungen nicht schä-
wertige Maßnahmen miteinander verbunden digen, über Schalungen aus Holz ist eine
sein. Bei der Bemessung der Dachschalung ein- Trennschicht anzuordnen.
schl. Unterkonstruktion ist eine Wassersackbil-
dung durch unvermeidbare Ausführungsmängel
zu berücksichtigen. 2.1.10 Entwässerung
In Tabelle 2.6 sind Verankerungsmittel und Befes-
tigungsabstände für Bohlen bei verschiedenen Flachdächer sind grundsätzlich mit mindestens
Untergründen und Gebäudehöhen angegeben. 2 % Gefälle (s. Abschn. 2.1.4) und in der Regel mit
Bei mechanischer Befestigung der Dachabdich- innenliegender Entwässerung zu planen. Flach-
tung muss die Nenndicke von Holzwerkstoffen dächer mit einem geringeren Gefälle als 2 % sind
mindestens 22 mm betragen, bei Vollholzscha- Sonderkonstruktionen. Innen liegende Entwässe-

2.7a 2.7b

N N

N
2.7c N

2.7 Innenentwässerung von Flachdächern


a) mit Gefälle
b) gefällelos (Sonderkonstruktion!)
c) Grundrisse mit Lage der Entwässerungsstellen, N = Notüberlauf
200 2 Flachdächer

rungen erfordern eine sorgfältige Planung und 2.1.11 Anschlüsse an


eine mindestens halbjährliche Reinigung und aufgehende Bauteile
Wartung. Die Entwässerung über außen liegende
Dachrinnen sollte nur bei geneigten Dächern mit Für Anschlüsse an aufgehenden Bauteilen (auch
Abdichtung und in Ausnahmefällen ausgeführt an Fenster- und Terrassentüren und an Attika-An-
werden. Bei Abdichtungen mit bitumenhaltigen schlüsse) sind bei der Planung folgende Min-
Baustoffen ist die besondere Korrosionsgefahr an desthöhen zu beachten:
2 den Dachrinnen zu beachten (s. Abschn. 1.7.1). • Flachdachneigung bis 5° mindestens 15 cm
Eine gefällelose Flachdachausführung wäre nur dann pro- • Flachdachneigung über 5° mindestens 10 cm
blemlos, wenn wirklich ebene und absolut horizontale über Oberkante Oberflächenschutz bzw. Kies-
Flächen der Unterkonstruktion zur Verfügung stehen. Das schüttung oder von Nutzschichten.
ist jedoch in der Praxis durch unvermeidliche Ungenauig-
keiten bei der Ausführung und wegen des Durchhängens Diese Werte sind gegebenenfalls zu erhöhen
der Flächen nicht zu gewährleisten (Bild 2.7b). Sie gelten (schneereiche Gebiete, Sheddachrinnen).
daher als „Sonderkonstruktionen“ und bedürfen besonde-
rer Sorgfalt bei der Ausführung. Die Flächen, an denen die Abdichtungen hochzu-
Auf Massivplatten wird daher in der Regel ein Ge- führen sind, müssen eben und frei von Fugen, Be-
fällebeton mit flachen Kehlen zu den Dachabläu- tonnestern u. Ä. sein. Falls erforderlich, ist ein Aus-
fen aufgebracht (Bild 2.7a und c). gleichsputz herzustellen.
Insbesondere bei Leichtkonstruktionen wird viel- Wandanschlüsse. Anschlüsse können starr
fach auf den Gefälleausgleich verzichtet und die (durch Klebung) oder beweglich (mit lose ver-
gesamte Decke im Gefälle verlegt. Eine waage- legten Kunststoff-Dichtungsbahnen) hergestellt
rechte Untersicht wird dabei nötigenfalls durch werden. Anschlüsse mit eingeklebten Blechen in
einwandfrei hinterlüftete, untergehängte Putz- Bitumenbahnen dürfen nur bei Anwendungs-
decken o. Ä. erreicht (s. auch Abschn. 2.2.5). kategorie K1 angewendet werden und sollten zu
Dachflächen mit nach innen abgeführter Entwäs- Wartungszwecken zugänglich sein. Starre An-
serung müssen unabhängig von der Größe der schlüsse mit Klemmschienen u. Ä. sollen nicht
Dachfläche für jede Teildachfläche mindestens über Bauteile hinweggehen, die statisch vonein-
entweder zwei Dachabläufe (von denen ein Ab- ander – z. B. durch Bewegungsfugen – getrennt
lauf als Notablauf funktioniert) oder einen Dach- sind. Hier sind Fugenprofile zu verwenden, die Be-
ablauf und einen Notüberlauf erhalten (Bild 2.7c). wegungen zulassen und an den Trennstellen be-
Abläufe und Notüberläufe müssen nach DIN sonders abgedichtet sind.
1986-100 geplant und nach DIN EN 1253-1 sowie Die hochgezogenen Abdichtungen einschließ-
DIN EN 12 056-3 bemessen werden. lich Trennlage und ggf. Dampfsperre werden mit
Die Notentwässerung muss mindestens die Diffe- aufgedübelten Klemmschienen befestigt (Bild
renz zwischen Jahrhundertregen und Berech- 2.8). Kunststoff-Dichtungsbahnen können auch
nungsregen entwässern können; dies wird i. d. R. auf Verbundbleche geschweißt oder geklebt wer-
erreicht durch: den (2.9).
• zusätzliche Dachabläufe mit Anstauelement und Die oberen Abschlüsse sollten vor allem durch
freier Entwässerung auf das Grundstück oder konstruktive Vorkehrungen geschützt werden.
• Entwässerung über Attikagullys jeweils unter Ausreichend tiefe Rücksprünge in den Anschluss-
Beachtung der angegebenen Ablaufleistung; wänden (Bild 2.8c) oder Überdeckungen durch
bzw. durch Fassadenbekleidungen sind wesentlich sicherer
• partielles Absenken der Attika auf die Mindest- als Abschlüsse durch Fugendichtungsmassen
stauhöhe (z. B. bei Ablauf NW 100 = 35 mm) (Bild 2.8c und d; vgl. auch Abschn. 10.7.3 in Teil 1
des Werkes). Lediglich mit Dichtstofffasern abge-
• eines durch die Attika geführten Notüberlaufs.
dichtete Fugen sind nicht mehr grundsätzlich ab-
Dachabläufe sind grundsätzlich mit ihren Flan- zulehnen. Nur durch Fugendichtungsmassen ge-
schenaußenkanten im Abstand von mindestens sicherte Anschlüsse sind allerdings der Anwen-
30 cm zu den Außenkanten sonstiger Durchdrin- dungskategorie K1 zuzuordnen. Die Dichtstofffa-
gungen, Fugen, Dachaufbauten oder zu aufge- sern müssen regelmäßig gewartet werden.
henden Bauteilen zu planen, um einerseits eine Bei genutzten Flächen sind die hochgezogenen
einwandfreie Ausführung der Eindichtung zu Abdichtungen durch entsprechende konstruk-
gewährleisten und andererseits zu Wartungs- tive Maßnahmen gegen mechanische Beschädi-
zwecken frei zugänglich zu sein. gungen zu schützen (Bild 2.8d).
2.1 Allgemeines 201

≥ 15

2.8a 2.8b

2.8
Wandanschluss
a) Schnitt
b) Detail oberer Abschluss
c) Klemmschiene (alwitra),
d) Anschlusssicherung bei genutzter Oberfläche
2.8c 2.8d (alwitra)
≥ 15

2.9 Anschluss durch Schweißung auf beschichtetes 2.10 Flachdachanschluss an belüftetes Steildach
Anschlussblech
202 2 Flachdächer

Anschlüsse an geneigte Dachflächen sind min- Nach DIN 18 195 Teil 5 muss die Abdichtung bei
destens bis über die Höhen der Flachdachränder waagerechten oder schwach geneigten Flächen an
zu führen, damit im Falle des Versagens der Dach- anschliessenden, höherführenden Bauteilen in der
entwässerung kein Stauwasser in die empfindli- Regel 15 cm über die Oberfläche der Schutzschicht,
che Steildachkonstruktion eindringen kann und des Belages oder der Kieslage (Schutzschicht)
allenfalls nach außen überfließen kann. Die nöti- hochgeführt werden. Besteht diese Möglichkeit
gen Belüftungsöffnungen (vgl. Abschn. 1.9.2) sind nicht, so sind besondere planerische Maßnahmen
2 zu berücksichtigen (Bild 2.10). gegen das Eindringen von Wasser oder das Hinter-
laufen der Abdichtung erforderlich.
Anschlüsse an Durchdringungen z. B. von Wenn die Abdichtungen den o. g. Forderungen
Dachabläufen Sanitärrohren, Antennendurch- gemäß mindestens 15 cm über die Entwässe-
gängen u. Ä. können zwar mit Hilfe von Klebe- rungsebene hochgezogen werden, ergeben sich
flanschen hergestellt werden, doch sind derartige zwischen Außen- und Innenbodenflächen so
Eindichtungen auch bei sorgfältiger Ausführung große Höhendifferenzen, dass entweder die Kons-
ziemlich schadensanfällig. Besser sind Anschlüsse truktionsflächen auf unterschiedlichen Höhen lie-
mit Dichtungsmanschetten oder Klemmflan- gen müssen oder Stufen (Bild 2.14) unvermeid-
schen (s. Abschn. 2.6). lich sind (Bild 2.15).
Durchdringungen müssen untereinander und zu
Dies kann aber wegen der Nutzung der außen lie-
anderen Bauteilen im Regelfall einen Mindestab-
genden Flächen (Kinderwagen, Rollstühle usw.)
stand von 30 cm aufweisen.
oft nicht akzeptiert werden.
Ausbildung von Ecken. Wenn Abdichtungen ge- Bei behindertengerechten Gebäuden sind nach
genüber angrenzenden Bauteilen hochgezogen DIN 18 025 untere Türanschläge und -schwellen
werden müssen, stellen die dabei entstehenden grundsätzlich zu vermeiden bzw. dürfen eine
unvermeidlichen Ecken besondere Schwach- Höhe von 2 cm nicht überschreiten. Nach den
punkte dar. Bei der Ausführung muss an diesen Flachdachrichtlinien [11] darf die Türanschluss-
Stellen sehr sorgfältig gearbeitet werden. Die an- höhe von Abdichtungen in Ausnahmefällen bis
stoßenden hochgezogenen Abdichtungsbahnen auf 5 cm verringert werden. Damit können je-
erhalten zunächst besonders zugeschnittene doch die in DIN 18 195-5 getroffenen Festlegun-
Überlappungen (Bild 2.11a). Zusätzlich werden gen für den Anschluss von Abdichtungen an Ter-
die Eckpunkte mit herzförmig zugeschnittenen rassen – oder Balkontüren nicht erfüllt werden
oder teilweise auch als Formteil lieferbaren Ab- (Oberkante Abdichtung  15 cm über der Ober-
schlüssen überklebt (Bild 2.11b). fläche des Belages. Durch ein Gutachten des
Aachener Instituts für Bauforschung und ange-
Anschlüsse an Türen. Besonders kritische An- wandte Bauphysik konnte nachgewiesen wer-
schlusspunkte stellen die Übergänge von Ab- den, dass bei sorgfältiger Planung und Aus-
dichtungen zu Balkon- oder Terrassentüren dar. führung schadensfreie Bauwerksanschlüsse auch

2.11a 2.11b

2.11 Eckausbildung von Abdichtungen


a) Zuschnitt der Anschluss-Dachbahnen (Innen- bzw. Außenecke)
b) Abschluss der Eckpunkte mit vorgefertigten Abdeckstücken Innen- bzw. Außenecken (BRAAS-Rhenofol)
2.1 Allgemeines 203

≧ 50 cm

5cm
2 3 4
1 2 % Gefälle
1

2.12 Flächenbündiger Terrassenanschluss 2.13 Abdichtungsanschluss an Terrassentür


(System AcoProfiLine) (System AcoProfiLine)
1 Terrassenrinne 1 Anschlussblech
2 Terrassenrinne
3 Stichkanal
4 Aufsatz für Dachabläufe

ohne vollständige Erfüllung der Anforderungen Konstruktion nachgewiesen und verantwortet


von DIN 18 195-5 ausführbar sind [1]. werden. Die Ausführung ist einschl. aller Vor- und
Die Industrie hat inzwischen flächenbündige An- Nachteile mit dem Bauherren zu besprechen. Der
schlüsse entwickelt, die „schwellenloses Bauen“ Bauherr muss in schriftlicher Form auf die nicht
ohne Schaden ermöglichen. Sie entsprechen al- normgerechte Ausführung hingewiesen werden,
lerdings nicht den geltenden Vorschriften, d. h. will der Planer sich vor eventuellen Regressan-
den Vorschriften der DIN. Es muss erneut darauf sprüchen schützen.
hingewiesen werden, dass Normen und Richt-
linien keine zwingenden gesetzlichen Forderun-
gen darstellen. Wenn von Ihnen abgewichen
wird, muss jedoch die Tauglichkeit der gewählten
≥ 15

2.15 Abdichtungsanschluss an Terrassen- oder Balkontür:


Erforderliche Höhendifferenz des Abdichtungs-
anschlusses durch vorgelagerten Gitterrost abge-
mindert
2.14 Abdichtungsanschluss an Terrassen- oder Bal- 1 großformatige Platten, lose in Kies verlegt
kontüren: Bei 15 cm Abdichtungesaufkantung 2 Gitterrost mit Aufständerung
Stufen innen unvermeidlich 3 L-Stahl als Abdichtungsauflage (Abdichtungs-
1 Abdeckblech anschluss mit Lochband und Versiegelung)
204 2 Flachdächer

Bild 2.12 zeigt einen möglichen flächenbündi- meidliche Bauwerksungenauigkeiten in der


gen, nicht normgerechten Terrassenanschluss. Fluchtrichtung, in Höhen und ggf. auch Nei-
gung ermöglichen.
Bild 2.13 zeigt einen nach den Flachdachrichtlini-
en möglichen Anschluss, bei dem zu jeder Zeit • Belüftung. Flachdachränder von zweischaligen
ein einwandfreier Wasserablauf im Türbereich ge- Dächern müssen ausreichende Belüftungs-
währleistet ist. Die Dachdurchdringung ist vom querschnitte haben, die genügend gegen
Schlagregen sowie gegen Kleintiere, Vögel und
2 Wand-/Türanschluss mindestens 50 cm entfernt.
Insekten gesichert sind.
Vor den Türen ist durch ständig wirksame Ent-
wässerung der Außenflächen ein Wasserstau an
Dachüberstände. Ausladende Gesimse von mas-
den Abdichtungsanschlüssen – auch bei Schnee-
siven Flachdächern erfordern zusätzliche Wärme-
matsch – auszuschließen (vgl. auch Abschn.
schutzmaßnahmen. Zur Vermeidung von Wärme-
10.7.3 in Teil 1 des Werkes).
brücken müssen auskragende Stahlbetonplatten
Durch konstante Maßnahmen ist eine mecha- entweder ganz mit zusätzlichen Wärmedämmun-
nische Beschädigung der hochgezogenen Ab- gen umhüllt werden (Bild 2.16). Dies führt häufig
dichtungen auszuschließen. Die Abdichtungen zu gestalterisch unbefriedigenden Lösungen.
müssen sorgfältig hinter etwa vorhandenen Rol-
Bei allen Flachdachkonstruktionen bildet die Trenn-
ladenschienen oder Deckleisten hochgeführt
linie zwischen Dachplatte und Auflager gleichzeitig
werden und sind an den Türrahmen mit Klemm-
eine Material- und Bewegungsfuge. Infolge Durch-
schienen o. Ä. mechanisch zu befestigen.
biegung können sich außerdem die Auflagerenden
von weit gespannten Massivplatten insbesondere
2.1.12 Flachdachränder an den Ecken hochbiegen (Bild 2.17). Das kann
durch Aufkantung der Deckenplatten zu einer um-
An den Rändern von Flachdächern enden außer laufenden „Attika“ weitgehend verhindert werden
der Unterkonstruktion alle Schichten der Ab- (Bild 2.18). Wird die Attika als statisch wirksamer
dichtung und Wärmedämmung mit völlig ver- Überzug ausgebildet, sind raumhohe Öffnungen in
schiedenartigen Materialien, die wiederum den Außenwänden möglich.
unterschiedlichen Beanspruchungen und Anfor- Vielfach werden Attika-Konstruktionen lediglich
derungen ausgesetzt sind: aus formalen Gründen gewählt, um dahinter lie-
• Temperatureinflüsse. Unterkonstruktion, Dach- gende Schräganschnitte von Gefälleschichten zu
abdichtung und Randabschlussteile haben ver- verbergen. Es ist aber zu bedenken, dass Aufkan-
schiedene thermisch bedingte Form- und Län- tungen von Flachdachrändern mit hochgezoge-
genänderungen. nen Abdichtungen meistens recht schadensan-
• mechanische Beanspruchungen. Von allen fällig sind. Insbesondere die an der Innenseite
Schichten des Dachaufbaus muss insbesondere hochgezogenen Abdichtungen sind bei hohen
die Dachabdichtung am Rand zuverlässig ge- Attiken schwierig gegen UV-Strahlung und me-
gen Wasser- und Eisdruck, gegen den Druck chanische Beschädigungen zu schützen.
von Kiesschüttungen und gegen Beschädigun-
gen bei Bau- und Wartungsarbeiten geschützt Auflager. Damit durch material- und temperatur-
sein. Außerdem muss ausreichender Schutz ge- bedingte Längenänderungen oder lastabhängi-
gen die Auswirkung von Windkräften gewähr- ge Formänderungen größerer Stahlbetonmassiv-
leistet sein. platten keine Beanspruchungen von Flachdächern
auf die Auflagerwände übertragen werden, sind
• materialbedingte Beanspruchungen. Längen-
änderungen der Randprofile müssen so aus-
gleichbar sein, dass weder am Übergang zur
Abdichtung noch an Innen- oder Außenecken
des Dachrandes Undichtigkeiten oder Verfor-
mungen entstehen. Gewisse Kunststoff-Dich-
tungsbahnen neigen bei der Alterung zum
Schwinden. Die daraus entstehenden Zugspan-
nungen müssen von der Randkonstruktion auf- 2.16
genommen werden können.
2.16 Wärmeschutz von auskragenden Flachdächern
• Bauwerkstoleranzen. Randkonstruktionen müs- (Abdichtung usw. nicht eingezeichnet)
sen die problemlose Anpassung an unver- Flachdachgesims mit Wärmeschutz außen
2.1 Allgemeines 205

die Auflager mit Hilfe von Gleitlagern oder Gleit- Dachrandabschlussprofile bilden den Über-
Kipp-Lagern zu bilden (s. Abschn. 2.3.2). Je nach gang zwischen Dachabdichtungen und Dachrän-
statischen Erfordernissen sind als Auflager Ring- dern. Dabei sind direkt eingeklebte Blechverwah-
anker vorzusehen (vgl. Abschn. 6.2.1.1 in Teil 1 rungen als Flachdachabschlüsse ungeeignet. Es
dieses Werkes). In jedem Fall sind die Auflagerfu- steht für diese Aufgabe eine große Zahl von
gen vor allem in den Außenwänden konstruktiv Spezial-Profilsystemen aus Leichtmetall-Strang-
und gestalterisch zu berücksichtigen. Sie werden pressprofilen sowie aus Blech- und Faserzement-
in der Regel durch entsprechende Gesims- oder Profilen in den verschiedensten Formen auf dem 2
Fassadenverblendungen abgedeckt (Bild 2.19). Markt zur Verfügung.

Öffnung raumhoch
möglich
2.17 Hochbiegen von Plattenecken infolge Durchbiegung 2.18 Flachdach-Aufkantung („Attika“)
≧X

≧X

2.19a 2.19b 2.19c


X

2.19
Flachdachränder (schematisch)
a) Flachdach mit Randprofil
b) Flachdach mit Attika
c) Anschluss der Dichtungen
mit Hinterschneidung
d) Attika-Anschluss mit IsoKorb®
(SCHÖCK)
x = 10 cm bei Dachneigung ≤ 5°
x = 5 cm bei Dachneigung > 5° 2.19d
206 2 Flachdächer

In den Flachdachrichtlinien ist für Dachrandab- • Die Überlappung der oberen Abschlüsse von
schlussprofile vorgeschrieben: Putz oder Bekleidungen muss mindestens be-
• Die Oberflächen der Abdichtungen bzw. der tragen: Bei Gebäudehöhen
Kiesschüttungen müssen bei Dachneigungen – bis 8 m > 5 cm
bis 5° mindestens 10 cm, bei größeren Dachnei- – über 8 bis 20 m > 8 cm
gungen um mindestens 5 cm überragt werden – über 20 m > 10 cm.
(Bild 2.19).
2

2.20a 2.20b

9
8
7 6
6 5
5
4
4 3
3
2 2
1 1

2.20c 2.20d

2.20 Dachrandabschlussprofile und Einbaubeispiele c) Flachdachrand bei Abdichtung mit Bitumenbahnen


a) In Fluchtrichtung und Höhe justierbar (ALWITRA) (vgl. Bild 2.29a)
1 Anschluss-Dichtungsbahn, zugfest eingespannt 1 Stahlbeton
2 Halteprofil, auf Unterkonstruktion aufgeschraubt, 2 Voranstrich
in Fluchtrichtung justierbar 3 Glasvliesbitumenlochbahn (unt. Dampfdruckausgleichs-
3 Halteprofil, durch Zahnleiste mit Klemmring schicht)
werkzeugfrei justierbar 4 Dampfsperre
4 Deckprofil, gleichzeitig Auflager für Anschluss- 5 Polystyrol-Hartschaum
bahn, längs verschiebbar 6 Glasvliesbitumenlochbahn (obere Dampfdruckaus-
5 Oberes Deck- und Klemmprofil, längs gleichsschicht)
verschiebbar 7 3lagige Bitumenbahnabdichtung
8 Kiesschüttung
b) In Fluchtrichtung, Höhe und Neigung justierbar 9 Abschlussprofil
(JOBA) d) Flachdachrand bei Umkehrdach
1 Anschluss-Dichtungsbahn, zugfest eingespannt 1 Stahlbeton
2 Halteprofil, auf Unterkonstruktion aufgeschraubt, 2 Trennlage (geschäumtes Polyäthylen)
in Fluchtrichtung justierbar 3 Flachdachfolie
3 Halteprofil, in Höhe und Neigung justierbar 4 extrudierte Polystyrolplatten (z. B. Roofmate)
4 Auflagerprofil für Anschlussbahn 5 Filtervlies
5 Deckprofil, aufgeklemmt; 6 Kiesschüttung
längs verschiebbar
2.1 Allgemeines 207

• Der Überstand der Tropfkanten vor den zu und Außenecken stehen bei allen Herstellern ent-
schützenden Bauteilen soll mindestens 2 cm sprechende Formteile zur Verfügung. In Bild 2.11
betragen. sind 2 Beispiele für derartige Profile gezeigt.
An- und Abschlüsse von Dachflächen der Anwen-
Die Halterungen der Abschlussprofile werden am dungskategorie K1, die nur unter hohem Monta-
besten auf aufgedübelten Randbohlen aus Holz geaufwand oder nur durch Zerstörung von ande-
montiert (Befestigung s. Abschn. 2.1.9, Tab. 2.6). ren Bauteilschichten zugänglich werden, sind
Die Montage wird sehr erleichtert, wenn die Pro- nach Anwendungskategorie K2 auszuführen.
2
filkonstruktion ein möglichst einfaches Aus-
gleichen von unvermeidlichen Rohbauungenau-
igkeiten in der Höhe, in der Neigung und in der 2.1.13 Arbeitsablauf an der Baustelle
Fluchtrichtung erlaubt.
Den Übergang zu bituminösen Dachabdichtun- Abdichtungsarbeiten mit Heißklebemassen dür-
gen bilden Polymerbitumenbahnen oder Kunst- fen bei Außentemperaturen unter +4 °C und bei
stoff-Anschlussbahnen, die je nach Profilsystem regnerischem Wetter nicht ausgeführt werden.
auf unterschiedliche Weise zugfest eingeklemmt Abdichtungen mit Kunststoffen erfordern in die-
werden bzw. in die Abdichtungsränder ein- ser Hinsicht zwar weniger Rücksicht, doch ist zu
geklebt werden. Kunststoff-Dachabdichtungen bedenken, dass bei ungünstiger Witterung die
können direkt an die meisten Profilsysteme an- Qualität derartiger Arbeiten, die immer mit größ-
geschlossen werden. Die äußeren, den wechseln- ter Sorgfalt ausgeführt werden müssen, beein-
den Temperatureinflüssen ausgesetzten Teile der trächtigt wird. Daraus folgt für die Planung der
Dachrandabschlüsse müssen Längenänderun- Konstruktion und der Ausführung:
gen zulassen, ohne dass diese sich auf die An- • Möglichst witterungsunabhängige Arbeitsab-
schlussbahnen übertragen können. Für Innen- folgen mit Einsatz entsprechender Materialien,

Tabelle 2.21 Beispiele für Maßnahmen der Instandhaltung der Dachabdichtung und der Dacherneuerung

1 2
1 Inspektion Aufnahme des Zustandes der Dachabdichtung, der An- und Abschlüsse sowie der
Durchdringungen.
Die Ergebnisse der Inspektion können Basis für die Festlegung evtl. erforderlicher Wartungs-,
Instandsetzungs- oder Dacherneuerungsmaßnahmen sein.
2 Wartung z. B. Entfernen von unerwünschten Ablagerungen und Fremdbewuchs
Reinigen der Entwässerungsanlagen (siehe 4.2)
3 Instandsetzung a) Kleinere Instandsetzungsarbeiten, z. B.
Erneutes Absichern von Wandanschlussprofilen
Schutzanstriche auf korrosionsgefährdeten Metallteilen
Ausbessern kleinerer Schadstellen in der Abdichtung
Instandhaltung

b) Größere Instandsetzungsarbeiten sind nach genauer Voruntersuchung (siehe 5.3) festzulegen,


z. B.
Ausbessern größerer Schadstellen in der Abdichtung
Regenerieren/Nachbehandeln der Abdichtungsoberfläche (von Bitumenbahnen),
– durch Beschichtungen
– durch Beschichtung und gleichzeitiger Erneuerung der Besplittung
Regenerieren alter Dachabdichtungen durch Aufbringen einer neuen Abdichtungslage
(siehe 5.4.3)
4 Erneuerung Maßnahmen zum Ersatz einer nicht mehr funktionstüchtigen Dachabdichtung und ihrer
der Dach- An- und Abschlüsse
abdichtung – bei Belassen der vorhandenen Dachabdichtung
– nach Entfernen der vorhandenen Dachabdichtung
– mit Zusatzdämmung
– mit Zusatzdämmung als Gefälledämmung
5 Erneuerung des Maßnahme zum kompletten Ersatz eines nicht funktionstüchtigen oder eines verbesserungs-
Dachaufbaus bedürftigen Dachschichtenaufbaus – einschließlich aller An- und Abschlüsse.
(Modernisierung)
208 2 Flachdächer

• Einplanung funktionstüchtiger Zwischenlösun- 2.2 Baustoffe


gen bei unvermeidbaren Arbeitsunterbrechun-
gen.
2.2.1 Abdichtungen
2.1.14 Instandhaltung
Stoffe und Bauteile des Dachaufbaus, die unterein-
Das Vorurteil, Flachdächer seien gegenüber ge- ander in Berührung kommen, müssen miteinander
2 neigten Dächern auch bei einwandfreier Aus-
führung wesentlich schadensanfälliger, beruht
verträglich sein. Bei Unverträglichkeiten sind ge-
eignete Maßnahmen (z. B. Trennschichten/-lagen)
fast immer auf Schäden, die durch jahrelange vorzusehen.
Vernachlässigung bedingt sind. Weil sich bei den
Die zur Dachabdichtung geeigneten Stoffe sind
oft nicht einsehbaren Flachdachflächen Schäden
in DIN 18 531-2 genannt und nach DIN 18 531-3
erst wesentlich später und dann meistens folgen-
zu bemessen. Für andere Stoffe ist ein Eignungs-
schwer zeigen, muss gegenüber den Auftragge-
nachweis erforderlich.
bern klargestellt sein:
Flachdächer erfordern zu ihrer Erhaltung und zur
Eigenschaftsklassen
Verlängerung ihrer Lebensdauer – wie jedes an-
dere Dach auch – regelmäßige Wartung und Pflege. Zu den Beanspruchungsklassen für Dachabdich-
Erstmals sind mit DIN 18531-4 in einer Norm tungen (s. Abschn. 2.1.2) werden in DIN 18 531-2
Maßnahmen zur Instandhaltung von nicht ge- Eigenschaftsklassen der Abdichtungsbahnen defi-
nutzten Dächern geregelt (Tab. 2.21). niert (Tab. 2.22).
Zur regelmäßigen Überprüfung der Dachflächen Bitumen-Dachbahnen nach DIN 52 130 sind für
sollte ein Inspektions- und Wartungsvertrag mit Dachabdichtungen mit verschiedenen Trägerein-
einer Fachfirma abgeschlossen werden. War- lagen (Polyestervlies 200T oder 250B DIN 18 192,
tungsmaßnahmen schließen die Beseitigung von Textilglasgewebe DIN 18 191, Jutegewebe mit
Verschmutzungen und unerwünschtem Pflan- flächenbezogener Masse von > 300 g/m2, Alu-
zenbewuchs, die Reinigung von Dachrinnen und miniumbänder DIN 1745-1 und Kupferbänder
-abläufen, die Beseitigung von Kiesverwehungen DIN 17 670-1) genormt als
und die Reinigung von Be- und Entlüftungsöff- • Bitumenbahnen (eine oder mehrere Träger-
nungen – soweit ohne Gerüst möglich – ein. einlagen mit beidseitigen Deckschichten),
Wartungsarbeiten sollten ein- bis zweimal im • Polymerbitumenbahnen (Elastomer- PYE und
Jahr durchgeführt werden. Plastomerbitumenbahnen PYP).
Inspektionen sollten alle 3–4 Jahre durch Fach-
firmen durchgeführt werden.Dabei wir der Zustand Das Produktdatenblatt für Bitumenbahnen des
der Dachflächen sowie der An- und Abschlüsse ins- Deutschen Dachdeckerhandwerks-Regelwerk legt
gesamt überprüft. Die Ergebnisse der Inspektion für Bitumen- und Polymerbitumenbahnen an-
sind in einem Protokoll schriftlich festzuhalten, wendungsbezogene Anforderungen und Eigen-
ebenso weitere notwendige Maßnahmen. schaften für die Verwendung in Abdichtungen
Um Inspektions- und Wartungsarbeiten gründlich nach der „Fachregel für Dächer mit Abdichtun-
durchführen zu können, müssen Dachflächen un- gen“ und der „Fachregel für Bauwerksabdich-
gehindert zugänglich sein. Dies ist häufig auf Dach- tungen“ fest [11]. Bitumenbahnen nach diesem
flächen, auf denen in größerem Umfang Klima- Produktenblatt müssen eine CE-Kennzeichnung
aggregate installiert sind, nicht gegeben. DIN entsprechend den harmonisierten Normen (Bah-
18 531 fordert zwischen den Aggregaten und der nen für Dachabdichtungen; Bahnen für Bau-
Dachhaut einen Mindestabstand von 50 cm. werksabdichtung; Mauersperrbahnen) aufweisen.

Tabelle 2.22 Eigenschaftsklassen der Abdichtungsbahnen

Hoher mechanischer Mäßiger mechanischer


Eigenschaftsklasse
Widerstand Widerstand

Widerstand gegen hohe


E1 E3
thermische Beanspruchung

Widerstand gegen mäßige


E2 E4
thermische Beanspruchung
2.2 Baustoffe 209

Bahnen für Dachabdichtungen müssen darüber • geringe Temperaturempfindlichkeit


hinaus den Anforderungen der DIN V 20 000-201 • gute Standfestigkeit bei schroffen Temperatur-
und für genutzte Dächer den Anforderungen der wechseln
DIN V 20 000-202 entsprechen oder deren An- • hohe Rückstellkraft nach kurzzeitiger punktför-
wendbarkeit muss durch ein allgemeines bauauf- miger Belastung (auch bei niedrigen Tempera-
sichtliches Prüfzeugnis (abP) nachgewiesen sein. turen)
Das Produktdatenblatt für Bitumenbahnen des
Deutschen Dachdeckerhandwerks-Regelwerk-
• hohe Perforationssicherheit 2
• lange Lebensdauer und Witterungsbeständig-
03/2007 [11] gibt mit den nachfolgend aufge- keit
führten Tabellen wichtige Hinweise für die An-
wendungen von Bitumenbahnen als Dachab- • gute Verklebbarkeit
dichtung: Vorteile von Plastomerbitumenbahnen PYP (in
• Tabelle 1 „Eigenschaftsklassen (Widerstand ge- der Regel als Schweißbahnen) sind:
gen thermische Beanspruchung der • hohe Temperaturbeständigkeit
Abdichtungsbahnen für Dachabdich- • plastisches Verhalten mit hoher Flächenstabi-
tungen)“ lität
• Tabelle 2 „Anwendungstypen Dachabdichtung“ • Witterungsbeständigkeit in Verbindung mit
• Tabelle 4 „Kurzzeichen für Produktmerkmale“ Kälteflexibilität
• Tabelle 5 „Übersicht der Bitumen- und Poly-
merbitumenbahnen für Dachabdich- Die verschiedenen genormten Lieferformen zeigt
tungen“ Tabelle 2.23.
• Tabelle 7 „Anforderungen an Bitumenbahnen In Bild 2.24 ist ein Beispiel für die Kennzeichnung
für Dachabdichtung“ einer Polymerbitumenschweißbahn von 5 mm
Dicke mit Polyestervlies-Trägereinlage gegeben.
Vorteile von Elastomerbitumenbahnen PYE sind: Bitumendichtungsbahnen werden meist mehrla-
Tabelle 2.23 Genormte Bitumenbahnen

Trägereinlage Glasvlies- Bitumen- Bitumen- Polymer- Polymer-


Dachbahnen Dachdich- Schweiß- bitumen-Dach- Bitumen-
tungsbahnen bahnen dichtungs- Schweiß-
bahnen bahnen
DIN 52 143 DIN 52 130 DIN 52 131 DIN 52 132 DIN 52 133

Glasgewebe – G 200 DD G 200 S4 PYE-G 200 DD PYE-G 200 S4


G 200 S5 PYP-G 200 DD PYP-G 200 S4
PYE-G 200 S5
PYP-G 200 S5

Polyesterfaservlies – PV 200 DD PV 200 S5 PYE-PV 200 DD PYE-PV 200 S5


PYP-PV 200 DD PYP-PV 200 S5

Jutegewebe – J 300 DD J 300 S4 PY-J 300 DD PYE-J 300 S4


J 300 S5 PYP-J 300 S4
PYE-J 300 S5
PYP-J 300 S5

Glasvlies* V13* – V60 S4* – –

* Nur als zusätzliche Lagen, als Dach abdichtung nicht geeignet.

Hinweis Zur Bildung der Normbezeichnung werden in Normen für Bitumen- bzw. Polymerbitumen-Dachbahnen, Dach-
dichtungsbahnen oder Schweißbahnen folgende Kurzzeichen verwendet:
G Glasgewebe PYP Polymerbitumen, modifiziert mit thermo-
PV Polyestervlies plastischen Kunststoffen
V Glasvlies 200 Flächengewicht der Trägereinlage,
z. B. 200 g/m2 (nicht V 13)
PYE Polymerbitumen, modifiziert mit
thermoplastischen Elastomeren DD Dachdichtungsbahn
J Jutegewebe S4 / S5 Schweißbahn mit 4 bzw. 5 mm Dicke
210 2 Flachdächer

PYE- PV200 S5
Polymerbitumen Trägereinlage Schweißbahn
(elastomer- Polyestervlies 5 mm dick
modifiziert) 200 g/m2
2
2.24 Beispiel: Kennzeichen einer Polymer-Bitumen-
schweißbahn, 5 mm dick 2.25 Gieß- und Einrollverfahren

gig mit mindestens 8 cm Stoßüberdeckung in dersprechen sich die DIN und die Flachdachricht-
parallelen Bahnen mit Versatz verlegt und voll- linien. Planer und Bauherr sollten sich für die Ver-
flächig miteinander verklebt. Zur Verklebung sind wendung einlagiger bituminöser Abdichtungen
zugelassen: gemeinsam entscheiden und dies schriftlich fest-
• Gießverfahren halten.
• Schweißverfahren Neben Polymerbitumenbahnen entwickeln sich
• Bürstenstreichverfahren auch so genannte „Sanierungsbahnen“ immer
mehr zu einem eigenständigen Produkt der Son-
• Kaltverklebung derbahnen. Diese sind so aufgebaut, dass die alte
Eine hohlraumfreie Verklebung ist unter Baustel- Abdichtung (bei Bedarf auch mit einer zusätz-
lenbedingungen am besten durch das Gieß- und lichen Wärmedämmung) auf dem Dach verblei-
Einrollverfahren erreichbar, bei dem die Dich- ben kann und die neue Abdichtung darüber auf-
tungsbahn in vorher reichlich aufgegossene un- gebracht wird. Wegen der in den alten Bauteilen
gefüllte Bitumenklebemasse so eingerollt wird, meistens enthaltenen Restfeuchtigkeit muss für
dass in ganzer Bahnenbreite ein Klebemassen- guten Dampfdruckausgleich gesorgt werden.
wulst entsteht (Bild 2.25). Deshalb sind die Sanierungsbahnen häufig un-
terseitig mit Hohlraumsystemen versehen. Die
Beim Schweißverfahren werden die Bitumen- erforderlichen Hohlräume können auch durch
Schweißbahnen an der Unterseite mit dem punkt- und streifenweise Verklebung oder mit
Flächenbrenner erhitzt, die zu verklebenden Bi- speziellen Vliesen oder Noppen gebildet werden.
tumenschichten angeschmolzen und die Bahnen
unter leichtem Andruck eingerollt. Dachabdichtungen mit Dachneigung < 2 %
Kaltverklebung kommt für spezielle, werkseitig sind Sonderkonstruktionen, die 2lagig mit Poly-
mit einer Kaltklebemasse versehene Bitumen- merbitumenbahnen nach DIN 52 132 der 52 133
bahnen nach Vorschrift der Hersteller in Frage. oder 3lagig auszubilden sind. Bei einer 3lagigen
Die kaltselbstklebenden Bahnen wurden insbe- Dachabdichtung muss die Oberlage aus einer Po-
sondere für den Einbau auf brandsensiblen lymerbitumenbahn nach DIN 52 132 oder 52 133
Gebäuden entwickelt, weil der Einsatz von und einer weiteren Lage aus Bitumenbahnen
Schweißbrennern hier ein zu großes Risiko be- nach DIN 52 130 oder 52 131 mit Trägereinlage
deuten würde. aus Polyestervlies oder Glasgewebe bestehen.
Für die 3. Lage können auch Bahnen mit einer
Einlagige bituminöse Abdichtungen werden Glasvliesträgereinlage verwendet werden. Ein
von verschiedenen Herstellern angeboten. Nach schwerer Oberflächenschutz (z. B. Kies, s. Abschn.
DIN 18 531 dürfen Dachabdichtungen einlagig 2.1.7) sollte vorgesehen werden.
hergestellt werden, wenn das Gefälle der Unterla-
ge mindestens 2 % beträgt. An- und Abschlüsse Kunststoff- und Kautschuk-Dichtungsbahnen
sind mehrlagig auszuführen. An Kehlen sollte die werden für einlagige Dachabdichtungen aus den
Abdichtung verstärkt werden. Einlagige Abdich- verschiedensten Materialien geliefert als:
tungen aus Polymerbitumenbahnen sind unter • trägerlose Dachbahnen
begrünten Dächern nicht zulässig. In den Flach-
dachrichtlinien heißt es andererseits eindeutig: • mit innenliegendem Gewebe verstärkt
„Dachabdichtungen mit Bitumenbahnen sind • mit Einlagen aus Glasvlies
mindestens zweilagig auszuführen …“. Hier wi- • unterseitig kaschiert mit Kunststoffvlies
2.2 Baustoffe 211

Tabelle 2.26 Genormte Kunststoff- und Kautschukbahnen

DIN Norm Titel Bezeichnung Nenndicke2)


Dachbahn Dichtungsbahn1) mindestens

7864-1 Elastomer-Bahnen für Abdichtungen z. B. EPDM, 1,2 mm


CR, IIR

16 729 Kunststoff-Dachbahnen und Kunststoff-Dichtungs- ECB 1,5 mm


bahnen aus Ethylencopolymerisat-Bitumen

16 730 Kunststoff-Dachbahnen – PVC-P-NB 1,2 mm


aus weichmacherhaltigem
Polyvinylchlorid, nicht
bitumenverträglich

16 731 Kunststoff-Dachbahnen – PIB 2,5 mm


aus Polyisobutylen,
einseitig kaschiert

16 734 Kunststoff-Dachbahnen – PVC-P-NB- 1,2 mm


aus weichmacherhaltigem V-PW
Polyvinylchlorid mit
Verstärkung aus synthe-
tischen Fasern, nicht
bitumenverträglich

16 735 Kunststoff-Dachbahnen – PVC-P-NB- 1,2 mm


aus weichmacherhaltigem E-GV
Polyvinylchlorid mit einer
Glasvlieseinlage, nicht
bitumenverträglich

16 736 Kunststoff-Dachbahnen und Kunststoff-Dichtungs- PE-C-K-PV 1,2 mm


bahnen aus chloriertem Polyethylen, einseitig kaschiert

16 737 Kunststoff-Dachbahnen und Kunststoff-Dichtungs- PE-C-E-PW 1,2 mm


bahnen aus chloriertem Polyethylen mit einer
Gewebeeinlage

16 935 – Kunststoff-Dichtungs- PIB 1,5 mm


bahnen aus Polyisobutylen

16 937 – Kunststoff-Dichtungs- PVC-P-BV 1,2 mm


bahnen aus weichmacher-
haltigem Polyvinylchlorid,
bitumenverträglich

16 938 – Kunststoff-Dichtungs- PVC-P-NB 1,2 mm


bahnen aus weichmacher-
haltigem Polyvinylchlorid,
nicht bitumenverträglich

1) Genormt zum Einsatz bei Bauwerksabdichtungen (Dachabdichtungen unter genutzten Flächen)


2) Zum Teil einschließlich evtl. Kaschierung

Hinweis Zur Bildung der Normbezeichnung werden in Normen für Kunststoff-Dach- und/oder -Dichtungsbahnen folgen-
de Kurzzeichen verwendet:

K kaschiert E Einlage NB nicht bitumen- PV Polyestervlies GW Glasgewebe


verträglich
V verstärkt BV bitumen- GV Glasvlies PPV Polypropylen- PW Polyester-
verträglich vlies gewebe
212 2 Flachdächer

Kunststoffdichtungsbahnen werden einlagig und Flächenabdichtungen aus Flüssigkunststoffen


in der Regel lose auf Schutzschichten aus Kunst- gelten als einlagige Abdichtung, sie sind bisher
stoffvlies o. Ä. verlegt. Eine Trennschicht z. B. aus nicht genormt. Sie kommen auf kleineren
Rohglasvlies von 120 g/m2 ist überall dort vorzu- Flächen zum Einsatz. Es sind inzwischen Produkte
sehen, wo Dachabdichtungen aus Kunststoffbah- auf dem Markt, deren Oberfläche bereits nach 30
nen mit anderen Schichten nicht verträglich sind. Minuten regenfest und nach einer Stunde begeh-
Kunststoffdachbahnen werden mit 5 cm Stoß- bar ist. Zum Teil sind diese Flüssigkunststoffe bei
2 überdeckung miteinander je nach Herstellervor- Untergrundtemperaturen bis –5 °C verarbeitbar.
schrift verbunden durch: Das eingesetzte Abdichtungssystem sollte wur-
• Quellschweißen zel- und rhizomenfest sein. Flüssigabdichtungen
müssen mindestens 1,5 mm dick sein (ungenutz-
• Warmgasschweißen te Dächer) bzw. 2 mm bei genutzten Dach-
• Hochfrequenzschweißung flächen.
• Heizkeilschweißung
• selbstklebende Randstreifen Dachabdichtungen für genutzte Dachflächen
(s. Abschn. 2.4) müssen den erhöhten Anforde-
Bei Verklebung mit Dichtungsbändern sollten die rungen entsprechen, die bei Nutzung durch Per-
Dichtungsbänder mindestens 4 cm breit sein. sonen- oder Fahrverkehr oder durch Begrünung
Einen Überblick gibt Tabelle 2.26. entstehen.
Lose verlegte Dachbahnen können – auch mit Sie müssen mit mindestens 1,5 % Gefälle unter
allen erforderlichen Randausbildungen – werk- Beachtung von DIN 18 195 (Bauwerksabdichtun-
seitig in großen Planen vorgefertigt werden, so gen) ausgeführt werden und dauernd wirksame
dass in Verbindung mit geeigneten, geschlossen- Schutzschichten gegen mechanische Beschädi-
porigen Hartschaum-Dämmplatten (z. B. BASF- gungen erhalten. Dachabdichtungen mit einer
Styrodur oder DOW-Roofmate) Verlegearbeiten Neigung unter 2 % sind Sonderkonstruktionen
auf allen Unterkonstruktionen auch bei Witte- und sollen nur in Ausnahmefällen vorgesehen
rungsverhältnissen erfolgen können, bei denen werden (s. Abschn. 2.1.4). In diesen Fällen ist die
das Herstellen heißgeklebter bituminöser Dach- Qualität der Dachabdichtung zu verbessern. Dazu
dichtungen unmöglich wäre. ist z. B. eine Erhöhung der Bahnendicke geeignet.
Lose verlegte Dachbahnen werden vielfach nur Auch Teilbereiche mit Neigung unter 2 % (z. B.
durch eine Kiesschüttung beschwert (Windsiche- Rinnen) sind entsprechend auszubilden (vgl. Ab-
rung s. Abschn. 2.1.9). Diese soll die Dachfolie ge- schn. 10.7.5 in Teil 1 des Werkes).
gen Abheben durch Windsog sichern und bildet Wenn derartige Flächen horizontal sein müssen,
gleichzeitig einen hervorragenden Schutz gegen kommt z. B. eine Ausführung mit großformatigen
ultraviolette Strahlung. Abdichtungssysteme, bei Platten auf Stelzlagern in Frage. Die darunter lie-
denen die Abdichtungsfolie ohne Befestigung mit gende Abdichtung kann dann auch auf einem
der darunter liegenden Unterkonstruktion und entsprechenden Gefällebeton ausgeführt wer-
nur unter Berücksichtigung loser Kiesschüttung den (vgl. Bild 2.47a).
die anzusetzenden Sogkräfte aufnehmen soll, Beim statischen Nachweis ist sicherzustellen, dass
sind in Richtlinien der Bauaufsichtsbehörden zu- die Abdichtungen keine Kräfte parallel zur Ab-
gelassen, wenn besondere Bestimmungen für die dichtungsebene übertragen können.
Randbefestigung der lose verlegten Abdich-
tungsbahnen als Sicherung gegen Windsog be-
achtet werden. Außerdem bestehen Richtlinien 2.2.2 Wärmedämmstoffe
für die Ausführung des Oberflächenschutzes ge-
gen Windsog (lose Grobkiesschüttung, Kiesschüt- Für Wärmedämmungen von Flachdächern kön-
tung mit Verklebung, Beton-Plattenbelag), wobei nen je nach Anwendungsart verschiedenste
die Größe der Dachfläche und ihre Höhe über Werkstoffe verwendet werden.
Gelände zu berücksichtigen sind. Eine Zusammenstellung der für die Wärmedäm-
Bei modernen Kunststoff-Dichtungsbahnen ist mung in Frage kommenden Baustoffe gibt Tabel-
ein besonderer Oberflächenschutz nicht erfor- le 2.27 [11].
derlich. Deshalb können lose verlegte Dachbah- Für Umkehrdächer (s. Abschn. 2.3.2) dürfen
nen auch bahnenweise an den Längsstößen nur geschlossenporige Polystyrol-Extruder-Hart-
durch Tellerdübel oder durch streifenweise Ver- schaumplatten verwendet werden (z. B. DOW-
klebung auf der Tragschale fixiert werden. Roofmate und BASF-Styrodur).
2.2 Baustoffe 213

2
2.29a 2.29b

2.28 Rollbahn aus 2.29 Kaschierte PS-Schaumplatten (auch als Gefälleplatten)


kaschiertem PS-Schaum a) oberseitig kaschiert
b) beidseitig kaschiert

Auch für Kunststoff- und Elastomerbahnen hat tung verwendet werden. Dabei müssen die Nähte
der Zentralverband des Deutschen Dachdecker- sorgfältig verklebt werden.
handwerks im März 2007 ein Produktdatenblatt
herausgegeben, das mit
• Tabelle 1 „Eigenschaften der Abdichtungs- 2.2.3 Dampfdruckausgleichsschicht
bahnen für Dachabdichtungen“
Werden Flachdachabdichtungen auf Stahlbeton-
• Tabelle 2 „Anwendungstypen Bauwerks-
flächen fest aufgeklebt, muss Restfeuchtigkeit
abdichtungen“
aus dem Beton in Dampfform abgeführt werden
• Tabelle 3 „Kurzzeichen für Werkstoff- können. Insbesondere, wenn bei unsicheren Wit-
bezeichnungen“ terungsverhältnissen ein völlig trockener Einbau
• Tabelle 4 „Kurzzeichen für Produktmerkmale“ der Wärmedämmungen nicht gewährleistet wer-
• Tabelle 5 „Übersicht der Kunststoff- und den kann, ist auch eine obere Dampfdruckaus-
Elastomerbahnen für Abdichtungen“ gleichsschicht unter vollflächig aufgeklebten Ab-
• Tabelle 6 „Übersicht der Kunststoff- und dichtungsschichten vorzusehen.
Elastomerbahnen für Bauwerks- Als Regelausführung gilt dafür die streifen- oder
abdichtungen“ punktförmige Verklebung der Abdichtungs-
Hinweise für die Anwendung dieser Baustoffe schichten bzw. der Dampfsperre.
gibt. Eine punktförmige Verklebung mit dem Unter-
Wärmedämmplatten werden im Allgemeinen grund kann erzielt werden, wenn eine Trennlage
einlagig dicht gestoßen oder mit Haken- oder aus einer an der Unterseite grob besandeten Bi-
Stufenfalz (s. Bild 2.35 und 2.36) verlegt. Hart- tumen-Lochbahn verwendet wird. Der Dampf-
schaumplatten sollen bei verklebtem Schichten- druckausgleich erfolgt über die durch die Grob-
aufbau nicht größer als 0,625 × 1,200 m sein. besandung bewirkten Hohlschichten zwischen
Die aus den sehr hohen Wärmeschutzanforde- den Verklebungspunkten (s. auch Abschn. 2.3.1).
rungen an Flachdächer resultierenden großen Bei lose verlegten Dampfsperren oder Dichtungs-
Dämmstoffdicken sind nicht für alle Materialar- bahnen sind Dampfdruckausgleichsschichten
ten problemlos. Es wurden z. B. Schwindvorgänge nicht erforderlich.
und Verwerfungen beobachtet, die bei fest auf-
geklebten Dachdichtungen zu schweren Schä-
den führten. Es empfiehlt sich daher, bei Schaum- 2.2.4 Dampfsperren
stoffplatten eine 2lagige Verlegung, bei der die
obere Schicht aus Rollbahnen besteht (Bild 2.28). Als Dampfsperren auf Bitumen-Basis sind geeig-
Wärmedämmplatten aus PS-Schaum werden net:
auch als Gefälleplatten hergestellt und mit 1- • Bitumenschweißbahnen mindestens 4 mm
oder 2seitiger Kaschierung aus Bitumenbahnen dick, mit Glasvlies- und Metallbandeinlage 0,1
(Bild 2.26). Wenn die Kaschierung aus mindestens Typenbezeichnung V 60 S 4 + AL 01
3 m langen Dachdichtungsbahnen besteht, kann • Dampfsperrbahnen mit Metallbandeinlage, Ty-
sie als 1. Lage einer mindestens 3lagigen Abdich- penbezeichnung AL 01, CU 01
214 2 Flachdächer

Tabelle 2.27 Anwendungsgebiete und Differenzierungen der Produkteigenschaften3) der Wärmedämmstoffe nach
DIN V 4108-10
Dämmstoff1)
MW EPS XPS PUR PF CG EPB ICB WF WW
Anwendung2)
dg
dka wk dk
DAD + + + + + + dm
2 dh wf
ds
dh

dm
dh
dm dh dh ds dh
DAA + + ds + +
dh ds ds M.S.D.b,c ds
dx
dx
dh
DUK – – ds – – – – – – –
dx
Dach, Decke DZ +a + – + + – + + + +
dk dk dk
DI + + + + + + +
dh dm dm
dm
dg
dh dh dh
DEO + + + + + dm +
ds ds ds
ds
dx
M.S.D.b,c
sh
sh sh sh
DES sm – – – – – –
sg M.S.D.b,c sg
sg
sg

1) genormte Wärmedämmstoffe

DIN EN 13 162 Mineralwolle MW


DIN EN 13 163 Polystyrol-Hartschaum EPS
DIN EN 13 164 Polystyrol-Extruderschaum XPS
DIN EN 13 165 Polyurethan-Hartschaum PUR
DIN EN 13 166 Phenolharz-Hartschaum PF
DIN EN 13 167 Schaumglas CG
DIN EN 13 168 Holzwolle WW
DIN EN 13 169 Expandiertes Perlite EPB
DIN EN 13 170 Expandiertes Kork ICB
DIN EN 13 171 Holzfaser WF

2) Kurzzeichen und Anwendungsbeispiele nach DIN V 4108-10

Kurzzeichen Anwendungsbeispiele
DAD Außendämmung von Dach oder Decke, vor Bewitterung geschützt, Dämmung unter Deckungen
DAA Außendämmung von Dach oder Decke, vor Bewitterung geschützt, Dämmung unter Abdichtungen
DUK1 Außendämmung des Daches, der Bewitterung ausgesetzt (Umkehrdach)
DZ Zwischensparrendämmung, zweischaliges Dach, nicht begehbare, aber zugängliche
oberste Geschossdecken
DI Innendämmung der Decke (unterseitig) oder des Daches, Dämmung unter den Sparren/
Tragkonstruktion, abgehängte Decke usw.
DEO Innendämmung der Decke oder Bodenplatte (oberseitig) unter Estrich ohne Schallschutzanforderungen
DES Innendämmung der Decke oder Bodenplatte (oberseitig) unter Estrich mit Schallschutzanforderungen
2.2 Baustoffe 215

3) Produkteigenschaften und ihre Kurzzeichen nach DIN V 4108-10

Produkt- Kurz- Beschreibung Beispiele


eigenschaft zeichen
dk keine Druckbelastbarkeit Hohlraumdämmung, Zwischensparrendämmung
dg geringe Druckbelastbarkeit Wohn- und Bürobereich unter Estrich
Druckbelast- dm mittlere Druckbelastbarkeit nicht genutztes Dach mit Abdichtung
barkeit dh hohe Druckbelastbarkeit genutzte Dachflächen,Terrassen 2
ds sehr hohe Druckbelastbarkeit Industrieböden, Parkdeck
dx extrem hohe Druckbelastbarkeit hoch belastete Industrieböden, Parkdeck
wk keine Anforderungen an die Innendämmung im Wohn- und Bürobereich
Wasseraufnahme
Wasser- wf Wasseraufnahme durch flüssiges Außendämmung von Außenwänden und
aufnahme Wasser Dächern
wd Wasseraufnahme durch flüssiges Perimeterdämmung,
Wasser und/oder Diffusion Umkehrdach
sk keine Anforderung an schalltechnische alle Anwendungen ohne schalltechnische
Eigenschaften Anforderungen
Schall- sh Trittschalldämmung, erhöhte Schwimmender Estrich, Haustrennwände
technische Zusammendrückbarkeit
Eigenschaften sm mittlere Zusammendrückbarkeit
sg Trittschalldämmung, geringe
Zusammendrückbarkeit

Legende:
+: Anwendung möglich, keine weiteren Differenzierungen der Produkteigenschaften des Wärmedämmstoffes
–: keine genormte Anwendung
M.S.D.: Mehrschichtdämmung
a Für diese Anwendung muss der λD-Nennwert der Wärmeleitfähigkeit nach DIN EN 13 162 ≤ 0,040 W/(m · K) betragen.
b Bei Mehrschichtplatten müssen die einzelnen Schichten die Mindestanforderungen nach DIN V 4108-10 für die vorgesehene
Anwendung erfüllen. Sie müssen zusätzliche Mindestanforderungen an die Punktlast (für DAA), an die Grenzabmaße für die
Dicke (für DES), an die Zusammendrückbarkeit (für DES,WTH) und an die dynamische Steifigkeit (für DES,WTH) erfüllen.
Im Bezeichnungsschlüssel für Mehrschichtdämmungen sind die Bezeichnungsschlüssel für die einzelnen Schichten und für
die anwendungsbezogenen zusätzlichen Mindestanforderungen auszuweisen.
c Dämmplatten aus Schichten von Blähperlit und nach DIN EN 13 162.

• Bitumenschweißbahn nach DIN 52 131, 5 oder Dicke des Werkstoffes s (in m). An Ort und Stelle
4 mm dick, Typenbezeichnung G 200 S 5, G 200 aufgebrachte Klebeschichten bleiben bei der Be-
S 4, J 300 S 5, J 300 S 4, V 60 S 4 messung unberücksichtigt (s. DIN 4108-3 „Wär-
• Bitumendachdichtungsbahnen nach DIN 52 130, meschutz im Hochbau; Klimabedingter Feuchte-
Typenbezeichnung G 200 DD, J 300 DD schutz; Anforderungen und Hinweise für Planung
• Glasvlies-Bitumendachbahnen nach DIN 52 143 und Ausführung“).
Typenbezeichnung V 13 Beim Einbau einer Dampfsperre mit einem Sperr-
wert („diffusionsäquivalente Luftschichtdicke“)
Außerdem können als Dampfsperren fast alle von mindestens 100 m in Verbindung mit einer
Kunststoff-Dichtungsbahnen (s. Abschn. 2.2.1) nach DIN 4108-3 ausreichend bemessenen
verwendet werden, doch ist der jeweilige mate- Dämmschicht ist die Dachkonstruktion von nicht
rialspezifische Systemaufbau zu berücksichtigen. klimatisierten Wohn- und Bürogebäuden ohne
Bei Schaumglas-Platten reicht im Allgemeinen al- besonderen Nachweis ausreichend gegen Tau-
lein die vollflächig aufgetretene Bitumenklebe- wasser geschützt.
masse in Verbindung mit sorgfältigem Bitumen- Bei raumklimatisch höher beanspruchten Räu-
Fugenverguss als Dampfsperre aus. men (z. B. bei Schwimmbädern und bei klima-
Der Sperrwert einer Dampfsperrschicht sd = μ · s tisierten Räumen besteht die Dampfsperre in der
ergibt sich aus der werkstoffspezifischen Was- Regel aus Dachdichtungsbahnen mit Metall-
serdampf-Diffusionswiderstandszahl μ mal der bandeinlagen und ist nach DIN 4108-3 bauphysi-
kalisch zu dimensionieren.
216 2 Flachdächer

2.2.5 Gefälleschichten rende Bauschäden haben lange Zeit Vorurteile


gegen den Einsatz einschaliger Flachdachkons-
Gefälleschichten aus wärmedämmendem Mate- truktionen bewirkt. Die Weiterentwicklung von
rial, die unterhalb der Dampfsperre angeordnet Dichtungs- und Wärmedämmaterial und neue
werden, können die Taupunktgrenze innerhalb Verlegetechniken haben jedoch zu so zuverlässi-
der Gesamtkonstruktion erheblich beeinflussen. gen Konstruktionen geführt, dass einschaligen
Für den Gefälleausgleich auf Massivdecken sind Flachdächern in der Regel heute der Vorzug ge-
2 daher Leichtbetone auch wegen ihres hohen geben wird.
Wassergehalts (> 200 l/m3) und der langsamen Für den Aufbau mehrschichtiger Bauteile, also
Wasserabgabe ungeeignet. Außerdem bilden sie auch von Flachdachkonstruktionen, gilt als bau-
eine ungleichmäßig dicke, auf der warmen Seite physikalische Grundregel:
der Dampfsperre unerwünschte Wärmedämmung.
• Der Wärmedurchlasswiderstand der Gesamt-
Der Gefälleausgleich liegt bauphysikalisch richtig
konstruktion soll von der warmen Seite zur kal-
unmittelbar über der Stahlbetonplatte.
ten Seite hin zunehmen.
Bewährt haben sich Gefälleausgleichsschichten
aus Normalbeton. In Frage kommen auch Gefälle- • Der Wasserdampf-Diffusionswiderstand soll von
ausgleiche aus Bitumensplitt (Steinsplitt mit Bitu- der warmen Seite zur kalten Seite hin abnehmen.
menemulsion), die nach Regenfällen während Flachdachkonstruktionen, bei denen die abdich-
der Bauausführung schnell austrocknen. Den tende Dachhaut über der Wärmedämmung liegt,
Porenverschluss dieser im Gefälle abgezogenen haben prinzipiell einen bauphysikalisch kritischen
und gewalzten Schicht bildet bituminierter Sand. Schichtaufbau, der die Wasserdampfdiffusion be-
Auch keilförmige Wärme-Dämmplatten können hindert. Wenn Wasserdampf bedingt durch das
den Gefälleausgleich bilden. Dabei muss die Dampfdruckgefälle zwischen erwärmter Innen-
dünnste Stelle vollen Wärmeschutz bieten. und kühlerer Außenluft in die Konstruktion ein-
dringt, würde er bei Unterschreiten der Taupunkt-
2.2.6 Voranstrich grenze kondensieren. Die damit verbundene
Durchfeuchtung der Wärmedämmung setzt dann
Auf Stahlbeton- und Porenbetonflächen ist bei deren Dämmeigenschaft ständig herab und be-
geklebtem Dachabdichtungsaufbau zur Staub- schleunigt damit den Vorgang der Tauwasserbil-
bindung und zum Porenverschluss ein Voran- dung. Auf der – warmen – Innenseite der Konstruk-
strich auf Bitumenbasis erforderlich. Verzinkte tion muss daher eine Dampfsperre so angeordnet
Stahlprofilbleche benötigen einen Korrosions- werden, dass das Eindringen von Wasserdampf un-
schutzanstrich. Auf kunststoffbeschichteten Stahl- terbunden wird. Die durch Berechnung bestimmte
profilblechen ist nur bei Abdichtungen mit Taupunktgrenze muss auf jeden Fall oberhalb
Bitumenschweißbahnen ein Voranstrich als Haft- (bzw. auf der kalten Seite) der Dampfsperre liegen.
vermittler erforderlich. Der Diffusionswiderstand ergibt sich aus dem
materialspezifischen Diffusionswiderstandsfaktor
μ × Materialdicke d als „diffusionsäquivalente Luft-
schichtdicke sd“, ausgedruckt in m.
2.3 Nicht belüftete Flachdächer Für den erforderlichen Diffusionswiderstand
mit nicht genutzter (bzw. die diffusionsäquivalente Luftschichtdicke)
von Dampfsperren sind in DIN 4108-3 Aus-
Oberfläche führungshinweise enthalten.
Ob ein Schichtenaufbau die Forderungen des
2.3.1 Allgemeines Feuchtigkeitsschutzes erfüllt, lässt sich durch eine
Wie aus der Prinzipskizze (Bild 2.1) zu erkennen, Tauwasserberechnung nach DIN 4108-3 überprü-
haben nicht belüftete Flachdächer („Warmdä- fen.
cher“) in der dort gezeigten, noch verbreiteten Keines rechnerischen Nachweises bedürfen nach-
herkömmlichen Bauart einen komplizierten, aus folgend aufgeführte nicht belüftete Flachdächer:
vielen Schichten bestehenden Aufbau mit ent- • Nicht belüftete Dächer mit Dachabdichtung
sprechend bei der Herstellung genau abzustim- und einer diffusionshemmenden Schicht sd, i 
menden Arbeitsabläufen. Ungenügende Kennt- 100 m unterhalb der Wärmedämmschicht, wo-
nis der bauphysikalischen Zusammenhänge, bei der Wärmedurchlasswiderstand der Bauteil-
häufige Verarbeitungsfehler und daraus resultie- schichten unterhalb der diffusionshemmenden
2.3 Nicht belüftete Flachdächer 217

7
6
2.30
Dampfdruckausgleichsschicht (schematisch) 3
2
1 Massivdecke (mit Voranstrich)
2 Dampfdruckausgleichsschicht, Glasvlieslochbahn, 5
unterseitig grob besandet 4
3 Bitumenklebemasse 3
4 Dampfsperre 2
1
2
5 Wärmedämmung
6 3lagige bituminöse Abdichtung (Klebeschichten nicht
besonders dargestellt) auf Glasvlieslochbahn (obere
Dampfdruckausgleichsschicht, vgl. 2)
7 Kiesschüttung (Körnung 16/32)

Schicht höchstens 20 % des Gesamtwärme- spannen entstehenden Dampfdruckes und lang-


durchlasswiderstandes betragen darf. Bei diffu- fristig auch ein Abführen von Restfeuchtigkeit er-
sionsdichten Dämmstoffen (z. B. Schaumglas) möglichen.
auf starren Unterlagen kann auf eine zusätz- Sie werden bei geklebten Dachabdichtungen an-
liche diffusionshemmende Schicht verzichtet geordnet als Ausgleichs- und Trennschicht zwi-
werden; schen Unterkonstruktion (z. B. Massivdecke) und
• nicht belüftete Dächer aus Porenbeton nach Dampfsperre und ggf. als obere Dampfdruckaus-
DIN 4223 mit Dachabdichtung und ohne diffu- gleichsschicht zwischen Wärmedämmung und
sionshemmende Schicht an der Unterseite und Dachabdichtung (Bild 2.30).
ohne zusätzliche Wärmedämmung; Bei großflächigen Flachdächern kann die Funktion
• nicht belüftete Dächer mit Dachabdichtung von Dampfdruckausgleichsschichten durch Flach-
und Wärmedämmung oberhalb der Dachab- dach-Entlüfter unterstützt werden. Die damit ver-
dichtung (so genannte „Umkehrdächer“) und bundenen Unterbrechungen in der Dachhaut,
dampfdurchlässiger Auflast auf der Wärme- auch Kondensatbildung an den Belüfterwandun-
dämmschicht (z. B. Grobkies). gen stellen jedoch oft Schadensquellen dar.
In den „Umkehrdächern“ (s. Bilder 2.33c und d,
2.35, 2.36) ist die Dachabdichtung gleichzeitig 2.3.2 Flachdachabdichtungen
auch Dampfsperre. auf Stahlbetonplatten
Bei einem Dachaufbau aus miteinander dicht
verklebten Schichten besteht immer die Gefahr, Auflager. Besonders bei mehrgeschossigen Ge-
dass zwischen massiven tragenden Schalen und bäuden bildet vielfach eine Stahlbetondecke
Dampfsperre oder zwischen Dampfsperre und über dem obersten Geschoss den Raumab-
Dachhaut Restfeuchtigkeit eingeschlossen wird. schluss mit ebener Untersicht und gleichzeitig
Dampfdruck-Ausgleichsschichten sollen ein Ent- das Tragwerk für ein Flachdach. Die gleiche stoff-

2.31a 2.31b

2.31 Auflagerung von Stahlbeton-Dachplatten (schematisch)


a) Gleitlager
b) Gleit-Kipp-Lager
218 2 Flachdächer

liche Beschaffenheit über den gesamten Quer- gungen bis 5 mm eben durchgeführt werden;
schnitt hinweg ermöglicht – besser als bei dabei sind mindestens 20 cm breite Schlepp-
Decken z. B. mit Hohlkörpern – die Übersicht streifen unter der Abdichtung anzuordnen.
über dieVorgänge, die sich bei der Dampfdiffu- • Fugentyp II für schnell ablaufende und häufig
sion im Inneren der Massivdachkonstruktion ab- wiederholte Bewegungen
spielen. Der bei Stahlbetonplatten unvermeid-
lichen Längenänderung durch Kriechen und
2 Schwinden sowie durch Temperatureinflüsse und
Abdichtungen von Fugen des Fugentyps II sind je
nach Einzelfall festzulegen, z. B. durch Unterbre-
die Biegeverformung muss durch Ausbildung chen der Flächenabdichtung und
von Gleitlagern begegnet werden.
• schlaufenartige Anordnung geeigneter Ab-
Gemauerte Wände als Deckenplattenauflager dichtungsstoffe
müssen durch Ringanker gegen Abreißen der
• Anordnung von Fugenbändern mit Einklebe-
oberen Schichten bei Dehnungsbewegungen
flansch
der Deckenplatte gesichert werden. Die Gleit-
schichten sind so herzustellen, dass die Gleit- • mit Hilfe vorgefertigter Fugenkonstruktionen
flächen unter Druck nicht miteinander verkle- mit integrierten Kunststoff- bzw. Elastomer-
ben. Geeignet sind doppelte Lagen kräftiger Dichtungsprofilen
Kunststoff-Folien, die lose auf die völlig eben her- • mit Hilfe von Los- und Festflanschkonstruktio-
gestellte Oberfläche der Ringanker aufgelegt nen und Einbau von Fugenbändern
werden. Eine Randabklebung zwischen beiden
Folien lässt Gleitbewegungen zu, verhindert Bei Fugen des Fugentyps II sollten die Abdichtun-
aber das Eindringen von Betonschlämme gen aus der wasserführenden Schicht herausge-
während des Betonierens, wodurch die Reibung hoben werden (DIN 18 531-3). Durch Dämmstoff-
zwischen beiden Folien erhöht werden würde keile sind Hochpunkte zu bilden. Die auf diese
(Bild 2.31a). Weise durch die Bewegungsfugen gebildeten
Bei Biegeverformung der Deckenplatten können Dachflächen sind unabhängig voneinander zu
durch die damit verbundene Verdrehung am Auf- entwässern.
lager Zwängungen an den Wandkanten entste- Die Ausbildung von Fugen des Fugentyps II zeigt
hen. Sie lassen sich vermindern, wenn man als Bild 2.32.
Auflager der Decke nur das mittlere Wanddrittel
berücksichtigt und durch Schaumstoffstreifen an Abdichtung. Für die Abdichtung einschaliger
den Rändern eine gewisse Verdrehbarkeit des Flachdächer auf Massivplatten haben sich als
Auflagers gewährleistet. Bei Spannweiten über Bauarten herausgebildet:
etwa 6 m ist darüber hinaus die Auflagerung auf • Flachdächer mit geklebter Bitumenabdichtung
Butylkautschukstreifen ratsam („Gleit-Kipp-La- (Bild 2.33a)
ger“, Bild 2.31b). Die durch das Gleitlager gebil- • Flachdächer mit lose verlegten Kunststoffbah-
dete Fuge wird bei geputzten Bauteilen innen nen (Bild 2.33b)
durch Einputzprofile ausgebildet. Die äußere Ab- • Umkehrdächer (Bild 2.33c) mit der Abwand-
deckung der Gleitfuge ist bei der Gesimsgestal- lung zum „Duo-Dach“ (Bild 2.33d)
tung zu berücksichtigen.
Wärmedämmmaßnahmen sind mit größter Sorg- Geklebte bituminöse Abdichtung (Bild 2.33a)
falt auszuführen, um Wärmebrücken in jeder haben sich bei einwandfreier Ausführung seit
denkbaren Situation zu vermeiden. langem bewährt und werden an vielen Stellen
immer noch neueren Ausführungen vorgezogen.
Der wesentliche Vorteil besteht durch die bei
Fugen. Wenn bei großen Bauteilen Bewegungsfu- mehrlagiger Ausführung größeren Sicherheit
gen erforderlich sind, müssen sie in allen Schichten gegen Undichtigkeiten und mechanische Beschä-
des Flachdachaufbaues berücksichtigt werden. digungen vor allem während der Bauzeit. Ande-
Die DIN 18 531-3 definiert für Bewegungsfugen rerseits sind die zahlreichen, mit großer Sorgfalt
in Dachflächen ungenutzter Dächer zwei Fugen- und handwerklichem Können auszuführenden Ar-
typen: beitsgänge, die außerdem nur bei trockener Wit-
• Fugentyp I für langsam ablaufende und selten terung und bei Temperaturen über +4 °C ausge-
wiederholte Bewegungen Die Abdichtungen führt werden dürfen, von Nachteil. Eventuelle
aus verklebten Bitumen-, Kunststoff- oder Elas- Schadensstellen lassen sich in mehrlagigen ver-
tomerbahnen können über Fugen mit Bewe- klebten Abdichtungen fast unmöglich lokalisieren,
2.3 Nicht belüftete Flachdächer 219

8
7
6
5

4
3
2
2
1

2.32a 10 11

8
9

4
3
2

2.32b 10 11

7
5

4
3
2

2.32c 10 11

2.32 Bewegungsfugen
a) mehrlagige Abdichtung aus Polymerbahnen, mit Schlaufe durchlaufend; schwerer Oberflächenschutz
(Kiesschüttung)
b) einlagige Abdichtung aus Kunststoff-Dichtungsbahn, mit Schlaufe durchlaufend
c) mehrlagige Abdichtung aus Polymerbahnen mit leichtem Oberflächenschutz (Besplittung)
1 Stahlbetondecke 7 Dehnungsschlaufe, Polymerbahnen mit hoher
2 Dampfdruckausgleichsschicht Reißfestigkeit, Flexibilität und Standfestigkeit
3 Dampfsperre 8 Schaumstoffwulst
4 Wärmedämmung 9 Kunststoff-Dachdichtungsbahn
5 mehrlagige Abdichtung 10 Fugenausfüllung
6 schwerer Oberflächenschutz 11 Fugenüberbrückung (Trennstreifen)
(Kiesschüttung 16/32)
220 2 Flachdächer

8 8
5 5/9
4 4
3 3

2 6
2 1 1

2.33a 2.33b

8 8
7 7
4a 4a
5 5
6 4
1 1

2.33c 2.33d

2.33 Bauarten für einschalige Flachdachabdichtungen


a) geklebte 3lagige Abdichtung mit Bitumendachbahnen
b) lose verlegte Kunststoff-Dachdichtungsbahnen
c) Umkehrdach, Abdichtung auf lose verlegter Kunststoff-Dachdichtungsbahn
d) DUO-Dach
1 Stahlbetonplatte 5 Flachdachabdichtung
2 Dampfdruckausgleichsschicht 6 Trennlage
3 Dampfsperre 7 Filtervlies
4 Wärmedämmung 8 Oberflächenschutz (Kiesschüttung)
4a Wärmedämmung aus geschlossen- 9 mechanische Fixierung
porigen extrudierten PS-Hartschaumplatten

weil eindringendes Wasser in den verschiedenen dichtungsbahnen wegen ihres alterungsbeding-


Schichten vielfältige Wege nehmen kann. Eine Re- ten Schrumpfens) sind in Bild 2.34 dargestellt.
paratur ist dann vielfach nur mit Abtragen des ge- Verschiedene Anwendungsformen für lose ver-
samten Abdichtungsaufbaues möglich, oder es legte Dachdichtungsbahnen aus Kunststoffen zei-
muss über der schadhaften Abdichtung ein „Um- gen die Bilder 2.33b bis d.
kehrdach“ ausgeführt werden.
Umkehrdächer (auch IRMA-Dach, aus „Insulated
Lose verlegte Abdichtungen aus Kunststoff- Roof Membrane Assembly“ sinngemäß übersetzt:
bahnen können nahezu witterungsunabhängig „wärmegedämmte Dachhaut“, Bild 2.35) entstan-
verlegt werden, vor allem, wenn für kleinere den aus der Überlegung, dass die Dampfsperre
Flächen komplett vorgefertigte Planen verwen- bereits eine hochwertige Dachabdichtung dar-
det werden. stellt und beim üblichen Warmdachaufbau die
Die Dichtungsbahnen sind durch mechanische obere Dichtungsschicht nur die Aufgabe hat, die
Fixierung, durch streifenweise Verklebung oder Wärmedämmung zu schützen.
durch Auflasten (Kiesschüttung, Begrünung, Nachdem in Form von extrudiertem Polystyrol-
Nutzschichten usw.) zu sichern. Verschiedene Hartschaum (z. B. DOW-Roofmate und BASF-Sty-
Ausführungsmöglichkeiten für die Fixierung in rodur) ein Dämmstoff mit gleichmäßigem, ge-
den Randbereichen (insbesondere für PVC-Dach- schlossenem Porenaufbau zur Verfügung steht,
2.3 Nicht belüftete Flachdächer 221

2
2.34a 2.34b 2.34c 2.34d

2.34 Randfixierung von Kunststoff-Dachbahnen (Prinzipskizzen)


a) Fixierung einer Dampfsperre
b) Fixierung von Dampfsperre und Dachbahn an senkrechter Fläche
c) Fixierung von Dampfsperre und Dachbahn an waagerechter Fläche
d) Fixierung einer Dampfsperre auf einbetoniertem Kunststoffprofil
1 Beschichtetes Anschlussblech 5 Wärmedämmung
2 Dachbahn 6 extrudierter PS Hartschaum
3 Dampfsperre 7 Dampfdruckausgleichsschicht
4 Trennschicht

6
6
5 5
4 4
3 3

2 2

1 1

2.35 Umkehrdach 2.36 DUO-Dach (Fa. Reinhold & Mahla)


1 Stahlbeton 1 Stahlbeton
2 Trennlage (geschäumtes Polyäthylen) 2 PS-Hartschaum
3 Kunststoffdichtungsbahn, lose verlegt 3 Kunststoffdichtungsbahn, lose verlegt
4 extrudierter geschlossenporiger PS-Hartschaum, 4 extrudierter geschlossenporiger PS-Hartschaum,
Hakenfalzplatten Stufenfalzplatten
5 Dampfdruckausgleichsschicht 5 Dampfdruckausgleichsschicht
6 Kiesschüttung 6 Kiesschüttung

der kein Wasser aufnimmt, nicht quillt und Die dicht gestoßenen einlagig lose verlegten
schrumpft, ist es daher möglich, die Dachdich- Wärmedämmplatten müssen gegen Verschieben
tung unter der Wärmedämmung unmittelbar auf noch während der Herstellungsarbeiten und der
der Unterkonstruktion aufzubringen. damit verbundenen Gefahr der Bildung von Wär-
Die Abdichtung kann aus allen üblichen Dach- mebrücken unbedingt gesichert werden. Das ge-
bahnen hergestellt werden. Am vorteilhaftesten schieht am zuverlässigsten durch Verwendung
ist jedoch meistens die Ausführung mit lose ver- von Dämmplatten mit Stufenfalz, besser mit Ha-
legten Kunststoff-Dachdichtungsbahnen. Entwe- kenfalz (Bild 2.35 bzw. 2.36). Gegen UV-Strahlung,
der werden dabei Dichtungsbahnen mit aufka- mechanische Beschädigung und Aufschwimmen
schierter Schutz- und Trennlage verwendet, oder wird die Wärmedämmung durch eine Kiesschüt-
es ist als Schutz gegen mechanische Beschädi- tung geschützt, die etwa genauso dick sein sollte
gungen während der Verlegungsarbeiten eine wie die Dämmplatten.
Trennschicht vorzusehen (z. B. geschäumte PE- Bei Umkehrdächern wird angenommen, dass die
Folie o. Ä.). Wirkung der oberhalb der Abdichtung liegenden
222 2 Flachdächer

Tabelle 2.37 Zuschlagswerte für Umkehrdächer Flachdächer mit Wärmedämmung aus


Anteil des
Schaumglasplatten. Wenn die Wärmedämmung
Wärmedurchlasswiderstandes Zuschlagswert, aus dampfdichten Schaumglasplatten nach DIN
raumseitig der Abdichtung am ΔU 18 174 besteht, kann in der Regel auf eine be-
Gesamtwärmedurchlass- sondere Dampfsperre verzichtet werden. Bei
widerstand der Verlegung werden die Schaumglasplatten in
% W/(m2 · K) die Bitumenheißklebemasse (4 kg/m2) „einge-
2 unter 10 0,05 schwommen“, so dass auch die Fugen mit Klebe-
masse voll verfüllt sind. Die damit überall durch-
von 10 bis 50 0,03
gehende Bitumenschicht hat in diesem Falle
über 50 0 ausreichende Dampfsperrenwirkung (Bild 2.38).

Wärmedämmung durch unterströmendes Nie- 2.3.3 Flachdachabdichtungen


derschlagswasser beeinträchtigt werden kann. auf Trapezblechkonstruktionen
Bei einem Umkehrdach ist der errechnete Wärme-
durchgangskoeffizient U um einen Differenzbetrag Flachdachkonstruktionen aus Trapezprofilen sind
ΔU in Abhängigkeit des prozentualen Anteils des seit 1.1.1991 allgemein bauaufsichtlich einge-
Wärmedurchlasswiderstandes unterhalb der Ab- führt. Sie müssen nach DIN 18 807 und den
dichtung am Gesamtwärmedurchlasswiderstand „Richtlinien für die Montage von Stahlprofilble-
zu erhöhen (Tab. 2.37). chen für Dach- und Deckenkonstruktionen“ des
Industrieverbandes zur Förderung des Bauens
Zum Schutz gegen Windsog sind – abhängig von mit Stahlblech e.V. ausgeführt werden.
der Gebäudehöhe – die in Abschn. 2.1.9 genann-
ten Auflasten gefordert. Die Mindestdicke der Trapezbleche sollte 0,88 mm
in der Anwendungskategorie K1 und in der An-
wendungskategorie K2 1,0 mm betragen.
DUO-Dächer stellen eine Kombination von her-
kömmlichem und umgekehrtem Dachaufbau Die Trapezbleche müssen Korrosionsschutz min-
dar. Dabei werden die Vorteile beider Systeme destens nach DIN 17 162-2 haben. In DIN 18 807
ausgenutzt. So liegt die Dachabdichtung wie sind darüber hinaus entsprechend der zu erwar-
beim Umkehrdach im warmen Bereich unter der tenden Beanspruchung besondere Korrosions-
Wärmedämmung, ist aber noch zusätzlich durch schutzklassen mit zusätzlichen Maßnahmen fest-
die Einbettung zwischen der unteren und oberen gelegt.
Dämmschicht vor mechanischen Beschädigun- Besonders zu beachten ist:
gen geschützt. Bei vorübergehendem Unterströ- • Trapezblechdächer müssen im Gegensatz zu
men der oberen Wärmedämmung durch Regen- fast allen anderen Flachdachkonstruktionen als
wasser bleibt der volle Dämmwert der unteren elastische Flächen betrachtet werden, die ins-
Dämmschicht erhalten. Dieser sollte einen An- besondere durch Winddruck oder -sog, durch
haltswert von 20 % der gesamten Wärmedäm- Druckwellen vorbeifliegender Flugzeuge usw.
mung nicht überschreiten. laufend wechselnden Biegebeanspruchungen
ausgesetzt sind. Die Abdichtungen müssen die-
sen Beanspruchungen folgen können und dür-
fen daher nur mit dafür geeigneten flexiblen
Materialien ausgeführt werden.
6
5
2.38
4 Flachdach mit Wärmedämmung aus Schaumglas
(Vedag Kompaktdach)
3
1 Stahlbetonplatte
2 2 Voranstrich und Heißbitumen-Klebemasse
3 Schaumglas
1 4 Elastomerbitumen-Unterlagsbahn (Vedastar® V3E)
in Heißbitumen-Klebemasse
5 Elastomerbitumen-Schweißbahn (Vedatop® S5)
6 Oberflächenschutz (Kiesschüttung)
2.3 Nicht belüftete Flachdächer 223

Verschweißung
4 4 4

3 3 3
2 2 2

1 1 1 2
Fixierung durch
HARDO-WD Nagel o.ä.
2.39a 2.39b 2.39c

2.39 Flachdachabdichtungen auf Trapezprofildächern (Ausführungsbeispiele)


a) konventioneller Aufbau
1 Trapezblech, korrosionsgeschützt 4 Wärmedämmung
2 Voranstrich auf den oberen Profilstegen 5 3lagige Abdichtung mit Feinsplitt-Oberflächenschutz
3 Dampfsperre
b) Ausführung mit Elastomerbitumenbahnen (Vedag)
1 Trapezblech, korrosionsgeschützt bahn kaschiert (1. Abdichtungslage), mit Klebestreifen
2 Elastomerbitumen-Dampfsperre, selbstklebend aufgeklebt (Vedatex® adhäsiv)
(Vedagard® Al-V4e) 4 Elastomerbitumen-Schweißbahn mit Feinsplittober-
3 Wärmedämmung, z. B. PS-Hartschaum fläche (Vedatop® S5, vollflächig aufgeschweißt)
DIN EN 13 164, (Vedapor® mit Elastomerbitumen-
c) Ausführung mit lose verlegten Kunststoff-Dichtungsbahnen (Rhepanol®)
1 Trapezblech, korrosionsgeschützt Einzelsegmenten kaschiert mit Bitumenbahn
2 Dampfsperre mechanisch befestigt mit Tellerdübeln
3 Klappdämmbahn PS 20 SE mit großformatigen 4 Abdichtungsbahn (Rhepanol® fk) auf Klebestreifen
mit selbstklebenden Rändern

• Die Durchbiegung der Stahltrapezprofile sollte dächern sollten außen liegende Dachrinnen un-
1/500 der Einzelspannweiten nicht überschrei- bedingt vermieden werden. Innenliegende Re-
ten. Kritisch sind Dachneigungen unter 2°, weil genwasserabläufe müssen an den Tiefpunkten
dann immer infolge von Durchbiegungen mit der Dachflächen liegen, die sich infolge der un-
Wassersackbildung gerechnet werden muss. vermeidlichen Durchbiegungen der Trapezblech-
flächen in der Regel in den Feldmitten ergeben.
Besondere Aufmerksamkeit ist der Planung der Dort sind jedoch die Abläufe wegen der unter-
Entwässerung zu widmen. Bei Trapezblech- halb der Dachflächen erforderlichen Regenwas-

200
800 2.40a

1000
200

2.40b

2.40 Flachdachelemente aus Trapezblech


a) DLW-Dachelement, Dachabdichtung nachträglich aufzubringen
b) HOESCH-Isodach TL.Trapezprofilierte Oberfläche (Wasserablauf berücksichtigen!).
Keine weitere Flächenabdichtung erforderlich. Stöße mit Dichtungsbändern.
224 2 Flachdächer

2.41
Mechanische Fixierung
von Dachbahnen

serleitungen in hallenartigen Bauwerken vielfach oder durch streifenförmig aufgebrachte Verkle-


sehr störend. Bei eben verlegten Trapezprofil- bung fixiert.
flächen lässt sich ausreichendes Gefälle durch die Bei Kunststoff- und Elastomerbahnen beträgt die
Verwendung von Wärmedämmungen aus PS- Überdeckung für Baustellennähte mindestens
Hartschaum mit Gefälle-Elementen erzielen. 40 mm. Bei mechanisch befestigten Bahnen mit
Wenn es formal möglich ist (Untersichten, Saumbefestigung muss die Überdeckungsbreite
Dachrandanschlüsse), wird jedoch die einfachste erhöht werden.
Lösung des Gefälleproblems dadurch erreicht, Die Anzahl der Befestigungen muss für die ver-
dass die gesamte Dachfläche in Teilflächen mit schiedenen Bereiche der Dachfläche mindestens
entsprechendem Gefälle zu geeigneten Entwäs- betragen:
serungspunkten errichtet wird. Die besten Lösun-
• Innenbereich: 4 Stück/m2
gen müssen je nach Einzelfall gefunden werden,
und es lassen sich hier keine allgemeinen Emp- • Randbereich: 6 Stück/m2
fehlungen geben. • Eckbereich: 8 Stück/m2
Bei allen derartigen Elementen muss der sorgfäl- Ebenso können die Dichtungsbahnen linear mit
tigen Ausbildung von Längsstößen (Wärme- Metallprofilen oder -bändern befestigt werden.
brücken) und dem Anschluss von Zwischenwän- Die jeweils nachfolgend aufgeschweißte bzw.
den (Schallübertragung) besondere Aufmerk- aufgeklebte Dichtungsbahn überdeckt die Fixie-
samkeit gewidmet werden. rungen.
Soll bei Stahltrapezprofilen die Luftdichtheit
durch eine Dampfsperre erreicht werden, müssen Ein Beispiel für die Ausführung mechanischer Be-
besondere Vorraussetzungen für die Fügung der festigungen bei lose verlegten Kunststoff-Dich-
Bahnennähte geschaffen werden (z. B. flächige tungsbahnen zeigt Bild 2.41.
Unterlage, Blechstreifen unter Quernähten). Im übrigen sind die Sicherungen gegen Windbe-
Für die Dachhaut dürfen bei der Verklebung von anspruchung nach Abschnitt 2.1.9 auszuführen.
Kunststoff- und Elastomerbahnen auf dem Unter- Die Wärmedämmung wird bei lose verlegten
grund Selbstklebebahnen oder produktbezogene Dachabdichtungen gemeinsam mit diesen durch
Systemkleber verwendet werden (Bild 2.39a und b). die punkt- oder linienförmige Fixierung gegen
Jedoch setzt sich auch hier die lose Verlegung Abheben gesichert. Zu den empfohlenen Min-
von Folien immer mehr durch. Lose verlegte destdicken unterschiedlicher Dämmstoffarten
Kunststoffdichtungsbahnen werden auf Trapez- siehe Tab. 2.42.
blechen an den Längsstößen durch Tellerdübel Für Verklebungen sind heiße Bitumenklebemas-
punktweise mit mindestens 2 Befestigungen/m sen nur bedingt geeignet. In den Flachdachricht-
(Bild 2.39c) durch aufgedübelte Fixierbänder linien [11] wird für Wärmedämmungen die Ver-
2.3 Nicht belüftete Flachdächer 225

Tabelle 2.42 Empfohlene Mindestdicken auf Trapezprofilen (unabhängig vom erforderlichen Wärmeschutz)
Größe lichte Weite Wärmedämmstoff
zwischen den Mindestdicke in mm
Obergurten
in mm PS PUR Mineralfaser Schaumglas
70 40 40 50 40
100 50 50 80 50
130 60 60 100 60
2
150 70 60 120 70
160 80 70 120 80
170 90 80 140 90
180 100 80 140 90

klebung mit Kaltklebemassen empfohlen, ggf. in Bei den aus statischen Gründen erforderlichen
Verbindung mit zusätzlichen mechanischen Be- Dimensionen stellen Porenbetonplatten eine ak-
festigungen im Randbereich. zeptable Wärmedämmung dar. Würde man ähn-
Am Dachrand und an Durchdringungen ist das lich wie bei Stahlbetondecken eine obere Wär-
Einströmen von Außenluft durch Verschluss der medämmung anordnen und so bemessen, dass
Hohlräume mit Sickenfüllern zu verhindern, die der Taupunkt oberhalb der Dampfsperre liegt,
für alle gängigen Trapezprofile lieferbar sind. müssten überdimensional dicke Wärmedämm-
Dächer aus Trapezprofilen sind relativ brandemp- schichten verwendet werden.
findlich. Im Brandfall kommt es bei starker Erhit- Untersuchungen haben ergeben, dass bei ein-
zung der Dachunterseite durch Hitzeübertra- schaligen Flachdachkonstruktionen mit Porenbe-
gung oft zu rascher Brandausweitung auf die tonplatten gemäß Bild 2.43 unter der Vorausset-
Wärmedämmung und die Abdichtungen. Die Tra- zung mittlerer Raumtemperaturen von 20 °C bei
pezbleche verlieren durch Verformungen ihre 65 % relativer Luftfeuchtigkeit zwar innerhalb der
Tragfähigkeit, und es kann zu schlagartigem Ein- Porenbetonplatten Wasserdampfkondensat auf-
sturz kommen. Für Trapezdächer kann durch Be- tritt, sich jedoch im Jahresmittel durch konti-
kleidungen der Unterseiten mit Brandschutzplat- nuierliche Rücktrocknung zum Innenraum hin
ten eine verbesserte Feuerwiderstandsfähigkeit keine bedenklichen Feuchtigkeitskonzentratio-
erreicht werden (s. Abschn. 16.7 in Teil 1 des Wer- nen ergeben.
kes und DIN 4102). Außerdem kann durch spe- Da diese Voraussetzungen jedoch nicht immer
zielle Brandschutzeinlagen mit Kühleffekten in gegeben sind und Porenbetonplatten allein die
die Hohlräume der Trapezflächen eine Verbesse- geforderten Mindestanforderungen an den Wär-
rung des Brandverhaltens erreicht werden. meschutz nicht erfüllen können, müssen ggf. mit
bauphysikalischen auf den Einzelfall abgestimm-
2.3.4 Flachdachabdichtung ten Berechnungen eine zusätzliche Wärmedäm-
mung und die zweckmäßige Anordnung einer
auf Poren- und Leichtbetonplatten Dampfsperre bestimmt werden.
Porenbetonplatten als Tragwerk einschaliger Lose verlegte Kunststoffdichtungsbahnen wer-
Flachdachkonstruktionen sind hinsichtlich der den auf Porenbetonplatten mechanisch (ähnlich
wärmetechnischen Bemessung ein Sonderfall. wie in Bild 2.39c) oder durch Voranstrich und
streifenförmigen Kleberauftrag fixiert.

2.43
Flachdachabdichtung auf
Porenbetonplatten
1 Glättputz und Anstrich
2 Porenbeton-Dachplatten
3 Bitumen-Voranstrich
4 Dampfdruck-Ausgleichsschicht:
Glasvlies-Lochpappe
5 Dachhaut mit Schutzschicht:
Kiesschüttung 15/30
226 2 Flachdächer

2.3.5 Sperrbetondächer Beim Betonieren sind alle Aufkantungen und


Einbauteile (z. B. Dachgullys, Entlüftungen) direkt
Bei dem heutigen Stand der Betontechnologie ist mit einzubetonieren. Die erforderliche weitge-
es ohne große Schwierigkeiten möglich, wasser- hend porenfreie Oberfläche von Sperrbeton-
undurchlässige Stahlbetonplatten herzustellen. Dachflächen wird durch Bearbeitung mit Teller-
Daher lag der Gedanke nahe, derartige „Sperrbe- scheibe oder Flügelglätter erreicht. Äußerst
ton“-Platten als Tragkonstruktion und zugleich wichtig ist die sorgfältige Nachbehandlung der
2 als Dachabdichtung auszubilden. jungen Betonflächen (s. Abschn. 5.3.2 in Teil 1 des
Die erforderliche Wärmedämmung liegt bei Werkes). Nach dem Erhärten und Austrocknen
Sperrbetondächern in der Regel an der Untersei- des Betons kann die Oberfläche durch Beschich-
te der Platten. Da demzufolge die tragende Platte tungen geschützt werden.
großen Temperaturänderungen ausgesetzt ist Vielfach werden nach diesem Prinzip heute Dach-
und deshalb verhältnismäßig großen Längenän- parkdecks gebaut. Als Fahrbelag kommen un-
derungen unterworfen wird, können Sperrbeton- bewehrte Ortbetonplatten mit Fugenraster sowie
dächer nur mit einwandfrei funktionierenden bewehrte Großflächenplatten auf Stelzlagern
Gleitlagern (s. Abschn. 2.3.2) ausgeführt werden. oder Gummitellern, Großflächenplatten auf Kies-
Meistens werden die Temperatureinwirkungen oder Splittbettung, Pflaster auf Drainschicht und
auf die Sperrbeton-Platte durch eine Kiesschüt- Splittbett in Frage. Die Fahrbeläge sind allen Wit-
tung herabgesetzt. terungseinflüssen und der Sonneneinstrahlung
Eingehende Untersuchungen der Hersteller ver-
weisen darauf, dass an Sperrbetondächern bei Tabelle 2.44 Abstände der Scheinfugen für unbewehrte
Verwendung geeigneter Wärmedämm-Materia- Ortbetonplatten als Fahrbelag
lien (z. B. Styroporplatten, Hartschaumplatten)
Seitenverhältnis Länge/Breite Maximaler Fugenabstand
zwar unter extremen Bedingungen besonders in
der Randzone zwischen Dämmmaterial und Stahl- bei l/b = 0,80 … 1,25 max l ≤ 33 d 1)
betonplatte Kondensatbildung auftritt, bisher je- bei l/b < 0,80 und > 1,25 max l ≤ 30 d 1)
doch noch keine Bauschäden beobachtet worden
seien. 1) d = Plattendicke

2
Detail A
Detail B
3 ≧ 2%
1 4
5 6
7

10
11
12 2.45
Oberseitig gedämmtes Dachparkdeck mit Fahrbelag
aus Ortbeton
1 Freie Gestaltungsmöglichkeit der Fassade z. B.
durch Putz, Verschalung
2 Blechabdeckung
20 3 Randaufkantung
4 4 Ortbeton (unbewehrt mit Scheinfugen)
30

5 5 PVC-Folie
6
6 Dampfdruckausgleichsschicht
7 7 Schaumglas
20

8 2 Lagen PE-Folie 0,2 mm


8
9 Stahlbetondecke (WU-Beton)
9 10 Putzfuge
11 Gleitlager in kaschierter Schaumstoffbahn
Detail A Detail B 12 Ringbalken
2.4 Nicht belüftete Flachdächer 227

unmittelbar ausgesetzt. Außerdem müssen sie 2.3.6 Nicht belüftete Flachdachabdich-


Verkehrslasten, Temperaturdifferenzen aus dem tungen auf Holzkonstruktionen
Abfließen der Hydratationswärme sowie der Son-
neneinstrahlung, Schwind- und Kriechverformun- Flachdachabdichtungen können auch auf Unter-
gen und mechanische Angriffe aus dem Fahrbe- konstruktionen aus Holz oder Holzwerkstoffen
trieb aufnehmen. Hellere Fahrbeläge verhalten ausgeführt werden. Für die Bemessung von
sich durch ihren größeren Reflektionsanteil güns- Dachschalungen ist DIN 1052, Entwurf, Berech-
tiger. Um die thermischen Längenänderungen nung und Bemessung von Holzbauwerken, zu 2
der Fahrbeläge auch bei größeren Abmessungen beachten. Grundsätzlich sollen jedoch Holzunter-
aufnehmen zu können, sollen außer 20 mm brei- konstruktionen eine Mindestdicke von 22 mm
ten Randfugen weitere Trenn- bzw. Scheinfugen (bei Vollholz Nenndicke 24 mm) haben, wenn
innerhalb der Fläche angeordnet werden. In Ta- Nagelungen vorgesehen werden.
belle 2.44 sind Abstände von Trennfugen für un- Als Unterkonstruktion kommen in Frage:
bewehrte Ortbetonplatten als Fahrbelag ange-
geben. Schalungen aus gehobeltem Vollholz
Trennfugen können als Scheinfugen durch nach- Sortierklasse S 10 oder C 30 M (DIN 4074-1), Brett-
trägliches Einschneiden in den erhärtenden Be- breiten ab 80 mm
ton gebildet werden. Werden zur Nachbehand-
lung des Betons Folien verwendet, dürfen sie erst Schalungen aus Holzwerkstoffen
kurz vor dem Einschneiden des Betons entfernt • Spanplatten nach DIN EN 312, Typ P4
werden; sie müssen ggf. sofort nach dem Schnei- • Sperrholz nach DIN EN 13 968.
den wieder aufgebracht werden.
Um die thermische Beanspruchung von Sperrbe- Die Platten sollen eine max. Kantenlänge von
tondächern zu vermeiden, werden nach dem 2,50 m haben. Die Platten werden im Verband
Prinzip des Umkehrdaches (s. Abschn. 2.3.2) auch verlegt (keine Kreuzstöße; keine freie, nicht
aufliegende Wärmedämmungen aus extrudier- unterstützte Tragstöße). Längenänderungen sind
tem PS-Schaum mit Auflast durch Kiesschüttung durch mindestens 2 mm breite Fugen (2 mm/lfd.
verwendet. Hierbei machen aber die nötigen m Plattenlänge) zu berücksichtigen, die durch
konstruktiven Aufwendungen zur Vermeidung Schleppstreifen oder Trennlagen abzudecken
von Wärmebrücken die konstruktiv sehr einfach sind. An freien, nicht unterstützten Plattenrän-
scheinenden Sperrbetondächer vielfach unwirt- dern (Plattenränder quer zur Spannrichtung)
schaftlich (Bild 2.45). müssen die Platten Nut-Feder-Verbindungen ha-
ben.

7 5
4
6

8 3

2.46
Flachdach mit lose verlegter Abdichtung 2
auf Holz-Unterkonstruktion 1
1 Spanplatte
2 Dampfbremse
3
3 Wärmedämmung
4 Kunststoff-Dachbahn
5 Kiesschüttung
6 Randbohle (auch Fixierung
der Dampfsperre)
7 Randkeil
8 Dachrandprofil mit Klemmprofil
für Dachbahn (schematisch)
228 2 Flachdächer

Die Dachflächen müssen eine Mindestdachnei- Bei der Ausführung sind neben den Flachdach-
gung von 2 % aufweisen, um Wassersackbildun- richtlinien und Normen für Flachdächer auch die
gen zu vermeiden. Normen über Bauwerksabdichtung (DIN 18 195-1
Falls schädigende Einflüsse von Holzschutzmit- bis 18 195-10) zu beachten.
teln oder Bindemitteln der Holzwerkstoffe nicht
mit Sicherheit ausgeschlossen werden können,
sind Trennlagen vorzusehen. 2.4.2 Begehbare Flachdächer1)
2 Ein Ausführungsbeispiel mit lose verlegter Ab-
dichtung aus Kunststoffbahnen zeigt Bild 2.46. Bei Belägen von begehbaren Flachdächern muss
die kraftschlüssige Verbindung mit der Abdich-
Bei geklebten, mehrlagigen Abdichtungen be-
tung durch Trennlagen verhindert werden. Auf
steht die unterste Lage aus Bahnen mit hoher
den abgedichteten Flächen werden die Gehbe-
mechanischer Festigkeit (s. Abschn. 2.2.1), die mit
läge vielfach aus frostfesten keramischen Platten
verzinkten Breitkopfstiften auf die Unterlage
ausgeführt. Kleinformatige Platten werden in be-
genagelt wird.
wehrtem, mindestens 4 cm dickem Mörtelbett auf
Im übrigen wird der Schichtenaufbau wie auf Noppenplatten oder auf einer wasserdurchlässi-
Massivplatten ausgeführt. gen Schicht aus Einkornbeton (s. Abschnitt 10.7.4
in Teil 1 des Werkes) verlegt. Diese Dränschicht ist
an die Entwässerung anzuschließen. Zwischen
Dränschicht und Abdichtung sind zwei lose ver-
2.4 Nicht belüftete Flachdächer legte PE-Folien o. Ä. als Trennschicht zu verlegen.
mit genutzter Oberfläche Da in Plattenbelägen jedoch erhebliche tempe-
raturbedingte Längenänderungen vorkommen
2.4.1 Allgemeines können, müssen in Abständen von höchstens
2 m Fugen angeordnet werden, die auch das
Vielfach besteht die Notwendigkeit, Flachdach- Mörtelbett durchschneiden und mit einem elas-
flächen von ganzen Bauwerken oder Bauwerks- tischen Material (z. B. Bitumenverguss) verfüllt
teilen nutzbar zu machen. werden. Fugen müssen ebenso an allen Randan-
Für die Abdichtungen ist dabei schwerer Ober- schlüssen vorhanden sein. Außerdem muss die
flächenschutz (s. Abschn. 2.1.8) erforderlich. Man Abdichtung bereits das notwendige Gefälle auf-
unterscheidet: weisen. Der Gefälleausgleich darf nicht durch das
Mörtelbett erfolgen. Zwischen Mörtelbett und
• begehbare Flachdächer Dachabdichtung ist eine Gleitschicht (z. B. PE-Fo-
• befahrbare Flachdächer lie) vorzusehen (Bild 2.47).
• begrünte Flachdächer Wenn bei kleineren Flachdachflächen eine Außen-
entwässerung mit vorgehängter Rinne nicht zu
Flachdächer mit genutzten Oberflächen werden vermeiden ist, bergen solche Konstruktionen vie-
fast ausschließlich als einschalige Konstruktion le Fehlerquellen. Einer Innenentwässerung ist der
ausgeführt. Ihr bauphysikalischer Aufbau gleicht Vorzug zu geben. Dabei muss darauf geachtet
den Flachdächern mit nichtgenutzter Oberfläche, werden, dass die Wandabschlüsse der Dachab-
doch muss – je nach Beanspruchung – für die dichtung 15 cm, in jedem Falle aber so weit hoch-
Wärmedämmung entsprechend druckfestes Ma- gezogen werden, dass bei Rückstau infolge ver-
terial verwendet werden, und es müssen beson- stopfter Abflüsse allenfalls ein Überfließen des
dere Vorkehrungen für den Schutz der Abdich- Wassers nach außen über einen Notüberlauf
tungen getroffen werden. Insbesondere muss (Wasserspeier) möglich ist.
dafür gesorgt werden, dass sich weder mecha- Bei größeren begehbaren Flächen können die
nische Beanspruchungen noch Spannungen aus Schwierigkeiten eines kompakten Gehbelages in
thermischer Belastung der Nutzflächen auf die Mörtelbett vermieden werden, wenn mindestens
Abdichtungen übertragen können. 4 cm dicke großformatige Natur- oder Kunst-
Wärmedämmstoffe müssen erhöhte Druckbelast- steinplatten lose mit punktförmiger Auflagerung
barkeit haben (Anwendungstyp1) WS-WDS, s. Tab. auf vorgefertigten „Stelzlagern“ verlegt werden.
2.27). Die aus Eigengewicht der Platten und Nutzlast
(gem. DIN 1055-3 für Terrassen 4,0 kN/m2) be-
dingten Punktlasten von Stelzlagern müssen
1) s. Abschnitt 10.7 in Teil 1 des Werkes durch entsprechend große Auflagerflächen über-
2.4 Nicht belüftete Flachdächer 229

10 6
9 7
5
8 4
7 6
6 5
5
4 3 4
2 3
3
2 1

1
2
1
2
2.47c
2.47a
2.47b

2.47
a) Begehbares Flachdach, Belag aus
kleinformatigen frostfesten
keramischen Platten in Mörtelbett
1 Massivdecke mit Gefälle
2 Ausgleichsschicht (Lochbahn)
3 Dampfbremse
b) Begehbares Flachdach, Platten c) Begehbares Flachdach mit lose
4 Wärmedämmung
auf höhenverstellbaren verlegten Platten (Prinzip des
5 3lagige bituminöse
Stelzlagern „Umkehrdaches“)
Abdichtung
6 Trennlage (PE-Folie, 2lagig) 1 Massivdecke 1 Stahlbeton
7 Einkornbeton 2 Dampfbremse 2 Trennlage
8 bewehrter Verlegemörtel 3 Wärmedämmung 3 Abdichtung
 4 cm 4 Abdichtung auf Dampfdruck- 4 extrudierter PS-Hartschaum
9 Spaltplatten ausgleichsschicht mit oberer 5 Filtervlies
10 Trennfuge, oben mit dauer- Schutzlage 6 Kiesschüttung, Körnung 6/9
elastischer Abdichtung 5 Stelzlager (ALWITRA) 7 Beton- oder Natursteinplatten
(e ca. 2 m/ 4 m2) 6 5 cm Betonplatten mit Fugenkreuzen

tragen werden. Als Wärmedämmung ist ein nicht Der wohl einfachste Terrassenaufbau ergibt sich,
zusammendrückbares Material (Hartschaum, Fo- wenn die Dachabdichtung nach dem Prinzip des
amglas) zu verwenden. Sonst können die Stelzla- „umgekehrten Flachdaches“ (vgl. Abschn. 2.3.2)
ger die Abdichtung allmählich „durchstanzen“. ausgeführt wird und schwere, großformatige
Stelzlager, die in der Höhe justierbar sind, erleich- Platten lose in mindestens 5 cm dicke Schüttun-
tern die Verlegearbeiten und ermöglichen die bei gen aus Splitt oder Perlkies verlegt werden (Bild
derartigen Ausführungen fast immer nötigen 2.47c).
Nacharbeiten, wenn einzelne Platten sich senken
(Bild 2.47b).
Aufstelzungen können auch erreicht werden, 2.4.3 Befahrbare Flachdächer
wenn großformatige Platten auf Kunststoff-
säckchen, gefüllt mit feuchtem Zementmörtel, Auf befahrbaren Flachdachflächen ohne Wärme-
verlegt werden. Bei einem solchen Verlegeverfah- dämmung (z. B. in offenen Parkdecks) haben die
ren ist nachträgliches Ausrichten der Platten je- Abdichtungen nur die Aufgabe, die tragende
doch aufwendig. Konstruktion gegen Regen und Schmelzwasser
Zu berücksichtigen ist, dass die Hohlräume unter (meistens auch in Verbindung mit Auftausalzen)
den Platten mit der Zeit stark verschmutzen und zu schützen. Alle Oberflächen sollen ein Mindest-
einen fast idealen Unterschlupf für allerlei Klein- gefälle von 1 % aufweisen. Die Fahrbahnbeläge
lebewesen bieten. Sie müssen daher immer wie- können z. B. aus großformatigen bewehrten
der durch Aufnehmen einzelner Platten gereinigt Stahlbetonflächen von ca. 5 m2 Einzelfläche be-
werden. stehen. Die Abdichtungen müssen gegenüber
Bei der Verwendung steifer Wärmedämmplat- der Fahrbahnkonstruktion durch mehrlagige
ten in Verbindung mit Stelzlagern sind ggf. be- Gleit- bzw.Trennschichten geschützt werden.
sondere Maßnahmen zur Verhinderung von Tritt- Bei befahrbaren wärmegedämmten Flachdä-
schallübertragung erforderlich. chern dürfen nur druckfeste Wärmedämmstoffe
230 2 Flachdächer

2 11
11 10
9 9
10
7
5
4 4
3 3
2 2
1 1

2.48 2.49 2.50


Befahrbare Flachdach- Befahrbare Flachdachab- Befahrbare Flachdachabdichtung, Fahrbahn aus
abdichtung (Umkehr- dichtung, Fahrbahn aus Stahlbetonplatten; Abdichtung mit Kunststoff-
dach) für leichte Fahr- bewehrten Betonplatten Dichtungsbahnen
zeuge, Verbundpflaster auf Filterschicht
1 Stahlbeton 7 doppellagige Trenn- bzw. Gleitschicht
2 Gefälleestrich 8 Fixierungswinkel
3 Dampfsperre auf Ausgleichsschicht bzw. Kunststoff- 9 Kies- bzw. Splittschüttung
Dachabdichtung auf Trennlage 10 Filtervlies
4 Wärmedämmung WD oder WDS 11 Stahlbeton-Fahrbahn bzw. Pflaster
5 Flachdachabdichtung (mehrlagige Bitumenabdichtung 12 Trenn- und Dehnungsfuge mit Dichtung
oder 1lagige Kunststoff-Dichtungsbahn auf Trennlage) 13 Schrammbord
6 Anschlussbahn 14 Vormauerung

der Anwendungstypen WD oder WDS (s. Tab. Abdichtung (Bild 2.50). Die Fugen werden mit
2.27) verwendet werden. Spezialprofilen oder durch Vergussmassen ge-
Befahrbare Dächer nach dem Prinzip des Um- schlossen.
kehrdaches (s. Abschn. 2.3.2) können mit Fahr- Bei schweren Belastungen durch Fahrzeuge bis
bahnbelägen aus Pflasterungen oder Verbund- etwa 30 t Gesamtgewicht werden die Abdichtun-
pflaster ausgeführt werden. Dabei sollten gen bzw. die Wärmedämmungen durch Stahlbe-
mindestens 8 cm dicke Steine (bei Schwerver- ton-Druckverteilungsplatten geschützt.
kehr 10 cm dick) verlegt werden (Bild 2.48). Durch Zu beachten ist, dass sich – je nach Konstruk-
ausreichende Filterschichten ist zu verhindern, tionsart bzw. anzunehmender Belastung – erheb-
dass der Verlegesand oder der Sand der Verfu- liche Aufbauhöhen bis insgesamt etwa 35 cm er-
gungen in die Dränschicht des Umkehrdaches geben können, zusätzlich erhöht durch die
ausgewaschen werden kann. Sonst besteht die erforderlichen Gefälleschichten.
Gefahr, dass sich Pflasterungen infolge von Walk-
und Horizontalbeanspruchungen (durch Anfah- In allen Fällen sind die Abdichtungen mindes-
ren oder Abbremsen) verschieben. tens 15 cm an Wandanschlüssen o. Ä. hochzu-
ziehen und durch hochgezogene Schutzstreifen,
Befahrbare Flachdächer werden bei schwereren
Schrammborde usw. zu schützen (vgl. Bild 2.50).
Beanspruchungen durch spezielle Beläge und
mit oberer Abdichtung ausgeführt.
Die Fahrbahnen werden dabei aus Stahlbeton- 2.4.4 Begrünte Flachdächer
platten in Ortbeton mit Einzelfeldgrößen von et-
wa 0,80 × 0,80 m bis etwa 2,50 × 2,50 m gebildet. Begrünte Flachdächer gewinnen immer mehr an
Sie liegen auf Filterschichten aus Einkornbeton Bedeutung. Sie können Staubpartikel binden,
oder Splitt- bzw. Kiesschichten (Bild 2.49) oder Feuchtigkeit speichern und den Schallschutz ver-
mit doppelten Trennlagen unmittelbar auf der bessern.
2.4 Nicht belüftete Flachdächer 231

Bei begrünten Flachdächern ist die Abdichtung Bewegungsfugen in der Fläche des begrünten
keinen Temperaturschwankungen ausgesetzt und Flachdachs dürfen durch den Begrünungsaufbau
vor UV-Strahlung geschützt. Begrünte Flachdä- nicht überdeckt werden (Bild 2.57).
cher können deshalb eine wesentlich höhere Le- Unterbrechungen der Abdichtung durch
bensdauer haben als frei bewitterte Systeme. schlecht zu überwachende Durchführungen
Bei begrünten Flachdächern wird auch Guss- von Geländerstützen, Installationsbelüftungen,
Antennen o. Ä. sind möglichst zu vermeiden.
asphalt als Abdichtung angewendet. In DIN
18 195-5 wird Gussasphalt im Verbund mit einer Man unterscheidet:
2
Dichtungsschicht aus speziellen Bitumen- Mehrschichtaufbau: Diese Bauart weist eine ge-
Schweißbahnen als Abdichtung genannt. Der nau definierte wasserableitende Schicht auf, die
Gussasphalt muss dabei eine Nenndicke von mit Hilfe von Kombinationen aus Schaumstoff-
mindestens 25 mm aufweisen. Vorteile des Guss- elementen und Filterkies gebildet wird. Durch
asphalts sind Filtervlieslagen wird das Auswaschen von mine-
• große mechanische Widerstandsfähigkeit – ins- ralischen Feinanteilen und organischen Substan-
besondere auch gegen Durchwurzelung zen aus der Vegetationsschicht vermieden. Dieses
• kurz nach dem Einbau ist die Endfestigkeit er- System ermöglicht größere Aufbauhöhen, die für
reicht, Abbindezeiten sind nicht erforderlich intensive Begrünungen erforderlich sein können.
• unmittelbar nach dem Auskühlen ist der Auf- Einschichtaufbau: Vegetationstragschicht (Subs-
bau der weiteren Schichten möglich trat) und Drainschicht werden zu einer Schicht
zusammengefasst. Das Substrat übernimmt die
• Beständigkeit gegen Düngemittel und Humus-
vegetationstechnische Funktionen wie Nährstoff-
säure
und Sauerstoffversorgung, gleichzeitig die phy-
• Gussasphalt ist hohlraumfrei und wasserdicht, sikalischen Aufgaben wie ausreichende Drain-
dadurch keine Wasseraufnahme, kein Quellen fähigkeit, Strukturstabilität, Frostsicherheit und
und kein Schwinden Windsogstabilität. Der Einschichtaufbau kommt
• umempfindlich gegen Frost-Tau-Wechsel vor allem in Frage für extensive Begrünungen
• keine Pflanzen und umweltschädigenden Be- (Bild 2.51).
standteile Wenn auf künstlichen Vegetationsflächen Pflan-
• Gussasphalt ist viskoelastisch und passt sich zen auf Dauer gedeihen sollen, müssen dazu je
langsamen Gebäudebewegungen rissefrei an nach Bepflanzungs- und Nutzungsart geeignete
• Gussasphalt ist kapillarporenfrei, keine osmoti- Voraussetzungen geschaffen werden.
schen Vorgänge, keine Nährstoffe für Wurzeln Bei der Begrünung von Flachdächern wird unter-
schieden:
Für begrünte Flachdächer wird Gussasphalt gem. • Intensive Begrünung
DIN 18 560-4 in der Regel in der Härteklasse IC 40
in einfacher Form (einfache Intensivbegrünun-
verwendet.
gen) bestehend aus bodenbedeckenden Grä-
Wird eine Gussasphaltschicht im Verbund mit sern, Stauden und Gehölzen, die geringe An-
einer Bitumen-Schweißbahn eingebaut, sind Bi- sprüche an den Aufbau der Vegetationsschicht,
tumen-Schweißbahnen mit hoch liegender Träger- die Wasser- und Nährstoffversorgung und an
einlage aus Polyestervlies oder edelstahlkaschierte den Pflegeaufwand stellen,
Bitumen-Schweißbahnen zu verwenden.
Neben den einschlägigen DIN-Vorschriften und
den Flachdachrichtlinien sind auch die Richtlini-
en für die Planung und Ausführung und Pflege
von Dachbegrünungen (FLL) zu berücksichtigen. 1
Die Entwässerung von begrünten Dächern er-
fordert spezielle Einlaufbauteile. Durch sie muss
einerseits das aus Niederschlägen oder künstli- 2
cher Bewässerung herrührende Wasser auf der
Abdichtungsebene abgeleitet werden, ohne dass
dabei Substrat ausgewaschen wird. Andererseits 2.51 Einschichtaufbau einer extensiven Dachbegrünung
dürfen keine Überflutungen der Pflanzflächen 1 Einschichtaufbau
durch starke Regenfälle möglich sein. 2 Stahlbetondecke mit Flachdachaufbau
232 2 Flachdächer

in aufwendiger Form mit Bepflanzungen, die nur Abschn. 2.1 genannten Bedingungen für den Auf-
durch ständige Pflege erhalten werden können, bau von Flachdächern zu beachten.Darüber hinaus
aus Stauden, Gehölzen, einzelnen Bäumen und muss das Folgende berücksichtigt werden:
Rasenflächen, eingebaut mit besonderer gärt- • Die verwendeten Dachabdichtungen müssen
nerischer Gestaltung, z. B. mit Höhendifferen- gegen mechanische Beschädigungen bei
zierungen, Wasserbecken, Rankgerüsten usw. Pflanz- und Pflegearbeiten und gegen Durch-
Diese Begrünungsart erfordert eine intensive wurzelung geschützt werden.
2 Pflege sowie eine regelmäßige Wasser- und Dies wird bei Bitumenbahnen durch eine Me-
Nährstoffversorgung. talleinlage (Kupferband) gewährleistet oder die
entsprechende Wurzelschutzbahn ist mit bio-
• Extensive Begrünung chemischen Zusätzen ausgerüstet und verhin-
in naturnah angelegten flächigen Begrünun- dert dadurch das Einwachsen von Wurzeln.
gen mit niedrigen Stauden und Gehölzen, Sie dürfen nicht durch biologische Einwirkun-
Pflanzungen aus Moosen, Flechten, Sukkulen- gen, Mikroorganismen und im Wasser gelöste
ten, Gräsern, die für die extremen Standortbe- Stoffe geschädigt werden.
dingungen auf einer Dachfläche besonders ge- • Da Beschädigungen der Abdichtungen niemals
eignet sind. Extensiv begrünte Flächen haben völlig ausgeschlossen werden können, sollte
eine natürliche Bestandsumbildung bei mini- der Flachdachaufbau (Dampfsperre, Wärme-
malem Pflegeaufwand und erfordern nur weni- dämmung, Abdichtung) in voneinander abge-
ge Kontrollen innerhalb eines Jahres. schotteten Teilabschnitten ausgeführt werden.
• Gegenüber Wandanschlüssen, Dachöffnungen
Hinsichtlich des Brandschutzes gelten intensiv und sonstigen Dachaufkantungen sind 0,50 m
begrünte Flachdächer als „Harte Bedachung“, breite unbepflanzte Schutzstreifen zu belassen,
extensiv begrünte Flachdächer unter folgenden die mit Kiesschüttungen oder Plattenbelägen
Voraussetzungen: abgedeckt werden.
• Mineralisch bestimmte Zusammensetzung der • Für den gesamten Dachaufbau ist das für be-
Vegetationstragschicht, mindestens 3 cm dick grünte Dächer spezielle Wasserdampfdiffu-
• Vegetationsformen mit geringer Brandlast sionsverhalten bauphysikalisch zu überprüfen
• Vegetationsfreier Abstand gegenüber Dach- (s. Abschn. 16.5.6 in Teil 1 des Werkes).
durchdringungen und aufgehenden Bauteilen • Neben den Lasten des Dachaufbaues, von
von i. d. R. ≥ 50 cm. schweren Einzelpflanzen, Wasserbecken usw.
Die Einzelheiten sind dem entsprechenden bau- müssen ggf. die von hohen Pflanzen herrühren-
aufsichtlichen Erlass des jeweiligen Bundeslan- den besonderen Windlasten statisch erfasst
des zu entnehmen. werden.
Die Vegetationsflächen können als „schwerer • Begehbare Dachflächen müssen Umwehrun-
Oberflächenschutz“ üblicher Flachdachkonstruk- gen für Besucher bzw. Absturzsicherungen für
tionen betrachtet werden. Im übrigen sind alle in Unterhaltungsarbeiten erhalten.

2.52
Flachdach mit Begrünung, Regelaufbau oberhalb der Abdichtung
1 Schutzschicht gegen mechanische Beschädigungen (Schutzvliese,
Schutzplatten- oder Bahnen, Dränschichten des Bodenaufbaues)
2 Schutzschicht gegen Durchwurzelungen (bei geeignetem Material
durch die Dachabdichtung selbst gebildet, sonst spezielle Wurzel-
schutzbahnen oder Beschichtungen)
3 Entwässerungs- und Dränageschicht (Schüttstoffe aus Kies, Splitt,
Lava, Bims; Dränmatten und -platten aus Kunststoff- oder Schaum-
stofferzeugnissen; Dränelemente aus Kunststoff, Drän- und Substrat-
platten)
4 Filterschicht (Vliese aus Geotextilien)
5 Vegetationsschicht (Zusammensetzung und Dicke abhängig von
der Art der Begrünung)
2.4 Nicht belüftete Flachdächer 233

2.53 Begrüntes Flachdach für extensive, nicht wartungs- 2.54 Begrüntes Flachdach für extensive Begrünung;
bedürftige Begrünung mit niedrigem Schichtenauf- Aufbau mit Kunststoff-Systemplatten
bau; Dränschicht aus Kies oder Blähbeton (Novoflor X)
1 Stahlbetonplatte mit Flachdachaufbau auf 1 Stahlbeton mit Flachdachaufbau
Gefällebeton (vgl. Abschn. 2.3.2) (vgl. Abschn. 2.3.2)
2 Wurzelschutzbahn (PVC weich) 2 Wurzelschutzbahn
3 Schutzmatte (d = 10 mm) 3 Sickerkanal
4 Dränschicht 4 Schaumstoff-Tragkörper
5 Filtervlies mit Wasserspeicher
6 Vegetationsschicht 5 Wurzelverankerungsgewebe
(Humus oder Erdsubstrat) 6 Bodensubstrat

2.55 Begrüntes Flachdach für intensive Begrünung, 2.56 Begrüntes Flachdach für intensive Begrünung,
Dränschicht aus Kies oder Blähton (ZinCo) Dränschicht aus Kies oder Blähton (Optima)
1 Stahlbetonplatte mit Flachdachaufbau 1 Stahlbetonplatte mit Flachdachaufbau
(vgl. Abschn. 2.3.2) (vgl. Abschn. 2.3.2)
2 Wurzelschutzmatte 2 Trennlage
3 Speichermatte 3 Wurzelschutzbahn
4 Schaumstoff-Dränkörper mit Filterschicht 4 Verwurzelungsgewebe
5 Filtervlies 5 Optima-Dränschicht mit Regenwasserspeicher
6 Vegetationsschicht (Gärtnererde) 6 Filtermatte
7 Dauererde
234 2 Flachdächer

• Die Entwässerung von Vegetationsflächen (Ab-


leitung von Oberflächen- und Überschusswas- 1
ser in den Schichten) muss entsprechend DIN
1986 geplant werden. Dabei sind als Abfluss- 2
beiwerte anzunehmen: 3
5 4
– für Intensivbegrünungen und Extensivbegrü- 6 7
nungen ab 10 cm Aufbauhöhe ψ = 0,3,
2 – für Extensivbegrünungen unter 10 cm Auf-
8
9
bauhöhe ψ = 0,5 (vgl. Abschn. 1.6.11).
• Zuleitungen für die fast immer erforderliche
ggf. automatische Zusatzbewässerung sind ein- 2.57 Bewegungsfuge mit Hilfskonstruktion
zuplanen. 1 Anpress- und Schutzprofil 6 Gussasphalt
2 Vegetationsschicht 7 Dichtungsschicht
• Wasserbecken innerhalb intensiver Begrünun- 3 Filterschicht 8 Dämmschicht
gen sind für sich gesondert abzudichten. 4 Dränschicht 9 Dampfsperre
5 Trennfolie
Aufbauend auf den beschriebenen Grundsätzen
für die Ausführung begrünter Dachflächen wur-
den von darauf spezialisierten Fachunternehmen nierende Dampf- und insbesondere auch Luft-
eine große Zahl von Sonderkonstruktionen für dichtheitsebene ist aber unter Baustellenbedin-
Dächer aller Begrünungsarten entwickelt. Dabei gungen praktisch nicht herstellbar. Bei Holzkon-
werden fast immer speziell auf die verschiede- struktionen wird einerseits die Eigenfeuchte des
nen Bepflanzungsmöglichkeiten abgestimmte Holzes und andererseits die vom Holz beim Ein-
Bodensubstrate eingesetzt. Durch Kunststoff- bau aus der Luft aufgenommene Feuchtigkeit in
Formteile werden Regenwasserspeicher gebildet, die Konstruktion eingetragen. Diese kann aber
der Abfluss von überschüssigem Niederschlags- bei einem Gründach nach oben praktisch nicht
wasser reguliert, die Verankerung der Pflanzen- mehr ausdiffundieren. Mit zuneh-mender Zeit
wurzeln in den der Vegetationsschicht verbes- nimmt also der Feuchtigkeitsgehalt in der Kon-
sert, das Abrutschen der Begrünungen von struktion – auch bei noch so sorgfältiger Aus-
geneigten Dachflächen verhindert usw. führung der Dampf- und Luftdichtheitsebene –
Aus der großen Zahl derartiger Begrünungssyste- unvermeidbar zu. Dieses Problem ist nicht durch
me werden nachfolgend einige Beispiele gezeigt Dampfsperren mit Metalleinlagen – wie es einige
(Bilder 2.52 bis 2.56). Gründachhersteller inzwischen empfehlen – zu
lösen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, wann
Einen Anhalt für die jeweils erforderlichen Holzkonstruktionen in „dichten“ Gründächern
Schichtdicken gibt Tabelle 2.58. verrottet sind. Selbst dann, wenn Blower-Door-
Damit begrünte Flachdächer lange Jahre scha- Tests einwandfreie Ergebnisse zeigen, bedeutet
densfrei bleiben, sollte eine regelmäßige fachge- dies noch lange nicht, dass über partielle Luftun-
rechte Pflege nach den FLL-Richtlinien und der dichtigkeiten keine nennenswerten zusätzlichen
DIN 18 919 erfolgen. Auch begrünte Dächer soll- Wasserdampfmengen in die Konstruktion gelan-
ten nicht sich selbst überlassen werden. gen. Deshalb sollten auch die durch Regelwerke
(DIN, EnEV usw.,) „abgesicherten“ Konstruktionen
sowie herrschende Lehrmeinungen nicht immer
Gründächer auf Holzkonstruktionen ohne kritisches Hinterfragen nachgeahmt wer-
den. Im Falle der diffusionsdichten Gründach-
Durch die stetig steigenden Anforderungen an konstruktionen sollte besser eine ausreichend
die Energieeffizienz von Gebäuden werden die dimensionierte Belüftungsebene eingesetzt wer-
Dämmstoffstärken immer dicker. So werden heu- den.
te Flachdächer meistens als unbelüftete Kons-
truktionen ausgeführt (s. Abschn. 2.3.6). Nach den
Regelwerken sind Gründächer auch auf unbelüf-
tenden Holzdächern möglich.
Ein Gründdachaufbau ist aber praktisch dampf-
dicht. In der Drainschicht bildet sich i. d. R. ein
Wasserfilm, durch den kein Wasserdampf ausdif-
fundieren kann. Eine hundertprozentig funktio-
2.5 Flachdachkonstruktionen 235

Tabelle 2.58 Regelschichtdicken bei verschiedenen Begrünungsarten

Begrünungsart Dicke der Gesamtdicke des


Vegetations- Begrünungsaufbaus in cm
schicht bei 2 cm bei 4 cm
in cm Dränmatte Schüttstoff*)

Extensivbegrünungen,
geringer Pflegeaufwand, 2
ohne zusätzliche Bewässerung
bei Flachdächern:
Moos-Sedum-Begrünung 2 bis 5 4 bis 7 6 bis 9
Sedum-Moos-Kraut-Begrünungen 5 bis 8 7 bis 10 9 bis 12
Sedum-Gras-Kraut-Begrünungen 8 bis 12 10 bis 14 12 bis 16
Gras-Kraut-Begrünungen (Trockenrasen)  15  17  19

Einfache Intensivbegrünungen,
mittlerer Pflegeaufwand,
periodische Bewässerung
bei Flachdächern:
Gras-Kraut-Begrünungen (Grasdach, Magerwiese)  8  10  12
Wildstauden-Gehölz-Begrünungen  8  10  12
Gehölz-Stauden-Begrünungen  10  12  14
Gehölz-Begrünungen  15  17  19

Begrünungsart Dicke der Dicke der Gesamtdicke


Vegetations- Dränschicht des Begrünungs-
schicht aufbaus
in cm in cm in cm

Aufwendige Intensivbegrünungen,
hoher Pflegeaufwand,
regelmäßige Bewässerung
Rasen  8  2  10
niedrige Stauden-Gehölz-Begrünungen  8  2  10
mittelhohe Stauden-Gehölz-Begrünungen  15  10  20
höhere Stauden-Gehölz-Begrünungen  25  10  35
Strauchpflanzungen  35  15  50
Baumpflanzungen  65  35  100

*) Bei 2 bis 3 % Dachgefälle; ab 3 % Dachgefälle kann die Schichtdicke auf 3 cm reduziert werden.

2.5 Zweischalige, belüftete • Zu geringe Höhe des Luftraumes, daher zu we-


nig Strömungsgefälle (Bild 2.59a).
Flachdachkonstruktionen
• Nicht ausreichend bemessene oder verstopfte
2.5.1 Allgemeines Zu- und Abluftöffnungen.
• Wärmebrücken und Hindernisse im Luftraum,
Ein Vorteil des „Belüfteten Daches“ wurde lange die durch Wirbelbildung den Luftstrom behin-
darin gesehen, dass auch bei fehlender oder dern oder ihn sogar in Teilbereichen wie bei
fehlerhafter Dampfsperre weniger Schäden Überzügen oder Wechseln völlig unterbinden
durch Wasserdampfkondensation innerhalb der (Bild 2.59c).
Gesamtkonstruktion zu befürchten seien, wenn • Ungünstige Grundrissformen oder Gebäude-
die Durchlüftung des Dachraumes einwandfrei querschnitte (Bilder 2.59 d und e).
ist. In der Praxis erweist es sich jedoch, dass meh-
rere Faktoren sehr oft die vorgesehene Durchlüf- • Windgeschützte Lage des Bauwerkes.
tung der Konstruktion nicht ausreichend wirksam • Fehlerhafte bzw. unzureichende Dampfsperren.
werden lassen (Bild 2.59). Die häufigsten Scha- Es hat sich gezeigt, dass der Feuchtigkeitsein-
densquellen sind: trag durch Undichtigkeiten in der Dampfsperre
236 2 Flachdächer

2 2.59a

2.59d

2.59b

2.59c 2.59e

2.59 Schadensquellen an zweischaligen Flachdächern


a) Belüftungsquerschnitt zu klein
b) fehlendes Gefälle
c) Hindernisse für die Durchlüftung und Wärmebrücken durch Stahlüberzug und an Lichtkuppel
d) ungünstige Grundrissform, schlecht belüftete Bereiche
e) problematischer Gebäudequerschnitt

weitaus höher ist als durch Wasserdampf- Belüftete Dächer mit einer Dachneigung  5° un-
diffusion. Grundlegende Vorraussetzung für ter folgenden Bedingungen:
das Funktionieren des belüfteten Daches bei
• Die Höhe des freien Lüftungsquerschnittes in-
Flachdächern ist daher eine absolut luftdicht
nerhalb des Dachbereiches über der Wärme-
abschließende Dampfsperre von sd > 10 m an
dämmschicht muss mindestens 2 cm betra-
der Unterseite der Wärmedämmung (s. Ab-
gen.
schn. 1.9.4, Detailausführung Bild 1.302).
• Der freie Lüftungsquerschnitt an den Traufen
Belüftete Flachdächer sollten deshalb nur dann bzw. an Traufe und Pultdachabschluss muss
gewählt werden, wenn die genannten Probleme mindestens 2 ‰ der zugehörigen geneigten
einwandfrei gelöst werden können. Dachfläche betragen, mindestens jedoch
Nach DIN 4108-3 bedürfen nachfolgend aufge- 200 cm2/m.
führte belüftete Flachdächer keines rechneri- • Bei Satteldächern sind an First und Grat Min-
schen Tauwasser-Nachweises: destlüftungsquerschnitte von 0,5 ‰ der zu-
• belüftete Dächer mit einer Dachneigung < 5° gehörigen geneigten Dachfläche erforderlich,
und einer diffusionshemmenden Schicht mit mindestens jedoch 50 cm2/m.
sd, i  100 m unterhalb der Wärmedämm-
schicht, wobei der Wärmedurchlasswiderstand ANMERKUNG 1: Bei klimatisch unterschiedlich beanspruch-
der Bauteilschichten unterhalb der diffusions- ten Flächen eines Daches (z. B. Nord/Süd-Dachflächen) ist
eine Abschottung der Belüftungsschicht im Firstbereich
hemmenden Schicht höchstens 20 % des zweckmäßig.
Gesamtwärmedurchlasswiderstandes betragen
darf (s. hierzu auch Abschn. 1.9.7.3). ANMERKUNG 2: Bei Kehlen sind Lüftungsöffnungen im All-
gemeinen nicht möglich. Solche Dachkonstruktionen –
2.5 Flachdachkonstruktionen 237

Tabelle 2.60 Belüftete Dächer nach DIN 4108

Dach- Dampfsperre freier Lüftungs- Mindestlüftungsquerschnitt2) Bei Satteldächern:


neigung (geforderte diffu- querschnitt First/Grat
sionsäquivalente
Luftschichtdicke)1)
< 5°  2 ‰ der gesamten Dachgrund-
rissfläche an mindestens zwei
gegenüberliegenden Traufen
2
 5° Der sd-Wert der  2 cm  2 ‰ der zugehörigen  0,5 ‰ der
unterhalb der Belüftungs- Dachfläche an den Traufen zugehörigen
schicht angeordneten bzw. an Traufe und geneigten Dachfläche
Bauteilschichten muss Dachabschluss und und  50 cm2/m
mindestens 2 m betragen  200 cm2/m

1) Die diffusionsäquivalente Luftschichtdicke sd lässt sich hierbei errechnen aus sd = μ · s.


μ ist die Wasserdampfdiffusions-Widerstandszahl, s ist die Schichtdicke in Meter.
Angaben über den Wasserdampfdiffusions-Widerstand sind gegebenenfalls beim Hersteller zu erfragen.
2) Baustellenbedingte Ungenauigkeiten, Maßtoleranzen, Querschnittseinengungen, Lüftungsgitter u. Ä., sollten mit ihrem Ein-
fluss auf die Lüftungsquerschnitte bei der Planung berücksichtigt werden.

auch solche mit Dachgauben – sind daher zweckmäßiger alle Dämm-Matten und -Platten aus Mineral-
ohne Belüftung auszuführen. fasern und Schaumstoffen. Wenn z. B. aus Kosten-
• Der sd-Wert der unterhalb der Belüftungs- gründen verschiedenartige Wärmedämm-Mate-
schicht angeordneten Bauteilschichten muss rialien eingesetzt werden, soll grundsätzlich
insgesamt mindestens 2 m betragen. festes, weniger wasserdampfdurchlässiges Mate-
rial (z. B. Hartschaumplatten) an der Unterseite
Ist der Lüftungsweg (Abstand Zuluft- und Ab- der Konstruktion angeordnet werden.
luftöffnung) länger als 10 m, sind besondere
Maßnahmen erforderlich (z. B. Erhöhung des frei-
en Luftraumes, Zwangsentlüftung). 2.5.2 Zweischalige Flachdachkonstruk-
Wenn die Flachdachkonstruktion aus Trägern mit tionen über Stahlbetondecken
Vollquerschnitten besteht, sollten die Lufträume
der einzelnen Felder durch Konterlattung oder Stahlbetondecken als Bestandteil zweischaliger
querliegende Pfettenlagen unter der Dachschale Flachdachkonstruktionen bilden gleichzeitig sta-
miteinander verbunden werden. tisches Tragwerk, ausgleichende Wärme-Spei-
chermasse und auch eine für normale Bean-
Eine einwandfreie Durchlüftung von Dachkons- spruchungen ausreichende Dampfsperre. Bild
truktionen ist nur dann sicherzustellen, wenn 2.61 zeigt eine übliche Konstruktion. Für größere
die Dachflächen zwischen Lufteintritt und -aus- Flachdachflächen können binderartige Holzkons-
tritt ein Gefälle aufweisen. In gefällelosen oder truktionen so ausgebildet werden, dass der Luft-
nur wenig geneigten Flachdächern wird jedoch raum über der Wärmedämmung zur Kontrolle
auch bei einer empfohlenen Mindest-Luftraum- der Dachschale bekriechbar ist.
höhe von 15 cm bei Luftstille kaum gewährleistet
Als tragende Schale für die Dachhaut werden
werden können, dass in die Konstruktion diffun-
Holzschalungen oder Spanplatten mit Nut-Feder-
dierter Wasserdampf vollständig abgeleitet wird.
Verbindung verwendet.
Rohrdurchführungen, Entlüftungsschächte u. Ä.
müssen im Luftraum zweischaliger Flachdach-
konstruktionen sorgfältig wärmegeschützt wer- 2.5.3 Zweischalige, belüftete
den, da sonst an ihnen Kondenswasser auftreten
Flachdach-Leichtkonstruktionen
kann.
Für Dachhaut, Oberflächenschutz und Randaus- Die Kombination zweier leichter Schalen – Ab-
bildung kommen für zweischalige, belüftete dichtung mit leichter Tragschicht und raumseiti-
Flachdachkonstruktionen die gleichen Materia- ge Unterdecke – mit Holzbalken als Tragwerk
lien in Betracht, wie sie unter Abschn. 2.2 aufge- stellt eine technisch einfache und billige Kon-
führt sind. Als Wärmedämmung dienen auch hier struktion für belüftete Flachdächer dar (Bild 2.62).
238 2 Flachdächer

5 Es muss aber auf die in Abschn. 2.5.1 dargelegte


Problematik derartiger Konstruktionen verwiesen
4
werden.
3

2.5.4 Vorgefertigte zweischalige, durch-


lüftete Flachdachkonstruktionen
2 2
Insbesondere über Stahlbetondecken erfordern
1
zweischalige, belüftete Flachdachkonstruktionen
bei handwerklicher Ausführung mehrere, oft
von verschiedenen Unternehmern auszuführen-
de witterungsabhängige Arbeitsgänge. Durch
Vorfertigung von Dachschalen- und Auflagerele-
menten können diese Nachteile verringert wer-
den (Bild 2.63).

2.61 Zweischaliges belüftetes Flachdach in Verbindung


mit Stahlbetondecke (einlagige Ausführung der
Unterkonstruktion nur bei freistehenden Bauwer-
ken; sonst zweilagige Ausführung der Trägerlagen,
vgl. Abschn. 2.5.1)
1 Stahlbetondecke 4 Dachhaut
2 Wärmedämmung 5 Kiesschüttung
3 Querlüftung

"Herforder Dachkante"

8
7
6

1
Schattennut

2.62 Zweischaliges belüftetes Flachdach in Verbindung mit Holzbalkendecke (Anmerkung s. Bild 2.61)
1 Deckenbekleidung (z. B. NF-Schalung)
2 Konterlattung, dazwischen auch untere Wärmedämmung möglich
3 Dampfsperre
4 Wärmedämmplatte, 2-lagig verlegt
5 Trägerlage mit Gefälle (sonst obere Schalung auf Gefällekeilen)
6 Dachschalung
7 Dachabdichtung (z. B. lose verlegte Kunststoffdichtungsbahn auf Trennlage)
8 Kiesschüttung
2.6 Flachdachzubehör 239

6
2
4

5 3

2.63 Vorgefertigtes zweischaliges Flachdach (System FUCHS)


1 Stahlbetonrohdecke mit Wärmedämmung 4 Flachstahlpfette
2 Druckplatte mit Korkunterlage 5 Auflagerschuh mit Vierfeldplatte
3 Teleskop-Stütze mit Nylondübel 6 Faserzement-Tafeln

2.6 Flachdachzubehör abgedeckt werden (Bild 2.64). Im Übrigen sind die


Rohbauöffnungen so zu bemessen, dass ggf. Lei-
bungsfutter montiert werden können.
2.6.1 Lichtkuppeln
Die eigentliche Belichtungsfläche besteht aus
Ein Vorteil von Gebäuden mit Flachdächern be- doppelschaligen Acrylglaskuppeln. Lichtkuppeln
steht darin, dass bei eingeschossigen Bauten werden fest geschlossen oder mit manuell oder
bzw. in den Obergeschossen innenliegende oder elektrisch fernbedienten Öffnungseinrichtungen
sehr tiefe Räume durch Dachöffnungen leicht (auch mit Fernbedienung als Rauchabzug z. B. in
belüftet und belichtet werden können. Belich- Treppenhäusern), mit Gebläseentlüftungen, Ver-
tungsöffnungen in Flachdächern werden am ein- dunkelungseinrichtungen und als Dachausstieg
fachsten mit Acrylglas-Bauelementen ausgeführt, geliefert (Bild 2.64 links).
für die sich die Bezeichnung „Lichtkuppel“ durch- Mehrere Lichtkuppeln können mit Hilfe spezieller
gesetzt hat. Eindeckrahmen zu Belichtungsgruppen zusam-
Lichtkuppeln werden von verschiedenen Herstel- mengefasst werden. Es sind auch bandartige
lern, jedoch fast durchweg nach dem gleichen Acrylglaskonstruktionen als Belichtungsbänder
Konstruktionsprinzip, hergestellt. auf dem Markt, die ähnlich wie Lichtkuppeln ein-
Das Basiselement bildet ein wärmegedämmter gebaut werden.
„Aufsetzkranz“, der mit breiten Aufstand- bzw. Wenn sehr große Belichtungsöffnungen erforder-
Klebeflanschen in die Dachhaut eingebunden lich sind, können diese aus satteldach- oder pyra-
werden kann. Die Montage erfolgt auf impräg- midenförmigen Konstruktionen mit Flächenver-
nierten Holzrahmen, die bei einschaligen Flach- glasungen gebildet werden (s. Abschn. 1.10.1).
dachkonstruktionen der Dicke der Wärmedäm- Lichtkuppeln und sonstige größere Öffnungen in
mung entsprechen, oder direkt auf dem Tragwerk. Flachdächern (z. B. Rauch- und Wärmeabzugs-
Vorteilhaft sind Aufsatzkränze, die so geformt anlagen) brachten schon immer ein hohes Scha-
sind, dass die Auflagerrahmen auf der Innenseite densrisiko mit sich. Auch hier unterscheidet die
240 2 Flachdächer

3
2
7
8 6
5

2.64 Lichtkuppel (System ALWITRA)


1 zweischalige Acrylglas-Kuppel 5 Fixierung der Dachabdichtung
2 Sicherungsklemme 6 Dachabdichtung
3 wärmegedämmter Aufsatzkranz 7 Aufsetzkranz mit Lüftungsgebläse
4 Randbohle 8 Gebläse

DIN 18 531 in verschiedene Qualitätsstufen. So Entwässerungsleitungen sollen möglichst senk-


sind horizontal in der Abdichtungsebene einge- recht geführt werden, doch können besondere
klebte Flansche der Anwendungskategorie K 1 zu- örtliche Verhältnisse den Einbau abgewinkelter
zuordnen. Entwässerungsgullys notwendig machen. Da alle
Entwässerungsöffnungen Wärmebrücken in der
2.6.2 Entwässerung Dachkonstruktion darstellen, sind Dachgullys
grundsätzlich in wärmegedämmter Ausführung
Die für Flachdächer grundsätzlich zu bevor- zu verwenden und an Fallrohre anzuschließen, die
zugende Innenentwässerung (vgl. Abschn. 2.1.9) bis mindestens 1 m unterhalb der Wärmedäm-
erfordert Entwässerungselemente, die in die mung der Dachfläche wärmegedämmt werden. In
Dachhaut eingebunden werden und Nieder- schneereichen Gebieten kann eine eingebaute
schlagswasser auf möglichst kurzen Wegen ablei- elektrische Beheizung der Gullys dafür sorgen,
ten. Die Herstellung ebener Dachflächen ist in der dass der Einlauf eisfrei bleibt. Je nach Ausbildung
Praxis kaum zu verwirklichen. Muldenbildungen der Dachoberfläche werden Dachgullys mit Sie-
mit unvermeidlicher Schlammablagerung kön- ben oder Kiesfangkörben kombiniert (Bild 2.65
nen zu Schäden besonders an freiliegenden und 2.66). Bei Terrassenflächen sind über Dachab-
Dachabdichtungen (ohne Kiesschüttung) führen. läufen herausnehmbare Gitterroste anzuordnen.
Ein leichtes Gefälle mit flacher Kehlenbildung zu Kunststoffdachbahnen werden mit Klemmringen
den Ablaufstellen hin ist daher überall erforder- an die Abläufe angeschlossen (Bild 2.67a). Die
lich. Das Gefälle wird durch Gefälle-Estrich auf der meisten Dachabläufe (auch sonstige Zubehör-
Rohdecke oder bei mehrschichtigem Dichtungs- teile wie z. B. in Bild 2.68 und 2.69) werden mit
aufbau auch durch keilförmig geschnittene Wär- werkseitig angebrachten Einbaumanschetten ge-
medämmplatten erreicht (vgl. Abschn. 2.2.5). liefert, die in bituminöse Abdichtungen einge-
Die erforderlichen Querschnitte der Abflusslei- klebt werden oder auf die Kunststoffabdichtun-
tungen sind gemäß DIN EN 12 056-3 zu ermitteln gen aufgeschweißt werden (Bild 2.67b).
(vgl. Abschn. 1.7.2). Erfolgt die Entwässerung über Bei ungeschützten Dachabdichtungen aus Bitu-
vorgefertigte Rinnen, ist als Übergang ein Trauf- men- oder bitumenhaltigen Bahnen werden bei
blech anzuordnen. Rinnen aus Zinkblech Korrosionsschutzmassnah-
men erforderlich.
2.6 Flachdachzubehör 241

9 3

8 1
2
1 4
2
3 10
4
11
9
5
6
5
2
7

6
10
7
11 8

2.65 Flachdachgully mit senkrechtem Einlauf 2.66 Flachdachgully in abgewinkelter Bauart für zwei-
1 Kiesschüttung schalige belüftete Flachdächer
2 Dachabdichtung 1 Dachabdichtungen mit Reflexionsschicht
3 Anschlussfolie 2 zweite Lage der Dachabdichtung
4 Wärmedämmung 3 Anschlussfolie
5 Dampfsperre 4 Nut-Feder-Schalung
6 Dampfdruckausgleichsschicht 5 Dachbalken
7 Stahlbetondecke 6 Wärmedämmung
8 Kiesfangkorb 7 Dampfbremse
9 wärmegedämmter und beheizbarer 8 Schalung auf Konterlattung
Einlauftrichter 9 Laubfangkorb
10 Heizkabel (24 V) 10 wärmegedämmter und beheizter Einlauftrichter
11 wärmegedämmtes Abflussrohr 11 wärmegedämmtes Abflussrohr

2.67b

2.67a

2.67 Eindichtung von Dachabläufen


a) Anschluss mit Klemmring, hochpolymere Dachbahnen lose verlegt
b) Dachgully mit eingeschäumter Manschette, auf hochpolymere, lose verlegte Dachbahnen aufgeschweißt
242 2 Flachdächer

2.6.3 Sanitärentlüftungen
und Antennendurchgänge
Für das Hindurchführen von Sanitärentlüftungen,
Luftschächten, Antennen u. Ä. gelten die gleichen
Einbauforderungen, wie sie in den beiden vorste-
henden Abschnitten genannt wurden. Auch für
2 diese Bauteile werden vorgefertigte Kunststoff-
elemente verwendet (Bild 2.68 und 2.69).

2.68 Kunststoff-Dachentlüfter 2.69 Kunststoff-Antennendurchführung (BRAAS)

2.7 Normen
Norm Ausgabedatum Titel

DIN 1052 08.2004 Entwurf, Berechnung und Bemessung von Holzbauwerken;


Allgemeine Bemessungsregeln und Bemessungsregeln für den Hochbau
DIN 1055-1 06.2002 Einwirkungen auf Tragwerke – Wichten und Flächenlasten von Baustoffen,
Bauteilen und Lagerstoffen
DIN 1055-3 03.2006 –; Eigen- und Nutzlasten für Hochbauten
DIN 1055-4 03.2005 –; Windlasten
DIN 1055-4 Ber. 1 03.2006 –; –; Windlasten; Berichtigung 1
DIN 1055-5 07.2005 –; Schnee- und Eislasten
DIN 1986-4 02.2003 Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke – Verwendungsbereiche
von Abwasserrohren und -formstücken verschiedener Werkstoffe
DIN 1986-100 03.2002 –; Zusätzliche Bestimmungen zu DIN EN 752 und DIN EN 12 056
DIN 1986-100 Ber.1 12.2002 Berichtigungen zu DIN 1986-100: 03.2002
DIN 4074-1 06.2003 Sortierung von Holz nach der Tragfähigkeit
DIN 4108 Bbl 1 04.1982 Wärmeschutz im Hochbau: Inhalts-Stichwortverzeichnis
DIN 4108 Bbl 2 03.2006 –; Beiblatt 2
DIN 4108-2 07.2003 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden:
Mindestanforderungen an den Wärmeschutz
2.7 Normen 243

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 4108-3 07.2001 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen, Berechnungsverfahren


und Hinweise für Planung und Ausführung
DIN 4108-3 Ber. 1 04.2002 Berichtigungen zu DIN 4108-3: 07.2001
DIN V 4108-4 07.2004 –; Wärme- und feuchteschutztechnische Bemessungswerte 2
DIN V 4108-4/A1 06.2006 –; –; Änderung A1
DIN V 4108-6 06.2003 –; Berechnung des Jahresheizwärme- und des Jahresheizenergiebedarfs
DIN V 4108-6 Ber. 1 03.2004 –; Berichtigungen zu DIN V 4108-6: 06.2003
DIN 4108-7 08.2001 –; Luftdichtheit von Gebäuden, Anforderungen, Planungs-und
Ausführungsempfehlungen sowie -beispiele
DIN V 4108-10 06.2004 –; Anwendungsbezogene Anforderungen an Wärmedämmstoffe –
Werkmäßig hergestellte Wärmedämmstoffe
DIN V 4108-10 Ber. 1 09.2004 –; Berichtigungen zu DIN V 4108-10: 06.2004
DIN 7864-1 04.1984 Elastomer-Bahnen für Abdichtungen; Anforderungen, Prüfung
DIN 16 726 12.1986 Kunststoff-Dachbahnen; Kunststoff-Dichtungsbahnen; Prüfungen
DIN 16 729 09.1984 Kunststoff-Dachbahnen und Kunststoff-Dichtungsbahnen aus Ethylen-
copolymerisat-Bitumen (ECB); Anforderungen
DIN 16 731 12.1986 Kunststoff-Dachbahnen aus Polyisobutylen (PIB), einseitig kaschiert;
Anforderungen
DIN 16 734 12.1986 Kunststoff-Dachbahnen aus weichmacherhaltigem Polyvinylchlorid (PVC-P) mit
Verstärkung aus synthetischen Fasern, nicht bitumenverträglich; Anforderungen
DIN 16 735 12.1986 Kunststoff-Dachbahnen aus weichmacherhaltigem Polyvinylchlorid (PVC-P) mit
einer Glasvlieseinlage, nicht bitumenverträglich; Anforderungen
DIN 16 736 12.1986 Kunststoff-Dachbahnen und Kunststoff-Dichtungsbahnen aus chloriertem
Polyethylen (PE-C), einseitig kaschiert; Anforderungen
DIN 16 737 12.1986 Kunststoff-Dachbahnen und Kunststoff-Dichtungsbahnen aus chloriertem
Polyethylen (PE-C), mit einer Gewebeeinlage; Anforderungen
DIN 16 935 12.1986 Kunststoff-Dichtungsbahnen aus Polyisobutylen (PIB); Anforderungen
DIN 16 937 12.1986 Kunststoff-Dichtungsbahnen aus weichmacherhaltigem Polyvinylchlorid (PVC-P),
bitumenverträglich; Anforderungen
DIN 16 938 12.1986 Kunststoff-Dichtungsbahnen aus weichmacherhaltigem Polyvinylchlorid (PVC-P),
nicht bitumenverträglich; Anforderungen
DIN 18 161-1 12.1976 Korkerzeugnisse als Dämmstoffe für das Bauwesen: Dämmstoffe für die
Wärmedämmung
DIN V 18 165-1 01.2002 Faserdämmstoffe für das Bauwesen – Dämmstoffe für die Wärmedämmung
DIN 18 174 01.1981 Schaumglas als Dämmstoff für das Bauwesen; Dämmstoffe für die
Wärmedämmung
DIN 18 190-4 10.1992 Dichtungsbahnen für Bauwerksabdichtungen; Dichtungsbahnen mit Metall-
bandeinlage; Begriff, Bezeichnung, Anforderungen
DIN 18 195-1 08.2000 Bauwerksabdichtungen – Grundsätze, Definitionen, Zuordnung der
Abdichtungsarten
DIN 18 195-3 08.2000 –; Anforderungen an den Untergrund und Verarbeitung der Stoffe
DIN 18 195-4 08.2000 –; Abdichtungen gegen Bodenfeuchte (Kapillarwasser, Haftwasser) und
nichtstauendes Sickerwasser an Bodenplatten und Wänden, Bemessung und
Ausführung
DIN 18 195-5 08.2000 –;Abdichtungen gegen nichtdrückendes Wasser auf Deckenflächen und
in Nassräumen; Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-6 08.2000 –; Abdichtungen gegen von außen drückendes Wasser und aufstauendes
Sickerwasser; Bemessung und Ausführung

Fortsetzung s. nächste Seite


244 2 Flachdächer

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 18 195-8 03.2004 –; Abdichtungen über Bewegungsfugen


DIN 18 195-9 03.2004 –; Durchdringungen, Übergänge, An- und Abschlüsse

2 DIN 18 195-10
DIN 18 334
03.2004
10.2006
–; Schutzschichten und Schutzmaßnahmen
VOB Verdingungsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische
Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Zimmer- und Holzarbeiten
DIN 18 338 10.2006 VOB Verdingungsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische
Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Dachdeckung- und Dach-
abdichtungsarbeiten
DIN 18 339 12.2002 VOB Verdingungsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische
Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Klempnerarbeiten
DIN 18 384 12.2000 VOB Verdingungsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische
Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Blitzschutzanlagen
DIN 18 530 03.1987 Massive Deckenkonstrucktionen für Dächer: Planung und Ausführung
DIN 18 531-1 11.2005 Dachabdichtungen – Abdichtungen für nicht genutzte Dächer; Begriffe,
Anforderungen, Planungsgrundsätze
DIN 18 531-2 11.2005 –; Stoffe
DIN 18 531-3 11.2005 –; Bemessung, Verarbeitung der Stoffe, Ausführung der Dachabdichtung
DIN 18 531-4 11.2005 –; Instandhaltung
DIN 18 807-1 06.1987 Trapezprofile im Hochbau; Stahltrapezprofile; Allgemeine Anforderungen,
Ermittlung der Tragfähigkeitswerte durch Berechnung
DIN 18 807-3 06.1987 Trapezprofile im Hochbau; Stahltrapezprofile; Festigkeitsnachweis und
konstruktive Ausbildung
DIN 52 117 03.1977 Rohfilzpappe; Begriff, Bezeichnung, Anforderungen
DIN 52 123 08.1985 Prüfung von Bitumen- und Polymerbitumenbahnen
DIN 52 130 11.1995 Bitumen-Dachdichtungsbahnen – Begriffe, Bezeichnungen, Anforderungen
DIN 52 131 11.1995 Bitumen-Schweißbahnen – Begriffe, Bezeichnungen, Anforderungen
DIN 52 132 05.1996 Polymerbitumen-Dachdichtungsbahnen – Begriffe, Bezeichnungen, Anforderungen
DIN 52 133 11.1995 Polymerbitumen-Schweißbahnen – Begriffe, Bezeichnungen, Anforderungen
DIN 52 141 12.1980 Glasvlies als Einlage für Dach- und Dichtungsbahnen; Begriff, Bezeichnung,
Anforderungen
DIN 52 143 08.1985 Glasvlies-Bitumendachbahnen; Begriffe, Bezeichnung, Anforderungen
DIN 68 365 11.1957 Bauholz für Zimmerarbeiten: Gütebedingungen
DIN EN 612 04.2005 Hängedachrinnen mit Aussteifung der Rinnenvorderseite und Regenrohre aus
Metallblech mit Nahtverbindungen
DIN EN 988 08.1996 Zink und Zinklegierungen – Anforderungen an gewalzte Flacherzeugnisse für
das Bauwesen
DIN EN 1253-1 09.2003 Abläufe für Gebäude – Anforderungen
DIN EN 1873 03.2006 Vorgefertigte Zubehörteile für Dacheindeckungen – Lichtkuppeln aus Kunststoff –
Produktfestlegungen und Prüfverfahren
DIN EN 13 162 10.2001 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
Mineralwolle (MW) – Spezifikation
DIN EN 13 162 Ber. 1 06.2006 –; Berichtigungen zu DIN EN 13 162: 2001-10
DIN EN 13 163 10.2001 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus aus
expandiertem Polystyrol (EPS) – Spezifikation
DIN EN 13 163 Ber. 1 06.2006 –; Berichtigungen zu DIN EN 13 163: 2001-10
DIN EN 13 164 10.2001 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
extrudiertem Polystyrolschaum (XPS) – Spezifikation
2.7 Normen 245

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 13 164 Ber. 1 06.2006 –; Berichtigungen zu DIN EN 13 164: 2001-10


DIN EN 13 165 02.2005 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
Polyurethan-Hartschaum (PUR) – Spezifikation
DIN EN 13 165 Ber. 1 06.2006 –; Berichtigungen zu DIN EN 13 165: 2001-10
2
DIN EN 13 166 10.2001 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
Phenolharzhartschaum (PF) – Spezifikation
DIN EN 13 166 Ber. 1 06.2006 –; Berichtigungen zu DIN EN 13 166: 2001-10
DIN EN 13 167 10.2001 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
Schaumglas (CG) – Spezifikation
DIN EN 13 167 Ber. 1 06.2006 –; Berichtigungen zu DIN EN 13 167: 2001-10
DIN EN 13 168 10.2001 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzwolle
(WW) – Spezifikation
DIN EN 13 168 Ber. 1 06.2006 –; Berichtigungen zu DIN EN 13 168: 2001-10
DIN EN 13 169 10.2001 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
Blähperlit (EPB) – Spezifikation
DIN EN 13 169 Ber. 1 06.2006 –; Berichtigungen zu DIN EN 13 169: 2001-10
DIN EN 13 170 10.2001 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
expandiertem Kork (ICB) – Spezifikation
DIN EN 13 170 Ber. 1 06.2006 –; Berichtigungen zu DIN EN 13 170: 2001-10
DIN EN 13 171 10.2001 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
Holzfasern (WF) – Spezifikation
DIN EN 13 171 Ber. 1 06.2006 –; Berichtigungen zu DIN EN 13 171: 2001-10
DIN EN 13 238 12.2001 Prüfungen zum Brandverhalten von Bauprodukten – Konditionierungsverfahren
und allgemeine Regeln für die Auswahl von Trägerplatten
DIN EN 13 501-1 07.2006 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten – Teil 1:
Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen zum Brandverhalten von
Baustoffen; Deutsche Fassung prEN 13 501-1: 2006
DIN EN ISO 7345 01.1996 Wärmeschutz; Physikalische Größen und Defintionen; (ISO 7345: 1987);
Deutsche Fassung EN ISO 7345: 1995
DIN EN ISO 13 788 11.2001 Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Bauteilen und Bauelementen –
Raumseitige Oberflächentemperatur zur Vermeidung kritischer Oberflächen-
feuchte und Tauwasserbildung im Bauteilinneren – Berechnungsverfahren
246 2 Flachdächer

2.8 Literatur
[1] Aachener Institut für Bauschadensforschung und angewandte Bauphysik, Forschungsbericht: Niveaugleiche Tür-
schwellen bei Feuchträumen und Dachterrassen
[2] Arbeitsgemeinschaft Holz e. V.: Informationsdienst Holz, Druckschriften. Düsseldorf 1991–1997
[3] Behning, F. und Neumann, F. : Trennlagen bei Metallbedachungen – ja oder nein? In: Das Architektenmagazin 5/2001

2 [4] Forschungsgesellschaft Landesentwicklung Landschaftsbau. Richtlinien für die Planung, Ausführung und Pflege von
Dachbegrünungen. Bonn 1990
[5] Götze,H.: Das Gründach: Anmerkungen aus der Sachverständigenpraxis. In: das bauzentrum 8/96
[6] Künzel, H.: Engobierte Dachziegel, Frostschäden. In: DAB 12/2001
[7] Künzel, H.: Zum heutigen Stand der Erkenntnisse über das UK-Dach. In: Bauphysik 1/1995
[8] Merkel, H.: Langzeitverhalten von extrudierten Polystyrol-Hartschaumstoffen im Umkehrdach. In: DAB 9/96
[9] Rode, P.: Abdichtungen mit Gussasphalt als Wurzelschicht. In: bba 04/2001
[10] Steinhöfel, H.-J.: Flachdächer. Bedenkliche, mögliche, empfohlene Details in Regel- und Sonderfällen. Köln 1992
[11] Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks – Fachverband Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik e. V.:
Deutsches Dachdeckerhandwerk – Regelwerk – Fachregeln für Dächer mit Abdichtungen (Flachdachrichtlinien). Köln
2001/2003 – Merkblatt zur Bemessung von Entwässerungen 03/2007
247

3 Abgasanlagen (Schornsteine, Kamine)


und Lüftungsschächte

3.1 Allgemeines Abgasanlage selbst eine Feuerwiderstanddauer


von min. F 90 (in niedriggeschossigen Wohnge-
Der Begriff Abgasanlagen umfasst alle für die Ab- bäuden gemäß Definitionen der LBO’s min. F 30)
leitung sämtlicher Abgase von Feuerstätten aller aufweist. Unter besonderen Bedingungen sind
Art hergestellten baulichen Anlagen. Abgasleitun- mehrere Abgasanlagen auch in einem Schacht
möglich. Sie müssen so angeordnet und wärme-
gen für Feuerstätten mit flüssigen oder gasförmi-
gen Brennstoffen sind Abgasanlagen, die nicht gedämmt sein, dass Abgas und ggf. Rußbrände 3
rußbeständig sind – als Schornsteine für Feuer- im Inneren nicht auf das Gebäude übertragen
stätten mit festen Brennstoffen werden Abgasan- werden. Abgase dürfen aus den äußeren Wänden
lagen bezeichnet, die rußbeständig sind. nicht in gefahrdrohender Menge austreten kön-
Abgasanlagen müssen Abgase von Feuerstätten nen (Gasdichtheit). Der konstruktive Aufbau
in allen Betriebszuständen ordnungsgemäß ins mehrschaliger Anlagen und nicht hinterlüfteter
Freie abführen. Sie müssen durchgehend ohne Bekleidungen muss sicherstellen, dass es zu kei-
Unterbrechung angeordnet sein. Die vertikalen nen schädigenden Feuchteansammlungen in
Bauteile sind lotrecht, mit einheitlichen Baustof- den Baustoffen kommt (Dampfdiffusionswider-
fen und i. d. R. gleichen Abmessungen in einheit- stand der einzelnen Schichten).
licher Bauart herzustellen. Die freie Beweglichkeit Abgasanlagen müssen leicht und sicher mittels
der Innenschale mehrschaliger Abgasanlagen ist unteren und ggf. auch oberen Reinigungsöffnun-
sicherzustellen. gen geprüft und gereinigt werden können. Zu
Durch Abgasanlagen dürfen Feuer und Rauch Abmessungen und der Anordnung von Reini-
nicht in andere Geschosse oder Brandabschnit- gungsöffnungen macht DIN 18160-1 Abschn. 6.5
te übertragen werden. Im Freien müssen Abgas- weitergehenden Angaben.
anlagen einen Mindestabstand von 20 cm zu Die Funktions-, Brand- und Standsicherheit darf
Fenster- und Wandöffnungen haben. In Gebäu- durch fremde Bauteile und Einrichtungen in und
den muss jede Abgasanlage, die Geschosse an Abgasanlagen nicht gemindert werden.
überbrückt, in einem eigenen Schacht in L 90 (in Die beim Verbrennungsvorgang entstehenden
Gebäuden der Gebäudeklassen 1 und 2 L 30) an- heißen Abgase haben ein geringeres spezifisches
geordnet sein. Dies gilt als gegeben, wenn die Gewicht als die umgebende Außenluft. Sie erhal-

3.1
Funktionsschema einer Abgasanlage
1 Feuerstätte
2 Abgassäule („warm, leicht“) mit Auftrieb
3 äquivalente Außenluftsäule
(„kühler, schwerer“)
248 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

ten dadurch nach dem Archimedischen Prinzip vorübergehender Kondensatbildung an den Innen-
einen Auftrieb mit einer Strömungsgeschwindig- wänden der Mündung der Abgasanlage in der
keit, die abhängig ist von Regel zu keinen Schäden.
• Temperaturdifferenz zwischen Abgas- und ent- Moderne Feuerstätten bzw. Wärmeerzeuger ha-
sprechender Außenluftsäule, ben jedoch zur besseren Energieausnutzung
• Höhe der Luftsäulen, heute meistens Abgastemperaturen von nur et-
• Frischluftzustrom zur Feuerungsanlage, wa 150 °C, bei Niedertemperaturkesseln mit Wär-
merückgewinnung aus den Abgasen („Brenn-
• Strömungs- und Reibungswiderständen in Feu- wertkessel“) sogar von nur 40 bis 60 °C. Bei
erungsraum und Abgasanlagen, modernen Heizungssteuerungen können außer-
• Abkühlung der Abgase innerhalb der Abgasan- dem Programmschaltungen die Wirtschaftlich-
3 lage. keit der Anlage durch längere Betriebspausen er-
höhen. Die Abkühlung der Kessel wird dabei
Mit der Abgassäule muss eine entsprechende Zu- zudem durch Abgasklappen in den Verbindungs-
luftsäule nach dem Prinzip der „kommunizieren- stücken zwischen Kessel und Abgasanlage be-
den Röhren“ einen Kreislauf bilden können (Bild grenzt. Dadurch kommt es zu verstärkter Ausküh-
3.1). lung innerhalb der Abgasanlage und besonders
Richtig dimensionierte Abgasleitungen und bei gasgefeuerten Heizanlagen zu erheblicher
Schornsteine funktionieren bei den jeweils be- Kondensatbildung (Taupunktberechnung nach
triebsbedingten Abgastemperaturen nach die- DIN EN 13 384). Die Wandungen von Abgasanla-
sem Prinzip mit natürlichen Druckunterschieden. gen müssen deshalb ohne Schaden vorüberge-
Bei ihrem Weg durch die Abgasanlagen kühlen hend Feuchtigkeit speichern können oder aus
sich die Verbrennungsgase ab. Der in ihnen ent- feuchtigskeitsunempfindlichen Baustoffen (z. B.
haltene Wasserdampf kann dabei insbesondere Edelstahlrohre, Glas) bestehen.
in der Nähe der oberen Mündung kondensieren. Aus alledem folgt daher, dass Abgasanlagen sich
Bei hohen Abgastemperaturen kommt es bei aus den ehemals einfachen, meist gemauerten

3.2a 3.2b 3.2c 3.2d

3.2e 3.2f 3.2g 3.2h

3.2 Bauarten von Abgasanlagen und Schornsteinen


a) gemauerte einschalige Bauart
b) einschalige Bauart aus Beton-Fertigteilen
c) einschalige Bauart aus Beton-Fertigteilen mit Entlüftungskammern
d) zweischalige Bauart aus Beton-Fertigteilen mit Schamotte-Abgasrohr (säurebeständig)
e) zweischalige Bauart aus Beton-Fertigteilen mit Schamotte-Abgasrohr, wärmegedämmt (säurebeständig)
f ) zweischalige Bauart aus Beton-Fertigteilen mit feuchtigkeits-unempfindlichem Abgasrohr und Wärmedämmung
(säurebeständig)
g) Abgasanlage für Gasfeuerungen mit feuchtigkeits-unempfindlicher Abgasleitung und mit Zuluftrückführung
h) Abgasanlage aus Stahl mit Abgasleitung aus Edelstahl, Wärmedämmung und Außenschale aus Edelstahlblech
(säurebeständig)
3.2 Allgemeine Bauvorschriften 249

Bauarten zu stark spezialisierten, mehrschichti-


gen Bauelementen entwickelt haben, die sorgfäl-
tig in Verbindung mit der gesamten Heizanlage
geplant werden müssen (Bild 3.2).
Bei der Planung von Abgasanlagen und bei der
Bestimmung des Querschnittes sind zu beach-
ten:
• Abgasart (Art der Brennstoffe)
• Nennwärmeleistung in kW, Abgasmassestrom
und Zugbedarf
• Abgastemperatur (thermische Beanspruchung
des Materials der Abgasleitungen und Schorn-
3
steine)
• Betriebsart (z. B. gleichmäßiger Dauerbetrieb
oder Intervallbetrieb)
• Lage (Festlegung innerhalb des Gebäudegrun-
drisses, Beeinflussung der Abgasführung durch
Dachform, benachbarte Gebäude u. Ä.)
• Zuluft
• Überwachung und Reinigung

Eine Heiz- bzw. Feuerungsanlage besteht


grundsätzlich aus Heizkessel (bzw. Feuerstätte),
Verbindungsstück und Abgasleitung (Schorn-
stein). Die weiteren Grundbegriffe sind Bild 3.3
zu entnehmen.

3.2 Allgemeine Bauvorschriften


3.3 Abgasanlage (Grundbegriffe)
3.2.1 Vorschriften und Normen 1 Sockel/Fundament
2 Untere Reinigungsverschlüsse (Putztüren)
Grundlage für die Bauvorschriften von Abgasein- 3 Heizkessel (Sammelfeuerstätte)
4 Verbindungsstück
richtungen und Schornsteinen sind die Bestim- 5 Heizraum-Abluft
mungen der Landesbauordnungen, das Bundes- 6 Einzelfeuerstätte
immissionsschutzgesetz und die Technischen 7 „Gemeinsame“ Abgasleitung
Anleitungen zur Reinhaltung der Luft (TA-Luft 8 „Eigene“ Abgasleitung
9 Obere Reinigungsverschlüsse
vom 24.07.2002). 10 Kragplatte für Verkleidung
Planung und Ausführung von Abgasanlagen (Ab- 11 Schornsteinkopf (mit Verkleidung und Einfassung)
gasleitungen und Schornsteine) sind in DIN 12 Abdeckplatte
13 Mündung
18 160-1, DIN 18 147, DIN EN 1443 und in den H = wirksame Höhe der Abgasanlage
Landesbauordnungen durch verschiedene Ein-
zelvorschriften geregelt. Sie können im Rahmen
dieser Abhandlung nur in den wichtigsten Teilen
erwähnt werden. • Temperaturklasse T (gibt an, bis zu welcher Ab-
gastemperatur das Bauprodukt einsetzbar ist,
von T080 bis T600 °C)
3.2.2 Baustoffe • Gasdichtheitsklasse/Druckklasse N, P oder H
(gibt an, welche Leckrate das Bauprodukt unter
Bauprodukte für Abgasanlagen werden je nach Prüfbedingungen aufweisen darf )
Anwendungsbereich und Leistungsanforderun- • Rußbrandbeständigkeitsklasse G, S oder O (gibt
gen in DIN 18 160-1 klassifiziert nach: an, ob die Bauprodukte in Abhängigkeit von
250 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

der Bauart der Anlage auch für eine rußbrand- 3.2.3 Höhe der Abgasanlage
beständige Abgasanlage als Schornstein geeig-
net sind) Die Höhe wird im Allgemeinen von der Gebäu-
• Kondensatbeständigkeitsklasse (D = geeignet dehöhe bestimmt, wenn nicht freistehende Anla-
für trockene, W = geeignet für feuchte Betriebs- gen (s. Bilder 3.18, 3.20 und 3.21) eine unabhängi-
weise) ge Höhe ermöglichen. Die wirksame Höhe
(Abstand Achse der Abgaseinführung – Mün-
• Korrosionswiderstandsklasse (gibt an für wel- dung) sollte mindestens 4 m betragen. Geringere
che Brennstoffe das Bauprodukt ausreichend Höhen sind bei speziellen Feuerungsanlagen
korrosionsbeständig ist. 1 = gasförmig, 2 = flüs- bzw. bei Nachweis nach DIN EN 13 384-1 möglich.
sig/gasförmig , 3 = fest, flüssig/gasförmig)
• Wärmedurchlasswiderstandsklasse TR zzgl. An-
3 gabe des Wärmedurchlasswiderstandes in m2 × 3.2.4 Lage der Mündung und Abstände
K × W–1 des Bauproduktes × 100 von brennbaren Bauteilen
• Feuerwiderstandsklasse L 30/L 90 nach DIN Die Mündungen von Abgasanlagen müssen so
4102-6 (als Angabe für die Dauer des Wider- angeordnet sein, dass sie nicht in unmittelbarer
standes bei Brandbeanspruchung) Nähe von Fenstern, Zuluftöffnungen und Balko-
• Abstandsklasse C zzgl. Abstandsangabe in mm nen usw. liegen. Bei terrassenartigen Gebäuden
von der Außenfläche der Abgasanlage zu Bau- sollen sie aus der höchsten Dachfläche austreten.
teilen aus brennbaren Baustoffen Bei Flachdachflächen mit geschlossener Brü-
• Baustoffklasse A (nicht brennbare Baustoffe) stung mit ≥ 50 cm Höhe müssen Öffnungen in
oder B (brennbare Baustoffe) gemäß DIN 4102-1 der Brüstung zur Ableitung von gefährlichen Ab-
gasansammlungen vorgesehen werden.
Bauprodukte für Abgasanlagen müssen mit dem Die Mündung ist für geneigte Dächer bei
CE-Zeichen oder dem Ü-Zeichen gekennzeichnet Dachneigungen von mehr als 20° möglichst am
sein (s. Abschn. 2.2.4 in Teil 1 dieses Werkes). Aus- First vorzusehen. Sie muss die höchste Dachkante
geführte Anlagen sind mindestens gemäß den um mindestens 40 cm, bei Feuerstätten für feste
oben aufgeführten Anforderungen zu kennzeich- Brennstoffe und weicher Bedachung (mit Stroh-
nen (z. B. T400 N2 G D 3 TR65 L 90 C501)). oder Reetdeckung) mindestens um 80 cm über-
Bei den für Hausheizungen in Betracht kommen- ragen. Von Dachflächen, die weniger als 20° ge-
den Abgastemperaturen ist in der Regel keine Er- neigt sind, müssen Mündungen von Abgasanla-
hitzung von Bauteilen der Abgasanlagen zu be- gen einen Sicherheitsabstand von mindestens
fürchten, die für angrenzende Bauteile kritisch 1 m haben (ausgenommen bei raumluftunab-
werden könnte. hängigen Gasfeuerstätten ≤ 50 kW Nennwärme-
Wenn jedoch Abgasrückstände (z. B. Ruß) in leistung beträgt der Mindestabstand 40 cm).
Brand geraten oder wenn diese vom Schornstein- Bei zusammengesetzten Baukörpern müssen die
feger beim „Ausbrennen“ absichtlich in Brand Mündungen in der Regel im höchsten Bauwerk
gesetzt werden, können außerordentlich hohe liegen. Dachaufbauten, Gebäudeteile und Öff-
Temperaturen an den Außenflächen entstehen. nungen zu Räumen, auch an Nachbargebäuden,
Brennbare Bauteile müssen daher bestimmte Ab- deren Abstand kleiner als 1,5 m oder kleiner als
stände von den Abgasleitungen und Schornstei- das 1,5-fache der Höhe der Abgasanlage beträgt,
nen haben (s. Abschn. 3.2.4). müssen von Abgasanlagen um mindestens 1m
überragt werden. Gleiches gilt für den Abstand
Bei großen Querschnitten insbesondere von ho-
von Bauteilen oder Bekleidungen aus brennba-
hen Abgasanlagen kann es durch Unregelmäßig-
ren Baustoffen (Bild 3.4).
keiten bei der Verbrennung zu Verpuffungen mit
erheblichen Explosionsschlägen kommen. Wan- Häufige Sturmschäden an frei über Dachflächen
dungen müssen daher so beschaffen sein, dass stehenden Abgasanlagen haben andererseits
sie auch derartigen Beanspruchungen gewach- auch zu Höhenbegrenzungen geführt. Diese sind
sen sind. abhängig von der Bauart und der Einbauhöhe
über Gelände. Bei Abgasanlagen aus gemauerten
Die oberhalb des Daches liegenden Bauteile von Formsteinen werden sie zum Bestandteil der
Abgasanlagen müssen frostbeständig sein. amtlichen Einzelzulassungen. Danach dürfen um-
1) Die Temperaturklassifizierung und die Abstandsklasse
mauerte Anlagen – gemessen in der Achse – ge-
sind in der DIN V 18 160-1 01/2006 nicht mehr vorgese- neigte Dachflächen oder Flachdachflächen etwa
hen. 1,40 bis 1,90 m und verputzte oder verkleidete
3.2 Allgemeine Bauvorschriften 251

3.4a 3.4b 3.4c

3.4d 3.4e 3.4f

3.4 Abstände von Mündungen von Abgasanlagen


a) Dachneigung > 20° (* bei weicher Bedachung)
b) Dachneigung < 20° (* bei Gasfeuerstätten ≤ 50 kW)
c) Flachdächer mit allseitig geschlossener Aufkantung/Brüstung
d) zusammengesetzte Baukörper
e) Abstand von Dachaufbauten
f ) Abstand von Bauteilen aus brennbaren Baustoffen

Abgasanlagen teilweise nur etwa 0,60 m bis ren Baustoffen geringer Wärmeleitfähigkeit aus-
höchstens 1,50 m überragen. zufüllen, zu belüften und durchgehend offen zu
Zwischenräume in den Deckendurchbrüchen halten.
sind dicht mit nicht brennbaren und ausrei- Des Weiteren gelten in Abhängigkeit von der
chend wärmedämmenden Baustoffen auszu- Bauart und Betriebweise folgende Regelungen:
mauern oder auszufüllen (Bild 3.5). Die Höhenän- Schornsteine der Abstandsklasse C 50 oder klei-
derungen der Abgasanlagen dürfen dadurch ner erfordern einen Mindestabstand gegenüber
aber nicht behindert werden. Die notwendige Holzbalken von 2 cm (Bild 3.5). Nichttragende Bau-
Aussteifung muss wirksam bleiben. teile aus brennbaren oder schwerentflammbaren
Baustoffen (z. B. Fußböden, Fußleisten, Dachlatten)
Abstände zu brennbaren Bauteilen. Nach DIN können – ausgenommen bei dünnwandigen und
18160-1, Abschn. 6.9 müssen die Außenflächen Stahlschornsteinen – mit kleinen Flächen an frei
von Abgasanlagen so weit von brennbaren Bau- zugänglichen Stellen unmittelbar an die Schorn-
stoffen entfernt sein, dass an diesen keine höhe- stein-Außenfläche herangeführt werden. Sind
ren Temperaturen als 85 °C und bei Rußbränden Schornsteine im Bereich der Durchführung durch
max. 100 °C auftreten können. Der Abstand be- brennbare Bauteile mit 11,5 cm Mauerwerk um-
misst sich nach der Abstandklasse C1) in mm (z. B. mauert, ist kein Abstand erforderlich.
C 50 s. a. Abschn. 3.2.2) und ist mit nicht brennba-

1) Die Abstandsklasse ist in der DIN V 18 160-1 01/2006


nicht mehr vorgesehen.

3.5
Deckendurchführung von Schornsteinen
a) Schnitt durch Schornstein und Holzbalkendecke,
Hinterfüllung mit nichtbrennbarer Mineralwolle oder
Beton
b) Schornsteinführung durch Stahlbetondecke; nicht
brennbare Dämmplatte in senkrechter Fuge 3.5a 3.5b
252 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

Abgasleitungen innerhalb von Schächten (L 90 gasförmigen und flüssigen Brennstoffen min.


oder L 30) benötigen bei Temperaturklassen bis 20 cm bei Abgastemperaturen von 160 bis 400 °C
T 160 keinen Abstand. Bis T 200 sind keine Ab- bzw. ≥ 5 cm bei Temperaturen von 85 bis 160 °C.
stände gefordert, wenn die Schächte aus nicht Darunter ist kein Abstand erforderlich. Bei festen
brennbaren Baustoffen bestehen, der Zwi- Brennstoffen ist ein Abstand von min 40 cm, bei
schenraum zwischen Schacht und Abgasleitung mindestens 2 cm dicker Ummantelung mit nicht
dauernd belüftet ist und der Abstand zwischen brennbaren Baustoffen min. 10 cm notwendig
Abgasleitung und Schacht i. d. R. ≥ 3 cm beträgt. (Bild 3.6b).
Bei Temperaturklassen ab T 200 ist i. d. R. ein Wanddurchführungen von Verbindungstücken
Nachweis über die Maximaltemperatur (max. sind entweder in einem Abstand von min. 20 cm
85 °C) an den angrenzenden Bauteilen erforder- in einem nicht brennbaren Schutzrohr zu führen
3 lich. Der Nachweis kann für Temperaturklassen oder in einer Dicke von min. 20 cm mit nicht
bis T 400 entfallen, wenn entweder der Zwi- brennbaren Baustoffen geringer Wärmeleitfähig-
schenraum belüftet ist oder der Wärmedurchlass- keit zu ummanteln. Bei Abgastemperaturen unter
widerstand des Schachtes mindestens 0,12m2 × K 160 °C genügt ein Abstand von ≥ 5 cm.
× W–1 beträgt und ein Abstand von ≥ 5 cm einge- Die Abstände von Reinigungsöffnungen zu
halten wird. brennbaren Bauteilen (auch bei oberen Reini-
Abgasleitungen außerhalb von Schächten gungsöffnungen in Dachräumen) muss ein Min-
müssen von brennbaren Bauteilen einen Minde- destabstand von 40 cm eingehalten werden. Er
stabstand von 20 cm einhalten. Wenn die Abgas- kann auf 20 cm abgemindert werden, wenn die
leitung mit min. 2 cm dickem, nicht brennbaren brennbaren Bauteile einen besonderen Schutz
Baustoff ummantelt ist oder wenn die Abgastem- gegen Wärmestrahlung erhalten. Vor den Reini-
peratur 160 °C nicht übersteigt, genügt ein Ab- gungsöffnungen muss eine Fußbodenfläche von
stand von 5 cm (Bild 3.6a). mindestens 50 cm Tiefe und jeweils 20 cm Breite
Abstände von Verbindungsstücken zu brenn- seitlich über die Öffnung ragend aus nichtbrenn-
baren Bauteilen betragen bei Feuerstätten mit baren Baustoffen vorhanden sein (Bild 3.6c).

3.6a 3.6b 3.6c

3.6 Abstände von brennbaren Baustoffen und Einbauten


a) Abstand von leichten brennbaren Trennwänden und Einbauten (≥ T 200 ≤ T 400)
b) Abstände von Verbindungsstücken
c) Abstände von Reinigungsöffnungen
1 Trennwand, brennbare Baustoffe
2 Belüftungsöffnungen oben und unten
3 Wandteil aus nichtbrennbaren Baustoffen
4 Brennbarer Baustoff mit Schutz gegen Wärmestrahlung
5 Einbauschrank o. Ä.
6 Fußbodenbereich aus nichtbrennbaren Baustoffen
3.2 Allgemeine Bauvorschriften 253

Abstände von Luft-Abgas-Systemen (s. Abschn. schalige Abgasanlagen aus Formsteinen (Bild
3.3.2) entsprechen dem Zahlenwert der Ab- 3.2b und c) kommen somit nur noch für Einzel-
standsklasse. Bei ≤ C 50 sind zu Holzbalken u. Ä., Ofenheizungen, offene Kamine o. Ä. in Betracht.
die nur mit geringen Flächenanteilen angrenzen, Heute übliche mehrschalige Systeme (Bild 3.2d
2 cm erforderlich. Brennbare Bauteile wie Fußbö- bis f ) bestehen in der Regel aus einer Schamotte-
den, Fußleisten und Dachlatten und Luft-Abgas- Innenschale (auch mit Spezialbeschichtungen
systeme mit einer Feuerwiderstandsklasse L 90 und Innenglasur), Wärmedämmschichten aus
benötigen bei Abgastemperaturen bis 120 °C kei- nicht brennbaren Mineralwolleplatten (auch Ver-
nen Abstand. miculite o. Ä. als Dämmmörtel oder Verfüllung)
und aus Leichtbeton-Außenschalen, die gleich-
zeitig auch Lüftungskanäle enthalten können.
3.2.5 Wärmeschutz Abgasanlagen für Heizungsanlagen mit niedri- 3
gen Abgastemperaturen werden mit hinterlüfte-
In den Abgasen der üblichen Brennstoffe sind ne- ten Abgasrohren ausgeführt.
ben Stickstoff aus der Verbrennungsluft und Ruß
aus unverbranntem Kohlenstoff vor allem Koh-
lendioxyd (CO2), Schwefeldioxyd (SO2) und Was- 3.2.6 Standsicherheit
ser (H2O) enthalten. Die Abgase von 1 kg Heizöl
enthalten etwa 1,5 kg Wasserdampf, die Abgase Abgasanlagen müssen auf tragfähigem Bau-
von 1m3 Heizgas etwa 1,5 kg Wasserdampf. grund mit entsprechenden Fundamenten ge-
gründet oder auf feuerbeständigen Unterbau
Wenn sich die Rauchgase auf ihrem Weg durch aufgesetzt sein. Für Abgasanlagen in Gebäuden
die Abgasanlage abkühlen, kommt es bei Tempe- geringer Höhe, für Abgasanlagen und Schornstei-
raturen von 40 bis 45 °C zur Kondensatbildung, ne, die oberhalb der obersten Geschossdecke be-
und das als Dampf im Rauchgas enthaltene Was- ginnen sowie für Anlagen an Gebäuden genügt
ser schlägt sich vor allem im Bereich der im Freien eine Unterstützung aus nicht brennbaren Bau-
liegenden Teile der Abgasanlage nieder. Bei dem stoffen. Müssen Abgas- oder Feuerungsanlagen
üblichen intermittierenden Betrieb der Heizungs- mit hohen zu erwartenden Temperaturbelastun-
anlagen kann die Abgasanlage nur bei ausrei- gen auf bindigen Böden gegründet werden,
chender Durchlüftung austrocknen. muss durch Wärmedämmung ein Austrocknen
Bei Neuanlagen sollten daher grundsätzlich Ab- und die damit verbundene Volumenverringerung
gasanlagen für feuchte Betriebsweise verwendet des Untergrundes verhindert werden, weil es
werden. sonst zu erheblichen Setzungen der Fundamente
Besonders bei Ölheizungen verbindet sich im kommen kann.
Laufe der Zeit die sich ansammelnde Feuchtig- Die horizontale Krafteinleitung (Aussteifung)
keit mit den SO2-Anteilen der Abgase zu schwef- muss unmittelbar erfolgen. Dies gilt als erfüllt,
liger Säure, die die Baustoffe der Abgasanlage an- wenn der umlaufende Bewegungsspalt nicht
greift und allmählich durchdringt. Es kommt zur größer als 2 mm (ohne Wärmedämmstreifen)
„Versottung“ der Anlage. Diese Gefahr besteht ausgeführt ist.
insbesondere bei falsch bemessenen zu großen Umfassungsbauteile von Abgasanlagen (Schorn-
Querschnitten (etwa, wenn bei Änderungen an steinwangen) dürfen durch andere Bauteile wie
der Heizungsanlage z. B. – bei Umstellung von Öl- Decken, Unterzüge und Stürze nicht belastet wer-
auf Gasfeuerung – die Überprüfung der Dimen- den.
sionierung vernachlässigt wird). Abgasanlagen dürfen in tragende oder ausstei-
Zur Planung von Abgasanlagen gehört daher die fende Wände nur dann eingreifen, wenn dadurch
Festlegung des Wärmeschutzes für die Abgaslei- die statische Wirksamkeit und die Brandschutz-
tung innerhalb des Gebäudes und für den im anforderungen dieser Wände nicht beeinträch-
Freien oder in Kalträumen liegenden Teil, damit tigt werden.
die Abgastemperatur möglichst nicht die kriti- In Dachräumen sind freistehende Abgasanlagen
schen Grenzen zur Kondensatbildung erreicht je nach Bauart ausreichend auszusteifen (in der
(etwa 50 °C für Wasserdampf, etwa 100 bis 130 °C Regel in Abständen von höchstens 3 m). Dabei
für Säuren je nach Verbrennung und Brennstoff- dürfen auch Bauteile aus brennbaren Baustoffen
qualität). (z. B. Teile der Dachkonstruktion) herangezogen
Die früher üblichen gemauerten einschaligen worden, wenn die erforderlichen Abstände ein-
Schornsteine (Bild 3.2a) sowie ein- oder zwei- gehalten werden (s. a. Abschn. 3.2.4).
254 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

Die über die Dachfläche hinausragenden Teile der lagen aus Formsteinen und 140 cm2 bei gemau-
Abgasanlagen (Aufsätze, Verlängerungen, Schorn- erten Schornsteinen. Die kleinste Seitenlänge
steinköpfe) müssen insbesondere den einwirken- rechteckiger Querschnitte muss 10 cm betragen.
den Winddruck- und -sogkräften standhalten kön- Bei der Dimensionierung gilt als Grundregel, dass
nen. Die Kippsicherheit der Köpfe muss in der die Abgasanlagen möglichst immer voll ausgela-
Regel allein durch ihr Eigengewicht bewirkt wer- stet sein sollen, da auf diese Weise am besten der
den und ist bei größeren Höhen der Anlage sta- Kondensatbildung entgegengewirkt wird.
tisch zu ermitteln. Für Abgasanlagen aus Fertig-
Für Regelfälle kann der erforderliche Querschnitt
elementen können die erforderlichen Nachweise
je nach Anlagen- bzw. Feuerstättenart bauauf-
anhand von Tabellen der Hersteller geführt werden.
sichtlich geprüften Tabellen oder Diagrammen
Weitergehende Regelungen zu erforderlichen der Hersteller von vorgefertigten Abgasanlagen
3 Standsicherheitsnachweisen trifft DIN 18160-1 entnommen werden (Bild 3.7). Im Übrigen ist er
Abschn. 13. rechnerisch nach DIN EN 13 384 zu ermitteln.
Die Schornsteine sind ohne Querschnittsände-
3.2.7 Querschnitte rungen senkrecht hoch zu führen. Ein „Ziehen“
(bis zu 60 °C gegen die Waagerechte) ist ohne
Der lichte Querschnitt einer Abgasleitung oder Querschnittsänderung (bis zu Querschnittsgrö-
eines Schornsteins ist rund, quadratisch oder – ßen von 400 cm2) nur einmal zulässig. Bei Schorn-
nicht so günstig – rechteckig (a : b < 1 : 1,5). Der steinen aus Formstücken nach DIN 18 150 dürfen
Mindestquerschnitt ist 100 cm2 für Abgasan- für die Knickstellen nur besonders geformte Win-

2000 2000 40

1000 40 1000 40
35
40 40
800 800
35 35
35 35
600 600 30
500 30
500 30
30
400 30 400
300 25
300 25 25
25 25

Max. Zugbedarf des WŠrmeerzeugers [Pa]


22,5 22,5
22,5
200 22,5 200
20 20 20
20 20
18
18 18
18
100 100 16 15
16 16
80 16 80
14
14
60 60
NennwŠrmeleistung [kW]

14 14
50 14 50 13
40 12 40 12
12 12
12
30 30 11

20 10,5
10,5 20 10
10,5
10,5
10,5 10,5
9
8
10 10
4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30
wirksame Schornsteinhšhe (m) wirksame Schornsteinhšhe (m)
3.7a 3.7b

3.7 Beispiele für Nomogramme zur Ermittlung von Schornsteinquerschnitten (PLEWA Isomit 90)
a) Kessel mit Öl/Gas-Gebläsebrenner ohne Zugbedarf, Abgastemperatur mind. 80 °C
b) Kessel mit Öl/Gas-Gebläsebrenner und Zugbedarf, Abgastemperatur mind. 160 °C
3.2 Allgemeine Bauvorschriften 255

3.8
Unterstützung einer gezogenen Abgasanlage (Lastabtra-
gung auf ggf. besonders dimensioniertem Deckenteil)
1 Innenschale
2 Wärmedämmung
3 Außenschale
4 Auflagenplatte mit Dehnstutzen (Dehnfuge
3 mm/stgdm, mind. 30 mm, Überdeckung > 20 mm)
5 Zwischenbauteil mit Dehnungstutzen 3
6 Untermauerung
7 Trennschicht
8 Innenrohr-Formteil

kelstücke verwendet werden. Der schräg geführ- Verbindungsstücke. Unterschieden werden Ver-
te Teil der Abgasanlage muss in einem zugäng- bindungsstücke für gasförmige und flüssige
lichen Raum liegen. sowie feste Brennstoffe. Anschlüsse von Feuer-
Bei geringfügigem „Verziehen“ brauchen Schorn- stätten sind mit möglichst kurzen Verbindungs-
steine nicht besonders abgestützt zu werden. Bei stücken mit möglichst wenigen Umlenkungen an
größeren Verziehungen muss eine Abstützung den Schornstein anzuschließen. Im Allgemeinen
auf nichtbrennbare tragende Bauteile vorgese- sind die Verbindungsstücke zum Schornstein hin
hen werden (Bild 3.8). steigend zu planen (Bild 3.9). Bei Feuerstätten
Wenn irgend möglich, sollte das Verziehen von mit Gebläsebrennern oder Saugzuggebläse kön-
Schornsteinen jedoch vermieden werden, denn nen sie aber auch fallend ausgeführt werden,
abgesehen vom baulichen Mehraufwand wird wenn der Feuerstättenraum mit Lüftungseinrich-
die Schornsteinleistung verringert, der Rußansatz tung versehen ist (weitere Einzelheiten s. DIN
begünstigt und die Brandgefahr erhöht. 18 160-1, Abschn. 6.10.5 und 10.4).
Verbindungsstücke sind zu einem Kondensat-
ablauf mit einem Gefälle von min. 3 % anzuord-
3.2.8 Anschluss von Feuerstätten nen. Verbindungsstücke dürfen nicht durch
Decken, Wände, Hohlräume oder andere Ge-
Beim Anschluss von Feuerstätten ist nach DIN schosse geführt werden und die Feuerwider-
18 160-1 Abschn. 12 sicherzustellen, dass die Ab- standfähigkeit von Wänden nicht vermindern.
gasanlage einen ausreichenden lichten Quer- Die Verbindungsstücke sind – möglichst mit Hilfe
schnitt, Höhe und Wärmedurchlasswiderstand besonderer Formstücke so in die Abgasrohre ein-
hat, dass kein gefährlicher Überdruck entsteht zuführen, dass sie keinesfalls in diese hineinra-
und dass ausreichend Verbrennungsluft zu- gen. Zwischenräume sind mit nicht brennbaren
strömt. Materialien gasdicht abzudichten. Dabei ist dar-
Raumluftunabhängige Feuerstätten – auch für auf zu achten, dass durch Zwischenräume die
unterschiedliche Brennstoffarten dürfen mehr- Übertragung von Körperschall (Brennergeräu-
fach angeschlossen werden, wenn Abstände und sche) auf den Schornstein vermieden wird und
Lage sowie Feuerfestigkeit der Verbindungs- dass das Verbindungsstück keine Kräfte durch
stücke den Regelungen der DIN entsprechen. Wärmedehnung an die Abgasanlage überträgt.
Mehrfachbelegungen werden i. d. R. ausge- Für feuchteunempfindliche Schornsteine (s. Ab-
schlossen für gemeinsame Anschlüsse von Feuer- schn. 3.2.2) sind spezielle, kondensatdichte Ver-
stätten unterschiedlicher Betriebart, Anschlüsse bindungsstücke zu verwenden.
oberhalb des 5. Vollgeschosses, für Feuerstätten Im Übrigen müssen Abgasanlagen i. d. R. eine
mit Abgastemperaturen ≥ 400 °C und einige Bau- Sohle von min. 20 cm Höhe unterhalb der Unter-
arten offener Kamine und Kaminöfen. Der Ab- kante des untersten Feuerstättenanschlusses ha-
stand zwischen der Einführung des untersten ben, damit Verbrennungsablagerungen die Ab-
und des obersten Verbindungsstückes soll bei führung der Abgase nicht beeinträchtigen
Mehrfachbelegung 6,50 m nicht überschreiten. können DIN 18 160-1 Abschn. 6.7), ausgenom-
256 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

3.9a 3.9b

3 3.9 Rauchrohranschluss mit Formteilen (Schiedel)


a) normaler Rauchrohranschluss
3.10 Zugbegrenzer (selbsttätige Nebenlufteinrichtung,
Schiedel)
b) Anschluss für Einzelfeuerstätten in den Geschossen
mit Rauchrohrfutterstein

men bei nur vorübergehend genutzten Feuer- chem Prüfzeichen angeordnet werden. Angaben
stätten (< 10 kW) in eingeschossigen einfachen zu Mindestabmessungen der RÖ werden in DIN
Gebäuden, und bei allseitig offenen Kaminen 18 160-1, Tab. 10 und 11 in Abhängigkeit von
nach DIN EN 13 2291). dem Durchmesser und der Geometrie der Abgas-
leitung und des Brennstoffes gemacht. In Verbin-
Stemmarbeiten aller Art sind an Abgasanlagen dungsstücken ist ebenfalls eine seitlich oder an
und Schornsteinen nicht zulässig! Müssen aus- der Stirnseite angeordnete Reinigungsöffnung
nahmsweise nachträglich Anschlussarbeiten aus- vorzusehen.
geführt werden, dürfen die erforderlichen Aus-
sparungen nur durch Bohren oder mit Hilfe von Reinigungsöffnungen sind in Räumen mit er-
Trennscheiben o. Ä. hergestellt werden. höhter Brandgefahr nicht zulässig (Garagen
zählen nicht dazu!) und dürfen nicht in Wohn-
Nebenluftvorrichtungen. Richtig bemessene
oder Schlafräumen, Lagerräumen für Lebensmit-
Abgasanlagen bedürfen keiner besonderen Re-
tel oder Ställen liegen.
gelungseinrichtungen für die Abgasableitung
oder Durchlüftung. Bei Abgasanlagen, die nach Die Reinigungsöffnungen sollen mindestens 20
Umbaumaßnahmen an der Heizung überdimen- cm unterhalb des tiefsten Feuerstättenanschlus-
sioniert sind oder die eine nicht ausreichende ses liegen.
Wärmedämmung aufweisen, können Nebenluft- Für die heute fast ausschließlich verwendeten
vorrichtungen bzw. Zugbegrenzer (Zulassung mehrschaligen Schornsteine sind komplette
nach DIN 4795) zu gleichmäßigerem Zug und Formteile für die Reinigungsöffnungen auf dem
zur Verringerung der Kondensatbildung beitra- Markt (Bild 3.11b), die mit Kondensatfängen bzw.
gen (Bild 3.10). Zugbegrenzer arbeiten entweder -ableitungen (auch mit Neutralisierungskammer)
selbsttätig oder mit Zwangssteuerung während kombiniert sein können (Bild 3.11c).
der Betriebsunterbrechungen der Kessel. Für die Reinigung von der Mündung aus muss
gemäß DIN 18 160-5, Abschn. 6.5 ein entspre-
chender, sicherer Zugang mit einer bei kleinfor-
3.2.9 Wartungseinrichtungen matigen Dachdeckungsmaterialien mindestens
42 cm × 52 cm (bzw. 60 × 80 cm) großen, seitlich
Zur Reinigung müssen im senkrechten Teil der zu öffnenden Ausstiegsklappe in der Dachfläche
Abgasanlagen an der Rauchrohrsohle i. d. R. un- oder ein Fenster in Dachgauben mit einer lichten
terhalb des letzten Feuerstättenanschluss und – Öffnung von 60 cm Breite und 1,20 m Höhe vor-
wenn eine Reinigung von der Mündung aus nicht handen sein.
vorgesehen werden kann – im Dachraum eine Wenn die Austrittsöffnung höher als 50 cm über
zweite, dicht verschließbare, wärmegedämmte dem Fußboden des Zuganges liegt, ist eine un-
Reinigungsöffnungen (RÖ) mit bauaufsichtli- verschiebbare Leiter vorzusehen.
Befindet sich der Schornsteinkopf nicht unmittel-
1)
bar neben der Austrittsöffnung, müssen auf
DIN EN 13 299 gilt als Ersatz für DIN 18 985. DIN 18 895 ist
zurückgezogen, jedoch in der Bauregelliste A des DIBt Dächern mit Neigungen über 20° Trittstufen mit
noch enthalten und somit gültiges Baurecht. Gitterrosten angebracht werden (s. Abschn. 1.8).
3.2 Allgemeine Bauvorschriften 257

3.11a 3.11b 3.11c

3.11 Reinigungsöffnungen
a) Reinigungsöffnung für einschaligen Schornstein
3
b) Formteil (Plewa)
c) Reinigungsöffnung kombiniert mit Kondensatfang (Schiedel)

Auf Dächern mit Neigungen über 20° oder mit • Heizräume müssen einen Rauminhalt von min-
nicht begehbaren Dachdeckungen (z. B. auch destens 8 m3 und eine lichte Höhe von minde-
Wellfaserzementplatten) sind sicher begehbare stens 2 m haben. Allerdings ergibt sich die lich-
Standroste neben den Schornsteinen (minde- te Höhe von Heizräumen meistens aus der
stens 25 × 40 cm) nicht tiefer als 1,10 m unterhalb Notwendigkeit, unter erforderlichen oft in meh-
der Mündung oder auch Laufstege gemäß DIN reren Lagen vorzusehenden Heizungsleitun-
18 160-5 notwendig (s. auch Bild 1.287). gen noch die notwendige Durchgangshöhe zu
Sie müssen mindestens 25 cm breit sein und un- erreichen.
terhalb des Firstes liegen. Auf Dächern mit einer • Heizräume dürfen nicht unmittelbar mit Trep-
Neigung von mehr als 60° oder wenn sie mehr als penräumen „notwendiger“ Treppen (s. Abschn.
2,00 m über Dach- oder sonstigen Flächen liegen, 4) oder mit Aufenthaltsräumen in Verbindung
müssen sie auf mindestens einer Seite Geländer stehen. Bei Feuerstätten für feste Brennstoffe
haben. Bei Höhenunterschieden von mehr als dürfen Heizräume nicht oberhalb des Erdge-
1 m sind Leitern oder Steigeisen (bis max. 2 m) schosses liegen. Werden Heizräume für gas-
vorzusehen (Steigeisen an Schornsteinen sind oder ölgefeuerte Feuerstätten an anderer Stelle
unzulässig). untergebracht, muss sichergestellt sein, dass
Antennen, Freileitungen u. Ä. dürfen den Zugang Rauch oder Abgase nicht in den Heizraum drin-
zum Schornstein und die Arbeit des Schornstein- gen können.
fegers nicht behindern. Von elektrischen Freilei- • Bis zu einer Nennwärmeleistung von 350 kW ist
tungen (> 1000 V) ist ein Sicherheitsabstand von mindestens ein, darüber hinaus sind zwei un-
> 1,00 m einzuhalten. mittelbar ins Freie oder in Rettungswege gehen-
Im Übrigen sollten alle Maßnahmen rechtzeitig de Notausgänge bzw. -ausstiege einzuplanen.
mit dem zuständigen Schornsteinfegermeister • Alle Wände, Decken und Stützen von Heiz-
abgestimmt werden. räumen müssen feuerbeständig (Feuerwider-
standsklasse F 90; s. Abschn. 16.7 in Teil 1 dieses
Werkes) ausgeführt werden. Türen müssen in
3.2.10 Heizräume Fluchtrichtung aufschlagen, selbstschließend
sein und, sofern nicht höhere Auflagen seitens
Zusammen mit den Abgasanlagen sind in der Re- der Bauaufsicht gemacht werden, mindestens
gel auch die Heizräume zu planen. der Feuerwiderstandsklasse T 30 entsprechen.
Für Feuerungsanlagen mit Gesamtwärmeleistun- • Leitungen aller Art (nur aus nichtbrennbaren
gen von mehr als 50 kW sind besondere Hei- Baustoffen) dürfen durch Wände und Decken
zungsräume erforderlich, für die es in den ver- von Heizräumen nur mit besonderen Vorkeh-
schiedenen Landesbauordnungen eine Reihe rungen gegen Brandübertragung hindurchge-
von untereinander abweichenden Bestimmun- führt werden.
gen gibt. Die nachfolgenden auszugsweisen
Angaben aus der Muster-Feuerungs-Verord- 1) Die MFeuVO 10/1995 wurde 09/1998 überarbeitet. In
nung (MFeuVO1)) können daher nur als Anhalt einigen Bundesländern ist die novellierte MFeuerAnlV
dienen. 2005 bereits eingeführt.
258 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

• Heizräume müssen mit einer oberen und einer Formstück- Innenschalen werden hergestellt mit
unteren unverschließbaren Be- und Entlüf- rundem, quadratischem oder rechteckigem
tungsöffnungen ausgestattet sein. Deren freier Rauchrohrquerschnitt, letztere mit ausgerunde-
Mindestquerschnitt muß 150 cm2 (+ 2,5 cm2/ ten Ecken.
1 kW der über 50 kW hinausgehenden Gesamt- Insbesondere im Geschosswohnungsbau werden
nennwärmeleistung) betragen. Spezielle Bau- zur Rationalisierung geschosshohe Fertigelemen-
vorschriften betreffen Lüftungsleitungen und te (s. Bild 3.13) mit im übrigen gleichem konstruk-
Lüftungseinrichtungen mit Ventilatoren. Gegen tivem Aufbau verwendet.
die Körperschallübertragung von Brennerge-
räuschen sind die Kessel auf Betonplatten zu
montieren, die auf der Bodenplatte des Gebäu-
3.3.2 Abgasleitungen
3 des bzw. die Fundamente weich federnd gela-
gert sind. Mehrschalige Montage-Abgasanlagen für Feu-
• Brenner und Brennstoff-Fördereinrichtungen erstätten für flüssige oder gasförmige Brennstof-
müssen durch außerhalb des Heizraumes lie- fe bestehen aus einer Innen- und Außenschale
gende Schalter oder Absperreinrichtungen im und ggf. einer Dämmschale. Sie werden unter-
Gefahrenfall abschaltbar sein. schieden in :
• Abgasleitungen mit einer Feuerwiderstands-
Auch für die Brennstofflagerung gelten besonde- dauer von 90 bzw. 30 Minuten
re Vorschriften.
• Abgasleitungen ohne definierte Feuerwider-
Heizöl darf in Mengen bis 5000 l innerhalb des standsdauer
Heizraumes, bis 100 000 l nur in besonderen La-
gerräumen mit feuerfesten Decken, Wänden und Abgasleitungen mit einer Feuerwiderstandsdau-
Türen gelagert werden. Es müssen entweder öl- er L 90 (in Gebäuden geringer Höhe L 30) verfü-
dichte Auffangwannen vorgesehen werden oder gen über eine Außenschale aus Leichtbeton nach
doppelwandige Lagerbehälter mit Leckwarnanla- DIN 18 150-1 oder nach DIN 18 147-2 mit einer
gen eingebaut werden. Auf jeden Fall muss sicher- Wandstärke von ≥ 5 cm, aus verschiedenen Mau-
gestellt sein, dass Heizöl nicht in das Grundwasser ersteinen ≥ 11,5 cm dick, Porenbeton- Blockstei-
oder in Entwässerungsanlagen geraten kann. nen nach DIN 4165, ≥ 10 cm dick oder aus Hohl-
blocksteinen aus Leichtbeton nach DIN 18 151,
≥ 17,5 cm dick. Sie sind entsprechend der Klassi-
fizierung (s. Abschn. 3.2.2) der Bauprodukte zu
kennzeichnen (Bild 3.12 bis 3.14).
3.3 Bauarten von Abgas- Formstücke sind mit Mörtel MGII gasdicht zu ver-
leitungen, Luft-Abgas- mauern und so zu versetzen, dass die außen lie-
Systemen und Schornsteinen gende Falzaufkantung nach oben weist, damit
Kondensat oder Schlagregenwasser nicht in die
Wärmedämmschicht eindringen kann (Bild 3.27
3.3.1 Allgemeines und 3.28). Bei den Rauchrohren ist säurefester
Fugenkitt zu verwenden. In Anlagengruppen
Aus Rationalisierungsgründen und weil die Ab- müssen die Stoßfugen der Rauchrohre gegenein-
gas- und Schornsteinanlagen sehr stark belastet ander versetzt sein.
sind, werden fast nur noch hochbeanspruchbare,
vorgefertigte Formsteine überwiegend aus Beispiele für vorgefertigte mehrschalige Abgas-
Leichtbeton verwendet. anlagen zeigen die Bilder 3.12 bis 3.14.
Formsteine werden ohne Verband neben tragen- Abgasleitungen ohne definierte Feuerwider-
den oder nichttragenden Wänden errichtet und standsdauer bestehen aus einer Innenschale und
in der Regel durch die Geschossdecken ausge- ggf. einer Dämmschale ohne Außenschale. Die
steift. Je nach Fabrikat sind Richtungsänderungen Festlegungen gelten analog. Für Bauprodukte
entweder überhaupt nicht oder nur für größere ohne Kennzeichnung der Abstandklasse gelten
Querschnitte und in Gebäuden mit nicht mehr als in Abhängigkeit von der Abgastemperatur die
5 Geschossen zugelassen. Dabei sind besondere folgenden Abstandsklassen:
Formstücke einzusetzen (s. Bild 3.8). Es müssen für T 160 bis T 400 = C 400
den Anschluss der Feuerstätten, für Reinigungsöff- T 80 bis T 160 = C 50
nungen u. Ä. Formteile verwendet werden. T ≤ 80 = C 00
3.3 Bauarten von Abgasleitungen 259

3.13 Geschosshohe Abgasanlage (z. B. Einzügig mit Hin-


terlüftung und Lüftungsschacht, Schiedel EGH)
1 Fußteil mit Sockel, Zuluft, Kondensatablauf
2 Putztür
3 Revisionstür
4 Rauchrohranschluss
5 Heizraum-Abluftöffnung
6 Elementfuge (oberhalb Geschossdecke)
7 Biegesteife Verbindung

3.12
Montage-Schema für den Aufbau einer mehrschaligen
Abgasanlage mit Hinterlüftung (nach Unterlagen der
Fa. Schiedel)
1 Einbau des Sockelformsteines (bzw. Mauern oder
Betonieren des Sockels)
2 Einbau des Sohlen- Formstücks (Fertigelement mit
Kondensatfang und ggf. Neutralisierungseinsatz, mit
Reinigungstür und Zustromöffnung für Hinterlüftung)
3 je nach Höhe des Rauchrohranschlusses: Einbau von
Normal-Mantelsteinen, Zuschnitt, Biegen und Einsetzen
der vorgefertigten Wärmedämmung, Einsetzen der
Schamotte-Abgasleitung (Stoßfugen in Spezialkit)
4 Einbau des Formteiles für den Rauchrohranschluss
wie vor
5 weiterer Aufbau mit Formstücken wie bei 3
6 Aufsetzen der Verkleidung z. B. als Fertigteil mit
Abströmrohrsatz (ggf. Anschluss des Blitzableiters),
Schornsteinkopf mit Bekleidung oder Fertigteilen
(s. Abschn. 3.4)
260 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

3.14
Mehrschalige Abgasanlage mit hinterlüfteter Wärmedämmung
(PLEWA Isomit 90)
a) Schnitt, b) Grundriss mit seitlichem Abluftschacht
1 Betonsockel
2 Kondensatablauf mit Geruchsverschluss an Abwasserkanal
angeschlossen
3 Kondensatsammler
4 Reinigungs-Formstück
5 Formstück für Feuerstättenanschluss (innen Kondensat-Umlenkrille)
6 Lufteintrittsöffnung mit Gitter
7 Abgasleitung (glasierte Schamottenrohre) mit Wärmedämmung
8 Reinigungs- bzw. Revisions-Formstück (im Dachgeschoss;
3 falls erforderlich)
9 Außenschalen-Formstein
10 Zusätzliche Wärmedämmung des Schornsteinkopfes
11 Verkleidung auf hinterlüfteter Schalung
12 Beton-Abdeckplatte
13 Edelstahlblech-Kragen mit Haltekrallen für das Abgas-Endrohr
(Abluftauslass)
14 Abschlusshaube

Ebenso lassen sich dreischalige Abgasleitungen mit Wärme-


dämmung und einem Mantelrohr aus 40 mm Fibersilikat-
Platten in sehr platzsparender Bauweise auch nachträglich
herstellen.

Einschalige Systemabgasleitungen sind Abgasleitungen


die bei extrem niedrigen Abgastemperaturen um ca. 40 °C
eingesetzt werden. Es ist auch bei ausreichender Wärme-
dämmung der Abgasleitungen Kondensatbildung in den Ab-
gasrohren nahezu unvermeidlich. Damit keine Durchfeuch-
tungsschäden entstehen, sind feuchtigkeitsunempfindliche
Edelstahl- oder Aluminium-Innenrohre, Schamotte-Innen-
rohre mit besonderer Zulassung, gasierte Innenrohre oder
auch Glasrohre zu verwenden. Die Glasur bildet zwar in der
Regel eine ausreichende Dampfsperre, doch sind bei einigen
Herstellern sicherheitshalber zusätzliche Hinterlüftungen der
Rauchrohre vorgesehen (Bild 3.14).
Kondensat wird in speziellen Sammlern am Boden der Ab-
gasleitung aufgefangen. Das Kondensat wird in geschlosse-
ne Sammelbehälter aus Kunststoff geleitet und von Fall zu
Fall entsorgt. Der Kondensatfang kann über einen Geruchs-
verschluss an die Abwasserleitungen angeschlossen werden,
sofern nicht örtliche Bestimmungen dem entgegenstehen.
Es sollte in diesen Fällen z. B. durch unmittelbar in der Nähe
liegende Strangentlüftung des Kanalnetzes jedoch sicherge-
stellt werden, dass über den Geruchsverschluss (Austrock-
nungsgefahr!) keine Kanalgase in den Schornstein gelangen.
Anfallendes Kondensat kann bei Gasfeuerstätten bis 200 kW
3.14a
Nennleistung unter Berücksichtigung der örtlichen Abwass-
ersatzungen meistens in das Abwassernetz eingeleitet wer-
den. Falls das nicht möglich ist, muss es ebenso wie Konden-
sat aus Ölfeuerungsanlagen in geschlossenen Behältern
aufgefangen, regelmäßig neutralisiert und vorschriftsmäßig
entsorgt werden [5].
Für Brennwert- oder Niedertemperatur-Feuerstätten mit
3.14b Abgastemperaturen bis 160 °C gibt es Abgasanlagen mit
3.3 Bauarten von Abgasleitungen 261

Nennweiten ab 8 cm bis 25 cm Ø, die aus über-


druckdichten, feuchtigkeitssicheren Glas-, Edel-
stahl- oder Aluminiumabgasrohren oder kerami-
schen Abgasrohren mit speziellen Muffendich-
tungen und aus Beton-Mantelsteinen bestehen.
Die Innenrohre werden mit Abstandhaltern in
den Mantelsteinen gehalten. Die plangeschliffe-
nen Mantelsteine mit Außenabmessungen ab
22/22 cm können mit Dünnbettmörtel versetzt
werden.
Derartige Abgasleitungen können raumluftunab-
hängig und für zusätzliche Energieeinsparung im 3
Gegenstrombetrieb (Wärmetauscher-Abgasanla-
ge) eingesetzt werden (Bild 3.15). Kalte Zuluft bei
raumunabhängigen Anlagen wird von der Mün-
dung entlang des außenseitig profilierten Innen-
rohres nach unten geführt und erwärmt sich an

3.15a 3.15b

3.15c 3.15d

3.15 Abgasanlage für Niedertemperaturtechnik


(Schiedel Absolut)
a) Kopfausbildung der Abgasanlage
b) Raumluftunabhängige Zuluftführung über die
Mündung der Abgasanlage
c) Grundriss
d) Raumluftabhängige Zuluftführung, Belüftung
über Ringspalt 3.16 Abgasanlage mit Abgasleitungen aus Edelstahl
1 Profil-Keramikrohr (LORO)
2 Hinterlüftungs- bzw. Zuluftraum 1 Kesselanschluss mit Revisionsstück
3 Dämmschicht 2 Kondensatablauf
4 Mantelstein 3 Revisionsstück
5 Faserbeton-Stülpkopf 4 Stützbogen mit Auflageschiene
6 Abströmkonus 5 Abstandhalter
7 Abgas 6 Edelstahl-Muffenrohr
8 Zufuhr Verbrennungsluft über Ringspalt 7 Schornsteinkopf
9 Abluft Heizraum über Ringspalt 8 Abdeckkranz und Abströmaufsatz mit Windschutz
262 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

dem warmen Innenrohr. Die Verbrennungsluft Luft-Abgas-Systeme verfügen über konzen-


wird somit vorgewärmt, was zu Energieein- trisch oder nebeneinander liegende, getrennte
sparungseffekten von 5 bis 10 % führen kann. Zuluft- und Abgasschächte. Die Außenschalen
In ähnlicher Weise können Abgas-Innenrohre aus können zur Gewichtseinsparung und zur Verein-
Edelstahl oder Aluminium verwendet werden, die fachung der Montage auch aus 40 mm dicken
sich auch besonders für den nachträglichen Ein- Fibersilikat- Platten (A1-Baustoff ) mit einem Edel-
bau in vorhandene alte Schächte eignen (Bild stahl- Innenrohr hergestellt werden. Der verblei-
3.16).
Für nachträglichen Einbau und auch für den Be-
trieb nachträglich eingebauter Feuerstätten (z. B.
offene Kamine) sind doppelwandige Elementsys-
3 teme aus Edelstahl gut geeignet, die in Schächten
oder Nischen und auch frei vor Außenwänden
montiert werden können (Bild 3.17).

3.18 Freistehende Stahl-Abgasanlage (Sempar)


1 Mündungshaube
2 Ruhepodest Sicherheitsleiter
3 Sicherheitsleiter
4 Außenrohr aus Stahl, statisch tragend
5 Luftspalt zur thermischen Belüftung
3.17 Doppelwandige Abgasanlage 6 Wärmedämmung
(Live® DES) (Außenmontage am Gebäude) 7 Rauchrohr
1 Wandkonsole 8 Rauchrohr – Anschnittstutzen
2 Prüföffnung 9 Revisionsklappe mit Kondensat-Ablaufstutzen
3 Rauchrohrabschluss 10 Anschnittverstärkung
4 Rohrelement 11 Ankerbolzen
5 Wandbefestigung 12 Fußkonstruktion
6 Klemmband 13 Blitzschutzklemme
7 konischer Mündungsabschluss 14 Fundament
3.3 Bauarten von Abgasleitungen 263

bende ringförmige Hohlraum zwischen metalli- Ableitung der Abgase in jedem Betriebszustand
scher Abgasleitung und dem Schacht wird hier- sichergestellt ist, die Ableitung von Abgasen über
bei zur Zuluftführung der Verbrennungsluft von nicht im Betrieb befindliche Feuerstätten ausge-
der Mündung aus als Luft-Abgas-System (LAS) schlossen ist und die Abgasleitungen aus nicht
hergestellt. Es dürfen nur raumluftunabhängige brennbaren Baustoffen bestehen oder selbsttäti-
Feuerstätten abgestimmt auf die Betriebsweisen ge Absperrvorrichtungen zwischen den Geschos-
angeschlossen werden. Mehrfachbelegungen sen eine Brandübertragung verhindern.
sind bei einem Mindestabstand von 30 cm der
Anschlüsse untereinander möglich. LAS sind ent-
sprechend der Klassifizierung (s. Abschn. 3.2.2) für 3.3.3 Vorgefertigte
Bauprodukte zu kennzeichnen. frei stehende Abgasanlagen
Mehrfachbelegung von Abgasleitungen mit Vollständig vorgefertigte frei stehende Abgas-
3
mehreren Feuerstätten ist nur möglich, wenn die anlagen auch mit großen Höhen werden über-

3.19a 3.19b 3.19c 3.19d

3.19 Statische Systeme für Stahl-Abgasanlagen


a) Freistehend auf Stahlbetonfundament verschraubt (ggf. auch mit zusätzlichen Abspannungen)
b) Freistehend auf Fundament mit Verankerung an Gebäude
c) Auf Konsole mit Verankerungen an Gebäude
d) Auf Fundament oder Bodenplatte innerhalb eines Gebäudes, Aussteifung durch entsprechend dimensionierte
Gebäudeteile

3.20a 3.20b

3.20 Kombinationsmöglichkeiten für freistehende Stahl-Abgasanlagen


a) Kombinationen von Einzelanlagen
b) Zusammenfassung verschiedener Abgasleitungen zu einer Anlage
1 Edelstahl-Abgasleitung
2 Wärmedämmung
3 Luftraum
4 Edelstahl-Außenschale
5 Aussteifungs- und Wartungsrost
264 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

3.21
Frei stehender Hochleistungsschornstein d = 6,40 – 11 m,
h = bis 150 m
Horizontalschnitt (Ooms-Ittner-Hof GmbH).
1 Tragmantel für Wind- und Eigenlasten
(Beton B25, d = 250 – 500 mm)
3 2 Stahlkonstruktion für Wartungsbühne
3 Messstutzen für Kontrollzwecke
4 Mineralfasermatte oder Foamglas
5 Rauchgasrohr (säurefestes Mauerwerk, d = 10 cm)
6 Öffnung für Messlanze
7 Klapprost
8 Korbleiter

wiegend aus Stahlrohren hergestellt. Bei ihnen 3.3.4 Schornsteine


besteht das Rauchrohr aus korrosions- und säure-
festem Stahl, das äußere Mantelrohr aus korro- Mehrschalige Montageschornsteine. Monta-
sionsbeständigem oder beschichtetem Stahlrohr geschornsteine von Feuerstätten für feste Brenn-
(Bild 3.18). stoffe bestehen aus einer Innen- und Außenscha-
Derartige Abgasanlagen können einzeln oder mit le, und einer i. d. R. vorhandenen Dämmschale.
mehreren Abgasrohren auf verschiedene Weise Zu den Bauprodukten, die für die einzelnen
frei stehend oder im Zusammenhang mit Gebäu- Schalen geeignet sind macht DIN 18 160-1 Ab-
den errichtet werden (Bild 3.19 und 3.20). schn. 7.2 detaillierte Angaben. Innenschalen be-
Auch sehr hohe oder hoch beanspruchte frei ste- stehen aus hochhitzebeständigen und chemika-
hende Abgasanlagen mit großen Querschnitten lienfesten Rohren aus Leichtbeton gemäß DIN
können in Montagebauweise hergestellt werden. 18 147-1, Schamotte gemäß DIN 18 147-3, gla-
Bei derartigen Anlagen muss die besondere ther- sierter Schamotte oder Edelstahl. Für Dämm-
mische Beanspruchung durch mehrlagige Wärme- schalen dürfen hochtemperaturbeständige, nicht
dämmung,durch Alufolien als zusätzlicher Abstrah- brennbare Dämmplatten nach DIN 18 147-5 oder
lungsschutz und durch Leichtbetonmantelsteine zugelassene mineralische Dämmstoffe – mindes-
mit zusätzlichem Wärmeschutz berücksichtigt wer- tens 3 cm dick – verwendet werden. Die Außen-
den (Bild 3.21). Die Hohlräume der Mantelsteine schale besteht aus Formstücken, in die auch Lüf-
nehmen bei derartigen frei stehenden Abgasanla- tungszüge für die Entlüftung der Heizungsräume
gen die erforderliche, bei der Montage fortlaufend mit eingeformt sein können. Die Außenschale
einbetonierte Stahlbewehrung auf. muss einen niedrigeren Wasserdampfdiffusions-

3.22a 3.22b 3.22c 3.22d

3.22 Mehrschalige Abgasanlagen


a) Isolierschornstein PLEWA-Isomit (mit Abluftschacht kombiniert)
b) Isolierschornstein (ERLUS)
c) Isolierschornstein mit Edelstahl-Innenrohr
d) Isolierschornstein aus Stahl
3.3 Bauarten von Abgasleitungen 265

widerstand haben als die Innenrohre, damit Kon-


densatausfall zwischen den Schichten vermieden
wird. Der Wärmedurchlasswiderstand ist zu er-
mitteln und die Schornsteine sind entsprechend
der Klassifizierung (s. Abschn. 3.2.2) der Baupro-
dukte zu kennzeichnen.

Einschalige Systemschornsteine. Systemschorn-


steine bestehen aus einschaligen Formstücken
mit einer Feuerwiderstandklasse L 90 und einer
Abstandsklassifizierung C 50 oder kleiner. Die
Schornsteine sind entsprechend der Klassifizie-
rung (s. Abschn. 3.2.2) der Bauprodukte zu kenn-
3
zeichnen.
Einschalige Formsteine bestehen meistens aus
Leichtbeton nach DIN 18 150-1 und werden in
verschiedenen Kombinationen von Rauchrohren
und Entlüftungsschächten mit muffenartigen
Querfugen als Einzeltrommeln mit vermörtelten
Stoßfugen (MG II oder II a) aufgebaut (Bild 3.23).

3.23a

3.23b

3.23 Unterdruck-Abgasanlage, geschosshoch (PLEWA)


Ausführungsbeispiele
a) mehrschalig mit Luftspalt
b) mehrschalig ohne Luftspalt
c) Schnitt
1 Mündungsabschlusshaube
2 Abdeckung
3 Kopfverkleidung
4 Holzbalken (Wechsel)
5 Leichtbeton
6 nicht brennbare Dämmplatte
7 nicht brennbare Mineralwolle oder Beton
8 Innenrohr aus Schamotte
9 Wärmedämmung
10 Hinterlüftung
11 Leichtbetonmantel
12 Rauchrohranschluss
13 Revisionstür
14 Kondensatableiter 3.23c
266 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

Einen besseren Wärmeschutz bieten einschalige Schornsteinmauerwerk ist unbedingt dicht aus-
Hausschornsteine aus Leichtbeton (DIN 18 150-1) zuführen. Die Mauersteine sind innen bündig zu
mit zusätzlichen Luftkammern (Bild 3.2c). vermauern, die Fugen sind im Inneren glatt zu
Die relativ kostengünstigen einschaligen Schorn- verstreichen. Putzauskleidungen von Rauchroh-
steine kommen heute fast nur noch für offene Ka- ren sind nicht zulässig.
mine, Kachelofenheizungen o. Ä. in Frage. Die Wangen gemauerter Schornsteine können
Aus Platzgründen und Gründen der Gewichts- aus Mauerziegeln gemäß DIN 105, Kalksand- Voll-
einsparung können einschalige Schornsteine steinen gemäß DIN V 1061 oder Hütten-Vollstei-
auch aus 40 mm dicken Fibersilikat-Platten in nen gemäß DIN 398 hergestellt werden und müs-
F 90 als geschosshohe Schächte und Formstücke sen mindestens 11,5 cm, bei mehr als 400 cm2
verwendet werden. Der Einbau erfolgt in Tro- Querschnitt 24 cm dick sein. Stark beanspruchte
3 ckenbau- Montagebauweise mit Spezialklebern. Schornsteinwangen aus Mauersteinen, insbeson-
Der Schornsteinkopf wird als Fertigteil mit witte- dere freiliegende Wangen in Außenwänden, müs-
rungschützender Metall- oder Faserzementplat- sen mindestens 24 cm dick sein. Sie sollten zu-
ten-Verkleidung aufgesetzt ( Bild 3.30). sätzlich durch Dämmschichten vor Abkühlung
geschützt werden. Wangen dürfen nicht durch
Schlitze, Dübel, Anker, Mauerhaken usw. ge-
schwächt oder sonst unzulässig beansprucht
3.3.5 Gemauerte Schornsteine werden.„Zungen“ (Zwischenwände zwischen den
Rauchrohren) müssen mindestens 11,5 cm dick
Wegen des hohen Arbeitsaufwandes, vor allem sein.
jedoch wegen der heutigen hohen Anforderun-
gen, werden Hausschornsteine heute nicht mehr Schornsteine aus Mauersteinen dürfen mit Wän-
aus Mauerwerk ausgeführt. Sie werden hier im den nur aus den gleichen Baustoffen gleichzeitig
Hinblick auf Sanierung oder Denkmalpflege be- im Verband hochgeführt werden.
handelt.

3.26a

3.24 Gemauerte frei stehende Schornsteine


(Abgasanlagen)

3.26b

3.26 Schornsteinrohr in Mauerecke


a) ungeschwächter Maueranschluss,
3.25 Schornsteingruppe am Maueranschluss. bequeme Ofenanschlüsse
Die an der Ecke liegenden Viertelsteine sind b) Maueranschluss durch Rauchrohr ge-
besonders sorgfältig zu vermauern schwächt, schlecht sitzende Rohrfutter
3.4 Abgasanlagen im Freien 267

Für den Mauerverband der Schornsteine gelten Verkleidungen von Außenflächen von Abgasan-
folgende Regeln: lagen für feste Brennstoffe (Schornsteine) sind
1. Alle Zungen müssen in die Wangen eingebun- ohne Nachweis mindestens bis zu einer Höhe
den werden. von 1 m ab der Mündung aus nicht brennbaren
2. Durchgehende Stoßfugen von einem Schorn- Baustoffen der Brennbarkeitsklasse A1 und A2
stein zum anderen und Gesamtstoßfugen ei- DIN 4102-1 (s. Abschn. 16.7 in Teil 1 des Werkes)
nes Schornsteins sind auf die kleinste Anzahl herzustellen. Für Verkleidungen kommen in Be-
zu beschränken. tracht Mauersteine (z. B. Klinker jedoch keine
Lochsteine), Faserzementplatten oder Schindeln
3. Es sind möglichst viele ganze Steine zu ver- aus Schiefer oder Faserzement, Zink-, Edelstahl-,
wenden; abfallende Viertelsteine sind außen in Aluminium- und Kupferblech.
das Wangenmauerwerk einzufügen.
Verkleidungen aus brennbaren Materialien 3
Bild 3.24 zeigt einen Schornsteinverband, bei dürfen ohne Abstand zu den Außenflächen nur
dem die abfallenden Viertelsteine mit verwendet für Abgasanlagen von Feuerstätten für flüssige
worden sind. Liegen die Schornsteine in einem und gasförmige Brennstoffe bis zu einer max. Ab-
Mauerzusammenstoß, so sind die Verbandregeln gastemperatur von 200 °C eingesetzt werden,
für den Maueranschluss zu beachten (Bild 3.25). wenn sie einen geringeren Wärmedurchlasswid-
erstand als die Abgasanlage haben. Anderenfalls
Bei der Anordnung von Schornsteinrohren in den ist ein Abstand von min. 5 cm (belüftet min. 2 cm)
Ecken sich kreuzender Mauern dürfen tragende vorzusehen.
Mauern nicht geschwächt werden. Es ist zweck-
mäßig, die Schornsteinrohre mind. 1/4 Stein vor Unterkonstruktionen zur Befestigung der Verklei-
die durchgehende Wand zu setzen, um einfache, dungen können bei Abgasanlagen mit Außen-
rechtwinklige Rauchrohranschlüsse zu ermögli- schalen aus Mauerwerk oder Beton oder an
chen (Bild 3.25 und 3.26). Schächten von Abgasleitungen rahmenartig an-
liegen oder mit Dübeln auf Schachtumwandun-
gen befestigt werden. Sie können aus Holzlatten
bestehen. Bei der Verwendung von Unterkon-
3.4 Abgasanlagen im Freien struktion aus brennbaren Baustoffen müssen die-
(Schornsteinköpfe)1) se bei Anschluss an Feuerstätten für feste Brenn-
stoffe dicht mit nicht brennbaren Baustoffen
Der im Freien oder in Kalträumen liegende Teil ei- abgedeckt sein.
ner Abgasanlage muss gegen Wärmeverlust, aber Für Verkleidungen aus Mauerziegeln können
auch gegen Witterungseinflüsse, insbesondere Auskragungen aus Leichtbeton (LB) verwendet
gegen Schlagregen, geschützt werden. werden.
Für die Oberflächen von außen liegenden Teilen Überwiegend werden außen liegende Bauteile
von Abgasanlagen und der Schächte von Abgas- von Abgasanlagen und Schornsteinen mit hinter-
leitungen enthält DIN 18 160-1 (Abschn. 6.11) ei- lüfteten Verkleidungen ausgeführt.
ne Reihe von Bestimmungen. Bei der aufwändigen, regional aber immer noch
Sie müssen aus witterungs- und frostbeständigen verbreiteten Ausführung mit einer Vorsatzschale
Baustoffen hergestellt sein oder gegen das Ein- werden sorgfältig verfugte Vormauersteine (VMz)
dringen von Niederschlagswasser z. B. durch Au- oder Klinker (KMz) auf einer unterhalb der Dach-
ßenputz oder eine Verkleidung geschützt werden. haut eingebauten Formsteinplatte aufgemauert
Wärmedämmmaßnahmen mit formbeständigen (s. Bild 3.27).
und nicht brennbaren Baustoffen müssen sicher- Den Übergang zu Flachdachdeckungen bildet ei-
stellen, dass außerhalb der gasabführenden ne Abdeckung („Einfassung“) aus Zinkblech oder
Schale kein Tauwasser auftreten kann. Dämmstof- Walzblei, die ca. 20 bis 30 cm an der Abgasanlage
fe müssen dampfdiffusionsoffen und Verkleidun- bzw. am Schacht hochgezogen werden soll und
gen zur Vermeidung von Durchfeuchtungen mit mit einer dauerelastisch eingedichteten Über-
einer Hinterlüftung von min. 1,5 cm Breite ange- gangsleiste („Kappleiste“) am Kaminkopf ange-
bracht werden. Für nicht belüftete Konstruktio- schlossen wird.
nen muss ein rechnerischer Nachweis über den Kappleisten wurden früher treppenförmig in die
Taupunkt geführt werden. Lager- bzw. Stoßfugen von gemauerten Kamin-
kopfbekleidungen eingebunden. Wegen des ho-
1) Höhen s. Bild 3.4. hen Arbeitsaufwandes und auch wegen der
268 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

Schadensanfälligkeit (Aufplatzen der erforderli- mit Bekleidungen aus Faserzementplatten o. Ä.


chen Lötnähte) werden heute gradlinig verlau- auszuführen (Bild 3.29b), oder die Bekleidung
fende Kappleistenprofile verwendet, die auf kom- wird als Fertigteil über die Einfassung gestülpt
primierbare Bitumendichtungen gedübelt und (Bild 3.30).
an der Oberkante dauerelastisch eingedichtet
werden (Bild 3.29a). Hierbei ist zu berücksichti- Abdeckungen an der Mündung zum Schutz der
gen, dass dauerelastische Verfugungen immer ei- Schalen und Schächte der Abgasanlagen gegen
ne Kontrolle und ggf. regelmäßige Instandset- Niederschlagswasser können aus Beton-, Faser-
zung erfordern („Wartungsfuge“). zement- oder aus Edelstahlplatten (Werkstoff-
Derartige Einfassungen werden jedoch leicht nummer 1.4301 gemäß DIN 10 028-7 oder hö-
über offene oder gerissene Verfugungen (insbe- herwertig) hergestellt werden. Sie dürfen die
3 sondere, wenn für eine angemauerte Bekleidung Wärmedehnung der Innenschalen nicht behin-
gelochte Klinker verwendet wurden) von Nässe dern und die Austrittsöffnungen nicht verengen.
hinterwandert. Bei der heute meistens gegebe- Ein konventionell hergestellter, gemauerter Ka-
nen intensiven Nutzung des Dachraumes kommt minkopf wird oben mit einer mindestens 8 cm
es dadurch oft zu erheblichen Schäden an den dicken Ortbeton- oder Fertigteilplatte abgedeckt,
angrenzenden Bauteilen. die bündig mit den Außenflächen abschließen
Sicherer ist es, die Schornsteinköpfe mit einer hin- soll. Überstände verursachen Luftwirbel und kön-
terlüfteten Bekleidung aus Metallblechen oder nen zu Stauungen im Abgasstrom führen.

3.27 Ausführung einer Mündung mit vorgemauerter 3.28 Schornsteinkopf in Flachdachfläche


Verkleidung (Dachanschluss nicht eingezeichnet) 1 Abdeckung mit Dehnfugenblech und Dichtungs-
1 Abdeckung mit Dehnfugenblech (Dehnfugen- schicht
blech auch bündig mit OK-Abdeckung möglich) 2 Schamotte-Rauchrohr
2 Dehnfuge 3 Mantelsteine, wärmedämmend
3 Schamotte-Rauchrohr (auch mit Innenglasur) 4 Verkleidung mit Vollsteinen
4 Wärmedämmung 5 Kragplatte
5 Verkleidung mit sorgfältig verfugtem Klinkermau- 6 Abdichtung
erwerk (nur Vollsteine!) 7 Flachdachabdichtung mit Wandanschlussprofil
6 Kragplatte 8 OK-Randprofil
7 Mantel-Formsteine 9 Flachdachaufbau (Umkehrdach)
3.4 Abgasanlagen im Freien 269

3
3.29a 3.29b

3.29 Konventionelle Einfassung


1 Walzblei-Einfassung
2 Kappleiste auf Bitumendichtungsband aufgedübelt,
oben mit dauerelastischer Eindichtung (Wartungsfuge)
3 hinterlüftete Verkleidung
4 Wärmedämmung
5 Walzbleieinfassung auf Unterkonstruktion aus Holz

3.31 Schornsteinkopf für hinterlüftete Wärmedämmung


(KA-BE)
1 Abgasleitung
2 Wärmedämmung
3 Hinterlüftung
4 Mantelsteinmantel mit zusätzlicher Wärmedäm-
3.30 Vorgefertigter Schornsteinkopf (SCHIEDEL) mung an der Mündung
1 vorgefertigtes Bauelement aus Faserbeton mit 5 Kragplatte
Verklinkerung 6 Wärmedämmung
2 Fixierschraube 7 Hinterlüftung
3 Formteil-Abgasanlage 8 Mauerwerk aus frostbeständigen Vollsteinen
4 Zinkblech-Verwahrung 9 Beton-Abdeckplatte
5 Sparrenfeld zwischen den Wechseln ausbetoniert 10 Führungsflansch mit Abstandhaltern
6 Dämmplatte 2 cm 11 Mündungsabschlusshaube
270 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

Auch bei sorgfältiger Ausführung entsteht insbe- rerseits bereits bei geringfügigen Ausführungs-
sondere zwischen großen betonierten Schorn- mängel sehr oft ärgerliche Schadensquellen.
steinabdeckungen und dem Mauerwerk des
Schornsteinkopfes leicht ein Riss durch tempe-
raturbedingte Längenänderungen und durch 3.5 Schornsteinsanierung
„Schüsselung“ (Verformung) der Platte. Hier kann
Schlagregenwasser eindringen und leicht seinen Ältere gemauerte Schornsteine, bei denen durch
Weg bis zur Wärmedämmung des Schornstein- Abnutzung der inneren Wandungen oder der
kopfes finden. Es empfiehlt sich daher, vor dem Ausfugungen die Gasdichtigkeit nicht mehr aus-
Betonieren den fertig gemauerten Schornstein- reichend gegeben ist, oder Schornsteine, deren
kopf oben zunächst mit einer Dichtungsschläm- Querschnitt geänderten Heizungsanlagen anzu-
3 me zu behandeln. Auch eine abdichtende
Zwischenlage mit einer Bitumen-Dachdichtungs-
passen ist, müssen deshalb nicht unbedingt voll-
ständig erneuert werden. Zur Sanierung bzw. zur
bahn kann einen sicheren Übergang bis zum Querschnittsverringerung kommen verschiedene
Dehnfugenblech bilden (s. Bild 3.28). Verfahren in Frage.
Die Fuge zwischen Kaminkopfmauerwerk und • Auskleidung mit Spezialbeton. Bei gleichzei-
Abdeckplatte ist dauerelastisch abzudichten tigem Einbringen des Betons in das vorhande-
(„Wartungsfuge“). ne, vorher gereinigte Rauchrohr werden Rüttel-
Die Innenrohre aus Schamotte o. Ä. der heute fast flaschen, deren Durchmesser dem geplanten
ausschließlich verwendeten Abgasanlagen aus neuen Querschnitt entspricht, allmählich hoch-
Formteilen unterliegen infolge der Erwärmung gezogen (Bild 3.32a).
durch die Abgase einer Längenänderung von et- • Einbau neuer Abgas-Rohrsysteme. Insbeson-
wa 1 mm/m. Diese Längenveränderungen werden dere bei der Modernisierung von Heizungsan-
unterhalb der oberen Schornsteinabdeckung lage bzw. Wechsel der Brennstoffart (z. B. auf
durch Dehnfugenbleche aus korrosionsfestem Gas) müssen die Querschnitte der vorhande-
Stahl (Bild 3.27 und 3.28) oder Formteile ausge- nen Schornsteine meistens erheblich verringert
glichen (Bild 3.31). werden. Außerdem muss bei derartigen Um-
Abgasanlagen für niedrige Abgastemperaturen bauten der höhere Kondensatanfall berücksich-
haben in der Regel hinterlüftete Abgasrohre bzw. tigt werden. In Frage kommen Rohrsysteme aus
Wärmedämmungen. Bei derartigen Abgasleitun- korrosionsfestem Stahl (Bild 3.32b), Schamotte-
gen werden die Innenrohre mit Endhauben über rohren oder neuerdings auch aus feuerfestem
die obere Schornsteinabdeckung hinausgezogen Glas mit Edelstahl-Verbindern.
(Bild 3.31 und 3.15). • Auskleidung mit neuen Formteilen. Für gera-
Bei größeren Rauchrohrquerschnitten, insbeson- de, allenfalls nur geringfügig gezogene Schorn-
dere auch bei selten genutzten Schornsteinen steine kommen starre oder flexible Edelstahl-
(offene Kamine), kann Vorsorge gegen Nieder- rohre sowie Schamotterohre mit oder ohne
schlagwasser erforderlich werden. Abdeckungen Innenglasur in Frage (Bild 3.32c).
aus korrosionsbeständigen Materialien müssen
in mindestens 20 cm Höhe über der Rauchrohr- Ob eine Wärmedämmung nötig ist, muss im Ein-
mündung ausgeführt werden. Sie müssen zelfall geklärt werden. Sie kann aus überschobe-
abklappbar sein und dürfen die Arbeit des nen Mineralwollehülsen, bei einigen Systemen
Schornsteinfegers nicht behindern. Derartige Ab- auch aus Schüttungen von Dämmstoffen beste-
deckungen können durch die von ihnen bewirkte hen. Meistens werden die Rohre jedoch ohne zu-
Querschnittsänderung des Abgasstromes zur sätzliche Wärmedämmung eingebaut, und der
Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit bei- verbleibende Hohlraum wird hinterlüftet.
tragen („Meidinger Scheibe“). Vielfach wird es bei Sanierungen erforderlich
Abdeckungen sind für Schornsteine mit feuchtig- sein, die Schornsteinköpfe vollständig zu erneu-
keitsgeschützten Abgasrohren für Niedertempe- ern. Dann sollten Lösungen ähnlich wie in Bild
raturbetrieb nicht erforderlich. 3.31 gezeigt oder Fertigteil-Schornsteinköpfe
Gemauerte Schornsteinköpfe bilden wegen der (Bild 3.30) vorgezogen werden.
vielen sorgfältig aufeinander abzustimmenden
Arbeitsvorgänge, die auch noch meistens von ver-
schiedenen Auftragnehmern auszuführen sind,
und wegen der hohen Beanspruchungen ande-
3.6 Anschluss von Gasfeuerstätten 271

3
3.32a 3.32b 3.32c

3.32 Sanierungssysteme
a) Auskleidung mit Spezialmörtel 1 Vorhandenes Schornsteinmauerwerk
b) Einbau von Schamotte-Formstücken 2 Mörtel
c) Einbau von flexiblen Edelstahlrohren 3 Schamotterohr
4 Hebe- und Ausrichtvorrichtung
5 flexibles Edelstahlrohr

3.6 Anschluss von Gasfeuer- 75 cm2 freiem Querschnitt vorzusehen (bei Ver-
gitterung Zuschlag 20 %) [7]. Die obere Belüf-
stätten gemäß DVGW [7] tungsöffnung muss möglichst dicht unterhalb
der Decke, mindestens jedoch 1,80 cm über dem
Nach den „Technischen Vorschriften und Richtlini-
Fußboden, die untere in Fußbodennähe liegen
en für die Einrichtung und Unterhaltung von Nie-
(Bild 3.33). Belüftungsöffnungen dürfen nicht
derdruckgasanlagen in Gebäuden und Grund-
verschließbar sein. Die erforderliche Größe der
stücken DVGW-TVR-Gas“ sind für Gasgeräte (z. B.
Öffnungen richtet sich im Übrigen nach den Lan-
Haushaltsgasherde, Kleinwasserheizer) keine be-
desbauordnungen und beträgt im Allgemeinen
sonderen Abgasanlagen erforderlich.
für die untere Zuluftöffnung mindestens 50 %,
Größere Gasfeuerstätten, wie z. B. Warmwasser- für die obere Belüftungsöffnung mindestens
Durchlauferhitzer für Bäder oder „Thermen“ als 25 % des vorhandenen Querschnitts.
Heizgeräte für Etagen- oder Zentralheizungen,
Bei der Verbrennung von Erd- oder Stadtgas fällt
müssen an Abgasanlagen gemäß DIN 18 160-1
neben den übrigen Abgasen eine beträchtliche
angeschlossen werden.
Menge von Wasserdampf an (ca. 800 g/m3 des
Der lichte Querschnitt muss mindestens 100 cm2 verbrannten Gases). Auch bei gutem Wärme-
bei einer kleinsten Seitenlänge von 10 cm aufwei- schutz kommt es daher zu erheblicher Konden-
sen. satbildung. Die Abgasanlagen müssen daher aus
An einen Abgasschornstein dürfen bis zu 3 Gas- wasserundurchlässigen Materialien (z. B. Faserze-
feuerstätten mit einer Nennwärmeleistung von je mentrohre, Edelstahlrohre, glasierte oder feuch-
30 kW angeschlossen werden, wenn die Verbren- tigkeitsunempfindliche Schamotterohre) beste-
nungsluft den Aufstellungsräumen entnommen hen. Am unteren Ende der Abgasleitungen sind
wird. Kondensatsammler vorzusehen (Bild 3.34) oder
Bei allen Gasfeuerstätten ist zwischen Gerät und das Kondensat ist in die Hausentwässerung ein-
Anschluss an den Abgasschornsteinen eine Strö- zuleiten (s. Abschn. 3.3.2).
mungssicherung einzubauen, die bei Sauerstoff- Zu beachten ist, dass bei winterlichen Außentem-
mangel oder Störungen bei der Gasverbrennung peraturen in den oberen Bereichen von Abgasan-
gefährliche Anreicherungen von unverbranntem lagen mit erheblicher Vereisungsgefahr bei Kon-
Gas, Kohlenmonoxyd oder Kohlendioxydgas ver- densatbildung zu rechnen ist. Es muss also für
hindert. Außerdem sind für innenliegende Räume ausreichende Wärmedämmung im Mündungs-
und für Räume mit größeren Gasfeuerstätten bereich und in offenen Dachräumen gesorgt wer-
Be- und Entlüftungsöffnungen mit mindestens den.
272 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

3 3.33a

3.33b

3.33 Belüftung von innenliegenden Räumen mit


Gasfeuerstätten
a) Zuluft durch Türöffnung aus benachbartem Raum
mit Außenfenster
b) Zuluft aus Belüftungsschacht

3.34 Abgas-Sammelschacht für raumluftunabhängige


Gasfeuerstätten (PLEWA)
a) Schnitt, b) Grundriss
1 Kondensatablauf 3.34a
2 Überströmöffnung
3 Kontrolltür
4 Keramikrohr
5 Wärmedämmung
6 Zuluftschacht
7 Mantelstein
8 Abstandhalter
9 Feuerungsanschluss mit Zuluftführung
(schematisch)
10 Abdeckplatte
11 Abdeckschürze 3.34b
3.7 Lüftung von innenliegenden Bädern 273

An einer gemeinsamen Abgasleitung dürfen um mindestens 1 m überragen. Sind an den


nach DIN 3368 bis zu 10 raumluftunabhängige Dachrändern Brüstungen vorhanden („Attika“),
(d. h. zum Aufstellungsraum hin völlig dicht) ge- müssen diese mindestens 50 cm überragt wer-
bläseunterstützte Gasgeräte angeschlossen wer- den. Alle Schächte müssen Revisionsöffnungen
den, wenn die Verbrennungsluft besonderen Zu- haben.
luftschächten entnommen wird (Bild 3.34). Am unteren Ende sind die Zuluftschächte mit ei-
nem ins Freie mündenden Zuluftkanal zu verbin-
den, der auch zwei einander gegenüberliegende
3.7 Lüftung von innenliegenden Öffnungen haben kann. Auch andere dichte Zu-
luftleitungen zur Außenwand können zugelassen
Bädern und Toilettenräumen werden.
Können innenliegende Bäder und Toilettenräume Der Querschnitt des Zuluftkanals muss mindes- 3
nicht durch Fenster ausreichend be- und entlüf- tens 80 % der Summe aller angeschlossenen
tet werden, muss Frischluft durch Schächte und Schachtquerschnitte betragen. Es sind runde
Kanäle in die Räume geleitet und Abluft abgelei- und Rechteckquerschnitte (kleinste Kantenlänge
tet werden. Die notwendige Luftströmung wird > 90 mm) mit einem Mindestquerschnitt von
durch thermischen Auftrieb in Verbindung mit 150 cm2 zugelassen. Die Außenöffnungen sind so
Winddruck bzw. -sog oder mechanisch durch zu vergittern (Maschenweite > 10 × 10 mm), dass
Ventilatoren bewirkt. der erforderliche Mindestquerschnitt erhalten
Zunehmende Bedeutung bei der Planung von bleibt.
Lüftungseinrichtungen erhält die Wärmerückge- Zuluftöffnungen in den Räumen müssen einen
winnung aus Abluftanlagen. In Niedrigenergie- freien Mindestquerschnitt von 150 cm2 haben.
und Passivhauskonzepten ist die Wärmerückge- Sie sind möglichst in Bodennähe anzuordnen
winnung aus Lüftungsanlagen zur Realisierung und müssen mit regelbaren Verschlüssen ausge-
der Energieeinsparziele unerlässlich. stattet sein, mit denen Zugerscheinungen ausge-
schlossen werden können.
Lüftungseinrichtungen ohne Ventilatoren Abluftöffnungen müssen bei einem Mindest-
Richtlinien zur Ausführung von Lüftungseinrich- querschnitt von 150 cm2 möglichst nahe unter
tungen für innenliegende Sanitärräume enthält der Decke angeordnet sein.
DIN 18 017-1. Derartige Lüftungssysteme reichen unter norma-
Danach müssen die erforderlichen Lüftungs- len klimatischen Verhältnissen im Allgemeinen
schächte glattwandig sein (z. B. Faserzement- zwar aus und sind praktisch wartungsfrei. Sie er-
rohr) und müssen einen Mindestquerschnitt von fordern jedoch bei mehrgeschossigen Bauten ei-
140 cm2 haben. Um Schallbelästigungen und Ge- nen hohen Platzbedarf und sind nur schwer ge-
ruchsübertragungen von Geschoss zu Geschoss gen Schallübertragung ausreichend zu sichern.
zu verhindern, ist für jeden Raum ein eigener
Schacht vorzusehen, der über Dach zu führen ist Lüftungseinrichtungen mit Ventilatoren
(Bild 3.35).
Für Belüftungssysteme mit einzelnen oder zen-
Wenn Bäder und WC derselben Wohnung neben- tralen Ventilatoren sind nähere Bestimmungen in
einander liegen, dürfen sie an einen gemeinsa- DIN 18 017-3 enthalten, die nachstehend aus-
men Zu- bzw. Abluftschacht angeschlossen wer- zugsweise wiedergegeben werden.
den. Die belüfteten Räume müssen gegenüber
Unterschieden werden
den übrigen Räumen der Wohnung durch dicht
schließende Türen abgeschlossen werden. • Einzelentlüftungsanlagen mit eigenen Abluft-
leitungen (Bild 3.36a),
Die Lüftungsschächte sind bei mehreren Ge-
schossen so gegeneinander zu versetzen, dass • Einzelentlüftungsanlagen mit gemeinsamer Ab-
zwei benachbarte Rohre nicht zu aufeinander fol- luftleitung (Bild 3.36b),
genden Geschossen gehören. • Zentralentlüftungsanlagen mit nur gemeinsam
Die Schächte dürfen einmal mit einem Winkel veränderlichem Gesamtvolumenstrom,
von max. 60° verzogen werden und müssen • Zentralentlüftungsanlagen mit wohnungswei-
in Firstnähe geneigter Dächer mit mindestens se veränderlichen Volumenströmen,
40 cm Dachüberstand münden. Bei Dachneigun- • Zentralentlüftungsanlagen mit unveränderli-
gen < 20° müssen die Schächte die Dachfläche chen Volumenströmen (Bild 3.36c).
274 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

3.35a 3.35b

3.35 Einzelschachtanlage (DIN 18 017-1)


a) Querschnitt b) Längsschnitt
1 Zuluftkanal
2 Zuluftschacht
3 Zuluftöffnung
4 Abluftöffnung
5 Abluftschacht
6 Lichtschacht
3.7 Lüftung von innenliegenden Bädern 275

Die Anlagen können wahlweise für folgende Min- Die Vermeidung von Schallübertragungen ist bei
destvolumenströme ausgelegt werden: Sammelschachtanlagen problematisch, und DIN
• 40 m3/h: Dieser Volumenstrom muss über min- 18 017-3 enthält dazu auch keine Angaben. Die
destens 12 Stunden je Tag abgeführt werden. Hersteller von Sammelentlüftungsanlagen ver-
• 60 m3/h: Wenn die Entlüftungen völlig abge- suchen auf verschiedene Weise das Problem
stellt werden können, muss sichergestellt wer- der Übertragung von Luftschall durch spezielle
den, dass nach jedem Ausschalten durch Nach- Schallschutzmaßnahmen an den Einströmöff-
laufen des Gerätes mindestens 5 m3 Luft aus nungen zu lösen. Körperschallübertragung ist
dem zu lüftenden Raum abgeführt werden. durch Maßnahmen nach DIN 4109 zu verhindern.
Die benötigten Einzel- oder Sammel-Abluft-
Jeder Raum muss eine unverschließbare Zuluft- schächte entsprechen im wesentlichen den An-
öffnung von 150 cm2 freiem Querschnitt haben. forderungen, die für Anlagen ohne Ventilatoren 3
Die Abluftöffnungen müssen möglichst nahe gelten.
unter der Decke liegen. Im Aufenthaltsbereich Der wichtigste Vorteil von Lüftungsanlagen mit
sollen keine größeren Luftgeschwindigkeiten als Ventilatoren ist, dass sie mit flächensparenden
0,2 m/s entstehen. Sammelschächten betrieben werden können
Zentralentlüftungsanlagen sind so zu bauen und und dass zur Verbesserung der Energieeffizienz
zu betreiben, dass Gerüche oder Staub nicht von Wärmetauscher zur Wärmerückgewinnung aus
Wohnung zu Wohnung oder in andere Räume der Abluft integriert werden können.
übertragen werden können.

3.36a 3.36b 3.36c

3.36 Lüftungsanlagen mit Ventilatoren


a) Einzelentlüftung mit eigenen Entlüftungsleitungen
b) Einzelentlüftung mit gemeinsamer Abluftleitung
c) Zentralentlüftung
1 Ventilator
2 Abluftleitung
3 Zustromöffnung (nicht regelbar) bzw. einstellbare Ventile
4 Reinigungsöffnung und Kondensatfang
276 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

3.8 Normen
Norm Ausgabedatum Titel

DIN 1946-6 10.1998 Raumlufttechnik – Lüftung von Wohnungen; Anforderungen, Ausführung,


Abnahme (VDI-Lüftungsregeln)
DIN V 4133 07.2007 Freistehende Stahlschornsteine
DIN 4795 04.1991 Nebenluftvorrichtungen für Hausschornsteine; Begriffe, Sicherheitstechnische
Anforderungen, Prüfung, Kennzeichnung
DIN 18 017-1 02.1987 Lüftung von Bädern und Toilettenräumen ohne Außenfenster;
Einzelschachtanlagen ohne Ventilatoren

3 DIN 18 017-3
DIN 18 147-2
08.1990
11.1982
Lüftung von Bädern und Toilettenräumen ohne Außenfenster; mit Ventilatoren
Baustoffe und Bauteile für dreischalige Hausschornsteine; Formenstücke aus
Leichtbeton für die Außenschale; Anforderungen und Prüfungen
DIN 18 147-5 02.1987 Baustoffe und Bauteile für dreischalige Hausschornsteine; Dämmstoffe;
Anforderungen und Prüfungen
DIN 18 150-1 09.1979 Baustoffe und Bauteile für Hausschornsteine; Formstücke aus Leichtbeton,
Einschalige Schornsteine, Anforderungen
DIN 18 150-2 02.1987 Baustoffe und Bauteile für Hausschornsteine; Formstücke aus Leichtbeton;
Einschalige Schornsteine; Prüfung und Überwachung
DIN 18 160-1 12.2001 Abgasanlagen, Planung und Ausführung
DIN V 18 160-1 01.2006 Abgasanlagen, Planung und Ausführung
DIN V 18 160-1, Bbl. 1 01.2006 –, Planung und Ausführung; Nationale Ergänzung zur Anwendung von Metall-
Abgasanlagen nach DIN EN 1856-1, von Innenrohren und Verbindungsstücken
nach DIN EN 1856-2, der Zulässigkeit von Werkstoffen und der Korrosions-
widerstandsklassen
DIN V 18 160-1, Bbl. 2 01.2006 –, Planung und Ausführung; Nationale Ergänzung zur Anwendung von Keramik-
Innenschalen nach DIN EN 1457, Zuordnung der Kennzeichnungsklassen für
Montage-Abgasanlagen
DIN V 18 160-1, Bbl. 3 02.2007 –, Planung und Ausführung, Beiblatt 3: Nationale Ergänzung zur Anwendung von
System-Abgasanlagen mit Kunststoffinnenrohren nach DIN EN 14 471
DIN 18 160-5 05.1998 –, Einrichtungen für Schornsteinfegerarbeiten, Anforderungen, Planung und
Ausführung
DIN V 18 160-60 01.2006 –, Nachweise für das Brandverhalten von Abgasanlagen und Bauteilen von
Abgasanlagen; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 18 379 10.2006 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen; Teil C: Allgemeine Techni-
sche Vertragsbestimmungen (ATV) für Bauleistungen; Raumlufttechnische Anlagen
DIN 18 380 10.2006 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen; Teil C: Allgemeine techni-
sche Vertragsbestimmungen (ATV) für Bauleistungen; Heizanlagen und zentrale
Wassererwärmungsanlagen
DIN V 18 599-1–10 05.2007 Energetische Bewertung von Gebäuden – Berechnung des Nutz-, End- und Primär-
energiebedarfs für Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser und Beleuchtung
DIN EN 1443 06.2003 Abgasanlagen; Allgemeine Anforderungen
DIN EN 1457 04.2003 Abgasanlagen; Keramik – Innenrohre; Anforderungen und Prüfungen
DIN EN 1457, Ber. 1 10.2006 –, Berichtigungen zu DIN EN 1457: 2003-04
DIN EN 1457, Ber. 2 08.2007 –, Berichtigungen zu DIN EN 1457: 2003-04
DIN EN 1856-1 08.2006 Abgasanlagen – Anforderungen an Metall-Abgasanlagen; Bauteile für
System-Abgasanlagen
DIN EN 1856-2 10.2004 –, –, Innenrohre und Verbindungsstücke aus Metall
DIN EN 1857 11.2003 Abgasanlagen; Bauteile; Betoninnenrohre
DIN EN 1857, Ber. 2 08.2007 –, Berichtigungen zu DIN EN 1857: 2003-11
DIN EN 1858 10.2003 Abgasanlagen; Bauteile – Betonformblöcke
DIN EN 1859 10.2006 Abgasanlagen; Metall- Abgasanlagen, Prüfverfahren
3.9 Literatur 277

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 12 391-1 04.2004 Abgasanlagen, Ausführungsbestimmungen für Metallabgasanlagen;


Abgasanlagen für raumluftabhängige Feuerstätten
DIN EN 12 446 08.2003 Abgasanlagen-Bauteile; Außenschalen aus Beton
DIN EN 13 063-1 10.2007 Abgasanlagen – System-Abgasanlagen mit Keramik-Innenrohren – Teil 1:
Anforderungen und Prüfungen für Rußbrandbeständigkeit
DIN EN 13 084-1 04.2001 Freistehende Schornsteine; Allgemeine Anforderungen
DIN EN 13 229 10.2005 Kamineinsätze einschließlich offene Kamine für feste Brennstoffe;
Anforderungen und Prüfung
DIN EN 13 384-1 03.2006 Abgasanlagen – Wärme- und strömungstechnische Berechnungsverfahren; 3
Abgasanlagen mit einer Feuerstätte
DIN EN 13 384-2 12.2003 –, Abgasanlagen mit mehreren Feuerstätten
DIN EN 14 471 11.2005 –, Systemabgasanlagen mit Kunststoffinnenrohren – Anforderungen und Prüfungen
DIN EN 15 287-1 11.2007 Abgasanlagen – Planung, Montage und Abnahme von Abgasanlagen – Teil 1:
Abgasanlagen für raumluftabhängige Feuerstätten
MFeuerAnlV 06.2005 Muster – Feuerungsverordnung (novellierte Fassung ist in einigen Bundesländern
bereits eingeführt)
Ferner: Technische Vorschriften und Richtlinien für die Einrichtung und Unterhaltung von Niederdruckgasanlagen in
Gebäuden und Grundstücken; DVGW-Regelwerk-Gas [7]

3.9 Literatur
[1] Aschoff, C., Grotjan, H.: Frischlufttechnik im Wohnungsbau, Stuttgart 2004
[2] Dt. Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.: ATV DVWK-Regelwerk A 251-Kondensate aus Brenn-
wertkesseln (08/2003), www.dwa.de
[3] Bauer-Böckler, H. P.: Das neue Buch der Kamine und Kachelöfen, Energiesparende Ausführungen traditionell und mo-
dern.Taunusstein 2004
[4] Beuth DIN-Taschenbuch Teil 146, Abgasanlagen – Schornsteine; Planung , Berechnung, Ausführung, Normen. Berlin
2004
[5] Dreesen, H.W.: Schornsteinsysteme für heute und morgen. In: DBZ 2/1993
[6] –: Moderne Abgasführung. In: DBZ 5/1995
[7] DVGW-Arbeitsblätter, Regelwerk-Gas. www.dvgw.de
[8] Ehrenfried, H.: Kontrollierte Wohnungslüftung Bibliothek Gebäudetechnik. Berlin 2000
[9] Fischer, O.E., Schoppenhauer, G.: Hausschornsteine. Wiesbaden/Berlin 1996
[10] Fockenberg, K.: Zwischenbilanz. Heiztechnik und Abgasanlagen für Wohngebäude. In db 5/2005
[11] Händel, C.: Grundlagen neu geregelt.Tl.3. Wohnungslüftung: Planung und Ausführung. In sbz 11/2006
[12] Händel, C.: Grundlagen neu geregelt. Wohnungslüftung: Änderungen in der DIN 1946.Tl.2. In sbz 10/2006
[13] Hausladen, G.: Handbuch der Schornsteintechnik, 3. Aufl. München 1994
[14] Informationszentrum RAUM und BAU der Frauenhofer-Gesellschaft-Forschungsbericht T 2408: Überprüfung der Ab-
standsregeln zwischen Schornsteinen und Bauteilen mit brennbaren Baustoffen. Stuttgart 1991. www.irb.fhg.de
[15] Informationszentrum RAUM und BAU der Frauenhofer-Gesellschaft-Forschungsberichte und IRB-Literaturdokumenta-
tionen: Schornsteine. Stuttgart. www.irb.fhg.de
[16] Isomit Schornsteinelemente GmbH & Co. KG: Polch, www.isomit.de
278 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

[17] Kehm, B.: Abgasanlagen und die Europäische Normung – Auswirkungen der CE-Kennzeichnung. In DAB 7/2004
[18] Klindt, L. und E.: Kein Ärger am Bau – Steildach und Schornsteine: Stuttgart 1999. www.irb.fhg.de
[19 Künzel, H.: Überlegungen zur Wohnungslüftung. Stuttgart 2006. www.irb.fhg.de
[20] Last, D.: Abgasanlagen als architektonisches Element. Design, Technik und Montage von Edelstahlkaminen. In TAB-
Technik am Bau 3/2005
[21] Last, D.: Abgassysteme in Leichtbauweise.Technische Eigenschaften mehrerer Systeme. In TAB 7+8/2004
[22] Mürrmann, H.: Wohnungslüftung – Kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Heidelberg 2006
[23] Nowak, W.: Lüftungsstrategien. Natürliche und maschinelle Wohnungslüftung. In db 5/2002

3 [24] Pistohl, W.: Handbuch der Gebäudetechnik, Band 2. München 2005


[25] PLEWA Schornsteintechnik und Abgassysteme. Speicher; www.plewa.de
[26] Reiß, J., Erhorn, H.: Thermische und hygrische Randbedingungen beim Betrieb feuchteunempfindlicher Hausschorn-
steine – Heizraumbedingungen: Stuttgart 1996
[27] Schiedel GmbH & Co.: Schornsteinsysteme und Lüftungssysteme. München, www.schiedel.de
[28] Wirth, H. und S.: Schäden an Installationsanlagen – Schornsteine und Abgasleitungen. Stuttgart 2001. www.irb.fhg.de
[29] Wollenberg, D.: Schornstein-Systeme in Leichtbauweise: Die Alternative zum Mantelstein. In Baumarkt + Bauwirtschaft
12/2005
279

4 Treppen, Rampen und Aufzüge

4.1 Allgemeines Treppenstufen werden in der Regel mit einem


Schritt begangen. Die Bezeichnung der Stufentei-
le zeigt Bild 4.2. Die erste Stufe eines Treppenlau-
4.1.1 Begriffe
fes wird als Antritt-, die letzte Stufe als Austrittstu-
fe bezeichnet. Die Lauflinie kennzeichnet bei der
Treppen verbinden verschiedene Ebenen von
Darstellung von Treppen im Grundriss den Weg
Bauwerken als Geschosstreppen oder Ausgleichs-
eines Benutzers im üblichen Gehbereich. Bei Trep-
treppen. Rampen und Aufzüge sind zur stufenlo-
pen mit geraden Läufen liegt die Lauflinie im All-
sen Erschließung von Bodenflächen auf unter-
gemeinen in der Mitte der nutzbaren Treppen-
schiedlichen Höhen erforderlich.
laufbreite bzw. innerhalb des „Gehbereiches“. Die
Die Grundrisse und Ausführungsformen der Trep-
pen sind vielfältig, da Treppen meistens nicht nur
Definition des Gehbereiches ist für gewendelte
Treppen, für Treppen mit teilweise gewendelten
4
ihrem eigentlichen Zweck der Vertikalerschlie- Läufen und für Treppen mit verschiedenen nutz-
ßung, sondern darüber hinaus auch der Gestal- baren Laufbreiten in DIN 18 065 enthalten (Bild
tung von Bauwerken und Räumen dienen. 4.19).
Unterschieden werden In Bauzeichnungen wird bei Treppen (auch bei
• notwendige Treppen, d. h. Treppen, die nach Rampen) die Vorderkante der Antrittstufe mit ei-
behördlichen Vorschriften als Teil des ersten nem Punkt, einem Kreis oder einem Doppelstrich
Rettungsweges vorhanden sein müssen und an gekennzeichnet und die Vorderkante der Aus-
deren Dimensionierungen und Bauausführung trittstufe mit einem Pfeil. Dabei wird durch den
in der Regel besondere Anforderungen gestellt Pfeil die Richtung angegeben, in der die Treppe
werden und ansteigt.2)
• nicht notwendige Treppen, die zusätzlich vor- Die tragenden Teile der Treppe, die die Stufen
handen sein können und dabei häufig auch der seitlich tragen und zugleich den Treppenlauf seit-
Hauptnutzung dienen. lich begrenzen, werden Treppenwangen genannt.
Treppenholme tragen oder unterstützen die Stu-
Treppen zwischen zwei Vollgeschossen werden fen paarweise oder einzeln von unten. Als Trep-
Geschosstreppen, zwischen Kellergeschossen penspindel wird der tragende Kern von Spindel-
und Erdgeschoss Kellertreppen und zwischen treppen bezeichnet (Bild 4.1l).
oberstem Vollgeschoss und Dachboden Boden- Die Bezeichnung der Treppenteile zeigt Bild 4.3.
treppen genannt.
Treppenstufen können ausgeführt werden als
In Gebäuden mit mehr als zwei Vollgeschossen1) Blockstufen, Plattenstufen, Keilstufen oder Win-
müssen Treppen in der Regel in einem abge- kelstufen (Bild 4.4). Sie werden im Allgemeinen
schlossenen Treppenraum liegen. auf Unterkonstruktionen (Platten, Wangen, Hol-
Eine Folge von mehr als drei Steigungen bildet me) aufgelegt, auf verschiedene Weise aufge-
einen Treppenlauf. Die Form einer Treppe wird hängt oder in Seitenwänden auskragend ein-
durch die Anzahl der Treppenläufe nur an- gespannt. Es werden Treppen mit Setzstufen
nähernd gekennzeichnet. Zur genaueren Bestim- (geschlossene Treppen) und Treppen ohne Setz-
mung gehören Angaben über die Lage der Läufe, stufen (offene Treppen) unterschieden. Geschlos-
Anzahl und Form der Stufen sowie Form, Lage sene Treppen müssen dann eine Unterschnei-
und Anzahl von Podesten, die als Treppenabsätze dung erhalten, wenn die Auftrittsbreite (a) 26 cm
am Anfang oder Ende eines Treppenlaufes Teile (bei Keller- und Bodentreppen 24 cm) unter-
der Geschossdecken sind oder als Zwischenpo- schreitet (vgl. Bild 4.2). Bei offenen Treppen ist ei-
dest zwischen zwei Treppenläufen liegen (Bild ne Unterschneidung von min. 3 cm gefordert.
4.1). Der von Treppenläufen,- podesten und
-geländern umschlossene freie Raum wird Trep- 1) „Vollgeschoss“: Definition jeweils in den Landesbauord-
penauge, die für eine Treppe vorgesehene Aus- nungen
sparung in der Geschossdecke Treppenöffnung 2) In Geländedarstellungen o. Ä. weisen hiervon abwei-
oder Treppenloch genannt. chend die Pfeile in Gefällerichtung, d. h. nach unten!
280 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

4.1a 4.1b

4.1e

4 4.1c 4.1d

4.1g

4.1j

4.1f

4.1h

4.1l
4.1i

4.1k
4.1m
4.1 Treppengrundrisse (schematische Darstellung nach DIN 18065)
a) einläufige gerade Treppe
b) zweiläufige gerade Treppe mit Zwischenpodest
c) zweiläufige gewinkelte Treppe mit Zwischenpodest
d) zweiläufige gegenläufige Treppe mit Zwischenpodest (dargestellt als „Rechtstreppe“)
e) dreiläufige zweimal abgewinkelte Treppe mit Zwischenpodesten
f ) dreiläufige gegenläufige Treppe mit Zwischenpodest
g) einläufige, im Austritt viertelgewendelte Treppe
h) einläufige, im Antritt viertelgewendelte Treppe
i) einläufige, zweimal viertelgewendelte Treppe
j) einläufige, halbgewendelte Treppe (dargestellt als „Rechtstreppe“)
k) Wendeltreppe (Treppe mit Treppenauge)
l) Spindeltreppe (Treppe mit Treppenspindel)
m) zweiläufige, gewendelte Bogentreppe mit Zwischenpodest
4.1 Allgemeines 281

4.2 Bezeichnung von Stufenteilen 4.3 Bezeichnung von Treppenteilen


s = Steigung 1 Trittstufe 1 Treppenpodest 6 Lauflinie
a = Auftritt 2 Trittfläche 2 Zwischenpodest 7 innere Treppenwange
u = Unterschneidung 3 Setzstufe 3 Antrittstufe 8 äußere Treppenwange
4 Trittkante 4 Austrittstufe 9 Treppenauge
5 Treppenlauf
4

4.4a 4.4b

4.4c

4.4d 4.4e

4.4 Stufenarten (DIN 18 065)


a) Blockstufen, b) Keilstufen, c) Plattenstufen, d) Winkelstufen, e) L-Stufen
282 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

4.1.2 Vorschriften1) halten bzw. aus den Bildern 4.6 und 4.7 ersicht-
lich.
Maße Wenn mit der Anwesenheit von Kindern gerech-
Die Neigung von Treppen wird durch das Stei- net werden muss, wird in einigen Landesbauord-
gungsverhältnis, d. h. das Verhältnis von Stufen- nungen bei Treppen ohne Setzstufen eine lichte
höhe s („Steigung“) zu Stufenbreite a („Auftritt“) Weite von weniger als 12 cm zwischen den Tritt-
gekennzeichnet (s. Abschn. 4.1.3). stufen gefordert.
Für die sonstigen Hauptmaße von Treppen sind Die nach Tabelle 4.5 möglichen Mindestmaße
in DIN 18 065 allgemeine Regeln festgelegt. Sie müssen bei der Planung kritisch bewertet wer-
weichen jedoch teilweise von den unterschied- den. Es ist bestimmt nicht überall möglich, an
lichen Treppenbau-Vorschriften ab, die in den Kellertreppen oder an Treppen, die nicht zu Auf-
Durchführungsverordnungen der Landesbauord- enthaltsräumen führen, so geringe Sicherheitsan-
nungen enthalten sind2). Es ist also zu beach- forderungen zu stellen, wie sie aus einem mögli-
ten, ob die DIN 18 065 im jeweiligen Bundes- chen Stufenauftritt von nur 21 cm resultieren.
land bauaufsichtlich eingeführt ist oder ob die Ebenso ist die geforderte lichte Durchgangshöhe
4 Bestimmungen der Landesbauordnung beachtet
werden müssen. Die maßlichen Mindestanfor-
mit 2 m gemäß Bild 4.7 nur als Mindestmaß zu
sehen, das heutigen Ansprüchen kaum noch
derungen an Treppen sind in Tabelle 4.5 ent- genügt. Eine lichte Höhe von 2,10 m sollte nicht
unterschritten werden.

Tabelle 4.5 Maßliche Anforderungen (DIN 18 065) (Fertigmaße im Endzustand in cm)

Gebäudeart Treppenart Nutzbare Steigung Auftritt


Treppen- s 2) a3)
laufbreite
min. max. min.

Wohngebäude Baurechtlich Treppen, die zu 80 ≤ 20 ≤ 234)


mit nicht notwendige Aufenthaltsräumen führen
mehr als Treppen
zwei Kellertreppen und Boden- 80 ≤ 21 ≥ 215)
Wohnungen1) treppen, die nicht zu
Aufenthaltsräumen führen

Baurechtlich nicht notwendige (zusätzliche) 50 ≤ 21 ≥ 21


Treppen

Baurechtlich nicht notwendige (zusätzliche) Treppen 50 keine Festlegungen


innerhalb geschlossener Wohnungen

Sonstige Baurechtlich notwendige Treppen 100 ≤ 19 ≤ 26


Gebäude
Baurechtlich nicht notwendige (zusätzliche) 50 ≤ 21 ≥ 21
Alle Gebäude
Treppen
1) schließt auch Maisonetten-Wohnungen in Gebäuden mit mehr als zwei Wohnungen ein.
2)
3)
4)
aber nicht > 37 cm}
aber nicht < 14 cm Festlegung des Steigungsverhältnisses s/a

Bei Stufen, deren Treppenauftritt a unter 26 cm liegt, muss die Unterscheidung u mindestens so groß sein, dass insgesamt
26 cm Trittfläche (a + u) erreicht werden.
5) Bei Stufen, deren Treppenauftritt a unter 24 cm liegt, muss die Unterscheidung u mindestens so groß sein, dass insgesamt
24 cm Trittfläche erreicht werden.

1) Vorschriften für Geländer s. Abschn. 4.3.1


2) Sondervorschriften für Treppen sind enthalten in der bundeseinheitlichen Arbeitsstättenverordnung sowie in den unter-
schiedlichen Landesrichtlinien für
• Versammlungsstätten (Versammlungsstättenverordnung) • Garagen (Garagenverordnung)
• Geschäftshäuser (Geschäftshausverordnung) • Schulbauten (Schulbaurichtlinien)
• Krankenhäuser (Krankenhausbauverordnung) • Hochhäuser (Hochhausrichtlinien).
• Gaststätten (Gaststättenbauverordnung)
4.1 Allgemeines 283

4.6a 4.6b 4.6c

4.6 Treppen-Lichtraumprofil; Maße, Benennungen (DIN 18 065)


a) notwendige Treppen in allen sonstigen Gebäuden
b) Treppen in Wohngebäuden mit nicht mehr als zwei Wohnungen
c) max. Breitenabstand zu Wänden und Geländern
1 nutzbare Treppenlaufbreite
2 lichte Treppendurchgangshöhe (Die Höhe ist zu niedrig angegeben!)
3 Obere Begrenzung des Lichtraumprofils
4 Seitliche Begrenzung des Lichtraumprofils
5 Seitliche Begrenzung des Lichtraumprofils z. B. durch Innenkante eines Wand-Handlaufes
6 Seitliche Begrenzung des Lichtraumprofils durch Innenkante Geländer oder geländerseitigen Handlauf
7 Untere Begrenzung des Lichtraumprofils
8 Obere Begrenzung des Lichtraumprofils z. B. durch Dachschrägen
9 Untere Begrenzung des Lichtraumprofils durch z. B.Treppenwangen oder „Bischofsmützen“

4.7 Durchgangshöhe („Kopfhöhe“)


1 Unterkante eines darüber liegenden
Treppenlaufes
2 Rohr, Leuchte
3 Balken, Podestkante
4 Dachschräge, Deckenunterseite
5 lichte Durchgangshöhe
6 Messebene für die lichte Durchgangshöhe
284 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

Podestflächen sind am An- bzw. Austritt von Trep- Konstruktion der Treppen selbst müssen daher
penläufen sowie bei längeren Treppenläufen im Hinblick auf sichere Benutzbarkeit im Brand-
nach mehr als 18 Steigungen erforderlich. fall geplant und ausgeführt werden.
Treppenpodeste sollen eine Tiefe haben, die min- Die brandschutztechnischen Anforderungen an
destens der Laufbreite entspricht, besser jedoch Treppen und Treppenhäuser richten sich nach
mit einem Zuschlag von 10 bis 15 % zur Laufbreite den Gebäudeklassen1) bzw. Gebäudearten, die in
bemessen wird. Sie müssen so beschaffen sein, den Landesbauordnungen definiert werden. Als
dass sie die Benutzung der Treppen auch in den planerische und konstruktive Brandschutzmaß-
üblicherweise zu erwartenden Ausnahmefällen nahmen (s. auch Abschn. 16.7 in Teil 1 des Werkes)
gefahrlos ermöglichen (im Wohnungsbau z. B. Mö- sind vor allem zu beachten.
beltransport,Transport von Krankentragen usw.). • Jedes nicht zu ebener Erde liegende Geschoss
Podestflächen im Zuge von langen Treppenläu- sowie der benutzbare Dachraum müssen über
fen (Zwischenpodeste) sind auf die Schrittlänge mindestens eine Treppe erreichbar sein („not-
bzw. das Schrittmaß der Treppe abzustimmen wendige Treppe“). Weitere Treppen können ge-
(vgl. Abschn. 4.1.3). fordert werden, wenn sonst die Rettung von
4 Beispiel Steigungsverhältnis der Treppe 185/27 cm Menschen gefährdet wäre. Einschiebbare Trep-
pen oder Rolltreppen sind als notwendige
Schrittmaß S = a + 2 s = 27 + 2 × 18,5 = 64 cm
Podestlänge = S + a = 64 + 27 = 91 cm Treppen nicht zulässig. Sie dürfen lediglich als
zusätzliche Treppen bzw. als Zugang zu
In den Gehbereich von Podestflächen notwendi- Dachräumen ohne Aufenthaltsräume oder
ger Treppen dürfen keine Türen aufschlagen. Die sonstigen Räumen dienen, die keine Aufent-
Podestfläche ist nötigenfalls entsprechend zu haltsräume sind.
vergrößern. • Keine besonderen brandschutztechnische An-
Barrierefreies Bauen (DIN 18 024 und 18 025) forderungen werden an Treppen der Gebäude-
fordert neben einer ausreichenden Belichtung klassen A, B und D gestellt.
und Beleuchtung Treppen und Treppenpodeste
z. B. durch Farb- und Materialwechsel deutlich
erkennbar zu machen. Anfang und Ende der Trep- 1) Beispiel: Landesbauordnung Hessen, Auszug aus § 2(2),
penläufe müssen durch „taktile Hilfen“ (z. B. er- Gebäudeklassen.
fühlbare Kennung der Handläufe durch Erhebun- Gebäudeklasse A
gen oder Vertiefungen) oder Farbstreifenmar- Freistehende Wohnhäuser u. Ä. mit höchstens 2 Wohnun-
kierungen optisch erkennbar sein. Notwendige gen, höchstens 2 Geschosse, freistehende landwirtschaft-
liche Betriebsgebäude o. Ä. bis 250 m2.
Treppenläufe dürfen, nicht notwendige Treppen Gebäudeklasse B
sollten nicht gewendelt sein. Unterschneidungen Wohngebäude u. Ä. mit höchstens 3 Wohnungen, ober-
an Stufen sind unzulässig (vgl. Bild 4.16). Neben ste Geschossfläche höchstens 5,85 m über Gelände.
Treppenauf- und abgängen (Treppenpodesten) Gebäudeklasse C
sind Bewegungsflächen von 1,50 m Breite (ohne Sonstige Gebäude, die nicht unter die Gebäudeklasse A
Anrechnung der Austrittsfläche) vorzusehen. fallen, oberste Geschossfläche bei Aufenthaltsräumen
höchstens 5,85 m über Gelände.
Gebäudeklasse D
Brandschutz Wohngebäude u. Ä. mit höchstens 6 Wohnungen, ober-
ste Geschossfläche höchstens 7 m über Gelände.
Treppen. Im Brandfall sind Treppen die einzigen
Gebäudeklasse E
Fluchtwege zum Verlassen nicht ebenerdiger Ge- Sonstige Gebäude, die nicht unter die Gebäudeklassen A
schosse. Es muss daher sichergestellt sein, dass bis D fallen, oberste Geschossfläche bei Aufenthaltsräu-
Treppen je nach Menge der darauf voraussicht- men höchstens 7 m über Gelände.
lich angewiesenen Benutzer in ausreichender Gebäudeklasse F
Zahl und Abmessung vorhanden sind und aus Sonstige Gebäude, die nicht unter die Gebäudeklassen A
bis E fallen, oberste Geschossfläche bei Aufenthaltsräu-
nicht zu großer Entfernung sicher erreicht wer- men höchstens 14 m über Gelände.
den können. Sie dienen darüber hinaus zur Per- Gebäudeklasse G
sonenrettung und zur Durchführung eines Sonstige Gebäude, die nicht unter die Gebäudeklasse A
Löschangriffes in Brandfall. bis F fallen, oberste Geschossfläche bei Aufenthaltsräu-
men höchstens 22 m über Gelände.
Selbstverständlich dürfen die Fluchtwege über
Hochhäuser
Treppenhäuser im Brandfall nicht durch Rauch Gebäude, bei denen der Fußboden eines Geschosses, in
oder Brandeinwirkung unpassierbar werden. Be- dem Aufenthaltsräume liegen oder möglich sind, mehr
grenzungswände und -decken, Zugänge und die als 22 m über Geländeoberfläche liegt.
4.1 Allgemeines 285

• In Gebäuden der Gebäudeklasse D und E müs- • in Hochhäusern ≥ 1,25 m


sen die tragenden Teile notwendiger Treppen • in Krankenhäusern ≥ 1,50 m
aus nichtbrennbaren Baustoffen (Baustoffklas-
se A) bestehen oder mindestens in feuerhem- • in Verkaufsstätten 30 cm Breite je 100 m2 Ver-
mender Bauart F 30-B ausgeführt werden (bei kaufsfläche, jedoch ≥ 2,00 m
Gebäuden der Gebäudeklasse F und G: F 90-A)1). • zwischen zwei Handläufen ≤ 2,50 m
• Von jeder Stelle eines zum dauernden Auf-
enthalt von Menschen bestimmten Raumes Treppenräume
oder eines Kellergeschosses muss gemäß MBO
• Jede notwendige Treppe muss in einem eige-
eine Treppe oder ein direkter Ausgang ins
nen Treppenraum an einer Außenwand liegen
Freie in höchstens 35 m Entfernung erreichbar
(je Geschoss ein öffenbares Fenster von min-
sein. Sondervorschriften gelten darüber hinaus
destens 0,60 × 0,90 m) und einen sicheren, di-
z. B. für Hochhäuser, Schulen, Verkaufsstätten
rekten Ausgang ins Freie haben.
(25 m), Versammlungsstätten, Krankenhäuser,
geschlossene und unterirdische Garagen • Innen liegende Treppenräume können gestat-
(30 m), offene Garagen (50 m). tet werden, wenn ihre Benutzung durch
Raucheintritt nicht gefährdet werden kann. Er- 4
Die Mindestlaufbreiten für einzelne Gebäude- satzweise für geforderte öffenbare Fenster je
bzw. Nutzungsarten betragen z. B. Geschoss ist an der obersten Stelle des Treppen-
• In Wohngebäuden mit nicht mehr als zwei raumes eine Öffnung als Rauch- und Wärme-
Wohnungen sowie innerhalb von Wohnungen abzugsanlage (RWA mit ≥ 5 % der Grundfläche
≥ 0,80 m des Treppenraumes, jedoch min. 1 m2), sowie
rauchdichte, selbstschließende Türen (RdT)
• In sonstigen Gebäuden ≥ 1,00 m oder T 30 Türen vorzusehen.
• in Versammlungs- und Gaststätten 1,00 m je
• In Treppenräumen dürfen keine brennbaren
150 Personen, jedoch ≥ 1,10 m
Baustoffe verwendet werden (ausgenommen
Gebäudeklassen A, B und D).
1) Begriffe nach DIN 4102 • Die Wände von Treppenräumen notwendiger
Treppen sind auszuführen:
Brennbarkeitsklassen von Baustoffen:
A nichtbrennbare Baustoffe • Gebäudeklassen A, B und D mindestens feu-
A1 – ohne organische Bestandteile erhemmend (F 30-B),
A2 – mit organischen Bestandteilen
B brennbare Baustoffe
• Gebäudeklassen C und E mindestens feuer-
B1 – schwerentflammbare Baustoffe hemmend aus nichtbrennbaren Baustoffen
B2 – normalentflammbare Baustoffe (F 30-A) oder feuerbeständig (F 90-B)
B3 – leichtentflammbare Baustoffe
• Gebäudeklassen F und G in der Bauart von
Feuerwiderstandsklassen von Bauteilen:
F 30 Feuerwiderstandsdauer 30 Min.
Brandwänden
F 60 Feuerwiderstandsdauer 60 Min. • Öffnungen zum Kellergeschoss, zu Dachräu-
F 90 Feuerwiderstandsdauer 90 Min.
F120 Feuerwiderstandsdauer 120 Min. men, Läden usw. müssen in der Regel Türen
F180 Feuerwiderstandsdauer 180 Min. oder Tore mindestens der Feuerwiderstands-
klasse T 30 haben.
Der Feuerwiderstandsklasse F30 entsprechen ohne beson-
deren Nachweis Treppen aus Sandstein, Mauerwerk, Beton, • Besondere Vorschriften gelten für übereinan-
Stahlbeton (mind. 10 cm dick) oder Eichenholz oder Trep- der liegende Kellerräume und unterirdische Ga-
pen, die als Stahlsteindecken konstruiert sind, wenn sie un- ragengeschosse. Sie müssen z. B. je zwei ge-
terhalb mind. 1,5 cm dick auf Putzträgern geputzt oder
gleichwertig bekleidet sind. trennte Ausgänge haben, von denen einer
Der Feuerwiderstandsklasse F90 bzw. F120 entsprechen unmittelbar ins Freie führt. Zu beachten ist, dass
Treppen, wenn sie nicht brennbar sind, unter dem Einfluss gemeinsame Schächte für übereinander liegen-
des Brandes und Löschwassers ihre Tragfähigkeit oder ihr de Kellergeschosse nicht zulässig sind.
Gefüge nicht wesentlich ändern und den Durchgang des
Feuers während einer Prüfzeit von 90 Min. bzw. 120 Min. • An nicht notwendige Treppen werden keine
verhindern (gefordert für Gebäude mit mehr als 5 Vollge- Anforderungen hinsichtlich des Brandschutzes
schossen und für Hochhäuser). Im besonderen gelten als gestellt. Sie werden brandschutztechnisch wie
feuerbeständig Treppen aus Mauerwerk (mind. 10 cm dick)
oder aus mind. 10 cm dicken Stahlbetonfertigteilen mit Deckendurchbrüche behandelt und dürfen
1,5 cm dickem Putz auf der Unterseite. Treppenstufen aus i. d. R. über zwei Geschosse geführt werden. Die
Natursteinen gelten als nicht feuerbeständig. Anordnung über mehr als zwei Geschosse er-
286 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

fordert die Einrichtung einer automatischen Schallschutz


Löscheinrichtung (z. B. Sprinkleranlage).
Die erhöhten Anforderungen an den Trittschall-
schutz von Treppen sind in DIN 4109 Bbl. 2 fest-
Hochhäuser fallen unter besondere Brand- gelegt, jedoch nicht überall als Technische Bau-
schutzverordnungen. bestimmung bauaufsichtlich eingeführt. Für die
In ihnen müssen mindestens zwei voneinander Festlegung der je nach Komforterwartungen für
getrennte Treppenräume (Mindest-Laufbreite Wohnnutzungen nötigen Werte für den Schall-
1,25 m) vorhanden sein, die über Dach miteinan- schutz sind in der VDI-Richtlinie 4100 3 Schall-
der als Fluchtwege verbunden werden können, schutzstufen (SSt) festgelegt. Danach können die
oder es muss ein feuer- und rauchfreier Sicher- erforderlichen Maßnahmen für den Luft- und
heitstreppenraum vorhanden sein (Zugang nur Trittschallschutz festgelegt und nachgewiesen
über im Freien liegende Balkone, Laubengänge werden. Mit der Schallschutzstufe SSt III werden
oder offene Podestflächen). Innen liegende Si- die erhöhten Schutzwerte der DIN 4102 Bbl.2
cherheitstreppenräume sind genehmigungsfähig, nochmals übertroffen.
wenn vor dem Treppenraum zusätzlich Sicher- Bei der Planung sollten Treppen und Treppen-
4 heitsschleusen mit Schächten (firetower) mit Ab- häuser möglichst an untergeordnete Räume an-
messungen von min. 5 × 5 m zur natürlichen Be- grenzen und dadurch insbesondere von den
lüftung oder eine Druckbelüftung angeordnet besonders zu schützenden Bereichen wie z. B.
werden. Schlafräumen getrennt sein. Bei besonders
In notwendigen Treppen von Hochhäusern sind hohen Anforderungen kann eine zweischalige
gewendelte Stufen nicht zulässig. Für die Trep- Ausführung der Treppenhauswände in Frage
penlaufbreiten in Sicherheitstreppenhäusern kommen, insbesondere wenn Aufzugsanlagen
können folgende Werte als Anhalt dienen: geplant sind.
Im Übrigen richten sich die Schallschutzmaßnah-
Für Fluchtwege von men bei Treppen in erster Linie gegen die Über-
bis zu 100 Personen 1,10 m tragung von Trittschall.
bis zu 250 Personen 1,65 m
über 250 Personen 2,10 m Für weniger beanspruchte Treppen in Gebäuden
der Gebäudeklasse A, B und D kann durch weich-
federnde, verschleißarme und gut zu reinigende
Altbauten. In vielen mehrgeschossigen Altbau- Textilbeläge (z. B. hochwertige Nadelfilze) ein
ten sind Treppen in Holzbauweisen anzutreffen, wirksamer Trittschallschutz erreicht werden.
die den jetzigen Vorschriften in keiner Weise ent- Allein wegen der Brandschutzauflagen ist in den
sprechen. Ein Austausch ist meistens technisch meisten Fällen die Übertragung von Trittschall
und finanziell sehr aufwändig und widerspricht nur durch schwimmend verlegte Gehbeläge auf
vielfach den Denkmalschutzbestimmungen. Un- Podesten und Läufen oder die konstruktive Tren-
tersuchungen haben ergeben, dass nachträgliche nung (schalltechnische Entkoppelung) von Trep-
Brandschutzmaßnahmen, wie z. B. Bekleidungen pen und Umfassungswänden bzw. benachbarten
der Treppenuntersichten mit Brandschutzplatten, Decken zu vermeiden.
wenig wirksam sind, wenn Brände in den Trep- Bei Stahlkonstruktionen u. Ä. kann die Tritt-
penräumen entstehen oder von den angrenzen- schallübertragung durch pendelnde Aufhängun-
den Bereichen aus übergreifen. gen mit elastischen Abstützungen gegenüber
Der vorbeugende Brandschutz sollte in solchen den benachbarten Bauteilen verhindert werden.
Fällen vor allem darin bestehen, die Brandlasten Stahlbetonkonstruktionen sind in erster Linie
zu reduzieren, indem alle nicht unbedingt erfor- durch elastische Auflager und Fugen von den
derlichen brennbaren Einbauten beseitigt wer- Umfassungswänden bzw. angrenzenden Decken
den und jede Ablagerung brennbarer Stoffe un- zu trennen.
terbleibt. Vor allem sollten Türen zum
Treppenraum nicht nur „dicht schließend“ sein, Grundsätzlich kommen folgende Maßnahmen
wie in den Brandschutzbestimmungen gefordert, für den Schallschutz in Betracht:
sondern sollten einschließlich etwa vorhandener • Verwendung weichfedernder Podest- und Stu-
Verglasungen, von Oberlichten o. Ä. mindestens fenbeläge, soweit im Rahmen brandschutztech-
den Anforderungen der Feuerwiderstandsklasse nischer Vorschriften möglich (Bild 4.8a),
T 30 entsprechen [s. Abschn. 7.8]. Vielfach ist der • Einbau von schwimmendem Estrich auf den Po-
Anbau zusätzlicher Treppenräume ratsam. desten (mit Trennfugen an Wohnungsabschlüs-
4.1 Allgemeines 287

4.8a 4.8b 4.8c

a) weichfedernder Gehbelag auf


Podesten und Treppenläufen
b) schwimmend verlegter Gehbelag
auf Podesten und Läufen
c) schwimmend verlegter Gehbelag
auf Podesten, Treppenläufe
schalltechnisch entkoppelt
4
d) Treppenpodeste einschl. Läufe
schalltechnisch entkoppelt
e) zweischalige Treppenraum-
umwandung
4.8d 4.8e

4.8 Möglichkeiten der Trittschalldämmung in Treppenräumen

4.9a 4.9b

4.9 Elastische Auflagerung von Massivtreppen


a) Längsgespannte Lauf- und Podestplatten, auf Konsolen elastisch aufgelagert
b) Podeste quergespannt und elastisch aufgelagert (vgl. Bild 4.11) oder mit schwimmendem Estrich;
Laufplatten auf Podesten elastisch aufgelagert (vgl. Bild 4.10)
288 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

sen) sowie von schwimmend aufgelagerten Durchlaufende Auflager an den Rändern von Po-
Stufenelementen (Bild 4.8b), dest- oder Laufplatten sowie von Treppenholmen
sind wie in Bild 4.10 gezeigt möglich. Daneben ist
• elastische Auflagerung der Treppenläufe bei
zur Vermeidung direkter Körperschallübertra-
gleichzeitiger Trennung von den angrenzenden
gung die Ausbildung von „Auflager-Klauen“ mit
Wänden durch offene oder elastisch abge-
Hilfe vorgefertigter zweischaliger etwa 50 cm
schlossene Fugen (Bild 4.8c),
breiter Auflagerkästen möglich. Sie werden in die
• offene Fugen oder elastische Trennplatten zwi- tragenden Treppenhauswände mit eingemauert
schen Treppenläufen und -podesten und an- oder -betoniert und nehmen die klauenförmigen
grenzenden Wänden (Bild 4.8d), Treppenauflager auf (Bild 4.11).
• Ausbildung einer zweischaligen Treppenraum- Schwimmend aufgelagerte Winkelstufen aus
umwandung (Bild 4.8e). Werkstein zeigt Bild 4.12. Bei einer solchen Stu-
fenausbildung müssen die seitlichen Anschlus-
sfugen durch Abdeckprofile geschlossen werden,
Die grundsätzlich gegebenen Möglichkeiten für die keine Schallbrücken bilden dürfen und elas-
die elastische Auflagerung von Massivtreppen tisch angeschlossen werden (Bild 4.13). Werden
4 zeigt Bild 4.9. Tritt- und Setzstufen getrennt ausgeführt und

4.10a 4.10b

4.10 Schalltechnische Trennung der Auflager bei Stahlbetontreppen


a) Trennung von Decke und Podest durch tragendes Verbindungselement (Schöck Tronsole V®).
Nichttragende Anschlüsse mit Spezial-Trennplatten (z. B. Schöck Fugenplatte PL)
1 Deckenplatte
2 Podestplatte
3 Schöck Tronsole V®
b) Trennung von Podest und Laufplatte (Elastomerlager MEA TLA®)

4.11
Auflager-„Klaue“ für Podest-
und Laufplatten (Reson DG®) 4.11a
a) senkrechter Schnitt
b) waagerechter Schnitt
durch die Auflager-Klaue 4.11b
4.1 Allgemeines 289

4.12 Schwimmend aufgelegte Winkelstufen 4.13 Seitliche Abdeckung schwimmend


1 Treppenlauf Stahlbeton aufgelagerter Treppenstufen
2 Trittschalldämmplatten
3 Mörtelbett
1 Stufenbelag
2 Dämmschicht 4
4 Winkelstufe aus Werkstein 3 Rohtreppe
5 Dämmschicht aus Polystyrol 4 Randprofil aus Stahlblech
5 Elastischer Fugenverschluss

4.14
Schwimmende Verlegung getrennter Tritt-
und Setzstufen
1 Trittschalldämmung (z. B. Schaumstoff-Platten)
2 Verlegemörtel
3 Dauerelastischer Fugenverschluss
an den Fußleisten

schwimmend verlegt, sind die Fugen zwischen 4.1.3 Planung


den Werksteinen sorgfältig von überquellendem
Verlegemörtel und Verunreinigungen freizuhal- Ob eine Treppe bequem und unfallsicher zu be-
ten und durch Schaumstoffbänder (z. B. Compri- gehen ist, hängt hauptsächlich von ihrem Nei-
band) oder elastische Abdichtungen zu schließen gungswinkel ab (Bild 4.15).
(Bild 4.14). Derartige Konstruktionen sollten nur Der Neigungswinkel von Treppen wird als Ver-
für frei gespannte Treppenläufe ohne Wandan- hältniszahl von Steigungshöhe s und Auftritts-
schlüsse ausgeführt werden. Sonst sind auch alle breite a ausgedrückt (Bild 4.16).
Wandanschlüsse elastisch zu trennen und abzu-
dichten. Steigungsverhältnisse von Treppen gehen von
Eine schalltechnische Entkoppelung von Lauf- der mittleren Schrittlänge des erwachsenen Men-
platten und Podesten ist der schwimmenden Ver- schen aus, die 59 bis 65 cm beträgt. Diese ist aller-
legung von Treppenbelägen aufgrund des erhöh- dings auch abhängig von der Neigung der be-
ten Ausführungsrisikos vorzuziehen. gangenen Fläche.
Aus den Wänden auskragende Stufen sind nur in Die angemessenen Steigungsmaße haben sich für
Verbindung mit schalltechnisch getrennten Auf- Treppen der verschiedenen Beanspruchungen in
lagerwänden möglich. langer Erfahrung ergeben und betragen für:
290 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

4.16 Steigungsverhältnis: Bezeichnungen


s = Steigungshöhe
a = Auftrittbreite
4.15 Treppenneigungen nach DIN 18 065 u = Unterschneidung

• Treppen im Freien etwa 14 cm Die Bequemlichkeitsregel


• Treppen in Versammlungsräumen, Theatern
a – s = 12 cm
u. Ä. etwa 16 cm
• Treppen in Schulen und öffentlichen Gebäuden ergibt Steigungsverhältnisse, die beim Treppen-
16 bis 17 cm steigen den geringsten Kraftaufwand erfordern
• Treppen in Wohnhäusern 17 bis 19 cm sollen, berücksichtigt jedoch nicht das Schritt-
• Nebentreppen bis 20 cm maß.

Das Steigungsverhältnis wird auf die „Lauflinie“ Die Sicherheitsregel


bezogen. Es darf sich im Verlauf einer Treppe – a + s = 46 cm
auch bei mehrläufigen Treppen (s. Bild 4.1b bis f )
nicht ändern. In Wohngebäuden mit nicht mehr berücksichtigt besonders die Verhältnisse beim
als zwei Wohnungen dürfen die Steigungsver- Herabsteigen auf einer Treppe, weil sich bei ihrer
hältnisse einzelner Läufe voneinander abwei- Anwendung immer ausreichend große Auftritt-
chen, müssen innerhalb eines Laufes aber gleich flächen ergeben.
sein. Bei geraden Treppenläufen ist die Lauflinie Allen Formeln ist gemeinsam, dass sie nur zur
die Lauf-Mittelllinie. Bei gewendelten und Spin- Überprüfung ermittelter, aus Geschoss- oder Po-
deltreppen soll die Lauflinie im „Gehbereich“ desthöhen resultierender Steigungsverhältnisse
(DIN 18 065) liegen (Bild 4.19). dienen. Bei Einhaltung aller drei Regeln ergibt
Treppen ohne Setzstufen („offene Treppen“) so- sich das als sehr angenehm empfundene Stei-
wie Treppen mit Auftritten  26 cm – gemessen gungsverhältnis z. B. für Wohnungstreppen von
in der Lauflinie – sind um mindestens 3 cm zu un- 17/29 cm.
terschneiden (s. Bild 4.16). Als Ausführungstoleranzen sind nach DIN 18 065
Zur Bestimmung des Steigungsverhältnisses wer- ± 0,5 cm für Auftritts- bzw. Steigungsmaß zuge-
den verschiedene Formeln verwendet. lassen. In Wohngebäuden mit bis zu zwei Woh-
Die Schrittmaßregel ist die bekannteste Grundla- nungen darf die Toleranz der Antrittshöhe der er-
ge für Steigungsverhältnisse sten Stufe ± 1,5 cm betragen. Insbesondere die
letztere Toleranz ist wohl eindeutig zu groß und
2 s + a = 63 cm sollte bei der Auftragsvergabe ausdrücklich aus-
(nach DIN 18 065: 59 bis 65 cm) geschlossen werden.
4.1 Allgemeines 291

Flächenbedarf tung der erforderlichen Geländer zu berück-


sichtigen. Die aus der Konstruktion der Treppe
Aus der Wahl des Steigungsverhältnisses ergeben resultierenden geometrischen Gegebenheiten
sich Stufenzahl und Lauflänge und damit der besonders am Übergang zwischen verschiede-
Flächenbedarf einer Treppe mit den erforderli- nen Treppenläufen und zu den Podestanschlüs-
chen Podesten. Wenn einläufige Treppen über sen erfordern große Aufmerksamkeit bei der Ge-
mehrere Geschosse führen, muss neben den Po- staltung (s. auch Abschn. 4.3).
destflächen auch der Flächenbedarf für den Weg
jeweils zwischen Austritt- und Antrittpodest be- Diese Überlegungen gelten sinngemäß für alle
rücksichtigt werden (Bild 4.17). mehrläufigen Treppenbauarten.
Treppen mit geraden Läufen sind am bequemsten
Beispiel: für die Ermittlung der Auftrittbreite und der zu begehen und geometrisch einfach zu planen;
Lauflänge einer Wohnhaustreppe
sie erfordern jedoch mehr Fläche für Lauflänge
Die Geschosshöhe (Entfernung von Oberkante Fußboden einschließlich Podestlänge.
bis Oberkante Fußboden) wird durch die geschätzte Stu-
fenzahl so geteilt, dass sich eine Steigung von etwa 18 cm Bei mehrläufigen Treppen, insbesondere bei Po-
ergibt: desttreppen, sollte der Anschluss von Laufplat-
Empfohlen wird für Steigung Auftritt
ten, Wangen oder Holmen an die Podeste gestal-
terisch einwandfrei gelöst werden.
4
s a
Schulen 14 bis 16 45 – s Die dabei auftretenden geometrische Anforde-
Theater, Kinos, Saalbauten 15 bis 17 47 – s rungen lassen sich am einfachsten am Beispiel ei-
Verwaltungsgebäude 16 bis 17 46 – s ner Stahlbetontreppe erläutern:
Wohnhäuser 16 bis 18 46 – s
gewerbliche Bauten 17 bis 18 46 – s Angestrebt wird aus gestalterischen Gründen, je-
Freitreppen 14 bis 16 47 – s doch auch zur Erleichterung der Einschalarbei-
Bodentreppen 18 bis 20 45 – s ten, dass die Knickkanten an den Unterseiten der
Kellertreppen 18 bis 19 45 – s
Laufplatten im Übergang zur Unterseite der Po-
2,85 m (Geschosshöhe ) : 16 = 17,81 cm Steigung deste und auch die kurze Kante des Treppenau-
ges in einer durchlaufenden Linie anschließen
Nach der Schrittmaßregel ist die Auftrittsregel
(Bild 4.18a). Das ist zu erreichen, wenn die Dicke d
a = 63 – 2 · 17,8 = 27,4 cm der Podestplatte in Abhängigkeit von dem Kreu-
gewählt: 28 cm zungspunkt der Unterkanten der beiden Lauf-
Die Treppe soll zweiläufig angelegt werden. Jeder Lauf er-
platten gewählt wird, d. h. in der Regel dicker als
hält dann 8 Steigungen. Da die Austrittstufe jeweils im Po- statisch erforderlich ist. Die Begrenzung des Trep-
dest liegt, ist jeder Lauf nur 7 Auftritte lang; also: penauges kann an dem Kreuzungspunkt vertikal
Lauflänge = (Anzahl der Steigungen – 1) · Auftritt-Breite
angelegt werden, was darüber hinaus zur Folge
= 7 · 28 cm = 1,96 m hat, dass im Bereich des Treppenauges ein
Höhenvorsprung des Handlaufes vermieden wer-
Bei der Gestaltung von Treppen sind die Abmes- den kann. Andernfalls ergeben sich am Anschnitt
sung und Geometrie der tragenden Bauteile zu hässliche Zwickel (Bild 4.18b).
berücksichtigen, die von Belastung, Spannweite Wenn die Vorderkanten von Austritt- und Antritt-
und Bauart abhängig sind. Außerdem ist bereits stufen am Podest im Grundriss in einer Linie lie-
bei der konstruktiven Planung auch die Gestal- gen, kann sich für den inneren Handlauf am Trep-

4.17 Vergleich des Flächenbedarfs verschiedener Treppenarten (vgl. Bild 4.1)


292 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

4.18a 4.18b 4.18c

4.18 Beziehung zwischen Podestdicke, Handlaufführung und Podestanschluss


a) Laufplattenunterseiten und Treppenauge schließen in einer Linie an das Podest an: Handlaufübergang ohne
Höhenversprung
b) Stufenvorderkanten von Aus- und Antritt im Grundriss auf einer Linie: Bei einem Treppenlauf versetzter Knick in
der Untersicht; Höhenversprung im Handlauf
c) Laufplattenunterseiten schließen in einer Linie an das Podest an, jedoch liegen Aus- und Antritt im Grundriss
nicht auf einer Linie: Handlaufübergang ohne Höhenversprung

penauge ein Höhenverspürung ergeben (Bild sentlichen Teil der Bequemlichkeit und Sicherheit
4.18b). Er kann bei entsprechend breitem Trep- ein, den ein gradliniger Treppenlauf bietet. Die
penauge notfalls mit einem Übergangskrümm- Nachteile teilweise (halb- oder viertel-) gewen-
ling ausgeführt werden, oder die Handläufe müs- delter Treppen können durch allmähliches Um-
sen – unter Einschränkung des Podestraumes – formen der rechteckigen Stufen in keilförmige
bis zum Schnittpunkt S (Bild 4.18b) weitergeführt Stufen (Verziehen) vermindert werden.
werden. Es ist daher oft günstiger, im Grundriss Folgende Forderungen sind zu berücksichtigen:
den Antritt bzw. Austritt nicht auf einer durchge-
henden Linie festzulegen (Bild 4.18c). Dabei er- • An keiner Stelle der Stufe soll die Auftrittbreite
gibt sich allerdings durch die erforderliche Ver- weniger als 10 cm (in Wohngebäuden mit nicht
schiebung bei gleich langen Treppenläufen eine mehr als zwei Wohnungen in einem Abstand
entsprechend größere Gesamtlänge für zweiläu- von 15 cm von der inneren Wendelung) betra-
fige Podesttreppen. Die Dicke d der Podestplatte gen (die normale Auftrittbreite ist auf der Lauf-
kann jedoch geringer sein. linie abzutragen).
Durch Wendelung eines Teils der Stufen kann in • Um ein allmähliches Überleiten des geraden in
der Grundfläche Raum gespart werden (vgl. Bild den gewendelten Laufteil zu gewährleisten, müs-
4.17). Die Treppe büßt dabei jedoch einen we- sen möglichst viele Stufen verzogen werden.
4.1 Allgemeines 293

4.19a 4.19b

4.19
Gehbereiche (DIN 18 065)
a) gewendelter Lauf
b) viertelgewendelter Lauf
c) Wendeltreppe 4.19c

• Die Lauflinie muss stetig und ohne Knickpunk- Die Stufen 4 bis 16 sollen verzogen werden. Eine Stufenkan-
te sowie mit einem Mindestradius von 30 cm te (Stufe 10) soll in der Achse des Wangenzwischenraums
(Treppenauges) liegen. Die geringste Auftrittbreite von 10
innerhalb des Gehbereiches verlaufen (Bild cm sollen die Stufen 9 und 10 haben. Die Verlängerungen
4.19). Die Breite des Gehbereiches beträgt 2/10 ihrer Stufenvorderkanten schneiden sich in A. Punkt B liegt
der Laufbreite bei einem Abstand von 4/10 der auf der Linie der ersten bzw. letzten geraden Stufe.
Laufbreite vom Innenrand der Treppe. Der Halbkreis um B mit A – B wird in 6 gleiche Teile geteilt,
da zwischen Stufenkante 17 und 11 bzw. 3 und 9 sechs Stu-
Die Stufen können einfach im Grundriss oder fen liegen. Die Fußpunkte der Lote von den Teilpunkten des
Halbkreises auf A – B werden mit den Teilpunkten auf der
auch, genauer, in Grundriss und Aufriss verzogen Lauflinie verbunden.
werden. Beide zeichnerischen Verfahren werden In Bild 4.21 ist ein anderes Verfahren für eine viertelgewen-
hier am Beispiel der viertelgewendelten, die erste delte Treppe dargestellt. Die Eckstufe wird an der schmal-
auch an der halbgewendelten Treppe gezeigt sten Stelle mind. 10 cm breit angenommen. Die letzte und
(Bilder 4.20 bis 4.22). erste gerade Stufe an der Ecke ergeben mit ihren Verlänge-
rungen das Achsensystem, auf dem beide verlängerte Eck-
stufenkanten das Maß für die Stufenkantenfluchtpunkte
Verziehen der Stufen im Grundriss abschneiden (x und y).
(Bild 4.20 und 4.21)
Verziehen der Stufen im Grundriss
Beispiel: und Aufriss (Bild 4.22)
Laufbreite, Treppenhausbreite und Lauflänge (Steigungs-
verhältnis) liegen fest. Die mittlere Auftrittbreite wird für
Zwischen den Stufen 2 und 9 einer viertelgewen-
die geraden wie für die gewendelten Stufen auf der Laufli- delten Treppe sollen 6 Wendelstufen angeordnet
nie abgetragen. werden. Man wickelt die Innenseite der Freiwan-
294 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

4.20 Verziehen im Grundriss. Halbgewendelte Treppe. 4.21


Dieselbe Konstruktion kann angewendet werden, Verziehen im Grundriss
wenn auf die Treppenachse keine Stufenkante, Viertelgewendelte Treppe
sondern eine Stufenmitte trifft

4.22 Verziehen im Aufriss und Grundriss (Abwicklungsmethode)


4.2 Treppenbauarten 295

ge ab und zeichnet die erste und letzte gerade 4.2 Treppenbauarten


Stufe (Kante 2 und 9) mit den Steigungslinien 1
bis 2 und 9 bis 12 usw. Dann verbindet man Punkt Die Bauarten moderner Treppen beruhen zu ei-
2 und 9 und ersetzt diese gerade Linie durch eine nem großen Teil auf den handwerklichen Techni-
aus zwei Kreisbögen zusammengesetzte ge- ken für die Ausführung von Holztreppen. Die fol-
schwungene Linie, in die die Steigungslinien 1 bis genden Grundtypen des Treppenbaues werden
2 und 9 bis 12 als Tangenten übergehen. Zu die- unterschieden (Bild 4.23):
sem Zwecke wird die Linie 2 bis 9 halbiert. Für je- • Wangentreppen
de Hälfte wird die Mittelsenkrechte gezeichnet
und zum Schnitt mit den zu den Steigungslinien • aufgesattelte Treppen
in den Punkten 2 und 9 errichteten Senkrechten • Holmtreppen
gebracht. Die Schnittpunkte m und m1 sind die • Kragtreppen
Mittelpunkte für die beiden von 2 nach 9 zu • Spindeltreppen
zeichnenden Bogenlinien. Diese doppelte Bogen- • Bolzentreppen
linie schneidet die Stufenhöhen an der Vorder-
kante der Stufen. Dadurch ergeben sich die Auf- • wangenfreie Treppen mit aufgehängten Stufen
trittsbreiten, die in den Grundriss übertragen • Stahlbeton-Massivtreppen. 4
werden. Das Verfahren ist unverändert für halb-
gewendelte Treppen anwendbar. Der Baustoff kennzeichnet Treppenbauarten nur
Beim Verziehen von Treppen ist der davon abhän- unvollkommen. Vielfach bestehen aus gestalteri-
gigen Gestaltung der erforderlichen Handläufe schen oder statischen Gründen Mischkonstruk-
bzw. Geländer Aufmerksamkeit zu widmen. Zu tionen mit tragenden Bauteilen, Stufen oder Ge-
beachten ist, dass sich wegen der sehr unglei- ländern aus unterschiedlichem Material. Bei nicht
chen Auftrittsbreiten an den Treppenaußenseiten notwendigen bzw. bei Treppen, an die keine
ein ungleichförmiger Verlauf des Handlaufes er- Brandschutzanforderungen gestellt werden müs-
gibt, der zu Knickpunkten an den Raumecken sen, eröffnet z. B. die Verwendung von Glas über
führt. die gezeigten Standardlösungen hinaus zahlrei-
che technische und gestalterische Möglichkeiten
(vgl. auch Abschn. 4.2.6).

4.23a 4.23d

4.23b 4.23e 4.23g

4.23c 4.23f 4.23h


4.23 Treppenbauarten
a) Wangentreppen e) Spindeltreppe
b) aufgesattelte Treppen f ) Bolzentreppe
c) Holmtreppe g) wangenfreie Treppe mit aufgehängten Stufen
d) Kragtreppe h) Stahlbeton-Massivtreppe
296 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

4 4.24 Gemauerte Freitreppe

4.25 Freitreppe mit Werksteinstufen.


Die Stufen liegen auf gemauerten Wangen
1 Wangenmauerwerk
2 frostfreie Gründung
Eine Einteilung nach Treppenbaustoffen versucht schn. 4.1.2). Es ist aber möglich, Naturwerkstein-
daher lediglich, den Überblick über das sehr viel- stufen mit Bewehrungseinlagen zu versehen, die
fältige und umfangreiche Sachgebiet zu erleich- in Längsbohrungen eingebracht und verpresst
tern. werden. Derartige Werksteinstufen sind dann
ähnlich wie Stahlbeton-Werkstein zu betrachten.
Für außen liegende Freitreppen eignen sich be-
4.2.1 Gemauerte Treppen sonders wetterbeständige Steine geringer Ab-
nutzbarkeit: Granit, Basalt, harte Sandsteine. Die
Einfache Frei- und Innentreppen werden gele- Stufen erhalten rechteckigen Querschnitt oder
gentlich noch aus Mauerziegeln hergestellt. Die nur sparsame Profilierung der Vorderfläche. Bei
einzelnen Stufen werden als Rollschichten aus nach zwei oder drei Seiten abgewinkelten Frei-
Vormauerziegeln oder Hochbauklinkern (DIN treppen sollen die Längsstufen mit den kürzeren
105) mit Kalkzementmörtel gemauert. Bei Frei- Seitenstufen so zusammenstoßen, dass die Stoß-
treppen liegt die unterste Stufe auf einem Funda- fugen nicht in der Vorderansicht erscheinen. Die
ment, dessen Sohle in frostfreie Tiefe reicht (s. a. Stufen sind frostsicher zu gründen und sorgfältig
Abschn. 4.2 in Teil 1 dieses Werkes). Die übrigen miteinander zu verklammern bzw. zu verdübeln.
Stufen ruhen auf einer Stahlbeton- oder ge- Bei Freitreppen mit seitlichem Geländerabschluss
stampften Magerbetonschicht (Bild 4.24). Die (Bild 4.25) werden die Stufenenden durch Wan-
Stufen haben leichtes Gefälle nach vorn, damit genmauern unterstützt. Unter der untersten Stu-
das Wasser schnell abläuft. fe ist außerdem in der ganzen Länge eine (nicht
tragende) Frostschutzschürze erforderlich.
Außentreppen. Außen liegende Differenztreppen
4.2.2 Werksteintreppen an Gebäudeeingängen sind schwierig einwand-
frei zu gründen, weil die nötigen Fundamente in
Geschosstreppen mit frei aufliegenden Stufen der Regel im Verfüllbereich des früheren Arbeits-
aus Naturwerkstein, wie sie in älteren Gebäuden raumes liegen. Eine absenkungsfreie Gründung
noch vorkommen, gelten als nicht feuerbestän- ist nur durch Bildung eines Auflagers an der
dig. Ihre Verwendung für notwendige Treppen ist Außenwand oder mit getrennter Fundamentie-
daher heute nur eingeschränkt zulässig (vgl. Ab- rung bis auf die Bauwerkssohle möglich.
4.2 Treppenbauarten 297

Bei nicht zu großer Stufenzahl können derartige der Treppenhauswände angelegt werden. Beim
Außentreppen auch mit Stahlbetonlaufplatten Versetzen werden die Stufen mit dem freien Ende
ausgeführt werden, die aus der Kellerdecke aus- auf ein schräg liegendes, durch Stiele gestütztes
kragen. Hinsichtlich des erforderlichen Wärme- Kantholz als Montagehilfe aufgelegt. Um den un-
schutzes (Wärmebrückenbildung) ist auf eine vermeidlich nachträglich eintretenden Setzun-
thermische Entkoppelung zu achten. Hinsichtlich gen entgegenzuwirken, werden die einzelnen
der Ausführungssicherheit bei der Abdichtung ist Stufen mit einer Überhöhung der Abstützungs-
diese Ausführungsart jedoch nicht ratsam. konstruktion eingebaut. Die Auflagerflächen in
Die Laufplatten oder Tragkonstruktionen länge- der Wand müssen einwandfrei verkeilt und die
rer äußerer Differenztreppen werden thermisch Fugen restlos mit Zementmörtel verfüllt werden.
getrennt auf dem Gebäudesockel aufgelegt. Die Wendeltreppen werden meist als Spindeltreppen
Aussenkante liegt auf kurzen frostsicheren Strei- ausgeführt. Die Spindel wurde früher gemauert
fenfundamenten oder kurzen Bohrpfählen (Bild oder ist als Bestandteile der Stufen angearbeitet.
4.26). Bei Spindeltreppen mit gemauerter Spindel wird
Werksteinstufen können auf Stahlbetonwangen die Spindel als Ziegelpfeiler voll oder bei größe-
(vgl. Bild 4.26 und 4.27) oder Stahlwangen bzw. rem Durchmesser auch hohl gemauert. Der Stu-
-holme oder auf entsprechende Untermauerun- fenquerschnitt ist meist rechteckig. Die Auflager- 4
gen (vgl. Bild 4.25) aufgelegt werden. tiefe beträgt 12 cm (Bild 4.28).
Bei Spindeltreppen aus Werkstein mit an die Stu-
Kragtreppen können in gemauerte oder beto- fen angearbeiteter Spindel legen sich die Stufen
nierte Treppenhauswände als Kragtreppe (vgl. der ganzen Länge nach und außerdem mit dem
Bild 4.23d) eingespannt werden. In jedem Fall zylindrischen Spindelansatz aufeinander (Spin-
ist ein Standsicherheitsnachweis erforderlich. Bei deldurchmesser 15 bis 20 cm). In der Spindel wer-
auskragenden Stufen aus Werkstein beträgt bei den die Stufen durch starke verzinkte Stahldübel
Stufenlängen bis etwa 1,20 m die Einbindtiefe verbunden. Die Stufenvorderfläche tritt gegen
jeder dritten oder vierten Stufe 25 cm, bei den die Spindelfläche etwas zurück oder geht tan-
übrigen 12 cm. Alle Stufen größerer Freilänge gential in diese über. In Bild 4.29 setzen sich die
binden mindestens 25 cm ein. Die Stufen werden Stufen stumpf aufeinander. Die Stufen können
erst nach Fertigstellung des Rohbaues versetzt, auch mit Falz aufeinandergesetzt werden. Die
um Beschädigungen zu vermeiden; die erforderli- Laufunterfläche bildet dann eine glatte Schrau-
chen Aussparungen müssen beim Aufmauern benfläche.

4.26
Hauseingangstreppe
1 Betonwerkstein-Podestplatte mit Aussparung
für durchlaufenden Fußrost
2 Stahlbetonwange
(oben eingemauert, unten auf Sockelstück gelagert)
3 Betonwerksteinwinkelstufen
4 Sockelstück
5 Fundament
6 Anschlagschiene mit dauerelastischer
Abdichtung außen und innen
298 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

4.27a 4.27b 4.27c

4
4.27d 4.27e

4.27 Stufen aus Stahlbetonfertigteilen oder aus Werkstein


a) beiderseits auf Treppenhauswände aufgelegt (Schachttreppe)
b) auf Treppenhauswand und Stahlbetonwange aufgelegt
c) beiderseits auf Stahlbetonwangen aufgelegt
d) beiderseits in Stahlbetonwangen aus Fertigteilen eingehängt
e) einseitig in Treppenhauswand eingespannt (Kragtreppe)

4.28 Wendeltreppe mit


gemauerter Spindel 4.29 Wendeltreppe mit an die Stufen gearbeiteter Spindel
4.2 Treppenbauarten 299

4.2.3 Stahlbetontreppen ggf. zusätzlicher Bewehrungen verschwinden die


statisch erforderlichen Podestbalken meistens in
Die weitaus meisten Geschosstreppen werden der Podestplatte, so dass die Unterflächen von
aus Stahlbeton in Ortbeton oder aus Fertigteilen Laufplatten und Podesten ineinander übergehen
hergestellt, allein schon um die vielfach vorhan- (s. auch Abschn. 4.1.3 und Bild 4.18).
denen Brandschutzanforderungen erfüllen zu In Bild 4.32 ist als Beispiel eine einfache, zweiläufi-
können. ge Stahlbetonpodesttreppe mit den erforderli-
Einläufige oder zweiläufige Treppen mit Podest chen Bewehrungen dargestellt. Die Laufplatten
werden am häufigsten ausgeführt, doch erlaubt spannen sich zwischen den Podestplatten (Tritt-
das Konstruieren mit Stahlbeton auch vielfältige schalldämmung ggf. nach Abschn. 4.1.2).
Sonderformen. In den meisten Fällen werden die Stufenbeläge
In statischer Hinsicht sind die Laufplatten, Wan- aus Natur- oder Betonwerksteinplatten herge-
gen oder Holme der meisten Stahlbetontreppen stellt, die in Mörtel verlegt werden. Dabei können
entweder als Einfeldträger, die auf den Podest- getrennte Tritt- und Setzstufen (Bild 4.31a) oder
rändern aufgelagert sind (Bild 4.30a) oder als ge- Winkelstufen aus Betonwerkstein (Bild 4.31b und
knickte Träger (Bild 4.30b) zu betrachten. Seltener
werden Laufplatten oder Podeste aus Stahlbe-
c) mit Metall- oder Kunststoffprofilen als Rutsch-
sicherung (Bild 4.33d) verwendet werden.
4
tonwänden ausgekragt (Bild 4.30c). Ferner können vorgefertigte Block- oder Hohlstu-
Bei Podesttreppen sind nur bei sehr großen Ab- fen auf glatte Stahlbetonlaufplatten ohne Roh-
messungen oder Belastungen gesonderte Aufla- stufen aufgelegt werden (Bild 4.31d).
gerträger am Podestrand erforderlich. In Form

4.30a 4.30b 4.30c

4.30 Statische Systeme von Stahlbetontreppen


a) Laufplatten bzw. Wangen auf tragende Podeste aufgelegt (vgl. Bild 4.9b)
b) Laufplatte und Podestplatten als geknickter Träger ausgebildet
c) Laufplatte oder Stufen seitlich eingespannt

4.31a 4.31b 4.31c 4.31d

4.31 Stufenbeläge aus Beton- oder Naturwerkstein


a) Plattenstufen mit Tritt- und Setzstufe
b) Winkelstufen
c) L-Stufen
d) Keilstufen
300 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

4.32 Zweiläufige Stahlbetontreppe (berechnet von Prüfingenieur Dr.-Ing. G. Raczat, Hagen)


4.2 Treppenbauarten 301

4.33a 4.33b

4.33c 4.33d
4
4.33 Kantenschutzprofile 4.34 Stufenbeläge aus keramischen Platten
a) Vorstoßschiene aus Metall für Beton-Rohstufen a) Trittstufenplatten mit Sicherheitsrillen
mit Glattstrich b) Trittstufenwinkel (Schenkelplatten)
b) Kunststoff-Stufenkanten mit Rippen (Mipolan)
für Bahnenbeläge oder Textilbeläge
c) Kantenschutz aus Kunststoff für vorgefertigte
Stufen (bei Herstellung der Stufe eingesetzt)
d) Rutschsicherung aus Kunststoff- oder Metall-
rippen (in gefräste Rillen geklebt)

Einfache Treppen erhalten als Gehbelag lediglich


einen Glattstrich – am besten mit Randprofilen
als Kantenschutz (Bild 4.33a).
Auf vorgefertigten Stufen oder auf Ortbetonstu-
fen, die mit einem Glattstrich versehen werden,
können Kunststoff- oder Textilbeläge verlegt wer-
den, wenn nicht Brandschutzbestimmungen ent-
gegenstehen. Die Beläge werden durchlaufend
um die Stufenvorderkanten geklebt, oder es wer-
den zur Minderung des Verschleißes und zur Ver-
besserung der Trittsicherheit optisch nachteilige
Kantenschutzprofile verwendet (Bild 4.33b).
Bei Stufenbelägen aus Betonwerkstein können
als Kantenschutz einbetonierte Kunststoff-Eck-
profile (Bild 4.33c) eingesetzt werden. Je nach
Glätte der Oberflächen und den Anforderungen
an die Rutschsicherheit sind Trittschutzrippen
(Bild 4.33d) erforderlich.
Stufenbeläge aus keramischen Platten können
ggf. ohne Formstücke, mit speziellen am vorderen
Rand geriffelten Treppen- Auftrittplatten (Bild
4.34a) oder mit Trittstufenwinkeln bzw. Schenkel-
platten (Bild 4.34b) hergestellt werden.

Vorgefertigte Stahlbetontreppen werden zu-


nehmend mit dem Ziel der Zeit- und Kostenein- 4.35 Lamellentreppe aus nebeneinander verlegten
sparung, sowie der Verbesserung der Aus- Stahlbetonbalken (Bürkle)
302 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

4 4.36 Vorgefertigte geknickte Stahlbeton-Treppenläufe (Dennert)

4.37 Vorgefertigte Treppenläufe aus Stahlbeton


1 geknickte Laufplatte
2 Fertigteilpodest
3 Geländerhalterung

führungsqualitäten eingesetzt. Sie können aus die nebeneinandergelegt den Lauf ergeben (Bild
einzelnen Stufen bestehen, die wie Werksteinstu- 4.35).
fen verlegt bzw. eingespannt werden (Bild 4.27). Zunehmend werden ganze Treppenläufe auch in
In Ortbeton hergestellte Laufplatten können ins- gewendelten Ausführungen und mit Podesten
besondere bei der Sanierung erforderlichem vorgefertigt und mit dem Baukran versetzt (Bild
nachträglichem Treppeneinbau durch vorgefer- 4.36).
tigte schmale Stahlbetonbalken ersetzt werden,
4.2 Treppenbauarten 303

4
4.38
Spindeltreppe
aus Stahlbeton

4.39
Elektrisch beheizte
Stufen für Außentreppen
1 Betonwerkstein
mit Heizelement
2 Wärmedämmung
3 Abflussrinne
mit Gitterrost

Nach dem gleichen Prinzip vorgefertigte, ge- Für Außentreppen (z. B. auch für Nottreppen)
knickte Stahlbetontreppenlaufplatten in Verbin- werden vielfach auch vorgefertigte freitragende
dung mit vorgefertigten Podestplatten zeigt Stahlbeton-Spindeltreppen verwendet (Bild 4.38).
Bild 4.37. Einem höheren Schalungs- und damit Wenn Außentreppen zwingend schnee- und eis-
Herstellungsaufwand stehen hier Gewichtsein- frei gehalten werden müssen, können vorgefer-
sparung und eine anspruchsvollere Gestaltung tigte Stufenelemente mit unterseitiger Wärme-
gegenüber. dämmung und eingearbeiteten elektrischen
Heizelementen eingebaut werden (Bild 4.39).
304 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

4.2.4 Holztreppen Rotbuche, Ahorn, Esche und ausländische Hart-


hölzer. Für breitflächige Teile sind Kernbohlen zu
Allgemeines verwenden. Im Übrigen ist das Holz so einzubau-
en, dass mögliche Krümmungen der Belastung
Holztreppen sind nach den Bestimmungen der entgegenwirken (Bild 4.40).
Bauordnungen in den meisten Bundesländern
Wangen, Blockstufen und dicke Trittstufen wer-
nur in Gebäuden mit bis zu zwei Vollgeschossen
den zur Vermeidung von Verformungen vielfach
zugelassen (Gebäudeklassen A, B und D, s. Ab-
aus verleimten Massivhölzern (Verleimung auch
schn. 4.1.2). Die Feuerwiderstandsfähigkeit kann
mit Keilzinken oder Sperrholzfeder, Bild 4.41), aus
nur bedingt durch Bekleidungen oder durch Be-
Sperrholz (DIN EN 315, 635 und DIN 68 705) oder
achtung von Mindestquerschnitten gemäß DIN
aus brettschichtverleimten Hölzern hergestellt.
4102 erhöht werden.
Für Setzstufen kommen auch Holzwerkstoffplat-
Als Material für Holztreppen werden vorzugswei- ten in Frage.
se Massivholz oder Furnierschichthölzer verwen-
Wangen und Holme sind bei gradläufigen Holz-
det, und zwar für tragende Teile Nadelhölzer und
oder auch Stahltreppen entweder unten beweg-
Eichenholz, für Trittstufen und Handläufe auch
4

4.41a

4.41b

4.41c

4.41
Verleimung
von Massivhölzern
a) Stumpfe Verleimung
b) Keilzinken-Verleimung
4.40 Einbau von Massivhölzern in Holztreppen c) Feder-Verleimung

4.42a 4.42b

4.42 Auflagerung von Treppenwangen


a) unten bewegliches Auflager; oben eingehängt an Podest- oder Deckenrand
b) unten Widerlager (z. B. durch Blockstufe), oben angelehnt an Treppenpodest oder Deckenrand
4.2 Treppenbauarten 305

lich aufgelagert und oben aufgehängt (Bild 4.42a) Blocktreppen. Blocktreppen mit Stufen aus Mas-
oder unten aufgestützt und gegen Horizontal- sivholz gehören zu den ältesten Treppenkons-
schub gesichert und oben beweglich angelehnt truktionen. Bei ihnen werden Massivholzstufen
(Bild 4.42b). Die Wangen bzw. Holme sind also auf Tragholme so aufgedübelt, dass unterbroche-
ähnlich wie eine Leiter gegen den oberen Podest- ne oder auch geschlossene Untersichtflächen
rand gesetzt. entstehen. Derartige Stufen reißen jedoch leicht.
Die Holme werden am Podestrand mit Stahl- Durch Verwendung von brettschichtverleimten
laschen befestigt. Wangen oder Holme können Stufen werden Blocktreppen heute wieder für die
unter Beachtung der punktuellen Lasteintragung Ausführung interessant (Bild 4.43).
auf den fertigen Fußboden aufgesetzt werden. In
der Lagerfuge ist ein Filzstreifen als Gleitschicht Aufgesattelte Treppen. Bei aufgesattelten Holz-
und zur Schalldämpfung einzulegen. treppen werden die Wangenoberkanten abge-
stuft ausgeschnitten (Bild 4.44a), oder die Tritt-
stufen werden auf die Wangen mit Hilfe von
Bauarten dreieckigen Zwischenstücken aufgesetzt oder
„aufgesattelt“ (Bild 4.44b). Bei einer Ausführung
Hinsichtlich der Bauart unterscheidet man bei
Holztreppen: nach Bild 4.44c kann die Höhe des Holmes op- 4
tisch verringert werden.

4.43
Blocktreppe
(Stufen in Brettschichtverleimung)
a) Schnitt
b) Ansicht 4.43a 4.43b

4.44a 4.44b 4.44c

4.44 Aufgesattelte Treppe, Ausbildung der Tragholme


a) Stufenauflager aus dem Tragholm ausgeschnitten
b) Tragholm mit Rechteckprofil, Stufenkeile aufgesetzt
c) Tragholm für Stufenlager ausgeschnitten, Stufen am Holm ausgeklinkt
306 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

4.45a 4.45b 4.45c

4.45 Auflager von Treppenwangen bzw. -holmen


4 a) Rissgefahr am Holmauflager
b) Bolzensicherung gegen Rissgefahr
c) Holmauflager mit Tragbolzen

Aufgesattelte Treppen bieten der Gestaltung wei- Besser ist der Anschluss durch Hängewinkel mit
ten Spielraum. Dass die Wangen auf schmale Tragbolzen (Bild 4.45c).
Tragholme reduziert werden können, kommt der Für die Bemessung von Tragholmen aufgesattel-
Absicht entgegen, die Treppenläufe so leicht wie ter Treppen geben die Tabellen 4.46 und 4.47 ei-
möglich erscheinen zu lassen und die Schatten nen Anhalt.
werfenden Teile des Treppenkörpers auf ein Min- Die Lage der Holme unter den Stufen ist bei auf-
destmass zu beschränken. In der Regel wird da- gesattelten Treppen von der Treppenbreite unab-
her auf Setzstufen verzichtet. hängig. Die Trittstufen kragen in ihrer Längsrich-
Die Wangen oder Holme bestehen entweder aus tung mehr oder weniger weit aus.
einfachen gehobelten Bohlen oder aus Brett- Die Trittstufen sind 4 bis 7 cm dicke Bohlen oder
schichtträgern. Die Außenflächen der Träger kön- verleimte Platten (stäbchenverleimte Platten mit
nen mit Edelhölzern furniert, gebeizt oder ge- Umleimern oder Furnierplatten mit sichtbaren
strichen werden. Für gebogene Treppen werden Schnittflächen oder brettschichtverleimte Platten).
Holme aus Sperrholz verleimt. Die Befestigung der Stufen auf den Holmen ist
Der Anschluss der Holme am Podestrand soll so weitgehend eine Frage der Gestaltung. Im einfach-
erfolgen, dass die Aufklauung möglichst keine sten Falle werden die Trittstufen auf die oben aus-
Kräfte übertragen muss, weil die Gefahr des Ein- geschnittenen Wangen aufgeschraubt oder aufge-
reißens besteht (Bild 4.45a). Durchgeschraubte dübelt und verleimt. Werden keine ausge-
Bolzen können als Abhilfe dienen (Bild 4.45b). schnittenen Wangen, sondern oberseitig glatte

Tabelle 4.46 Tragholmhöhen hw in cm für Tragholme aus Bauschnittholz [18]

Stütz- Treppen- Treppenlaufbreite


weite höhe
b = 0,80 m b = 1,00 m b = 1,20 m

Breite bw in cm Breite bw in cm Breite bw in cm


l in m h in m 5,5 8,5 10,5 12,5 5,5 8,5 10,5 12,5 5,5 8,5 10,5 12,5

1,50  1,50 10,5 9,5 8,5 10,5 9,5 8,5 11 10 9


2,00  2,00 13,5 11,5 10,5 14 12 11 14,5 12,5 12
2,50  2,50 17 14 13 12,5 17,5 15 14 13 18,5 16 14,5 14
3,00  3,00 16,5 15,5 15 18 16,5 15,5 19 17,5 16,5
3,50  3,00 19 18 17 20 19 18 21,5 20 19
4,00  3,00 21,5 20 19 22,5 21 20 24 22,5 21
4,50  3,00 24 22 21 25 23,5 22 26,5 25 23,5
4.2 Treppenbauarten 307

Tabelle 4.47 Tragholmhöhen hw in cm für Tragholme aus Brettschichtholz [18]

Stütz- Treppen- Treppenlaufbreite


weite höhe
b = 0,80 m b = 1,00 m b = 1,20 m

Breite bw in cm Breite bw in cm Breite bw in cm


l in m h in m 5,5 8,5 10,5 12,5 5,5 8,5 10,5 12,5 5,5 8,5 10,5 12,5

1,50  1,50 10,5 9,5 8,5 10,5 9,5 8,5 10,5 9,5 8,5 4
2,00  2,00 13 11 10,5 13,5 11,5 11 14 12 11,5
2,50  2,50 16 13,5 12,5 12 16,5 14,5 13,5 12,5 17,5 15 14 13,5
3,00  3,00 16 15 14,5 17 16 15 18 17 16
3,50  3,00 18,5 17,5 16,5 19,5 18,5 17,5 20,5 19,5 18,5
4,00  3,00 21 19,5 18,5 22 20,5 19,5 23 21,5 20,5
4,50  3,00 23 21,5 20,5 24,5 22,5 21,5 25,5 24 22,5

Tabelle 4.48 Trittstufen für Wangentreppen und für aufgesattelte Treppen, empfohlene Dicken d [mm]

Stützweite l 0,80 m 0,90 m 1,00 m 1,10 m 1,20 m

Stufenbreite b 240 300 240 300 240 300 240 300 240 300

Nadelholz Sortierklasse S10 empfohlene 40 40 45 45 45 45 50 50 55 55


nach DIN 4074, z. B. Fichte, Dicke
Kiefer, Lärche oder Tanne.
Rohholzdicken = 45, 50, 55 u. 60 mm

Eiche oder Buche, empfohlene 40 40 45 45 45 45 50 50 55 55


mittlere Güte (Hartholz) Dicke
Rohholzdicken = 45, 50, 55 u. 60 mm

Bau-Furnierplatten (BFU) empfohlene 40 40 45 45 45 45 50 50 55 55


nach DIN EN 315, 635 und DIN 68 705, Bl. 3 Dicke

Verbundstufen BTI/BFU: Gesamtdicke 46 46 46 46 48 48 50 50 54 54


Mittellage = Bau-Tischlerplatten
Decklagen = Bau-Furnierplatten

Verbundstufen BTI, furniert: Gesamtdicke 48 44 50 48 52 50 54 52 56 54


Mittellage = Bau-Tischlerplatten
Decklagen = Hartholzfurniere
oder BFU

Verbundstufen Spanpl./BFU: Gesamtdicke 46 46 48 46 50 48 54 50 58 54


Mittellage = Holzspanplatten
Decklagen = Bau-Furnierplatten

Verbundstufen Spanpl./Spanpl.: Gesamtdicke 58 54 64 58 70 64 70 70 76 70


Mittellage = Holzspanplatten
Decklagen = Holzspanplatten
308 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

Holme verwendet, so werden dreieckige oder tra- Einholmtreppen sind eine Variante der aufgesat-
pezförmige Bohlenstücke (Stufenkeile) aufgesetzt telten Treppen. Die Stufen werden auf dem in der
oder angeblattet (geschraubt, verdübelt, geleimt), Regel in der Mitte liegenden Holm versenkt auf-
die die Trittstufen tragen. Für die Dimensionierung geschraubt oder aufgedübelt (Bild 4.49) und bei
von Trittstufen sind in Tabelle 4.48 auf der Grundla- großen Treppenbreiten auch durch Stützkonso-
ge von DIN 1055 Richtwerte gegeben [21]. len bzw. Setzstufen gegen Durchbiegung und

4
4.49
Stufenbefestigung
bei Einholmtreppen

4.50
Aufgesattelte einläufige Treppe
mit nur einem Tragholm
(Prof. Gieselmann, Wien)
4.2 Treppenbauarten 309

Abkippen gesichert. In Bild 4.50 ist eine Einholm- den mit Stahllaschen auf den Decken oder Po-
treppe gezeigt, bei der die Stufen durch Gelän- desten gehalten.
derstäbe gehalten werden, die in diesem Falle am Die Trittstufen sind 25 bis 30cm breit. Zwischen
Randbalken des Treppenloches aufgehängt sind. den einzelnen Trittstufen sind keine senkrechten
Zwischenbretter (Futterstufen, Setzstufen) ange-
Eingeschobene Treppen. Bei dieser Konstruk- ordnet. Geländer werden außen an den Wangen
tion werden zwischen 5 bis 6 cm dicke, etwa befestigt.
25 cm breite Wangen die 4 cm dicken Trittstufen
„auf Grat“ eingeschoben (Bild 4.51). Die beiden Gestemmte Treppen. Bei den gestemmten Trep-
Wangen werden durch 2 bis 3 lange Schrauben- pen werden die einzelnen Stufen in gestemmte
bolzen miteinander verbunden. Die Wangen wer- bzw. gefräste Nutungen der Wangen so einge-

4.51a 4.51b

4.51
Eingeschobene Leitertreppe
a) Ansicht
b) Schnitt A–B

4.52
Gestemmte Treppe
310 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

setzt, dass die Stufenvorderkanten 3 bis 4 cm von Tabelle 4.54 Treppenwangen für gestemmte und
der Wangenoberkante entfernt liegen (Bild 4.52). halbgestemmte Treppen [21]
Die Stufen bestehen aus dem 4 bis 5 cm dicken
Trittbrett (Trittstufe) und dem 2 cm dicken Futter-
Wangenhöhen hw in cm
brett (Setzstufe). für gerade Treppen
Die Trittstufe (Kernseite nach oben), die etwa bis 1,20 m Laufweite
4 cm über die Setzstufe vorsteht, wird einfach
profiliert und kann mit einem Kantenschutz aus-
gestattet werden. Die Setzstufe wird mit dem Stützweite Wangenbreite bw
oberen Ende in die obere Trittstufe eingenutet, l in m 4,2 cm 5,2 cm 6,2 cm
das untere Ende wird an die Rückseite der unte-
ren Trittstufe genagelt oder geschraubt. Gemein- bis 3,25 28 28 28
sam mit den Wangen bilden sie ein räumliches 3,50 30 28 28
Tragwerk. 3,75 – 28 28
4,00 – 30 28
Vor dem Befestigen der Setzstufe werden die 4,25 – 32 30
4 obere und untere Trittstufe mit einem Hebel oder
mit Keilen auseinandergespreizt, damit die Stu-
4,50 _ 34 32

fen unter Vorspannung stehen und beim Bege-


hen weder in den Nutungen noch in der Nage-
lung knarren (Bild 4.53). Noch sicherer wird das Wangenhöhe hw . Für die Bemessung der Wangen
Knarren verhindert, wenn die gespannte, am obe- gibt Tabelle 4.54 einen Anhaltspunkt. Beide Wan-
ren Rand flachsegmentbogenförmig geschnitte- gen werden in Abständen von 4 bis 5 Stufen
ne Setzstufe nur mit dem Scheitelpunkt an die durch lange Schraubenbolzen (Ø 12 bis 16 mm)
darüber liegende Trittstufe gepresst ist. zusammengehalten.
Die Wangen sind – je nach Lauflänge 4,2 bis 6,2 Die Schraubenbolzen liegen entweder unmittel-
cm breit. Sowohl über der Vorderkante der Tritt- bar unter einer Trittstufe, oder sie werden 25 bis
stufe als auch unter der Hinterkante soll, senk- 35 cm tief in Längsbohrungen der Trittstufe ge-
recht zur Steigungslinie gemessen, 4 bis 5 cm steckt und von den äußeren Wangenflächen her
Holz stehen bleiben. Daraus bestimmt sich die angezogen (Bild 4.53c).

4.53a 4.53b

4.53
Gestemmte Treppe
a) Querschnitt durch Tritt- und Setzstufe
b) Längsschnitt durch Trittstufe und
Wange, Einsetzen der segment-
bogenförmig gehobelten Setzstufen
c) Längsschnitt durch Trittstufe
mit Treppenschraube
1 Holzscheibe
2 Schraubenkopf bzw. Mutter
mit Unterlegscheibe
3 Schraubenbolzen
4 Treppenwange
5 Trittstufe 4.53c
4.2 Treppenbauarten 311

Die Antrittstufe (unterste Stufe), die im Allgemei- Die Wangen können am Podestrand frei enden
nen auf der Massivdecke aufliegt, kann als Block- und im Bereich des Treppenauges die Tragpfos-
stufe hergestellt werden. Die Blockstufe wird ge- ten des Geländers aufnehmen (Bild 4.56).
gen Verschieben durch Bolzenanker gesichert. In Handwerklich aufwendig ist die früher allgemein
die Wandwange wird die Blockstufe 2 cm tief ein- übliche Ausführung mit „Krümmling“, einem spi-
gelassen, die Innenwange fasst mit einer Klaue ralförmigen Übergangsstück zwischen den Trep-
auf die Antrittstufe und greift mit einem Zapfen penwangen (Bild 4.57). Die Wangen werden in
in den auf der Blockstufe stehenden Antrittspfo- den Krümmling eingezapft. Das Krümmlingsstück
sten. Mit einer Pfostenschraube wird die Wange wird gegen den Podestrand gelehnt und durch
fest in den Pfosten hineingezogen (Bild 4.55). Dübel oder Bolzenlaschen gesichert.
Ein Antrittspfosten kann bei Holztreppen die Wan-
ge aufnehmen und gleichzeitig den Anfang des Zwischenpodeste zweiläufiger Holztreppen
Geländers bilden. Er besteht aus einer 6 bis 8 cm werden als Holzbalkenkonstruktionen ausgeführt
dicken Bohle und ist an der Breitseite der Wange oder bestehen aus Stahlbeton. Die Wangen der
oder am Kopf der Blockstufe mit Dübeln oder Treppenläufe werden auf den Podestrand auf-
Bolzen befestigt. geklaut oder durch einbetonierte Laschen oder
Stahlwinkel mit Dollen gesichert (Bilder 4.45c, 4
4.51 und 4.56), oder sie enden im Austrittspfos-
ten (Bild 4.55).

4.55b

4.55a

4.55c

4.55 Gestemmte Treppe


a) Schnitt A–B
b) Schnitt C–D
c) Grundriss
312 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

4.56
Wangenauflager am Zwischenpodest
einer zweiläufigen Geschosstreppe
mit Stahllasche (Geländer an
Stahlrohrpfosten)
1 Handlauf 5/4 cm
2 Flachstahl 5/1 cm
3 Dielenboden auf Lagerhölzern
4 Trittschallschutz
5 Stahlbeton
6 Putz

4.57
Wangenauflager einer zweiläufigen
Geschosstreppe mit Wangenkrümmling
4.2 Treppenbauarten 313

Ausführung gewendelter Holztreppen Mit Hilfe der Leimtechnik sind auch weitge-
Bei Wendeltreppen müssen, um überall ausrei- schwungene Holztreppen ausführbar. Abstützung
chende Durchgangshöhe (1,85 bis ≥ 2,00 m) zu der ausschwingenden Wangen durch Stahlstüt-
behalten, in einem Umlauf 11 bis 12 Stufen bei ca. zen auf den Podesten oder Aufhängung an Stahl-
18 cm Steigungshöhe untergebracht werden. Für profilen sind möglich.
größere Wendeltreppen werden die Wangen als Bei halb- oder viertelgewendelten Treppen werden
Sperrholz verleimt. Bei kleineren Wendeltreppen die Wandwangen an den Ecken gezinkt. Soweit
wird (ähnlich Bild 4.28 bzw. 4.29) die innere Wan- Wendelstufen anschneiden, ist die Form der Wan-
ge durch eine Spindel ersetzt, in die die Trittstu- ge besonders zu ermitteln (Bild 4.58a und b). Die
fen und die Futterstufen eingestemmt werden. Wandwangen werden durch starke Flach- oder
Der Durchmesser der Spindel (oder des Treppen- Profilstähle mit der Treppenhauswand verbunden.
auges) hängt vom Steigungsverhältnis ab, wenn Die Innenwange besteht aus geraden Wangen-
die geringste Auftrittbreite festgelegt ist. Die stücken und dem Krümmling. Die geraden Wan-
Holzspindeln können aus langen Bohlen verleimt gen werden mit dem Krümmling durch Dop-
und im ganzen abgedreht oder in einzelnen Tei- pelzapfen und Schraubenbolzen, die entweder
len hergestellt werden, die ausgebohrt und über
ein Stahlrohr geschoben und in der Spindelachse
senkrecht zur Wangenrichtung oder in der Wan-
genrichtung angeordnet werden, verbunden
4
durch eine Schraube zusammengepresst werden. (Bild 4.58d). Der Stoss darf nicht mit einer Setz-
stufe zusammenfallen.

4.58c 4.58a

4.58e 4.58d

4.58b

4.58 Viertelgewendelte Treppe (zimmermannsgemäßes Konstruktion)


a) Ansicht (Antrittspfosten weggelassen) d) Verbindung von Wange und Krümmling
b) Grundriss e) Abwicklung der Wandwange
c) Innere Wange
314 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

Form und Befestigung von Pfosten und Geländer Stahltreppen sind vielfach Bestandteil von Stahl-
auf oder seitlich an Wangen oder Stufen sind Ge- skelettbauten, können aber auch mit allen an-
staltungsaufgaben und nicht unbedingt abhän- deren Bauweisen i. d. R. als nicht notwendige
gig von der Konstruktion der Treppen. Material- Treppen kombiniert werden. In Geschossbauten
kombinationen aller Art (z. B. Holztreppen mit erfordern notwendige Stahltreppen besondere
Metallgeländer, Holzwangen bei Stahlbetonpo- Vorkehrungen hinsichtlich des baulichen Brand-
desten usw.) sind möglich (s. Abschn. 4.3). schutzes. Tragende Wangen und Holme müssen
durch Betonummantelung oder Feuerschutzplat-
ten geschützt werden (vgl. Abschn. 4.1.2 und 16.7
4.2.5 Stahltreppen in Teil 1 dieses Werkes.
Die Konstruktionsgrundsätze für Stahltreppen
Stahl bietet als Konstruktionsmaterial für Treppen sind ähnlich denen für eingeschobene oder auf-
vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Hohe Fest- gesattelte Holztreppen.
igkeit bei relativ geringem Gewicht und einfache Die Treppenwangen oder Holme bestehen aus
Verbindungsmöglichkeit durch Verschraubungen Profilstahl, Hohlprofilen oder aus Flachstahlblech
und Schweißen erlauben feingliedrige Konstruk- (Bild 4.61). Die Stufen können je nach Brand-
4 tionen. schutzanforderungen aus Holz, Natur- oder Be-

4.59a 4.59b 4.59c 4.59d

4.59 Formen von Stahlblechstufen


a) abgekantete ebene Profile
b) Rechteckige Hohlkastenprofile auf Konsolauflager
c) Stufenband
d) Gitterrost-Stufen

4.60 Stahltreppe mit Stufen aus abgekantetem Stahlblech mit Betonfüllung


1 Stahlblech abgekantet (2 mm) 4 Stahlblech-Wange nach statischer Berechnung
2 Bitumenanstrich 5 U-Profil als Podestrand
3 Beton, geglättet und beschichtet 6 L-Profil als Randeinfassung Podestbelag
4.2 Treppenbauarten 315

4.61a 4.61b

4.61c 4.61d

4.61 Wangenarten und Stufenauflager bei Stahltreppen


a) Holz-, Glas-, oder Werksteinstufen auf durchgehenden Auflagerprofilen, Wange aus Flachstahl
b) Stahlblechstufen, zwischen Wangen (Profilstahl) geschweißt
c) Holz- oder Werksteinstufen auf seitlichen L-Konsolen an Profilstahlwangen
d) Holz- oder Werksteinstufen, mit Konsolen aufgesattelt auf Wangen als Hohlprofile

tonwerkstein, Stahlbeton und aus Glas oder Für besondere Anforderungen sind im Übrigen
Acrylglas bestehen. Gitterroste oder abgekantete die gestalterischen Möglichkeiten für die Ausbil-
Stahlbleche, auch in individuell gestalteten Hohl- dung von Wangen und Stufen außerordentlich
kastenprofilen, können in den verschiedensten vielfältig. Die nachfolgend gezeigten Ausfüh-
Formen direkt als Trittstufen dienen (strukturierte rungsbeispiele können daher nur einen Aus-
Bleche wie z. B. „Tränenblech“). In der Regel er- schnitt bilden, und es muss im übrigen auf wei-
halten die Trittstufen jedoch Auflagen aus Na- terführende Literatur verwiesen werden.
turstein, keramischen Belägen, strukturierten Aus Hohlprofilen können z. B. gewinkelte Trag-
Edelstahl- oder Aluminiumblechen, Gummi-Nop- holme als geknickte Träger zusammenge-
penplatten usw. (Bild 4.59). Sie können auch mit schweißt werden, die bei längeren Treppenläufen
Beton verfüllt werden (Bild 4.60). von durchgehenden Geländerstäben unterstützt
Für Stahltreppen mit eingeschobenen Stufen und oder an Stahlseilen bzw. Stahlprofilen aufgehängt
für eine Stahltreppe mit aufgesattelten Stufen sind werden (Bild 4.62).
in Bild 4.61a bis d schematische Beispiele gezeigt. Bei den folgenden Beispielen für Zweiwangen-
Die Stahlprofile von Wangen bzw. Holmen können treppen hat die kleine nur 60 cm breite Treppe
mit den Stufen oder deren Auflagerprofilen ver- innerhalb einer Wohnung (Bild 4.63) seitliche
schweißt werden. Zur Vereinfachung der Monta- Wangen aus 8 mm dickem Stahlblech mit dazwi-
gemöglichkeiten werden die einzelnen Bauteile schengeschweißten Trittstufen aus 5 mm dickem
besser mit Schraubverbindungen errichtet. strukturiertem Stahlblech. Das Geländer besteht
Die meisten Stahltreppen werden ohne Setzstu- aus Stahlrohren mit Füllungen aus gespannten
fen ausgeführt. Die Trittstufen werden deshalb Stahlseilen.
unterschnitten (Bild 4.16) um den Durchblick zu Treppenholme können mit den Geländern auch
vermindern und um das Gefühl der Sicherheit gemeinsam tragende Fachwerkträger bilden (Bild
beim Begehen zu erhöhen. 4.64).
316 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

4.62 Winkel-Tragholme aus Hohlprofilen

4.64 Einläufige Treppe mit Fachwerkträger aus Vier- 4.63 Kleine Wohnhaustreppe
kantstahlrohr, das gleichzeitig Stufenauflager und (Architekt: Prof. B. Duscha, Erfurt)
Geländer bildet

4.65 Zweiwangen-Stahltreppe mit Holzblockstufen (Architekt: Prof. R. Scholl, Stuttgart)


1 Befestigungsschrauben 5 verleimte Holzblockstufe, Eiche
2 Holzschrauben 6 Stahlblech
3 Neopren- Einlage 7 Holzhandläufe, mit Konsolen an den Stahlrohr-
4 Profilkombination (U 80 + Flachstahl) Geländerstützen
4.2 Treppenbauarten 317

4.66 Einholmtreppe mit seitlich angeschweißten auskragenden Stufen

4.68 Stahlspindeltreppe mit ange-


schweißten Winkelkonsolen
und Holz- oder Werksteinstufen
(Ausschnitt der Seitenansicht
4.67 Einholm-Wendeltreppe (Spreng GmbH, Schwäbisch Hall) und Einzelstufe)
318 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

4.69a
4.69 a) gerade Montagetreppe mit Gitterrost-Stufen
(Weland)
4 b) Spindeltreppe; die vorgefertigten Riffelblech-
stufen mit Unterkonstruktion werden auf die
tragende Stahlrohrspindel geschoben und
je nach Steigungsverhältnis fixiert. 4.69b

Die in Bild 4.65 mit den wichtigsten Details dar- 4.2.6 Sonderformen
gestellte einläufige Treppe für eine Schule hat
tragende Wangen aus großen Stahlrechteckroh- Wie bereits einleitend erwähnt, ist eine Einteilung
ren auf Auflagerböcken. Zwischen die Wangen der Treppenbauarten nach verwendeten Baustof-
sind Stufenträger aus verstärkten [-Profilen ein- fen problematisch. Aber auch die in den voran-
geschweißt. Die Trittstufen bestehen aus verleim- gegangenen Abschnitten genannten Konstruk-
ten Eichen-Holzblockstufen, die mit den Stufen- tionsformen stellen nur die grundsätzlichen
trägern verschraubt sind. Das Geländer ist aus Möglichkeiten zur Ausführung von Treppen dar.
Stahlrohrprofilen konstruiert. Es hat einen zwei- Während in historischen Bauwerken zahlreiche
ten hölzernen Handlauf für Kinder. Varianten und Sonderformen von Treppen aus
In Stahlbauweise lassen sich auch Einholmtrep- Naturwerkstein oder Holz vorkommen, erlauben
pen mit mittig oder nur an einer Stufenseite lie- heute Kombinationen von Stahl, Stahlbeton, ver-
genden Trageprofilen gestalten. Bei der nach die- leimten Hölzern, Glas und Kunststoffen eine Viel-
sem Bauprinzip gestalteten Treppe in Bild 4.66 falt von Gestaltungsmöglichkeiten.
sind Holzstufen auf zusammensetzten Flachstahl- Im Rahmen einer Baukonstruktionslehre können
profilen als Kragstufen an einen schweren Profil- diese Möglichkeiten nur in wenigen Beispielen
stahl-Tragholm als Hohlprofil geschweißt. exemplarisch gezeigt werden.
Die Einholm-Bauweise ist auch gut geeignet für
Wendeltreppen mit Stahlblechwangen (Bild Wangenfreie Treppen. Die tragende Funktion
4.67). der Treppenwangen kann bei Holz- und Stahl-
treppen durch entsprechend dimensionierte
Spindeltreppen in Stahlbauweise haben in der Handläufe oder Geländer übernommen werden
Regel eine zentrale Stahlrohrspindel, an die die (s. auch Bild 4.64). Beim System Bucher werden
Stufen- bzw. Geländerträger aus Profilstahl, Stahl- die Stufen an den Geländerstäben aufgehängt
rohren oder abgekanteten Blechen radial ange- und miteinander verbunden. Die hölzernen
schweißt werden (schematische Darstellung in Geländerstäbe sind im Handlauf verleimt oder
Bild 4.68). Auch hier gibt es zahlreiche Möglich- verschraubt und enthalten bei größeren Treppen
keiten individueller Gestaltungen. durchgehende Stahl-Gewindestäbe. Es sind frei-
Treppen mit geraden Läufen und Spindeltreppen stehende Konstruktionen möglich. In der Regel
ohne besondere gestalterische Anforderungen, werden die Stufen jedoch an der Wandseite auf
wie z. B. Treppen im Industriebau und Nottrep- Traganker aufgelegt (Bild 4.70).
pen, können aus baukastenartig kombinierbaren In ähnlicher Weise werden die Stufen bei dem in
Stahlbausystemen zusammengebaut werden Bild 4.71 gezeigten Treppensystem getragen. Hier
(Bild 4.69). sind Stahl- oder Holzstäbe einzeln oder meistens
4.2 Treppenbauarten 319

4.70 Wangenfreie Holztreppe (System Bucher)


1 Stufe (Massivholz, verleimt) 3 Handlauf (Tragholm)
2 Tragstab 4 Wandauflager

4.71 Wangentreppe mit Wangengleitschiene (Hovesta)


1 Wandwange mit eingefrästen Gleitschienen zur Befestigung der Stufen
2 Stufe
3 Geländerstab (Vierkant- oder Rundstahl) mit Stufenauflager
320 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

4.72 Wangenfreie Treppen in Edelstahl-Glaskonstruktion (Architekten: Art & Design, Flein/Talheim)


1 Stahlrohrstütze 5 Edelstahl-Rundprofil, Ø 100 mm
2 Stahlrohr-Trageprofil, am Podest mit Stütze 6 Neoprene-Hülse
und Wangen verschraubt 7 Neoprene-Einlage
3 Treppenstufen und Podest aus VSG 33 mm, 8 Stufe VSG 33 mm
mit den Wangen verschraubt 9 Edelstahl-Profil, mit Stufen und Wange verschraubt
4 Wangen aus VSG 12 mm

gitterartig zusammengefasst am oberen Rand Tragbolzentreppen wurden in verschiedenen


des Treppenloches befestigt und dienen als Stu- Bauarten auf der Grundlage von Typzulassun-
fenauflager und gleichzeitig zur Montage des gen gebaut. Diese Konstruktionsart ist jedoch
Handlaufes (Harfentreppe). An der Wandseite lie- auch mit DIN 18 069 genormt. Für alle Einzel-
gen die Stufen auf Tragankern wie in Bild 4.70 ge- heiten, Bauteile und Bauarten sind darin ein-
zeigt oder auf Montagewangen, bei denen durch heitliche Bezeichnungen vorgesehen. Es wird
eingefräste Montageschienen das Ausrichten der nicht nur weitgehend auf die ohnehin in die-
Stufen auch bei komplizierten Treppengrundris- sem Bereich gültigen Normen hingewiesen, son-
sen und -formen sehr erleichtert wird. dern z. B. auch gefordert, dass die Arbeiten
Bei der in Bild 4.72 dargestellten wangenfreien „mit geeignetem Werkzeug auszuführen“ sind
Treppe wird die Tragkonstruktion aus der Kombi- (DIN 18 069, Abschn. 7.2.5)!
nation zwischen einem Edelstahl-Vollprofil und Unterschieden werden „Einbolzentreppen WE1“
der Geländerfüllung aus 12 mm dickem Verbund- und „Zweibolzentreppen WF2“ (Bild 4.73).
sicherheitsglas gebildet. Die Podeste werden an Die Trittstufen bestehen aus Betonwerkstein mit
Stahlrohren in den Treppenaugen zusätzlich ab- Natursteinoberflächen oder aus Holz in Verbund-
gestützt. Die Stufen bestehen aus 33 mm dickem konstruktionen. Bei den Einbolzentreppen wer-
teilvorgespanntem 3-fach-Verbundsicherheitsglas, den die Stufen auf der einen Seite in entspre-
das auf der Lauffläche mit einem rutschfesten chende Aussparungen der Treppenhauswand
Farbsiebdruck beschichtet ist. mindestens 7 cm tief fest mit Zementmörtel ein-
gebaut. Sie können aber auch auf Tragankern auf-
4.2 Treppenbauarten 321

4.73a 4.73b

4.73
Tragbolzentreppen
a) Einbolzentreppe WE1
b) Zweibolzentreppe WF2
c) Schnitt
1 Stahlbetondecke
2 Tragbolzen
3 Betonwerksteinstufe 4.73c

liegen. Auf der freien Seite werden die Stufen mit Sambatreppen“) dar. Sie ermöglichen auf eng-
den Tragbolzen untereinander verbunden. stem Raum den Zugang zu allerdings nur unter-
Bei „Zweibolzentreppen WF2“ sind die Stufen geordneten Räumen und erfordern besondere
beidseitig durch Tragbolzen verbunden. Außer- Gewöhnung (Bild 4.74).
dem muss jede dritte Stufe am Tragbolzen einen
mindestens 12 cm tief eingebundenen Wand- Kelleraußentreppen, insbesondere ohne Über-
anker haben. dachung, sind schadensanfällige Gebäudeteile,
Die Geländerstäbe werden bei den meisten An- wenn sie nicht sorgfältig geplant und ausgeführt
bietern in Verlängerungen der Tragbolzen aufge- werden. Wegen des unvermeidlich hohen bauli-
schraubt (Bild 4.73). chen Aufwandes sieht man vielfach von Kel-
leraußentreppen ab, doch sind sie als „notwendi-
Steiltreppen. Eine Sonderform hinsichtlich der ge Treppen“ z. B. bei mehreren Kellergeschossen
Funktion stellen Steiltreppen (sog. „Schiffs- oder nicht zu vermeiden (s. Abschn. 4.1.1).

4.74 Steiltreppe
322 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

4.75 Kelleraußentreppe in konventioneller Ausführung (Entwässerung teilweise eingezeichnet)


1 Umfassungswand mit Abdichtung gegen Bodenfeuchtigkeit
2 Oberkante der äußeren Umfassungsmauer (Geländer nicht eingezeichnet)
3 Fundament am Treppenaustritt (Frostschutzschürze)
4 abgetrepptes Fundament für äußere Umfassungsmauer
5 Stahlbetonlaufplatte mit aufbetonierten Stufen
6 Frostgrenze (> 80 cm)
7 Wasserableitende Rinne an der Gebäudeaußenwand
8 ggf. Rinne zur Ableitung von Oberflächenwasser

Kelleraußentreppen erfordern in der Regel eine leraußentreppe ein gemeinsames Stahlbeton-


dreiseitige Umfassungswand, die an den Haupt- Plattenfundament vorgesehen wird (Bild 4.76).
baukörper anschließt und bis etwa 15 cm über
das anschließende Gelände reicht. Abdichtungen gegen Bodenfeuchtigkeit bzw.
Die Stahlbetonplatten der Kellertreppen werden gegen nicht drückendes Wasser müssen in den
in der Regel direkt auf das Erdreich bzw. die Sau- Eckbereichen mindestens mit besonderen riss-
berkeitsschicht betoniert. Fast immer sind diese überbrückenden Einlagen ausgeführt werden.
Arbeiten und die erforderlichen Gründungen im Die äußeren senkrechten Wandabdichtungen
aufgefüllten Arbeitsraum des Gebäudes auszu- des Gebäudes müssen am Anschluss der Treppe
führen. Es besteht deshalb immer auch bei sorg- bis zur Oberkante der fertigen Stufen hochge-
fältiger Verdichtung erhöhte Setzungsgefahr. führt werden. Die Stufenabschlüsse müssen von
oben sorgfältig gegen das Eindringen von Nie-
Fundamente von Kelleraußentreppen sind über- derschlagswasser gesichert werden – Ausführun-
all, d. h. auch im Bereich des Kellerzuganges, in gen, die nur schwerlich einwandfrei hergestellt
frostfreier Tiefe auszuführen. Bei der vielfach übli- werden können.
chen Ausführung mit abgetreppten Streifenfun-
damenten (Bild 4.75) besteht die Gefahr, dass die Besser ist die Ausführung einer schräg abfallen-
gesamte Kelleraußentreppe an den Anschlussfu- den Rinne zwischen Gebäudeaußenwand und
gen zum Gebäude infolge unterschiedlicher Set- den Treppenstufen zur zügigen und vollständi-
zungen abreißt. gen Ableitung von Niederschlagswasser und zur
vereinfachten oberen Randausbildung der Ab-
Setzungen werden vermieden und die Abdich- dichtung an der Außenwand. An den abgetrepp-
tungsarbeiten werden vereinfacht und sind ten Fundamenten sind Abdichtungen auf den in-
kontrollierbar auszuführen, wenn für das Keller- nen liegenden Zwickeln der Umfassungswände
geschoss und die Umfassungswände der Kel- kaum ausführbar.
4.2 Treppenbauarten 323

4.76 Kelleraußentreppe, Umfassungswände auf gemeinsamer Stahlbetonplatte mit dem Gesamtbauwerk


1 Umfassungswand (wasserundurchlässiger Beton)
2 Oberkante der äußeren Umfassungsmauer (Geländer nicht eingezeichnet)
3 Stahlbetonplatte
4 Auffangwanne für Niederschlagswasser mit Gitterrost-Abdeckung (Entwässerung nicht eingezeichnet)
5 freitragende Treppe (z. B. Stahlkonstruktion mit Gitterroststufen)

Kelleraußentreppen bleiben nur bei sehr sorgfäl- vertieft und mit einer Gitterrostabdeckung aus-
tiger Ausführung und nur bei geringer Beanspru- geführt wird. Dadurch wird der Wasserablauf bes-
chung durch Bodenfeuchtigkeit und Nieder- ser geschützt, und ein Stauraum für Nieder-
schlagswasser z. B. durch eine Anordnung unter schlagswasser gebildet (vgl. Bild 4.76).
Dach schadensfrei.
Außentüren zur Kelleraußentreppe müssen nach
Treppenläufe bestehen in Kelleraußentreppen außen hin mit einer 15 cm hohen Schwelle ge-
mit schachtartigen Umfassungswänden am be- plant werden (vgl. DIN 18 195). Kelleraußentüren
sten aus freitragenden korrosionsgeschützten sind erfahrungsgemäß durch Einbrüche beson-
Stahlkonstruktionen mit Gitterroststufen (Bild ders gefährdet und müssen dementsprechend
4.76). Dadurch bleiben die Umfassungswände gut gesichert werden. Sie können (z. B. durch Wa-
insbesondere bei etwa erforderlichen Abdichtun- genheber, die gegen die Umfassungswand ge-
gen gegen drückendes Wasser von innen kon- stützt werden) leicht gewaltsam nach innen ge-
trollierbar. Zur Erleichterung von Reinigungsar- drückt werden. Das kann verhindert werden,
beiten können die Treppen im Ganzen oder in wenn die Türen nach außen aufschlagen. Dabei
Teilbereichen hochklappbar ausgeführt werden. ist eine entsprechende Vergrößerung des äuße-
ren Treppenbereiches erforderlich.
Niederschlagswasser, das sich im unteren Trep-
penbereich ansammelt, muss in die Kanalisation Wärmedämmungen (z. B. außen liegende „Peri-
abgeleitet werden. Wegen der Gefahr des Einfrie- meterdämmungen“) von Kellergeschossen sind
rens müssen die erforderlichen Geruchsver- in Verbindung mit Kelleraußentreppen schwierig
schlüsse dabei innerhalb des Gebäudes liegen. auszuführen. Nur mit erheblichem Aufwand las-
Durch Verschmutzungen und z. B. durch Laub sen sich Wärmebrücken vollständig ausschließen.
werden die meistens wenig kontrollierten Abläu- Es muss im Einzelfall entschieden werden, welche
fe leicht funktionsunfähig, und es kann bei hefti- Kompromisse eventuell möglich sind. Ggf. ist die
gen Niederschlägen zur Überflutung der Tür- Errichtung einer vierten Umfassungswand der
schwelle kommen. Das kann verhindert werden, Außentreppe parallel zur Gebäudeaußenwand
wenn das untere Podest der Kelleraußentreppe sinnvoll.
324 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

4.3 Geländer oder bei mit waagerechten oder der Treppennei-


gung folgender Anordnung von Profilen oder
4.3.1 Vorschriften1) Stäben auch durch temporäre Maßnahmen (z. B.
textile Bespannungen) vermieden werden. Mit
Alle Treppen mit mehr als 3 Stufen (Treppenläufe) temporären Maßnahmen kann ein solches Ge-
müssen an allen freien Seiten mit Geländern ver- länder z. B. in Wohngebäuden solange geschützt
sehen sein. Fensteröffnungen und Verglasungen werden, bis die Gefahr der unbeaufsichtigten
in Brüstungsbereichen von Treppen und Podes- Anwesenheit von Kleinkindern vorbei ist.
ten sind ebenfalls zu sichern. Bei baurechtlich notwendigen Treppen sonstiger
Treppengeländerhöhen werden immer über Gebäude (vgl. Tab 4.5) und Gebäuden, die Son-
der Vorderkante der Stufen lotrecht gemessen. Je derverordnungen unterliegen (s. Abschn. 4.1.2)
nach Absturzhöhe und Nutzungsart sind unter- gilt zusätzlich, dass bei oberhalb des Treppenlau-
schiedliche Geländerhöhen einzuhalten (Tab. fes angeordneten Geländern durch offene
4.77). Zwickel zwischen Stufen und Geländerunterkan-
An Podesträndern müssen Geländer bei Absturz- te sich ein Würfel von 15 cm Kantenlänge nicht
hindurchschieben lassen darf (Bild 4.78a). Liegt
4 höhen bis zu 12 m eine Höhe von mindestens
0,90 m haben und bei Absturzhöhen über 12 m das Geländer seitlich neben dem Treppenlauf
mindestens 1,10 m hoch sein. oder dem Podest (zul. Abstand ≤ 6 cm), muss die
In Gebäuden, in denen mit der Anwesenheit von
unbeaufsichtigten Kleinkindern zu rechnen ist,
sind Treppengeländer so zu gestalten, dass ein
Hindurchzwängen verhindert und das Überklet-
tern (Leitereffekt) erschwert werden. Öffnungen
in Geländern dürfen dabei nicht breiter als 12 cm
sein. Dies gilt nicht für Wohngebäude mit nicht
mehr als zwei Wohnungen. Bei Treppengeländern
über Podesten darf der lichte Abstand von der
Unterkante des Geländers zur Podestfläche eben-
falls nicht mehr als 12 cm betragen.
Ein Überklettern des Geländers kann durch ge-
4.78a
schlossene Geländerflächen verhindert werden

Tabelle 4.77 Treppengeländerhöhen (nach DIN 18 065)

Spalte 1 2 3

Treppen-
Absturz-
Zeile Gebäudearten geländerhöhe
höhen
min.

1 bis 12 m1) Wohngebäude und 90 cm2)


andere Gebäude,
die nicht der Ar-
beitsstättenverord-
nung unterliegen

2 bis 12 m1) Arbeitsstätten 100 cm3)

3 über 12 m für alle 110 cm 4.78b


Gebäudearten 4.78 Höhe Unterkante Treppengeländer über Treppen-
läufen und Podesten
1) außerdem bei größeren Absturzhöhen, wenn das Treppen- a) Treppengeländer über Treppenläufen
auge bis 20 cm breit ist. b) Treppengeländer neben Treppenläufen
2) nach Bauordnungsrecht
3) nach Arbeitsschutzrecht 1 Unterkante Treppengeländer
2 Trittfläche (Auftritt)
3 Setzstufe
4 Messebene für Treppengeländer- bzw.
Handlaufhöhe
1) s. auch Abschn. 4.1.2 5 Würfel, Kantenlänge 15 x 15 cm
4.3 Geländer 325

Unterkante des Geländers soweit heruntergezo- Barrierefreies Bauen. Bei Anforderungen des
gen werden, dass sie mit der gedachten Linie der barrierefreien Bauens (DIN 18 024 und 18 025)
Halbierenden der Tiefe der Trittstufe zusammen- sind an Treppen beidseitig Handläufe mit 30 bis
fällt (Bild 4.78b). 45 mm Durchmesser vorzusehen. Der innere
Für absturzsichernde Verglasungen im Bereich von Handlauf am Treppenauge darf nicht unterbro-
Geländern gelten teilweise schon Vorschriften, chen werden. Äußere Handläufe müssen in 85 cm
die in Bezug zu den Technischen Regeln für die Höhe 30 cm über den Anfang und das Ende des
Verwendung von absturzsichernden Verglasungen Treppenlaufes hinausragen. Beginn und Ende des
(TRAV) stehen, die in einigen Bundesländern ein- Treppenlaufes sind z. B. durch „taktile Hilfen“ (er-
geführt sind. fühlbare Kennung durch Rillen oder Erhebungen
Treppen müssen mindestens auf einer Seite,Trep- an den Handläufen) erkennbar zu machen.
pen größerer Breite auf beiden Seiten Geländer Beim Verziehen von Treppen ist der davon abhän-
bzw. Handläufe aufweisen. Breitere Treppen sind gigen Gestaltung der erforderlichen Handläufe
durch in den Läufen frei stehende Handläufe zu Aufmerksamkeit zu widmen. Zu beachten ist, dass
unterteilen. sich wegen der sehr ungleichen Auftrittsbreiten
an den Treppenaußenseiten ein entsprechender
Handläufe sollen so beschaffen sein, dass sie sich Verlauf des Handlaufes ergibt, der zu Knickpunk- 4
nach Form und Material gut umgreifen lassen. Ei- ten an den Raumecken führt.
ne Breite von 40 bis max. 50 mm wird als ange- Handläufe können an Wendelungen von Trep-
nehm empfunden. penläufen oder bei mehrläufigen Treppen mit
Krümmlingen (vgl. Bild 4.57) oder mit geraden
Übergangsstücken (vgl. Bild 4.56) miteinander
verbunden werden, oder sie laufen am Austritt
frei aus. An keiner Stelle soll der Benutzer durch

4.79a 4.79b 4.79c 4.79d

4.79e 4.79f 4.79g 4.79h

4.79 Handläufe
a) Geländertragstäbe aus Flachstahl 2 × 40 × 10 mm, Handlauf aus Stahlrohr, Ø 40 mm mit Konsolen, verschraubt
b) Geländertragstäbe aus Rundrohr Ø 40 mm, Handlauf aus Stahlrohr, außermittig auf Konsolen, verschweißt
c) Geländertragstäbe aus Flachstahl 50 × 10 mm, Handlauf Flachstahl 50 × 10 und 30 × 10 mm, verschweißt
d) Geländerausfachung aus Sicherheitsglas 12 mm, Handlauf aus L-60 × 30 und Glashalteprofil
e) Geländertragstäbe Flachstahl 40 bis 70 × 10 mm, Handlauf aus Holz auf punktuelle Halterungen aus Flachstahl
geklebt
f ) Geländertragstäbe Flachstahl 60 × 10 mm, Handlauf Ø 50 mm aus Holz auf L-60 × 60 mm
g) Geländertragstäbe Flachstahl 45 × 10 mm, Handlauf aus Holz 45 × 45 mm mit durchgehendem Flachstahl
unterseitig verschraubt
h) Geländerausfachung aus Sicherheitsglas 12 mm, Handlauf aus Holz, verklebt
326 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

irgendwelche Einengungen, Befestigungsteile der Rahmen einer Baukonstruktionslehre deren


u. Ä. genötigt sein, den Handlauf loszulassen. Darstellung gesprengt würde [14].
Wandhandläufe sollen zur Wand einen lichten Im Folgenden sind daher lediglich schematisch
Abstand von mindestens 5 cm haben. und zur Übersicht einige Lösungsmöglichkeiten
gezeigt.
4.3.2 Ausführung Handläufe werden hergestellt aus (Bild 4.79)
• Vollhölzern, verleimten Bohlen, gepressten
Geländer bestehen aus Handlauf, Stützen und
Holzwerkstoffen u. Ä.,
Ausfachung der Geländerfelder. Sie sind ein we-
sentliches Gestaltungsmittel für die Treppen und • Winkelprofilen und -rohren aus Metall,
für den Innenausbau. • Flachstahl mit Metall-, Gummi- oder Holzaufla-
Verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten für Ge- gen oder mit Kunststoffüberzügen,
länder sind im Zusammenhang mit den Treppen- • ggf. an untergeordneten Treppen auch Kunst-
konstruktionen gezeigt (Bilder 4.18, 4.50, 4.55, stoffprofilen.
4.56, 4.63 bis 4.67 und 4.70 bis 4.72).
Für die Innenanwendung kommen bevorzugt
4 Es gibt für Geländer eine solche Fülle von Kon-
struktions- und Gestaltungsmöglichkeiten, dass
Holzmaterialien zu Anwendung, im Außenbe-
reich eignen sich eher witterungsresistente Me-
tallprofile.
Rundungen in Handläufen aus Flachstahl werden
4.80
Bogen-Formteil für Flachstahl-
mit sägezahnartig ausgeschnittenen vorgefertig-
Handläufe (Innendurchmesser ten Sonderprofilen ausgeführt, die sich auch kalt
> 180 mm) leicht verformen lassen (Bild 4.80).

4.81a 4.81b 4.81c

4.81 Geländerfelder
a) Felder mit Stäben, Flachstählen, Rohren o. Ä.
b) Felder aus transparenten oder geschlossenen Tafel
c) Felder mit Gittern oder Verspannungen aus Seilen oder Netzen
4.3 Geländer 327

Durch Handläufe mit unter- oder rückseitig ange- • auf oder seitlich an den Wangen (Bild 4.82d),
ordneten durchlaufenden Beleuchtungskörpern • an Kragarmen (Bild 4.82e),
kann eine gleichmäßige, von störenden Schlag- • zwischen Fußboden und Decke (Treppenharfe)
schatten freie Ausleuchtung der Treppenläufe er- (Bild 4.82f ).
zielt werden.
Geländerfelder können bestehen aus: Füll- oder Tragstäbe aus Holz werden meistens in
• Holz- oder Metallstäben oder -profilen, Dräh- entsprechende Bohrungen der Holzwangen ein-
ten, Rohren u. Ä., senkrecht, horizontal oder gelassen oder seitlich an die Wangen geschraubt.
parallel zum Handlauf (Bild 4.81a), Metallstützen oder -stäbe werden in massiven
• geschlossenen oder transparenten Tafeln aus Treppen in entsprechenden Bohrungen von fer-
Sperrholz, Metall, gelochten Blechen, Draht- tig verlegten Werksteinstufen eingesetzt und mit
oder Verbundsicherheitsglas, Acrylglas o. Ä. Schnellbindern vergossen. Die Anschlussstelle
(Bild 4.81b), wird mit einer Kunststoff- oder Metallrosette ab-
• Geflechten oder Verspannungen aus Draht, Sei- gedeckt (Bild 4.83a).
len, Gitterrosten u. Ä. (Bild 4.81c). An Stahlbetonlaufplatten oder -wangen werden
Metallstützen mit Ankerplatten aufgedübelt oder 4
Geländerstützen. Für die Befestigung der Gelän- auf vorher einbetonierte Ankerplatten ge-
derstäbe oder Tragstäbe bestehen folgende schweißt (Bild 4.83b und c).
grundsätzliche Möglichkeiten: Bei Stahltreppen werden im Allgemeinen Metall-
• auf oder zwischen den Stufen (Bild 4.82a und b), stützen oder -stäbe verwendet, die an die Wan-
• seitlich an den Laufplatten (Bild 4.82c), gen angeschweißt oder angeschraubt werden.

4.82a 4.82b 4.82c

4.82d 4.82e

4.82 Befestigung von Geländerstäben oder -pfosten (Schema)


a) auf den Stufen
b) zwischen den Stufen (Tragbolzentreppe)
c) seitlich an der Laufplatte oder Wange
d) auf der Wange
e) an Kragarm 4.82f
f ) zwischen Geschossdecken oder Podesten („Harfe“)
328 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

4.83a 4.83b

4.83c 4.83d

4.83 Befestigung von Geländerpfosten (Details)


a) Befestigung in gebohrten Werksteinstufe
b) Befestigung seitlich an Laufplatten oder Massivwangen, aufgeschraubt
c) Ankerplatte zum Einbetonieren, Tragpfosten angeschweißt
d) angedübeltes Aluminium-Formteil, Tragpfosten eingesteckt und gesichert
1 Massivplatte 6 Geländerstab
2 Verlegemörtel 7 Ankerplatte
3 Werksteinstufe 8 Dübelverschraubung
4 Bohrung mit Verguss 9 Anschweißstelle
5 Deckrosette 10 einbetonierte Ankerplatte

Bei aufgesattelten Treppen können die Geländer- Es sind verschiedene vorgefertigte Geländersys-
stäbe nur in die Trittstufen eingesetzt werden, teme auf dem Markt. Sie bestehen aus baukas-
wenn diese dick genug sind und nicht zu weit tenartig kombinierbaren Stützen- bzw. Handlauf-
auskragen. Wenn Setzstufen verwendet werden, teilen und -Füllungen, die je nach Treppenmaß
können diese seitlich mit einem Überstand so ge- durch besondere werkseitig hergestellte Pass-
staltet werden, daß Geländerstäbe bzw. -pfosten stücke ergänzt und an der Baustelle zusam-
befestigt werden können. Meistens werden je- mengebaut werden. In den Bildern 4.85 und 4.86
doch abgewinkelte Stahlprofile unterhalb der sind Beispiele für Ausführungen mit verstärkten
Trittstufen seitlich am Holm montiert (Bild 4.84c). Kunststoff- oder Metallrohren gezeigt.
Der Anfang und der obere Abschluss von Gelän- Bei einigen Systemen werden spezielle Formteile
dern kann durch besonders gestaltete Pfosten zur Anpassung an die jeweilige Handlaufneigung
gebildet werden (Bild 4.55 und 4.65). In histori- weitgehend vermieden, indem die Verbindungen
schen Beispielen diente insbesondere der An- zwischen Geländerstützen und Handläufen bzw.
fangs- bzw. Antrittpfosten neben seinem techni- Füllstäben gelenkig ausgebildet sind.
schen Zweck vielfach als dekoratives Element.
4.3 Geländer 329

4.84a 4.84b

4.84
Geländer an aufgesattelten Treppen
a) Geländerstäbe in Trittstufen und Tragholm
eingesetzt
b) Geländerpfosten an auskragenden Setzstufen
befestigt, Füllungen Acrylglas
c) Stahlpfosten abgewinkelt, am Holm befestigt;
Geländerfeld z. B. Sicherheitsglas 4.84c

4.85
Vorgefertigtes Treppengeländer aus Stahlrohren mit
Nylon-Ummantelung (NORMBAU GmbH)
1 Handlauf, Nylonrohr d = 40 mm
2 Queranschluss für Handlauf
3 Verbindungsbolzen
4 Pfosten, Nylonrohr d = 40 mm
5 Stahlrohrkern
6 Befestigungsklemme, Nylon
7 Abdeckkappe, Nylon
8 Abstandhalter, Nylon
9 Gewindestange M10
10 Verschraubung mit Unterlegscheibe
330 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

4.86
Vorgefertigtes Treppengeländer aus Aluminium-
pfosten und Edelstahlrohren (SCHÜCO)
1 Handlauf, Edelstahlrohr d = 40 mm
2 Handlaufhalterung
3 Handlaufadapter
4 Geländerstab, Edelstahl d = 12 mm
5 Aluminium Doppelprofil als Tragstab
6 Konsole für Aufsatzmontage
7 Befestigungselement (ist den baulichen
Gegebenheiten und statischen Bedingungen
anzupassen)

4.4 Rampen nung (MGaVO 09.1997) in den Garagenverord-


nungen der Bundesländer geregelt. Es werden
Verbindungen zwischen verschiedenen Ebenen Kleingaragen (bis 100 m2 Nutzfläche), Mittelgara-
können auch durch niveaugleiche Rampen über- gen (bis 1000 m2 Nutzfläche), und Großgaragen
wunden werden. Sie können bei flacher Neigung unterschieden.
notwendige Treppen ersetzen. Für barrierefreie In der Regel dürfen Rampen von Mittel- und
Erschließungen, für KFZ-Verkehrswege z. B. zwi- Großgaragen nicht mehr als 15 % geneigt sein.
schen Garagengeschossen oder auch als Trans- Sie müssen eine Breite von ≥ 2,75 m haben und
portweg für Güter usw. sind Rampen erforderlich. in Großgaragen ist ein zusätzlicher erhöhter
Fußweg von 80 cm Breite notwendig. In gewen-
Barrierefreie Rampen. Die Steigung barrierefrei- delten Bereichen beträgt die Rampenbreite min-
er Rampen darf 6 % gem. DIN 18 024 und 18 025 destens 3,50 m, die Querneigung ≥ 3 % und der
nicht überschreiten und sie sind ohne Querge- Innendurchmesser mehr als 5 m.
fälle auszubilden (s. a. Bild 4.15). Am Rampenan-
und -austritt sind jeweils Bewegungsflächen mit
1,50m × 1,50 m Größe vorzuhalten. Rampen von
mehr als 6 m Länge erfordern ein Zwischen- 4.5 Aufzüge
podest von ≥ 1,50 m Länge. Die Mindestbreite
der Rampen und von Zwischenpodesten beträgt 4.5.1 Allgemeines
1,20 m. Es ist beidseitig ein Radabweiser für Roll-
stühle als Aufkantung von 10 cm Höhe vorzuse- Aufzüge dienen der Verbindung verschiedener
hen. Rampen und Zwischenpodeste erhalten Ebenen und der Überwindung großer Höhenun-
beidseitig Handläufe mit 3 bis 4,5 cm Durchmes- terschiede als vertikale Erschließung. Für Hoch-
ser, die in 85 cm Höhe ebenso wie auch die Rad- häuser,Türme und vergleichbare Bauwerke sowie
abweiser zusätzlich 30 cm (nach E DIN 18 030 = barrierefreie Gebäude sind Aufzugsanlagen Vor-
40 cm) in den Bereich der waagerechten Podest- aussetzung. Lage, Anzahl und Größe von Auf-
ebenen hineinreichen müssen. In Verlängerung zugsanlagen sind insbesondere bei turmartigen
einer Rampe darf keine abwärtsführende Treppe Gebäuden Hauptmerkmal der Konzeption für die
angeordnet werden. Vertikalerschließung und somit entwurfsbestim-
mend. Treppenhäuser übernehmen dann häufig
Befahrbare Rampen zu Stellplätzen und in Gara- nur noch Fluchtwegefunktionen, da Aufzüge als
gen sind auf Basis der Muster-Garagenverord- Rettungswege nicht zulässig sind.
4.4 Rampen 331

Je nach Landesbauordnung sind in Gebäuden mit die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) zu


mehr als 13 m Höhe eines Geschosses, in dem ein beachten.
Aufenthaltsraum möglich ist oder ab dem 4. oder
5. Obergeschoss Aufzüge in ausreichender Anzahl
vorgeschrieben. Hiervon muss i. d. R. mindestens 4.5.2 Barrierefreie Erschließungen
ein Fahrkorb Kinderwagen, Rollstühle, Krankentra-
gen (Grundfläche von 1,10 × 2,10m) und (in be- Barrierefreie Erschließungen auch für Rollstuhl-
grenztem Umfang) Lasten aufnehmen können. fahrer gemäß DIN 18 024 und 18 025 über Auf-
Zur Aufnahme von Kinderwagen, Rollstühlen und züge stellen Anforderungen an die Fahrkorbab-
Krankentragen geeignete Aufzüge müssen von messungen (Lichte Breite ≥ 1,10 m, Lichte Tiefe
der öffentlichen Verkehrsfläche stufenlos erreich- ≥ 1,40 m) und an die Breite der Fahrschachttüren
bar sein und stufenlos erreichbare Haltestellen in (Breite ≥ 90 cm). Weiterhin gelten zusätzliche An-
allen Geschossen haben. Haltestellen im obersten forderungen an die Innenausstattung der Fahr-
Geschoss, im Erdgeschoss und im Kellergeschoss körbe (Spiegel als Orientierungshilfe gegenüber
sind nicht erforderlich, wenn sie nur unter beson- der Fahrschachttür, akustische Ansagen, Halte-
deren Schwierigkeiten hergestellt werden können. stangen, Bedienungstableau, ggf. Klappsitz). Vor
Aufzüge müssen gemäß Musterbauordnung
Fahrschachttüren sind Bewegungsflächen in 4
Größe des Fahrkorbes, jedoch mindestens 1,50 m
(§ 39 MBO 11.2002) in eigenen Schächten liegen.
× 1,50 m vorzusehen, die sich mit anderen Bewe-
In einem Schacht dürfen max. drei Aufzüge ange-
gungsflächen nicht überlagern dürfen. Sie dürfen
ordnet werden. Aufzüge ohne eigene Fahrschäch-
nicht gegenüber abwärts führenden Treppen
te sind zulässig:
und Rampen angeordnet werden.
• innerhalb des notwendigen Treppenraumes,
außer bei Hochhäusern,
• innerhalb von Räumen, die Geschosse über- 4.5.3 Bauarten
brücken,
• zur Verbindung von Geschossen, die offen mit- Aufzüge werden hinsichtlich ihrer Antriebsart un-
einander in Verbindung stehen dürfen und terschieden als
• in Gebäuden der Gebäudeklassen 1 und 2. • Seilaufzüge und
• Hydraulikaufzüge
Fahrschächte sind i. d. R. feuerbeständig, Türen
und andere Öffnungen rauchdicht auszubilden. Seilaufzüge werden durch Treibscheiben ange-
Fahrschächte müssen zu lüften sein und erfor- trieben. Die Antriebstechnik wird in separaten –
dern eine Rauchabzugsvorrichtung in Größe von bestenfalls über – oder neben dem Schacht
2,5 % der Grundfläche des Schachtes, jedoch liegenden Triebwerksräumen angeordnet (Bild
mindestens 0,1 m2. Für außen liegende Aufzüge 4.87). Die Nutzungsdauer der Seile wird wesent-
sowie für Güteraufzüge kann von den Vorschrif- lich von der Anzahl der Seilumlenkungen und
ten abgewichen werden. den Durchmessern der Umlenkscheiben (kleine
Je nach Brandschutzanforderungen können als Durchmesser beanspruchen das Seil mehr) be-
Sonderformen Fahrschacht und Fahrkabine auch stimmt. Energiesparende Seilantriebe werden bei
aus Sicherheitsglas – häufig in Verbindung mit großen Förderhöhen und bei relativ hohen Fahr-
Traggerüsten aus Stahl hergestellt werden. geschwindigkeiten eingesetzt.
Es werden elektrisch oder hydraulisch betriebene Hydraulikaufzüge ermöglichen konstruktions-
Personen-, Lasten- und Kleingüteraufzüge in DIN EN bedingt größere Transportlasten bei geringeren
81-1 bis 81-3 hinsichtlich der Konstruktion und Förderhöhen (bis ca. 20 m). Der Hydraulikheber
des Einbaues unterschieden. Im Bereich des Fahr- kann unterhalb des Schachtes angeordnet sein
korbschachtes sind am unteren Ende eine unter- (Bild 4.88a), – verbunden mit dem Nachteil der
schiedlich hohe Schachtgrubentiefe (Unterfahrt) zusätzlichen Einbindetiefe ins Erdreich. Einfacher
und an der Schachtdecke eine Schachtkopfhöhe ist die Anordnung des Druckzylinders neben dem
(Überfahrt) als Schutzraum für Inspektions- und Fahrkorb im Schacht (Bild 4.88b) oder als Zugkol-
Wartungsarbeiten vorgeschrieben (Tab. 4.92). ben an der Schachtdecke(Bild 4.88c). Vorteilhaft
Für Aufzüge gelten neben den Bauordnungs- für den Hydraulikantrieb ist, dass der Triebwerks-
rechtlichen Vorschriften eine Reihe weiterge- raum nicht zwingend direkt am Schacht angeord-
hender technischer Regelwerke für Aufzüge (TRA net sein muss, wenn auch der Abstand möglichst
001 ff.). Für den Betreiber einer Aufzugsanlage ist gering sein sollte. Die Verwendung von Gegenge-
332 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

wichten kann durch geringere Dimensionierung weiter unten bzw. in der Schachtgrube (Unter-
des Kolbens und des Antriebsaggregates den er- fahrt) ist auch möglich, – sollte jedoch immer un-
höhten Energieaufwand einschränken. Ohne der- ter den Gesichtspunkten verlängerter Seillängen
artige Maßnahmen ist der Energieaufwand für und vermehrter Umlenkungen und damit zusam-
hydraulische Antriebe ca. doppelt so hoch wie für menhängender Kosten des Unterhaltes betrach-
Seilantriebe. tet werden. Bei hydraulischen Antrieben gibt es
Neue Entwicklungen und erweiterte Vorschriften Lösungen zur Unterbringung in der Schacht-
erlauben bei niedrigen und mittleren Förder- wand bzw. -grube.
höhen den Verzicht auf einen oft störenden, se- Die Festlegung der Antriebsart erfolgt auf Grund-
paraten Triebwerksraum oberhalb oder neben lage der Förderleistungsberechnung, durch die un-
dem Schacht. Das Antriebsaggregat kann beim ter Berücksichtigung der Gebäudestruktur, der
Seilaufzug oben im Schachtkopf (Überfahrt) an- Nutzeranforderungen, der Lasten, der Wartezei-
gebracht werden (Bild 4.87d). Eine Anordnung ten, der Fahrgeschwindigkeit und -häufigkeit die

4.87a 4.87b 4.87c 4.87d


4.87 Antriebsarten für Seilaufzüge
a) Triebwerksraum oberhalb des Schachtes (kurze Seillängen mit wenig Umlenkungen)
b) Triebwerksraum oberhalb neben dem Schacht (kurze Seillängen mit häufigeren Umlenkungen)
c) Triebwerksraum unten neben dem Schacht (lange Seillängen mit häufigeren Umlenkungen)
d) Hebeanordnung im Schachtkopf (kurze Seillängen, kein Triebwerksraum)

4.88a 4.88b 4.88c


4.88 Antriebsarten für Hydraulikaufzüge
a) Hebeanordnung (Teleskopheber) unterhalb des Schachtes
b) Hebeanordnung neben dem Fahrkorb innerhalb des Schachtes
c) Hebeanordnung an der Schachtdecke angeordnet
4.5 Aufzüge 333

erforderliche Anzahl, Größe, und Leistungspara- triebsart, der Nutzungsart und -intensität gere-
meter festgelegt werden. gelt. Abmessungen von Einzelschächten, Fahrkör-
DIN 15 309 unterschiedet darüber hinaus bei Auf- ben und Türbreiten sind in Tab. 4.89 und Tab. 4.90
zügen in Nichtwohngebäuden zwischen norma- angegeben. Sammelschächte für mehrere Auf-
ler Nutzung (bis 15 Etagen = Haltestellen), und züge sind im Weiteren in DIN 15 306 und DIN
intensiver Nutzung (Hochhäuser mit ≥ 15 Etagen 15 309, Abschn. 2.2 geregelt. Aufzüge mit einer
und einer Geschwindigkeit von ≥ 2,5 m/s) sowie Tragfähigkeit von 320 und 450 kg sind nur für die
vier Größen von Bettenaufzügen (s. Tab. 4.90) für Benutzung von Personen geeignet. 630 kg Trag-
Alten-, Pflegeheime und Krankenhäuser. fähigkeit erlaubt auf Grund der Fahrkorb-Innen-
abmessungen die Benutzung auch mit Kinder-
wagen und Rollstühlen – 1000 kg – Aufzüge sind
4.5.4 Abmessungen für den Transport von Krankentragen, Möbeln
und Grundrissplanung und Rollstühlen geeignet.
Gemessen wird in 1 m Höhe. Wandbekleidungen,
Abmessungen von Personenaufzügen für Wohn- Handläufe und hervorstehende Einbauten blei-
(DIN 15 306) und Nichtwohngebäude und Betten- ben unberücksichtigt und schränken die lichten
aufzüge (DIN 15 309) sowie deren Schächte sind Innenmaße ein. 4
in Abhängigkeit von ihrer Tragfähigkeit, ihrer An-

Tabelle 4.89 Schacht- und Fahrkorbabmessungen nach DIN 15 306 für Personenaufzüge in Wohngebäuden in mm

Trag- Schacht- Schacht- Fahrkorb- Fahrkorb- Fahrkorb- Türbreiten


fähigkeit breite b3 tiefe d2 breite b1 tiefe d1 höhe h4 b2

320 kg 1.500 1.500 900 1.000 2.200 700


450 kg 1.600 1.700 1.000 1.200 2.200 800
630 kg1) 1.700 1.900 1.100 1.400 2.200 900
1.000 kg2) 1.700 2.600 1.100 2.100 2.200 900
1) Rollstuhlfahrergerecht
2) Krankentragengerecht

Tabelle 4.90 Schacht- und Fahrkorbabmessungen nach DIN 15 306 für Personen- und Bettenaufzüge in Nichtwohngebäuden
in mm

Trag- Schacht- Schacht- Fahrkorb- Fahrkorb- Fahrkorb- Türbreiten


fähigkeit breite b3 tiefe d2 breite b1 tiefe d1 höhe h4 b2

630 kg 2.000 2.100 1.100 1.400 2.200 900


800 kg 2.000 2.200 1.350 1.400 2.200 900
Nutzung
normale

1.000 kg 1.600 2.600 1.100 2.100 2.300 800


1.000 kg 2.200 2.200 1.600 1.400 2.300 900
1.000 kg 2.400 2.200 1.600 1.400 2.300 1.100
1.275 kg 2.500 2.200 2.000 1.400 2.300 1.100

1.275 kg 2.600 2.3001) 2.000 1.400 2.400 1.100


intensive
Nutzung

1.600 kg 2.700 2.500 2.100 1.600 2.400 1.100


1.800 kg 3.000 2.500 2.350 1.600 2.400 1.200
2.000 kg 3.000 2.600 2.350 1.700 2.400 1.200

1.275 kga) 2.100 2.900 1.200 2.300 2.300 1.100


aufzüge

1.600 kga) 2.4002) 3.000 1.400 2.400 2.300 1.300


Betten-

2.000 kgb) 2.4002) 3.300 1.500 2.700 2.300 1.300


2.500 kgc) 2.700 3.300 1.800 2.700 2.300 1.300
2.500 kgc) 2.700 3.300 1.800 2.700 2.300 1.400
1) bei Nenngeschwindigkeit 2,50 m/s = 2.200 m a) Bettenabmessungen 900 × 2.000 mm
2) Schachtbreite für hydraulische Aufzüge = 2.600 mm b) Bettenabmessungen 1.000 × 2.300 mm
c) Bettenabmessungen 1.000 × 2.300 mm mit zusätzlichen Geräten
334 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

4.91b

4.91
Abmessungen von Aufzügen gemäß DIN 15 306
und15 309 (Zusammenfassung)
4 a) Schemaschnitt
b) Schemagrundriss

1 Triebwerksraum elektrisch angetriebener Aufzüge


2 Montageöffnung
3 Oberste Haltestelle
4 Unterste Haltestelle
5 Triebwerksraum hydraulisch angetriebener Aufzüge

d3 Schachtgrubentiefe
h1 Schachtkopfhöhe
b3 Schachtbreite
d2 Schachttiefe
h2 Triebwerksraumhöhe
b1 Fahrkorbbreite
h4 Fahrkorbhöhe
d1 Fahrkorbtiefe
b2 Türbreite
h3 Türhöhe
a Wandbekleidung
4.91a b abgehängte Decke

Tabelle 4.92 Schachtgrubentiefen (Unterfahrten) und Schachtkopfhöhen (Überfahrten) gemäß DIN 15 306 und DIN 15 309
in mm

Nenn- Wohngebäude Nichtwohngebäude Bettenaufzüge


geschwindigkeit Grubentiefen Schachtkopf- Grubentiefen Schachtkopf- Grubentiefen Schachtkopf-
in m/sa) d3 höhen h1 d3 höhen h1 d3 höhen h1

0,40a) 1.400 3.600 – – – –


0,63 1.400 3.600 1.4004) 3.8004) 6) 1.6009) 4.4009)
1,00 1.400 3.700 1.4004) 3.8004) 6) 1.7009) 4.4009)
1,60 1.6001) 3.8001) 1.6004) 4.0004) 6) 1.9009) 4.4009)
2,00 1.7502) 4.3002) 1.7503) 4) 4.4004) 7) 2.1009) 4.6009)
2,50 2.0002) 5.0002) 2.2003) 5.0003) (5.5005)) 2.500 5.4009)
3,00 – – 3.2005) 5.5005) – –
3,50 – – 3.4005) 5.7005) – –
4,00 – – 3.8005) 5.7005) – –
5,00 – – 3.8005) 5.7005) – –
6,00 – – 4.0005) 6.2005) – –
a) gilt nur für hydraulische Aufzüge
1) gilt nur für ≥ 450 kg Tragfähigkeit 6) bei 1.000 kg bis 1.275 kg Tragfähigkeit = 4.200 m
2) gilt nur für ≥ 630 kg Tragfähigkeit 7) gilt nur ab 800 kg Tragfähigkeit
3) gilt nur für ≥ 800 kg Tragfähigkeit 8) bei 1.000 kg bis 1.275 kg Tragfähigkeit = 5.200 m
4) gilt nur bei normaler Nutzung 9) bei ≥ 2.500 kg Tragfähigkeit zuzügl. 200 mm
5) gilt nur bei intensiver Nutzung
4.6 Normen 335

Triebwerksräume für elektrische Antriebe sind dem 1,5-fachen der Fahrkorbtiefe bei Nichtwohn-
oberhalb des Schachtkopfes – teilweise überkra- gebäuden sollen nicht unterschritten werden.
gend – angeordnet, bei hydraulischen Antriebsar- Schachtgrubengrößen und Schachtkopfabmes-
ten liegen sie i. d. R. in Höhe der untersten Halte- sungen (Unter- und Überfahrtshöhen) der unter-
stelle. Die Abmessungen der Triebwerksräume schiedlichen Personenaufzugsarten sind Tab. 4.92
elektrischer und hydraulischer Antriebsarten be- zu entnehmen.
stimmen DIN 15 306 und DIN 15 309, Abschn. 3. Bedienungs-, Signalelemente und Zubehör für
Triebwerksräume erfordert eine nach außen auf- die Fahrtsteuerungsarten, die Art, Lage und
schlagende Tür. Größe hinweisgebender Symbole (Bildzeichen)
Die Fahrkorbhöhe h4 (Tab. 4.89 und 4.90), gemes- im Fahrkorb und an den Haltestellen sowie Hand-
sen zwischen Fahrkorbschwelle und Unterfläche läufe, sind in DIN 15 325 in Anlehnung an ISO
der Fahrkorbdecke (ohne Berücksichtigung von 4190-5 geregelt.
Beleuchtung- und Lüftungseinrichtungen) be- So dürfen Bedienelemente nicht höher als
trägt i. d. R. mindestens 2,20 m, bei Aufzügen in 1800 mm über dem Fußboden angeordnet sein.
Nichtwohngebäuden je nach Nutzungsintensität In behindertengerechten Aufzugsanlagen für
und Tragfähigkeit bis zu 2,40 m. Die Türhöhen der
Fahrkörbe h3 betragen mindestens 2,10 m, in
Rollstuhlfahrer müssen sie zwischen 900 und
1200 mm in der Seitenwand (bei einseitig öffnen-
4
Aufzügen mit einer Tragfähigkeit von ≤ 320 kg in den Türen an der Schließkantenseite) und minde-
Wohngebäuden 2,00 m. stens 400 mm von der Fahrkorbzugangs- und
Vor Schachttüren ist ausreichende Fläche für das Fahrkorbrückseite vorgesehen werden. Von ggf.
ungehinderte Ein- und Aussteigen von Personen vorzusehenden Handläufen muss einer an der
und das Laden von Lasten (Kinderwagen, Kran- Fahrkorbseitenwand in 900 mm Höhe über dem
kentragen, Möbel) vorzusehen. Abmessungen Fußboden angeordnet werden.
von 1,50 m × 1,50 m bei Wohngebäuden und

4.6 Normen
Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 81-1 05.2000 Sicherheitsregeln für die Konstruktion und den Einbau von Aufzügen;
Elektrisch betriebene Personen- und Lastenaufzüge
DIN EN 81-1/A1 03.2006 –; –; Änderung 1
DIN EN 81-1/A2 01.2005 –; –; Änderung 2, Aufstellungsorte von Triebwerk und Steuerung sowie Seilrollen
DIN EN 81-2 05.2000 –; Hydraulisch betriebene Personen- und Lastenaufzüge
DIN EN 81-2/A1 03.2006 –; –; Änderung 1
DIN EN 81-2/A2 01.2005 –; –; Änderung 2, Aufstellungsorte von Triebwerk und Steuerung sowie Seilrollen
DIN EN 81-3 05.2001 –; Elektrisch und hydraulisch betriebene Kleingüteraufzüge
DIN EN 81-70 09.2005 –; Besondere Anwendungen für Personen- und Lastenaufzüge; Zugänglichkeit von
Aufzügen für Personen einschließlich Personen mit Behinderungen
DIN EN 81-72 11.2003 –; –; Feuerwehraufzüge
DIN 1055-3 03.2006 Einwirkungen auf Tragwerke; Eigen- und Nutzlasten für Hochbauten
DIN 4102-1 05.1998 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen;
DIN 4102-4 03.1994 –; Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter Baustoffe,
Bauteile und Sonderbauteile
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Bbl. 1 11.1989 –; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren
DIN 4109 Bbl.2 11.1989 –; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen erhöhten Schall-
schutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn- oder Arbeitsbereich
DIN 4109 Ber. 1 08.1992 Berichtigungen zu DIN 4109/11.89, DIN 4109 Bbl 1/11.89 und DIN 4109 Bbl 2/11.89

Fortsetzung s. nächste Seite


336 4 Treppen, Rampen und Aufzüge

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN ISO 14 122-3 01.2002 Sicherheit von Maschinen; Ortsfeste Zugänge zu maschinellen Anlagen;
Treppen, Treppenleitern und Geländer
DIN EN 14 843 07.2007 Betonfertigteile – Treppen
DIN EN 14 975 03.2007 Betontreppen – Anforderungen; Kennzeichnung und Prüfung
DIN 15 306 06.2002 Aufzüge; Personenaufzüge für Wohngebäude; Baumaße, Fahrkorbmaße Türmaße
DIN 15 309 12.2002 –; Personenaufzüge für andere als Wohngebäude sowie Bettenaufzüge;
Baumaße, Fahrkorbmaße Türmaße
DIN 15 325 12.1990 –; Bedienungs- ,Signalelemente und Zubehör; ISO 4190-5,
Ausgabe 1987 modifiziert
E DIN 15 644 05.2007 Traditionell geplante, vorgefertigte Treppen aus Massivholz – Spezifikationen
und Anforderungen
DIN 18 024-1 01.1998 Barrierefreies Bauen; Straßen, Plätze, Wege, öffentliche Verkehrs- und Grünanlagen
4 sowie Stellplätze; Planungsgrundlagen
DIN 18 024-2 11.1996 –; Öffentlich zugängige Gebäude und Arbeitsstätten; Planungsgrundlagen
DIN 18 025-1 12.1992 Barrierefreie Wohnungen; Wohnungen für Rollstuhlbenutzer; Planungsgrundlagen
DIN 18 025-2 12.1992 –; Planungsgrundlagen
E DIN 18 030 01.2006 Barrierefreies Bauen; Planungsgrundlagen
DIN 18 065 01.2000 Gebäudetreppen, Definitionen, Messregeln, Hauptmaße
DIN 18 069 11.1985 Tragbolzentreppen für Wohngebäude; Bemessung und Ausführung
DIN 18 091 07.1993 Aufzüge; Schacht-Schiebetüren für Fahrschächte mit Wänden der Feuerwider-
standklasse F 90
DIN 18 385 12.2002 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen; Teil C: Allgemeine
Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen ( ATV); Förderanlagen,
Aufzugsanlagen, Fahrtreppen und Fahrsteige
DIN 24 531-1 04.2006 Roste als Stufen; Gitterroste aus metallischen Werkstoffen
DIN 68 368 02.2006 Laubschnittholz für Treppenbau – Gütebedingungen
AufzR 95/16 EG 06.1995 Europäische Aufzugsrichtlinie 95/16/EG, Regelungen zum Herstellen und Inver-
kehrbringen von Personen-, und Lastenaufzügen, einschl. deren Sicherheitsbauteile
BetrSichV 10.2003 Betriebssicherheitsverordnung; zuletzt geändert 03.2007
ETB Absturzsicherung 06.1985 ETB- Richtlinie; Bauteile, die gegen Absturz sichern; Fassung 1985-06
TRAV 01.2003 Technische Regeln für die Verwendung absturzsichernder Verglasungen
03.2000 VerglasungZustVerfEmpf – Anforderungen an begehbare Verglasungen;
Empfehlungen für das Zustimmungsverfahren
MaschR 98/37 EG 06.1998 Europäische Maschinenrichtlinie 98/37 EG; Regelungen zum Herstellen und
Inverkehrbringen von Güter-, Behinderten-, Fassadenaufzügen, Fahrsteigen
und -treppen
MGaV 09.1997 Muster-Garagenverordnung – GarVO
MBO 11.2002 Musterbauordnung – MBO
VDI 2566 Blatt 1 12.2001 Schallschutz bei Aufzugsanlagen mit Triebwerksraum
VDI 2566 Blatt 2 05.2004 Schallschutz bei Aufzugsanlagen ohne Triebwerksraum
VDI-Richtlinie 4100 08.2007 Schallschutz von Wohnungen; Kriterien für Planung und Beurteilung
VerglasungZuStVerfEmpf 03.2000 Anforderungen an begehbare Verglasungen; Empfehlungen für das
Zustimmungsverfahren
Weiterhin sind verschiedene gebäudespezifische Richtlinien der Bundesländer zu beachten
(z. B. Hochhaus-, Verkaufsstätten-, Schulbau-, Krankenhausrichtlinie usw.)
4.7 Literatur 337

4.7 Literatur
[1] Baus, U., Siegele, K.: Holztreppen. Stuttgart: DVA 2001
[2] Baus, U., Siegele, K. (Hrsg.): Stahltreppen. Stuttgart: DVA 2001
[3] Bähr, M., Luz, E.: Trittschallschutz von Treppen-Anforderungen, Nachweise, Lösungen. In: DAB 11/1996
[4] Beratungsstelle für Stahlverwendung: Merkblätter 155, 255 und 355; Treppen aus Stahl. Düsseldorf 2006;
www.stahl-info.de
[5] Bund deutscher Zimmermeister (BDZ); Handwerkliche Holztreppen, Regelwerk Holztreppenbau, Berlin 1999;
www.bdz-holzbau.de
[6] Deutscher Stahlbauverband (DSTV): Stahlbau Arbeitshilfen. Düsseldorf 2002; www.deutscherstahlbau.de
[7] Bauen mit Stahl e.V.: Arbeitshilfen und Merkblätter 155, 255 und 355 Treppen/Geländer. Düsseldorf, ww.w.bauen-mit-
stahl.de; stahl-info.de
[8] Detail-Fachzeitschriften: Treppenkonstruktionen: 2/1996; 2/1998; 2/2000; Aufzüge 07/2004
[9] Diehl, W.: Scala – Moderner Treppenbau. Karlsruhe 2002
[10] Diehl, W.: Moderner Treppenbau – Beispiele aus Neubau und Modernisierung. In DAB 12/2004
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[13] Ertl, H.: Schallschutz nach DIN 4109. Anforderungen an Treppen. In: BmK 1/1990
[14] Goldelius, H.-W.: Balkon- und Treppengeländer. Köln 2007
[15] Grund, M.: Die Roten Hefte, Bd.46, Aufzüge Fahrtreppen, Fahrsteige: Stuttgart 1995
[16] Habermann, K. J.: Treppen – Entwurf und Konstruktion. Birkhäuser 2003
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[18] Hansmann, C.-R.: Treppen in der Architektur. Stuttgart 1996
[19] Hartisch, K.: Treppen in Stahl, Holz und Beton. Stuttgart 1993
[20] Hoffmann, K., Griese, H.: Stahltreppen. Stuttgart 1994
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[22] Informationszentrum RAUM und BAU der Fraunhofergesellschaft – IRB-Literaturdokumentation 3108: Holztreppen,
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[23] Informationszentrum RAUM und BAU der Fraunhofergesellschaft – IRB-Literaturdokumentation 1588: Metalltreppen,
Stuttgart; www.irb.fhg.de
[24] Jiricna, E.: Moderne Treppen, Stuttgart: DVA 2001
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[27] Kotthoff, I.: Sicherheit bei Holztreppen, In: BBauBl. 7/1995
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[29] Mannes, W.: Treppen und Geländer aus Holz, Stahl, Edelstahl, Stein, Glas, Textil. Planung, Konstruktion, Ausführung. Köln
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[30] –: Technik des Treppenbaus, Technische Hinweise und konstruktive Anleitungen für Beispiele aus Holz, Stahl, Beton
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[31] –: Treppen-Technik, Technische und konstruktive Hinweise, Empfehlungen und Vorschläge für den Treppenbau (Holz-
treppen). Stuttgart 1996
[32] –: Der handwerkliche Holztreppenbau. Stuttgart 1996
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[34] –: Wohnhaustreppen, Konstruktion, Detail, Gestaltung. Stuttgart: DVA 1999
[35] Mielke, F.: Handbuch der Treppenkunde; Hannover 1993
[36] Müller, H. und D.: Transparente Treppen. In: DBZ 8/1990
[37] Ordás, J. M.: Treppen, Stuttgart 2001
[38] Pech, A., Kolbitsch, A.: Treppen/Stiegen – Einführendes Lehrbuch. Wien 2005
[39] Pracht, K.: Treppen. Stuttgart 1986
[40] Reitmayer, U.: Holztreppen in handwerklicher Konstruktion. Stuttgart 1998
[41] Schöllkopf, K. O.: Planungsgrundsätze für Aufzüge. Detail 5/2004
[42] Streng, H.: Aufzüge – Anordnung, Arten, Vorschriftenänderungen: DETAIL 2/2000
[43] Weidinger, H.: Treppen im Einfamilienhaus. München 2000
339

5 Fenster

5.1 Allgemeines einschließlich der Grundfläche verglaster Vor-


bauten und Loggien betragen. Geneigte Fenster
Fenster beeinflussen durch Form, Gliederung und und Oberlichter können zugelassen werden,
Größe, durch Lage, Anordnung und Baustoff ent- wenn wegen des Brandschutzes keine Beden-
scheidend Fassadengestaltung, Baukörper und In- ken bestehen. Wenn die dahinter liegenden
nenraum. Beim Fensterbau sind Fragen der Ge- Fenster ausreichend Tageslicht erhalten und die
staltung, der Konstruktion, der Fertigungstechnik Lüftung ausreicht, sind vor notwendigen Fen-
und der Wirtschaftlichkeit (bei Herstellung und stern auch Loggien und verglaste Vorbauten
Benutzung) besonders eng miteinander verfloch- zulässig.
ten, so dass jeweils die für den besonderen Fall • Aufenthaltsräume, deren Benutzung eine Be-
günstigsten Lösungen gefunden werden müssen. leuchtung mit Tageslicht verbietet sowie Ver-
Wesentlich ist neben der Belichtung die psycholo- kaufsräume, Schank- und Speisegaststätten,
gische Bedeutung des Tageslichtes für das Wohl- Behandlungsräume des Gesundheitswesens,
befinden des Menschen in Wohn- und Arbeitsräu- Sport-, Spiel-, Werk- und ähnliche Räume sind
ohne Fenster zulässig. (Es ist jedoch die Arbeits-
men. Der Wechsel von Helligkeit und Dunkel, der
stättenverordnung zu beachten). 5
Witterung, Besonnung und Verschattung, insbe-
sondere aber auch der Kontakt mit der Umwelt • Fensterlose Bäder und Toilettenräume sind nur
durch ausreichenden Ausblick sind wichtig. Von zulässig, wenn eine wirksame Lüftung gewähr-
Nachteil ist es, wenn durch gegenüberliegende leistet ist.
Verbauung oder wegen ungünstiger Lage der • Öffnungen von Fenstern, die auch als Rettungs-
Fenster (z. B. in Raumecken, hohe Brüstungen) das wege im Brandfall dienen, müssen mindestens
Blickfeld und insbesondere der sichtbare Him- 0,90 × 1,20 m groß und nicht höher als 1,20 m
melsausschnitt eingeschränkt sind. über Fußbodenoberkante angeordnet sein.
Durch eine große Zahl von Vorschriften und Nor- • Fenster müssen gefahrlos gereinigt werden
mungen sind Fenster zu einem komplizierten, können. Wenn dies nicht von innen oder vom
komplexen Bauteil geworden, dessen konstruk- Erdboden aus möglich ist, müssen dafür beson-
tive Einzelheiten bei fast allen Ausführungsarten dere Vorkehrungen getroffen werden.
weitgehend durch den Hersteller festgelegt wer- • Fensterbrüstungen müssen (ausgenommen in
den müssen. Erdgeschossen) mindestens 0,80 m, bei einer
Durch den Planer sind die allgemeinen Anforde- Absturzhöhe von mehr als 12 m jedoch mindes-
rungen für den jeweiligen Einzelfall zu definieren tens 0,90 m hoch sein (gemessen ab OK Fuß-
und Lage, Größe und gestalterische Einzelheiten boden bis Fensterbank o. Ä.). Feststehende
der Fenster festzulegen. Insbesondere müssen Fensterrahmen sind nicht in die erforderliche
durch ihn alle Details für den Einbau koordiniert Brüstungshöhe mit einzubeziehen. Geringere
werden. Brüstungshöhen sind zulässig, wenn durch Ge-
länder u. ä. die erforderlichen Mindesthöhen
Bauaufsichtliche Vorschriften. Mindestanforde- eingehalten werden.
rungen an Fenster bzw. an die Belichtung von
Räumen durch Tageslicht sind in den Landesbau- Die geforderten Brüstungshöhen dürften bei
ordnungen festgelegt. So wird z. B. in der Hessi- hochgelegenen Fenstern besonders von groß-
schen Bauordnung (10.2002) u. a. gefordert: gewachsenen Menschen als recht niedrig emp-
funden werden. Der Planer sollte daher die
• Alle Aufenthaltsräume müssen durch senkrecht
Brüstungsmaße nicht überall nach den Mindest-
stehende und unmittelbar ins Freie führende
anforderungen wählen.
Fenster ausreichend Tageslicht erhalten und
belüftet werden können („notwendige Fens-
ter“). Planung. Die Lage von Fenstern innerhalb des
• Das Rohbaumaß solcher Fensteröffnungen Grundrisses wird vielfach durch die Fassadenge-
muss mindestens 1/8 der Raumgrundfläche staltung des Gebäudes vorgegeben. Sie sollte bei
340 5 Fenster

der Gesamtplanung jedoch auch von der jeweili- dene Speicherungsfähigkeit innerhalb der Räume
gen Innenraumgestaltung aus betrachtet werden. relativiert werden.
Ähnlich wie bei der Planung von Türen (vgl. Ab- Hinsichtlich des winterlichen Wärmeschutzes
schn. 6.1, Bild 6.1) ist die Nutzung und Einrichtung muss bedacht werden, dass die ermittelten Min-
des Raumes zu berücksichtigen. Der freie Ausblick destanforderungen an die Fenster ganz erheblich
von den voraussichtlich häufigsten Aufenthalts- durch spätere Maßnahmen der Benutzer beein-
bereichen ist ebenso zu beachten wie der Durch- trächtigt werden können (z. B. Anbringung von
blick in benachbarte Innen- und Außenbereiche Gardinen vor den Fenstern und damit verbunde-
vom Hauptzugang des Raumes aus. ne niedrigere Oberflächentemperaturen an Rah-
Die Größe der Fenster ist von vielen Faktoren men und Verglasungen als planerisch zu Grunde
abhängig. Die Anforderungen hinsichtlich des gelegt).
Mindest-Tageslichtquotienten (DIN 5034-4) sind Großflächige Fenster können aus gestalterischer
abhängig von der Verbauung (Lage zu gegen- Sicht erwünscht sein, doch muss in Kauf genom-
überliegenden Bauwerken), von der Größe der men werden, dass bei ihnen die Aufwendungen
Verglasungsfläche, der Lichtdurchlässigkeit, der zum Schutz gegen Außenlärm überproportional
Reflexion der Verglasung sowie von der Lage des wachsen.
Fensters zur Himmelsrichtung. Die Breite des Fen- Auch die Kosten für Fenster müssen bereits bei
sters bzw. die Summe aller Fensterbreiten soll der Planung betrachtet werden. Sie betragen et-
mindestens 55 % der Raumbreite betragen. wa das Vierfache der Wandbaukosten und sind
Im Allgemeinen werden in den meisten Fällen darüber hinaus sehr abhängig von den Öffnungs-
5 diese Kriterien bei den üblichen Fensterabmes- einrichtungen und der Einbauart. Je nach Aus-
sungen auch ohne besonderen Nachweis erfüllt. führung betragen die Kosten der Verglasung etwa
Bauphysikalisch betrachtet sind die Fenster Teile 25 % der Gesamtherstellungskosten der Fenster.
der Außenwände. Mit diesen gemeinsam müssen Im Zusammenhang mit der Fensterplanung sind
für das Bauwerk die Anforderungen an den Wär- auch die Kosten des Rohbaues zu betrachten.
me- und Schallschutz erfüllt werden. Raumhohe Fenster können durch Wegfall der
Die Anforderungen an den Wärmeschutz sind Stürze (vor allem von Stürzen mit Rollladen-
durch die seit dem 1.2.2002 gültige Energieein- kästen) und von Brüstungen (insbesondere durch
sparverordnung (EnEV) neu definiert worden die Vermeidung von in jedem Falle aufwendi-
(s. Abschn. 5.2.3 und Abschn. 16.5 in Teil 1 des Wer- gen Heizkörpernischen, s. Abschn. 5.8.2) kosten-
kes). Bei den hier erforderlichen Nachweisen spielt mindernd sein.
der Fensterflächenanteil (größer oder kleiner als
30 % der Fassadenfläche) eine bedeutende Rolle
und sollte daher bereits in einem frühen Ent- 5.1.1 Bezeichnungen und Bauarten
wurfsstadium in Betracht gezogen werden.
Für den winterlichen und den sommerlichen Wär- Allgemeine Regelungen von Begriffen, Bezeich-
meschutz ist insbesondere die Lage der Fenster nungen und Maßangaben für Fenster und Fen-
zur Himmelsrichtung ausschlaggebend. Nordfens- stertüren enthält DIN EN 12 519. Die wichtigsten
ter sind in unserer geographischen Breite in dieser Festlegungen für die Darstellung in Bauzeichnun-
Hinsicht unproblematisch. Durch Westfenster er- gen zeigt Bild 5.1.
halten Räume besonders viel Strahlungsenergie Bei der Beschreibung von Fenstern muss für Dreh-
und müssen daher in der Regel einen Sonnen- und Drehkippflügel klargestellt sein, ob das Fen-
schutz haben, der jedoch wegen des flachen Ein- ster „rechts“ oder „links“ angeschlagen ist.
fallswinkels der Sonnenstrahlen schwierig zu ge- Nach DIN 107 (Bezeichnung mit links oder rechts
währleisten ist. Bei Ostfenstern ist die Erwärmung im Bauwesen) und DIN EN 12 519 wird bezeich-
wegen der morgendlichen Kühle weniger lästig. net:
Südfenster werden bedingt durch den großen • „DIN rechts“: Flügel zur Ansichtsseite öffnend
Einfallswinkel der Sonnenstrahlen im Sommer mit Bändern auf der rechten Seite (nach DIN:
(mittags ca. 60°) relativ wenig aufgeheizt und „Man sieht auf das Band“).
auch einfache Sonnenschutzeinrichtungen kön- • „DIN links“: … mit Bändern auf der linken Seite.
nen sehr wirksam sein. Im Winter kann bei Süd-
fenstern die Einstrahlung sogar erwünscht sein. Auf Zeichnungen ist ferner zur Vermeidung von
Ein damit verbundener passiver Energiegewinn Irrtümern deutlich klarzustellen, ob die Fenster
muss jedoch im Hinblick auf die oft nicht vorhan- von außen oder innen dargestellt sind (Bild 5.2).
5.1 Allgemeines 341

5.1a 5.1b 5.1c 5.1d

5.1 Darstellung der Bewegungsrichtung bzw. Öffnungsart von Fenstern (DIN EN 12 519)
a) Drehflügel: Die Bewegung des Flügels in Richtung des Benutzers (d. h. von der Bandseite her gesehen) wird in der
Ansicht mit durchgehenden Linien symbolisiert
b) Drehflügel: Die Bewegung des Flügels weg vom Benutzer (d. h. von der Außenseite her gesehen)
wird in der Ansicht mit gestrichelten Linien symbolisiert
c) Fixiertes, nicht öffenbares Fenster
d) Festverglasung

ANSICHT VON INNEN (BANDSEITE) AUSSENANSICHT

INNENSEITE DIN links DIN rechts DIN rechts

5.2 Schließrichtung von Fenstern (DIN 107 bzw. DIN EN 12 519)


„Links“ (DIN links): Schließrichtung gegen den Uhrzeigersinn
„Rechts“ (DIN rechts): Schließrichtung im Uhrzeigersinn

Fenster können in Form von Einzelfenstern, Fen- • Fensterleibungen ohne Anschlag sind im
sterbändern, Fensterwänden und Fenster-Tür-Ele- Rohbau am einfachsten herzustellen. Schmale
menten hergestellt werden. Sie bestehen ge- Rahmenprofile sind möglich. Die Bauwerksan-
wöhnlich aus dem verglasten Fensterflügel und schlüsse und die Eindichtung erfordern hier
einem fest eingesetzten Fensterrahmen (auch aber besonders sorgfältige Arbeit. Bei größerer
Stock, Blendrahmen oder Zarge genannt). Beanspruchung durch Schlagregen und Wind-
Man unterscheidet nach: druck bzw. -sog sind anschlaglose Fensterlei-
• Einbauart im Rohbau: bungen daher problematisch. Als Einbauhilfen
können Anschlagwinkel aus Metall (Bild 5.3b)
Wandöffnungen können mit innerem Anschlag, oder Einbauzargen (Bild 5.3c) dienen.
mit äußerem Anschlag oder ohne Anschlag (DIN
18 050, s. Bild 5.3a–c) angelegt werden. Jede die- • Leibungen mit innerem Anschlag erfordern
ser Formen hat Vor- und Nachteile: zusätzlichen Aufwand bei der Ausführung der
342 5 Fenster

Außenwände. Gemauerte Anschläge sind we- te werden Fenster mit äußerem Anschlag vor-
gen der Steinformate entweder mit 12,5 cm wiegend dort ausgeführt, wo große und
Tiefe vorgegeben, oder es müssen besondere schwere Fensterelemente mit Hebezeugen
Anschlagsteine verwendet werden (Bild 5.3d). von außen eingebaut werden müssen sowie
Bei Fassaden mit äußerer Wärmedämmung ist unter denkmalspflegerischen Aspekten (Bild
der Einbau „mit Anschlag“ vorteilhaft (Bild 5.3f ).
5.3e). Die Fenster sind wegen der meistens re-
lativ großen äußeren Leibungstiefe recht gut • Art des Baustoffes:
gegen Witterungsbeanspruchung geschützt. Holzfenster,
Die erforderliche Verbreiterung der Blend- Aluminiumfenster,
rahmen ergibt entsprechend breite Innenan- Kunststoff-Fenster,
sichtsflächen, doch sind gute Voraussetzun-
gen für den Einbau von Leibungsdämmungen Stahlfenster
und für dichte Bauwerksanschlüsse gegeben. sowie Fenster aus Kombinationen dieser Stoffe,
Der Fenstereinbau ist in der Regel nur von in- z. B. Holz-Aluminium-Fenster.
nen her möglich.
• Leibungen mit äußerem Anschlag entstan- • Bauart: Einfachfenster, Verbundfenster, Kasten-
den baugeschichtlich vor allem in den sturm- fenster (Bild 5.4).
reichen nordeuropäischen Küstengebieten. Bei Verbund- und Kastenfenstern sind zur Ver-
Der Winddruck presst das gesamte Fenster – besserung des Schall- und Wärmeschutzes auch
5 und auch die hier damals meistens nach Kombinationen aus einem äußeren Flügel mit
außen aufschlagenden Fensterflügel – vorteil- Einfachverglasung und einem Innenflügel mit
haft auf die Dichtungen bzw. in die Falze. Heu- Isolierverglasung möglich.

5.3a 5.3b 5.3c

5.3d 5.3e 5.3f

5.3 Einbau von Fenstern (schematisch, Abdichtungen, Befestigung usw. nicht eingezeichnet)
a) Fensterleibung ohne Anschlag
b) Einbau mit Anschlagswinkel aus Metall
c) Einbauzargen aus Stahlblech (Röder-Sturoka®)
d) Fensterleibung mit Anschlag innen
e) Einbau in Verbindung mit außenliegender Wärmedämmung („Thermohaut“)
f ) Fensterleibung mit Anschlag außen
5.1 Allgemeines 343

5.4
Fensterbauarten
a) Einfachfenster
b) Verbundfenster
c) Kastenfenster 5.4a 5.4b 5.4c

• Öffnungsmöglichkeit: Außer den in Bild 5.5 gezeigten Öffnungsarten


Flügel zum Öffnen, feststehende Flügel, Festver- werden mit Spezialbeschlägen Varianten herge-
glasungen (Verglasung direkt im Blendrahmen). stellt wie Senkklappfenster (nach außen klappend
und dann zur Verbesserung der oberen Abluft-
• Öffnungs- bzw. Flügelarten (Bild 5.5): führung absenkbar), Wendefenster (an Ausstell-

5.5a 5.5b 5.5c 5.5d

5.5e 5.5f

5.5 Bezeichnung von Fenstern nach Öffnungs- und Flügelarten;


(Ansichten: Innenseite; Grundrisse: Außenseite oben; Schnitt: Außenseite links)
a) Drehflügel
b) Drehkippflügel
c) Schwingflügel
d) Wendeflügel
e) zweiflügliges Fenster mit einem Drehkipp- und einem Drehflügel
f ) zweiflügliges Fenster mit festem Mittelpfosten; zwei Drehkippflügel
(Fortsetzung siehe nächste Seite)
344 5 Fenster

5.5g 5.5h 5.5i 5.5j

5.5k 5.5l

5.5 Bezeichnung von Fenstern nach Öffnungs- und Flügelarten;


5 (Ansichten: Innenseite; Grundrisse: Außenseite oben; Schnitt: Außenseite links) (Fortsetzung)
g) Kippflügel
h) Klappflügel
i) Vertikalschiebefenster, oberer Teil fest verglast
j) Lamellenfenster (horizontal)
k) Hebeschiebefenster
l) Hebeschiebekippfenster

scheren, nicht um die horizontale Mittelachse um- Bezeichnung von Einzelteilen der Fenster
schwenkend), Schiebedrehfenster (nach dem Öff- Die Bezeichnung von Grundelementen bei Fens-
nen ist die Drehachse verschiebbar, um den inne- terkonstruktionen zeigt Bild 5.7 am Beispiel einer
ren Schwenkraum für den Flügel zu vermindern) Fensterwand.
u. a. m. Außer den in Bild 5.7 genannten Bauteilen kom-
men noch in Frage:
• Art der Verglasung:
• Einbauzargen (in die Rohbauöffnung eingebau-
Einscheibenverglasung (EV) ist nur noch für Bau- te Montagerahmen, in die das komplette Fens-
werke zugelassen, für die keine besonderen Vor- ter nach Fertigstellung von Putzarbeiten einge-
schriften hinsichtlich Wärmedämmung beste- setzt wird (s. Bild 5.3b und c),
hen,
• Glashalteleisten (leichte Profilleisten zur Befesti-
Mehrscheiben-Isolierverglasung (IV) als 2- oder gung von Verglasungen, s. Abschn. 5.4.3.1)
3-Scheiben-Isolierverglasung (Bild 5.6),
• Wetterschutzschienen (Zusatzprofile am unte-
Doppelverglasung (DV), ren Blendrahmen, um das anfallende Wasser
Verglasung mit Sondergläsern, z. B. Sonnen- über die untere Fuge zwischen Flügel und
schutzgläser, Wärmeschutzgläser, Schallschutz- Blendrahmen abzuleiten s. Abschn. 5.6.2.3),
gläser, Sicherheitsgläser.

5.6
Verglasungsarten
a) Einscheibenverglasung (EV)
b) 2-Scheiben-Isolierverglasung (IV)
c) 3-Scheiben-Isolierverglasung (IV) 5.6a 5.6b 5.6c
5.2 Anforderungen an Fenster 345

5.7
Elemente einer Fensterkonstruktion
(Schema nach DIN 68 121-1)
1 Blendrahmen (ggf. mit Anschluss- oder Abdeckprofilen)
a) aufrechtes Blendrahmenholz
b) oberes Blendrahmenholz
c) unteres Blendrahmenholz
2 Pfosten (Setzholz)
3 Riegel (Kämpfer)
4 Sprosse
5 Drehflügelfenstertür
6 Drehkippflügelfenster
7 Kippflügel (Oberlicht)
8 festverglastes Oberlicht
9 festverglaste Fensterfläche
10 Fensterbrüstung mit nichttransparenter Ausfachung

• Fensterbänke (äußere Abdeckung der Brüstung 5.2 Anforderungen an Fenster


oder des Rohbauanschlusses, meistens aus Alu-
minium, Kunst- oder Naturstein; innen als Fenster sind heute hochentwickelte Bauelemente
Abdeckung über Heizkörpernischen u. Ä., aus
Natur- oder Kunststein, Holz oder kunststoff-
mit sehr hohen Ansprüchen an Materialien und
Ausführungsqualität.
5
beschichteten Holzspanplatten s. Abschn. 5.3.5), Für Fenster und Fenstertüren, Rahmen von Fens-
ferner tern und Fenstertüren, für Rollladenkästen und
• Zusatzprofile wie z. B. Rollladenführungen, Ab- Mehrscheiben-Isoliergläser gibt es auf der Grund-
deck- und Anschlussprofile. lage des Bauproduktengesetzes zahlreiche Richtli-
nien für Qualitätsanforderungen (Bauregellisten).
Die Entscheidung über die Fensterbauart beein- Die Bauprodukte sind ab 1.1.1996 entsprechend
flussen: zu kennzeichnen (vgl. Abschn. 2.2.4 in Teil 1 des
• formale Anforderungen (z. B. Größe, Format, Werkes). Die Produkte müssen ein Übereinstim-
Flächenaufteilung, Farbe bzw. Oberflächenbe- mungszeichen (z. B. in Form von Aufklebern) auf-
handlung) weisen, in dem die Übereinstimmung der Pro-
dukteigenschaften mit den festgelegten techni-
• funktionale Anforderungen (z. B. Öffnungsart, schen Regeln bzw. einschlägigen Normen je nach
Lüftungsbedarf, Sonnenschutz, Bedienungs- Prüfungsverfahren durch den Hersteller oder eine
komfort) amtlich zugelassenen Prüfstelle bestätigt ist (Bild
• technisch-konstruktive Anforderungen (all- 5.8).
gemeine Sicherheit wie z. B. Brüstungs- und Als Ersatz für die bisherigen nationalen Regelun-
Absturzhöhen, Fehlbedienungssicherheit, Luft- gen werden z. Zt. europäische Produktnormen er-
durchlässigkeit und Schlagregendichtigkeit, arbeitet (z. B. pr. EN 14 351). Dabei werden für
Wärmeschutz) Fenster „Leistungsmerkmale“ festgelegt (z. B. für
• Sonderanforderungen (z. B.Brandschutz, Schall- Dämmwerte, Dichtigkeit, Einbruchhemmung usw.),
schutz, Einbruchhemmung). die für die Gebrauchstauglichkeit eines speziellen
Objektes erreicht werden müssen. Dem Fens-
terhersteller bleibt überlassen, mit welchen kons-
truktiven Mitteln die verlangten Eigenschaften er-

Firma
XYZ

Fenster Typ 1
Ug = 1,6 W/m2K
5.8 Übereinstimmungszeichen g = 0,72
a ≤ 1,0 m3/hm
Beispiel: Es handelt sich um ein Fenster gemäß Bauregelliste A Teil 1 lfd. Nr. 8.5,
Typ 1; Mehrscheibenisolierglas mit einem Ug-Wert von 1,6 W/(m2K)
und einem g-Wert von 0,72. Das Fenster hat eine umlaufende Dichtung.
Gemäß DIN 4108-4 ist der Fugendurchlasskoeffizient a < 1,0 m3/hm (vgl. Abschn. 5.2.1)
346 5 Fenster

reicht und durch Prüfzeugnisse (DIN EN ISO 12 567- Richtlinien, insbesondere ihre eventuelle bauauf-
1 und -2) nachgewiesen werden. Die in deutschen sichtliche Einführung sowie die künftige weitere
Normen bisher übliche Zuordnung für einen be- Entwicklung ständig zu beobachten.
stimmten Anwendungszweck ist nicht vorgesehen.
Im Zuge der Vereinheitlichung der nationalen
Bestimmungen für die verschiedenen Anforde- 5.2.1 Luftdurchlässigkeit
rungen an Fenster (z. B. Luftdurchlässigkeit,
Schlagregendichtheit, Schall- und Wärmeschutz, Während Rahmen und Verglasung kleinerer Fens-
Brandschutz usw.) und zur entsprechenden Klassi- ter in niedrigen, einfachen Gebäuden nach Er-
fizierung liegen neue Normen teilweise bereits fahrungsregeln dimensioniert werden können,
vor. So soll die erforderliche mechanische Bean- müssen für die Bemessung größerer Fenster ins-
spruchbarkeit von Fenstern und Türen in DIN EN besondere in den oberen Geschossen von hohen
12 400, die Durchführung von Dauerfunktions- Gebäuden genaue Berechnungen zugrunde ge-
prüfungen in DIN EN 1191 geregelt werden. legt werden. Dadurch muss gewährleistet wer-
Für die Anwendung sind in vielen Fällen noch den, dass die Luftdurchlässigkeit innerhalb zuläs-
Übergangsregelungen nötig. Bis zur verbindli- siger Grenzen bleibt und die Verglasung durch
chen Einführung der angestrebten einheitlichen Staudruck nicht überbeansprucht oder sogar zer-
Festlegungen sind die bisherigen deutschen Be- stört werden kann.
stimmungen anzuwenden. Unabhängig vom Rahmenmaterial werden für die
Bei der Planung und Ausschreibung und der Ver- Luftdurchlässigkeit in DIN EN 12 207 Klassifizie-
5 gabe sollten neben den Bestimmungen der Ver- rungen vorgenommen.
dingungsordnung für Bauleistungen (VOB) auch Dabei wird die Fugendurchlässigkeit gegenüber
die neuesten „Zusätzlichen Technischen Vertrags- den früheren Regelungen neu definiert:
bedingungen zur Ausschreibung“ des Instituts für Die Gesamtdurchlässigkeit Q entspricht dem Luft-
Fenstertechnik e.V. (ift Rosenheim) beachtet wer- strom (m3/h), der bei einer Druckdifferenz von Δp
den [6–8]. durch eine 1 m lange Fuge zwischen Rahmen und
Es muss festgehalten werden, dass es bei der au- Flügel hindurchgeht.
genblicklichen raschen Entwicklung von Normen, In den Tabellenwerten von DIN EN 12 207 wird
Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien nicht von einer Referenzluftdurchlässigkeit Q100 bezo-
möglich ist, bis zum Redaktionsschluss des Werkes gen auf einen Prüfdruck von 100 Pa ausgegangen.
überall den aktuellen Stand zu berücksichtigen. Die Ergebnisse werden in den Klassen 0 bis 4
Auch würden vollständige Auflistungen den Rah- festgehalten. Die neuen Fugendurchlässigkeits-
men dieses Werkes sprengen. Es muss dem Bau- klassen 1 bis 4 und die Relation zu den Bean-
praktiker an dieser Stelle dringend empfohlen spruchungsgruppen A–D von DIN 18 055 zeigt
werden, die Verabschiedung neuer Normen und Tabelle 5.9.

Tabelle 5.9 Klassifizierung der Luftdurchlässigkeit, Korrelation zwischen DIN 18 055: 1981-10 und DIN EN 12 207

Tabelle NA.1

Klassifizierung nach Referenzluftdurchlässigkeit


DIN 18 055: 1981-10 Mindestprüfdruck bei 100 Pa Klassifizierung nach
Pa DIN EN 12 207
Beanspruchungsgruppe m3/(h · m2)

– nicht geprüft nicht geprüft


A 150 50 1

B 300 27 2

C 600 9 3

600 3 4

Die Anwendung der Tabelle NA.1 wird ausschließlich zur Übertragung von DIN 18 055: 1981-10 auf diese Norm empfohlen.
Niedere Klassifizierungen sind jeweils eingeschlossen.
5.2 Anforderungen an Fenster 347

In Anlage 4 der Energieeinsparungsverordnung luftanlagen können derart gesteuerte Fenster als


(EnEV) ist für Fenster bei Gebäuden mit bis zu 2 Zuluftelemente nutzen und durch Wärmerückge-
Vollgeschossen die Fugendurchlässigkeitsklasse 2 winnung eine Minimierung der Lüftungs-Wärme-
und bei mehr als 2 Vollgeschossen die Fugen- verluste bewirken.
durchlässigkeitsklasse 3 vorgeschrieben. Allerdings dürfte sich hier die Frage nach einer
In DIN 4108-4 wird gefordert, dass der Fugen- noch vernünftigen Relation zwischen techni-
durchlasskoeffizient a für Fenster den Wert schem Aufwand und Nutzen, vor allem aber nach
den Kosten von Herstellung, laufendem Betrieb
m3 und Wartung stellen.
2,0 ·
h · m (daPa)2/3 Für die Erfüllung der Mindestanforderungen an
die Luftdurchlässigkeit von Fenstern und Fenster-
(Beanspruchungsgruppe A nach DIN 18 055) nicht türen sind in Abschnitt 5.2.7 Hinweise gegeben.
überschreitet. Die Qualitätsmerkmale von Fenstern sind von den
Für Gebäude mit mehr als zwei Vollgeschossen Herstellern durch Prüfzeugnisse zu belegen. Be-
darf der Wert von achtet werden muss allerdings, dass die bei der
Prüfung festgestellten Mittelwerte für die Fugen-
m3 durchlässigkeit lediglich für ein – meistens beson-
1,0 ·
h · m (daPa)2/3 ders sorgfältig hergestelltes – Musterfenster und
für den Neuzustand gelten und daher nicht allein
(Beanspruchungsgruppe B–D nach DIN 18 055) als Bewertungsmaßstab für alle anderen mit glei-
nicht überschritten werden (Tabelle 5.10).
Im Übrigen ist in der EnEV festgelegt, dass die
chen Konstruktionsmerkmalen gebauten Fenster 5
ausreichen.
wärmeübertragenden Umfassungsflächen neu zu Nur durch laufende Gütekontrolle bei der Herstel-
errichtender Gebäude einschließlich ihrer Fugen lung kann gewährleistet werden, dass Fenster
entsprechend dem Stand der Technik luftun- auch den in Prüfzeugnissen belegten Eigenschaf-
durchlässig abzudichten sind. Dabei muss jedoch ten entsprechen.
„der zum Zwecke der Gesundheit und Beheizung
Es ist festzuhalten, dass für die Fugendichtigkeit
erforderliche Mindestluftwechsel sichergestellt
nicht nur im Hinblick auf die EnEV sondern auch
sein“. Werden dazu andere Lüftungseinrichtun-
für den Wärme- und Schallschutz von Fenstern
gen als Fenster verwendet, müssen diese einstell-
und Fenstertüren die einwandfreie Ausbildung
bar und leicht regulierbar sein und in geschlos-
der Bauwerksanschlüsse mit entscheidend ist
senem Zustand den geforderten Klassen der
(s. Abschn. 5.3).
Fugendurchlässigkeit der Fenster entsprechen.
Zur Überwachung von Herstellung und Einbau
Für eine konsequente Kontrolle der Gebäudelüf-
von Fenstern haben sich daher viele Hersteller-
tung wird bereits an eine Integration der Fenster
firmen von Fenstern und Fenstertüren zu RAL-Gü-
in die gesamte Haustechnik nachgedacht.
tegemeinschaften zusammengeschlossen.
So ist nach manueller Öffnung der Fenster eine
Rückmeldung an die Heizungssteuerung und ei-
ne automatische Drosselung der betreffenden 5.2.2 Widerstandsfähigkeit bei Windlast
Raumheizkörper realisierbar. Auch eine Kombina-
tion mit automatischem Öffnen und Schließen Je nach Einsatzbedingungen wie z. B. geographi-
der Fenster auf Grund von Messungen von CO2- scher Einsatzort, Geländesituation und Einbau-
Gehalt bzw. Raumluftfeuchte oder Schadstoffkon- höhe sind Rahmen, Verglasung und Bauwerksan-
zentrationen ist technisch machbar. Zentrale Ab- schlüsse von Fenstern und Fenstertüren u. U.

Tabelle 5.10 Beanspruchungsgruppen (DIN 18 055; 10.81, z. Zt. in Überarbeitung)

Beanspruchungsgruppen A B C D

Staudruck in kN/m2 bis 0,18 bis 0,37 bis 0,66


Prüfdruck in Pa entspricht etwa einer
Windgeschwindigkeit bei bis 150 bis 300 bis 600
Windstärke bis 7 bis 9 bis 11 Sonderregelung

Gebäudehöhe in m bis 8 bis 20 bis 100


348 5 Fenster

erheblichen Belastungen durch Winddruck und 5.2.3 Schlagregendichtheit


-sog ausgesetzt.
Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Rahmen- Schlagregendichtheit ist der Schutz, den ein Fens-
durchbiegung der Fenster. ter bei gegebener Windstärke, Regenmenge und
Die mögliche Belastbarkeit wird in Laborversu- Beanspruchungsdauer gegen das Eindringen
chen mit verschiedenen Prüfdrucken in Pascal (Pa) von Wasser in das Innere des Gebäudes bietet.
bei unterschiedlichen Bedingungen gemessen In die Rahmenkonstruktion eingedrungenes
(P1 zur allgemeinen Messung der Rahmendurch- Wasser muss so abgeführt werden, dass keine
biegung, P2 als stoßweiser Druck zur Einschät- Schäden am Fenster auftreten können und dass
zung der Einflüsse von wiederholten Windlasten, nirgends Wasser aus der Rahmenkonstruktion in
P3 zur Einschätzung des Verhaltens unter extre- den Baukörper eindringt.
men Bedingungen). Die Schlagregendichtheit ist abhängig von
Die ermittelte relative frontale Rahmendurchbie- • Ausbildung der Falze zwischen Blend- und Flü-
gung führt zu einer Klassifizierung von Fenstern gelrahmen,
nach DIN EN 12 210 zunächst in die Klassen A, B • Art und Lage der Falzdichtungen,
und C nach Tabelle 2. Danach erfolgt die Einord- • Entwässerung des Falzraumes (Entwässerungs-
nung in die weiter unterscheidenden Klassifizie- öffnungen mind. 5 × 20 mm oder Bohrungen
rungsklassen A bzw. B und C 1 bis 5 (Tabelle 3) Ø 8 mm, Abstand < 30 cm),
hinsichtlich der Widerstandsfähigkeit bei Wind-
• Druckausgleich zwischen Außenluft und Falz-
last.
5 Die betreffenden Eigenschaften der Fenster sind
raum.
durch Prüfzeugnisse zu belegen. Bevorzugt werden Fensterbauarten, bei denen
Für die Erfüllung der Mindestanforderungen an Schlagregen- und Winddichtung in verschiede-
die Widerstandsfähigkeit bei Windlast von Fens- nen Ebenen mit mindestens 15 mm Abstand lie-
tern und Fenstertüren sind in Abschnitt 5.2.7 Hin- gen (2stufige Systeme).
weise gegeben. In DIN EN 12 208 wird die Klassifizierungen der
Schlagregendichtheit von Fenstern und Türen un-
abhängig vom Rahmenmaterial eingeführt.

Tabelle 5.11 Klassifizierung der Schlagregendichtheit, Korrelation zwischen DIN 18 055: 1981-10 und DIN EN 12 208

Tabelle NA.1
Klassifizierung nach
Prüfdruck Klassifizierung nach DIN EN 12 208
DIN 18 055: 1981-10
Anforderungen
Beanspruchungsgruppe Pa Verfahren A Verfahren B

– nicht geprüft nicht geprüft keine Anforderung


0 1A 1B 15 min Besprühung
A 50 2A 2B Wie Klasse 1 + 5 min
100 3A 3B Wie Klasse 2 + 5 min
150 4A 4B Wie Klasse 3 + 5 min

200 5A 5B Wie Klasse 4 + 5 min


B 250 6A 6B Wie Klasse 5 + 5 min
300 7A 7B Wie Klasse 6 + 5 min

450 8A – Wie Klasse 7 + 5 min


C
600 9A – Wie Klasse 8 + 5 min

Anmerkung: Verfahren A ist für ein Produkt geeignet, das nicht geschützt ist.
Verfahren B ist für ein Produkt geeignet, das teilweise geschützt ist.

Die Anwendung der Tabelle NA.1 wird ausschließlich zur Übertragung von DIN 18 055: 1981-10 auf diese Norm empfohlen.
Niedere Klassifizierungen sind jeweils eingeschlossen.
5.2 Anforderungen an Fenster 349

Die Klassifizierung erfolgt in die Klassen 1A bis 9A (Der Randverbund von Mehrscheiben-Isolierverglasungen
bzw. 1B bis 9B (Klassen A für Fenster bei unge- stellt im Vergleich zur Scheibenmitte eine Wärmebrücke dar.
Bei der Ermittlung des Gesamt-Wärmedurchgangskoeffi-
schütztem Einbau bzw. Klassen B für Fenster, die zienten wird daher der Übergangsbereich zwischen Vergla-
durch Vordächer, Bauwerksvorsprünge o. Ä. ge- sung und Rahmen durch einen linearen Wärmedurchgangs-
schützt sind („geschützter Einbau“)). koeffizienten Ψ berücksichtigt. Der durch Prüfung ermittelte
Wert für Ψ ist abhängig von der Art des Scheibenrandver-
Die Klassifizierung der Schlagregendichtheit nach bundes, der Einstandstiefe der Verglasung im Glasfalz und
DIN EN 12 208 und die Relation zu den Beanspru- von der Materialart des Fensters. Die Werte für Ψ liegen bei
chungsgruppen nach DIN 18 055 zeigt Tabelle konventioneller Ausführung mit Aluminium-Abstandhal-
(Tabelle 5.11). tern bei 0,07 bis 0,08 und bei thermisch getrennten Ab-
standhaltern bei etwa 0,04 W/(mK); s. Bild 5.39).
Für die Erfüllung der Mindestanforderungen an Der Einfluss der neuen Regelung wird deutlich bei einem
die Schlagregendichtheit von Fenstern und Fens- rechnerischen Nachweis:
tertüren sind in Abschnitt 5.2.7 Hinweise gege- Bei einer Fensterfläche von etwa 1,80 m2 entfallen etwa 50 %
ben. des Wärmeverlustes auf den Fensterrahmen, etwa 40 % auf
die Glasfläche und ca. 10 % auf die Glasrandzone. [18]
In der EnEV sind verschiedene Mindestwerte für
Wärmedurchgangskoeffizienten vorgeschrieben:
5.2.4 Wärmeschutz1) Beim Ersatz von Bauteilen (die Anforderungen
gelten bei Erneuerungen von Bauteilen ab mehr
Die seit 1995 gültige Wärmeschutzverordnung als 20 % des Bestandes) ist bei Gebäuden mit nor-
wurde durch die seit dem 1.2.2002 gültige Ener- malen Innentemperaturen für Außenfenster und
gieeinsparverordnung (EnEV) ersetzt. Mit ihr wer- -türen ein Wärmedurchgangskoeffizient von Umax 5
den die Anforderungen mit dem Ziel der Energie- = 1,7 W/(m2K) und beim Ersatz von Verglasungen
einsparung und der Emissionsreduzierung weiter ein Umax = 1,5 W/(m2K) einzuhalten (DIN 4108-2).
verschärft. Die entsprechenden Nachweise für
Bei Neubauten ist der Wärmedurchgangskoeffi-
neue Bauwerke sind durch sehr komplizierte Re-
zient UW der Fensterflächen im Rahmen der wär-
chenverfahren nach DIN EN ISO 10 077 (11.2000)
metechnischen Gesamtbetrachtung festzulegen.
zu führen; s. Abschn. 16.5 in Teil 1 des Werkes).
Dabei hat der Anteil der Fensterflächen an der
Im Zuge der europäischen Normung wurden die Summe aller Außenflächen großen Einfluss auf
Bezeichnungen für die Wärmedurchgangskoeffi- die Energiebilanz.
zienten geändert. Der Anwender muss in der Als Anhalt kann unter der Voraussetzung gleicher
Übergangszeit unterscheiden zwischen Angaben Heizungstechnik und baulicher Ausführung die
in DIN 4108 (ältere Ausgaben), in DIN V 4108 (ab folgende Gegenüberstellung dienen.
10.98) und in DIN EN – Normen (Tabelle 5.12).
Die Bedingungen der EnEV werden erfüllt:
Der Wärmedurchgangskoeffizient UW von Fens-
UW-Wert der vorgesehenen Fenster 1,7 W/(m2K) – mögli-
tern wird nach DIN EN ISO 10 077 gemeinsam für cher Anteil der Fensterflächen an den Gesamt-Außen-
Rahmen und Verglasung ermittelt (Es entfällt die flächen bis ca. 25 %
bisherige Unterscheidung von Rahmengruppen). UW-Wert der vorgesehenen Fenster 1,4 W/(m2K) – mögli-
cher Anteil der Fensterflächen an den Gesamt-Außen-
Der U-Wert ist abhängig von der Fensterfläche flächen bis ca. 30 %
und setzt sich zusammen aus den Werten für den UW-Wert der vorgesehenen Fenster 1,2 W/(m2K) – mögli-
Fensterrahmen (Uf), die Verglasung (Ug) und dem cher Anteil der Fensterflächen an den Gesamt-Außen-
flächen > 30 %
Wert des linearen Wärmedurchgangskoeffizien-
(zum Vergleich:
ten Ψ (psi) für die Glasrandzone. UW-Wert von Passivhaus-Fenstern ≤ 0,8 W/(m2K);
s, Abschn. 6.2.3.4 in Teil 1 d. Werkes)

Tabelle 5.12 Vergleich von Bezeichnungen für Wärmedurchgangskoeffizienten

DIN 4108 DIN V 4108 DIN EN-Normen2)


(ältere Ausgaben) (ab 10.98)

Fenster kF UF UW (W für window)


Verglasung kV UV Ug (g für glass)
Rahmen kR UR Uf (f für frame)

1) Vgl. auch Abschn. 7.4.2.


2) Bei Indices Kleinschreibung bei g und f beachten!
350 5 Fenster

Die von den Fenstern erreichten UW-Werte sind 5.2.5 Tauwasserschutz


durch Prüfzeugnisse von den Herstellern nachzu-
weisen. Raumfeuchte entsteht vor allem durch die Feuch-
Nichttransparente Ausfachungen von Fenster- tigkeitsabgabe von Menschen, Tieren und Pflan-
wänden müssen den Anforderungen wie an Fens- zen, durch Wasserdampfentwicklung in Bädern
ter sowie DIN 4108-2 entsprechen. und Küchen und durch Restfeuchte in Baumate-
rialien.
Während der winterliche Wärmeschutz in jedem Weil die Raumluftfeuchte durch die raumab-
Falle nachzuweisen ist (s. Abschn. 16.5 in Teil 1 des schließenden Bauteile von der wärmeren zur
Werkes), kann bei Gebäuden mit geringem Fens- kälteren Bauteilseite diffundiert bzw. Fugen
terflächenanteil auf den Nachweis des sommerli- durchströmt, und dabei an den Taupunktgrenzen
chen Wärmeschutzes verzichtet werden. Jedoch kondensiert, bildet sich Tauwasser vor allem an
sind je nach Fensterneigung und -orientierung allen Schwachstellen der Wärmedämmung. Dazu
bestimmte Grenzwerte einzuhalten. gehören vor allem fehlerhafte Anschlüsse zwi-
So darf der Fensterflächenanteil bei einer Nei- schen Fenstern und Außenwänden (vgl. Abschnitt
gung von 0° bis 60° bei allen Orientierungen max. 5.3.2) und bei schlecht gedämmten Fensterkons-
15 % und bei Neigungen über 60° bis 90° bei truktionen der Zwischenaum von Flügel- und
Orientierung nach Nordost bis Nordwest max. Blendrahmen sowie Glasfalzräume (s. Abschn.
30 % betragen. 5.6.2.3) und Verglasungsränder. Auf Dauer kann es
infolge von ständigem Tauwasserausfall zu ge-
5 Die Einhaltung der neuen Grenzwerte ist mit den
bisher üblichen Fensterkonstruktionen, Vergla-
sundheitsschädigender Schimmelpilzbildung an
den betroffenen Stellen kommen.
sungen und Bauwerksanschlüssen teilweise nicht
Schäden durch Tauwasser- und Schimmelpilzbil-
mehr zu erreichen. Konstruktive Verbesserungen
dung entstehen jedoch auch, wenn in den
(vor allem mehrschichtiger Profilaufbau und ver-
Räumen die erforderliche gesundheitlich und
besserte thermische Trennungen) sind daher bei
bauphysikalisch verträgliche Luftfeuchte (vgl.
vielen Fensterrahmen neu auf den Markt gekom-
Abschnitt 5.3.1) nicht durch ausreichende Raum-
men und werden ständig weiter entwickelt (s. Ab-
lüftung sichergestellt wird.
schnitte 5.4 und 5.6). Weiter entwickelt wurden
die speziellen Eigenschaften von Verglasungen Bisher konnte davon ausgegangen werden, dass
(Beschichtungen sowie Füllungen bzw. Evaku- sich vorübergehende übermäßige Raumluft-
ierung des Scheibenzwischenraumes von Isolier- feuchte durch Undichtigkeiten der Fenster und
gläsern, verbesserter Randverbund) sowie wärme- Bauanschlussfugen bis zu einem gewissen Maß
technisch günstigere Bauwerksanschlüsse (z. B. ausglich.
Leibungsanschluss mit Abdeckung der Blend- Die mit der EnEV beabsichtigte weitere drastische
und teilweise sogar Flügelrahmen). Energieeinsparung kann erreicht werden durch
wärmetechnische Verbesserungen der Gebäu-
Der Wärmedurchlasswiderstand der Fensterrah- dehülle, vor allem jedoch durch Vermeidung von
men wird erhöht durch Kombination der Rahmen Undichtigkeiten an den Fenstern und durch die
mit Wärmedämmstoffen oder bei Kunststoff- und Reduzierung von Lüftungswärmeverlusten. Bau-
Aluminiumfenstern durch sehr feingliedrige Profi- werksanschlüsse müssen deshalb mit großer
le. Wärmebrücken begegnet man z. B. durch Sorgfalt dicht hergestellt werden (s. Abschn. 5.3).
wärmegedämmte Wetterschutzschienen, durch Damit sind jedoch erhebliche Einwirkungen auf
neuartige Dichtungsprofile, wärmetechnisch ver- den Feuchtehaushalt der Gebäude verbunden.
besserte Kantenausbildung von Isoliergläsern
usw. [35]. In DIN 4108-2 wird gefordert, dass bei einer
Außentemperatur von –5 °C und einer Raumtem-
Es muss betont werden, dass für eine wärmetech- peratur von +20 °C an der kältesten Stelle einer
nisch einwandfreie Bauausführung nicht nur die Wärmebrücke eine Temperatur von 12,6 °C nicht
Qualität der Fenster, sondern in hohem Maße unterschritten wird. Bei üblicher Raumluftfeuchte
auch der vorschriftsmäßige Einbau von entschei- ist damit die konstruktive Voraussetzung zur Ver-
dender Bedeutung ist (s. Abschn. 5.3). meidung von schädlicher Tauwasserbildung und
in deren Folge von Schimmelpilzbildung gegeben.
Künftig sind zusätzliche, genau gesteuerte Lüf-
tungseinrichtungen zur Erfüllung der neuen Anfor-
derungen fast unvermeidlich (s. Abschn. 5.10).
5.2 Anforderungen an Fenster 351

5.2.6 Schallschutz statt der genannten älteren Tabelle zu beachten


(Tabelle 5.13 für Einfachfenster mit Mehrschei-
Hinsichtlich des Schallschutzes erfordern Fenster ben-Isolierglas [9]).
im Vergleich zu anderen raumbildenden Bauteilen Für abweichende Bauarten ist die Eignung durch
meistens die sorgfältigsten Maßnahmen. Diese anerkannte amtliche Prüfzeugnisse zu belegen.
haben als Grundlage die DIN 4109 mit Beiblättern Bei der Auswahl ist zunächst der vorhandene
sowie die VDI-Richtlinien 2719, Schalldämmung „maßgebliche Außenlärmpegel“ zu definieren.
von Fenstern und deren Zusatzeinrichtungen. Das kann erfolgen anhand von
Gegen Geräuscheinwirkung von außen müssen • Lärmschutzkarten bzw. durch für den betreffen-
Fenster eine ausreichende Luftschall-Dämmwir- den Standort vorgegebene Verwaltungsvor-
kung haben. Von Einfluss sind neben dem Schall- schriften (Immissionswerte gemäß TA Lärm in
Einfallwinkel die Dicke, der Abstand und die Ein- den Bebauungsplänen),
bauart der Glasscheiben sowie die Anschlüsse der • Messungen,
Fenster an das Bauwerk (vgl. Abschn. 5.3).
• Ermittlung aus Nomogrammen in DIN 4109 Ab-
Übliche Zweischeiben-Isolierverglasungen erge- schn. 5.5.6 oder
ben wegen des relativ dünnen eingeschlossenen
• durch Berechnung nach DIN 18 005-1.
Luftpolsters und der damit verbundenen Reso-
nanzerscheinungen ohne zusätzliche Maßnah-
Bei der Festlegung der erforderlichen Schall-
men keine entscheidende Verbesserung der
schutzmaßnahmen werden nicht nur die Anfor-
Schall-Dämmwirkung. Durch größeren Scheiben-
abstand und verschieden dicke Scheiben kann ei-
derungen an die Fenster, sondern auch an die 5
gesamte Außenwand – unter Berücksichtigung
ne deutliche Verbesserung erzielt werden.
der Flankenübertragung – sowie die Proportio-
Erheblichen Einfluss auf die Schalldämmung von nen der zu schützenden Räume mit einbezogen.
Fenstern hat die Fugendichtigkeit, wenn auch bis- Die geforderten Mindestanforderungen können
her zwischen Fugendurchlasskoeffizient (vgl. Ab- dabei Mittelwerte aus hohen Schallschutzeigen-
schn. 5.2.1) und erreichter Schalldämmung keine schaften der Außenwände und den naturgemäß
Relationen festgelegt sind. weniger guten Werten der Fenster sein.
Neben der Fugendichtigkeit zwischen Flügel- und Mindestanforderungen für Räume in Wohnge-
Blendrahmen ist auf dichte, mit dauerelastischem bäuden mit Raumhöhen von etwa 2,50 m, Raum-
Material ausgefüllte Fugen zwischen Blendrah- tiefen von etwa 4,50 m oder mehr und von einem
men und Bauwerk zu achten. Gute Verankerung Fensterflächenanteil von 10 bis 60 % sind in Tabel-
am Bauwerk in Verbindung mit guten Verrie- le 5.14 aufgeführt.
gelungssystemen verbessert weiterhin den Das „resultierende Schalldämm-Maß“ für Wand-
Schalldämmwert von Fenstern (s. Abschn. 5.3). Fenster-Kombinationen in Abhängigkeit der Flä-
Die besten Ergebnisse können erzielt werden bei chenanteile pro Raum ist Tabelle 5.15 zu entneh-
Doppelfenstern mit getrennten Blendrahmen, mit men.
Kastenfenstern und besonders solchen Kasten- Vor der Festlegung sind ggf. Korrekturwerte von –
fenstern, bei denen die Kastenleibung mit schall- 3 bis +5 dB gemäß DIN 4109, Tabelle 9 zu be-
schluckendem Material bekleidet ist. In jedem Fall rücksichtigen.
ist jedoch die Gesamtdicke der verwendeten Eine genaue Wiedergabe aller Berechnungsver-
Scheiben (8 bis 12 mm) sowie der Scheibenzwi- fahren würde den Rahmen dieser Ausführungen
schenraum SZR >150 mm bei Kastenfenstern) sprengen (s. dazu Abschn. 16.6.3 in Teil 1 des Wer-
von Einfluss. kes.
Die mit den verschiedenen Fensterbauarten er- Festzuhalten ist, dass sich die Schalldämmqualität
reichbaren Dämmwerte gegen Luftschall (be- von Wandbauteilen und auch von Fenstern gut
wertete Schalldämm-Maße) galten bisher ohne ermitteln und planen lässt. Mit entscheidend für
besonderen Nachweis als erfüllt, wenn die Aus- das Ergebnis sind immer die Schalldämmeigen-
führung den jeweiligen Angaben von Tabelle 40 schaften der Anschlussfugen. Sie können zwar
aus DIN 4109 Beiblatt 1 entsprach. Diese Tabelle labormäßig festgestellt und verglichen werden,
wurde in Anpassung an verschiedene inzwischen doch sind die Unwägbarkeiten bei der Bauaus-
veränderte Regelungen (z. B. DIN EN ISO 717-1) im führung kaum erfassbar. Kleine Ausführungsfehler
Auftrag des Deutschen Institutes für Bautechnik können die theoretischen Schalldämmwerte (RST,w)
vom ift Rosenheim überarbeitet und ist künftig von Fugen ganz erheblich verschlechtern. Bei ord-
352 5 Fenster

nungsgemäßer Fugenausbildung (s. Abschn. 5.3) werden. Sie reichen für Bauteile mit bewertetem
können Fugenschalldämmaße von 50 dB erreicht Schalldämmaß Rw von ca. 40 dB aus [24].

Tabelle 5.13a Konstruktionsmerkmale für Einfachfenster mit Einfachglas,Verbund- und Kastenfenster (ift Rosenheim)
Spalte 1 2 3 4 5

Zeile Rw,R Konstruktions- Einfachfenster Verbund- Kasten-


dB merkmale mit Einfachglas1) fenster1) fenster1) 2)

1 25 dGes [mm] ≥4 ≥6 –
oder Rw,P,GLAS [dB] ≥ 27 – –
Falzdichtung 햲 – –

2 30 dGes [mm] ≥8 ≥6 –
SZR [mm] – ≥ 30 –
oder Rw,P,GLAS [dB] ≥ 32 – –
Falzdichtung 햲 햲 –

3 32 dGes [mm] 3) ≥ 8 bzw. –


Glasaufbau [mm] ≥ 4 + 4/12/4 –
SZR [mm] ≥ 30 –
5 Falzdichtung 햲 햲

4 35 dGes [mm] 3) ≥ 8 bzw. –


Glasaufbau [mm] ≥ 6 + 4/12/4 –
SZR [mm] ≥ 40 –
Falzdichtung 햲 햲

5 37 dGes [mm] 3) ≥ 10 bzw. ≥ 8 bzw.


Glasaufbau [mm] ≥ 6 + 6/12/4 ≥ 4 + 4/12/4
SZR [mm] ≥ 40 ≥ 100
Falzdichtung 햲 햲

6 40 dGes [mm] 3) ≥ 14 bzw. ≥ 8 bzw.


Glasaufbau [mm] ≥ 8 + 6/12/4 ≥ 6 + 4/12/4
SZR [mm] ≥ 50 ≥ 100
Falzdichtung AD + ID4) AD + ID

7 42 dGes [mm] 3) ≥ 16 bzw. ≥ 10 bzw.


Glasaufbau [mm] ≥ 8 + 8/12/4 ≥ 8 + 4/12/4
SZR [mm] ≥ 50 ≥ 100
Falzdichtung AD + ID4) AD + ID

8 45 dGes [mm] 3) ≥ 18 bzw. ≥ 12 bzw.


Glasaufbau [mm] ≥ 8 + 8/12/4 ≥ 8 + 6/12/4
SZR [mm] ≥ 60 ≥ 100
Falzdichtung AD + ID4) AD + ID

9 ≥ 46 3) 3) 3)

dGes Gesamtglasdicke, bei Verbund- und Kastenfenstern alternativ zum Glasaufbau für Konstruktionen mit Einfach-
gläsern
Glasaufbau Zusammensetzung der Einzelscheiben
SZR Scheibenzwischenraum
RwP,GLAS Prüfwert der Scheibe im Normformat im Labor
Falzdichtung AD = Außendichtung, bei Verbundfenstern mit Belüftung des SZR, ID = Dichtung im inneren Flügel, umlaufend
1) Sämtliche Flügel müssen bei Holzfenstern mindestens Doppelfalze, bei Metall- und Kunststofffenstern mindes-
tens 2 wirksame Anschläge haben. Erforderliche Falzdichtungen müssen umlaufend, ohne Unterbrechung ange-
bracht sein; sie müssen weichfedernd, dauerelastisch, alterungsbeständig und leicht auswechselbar sein.

Weitere Fußnoten s.Tab. 5.13b, S. 349


5.2 Anforderungen an Fenster 353

Tabelle 5.13b Konstruktionstabelle für Einfachfenster mit Mehrscheiben-Isolierglas, Auszug (ift Rosenheim)

Spalte 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

2 2) 30 2) 2) dGes [mm] ≥6 2) 2) 2) 2) 2)
Glasaufbau [mm] –
SZR [mm] ≥ 12
oder Rw,P, GLAS [dB] ≥ 30
Falzdichtung 햲

7 37 35 –1 –4 dGes [mm] ≥ 10 –2 0 –1 0 0
Glasaufbau [mm] ≥6+4
SZR [mm] ≥ 16 4)
oder Rw,P, GLAS [dB] ≥ 35
Falzdichtung 햲

12 42 40 –2 –5 Rw,P, GLAS [dB] ≥ 44 0 –1 0 –1 –2


Falzdichtung 햳 (AD/MD + ID)

13 43 41 –2 –4 Rw,P, GLAS [dB] ≥ 46 0 –2 0 –1 –2


Falzdichtung 햳 (AD/MD + ID)

14 44 42 –1 –4 Rw,P, GLAS [dB] ≥ 49 0 –2 +1 –1 –2


Falzdichtung 햳 (AD/MD + ID)

≥ 51
15 45 43 –1 –5 Rw,P, GLAS [dB]
Falzdichtung 햳 (AD/MD + ID)
0 –2 +1 –1 –2
5
16 ≥ 46 ≥ 44 3) 3) 3) 3) 3) 3) 3) 3) 3)

dGes Gesamtglasdicke
Glasaufbau Zusammensetzung der beiden Einzelscheiben
SZR Scheibenzwischenraum, mit Luft oder Argon gefüllt
RwP,GLAS Prüfwert der Scheibe im Normformat im Labor
Falzdichtung AD = umlaufende Außendichtung, MD = umlaufende Mitteldichtung, ID = umlaufende Innendichtung
im Flügelüberschlag
햲 mindestens eine umlaufende elastische Dichtung, in der Regel als Mitteldichtung angeordnet
햳 2 umlaufende elastische Dichtungen, in der Regel als Mittel- und Innendichtung oder auch als Außen- und Innen-
dichtung angeordnet
MIG Mehrscheiben-Isolierglas
1) Sämtliche Flügel müssen bei Holzfenstern mindestens Doppelfalze, bei Metall- und Kunststofffenstern mindes-
tens 2 wirksame Anschläge haben. Erforderliche Falzdichtungen müssen umlaufend, ohne Unterbrechung ange-
bracht sein; sie müssen weichfedernd, dauerelastisch, alterungsbeständig und leicht auswechselbar sein.
Um einen möglichst gleichmäßigen und hohen Schließdruck im gesamten Falzbereich sicherzustellen, muss eine
genügende Anzahl von Verriegelungsstellen vorhanden sein (wegen der Anforderungen an Fenster siehe auch
DIN 18 055)
2) Zeile wurde aus der alten Tabelle übernommen, da keine neueren Konstruktionen in der Statistik enthalten sind.
Daher liegen C-, Ctr- und Korrekturwerte nicht vor
3) Keine allgemein gültige Aussage möglich, Nachweis über Eignungsprüfung I für DIN 4109
4) Gilt auch für 15 mm SZR
5) Bei Holzfenstern genügt 1 umlaufende Dichtung
6) Die Schalldämmung der beschriebenen Verglasungen ist nicht identisch mit den alternativ angegebenen
Schalldämmungen
354 5 Fenster

Tabelle 5.14 Anforderungen an die Luftschalldämmung von Außenbauteilen (DIN 4109 Tab. 8)

Zeile Lärmpegel- „Maßgeblicher Raumarten


bereich Außenlärm-
pegel“
Bettenräume in Aufenthaltsräume Büroräume1)
Krankenanstalten in Wohnungen, und ähnliches
und Sanatorien Übernachtungs-
räume in Beher-
bergungsstätten,
Unterrichtsräume
und ähnliches

in dB (A) erf. R’w,res des Außenbauteils in dB

1 I bis 55 35 30 –

2 II 56 bis 60 35 30 30

3 III 61 bis 65 40 35 30

4 IV 66 bis 70 45 40 35

5 V 71 bis 75 50 45 40

6 VI 76 bis 80 2) 50 45
5 7 VII > 80 2) 2) 50

1) An Außenbauteile von Räumen, bei denen der eindringende Außenlärm aufgrund der in den Räumen ausgeübten
Tätigkeiten nur einen untergeordneten Beitrag zum Innenraumpegel leistet, werden keine Anforderungen gestellt.
2) Die Anforderungen sind hier aufgrund der örtlichen Gegebenheiten festzulegen.

Tabelle 5.15 Erforderliche Schalldämm-Maße erf. R’w,res von Kombinationen von Außenwänden und Fenstern
(Tab. 10 DIN 4109)

Zeile erf. R’w,res Schalldämm-Maße für Wand/Fenster in …dB / …dB bei folgenden
in dB Fensterflächenanteilen in %
nach
Tabelle 5.12 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 %

1 30 30/25 30/25 35/25 35/25 50/25 30/30

2 35 35/30 35/32 40/32 45/32


35/30 40/30
40/25 40/30 50/30

3 40 40/32 40/37
40/35 45/35 45/35 40/37
45/30 60/35

4 45 45/37 45/40 50/42


50/40 50/40 60/42
50/35 50/37 60/40

5 50 55/40 55/42 55/45 55/45 60/45 –

Diese Tabelle gilt nur für Wohngebäude mit üblicher Raumhöhe von etwa 2,5 m und Raumtiefe von etwa 4,5 m oder mehr,
unter Berücksichtigung der Anforderungen an das resultierende Schalldämm-Maß erf. R’w,res des Außenbauteiles nach
Tabelle 5.13 und der Korrektur von –2 dB nach Tabelle 5.15, Zeile 2.
5.3 Bauwerksanschlüsse 355

5.2.7 Erfüllung von Mindestanforderun- Tabelle 5.16 Windlastzonenkarte


gen an Fenster und Fenstertüren
ZONE 4
Je nach Einsatzbedingungen müssen Fenster und
ZONE 5 Schleswig-
Fenstertüren so ausgewählt werden, dass sie die Holstein

nötigen Anforderungen hinsichtlich Luftdurchläs- Mecklenburg-


sigkeit (Abschn. 5.2.1), Widerstandsfähigkeit bei ZONE 4 Hamburg Vorpommern

Windlast (Abschn. 5.2.2) und Schlagregendicht- ZONE 3


Bremen ZONE 2
heit (Abschn. 5.2.3) erfüllen. ZONE 2
Niedersachsen

In Zusammenarbeit mit Herstellern und Fachver- Berlin

bänden wurden vom Institut für Fenstertechnik in Sachsen-


Brandenburg
Anhalt
Rosenheim (ift) „Einsatzempfehlungen für Fenster
Nordrhein-
und Außentüren“ entwickelt, die für den Regelfall Westfalen

(d. h. Gebäude ohne spezielle Grundrisse und Fas- ZONE 3


Thüringen Sachsen
sadenformen bzw. Anforderungen an die Fenster Hessen
in Geländehöhen unter 800 m) als Grundlage für
Leistungsbeschreibungen dienen können.
Rheinland- ZONE 1
Unterschieden wird zunächst nach Windlastzo- Pfalz
nen, die Bild 5.16 entnommen werden können. Saarland Bayern

Die Geländekategorien sind in Eurocode 1 – ENV


1991-2-4 definiert (Bild 5.17). Baden-
Württemberg
5
Bei der Schlagregendichtheit ist nach geschützter
bzw. ungeschützter Einbausituation zu unter- ZONE 2
scheiden (vgl. Abschn. 5.2.3).
Die für eine Leistungsbeschreibung zu definieren-
den Mindestanforderungen an die Fenster kön-
nen der Tabelle 3 der „Einsatzempfehlungen für Windlastzone 1 mit 22,5 m/s
Fenster und Außentüren“ des Institutes für Fens- Windlastzone 2 mit 25,0 m/s
tertechnik in Rosenheim (ift) entnommen werden
[12]1). Windlastzone 3 mit 27,5 m/s
Windlastzone 4 mit 30,0 m/s
Windlastzone 5 mit 32,5 m/s
5.3 Bauwerksanschlüsse2) Quelle:
Forschungsprojekt "Extremwertanalyse der Windgeschwin-
5.3.1 Allgemeines digkeiten für das Gebiet der BRD"; DIBt Mitteilungen
6/2001

Die Funktionstüchtigkeit und Lebenserwartung


von Fenstern und Türen und die Vermeidung
schwerwiegender Bauschäden an den seitlich, un- Tabelle 5.17 Geländekategorie aus ENV 1991-2-4
ten und oben angrenzenden Bauteilen durch Ein- (Eurocode 1)
dringen von Niederschlagwasser und durch Tau-
wasserbildung hängen in ganz erheblichem Maße Geländekategorie
vom richtigen Einbau in der Wandöffnung ab. Offene See; Seen mit mindestens 5 km
Die Anschlussfugen zwischen Fenstern und Bau- I freier Fläche in Windrichtung; glattes, flaches Land
werk werden von außen beansprucht durch ohne Hindernisse
Schlagregen, durch Winddruck und -sog mit den landwirtschaftlich genutztes Gelände mit
dadurch bewirkten Durchbiegungen der Fenster- II Begrenzungshecken, einzelnen Gehöften,
elemente, durch Schall und UV-Strahlung. Häusern oder Bäumen
Vororte von Städten oder Industrie- und
III
Gewerbeflächen; Wälder
1) Bei Redaktionsschluss stand diese Tabelle für eine Wieder-
gabe noch nicht zur Verfügung. Sie kann beim ift bezogen Stadtgebiete, bei denen mindestens 15 % der
werden. IV Fläche mit Gebäuden bebaut ist, deren mittlere
2) Höhe 15 m überschreitet
Vgl. auch Abschn. 7.4.5.1.
356 5 Fenster

Die erhöhten Anforderungen an den Wärme- Die Belastungen, die auf Fenster und den An-
schutz (s. Abschn. 5.2.4) mit dem Ziel einer mög- schlussbereich einwirken, können in drei Ebenen
lichst großen Energieeinsparung erfordern Ge- betrachtet werden:
bäude mit weitgehend luftdichter Außenhaut. • äußere Wetterschutzebene (Regenschutz und
Damit ergeben sich gegenüber früher üblichen schadensfreie Ableitung von eingedrungenem
Bauweisen erheblich kompliziertere bauphysika- Niederschlagwasser); die bewitterten Ober-
lische Beanspruchungen für die Bauwerksfugen flächen bilden dabei die Verschleißschicht der
und für die Anschlüsse von Fenstern auch von der Fenster.
Innenseite her (s. Abschn. 5.2.1).
• mittlerer Funktionsbereich (insbesondere dau-
Bereits im Vorfeld des Fenstereinbaues müssen erhafter Schall- und Wärmeschutz sowie Luft-
Grenzwerte für die Raumfeuchtigkeit definiert dichtheit und auch Dampfdruckausgleich aus
werden, die für die Gebäudehülle verträglich sind. den Glasfalzen)
Für alle bauphysikalisch kritischen Stellen sind
planerisch einwandfreie Lösungen vorzugeben • innere Trennung von Raum- und Außenklima
und bei der Ausführung zu überwachen. (nicht unterbrochene, raumseitig luftdichte
Trennebene; Oberflächentemperatur über der
Außenwände, Fenster und Außentüren mit allen
Taupunkttemperatur).
Anschlussfugen müssen dabei als Gesamtsys-
tem betrachtet werden. In DIN V 4108-7 und in
technischen Richtlinien von Verbänden sind Pla-
nungshinweise für die Abdichtung der Fugen 5.3.2 Einbauebene
5 zwischen Fensterrahmen und Außenwänden ent-
halten [2]. Bei einer für Wohnräume typischen Raumtempe-
Maßungenauigkeiten des Rohbaues (auch bei ratur von z. B. 20 °C, einer Außentemperatur von –
Einhaltung der nach DIN 18 202 zulässigen To- 5 °C und einer relativen Raumluftfeuchte von
leranzen, s. Abschn. 2.5 in Teil 1 des Werkes), 50 % liegt die Taupunkttemperatur bei +9,3 °C.
nachträgliche Verformungen angrenzender Bau- Um Kondensatbildung zu vermeiden, muss dafür
teile (Durchbiegung von Stürzen und Decken, gesorgt werden, dass an den Fenstern, insbeson-
Kriechen und Schwinden von Betonbauteilen dere im Bereich der Bauwerksanschlüsse Ober-
usw.), das Gewicht schwerer Fensterflügel in flächentemperaturen von +10 °C nicht unter-
geöffnetem Zustand und die zu berücksichtigen- schritten werden.
den temperatur- und materialbedingten Län- Je nach ermittelter Taupunkttemperatur (in die-
genänderungen von Fensterteilen erschweren in sem Beispiel für +10 °C) muss die Isothermenlinie
der Praxis die Ausführung einwandfreier An- für +10 °C ununterbrochen innerhalb der Wände
schlüsse zwischen Fenstern und Bauwerk. bzw. der Fensterkonstruktion und der Verglasung

5.18a 5.18b 5.18c

5.18 Einbauebenen
a) Einbau im mittleren Wandbereich: Tauwassergefahr an der Leibung gering
b) Einbau im äußeren Wandbereich: Tauwassergefahr an der Leibung
(10 °C-Isotherme berührt den inneren Anschlussbereich)
c) Einbau bei äußerer Wärmedämmung
5.3 Bauwerksanschlüsse 357

5.19a 5.19b 5.19c 5.19d

5.19 Tauwasser-Wahrscheinlichkeit an der Fenster-Innenseite


a) und b) Tauwassergefahr an unterem Fensterrahmen und Verglasungsrand
c) und d) geringe Tauwassergefahr

(unter Berücksichtigung des Ψ (psi)-Wertes) ver- Innenfensterbänke (Bild 5.19b). Die Gefahr der
laufen (Bild 5.19a). Tauwasserbildung an der Fenster-Innenseite ist
Bei homogenem Außenwandmaterial (bei den gering, wenn bauliche Verhältnisse wie in Bild
Anforderungen der EnEV kaum noch möglich) ist 5.19c und d geplant werden.
mit Tauwasserbildung in der Fensterleibung zu Die Wahl der Einbauebene prägt das Erschei- 5
rechnen, wenn die Fenster zu weit außen einge- nungsbild des Fensters innerhalb einer Fassade
baut werden (Bild 5.18b). Ein einwandfreier Fens- und im Innenraum erheblich. Gestalterische Ab-
tereinbau ist daher fast nur noch möglich, wenn sichten müssen jedoch mit den bauphysikali-
der Leibungsbereich durch eine zusätzliche Wär- schen Gegebenheiten abgestimmt werden.
medämmung geschützt wird (Bild 5.18c). Zu be-
achten ist, dass bei der Fensterverglasung die
Isothermenlinie für +10 °C am Randverbund der 5.3.3 Befestigung
Isolierglasscheiben bereits sehr nahe am kriti- Die Fenster müssen mit Ihren Blendrahmen so in
schen Bereich liegt (s. auch Abschnitt 5.4). die Rohbauöffnungen eingebaut werden, dass ihr
Auf der Raumseite sollen Warmluftströme zur Ver- Eigengewicht und alle einwirkenden äußeren
minderung der Tauwassergefahr möglichst dicht Kräfte (Wind- und Verkehrslasten) sicher auf das
an der Fensteroberfläche verlaufen. Bei großer in- Bauwerk übertragen werden.
nerer Leibungstiefe ergibt sich ein ungünstiger Die materialspezifischen temperaturabhängigen
Verlauf dieser von Heizflächen (Heizkörper, Fuß- Formänderungen vor allem von Kunststoff- und
bodenheizung) erzeugten Warmluftströmung. Sie Metallfenstern sowie Bewegungen und Formän-
bleibt weitgehend entfernt vom unteren Fenster- derungen benachbarter Bauteile dürfen zu keinen
rand. Es besteht die Gefahr der Tauwasserbildung Zwängungen oder Belastungen führen können.
am unteren Fensterrahmen und vor allem am Sonst sind Funktionsstörungen die Folge, und es
unteren Rand der Verglasung (Bild 5.19a). Der kann sogar zu Aufwölbungen der Blendrahmen
gleiche Effekt entsteht durch weit überstehende kommen (Tabelle und Bild 5.20).

5.20 Temperaturbedingte Längenänderung ε


verschiedener Rahmenmaterialien [2]

Werkstoffe der Fensterprofile ε in mm/m

PVC-U (weiß) 1,6


PVC-U (farbig) und
2,4
PMMA (farbig coextrudiert)
wärmegedämmtes Aluminium-
1,2
verbundprofil (hell)
wärmegedämmtes Aluminium- Verformungsbilder:
1,3
verbundprofil (dunkel) bei Ausdehnung bei Schrumpfung
358 5 Fenster

5.21a 5.21b 5.21c

5.21 Einbau von Fenstern: Anordnung von Trag- und Distanzklötzen


a) Kippfenster
b) Drehkippfenster
c) Hebe-Schiebtür

5.22a 5.22b 5.22


Befestigung von Blendrahmen
(schematische Darstellung)
a) starre Verbindung (Maueranker)
– falsche Ausführung!
b) starre Verbindung durch Winkel
– falsche Ausführung!
c) Befestigung mit Bandeisen (federndes
Element)
d) verschiebbarer Anschluss mit Steckdübel
5.22c 5.22d als gleitende Verbindung

Das Eigengewicht wird durch Tragklötze aufge- leibung und Rahmenbauart gewählt. In Frage
nommen. Durch zusätzliche Distanzklötze werden kommen vor allem Durchsteck-Rahmendübel
die Fenster beim Einbau ausgerichtet. Die Verklot- und Ankerlaschen („Bankeisen“). Ankerlaschen
zungen sind so auf die Rahmenbreite abzustim- sollten durch Dübel, nicht durch Nagelung am
men, dass die später ausgeführten Abdichtungen Rohbau befestigt werden. Für die Befestigung von
nicht beeinträchtigt werden (Bild 5.21). Kunststoff- und Metallrahmen sind verschiedene
Die Verbindungen zum Bauwerk müssen federnd spezielle Arten von Tragankern auf dem Markt.
oder verschiebbar sein. Bewegungen dürfen auch Schwere Fensterelemente können mit Hilfe von
nicht durch Putz oder sonstige angrenzende Bau- Ankerschienen befestigt werden (Bild 5.24).
teile verhindert werden (Bild 5.22). Die Befestigung der Fensterrahmen von der
Nach dem Ausrichten sind die Fenster mit dem Raum-Innenseite her (Bild 5.24b und c) ist für die
Bauwerk sicher zu verankern. Die je nach Rahmen- einwandfreie Ausführung der inneren Abdich-
material unterschiedlichen temperaturbedingten tung (Abschnitt 5.3.4) ungünstig. Bei Fensterlei-
Längenänderungen der Rahmen erfordern unter- bungen ohne Anschlag (Bild 5.3a) ist daher eine
schiedliche Abstände der Verankerungspunkte. Befestigung durch Ankerlaschen auf der Außen-
Sie können Bild 5.23 entnommen werden [42]. seite vorzuziehen.
Die Verankerungsmittel werden je nach Belas- Montageschaum darf nicht als alleiniges Befes-
tung, Verankerungsmöglichkeit in der Fenster- tigungsmittel, sondern nur in Verbindung mit
5.3 Bauwerksanschlüsse 359

5.23a 5.23b

5.23 Befestigungsabstände von Ankern [2]


a) bei senkrechten Blendrahmen, b) bei waagerechten Blendrahmen
A: Ankerabstände B: Abstand der Anker von
bei Aluminiumfenstern max. 800 mm der Innenecke 100 bis 150 mm
bei Holzfenstern max. 800 mm bei Pfosten und Riegeln
bei Kunststoff-Fenstern max. 700 mm von der Innenseite des Profils 100 bis 150 mm
E: Abstand von der Innenecke und bei Pfosten und Riegel von der Innenkante des Profiles 100 bis 150 mm 5

5.24a 5.24b 5.24c

5.24 Befestigungsarten
a) Befestigung mit Durchsteckdübelschraube
b) Befestigung mit Ankerlasche (auch: Schlauder, Bankeisen)
c) Befestigung mit Ankerschiene

Verankerungen verwendet werden. Bei Einkom- 5.3.4 Fugendämmung und Abdichtung


ponenten-Schäumen kann es durch Feuchtigkeits-
einfluss zu einer Nachreaktion kommen, sodass Fugendämmung. Aus wärme- und aus schall-
größere Fenster beim Aufquellen verspannt oder schutztechnischen Gründen ist eine umlaufende
verformt werden können. Diese Gefahr ist bei Verfüllung zwischen Fensterrahmen und Rohbau
der Verwendung von Zweikomponentenschaum erforderlich. Dafür in Frage kommt sorgfältiges
nicht gegeben. Ausstopfen mit loser Mineralwolle oder mit Natur-
Das Ausschäumen kann keinesfalls als Fugenab- produkten wie Sisal, Jute, Wolle, Flachs, mit
dichtung (Abschnitt 5.3.4) betrachtet werden. Schaumstoff-Füllbändern oder das Einbringen
Für die spätere Ausführung von Abdichtungen von Ortschaum.
mit Dichtstoffen ist der Kantenbereich des Rah-
mens bzw. der Bauwerksfuge von aufquellendem Abdichtungen. Die Anschlussfugen zwischen
Schaum frei zu halten und durch Abklebungen Fenstern und Fensterleibungen sind nach der
vor Verschmutzung zu schützen. EnEV und DIN 4108-2 bzw. DIN 4109 (auch VDI-
360 5 Fenster

5.25
Verlauf der Abdichtungsebenen (innenseitig umlaufend,
außen nur seitlich) [2]
1 Fensterblendrahmen
2 innere Brüstungsabdeckung
3 äußere Brüstungsabdeckung
4 äußere Abdichtung
5 Fugendämmung
6 innere Abdichtung
7 Putzanschlussprofil
8 Hinterfüllung der äußeren Büstungsabdeckung
5 (z. B. Mineralwolle)

Richtlinie 2719) luft- und winddicht zu ver- Unterschieden wird einstufiger und zweistufiger
schließen. Fugenaufbau (Bild 5.26).
Dabei ist Kondensatbildung innerhalb des An- Die genaue Einhaltung bestimmter Fugenbreiten
schlussraumes bzw. der wärmedämmenden zwischen Fensterrahmen und Rohbauöffnungen
Verfüllung durch abdichtenden Fugenanschluss ist unter Baustellenbedingungen in der Praxis
bzw. Dampfsperren auszuschließen. Durch Nie- schwer zu erreichen und eigentlich nur im Fertig-
derschlagwasser eingedrungene Feuchtigkeit teilbau oder mit Hilfe von Einbauzargen möglich.
muss schadensfrei nach außen abgeleitet werden Die erforderliche Mindestfugenbreite ist abhän-
können. gig vom Rahmenmaterial, von der Elementlänge
Die Abdichtungen müssen wie bei allen mehr- und von dem verwendeten Abdichtungsmaterial
schichtigen Bauteilen so aufgebaut sein, dass der (s. Abschn. 5.6.2 bis 5.6.6).
Wasserdampfdiffusionswiderstand der einzelnen Fehlerhafte Fugenanschlussflächen, vor allem
Schichten von innen nach außen abnimmt, d. h. seitliche Leibungsflächen müssen vor dem Einbau
sie müssen in der Regel auf der Raumseite dampf- der Fenster (z. B. durch einen Ausgleichsputz) voll-
dichter ausgeführt sein als auf der Außenseite. fugig und parallel nachgearbeitet und auf die pla-
Die Anschlüsse zwischen Fenster und Leibung nungsgemäße Breite gebracht werden (vgl. DIN
sind demnach auszuführen: 18 540 und Abschn. 2.5 in Teil 1 des Werkes).
• an der Außenseite wasserableitend gegen Schlag- Zur Abdichtung kommen in Frage:
regen (Regensperre) • Spritzbare Dichtstoffe (Silikon, Polysulfid, Poly-
• an der Innenseite abdichtend. urethan, Polyether SMP, Acryldispersion (Tab. 5.27
und 5.28)
Die innere Abdichtung ist umlaufend an allen An- • Imprägnierte Dichtungsbänder aus Schaum-
schlussfugen, d. h. auch an der inneren Fuge zwi- kunststoff (vorkomprimierbar)
schen Fensterrahmen und Fensterbank herzustel- • Dichtungsbahnen (selbstklebende Bitumenfo-
len. Rollladenkästen müssen nach innen luftdicht lien, Polyisobutylen, EPDM, PVC-weich)
ausgeführt werden. • Dichtungsbänder (Butyl, Polysobutylen)
An der Außenseite ist unterhalb von wasserdich- • Elastomer-Fugenbänder (Polysulfid, Silikon, Po-
ten Fensterbänken oder ähnlichen wasserablei- lyurethan)
tenden Bauteilen ein besonderer zusätzlicher
Schutz in der Regel nicht unbedingt erforderlich Dichtstoffe müssen folgende Grundanforderun-
(Bild 5.25, s. jedoch auch Abschn. 5.3.5, Bild 5.36). gen erfüllen:
5.3 Bauwerksanschlüsse 361

5.26a 5.26b 5.26c

5.26 Fugenausbildung [2]


a) einstufige Fugenausbildung 1 Regensperre
b) und c) zweistufige Fugenausbildung 2 Windsperre
3 luftdichter Anschluss

• standfest Darüber hinaus bestehen Klassifikationen zusätz- 5


• gut haftend (ggf. in Verbindung mit Primer) licher Anforderungen für
• wechsellastbeständig bei Temperaturschwan- • Dehnspannungen (L = low, max. 0,20 N/mm2
kungen und mechanischen Belastungen bei 25 % Dehnung und H = high;
max. 30 N/ mm2 bei 25 % Dehnung)
• kleberfreie Oberfläche im Gebrauchszustand
• Außen und Innenanwendung
• Verträglichkeit mit angrenzenden üblichen Bau- (La und Ha bzw. Li und Hi),
stoffen und Metallen. • Verträglichkeit mit Natursteinen (N),
Einen Überblick für die Einsatzmöglichkeiten der • Anstrichverträglichkeit (A1 bis A3).
verschiedenen Dichtstoffe geben die Tabellen Dichtstoffe die nur raumseitig verwendbar sind,
5.27 und 5.28 [16]. tragen die Kennzeichnung RS.

Tabelle 5.27 Eignung und Bezeichnung von Dichtstoffen (D) [19]

Für die Außen- und Innenanwendung geeignet Nur für die Innenanwendung geeignet

D Außen Innen Zusatzanforderungen D Außen Innen Zusatzanforderungen


Abschn. 4.3 RS Abschn. 4.3

1 ja ja Ha 1 RS nein ja Hi

2 ja ja Ha; N 2 RS nein ja Hi; N

3 ja ja Ha; A1; A2 3 RS nein ja Hi; A1; A2

4 ja ja Ha; N; A1; A2 4 RS nein ja Hi; N; A1; A2

5 ja ja La 5 RS nein ja Li

6 ja ja La; N 6 RS nein ja Li; N

7 ja ja La; A1; A2 7 RS nein ja Li; A1; A2

8 ja ja La, N; A1; A2 8 RS nein ja Li, N; A1; A2


362 5 Fenster

Tabelle 5.28 Anwendung von Dichtstoffen (Zuordnung Tabellen 5.23)

Sind die Dichtstoffe nur Fensterrahmenwerkstoffe


raumseitig verwendbar,
so sind diese mit der Kunststoff Aluminium Metall Holz
Kennzeichnung „RS“ F 1.1 F 1.2 F 2.1 F 2.2 F 2.3 F 3.1 F 3.2 F 3.3 F 4.1 F 4.2
zu ergänzen z. B.: D1RS

wasserverbünnbar
farbbeschichtet

lösemittelhaltig
Stahl, verzinkt

Beschichtung

Beschichtung
beschichtet
pressblank

Stahl, farb-
anodisch
oxidiert

Kupfer
PVC-U

foliert
A 1.1 Putzmörtelgruppe I
A 1.2 Wärmedämmputz
Putz

D5 D7
A 1.3 Gipsputz innen
A 1.4 Kunststoffputz
A 2.1 Wärmedämm-
WDVS

Verbundsystem D5 D7

5 A 3.1 Porenbeton
D7
Beton

D5
A 3.2 Leichtbeton
A 3.3 Beton D3
A 4.1 Vormauerziegel (Klinker)
Mauerstein

A 4.2 Kalksandstein
D1 D7 D3
A 4.3 Hochhohlziegel
A 4.4 Keramikklinker
A 5.1 grobkristallin Travertin
Naturwerkstein

A 5.2 Nagelfluh
A 5.3 mittelkristallin Kalkstein
D2 D4
A 5.4 feinkristallin Marmor
A 5.5 Granit
A 5.6 Quarz
A 6.1 Kupfer
A 6.2 Zinkblech
A 6.3 Aluminium pressblank
Metall

A 6.4 anodisch D1 D3
oxidiert
A 6.5 Stahl
A 6.6 Blei
A 7.1 Holz D3
Sonstiges

A 7.2 Kunststoff D1 D3
A 8.0 Beschichtungen1) Abstimmung mit dem Dichtstoffhersteller notwendig

1) Unter Beschichtungen von Außenwandsystemen sind alle Beschichtungssysteme wie z. B. Anstriche, Einbrennlacke und
Folien zu verstehen, die auf die Oberfläche aufgebracht werden, z. B. beschichteter Beton oder Kalksandstein.
Bei beschichteten und im nachhinein beschichteten Oberflächen sowie bei gealterten Oberflächen muss eine Beratung
durch den Dichtstoffhersteller erfolgen.
5.3 Bauwerksanschlüsse 363

Bei Abdichtungen mit spritzbaren Dichtstoffen ist Einige Beispiele für die Abdichtung von seitlichen
ein Tiefen/Breitenverhältnis der eingespritzten Bauanschlussfugen mit Dichtstoffen, mit vorkom-
Dichtstoffmasse von primierten Dichtbändern und mit Bauabdich-
tungsbahnen sind in den Bildern 5.30 und 5.31
t = 0,5 × b (t > 6 mm) gezeigt. Die oberen Anschlüsse an Stürze werden
einzuhalten. in gleicher Weise ausgeführt (Abdichtungen bei
Eine „Dreiflankenhaftung“ ist nicht zulässig und ist Rollladenkästen s. Abschn. 5.8.2). Im Übrigen wird
ggf. durch eingelegte Trennfolien zu verhindern auf die zahlreichen Ausführungsbeispiele in Bbl. 2
(Bild 5.29). zu DIN 4108 (08.98) verwiesen.
Fugen mit Abdichtungen aus spritzbaren Dicht- Putzanschlüsse an den Fensterrahmen bilden
stoffen müssen zwischen 10 und 20 mm breit sein. immer wieder sowohl innen wie außen Aus-
Je nach Untergrund ist zur Haftverbesserung ein führungsprobleme. Die Putzanschlüsse sollen
Primer einzusetzen. Angrenzende Rahmen- und selbstverständlich rechtwinklig zur Fensterebene
Bauwerksflächen sind mit Abklebungen gegen und exakt parallel und gleichmäßig breit zu den
Verschmutzung durch Primer und überquellen- Rahmenkanten verlaufen.
des Dichtungsmaterial sorgfältig zu schützen. Zu Die Fensterprofile und -scheiben müssen sorgfäl-
beachten ist, dass Anstriche nicht auf Flächen haf- tig gegen Verschmutzungen geschützt werden.
ten, die mit silikonhaltigem Material verunreinigt Das kann durch die Verwendung von Putzan-
sind. schlussprofilen erreicht werden, die mit zusätzli-
Die Dichtstoffoberfläche ist nach dem Einbringen
mit einem Gleitmittel zu besprühen und mit ei-
chen Dichtungsstreifen oder mit besonderen Vor-
kehrungen für die Anbringung von Schutzfolien
5
nem Kunststoffspachtel so abzuziehen, dass eine auf dem Markt sind (Bild 5.32). Putzanschlussprofi-
hohlraumfreie gleichmäßige Verfüllung der Ver- le ersetzen jedoch keinesfalls die erforderlichen
siegelungsfuge gewährleistet ist. Abdichtungen.
Bei der Ausführung mit vorkomprimierten Dich-
tungsbändern beträgt die Mindestfugenbreite
zwischen 6 und 10 mm.

5.29a 5.29b 5.29c 5.29d

5.29 Ausführung von Fugenabdichtung mit Dichtstoffen


a) Bauwerksanschlussfuge (Bewegungsfuge), 1 Dichtungsmasse (t = 0,5 b)
Abdichtung Innenseite 2 Hinterfüllung (Schaumstoff-Dichtungsband,
b) Konstruktionsfuge (z. B. Koppelung von Holzrahmen) geschlossenporig)
c) falsche Fugenabdichtung (Dreiflanken-Haftung 3 Fugenfüllung (z. B. Mineralwolle)
nicht zulässig) 4 Trennlage (dadurch Vermeidung der Dreiflanken-
d) Dreiecksfuge grundsätzlich ungeeignet: Hier Dichtungs- Haftung)
masse zu breit, spitz auslaufend und über den Rahmen
verschmiert (würde sich an den Rändern ablösen)
364 5 Fenster

5.30a

5
5.30b

5.30 Abdichtungen von Fugen zwischen Fensterrahmen und Bauwerk


a) Abdichtungen mit vorkomprimiertem Dichtband
b) Abdichtungen mit Dichtstoffen
1 vorkomprimiertes Dichtband 5 Putzanschlusswinkel
2 elastischer Dichtstoff 6 Abschlussprofil
3 Schaumstoff-Hinterfüllung 7 ggf. Ausgleichsputz
4 Fugenfüllung (Wärmedämmung)

5.31a 5.31b 5.31c

5.31 Abdichtung mit Folien


a) Abdichtung bei zweischaligem Mauerwerk mit Kerndämmung
b) Abdichtung bei zweischaligem Mauerwerk mit hinterlüfteter Wärmedämmung
c) Abdichtung bei hinterlüfteter Formteilfassade
1 Abdichtungsfolie 5 elastischer Dichtstoff
2 Fugendämmung 6 Folien-Fixierung
3 vorkomprimiertes Dichtungsband 7 Gipskartonplatte
4 Schaumstoff-Hinterfüllung
5.3 Bauwerksanschlüsse 365

5.32a 5.32b 5.32c

5.32 Putzanschlussprofile (Protektor)


a) Selbstklebendes Putzanschlussprofil mit seitlichem Schutzstreifen zum Aufkleben von Schutzfolien.
Nach Beendigung der Arbeiten wird der Schutzstreifen entfernt.
b) Verschluss der Klemmfuge durch Zusatzprofil
c) einschiebbare Klemmleiste für spätere Renovierungsarbeiten

5.3.5 Brüstungsanschlüsse Fensterbrüstungen dienen nicht nur als Absturz-


sicherung, sondern werden meistens auch zur An- 5
Sofern die Fenster nicht Bestandteil einer vor- bringung von Heizflächen genutzt.Die Anordnung
gehängten Fassade sind (Bild 5.33a; vgl. auch von Heizflächen unter den Fenstern ist heizungs-
Abschn. 6.7 in Teil 1 dieses Werkes), schließen sie technisch am günstigsten. Fenster sind innerhalb
unten in der Regel an gemauerte (Bild 5.33b) oder von Außenwänden die stärksten Abkühlungs-
aus Fertigteilen hergestellte (Bild 5.33c) Brüstun- flächen. Der durch Heizkörper an der Fensterbrüs-
gen an (s. auch Abschn. 5.3.2, Bild 5.19) tung erzeugte Warmluftstrom wirkt der Abküh-
Bei Fensterelementen, die bis auf den Fußboden lung und der möglichen Kondensatbildung an
hinabreichen, muss der äußere Abschluss am Fensterscheiben und Fensterleibungen entgegen.
Rand der Geschossdecken und ggf. der Übergang Beim Lüften eindringende Kaltluft wird beim Ein-
zu Terrassen oder Balkons und deren Abdichtun- strömen in den Raum angewärmt. Innere Fenster-
gen (s. Abschn. 9.5 in Teil 1 des Werkes) sowie der bänke, die als Ablageflächen erwünscht sind oder
Anschluss an die innere Abdichtung und den Fuß- die Heizkörper optisch verkleiden sollen, dürfen
bodenaufbau genau geplant werden (Bild 5.33d). daher den notwendigen Luftstrom nicht behin-
dern (s. auch Abschn. 5.3.2).

5.33a 5.33b 5.33c 5.33d

5.33 Brüstungsanschlüsse
a) Vorhangfassade c) Fertigteil-Brüstung mit Heizkörpernische
b) gemauerte Brüstung mit Heizkörpernische d) Fenstertür oder raumhohes Fensterelement
366 5 Fenster

Heizkörpernischen unterhalb der Fenster sollen Im Übrigen müssen die Anforderungen an den
den an der Innenseite flächenbündigen Einbau Brandschutz (DIN 4102) und an den Schallschutz
von Heizkörpern ermöglichen. Sie bedeuten je- für Außenbauteile (DIN 4109) erfüllt werden.
doch statische und wärmetechnische Schwach- Die innere Brüstungsabdeckung wird meistens
stellen für die Außenwand. Durch zusätzliche Wär- mit Natur- oder Kunststeinfensterbänken ausge-
medämmschichten auf der Innenseite lässt sich führt, die im Mörtelbett oder auf Konsolen verlegt
zwar ein entsprechender Wärmeschutz wie für die werden oder aus kunststoffbeschichteten Holz-
übrigen Wandflächen erreichen. Durch die Aus- Pressstoffprofilen. Mit durchgehenden Luftschlit-
führung von bewehrtem Mauerwerk muss jedoch zen oder angesetzten, ausreichend bemessenen
der Rissbildung an den Anschlussstellen entge- Gitterprofilen ist ggf. für den Warmluft-Durchlass
gengewirkt werden (vgl. Abschn. 6.2.5 in Teil 1 des von Heizkörpern zu sorgen.
Werkes). Es muss ferner gewährleistet werden, Meistens werden die Fensterbänke in entspre-
dass durch Heizkörperkonsolen oder Auflager- chende Nutungen des Rahmens eingeschoben
konsolen für Innenfensterbänke keine Wärme- oder unter entsprechende Aussparungen des
brücken entstehen. Rahmens gesetzt.
Wegen der Komplizierung der Bauarbeiten, der Die innere Fugenabdichtung ist zwischen Fenster-
Mehrkosten und vor allem wegen der möglichen rahmen und Brüstung mit Anschluss an die seitli-
Ausführungsfehler sollte auf die Ausführung von chen Abdichtungen auszuführen (Bild 5.34).
Heizkörpernischen verzichtet werden.
Die äußere Brüstungsabdeckunge und damit der
Werden Heizkörper vor Fensterflächen angeord- untere Bauwerksanschluss von Fenstern ist be-
5 net, wird beim erforderlichen Wärmeschutz zwi- sonders stark allen Witterungsbeanspruchungen
schen transparenten und nichttransparenten Aus- ausgesetzt und muss deshalb sehr sorgfältig ge-
fachungsflächen unterschieden. plant und ausgeführt werden. Das direkt anfallen-
Bei transparenten Ausfachungsflächen darf ein de und von den Fenstern ablaufende Nieder-
Uw-Wert von 1,5 W/(m2K) nicht überschritten wer- schlagwasser muss so abgeleitet werden, dass an
den. Fassadenflächen keine anhaltende Feuchtigkeit
Zur Verringerung der Wärmeverluste müssen ge- und Verschmutzung entsteht.
eignete nicht demontierbare oder integrierte Ab- Alle äußeren Fensterbänke sollen mindestens 30
deckungen zwischen Heizkörperrückseite und mm, besser 40 mm weit überstehende Tropfkan-
Fensterfläche vorgesehen werden. ten haben. Seitlich muss durch Aufkantungen mit

5.34a 5.34b

5.34 Abdichtung an der inneren Brüstungsabdeckung


a) Abdichtung zwischen Fensterrahmen und Brüstung mit spritzbarem Dichtstoff
b) mit Dichtungsbahn (an die seitlichen Abdichtungen anschließend)
1 Abdichtung mit Dichtstoff auf Hinterfüllung
2 Abdichtung mit Dampfsperre
3 Hinterfüllung der äußeren Brüstungsabdeckung
4 innere Brüstungsabdeckung
5 Aluminium-Brüstungsabdeckung außen
6 vorkomprimiertes Dichtungsband
7 Tragklotz
5.3 Bauwerksanschlüsse 367

sorgfältig gedichteten Anschlüssen an die Fens- Sie können außen mit aufgesteckten bzw. aufge-
terleibungen ein unkontrolliertes Ablaufen an der klemmten Wandanschluss-Formteilen an geputz-
Fassade und das Eindingen von Niederschlagwas- te Fensterleibungen anschließen. Anschlüsse an
ser in die Eckenbereiche verhindert werden. gemauerte Fensterleibungen oder Anschlüsse an
Durchfeuchtungen aber auch Fassadenver- Beton werden mit Dichtstoff oder vorkomprimier-
schmutzungen und Verfärbungen infolge nicht ten Dichtungsbändern abgedichtet. (Bild 5.35).
ausreichender Überstände und wegen fehlerhaf- Bei starker Witterungsbeanspruchung oder wenn
ter Randabschlüsse können nicht nur als Aus- Bedenken hinsichtlich der Dichtigkeit angebracht
führungsmangel sondern gegebenenfalls auch sind, ist eine wannenartige Abdichtung aus
als Planungsfehler reklamiert werden! [42] Bauabdichtungsfolie unterhalb von Metall- oder
Die äußeren Brüstungsabdeckungen werden in Kunststoff-Brüstungsabdeckungen ratsam. Es muss
der Regel durch Fensterbank-Aluminium-Profile allerdings sichergestellt werden, dass ein Dampf-
gebildet. druckausgleich zwischen Bauwerk bzw. Wär-
medämmschichten und Atmosphäre möglich ist
(Bild 5.36).

5.35a 5.35b

5.35c 5.35d 5.35e

5.35 Leichtmetall-Außenfensterbank (BUG)


a) Schnitt
b) Angeformte Randaufkantung
c) Seitliche Randaufkantung zum Aufstecken für Putzanschluss (seitl. Dehnfuge berücksichtigen)
d) Seitliche Randaufkantung zum Aufstecken für Sichtmauerwerk (seitl. Abdichtung mit spritzbarem Dichtungsmittel)
e) Sicherung gegen Abheben durch Winddruck für Putz- und für Sichtmauerwerkfassaden (auch Spezialprofile für
Dämmfassaden)

5.36 Brüstungen mit Abdichtung – Dampfdruckausgleich [2]


368 5 Fenster

Die Oberflächen von Aluminium-Fensterbänken


können technisch oder farbig eloxiert sein. Derar-
tige Oberflächen sind jedoch gegen Verschmut-
zung durch Putz oder Mörtel sehr empfindlich
und müssen bis zum Abschluss der Bauarbeiten
durch abziehbare Schutzfolien geschützt werden.
Weniger empfindlich, nötigenfalls ausbesserbar
und in allen Farben ausführbar sind Oberflächen-
beschichtungen (s. Abschn. 5.6.4.2).
Je nach Lage zur Himmelsrichtung sind die tem-
peraturbedingten Längenänderungen von Alumi-
niumfensterbänken zu berücksichtigen. Ab etwa
2,50 m Länge sind dafür Schiebestöße vorzuse-
hen.
Bei geputzten Leibungen sind auf den Abkantun-
gen der Fensterbänke Dehnungsstreifen aus nicht 5.38 Brüstungsabdeckungen mit gemauerter Rollschicht
aus Formsteinen
putzhaftendem Material aufzukleben.
1 Dichtungsband
Bei mehr als 150 mm Tiefe müssen Metall-Außen- 2 Brüstungsabdichtung (seitl. bis OK Formstein;
fensterbänke Sicherungen im Abstand von etwa Anschlussfuge mit spritzbarem Dichtstoff )
90 cm gegen Abheben durch Windkräfte haben.
5 Der Raum zwischen Metall- oder Kunststofffens- Für Kunststofffenster sind spezielle Fensterbank-
terbänken und dem Brüstungsmauerwerk wird profile aus Kunststoff auf dem Markt, die Bestand-
mit loser Mineralwolle ausgestopft oder ausge- teil der unteren Rahmenprofile sein können oder
schäumt. Bei Ausführung der Brüstungen in Sicht- in sie eingefügt werden (Bild 5.37).
mauerwerk oder Beton wird die äußere Fuge am Seltener und meistens nur noch bei denkmalsge-
besten durch vorkomprimierte Dichtungsbänder schützten Gebäuden werden äußere Brüstungs-
geschlossen. Bei anschließenden Putzflächen sind abdeckungen aus Klinkerplatten, Spaltplatten, aus
breite Anschlussfugen unter den Fensterbänken Rollschichten mit frostbeständigen Mauersteinen
mit bewehrtem Putz oder mit Anschlussprofilen oder Formsteinen sowie aus Natur- bzw. Beton-
auszuführen. werksteinen ausgeführt.
Äußere Brüstungsabdeckungen können auch aus Derartige Brüstungsabdeckungen sollten in jedem
Zink- oder Kupferblech in handwerklicher Aus- Fall auf seitlich hochgezogenen Abdichtungsbah-
führung gebildet werden. nen ausgeführt werden. Der Leibungsanschluss
Zu beachten ist, dass von Kupferblechen färbende ist wasserdicht mit spritzbarem Dichtungsstoff
Oxydationsrückstände auf darunter liegende Bau- herzustellen (Bild 5.38).
teile gelangen können. Hier empfiehlt sich ein
Überstand von 50 mm. Auch sollten für Bauteile,
die unterhalb von Kupferabdeckungen liegen 5.4 Verglasungen1)
(z. B. auch Pflaster und Plattenbeläge), Materialien
gewählt werden, bei denen die unvermeidliche
5.4.1 Glasarten und Lieferformen
Grünverfärbung akzeptiert werden kann.
Bei den für die Verglasung von Fenstern in Frage
kommenden Flachglasarten werden folgende Lie-
ferformen bzw. Qualitäten unterschieden:

Normales Floatglas:
(3 bis 19 mm dick), DIN EN 572-2 (früher „Spiegel-
glas“), verwendet für Mehrscheiben-Isoliergläser,
1) In diesem Abschnitt werden Glasarten und die Verwen-
dung von Glas lediglich im Zusammenhang mit Fenstern
5.37 behandelt. Über Verglasung von Türen, Fassaden, Dach-
Brüstungsabdeckung flächen, Umwehrungen usw. mit teilweise speziellen Glas-
aus Kunststoff sorten werden Ausführungen in den betreffenden Kapi-
(Salamander) teln gemacht.
5.4 Verglasungen 369

Wärmeschutzgläser, Sonnenschutzgläser sowie Meldeanlagen Einbruchalarm auslösen (Wider-


für Schallschutzglas, Sicherheitsglas, Drahtspiegel- standsklassen usw. s. Abschn. 5.9).
glas (7 mm dick mit Drahtnetzeinlage, Maschen- Sicherheitsgläser – auch in mehrschichtigen
weite 12,7/12,7 cm) und Brandschutzglas. Ausführungen – können auch Bestandteil von
Bei der Glasherstellung im Floatglasverfahren wird die Glas- Isolierverglasungen sein.
schmelze auf ein beheiztes Zinkbad ausgebreitet und Verbund-Gläser mit Gießharzverbund, beson-
schwimmt („floatet“) auf dem schwereren Zinn. Das ge-
schmolzene Glas wird langsam gekühlt und dabei auf die
ders wenn sie aus Glasscheiben unterschiedli-
beabsichtigte Dicke gestreckt. cher Dicke bestehen, werden auch für sehr wirk-
same Schallschutzverglasungen eingesetzt.
Gussglas:
• Gläser mit Sicherheitseigenschaft gegenüber er-
Ornamentglas in 4, 6 oder 8 mm Dicke, Drahtglas höhten thermischen Belastungen (Brandschutz)
(Drahtnetzeinlage mit Maschenweite 12,7/12,7
Brandschutzgläser werden mit oder ohne Draht-
cm), Drahtornamentglas (an einer oder beiden
netzeinlagen, mit höher liegendem Schmelz-
Oberflächen ornamentiert).
punkt oder als mehrscheibige Verglasungen mit
Funktionsgläser: Spezialzwischenlagen hergestellt. Sie können
auf Grund besonderer Zulassungsbescheide im
(Sondergläser), hergestellt auf der Basis von Float- Zusammenhang mit entsprechenden Fenster-
glasqualitäten für die verschiedensten Einsatzge- und Türkonstruktionen für Feuerwiderstands-
biete, u. a. für klassen bis F90 verwendet werden (s. Abschn.
• Gläser mit Sicherheitseigenschaften gegenüber
mechanischen Belastungen (angriffhemmende
15.6 in Teil 1 des Werkes). 5
Gläser). • Gläser mit besonderen lichttechnischen Eigen-
schaften werden hergestellt z. B. als stark streu-
Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG) besteht aus
ende, reflektierende, reflexarme, IR- und UV-ab-
Floatglas oder Sonnenschutzglas, das durch
sorbierende Gläser (Sonnenschutzglas).
Wärmebehandlung vorgespannt wird, nachdem
es in die benötigte Größe und Form geschnitten • Wärmeschutzgläser. Durch spezielle Beschich-
und an den erforderlichen Stellen gegebenen- tungen wird der Gesamtenergiedurchlass, die
falls durchbohrt worden ist. Das vorgespannte Lichttransmission oder der Wärmedurchgangs-
oder teilvorgespannte Glas kann nicht mehr be- koeffizient derartiger Gläser beeinflusst.
arbeitet werden. Bei gewaltsamer Zerstörung • Gläser mit „selbstreinigenden“ (schmutzabwei-
zerfällt es in kleine Krümel und nicht in gefährli- senden) Oberflächen: Durch Beschichtungen
che Glassplitter. Infolge der Vorspannung ist es lässt sich die Oberfläche von Gläsern so beein-
wesentlich biegefester als Normalglas, außer- flussen, dass die Benetzbarkeit und damit die
dem besitzt es eine hohe Temperaturwech- Schmutzablagerung reduziert wird (s. auch Ab-
selbeständigkeit. Einscheiben-Sicherheitsgläser schn. 5.4.5)
werden für besonders beanspruchte Verglasun-
gen (z. B. Verglasung von Turnhallen und Sport- Für besondere Verglasungen kommen weiter in
stätten), z. B. für Ganzglas-Türanlagen, Treppen- Frage
geländer (nur bei allseitiger linienförmiger • mundgeblasenes Glas als Echtantikglas, Antik-
Auflagerung, sonst nur aus VSG mit 2 × ESG/ glas, Butzenglas usw.
TVG, s. u.) verwendet.
• sonstige Gläser wie z. B. Farbglas, Opakglas usw.
Verbund-Sicherheitsgläser (VSG, bei großer Dicke
auch als Panzerglas bezeichnet) bestehen aus Mehrscheiben-Isolierglas
2 oder mehreren Glasscheiben, die durch eine
oder mehrere hochelastische Folien aus Poly- Für die Verglasung von Fenstern in Aufenthalts-
vinylbutyral (PVB) zusammengeklebt sind. räumen kommen wegen der Anforderungen an
Verbund-Sicherheitsgläser lassen sich durch den Wärmeschutz heute nur noch Mehrscheiben-
Schneiden, Bohren usw. bearbeiten. Bei Zer- Isoliergläser in Frage.
störung entstehen keine losen, scharfkantigen Sie bestehen aus zwei oder drei mit 8 bis 24 mm
Glassplitter. Die Formbeständigkeit (Resttrag- Scheibenzwischenraum (SZR) hintereinander lie-
fähigkeit) hängt von der innenliegenden Kunst- genden Scheiben, die luftdicht miteinander ver-
stoff-Folie ab. In Verbund-Sicherheitsglas kön- bunden sind.
nen Schleifen aus Feinsilberdraht eingelegt Der Scheibenzwischenraum ist mit getrockneter
werden, die bei Beschädigung über elektrische Luft, mit Edelgasen (Argon und Krypton) oder bei
370 5 Fenster

Schallschutzgläsern mit Schwergasen gefüllt. Das dem Einbau anderen Temperaturen und anderem
früher meistens verwendete Schwefelhexafluorid Luftdruck ausgesetzt, kommt es durch Ausdeh-
SF6 wird aus Gründen des Umweltschutzes immer nung oder Volumenminderung der eingeschlos-
mehr vermieden. senen Luft zu Verformungen („Isolierglaseffekt“,
Der Randverbund der Isolierglasscheiben besteht Bild 5.40), der bei dreifach-Scheiben besonders
aus einem Metallprofil als Abstandhalter, das mit ausgeprägt sein kann. Bei großen Scheibenforma-
feuchtigkeitsabsorbierenden Stoffen gefüllt sein ten ist dieser Effekt – abgesehen von optischer
muss, und einer einschichtigen oder heute mei- Verzerrung der Durchsicht in extremen Fällen –
stens zweischichtigen Abdichtung. Die Außenkan- unbedenklich und muss als normal betrachtet
te wird mit Dichtungsmassen aus Thiokol, Silikon, werden.
Polysulfid oder Polyurethan geschützt (Bild 5.39). Zu Problemen kann es bei kleinformatigen Iso-
Der Kanten von Mehrscheiben-Isolierverglasun- lierglasscheiben kommen (z. B. bei Sprossenfens-
gen insbesondere bei Abstandshaltern aus Metall tern, s. Abschn. 5.4.4) oder bei schmalen, langen
stellen im Vergleich zur gesamten Scheibe eine Formaten. Weil sich solche Scheiben den Druck-
Wärmebrücke dar. Bei der Ermittlung des Gesamt- schwankungen nur schlecht anpassen können,
Wärmedurchgangskoeffizienten wird der Über- kommt es oft zu Glasbruch.
gangsbereich zwischen Verglasung und Rahmen Neben den Standardausführungen mit 2 oder 3
durch einen linearen Wärmedurchgangskoeffizi- Scheiben, Scheibendicken von 4 bis 8 mm, Schei-
ent Ψ (psi) berücksichtigt. benzwischenraum 6 bis 16 mm, werden Mehr-
Um die Wärmebrückenbildung am Randverbund scheiben-Isoliergläser in verschiedenen Spezial-
5 der Isolierglasscheiben einzuschränken, wurden ausführungen erzeugt:
neuartige Randverbindungen entwickelt („Warme Wärmeschutzgläser werden mit farbneutraler Be-
Kanten“, Bilder 5.39d– f ) [4]. schichtung aus Edelmetallen hergestellt. Sie ha-
Außerhalb von Glasfalzen liegende Kanten von ben als Zweifach-Isolierglas eine Gesamt-Dicke
Isoliergläsern (z. B. bei Stufengläsern) müssen ei- zwischen 18 und 24 mm bei einem Scheibenzwi-
nen gegen UV-Einwirkung geschützten Randver- schenraum (SZR) von 10 bis 16 mm. Dreifach-Iso-
bund haben. lierglasscheiben haben einen SZR von ca. 8 mm
Das Gas im Scheibenzwischenraum von Isolier- und sind insgesamt etwa 28 mm dick.
glasscheiben steht unter dem Druck der bei der Der erzielbare Ug-Wert liegt bei normalen Isolier-
Produktion herrschte. Werden die Scheiben nach gläsern zwischen 1,8 und 3,0 W/(m2K), bei hoch-

5.39 Zweischeiben-Isolierglas (Standard Ausführungen)


a) einfach gedichteter Randverbund
b) doppelt gedichteter Randverbund
c) thermisch verbesserter Randverbund
(Thermix®)

Zweischeiben-Isolierglas mit „Warmer Kante“


d) TPS Abstandsrahmen mit Butyl-Dichtband
5.39a 5.39b 5.39c e) System Intercept
f ) Thermix Abstandshalter

1 Spiegelglas
2 Abstandhalter (auch farbig lieferbar)
3 Trockenmittel
4 Dichtung
5 Versiegelung
6 Kunststoff
7 Edelstahl
8 Kunststoffabstandshalter mit eingearbeitetem
Trockenstoff, Butyl-Dichtband
9 Intercept Rahmen mit Butyl-Sekundärdichtung
10 Trockenmittel
11 Kunststoffabstandshalter mit Edelstahlfolie
5.39d 5.39e 5.39f 12 Kunststoffperlen mit Trockenmittel
5.4 Verglasungen 371

5.40
„Isolierglaseffekt“ (schematisch)
a) bei Zweischeiben-Isolierglas
b) bei Dreischeiben-Isolierglas 5.40a 5.40b

wertigen Dämmgläsern zwischen 1,1 und 1,9 W/ Sonnenreflexionsgläser als wärme- und schall-
(m2K). Der Energiedurchlasswert g liegt je nach schützende Gläser haben oft besondere, gestal-
Fabrikat etwa zwischen 45 und 75 %. terisch effektive spiegelnde Oberflächen.
Wärmeschutzgläser vermindern somit den Wär- Sonnenschutzgläser haben bei hoher Licht-
medurchgang erheblich. Andererseits ist bei transmission und guter Wärmedämmung (Ug-
winterlichen Verhältnissen ein Wärmegewinn Wert bei 0,7 W/(m2 K)) einen niedrigen Ener-
durch Sonneneinstrahlung anzustreben (s. Ab- giedurchlassgrad (g-Wert bis ca. 20 %). Die
schn. 5.2.3). Es ergibt sich somit bei den Anforde- Wirkungsweise von Wärme- bzw. Sonnen-
rungen an Wärmeschutzgläser ein Zielkonflikt. schutzverglasungen sind in Bild 5.41 veran-
Es wurden daher Verglasungen entwickelt, mit de-
nen es möglich ist, einerseits Wärmeverluste zu
schaulicht. 5
• Schallschutzverglasungen. Die Dicke der Schei-
minimieren, andererseits jedoch bei winterlichen ben wird im Massenverhältnis auf die jeweili-
Verhältnissen durch Ausnutzung von Sonnenein- gen Anforderungen abgestimmt. Der Scheiben-
strahlung Wärmegewinne zu erzielen. zwischenraum beträgt 12 bis 24 mm. Es gibt die
• Sonnenschutzverglasungen werden mit Spezial- Schallschutzklassen 3 bis 5 (VDI 2719) mit 37 bis
gläsern oder edelmetallbeschichteten Gläsern 45 dB. Dabei werden oft Scheiben unterschiedli-
mit besonderer Reflexionswirkung insbesonde- cher Dicke (6 bis 12 mm) oder auch Kombinatio-
re gegen UV- und Infrarotstrahlung ausgeführt. nen mit Verbundsicherheitsgläsern verwendet
In der Regel sind zusätzliche Beschattungen (Bild 5.42).
durch Sonnenschutzeinrichtungen vorzusehen Der Scheibenzwischenraum hat in der Regel
(s. Abschn. 5.8). eine Spezialgasfüllung. Bei besonderen Anfor-

5.41a 5.41b

5.41 Funktionsverglasungen
a) Wärmedämm-Isolierglas (isolar neutralux®): sehr gute Wärmedämmung, hoher Energiedurchlass,
hohe Lichttransmission
b) Sonnenschutz-Isolierglas (isolar solarlux®): hohe Lichttransmission, niedriger Energiedurchlass,
sehr gute Wärmedämmung
372 5 Fenster

5.42
Schallschutzverglasung
1 Floatglas
2 Floatglas mit Wärmeschutz-Edelmetallbedampfung
3 Laminit-Verbundsicherheitsglas
4 Spezialfüllung (Argon, SF 6)

derungen z. B. an den Sonnenschutz sind auch schenlagen aus Alkalisilikat, das im Brandfall zu
Kombinationen mit anderen Funktionsgläsern einer zähen, festen Masse aufschäumt. Mit fest-
möglich. en Verglasungen ohne öffenbare Fenster kön-
Zu beachten ist, dass bei Schallschutzmaßnah- nen Feuerwiderstandsklassen bis F90 erreicht
men die Verwendung von Schallschutzgläsern werden (Bild 5.43).
nur eine Teillösung darstellt. Die Schalldichtig- • Einbruchhemmende Verglasungen sind in DIN
keit eines Fensters kann nur im Zusammenhang EN 356, DIN EN 1063 und DIN 52 290 genormt
mit einer entsprechenden Fensterkonstruktion (s. Abschn. 5.9). Sie können mit Alarmanlagen
und bei sachgerechtem Bauwerksanschluss er- kombiniert werden.
zielt werden (s. Abschn. 5.2.5). • Lichtstreuverglasungen. Hierbei werden die
• Brandschutzglas. Bei Brandschutzverglasungen Scheibenzwischenräume mit lichtstreuenden
(DIN 4103-13) müssen die verwendeten Gläser Kapillareinlagen ausgefüllt.
immer im Zusammenhang mit den Umrahmun- • Sichtschutzgläser werden auch mit Rasterdeko-
5 gen betrachtet werden. Die Angebote der ver- ren bedruckt.
schiedenen Hersteller haben in der Regel spe- • „Intelligente Gläser“: In Verbundscheiben kön-
zielle Zulassungen amtlicher Prüfstellen. nen Schichten mit Flüssigkristallen eingebettet
Unterschieden werden F- und G-Verglasungen werden. Durch Anlegen einer Spannung kön-
(s. Abschn. 15.7 in Teil 1 des Werkes). nen bei Bedarf die Eigenschaften der Vergla-
Brandschutzgläser für G-Verglasungen (G30) sung dem je nach Tages- oder Jahresverlauf
können hergestellt werden als spezielle Ein- wechselnden Licht- und Energieeinfall ange-
scheiben-(ESG) oder als Verbundsicherheitsglä- passt werden (elektrochrome Gläser).
ser (VSG) aus vorgespanntem Kalknatronglas Mit der gleichen Zielsetzung sind auch gaschro-
ohne oder mit Drahtgeflechteinlage. Aus dem me Gläser in der Entwicklung.
gleichen Material sind auch Isolierglasscheiben Bei dem in Bild 5.45 gezeigten Isolierglas sind
verfügbar. lichtlenkende Lamellen je nach Anforderungen
Für F-Verglasungen gibt es Isoliergläser aus Kalk- an der Anwendungsstelle fest eingebaut. Damit
natronglas mit einer Gel-Zwischenfüllung aus ist ein jahres- oder tageszeitabhängiger perma-
wasserhaltigen Salzlösungen (Gesamtdicke 36 nenter Sonnenschutz möglich, und die Scheiben
bis 71 mm). Im Brandfall verdampft das Wasser, können auch als Passiv-Solar-Element dienen.
und das Gel bildet einen opaken Hitzeschutz. • Schaufensterverglasungen werden mit entspie-
Andere F-Gläser bestehen aus mehrschichtigen gelten Einfach- oder Isolierglasscheiben ausge-
Verbundgläsern aus Kalknatronglas mit Zwi- führt.

5.43a 5.43b 5.43c 5.43d 5.43e

5.43 Brandschutzgläser
a) Einfachglas (vorgespanntes Kalknatronglas), G 30, PYRAN®
b) Verbundsicherheitsglas (Kalknatronglas), G 30, FIRESTAR®
c) Isolierglas (vorgespanntes Kalknatronglas, Sekurit), je nach Dicke F 30 bis F 90, CONTRAFLAMM®
d) Spezial-Verbundsicherheitsglas, je nach Dicke F 30 bis F 90, PROMAGLAS®
e) Isolierglas mit Spezial-VSG-Scheiben, F 90, PYROSTOP®
5.4 Verglasungen 373

5.44 Sicherheitsglas (VEGLA – 5.45 Lichtlenkendes Isolierglas: 5.46 Stufengläser


Alarm-SEKURIT® ASR-Typ A) Lichtlenkung abhängig
1 Anschluss für vom Sonnenstand
Alarmauslösung (OKALUX Okasolar®)

Bei fast allen Ausführungen sind Kombinationen • Anisotropien (Irisationserscheinungen wie leich-
mit Drahtgläsern, Ornamentgläsern und Sicher- te Wolken oder Ringe an Einscheibensicher-
heitsgläsern (z. B. für Überkopfverglasungen) heitsgläsern,
möglich. • Kondensatbildung auf den Außenflächen [29]. 5
Für den Einbau in Schrägverglasungen u. Ä. wer-
den Mehrscheiben-Isoliergläser auch mit falzar- Lagerung und Schutz vor dem Einbau. Isolier-
tiger Randausbildung geliefert (Stufengläser, Bild glasscheiben dürfen nur stehend auf Unterlagen
5.46). Die Spezial-Randverklebungen sind gegen gelagert werden, die gewährleisten, dass keine
Sonneneinwirkung beständig. Beschädigungen entstehen. Beim Transport muss
Sonderformen. Alle Isolierglasscheiben werden darauf geachtet werden, dass keine Verwindun-
unter Berücksichtigung von Toleranzen, Falz- gen auftreten.
maßen, der zu verglasenden Öffnungen und der Müssen Glasscheiben auf der Baustelle gelagert
erforderlichen Falztiefen auch in Sonderformen werden, so sind sie in einem trockenen, regel-
(„Modellscheiben“) geliefert, z. B. mit trapezför- mäßig belüfteten Raum hochkant und mit Luft-
migen oder halbkreisförmigen Zuschnitten und zwischenraum aufzustellen. Staub mit Nässe
auch in gekrümmten Formen (vgl. Bild 5.54). schadet der Glasoberfläche. Auf dem Transport
Bei gekrümmten Scheiben sind besondere Vor- entstehen zuweilen Scheuerflecken durch Anein-
schriften der Hersteller für Falzabmessungen und anderreiben feuchter Glasflächen. Sie lassen sich
Verklotzung zu beachten. durch geeignete Zwischenlagen vermeiden.
Ist eine vorübergehende Lagerung im Freien un-
Qualitätsprüfung. Für die Beurteilung der visu- vermeidlich, sind die Scheiben gegen Wärmeein-
ellen Qualität von Mehrscheiben-Isolierglas aus strahlung zu schützen. Insbesondere bei Glas-
Spiegelglas bestehen ausführliche Richtlinien des paketen kommt es oft zu starker Erwärmung, die
Bundesinnungsverbandes des Glaserhandwerkes, zum Bruch insbesondere von Ornament- und
Hadamar. Darin ist festgelegt, in welchem Umfang Drahtglasscheiben führen kann.
und in welchen Scheibenbereichen Glasfehler Zu beachten ist auch, dass der Randverbund von
(kleine Einschüsse, Blasen, Kratzer) noch zugelas- Isolierglasscheiben empfindlich gegen UV-Strah-
sen sind. lung ist.
Keine Reklamationsgründe bei Isolierglasschei- Bei Arbeiten mit Trennscheiben, Schweißbrennern
ben sind und Sandstrahlgeräten müssen in der Nähe gela-
• Interferenzerscheinungen (Streifen in den Spek- gerte oder eingebaute Scheiben sorgfältig ge-
tralfarben, hervorgerufen durch Planparallelität schützt werden. Oberflächenschäden durch Fun-
von Scheiben), kenflug o. Ä. sind nicht reparierbar.
• Doppelscheibeneffekte (Spiegelungen und Ver-
zerrungen durch prinzipbedingte Durchbiegun-
gen der Scheiben infolge von Temperatur- oder
Druckänderungen),
374 5 Fenster

5.4.2 Bemessung der Glasscheiben 5.4.3.1 Verglasungssysteme

Bei der Fenster- und Türverglasung ist die Schei- Die Ausführung von Glasfalzen, der Einbau von
bendicke von der Scheibengröße abhängig sowie Verglasungen und die Ausführungsmöglichkeiten
von der Lage der verglasten Außenfläche über für die Abdichtung zwischen Verglasung und Rah-
Gelände (Windlast s. DIN 1055-4, DIN 18 056 und men („Verglasungssysteme“) sind in DIN 18 545
DIN EN 12 210). geregelt.
Bei der Belastung von vertikal eingebauten Iso- Es werden unterschieden
liergläsern (z. B. durch Winddruck) wird durch den • Verglasungssystem mit ausgefülltem Falzraum
luftdichten Zwischenraum zwischen Außen- und (Va1)
Innenscheibe ein Koppelungseffekt bewirkt. Da- • Verglasungssystem mit Glashalteleisten und
durch übertragen sich Belastungen auf beide ausgefülltem Falzraum (Va2 bis Va5)
Scheiben, und die Scheiben wirken statisch als • Verglasungssystem mit Glashalteleisten und
Gesamtsystem. Bei der Scheibendimensionierung dichtstofffreiem Falzraum (Vf3 bis Vf5).
kann von dieser Voraussetzung jedoch nur bei
gleich dicker Innen- und Außenscheibe ausge- Hier bedeuten:
gangen werden oder wenn sich die Belastung
V Verglasungssystem
einer dünneren Außenscheibe auf eine dickere
Innenscheibe abstützen kann (z. B. bei dem typi- a ausgefüllter Falzraum
schen Aufbau von Schallschutzgläsern). f dichtstofffreier Falzraum
5 Für besondere Belastungsfälle sind genaue sta- 1 bis 5 Beanspruchungsgruppen für Verglasung
von Fenstern, Fensterwänden und Türen
tische Berechnungen nötig. Die Glasindustrie
gibt für normal beanspruchte und vertikal einge- (s.Tab. 5.54).
baute Verglasungen mit Isolierglasscheiben Emp-
fehlungen in Form von Dimensionierungs-Dia- Verglasungen mit ausgefülltem Falzraum (Va) sind
grammen. nur noch in Sonderfällen für Einfachverglasung
möglich.
Für Schrägverglasungen (Überkopfverglasungen),
die durch Wind, Schnee und Eigengewicht belas- Verglasungen mit dichtstofffreiem Falzraum (Vf)
tet werden, sind besondere statische Nachweise sind Standardausführung für die Verglasung mit
erforderlich. Isolierglasscheiben.
Eine Behandlung der speziellen Dimensionie- Die Verglasung von Holzfenstern kann ausgeführt
rungsverfahren würde den Rahmen dieses Wer- werden
kes sprengen, und es muss auf die von allen • mit Vorlegebändern und Dichtstoff (Bild 5.47a)
Glasherstellern gegebenen Berechnungshilfen ver- • mit Kombinationen aus Vorlegebändern und
wiesen werden. Dichtstoff mit Dichtprofilen (Bild 5.47b)
• mit Dichtstoff ohne Vorlegebänder (Scheiben-
größen bis 6 m2 mit Kantenlängen bis zu 3 m)
5.4.3 Einbau von Verglasungen (Bild 5.47c)
• mit Dichtprofilen.
Über die Ausführung von Verglasungsarbeiten
enthalten die Verdingungsordnung für Bauleis- Bei Isolierverglasungen, die nicht mit Dichtprofi-
tungen in VOB Teil C DIN 18 361 besondere Be- len eingebaut sind, werden die äußeren Fugen
stimmungen. zwischen Scheibe und Rahmen mit spritzbaren, in
Außerdem geben die ständig überarbeiteten der Regel transparenten Dichtstoffen geschlos-
Schriften des Institutes des Glaserhandwerks sen. Diese Abdichtung bei Verglasungen wird in
Richtlinien, z. B. über Glas-Abdichtungsmateria- der Praxis vielfach auch als „Versiegelung“ be-
lien, Klotzungen, Ganzglaskonstruktionen mit zeichnet.
Glaszementverbindungen usw. [26–28]. Die Hersteller von Dichtstoffen ordnen ihre Pro-
Unterschieden werden dukte eigenverantwortlich entsprechend DIN
18 545-2 je nach Beanspruchbarkeit in die Dicht-
• Verglasungen mit Dichtstoffen stoffgruppen A–E (Tabelle 5.59).
• Verglasungen mit Dichtprofilen Alle Dichtstoffe und Dichtprofile müssen im Sinne
• Verglasungen mit Dichtprofilen und elastischen der DIN 52 460 (Prüfung von Materialien für Fu-
Dichtstoffen. gen im Hochbau; Begriffe) verträglich sein.
5.4 Verglasungen 375

Unbehandeltes oder nur grundiertes Holz bietet filen als auch mit den Techniken für Holzfenster
keinen geeigneten Haftgrund für Versiegelungen. verglast (s. Bilder 5.48a und b, 5.107 und 5.108).
Holzfenster dürfen daher erst nach dem ersten Dichtprofile müssen auf das Fenstersystem abge-
Zwischenanstrich verglast werden, der alle Ver- stimmt sein und die Dickentoleranzen der Schei-
glasungsfalze überall gut decken muss. Je nach ben aufnehmen können. Es muss sichergestellt
Untergrund muss zur Haftverbesserung ein Pri- sein, dass die Dichtprofile ohne Überdehnung
mer eingesetzt werden. und mit dem erforderlichen Anpressdruck einge-
Die Dichtstoffoberfläche ist nach dem Einbringen baut werden.
mit einem Gleitmittel zu besprühen und mit ei- Die Dichtprofile werden in die Rahmenprofile
nem Kunststoffspachtel so abzuziehen, dass eine bzw. Glasleisten eingerollt oder eingeschoben
hohlraumfreie gleichmäßige Verfüllung der Ver- und beziehen den erforderlichen Anpressdruck
siegelungsfuge gewährleistet ist. Der Dichtstoff entweder aus dem Profil-Eigendruck oder aus
darf dabei nicht auf das Rahmenholz verschmiert einstellbaren Druckelementen in den Glasleisten.
werden, weil sonst die einwandfreie Ausführung Die Dichtprofile müssen gegen Verschiebungen
von schluss- oder Erneuerungsanstrichen unmög- im Falz einwandfrei gesichert werden. Eckstöße
lich werden kann. müssen unbedingt dicht sein. Sie werden bei Elas-
Holzfenster können auch mit Dichtprofilen ver- tomerprofilen durch Vulkanisierung verbunden.
glast werden (vgl. Bild 5.48c und d). Die Dich- Bei anderen Materialien werden auch Keilschnitte
tungsprofile müssen jedoch mit Anstrich- und Im- ausgeführt, bei denen die Dichtlippen an den
prägnierungsmitteln verträglich sein. Knickstellen der Ecken nicht durchtrennt werden.
Aluminiumfenster und Kunststofffenster werden Die Profile sollen an Ecken keineswegs einfach 5
ausschließlich mit Dichtprofilen verglast. Holz- herumgezogen werden.
Aluminium-Fenster werden sowohl mit Dichtpro-

5.47a 5.47b 5.47c

5.47 Verglasung von Holzfenstern mit dichtstofffreiem Falzraum (Dampfdruckausgleich nicht dargestellt)
a) mit Vorlegeband (außen oder innen) und Dichtstoff (Versiegelung)
b) mit Versiegelung außen; innen mit Dichtungsprofil
c) ohne Vorlegebänder mit Versiegelung (vergrößerte Nuten für Dichtstoff )

5.48a 5.48b 5.48c 5.48d

5.48 Verglasung mit Dichtprofilen


a) Aluminiumfenster (WICONA
b) Kunststofffenster (Kömmerling)
c) Holz-Aluminium-Fenster (Gutmann); Verglasung mit Dichtprofilen
d) Holz-Aluminium-Fenster (Gutmann); Verglasung mit Spritz-Dichtstoff und spritzbarem Dichtstoff
376 5 Fenster

5.4.3.2 Konstruktive Einzelheiten Für die Verglasung mit Sondergläsern (z. B. Brand-
schutz- und Dachverglasungen, einbruchhem-
Glasfalze. Die Falzhöhe h muss mindestens betra- mende Verglasungen), für Hallenbäder und für
gen bei einer größten Scheibenseite andere besonderen Beanspruchungen gelten
bis 350 cm: 18 mm spezielle Bestimmungen.
über 350 cm: 20 mm
Dichtstoff-Vorlagen
Der Glaseinstand i soll 12 mm nicht unterschrei-
ten, jedoch nicht mehr als 20 mm betragen. Selbstklebende elastische Dichtungsbänder
Die Glasrandüberdeckung muss ≥ 14 mm sein, („Dichtstoffvorlagen“) dienen vor allem bei
darf aber 25 mm nicht überschreiten. Holzfenstern als Abstandhalter zwischen Schei-
Die freie Glasfalzhöhe richtet sich nach der Klotz- ben Falzgrund bzw. Glashalteleisten und zum
dicke, muss jedoch ≥ 5 mm sein. Ausgleich kleinerer Unebenheiten.
Die Falzbreite richtet sich nach der Dicke der Ver- Die Dicke der Dichtstoff-Vorlage variiert zwischen
glasungseinheiten und ist bei Isolierglasscheiben 3 und 6 mm.
mit mindestens 16 mm und bis ca. 28 mm anzu- Das Maß a für die innere und äußere Dichtstoff-
nehmen. Hinzu kommen die Maße der Vorlege- vorlage ist Tabelle 5.50 zu entnehmen.
bänder bzw. Dichtprofile (Bild 5.49 und Tabelle Beim Einkleben der Vorlagebänder muss sorgfäl-
5.50). tig darauf geachtet werden, dass ein Versiege-

5.49a 5.49b 5.49c

5.49 Glasfalz, Abmessungen (DIN 18 545-1)


a) Verglasung in Holzrahmen mit freier Dichtstoff-Fase
b) Verglasung in Holzrahmen mit Glashalteleisten (Falzoberkante außen angefast oder auch ohne Anfasung)
c) Verglasung in Kunststoff- oder Metallrahmen mit Glashaltleisten
1 Verglasung a1 äußere Dichtstoffdicke e Dicke der Verglasung
2 Glashalteleiste a2 innere Dichtstoffdicke h Glasfalzhöhe
3 Dampfdruck-Ausgleichsöffnung b Glasfalzbreite i Glaseinstand
c Auflagebreite für Glasleiste

Tabelle 5.50 Mindestdicken der Dichtstoffvorlagen a1 und a2 nach DIN 18 545-1

Längste Seite der Werkstoff des Rahmens


Verglasungseinheit
Holz Kunststoff, Oberfläche Metall, Oberfläche

hell dunkel hell dunkel

in cm a1 und a21) in mm

bis 150 3 4 4 3 3
über 150 bis 200 3 5 5 4 4
über 200 bis 250 4 5 6 4 5
über 250 bis 275 4 – – 5 5
über 275 bis 300 4 – – 5 –
über 300 bis 400 5 – – – –

1) Die Dicke der inneren Dichtstoffvorlage a2 darf bis zu 1 mm kleiner sein.


Nicht angegebene Werte sind im Einzelfall mit dem Dichtstoffhersteller zu vereinbaren.
5.4 Verglasungen 377

lungsquerschnitt von mindestens 3 × 5 mm ver- müssen die Glasleisten zusätzlich zum Rahmen
bleibt. hin abgedichtet werden.
Glasleisten müssen abnehmbar sein und in Höchst-
Dampfdruckausgleich abständen von 35 cm geschraubt oder durch
Alle Verglasungen mit dichtstofffreiem Falzraum Klemmverbindungen o. Ä. gesichert sein.
erfordern Öfnungen zwischen Falzraum und Die Auflagebreite muss bei Holzausführung min-
Außenluft zur Belüftung, zum Dampfdruckaus- destens 14 mm betragen.
gleich und zur schadensfreien Abführung von Glashalteleisten aus Holz müssen ebenso wie der
Tauwasser innerhalb der Fensterkonstruktion. Falzgrund vor dem Verglasen ausreichend durch
Öffnungen zum Dampfdruckausgleich sind in Vor- Voranstriche geschützt sein, die mit den Dichtstof-
kammern zu führen und dürfen nicht direktem fen verträglich sind.
Winddruck ausgesetzt werden
Wenn dieses bei Festverglasungen nicht möglich Verklotzung
ist, sind mit höchstens 60 cm Abstand Abdeck-
Fensterflügel erhalten ihre Steifigkeit (Diagonal-
kappen vor den Öffnungen anzubringen. Auf kei-
aussteifung) erst in Verbindung mit der Vergla-
nen Fall soll der Dampfdruckausgleich zum In-
sung. Zur einwandfreien Abtragung des Glasge-
nenraum möglich sein, da sonst mit überhöhtem
wichtes auf den Rahmen müssen daher die
Schwitzwasseranfall im Falzraum gerechnet wer-
Scheiben „verklotzt“ werden (Bild 5.52).
den muss.
In den Zwischenraum zwischen Scheibe und Falz-
Glashalteleisten müssen in der Regel an der In- bett (vgl. Bild 5.49, Maße h bis g) werden minde- 5
nenseite angeordnet werden. Wenn das in Aus- stens 100 mm lange Abstandhalter („Klötze“) aus
nahmefällen nicht möglich ist, z. B. bei Montage- Hartholz, Hartgummi oder Neoprene eingescho-
problemen von großen fest verglasten Scheiben, ben, die 2 mm breiter als die Dicke der Scheiben

5.51a 5.51b 5.51c

5.51d 5.51e 5.51f

5.51 Möglichkeiten des Dampfdruckausgleiches


a) Fensterflügel aus Holz d) Kunststoff-Fenster
b) Festverglasung, Holzfenster e) Leichtmetallfenster
c) Sprossenfenster aus Holz f ) Lage der Ausgleichsöffnungen bei Sprossenfenstern
378 5 Fenster

5.52 Verklotzungsprinzip
a) Verformung eines unverglasten Fensterflügels
b) erforderliche Druckdiagonale
5.52a 5.52b 5.52c c) Lage der erforderlichen Verklotzungen

sein müssen. Bei besonders großflächigen bzw. Die Verklotzung darf den Dampfdruckausgleich
schweren Isolierscheiben ist die Klotzlänge zu ver- und Wasserableitungen aus dem Falzraum nicht
größern. behindern. Bei glattem Falzgrund müssen bei
Der Abstand der Klötze von den Scheibenecken dichtstofffreiem Falzgrund daher Klotzbrücken
muss mindestens eine Klotzlänge betragen. An verwendet werden. Stege und Nuten sind in ähnli-
keiner Stelle dürfen die Scheiben den Rahmen cher Weise stabil zu überbrücken (Bild 5.55). Die
berühren, und es müssen starre Einspannungen Klötze müssen verkantungsfrei und vollflächig auf
vermieden werden. Scheibe und Falzgrund aufliegen.
Unterschieden werden Tragklötze (Scheiben-Auf- Bei Schrägverglasungen muss der Falzgrund
lager) und Distanzklötze (Ausrichtung und Siche- senkrecht zur Verglasungsebene liegen, damit ei-
5 rung gegen Verschieben). ne einwandfreie Verklotzung möglich ist (Bild
Die Verklotzung richtet sich im Einzelfall nach der 5.56).
Funktionsart der Fensterflügel und ist nach dem Bei gekrümmten Scheiben sind besondere Vor-
in Bild 5.53 dargestellten Prinzip vorzunehmen schriften der Hersteller für Verklotzung zu beach-
(Bild 5.53). ten.
Für die Verklotzung von Modellscheiben sind in Einige häufig anzutreffende Verklotzungsfehler
Bild 5.54 einige Beispiele gegeben. zeigt Bild 5.57.

5.53a 5.53b 5.53c 5.53d 5.53e 5.53f

5.53g 5.53h 5.53i 5.53j 5.53k

5.53 Verklotzen von Fensterscheiben (schwarz: Tragklötze; grau: Distanzklötze)


a) Drehflügel g) Wendeflügel, mittig
b) Drehflügel mit Sprossen h) Wendeflügel, außermittig
c) Drehkippflügel i) Hebe-Drehkipp-Flügel
d) Kippflügel j) feststehende Verglasung
e) Klappflügel k) Horizontal-Schiebefenster
f ) Schwingflügel
5.4 Verglasungen 379

5.54 Verklotzung von Modellscheiben

5.55 Verklotzung bei dichtstofffreiem Falzraum (Falzraumentlüftung nicht eingezeichnet)


1 Klotzbrücken 5

5.56
Verklotzung bei Schrägverglasungen

5.57a 5.57b 5.57c 5.57d

5.57 Verklotzungsfehler
a) Scheibe sitzt nicht voll auf
b) Klotzmaterial ungeeignet für Scheibengewicht
c) falsches Falzraummaß durch „Klotzstapel“ ausgeglichen
d) Klotzung behindert Falzbelüftung bzw. -entwässerung

5.4.3.3 Auswahl des Verglasungssystems • Scheibengrößen (Kantenlänge, Rahmenmate-


rial, Dichtstoffvorlage)
Beanspruchungsgruppen
• Einwirkung von der Raumseite (Feuchtigkeit,
Die Auswahl der geeigneten Verglasungsbauart mechanische Beanspruchungen)
erfolgt auf Grund der Beanspruchungen, denen • Öffnungsart.
die Fenster ausgesetzt sind, aus
• Winddruck und -sog, abhängig von der Gebäu- Für die Auswahl der geeigneten Konstruktion gibt
dehöhe (erforderliche Glasdicke s. Abschn. 5.4.2) die Tabelle 5.58 und ift Rosenheim, Empfehlungen.
5
Tabelle 5.58 Beanspruchungsgruppen zur Verglasung von Fenstern (DIN 18 545-3) 380

Beanspruchungsgruppen 1 2 3 4 5
Verglasungssysteme
nach DIN 18 545-3

Schematische Darstellung
Kurzzeichen Va1 Va2 Va3 Vf3 Va4 Vf4 Va5 Vf5

Beanspruchung aus
Bedienung Zuordnung über die Öffnungsart
Festverglasung, Drehfenster, Drehkippfenster
Schwingfenster, Hebefenster und Fenster mit vergleichbarer Beanspruchung

Umgebungseinwirkung Zuordnung über Einwirkung von der Raumseite


Feuchtigkeit
Mechanische Beschädigung

Scheibengröße Zuordnung über Rahmenmaterial, Kantenlänge und Dichtstoffvorlage


Rahmenmaterial Dichtstoffvorlage
Aluminium 3 mm Farbton hell Kantenlänge bis 0,80 m bis 1,00 m bis 1,50 m
Aluminium-Holz dunkel bis 0,80 m bis 1,00 m bis 1,50 m
Stahl
4 mm hell bis 1,50 m bis 2,00 m bis 2,50 m
dunkel bis 1,25 m bis 1,50 m bis 2,00 m
5 mm hell bis 1,75 m bis 2,25 m bis 3,00 m
dunkel bis 1,50 m bis 2,00 m bis 2,75 m
Holz 3 mm Kantenlänge bis 0,80 m bis 1,00 m bis 1,50 m bis 1,75 m bis 2,00 m
4 mm bis 1,75 m bis 2,50 m bis 3,00 m
5 mm bis 2,00 m bis 3,00 m bis 4,00 m
Kunststoff 4 mm Farbton hell Kantenlänge bis 0,80 m bis 1,00 m bis 1,50 m
dunkel bis 0,80 m bis 1,00 m bis 1,50 m
5 mm hell bis 1,50 m bis 2,00 m bis 2,50 m
dunkel bis 1,25 m bis 1,50 m bis 2,00 m
6 mm
dunkel bis 1,50 m bis 2,00 m bis 2,50 m

Scheibengröße Belastung der Glasauflage in Abhängigkeit der Gebäudehöhe


Gebäudehöhe Lastannahme Scheibengröße bis 0,5 m2 bis 0,8 m2 bis 1,8 m2 bis 6,0 m2 bis 9,0 m2
8m 0,60 kN/m2 Belastung bis 0,16 N/mm bis 0,22 N/mm bis 0,35 N/mm bis 0,70 N/mm bis 0,90 N/mm
20 m 0,96 kN/m2 bis 0,25 N/mm bis 0,35 N/mm bis 0,55 N/mm bis 1,10 N/mm bis 1,40 N/mm
100 m 1,32 kN/m2 bis 0,35 N/mm bis 0,50 N/mm bis 0,75 N/mm bis 1,50 N/mm bis 1,90 N/mm
5 Fenster
5.4 Verglasungen 381

Beispiel zur Anwendung von Tab. 5.58: Erforderliche BG:Verglasung entsprechend


Für einen 13 m hohen Verwaltungsbau sind Verglasungstabelle ift Rosenheim: → BG 4
dunkelgrüne Aluminiumfenster mit Mehrschei- Gewähltes Verglasungssystem:
benisolierglas vorgesehen. Es handelt sich um Verglasungssystem DIN 18 545 → Vf 4
Drehkippfenster. Die größte Flügelabmessung Geeigneter Dichtstoff zur Versiegelung:
beträgt 1,20 m × 1,65 m. Dichtstoff DIN 18 545 gemäß Tabelle 5.59 → D
1. Öffnungsart: Drehkipp → BG 1
2. Belastung von der Raumseite Bezeichnung
(normal oder erhöht): normal → BG 1
Verglasungssysteme sind mit den Kurzzeichen
3. Beanspruchung aus entsprechend Tabelle 5.58 und 5.59 zu bezeich-
• Rahmenmaterial: Aluminium nen.
• Farbe: dunkel
• Dichtstoffvorlage (gewählt): 5 mm → BG 4 Beispiel: Bezeichnung eines Verglasungssystems
• Kantenlänge: 1,65 m (V) mit dichtstofffreiem Falzraum (f ) für
Höchste ermittelte die Beanspruchungsgruppe 3:
Beanspruchungsgruppe: → BG 4 Verglasungssystem DIN 18 545 – Vf3

Tabelle 5.59 Verglasungssysteme (DIN 18 545-3)

Beanspruchungsgruppe 1 2 3 4 5 5
Verglasungssysteme mit ausgefülltem Falzraum1)

Kurzbezeichnung Va 1 Va 2 Va 3 Va 4 Va 5

Schematische Darstellung

Dichtstoff- Falzraum A1) B B B B


gruppe nach
DIN 18 545-2 Versiegelung – – C D E
für

Verglasungssysteme mit dichtstofffreiem Falzraum

Kurzbezeichnung Vf 3 Vf 4 Vf 5

Schematische Darstellung

Dichtstoff- für – – –
gruppe nach Falzraum
DIN 18 545-2
Teil 2 für Ver- C D E
siegelung

Erläuterung: Dichtstoff des Falzraumes Dichtstoff der Versiegelung Vorlegeband


1) Für das Verglasungssystem Va 1 dürfen auch Dichtstoffe der Gruppe 8 eingesetzt werden, wenn sie von den Herstellern dafür
empfohlen werden.
V Verglasungssystem
a ausgefüllter Falzraum
f dichtstofffreier Falzraum
1 bis 5 Beanspruchungsgruppen für die Verglasung von Fenstern
382 5 Fenster

5.4.4 Verglasung von Sprossenfenstern geschatteten Sprossenbereich zu Spannungen in


den Gläsern kommen, die zum Bruch führen kön-
Neben der Problematik kleinformatiger Mehr- nen. Abhilfe ist durch Erhöhung der Glasdicken
scheiben-Isoliergläser (vgl. Abschn. 5.4.1) erge- oder durch Verwendung vorgespannter Gläser
ben sich für Sprossenfenster auch gestalterische möglich.
Schwierigkeiten, denn die heute erforderlichen
Falztiefen ergeben recht klobige Sprossenab-
messungenn (Bild 5.60a). Sie können allenfalls 5.4.5 Schrägverglasungen
durch Profilierungen optisch etwas gemildert (Überkopfverglasungen)
werden. Bei Leichtmetall- und Kunststoff-Fenstern
beträgt die Sprossenbreite bei allen Systemen so- Für Eingangsüberdachungen, Pergolen, beson-
gar ca. 70 mm (Bild 5.60b). Hinzu kommt, dass ders aber bei den in letzter Zeit in überaus viel-
Sprossenaufteilungen in der Regel zu einer erheb- fältigen Formen (z. B. wie in Bild 5.61) gebauten
lichen Verschlechterung des Schallschutzes der Glasarchitekturen für Erker, Glasvorbauten, Dach-
Fenster führen. aufbauten und Wintergärten mit fest verglasten
Aus allen diesen Gründen wird auf verschiedene geneigten Dachflächen werden besondere Anfor-
Weise versucht, die Sprossen zwar optisch in Er- derungen an die Glaskonstruktion gestellt.
scheinung treten zu lassen, sie jedoch technisch Bei Wintergärten und Glaserkern werden unter-
anders auszuführen. schieden:
Eine Verringerung der Sprossenbreite ist bei Holz- • unbeheizte Vorbauten (die passive Nutzung der
5 und Kunststoff-Fenstern möglich, wenn Leicht- Sonnenenergie ist vorrangig; die gebildeten
metallstege die Glashalteprofile verbinden (Bild Räume sind für Pflanzungen oder als Wohnräu-
5.60c und d). Der optische Eindruck von Sprossen- me nur bedingt geeignet),
fenstern kann auch annähernd erreicht werden, Durch die Nutzung der Sonnenenergie für Hei-
wenn bei durchlaufender Verglasung die Spros- zung im Winter und für Brauchwasserbereitung
senprofile lediglich vorgesetzt werden (Bild 5.60e). im Sommer wurden an Vergleichsobjekten von
Bei der Fabrikation der Verglasung können Spros- Einfamilienhäusern nach Berechnungen und
senprofile zwischen die Scheiben gesetzt werden Messungen verschiedener Autoren Energieeins-
(Bild 5.60e und f). Derartige Imitationen sind je- parungen bis 15 % erzielt. Für die vielfältigen
doch gestalterisch fragwürdig. Problemstellungen auf diesem Gebiet – allein
Wenn Sonnen- oder Wärmeschutzgläser verwen- für Fragen der Be- und Entlüftung und der Re-
det werden, kann es durch unterschiedliche Er- gelung von Sonneneinstrahlung und Beschat-
wärmung der Scheiben in der Fläche bzw. im ab- tung – muss allerdings auf Spezialliteratur ver-
wiesen werden.

5.60a 5.60b 5.60c

5.60d 5.60e 5.60f

5.60 Sprossen
a) Holzsprosse, b) Leichtmetallsprosse, c) Holzsprosse mit Leichtmetallsteg, d) Kunststoffsprosse mit Aluminiumsteg,
e) imitierte aufgeklebte Sprosse („Wiener Sprosse“), f ) imitierte eingebaute Sprosse
5.4 Verglasungen 383

5.61 Erker und Glasvorbauten

• beheizte Vorbauten (die gebildeten Räume sol- • Niederschlagwasser muss so abgeleitet werden,
len ganzjährig als Wohnraum u. Ä. genutzt wer- dass benachbarte Bauteile nicht durchfeuchtet
den; sie müssen den Anforderungen der Ener- werden.
gieeinsparverordnung (EnEV) und DIN 4108 • An öffentlichen Verkehrsflächen und über Aus-
hinsichtlich des winterlichen und sommerlichen gängen können Sicherungen gegen das Herab-
Wärmeschutzes entsprechen. fallen von Eis, Schnee oder Glasstücken verlangt

Konstruktiv sind bei Schrägverglasungen („Über-


werden. 5
• Bei Überkopfverglasungen an öffentlichen Ver-
kopfverglasungen“) zusätzlich zu den Anforde- kehrsflächen werden besondere Anforderun-
rungen an senkrechte Verglasungen und Fenster gen an die „Resttragfähigkeit“ der verwendeten
besondere Sicherheitsanforderungen zu berück- Gläser gestellt. Es soll ausgeschlossen werden,
sichtigen, insbesondere, wenn derartige Kons- dass bei unvorhersehbarem Bruch von Schei-
truktionen an öffentliche Verkehrsflächen angren- ben Menschen gefährdet werden.
zen.
Die Bestimmungen für Überkopfverglasungen Für Überkopfverglasungen im privaten Bereich
wurden in den technischen „Regeln für Linienför- werden für einzelne Fenster mit einer Glasfläche
mige Verglasungen (ift, Rosenheim) zusammen- bis zu 2 m2 und einer Einbauhöhe von bis zu
gefasst. Sie sind teilweise in den Bundesländern 3,50 m bauaufsichtlich keine besonderen Anfor-
als bauaufsichtlich zu beachtende Technische Be- derungen an die verwendeten Glassorten gestellt.
stimmung eingeführt [17]. Die Beurteilung von Risiken obliegt dem Planer
In der Regel wird verlangt: bzw. Auftraggeber.
• Die Vorschriften für Wände, Decken und Dächer Schrägverglasungen sollten mindestens 10° ge-
sind sinngemäß hinsichtlich Standfestigkeit und neigt sein, damit ablaufendes Niederschlagswas-
Brandschutz zu beachten. ser sicher abgeleitet wird und auch am unteren
Somit sind Berechnungen zur Standsicherheit Rand oder an Scheibenstößen über Profilvor-
der Konstruktionen und der Verglasung auf der sprünge abläuft.
Grundlage von DIN 1055 erforderlich. Es wird Für Wintergärten, Erker und Anbauten an Aufent-
nach den bisherigen Erfahrungen empfohlen, haltsräumen kommen nur Mehrscheiben-Isolier-
mit Hinblick auf die Verglasung mit Mehrschei- verglasungen in Frage. Die Scheiben werden auf
ben-Isoliergläsern dabei Durchbiegungen von speziell für Schrägverglasungen entwickelten
höchstens 1/300 der Spannweiten bei Konstruk- Aluminiumprofilen mit besonderen Falzentwäs-
tionsteilen und von 8 mm bei den Verglasungen serungen und teilweise mit zusätzlicher Wärme-
anzustreben. dämmung eingebaut. Diese liegen auf Trag-
• Für Arbeiten, die von Dächern auszuführen sind konstruktionen auf oder sind Bestandteil von
(z. B. Reparaturen an den Verglasungen) müssen speziellen Schrägverglasungssystemen aus Holz-
sicher benutzbare Vorrichtungen angebracht Aluminum-, Kunststoff- oder Aluminiumprofil-
sein. systemen.
• Verglaste Flächen müssen gegen das Betreten Für die Verglasung kann verwendet werden:
von angrenzenden Dachterrassen o. Ä. durch • Verbundsicherheitsglas (VSG) aus Spiegelglas,
Umwehrungen gesichert sein. PVB-Folien als Zwischenschicht für Stützweiten
384 5 Fenster

bis 1,20 m bei zweiseitiger Auflagerung ohne kaum einwandfrei über Kopf montiert werden
bes. Nachweis oder Gießharz mit Nachweis, können.
• Verbundsicherheitsglas (VSG) aus teilvorge- Besonderes Augenmerk muss dem Dampfdruck-
spanntem Sicherheitsglas (TVG). Dieses ist je- ausgleich und der Entwässerung der Falze gewid-
doch z. Zt. noch nicht als geregeltes Bauprodukt met werden, damit der empfindliche Glasverbund
eingestuft und muss für den Einzelfall bauauf- der Isoliergläser keinesfalls ständig der Feuchtig-
sichtlich zugelassen werden, keit ausgesetzt wird. Die Falzräume von Querrie-
• Drahtglas (für Verglasungen mit Stützweiten bis geln und Pfosten müssen dabei ein zusammen-
zu 0,70 m), hängendes Entwässerungssystem bilden (Bild
5.62). Wichtig ist dabei, dass durch entsprechend
• Acryl-Stegplatten für Eingangsüberdachungen
geformte Profile die Dichtungsebene von der Ent-
o. Ä.
wässerungsebene getrennt ist (Bild 5.63). Jede –
Scheiben aus Einscheibensicherheitsglas (ESG) auf Dauer fast unvermeidliche – kleine Undichtig-
dürfen nicht für Überkopfverglasungen verwen- keit zwischen Scheibe und Dichtprofil führt sonst
det werden. zum Wassereinbruch in den Innenraum.
Die Felder von Schrägverglasungen sollten mög-
Bei allen Schrägverglasungen muss wegen der lichst ohne Quersprossen ausgeführt werden.
unvermeidlichen Schmutzablagerung die Reini- Wenn das wegen der Größe der Baukörper nicht
gungsmöglichkeit planerisch bedacht werden. möglich ist oder wenn sich zu lange und schmale
Diese Problematik kann künftig vielleicht durch – bauphysikalisch problematische (vgl. Abschn.
5 den Einsatz besonderer schmutzabweisender Glä-
ser gemildert werden. Auf den Markt gekommen
5.2) – Glasformate ergeben, müssen die erforderli-
chen Verbindungsprofile so flach wie möglich
sind Spezialgläser mit Beschichtungen aus Titan- sein. Durch die Neigung der Gesamtkonstruktion
dioxid. Diese lösen in Verbindung mit der Son- muss gewährleistet sein, dass sich kein Nieder-
neneinstrahlung photokatalytische Reaktionen schlagwasser an den Profilen aufstaut. Möglich ist
aus, durch die organischer Schmutz zersetzt wird auch die Ausführung notwendiger Verglasungs-
und durch Regenwasser leichter abgespült wird. stöße mit Hilfe von Stufenglas (Bild 5.67c).
Derartige Scheiben können auch zu Isolierglas Die seitlichen Wandanschlüsse werden wie bei
verarbeitet werden (z. Zt. Pilkington Activ TM®). Fenstern ausgeführt.
Die Verglasung erfolgt in der Regel mit Dichtprofi- Für den oberen Wandanschluss sind verschiedene
len und dichtstofffreien Falzräumen. Systeme auf dem Markt, die den jeweiligen Nei-
Grundsätzlich ist bei der Planung von geschlos- gungen der Schrägverglasung angepasst werden
senen Vorbauten, Wintergärten usw. der Schei- können (Bild 5.65).
beneinbau von außen zu berücksichtigen, da Bei schräg verglasten Flächen sind Dachrinnen
schwere und empfindliche Isolierglasscheiben zwar oft formal störend, konstruktiv unbedingt

5.63a 5.63b

5.63 Sprossenprofile mit Wasserführungsebene (RAICO®)


a) Sparrenprofil, Normal-Ausführung 1
b) senkr. Pfosten, Passivhausstandard
5.62 Falzentwässerung von Schrägverglasungen (UW ≤ 0,8 W/(m2K)
5.4 Verglasungen 385

5.64 Traufdentail mit Regenrinne für Wintergarten 5.65 Wandanschlusssystem für Wintergärten o. Ä.
(Schrägverglasung hier mit nicht wärmegedämmten (RAICO AW 50)
Leichtmetallprofilen), WICONA, WICTEC 60

ratsam und bei größeren Flächen unvermeidbar. Die wichtigsten Details für die Ausführung eines
Eine Ausführung mit Dachrinne für einen großen Wintergarten-Anbaues mit vorgehängte Dachrin-
Wintergarten zeigt Bild 5.64. ne in Holzkonstruktion enthält Bild 5.67.
Bei kleineren Erkern können die Übergänge von Die Ausführung eines Verglasungsstoßes ist alter-
schräg verglasten zu senkrechten Flächen ohne nativ mit einem Sprossenprofil bzw. mit Stufen-
Dachrinnen ausgeführt werden (s. Punkt c und f in glas gezeigt.
Bild 5.66). In der Regel erfordern verglaste Vorbauten einen
Durch Profilüberstände sollte jedoch dafür ge- Sonnenschutz. Innenliegende Sonnenschutzein-
sorgt werden, dass von Schrägflächen ablaufen- richtungen sind zwar weniger aufwendig, aber
des Wasser möglichst weit vor den senkrechten nicht sehr wirksam. Sonnenschutzgläser (be-
Verglasungsflächen abtropft. Sonst sind starke schichtete Gläser) reichen für beheizte Vorbauten
Verschmutzungen unvermeidbar. nicht aus. Sie müssen durch zusätzliche – am bes-
An den Traufen können Isoliergläser als Stufen- ten außen liegende – Sonnenschutzeinrichtun-
glas ausgeführt werden. (Traufenfußpunkt in Bild gen ergänzt werden. Deren Wirkung wird durch
5.67; vgl.auch Bild 5.46). Es müssen jedoch Isolier- Hinterlüftung wesentlich verbessert.
gläser mit UV-beständigem Randverbund ver- Außen liegende Sonnenschutzeinrichtungen soll-
wendet werden. ten durch automatische Steuerungen nicht nur
In Bild 5.66 sind Schnitte für Erkeranlagen mit eine zu starke Sonneneinstrahlung verhindern,
wärmegedämmten Aluminium-Profilen gezeigt. sondern auch bei Sturm, Regen oder Hagel wieder
An den Knickpunkten werden verstellbare Profile eingefahren werden.
verwendet (Punkt f ). Geschlossene Glasvorbauten müssen gut lüftbar
Aussteifende Quersprossen können wie in Punkt e sein. Die Lüftung kann durch automatisch gesteu-
ausgeführt werden. Für Sprossen, die größere lie- erte Ventilatoren, aber auch auf natürliche Weise
gende Glasflächen unterteilen, ist in Punkt g ein durch Druckunterschiede und thermischen Auf-
Beispiel gezeigt. trieb bewirkt werden. Eine natürliche Entlüftung
386 5 Fenster

5.66g

5.66c

5.66f

5.66b

5.66e
5

5.66a

5.66d

5.66 Schrägverglasungssystem (WICONA WICTEG 50®)


a) Brüstungsanschluss
b) Brüstungsfeld mit Querriegel
c) und d) Knickpunkte, Ausbildung mit verschweißten Profilen
e) Querriegel
f ) Knickpunkt, Ausbildung mit verstellbaren Profilen
g) Quersprosse
5.4 Verglasungen 387

5.67c

5.67d

5.67e
5
5.67b

5.67a

5.67 Anbau (Wintergarten) in Holzausführung, Überkopfverglasung mit Stufenglas an der Traufe (innere Scheibe VSG)
a) Traufe mit Regenrinne, Stufenglasabschluss
b) Quersprosse
c) Glasstoß mit Stufenglas
d) Glasstoß mit Stufenglas in einer Ebene
e) Schnitt Tragprofil

ist um so wirksamer, je größer der Höhenunter- Konstruktionen, an die keine besonderen Anfor-
schied zwischen Zustrom- und Abluftöffnungen derungen hinsichtlich des Wärmeschutzes ge-
ist. Der Querschnitt von Abluftöffnungen sollte stellt werden müssen, wie z. B. Vordächer u. Ä.,
mindestens 1/6 der Grundfläche betragen. Die Ent- können mit Einfachverglasung auf Walz-, Voll-
lüftungsöffnungen sollen dabei etwa 1/3 größer oder Hohlprofilen aus Holz, Stahl oder Aluminium
sein als die Zuluftöffnungen. ausgeführt werden (Bild 5.68).
388 5 Fenster

5.68a

5.68b 5.68c

5.68 Schrägverglasung mit Einfachverglasung


a) Holzunterkonstruktion; Verglasung aufgelegt auf 1 Aluminiumkonstruktion
Kunststoffprofil (Nutungen mit Verbindung zur Außenluft) 2 Tragprofil
b) Stahlrohr-Unterkonstruktion 3 Querverspannung
c) Vorgefertigte Eingangsüberdachung (SCHÜCO Top Sky 1)

5
5.5 Beschläge rer Leibung zu achten. Er beträgt je nach Beschlag
25 bis 50 mm.
5.5.1 Allgemeines Die Beschläge müssen der Funktion, Größe und
Beanspruchung von Fenstern oder Fenstertüren
Für die Ausführung von Beschlagarbeiten ist DIN entsprechend dimensioniert sein. Ihre Bauart va-
18 357 (VOB Teil C) maßgebend. Europäische Nor- riiert in Bezug auf die Fensterkonstruktionen
men sind in Bearbeitung. So sollen z. B. in E DIN (Holz-, Holz-Aluminium-, Aluminium-, Kunststoff-
EN 1935 für Baubeschläge Gebrauchsklassen mit oder Stahlfenster). Sie sind teilweise funktionsbe-
klassifizierten Eigenschaften eingeführt werden. dingt „aufliegend“, d. h. äußerlich sichtbar auf
Für Dichtungen ist DIN EN 12 356 in Vorbereitung. Flügel- oder Blendrahmen montiert wie Bänder,
Güteanforderungen an Fenstergriffe regeln RAL- Ausstellscheren u. Ä. Im Übrigen sind sie in der Re-
Prüfbestimmungen [43]. gel „verdeckt“, d. h. innerhalb von Ausfräsungen im
In der bis jetzt gültigen DIN 18 357 werden nur all- Falzbereich von Holzfenstern oder in Hohlräumen
gemeine Hinweise gegeben. von Kunststoff- oder Metallprofilen eingebaut.
So müssen z. B. Scheren von Kipp- oder Klappflü- Während die Funktionsart der Beschläge sowie die
geln aushängbar sein, Eckscharniere u. Ä. und Öff- Gestaltung der Bedienungselemente (z. B. Form
nungsbremsen nachstellbar sein usw. und Farbe von Bedienungsgriffen vom Planer fest-
Im Übrigen müssen alle Beschläge so beschaffen gelegt werden, wird die Wahl der Beschlagskons-
sein, dass auch bei nicht sachgemäßer Bedienung truktionen in den meisten Fällen abhängig von
Gefahren ausgeschlossen sind. So müssen z. B. Fenstergröße (Gewicht), Beanspruchung und
Drehkipp-Beschläge gegen Fehlbedienung mit Zweck vom Fensterhersteller getroffen.
möglichem Herausfallen des Flügels gesichert Dabei ist die Auswahl der Beschlagfabrikate weit-
sein. Schiebetürbeschläge für schwere Flügel gehend abhängig von den bei den Fensterherstel-
sollen kurz vor der Schließstellung blockieren. lern jeweils vorhandenen Spezialwerkzeugen, Ein-
Schwingflügel sollen Sicherung gegen völliges baulehren usw.
Umschlagen z. B. durch Winddruck aufweisen. Alle Beschläge werden ständig weiterentwickelt
Bedienungsgriffe müssen in günstiger Greifhöhe im Hinblick auf sichere und leichte Bedienbarkeit,
liegen. Für Rollstuhlbenutzer sollen sie nicht verbesserten Einbruchschutz, rationalisierten Ein-
höher als 1,05 m liegen. bau, möglichst vielseitige Verwendungsmöglich-
Ebenso ist auf einen Sicherheits-Mindestabstand keit von Teilelementen zur Reduzierung der La-
zwischen äußerster Flügelrahmenkante und inne- gerhaltung usw.
5.5 Beschläge 389

Es würde den Rahmen dieses Werkes sprengen, eingeschraubt und ggf. durch Stifte gesichert (Bild
hier auch nur einigermaßen ausreichend alle 5.69 und Bild 5.70). Durch Heraus- oder Herein-
konstruktiven Varianten mit dem jeweilig aktuell- drehen der Bandteile können jederzeit – auch
sten Entwicklungsstand zu erwähnen. nachträglich – Justierungen vorgenommen wer-
Im Rahmen dieses Buches kann nur ein allgemei- den. Derartige Bänder gibt es in den verschieden-
ner Überblick über die wichtigsten Bau- und sten Ausführungen, für schwere Flügel z. B. mit
Funktionsarten gemacht werden. mehreren Zapfen, mit Nylon- oder Kugellager, für
Montagen bei beengten Platzverhältnissen auch
Konstruktionsmerkmale der Beschläge werden in
mit losem Stift.
diesem Abschnitt – weil leichter verständlich –
überwiegend für Holzfenster dargestellt. Sie gel- Die noch in Altbauten anzutreffenden Fitschbän-
ten sinngemäß aber auch für Fenster aus anderen der oder Fischbänder (französisch la fiche = Tür-
Materialien. band), deren Bandlappen in Flügel- bzw. Blend-
rahmen „eingestemmt“ oder mit Spezialsägen
eingelassen wurden, werden nur noch im Rahmen
der Denkmalpflege verwendet (Bild 5.71).
5.5.2 Fensterbänder
Für größere Fenster und -fenstertüren werden be-
Die bewegliche Verbindung der Fensterflügel mit sonders in Verbindung mit Boden-Türschließern
dem Blendrahmen wird bei Dreh- und Kippfens- auch Zapfenbänder verschiedener Bauart verwen-
tern durch die „Bänder“ gebildet. Dafür werden det. Bild 5.72 zeigt den typischen Aufbau derarti-
heute überwiegend Einbohrbänder verwendet, für ger Bänder, die mit exzentrischen Justierbuchsen
deren Zapfen mit Hilfe von Anschlaglehren Boh- nachstellbar sind. 5
rungen in das Flügelholz hergestellt werden. Die Fenstertüren werden mit Beschlägen wie bei
Zapfen werden bei Holzfenstern direkt, bei Metall- Fenstern in entsprechend verstärkter Dimensio-
und Kunststoffprofilen in eingelassene Hülsen nierung konstruiert.

5.69a 5.69b

5.69c 5.69d

5.69 Einbohrbänder 5.70 Einfräsband (HEWI)


a) Normalband für Fensterflügel
b) Band mit losem Stift
c) Band mit zweilappigem Tragteil
d) Schnitt durch die Fensterrahmen
390 5 Fenster

5.72a

5.71a 5.71b

5.71 Einstemmbänder 5.72b


(dargestellt sind Linksbänder,
Rechtsbänder spiegelbildlich) 5.72 Zapfenband (Prinzip)
a) mit festem Stift a) isometrische Darstellung
b) mit losem Stift, rechts und links verwendbar b) Justierachse, in 4 Stellungen einsetzbar

5 5.5.3 Fensterverschlüsse oder Pfostens (Bild 5.74). Von dem Anzug, der
durch die oben konische Schlitzverbreitung im
Fensterverschlüsse müssen gewährleisten, dass Schließblech bewirkt wird, hängt das Dicht-
die Fensterflügel mit ihren Dichtungen beim schließen im Rahmenüberschlag ab.
Schließen allseitig dicht an die Rahmen gezogen
werden, so dass die in Abschn. 5.2 behandelten
vielfachen Anforderungen erfüllt werden. Einlassgetriebe
Kleine oder nur zu Reinigungszwecken öffenbare Einlassgetriebe mit Stangenverschlüssen (Bild
Fenster haben in der Regel Drehflügel mit ent- 5.75) verriegeln das Fenster an 3 Stellen: Riegel-
sprechend einfachen Verschlüssen. stangen greifen oben und unten in Rollkloben
Die meisten Fensterflügel werden mit Funktions- und in der Mitte mit einer Zungen in ein
beschlägen, vor allem als Dreh- und Kippfenster Schließblech.
sowie in besonderen Fällen als Wende-, Schwing-,
Hebe-Schiebefenster u. Ä. ausgeführt. Kantengetriebe
Angestrebt wird es, alle Funktionen, wie Öffnen
und Verriegeln des Flügels möglichst mit nur ei- Die nur noch in der Denkmalspflege vorkommen-
nem Bedienungsgriff zu ermöglichen („Einhand- den Einreiber und Einlassgetriebe wurden durch
bedienung“). Kantengetriebe ersetzt. Sie werden in Nutungen
der Rahmenkanten eingebaut. Einseitige Kanten-
Fenstergriffe (Oliven) getriebe haben mehrfache Verriegelungen über
die ganze Höhe des Fensterflügels mit 2 bis 4 Zap-
Betätigt werden die Fensterverschlüsse in der Re- fen, die in Schließbleche im Rahmen greifen (Bild
gel mit Drehgriffen („Olive“), die in den verschie- 5.76). Die Sicherung der Fensterflügel gegen ge-
densten Gestaltungen und Oberflächenbehand- waltsames Aufhebeln von außen können pilzför-
lungen auf dem Markt sind. Zur Verbesserung der mige Verriegelungszapfen erheblich verbessern.
Einbruchshemmung gibt es verschließbare Dreh- Moderne Kantengetriebe verschließen mit Eck-
griffe (Bild 5.73). Umlenkungen die Fensterflügel allseitig an meh-
reren Stellen (vgl. Bild 5.77)
Einreiber
Die in Abschnitt 5.5.4 beschriebenen Funktions-
Einreiberverschlüsse werden nur für kleine einflü- beschläge sind fast immer eine Kombination aus,
gelige Fenster und ebensolche Fenster mit festem Fensterverschlüssen nach dem Prinzip der Kan-
Mittelpfosten verwendet. Bei Einreiberverschlüs- tengetriebe mit speziellen Dreh- und Kippla-
sen dreht sich die Zunge des Einreibers in das gern, Ausstellvorrichtungen, Öffnungsbegrenzun-
Schließblech in der Falzkante des Blendrahmens gen usw.
5.5 Beschläge 391

5.73a 5.73b 5.73c

5.73 Fensteroliven (HEWI)


a) einfache Olive für kleinere Fenster
b) Oliven („Halbolive“) geeignet für Fenster mit Drehkippbeschlägen
c) verschließbare Olive

5.74 Einreiberverschluss
1 Führungsblech

5.75c

5.75a 5.75b

5.75 Einlassgetriebe 5.76


a) Vorder- und Seitenansicht Kantengetriebe
b) Schließblech
c) Rollkloben
392 5 Fenster

5.5.4 Funktionsbeschläge Es bleibt abzuwarten, ob sich für die Lüftung zu-


sätzliche, evtl. automatisierte Regelungen durch-
Drehkipp-Beschläge setzen werden (s. auch Abschn. 5.10).
Fenster mit Drehflügeln werden fast immer als In der Regel werden Beschläge mit Einhandver-
Drehkippfenster ausgeführt, die zur Lüftung nach schluss eingebaut (Drehen, Kippen und Schließen
innen gekippt werden können. des Fensters mit demselben Handhebel). Mit dem

5.77 Drehkippfenster-Beschlag (ROTO Centro 104®) mit zusätzlichen Mittelverschlüssen und mit verschließbarer Olive
mit Bohrschutz für erhöhte Einbruchshemmung)
5.5 Beschläge 393

Handgriff werden durch umlaufende Verbindun- Bei der Bemessung der senkrechten Flügelrah-
gen werden die in der Regel allseitigen Kanten- menteile muss sichergestellt sein, dass die Flügel
verriegelungen ver- bzw. entriegelt und der Fens- in geöffnetem Zustand nicht durchhängen, weil
terflügel in Kippstellung gebracht. dadurch die Isolierverglasung beschädigt werden
Getriebe, Treibstangen, Ausstellschere und Eck- würde.
umlenkungen liegen in Aussparungen des Flügel- Schwingflügelfenster lassen ein schnelles und be-
rahmens. quemes Öffnen großer Fensterflächen zu (Die
Eckumlenkungen werden durch Stahlbänder be- Drehlager ermöglichen eine Drehung um 180°, so
werkstelligt, in welche die Treibstangen jeweils dass die Außenfläche der Scheiben leicht von in-
eingehängt sind. nen aus zu reinigen ist. Die Drehung wird in jeder
Stellung gebremst und in der Endstellung durch
Durch Ausstellscheren wird die Kippstellung be-
Falzscheren begrenzt. Sie können durch Schlüssel
grenzt und der Fensterflügel am Rahmen gehal-
entsichert werden, wenn der Flügel zum Reinigen
ten. Als Beispiel für viele ähnliche Konstruktionen
umgeschlagen werden soll.
ist in Bild 5.77 ein Drehkippbeschlag gezeigt, der
für breite Flügel mit einer Zusatzschere ergänzt Besonderes konstruktives Merkmal von Schwing-
werden kann. flügelfenstern sind senkrechte Falzleisten, die auf
der einen Seite des Drehlagers am Flügelrahmen,
Die Beschläge werden in der Regel per Hand als
auf der anderen Seite am Blendrahmen befestigt
letzter Arbeitsgang am fertigen Flügelrahmen
sind.
montiert. Dabei sind bei den Beschlagsgarnituren
Einzelheiten eines Schwingflügelbeschlages zeigt
Anpassungen durch Ablängen entsprechend den
Flügelmassen erforderlich. Bild 5.78. 5
Weiterentwicklungen richten sich besonders auf
die Rationalisierung dieser Einbauarbeiten. Wendeflügelfenster-Beschläge
Alle Drehkippbeschläge müssen Sicherungen ge- Fensterflügel mit hohen stehenden Rechteckfor-
gen Fehlbedienung haben, die verhindern, dass maten können als Wendeflügel ausgebildet wer-
die Flügel herausfallen können. Die meisten Be- den. Die Drechachse kann mittig und auch außer-
schläge weisen auch Sicherungen auf, die verhin- mittig liegen.
dern, dass Flügel in Kippstellung von außen be-
dient und geöffnet werden können. Wendeflügelfenster haben Falzleisten in den obe-
ren und unteren Anschlüssen an den Blendrah-
Bei sehr breiten Flügeln sind Beschläge günstiger, men, die auf der einen Seite des Drehlagers am
in denen die Bedienungsfunktionen (Öffnen Flügelrahmen, auf der anderen Seite am Blendrah-
durch Kippen bzw. Öffnen durch Drehen) ge- men (Stock) befestigt sind.
trennt sind.
Die Verriegelung der Flügel erfolgt ähnlich wie bei
Festgehalten sollte werden, dass der Einbau von Drehkippfenstern durch umlaufende Kantenge-
Drehkippbeschlägen angesichts der immer stren- triebe.
geren Anforderungen an den Wärmeschutz (s. Ab-
schn. 5.2.4) und an die Fugendichtigkeit von Fens- Die wichtigsten konstruktiven Einzelheiten kön-
tern bis hin zu der Forderung nach Einbau nen Bild 5.79 entnommen werden.
spezieller wärmesparender Lüftungseinrichtun-
gen (Abschn. 5.10) eigentlich widersinnig ist. Schiebefensterbeschläge
Die Benutzer werden verleitet, ihre sehr subjekti-
Schiebefensterflügel können senkrecht oder waa-
ven Lüftungsanforderungen oder sogar die Rege-
gerecht verschoben werden, um große Öffnun-
lung der Raumtemperatur durch mehr oder weni-
gen freizugeben. Der Vorteil aller Schiebefenster
ger langes Beibehalten der Kippstellung der
besteht vor allem darin, dass die geöffneten Fens-
Fenster zu erreichen.
terflügel nicht in den Raum hineinstehen.
Bei Vertikalschiebefenstern liegen zwei Flügel über-
Schwingflügelbeschläge einander. Die quer liegenden Flügelrahmen soll-
Bei großen Flügelabmessungen werden Drehflü- ten die die im Rauminneren wichtigste Sichthöhe
gel zu schwer und unhandlich. Schwingflügel er- berücksichtigen.
möglichen bei Flügelgewichten bis etwa 350 kg Oberer und unterer Flügel eines Vertikalschiebe-
große Flügelmaße infolge der statisch günstigen fensters werden untereinander als Gegengewich-
mittigen Aufhängung. te ausgenutzt.
394 5 Fenster

Vertikalschiebeflügel, die in zwei Ebenen hinter- Flügel ruhen bei kleineren Fenstern auf Kunst-
einander liegen, können mit einfacheren Beschlä- stoffgleitern, sonst auf Rollen. Die Dichtung der
gen geführt werden (schematische Darstellung in Flügel untereinander und gegen den Blendrah-
Bild 5.80). Moderne Beschlagsgarnituren ermögli- men wird durch Schleif- oder Pressdichtungen be-
chen es, die Schiebeflügel in geschlossenem Zu- wirkt.
stand in einer Ebene anzuordnen. Zum Öffnen Türhohe Horizontalschiebefenster, z. B. als groß-
wird der untere Flügel zunächst in Kippstellung flächige Terrassen- oder Balkonfenster werden als
gebracht und dann nach oben geschoben (Bild Hebeschiebefenster ausgebildet. In der Regel be-
5.80c bis d). schränkt man sich auf eine nur teilweise Öff-
Für die Seilzugführung der Flügel wird ein kasten- nungsmöglichkeit durch horizontal verschiebli-
artiger Raum im oberen Blendrahmen derartiger che Fenster- bzw. Fenstertürelemente, kombiniert
Vertikalschiebefenster benötigt. mit feststehenden Elementen, die evtl. nur zu Rei-
Auf eine Darstellung der aufwendigen Beschlags- nigungszwecken verschiebbar sein können.
garnituren für Vertikalschiebefenster muss ver- In den unteren Rahmenteil der beweglichen Flü-
zichtet und auf Herstellerunterlagen verwiesen gel sind Rollenwagen eingelassenen, die auf Edel-
werden. stahlschienen der Fensterschwelle laufen. Beim
Horizontalschiebefenster haben Flügel, die sich Öffnen wird gleichzeitig die Verriegelung des
hintereinander oder seitlich hinter feststehende Fensters gelöst und der Flügel durch den Rollen-
Flügel oder in Mauerschlitze schieben lassen, so wagen angehoben so dass der Flügel seitlich be-
dass die gesamte Fensteröffnung frei wird. Die wegt werden kann.
5

5.78d

5.78a

5.78e

5.78b 5.78c 5.78f

5.78 Schwingflügelbeschlag (Gretsch Unitas 5 B0, 7 B0, 10)


a) Ansicht von innen mit Schnittschema
b) Schnitte: A–B oberhalb Drehachse, C–D unterhalb Drehachse, E–F im Lagerbereich
c) senkrechter Schnitt
d) Falzschere
e) Drehlager, geschlossenes Fenster
f ) Drehlager in 180°-Stellung
5.5 Beschläge 395

5.79a 5.79c 5.79d 5.79e

5.79b

5.79 Wendeflügelfenster (Gretsch-Unitas 97)


a) Innenansicht und Grundriss
b) Schnitt A–B, c) Schnitt C–D, d) Schnitt E–F, e) oberes und unteres Drehlager
1 Drehlager 3 Drehgriff
2 Regenschutzschiene mit Dichtung 4 Verriegelungsgestänge

5.80a 5.80b 5.80c 5.80d 5.80e

5.80 Vertikalschiebefenster
a) einfache Konstruktion: geschlossen c) flächenbündige Flügel mit Kippstellung: geschlossen
b) einfache Konstruktion: geöffnet d) flächenbündige Flügel mit Kippstellung: in Kippstellung
e) flächenbündige Flügel mit Kippstellung: geöffnet
396 5 Fenster

5.81a

5.81b

5.81 Horizontal-Schiebefenster in Holzzarge (mit Hebeschiebefenster-


beschlag von Gretsch-Unitas GmbH)
a) Horizontalschnitt
b) schematische Darstellung der Laufwagenanordnung mit
Hebevorrichtung
c) Vertikalschnitt (Flügeldicke  50 mm)
1 äußerer Flügel 10 Deckrosette für einsteck-
2 innerer Flügel bare Handkurbel
3 äußere Falzleiste, mit Zarge 11 Vertikalfugendichtung
verdübelt 12 Lippendichtung der Ver-
4 Führung mit verriegeltem tikalfuge
Flügel 13 Gummipuffer
5 Dichtung 14 Schwinglasche, deren
6 Laufwagen oberes Lager den Flügel
7 Laufschiene um 5 mm anhebt
8 Dichtung der untersten 15 Leichtmetall-Rohrschwelle
Fuge mit aufgestecktem wärme-
9 Drehgriff dämmendem Kunststoffprofil 5.81c

Die Bodenschwelle von Holz-Hebeschiebefens- sind vielfache Kombinationsmöglichkeiten mit


tern wird von Aluminium-Rohrprofilen in wär- normal öffenbaren Fensterflügeln oder festste-
megedämmter Ausführung oder mit rückseitig henden Verglasungsflächen möglich. Auch kön-
aufgesteckten Kunststoff-Wärmedämmprofilen nen derartige Kipp-Schiebeflügel vor seitliche
gebildet (Bild 5.81). Wandflächen geschoben werden (Bild 5.82).
Insbesondere Fenstertüren werden vielfach mit Besteht bei ebenerdigen Bauten die Forderung,
Kipp-Schiebebeschlägen ausgeführt. Mit ihnen sehr breite Fenstertüröffnungen ohne verbleiben-
kann ein Flügel zur Lüftung gekippt werden. Der de Schwellen zu schaffen (z. B. große Terrassen-
Beschlag ermöglicht es jedoch auch, den Flügel fenster mit Durchfahrtmöglichkeit für Rollstühle,
parallel abzustellen und seitlich zu verschieben. Es Servierwagen u. Ä.), bilden vertikal versenkbare
5.5 Beschläge 397

5.82a 5.82b 5.82c

5.82 Kipp-Schiebebeschlag (HAUTAU HKS 180 ZE®)


a) Innenansicht eines Fensters mit Kipp-Schiebebeschlägen
b) unterer Flügel ausgestellt zum Verschieben
c) Beispiele für Kombinationsmöglichkeiten

5.83a 5.83b 5.83c 5.83d

5.83 Oberlichtöffner
a) Klappflügelöffner, Funktionsweise
b) Kippflügelschlag, räumliche Darstellung eines aufliegenden Oberlichtbeschlages (HAUTAU Zentrik 15®)
c) Kippflügelbetätigung mit gekröpftem Gestänge
d) Kippflügelbetätigung mit Umlenk-Antrieb (Gretsch-Unitas Ventus®)
398 5 Fenster

Fensterlemente eine zwar sehr aufwendige, aber


optimale Lösung.
Die – ggf. durch besondere Tragkonstruktionen
unterstützten – Fensterelemente werden durch
entsprechende Deckenschlitze in speziell geplan-
te Teile des Untergeschosses abgesenkt. Neben
den komplizierten, motorgetriebenen Bewe-
gungs- und Führungselementen erfordern auch
die bauseitigen Vorkehrungen (z. B. Entwässe-
rungs-, Revisions- und Reparatureinrichtungen) 5. 84 Flügelfalzdichtung, zusammengesetzt aus
unterschiedlichen Materialien (TwinTec®)
einen erheblichen Kostenaufwand. Derartige Lö-
1 hochelastische Dichtlippe mit Schaumkern und
sungen kommen daher nur für Ausnahmefälle in weicher Ummantelung
Frage. 2 weiche Dichtlippen
3 Harter Profilrücken
Oberlichtbeschläge
Oberlichtbeschläge dienen zum Öffnen von ein- wickelt. Sie unterscheiden sich in den Einzelheiten
oder auswärtsgehenden Kipp- oder Klappflügeln, je nach Einsatz in Holz-, Metall- oder Kunststoff-
die nicht im Griffbereich liegen. Die Betätigung er- fenstern (s. Abschnitte 5.6). Unterschieden werden
folgt durch Handhebel mit Gestänge oder durch Aufschlagdichtungen (bei Kunststoff- und Alumi-
Motorgetriebe. Bei Oberlichtern, die Teil eines niumfenstern) und Mitteldichtungen.
5 größeren Fensters sind, ist das Gestänge in der Die Dichtungsprofile bestehen meistens aus Neo-
Regel im Blendrahmen eingelassen ist. prene (Polychloroprene), EPDM, PVC weich oder
Als Bedienungsraum muss für den Bestätigungs- Silikon und sind in der Regel homogene aus einer
hebel 4 bis 4,5 cm Breite zwischen Flügelkante Materialart hergestellt.
und Leibung eingeplant sein. In letzter Zeit wird jedoch versucht, die Eigen-
Bei einzelnen hochliegenden Oberlichtern wer- schaften z. B. von Mittelanschlagdichtungen
den die sonst unvermeidbaren komplizierten auf- durch Materialkombinationen zu verbessern (Bild
liegenden Gestänge mit Umlenkungen besser 5.84).
durch Elektroantriebe ersetzt.
Die Ausstellscheren müssen sich zum Reinigen
der Fenster aushängen lassen (Bild 5.83).
5.6 Ausführungsarten
und Konstruktionsbeispiele
5.5.5 Zubehör
5.6.1 Allgemeines
Dichtungsprofile
Um die Anforderungen an Fugendichtigkeit und Wenn man von Sonderanforderungen absieht –
Schlagregendichtheit zu erfüllen, müssen alle wie z. B. besonders große Abmessungen oder ex-
Fenster elastische Anschlagdichtungen bzw. Mit- treme Beanspruchungen (z. B. Fenster für Hallen-
teldichtungen zwischen Blend- und Flügelrahmen bäder) – können im Fensterbau fast alle Aufgaben
haben. Diese müssen ausreichende Rückstellei- mit jeder Baustoffgruppe gelöst werden.
genschaften haben, hochelastisch und alterungs- Ebenso können Fenster in fast allen Materialar-
beständig sein. Alle Dichtungen müssen so einge- ten oder -kombinationen nach den in Bild 5.85
baut sein, dass sie leicht ausgewechselt werden schematisch gezeigten Bauartsystemen und da-
können. An den Rahmenecken sind die Dich- rüber hinaus entwickelten Mischformen ausge-
tungsprofile sauber auf Gehrung zu schneiden, zu führt werden.
verkleben oder zu verschweißen. Keinesfalls dür- Die in den Abschn. 5.1 bis 5.6 behandelten allge-
fen die Dichtungsprofile nur um die Falzecken meinen Anforderungen an Fenster und die daraus
herumgezogen werden. resultierenden konstruktiven Grundsätze gelten
Für größere Fensterserien können werkseitig her- sinngemäß für Fenster aus allen in Frage kom-
gestellte Dichtungsrahmen sehr wirtschaftlich sein. menden Fensterbaustoffen.
Für die verschiedenen Fensterbauarten sind viele, Es kann nicht Aufgabe dieses Werkes sein, einen
meistens speziell entwickelte Profiltypen ent- vollständigen Überblick über alle Konstruktions-
5.6 Ausführungsarten/Konstruktionsbeispiele 399

Grundsätzlich ist die Herstellung aller Fensterbau-


arten und Einbauarten (Bilder 5.3 bis 5.5) in Holz-
bauweise möglich.
Für die Herstellung von Holzfenstern sind insbe-
sondere DIN 18 355, DIN 18 361 und DIN 68 121 zu
beachten.
Bei der Bezeichnung werden unterschieden
5.85a 5.85b 5.85c EV Einfachfenster und -fenstertüren mit
5.85 Profilsysteme (schematische Darstellung) Einscheibenglas
a) flächenversetzt IV Einfachfenster und -fenstertüren mit
b) einseitig flächenbündig Mehrscheiben-Isolierglas
c) Blockrahmen, auch „integrierter Flügel“
(Blendrahmen verdeckt außen den Flügelrahmen) DV Verbundfenster und -fenstertüren mit
Einscheiben- und/oder Mehrscheiben-
Isolierglas
und Gestaltungsmöglichkeiten im Fensterbau zu
geben. In den nachfolgenden Abschnitten wer- 5.6.2.2 Holz
den daher nur die besonderen Konstruktionsbe-
dingungen und -anforderungen für Fenster aus Holz für den Fensterbau muss die folgenden Ei-
den jeweiligen Materialarten behandelt und eini- genschaften haben:
ge typische Ausführungsbeispiele gezeigt. • Widerstandsfähigkeit gegen äußere Einwirkun- 5
gen, insbesondere gegen Befall pflanzlicher und
tierischer Schädlinge
5.6.2 Holzfenster • Standfestigkeit auch bei wechselnden Feuchtig-
keits- und Temperaturverhältnissen
5.6.2.1 Allgemeines • Verträglichkeit mit Anstrichen
Erfahrungen mit Holzfenstern sind sehr alt. Rah- • gute Verarbeitbarkeit.
menquerschnitte und Holzverarbeitung wurden
immer wieder neuen Anforderungen angepasst. Nach den von der Gütegemeinschaft für Holzfens-
Die traditionellen Querschnitte von Rahmen und ter e. V. herausgegebenen Richtlinien sind die in
Flügeln wurden dabei durch Metall- und Kunst- Tabelle 5.86 aufgeführten Holzarten für den Fens-
stoffprofile insbesondere für den unteren Rah- terbau geeignet.
men/Flügelanschlag und für Dichtungen ergänzt Zur Schonung der durch Raubbau bedrohten
oder durch völlig neue Bauarten ersetzt. tropischen Regenwälder wurden in manchen
Holzfenster erfordern trotz ständig verbesserter Bundesländern bei öffentlichen Bauten Verwen-
Beschichtungssysteme gegenüber Kunststoff- dungsverbote für tropische Hölzer erlassen. Es
und Aluminiumfenstern eine intensivere Überwa- muss jedoch berücksichtigt werden, dass nur ein
chung der Rahmen-Außenflächen und je nach Be- recht kleiner Anteil (geschätzt ca. 5 %) derartiger
anspruchung eine Renovierung oder Erneuerung Hölzer für den Fensterbau verwendet wird,
der Oberflächenbehandlung. Wohl vor allem des- während nahezu die gesamte übrige Waldfläche
halb ist der Anteil der Holzfenster am Markt in durch Brandrodungen oder ungeeignete Verwen-
letzter Zeit stark zurückgegangen. dungen verloren geht. Andererseits gibt es auch
Die Erfüllung der neuen Anforderungen an den große Bemühungen für einen forstwirtschaftlich
Wärmeschutz ist zwar mit dem Rahmenmaterial geregelten Anbau, und die Einnahmen aus Holz-
Holz grundsätzlich möglich, stößt aber an Gren- export bedeuten für die Ursprungsländer eine
zen. Neben genormten Profilen (s. Abschn. 5.6.2.3) sehr wichtige Einnahmequelle für die Entwick-
kommen daher immer mehr Spezialentwicklun- lung ihrer eigenen Wirtschaft. Ein Verwendungs-
gen auf den Markt, die die vielen guten Eigen- verbot für tropische Hölzer im Fensterbau lässt
schaften des Holzes kombinieren mit integrierten sich daher nicht aufrecht erhalten.
Wärmedämmschichten (Bild 5.89) und mit Kunst- Für Fenster werden jedoch zunehmend einheimi-
stoff- und Aluminiumbauteilen (s. auch Holz-Alu- sche bzw. europäische Nadelhölzer wie Kiefern-,
minium-Fenster, Abschn. 5.6.3). Fichten- und Hemlockholz verwendet.
400 5 Fenster

Tabelle 5.86 Auszug aus der Liste der bewährten Holzarten


Holzart Kurz- Botanischer Wuchsgebiet Farbe Mindestroh- Holzarttypische Dimen- Feuchtean- Anstrich Resis- Verfüg- Eignung für
zeichen Name dichte g/cm3 Eigenart sions- gleichge- gruppe tenz barkeit Fensterbau
DIN bei 15 % stabilität schwindig- i. f. t.– DIN
4 076 Holzfeuchte keit Tabelle 68 364

Nadelholz

Douglasie DGA Pseudotsuga westliches Kern gelb bis 0,35 harzhaltig gut groß I 3 gut 2
Oregone Pine menziesii Nordamerika rotbraun
Douglas fir Splint weiß

Fichte FI Picea abies Europa gelblich bis röt- 0,35 gut groß II 4 gut 2
Rottanne lich weiß

Hemlock HEM Tsuga hetero nordwestl. weißlich grau 0,35 etwas spröde gut groß II 3 gut 2–3
Western Hem- phylla Nordamerika bis hell grau-
lock braun

Laubholz

Afzelia AFZ Afzelia Afrika Splint grau 0,45 sehr widerstands- sehr gut sehr gering III 1 gering 1–2
Doussie pachyloba Kern gelblich fähig,
bis hellbraun, Inhaltsstoffe
später rötlich
braun

Eiche EI Quercus Europa Splint grau, 0,45 Gerbsäure führt mittel gering III 2 massiv 1–2
Sommereiche robur L. Kern graugelb bei Eisenkontakt gering
Stieleiche Quercus bis hellbraun u. zu Dunkelfärbung
Traubeneiche petraea dunkelbraun z.Zt.nicht lamell.

Framire FRA Terminalia Elfenbein- Kern grün 0,45 Gerbsäure führt gut groß III gering 2
Black Afarra ivorensis küste,Ghana, blaßgelb bis bei Eisenkontakt
Emeri,Idig- Sierra Leone hellbraun, zu Dunkelfärbung
bo Freme nachdunkelnd

5 Sipo Mahagoni
Utile
Sipo
MAU Entandro-
phragma
utile
Westafrika Splint rötlich-
grau,Kern
rötlichbraun
0,45 widerstandsfähig
Inhaltsstoffe
gut sehr gering III 2 2

bis braunviolett

White Seraya SEW Parashorea Südostasien Splint hellgrau, 0,45 widerstandsfähig, gut gering III gut 3
Uratmata plicata Kern gelb bis Inhaltsstoffe
blaßrosa

Niangon NIA Tarrietia Westafrika Splint rötlich- 0,45 harzhaltig, gut bis sehr gering III 2–3 gering 2
utilis grau,Kern hell Inhaltsstoffe mittel
bis dunkelrot-
braun

Ferner gelten als geeignet: Hemlock, Pitch Pine, Carolina Pine sowie Wenge, Kambala (Iroko) und Sapeli-Mahagoni.

Die Qualitätsanforderungen für Hölzer zur Her- Von den einheimischen Hölzern wird für die Fens-
stellung von Fenstern sind in DIN EN 942 festge- terherstellung am meisten Kiefernholz verwen-
legt. Man unterscheidet: det. Es ist besonders haltbar wegen seines relativ
• Holz für Außenanwendung, deckend zu be- hohen Harzgehaltes. Grundsätzlich, vor allem für
handeln stark beanspruchte Stellen, sollte nur Kernholz
• Holz für Außenanwendung, nicht deckend zu verwendet werden (z. B. untere Rahmenhölzer,
behandeln Glasfalze).
mit den Qualitätsklassen J 2, J 10, J 20, J 40 und Zu beachten ist, dass unter Sonneneinstrahlung
J 50. vor allem bei dunklen Anstrichen auf Kiefernholz
mit Harzaustritt gerechnet werden muss.
Die Rohdichte soll bei Nadelhölzern 0,35 g/cm3 Ferner kommt die Verwendung von lamelliertem
und für Laubhölzer 0,45 g/cm3 (Obergrenze 0,8 g/ Holz in Frage. Lamellierte Holzfensterprofile („Kan-
cm3) nicht unterschreiten, weil sonst der sichere teln“) bestehen aus 3 miteinander verleimten La-
Sitz von Beschlägen nicht zu gewährleisten ist. mellen. Dabei ist zu beachten:
In wie weit bei Nadelholz Äste in Kauf genommen • Leimfugen dürfen nicht direkt der Bewitterung
werden, muss vor der Ausführung festgelegt wer- ausgesetzt sein
den. Gegen fest eingewachsene kleinere Äste • Querschnitte müssen symmetrisch aufgebaut
ist technisch wenig einzuwenden. Allerdings muss sein
ihr unterschiedliches Quell- und Schwindverhal-
ten beachtet werden. Bei lasierenden Beschich- • bei der Verarbeitung müssen enge Feuchtigkeits-
tungen kann es zu Haftproblemen kommen und toleranzen für die zu verleimenden Hölzer ein-
bei deckenden Anstrichen sind Farbmarkierun- gehalten werden (13 % ± 2 %).
gen über den Ästen zu befürchten.
5.6 Ausführungsarten/Konstruktionsbeispiele 401

5.87a 5.87b

5.87 Lamellierte Profile 5.88 Holzprofile mit Wärmedämmschichten


a) lamelliertes Holzfensterprofil
b) Keilzinkung

Im Übrigen sollten lamellierte Kanteln nur aus verschiedenen Oberflächenbehandlungen herge-


Produktionen kommen, bei denen eine ständige stellt. Sie werden auf den unteren Blendrahmen
Güteüberwachung gewährleistet ist (Bild 5.87). aufgeschraubt oder in entsprechend gefräste Nu-
Bei Verwendung in Fenstern mit deckendem An- te eingesetzt. Die Wetterschutzschienen können
strich dürfen bei geklebten (lamellierten) Profilen mit einer Abdeckung der besonders durch Witte-
in den Klassen J 10 bis J 50 (DIN EN 942) die La- rung beanspruchten unteren Blendrahmenteile
mellen durch Keilzinkung gestoßen werden, je- kombiniert sein.
doch nur wenn vom Auftraggeber zugelassen An den Innenseiten der Wetterschutzschienen
(Bild 5.87b). (und am Metall von Beschlägen) kann sich durch
5
Zur Verbesserung der Wärmeschutzeigenschaften unvermeidliche Undichtigkeiten oder durch die
wurden Rahmenprofile entwickelt mit äußeren Verbindung zu den Glasfalzkammern Tauwasser
Schalen aus streichfähigem Nadelholz und einem
Kern aus recyceltem PU-Hartschaum (Ultraline
HPH 2®, Bild 5.88).

5.6.2.3 Zubehör
Dichtungsprofile
Bisher übliche Holzfensterprofile nach DIN 18 621
haben im Gegensatz zu Aluminium- und Kunst-
stofffenstern keine Aufschlagdichtungen. Sie wei-
sen in der Regel nur eine Mittelfalzdichtung auf.
Diese muss umlaufend in einer Ebene eingebaut,
in den Ecken sauber auf Gehrung geschnitten und
verklebt bzw. verschweißt werden (Bild 5.89).
Für größere Fensterserien können auch werkseitig
hergestellte Dichtungsrahmen eingesetzt wer- 5.89b
den.
Bei Spezial-Rahmenprofilen von Holzfenstern
werden Aufschlagdichtungen ähnlich wie bei
Aluminium- und Kunststofffenstern eingesetzt
(Bilder 5.101–103).

Wetterschutzschienen
Bei Holzfenstern werden die unteren Blendrah-
men mit Wetterschutzschienen kombiniert. Diese
bilden den Anschlag für die Mitteldichtung und
leiten das aus den seitlichen Falzen ablaufende 5.89a 5.89c
Schlagregenwasser ab. Sie wirken außerdem als 5.89 Falzdichtung für 22 mm Falztiefe mit thermisch
zusätzliche Winddichtung. Wetterschutzschienen getrennter Wetterschutzschiene und Endkappen
werden für alle vorkommenden Falzmaße und in (s. Bild 5.90c)
402 5 Fenster

niederschlagen. Dies kann zu Schimmelpilzbil- ne Wetterschutzschienen bzw. mit althergebrach-


dung oder Fäulnis am unteren Blendrahmen tem Wetterschenkel in Frage kommen (Bild 5.91).
führen. Wärmegedämmte Profile verringern diese
Gefahr erheblich und sollten immer vorgezogen Abdeckprofile
werden. Der Anstrich der unteren Flügelrahmenteile von
Wetterschutzschienen müssen gegen die senk- Holzfenstern ist in besonderem Maße der Bewitte-
rechten Blendrahmenteile sorgfältig abgedichtet rung ausgesetzt und bedarf ständiger Kontrolle
werden, damit kein Wasser in die Fensterecken und ggf. der Erneuerung, damit die Versiegelung
dringen kann. Hierfür gibt es Profil-Endkappen der Scheiben nicht durch Feuchtigkeit hinterwan-
aus formelastischem Material. Sie werden mit Un- dert werden kann. Auf dem Markt sind Alumini-
terschnitt in den seitlichen Falz eingebaut. Bei um-Abdeckprofile mit dazugehörigen Endkap-
stark durch Witterungseinflüsse beanspruchten pen. Unbedingt notwendig ist ein einwandfreier,
Fenstern muss zusätzlich Dichtstoff am Schie- versiegelter Anschluss an die senkrechten Rah-
nenanschluss eingespritzt werden (Bild 5.90). menprofile und an die Verglasung, damit jede
Wasseraustrittsöffnungen (Querschnitt = 4/20 mm) Feuchtigkeitsanreicherung unter den Abdeckpro-
müssen durch eine Tropfnase vor direktem Wind- filen ausgeschlossen bleibt (Bild 5.90b und 5.92).
anfall geschützt liegen.
Türschwellen
Fensterbänke Fenstertüren müssen mit den unteren Blendrah-
men an die erforderlichen äußeren Abdichtungen
5 Innere und äußere Fensterbänke sind allgemein in und innen an die Fußbodenkonstruktionen bzw.
Abschnitt 5.3.5 behandelt. Bei Holzfenstern ist zu an die innere Abdichtung anschließen (s. Abschn.
beachten, dass Aluminium-Fensterbänke nur auf 5.2.1 und Abschn. 9.5 in Teil 1 des Werkes).
fertigem Anstrich und nicht direkt auf die Rah- Bereits geringfügige Ausführungsfehler können
menprofile geschraubt werden sollen, am besten bei Fenstertüren aus Holz zur Zerstörung der un-
in Verbindung mit abdichtenden, nicht voll am teren Rahmenteile durch Fäulnis führen. Deshalb
Rahmen aufliegenden Dichtungsbändern (vgl. ist es besser, hier Metallprofile mit thermischer
Bild 5.109). Trennung vorzusehen. Diese ergeben geeignete
Bei der Altbausanierung, besonders bei Auflagen Anschlussflächen für die erforderlichen Abdich-
des Denkmalschutzes kann eine Ausführung oh- tungen (Bild 5.93).

5.90a 5.90b 5.90c

5.90 Wetterschutzschienen (BUG)


a) Wetterschutzschiene mit thermischer Trennung
b) mit Abdeckung des Blendrahmens
c) Endkappe für b)
1 seitlicher Unterschnitt
2 Dichtstege zur Wetterschutzschiene
3 Möglichkeit zur Dichtstoff-Einspritzung
5.6 Ausführungsarten/Konstruktionsbeispiele 403

5.91b 5.91a 5.92 Flügelabdeckprofil mit


Endkappe (BUG)
5.91 Rahmenanschluss ohne Wetterschutz-
schienen (Altbauten, Denkmalschutz)
a) mit Entwässerungsrinne,
seitl. sorgf. einzudichten
b) mit herkömmlichem Wetterschenkel 5

5.6.2.3 Holzfensterprofile
Fensterprofile für die Herstellung von nach innen
aufgehenden Dreh-, Drehkipp- und Kippfenstern
sind in DIN 68 121-1 für Doppel- und Isoliervergla- 5.93
sungen festgelegt. Untere Blendrahmen-
ausbildung für
Wegen der gestiegenen Anforderungen an den Fenstertüren:
Wärmeschutz kommen nur noch die Profilgrup- Kombination von
pen IV 68–92 in Frage. Aluminium- und
Kunststoff-Profilen
Die Profilierung aller horizontal verlaufenden (Gaulhofer)
Fensterteile wie Flügel- und Blendrahmen, Riegel
und Sprossen sind mit einer Neigung von minde-
stens 15° auszuführen, damit Regenwasser – ggf.
auch bei gekippten Flügeln – rasch abfließt.
Profilkanten sind nach DIN 68 121-2 sorgfältig ab-
zurunden (Radius mindestens 2 mm), weil der
durch Anstriche gebildete Schutzfilm an scharfen
Kanten geschwächt wird und dort zuerst Ober-
flächenschäden entstehen können (Bild 5.94).
Außer mit den gezeigten Norm-Profilen werden
moderne Holzfenster von verschiedenen Herstel-
lern auch mit speziellen Profilformen und Mate-
rialkombinationen ausgeführt. (Holz-Aluminium-
Fenster s. Abschnitt 5.6.3).
Die Eckverbindungen der Rahmen sind in der Re-
gel als Schlitz/Zapfenverbindung auszuführen.
Bei den für Holzfenstern heute erforderlichen
Holzdicken von ≥ 68 mm kommen nur noch Dop- 5.94 Kantenrundungen zur Vermeidung von
pelzapfen in Frage (Bild 5.93). Alle Zapfenver- Schwachstellen in der Beschichtung und
bindungen müssen völlig dicht und mit gut aus- besseren Wasserabführung
404 5 Fenster

5.95b

5.95
Eckverbindung
a) Doppelzapfen, Schnitt
(1 Schnittebenen
der Doppelzapfen)
b) Doppelzapfen,
5.95a räumliche Darstellung
5

5.96
Eckverbindung mit Dübeln

reichendem Leimauftrag hergestellt werden (Bild schnitte mit eingesetzten speziellen Verbindungs-
5.95). teilen entwickelt.
Neben Zapfenverbindungen sind auch Dübelver- Für die bei den einzelnen Profilgruppen mögli-
bindungen zugelassen. Vorteilhaft ist eine mög- chen Flügelabmessungen sind in DIN 68 121-1 An-
lichst große Zahl von Dübeln an den Anschluss- gaben enthalten.
stellen (Bild 5.96). Einige Ausführungsbeispiele für Fenster aus Profi-
Von verschiedenen Herstellern wurden vor allem len IV 68 /DIN 68 121-1 zeigen die nachfolgenden
für nicht genormte Holzfensterprofile auch an- Bilder 5.97 und 5.98.
dersartige Eckverbindungen z. B. durch Gehrungs-

5.97a

5.97 Profile für Einfachfenster mit Isolierverglasung (DIN 68 121-1), Fortsetzung s. nächste Seite
a) Übersichten
5.6 Ausführungsarten/Konstruktionsbeispiele 405

5.97 Fortsetzung

5.97b 5.97c 5.97d

5.97e 5.97f

5.97g 5.97h

5.97i

b) Schnitt E–E, Normalausführung


c) Schnitt E–E, verstärkter unterer Flügelrahmen für schwere Flügel oder Fenstertüren
d) Schnitt D–D, Fenster mit Riegel (Kämpfer)
e) Schnitt A–A (Bauwerksanschlüsse s. Abschn. 5.3)
f ) Schnitt C–C, zweiflügliges Fenster ohne Mittelpfosten
g) Schnitt B–B, zweiflügliges Fenster mit Mittelpfosten
h) Mittelpfosten-Verstärkung für sehr hohe Fenster
i) Koppelung von Einzelfenstern zu Fensterbändern
(Fugenversiegelung bei zusammengesetzten Profilen s. Bild 5.99)
406 5 Fenster

5.98a

5
5.98b 5.98c 5.98d

5.98 Schallschutzfenster IV78 nach DIN 68 121-1


a) Übersicht
b) Schnitt A–A
c) Schnitt B–B, Normalausführung
d) Schnitt B–B, Profilkombinationen für Fenstertüren o. Ä.

5.99
Fugenabdichtung bei zusammengesetzten Profilen
1 Abdichtung der Längsfuge außen mit Hinterlegung
(keine „Dreiflankenhaftung“!)
2 Abdichtung der Längsfuge innen durch vorkompri-
miertes Dichtungsband
3 Abdichtungen im Eckbereich (Versiegelungsmasse)

Fenstertüren müssen mit den unteren Blend- gefälzte Profilkombinationen wie in Bild 5.97c
rahmen außen an die erforderlichen Abdichtun- und 5.98d verwendet. Wichtig ist, dass an den
gen und innen an die Fußbodenkonstruktionen Stoßstellen keine zu engen Fugen entstehen, in
anschließen (s. Abschn. 9.5 in Teil 1 des Werkes). denen das Auftragen von Anstrichen problema-
Dabei ist auf ausreichenden Abstand von Wasser tisch wird und in denen sich Schlagregenwasser
führenden Außenflächen zu achten (s. Abschn. stauen kann. Die Fugen sind insbesondere im Eck-
10.7 in Teil 1 d.Werkes). bereich nach Bild 5.99 abzudichten.
Bei Fenstertüren und bei fest verglasten Fenster- Mit nichttransparenten Füllungen ausgeführte
elementen ist zur Verbesserung des Spritzwasser- Teile von Fensterelementen können mit innen
schutzes für die unteren Glasfalze sowie als Schutz aufgesetzten oder eingesetzten Füllelementen
der Verglasungen gegen mechanische Beschä- hergestellt werden. In jedem Fall ist eine Dampf-
digungen eine Verbreiterung der unteren Blend- sperre vorzusehen. Die Füllungen müssen hin-
rahmen- bzw. Flügelprofile sinnvoll. Dafür werden sichtlich des erforderlichen Wärmeschutzes die
5.6 Ausführungsarten/Konstruktionsbeispiele 407

5.100a 5.100b

5.100 Brüstungen mit nicht transparenten Ausfachungen


a) Deckplatte innen aufgesetzt
b) Deckplatte innen in Rahmen eingesetzt

5.101 Fenster für Niedrigenergie- 5.102 Passivhaus-zertifiziertes 5.103 Passivhausfenster


und Passivhausstandards Holzfenster (Variotec (GOLD Plus /Gutmann)
(Ultrapur S, Fa. Striegel, SANDWICHELEMENTE
Bad Saulgau) GmbH & Co. KG)
408 5 Fenster

gleichen Anforderungen wie die Fenster erfüllen eigener Verantwortung in die Anstrichgruppen A
(Bild 5.100). bis C ein unter Beachtung der Holzarten (I bis III)
Mit Holzfenstern lassen sich auch die hohen und des Farbtones (1 bis 7).
Anforderungen an den Wärmeschutz von „Pas- Vor dem Einbau sollen Holzfenster eine durch Tau-
sivhäusern“ erfüllen (s. Abschn. 6.2.3.4 in Teil 1 chen oder Spritzen aufgebrachte Grundierung
des Werkes). Es werden dabei Dreifachvergla- und einen Zwischenanstrich von ≥ 30 μm Schicht-
sungen, Rahmenprofile mit hochwärmedämmen- dicke erhalten. Dieser sollte jedoch nicht farblos
den Kunststoffkernen, spezielle Dichtungen und sein, da sonst bis zur endgültigen Oberflächenbe-
wärmegedämmte Wetterschutzschienen verwen- handlung bereits eine Vergrauung eintreten kann,
det. die vor dem Schlussanstrich abgeschliffen werden
Beispiele für derartige Fenster mit Uw-Werten von müßte.
≤ 0,8 W/(m2K) zeigen die Bilder 5.101 bis 5.103). Lasierende Anstriche müssen eine Trocken-
schichtdicke von mindestens 60 μm bis 80 μm,
5.6.2.4 Oberflächenbehandlung deckende Anstriche eine solche von mindestens
Bei allen Anforderungen an Fenster ist die Maß- 100 μm bis 120 μm aufweisen.
haltigkeit und eine angemessene Haltbarkeit von Sonnenlicht, vor allem Strahlungen im UV-Bereich
Holzfensterprofilen nur durch eine geeignete können an der Oberfläche von Holzfenstern zu ei-
Oberflächenbehandlung zu erreichen. nem Ligninabbau mit Verfärbungen und Ober-
Holzfenster sind vor übermäßiger Feuchtigkeits- flächenschäden führen. Helle lasierende Beschich-
tungen sind nur dann vertretbar, wenn diese in
5 einwirkung durch eine Beschichtung von ausrei-
chender Dicke zu schützen. Ein konstruktiver Abhängigkeit von der verwendeten Holzart ausrei-
Holzschutz durch „geschützten Einbau“ (s. Ab- chend pigmentiert sind.
schn. 5.2.3) verlängert in jedem Falle die Haltbar- Farblose Lasuren bieten dem Holz keinen ausrei-
keit von Beschichtungen und die Nutzungsdauer chenden Schutz gegen UV-Strahlung und sind da-
von Holzfenstern. her für Außenanstriche nicht zu verwenden. Bes-
Die früher allgemein geforderte Imprägnierung ser sind mittlere und dunkle Lasurtöne.
von Holzfenstern mit Holzschutzmitteln gegen Anhand der vom ift Rosenheim herausgegebenen
Pilz- und Insektenbefall ist nach DIN 68 800-3, Ab- Tab. 5.104 ist – unter Berücksichtigung der zu er-
schn. 12, nicht mehr unbedingt erforderlich und wartenden klimatischen Beanspruchung – die
sollte nur bei besonders beanspruchten Fenstern Möglichkeit gegeben, die geeignete Anstrich-
ausgeführt werden. gruppe auszuwählen.
Eine Holzschutzbehandlung beugt gegen einen Zur Festlegung der Anstrichgruppe müssen be-
Befall mit Bläuepilz vor, der zwar die Haltbarkeit kannt sein:
von Fensterhölzern zunächst nicht direkt beein- • Erstanstrich – E – oder Renovierungsanstrich – R –
flusst, aber immer zu Anstrichschäden führt [13].
• Holzart
Notwendige Schutzimprägnierungen werden am
besten im Tauchverfahren aufgebracht. Sie müs- • Klimabeanspruchung
sen auf jeden Fall verträglich mit nachfolgenden • Farbton
lasierenden oder deckenden Anstrichen sein. • Lasuranstrich oder deckender Anstrich
Für die Oberflächenbehandlung der fertigen
Fenster stehen filmbildende, deckende Anstrich- In der Regel werden heute Holzfenster fertig be-
mittel oder lasierende, so genannte „offenporige“ schichtet eingebaut. Sie müssen deshalb sorg-
kombinierte Anstrich- und Holzschutzmittel zur fältig gegen Verschmutzung insbesondere durch
Verfügung. nachfolgende Putzer- und Malerarbeiten ge-
schützt werden.
Von vielen Herstellern werden „Anstrichsysteme“
angeboten, bei denen die verschiedenen notwen- Während ihrer Nutzungsdauer sollten alle Fenster,
digen Anstrichschichten besonders aufeinander insbesondere jedoch Holzfenster hinsichtlich ih-
abgestimmt sind (s. Abschn. 5.6.2.4). rer Funktionsfähigkeit, vor allem aber ihrer Ober-
In Anlehnung an DIN 18 363 (VOB Teil C, Anstrich- flächenbeschaffenheit regelmäßig inspiziert und
arbeiten), an die Empfehlungen des ift Rosen- gewartet, ggf. ausgebessert und nötigenfalls neu
heim, sowie des Arbeitsausschusses Anstrich und beschichtet werden.
Holzschutz ordnen die Anstrichmittelhersteller ih- Für die zu erwartenden Renovierungsintervalle
re Anstrichsysteme einschließlich Holzschutz in gibt Tabelle 5.105 [39] einen Überblick.
5.6 Ausführungsarten/Konstruktionsbeispiele 409

Tabelle 5.104 Anstrichgruppen für Fenster und Außentüren (ift, Rosenheim)1)

Oberflächenschutz Lasuranstrich Deckender Anstrich

Holzartengruppe I II III I II III


Beanspruchung Farbton
Außenraumklima ohne Ein-
(indirekte Bewitterung) schränkung
1 A A A C C C

Freiluftklima bei hell 2 C C C


normaler direkter
Bewitterung mittel 3 B B B C C C
dunkel 4 B B B C C C
Freiluftklima bei hell 5 C C C
extremer direkter
Bewitterung mittel 6 B B C C C
dunkel 7 B B C C
Erstanstrich: E Renovieranstrich: R Überholungsanstrich: RÜ Erneuerungsanstrich: RE

Ergibt sich eine Anstrichgruppe in einem weißen Feld, so gelten die Empfehlungen mit der Einschränkung, dass durch Harz-
5
fluss und/oder Rissbildungen im Holz und in den Rahmenverbindungen eine Beeinträchtigung der Oberfläche und des An-
striches auftreten kann (s. auch DIN 68 360 Teil 1).
Anwendungsbeispiel: Für ein Wohngebäude mit 3 Geschossen in exponierter Hanglage ist der Einbau von Holzfenstern aus
Fichte vorgesehen. Es muss mit direkter Sonneneinstrahlung und starker Schlagregenbelastung gerechnet werden. Die Fens-
ter sollen mit dunklem Anstrich behandelt werden.
1. Ausführung: Erstanstrich → E
2. Holzart: Fichte → Holzartengruppe II

}
3. a Klima Exponierte Hanglage mit direkter
Sonneneinstrahlung
→ Zeile 7
und starker Schlagregenbelastung
b Farbton Dunkel
4. Art des Anstriches: Deckend → Gruppe C

Erforderliche Anstrichgruppe: Anstrich entsprechend Anstrichgruppentabelle IFT: C 7 / II–E

1) Z. Zt. in Neubearbeitung

Bei der Ausführung von Renovierungsanstrichen strichträger geeignet sein. Ist der alte Anstrich zer-
R ist zu unterscheiden zwischen Überholungsan- stört, müssen die Anstrichreste entfernt und eine
strich RÜ und Erneuerungsanstrich RE. Bei Über- tragfähige Holzoberfläche wiederhergestellt wer-
holungsanstrich darf der Altanstrich nur geringe den. Die Einschränkung bei Nadelholz und dunk-
Anstrichschäden aufweisen und muss als An- lem Anstrich ist zu beachten.
410 5 Fenster

Tabelle 5.105 Klassifizierung der Beschichtungssysteme in Hinsicht auf zu erwartende Renovierungsintervalle [ ]

Oberflächenschutz Lasierender Anstrich Deckender Anstrich

Holzarten Nadelhölzer Laubhölzer Nadelhölzer Laubhölzer

Beanspruchung Farbton

indirekte 6 Jahre 6 Jahre 6 Jahre


ohne Einschränkung 6 Jahre
Bewitterung1) und mehr und mehr und mehr

Hell nicht geeignet nicht geeignet 5 Jahre 6 Jahre


normale direkte
Mittel 3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre 6 Jahre
Bewitterung2)
Dunkel 3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre 6 Jahre

Hell nicht geeignet nicht geeignet 5 Jahre 6 Jahre


extreme direkte
Mittel 2 Jahre 3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre
Bewitterung3)
Dunkel 2 Jahre 3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre

1) Die Bauteile sind durch konstruktive Gegebenheiten gegen Niederschläge und direkte Sonneneinstrahlung geschützt.
5 Die übrigen Klimaeinflüsse, wie z. B. Luftfeuchtigkeit oder Temperatur, können ungehindert auf die Fenster und Türen
einwirken.
2) Die Bauteile befinden sich in Gegenden mit normaler Klimabeanspruchung in Gebäuden bis zu drei Stockwerken.
Witterungseinflüsse können unmittelbar auf Fenster und Türen einwirken.
3) Die Bauteile sind in Gegenden mit starker Klimabeanspruchung bzw. bei Gebäuden mit mehr als drei Stockwerken
eingebaut. Oder Fenster und Türen sind nicht durch konstruktiven Holzschutz geschützt (z. B. fassadenbündiger Einbau
der Fenster), d. h. extreme Witterungseinflüsse wirken direkt auf die maßhaltigen Holzbauteile ein.

5.6.3 Holz-Aluminium-Fenster 1) Auch aus Holz-Aluminium-Systemen lassen sich


alle Arten von ein- und mehrflügeligen Fenstern,
In Holz-Aluminium-Fenstern ergänzen sich die Fensterkombinationen und geschosshohen Ele-
guten Eigenschaften von Holz- und von Alumi- menten herstellen.
niumfenstern. Der Werkstoff Holz hat sehr gute Die Güteanforderungen müssen denen von Holz-
Eigenschaften hinsichtlich der Wärmedämmung, bzw. Aluminiumfenstern entsprechen, sowie der
erfordert jedoch bei Fenstern eine ständige Über- „Richtlinie für Anforderungen und Prüfung des
wachung und ggf. Erneuerung vor allem des Verbundes zwischen Aluminium- und Holzprofi-
äußeren Oberflächenschutzes. len von Holz-Aluminium-Fenstern RAL-RG 424/2“.
Holz-Aluminium-Fenster stellen eine Kombina- Für Ausschreibungen sollten die zusätzlichen
tion aus einer tragenden inneren Holzkonstruk- technischen Vertragsbedingungen des ift Rosen-
tion und einer äußeren wetterschützenden heim [7] beachtet werden.
Außenschale aus Aluminium-Aufbauteilen dar. Die Aluminiumprofile müssen auf der Holzkon-
Damit entfallen die Probleme der Anstrichunter- struktion so aufliegen, dass eine Hinterlüftung
haltung von Holzfenstern weitestgehend. (mindestens 7 mm Luftzwischenraum) möglich
Holz-Aluminium-Fenster werden besonders bei ist. Damit sich unter Temperatureinfluss die Alu-
solchen Objekten verwendet, wo bei bestem Wär- miniumteile gegenüber den Holzteilen frei bewe-
meschutz eine pflege- und unterhaltungsarme gen können, sind verschiebbare Laschenverbin-
Außenschale und innen der besonders im Woh- dungen zwischen beiden Bauteilen erforderlich
nungsbau oft gewünschte Materialcharakter des (Bild 5.106).
Holzes bevorzugt wird. Es sind verschiedene Konstruktionsarten möglich.
So können die äußeren Aluminiumschalen auf
Holzprofile nach DIN 68 121 aufgesetzt werden
1) Oberflächenbehandlung von Aluminiumprofilen s. Ab-
schn. 5.6.4.2
5.6 Ausführungsarten/Konstruktionsbeispiele 411

5.106 Holz-Aluminium-Fenster, 5.107 Holz-Aluminium-Fenster 5.108 Holz-Aluminium-Fenster


Befestigung der Aluminium- unter Verwendung von mit speziellen Holzprofilen,
Aussenschalen Holzprofilen nach DIN 68 212 äußere Glasleiste aus
(BUG Holz Plus®) Aluminium (aluvogt®)

5
(nach Austausch der Wetterschutzschienen (auch durch Verwendung von ausgeschäumten Alumi-
nachträglich auf bereits eingebaute Fenster; Bild nium-Profilen (Bild 5.110).
5.107). Außer den in den voranstehenden Beispielen ge-
Bei den meisten Systemen werden die Holzprofile zeigten Konstruktionen mit flächenversetzten
jeweils speziell auf das Aluminium-System abge- Blend- bzw. Flügelrahmenprofilen sind auch
stimmt. Die Aluminiumprofile bilden die äußere Holzaluminium-Fenster in flächenbündiger Aus-
Glasfalzebene und werden mit Anschlagdichtun- führung möglich (Bild 5.111).
gen kombiniert (Bild 5.108). Wegen der auftre- Schließlich können auch Aluminiumfensterflügel
tenden temperaturbedingten Längenänderun- mit Blendrahmen aus Massivholz kombiniert wer-
gen zwischen Holz- und Aluminiumprofilen den. Für völlig neuartige Konstruktionsprinzipien
werden in diesen Konstruktionen die Glasschei- kann das in Bild 5.112 gezeigte Fenstersystem als
ben mit Dichtungsprofilen eingebaut. Auf der In- Beispiel gelten. Die Fenster haben eine Außenan-
nenseite sind Verglasungen ohne oder mit Glaslei- sicht, in der lediglich der Aluminium-Fensterflügel
ste (Bild 5.109) möglich. sichtbar ist. Relativ einfach gestaltete Holzprofile
Die Wärmedämmeigenschaften von Holz-Alumi- sind im Regelfall für alle Blendrahmen-Seiten ein-
niumkonstruktionen können verbessert werden setzbar. Diese verdecken den außen liegenden

5.109 Holz-Aluminium-Fenster mit speziellen Holzprofi- 5.110 Holz-Aluminium-Fenster mit ausgeschäumten


len, Glasleisten innen (Gutmann 4000®) äußeren Aluminiumprofilen (Gutmann Mira Therm®)
412 5 Fenster

1
4

2 3

5.111 Holz-Aluminium-Fenster, 5.112 Aluminium-Holz-Kombinationssystem (Velfac®)


außen flächenbündig 1 Aluminium-Profil
(Gutmann) 2 Isolierverglasung mit „warmer Kante“
(Glasabstandhalter mit reduzierter Wärmeleitung)
3 Kunststoff-Glashalteprofil mit Anschlagdichtung
4 Inneres Rahmenprofil (Kiefernholz)

Flügelrahmen, so dass eine gestalterisch sehr kla- nen. Aluminiumkonstruktionen zeichnen sich aus
re Formensprache gegeben ist. durch
Konsequenz dieses Konstruktionsprinzips ist, dass • dekoratives Aussehen bei vielfältiger Möglich-
die Fensterflügel nur nach außen aufschlagen keit der Oberflächenbehandlung,
können. Spezialbeschläge ermöglichen vielfache • Anspruchslosigkeit in Unterhaltung und Pflege
Öffnungsarten (Wende-, Senkklapp-, Schiebe- bei sehr hoher Lebensdauer,
Drehfenster usw.), die Lüftungs- und Reinigungs- • große Herstellungsgenauigkeit der Profile und
möglichkeiten gewährleisten. damit verbunden sehr geringe Toleranzen sorg-
fältig gefertigter Konstruktionen (z. B. hohe Fu-
gendichtigkeit),
5.6.4 Aluminium-Fenster
• gute Bearbeitbarkeit,
5.6.4.1 Allgemeines • geringes Gewicht.

Als Baustoff für Fenster und Fassaden hat Alumi- Aus diesen Eigenschaften ergibt sich die große
nium eine außerordentliche Bedeutung gewon- Wirtschaftlichkeit von Aluminiumkonstruktionen
5.6 Ausführungsarten/Konstruktionsbeispiele 413

im Fensterbau, obwohl die Investitionskosten ge- Kunststoffstege oder Hartschaumkerne. Weiter-


genüber Fenstern gleicher Größe aus anderen entwicklungen zielen besonders auf die Ver-
Materialien zunächst höher liegen. besserung der Wärmedämmeigenschaften und
Im Allgemeinen werden Aluminiumfenster aus führen zu inzwischen sehr aufwendiger Mehr-
Halbzeugen hergestellt, die von verschiedenen kammer-Gestaltung der Aluminiumprofile sowie
Herstellern als Profilsysteme, teilweise ergänzt zu äußerst filigraner Ausführung der thermisch
durch passendes Zubehör wie Bänder, Beschläge, trennenden Kunststoffstege (Bild 5.113).
Dichtungen, Rollladenführungen usw. angeboten Für nichttransparente Füllungen (Paneele) gelten
werden. Der Fensterhersteller wird anhand von die gleichen Anforderungen wie an die Fenster.
speziellen Profilisten, Kombinationsvorschlägen, Auch bei Aluminiumfenstern müssen die Profil-
Statik- und Bemessungstabellen sowie von ent- systeme eine Trennung von Wind- und Regensper-
sprechenden Bauanleitungen in die Lage versetzt, re (s. Abschn. 5.3.1) ermöglichen. Die Falze müssen
Fenster für den speziellen Bedarfsfall zusammen- den in Abschn. 5.4.3.2 genannten Anforderungen
zubauen. entsprechen. Die Lage der verschiedenen Bean-
Die für die Fenster verwendeten Strangpresspro- spruchungs- bzw. Dichtungsebenen bei Alumini-
file werden überwiegend aus der Legierung umfensterprofilen ist in Bild 5.114 erläutert.
AIMgSiO, 5F22 (DIN 1725 und 1748) hergestellt. Dichtungen werden als Mitteldichtungen und Auf-
Für die technischen Lieferbedingungen gilt DIN schlagdichtungen in verschiedenen Kombinatio-
17 615-1 und -3. In DIN 4113-1 sind Festigkeits- nen je nach Profilsystem und Anforderungen an
werte und zulässige Belastungen festgelegt. die Fenster verwendet. Bei integrierten Flügeln
Die Anforderungen an den Wärmeschutz (s. Ab- bilden das Verglasungsprofil gleichzeitig Mittel- 5
schn. 5.2.3) können von Alumiumfenstern nur bei bzw. Anschlagdichtung.
mehrschaligem Profilaufbau erfüllt werden. Mitteldichtungen werden in den Blend- oder Flü-
Profilsysteme für Aluminiumfenster werden fast gelrahmen allseitig in einer Ebene umlaufend ein-
ausschließlich als Aluminium-Kunststoff-Verbund- gebaut und liegen dabei außerhalb der Witte-
profile hergestellt. Die innere und äußere Schale rungszone. In den Rahmenecken werden die
wird thermisch getrennt („entkoppelt“) durch Dichtungsprofile verklebt bzw. verschweißt.

5.113a 5.113b 5.113c 5.113d

5.113 Wärmegedämmte Aluminiumprofile (Darstellungen nach Hersteller-Unterlagen)


a) thermische Trennung durch Kunststoffstege mit Schaumstoff (Brökelmann Conform RG®)
b) thermische Trennung durch Kunststoffkern (RP-ISO-PURAL®-Sandwichprofil)
c) Verbundkonstruktion: Außenprofile mit Schaumstoffeinlagen (FWB, Serie WG 80 und WG200)
d) thermische Entkoppelung durch filigrane Trennprofile (WICONA WICLINE 77®)
414 5 Fenster

5.114 Beanspruchungs- bzw. Dichtungsebenen 5.115a


bei Aluminiumfensterprofilen
1 Ebene der Regensperren
2 Druckausgleichsebene
3 Windsperr-Ebene

5
5.115b

5.115 Aluminiumfenster in flächenbündiger Ausführung


SCHÜCO Royal S 70
a) Fensterflügel innen „aufschlagend“,
5.116 Aluminiumfenster in flächenversetzter Ausführung außen flächenbündig
SCHÜCO Royal S 65 AK b) Türflügel, flächenbündig

Formal werden unterschieden flächenbündige, nen Bauarten. Bei ihnen ist der Außenanschlag
flächenversetzte und „integrierte“ (Block-) Kons- des Blendrahmens so breit, dass der Flügelrahmen
truktionen (vgl. Bild 5.85). vollständig dahinter angeordnet werden kann.
Wegen der mit Aluminiumprofilen möglichen Die Glasdichtung kann dabei zugleich die äußere
sehr feingliedrigen Falzanschläge ergibt sich kei- Anschlagdichtung bilden. Bei einigen Konstruk-
ne technische Notwendigkeit, eines Flächenver- tionen wird durch Verwendung von Stufenglas
satzes zwischen Blend- und Flügelrahmen. Fast der Fensterflügel vollständig verdeckt. Diese
alle gängigen Fenstersysteme haben deshalb Konstruktionsart bringt auch erhebliche Vorteile
außen eine nahezu vollständig bündige Lage der im Hinblick auf die Wärmedämmeigenschaften
Flügel. (Uf-Werte) der Fenster (Bild 5.117)
Auf der Innenseite werden die Flügelrahmen in Bauwerksanschlüsse sind nach den in Abschn.
der Regel „aufschlagend“ ausgeführt. Durch ent- 5.3.4 erläuterten Grundsätzen auszuführen.
sprechende Rahmen-Rücksprünge ist auch eine Dabei muss die im Vergleich zu Fenstern aus Holz
flächenbündige Ausführung problemlos machbar. oder Stahl größere Längenänderung infolge von
Zwangsläufig ergeben sich jedoch ziemliche brei- Temperatureinflüssen beachtet werden. Es sind
te Rahmen-Ansichtsflächen (Bild 5.115). ausreichend bemessene Bewegungsfugen nicht
Aus formalen Gründen sind deshalb Systeme mit nur zwischen Aluminiumkonstruktion und Bau-
außen deutlich flächenversetzten Rahmen auf werk sowie innerhalb von größeren Fenster- und
dem Markt (Bild 5.116). Fassadenelementen einzuplanen. Die Verankerun-
Der gestalterische Wunsch nach möglichst gen müssen den Längenänderungen der Fenster-
schmalen Ansichtsflächen (vor allem im Zusam- kontruktion folgen können (s.Abschn. 5.3.3).
menhang mit Fassadensystemen; s. Abschn. 6 so- Alle Stahlteile von Unterkonstruktionen, Einbau-
wie 9.4 in Teil 1 d. Werkes) führte zur Entwicklung zargen, Befestigungsmitteln sind zu verzinken.
der Blockrahmen-Konstruktionen in verschiede- Nur Teile, die nach dem Einbau zugänglich blei-
5.6 Ausführungsarten/Konstruktionsbeispiele 415

5.117b

5.117c

5.117a

5.117 Aluminiumfenster mit Blockfügeln


a) Blockrahmen in Aluminiumausführung (ALCOA AA 610)
b) Blockkonstruktion in „Ganzglasausführung“ unter Verwendung von Stufenglas (SCHÜCO S 70SG)
c) Blockkonstruktion für Senkklapp-Fenster (nach außen öffnend)
unter Verwendung von Standard-Isolierglas (RAICOWING SK 50 R)

5
ben, dürfen auf andere Weise gegen Korrosion ge- vorkehrungen) in die Hohlprofile der Rahmen ein-
schützt werden. geschoben und dort eingestanzt bzw. eingepresst
Bei der Verarbeitung und beim Einbau sind die oder durch verdeckt angeordnete Schrauben, Bol-
„Einbaurichtlinien für Aluminiumfenster RAL-RG zen oder Keilstifte fixiert. Zusätzlich werden derar-
636/1“ zu beachten. Zusätzliche Vorschriften für tige Eckverbindungen fast immer mit kalt aushär-
die Ausschreibung von Aluminiumfenstern hat tenden Zweikomponenten-Metallklebern geklebt
das ift Rosenheim herausgegeben [6]. und gleichzeitig abgedichtet. Mittels spezieller
Spritzpistolen kann der Kleber präzise dosiert und
5.6.4.3 Konstruktion über definierte Kanäle sowohl an die Innen-
flächen der Eckwinkel als auch an die Gehrungs-
Mit fast allen Bausystemen für Aluminiumfenster stöße der Aluminumprofile gebracht werden. Da-
lassen sich die in Abschn. 5.1 beschriebenen Fens- durch kann der Reinigungsaufwand an Profilen
terbauarten herstellen sowie Sonderkonstruktio- minimiert werden, die bereits eine fertige Ober-
nen wie Schallschutzfenster (Bilder 5.120 und flächenbehandlung aufweisen.
5.121) und einbruchhemmende Fenster (Abschn. Eckverbindungen durch Abbrenn-Stumpfschwei-
5.9). ßung werden für nicht vorbehandelte Profile
Auch Schaufenster werden heute fast durchweg angewendet. Nach dem Entfernen der Schweiß-
mit Standardprofilen hergestellt, wie sie auch für grate und mechanischer Nacharbeit erfolgt die
übliche fest verglaste Fensterflächen verwendet Oberflächenbehandlung in besonderen Arbeits-
werden. Zur Erleichterung des Einbaus großer gängen.
Scheiben liegen die Falze mit den Glashalteleisten Aus der großen Fülle von Profilsystemen der zahl-
hier jedoch in der Regel auf der Außenseite. reichen Hersteller und der Vielfalt von Konstruk-
Beim Zusammenbau der Fenster werden die Profile tionsarten sind ohne jeden Anspruch auf Vollstän-
zunächst in der notwendigen Länge zugeschnit- digkeit nachfolgend einige Beispiele dargestellt.
ten, die notwendigen Aussparungen für Beschlä- In Bild 5.118 ist eine typische Aluminiumfenster-
ge, Griffe, Verbindungsteile, Entwässerung usw. bzw. Fenstertürkonstruktion für normal große Flü-
durch Fräsen, Stanzen oder Bohren hergestellt und gelabmessungen gezeigt.
alle Teile sorgfältig entgratet und gereinigt.
Große Flügel- oder Scheibenabmessungen kön-
Die Eckverbindungen der Blend- und Flügelrah- nen je nach gestalterischen Absichten innen oder
men werden auf verschiedene Weise mechanisch außen liegende Verstärkungen (Bild 5.119a und b)
hergestellt oder stumpf geschweißt. und besonders bei langen Fensterbändern auch
Bei mechanischer Eckverbindung werden Spe- Trenn- bzw. Dehnungsfugen erfordern (Bild
zialeckwinkel aus Aluguss (ggf. mit Justierungs- 5.119c).
416 5 Fenster

5 5.118 Aluminiumfenster SCHÜCO Royal S 65®, Profilserie geeignet u. a. für Dreh-, Drehkipp-, Schwing- und Wendeflügel-
fenster und für Fenstertüren

5.119a

5.119b 5.119c

5.119 Aluminiumprofile für großformatige Fenster oder Fenstertüren (WICONA wicline 70®)
a) mit Verstärkung nach außen
b) mit Verstärkung nach innen
c) geteilt mit Dehnfuge
5.6 Ausführungsarten/Konstruktionsbeispiele 417

Für Fenster mit besonders guten Schalldämm- In diesem Zusammenhang muss nochmals darauf
eigenschaften stehen Konstruktionen zur Verfü- hingewiesen werden, dass für die Wirksamkeit
gung, die in der Regel mit Spezialverglasungen von Schallschutzfenster der richtige Einbau in die
oder Verglasungskombinationen ausgeführt wer- Rohbauöffnung von entscheidender Bedeutung
den (s. Abschn. 5.4.1). Sie können ausgeführt wer- ist (s. Abschn. 5.2.6)
den als Verbundfenster mit innerer Isoliervergla- In Bild 5.122 ist ein Schnitt durch den seitlichen
sung und Einfachverglasung außen sowie mit Blendrahmen eines Schiebe- bzw. Hebeschiebe-
mehrfachen Dichtungsanschlägen (Bild 5.120). türenelementes dargestellt.
Wesentlich höhere Schallschutzwerte lassen sich Insbesondere bei Fenstertüren bilden beim
erzielen mit Konstruktionen, die mit dem alten Schließen von schweren Flügeln die recht schar-
Bauprinzip der Kastenfenstern (Bild 5.4) vergli- fen Profilkanten eine Gefahrenquelle. Für den
chen werden können (Bild 5.121). Einsatz z. B. in Kindergärten gibt es deshalb Spe-

5
5.120
Schallschutz-Verbundfenster, SCHÜCO Royal S 70®

5.121a 5.121b
5.121 Aluminium-Verbundfenster mit Blendrahmen-Bautiefe 125 mm (WICONA wicline 125)
a) beide Flügel öffenbar und mit Schallschutzverglasung
b) äußere Verglasung feststehend, innerer Flügel zur Reinigung öffenbar

5.122 Schiebe- bzw. Hebeschiebetür mit Blendrahmen-Bautiefe 120 mm (SCHÜCO royal S 120®)
418 5 Fenster

5.123 Aluminiumtürenprofile mit Fingerschutz (Hueck SYSTHERM® 72 E)

zialprofile, bei denen breite Anschläge aus Kunst- (Gleichstrom-Schwefelsäure bzw. Gleichstrom-
stofflippen die Verletzungsgefahr erheblich ver- Schwefelsäure-Oxalsäure als Elektrolyt). Für elek-
mindern (Bild 5.123). trolytische Einfärbungen wird die GS-/GSX-Ano-
Als Sicherung gegen Quetschgefahren können disation angewendet.
vor allem bei schweren Fensterfügeln elektri- Die erzielbaren Farbtöne werden nach den Richt-
schen Schließantrieben auch Miniaturschaltleis- linien des Eloxalverbandes bezeichnet mit
5 ten in Frage kommen. Diese bestehen aus Kon-
EV1 Naturfarben
taktleisten, die in Dichtungsprofile integriert sind
und nötigenfalls eine Sofortabschaltung auslö- EV2 Neusilber
sen. EV3 Gold
EV4 Hellbronze
5.6.4.2 Oberflächenbehandlung
EV5 Dunkelbronze
Als Oberflächenschutz und Gestaltungsmittel von
EV6 Schwarz.
Aluminiumprofilen kommen Eloxalbehandlung
(Anodische Oxydation) und Farbbeschichtungen
in Frage. Nach EURAS gelten die Bezeichnungen
C-0 Naturton
Eloxierung C-31 Leicht Bronze
Die Oberflächen der im Strangpressverfahren her-
C-32 Hellbronze
gestellten Rohrprofile werden zunächst durch
mechanische Bearbeitung (Schleifen, Bürsten, Po- C-33 Mittelbronze
lieren u. a.) in Verbindung mit chemischen Verfah- C-34 Dunkelbronze
ren (Reinigen, Entfetten, Beizen) oder allein durch C-25 Schwarz.
chemische Verfahren (Beizen, Anodisation u. a.)
vorbehandelt.
In allen Fällen beträgt die Mindest-Schichtdicke
Das spätere Aussehen der fertig behandelten Pro-
20 μm.
file ist abhängig durch die Art der gewählten Vor-
behandlung nach DIN 17 611: Für die Beurteilung des Oberflächenaussehens
E0 ohne oberflächenabtragende sind in DIN 17 611 besondere Regeln enthalten. Es
Vorbehandlung sollten jedoch vor der Ausführung anhand von
Mustern alle Qualitätsanforderungen festgelegt
E1 geschliffen werden.
E2 gebürstet
Eloxierte Aluminiumflächen sind sehr empfindlich
E3 poliert gegen mechanische Beschädigungen, insbeson-
E4 geschliffen und gebürstet dere aber gegen die Einwirkung von Kalk- oder
E5 geschliffen und poliert Zementmörtel, Farben und verschiedene am Bau
E6 chemisch behandelt in Spezialbeizen. verwendete Lösungsmittel. Die Profile müssen da-
her – am besten durch selbstklebende Kunststoff-
Die Oxydschichten werden bei farblosen Eloxie- Folien – sorgfältig geschützt werden.
rungen mit dem GS-/GSX-Verfahren erzeugt
5.6 Ausführungsarten/Konstruktionsbeispiele 419

Farbbeschichtungen profile kommen nur für untergeordnete Räume in


Frage und wo auf Wärmeschutz verzichtet werden
Während bei Eloxierung nur wenige Farbtöne kann.
erzielt werden können, sind durch Beschichtun-
gen mit Kunststoffen alle gewünschten Farbge- Für Fenster- und Türkonstruktionen mit Anforde-
bungen möglich. Farbbeschichtungen sind un- rungen an den Wärmeschutz können hochwerti-
empfindlich gegen Verschmutzungen durch Kalk ge Profilrohrsysteme aus Edelstahl oder Stahl-
und Zement und weitgehend korrosionsbe- blech mit thermischer Trennung verwendet
ständig. Man unterscheidet lösungsmittelfreie werden.
Beschichtungen („Pulverbeschichtung“) und Farb- Die gezeigten Beispiele mit thermischer Trennung
auftrag durch lösungsmittelhaltige Lackierungen durch Schaumstoffkerne gewährleisten bei nor-
(„Nasslackierung“). Vor der Beschichtung werden mal vorkommenden Temperaturverhältnissen
die Rohprofile nach DIN 50 939 und nach RALRG Schutz vor Kondensatbildung (Bild 5.124).
631 ähnlich wie bei der Eloxierung vorbehandelt. Profilrohre aus normalem Stahlblech werden
Nassbeschichtungen werden mit Zweikomponen- durch Stumpfschweißung zusammengefügt. Pro-
tensystemen (Lack + Härter) mit Polyurethan- file mit Schaumstoffkern aus dem in Bild 5.124b
lacken (auch als DD- oder PUR-Lack bezeichnet) und c gezeigten Stahlfenstersystem werden mit
durch ein- oder zweimaligen Spritzauftrag ausge- Hilfe von Eckverbindern stumpf verklebt.
führt. Die Schichtdicke beträgt 50 bis 80 μm. Der- Als Oberflächenbehandlung kommt Nass- oder
artige Beschichtungen können mit hoher Farbge- Pulverbeschichtung (s. Abschn. 5.6.4.2) in Frage.
nauigkeit ausgebessert werden. Edelstahlprofile werden naturblank verwendet,
Pulverbeschichtungen (EPS) entstehen durch Farb- gebürstet oder geschliffen. 5
auftrag in elektronischem Spritzverfahren von Po-
lyester- oder Polyurethanharzen, die anschließend
bei Temperaturen von 160 bis 200 °C verschmol- 5.6.6 Kunststoff-Fenster
zen und ausgehärtet werden. Die Schichtdicke be-
5.6.6.1 Allgemeines
trägt mindestens 60 μm.
Farbvereinbarungen sind anhand der RAL-Farbkar- Nach langjähriger Weiterentwicklung der Aus-
te oder des Farbregisters RAL 840 HR zu treffen. gangsstoffe und Verarbeitungstechnik haben
Für die Ausführung sind Richtlinien von der GBS Kunststoff-Fenster einen sehr großen Marktanteil
International – Gütegemeinschaft für die Stückbe- erreicht.
schichtung von Bauteilen aufgestellt. Als Rahmenmaterial dient nahezu ausschließlich
schlagzähes PVC (Polyvinylchlorid). Die dafür not-
wendigen Rohstoffe sind Ethylen aus Erdöl oder
5.6.5 Stahlfenster Erdgas und Chlor, das aus Steinsalz gewonnen
wird.
Für untergeordnete Räume und im Industriebau Das als Granulat oder Pulver hergestellte Aus-
können noch Stahlfenster aus T- oder L-Stahl oder gangsmaterial PVC lässt sich leicht modifizieren,
aus warm gewalzten Sonderprofilen angetroffen durch Zusatz von Weichmachern plastifizieren
werden. Die früher verbreiteten einfachen Rohr- und bei Temperaturen um 200 °C formen und ver-
arbeiten.

5.124a 5.124b

5.124 Fenster aus Edelstahl-Rohrprofilen


a) Profilserie mit thermischer Stegtrennung (SCHÜCO)
b) Profilserie mit Schaumstoffkernen in flächenversetzter und flächenbündiger Ausführung (RP – ISO-Garant®)
420 5 Fenster

Die für den Fensterbau entwickelten Profile wer- Bei den weitaus am meisten verwendeten Profilen
den durch Extrudieren hergestellt und können aus Polyvinylchlorid (PVC-U) mit weißen Ober-
mit den für die Holzbearbeitung üblichen Werk- flächen müssen die weichmacherfreien Formmas-
zeugen zugeschnitten werden. sen mindestens folgenden Eigenschaften ent-
Kunststoffprofile können in sehr großer Formen- sprechen:
vielfalt für praktisch alle Einsatzbereiche herge- DIN 7748-1 – PVC-U, EDLP, 076-25-23 (Pulver) oder
stellt werden. Die Lebenserwartung von Kunst- DIN 7748-1 – PVC-U, EGLP, 076-25-23 (Granulat).
stoff-Fenstern ist derjenigen von Fenstern aus
anderem Rahmenmaterial vergleichbar. Ein wichti- U = weichmacherfrei
ger Aspekt ist, dass sich das Rahmenmaterial von E = Extrusionsmasse
Kunststoff-Fenstern gut aufarbeiten und wieder D = Pulver
verwenden lässt. Auch in der so genannten „Öko- G = Granulat
bilanz“ halten Kunststoff-Fenster den Vergleich mit
den anderen Rahmenmaterialien gut aus. 076 = Vicat-Erweichungstemperatur
Dennoch bestehen gegen die Verwendung von 25 = Kerbschlagzähigkeit DIN 53 453
Kunststoff-Fenstern vielfach emotionale Vorbe- 23 = E-Modul DIN 53 457
halte. Sie werden u. a. damit begründet, dass
das PVC-Rahmenmaterial im Brandfall giftige, Der Einsatz von Regenerat und/oder Recyclat von
schleimhautreizende Substanzen (HCI-Gas) frei- Fenstern aus PVC-U ist zulässig, wenn die der
setze. Das PVC-Rahmenmaterial ist jedoch schwer Witterung ausgesetzten Oberflächen durch Co-
5 entflammbar. Durch Energiezufuhr aus anderen extrudierung mit PVC-Frischmaterial (Schicht-
dicke > 0,5 mm) abgedeckt sind und die recy-
Brandquellen entflammte PVC-Profile erlöschen,
sobald diese Energiezufuhr nicht mehr erfolgt. celten Formmassen frei von Weichmachern,
Zu bedenken ist, dass die geringe Masse von Fens- Fremdkörpern und Verunreinigung sind.
terrahmen – auch gegenüber anderen am Bau Die Wanddicke von „Hauptprofilen“ muss bei den
verwendeten Kunststoffen – nur sehr wenig an Sichtflächen mindestens 3 mm und bei den Steg-
Brandverläufen beteiligt ist. en 2,5 bis 2,7 mm betragen (RAL-GZ 716/1, Ab-
Weiter wurde geltend gemacht, dass die im Ma- schn. 2.3.2).
terial mit etwa 4 % enthaltenen Schwermetall- Alle Hauptprofile (Blendrahmen-, Flügel- und Pfos-
Stabilisatoren (Pb und Cd) giftig sind. Derartige tenprofile) müssen fortlaufend im Abstand von
Stabilisatoren können jedoch nur während der ca. 1 m mit dem Herstellerzeichen, Prüfzeichen mit
Produktion der Halbzeuge in Feinstaubform in Registriernummer und Herstellungszeitraum ge-
den menschlichen Körper gelangen. Durch ge- kennzeichnet sein.
kapselte Produktionsanlagen und neuerdings Die notwendige Steifigkeit der für die Fensterrah-
durch Entwicklung anderer Stabilisatoren (Ca und men verwendeten Hohlprofile wird durch Unter-
Zn) sind derartige Argumentationen kaum noch teilung in kleine, oft noch zusätzlich durch Rippen
haltbar [44]. gegliederte Hohlräume erreicht.
Die Güteanforderungen und Prüfbestimmungen Die Entwicklung führt von den früher verbreiteten
für Kunststoff-Fenster sind in der RAL-Richtlinie 3-Kammerprofilen (Bild 5.125a) inzwischen zu
RAL-GZ 716/1 (1994) festgelegt. sehr filigranen Mehrkammerprofilen (Bild 5.125b
Unterschieden werden Fensterprofile aus und c) und zu Profilen mit integrierter Wärme-
• Polyvinylchlorid (PVC-U) mit weißen Ober- dämmung (Bild 5.125d).
flächen, Nur bei kleinen Fensterflächen reicht die Festig-
• hartem PUR-Integralschaum, keit des Kunststoffs allein aus, um Eigengewicht
• Coextrudiertem PVC-U und PMMA (Polymethy- und Windlast einwandfrei über Beschläge und
lacrylat in verschiedenen Farben), Verschlüsse in die tragenden Bauteile abzuleiten.
Um die erforderliche Verwindungssteifigkeit zu
• Coextrudiertem PVC-U und PMMA mit vollmas- erreichen, enthalten daher in der Regel alle Kunst-
sivem duroplastartigem Kernmaterial, verstärkt stoff-Fenster Verstärkungen aus den verschie-
mit Glasfaserstäben, densten Stahl- oder Aluminium-Profilen.
• Verbund von PVC-Hartschaum und Aluminium- Mit fast allen auf dem Markt vorhandenen Fens-
Armierung mit Beschichtungen, terbausystemen lassen sich die vorkommenden
• PVC-U mit Beschichtungen, Bauarten ausführen. Es gibt Profilsysteme mit
• PVC-U mit Folien kaschiert. flächenversetzten, halb flächenversetzten oder
5.6 Ausführungsarten/Konstruktionsbeispiele 421

5.125a 5.125b 5.125c 5.125d

5.125 a) Kunststoff-Fenster aus 3-kammer-Hohlprofilen kombiniert mit verzinkten Stahlprofilen (VERU®)


b) Kunststoff-Fenster aus Mehrkammer-Hohlprofilen kombiniert mit verzinkten Stahlarmierungen
(SCHÜCO Corona CT 70®)
c) Kunststoff-Fenster aus Mehrkammer-Hohlprofilen kombiniert mit verzinkten Stahlprofilen
(TROCAL Innonova 70®)
d) Kunststoff-Fenster aus Mehrkammer-Hohlprofilen mit Schaumstoffeinlagen
(UR ≥ 0,9 W/m2K Höhbauer Visiotherm®) 5

außen bündigen Flügel/Blendrahmenebenen, Alle Profilsysteme haben elastische Falz- oder Mit-
Kombinationen für Verbund- und Kastenfenster teldichtungen und Verglasungen mit Dichtungs-
sowie für den Einbau im Zusammenhang mit profilen.
dicken Dämmstoff-Gebäudeschalen (Bild 5.126). Die Anforderungen an Glasfalze und Dichtungen
Für den Einbau in Gebäude mit Passivhausstan- sowie an den Einbau von Kunststoff-Fenstern ent-
dard kommen Profilsysteme mit Schaumstoffker- sprechen den in den Abschnitten 5.2, 5.3 und 5.4.3
nen und vertieften Glasfalzen in Frage (Bild 5.127). behandelten Grundsätzen.
Für Fensterbänder, Ecklösungen usw. gibt es pas- Zusätzliche Vorschriften für die Ausschreibung
send zu allen wichtigen Profilsystemen die ent- von Kunstofffenstern hat das ift Rosenheim her-
sprechenden Kunststoff-Sonderformteile. ausgegeben [8].

5.126a 5.126b 5.126c 5.126d

5.126 Kunststoff-Fenstersysteme (VEKA Softline AD®)


a) außen flächenversetzt
b) außen halbflächenversetzt
c) außen flächenbündig
d) mit Rahmen für mehrschaliges Mauerwerk (TROCAL Relief®)
422 5 Fenster

5.127
Kunststofffenster für Passivhausstandard
a) System REHAU Clima®
5.127a 5.127b b) System VEKA Topline plus®

5.6.6.2 Konstruktion Tabelle 5.128 Temperaturbedingte Längenänderung je


Fuge in Abhängigkeit des Rahmenmaterials
Eckverbindungen und Profilanschlüsse werden (RAL GZ 716/A)
entsprechend den RAL Güte- und Prüfbestim-
Werkstoff der Temperaturbedingte
mungen bei Profilen ohne Oberflächenbehand- Fensterprofile Längenänderung je
lung meistens in Verbindung mit je nach Sys- Fuge [mm/m]
5 tem unterschiedlichen Eckverbindern im Press-
PVC-U (weiß),
Stumpf-Schweißverfahren hergestellt. Die dabei (Abschnitt I Teil 1) 1,6
entstehenden Schweißwulste werden manuell
entfernt und sauber beigearbeitet oder maschi- Harter PUR-Integralschaumstoff
(Abschnitt I Teil 2) 1,0
nell mit betonten Nuten ausgeführt (Nuttiefen b/t
max. 4/3 mm). Alle scharfen Kanten müssen ge- PVC-U und PMMA (farbig
brochen werden. koextrudiert) (Abschnitt I Teil 3) 2,4

Profile mit Oberflächenbehandlung werden ge- PVC-U und PMMA (koextruiert


klebt. mit vollmassivem, duroplast-
artigem Kernmaterial, verstärkt
Die innerhalb der Profile liegenden Stahl- oder mit Glasfaserstäben
Aluminium-Verstärkungen werden mit Hilfe ein- (Abschnitt I Teil 4) 0,8

5.129a 5.129b 5.129c

5.129 Befestigung von Kunststoff-Fenstern


a) Dübel mit Durchsteckmontage
b) federnder Stahlblechanker
c) Einbauzarge (Kömmerling)
5.6 Ausführungsarten/Konstruktionsbeispiele 423

5.130a

5.130b

5.130 Kunststoff-Hebeschiebetür (Kömmerling, Eurodur®)


a) Serie 3 S für max. Flügelaußenmaße b/h < 3,00/2,10 m
b) Serie SF 2 für max. Flügelaußenmaße b/h < 1,60/1,40 m

geschobener Formteile verklebt oder verschraubt. 5.6.6.3 Oberflächen


Zur Vermeidung von Kontaktkorrosion sind Edel-
stahl- oder bei geringen Belastungen Aluminium- Die UV-Beständigkeit farbiger Oberflächen ist ge-
schrauben zu verwenden. genüber früheren Jahren erheblich verbessert
worden.
Die erforderlichen Beschläge werden in die dafür
von allen Herstellern berücksichtigten durchlau- Die Farbgestaltung von PVC-Profilen ist auf ver-
fenden Aussparungen der Profile eingeschoben. schiedene Weise möglich.
Beim Einbau an der Baustelle sind die temperatur- Homogen durchgefärbte Profile haben sich als
abhängigen Längenänderungen der Kunststoff- problematisch erwiesen und werden allenfalls in
profile zu beachten (Tabelle 5.128). wenigen Standardtönen angeboten. Fast alle far-
bigen Profile werden daher mit Kaschierungen
Als Befestigungsmittel dienen federnde Maueran- hergestellt. Diese können durch Coextrudierung
ker oder Steckdübel (Verankerungsabstände s. mit farbigen PMMA-Granulaten erfolgen. Wirt-
Bild 5.19). Bei Fensteröffnungen in mehrschaligen schaftlicher in der Herstellung sind jedoch Be-
Wänden kann die Verwendung von Einbauzargen schichtungen mit PMMA-Folien. Hierbei sind
sehr vorteilhaft sein (Bild 5.129). hinsichtlich der Farben und der Oberflächenstruk-
Der Versuch, die äußerst vielfältigen Möglichkei- turierung sehr viele Möglichkeiten gegeben. So
ten für den Fensterbau mit Kunststoff-Profilen werden paradoxerweise Oberflächen mit den ver-
aufzuzeigen, würde den Rahmen dieses Abschnit- schiedensten Holzimitaten angeboten. Bei Farb-
tes sprengen. Als Beispiel für die große Zahl der behandlungen sind unterschiedliche Außen- und
Konstruktionen von Kunststoff-Fenstern sollen Innenflächen möglich oder unterschiedliche Far-
Horizontal- und Vertikalschnitte für eine Hebe- ben für Blend- bzw. Flügelrahmen.
schiebetür dienen (Bild 5.130). Ein besonderes Argument für den Einsatz von
Kunststoff-Fenstern ist, dass diese gegenüber
424 5 Fenster

Die Außenflächen von Kunststoff-Fenstern lassen


sich zugleich schützen und dekorativ gestalten
durch aufgeklipste Aluminium-Bekleidungen
(Bild 5.131) oder durch Aluminium-Verbundsyste-
me ähnlich wie bei Holz-Aluminium-Fenstern (Ab-
schn. 5.6.4; Bild 5.132).

5.131 Kunststoff-Fenster mit Außenschalen aus


Aluminium-Profilen (SCHÜCO Corona AS 60 plus®) 5.7 Kellerfenster
5.7.1 Allgemeines

In Kellergeschossen können grundsätzlich die in


Abschn. 5.6 behandelten Fenster aus Kunststoff,
Holz oder Metallen verwendet werden. Für die
meistens kleinformatigen Fensteröffnungen und
bei den in Kellern geringeren Anforderungen an
die Fenster sind jedoch spezielle einfachere Fens-
terkonstruktionen üblich.
5 Bei der Planung von Gebäuden ist mit der Fest-
legung der Höhenlage gegenüber den angren-
zenden Geländeoberflächen die Entscheidung für
die mögliche Lage von Kellerfenstern verbunden.
Bei freistehenden Gebäuden ergibt sich in der
Regel, bedingt durch den erforderlichen Spritz-
wasserschutz (s. Abschn. 16.2 in Teil 1 des Werkes),
5.132
Kunststoff-Aluminium- eine Sockelhöhe von etwa 50 cm. Dabei verbleibt
fenster (WERU Colore®) für Fensteröffnungen oberhalb des angrenzen-
den Geländes eine verfügbare Höhe von lediglich
ca. 20 cm (Bild 5.133a).
Wenn keine besonderen Anforderungen an die
Holzfenstern keine Anstriche und keine laufende Raumbelichtung bestehen, kann der Einbau einfa-
Anstricherneuerung brauchen. Es werden den- cher Fenster aus Stahl-Winkelprofilen oder von
noch Farben angeboten, mit denen nach einer Glasbausteinen ausreichend sein. Auf besondere
entsprechenden Grundierung das Lackieren von Einbruchssicherungen kann verzichtet werden,
Kunststoff-Fenstern in allen Abtönungen und so- wenn ein Durchstieg nicht möglich ist.
gar in Lasierungen möglich ist. Sind größere Fensteröffnungen erforderlich, kann
In jedem Falle sollte beachtet werden, dass bei der die erforderliche Sockelhöhe durch Geländeab-
Farbgestaltung der weiße Grundstoff der Fenster treppung gewonnen werden, doch ist dies viel-
in seinen bewährten Eigenschaften meistens fach durch Gestaltungssatzungen eingeschränkt
ungünstig beeinflusst wird. oder ausgeschlossen (Bild 5.133b).
So können dunkle Farbtöne bei Sonneneinstrah- Meistens wird es jedoch erforderlich sein, die Kel-
lung eine Erwärmung von bis zu 80 °C bewirken. lerfenster in Verbindung mit Lichtschächten un-
Die dadurch erheblich größeren Materialdehnun- terhalb des Geländeanschnittes anzuordnen (Bild
gen müssen beim Einbau der Fenster selbstver- 5.133c).
ständlich berücksichtigt werden. Bei fehlendem
Temperaturausgleich zwischen Außen- und In-
nenfläche kann es außerdem zu Problemen der 5.7.2 Lichtschächte
Formbeständigkeit kommen.
Weißes Rahmenmaterial erfordert je nach äußerer Lichtschächte werden in konventioneller, gemau-
Belastung einen mehr oder weniger großen Reini- erter oder betonierter Ausführung (Bild 5.134)
gungsaufwand. Es laufen daher Bemühungen, wegen des hohen Arbeitsaufwandes fast nur
schmutzabweisende Oberflächen zu entwickeln. noch dort hergestellt, wo große Abmessungen
5.7 Kellerfenster 425

5.133a 5.133b 5.133c

5.133 Höhenlage von Kellerfenstern


a) im Sockelbereich 1 Traufstreifen (vgl. Bilder 16.12, 13 und 19 in Teil 1
b) in abgesenktem Geländebereich des Werkes)
c) in Lichtschacht (schematisch) 2 Abdichtung mit Sickerschicht
3 verfüllter Arbeitsraum
4 Stützwand

5
oder statische Anforderungen (z. B. wegen not- sammengefaßt für mehrere Fenster – im Bereich
wendiger Befahrbarkeit oder wegen großer Tie- der Kellersohle auf einem eigenen Fundament zu
fenlage) dies erfordern. gründen (Bild 5.136). Diese Lösung kommt vor al-
Bei konventionellen Lichtschächten bleibt fast im- lem in Frage, wenn Lichtschächte in Verbindung
mer die einwandfreie Ausführung der äußeren mit Abdichtungen gegen drückendes Wasser aus-
Wandabdichtungen unterhalb der auskragenden zuführen sind (Weiße Wanne, s. Abschn. 16.4.6 in
Auflager wegen der schlechten Zugänglichkeit Teil 1 d.Werkes).
problematisch. Außerdem ist unterhalb größerer Zu beachten ist, dass jedoch wegen des ungünsti-
Lichtschächte die einwandfreie Verfüllung und gen Lichteinfallswinkels bei tiefen Lichtschächten
Verdichtung des Arbeitsraumes kaum zu gewähr- keine besonders gute Raumbelichtung erwartet
leisten. werden darf.
Es ist deshalb oft günstiger, die Lichtschächte aus Für kleinere Kellerfenster werden heute fast
Betonfertigteilen aufzusetzen (Bild 5.135) oder ausschließlich vorgefertigte Lichtschächte aus
nicht auskragend auszuführen, sondern – ggf. zu- glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) oder aus

5.134a 5.134b

5.134 Konventionell hergestellte Lichtschächte


a) Bodenplatte in Außenmauer auskragend eingespannt, Umfassung gemauert
b) Lichtschacht aus Stahlbeton (Ortbeton)
426 5 Fenster

5.135 Lichtschacht aus vorgefertigten Stahlbetonteilen 5.136 Großer Lichtschacht (z. B. für mehrere neben-
(Betonsteinwerk Heibges, Moers) einander liegende Fenster) auf eigenem Fundament
(in Verbindung mit Fundamentplatte des
5 Gebäudes)

Polypropylen (PP) verwendet. Derartige Kunst- Zwischenlagen aus vorkomprimierten Dichtungs-


stoff-Lichtschächte gibt es in Sonderausführun- bändern auf die Kellerwände aufgedübelt.
gen sogar für Fenster von bis zu 2,00 m Breite und Durch die abgerundete Formgebung wird die
bis zu 1,50 m Höhe. Durch Aufsatz-Elemente kön- einwandfreie Verfüllung und Verdichtung des Ar-
nen nötigenfalls Höhenangleichungen bei beson- beitsraumes erleichtert. Die glatten Oberflächen
ders tief angeordneten Fenstern vorgenommen können gut gereinigt werden, und die helle Farbe
werden. der Lichtschächte begünstigt die Belichtung der
Entwässerungsabläufe und passende Gitterrost- Kellerräume (Bild 5.137).
abdeckungen mit Abhebesicherungen gehören Besondere Aufmerksamkeit und sorgfältige De-
bei allen Herstellern zum Lieferumfang. taillierung ist bei allen Lichtschächten zur Vermei-
Die Kunststoff-Lichtschächte werden nach Aus- dung von Wärmebrücken erforderlich, wenn die
führung der äußeren Wandabdichtungen mit Kellerwände außen liegende Wärmedämmungen

5.137a 5.137b 5.137c

5.137 Vorgefertigter Kunststoff-Lichtschacht aus GFK (Schöck)


a) Schnitt
b) räumliche Darstellung
c) Aufsatz-Element
1 GFK-Schale
2 Randabdichtung mit vorkomprimiertem Dichtungsband
3 Rost mit schräggestellten Lamellen zur Verbesserung des Lichteinfalles
5.8 Sonnenschutz 427

(„Perimeterdämmung“) erhalten. Auch wenn die 5.8 Sonnenschutz1)


äußeren Wärmedämmschichten von Bauwerks-
sockeln und darüberliegenden Wandflächen un- 5.8.1 Allgemeines
terschiedlich dick sind, können sich am oberen
Abschluss der Lichtschächte Probleme ergeben. Sonnenschutzmaßnahmen sollen ganze Fassa-
Die Hersteller vorgefertigter Lichtschächte bieten denflächen oder einzelne Räume vor sommerli-
dafür verschiedene Lösungsmöglichkeiten mit cher Überhitzung schützen.
speziellen Aufsatzkränzen, Abstandshaltern oder
Sie sind besonders wirksam, wenn sie vor den Fas-
gekürzten Lichtschachtrosten an.
sadenflächen und mit Hinterlüftung angeordnet
werden.
5.7.3 Einbau von Kellerfenstern Gering ist die Wirkung von Sonnenschutzmaß-
nahmen innerhalb von Verglasungen, weil da-
Bei Kellerräumen mit geringen Anforderungen an durch die Wärmetransmission nicht vollständig
die Nutzung sind einfach verglaste ein- oder vermieden werden kann.
zweiflüglige Stahlfenster üblich. Zusätzliche Git-
Den geringsten Effekt haben Sonnenschutzmaß-
terblechflügel dienen der Einbruchshemmung
nahmen hinter Verglasungsflächen, die durch Um-
und als „Mäuseschutz“ (Bild 5.138).
wandlung einfallender UV-Strahlung in Wärme ei-
Für Keller mit erhöhten Nutzungsansprüchen gibt nen Treibhauseffekt erzeugen. Dies kann durch
es spezielle einfach konstruierte Kippflügelfenster reflektierende Materialien und geringe Abstände
oder Drehkippfenster aus Holz oder Kunststoff. zu den Glasflächen nur wenig abgemindert wer-
Zur Rationalisierung der Rohbau- und Einbauar- den. 5
beiten werden derartige Kellerfenster komplett Im Hinblick auf den sommerlichen Wärmeschutz
mit Einbauzargen geliefert und können beim Auf- werden in DIN 4108-2 Abschn. 7 Empfehlungen
mauern der Kelleraußenwände mit eingebaut für Gebäude ohne raumlufttechnische Anlagen
werden. Für Kelleraußenwände aus Stahlbeton gegeben. Durch geeignete Sonnenschutzeinrich-
werden die Fenster in Schutzfolien und mit später
leicht herausnehmbaren Aussteifungen geliefert 1) s. auch Abschn. 9.6 Sonnen- und Blendschutzsysteme in
(Bild 5.139). Teil 1 des Werkes

5.138 Einfache Stahlkellerfenster, 1- oder 2-flüglig

5.139a 5.139b 5.139c

5.139 Kunststoff-Kellerfenster für Kellerräume mit erhöhten Nutzungsanforderungen, kombiniert mit Einbauzargen
a) Kippflügelfenster
b) Drehkippflügelfenster
c) Einbauelement für Stahlbetonwände mit Fenster in Schutzfolie und Einbauzarge mit Aussteifung
(Einbauzarge als „verlorene Schalung“)
428 5 Fenster

tungen kann die Aufheizung der Räume bei einer dung von Anschluss- und Elementfugen sowie für
Folge heißer Sommertage erheblich herabgesetzt die äußeren Durchlassschlitze genaue Vorschrif-
werden. ten aufgestellt. So sind z. B. die Innenflächen ggf.
Moderne Sonnenschutzgläser (s. Abschn. 5.3) re- mit schallschluckendem Material auszukleiden,
flektieren unerwünschte Einstrahlung, verhindern und die Schalldämmeigenschaften der Begren-
jedoch nicht vollständig den Energiegewinn bei zungsflächen sind ggf. durch Blech- oder sonstige
winterlichen Verhältnissen. gewichtsteigernde Auflagen zu verbessern.
Die meisten Sonnenschutzmaßnahmen können Einbruchshemmend sind Rollladen nur dann,
gleichzeitig auch als Sichtschutz unerwünschten wenn sie in dafür geeigneter besonderer Kons-
Einblick in Räume verhindern. truktionsart ausgeführt werden. Nach DIN 18 073
gelten Rollladen als einbruchshemmend, wenn
doppelwandige Aluminiumprofile mit mindes-
tens 1 mm oder einwandige Aluminiumprofile
5.8.2 Rollläden
mit mindestens 2 mm Materialdicke verwendet
Allgemeines werden. Die Endleisten müssen gegen Herauszie-
hen gesichert sein, und die Rollladen dürfen sich
In vielen Gegenden zählen Rollläden zum übli- nicht hochschieben lassen. Außerdem müssen
chen Sonnen- und Sichtschutz. Sie dienen zur mindestens 40 mm breite Führungsschienen ver-
Verbesserung des Wärmeschutzes während der wendet werden, die gegen Heraushebeln und De-
Nacht, zur Verbesserung des Schallschutzes und je montage gesichert sind. Derartige Rollladen sind
5 nach Bauart auch als Einbruchschutz. natürlich sehr kostenaufwendig.
Die technischen Anforderungen an Rollladen sind Der Bundesverband Rollladen und Sonnenschutz
in DIN 18 073 und DIN 18 358 enthalten, ferner in hat für einbruchshemmende Rollladenausführun-
den Technischen Richtlinien des Bundesverban- gen daher differenzierende Widerstandsklassen
des Rollladen + Sonnenschutz e.V. ER1 bis ER6 aufgestellt. Während Rollläden der
Rollladen tragen in geschlossenem Zustand bei Widerstandsklasse ER1 praktisch keinen manuel-
winterlichen Verhältnissen erheblich zur Vermin- len Einbruchsschutz bieten, muss in der Wider-
derung des Wärmeverlustes von Fenstern bei. Die standsklasse ER6 z. B. ein Rollladen dem Angriff
Wärmedämmwirkung ist am günstigsten bei mit einem starken Winkelschleifer mindestens 20
einem Abstand von ca. 40 mm zwischen Roll- Minuten standhalten. Im Übrigen sind in DIN V
laden und Fenster. Dicht schließende Rollladen ENV 1627 die Anforderungen an den Verbund von
mit ausgeschäumten Kunststoffprofilen und mit Rollladen-Führungsschienen im Verbund mit dem
Führungsschienen, die weichfedernde PVC-Einla- Rollladenpanzer, für Führungsschienen als Einzel-
gen haben, können den Wärmeschutz von Fens- bauteil, für das Herausziehen und Hochschieben
tern um mehr als 50 % verbessern. des Panzers Grenzwerte definiert.
Für den Wärmeschutz der Rollladenkästen sind in Als Sicherung gegen Hochdrücken von manuell
DIN 4108, Bbl. 2 Hinweise gegeben. Gefordert wird betätigten Rollladen sind am wirkungsvollsten
raumseitig eine Dämmstoffdicke von mindestens einfache Verriegelungsbolzen, die durch den
60 mm. Fensterrahmen hindurch in entsprechende Aus-
Der zeitweilige Schallschutz von Fenstern kann sparungen der Rollladenstäbe eingreifen oder
ebenfalls durch Rollladen verbessert werden. Mes- seitliche Einreiber an den Rollladenstäben, die in
sungen haben bei einem Mindestabstand von die Rollladenschienen greifen. Die automatisch
100 mm zwischen Rollladen und Fenster eine Ver- wirkenden Klemm- oder Scharniersicherungen in
besserung des Schallschutzes von bis zu 10 dB er- den Führungsschienen sind meistens nicht be-
geben, wenn außer den für optimalen Wärme- sonders wirksam oder lassen sich verhältnismäßig
schutz genannten Maßnahmen dafür gesorgt leicht außer Funktion setzen.
wird, dass ein möglichst dichter oberer Abschluss Dagegen bieten Sicherungsfedern, die in die
entsteht. oberste Rollladenleiste eingesetzt werden, guten
Für den Schallschutz von Rollladenkästen sind in Schutz gegen das Hochschieben der Rollladen
DIN 4109, Bbl. 1, genaue Hinweise gegeben. Sie von außen.
gelten für Rollladenkästen mit einem bewerteten Bei motorgetriebenen Rollladen ist durch einge-
Schallschutzmaß von 25 bis 40 dB. Zur Erfüllung baute Blockademechanismen das Hochschieben
der erforderlichen Schalldämmung sind dabei für nahezu ausgeschlossen.
die zu verwendenden Materialien, für die Ausbil-
5.8 Sonnenschutz 429

Einbau Die nötigen Fensterstürze könne je nach stati-


schen Erfodernissen ersetzt werden durch tragen-
Beim Einbau von Rollläden (auch bei Rollgittern) de Rollladenkästen (Bild 5.140c). Sie werden in
müssen zur Aufnahme der hochgezogenen, auf- Standardbemessungen oder speziell nach gege-
gewickelten Rollladenballen („Panzer“) in Rollla- benen statischen Anforderungen unter Verwen-
denkästen, für die seitlichen Führungen und die dung verschweißter Stahlbleche hergestellt.
Bedienungseinrichtungen die erforderlichen Vor-
kehrungen bereits im Rohbau getroffen werden. Zu bedenken ist, dass die Funktionssicherheit sehr
breiter, schwerer Rollladen durch die unvermeid-
Die erforderliche Höhe der Rollladenkästen ist liche Durchbiegung der Walzen und durch ge-
von der Fensterhöhe und den verwendeten Roll- wichtsbedingte Stauchungen des geschlossenen
ladenprofilen abhängig und beträgt etwa 20 bis Rollladens eingeschränkt wird.
25 cm.
Problematisch ist bei sehr breiten Fensteröffnun-
Die Breite der Rollladenkästen erfordert eine gen mit Rollladen auch der obere Bauwerksan-
rechtzeitige Abstimmung mit der Wanddicke bzw. schluss der Fenster. Die oberen Blendrahmen kön-
Sturzbreite, damit innerhalb der Räume formal nen nur sehr bedingt so dimensioniert werden,
unbefriedigende seitliche Abschlüsse vermieden dass auf Verankerungspunkte am Sturz verzichtet
werden. werden könnte (s. Bild 5.23). Die ausreichende Ver-
Unterschieden wird der Einbau mit ankerung der Fenster ist nötigenfalls durch Hilfs-
• Rollladenkästen, die zusammen mit dem Roh- konstruktionen z. B. aus Stahlwinkeln sicherzustel-
bau erstellt werden. Dabei sind verschiedene len.
konstruktive Anordnungen möglich (Bilder Besser ist in jedem Falle eine Unterteilung der 5
5.140a bis c), Fensterbreite und damit auch der Rollladen.
• Aufbau-Rollladenkästen, die mit dem Fenster Die unterschiedlichen Baustoffeigenschaften von
eine konstruktive Einheit bilden (Bilder 5.140d Rollladenkasten, Decke bzw. Fenstersturz und
und e), Außenwandmaterial sind bauphysikalisch nicht
• Vorbau-Rollladenkästen, die außen am Fenster- unproblematisch. Innerhalb des Außenwandbe-
rahmen oder an der Fassade montiert werden reiches liegende Rollladenkästen bilden nur bei
(Bilder 5.140f bis h). größter Sorgfalt in der Planung und Ausführung
keine kritischen Schwachstellen hinsichtlich des
Weitere Einbaumöglichkeiten für Rollladen mit Wärme- und Schallschutzes.
Elektroantrieb z. B. im Dachraum oder in Vor- Das Eindringen von Außenluft in die Rollladen-
dächern o. Ä. sind in den Abbildungen 5.140g und kästen ist durch geringe äußere Spaltmaße am
h gezeigt. Durchgangsschlitz der Rollläden (max. 10 mm
Zur bestmöglichen Ausleuchtung mit Tageslicht größer als die effektive Stabdicke), durch zusätzli-
sollte in Aufenthaltsräumen die Oberkante der che Bürstendichtungen und evtl. durch pendeln-
Fenster möglichst hoch liegen. Bei der Planung de Abschlussprofile einzuschränken.
muss daher der zusätzliche Platzbedarf der Roll- Außerdem können die Rollladenpanzer in ge-
laden oberhalb des Fensters berücksichtigt wer- schlossenem Zustand durch Federaufhängungen
den. gegen abdichtende Innenbekleidungen des Roll-
Wenn statisch möglich, ist in Wohn- und Aufent- ladenkastens gedrückt werden (Bild 5.141).
haltsräumen der Einbau möglichst dicht unter Die erforderlichen Revisionsdeckel sollten mög-
der Decke anzustreben. Bei dem meistens erfor- lichst außen liegen. Wenn das z. B. in mehrge-
derlichen Einbau unter einem Fenstersturz (Bild schossigen Gebäuden nicht möglich ist, müssen
5.140a) ergibt sich bei üblichen Raumhöhen von sie die Anforderungen an den Wärmeschutz erfül-
2,50 m und einer mindestens erforderlichen Fens- len, insbesondere an allen Fugen dicht schließen.
ter- bzw. Fenstertürhöhe von z. B. 2,135 m je nach Am günstigsten ist aus dieser Sicht der Einbau
der Dicke der Decken eine relativ geringe restliche von Rollladenkästen, die mit dem Fenster eine
Höhe für die konstruktiv erforderlichen Fenster- konstruktive Einheit bilden (Aufbau-Rollladenkäs-
stürze. Wenn die Abtragung von Lasten nicht ten, Bilder 5.140d und e).
durch einen stärker bewehrten Deckenrand mög- Rollladenkästen, die zusammen mit dem Rohbau
lich ist (vgl. Bild 5.140d), kann die Sturzhöhe im erstellt werden, sind fast nur noch als komplett
Einzelfall durch Verwendung von Profilstahl ver- vorgefertigte Rollladenkästen mit genau festge-
ringert werden oder die Stürze werden als Über- legten Wärme- und Schallschutzeigenschaften
züge ausgebildet (Bild 5.140b). üblich. Sie haben in der Regel eine Bauhöhe
430 5 Fenster

5.140a 5.140b 5.140c

5.140d 5.140e 5.140f

5.140g 5.140h

5.140 Konstruktive Anordnung von Rolladenkästen (schematische Darstellung)


a) unter Fenstersturz (Standardausführung)
b) unter Überzug
c) tragender Rolladenkasten
d) unter der Decke mit tragendem Deckenrand (Aufbau-Rolladenkasten)
e) Aufbau-Rolladenkasten bei Fassade mit äußerer Wärmedämmung
f ) vor der Fassade (Vorbau-Rolladenkasten)
g) oberhalb der Decke (z. B. in Dachraum)
h) in angrenzendem Bauteil, z. B. im Freiraum unter einem Vordach
5.8 Sonnenschutz 431

5.141 Vorgefertigter Rolladenkasten (Beck & Heun, RKS) 5.142 Tragender Rolladenkasten (STUROKA®)
1 tragender Stahlmantel
2 Wärmedämmung (auch an Stirnflächen)
3 Wärmedämmung mit Putzträger
4 Alu-Anschlusswinkel
5 Gurtdurchführung mit Bürstendichtung
6 Revisionsdeckel, wärmegedämmt

5
von etwa 25 bis 30 cm und Breiten von 24 bis Aufbau-Rollladenkästen sind in verschiedenen
365 cm. Systemen auf dem Markt. Kunststoff-Hohlprofile,
Als Beispiel ist einer der in vielen Varianten an- die mit Wärmedämmstoffen ergänzt werden, bil-
gebotenen vorgefertigten Rollladenkästen zum den mit den Fenstern in der Regel eine konstruk-
Einbau in den Rohbau gezeigt (Bild 5.141). Bei tive Einheit. Derartige baukastenmäßig zusam-
knappen Höhenverhältnissen kann ein tragender mensetzbare Rollladenkästen sind komplett mit
Rollladenkasten den sonst erforderlichen Fenster- Seitenteilen, Rollladenwalzen und Bedienungs-
sturz ersetzen kann (Bild 5.142). und Revisionseinrichtungen (ggf. mit elektri-

5.143a 5.143b

5.143 Aufbau-Rollladenkästen
a) Aufbau-Rolladenkasten SKS Roll-Line, Top Maxi®
1 Hohlkammerprofil als äußere Abschlussplatte 3 Wärmedämmung
2 Hohlkammerprofil als innere Abschlussplatte 4 Fenster-Anschlussprofil
und Revisionsklappe
b) Aufbau-Kombinationsrollladenkasten Kömmerling RolaPlus®
1 Hohlkammerprofil als äußere Abschlussplatte 4 Kunststoff-Fenster
2 Revisionsklappe (Wärmegedämmtes 5 Insektengitter
Hohlkammerprofil mit Klipsverschluss) 6 Sicht- und innerer Sonnenschutz
3 Fensteranschlussprofil
432 5 Fenster

schem Antrieb) ausgestattet. Sie werden zusam- können daüber hinaus ein Gestaltungsmittel dar-
men mit den Fenstern in entsprechend vergrö- stellen. Sie werden vor dem Fenstersturz an der
ßerte Rohbauöffnungen eingebaut. Wie auch die Fassade, in Sturzaussparungen oder direkt an
Fenster müssen die Rolladenkästen raumseitig Fenstern mit verbreitertem oberem Rahmenprofil
luftdicht gegenüber dem Bauwerk abgedichtet montiert.
werden. Die Außenflächen der Rolladenkästen Bei außen liegenden Rollladenkästen entfallen die
können je nach gestalterischer Absicht sichtbar Probleme des Wärme- und Schallschutzes wei-
bleiben oder durch vorgesetzte Bauteile verdeckt testgehend (Bild 5.144).
werden (Bild 5.143). Rollladen für Sonderformen von Fenstern, z. B. für
Außen liegende Rollladenkästen vermeiden die Fenster mit schrägen oder dachförmigen Stürzen
Nachteile der ein- und aufgebauten Bauarten und können mit außen liegenden Rollladenkästen vor

5.144a 5.144b

5.144 Außen liegende Rolladenkästen (roma rondo®)


a) in Sturzaussparung
b) auf verlängertem oberem Fensterrahmen

5.145a 5.145b

5.145 Außen liegender Rolladen für Fenster-Sonderformen (der Rolladen wird mit Umlenkrollen hochgezogen)
a) Beispiel für die Anwendung
b) Schnitt A–A
1 Leichtmetall-Rolladenkasten mit Boden- 2 Revisionsklappe
entwässerung, mit Abstandhaltern vor 3 Führungsschiene mit Bürstendichtung
verbreitertem unterem Blendrahmen 4 Einlauftrichter
5.8 Sonnenschutz 433

der Brüstung bzw. bei großen Fensteranlagen des geschlossenen Rollladens. Wenn auch die
außen vor waagerechten Fensterriegeln ausge- Farbbeständigkeit von Kunststoffen ständig ver-
führt werden. Die speziell hergestellten Rollladen- bessert wurde, sollte hellen Einfärbungen der
panzer werden über Umlenkrollen mit seitlichen Vorzug gegeben werden.
oder mittigen Seilführungen nach oben gezogen. Für große Öffnungsbreiten werden Kunststoff-
Die Führungsschienen haben bei derartigen Roll- profile verwendet, die zur Erhöhung der Stabilität
läden besondere Bürsten- oder Gleitdichtungen. ausgeschäumt sein können (Bild 5.146a).
Dennoch ist bei hochgezogenen geschlossenen Aluminium-Profile werden rollengeformt mit Po-
Rollläden das Eindringen von Schlagregenwasser lyurethan-Ausschäumung hergestellt. Die Ober-
in den nach oben offenen Rollladenkasten nicht flächen haben farbige Dickschicht-Einbrenn-
völlig zu verhindern. Die Rollladenkästen müssen lackierungen oder Folienbeschichtungen (Bild
daher ausreichende Wasserablauföffnungen ha- 5.146b).
ben und zur Wartung gut zugänglich sein (Bild
5.145). Für höhere Sicherheitsansprüche kommen strang-
gepresste Ein- oder Mehrkammer-Hohlprofile in
Frage (Bild 5.146c) oder Stahlprofile (Bild 5.146d).
Rollladenprofile und Zubehör Bei Kunststoff- und Metall-Rollladen sind Steck-
Die Rollladen („Rollladenpanzer“) werden heute profile am meisten verbreitet (Bild 5.146a und b).
überwiegend aus Kunststoffhohlprofilen in den Bei allen diesen Verbindungen sitzen die Stäbe
verschiedensten Formen mit Deckbreiten von 25 dicht aufeinander, wenn der Rollladen vollständig
bis 60 mm hergestellt. Die Profile haben eine herabgelassen ist. Wird der Aufzuggurt angezo-
Standarddicke von 14 mm für Öffnungen bis et- gen, so entstehen schmale Lichtschlitze durch 5
wa 4m2 mit Breiten bis etwa 2,50 m. Bei größeren Lochstreifen in den Anschlussstegen. Wenn z. B.
Breiten ergibt sich die Gefahr der Ausbeulung bei nachträglichem Einbau nur wenig Platz zur

Z 28 Z 50 CD 90
Rolladenstab Rolladenstab für uni- Aluminium-Profile
(Altbaurenovierung; verselle Verwendung,
Altbausanierung, auch für beengte
Fertigelemente) Platzverhältnisse
Maximal-Breite Maximal-Breite 5.146c Maximal-Breite
bei Fensterhöhen (Fensterhöhe bis etwa bei Fensterhöhen
von 1,40 m bis 2,50 m): von 1,40 m bis etwa
etwa 1,6 m Bis etwa 1,40 m unverstärkt 2,50 m
Bis etwa 2,50 m mit Metall-
verstärkung
Ballendurchmesser Ballendurchmesser 5.146d Ballendurchmesser
bei 42 mm  Walze: bei 60 mm  Walze: bei 40 mm  Walze:

Rolladen- Ballen- Rolladen- Ballen- Rolladen- Ballen-


höhe  höhe  höhe 
in cm in cm in cm in cm in cm in cm

100 10,5 100 16,0 100 11,0


120 11,5 120 17,0 120 11,5
140 12,0 140 18,0 140 12,0
160 12,8 160 18,0 160 13,0
200 14,0 200 20,0 200 14,5
220 15,0 220 21,5 220 15,0
5.146a 5.146b 5.146e

5.146 Rolladenprofile
a) Kunststoff-Rolladenprofile z. B. Z 28 und Z 50 (Kömmerling) und Profile 4/53 und PU 37 (ROMA)
b) Aluminium-Rolladenprofile z. B. ausgeschäumte Profile Alulac CD 90, Alulac CD 200, Hohlkammerprofil CD 40/S
mit Verstärkungseinlage, Zweikammer-Hohlprofil CD 60 (Alulux®)
c) Stranggepresstes Aluminium-Vollprofil
d) rollgeformter Rolladenstab aus Stahlblech bzw. V2A-Stahl
e) Holzrolladen, Verbindung mit verz. Drahtklammern (dargestellt in auseinandergezogenem Zustand);
Schlussleisten aus Hartholz
434 5 Fenster

Verfügung steht, werden – ebenso wie für Rolltore Rollladen) und die damit nötigen Abmessungen
– nicht ausziehbare Stabprofile verwendet, die bei der Rollladenkästen.
geringeren Ballendurchmessern in herabgelasse- Die Rollladenwalzen müssen entsprechend dem
nem Zustand dicht geschlossene Rollladen- Rollladengewicht so dimensioniert sein, dass die
flächen ergeben. Durchbiegung < 1/500 der Fensterbreite ist. Die
Holz-Rollladen werden wieder zunehmend ein- früher üblichen einfachen Gabellager sind heute
gesetzt, nachdem durch lasierende Anstriche das meistens durch Kugellager abgelöst.
früher gegebene Problem des Oberflächen- Die Rollladen werden seitlich in Laufschienen aus
schutzes mit der bei Lackfarben sehr aufwendi- Leichtmetallprofilen geführt – zur Geräuschdäm-
gen Erneuerung der Anstriche gelöst ist. Neben mung bei Windanfall auch mit innenliegenden
den genormten Stabprofilen wurden in letzter Kunststoff-Führungen –, die bei Holzfenstern auf
Zeit konkave, raumsparende Profile ähnlich den ausgeschnittenen Beiholzleisten, bei Kunststoff-
Kunststoffprofilen entwickelt. Rollladenprofile aus oder Metallfenstern auf entsprechenden Zusatz-
Holz werden durch gegeneinander verschiebli- profilen befestigt werden. Die Laufschienen müs-
che, ineinandergreifende Draht- oder Blechkam- sen so weit vor der Fensterebene liegen, dass die
mern aus rostgeschütztem Stahl miteinander ver- Rollladen auch bei einer gewissen zu berücksich-
bunden (Bild 5.146e). tigenden Durchbiegung an allen Teilen des Fens-
Die Tabellen im Bild 5.146 geben einen Anhalt für ters einwandfrei vorbeigleiten können (Bild 5.147).
die bei gegebener Fensterhöhe entstehenden Antriebe. Bewegt werden kleinere Rollladen von
„Ballen“-Durchmesser (vollständig aufgewickelter Hand mit Hilfe von 18 bis 23 mm breiten Flachgur-
5

5.147a 5.147b 5.147c

5.147 Laufschienen
a) einfache Aluminiumschiene für Kunststoff- oder Holzprofile; 20/20 mm; bei großen Breiten: 30/20 mm
b) Aluminiumschienen mit geräuschdämmenden Profilen oder Bürstenkedern
c) Sicherheitsschiene (Alulux)

5.148a 5.148b 5.148c 5.148d 5.148e

5.148 Gurtwickler mit Mauerkasten und Abdeckung


a) Kunststoff-Abdeckung, b) Gurtwickler, c) Mauerkasten aus Blech für große Antriebe u. Ä.,
d) Mauerkasten aus Kunststoff (vordere Abdeckung zum Herausbrechen),
e) Gurtwickler-System mit programmierbarem Motorantrieb
5.8 Sonnenschutz 435

ten. Der Zuggurt läuft von der Gurtscheibe auf der Jalousettenanlagen als Sonnenschutz sind außen
Achse der Rollladenwalze sitzt durch einen Schlitz vor den Fenstern anzubringen, weil nur so die auf-
des Rollladenkastens Rollladenkastens auf einen treffende Wärmestrahlung wieder an die Außen-
Gurtroller. Dieser sitzt in einem Mauerkasten und luft abgestrahlt wird. Sie können mit Verklei-
rollt den Gurt durch Federkraft ein. Durch Selbst- dungsblenden vor den Fenstern, frei vor Fassaden
sperrung des Gurtrollers kann der Rollladen in je- oder hinter Fassadenschürzen eingebaut werden
der Stellung festgehalten werden (Bild 5.148). (Bild 5.149).
Die Gurtdurchlässe und die Mauerkästen der Gurt- Außen liegende Jalousetten müssen mit einer
wickler sind wärmetechnische Schwachstellen. ausreichenden Windsicherung ausgestattet sein.
Deshalb und wegen des Bedienungskomforts wer- Je nach Flächengröße und Windbeanspruchung
den Rollladen zunehmend – insbesondere bei sind Führungen in Form von kunststoffummantel-
großen Abmessungen – durch Elektromotoren be- ten Spanndrähten (Bild 5.150a) oder Führungs-
wegt. Derartige (auch programmierbare und funk- schienen (Bild 5.150b) vorzusehen. Dadurch soll
betätigte) Elektroantriebe bestehen aus Rohrmo- auch die Geräuschentwicklung bei Windeinwir-
toren, die in die hohlen Gurtwalzen eingebaut kung nach Möglichkeit herabgesetzt werden.
werden. Für kleinere Rollladen kommen auch pro-
Größere Jalousettenanlagen müssen an Gebäu-
grammierbare Gurtwicklerantriebe in Frage (Bild
den, bei denen eine dauernde Aufsicht nicht ge-
5.148e). Schwere Rolltore werden durch seitlich
währleistet ist, durch Windüberwachungsanlagen
eingebaute Getriebemotoren bewegt.
gesichert werden, die bei aufkommendem Sturm
die Jalousetten automatisch hochziehen.
Bei dem in Bild 5.151 dargestellten Kunststoff-
5
5.8.3 Jalousetten (Raffstores)
Aluminium-Verbundfenster ist eine Jalousette
Jalousetten aus dünnen, lackierten Leichtmetall- wittererungsgeschützt zwischen dem tragenden
lamellen dienen zum Schutz vor übermäßiger Son- Kunststoff-Flügel und einer zusätzlichen äußeren
nen- oder Lichteinstrahlung und – in Sonderaus- Schallschutzverglasung eingebaut.
führungen – auch zur Abdunklung von Räumen. Eine Alternative für Sicht- und Sonnenschutz bie-
Sie werden mit Zugbändern aus Polyester- ten Isolierglasjalousien. Bei ihnen sind regelbare
schnüren oder Seilen aus rostfreiem Stahl manuell Jalousien innerhalb von Isolierglasscheiben mit
oder mit Motorantrieben zu einem flachen Stapel 22 mm Luftzwischenraum eingebaut.
zusammen- und hochgezogen. Auch transparente oder nicht durchsichtige Foli-
Die Pakethöhe beträgt etwa 6 bis 10 % der Jalou- en, die mit Motorantrieb verfahren werden kön-
siehöhe. nen, lassen sich als Sicht- und Wärmeschutz in Iso-
lierglasscheiben einbauen (Bild 5.152).

5.149a 5.149d 5.149c

5.149 Einbau von Außenjalousetten


a) Anbringung am Fenster
b) Anbringung vor der Fassade
c) Anbringung hinter vorgehängter Fassade
436 5 Fenster

5 5.150a 5.150b 5.150c

5.150 Außenjalousette
a) Schnitt
b) Windsicherung mit Spanndraht (WAREMA)
c) Windsicherung mit Führungsschiene
1 Stahlbetondecke 6 Leitkordel (Terylene)
2 Wärmedämmung 7 Windsicherung (Nylonspanndraht)
3 vorgefertigter Flachziegelsturz als 8 Zugband
Jalousieblende 9 Wendeschnüre zum Verstellen der Lamellen-
4 angedübeltes Brett zur Jalousienbefestigung neigung
5 Pakethöhe = 50 mm breiter Lamellenstapel
mit Ober- und Unterschiene

5.151 Jalousette in Kunststoff-Aluminium-Verbundfenster 5.152 Sonnen-, Sicht- oder Wärmeschutz in Isolierglas-


eingebaut (Finistral KAB®) scheibe integriert (Consafis)
5.8 Sonnenschutz 437

5.8.4 Markisen verankert (Bild 5.153b). Die Bespannung wird mit


Hilfe von Gelenkarmen ausgefahren, die unter Fe-
Als sehr wirksame außen liegende Sonnen- derspannung stehen.
schutzeinrichtungen kommen Stoff-Markisen in Der Antrieb der Markisen erfolgt in der Regel
Frage. Die Bespannungsstoffe bestehen meistens durch Walzenmotoren.
aus wasser- und schmutzabweisend ausgerüste-
ten farbigen Acrylgeweben. Bei Standardbreiten
von bis zu 12 m kann eine Ausladung von etwa 5.8.5 Außen liegende Lamellensysteme
3,50 m erreicht werden.
Markisen müssen eine Sturmsicherheit bis zur Guten Schutz gegen steile Sonneneinstrahlung
Windstärke 5 haben. Bei größerer Windbelastung insbesondere an Südseiten von Fassaden bieten
sind Windwächter einzubauen. Für große Anlagen ausragend am Gebäude montierte Lamellensyste-
sind Sonnen- und Regenwächter notwendig, mit me aus Leichtmetall.
deren Hilfe die Markisen gegebenenfalls automa- Bei der Planung sind je nach Anforderungen die
tisch einzeln oder auch in Gruppen motorisch ein- genauen Sonnenstandsdaten in Abhängigkeit
gefahren werden. Fast alle Markisenanlagen wer- von der geographischen Lage zu berücksichtigen.
den mit Sicherheits- bzw.TÜV-Prüfung geliefert. Die Sonnenschutzlamellen können starr einge-
Unterschieden werden Fallmarkisen für überwie- baut werden oder schwenkbar mit motorischer
gend vertikalen Sonnenschutz und ausfahrbare Steuerung zur Anpassung an die jeweils optimale
Tragrohrmarkisen. Beschattungsposition (Bild 5.154).
Bei Fallmarkisen wird der Bespannungsstoff beim Für flach einfallendes Sonnenlicht aus östlichen 5
Absenken durch das Gewicht des unteren Ab- oder westlichen Richtungen ist vertikale Lamel-
schlussprofiles, das in seitlichen Führungen läuft, lenanordnung zweckmäßig.
in seine Lage gebracht. Fallmarkisen können auch
über abgewinkelte Bauteile (z. B. bei Winter-
gärten) geführt werden und können ganz oder 5.8.6 Fensterläden und Schiebeläden
teilweise ausgestellt werden. Antrieb und aufge-
wickelter Bespannungsstoff liegen in hülsenför- Als Sonnenschutz, zum Schutz gegen Einblick und
migen Schutzkästen aus Aluminium und auch aus auch zur Einbruchshemmung werden Klapp- oder
Acrylglas (Bild 5.153a). Schiebefensterläden ausgeführt. Sie werden als
Tragrohr-Markisen haben freitragende Tragrohre, Holz-, Kunststoff- oder Leichtmetall-Läden herge-
die mit den Hülsen bzw. Schutzkästen für die ein- stellt und bestehen aus Rahmen mit vollflächigen
gerollte Bespannung kombiniert sind. Sie werden Füllungen oder aus eingeschobenen, schräg ge-
an den Außenwänden oder an Deckenrändern stellten Leisten, die die Lüftung und einen ge-

5.153a 5.153b

5.153 Markisen
a) Fallmarkise (auch ausstellbar), b) Tragrohrmarkise
1 Schutzkasten bzw. -hülse 4 Tragrohr und Schutzkasten
2 Seitenführung 5 Gelenkarme
3 Bespannungsstoff („Behang“)
438 5 Fenster

5.154a 5.154b

5.154 Außen liegende Lamellen-Systeme (COLT International)


a) Horizontal auskragende Lamellenkonstruktion (Unisunr®)
b) Sonnenschutzsystem mit steuerbaren Lamellen (Solarfin®)

5 wissen Lichtdurchfall erlauben. Sein Drehlager hat bewirken, wenn sie an der Leibung oder dem
der Klappladen an Stützkloben (bzw. Plattenstütz- Fensterrahmen anschließen.
kloben) die am Fensterrahmen angeschraubt Schiebeläden eignen sich zur Einbruchshem-
oder im Mauerwerk befestigt werden können. Im mung für große Fensteröffnungen, wenn Klapp-
geschlossenen Zustand wird der Laden oben und läden wegen zu großer Flügelgewichte nicht in
unten durch Schubriegel festgestellt. Die Bedie- Frage kommen. Die obere Führung sollte durch
nung erfolgt meistens von Hand, doch gibt es Schutzkästen oder durch übergreifende Fassa-
auch Elektroantriebe für Klappladen (Bild 5.155). denteile witterungsgeschützt sein (Bild 5.156).
Dichte Klappläden können eine Verbesserung des
temporären Wärmeschutzes im Fensterbereich

5.155 Klappladen 5.156 Schiebeladen


1 Blendrahmen 4 Laufwerk
2 Schiebeladen 5 Führungsschiene
3 Gesimsverbretterung mit Verriegelung
5.9 Einbruchshemmung 439

5.9 Einbruchshemmung men enthalten (insbesondere DIN 18 054, DIN


18 103 und 52 290). Diese sind nach einer Über-
Allgemeines gangsfrist zurückgezogen und durch DIN V ENV
Neben Haustüren stellen leicht zugängliche Fens- 1627 ff. (Einbruchhemmende Fenster, Türen, Ab-
ter und Fenstertüren den von Einbrechern am schlüsse; Einbruchhemmung; Anforderungen und
häufigsten gewählten Zugang dar. Klassifizierung) und durch DIN EN 356 (Sicher-
Es muss vorab festgestellt werden, dass es einen heitssonderverglasung; Widerstand gegen manu-
absoluten Einbruchsschutz allenfalls mit unver- ellen Angriff ) ersetzt worden. Damit entfällt zu-
hältnismäßig großem Aufwand geben könnte. Die gleich die bisher getrennte Normung für Fenster
meisten Einbrüche werden jedoch nicht von be- und Türen (s. auch Abschn. 7.8.5).
sonders ausgerüsteten Profis sondern von Gele- Als einbruchhemmend werden Fenster bezeich-
genheitstätern ausgeführt. Sie werden durch er- net, wenn bei Einbruchsversuchen mit körperli-
kennbare Sicherungseinrichtungen abgeschreckt, cher Gewalt (z. B. durch Tritte, Schulterstoß) und
weil zum Einbruch ein zu großer Aufwand und ein auch unter Anwendung von Werkzeugen (Brech-
entsprechend großes Entdeckungsrisiko besteht. eisen, Spaten, Bohrer, Hammer, Steinwurf usw.,
Die Bestrebungen der Einbruchshemmung bei nicht jedoch Sprengstoff o. Ä.) eine bestimmte Wi-
Fenstern und Fenstertüren gehen deshalb dahin, derstandszeit erreicht wird, bis zu der eine durch-
gegen gewaltsames Eindringen einen je nach Er- gangsfähige Öffnung erreicht werden kann.
fordernissen mehr oder weniger langen hemmen- Einbruchhemmung in allen Widerstandsklassen
den Widerstand zu gewährleisten. entsteht nicht durch Einzelmaßnahmen, sondern
Dem Planer und dem Auftraggeber fällt es im Ein- durch das Zusammenwirken der verschiedenen 5
zelfall zu, den zur Einbruchhemmung erforderli- konstruktiven Schutzmaßnahmen an Fensterrah-
chen Aufwand zu definieren. men, Beschlägen, Verschlüssen, Verglasung, Ein-
Immer müssen Sicherungen gegen Einbruch bau bzw. Verankerung im Bauwerk usw. (Bild
nicht nur für die Fenster allein, sondern im Zusam- 5.157).
menhang mit allen anderen Außenbauteilen ge- Je nach Sicherungsgrad werden in DIN V ENV
plant werden. 1627 die Widerstandsklassen WK 1 bis WK 6 unter-
Bereits bei der Gebäudeplanung sollte z. B. darauf schieden.
geachtet werden, dass in der Nähe von besonders Den einzelnen Widerstandsklassen sind Vergla-
gefährdeten Fenster- und Türöffnungen wie Kel- sungen mit durchbruchhemmenden Sicherheits-
leraußentüren und Terrassentüren keine gegen- sondergläsern nach DIN EN 356 zugeordnet
überliegenden Ansatzflächen vorhanden sind, die (Widerstandsklassen P1A bis P5A sowie P6B bis
das Eindrücken mit Hilfe von Hebeln, Wagenhe- P8B; Tabelle 5.158).
bern, u. Ä. erleichtern. Sicherheitssonderverglasungen mit Widerstand
Begriffe, Anforderungen und Konstruktionen gegen Beschuss sind genormt nach DIN EN 1063
waren bisher in verschiedenen nationalen Nor- (Widerstandsklassen BR 1 – NS bis BR 7 – S).

5.157
Konstruktionsmerkmale einbruchhemmender Fenster
1 abschließbarer Fenstergriff mit definierten
Anforderungen zum Schutz des Getriebes und
mit Sicherung gegen Aufbohren
2 verstärkte Beschläge
3 verstärkte Rahmenkonstruktion
4 verstärkte Glashalteleiste
5 einbruchhemmend wirksame Falzausbildung
6 Verglasung nach DIN 52 290
7 Einbau nach besonderer Vorschrift in geeignete
Baukörper
440 5 Fenster

Tabelle 5.158 Einbruchhemmung von Fenstern,Türen, Tabelle 5.159 Einbruchhemmung von Fenstern,Türen,
Abschlüssen:Widerstandsklassen Abschlüssen: Anforderungen an die Vergla-
DIN V ENV 1627 sung (DIN EN 356)

Widerstands- DIN V Klassifizierung Glas Typischer Glasaufbau


klassen nach Mutmaßliche Arbeitsweise des Täters ENV 1627 nach DIN EN 356 Gesamtdicke in mm
DIN V ENV 1627
Der Gelegenheitstäter versucht, das
verschlossene und verriegelte Bauteil
durch den Einsatz körperlicher Gewalt WK 2 EN 356 P4 A
WK 1
zu überwinden: Gegentreten, Gegen-
springen, Schulterwurf, Hochschieben,
Herausreißen o. Ä.
Der Gelegenheitstäter versucht, zusätz-
lich mit einfachen Werkzeugen wie z. B.
WK 2 Schraubendreher, Zange und Keile das WK 3 EN 356 P5 A
verschlossene und verriegelte Bauteil
aufzubrechen.
Der Täter versucht, zusätzlich mit einem
zweiten Schraubendreher und einem
WK 3
Kuhfuß das verschlossene und verrie-
gelte Bauteil aufzubrechen. WK 4 EN 356 P6 B

5 Der erfahrene Täter setzt zusätzlich


Säge- und Schlagwerkzeuge – z. B.
WK 4 Schlagaxt, Stemmeisen, Hammer und
Meißel – sowie eine Akku-Bohrmaschine
ein.
Der erfahrene Täter setzt zusätzlich WK 5 EN 356 P7 B
Elektrowerkzeuge wie z. B. Bohrmaschi-
WK 5 ne, Stich- oder Säbelsäge und Winkel-
schleifer mit einem max. Scheiben-
durchmesser von 125 mm ein.
Der erfahrene Täter setzt zusätzlich
Elektrowerkzeuge wie z. B. Bohrmaschi- WK 6 EN 356 P8 B
WK 6 ne, Stich- oder Säbesäge und Winkel-
schleifer mit einem max. Scheiben-
durchmesser von 230 mm ein.

Sicherheitssondergläser müssen durch spezielle, Beispiel für Widerstandsklasse 3:


nicht entfernbare Aufkleber oder Beschriftung Bei einer maximalen Prüfdauer von 20 Minuten mit dem
entsprechend gekennzeichnet sein. Werkzeugsatz B muss die Konstruktion eine Widerstandszeit
von mindestens 5 Minuten erreichen.
In der Widerstandsklasse WK 1 bestehen keine An-
Das Ergebnis wird durch entsprechende Zertifikate belegt
forderungen an eine durchbruchhemmende Ver- (Tabellen 5.158 und 5.159).
glasung. Fenster der Widerstandsklasse WK 1 stel-
len daher lediglich eine Grundsicherungsstufe dar. Eine sehr weit gehende Sicherung bieten Fenster
Die Einordnung erfolgt auf Grund von genormten (und Türen), die Durchschusshemmung nach DIN
Prüfabläufen nach DIN V ENV 1628–1630. EN 1522 in Verbindung mit Verglasungen nach
Bei der Dynamischen Teilprüfung dürfen Stoßkör- DIN EN 1063 gewährleisten. Es gelten die Wider-
per aus jeweils verschiedenen Fallhöhen die ge- standsklassen FB 2 bis FB 6 in Verbindung mit Ver-
prüften Fenster nicht so weit beschädigen, dass glasungen der Widerstandsklassen BR 1-NS/S bis
durchgangsfähige Öffnungen entstehen (> ca. BR 6-NS/S (Tabelle 5.160).
250 × 400 mm). Derartige Fenster werden aus gepanzerten,
Bei der Manuellen Teilprüfung wird in Einbruchs- schweren Aluminium-Spezialprofilen mit speziel-
versuchen mit unterschiedlichen Werkzeugsätzen len verschließbaren Sicherheitsbeschlägen herge-
und entsprechend den bekannten Vorgehenswei- stellt. Die Verglasung besteht aus mehrschich-
sen von Einbrechern die Widerstandszeit der Prüf- tigen Sicherheitsverbundgläsern. Es ergeben sich
stücke festgestellt. dadurch ganz erhebliche Flügelgewichte, bei de-
5.9 Einbruchshemmung 441

Tabelle 5.160 Durchschusshemmung nach DIN EN 1522 bzw. DIN EN 1063; Klassifizierung und Anforderungen
für die Prüfung

Widerstands- Beanspruchung Kaliber Prüfent- Verglasung


klassen Heute Waffenart fernung m DIN EN 1063

FB 2 Revolver 9 mm Luger 5,0 ± 0,5 BR 2-NS/S

FB 3 Revolver 357 Magnum 5,0 ± 0,5 BR 3-NS/S

FB 4 Revolver 44 Remington 5,0 ± 0,5 BR 4-NS/S


357 Magnum

FB 5 Gewehr 5,56 × 45 10,0 ± 0,5 BR 5-NS/S

FB 6 Gewehr 7,62 mm × 51 10,0 ± 0,5 BR 6-NS/S

nen motorische Öffner in Verbindung mit fernbe- Sie müssen so beschaffen sein, dass an den Fal-
dienbaren Ent- bzw.Verriegelungen in Frage kom- zen zwischen Flügel und Blendrahmen ein Ein-
men (Bild 5.161). griff mit Werkzeugen erschwert wird. Die Falztiefe
Fenster der höchsten Widerstandsgruppen verfü- und -breite müssen auf die erhöhten Anforde-
gen meistens über elektronische Öffnungs- und rungen an die Steifigkeit der Rahmen und die
Verschlussüberwachungen auch mit Anschluss an Anbringung von Verriegelungsteilen abgestimmt 5
Einbruchsmeldeanlagen. sein.
Es bedarf kaum der Erwähnung, dass derartige In der Regel sind spezielle verstärkte Verriege-
Fenster sehr kostenaufwendig sind. Es sollten des- lungsbeschläge erforderlich in Verbindung mit
halb zusätzlich Rolladen, Rollgitter und feste Git- verstärkten und besonders montierten Fenster-
ter als Schutzmaßnahmen in Erwägung gezogen bändern sowie mit abschließbaren Betätigungs-
werden. Sie bieten bei entsprechender Ausfüh- griffen. Für verschließbare Betätigungsgriffe müs-
rung einen verbesserten Schutz und wirken ab- sen hochwertige Zylinder mit Aufbohrsicherung
schreckend. Außerdem werden nach vergeb- verwendet werden.
lichen Einbruchsversuchen die oft sehr hohen Die Verriegelungen müssen besondere Sicherun-
Kosten für die Reparatur von Schäden an den ein- gen aufweisen gegen das Öffnen von außen mit
bruchshemmenden Fenstern vermieden (s. Ab- Hilfe von gewissen Bohrungen.
schn. 5.8.2). Gegen das Herausdrücken der Verglasung sind
die innenliegenden Glashalteleisten ausreichend
zu dimensionieren und zu befestigen.
Der Schutz der unteren Falzfuge zwischen Blend-
und Flügelrahmen wird verbessert durch ver-
stärkte Wetterschutzschienen bzw. Wetter-
schutzschienen mit Blendrahmenabdeckung. Bei
Holzfenstern sollten möglichst lange Befesti-
gungsschrauben zum Schutz gegen gewaltsames
Herausreißen schräg und in leicht versetzten Rich-
tungen eingedreht werden (Bild 5.162).
Beschlagteile bei Kunststofffenstern müssen in
den Stahlverstärkungen der Profile verankert sein.
5.161 Durchschusshemmendes Fenster mit durch-
schusshemmender Isolierverglasung Für einbruchhemmende Fenster sollten einflügli-
(SCHÜCO Royal S 70 DH®) ge Fenster oder Fenster mit festem Mittelpfosten
bevorzugt werden. Kritisch ist die Einbruchssiche-
rung für mehrflüglige Fensterelemente, Oberlich-
Konstruktive Maßnahmen ter und Hebeflügelkonstruktionen. Letztere sind
auch deshalb fast völlig vom Markt verschwun-
Einbruchhemmende Fenster können in beliebi- den, obwohl sie immer noch in vielen Publikatio-
gen Konstruktionen und Materialarten hergestellt nen in Verbindung mit Bauwerksanschlüssen, Ab-
werden. dichtungen usw. gezeigt werden.
442 5 Fenster

Fenster ab Widerstandsklasse WK 2 nicht aus. Nur


möglichst tief in widerstandsfähige Teile des Bau-
werkes eingreifende Falzschrauben und Hinterfül-
lung mit Montageschaum bieten ausreichenden
Schutz gegen das Herausbrechen der Verankerun-
gen.
Die Fenster müssen je Verriegelungspunkt zwi-
schen Blendrahmen und Flügelrahmen (Bänder,
Sicherungsbolzen, Sicherheitsverriegelung usw.)
mit mindestens einem Befestigungsmittel (Bank-
eisen, Blendrahmenschraube usw.) am Bauwerk
verankert werden.
Hochwertige einbruchhemmende Fenster wer-
den an einbetonierten Stahlprofilen verschraubt.
Für den Einbau sind genaue Montageanweisun-
gen zu geben und zu überwachen. Über die or-
5.162 Einbruchhemmendes Fenster: Unterer dungsgemäße Montage muss eine Bescheini-
Blend- und Flügelrahmenanschluss mit gung nach DIN-Muster durch die einbauende
verstärkter Regenschutzschiene Firma vorgelegt werden.
1 Regenschutzschiene (Materialdicke 3 mm)
5 2 verlängerte Befestigungsschrauben
3 Verglasung mit VSG-Glas und breite Glashalte-
leisten 5.10 Lüftungseinrichtungen
Nach DIN 4108-2 Abschn. 5.2.5 wird aus Gründen
Bauwerksanschluss der Hygiene, zur Begrenzung der Luftfeuchtigkeit
und ggf. auch zur Zuführung von Verbrennungs-
Unbedingt erforderlich sind für einbruchhem- luft ein ausreichender Luftwechsel gefordert. Bei
mende Fenster besondere Bauwerksanschlüsse, Gebäuden mit hohem Wärmeschutz und mit mo-
bei denen das Herausbrechen kompletter Fenster dernen dichten Fenstern und einwandfreien Bau-
allenfalls unter größter Gewaltanwendung mög- werksanschlüssen (s. Abschn. 1.8.4 und 5.3) findet
lich wäre.Voraussetzung für eine sichere Montage allenfalls ein sehr geringer natürlicher Luftaus-
und Verankerung der Fenster sind entsprechend tausch statt. Bei geschlossenen Fenstern kommt
beanspruchbare Außenwandkonstruktionen (Ta- es daher bei einer Luftwechselrate von weniger
belle 5.163). Nötigenfalls müssen Außenwände als 0,5 pro Stunde in normal temperierten Aufent-
aus Hohlblock- oder Leichtbetonwänden an den haltsräumen rasch zu einer kritischen Erhöhung
Verankerungspunkten der Fenster durch Voll- der Luftfeuchtigkeit und zu der Gefahr von Kon-
steinmauerwerk o. Ä. verstärkt werden. densatbildung an unvermeidlichen Schwachstel-
Übliche Befestigungen der Blendrahmen mit Ban- len der Wärmedämmung (z. B. Raumecken, Fens-
keisen in Verbindung mit loser Hinterfüllung aus terleibungen, schlecht durchlüftete Bereiche z. B.
Mineralwolle reichen für einbruchhemmende hinter Möbeln).

Tabelle 5.163 Einbau einbruchhemmender Fenster: Anforderungen an die umgebenden Wände

Umgebende Wände
Widerstands- aus Mauerwerk aus Stahlbeton
klasse nach nach DIN 1053 Teil 1 nach DIN 1045
DIN V ENV 1627 Nenndicke Druckfestigkeits- Mörtel- Nenndicke Festigkeits-
mm klasse der Steine gruppe mm klasse
WK 1
≥ 100
WK 2 ≥ 115
≥ 12 II B 15
WK 3 ≥ 120
WK 4 ≥ 240 ≥ 140
5.10 Lüftungseinrichtungen 443

Bei den durch die Energieeinsparverordnung Der Luftaustausch kann ohne Öffnung der Fenster
(EnEV) gegebenen Anforderungen an fast absolu- auch durch regelbare Spaltlüfter ereicht werden,
te Luftdichtheit bzw. äußerst geringe Fugen- die in den oberen und unteren entsprechend di-
durchlässigkeit der Fenster sind die berechtigten mensionierten Flügelrahmen eingebaut werden
Ansprüche auf ausreichenden Luftwechsel ohne (Bild 5.164).
zusätzliche technische Maßnahmen nicht zu er- Ähnlich wirkende regelbare Spaltlüfter gibt es für
füllen. (auch nachträglichen) Einbau in der Verglasungs-
Der Planung der Raumlüftung – auch in Verbin- ebene der Fensterflügel. Bei dem gezeigten Bei-
dung mit der Wärmerückgewinnung – muss da- spiel mit einer drehbaren Regulier- und Dich-
her künftig wesentlich größere Aufmerksamkeit tungswalze wird das Lüfterelement in den oberen
gewidmet werden. Glasfalz eingesetzt und hat auf seiner Unterseite
Zur kontrollierten Lüftung ist eine Reihe von eine Profilierung zur Aufnahme von Isoliervergla-
regelbaren Einrichtungen auf den Markt gekom- sungen (Bild 5.165).
men. Mit ihnen kann bei richtiger Dimensionie- Das in Bild 5.166 gezeigte Lüftungssystem wird
rung ein teilweise auch automatisch geregelter unterhalb von Fenstern in die Brüstung einge-
ausreichender Luftwechsel für Aufenthaltsräume baut. Walzenventilatoren saugen Frischluft an, die
sichergestellt werden, ohne dass es zu un- verhält- auf der Raumseite über Heizelemente geleitet
nismäßig großen Wärmeverlusten kommt. Sie werden kann.
können in die Fensterrahmen oder in die Brüs- Die mit Ventilatoren ausgestatteten System kön-
tung eingebaut werden. nen teilweise steuerungstechnisch in die Hei-
Alle derartigen Lüftungselemente müssen in ge- zungstechnik der Gebäude integriert werden (vgl. 5
schlossenem Zustand die gleiche Fugendichtig- auch Abschn. 5.2.1).
keit wie die Fenster aufweisen. Die Anrechnung der Wärmerückgewinnung aus
Ein zugfreier Luftaustausch kann z. B. durch be- Lüftungsanlagen auf die Energiebilanz eine Ge-
sondere Spaltlüftungsbeschläge erreicht werden. bäudes ist auf Grund der EnEV möglich (s. Abschn.
Mit ihnen wird der Öffnungswinkel des Fenster- 16.5.7.3 in Teil 1 des Werkes). Sie darf bei den Wär-
flügels in Dreh- und Kippstellung so begrenzt, meschutznachweisen jedoch nur erfolgen, wenn
dass die umlaufenden Falzdichtungen nicht mehr die Dichtigkeit des Gebäudes nach DIN 13 829
überall anliegen und ein umlaufender Lüftungs- nachgewiesen wird, in der Lüftungsanlage die
spalt entsteht. Zuluft nicht unter Einsatz von elektrischer oder

5.164 Spaltlüfter für den Einbau in Flügelrahmen 5.165 Spaltlüfter für den Einbau in der Verglasungsebene
(BUG-Lüftung®) (Lüftomatic LR 6®)
444 5 Fenster

5.166 Lüftungselement zum Einbau in die Fensterbrüstung 5.167 Schalldämmendes


(Siegenia AEROFLAT®) Lüftungselement
(VEKA/Gretsch-Unitas
Schalldämmlüfter®)

aus fossilen Brennstoffen gewonnener Energie Wenig sinnvoll ist es auch, einerseits die Benutzer
gekühlt wird und wenn die Lüftungsanlage den mit komplizierten und teuren Lüftungseinrichtun-
Mindestluftwechsel sicherstellt. gen zu konfrontieren, auf der anderen Seite eine
Bei fast allen der erwähnten Lüftungseinrichtun- weitgehend unkontrollierte Lüftung durch Dreh-
gen wird zwar den strikten Forderungen der Ener- kippbeschläge zu ermöglichen.
gieeinsparung Rechnung getragen, doch sind alle Schließlich lösen in der Praxis des Alltages so
Lösungen mit z. T. recht erheblichen Zusatzkosten manche Benutzer das Problem der zu dicht
für Herstellung, Betrieb und Wartung verbunden. schließenden Fenster wesentlich weniger auf-
Insbesondere ist das Problem der Verschmutzung wendig durch teilweises Entfernen der Falzdich-
durch staub- und pollenbelastete Außenluft zu tungen.
bedenken. Für den Einsatz in besonders lärmbelasteten Ge-
Auch erfordert bei vielen Systemen die Gefahr der bieten können hochgradig schallschluckende la-
Tauwasserbildung an den Luftdurchlässen eine byrintartige Lüftungselemete mit oder ohne Ven-
kritische Beachtung. tilatoren unentbehrlich sein (Bild 5.167).
5.11 Normen 445

5.11 Normen
Norm Ausgabedatum Titel

DIN 107 04.1974 Bezeichnung mit links oder rechts im Bauwesen


DIN 1052 08.2004 Entwurf, Berechnung und Bemessung von Holzbauwerken; Bemessungsregeln und
Bemessungsregeln für den Hochbau
DIN 1055-4 03.2005 Einwirkungen auf Tragwerke; Teil 4:Windlasten
DIN 1055-4 Ber. 1 03.2006 –; –; Berichtigungen zu DIN 1055-4: 2005-03
DIN 1259-1 09.2001 Glas; Begriffe für Glasarten und Glasgruppen
DIN 1259-2 09.2001 –; Begriffe für Glaserzeugnisse
DIN 4108-1 08.1981 Wärmeschutz im Hochbau; Größen und Einheiten
DIN 4108-2 07.2003 Wärmeschutz und Energieeinsparung in Gebäuden; Mindestanforderungen an
den Wärmeschutz
DIN 4108-3 07.2001 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen und Hinweise für Planung
und Ausführung
DIN V 4108-4 06.2007 –; Wärme- und feuchteschutztechnische Bemessungswerte
DIN V 4108-6 06.2003 –; Berechnung des Jahresheizwärme- und Jahresheizenergiebedarfes
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Bbl 1 11.1989 –; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren
DIN 4109 Bbl 2 11.1989 –; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen erhöhten
Schallschutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn- oder
Arbeitsbereich
5
DIN 5034-1 10.1999 Tageslicht in Innenräumen; Allgemeine Anforderungen
DIN 5034-2 02.1985 –; Grundlagen
DIN 5034-3 02.2007 –; Berechnung
DIN 5034-4 09.1994 –; Vereinfachte Bestimmung von Mindestfenstergrößen für Wohnräume
DIN 5034-6 02.2007 –; Vereinfachte Bestimmung zweckmäßiger Abmessungen von Oberlichtöffnungen
in Dachflächen
DIN 18 005-1 02.2007 Schallschutz im Städtebau; Grundlagen und Hinweise für die Planung
DIN 18 005-1 Bbl 1 05.1987 –; Berechnungsverfahren; Schalltechnische Orientierungswerte für die städte-
bauliche Planung
DIN 18 005-2 09.1991 –; Lärmkarten; Kartenmäßige Darstellung von Schallimmissionen
DIN 18 055 10.1981 Fenster; Fugendurchlässigkeit, Schlagregendichtheit und mechanische
Beanspruchung, Anforderungen und Prüfung (zeitweise zurückgezogen und ersetzt
durch DIN EN 12 207, 12 208, 12 210; z. Zt. in Neubearbeitung)
DIN 18 056 06.1966 Fensterwände; Bemessung und Ausführung
DIN 18 057 08.2005 Betonfenster; Betonrahmenfenster, Betonfensterflächen; Bemessung,
Anforderungen, Prüfung
DIN 18 073 11.1990 Rollabschlüsse, Sonnenschutz- und Verdunkelungsanlagen im Bauwesen; Begriffe,
Anforderungen
DIN 18 202 10.2005 Toleranzen im Hochbau, Bauwerke
DIN 18 355 10.2006 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen Teil C:
Allgem.Techn.Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Tischlerarbeiten
DIN 18 357 10.2006 –; Beschlagarbeiten
DIN 18 358 10.2006 –; Rollladenarbeiten
DIN 18 360 12.2002 –; Metallbauarbeiten
DIN 18 361 12.2002 –; Verglasungsarbeiten
DIN 18 540 12.2006 Abdichten von Außenwandfugen im Hochbau mit Fugendichtstoffen
DIN 18 542 01.1999 Abdichten von Außenwandfugen mit imprägnierten Dichtungsbändern aus
Schaumkunststoff; -imprägniete Dichtungsbänder; Anforderungen und Prüfung
DIN 18 545-1 02.1992 Abdichten von Verglasungen mit Dichtstoffen, Anforderungen an Glasfalze
DIN 18 545-2 02.2001 –; Dichtstoffe; Bezeichnung, Anforderungen, Prüfung
DIN 18 545-3 02.1992 –; Verglasungssysteme
DIN 52 175 01.1975 Holzschutz; Begriffe, Grundlagen
DIN 52 338 09.1985 Prüfverfahren für Flachglas im Bauwesen; Kugelfallversuch für Verbundglas
Fortsetzung s. nächste Seite
446 5 Fenster

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 68 121-1 09.1993 Holzprofile für Fenster und Fenstertüren; Maße, Qualitätsanforderungen
DIN 68 121-2 06.1990 –; Allgemeine Grundsätze
DIN 68 800-3 04.1990 Holzschutz; Vorbeugender chemischer Holzschutz
DIN EN 107 02.1982 Prüfverfahren für Fenster; Mechanische Prüfungen
DIN EN 356 02.2000 Glas im Bauwesen; Sicherheitssonderverglasung; Prüfverfahren und Klassen-
einteilung des Widerstandes gegen manuellen Angriff
DIN EN 357 02.2005 Glas im Bauwesen; Brandschutzverglasungen aus durchsichtigem oder durch-
scheinenden Glasprodukten; Klassifizierung des Feuerwiderstandes
DIN EN 410 12.1998 Glas im Bauwesen; Bestimmung der lichttechnischen und strahlungsphysikalischen
Kenngrößen von Verglasungen
DIN EN 572-1 09.2004 Glas im Bauwesen – Basiserzeugnisse aus Kalk-Natronsilikatglas – Definitionen und
allgemeine physikalische und mechanische Eigenschaften;
Deutsche Fassung EN 572-2:1994
DIN EN 572-2 09.2004 –; Floatglas
DIN EN 572-3 09.2004 –; Poliertes Drahtglas
DIN EN 572-4 09.2004 –; Gezogenes Flachglas
DIN EN 572-5 09.2004 –; Ornamentglas
DIN EN 572-6 09.2004 –; Drahtornamentglas
5 DIN EN 572-7 09.2004 –; Profilbauglas mit oder ohne Drahteinlage
DIN EN 942 06.2007 Holz in Tischlerarbeiten – Allgemeine Anforderungen
DIN EN 1026 09.2000 Fenster und Türen; Luftdurchlässigkeit; Prüfverfahren
DIN EN 1051-1 04.2003 Glas im Bauwesen; Glassteine und Betongläser, Begriffe und Beschreibungen
DIN EN 1063 01.2000 Glas im Bauwesen; Sicherheitssonderverglasung; Prüfverfahren und Klassen-
einteilung für den Widerstand gegen Beschuss
DIN EN 1096-1 01.1999 Glas im Bauwesen; Beschichtetes Glas; Teil 1: Definition und Klasseneinteilung
DIN EN 1191 08.2000 Fenster und Türen; Dauerfunktionsprüfung; Prüfverfahren
DIN EN 1279-1 08.2004 Glas im Bauwesen; Mehrscheiben-Isolierglas – Teil 1: Allgemeines, Maßtoleranzen
und Vorschriften für die Systembeschreibung
DIN EN 1522 02.1999 Fenster,Türen, Abschlüsse; Durchschusshemmung; Anforderungen
und Klassifizierung
DIN EN 1523 02.1999 Fenster,Türen, Abschlüsse; Durchschusshemmung; Prüfverfahren
DIN V ENV 1627 04.1999 –; Einbruchhemmung; Anforderung und Klassifizierung
DIN V ENV 1628 04.1999 –;–; Prüfverfahren für die Ermittlung der Widerstandsfähigkeit unter statischer
Belastung
DIN V ENV 1629 04.1999 -; -; Prüfverfahren für die Ermittlung der Widerstandsfähigkeit unter dynamischer
Belastung
DIN V ENV 1630 04.1999 –; –; Prüfverfahren für die Ermittlung der Widerstandsfähigkeit gegen manuelle
Einbruchsversuche
DIN EN 1935 05.2002 Baubeschläge; Einachsige Tür- und Fensterbänder; Anforderungen
und Prüfverfahren
DIN EN 12 150-1 11.2000 Glas im Bauwesen; Thermisch vorgespanntes Kalknatron-Einscheibensicherheits-
glas; Definition und Beschreibung
DIN EN 12 207 06.2000 Fenster und Türen: Luftluftdurchlässigkeit – Klassifizierung
DIN EN 12 208 06.2000 Fenster und Türen: Schlagregendichtheit – Klassifizierung
DIN EN 12 210 08.2003 Fenster und Türen:Widerstandsfähigkeit bei Windlast; Klassifizierung
DIN EN 12 211 12.2000 Fenster und Türen; Widerstandsfähigkeit bei Windlast; Prüfverfahren
DIN EN 12 365-1–4 12.2003 Baubeschläge – Dichtungen und Dichtungsprofile für Fenster,Türen und
andere Abschlüsse sowie vorgehängte Fassaden
DIN EN 12 400 01.2003 Fenster und Türen – Mechanische Beanspruchung – Anforderungen und Einteilung
DIN EN 12 519 06.2004 Fenster und Türen; Terminologie; dreisprachige Fassung
DIN EN ISO 12 543-1 08.1998 Glas im Bauwesen; Verbundglas und Verbundsicherheitsglas, Definition und
Beschreibung von Bestandteilen
DIN EN ISO 12 543-2 03.2006 –; Verbundglas und Verbundsicherheitsglas; Verbundsicherheitsglas
DIN EN ISO 12 543-3 08.1998 –; Verbundglas und Verbundsicherheitsglas,Verbundglas
5.12 Literatur 447

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN ISO 12 543-5 08.1998 –; Verbundglas und Verbundsicherheitsglas, Maße und Kantenbearbeitung
DIN EN ISO 12 543-6 08.1998 –; Verbundglas und Verbundsicherheitsglas, Aussehen
DIN EN 13 541 02.2001 Glas im Bauwesen; Sicherheitssonderverglasung; Prüfverfahren und Klassen-
einteilung des Widerstandes gegen Sprengwirkung
DIN EN 14 351-1 07.2006 Fenster und Türen; Produktnorm, Leistungseigenschaften – Teil 1: Fenster und
Außentüren ohne Eigenschaften bezüglich Feuerschutz und/oder Rauchdichtigkeit
DIN EN ISO 6946 10.2003 Bauteile; Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient;
Berechnungsverfahren
E DIN EN ISO 6946 06.2005 Bauteile; Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient;
Berechnungsverfahren (ISO/DIS 6946: 2005)
DIN EN ISO 10 211-1 11.1995 Wärmebrücken im Hochbau; Wärmeströme und Oberflächentemperaturen;
Allgemeine Berechnungsverfahren
DIN EN ISO 10 211-2 06.2001 –; –; Linienförmige Wärmebrücken

Ferner ist zu beachten: VDI-Richtlinie 2719 „Schalldämmung von Fenstern und deren Zusatzeinrichtungen“ (08.1987)

5
5.12 Literatur
[1] Berger, W.: Fensteranschlüsse; Mängelfreier Einbau nacch dem Stand der Technik; in Bauhandwerk/Bausanierung
4/2001
[2] Bundesverbände des Glaserhandwerkes, Metallhandwerkes sowie Holz und Kunststof/ift Rosenheim: Einbau von
Fenstern und Fenstertüren mit Anwendungsbeispielen, Düsseldorf 2002
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[4] Hager,W.: Moderne Isoliergläser – Leistungsgrenze erreicht; in BM 10/2000
[5] Hepp, B.: Brandschutzverglasungen; Spezialgläser – Ihre Wirkungsweise und Anwendung in Bauteilen. In: glasforum
1/1996
[6] ift Rosenheim (Institut für Fenstertechnik e.V., Rosenheim): Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen (ZTV) zur
Ausschreibung von Aluminiumfenstern (04.2002)
[7] –: Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen (ZTV) zur Ausschreibung von Aluminium-Holzfenstern (04.2002)
[8] –: Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen (ZTV) zur Ausschreibung von Holzfenstern (04.2002)
[9] –: Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen (ZTV) zur Ausschreibung von Kunststofffenstern (04.2002)
[10] ift-Richtlinie FE-05/2: Einsatzempfehlungen für Fenster und Außentüren; Richtlinie zur Ermittlung der Mindestklassifi-
zierung in Abhängigkeit der Beanspruchung.Teil 1 Windwiderstandsfähigkeit, Schlagregendichtheit und Luftdurchläs-
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[11] ift-Richtlinie HO-10/1: Massive, keilgezinkte und lamellierte Profile für Holzfenster; Anforderungen und Prüfung
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[12] Merkblatt: Lasierende Anstrichsysteme für Holzfenster und -türen (03.1994). Hrsg.: ift Rosenheim
[13] ift-Richtlinie FE-06/1: Prüfung von mechanischen und stumpf geschweißten T-Verbindungen bei Kunststoff-Fenstern
(08.2005). Hrsg.: ift Rosenheim
[14] Jehl, W.; Feldmeier; F.; Straßer, G.; Sieberath, U.: Fenstermontage aktuell – Planung und Ausführung der Fenstermontage
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[15] ift-Fachinformation SI-01/1: Bautrend Sicherheit; Einbruchhemmung – Brandschutz – Absturzsicherheit (01.2005).
Hrsg.: ift Rosenheim
[16] ift-Richtlinie FE-07/1: Hochwasserbeständige Fenster und Türen – Anforderungen, Prüfung, Klassifizierung (10.2005).
Hrsg.: ift Rosenheim
[17] ift-Richtlinie VE-06/01: Beanspruchungsgruppen für die Verglasung von Fenstern; Richtlinie zur Ermittlung der Bean-
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Hrsg.: ift Rosenheim
448 5 Fenster

[18] ift forum 1/99: Linienförmig gelagerte Verglasungen; Technische Regeln – Anwendung – Vorbemessung (1/1999).
Hrsg.: ift Rosenheim
[19] ift-Richtlinie VE-07/2: Mehrscheiben-Isolierglas mit beweglichen Sonnenschutzsystemen integriert im Scheibenzwi-
schenraum; Nachweis der Gebrauchstauglichkeit von Mehrscheiben-Isolierglas (MIG) mit integrierten beweglichen
Einbauten (08.2005). Hrsg.: ift Rosenheim
[20] ift-Richtlinie WA-01/2: Uf-Werte für thermisch getrennte Metallprofile aus Fenstersystemen; Verfahren zur Ermittlung
von Uf-Werten für thermisch getrennte Metallprofile aus Fenstersystemen (02.2005). Hrsg.: ift Rosenheim
[21] ift-Richtlinie WA-02/3: Uf-Werte für Kunststoffprofile aus Fenstersystemen; Verfahren zur Ermittlung von Uf-Werten für
Kunststoffprofile aus Fenstersystemen (02.2005). Hrsg.: ift Rosenheim
[22] ift-Richtlinie WA-03/3: Uf-Werte für thermisch getrennte Metallprofile aus Fassadensystemen; Verfahren zur Ermittlung
von Uf-Werten für thermisch getrennte Metallprofile aus Fassadensystemen (02.2005). Hrsg.: ift Rosenheim
[23] ift-Richtlinie WA-04/1: Verfahren zur Ermittlung von UW-Werten für Holzfenster (06.2003). Hrsg.: ift Rosenheim
[24] ift-Richtlinie AB-01/1: Einsatzempfehlungen für äußere Abschlüsse; Richtlinie zur Auswahl geeigneter Windklassen
nach EN 13659 (01.2006). Hrsg.: ift Rosenheim
[25] –; Industrieverband Dichtstoffe e.V. Düsseldorf: IVD-Merkblatt: Dichtstoffe in der Anschlußfuge für Fenster und
Außentüren; Grundlagen für die Ausführung (11.2003)
[26] Informationsdienst Holz: Holzfensterprofile, lamelliert und keilgezinkt; Düsseldorf 1999
[27] –; Fenster: Grundlagen, Konstruktionen, Details; Düsseldorf 2001
[28] Institut des Glaserhandwerks für Verglasungstechnik und Fensterbau, Hadamar; Technische Richtlinie Nr. 1. Dichtstoffe
für Verglasungen und Anschlussfugen – Arten, Eigenschaften, Anwendung, Verarbeitung (08.2004)
5 [29] –; Technische Richtlinie Nr. 3. Klotzung von Verglasungseinheiten (08.2003)
[30] –; Technische Richtlinie Nr. 17. Verglasen mit Isolierglas einschließlich „Erläuterungen zu DIN 18545 Teil 1–3“ (02.2003)
[31] –; Technische Richtlinie Nr. 20. Einbau von Fenstern und Fenstertüren mit Anwendungsbeispielen (02.2003)
[32] Interpane Glasindustrie GmbH: Gestalten mit Glas. Lauenförde 2002
[33] RAL-Gütegemeinschaften Fenster und Haustüren: Leitfaden zur Montage. Frankfurt 2002
[34] Schmid, J.: Montage von Fenstern, Stand der Technik. Institut für Fenstertechnik Rosenheim 1997
[35] Schmid, J. Froelich H.: Fenstertechnik – Neue Ansätze zur Beurteilung der Gebrauchstauglichkeit und Auswirkungen der
EnEV; in wksb 48/2002 Ludwigshafen
[36] Schmid, J., Jehl, W.,Taute, H.: Anschlussausbildung bei Holzfenstern. In: DAB 6/97
[37] Schmid, J., Kolitz, K.,Taute, H.: Holzfenster. In: DAB 3/1996
[38] Schmid, J., Leuschner, I.: Tauwasser und Schimmelpilze im Fensterbereich; in DAB 3/2000
[39] Verband der Fenster- und Fassadenhersteller e.V., Frankfurt; VFF Merkblatt ES.01. Die richtigen U-Werte von Fenstern,
Türen und Fassaden (11.2004)
[40] –; VFF Merkblatt ES.02: Anforderungen der Energieeinsparverordnung 2002 für Fenster, Türen und Fassaden (01.2002)
[41] –; VFF Merkblatt ES.03: Wärmetechnische Anforderungen an Baukörperanschlüsse für Fenster (12.2001)
[42] –; VFF Merkblatt HO.01/A1: Klassifizierung von Beschichtungen für Holzfenster und -Haustüren (04.2004)
[43] –; VFF Merkblatt HO.06: Holzarten für den Fensterbau – Eigenschaften, Holzartentabelle (07.2004)
[44] Wicona Bausysteme GmbH.; Planer-Praxis Fenster und Türen, Ulm 2002
[45] Zimmermann, G.: Schmutzwasserfahnen und andere Fassadenschäden infolge fehlender Tropfkanten. In: arconis
2/1996
449

6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

6.1 Allgemeines menten und Fenster- und Türöffnungen ausge-


facht werden.
Vermehrte Belichtungsanforderungen mit natür- Die Befestigung der Verglasungen und unter-
lichem Licht und eine Verbesserung der Raum- schiedlichen Ausfachungselemente erfolgt meist
bezüge zwischen Innenräumen und Außenbe- einheitlich mit Metall – Pressleisten, die mit dem
reichen führen bei Gebäuden zunehmend zu Tragwerk der Fassaden durch Verschraubungen
Vergrößerungen der Fensterflächenanteile inner- mechanisch verbunden werden. Die Pressleisten
halb der Fassaden (s. a. Abschnitt 9 in Teil 1 dieses können aus ästhetischen Gründen außenseitig
Werkes). Die Nutzung natürlichen Tageslichtes mit Metall- oder Holzleisten abgedeckt – aber
(Lichtqualität, Beleuchtungsstärke und Hellig- auch ohne Abdeckprofile eingebaut werden.
keitsverteilung, Farbechtheit) durch Vergröße-
rung des Tageslichteintrages wird durch hohe
Verglasungsanteile wesentlich verbessert. Einzel- 6.2 Planung von PRF
fenster eingebaut zwischen Sturz, Leibungen und
ggf. Brüstung (Lochfassaden) können diesen er- Im Fassadenbau werden Elementbauweisen und
weiterten Anforderungen oft nicht hinreichend Pfosten-Riegel-Bauweisen unterschieden.
genügen. Zudem sind in Rahmen gehaltenen Bei der Elementbauweise werden vorgefertigte
Fenstern auf Grund ihrer beschränkten Einzel- Fassadenelemente ggf. einschl. Verglasung vor
größen geometrische Grenzen gesetzt. Ort zusammengefügt. Vorteilhaft sind insbeson-
PRF – auch Fensterfassaden genannt – ermögli- dere der hohe Vorfertigungsgrad und die da- 6
chen zudem eine Verbesserung der Flexibilität durch bedingte schnelle Montagemöglichkeit.
der Grundrissgestaltung. Die regelmäßig in en- Bei der Pfosten-Riegel-Bauweise werden einzelne
gen Rasterabständen angeordneten Pfosten bie- Pfosten- und Riegelbauteile oder auch teilvorge-
ten eine Vielzahl von Anschlusspunkten für in- fertigte Baugruppen an der Baustelle zu schlan-
nere Trennwandanschlüsse. Mit Pfosten-Riegel- ken Traggerüsten einer zusammenhängenden
Fassaden lassen sich je nach Gestaltungsabsicht Fassadenkonstruktion für die nachträgliche Ver-
und Konstruktionsart großflächige Glasfassaden glasung und Ausfachung mit Füllelementen zu-
mit horizontalen und/oder vertikalen Gliederun- sammengefügt. Die Teilungsraster und Proportio-
gen planen. nen der einzelnen Felder (Bild 6.1a bis c), die
Bauweise und Montageart (Bild 6.2), die Ansichts-
PRF können mit speziellen Fenster-Fassadensyste-
breiten der Profile sowie Materialart, Farbgestal-
men hergestellt werden, in denen fest verglaste,
tung und Fugenbild bestimmen die Gestaltqua-
transparente oder auch geschlossene (opake)
lität der Fassade. Je nach Lagerungsart des Glases
Flächen (Ausfachungen) mit Fenster- und Türöff-
nur an den Pfosten (Pfostenfassade) oder nur an
nungen kombiniert werden können. Hierfür ste-
den Riegelprofilen (Riegelfassade) können verti-
hen geschlossene Systeme verschiedener Her-
kale bzw. horizontale Betonungen der Teilungs-
steller zur Verfügung. Es kann aber auch auf
felder erzeugt werden (Bild 6.1d und e).
Profilprogramme aus Stahl oder Aluminium oder
individuell hergestellte Holzquerschnitte als Trag- Übliche Profilbreiten der Pfosten und Riegel be-
profile und Befestigungssysteme für die Vergla- tragen zwischen 40 bis 80 mm (Standardbreiten
sungen zurückgegriffen werden, die in hand- 50 und 60 mm). Die Profiltiefen werden wesent-
werklicher Weise zusammengefügt und montiert lich vom Tragverhalten für die Eigenlasten und
werden. die horizontalen Windlasten für Druck und Sog
beeinflusst (Tab. 6.9 und 6.10).
Derartige in der Regel geschosshohe Fassaden-
verglasungen werden als Pfosten-Riegel-Fassaden Verformungen. Für die Funktionsfähigkeit der
(PRF) bezeichnet. Die hier betrachteten Systeme Fassaden ist von entscheidender Bedeutung, dass
bestehen als stabartiges Fassadentragwerk aus Verformungen durch Längenänderungen in Fol-
vertikalen Pfosten und horizontalen Riegeln, die ge von Temperaturschwankungen (direkte Son-
wahlweise mit Verglasungen, geschlossenen Ele- neneinstrahlung kann zu erheblichen Erhitzungen
450 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

6.1a 6.1b 6.1c

6.1d 6.1e

6.1 Fassadenteilungen (Beispiele)


a) Vertikal und horizontal gleichmäßige Teilung mit Öffnungsflügeln und Oberlicht, Deckenränder verdeckt
b) Horizontale Teilung mit Öffnungselementen, Deckenränder sichtbar
c) Vertikale unregelmäßige Teilung mit Öffnungselementen, Deckenränder sichtbar
d) Pfostenfassade mit geklebten horizontalen Verglasungsfugen
e) Riegelfassade mit geklebten vertikalen Verglasungsfugen

der Fassadenbauteile führen) durch Dehnungs- U-Werte von 1,3 bis 1,1 W/(m2K). Dreifachvergla-
profile in der Fassadenebene aufgenommen wer- sungen erreichen U-Werte bis zu 0,5 W/(m2K).
den können. Dehnungsfugen in den Randberei- Durch Edelgasfüllungen und emissionsreduzie-
chen an den seitlichen und oberen Anschlüssen rende Beschichtungen (low e coatings) können
müssen gewährleisten, dass alle Fassadenan- bei Zweischeibenverglasungen U-Werte bis zu
schlüsse an die Grundkonstruktion des Bau- 0.9 W/(m2K) erreicht werden. So genannte „Va-
werkes durch bewegliche Anschlüsse ausgebildet kuumgläser“ mit erwarteten U-Werten von bis
werden, sodass Lasteintragungen aus Verformun- zu 0,15 W/(m2K) sind noch nicht serienreif ent-
gen des Bauwerkes (Schwindprozesse, Setzun- wickelt.
gen) auf die Fassadenkonstruktion vermieden Wie bei allen transparenten Fassadenflächen
werden. kann mit energieeffizienten, hochwertigen Ver-
glasungssystemen und Fenstern unter gewissen
Winterlicher Wärmeschutz. Glasflächen verfü- Rahmenbedingungen mehr Solarenergie gewon-
gen heute bei üblicher Isolierverglasung über nen werden als Transmissions- und Lüftungswär-
6.2 Planung von PRF 451

6.2a 6.2b

6.2 Fassadenbauweisen und Montagearten


a) Pfosten-Riegel-Bauweise mit zusammenhängenden Bauteilen
b) Elementbauweise mit unabhängigen Einzelelementen

meverluste auftreten. Entscheidend für die Ener- geplant, so dass neben der Luftschalldämmung
gieeffizienz ist bei zunehmend verbesserter Glas- gegen Außenlärm die Längsschalldämmung zwi-
qualität die Ausführung des Randverbundes des schen einzelnen Geschossen und auch Räumen 6
Glases und die thermischen Trennung der Rah- innerhalb eines Geschosses von Bedeutung ist
mung und Glashalterung. (s.a. Abschn. 9.4 in Teil 1 dieses Werkes). Ergän-
zend zu den Standardanforderungen an den
Sommerlicher Wärmeschutz wird gemäß Ener- Schallschutz gemäß DIN 4109 ist es vielfach gän-
gieeinsparverordnung (EnEV) bei Räumen ab ei- gige Praxis, im Rahmen von Ausschreibungen
nem Fensterflächenanteil von 20 % nachweislich Schallschutzklassen von 1 bis 6 gemäß VDI-Richt-
gefordert (s. a. Abschn. 16.5.4 in Teil 1 dieses Wer- linie 2791 zu vereinbaren, obwohl die VDI-Richt-
kes). Er kann neben beschichteten Sonnenschutz- linie bauaufsichtlich nicht eingeführt ist.
verglasungen am besten durch außen liegende
Sonnenschutzsysteme (s. a. Abschn. 5.8 und Ab- Brandschutz. Fassaden, deren Segmente mit
schn. 9.6 in Teil 1 dieses Werkes) erreicht werden. Glas ausgefacht sind, gelten im Sinne des Bau-
Eine Befestigung außenseitig angeordneter Son- rechtes als nichttragende Außenwände, da sie
nenschutzeinrichtungen ist in aller Regel an den nur einen Raumabschluss zur Umgebung darstel-
Pfosten- und Riegelprofilen möglich. Zur Ver- len. Nach § 28 der Musterbauordnung (MBO) sind
meidung von Windbelastungen, Bewitterung nichttragende Außenwände außer bei den Ge-
und Verschmutzung außen liegender Sonnen- bäudeklassen 1 bis 3 (Oberkante Fußboden eines
schutzeinrichtungen kann bei nur geringfügig Geschosses mit Aufenthaltsräumen ≤ 7 m über
verschlechterten Energiedurchlassgraden (g-Wert) Geländeoberkante) aus nicht brennbaren Mate-
ein verglasungsintegrierter Sonnenschutz im Luft- rialien oder mindestens in der Feuerwiderstands-
zwischenraum (LZR) der Isolierverglasung ange- klasse F 30 herzustellen. Mit Fassadenkonstruk-
ordnet werden. Innen auf der Raumseite ange- tionen aus Stahl oder Aluminium kann der
ordnete Sonnenschutzanlagen sind wenig dazu Forderung nach Verwendung von nicht brenn-
geeignet, den Wärmeintrag aus der Sonnenstrah- baren Baustoffen (A-Baustoffe) entsprochen wer-
lung wirksam zu reduzieren. Sie erfüllen überwie- den. Mit Holz-Tragprofilen können diese Forde-
gend Blendschutzfunktionen gegen übermäßig rungen nicht erreicht werden.
auftretende Lichteinstrahlung. Brandversuche mehretagiger Anordnungen von
Holz-Glas-Fassaden führender Hersteller haben
Schallschutz. PRF werden zunehmend geschoss- jedoch gleichwertige Ergebnisse hinsichtlich der
übergreifend und auch trennwandübergreifend Brandschutzeigenschaften (Rauchdurchtritt durch
452 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

den Deckenanschluss und Brandausbreitung an Horizontallasten aus Winddruck- und Windsog-


den Holzteilen) wie für Metall-Glas-Fassaden er- wirkung, die von der Gebäudegrundrissform, der
geben. Die Ausführung ist unter bestimmten Be- Gebäudehöhe, der Windangriffsrichtung und
dingungen mit Einzelzulassung möglich (s. a. Ab- dem Seitenverhältnis von Höhe und Breite der
schn. 6.4.2). [13] Fassade abhängen.
Ab Spannweiten (Höhen) von ca. 5 m können
Brandschutzfassaden. Nach DIN 4102-13 wer- Pfosten- und Riegelprofile durch Lochungen,
den Brandschutzverglasungen (nicht tragende In- Fachwerkformen oder räumliche Hinterspannun-
nenwände oder Teilflächen von Innenwänden) gen (Bild 6.3e) aufgelöst werden, um Gewicht
und Brandschutzfassaden (transparente, nicht tra- einzusparen und die Transparenz zu verbessern.
gende Außenwandflächen) unterschieden. Für Die Lasten aus der Fassade können direkt in das
beide Fälle ist eine allgemeine bauaufsichtliche Tragwerk (Primärtragwerk) des Gebäudes abge-
Zulassung erforderlich. Hierfür sind Nachweise tragen werden oder mittels einer selbsttragenden
gemäß den technischen Regeln für die Verwen- Sekundärstruktur (die Glas- und Füllelemente tra-
dung von linienförmig gelagerten Verglasungen gende Konstruktion) abgeleitet werden.
(TRLV) notwendig. Für Brandschutzverglasungen Die direkte Übertragung der Lasten (Bild 6.3a
und Brandschutzfassaden sind der Aufbau der und g) mit z. B. Riegeln in das Gebäudetragwerk
Zulassung und die Anforderungen gleichartig. (z. B. Stützen im Skelettbau) erfordert einen en-
Brandschutzfassaden als Außenwände oder Teil- gen Stützenabstand und eine überwiegend ho-
flächen in Außenwänden können für folgende rizontale Gliederungsstruktur um angemessene
Anwendungsbereiche erforderlich werden. Verglasungsgrößen zu erreichen. An das Trag-
• Brüstungsbereiche (h ≥ 1 m) mehrgeschossiger werk des Gebäudes werden dabei sehr hohe An-
Gebäude zur Verhinderung des Feuerüber- forderungen an die Maßgenauigkeit gestellt. Eine
schlages in das nächsthöhere Geschoss Vergrößerung der Dimensionierung des Primär-
6 • Innenecken von mehrgeschossigen Gebäuden
zu Verhinderung des Brandüberschlages in ei-
tragwerkes zur Begrenzung von Verformungen
ist ggf. die Folge.
nen anderen Brandabschnitt
• Bei geringen Grenzabständen zur Verhinde- Selbsttragende Fassaden können geometrisch
rung des Brandüberschlages auf einen anderen unabhängig vom Primärtragwerk mit einer eige-
Brandabschnitt oder ein anderes Bauwerk nen Teilungsstruktur geplant werden (Bild 6.3b bis
f). Die glastragende Konstruktion der Fassade über-
brückt die Abstände der tragenden Bauteile
Tragwerkplanung. Gemäß den allgemeinen An-
(Dächer, Decken, Bodenplatten, Stützen) des
forderungen an die Standsicherheit erfordern
Primärtragwerkes. Die Trennung vom Tragwerk des
großflächigere Fassaden einen Nachweis für die
Gebäudes hat einfachere Anschlussdetails bei
Standsicherheit der skelettartigen Tragkonstruk-
höherem Konstruktionsaufwand zur Folge. Zudem
tion für die Eigenlasten der Ausfachungs- und
können die Fassadenraster und die Verglasungs-
Füllelemente und für die Windlasten. Die Pfosten
größen je nach Anforderung optimiert werden.
und Riegel werden somit zu tragenden Bauteilen
für die Fassadenkonstruktion. Die verschiedenen Selbsttragende Fassaden werden je nach Lastab-
Baustoffe und Bauelemente der Fassade sind tragungsart unterschieden als
hinsichtlich ihrer mechanischen Aufgaben und • Pfostenfassaden oder als
bauphysikalischen Anforderungen so aufeinan- • Riegelfassaden
der abzustimmen, dass Feuchte- und Temperatur-
schwankungen von den verwendeten Baustoffen Pfostenfassaden. Bei mäßigen Abständen der
und Bauteilen schadensfrei aufgenommen wer- horizontalen Primärtragelemente (Decken- und
den können. Zudem müssen Geräuschentwick- Dachränder) des Gebäudes können lediglich
lungen („Knacken“) in Folge Längenänderungen Pfosten als glastragende Konstruktion von Decke
vermieden werden. zu Decke angeordnet werden. Vertikale Eigen-
Grundsätzlich werden Pfosten-Riegel-Fassaden lasten und horizontale Windlasten aus Winddruck
durch Eigenlasten (ständige Lasten) aus den und -sog werden ausschließlich von Pfostenprofi-
tragenden Bauteilen der Fassade, Ausfachungs- len übernommen und in das Primärtragwerk ein-
elementen wie Gläsern, Paneelen, Öffnungsele- geleitet (Bild 6.3b und c). Notwendige Horizontal-
menten und Sonnenschutzeinrichtungen bean- stöße der Verglasungen können durch geklebte
sprucht. Hinzu kommen zeitweise einwirkende Ausführung (Glasstoß mit Silikonverfugung) op-
6.2 Planung von PRF 453

tisch in den Hintergrund treten (Bild 6.1d) . Die werden über die Riegel und Kragarme oder Kon-
vertikalen Verglasungsprofile an den Pfosten be- solen in die Primärstruktur eingeleitet (Bild 6.3g).
stimmen dann alleine das Erscheinungsbild der Durch Zugstäbe im Bereich des Riegelprofils oder
Fassade. Zugseile innerhalb der Verglasungsebene kön-
nen die Vertikallasten an die Decken- oder Dach-
Riegelfassaden. Um insbesondere bei höheren konstruktionen des Bauwerkes abgehängt wer-
Fassaden die nach unten zunehmenden Vertikal- den. Die horizontalen Windlasten werden über
lasten aus dem Eigengewicht zu begrenzen, die Riegelprofile und Zug- und Druckstäbe in
können die horizontalen Riegelprofile regel- die Stützen eingeleitet (Bild 6.3f ). Die Ansichten
mäßig an dem Primärtragwerk des Gebäudes be- der Fassaden sind dann vor allem durch hori-
festigt werden. Eigengewicht und Windlasten zontale Riegelprofile geprägt. Vertikale Glasstöße

6.3a 6.3b 6.3c 6.3d

1 Pfostenprofil
2 Riegelprofil
3 Ebene der Verglasung
und Füllelemente
4 Kragarm oder Konsole
5 Zugseil
6 Druckstab
7 Horizontale Tragelemente
(Decken/Dächer)
8 Stützen (Primärtragwerk)
6.3e 6.3f 6.3g

6.3 Tragwerksysteme für Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)


a) Direkte Befestigung der Fassadenriegel (Fensterwand)
b) Geschosshohe Fassadenelemente vor den Deckenrändern (Einfeldsystem bis ca. 5 m Höhe)
c) Geschosshohe Fassadenelemente zwischen den Decken angeordnet (Einfeldsystem)
d) Pfostenprofile durchgehend vor den Deckenrändern (Durchlaufsystem)
e) Höhere Fassadenflächen mit Hinterspannung
f ) Riegelfassade, hängend an Zugseilen im Bereich der Riegelprofile oder der Verglasungsebene
g) Riegelfassade an Kragkonsolen am Primärtragwerk befestigt
454 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

6.4 Lasteinwirkung auf Riegelprofile


A Belastungsachse aus Eigengewicht des Glases
(exzentrisch)
B Belastungsachse aus Winddruck und -sog
(zentrisch)

können bei geklebter Ausführung (Glasstoß mit 6.3 Befestigung am Bauwerk


Silikonverfugung) in den Hintergrund treten (Bild
6.1e). Die Lastabtragung erfolgt bei stehend gelager-
ten Fassaden an unteren und bei hängend gela-
Statische Grundsysteme. Die Lastabtragung er- gerten Fassaden an oberen Festpunkten. Zusätz-
folgt über die Pfostenprofile überwiegend punk- lich ist eine Lagesicherung in Fassadenebene
6 tuell auf den Baukörper. Hierbei werden Einfeld –
(Bild 6.3b und c) und Mehrfeldträgersystem un-
durch Befestigungen mit Lospunkten erforderlich.
Bei stehend gelagerten Profilen erfolgt die Lastab-
terschieden (Bild 6.3d). tragung am unteren Ende des Pfostens i. d. R.
Einfeldträgersysteme sind stehend zwischen den mittels Auflagern. Die Festpunkte müssen sich
Geschossdecken (auf Druck beanspruchte Fassa- dreidimensional ausrichten lassen.
denbauteile) oder hängend vor den Decken (auf An den zusätzlichen Lospunkten werden die Fas-
Zug beanspruchte Fassadenbauteile) ausführbar. sadenbauteile lagegesichert. Eine ungehinderte
Die maximale Biegebeanspruchung aus horizon- Dilatation (Verschiebung der Fassadenbauteile in
talen Windlasten erfolgt in der Feldmitte. Durch- Fassadenebene in Folge von Temperaturschwan-
laufträgersysteme über die Geschossdecken hin- kungen) der Fassadenfläche muss dabei sicher-
weg reduzieren die Biegebeanspruchung in den gestellt werden. Bei der Konstruktion sowie bei
Feldmitten (Durchlaufwirkung). der Montage muss gewährleistet werden, dass ei-
Die Lasteinwirkungen aus dem Eigengewicht der ne zwängungsfreie Ausdehnungsmöglichkeit der
Ausfachungselemente erfolgt auf die Riegelprofi- einzelnen Profile und Fassadenelemente durch
le in der Achse der Verglasungsebene. Bei der Di- Langlöcher oder Anschlussschienen möglich ist
mensionierung der Anschlüsse an die Pfosten ist (Bild 6.5).
ein Abkippen der Riegel durch exzentrisch wir- Für Verbindungsbauteile und Befestigungsmittel
kende Glaslasten auszuschließen. Die Einwirkun- dürfen nur korrosionsbeständige Bauteile (Be-
gen der Horizontallasten aus Winddruck und -sog schichtungen oder nicht rostender Stahl) einge-
erfolgt in der Achse von Pfosten und Riegeln (Bild setzt werden. Kontaktkorrosion verschiedener
6.4) – in Randbereichen aufgrund der einseitigen Baustoffe der Befestigungsmittel und Fassaden-
Anschlusssituationen auch exzentrisch. bauteile ist dabei auszuschließen.
Die Knickstabilität schmal dimensionierter, ste- Bewegungen in den Fassadenbauteilen und in
hend gelagerte Fassadentragwerke kann durch Verbindung zum Bauwerk müssen geräuscharm
Querriegel oder auch die biegesteife Ausbildung aufgenommen werden können (Verhinderung
der Knotenpunkte innerhalb des Traggerüstes der von Knackgeräuschen). Schraubverbindungen
PRF erreicht werden. Sicherheit gegen Knicken sind gegen selbstständiges Lösen zu sichern.
kann auch durch hängende Lagerung der dann Bauseitig können am Bauwerk entsprechend zu
auf Zugbelastung zu dimensionierenden Trag- dimensionierende Befestigungsmittel für die Fas-
glieder der Fassade erreicht werden (Bild 6.3f ). sadenanschlüsse vorgerichtet werden (Bild 6.6).
6.3 Befestigung am Bauwerk 455

6.5a 6.5b

6.5 Befestigung am Bauwerk


a) Festlager mit Justiermöglichkeiten in drei Richtungen durch Langlöcher und Ankerschiene
b) Loslager mit Justiermöglichkeiten in drei Richtungen durch Langlöcher und Ankerschiene

• Einbetonierte Ankerschienen mit Ankerschrau- hängigkeit von dem Anzugsmoment der Anker-
ben, schraube übertragbar. Ankerplatten können mit
• Einbetonierte Ankerplatten Bohrungen für Schraubverbindungen versehen
• Dübelverbindung mit Schwerlastanker für nach- werden oder dienen zum direkten Anschweißen 6
trägliche Montage von Verbindungselementen. Bei Schweißverbin-
dungen ist auf die Befähigungsnachweise geeig-
Ankerschienen mit systemgebundenen Verbin- neten Personals und einen anschließenden Kor-
dungsmitten (Ankerschrauben) in vorgeschrie- rosionsschutz der Schweißnähte gemäß DIN EN
benen Werkstoffklassen übernehmen Kräfte ISO 12 944 zu achten. Dübelverbindungen über-
überwiegend nur in einer Richtung. In Schienen- tragen Kräfte in alle Richtungen. Befestigungen
richtung sind Kräfte lediglich beschränkt in Ab- mit Dübeln dürfen nur mit bauaufsichtlich zuge-

6.6a 6.6b 6.6c

6.6 Befestigungsmittel für Fassadenanschlüsse


a) Ankerschiene, einbetoniert (Fa. Halfen)
b) Ankerplatte, einbetoniert
c) Nachträgliche Befestigung mit Schwerlastanker
456 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

lassenen Systemen unter Berücksichtigung von Schattenkanten durch Profilversprünge) können


Mindest-Randabständen und Mindestabständen Pfosten- und Riegelprofile unterschiedlichster
der Dübel untereinander erfolgen. Sie haben den geometrischer Form eingesetzt werden. Neben
Vorteil, dass sie von den Rohbaumaßnahmen serienmäßigen Profilsystemen verschiedener Her-
unabhängig, leichter justierbar und nachträglich steller können auch Sonderformen aus Metall
ausgeführt werden können. und insbesondere auch aus Holz entwickelt
werden. Sie können je nach Randausbildung Zu-
satzfunktionen für integrierte Installationskanäle,
6.4 Bauarten Anschlussmöglichkeiten für Innenwände und Ver-
glasungen usw. aufnehmen.
6.4.1 Allgemeines Metall- und Holzprofile sind auch als Mischkons-
truktion innerhalb einer Fassade einsetzbar. Die
Zur Herstellung der tragenden Fassadenkons- Profiltiefen der Pfosten und Riegel können zur
truktion stehen verschiedene Profile aus Stahl, Betonung einer horizontalen oder vertikalen Wir-
Aluminium oder/und Holz zur Verfügung (Bild 6.7 kung unterschiedlich ausgebildet und farblich
und 6.8). Je nach erforderlicher Tragfähigkeit, behandelt werden.
nach den Schall- oder Brandschutzanforderun- Eine überschlägige Vordimensionierung der Trag-
gen und gestalterischen Absichten (Teilungsra- konstruktion einer Fassade kann anhand der Ta-
ster, horizontale oder vertikale Betonung der bellen 6.9 für Gebäude bis 8 m Höhe und Tabelle
Fassadenteilung innen und außen, Schlankheit, 6.10 für Gebäude von 8 bis 20 m Höhe vorge-

6.7a 6.7b 6.7c 6.7d 6.7e

6.7f 6.7g 6.7h 6.7i

6.7 Pfosten- und Riegelprofile aus Metall


a) T-Profil, gleichschenkelig aus Stahl, warmgewalzt oder kaltgezogen
b) T-Profil, nicht gleichschenkelig aus Stahl oder I-Profil
c) T-Profil mit Randverstärkung aus Stahl (Fa. Raico)
d) Kastenprofil aus Aluminium mit Installationskanal (Fa. Raico)
e) I-förmiges Profil aus Aluminium mit Einschiebestück aus Stahl (Fa. Raico)
f ) T-förmiges Profil aus Stahl (Fa. Schüco Jansen Viss)
g) Sonderprofil aus Aluminium mit verstärkter Randausbildung (Fa. Schüco)
h) Dehnpfostenprofil (Fa. Raico)
i) Pfostenprofil, doppelschalig mit Isoliermaterial für F 30 und G 30 Fassaden (Fa. Schüco BF)
6.4 Bauarten 457

6.8a 6.8b 6.8c 6.8d 6.8e

6.8 Pfosten- und Riegelprofile aus Holz


a) Brettschichtholz
b) Brettschichtholz mit Falz zur Glasauflagerung
c) Furnierschichtholz o. glw.
d) Furnierschichtholz (zusammengesetzt) mit Anschlussnut
e) Furnierschichtholz (Sonderform)

cm4

cm4

cm4

cm4
Jx

Jx

Jx

Jx
5500
Pfostenhöhe in m

80/240 1000 140/60/4 350


4500 9000
60/200 800
3500 6500 120/60/4 250
600
60/180 120/60/3
2500 4500 500 IPE 800
60/200 50/162
60/160 400 150
1800 100/60/3
60/180 56/122 300 100
60/140 1400 2500 50/122 80/60/4
60/160 75
1000 1800 50/122 200
60/120 80/50/3
5,00 56/107
4,50
50/120

60/100
600
60/140

60/120
1000
800
50/92
150
100
60/60/3
50
40
30
6
4,00 50/100 400 50/120 T 60
600 56/60 75
300 50/3 20
3,50 60/80
60/100
50/100 400 50
50/80 200 40 50/3 15
3,00 T 50
300 30
150 60/80 50/52 10
50/80 25
200 20
2,50 60/60 100
150
75 15 5
2,00 50/50 60/60 4
50 100 10 3
1,75 30 2
50/50 50 5
1,50 20
4
30
15 3
1,25 20
10 2
15
1,00
10
5

5
4
Pfostenabstand in m
Holz E-Modul = 14.000 N/mm•

Holz E-Modul = 8.000 N/mm•

Alu E-Modul = 70.000 N/mm•

Stahl E-Modul = 210.000 N/mm•


0,50

0,75

1,00

1,25

1,50

1,75

2,00
2,25
2,50
2,75
3,00

z.B. Leimbinder BS 18

(Furnierschichtholz)
(Brettschichtholz)

z.B. Multiplex

6.9 Statikdiagramm zur Vorbemessung für senkrechte


Verglasungen bei Gebäudehöhen bis 8 m1) (Fa. Raico)

1) Die dargestellten Diagramme dienen lediglich zur Vorbemessung von Fassadenpfosten. Sie ersetzten in keinem Fall die
notwendigen Spannungs- und Stabilitätsnachweise. Bei der Ermittlung der Werte wurden folgende Grundlagen ange-
nommen. Windlasten gemäß DIN 1055 von 0 bis 8 m Gebäudehöhe = 0,5 KN/m2, von 8 bis 20 m Gebäudehöhe = 0,8 KN/
m2, Druckbeiwert cp = 0,8, Lasterhöhung für einzelne Bauteile = 25 %, max. Durchbiegung I/300, max. Scheibengrößen
2,40 m. Die Werte beziehen sich auf Einfeldträger. Bei Zweifeldträgersystemen reduziert sich das erforderliche Trägheits-
moment um den Faktor 0,42.
458 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

cm4

cm4

cm4

cm4
Jx

Jx

Jx

Jx
80/240 17000
Pfostenhöhe in m

9000 1800 600


IPE 140
13000 1400
6500
80/240 9000 1000 140/60/4 350
60/200 4500 IPE 120
800 120/60/4 250
3500 6500
60/180 600 120/60/3
2500 4500 IPE 100
60/200 50/162 500 100/60/4 150
60/160 3500 400
1800 100/60/3
60/180 56/122
5,00 60/140 1400 2500 300 80/60/4 100
60/160 55/122 250
1000 1800 50/122 80/60/3 75
4,50 200
60/120 80/50/3
800 60/140 1400 56/107 150 50
4,00 50/120
600 50/92 40
60/100 500 1000 60/60/3
60/120 100 30
3,50 50/100 400 50/120 800 60/60/2
600 56/60 75
300 50/3 20
3,00 60/100 500
60/80 250 50
50/100 400 15
50/80 200 50/52 40 50/2
300 T 50
2,50 30 10
150 60/80 250 50/52 25
60/60 50/80 200
100 20
2,00 75 150 15 5
60/60 4
1,75 50/50 100 10
50 3
40 75
1,50 30 2
50/50 50
25 5
40
20 4
1,25 30
15 3
25
20
1,00 2
10
15

10
5
Pfostenabstand in m
Holz E-Modul = 14.000 N/mm•

Holz E-Modul = 8.000 N/mm•

Alu E-Modul = 70.000 N/mm•

Stahl E-Modul = 210.000 N/mm•


0,50

0,75

1,00

1,25

1,50

1,75

2,00
2,25
2,50
2,75
3,00

6
z.B. Leimbinder BS 18

(Furnierschichtholz)
(Brettschichtholz)

z.B. Multiplex

6.10 Statikdiagramm zur Vorbemessung für senkrechte


Verglasungen bei Gebäudehöhen über 8 bis 20 m1)
(Fa. Raico)

Fußnote 1) siehe Statikdiagramm 6.9

nommen werden. In jedem Fall ist ein genauer schen Pfosten und Riegel in den Pfosten (Bild
statischer Nachweis der Tragfähigkeit der Pfosten 6.11a bis d)
und Riegel einer Fassade erforderlich. • Überleitung des Glasgewichtes durch Flach-
stahlwinkel oder -kreuze in der Verglasungs-
Befestigungssysteme zwischen Pfosten- und ebene exzentrisch in den Pfosten (Bild 6.11e)
Riegelbauteilen in Metall- oder Holzbauweise
müssen den hohen Beanspruchungen in den
Knotenpunkten entsprechen. Die Riegel übertra- Die Lastübertragung mit Flachstahlprofilen er-
gen die Lasten über eine kurze Distanz in die fordert zusätzliche Verbindungsmittel für die
Pfostenprofile. Hierbei entsteht ein Biegemoment Lastabtragung des Glases.
(Bild 6.4). Die exzentrische Lagerung des Glases Die Verbindungen zwischen Pfosten und Riegel
am Riegel erfordert eine steife Verbindung zwi- stellen im Bereich der Anschlussknoten erhöhte
schen Riegel- und Pfostenprofil. Anforderungen an die mechanischen Eigenschaf-
Je nach Aufführungsart sind unterschiedliche Be- ten der Verbindungselemente und der Befesti-
lastungen im Pfosten-Riegel-Stoß zu erwarten. gungsmittel. Die Eignung der Anschlussart hängt
Hierbei werden zwei Ausführungsvarianten un- von dem Material der Tragkonstruktion und dem
terschieden. abzutragenden Glasgewicht ab und muss insbe-
• Überleitung des Glasgewichtes über den Rie- sondere bei Holz- Tragkonstruktionen im Einzel-
gelquerschnitt und ein Verbindungsmittel zwi- fall abgestimmt und nachgewiesen werden.
6.4 Bauarten 459

6.4.2 Pfosten und Riegel aus Holz der Verwendung von Holzprofilen für Fassaden-
tragkonstruktionen bei höheren Gebäudehöhen.
Die Lastübertragung vom Riegelprofil in den Brandversuche haben jedoch ergeben, dass bei
Pfosten kann innerhalb des Riegelquerschnittes Holzfassadenkonstruktionen nach 30 Minuten
mit Holzdübeln, Schwalbenschwanzverbindun- Branddauer weder Raucheintritt durch den
gen, bzw. Stahl- Verbindungsmitteln oder in Ver- Deckenanschluss noch eine Brandausbreitung an
glasungsebene mit einem kreuz- oder t-förmigen den Holzbauteilen zu verzeichnen waren und
Flachstahlprofil erfolgen (Bild 6.11). dass darüber hinaus auch nach einer Branddauer
von 60 Minuten die brennbaren Fassadenbautei-
Brandschutz. Die Forderung der Musterbauord- le der anderen Geschosse ebenfalls ihre Standfe-
nung nach Herstellung von nichttragenden stigkeit behalten haben.
Außenwänden bei Gebäuden der Gebäudeklasse
3–5 sowie bei Sonderbauten aus nicht brennba- Bei Gebäuden der Gebäudeklasse 3–5 sowie bei
ren Baustoffen (A-Baustoffe) oder mindestens in Sonderbauten ist somit eine Genehmigung im
feuerhemmender Bauweise (F 30) widerspricht Einzelfall bei der Baubehörde möglich und erfor-
derlich.

6.11a 6.11b 6.11c

6.11
Verbindungsmittel für Holz-
konstruktionen am Pfosten-
Riegel-Anschluss
a) Dübelverbindung mit einge-
leimten Buchenholzdübeln
b) Schwalbenschwanzverbindung
c) Exzenterverbindung
d) Spannankerverbindung
e) Flachstahlverbindung in
Verglasungsebene 6.11d 6.11e
460 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

6.4.3 Pfosten und Riegel aus Stahl nicht brennbaren, wärmedämmenden Trennla-
oder Aluminium gen zur Verfügung (Bild 6.7i).
Fugenlos hergestellte Pfosten- Riegelsysteme aus
Pfosten und Riegel aus Stahl oder Aluminium Stahl- oder Aluminium-Hohlprofilen können was-
werden mit Bolzen vor der Verglasungsebene sergefüllt und an die Heiz- bzw. Kühlanlage des
und Verschraubungen sowie zusätzlichen Verbin- Gebäudes angeschlossen werden. Je nach Quer-
dungsmitteln für den direkten oder nachträgli- schnitt ist dadurch eine Temperierung in Bereich
chen Einbau des Riegelprofils miteinander ver- der Fassaden (schwitzwasserfreies Glas, Vermei-
bunden (Bild 6.12). dung des abfallenden Kaltluftstromes) oder auch
Aluminiumprofile können zur Verbesserung der ganzer Räume als Ersatz für herkömmliche Heiz-
statischen Eigenschaften zusätzlich mit in die systeme möglich. In Ergänzung zu den senkrecht
Hohlräume eingeschobene Flachstahlprofile ver- und waagerecht verlaufenden Fassadenprofilen
stärkt werden (Bild 6.7e). werden innenseitig Zusatzprofile zur Aufnahme
Zur Verbesserung der Brandschutzeigenschaften von magnetisch mit Wärmeleitprofilen befestig-
(G 30 und F 30) von Aluminium-Tragprofilen ste- ten Rohren aus Kupferrohr zur Beheizung und
hen zweischalige Profile mit innen liegenden Kühlung angeboten (Bild 6.7d).

6.12a 6.12b

6.12
Verbindungsmittel für Metallkonstruktionen am Pfosten-
Riegel-Anschluss
a) Verbindung mit Bolzen und Verschraubung
b) Verbindung mit Bolzen und zusätzlichem T-Stück aus
Aluminium
c) Nachträglicher Einbau des Riegels mit Sonderverbinder
6.12c (Fa. Heroal)
6.5 Ausfachungen und Füllelemente 461

6.4.4 Pfosten und Riegel – Mischformen derungen gewählt (s. a. Abschn. 5. 4 und Abschn.
9 in Teil 1 dieses Werkes). Bedingt durch den ge-
Für Metall- und/oder Holz-Tragkonstruktionen setzlich vorgeschriebenen Wärmeschutz kom-
stehen verschiedene Befestigungsmöglichkeiten men in aller Regel Mehrscheiben-Isoliergläser
zwischen Pfosten- und Riegelbauteilen zur Ver- zum Einsatz. Der Aufbau der Verglasung führt als
fügung (Bild 6.11 und 6.12). Pfosten-Riegel-Ver- Kombination von verschiedenen Glasarten (Float-
bindungen müssen neben den mechanischen glasscheiben, Einscheibensicherheitsglas = ESG
Eigenschaften in jedem Fall einen dichten Fugen- oder Verbundsicherheitsglas = VSG), Größe des
verschluss erhalten. Insbesondere bei der Ver- Luftzwischenraumes (LZR), Art und Lage der
wendung von Holzprofilen können offene Fugen Beschichtung, Gasfüllung sowie einer Vielzahl
im Bereich der Verbindungspunkte als Folge von von Sondergläsern für Wärme-, Sonnen-, Schall-,
Verformungen (Schwinden und Quellen quer oder Brandschutzfunktionen zu anforderungsge-
zur Holzfaser) durch Feuchteschwankungen und rechten Lösungen für die transparenten oder
hierdurch hervorgerufener Kondensatausfall im auch transluzenten Fassadenflächen.
Fugenquerschnitt zu Schäden an der Tragkon- Blickdichte, opake Verglasungen können eben-
struktion der Fassade führen. Geeignete Dich- falls als Isolierglasscheiben oder – vor wärmege-
tungselemente vermindern das kapillare Ein- dämmten Außenwandflächen – auch als Einschei-
dringen von Feuchtigkeit in die Fugen und das benverglasung eingesetzt werden. Praxisübliche
Diffundieren warmer, feuchter Raumluft in den Einzelscheibengrößen betragen ca. 1,20 m bis
Verbindungsmittelbereich. 2,40 m Seitenlänge. Die Eigenlasten der Glas-
scheiben stehen i. d. R. nicht direkt auf den
Riegelprofilen auf und werden somit nicht linear
6.5 Ausfachungen eingeleitet, sondern durch Klotzungen aus Voll-
kunststoffstücken (Polyamid) punktuell aufgela-
und Füllelemente gert. Die liegend angeordneten Profilquerschnitte
der Riegel müssen zur Aufnahme der Eigenlasten 6
Als Ausfachungs- und Füllelemente stehen fol- der Verglasungen ausgelegt werden.
gende Bauteile zur Verfügung.
• transparente Verglasungen Brandschutzverglasungen (G- oder F-Vergla-
• transluzente (lichtdurchscheinende) Verglasun- sungen; s. a. Abschn. 16.7 in Teil 1 dieses Werkes)
gen müssen einschließlich ihrer Halterungen, Befesti-
gungen und Fugenausbildungen beim Brandver-
• opake (lichtundurchlässige) Verglasungen such als Raumabschluss wirksam bleiben.
• feststehende oder öffenbare Paneelelemente
als Fertigteile oder vor Ort gefertigt Sicherheitsverglasungen. Verbundsicherheits-
• Fenster-, Fenstertür- und Türöffnungen gläser aus mehreren mit Folien, Gießharz oder Po-
• Füllelemente mit besonderen Funktionen (z. B. lykarbonat verbundenen Glasschichten für den
Flächen zur Solarenergiegewinnung) Objektschutz als angriffshemmende Verglasun-
gen gemäß DIN 356 oder beschusshemmende
Um den Einsatz eines gleichartigen Verglasungs- Verglasungen gemäß DIN 1063 erfordern eine
und Befestigungssystems für alle Ausfachungs- der Widerstandsklasse konforme Einbauart.
flächen innerhalb der Fassadenkonstruktion zu
Wärmeschutzgläser sind einerseits hinsichtlich
ermöglichen, müssen die Verglasung und alle
ihrer Wärmeschutzeigenschaften (Uv-Wert) und
Füllelemente die gleiche Randdicke aufweisen,
ihres Gesamtenenergiedurchlassgrades (g-Wert)
damit sie in gleicher Bauart eingebaut und be-
zu betrachten.
festigt werden können.
Verglasungs- und Befestigungssysteme sollen Verglasungsarten. Verglasungssysteme müssen
das einfache Durchführen von Ersatzverglasun- in Verbindung mit allen Ausfachungs- und Füll-
gen und Instandhaltungsmaßnahmen von Dicht- elementen eine wind- und schlagregendichte
profilen, Versiegelungen und beweglichen Bau- Fassadenhülle bilden. Sie dienen der mechani-
teilen ermöglichen. schen Befestigung der Verglasungen und der
sonstigen Einbauelemente. Darüber hinaus muss
Verglasungen werden in Abhängigkeit von un- das Verglasungssystem den Dampfdruckaus-
terschiedlichsten statischen, bauphysikalischen, gleich in den Glasfalzen ermöglichen und über
konstruktiven und sicherheitstechnischen Anfor- eine Glasfalzentwässerung verfügen. Als Vergla-
462 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

6.13a 6.13b

6
6.13
Verglasungsarten
a) Fassadenverglasung mit Glashalteleiste für Fenster-
wände kleiner Flächengröße
b) Verglasung mit Profilsystemen, geeignet für alle
Anwendungsbereiche (Pressleistenverglasung)
c) Structural Glazing-System (teilweise anwendbar)
d) Ganzglassysteme mit punktgehalten Scheiben und
6.13c 6.13d dauerelastischem Fugenverschluss

sungsarten (Bild 6.13a bis d) kommen vergleich- nicht möglich. Verglasungen mit außen liegen-
bar mit Fensterverglasungen grundsätzlich Syste- den Pressleisten werden in den Bauarten einer
me mit Glashalteleisten, Pressleistenverglasun- Holz-, Aluminium-, oder Stahltragkonstruktion im
gen mit Profilsystemen, structural sealant glazing Grundsatz gleichartig ausgeführt. Neben der
(SSG-Systeme) und auch rahmenlose Ganzglas- dichten Ausführung und thermischen Trennung
systeme in Frage (s. a. Abschn. 5 und Abb. 9.1 in innen und außen liegender Bauteile kommt der
Teil 1 dieses Werkes.). Berücksichtigung eines ungehinderten Dampf-
druckausgleichs und einer störungsfreien Ent-
Pressleisten-Verglasung. Überwiegend werden wässerung der Fassadenhohlräume große Be-
für PRF jedoch Verglasungen als Profilsysteme deutung zu. Es ist darauf zu achten, dass im
mit Pressleisten ausgeführt, da diese Befesti- Glasfalzraum eventuell austretendes Kondensat-
gungsart für alle Anwendungsfälle (Füllelemen- wasser ablaufen bzw. ablüften kann.
te) geeignet ist. Marktübliche Profilvarianten für Auf die tragenden Profile wird ein inneres Vergla-
Pressleisten-Verglasungen werden entweder diffu- sungsprofil aus Aluminium oder Kunststoff auf-
sionsoffen oder -geschlossen ausgeführt (Bild gebracht, das in Verbindung mit den Dichtgum-
6.14). Diffusionsoffene Verglasungssysteme er- miprofilen im Übergang zum Glas eine innere
möglichen im Bereich der Profilquerschnitte den dampfdichte Ebene ausbildet. Diese Dichtungse-
Dampfdruckausgleich von innen nach außen. Bei bene verhindert den Eintritt feuchter Innenraum-
dampfdiffusionsgeschlossenen Systemen ist das luft in den dichtstofffreien Glasfalzraum und das
6.5 Ausfachungen und Füllelemente 463

6.14a 6.14b

6.14c 6.14d

6.14 Verglasungsarten mit Profilsystemen


a) System mit diffusionsoffener Basisdichtung und zusätzlichen Glasauflagern
b) System mit diffusionsoffener Basisdichtung und Glasauflagern im Holzquerschnitt
c) System mit diffusionsgeschlossener Basisdichtung und zusätzlichen Glasauflagern
d) System mit diffusionsgeschlossener Basisdichtung und zusätzlichen Glasauflagern

Eindringen von Feuchtigkeit aus dem Falzraum in seitig an den horizontalen Pressleisten in jedem
die Tragkonstruktion (bei Holz-Tragprofilen von Feld vorgesehen (Bild 6.16a) – ab einer Breite von
besonderer Bedeutung). Die raumseitige Dicht- ca. 1,25 m in jedem Fall notwendig – oder die
ebene muss vollständig geschlossen sein und an Falzentwässerung der Riegel erfolgt nur über die
den Kreuzungspunkten den unterbrechungsfrei- Pfosten (Bild 6.16b) an den unteren Fassadenab-
en, kontrollierten Abfluss von Kondensat und ein- schluss (erforderlich bei Schrägverglasungen, s. a.
gedrungenem Regenwasser gewährleisten (Bild Abschn. 5.4.5). Wichtig ist die geschlossene Aus-
6.15). führung der Stöße der inneren Dichtungen mit-
Die Entwässerung der Falzräume und die Belüf- tels Dicht- oder Klebestoffen oder Stauchdich-
tung zum Dampfdruckausgleich kann in zwei tungen (Bild 6.17).
Arten vorgesehen werden. Die vertikalen Falzräu- Nach Einbau der Verglasungs- und der sonstigen
me der Pfostenprofile erhalten eine untere Zu- Ausfachungselemente auf lastabtragenden, ver-
luftöffnung, eine obere Abluftöffnung und in Ab- schraubten Klotzungen (häufig aus Polyamid,
hängigkeit von dem Falzraumquerschnitt bei 80 bis 100 mm lang und so breit, dass jede Ein-
größeren Höhen ca. alle 6 m eine zusätzliche Zu- zelscheibe der Verglasungseinheit unterstützt
luftöffnung. An den horizontalen Riegelprofilen wird) erfolgt der äußere Fugenverschluss mit
werden entweder Wasserablauföffnungen unter- einer Weichgummidichtung, die das Eindringen
464 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

6.15
Einzelbauteile für Fassadenverglasung
1 Fassadentragwerk
2 Innere Dichtungsebene
3 Innen liegendes Verglasungsprofil
4 Verglasung- und Ausfachungsebene
5 Thermische Trennung
6 Äußere Dichtungsebene gegen Wasser
7 Äußeres Pressleistenprofil
8 Abdeckprofil

6.16a 6.16b

6.16 Falzentwässerung und Belüftung


a) Entwässerung und Dampfdruckausgleich in jedem Feld
b) Entwässerung und Dampfdruckausgleich ausschließlich über Pfostenprofile
1 Wasserablauföffnung

von Wasser verhindert. Die vertikalen Dichtungen äußeren Dichtungsprofile werden mit äußeren
sollen im Regelfall durchlaufend verlegt werden. Pressleisten als Halteprofile über Verschraubun-
Dichtungen erfordern in Anschlussbereichen ei- gen befestigt (Anpressdruck am Scheibenrand
ne geringfügige Überdimensionierung, um offe- max. 50 N/cm Kantenlänge). Ggf. können ergän-
ne Fugen im Stoßpunkt als Folge von Schrump- zend Abdeckprofile oder -leisten aus Metall oder
fungsprozessen der Dichtungen zu vermeiden. Holz aufgeklemmt oder geschraubt werden (Bild
Gläser und Ausfachungselemente und auch die 6.18).
6.5 Ausfachungen und Füllelemente 465

6.17a 6.17b 6.17c

6.17 Knotenpunkte innere Dichtungsebene


a) Stumpfer Stoß der Dichtungen
b) Dichtung mit Eckformstücken
c) Dichtung mit Vollgummiauflage und kreuzförmigem Eckformstück

6.18a

6.18b

6.18 Abdeckprofile aus Stahl und Aluminium


a) Abdeckprofile ohne äußere Profilierung
b) Abdeckprofile mit vorderen (erhabenen) Lisenen
c) Abdeckprofile, Sonderformen 6.18c
466 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

Structural-Glazing-Systeme. Bild 6.19 zeigt bei-


spielhaft die Ausführung einer geklebten Isolier-
verglasung auf einer Holzunterkonstruktion [7].
Bei dieser Ausführung kann gänzlich auf Press-
leisten und Abdeckprofile verzichtet werden. Wie
auch für andere Fassadenarten (s. a. Abschn. 9.2 in
Teil 1 dieses Werkes) sind Structural-Glazing-Sys-
teme (SSGS = structural sealant glazing systems)
in Deutschland im Gegensatz zu anderen euro-
päischen Ländern ohne mechanische Sicherung
nicht zugelassen. Zur Ausführung ist eine bauauf-
sichtliche Zulassung erforderlich. Die Verklebung
darf dauerhaft ständig wirkenden Lasten nicht
ausgesetzt sein. Durch zusätzliche mechanische
Halter muss die Eigenlast abgetragen und bei
Versagen der Klebung muss das Glas gehalten
werden. Diese Forderung gilt in Deutschland für
Gebäude ab 8 m Höhe. Die Befestigung über Kle-
bung erfolgt über die äußere Scheibe. Eine me-
chanische Abstützung der äußeren Scheibe ist
nicht vorhanden. Die Fugenabdichtung zwischen
6.19 Structural-Glazing-System auf Holzkonstruktion den Stufenglasscheiben erfolgt mit eingeklemm-
(Stufenisolierglas mit Bolzen auf geklebten Blech- ten Silikonprofilen.
streifen)

6.20a 6.20b 6.20c

6.20d

6.20 Einbauarten von Öffnungselementen


a) Pfosten und Riegel aus zusammengesetzten Furnierschichthölzern mit Holzfenster
b) Pfosten und Riegel aus Brettschichtholz mit Stahl- oder Aluminiumfenster
c) Dehnpfosten und -riegel aus Stahl- oder Aluminium, akustisch entkoppelt mit Fenster
d) Pfosten und Riegel aus Stahl mit „schwimmend“ eingebautem Fenster
6.5 Ausfachungen und Füllelemente 467

Öffnungselemente. Fenster und Türen und son- Elemente zur Solarenergienutzung. Neben her-
stige Öffnungselemente zur Be- und Entlüftung kömmlichen transparenten Verglasungen kön-
können in die Fassadensysteme integriert werden. nen als Ausfachungen auch Füllelemente mit
Die Einbau- und Befestigungsmöglichkeiten ent- besonderen Eigenschaften eingesetzt werden.
sprechen denen der Verglasungen. Die Materialar- Opake Flächen sind gut geeignet, Funktions-
ten von Pfosten bzw. Riegeln sowie der Öffnungs- elemente zur Energiegewinnung aufzunehmen.
elemente können unterschiedlich sein. Die Lage Passive und aktive Systeme zur Solarenenergie-
der Öffnungselemente kann in der Ebene der Ver- nutzung können wahlweise in die Fassadenkons-
glasung (Bild 6.20a) oder flächenbündig (Bild truktion integriert werden.
6.20b und c) mit den Abdeckprofilen erfolgen.
Fensteröffnungen können auch „schwimmend“ Photovoltaik (PV-Module). Photovoltaikflächen
unter Verzicht auf einen direkten Anschluss an ein erwärmen sich durch Solarstrahlung stark und
bzw. zwei Pfosten- oder Riegelprofile innerhalb der verlieren mit zunehmender Temperatur ihren
Fassadenfläche eingebaut werden (Bild 6.20d). Wirkungsgrad. Sie können zur Kühlung mit Luft-
kollektorsystemen kombiniert werden – somit
Paneelelemente. Nicht transparente (opake) Fül- kann neben der Erzeugung von elektrischer Ener-
lungen mit Wärmedämmung können als Sandwi- gie der PV durch die Kühlung mittels Luftkollek-
chelemente oder Paneele (Verbundelemente) toren zusätzlich aus der Abwärme ein Energiege-
oder als mehrschichtige zusammengesetzte Bau- winn erzielt werden. Neben der Hauptfunktion
teile eingesetzt werden. Überwiegend werden sie zur Gewinnung elektrischer Energie können PV-
in Brüstungsbereichen und als Sichtschutzver- Module auch Funktionen des Blendschutzes
kleidung der Deckenstirnflächen verwendet. Es übernehmen.
stehen wärmedämmende Blechpaneele in Sand-
wichbauweise, wärmedämmende Vakuumpanee- Transparente Wärmedämmung (TWD). Licht-
le mit Einbautiefen von nur 26 bis 37 mm oder strahlungsdurchlässige, transluzente Materialien
aus Einzelschichten bestehende Konstruktionen mit guten Wärmedämmeigenschaften können in 6
zur Verfügung, die unterschiedliche Oberflächen PRF wie Paneelelemente eingesetzt werden. Hin-
(Holzwerkstoffplatten, opakes Glas, Bleche) erhal- ter der TWD können in Teilflächen dunkelfarbige,
ten können. Wichtig ist der innenseitig dampf- massive Absorberwände als Speichermassen an-
dichte Anschluss der Paneelelemente an die geordnet werden, um die direkte Solarstrahlung
Grundkonstruktionen. den dahinter liegenden Räumen zukommen zu

6.21a 6.21b 6.21c

6.21 Paneelelemente für opake Ausfachungs- und Füllelemente


a) Wärmegedämmtes Sandwichpaneel
b) Vakuum-Paneelelement
c) Handwerklich gefertigter mehrschichtiger Aufbau

1 Pfosten- oder Riegelquerschnitt 4 Glasdeckschicht


mit Verglasungssystem 5 Luftschicht
2 Wärmedämmung 6 Innere Bekleidung mit Dampfsperre
3 Blech-Deckschicht 7 Dichtungsband, umlaufend
468 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

lassen. Sie werden ähnlich wie Verglasungs- Aufnahme von Verschiebungen in Folge von Län-
flächen eingebaut und befestigt. genänderungen. Lage und Anzahl der Fugen wird
von der Fassadenteilung und den Funktionsan-
Luftkollektoren. Eine besondere Form der akti- forderungen (Bewegungsintensität) bestimmt.
ven Nutzung von Solarenergie ist die Kombi- Fugen zwischen Elementfassaden werden mit
nation von TWD mit einer vorgelagerten Ver- elastischen, vorkomprimierten Dichtstoffen ge-
glasung. In einem Zwischenraum hinter der schlossen.
Verglasung wird kalte Außenluft eingeführt und
erwärmt dem Innenraum zugeführt oder in ein Fugen für horizontale Bewegungsmöglichkeiten
Umluftsystem eingebracht. an im Zusammenhang hergestellten PRF können
innerhalb der Pfostenprofils (Bild 6.7h, 6.20c) an-
geordnet werden. Senkrechte Bewegungsfugen
sind insbesondere bei mehrgeschossigen PRF an
6.6 Fugen- und den Stößen der Pfostenprofile erforderlich. Bei al-
Anschlussausbildung len Fugen ist auf die notwendige Dichtigkeit so-
wohl von Innen als auch von Außen zu achten.
Fugen innerhalb der Fassadenfläche und an den
Randanschlüssen erfüllen neben den gestalteri- Anschlussfugen zu angrenzenden Bauteilen
schen und bauphysikalischen Anforderungen sind geprägt durch weitergehende Einwirkun-
Aufgaben der Bauteilverbindung, der Übernah- gen. Es ist hierbei erforderlich, die Eigenschaften
me von Bewegungen zwischen der Bauteilen und der Fassadenkonstruktionen und die des Baukör-
des Ausgleiches von Maßtoleranzen in Fassa- pers miteinander zu kombinieren und die Bautei-
denebene und zwischen Fassade und Bauwerk. le und Bauteilschichten ineinander zu über-
Bei allen Fassadenfugen sind bauphysikalische führen.
Anforderungen u. a. des Wärmeschutzes, des Bei den Anschlussanforderungen der Fassaden-
6 Feuchteschutzes von Außen (Regen- und Ober-
flächenwasser, Schmelz- und Spritzwasser) und
flächen sind Aufgaben der Gestaltung, der Statik
(Lastabtragung, Verformung), der verschiedenen
der Dampfdichtigkeit von Innen zu berücksichti- Baustoffeigenschaften und der unterschiedlich
gen. Bei allen Anschlüssen muss der Grundsatz großen Maßtoleranzen aus Rohbau und Fassa-
beachtet werden, dass die Wasserdampfdiffu- den zu berücksichtigen. Möglicherweise kommen
sionswiderstände der inneren Dichtung größer gesetzliche Auflagen (Brandschutz, Schwellen-
sind als die der äußeren Dichtsysteme (Innen höhen) und Erfordernisse des Bauablaufes hinzu.
dichter als Außen). Sind vergleichbar dichte Sys- Die Anschlusssituationen an Dach, Decken, Wän-
teme außen und innen vorgesehen, muss nach den und Trennwänden und am Fußpunkt müssen
außen der Dampfdruckausgleich gewährleistet verschiedenen Ansprüchen Rechnung tragen
werden. (Bild 6.22).
Sowohl bei der unabhängigen (Elementfassade)
und auch der zusammenhängenden (PRF) Fassa- Abdichtungssysteme für Anschlussfugen müs-
denbauweise (s. Bild 6.2) entstehen zwei unter- sen einerseits in der Lage sein, vertikale Bewe-
schiedliche Arten von Fugenausbildungen: gungen zwischen Baukörper und Fassade in der
• Bewegungsfugen innerhalb der Konstruktion Folge von Setzungs- und Schwindvorgängen und
• Anschlussfugen an das Bauwerk in den Rand- anderseits horizontale Breitenveränderungen der
bereichen Fuge als Folge von Wärmedehnungen sowie Set-
zungs- und Schwindvorgängen aufzunehmen.
Bewegungsfugen innerhalb der Fassaden- Abdichtungen zwischen Baukörper und Fassade
fläche sind so anzuordnen, dass sie Zwängungen können grundsätzlich ein- oder zweistufig erfol-
aus Verformungen verhindern und Verformungs- gen. Bei einstufiger Ausführung werden Regen
differenzen aus unterschiedlichen Bauteileigen- und Wind in einer Ebene abgehalten (Bild 5.26a)
schaften und Beanspruchungen schadensfrei – in zweistufiger Konstruktionsart erfolgt die
ausgleichen. Sie können mehrere Aufgaben erfül- Regen- und Winddichtung in zwei Ebenen, die
len. über eine kontrollierte Wasserableitung hinter
Bei Elementfassaden werden sie durch die Stöße der außen liegenden Regensperre verfügen (Bild
der einzelnen unabhängigen Fassadenelemente 5.26b und c). Bei Pressleisten-Verglasungen mit
gebildet und ermöglichen den Ausgleich von oder ohne Abdeckprofil erfolgt die Abdichtung
Maßtoleranzen der einzelnen Elemente und die überwiegend in zwei Ebenen.
6.6 Fugen- und Anschlussausbildung 469

6.22
Anschlussfugen an angrenzende Bauteile
1 Bodenanschluss
2 Deckenanschluss
3 Dachanschluss
4 Wandanschluss
5 Trennwandanschluss

Die hohen Anforderungen an eine dauerhafte sondere bei angrenzendem Gelände- oder Bal-
Elastizität können erfüllt werden durch: konflächen der Belastung durch Schmelz- und
• Dichtstoffe mit geschlossenzelligem, nicht was- Spritzwasser ausgesetzt. Im Übergang von Fassa-
sersaugendem Hinterfüllmaterial denflächen zu wasser führenden Ebenen ist unter 6
• vorkomprimierte, imprägnierte Schaumkunst- Berücksichtigung der Flachdachrichtlinien die
stoffbänder (Kompribänder) Dichtung mindestens 15 cm hoch zuführen und
vor mechanischen Beschädigungen zu schützen
• Bauabdichtungsbahnen und Butylbänder (s. a. Abschn. 10.7 in Teil 1 dieses Werkes). Bei bar-
rierefreien Planungen ist zudem eine Schwellen-
Die Wahl des Abdichtungssystems richtet sich höhe von max. 2 cm zu berücksichtigen. Um hier-
nach der Geometrie der Fuge, den durch die bei einen niveaugleichen Übergang von innen
Konstruktionen von Fassade und Baukörper ge- nach außen zu ermöglichen, muss im Anschluss-
gebenen Voraussetzungen, der Fugenart, der bereich zwischen Bodenbelag und Fassadenfuß-
erforderlichen Toleranzgröße, der Bauabfolge punkt ein Gitterrost aus Metall oder Holz vorge-
und der chemischen Verträglichkeit der angren- sehen werden. Feuchtigkeit kann hierdurch nach
zenden Baustoffe. In geschossübergreifenden, unten abgeleitet werden. Der Fußpunkt der Fas-
großflächigen Fassadenkonstruktionen kommen sade reicht ohne sichtbaren Sockelrand bis auf
üblicherweise auf Grund zu erwartender größe- die Bodenfläche (Bild 6.23b).
rer Verformungen und Windbelastungen nur
Dichtungsbahnen in Frage. In Bereichen mit ge- Am Bodenanschluss wird meist ein Festpunkt
ringen Verformungen können Fugendichtstoffe ausgebildet (stehende Fassade). Maßtoleranzen
und Dichtungsbänder angewendet werden. Ins- aus dem Rohbau müssen durch Unterfütterun-
besondere in Übergangbereichen zwischen ver- gen mit Keilen oder Anschlussprofile mit Lang-
schiedenen Dichtsystemen (Eckübergängen) ist lochausbildung aufgenommen werden können.
auf einen luftdichten Anschluss zu achten. Die Bei Fassaden aus Holz wird am Bodenanschluss
Auswahl der Dichtsysteme erfolgt unter Berück- häufig zunächst ein Schwelle als Lagerholz und
sichtigung der Wasserdampfdiffusionswiderstän- zur Ausrichtung der aufstehenden Pfostenprofile
de der Innen- und Außendichtung (Innen dichter eingebracht (Bild 6.23b).
als Außen). Bei nahezu gleicher Dichte der Ab-
dichtungssysteme innen und außen ist für einen Deckenanschluss und Dachanschluss. Decken-
Dampfdruckausgleich nach Außen zu sorgen. und Dachanschlüsse unterscheiden sich durch
die Lage der Fassade zwischen den Decken-
Bodenanschluss. Bodenanschlüsse der Fassaden bzw. Dachflächen oder vor dem Decken- oder
und von Türelementen (Bild 6.23) sind insbe- Dachrand durchlaufend (Bild 6.24). Es wird i. d. R.
470 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

6.23a 6.23b

6.23 Bodenanschlüsse (Beispiele) 4 L-Winkel als Randabschluss


a) Bodenanschluss Metallfassade 5 Blechverwahrung mit Pressleiste eingeklemmt
b) Bodenanschluss Holzfassade 6 Oberkante Fertigfußboden
7 Schwelle als Lagerholz
1 Pfostenprofil aus Stahl oder Aluminium bzw. aus Holz 8 Bodenplatte mit Abdichtung und Wärmedämmung
2 Riegelprofil mit Pressleisten-Verglasung 9 Gitterrost aus Metall oder Holz
3 Fußplatte oder L-Winkel zur Befestigung des Pfostens 10 Dampfsperre und Dichtung
mit Unterfütterung zum Ausgleich von Maßtoleranzen

6.24a 6.24b
6.24 Deckenanschlüsse (Beispiele)
a) Deckenanschluss ober- und unterseitig 4 Riegel in Brüstungshöhe
b) Deckenanschluss vor dem Deckenrand 5 Opake Verglasung oder Ausfachung
6 Oberkante Fertigfußboden
1 Pfosten, geschosshoch 7 Wärmedämmung mit Dampfsperre
2 Pfosten, durchlaufend mit Stahl-L-Profil und 8 Stahlbetondecke
Langloch befestigt 9 Fugenverschluss mit Brandschutzmaterial (Promat)
3 Riegel mit Pressleisten- Verglasung, oben mit h = Dimension der Anschlussfuge gemäß den
L-Profil und Langloch befestigt zu erwartenden Verformungen
6.6 Fugen- und Anschlussausbildung 471

6.25a 6.25b

6.25c 6.25d

6.25 Wandanschlüsse (Beispiele)


a) Innenecke mit zwei Pfostenprofilen
b) Innenecke ohne Pfostenprofile mit geklebter Glasecke
c) Außenecke mit zwei Pfostenprofilen
d) Außenecke ohne Pfostenprofile mit geklebter Glasecke
1 Pfosten mit Pressleisten- Verglasung
2 Riegelprofil
3 Futterholz oder Füllelement
4 geklebte Ecke mit Stufengläsern
5 Blechverwahrung
6 Wärmedämmverbundsystem
7 Hinterlüftete Außenwandbekleidung
8 Primärkonstruktion
9 Blockzarge als Leibungsbekleidung
10 Zugstab oder Zugseil zur Lastabtragung der Riegelprofile
472 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

ein Lospunkt z. B. durch Langlochausbildung zur Anordnung von Futterhölzern oder Füllelemen-
Aufnahme von Verformungen und Bewegungen ten zwischen Fassadenpfosten und Wandflächen
aus Fassade und Bauwerk vorgesehen. Wichtig ist sinnvoll. In diesen Bereichen können Wärme-
die Berücksichtigung von ausreichend dimensio- dämmschichten und Außenwandbekleidungen
nierten Anschlussfugen zur Aufnahme von Set- angeschlossen werden (Bild 6.25).
zungen aus dem Bauwerk im Übergang zu Bau-
teilen der Primärkonstruktion (Bild 6.24a). Innen- und Außenecken innerhalb der Fassa-
denflächen können mittels ein – oder zweiteili-
Wandanschlüsse an angrenzende Bauteile müs- gem Eckpfosten oder als an der Ecke geklebte
sen ebenfalls Bewegungen und Maßtoleranzen Stufenglasscheibe ausgebildet werden (Bild
aus dem Bauwerk und der Fassadenfläche zwän- 6.25b und d). Frei auskragende Eckverglasungen
gungsfrei aufnehmen können. Häufig sind die ohne Pfosten erfordern ab einer Breite von ca.

6.26a 6.26b

6.26c 6.26d 6.26e

6.26 Trennwandanschlüsse (Beispiele)


a) Pfostenprofil mit überlappendem Trennwandanschluss (nicht empfehlenswert)
b) Pfostenprofil mit stumpfem Wandanschluss
c) Pfostenprofil mit Glas- oder Paneelelement als Anschluss
d) Doppeltes Pfostenprofil mit eingeschobener zweischaliger Trennwand (Schallschutzwand)
e) Getrenntes Pfostenprofil mit zweischaliger Trennwand (Schallschutzwand)
1 Leichte Trennwand
2 Fassadenpfosten
3 Sicherheits-Glasscheibe (Dicke gemäß Schallschutzanforderungen)
4 Öffnungselement
6.7 Normen 473

50–60 cm ein Zugseil oder einen Zugstab zur sollten daher die Fassadenprofile freigestellt blei-
Aufnahme der Lasten aus den über Eck angeord- ben und die Wand rückseitig anschließen (Bild
neten Riegelprofilen. 6.26b) oder durch schlankere Glas- oder Paneel-
elemente als Zwischenstücke getrennt werden
Trennwandanschlüsse. Die größere Dicke (≥ ca. (Bild 6.26c).
10 cm) von inneren Trennwänden führt im An- Schallschutzanforderungen zwischen Räumen
schluss an die häufig schmaleren Pfostenprofile können nur durch zweischalige Trennwandauf-
zu nicht flächenbündigen Übergängen, die zu- bauten und deren separate Anschlüsse an ge-
dem die Bedienbarkeit von ggf. vorhandenen Öff- trennte Dehnprofile in der Fassade (Bild
nungselementen behindern können (Bild 6.26a). 6.26d) oder doppelte Pfostenprofile (Bild 6.26e)
Im Übergang zwischen Fassade und Trennwand gelöst werden.

6.7 Normen
(s. a. Abschn. 5 und Abschn. 9 in Teil 1 dieses Werkes)

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 107 04.1974 Bezeichnung mit links oder rechts im Bauwesen


DIN EN ISO 140-5 12.1998 Akustik – Messung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen;
Messung der Luftschalldämmung von Fassadenelementen und Fassaden an
Gebäuden
DIN EN 357 02.2005 Glas im Bauwesen – Brandschutzverglasungen aus durchsichtigen oder
durchscheinenden Glasprodukten; Klassifizierung des Feuerwiderstandes
DIN EN 410 12.1998 – ; Bestimmung der lichttechnischen und strahlungsphysikalischen Kenngrößen
6
von Verglasungen
DIN EN 673 06.2003 – ; Bestimmung des Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert);
Berechnungsverfahren
DIN 1055-4 03.2005 Einwirkungen auf Tragwerke; Windlasten
DIN 1055-4, Ber. 1 03.2006 –; –; Berichtigungen
DIN EN 1096-1 01.1999 Glas im Bauwesen; Beschichtetes Glas; Definition und Klasseneinteilung
DIN 1249-11 09.1986 Flachglas im Bauwesen; Glaskanten; Begriffe, Kantenformen und Ausführung
DIN 1259-1 09.2001 Glas; Begriffe für Glasarten und Glasgruppen
DIN 1259-2 09.2001 Glas; Begriffe für Glaserzeugnisse
DIN EN 1991-1–4 07.2005 Eurocode 1 – Einwirkungen auf Tragwerke; Allgemeine Einwirkungen; Windlasten
DIN 4102-13 05.1990 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Brandschutzverglasungen;
Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4108-1 08.1981 Wärmeschutz im Hochbau; Größen und Einheiten
DIN 4108-2 07.2003 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden; Mindestanforderungen
an den Wärmeschutz
DIN 4108-3 07.2001 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen, Berechnungsverfahren und
Hinweise für Planung und Ausführung
DIN 4108-7 08.2001 –; Luftdichtheit von Gebäuden, Anforderungen, Planungs- und Ausführungs-
empfehlungen sowie -beispiele
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau, Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Bbl 2 11.1989 –; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen erhöhten
Schallschutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn- und
Arbeitsbereich
DIN 5034-1 10.1999 Tageslicht in Innenräumen; Allgemeine Anforderungen
DIN 5034-2 02.1985 –; Grundlagen

Fortsetzung s. nächste Seite


474 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 12 152 08.2002 Vorhangfassaden – Luftdurchlässigkeit; Leistungsanforderungen und


Klassifizierung
DIN EN 12 153 09.2000 Vorhangfassaden; Luftdurchlässigkeit; Prüfverfahren
DIN EN 12 154 06.2000 Vorhangfassaden; Schlagregendichtheit, Leistungsanforderungen und
Klassifizierung
DIN EN 12 155 10.2000 –; –, Laborprüfung unter Aufbringen von statischem Druck
DIN EN 12 179 09.2000 Vorhangfassaden; Widerstand gegen Windlast; Prüfverfahren
DIN EN 12 207 06.2000 Fenster und Türen; Luftdurchlässigkeit – Klassifizierung
DIN EN 12 208 06.2000 –; Schlagregendichtheit – Klassifizierung
DIN EN 12 210 08.2003 –; Widerstandsfähigkeit bei Windlast – Klassifizierung
DIN EN 12 354-3 09.2000 Bauakustik – Berechnung der akustischen Eigenschaften von Gebäuden aus
den Bauteileigenschaften; Luftschalldämmung gegen Außenlärm
DIN EN 12 464-1 03.2003 Licht- und Beleuchtung – Beleuchtung von Arbeitsstätten; Arbeitsstätten
in Innenräumen
DIN EN 13 022-1 08.2006 Glas im Bauwesen; Geklebte Verglasungen; Glasprodukte für SSG-Systeme –
Einfach und Mehrfachverglasungen mit und ohne Abtragung des Eigengewichtes
DIN EN 13 022-2 08.2006 –; –; Verglasungsvorschriften
DIN EN 13 116 11.2001 Vorhangfassaden; Widerstand gegen Windlast; Leistungsanforderungen
DIN EN 13 363-1 09.2007 Sonnenschutzeinrichtungen in Kombination mit Verglasungen; Berechnung
der Solarstrahlung und des Lichttransmissionsgrades; Vereinfachtes Verfahren
DIN EN ISO 13 791 02.2005 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Sommerliche Raumtemperaturen
6 bei Gebäuden ohne Anlagentechnik; Allgemeine Kriterien und Validierungs-
verfahren
DIN EN 15 434 08.2006 Glas im Bauwesen; Produktnorm für lastübertragende und/oder UV-beständige
Dichtstoffe (für geklebte Verglasungen und/oder Isolierverglasungen mit
exponierten Dichtungen)
DIN 18 005-1 07.2002 Schallschutz im Städtebau; Grundlagen und Hinweise für die Planung
DIN 18 005-1 Bbl 1 05.1987 Schallschutz im Städtebau; Berechnungsverfahren; Schalltechnische
Orientierungswerten für die städtebauliche Planung
E DIN 18 008-1 03.2006 Glas im Bauwesen; Bemessungs- und Konstruktionsregeln; Begriffe und
allgemeine Grundlagen
E DIN 18 008-2 03.2006 –; –; Linienförmig gelagerte Verglasungen
DIN 18 055 10.1981 Fenster; Fugendurchlässigkeit, Schlagregendichtheit und mechanische
Beanspruchung; Anforderungen und Prüfung
DIN 18 056 06.1966 Fensterwände; Bemessung und Ausführung
DIN 18 073 11.1990 Rollabschlüsse, Sonnenschutz und Verdunklungsanlagen im Bauwesen; Begriffe,
Anforderungen
DIN 18 195-9 03.2004 Bauwerksabdichtungen; Durchdringungen, Übergänge, An und Abschlüsse
DIN 18 202 10.2005 Toleranzen im Hochbau; Bauwerke
DIN 18 351 10.2006 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen; Teil C: Allgemeine techni-
sche Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Vorgehängte hinterlüftete
Fassaden
DIN 18 361 12.2002 –; Verglasungsarbeiten
DIN 18 516-4 02.1990 Außenwandbekleidungen, hinterlüftet; Einscheiben-Sicherheitsglas;
Anforderungen, Bemessung, Prüfung
DIN 18 540 12.2006 Abdichten von Außenwandfugen im Hochbau mit Fugendichtstoffen
DIN 18 542 01.1999 Abdichten von Außenwandfugen mit imprägnierten Dichtungsbändern
aus Schaumkunststoff; Imprägnierte Dichtungsbänder; Anforderungen, Prüfung
DIN 18 545-1 02.1992 Abdichten von Verglasungen mit Dichtstoffen; Anforderungen an Glasfalze
DIN 18 545-2 02.2001 –; Dichtstoffe; Bezeichnung, Anforderungen und Prüfung
6.8 Literatur 475

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 18 545-2 10.2007 –; Dichtstoffe; Bezeichnung, Anforderungen und Prüfung


DIN 18 545-3 02.1992 –; Verglasungssysteme
DIN V 18 599-1-10 02.2007 Energetische Bewertung von Gebäuden – Berechnung des Nutz-, End- und
Primärenergiebedarfs für Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser und
Beleuchtung – Teil 4: Nutz- und Endenergiebedarf für Beleuchtung
DIN EN 26 891 07.1991 Holzbauwerke; Verbindungen mit mechanischen Verbindungsmitteln;
Allgemeine Grundsätze für die Ermittlung der Tragfähigkeit und
des Verformungsverhaltens (ISO 6891: 1983)
GlaskonstrZulBek 12.1998 Bekanntmachung der Leitlinie für die europäische technische Zulassung für
geklebte Glaskonstruktionen
Verglasung TR, TRLV 08.2006 TRLV – technische Regeln für die Verwendung von linienförmig gelagerten
Verglasungen
Vertikalverglasung TR 08.1997 Technische Regeln für die Verwendung von linienförmig gelagerten Vertikal-
verglasungen
VDI 2791 08.1987 Schalldämmung von Fenstern und deren Zusatzeinrichtungen

6.8 Literatur
[1] Bäckmann, R.: Sonnenschutz Teil 1 bis 3; Systeme, Technik und Anwendung, Gestaltung und Konstruktion, Tageslicht-
technik u. a. Bochum 1999/2000
[2] Deutsches Institut für Bautechnik (DIBt); Technische Regeln für die Verwendung von absturzsichernden Verglasungen
6
(TRAV)-Fassung 1/2003. Düsseldorf www.dibt.de
[3] Gall, D., Vandahl, C., Jordanowa, S.: Tageslicht und künstliche Beleuchtung, Bewertung von Lichtschutzeinrichtungen.
2000
[4] Haas-Arndt, D.: Tageslichttechnik in Gebäuden. Heidelberg 2007
[5] Herzog,T., Krippner, R., Lang,W.: Fassadenatlas. München 2004
[6] Hindrichs, D., Heusler,W.: Fassaden – Gebäudehüllen für das 21st Jahrhundert. Basel 2006
[7] Informationsdienst Holz: Schriftenreihe des Holzabsatzfonds, Bonn. Holz-Glas-Fassaden; Holzbauhandbuch, Reihe 1,
Teil 10, Folge 3, 12/1999; www.infoholz.de
[8] Informationszentrum RAUM und BAU-(IRB)-Literaturdokumentationen: Glasfassaden, Temporärer Wärmeschutz, Licht-
umlenkung, Energiegewinnung durch Fenster, Tageslichttechnik, Hochhausfassaden, Sonnenschutz von Büro- und
Verwaltungsbauten u. a. Stuttgart, tagesaktuell; www.irb.fraunhofer.de
[9] Institut für Fenstertechnik e.V.;„Pfosten-Riegel-Fassaden“ tagesaktuell Rosenheim; ift-rosenheim/fachinformationen.de
[10] Industrieverband Dichtstoffe – IVD Merkblätter u. A. Merkblatt Nr. 9; Spritzbare Dichtstoffe in der Anschlussfuge für
Fenster und Außentüren. Düsseldorf 2003; www.ivd-ev.de
[11] Knaack, U., Führer,W., Wurm, J.: Konstruktiver Glasbau – Neue Möglichkeiten und Techniken. Köln 2000
[12] Pech, A., Pommer, G., Zeininger, J.: Fassaden. Wien 2006
[13] Schmid, J., Schumacher, R., Hoeckel, C., Niedermeier, P., Kotthoff, J.: Entwicklung und Erprobung von Konstruktionsgrundla-
gen für mehrgeschossige Holzfassaden; i.f.t. Rosenheim 1999
[14] Schmid, J., Niedermeier, P.: Structural Glazing – Gebäudehüllen aus Glas auf Holztragkonstruktionen. In: Bayern innova-
tiv; Rosenheim 1999
[15] Schuler, M.: Glasfassaden und Sonnenschutz – Kühllastvermeidung. In: VfA Profil 10/98
[16] Schittich, C., Staib, G., Balkow, D., Schuler, M., Sobeck, W.: Glasbauatlas, München 2006
[17] Schulz, C., Seger, P.: Glas am Bau 1 – Konstruktion von Glasfassaden. In DAB 3/1993
[18] Stiell, W., Schmid, J., Lieb, K., Krause, H., Stengel, F.: Geklebte Glaselemente in Holztragwerken. i.f.t. Rosenheim 1996
[19] Saint-Gobain Glass – VEGLA-GmbH: Glas am Bau; Technisches Handbuch. Aachen 1998/1999
[20] Swab, A.: Transparenz ohne tropische Temperaturen. Natürliche Lüftung und sommerlicher Sonnenschutz in Fassaden-
technik. Sonderheft 2004
477

7 Außentüren, Innentüren,
Schutz- und Sondertüren

7.1 Allgemeines • allen Witterungseinflüssen und klimatischen


Beanspruchungen standhalten,
Türen trennen und verbinden Außen- und Innen- • eine hohe mechanische Festigkeit gegen Stoß
raum sowie Räumlichkeiten mit unterschied- und Verformungsstabilität bei Differenzklima
licher Nutzung und Repräsentation. Dement- (Temperatur- und Feuchteunterschiede) auf-
sprechend unterscheidet man Außentüren, weisen,
Innentüren und Schutztüren. 1) 2) • einen ausreichenden Wärme-, Schall- und
Von der jeweiligen Zweckbestimmung eines Tür- Feuchteschutz erbringen,
elementes werden Anordnung, Größe, Form und • durch den Einbau von Boden- und Falzdich-
Öffnungsart, Werkstoff und Konstruktion sowie tungsprofilen möglichst fugendicht schließen
Art und Eignung der Beschläge beeinflusst. Da- sowie
neben sind immer auch gestalterische und wirt- • mit einbruchhemmenden Bändern, Garnituren
schaftliche Gesichtspunkte zu beachten. und Schlössern ausgerüstet sein.
Außen- und Innentüren gibt es in einer Vielzahl
von Formen und Materialien. Sie können aus Holz Innentüren
und Holzwerkstoffen, Aluminium und Stahl, Innentüren trennen und verbinden Räume mit
Kunststoff und Glas oder aus Kombinationen die- unterschiedlicher Nutzung und Gestaltung im
ser Werkstoffe – in Einzelfertigung nach hand- Wohn- und Objektbereich (Tabelle 7.1). Sie sind
werklichen Grundsätzen oder industrieller Seri- Öffnung und Abschluss zugleich. Zweck und An-
enfertigung – hergestellt sein. spruch der Räumlichkeiten bestimmen auch hier
weitgehend Form, Materialwahl und Konstruk-
Außentüren tion der vielfältig gestaltbaren Elemente. Die
Außentüren sind meist integrierter Bestandteil wesentlichen Grundanforderungen an normale
einer Hauseingangsanlage, die Zweck und Be- Innentüren sind 7
deutung des Gebäudes erkennen lassen soll. • Dauerfunktionstüchtigkeit,
Wesentliche Bestandteile sind Vordach, Türnische • Widerstandsfähigkeit bei mechanischer Bean-
oder Windfang, Hausnummer- und Namens- spruchung,
schild, Klingel, Sprech- und Briefkastenanlage so- • Verformungsstabilität bei klimatischer Bean-
wie Beleuchtung und Schuhabstreifer. Sie bestim- spruchung,
men – zusammen mit den Fenstern – weitgehend • ausreichender Mindestschallschutz und Fugen-
das äußere Erscheinungsbild eines Gebäudes dichtheit,
und müssen daher neben technischen immer • Einbruchhemmung, insbesondere bei Woh-
auch formalen Ansprüchen gerecht werden. nungsabschlusstüren.
Außentüren bilden im Wohn- und Objektbereich
die Nahtstelle zwischen Innen und Außen (Tabel- Sonderanforderungen, wie sie nachstehend und
le 7.1). Sie trennen somit Zonen mit unterschied- in Abschn. 7.8, Schutztüren, näher erläutert sind,
lichen, meist gegensätzlichen Bedingungen. Da- können je nach Zweckbestimmung hinzukom-
raus resultierend müssen Außentüren men. Vgl. hierzu Tabelle 7.2.

1) Unter der Bezeichnung Tür versteht man allgemein das Schutz- und Sondertüren
komplette Türelement, bestehend aus dem Türblatt und
einem fest mit der Wand verbundenen Türrahmen (auch
An Außen- und Innentürelemente können je nach
Türzarge genannt). Die Tür ist in der Regel nur für den Zweckbestimmung noch weitere Sonderanforde-
Durchgang von Personen angelegt. rungen gestellt werden, die über die allgemeine
2) Der Begriff Tor umfasst alle Einrichtungen zum Schließen Funktionstauglichkeit einer Tür hinausgehen. Die-
von Öffnungen, die für die Durchfahrt von Fahrzeugen se erhöhten Anforderungen sind sowohl ihrer Art
und den Durchgang von Personen geeignet sind. Tore
sind gemäß DIN EN 12 433 (Terminologie) und DIN EN
als auch ihrem Umfang nach im jeweiligen Leis-
13241-1 (Sicherheitsanforderungen) genormt, bleiben im tungsverzeichnis eindeutig zu definieren. Vgl. hier-
Rahmen dieser Abhandlung jedoch unberücksichtigt. zu insbesondere Abschn. 7.8.
478 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Tabelle 7.1 Einteilung und Benennung von Türen im Bauwesen

Türen im Bauwesen

Außentüren Mindestanforderungen Innentüren


Sonderanforderungen

Wohnbereich Objektbereich Wohnbereich Objektbereich

z. B. z. B. z. B. z. B. z. B.
Hauseingangstüren Ladentüren Einbruchschutz Wohnungsabschluss- Hotelzimmertüren
Laubengangtüren Warenhaustüren Brandschutz türen Krankenzimmertüren
Kellerausgangstüren Funktionstüren Schallschutz Wohnraumtüren Sondertüren
Badezimmertüren u. a. m.

Tabelle 7.2 Technische Mindest- und Sonderanforderungen, die je nach Zweckbestimmung


an Außen-, Innen- und Sondertüren gestellt werden können.

Mindestanforderungen Sonderanforderungen

Außen- und Innentüren Nur Außentüren Schutz- und Sondertüren


Funktionssicherheit Wärmeschutz Brandschutz erhöhter Wärmeschutz
Mechanische Festigkeit Luftdichtheit Rauchschutz erhöhter Schallschutz
Verformungsstabilität Winddichtheit Strahlenschutz erhöhter Feuchteschutz
Fugendichtheit Schlagregendichtheit Beschussfestigkeit erhöhter Einbruchschutz
Schallschutz Bewitterungsfähigkeit u. a. m.
Einbruchhemmung

7.2 Einteilung und Benennung: • Objekttüren


Büroraum- und Hotelzimmertüren, Pflege- und
Überblick Altenheimzimmertüren, Krankenhaus- und
Schulzimmertüren
Einteilung nach dem Verwendungszweck
• Schutz- und Sondertüren
Stellvertretend für eine Vielzahl von Möglichkei- Schallschutz- und Feuerschutztüren, Nassraum-
ten sollen hier nur einige Einsatzbereiche er- und Strahlenschutztüren, einbruch- und be-
wähnt werden. Beispielhaft sind zu nennen: schusshemmende Türen u. a. m.
• Außentüren
Hauseingangstüren, Büro-, Geschäfts- und Wa-
renhaustüren, Kino-, Gaststätten- und Hotelein- 7.3 Planungshinweise
gangstüren
• Innentüren Es würde den Rahmen dieses Werkes bei weitem
Wohnungsabschluss- und Windfangtüren, sprengen, wollte man auf alle Normen, Verord-
Wohnraum- und Badezimmertüren, Arztpra- nungen, Richtlinien und technischen Anforde-
xen- und Labortüren rungen näher eingehen, die bei der Gebäude-
• Repräsentationstüren planung im Zusammenhang mit den Türen zu
Konzertsaal- und Konferenzraumtüren, Rat- beachten sind. Beispielhaft sollen deshalb nur
haus- und Kirchentüren, Banken- und Theater- einige Aspekte genannt und kurz erläutert wer-
eingangstüren den.
7.3 Planungshinweise 479

Einteilung nach der Bewegungsrichtung

7.3b
7.3a

7.3c 7.3d 7.3e

7.3f 7.3g

7
7.3h 7.3i

7.3l
7.3k

7.3m 7.3n

7.3 Einteilung nach der Bewegungsrichtung


a) Drehflügeltüren (ein- und zweiflügelig), b) Schiebetüren (ein- und zweiflügelig), c) Pendeltüren (ein- und zweiflüge-
lig), d) Drehkreuztür, e) automatische Schiebetür (ein- und zweiflügelig), f ) Harmonikatür bzw. Harmonikawand
(Metallscherengerüst beidseitig mit Kunstleder oder Holzlamellen bekleidet), g) Falttür bzw. Faltwand, seitlich geführt
(Holzlamellen mit Scharnieren verbunden), h) Falttür bzw. Faltwand mittig geführt (mit einem halben Flügel
beginnend), i) Paarwand (aus beweglichen Plattenpaaren), k) Bewegliche Trennwand aus Einzelelementen (auch
Element- oder Schiebewand genannt), l) Teleskopwand, m) Rollwand, vertikal oder horizontal angeordnet (ein- oder
zweischalig), n) Hub- und Versenkwand
480 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Einteilung nach der Türrahmenausbildung

7.4a 7.4b 7.4c

7.4d 7.4e 7.4f

7.4g 7.4h 7.4i

7.4 Einteilung nach der Türrahmenausbildung (nur Drehflügeltüren)


a) Blendrahmentür (Holz), b) Blockrahmentür (Holz), c) Zargenrahmentür (Holz), d) Futterrahmen mit Bekleidungen
(Holz), e) Stahlzargentür: Eckzarge, f ) Stahlzargentür: Umfassungszarge, g) Stahlzargentür: Umfassungszarge für
Plattenwände, h) Metallrahmentür, i) Ganzglastür (rahmenloser Einbau)

Einteilung nach der Türblattausbildung

7.5a 7.5b 7.5c

7.5d 7.5e 7.5f

7.5g 7.5h 7.5i

7.5 Einteilung nach der Türblattausbildung


a) Latten- oder Brettertüren, b) Rahmentüren mit Glasfüllungen, c) Rahmentüren mit Holzfüllungen,
d) Sprossentüren mit Glasfüllungen, e) aufgedoppelte Türen (Außentüren), f ) glatte Sperrtüren (ggf. mit Sehschlitzen),
g) Metallrahmentüren mit Füllungen aller Art, h) Ganzglastüren, i) Falztüren oder Stumpftüren
7.3 Planungshinweise 481

Arbeitsstättenverordnung1) Türen im Verlauf von Rettungswegen müssen ge-


kennzeichnet sein und sich von innen ohne frem-
Nach der Arbeitsstätten-Richtlinie (ASR 10/1) de Hilfsmittel jederzeit leicht öffnen lassen, so-
müssen die Türen und Tore in begehbaren Räu- lange sich Personen in der Arbeitsstätte befinden.
men so angeordnet sein, dass von jeder Stelle des
Raumes eine bestimmte Entfernung zum nächst- Nach der Arbeitsstätten-Richtlinie (ASR 10/5)
gelegenen Ausgang nicht überschritten wird. Die müssen lichtdurchlässige Türflächen bruchsicher
in der Luftlinie gemessene Entfernung soll höch- sein, ausgenommen Türfüllungen im oberen Drit-
stens betragen: tel von Türen. Lichtdurchlässige Flächen von Türen
im Verlauf von Verkehrswegen müssen aus ESG-
a) in Räumen, ausgenommen Räume nach b) bis f ) 35 m
oder VSG-Sicherheitsgläser oder einem Kunststoff
b) in brandgefährdeten Räumen ohne Sprinklerung 25 m
oder vergleichbaren Sicherheitsmaßnahmen mit vergleichbaren Sicherheitseigenschaften be-
c) in brandgefährdeten Räumen mit Sprinklerung 35 m stehen.
oder vergleichbaren Sicherheitsmaßnahmen Türen, deren Fläche zu mehr als der Hälfte aus
d) in giftstoffgefährdeten Räumen 20 m bruchsicherem, durchsichtigem Werkstoff be-
e) in explosionsgefährdeten Räumen, 20 m steht, müssen auf beiden Seiten in etwa 1 m
ausgenommen Räume nach f ) Höhe eine über die Türbreite verlaufende Hand-
f ) in explosivstoffgefährdeten Räumen 10 m leiste haben. Pendeltüren müssen durchsichtig
sein oder Sichtfenster haben.
Die Ausgänge müssen unmittelbar ins Freie oder
in Flure oder Treppenräume – die Rettungswege Ganzglastüren müssen in Augenhöhe so gekenn-
im Sinne des Bauordnungsrechts der Länder sind zeichnet sein, dass sie deutlich wahrgenommen
– oder in andere Brandabschnitte führen. Sofern werden können. Für größere Glasflächen können
diese Voraussetzungen nicht vorliegen, rechnen Schutzmaßnahmen zur Sicherung des Verkehrs
die Entfernungen – gemessen in der Luftlinie – bis verlangt werden. Vgl. hierzu Abschn. 7.10.2.
zum nächstgelegenen Ausgang, der unmittelbar Barrierefreies Bauen2)
ins Freie oder in einen Rettungsweg führt. Bei Räu-
men mit mehreren Türen sollen sich die Ausgänge Öffentlich zugängliche Gebäude und Arbeitsstät-
möglichst in gegenüberlieg.Wänden befinden. ten (DIN 18 024-2) sowie Wohnungen (DIN
Die Zahl der Türen richtet sich nach der Zahl der 18 025-1 bis -2) sind so zu planen, zu bauen und
Personen und der Lage der Arbeitsplätze im einzurichten, dass sie auch von Rollstuhlbenut-
Raum. Dabei sind die vorgenannten höchstzuläs- zern, Blinden, Sehbehinderten, Gehörlosen, Hör- 7
sigen Entfernungen und die nach Tabelle 7.6 er- geschädigten, Menschen mit sonstigen Behin-
forderlichen Türabmessungen zu berücksichti- derungen, älteren Menschen, Kindern und klein-
gen. Die Abmessungen der Türen richten sich oder großwüchsigen Menschen – von fremder
nach der Zahl der Personen im Einzugsgebiet des Hilfe weitgehend unabhängig – barrierefrei er-
Ausganges und der Nutzung des Raumes. reicht und genutzt werden können.
Türen müssen so angebracht sein, dass sie in auf- Türabmessungen. Hauseingangstüren, Woh-
geschlagenem Zustand die nutzbare Laufbreite nungsabschlusstüren, Aufzugstüren sowie Türen
vorbeiführender Verkehrswege nicht einengen. in Wohnungen, die für Rollstuhlfahrer geplant
Griffe und andere Einrichtungen für die Hand- werden, müssen eine lichte Durchgangsbreite
betätigung von Türen dürfen mit festen oder be- von mind. 90 cm aufweisen und sollten eine lich-
weglichen Teilen der Tür oder deren Umgebung te Durchgangshöhe von mind. 210 cm haben.
keine Quetsch- oder Scherstellen bilden. Baurichtmaße von Türöffnungen s. Bild 7.20.
1) Die beabsichtigte Neustrukturierung der Arbeitsstätten- 2) Die verschiedenen Normen zum Barrierefreien Bauen
verordnung führt zum Wegfall der Arbeitsstättenricht- werden zukünftig in der neuen Norm DIN 18 030 für alle
linien, die durch technische Regeln ersetzt werden sollen. Bereiche des Bauens zusammengefasst.
Tabelle 7.6 Türabmessungen, Auszug aus der Arbeitsstätten-Richtlinie (ASR 10/1)

Anzahl der Personen im Baurichtmaße (cm) bei Gefahrengrad


Einzugsgebiet des Ausganges normal brandgefährdet

1 bis 405 187,5 100


2 bis 120 100 125
3 bis 100 125 150
4 bis 250 175 200
5 bis 400 225 –
482 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Türen von Sanitätsräumen, Toiletten, Dusch- und müssen die davor-, daneben- und dahinter lie-
Umkleidekabinen dürfen nicht nach innen schla- genden Bereiche in die Überlegungen miteinbe-
gen. Große Glasflächen müssen kontrastreich ge- zogen werden. Bereits bei der Planung sind die
kennzeichnet und bruchsicher sein; Hausein- spätere Möblierung des Raumes und die Auf-
gangstüren, Brandschutztüren und Garagentore schlagrichtung des Türflügels zu berücksichtigen.
kraftbetätigt zu öffnen und zu schließen sein. Türöffnungen sind so zu bemessen und grund-
Untere Türanschläge und Türschwellen sind risslich derart anzuordnen, dass der ungehinder-
grundsätzlich zu vermeiden. Soweit sie technisch te Transport von Möbeln, Geräten u. Ä. gewähr-
unbedingt erforderlich sind, dürfen sie nicht leistet ist und möglichst viel Möbelstellfläche in
höher als 20 mm sein. einem Raum erhalten bleibt. Wird die Türöff-
Zugangswege zu Gebäuden und Erschließungs- nung von der Raumecke abgerückt, dann ist der
flure innerhalb von Gebäuden sollten mind. 150 Abstand zwischen Trennwand und Türleibung
cm breit sein. Für Flure innerhalb von Woh- so festzulegen, dass ein Möbelstück oder Ein-
nungen sind mind. 120 cm Breite erforderlich, für bauschrank hinter dem aufgeschlagenen Türflü-
Eingangszonen in Wohnungen mind. 150 cm. gel angeordnet werden kann. Im Einzelnen sind
Bewegungsflächen vor handbetätigten Türen bei der Planung zu beachten (Bild 7.8).
und vor Fahrschachttüren sind gemäß DIN • Nutzungszweck, Dimension und grundrisslicher Zu-
18 025-1 zu bemessen (Bild 7.7a bis c). Der Fahr- schnitt der zu erschließenden Räumlichkeiten,
korb des Aufzugs muss eine lichte Breite von • Lage, Anordnung und Größe des Türelementes unter
Berücksichtigung weiterer Raumöffnungen sowie natür-
mind. 110 cm und lichte Tiefe von mind. 140 cm licher und künstlicher Lichtquellen,
aufweisen. Weitere Hinweise s. Abschn. 4.5.2. • Verteilung der Ruhe- und Verkehrszonen im Raum und
der damit zusammenhängenden Mobiliaranordnung,
Wohnungsbau • Aufschlagrichtung des Türflügels im Hinblick auf Raum-
erschließung, Raumerlebnis und Wegeführung,
Raumöffnungen – Türen wie Fenster – beeinflus-
• Betonung oder nahezu unsichtbare Einbindung des Tür-
sen immer auch die Gebrauchstauglichkeit eines elementes in die Wandfläche bzw. Wandbekleidung
Raumes. Innentüren sollten daher nie ohne Be- durch entsprechende Materialfestlegung, Farbgebung,
zug zu ihrer Umgebung geplant werden. Immer Detailausbildung und Beschlagwahl.

7 ≥ 150 ≥ 190 ≥ 110


≥ 120

≥ 50 ≥ 50
≥ 140
≥ 150

≥ 50

≥ 50 ≥ 50
≥ 120

≥ 50 ≥ 90
≥ 150

≥ 90
≥ 120

≥ 90

≥ 190
≥ 150 ≥ 150
7.7a 7.7b 7.7c

7.7 Bewegungsflächen vor handbetätigten Türen und vor Fahrschachttüren nach DIN 18 025-1 (alle Maße in cm)
a) Bewegungsfläche vor Drehflügeltüren
b) Bewegungsfläche vor Schiebetüren
c) Bewegungsfläche vor Fahrschachttüren (mit den lichten Maßen des Aufzugfahrkorbes)
7.4 Allgemeine Anforderungen 483

7.8
Türanordnung und Aufschlagrichtung
von Türflügeln
a) falsche Raumerschließung: einengend, Raum
nicht überschaubar
b), c) unbefriedigende Türanordnung in Bezug
auf die Möblierung, Verlust an wertvoller 7.8a 7.8b 7.8c
Möbelstellfläche
d) richtige Türanordnung: zum Raum und Licht 75
hinführend, ausreichend bemessene Schrank-
stellfläche zwischen Trennwand und Türflügel

75
60
e) ungünstige Türanordnung bei schmalen
und langen Räumen
f ) günstigere Raumerschließung und bessere
Ausnützung der Möbelstellfläche im Vergleich
zu e) 7.8d 7.8e 7.8f

Türabmessungen. Normal begangene, einflüge- immer wieder neu zu setzen, um so unnötige For-
lige Innentüren weisen in der Breite ein Bauricht- derungen auszuschließen und die Baukosten
maß (BR) von 87,5 cm, vielbegangene Innentüren niedrig zu halten. Auf folgende Anforderungen
ein Baurichtmaß von 100 cm und einflügelige (Hauptgruppen) wird nachstehend näher einge-
Außentüren (Haustüren) ein BR von 112,5 cm auf; gangen.
bei Nebentüren kommt man üblicherweise mit • Schallschutz
einem BR von 75 cm aus. • Wärmeschutz
Die Höhe von einflügeligen Innentüren ist in
DIN 18 100 mit Baurichtmaßen von 200 cm bzw. • Feuchteschutz
212,5 cm festgelegt (Bild 7.20). Üblicherweise • Maßkoordination
ist die lichte Durchgangshöhe von Haustüren • Montagetechnik
größer als die der Innentüren; aus gestalterischen
Gründen sollte jedoch eine einheitliche Öff- Weitere Anforderungen, wie beispielsweise Feu-
nungshöhe angestrebt werden. In Neubauten er-, Rauch-, Strahlen- und Einbruchschutz werden
wird zunehmend auf Türstürze verzichtet, um mit in Abschn. 7.8, Schutz- und Sondertüren, im Ein- 7
raumhohen Türelementen eine optimale Groß- zelnen erläutert.
zügigkeit (sog. fließende Raumqualität) zu errei-
chen.
Hauseingangs- und Wohnungsabschlusstüren 7.4.1 Schallschutz von Türen
schlagen in der Regel nach innen auf. Eingangs-
türen von öffentlichen Gebäuden und Räumen, Aufgrund der zunehmenden Belästigung durch
in denen sich regelmäßig viele Menschen auf- störenden Lärm im Außenbereich (Verkehrslärm)
halten (z. B. Verwaltungsbauten, Hotels, Kinos, und der gestiegenen Erwartungen im Innen-
Schulen,Theater u. a.) müssen immer nach außen bereich (Schutz vor Geräuschen aus Treppen-
aufschlagen (Fluchtrichtung). Die jeweiligen Lan- räumen, Vertraulichkeit von Gesprächen in Pra-
desbauordnungen und Richtlinien sind bei der xen o. Ä.) wurden die Anforderungen an die
Planung zu beachten. Schalldämmung von Außen- und Innentüren
deutlich erhöht.

7.4.1.1 Anforderungen an die Schalldämmung


7.4 Allgemeine Anforderungen von Türen
Türen zählen zu den durch Gebrauch am meisten DIN 4109 (Ausg. 11.89) sieht erstmals verbind-
beanspruchten Bauteilen. Sie haben eine ganze liche (Mindest-) Anforderungen an die Luftschall-
Reihe von Anforderungen zu erfüllen, die je nach dämmung von Türen gegen Schallübertragung
Bauaufgabe und Verwendungszweck der Räume aus einem fremden Wohn- oder Arbeitsbereich
bzw. Gebäudeteile von unterschiedlicher Wich- vor.
tigkeit sein können. Ausgehend von den jeweili- In Tabelle 7.9 sind die entsprechenden Werte für
gen funktionellen und nutzungsbedingten An- verschiedene Einsatzbereiche zusammenfassend
sprüchen sind die entsprechenden Prioritäten dargestellt. Die erforderlichen Schalldämmwerte
484 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

beziehen sich allein auf das betriebsfertige Tür- Das dabei gewonnene Schalldämm-Maß ist
element – bestehend aus Zarge, Türblatt, Be- nur für den Türkonstrukteur (Herstellerwerk)
schlägen und den notwendigen Dichtungen – von Bedeutung. Ein Prüfzeugnis, das nur den
unter Ausschluss der Schallübertragung über Schalldämmwert eines Türblattes wiedergibt,
flankierende Bauteile wie Fußboden, Wand und hat für den Planer bzw. die ausschreibende
Decke. Die kennzeichnende Größe für die Luft- Stelle keine Aussagekraft.
schalldämmung eines betriebsfertigen Türele- • Prüfung des betriebsfertig eingebauten Tür-
mentes ist dementsprechend das bewertete elementes, funktionsgerecht eingebaut in ei-
Schalldämm-Maß R w. nen Prüfstand (Bild 7.10b).
Vorschläge für erhöhten Schallschutz von Türen Das Türelement besteht aus Zarge,Türblatt, Be-
(z. B. in besonders anspruchsvollen Wohnungs- schlägen und den notwendigen Dichtungen.
oder Hotelbauten) sowie Empfehlungen zum Der Schall wird ausschließlich über das in be-
Schutz gegen Schallübertragung aus dem eige- triebsfertigen Zustand eingebaute Türelement
nen Wohn- oder Arbeitsbereich sind dem Bei- übertragen – mit seinen funktions- und kon-
blatt 2 zu DIN 4109 zu entnehmen. Weitere Vor- struktionsbedingten Schallnebenwegen – je-
schläge für einen erhöhten Schallschutz von doch unter Ausschluss der Schallübertragung
Wohnungen – wie beispielsweise die Einführung über flankierende Bauteile wie Fußboden,
von Schallschutzstufen (SSt I bis III) – beinhaltet Wand und Decke. Das dabei ermittelte Labor-
E DIN 4109-10. Schalldämm-Maß R w ist für den Planer bzw.
Die Verbindlichkeit dieser Vorschläge muss in je- die ausschreibende Stelle von größter Wichtig-
dem Einzelfall vertraglich vereinbart werden. keit. Auch in den Prüfzeugnissen der meisten
(soliden) Türenhersteller werden die Schall-
Prüfung der Schalldämmung von Türen dämmwerte für betriebsfertige Türelemente
DIN-gemäß mit dem bewerteten Schalldämm-
Bei der Beurteilung der Luftschalldämmung von Maß R w, P angegeben.
Türen wird vielfach vom labormäßig ermittelten
Schalldämm-Maß eines allein im Prüfstand ge- Vorhaltemaß. Da der Türenhersteller auf das
messenen Türblattes ausgegangen. Dies führt bauliche Umfeld – in das die Türelemente später
in der Praxis zu übertriebenen Erwartungen an einmal eingebaut werden – keinen Einfluss hat,
die Schalldämmeigenschaften betriebsfertig ein-
7 gebauter Türelemente, da bauübliche Schallne-
werden diese, wie geschildert, in Prüfständen oh-
ne Schallübertragung über flankierende Bauteile
benwege die schalldämmende Wirkung eines geprüft. Das Ergebnis einer solchen Messung ist
Bauteiles vermindern. Um die Problematik der jedoch meist besser als am realen Bau, da Schall-
Übertragung von Laborwerten auf die reale Si- nebenwege die schalldämmende Wirkung eines
tuation am Bau besser zu verstehen, werden die Bauteiles vermindern. Daher hat man das so ge-
wichtigsten Prüfmethoden im Folgenden kurz er- nannte Vorhaltemaß eingeführt. Das Vorhalte-
läutert (Bild 7.10): maß beträgt bei Türen 5 dB. Es soll den mögli-
1. Nachweis durch Eignungsprüfungen im La- chen Unterschied zwischen den Prüfobjekten im
bor (Laborprüfungen)1) Prüfstand und den tatsächlichen Verhältnissen
• Prüfung des Türblattes allein, eingekittet in am Bau sowie eventuelle Streuungen der Eigen-
einem Prüfstand (Bild 7.10a). schaften der geprüften Konstruktion berücksich-
Hierbei wird der Schall ausschließlich durch tigen.
das zu prüfende Bauteil übertragen. Eine Das Vorhaltemaß ist jedoch nicht gedacht zum
Schallübertragung über flankierende Bauteile Ausgleich für grobe Planungs- und Montagefeh-
oder sonstige Nebenwege ist ausgeschlossen. ler (Undichtigkeiten).

1) Die bauakustischen Prüfungen und Auswertungen wer- Zukünftig werden die Messungen nach der DIN EN
den zukünftig nach den neuen europäischen Normen 20 140-3 durchgeführt. Das bewertete Schalldämm-Maß
DIN EN 20 140-3 (Messung der Luftschalldämmung von Rw wird dabei nach der DIN ISO 717-1 berechnet.
Bauteilen in Prüfständen) und DIN EN ISO 140-4 (Messung Der Unterschied zwischen alter und neuer Norm besteht
der Luftschalldämmung zwischen Räumen in Gebäuden) vor allem darin, dass die DIN EN ISO 717-1 zusätzlich zum
sowie DIN EN ISO 717-1 (Bewertung der Schalldämmung Rw-Wert auch zwei Spektrum-Anpassungswerte (C und
in Gebäuden und von Bauteilen – T1: Luftschalldäm- Ctr) berechnet, so dass die Messergebnisse zukünftig als
mung) durchgeführt. Rw,P (C) in dB angegeben werden (wobei C je nach Fre-
Seither erfolgten die Messungen nach den Vorgaben der quenzbereich ermittelt wird). Der aktuelle Stand der Nor-
DIN 52 210-3. mung ist Abschn. 7.11 zu entnehmen.
7.4 Allgemeine Anforderungen 485

Tabelle 7.9 Erforderliche (Mindest-)Luftschalldämmung von Türen zum Schutz gegen Schallübertragung aus einem fremden
Wohn- oder Arbeitsbereich (Auszug aus DIN 4109 Tab. 3)

Zeile Bauteile Anforde- Anforderungen


rungen einschl.Vorhalte-
erf. Rw1) maß (+ 5 dB)
in dB Rw1) in dB

1 Geschosshäuser Türen, die von Hausfluren oder Treppenräumen 27 (37)2) 32 (42)2)


mit Wohnungen in Flure und Dielen von Wohnungen und Wohn-
und Arbeitsräumen heimen oder von Arbeitsräumen führen

2 Türen, die von Hausfluren oder Treppenräumen 37 42


unmittelbar in Aufenthaltsräume – außer Flure
und Dielen – von Wohnungen führen
3 Beherbergungs- Türen zwischen Fluren und Übernachtungs- 32 (37) 37 (42)
stätten räumen
4 Krankenanstalten, Türen zwischen 37 42
Sanatorien – Untersuchungs- bzw. Sprechzimmern,
– Fluren und Untersuchungs- bzw. Sprech-
zimmern

5 Türen zwischen 32 (37) 37 (42)


– Fluren und Krankenräumen,
– Operations- bzw. Behandlungsräumen
– Fluren und Operations- bzw. Behandlungs-
räumen

6 Schulen und Türen zwischen Unterrichtsräumen und 32 37


vergleichbare ähnlichen Räumen und Fluren
Unterrichtsbauten

1) Bei Türen gilt statt R’w der Wert Rw


2) Vorschläge für erhöhten Schallschutz gemäß Entwurf DIN 4109 – Beiblatt 2 (Ausg. 1999)
7

7.10a 7.10b 7.10c

7.10 Schematische Darstellung von Prüf- und Einbaubedingungen bei Türen


a) Türblatt allein, eingekittet in einen Prüfstand, ohne Schallübertragung über flankierende Bauteile oder sonstige
Nebenwege
b) Betriebsfertiges Türelement, eingebaut in einen Prüfstand, mit seinen funktions- und konstruktionsbedingten
Schallnebenwegen, jedoch ohne Schallübertragung über flankierende Bauteile (wie Fußboden, Wand und Decke)
Bewertetes Schalldämm-Maß R w
Bewertetes Schalldämm-Maß R wP, als Resultat einer Eignungsprüfung in einem Prüfstand
Bewertetes Schalldämm-Maß R wR. Dieser Wert wird benutzt, wenn man das Gesamtschalldämm-Maß zusammen-
gesetzter Bauteile ermitteln will. Der Rechenwert RwR ist der um das Vorhaltemaß (5 dB) verminderte Wert von RwP.
c) Betriebsfertig (gebrauchsfertig) eingebautes Türelement im realen Bau, mit Schallübertragung über flankierende
Bauteile und sonstige Nebenwege
Bewertetes Schalldämm-Maß R’w
486 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Beispiel: Soll gemäß Tabelle 7.9 auf der Baustelle einzelnen Schichten ab. Wie Tabelle 7.12 ver-
ein Schalldämm-Maß R’w von 27 dB erreicht wer- deutlicht, kann die Schalldämmung derartiger
den, muss ein geprüftes Türelement mit einem Türblätter einmal durch die Erhöhung des Tür-
Schalldämm-Maß von Rw,P = 32 dB ausgesucht blattgewichtes (z. B. Einlagen aus homogenen
und eingesetzt werden. Vollspanplatten, Stabsperrholzplatten, Röhren-
spanplatten), zum anderen durch mehrschich-
2. Nachweis durch Güteprüfungen am ferti- tige Platteneinlagen – die untereinander nur
gen Bau (Objektbezogene Prüfung)1) geringfügig mechanisch gekoppelt sind – ver-
• Prüfung des betriebsfertig eingebauten bessert werden. Immerhin sind mit einschichtig
Türelementes im realen Bau (Bild 7.10c). aufgebauten Türblättern Schalldämmwerte bis
Beim funktionsfähigen Türelement am Bau etwa 34 dB, mit mehrschichtigen, 40 mm dicken
wird der Schall sowohl über die funktions- und Türblättern bis etwa 40 dB erreichbar.
konstruktionsbedingten Nebenwege als auch • Mehrschalige Türblattkonstruktionen. Mehr-
über die flankierenden Bauteile übertragen. schalig ausgebildete Türblätter aus Holz oder
Das ermittelte Schalldämm-Maß R’w fällt Metall erbringen in der Regel bessere Schall-
dabei oftmals deutlich schlechter aus als der dämmwerte als einschalige Konstruktionen
labormäßig ermittelte Rw,P-Wert. Vgl. hierzu (Tabelle 7.13). Die beiden äußeren Deckplatten
auch den nachstehenden Abschnitt, Einflüsse sollten ein möglichst hohes Flächengewicht
auf die Schalldämmung betriebsfertig einge- aufweisen (z. B. Stahlblech oder mehrfach ver-
bauter Türelemente. leimte Furnierholzplatten, ggf. mit Bleiblech-
beschwerung auf der Innenseite), gleichzeitig
7.4.1.2 Einflüsse auf die Schalldämmung jedoch möglichst dünn und (biege)weich
betriebsfertig eingebauter Türen sein und ein Minimum an starrer Verbindung
miteinander haben. Außerdem sollte der
Das schalltechnische Verhalten betriebsfertig ein- Schalenabstand möglichst groß und der Hohl-
gebauter Türelemente wird im Wesentlichen von raum mit möglichst biegeweichen Einlagen
den in Bild 7.11 genannten Schallübertragungs- (z. B. schallabsorbierende Mineralwolleplatten,
wegen bestimmt. Weichfaserplatten o. Ä.) gefüllt sein. Mit diesen
Schalldämmung von Türblättern. Die Schall- mehrschaligen Türblattkonstruktionen können
7 dämmung eines Türblattes wird maßgeblich von
seinem Aufbau und Flächengewicht beeinflusst.
bewertete Schalldämm-Maße Rw bis nahezu
48 dB erreicht werden. Aus der Addition der
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen ein- vorgenannten Einzelschichten ergeben sich un-
schaligen Konstruktionen – die einschichtig oder ter Umständen jedoch auch Türblattdicken zwi-
mehrschichtig ausgebildet sein können – und schen 65 und 90 mm.
zweischaligen Türblattkonstruktionen.
Da schalltechnische Anforderungen nicht an das
• Einschalige Türblattkonstruktionen. Bei ein- Türblatt allein, sondern immer an das betriebs-
schalig ausgebildeten Türblättern hängt das
bewertete Schalldämm-Maß Rw von der flä- 1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.11 zu
chenbezog. Masse und der Biegesteifigkeit der entnehmen.

Weg F Massivwand

Dichtungsmasse
Weg 4
Dichtungsband
Weg 3 Dämmmaterial
Weg 2 7.11
Holzzarge
Schematische Darstellung möglicher Schallübertragungs-
wege bei betriebsfertig eingebauten Türelementen
Senderaum Empfangsraum Weg 1: über das Türblatt mit Türbeschlägen
Weg 2: über die Falzdichtung
Weg 1 Holztürblatt Weg 3: über die Zarge (Holz- oder Metallzarge)
Weg 4: über die Anschlussfuge Zarge/Wand
Weg 5 Weg 5: über die Bodendichtung
Weg F: Schallübertragung über flankierende Bauteile
Fußboden wie Fußboden, Wand und Decke.
Weg F
Vgl. hierzu auch Bild 16.86, Teil 1 dieses Werkes.
7.4 Allgemeine Anforderungen 487

Tabelle 7.12 Schalldämm-Maße Rw von einschalig ausgebildeten Türblattkonstruktionen [3]

Türblattaufbau Türblattdicke Flächengewicht Schalldämm-


Maß R w in dB
in mm in kg/m2 (ca.Werte)

mit Stegeinlage 40 12,3 27

Hohlraumtürblatt

mit Röhrenspaneinlage 40 15,4 32

Homogenes Türblatt

mit Vollspaneinlage 40 24,6 34

Homogenes Türblatt
(einschichtig)

mit Einlagen aus


mehreren Spanplatten
– 2 Dreischichtplatten 42 18,0 29
– 3 Strangpressplatten 41 26,0 39
Sandwichkonstruktion
(mehrschichtig) (punktverleimt)
– 3 Strangpressplatten 40 26,0 40
(genagelt)
– 5 Strangpressplatten 68 33,0 41
(genagelt)

7
Tabelle 7.13 Schalldämm-Maße Rw von mehrschalig ausgebildeten Türblattkonstruktionen [4], [5]

Türblattaufbau Türblatt- Flächen- Schalldämm-


dicke gewicht Maß R w in dB
in mm in kg/m2 (ca.Werte)

mit Furnierplatten 60 20 35
und
Mineralwolle

mit Furnierplatten, 85 46 45
Bleiblech und
Mineralwolle

mit Spanplatten, 85 64 44
Promatectplatte,
Mineralwolle und
Weichfaserplatte
488 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

fertig eingebaute Türelement gestellt werden, formungen und Materialkombinationen zu ei-


können diese Werte – wie in Abschn. 7.4.1.1 ner wesentlichen Weiterentwicklung der Dich-
näher erläutert – nur als allgemeine Orientierung tungstechnologie geführt. Vgl. hierzu Abschn.
dienen. 7.5.4 sowie Bild 7.66.
• Bodendichtung. Die Dichtung der Fuge zwi-
Konstruktionsbeispiele von Türblattkonstruk-
schen Türblatt und Bodenbelag ist bis heute
tionen aus Holz und Holzwerkstoffen s. Abschn.
noch nicht in allen Teilen zufriedenstellend
7.6.2, von Türblattkonstruktionen aus Metall Ab-
gelöst, obwohl gerade Undichtigkeiten in die-
schn. 7.7.2 sowie Schallschutztüren Abschn. 7.8.3.
sem Bereich sich am nachteiligsten auf die Luft-
Falz- und Bodendichtungen. Türdichtungen schalldämmung von Türelementen auswirken.
mindern die Schallübertragung (auch Lüftungs- Abdichtungsmöglichkeiten ergeben sich im
und Wärmeverluste), dämpfen Schließgeräusche, Wesentlichen durch Auflauf-, Absenk-, Magnet-
verhindern Zugluft, ggf. auch das Durchdringen und Schwellendichtungen. Bei hohen schall-
von Rauch (Rauchschutztüren) und schirmen schutztechnischen Anforderungen können
Innenräume gegen Staub, Nässe und Kälte von auch Doppel- bzw. Kombinationsanordnungen
außen ab. Man unterscheidet (Bild 7.11) notwendig werden.
• Falzdichtungen (Dichtung zwischen Türblatt Außentüren, die den Witterungseinflüssen un-
und Zarge) sowie mittelbar ausgesetzt sind sowie Wohnungsab-
• Bodendichtungen (Dichtung zwischen Türblatt schlusstüren, die häufig unterschiedliche klima-
und Bodenbelag). tische und akustische Bereiche trennen, sollten
immer an eine Anschlagschwelle stoßen (Bild
Bei der Bewertung der Einflüsse auf die Schall- 7.69). Dabei muss der Schwellenüberstand je-
dämmung betriebsfertig eingebauter Türele- doch so niedrig wie möglich gehalten werden
mente stehen die Falz- und Bodendichtungen (zwischen 10 und 15 mm), damit auch Roll-
mit an erster Stelle. Die Schalldämmeigenschaf- stuhlfahrer dieses Hindernis ohne allzu große
ten des Türblattes und die der Türdichtungen be- Kraftanstrengung überwinden können (zulässi-
stimmen im Wesentlichen das resultierende ge Höchstabmessung bei behindertengerech-
Schalldämm-Maß einer Türanlage. Entscheidend ten Bauten max. 20 mm).
dabei ist, dass Falzdichtung und Bodendichtung Bei Innentüren wird in der Regel auf Schwellen-
7 in einer Ebene liegen, d. h. der Versatz zwischen dichtungen (Anschlagschwellen) verzichtet, da
Boden- und Falzdichtung möglichst klein gehal- sie beim Durchgang als störend empfunden
ten wird. werden (Stolpergefahr, umständliche Reini-
• Falzdichtung. Die dreiseitig umlaufende Falz- gung), in Anbetracht der meist zentralbeheiz-
dichtung muss so beschaffen sein, dass sie die ten Räume ihren Sinn weitgehend verloren
zulässigen Verformungen des Türblattes – her- haben und auch ästhetisch nicht befriedigen.
vorgerufen durch Verarbeitungs- und Werk- Bodendichtungen in Form von Auflaufdich-
stofftoleranzen, hygrothermisch bedingte Ab- tungen oder vollautomatischen Absenkdich-
weichungen usw. – auszugleichen vermag und tungen werden überall dort eingebaut, wo
bei geschlossener Tür in ihrer gesamten Länge schwellenlose Übergänge und hohe Schall-
an der Türzarge bzw. Türblattoberfläche dicht dämmwerte gefordert sind. Bei beiden Dich-
anliegt. Die Einfederungstiefe (Wirkungsbe- tungsarten ist auf einen sorgfältigen dichten
reich) der Dichtung sollte mind. 3 mm – besser Einbau zu achten, da sonst mit erheblichen
4,5 (5) mm – betragen und die aufzubringende Schalldämmverlusten gerechnet werden muss.
Schließkraft (bei normalen Türen zwischen 10
und 25 N/m) so bemessen sein, dass sie auch Konstruktionsbeispiele von Falz- und Boden-
von Kindern, älteren Menschen und Behinder- dichtungen s. Abschn. 7.5.4, Türdichtungen.
ten erbracht werden kann.
Untersuchungen ergaben, dass Lippendich- Baulich bedingte Schallübertragung. Beim be-
tungen aufgrund ihres größeren Einfederungs- triebsfertig eingebauten Türelement finden bau-
weges bei gleichzeitig minimalem Kraftauf- lich bedingte Schallübertragungen einmal über
wand für Falzdichtungen geeigneter sind als die flankierenden Bauteile (Fußboden, Wand und
konventionelle Kammerprofile (Schlauchdich- Decke), zum anderen über die konstruktionsbe-
tung). Zwischenzeitlich haben jedoch Mehr- dingte Anschlussfuge zwischen Türzarge und
kammerdichtungen mit neu entwickelten Aus- Wandleibung statt (Bild 7.11).
7.4 Allgemeine Anforderungen 489

• Anschlussfuge zwischen Türzarge und Wand- sern mit Wohnungen und Arbeitsräumen – die
leibung. Um den Schallnebenweg über diese Anforderung:
Anschlussfuge möglichst weitgehend zu unter- erf. R’w (Wand) = erf. Rw (Tür) + 15 dB.
binden, muss der Hohlraum bei Holztürzargen
sowohl mit Fugenfüllmaterial gedämmt als In dem angenommenen Beispiel ist der erforder-
auch mit spritzbaren Dichtstoffen bzw. vorkom- liche Schalldämmwert der Tür (erf. Rw) Tabelle 7.9,
primierten Dichtbändern zusätzlich noch um- Zeile 1 oder Zeile 2, zu entnehmen und ein Zu-
laufend abgedichtet werden. Da in der Bau- schlag von 15 dB hinzuzurechnen.
praxis eine vollsatte Hinterfüllung der Zarge Das Schalldämm-Maß einer Wand einschließlich
mit PU-Montageschaum bzw. Mineralwolle (vor der Tür kann gemäß DIN 4109 auch rechnerisch
allem in den Ecken) kaum erreichbar ist, kommt oder mit Hilfe eines Diagramms ermittelt werden.
der sorgfältigen Abdichtung zwischen Zarge Einzelheiten hierzu s. Abschn. 16.6.3, Teil 1 dieses
und Wandleibung oder Türbekleidung und Werkes.
Wandfläche große Bedeutung zu.
Bei Stahlzargen im Massivbau ist der Fugen-
hohlraum satt mit Zementmörtel zu hinterfül- 7.4.2 Wärmeschutz und
len, bei Metallzargen in leichten Trennwänden Luftdurchlässigkeit von Türen
dicht mit Montageschaum oder Mineralwolle
auszustopfen und ebenfalls abzudichten. Für Ein verbesserter Wärmeschutz der Gebäudehülle
Schutz- und Sondertüren gelten besondere An- stellt die wirksamste Maßnahme zur Senkung des
forderungen, wie sie in Abschn. 7.8 im Einzel- Heizwärmebedarfes dar. Wichtige Bestandteile
nen erläutert sind. dieser Hülle sind Fenster und verglaste Fassaden-
• Schallübertragung über flankierende Bau- teile sowie Türen. Dazu zählen Hauseingangs-
teile. Auf die Bedeutung der Schallübertrag- türen, Balkon- und Terrassentüren (sog. Fenster-
ung über angrenzende Bauteile wird in Abschn. türen). Das Problem des Wärmeschutzes tritt
7.4.1.1 sowie Abschn. 16.6.3 in Teil 1 dieses Wer- jedoch auch bei Wohnungsabschlusstüren ver-
kes, näher eingegangen. Vgl. hierzu auch Bild mehrt auf, wenn diese beispielsweise an unbe-
7.10. heizte Treppenhäuser angrenzen.
Die Gebäudehülle – und damit auch die Öffnung-
Konstruktionsbeispiele über die Ausbildung
von Trennfugen in schwimmendem Estrich und
en – hat im Wesentlichen drei wärmeschutztech- 7
nische Anforderungen zu erfüllen:
bei Bodenbelägen unter automatischen Absenk- • möglichst niedriger U-Wert
dichtungen s. Abschn. 7.5.4.2.
• optimale Luft- und Winddichtheit
• Vermeidung von Wärmebrücken.
7.4.1.3 Anforderungen an die Schall-
dämmung von Wänden mit Türen
Wärmeverluste entstehen bei den Türen – ähn-
In DIN 4109 Tab. 3 werden auch Anforderungen lich wie bei den Fenstern – durch (Bild 7.14)
an die Luftschalldämmung von Treppenhaus- • Transmissionswärmeverlust (Wärmedurch-
wänden, Wänden zwischen Fluren und Kranken- gangskoeffizient UD) über Glas, Glasrandver-
räumen, Übernachtungsräumen u. Ä. genannt. bund, Rahmen sowie Baukörperanschluss
Derartige Bauteile sind häufig aus Flächenteilen • Lüftungswärmeverlust (Fugendurchlässig-
unterschiedlicher Schalldämmung – beispiels- keitsklasse) bedingt durch Undichtigkeiten im
weise Wand mit Türelement – zusammengesetzt. Türelement (Fugen zwischen Rahmen und Tür-
Die Dämmwirkung einer Tür ist jedoch in den blatt und beim Glaseinstand) sowie beim Bau-
meisten Fällen geringer als die der umgebenden körperanschluss.
Wand, so dass das resultierende Schalldämm-
Maß R’w der Gesamtwand dadurch im Allgemei-
nen wesentlich gesenkt wird. Dies gilt vor allem 1. Wärmedurchgangskoeffizient von
dann, wenn es sich um schwere Trennwände han- Außentüren
delt. Nach den Vorgaben der Energieeinsparverord-
Der Schalldämmwert der Wand soll nach DIN nung (EnEV 2002) ist bei der Wertung des Ener-
4109 immer höher sein als der des Türelementes. giehaushalts eines Gebäudes eine ganzheitliche
Gemäß Tabelle 3 dieser Norm gilt daher für Wän- Betrachtungsweise erforderlich. In die Bilanzie-
de mit Türen – beispielsweise in Geschosshäu- rung müssen alle Energieverluste und Energiege-
490 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

winne unter Berücksichtigung der Kostenanteile Weitere Einzelangaben hierzu sind DIN EN ISO
für Heizenergie (Strom, Gas, Öl) aufgenommen 10 077-1 und -2 zu entnehmen.
werden. Weiter sind die Betriebs- und Anlagen- Hinweis: Die bisher nach nationalen Regeln praktizierte
kosten sowie Kosten für Beleuchtung und Klima- k-Wert-Ermittlung mit der Festlegung von 5 verschiede-
tisierung einzubeziehen. nen Rahmenmaterialgruppen (RMG) wird damit hinfällig.
Außerdem sind die kR-Werte bei gleichem technischen
Hinweis: Anforderungen an einzelne Bauteile gibt es in der Standard nicht identisch mit den in den europäischen Nor-
EnEV nur noch beim Nachweis für bestehende Gebäude men festgelegten Uf-Werten.
(Altbausanierung). Danach dürfen bei der Erneuerung von
Außentüren nur Außentüren eingebaut werden, deren Tür- • Rahmen und Rahmentürblätter. Die Rahmen-
fläche einen Wärmedurchgangskoeffizienten von 2,9 W/
(m2K) nicht überschreitet (Anhang 3 der EnEV). konstruktionen von Türen und Fenstern wur-
den in Bezug auf die Wärmedämmung in den
Der Wärmedurchgangskoeffizient UD einer Tür vergangenen Jahren ständig optimiert. Hin-
wird ähnlich wie beim Fenster bestimmt (Vgl. sichtlich der Wärmedurchgangskoeffizienten Uf
hierzu Abschn. 5.2.4). Zur Ermittlung der U-Werte der Rahmen kann derzeit von folgenden Pau-
ist die schalwerten1) 2) ausgegangen werden:
• Berechnung nach DIN EN ISO 10 077-1 – in Ver- • Kunststoffrahmen aus PVC-Hohlprofilen mit zwei
bindung mit DIN EN ISO 10 077-2 – oder durch Hohlkammern sind mit einem Uf-Wert von 2,2
• Messung nach DIN EN ISO 12 567-1 möglich. (2,0), solche mit drei Hohlkammern mit 1,6 (1,5)
Der Wärmedurchgangskoeffizient ist im Wesentli- W/(m2K) anzusetzen. Die Werte von vierkamm-
chen abhängig von (Bild 7.14): rigen Profilen liegen noch darunter, bis 1,4 (1,3)
• dem Wärmedurchgangskoeffizienten des Rah- W/m2K).
mens (Uf) • Bei Holzrahmen muß zwischen Hartholz und
Weichholz unterschieden werden. Übliche Rah-
• dem Wärmedurchgangskoeffizienten der Ver-
men-Nenndicken von 68 mm weisen einen Uf-
glasung (Ug)
Wert von etwa 2,0 (1,9) für Hartholz und 1,6
• dem längenbezogenen Wärmedurchgangsko- (1,5) W/(m2K) für Weichholz auf.
effizienten im Übergangsbereich von Glas und • Metallrahmen ohne thermische Trennung wer-
Rahmen (Ψg) den üblicherweise mit einem Uf-Wert von 5,9
• den Abmessungen (Länge des Glasrandes lg) W/(m2K) angesetzt, bei Rahmen mit thermi-
7 und Flächenanteilen. scher Trennung liegen die Werte in Abhängig-
Für Türen, die in ihrem Aufbau Fensterkonstruk- keit des Abstandes der zwei getrennten Metall-
tionen entsprechen, lassen sich die Wärmedurch- schalen zwischen 4,0 und 1,8 (1,7) W/(m2K).
gangskoeffizienten UD eines Türbauteils nach fol- Einzelangaben hierzu sind auch DIN EN ISO
gender Gleichung berechnen: 10 077 zu entnehmen.
AgUg + Af Uf + lgΨg
1)
UD = W/(m2K) Die Zahlenangaben sind als ungefähre Werte anzusehen.
Ag+Af Zu berücksichtigen sind in diesem Zusammenhang auch
Maßnahmen bezüglich des Einbruchschutzes (z. B. Ein-
bau von Schwenk- bzw. Fallenriegeln, Bolzensicherungen
u. Ä.), die in der Regel die Wärmedämmwerte – insbeson-
dere von Hohlkammerprofilen – deutlich mindern.
2) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.11 zu
entnehmen.

l g = Länge der
Glaskante

Af = Rahmenfläche Ag = Glasfläche

7.14
Schematische Darstellung der Komponenten für
die Ermittlung des Wärmedurchgangskoeffizienten
Uf Ug von Rahmen und Verglasungen
7.4 Allgemeine Anforderungen 491

Konstruktionsbeispiele über die Ausbildung hen (low-E-coatings). Zusätzlich wird die Luft im
von Baukörperanschlüssen bei Türen sowie An- Scheibenzwischenraum (SZR) durch ein schlecht
gaben zu bauphysikalischen und montage- wärmeleitendes Gas ersetzt.
technischen Anforderungen s. Abschn. 7.4.5. „Standard“-Wärmedämmglas – dessen U-Werte
Um die Rahmen hinsichtlich der Wärmedämmung noch zukünftig nach DIN EN 673 berechnet werden –
weiter zu verbessern, wird es zukünftig verstärkt notwen- zeichnet sich durch einen Ug-Wert von etwa 1,2
dig sein, sich von der monolithischen Bauart zu lösen
und Mehrschicht-Verbundsysteme weiter zu entwickeln. (1,1) W/(m2K) aus, ist mit einer Silberschicht aus-
Dabei übernehmen einzelne Schichten jeweils nur ganz gestattet und der Scheibenzwischenraum mit
bestimmte Teilaufgaben (z. B. außenseitige Verschleiß- dem Edelgas Argon gefüllt, das in der Atmosphä-
schicht, Dämmzone, Festigkeit/Statik, raumseitige Ver- re in genügenden Mengen vorhanden ist. Diese
blendung). Dies gilt auch für Holzrahmenkonstruktionen,
deren Dämmwerte nur durch Einfügen einer Dämmstoff- Art des Zweischeiben-Isolierglases wird derzeit
Mittellage weiter verbessert werden können. Allen Syste- als wirtschaftliches Optimum angesehen.
men ist gemeinsam, dass die erhöhte Wärmedämm- Durch den Einsatz von anderen Edelgasen wie
anforderungen Profile mit Bautiefen von über 100 mm
erforderlich machen. Weitere Einzelheiten hierzu sind Krypton oder Xenon lassen sich zwar U-Werte bis
[54], [55] zu entnehmen. zu 0,4 W/(m2K) erzielen; diese Gase kommen je-
doch in der Erdatmosphäre nur in verschwindend
• Hohlraumtürblätter. Bei Hohlraum- und Sand- geringen Mengen vor und können nicht künst-
wich-Außentürblättern (Bild 7.88) wird der lich hergestellt werden (Spezialgläser für Nischen-
Zwischenraum zwischen den Deckplatten zur produkte).
Verbesserung der Wärmedämmung mit hoch- Auch Dreischeiben-Wärmedämm-Isoliergläser mit
wertigem Dämmmaterial vollflächig dicht ver- zwei low-E-Beschichtungen und Argonfüllung er-
füllt. Auf diese Weise sind hohe Wärmedämm- geben Ug-Werte von 0,6 W/(m2K). Das bis zu 50 %
werte bei entsprechenden Türblattdicken höhere Scheibengewicht bedingt in der Regel je-
relativ problemlos zu erzielen. Damit jedoch bei doch stärkere Profilquerschnitte und führt oft an
derartigen Außentürblättern aus Holz und die Grenzen der Tragfähigkeit der Beschläge und
Holzwerkstoffen keine Durchfeuchtung (Tau- Wirtschaftlichkeit insgesamt.
wasserbildung) innerhalb der Konstruktion auf- Eine noch weitere Reduzierung des Wärme-
treten kann, muss das Dämmmaterial selbst verlustes bei Zweischeiben-Isoliergläsern wäre
dampfdicht und/oder auf der Innenseite durch Evakuierung des Scheibenzwischenraumes
(Warmseite) mit einer Dampfbremse (PE-Folie) zwar möglich (bis zu 0,15 W/(m2K), führt aber bei 7
oder Dampfsperre (Aluminiumblech) abge- der Herstellung dieser sog. Vakuumverglasung zu
deckt werden. Beispiele wärmegedämmter Problemen im Bereich des Randverbundes (extre-
Außentüren s. Abschn. 7.6.2.3 und Abschn. me Gasdichtigkeit) und zu einer enorm hohen
7.6.2.4. Flächenbelastung der Glasscheiben (Unterdruck/
Luftdruck). Diese Last müsste im Scheibenzwi-
Verglasung. Der Wärmedurchgangskoeffizient schenraum durch kleine (gläserne) Abstandhalter
Ug einer Verglasung gibt an, wieviel Energie (in aufgefangen werden, die aber wiederum die Wär-
Joule) pro Sekunde und pro m2 Glasfläche bei meverluste erhöhen und die Durchsicht beein-
einem Temperaturunterschied von 1 Kelvin verlo- trächtigen könnten. Die Weiterentwicklung auf
ren geht. Je niedriger dieser Wert ist, desto weni- diesem Gebiet wird zukünftig mit besonderem
ger Wärme geht verloren. Interesse zu verfolgen sein. Nähere Einzelheiten
Entscheidend beeinflusst wird der U-Wert einer sind der Spezialliteratur [54], [55] zu entnehmen.
Verglasung durch
• Beschichtung, 2. Luftdurchlässigkeit von Außentüren
• Gasfüllung, Nach DIN 4108 und der Energieeinsparverord-
• Scheibenzwischenraum (Scheibenabstand). nung (EnEV) sind zu errichtende Gebäude so aus-
zuführen, dass die wärmeübertragende Umfas-
„Konventionelle“ Isoliergläser – bestehend aus sungsfläche einschließlich der Fugen dauerhaft
zwei Glasscheiben mit einer eingeschlossenen luftundurchlässig entsprechend dem Stand der
Luftschicht – wurden im Laufe der letzten Jahre Technik abgedichtet ist. Dadurch sollen unkon-
weitgehend durch sog. Wärmedämmglaser (Wär- trollierte Wärmeverluste über eine undichte Ge-
meschutzgläser) ersetzt. Bei diesen Gläsern ist bäudehülle verhindert werden.
mindestens eine Scheibe mit einer wärmereflek- • Fugendurchlässigkeit von Außenbauteilen
tierenden (niedrigemittierenden) Schicht verse- wie Fenster und Türen ist nach DIN EN 12 207 in
492 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

die Klassen 1 bis 4 eingeteilt. Gemäß EnEV (An- klassifiziert. Die Prüfung erfolgt gemäß DIN EN
hang 4) werden unterschieden 1027; dabei wird von zwei unterschiedlichen
• Gebäude mit bis zu Einbaulagen ausgegangen (ungeschützte oder
2 Vollgeschossen = Klasse 2 teilweise geschützte Lage). Vgl. hierzu Tabelle
• Gebäude mit mehr als 5.11 in Abschn. 5, Fenster.
2 Vollgeschossen = Klasse 3,
jeweils nach DIN EN 12 207-1.
7.4.3 Feuchtebeanspruchung und
Mit zunehmenden Anforderungen an den Wär- mechanische Festigkeit von Türen
meschutz steigt die Bedeutung der Lüftungsver-
luste durch Fugen und Undichtigkeiten. Als Stand Türen können sehr unterschiedlichen klimati-
der Technik sind die in DIN 4108-7 (08.01) ange- schen Bedingungen und mechanischen Anforde-
führten Planungs- und Ausführungsbeispiele an- rungen ausgesetzt sein. Je nach Einsatzort müs-
zusehen. sen sie Kälte, Hitze, Sonneneinstrahlung und
Feuchtebelastungen sowie mechanischen Bean-
Hinweis: Bei Fenster und Fenstertüren galten bezüglich spruchungen standhalten. Türelemente, die der-
der Fugendurchlässigkeit seither die Anforderungen nach
DIN 18 055. artigen Belastungen ausgesetzt sind und den
Bei Außentüren muss gemäß DIN 4108-2 (Ausg. 03.01) der
normativen Anforderungen nicht entsprechen,
Fugendurchlasskoeffizient a ≤ 2,0 m2/mh(daPa2/3) betra- können sich im Laufe der Zeit verziehen und da-
gen, da eine Funktionsfuge vorliegt. durch wichtige Funktionen wie beispielsweise
Falz- und Bodendichtungen begrenzen bei Außentüren Schall- und Wärmeschutz, Einbruchhemmung
den Wärmeverlust über die funktionsbedingte Fuge. Die usw. verlieren.
Anordnung der Dichtungen muss so erfolgen, dass eine
umlaufende Dichtungsebene ohne Unterbrechung – auch
im Bereich der Bodenschwelle – möglich ist. Dies bedingt Türblattverformungen durch Klimaeinflüsse
immer auch eine korrekte Einstellung der Beschläge. Einzel- Wenn ein Türelement Bereiche mit unterschiedli-
heiten über Türdichtungen und Türbeschläge s. Abschn.
7.5.3 und Abschn. 7.5.4. chen Klimaten trennt, dann wirken auf die beiden
Oberflächen des Türblattes in der Regel unter-
• Dichtheit des gesamten Gebäudes. Die Defi- schiedliche Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten
nition der ausreichenden Luftdichtheit eines ein. Dieses Differenzklima führt zu einer mehr
7 Gebäudes erfolgt in DIN 4108-7 (Ausg. 08.01). oder weniger großen Verformung (Formände-
Danach müssen Häuser mit mechanischer Lüf- rung) des Türblattes. Je größer der Unterschied
tungsanlage dichter sein als solche ohne raum- von Temperatur und Feuchtigkeit zwischen den
lufttechnische Anlage (Fensterlüftung). beiden Türblattoberflächen ist, um so mehr ist
auch die Gefahr einer Verformung der Türblatt-
Werden Messungen der Luftdichtheit von Ge-
ebene.
bäuden oder Gebäudeteilen durchgeführt (Blo-
wer-Door-Verfahren), so darf der nach DIN EN Das jeweilige Verformungsverhalten hängt von
13 829 gemessene Luftvolumenstrom bei einer den physikalischen Eigenschaften der eingesetz-
Druckdifferenz zwischen innen und außen von ten Werkstoffe und von der Konstruktion bzw.
50 Pa: dem Aufbau des jeweiligen Türblattes ab.
• Bei Gebäuden ohne raumlufttechnische An- Verformungen werden verursacht
lagen bezogen auf das Raumvolumen • bei Metallen und Kunststoffen (nicht hygros-
3 h–1 nicht überschreiten. kopische Werkstoffe) durch temperaturbeding-
• Bei Gebäuden mit raumlufttechnischen Anla- te Änderungen der Abmessungen: thermische
gen bezogen auf das Raumvolumen 1,5 h–1 Verformung. Beachtenswert ist, dass der Wär-
nicht überschreiten. Vgl. hierzu auch EnEV §5 medehnungskoeffizient von Aluminium etwa
und Anhang 4. doppelt so hoch ist wie derjenige von Stahl
oder nichtmetallisch-organischen Stoffen.
Als Stand der Technik sind auch hier die in DIN 4108-7 an-
geführten Planungs- und Ausführungsbeispiele anzuse- • bei Holz und Holzwerkstoffen (hygroskopi-
hen. Auf einen ausreichenden Luftwechsel ist jedoch aus sche Werkstoffe) sowohl durch temperatur-
Gründen der Hygiene, der Begrenzung der Raumluft- bedingte als auch feuchtebedingte Ände-
feuchte sowie ggf. der Zuführung von Verbrennungsluft
bei Feuerstätten immer zu achten.
rungen der Abmessungen: hygrothermische
Verformung. Der Feuchtedehnungskoeffizient
• Schlagregendichtheit. Die Schlagregendicht- (Quellmaß) liegt bei Massivholz im Bereich von
heit von Türen (Fenster) ist in DIN EN 12 208 0,01 % bis 0,20 % je nach Faserrichtung. Bei
7.4 Allgemeine Anforderungen 493

Holzwerkstoffen ist er weitgehend unabhängig Wohnungsabschlusstür zur Folge, dass die dort
von der Richtung und beträgt etwa 0,2 %. Wei- eingesetzten Materialien aus Holz und Holzwerk-
tere Einzelheiten sind der Spezialliteratur [6], [7] stoffen quellen (Außenklima). Die gleichen Werk-
zu entnehmen. stoffe auf der Innenseite der Tür schwinden dage-
gen bei warmer und trockener Luft (Innenklima).
Hygrothermische Verformung von Innentüren Abweichungen von der Ebenheit von Türblättern
aus Holz und Holzwerkstoffen können sich darstellen in Form von (Bild 7.15)
Die Ursache einer Verformung (Formänderung) • Längskrümmung (Krümmung in Richtung der
am Türblatt ist immer ein Spannungsausgleich. Türblatthöhe),
So hat beispielsweise das Einwirken von kalter • Querkrümmung (Krümmung in Richtung der
und relativ feuchter Luft auf die Außenseite einer Türblattbreite),
• Verwindung (Spiralförmige Torsion in der Ebe-
ne des Türblattes).
Außen- Raum- Außen- Raum-
klima klima klima klima
Wie Tabelle 7.16 verdeutlicht, sind die maximal
heiß kühl zulässigen Verformungswerte von Türblättern
trocken relativ
feucht nach DIN EN 12 219 in Verformungsklassen ein-
geteilt. Diese Verformungen dürfen nicht über-
SOMMER schritten werden.
In DIN EN 1121, Verhalten von Türen zwischen
Außen- Raum- Außen- Raum- zwei unterschiedlichen Klimaten, sind die einzel-
klima klima klima klima
nen Prüfklimate aufgeführt (= Prüfklimate mit
kalt warm steigenden Anforderungen von a bis e).
feucht trocken
Als Grenzwert für die zulässige Abweichung ei-
nes Türblattes von der Türblattebene wird in der
WINTER Praxis allgemein ein Abmaß von maximal 4 mm
7.15a 7.15b (besser 3,5 mm) angesehen, sofern auch die
Metall- und Kunststofftüren: Holz- und Holzwerkstofftüren: weitergehenden Anforderungen wie allgemeine
Funktionsfähigkeit, Dichtschluss, Schallschutz,
Thermische Verformung Hygrothermische Verformung
Wärmeschutz, Rauchschutz usw. in verformtem
7
Zustand erfüllt werden. Weitere Prüf- und Klassifi-
zierungsnormen über Ebenheit, Verformung und
Festigkeit sind in Abschn. 7.11, Normenverzeich-
nis, angeführt.

Verformungen von Türblättern aus Holz und


Holzwerkstoffen lassen sich deutlich reduzieren
beispielsweise durch
• geeignete Materialwahl (quell- und schwindar-
me Werkstoffe, verringerte Feuchteaufnahme
über die Türblattoberflächen) sowie
7.15c 7.15d
• funktionsgerechte Türblattkonstruktionen (Er-
Durchbiegung Verwindung höhung der Türblattdicke, Einbau von metalli-
7.15 Schematische Darstellung des Verformungsverhal- schen Stabilisatoren, Anbringen von Vorsatz-
tens von Türblättern bei unterschiedlichen Klimaten schalen).
(Differenzklima)
a) Thermische Verformung bei Metall- und Bild 7.17 zeigt einige Möglichkeiten der Verfor-
Kunststofftüren mungsbehinderung durch metallische Ausstei-
b) Hygrothermische Verformung bei Holz- und
Holzwerkstofftüren fungen. Diese Stabilisatoren in Form von Alumi-
c) Türblattverformung-Durchbiegung: niumblechen oder Stahlrohrprofilen müssen
• Längskrümmung in Richtung der Türblatthöhe jeweils kraftschlüssig mit den Deckplatten und
• Querkrümmung in Richtung der Türblattbreite Rahmenhölzern verklebt werden. Sie können sich
d) Türblattverformung-Verwindung:
• Spiralartige Verdrehung in der Ebene des jedoch unter Umständen nachteilig auf den Wär-
Türblattes me- und Schallschutz des Türblattes auswirken.
494 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Tabelle 7.16 Maximal zulässige Verformung von Türblättern (Verformungsklassen) nach DIN EN 12 219

Prüfparameter Klasse 0 (x) Klasse 1 (x) Klasse 2 (x) Klasse 3 (x)


in mm in mm in mm in mm

Verwindung, T • 8,0 4,0 2,0

Längskrümmung, B • 8,0 4,0 2,0

Querkrümmung, C • 4,0 2,0 1,0

Lokale Ebenheit Ein ohne Zarge geliefertes Türblatt oder ein Türblatt als Teil eines Türelementes muss
den Anforderungen nach DIN EN 1530 entsprechen

• keine Anforderung
x Prüfklima, das in DIN EN 1121 und/oder in DIN EN 1294 definiert ist
T (twist) endgültige Verwindung
B (bow) absolute Differenz zwischen endgültiger und anfänglicher Verwindung oder Längskrümmung oder die
tatsächliche absolute endgültige Verwindung oder Längskrümmung, je nachdem, welche größer ist
C (cup) endgültige Querkrümmung

Türblattaufbau. Bezüglich des Türblattaufbaues chenbehandlung usw.). Nachträglich einseitig


wird grundsätzlich zwischen symmetrisch und aufgeleimte Platten, Leisten, Furniere, Schicht-
asymmetrisch aufgebauten Türblattkonstruktio- stoffplatten sowie einseitig aufgetragener
nen unterschieden. deckender Anstrich führen nahezu immer zu
• Ein symmetrisch aufgebautes Türblatt besteht Verformungen des Türblattes.
beispielsweise aus einer Mittellage mit darauf • Bei asymmetrisch aufgebauten Türblättern ist
beidseitig angeordneten, jeweils gleichartigen die Tragkonstruktion – in Form von Rahmen-
Deckplatten und Decklagen (z. B. Sperrtüren oder Sperrtürblatt – nur einseitig oder beid-
nach DIN 68 706-1). Ein derartiges Türblatt seitig mit ungleichen Vorsatzschalen beplankt.
bleibt bei hygrothermischer Beanspruchung Damit es zu keiner Verformung des Türblattes
nur dann weitgehend verformungsfrei, wenn es kommt, müssen die Aufdoppelungen immer
7 in jeder Beziehung symmetrisch aufgebaut und beweglich aufgebracht sein. Da sich derartige
gefertigt wurde (beidseitig gleiche Plattenart Türblattkonstruktionen in der Regel bereits bei
und Plattenqualität, Verleimungsart, Oberflä- geringer Klimaänderung deformieren, ist ihr
Einsatz problematisch und auf Sonderfälle (Bild
7.84) beschränkt. Einzelheiten hierzu s. Abschn.
7.6.2.3., Mehrschalige Türblattkonstruktionen.

1. Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen


(Sperrtüren)
7.17a 7.17b
Einsatzempfehlungen. Neben zahlreichen eu-
ropäischen Prüf- und Klassifizierungsnormen
werden in der Baupraxis zur richtigen Auswahl
von Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen
(Sperrtüren nach DIN 68 706-1) die Güte- und
Prüfbestimmungen RAL-RG 426-1 [2]1) herange-
7.17c 7.17d zogen.
7.17 Schematische Darstellung von metallischen Türblatt- 1) Die Güte- und Prüfbestimmungen RAL-RG 426 werden
aussteifungen durch Aluminiumbleche und Stahl- zur Zeit überarbeitet. Als Entwurf erscheinen in Kürze fol-
rohrprofile. Vgl. hierzu auch Bild 7.84. gende Teile:
a) Aluminiumbleche vollflächig aufgeklebt
(Sandwichkonstruktion) RAL-RG 426 Teil I – Türblätter aus Holz- und
b) Aluminium-Stabilisatoren in Furniersperrholz Holzwerkstoffen (Wohnungstüren)
eingeklebt Teil II – Türzargen aus Holz und
c)  -Stahlrohrprofil kraftschlüssig verbunden und Holzwerkstoffen (Objekttüren)
wärmegedämmt Teil III – Feucht- und Nassraumtüren.
d) [-Stahlprofil kraftschlüssig verbunden S. hierzu Tab. 7.135
7.4 Allgemeine Anforderungen 495

Die zukünftige Neuausgabe der Gütesicherung sen sich klimabedingte Verformungen wegen
wird mit den europäischen Normen abgestimmt der hygroskopischen Eigenschaften der Mate-
und enthält genaue Einsatzempfehlungen be- rialien nicht vermeiden. Eine hygrothermische
züglich der Zuordnung von Klimaklassen und Beanspruchung ist dann gegeben, wenn ein
mechanischen Beanspruchungsgruppen zu Ein- Türblatt auf beiden Seiten unterschiedlichen
satzorten (Tab 7.18). Klimaten oder beidseits gleichen Klimaten –
• Hygrothermische Beanspruchung. Bei Tür- aber sehr trockenem oder feuchtem Klima –
elementen aus Holz und Holzwerkstoffen las- ausgesetzt ist (z. B. Wohnungsabschlusstüren).

Tabelle 7.18 Einsatzempfehlungen für Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen (Sperrtüren nach DIN 68 706-1).
Auszug aus RAL-RG 426, Güte- und Prüfbestimmungen für Innentürblätter [2]

Einsatzstelle Hygrothermische Beanspruchung Mechanische Beanspruchung

I II III N M S

normale mittlere hohe normale mittlere hohe


Klimabeanspruchung Beanspruchung
warme Seite: warme Seite: warme Seite:
23 °C, 30 % RLF* 23 °C, 30 % RLF* 23 °C, 30 % RLF* Neu eingeführt wird zukünftig
kalte Seite: kalte Seite kalte Seite die Klasse E (für Extrem).
18 °C, 50 % RLF* 13 °C, 65 % RLF* 3 °C, 80 % RLF* Vgl. hierzu Tabelle 7.135
Wohnungsinnentüren
zum: Wohnzimmer • •
Esszimmer • •
Arbeitszimmer • •
Schlafzimmer • •
Kinderzimmer • •
Küche • •
Bad1) • •
WC1) • •
Abstellraum1) • •
Wohnungsabschlusstür
Türen zu nicht
•2) •2) •) 7
ausgebauten
Dachgeschossen •2) •
Kellerabgangstüren •2) •
Gewerbliche und
sonstige Räume:
Büroräume • •3)
Schulräume • •
Kindergärten • •
Krankenhäuser • •
Hotelzimmer • •3) •3)
Kasernen • •
Laborräume • •
Kantinen •2) •
Eingänge von
Praxen,
öffentlichen 3)
Verwaltungen •2) •2) •

* relative Luftfeuchtigkeit
1) In Bereichen mit langfristig höherer Luftfeuchtigkeit (z. B. immer offen stehendes Fenster) werden Türen der Klima-
kategorie II empfohlen.
2) Bei beheizten Hausfluren/Treppenhäusern genügt i.d.R. Klimaklasse II, bei nicht beheizten Hausfluren bzw.Treppen-
häusern empfiehlt sich dringend Klimaklasse III.
3) Auswahl unter Berücksichtigung der zu erwartenden mechanischen Beanspruchung.

Nicht berücksichtigt wurden Türen, die starken Feuchtigkeitsbelastungen ausgesetzt werden, z. B.Türen in Bädern oder
Toiletten von Hotels und Schulen. Hierfür werden spezielle Feuchtraumtüren angeboten. Siehe hierzu Tabelle 7.135,
Einsatzempfehlungen für Feucht- und Nassraumtüren.
496 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

• Mechanische Beanspruchung. Die mechani- ma – Innenklima), deren Einwirkung sich im jah-


sche Beanspruchung von Türen erfolgt durch reszeitlichen Rhythmus (Winter – Sommer) stän-
äußere, sich zumeist wiederholende Einwir- dig ändert. Außentüren (Hauseingangstüren)
kungen (z. B. harte und weiche Stöße, vertikale schließen in der Regel Flure und Vorräume nach
Belastungen, Erschütterungen durch extremes außen hin ab. Immer häufiger grenzen jedoch
Zuschlagen bei Zugwind). Je nach Einsatzbe- Wohn- und Aufenthaltszonen an den Außenbe-
reich ergeben sich drei Beanspruchungsgrup- reich an (offene Grundrissgestaltung), so dass die
pen, nämlich normale Beanspruchung (Wohn- Hauseingangstür (Laubengangtür) zunehmend
bauten), mittlere Beanspruchung (Büro- und einer hohen hygrothermischen Beanspruchung
Verwaltungsbauten) sowie starke Beanspru- ausgesetzt ist.
chung (Schulen, Krankenhäuser usw.)
Im Zuge der Neubearbeitung von RAL-RG 426 Technische Anforderungen an Haustüren sind
wird zukünftig die Klasse E (für Extrem) noch in den Güte- und Prüfbestimmungen RAL-GZ 996
hinzu kommen. [1]1) 2) im Einzelnen festgeschrieben. Diese gelten
Die mechanische Widerstandsfähigkeit wird u. a. nach für Aluminium-, Holz- und Kunststoffhaustüren.
DIN EN 947 bis DIN EN 950 geprüft. Die Klassifizierung Auch ausführliche Montagerichtlinien sind Be-
der Festigkeitsanforderungen erfolgt gemäß DIN EN standteil dieser RAL-Gütesicherung. Vgl. hierzu
1192. Weitere Normen sind Abschn. 7.11, Normenver-
zeichnis, zu entnehmen.
auch Abschn. 7.6.2.3 und Abschn. 7.7.2. Auf die
weiterführende Spezialliteratur [10], [11] wird ver-
Tabelle 7.18. Wie die Tabelle verdeutlicht, wer- wiesen.
den Sperrtüren in drei Klimaklassen I, II und III Bild 7.19 zeigt eine hochwertige Türblattkonstruktion aus
sowie in drei (vier) mechanische Beanspru- Holzwerkstoffen. Das dargestellte Haustürblatt, lieferbar in
den Dicken 45, 55 und 70 mm, besteht aus einem umlau-
chungsgruppen N, M und S eingeteilt und klas- fenden Hartholzrahmen mit eingeleimten Stabilisatoren
sifiziert. Neu hinzukommen wird die Klasse E (für (Alu-Streifen) an den Längsseiten. Sie dienen zur Verstär-
Extrem). kung des Rahmenbereiches, der Erhöhung des Stehvermö-
gens des Türblattes und der Ausreißfestigkeit der Beschlä-
Diese Einsatzempfehlungen sollen die Auswahl ge (Einbruchschutz). Die schall- und wärmedämmende
geeigneter Türblätter für den jeweiligen Verwen- Einlage setzt sich aus offenporigem PU-Hartschaum- und
dungsort erleichtern und eine Arbeitshilfe bei der Spanplatten zusammen (Sandwichkonstruktion). In 5-fach
Erstellung von Leistungsverzeichnissen sein. Vgl. verleimten Furnierholz-Deckplatten sind jeweils dünne
7 hierzu auch Abschn. 7.6.2.4, Sperrtüren, mit Bild Aluminiumeinlagen vollflächig eingearbeitet. Diese Schicht
dient als Dampfsperre, bewirkt einen Temperaturausgleich
7.88 sowie [8], [9]. und gewährleistet ein gutes Stehvermögen des gesamten
Türblattes.
2. Außentüren aus Holz und Holzwerkstoffen
1) Die Güte- und Prüfbestimmungen RAL-GZ 996 werden
Außentüren bilden die Nahtstelle zwischen zur Zeit überarbeitet.
Außen- und Innenbereich. Als Trennungsebene 2) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.11 zu ent-
liegen sie zwischen zwei Klimazonen (Außenkli- nehmen.
6 12 10 12 6

7.19
Konstruktionsbeispiel eines wärme- und
schalldämmenden Haustürblattes mit ein-
1 geleimten Alu-Stabilisatoren an den Längs-
2 seiten und vollflächig aufgebrachten Alumi-
1
nium-Einlagen in den beiden Deckplatten
1 Holzfurniere (Furniersperrholzplatte)
2 Aluminium-Einlage (Dampfsperre)
6 12 10 12 6

3 PU-Hartschaumeinlage
4 dreifaches unteres Rahmenholz
5 3 5 Stabilisatoren (zwei Alu-Blechstreifen in
Furnierlagen eingeklebt)
6 6 umlaufender Hartholzrahmen
7 Holzspanplatte
4
6 1 2 5 3 7 WESTAG & GETALIT, Rheda-Wiedenbrück
7.4 Allgemeine Anforderungen 497

7.4.4 Geometrische und maßliche bestimmen. Das Abstandsmaß dieser Koordina-


Festlegung1) tionsebenen ist das Koordinationsmaß; es ist in
der Regel ein Vielfaches eines Moduls (Grund-
Vereinbarungen über Maßordnungen, Toleranzen modul 100 mm; Multimodule 3M = 300 mm,
und Fügungsprinzipien sind wichtige Vorausset- 6M = 600 mm, 12M = 1200 mm). Diese Methode
zungen für die Planung und Ausführung von Bau- der maßlichen Abstimmung ist material-, her-
werken sowie für die Planung und Herstellung stellungs- und ausführungsneutral. Einzelhei-
von Bauteilen, Bauelementen und Halbzeugen. ten hierzu s. Abschn. 2.4, Teil 1 dieses Werkes.
Sie bestimmen auch weitgehend den Grad der
Zusammenfügbarkeit und Austauschbarkeit in- 7.4.4.1 Genormte Wandöffnungen
dustriell hergestellter Bauelemente sowie deren für Türen
Verwendbarkeit in Bauwerken mit unterschiedli-
cher Zweckbestimmung. Im Bauwesen wird der- Vorzugsmaße für Wandöffnungen, in die Türele-
zeit mit zwei Ordnungssystemen gearbeitet. mente eingebaut werden sollen, sind in DIN
• Maßordnung im Hochbau (DIN 4172). Die 18 100 festgelegt; sie sind aus der Maßordnung
Maßordnung fügt „maßgenormte“ Bauwerks- im Hochbau (DIN 4172) abgeleitet. DIN 18 100
teile und Bauteile (z. B. aus Ziegelsteinen) addi- gilt sowohl für Mauerwerksbauten mit den übli-
tiv aneinander: Vom Einzelteil zum Bauwerk. chen Fugenbreiten als auch für Bauarten ohne
Diese Norm führte bereits 1955 zu einer we- Fugen (z. B. Betonwände, Gipsdielen- oder Stän-
sentlichen Vereinheitlichung der Maße im Bau- derwerkwände). Entsprechende Maße für Wand-
wesen (Oktameterordnung: 125 mm = Achtel- öffnungen für Türen sind Bild 7.20 zu entneh-
meter). Einzelheiten hierzu s. Abschn. 2.3, Teil 1 men.
dieses Werkes. Nach DIN 4172 werden die Nennmaße1) (Soll-
• Modulordnung im Bauwesen (DIN 18 000). maße der Bauteile) aus den Baurichtmaßen2) ab-
Die Modulordnung beinhaltet in erster Linie geleitet. Bei Bauarten ohne Fugen entsprechen
Angaben zu einer Entwurfs- und Konstruktions- die Nennmaße den Baurichtmaßen, bei Bauarten
systematik unter Zugrundelegung eines Ko- mit Fugen ist das Nennmaß der Öffnungen um
ordinationssystems als Hilfsmittel für Planung den Fugenanteil größer. Beim Mauerwerksbau
und Ausführung im Bauwesen. Mit diesem Ko- (NF-Steine) beträgt die Fugenbreite üblicherwei-
ordinationssystem – das aus rechtwinkelig zu- se 10 mm. Daraus ergibt sich:
• Baurichtmaß + 10 mm = Nennmaß der Wand-
7
einander angeordneten, im Raum sich kreuzen-
den, theoretischen Ebenen besteht – können öffnungsbreite.
Bauwerke, Bauteile und Bauelemente koordi- • Baurichtmaß + 5 mm = Nennmaß der Wand-
niert werden, um ihre Lage und/oder Größe zu öffnungshöhe.
1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.11 zu ent- Fußnoten siehe nächste Seite
nehmen.
1750
1250
1125
750

1000

2500
625

2000
875

7.20
1
Baurichtmaße für Wandöffnungen für Türen
1875
nach DIN 18 100 (Maße aus DIN 4172 abgeleitet)
Dick umrandete Felder: Vorzugsgrößen
2 3 4 5
2000

Für die mit einer Ziffer gekennzeichneten Größen


werden in DIN 18 101 genaue Maße für Zargen 6 7 8 9
7
und Türblätter angegeben; die Zahl entspricht 2125
der jeweiligen Zeilennummer in Tabelle 7.26
(Auszug aus DIN 18 101)

Wandöffungen dieser Vorzugsgrößen sind in 2250


der Regel zweiflügelig. Sind in Ausnahmefällen
andere Größen erforderlich, so sollen deren
Baurichtmaße ganzzahlige Vielfache von 125 mm
(gemäß DIN 4172) sein. 2500
498 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Beispiel: Bild 7.21 zeigt, in welcher Weise Baurichtmaße1)


Baurichtmaße für Wandöffnungen nach Bild und Nennmaße2) in Abhängigkeit zueinander
7.20: 875 mm für die Breite, 2000 für die Höhe stehen.
Tatsächliche Nennmaße (Eintrag in die Aus- Bild 7.22 sind die nach DIN 18 100 zulässigen
führungszeichnung): Maßtoleranzen3) zu entnehmen.
Bei Bauarten ohne Fugen 875 × 2000 mm.
Bei Bauart mit Fugen 885 × 2005 mm.
Die Nennmaße für die Wandöffnungshöhe be- 1) Das Baurichtmaß (BR) entsteht beim Aneinanderreihen
ziehen sich immer auf die planmäßige Lage der der Bauteile als Maß von Mitte Fuge bis Mitte Fuge an
Oberfläche des fertigen Fußbodens (waagerech- beiden Enden eines Bauteiles. Vgl. hierzu auch Abschn.
te Bezugsebene), die in der Solllage 1000 mm 2.3, Teil 1 dieses Werkes.
2) Das Nennmaß ist ein Maß, das zur Kennzeichnung von
unter dem Meterriss liegt (Höhenmarkierung an
Größe, Gestalt und Lage eines Bauteiles oder Bauwerkes
der Wand). Angaben über die jeweilige Solllage angegeben und in Zeichnungen eingetragen wird.
von OFF (Oberfläche Fertigfußboden) und OFR 3) Die Maßtoleranz ist die Differenz zwischen Größtmaß
(Oberfläche Rohdecke) sind in die Ausführungs- und Kleinstmaß. Das Größtmaß ist das größte zulässige
zeichnungen einzutragen. Maß, das Kleinstmaß ist das kleinste zulässige Maß.

BAUART MIT FUGEN BAUART OHNE FUGEN

BR BR
Nennmaß für Wandbauart

Nennmaß für Wandbauart


mit Fugen = BR + 0,5

ohne Fugen = BR

Nennmaß für Nennmaß für


BR
BR

Wandbauart Wandbauart
mit Fugen = ohne Fugen =
BR + 2 x 0,5 BR

7 OFF
BR
BR = Baurichtmaß
OFF OFF = Oberfläche
OFR OFR
Fertigfußboden
OFR = Oberfläche
Rohdecke
7.21 Ableitung der Nennmaße aus den Baurichtmaßen bei Bauarten mit Fugen und Bauarten ohne Fugen entsprechend
DIN 4172 (Maße in cm)

zulässiges Größtmaß der Öffnung


15
5

10 Baurichtmaß z. B. 875 10
zulässiges Kleinstmaß =

zulässiges Größtmaß
Baurichtmaß z. B. 2000
Nennmaß z. B. 2005
Baurichtmaß

Nennmaß der Öffnung z. B.


5 885 5
1000 mm
Meterriss

2005

zulässiges Kleinstmaß
der Öffnung = OFF
Baurichtmaß

7.22 Maßtoleranzen bei Wandöffnungen in der Breite (Breitenmaße) und in der Höhe (Höhenmaße) nach DIN 18 100
7.4 Allgemeine Anforderungen 499

Bild 7.23 zeigt Maßbezeichnungen und wichtige Schlosssitz) regelt DIN 18 101. Diese Norm gilt
Fachbegriffe, beispielhaft dargestellt an einem In- werkstoffunabhängig für einflügelige gefälzte
nentürelement aus Holz und Holzwerkstoffen. Türen, so wie sie üblicherweise im Wohnungsbau
Vgl. hierzu auch Tabelle 7.26, mit den Kennbuch- vorkommen. Sie gilt nicht für Schutz- und Son-
staben A bis H. dertüren, wie beispielsweise Feuerschutztüren,
Rauchschutztüren, einbruchhemmende Türen,
7.4.4.2 Türblattgrößen, Bandsitz Wohnungsabschlusstüren u. a.
und Schlosssitz Die Festlegung der wichtigsten Maße und ihrer
Die gegenseitige maßliche Abhängigkeit zwi- Lage zu bestimmten Bezugskanten oder Bezugs-
schen Türblatt und Türzarge sowie die Lage der ebenen soll sowohl dem problemlosen Zusam-
Türbänder und des Türschlosses (Bandsitz und menbau der einzelnen Bauteile einer Tür dienen

Falzbekleidung Zierbe- Nennmaß


kleidung Wandöffnungsbreite
5

Wanddicke
Baurichtmaß (BR)
13

lichtes Durchgangsmaß

25,5 Zargenfalzmaß [F]


lichtes Durchgangsmaß

25,5
Türblattaußenmaß [B]

Wandöffnungshöhe
Türblattfalzmaß [D]

Zargenfalzmaß [G]

5
Baurichtmaß (BR)

13 Türblattfalzmaß [C]
Nennmaß

Türblattaußenmaß [A]
5 (7) mm

7.23 Maßbezeichnungen und Fachbegriffe beispielhaft


7
OFF dargestellt an einem Innentürelement aus Holz
OFR und Holzwerkstoffen. Vgl. hierzu auch Tab. 7.26
(Kennbuchstaben A bis H)

obere Bezugskante F
(Zargenfalz) 11-15 11-15
13
241

Bandbezugs- Einsteckschloss
nach DIN 18251
linie nach
DIN 18268
25,5
39-42
[E]
[H]
1435

Drücker-
höhe 13 C 13
A
Meterriss seitliche
[G]

[B]
[D]

Bezugskante
1000

1050

Bandbezugs-
5 (7) mm

linie nach 7.24 Darstellung der wichtigsten Maße und Bezugs-


DIN 18268 kanten für gefälzte Türblätter und Türzargen sowie
OFF Band- und Schlosssitz nach DIN 18 101.
Die entsprechenden Einzelmaße sind Tabelle 7.26 zu
entnehmen. Vgl. hierzu auch Bild 7.20.
500 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

als auch die Austauschbarkeit eines Türblattes in Die Bandbezugslinie ist unabhängig von Bandtyp
einer Zarge ohne Nacharbeiten sicherstellen. Um und Bandhersteller. In DIN 18 268, Türbänder, ist
dies zu erreichen, geht man nach DIN 18 101 von festgehalten, dass die Hersteller von Türbändern
folgenden Annahmen aus (Bild 7.24): in ihren Katalogen alle erforderlichen Anschluss-
maße anzugeben haben, damit die Einbaulage
• Seitliche Bezugskante für die Maße an Türzarge und
Türblatt ist der seitliche Zargenfalz der Bandseite. eindeutig erkennbar wird. Erst diese exakte Fest-
• Obere Bezugskante für die Maße an Türzarge und Tür- legung der Bandbezugslinien ermöglicht das Zu-
blatt ist der obere Zargenfalz. sammenspiel von Türzargen, Türbändern und
• Untere Bezugskante bei Stahltüren ist die Fußboden- Türblättern und erlaubt eine rationelle Fertigung
einstandsmarkierung. und Montage der Türelemente. Einige Bänder mit
• Untere Bezugskante bei Holzzargen ist die Unterkante den ihnen zugeordneten Bezugslinien sind in
der Zargenseitenteile. Diese untere Bezugskante ent- Bild 7.25 gezeigt.
spricht der planmäßigen Solllage der Oberfläche des fer-
tigen Fußbodens (OFF).
7.4.4.3 Links- und Rechtsbezeichnung
• Die Türblattfalzmaße betragen 13 × 25,5 mm.
bei Türen
• Die übliche Türblattdicke liegt bei 40 mm (je nach
Decklage zwischen 39 und 42 mm). Türen, Zargen, Schlösser, Beschläge und Tür-
schließer sind nach DIN 107 mit DIN-LINKS oder
Bandbezugslinie DIN-RECHTS zu bezeichnen (Bild 7.27).
Die Bandbezugslinie – wie in Bild 7.24 dargestellt Drehflügeltüren. Drehflügeltüren sind an einer
– ist eine gedachte Linie bei einem Türband, de- Längskante an der Zarge angeschlagen. Als Regel
ren Abstand vom oberen Zargenfalz (als obere für die Bezeichnung gilt, dass Türen von derjeni-
Bezugskante) die Höhenlage der Bänder festlegt. gen Seite betrachtet werden, nach der die Flügel
Der Abstand der Bandbezugslinie des oberen aufschlagen (Anschlagseite). Liegen die Bänder
Türbandes zum Zargenfalz beträgt immer 241 ± links vom Betrachter, so handelt es sich um eine
1 mm. Der Abstand des unteren Türbandes zum Linkstür mit den dazugehörigen Links-Schlös-
oberen hängt von der Türblatthöhe ab. Bei einer sern, Links-Bändern, Links-Garnituren. Liegen die
Türblatthöhe von 2000 mm beträgt beispielswei- Türbänder auf der rechten Seite, so handelt es
se der Abstand beider Bandbezugslinien 1435 ± sich um eine Rechtstür. Diese Regel gilt sowohl
für gefälzte wie ungefälzte Türen.
7 0,5 mm. Wird das Türblatt mit drei Bändern ange-
schlagen, beträgt der Abstand der Bandbezugsli- Zur Unterscheidung von linken und rechten Bän-
nie des mittleren (dritten) Türbandes von der des dern ist immer dasjenige Bandteil maßgebend,
oberen Türbandes 370 mm. das am Türflügel befestigt wird.

Bandbezugslinie

Bänder für Holzzargen Bänder für Stahlzargen

7.25 Bandbezugslinie bei verschiedenen Türbändern für Holz- und Stahlzargen


7.4 Allgemeine Anforderungen 501

Tabelle 7.26 Maße für gefälzte Türblätter und Türzargen in mm (Auszug aus DIN 18101,Tab. 1)1) 2)

Baurichtmaße Maße am Türblatt Maße an der Türzarge


Wand- Türblatt- Türblattfalzmaße Oberkante lichte Zar- lichte obere
öffnungen außenmaße Nennmaße Türfalz genbreite Zargen- Bezugs-
für Türen („Typmaße”) bis Mitte im Falz höhe im kante bis
(s. DIN 18 100) Schloss- (seitliche Falz Unterkante
nuss Bezugs- (obere Fallenloch
kante Bezugs- (Schließ-
auf der kante) blech)
Bandseite)
Breite Höhe Breite A Höhe B Breite C Höhe D Höhe E Breite F Höhe G Höhe H

1 1875 1875 1860 1860 1834 1847 1804 1841 1858 1808

2 1625 2000 1610 1985 1584 1972 1929 1591 1983 1933

3 1750 2000 1735 1985 1709 1972 1929 1716 1983 1933

4 1875 2000 1860 1985 1834 1972 1929 1841 1983 1933

5 1000 2000 1985 1985 1959 1972 1929 1966 1983 1933

6 1750 2125 1735 2110 1709 2097 1054 1716 2108 1058

7 1875 2125 1860 2110 1834 2097 1054 1841 2108 1058

8 1000 2125 1985 2110 1959 2097 1054 1966 2108 1058

9 1125 2125 1110 2110 1084 2097 1054 1091 2108 1058
1) Vgl. hierzu auch Tabelle 7.93, Maße von Stahlzargen
2) Vgl. hierzu auch Tabelle 1 von DIN 68 706-2, Maße für Zargen für gefälzte und stumpf einschlagende Türblätter
(Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen)

Schiebetüren. Schiebetüren werden in der Regel


an einem Laufwerk aufgehängt und in ihrer
7.4.5 Baukörperanschlüsse von Türen1) 7
ganzen Breite seitlich verschoben. Eine Links- An Außentüren, Innentüren und Schutztüren
schiebetür schlägt beim Verschließen vom Stand- werden jeweils sehr unterschiedliche Anforde-
ort des Betrachters aus gesehen links an. Eine rungen hinsichtlich der Ausbildung ihres An-
Rechtsschiebetür schlägt beim Verschließen vom schlusses an den Baukörper gestellt.
Standort des Betrachters aus gesehen rechts an. So muss die Bauanschlussfuge von Außentüren
Der Standort des Betrachters befindet sich im üblicherweise Forderungen hinsichtlich Schlag-
Raum. Bei gleichberechtigten Räumen ist der regendichtheit und Luftdichtheit, Wärmeschutz
Standort anzugeben. und Schallschutz sowie Standsicherheit erfüllen.
Bei normalen Innentüren wird vor allem auf eine
preiswerte, rationelle und relativ problemlose,
gleichzeitig jedoch auch sichere Befestigungs-
methode geachtet.
Die bauphysikalischen und montagetechnischen
Anforderungen bei Schutztüren sind überwie-
gend von ihrem späteren Nutzzweck bestimmt,
so dass spezielle Forderungen hinsichtlich Ein-
DIN-Links DIN-Rechts bruchhemmung, Schall-, Brand-, Strahlenschutz
u. a. noch hinzukommen können.
7.27a 7.27b

7.27
Links- und Rechtsbezeichnung von Türen nach DIN 107
a) Linkstür (linkes Band, linkes Schloss usw.) 1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.11 zu ent-
b) Rechtstür (rechtes Band, rechtes Schloss usw.) nehmen.
502 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

7.4.5.1 Baukörperanschluss von Außentüren terungsseitige Abschluss (Dampfdruckgefälle


von innen nach außen).
Bauphysikalische Anforderungen. Wie Bild
7.28 verdeutlicht, muss die Anschlussfuge zwi- • Fugen-/Hohlraumdämmung (Bereich 2 in Bild
schen Türrahmen und Baukörper einerseits bau- 7.28). Dieser Funktionsbereich erfüllt vorwie-
werk- und bauteilbedingte Bewegungen (z. B. gend wärmedämmende und schalldämmende
Zug-, Druck- und Scherkräfte sowie thermisch Aufgaben. Das Wärme- und Feuchteverhalten
bzw. hygrothermisch bedingte Formänderungen dieses Bereiches wird durch Außen- und Innen-
der Rahmenprofile) aufnehmen, andererseits je- klimate bestimmt. Die Wärmedämmung im
doch auch bauphysikalischen und umweltbe- Fugenhohlraum erhöht die Fugentemperatur.
dingten Anforderungen (z. B. Wärme-, Schall-, Ohne ausreichende Dämmung der Fuge wäre
Feuchte- und Wetterschutz) gerecht werden. mit einer Unterschreitung der Taupunkttempe-
Dementsprechend müssen bei einer fachgerech- ratur an der raumseitigen Oberfläche und da-
ten Ausführung des Baukörperanschlusses – ne- mit Tauwasserbildung im Anschlussbereich zu
ben der Standsicherheit – im Wesentlichen vier rechnen.
Grundforderungen erfüllt sein: Zur Dämmung der Anschlussfuge werden vor
allem Mineralwolle, Polyurethan-Montage-
• innen luftdicht
schaum (ein- oder zweikomponentig), Spritz-
• außen schlagregendicht kork sowie in geringem Umfang Naturprodukte
• innen dampfdichter als außen (z. B. Schafwolle) mit dämmenden Eigenschaf-
• optimale Fugendämmung. ten eingesetzt.
Bei erhöhten Anforderungen an den Schall-
Aus diesen unterschiedlichen Einwirkungen schutz nach DIN 4109 reicht die Fugendäm-
(dichten – dämmen – nach außen abdiffundie- mung als alleinige Maßnahme jedoch nicht aus.
ren) lassen sich drei Funktionsebenen [12], [57] Um eine optimale Schalldämmung der An-
hinsichtlich des konstruktiven Aufbaues der An- schlussfuge zu erzielen, müssen sowohl die in-
schlussfuge ableiten. nere Dichtebene als auch der außenseitige
• Raumseitiger Abschluss (Ebene 1 in Bild 7.28). Wetterabschluss immer noch zusätzlich dauer-
Der raumseitige Abschluss – eine umlaufend haft dicht ausgebildet werden. Erst diese Luft-
luftdichte Ebene (Luftdichtheitsschicht) als dichtheit und das vollflächige Verfüllen der An-
7 Trennung von Raum- und Außenklima – muss schlussfuge ergeben – unabhängig von der
Einbausituation (stumpfer Anschlag oder In-
so ausgebildet sein, dass keine feuchte Raum-
luft in die Bauanschlussfuge eindringen und nenanschlag) – gute Fugenschalldämmwerte.
im kalten Bereich des Anschlusses zu Tauwas- • Wetterseitiger Abschluss (Ebene 3 in Bild
serbildung1) führen kann. Die Trennung muss 7.28). Die Wetterschutzebene schützt die Fuge
in einer Ebene erfolgen (Isothermenverlauf be- vor Witterungseinwirkungen von außen (Re-
achten)2), deren Temperatur über der für das gen- und Windsperre). Sie verhindert weitge-
Schimmelpilzwachstum kritischen Temperatur hend den Eintritt von Regenwasser (Schlagre-
des Raumklimas liegt. Zu beachten ist, dass die- gen) und führt eingedrungenes Wasser wieder
se innere Dichtebene einen höheren Dampfdif- kontrolliert nach außen ab. Zugleich muss si-
fusionswiderstand aufweist als der äußere, wit- chergestellt sein, dass gegebenenfalls von der

1) Im Bereich von Wärmebrücken kann es zu Tauwasserbil- angezogen. Diese bezieht sich allerdings nur auf den Tau-
dung und damit Schimmelpilzbildung kommen. Daher wasserausfall bei üblichem Raumklima. Schimmelpilze
wird in der DIN 4108-2 (Ausg. 03.01) im Bereich von Wär- können sich jedoch auch auf Bauteiloberflächen bilden,
mebrücken ein Mindestwärmeschutz gefordert. Außer- wenn diese über längere Zeiträume einer relativen Luft-
dem werden in dieser Norm Maßnahmen zur Vermei- feuchte von über 80 % ausgesetzt sind. Für die Beurtei-
dung von Schimmelpilzbildung im Einzelnen erläutert. lung einer Anschlusssituation wurde deshalb der Tempe-
Entsprechende Planungs- und Ausführungsbeispiele raturfaktor fRsi eingeführt. Einzelheiten hierzu s. [57] sowie
(Wärmebrückendetails) sind Beiblatt 2 zu DIN 4108 zu Abschn. 16.5,Teil 1 dieses Werkes.
entnehmen. Vgl. hierzu auch Abschn. 16.5., Teil 1 dieses Entsprechend dieser Zusammenhänge liegt die schim-
Werkes. melpilzkritische Temperatur unter 12,6 °C. Für die Beur-
2) Isothermen sind Linien, die Punkte gleicher Temperatur teilung einer Anschlusssituation hinsichtlich der Schim-
verbinden und somit die rechnerische Temperaturvertei- melpilzbildung kann daher – unter Zugrundelegung der
lung innerhalb eines Bauteiles wiedergeben. Für die Randbedingungen nach DIN 4108-2 – die 13 °C-Isother-
Beurteilung einer Anschlusssituation hinsichtlich der Tau- me als Hilfsgröße herangezogen werden.
wasserbildung wurde bisher die 10 °C-Isotherme her-
7.4 Allgemeine Anforderungen 503

Raumseite eindiffundierende Feuchte nach Montagetechnische Anforderungen. Wandöff-


außen entweichen kann. nungen für Außentüren können mit Außenan-
Eine Hilfe bei der Auswahl geeigneter Dich- schlag (Sonderfall), mit Innenanschlag oder ohne
tungsmaterialien zur Herstellung nach außen Anschlag (stumpfer Anschlag) ausgebildet sein.
hin diffusionsoffener Anschlussfugen ist der Beim Innenanschlag sitzt der Türrahmen in ei-
jeweilige sd-Wert (diffusionsäquivalente Luft- nem raumseitigen Mauerfalz, dessen Breite zwi-
schichtdicke)1). Durch entsprechende Material- schen 50 und 62,5 mm liegen soll. Leibungen oh-
wahl oder Fugendimensionierung kann sowohl ne Anschlag werden jedoch immer häufiger
für die innere wie äußere Abdichtungsebene geplant, da sie am Rohbau am einfachsten her-
das gleiche Dichtsystem eingesetzt werden. zustellen sind. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 5.3.3.
Angaben zum sd-Wert der Dichtmaterialien
Einbaulagen. Aus Gründen des Wärmeschutzes sollte das
können den Herstellerunterlagen entnommen Türelement bei
werden. • einschaliger, monolithischer Außenwand im mittleren
Nach der Fugenausbildung unterscheidet man Leibungsbereich2), bei
einstufige und zweistufige Fugensysteme (z. B. • zwei- bzw. mehrschaligen Außenwandsystemen auf der
Bild 5.26). Bei der einstufigen Fugenausbil- Ebene der Dämmschicht eingebaut werden. Bei außen-
seitig aufgebrachtem
dung wird Schlagregen (Regen und Wind) in
• Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) ist die Wärme-
einer Ebene abgewiesen; die Fuge ist allen dämmung an den Leibungs- und Sturzflächen bis zum
Witterungseinflüssen ohne Schutz unmittelbar Türrahmen – diesen mind. 30 bis 50 mm überdeckend –
ausgesetzt. Bei der zweistufigen Fugenausbil- heranzuführen und daran dicht-elastisch anzuschließen.
dung liegen Regen- und Windsperre in räum- Aufgrund dieser Überdeckung ist in der Regel eine
größere Rahmenfriesbreite einzuplanen. Vgl. hierzu Bild
lich getrennten Ebenen (zusätzliches Abdeck- 9.34 sowie Beiblatt 2 zu DIN 4108, Wärmebrücken.
profil). Wesentliches Merkmal dieser Ausbil-
dung ist die prüfbare Wasserabführung hinter • Türrahmenbefestigung. Türen müssen recht-
der äußeren Sperre. Vgl. hierzu auch Abschn. winklig, lot- und fluchtgerecht sowie in der
5.3, Bauwerksanschlüsse von Fenstern. Die Fuß- Höhe genau passend eingebaut werden. Die
note2) in Abschn. 7.6.1.2 ist zwingend zu beach- Abweichung von der Lotrechten darf max.
ten. 1,5 mm pro Meter, jedoch höchstens 3 mm auf
die Gesamthöhe des Türelementes betragen.
7
1) Der sd-Wert beschreibt die Wasserdampfdurchlässigkeit 2) Je weiter ein Türelement nach außen – und damit in die
und setzt sich zusammen aus dem materialspezifischen kalten Bereiche der Vollwand gesetzt wird – desto größer
Kennwert – μ-Wert – und der Materialdicke in Metern: ist die Gefahr der Tauwasserbildung innerhalb der Kon-
sd = μ × s. Siehe hierzu auch Abschn. 16.5.6.1, Teil 1 dieses struktion.
Werkes.

Raumklima

innen
Bauwerkbedingte Bewegungen

Bauteilbedingte Bewegungen

7.28 2 1
Schematische Darstellung mög-
licher Einwirkungen auf die Dampfbremse
Ebene 1
Bauanschlussfuge einer Außentür luftdichte Ebene
mit Fugendimensionierung bei Wärmeschutz
spritzbarem Dichtstoff. Ebene 2
Schallschutz
Faustregel nach [12]: Wetterschutz
t

t = 0,5 × b ≥ 6 mm Ebene 3
Schlagregen- und
1 Hinterfüllmaterial winddichte Ebene b
2 spritzbarer Dichtstoff
t = Tiefe des Dichtstoffes außen
in der Fuge
b = Breite des Dichtstoffes
Außenklima
in der Fuge
504 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Die Türen sind so zu setzen, dass der an der Schlaudern, Konsolen, Eindrehanker u. Ä. ver-
Zarge markierte Meterriss mit dem vor Ort wendet (Bild 5.22). Diese müssen korrosions-
angebrachten Höhenbezugspunkt überein- geschützt sein oder aus nicht rostendem Stahl
stimmt. Es empfiehlt sich, je Geschoss mindes- bestehen. Starre Verbindungen (z. B. mit Mauer-
tens eine dauerhafte – auch zu einem späteren pratzen) sind wegen der im Außenbereich zu
Zeitpunkt noch feststellbare und nachprüf- erwartenden bauwerk- und bauteilbedingten
bare – Markierung (z. B. Meterrissbolzen) anzu- Bewegungen zu vermeiden.
bringen. Der Abstand zwischen den einzelnen Befesti-
Die Ausrichtung und Fixierung der Türen in der gungspunkten darf bei Kunststofftüren 700
Wandöffnung erfolgt zunächst mit Distanzklöt- mm, bei Aluminium- und Holztüren 800 mm
zen, Keilen o. Ä., die nach der endgültigen Be- nicht überschreiten. Außentüren werden übli-
festigung des Türrahmens in der Regel wieder cherweise an mindestens 3 Punkten je Rah-
entfernt werden. menfriesseite befestigt und zwar jeweils in
Die Befestigung selbst muss alle auf das Höhe der Bänder bzw. des Schlosses. Breitere
Außentürelement einwirkenden Kräfte – wie und doppelflügelige Türelemente sind auch am
beispielsweise Eigenlast, Windlast und Verkehr- Türsturz zu arretieren.
last (DIN 1055) – sicher in den Baukörper ablei- Außentüren dürfen am Baukörper nur mit
ten. Für Schutztüren gemäß Abschnitt 7.8 gel- geeigneten mechanischen Befestigungsmit-
ten besondere Anforderungen. teln verankert werden. Montageschäume und
• Befestigungsmittel. Bei der Wahl der Befesti- Dichtstoffe können die auf die Außentür einwir-
gungsmittel sind der konstruktive Aufbau des kenden Kräfte nicht aufnehmen und sind daher
jeweiligen Außenwandsystems, die material- zur alleinigen Befestigung von Wohnungsab-
spezifischen Kennwerte der Wandwerkstoffe schluss- und Außentüren ungeeignet.
(z. B. Mauerwerk, Beton) und Rahmenwerkstof- Angaben über die Befestigung von Holzwerk-
fe der Tür, die zu erwartende Belastungsgrößen stoffzargen von Innentüren s. Abschn. 7.4.5.2,
sowie die vorgegebene bauliche Situation (Alt- von Stahlzargen Abschn. 7.7.1.1. Auf die von
bau, Neubau) zu berücksichtigen. den RAL-Gütegemeinschaften herausgegebe-
Als Befestigungsmittel werden Rahmendübel nen Montagerichtlinien [1], [12] wird verwie-
(Durchsteckdübel), federnde Laschen oder sen.
7
innen innen innen

außen außen außen

7.29a 7.29b 7.29c

7.29 Konstruktionsbeispiele: Baukörperanschlüsse von Außentüren


a) Stumpfer Anschlag: Holzrahmen-Profil mit Federanker an Sichtbetonwand befestigt. Anschlussfuge innen- und
außenseitig mit Vorfüllprofil und spritzbarem Dichtstoff abgedichtet.
b) Innenanschlag: Aluminium-Rahmenprofil mit Klemmfederanker an Betonwand befestigt. Verputzter Innenan-
schluss mit Dichtungsfolie dampfdicht ausgebildet. Außenverleistung mit Alu-Profil und vorkomprimiertem
Dichtungsband (Kompriband).
c) Stumpfer Anschlag: Kunststoff-Rahmenprofil mit Rohrdübel am verputzten Mauerwerk befestigt. Innen- und
Außenanschluss mit Komfort-Verleistungsprofilen und vorkomprimierten Dichtungsbändern abgedichtet
(Fa. Innoperform, Dillingen). Überall Dampfdruckgefälle von innen nach außen.
7.4 Allgemeine Anforderungen 505

Fugenabdichtungssysteme. Das zu wählende im Fugengrund gegeben ist (Folge: erhöhte Ab-


Abdichtungssystem hängt im Wesentlichen von rissgefahr).
den jeweiligen bauphysikalischen Anforderungen, Einzelheiten über die Planung und Ausführung
den zu erwartenden bauteil- und baukörperbe- von Dichtstoffen in der Anschlussfuge von
dingten Bewegungen sowie von der vorgegebe- Außentüren sind dem IVD-Merkblatt [14] zu ent-
nen baulichen Situation (z. B. Außenwandbe- nehmen.
schaffenheit, Materialverträglichkeit usw.) ab. Als
• Ausführung. Der Dichtstoff wird als spritzbare Masse in
Dichtsysteme bieten sich an: die Fuge eingebracht; er dichtet sie ab, durch Haftung an
• Spritzbare, elastische Dichtstoffe mit Hinterfüll- geeigneten Fugenflanken (Adhäsion). Mit einem sog. Pri-
material (DIN EN 26 927) mer (chemische Haftbrücke) – der vor dem Einbringen
des Dichtstoffes aufgebracht wird – kann die Haftfähig-
• Imprägnierte, vorkomprimierte Dichtungsbän- keit entscheidend verbessert werden. Zu beachten ist,
der aus Schaumkunststoff (DIN 18 542) dass spritzbare Dichtstoffe nur bei trockener Witterung
und Temperaturen über 5 °C verarbeitet werden dürfen.
• Dichtungsfolien. Verwendet werden vor allem Dichtstoffe auf Silikon- und
Entsprechend den jeweiligen Anforderungen Polyurethanbasis. Die Verarbeitungsrichtlinien der Dicht-
stoffhersteller [15] sind einzuhalten.
können diese Systeme auch sinnvoll kombiniert
• Überstreichbarkeit. Dichtstoffe sollen grundsätzlich
werden (sog. Kombinationssysteme). nicht vollflächig überstrichen werden, zumindest nicht
ohne Rücksprache und schriftliche Absicherung beim
1. Fugendichtstoffe. Eine hervorragende Eigen- Dichtstoffhersteller. Nur sehr wenige Produkte sind über-
schaft der spritzbaren Dichtstoffe ist ihr elas- streichbar. Die meisten Dichtstoffe verlieren durch voll-
tisches Verhalten und damit ihre Fähigkeit, Be- flächig aufgetragene Beschichtungen (Lacke und Lasu-
wegungen im Bereich der Bauanschlussfuge ren) ihre Elastizität und damit ihre Funktionsfähigkeit
(Folge: Fugenflankenabrisse).Wegen möglicher Überdeh-
aufzunehmen, ohne dass es zu einer Beeinträchti- nung des Anstrichfilmes – nicht des Dichtstoffes – be-
gung oder Zerstörung der Abdichtung kommt. steht außerdem die Gefahr von Rissen in der Farbe auf
Üblicherweise ist die Dimensionierung der Fu- den Fugenoberflächen.
genbreite (z. B. auf der Außenseite – Ebene 3) für • Anstrichverträglichkeit. Die Bezeichnung „anstrichver-
träglich“ bedeutet, dass sich ein Dichtstoff lediglich in
einen Dichtstoff mit einer zulässigen Gesamtver- den Randbereichen einer Fuge mit einem bestimmten
formung von 25 % ausgelegt. Dieser Wert bezieht Anstrich verträgt. In diesem Fall muss die Zusammen-
sich auf die dehnfähige Anschlussfuge. Bei einer setzung des Dichtstoffes und die der Beschichtung
10 mm breiten Fuge läge demnach die zulässige aufeinander abgestimmt sein. Andernfalls kommt es zu
Gesamtverformung des Dichtstoffes bei 2,5 mm.
Weichmacherwanderungen, Verschmutzungen und Ab-
lösungen. Die vom Industrieverband Dichtstoffe [14] her-
7
Abgesehen von Sonderfällen und sofern vom ausgegebenen Merkblätter sind zu beachten.
Hersteller keine abweichenden Angaben ge-
macht werden, gilt generell für den Fugenquer- 2. Vorkomprimierte Dichtungsbänder. Dich-
schnitt, dass die Dichtstofftiefe t der halben Fu- tungsbänder bestehen überwiegend aus einem
genbreite b entsprechen soll (t = 0,5 × b ≥ 6 mm). offenzelligen Polyurethan-Schaumstoff, der mit
Vgl. hierzu Bild 7.28. Je nach Türelementlänge einem wasserabstoßenden und ggf. flammhem-
und Werkstoff der Rahmenprofile sowie der An- mend eingestellten Imprägnat (Kunstharz) be-
schlagart (stumpf oder im Mauerfalz) ist von ei- handelt ist. Sie werden in der Regel in vorkompri-
ner Mindestfugenbreite von etwa 10 bis 15 (25) mierter (verdichteter) Form geliefert und daher in
mm auszugehen. Einzelheiten s. Abschn. 5.3.4. der Baupraxis auch als sog. Kompribänder be-
Um die vorgenannten Forderungen einhalten zu zeichnet.
können, wird in die Anschlussfuge zunächst ein Durch das Imprägnat zunächst verzögert, ex-
geschlossenzelliges, nicht saugendes Hinterfüll- pandiert der Schaumstoff nach dem Einbau in die
material (PE- oder PU-Rundschnur) eingebracht. Fuge sein Volumen und entwickelt dabei eine
Es begrenzt die Eindringtiefe des Dichtstoffes Rückstellkraft, die das Dichtungsband an die
und verhindert, dass dieser am Fugengrund an- Fugenflanken anpresst. Durch diesen Anpress-
klebt. Diese Hinterfüllung dient demnach nicht druck passt sich das Band den Unebenheiten an,
nur – wie häufig fälschlicherweise angenommen so dass eine wind- und schlagregendichte –
– der Einsparung von Dichtstoff, sondern ergibt gleichzeitig jedoch dampfdiffusionsoffene – Fu-
auch die wesentlich vorteilhaftere sog. Zweiflan- genabdichtung erreicht wird.
kenhaftung. Demgegenüber sind einfache Drei- Dichtungsbänder werden nach der Größe der
ecksfugen ohne Rundschnüre auf die Dauer nicht Beanspruchungen – denen sie in eingebautem Zu-
in der Lage, Bewegungen aufzunehmen, da auf- stand ausgesetzt sind – in Beanspruchungsgrup-
grund ihrer Dreiflankenhaftung keine Trennung pen (BG1 und BG2) gemäß DIN 18 542 eingeteilt.
506 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Maßgebend für die Wirkung von Dichtungsbän- und Holzwerkstoffen, Stahl- und Aluminium-
dern ist u. a. die Einhaltung des Kompressions- blech).Türelemente können entweder
grades, der von den Herstellern vorgegeben ist • vor Einbringen des Estrichs,
und in der Regel 20 bis 30 % beträgt [15]. Auch • vor Aufbringen des Bodenbelages oder
die Vorgaben für die Fugenbreiten dürfen weder • nach Fertigstellung der Nutzschicht eingebaut
über- noch unterschritten werden. Je nach Tür- werden.
elementlänge, Rahmenwerkstoff und Anschlag-
art ist von einer Mindestfugenbreite von 8 bis Jede der drei Möglichkeiten weist Vor- und Nach-
10 mm auszugehen. Einzelheiten hierzu sind dem teile auf, die je nach Bauabwicklung von Fall zu
„Leitfaden zur Montage“ [12] zu entnehmen. Fall abzuklären sind.
Ausführung. Vorkomprimierte Dichtungsbänder können
ohne Vorbehandlung der Fugenflanken, witterungsunab-
Bauphysikalische Anforderungen im Zusam-
hängig und somit auch bei feuchtem Untergrund und nied- menhang mit dem Baukörperanschluss von In-
rigen Außentemperaturen verarbeitet werden. Aufgrund nentüren werden vor allem hinsichtlich des
des relativ hohen Anpressdruckes erbringen sie auch gute Schallschutzes gestellt. Einzelheiten hierzu s. Ab-
Schalldämmwerte. Außerdem weisen Dichtungsbänder –
im Vergleich zu den anderen Dichtungssystemen – den ge-
schn. 7.4.1.
ringsten Wasserdampfdiffusionswiderstand auf. Diese Ei- Wie Bild 7.11 verdeutlicht, ist insbesondere dar-
genschaft kann bei der Umsetzung des bauphysikalischen auf zu achten, dass die Anschlussfuge zwischen
Grundsatzes „innen dichter als außen“ genutzt werden.
Wandleibung und Holzzarge nicht nur sorgfältig
gedämmt, sondern auch noch im Bereich der
3. Systeme mit Dichtungsfolien. Die Gruppe der Türbekleidungen (Falz- und Zierbekleidung) mit
(elastischen) Fugenbänder umfasst ein breites spritzbaren Dichtstoffen und vorkomprimierten
Produktangebot, so dass die Möglichkeit besteht, Dichtungsbändern umlaufend abgedichtet wer-
ganz spezielle Anschlussabdichtungen auszu- den muss. Bei Stahlzargen im Massivbau ist der
führen. Fugenhohlraum satt mit Zementmörtel zu hinter-
Fugenbänder eignen sich für unterschiedliche füllen, bei Metallzargen in leichten Trennwänden
Fugenbreiten und können verhältnismäßig große (Ständerwänden) dicht mit Mineralwolle auszu-
Bewegungen aufnehmen. Um den Bewegungs- stopfen und ebenfalls umlaufend abzudichten.
ausgleich sicherzustellen, sind sie schleifenförmig Für Schutz- und Sondertüren gelten besondere
und nicht straff über die Anschlussfuge zu kleben Anforderungen, wie sie in Abschn. 7.8 näher er-
7 (Bild 7.29b). Dabei werden sie einmal am Rah- läutert sind.
menprofil der Außentür, zum anderen am Bau-
körper – entweder selbstklebend oder mit zu- Montagetechnische Anforderungen. Die Ein-
sätzlichem Klebstoff und ggf. mechanischer zelteile seriell hergestellter Holzwerkstoffzargen
Sicherung – befestigt. Hierbei muss immer auf die werden erst an der Baustelle zusammengesetzt
ausreichende Haftung, überlappende Verklebung und verleimt, wogegen der Zusammenbau hand-
der Bahnenstöße sowie die Verträglichkeit mit werklich gefertigter Holztürelemente (meist Son-
angrenzenden Werkstoffen geachtet werden. deranfertigungen) weitgehend in der Werkstatt
Übliche Dichtungsbahnen weisen einen verhält- erfolgt.
nismäßig hohen Wasserdampfdiffusionswider- Nach Angaben der Hersteller sollte die Montage
stand auf. Um dem bauphysikalischen Grundsatz von Holzwerkstoffzargen bei einem Raumklima
„innen dichter als außen“ entsprechen zu kön- von 20 °C und 50 % relativer Luftfeuchte erfolgen;
nen, werden neben den weitgehend dampfdich- zu hohe Baufeuchte führt zu Dimensionsänderun-
ten auch dampfdiffusionsoffene Dichtungsfolien gen, Quellungen und Verformungen der Zargen.
angeboten. Somit ist es möglich, sowohl wind- Wand- und Deckenputzarbeiten sowie Estrich-
dichte und schlagregendichte – gleichzeitig je- arbeiten sollten daher vor dem Holzzargeneinbau
doch auch diffusionsoffene – Fugenabdich- möglichst weitgehend abgeschlossen sein.
tungen herzustellen. Einzelheiten hierzu sind der Grundsätzlich unterscheidet man sichtbare und
weiterführenden Literatur [12] zu entnehmen. unsichtbare Befestigungsarten, wobei die Monta-
ge von Holzwerkstoffzargen fast nur noch ver-
7.4.5.2 Baukörperanschluss von Innentüren deckt erfolgt. Im Einzelnen sind zu nennen:
Bei dem fest mit dem Baukörper verankerten Teil
der Innentür unterscheidet man im Wesentlichen 1. Sichtbare Befestigungsarten
zwischen Türrahmen (Massivholz-, Metall- und • Nageltechnik. Das sichtbare Nageln ist die
Kunststoffprofile) und Türzargen (Futter aus Holz einfachste Methode, eine Holzzarge in einer
7.4 Allgemeine Anforderungen 507

Wandöffnung zu befestigen.Wie Bild 7.30 zeigt, bei großen Türelementen darauf zu achten,
müssen bei dieser heute kaum mehr gebräuch- dass sich bereits fest fixierte Türzargen dadurch
lichen Einbauart nagelbare Dübelsteine in die nicht verformen. Da diese Gefahr beim Zwei-
Leibung der Maueröffnung eingesetzt sein. komponenten-Schaum nicht gegeben ist, wird
Nach der Montage werden die in das Futterteil dieser vorzugsweise für die Türmontage em-
der Holzzarge schräg eingeschlagenen Stahlnä- pfohlen.
gel versenkt und ausgekittet (Bild 7.73a). Einfa- Zweikomponenten-Schaum (2K-PU-Schaum).
che, preisgünstige, nur noch beim Einbau von Dieser Montageschaum setzt sich aus zwei
gestrichenen Türen im Zuge der Altbausanie- Komponenten, dem Schaum (Komponente A)
rung verwendete Befestigungsart. Nachteil: Die und dem Aktivator (Komponente B) zusammen.
Nagelstellen zeichnen sich in der Regel in der Bei unterschiedlichen Systemen findet die Zu-
Anstrichfläche des Türfutters ab. sammenführung der beiden Komponenten
• Schraubtechnik. Beim sichtbaren Schrauben und damit die Auslösung der Reaktion entwe-
wird die Holzwerkstoffzarge mit Spreizdübeln der erst unmittelbar nach Austritt aus der Dose
(Durchsteckdübeln) an der Mauerleibung be- oder durch Mischen innerhalb der Kartusche
festigt. Die Schraubenköpfe bleiben entweder statt. Mit dem Auslösen der Reaktion innerhalb
sichtbar (Linsenkopfschrauben) oder auf ent- der Kartusche beginnt die Verarbeitungsdauer,
sprechend ausgebildeten Schraubenköpfen die bei diesem System nur wenige Minuten (5
werden sichtbare Kunststoff-Abdeckkappen bis 10 Minuten) in Anspruch nehmen darf.
aufgesteckt. Einfache, preisgünstige und dauer- Bei Zweikomponenten-Schäumen muss der
hafte Befestigungsart für weniger anspruchs- Untergrund absolut trocken sein; der einge-
vollen Innenausbau. brachte Schaum härtet unabhängig von Luft-
und Werkstofffeuchte innerhalb von 20 bis
2. Unsichtbare Befestigungsarten 30 Minuten vollständig aus. Die Gefahr der
Nachreaktion besteht bei Zweikomponenten-
• Schäumtechnik. Zur Befestigung von Holzwerk-
Schäumen nicht.
stoffzargen in Wandöffnungen setzen sich in
der Baupraxis Montageschäume auf Polyur- Zargeneinbau mit Montageschaum. Das einzubauende
Türelement ist rechtwinkelig, lot- und fluchtgerecht sowie
ethanbasis – kurz PU-Schäume genannt – als in der Höhe genau passend (Meterrissmarkierung beach-
derzeit rationellste und preisgünstigste Metho- ten) auszurichten und zu verkeilen. Der Spalt zwischen
de immer mehr durch. Hierfür bieten sich Ein- Holzwerkstoffzarge und Mauerleibung wird anschließend 7
oder Zweikomponenten-Schäume an, deren Eig- an mindestens drei Befestigungspunkten je Futterseite –
in Höhe der Bänder und des Schließbleches – mit druck-
nung durch ein Prüfzertifikat nachzuweisen ist. festen Unterlagen (Holzplättchen) ausgefüttert. Um den
Einkomponenten-Schaum (1K-PU-Schaum). In bei der Expansion des Schaumes entstehenden Druck auf-
der Dose ist der Schaum hoch verdichtet und fangen zu können, werden in gleicher Höhe aussteifende
Spreizen lose gegen die Unterlage gedrückt (Bild 7.30b).
steht unter Druck. Ein Treibmittel bewirkt, dass
Nach dem Einschäumen beginnt der punkt- oder strei-
das Material mit hoher Geschwindigkeit aus- fenweise aufgebrachte Schaum sich nach allen Seiten
strömt und sich zum Schaum aufblähen kann. auszudehnen (auf etwa das Zwei- bis Dreifache seines
Doch erst der Kontakt zur umgebenden Luft Austrittvolumens), wodurch es zu einer innigen Verbin-
setzt die chemische Reaktion in Gang, die den dung von Wandleibung und Türzarge kommt.
Schaum aushärten lässt. Um fest werden zu kön- Um eine dauerhafte Verbindung zwischen Leibung und
Türelement zu erreichen, müssen die Befestigungsstellen
nen, benötigen Einkomponenten-Schäume Was- frei von Staub und sonstigem losen Material sein. Aus
ser, das sie der Luft entziehen. Normalerweise Gründen der Wirtschaftlichkeit sollte der Abstand zwi-
reicht die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit aus, schen Leibung und Zarge nicht größer als 25 mm (Min-
nur in warmen und trockenen Tagen ist es rat- destbreite 8 mm) sein.
sam, die betroffenen Flächen anzufeuchten. Marktübliche Montageschäume sind nur für Türgewichte
bis max. 40 kg geeignet, sofern die Anschlussfuge
Entscheidend für die Schaumqualität und den zwischen Zarge und Leibung an mindestens drei Punk-
Verlauf der Reaktion sind Umgebungstempera- ten auf jeder Seite über die ganze Zargenbreite ausge-
tur (Dosentemperatur 20 ° bis 25 °C), relative schäumt wird (Gesamtklebeflächeanteil mind. 30 % je
Zargenseite). Türblätter mit höheren Gewichten erfor-
Luftfeuchte (mind. 50 %) sowie die Feuchte der dern größere Klebeflächen. Ab 60 kg Türgewicht muss die
Kontaktmaterialien. Bei einer Umgebungstem- Holzwerkstoffzarge vollflächig hinterschäumt und noch
peratur von 20 °C ist der 1K-PU-Schaum nach zusätzlich mit einer mechanischen Befestigung arretiert
etwa fünf bis acht Stunden ausgehärtet. werden. Für Schutztüren gelten, wie in Abschn. 7.8 näher
erläutert, besondere Anforderungen. Weitere Einzelhei-
Da beim Aushärten unter Feuchteeinfluss eine ten sind DIN 68 706-2, Türzargeneinbau, sowie der Spe-
Nachreaktion stattfinden kann, ist insbesondere zialliteratur [16] zu entnehmen.
508 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

1 1 2 3 Bandbereich

Meterriss 4
Schlossbereich
6
1000

Bandbereich
OFF OFR 3

1760
7.30a 7.30b

7.30 Schematische Darstellung einiger Befestigungstechniken für Holztürzargen in Wandöffnungen


a) Sichtbare Befestigung – Nageltechnik: Nagelbare Dübelsteine sind in Mauerwerk und Betonsturz eingelassen.
Nicht mehr gebräuchliche Befestigungsart, hinsichtlich der Altbausanierung jedoch noch von gewissem Interesse.
b) Unsichtbare Befestigung – Schäumtechnik: Befestigung durch punktweises Einschäumen von Holzwerkstoff-
zargen in Wandöffnungen. Die Keile und aussteifenden Spreizen werden nach dem Aushärten des Montage-
schaumes wieder entfernt.
1 nagelbare Dübelsteine 4 Befestigungspunkte (Schäumstellen)
2 Betonsturz 5 Holzplättchen (druckfeste Unterlagen)
3 Holzkeile 6 aussteifende Spreizen

Ökologische Aspekte. Montageschäume, die umwelt- lich ist. Außerdem müssen die Zargen bereits
schädigende Treibmittel enthalten, dürfen aus Gründen sehr frühzeitig, vor dem Putzen und Tapezieren,
des Umweltschutzes (Abbau der Ozonschicht) und im In-
eingebaut sein; als Befestigungsmittel bei
7 teresse der Verarbeiter (Gefahr durch leicht entzündliche,
giftige Gase) nicht mehr eingesetzt werden. Umweltver- Sichtmauerwerk und Sichtbeton-Wandflächen
trägliche Schäume werden inzwischen am Markt in aus- sind sie ebenfalls ungeeignet.
reichendem Umfang angeboten.
Tellerankerbeschläge (Bild 7.31). Eine Aus-
Entsorgung von gebrauchten PU-Schaumdosen. Die
Verordnung über die Vermeidung von Verpackungsabfäl- nahme bilden die Tellerankerbeschläge. Sie
len (Verpackungsverordnung) verpflichtet alle Hersteller, bestehen aus einem Spreizdübel, einer Kreuz-
Händler und Handwerker, Verpackungen zu reduzieren, schlitzschraube (zugleich zur Distanzregu-
zurückzunehmen, wiederzuverwerten oder zu entsor- lierung) und einer daran befestigten Sperr-
gen. Während die gebrauchten PU-Dosen früher in Bau-
mischcontainer geworfen wurden und teuer entsorgt holzscheibe, die als Leimfläche dient. Bei
werden mussten, werden sie heute nach Gebrauch von Wanddicken bis zu etwa 20 cm sind mindestens
Dosen-Recyclingfirmen kostenlos zurückgenommen und drei Befestigungspunkte je Mauerleibung, bei
der Wiederverwertung zugeführt. Einzeldosen müssen dickeren Wänden die doppelte Anzahl vorzuse-
bei den örtlichen und öffentlichen Problemstoff-Sam-
melstellen abgegeben werden. hen. Während der Abbindezeit des Leimes (et-
wa 2 Stunden) sind auf Höhe der Befestigungs-
• Mechanische Befestigungstechniken. Zur punkte Futterspreizen einzuspannen, damit die
unsichtbaren mechanischen Befestigung von Leimflächen gepresst anliegen. Das Wandöff-
Holzwerkstoffzargen sind eine Vielzahl ver- nungsmaß ist gegenüber den Vorgaben der
schiedenartiger Befestigungsbeschläge auf dem DIN 18 100 um etwa 20 mm größer vorzusehen.
Markt (Bandeisen, Hessenkrallen, Schraubanker, Tellerankerbeschläge ergeben eine problem-
Mauerklammern u. a. m.). Meist werden sie nur lose, sehr sichere, beim Einbau von Sicherheits-
noch regional oder für ganz bestimmte Zwecke türen (einbruchhemmende Türen) und im
eingesetzt, da für ihre Montage längere Einbau- gehobenen Innenausbau bevorzugte Befesti-
zeiten und teilweise hohe Materialkosten zu gungsart; außerdem sind sie eine relativ preis-
veranschlagen sind. Ferner benötigen sie – je werte und umweltfreundliche Alternative zur
nach Beschlagart – ein um 20 bis 25 mm größe- Schäumtechnik.
res Wandöffnungsmaß, als nach DIN 18 100 üb-
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 509

9
8

10

11 7

5
4
3

5 1
≤ 20 cm > 20 cm

7.31a 7.31b 7.31c

7.31 Unsichtbare mechanische Befestigung von Holztürzargen mit Tellerankern (Elepart-System, Velbert)
a) Befestigungspunkte (Bohrlöcher für Spreizdübel) je nach Wanddicke
b) Telleranker aus Sperrholz (Ø 60 und 90 mm)
c) Einbauspiel
1 Falzbekleidung 7 Spreizdübel aus Metall
2 Falzdichtung 8 Zierbekleidung
3 Türzarge/Futterstück 9 Betonsturz (Schnitt durch Wandöffnung)
4 Klebefläche 10 Bohrloch/Befestigungspunkte
5 Sperrholzscheibe (Teller) 11 Wandsteine
6 Verbindungsscheibe aus Metall

7
7.5 Türbeschläge für Holzzargen Türgarnituren •

Türdrücker aller Art
Türschilder, Türrosetten
und Holztürblätter • Sondergarnituren
• Sonderausrüstungen
Allgemeines Türdichtungen • Falzdichtungen
• Bodendichtungen
• Anschlagschwellen
Türbeschläge bedarf es zum Anschlagen, Öffnen, • Sonderausrüstungen
Schließen und ggf. Feststellen der Türblätter so-
wie zur Einbruchhemmung je nach Einsatzort.
Die einfachste Ausrüstung eines Türelementes 7.5.1 Türbänder
besteht demnach aus einem oberen und unteren
Band, einem Schloss mit Schließblech sowie einer Klassifizierung von Türbändern. Türbänder
Drückergarnitur. Dazu können je nach Anforde- werden gemäß E DIN EN 1935 in vier Gebrauchs-
rungsprofil noch weitere Sonderausrüstungen klassen eingeteilt. Je nach Anwendungsbereich
hinzukommen. Zu einer funktionstüchtigen Tür unterscheidet man folgende Bandklassen:
gehören immer auch eine Falzdichtung, bei Be- Klasse 1: Leichter Gebrauch (Klassen 1, 1A). An-
darf mit Bodendichtung. Folgende Hauptgrup- wendungen in privaten und anderen
pen sind demnach zu unterscheiden. Bereichen (z. B. Büros), die nicht für die
Türbänder • Bänder aller Art Öffentlichkeit zugänglich sind.
• Türschließer Klasse 2: Mittlerer Gebrauch. Anwendungen
• Feststelleinrichtungen in privaten und anderen Bereichen
• Sonderausrüstungen
(z. B. Büros) mit begrenztem Zugang
Türschlösser • Schlösser aller Art für die Öffentlichkeit.
• Schließbleche
• Schlosssicherungen Klasse 3: Starker Gebrauch. Anwendungen in
• Sonderausrüstungen öffentlichen Gebäuden und Behörden
510 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

(z. B. Bibliotheken, Krankenhäuser und bandbezogenen Belastungswerte sind den Herstellerun-


Schulen). terlagen zu entnehmen. Der angegebene Zahlenwert
(z. B. 120 kg) bezieht sich auf ein Bänderpaar und auf die
Klasse 4: Sehr starker Gebrauch (Klassen 4A, Türblattgröße 2 × 1 m. Ist die Tür breiter als 100 cm, ver-
4B, 4C). Bänder für Türen, die einem ringert sich das maximale Türgewicht prozentual in dem
häufigen, heftigen Gebrauch unterzo- Maße, wie die Türbreite von 100 cm überschritten wird.
Bei 125 cm Türbreite verringert sich folglich das maxima-
gen werden. Vom bewussten Miss- le Türgewicht um 25 %.
brauch wird ausgegangen (Anforde- • Das dritte Band. Normal beanspruchte Türen werden
rungen an einbruchhemmende Türen). üblicherweise mit zwei Türbändern, höhere, breitere und
Bänder der Klasse 4B und 4C bieten er- schwerere Türblätter mit je drei Bändern angeschlagen
höhte Beständigkeit gegen potentiell (250 bzw. 370 mm unter dem oberen Band, bezogen auf
die Bandbezugslinie). Bild 7.24. Nach Herstellerangaben
dauerhaften Angriff. erhöhen sich beim Einsatz eines dritten Bandes die ange-
gebenen Belastungswerte um etwa 30 %. Türen mit Tür-
In der vorgenannten Norm werden außerdem im schließern sollten immer mit einem dritten Band – oder
Einzelnen Anforderungen gestellt an: mit dafür geeigneten Spezialbändern – ausgerüstet sein
(zusätzliche Belastung durch ein nach außen gerichtetes
• Bänder für Türen mit einer Breite von über Biegemoment).
950 mm, • Konstruktionstechnische Merkmale. Im Wesentlichen
• Bänder für einbruchhemmende Türen, unterscheidet man zweiteilige und dreiteilige (fünfteili-
• Bänder für Feuer- und Rauchschutztüren, ge) Bänder. Ein zweiteiliges Band besteht aus einem Flü-
gel- und einem Rahmenteil. Dreiteilige und fünfteilige
• Bänder für Türen mit Türschließern. Bänder bestehen jeweils aus Flügel- und Rahmenteil und
einem Stift (Bild 7.33). Flügel- und Rahmenteile werden
Güte- und Prüfbestimmungen für Türbänder bei den letzteren ineinandergeschoben und mit einem
sind in RAL-RG 607/8 [17] festgelegt, die zur Zeit durchgesteckten Metallstift verbunden, gesichert durch
überarbeitet werden. eine Madenschraube. Dreiteilige und fünfteilige Bänder
können wesentlich höhere Belastungen aufnehmen.
Auswahlkriterien. Bei der Festlegung der Bän- Zahlreiche Bänder sind außerdem verstellbar, d. h. sie las-
sen sich bei eingehängtem Türblatt in Toleranzbereichen
der wird oftmals nur das jeweilige Türblattge- von etwa 2 bis 4 mm zur Seite und in der Höhe nachjus-
wicht als alleiniges Auswahlkriterium berücksich- tieren (sog. zwei- bzw. dreidimensionale Verstellbarkeit).
tigt. Weitergehende Einwirkungen auf die Bänder Eine besondere Gruppe bilden die sog. K-Bänder für
werden dabei vernachlässigt. Um Folgeschäden Kunststofftüren (herstellerbezogene Profilformen und
Bandabwinkelungen). Weitere Einzelheiten sind der Spe-
im Türbereich zu vermeiden, sind darüber hinaus
7 folgende Kriterien bei einer Bandauswahl zu be-
zialliteratur [26] und den Herstellerunterlagen [18], [58]
zu entnehmen.
achten: • Bandbezugslinie. Die Bandbezugslinie ist nach DIN
• Einsatzbereich/Einsatzort. Grundsätzlich ist zwischen 18 268 eine gedachte, horizontal verlaufende Linie bei
Außentüren, Innentüren sowie Schutz- und Sondertüren einem Türband, deren Abstand vom oberen Zargenfalz
zu unterscheiden. Auch der Einsatzort der Türen – die Höhenlage der Türbänder festgelegt, und zwar unab-
beispielsweise in Wohngebäuden, öffentlichen Gebäu- hängig von Werkstoff, Konstruktion oder Anschlagart
den, Verwaltungsbauten, Schulen, Kasernen usw. – und (Bild 7.24 und 7.25). Gestaltfindung, Ausschreibung, Be-
die daraus resultierenden, sehr unterschiedlichen Bean- stellung, Verarbeitung und Montage werden durch diese
spruchungen beeinflussen die Bandauswahl. einheitliche Festlegung wesentlich erleichtert. Vgl. hierzu
auch Abschn. 7.4.4.2.
• Türblatteinschlag. Die Falzausbildung bestimmt weit-
• Materialwahl/Korrosionsschutz. Türbänder werden
gehend die Bandabwinkelung (sog. Kröpfung). Man un-
überwiegend aus Stahl, Edelstahl und Aluminiumlegie-
terscheidet gefälzten (ein- oder mehrfach) und ungefälz-
rungen – jeweils mit verschiedenartigen Oberflächen-
ten (stumpfen) Türblatteinschlag, flächenbündig mit der
ausführungen – hergestellt. Den üblichen Korrosions-
Falzbekleidung oder aufschlagend.
schutz gewährleisten verzinkte Stahlbänder und farbig
• Befestigung/Aufnahmeelemente. Abhängig von der kunststoffbeschichtete Bänder, die vor der Pulverbe-
gewählten Materialart – Holz oder Holzwerkstoff, Stahl, schichtung ebenfalls verzinkt werden. Gemäß DIN EN
Aluminium, Kunststoff, Glas – ergeben sich jeweils ganz 1670 werden Baubeschläge je nach Nutzungssituation in
bestimmte Bandbefestigungstechniken (z. B. einbohren, vier Korrosionsbeständigkeitsklassen (Klasse 0 bis 4) ein-
ausfräsen, aufschrauben, anschweißen, anklemmen), die geteilt.
systemabhängig zu beachten sind. In Nassräumen und im Außenbereich sollten jedoch nur
Zur besonders sicheren Befestigung der Türblätter bie- Bänder aus Edelstahl (Chrom-Nickel-Stahl) eingesetzt
ten sich unterschiedlich ausgebildete Aufnahmeelemen- werden, da nur dieses Material dauerhafte Korrosionsbe-
te (Bandtaschen) an, passend zur jeweiligen Türrahmen- ständigkeit garantiert. Alle anderen Arten von Oberflä-
bzw. Türzargenart (Holzwerkstoff- oder Metallzarge). Die chenvergütungen dienen ausschließlich dem optischen
vom Hersteller vorgegebenen Belastungswerte sind ein- Erscheinungsbild und schützen nicht vor Korrosion.
zuhalten. S. hierzu Abschn. 7.5.1.2. • Links-/Rechtsbezeichnung. Türen, Zargen, Bändern,
• Belastbarkeit der Bänder. Die Wahl der Türbänder wird Schlösser, Garnituren sind nach DIN 107 mit DIN-LINKS
wesentlich vom jeweiligen Türblattgewicht bestimmt und DIN-RECHTS zu bezeichnen (Bild 7.27). Einzelheiten
(übliche Abstufungen 40-60-80-100-120-140-160 kg). Die hierzu s. Abschn. 7.4.4.3.
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 511

Es kann nicht Aufgabe dieses Werkes sein, einen Objekttürbänder. Im Objektbereich (z. B. in öf-
umfassenden Überblick von allen auf dem Markt fentlichen Gebäuden wie Schulen, Krankenhäu-
befindlichen Türbeschlägen zu geben. Zu vielfäl- ser, Hotels, Banken) werden besonders hohe
tig sind die Ausführungsmöglichkeiten – sowohl Anforderungen an die Türbänder bezüglich
in technischer als auch formaler Hinsicht. In den Belastbarkeit, Laufeigenschaft und Sicherheits-
nachfolgenden Abschnitten werden deshalb nur reserven gestellt. Diese sog. Systembänder mit
einige wichtige Beschlagtypen in Form von Ab- dreidimensional verstellbaren Aufnahmeelemen-
bildungen und Einbauskizzen kurz vorgestellt. ten sind universell einsetzbar an Holz-, Stahl- und
Für die Ausführung der Beschlagarbeiten ist die Aluminiumzargen und weisen besonders abrieb-
VOB, Teil C, DIN 18 357 maßgebend. feste Gleitlager (Lauflager) auf.

7.5.1.1 Bänder für ungefälzte und gefälzte 7.5.1.2 Bänder für ungefälzte und gefälzte
Türen mit Blend- oder Blockrahmen Türen mit Holzzargen
Türbänder. Zum Anschlagen von gefälzten und • Aufschraubbänder (Lappenbänder) Bild 7.32.
ungefälzten Türblättern eignen sich vor allem Passend zur jeweiligen Falzausbildung gibt es
Aufschraubbänder (sog. Lappenbänder), Einbohr- diese Bänder mit geraden oder gekröpften
bänder, Kombibänder sowie spezielle System- (abgewinkelten) Lappen. Bei besonders starker
bänder (Objektbau). Diese Bandprogramme bie- Beanspruchung der Tür können die Winkelbän-
ten zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten des der noch zusätzlich mit Tragzapfen (Tragbol-
wechselseitig variablen Einsatzes von Rahmen- zen) ausgestattet sein. Entsprechend ihrer
und Flügelteilen, meist im Verbund mit passen- Dicke werden die Bandlappen in den Türfalz
den Aufnahmeelementen. und die Türbekleidung eingelassen und mit

Bandbezugslinie

Rahmenteil Flügelteil 7
Bandbezugslinie
120

120

160
Tragzapfen

7.32a 7.32b 7.32c


7.32 Bänder für ungefälzte (stumpf einschlagende) und gefälzte Türen mit Blend- oder Blockrahmen
a) Lappen-Band für ungefälzte Türen
b) Lappen-Winkelband (gekröpft) für gefälzte Tür
c) Zapfen-Lappen-Einbohrband (Kombiband) für gefälzte Tür
Simonswerk, Rheda-Wiedenbrück
512 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Flügelteil

77
Bandbezugslinie

71
Flügelteil

22
22

22
Rahmenteil Rahmenteil Rahmenteil

Bandtasche

Bandtasche
25,5
40

9
bis
13
16

13 13 19
7.33a 7.33b 7.33c

7.33 Bänder für gefälzte Türen mit Holzzargen


a) Zweiteiliges Einbohrband mit verdrehsicherem Rahmenteil
b) Lappen-Einbohr-Band mit Bandtasche (Kombiband)
c) Dreiteiliges Zapfen-Einbohr-Band mit Bandtasche (Aufnahmeelement)
Simonswerk, Rheda-Wiedenbrück
7
Senkkopfschrauben befestigt. Die Ecken der schen). Hier werden die Rahmenteile durch die
Lappen sind abgerundet, so dass die Vertie- Falzbekleidung hindurch in die Bandtaschen
fungen maschinell ausgefräst werden können. gesteckt und damit kraftschlüssig verbunden,
Sichere, problemlose, häufig angewandte Be- während die Flügelteile seitlich in den Falzüber-
festigungsart. schlag des Türblattes einzudrehen sind. Dieser
• Einbohrbänder (Bild 7.33a). Einbohrbänder gibt Überschlag darf keinesfalls zu knapp bemessen
es in zwei- oder mehrteiliger Ausführung, die sein (mind. 13 mm bei Wohnraumtüren, 16 bis
Rahmen- und Flügelteile sind jeweils wahlweise 19 mm bei Haustüren). Einbohrbänder gewähr-
mit 1 oder 2 Zapfen versehen. Zum Vorbohren leisten eine problemlose und schnelle Montage
der Löcher werden passende Bohrlehren ver- (ohne Stemm- und Fräsarbeiten), nachträgliche
wendet, so dass ein maßgenaues und zugleich Verstellbarkeit sowie eine relativ hohe Belast-
rasches Anschlagen gewährleistet ist. Die Ein- barkeit.
bohrzapfen der Bänder können Gewinde zum • Kombibänder (Bild 7.32c und 7.33b). Bei Kom-
Eindrehen haben oder glatt ausgebildet sein bibändern sind Rahmen- und Flügelteil unter-
zum Einstecken (mit Lochung zur Bandsicherung schiedlich ausgebildet. So kann beispielsweise
durch Querstifte). Den verstellbaren Bändern an der Türzarge ein Einbohrband und am Tür-
wird allgemein der Vorzug gegeben. Einbohr- blatt ein Aufschraubband befestigt sein oder
bänder eignen sich vor allem zum Anschlagen umgekehrt. Daraus ergeben sich zahlreiche
von gefälzten Türblättern, da bei ungefälzten Kombinationsmöglichkeiten des wechselseitig
Türen im Bereich der Einbohrstellen unschöne variablen Einsatzes von Bandteilen. Durch der-
Auskerbungen an den Türkanten entstehen. artige Bänderkombinationen können die Vor-
Die Bilder 7.33b und c verdeutlichen die Befes- züge der einzelnen Befestigungsarten noch
tigungsart mit Aufnahmeelementen (Bandta- besser ausgenutzt werden.
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 513

Bandbezugslinie

21,5

120
Flügelteil
7.34

160
Dreiteiliges Kunststoff-Kombiband
(aus Stahl/Kunststoff ) für gefälzte
Holztür mit Zapfen-Einbohr-Band
in einer Bandtasche (Rahmenteil)
und Zapfen-Lappen-Band
(Flügelteil)

22
Rahmenteil
a) Bandansicht
b) Einbaubeispiel
HEWI-Beschläge Bad Arolsen 7.34a 7.34b

• Kunststoffbänder (Bild 7.34). Diese Bänder Bandaufnahmeelemente


bestehen au einem tragenden Gerüst aus ver-
zinktem Stahl und aus Kunststoffteilen, die Aufnahmeelemente – auch Bandtaschen ge-
entweder unmittelbar aufgespritzt oder erst nannt – dienen zur kraftschlüssigen Befestigung
nachträglich in Form von Abdeckkappen bzw. von gefälzten und ungefälzten Türblättern an
Steckhülsen aufgesetzt werden. Während der Holz- und Metallzargen. Besonders an die Bänder
Stahl den Bändern eine hohe Festigkeit ver- von Objekttüren werden zum Teil hohe Anforde-
leiht, erbringt der Kunststoff optimale Gleitei- rungen bezüglich Belastbarkeit, Laufeigenschaft
genschaften, hohe Verschleißfestigkeit und ein und Sicherheitsreserven gestellt.
ansprechendes Design (Farben- und Formen- Bild 7.35 zeigt Aufschraubtaschen für Zapfen-
vielfalt). Bei den Kunststoffteilen aus Nylon ist Einbohr-Bänder, die auch mit Rahmenteilen an-
keine störende elektrostatische Aufladung und derer Hersteller kombinierbar sind.
auch keine Staubbindung zu befürchten. Sie
zeichnen sich besonders durch hervorragende
thermische Eigenschaften, chemische Bestän-
In Bild 7.36 ist ein dreidimensional verstellbares
Aufnahmeelement für den Objektbereich – ge-
7
digkeit, Licht- und Witterungsbeständigkeit eignet für Holz-, Stahl- und Aluminiumzargen –
sowie hohe Festigkeit aus. Die relativ einfach zu dargestellt. Besonders beachtenswert ist das Ein-
montierenden Bänder gibt es passend für baubeispiel, das das Aufnahmeelement mit ei-
nahezu alle Türausbildungen, Zargen- und An- nem Lappenwinkelband und einer durchlaufen-
schlagarten sowie Türblattgewichte. den Türblattdichtung zeigt. Diese Konstruktion

Inbusschraube

Rahmenzapfen

Bandtasche
7.35 Rahmen-
Band-Aufnahmeelement Abdeckkappe
zapfen Bandtasche
(Bandtasche) zur kraftschlüssigen
Befestigung von Zapfen-Einbohr-
Bändern an gefälzter Holzzarge
a) Bandtasche mit eingeschobe-
nem Rahmenteil (Rückseite) Ansicht
b) Einbaubeispiel
Simonswerk, Rheda-Wiedenbrück 7.35a Bandrolle Flügelzapfen 7.35b
514 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

7.36
Dreidimensional verstellbares
Aufnahmeelement für den Objekt-
bereich zur Befestigung von
Lappen-Winkelbändern (Objekt-
türbänder) an Holz-, Stahl- und
Aluminiumzargen.
a) Aufnahmeelement für
Bandrolle Holzwerkstoffzarge
b) Einbaubeispiel: Besonders
hingewiesen wird auf die durch-
Winkelband Türblattdichtung
laufende Türblattdichtung
(geeignet für Schallschutztüren).
7.36a 7.36b Simonswerk, Rheda-Wiedenbrück

eignet sich vor allem zur Herstellung von gefälz- • Einfaches Aufschraubband (Bild 7.37b). Es
ten Schallschutztüren. eignet sich zum Anschlagen von Stumpf- und
Hinweis: Das Außenmaß der Normzargen aus Holz- und
Falztüren (glatte und gekröpfte Ausführung)
Holzwerkstoffen ist in der Regel so konzipiert, dass sich eine und wird noch relativ häufig eingesetzt.
Gesamtfugenbreite von 10 mm (2 × 5 mm) für die Dämm- Während bei den neueren Modellen die Ecken
und Abdichtungsmaßnahmen ergibt. Dabei ist jedoch zu der Lappen für den maschinellen Einbau abge-
beachten, dass bei der Verwendung von Bandaufnahme-
elementen (Bild 7.35) diese gegenüber der Zargenaußen-
rundet sind, weisen die früher verwendeten
seite vorstehen und zusätzlichen Platz benötigen. Bänder eckige Bandlappen auf.
Um die Zarge ordnungsgemäß ausrichten, befestigen und • Langband (Bild 7.37c). Diese Bänder werden
die Fugen entsprechend den Erfordernissen dämmen und auch Ladenbänder genannt, da sie u. a. zum
dichten zu können, muss bei einer Gesamtfugenbreite von Anschlagen von Holzfensterläden sowie einfa-
nur 10 mm das Mauerwerk im Bereich der Bandtaschen
7 entweder ausgestemmt oder die Wandöffnung insgesamt
chen Latten- und Brettertüren benutzt werden.
Die Befestigung an den Querriegeln erfolgt mit
größer vorgesehen werden. In diesem Fall wird das zulässi-
ge Größtmaß für die Wandöffnung nach DIN 18 100 ge- Nägeln oder Schrauben. Der Kloben, um dessen
wählt, so dass die Öffnungsbreite insgesamt 20 mm größer Dorn sich das Band dreht, wird bei massiven
als das Baurichtmaß ist (Bild 7.22) und die Bandtaschen dar-
in ausreichend Platz finden.
Wänden ankerartig eingemauert oder bei Fach-
werkwänden an die Holzstiele angeschraubt.
• Winkelband (Bild 7.37d). Es eignet sich vor
7.5.1.3 Bänder zur Befestigung von allem zum Anschlagen von schweren Rah-
einfachen Holztürblättern. mentüren (z. B. Stalltüren), wobei der kräftige
Flachstahlwinkel auf den Rahmenfriesen aufge-
Obwohl derartige Bänder im gehobenen Ausbau schraubt wird. An dem querliegenden Teil des
kaum mehr vorkommen, sollen sie im Hinblick Beschlages sitzt das sog. Auge, das um den
auf die Altbausanierung und ein kostengünstiges Dorn eines Hakens läuft, der ebenfalls einge-
Bauen nicht unerwähnt bleiben. Im Einzelnen mauert oder angeschraubt sein kann.
sind das Einstemm- und Aufschraubband sowie
Lang- und Winkelband zu nennen. 7.5.1.4 Türschließer (Türschließmittel)
• Einstemmband (Bild 7.37a). Dieses Band, auch
Fitschen genannt, besteht aus zwei Lappen mit Türschließer dienen dazu, Drehflügeltüren nach
je einer Rolle und einem fest vernieteten oder dem manuellen Öffnungsvorgang wieder selbst-
lose einschiebbaren Stift. Die Lappen werden in tätig zu schließen. Der Schließvorgang erfolgt in
den Blendrahmen und das Türblatt einge- der Regel hydraulisch gedämpft (= kontrollierter
stemmt und von außen mit Schrauben oder Ablauf ), nur bei einfacheren Türschließern (Fe-
Stahlstiften arretiert. Nachteil: Sichtbare Köpfe derbänder) ungedämpft (= unkontrollierter Ab-
an der Türblattaußenseite. Sichere, jedoch rela- lauf ).
tiv umständliche, kaum mehr eingesetzte Be- Der Einbau von Türschließern ist überall dort not-
festigungsart. wendig, wo die Anforderung besteht, dass eine
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 515

15 50 (55) 300 bis 1000

Flügellappen

40
80 bis 160
140 (160)
33

7.37c

Rahmenlappen 28 bis 35

350 bis 600


Blendrahmen Türblatt Holzzarge Türblatt

40 (60)
25,5

350 bis 1000


40

7.37a 7.37b 7.37d

7.37 Bänder zur Befestigung von einfachen Holztürblättern


a) Türanschlag mit Einstemmband (Fitschen)
b) Türanschlag mit geradem Aufschraubband
c) Langband mit Haken (Kloben) zum Anschrauben
d) Winkelband mit Haken (Kloben) zum Einmauern
Simonswerk, Rheda-Wiedenbrück
7
Tür zuverlässig und kontrolliert (selbsttätig) • DIN EN 1155 – Elektrisch betriebene Feststellvorrich-
schließen muss. Dies ist beispielsweise der Fall, tungen für Drehflügeltüren
(Ersatz für DIN 18 263-5)
wenn
• DIN EN 1158 – Schließfolgeregler
• Bauherrn bzw. Nutzer dies wünschen (Sicher- • DIN 18 263-1 – Obentürschließer mit Kurbeltrieb
heitsaspekt, Energieeinsparung, Vermeidung und Spiralfeder (Neuausgabe)
störender Zugluft usw.) oder • DIN 18 263-4 – Türschließer mit Öffnungsautomatik
• aufgrund allgemeiner gesetzlicher Vorschriften (Neuausgabe).
(Bauordnungen der Länder) dies zwingend ge- Türschließer- und Montagearten: Ausgehend
boten ist. von der Art der Türschließer und dem Ort ihrer
Schließmittel sind demnach üblich an Hausein- Montage am Türelement unterscheidet man im
gangs- bzw. Wohnungsabschlusstüren und vom Wesentlichen (Bild 7.38a bis d):
Gesetzgeber verbindlich vorgeschrieben an Feu- • Obentürschließer, im oberen Türbereich auf
erschutz-, Rauchschutz- und Sicherheitstüren. dem Türblatt oder Türrahmen (Zarge) sichtbar
Normen.1) Vor dem Einbau und der Inbetrieb- montiert
nahme von Türschließern sind die jeweiligen • Verdeckte Türschließer, in Türblatt oder Tür-
Rechtsvorschriften zu beachten. rahmen (Zarge) unsichtbar eingelassen
• DIN EN 1154 – Türschließer mit kontrolliertem • Rahmentürschließer, verdeckt in Türflügel-
Schließablauf (Ersatz für DIN und Türzargen-Rahmenprofile eingebaut (mit
18 253-2 und DIN 18 263-3)
Pendelfunktion oder einseitig wirkend als An-
• Beiblatt 1 zu
DIN EN 1154 – Anschlagmaße und Einbauregeln
schlagtür)
• Bodentürschließer, in Fußboden (Estrich) und
1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.11 zu ent- Türblatt eingelassen (mit Pendelfunktion oder
nehmen. einseitig wirkend als Anschlagtür).
516 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

wand erforderlich ist. Die vom Türschließer zu erbringen-


de Schließkraft (Schließmoment) richtet sich vor allem
nach der Türflügelbreite und dem Türblattgewicht, de-
nen entsprechende Türschließer-Größen (Bezugsgröße 1
bis 7) zugeordnet sind und die somit den jeweiligen Er-
fordernissen optimal angepaßt werden können. Einzel-
heiten sind DIN EN 1154, Tabelle 1, zu entnehmen.
• Öffnungsdämpfung. Mit der im Türschließer integrier-
ten Öffnungsdämpfung wird der Schwung einer heftig
7.38a aufgestoßenen oder vom Wind erfassten Tür gebremst.
Auf diese Weise werden Personen geschützt und Tür-
oder Wandbeschädigungen weitgehend verhindert.
• Schließverzögerung. Die Schließverzögerung bewirkt
eine Verringerung der Schließgeschwindigkeit im Be-
reich zwischen 120° und 70° Türöffnungswinkel. Damit
haben beispielsweise Personen mit Gepäck oder Kinder-
wagen, Behinderte usw. ausreichend Zeit, den Türbereich
7.38b zu passieren. Ein Eignungsnachweis in Verbindung mit
Feuerschutztüren ist in jedem Fall noch zusätzlich erfor-
derlich.
• Selbstschließende Türschließer für Feuer- und Rauch-
schutztüren. Türschließer sind als Zubehörteile von Feu-
erschutz- und Rauchschutz-Drehflügeltüren von großer
7.38c bauaufsichtlicher Bedeutung. Sie sind dazu bestimmt,
diesen Abschlüssen die in den Bauordnungen der Länder
geforderte Eigenschaft „selbstschließend“ zu geben,
außerdem müssen sie dauerhaft funktionstüchtig sein.
Dadurch soll sichergestellt werden, dass im Fall eines
Brandes ein Schadensfeuer nicht über notwendige Öff-
nungen weitergeleitet wird.
Türschließer für den Gebrauch an Feuer- und Rauch-
schutztüren erfordern zusätzliche Eigenschaften, um den
7.38d Anforderungen des vorbeugenden Brandschutzes ge-
recht zu werden. Diese sind im Einzelnen in DIN 4102-5,
7.38 Schematische Darstellung: DIN 4102-18 und im Anhang A von DIN EN 1154 festge-
legt. Die Feuerschutztüren selbst – sowie Anforderungen
7 Türschließer- und Montagearten
a) Obentürschließer für sichtbare Türblatt- oder
bezüglich ihres selbsttätigen Schließens – sind in E DIN
EN 13 916 genormt. Vgl. hierzu auch Abschn. 7.8.1, Feuer-
Türrahmenmontage schutzabschlüsse.
b) Verdeckte Türschließer für unsichtbare Türblatt-
und Türrahmenmontage • Türschließer mit Öffnungsautomatik (DIN 18 263-4).
c) Rahmentürschließer für unsichtbare Türflügel- Türschließer mit Öffnungsautomatik sind Gerätekom-
und Türzargen-Profilrahmenmontage (mit binationen, die neben der Schließfunktion und anderen
Pendelfunktion oder einseitig wirkend als Steuerungsmöglichkeiten noch zusätzlich mit einem An-
Anschlagtür) trieb zum automatischen Öffnen der Tür mittels Fremd-
d) Bodentürschließer für Fußboden- und Türblatt- energie ausgestattet sind. Der Antrieb kann elektrome-
montage (mit Pendelfunktion oder einseitig chanisch, elektrohydraulisch oder pneumatisch wirken.
wirkend als Anschlagtür) • Elektrisch betriebene Feststellvorrichtungen (DIN EN
1155) können eine Drehflügeltür in einer bestimmten
Position festhalten oder aber auch frei schwingen lassen.
In jedem Fall verursacht die Unterbrechung der Strom-
zufuhr ein zwangsläufiges Schließen der mit einem
Türschließerfunktionen. Die von den Herstel- Türschließer ausgerüsteten Tür. Um die geforderte Selbst-
lern angebotenen Türschließerprogramme sind schließung von Feuer- und Rauchschutztüren sicher-
zustellen, müssen derartige Feststellvorrichtungen mit
in der Regel als modulare Systeme konzipiert, einer Überwachungseinrichtung (Branderkennungs- und
die es ermöglichen, mit wenigen Türschließer- Meldesystem) ausgerüstet sein, damit im Alarmfall die
modellen praktisch jede nur denkbare Funktions- Feststellung aufgehoben wird.
anforderung zu erfüllen. Folgende besondere • Schließfolgeregler (DIN EN 1158). Schließfolgeregler
Merkmale und Steuerungsmöglichkeiten sind werden dort eingesetzt, wo die korrekte Schließfolge von
beispielsweise zu nennen: zweiflügeligen Drehflügeltüren sicherzustellen ist, ins-
besondere auch bei zweiflügeligen Feuer- und Rauch-
• Schließkraft. Selbstschließende Drehflügeltüren benöti- schutztüren mit überfälztem Mittelstoß. Der Schließ-
gen auf ihrem gesamten Schließweg eine Schließkraft. regler darf keine Feststellvorrichtung beinhalten, es sei
Die hierfür notwendige Schließenergie muss vom Benut- denn, dass es sich um eine elektrisch betriebene Fest-
zer beim Öffnen der Tür zusätzlich aufgebracht werden, stellvorrichtung gemäß DIN EN 1155 handelt. Weitere
so dass bei derartigen manuell betriebenen Türen – im Einzelheiten über Türschließer (Türschließmittel) sind der
Vergleich zu Normaltüren – stets ein größerer Kraftauf- Spezialliteratur [19], [20] zu entnehmen.
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 517

Es würde den Rahmen dieses Werkes sprengen, weist auf den Montageort im oberen Türbe-
wollte man einen umfassenden Überblick von al- reich hin.
len auf dem Markt befindlichen Türschließerarten Die beim Öffnen der Tür aufzuwendende Ener-
geben; zu vielfältig sind die Ausführungsmöglich- gie wird in einer Spiralfeder gespeichert. Sie
keiten – sowohl in technischer als auch formaler bewirkt beim Loslassen des Türflügels das
Hinsicht. Daher werden nachstehend nur einige selbsttätige Schließen der Tür, wobei die
gebräuchliche Türschließertypen in Form von Schließbewegung durch hydraulische Dämpf-
Einbauskizzen kurz vorgestellt. ung kontrolliert abläuft und von einem Kurbel-
trieb gedämpft wird. Für die Größenwahl des
1. Türschließmittel mit unkontrolliertem Türschließers ist die Türflügelbreite und das
(ungedämpftem) Schließablauf Türblattgewicht je nach Anwendungsbereich
• Federbänder (DIN 18 272). Federbänder wer- maßgebend; für zweiflügelige Türen ist ein be-
den als einfaches Schließmittel derzeit nur sonderer Nachweis der Brauchbarkeit erforder-
noch für wenige Bauarten von einflügeligen lich. Einzelheiten sind der DIN 18 263-1, Tabelle
Feuerschutztüren (max. Türflügelgewicht 80 kg) 1, zu entnehmen.
der Feuerwiderstandsklassen T 30 bis T 80 ge- Güte- und Prüfbestimmungen für Obentür-
mäß DIN 4102-5 verwendet. Federbänder nach schließer sind in RAL-RG 607/1 [19] festgelegt,
dieser Norm erfüllen die in den Bauordnungen die zur Zeit überarbeitet werden.
der Länder für Feuerschutzabschlüsse gefor- • Obentürschließer mit Lineartrieb (DIN EN
derte Eigenschaft „selbstschließend“. 1154). Obentürschließer mit Lineartrieb – auch
Die beim Öffnen der Tür aufzuwendende Ener- Zahntriebtürschließer genannt und seither
gie wird in einer zylindrischen Schrauben-Dreh- in DIN 18 263-2 genormt – bilden die Basis
feder gespeichert. Nach dem Loslassen des Tür- für ganze Produktgruppen-Türschließerfamili-
flügels schlägt die Tür – im Gegensatz zu en (modulare Systembauweise). Sie werden je
Türschließern mit hydraulischer Dämpfung – nach Antriebsystem sowohl mit Gestänge als
mit Schwung ungebremst in die Zarge ein, wo- auch mit Gleitarm und Gleitschiene angeboten.
durch sich erhebliche Belästigungen und auch • Flach anliegende Gleitschienen-Türschlie-
Gefahren für die Verkehrssicherheit ergeben. ßer (Bild 7.40-1) – wahlweise für sichtbare
Derart ungedämpfte Schließmittel sollten da- Türblatt- oder Türzargenmontage geeignet –
her nur an wenig begangenen Türen ange- sind mit ansprechendem Design und moder- 7
bracht werden. ner Farbgebung erhältlich und erfüllen alle in
Frage kommenden Funktionsanforderungen.
2. Türschließmittel mit kontrolliertem
• Verdeckt eingebaute Gleitschienen-Tür-
(hydraulisch gedämpftem) Schließablauf
schließer (Bild 7.40-2) können nahezu in alle
• Obentürschließer mit Kurbeltrieb und Spi- Türflügel aus Holz oder Holzwerkstoffen, Me-
ralfeder (DIN 18 263-1). Bild 7.38 und Bild 7.39. tall und Kunststoff mit einer Türblattdicke ab
Ein Obentürschließer mit hydraulischer Dämpf- 45 mm eingebaut werden (Bild 7.38b). Auch
ung ist ein Gerät zum selbständigen Schließen sie erfüllen – wie zuvor im Einzelnen beschrie-
von Türen, das entweder auf Türblatt oder Tür- ben – praktisch alle Forderungen, die an einen
zarge fest aufgeschraubt ist. Die Benennung modernen Türschließer gestellt werden.

255-370

7.39
68

68

Obentürschließer mit Kurbeltrieb


und Spiralfeder (DIN 18263-1) im 46 107 220
oberen Türbereich sichtbar auf
dem Türblatt montiert (Antrieb-
system mit Gestänge)
a) Vertikalschnitt
b) Türblattansicht
DORMA-Baubeschläge, Ennepetal 7.39a 7.39b
518 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

428

71
71

7.40-1
62 80 285 Obentürschließer mit Lineartrieb
(DIN EN 1154) als flach anliegender
Gleitschienen-Türschließer sichtbar
auf dem Türblatt montiert
a) Vertikalschnitt
b) Türblattansicht
7.40-1a 7.40-1b DORMA-Baubeschläge, Ennepetal

85 440

46 7.40-2
35 87 253
Obentürschließer mit Lineartrieb
(DIN EN 1154) als Gleitschienen-
Türschließer verdeckt eingebaut in
Türblatt und Türrahmen
45 a) Vertikalschnitt
b) Türblattansicht
c) Aufsicht obere Türblattkante
7.40-2a 7.40-2b DORMA-Baubeschläge, Ennepetal

• Bodentürschließer (DIN EN 1154), deren Ein- Öffnungsdämpfung, hydraulische Feststellung


zelteile weitgehend unsichtbar im Fußboden usw. integriert sein.
und Türelement eingebaut sind – so dass keine Bodentürschließer gibt es für alle Arten von An-
7 Beschlagteile wie Bänderrollen o. Ä. die Tür-
ansicht stören – weisen ebenfalls einen kon-
schlagtüren (Links- und Rechtstüren nach DIN
107) mit exzentrisch angeordnetem Drehpunkt
trollierten Schließablauf auf. Auch hier wird sowie für Pendeltüren mit zentrisch angeord-
die beim Öffnen des Türblattes entstehende netem Drehpunkt (Bild 7.38 und Bild 7.41).
Energie in einer Feder gespeichert. Neben der Ferner ist zu unterscheiden zwischen Boden-
eigentlichen Schließmechanik können noch türschließern, die unabhängig von der Tür-
zusätzliche Funktionen wie beispielsweise lagerung nur Schließfunktionen erbringen und
Schließgeschwindigkeit, Schließverzögerung, solchen, die Schließ- und Tragfunktionen über-
36

7.41a 7.41b 7.41c

7.41 Schematische Darstellung von Bodentürschließern für Anschlag- und Pendeltüren


a) Anschlagtür gefälzt, Drehpunkt exzentrisch angeordnet
b) Anschlagtür ungefälzt, Drehpunkt exzentrisch angeordnet
c) Pendeltür, Drehpunkt zentrisch angeordnet
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 519

nehmen (Regelfall). Beachtenswert ist weiter, nem oberen Zapfenpaar zur Türbefestigung
dass sog. Universal-Bodentürschließer für alle (Bild 7.42).
Anschlag- und Pendeltüren sowie Türkonstruk- Der Einbaukasten aus verzinktem Stahlblech
tionen aus Holz, Holzwerkstoffen, Metall oder wird in den Boden eingelassen (Aussparung im
Ganzglas geeignet sind. Vgl. hierzu auch Bild Estrich durch Hartschaumwürfel) und dort fest
7.110 und Bild 7.137. verankert. Das Türschließergehäuse lässt sich
Bodentürschließer bestehen aus einem Einbau- im Einbaukasten auch noch nach der Montage
kasten (sog. Zementkasten), einem darin zu be- geringfügig in alle Richtungen verstellen, so
festigendem Gehäuse mit der eigentlichen dass das Türblatt genau eingepasst werden
Schließmechanik, einer unteren Türschiene kann. Die Oberseite des Gehäuses wird mit ei-
(Türhebel) auf der das Türblatt sitzt sowie ei- ner Deckplatte aus Edelstahl abgedeckt. Bo-

36
8
5
757
45

22 5 6

7
217 7 Ansicht
8

24
36

4
7
Schnitt A-A
Schnitt B-B
3 Ansicht
22 45

4 5 5 4 3 2 1 7

3
20

50

Gehäuse Gehäuse - Schließmechanik

82 278

7.42a 7.42b

7.42 Konstruktionsbeispiel: Gefälzte Holztür mit exzentrisch ausgebildetem Bodentürschließer, oben eingelassenem
Zapfenbandpaar und unterer Türschiene
a) Vertikalschnitt A–A
b) Horizontalschnitt B–B mit Türansichten (oberer und unterer Türbereich)
1 Einbaukasten (sog. Zementkasten) 5 Abdeckkappen aus Edelstahl
2 Gehäuse mit Schließmechanik 6 oberes Zapfenbandpaar
3 Deckplatte aus Edelstahl 7 Holztürblatt (Ansicht)
4 untere Türschiene (Türhebel) aus Stahl 8 Türrahmen
GRETSCH-UNITAS, Ditzingen
520 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

dentürschließer gibt es für Türblattgewichte bis delvorgang durch eine vorgespannte Schrau-
250 (300) kg. benfeder unkontrolliert (ungebremst) in Gang
Sind Bodentürschließer eindringendem Wasser setzt.
ausgesetzt (z. B. in Nassräumen oder bei Au- Das Bommer-Pendeltürband besteht aus zwei
ßentüren ohne Regenschutz), so ist der Raum sichtbaren Rollen, die durch einen Steg fest mit-
zwischen Einbaukasten und Türschließerge- einander verbunden sind, und zwei bewegli-
häuse mit einer geeigneten Vergussmasse aus- chen Bandlappen, von denen je einer am Tür-
zufüllen. rahmen (Zarge) und Türflügel angeschlagen
wird. Die Rollen sind unsichtbar mit kräftigen
Pendeltürbeschläge auswechselbaren Schraubenfedern bestückt.
Diese bewirken, dass die Türflügel nach Ingang-
Pendeltüren sind selbstschließende Türen, bei setzung selbsttätig, meist hart federnd zurück-
denen die Türblätter durch einen Türrahmen fallen und nach einigem Hin- und Herpendeln
(Zarge) nach beiden Seiten kurzzeitig schwingen in Ruhestellung übergehen. Die Federn werden
und durch Pendeltürbeschläge mit integrierten erst nach der Türmontage gespannt und gesi-
Schließmitteln wieder in ihre Ausgangsposition chert.
zurückgeführt werden. Sie können einflügelig Die Größe der Pendeltürbänder muss auf das
oder zweiflügelig ausgebildet sein, schließen je- Türgewicht, die Türbreite und die Türblattdicke
doch aufgrund der fehlenden Überfälzung nicht abgestimmt werden. Derartige Pendeltürbän-
völlig dicht ab. Meist werden Bürsten- oder Gum- der sind nur für Innentüren und keinesfalls für
midichtungen in die abgerundeten Türblatt- Feuer- oder Rauchschutztüren geeignet.
längskanten eingelassen. Um Zusammenstöße zu
vermeiden (z. B. Kellnergang), sollten die Türblät- • Hawgood-Pendeltürbeschlag (Bild 7.44). Bei
ter von Pendeltüren immer Glasfüllungen oder diesem Pendeltürbeschlag sitzt die Schließkraft
Sehschlitze in Augenhöhe aufweisen. in runden Zapfen, die in den Türrahmen (Zarge)
eingelassen werden. Es gibt unterschiedlich
Neben den vorgenannten, für Pendeltürfunktio- ausgebildete Beschläge – entweder mit einem
nen geeigneten oder zwei Zapfen – deren Mechanik jedoch im-
• Bodentürschließern (Bild 7.41c) mit kontrol- mer unsichtbar ist. Der jeweilige Türflügel wird
liertem Schließablauf, gibt es noch weitere spe- in den U-förmigen Schuh des Beschlages ein-
7 zielle Pendeltürbeschläge.
• Bommer-Pendeltürband (Bild 7.43). Hierbei
geschoben und daran befestigt. Eine unsicht-
bar integrierte Arretierung ermöglicht auch
handelt es sich um einen Beschlag mit eine Offenstellung der Tür von 90° nach beiden
Doppelfunktion, der einmal das Türblatt trägt Seiten hin. Da die Federkraft in den Zapfen
(Aufschraubband) und zum anderen den Pen- nicht nachgestellt werden kann, muss bei der

Stellring Tür- Blend- Federzapfen


blatt rahmen
60

90
75 bis 300

Steg
Ø 33,5
50
100

38

49 bis 123 Steg

7.43a 7.43b U-förmiger Schuh

7.43 Bommer-Pendeltürband (Türschließmittel) 7.44 Hawgood-Pendeltürbeschlag (Türschließmittel)


a) Ansicht mit einem Federzapfen
b) Wirkungsweise DICTATOR-Technik, Neusäß
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 521

Beschlagwahl das jeweils zulässige Türblattge- 7.5.2.1 Einsteckschlösser


wicht, die Türbreite und die Türblattdicke nach
Vorgaben der Hersteller genau festgelegt und Einsteckschlösser mit Falle und Riegel werden im
eingehalten werden. gesamten Bauwesen eingesetzt. Sie können ein
Buntbart-, Zuhaltungs- oder Zylinderschließwerk
haben oder auch nur einen Riegel für Badtüren
7.5.2 Türschlösser aufweisen.
Normen. Die seither für Einsteckschlösser gültige DIN
Zum Öffnen, Schließen und Sichern von Türen 18 251 (Ausg. 03.91) wurde überarbeitet und in drei Teile
dienen Schlösser mit den zugehörigen Schließ- aufgeteilt. Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.11
zu entnehmen.
werken und Sicherungssystemen, einschließlich
Schließblechen sowie Türgarnituren. • DIN 18 251-1 – Einsteckschlösser für
gefälzte Türen
Nach der Art wie Schloss und Türblatt miteinan- • DIN 18 251-2 – Einsteckschlösser für
der verbunden sind unterscheidet man: Rohrrahmentüren
• DIN 18 251-3 – Einsteckschlösser für
• Kastenschlösser, die auf das Türblatt aufge- Mehrfachverriegelungen.
schraubt werden (kaum mehr gebräuchliche Weiter sind zu beachten:
Schlossart), • DIN 18 250 – Einsteckschlösser für
• Einsteckschlösser, die üblicherweise in der Feuerschutzabschlüsse
• E DIN EN 12 209-1 – Mechanisch betätigte
Längskante eines Türblattes in sog. Schloss- Schlösser und Fallen.
taschen (Einstemmlöcher) eingesteckt und be-
festigt werden. Klassifizierung von Einsteckschlössern. Ein-
steckschlösser nach DIN 18 251-1 und DIN
Kastenschlösser
18 251-2 werden in fünf Schlossklassen einge-
Obwohl Kastenschlösser kaum mehr verwendet werden, teilt. Je nach Anwendungsbereich bzw. Bean-
sollen sie im Hinblick auf die Altbausanierung an dieser
Stelle nicht unerwähnt bleiben (Bild 7.45).
spruchung unterscheidet man:
Kastenschlösser werden auf das Türblatt, und zwar übli-
Klasse 1: Schlösser für Innentüren mit geringer
cherweise auf der Bandseite der Tür, aufgeschraubt. Der Beanspruchung (sog. leichtes Innen-
Schlosskasten selbst besteht aus einem Schlossblech, auf türschloss)
dem die Schlossteile befestigt sind, dem umlaufenden
Gehäuserand und dem darauf aufgeschraubten Schloss-
Klasse 2: Schlösser für Innentüren mit erhöh-
kastendeckblech. Der Gehäuserand wird auf der Stirnseite ten Anforderungen (sog. Innentür- 7
aus einem 40 bis 45 mm breiten Stulp (der über die Türkan- schloss)
te greift), auf den drei anderen Seiten des Schlosses durch
einen 25 bis 30 mm breiten sog. Umschweif gebildet. Der
Klasse 3: Schlösser für Wohnungsabschluss-
Stulp weist die Ausschnitte für die vortretenden Verschluss- türen und Türen in öffentlichen Bau-
teile (Falle, Schließ- und Nachtriegel) auf. Wird das Kasten- ten (sog. Objektschlösser)
schloss wie üblich auf der Bandseite angeschlagen, so grei-
fen Falle und Riegel in einen Schließhaken, liegt das Schloss
Klasse 4: Schlösser für Einbruchhemmung und
auf der gegenüberliegenden Türblattseite, so ist anstelle hoher Benutzerfrequenz (Sicherheits-
des Schließhakens ein Schließblech zu verwenden. einsteckschlösser).

100 45
30
2 1 Nuss 8
7.45
20

Schematische Darstellung Falle


5
eines Kastenschlosses 4 Zuhaltung 30
1 Nuss mit quadratischem
115

Vierkantloch Schließ-
30

2 Rückholfeder für die Falle riegel 3


3 Führungsstift für den Schließ- 6
riegel
4 Drehpunkt der Zuhaltung Nacht-
17

7
5 Feder für die Zuhaltung riegel
6 Zuhaltungsbogen Stulp
7 Sicherungsreifchen für Schlüssel
(Mittelbruchbesatzung) Schloss-
8 Türdrücker Schließhaken Umschweif blech Stulp
522 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Klasse 5: Schlösser für erhöhte Einbruchhem- gerechter Richtung aus dem Stulp herausgeschoben und
mung und hoher Beanspruchung in ein in der Zarge vorgesehenes Schließblech einge-
führt; bei entgegengesetzter Schlüsseldrehung kann er
(Sicherheitseinsteckschlösser). wieder in den Schlosskasten zurückgezogen werden. Fest-
gestellt (versperrt) wird der Schlossriegel in der jeweiligen
Güte- und Prüfbestimmungen für Einsteck- Lage durch die Zuhaltung.
schlösser sind in RAL-RG 607/2 festgelegt, die zur • Schlüsselloch- bzw. Schließzylinder-Aussparungen
Zeit überarbeitet werden. werden entsprechend der jeweiligen Schlüsselform
(Schlüsselart) oder Zylinderform aus dem Schlosskasten
Schlossteile, Maße und Bezeichnungen (Schlosskastendeckblech) ausgeschnitten.
Die wesentlichsten Teile, Maße und Bezeichnungen eines • Stulp. Der Stulp ist ein Teil des Schlosskastens, durch den
Einsteckschlosses sind in Bild 7.46 dargestellt. Im Einzelnen üblicherweise Falle und Riegel herausragen. Er dient der
ist besonders hinzuweisen auf: Befestigung des Schlosses und wird sichtbar in der Tür-
blattlängskante eingelassen. Bei Falztüren ist er einseitig
• Falle. Die federnd gelagerte keilförmige Falle wird übli- bündig mit dem Schlosskasten, bei Stumpftüren mittig
cherweise durch den Türdrücker – bei eingebautem am Schlosskasten befestigt. Schlösser mit schrägem
Wechsel auch mit dem Schlüssel – bewegt und dient zur Stulp sind bei zweiflügeligen Türen oder bei besonders
Feststellung des Türblattes im Zargenrahmen. dicken einflügeligen Türblättern erforderlich. Die jeweils
• Wechsel. Der sog. Wechsel ist eine hebelartige Verbin- benötigte Stulpschräge (Abweichung vom 90° Winkel)
dung zwischen Riegel und Falle, der es ermöglicht, dass kann der sog. Stulp-Schrägentabelle [58] entnommen
die Falle mit dem Schlüssel zurückgedreht und so das werden. S. hierzu auch Bild 7.57-2.
Türblatt – bei nicht verriegeltem Zustand – geöffnet wer- • Dornmaß. Das Dornmaß wird von der Vorderkante Stulp
den kann. An der Außenseite der Haustür oder Woh- bis Mitte Nuss bzw. Mitte Schlüsselloch gemessen und
nungsabschlusstür bedarf es dann eines Knopfes (Knopf- beträgt bei Schlössern für normal benutzte Innentüren
schild o. Ä.) zum Zuziehen, an der Türinnenseite eines 55 mm (Schlossklasse 1 bis 2), bei Schlössern und Türen
Drückers. mit hoher Sicherheitsanforderung üblicherweise 65 mm.
• Nuss. In das quadratische Vierkantloch der Nuss wird der Weitere mögliche Dornmaße sind 70, 80 und 100 mm.
Vierkantstift des Türdrückers genau passend eingescho- Bei Einsteckschlössern für Rohrrahmentüren liegen die
ben, so dass die bei einer Drückerbetätigung ausgehen- Dornmaße wegen der geringeren Profilabmessungen
de Bewegung direkt auf die Falle übertragen und somit zwischen 25 und 45 mm, so dass diese Schlösser zum Teil
das Öffnen der Tür ermöglicht wird. nur eintourig verschlossen werden können.
• Zuhaltung. Die Zuhaltung ist eine Sperre im Schloss, die • Entfernung. Die sog. Entfernung reicht von Mitte Nuss
den Riegel gegen unberechtigtes Verschieben sichert. (Türdrücker) bis Mitte Schlüsselloch bzw. Schließzylinder
Bei Schlössern der Klasse 4 und 5 (Sicherheitseinsteck- und beträgt bei Schlössern für übliche Innentüren 72 mm
schlösser) wird eine Zuhaltung mit 3-fachem Eingriff in (Bad/WC-Schlösser 78 mm), bei Schlössern für Türen mit
7 das Riegelschließwerk eingebaut. Die Riegelgegenkraft
wird dadurch wesentlich erhöht.
hoher Sicherheitsanforderung normalerweise 92 mm.
• Drückerhöhe. Die Drückerhöhe wird von Mitte Nuss bis
• Riegel. Der Riegel wird durch ein- oder zweimalige Rie- Oberfläche Fußboden (OFF) gemessen und beträgt übli-
geldrehung (sog. ein- oder zweitouriges Schloss) in waa- cherweise 1050 mm (DIN 18 101).
2,5 mm

7.46
Schematische Darstellung eines Einsteckschlosses mit
eingebautem Profilzylinder sowie den wichtigsten Teilen,
Maßen und Bezeichnungen
B A A Schlosskasten, Schlosskastendeckblech,
Schlosskastenplatte
D B keilförmige Falle
C C Wechsel
D Nuss mit quadratischem Vierkantloch
E E Zuhaltung
1

F Riegel
6
3
7
4

F G Schlüsselloch mit Zylinderaussparung


J H Stulp
K I Schließbart am Schließzylinder (umlegbar)
G K Stulpschraube = Zylindersicherungsschraube
1 Stulplänge
2 Kastenbreite
mm
2,5

H 3 Kastenhöhe
4 Ausnehmung (Ausfräsung im Türblatt)
5 5 mm
5 Dornmaß
2 6 Sog. Entfernung
4 7 Drückerhöhe von Mitte Nuss bis Oberfläche
Fertigfußboden (OFF)
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 523

Schlosskasten. Der Schlosskasten darf bei Ein- Schlösser sind meist mit Wechsel und zweitourig ver-
steckschlössern der Klasse 1 und 2 offen ausge- schließbarem Riegel für gefälzte und ungefälzte Türblätter
ausgerüstet. Das Dornmaß beträgt üblicherweise 55 mm,
führt werden. Bei Einsteckschlössern der Klassen kann aber auch darüber liegen.
3 bis 5 muss der Schlosskasten allseitig geschlos-
Bild 7.48 zeigt ein Einsteckschloss nach DIN 18 251-2 (Klas-
sen sein und darf nur solche Öffnungen aufwei- se 3) für den Einbau in Rohrrahmentüren, vorgerichtet für
sen, die funktionsbedingt und zur Montage der die Aufnahme eines Profilzylinders. Aufgrund der geringen
Beschläge erforderlich sind. Profilbreite des Flügelrahmens weisen derartige Schlösser
ein wesentlich kleineres Dornmaß auf.
Hochwertige Qualitätsschlösser in mittelschwerer
bis schwerer Ausführung weisen eine ganze Rei-
he beachtenswerter Merkmale auf. So ist in der 7.5.2.2 Sicherungsarten der Schlösser
Regel der verzinkte Schlosskasten insgesamt Einsteckschlösser – wie in Abschn. 7.5.2.1 näher
staub- und spänedicht ausgebildet, so dass Funk- beschrieben – können ein Buntbart-, Zuhaltungs-
tionsstörungen durch Eindringen von Fremdkör- oder Zylinderschließwerk haben. Dementspre-
pern in das Innenwerk des Schlosses ausgeschlos- chend unterscheidet man:
sen sind. Durchgehende, aufbohrgeschützte
Schraublöcher im Nuss- und Schlüssellochbereich Buntbartschloss (Bild 7.49a). Die geringste Si-
ermöglichen eine sichere Verschraubung der Tür- cherheit bietet aufgrund seiner einfachen Schlos-
schilder. Das unangenehme Flattern des Tür- skonstruktion das Buntbartschloss. Es hat nur ei-
drückers wird durch eine selbstspannende ne Sperrzuhaltung, die durch den Schlüsselbart
Klemmnuss, gelagert in starken Bronze- oder so angehoben wird, dass der Riegel bewegt wer-
Kunststoffringen, verhindert. Geräuschabsorber den kann. Dieser wird durch ein- oder zweimali-
im Fallenbereich bewirken eine schalldämpfende ges Drehen des Schlüssels (ein- oder zweitourig)
Fallenfunktion. Außerdem ermöglicht ein einge- vorgeschlossen. Der Schutz gegen unbefugtes
bauter Graphitkanal (mit Abdeckschraube im Öffnen besteht lediglich in der Verschiedenar-
Stulp) das Schmieren der Innenteile. Kräftige, ela- tigkeit der Schlüsselbartformen (Schlüsselbart-
stische Drückerhochhaltefedern sorgen dafür, schweifungen) bzw. Schlüssellochausbildungen
dass selbst bei starker Beanspruchung kein Nach- im Schlosskastendeckblech. Das Buntbartschloss
lassen der Federkraft zu verzeichnen ist. gilt daher nicht als Sicherheitsschloss und sollte
Bild 7.47 zeigt ein Einsteckschloss gemäß DIN 18 251-1 nur in solche Türen eingebaut werden, an die
(Klasse 3) für den Einbau in Wohnungsabschlusstüren, vor- keine Sicherheitsanforderungen gestellt werden 7
gerichtet zur Aufnahme eines Profilzylinders. Derartige (z. B. Zimmertüren im Wohnungsbau).

12 6 14 3 14 12
12
33,5

70
32

8 8,5
235

20 6,5 8 3,5 8
255

195
165

20 8
92
72
35

35

3
30

33

24 20
33
35 18

Stulp für Dornmaß 24


Dornmaß
Stumpf-, Falztür Seitenansicht Stulpansicht

7.47 Einsteckschloss für Wohnungsabschlusstüren 7.48 Einsteckschloss für Rohrrahmentüren nach


nach DIN 18 251-1 (Klasse 3), vorgerichtet zur DIN 18 251-2 (Klasse 3), vorgerichtet zur Aufnahme
Aufnahme eines Profilzylinders mit einem Dornmaß eines Profilzylinders und mit einem Dornmaß von
von üblicherweise 55 mm beispielsweise 35 mm (je nach Profilbreite des Tür-
flügelrahmens)
524 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Zuhaltungsschloss (Bild 7.49b). Das Zuhaltungs- dern werden nach dieser Norm in die Klassen P1,
schloss – auch Chubbschloss genannt – bietet P2, P3 mit abgestuften Anforderungen eingeteilt.
eine größere Sicherheit als das Buntbartschloss. Profilzylinder aller drei Klassen dürfen in Schließ-
Es hat mehrere Sperrzuhaltungen, die durch den anlagen eingesetzt werden, wobei die Besonder-
gestuften Schlüsselbart so angehoben werden, heiten bei Schließanlagen zu berücksichtigen sind.
dass der Riegel bewegt werden kann. Die Zuhal- Profilzylinder der Klassen P2 und P3 sind darüber
tungen liegen im Schlosskasten unmittelbar hinaus für den Einsatz in Türschlössern für Türen
oberhalb des Schlüsselloches zu einem „Paket“ mit Sicherheitsanforderungen (z. B. einbruch-
zusammengefasst flach übereinander. Der Riegel hemmende Türen) geeignet, sofern sie die zu-
wird durch zweimaliges Drehen des Schlüssels sätzlichen Anforderungen gemäß DIN 18 252
(zweitourig) vorgeschoben. Beim Zuhaltungs- (Neuausgabe) erfüllen. Vgl. hierzu auch Abschn.
schloss besteht die Variationsmöglichkeit in der 7.8.5, Einbruchhemmende Türen.
Auswahl der unterschiedlichen Schlüsselbartfor-
men und in den unterschiedlichen Einschnitten
Einteilung und Benennung: Überblick
des Schlüsselbartes; jede Bartabstufung hebt
beim Öffnen eine Zuhaltung an. Die wesentlichsten Bestandteile eines Schließzy-
linders sind das Zylindergehäuse, der Zylinder-
Zylinderschloss. Beim Zylinderschloss ist – im kern mit Schlüsselkanal, die Stiftzuhaltungen und
Gegensatz zu den vorgenannten Schlossarten – der Schließbart, der das Schließwerk des Schlos-
der Schließmechanismus (Schließwerk) vom ses (Zylinderschloss) betätigt. Der Zylinderkern ist
Sicherheitsmechanismus (Schließzylinder) ge- demnach drehbar im Zylindergehäuse gelagert.
trennt. Der Schließzylinder ist ein jederzeit aus- Schließzylinder für Türschlösser werden benannt
tauschbares Bauteil, das dazu bestimmt ist, in und eingeteilt nach (Bild 7.49 bis Bild 7.51):
dafür vorgerichtete Einsteckschlösser eingesetzt
zu werden. Schließzylinder werden als Profil-, Schlüsselformen
Rund- und Ovalzylinder angeboten. Entsprechend • Klassisches Schlüsselsystem (Bild 7.49c) für Schließ-
der jeweiligen Gehäuseform müssen Schloss- zylinder mit Stiftzuhaltungen und senkrecht angeord-
netem Schlüsselkanal. Die Schlüssel weisen auf einer
kasten (Schlosskastendeckblech) und Türgarnitur Schmalseite des Schlüsselschaftes entsprechende Einfrä-
(Türschilder, Rosetten) ausgespart sein. sungen bzw. Einkerbungen auf.
• Wendeschlüsselsystem (Bild 7.49d) gibt es für Schließ-
7 Schließzylinder zylinder mit waagerecht oder senkrecht angeordnetem
Schließkanal. Auf den Flachseiten des Schlüsselschaftes
Normen. Schließzylinder im Allgemeinen sind in DIN EN sind Bohrmulden angebracht. Diese Bohrbilder sind in
1303, die besonderen Merkmale von Profilzylindern und der Regel spiegelsymmetrisch auf beiden Seiten gleich
Schließanlagen im Speziellen in DIN 18252 (Neuausgabe) angeordnet, so dass es für den Benutzer keine Richtungs-
genormt. Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.11 vorgabe beim Einschieben des Schlüssels in den Schließ-
zu entnehmen. kanal gibt.
• DIN EN 1303 – Schließzylinder für Schlösser Beim DOM-Kugelsystem (Bild 7.49d) betätigt eine im
• DIN 18 252 – Profilzylinder für Türschlösser mit Wendeschlüssel beweglich gelagerte Stahlkugel erst
(Ausg. 09.99) Beschreibung von Schließanlagen nach Überspringen eines tief im Schließzylinder liegen-
(Neuausgabe). den Hindernisses eine von außen unerreichbare, zusätz-
liche Sperrsicherung. Widerrechtliche Manipulationen
am Schlüssel oder Zylinder werden dadurch stark er-
Klassifizierung von Schließzylindern (nach DIN schwert, so dass das unbefugte Anfertigen eines Nach-
EN 1303). Diese Norm enthält Anforderungen schlüssels fast unmöglich ist.
an die Festigkeit, Verschlusssicherheit, Dauerhaf- • Dreidimensional codiertes Schlüsselsystem (Bild
tigkeit und Korrosionsbeständigkeit von Schließ- 7.49e). Eine weitere Schlüsselform stellen die dreidimen-
sional-codierbaren Schlüsselprofile dar, die bei höchsten
zylindern im Allgemeinen. Schließzylinder nach Sicherheitsanforderungen eingesetzt werden. Das nahe-
dieser Norm werden in fünf Verschlusssicherheits- zu runde Schlüsselprofil des Edelstahlschlüssels ist drei-
klassen (1 bis 5) klassifiziert. dimensional derart vielfältig ausgefräst, dass ein unbe-
rechtigtes Kopieren eines Nachschlüssels nahezu ausge-
Schließzylinder für den Einbau in Feuer- und schlossen werden kann. Weiterentwicklungen sind auf
Rauchschutztüren müssen neben der Funktions- diesem Gebiet zu erwarten. Vgl. hierzu auch „Elektroni-
fähigkeit auch noch den notwendigen Feuerwi- sche Schließzylinder“.
derstand aufweisen und sind nach DIN EN 1634-1
Gehäuseformen
zu prüfen.
• Profilzylinder (Bild 7.50a) mit einteiligem Zylinderge-
häuse nach DIN 18 252. Aufgrund seiner weiten Verbrei-
Klassifizierung von Profilzylindern (nach DIN tung wird er auch Euro-Zylinder genannt. S. hierzu auch
18 252). Schließzylinder in Form von Profilzylin- Bild 7.52.
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 525

Sperrkugel
Kontrollbohrungen

Zuhaltungs-
bohrungen

Vertikale
7.49a Hochrippe

Dreidimensional
codierbares
7.49b Schlüsselprofil
Kontroll-
bohrungen

7.49c 7.49d 7.49e

7.49 Schematische Darstellung einiger Schlüsselformen


a) Schlüssel für Buntbartschloss
b) Schlüssel für Zuhaltungsschloss
c) Schlüssel für Schließzylinder (konventionelles Schließsystem)
d) Schlüssel für Schließzylinder (Wendeschlüsselsystem). DOM Sicherheitstechnik
e) Schlüssel für Schließzylinder (dreidimensionale Codierung). DOM Sicherheitstechnik

• Rundzylinder (Bild 7.50b) mit ein- oder zweiteiligem Zy- • Ovalzylinder (Bild 7.50c) mit ein- oder zweiteiligem Zy-
lindergehäuse (Außen- und Innenteil). Verwendet wird lindergehäuse (Außen- und Innenteil). Üblicherweise
vor allem die sog. Kurzzylinder-Ausführung. Der Kurzzy- wird ebenfalls die Kurzzylinder-Ausführung eingesetzt,
linder besteht aus zwei Einzelzylindern, die durch Verbin- mit den gleichen konstruktiven Merkmalen wie bei den
dungsbolzen miteinander verbunden sind. S. hierzu auch Rundzylindern.
Bild 7.53.

17 A B A B 20 A B 7
32

36
33

10 7.50a 7.50b 7.50c

7.50 Schematische Darstellung von Schließzylinder-Gehäuseformen


a) Profilzylinder (PZ)
b) Rundzylinder (RZ)
c) Ovalzylinder (OZ)

7.51a 7.51b 7.51c

7.51 Schematische Darstellung von Schließzylinder-Bauformen


a) Doppelzylinder (D)
b) Halbzylinder (H)
c) Knaufzylinder (K)
526 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Bauformen den Kern- und Gehäusestifte so ein, dass ihre


• Doppelzylinder (Bild 7.51a). Als Doppelzylinder bezeich- Trennungslinie zwischen Zylinderkern und Zylin-
net man einen Zylinder mit zwei Schließseiten (von dergehäuse in einer Ebene liegt. Erst dadurch
außen und innen zu schließen). Je nach Türblattausbil-
dung (Stumpf- oder Falztür) unterscheidet man symme- kann der Zylinderkern mit dem eingeführten
trisch oder asymmetrisch aufgebaute Doppelzylinder. Schlüssel gedreht, der Schlüsselbart bewegt und
S. hierzu auch „Zylinderverlängerungen“. damit das Schloss betätigt werden. Im anderen
• Halbzylinder (Bild 7.51b). Als Halbzylinder bezeichnet Teil des dargestellten Doppelzylinders ragen die
man einen Zylinder mit nur einer Schließseite, in der Stifte in den Schlüsselkanal und verhindern so –
Regel als Außenzylinder verwendet (nur von außen zu
schließen). ohne passenden Schlüssel – eine Drehung des
• Knaufzylinder (Bild 7.51c) sind Schließzylinder mit Zylinderkerns.
Knauf oder Drehknopf und mit einer Schließseite.
Bild 7.53 zeigt einen sog. Kurzzylinder, der aus
Die Wirkungsweise des Schließzylinders be- zwei getrennten Einzelzylindern besteht. Am
ruht darauf, dass der Schließbart beim Drehen Außenzylinder befinden sich zwei Verbindungs-
des Schlüssels den Schlossriegel bewegt und – bolzen, die durch das Einsteckschloss hindurch
bei Verwendung eines Schlosses mit eingebau- gesteckt werden und auf die sich der Innenzylin-
tem Wechsel – mittelbar auch die Schlossfalle. der aufschieben lässt. Wenn beide Zylinderenden
Beim klassischen Zylinderschloss besteht die annähernd bündig mit den Türschildern liegen,
Variationsmöglichkeit in den unterschiedlichen verriegeln sich die Verbindungsbolzen selbst-
Schlüsselprofilen und Einschnitten bzw. Vertie- tätig. Diese Verriegelung kann nur mit Hilfe eines
fungen des Schlüssels. Die auf dem Markt ange- Auslösestiftes bei geöffneter Tür am Innenzylin-
botenen Zylinder unterscheiden sich hinsichtlich der wieder gelöst werden. Eine Anpassung der
der jeweiligen Sicherheitstechnik jedoch ganz er- Zylinderlängen an die jeweiligen Türblattdicken
heblich voneinander und unterliegen einer stän- ist bei allen Systemen möglich.
digen Weiterentwicklung.
Verschlusssicherheit
Bild 7.52 zeigt einen symmetrisch aufgebauten Um eine größtmögliche Sicherheit des Schließzy-
Doppelzylinder, die eine Hälfte ohne Schlüssel, linders zu gewährleisten, sind mehrere Sicher-
die andere mit eingestecktem passenden Schlüs- heitsmechanismen im Zylinder integriert.Von be-
sel. Dieser ordnet die unter Federdruck stehen- sonderer Bedeutung sind:
7
1 2 7 8 3 4 5 12

3 7

7.52a 7.52b 9 1 7.52c 11 10 1 9 6 1

7.52 Schematische Darstellung eines Profilzylinders mit Stiftzuhaltungen (Doppelzylinder)


a) Ansicht des Profilzylinders
b) Zylindergehäuse (Doppelzylinder) mit gemeinsamem Schließbart
c) Längsschnitt mit passendem Schlüssel
1 Zylindergehäuse 8 automatische Aufsperrsicherung
2 Zylinderschlüssel 9 Bohrung für Stulpschraube (= Zylindersicherungs-
3 Schlüsselkanal schraube). Vgl. hierzu Bild 7.46
4 Kernstift 10 gehärtete Stahlstifte
5 Gehäusestift 11 durchgehende Trennungslinie
6 Stiftfeder (= Schloss kann betätigt werden)
7 Schließbart, umlegbar 12 höhenversetzte Stifte (= gesperrtes Schloss)
ZEISS IKON Aktiengesellschaft, Berlin
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 527

Stiftfeder Zylinder- Zylinder-


gehäuse 1 gehäuse 2
Gehäusestift Verbindungs-
bolzen
Zylinderkern

7.53
Schematische Darstellung eines Kurzzylinders
(Rund- oder Ovalzylinder), der aus zwei getrennten
Einzelzylindern besteht. Diese werden beim Einbau
durch Verbindungsbolzen fest miteinander verbunden
Schlüssel
(selbsttätige Verriegelung).
Schlüssel-
BKS-Gesellschaft, Velbert Kernstift einschnitt Schließbart

• Funktionssicherheit. Darunter versteht man das zuver- Schließzylindereinbau


lässige Zusammenwirken aller Teile der Schließzylinder-
technik über eine lange Gebrauchsdauer hin. Schließzylinder werden als Profil-, Rund- und
• Einbruchsicherheit. Darunter ist der Widerstand des Zy- Ovalzylinder angeboten. Der jeweiligen Gehäu-
linders gegen jede Art von Gewaltanwendung zu verste-
hen. Schließzylinder müssen vor allem gegen Abbrechen,
seform entsprechend, müssen Schlosskasten
Abdrehen, Aufbohren, Herausziehen und Durchschlagen (Schlosskastendeckblech) und Türgarnitur (Tür-
sowie sonstige Angriffe geschützt bzw. gesichert werden. schilder, Rosetten) ausgespart sein.
• Aufsperrsicherheit. Als Aufsperrsicherheit bezeichnet Allgemein geht man bei normal beanspruchten
man den Widerstand, den ein Schließzylinder gegen ge-
waltlose Öffnungsversuche mit Sperrwerkzeugen bietet. Zimmertüren von einer Türblattdicke von etwa
Um dies zu verhindern, sind hochwertige Schließzylinder 38 bis 42 mm, bei Haustüren aus Holz und Holz-
mit automatischer Aufsperrsicherung, parazentrischen werkstoffen von Türdicken zwischen 66 (68) und
Schlüsselprofilen, Hantelstiften und zusätzlichen Sperr- 70 mm aus.
elementen ausgerüstet.
• Nachschließsicherheit. Darunter versteht man den Festlegung der Zylinderlänge. Bei der Festle-
7
Schutz, den Schließzylinder mit einem anderen als dem
zugehörigen Schlüssel zu betätigen. Dies setzt vor allem gung der Zylinderlänge sind folgende Angaben
eine hohe Präzision und sehr enge Fertigungstoleranzen zu berücksichtigen:
voraus, mit der die Kernstifte, die Schlüsselkerben, das • Schließzylinder-Typ
Profil des Schlüsselkanals und das Profil des Schlüssels
hergestellt werden. (Bauform und Gehäuseform)
• Abtastsicherheit. Maßnahmen gegen das gewalt- und • Türblattdicke
spurenlose Abtasten der Schließcodierung der Zuhal-
tungen eines Schließzylinders sollen verhindern, dass
• Schlosslage im Türblatt
die Anfertigung von Nachschlüsseln ohne Kopie des Ori- (Stumpf-, Falz-, Doppelfalztür)
ginalschlüssels möglich ist. • Türschilddicke (außen und innen).
• Aufbohrsicherheit. Der Bohrschutz besteht darin, dass
je nach Ausführung gehärtete Stahlstifte die Gehäuse- Bild 7.54. Wie dem Bild entnommen werden
stifte bzw. andere gehärtete Stahleinlagen schützen. Wei-
tere Einzelheiten sind der Spezialliteratur [23] zu entneh- kann, ergeben die Maße A und C sowie B und D
men. die erforderlichen Mindestlängen der Zylinder-
• Kopierschutz. Die Schlüssel der Schließzylinder entspre- hälften. Diese können symmetrisch (gleich lang)
chen bezüglich ihrer konstruktiven Merkmale dem jeweili- oder asymmetrisch (unterschiedlich lang) ausfal-
gen Zuhaltungs-System eines Zylinders.Von Bedeutung in len. Die Längen der beiden Zylinderhälften sind
diesem Zusammenhang ist der sog. Kopierschutz, den ein
Schlüssel besitzt. Man unterscheidet Schlüssel ohne Ko- daher immer einzeln zu ermitteln. Es bedeuten:
pierschutz (= erlaubte Nachfertigung durch Schlüsseldien- A und B = Abstand von Mitte Zylindersiche-
ste), und Schlüssel mit Kopierschutz (= Nachfertigung nur rungsschraube (vgl. Bild 7.46 k) bis
vom Hersteller, Legitimationsnachweis erforderlich).
Die nicht autorisierte (illegale) Nachfertigung von Schlüs-
Türblattoberflächen
seln wird durch Schutzrechte (Patente) und/oder hohen C und D = Türschilddicken (üblicherweise jeweils
technischen Schwierigkeitsgrad beim Anfertigen von 8 mm dick),
Kopien erschwert oder gar verhindert. Weitere Angaben
hierzu sind [26] sowie dem Abschnitt „Elektronische E = Zusatzfalztiefe
Schließzylinder“ zu entnehmen. (z. B. bei Doppelfalztürblättern).
528 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

41 20,5 E 20,5
8 25,5 15,5 8 15 15

7.54
Schematische Darstellung eines
1 Schlosskasteneinbaues und der
A B A B Ermittlung von Zylinderlängen
A = E + 15
8 8 16 a) Falztür mit Stulpansicht
b) Türblatt mit Einfachfalz
c) Türblatt mit Doppelfalz
2 d) Türblatt stumpf einschlagend
3 25,5 1 Falztür
7.54b 7.54c 20 2 Schlossriegel
3 Bezugslinie = Mitte Zylinder-
8
sicherungsschraube (Stulp-
8 schraube). Vgl. hierzu Bild 7.46
4
5 4 Bohrung für Zylinder-
3
sicherungsschraube
A B 6 5 Stulpansicht
7 6 Türschild, Rosette o. Ä.
7 Schlosskasten
C D A B 8 Schlossfalle
7.54a 7.54d Nach Vorlagen WIRUS-Bauelemente
GmbH, Gütersloh

Grundsätzlich sind die Zylinderlängen A und B Rund- und Ovalzylindern vom Schlosskasten aus
mit den Türschilddicken C und D so aufeinander gemessen. Dabei geht man in der Regel von einer
abzustimmen, dass das Gehäuse des Schließzylin- Schlosskastendicke von 14 mm aus.
ders – zumindest auf der Außen- bzw. Angriffseite
der Tür – um nicht mehr als 3 mm aus dem Be- Zylinderverlängerungen. Da Schließzylinder
schlag herausragt. Zu beachten ist, dass Schließ- nicht in jeder Länge geliefert – sondern ausge-
7 zylinder abgebrochen werden können, wenn die-
se zu weit aus dem Türschild hervorstehen.
hend von einem bestimmten Grundmaß nur in
festgelegten Rastermaßen verlängert werden –
Bei Profilzylindern werden die Maße für die Be- ist es erforderlich, diese Verlängerung so zu
stimmung der Zylinderlängen A und B von der wählen, dass die Zylinderenden mit den Türschil-
Zylindersicherungsschraube (Stulpschraube), bei dern möglichst bündig liegen.

5 1 5
1 2 3 4 5 5 1 5

5 Grund länge 5
10 10
15 15
20 A B 20
30 30
40

7.55a 7.55b 7.55c

7.55 Schematische Darstellung von Schließzylinder-Verlängerungen


a) einseitig verlängerter Doppelzylinder
b) beidseitig verlängerter Doppelzylinder
c) mögliche Verlängerungen (Auszug)
1 Grundlänge (Grundmaß) eines Zylindergehäuses 3 Türblatt
(unterschiedlich je nach Herstellerangebot) 4 Türschild
2 Türschloss 5 Verlängerungen
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 529

Bild 7.55. Wie die Darstellung zeigt, können die weise ist unterschiedlich, so dass sich daraus sys-
Zylinder in ihrer Gesamtlänge auf die jeweilige tembedingte Verschlussvarianten ergeben.
Türblattdicke (inkl. Türschilder) abgestimmt und
in sog. Stufensprüngen von in der Regel 5 mm Bild 7.56-2. Die schlossseitige Mehrfachverriege-
ein- oder beidseitig angepasst werden. Dabei lung macht jedoch nur dann einen Sinn, wenn
kann die Länge der beiden Doppelzylinderhälf- auch die Bandseite eines Türblattes gegen Anhe-
ten unterschiedlich ausfallen (z. B. 35/50 mm). ben und Eindrücken noch zusätzlich mit einer
sog. Bandsicherung (Bolzensicherung) verstärkt
Einsteckschlösser als Mehrfachverriegelung ist.
Ein Türverschluss mit Mehrfachverriegelung bietet Elektronische Schließsysteme
im Vergleich zu einem normalen Einsteckschloss (Elektronische Schließzylinder)
erhöhten Einbruchschutz. Die Mehrfachverriege-
lung nach E DIN 18 251-3 besteht üblicherweise Mit der Entwicklung des elektronischen Schließ-
aus einem Hauptschloss – in das ein Schließzylin- zylinders begann ein neuer Abschnitt im Bereich
der eingebaut werden kann – und zwei Neben- der Sicherheitstechnik mit Schlössern. Während
schlössern. Nur vom Hauptschloss aus werden die die Zutrittsberechtigung bei konventionellen,
zusätzlichen Riegel der Nebenschlösser zum rein mechanisch betriebenen Zylindern über den
Schließen und Öffnen betätigt. Ausgehend von jeweils passenden Schlüssel erfolgt, werden beim
der Anzahl der schlossseitigen Verriegelungen un- elektronischen Schließsystem sowohl Zylinder als
terscheidet man Vierpunkt-, Sechspunkt- oder auch Schlüssel mit zusätzlichen Komponenten
Zehnpunktverschlüsse. S. hierzu auch Abschn. ausgerüstet.
7.8.5, Einbruchhemmende Türen.
Transpondertechnik. Bei der sog. Transponder-
Bild 7.56-1. Wie die Abbildung verdeutlicht, wei- technik ist von einem elektronischen Schließ-
sen die Nebenschlösser verschiedenartige Riegel zylinder im Türblatt – der in jedes DIN-Einsteck-
auf. Zu nennen sind beispielsweise Rollzapfen, schloss passt – und einem Transponder (=
Schließbolzen, Schwenkriegel u. a. Ihre Wirkungs- digitaler Schlüssel) auszugehen, der den mechani-

7
27,5

Neben-
schloss
15
51
20 20 20 20
237

Haupt-
schloss
51

Neben-
schloss

10 10 4
7.56-1a 7.56-1b 7.56-1c

7.56-1 Schematische Darstellung von Einsteckschlössern 7.56-2 Darstellung einer Bandsicherung


als Mehrfachverriegelung (Bolzensicherung), die das Anheben oder
a) Nebenschlösser mit Rollzapfen Eindrücken eines Türflügels auf der Bandseite
b) Nebenschlösser mit Schließbolzen verhindert
c) Nebenschlösser mit Schwenkriegel
530 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

schen Schlüssel ersetzt (Andere Systeme, bei de- Schließzylinder eine Steuereinheit (meist bat-
nen die Elektronik in Form einer Magnetkarte teriebetrieben), die jeweils vor Ort mit einem
oder codierten Chipkarte wirksam wird, bleiben Programmiergerät codiert werden kann. Bei
hier unberücksichtigt). diesem System verzichtet man auf die (auf-
In diesem Transponder – der kleiner als eine wändige) Vernetzung der Zylinder.
flache Streichholzschachtel ist oder in einen • Online-Betrieb. Hierbei handelt es sich um ein
Schlüsselkopf passt – sind jeweils individuelle In- verkabeltes (vernetztes) System, dessen Steue-
formationen des Schließplanes elektronisch ge- rung über eine zentrale Stelle – in der Regel
speichert. Auf Knopfdruck wird per Funk (Hoch- einen Personal Computer – erfolgt. Alle elek-
frequenz-Impuls) und damit berührungslos ein tronischen Zylinder (z. B. einer Schließanlage)
Signal zur Identifizierung an den elektronischen werden damit zentral erfasst und ggf. noch
Schließzylinder gesandt (abhör- und fälschungs- weitere Zusatzfunktionen (z. B. Alarmgeber, Vi-
sicheres Codierungsverfahren). Auf der Zylinder- deo-Überwachungsanlagen u. Ä.) zugeschaltet.
seite wird die Codierung eingelesen und von ei- Darüber hinaus ergeben sich noch weitere
ner Steuerelektronik geprüft, ob die Tür gemäß Möglichkeiten, den Zutritt nach zeitlichen Krite-
Schließplan geöffnet werden darf. rien zu steuern bzw. einzuschränken. Derart
Diese Steuereinheit kann je nach System in, auf vernetzte Systeme bieten sich vor allem für
oder neben der Tür installiert sein (Türterminal, größere Objekte an.Weitere Einzelheiten hierzu
Wandterminal). Die Energieversorgung erfolgt sind der Spezialliteratur [24], [58], [59] zu ent-
wahlweise mit Batterien (unverkabelt) oder mit nehmen.
Netzanschluss (verkabelt). Geht ein Transponder
verloren, kann dieser sofort im System gesperrt
werden, ohne dass ein Schließzylinder ausge- 7.5.2.3 Schließbleche
wechselt werden muss. Elektronische Schließ- Falle und Schließriegel der Schlösser greifen in
systeme werden daher zunehmend auch in passend ausgestanzte Schließbleche, die übli-
Schließanlagen integriert. S. hierzu Abschn. cherweise in der Falzkante der Türzargen (Falz-
7.5.2.4. bekleidung) eingelassen und festgeschraubt
Die meisten Hersteller bieten elektronische werden. Ausgehend von der oberen Bezugskante
Schließzylinder wahlweise in zwei Betriebsarten an der Türzarge ist der Sitz des Schließbleches in
7 an, und zwar als DIN 18 101 geregelt. Vgl. hierzu auch Bild 7.24.
• Offline-Betrieb (stand-alone-System). Bei die- Schließbleche werden in der Regel passend zum
ser auf die jeweilige Einzeltür ausgerichteten Schloss mitgeliefert. Ihre Wahl richtet sich nach
Betriebsart besitzt jeder einzelne elektronische der Art der Tür.
20
47

15 3
170
33
50

7.57-1c
11 5,5
Schlosskasten
20

7.57-1a 7.57-1b
24

24 24 7.57-1d

7.57-1 Schematische Darstellung von Schließblechen mit Einbaubeispielen


a) Winkelschließblech mit gleich breiten Schenkeln (Einbaubeispiel c)
b) Winkelschließblech mit einem breiten und einem schmalen Schenkel (Einbaubeispiel d)
c) Einbaubeispiel: Gefälztes Türblatt mit von außen sichtbarem Winkelschließblech
d) Einbaubeispiel: Gefälztes Türblatt mit verdeckt liegendem Winkelschließblech
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 531

20

67
47
15

170
33

7.57-2c
50

93
11 7
Schlosskasten
20

26 15
7.57-2a
1,75

41
7.57-2b 7.57-2d

7.57-2 Schematische Darstellung von Schließblechen mit Einbaubeispielen


a) Flachschließblech zum Einlassen in Holztür-Zargen oder Aufschrauben auf Metalltürprofile
b) Lappenschließblech für ungefälzte Tür mit Einsteckschloss
c) Einbaubeispiel: Ungefälztes Türblatt mit kantenbündigem Lappenschließblech
d) Einbaubeispiel: Ungefälztes Türblatt mit abgeschrägtem Schlossstulp und schrägem Lappenschließblech

Klassifizierung von Schließblechen. Anforderungen und Schrägentabelle zu entnehmen. Einzelheiten


Prüfverfahren zur Festigkeit, Schutzwirkung, Dauerhaftig- hierzu s. [26], [58].
keit und Wirkungsweise von Schließblechen für Innen- und
Außentüren sind in E DIN EN 12 209-2 festgelegt. • Sicherheitsschließbleche (Bild 7.58-1) eignen
Anforderungen, die sich auf Gebrauchsklassen beziehen, sich sowohl für Feuer- und Rauchschutztüren,
werden in drei Klassen, Schutzanforderungen in fünf Klas- als auch für einbruchhemmende Türen und be-
sen eingeteilt. sonders schwere Türen. Hierfür werden vorwie-
Schließbleche für Feuer- und Rauchschutztüren müssen gend Winkelschließbleche mit gleichen Schen-
noch zusätzliche Merkmale aufweisen; Einzelheiten hierzu keln verwendet, die verstärkt (Mindestdicke
sind Anhang A der vorgenannten Norm zu entnehmen. 3 mm) und besonders lang sind. Oftmals weisen
Schließblecharten. Allgemein unterscheidet 7
man Winkelschließbleche und Flachschließbleche
für gefälzte Türen sowie Lappenschließbleche für 13
ungefälzte Türen, jeweils für DIN-Links- und DIN-
Rechtstüren geeignet.
300 bis 500 mm

4,2 14
60

• Winkelschließbleche (Bild 7.57-1 a bis d) gibt


90

es mit gleich breiten oder ungleich breiten


300

Schenkeln. Winkelschließbleche mit einem


schmalen Schenkel haben den Vorteil, dass die-
60

60

ser bei geschlossener Tür durch den Türblatt-


überschlag verdeckt wird und von außen nicht
135

sichtbar ist.
• Lappenschließbleche (Bild 7.57-2 a bis c) wer-
den meist für ungefälzte Türen verwendet, so
dass die Falle des Schlosses gegen den schma-
25
20

len Lappen schlägt und dadurch die Kante der


3

Türbekleidung nicht beschädigt wird. 20


7.58-1a 25
7.58-1b
• Abgeschrägte Schließbleche (Bild 7.57-2 d).
7.58-1 Schematische Darstellung von Sicherheits-
Bei zweiflügeligen Türen oder bei besonders schließblechen
dicken einflügeligen Drehtüren muss die a) Sicherheits-Winkelschließblech mit gleich
schlossseitige Türblatt-Längskante unter Um- breiten Schenkeln, verstärkt und verlängert
ständen abgeschrägt werden. Schlossstulp für gefälzte Türen
und Schließblech sind dann in schräger Aus- b) Sicherheits-Winkelschließblech mit gleich
breiten Schenkeln, verstärkt und verlängert für
führung zu wählen. Die jeweils vorteilhafteste gefälzte Türen mit zusätzlicher Dübelveranke-
Gradzahl der Kantenschräge ist einer sog. Stulp- rung bis zum Mauerwerk
532 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

derartige Schließbleche noch zusätzliche Dübel- Der Schließplan wird mit EDV-Programmen er-
verankerungen bis zum Mauerwerk auf. Eine be- stellt und unter besonderen Sicherheitsvorkeh-
sonders schwere Schließblechausstattung für rungen beim Zylinderhersteller gespeichert.
Türen im Objektbereich zeigt Bild 7.58-2. Nachbestellungen von Schließanlagen und
Schlüsseln sind daher auch noch nach vielen Jah-
ren möglich. Passend zu jeder Schließanlage wird
Sicherheits- außerdem eine sog. Sicherheitskarte (ähnlich ei-
schließblech
ner Scheckkarte) geliefert, die anlagenspezifische
Daten in mehrfach codierter Form enthält. Sie ist
gleichzeitig die Berechtigungskarte für Nachbe-
stellungen von Zylindern und Schlüsseln. Im We-
sentlichen unterscheidet man folgende Schließ-
anlagenarten:
• Zentralschließanlage (Bild 7.59-1). Eine Zen-
tralschließanlage besteht aus mehreren ver-
schiedenschließenden Schließzylindern, deren
Einzelschlüssel auch noch einen oder mehrere
Zentral-Schließzylinder schließen.
Beispiel. Diese Anlagen werden vor allem in Mehrfami-
lienhäusern und größeren Wohnanlagen eingebaut. So
7.58-2 Schematische Darstellung eines Sicherheits- kann beispielsweise jeder Hausbewohner mit seinem
schließbleches für den Objektbereich (Feuer- und Wohnungsschlüssel nicht nur seine eigene Wohnungs-
Rauchschutztüren sowie einbruchhemmende abschlusstür, sondern auch die mit Zentral-Schließzylin-
Türen) dern ausgestatteten, gemeinsam benutzten Türen wie
Haustür, Kellereingangstür usw. schließen. Kein Hausbe-
wohner kann jedoch mit seinem Schlüssel in die Woh-
nung eines anderen gelangen. Zentralschließanlagen las-
7.5.2.4 Schließanlagen sen sich auch in Hauptschlüsselanlagen einfügen. Diese
Kombination empfiehlt sich dann, wenn zum Beispiel
Als Schließanlage wird die Kombination von Wohnungen und Geschäfts- oder Büroräume in einem
Schließzylindern und den zugehörigen Schlüsseln Gebäude untergebracht sind.
mit unterschiedlichen Schließungen und/oder • Hauptschlüsselanlage (Bild 7.59-2). Eine
7 unterschiedlichen Schlüsselprofilen bezeichnet, Hauptschlüsselanlage besteht aus mehreren
die miteinander in funktionellem Bezug stehen verschiedenschließenden Schließzylindern. Je-
(DIN 18 252). Schließanlagen werden überall dort der dieser Zylinder weist eine eigene Schlie-
eingerichtet, wo Sicherheit und Zweckmäßigkeit ßung mit jeweils zugeordnetem Einzelschlüssel
dies verlangen. Individuelle Wünsche können bei auf. Diese Einzelschlüssel passen nur zu einem
der Erstellung eines Schließplanes ebenso berück- bestimmten Schließzylinder bzw. zu mehreren
sichtigt werden wie spezielle organisatorische gleichschließenden Schließzylindern. Allen Zy-
und sicherheitstechnische Erfordernisse. lindern übergeordnet ist der Hauptschlüssel,

Einzel- Schließ- Zentral-


schlüssel zylinder Schließzylinder Hauptschlüssel Einzelschlüssel Schließzylinder

7.59-1 Schematische Darstellung einer 7.59-2 Schematische Darstellung einer


Zentralschließanlage Hauptschlüsselanlage
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 533

mit dem man sämtliche Schließzylinder einer sieren – an ihre Grenzen. Insoweit sind derartige
Anlage öffnen und schließen kann. Schließanlagen relativ starr und wenig anpas-
Beispiel. Hauptschlüsselanlagen eignen sich beispiels- sungsfähig.
weise für Einfamilienhäuser, Geschäfte und Gaststätten Dem gegenüber sind elektronische Schließ-
sowie kleinere Büro- und Fabrikgebäude.
systeme – die auf der sog. Transpondertechnik
• Generalhauptschlüsselanlage (Bild 7.59-3). Ei- mit elektronischen Schließzylindern beruhen –
ne Generalhauptschlüsselanlage besteht aus wesentlich flexibler; sie ermöglichen auch noch
vielen verschiedenschließenden Zylindern, die nachträglich nahezu alle anwendungsrelevanten
zu mehreren Gruppen zusammengefasst wer- Modifikationen. Daher werden zunehmend elek-
den. Jede Gruppe wird von einem Gruppen- tronische Systeme in Schließanlagen integriert
schlüssel geschlossen, mehrere solcher Grup- und beispielsweise einzelne, besonders sicher-
pen lassen sich wieder zu Hauptgruppen heitsrelevante Türen damit bestückt oder ganze
vereinigen. Alle Schließzylinder einer Haupt- Objekte mit elektronischer Schließtechnik aus-
gruppe sind dann von einem Hauptgruppen- gerüstet. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 7.5.2.2,
schlüssel zu öffnen. Diesen HG-Schlüsseln über- Elektronische Schließsysteme – Elektronische
geordnet ist der Generalhauptschlüssel, mit Schließzylinder.
dem sämtliche Schließzylinder der Anlage
betätigt werden können.
Beispiel. Generalhauptschlüsselanlagen eignen sich für
große und komplexe Organisationsstrukturen, wie sie 7.5.3 Türdrückergarnituren
beispielsweise bei Banken, Hotels, Krankenhäuser, Hoch-
schulen usw. vorkommen. Die Kombination von Zentral- Zum Öffnen und Schließen von Drehflügeltüren
schließanlagen und Hauptschlüsselanlagen bzw. Gene- bedarf es besonderer Beschläge, die man zusam-
ralhauptschlüsselanlagen ist möglich.
mengefasst als Garnitur bezeichnet. Diese be-
steht in der Regel und im Wesentlichen aus (Bild
Eine Schließanlage ist ein preiswertes und relativ
7.60):
sicheres Zutrittsberechtigungssystem. Sie weist
jedoch auch Nachteile in der Form auf, dass jeder, • Türdrücker (Türdrückerstiftteil, Türdrücker-
der einen Schlüssel hat, das System bedienen lochteil), die mit einem durch das Türblatt hin-
kann. Der Verlust von Schlüsseln bedingt aufwen- durchgehenden Drückerstift (Vierkantstift) ver-
dige Systemänderungen. Außerdem ist die Zu- bunden sind und die beim Niederdrücken das
trittsberechtigung nur lokal und partiell durch Zurückziehen der Schlossfalle und damit das 7
Einzel- oder Gruppenschlüssel begrenzbar. Beab- Öffnen der Tür ermöglichen.
sichtigte Objekterweiterungen müssen bereits • Einteilige Türschilder (Außen- und Innen-
bei der Erstbestellung weitgehend bekannt sein. schild), die einmal als Gleit- und Führungsla-
Werden jedoch Gebäudebereiche im Laufe der ger für die Drehbewegungen der Türdrücker
Zeit anders genutzt oder Arbeitsgruppen erwei- (Dreh- und Zugkräfte), zum anderen als Abdeck-
tert, stoßen Schließanlagen – die auf konventio- platten für alle im Schlossbereich vorkommen-
neller Schlüssel- und Schließzylindertechnik ba- den Bohrungen und Aussparungen dienen.
Türschilder können Ausnehmungen (Lochung-
en) beispielsweise für Schlüssel, Schließzylinder
oder Drücker aufweisen und werden in der
Regel von der Innenseite (Öffnungsseite) her
befestigt. Sie dienen auch dem Schutz der
Türblattoberflächen (Beschädigungen durch
Schlüssel), außerdem können an sie besondere
Anforderungen bezüglich des Einbruch-, Feuer-
und Rauchschutzes gestellt werden.
Generalhaupt- • Zweiteilige Türschilder (Montageeinheit) be-
schlüssel stehen aus einem Unterschild – das als eigentli-
Hauptgruppen- ches Führungslager die Drehbewegungen des
schlüssel Türdrückers aufnimmt – und einer darauf auf-
Gruppen- Einzel- Schließ- gesetzten Blende als dekorative Abdeckung.
schlüssel schlüssel zylinder

7.59-3 Schematische Darstellung einer Generalhaupt- Hinsichtlich der Ausführungsformen unterschei-


schlüsselanlage det man im Allgemeinen zwischen Langschild-
534 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

1
8
7
6 7.60
Schematische Darstellung einer Türdrückergarnitur
mit zweiteiligen Türschildern: Benennungen
1 Türdrückerstiftteil
2 Blende (dekorative Abdeckung)
3 Lochung (Ausnehmung) für Profilzylinder
2 4 Befestigungsschraube
5 Unterschild mit Führungslager
6 zweiteiliges Türschild (Unterschild mit Blende)
7 Drückerstift (Vierkantstift)
8 Führungslager
3 4 5 9 Türknauf (oder Türdrückerlochteil)

und Kurzschildgarnituren, quadratischen Breit- Schlüssel verschließbar (Lochungen für Schlüs-


schildern sowie Rosettengarnituren (Türdrücker- sel oder Schließzylinder). Die unverschlossene
und Schlüsselrosette). Tür kann von beiden Seiten mit dem Tür-
Normen. Türdrückergarnituren im Allgemeinen sind in
drücker geöffnet werden. Anstelle von Tür-
E DIN EN 1906 genormt, Schutzbeschläge für einbruch- drückern können auch auf einer oder beiden
hemmende Türen im Anhang A (seither DIN 18 257), Tür- Türseiten Drehknöpfe (Türknaufe) angebracht
drückergarnituren zum Einbau in Feuer- und Rauchschutz- sein.
türen im Anhang C der vorgenannten Norm (seither DIN
18 273). Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.11 zu
entnehmen. Wechselgarnitur (Bild 7.61c bis d). Sie besteht
immer aus einem Türdrücker mit Türschild oder
7 • E DIN EN 1906 – Türdrücker und Türknäufe
(Türdrückergarnituren), Türrosette, außen aus einem nicht drehbaren
teilweiser Ersatz für DIN 18 255. Knopfschild bzw. Einzelknopf. Die Verbindung er-
• DIN EN 1670 – Korrosionsverhalten von folgt mit einem sog. Wechselstift.
Schlössern und Baubeschlägen • Beispiel: Wohnungsabschluss- oder Haustür-
für Türen, Fenster usw.
Wechselgarnitur. Die Tür ist von innen und
Klassifizierung von Türgarnituren. Türgarnituren werden außen mit einem Schlüssel verschließbar (Lo-
nach E DIN EN 1906 in vier Anwendungsklassen, Sicher-
heitsbeschläge für einbruchhemmende Türen in vier Si- chungen für Schlüssel oder Schließzylinder).
cherheitsklassen (Klasse 1 bis 4) klassifiziert. Die unverschlossene Tür kann von innen mit
Die Drehmomente (Bedienungskräfte), die zur Bedienung dem Türdrücker, von außen dagegen nur mit
von Türdrückern je nach Aufgabenbereich erforderlich dem Schlüssel geöffnet werden, da der Knopf
bzw. zulässig sind, sind E DIN EN 12217-2, Tabelle 1, zu ent- feststehend ist.
nehmen (Leistungsklassen 1 bis 4).
Wechselgarnituren sind nur in Verbindung mit
In der Baupraxis (außerhalb der Norm) unterscheidet man: einem Wechselschloss verwendbar. Vgl. hierzu
• Standardbeschläge (privater Wohnbereich mit norma- Bild 7.46.
ler Beanspruchung)
• Objektbeschläge (öffentlicher Bereich mit häufiger Be-
nutzung durch Publikum) Badezellen- oder Klosetttürgarnitur (Bild 7.61
• Schutzbeschläge (einbruchhemmende Türen, Feuer- e bis f ). Sie bestehen aus zwei Türdrückern und
und Rauchschutztüren). zwei Türschildern oder Türrosetten.
• Beispiel: Frei-Besetzt-Garnitur. Die Tür ist von
Garniturarten
innen mit der Riegelolive verschließbar, außen
Drückergarnituren (Bild 7.61a bis b). Sie besteht wird ein Frei-Besetzt-Zeichen in einem Fenster
aus zwei Türdrückern (Stiftteil und Lochteil) mit angezeigt. Die unverschlossene Tür ist von bei-
zwei Türschildern oder Türrosetten. den Seiten mit dem Türdrücker zu öffnen. Diese
• Beispiel: Zimmertür- oder Haustürgarnitur. Garnituren sind nur in Verbindung mit einem
Die Tür ist von innen und außen mit einem Badezellen- oder Klosetttürschloss verwendbar.
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 535

1 1 1
230-260

Ø 55
160-180
2 2 2

46 46

130-150 52 52

3 3
7.61a 7.61c 7.61e

7.61b 7.61d 7.61f 7


7.61 Schematische Darstellung von Türdrückern, Türschildern und Türrosetten: Garniturarten
a) bis b) Zimmertür- oder Haustürgarnitur
c) bis d) Wohnungsabschluss- oder Haustür-Wechselgarnitur
e) bis f ) Badezellen- oder Klosetttürgarnitur
1 Langschild
2 Kurzschild
3 Türrosette
HEWI-Beschläge, Bad Arolsen

Türdrücker und Türgriffe für Rohrrahmen- Befestigung und Lagerung von Türdrückern. Türdrücker
türen (Bild 7.62). Bei Rohrrahmentüren aus Me- bzw. Türknöpfe werden durch einen Vierkantstift (Tür-
drückerstift) – der durch die vierkantförmige Nuss des
tall und Kunststoff müssen die Türdrücker, Tür- Schlosskastens gesteckt wird – fest miteinander verbun-
griffe und Türknöpfe wegen der besonders den, in dem er sichtbar oder unsichtbar mit dem Tür-
engen Platzverhältnisse im Bereich der Schloss- drückerpaar verschraubt, verkeilt oder verklemmt wird. Ziel
tasche (kleines Dornmaß) so beschaffen sein, zahlreicher unterschiedlicher Konstruktionen und Patente
der Beschlagindustrie ist es, die Türdrücker so miteinander
dass Verletzungen der Hand beim Öffnen und zu verbinden, dass alle auftretenden Zieh-, Druck- und
Schließen der Tür vermieden werden. Zwischen Drehkräfte optimal abgestützt bzw. aufgefangen werden
Türbeschlag und Zargenrahmen (Schließkante) und die Drückerverbindungen nicht ausleiern und sich
ist daher in Greifhöhe ein Sicherheitsabstand auch nicht lockern.
von mind. 25 mm erforderlich. Weitere Einzel- • Bild 7.63 zeigt eine Drückersicherung, die durch einen
Federhebel erreicht wird.Wird bei diesem Beispiel die un-
heiten sind der Spezialliteratur [27] zu entneh- terseitig angeordnete Madenschraube angezogen, so
men. spannt und klemmt diese den Federhebel und Vierkant-
536 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

mind. 25 mm mind. 25 mm
7.62a 7.62b

7.62
Schematische Darstellung von speziellen Türdrücker-
und Türgriffgarnituren für Rohrrahmentüren mit dem
nötigen Sicherheitsabstand zur Schließkante
mind. 25 mm a) bis b) Türdrückergarnituren
7.62c c) Türgriffgarnitur

7
Türdrückerlochteil
aus Nylon mit
Stahlkern
Stützring Drückerstift
(Vierkantstift)
Drückerführung
20 mm Federhebel
Türblatt
Schrauben-
Türschild stift-
verbindung
Türdrücker- Türdrücker-
stiftteil lochteil Federbolzen

Führungsrosette Madenschraube

Türblatt Türschild Drückerstift Ausschnitt


(Vierkantstift) Federbolzen
durchgehende Druckfeder
Schrauben

Türschloss

7.63 Türdrückersicherung durch Federhebel und Maden- 7.64 Türdrückersicherung durch Federbolzen mit Stift
schraube (Vertikalschnitt) (Horizontalschnitt)
WEHAG-Beschläge, Heiligenhaus HEWI-Beschläge, Bad Arolsen
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 537

stift derart, dass die Türdrücker dadurch rüttelsicher fest- hemmenden Tür. Schutzbeschläge gewährleisten
sitzen. nur dann optimale Sicherheit, wenn auch alle an-
• Bild 7.64 zeigt eine weitere Drückersicherung, bei der deren Elemente einer einbruchhemmenden Tür –
zunächst die Türschilder oder Rosetten lockerungssicher
verschraubt werden, danach erfolgt die Drückerarretie- wie beispielsweise Schloss, Schließzylinder, Tür-
rung. Dabei rastet ein am Ende des Vierkantstiftes sitzen- bänder, Befestigung der kompletten Tür am an-
der Federbolzen nach dem Zusammenstecken des grenzenden Mauerwerk – sicherheitstechnisch
Drückerpaares selbsttätig in eine Bohrung des Gegen- aufeinander abgestimmt sind. S. hierzu Abschn.
drückers ein. Da der Federbolzen formschlüssig in der
Bohrung sitzt, kann diese Verbindung auch nur mit ei- 7.8.5, Einbruchhemmende Türen sowie Feuer-
nem speziellen Entriegelungsdorn wieder gelöst werden. und Rauchschutztüren.
Eine weitere kräftige Druckfeder verspannt die beiden
Türdrücker – die aus Kunststoff (Nylon) mit Stahlkern be- • Bild 7.65 zeigt einen güteüberwachten Schutzbeschlag
stehen – in Richtung der Nussachse. (Sicherheits-Türdrückergarnitur), dessen 10 oder 14 mm
dickes Außenschild sich aus mehreren Schichten zusam-
mensetzt (Manganstahl-Unterschild mit Keramikeinlage)
Sicherheits-Türdrückergarnituren und so die besonders gefährdeten Schloss- und Zylinder-
(Schutzbeschläge) teile ganzflächig gegen Aufbohrversuche o. Ä. schützt.
Mehrere unsichtbare Schraubenverbindungen gewähr-
Schutzbeschläge für einbruchhemmende Türen leisten eine sichere, gegen Abreißen geschützte Verbin-
sind in E DIN EN 1906, Anhang A, genormt (Sicher- dung von Außen- und Innenschild. Die abgeschrägten
heitsklassen 1 bis 4). Sie sollen auf der Angriffseite Seitenflächen des Außenschildes verhindern außerdem
das Ansetzen von Zangen oder Schraubenziehern. Der
(Außenseite) einer Tür ein gewaltsames Abdrehen Schließzylinder ist durch formschlüssige Umfassung im
des Schließzylinders und einen unmittelbaren me- Schutzbeschlag eingebettet und so gegen Abdrehen
chanischen Angriff auf den Schlossmechanismus oder Abbrechen geschützt.
(z. B. Widerstand gegen Anbohren, Abschlagen)
Werkstoffe für Türdrückergarnituren
wirksam erschweren. Zusätzlich sollen Zylinderab-
deckungen die Schließzylinder gegen gewaltsa- Alle Garniturteile werden in vielfacher Form angeboten
und aus den unterschiedlichsten Materialien hergestellt. Im
mes Ziehen schützen. Daher ist die Dicke des Un- Wesentlichen unterscheidet man:
terschildes und des Deckschildes (Blende) so zu • Edelstahl rostfrei (Chrom-Nickel-Stahl). Dieser Werkstoff
wählen, dass der Schließzylinder max. 3 mm aus eignet sich in besonderer Weise für Türbeschläge im In-
der Oberfläche des Türschildes hervorsteht. nen- und Außenbereich, da er äußerst korrosionsbestän-
dig (Korrosionsbeständigkeitsklassen 1 bis 4 gemäß DIN
EN 1670), hochabriebfest, kratzunempfindlich und sehr
Güte- und Prüfbestimmungen für Schutzbe-
schläge sind in RAL-RG 607/6 [29] festgelegt,
pflegeleicht ist. Aufgrund dieser Eigenschaften wird er
empfohlen für Beschläge an vielbegangenen Türen, ins- 7
die zur Zeit überarbeitet werden. besondere in öffentlich zugänglichen Gebäuden, aber
auch für Außenbeschläge und Beschläge in gechlorten
Der Widerstand eines Schutzbeschlages gegen Schwimmbädern. Die Oberfläche wird normalerweise
gewaltsames Eindringen ist jedoch nur ein As- matt gebürstet ausgeführt, kann aber auch hochglanz-
pekt des Gesamtwiderstandes einer einbruch- poliert geliefert werden.

1 2
3
6
4

7.65
Konstruktionsbeispiel eines Schutzbeschlages für ein-
bruchhemmende Türen (Sicherheits-Türdrückergarnitur)
mit RAL-Gütezeichen 7
1 Außenschild (Deckschild)
2 Innenschild (Deckschild) 5
3
3 Manganstahl-Unterschild
5 8
4 Aluminium-Füllstück
5 Anbohrschutz durch Kombination Manganstahl-
Unterschild mit Keramikeinlage
6 Stahl-Unterschild 5
7 verdeckte Schraubenverbindungen
8 Profilzylinder
9 Türblatt Ausschnitt 9
538 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

• Aluminium ist ein Leichtmetall, für dessen Erstgewin- 7.5.4 Türdichtungen


nung ein relativ hoher Energieeinsatz erforderlich ist.
Trotzdem kann Aluminium als umweltfreundlich be- (Falz- und Bodendichtungen)
zeichnet werden, da ausgebaute Altteile ohne Qualitäts-
einbuße immer wieder recycelt werden können. Dabei An Türdichtungen werden zahlreiche Anforde-
muss nur ein Bruchteil der Energie aufgewandt werden, rungen gestellt. Zu berücksichtigen sind insbe-
die bei der Erstgewinnung notwendig war.
sondere die Luft-, Wind- und Schlagregendicht-
Der metallische Charakter und das Aussehen von Alumi-
niumflächen werden wesentlich durch die Art der ge- heit sowie Anforderungen hinsichtlich des Schall-
wählten mechanischen Oberflächen-Vorbehandlung und Wärmeschutzes. Türdichtungen dämpfen
(Bearbeitungsklassen E0 bis E6 gemäß DIN 17 611) be- außerdem Schließgeräusche und schirmen In-
einflusst. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 5.6.4.2. nenräume gegen Staub und Witterungseinflüsse
Nach der mechanischen Bearbeitung wird die Schutz- von außen ab.
wirkung der natürlichen Oxidschicht des Aluminiums
erheblich verbessert, indem durch Anodisieren (Eloxie- Bei der Auswahl geeigneter Dichtungen ist auf
ren) künstlich sehr widerstandsfähige Oxidschichten auf die Werkstoffqualität, Anstrichverträglichkeit, Ver-
der Aluminiumoberfläche erzeugt werden. Je nach Wahl träglichkeit gegen Temperatur- und Umweltein-
des Anodisierverfahrens lassen sich unterschiedlich
dicke, festhaftende Oxidschichten (z. B. 30 μm) herstellen flüsse (UV-Strahlen) sowie umweltschonende
(= anodische Oxidation). Wiederverwertbarkeit zu achten.
Diese transparenten Oxidschichten erhalten dauerhaft Türdichtungen müssen des weiteren mechani-
das Aussehen der Aluminiumoberflächen (Naturfarbton sche Beanspruchungen aufnehmen, ein hohes
des Aluminiums). Sie können aber auch eingefärbt wer-
den, indem die künstlich erzeugten Oxidschichten durch Rückstellvermögen aufweisen und so beschaffen
Farbstoffe oder elektrolytisch gefärbt werden. sein, dass keine übermäßig hohe Bedienungs-
Anschließend erfolgt ein Nachverdichten der mikroporö- kräfte (Schließkräfte) benötigt werden.
sen Oberfläche, wodurch ein Porenverschluss und somit Schwellenüberstände sind so niedrig wie mög-
hohe Korrosions-, Licht- und Wetterbeständigkeit er-
reicht wird. lich zu halten, damit auch Rollstuhlbenutzer und
Beschläge aus Aluminium können somit im Innen- und Menschen mit sonstigen Behinderungen dieses
Außenbereich eingesetzt werden. Grundsätzlich bedarf Hindernis überwinden können.
dieser Werkstoff keiner Pflege. Da Aluminium jedoch
empfindlich gegen Säuren und Basen ist, müssen Profile Normen. Anforderungen und Klassifizierung von Dich-
und Beschläge während der Bauzeit gegen Kalk- oder Ze- tungen und Dichtungsprofilen für Türen und Fenster sind
mentmörtelspritzer durch später wieder abziehbare Foli- im Wesentlichen in E DIN EN 12365-1 festgelegt. Die Teile 2
en geschützt werden. bis 4 dieser Norm beinhalten Angaben (Prüfverfahren) be-
7 • Aluminium und Farbbeschichtung. Nach der anodi-
züglich Schließdruck, Rückstellvermögen und Langzeit-
rückstellvermögen. Der aktuelle Stand der Normung ist Ab-
schen Oxidation kann das Basismaterial durch ein lö- schn. 7.11 zu entnehmen.
sungsmittelfreies Lackierverfahren (elektrostatische Pul-
verbeschichtung) auch farbig beschichtet werden. Die • E DIN EN 12 365-1 – Dichtungen und Dichtungsprofile
Oberflächenqualität entspricht in etwa der der Eloxal- für Fenster, Türen und andere Ab-
schichten; auch ein wetterfestes Emaillieren von Alumini- schlüsse
um ist möglich. Vgl. hierzu auch Abschn. 5.6.4.2, Farbbe- • E DIN EN 12 217-2 – Bedienungskräfte
schichtungen. • DIN EN 12 207 – Luftdurchlässigkeit
• Messing (Kupfer-Zink-Legierung). Messingbeschläge • DIN EN 12 208 – Schlagregendichtheit
sind aufgrund ihrer goldglänzenden Oberfläche sehr be-
liebt. Sie werden aus den unterschiedlichsten Legierung- Angaben über die Bedeutung der Falz- und Bodendich-
en hergestellt, so dass auch die Oberflächenhärte sehr tungen bezüglich des Schallschutzes von Türelementen
variiert. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass der Werkstoff sind Abschn. 7.4.1, des Wärmeschutzes (Luft- und Wind-
Messing im täglichen Gebrauch zu Korrosion neigt. Die dichtheit) Abschn. 7.4.2 sowie des barrierefreien Bauens
Beschlagteile müssen daher regelmäßig mit Putzmittel Abschn. 7.3 zu entnehmen.
behandelt werden, wenn eine Oxidierung erfolgt. Es be-
steht auch die Möglichkeit – mit allen Vor- und Nachtei- Dichtungsarten
len – Messingbeschläge zu wachsen oder mit farblosem
Lack zu behandeln. Weitere Einzelheiten sind der Spezial- Je nach Einsatzbereich und den sich daraus erge-
literatur [28] zu entnehmen.
benden Anforderungen können Türelemente fol-
• Kunststoff (Polyamid – Handelsname: Nylon). Der Werk- gende Dichtungsarten aufweisen:
stoff Nylon weist so hervorragende Eigenschaften auf
wie beispielsweise hohe Bruchsicherheit, Festigkeit, Wit-
terungs- und Alterungsbeständigkeit, hohe Abriebfestig- Falzdichtungen (Dichtung zwischen
keit und chemische Beständigkeit sowie keine störende Türblatt und Zarge)
elektrostatische Aufladung. Die Produkte sind durchge-
hend eingefärbt, greifen sich nicht ab und fühlen sich im- • Türblattdichtung (Dichtung im Türfalz einge-
mer angenehm temperiert an. Aufgrund der glatten ge- lassen: Türfalzdichtung)
schlossenen Oberfläche sind Nylon-Beschläge im Innen-
und Außenbereich einsetzbar, leicht sauber zuhalten und • Türzargendichtung (Dichtung im Zargenfalz
in vielen Farbangeboten erhältlich. eingelassen: Zargenfalzdichtung)
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 539

Bodendichtungen (Dichtung zwischen rigen Bedingungen (öffentlicher Bereich) bei ≥ 25


Türblatt und Bodenbelag) N/m, bei normalen Bedingungen (häuslicher Be-
• Auflaufdichtung reich) bei 10 N/m. Bei der vorwiegenden Benut-
• Absenkdichtung zung durch ältere Menschen, Behinderte oder Kin-
• Magnetdichtung der ist eine Schließkraft von 4 N/m anzustreben.
• Resonatordichtung Dichtungsprofile für Falzdichtungen. Aus-
• Schwellen-/Anschlagdichtung schlaggebend für die Funktion eines Dichtungs-
profiles ist seine Formgebung; diese wird durch
7.5.4.1 Falzdichtungen den jeweiligen Werkstoff unterstützt. Im Wesentli-
chen unterscheidet man folgende Hauptgrup-
Türelemente neuerer Bauart sind mit einer drei- pen:
seitig umlaufenden Falzdichtung ausgestattet. • Konventionelle Kammerdichtungen
Diese kann in Form einer Türfalzdichtung oder (Schlauchdichtung) (Bild 7.66a bis b.) Konven-
Zargenfalzdichtung ausgebildet sein. Mit der tionelle Kammerdichtungen sind aufgrund
türeigenen Dichtung ist die Möglichkeit gege- ihrer geringen Einfederungstiefe nur bedingt
ben, ein Türblatt in akustischer Hinsicht unab- geeignet, größere Maßabweichungen und
hängig von der Qualität der Zargenfalzdichtung Türblattverformungen auszugleichen. Beim
auszurüsten (z. B. separater Türblatteinbau bei Schließvorgang erfordern sie außerdem einen
Stahlzargen). relativ hohen Kraftaufwand. Sie werden vor
Entscheidend für die Dichtheit und damit auch allem als Innentürdichtungen eingesetzt.
für das schallschutztechnische Verhalten einer • Mehrkammerdichtungen (Bild 7.66c bis d).
Tür ist, dass Falzdichtung und Bodendichtung Mehrkammerdichtungen neuerer Bauart zeich-
umlaufend in einer Ebene liegen. Schallschutz- nen sich durch veränderte Profilformen und
türen können auch mehrere Dichtungsebenen funktionsbezogene Materialkombinationen un-
aufweisen (Doppelfalzzargen).Vgl. hierzu Abschn. terschiedlich harter Werkstoffe aus. So ergibt
7.8, Schutztüren. ein mit reißfestem Material verstärkter Fuß-
Falzdichtungen müssen so beschaffen sein, dass bereich oder Profilrücken eine hohe Stabilität,
sie die zulässigen Verformungen des Türblattes verhindert Schrumpf- und Längenausdehnung
ausgleichen und bei geschlossener Tür in ihrer ge-
samten Länge an der Türzarge bzw. Türblattober-
und ermöglicht die Endlosmontage ohne Eck-
verschweißung. Der Kopfbereich aus elasti-
7
fläche dicht anliegen. Die Einfederungstiefe (Wir- schem Werkstoff verbessert andererseits die
kungsbereich) der Dichtung sollte mind. 3 mm schalldämmenden Eigenschaften, ergibt einen
– besser 4,5 mm (5) – betragen. relativ großen Einfederungsweg und garantiert
Die aufzubringende Bedienungskraft zum hohe Funktionssicherheit [30]. Mehrkammer-
Schließen eines Türblattes (Schließdruck) liegt dichtungen eignen sich je nach Qualität und
gemäß E DIN EN 12 217-2 bei mittleren bis schwie- Profilform für Außen- und Innentürdichtungen.

7.66a 7.66b 7.66c 7.66d

7.66
Schematische Darstellung von Dichtungsprofilen für
Falzdichtungen (Außen- und Innentüren)
a) bis b) Konventionelle Kammerdichtungen
(Schlauchdichtungen)
c) bis d) Mehrkammerdichtungen mit verstärktem
Fußbereich und Profilrücken
e) bis f ) Lippendichtungen
7.66e 7.66f 7.66g 7.66h g) bis h) Kombinationsdichtungen
540 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

• Lippendichtungen. (Bild 7.66e bis f ). Lippen- durch Wärmeeinwirkung nicht zu lösen ist. EPDM-Profile
dichtungen zeichnen sich durch ein gutes sind daher weder versschweißbar noch recycelfähig, son-
dern nur – relativ aufwendig – vulkanisierbar.Vulkanisier-
schallschutztechnisches Verhalten aus. Auf- te Eckverbindungen weisen jedoch eine sehr hohe Zug-
grund ihres relativ großen Einfederungsweges festigkeit auf, so dass sie mehrfach aus- und wieder
– bei gleichzeitig geringem Kraftaufwand beim eingebaut werden können (z. B. bei Maler- und Renovie-
Schließvorgang – eignen sie sich besonders rungsarbeiten).
zum Ausgleich größerer Maßabweichungen • Thermoplastische Elastomere (TPE) gehören zur poly-
meren Gruppe der Polyolefine. Die technische Besonder-
und zulässiger Türblattverformungen. Lippen- heit dieses neuen Profilmateriales ist die Verbindung von
dichtungen werden je nach Qualität und Form- zwei modifizierten Werkstoffen, d. h. in einem thermopla-
gebung sowohl in Außen- wie Innentüren ein- stischen Material sind vollvernetzte EPDM-Teilchen ver-
gebaut. teilt. Dieser Spezialwerkstoff auf Kautschukbasis (EPA)
kann aufgrund seines spezifischen Strukturaufbaues pro-
• Kombinationsdichtungen (Bild 7.66g bis h). blemlos verschweißt und recycelt werden und weist eine
Diese neue Generation von Dichtungsprofilen gute Lackverträglichkeit auf.
ist im Prinzip eine Kombination aus Schlauch- • Silikone. Silikone (SI) sind gummielastische Kunststoffe
und Lippendichtungen. Sie weisen einen relativ auf Siliciumbasis. Silikon-Kautschuk ist anderen Dichtungs-
werkstoffen in vielen Materialeigenschaften überlegen
großen Einfederungsweg auf und eignen sich (z. B. hohes Rückstellvermögen, Hitze- und Kältebe-
somit optimal zum Toleranzausgleich bei verzo- ständigkeit). Silikonprofile sind jedoch nicht verschweiß-
genen Türblättern. Außerdem ergeben sie aus- bar – nur vulkanisierbar – und relativ teuer. An den
gezeichnete Schall- und Wärmeschutzdämm- Rahmenecken können die Profile auch ausgeklinkt und
„trocken“ über Eck gezogen montiert werden.
werte [60]. Die Einkammerdichtungen werden
als Innentürdichtungen eingesetzt, die Mehr- Einbau von Dichtungsprofilen. Je nach Werk-
kammerdichtungen mit Lippe eignen sich für stoff können Dichtungsprofile in den Ecken auf
Haus- und Wohnungsabschlusstüren sowie Ob- Gehrung zugeschnitten und verschweißt bzw.
jekttüren im Innenausbau. vulkanisiert oder – wie bei der sog. Endlosmon-
tage – nur ausgeklinkt und „trocken“ über Eck
Werkstoffe für Dichtungsprofile
gezogen eingebaut werden. Ausgeklinkte Ecken
Dichtungsprofile sollen im Allgemeinen unempfindlich ge- schließen genau so dicht wie geschweißte Eck-
gen Öle, Fette, Chemikalien und Reinigungsmittel sowie al-
terungs-, witterungs-, licht-, UV- und ozonbeständig sein. Zu
verbindungen. Die Montage ist jedoch einfacher,
ihrer Herstellung eignen sich im Wesentlichen drei Materi- rationeller und damit auch preisgünstiger.
7 algruppen:
• Thermoplaste. Thermoplastische Kunststoffe aus Poly-
Beim Einbau in die Zarge ist darauf zu achten,
dass die Dichtungsprofile genügend lang sind
vinylchlorid (PVC) sind kostengünstig verschweißbar, in
vielen Farben erhältlich und vollständig recycelbar. Es
und press an den Fußbodenbelag anschließen,
können jedoch Verträglichkeitsprobleme durch Weich- ohne bei Längendehnung sich aufzuwölben. Die
macherwanderung beim Kontakt mit lösemittelhaltigen nachträgliche leichte Austauschbarkeit muss ge-
Alkydharzlacken oder wasserverdünnbaren Acryllacken währleistet sein, daher sollten sie nicht fest einge-
entstehen.
klebt werden.
• Elastomere. Elastomere Kunststoffe – wie zum Beispiel
EPDM (deutsche Bezeichnung APTK) – weisen eine che- Dichtungsprofile dürfen erst nach Abschluss der
mische Quervernetzung ihrer Molekülketten auf, die Malerarbeiten endgültig eingebaut werden. Sie

15 15
15 27 18
39 15
54

60
4

7.67a 7.67b
7.67
Schematische Darstellung von überfälzten Türblättern mit
Türblatt Türblatt Maßangaben für Dichtungsnuten und Einbaubeispielen
12 8 15 von Dichtungsprofilen (Profilmaße ohne Einpressung)
a) Türblatt mit Einfachfalz
(Türblatttdicken von 40 bis 75 mm)
5
7 6

b) Türblatt mit Doppelfalz


Türzarge Türzarge (Türblattdicken von 60 bis 75 mm)
4
c) Lippendichtung als Zargendichtung
7.67c 7.67d d) Mehrkammerdichtung als Türblattdichtung
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 541

müssen mit dem vorgesehenen Anstrichmittel klebt. Textile Bodenbeläge werden im Schie-
(Beschichtungsstoff ) hinsichtlich der Verträglich- nenbereich ausgeschnitten, die Schiene mit
keit abgestimmt sein. Die Profile dürfen keines- einer Unterlage (z. B. Sperrholzstreifen) unter-
falls überstrichen werden, da die Gefahr der Ver- füttert und dicht montiert.
klebung mit dem Anstrich und Ausmagerung Noch höhere Schallschutzwerte lassen sich mit
bzw. Versprödung der Profile besteht. S. hierzu kombinierten Systemen (Auflauf- und Absenk-
Abschn. 5.6.2.4 und Abschn. 7.4.5.1, Überstreich- dichtung) erreichen. Auch in diesem Fall ist un-
barkeit – Anstrichverträglichkeit. ter der Doppelschiene eine Trennfuge im
schwimmenden Estrich vorzusehen.
7.5.4.2 Bodendichtungen • Absenkdichtung (Bild 7.68-2d bis f ). Mit auto-
Bodendichtungen – auch untere Türspaltdich- matisch absenkbaren Türdichtungen lassen
tung genannt – erfüllen die unterschiedlichsten sich anschlaglose Übergänge mit guten Schall-
Anforderungen und können in Innen- und und Wärmedämmwerten sowie Türelemente
Außentüren eingebaut werden. mit rauchdichten und feuerhemmenden Bo-
denfugen herstellen (Rauch- und Feuerschutz-
Bei Schallschutztüren hat die Funktionsfuge zwi- türen mit selbstverlöschenden Silikonprofilen).
schen Türblatt und Bodenbelag vor allem schall- Automatische Türabdichtungen sind betriebs-
schutztechnischen Anforderungen zu genügen, fertige Funktionselemente, die in der Regel in
in Nassräumen ist die Türschwellenausbildung im die Türblattunterkante eingelassen werden.
Zusammenhang mit Abdichtungsmaßnahmen Beim Schließen der Tür wird durch eine Auslö-
gemäß DIN 18 195-5 zu sehen. sevorrichtung (überstehende Auslöseknöpfe in
Bei Außentüren umfasst das Leistungsvermögen den Türblattlängskanten) ein elastisches Dich-
von Bodendichtungen insbesondere die Luft-, tungsprofil gegen den Fußboden gedrückt;
Wind- und Schlagregendichtheit sowie Anforde- beim Öffnen hebt sich die höhenverstellbare
rungen hinsichtlich des Schall- und Wärme- Dichtung wieder an, ohne dabei über den Bo-
schutzes (thermisch getrennte Systeme). den zu schleifen.
Da eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Türspalt- Automatisch absenkbare Türdichtungen be-
dichtsysteme und Schwellen-/Anschlagdichtung- nötigen demnach immer eine planebene Ge-
en auf dem Markt angeboten werden, können gendruckfläche. Diese kann aus glatten, harten
aus Platzgründen nachstehend nur die wichtig- und fugenlosen Bodenbelägen bestehen oder 7
sten Funktionsprinzipien mit den jeweiligen Vor- – bei Teppichböden und fugenbetonten Kera-
und Nachteilen kurz erläutert und einige Kon- mikbelägen – in Form einer unterseitig abge-
struktionsbeispiele aufgezeigt werden. Im We- dichteten Alu-Schiene ausgebildet sein. Ob-
sentlichen unterscheidet man Auflauf-, Absenk-, wohl diese Schiene aus akustischer Sicht – vor
Magnet-, Resonator- und Schwellen-/Anschlag- allem bei Teppichbelägen – zwingend erforder-
dichtungen. lich ist, wird sie in der Praxis häufig als störend
empfunden und oftmals nicht eingebaut. Da-
Türspaltdichtungen durch geht die Schalldämmleistung einer
• Auflaufdichtung (Bild 7.68-1 a bis c). Auflauf- Schallschutztür jedoch weitgehend verloren.
dichtungen werden überall dort eingebaut, wo Bei hohen schallschutztechnischen Anforde-
anschlaglose Übergänge und gute Schall- rungen an ein Türelement ist die akustische
schutzdämmwerte gefordert sind. Sie bestehen Trennung des schwimmenden Estrichs in Form
aus einem in die Türblattunterkante eingelasse- einer Trennfuge (Bild 7.68e) oder vorgefertig-
nem Aluminiumgehäuse und einem federnd ten Estrich-Trennschiene unabdingbar. Bei der
darin gelagerten, höhenverstellbaren Dich- in Bild 7.68f gezeigten Trennschwelle wird ein
tungsprofil, das beim Schließen der Tür auf eine Metallfuß auf die Rohdecke gedübelt, die Höhe
höckerartig ausgebildete Aluminium-Boden- der mehrteiligen Halteleiste entsprechend dem
schiene aufläuft. Bodenaufbau eingestellt und die Aluminium-
Auflaufdichtungen weisen keine störanfällige schwelle von oben in einen druckfest ausgebil-
Mechanik auf und das doppelte Dichtungspro- deten Haltebügel eingesetzt. Die Möglichkeit
fil kann auch größere Bodenunebenheiten aus- des nachträglichen Höhenausgleiches ist gege-
gleichen. Die zwingend notwendige Boden- ben.
schiene wird bei glatten Fußbodenbelägen in • Resonatordichtung (Bild 7.68g). Die Resona-
ein Kittbett gelegt und aufgeschraubt oder ver- tordichtung – auch Absorberkammerdichtung
542 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

15
45

28
58
12

7.68a 7.68b 7.68c

12
20 15
40

30

35

7 7.68d 7.68e 7.68f

7.68 Schematische Darstellung von Bodendichtungen (Türspaltdichtungen) mit Einbaubeispielen.


Vgl. hierzu auch Bild 7.125 und Bild 7.127-1.
a) Bürstendichtung (Schleifdichtung) an einer Ganzglastür befestigt (Athmer, Arnsberg)
b) Auflaufdichtung mit höhenverstellbarem Dichtungsprofil und unterfütterter, abgedichteter Bodenschiene bei
Teppichbelag (Athmer)
c) Kombiniertes Dichtungssystem (Auflauf- und Absenkdichtung) mit unterseitig abgedichteter Doppelschiene
und Estrichtrennfuge (Athmer)
d) Automatisch absenkbare Türdichtung („Kältefeind“) mit elastischem Dichtungsprofil bei ebenem Bodenbelag
(Athmer)
e) Automatisch absenkbare Türdichtung („Schall-Ex-S“) mit unterseitig abgedichteter Aluminium-Druckschiene
und Estrichtrennfuge bei Teppichbelag (Athmer). Vgl. hierzu auch Abschn. 15.3.3.2, Schall-Längsdämmung, Teil 1
dieses Werkes.
f ) Automatisch absenkbare Türdichtung („Schall-Ex-Omega“) mit höhenverstellbarer, schalldämmender Estrich-
Trennschiene (Athmer)
g) Resonatordichtung (schallabsorbierende Kammerdichtung) in die Türblattunterkante eingelassen
h) Automatische Magnetdichtung mit nach unten gegen die Bodenschiene dichtender Magnetleiste (Athmer)
i) Automatische Magnetdichtung mit nach oben steigender Magnetleiste und schalldämmender Estrich-Trenn-
fugenausbildung (Alumat, Kaufbeuren)
k) Anschlagschwelle (Edelstahl oder feuerverzinkter Flachstahl) mit ringsumlaufender, in einer Ebene liegender
Türfalzdichtung
l) Anschlagschiene mit integriertem Dichtungsprofil zum Einbau in den Estrich (Alumat)
m) Thermisch getrennter Schwellenanschlag mit wärmedämmendem Aluminium-Türprofil und Estrich-Trennfuge
(Schüco-Bielefeld). Vgl. hierzu auch Bild 7.69-2.
(Fortsetzung siehe nächste Seite)
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 543

15

3 bis 5 mm
3 30

5 5 12
7.68g 7.68h 7.68i

(4) 5 4 5
5 12 8

5 12
38
3

5 4 5
7.68k 7.68l 7.68m 7
7.68 Fortsetzung

genannt – wird überall dort eingesetzt, wo aus schutztechnische Wirksamkeit der Absorber-
zwingenden funktionalen oder ästhetischen kammer deutlich unter dem liegt, was die ande-
Gründen der Einbau einer Bodenschiene aus- ren beschriebenen Bodendichtungen leisten
geschlossen ist, aber trotzdem eine gewisse können. Weiterentwicklungen sind bei dieser
Schallabsorption im Bereich der Bodenfuge Dichtungsart jedoch zu erwarten. Auf entspre-
erreicht werden soll. chende Spezialliteratur [31], [32] wird verwie-
Ihre Wirkungsweise beruht darauf, an der Tür- sen.
blattunterkante einen möglichst großen Hohl- • Magnetdichtung (Bild 7.68h bis i). Permanent
raum auszusparen, diesen mit schallabsorbie- wirkende Magnet-Türdichtungen werden übe-
rendem Material (z. B. Mineralwolle) zu füllen rall dort eingebaut, wo schwellenlose Übergän-
und zur Bodenfuge hin mit einem Lochblech ge mit Abdichtungen gegen Schall-, Wärme-
o. Ä. abzudecken. Diese Hohlkammerdichtung und Rauchdurchgang sowie feuerhemmende
entzieht dem Schallfeld in der Türspalte so viel Bodenfugen gefordert sind.
Energie, dass trotz Bodenfreiheit eine schall- Ihre Wirkungsweise beruht auf dem Prinzip der
dämmende Wirkung erzielt wird. Magnetkraft zweier übereinander angeordne-
Nachteilig wirkt sich bei dieser zwar be- ter Magnetprofile. Eine dieser Magnetleisten ist
rührungslosen und somit wartungsfreien Dich- immer beweglich und wird beim Schließen der
tungsart aus, dass die Bodenfuge nicht größer Tür vom fest eingebauten Gegenprofil magne-
als 3 mm sein sollte (Ebenheitstoleranzen ge- tisch angezogen und dichtet so die Bodenfuge
mäß DIN 18 202 beachten) und die schall- ab. Beim Öffnen der Tür stoßen sich die beiden
544 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Profile wieder ab und der bewegliche Teil wird • Außentüren. In den Regelwerken wird davon
in eine Aluminiumschiene zurückgezogen. ausgegangen, dass die Abdichtung an aufge-
Dieser Dichtungsvorgang vollzieht sich – je nach henden Bauteilen in der Regel mind. 150 mm
Herstellerprodukt – entweder an der Türblatt- über die Oberfläche des Belages (Wasser füh-
unterkante (bei nach oben steigender Magnet- rende Ebene) hochzuführen und dort zu si-
leiste) oder im Bodenbereich (bei nach unten ge- chern ist.
zogener Dichtleiste). Beide Systeme weisen Vor- In Ausnahmefällen ist eine Verringerung der
und Nachteile auf. Generell können sich negative Anschlusshöhe möglich, wenn zu jeder Zeit ein
Auswirkungen beim Magnet-Dichtsystem vor al- einwandfreier Wasserablauf im Türbereich si-
lem bei klimabedingten Türblattverformungen chergestellt ist (z. B. in Form von Gitterrostrin-
ergeben. Da die Magnetkraft mit der Entfernung nen o. Ä. mit geregelter Entwässerung). In sol-
abnimmt, ist je nach Produkt auch von unter- chen Fällen sollte die Anschlusshöhe jedoch
schiedlich hohen Türspaltüberbrückungen (von mind. 50 mm über Oberfläche Belag betragen
3 bis 10 mm) auszugehen. (z. B. bei Balkon- und Terrassentüren).
Die in Bild 7.68i gezeigte, bodenbündig einge- Bei behindertengerechten Bauten sind Tür-
baute Magnet-Türdichtung dient gleichzeitig schwellen grundsätzlich zu vermeiden. So weit
als Estrich-Trennschiene und ist somit vorzugs- sie technisch unbedingt erforderlich sind, dür-
weise für Schallschutztüren, aber auch Rauch- fen sie nicht höher als 20 mm sein. Demnach
und Feuerschutztüren, geeignet. Bei dieser muss der Anschlag- bzw. Schwellenüberstand
Magnetdichtung vollzieht sich der eigentliche so niedrig wie möglich gehalten werden, damit
Dichtungsvorgang an der Türblattunterkante, auch Rollstuhlfahrer dieses Hindernis ohne all
und zwar durch eine nach oben steigende zu große Kraftanstrengung überwinden kön-
Magnetschwelle. nen.

Schwellen-/Anschlagdichtungen Planungskriterien. Folgende Kriterien sind bei der Pla-


nung von Hauseingangstüren (Außentüren) – insbesonde-
Höhenversetzte Fußbodenebenen im Türbereich re des unteren Türanschlusses – im Wesentlichen zu beach-
ten:
ergeben einen unteren Anschlag für das Türblatt
(Bild 7.68k bis l). Anschlagdichtungen – auch • Vordächer oder Fassadenrücksprünge sowie richtige Ori-
entierung des Einganges (Wetterseite!) bereits bei der
Schwellen genannt – werden vor allem bei
7 Außentüren und Wohnungsabschlusstüren einge-
Planung vorsehen.
• Im gesamten Türbereich ein deutliches Belaggefälle nach
plant. Auch bei höchsten Anforderungen an außen (z. B. 3 %) sowie eine möglichst geringe, jedoch re-
Schall-, Feuer- und Rauchschutz- sowie Nassraum- gelgerechte Schwellen-/Anschlaghöhe einplanen.
türen ist ein unterer Anschlag unumgänglich. • Die in der Bauanschlussfuge zwischen Rahmenprofil und
Baukörper auftretenden bauphysikalischen Anforderung-
Der Vorteil dieser Dichtungsart ist darin zu sehen, en (drei Funktionsebenen gemäß Abschn. 7.4.5.1 mit Bild
dass Falzdichtung und untere Anschlagdichtung 7.28) unbedingt beachten und erfüllen.
eines Türelementes ringsumlaufend in einer Ebe- • Falzdichtung und untere Anschlagdichtung so anordnen,
ne liegen und auch die unteren Eckanschlüsse dass sie ringsumlaufend in einer Ebene liegen.
mit relativ einfachen Mitteln dicht ausgebildet • Bahnenabdichtung (Bauanschlussfolie) an einer stabilen
Rücklage (z. B. Stahlwinkel, Türschwellenunterprofil) über
werden können. In hoch belasteten Nassräumen Wasser führende Ebene hochziehen, am Unterprofil an-
ergibt der höhenversetzte Übergang die abdich- kleben und mit Flanschprofil sichern oder ggf. anklipsen.
tungstechnisch sicherste Lösung. Nachteilig wirkt Bei Bedarf obere sichtbare Kante mit Edelstahlwinkel
sich die Höhendifferenz im Türbereich als uner- o. Ä. abdecken.
wünschte Stolperstufe vor allem für betagte und • Schwellen-/Anschlagprofil auf der Rohdecke ausrei-
chend abstützen und verankern.
behinderte Menschen aus.
• Thermisch bzw. akustisch getrennte Schwellensysteme
• Innentüren. Bei Innentüren wird – unter Aus- einplanen, wenn das Türelement an von Menschen ge-
nahme der zuvor geschilderten Sonderanforde- nutzte und beheizte Innenräume angrenzt.
rungen – im Allgemeinen auf Anschlagschwel- • Gitterroste außenseitig und in den Boden eingelassene
len verzichtet, da sie beim Durchgang als Rahmen für Schmutzfangmatten innenseitig unmittelbar
an das Anschlagprofil des Türelementes anschließen.
störend empfunden werden (Stolpergefahr, • Schwellenhöhe vor der Ausführung mit dem Auftragge-
umständliche Reinigung), in Anbetracht der ber (Bauherrn) schriftlich vereinbaren. Auf die weiter-
meist zentralbeheizten Räume ihren Sinn weit- führende Literatur [33], [57] wird verwiesen.
gehend verloren haben und auch ästhetisch
nicht befriedigen. S. auch Bild 11.9 und 11.13, Bild 7.69-1 zeigt eine Hauseingangstür mit kon-
Teil 1 dieses Werkes. ventionellem Schwellenanschlag und abgedich-
7.5 Türbeschläge für Holzzargen/Holztürblätter 545

aussen innen aussen innen


5 1 7
73

2
9
7 mm

8
10 12 3

20 12
9
3% 10 11

10 15 15
50 mm

8
25 49
3%

3
11
4

45
5

45 6

25
25

3b 8 7 6 5 4 3a 2 1 15 14 13 12

7.69-1 Konstruktionsbeispiel: Hauseingangstür aus Holz 7.69-2 Konstruktionsbeispiel: Hauseingangstür aus Kunst-
mit konventionellem Schwellenanschlag (Wärme- stoff mit thermisch getrenntem Schwellenanschlag
brücke beachten) und abgedichteter Gitterrost- (Serienfertigung)
rinne mit kontrollierter Wasserabführung 1 Kunststofftür (Mehrkammertürblatt)
(Einzelanfertigung) 2 Wetterschenkel aus PVC, selbstklebend mit zwei
1 Rohdecke Bürsten- oder Auflauflippendichtungen
2 Wärme- und Trittschalldämmung 3 thermisch getrennte Türschwelle (ohne Wärme-
3a Abdeckung (PE-Folie 0,2 mm) brücke und Tauwasserbildung) aus Aluminium,
3b Gleit- und Schutzfolie geriffelt
4 Zementestrich mit Randdämmstreifen
5 Estrichbewehrung (soweit erforderlich)
4 Türschwellenunterteil aus PVC, einrastbar
5 Bahnenabdichtung nach DIN 18 195
7
6 Edelstahl oder feuerverzinkter Flachstahl 6 Unterprofil aus PVC, einrastbar
(75 × 4 mm) mit angeschweißten Laschen 7 Stahlprofil
7 Bahnenabdichtung nach DIN 18 195 8 Bürstendichtungen
8 Schutzestrich mit Gefälle (oberflächenvergütet) 9 Falzdichtung
9 Wetterschenkel mit Tropfnase 10 Bodenfliesen in Dünnbettmörtel
10 Gitterrost mit Rahmen (zugl. Schuhabstreifer) 11 Zementestrich
11 Edelstahl-Abdeckwinkel (zugl. Klemmschiene) 12 Abdeckung (PE-Folie 0,2 mm)
12 Natursteinplatten in Dickbettmörtel 13 Wärme- und Trittshalldämmung
14 Randdämmstreifen
15 Rohdecke
Grundmeier KG, Gütersloh

teter Gitterrostrinne (Einzelanfertigung). Der Zu- Bild 7.69-2 zeigt eine Außentür aus Kunststoff
gang ist so ausgebildet, dass nur eine minimale mit thermisch getrennter Türschwelle in System-
Höhendifferenz zwischen den angrenzenden Geh- bauweise (Serienfertigung). Die behinderten-
ebenen entsteht und trotzdem kein Spritzwasser gerecht, schlagregendicht und schalldämmend
von außen nach innen eindringen kann. Dies wird ausgebildete Türschwelle wird mehrteilig in zahl-
erreicht, in dem eine Gitterrostrinne mit kontrol- reichen Breiten angeboten und eignet sich für
lierter Wasserabführung bis unmittelbar an den alle Außentürarten. Die Schwellenteile werden
Schwellenanschlag herangeführt, die Bahnenab- sowohl untereinander als auch mit dem Unter-
dichtung am Stahlwinkel hochgezogen und mit profil hochstabil über Verklipsungen verbunden.
einem Edelstahl-Flanschprofil dicht angepresst Auch die Bahnenabdichtung (Bauanschlussfolie)
wird (Wärmebrücke beachten!). Die in einer Ebe- gegen Wassereinwirkung von außen kann in das
ne vierseitig ringsumlaufende Türblattdichtung Unterprofil entweder eingeklipst oder selbstkle-
sorgt für einen dichten Verschluss. bend daran befestigt werden. Die in einer Ebene
546 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

vierseitig ringsumlaufende Türblattdichtung sorgt tionsprofil (Holz mit Metallrohrverstärkung) oder


für einen dichten Verschluss, im Zusammen- aus zwei gekoppelten Einzelrahmenprofilen be-
wirken mit zwei unterseitig angebrachten Bürs- stehen (Stoßfuge gefälzt oder gefedert und dicht
tendichtungen oder Auflaufdichtungen. verleimt). Die Kopplungsprofile haben den Vor-
teil, dass größere Türanlagen in Einzelelemente
zerlegt, besser transportiert und bei der Montage
vor Ort leichter zu handhaben sind.
7.6 Türelemente aus Holz und
Bauarten. Je nach Bauart der Türumrahmung
Holzwerkstoffen bzw.Türzarge unterscheidet man Türen mit Blend-
rahmen, Blockrahmen und Zargenrahmen sowie
Türelemente aus Holz und Holzwerkstoffen wer-
Türen mit Futter und Bekleidungen. Die entspre-
den entweder in Einzel- oder Serienfertigung her-
chenden Normen sind in Abschn. 7.6.1.5 ange-
gestellt. Individuell geplante Türen – bei denen
führt.
häufig handwerkliche Konstruktionen die Gestal-
tungsideen bestimmen – werden funktionellen
7.6.1.1 Türen mit Blendrahmen
und ästhetischen Anforderungen unserer Zeit ge-
nauso gerecht, wie die auf modernsten Anlagen Blendrahmen (Bild 7.70) sind aus Vollholz und
industriell hergestellten Fertigtüren, die stetigen weisen einen rechteckigen Querschnitt auf. Sie
Qualitätsprüfungen unterliegen. werden entweder in einen Mauerfalz, vor eine
Um die Entwicklung von den traditionellen Tür- Wandfläche oder ohne Anschlag in eine Wandöff-
konstruktionen zum seriell gefertigten Türele- nung gesetzt und mit Rohrdübeln (Spreizdübel)
ment besser zu verstehen, werden im Folgenden oder Ankerlaschen am Baukörper befestigt. Das
zuerst die nach handwerklichen Gründsätzen ge- übliche Mauerfalzmaß beträgt 62,5 mm (1/4
arbeiteten Türkonstruktionen aufgezeigt und erst Stein) in der Breite und 125 mm (1/2 Stein) in der
dann die Auswahlkriterien für Fertigtürelemente Tiefe.
besprochen. Blendrahmen werden vor allem bei Hausein-
Derartige Grundlagenkenntnisse sind nicht zu- gangs- und Windfang-, Wohnungsabschluss- und
letzt auch im Hinblick auf eine fachgerechte Alt- Kellertüren verwendet. Je nach Einsatzort und
bausanierung unerlässlich. den sich daraus ergebenden Anforderungen
7 muss die Anschlussfuge zwischen Blendrahmen
und Baukörper regelgerecht gemäß Abschn.
7.6.1 Türzargen- und Türrahmen- 7.4.5, Baukörperanschlüsse von Türen, ausgebil-
konstruktionen det sein.

Allgemeines. Jede Drehflügeltür besteht im We- 7.6.1.2 Türen mit Blockrahmen


sentlichen aus zwei Teilen: einer fest an der Wand
verankerten Türzarge – auch Türrahmen genannt Blockrahmen (Bild 7.71) bestehen, ähnlich wie die
– und einem beweglichen Teil, dem Türblatt. Blendrahmen aus zwei seitlichen und einem obe-
ren Rahmenprofil aus Vollholz mit annähernd
Von der Art, wie Türzargen bzw. Türrahmen aus- quadratischem Querschnitt. Die Blockrahmen-
gebildet und in der Wandöffnung befestigt sind, profile können einteilig oder mehrteilig ausgebil-
hängt es weitgehend ab, welchen Belastungen det sein.
und Anforderungen die Tür insgesamt genügt,
wie geräuscharm und dicht sie schließt und wie Türrahmen mit einteiligen Profilen werden meist
die Türansicht im Ganzen wirkt. im Rohbaustadium eingesetzt, mit Federlaschen
oder Rohrdübeln am Baukörper befestigt und
In jedem Fall muss die Türzarge mit der Wand un- eingeputzt. Diese Ausführung bietet sich vor al-
verrückbar fest verbunden sein, da an ihr der Tür- lem für Türanlagen an, die nachträglich noch mit
flügel angeschlagen ist und somit auch die La- einem Anstrich vor Ort beschichtet werden. 1)
sten über die Zarge abgetragen werden.
1) Gemäß DIN 18 355, Tischlerarbeiten, müssen Außenbau-
Größere Türanlagen – beispielsweise mit meh- teile vor dem Einbau und vor der Verglasung – allseitig –
mindestens mit einem Grundanstrich und einem Zwi-
reren verglasten Seitenteilen – benötigen außer- schenanstrich beschichtet sein.
dem immer noch verstärkte vertikale Mittelrah- In keinem Fall ist es zulässig, unbehandelte Holzbauteile
menprofile. Diese können aus einem ausreichend (z. B. Tür- oder Fensterrahmen) ohne Grundierungen zu
dimensionierten Mittelpfosten, einem Kombina- montieren.
7.6 Türelemente aus Holz und Holzwerkstoffen 547

62,5 15 35 90 120
12 100 24 18

18
X
18 63

15 20

15 8

50
5

5
25,5

40
42
125

X
85/50
100/45 90/45
3 3

18
15 45 25 13 18 70 13 55 4 50

7.70a 7.70b 7.70c

7.70 Konstruktions- und Einbaubeispiele: Türen mit Blendrahmen


a) Blendrahmen in einem Mauerfalz
b) Blendrahmen vor einer Wandfläche
c) Blendrahmen in einer Wandöffnung mit reduziertem lichtem Durchgangsmaß

85 85 105

15 10 13 15 20 60 4 10 40 3 50

65/80 50/60
35 18

35 18
7
30
5

5
25,5

40

40

40/60 40
90/60 35/60
3 3
15 63 13 15 20 50 78 3 13

7.71a 7.71b 7.71c

7.71 Konstruktions- und Einbaubeispiele: Türen mit Blockrahmen


a) Einteiliger Blockrahmen (werkseitig grundiert), eingeputzt und nachträglich mit einem Anstrich beschichtet
b) Zweiteiliger Blockrahmen mit Schattenfuge. Auf den unsichtbar befestigten Montagerahmen – bereits im
Rohbaustadium montiert und beigeputzt – wird der eigentliche oberflächenfertige Türrahmen erst sehr viel
später aufgebracht (Vermeidung von Beschädigungen). Weitere Beispiele s. Bild 7.85.
c) Zweiteiliger Blockrahmen auf Sichtbetonfläche o. Ä. unsichtbar montiert, die Anschlussfuge ringsumlaufend
regelgerecht abgedichtet und beidseitig oberflächenfertig verkleidet.
Der Blockrahmen kann alternativ auch einteilig ausgebildet sein (Bautoleranzen beachten).

Zweiteilig ausgebildete Blockrahmenprofile be- eingebaut werden kann (Vermeidung von Be-
stehen aus einem Montagerahmen – der bereits schädigungen). Je nach Einsatzort und den sich
in einem sehr frühen Baustadium montiert und daraus ergebenden Anforderungen muss die An-
beigeputzt wird – und dem sichtbaren ober- schlussfuge zwischen Blockrahmen und Baukör-
flächenfertigen Blockrahmen, der erst nach per regelgerecht gemäß Abschnitt 7.4.5 ausge-
Abschluss der Ausbauarbeiten sehr viel später bildet sein.
548 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Blockrahmen werden beispielsweise bei Haus- Holz herstellen. Die Putzabschlussschienen die-
eingangs- und Wohnungsabschlusstüren, Pen- nen gleichzeitig als Putzhilfe (Abziehkante) und
deltüren sowie bei raumhohen Innen- und Kantenschutz.
Außentüren verwendet. Bei der Festlegung der Zargenrahmenkonstruktionen eignen sich für In-
Wandöffnungsmaße nach DIN 18 100 sind die – nentüren in sturzhoher und raumhoher Aus-
im Vergleich mit Futtertüren – meist beträchtlich führung mit Oberlicht oder Oberblende. Weitere
größeren Blockrahmenquerschnitte zu berück- Einzelheiten sind der Spezialliteratur [34] zu ent-
sichtigen (reduziertes lichtes Durchgangsmaß). nehmen.

7.6.1.3 Türen mit Zargenrahmen 7.6.1.4 Türen mit Futter und Bekleidungen
Zargenrahmen (Bild 7.72) decken die Leibungen Bei Futterrahmentüren (Bild 7.73) bestehen die
der Wandöffnungen vollflächig ab, ihre Tiefe mit dem Baukörper fest verbundenen Teile aus
entspricht in der Regel der jeweiligen Wanddicke. dem sog. Futter sowie einer Falz- und Zierbeklei-
Ein Überstand der Zargenkanten gegenüber den dung. Die Breite des Türfutters entspricht in etwa
angrenzenden Wandflächen ist ebenfalls mög- der jeweiligen Wanddicke, so dass der Futterrah-
lich, wobei auf den Sockelleistenanschluss zu men die Leibung der Wandöffnung vollflächig
achten ist. abdeckt. Durch die beidseitig aufgebrachten Be-
Der Zargenrahmen wird üblicherweise aus Holz- kleidungen wird die Fuge zwischen Türfutter und
werkstoffen mit Vollholzanleimern gefertigt Wand geschlossen. Futter und Bekleidung bilden
(Kantenschutz) und entweder sichtbar oder zusammen einen Falz, in den das Türblatt – ge-
unsichtbar an der Leibung befestigt. Materialge- fälzt oder ungefälzt – einschlägt.
rechte Anschlüsse zwischen Wandputz und Futterrahmenkonstruktionen eignen sich für In-
Holzzarge – in Form einer umlaufenden Trenn- nentüren, meist in sturzhoher Ausführung; raum-
bzw. Schattenfuge – lassen sich mit Putzschienen hohe Konstruktionen sind jedoch ebenfalls mög-
aus verzinktem Stahlblech oder Deckleisten aus lich.

7 20 28 16 45 8 45 30 32 13 (16)
4
15 20

1515

Montage- Montage-
futter futter
5
5

40
5
20 15

40

33

56
50

45 8 20 13 30 32 3
7.72a 7.72b 7.72c

7.72 Konstruktions- und Einbaubeispiele: Türen mit Zargenrahmen


a) Aufgedoppelter Zargenrahmen mit Montagefutter und ungefälztem Türblatt. Das bereits im Rohbaustadium
genau winkel- und lotrecht montierte Montagefutter mit Putzschienen ermöglicht den erst sehr viel späteren
Einbau des oberflächenfertigen Zargenrahmens (unsichtbare Befestigung)
b) Ausgefälzter Zargenrahmen mit Montagefutter und gefälztem Türblatt (unsichtbare Befestigung)
c) Aufgedoppelter Zargenrahmen mit gedämmter und abgedichteter Anschlussfuge an Sichtbetonwand,
ungefälztem Türblatt und Bodentürschließer (unsichtbare Befestigung)
7.6 Türelemente aus Holz und Holzwerkstoffen 549

Bild 7.73a zeigt eine nach handwerklichen (sog. Holzdübel), später nagelbare Dübelsteine (Bild 7.30)
Grundsätzen hergestellte Futterrahmentür, die in in das Mauerwerk eingesetzt und die Futterteile daran
mit Nägeln (versenkt und ausgekittet) oder mit Schrau-
dieser Konstruktionsart nur noch bei der Altbau- ben befestigt. Moderne Befestigungsmittel sind in Ab-
sanierung gefragt ist. Zeitgemäße Türen mit Fut- schn. 7.4.5.2 beschrieben.
ter und Bekleidungen sind in Bild 7.73 b bis d dar- • Falzbekleidung. In die Falzbekleidung werden die Be-
gestellt. schläge wie Türbänder auf der einen und das Schließ-
blech auf der anderen Seite eingelassen. Die oberen
• Futterrahmen wurden früher bis zu einer Wanddicke Ecken der Bekleidung – meist auf Gehrung geschnitten –
von 11,5 cm aus 22 mm, bei größeren Wanddicken aus 24 sind mit Federn oder Dübel verbunden und verleimt. Mo-
bis 26 mm dickem und verleimtem Vollholz (z. B. Fichte) derne Eckverbinder zeigt beispielhaft Bild 7.77.
gefertigt. Bei modernen Konstruktionen werden Holz- Bei deckend zu streichenden (beschichteten) Türen wird
werkstoffe (Sperrholz- oder Holzspanplatten) verwendet. die fertige Falzbekleidung auf die Futterkante geleimt
Die beiden oberen Ecken wurden ehemals gezinkt und und gestiftet, bei furnierten Bekleidungen durch Dübel
verleimt. Bei neueren Bauarten sorgen Feder- oder Dü- o. Ä. unsichtbar mit dem Futterrahmen verbunden.
belverbindungen – meist zusammen mit Spannbeschlä- • Zierbekleidung. Die Zierbekleidung wird erst nach dem
gen (Exzenterbeschläge) – für einen festen Eckverbund. Einbau des Futters vor Ort aufgebracht. Unebenheiten
Vor Ort wird der Futterrahmen entweder auf den Estrich der angrenzenden Putzflächen können durch entspre-
oder Fertigfußboden aufgesetzt und sichtbar oder un- chend ausgebildete Schattenfugen oder Deckleisten –
sichtbar an der Leibung der Wandöffnung befestigt. Hier- die erst nach dem Tapezieren der Wandfläche anzu-
zu wurden früher konisch zugeschnittene Holzstücke bringen sind – abgedeckt werden.

12 70 4
15 22 (24) 15 28
15 32 13 13
Zierbekleidung
70/18
18
15

5
19 24

40
Montage-
futter 70 22 13
7.73b 7.73c
70/18 15 19 13 5
22 16

40

70/18
Falzbekleidung 7.73a Sockelleiste 90/22 7.73d

7.73 Konstruktions- und Einbaubeispiele: Türen mit Futter und Bekleidungen


a) Nach handwerklichen Grundsätzen hergestellte Futterrahmentür. Futter, Bekleidungen und Türblatt bestehen aus
Vollholz (z. B. Fichte für deckenden Anstrich). Nicht mehr übliche Bauart, hinsichtlich der Altbausanierung jedoch
noch von gewissem Interesse.
b) Aufgedoppelter Futterrahmen aus Holzwerkstoffen mit Eckverstärkung durch eingeleimte Leiste
(unsichtbare Befestigung)
c) Stumpf einschlagendes Türblatt flächenbündig mit Wandbekleidung aus Holzwerkstoffen liegend
(Unterkonstruktion + Vertäfelung = Türblattdicke + Falzdichtung). Futterrahmen und Unterkonstruktion sind über
eine Federverbindung fest verbunden.
d) Aufgedoppelter Futterrahmen mit Stumpftür und bündig liegender Falzbekleidung. Ausgeprägte Nutbildung auf
der Rückseite der Bekleidung, um unebene Wandflächen (z. B. Rauputz, Sichtbetonwand) sowie die Sockelleiste im
Bodenbereich aufnehmen zu können.
550 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

7.6.1.5 Türen mit einbaufertigen weitgehender Fertigstellung der übrigen Aus-


Holzwerkstoffzargen bauarbeiten einzubringen, um Beschädigungen
der fertigen Oberflächen zu vermeiden.
Einbaufertige Holzwerkstoffzargen (Bild 7.75)
sind serienmäßig hergestellte Bauelemente des Normen. Türzargen aus Holz und Holzwerkstoffen für In-
nentüren sind in DIN 68 706-2 unter Beachtung der DIN
Innenausbaues, die am Einsatzort in der Regel 68 706-1 (Türblätter) und DIN 18 101 (Türblattgrößen,
keiner Oberflächenbehandlung mehr bedürfen. Bandsitz und Schlosssitz) genormt. Hierbei handelt es sich
Sie werden überwiegend aus Holzwerkstoffen in vorwiegend um seriell hergestellte, oberflächenfertige
Kombination mit Vollholz gefertigt und bestehen Zargenelemente, deren Einzelteile nach den Montagevor-
schriften der Hersteller zusammengebaut und auf den ferti-
aus einem Türfutter, der Falzbekleidung und ei- gen Fußboden (OFF) aufgesetzt werden. Für die Aus-
ner – entsprechend der jeweiligen Wanddicke – führung der Tischlerarbeiten ist die VOB Teil C, DIN 18 355,
tiefenverstellbaren Zierbekleidung. für Beschlagarbeiten DIN 18 357 maßgebend. Den aktuel-
len Stand der Normung s. Abschn. 7.11.
Die sichtbaren Flächen der Zargen sind üblicher-
weise furniert oder mit einer Decklage aus Folie DIN EN 942, Holz in Tischlerarbeiten, beschreibt das Sortier-
verfahren von Vollholz nach der sichtbaren Qualität in
oder dekorativen Schichtstoffplatten beleimt. Die Tischlerarbeiten (Ersatz für DIN 68 360-1 und -2) und den
dem Baukörper zugewandte Seite (Rückseite) ist Feuchtegehalt von Vollholz nach den vorgesehenen Ein-
meist mit einem Gegenzugpapier beschichtet satzbedingungen. S. hierzu Fußnote Abschn. 7.6.2.2.
und soll unter anderem den Feuchtigkeitsüber- Güte- und Prüfbestimmungen für Türzargen aus Holz und
Holzwerkstoffen (Innentüren) sind in RAL-RG 426 – Teil II
gang vom Baukörper in die Zarge behindern. festgelegt, die zur Zeit überarbeitet werden. Vgl. hierzu
Alle Zargenteile werden zusammen mit dem Tür- auch Fußnote Abschn. 7.4.3, Einsatzempfehlungen.
blatt – in gleicher oder anderweitiger Oberflä-
chenbeschichtung – als handlich verpackte Ein- Auswahlkriterien. Einbaufertige Holzwerkstoff-
heit angeboten. Einige Ausführungsvarianten zargen für Innentüren weisen unterschiedliche
von sturz- und raumhohen Zargenelementen mit Konstruktions- und Qualitätsmerkmale (mit zum
Oberlicht oder Oberblende zeigt Bild 7.74. Teil deutlichen Preisdifferenzen) auf. Als wesentli-
che Auswahlkriterien gelten ( Bild 7.75)
Maßkoordination. Die einbaufertige Holzwerk- • problemloser Zusammenbau der meist ober-
stoffzarge ist im Sinne der Baurationalisierung flächenfertigen Einzelteile,
nicht mehr wegzudenken. Die Verwendung der-
• einfache Montage vor Ort und sichere Befesti-
artiger Fertigelemente setzt jedoch eine entspre-
7 chende Maßkoordination bei der Bauplanung,
gungsmöglichkeit am Baukörper,
die Einhaltung der in DIN 18 100 genormten Öff- • ausreichende Anpassungsfähigkeit an die je-
nungsmaße für Türen (Bild 7.20) sowie die Beach- weilige Wanddicke (Tiefenverstellbarkeit),
tung der in DIN 18 202 vorgegebenen Ebenheits- • ausreichende Stabilität und Beständigkeit ge-
toleranzen von Wandflächen (Tab. 11.2, Teil 1 gen Stoß (Kantenbereich),
dieses Werkes) bei der Bauausführung voraus. • funktionsgerechte Befestigung der Beschläge
Beim Verputzen der Wände sind daher Putzbret- (Türblattgewicht, Türsicherung),
ter in die Wandöffnungen zu stellen (Abzugskan- • geräuscharmes und dichtes Schließen der Tür
ten für den Putzer) und zwingend unveränderba- auch bei Verformung des Türblattes (Falzdich-
re Meterrissmarkierungen (Meterrissbolzen) als tung, ggf. mit Bodendichtung),
Bezugspunkte zur maßgerechten Montage anzu- • ansprechende Oberflächengestaltung und
bringen. Die Holzwerkstoffzargen sind erst nach Formgebung.

7.74 Schematische Darstellung einiger Ausführungsvarianten von Türelementen mit einbaufertigen Holzwerkstoffzargen
7.6 Türelemente aus Holz und Holzwerkstoffen 551

50 60 12 84
18 12 15 39
15 22
Zierbekleidung

15

5 17
20

23
26

5
15

16
5

55
25,5

17
40

40
Dichtungs-
Falzbekleidung masse
13 13 13 13
50 3 60 3 60
7.75a 7.75b 7.75c

7.75 Konstruktions- und Einbaubeispiele: Türen mit einbaufertigen Holzwerkstoffzargen


a) bis b) Einteiliger Zargenrahmen (Türfutter mit angeleimter Falzbekleidung) und tiefenverstellbarer
Zierbekleidung.
WESTAG + GETALIT sowie WIRUS-Bauelemente
c) Aufgedoppelter Zargenrahmen mit Doppelfalz und tiefenverstellbarer Zierbekleidung (Schallschutztür).
Unsichtbare Befestigung.
WIRUS-Bauelemente, Gütersloh

7.76-1a

7.76-1b

7.76-1 Schematische Darstellung von einteiligen Zargenrahmen


a) Zargenrahmen (Türfutter) mit Bekleidungen
b) Zargenrahmen (Türfutter) ohne Bekleidungen
552 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

7.76-2 Schematische Darstellung von mehrteiligen Zargenrahmen (Türfutter) mit Bekleidungen

Einteilige Zargenrahmen. Wie Bild 7.76-1 zeigt, werden. Nachteilig kann sich der verhältnismäßig
werden von den Herstellern einteilige Zargenrah- große Fertigungsaufwand – und bei einzelnen
men (Türfutter) mit und ohne Bekleidungen an- Produkten – die teilweise geringere Stabilität des
geboten. Diese kompakten Zargen sind relativ mehrteiligen Zargenrahmens auswirken.
einfach herzustellen und zeichnen sich durch ein
hohes Maß an Stabilität aus. Die Tiefenverstellbar- Zusammenbau der Holzwerkstoffzargen (Bild
keit ist bei manchen Produkten zwar teilweise be- 7.77). Die Einzelteile der Innentürzargen – Türfut-
grenzt, bei Beachtung der Ebenheitstoleranzen ter, Falz- und Zierbekleidung – werden nach den
von Wandflächen nach DIN 18 202 jedoch von Montagevorschriften der Hersteller vor Ort zu-
untergeordneter Bedeutung. sammengebaut und unter Einsatz von Schrau-
ben, Leim und Spezial-Spannbeschlägen (Exzen-
Mehrteilige Zargenrahmen. Als Vorteil der in terbeschläge) fest miteinander verbunden. Die
Bild 7.76-2 dargestellten mehrteiligen Zargenrah- Eckverbindungen der vertikalen Bekleidungsteile
men (Türfutter) gilt, dass sie eine große Tiefenver- mit dem oberen Querstück können stumpf oder
stellbarkeit aufweisen und somit bei Bedarf an auf Gehrung ausgeführt sein. Die Gefahr einer Be-
nahezu jede Wanddicke angepasst werden kön- schädigung ist bei einer Gehrung im Allgemei-
nen. Auch die Befestigung am Baukörper ist pro- nen größer als bei stumpfen Verbindungen. Auf
7 blemlos, da durch ein zweites, aufgeschobenes
und fest verleimtes Futterstück (Aufdoppelung)
die Abschnitte 7.4.5.1 und 7.4.5.2, Baukörperan-
schlüsse von Türen, wird verwiesen.
alle Befestigungspunkte unsichtbar abgedeckt

7.77a 7.77b 7.77c

7.77 Schematische und beispielhafte Darstellung des Zusammenbaues von einbaufertigen Holzwerkstoffzargen
a) Einzelteile der Zarge vom Hersteller für den Zusammenbau vor Ort geliefert: Türfutter mit angeleimter
Falzbekleidung und lose beigelegter Zierbekleidung
b) obere Eckverbindung von Türfutter und Bekleidung c) Universal-Eckverbinder (Spannbeschlag)
ELEPART-System, Velbert
7.6 Türelemente aus Holz und Holzwerkstoffen 553

14 32 45

1 2 3 4 5 1 2 4 5 10 4 5

3
6 8 8

6 6

4 7 9 7 11 7
14 32 4 14 32 4
7.78a 7.78b 7.78c

7.78 Konstruktions- und Einbaubeispiele: Türen mit einbaufertigen Systembauzargen. Vgl. hierzu auch Bild 7.124.
a) Zweiteilige Holzwerkstoffzarge mit Metall-Unterkonstruktion und daran angeschweißten U-förmigen Alu-Profilen
(Schattenfugen). Der bereits im Rohbaustadium montierte und beigeputzte Montagerahmen ermöglicht den erst
sehr viel späteren Einbau der oberflächenfertigen Holzzargenteile (unsichtbare Befestigung)
b) Zweiteilige Holzwerkstoffzarge mit Montagefutter und ringsumlaufenden U-Profilen (unsichtbare Befestigung)
c) Zweiteilige Holzwerkstoffzarge mit Montagefutter, ringsumlaufenden L-Profilen und elastisch abgedichteter
Anschlussfuge an Sichtbetonwand (unsichtbare Befestigung)
1 Wandputz
2 Mauerwerk
3 Metallbügel (Metall-Unterkonstruktion)
4 Aluminium-Profil, angeschweißt (Schattenfuge)
5 Massivholz-Kantumleimer
6 Türfutter (Zierbekleidung)
7 Falzbekleidung mit Dichtungsprofil
8 Montagefutter aus Holzwerkstoff
9 Anschlussfuge mit Vorfüllprofil und elastoplastischer Dichtmasse
10 Sichtbetonwand
7
11 Komprimiertes Dichtungsband mit elastoplastischer Abdichtung
NEUFORM TÜRENWERK, H. Glock, Erdmannshausen

Bild 7.78 zeigt einbaufertige Systembauzargen 7.6.2 Türblattkonstruktionen


mit Metall-Unterkonstruktionen oder Holz-Mon- aus Holz und Holzwerkstoffen
tagefutter und Alu-Profilen, die bereits in einem
sehr frühen Baustadium montiert und beigeputzt Allgemeines. Das Türblatt ist das bewegliche Teil
werden. Daraus ergibt sich, dass die oberflächen- eines Türelementes, das die Türöffnung schließt
fertigen Holzzargenteile erst sehr viel später und in der Regel nach innen bzw. zum Raum hin
– nach Abschluss der Ausbauarbeiten – und da- aufgeht. Türblätter gibt es in einer Vielzahl von
mit ohne baustellenbedingte Beschädigungen Formen, Materialien und Konstruktionen in Ein-
eingebaut werden können. zel- oder Serienfertigung hergestellt (Bild 7.4 und
Diese Systembauzargen eignen sich für hochwer- Bild 7.5).
tige Wohnbauten genau so, wie für Objekttüren
in Büro- und Verwaltungsgebäuden, Banken, Ho- Je nach Einsatzort und den sich daraus ergebenden Anfor-
derungen unterscheidet man
tels usw. Sie sind in sturzhoher und raumhoher,
einbruch- und schallhemmender sowie klimabe- • Außentüren (z. B. Hauseingangs-, Laubengangtüren),
ständiger Ausführung lieferbar. Einzelheiten sind • Innentüren (Wohn- und Objektbereich),
[61] zu entnehmen. • Sondertüren (z. B. Wohnungsabschlusstüren, Nass- und
Feuchtraumtüren),
• Schutztüren (z. B. Feuer-, Rauch-, Schallschutztüren).
554 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Drehflügeltüren kommen im Bauwesen am häu- (100 bis 120 mm breit, 30 bis 35 mm dick) genagelt oder ge-
figsten vor. Bei dieser Türart wird das Türblatt um schraubt werden. Die Strebe muss, dem statischen Kräfte-
verlauf entsprechend – von der oberen Türkante diagonal
eine Längskante gedreht und schlägt – gefälzt zum unteren Anschlag des Langbandes – gerichtet sein.
oder ungefälzt – auf bzw. in den Türzargenrah- Lattentüren gestatten Einblick in die dahinter liegenden
men. Räume und lassen Luft und Licht eindringen.
Ähnlich wie zuvor bei den Türrahmen und Türzar- Stumpf verleimte Türen (Bild 7.79b). Vollholztüren dieser
gen werden auch in diesem Abschnitt zuerst die Art bestehen aus bis zu 120 mm breiten und etwa 30 mm
dicken, senkrecht angeordneten Brettern. Diese werden
nach handwerklichen Grundsätzen gearbeiteten stumpf oder gefedert aneinandergeleimt, durch zwei auf
Türblattkonstruktionen aufgezeigt und erst dann Grat eingeschobene Querleisten von etwa 120 mm Breite
die Auswahlkriterien für industriell hergestellte und 35 bis 40 mm Dicke verbunden und so das Türblatt ge-
Fertigtürblätter besprochen. gen Verwerfen gesichert. Die Gratleisten dürfen nicht ein-
geleimt, auch nicht genagelt oder geschraubt werden, da
das Vollholz des Türblattes stets „arbeiten“ muss (unter-
Bauarten. Je nach Bauart des Türblattes unter- schiedliche Schwindrichtungen von Lang- und Querholz
scheidet man Latten- und Brettertüren, Vollholz- beachten) Bei dieser Türblattkonstruktion entfällt die Dia-
rahmentüren und Sperrtüren sowie Schutz- und gonalstrebe.
Sondertüren gemäß Abschn. 7.8. Brettertüren (Bild 7.79c). Brettertüren werden aus 120 bis
160 mm breiten und 25 bis 30 mm dicken, gehobelten und
Die entsprechenden Normen sind in Abschn. gespundeten Einzelbrettern (= angefräste Nut- und Feder-
7.6.2.4 angeführt. verbindung) hergestellt, die senkrecht auf 120 mm breite
und 30 mm dicke Querriegel bzw. Diagonalstreben gena-
gelt oder geschraubt sind. Dienen derartige Brettertüren
7.6.2.1 Türblattkonstruktionen als Außentüren (z. B. Schuppentüren), so liegen Querriegel
von Latten- und Brettertüren und Strebe auf der Innenseite der Tür. In diesem Fall kön-
nen die Bretterfugen außenseitig noch mit Deckleisten ab-
Lattentüren (Bild 7.79a). Lattentüren eignen sich zum Ab- gedeckt werden, die oben und unten in einen rings um das
schluss von Keller-, Lager- und Dachbodenräumen. Sie be- Türblatt laufenden Leistenrahmen enden. Weitere Einzel-
stehen aus ungehobelten oder gehobelten Latten (40 bis heiten sind der Spezialliteratur [34] zu entnehmen.
50 mm breit, 25 bis 35 mm dick), die senkrecht in Abstän-
den von 20 bis 25 mm auf zwei Querriegel und eine Strebe

7 SCHNITT A–A 25 26
250

250

A 7

Langband
120

120

A
mit
Stützkloben
1985

Gratleiste
32/100 mm

SCHNITT B–B
B B stumpfe Fuge,
120

120

verleimt

Fuge gefedert,
nicht geleimt
250

250

Fuge gespundet,
100 50 angefräste Feder

7.79a 7.79b 7.79c

7.79 Schematische Darstellung von einfachen Latten- und Bretter-Türblattkonstruktionen


a) Lattentür mit Querriegeln, Diagonalstrebe und Langbändern
b) Stumpf verleimte Vollholztür mit auf Grat eingeschobenen Querleisten (Gratleisten) ohne Diagonalstrebe
(Schnitt A–A)
c) Gespundete Brettertür mit Querriegeln und Diagonalstrebe sowie außenseitig aufgebrachten Deckleisten
Ausschnitt A–A: Brettertür mit Gratleiste
Ausschnitt B–B: Alternative Bretterverbindungen in der Breite
7.6 Türelemente aus Holz und Holzwerkstoffen 555

7.6.2.2 Türblattkonstruktion reduzieren. Daraus ergibt sich bei schweren


von Rahmentüren Außentüren ein Rahmenquerschnitt von bei-
spielsweise 130 × 60 (68) mm. Diese Querschnitts-
Türblätter von Rahmentüren (Bild 7.80 bis 7.83) maße können durch den Einbau von Stabilisato-
bestehen aus vierseitig umlaufenden Rahmen- ren in Form von Metallprofilen deutlich reduziert
friesen, ggf. einem oder mehreren waagerechten werden. S. hierzu Bild 7.17 und Bild 7.80.
Mittelfriesen sowie eingesetzten Füllungen unter-
schiedlichster Art. Sie werden als Außen- und In- Die Anforderungen an schwere Außentüren
nentüren eingesetzt und dienen oftmals als Un- (Haustüren, Balkontüren u. Ä.) weichen bezüglich
terkonstruktion (Tragrahmen) für aufgedoppelte, der konstruktiven Merkmale nicht von denen der
mehrschalig ausgebildete Türblattkonstruktio- Fenster ab. Auch die Herstellungsweise ist denen
nen, wie sie in Abschn. 7.6.2.3 näher erläutert von Fenstern sehr ähnlich, so dass diesbezüglich
sind.
1) DIN 68 360-1 und -2, Holz für Tischlerarbeiten, wurden
Außentürblätter. Für Außentüren eignet sich
zurückgezogen und ersetzt durch
nur gesundes fehlerfreies Vollholz1). Holzarten
DIN EN 942, Holz in Tischlerarbeiten. Diese neue Norm
die ein witterungsbeständiges Verhalten aufwei- beschreibt das Verfahren, das zur Bestimmung der Merk-
sen und zur Herstellung maßhaltiger Bauteile in male und zur Sortierung nach der sichtbaren Qualität
Frage kommen sind beispielsweise von Holz – vorwiegend Vollholz – in Tischlerarbeiten an-
zuwenden ist.
• Laubhölzer (Eiche, Sipo Mahagoni, Meranti,
In Tabelle 1 dieser Norm sind die Kriterien für das Ausse-
Afzelia u. a.), hen des Holzes in Tischlerarbeiten (Holzmerkmale hin-
• Nadelhölzer (Kiefer, Lärche, Oregon Pine, Pitch sichtlich Klasse und Oberfläche) festgelegt. Dabei wird
Pine, Hemlock u. a.). zwischen offenen und verdeckten Oberflächen unter-
schieden.
Im Anhang B ist der Feuchtegehalt von Vollholz nach den
Grundsätzlich sollten nur solche Konstruktionen vorgesehenen Einsatzbedingungen festgelegt. Demnach
gewählt werden, die den Belastungen der Bewit- ist im Außenbereich ein mittlerer Feuchtegehalt von 12
terung, des Klimas und der Nutzung wirksam bis 19 %, bei Verwendung im Innenbereich (Raumtempe-
standhalten. ratur 12 bis 21 °C) eine mittlere Holzfeuchte von 9 bis
13 % und in beheizten Gebäuden mit Raumtemperatu-
Demnach müssen die Rahmenfriese eine ausrei- ren über 21 °C von 6 bis 10 % ausgewiesen.
chende Biegefestigkeit aufweisen, um mechani-
schen Beanspruchungen standzuhalten und das
Anhang C enthält des weiteren einen Leitfaden, der die
Anforderungen an das Holz in Tischlerarbeiten festlegt.
7
Verwinden des Türblattes auf ein Minimum zu Im Anhang D wird die Auswahl der Holzarten behandelt.

innen

105

Versiegelung
63

A A
PU-Schaum
63

145

40/25/2
78
B
7

außen
B
AUSSENANSICHT SCHNITT A–A SCHNITT B–B

7.80 Konstruktionsbeispiel einer Rahmentür aus Vollholz mit Mehrscheiben-Isolierglas als Füllung.
Außentürblatt mit wärmegedämmtem, biegesteifen Stahlrahmen als Stabilisator (Serienfertigung).
Ausschnitt A–A: Horizontalschnitt
Ausschnitt B–B: Vertikalschnitt
556 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

auf Abschn. 5.6, Fensterkonstruktionen, verwie- Die früher üblicherweise durchgestemmten, von außen
sen werden kann. verkeilten und somit im Türfalz sichtbaren Zapfenverbin-
dungen werden bei Innentüren heute kaum mehr ein-
gesetzt (unterschiedliche Schwindrichtungen/Volumen-
Innentürblätter. Rahmentürblätter für den In- änderungen von Längs- und Querholz beachten!).
nenbereich können aus Vollholz oder Holzwerk- Einzelheiten hierzu sind [35] zu entnehmen.
stoffen – wie beispielsweise Sperr-, Span- und Fa- • Gedübelte Rahmenverbindungen (Bild 7.81-2c). Gedü-
serholzplatten – gefertigt sein. belte Rahmenverbindungen sind einfacher und damit
preiswerter herzustellen. Bis zu 150 mm Rahmenfries-
Das Zusammenfügen von Vollholz-Rahmenfrie- breite sind zwei Dübel, über 150 mm Friesbreite drei Dü-
sen erfolgt durch gestemmte Zapfen mit Nutzap- bel vorzusehen. Der Dübeldurchmesser beträgt in der
fen (ältere Bauart). Im industriellen Türrahmen- Regel 16 mm (2/5 der Friesdicke), die Dübellänge etwa
2/3 der Friesbreite.
bau hat sich bei Vollholz die Dübelverbindung
Bei Außentüren weisen die gedübelten Querfriese aus
mit Nutzapfen durchgesetzt (Bild 7.81-1). Vollholz immer noch zusätzlich einen angeschnittenen
Die beiden seitlichen Rahmenfriese und der obe- Nutzapfen zur Sicherung der Dichtheit der Stoßfuge auf.
re Querfries sind in der Regel gleich breit (120 bis Bei Innentüren aus Holzwerkstoffplatten werden die
150 mm), während der untere Rahmenfries häu- Rahmenfriese üblicherweise stumpf zusammengedübelt
und verleimt.
fig breiter angenommen wird (220 bis 280 mm).
Die Friesdicke liegt bei normalen Innentüren zwi- • Mittelfries-Verbindungen. Waagerechte Mittelfriese
gliedern je nach Bedarf und formalen Vorstellungen das
schen 40 und 45 mm, je nach Türblattgröße und Türblatt. Sind Einsteckschlösser vorgesehen, ist darauf zu
Beanspruchung auch darüber. achten, dass in Schlosshöhe (DIN 18 101) möglichst kein
Bei Innentüren können die Rahmenfriese des Tür- Querfries angeordnet wird, da sonst beim Einfräsen der
Schlosstasche der Zapfen bzw. die Dübel weggefräst
blattes auch aus furnierten und mit Anleimern werden. Sind die senkrechten Rahmenfriese jedoch
versehenen Holzwerkstoffplatten bestehen, die genügend breit angelegt, braucht darauf keine Rücksicht
stumpf zusammengedübelt sind (Bild 7.83). genommen zu werden.
• Untere Querfriese. Die unteren Querfriese sind aus kon-
Konstruktionsmerkmale von Rahmentürblättern struktiven (Aussteifung) und formalen Gründen bei
• Gestemmte Rahmenverbindungen (Bild 7.81-2b). Bei Außentüren, Fenstertüren usw. häufig sehr breit gewählt.
Rahmentüren älterer Bauart aus Vollholz sind die Friese Damit derart breite Vollholz-Rahmenfriese ungehindert
durch Zapfen verbunden. An den Querfriesen ange- „arbeiten“ (Quellen, Schwinden) können – ohne Span-
schnittene Zapfen mit Nutzapfen greifen dabei in nungen und damit Verformungen des Türblattes aus-
Stemmlöcher der senkrechten Rahmenhölzer und wer- zulösen –, werden diese aus zwei Teilen hergestellt und
7 den mit diesen punktweise verleimt (nur 1/3 des Zap-
fens)1). Die Stoßfuge wird durch einen Nutzapfen gesi-
durch eine nach oben gerichtete angefräste Feder
(Schlagregen beachten) unverleimt miteinander verbun-
chert, dessen Länge in der Regel der Nuttiefe zur den und außenseitig abgedichtet (Bild 7.80). Außerdem
Aufnahme der Füllung entspricht. wird stirnseitig jedes Friesteil für sich in die seitliche Rah-
menfriese eingezapft (Schlitz- und Zapfenverbindung)
oder gedübelt (mit angeschnittenem Nutzapfen) und
1) nur punktweise verleimt (1/3 der Zapfen- bzw. Dübel-
DIN EN 204 gilt für die Einstufung von Klebstoffen für länge), so dass die seitlichen Friese ungehindert von
nichttragende Bauteile zur Verbindung von Holz und außen nach innen schwinden können.
Holzwerkstoffen.
In Tabelle 1 dieser Norm erfolgt die Beschreibung der Be- • Rahmenfüllungen (Bild 7.82) können aus den unter-
anspruchungsgruppen D1 bis D4 unter Berücksichtigung schiedlichsten Materialien und Bauarten bestehen, wie
entsprechender Klimabedingungen und Anwendungs- beispielsweise aus Vollholz, Sperr-, Span- und Faserholz-
bereiche. Der Tabelle ist zu entnehmen, dass bei Bautei- platten, Materialkombinationen (Sandwichplatten), Mehr-
len, die im Außenbereich eingesetzt und der Witterung scheiben-Isolierglas u. a.).
ausgesetzt sind, Klebstoffe der Beanspruchungsgruppe Witterungseinflüsse, Schutz vor Einbruch, Forderungen
D4 zu verwenden sind. an Wärme- und Schalldämmung, Tageslichteinwirkung

Nutzapfen Nutzapfen

7.81-1
Zapfen Dübel
Schematische Darstellung von üblichen Eckverbindungen
bei Rahmentüren aus Vollholz
a) Eckverbindung mit gestemmtem Zapfen und Nutzapfen
(gestemmte Rahmenverbindung)
Nut zur Aufnahme b) Eckverbindung mit Dübeln und Nutzapfen
der Füllung (gedübelte Rahmenverbindung)
7.6 Türelemente aus Holz und Holzwerkstoffen 557

13

2/3 1/3
PUNKT A

RBR
X

1/3
PUNKT A

1/3
1/3
PUNKT B ≤ 150
530 Leimfläche Nutzapfen

PUNKT C Zapfen
PUNKT B
230

1/3
13 ≤ 150 ≤ 150 13 13 1/3 2/3 RBR
X
3/6 2/6 13

PUNKT B 1/4 PUNKT C

Dübel

3/8 2/8 2/8 1/8


2/4
1/6

1/4

PUNKT A

1/3 1/3 1/3


13 1/3 2/3 2/3 RBR 13 1/3 2/3 2/3 RBR 13 1/3 2/3 2/3 RBR
7
7.81-2 Konstruktionsbeispiel einer einfachen Rahmentür aus Vollholz: Innentürblatt mit Rahmen und Füllungen
a) Ansicht des Rahmentürblattes
b) Verbindung der Rahmenfriese mit gestemmten Zapfen und Nutzapfen (gestemmte Rahmenverbindung)
c) Verbindung der Rahmenfriese mit Dübeln und Nutzapfen (gedübelte Rahmenverbindung)
Punkt A: obere Eckverbindung
Punkt B: Mittelfries-Rahmenverbindung
Punkt C: untere Eckverbindung

7.82a 7.82b

7.82
Füllungen für Rahmentürblätter (Beispiele)
a) eingenutete Vollholzfüllung (nicht herausnehmbar)
b) überschobene Füllung (nicht herausnehmbar)
7.82c 7.82d
c) zweiseitig verleistete, aufgedoppelte Füllung aus Holz-
werkstoffen
d) in Falz gelegte Füllung mit Dämmschicht und Dampf-
sperren aus Alu-Blech (Sandwichkonstruktion)
e) zweiseitig verleistete, einfache Glasfüllung
f ) in Falz gelegte Füllung aus Mehrscheiben-Isolierglas mit
Vorlegeband, Dichtungsmasse und Glasleiste 7.82e 7.82f
558 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

75

20
460

30
400
2000

160 30 30
A A

160
75 510 1090 75

AUSSENANSICHT

160
10
160
7
75 30 450 30 30 1000 30 309 66

SCHNITT A–A SCHNITT B–B


7 mm

75 30 30 30

AUSSCHNITT 1 AUSSCHNITT 2 AUSSCHNITT 3

7.83 Konstruktionsbeispiel: Wohnungsabschluss-Innentürelement mit Rahmentürblatt und verglasten Seiten- bzw. Ober-
teilen (Mehrscheiben-Isolierglas). Das Türblatt und alle Zargenteile bestehen aus Holzwerkstoffen (Sperrholz- oder
Spanplatten) mit Vollholz-Kantumleimern (Einzelfertigung). Weitere Bodenschwellenausbildungen s. Bild 7.68.
Schnitt A–A: Horizontalschnitt durch verglastes Seitenteil und Türblatt
Schnitt B–B: Vertikalschnitt durch verglastes Oberteil und Türblatt
7.6 Türelemente aus Holz und Holzwerkstoffen 559

sowie gestalterische Absichten bestimmen weitgehend • optimaler Schall-, Wärme- und Feuchteschutz,
Materialwahl und Einbauart. Füllungen können unter an-
derem in Nuten eingeschoben, in Fälze eingelegt oder • bestmögliche Einbruchhemmung,
stumpf zwischen beidseitig angebrachten Falzstäben an- • Anordnung von Vordächern oder Fassaden-
geordnet werden. Außerdem können sie mehrschichtig rücksprüngen sowie richtige Orientierung des
ausgebildet sein (Sandwichkonstruktion mit Dämmma-
terial und raumseitig aufgebrachter Dampfsperre). Einganges (Wetterseite beachten).
Bei Füllungen, die der Witterung ausgesetzt sind, ist im- Güte- und Prüfbestimmungen für Haustüren sind in RAL-
mer darauf zu achten, dass das Regenwasser rasch ablau- GZ 996 festgeschrieben [1], die zur Zeit überarbeitet wer-
fen und in keine nach innen fallenden Fugen oder Nuten den.
eindringen kann. Holzflächen, auf oder zwischen denen Klassifizierung von Beschichtungen für Holzfenster und -
Wasser stehen bleibt, verfaulen trotz Oberflächenbe- Haustüren ist dem VFF Merkblatt [62] zu entnehmen.
handlung früher oder später.
Verglasungen müssen dicht und für den Reparaturfall
einfach austauschbar sein. Bei Außentüren werden Mehr- Rahmentürblätter, symmetrisch aufgebaut
scheiben-Isolierglas und ggf. einbruchhemmende Ver- (Bild 7.84e). Bei schwerer Türblattausführung mit
glasungen eingesetzt. Das Einglasen erfolgt üblicherwei- hohen Anforderungen an Schall-, Wärme- und
se mit Vorlegebändern und spritzbaren Dichtstoffen oder Feuchteschutz werden auf einen biegesteifen
vorgefertigten Dichtprofilen. S. hierzu Abschn. 5.4, Ver-
glasungen von Fenstern. Grundrahmen zunächst beidseitig jeweils 13 (16)
mm dicke Holzwerkstoffplatten (Sperrholz- oder
Spanplatten) gleicher Art fest aufgeleimt, so dass
7.6.2.3 Aufgedoppelte mehrschalige Rahmen und vollflächige Beplankung in stati-
Türblattkonstruktionen scher Hinsicht zusammen ein biegesteifes Trag-
Aufgedoppelte Holztürblätter bestehen aus einer element ergeben. Bei hoher hygrothermischer
Tragkonstruktion – in Form eines Rahmen- oder Beanspruchung kann der Grundrahmen noch zu-
Sperrtürblattes – und der darauf ein- oder beidsei- sätzlich mit metallischen Stabilisatoren (z. B.
tig aufgebrachten Beplankung (Aufdoppelung). Stahlrohrrahmen) verstärkt sein. S. hierzu Bild
7.17 und Bild 7.85, Variante A-A.
Derart mehrschalig ausgebildete Türblattkon-
struktionen eignen sich insbesondere zur Her- Dieses Tragelement ist jedoch nur dann weitge-
stellung von Außentüren (z. B. Haustüren), aber hend verformungsfrei, wenn es in jeder Bezie-
auch Innentürblätter können ein- oder beidseitig hung symmetrisch aufgebaut und gefertigt wur-
mit Vorsatzschalen beplankt werden. de. Jede Abweichung in der Symmetrie des
Diese Aufdoppelungen dürfen mit der Tragkon-
konstruktiven Aufbaues führt zum Verzug des
Türblattes.
7
struktion keinesfalls kraftschlüssig verbunden
sein, sondern müssen sich darauf gleitend bewe- Zusätzliche Aufdoppelungen (Bild 7.84 f bis g) in
gen können. Form von Vorsatzschalen, Profilhölzern u. Ä. dür-
fen nur beweglich, d. h. mittels Einhängebeschlä-
Hinsichtlich des Türblattaufbaues wird grund-
ge, Topfverbinder usw. an diesem Tragelement
sätzlich zwischen symmetrisch und asymmetrisch
befestigt werden. Da derart gleitend aufgebrachte
aufgebauten Konstruktionen unterschieden. Vgl.
Vorsatzschalen keinen kraftschlüssigen Verbund
hierzu auch Abschn. 7.4.3, Feuchtebeanspruchung
mit dem Tragelement haben, können etwaige
von Türen.
Verformungen der Aufdoppelung(en) sich auch
nicht negativ auf die Gesamt-Türblattkonstruk-
1. Aufgedoppelte Außentüren aus Holz
tion auswirken. Ganz vermeiden lassen sie sich
und Holzwerkstoffen
bei Holztüren allerdings nicht, doch handelt es
Außentüren haben eine ganze Reihe von techni- sich hierbei meist um keine bleibenden Verwin-
schen Anforderungen zu erfüllen. Bei Holz- dungen.1)
außentüren zählen dazu vor allem
• bewitterungsbeständige Konstruktionen, Werk-
stoffe und Oberflächenbeschichtungen,
• Widerstandsfähigkeit gegen mechanische Be- 1) Hygrothermische Verformungen lassen sich bei Türele-
anspruchung, menten aus Holz und Holzwerkstoffen nicht vermeiden.
Gemäß DIN 18 355, Tischlerarbeiten, muss deshalb der
• Stehvermögen bei hygrothermischer Bean- Feuchtegehalt fertig zusammengebauter Teile aus Holz
spruchung mit möglichst geringer Verkrüm- – für Bauteile die ständig mit der Außenluft in Verbin-
mung bzw. Verwindung des Holztürblattes, dung stehen – bezogen auf das Darrgewicht 10 bis 15 %
betragen, wenn diese den Herstellerbetrieb verlassen.
• normgerechte Luftdurchlässigkeit und Schlag- Vgl. hierzu auch DIN EN 942, Anhang B, Feuchtegehalt
regendichtigkeit, von Holz in Tischlerarbeiten.
560 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Fy Fy Fy Fy Fy Fy

Einhänge-
beschlag
7.84a

e) f) g) h)
18 16 40 16 18 -24
7.84b Alu Furnierholz
Fy Fy Ti

Türrahmen ungedämmt
7.84c Stahlrahmen gedämmt

Alu
i) k) l) m) n)
24 30-40 24 22 50 18 42
7.84d

7.84 Schematische Darstellung des konstruktiven Aufbaues von aufgedoppelten, mehrschalig ausgebildeten Türblättern
aus Holz und Holzwerkstoffen (Beispiele)
Querschnitte (a bis d) durch tragende Türblatt-Unterkonstruktionen (Rahmenkonstruktionen)
a) normaler Vollholzrahmen
b) lamellierter Vollholzrahmen
c) Rahmen aus Furnierholz mit Alu-Streifen (Stabilisatoren)
7 d) Vollholzrahmen mit gedämmtem Stahlrahmen als Stabilisator
Längsschnitte (e bis n) durch symmetrisch oder asymmetrisch aufgebaute Türblattkonstruktionen
e) zweischaliges Türblatt fest verleimt (biegesteifes Tragelement)
f ) Tragelement mit beidseitiger Aufdoppelung (schweres Türblatt)
g) Tragelement mit einseitiger Aufdoppelung
h) Vollholzrahmen symmetrisch aufgedoppelt (leichtes Türblatt)
i) Vollholzrahmen asymmetrisch aufgedoppelt
k) Vollholzrahmen asymmetrisch aufgedoppelt
l) Vollholzrahmen einseitig beplankt (ungedämmtes Türblatt)
m) Türblatt (Sperrtür) einseitig aufgedoppelt mit gedämmtem Stahlrohrrahmen
n) Türblatt (Sperrtür) einseitig aufgedoppelt

Bei leichter Türblattausbildung (Bild 7.84h) mit genügend biegesteif ausgebildet ist. Besonders
weniger hohen Anforderungen an den Schall- geeignet sind Sperrtürblätter mit eingebauter
und Wärmeschutz können Aufdoppelungen bei Randverstärkung, beispielsweise in Form von Alu-
symmetrisch aufgebauten Außentüren auch un- Stabilisatoren o. Ä. Siehe hierzu auch Abschnitt
mittelbar auf eine biegesteife Rahmen-Unterkon- 7.6.2.4, Sperrtüren, mit Bild 7.88c.
struktion aufgebracht werden. Gleich dicke und
gleich gerichtete Aufdoppelungen auf beiden Asymmetrisch aufgebaute Türblätter (Bild 7.84i
Seiten des Rahmens verhindern bei diesen Türen bis n) weisen ebenfalls ein tragendes Basisele-
am ehesten eine Verformung des Türblattes. ment – Rahmen- oder Sperrtürblatt – auf, das nur
einseitig beplankt oder beidseitig mit ungleichen
Sperrtürblätter, symmetrisch aufgebaut (Bild Vorsatzschalen bzw. Profilhölzern aufgedoppelt
7.84m bis n) eignen sich ebenfalls als Tragele- sein kann. Bei derartigen Türen, die sich bei un-
ment (Unterkonstruktion) für daran beweglich sachgemäßer Konstruktion bereits bei geringer
befestigte Aufdoppelungen. Auch hier ist darauf Klimaänderung deformieren können, ist die tra-
zu achten, dass das tragende Basistürblatt selbst gende Unterkonstruktion besonders biegesteif
7.6 Türelemente aus Holz und Holzwerkstoffen 561

7.85

20
Konstruktionsbeispiel: Aufgedoppelte Haustür aus Holz und Holz-
werkstoffen mit fest verglastem Seitenteil (Einzelanfertigung)

85
Schnitt A–A:
Blockrahmen mit angenutetem Blendrahmen für Wandöffnung mit
Innenanschlag (raumseitiger Mauerfalz). Wärmegedämmtes Türblatt

1040
mit lamelliertem Vollholzrahmen und asymmetrischer Aufdoppe-
lung (leichtes Türblatt).
Variante zu A–A:
Zweiteiliger Blockrahmen. Der bereits im Rohbaustadium montier-

2400
und einputzbare Montagerahmen ermöglicht den sehr viel späteren

85
Einbau des oberflächenfertigen Türelementes.
Wärmegedämmtes Türblatt mit Stahlrahmen, beidseitig fest ver-
leimter Sperrholz- oder Spanplattenbeplankung (= biegesteifes

500
B C Tragelement) und außenseitiger, beweglicher Profilholzaufdoppe-
lung (schweres Türblatt).
Schnitt B–B:
500 85

Konventioneller Schwellenanschlag (Wärmebrücke beachten) mit


A A abgedichteter Gitterrostrinne. Vgl. hierzu Bild 7.69-1 und Bild 7.69-2
mit thermisch getrenntem Schwellenanschlag.
Variante zu B–B:
85

B C Konventioneller Schwellenanschlag mit Anschlagwinkel (Wärme-


20 85 1000 85 400 20 brücke beachten) und Außenabdichtung
1700 85 Schnitt C–C:
Bodenanschluss des verglasten Seitenteiles mit höher gezogenem
AUSSENANSICHT Stahlwinkel und Außenabdichtung

Blendrahmen Einhängebeschlag Lamellierter Holzrahmen 100/85 90/50


18
40
18

20 85 30
10
SCHNITT A–A 7
70/50 80/40 Dampfsperre Umleimer 60/90 70/20
40
32
28

Profilholz (beweglich) 90 90/100

VARIANTE ZU A–A

18 40 18 16 40 18 100
Dampfsperre
(Alu-Blech) Profilholz
Isolierglas
40/25/2 30 35
Lamellierter
Stahlrahmen
Holzrahmen
PU-gedämmt
Einhänge-
beschlag
85

105/30
100/105
90

Metall-
10

3% 3%
10
7 60

verkleidung

Schuhabstreifer
Durchl. Stahlwinkel
Anschlagwinkel Anschlagwinkel

SCHNITT B–B VARIANTE ZU B–B SCHNITT C–C


562 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

80/60
Stahlrahmen
PU-gedämmt
Einleimer
2100 40/40 20/30

Furnierplatten

A A

Dämmstoff
B
1100 6 40 6 12 20 6 40 20
6
AUSSENANSICHT AUSSCHNITT

Stahlrahmen
PU-gedämmt Furnierplatten Einleimer
40 6

12-14
3%

7
20

7 SCHNITT A–A SCHNITT B–B

7.86 Konstruktionsbeispiel: Aufgedoppelte Haustür aus Holz und Holzwerkstoffen mit wärmegedämmtem Stahlrahmen
als Stabilisator und vorgesetzter Aufdoppelung aus furnierten Sperrholz- oder Spanplatten mit bewitterungs-
beständiger Oberflächenbeschichtung (Serienfertigung).
Vgl. hierzu auch Bild 7.69-2 mit thermisch getrenntem Schwellenanschlag
HOVESTA GmbH, Kruft

auszubilden. Eine einseitige Beplankung verbie- Konstruktionsmerkmale


tet sich von selbst, wenn der Tragrahmen oder von aufgedoppelten Außentüren
das Sperrtürblatt zu schwach dimensioniert sind. • Tragkonstruktion. Wie zuvor erläutert und in den Bildern
Außerdem müssen auch hier die ein- oder beid- 7.84 und 7.86 aufgezeigt, besteht die tragende Unterkon-
struktion bei aufgedoppelten Holztüren aus Rahmen-
seitigen Aufdoppelungen immer beweglich an- oder Sperrtürblättern, die bei hoher hygrothermischer Be-
gebracht sein. anspruchung noch mit metallischen Stabilisatoren ver-
Eine gewisse Ausnahme bilden Türblätter, die ei- stärkt sein können.
nen umlaufenden Stahlrahmen als Stabilisator • Einlage. Die Hohlräume dieser Tragelemente sind mit
hochwertigem, bei Außentüren feuchtigkeitsunempfind-
aufweisen (Bild 7.86). Dieser muss allerdings lichem Dämmmaterial gefüllt und die Randfugen rings
dann so dimensioniert sein, dass er die während umlaufend dicht ausgebildet. Damit keine Durchfeuch-
des Verformungsvorganges auftretenden Span- tung (Tauwasserbildung) innerhalb der Konstruktion auf-
nungen aufnehmen kann, ohne dass er sich treten kann, muss das Dämmmaterial auf der Innenseite
(Warmseite) – ggf. auch beidseitig – mit einer Dampf-
wesentlich verwindet. Ein solcher Rahmen kann sperre abgedeckt werden (z. B. Alu-Dünnblech, Delignit-
sich jedoch unter Umständen nachteilig auf den Furniersperrholz). Geeignet sind auch dicht eingebrachte
Wärme- und Schallschutz des Türblattes auswir- Dämmmaterialien mit hohem Wasserdampfdurchlass-
ken. widerstand (z. B. extrudierte PS-Hartschaumplatten).
S. hierzu auch Abschn. 7.4.3, Feuchtebeanspruchung von
Türen.
7.6 Türelemente aus Holz und Holzwerkstoffen 563

• Aufdoppelung. Die Aufdoppelung von Außentüren be- bild großflächig, ohne nennenswerte Unterbre-
steht meist aus Vorsatzschalen aus Sperrholz- oder Span- chungen durchläuft. Werden dabei noch Bo-
platten oder Profilbrettern, die – überfälzt oder genutet –
wahlweise sichtbar oder unsichtbar an der Tragkonstruk- dentürschließer verwendet, sind auch kaum Be-
tion befestigt werden. Die häufig verwendeten Vollholz- schlagteile erkennbar.
Profilbretter, üblicherweise in gespundeter Ausführung Wie Bild 7.87 zeigt, kann die biegesteife Tragkon-
(= angefräste Federn), sind zwischen 18 und 24 mm dick
und sollten möglichst nicht breiter als 100 bis max. 120 struktion von aufgedoppelten Innentürblättern
mm sein. Sie können horizontal, vertikal oder in anderer entweder aus einem Vollholzrahmen oder aus ei-
Form aufgebracht werden. Die Längen- und Breitenver- nem glatten Sperrtürblatt bestehen. Die zuvor
bindungen der einzelnen Bretter müssen so ausgebildet bei den Außentüren genannten Konstruktionsre-
sein, dass kein Wasser in die Nuten eindringen kann. Vor
allem bei Außentüren mit horizontaler Verbretterung geln bezüglich des Aufbringens von Aufdoppe-
müssen die angefrästen Federn immer nach oben ge- lungen sind auch bei Innentürblättern zu beach-
richtet sein. ten, insbesondere bei Sonder- und Schutztüren.1)
• Wetterschenkel. Wetterschenkel aus Holz weisen direk- Einseitiges Aufleimen von Vorsatzschalen, Tafeln,
ten Schlagregen von der Schwelle ab. Sie werden an das
untere Rahmenholz angeleimt und zusätzlich mit Dübeln Leisten oder Stäben führt fast immer zum Verzie-
oder Lamellenfedern gesichert. Wetterschenkel sind an hen des Sperrtürblattes. Daher müssen auch bei
ihrer Oberkante ausreichend abzuschrägen, an ihrer Un- Innentüren alle zusätzlichen Aufdoppelungen
terkante erhalten sie zum sicheren Abtropfen des Nieder- beweglich aufgebracht werden.
schlagwassers eine Nut.
• Blendrahmen oder Blockrahmen haben die Aufgabe, In diesem Zusammenhang ist auch zu beachten,
das Türblatt zu tragen, einen dichten Verschluss des Tür- dass Beschichtungen aller Art (z. B. Anstriche,
blattes mit einer Falzdichtung (ggf. auch Doppelfalzdich- Lacke) sowie Schichtstoffplatten u. a. immer nur
tung) zu ermöglichen sowie eine sichere Befestigung am beidseitig in gleicher Dicke und Beschaffenheit
Baukörper – mit normgerechtem Dämm- und Abdich-
tungssystem gemäß Abschn. 7.4.5 – zu gewährleisten. auf Sperrtürblätter aufkaschiert werden dürfen.
• Falz- und Bodendichtungen. Außentüren sind mit min- Einseitig aufgebrachte oder ungleichartige Be-
destens einer dreiseitig umlaufenden Dichtung auszurü- schichtungen führen nahezu zwangsläufig zu
sten. Geeignet sind sowohl Türfalzdichtungen als auch Verformungen freistehender Türblätter. Vgl. hier-
Zargenfalzdichtungen. Im Hinblick auf den geforderten zu auch Abschn. 7.4.3, Türblattverformungen
Schall- und Wärmeschutz sowie Wind- und Schlagregen-
dichtheit sind auch Doppelfälze mit zwei Dichtungsebe- durch Klimaeinflüsse.
nen durchaus üblich und empfehlenswert. Am Fußboden
schlagen Außentüren am vorteilhaftesten gegen Schwel-
7.6.2.4 Türblattkonstruktionen
len- bzw. Anschlagdichtungen wie sie in Abschn. 7.4.5 im
Einzelnen erläutert sind. Geeignet sind auch Bodenfu- von Sperrtüren 7
gendichtungssysteme wie beispielsweise Auflaufdich-
tungen und automatische Absenkdichtungen. Sperrtürblätter bestehen im Wesentlichen aus ei-
• Türbänder. Die ausgewählten Bänder müssen eine aus- nem Rahmen, der Einlage und den beidseitigen
reichende Tragfähigkeit aufweisen. Bei sehr schweren Deckplatten aus Holzwerkstoffen. Aufgrund der
und überhohen Türblättern wird üblicherweise ein drit- früher überwiegend verwendeten Deckplatte aus
tes Band eingesetzt. Verwendet werden vor allem ge-
kröpfte Lappenbänder mit oder ohne Tragzapfen, Kom- Sperrholz werden sie in der Baupraxis als „Sperr-
bibänder sowie Bodentürschließer. Einzelheiten hierzu tür“ bezeichnet.
s. Abschn. 7.5.1, Türbänder.
• Mehrscheiben-Isolierverglasung. Werden Außentür- Normen. Türblätter aus Holz und Holzwerkstoffen für In-
blätter und – wie Bild 7.85 zeigt – auch die unmittelbar nentüren sind in DIN 68 706-1 unter Beachtung der DIN
neben der Tür befindlichen Seitenteile fest verglast, so ist 18 101 (Türblattgrößen, Bandsitz und Schlosssitz) genormt.
auf einen ausreichenden Wärmeschutz und Einbruch- Diese Norm gilt vorwiegend für seriell hergestellte Sperr-
schutz zu achten. Das Einglasen erfolgt in den meisten türblätter und Türblätter für Sondertüren, jedoch nicht für
Fällen mit Vorlegebändern und spritzbaren Dichtstoffen Vollholzrahmentüren.
oder vorgefertigten Dichtprofilen. Vgl. hierzu auch Ab- DIN EN 942, Holz in Tischlerarbeiten, beschreibt das Sortier-
schn. 7.4.2, Wärmeschutz von Türen sowie Abschn. 7.8.5, verfahren von Vollholz nach der sichtbaren Qualität in
Einbruchhemmende Türen. Tischlerarbeiten (Ersatz für DIN 68 360-1 und -2) und den

2. Aufgedoppelte Innentüren
aus Holz und Holzwerkstoffen 1) Gemäß DIN 18 355, Tischlerarbeiten, muss der Feuchte-
gehalt von fertig zusammengebauten Innenausbautei-
Aufgedoppelte Innentüren (Bild 7.87) sind häufig len aus Holz und Holzwerkstoffen (z. B. Einbauschränke,
integrierter Bestandteil angrenzender Wandbe- Wand- und Deckenbekleidungen, Innentüren) – die nicht
kleidungen. Die Sichtflächen der Türaufdoppe- mit der Außenluft in Verbindung stehen – bezogen auf
das Darrgewicht 6 bis 10 % betragen, wenn diese den
lung und die der Wandbekleidung liegen dabei Herstellerbetrieb verlassen. Dabei geht man von beheiz-
oberflächenbündig zueinander, so dass die Vertä- ten Gebäuden mit Raumtemperaturen von etwa 21 °C
felung, Verbretterung oder einfach das Furnier- aus.
564 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

50

15
50
130 380
10
A

10
80/30

1970
16 (18) 30 16 (18) 42 16 (18) 16 (18)
24
(30)
C C
10

10

10
130

5
10

A B
10 X 10 1000 10 X 10

AUSSENANSICHT SCHNITT A–A VARIANTE ZU A–A SCHNITT B–B

50 15
aufge-
doppelte
50/16
Rahmentür
10

lamelliertes 80/24
Rahmenholz
13

7
15

Verbund- automat. Einhänge- 48/24


estrich Türabsenk- beschlag
(60/30)
dichtung Sperrtürblatt

AUSSCHNITT 1 AUSSCHNITT 2 AUSSCHNITT 3

22
16
10
24

30
16

16

SCHNITT C-C AUSSCHNITT 4

7.87 Konstruktionsbeispiel: Aufgedoppelte Innentür mit Bodentürschließer als integriertem Bestandteil der angrenzen-
den Wandbekleidung aus Holz und Holzwerkstoffen (Einzelanfertigung)
Schnitt A–A: Beidseitig aufgedoppelte Rahmentür mit lamelliertem Rahmenholz, Dämmstoffeinlage sowie
Boden- und Falzdichtung gegen Schallübertragung. Obere Wandbekleidung ist mit Nutklötzen lose
eingehängt
Variante zu A–A: Einseitig aufgedoppeltes, biegesteifes Sperrtürblatt. Die bewegliche Befestigung der Aufdoppelung
mit Einhängebeschlägen soll ein Verziehen des Türblattes ausschließen.
Schnitt B–B: Vertikalschnitt durch die raumhohe Wandbekleidung, lose eingehängt in eine konisch ausgebildete
Unterkonstruktion
Schnitt C–C: Horizontalschnitt durch Wandbekleidung und beidseitig aufgedoppeltes Rahmentürblatt.
7.6 Türelemente aus Holz und Holzwerkstoffen 565

Feuchtegehalt von Vollholz nach den vorgesehenen Ein- schichteinlagen aus Holzfaser-, Holzspan-, Mi-
satzbedingungen. S. hierzu Fußnote Abschn. 7.6.2.2. neralfaser-, Gipskartonplatten usw.
Für die Ausführung der Tischlerarbeiten ist die VOB Teil C,
DIN 18 355, für Beschlagarbeiten DIN 18 357 maßgebend. • Hohlraumtürblätter aus beispielsweise hoch-
kant stehenden waben-, raster-, spiral-, wellen-
Güte- und Prüfbestimmungen für Türblätter aus Holz und
Holzwerkstoffen (Innentüren) sind in RAL-RG 426 – Teil I oder stegförmig verleimten Karton-, Furnier-
festgelegt, die zur Zeit überarbeitet werden. Vgl. hierzu holz-, Holzfaser- oder Holzspanplattenstreifen.
auch Fußnote Abschn. 7.4.3 sowie Tab. 7.18, Einsatzempfeh- • Sandwichtürblätter (Schalentürblätter) bei-
lungen für Sperrtürblätter.
spielsweise mit schall- und wärmedämmenden
Dämmstoffeinlagen aus Mineralwolle, Polyur-
Sperrtürblätter. Die in DIN 68 706-1 festgeleg-
ethanschaum u. a. sowie Spezialeinlagen für
ten Konstruktionsmerkmale gelten sowohl für
Schutz- und Sondertüren. Vgl. hierzu Abschn.
Sperrtüren (Innentüren) allgemeiner Art, als auch
7.8 mit Bild 7.129-1.
für Sondertüren (z. B. Wohnungsabschlusstüren,
Feuchtraumtüren u. a.). Da an die einzelnen Tür- Ein Sperrtürblatt ist symmetrisch aufgebaut und
gruppen sehr unterschiedliche technische Anfor- wird aus Holz und Holzwerkstoffen gefertigt. Es
derungen gestellt werden, weisen sie bezüglich besteht im Einzelnen aus einem umlaufenden
ihres konstruktiven Aufbaues deutliche Unter- Vollholzrahmen, einer durchgehenden oder punk-
schiede auf, bei annähernd gleicher Oberflächen- tuell daran angebrachten Rahmenverstärkung,
beschaffenheit. einer Einlage und den beidseitig darauf aufge-
Nach der Art der Mittellagenausbildung (Einlage) klebten Deckplatten. Diese Deckplatten können
unterscheidet man im Wesentlichen folgende jeweils noch mit Decklagen beschichtet sein, so-
Hauptgruppen (Bild 7.88): fern diese nicht ohnehin Bestandteil der Deck-
• Kompakttürblätter (Volltürblätter) aus bei- platten sind. Einzelheiten des konstruktiven Auf-
spielsweise Vollspan- oder Röhrenspanplatten, baues zeigt Bild 7.89.
Stabsperrholzplatten (Tischlerplatten), Mehr-

1 2a 4a 5a 6 1 2a 4b 5a 6 1 2b 3 4c 5b 6

7.88a 2a 1 7.88b 2a 1 7.88c 3 2b 1

7.88 Schematische Darstellung: Aufbau und Konstruktion von Sperrtürblättern (Beispiele)


a) Kompakttürblatt: Einlage aus Röhrenspanplatte
b) Hohlraumtürblatt: Einlage aus Kartonwaben
c) Sandwichtürblatt: Einlage aus Polyurethanschaum
1 Decklage (Deckfurnier)
2a Deckplatte (Furnierholz-, Span- oder Hartfaserplatte)
2b Deckplatte (Furnierholzplatte mit Aluminiumblech)
3 Alu-Blech (Dampfsperre, statisch aussteifendes Element)
4a Einlage aus Röhrenspanplatte
4b Einlage aus Kartonwaben
4c Einlage aus Polyurethanschaum
5a umlaufender Vollholzrahmen
5b Furnierholzplatten mit Alu-Stabilisatoren
6 verdeckter Hartholz-Anleimer
566 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

7.89
Schematische Darstellung: Konstruktionsmerkmale von
Sperrtürblättern
a) Türblatt mit Vollholzrahmen und zusätzlicher, durch-
8 8 8 laufender Rahmenverstärkung
b) Türblatt mit Vollholzrahmen und punktueller Rahmen-
Bandbezugslinie

7 7 7 verstärkung
c) Türblatt mit Vollholzrahmen, durchlaufender Rahmen-
verstärkung und Stahlrohrprofilrahmen als Stabilisator.
3 4 3 Vgl. hierzu auch Bild 7.17
5 1 umlaufender Vollholzrahmen
2 untere Doppelrahmenfriese zum Kürzen des Türblattes

1050
6 6 6 3 durchlaufende Rahmenverstärkung
4 punktuelle Rahmenverstärkung an den für Schloss- und
1 4 1 Bandsitz festgelegten Stellen
5 umlaufender Stahlrohrprofilrahmen
OFF 6 Einlage (Werkstoffe, die auf den jeweiligen Verwen-
dungszweck der Tür abgestimmt sind)
2 2 2 7 Deckplatte (Furnierholz-, Span-, Hartfaser-, MDF-Platten)
8 Decklage (Edelfurnier-, Schichtstoff-, Folien- oder Kunst-
7.89a 7.89b 7.89c harzlack-Oberflächen)

Konstruktionsmerkmale von Sperrtürblättern Sperrtürblätter werden seriell hergestellt und


• Rahmen. Der umlaufende Rahmen sorgt für Stabilität entweder als Halbfabrikate (Türrohlinge) zur
und Verwindungssteifigkeit. Er besteht üblicherweise aus Weiterbearbeitung angeboten oder in Form von
35 bis 45 mm breiten, die Einlage allseitig umschlie-
ßenden Vollholzfriesen. In Einzelfällen kann er mit metalli- Fertigprodukten mit werkseitig aufgebrachten
schen Stabilisatoren (Alu-Streifen, Stahlrohrrahmen) ver- Oberflächen verkauft. Weit verbreitet ist der Han-
stärkt sein. Zusammen mit den Anleimern können diese del mit Türrohlingen, deren Oberflächenbeschaf-
Friese eine Breite von 55 bis 75 mm aufweisen und an den
für Schloss- und Bandsitz gemäß DIN 18 101 festgelegten fenheit auch noch später den individuellen Wün-
Stellen innerseitig noch besonders verstärkt sein. Auch schen der Auftraggeber angepasst werden kann.
die unteren Doppelquerfriese sind meist breiter angelegt, Für deckende Beschichtungen werden als Haft-
damit das Türblatt bei Bedarf gekürzt werden kann. grund sog. Anstrich- oder Grundierfolien bereits
7 • Einlage. Die Einlage ist der vom Rahmen und den Deck- werkseitig aufgebracht.
platten umschlossene innere Teil eines Türblattes. Sie
steift zusammen mit dem Rahmen das Sperrtürblatt aus
und gewährleistet, dass der Abstand zwischen den bei- Kanten- und Falzausbildungen. Da die außen-
den Deckplatten an jeder Stelle des Türblattes gleich seitigen Rohkanten der umlaufenden Rahmen-
bleibt. Die Einlage kann aus den zuvor genannten Mate- friese im gehobenen Innenausbau nicht unbe-
rialien (z. B. Vollspanplatten, Röhrenspanplatten, Waben- handelt bleiben können, müssen entsprechende
strukturen, mehrlagige Aufbauten mit Werkstoffkombi-
nationen) oder einem anderen, auf den jeweiligen Vollholzvorleimer oder Beschichtungen aufge-
Verwendungszweck der Tür abgestimmten Werkstoff be- bracht werden. Kanten können demnach mit An-
stehen. leimern oder Einleimern gebildet werden bzw.
• Deckplatten. Die beiden Deckplatten geben dem Tür- mit Furnieren, Kunststoffen oder Schichtstoffplat-
blatt seine endgültige Stabilität, da sie mit dem Rahmen
und der Einlage verleimt sind. Üblicherweise bestehen ten beschichtet sein.
sie aus harten Holzfaserplatten, dünnen Holzspanplat- Die Kantenausbildung eines Türblattes sollte im-
ten, Furnierplatten, MDF-Platten, Laminaten mit voll-
flächigen Alu-Blecheinlagen sowie anderen geeigneten mer auf den jeweiligen Türentyp abgestimmt
Werkstoffen. Die in der Regel 3,0 bis 5,0 mm dicken Deck- und entsprechend des jeweiligen Einsatzortes
platten müssen so beschaffen sein, dass sich weder die der Tür ausgewählt werden. Neben technischen
Einlage noch die Rahmenfriese an der Türblattoberfläche und funktionalen Gesichtspunkten (z. B. Stoßfes-
abzeichnen.
• Decklage. Die Decklage wird als äußerste Schicht auf die
tigkeit, Feuchtraumbeständigkeit) sind immer
Deckplatte aufgeleimt, sofern sie nicht ohnehin Bestand- auch gestalterische Kriterien zu berücksichtigen.
teil der Deckplatte ist. Übliche Decklagen sind Furniere, Folgende Kanten- und Falzausbildungen sind bei
(Edelfurniere oder Furniere für deckenden Anstrich), de- Sperrtürblättern üblich (Bild 7.90):
korative Schichtstoffplatten, Anstrichfolien sowie Direkt-
beschichtungen. Um Decklagen auch noch nachträglich • Der Einleimer ist eine an den Längskanten des
auf Sperrtüren aufleimen zu können, muss die Einlage so Türblattes eingeleimte Hartholzleiste, die beid-
druckfest sein, dass sie den zum Überfurnieren erforderli-
chen Pressdruck von 0,25 N/mm2 bei 80 °C aufnehmen seitig von den Deckplatten überdeckt ist. Er
kann. Je nach Art der Decklage liegt die Türblattdicke kann farblich durch Beizen, Lackieren o. Ä. an
zwischen 39 und 42 mm. die Türblattoberfläche angepasst werden.
7.7 Türelemente aus Metall 567

7.90

39 bis 42
Schematische Darstellung: Kanten-
und Falzausbildungen an Sperrtür-
blättern
a) Falztür mit Einleimer
b) mit Kantenbeschichtung 1 7 9 10a 8 7.90a 2 7.90b
c) mit verdecktem Anleimer
d) mit unverdecktem Anleimer
e) mit Kunststoffanleimer
f ) Stumpftür mit Schichtstoffkante

25,5
1 Einleimer
2 Kantenbeschichtung (Folie)
3 verdeckter Anleimer 13 7.90c
4 unverdeckter Anleimer 3 4 7 9 10b 8 7.90d
5 Kunststoffanleimer
6 Schichtstoffkante
7 umlaufender Vollholzrahmen
8 Einlage
9 Deckplatte
10a Decklage (Edelfurnier) 5
10b Decklage (Schichtstoffplatte) 5 7.90e 6 7.90f

• Die Kantenbeschichtung mit Furnier oder sen“. Diese spezielle Verfahrenstechnik bietet
Kunststofffolie wertet das Türblatt auf. Kante funktionelle und gestalterische Vorteile. Der
und Türblattoberfläche bilden optisch eine Ein- dreidimensionalen Form- und Profilgebung an
heit, da Deckplatte und Decklage im seitlichen der Kante sowie vielfältigen Farbgestaltung
Falzbereich durch die Beschichtung überdeckt sind kaum Grenzen gesetzt.
sind.
• Der verdeckte Anleimer ist eine an den Längs- Klimaklassen und mechanische Beanspruch-
kanten des Türblattes angeleimte Hartholzleis- ungsgruppen. Einsatzempfehlungen für Sperr-
te, die nur noch von der Decklage überdeckt türblätter bezüglich der Zuordnung von Kli-
maklassen und Beanspruchungsgruppen zu
wird. Er gibt der Türkante ein einheitliches Aus-
sehen und verleiht ihr zudem eine hohe Stoß- Einsatzorten sind Abschn. 7.4.3 mit Tabelle 7.18
7
festigkeit. Der verdeckte Anleimer kann in jeder zu entnehmen. An Sperrtürblätter werden da-
geeigneten Holzart aufgeführt werden oder rüber hinaus noch eine ganze Reihe spezieller
auch aus besonders schlagfestem Kunststoff Anforderungen gestellt, die in den entsprechen-
(Polystyrol) bestehen. Beachtenswert ist, dass den Abschnitten im Einzelnen erläutert werden.
derartige Kunststoffanleimer nachhobelbar
ausgebildet sind.
• Der sichtbare, unverdeckte Anleimer ist
ebenfalls eine Vollholzleiste, die entweder 7.7 Türelemente aus Metall
zweiseitig (an den Längskanten) oder auch
dreiseitig umlaufend an der Sperrtür ange- Anstelle der herkömmlichen Türelemente aus
bracht wird. Der Anleimer liegt mit der Türblatt- Holz und Holzwerkstoffen werden in Verwal-
oberfläche bündig und ist durch eine V-Nut tungs-, Industrie-, Freizeit-, Schul- und Kranken-
von der Decklage abgesetzt. Ein unverdeckter hausbauten, aber auch im Wohnungsbau (Mehr-
Hartholzanleimer ergibt einen ausgezeichne- familienhäuser) vermehrt Türelemente aus Metall
ten Kantenschutz und verleiht der Tür ein un- eingebaut. Sie zeichnen sich durch ganz be-
verwechselbares Aussehen. Er ist in allen geeig- stimmte Vorteile aus, die in den nachstehenden
neten Holzarten (z. B. Limba, Rotholz, Sipo, Abschnitten im Einzelnen erläutert werden.
Eiche, Esche, Buche u. a.) ausführbar und immer Türelemente aus Metall bestehen in der Regel
auch zum Nachhobeln geeignet. aus einer Metallzarge und einem Metalltürblatt.
Sichtbare Türblattanleimer aus Kunststoff Häufig werden jedoch auch Stahlzargen mit Tür-
werden ebenfalls angeboten. Hierbei wird ein blättern aus anderen Materialien – wie beispiels-
duroplastischer PUR-Kunststoff in einer Spezial- weise Holz, Holzwerkstoffen, Kunststoff, Glas usw.
form erhitzt und ringsumlaufend an alle Tür- – miteinander kombiniert.
blattkanten nahtlos und ohne Fugen „angegos-
568 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

7.7.1 Türzargen aus Metall • ausreichend hohe Tragfähigkeit und Stabilität


auch bei schweren Türblättern und raumhohen
Allgemeines. Metallzargen haben sich zu einem Elementgrößen,
modernen Ausbauelement entwickelt, die zwi- • geräuscharmer und dichtender Türverschluss
schenzeitlich in vielfältigen Formen und Aus- durch Zargen- oder Türblattdichtung (Einfach-
führungen erhältlich sind. oder Doppelfalzdichtungen),
Der zu wählende Zargentypus wird ganz wesent- • dauerhafter Korrosionsschutz durch den Ein-
lich von der jeweiligen Wandbauart bestimmt: bau feuerverzinkter Stahlbleche mit serien-
Mauerwerk-, Ständerwerk- und Gipsdielenwände mäßiger Grundlackierung,
stellen unterschiedliche Anforderungen an Kon- • Angebot von Sonderstahlzargen für besondere
struktion, Verankerung und Einbau der Metallzar- Funktionen und Anforderungen, nichtrosten-
ge. Weitergehende Anforderungen beispielswei- den Edelstahlzargen für besonders gefährdete
se aus den Bereichen Schall-, Feuer-, Rauch-, Bereiche (z. B. Schwimmbäder) sowie ober-
Einbruch- und Strahlenschutz können noch hinzu flächenveredelten Aluminiumzargen,
kommen.
• relativ günstige Herstellungskosten durch seri-
Die Auswahl der Metallzarge richtet sich auch da- elle Fertigung (Standardzargen),
nach, ob sie gleichzeitig mit der Wanderstellung
• unauffällige, platzsparende Bauformen, formal
(im Rohbaustadium) oder nachträglich in die fer-
und farblich anpassungsfähig an jeden Tür-
tige Öffnung (bei Fertigstellung des Innenaus-
blattwerkstoff und Einrichtungsstil, bei gleich-
baues) eingebaut werden soll.
zeitig geringen Wartungskosten.
Auswahlkriterien. Metallzargen weisen unter- Normen. Die seither für Stahlzargen gültige DIN 18 111
schiedliche Konstruktions- und Qualitätsmerk- (Ausg. 01.85) wurde überarbeitet und in vier Teile aufgeteilt:
male (mit zum Teil deutlichen Preisdifferenzen) • DIN 18 111-1 – Standard-Stahlzargen für gefälzte
auf. Als wesentliche Auswahlkriterien gelten Türen in Mauerwerkswänden
• weitgehende Unempfindlichkeit gegen Stoß, • DIN 18111-2 – Standard-Stahlzargen für gefälzte
Feuchtigkeit und Temperatureinflüsse, Türen in Ständerwerkswänden
• jeweils wahlweise DIN-links oder DIN-rechts • DIN 18111-3 – Sonder-Stahlzargen für gefälzte
verwendbar, und ungefälzte Türblätter
7 • Einbau entweder gleichzeitig mit der Wander- • DIN 18111-4 – Einbau von Stahlzargen
stellung oder nachträglich als oberflächenferti- Güte- und Prüfbestimmungen von Stahlzargen sind in
ges Ausbauelement, RAL-RG 611/5 festgeschrieben [37], die zur Zeit überarbei-
• kraftschlüssige Verbindung zwischen Zarge tet werden.
Für die Ausführung der Beschlagarbeiten ist die VOB Teil C,
und der jeweiligen Wandbauart sowie rationel- DIN 18 357 maßgebend.
le Montage durch ausgereifte Verankerungs- Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.11 zu ent-
systeme, nehmen.

7.91a 7.91b 7.91c 7.91d 7.91e 7.91f 7.91g

7.91 Schematische Darstellung einiger Ausführungsvarianten von Metallzargen (Beispiele)


a) Standardzarge e) Dachschrägenzarge
b) Doppeltürzarge f ) raumhohe Oberlichtzarge
c) 3-teilige Zarge g) raumhohe Elementzarge
d) 2-schalige Zarge
7.7 Türelemente aus Metall 569

12 2
Bezugskante

10

233

241
Bandbezugslinie
4
10
5 5

4
11 11

1435
Meterrissmarkierung

Beispiel für Ankerlage


11 11

1050 mm von OFF


1000 mm ab OFF
12

875
7

Drückerhöhe
1
6

5 10 Bandbezugslinie
10 OFF
250
8 OFF
4
9

30
3
3
GESAMTANSICHT MASSANGABEN

Nennmaß
Wandöffnungsbreite
Baurichtmaß (BR) Zargenspiegel
5 Sickenkante
Maulweitenkante
lichtes Durchgangsmaß
Zargenaußenmaß
Leibungstiefe

Zargenfalzmaß 7

Fertigwandstärke
Dichtung
15

Maulweite
Mauerschutzkasten
3 bis 5

Bandunter-
konstruktion
Falz-
39 bis 42

tiefe
25,5
24

Maulweitenkante
Sickenkante

13 Türblattfalzmaß Falzbreite Zargenspiegel


Türblattaußenmaß

MASSBEZEICHNUNGEN FACHBEGRIFFE

7.92 Fachbegriffe und Zargenmaße beispielhaft dargestellt an einer einteiligen Standard-Mauerwerkszarge


(DIN 18 111-1). Vgl. hierzu auch Bild 7.99
1 Seitenprofil der Zarge
2 Querprofil der Zarge
3 Distanzprofil (lösbarer Transportwinkel)
4 Anker (nach Wahl der Hersteller)
5 Bandbezugslinie (nach DIN 18 268)
6 Meterrissmarkierung
7 Drückerhöhe
8 Fußbodeneinstand
9 Fußbodeneinstandsmarkierung
10 Stanzung für Bandschlitz (beidseitig vorgestanzt) mit rückseitiger Bandunterkonstruktion (Bandtasche)
11 Stanzung für Schlossfalle und Schlossriegel (beidseitig vorgestanzt) mit rückseitigem Mauerschutzkasten
12 Nute für Dichtungsprofil
570 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

7.7.1.1 Stahlzargen für Mauerwerkswände der bzw. Bandunterkonstruktionen können auch


schwerere Türblätter montiert werden. Die Zar-
Einteilige Standard-Mauerwerkszargen gen sind DIN-links und DIN-rechts verwendbar
Einteilige Standard-Stahlzargen nach DIN 18 111-1 und weisen eine Nute für Dichtungsprofile auf.
sind zum Einbau in Mauerwerk oder vergleich-
bare Wandkonstruktionen mit Wandöffnungen Fachbegriffe und Maße. Die wichtigsten Fach-
nach DIN 18 100 geeignet. Sie bestehen aus feu- begriffe und Grundabmessungen können Bild
erverzinktem Feinbleich mit Grundlackierung 7.92, Wandöffnungs- und Zargenfalzmaße Tabel-
und sind dazu bestimmt, gefälzte Türblätter nach le 7.93 entnommen werden. In diesem Zusam-
DIN 18 101 mit einem Türblattgewicht bis 60 kg menhang sind auch die Bilder 7.20 bis 7.26 ver-
aufzunehmen. Bei der Wahl entsprechender Bän- gleichend zu beachten.

Tabelle 7.93 Maße von Standard-Stahlzargen für gefälzte Türblätter (Auszug aus DIN 18 111-1)

Baurichtmaße Nennmaße der Zargenfalzmaße Lichte Zargen- Türblattaußenmaße


(s. DIN 18 100) Wandöffnung Breite × Höhe durchgangsmaße (Typmaß s. DIN 18 101)
Breite × Höhe Breite × Höhe ± 1 –20 Breite × Höhe Breite × Höhe

1 875 × 1875 885 × 1880 841 × 1858 811 × 1843 860 × 1860
2 625 × 2000 1) 635 × 2005 591 × 1983 561 × 1968 610 × 1985
3 750 × 2000 1) 760 × 2005 716 × 1983 686 × 1968 735 × 1985
4 875 × 2000 1) 885 × 2005 841 × 1983 811 × 1968 860 × 1985
5 1000 × 2000 1) 1010 × 2005 966 × 1983 936 × 1968 2) 985 × 1985
6 750 × 2125 760 × 2130 716 × 2108 686 × 2093 735 × 2110
7 875 × 2125 885 × 2130 841 × 2108 811 × 2093 860 × 2110
8 1000 × 2125 1010 × 2130 966 × 2108 936 × 2093 2) 985 × 2110
1) Diese Größen sind Vorzugsgrößen (Lagerzargen)
2) Nur diese Größen sind geeignet für Rollstuhlbenutzer (lichte Durchgangsbreite mindestens 900 mm).
Vgl. hierzu DIN 18 025-1.
7

Nennmaß der Wandöffnung


Baurichtmaß (BR)
Nennmaß der Wandöffnung
5 32
29 Baurichtmaß (BR)
5 32
9

lichtes Durchgangsmaß
15

lichtes Durchgangsmaß 8

1,5
(z.B. 66)

1,5
15

25,5

15

25,5
24

24
40

40
9

30 15 30 15
Zargenfalzmaß Zargenfalzmaß
7.94a Türblattaußenmaß 7.94b Türblattaußenmaß

7.94 Einteilige Standard-Stahlzargen für gefälzte Türblätter (Beispiele) nach DIN 18 111-1
a) Umfassungszarge
b) Eckzarge
7.7 Türelemente aus Metall 571

Zargenarten. Standard-Stahlzargen werden in der Regel nach der Zargenmontage wieder ent-
Form von Umfassungs- oder Eckzargen geliefert. fernt.
• Umfassungszarge (Bild 7.94a). Sie deckt die Anker als Einbauhilfen werden nach Wahl des
Wandleibung der Öffnung vollflächig ab, so Herstellers entweder im Bereich der Bandunter-
dass auf beiden Seiten der Wand Zargenspiegel konstruktionen bzw. Schlossstanzungen rücksei-
sichtbar sind. Eingesetzt wird sie in der Regel tig an die Seitenprofile angeschweißt oder lose
bei Wanddicken ≤ 270 mm (einschließlich beid- mitgeliefert.
seitigem Putz).
• Eckzarge (Bild 7.94b). Sie wird auf einer Seite Korrosionsschutz. Die hohen Anforderungen,
der Maueröffnung montiert, so dass die Wand- die heute an die Stahlzargen gestellt werden, ver-
leibung weitgehend frei bleibt. Üblicherweise langen einen umfassenden Korrosionsschutz der
wird sie bei Fertigwanddicken ≥ 300 mm einge- gesamten Zargenoberfläche, einschließlich der
baut. Kanten und Bearbeitungsflächen. Ein sicherer
Korrosionsschutz wird vor allem durch den Ein-
Den Umfassungszargen wird aus Stabilitätsgrün- satz von feuerverzinktem Stahlblech und einer
den im Allgemeinen der Vorzug gegeben. zusätzlichen – nach Abschluss des Produktions-
vorganges werkseitig aufgebrachten – Grundbe-
Eckzargen sind zwar billiger als Umfassungszar- schichtung nach dem Elektrophorese-Verfahren
gen, erfordern jedoch Mehrkosten an Verputzer- erreicht. Diese sog. EC-Tauchgrundierung mit
und ggf. Tapezierarbeiten. Falls Eckzargen ver- anschließendem Einbrennvorgang bei 180 °C ist
wendet werden, empfiehlt es sich bei verputzten außerdem als Grundlage für den weiteren An-
Wänden die gegenüberliegenden Ecken der strichaufbau mit handelsüblichen Kunstharz-
Wandleibung entweder durch sog. Gegenzar- lacken (z. B. Alkydharzlacke) bestens geeignet.
gen oder eingeputzte Kantenschutzschienen zu In Sonderfällen, d. h. bei höchsten Korrosions-
schützen. S. hierzu Bild 9.20. schutzanforderungen, können die Stahlzargen
auch aus Edelstahl rostfrei (Chrom-Nickel-Stahl)
Werkstoffe und Herstellung. Stahlzargen für gefertigt sein. Vgl. hierzu Abschn. 7.7.2, Korro-
normale Beanspruchungen werden üblicherwei- sionsschutz.
se aus 1,5 mm dickem feuerverzinktem Feinblech
nach DIN EN 10 142 hergestellt. Bei Zargen, die Konstruktionsmerkmale von Standard-Stahlzargen
weitergehenden Anforderungen genügen müs- • Fußbodeneinstand. Der übliche Bodeneinstand der 7
sen – wie beispielsweise beim Einsatz von beson- seitlichen Zargenprofile in den Estrich beträgt bei eintei-
ligen Standard-Stahlzargen 30 mm. Mehrteilige Schnell-
ders schweren Türblättern, bei starken mechani- bauzargen – die erst nachträglich als oberflächenfertige
schen Belastungen in Schulen, Kasernen o. Ä. Ausbauelemente in Wandöffnungen eingesetzt werden
sowie bei hohen Schallschutzanforderungen an – eignen sich dagegen zur Montage auf erhärtetem Est-
das gesamte Türelement – ist eine Materialdicke rich oder fertigem Fußbodenbelag.
von 2,0 mm erforderlich. • Bodeneinstandsmarkierung. Als zusätzlicher Orientie-
rungspunkt für den Estrich- bzw. Bodenleger und als Hilfe
Edelstahlzargen (Sonderzargen) für besonders zur genauen Ausrichtung der Zarge ist eine Fußbo-
gefährdete Bereiche (z. B. Schwimmbäder) wer- deneinstandsmarkierung am unteren Ende des Zargen-
den aus den Werkstoffen V2A und V4A ebenfalls profils in Form einer Kerbe angebracht. Diese Markierung
entspricht der Lage des Fertigfußbodens OFF.
in 1,5 oder 2,0 mm Materialstärke gefertigt.
• Meterrissmarkierung. An jedem Zargenseitenteil ist im
Die Stahlbleche werden im Abkant- oder Walz- Bereich der Schließlöcher eine weitere Markierung ein-
verfahren kaltprofiliert, die notwendigen Öff- gestanzt. Das Abstandsmaß von dieser Markierung bis
nungen zur Aufnahme der Bänder, Schlossfalle Oberfläche des Fertigfußbodens OFF beträgt exakt 1000
mm. Beim Zargeneinbau muss die Markierungskerbe mit
und Schlossriegel an den beiden Seitenprofilen dem bauseits an der Wandfläche angebrachten Meterris-
vorgestanzt, Mauerschutzkasten bzw. Bandunter- sbolzen in der Höhe übereinstimmen. Diese Meterris-
konstruktionen rückseitig angeschweißt und die smarkierung dient auch allen anderen Ausbaufirmen als
Profile mit Meterriss- bzw. Fußbodeneinstands- Bezugspunkt.
markierungen versehen. • Distanzprofile. Die am unteren Ende der Zargenprofile
angebrachten Querverbindungen dienen als Ausstei-
Anschließend werden die in den beiden oberen fung der Zarge während des Transportes und als Einbau-
Ecken auf Gehrung geschnittenen Quer- und hilfe. Sie bestehen aus Winkel- oder Flachstahlschienen,
Seitenprofile auf Schweißautomaten elektrisch die normalerweise nach der Montage der Stahlzarge wie-
der entfernt werden. Wie Bild 7.95 verdeutlicht, können
stumpf zu Rahmen verschweißt. Die untere Quer- diese Winkelschienen bei unterschiedlichen Fußboden-
verbindung (Transportschiene) in Form eines höhen auch als Anschlagschienen – mit und ohne Dich-
Winkelprofiles ist lose aufgeschraubt und wird in tungsprofile – ausgebildet sein. Beim Verbleib sind die
572 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Türblatt
45
30
OFF

30 5 (7)

30 15

15
OFF OFF

30

45
40
45

30
7.95a 7.95b 7.95c

7.95 Schematische Darstellung von Standard-Stahlzargen mit Distanzprofilen und Anschlagschwellen


a) Distanzprofile (Transportwinkel) an die seitlichen Zargenprofile geschweißt, genietet oder geschraubt
(20 × 15 × 1,5 mm)
b) eingeschweißter Anschlagwinkel (30 × 20 × 3 mm)
c) Anschlagschwelle mit Dichtungsprofil und eingeschweißtem Vierkantrohr zur Aussteifung

Schienen durch Unterfüttern mit Mörtel gegen Durch- kasten an den Stahlzargenrückseiten jedoch oftmals nicht
biegen zu sichern. dicht angeschweißt, sondern nur angepunktet sind, müs-
• Mauerschutzkasten, Bandunterkonstruktionen. Auf sen die Kastenfugen vor dem Zargeneinbau – insbeson-
der Rückseite der seitlichen Zargenprofile befinden dere bei dünnflüssigen Hinterfüllstoffen – bauseits noch
sich Mauerschutzkasten als Schließlochabdeckung für zusätzlich mit Selbstklebeband o. Ä. abgedichtet werden.
Schlossfalle und Riegel sowie Bandunterkonstruktionen • Bandauswahl (Bild 7.96). Bei der Bandauswahl sind die
(Bandtaschen) zur Aufnahme der Bänder-Rahmenteile. in Abschn. 7.5.1 im Einzelnen erläuterten Auswahlkriteri-
Diese Vorrichtungen müssen so ausgebildet sein, dass en wie beispielsweise Einsatzbereich, Belastbarkeit der
kein erdfeuchter Mörtel während des Zargeneinbaues in Bänder usw. zu beachten. Ausgehend vom Türblattge-
die Aussparungen eindringen kann. Da diese Schutz- wicht erhalten normal beanspruchte Türen üblicherwei-

Flügelteil
7
128

160
Rahmenteil
Bandbezugslinie
35

3
9

36

18,5 3
15
22 3,25
7.96a 7.96b 7.96c

7.96 Bänder für gefälzte Türblätter mit Standard-Stahlzargen


a) Einbohrband mit verdrehsicherem Rahmenteil
b) Winkelband mit verdrehsicherem Rahmenteil
c) Lappen-Zapfenband für Türblatt mit Doppelfalz-Stahlzarge (flächenbündig einliegend)
SIMONSWERK, Rheda-Wiedenbrück
7.7 Türelemente aus Metall 573

se zwei Bänder, höhere, breitere und schwerere Türblätter werden. Wie in Abschn. 7.5.4 näher beschrieben, wird die
je drei Bänder. Die vom Hersteller vorgegebenen Bela- Funktion der Dichtung vorrangig durch die Formgebung
stungswerte sind einzuhalten. und das Material bestimmt. S. hierzu auch Abschn. 7.4.5.1,
• Bandaufnahmeelemente (Bild 7.97) – auch Bandunter- Überstreichbarkeit-Anstrichverträglichkeit.
konstruktion (Bandtasche) genannt – dienen zur Aufnah-
me und Befestigung der Bänder-Rahmenteile an Stahl-
zargen. Ein Klemmstück schließt zunächst bündig mit Einbau von Standard-Stahlzargen
dem Zargenspiegel ab. Erst beim Betätigen der Inbus- in Mauerwerkswände
Stellschraube weicht es seitlich nach innen zurück und
gibt den Schlitz zum Einstecken des Band-Rahmenteiles Der Einbau von einteiligen, mit einer Grundla-
frei. Danach wird die Stellschraube wieder angezogen
und der Bandlappen festgeklemmt. ckierung versehenen Standard-Stahlzargen erfolgt
Bei anderen Aufnahmeelementen (Bild 7.97c) muss das in der Regel im Zuge der Massivwanderstellung.
Kunststoff-Klemmstück zuerst ganz entfernt werden, um Oberflächenfertige Ausbauzargen in zweischali-
das Band in den Schlitz einschieben zu können. Bleibt die ger oder dreiteiliger Ausführung werden demge-
Bandtasche ungenutzt (wahlweise DIN-links oder DIN- genüber erst bei Fertigstellung des Innenausbau-
rechts), wird der überstehende Teil des Füllstückes ab-
geschliffen und die Fläche überstrichen. Bei diesen es montiert.
dreidimensional verstellbaren Aufnahmeelementen (3D- Gemäß DIN 18 111-4 ist die Standard-Stahlzarge
Justierung) lassen sich die Türblätter auch später noch in
der Höhe und Tiefe nachregulieren (Feinjustierung) bzw.
zunächst auf Rechtwinkeligkeit zu prüfen und
die Bänder jederzeit austauschen. dann nach dem Meterriss oder der Bodenein-
• Dichtungsprofile. Standard-Stahlzargen weisen in der standsmarkierung lot- und waagerecht in der
Regel eine umlaufende Nute im Bereich des Zargenfalzes Wandöffnung auszurichten bzw. festzusetzen. Die
auf, in die nach Abschluss der Malerarbeiten Dichtungs- Abweichung von der waagerechten und vertika-
profile eingezogen werden. Diese dämpfen vor allem die
Schließgeräusche, mindern die Schallübertragung und
len Solllage darf maximal 1 mm/m betragen. Die
verhindern Zugluft. An Türdichtungen können darüber Anker sind kraftschlüssig zwischen Zarge und
hinaus noch zahlreiche weitere Anforderungen gestellt Wand dort anzubringen, wo die Kräfte auf die

7
Ø7
13,5

Klemmstück Klemmstück
Inbus-
4 16 schraube 7.97a

7.97b

Klemmstück

mörteldichter Klemm-
7.97 Kunststoffkasten stück
Bandunterkonstruktionen (Bandtaschen, Bandaufnahme-
elemente) zur Befestigung von Türbändern (Rahmenteile)
Klemm-
an Standard-Stahlzargen
platte
a) Bandtaschengehäuse (Hinterschweißtasche) mit
einziehbarem Klemm- und Zentrierstück
b) Bandtaschengehäuse (Hinterschweißtasche),
Ø 11

jedoch mit mörteldichtem Kunststoffkasten


c) Bandaufnahmeelement für hohe Türblattgewichte
15

und schwere Objektbänder, mit dreidimensionaler


Verstellbarkeit (3D-Justierung) und herausnehmbarem
Klemmstück
7,5 10 Klemmstück 7.97c
SIMONSWERK, Rheda-Wiedenbrück
574 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Zarge einwirken (z. B. im Band- und Schlossbe- Montageschäume und dünnflüssige Hinterfüll-
reich). stoffe erfordern ein zusätzliches Abdichten der
Die etwas in X-Form vorgespannte, leicht nach in- Bandunterkonstruktionen und Mauerschutz-
nen gewölbte Stahlzarge ist so auszuspreizen, kasten. Vgl. hierzu auch die Abschnitte 7.4.5.1
dass die durch das Hinterfüllen und durch die und 7.4.5.2, Bauwerksanschlüsse von Außen-
Hinterfüllstoffe zu erwartenden Durchbiegungen und Innentüren (Montagetechnische Anforde-
aufgefangen werden und das Zargenfalzmaß rungen – Schäumtechnik).
auf der gesamten Höhe eingehalten wird. Eine
nachträgliche Korrektur ist meist ausgeschlossen. Ankersysteme. Zur sicheren Wandverankerung
der Stahlzargen stehen je nach Konstruktionsart
Der Hohlraum zwischen Zarge und Wand ist mit
und Einsatzbereich unterschiedliche Ankerfor-
Hinterfüllstoffen auszufüllen. Als Hinterfüllstoffe
men zur Verfügung. In der Regel gehören acht
eignen sich:
(sechs) Anker zum Lieferumfang der Standardzar-
• Zementmörtel (Mörtelgruppe II nach DIN gen. Nach Wahl des Herstellers werden diese ent-
1053-1, Mörtelmischung 1 : 4), erdfeucht verar- weder werkseitig an der Zarge angeschweißt
beitet, so dass der Hohlraum satt hinterfüllt oder lose mitgeliefert. Immer sind sie jedoch so
wird. Ob dies auch tatsächlich erreicht wurde, anzubringen, dass die auf die Zarge einwirken-
lässt sich leicht durch Beklopfen der Zargenpro- den Kräfte und Belastungen – vor allem resultie-
file kontrollieren. rend aus Türblattaufhängung und Verschluss
• Zweikomponenten-Expansionsklebstoff ent- (Band- und Schlossbereich) – auf die Wand über-
sprechend Prüfzeugnis und Eignungsnachweis. tragen werden. Bei einer Zargenbreite von über
Der Hohlraum kann damit völlig hinterfüllt 1000 mm empfiehlt es sich, auch das obere Quer-
oder auch nur teilweise gefüllt werden, minde- profil durch einen Anker am Sturz oder an der
stens jedoch zu 50 %. Bei teilweiser Hinterfül- Rohdecke zu arretieren.
lung werden die Montageschäume dort einge-
bracht, wo die höchsten Belastungen auftreten Bild 7.98 a bis f zeigt – passend zur jeweiligen
(z. B. im Band- und Schlossbereich). Wandbauart – unterschiedliche Ankerformen.

7.98a 7.98b 7.98c

7.98d 7.98e 7.98f

7.98 Schematische Darstellung von Ankersystemen zur Befestigung von Stahlzargen bei unterschiedlichen
Wandbauarten
a) fest angeschweißte, herausbiegbare Anker (Mauerwerk-, Betonwände)
b) bis c) lose mitgelieferte Klemmanker (Mauerwerk-, Betonwände)
d) bis e) lose mitgelieferte Schiebeanker (Porenbeton-, Gipsdielenwände)
f) fest angeschweißte Hutanker (Ständerwerkswände)
7.7 Türelemente aus Metall 575

Einteilige Umfassungszargen, die während der Mit sog. Fugenankern lassen sich Stahlzargen auch
Wanderstellung eingebaut, d. h. eingemauert rationell in Sichtmauerwerk montieren.
oder einbetoniert werden, weisen meist ange- Der Einbau einteiliger Standardzargen in Stän-
schweißte Anker auf, die durch Herausbiegen in derwerkswände hängt im Wesentlichen von der
richtige Montageposition gebracht werden. Er- jeweiligen Zargenart ab. In der Regel werden fest
folgt der Einbau dieser Umfassungszargen und verschweißte Hutanker (Bügelanker) verwendet.
der Eckzargen erst später in die bereits vorhande- Sie sind gezielt auf die jeweiligen Maulweiten ab-
ne Wandöffnung, so kommen häufig lose Klem- gestimmt. Weitere Ankerformen sind DIN 18 111-
manker zum Einsatz. Diese werden im Zargen- 4 sowie den jeweiligen Herstellerunterlagen zu
spiegel an beliebiger Stelle eingeklemmt und an entnehmen.
der unverputzten Wandfläche angenagelt bzw.
angedübelt. Damit erübrigt sich das früher übli- 7.7.1.2 Stahlzargen für Ständerwerkswände
che, nachträgliche Stemmen von Ankerlöchern.
Umfassungszargen, die in Porenbeton- oder Gips- Einteilige Standard-Ständerwerkszargen
dielenwänden eingesetzt werden, sind mit sog. Einteilige Standard-Stahlzargen nach DIN 18 111-
Schiebeankern ausgerüstet, die je nach Fugen- 2 sind zum Einbau in Metallständerwerk oder
lage in der Höhe justierbar sind und in die Wand vergleichbare Wandkonstruktionen geeignet.
eingemauert werden. Daher werden sie auch Ständerwerkszargen oder
Trockenbau-Stahlzargen genannt.

2 Gipskartonplatten Zargenspiegel
(ein- oder zweilagig)
10 45
15 (10)

Leibungstiefe
1
Fertigwanddicke
Profilaußenmass
Maulweite

Maulweitenkante

1,5 mm
11 Ständer-
werk
Hut-
anker
7
11
5

4
24
15 (10)
6
7

40
9
5
OFF
10 30 15
lichtes Durchgangsmaß
Zargenspiegel Zargenfalzmaß
Türblattaußenmaß
8 3

GESAMTANSICHT FACHBEGRIFFE UND MASSE


7.99 Fachbegriffe und Zargenmaße beispielhaft dargestellt an einer einteiligen Standard-Ständerwerkszarge
(DIN 18 111-2). Vgl. hierzu auch Bild 7.92
1 Seitenprofil der Zarge
2 Querprofil der Zarge
3 Distanzprofil (lösbarer Transportwinkel)
4 Hutanker (Bügelanker)
5 Bandbezugslinie (nach DIN 18 268)
6 Meterrissmarkierung
7 Drückerhöhe
8 Maulweite
9 Zargenspiegel
10 Stanzung für Bandschlitz (beidseitig vorgestanzt)
11 Stanzung für Schlossfalle und Schlossriegel (beidseitig vorgestanzt)
576 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Fachbegriffe und Maße. Die wichtigsten Fach- genspiegel rückseitig mit Gips ausgefüllt. Bevor
begriffe und Maße können Bild 7.99 entnommen die zweite Seite des Ständerwerkes beplankt
werden. In diesem Zusammenhang wird auch auf wird, sind alle Hohlräume mit Mineralwolle (Bau-
Bild 7.92 verwiesen. stoffklasse A) dicht auszustopfen.

Konstruktionsmerkmale (Bild 7.100). Einteilige Die feuerverzinkten und mit einer Grundlackie-
Standard-Ständerwerkszargen weisen ähnliche rung versehenen Standard-Ständerwerkszargen
Konstruktionsmerkmale wie die zuvor erläuter- erhalten die bauseitige Endbeschichtung (Lackie-
ten Standard-Mauerwerkszargen auf. Sie werden rung) nach weitestgehender Fertigstellung des
jedoch nur als Umfassungszargen geformt und Innenausbaues. Der Einbau der Dichtungsprofile
sind damit auch für hohe Beanspruchungen ge- und das Anschlagen (Feinjustieren) der Türblätter
eignet. Außerdem weisen sie keinen Fußboden- schließen sich daran an. Vgl. hierzu auch Abschn.
einstand auf, da sie in der Regel auf erhärteten 7.5.4, Türdichtungen sowie Abschn. 6.10.3.3, Me-
Estrich oder fertigen Fußboden aufgesetzt wer- tallständerwände mit Gipskartonplatten, Teil 1
den. Sie sind sowohl für Links- als auch Rechtsan- dieses Werkes.
schlag zu nutzen.
Die an den beiden oberen Ecken verschweißten Dreiteilige Ständerwerkszargen
und mit unterseitigen Distanzwinkeln gesicher- Mit entscheidend für die Auswahl einer bestimm-
ten Umfassungszargen werden zusammen mit ten Zargenart ist der Zeitpunkt, zu dem die Zarge
dem Metallständerwerk aufgestellt und mittels eingebaut werden soll. So werden üblicherweise
vier angeschweißter Hutanker (Bügelanker) je einteilige Umfassungszargen vor oder während
Zargenseite mit diesem kraftschlüssig verbun- der Errichtung des Metallständerwerkes montiert
den. Eine zusätzliche Befestigung durch Boden- und erst kurz vor Fertigstellung des Bauvorha-
winkel ist überflüssig. bens bauseitig beschichtet. Im Gegensatz dazu
Diese Hutanker sind maßlich wahlweise so di- kommen oberflächenfertige, mehrteilige Stän-
mensionierbar, dass sie sowohl beidseitig einfach derwerkszargen – auch Schnellbauzargen ge-
als auch beidseitig doppelt mit Gipskartonplat- nannt – erst dann in die Wandöffnung, wenn der
ten beplankt werden können. Um möglichst opti- Innenausbau bereits weitgehend abgeschlossen
male Schalldämm- und Brandschutzwerte zu er- ist. Diese Zargen weisen daher auch keinen Bo-
7 zielen, werden die GK-Platten möglichst tief in die
Umfassungszarge eingeschoben oder die Zar-
deneinstand auf, sondern werden maßgenau auf
den fertigen Fußbodenbelag aufgesetzt.

45 10 45
15
12,5 12,5

12,5 12,5
15
12,5

MW mind. 100
MW 75

MW 75

5
12,5

12,5 12,5

12,5 12,5
24
15

15

30 15 10 30 15

7.100a 7.100b 7.100c

7.100 Konstruktionsbeispiele: Einteilige Standard-Ständerwerkszargen mit Metallständerwerk und beidseitigen


Beplankungen aus Gipskartonplatten
a) Ständerwerk beidseitig einfach beplankt
b) Ständerwerk beidseitig doppelt beplankt mit Schattennutzarge
c) Ständerwerk beidseitig doppelt beplankt mit Zargen-Maulweite ≥100 mm (Brandschutzwand nach Angabe
des Herstellers)
7.7 Türelemente aus Metall 577

60

10
Spannschloss
Inbusschraube

5
24
10
7.101
Dreiteilige Ständerwerkszarge (Schnellbauzarge, bestehend
aus zwei Seitenprofilen und einem Querprofil) zum Gipskarton-
nachträglichen Einbau in eine Gipskartonplatten-Trenn- platte
45 15
wand

Bild 7.101. Die kraftschlüssige Verbindung mit Innenausbaues, dadurch Vermeidung von Be-
der Gipskartonplatten-Trennwand erbringen drei schädigungen und Senkung der Montagekosten,
Spannanker je Zargenseite, die unsichtbar im Zar- jederzeitiges Nachjustieren, Aus- und Wiederein-
genhohlraum liegen. Diese werden über Inbus- bauen der Zargen sowie erheblich reduzierte
Schrauben angezogen, so dass sich eine sichere Lager- und Transportkosten im Vergleich mit den
Klemmverbindung zwischen Zarge und Trenn- einteiligen verschweißten Zargen. Als Nachteil
wand ergibt. Eingezogene Dichtungsprofile ver- muss die geringere Stabilität und damit Belast-
decken die im Falz (Nute) liegenden Bohrungen. barkeit genannt werden.
Die Verbindung der Zargenseitenteile mit dem
Querprofil in den beiden oberen Ecken wird über
schraubbare Gehrungsverschlüsse erreicht. 7.7.1.3 Sonderstahlzargen
Die Vorteile dieser dreiteiligen Schnellbauzargen Unter Sonderzargen versteht man Zargen, die
sind: Sehr kurze Montagezeiten, zeitgleicher Ein- besondere Funktionen und Anforderungen zu er- 7
bau der oberflächenfertigen Zarge und des kom- füllen haben. Demnach eignen sie sich zum Ein-
pletten Türblattes erst bei Fertigstellung des bau in ganz bestimmte Wandkonstruktionen und

45
45
15 10

5 13 30
32,5
1
14
15

10 15
10 10
24

24

24
15

14

13 30 13 30 30 15
7.102a 7.102b 7.102c

7.102 Schematische Darstellung von Sonder-Stahlzargen (Beispiele)


a) Umfassungszarge mit beidseitig umlaufenden Schattennuten (Schattennutzarge)
b) bis c) Stahlzargen mit besonderer Formgebung für moderne Innenraumgestaltung
WULF-Handelsgesellschaft, Anröchte-Effeln
578 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

weisen eine Vielzahl von Profilquerschnitt-Va- Mit den in Bild 7.102 dargestellten Sonderzargen
rianten und Anker-Sonderkonstruktionen auf. sollen nur einige typische Beispiele vorgestellt
Sonderzargen bieten aber auch die Möglichkeit, werden; darüber hinaus wird beispielhaft auf die
individuelle Wünsche der Raumgestaltung durch Herstellerunterlagen [38], [39], [40] verwiesen.
besondere Zargen-Formgebung realisieren zu
können. 7.7.1.4 Zweischalige Aluminiumzargen
An Sonderausführungen sind beispielsweise zu
nennen: Doppeltür- und Doppelfalzzargen, Pen- Aluminiumzargen (Bild 7.103) bestehen aus
deltürzargen, Dehnungsfugenzargen, Zargen mit 3 mm dicken Alu-Strangpressprofilen und sind
Oberlicht und Seitenteil, Renovierungszargen, zweischalig ausgebildet. Nach Fertigstellung der
Rundbogen- und Schattennutzargen, Schiebe- Wände und des Fußbodens werden sie ober-
türzargen, Aufzugzargen, Sonderzargen aus Edel- flächenfertig in die Wandöffnungen eingebaut
stahl für Hygiene- und Nassbereiche sowie im und mittels variabler Anschraubanker unsichtbar
Auftrag gefertigte, objektbezogene Sonderzar- an der Leibung befestigt.
gen. Die Alu-Zargenrahmen bestehen aus zwei inein-
Sonderzargen für Feuer-, Rauch-, Schall- und ander schiebbaren Teilstücken, die durch Fest-
Strahlenschutztüren sowie Zargen für einbruch- stellschrauben – unsichtbar im Falzbereich lie-
hemmende Türen werden – sofern es sich um gend – kraftschlüssig miteinander verbunden
nicht geregelte Bauprodukte handelt – in allge- werden. Die Rahmenecken sind auf Gehrung ge-
meinen bauaufsichtlichen Zulassungen oder Prüf- schnitten, verschraubt und verklebt. Die Ober-
zeugnissen bzw. Zustimmung im Einzelfall auf der flächen der Zargenteile werden in Eloxal oder
Grundlage von Elementprüfungen beschrieben pulverbeschichtet geliefert.
und den jeweiligen Anforderungen entsprechend Aluminiumzargen sind formstabil, kratz- und
gefertigt. Vgl. hierzu Abschn. 7.8., Schutztüren. stoßfest sowie korrosionsbeständig. Als Innen-
Es kann nicht Aufgabe dieses Werkes sein, auf all türen werden sie in vielfältiger formaler Ausbil-
diese Sonderzargen im Einzelnen näher einzuge- dung vor allem in Verwaltungs-, Instituts- und
hen; zu vielfältig sind die Ausführungsmöglich- Krankenhausbauten, aber auch in Schwimmbä-
keiten, sowohl in technischer als auch formaler dern und Saunen eingebaut.
Hinsicht.
7

50 50 65
3 15

3 18

Teil 1
Teil 1 Teil 1

Teil 2
Teil 2 Teil 2

7.103a 7.103b 7.103c

7.103 Schematische Darstellung von zweischaligen Aluminiumzargen zum nachträglichen Einbau in die fertige
Wandöffnung als oberflächenfertiges Ausbauelement (Beispiele)
a) Zweischalige Umfassungszarge für gefälzte Türblätter und Ganzglastüren (Eckformzarge)
b) Zweischalige Umfassungszarge für ungefälzte Türblätter, flächenbündig eingebaut in Sichtbetonwand
c) Zweischalige Umfassungszarge für gefälzte Türblätter, eingebaut in eine Gipskartonplatten-Trennwand
(Rundformzarge)
KÜFFNER Aluzargen, Rheinstetten
7.7 Türelemente aus Metall 579

7.7.2 Türblattkonstruktionen aus Metall • Grundbeschichtung(en),


• Zwischenbeschichtung(en),
Türblätter aus Metall zeichnen sich vor allem • Deckbeschichtung(en).
durch ihre weitgehende Widerstandsfähigkeit
gegen mechanische Beanspruchung, Unemp- In DIN EN ISO 12 944-5 sind die wichtigsten
findlichkeit gegen Feuchtigkeit und Temperatur- Grundtypen von Beschichtungsstoffen zum Kor-
einflüsse sowie durch ihre meist sehr günstigen rosionsschutz von Stahloberflächen angeführt.
Schalldämmwerte aus. Den erhöhten Anforde- Weitere Angaben sind der Fachliteratur [63] so-
rungen des Wärmeschutzes genügen neu ent- wie Abschn. 7.11, Normen, zu entnehmen.
wickelte, hohlraumgedämmte bzw. thermisch ge-
trennte Konstruktionen, so wie sie beim Fenster- Metallische Überzüge bestehen aus einer me-
und Fassadenbau gleichermaßen eingesetzt wer- tallischen Schicht, die auf die Stahloberfläche auf-
den. Sie werden als Außen- und Innentüren im gebracht wird. Der gebräuchlichste Überzug ist
gesamten Bauwesen (Wohnungs-, Verwaltungs-, das Feuerverzinken, bei dem die gereinigte und
Industrie-, Freizeit-, Schul- und Krankenhausbau) vorbehandelte Stahloberfläche durch Eintauchen
vorzugsweise als Dreh-, Pendel-, Falt- und Schie- in ein Schmelzbad (Stückverzinkung bei 430 bis
betüren verwandt. Außerdem eignen sie sich in 480 °C) mit Zink oder Zinklegierungen überzo-
besonderem Maße als Schutztüren für besondere gen wird. Diese aufgeschmolzenen metallischen
Anforderungen, wie sie in Abschn. 7.8 im Einzel- Überzüge sind in der Regel dauerhafter als der
nen erläutert sind. Korrosionsschutz mit Beschichtungssystemen.
Korrosionsschutz Duplexsystem. Den besten Korrosionsschutz auf
Korrosionsschutz von Stahl. Unter Korrosion Stahloberflächen erhält man durch die Kombina-
versteht man die Zerstörung von beispielsweise tion von Verzinkung und Deckbeschichtung(en).
Metalloberflächen durch chemische oder elektro- Die Beschichtung erfolgt nach intensiver Reini-
chemische Vorgänge. Korrosion kann durch die gung der Zinkoberfläche beispielsweise durch
Luft – bei Stahl etwa ab 70 % relativer Luftfeuchte Tauchen oder Spitzen des Bauteiles (z. B. mit
– und deren Verunreinigungen, durch Wasser so- Zweikomponentenlack, Einbrennlack).
wie durch Berühren mit anderen feuchten Bau- • Oberflächenvorbereitung. Voraussetzung für einen
stoffen verursacht werden. Korrosionsschäden langfristig wirksamen Oberflächenschutz ist die gründli-
che Entfernung artfremder Bestandteile (Reinigung von
7
sind demnach durch vorbeugende Maßnahmen
gemäß DIN EN ISO 12 944-1 bis 7 (Ersatz für DIN Schmutz, Öl, Rost usw.) von der Metalloberfläche.
55 928) auszuschließen. • Umweltschutz. Bei der Oberflächenvorbereitung von
Stahlflächen für Korrosionsschutzsysteme sind strenge
Unter wirksamem Korrosionsschutz versteht man gesetzliche Auflagen hinsichtlich des Umwelt- und Ge-
das Fernhalten aggressiver Stoffe von der Stahl- sundheitsschutzes sowie der Entsorgung zu beachten.
oberfläche durch Bereits Mitte der 80er Jahre wurden die Schwermetall-
pigmente (Zinkchromat, Bleimennige u. a.) in den Grund-
• nichtmetallische Beschichtungen (Anstriche) beschichtungen durch andere Stoffe (z. B. Phosphatpig-
oder mente) ersetzt und wirksame Maßnahmen gegen die
umweltbelastende Emission von organischen Lösemit-
• metallische Überzüge. teln unternommen. Außerdem müssen alle Abfälle ge-
sammelt und entsprechend den einschlägigen nationa-
Demnach werden Schichten aus Beschich- len Verordnungen entsorgt werden.
tungsstoffen Beschichtungen (früher Anstriche),
Schichten aus Metall Überzüge genannt. Kontaktkorrosion. Besteht zwischen zwei Metal-
Korrosionsschutzsysteme können somit beispiels- len mit unterschiedlichem elektrochemischen
weise bestehen aus Potential eine elektrisch leitende Verbindung,
• mehreren Beschichtungen (Anstriche), führt dies bei kontinuierlicher oder periodischer
• feuerverzinkten Oberflächen (Überzüge), Belastung durch Feuchte (Elektrolyt) zu einer Kor-
rosion des weniger edlen Metalls. Beim Verbin-
• Kombination aus Überzug und Beschichtung
den von Bauteilen aus weniger edlen Metallen
(sog. Duplexsystem).
(d. h. solchen mit negativem elektrochemischen
Beschichtungssysteme setzen sich aus mehre- Potential) mit Bauteilen aus edleren Metallen ist
ren zusammenhängenden Schichten aus Stoffen deshalb Vorsicht geboten.
mit Bindemitteln (sog. Beschichtungsstoffe) zu- Sind Verbindungen zwischen derart unterschiedli-
sammen. Man unterscheidet chen Metallen oder Legierungen konstruktiv nicht
580 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

vermeidbar, müssen bereits bei der Planung sog. 1,0 bis 1,5 mm dicken verzinkten Stahlblechtafeln
Korrosionstabellen beachtet werden. Diese beplankt ist. Der dadurch entstehende Hohlkör-
zeigen in Form von Spannungsreihen an, ob per kann je nach der zu erwartenden Beanspru-
bestimmte Metalle bzw. Legierungen direkt mit- chung mit weiteren Stahlprofilen ausgesteift,
einander verbunden oder die Kontaktflächen FCKW-freien Dämmstoffen ausgeschäumt oder
elektrisch isoliert werden müssen (z. B. durch Be- mit Mineralwolle-Dämmplatten ausgefüllt wer-
schichten der Oberflächen oder Zwischenlager den. Zwei Sicherungszapfen an der Bandseite ver-
aus Neoprene, Fiber, Butyl oder ähnlich neutralen hindern das Aushebeln des Türblattes in ge-
Werkstoffen). schlossenem Zustand.
Den Tabellen ist zu entnehmen, dass bei ungün- Die strapazierfähigen Türelemente, bestehend
stigen Flächenverhältnissen der Werkstoffe zu- aus Türblatt und passender Zarge, können als
einander beispielsweise feuerverzinkter Stahl Außen- und Innentüren im gesamten Objektbau
nicht mit Kupfer in Kontakt kommen darf. Dies (z. B.Verwaltungs-, Schul-, Gewerbe- und Industrie-
gilt auch für Verbindungen zwischen Aluminium- bau) eingesetzt werden und sind mit oder ohne
legierungen und Kupfer, Zinn oder Blei sowie zwi- Lichtausschnitte erhältlich. Ihre Oberfläche kann
schen Aluminium und Zink bzw. verzinktem Stahl wahlweise pulverbeschichtet grundiert (zur
oder unlegiertem Stahl. weiteren Deckbeschichtung vor Ort) oder mit
• Außenbauteile sind außerdem so anzuordnen, dass die
oberflächenfertiger Kunststoff-Folienbeschich-
Korrosionsprodukte edler Werkstoffe (= positives Poten- tung versehen sein.
tial) möglichst nicht auf unedlere Werkstoffe (= negatives
Potential) verschleppt werden können, beispielsweise Mit Stahlblech beplankte Türblätter werden außerdem an-
durch Regenwasser. Deshalb dürfen Bauteile aus Kupfer geboten als:
nicht über solchen aus Zink angeordnet werden. Weitere • Leichte Innentür (Bild 7.104-2a) mit aussteifendem
Einzelheiten sind [41] sowie DIN EN ISO 12 944-3 zu ent- Holzrahmen und engmaschiger Wabeneinlage, beidsei-
nehmen. tig mit den Stahlblechtafeln vollflächig verklebt. Das in
• Werkstoff Aluminium. Grundsätzlich muss beachtet der Regel etwa 40 mm dicke Türblatt ist als Alternative
werden, dass Aluminiumflächen sehr empfindlich gegen zur Sperrtür aus Holzwerkstoffen für den Wohnungsbau
das Einwirken von frischem Kalk- oder Zementmörtel, gedacht.
Farben sowie verschiedener Lösemittel sind. Daher die-
• Mehrzwecktür (Bild 7.104-2b) aus einem Materialver-
nen Haftfolien bzw. Haftpapiere mit denen Rahmenpro-
bund von Röhrenspanplatte und verzinkten Stahlblech-
file abgedeckt sind dem vorübergehenden Schutz der
tafeln, vollflächig verklebt. Das etwa 40 mm dicke, strapa-
fertigen Oberflächen bei Lagerung, Bearbeitung und
7 Montage. Sie müssen sich allerdings leicht und ohne
zierfähige Türblatt eignet sich auch zum Einsatz als
Innentür im Objektbau.
Rückstände wieder entfernen lassen. Weitere Angaben
über Metalle im Innenausbau s. Abschn. 7.5.3. • Wärmegedämmte Stahlblechtür (Bild 7.104-2c) dop-
pelwandig ausgebildet, mit Hohlraumdämmung aus
Schaumdämmstoff oder Mineralwolleplatten. Geeignet
7.7.2.1 Türen aus Stahlblech für Außentüren und Abschlüsse von Räumen mit unter-
schiedlichen Temperaturen.
Glatte Stahlblechtüren (Bild 7.104-1) bestehen in
• Feuerschutztür aus Stahl (Bild 7.114) wie in Abschn. 7.8,
der Regel aus einem aussteifenden Rahmen aus Schutz- und Sondertüren, näher beschrieben.
Flachstahl oder Vierkantrohr, der beidseitig mit
48

7.104-1 Konstruktionsbeispiel einer dreiseitig gefälzten, doppelwandigen Stahlblechtür mit umlaufendem Stahlrahmen,
senkrechten Profilen als Zusatzaussteifung und schall- bzw. wärmedämmender Dämmstoffeinlage
HÖRMANN KG, Verkaufsgesellschaft, Steinhagen
7.7 Türelemente aus Metall 581

7.104-2
Stahlblechtüren im Materialverbund mit unterschiedlichen
Hohlraumeinlagen
a) Verbundkonstruktion Wabeneinlage mit Stahlblech-
tafeln
b) Verbundkonstruktion Röhrenspanplatte mit Stahl- 1b 1c
1a
blechtafeln
c) Verbundkonstruktion Hohlraumdämmstoff mit 2
Stahlblechtafeln
3
1a Wabeneinlage
1b Röhrenspanplatte 4
1c Dämmstoffeinlage
5
2 Stahlblechtafeln
3 Zinkschicht(en)
4 Grundierschicht(en)
5 Deckbeschichtung(en)
TECKENTRUP, Verl 7.104-2a 7.104-2b 7.104-2c

7.7.2.2 Türen aus Stahlprofilrohren


Das Ausgangsmaterial für die Herstellung von
Stahlprofilrohren ist feuerverzinkter Bandstahl
auf Rollen. Dieser wird zunächst durch mehrere
hintereinander angeordnete Walzenpaare zu ei- 1,5
nem oben offenen Schlitzrohr geformt und an-

60
schließend durch Schweißen geschlossen.
Die gewünschte Profilierung der Rohre erfolgt
durch Kaltziehen über eine Ziehmatrize. Bei kom- 85
plizierten Profilquerschnitten wird dieser Vor-
gang wiederholt. Anschließend werden die auf 7.105a
Gehrung geschnittenen Ecken stumpf ver-
schweißt. 7
Es entstehen Türrahmen mit hoher Formstabi-
lität, die Verbindungstechnik ist relativ einfach
und damit wirtschaftlich. Als nachteilig ist die
Korrosionsanfälligkeit und hohe Wärmeleitfähig-
keit des Werkstoffes Stahl zu bezeichnen. Auf die
möglichen Korrosionsschutzsysteme wurde in
Abschn. 7.7.2 bereits hingewiesen. 7.105b

Profilsysteme. Bei den Profilkonstruktionen ist


zu unterscheiden zwischen
• ungedämmten – thermisch nicht getrennten –
Türprofilen (Bild 7.105),
• wärmegedämmten – thermisch getrennten –
Verbundprofilen (Bild 7.106).

Die ungedämmten Stahlprofilrohre lassen sich zu


Türelementen verarbeiten, an die keine besonde- 7.105c
ren bauphysikalischen Anforderungen gestellt
werden. 7.105 Konstruktionsbeispiele von Türen aus thermisch
nicht getrennten (ungedämmten) RP-Stahlprofil-
Bei den wärmegedämmten Profilrohrsystemen rohren
erfolgt die thermische Entkoppelung der zwei- a) ungedämmte Einzelprofile (Beispiele)
schaligen Verbundprofile je nach Hersteller ent- b) Profile aufschlagend angeordnet
weder durch hochwertige Isolierstege oder in c) Profile flächenbündig angeordnet
Form einer sog. Sandwichkonstruktion mit mittig RP Technik-Profilsysteme, Wickede
582 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

angeordneten wärmedämmenden Kunststoff- nischen Erfordernissen zu treffen ist, sie hängt


profilen. ebenso von den eingesetzten Beschlägen (z. B.
Diese thermische Trennung wird auch im Bereich Einbruchhemmung) und der vorgesehenen Ver-
der Beschläge konsequent eingehalten. Außer- glasungsart ab.
dem weisen die Türflügel doppelte Falzdichtung- Mit diesen Profilsystemen lassen sich auch Feuer-
en auf. Im Schwellenbereich sind je nach Aus- und Rauchschutztüren gemäß Abschn. 7.8.1 und
führung automatische Absenkdichtungen oder Abschn. 7.8.2 herstellen.
Schwellen-Anschlagdichtungen einsetzbar.
Die verschiedenen Profilserien werden jeweils 7.7.2.3 Türen aus Stahl-Aluminium-
mit unterschiedlichen Profiltiefen (40, 45, 50, 60, Kombinationsprofilen
65 mm) angeboten. Dabei können die einzelnen Bei dieser Mischkonstruktion besteht der tragen-
Rahmenteile (Türflügel/Blendrahmen) entweder de Kern aus Stahlprofilrohren, die auf einer oder
• aufschlagend oder auf beiden Seiten mit Aluminium-Deckschalen
• flächenbündig verkleidet werden (Bild 7.107). Auch diese Profil-
zueinander angeordnet sein. Zu beachten ist systeme können ungedämmt oder wärmege-
auch, dass die Dimensionierung dieser Profile dämmt ausgebildet sein.
nicht nur nach statischen und wärmeschutztech-
60

65

87,5 105 2

1 3
7.106a

7
7.107a

7.106b 4
70

7.107b
7.107 Stahl-Aluminium-Kombinationsprofile für Türen
und Schaufensteranlagen
a) Kombinationsprofil thermisch nicht getrennt
(ungedämmt)
7.106c b) Kombinationsprofil thermisch getrennt
(wärmegedämmt)
7.106 Konstruktionsbeispiele von Türen aus thermisch
getrennten (wärmegedämmten) Stahlprofilrohren 1 Aluminiumprofil (Deckschale)
2 Kunststoffklammern zur Befestigung der
a) wärmegedämmte Einzelprofile (Beispiele)
Deckschalen
b) zweischalige Verbundprofile mit Isolierstegen
3 Stahlprofilrohr (tragende Stahlrahmenkonstruk-
(Schüco-Stahlsysteme Jansen)
tion)
c) zweischalige Verbundprofile mit Kunststoff-
4 Isoliersteg für thermisch getrennte Profile
profilen (RP-Profilsysteme), jeweils flächenbündig
angeordnet MBB Metallbau-Bedarf, Willich
7.7 Türelemente aus Metall 583

Als großer Vorteil dieser Kombinationsbauweise auf der warmen Raumseite Kondenswasser – vor
gilt, dass die gegen Beschädigungen weitgehend allem bei relativ hoher Raumluftfeuchte – bildet.
unempfindliche Stahlrahmenkonstruktion zur Um Schwitzwasserbildung zu vermeiden und
Herstellung der notwendigen Bauwerksanschlüs-
se schon frühzeitig (Rohbaustadium) montiert
werden kann. Erst nach Abschluss aller groben
Bauarbeiten werden dann die oberflächenferti-
gen Deckschalen aus Aluminium montiert, so
dass Beschädigungen durch den Baustellenbe-
trieb bei diesen Kombinationssystemen weitge-

65
hend vermieden werden.
Da die Deckschalen mit Kunststoffklammern an
den Stahlgrundprofilen befestigt sind, lassen sie
sich im Bedarfsfall auch einzeln auswechseln. Die
Rahmenkonstruktion und Verglasung bleiben
hiervon unberührt.
Diese Schalenbauweise ergibt insgesamt kubi- 7.108a
sche Formen und vermeidet zusätzliche Fugen
durch die bei anderen Systemen sonst üblichen
Glasfalzstäben. Daher eignen sich diese Profile
auch zur Herstellung großflächiger Schaufenster-
anlagen.

70
7.7.2.4 Türen aus selbsttragenden
Aluminiumprofilen
Die Rahmenprofile – für Türen und Fenster – wer-
den im Strangpressverfahren aus einer Alumini-
umlegierung hergestellt. Dieser Werkstoff ist
leicht, korrosions-, feuchtigkeits- und witterungs-
beständig, lässt sich gut und präzise verformen 7.108b
7
und die Oberfläche vielseitig veredeln.
Neben der rein mechanischen Oberflächenbe-
handlung durch Schleif- und Bürstenbänder gibt
es die dekorative Behandlung in Form von an-
odischer Oxidation (Eloxalverfahren nach DIN
17 611) oder farbiger Kunstharzbeschichtung
77

(Nasslack- bzw. Pulverbeschichtung) in allen RAL-


Farben. Vgl. hierzu auch die Abschnitte 5.6.4.2
sowie 7.5.3.
Aluminium ist außerdem recycelbar. Es kann im-
mer wieder eingeschmolzen und ohne Beein-
trächtigung seiner originalen Qualitätseigen-
schaften wieder zu Profilen verarbeitet werden.
7.108c
Trotz relativ hoher Investitionskosten ist die Wirt-
schaftlichkeit von Aluminiumbauteilen aufgrund
geringer Unterhaltskosten gegeben. 7.108
Konstruktionsbeispiele von Türen aus selbsttragenden
Aluminiumprofilen, innen- und außenseitig flächenbündig
Ungedämmte Konstruktion (Bild 7.108a). Als angeordnet (Beispiele)
nachteilig kann das hohe Wärmeleitvermögen a) ungedämmte Anschlagtür (Bautiefe 65 mm)
von Aluminium, beispielsweise bei einteiligen un- b) thermisch getrennte Türkonstruktion (Bautiefe 70 mm)
gedämmten Rahmenprofilen, angesehen wer- c) thermisch getrennte, hochwertig wärmegedämmte
den. Bei niedrigen Außentemperaturen kühlen Türkonstruktion (Bautiefe 77 mm)
diese (wie alle Metallprofile) stark ab, so dass sich SCHÜCO International, Bielefeld
584 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

auch die Forderung der Energieeinsparverord- derlichen Ausformungen, so dass eine problem-
nung einhalten zu können, kommen daher im lose Verarbeitung und Montage durch den Me-
Wohnungs- und Objektbau derzeit nur noch tallbaubetrieb gewährleistet ist.
thermisch getrennte, wärmegedämmte Verbund- Die Eckverbindung der auf Gehrung geschnitte-
konstruktionen zum Einsatz. nen Rahmenprofile erfolgt über Eckwinkel, die
Verbundkonstruktion (Bild 7.108b bis c). Wär- in die inneren und äußeren Hohlkammern ein-
megedämmte Verbundprofile bestehen aus einer geschoben werden. Der feste Verbund wird me-
inneren und einer äußeren Profilschale aus Alu- chanisch durch maschinelles Einstanzen bzw.
miniumhohlprofilen, die über durchlaufende Einpressen der Profilwandungen in dafür vorge-
Dämmstege aus glasfaserverstärktem Polyamid sehene Nuten des Eckwinkels erreicht. Außerdem
oder sonstige Kunststoffdämmstreifen zu einem werden die Eckverbindungen noch zusätzlich mit
zweischaligen Gesamtprofil verbunden sind Metallklebstoffen verklebt (konventionelle Hohl-
(Drei- oder zukünftig Vierkammer-Profilsysteme). kammer- oder gezielte Injektionsverklebung)
Der form- und kraftschlüssige Verbund der inne- und damit gleichzeitig die Gehrungsfuge abge-
ren und äußeren Schale – bei gleichzeitiger ther- dichtet.
mischer Entkoppelung – ergeben hohe Querzug- Bild 7.110 zeigt beispielhaft den Montagevor-
und Schubfestigkeitswerte, so dass beide Profil- gang von Türbeschlägen an einem Aluminium-
schalen zum Abtragen von Druck-, Zug- oder Ver- Hohlkammertürblatt.
windungskräften herangezogen werden können.
Eckverbindungen (Bild 7.109). Bereits bei ihrer
Herstellung erhalten die Hohlkammerprofile alle
für Zusammenbau und Funktion der Türen erfor-

7.109 Darstellung von Eckwinkelverbindungen bei 7.110 Montagebeispiel einer flächenbündig liegenden
Aluminium-Hohlkammerprofilen (Beispiele) Aluminium-Anschlagtür mit Leichtmetall-Türband,
a) Leichtmetall-Eckwinkel mit zweischaligem Türhebel und Bodentürschließer
Aluminium-Verbundprofil DORMA-Baubeschläge, Ennepetal
b) Leichtmetall-Eckwinkel mit Einbaubeispiel
7.7 Türelemente aus Metall 585

7.7.2.5 Türen aus Kunststoff-Metall- (Thermoplaste), Duromere (Duroplaste) und Elas-


Rahmenprofilen tomere.
Der überwiegende Teil der Kunststofftüren wird Kunststoffprofile für Türen und Fenster werden
nach wie vor aus Hohlkammerprofilen herge- überwiegend aus Polyvinylchlorid (PVC) herge-
stellt. Die an die Rahmen gestellten, statischen stellt. Je nach Weichmacheranteil unterscheidet
und bauphysikalischen Anforderungen werden man Hart-PVC und Weich-PVC (letzteres bleibt
weitgehend über die Anzahl der jeweils hinter- hier unberücksichtigt).
einander liegenden Kammern im Profil (Mehr- Kunststoff-Hohlkammerprofile bestehen dem-
kammersystem) und damit die Profiltiefe insge- nach aus thermoplastischem, weichmacher-
samt erfüllt. freiem Hart-PVC. Dieser Werkstoff weist gute
Mit der Einführung der Energieeinsparverord- mechanische Eigenschaften auf, ist schlagzäh,
nung und den sich daraus ergebenden Anforde- schwerentflammbar, unverrottbar, feuchtigkeits-,
rungen dürfte diese konventionelle Bauweise bei witterungs-, alterungs- und UV-beständig, relativ
weiteren Verbesserungsversuchen jedoch an die gut wärmedämmend und wiederverwertbar.
Grenze des technisch Machbaren stoßen. Weichmacherfreies PVC ist außerdem beständig
gegen alle gebräuchlichen Säuren, Laugen und
Entwicklungstendenzen (Bild 7.111). Für die Salzlösungen sowie gegen Alkohol, Benzin, Öle
Weiterentwicklung von Kunststoffrahmenprofi- usw. Dagegen reagiert es unbeständig bei eini-
len müssen – wie bei allen anderen Profilgruppen gen Lösemitteln wie Benzol, Aceton usw.
auch – neue konstruktive Ansätze gefunden wer-
• Thermoplaste haben die Eigenschaft, dass sie bei Erwär-
den. mung weich werden und sich bei Abkühlung wieder ver-
Um die vielschichtigen Anforderungen zukünftig festigen. Hart-PVC Profile sind daher üblicherweise nur
erfüllen zu können, bietet sich ein mehrschaliger im Temperaturbereich von –30 °C bis +70 °C einsetzbar.
Der Erweichungspunkt liegt bei etwa +80 °C.
und modularer Aufbau der Rahmenprofile an, wie
• Farbgebung. Der Wärmeausdehnungskoeffizient von
er sich bei einigen nachstehend gezeigten Kon- PVC ist relativ hoch, daher spielt die Farbgebung von
struktionsbeispielen bereits andeutungsweise Kunststoff-Rahmenprofilen eine wichtige Rolle. PVC in
abzeichnet. Außerdem kommen neue Werkstoffe hellen Farbtönen heizt sich bei intensiver Sonnenein-
hinzu, die mit den traditionellen Materialien wie strahlung bis zu 50 °C an der Profiloberfläche auf, in
dunklen Farben sogar bis 80 °C. Dunkle Kunststoffprofile
Holz, Kunststoff und Metall in Form von neuarti-
gen Verbundkonstruktionen zu kombinieren
dehnen sich demnach stärker aus als helle, was Auswir-
kungen auf die Funktionstüchtigkeit von Türelementen
7
sind. haben kann. In der Baupraxis werden daher vorwiegend
weiße und hellgraue Profile eingesetzt.
Kunststoffe ist ein Gattungsbegriff für polymere • Recycling. Kunststoffprofile aus Hart-PVC können so-
wohl vollständig aus Frischmaterial bestehen als auch
Werkstoffe, die durch chemische Reaktionen aus einem Recyclatkern, wenn dieser im Koextrusionsver-
künstlich hergestellt werden. Nach ihrem mole- fahren hergestellt und umlaufend mit PVC-Frischmaterial
kularen Aufbau unterscheidet man Plastomere abgedeckt ist.

Stahlprofilrohr

ALU- PVC
Armierung
PVC

a) b)
7.111
Schematische Darstellung von Kunststoff-Metall-Rahmen- PUR-
ALU PUR-
profilen (Beispiele). Vgl. hierzu auch Bild 7.112
Hartschaum Hartschaum
a) Kunststoff-Hohlkammerprofil (PVC-Mehrkammerprofil
mit eingeschobener Metallverstärkung)
b) Hohlkammer-Verbundprofil (PVC mit integrierter
Aluminiumarmierung) PVC
c) Hohlkammer-Verbundprofil (Kombinationsprofil
Aluminium-PVC mit Hartschaumdämmung) ALU
d) Verbundprofil aus PUR-Hartschaum-Dämmblock mit
integrierten Aluminium-Vorsatzschalen c) d)
586 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Somit können ausgebaute Türen, Fenster, Rollläden usw. Diese einschaligen, stranggepressten Profile wei-
sowie Profilreste aus Kunststoff werkstofflich nahezu voll- sen üblicherweise drei, bei hohen Wärme- und
kommen wiederverwertet und der Produktion neu zuge-
führt werden – und zwar ohne Qualitätsverluste. Da- Schalldämmanforderungen vier oder sogar fünf
durch entfällt auch die thermische Entsorgung oder Kammern auf. Dementsprechend variieren auch
Deponieverwahrung. Dieser geschlossene Stoffkreislauf die Profiltiefen zwischen 60 und 75 (100) mm.
entspricht außerdem den Erfordernissen des Kreislauf-
wirtschafts- und Abfallgesetzes. Um auch bei größeren Türelementen die not-
wendige Rahmensteifigkeit zu erhalten und die
Konstruktionen. Auf dem Markt wird eine große Lasten aus Eigengewicht und äußerer Beanspru-
Zahl unterschiedlichster Türkonstruktionen an- chung über Beschläge und Verankerungen in die
geboten. Im Wesentlichen sind die Türen gefer- tragenden Bauteile ableiten zu können, werden
tigt aus (Bild 7.111) in die Hohlkammerprofile Metallverstärkungen
eingebracht. Diese bestehen üblicherweise aus
• Hohlkammerprofilen, verzinkten Stahlprofilrohren, die nachträglich in
• Verbundprofilen. die Hohlkammerprofile eingeschoben und ver-
schraubt werden.
1. Türen aus Kunststoff-Hohlkammerprofilen Die auf Gehrung geschnittenen Eckverbindungen
(Bild 7.112a). Der überwiegende Teil der Kunst- von Kunststoffrahmen werden im Press-Stumpf-
stofftüren wird aus Hohlkammerprofilen (Hart- Schweißverfahren hergestellt und damit dicht
PVC) hergestellt, deren Konstruktionsprinzip auf verschweißt.
dem Mehrkammersystem beruht. Die Profile wer- Güte- und Prüfbestimmungen von Haustüren
den durch Extrusion (beheizte Strangpresse mit sind in RAL-GZ 996 festgeschrieben [1], die zur
formgebendem Mundstück) gefertigt. Zeit überarbeitet werden.

85
68

PVC ALU-Armierung

7
60

94 62

7.112a 7.112b

72 5 88 70
ALU PUR-Hartschaum
75
71,5

7.112c 7.112d

7.112 Konstruktionsbeispiele von Außentüren aus Kunststoff-Metall-Rahmenprofilen


a) Tür aus PVC-Hohlkammerprofilen mit Stahlprofilrohraussteifung (Brügmann, Papenburg)
b) Tür aus PVC-Hartschaum Verbundprofilen mit integrierter Aluminiumarmierung (Kömmerling, Pirmasens)
c) Tür aus Aluminium-PVC-Verbundprofilen mit PUR-Hartschaumkern (Rehau AG, Erlangen)
d) Türen aus PUR-Hartschaum-Vollprofilen mit tragenden Aluminium-Vorsatzschalen (RP-Technik, Wickede)
7.8 Schutztüren 587

2. Türen aus Hohlkammer-Verbundprofilen innen- und außenseitig vorgesetzten, kraftschlüs-


(Bild 7.112b bis c). Neben den Türen aus Kunst- sig damit verbundenen Alu-Vorsatzschalen be-
stoff-Hohlkammerprofilen (einschalige Mehr- stehen.
kammerprofile) werden Außentüren auch in Im Vergleich mit Hohlkammer-Stegprofilen zeich-
Form von Hohlkammer-Verbundprofilen herge- nen sich diese Dämmblock-Vollprofile durch her-
stellt. Diese Türen zeichnen sich durch neuartige vorragende Wärmedämmeigenschaften aus, so
Materialkombinationen (z. B. PVC mit Aluminium) dass es auch bei tieferen Außentemperaturen auf
aus, wobei die jeweiligen Vorteile der beiden der Türinnenseite zu keiner Schwitzwasserbil-
Werkstoffe – meist in Verbindung mit einem dung kommt.
hochwertigen Dämmstoffkern – in sinnvoller Die beiden äußeren, tragenden Aluminium-Vor-
Weise miteinander verbunden werden. satzschalen erbringen die notwendige Stabilität
und mechanische Beanspruchbarkeit. Die auf
Bild 7.112b zeigt eine Tür aus PVC-Hartschaum- Gehrung geschnittenen Rahmenecken werden
Verbundprofilen mit integrierter Aluminium- mit selbstverriegelnden Eckverbindern in den
armierung. Bereits bei der Herstellung dieser Alu-Schalen und vollflächiger Verklebung der
Verbundprofile gehen beide Werkstoffe eine un- Schnittflächen dicht verbunden.
lösbare formschlüssige Verbindung ein. Dabei
nimmt die Metallarmierung alle Druck-, Zug- und
Biegekräfte auf und gibt den Bändern, Schlössern
und Türgarnituren einen optimalen Halt. 7.8 Schutztüren
Die auf Gehrung geschnittenen Eckverbindung-
en von Kunststoffrahmen werden üblicherweise Von Schutz- und Sondertüren werden je nach
stumpf verschweißt. Bei den PVC-Hartschaum- Einsatzort und den sich daraus ergebenden An-
Verbundprofilen erfolgt die Eckverbindung auch forderungen ganz spezifische Eigenschaften ge-
noch mechanisch durch in die Aluminium-Hohl- fordert. Man unterscheidet:
kammerprofile eingepresste und verklebte Eck- Schutztüren • Feuerschutztüren
winkel. • Rauchschutztüren
• Schallschutztüren
• Strahlenschutztüren
Bild 7.112c zeigt eine Tür, deren Profile aus ei- • Einbruchhemmende Türen
nem tragenden, außen liegenden Aluminiumpro- • Schusshemmende Türen u. a.
fil mit innenseitig aufgesetzter Schale aus PVC Sondertüren • Wohnungsabschlusstüren
7
bestehen. Letztere ist durch expandierten PUR- (Abschnitt 7.9) • Feucht- und Nassraumtüren u. a.
Hartschaum kraft- und formschlüssig mit dem
Aluminiumprofil verbunden. Durch das großvolu-
mige Aluminiumprofil wird die notwendige Sta- 7.8.1 Feuerschutztüren
bilität erreicht; die innenliegende Schale aus PVC (Feuerschutzabschlüsse)
mit dem Hartschaumkern ergeben zusammen
gute Wärmedämmwerte. Feuerschutzabschlüsse sind gemäß DIN 4102-5
Die Werkstoffe sind konstruktiv so aufeinander selbstschließende Türen und andere Abschlüsse
abgestimmt, dass sich trotz ihrer unterschied- (z. B. Klappen, Rollläden, Tore), die dazu bestimmt
lichen Ausdehnungskoeffizienten und der im sind, im eingebautem Zustand den Durchtritt ei-
Einbauzustand auftretenden unterschiedlichen Au- nes Feuers durch notwendige Öffnungen in Wän-
ßen- und Raumtemperaturen identische Längen- den oder Decken eines Gebäudes zu verhindern.
änderungen der Verbundprofile ergeben. Sie sind als Ganzes Bestandteil eines feuerwider-
Wie bei Türen und Fenstern aus Aluminium-Hohl- standsfähigen Raumabschlusses und zwar ein-
kammerprofilen üblich, werden die auf Gehrung schließlich der umgebenden Wand, der in der
geschnittenen Rahmenecken mit stabilen Eck- Wand befestigten Zarge, den Befestigungsmitteln,
winkeln verbunden und zusätzlich noch mit Me- aller Beschlagteile, Dichtungen und Türflügel. Alle
tallklebstoff verklebt bzw. abgedichtet. diese Teile beeinflussen sich wechselseitig und
sind daher in die Prüfung der Feuerwiderstands-
3. Türen aus Verbundprofilen mit Dämmblock fähigkeit und Dauerfunktionstüchtigkeit einzube-
(Vollprofil) und Vorsatzschalen (Bild 7.112d). Eine ziehen.
Alternative zu den Hohlkammerprofilen stellen Die Notwendigkeit des Einbaues von Feuer-
Verbundprofile dar, die aus einem hochwärme- schutzabschlüssen ergibt sich aus den baurecht-
dämmenden PUR-Hartschaum-Dämmblock mit lichen Bestimmungen der Musterbauordnung
588 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

(MBO) bzw. den jeweiligen Landesbauordnungen Europäische Normen.1) Mit dem Übergang vom
(LBO), den Verordnungen und Richtlinien über nationalen zum europäischen Regelwerk ergeben
Bauten und Räume besonderer Art oder Nutzung sich auch neue Prüf-, Klassifizierungs- und Pro-
(z. B. Verkaufsstätten-, Versammlungsstätten-, Ga- duktnormen, die zum Teil noch in Bearbeitung
ragen-, Krankenhausbau-, Gaststättenverordnung- sind. Außerdem wurde ein neues europäisches
en, den Schulbau-, Hochhaus- oder Industriebau- Klassifizierungssystem zum Brandverhalten von
richtlinien) sowie aus einer Vielzahl weiterer Bauprodukten (Baustoffen) geschaffen, das insge-
Rechtsverordnungen und Verwaltungsvorschrif- samt sieben EUROKLASSEN mit weiteren zusätzli-
ten. chen Unterklassen vorsieht (seither DIN 4102-1).
Diese Verordnungen bestimmen neben der Feu- Einzelheiten hierzu sind Tabelle 16.95,Teil 1 dieses
erwiderstandsklasse der Wände auch die erfor- Werkes zu entnehmen.
derliche Feuerwiderstandsklasse der dort einzu- • DIN EN 1363-1 gilt zukünftig als Grundnorm
bauenden Türen. für die Feuerwiderstandsprüfung aller Bauteile.
DIN-Normen.1) Von einigen Besonderheiten ab- • E DIN EN 13 916 legt die Anforderungen und
gesehen, müssen Feuerschutzabschlüsse die An- Klassifizierung von Feuerschutztüren fest.
forderungen an raumabschließende Bauteile • DIN EN 1634-1 regelt das Prüfverhalten für die
nach DIN 4102-2 erfüllen. Feuerschutzabschlüsse Bestimmung der Feuerwiderstandsdauer von
zählen jedoch zu den Sonderbauteilen, weil sie Feuerschutztüren. Diese Prüfnorm enthält eini-
wegen ihrer beweglichen Teile nicht alle Anforde- ge wesentliche Änderungen im Vergleich mit
rungen an raumabschließende Bauteile erfüllen der seitherigen Prüfmethode nach DIN 4102-5,
können. so dass sich daraus eine gewisse Verschärfung
Feuerschutzabschlüsse werden daher nach DIN der Prüfbedingungen ergibt, die sich auf die
4102-5 geprüft und je nach Anforderung in un- Konstruktion der Feuerschutzabschlüsse künf-
terschiedliche Feuerwiderstandsklassen einge- tig auswirken wird.
teilt (Tabelle 7.113). Beim Brandversuch – dessen • Bei Feuerschutzabschlüssen handelt es sich in
Dauer der Feuerwiderstandsklasse entspricht der Regel um nicht geregelte Bauprodukte, für
– muss die raumabschließende Wirkung gewahrt die der Nachweis ihrer Verwendbarkeit er-
bleiben und der Durchgang des Feuers verhin- bracht werden muss (Ausnahme: Feuerschutz-
dert werden. türen aus Stahlblech gemäß DIN 18 082 = gere-
7 Der Nachweis der Dauerfunktionstüchtigkeit er- gelte Bauart).
folgt gemäß DIN 4102-18. Diese hängt im We- • Grundsätzlich hat der Verwender die jeweils
sentlichen von der Ausstattung der Türelemente aktuelle Fassung der Bauregelliste zu beachten.
mit leistungsfähigen Beschlägen, Bändern,
Bauregelliste, Ü-Zeichen, CE-Zeichen. Die Landesbauord-
Schlössern und anderen Schließmitteln ab. Ein nungen unterscheiden zwischen geregelten, nicht geregel-
besonders wichtiges Kriterium für die Funk- ten und sonstigen Bauprodukten, die in den verschiedenen
tionstüchtigkeit ist das selbsttätige Schließen Bauregellisten aufgeführt sind. Das Zusammenfügen von
des/der Türflügel. Bauprodukten zu baulichen Anlagen oder Teilen von bauli-
chen Anlagen definieren sie als Bauart.
Keines Nachweises bedürfen Feuerschutztüren
• Die Bauregelliste A gilt für Bauprodukte im Sinne der
aus Stahlblech gemäß DIN 18 082, Bauart A und B Begriffsbestimmung der Landesbauordnungen. Teil 1
(Stahltüren T 30-1). Diese Norm stellt eine Kons- dieser Bauregelliste enthält die geregelten Bauprodukte,
truktions- bzw. Produktnorm dar (geregelte Bau- Teil 2 die nicht geregelten Bauprodukte. Teil 3 enthält
art). Einzelheiten hierzu s. Abschn. 7.8.1.1. nicht geregelte Bauarten.
• Die Bauregelliste B dient der Umsetzung von Richtlinien
1) der Europäischen Union (konnte aber bisher noch nicht
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.11 zu ent-
aufgestellt werden).
nehmen.
• In der Liste C werden Bauprodukte geführt, für die es
Tabelle 7.113 Feuerwiderstandsklassen T nach DIN 4102-5 weder technische Baubestimmungen noch allgemein
anerkannte Regeln der Technik gibt und die für die Bau-
Feuerwiderstandsklasse Feuerwiderstandsklasse ordnungen nur eine untergeordnete Bedeutung haben.
in Minuten
Geregelte Bauprodukte entsprechen den in der Bauregel-
T 130 ≥ 130 liste A Teil 1 bekannt gemachten technischen Regeln oder
T 160 ≥ 160 weichen von ihnen nicht wesentlich ab.
T 190 ≥ 190
T 120 ≥ 120 Nicht geregelte Bauprodukte sind Bauprodukte, die
T 180 ≥ 180 wesentlich von den in der Bauregelliste A Teil 1 bekannt
gemachten technischen Regeln abweichen oder für die es
7.8 Schutztüren 589

keine Technischen Baubestimmungen oder allgemein Stahltüren, die den Festlegungen dieser Normen
anerkannten Regeln der Technik gibt. entsprechen, gelten ohne besonderen Nachweis
Die Verwendbarkeit ergibt sich als T30-Türen nach DIN 4102-5 (Bauregelliste A
• für geregelte Bauprodukte aus der Übereinstimmung mit Teil 1, geregelte Bauart). Die entsprechenden Gü-
den bekannt gemachten technischen Regeln,
te- und Prüfbestimmungen für Feuerschutzab-
• für nicht geregelte Bauprodukte aus der Übereinstim-
mung mit schlüsse sind in RAL-RG 611 [42] festgeschrieben,
• der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung oder die zur Zeit überarbeitet werden.
• dem allgemeinen bauaufsichtlichen Prüfzeugnis oder
• der Zustimmung im Einzelfall. DIN 18 082-1 legt die Anforderungen an T30-1
Sonstige Bauprodukte sind Produkte, für die es allgemein Stahltüren der Bauart A (Türblattdicke 54 mm)
anerkannte Regeln der Technik gibt, die jedoch nicht in der fest, zur Verwendung in Wandöffnungen von 625
Bauregelliste A enthalten sind. An diese Bauprodukte stellt mm bis 1000 mm Breite und von 1750 bis 2000
die Bauordnung zwar die gleichen materiellen Anforde- mm Höhe (Baurichtmaße). Die Wanddicke muss
rungen, sie verlangt aber weder Verwendbarkeits- noch
Übereinstimmungsnachweise; sie sind deshalb auch nicht mind. 115 mm bei Mauerwerk (DIN 1053-1) und
in der Bauregelliste A erfasst. 100 mm bei Beton (DIN 1045) betragen.
Verwendbarkeitsnachweis. Geregelte und nicht geregel-
te Bauprodukte – deren Verwendung in den Landesbau- DIN 18 082-3 erfasst T30-1 Stahltüren der Bauart
ordnungen geregelt ist – dürfen eingesetzt werden, wenn B (Türblattdicke 62 mm) für Wandöffnungen von
ihre Verwendbarkeit in dem für sie geforderten Überein- 750 bis 1250 mm Breite und von 1750 bis 2250
stimmungsnachweis bestätigt ist und sie deshalb das Über- mm Höhe (Baurichtmaße). Die Wanddicke muss
einstimmungszeichen – Ü-Zeichen – tragen. Diese sind in
der Bauregelliste A, Teil 1, 2 und 3 aufgelistet. mind. 240 mm bei Mauerwerk und 140 mm bei
Stahlbeton betragen.
• Gemäß Bauregelliste gibt es folgende Arten des Überein-
stimmungsnachweises: Bild 7.114 zeigt eine einflügelige Feuerschutztür der Bau-
ÜH – Übereinstimmungserklärung des Herstellers art A gemäß DIN 18 082-1. Das Türblatt besteht aus zwei
ÜHP – Übereinstimmungserklärung des Herstellers 1,0 mm dicken Feinblechen, die zu einem allseitig geschlos-
nach vorheriger Prüfung des Bauproduktes senem 54 mm dicken Türkasten zusammengefügt sind,
durch eine bauaufsichtlich anerkannte Prüfstelle und zwar so, dass an drei Türblattkanten umbördelte An-
schlagfalze von 24 mm Breite entstehen. Weitere Flach-
ÜZ – Übereinstimmungserklärung des Herstellers bzw. Winkelstahlverstärkungen sind zur inneren Ausstei-
nach einer Zertifizierung des Produktes durch fung des Türkastens, zur Verstärkung des Schlossbereiches
eine anerkannte Zertifizierungsstelle (Überein- und zur Befestigung des Obentürschließers eingeschweißt.
stimmungszertifikat).
Auf der Bänderseite des Türblattes ist ein Sicherungszapfen 7
Bauprodukte, die nach dem Bauproduktengesetz auf der untergebracht, der beim Schließen der Tür in die Zarge ein-
Basis harmonisierter europäischer Produktnormen in Ver- greift, um im Falle eines Brandes ein Ausbiegen des Türflü-
kehr gebracht werden, müssen gemäß der Bauregelliste B gels zu verhindern. Als Dämmstoff kommen nichtbrennba-
Teil 1 als Verwendbarkeitsnachweis die CE-Kennzeich- re Mineralfaserplatten nach DIN 18 089-1 zur Anwendung,
nung tragen. wobei diese den Türkasten vollständig ausfüllen müssen.
Für die sonstigen Bauprodukte braucht die Verwendbarkeit Die Stahlzarge besteht aus Z-förmigen Stahlprofilen von 3
nicht nachgewiesen zu werden. Weitere Einzelheiten sind bis 4 mm Dicke, an deren Längsseiten je drei Maueranker
Abschn. 2.2.4,Teil 1 dieses Werkes sowie [43] zu entnehmen. angeschweißt sind. Die Verankerung der Türzarge mit der
Wand muss nach DIN 18 093 erfolgen. Das Türblatt ist an
zwei Konstruktionsbändern aufgehängt.
Allgemeine Konstruktions- und Einbauhinwei-
se für Feuerschutzabschlüsse s. Abschn. 7.8.1.2. Als Schließmittel sind ein nichttragendes Federband (DIN
18262 bzw. 18 272) auf halber Türkastenhöhe oder ein
Obentürschließer mit hydraulischer Dämpfung nach DIN
18 263-1 möglich. Weitere Angaben hierzu s. Abschn.
7.8.1.1 Feuerschutztüren aus Stahl 7.5.1.4, Türschließer (Türschließmittel).

Feuerhemmende einflügelige Stahltüren (Bild Allgemeine Konstruktions- und Einbauhinwei-


7.114) – auch doppelwandige Stahlblechtüren se für Feuerschutzabschlüsse s. Abschn. 7.8.1.2.
genannt – sind in DIN 18 082-1 und -3 genormt.
Dabei handelt es sich um selbstschließende
Türen ohne Verglasung, die dazu bestimmt sind, 7.8.1.2 Feuerschutztüren aus
notwendige Öffnungen in raumabschließenden Rohrrahmenkonstruktionen
Wänden gemäß baurechtlicher Bestimmungen
zu verschließen. Die Arten A und B unterscheiden Türsysteme. Feuerschutztüren aus Rohrrahmen-
sich in ihrer Eignung für verschiedene Wandma- profilen – auch Rohrprofiltüren genannt – sind
terialien (Mauerwerk, Stahlbeton) bzw. Wandöff- nach unterschiedlichen Konstruktionsprinzipien
nungsgrößen. aufgebaut. Man unterscheidet
590 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

7 380 60

190

200
6
1 Einsteckschloss nach DIN 18 250 mit Schlüsselloch-
blende bei BB-Lochung
2 Ankerlochaussparung (z. B. 80 mm im Beton, 95 mm 3

Baurichtmaß 1750 bis 2000


im Mauerwerk)

x
3 Lage der Kennzeichnungsschilder
4 Federband nach DIN 18 262 oder DIN 18 272. Höhenlage des

Bandabstand
Vgl. hierzu auch Abschn. 7.5.1.4. Sicherungszapfens
A

110
5 Meterrissmarkierung (Kerbe) A
6 Verstärkungswinkel für Obentürschließer 1 4
7 Lage der Z-Stahlzarge
5
8 Anker nach DIN 18 093

1300
9 Z-Stahlzarge, eingeputzt, 54 × 50 × 25 × 3 mm

1050

1000
10 Schutzkasten

x
11 umlaufende Flachstahlverstärkung 50 × 5 mm
12 Schlosstaschenauskleidung mit 2
Wärmedämmplatten
13 Schlosstasche

200
200
14 Mineralfaserplatten nach DIN 18 089-1 OFF
15 Sicherungszapfen
3
ANSICHT a)
7.114a

5 Baurichtmaß 625 bis 1000 5


30 lichtes Durchgangsmaß 656 bis 940 30
10 4 4

25
14

12 13 9
0

7
3

1
1

20 5 1
54

54
1

24 92 20
50
8 9 11 1 12 14 15 4
7.114b

7.114 Feuerschutztür nach DIN 18 082-1 (Ausg. 12.91): Feuerhemmende einflügelige T30-1 Stahltür, Bauart A
(insgesamt vereinfachte Darstellung, Maße in mm)
a) Ansicht der Feuerschutztür. Baurichtmaße der Wandöffnung in der Breite von 625 × 1000 mm, in der Höhe von
1750 × 2000 mm
b) Schnitt A–A durch Schlosstasche und bandseitigem Sicherungszapfen

• thermisch geschützte Konstruktionen, Plattenstreifen o. Ä. beplankt und dadurch ther-


• thermisch getrennte Konstruktionen. misch geschützt werden. Diese Plattenstreifen
werden durch gekantete Stahlblechschalen ge-
Thermisch geschützte Konstruktionen schützt, die gleichzeitig auch als Halterung für
• Beplankte Konstruktionen. Bei dieser Bauart die äußere Aluminium-Deckverkleidung die-
bestehen die Türflügel- und Blendrahmen aus nen.
jeweils mittig angeordneten, tragenden Stahl- Mit dieser Verbundkonstruktion lassen sich auch
profil-Grundrahmen, die beidseitig von außen die sonst bauüblichen Beschädigungen der
mit bauaufsichtlich zugelassenen Fasersilikat- fertigen Elementoberflächen auf ein Minimum
7.8 Schutztüren 591

33,5 5 19 5 91

62,5
6 6

1 2 3 4 5
HÖRMANN KG, Steinhagen

70 6 18 6

7 6

75

1 2 3 4 5
MMB Metallbau-Bedarf, Willich

7.115 Konstruktionsbeispiele von T30-1 Feuerschutztüren aus thermisch geschützten Stahlrohrprofilen (Grundrahmen)
mit Brandschutzglas und aufgeklipsten Aluminium-Deckschalen 7
1 Stahlrohrprofil (tragender Grundrahmen)
2 Fasersilikat-Plattenstreifen (thermischer Schutz)
3 gekantete Stahlblechschale mit Klemmhalterung
4 aufgeklipste Aluminium-Deckschale
5 Brandschutzglas
6 unter Hitzeeinwirkung aufschäumbare Palusol-Brandschutzleisten
7 bandseitig eingebauter Sicherungszapfen

reduzieren, da die eloxierten oder einbrenn- Derartige Stahlprofilrohrkonstruktionen können


lackierten Aluminium-Deckschalen erst kurz entweder werk- oder bauseitig direkt farbbe-
vor Baufertigstellung auf die bereits installier- schichtet oder auch mit Aluminium-Deckscha-
ten Türelemente aufgeklipst werden. len verkleidet werden.
Konstruktionsbeispiele s. Bild 7.115a und b. Konstruktionsbeispiele s. Bild 7.116a und b.
Vgl. hierzu auch Bild 7.123. • Stegkonstruktion mit Isolatoren. Bei dieser
Bauart bestehen die Türflügel- und Blendrah-
Thermisch getrennte Konstruktionen men je nach System entweder aus zwei Stahl-
• Sandwichkonstruktion. Bei dieser Bauart be- profilrohren oder aus zwei Aluminiumprofilen.
stehen die Türflügel- und Blendrahmen aus je- Diese tragenden Profile sind durch kohlefaser-
weils innen- und außenseitig angeordneten – verstärkte Kunststoffstege (Isolierstege) kraft-
thermisch mittig getrennten – Stahlprofilroh- schlüssig miteinander verbunden und dadurch
ren, die zu Rahmen verschweißt werden. Die gleichzeitig auch thermisch getrennt.
thermische Entkoppelung erfolgt durch eine Außerdem sind in die beiden Hohlprofile in-
isolierende Zwischenschicht aus Fasersilikat- nenseitig Gipskarton-Plattenstreifen eingeklebt.
Plattenstreifen o. Ä., die mit den Brandschutz- Diese sog. Isolatoren geben bei Hitzeein-
gläsern in einer Ebene liegen. wirkung Feuchtigkeit ab und kühlen die Profile,
592 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

75
3 2 1 4 5
110 10 42

7.116a 7.116b

7.116 Konstruktionsbeispiele von T30-1 Feuerschutztüren aus thermisch getrennten Stahlprofilrohren


(Sandwichkonstruktion) mit Brandschutzglas
a) Stahlprofilrohrkonstruktion für werk- oder bauseitige Beschichtung (Anstrich)
b) Stahlprofilrohrkonstruktion mit Aluminium-Deckschalen
1 Stahlprofilrohre, thermisch mittig getrennt
2 Fasersilikat-Plattenstreifen (isolierende Zwischenschicht)
3 bandseitig eingebauter Sicherungszapfen
4 Brandschutzglas
5 aufgeklipste Aluminium-Deckschale
SCHÜCO International, Bielefeld

7.117
Thermisch getrennte Stahlprofilrohre und Aluminium-
profile (Stegkonstruktionen) für T30-1 Feuerschutztüren
70

(Beispiele)
a) bis b) Stahlprofilrohre mit Isolierstegen und einge-
7 c)
klebten Gipskarton-Plattenstreifen (Isolatoren)
Aluminiumprofil mit Isolierstegen und einge-
7.117a 7.117b 7.117c klebten Gipskarton-Plattenstreifen (Isolatoren)

65 5 51 22

6
70

1 2 3 4 5

7.118 Konstruktionsbeispiel einer T30-1 Feuerschutztür aus thermisch getrennten, selbsttragenden Aluminiumprofilen
(Stegkonstruktion) mit Brandschutzglas
1 Aluminiumprofile, thermisch getrennt durch Isolierstege
2 kohlefaserverstärkte Kunststoffstege (Isolierstege)
3 eingeklebte Gipskarton-Plattenstreifen (Isolatoren)
4 unter Hitzeeinwirkung aufschäumbare Palusol-Brandschutzleisten
5 Brandschutzglas
6 bandseitig eingebauter Sicherungszapfen
SCHÜCO International, Bielefeld
7.8 Schutztüren 593

so dass die kritischen Temperaturgrenzen nicht glaste Feuerschutzabschlüsse von großem Vor-
überschritten werden. teil.
Konstruktionsbeispiele s. Bild 7.117 und Bild Die Feuerwiderstandsfähigkeit von Feuerschutz-
7.118 abschlüssen wird zukünftig gemäß DIN EN
1634-1 geprüft (teilweiser Ersatz für die noch
Allgemeine Konstruktions- mitgültige DIN 4102-5). Die Klassifizierung des
und Einbauhinweise Feuerwiderstandes von feststehenden Brand-
schutzverglasungen ist in DIN EN 357 geregelt.
Feuerschutzabschlüsse müssen sowohl hinsicht- Vgl. hierzu auch Abschn. 16.7, Baulicher Brand-
lich ihres konstruktiven Aufbaues als auch bezüg- schutz, Teil 1 dieses Werkes.
lich Montage, Betrieb und der für den Einbau vor- Nach der seitherigen Festlegung dürfen in
geschriebenen Wände in allen Einzelteilen dem brandschutztechnisch geforderten Türen grund-
jeweiligen Verwendungsnachweis entsprechen. sätzlich nur Brandschutzgläser der Feuerwider-
Im Einzelnen sind zu beachten: standsgruppe F eingebaut werden und zusam-
• Montage. Nur ein ordnungsgemäßer Einbau men mit der kompletten Türabschluss-Bauart
mit kraftschlüssiger Verankerung in der angren- geprüft und zugelassen sein.
zenden Wand sichert die einwandfreie Funk- G-Verglasungen dürfen in Feuerschutztüren
tion einer Feuerschutztür im Brandfall. Dies nicht eingebaut werden, dagegen sind sie in
wird durch die Übergabe der Montageanlei- Rauchschutztüren einsetzbar.
tung an den Bauherrn zusammen mit dem Zu-
lassungsbescheid dokumentiert. Eine strikte Sind Bauteilkombinationen geplant (z. B. fest-
Einhaltung der Montagevorschriften durch den stehendes Verglasungsteil mit Feuerschutztür),
Verarbeiter ist unabdingbar. so müssen beide Teile die gleiche Feuerwider-
standsklasse aufweisen und als Gesamtbauteil
Zulässig sind ausschließlich Anschlüsse an in (Feuerschutztür mit Brandschutzverglasung) ge-
der Zulassung definierte Wandarten wie zum prüft und bauaufsichtlich zugelassen sein.
Beispiel Mauerwerk und Stahlbeton aber auch
leichte Gipsplatten-Metallständerwände u. a. • Brandschutzgläser. Es gilt festzuhalten, dass
Grundsätzlich erfolgt die Zargenmontage immer zwei- normales Glas (Floatglasscheiben) für brand-
stufig. Zunächst ist eine kraft-/formschlüssige Verbin- schutztechnische Zwecke nicht geeignet ist. Im
dung mit der Wand durch Anker, Klammern oder Dübeln
herzustellen. Anschließend sind alle Hohlräume zwi-
Brandfall würde es bei einseitiger Hitzeeinwir-
kung bereits nach kurzer Zeit zerspringen und
7
schen Zarge bzw. Blendrahmen und Wand lückenlos zu
hinterfüllen, um einem Flammendurchschlag im An- so den Feuerdurchtritt in den nächsten Brand-
schlussbereich vorzubeugen. abschnitt ermöglichen.
Bei der Montage von Stahlzargen in Massivwänden ist Der grundsätzliche Unterschied zwischen den
der Hohlraum mit Zementmörtel dicht zu verfüllen. üblicherweise verwendeten Brandschutzglas-
Beim Einbau von Feuerschutztüren in Ständerwerks- arten ergibt sich aus dem Kriterium der Wärme-
wänden werden die Zargenspiegel innenseitig mit Gips strahlung, aus dem sich auch die unterschied-
hinterfüllt, bevor das Ständerwerk beplankt wird. Diese
Hinterfüllung dient der Kühlung der Zargenprofile und lichen Anwendungsbereiche von F- und G-
Stabilisierung des Verbundes von Zarge und Wand. Verglasungen ableiten lassen.
Beim nachträglichen Einbau von Stahlzargen in leichte • F-Verglasungen (z. B. F 30, F 60, F 90) verhindern ent-
Trennwände müssen die Hohlräume dicht mit Mineral- sprechend ihrer Feuerwiderstandsdauer nicht nur die
wolle ausgestopft werden. Ausbreitung von Feuer und Rauch, sondern auch den
Auf dem Markt werden auch PU-Schäume in F 30-Qua- Durchtritt von Wärmestrahlung durch thermische
lität angeboten, die einen Feuerwiderstand von 30 Minu- Isolation (= strahlenundurchlässige Verglasung). Dies
ten ergeben. geschieht in der Regel durch glasklare Zwischen-
Vgl. hierzu auch Abschn. 7.4.5, Bauwerksanschlüsse, Ab- schichten (z. B. Natriumsilikat), die zwischen den ein-
schn. 7.7.1.1, Einbau von Stahlzargen sowie in Teil 1 die- zelnen Sicherheitsglasscheiben eingelagert sind.
ses Werkes die Abschnitte 6.10 und 15, nicht tragende Wenn im Brandfall die dem Feuer zugewandte erste
leichte Trennwände. Scheibe zerspringt, schäumt die Gelschicht auf und bil-
det mit ihrem verdampfenden Wassergehalt für die
• Verglaste Feuerschutztüren. An manche Feu- weiteren Glasscheiben eine hochwärmedämmende
erschutztüren wird beispielsweise aus Grün- Isolierschicht. Dabei wird der Glasverbund undurch-
den der Verkehrssicherheit die Forderung nach sichtig.
Durchsicht erhoben. Besonders in öffentlich • G-Verglasungen (z. B. G 30, G 60, G 90) behalten im
Brandfall ihre raumabschließende Wirkung und ver-
zugänglichen Gebäuden, wo Flucht- und Ret- hindern entsprechend ihrer Feuerwiderstandsdauer
tungswege in Fluren und Treppenhäusern die Ausbreitung von Feuer und Rauch. Außerdem blei-
jederzeit passierbar sein müssen, sind ver- ben sie im Brandfall durchsichtig.
594 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

7.119a 7.119b 7.119c

7.119 Schematische Darstellung des Einbaues von Brandschutzleisten bei Feuerschutztüren. Diese schäumen unter Hitze-
einwirkung auf, so dass der Luftspalt zwischen Zarge und Türblatt verschlossen und der Durchtritt von Feuer, Rauch
und Hitze für eine bestimmte Zeit verhindert wird.
a) Stahlzargenfalz mit aufgeklebter Brandschutzleiste
b) Stahlzargenfalz mit geschützter, bündig eingelegter Brandschutzleiste
c) Türblatt aus Holz und Holzwerkstoffen mit integrierter Brandschutzleiste im Kantenbereich

G-Verglasungen lassen allerdings die Wärmestrahlung dass zuerst der Standflügel und dann erst der Gehflü-
– wenn auch vermindert – passieren (= strahlendurch- gel zufällt.
lässige Verglasung), so dass es durch die Hitzestrah- Weitere Einzelheiten hierzu sind Abschn. 7.5.1.4, Tür-
lung im angrenzenden Raum zur Entzündung leicht- schließmittel, zu entnehmen. Angaben über Bänder,
entflammbarer Materialien und Gegenstände kom- Schlösser und Türdrückergarnituren für Feuerschutz-
men kann. Derartige Verglasungen sind damit gegen abschlüsse s. Abschn. 7.5.1 bis Abschn. 7.5.3.
Feuer „widerstandsfähig“, jedoch nicht „feuerhem-
mend“ bzw. „feuerbeständig“. • Brandschutzplatten bestehen aus wasserhal-
G-Verglasungen sind brandschutztechnische Sonder- tigem Natrium- oder Kalciumsilikat, das mit
bauteile. Über die Zulässigkeit ihrer Verwendung ent-
scheidet die zuständige örtliche Bauaufsichtsbehörde
Glasfasern bzw. einem Glasfasergewebe (Draht-
Vgl. hierzu auch Abschn. 15.3.4, Brandschutz von um- netz) zusammengehalten wird. Bei Hitzeein-
setzbaren Trennwänden, in Teil 1 dieses Werkes. wirkung ab etwa 150 °C schäumen die 2 mm
dicken Platten zu einer druckfesten, nicht-
7 • Türschließmittel. Feuerschutzabschlüsse kön-
nen ihren Zweck – ein Schadensfeuer durch brennbaren und hitzedämmenden Schaum-
die Türöffnung nicht durchzünden zu lassen – schicht bis 15 mm Dicke auf. Bei großflächiger
nur erfüllen, wenn sie im Brandfall dicht ge- Anwendung – beispielsweise auf Holzwerk-
schlossen sind. Daher müssen Schließmittel, die stoff-Türblattflächen – wird dadurch der Wär-
an Feuerschutztüren (Rauchschutztüren) mon- medurchgang durch den Türflügel wesentlich
tiert werden, den Abschlüssen die Eigenschaft reduziert.
„selbstschließend“ verleihen (DIN 4102-18). • Brandschutzleisten (Bild 7.119). Den Durchtritt von
Feuer, Rauch und Hitze über Türfugen (Falz- und Bo-
Die Nutzung von Gebäuden – insbesondere mit denfuge) verhindern für eine bestimmte Zeit sog.
Publikumsverkehr, Warentransport usw. – Brandschutzleisten, die in den Zargenfalz oder/und in
macht es jedoch erforderlich, dass selbst- die Türblattkanten drei- bzw. vierseitig umlaufend inte-
griert sind. Vgl. hierzu die Bilder 7.119 bis 7.121. Weite-
schließende Abschlüsse zeitweise offen gehal- re Einzelheiten sind der Spezialliteratur [44] zu entneh-
ten werden. Um diese Feuer- bzw. Rauchschutz- men.
abschlüsse in geöffnetem Zustand halten zu
können, ist eine geprüfte und bauaufsichtlich
zugelassene Feststellanlage notwendig, die im 7.8.1.3 Feuerschutztüren aus Holz
Gefahrenfall die Schutztüren wieder bestim- und Holzwerkstoffen
mungsgemäß schließt.
• Eine Feststellanlage besteht im Wesentlichen aus ei-
Neben Feuerschutzabschlüssen aus Metall gibt es
ner Feststellvorrichtung (z. B. elektromagnetischer Tür- auch serienmäßig hergestellte Brandschutz-Tür-
schließer, Haftmagnet), einem Brandmelder (Rauch- elemente aus Holz und Holzwerkstoffen. Sie wer-
oder Temperaturmelder), der Energieversorgung und den meist in T30-Ausführung hergestellt, einige
einer Auslösevorrichtung, die im Brandfall die Feststell-
vorrichtung abschaltet und den/die Türflügel zum
Spezialfirmen bieten Feuerschutztüren auch in
Schließen freigibt. T60- und T90-Ausführung an. Besondere Bedeu-
Bei zweiflügeligen Türanlagen ist eine Schließfolgere- tung kommt hierbei der gezielten Werkstoffaus-
gelung vorzusehen. Die Schließfolge wird so geregelt, wahl, dem konstruktiven Aufbau des Türblattes,
7.8 Schutztüren 595

5
6

70 mm
45
1 2 3 4 7 8 9 4 4

7.120a 7.120b 7.120c

7.120 Konstruktionsbeispiele von einflügeligen T30-1 Feuerschutztüren mit Türblättern aus Holz und Holzwerkstoffen
(Beispiele-Ausschnitte)
a) Zarge aus Holzspanplatten zur Montage in Massivwänden
b) Zarge aus Holzspanplatten zur Montage in Metallständerwänden
c) Stahlumfassungszarge (Doppelfalzzarge) zur Montage in Massivwänden
1 Massivwand
2 Umfassungszarge aus schwerentflammbaren Holzspanplatten (Baustoffklasse B1)
3 Holztürblatt mit Spezialbrandschutzeinlage
4 unter Hitzeeinwirkung aufschäumbare Brandschutzleiste
5 Mineralwolle (Baustoffklasse A)
6 bauaufsichtlich zugelassene Dübelbefestigung
7 Metallständerwand mit zweilagiger Beplankung aus Gipskarton-Bauplatten und Mineralwollefüllung
8 Stahlumfassungszarge (Doppelfalzzarge)
9 Holztürblatt mit Spezialbrandschutzeinlage

der Abdichtung des Türspaltes zwischen Zarge • Bild 7.121a. In die Kanten von Spezialspanplatten wird 7
und Türblatt sowie dem fachgerechten Einbau zu. im Hochdruckverfahren feuerresistentes Duroplast ein-
gepresst. Dadurch entsteht eine Kantenverdichtung, die
Feuerschutztüren aus Holz und Holzwerkstoffen das Brandverhalten des Türblattes in den gefährdeten
(Bild 7.120) müssen ebenfalls gemäß den in Ab- Randzonen verbessert. Drei- oder vierseitig im Kantenbe-
schn. 7.8.1 näher erläuterten, nationalen bzw. eu- reich des Türblattes eingelassene Brandschutzleisten –
abgedeckt mit zum Deckfurnier passendem Hartholzein-
ropäischen Normen geprüft und bauaufsichtlich leimer – sorgen im Brandfall für einen dichten Verschluss
zugelassen sein. Auch bei diesen Brandschutz- der Fuge zwischen Türblatt und Zarge, bzw. Türblatt und
türen sind die im Verwendungsnachweis (Zu- Bodenbelag. S. hierzu auch Abschn. 7.8.1, Brandschutz-
lassungsbescheid) festgeschriebenen Auflagen platten-Brandschutzleisten sowie Bild 7.119.
bezüglich der Wandbeschaffenheit, Montage, Zar- • Bild 7.121b. Die zweischalige Sandwichkonstruktion be-
steht aus einem inneren Hartholzrahmen mit beidseiti-
genausbildung (Stahl- oder Holzzarge), Verede- ger Beplankung aus schwerentflammbaren Holzspan-
lungsmaterialien für die Türblattoberfläche (Fur- platten und einer mittig angeordneten Einlage aus
niere, Schichtstoffplatten u. a.), Schließmittel und leichten nichtbrennbaren Materialien (z. B. Mineralfaser-
sonstigen Beschlägen genauestens einzuhalten. platten). Auch bei dieser Bauart sind im Türkantenbe-
reich drei- oder vierseitig umlaufende Brandschutzlei-
sten vorgesehen.
Konstruktionsmerkmale. Der konstruktive Auf- • Bild 7.121c. Mit mehrschichtig aufgebauten Holzwerk-
bau von brandschutztechnisch beanspruchten stoff-Türblättern können sehr gute Brandschutzwerte
Türblättern aus Holz und Holzwerkstoffen und (bis T90) erzielt werden. Dabei werden mehrere Schich-
ten schwerentflammbarer Spanplatten zusammenge-
die dabei verwendeten Materialien können sehr fügt und die Türblattaußenflächen beidseitig mit dün-
unterschiedlich sein. Zahlreiche Konstruktionen nen, hochdämmenden und temperaturbeständigen
befinden sich zur Zeit im Entwicklungs-, Prüf- und Wärmedämmplatten oder mit Brandschutzplatten – die
Zulassungsstadium auf der Basis der neuen eu- unter Hitzeeinwirkung aufschäumen – vollflächig be-
schichtet; die Türblatt-Sichtflächen sind mit Furnieren,
ropäischen Normen. Im Wesentlichen unterschei- Schichtstoffplatten o. Ä. veredelt. Auch bei dieser Aus-
den sich die Türblätter durch folgende Konstruk- führung sind im Kantenbereich Brandschutzleisten vor-
tionsmerkmale: gesehen.
596 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

3 2 1 4 5 2 6 4 7 8 5 2 8 9 10 4

13 2

60
50
20
40

2 13
Verdichtung 13 15 3 40
40 bis 60 mm
7.121a 7.121b 7.121c

7.121 Schematische Darstellung des konstruktiven Aufbaues von Feuerschutztürblättern aus Holz und Holzwerkstoffen
(Beispiele)
a) kantenverdichtete Spezialspanplatte
b) Sandwichkonstruktion mit nichtbrennbarer Einlage
c) mehrschichtig aufgebautes Verbundtürblatt mit hitzebeständigen oder aufschäumbaren Oberflächen-
beschichtungen
1 verdichtete Türblattkante mit feuerresistentem Duroplast
2 Brandschutzleiste im Türblattkantenbereich drei- oder vierseitig umlaufend
3 Schutzabdeckung der Brandschutzleiste aus Furnier-, Schichtstoff- oder Hartholzstreifen
4 Sichtflächen aus Edelfurnieren, Schichtstoffplatten u. a.
5 Hartholzeinleimer
6 umlaufender Hartholzrahmen
7 nichtbrennbare leichte Einlage (z. B. Mineralfaserplatten)
8 schwerentflammbare Spanplatten
9 normalentflammbare Spanplatte oder leichte Einlage
10 vollflächige Oberflächenbeschichtung aus hitzebeständigen Wärmedämmplatten oder mit im Brandfall
aufschäumbaren Brandschutzplatten

Allgemeine Konstruktions- und Einbauhinwei- optisch kaum wahrnehmbar. Im Falle eines Bran-
se für Feuerschutzabschlüsse s. Abschn. 7.8.1.2. des würde es unter Hitzeeinwirkung aufschäu-
men und das Glastürblatt allseitig fest verkeilen
7 7.8.1.4 Ganzglas-Feuerschutztür und dicht abschließen.
aus Spezialverbundglas Die Ganzglas-Feuerschutztür wird mit der dazu-
gehörigen Stahlzarge (Umfassungs- oder Eck-
Eine neu entwickelte T30-1 Ganzglas-Feuer- zarge) einbaufertig geliefert. Ihr Einbau ist in
schutztür (Bild 7.122) bietet neben dem erforder- Massivwänden im Innenbereich zugelassen. Vor
lichen Brandschutz gemäß DIN 4102 ein Höchst- direkter Sonneneinstrahlung bzw. UV-Strahlung
maß an Transparenz und somit auch interessante aus speziellen Beleuchtungskörpern ist die Tür zu
innenräumliche Gestaltungsmöglichkeiten. schützen (Herstellerangaben beachten).
Das Glastürblatt besteht aus einem gegen Feuer
widerstandsfähigen Spezialverbundglas, dessen
Zwischenschichten im Brandfall unter Hitzeein-
wirkung aufschäumen und Kristallwasser frei- 7.8.2 Rauchschutztüren
setzen. Dadurch wird ein Durchdringen der Wär- (Rauchschutzabschlüsse)
mestrahlung durch das Glas und somit die
Entzündung von brennbaren Stoffen auf der dem Im Brandfall sind Menschen, die sich in dem be-
Feuer abgewandten Seite verhindert (F-Vergla- troffenen Gebäude befinden, nicht nur durch das
sung). Außerdem erfüllt das Spezialverbundglas Feuer und die daraus resultierende Wärmestrah-
alle geforderten Verkehrssicherheitseigenschaf- lung, sondern auch durch die sich sehr schnell
ten. Vgl. hierzu Abschn. 7.8.1, Brandschutzgläser ausbreitenden Rauchgase gefährdet. Für die Ret-
und Abschn. 7.10, Glas im Bauwesen. tung flüchtender Personen und für die Arbeit der
Im geschlossenen Zustand unterscheidet sich die Feuerwehr ist es entscheidend, dass die Ret-
Ganzglas-Feuerschutztür nicht von herkömmli- tungswege möglichst lange rauchfrei und damit
chen Ganzglastüren ohne Brandschutzanforde- begehbar bleiben.
rungen. Das vierseitig umlaufende, neu ent- Das Baurecht fordert daher Rauchschutztüren
wickelte Spezialdichtungs- und Anschlagprofil ist beispielsweise zur Unterteilung langer notwendi-
7.8 Schutztüren 597

2
4
3

1 4

7.122a 7.122b

7.122 Konstruktionsbeispiel einer T30-1 Ganzglas-Feuerschutztür aus Spezialverbundglas


a) Horizontalschnitt durch eine Ganzglastür für den Einbau in eine Massivwand
b) Ausschnitt: Ganzglastürblatt mit vierseitig umlaufendem Dichtungs- und Anschlagprofil
1 Massivwand (Mauerwerk ≥ 115 mm, Beton ≥ 100 mm)
2 Umfassungszarge aus Stahl (alternativ Eckzarge)
3 vierseitig umlaufendes, im Brandfalle unter Hitzeeinwirkung aufschäumendes Spezial-Dichtungs- und
Anschlagprofil
4 Promat-Spezialverbundglas
PROMAT GmbH, Ratingen

ger Flure oder als Abschluss innenliegender not- Inzwischen liegen jedoch einige Türbauarten vor,
wendiger Treppenräume, die als Rettungswege für die sowohl die Feuerwiderstandsklasse T30 als
dienen. auch die Eignung als Rauchschutztür nachge-
Während Feuerschutztüren der unmittelbaren wiesen ist. Für diese Kombinationstüren wird
Feuereinwirkung und Wärmestrahlung standhal- der Verwendbarkeitsnachweis zukünftig mit ei-
ten müssen, sollen Rauchschutztüren im ge- ner gemeinsamen allgemeinen bauaufsichtli- 7
schlossenen Zustand den Durchtritt von Rauch chen Zulassung geführt.
behindern und somit innerhalb vorgeschriebe-
ner Grenzen diejenigen Teile des Gebäudes Rauchschutzabschlüsse (Bild 7.123 und Bild
rauchfrei halten, die nicht direkt neben dem 7.124). Der Nachweis der Rauchdichtheit ist
Brandherd liegen. Rauchschutztüren sind dem- zukünftig nach DIN EN 1634-3 zu erbringen. Die-
nach keine Feuerschutzabschlüsse. se neue Norm beinhaltet im Wesentlichen das
Normen. Die Anforderungen an Rauchschutztüren sind gleiche Prüfverfahren wie DIN 18 095-2.
nach deutscher Regelung in DIN 18 095-1 festgelegt. Der Als Kenngröße für die Dichtheit einer Rauch-
Nachweis der Dauerfunktionstüchtigkeit und Dichtheit er- schutztür gilt die sog. Leckrate Q. Sie gibt den
folgt gemäß DIN 18 095-2. Damit gelten Rauchschutztüren
als geregelte Bauprodukte. Güteanforderungen an Rauch- Luftvolumenstrom in m3/h an, der durch die
schutzabschlüsse enthalten die Güte- und Prüfbestim- Spalten und Ritzen einer Tür bei einer bestimm-
mungen RAL-GZ 612 [45], die zur Zeit überarbeitet werden. ten Druckdifferenz dringt. Bei Prüfung mit 50 Pa
• DIN EN 13 916 beinhaltet Anforderungen und Klassifi- Überdruck (Druckdifferenz) und bei Lufttempera-
zierung von Rauchschutztüren nach den neuen europäi- turen sowohl zwischen +10 °C und 40 °C (kalter
schen Vorgaben.
Rauch) als auch bei 200 °C (warmer Rauch) darf
• DIN EN 1634-3 regelt zukünftig die Prüfung von selbst-
schließenden Rauchschutzabschlüssen. die Leckrate dabei nicht größer sein als
• 20 m3/h bei einflügeligen Rauchschutztüren,
Kombinierte Feuer- und Rauchschutztüren.
• 30 m3/h bei zweiflügeligen Rauchschutztüren.
Nach bisheriger deutscher Regelung wird zwi-
schen Feuerschutzabschlüssen und Rauchschutz- Konstruktionsmerkmale. Selbstschließende Rauchschutz-
abschlüssen unterschieden und es sind zwei türen bestehen im Wesentlichen aus
Verwendungsnachweise zu erbringen (Feuer- • einer Zarge mit den notwendigen Befestigungsmitteln,
schutztüren DIN 4102, Rauchschutztüren DIN • einem oder zwei Türflügeln einschließlich der dazu-
18 095). gehörigen Schlösser und Beschläge,
598 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

• Türschließmittel mit hydraulischer Dämpfung, bei zwei- Verglasungen müssen bruchsicher sein und können bei-
flügeligen Rauchschutztüren auch mit Schließfolgeregler spielsweise aus Drahtspiegelglas oder Einscheiben-Sicher-
sowie heitsglas bestehen und müssen nach Vorgabe dicht einge-
• Dichtungsmittel (auch Bodendichtung) und gegebenen- baut sein.
falls Feststellanlagen. Angaben über Bänder, Schlösser, Schließmittel, Feststellan-
lagen und Türdrückergarnituren für Rauchschutztüren sind
Rauchschutztüren in allgemein zugänglichen, notwendi- den entsprechenden Normen bzw. vorgeordneten Ab-
gen Fluren, die als Rettungswege dienen, dürfen keine un- schnitten zu entnehmen.
teren Anschläge und keine Schwellen haben. Zulässig sind
nur Flachrundschwellen mit kreissegmentförmigem Quer- Baukörperanschlüsse von Rauchschutztüren – einschließ-
schnitt bis 5 mm Höhe. Aus betrieblichen Gründen verbie- lich gegebenenfalls erforderlicher Seiten- und Oberlichttei-
ten sich diese jedoch in Krankenhäusern, Pflegeheimen le – müssen nach Einbauanleitung des Herstellers so ausge-
usw. führt werden, dass sie dauerhaft dicht sind. Außerdem

70 6 18 6

75

7.123 Konstruktionsbeispiel einer Rauchschutztür aus Stahlprofilrohren (Grundrahmen) mit aufgeklipsten


Aluminium-Deckschalen. Vgl. hierzu auch Bild 7.115.
7 MBB Metallbau-Bedarf, Willich

50

50

2 13 35 4 4 35 13 2
7.124a 7.124b

7.124 Konstruktionsbeispiele von T30 -1 Feuerschutz- und Rauchschutztüren (Kombinationstüren) aus Holz und
Holzwerkstoffen. Vgl. hierzu auch Bild 7.78
a) Türelement mit zweiteiliger Holzwerkstoffzarge, Montagefutter und ringsumlaufenden U-Profilen,
unsichtbar an Massivwand befestigt
b) Türelement mit zweiteiliger Holzwerkstoffzarge, unsichtbar an Gipskarton-Metallständerwand befestigt
NEUFORM Türenwerk, H. Glock, Erdmannshausen
7.8 Schutztüren 599

müssen sie so ausgebildet sein, dass sie mögliche Span- • Bauliche Situation. Mögliche Einflüsse aus
nungen in der Zarge und an den Befestigungspunkten in- dem baulichen Umfeld auf die Schalldämmung
folge hoher Temperaturen aufnehmen können. Als dichte
Anschlüsse gelten voll hintermörtelte und eingeputzte betriebsfertig eingebauter Türen sind vom Pla-
Stahlzargen sowie mit Fugendichtmassen noch zusätzlich ner (Ausschreibung) und den Ausführenden
abgedichtete Anschlüsse bei Blendrahmen o. Ä. (Montage) zu berücksichtigen. Im Einzelnen
kann dies die Ausbildung folgender flankieren-
Allgemeine Konstruktions- und Einbauhinwei-
der Bauteile und Zubehörteile betreffen:
se für Feuerschutzabschlüsse s. Abschn. 7.8.1.2.
• Art und Konstruktion der Wand (z. B. Massivwand,
Gipskarton-Metallständerwand)
• Flächenanteile von Türelement und Wand (in die die
7.8.3 Schallschutztüren Tür eingebaut wird)
• Oberflächenstruktur der Wandfläche (z. B. Glattputz,
Die Anforderungen an den Schallschutz von Sichtmauerwerk)
Türen und deren Prüfung sowie die Einflüsse • Art und Beschaffenheit der Zarge (z. B. Stahlzarge, Zar-
baulicher Schallübertragungswege bei betriebs- ge aus Holz und Holzwerkstoffen)
fertig eingebauten Türelementen sind in Ab- • Falz- und Bodendichtungen
schnitt 7.4.1 im Gesamtzusammenhang aufge- • Beschläge aller Art (z. B.Türbänder, Schlösser)
zeigt. • angrenzende Bauteile (z. B. Unterzüge, abgehängte
Unterdecke, Wanddurchbrüche, Lüftungskanäle, Rohr-
In diesem Abschnitt werden beispielhaft einige leitungen, schwimmender Estrich, Hohlraumboden)
Schallschutztüren vorgestellt und die speziellen • Bodenbelag (z. B. Teppichboden, Fliesenbelag mit Fu-
Konstruktionsmerkmale derartiger Türen näher gen).
erläutert.

Schallschutztüren werden als Raumabschluss Konstruktionsmerkmale und vergleichende


zum Beispiel in Wohnheimen, Hotels, Kranken- Gegenüberstellung betriebsfertiger
häusern, Konferenzräumen, Chefbüros, Anwalts- Schallschutztüren
und Arztpraxen eingebaut. Wie Tabelle 7.9 ver- Allgemeine Angaben über die konstruktive Aus-
deutlicht, werden nach DIN 4109 – je nach Ein- bildung flankierender Bauteile, über Beschlagtei-
satzort der Türen – Schallschutzwerte von 27, 32 le und Türblattkonstruktionen sowie Zargenmon-
und 37 dB verlangt. Unter Berücksichtigung des tage und Baukörperanschlüsse von Türen sind
in der Schallschutznorm geforderten Vorhalte-
maßes von 5 dB ergeben sich somit für betriebs-
den jeweiligen Abschnitten zu entnehmen, so 7
dass sich eine nochmalige Wiederholung an die-
fertig eingebaute Türelemente Schalldämmwerte ser Stelle weitgehend erübrigt.
in Höhe von 32, 37 und 42 dB (bewertetes • Türblattkonstruktionen. Man unterscheidet
Schalldämm-Maß Rw). Einzelheiten hierzu s. Ab- einschaligen und mehrschaligen Türblattauf-
schn. 7.4.1.1. bau.
• Ausschreibungstexte von schalldämmenden Einschalige Türblattkonstruktionen (Bild 7.125)
Türen müssen eindeutig formuliert sein und können ein- und mehrschichtig ausgebildet
zwar bezogen auf das am Bau zu erbringende sein. Bei einschichtig ausgebildeten Türblättern
bewertete Schalldämm-Maß R’w des betriebs- wird der Schalldämmwert vor allem durch Er-
fertigen Türelementes (Bild 7.10). Hier wird häu- höhung des Flächengewichtes (z. B. Einlagen
fig fälschlicherweise der Schalldämmwert von aus Vollspanplatten, Stabsperrholzplatten oder
geprüften Türblättern eingesetzt, wie er in Röhrenspanplatten) verbessert, während die
manchen Firmenprospekten irreführend ange- schallschutztechnische Wirkung mehrschichtig
geben wird. aufgebauter Türblätter (Verbundkonstruktio-
Beispielhafter Ausschreibungstext: nen) vor allem von der Art der Verbindung der
• Wohnungsabschlusstür als Schallschutz- einzelnen Schichten untereinander abhängig
element mit Rwp ≥ 42 dB (bewertetes ist. Je loser diese Schichten miteinander ver-
Schalldämm-Maß) gemäß Tab. 7.9 und Bild bunden sind, desto höher ist die Dämmwir-
7.10 kung. Vgl. hierzu Tab. 7.12.
• geforderte Schalldämmung der betriebsferti- Mehrschalige Türblattkonstruktionen (Bild
gen (gebrauchsfertigen) Tür am Bau R’w 7.126) erbringen in der Regel bessere Schall-
≥ 37 dB dämmwerte als einschalig ausgebildete Ele-
• Verwendungsbereich: Klimaklasse II, Bean- mente. Die beiden äußeren Deckplatten soll-
spruchungsgruppe S gemäß Tab. 7.18. ten ein möglichst hohes Flächengewicht
600 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

40

1 1 Deckfurnier oder Schichtstoffplatte


2 2 MDF- oder Hartfaserplatte, etwa
3 4,5 mm
3 stranggepresste Holzspanplatte
4 (Vollspanplatte)
4 Massivholz-Doppelrahmen
5 biegeweiche Schallschutzplatten
(Weichfaserplatten, 13 mm)
6 Hartfaserplatte, etwa 2,7 mm
7 biegeweiche Schallschutzplatte
(Weichfaserplatte, 20 mm)
8 dauerelastoplastische Dichtungs-
masse (Silikon o. Ä.)
9 vorkomprimiertes Dichtband
(nur bei Bedarf )
Schalldämmwert der Türblattkonstruktion Rw = 34 dB 10 Fugenfüllmaterial (Mineralwolle
Schalldämmwert der betriebsfertigen Tür Rw = 29 dB 7.125a oder Montageschaum)
40

5
6
1 8
2
4

7 Schalldämmwert der Türblattkonstruktion Rw = 42 dB


Schalldämmwert der betriebsfertigen Tür Rw = 39 dB 7.125b
75

1
2 2
6 6 8
5
7

10

Schalldämmwert der Türblattkonstruktion Rw = 45 dB


Schalldämmwert der betriebsfertigen Tür Rw = 42 dB 7.125c

7.125 Konstruktionsbeispiele: Vergleichende Gegenüberstellung betriebsfertiger Schallschutztüren mit jeweils


unterschiedlich ausgebildeten, einschaligen Türblattkonstruktionen
a) einschichtig aufgebautes Türblatt mit Vollspanplatte als Einlage, Falz- und Auflaufdichtung
b) mehrschichtig aufgebautes Türblatt mit biegeweichen Schallschutzplatten als Einlage, Türblattdichtung,
Falz- und Auflaufdichtung
c) mehrschichtig aufgebautes Türblatt mit biegeweichen Schallschutzplatten als Einlage, Türblattdichtung,
doppelter Falzdichtung, Auflauf- und absenkbarer Bodendichtung
WIRUS-Bauelemente GmbH, Gütersloh
7.8 Schutztüren 601

Baurichtmaß (BR) 5 Baurichtmaß (BR)


75
lichtes Durch- 20 45 10 lichtes Durch- 50
gangsmaß 91 gangsmaß
5 65 35 15

18
1 11
7
6 2 12
5

1 2 3 50 1 9 10 3

8 4
10 20 OFF

5
2 4 7

7.126a 7.126b 7.126c

7.126 Konstruktionsbeispiele betriebsfertiger Schallschutztüren mit zweischaligen Türblattkonstruktionen aus Holz und
Holzwerkstoffen (Holztürblatt) und Metall (Stahlblechtürblatt)
a) Horizontalschnitt durch Holztürblatt mit Futter und Bekleidung
b) Vertikalschnitt durch Holztürblatt mit eingegossener Anschlagschwelle (bei Stahlzargen).
Bewertetes Schalldämm-Maß Rw = 45 dB.
c) Horizontalschnitt durch Metalltürblatt mit Stahlzarge und eingegossener Anschlagschwelle wie bei b).
Bewertetes Schalldämm-Maß Rw = 48 dB.
1 Mineralfaserplatten als Dämmschicht-Einlage 7 Futter und Bekleidung mit Wandabdichtung
2 Holzspansplatte, 18 mm 8 eingegossene Anschlagschwelle mit Dichtungsprofil
3 umlaufendes Dichtungsprofil 9 körperschalldämmende (entdröhnende) Schicht
4 umlaufender Aluminium- bzw. Stahlrahmen 10 Stahlblechtafeln
5 Mineralwolle 11 Stahl-Umfassungszarge
6 vorkomprimiertes Dichtungsband 12 Zementmörtel 7
G + H Innenausbau, Ludwigshafen

(z. B. mehrfach verleimte Furnierplatten, Stahl- sonders hohe Luftschalldämmwerte. Dies ist auf die
blechtafeln) aufweisen, gleichzeitig jedoch sehr schweren, bezogen auf ihr Flächengewicht jedoch
sehr biegeweichen, dünnwandigen Stahlblechschalen
möglichst dünn und biegeweich sein und ein zurückzuführen.
Minimum an starrer Verbindung miteinander Derart schwere und dicke Türblätter müssen in der Re-
haben. Außerdem sollte der Schalenabstand gel mit Spezialbändern, z. B. mit verlängerten Bandlap-
möglichst groß und der Hohlraum mit mög- pen, angeschweißten Tragbolzen o. Ä. angeschlagen
lichst biegeweichen Einlagen (z. B. Mineralwol- werden. Außerdem sind entsprechend kräftige Ein-
steckschlösser bzw. Drückergarnituren auszuwählen.
leplatten, Weichfaserplatten) gefüllt sein. Vgl.
hierzu Tab. 7.13. • Türdichtungen. Schallschutztüren müssen
• Bild 7.126a und b. Das dargestellte Holztürblatt be- dicht schließen, da sonst die Schalldämmfähig-
steht aus einem umlaufenden Aluminiumrahmen, an keit des Türelementes über die Fugen verloren
den beidseitig je eine 18 mm dicke Schale aus Holz- geht. Häufigster Mangel bei eingebauten Türen
spanplatten angebracht und der Hohlraum mit Mine-
ralwolleeinlagen verfüllt ist. Vorstehende Kanten des ist die unzureichende Funktion und Güte der
Aluminiumrahmens pressen sich als Schneidendich- Falz- und Bodendichtungen. Diese Fehler sind
tung in ringsumlaufende Gummiprofile. meist auf unsachgemäße Auswahl der Dich-
• Bild 7.126c. Das gezeigte Metalltürblatt (Stahlblech- tungen und mangelhafte Montage bzw. Justie-
türblatt) besteht ebenfalls aus einem verwindungsstei- rung der Türblätter zurückzuführen. Vgl. hierzu
fen Metallprofilrahmen. Daran befestigt sind hohlkas-
tenförmig zusammengefügte, körperschallgedämmte Abschn. 7.4.1.2 und Abschn. 7.5.4.
(entdröhnte) Stahlblechtafeln mit nichtbrennbarer Mi- • Bild 7.127-1. Insbesondere ist darauf zu achten, dass
neralwolleeinlage. Auch hier pressen sich vorstehende die Dichtungsprofile von automatisch absenkbaren
Kanten als Schneidendichtung in weiche Gummiprofi- Bodendichtungen immer in ihrer gesamten Länge auf
le. Derartige zweischalige Stahlblechtüren ergeben be- eine harte, ebene, planparallele Fläche gepresst wer-
602 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Alternative 2b 3

65 mm

7 1
4
5
6

5
6 7
4
6 mm

65 mm
2
3
Alternative 2a 1

7.127-1 Konstruktionsbeispiel einer Bodendichtung für 7.127-2 Konstruktionsbeispiel einer betriebsfertigen


schalldämmende Innentüren mit automatisch Schallschutztür aus Holz und Holzwerkstoffen
absenkbaren Türdichtungen und unterseitig mit Doppelfalzzarge
abgedichteter, planparalleler Aluminium-Druck- 1 Falzbekleidung
platte bei Teppichböden. 2a vorkomprimiertes Band mit dauerelastischer
Vgl. hierzu Bild 7.68e Dichtungsmasse
1 Schallschutztürblatt 2b Dichtungsmasse mit Vorfüllprofil
2 schwimmender Estrich 3 Zierbekleidung
3 Trennfuge im Estrich 4 Doppelfalzzarge
4 Teppichbelag 5 Fugenfüllmaterial (Mineralwolle oder
5 Aluminium-Druckplatte Montageschaum)
6 Hartholzleiste, unterseitig dicht aufgeklebt 6 mechanische Befestigung (Spreizdübel
7 automatisch absenkbare Bodendichtung auf Höhe der Bänder)
7 7 Schallschutztürblatt

den, um so die Bodenfuge dicht zu schließen (ggf. hohen Schallschutzanforderungen sind diese Abdich-
Lichtprobe durchführen). Bei Teppichböden und Flie- tungsmaßnahmen auf beiden Seiten (Falz- und Zier-
senbelägen mit Fugen ist eine unterseitig abgedich- bekleidung) erforderlich. Vgl. hierzu Abschn. 7.4.5.2.
tete Aluminium-Bodenschiene einzubauen und der • Doppelfalzzargen müssen wegen des hohen Türblatt-
schwimmende Estrich in diesem Bereich durch eine gewichtes außerdem immer noch mit Spreizdübeln
Trennfuge zu unterteilen. Vgl. hierzu Bild 7.68e). o. Ä. auf Höhe der Bänder an der Wandleibung arretiert
werden. Diese zusätzliche mechanische Befestigung
• Montage. Ein unsachgemäßer Einbau der Zar- wird durch die Zargenaufdoppelung verdeckt.
ge kann zu einer erheblichen Minderung der • Bei Stahlzargen in Massivwänden wird der Fugenhohl-
Schalldämmung eines Türelementes führen. Es raum dreiseitig vollflächig mit Zementmörtel oder
ist immer darauf zu achten, dass die Zarge Montageschaum hinterfüllt. Vgl. hierzu Abschn. 7.7.1.1.
rechtwinkelig, lot- und waagerecht sowie in der • Werden Metallzargen in Leichtbauwände (z. B. Gipskar-
Höhe genau passend (Meterrissmarkierung) in ton-Metallständerwände) für schalldämmende Zwe-
cke eingebaut, sollte die Blechstärke der Zarge – je
die Wandöffnung eingebaut wird. Außerdem nach Herstellerangabe – mind. 2 mm betragen. Die
sind alle Fugen zwischen Zarge und Baukörper Hohlräume sind mit Mineralwolle auszustopfen – bei
und/oder zwischen Türbekleidung und Wand- Brandbeanspruchung ggf. noch mit Gips zu verfüllen -
fläche möglichst luftdicht zu schließen. Vgl. und der Wandanschluss ebenfalls dauerelastisch aus-
zubilden. Vgl. hierzu Abschn. 7.7.1.2.
hierzu Bild 7.11.
Weitere Einzelheiten sind den Montageanleitungen
• Bild 7.127-2. Bei Zargen aus Holz und Holzwerkstof- der Herstellerfirmen zu entnehmen.
fen müssen die Hohlräume zwischen Zarge und Wand
vollflächig (mind. jedoch 100 mm tief ) mit Mineralwol- • Doppeltürelemente (Bild 7.128) für höchste
le oder Montageschaum ausgefüllt werden. Entschei- Schallschutzanforderungen. In bestimmten An-
dend ist jedoch, dass zusätzlich zwischen Zarge und
Wand – mit vorkomprimiertem Dichtband – und/oder
wendungsfällen (z. B. Verbindungstüren zwi-
im Bereich der Falzbekleidungen eine Abdichtung mit schen zwei Hotelzimmern oder zwischen
dauerelastischem Dichtstoff vorgenommen wird. Bei Sekretariat und Direktion usw.) werden Tür-
7.8 Schutztüren 603

5 7

42 mm
8

7.128 6
Konstruktionsbeispiel eines Doppeltürelementes aus
Holz und Holzwerkstoffen für höchste Schallschutz- 5
anforderungen 4
1 Falzbekleidung
2 dauerelastoplastische Dichtungsmasse 3 8
3 Spreizdübelbefestigung auf Höhe der Bänder
4 Fugenfüllmaterial (Mineralwolle oder Montageschaum)
5 Entlüftungsbohrungen
6 Aufdoppelung

70 mm
7 Zierbekleidung
8 Schallschutztürblatt
WIRUS-Bauelemente GmbH, Gütersloh 2 1

elemente mit größtmöglichem Schallschutz die beiden Deckplatten einer Sperrtür einge-
gefordert, und zwar in Größenordnungen von betteten Bleifolien. Die Dicke dieser beiden
etwa 50 dB. Derartige Schallschutzleistungen Bleifolien in mm ausgedrückt und zusammen-
können mit üblichen, hochschalldämmenden addiert ergibt nach DIN 6845 den sog. Blei-
Türen (z. B. übliche Türblattdicke 60 bis 70 mm) gleichwert (Schwächungsgrad). Der geforderte
nicht erbracht werden. Diese Werte sind allen- Bleigleichwert ist von der zu erwartenden
falls mit Stahltüren und einer Türblattdicke von Strahlenbelastung abhängig und ergibt sich
etwa 100 mm erreichbar. Bild 7.128 zeigt eine aus dem Strahlenschutzplan zur Errichtung ei-
preiswertere Alternative in Form eines Doppel- ner Anlage nach DIN 6812, DIN 6846 oder DIN
türelementes aus Holz und Holzwerkstoffen, 6847. Übliche Strahlenschutztüren weisen ei-
das eine Schallschutzleistung in betriebsferti- nen Bleigleichwert von 1 bis 3 (5) mm auf.
gem Zustand von etwa 50 dB erbringt. • Bild 7.129. Wie die Abbildung zeigt, bestehen die bei- 7
den Deckplatten eines Sperrtürblattes jeweils aus ei-
ner mehrfach verleimten, etwa 4 bis 6 mm dicken Fur-
nierplatte oder einer entsprechenden Hartfaserplatte
7.8.4 Strahlenschutztüren mit darin eingebetteter Bleifolie. Als Türeinlage wird
meist eine Röhrenspanplatte mit guten schalldämmen-
Strahlenschutztüren für medizinisch genutzte den Eigenschaften verwendet (Sperrtür nach DIN
68706-1). Geeignete Veredelungsmaterialien für die
Räume (Diagnostik- und Therapieräume) dienen Türblattoberflächen sind Furniere, Schichtstoffplatten
dem Schutz gegen Röntgen-, Gamma- und Elek- o. Ä.
tronenstrahlung. Die notwendigen Anforderung- Durch die beidseitige Bleikaschierung des Türblattes
en sowie Angaben über die Herstellung und und die dadurch bedingte Gewichtserhöhung sind
Montage von Strahlenschutztüren enthält DIN stärkere Bänder vorzusehen (1 mm Bleifolie = 11 kg/
m2). Schlösser müssen so abgeschirmt oder angeord-
6834-1 bis -5. net sein - ggf. mit versetzter Nuss- und Schlüsselloch-
Zur Schwächung der abschirmenden Strahlung durchführung - dass an keiner Stelle der Tür deren
wird in der Regel Blei verwendet. Die Gesamt- Schutzwert unterbrochen ist. Zwischen Türunterkante
und Fußbodenoberfläche darf bei Türen für Diagnos-
dicke der Bleieinlage ist von der zu erwartenden tikräume der Spalt nicht größer als 10 mm sein, bei
Strahlenintensität und somit von der Art der ein- Therapieräumen nicht größer als 5 mm.
gesetzten Geräte (Röntgengeräte) abhängig. Als Türzarge ist eine mindestens 2,5 mm dicke Stahl-
• Blei besitzt in Abhängigkeit zur Materialdicke umfassungszarge mit umlaufender Dichtung und etwa
50 mm Bodeneinstand vorzusehen; wahlweise kann
die positive Eigenschaft, Röntgenstrahlen ab- auch eine Zarge aus Holz oder Holzwerkstoffen einge-
zuschwächen. So entspricht beispielsweise eine setzt werden. Durch rückseitiges Auskleiden der Um-
1 mm dicke Bleikaschierung auf einer Gipskar- fassungszargen mit Bleifolie ist der notwendige Strah-
tonplatte der Abschirmungswirkung einer 130 lenschutz auch im Bereich der Anschlussfuge zur
Wandleibung gegeben.
mm dicken Stahlbetonwand.
Strahlenschutztüren sollten im Zuge des Innenausbau-
• Bleigleichwert. Den notwendigen Strahlen- es so spät wie möglich montiert werden, um sie vor Be-
schutz erbringen bei Strahlenschutztüren die in schädigungen während der Bauzeit zu schützen. In
604 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

2
3

7.129
1 5 Schematische Darstellung des konstruktiven Aufbaues
eines Strahlenschutztürblattes
6 1 Deckfurnier, Schichtstoffplatte, Beschichtung o. a.
5 2 Einleimer aus Hartholz
7 3 Rahmenverstärkung
6 4 Einlage (Röhrenspanplatte)
5 Deckplatten (Furnierplatten oder HDF-Hartfaserplatten)
6 eingebettete Bleifolie
7 untere Rahmenhölzer

modernen Praxen und Behandlungszentren werden sicherung der Türen (Schließtechnik) bieten sich
sie überwiegend in bleifolienkaschierte Gipskarton- zusätzlich elektronische Absicherungsmaßnah-
Metallständerwände – als ein- oder zweiflügelige Tür-
elemente – eingebaut. Aus raumbedingten Gründen men – beispielsweise in Form von elektronischer
können auch Schiebetüren nach DIN 6834-4 oder -5 Zutrittskontrolle, Videoüberwachung, Überfall-
zweckmäßig sein. und Einbruchmeldeanlagen – an. Ihre Aufgabe
Weitere Angaben – vor allem im Hinblick auf die zu ist es, Einbruchversuche frühzeitig zu entdecken
verwendenden Sonderbeschläge und Montagerichtli- und zu melden. Einzelheiten hierzu sind der Spe-
nien – sind den DIN-Normen und Anweisungen der
Herstellerfirmen zu entnehmen. Den aktuellen Stand zialliteratur [64] zu entnehmen.
der Normung s. Abschn. 7.11.
Normen. Mit der Veröffentlichung der nachstehend ange-
führten europäischen Normen, wurden die bisher gültigen
7.8.5 Einbruchhemmende Türen nationalen Normen DIN V 18 054 und DIN 18 103 zurückge-
zogen. Den aktuellen Stand der Normung s. Abschn. 7.11.
Nahezu die Hälfte aller Einbrüche werden – so die • DIN V EN V 1627 – Fenster, Türen, Abschlüsse1);
7 Kriminalstatistik – durch Haus- und Wohnungs-
Einbruchhemmung, Anforderung-
en und Klassifizierung
eingangstüren verübt. Oftmals sind es sog. Gele- • DIN V EN V 1628 – –; –; Prüfverfahren für die Ermitt-
genheitstäter, die durch einen Einbruch auf bis lung der Widerstandsfähigkeit un-
schnelle Weise an das Geld oder den Besitz ande- • DIN V EN V 1630 ter statischer Belastung, unter
rer gelangen wollen. Die meisten geben jedoch dynamischer Belastung und gegen
mechanische Einbruchversuche
auf, wenn sie überraschend auf zusätzliche Si-
• Güte- und Prüfbestimmungen von einbruchhemmenden
cherheitseinrichtungen stoßen. Türen sind in weiteren Gütesicherungssystemen [1] fest-
Übliche Türen ohne zusätzliche Sicherungsmaß- geschrieben, die zur Zeit überarbeitet werden.
nahmen weisen nur begrenzte einbruchhem-
mende Eigenschaften auf. Einbruchhemmende Einbruchhemmende Türelemente gemäß DIN V
Türen sind demnach dazu bestimmt, dem Ver- EN V 1627 bilden jeweils insgesamt eine komplet-
such einer gewaltsamen Beschädigung oder Zer- te Konstruktionseinheit. Alle Teile einer Sicher-
störung einzelner Bauteile der Tür – mit dem Ziel heitstür müssen je nach Widerstandsklasse auf-
des Eindringens in einen geschützten Bereich – einander abgestimmt, als Einheit geprüft und
eine bestimmte Zeit Widerstand zu leisten. zugelassen sein (Kennzeichnung durch ein Schild
Die Aufgabe einbruchhemmender Bauteile ist es im Falzbereich). Aufgrund dieser Festlegung ist
folglich, einen Einbruch zu verzögern. Die ein- ein beliebiger Austausch von einzelnen Konstruk-
bruchhemmende Wirkung von Sicherheitstüren tionsteilen nicht möglich.
ist somit immer relativ – eine absolute Sicherheit Der Nachweis der Einbruchhemmung gilt aller-
gegen Einbrüche kann damit nicht erreicht wer- dings immer nur in Verbindung mit der für das
den. jeweilige Element vorgesehenen und geprüften
Bei der Absicherung hochwertiger Objekte (z. B. 1) Alle im Zusammenhang mit der Einbruchhemmung aus-
Juwelier-, Antiquitätengeschäfte, Banken) sind gewiesenen Tabellen gelten für Fenster und Türen sowie
darüber hinaus noch weitere Maßnahmen erfor- zusätzliche Abschlüsse. Vgl. hierzu demgemäss auch Ab-
derlich. Als Ergänzung zur mechanischen Grund- schn. 5, Fenster.
7.8 Schutztüren 605

Montageart. Der fachgerechte Einbau ist nach situation (z. B. Lage des Objektes, Einsehbarkeit
der Montageanleitung des Herstellers vorzuneh- des Zuganges) zu berücksichtigen. Hilfestellung-
men und dem Auftraggeber in Form einer Mon- en bei der Auswahl bieten die kriminalpolizei-
tagebescheinigung durch die einbauende Firma lichen Beratungsstellen und Sachversicherer.
schriftlich zu bestätigen. • Wandbauart (Tab. 7.131). Einbruchhemmende
• Widerstandsklassen (Tab. 7.130). Sicherheits- Bauteile sind für den Einbau in Massivwände
türen nach DIN V EN V 1627 werden entspre- vorgesehen. Ähnlich wie Feuerschutztüren dür-
chend ihrer einbruchhemmenden Wirkung in fen sie nicht in jede beliebige Wandart einge-
sechs Widerstandsklassen unterteilt, die wieder- setzt werden. Die entsprechenden Anforderung-
um auf bestimmte Tätertypen und deren mut- en an die Beschaffenheit umgebender Wände
maßliche Vorgehensweise abgestimmt sind. sind der nachstehenden Tabelle zu entnehmen.
Bei der Festlegung der jeweils einzusetzenden • Türblattkonstruktion. Nach den in DIN V EN V
Widerstandsklasse durch den Auftraggeber 1628 bis 1630 festgelegten Prüfverfahren darf
(Planer) ist auch die individuelle Gefährdungs- die Tür an keinem der Angriffspunkte so stark

Tabelle 7.130 Kriterien für die Auswahl der Widerstandsklasse (DIN V ENV 1627)

Wider- Erwarteter Tätertyp, Empfohlene Einsatzart des


stands- mutmaßliches Täterverhalten einbruchhemmenden Bauteils
klasse
A B C
Wohnobjekte Gewerbe- Gewerbe-
objekte, objekte,
öffentliche öffentliche
Objekte Objekte (hohe
Gefährdung)
WK 1 Bauteile der Widerstandsklasse 1 weisen einen Grund-
schutz gegen Aufbruchversuche mit körperlicher Gewalt Wenn Einbruchhemmung gefordert wird, wird der
wie Gegentreten, Gegenspringen, Schulterwurf, Hoch- Einsatz der Widerstandsklasse 1 nur bei Bauteilen
schieben und Herausreißen auf (vorwiegend Vandalismus).
Bauteile der Widerstandsklasse 1 weisen nur geringen
empfohlen, bei denen kein direkter Zugang (nicht
ebenerdiger Zugang) möglich ist.
7
Schutz gegen den Einsatz von Hebelwerkzeugen auf.
WK 2 Der Gelegenheitstäter versucht, zusätzlich mit einfachen geringes geringes
Werkzeugen wie Schraubendreher, Zange und Keile, Risiko Risiko
das verschlossene und verriegelte Bauteil aufzubrechen.
WK 3 Der Täter versucht, zusätzlich mit einem zweiten durchschnitt- durchschnitt-
Schraubendreher und einem Kuhfuß das verschlossene liches Risiko liches Risiko
und verriegelte Bauteil aufzubrechen.
WK 4 Der erfahrene Täter setzt zusätzlich Sägewerkzeuge geringes geringes
und Schlagwerkzeuge wie Schlagaxt, Stemmeisen, Risiko Risiko
Hammer, Meißel sowie eine Akku-Bohrmaschine ein.
WK 5 Der erfahrene Täter setzt zusätzlich Elektrowerkzeuge, durchschnitt-
wie zum Beispiel Bohrmaschine, Stich- oder Säbelsäge liches Risiko
und Winkelschleifer ein.
WK 6 Der erfahrene Täter setzt zusätzlich leistungsfähige hohes Risiko
Elektrowerkzeuge, wie zum Beispiel Bohrmaschine,
Stich- oder Säbelsäge und Winkelschleifer ein.

Anmerkung: Diese Tabelle stellt lediglich eine ungefähre Orientierung dar. Fachkundige Beratung, z. B. durch die Beratungs-
stelle der örtlichen Polizei, ist unerlässlich. Die Abschätzung des Risikos sollte unter Berücksichtigung der Lage des Gebäu-
des (geschützt/ungeschützt), Nutzung und Sachwertinhalt auf eigene Verantwortung erfolgen. Bei hohem Risiko sollten
zusätzlich alarmtechnische Meldeanlagen eingesetzt werden.
Bei der Auswahl von einbruchhemmenden Elementen für die Widerstandsklassen WK 4 bis WK 6 ist anzumerken, dass bei
der Auswahl solcher Elemente in Flucht- und Rettungswegen der Werkzeugeinsatz der Feuerwehr erschwert ist bzw.
berücksichtigt werden muss.
Außensteckdosen, z. B. im Flur einer Wohnung, sollten spannungslos sein, um ihre Benutzung durch den Einbrecher zu ver-
hindern.
606 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Tabelle 7.131 Zuordnung der Widerstandsklassen der einbruchhemmenden Bauteile zu Wänden (DIN V EN V 1627)

Widerstandsklasse Umgebende Wände


des einbruchhemmenden aus Mauerwerk- aus Stahlbeton
Bauteils nach DIN 1053-1 nach DIN 1045
nach
Nenndicke Druckfestigkeits- Mörtelgruppe Nenndicke Festigkeits-
DIN V EN V 1627
mm klasse der mm klasse
mind. Steine mind. mind. mind.
WK 1 und WK 2 ≥ 115 ≥ 12 II ≥ 100 B 15
WK 3 ≥ 115 ≥ 12 II ≥ 120 B 15
WK 4 ≥ 240 ≥ 12 II ≥ 140 B 15
WK 5 – – – ≥ 140 B 15
WK 6 – – – ≥ 140 B 15

beschädigt oder zerstört werden, dass ein Ein- Ungeeignet für Sicherheitstüren sind demge-
dringen in den zu schützenden Bereich mög- genüber Hohlraumtürblätter mit Wabeneinla-
lich wird. gen sowie Kompakttürblätter aus Röhrenspan-
Bei einem Angriff sind neben der Türblattfläche platten.
– die über eine ausreichende Druckfestigkeit • Schlösser, Schließzylinder, Beschläge. Bild
(mechanische Belastbarkeit) verfügen muss – 7.132 verdeutlicht die notwendige mechani-
vor allem der Schloss- und Bandbereich beson- sche Schließtechnik (Grundausstattung) eines
deren Belastungen ausgesetzt. einbruchhemmenden Türelementes. Schlösser
Verstärkungen des Türblattrahmens, beispiels- und Beschläge von Sicherheitstüren müssen
weise durch Stahlprofilrohre oder Aluminium- die in Anhang C der DIN V EN V 1627 genannten
Stabilisatoren, bewirken eine merklich verbes- Anforderungen erfüllen. Einzelheiten über Si-
serte Ausreißfestigkeit aller Beschlagteile. cherheits-Schlösser, -Schließzylinder, -Schwenk-
Wesentlich erhöht ist auch die Einbruchhem- riegelverschlüsse, -Schließbleche, -Bänder so-
mung bei Stahlblechtürblättern (Blechdicke je wie Schutzbeschläge und Zargen sind den
7 nach Widerstandsgruppe 1,0 – 1,5 – 2,0 mm) Abschnitten 7.5.1 bis 7.5.4 und den zugehöri-
und Sandwich-Türblattkonstruktionen, in deren gen Bildbeispielen zu entnehmen.
Deckplatten Aluminiumbleche vollflächig ein- Tabelle 7.133 zeigt die Zuordnung der einzel-
gearbeitet sind. Vgl. hierzu die Abschnitte 7.5 nen Widerstandsklassen zu Schlössern, Schließ-
bis 7.7. zylindern und Schutzbeschlägen. In diesem Zu-

7.132
6 Schematische Darstellung einer einbruchhemmenden
Hauseingangstür (Innenansicht) mit notwendiger
mechanischer Schließtechnik (Grundausstattung)
5 7 1 mehrfach verstärktes Türblatt aus Holz und Holzwerk-
stoffen oder Stahlblech mit Einlage
2 Sicherheits-Schlossanlage (bohrgeschütztes Einsteck-
schloss) mit Falle und Riegel (Fallensperre)
5 8 3 bohrgeschützter Sicherheits-Schließzylinder mit
4 Ziehschutz (Zylinderabdeckung)
4 bohrgeschütztes Türschild (Schutzbeschlag)
5 Schwenkriegel-Sicherheitsschloss mit drei-, vier-
2 8 oder fünffach-Verriegelung bei nur einer Schlüssel-
3 umdrehung
9 6 angriffshemmende Sicherheits-Verglasung (mind.
durchwurfhemmend, besser durchbruchhemmend)
5 7 7 Sicherheits-Türbänder mit Sicherungszapfen
(Tresorbolzen)
8 Sicherungszapfen (Tresorbolzen) mit Hintergreifhaken
9 Zarge mit dauerhafter mechanischer Befestigung
(Schwerlastdübel, Maueranker) und Hinterfüllung
1 der Hohlräume (PU-Schaum)
7.8 Schutztüren 607

Tabelle 7.133 Zuordnung der einzelnen Widerstandsklassen zu Schlössern, Schließzylindern und Schutzbeschlägen
(DIN V EN V 1627)

Bauteilwider- Schließ- Schutz- Schlösser 4) Verglasungen5)


standsklasse zylinder1) beschläge1)
nach
DIN V EN V DIN 18 252 DIN 18 257 DIN 18 2512) DIN 18 250 DIN 52 290
1627 Klasse Klasse Klasse Klasse Klasse

WK 1 P2 BZ ES 1 3 2 – 3)
WK 2 P2 BZ ES 1 3 2 A3
WK 3 P2 BZ ES 2 3 2 B1
WK 4 P3 BZ ES 3 4 2 B1
WK 5 – – – – B2
WK 6 – – – – B3
1) Ziehschutz bei Schließzylinder (BZ): Auf den im Prüfzylinder integrierten Ziehschutz darf verzichtet werden, wenn dieser
Schutzbeschlag integriert ist, d. h. Schutzbeschlag mit Zylinderabdeckung (ZA). Siehe DIN 18 252 und DIN 18 257.
Der Schließzylinder muss bohrgeschützt ausgeführt sein (BS).
2) Die erhöhte Riegelgegenkraft nach Tabelle 2 ist gesondert nachzuweisen, sofern kein Riegelschutzkasten verwendet wird.
Die DIN V EN V 1627 bis DIN V EN V 1630 fordern „den geschlossenen und verriegelten Zustand“, z. B. Fenstergriffe mit arre-
tierbarer Feststellvorrichtung bzw. bei Fenstern mit Einfachglas einen abschließbaren Fenstergriff oder ein Zusatzschloss.
3) Bei Bauteilen mit Verglasungen größer als die durchgangsfähige Öffnung, sollte Verbundsicherheitsglas verwendet wer-
den.
4) Bezüglich Mehrpunktverriegelung siehe RAL RG 607/2.
5) S. hierzu auch Tab. 7.134, Zuordnung der Widerstandsklassen von einbruchhemmenden Bauteilen zu Verglasungen nach
der neuen europäischen Norm EN 356.

sammenhang sind die Bilder 7.56, 7.58 und können und von der Angriffseite nicht zu ent-
7.65 besonders beachtenswert. fernen sind.
Bei einbruchhemmenden Türen ist ein mög- Je nach angestrebter Widerstandsklasse müs-
lichst bündiges Abschließen des Schließzylin- sen Verglasungen den Anforderungen der
ders anzustreben. Ein Vor- oder Zurückliegen nachstehenden Tabelle entsprechen. Vgl. hierzu
des Zylinders gegenüber der Türblattober- auch Tab. 5.159 in Abschn. 5, Fenster.
fläche oder Schutzbeschlagoberfläche von • Montage. Jedem Türelement, das den Nach- 7
≤ 3 mm wird für noch vertretbar gehallten. weis der Einbruchhemmung gemäß DIN V EN V
S. hierzu auch Bild 7.54 und 7.55. 1627 aufweist, muss der Hersteller eine Monta-
• Füllungen, Verglasungen (Tab. 7.134). Die Be- geanleitung beifügen. Diese muss u. a. genaue
festigungen von Füllungen und Verglasungen Angaben über die notwendigen Befestigungs-
müssen so beschaffen sein, dass sie die stati- punkte und Befestigungsmittel enthalten.
schen und dynamischen Belastungen aufneh- Da aus der möglichen Belastung am Baukörper-
men, dem manuellen Einbruch widerstehen anschluss überwiegend Scherkräfte auftreten,

Tabelle 7.134 Zuordnung der Widerstandsklassen von einbruchhemmenden Bauteilen zu Verglasungen


(Auszug DIN V EN V 1627)

Bauteil- Widerstandsklasse Widerstandsklasse


Widerstandsklasse der Verglasung nach DIN 52 290
DIN V EN V 1627 nach DIN EN 356 (seitherige Zuordnung)

WK 1 keine Anforderung1) –
WK 2 P4 A A3
WK 3 P5 A B1
WK 4 P6 B B1
WK 5 P7 B B2
WK 6 P8 B B3
1) In der Widerstandsklasse 1 wird keine durchbruchhemmende Anforderung an die Verglasung gestellt, so dass hier Nor-
malglas (Isolierglas) eingesetzt werden kann. In DIN V EN V 1627 wird jedoch empfohlen, auch in der Widerstandsklasse 1
Verbundsicherheitsglas (VSG) einzusetzen.
608 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

ist immer eine mechanische Befestigung der Damit diese Forderungen erfüllt werden können, sind
Zarge an der Wand bzw. Öffnungsleibung erfor- dreiseitig umlaufende Falzdichtungen und eine Dich-
tung der unteren Bodenfuge erforderlich (Anschlag-
derlich. Eine zusätzliche Verschraubung des schwelle, Auflaufdichtung, automatisch absenkbare Bo-
Schließbleches bzw. der Bänder schafft weitere dendichtung).
Festigkeiten. Um Trittschallübertragungen – insbesondere bei harten
Eine alleinige Befestigung der Zargen bzw. Bodenbelägen – aus dem Treppenhaus bzw. Hausflur in
Wohnungen oder andere Nutzbereiche zu vermeiden, ist
Blendrahmen am Baukörper mit PU-Monta- im Bereich des Türdurchganges außerdem immer eine
geschaum ist nicht zulässig. Schäume dieser Art Trennfuge im schwimmenden Estrich und Bodenbelag
dienen bei Sicherheitstüren nur der Hohlraum- vorzusehen.
füllung, nicht der Befestigung. • Brandschutz/Rauchschutz. Anforderungen an den
Brand- und Rauchschutz von Wohnungsabschlusstüren
sind in den jeweiligen Landesbauordnungen baurecht-
lich geregelt. Bei der Beurteilung spielen beispielsweise
7.9 Sondertüren die Gebäudehöhe, die Anzahl der an das Treppenhaus
angrenzenden Nutzungseinheiten sowie die Zugänglich-
keit in die Wohnungen – von Treppenhäusern oder von
Von Sondertüren werden je nach Einsatzort und allgemein zugänglichen Fluren aus – eine Rolle.
den sich daraus ergebenden Anforderungen • Einbruchschutz. Beim Einbruchschutz ist zwischen not-
ganz spezifische Eigenschaften erwartet, woraus wendigen (Gesetzgeber) und wünschenswerten (Bau-
sich sowohl notwendige (Gesetzgeber) als auch herrn/Planer) Regelungen zu unterscheiden. Es ent-
spricht dem Stand der Technik Wohnungsabschlusstüren
individuell wünschenswerte (Bauherr/Planer) Auf- mindestens der Widerstandsgruppe WK2 (bei geringem
lagen ableiten lassen. Risiko) zuzuordnen.
Einzelheiten über die hier angesprochenen Anforde-
rungsbereiche sind den jeweiligen Abschnitten und Bild-
darstellungen zu entnehmen.
7.9.1 Wohnungsabschlusstüren

Wohnungsabschlusstüren – auch Wohnungsein-


gangstüren genannt – sind Innentüren, die sich 7.9.2 Feucht- und Nassraumtüren
zwischen einer abgeschlossenen Wohnung und
einem Treppenhaus oder einem allgemein zu- Türelemente in Feucht- und Nassraumbereichen
gänglichen Flur befinden. Damit unterscheiden sind besonderen Beanspruchungen ausgesetzt.
7 sich derartige Türen eindeutig von den Lauben- Um typische Schadensbilder – wie beispielsweise
gangtüren, die als Außentüren zu werten sind. verzogene Türblätter, Abblättern der Beschich-
tungen im Kanten- und Bodenbereich – zu ver-
Anforderungen an Wohnungsabschlusstüren meiden, ist eine eindeutige Begriffsdefinition und
sind in keiner eigenen Norm definiert. Von fol- Klassifizierung der Türblatttypen erforderlich.
genden Eigenschaften und Mindestanforderung- • Eine Feuchtraumbeanspruchung liegt vor,
en wird in der Regel ausgegangen: wenn ein Türblatt kurzzeitig einer Feuchteein-
• Funktionstüchtigkeit beinhaltet, dass alle Teile der Tür wirkung auf der Oberfläche ausgesetzt ist. Die-
bei ordnungsgemäßem Gebrauch dauerhaft bedienbar se Feuchteeinwirkung kann aufgrund hoher
bleiben. Luftfeuchte (bis 100 %) – und dem sich daraus
• Verformungsstabilität bei hygrothermischer und me- ggf. ergebenden Kondenswasser – oder durch
chanischer Beanspruchung. Gemäß Tabelle 7.18 müssen
Wohnungsabschlusstüren – je nachdem, ob das Treppen- direktes Spritzwasser erfolgen.
haus oder der Hausflur beheizt ist oder nicht – der Klima- Ein entscheidendes Kriterium für die richtige
klasse II oder III und der mechanischen Beanspruchungs- Einstufung der Türblätter ist, ob die jeweiligen
klasse S entsprechen. Übliche Zimmertüren sind für
diesen Verwendungszweck nicht geeignet. Räume Fenster zur Stoßlüftung oder eine aus-
• Schallschutz. Die Anforderungen an den Schallschutz reichende Zwangsbelüftung aufweisen. Weisen
von Wohnungsabschlusstüren hängen im Wesentlichen häusliche Bäder und Duschen keine Fensterlüf-
von der jeweiligen Raumnutzung hinter der Eingangstür tung und keine baulichen Vorrichtungen zur
ab. Vermeidung erhöhter Kondenswasserbildung
Wie Tabelle 7.9 verdeutlicht, wird hinsichtlich der auf, empfiehlt es sich, Feuchtraumtüren vorzu-
Schalldämmwerte unterschieden zwischen Wohnungs-
abschlusstüren, die von Hausfluren oder Treppenräumen sehen. Übliche Einsatzbereiche s.Tabelle 7.135.
in Flure und Dielen von Wohnungen führen (bewertetes • Eine Nassraumbeanspruchung liegt vor,
Schalldämm-Maß Rw 27 dB) und Türen, die von Hausflu- wenn ein Türblatt langanhaltender Nässeein-
ren oder Treppenräumen unmittelbar in Aufenthaltsräu-
me von Wohnungen, Appartements o. Ä. führen (bewer- wirkung und häufig anfallendem Spritzwasser
tetes Schalldämm-Maß Rw 37 dB). ausgesetzt ist. Einsatzbereiche sind Türen von
Tabelle 7.135 Einsatzempfehlungen für Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen und anderen Materialien. RAL-RG 426,Teil 3: Feucht- und Nassraumtüren (Entwurf 2002) [65]

Wohnungstüren Objekttüren

Beanspruchung Wohnungs- Wohnungs- Bad/WC Kindergarten Schulraum Schulungsräume Großküchen


eingangstüren innentüren Krankenhaus Herbergen Sprechzimmer Kantinen
Hotelzimmer Kasernen Verwaltung Labor
Praxis Bad/WC
7.9 Sondertüren

I • •
Hygrothermische
II • • • 4) •
Beanspruchung
III • • 4)

N • •
Mechanische M •
Beanspruchung5) S • • • 4)
E • • 4)

Feuchte- Feuchtraumtür • 4) • 4) • 4) • 4)
beständigkeit
Nassraumtür • 4)

Einbruchhemmung WK 1/WK 2 • 3) 4)

SSK 1 Rw,R = 27 dB • 2)
Schalldämmung1) SSK 2 Rw,R = 32 dB • 2) • 4)
SSK 3 Rw,R = 37 dB • 2) • 2)
1) Nachweis durch Prüfung durch eine Prüfstelle für die Erteilung allgemeiner bauaufsichtlicher Prüfzeugnisse der Bauregelliste A: Rw,R = erf. Rw.
2) Je nach Einsatzort sind die Angaben in DIN 4109,Tabelle 3 zu beachten.
3) Sind keine Anforderungen an die Einbruchhemmung gestellt, so sollten mindestens Zargen der Klasse S zum Einsatz kommen.
4) Auswahl unter Berücksichtigung der zu erwartenden Beanspruchung.
5) Türblatt und Türzarge sollten aus korrelierenden Beanspruchungen stammen.

In Bereichen mit langfristig höherer Luftfeuchtigkeit (z. B. immer offen stehenden Fenstern) oder bei Türblättern mit einer Höhe über 2,11 m werden Türen der nächst höheren
Klimaklasse empfohlen.
609

7
610 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

12 7
4
3 5 4

6
1 6
7.136
2 Schematische Darstellung des konstruktiven Aufbaues
8 von Feucht- und Nassraumtürblättern (Beispiele)
a) Feuchtraumtürblatt
b) Nassraumtürblatt
1 dünne HPL-Schichtstoffschicht
4 2 HDF-Hartfaserplatte, 3 mm dick (Deckplatte)
4 3 Folienkante (Türfalz ummantelt)
4 4 umlaufender Polyurethan-Kunststoffrahmen
4
5 Aluminium-Stabilisator (Rahmenverstärkung)
6 PS-Hartschaum-Einlage
7 verdeckter Kunststoff-Anleimer
7.136a 7.136b 8 HPL-Kunststoffplatte, 2 mm dick (Deckplatte)

Nasszellen in Krankenhäusern, Hotels, öffentli- Glas im Bauwesen. In Verbindung mit der Neu-
chen Duschräumen und Badeanstalten. abfassung der europäischen Normen wurden die
Begriffe neu geordnet und definiert. Im Wesentli-
Güte- und Prüfbestimmungen für Innentüren chen sind zu nennen:
aus Holz und Holzwerkstoffen und anderen Mate- • DIN EN 572-2 – Floatglas
rialien (DIN 68 706-1) sind RAL-RG 426, Teil III, • DIN EN 572-3 – Profiliertes Drahtglas
Feucht- und Nassräumen, zu entnehmen [65]. Vor • DIN EN 572-4 – Gezogenes Flachglas
der Erteilung des RAL-Gütezeichens muss zusätz- • DIN EN 572-5 – Ornamentglas
lich noch der Nachweis hinsichtlich ihrer klimati- • DIN EN 572-6 – Drahtornamentglas
schen und mechanischen Eignung gemäß RAL-
RG 426, Teil I, erbracht werden. Vgl. hierzu Tab.
Sicherheitsgläser im Bauwesen. Glasarten die-
7.18.
ses Bereiches vereinen sowohl passive als auch
aktive Sicherheitseigenschaften. Dementspre-
7 • Bild 7.136 a bis b zeigt den konstruktiven Aufbau von
Feucht- und Nassraumtürblättern. Daraus wird ersicht- chend unterscheidet man folgende Glasgrup-
lich, dass Feuchtraumtürblätter – die Holz und Holzwerk- pen:
stoffe enthalten – allseitig an den Flächen und Kanten aus
wasserabweisenden Materialien bestehen bzw. damit ab-
gedeckt sein müssen. Dabei ist insbesondere allen sicht- 1. Gläser für passive Sicherheit (Sicherheit mit
baren Klebefugen besondere Aufmerksamkeit zu schen- Glas) sollen im Bruchfall Menschen und Tiere
ken. vor Verletzungen durch die Materie Glas schüt-
Demgegenüber zeichnen sich Türblattkonstruktionen zen. Glasarten, die dieses Kriterium erfüllen,
von Nassraumtüren dadurch aus, dass alle Teile aus
wasserbeständigen – in öffentlichen Gebäuden sogar sind neben anderen:
dampfstrahlbeständigen und leicht desinfizierbaren – • DIN EN 12 150-1 – Einscheiben-Sicherheits-
Kunststoffmaterialien bestehen.
glas (ESG)
• DIN EN ISO 12543-2– Verbund-Sicherheitsglas
(VSG)
7.10 Ganzglas-Türen Glasprodukte dieser Gruppe zerfallen bei ei-
und Ganzglas-Türanlagen nem Bruch entweder in stumpfkantige Krümel
(ESG) oder die Glasbruchstücke haften an einer
Türen aus Glas ergeben großzügige, transparente Zwischenschicht (VSG).
Raumabschlüsse, die in der Regel aus rahmen- Um Glasunfälle zu vermeiden und hochwertige
losen Türblättern aus Sicherheitsglas bestehen Güter vor Einbruch zu sichern, müssen bei
und mit den notwendigen Beschlägen ausgerüs- Ganzglas-Türen und Ganzglas-Türanlagen im-
tet sind. Man unterscheidet mer Sicherheitsgläser verwendet werden.
• Ganzglas-Türen,
2. Gläser für aktive Sicherheit (Sicherheit durch
• Ganzglas-Türanlagen, Glas) sollen neben passiven Sicherheitseigen-
• Ganzglas-Schiebewände (Abschn. 8) schaften auch Schutz des Eigentums oder des
7.10 Ganzglas-Türen und Ganzglas-Türanlagen 611

Menschen selbst gegenüber Angriffen durch (Ballwurfsicherheit). Weitere Einzelheiten sind der Spe-
Dritte bieten. zialliteratur [49], [50], [51] zu entnehmen.

Hierfür eignet sich insbesondere Verbund- Verbund-Sicherheitsglas (VSG nach DIN EN ISO 12 543-
2) besteht aus zwei oder mehreren – im Regelfall gleich
Sicherheitsglas (VSG) in unterschiedlichen dicken – Glastafeln, die jeweils durch klardurchsichtige,
Dicken. Wie die Bilddarstellungen in Tabelle zähelastische und hochreißfeste PVB-Folien (Polyvinyl-
5.159 verdeutlichen, ist der Glasaufbau je nach butyral) fest miteinander verbunden sind.
Widerstandsklasse sehr unterschiedlich und Bei gewaltsamer Zerstörung haften die Bruchstücke an
nur in Kombination mit Polyvinylbutyralfolien der Folie (splitterbindendes Glas), so dass dadurch die
Verletzungsgefahr gemindert wird und kein Totalverlust
(PVB) möglich. Durch den Einbau von dünnen der Verglasung wie beim Einscheiben-Sicherheitsglas
Alarmdrähten zwischen zwei Scheiben wird die befürchtet werden muss. Die Schutzwirkung (aktive Si-
Sicherheit in Verbindung mit einer Einbruch- cherheit) bleibt demnach auch bei einem Glasbruch
meldeanlage noch weiter erhöht. weitgehend erhalten.
Die Schutzwirkung von Verbund-Sicherheitsglas beruht
Angriffhemmende Verglasungen gibt es je nach im Wesentlichen auf der hohen Reißfestigkeit der PVB-
Schutzwirkung als Zwischenschichten. Durch die Kombination verschieden
dicker Glas- und Folienschichten ist es möglich, angriffs-
• DIN EN 356 – Durchwurfhemmende Gläser: Wi- hemmende Verglasung gegen Durchbruch, Beschuss
derstandsklassen P1A bis P5A (seit- und Explosion in den jeweiligen Widerstandsklassen
her A1 bis A3) herzustellen.
– Durchbruchhemmende Gläser: Wi- Verbund-Sicherheitsglas kann mehrschichtig aus einzel-
derstandsklassen P6B bis P8B (seit- nen Glastafeln gefertigt oder in Form von Mehrschei-
her B1 bis B3) ben-Isolierglas mit Funktionsgläsern für Sonnen-, Wär-
me-, Schall- und Brandschutz ausgestattet werden. In die
• DIN EN 1063 – Durchschusshemmende Gläser: Verbundschicht können auch dünne Drähte für Alarm-
Widerstandsklassen BR1 bis BR7 (seit- anlagen, zu Heizzwecken usw. eingelegt sein.
her C1 bis C5)
Verbund-Sicherheitsglas wird überall dort eingesetzt, wo
• DIN EN 13541 – Sprengwirkungshemmende Gläser Licht und gute Durchsicht gebraucht und ein Höchst-
(bleiben hier unberücksichtigt). maß an Sicherheit verlangt wird, wie beispielsweise bei
Schaufenster- und Türanlagen von Juwelier-, Pelz- und
Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG nach DIN EN 12 150- Antiquitätengeschäften, in Banken, Museen usw. Auf-
1) ist ein thermisch vorgespanntes Glas. Beim Vorspann- grund seiner splitterbindenden und einbruchhemmen-
prozess wird die Glastafel bis zur Erweichung erwärmt den Eigenschaften wird es auch in Schulen, Kindergärten
und dann mit Kaltluft konvektiv abgeschreckt. Durch und Privathäusern sowie bei Überkopfverglasungen ein-
diese Behandlung wird in der Glasscheibe ein im Gleich-
gewicht befindlicher Spannungszustand aufgebaut: Die
gebaut.
Damit die gewünschte Schutzwirkung nach einem mög-
7
beiden Oberflächen stehen unter Druckspannungen, lichen Glasbruch gewährleistet ist und um zu verhin-
das Scheibeninnere unter Zugspannungen. dern, dass die Kunststofffolien am Glasrand von außen
Damit dieser Spannungszustand nicht verloren geht, nicht beschädigt bzw. angegriffen werden (z. B. Feuch-
muss die Glastafel vor der Wärmebehandlung auf Größe tigkeitseinwirkung), ist Verbund-Sicherheitsglas in der
zugeschnitten, die Kanten bearbeitet und alle erforderli- Regel in eine Rahmenkonstruktion zu legen.
chen Lochbohrungen (z. B. für die Befestigung der Be- Rahmenlose Ganzglas-Türanlagen werden demnach
schläge) vorgenommen werden. fast ausschließlich aus Einscheiben-Sicherheitsgläsern
Einscheiben-Sicherheitsglas lässt sich nachträglich nicht (ESG) hergestellt. Außerdem ist Verbund-Sicherheitsglas
mehr bearbeiten. Jede weitere Bearbeitung hätte den im Allgemeinen auch teurer als Einscheiben-Sicherheits-
Zerfall des Glases zur Folge. Bei Glasbruch zerfällt es in glas. Weitere Einzelheiten sind der Spezialliteratur [49],
kleine, stumpfkantige Glaskrümel, die jedoch nieman- [50], [51] zu entnehmen.
den ernsthaft verletzen.
Sicherheitsglas dieser Art wird im Wesentlichen aus Flo-
atglas, gezogenem Floatglas und strukturiertem Orna-
mentglas in Dicken von 3–4–5–6–8–10–12–15–19–25
7.10.1 Ganzglas-Fertigtüren
mm hergestellt. Das Glas kann durchsichtig, eingefärbt,
transluzent, beschichtet oder emailliert sein. Rahmenlose Ganzglas-Fertigtüren (Bild 7.137)
Aufgrund seiner Vorspannung weist es eine stark erhöh- für den Innenbereich werden sowohl im Woh-
te Schlag- und Biegebruchfestigkeit sowie Temperatur- nungsbau als auch Objektbau – beispielsweise in
wechselbeständigkeit auf. Daher wird es nicht nur zu Büro- und Verwaltungsgebäuden, Praxisräumen
konventionellen Mehrscheiben-Isolierglas-Kombinatio-
nen verarbeitet, ebenso können Wärmeschutz- oder
u. a. – eingesetzt. Sie bieten die Möglichkeit, Räu-
Sonnenschutzgläser in ESG-Ausführung geliefert wer- me funktional von einander zu trennen und den-
den. noch optisch mehr oder weniger stark zu verbin-
Verwendet wird es vor allem für rahmenlose Ganzglas- den.
Türen, Ganzglas-Türanlagen und -Trennwände, zur Ab-
sturzsicherung als Treppen-, Balkon- und Geländerbrüs-
Das von der Glasindustrie angebotene Ganzglas-
tung, bei anwendungsfertigen Produkten wie Duschka- Fertigtürprogramm besteht aus verschiedenen
binen usw. sowie im Fahrzeug- und Sportstättenbau Grundtypen mit zahlreichen Variationsmöglich-
612 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

4 1 Stahlzarge nach DIN 18 111


2 Zarge aus Holz und Holzwerkstoffen

(1033 bei Türhöhe 2097)


241

908 bei Türhöhe 1972


3 Falzbekleidung

Mitte Falleneinlass
4 Falzdichtung

43 mm
5 Band-Aufnahmeelement (Bandtasche)
Türhöhe, Glasmaß 1972 (2097) mm

6 Türscharnier (Oberfläche und Design gemäß


Zargenfalzmaß 1983 (2108) mm

Beschlagprogramm)
Auflage Band 1435 mm

7 Pressspanzwischenlage mit Klemmplatte


8 Einscheiben-Sicherheitsglas (z. B. durchsichtig,
strukturiert, satiniert, siebbedruckt, beschichtet)
9 Kunststoffhülsen
10 Befestigungsschraube
11 Abdeckplatte (Oberfläche und Design gemäß
Beschlagprogramm)

8 (10) mm
4 11 10 9
OFF 5
7

3,5 Türbreite, Glasmaß 3,5


Zargenfalzmaß
7.137a

11 6 7 8
7.137c

10

8 (10) mm
7 11 10 9

7 9 6 4
3

8 41 6 7 8
7.137b 7.137d

7.137 Schematische Darstellung des konstruktiven Aufbaues einer Ganzglas-Fertigtür


a) Ansicht und Maße einer Normtür
b) Darstellung des Zusammenbaues
c) Ganzglastürblatt mit Stahlzarge
d) Ganzglastürblatt mit Holzwerkstoffzarge

keiten in Glasart, Struktur, Dekormuster, Farbbe- gen gemäß DIN 18 111 oder Holzwerkstoffzargen
schichtungen und Beschlagart. mit Bekleidungen. Von der Norm abweichende
Die mit allen erforderlichen Beschlagteilen aus- Sonderabmessungen mit maximalen Türblatt-
gerüsteten rahmenlosen Türblätter bestehen aus außenmaßen 1200 × 2300 × 10 mm sind möglich.
8 oder 10 mm dicken Einscheiben-Sicherheitsglä-
sern (ESG) und sind in drei unterschiedlichen Tür-
blattaußenmaßen erhältlich (709 × 1972/2097 7.10.2 Ganzglas-Türanlagen
– 834 × 1972/2097 – 959 × 1972/2097). Die Tür-
blätter sind mit diesen Abmessungen auf die Ganzglas-Türanlagen (Bild 7.138) sind ideale Bau-
Baurichtmaße nach DIN 18 100 abgestimmt und elemente für großflächige transparente Raum-
eignen sich somit zum Einbau in Norm-Stahlzar- abschlüsse, wie sie beispielsweise in öffentlich
7.10 Ganzglas-Türen und Ganzglas-Türanlagen 613

7.138a 7.138b 7.138c 7.138d

7.138 Schematische Darstellung von ein- und zweiflügeligen Ganzglas-Türanlagen mit Seitenteilen (Festteilen) und
Oberlichtteilen (Beispiele)
a) einflügelig mit türhohen Seitenteilen
b) einflügelig mit raumhohen Seitenteilen und Oberlicht
c) zweiflügelig mit türhohen Seitenteilen
d) zweiflügelig mit türhohen Seitenteilen und zweigeteiltem Oberlicht

zugänglichen Büro- und Verwaltungsgebäuden, einschließlich Klemmstück mit Schrauben und


Einkaufszentren und Ladenbauten, Hotel- und elastischen Zwischenlagen.
Theaterfoyers, aber auch im Privatbereich er- Bei der Variante „Sicherheitsausführung“ ver-
wünscht sind. Sie bestehen aus einem oder meh- hindert die Verschraubung der Klemmstücke -
reren Standard-Türflügeln, um die sich fest einge- durch die Glasscheibe hindurch – das Herabfal-
baute Seitenteile und/oder Oberlichtglasflächen len freihängender Scheiben.
in jedem gewünschten Winkelgrad gruppieren.
Die Türen sind wahlweise als Pendel- oder An- • Bild 7.139-B. Die Ausbildung der Eckbeschläge
schlagtüren ausführbar. Aus Sicherheitsgründen richtet sich nach ihrer jeweiligen Lage und
müssen alle Glasflächen aus Einscheiben-Sicher- Funktion in der Glaswand (z. B. oberer Eckbe-
heitsglas (ESG) bestehen. schlag, unterer Eckbeschlag, Oberlichtbeschlag,
Winkeloberlichtbeschlag).
Die zulässigen Minimal- bzw. Maximalabmes-
sungen für Türflügel und feststehende Glas- Glasflügel werden jeweils an der oberen und
unteren Ecke durch angeklemmte Eckbeschlä-
7
flächen sind den jeweiligen Produkt-Diagramm-
tafeln der Herstellerfirmen zu entnehmen. ge aus Leichtmetall gehalten. Anstelle dieser
Eckbeschläge können bei breiteren und schwe-
• Die Abmessungen für Einzelflügel mit Eckbeschlägen be- reren Türflügeln auch durchlaufende Türschie-
tragen demnach bis 1000 × 3000 mm. Für schwerere und
breitere Türflügel bis max. 1400 mm sowie für stark fre- nen angebracht werden.
quentierte Türen stehen durchgehende untere Türschie- Zwischen den beiden Klemmplatten und der
nen zur Verfügung. Glasscheibe muss immer eine den Klemmdruck
• Für feststehende Seitenteile und Oberlichtflächen sind ausgleichende, elastische Zwischenlage aus
Maximalabmessungen bis 2400 × 4200 mm möglich. Je
nachdem, wie groß die Anlage insgesamt ist und ob sie Pressspan o. Ä. liegen.
mit oder ohne Aussteifungsgläser ausgeführt wird, ist mit Der Verschluss kann wahlweise über Eckschlös-
Glasdicken zwischen 10 und 12 mm zu rechnen. Die ser, Mittelschlösser (Türgriffhöhe) oder in den
Befestigung am Baukörper erfolgt mit speziellen An-
schlussprofilen. Fußboden eingelassene Schlösser erfolgen.
• Bild 7.139-C. Eckbeschläge, Türschienen sowie
Ganzglas-Türanlagen. Bild 7.139 zeigt eine alle anderen Beschläge einschließlich Boden-
zweiflügelige Ganzglas-Türanlage mit zwei raum- türschließer werden vom Glaswerk mitgeliefert
hohen Festteilen und einem Oberlichtteil. Diese bzw. sind an den einzelnen Glasteilen bereits
Darstellung dient zur Erläuterung der Baukörper- vormontiert.
anschlüsse, der Funktionsweise der Beschlagteile Die für diese Beschlagteile erforderlichen Glas-
und Bemessung der notwendigen Glasfugenab- ausschnitte und Lochbohrungen werden eben-
stände. falls werkseitig festgelegt. Besondere Wünsche
• Bild 7.139-A. Die Befestigung der Ganzglasan- sind bereits bei der Auftragserteilung anzuge-
lage an Wand und Decke erfolgt über einen ben, da Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG) nach
umlaufenden Rahmen. Das Anschlussprofil be- der Vorspannung des Glases nicht mehr bear-
steht aus einem Grundkörper mit Bohrungen, beitet werden kann. Dies bedeutet, dass alle
614 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

3 mm
170
B

52
2 4 2
1

106
7

DETAIL B1
7 mm

C 6
5

ANSICHT
5

2 1
40

3 DETAIL B2
18

4
2 3 4 5

DETAIL A1
Baukörperanschluss

DETAIL C1
2 1
7 3
Klemmplatte
40
29

Glasbohrungen
4

DETAIL A2
Sicherheitsausführung
Glasbearbeitung für Sicherheitsausführung
19

Ø 12
Zapfenband
Deckplatte aus Edelstahl
150 300 Gehäuse Bodentürschliesser DETAIL C2

7.139 Konstruktionsbeispiel einer Ganzglas-Türanlage, bestehend aus zwei Türflügeln, zwei raumhohen Seitenteilen
(Festteilen) und einem Oberlicht
ANSICHT Ganzglas-Türanlage
DETAIL A1 Baukörperanschluss (Wand- und Deckenanschlussprofil)
DETAIL A2 Baukörperanschluss (Profil für Sicherheitsausführung)
DETAIL B1 Winkeloberlichtbeschlag mit Buchse für Zapfen (Festteil)
DETAIL B2 Oberer Eckbeschlag mit Zapfen (Türflügelteil)
DETAIL C1 Unterer Eckbeschlag (Schnitt: Türflügel-Festteil) mit Zapfenband für Bodentürschließer
DETAIL C2 Unterer Eckbeschlag (Ansicht-Klemmplatte-Zapfenband) mit Gehäuse-Bodentürschließer
1 Wand- und Deckenanschlussprofile 5 Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG)
2 Deckschalen (Aluminium, Edelstahl u. a.) 6 Eckschloss
3 Klemmplatten mit Schrauben 7 Mittelschloss
4 elastische Zwischenlagen (Pressspan)
Nach Vorlagen DORMA-Glas, Bad Salzuflen
7.10 Ganzglas-Türen und Ganzglas-Türanlagen 615

6 6

1 3

5 5
55
2 4
7 8 7 8
60

78

7.140a 291 7.140b

7.140 Schematische Darstellung von Ganzglas-Türanlagen mit Bodentürschließern


a) Ganzglas-Pendeltür
b) Ganzglas-Anschlagtür, jeweils mit Oberlicht
1 und 2 Eckteil/Eckunterteil, Drehpunkt mittig angeordnet (Pendeltür)
3 und 4 Eckoberteil/Eckunterteil, Drehpunkt exzentrisch angeordnet (Anschlagtür)
5 Ganzglas-Türblatt
6 Oberlicht
7 Deckplatte aus Edelstahl
8 Gehäuse-Bodentürschließer
DORMA, Glas, Bad Salzuflen

Abmessungen genau angegeben und sämtli- • Glastafeln dürfen nicht auf harten Untergrund (z. B. Kera- 7
che Bearbeitungen (Bohrlochabstände, Glas- mik- und Steinbeläge) oder auf die Scheibenecken abge-
stellt werden. Am vorteilhaftesten ist es, die vom Herstel-
ausschnitte, Kantenbearbeitung) bereits bei der ler gelieferte Verpackung bis zur Montage zu verwenden.
Bestellung auf das Sorgfältigste festgelegt sein • Jede Verglasungseinheit ist vor dem Einbau auf Fehler
müssen. bzw. Beschädigungen hin zu überprüfen. Beschädigte
Die Türflügelbreite ist immer kleiner als das bzw. fehlerhafte Einheiten dürfen nicht eingesetzt wer-
den, da unmittelbare Bruchgefahr besteht.
lichte Durchgangsmaß und die Türflügelhöhe
• Trotz der hohen Biegebruch- und Schlagfestigkeit der Glä-
kleiner als die Öffnungshöhe anzunehmen. Die ser ist bei der Montage mit größter Sorgfalt zu verfahren.
in der Abbildung (Ansicht) angegebenen Glas-
• Einscheiben-Sicherheitsgläser (ESG) dürfen nach der Aus-
fugenmaße sind Richtmaße, die je nach Flügel- lieferung bzw. vor der Montage keinesfalls mehr bearbei-
anzahl, Flügelbreite und Glasdicke variieren. tet werden.
Weitere Einzelheiten sind den jeweiligen Her- • Werden Ganzglas-Türanlagen ausnahmsweise vor Ab-
stellerunterlagen zu entnehmen. schluss der Putzarbeiten eingebaut, so sind die Glastafeln
zum Schutz gegen Kratzer und Ätzungen (z. B. Kalksprit-
Transport, Lagerung und Montage. Im Zusammenhang zer) vollflächig mit Papier abzukleben oder anderweitig
mit Transport, Lagerung und Montage entstehen häufig zu schützen.
Schäden an Verglasungseinheiten. Folgende Empfehlung- • Müssen die Stoßfugen zwischen festsehenden Glasschei-
en sind daher zu beachten: ben (z. B. Seiten- und Oberlichtteil) staubdicht ausge-
• Glasscheiben dürfen beim Transport nicht nass werden; führt werden, so ist hierfür nach Herstellerangabe eine
nassgewordene Gläser sind umgehend zu trocknen. Ins- elastische Dichtungsmasse zu verwenden.
besondere Mehrscheiben-Isoliergläser müssen trocken • Es ist zwingend darauf zu achten, dass alle Teile (Rahmen
gelagert werden und dürfen nicht der direkten Sonnen- und Verglasungen) exakt gefluchtet eingebaut werden,
einstrahlung oder anderen Hitzequellen ausgesetzt sein. da sonst durch die Verwindung der Glasscheiben die Op-
• Glastafeln dürfen nur stehend gelagert werden. Die Un- tik beeinträchtigt wird.
terlagen und die Abstützung gegen Kippen dürfen keine
Beschädigung des Glases hervorrufen. Die einzelnen Ver-
glasungseinheiten sind durch Zwischenlagen zu tren- Kenntlichmachung von Glasflächen. Die Mus-
nen. terbauordnung (MBO) schreibt vor, das Glastüren
616 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Personen von geringer Körpergröße (z. B. Kinder)


auf wirksame Weise gewarnt werden müssen.
Die Kenntlichmachung kann beispielweise durch
Bekleben der Glasflächen mit Klebefolien, auffal-
lende Griffe oder Handleisten in etwa 1 m Höhe
o. Ä. erfolgen.

Aussteifungsgläser (Bild 7.141). Bei Ganzglas-


Türanlagen, die aus mehreren Glasscheiben be-
stehen und bestimmte Abmessungen über-
schreiten, können Aussteifungsgläser erforderlich
sein. Diese stehen senkrecht zu der Glaswand
und werden von einer Klemmkonstruktion, die
starr mit dem angrenzenden Bauteil verbunden
7.141 Schematische Darstellung von Ganzglas- ist (z. B. Rohdecke, Unterzug), gehalten. Ausstei-
Türanlagen mit Aussteifungsgläsern (Beispiele)
fungsgläser können – je nach statischen oder
bauaufsichtlichen Erfordernissen – im Bereich
großflächiger Oberlichtteile oder bei sehr hohen
und andere Glasflächen – die bis zum Fußboden Türanlagen auch in raumhoher Ausführung an-
reichen – so zu kennzeichnen sind (z. B. in Augen- gebracht werden. Die Glasdicke von Ausstei-
höhe), dass sie leicht erkannt werden können. fungsgläsern beträgt üblicherweise 12 mm. Bei
Dies soll verhindern, dass Personen sich Stoßver- Pendeltüranlagen ist eine beidseitige Ausstei-
letzungen zufügen, weil sie die Glasfläche nicht fung empfehlenswert.
wahrnehmen. Dabei ist zu beachten, dass auch

7.11 Normen
7 Norm Ausgabedatum Titel

DIN 107 04.1974 Bezeichnung mit links oder rechts im Bauwesen


DIN 1045-1 07.2001 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton, Bemessung und Konstruktion
DIN 1053-1 11.1996 Mauerwerk; Berechnung und Ausführung
DIN 1053-2 11.1996 –; Mauerwerksfestigkeitsklassen aufgrund von Eignungsprüfungen
DIN 1053-3 02.1990 –; Bewehrtes Mauerwerk; Berechnung und Ausführung
DIN 1055-3 10.2002 Lastannahmen für Bauten; Eigen- und Nutzlasten für Hochbauten
E DIN 1055-3/A1 05.2005 –; –; Änderung
DIN 1249-10 08.1990 Flachglas im Bauwesen; Chemische und physikalische Eigenschaften
DIN 1249-11 09.1986 –; Glaskanten; Begriff, Kantenformen und Ausführung
DIN 1259-1 09.2001 Glas – Begriffe für Glasarten und Glasgruppen
DIN EN 1946-1 04.1999 Wärmetechnisches Verhalten von Bauprodukten und Bauteilen –
Technische Kriterien zur Begutachtung von Laboratorien bei der
Durchführung der Messungen von Wärmeübertragungseigenschaften
– Allgemeingültige Regeln
DIN 1960 12.2002 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil A: Allgemeine
Bestimmungen für die Vergabe von Bauleistungen
DIN 1961 12.2002 –; –; Bauleistungen
DIN 4070-1 01.1958 Nadelholz; Querschnittsmaße und statische Werte für Schnittholz,
Vorratskantholz und Dachlatten
DIN 4072 08.1977 Gespundete Bretter aus Nadelholz
DIN 4074-1 06.2003 Sortierung von Holz nach der Tragfähigkeit – Nadelschnittholz
7.11 Normen 617

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 4076-1 10.1985 Benennungen und Kurzzeichen auf dem Holzgebiet; Holzarten
DIN 4079 05.1976 Furniere; Dicken
DIN 4102-1 05.1998 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen – Baustoffe;
Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-2 09.1977 –; Bauteile, Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-4 03.1994 –; Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter Baustoffe,
Bauteile und Sonderbauteile
DIN 4102-4 Ber 1 05.1995 –; Berichtigungen
DIN 4102-4 Ber 2 04.1996 –; Berichtigungen
DIN 4102-4 Ber 3 09.1998 –; Berichtigungen
DIN 4102-4/A1 11.2004 –; –; Bauteile und Sonderbauteile; Änderung
DIN 4102-5 09.1977 –; Feuerschutzabschlüsse, Abschlüsse in Fahrschachtwänden und gegen
Feuer widerstandsfähige Verglasungen, Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-13 05.1990 –; Brandschutzverglasungen; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-18 03.1991 –; Feuerschutzabschlüsse; Nachweis der Eigenschaft „selbstschließend“
(Dauerfunktionsprüfung)
E DIN 4102-19 12.1998 –; Wand- und Deckenbekleidung in Räumen; Versuchsraum für zusätzliche
Beurteilungen
DIN 4103-1 07.1984 Nichttragende innere Trennwände; Anforderungen, Nachweise
DIN 4103-2 12.1985 –; Trennwände aus Gips-Wandbauplatten
DIN 4103-4 11.1988 –; Unterkonstruktion in Holzbauart
DIN 4108 Bbl 1 04.1982 Wärmeschutz im Hochbau; Inhaltsverzeichnisse; Stichwortverzeichnis
DIN 4108 Bbl 2 08.1998 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Wärmebrücken –
Planungs- und Ausführungsbeispiele
DIN 4108 Bbl 2 01.2004 –; –; (gleicher Titel) 7
DIN 4108-1 08.1981 Wärmeschutz im Hochbau; Größen und Einheiten
DIN 4108-2 07.2003 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Mindestanforderungen
an den Wärmeschutz
DIN 4108-3 07.2001 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen, Berechnungsverfahren
und Hinweise für Planung und Ausführung
DIN 4108-3 Ber 1 04.2002 –; Berichtigungen
DIN V 4108-4 02.2002 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Wärme- und feuchte-
schutztechnische Bemessungswerte
DIN V 4108-4 07.2004 –; –; (gleicher Titel)
DIN V 4108-6 06.2003 –; Berechnung des Jahresheizwärme- und des Jahresheizenergiebedarfs
DIN V 4108-6 Ber 1 03.2004 –; Berichtigungen
DIN 4108-7 08.2001 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden; Luftdichtheit von Gebäuden,
Anforderungen, Planungs-und Ausführungsempfehlungen sowie -beispiele
DIN V 4108-10 02.2002 –; Anwendungsbezogene Anforderungen an Wärmedämmstoffe – Werkmäßig
hergestellte Wärmedämmstoffe
DIN V 4108-10 06.2004 –; –; (gleicher Titel)
DIN V 4108-10 Ber 1 09.2004 –; Berichtigungen
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Ber 1 08.1992 –; Berichtigungen zu DIN 4109, DIN 4109 Bbl 1und DIN 4109 Bbl 2
DIN 4109 Bbl 1 11.1989 –; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren
E DIN 4109 Bbl 1/A1 01.2001 –; –; Änderung
DIN 4109 Bbl 1/A1 09.2003 –; –; (gleicher Titel)

Fortsetzung s. nächste Seite


618 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 4109 Bbl 2 11.1989 –; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen erhöhten
Schallschutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn-
oder Arbeitsbereich
DIN 4109 Bbl 3 06.1996 –; Berechnung von R’w,R für den Nachweis der Eignung nach DIN 4109 aus Werten
des im Labor ermittelten Schalldämm-Maßes Rw
E DIN 4109 Bbl 4 11.2000 –; Nachweis des Schallschutzes – Güte- und Eignungsprüfung
DIN 4109/A1 01.2001 –; Anforderungen und Nachweise; Änderung
E DIN 4109-10 06.2000 –; Vorschläge für einen erhöhten Schallschutz von Wohnungen
DIN 4109-11 09.2003 Schallschutz im Hochbau – Nachweis des Schallschutzes;
Güte- und Eignungsprüfung
DIN 4172 07.1955 Maßordnung im Hochbau
DIN V 4701-10 08.2003 Energetische Bewertung heiz- und raumlufttechnischer Anlagen – Heizung,
Trinkwassererwärmung, Lüftung
DIN 5034-1 10.1999 Tageslicht in Innenräumen – Allgemeine Anforderungen
DIN 5034-2 02.1985 –; Grundlagen
DIN 5034-3 09.1994 –; Berechnung
E DIN 5034-3 09.2005 –; –; (gleicher Titel)
DIN 6812 06.2002 Medizinische Röntgenanlagen bis 300 kV – Regeln für die Auslegung des
baulichen Strahlenschutzes
DIN 6812 Ber 1 01.2003 –; Berichtigungen
DIN 6812 Ber 2 02.2004 –; Berichtigungen
DIN 6834-1 09.1973 Strahlenschutztüren für medizinisch genutzte Räume; Anforderungen
DIN 6834-2 09.1973 –; Drehflügeltüren, einflügelig mit Richtzarge, Maße
DIN 6834-3 09.1973 –; Drehflügeltüren, zweiflügelig mit Richtzarge, Maße
7 DIN 6834-4 09.1973 –; Schiebetüren, einflügelig, Maße
DIN 6834-5 09.1973 –; Schiebetüren, zweiflügelig, Maße
DIN 15 306 06.2002 Aufzüge – Personenaufzüge für Wohngebäude – Baumaße, Fahrkorbmaße,
Türmaße
DIN 16 830-1 07.1991 Fensterprofile aus hochschlagzähem Polyvinylchlorid (PVC-HI); Prüfverfahren
DIN 16 830-2 07.1991 –; weiß; Anforderungen
DIN 16 830-3 11.2000 –; Profile mit beschichteten, farbigen Oberflächen; Anforderungen
DIN 17 611 12.2000 Anodisch oxidierte Erzeugnisse aus Aluminium und Aluminium-Knetlegierungen
– Technische Lieferbedingungen
DIN 18 000 05.1984 Modulordnung im Bauwesen
DIN 18 015-1 09.2002 Elektrische Anlagen in Wohngebäuden – Planungsgrundlagen
DIN 18 024-1 01.1998 Barrierefreies Bauen – Straßen, Plätze, Wege, öffentliche Verkehrs- und
Grünanlagen sowie Spielplätze; Planungsgrundlagen
DIN 18 024-2 11.1996 –; Öffentlich zugängige Gebäude und Arbeitsstätten, Planungsgrundlagen
DIN 18 025-1 12.1992 –; Wohnungen für Rollstuhlbenutzer; Planungsgrundlagen
DIN 18 025-2 12.1992 –; Planungsgrundlagen
E DIN 18 030 11.2002 –; Planungsgrundlagen
DIN 18 032-1 09.2003 Sporthallen – Hallen und Räume für Sport und Mehrzwecknutzung
– Grundsätze für die Planung
DIN 18 032-3 04.1997 –; –; Prüfung der Ballwurfsicherheit
DIN 18 055 10.1981 Fenster; Fugendurchlässigkeit, Schlagregendichtheit und mechanische
Beanspruchung; Anforderungen und Prüfung
DIN 18 056 06.1966 Fensterwände; Bemessung und Ausführung
7.11 Normen 619

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 18 089-1 01.1984 Feuerschutzabschlüsse; Einlagen für Feuerschutztüren; Mineralfaserplatten;


Begriff, Bezeichnung, Anforderungen, Prüfung
DIN 18 093 06.1987 –; Einbau von Feuerschutztüren in massive Wände aus Mauerwerk oder Beton;
Ankerlagen, Ankerformen, Einbau
DIN 18 095-1 10.1988 Türen; Rauchschutztüren; Begriffe und Anforderungen
DIN 18 095-2 03.1991 –; –; Bauartprüfung der Dauerfunktionstüchtigkeit und Dichtheit
DIN 18 095-3 06.1999 Rauchschutzabschlüsse – Anwendung von Prüfergebnissen
DIN 18 100 10.1983 –; Wandöffnungen für Türen; Maße entsprechend DIN 4172
DIN 18 101 01.1985 –; Türen für den Wohnungsbau; Türblattgrößen, Bandsitz und Schlosssitz;
Gegenseitige Abhängigkeit der Maße
DIN 18 104-1 09.2000 Einbruchhemmende Nachrüstprodukte – Aufschraubbare Nachrüstprodukte
für Fenster und Türen; Anforderungen und Prüfverfahren
DIN 18 104-2 11.2002 –; Anforderungen und Prüfverfahren für im Falz eingelassene Nachrüstprodukte
für Fenster und Türen
DIN 18 111-1 01.1985 Türzargen, Stahlzargen; Standardzargen für gefälzte Türen
DIN 18 111-1 08.2004 –; Standardzargen für gefälzte Türen in Mauerwerkswänden
DIN 18 111-2 08.2004 –; Standardzargen für gefälzte Türen in Ständerwerkswänden
DIN 18 111-3 01.2005 –; Sonderzargen für gefälzte und ungefälzte Türblätter
DIN 18 111-4 08.2004 –; Einbau von Stahlzargen
DIN 18 159-1 12.1991 Schaumkunststoffe als Ortschäume im Bauwesen; Polyurethan-Ortschaum für
die Wärme- und Kältedämmung; Anwendung, Eigenschaften, Ausführung, Prüfung
DIN 18 159-2 06.1978 –; Harnstoff-Formaldehydharz-Ortschaum für die Wärmedämmung, Anwendung,
Eigenschaften, Ausführung, Prüfung
DIN V 18 164-1 01.2002 Schaumkunststoffe als Dämmstoffe für das Bauwesen – Dämmstoffe für
die Wärmedämmung
DIN 18 164-2 09.2001 –; Dämmstoffe für die Trittschalldämmung aus expandiertem 7
Polystyrol-Hartschaum
DIN V 18 165-1 01.2002 Faserdämmstoffe für das Bauwesen – Dämmstoffe für die Wärmedämmung
DIN 18 165-2 09.2001 –; Dämmstoffe für die Trittschalldämmung
DIN 18 181 09.1990 Gipskartonplatten im Hochbau; Grundlagen für die Verarbeitung
DIN 18 182-1 01.1987 Zubehör für die Verarbeitung von Gipskartonplatten; Profile aus Stahlblech
E DIN 18 182-1 09.2004 –; –; (gleicher Titel)
DIN 18 195-1 08.2000 Bauwerksabdichtungen; Grundsätze, Definitionen, Zuordnung der
Abdichtungsarten
DIN 18 195-2 08.2000 –; Stoffe
DIN 18 195-3 08.2000 –; Anforderungen an den Untergrund und Verarbeitung der Stoffe
DIN 18 195-4 08.2000 –; Abdichtungen gegen Bodenfeuchte (Kapillarwasser, Haftwasser) und
nichtstauendes Sickerwasser an Bodenplatten und Wänden,
Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-5 08.2000 –; Abdichtungen gegen nichtdrückendes Wasser auf Deckenflächen und
in Nassräumen; Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-6 08.2000 –; Abdichtungen gegen von außen drückendes Wasser und aufstauendes
Sickerwasser; Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-7 06.1989 –; Abdichtungen gegen von innen drückendes Wasser;
Bemessung und Ausführung
E DIN 18 195-100 06.2003 Bauwerksabdichtungen – Vorgesehene Änderungen zu den Normen DIN 18 195
Teil 1 bis 6
E DIN 18 195-101 09.2005 –; Vorgesehene Änderungen zu den Normen DIN 18 195-2 bis DIN 18 195-5
DIN 18 202 10.2005 Toleranzen im Hochbau; Bauwerke

Fortsetzung s. nächste Seite


620 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 18 250 10.2003 Schlösser – Einsteckschlösser für Feuerschutzabschlüsse


E DIN 18 250 02.2003 –; Einsteckschlösser für Feuerschutz- und Rauchschutztüren
DIN 18 251-1 07.2002 Schlösser – Einsteckschlösser – Einsteckschlösser für gefälzte Türen
DIN 18 251-2 11.2002 –; –; Einsteckschlösser für Rohrrahmentüren
DIN 18 251-3 11.2002 –; –; Einsteckschlösser als Mehrfachverriegelung
DIN 18 252 09.1999 Profilzylinder für Türschlösser – Begriffe, Maße, Anforderungen, Kennzeichnung
DIN 18 255 05.2002 Baubeschläge – Türdrücker, Türschilder und Türrosetten – Begriffe, Maße,
Anforderungen, Kennzeichnung
DIN 18 257 03.2003 –; Schutzbeschläge – Begriffe, Maße, Anforderungen, Kennzeichnung
DIN 18 262 05.1969 Einstellbares, nicht tragendes Federband für Feuerschutztüren
DIN 18 263-1 05.1997 Schlösser und Baubeschläge – Türschließer mit hydraulischer Dämpfung –
Oben-Türschließer mit Kurbeltrieb und Spiralfeder
DIN 18 263-4 05.1997 –; –; Türschließer mit Öffnungsautomatik (Drehflügelantrieb)
DIN 18 264 09.1978 Baubeschläge; Türbänder mit Feder
DIN 18 265 09.1978 –; Pendeltürbänder mit Feder
DIN 18 268 01.1985 –; Türbänder; Bandbezugslinie
DIN 18 272 08.1987 Feuerschutzabschlüsse; Bänder für Feuerschutztüren; Federband und
Konstruktionsband
DIN 18 273 12.1997 Baubeschläge – Türdrückergarnituren für Feuerschutztüren und Rauchschutztüren
– Begriffe, Maße, Anforderungen und Prüfungen
DIN 18 299 12.2002 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Allgemeine Technische
Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Allgemeine Regeln für Bauarbeiten
jeder Art
DIN 18 330 01.2005 –; –; Mauerarbeiten
7 DIN 18 336 12.2002 –; –; Abdichtungsarbeiten
DIN 18 339 12.2002 –; –; Klempnerarbeiten
DIN 18 340 01.2005 –; –; Trockenbauarbeiten
DIN 18 350 01.2005 –; –; Putz- und Stuckarbeiten
DIN 18 351 12.2002 –; –; Fassadenarbeiten
DIN 18 353 01.2005 –; –; Estricharbeiten
DIN 18 355 01.2005 –; –; Tischlerarbeiten
DIN 18 357 12.2002 –; –; Beschlagarbeiten
DIN 18 360 12.2002 –; –; Metallbauarbeiten
DIN 18 361 12.2002 –; –; Verglasungsarbeiten
DIN 18 363 12.2002 –; –; Maler- und Lackiererarbeiten
DIN 18 540 02.1995 Abdichten von Außenwandfugen im Hochbau mit Fugendichtstoffen
E DIN 18 540 09.2005 –; –; (gleicher Titel)
DIN 18 541-1 11.1992 Fugenbänder aus thermoplastischen Kunststoffen zur Abdichtung von Fugen
in Ortbeton; Begriffe, Formen, Maße
E DIN 18 541-1 03.2005 –; –; Begriffe, Formen, Maße, Kennzeichnung
DIN 18 541-2 11.1992 –; –; Anforderungen, Prüfung, Überwachung
E DIN 18 541-2 03.2005 –; –; Anforderungen an die Werkstoffe, Prüfung und Überwachung
DIN 18 542 01.1999 Abdichten von Außenwandfugen mit imprägnierten Dichtungsbändern aus
Schaumkunststoff – Imprägnierte Dichtungsbänder – Anforderungen und Prüfung
DIN 18 545-1 02.1992 Abdichten von Verglasungen mit Dichtstoffen; Anforderungen an Glasfalze
DIN 18 545-2 02.2001 –; Dichtstoffe, Bezeichnung, Anforderungen, Prüfung
7.11 Normen 621

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 18 545-3 02.1992 –; Verglasungssysteme


DIN V 18 550 04.2005 Putz und Putzsysteme – Ausführung
DIN 18 558 01.1985 Kunstharzputze; Begriffe, Anforderungen, Ausführung
DIN V 18 559 12.1988 Wärmedämm-Verbundsysteme; Begriffe, Allgemeine Angaben
DIN 18 560-2 04.2004 Estriche im Bauwesen – Estriche und Heizestriche auf Dämmschichten
(schwimmende Estriche)
DIN 18 560-3 04.2004 –; Verbundestriche
E DIN 18 560-3/A1 02.2005 –; –; Änderung
DIN 18 560-4 04.2004 –; Estriche auf Trennschicht
DIN 18 560-7 04.2004 –; Hochbeanspruchbare Estriche (Industrieestriche)
DIN V 18 599-1 07.2005 Energetische Bewertung von Gebäuden – Berechnung des Nutz-, End- und
Primärenergiebedarfs für Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser und
Beleuchtung – Allgemeine Bilanzierungsverfahren, Begriffe, Zonierung und
Bewertung der Energieträger
DIN 52 460 02.2000 Fugen- und Glasabdichtungen – Begriffe
DIN 55 928-8 07.1994 Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Beschichtungen und Überzüge;
Korrosionsschutz von tragenden dünnwandigen Bauteilen
DIN 55 928-9 05.1991 –; Beschichtungsstoffe; Zusammensetzung von Bindemitteln und Pigmenten
E DIN 55 945 08.2005 Beschichtungsstoffe und Beschichtungen – Begriffe – Weitere Begriffe
zu DIN EN ISO 4618
DIN 55 945 07.1999 Lacke und Anstrichstoffe – Fachausdrücke und Definitionen für Beschichtungs-
stoffe und Beschichtungen – Weitere Begriffe und Definitionen zu DIN EN 971-1
sowie DIN EN ISO 4618-2 und DIN EN ISO 4618-3
DIN 68 121-1 09.1993 Holzprofile für Fenster und Fenstertüren; Maße, Qualitätsanforderungen
DIN 68 121-2 06.1990 –; Allgemeine Grundsätze
DIN 68 141 08.1995 Holzklebstoffe – Prüfung der Gebrauchseigenschaften von Klebstoffen
für tragende Holzbauteile 7
DIN 68 705-2 07.1981 Sperrholz; Sperrholz für allgemeine Zwecke
E DIN 68 705-2 04.2002 –; Stab- und Stäbchensperrholz für allgemeine Zwecke
DIN 68 705-3 12.1981 –; Bau-Furniersperrholz
DIN 68 705-4 12.1981 –; Bau-Stabsperrholz, Bau-Stäbchensperrholz
DIN 68 705-5 10.1980 –; Bau-Furniersperrholz aus Buche
DIN 68 705-5 Bbl 1 10.1980 Bau-Furniersperrholz aus Buche; Zusammenhänge zwischen Plattenaufbau,
elastischen Eigenschaften und Festigkeiten
DIN 68 705-2 10.2003 Sperrholz – Stab- und Stäbchensperrholz für allgemeine Zwecke
DIN 68 706-1 02.2002 Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen-Türblätter; Begriffe, Maße,
Anforderungen
DIN 68 706-2 02.2002 –; Türzargen; Begriffe, Maße, Einbau
DIN 68 740-1 10.1999 Paneele – Definitionen, Bezeichnungen
DIN 68 740-2 10.1999 –; Furnier – Decklagen auf Holzwerkstoffen
DIN 68 751 11.1987 Kunststoffbeschichtete dekorative Holzfaserplatten; Begriffe, Anforderungen
DIN 68 762 03.1982 Spanplatten für Sonderzwecke im Bauwesen; Begriffe, Anforderungen, Prüfung
DIN 68 764-1 09.1973 Spanplatten; Strangpressplatten für das Bauwesen, Begriffe, Eigenschaften,
Prüfung, Überwachung
DIN 68 764-2 09.1974 –; –; Beplankte Strangpressplatten für die Tafelbauart
DIN 68 765 11.1987 –; Kunststoffbeschichtete dekorative Flachpressplatten; Begriff; Anforderungen
DIN 68 800-1 05.1974 Holzschutz im Hochbau – Allgemeines
DIN 68 800-2 05.1996 Holzschutz – Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau

Fortsetzung s. nächste Seite


622 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 68 800-3 04.1990 –; Vorbeugender chemischer Holzschutz


DIN 68 800-4 11.1992 –; Bekämpfungsmaßnahmen gegen holzzerstörende Pilze und Insekten
DIN 68 800-5 05.1978 Holzschutz im Hochbau; Vorbeugender chemischer Schutz von Holzwerkstoffen
E DIN 68 800-5 01.1990 Holzschutz; Vorbeugender chemischer Schutz von Holzwerkstoffen
DIN EN 54-1 10.1996 Brandmeldeanlagen – Einleitung
DIN EN 54-2 12.1997 –; Brandmelderzentralen
E DIN EN 54-2/A1 08.2004 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 130 11.1990 Prüfverfahren für Türen; Prüfung der Steifigkeit von Türblättern durch
wiederholtes Verwinden
DIN EN 179 06.2002 Schlösser und Baubeschläge – Notausgangsverschlüsse mit Drücker oder
Stoßplatte – Anforderungen und Prüfverfahren (enthält Änderung A1:2001)
E DIN EN 179 04.2003 –; Notausgangsverschlüsse mit Drücker oder Stoßplatte für Türen
in Rettungswegen – Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 204 09.2001 Klassifizierung von thermoplastischen Holzklebstoffen für nichttragende
Anwendungen
DIN EN 206-1 07.2001 Beton – Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität
DIN EN 206-1/A1 10.2004 –; Änderung
DIN 206-1/A2 09.2005 –; Änderung
DIN EN 312 11.2003 Spanplatten – Anforderungen
DIN EN 312-1 11.1996 –; Allgemeine Anforderungen an alle Plattentypen
DIN EN 312-2 11.1996 –; –; Anforderungen an Platten für allgemeine Zwecke zur Verwendung
im Trockenbereich
DIN EN 312-3 11.1996 –; –; Anforderungen an Platten für Inneneinrichtungen (einschließlich Möbel)
zur Verwendung im Trockenbereich

7 DIN EN 312-4 11.1996 –; –; Anforderungen an Platten für tragende Zwecke zur Verwendung
im Trockenbereich
DIN EN 312-5 06.1997 –; –; Anforderungen an Platten für tragende Zwecke zur Verwendung
im Feuchtbereich
DIN EN 312-6 11.1996 –; –; Anforderungen an hochbelastbare Platten für tragende Zwecke
zur Verwendung im Trockenbereich
DIN EN 312-7 06.1997 –; –; Anforderungen an hochbelastbare Platten für tragende Zwecke
zur Verwendung im Feuchtbereich
DIN EN 313-1 05.1996 Sperrholz – Klassifizierung und Terminologie – Klassifizierung
DIN EN 313-2 11.1999 –; –; Terminologie
E DIN EN 335-1 11.2004 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 335-2 10.1992 –; –; Anwendung bei Vollholz
E DIN EN 335-2 11.2004 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 335-3 09.1995 Anwendung bei Holzwerkstoffen
DIN EN 350-1 10.1994 –; Natürliche Dauerhaftigkeit von Vollholz – Grundsätze für die Prüfung und
Klassifikation der natürlichen Dauerhaftigkeit von Holz
DIN EN 356 02.2000 Glas im Bauwesen – Sicherheitssonderverglasung – Prüfverfahren und
Klasseneinteilung des Widerstandes gegen manuellen Angriff
DIN EN 357 02.2005 –; Brandschutzverglasungen aus durchsichtigen oder durchscheinenden
Glasprodukten – Klassifizierung des Feuerwiderstandes
DIN EN 438-1 04.2005 Dekorative Hochdruck-Schichtpressstoffplatten (HPL); Platten auf Basis härtbarer
Harze: Spezifikationen
DIN EN 438-2 04.2005 –; –; Bestimmung der Eigenschaften
DIN EN 438-3 04.2005 –; –; Klassifizierung und Spezifikationen für Platten mit einer Dicke kleiner
als 2 mm, vorgesehen zum Verkleben auf ein Trägermaterial
7.11 Normen 623

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 438-4 04.2005 –; –; Klassifizierung und Spezifikationen für Kompakt-Schichtpressstoffe mit einer
Dicke von 2 mm und größer
DIN EN 438-5 04.2005 –; –; Klassifizierung und Spezifikationen für Schichtpressstoffe für Fußböden mit
einer Dicke kleiner 2 mm, vorgesehen zum Verkleben auf ein Trägermaterial
DIN EN 438-6 04.2005 –; –; Klassifizierung und Spezifikationen für Kompakt-Schichtpressstoffe für die
Anwendung im Freien mit einer Dicke von 2 mm und größer
DIN EN 438-7 04.2005 –; –; Kompaktplatten und HPL-Mehrschicht-Verbundplatten für Wand- und
Deckenbekleidungen für Innen- und Außenanwendung
DIN EN 477 08.1995 Profile aus weichmacherfreiem Polyvinylchlorid (PVC-U) zur Herstellung von
Fenstern und Türen – Bestimmung der Stoßfestigkeit von Hauptprofilen mittels
Fallbolzen
DIN EN 478 08.1995 –; Bestimmung des Verhaltens nach Lagerung bei 150 °C – Prüfverfahren
DIN EN 479 08.1995 –; Bestimmung des Wärmeschrumpfes
DIN EN 485-3 06.2003 Aluminium und Aluminiumlegierungen – Bänder, Bleche und Platten –
Grenzabmaße und Formtoleranzen für warmgewalzte Erzeugnisse
DIN EN 485-1 01.1994 –; –; Technische Lieferbedingungen
DIN EN 485-2 03.1995 –; –; Mechanische Eigenschaften
E DIN EN 485-2 10.1999 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 513 10.1999 Profile aus weichmacherfreiem Polyvinylchlorid (PVC-U) zur Herstellung von
Fenstern und Türen – Bestimmung der Wetterechtheit und Wetterbeständigkeit
durch künstliche Bewitterung
DIN EN 514 03.2000 –; Bestimmung der Festigkeit verschweißter Ecken und T-Verbindungen
DIN EN 572-1 01.1995 Glas im Bauwesen – Basiserzeugnisse aus Kalk-Natronglas – Definitionen und
allgemeine physikalische und mechanische Eigenschaften
DIN EN 572-2 09.2004 –; –; Floatglas
DIN EN 572-3 09.2004 –; –; Poliertes Drahtglas
DIN EN 572-4 09.2004 –; –; Gezogenes Flachglas 7
DIN EN 572-5 09.2004 –; –; Ornamentglas
DIN EN 572-6 09.2004 –; –; Drahtornamentglas
DIN EN 572-7 09.2004 –; –; Profilbauglas mit oder ohne Drahteinlage
E DIN EN 572-9 01.2005 –; –; Konformitätsbewertung/Produktnorm
DIN EN 622-1 09.2003 Faserplatten – Anforderungen – Allgemeine Anforderungen
DIN EN 622-2 07.2004 –; –; Anforderungen an harte Platten
DIN EN 622-3 07.2004 –; –; Anforderungen an mittelharte Platten
DIN EN 622-4 08.1997 –; –; Anforderungen an poröse Platten
DIN EN 622-5 08.1997 –; –; Anforderungen an Platten nach dem Trockenverfahren (MDF)
E DIN EN 622-5 05.2004 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 634-1 04.1995 Zementgebundene Spanplatten – Anforderungen – Allgemeine Anforderungen
DIN EN 634-2 10.1996 –; Anforderungen an Portlandzement (PZ) gebundene Spanplatten zur
Verwendung im Trocken-, Feucht- und Außenbereich
E DIN EN 634-2 05.2005 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 635-1 01.1995 Sperrholz – Klassifizierung nach dem Aussehen der Oberfläche – Allgemeines
DIN EN 635-2 08.1995 –; Laubholz
DIN EN 635-3 08.1995 –; Nadelholz
DIN V ENV 635-4 11.1996 –; Einflussgrößen auf die Eignung zur Oberflächenbehandlung – Leitfaden
DIN EN 673 06.2003 Glas im Bauwesen – Bestimmung des Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) –
Berechnungsverfahren (enthält Änderung A1:2000 + Änderung A2:2002)
DIN EN 755-1 08.1997 Aluminium und Aluminiumlegierungen – Stranggepresste Stangen, Rohre und
Profile – Technische Lieferbedinungen
Fortsetzung s. nächste Seite
624 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 755-2 08.1997 –; –; Mechanische Eigenschaften


DIN EN 832 06.2003 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Berechnung des
Heizenergiebedarfs – Wohngebäude (enthält Berichtigung AC:2002)
E DIN EN 927-2 09.2005 Lacke und Anstrichstoffe – Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme für
Holz im Außenbereich Leistungsanforderungen
DIN V ENV 927-2 11.2000 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 942 06.1996 Holz in Tischlerarbeiten – Allgemeine Sortierung nach der Holzqualität
DIN EN 947 05.1999 Drehflügeltüren – Ermittlung der Widerstandsfähigkeit gegen vertikale Belastung
DIN EN 948 11.1999 –; Ermittlung der Widerstandsfähigkeit gegen statische Verwindung
DIN EN 949 05.1999 Fenster, Türen, Dreh- und Rolläden, Vorhangfassaden – Ermittlung der
Widerstandsfähigkeit von Türen gegen Aufprall eines weichen und schweren
Stoßkörpers
DIN EN 950 11.1999 Türblätter – Ermittlung der Widerstandsfähigkeit gegen harten Stoß
DIN EN 951 05.1999 Türblätter – Messverfahren zur Ermittlung von Höhe, Breite, Dicke und
Rechtwinkligkeit
DIN EN 952 11.1999 –; Allgemeine und lokale Ebenheit – Messverfahren
DIN EN 1026 09.2000 Fenster und Türen – Luftdurchlässigkeit – Prüfverfahren
DIN EN 1027 09.2000 –; Schlagregendichtheit – Prüfverfahren
DIN EN 1063 01.2000 Glas im Bauwesen – Sicherheitssonderverglasung – Prüfverfahren und
Klasseneinteilung für den Widerstand gegen Beschuss
DIN EN 1072 08.1995 Sperrholz – Beschreibung der Biegeeigenschaften von Bau-Sperrholz
DIN EN 1096-1 01.1999 Glas im Bauwesen – Beschichtetes Glas – Definitionen und Klasseneinteilung
DIN EN 1121 09.2000 Türen – Verhalten zwischen zwei unterschiedlichen Klimaten – Prüfverfahren
DIN EN 1125 06.2002 Schlösser und Baubeschläge – Paniktürverschlüsse mit horizontaler
Betätigungsstange – Anforderungen und Prüfverfahren
7 E DIN EN 1125 04.2003 –; –; Paniktürverschlüsse mit horizontaler Betätigungsstange für Türen in
Rettungswegen – Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 1154 04.2003 Schlösser und Baubeschläge – Türschließmittel mit kontrolliertem Schließablauf –
Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 1154 Bbl 1 11.2003 –; –; Anschlagmaße und Einbau
DIN EN 1155 04.2003 –; Elektrisch betriebene Feststellvorrichtungen für Drehflügeltüren
– Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 1158 04.2003 Schlösser und Baubeschläge – Schließfolgeregler –
Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 1191 08.2000 Fenster und Türen – Dauerfunktionsprüfung – Prüfverfahren
DIN EN 1192 06.2000 Türen – Klassifizierung der Festigkeitsanforderungen
DIN EN 1279-1 08.2004 Glas im Bauwesen – Mehrscheiben-Isolierglas, Allgemeines, Maßtoleranzen und
Vorschriften für die Systembeschreibung
DIN EN 1294 07.2000 Türblätter – Ermittlung des Verhaltens bei Feuchtigkeitsänderungen in
aufeinanderfolgenden beiseitig gleichen Klimaten
DIN EN 1303 05.1998 Baubeschläge – Schließzylinder für Schlösser – Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 1303 04.2005 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 1363-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen – Allgemeine Anforderungen
DIN EN 1363-2 10.1999 –; Alternative und ergänzende Verfahren
DIN EN 1364-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen für nichttragende Bauteile – Wände
DIN EN 1364-2 10.1999 –; Unterdecken
DIN EN 1365-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen für tragende Bauteile – Wände
DIN EN 1365-3 02.2000 –; Balken
7.11 Normen 625

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 1365-4 10.1999 –; Stützen


DIN EN 1365-6 02.2005 –; Treppen
DIN EN 1366-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen für Installationen – Leitungen
DIN EN 1366-2 10.1999 –; Brandschutzklappen
DIN EN 1366-3 11.2004 –; Abschottungen
DIN EN 1366-6 12.2005 –; Doppel- und Hohlböden
DIN EN 1438 10.1998 Symbole für Holz und Holzwerkstoffe
DIN EN 1522 02.1999 Fenster, Türen, Abschlüsse – Durchschusshemmung – Anforderungen und
Klassifizierung
DIN EN 1523 02.1999 –; –; Prüfverfahren
DIN EN 1527 12.1998 Schlösser und Baubeschläge – Beschläge für Schiebetüren und Falttüren –
Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 1529 06.2000 Türblätter – Höhe, Breite, Dicke und Rechtwinkligkeit – Toleranzklassen
DIN EN 1530 06.2000 –; Allgemeine und lokale Ebenheit – Toleranzklassen
DIN V ENV 1627 04.1999 Fenster, Türen, Abschlüsse – Einbruchhemmung; Anforderungen
und Klassifizierung
DIN V ENV 1628 04.1999 –; –; Prüfverfahren für die Ermittlung der Widerstandsfähigkeit
unter statischer Belastung
DIN V ENV 1629 04.1999 –; –; Prüfverfahren für die Ermittlung der Widerstandsfähigkeit
unter dynamischer Belastung
DIN V ENV 1630 04.1999 –; –; Prüfverfahren für die Ermittlung der Widerstandsfähigkeit
gegen manuelle Einbruchversuche
DIN V ENV 1631 03.1997 Reinraumtechnik – Planung, Ausführung und Betrieb von
Reinräumen und Reinraumgeräten
DIN EN 1634-1 03.2000 Feuerwiderstandsprüfungen für Tür- und Abschlusseinrichtungen
– Feuerschutzabschlüsse 7
DIN EN 1634-2 04.2004 –; Beschläge für feuerwiderstandsfähige Abschlüsse und öffenbare Fenster
DIN EN 1634-3 01.2005 –; Rauchschutzabschlüsse
DIN EN 1670 12.1998 Schlösser und Baubeschläge – Korrosionsverhalten –
Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 1748-1 04.1998 Glas im Bauwesen – Spezielle Basiserzeugnisse – Borosilicatgläser
DIN EN 1748-1-1 12.2004 –; –; Borosilicatgläser – Definitionen und allgemeine physikalische
und mechanische Eigenschaften
DIN EN 1906 05.2002 Schlösser und Baubeschläge – Türdrücker und Türknäufe –
Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 1935 05.2002 Baubeschläge – Einachsige Tür- und Fensterbänder –
Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 10 142 07.2000 Kontinuierlich feuerverzinktes Band und Blech aus weichen Stählen zum
Kaltumformen – Technische Lieferbedingungen
DIN EN 12 020-1 07.2001 Aluminium und Aluminiumlegierungen – Stranggepresste Präzisionsprofile
aus Legierungen EN AW-6060 und EN AW-6063 – Technische Lieferbedingungen
DIN EN 12 046-1 04.2004 Bedienungskräfte – Prüfverfahren – Fenster
DIN EN 12 046-2 12.2000 –; –; Türen
DIN EN 12 051 12.1999 Baubeschläge – Tür- und Fensterriegel – Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 12 150-1 11.2000 Glas im Bauwesen – Thermisch vorgespanntes Kalknatron-
Einscheibensicherheitsglas – Definition und Beschreibung
DIN EN 12 150-2 01.2005 –; –; Konformitätsbewertung/Produktnorm
DIN EN 12 207 06.2000 Fenster und Türen – Luftdurchlässigkeit – Klassifizierung

Fortsetzung s. nächste Seite


626 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 12 208 06.2000 –; Schlagregendichtheit – Klassifizierung


DIN EN 12 209 03.2004 Schlösser und Baubeschläge – Schlösser – Mechanisch betätigte Schlösser
und Schließbleche – Anforderungen und Prüfverfahren
E DIN EN 12 209-3 07.1998 –; –; Elektromechanische Schlösser und elektromechanische Schließbleche,
Anforderungen und Prüfung
DIN EN 12 210 08.2003 Fenster und Türen – Widerstandsfähigkeit bei Windlast – Klassifizierung
(enthält Berichtigung AC:2002)
DIN EN 12 216 11.2002 Abschlüsse – Terminologie, Benennungen und Definitionen
DIN EN 12 217 05.2004 Türen – Bedienungskräfte – Anforderungen und Klassifizierung
DIN EN 12 217-2 02.1996 Bedienungskräfte – Anforderungen und Klassifizierung – Türen
DIN EN 12 219 06.2000 Türen – Klimaeinflüsse – Anforderungen und Klassifizierung
DIN EN 12 320 05.2001 Baubeschläge – Hangschlösser und Hangschlossbeschläge –
Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 12 337-1 11.2000 Glas im Bauwesen – Chemisch vorgespanntes Kalknatronglas –
Definition und Beschreibung
DIN EN 12 365-1 12.2003 Baubeschläge – Dichtungen und Dichtungsprofile für Fenster, Türen und andere
Abschlüsse sowie vorgehängte Fassaden – Anforderungen und Klassifizierung
DIN EN 12 365-2 12.2003 –; –; Linearer Schließdruck; Prüfverfahren
DIN EN 12 365-3 12.2003 –; –; Rückstellvermögen; Prüfverfahren
DIN EN 12 365-4 12.2003 –; –; Langzeitrückstellvermögen; Prüfverfahren
DIN EN 12 400 01.2003 Fenster und Türen – Mechanische Beanspruchung –
Anforderungen und Einteilung
DIN EN 12 412-2 11.2003 Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern, Türen und Abschlüssen – Bestimmung
des Wärmedurchgangskoeffizienten mittels des Heizkastenverfahrens, Rahmen
DIN EN 12 433-1 02.2000 Tore – Terminologie – Bauarten von Toren
7 DIN EN 12 433-2 02.2000 –; –; Bauteile von Toren
E DIN EN 12 488 09.2003 Glas im Bauwesen – Anforderungen an die Verglasung – Verglasungsrichtlinien
DIN EN 12 519 06.2004 Fenster und Türen – Terminologie
E DIN EN 12 650-1 02.1997 Schlösser und Baubeschläge – Automatische Türsysteme –
Produktanforderungen und Prüfmethoden
E DIN EN 12 650-2 02.1997 –; –; Sicherheit an automatischen Türsystemen
DIN EN 12 765 09.2001 Klassifizierung von duroplastischen Holzklebstoffen für
nichttragende Anwendungen
DIN V ENV 12 872 12.2000 Holzwerkstoffe – Leitfaden für die Verwendung von tragenden Platten in Böden,
Wänden und Dächern
DIN EN 12 978 09.2003 Türen und Tore – Schutzeinrichtungen für kraftbetätigte Türen und Tore
– Anforderungen und Prüfverfahren
E DIN EN 13 022-1 04.2003 Glas im Bauwesen – Geklebte Verglasung, Glasprodukte für SSG-Systeme;
Tragende und nichttragende Einfach- und Mehrfach-Verglasung
E DIN EN 13 022-3 05.2003 –; –; Verglasungsvorschriften
DIN EN 13 024-1 08.2002 –; Thermisch vorgespanntes Borosilicat-Einscheibensicherheitsglas –
Definition und Beschreibung
DIN EN 13 123-1 10.2001 Fenster, Türen und Abschlüsse – Sprengwirkungshemmung:
Anforderungen und Klassifizierung – Stoßrohr
DIN EN 13 123-2 05.2004 –; Sprengwirkungshemmung; Anforderungen und Klassifizierung –
Freilandversuch
DIN EN 13 125 10.2001 Abschlüsse – Zusätzlicher Wärmedurchlasswiderstand – Zuordnung einer
Luftdurchlässigkeitsklasse zu einem Produkt
E DIN EN 13 126-1 08.2005 Baubeschläge; Beschläge für Fenster und Fenstertüren – Anforderungen und
Prüfverfahren – Gemeinsame Anforderungen an alle Arten von Beschlägen
7.11 Normen 627

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 13 162 10.2001 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
Mineralwolle (MW) – Spezifikation
DIN EN 13 163 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Polystyrol (EPS) –
Spezifikation
DIN EN 13 164 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus extrudiertem Polystyrolschaum (XPS) –
Spezifikation
DIN EN 13 164/A1 08.2004 –; –; Änderung
DIN EN 13 165 02.2005 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Polyurethan-Hartschaum (PUR) –
Spezifikation
DIN EN 13 172 09.2005 Wärmedämmstoffe – Konformitätsbewertung
DIN EN 13 241-1 04.2004 Tore – Produktnorm – Produkte ohne Feuer- und Rauchschutzeigenschaften
DIN EN 13 330 03.2003 Abschlüsse außen – Aufprall eines harten Stoßkörpers – Prüfverfahren
E DIN EN 13 474-1 04.1999 Glas im Bauwesen – Bemessung von Glasscheiben – Allgemeine Grundlagen
für Entwurf, Berechnung und Bemessung
E DIN EN 13 474-2 05.2000 –; –; Bemessung für gleichmäßig verteilte Belastungen
DIN EN 13 501-1 06.2002 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten –
Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen zum Brandverhalten
von Bauprodukten
DIN EN 13 541 02.2001 Glas im Bauwesen – Sicherheitssonderverglasung – Prüfverfahren und
Klasseneinteilung des Widerstandes gegen Sprengwirkung
DIN EN 13 556 10.2003 Rund- und Schnittholz – Nomenklatur der in Europa verwendeten Handelshölzer
E DIN EN 13 633 04.2003 Schlösser und Baubeschläge – Elektrisch gesteuerte Paniktüranlagen für Türen
in Rettungswegen – Anforderungen und Prüfverfahren
E DIN EN 13 637 04.2003 –; Elektrisch gesteuerte Notausgangsanlagen für Türen in Rettungswegen –
Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 13 829 02.2001 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Bestimmung der
Luftdurchlässigkeit von Gebäuden – Differenzdruckverfahren
(ISO 9972:1996, modifiziert)
7
DIN EN 13 986 03.2005 Holzwerkstoffe zur Verwendung im Bauwesen – Eigenschaften,
Bewertung der Konformität und Kennzeichnung
DIN EN 14 220 04.2004 Holz und Holzwerkstoffe in Fenstern, Außentürflügeln und Außentürrahmen –
Anforderungen
DIN EN 14 449 07.2005 Glas im Bauwesen – Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas –
Konformitätsbewertung/Produktnorm
E DIN EN 15 254-1 07.2005 Erweiterter Anwendungsbereich der Ergebnisse von Feuerwiderstandsprüfungen
– Nichttragende Wände – Allgemeine Grundlagen
E DIN EN 15 254-4 07.2005 –; Verglaste Konstruktionen
DIN EN 20 140-2 05.1993 Akustik; Messung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen;
Angaben von Genauigkeitsanforderungen
DIN EN 20 140-3 05.1995 –; –; Messung der Luftschalldämmung von Bauteilen in Prüfständen
DIN EN 20 140-9 12.1993 –; –; Raum-zu-Raum-Messung der Luftschalldämmung von Unterdecken mit
darüberliegendem Hohlraum im Prüfstand
DIN EN 26 927 05.1991 Hochbau; Fugendichtstoffe; Begriffe
E DIN EN 50 131-1/AA 06.2003 Alarmanlagen – Einbruchmeldeanlagen – Allgemeine Anforderungen;
Änderung AA
DIN EN 50 133-1 09.2003 Alarmanlagen – Zutrittskontrollanlagen für Sicherungsanwendungen –
Systemanforderungen
DIN EN ISO 140-1 03.2005 Akustik – Messung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen –
Anforderungen an Prüfstände mit unterdrückter Flankenübertragung
DIN EN ISO 140-3 03.2005 –; –; Messung der Luftschalldämmung von Bauteilen in Prüfständen
DIN EN ISO 140-4 12.1998 –; –; Messung der Luftschalldämmung zwischen Räumen in Gebäuden

Fortsetzung s. nächste Seite


628 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN ISO 140-6 12.1998 –; –; Messung der Trittschalldämmung von Decken in Prüfständen
DIN EN ISO 140-7 12.1998 –; –; Messung der Trittschalldämmung von Decken in Gebäuden
DIN EN ISO 140-8 03.1998 –; –; Messung der Trittschallminderung durch eine Deckenauflage
auf einer massiven Bezugsdecke in Prüfständen
DIN EN ISO 140-11 08.2005 –; –; Messung der Trittschallminderung durch Deckenauflagen auf
leichten Bezugsdecken in Prüfständen
DIN EN ISO 140-12 03.2000 –; –; Messung der Luft- und Trittschalldämmung durch einen Doppel- und
Hohlraumboden zwischen benachbarten Räumen im Prüfstand
E DIN EN ISO 140-16 08.2004 –; –; Messung der Verbesserung der Schalldämmung durch
akustische Vorsatzschalen im Prüfstand
DIN EN ISO 717-1 01.1997 –; –; Luftschalldämmung
E DIN EN ISO 717-1/A1 08.2004 –; –; Änderung
DIN EN ISO 717-2 01.1997 –; –; Trittschalldämmung
DIN EN ISO 1461 03.1999 Durch Feuerverzinken auf Stahl aufgebrachte Zinküberzüge (Stückverzinken) –
Anforderungen und Prüfungen
DIN ISO 4172 08.1992 Zeichnungen für das Bauwesen; Zeichnungen für den Zusammenbau
vorgefertigter Teile
DIN EN ISO 6946 10.2003 Bauteile – Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient –
Berechnungsverfahren
E DIN EN ISO 6946 06.2005 –; –; (gleicher Titel)
E DIN EN ISO 6946/A2 03.2003 –; –; –; Änderung
DIN EN ISO 7345 01.1996 Wärmeschutz – Physikalische Größen und Definitionen
DIN EN ISO 8044 11.1999 Korrosion von Metallen und Legierungen – Grundbegriffe und Definitionen
E DIN EN ISO 10 077-1 08.2004 Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern, Türen und Abschlüssen –
Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten – Allgemeines
DIN EN ISO 10 077-2 12.2003 –; –; Numerisches Verfahren für Rahmen
E DIN EN ISO 10 211 06.2005 Wärmebrücken im Hochbau – Wärmeströme und Oberflächentemperaturen –
Detaillierte Berechnungen
DIN EN ISO 12 543-1 08.1998 Glas im Bauwesen – Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas –
Definitionen und Beschreibung von Bestandteilen
DIN EN ISO 12 543-2 08.1998 –; –; Verbund-Sicherheitsglas
E DIN EN ISO 12 543-2
/A1 12.2002 –; –; Änderung
DIN EN ISO 12 543-3 08.1998 –; –; Verbundglas
DIN EN ISO 12 543-4 08.1998 –; –; Verfahren zur Prüfung der Beständigkeit
DIN EN ISO 12 543-5 08.1998 –; –; Maße und Kantenbearbeitung
DIN EN ISO 12 567-1 02.2001 Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern und Türen – Bestimmung des
Wärmedurchgangskoeffizienten mittels des Heizkastenverfahrens –
Komplette Fenster und Türen
DIN EN ISO 12 944-1 07.1998 Beschichtungsstoffe – Korrosionsschutz von Stahlbauten durch
Beschichtungssysteme – Allgemeine Einleitung
DIN EN ISO 12 944-2 07.1998 –; –; Einteilung der Umgebungsbedingungen
DIN EN ISO 12 944-3 07.1998 –; –; Grundregeln zur Gestaltung
DIN EN ISO 12 944-4 07.1998 –; –; Arten von Oberflächen und Oberflächenvorbereitung
DIN EN ISO 12 944-5 07.1998 –; –; Beschichtungssysteme
E DIN EN ISO 12 944-5 11.2005 –; –; (gleicher Titel)
E ISO/DIS 12 944-5 09.2005 –; –; (gleicher Titel)
ISO 140-1 10.1997 Akustik – Messung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen –
Anforderungen an Prüfstände mit unterdrückter Flankenübertragung
7.11 Normen 629

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

ISO 717-1 12.1996 –; Bewertung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen –
Luftschalldämmung
ISO 717-2 12.1996 –; –; Trittschalldämmung
ISO 834-1 09.1999 Feuerwiderstandsprüfungen – Bauteile – Allgemeine Anforderungen
ISO 834-8 10.2002 –; –; Anforderungen an vertikale raumabschließende nichttragende Bauteile
ISO 834-9 02.2003 –; –; Anforderungen an nichttragende Unterdecken
ISO 5925-1 11.1981 Brandversuche; Bewertung von Rauchschutztüren; Prüfung bei
Umgebungstemperatur
ISO 6946 08.1996 Bauteile – Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient –
Berechnungsverfahren
E ISO 6946 DAM 2 01.2003 –; –; –; Änderung
ISO 7345 12.1987 Wärmeschutz; Physikalische Größen und ihre Begriffsbestimmungen
ISO 8273 07.1985 Türen und Türelemente; Normklimate für die Funktionsprüfung von Türen
und Türelementen zwischen unterschiedlichen Klimaten
ISO 10 077-1 07.2000 Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern, Türen und Abschlüssen – Berechnung
des Wärmedurchgangskoeffizienten – Vereinfachtes Verfahren
E ISO/FDIS 10 077-2 01.2003 –; –; Numerisches Verfahren für Rahmen
ISO 10 211-1 08.1995 Wärmebrücken im Hochbau – Wärmeströme und Oberflächentemperaturen –
Allgemeine Berechnungsverfahren
ISO 12 543-1 06.1998 Glas im Bauwesen – Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas –
Definitionen und Beschreibung von Bestandteilen
ISO 12 543-2 11.2004 –; –; Verbund-Sicherheitsglas
ISO 12 543-3 06.1998 –; –; Verbundglas
ISO 12 543-4 06.1998 –; –; Verfahren zur Prüfung der Beständigkeit
ISO 12 543-5 06.1998 –; –; Maße und Kantenbearbeitung
ISO 12 567-1 09.2000 Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern und Türen – Bestimmung des
7
Wärmedurchgangskoeffizienten mittels des Heizkastenverfahrens –
Komplette Fenster und Türen
ISO 12 944-1 05.1998 Beschichtungsstoffe – Korrosionsschutz von Stahlbauten durch
Beschichtungssysteme – Allgemeine Einleitung
ISO 12 944-2 05.1998 –; –; Einteilung der Umgebungsbedingungen
ISO 12 944-3 05.1998 –; –; Grundregeln zur Gestaltung
ISO 12 944-4 05.1998 –; –; Arten von Oberflächen und Oberflächenvorbereitun
ISO 12 944-5 05.1998 –; –; Beschichtungssysteme
ISO 13 788 07.2001 Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Bauteilen –
Oberflächentemperatur zur Vermeidung kritischer Oberflächenfeuchte
und Tauwasserbildung im Bauteilinneren – Berechnungsverfahren
ISO 13 789 09.1999 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Spezifischer
Transmissionswärmeverlustkoeffizient – Berechnungsverfahren
ISO 13 943 04.2000 Brandschutz – Vokabular
E ISO/DIS 14 439 11.2000 Glas im Bauwesen – Anforderungen für die Verglasung –
Verwendung von Verglasungsklötzen

Weitere ergänzende Normen siehe Abschnitt 8.5, Schiebetüren und Elementwände


630 7 Außen-, Innen-, Sondertüren

7.12 Literatur
[1] Güte- und Prüfbestimmungen Haustüren. Gütesicherung RAL-GZ 996. Anlage 1: Montagerichtlinien für gütegesicherte
Haustüren. Anlage 2: Eignungsnachweis Aluminiumhaustüren. Anlage 3: Eignungsnachweis Holzhaustüren. Anlage 4:
Eignungsnachweis Kunststoffhaustüren. Stand Juli 1987. RAL-Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeich-
nung, Bonn
[2] Güte- und Prüfbestimmungen für Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen. Gütezeichen RAL-RG 426, Teil 1: Türblät-
ter. Stand Januar 1995. RAL – Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung, Bonn
[3] Feldmeier, F.; Küchler, A; Schmid, J.; Sieberath, U. (Institut für Fenstertechnik e.V., Rosenheim): Wohnungseingangstüren.
Forschungsbericht im Auftrag des Bundesministeriums für Raumordnung, Bauwesen, Städtebau, Bonn. Ausg.: 1983
[4] Schulz, P.: Schallschutz, Wärmeschutz, Feuchteschutz, Brandschutz im Innenausbau. 6. Aufl. Stuttgart. 1996
[5] Gösele, K.; Schüle,W.: Schall, Wärme, Feuchte, 10. Aufl. Wiesbaden-Berlin. 1996
[6] Sieberath, U.: Einsatzempfehlungen für Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen. 1996. Institut für Fenstertechnik,
Rosenheim
[7] Schulze, H.: Holzbau. Verlag B.G.Teubner, Stuttgart. 1996
[8] WIRUS-Kompendium. WIRUS-Bauelemente, Gütersloh. 1996
[9] WESTAG & GETALIT – Türen und Zargen, Rheda-Wiedenbrück. 1996
[10] Nutsch, W.: Haustüren in Holz, Entwurf und Konstruktion. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart. 1994
[11] Müller, R.: Hauseingangstüren aus Holz, Planung, Konstruktion, Gestaltungsgrundsätze. 2. Aufl. 1994, Bauverlag
[12] Leitfaden zur Montage von Fenstern, Fassaden und Haustüren mit Qualitätskontrolle durch das RAL-Gütezeichen.
Stand 2002, RAL-Gütegemeinschaften für Fenster und Haustüren, Frankfurt/M.
[13] Schmid, J.: Deutsches Architektenblatt (DAB) 3 (1994)
[14] IVD-Merblatt Nr. 9, Industrieverband Dichtstoffe, Düsseldorf
[15] Abdichtungstechnik. Stand 1995. ILLBRUCK Bau-Produkte, Leverkusen
[16] Küchler, A.: Montage von Innentüren. Rosenheimer Türentage 1996 (i.f.t. Rosenheim)
[17] Güte- und Prüfbestimmungen RAL-RG 607/8 (Auszug): Güteanforderungen an RAL-Türbänder. Hrsg.: Gütegemein-
schaft Schlösser und Beschläge e.V., Velbert
[18] Simonswerk-Baubeschlagtechnik: Das Bandprogramm (Hauptkatalog). Stand 1996. Simonswerk GmbH, Rheda-Wie-
7 denbrück
[19] Güte- und Prüfbestimmungen RAL-RG 607-1 (Auszug): Obentürschließer mit hydraulischer Dämpfung. Hrsg.: Gütege-
meinschaft Schlösser und Beschläge e.V., Velbert
[20] Sichelschmidt, D.: Schließmittel. Rosenheimer Fachtagung TÜR + TOR 1996
[21] Wüstermann, K.-D.: Türschließer mit hydraulischer Dämpfung. DIN-Mitteilungen 7/1995
[22] Güte- und Prüfbestimmungen RAL-RG 607/2 (Auszug): RAL-Sicherheitseinsteckschlösser (Profilzylinder-Einsteck-
schlösser). Hrsg.: Gütegemeinschaft Schlösser und Beschläge e.V., Velbert
[23] Krühn, J.: Schließzylinder. Entwicklungsgeschichte, Technik, Anwendung. Gert Wohlfarth GmbH. Verlag Fachtechnik +
Mercator-Verlag, Duisburg. 1997
[24] Schuchart, U.: Elektronische Zutritts- und Kontrollsysteme. Elektronische Schließzylinder. In: Baubeschlag-Taschenbuch
1997. Gert Wohlfarth GmbH. Verlag Fachtechnik + Mercator-Verlag, Duisburg
[25] Zylinder und Schließanlagen, BKS-Gesellschaft, Velbert
[26] Baubeschlag-Taschenbuch 2002. Gert Wohlfarth GmbH, Duisburg
[27] Türdrücker für Rahmentüren. Stand 1997. HEWI-Baubeschläge, Bad Arolsen
[28] Materialien für Türgarnituren, Handbuch 2000/01. FSB-Beschläge, Brakel
[29] Güte- und Prüfbestimmungen RAL-RG 607/6 (Auszug): RAL-Schutzbeschläge. Hrsg.: Gütegemeinschaft Schlösser und
Beschläge e.V., Velbert
[30] Info-Service. Dichtungsprofile für Haus- und Zimmertüren. Stand 1997. Brügmann Frisoplast GmbH, Papenburg
[31] Herbort, L.: Über die Bedeutung von Dichtungen bei der Schalldämmung von Innentüren. WIRUS-Report 1996, Güters-
loh
[32] Schuhmacher, R., Saß, B.: Der Schallschutz von Türen. Rosenheimer Türentage 1996 (i.f.t. Rosenheim)
[33] Oswald, R.: Schwachstellen-Abdichtungsanschlüsse. Deutsche Bauzeitung (db) 7 (1993)
[34] Nutsch, W.: Konstruktionshilfen – Innentüren. Band 1. Stand 1993. Konradin Verlag, Leinfelden-Echterdingen
[35] Holztechnik-Fachkunde. 15. Aufl., 1996. Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten
7.12 Literatur 631

[36] Informationsdienst Holz: Haustüren für Wohnbauten. Stand 1995. Hrsg.: Arbeitsgemeinschaft Holz e.V., Düsseldorf
[37] Güte- und Prüfbestimmungen RAL-RG 611/5: Stahlzargen. Stand 1995. Hrsg.: Gütegemeinschaft Tore,Türen, Zargen aus
Stahl e.V., Hagen
[38] Renovierungsstahlzargen. BOS-OHMEN GmbH, Emsdetten
[39] Sonderzargen – Technische Unterlagen, HÖRMANN KG Verkaufsgesellschaft, Steinhagen
[40] Novoferm-Sonderzargen. NOVOFERM GmbH, Rees-Haldern
[41] van Eijnsbergen, I. F. H.: Kontaktkorrosion. Das Bauzentrum 2/1982
[42] Güte- und Prüfbestimmungen RAL-RG 611: Feuerschutzabschlüsse. Stand 1979. Hrsg.: Gütegemeinschaft Tore, Türen,
Zargen e.V., Hagen
[43] Bauregellisten. Sonderheft 8/94, Mitteilungen des Deutschen Instituts für Bautechnik, Berlin (DIBt)
[44] Palusol-Brandschutzplatten gegen Feuer und Rauch. Stand 1996. BASF Aktiengesellschaft, Ludwigshafen
[45] Güte- und Prüfbestimmungen RAL-GZ 612: Rauchschutzabschlüsse. Stand 1989. Hrsg.: Gütegemeinschaft Tore, Türen,
Zargen e.V., Hagen
[46] Güte- und Prüfbestimmungen RAL-RG 611/3: Einbruchhemmende Türen aus Stahl. Stand 1989. Hrsg.: Gütegemein-
schaft Tore, Türen, Zargen aus Stahl e.V., Hagen
[47] Moosreiner, J.: Einbruchhemmende Türen. Rosenheimer Türentage 1996 (i.f.t Rosenheim)
[48] Teune, J.: Sicherheit durch geprüfte Eingangstüren. Das Bauzentrum 8/94
[49] Technisches Handbuch: Glas am Bau. Produkte, Anwendungen, Montage. Stand 1996/2003. VEGLA, Vereinigte Glaswer-
ke GmbH, Aachen (Saint-Gobain Glass, Aachen)
[50] Das Glas-Handbuch. Stand 1996/2003. Flachglas AG, Gelsenkirchen (Flachglas Markenkreis, Gelsenkirchen)
[51] Technisches Handbuch. Stand 2003. Interpane Sicherheitsglas, Hildesheim
[52] Sieberath, U., Schmidt, A.: Deutsche Innentüren zwischen nationalen und internationalen Anforderungen.
TÜR + TOR-REPORT 5/6 2001
[53] Sieberath, U., Schmidt, A.: Auswirkung der europäischen Normung auf die Güte- und Prüfbestimmungen für Haustüren.
TÜR + TOR-REPORT 3/4 2002
[54] Die richtigen U-Werte von Fenstern, Türen und Fassaden. VFF Merkblatt ES.01 (Stand: Januar 2002). Hrsg.: Verband der
Fenster- und Fassadenhersteller e.V., Frankfurt
[55] Sack, N.: Energieeffiziente Fenstersysteme. Deutsche Bauzeitschrift (DBZ) 6 (2001)
[56] Anforderungen der Energieeinsparverordnung 2002 für Fenster, Türen und Fassaden. VFF Merkblatt ES.02 (Stand:
7
Januar 2002). Hrsg.: Verband der Fenster- und Fassadenhersteller e.V., Frankfurt
[57] Wärmetechnische Anforderungen an Baukörperanschlüsse für Fenster (Türen). VFF Merkblatt ES.03 (Stand: Dezember
2001). Hrsg.: Verband der Fenster- und Fassadenhersteller e.V., Frankfurt
[58] Der große Häfele. Schließ- und Beschlagtechnik für Türen. (Stand 2000). Hrsg.: Häfele GmbH & Co., Beschlagtechnik,
Nagold
[59] Digitale Schließ- und Organisationssysteme. Stand 2001. Simons Voss Security Technology, Unterföhring
[60] Funktionsabdichtungen für Außen- und Innentüren. Deventer Profile GmbH, Berlin
[61] NEUFORM-Türenwerke, Hans Glock GmbH, Erdmannshausen
[62] Klassifizierung von Beschichtungen für Holzfenster und -Haustüren. VFF Merkblatt HO.01 (Stand: September 2001).
Hrsg.: Verband der Fenster- und Fassadenhersteller e.V., Frankfurt
[63] Härig, S., Günther, K., Klausen, D.: Technologie der Baustoffe. 13. Aufl. C.F. Müller Verlag, Heidelberg
[64] Fasold, Peter: Überfall- und Einbruchmeldeanlagen.TÜR + TOR-REPORT 5/6 2002
[65] Güte- und Prüfbestimmungen für Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen. Gütezeichen RAL-RG 426, Teil 3:
Feucht- und Nassraumtüren (Entwurf 2002). RAL – Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung, Bonn
633

8 Horizontal verschiebbare Tür- und Wandelemente

Großflächig verschiebbare Tür- und Wandele- Schiebetüren in der Wand laufend


mente dienen der variablen Raumnutzung. Sie • unsichtbar in Mauernische oder Wandtasche,
trennen benachbarte Bereiche, in denen gleich- jeweils in geöffnetem Zustand.
zeitig und ohne sich gegenseitig zu stören,
verschiedenartige Funktionsabläufe stattfinden Schiebetüren bestehen im Wesentlichen aus
sollen; sie bieten andererseits aber auch die Mög- einem oder mehreren Türblättern, der Türumrah-
lichkeit großzügiger Raumverbindungen. Das mung sowie den Lauf- und Verschlussbeschlä-
vielfältige Angebot teilt sich nach Einbauart, gen. Sie können ein-, zwei- oder mehrflügelig
Größe und Funktion auf in ausgebildet sein.
• Schiebetüren, Mehrflügelige Türen sind als Klappschiebetüren
• Harmonikatüren und Harmonikawände, (ein Flügel wird auf den anderen aufgeklappt und
• Falttüren und Faltwände, zusammen in eine Wandtasche geschoben) oder
als Teleskopschiebetüren (kulissenartige Führung
• bewegliche Elementwände und parallel laufender Schiebetüren) auszubilden.
• Sonderkonstruktionen, wie beispielsweise Teles- Schiebetüren können aus glatten Sperrtüren, be-
kopwände, Rollwände, Hub- und Versenkwände schichteten Vollspanplatten, mehrschichtig auf-
(bleiben hier unberücksichtigt). Vgl. hierzu auch gebauten Schalenkonstruktionen, Rahmentüren
Bild 7.3 in Abschn. 7, Türen. mit verschiedenartigen Füllungen sowie aus
Ganzglas oder Metall hergestellt werden.
8.1 Schiebetüren
Schiebetüren werden in der Regel an einem 8.1.1 Schiebetüren aus Holz
Laufwerk aufgehängt und in ihrer ganzen Breite und Holzwerkstoffen
seitlich verschoben (ein- oder beidseitig). Ge-
genüber den Drehflügeltüren haben sie den Vor- Die Ausbildung der Türumrahmung hängt weit-
teil, dass sie beim Öffnen keinen Drehraum bean- gehend von der grundrisslichen Anordnung des
spruchen und auch nicht in die meist sparsam Türelementes und damit von der Lage des Türflü-
bemessene Verkehrsfläche hineinragen. gels zu den angrenzenden Bauteilen ab.
Schiebetüren sind jedoch aufgrund ihrer Be- Bild 8.1 bis 8.4. Läuft die Schiebetür beispiels- 8
wegungsrichtung umständlicher zu öffnen und weise mittig in einer Mauernische oder Wand-
daher im Allgemeinen für stark begangene tasche, so besteht die Türumrahmung aus zwei
Durchgangstüren weniger geeignet (Ausnahme: gleich großen Zargenhälften (Halbfutter). Um das
Schiebetüren mit vollautomatischem Türantrieb). Laufwerk auch nach dem Einbau noch warten
Außerdem lassen sie sich schalltechnisch nur un- und den Türflügel in der Höhe justieren oder ggf.
genügend abdichten und benötigen neben der aus- bzw. einhängen zu können, sollte zumindest
Türöffnung immer eine etwa gleich große, fest- eine obere Zargenhälfte abnehmbar ausgebildet
stehende Wand- oder Glasfläche zur Unterbring- sein. Schiebetüren werden entweder in Einzelfer-
ung des oder der aufgeschobenen Schiebetür- tigung hergestellt oder als Fertigelement ange-
flügel. boten. Weitere Beispiele sind der Spezialliteratur
[1], [2] zu entnehmen.
Bild 7.3 in Abschn. 7 verdeutlicht, wie sie ange-
ordnet bzw. geführt werden können. Man unter- Lauf- und Verschlussbeschläge müssen ein
scheidet: leichtes, geräuscharmes Öffnen und Schließen
der Türflügel ermöglichen. Anforderungen an Be-
Schiebetüren vor der Wand laufend schläge von Schiebetüren sind DIN EN 1527, an
• sichtbar vor einer feststehenden Wand- oder das Korrosionsverhalten von Schlössern und Bau-
Glasfläche beschlägen DIN EN 1670 sowie VOB Teil C, DIN
• unsichtbar zwischen Wandfläche und Vertäfe- 18 357, Beschlagarbeiten, zu entnehmen. Im Ein-
lung oder Einbauschrank zelnen werden benötigt:
634 8 Verschiebbare Tür- und Wandelemente

8.1a 8.1b

8.1 Konstruktionsbeispiele: Schiebetürelemente aus Holz und Holzwerkstoffen (Einzelfertigung)


a) in einer Mauernische bzw. Wandtasche mittig laufend (Decken- bzw. Sturzbefestigung)
b) unsichtbar hinter einer Wandvertäfelung laufend (Wandbefestigung des Laufwerkes)
1 Kugel-Schiebetürbeschlag GEZE-PERKEO 6 abnehmbare Vertäfelung
2 abnehmbare Bekleidung 7 Putzschiene (Protektorschiene)
3 fest eingebaute Zargenhälfte (Halbfutter) 8 U-förmige Laufnute
4 Schiebetürflügel 9 Sperrholzleiste o. Ä. als Nutabdeckung
5 Führungsnocke

8.2a 8.2b

8.2 Konstruktionsbeispiel: Schiebetüranlage aus Holz und Holzwerkstoffen (Serienfertigung)


a) Horizontalschnitt
b) Vertikalschnitt
1 Schiebetürflügel 5 U-förmige Metallprofile (Schattenfuge, Putzleiste)
2 Zargenhälfte (Halbfutter) 6 verzinkte Bandeisen (zugl. Montagebügel)
3 Wandtasche (Verkleidung) 7 Rollen-Schiebetürbeschlag
4 Stahlrohr zur Aussteifung

NEUFORM-TÜRENWERK, H. Glock, Erdmannshausen


8.1 Schiebetüren 635

8.3 Konstruktionsbeispiel: Schiebetürelement 8.4 Konstruktionsbeispiel: Schiebetüranlage aus


aus Holzwerkstoffen (Serienfertigung) Stahlblech mit Holztürblatt
1 Schiebetürbeschlag GEZE-ROLLAN 1 Laufwerk
2 abnehmbare Winkelblende 2 abnehmbare Metallblende
3 fest eingebaute Holzzarge 3 Stahlzarge (Umfassungszarge)
4 Zierbekleidung 4 Schiebetürflügel vor der Wand laufend
5 Schiebetürflügel vor der Wand laufend 5 Führungsnocke mit U-förmiger Laufnute
6 Führungsnocke mit U-förmiger Laufnute 6 Bodeneinstand
WIRUS-Werke, Gütersloh BEDO-Werk, Schwerte

• Das Laufwerk, an dem der Schiebetürflügel kel ermöglichen den Einbau beider Beschlag-
aufgehängt ist. Vorwiegend werden Rollenbe- arten sowohl an der Wand und seitlich am Un-
schläge – auch Laufrohrbeschläge genannt – terzug, als auch an der Decke bzw. Unterkante
und Kugel-Schiebetürbeschläge verwandt.
Bild 8.5 zeigt einen Rollen- bzw. Laufrohrbe-
Sturz. Entsprechend der jeweiligen Türflügelge-
wichte sind die Laufwerke jeweils von Fall zu
8
schlag. Meist doppelpaarig angeordnete, kugel- Fall zu bestimmen.
gelagerte Nylon- oder Stahlrollen laufen in ei- Bei hohen und schmalen Schiebetüren können
ner nahezu geschlossenen Laufschiene, so dass sich u. U. ungünstige Laufeigenschaften erge-
mit Schmutzeinfall kaum zu rechnen ist. Die ben. Die Aufhängungen sind bei derart schma-
doppelpaarige Rolle, in Verbindung mit einem len Türen möglichst nahe an die Längskanten
Pendelgelenk, gewährleistet eine stets gleich- des Türflügels zu legen.
mäßige Belastung des Laufwerkes und ein lot- Das Laufwerk wird im Allgemeinen vor dem
rechtes Hängen des Türflügels. Aufstellen der zweiten Schale der Wandtasche
Bild 8.6. Bei dem in dieser Abbildung darge- montiert. Besonders kräftige, freitragende Spe-
stellten Kugel-Schiebetürbeschlag hängt das zial-Schiebetürbeschläge können aber auch
Türblatt nicht an Rollen, sondern an einer Trag- noch nachträglich montiert werden. Diese
schiene mit doppelter Stahlkugelführung, die Sonderbeschläge laufen freitragend in die
sich in einer Laufschiene nahezu geräuschlos Mauernische oder Wandtasche und werden
bewegt. Ein Flattern des Türflügels ist ausge- nur im Bereich der Türöffnung sorgfältig befes-
schlossen. Auch hier sorgen Pendelaufhänger tigt.
dafür, dass der Flügel stets lotrecht hängt. • Türstopper. Einstellbare Türstopper innerhalb
Die Höhen- und Seitenverstellbarkeit ist bei des Laufwerkes sowie weitere, an der verdeck-
beiden Beschlagarten auch nach dem Einbau ten Längskante des Türflügels montierte Puffer
jederzeit gegeben. Verstellbare Anschraubwin- sorgen für die Laufbegrenzung. Sie sind so an-
636 8 Verschiebbare Tür- und Wandelemente

8.5a 8.5b 8.6a 8.6b

8.5 Rollen-Schiebetürbeschlag 8.6 Kugel-Schiebetürbeschlag


a) Wandbefestigung b) Deckenbefestigung a) Wandbefestigung b) Deckenbefestigung
HELM-Beschläge, Hespe und Woelm, Heiligenhaus GEZE GmbH, Leonberg

zubringen, dass der Türflügel an allen Endstop- • Schiebetürschlösser (Bild 8.8) – Einsteckschlös-
pern gleichzeitig anschlägt. ser mit üblichen Schließ- und Sicherungsarten –
• Führungsnocke. (Bild 8.7) Eine Führungsnocke sind mit Ziehgriff und Flügelriegel ausgerüstet.
(Alu-Schiene, Kunststoffrolle o. Ä.), meist am Flügelriegelschlösser, meist ohne Vierkantnuss,
Fußboden angeschraubt, sorgt für die exakte sind nur mit einem Klappringschlüssel (um-
Führung des ansonsten freihängenden Türflü- klappbarer Gelenkschlüssel) zu bedienen. An-
gels. Sie gleitet in einer an der Türblattunter- stelle der üblichen Drückergarnituren werden
kante eingefrästen Nute und hält so die Schie- • Griffmuscheln aus Holz, Metall oder Kunststoff
betür während des ganzen Öffnungsweges in in den Türflügel eingelassen (Mindestdicke der
der Spur. Türblätter 42 mm), so dass die Schiebetür je-
In den Fußboden eingelassene, durchlaufende weils in ihrer ganzen Breite in die Wandtasche
U-förmige Führungsschienen (Verschmut- eingeschoben werden kann. Durch einen Knopf
zungsgefahr) oder auf den Fußboden aufge- im Stulp des Schlosses ist der Ziehgriff auslös-
schraubte Sattelschienen (Stolperschienen) bar. An ihm kann die Schiebetür wieder heraus-
8 sollten im gehobenen Innenausbau vermieden gezogen werden.
werden.

8.7 Schiebetürflügel parallel voreinander laufend, 8.8 Einsteck-Schiebetürschloss mit Ziehgriff, Flügelriegel
mit tiefenverstellbarer Führungsrolle (Langloch) und Druckknopf im Stulp (für einflügelige Schiebetür)
HELM-Beschläge, Hespe und Woelm, Heiligenhaus 1 Ziehgriff durch
2 Druckknopf im Stulp auslösbar
3 Flügelriegel
8.1 Schiebetüren 637

8.1.2 Ganzglas-Schiebetüren 8.1.3 Automatische Schiebetüranlagen


Ganzglas-Schiebetüren (Bild 8.9) können eben- Schiebetüren mit automatischem Türantrieb
falls ein- oder zweiflügelig ausgebildet sein. Die finden überall dort Anwendung, wo ein schnelles,
Glasflügel bestehen im Allgemeinen aus 10 bis präzises Öffnen und Schließen von Türen erfor-
12 mm dicken Einscheiben-Sicherheitsgläsern1), derlich ist und der Benutzer überdies nur schwer
an deren oberen Ecken Klemmbeschläge mit den in der Lage ist, den üblichen Türöffnungsvorgang
dazugehörenden Laufrollen angebracht sind. selbst vorzunehmen. Sie sind besonders geeignet
Um mögliche Bautoleranzen besser ausgleichen als Abschluss stark frequentierter Zugänge von
zu können, werden die Glasflügel – ähnlich wie Einkaufszentren, Versammlungsstätten, Kranken-
die Holz- bzw. Metallschiebetüren – oben frei- häusern, Verwaltungsbauten, Alten- und Pflege-
hängend aufgehängt und am Fußboden durch heimen, Schalterhallen von Bahnhöfen, Flug-
Führungsnocken oder -rollen in der Spur ge- häfen usw. Eine hohe Flügelgeschwindigkeit in
halten. Die Begrenzung des Laufweges kann im Öffnungsrichtung erlaubt die schnelle Freigabe,
Laufwerk über verstellbare Anschlagbolzen aber auch den sofortigen Wiederverschluss einer
und/oder Stopper erfolgen. breiten Türöffnung (Heizkostenersparnis).
1) Angaben über Brandschutzgläser s. Abschn. 7.8.1.2, über
Sicherheitsgläser Abschn. 7.10. Der aktuelle Stand der
Normung ist Abschn. 7.11 zu entnehmen.

8.9a

8.9b 8.9c

8.9 Schiebetürbeschlag für Ganzglastüren mit Laufwerk nach dem Rollenlagerprinzip


a) Ansichten (ein- und zweiflügelige Anlagen)
b) Schiebetürbeschlag
c) Vertikalschnitt (Ausschnitt)
1 Laufwerk (Schiene) für Wandbefestigung 5 Einscheiben-Sicherheitsglas
2 Laufwagen 6 verstellbarer Anschlagbolzen
3 Klemmbeschlag (Klemmschuh) 7 Bodenführung aus Kunststoff
4 Glasschutzecken
DORMA-Glas, Bad Salzuflen
638 8 Verschiebbare Tür- und Wandelemente

8.10
Konstruktionsbeispiel:
Automatische Schiebetüranlage
(Ganzaluminiumkonstruktion)
a), b) Funktionsprinzip der Radarsteuerung
mit einstellbarem Wirkungsbereich
c) Horizontalschnitt durch Türanlage
d) Vertikalschnitt durch Türanlage mit
Isolierverglasung (Sicherheitsglas)
e) Vertikalschnitt durch Türanlage mit
Einfachverglasung (Sicherheitsglas)
1 Trägerwinkel aus Aluminium
bis 5,00 m freitragend
2 abnehmbare Winkelverkleidung
3 Elektromotor (Antrieb mit
8.10a 8.10b vollelektronischer Steuerung)
4 Laufrolle
5 feststehendes Seitenteil
6 Schiebetürflügel
7 Türblattführung mit integriertem
Einbruchschutz
8 Seitendichtung
9 Fotozelle (elektron. Klemmschutz)
10 Oberlichtverglasung
BLASI GmbH, Mahlberg

8.10c

8.10d 8.10e
8.2 Harmonikatüren und Harmonikawände 639

Automatische Schiebetüren werden auch überall ten Einheit zusammengefasst, die komplett auf
dort eingesetzt, wo die bauseitigen Gegebenhei- einem freitragenden Trägerwinkel aus Alumi-
ten vor oder hinter der Tür keinen Bewegungs- nium an Ort und Stelle montiert wird (z. B. als
raum für Drehtürflügel zulassen, zu den Seiten Kämpferprofil einer Türanlage mit Oberlichtver-
hin jedoch ausreichend Platz zur Verfügung glasung). Jede Anlage muss mit einer automati-
steht. Sie dürfen auch im Zuge von Rettungswe- schen Wendeschaltung versehen sein, die ein so-
gen eingebaut werden, sofern sich ihre Flügel im fortiges Öffnen der Türflügel bei Einklemmgefahr
Notfall von Hand aus ihrer seitlichen Führung bewirkt. In der gezeigten Anlage ist eine Reflex-
herausdrücken lassen und so zu Türen mit Dreh- fotozelle im unmittelbaren Türbereich als zu-
flügeln in Fluchtrichtung werden. sätzliche Sicherheitseinrichtung eingebaut. Bei
Die Türanlagen werden nach Aufmaß projektiert, Stromausfall müssen sich die Türflügel selbsttätig
passgenau hergestellt, einbaufertig geliefert und öffnen (Übergang zu manuellem Betrieb).
betriebsbereit montiert.
Normen. Automatische Türanlagen müssen einer Reihe
von Normen und Richtlinien entsprechen: 8.2 Harmonikatüren und
E DIN EN 12 650-1 Automatische Türsysteme Harmonikawände
– Produktionsanforderungen
und Prüfverfahren
Harmonikatüren (Bild 7.3 in Abschn. 7) weisen
E DIN EN 12 650-2 Automatische Türsysteme
– Sicherheit an automatischen
gegenüber den Drehflügeltüren die gleichen Vor-
Türsystemen teile auf wie die Schiebetüren. Während diese je-
ZH1/494 Richtlinien für kraftbetätigte Fenster, doch seitlich in ihrer ganzen Breite zu verschie-
Türen und Tore ben sein müssen und immer eine der Türöffnung
ASR 11/1-5 Arbeitsstättenrichtlinie entsprechend große Wandfläche beanspruchen,
benötigen die gefalteten Pakete der Harmoni-
Grundsätzlich besteht jede automatische Schie- katüren seitlich wesentlich weniger Platz.
betüranlage aus drei Hauptkomponenten: Harmonikatüren eignen sich daher zum Ver-
• Impulsgeber (Impulsgeräte) schluss von größeren Wandöffnungen, beispiels-
• Schaltkasten mit verschiedenen Befehlsstellung- weise im Wohnbereich, wo eine normale Dreh-
en und Offen-Haltezeiteinstellung flügeltür aus räumlichen Gründen als störend
• Antriebsystem. empfunden würde.
Harmonikawände (Bild 7.3 in Abschn. 7). Die
Die Steuerung (Befehl zum Öffnen) der Türanlage großflächigeren Harmonikawände sind entspre-
erfolgt über chend ihrer Größe stabiler konstruiert und die-
vollautomatische Impulsgeber wie beispiels- nen vor allem der Unterteilung von Kantinen, 8
weise Gaststätten, Vereinsräumen, Kirchen und Ge-
• Kontaktmatten (im Fußboden eingelassen), meindesälen. Ihr Anwendungsfeld ist überall
dort, wo bei relativ leichter Bedienung mittlere
• Radarbewegungsmelder (über der Schiebetür Schalldämmwerte erreicht werden sollen.
angebracht),
Harmonikatüren und -wände sind zweischalig
• Lichtschranken (vertikal oder horizontal wir- ausgebildete, einbaufertige Raumabschlussele-
kend) oder über mente, die in ein- oder zweiflügeliger Ausführung
halbautomatische Impulsgeber wie beispiels- mittig an einem Laufwerk aufgehängt und har-
weise monikaförmig zusammengeschoben werden.
• Schalter, Drucktaster u. Ä. • Holzharmonikatüren (Bild 8.11) bestehen im
Inneren aus einem verzinkten, robusten Stahl-
Generell gilt, dass der Abstand zwischen der Tür- scherengitter-Gerüst, das beidseitig mit furnier-
automatik und dem Impulsgeber so bemessen ten Holzwerkstoffplattenstreifen beplankt wird.
sein muss, dass man die Türanlage bei normaler • Kunstlederharmonikatüren (Bild 8.12) sind
Gang- oder Fahrgeschwindigkeit ohne Behinde- beidseitig mit einem Bespannungsmaterial aus
rung passieren kann. schwerem geschäumtem Spezialkunstleder voll-
flächig verkleidet.
Bild 8.10 zeigt die wichtigsten Konstruktions-
merkmale einer automatischen Schiebetüranla- Die Flügelpakete laufen kugelgelagert in einer
ge. Die Schiebetürautomatik ist zu einer kompak- oberen Laufschiene und bedürfen in der Regel
640 8 Verschiebbare Tür- und Wandelemente

8.12a

8.12b

8.12c

8.12d

8.11 Konstruktiver Aufbau einer 8.12 Schematische Darstellung einiger Einbaubeispiele von Holz-
Holzharmonikatür ohne Bodenführung und Kunstlederharmonikatüren
1 Einfach-Stahlscherenreihe a) ein- oder zweiflügelige Holzharmonikatür mit Futterrahmen
2 Doppel-Stahlscherenreihe und Bekleidung
3 kugelgelagerte Laufrollen b) ein- oder zweiflügelige Holzharmonikatür. Beim Aufschieben
4 Laufschiene werden nur die Segmente bewegt, die zum Öffnenn und
5 beiderseitige Bekleidung mit Schließen der Tür bzw. Wand benötigt werden.
8 Spanplattenstreifen
6 Doppelhaken- Sicherheitsschloss
c) bis d) ein- oder zweiflügelige Kunstlederharmonikatüren
mit und ohne Paketverkleidung
DORMA Hüppe-Raumtrennsysteme, Oldenburg DORMA Hüppe-Raumtrennsysteme, Oldenburg

am Fußboden keiner weiteren Führung (durch- die Oberflächen der Harmonikaelemente mit de-
laufender Bodenbelag). Beidseitig umlaufende nen der angrenzenden Wandvertäfelungen auf-
Schleifdichtungen – gegen Fußboden und Unter- einander abgestimmt sein können.
decke abdichtend – sowie schalldämmende Spe- Griffe auf beiden Türseiten ermöglichen ein leich-
zialeinlagen (z. B. Schwermatte mit Mineralwolle) tes Herausziehen und Feststellen der Harmo-
verbessern die Schalldämmwerte. nikatür bzw. -wand an jeder beliebigen Stelle,
Harmonikatüren und -wände werden nahezu während ein Doppelhaken-Sicherheitsschloss
ausnahmslos nach Aufmaß einzeln gefertigt. den dichten Abschluss sichert.
Durch den Einbau von Weichen o. Ä. sind die Pa- Da die angebotenen Führungen im Decken- und
kete in verschiedene Richtungen ausfahrbar, so Fußbodenbereich, die verschiedenartigen Falt-
dass sie in Nischen oder Taschen eingefahren und ungen der Elemente und ihre Parkmöglichkeiten
ggf. unsichtbar verstaut werden können. Dazu sowie ihre Ausrüstung mit Beschlägen und Gar-
müssen Decke und Fußboden genau parallel und nituren sehr unterschiedlich und vielfältig sein
waagerecht liegen, die seitlichen Anschläge lot- können, muss von einer Beschreibung aller
und fluchtgerecht stehen. Möglichkeiten abgesehen werden. Nähere An-
Die Verkleidung der Wandleibungen, Stürze usw. gaben sind den jeweiligen Herstellerunterlagen
werden in der Regel bauseits hergestellt, wobei zu entnehmen.
8.3 Falttüren und Faltwände 641

8.3 Falttüren und Faltwände kante oder Wandfläche montiert werden (Flü-
gelgewichte beachten). Die Tragrollen sind an
Falttüren und -wände (Bild 7.3 in Abschn. 7) be- der oberen Ecke eines jeden zweiten Flügels,
stehen aus einer Anzahl, meist durch Scharniere die Bodenführungsrollen genau lotrecht darun-
gelenkig miteinander verbundener Flügel, die an ter liegend, an der unteren Flügelecke angeord-
einem Laufwerk – mit oder ohne Bodenführung – net. Diese Bodenrollen sind wegen der außer-
aufgehängt sind und sich durch Zusammenklap- mittigen Belastung im gefalteten Zustand
pen zurückschieben lassen. Sie werden aus Holz unbedingt erforderlich und laufen in einer im
bzw. Holzwerkstoffen oder Metall oder in einer Fußboden eingelassenen U-förmigen Schiene
Kombination beider Werkstoffgruppen ein- oder (Verschmutzungsgefahr beachten).
mehrschalig hergestellt. Größere Raumabschlüs- • Faltwände mit zentrischer Aufhängung (Bild
se sollten möglichst zweiseitig aufschiebbar sein 8.14). Aufgrund ihrer zentrischen Aufhängung
und aus Gründen der Zweckmäßigkeit einen falten sie sich jeweils zur Hälfte nach innen und
Durchgangsflügel aufweisen. außen und beginnen an der Wand immer mit ei-
nem halben Flügel.Die übrigen Flügel sind gleich
Bild 7.3 in Abschn. 7 verdeutlicht, wie sie ange- breit (etwa 600 bis 900 mm). Bei dieser Wandart
ordnet und geführt werden. Demnach unter- sitzen die Tragrollen in der Mitte eines jeden
scheidet man: zweiten Flügels. Aufgrund des sich daraus erge-
• Faltwände mit exzentrischer Aufhängung benden Gleichgewichtes ist eine Bodenführung
(Bild 8.13). Sie bestehen aus gleich breiten Flü- bei kleineren Flügelgruppen nicht erforderlich,
geln (etwa 600 bis 900 mm), die sich aufgrund bei breiteren Anlagen sind die Bodenführungs-
ihrer exzentrischen Aufhängung immer nur rollen lotrecht unter den Laufrollen montiert.Die-
nach einer Raumseite hin ausfalten lassen. Das se Faltwandart wird von der Beschlagindustrie
Laufwerk kann wahlweise an einer Sturzunter- auch als Harmonikawand bezeichnet.

8.13a

8.13b 8.13c

8.13 Schematische Darstellung einer Faltwand mit exzentrischer Aufhängung (gleich breite Flügel)
a) Ansicht der Faltwand
b) Horizontalschnitt
c) Schema der Faltwand (Hespe und Woelm, Heiligenhaus)
1 Laufrohr mit Befestigungsmuffen 4 U-förmige Bodenschiene
2 Tragrolle (Trägerwinkel mit aufgesetztem 5 Feststellriegel
Rollenapparat) 6 kugelgelagerte Scharniere
3 Führungsrolle
642 8 Verschiebbare Tür- und Wandelemente

8.14a

8.14b 8.14c

8.14 Schematische Darstellung einer Faltwand mit zentrischer Aufhängung


(an der Wand mit einem halben Flügel beginnend)
a) Ansicht der Faltwand
b) Horizontalschnitt
c) Schema der Faltwand (Hespe und Woelm, Heiligenhaus)
1 Laufrohr mit Befestigungsmuffen 4 kugelgelagerte Scharniere
2 Tragrolle 5 U-förmige Bodenschiene
3 Feststellriegel

Gemeinsam ist allen Faltwandarten, dass die ein- Ganzglas-Falttüranlagen bestehen aus rahmenlo-
zelnen Flügel durch jeweils zwei, bei hohen Ele- sen Ganzglas-Türflügeln, an deren oberen und
menten auch durch drei oder vier kugelgelagerte unteren Enden durchlaufende Türschienen mit
Scharniere miteinander verbunden sind. den dazugehörigen Trag- bzw. Führungsrollen
Ähnlich wie bei den Schiebetüren sollte auch hier angeklemmt sind. Bis zu fünf Türflügel können
8 die im Bereich des Laufwerkes liegende Beklei- zusammenhängend seitlich verschoben und zu
einem Paket zusammengefaltet werden.
dung bzw. Wandvertäfelung abnehmbar sein, um
ggf. Reparaturen oder eine nachträgliche Höhen- Falttüranlagen aus Einscheiben-Sicherheitsglas
justierung der Faltwand vornehmen zu können. können mit oder ohne Gehflügel ausgestattet
Einzelheiten bezüglich des konstruktiven Auf- sein, wobei der Gehflügel als Pendeltür oder als
baues der einzelnen Türflügel und der notwendi- Anschlagtür ausgebildet wird. Die Anforderung-
gen Schalldämm-Maßnahmen, die beim Einbau en an Beschläge für Falttüren sind in DIN EN 1527
derartiger Wandanlagen zu beachten sind, s. Ab- festgeschrieben. Alle erforderlichen Beschlagteile
schn. 8.4, Bewegliche Elementwände. werden vom Glaswerk mitgeliefert. Einzelheiten
hierzu s. Abschn. 7.9, Ganzglastüren.
Ganzglas-Falttüranlagen
Bild 8.15. Wie diese Abbildung verdeutlicht, gibt
Großflächige Raumöffnungen – die je nach Bedarf es Ganzglas-Falttüren wahlweise mit exzentri-
teilweise oder in der gesamten Breite als Durch- scher oder zentrischer Aufhängung. Bei beiden
gang benötigt werden – können auch mit Ganz- Systemen sind Bodenführungsrollen mit den ent-
glas-Falttüranlagen unterschiedlichster Größe und sprechenden U-förmigen Schienen vorzusehen.
Ausführung verschlossen werden. Sie eignen sich Um ein nachträgliches Verstellen (Höhenjustie-
als bewegliche, transparente Innenraum-Ab- rung) der Tragrollen zu ermöglichen, ist auch hier
schlüsse von Hallen und Foyers oder als groß- in der bauseits anzubringenden Verkleidung eine
flächiger Raumteiler in Ladenstraßen und Waren- Revisionsklappe o. Ä. vorzusehen.
häusern.
8.3 Falttüren und Faltwände 643

8.15a

8.15b 8.15c

8.15 Ganzglas-Falttüranlage aus Einscheiben-Sicherheitsglas


a) Ansicht und Horizontalschnitt von einer exzentrisch aufgehängten Falttüranlage
b) Ansicht und Horizontalschnitt von einer zentrisch aufgehängten Falttüranlage
c) Vertikalschnitt durch eine exzentrisch aufgehängte Falttüranlage
1 Laufrohr 5 Türflügel mit Einscheiben-Sicherheitsglas
2 Tragrolle 6 Bodenführungsschiene
3 angeklemmte Türschienen 7 Bodenführungsrolle
4 Gelenkbänder 8 Bodentürschließer
VEGLA (Saint-Gobain Glas), Aachen
644 8 Verschiebbare Tür- und Wandelemente

8.4 Bewegliche Elementwände ten eingesetzt. Die zusammengeschobenen Ele-


mente ergeben eine geschlossene, vollkommen
Die Forderung, eine begrenzte Grundfläche je- glatte Wand ohne sichtbare Metallprofile oder
derzeit so aufteilen zu können, dass sie wechseln- Beschlagteile. Als Oberflächenmaterial werden
den Anforderungen genügt, führte zur Entwick- vorzugsweise Holzfurniere, Schichtstoffplatten,
lung von beweglichen Elementwänden. Dabei Kunstleder sowie alle anderen im gehobenen In-
handelt es sich um schalldämmende, bewegliche nenausbau üblichen Materialien verwendet.
Wände ohne Bodenführung, die aus raumhohen, Die auf dem Markt derzeit angebotenen Wände
unabhängig voneinander bedienbaren Einzelele- haben einen sehr ähnlichen Aufbau, so dass im
menten bestehen. Allgemeinen von folgenden Gegebenheiten aus-
gegangen werden kann:
Elementwände (Bild 8.16) werden vorzugsweise • Aufhängung (Bild 8.17). Die verfahrbaren Ele-
in Schulen, Mehrzweckhallen, Kongress- und mentwände werden an Deckenschienen aus
Sportzentren sowie in gastronomischen Objek- Stahl oder Aluminium aufgehängt. Boden-

8.16a 8.16b 8.16c 8.16d 8.16e 8.16f

8.16 Schematische Darstellung einiger Wandelement-Typen von beweglichen Elementwänden


a) fest angeschlagenes Türelement
b) einflügelige Durchgangstür
c) Vollwand-Element
d) zweiflügelige Durchgangstür
e) Fenster-Element
f ) Teleskop-Element

8.17 Schematische Darstellung verschiedener Parkmöglichkeiten von beweglichen Elementwänden


8.4 Bewegliche Elementwände 645

führungsschienen sind aus optischen und Ver- einer Anpresskraft von 15 bis 20 N/mm2 ver-
schmutzungsgründen unerwünscht. sehenen Dichtleisten geben jedem Element
Für die Elementaufhängung gibt es zwei Mög- eine gute Standfestigkeit, dichten gegen Fuß-
lichkeiten: Die einfachere boden und Deckenschiene schalldämmend ab
• 1-Punkt-Aufhängung (1 Rollenwagen je Ele- und gleichen Toleranzen sowie nachträgliche
ment), bei der die Gefahr des Verkantens der Veränderungen des Bauwerkes (z. B. Decken-
Elemente und damit Beschädigung der Decke durchbiegungen) bis zu einer Höhendifferenz
bzw. des Fußbodenbelages nie ganz aus- von beispielsweise zweimal 40 mm selbsttätig
geschlossen werden kann, und die aufwändi- aus.
gere, aber derzeit übliche • Vertikale Abdichtung (Bild 8.20). Die vertikale
• 2-Punkt-Aufhängung (2 Rollenwagen je Ele- Verbindung der Elemente untereinander er-
ment). folgt bei einer hochwertigen Wand einmal
Aufgrund ihres Gewichtes erfordern ver- durch formschlüssige Nut-Feder-Profile mit ein-
schiebbare Wände ein hochwertiges Laufrol- gearbeiteten Mehrfachdichtungen, zum ande-
lensystem. Besonders geeignet sind sog. ren durch eine kraftschlüssige Verbindung. Dies
Kreuzrollen, die ein leichtes, geräuscharmes kann entweder mechanisch durch zwei ver-
Verschieben der Elemente nach allen Richt- senkt angeordnete Schließhaken oder durch
ungen (ohne Drehscheiben und Weichen) ge- die gegenseitige Anziehungskraft zweier, in der
statten. Die einzelnen Elemente der geöffne- Nut-Feder-Schiene verlaufender Magnetbän-
ten Wand können beliebig in einer separaten der geschehen. Deren Anzugskraft kann bis zu
Nische, hinter einer vorspringenden Wand 70 N/lfd.m. betragen.
oder einem Pfeiler sowie einfach seitlich ge- • Wandanschluss (Bild 8.20). Auch der Wand-
parkt werden. anschluss muss bei einer schalldämmenden Ele-
• Wandelemente (Bild 8.18). Die zweischalig mentwand sehr sorgfältig ausgeführt werden.
aufgebauten Elemente (Sandwichkonstruktion) Im Allgemeinen wird hierzu eine sog. Wand-
bestehen im Inneren aus einer verwindungsstei- anschlussleiste verwendet, die im Prinzip nichts
fen Metallrahmenkonstruktion, die beidseitig anderes darstellt als das Endstück eines norma-
freischwingend – aufliegend auf Weichprofil- len Elementes, das mit der Raumwand dicht ver-
dichtungen – mit 16 (19) mm dicken Spanplat- bunden ist und in dessen Nut-Feder-Profil das
ten (E1-Qualität) beplankt ist. Die Paneele kön- erste aufzustellende Wandelement eingescho-
nen auch aus verzinkten Stahlblechtafeln mit ben wird. Um auch das letzte Element der be-
Brandschutzausstattung bestehen. weglichen Trennwand einfügen zu können, ist
ein gewisser Spielraum gegenüber dem Wand-
Entsprechend der jeweils geforderten Schall-
dämmung wird der Hohlraum zwischen den
anschluss notwendig. Dieser verbleibende Zwi-
schenraum wird meist durch ein aus dem letzten
8
Paneelen mit Mineralwolle, akustischen Gum- Element ausfahrbaren Teleskop verschlossen.
mimatten o. Ä. gefüllt und das notwendige
Flächengewicht der Elemente durch aufgekleb- Aus Gründen der Zweckmäßigkeit sollte jede
te Stahlblechtafeln, Schwermatten oder Gips- größere, bewegliche Elementwand eine all-
kartonplatten erreicht. seits flächenbündig eingebaute Durchgangs-
tür erhalten. Diese weist keine Bodenschwelle
Daraus ergeben sich Elementdicken zwischen auf, sondern dreiseitig umlaufende Doppel-
80 und 150 mm, je nach Elementhöhe und ge- dichtungen sowie eine nach unten ausfahrbare
fordertem Schalldämmwert. Die Elementab- Dichtleiste. Generell ist jedoch zu beachten,
messungen variieren allgemein in der Breite dass Durchgangstüren in der Regel die Schall-
zwischen 600 und 1200 mm, in der Höhe zwi- dämmwerte einer Wand verringern.
schen 2000 und 4100 mm (Sonderkonstruktio-
nen bis 16000 mm). • Schallnebenwege. Die Begrenzung der bauli-
chen Schallnebenwege über die flankierenden
• Horizontale Abdichtung (Bild 8.19) Jedes Bauteile ist genauso wichtig wie die schalltech-
Wandelement besitzt nach oben und unten nischen Maßnahmen am trennenden Bauteil,
ausfahrbare, beweglich gelagerte Doppeldich- der beweglichen Trennwand selbst. Der Einbau
tungen, die über eine Spindelmechanik (Wa- einer Elementwand mit einem Schalldämm-
genheberprinzip) – ausgelöst durch eine Steck- Maß R’wP von beispielsweise 45 bis 52 dB hat
kurbel – gegen Fußboden und Deckenschiene nur dann einen Sinn, wenn die Schall-Längslei-
gepresst werden. Diese federgelagerten, mit tung über die flankierenden Bauteile wie Fuß-
646 8 Verschiebbare Tür- und Wandelemente

8.19a

8.19b

8.18 Schematische Darstellung des Aufbaues und der 8.19 Beispiele von Laufschienen-Abhängungen (System
Mechanik eines beweglichen Wandelementes VARIFLEX)
8 1 Rahmen aus Aluminiumhohlkammer- und
Stahlrohrprofilen
a) Abhängung an einer Betondecke
b) Abhängung an einem Unterzug
2 Spanplattenbekleidung (16 mm) mit 1 bewegliche Elementwand
Schwermatten und Hohlraumfüllung 2 ausfahrbare Dichtleisten
3 horizontale Abdichtung (oben/unten) durch 3 abgehängte Unterdecke
ausfahrbare Dichtleisten 4 Deckenschiene aus Aluminium
4 Steckkurbel 5 Gipskartonplatten (je 12,5 mm dick)
5 Getriebemechanik 6 Gewindestange mit höhenjustierbarer
6 Deckenschiene aus Aluminium Halteplatte bzw. Konsole
7 Laufwagen mit Kreuzrollen 7 Dübel nach Angabe
(Zweipunkt-Aufhängung) 8 Stahlblechprofil
8 vertikale Abdichtung (Nut-Feder-Profil mit 9 dauerelastische Dichtmasse
Lippendichtungen) 10 Mineralfaserwolle
9 kraftschlüssige Verbindung durch Magnetbänder 11 Halteplatte
10 Abdrückmechanismus 12 Konsole
11 zusätzliche Eckabdichtung 13 Trennfuge im schwimmenden Estrich
DORMA Hüppe-Raumtrennsysteme, Oldenburg DORMA Hüppe-Raumtrennsysteme, Oldenburg

boden, Wand, Decke, Fassade usw. weitgehend denbeläge (durchlaufende Trennfuge oder
reduziert werden kann. Verbundestrich vorsehen), schallleitender Un-
Das Problem der horizontalen Schall-Längs- terdeckenplatten und ungedämmter Decken-
leitung tritt vor allem auf entlang schwim- hohlräume (horizontale Dämmung und/oder
mender Estriche und schallleitender Fußbo- vertikale Abschottung einplanen) sowie bei un-
8.5 Normen 647

8.20a 8.20b 8.20c

8.20 Horizontalschnitt durch eine bewegliche Elementwand (System VARIFLEX)


a) Wandanschluss: erstes Element mit Schlossleiste
b) vertikale Elementverbindung: Nut-Feder-Profil mit Lippendichtungen und beidseitig angeordneten
Magnetbändern
c) Wandanschluss: letztes Element mit ausfahrbarem Teleskop
DORMA Hüppe-Raumtrennsysteme, Oldenburg

dichten Randanschlüssen. Dazu kann noch die Grenzen liegen, die die beweglichen Trenn-
Schall-Längsleitung über Fassaden- bzw. Fens- wandsysteme auffangen können. Weitere Ein-
terelemente, Ver- und Entsorgungsleitungen zelheiten sind den Abschnitten 14.2.2.3 und
sowie über Lüftungskanäle hinzukommen. Die 15.3.3.1 in Teil 1 dieses Werkes sowie der weiter-
geforderte Schalldämmung kann außerdem führenden Spezialliteratur [5], [6] zu entneh-
nur erreicht werden, wenn auch die zwangsläu- men.
fig auftretenden Bautoleranzen im Rahmen der

8.5 Normen 8
Norm Ausgabedatum Titel

DIN 107 04.1974 Bezeichnung mit links oder rechts im Bauwesen


DIN 1053-1 11.1996 Mauerwerk; Berechnung und Ausführung
DIN 1053-2 11.1996 –; Mauerwerksfestigkeitsklassen aufgrund von Eignungsprüfungen
DIN 1053-3 02.1990 –; Bewehrtes Mauerwerk; Berechnung und Ausführung
DIN 1053-4 02.2004 –; Fertigbauteile
DIN 1053-100 08.2004 –; Berechnung auf der Grundlage des semiprobabilistischen Sicherheitskonzepts
DIN 4102-1 05.1998 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Baustoffe; Begriffe, Anforderungen
und Prüfungen
DIN 4102-2 09.1977 –; Bauteile; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-4 03.1994 –; Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter Baustoffe,
Bauteile und Sonderbauteile
DIN 4102-4/A1 11.2004 –; –; Änderung
DIN 4102-5 09.1977 –; Feuerschutzabschlüsse; Abschlüsse in Fahrschachtwänden und gegen
Feuer widerstandsfähige Verglasungen; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-13 05.1990 –; Brandschutzverglasungen; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen

Fortsetzung s. nächste Seite


648 8 Verschiebbare Tür- und Wandelemente

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 4102-18 03.1991 –; Feuerschutzabschlüsse; Nachweis der Eigenschaft „selbstschließend“


(Dauerfunktionsprüfung)
E DIN 4102-19 12.1998 –; Wand- und Deckenbekleidung in Räumen; Versuchsraum für zusätzliche
Beurteilungen
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Ber 1 08.1992 –; Berichtigungen zu DIN 4109, DIN 4109 Bbl 1 und DIN 4109 Bbl 2
DIN 4109 Bbl 1 11.1989 –; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren
E DIN 4109 Bbl 1/A1 01.2001 –; –; Änderung
DIN 4109 Bbl 1/A1 09.2003 –; –; (gleicher Titel)
DIN 4109 Bbl 2 11.1989 –; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen erhöhten Schall-
schutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn- oder Arbeitsbereich
DIN 4109 Bbl 3 06.1996 –; Berechnung von R’w,R für den Nachweis der Eignung nach DIN 4109 aus Werten
des im Labor ermittelten Schalldämm-Maßes Rw
E DIN 4109 Bbl 4 11.2000 –; Nachweis des Schallschutzes – Güte- und Eignungsprüfung
DIN 4109/A1 01.2001 –; Anforderungen und Nachweise; Änderung
E DIN 4109-10 06.2000 –; Vorschläge für einen erhöhten Schallschutz von Wohnungen
DIN 4109-11 09.2003 Schallschutz im Hochbau – Nachweis des Schallschutzes; Güte- und
Eignungsprüfung
DIN 4172 07.1955 Maßordnung im Hochbau
DIN 18 000 05.1984 Modulordnung im Bauwesen
DIN 18 100 10.1983 Türen; Wandöffnungen für Türen; Maße entsprechend DIN 4172
DIN 18 101 01.1985 –; Türen für den Wohnungsbau; Türblattgrößen, Bandsitz und Schlosssitz;
Gegenseitige Abhängigkeit der Maße
DIN 18 202 10.2005 Toleranzen im Hochbau – Bauwerke
DIN 18 111-1 08.2004 Türzargen – Stahlzargen – Standardzargen für gefälzte Türen in
Mauerwerkswänden
DIN 18 111-2 08.2004 –; Standardzargen für gefälzte Türen in Ständerwerkswänden
DIN 18 111-3 01.2005 –; Sonderzargen für gefälzte und ungefälzte Türblätter

8 DIN 18 111-4 08.2004 –; Einbau von StahlzargenPrüfung


DIN 18 251-1 07.2002 Schlösser; Einsteckschlösser; Einsteckschlösser für gefälzte Türen
DIN 18 251-2 11.2002 –; –; Einsteckschlösser für Rohrrahmentüren
DIN 18 251-3 11.2002 –; –; Einsteckschlösser als Mehrfachverriegelung
DIN 18 252 09.1999 Profilzylinder für Türschlösser; Begriffe, Maße, Anforderungen, Kennzeichnung
DIN 18 255 05.2002 Baubeschläge; Türdrücker, Türschilder und Türrosetten;
Begriffe, Maße, Anforderungen, Kennzeichnung
DIN 18 263-1 05.1997 Schlösser und Baubeschläge; Türschließer mit hydraulischer Dämpfung;
Oben-Türschließer mit Kurbeltrieb und Spiralfeder
DIN 18 263-4 05.1997 –; –; Türschließer mit Öffnungsautomatik Drehflügelantrieb)
DIN 18 340 01.2005 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine
Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) – Trockenbauarbeiten
DIN 18 350 01.2005 –; –; Putz- und Stuckarbeiten
DIN 18 355 01.2005 –; –; Tischlerarbeiten
DIN 18 357 12.2002 –; –; Beschlagarbeiten
DIN 18 361 12.2002 –; –; Verglasungsarbeiten
DIN 18 363 12.2002 –; –; Maler- und Lackiererarbeiten
DIN 68 705-2 10.2003 Sperrholz – Stab- und Stäbchensperrholz für allgemeine Zwecke
DIN 68 705-4 12.1981 –; Bau-Stabsperrholz, Bau-Stäbchensperrholz
8.6 Literatur 649

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 68 705-5 10.1980 –; Bau-Furniersperrholz aus Buche


DIN 68 705-5 Bbl1 10.1980 –; Zusammenhänge zwischen Plattenaufbau, elastischen Eigenschaften
und Festigkeiten
DIN 68 706-1 02.2002 Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen – Türblätter; Begriffe, Maße,
Anforderungen
DIN 68 706-2 02.2002 –; –; Türzargen; Begriffe, Maße, Einbau
DIN 68 764-1 09.1973 Spanplatten; Strangpressplatten für das Bauwesen; Begriffe, Eigenschaften,
Prüfung, Überwachung
DIN 68 764-2 09.1974 –; –; Beplankte Strangpressplatten für die Tafelbauart
DIN EN 204 09.2001 Klassifizierung von thermoplastischen Holzklebstoffen für nichttragende
Anwendungen
DIN EN 312 11.2003 Spanplatten – Anforderungen
DIN EN 315 10.2000 Sperrholz – Maßtoleranzen
DIN EN 356 02.2000 Glas im Bauwesen – Sicherheitssonderverglasung – Prüfverfahren und
Klasseneinteilung des Widerstandes gegen manuellen Angriff
DIN EN 357 02.2005 –; Brandschutzverglasungen aus durchsichtigen oder durchscheinenden
Glasprodukten – Klassifizierung des Feuerwiderstandes
DIN EN 438-1 04.2005 Dekorative Hochdruck-Schichtpressstoffplatten (HPL) – Platten auf Basis härtbarer
Harze (Schichtpressstoffe) – Einleitung und allgemeine Informationen
DIN EN 438-2 04.2005 –; –; Bestimmung der Eigenschaften
DIN EN 438-3 04.2005 –; –; Klassifizierung und Spezifikationen für Schichtpressstoffe mit einer Dicke
kleiner als 2 mm, vorgesehen zum Verkleben auf ein Trägermaterial
DIN EN 438-4 04.2005 –; –; Klassifizierung und Spezifikationen für Kompakt-Schichtpressstoffe mit einer
Dicke von 2 mm und größer;
DIN EN 572-1 09.2004 Glas im Bauwesen – Basiserzeugnisse aus Kalk-Natronsilicatglas – Definitionen und
allgemeine physikalische und mechanische Eigenschaften
DIN EN 572-2 09.2004 –; –; Floatglas
DIN EN 572-3 09.2004 –; –; Poliertes Drahtglas
DIN EN 572-4 09.2004 –; –; Gezogenes Flachglas
DIN EN 572-5 09.2004 –; –; Ornamentglas 8
DIN EN 572-6 09.2004 –; –; Drahtornamentglas
DIN EN 572-7 09.2004 –; –; Profilbauglas mit oder ohne Drahteinlage
DIN EN 622-1 09.2003 Faserplatten, Anforderungen – Allgemeine Anforderungen
DIN EN 622-2 07.2004 –; Anforderungen an harte Platten
DIN EN 622-3 07.2004 –; Anforderungen an mittelharte Platten
DIN EN 622-4 08.1997 –; Anforderungen an poröse Platten
DIN EN 622-5 08.1997 –; Anforderungen an Platten nach dem Trockenverfahren (MDF)
E DIN EN 622-5 05.2004 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 635-1 01.1995 Sperrholz; Klassifizierung nach dem Aussehen der Oberfläche; Allgemeines
DIN EN 635-2 08.1995 –; –; Laubholz
DIN EN 635-3 08.1995 –; –; Nadelholz
DIN V ENV 635-4 11.1996 –; –; Einflussgrößen auf die Eignung zur Oberflächenbehandlung – Leitfaden
DIN EN 942 06.1996 Holz in Tischlerarbeiten; Allgemeine Sortierung nach der Holzqualität
DIN EN 952 11.1999 Türblätter – Allgemeine und lokale Ebenheit – Messverfahren
DIN EN 949 05.1999 Fenster, Türen, Dreh- und Rolläden, Vorhangfassaden – Ermittlung der
Widerstandsfähigkeit von Türen gegen Aufprall eines weichen
und schweren Stoßkörpers
Fortsetzung s. nächste Seite
650 8 Verschiebbare Tür- und Wandelemente

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 1121 09.2000 Türen; Verhalten zwischen zwei unterschiedlichen Klimaten; Prüfverfahren
DIN EN 1303 04.2005 Baubeschläge – Schließzylinder für Schlösser – Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 1363-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen – Allgemeine Anforderungen
DIN EN 1363-2 10.1999 –; Alternative und ergänzende Verfahren
DIN EN 1527 12.1998 Schlösser und Baubeschläge; Beschläge für Schiebetüren und Falttüren;
Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 1670 12.1998 –; Korrosionsverhalten; Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 1906 05.2002 –; Türdrücker und Türknäufe; Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 12 150-1 11.2000 Glas im Bauwesen; Thermisch vorgespanntes Kalknatron-Einscheiben-
sicherheitsglas; Definition und Beschreibung
DIN EN 12 150-2 01.2005 –, –; Konformitätsbewertung/Produktnorm
DIN EN 12 209 03.2004 Schlösser und Baubeschläge – Schlösser – Mechanisch betätigte Schlösser
und Schließbleche – Anforderungen und Prüfverfahren
E DIN EN 12 209-1 02.1996 Baubeschläge; Schlösser und Fallen; Mechanisch betätigte Schlösser und Fallen;
Anforderungen und Prüfung
E DIN EN 12 209-2 02.1996 –; –; Schließbleche für mechanisch betätigte Schlösser und Fallen;
Anforderungen und Prüfung
E DIN EN 12 209-3 07.1998 –; –; Elektromechanische Schlösser und elektromechanische Schließbleche,
Anforderungen und Prüfung
DIN EN 12 217 05.2004 Türen – Bedienungskräfte – Anforderungen und Klassifizierung
DIN EN 12 219 06.2000 –; Klimaeinflüsse – Anforderungen und Klassifizierung
DIN EN 12 445 02.2001 Tore – Nutzungssicherheit kraftbetätigter Tore – Prüfverfahren
E DIN EN 12 445 05.2005 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 12 453 02.2001 –; –; Anforderungen
E DIN EN 12 453 05.2005 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 12 765 09.2001 Klassifizierung von duroplastischen Holzklebstoffen für nichttragende
Anwendungen
DIN EN 12 978 09.2003 Türen und Tore; Schutzeinrichtungen für kraftbetätigte Türen und Tore;
Anforderungen und Prüfverfahren
8 DIN EN 14 449 07.2005 Glas im Bauwesen – Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas –
Konformitätsbewertung/Produktnorm
E DIN EN 15 254-4 07.2005 Erweiterter Anwendungsbereich der Ergebnisse von Feuerwiderstandsprüfungen
– Nichttragende Wände – Verglaste Konstruktionen
DIN EN 18 255 05.2002 Baubeschläge – Türdrücker, Türschilder und Türrosetten – Begriffe, Maße,
Anforderungen, Kennzeichnung

Weitere ergänzende Normen siehe Abschnitt 7.11, Außentüren, Innentüren, Schutz- und Sondertüren

8.6 Literatur
[1] Nutsch, W.: Handbuch der Konstruktion, Stuttgart
[2] Holztechnik Fachkunde, 18. Aufl., Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten
[3] Baubeschlag-Taschenbuch. Hrsg.: G. Wohlfarth, Duisburg 2002
[4] Richtlinien für kraftbetätigte Fenster, Türen und Tore. Hrsg.: Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften,
Bonn
[5] Panitz, E.: Bewegliche Elementwände, technischer Stand und Anwendung. Hüppe-Raumtrennsysteme, Oldenburg
[6] Planungsunterlagen: Hüppe-Raumtrennsysteme, Oldenburg
651

9 Außen- und Innenputze, Sonderputze,


Wärmedämmputze und Wärmedämm-Verbundsysteme

9.1 Allgemeines Allgemeine Anforderungen wie gute und


gleichmäßige Haftung der Putzlagen unterein-
Putz ist ein an Wänden oder Decken ein- oder ander und am Putzgrund sowie gleichmäßiges
mehrlagig in bestimmter Dicke aufgetragener Gefüge innerhalb der einzelnen Lagen, Festigkeit
Belag aus Putzmörteln oder Beschichtungsstof- und Widerstand gegen Abrieb, Brandverhalten
fen, der seine endgültigen Eigenschaften erst u. a. m. haben Außen- und Innenputze gleicher-
durch Verfestigung am Baukörper erreicht. Je maßen zu erfüllen.
nach Belagdicke und Art der verwendeten Mörtel • Bei Außenputzen ist insbesondere auf die Was-
bzw. Beschichtungsstoffe übernehmen Putze be- serdampfdurchlässigkeit zu achten. Die diffu-
stimmte bauphysikalische Aufgaben. Zugleich sionsäquivalente Luftdichtdicke darf bei keiner
dienen sie der Oberflächengestaltung eines Bau- Putzlage den Wert sd ≤ 2,0 m überschreiten.
werkes. • Innenputze müssen eine bestimmte Mindest-
druckfestigkeit und entsprechendes Haftver-
Normen. Neue europäische und deutsche Nor- mögen aufweisen, um gegebenenfalls Anstri-
men für Innen- und Außenputze sowie Wärme- che und leichte Tapeten aufnehmen zu können.
dämmsysteme im Überblick. Der aktuelle Stand Außerdem muss der Innenputz in bewohnten
der Normung ist Abschn. 9.12 zu entnehmen. Räumen die Fähigkeit besitzen, Wasserdampf
rasch aufnehmen, speichern und bei Bedarf
• DIN EN 13 9141) Planung, Zubereitung und langsam wieder abgeben zu können (klima-
Ausführung von Innen- und regulierende Wirkung).
Außenputzen
• Teil 1 Außenputz Zusätzliche Anforderungen können darüber
hinaus sowohl an Außen- wie Innenputze gestellt
• Teil 2 Innenputz werden.
• DIN V 18 550 Putz und Putzsysteme • Außenputze müssen vor allem witterungsbe-
(Neuausgabe) – Ausführung ständig sein, d. h. insbesondere der Einwirkung
von Feuchte und wechselnden Temperaturen
• DIN 18 558 Kunstharzputze; Begriffe, widerstehen sowie einen den jeweiligen Bean-
Anforderungen, Ausführung spruchungsgruppen entsprechenden Regen-
schutz durch wasserhemmende oder wasser-
• DIN V 18 559 Wärmedämm-Verbund- abweisende Putzsysteme gewährleisten. Des 9
systeme; Begriffe, Allgemei- weiteren wird vom Außenputz bei Bedarf er-
ne Angaben höhte Festigkeit erwartet (Kellerwandaußen-
putz, Außensockelputz).
• DIN 55 699 Verarbeitung von Wärme-
dämm-Verbundsystemen • An Innenputze werden noch zusätzliche Anfor-
derungen vor allem als Träger von speziellen
• DIN EN 13 499 Außenseitige Wärmedämm- Beschichtungen und schweren Tapeten gestellt
Verbundsysteme (WDVS) sowie bezüglich erhöhter Abriebfestigkeit und
aus expandiertem Polystyrol Feuchtraumbeständigkeit.

• DIN EN 13 500 Außenseitige Wärmedämm- Putze für Sonderzwecke übernehmen ganz be-
Verbundsysteme (WDVS) sondere Anforderungen. Zu nennen sind bei-
aus Mineralwolle spielsweise
• brandschutztechnisch wirks. Putzbekleidungen,
1) Neue europäische Norm als teilweiser Ersatz für die na-
• schallschutztechnisch wirks. Putzbekleidungen,
tionale Norm DIN 18 550-1 bis -4 (Ausg. 01.85). • wärmeschutztechnisch wirksame Putzsysteme.
652 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

9.2 Einteilung und Benennung: werden u. a. Glasgitter-Armierungsgewebe, eingebettet in


die oberste Schicht des frisch aufgebrachten Unterputzes.
Überblick Putzaufbau
Eine Putzlage ist eine in einem Arbeitsgang ausgeführte
Nach DIN 18 550 (Ausg. 01.85) und DIN 18 558 sind Putzschicht. Der Spritzbewurf zählt nicht als Putzlage. Dem
grundsätzlich zu unterscheiden: Aufbau nach unterscheidet man:
• Putze mit mineralischen Bindemitteln (Mineralputze) • einlagige Putze
Für ihre Herstellung werden Putzmörtel verwendet. • mehrlagige Putze
• Putze mit organischen Bindemitteln (Kunstharzputze) Die unteren Lagen werden Unterputz, die oberste Lage
Zu ihrer Herstellung dienen Beschichtungsstoffe. wird Oberputz genannt. Kunstharzputze auf Wand- und
Putzmörtel Deckenflächen eignen sich nur als Oberputz.
Putzmörtel werden den Putzmörtelgruppen PI bis PV zuge- Putzsysteme
ordnet, wenn sie die entsprechenden mineralischen Binde- Unter Putzsystem versteht man das ganzheitliche Zusam-
mittel enthalten. Zu unterscheiden sind: menwirken von Putzgrund und Putzlage(n). Die an einen
Putzmörtel nach dem Zustand Putz gestellten Anforderungen müssen demnach von allen
• Frischmörtel (gebrauchsfertiger, verarbeitbarer Mörtel) Schichten zusammen dauerhaft erfüllt werden.
• Festmörtel (verfestigter Mörtel) Nach alter Handwerkerregel soll die Festigkeit des Putzes
von innen nach außen, d. h. zur jeweiligen Putzoberfläche
Putzmörtel nach dem Ort der Herstellung hin, abnehmen. Diese Regel ist auch sinngemäß bei der
• Baustellenmörtel (auf der Baustelle zusammengesetzte Festigkeitsabstufung zwischen dem Putzgrund und dem
und gemischte Mörtel) Unterputz anzuwenden.
• Werkmörtel (im Werk zusammengesetzte, gemischte und Die traditionelle Putzregel „weich auf hart“ zu putzen, gilt
überwachte Mörtel) jedoch nur für herkömmliche, mineralisch gebundene Put-
• Werktrockenmörtel (im Werk gefertigte, überwachte, ver- ze auf massivem Mauerwerk (kleinformatige Vollsteine mit
arbeitungsfähige, pulverförmige Mischung) hohem Fugenanteil). Sie gilt nicht für Putze auf hoch wär-
Putzmörtel nach der Art des Bindemittels medämmendem Leichtmauerwerk (porosierte Leichthoch-
• Baukalke lochziegel, Bimshohlblocksteine, Porenbetonsteine).
• Putz- und Mauerbinder Derart bewegliche Putzgründe erfordern eine schubweiche
• Zemente Zwischenschicht zwischen Wandbildner und Oberputz, so
• Baugipse dass es zu einer sog. Entkopplung und damit Umdrehung
• Anhydritbinder der alten Putzregel kommt (Unterputz weicher als Ober-
putz).
Putzmörtel nach der Art des Zuschlages
• mineralischer Zuschlag Putzanwendung
• organischer Zuschlag, jeweils mit dichtem oder porigem Entsprechend seiner örtlichen Lage im Bauwerk und der
Gefüge. dadurch gegebenen Beanspruchungsart sind zu unter-
scheiden:
Beschichtungsstoffe
Beschichtungsstoffe dienen zur Herstellung von Kunstharz- Außenputz
putzen und bestehen aus organischen Bindemitteln in • Außenwandputz (auf über dem Sockel liegenden, aufge-
Form von Kunststoffdispersionen. Nach Anwendung und henden Flächen)
Bindemittelanteil werden zwei Beschichtungsstofftypen • Außensockelputz (oberhalb der Erdanschüttung)
unterschieden: • Kellerwand-Außenputz (im Bereich der Erdanschüttung)
• P Org 1 – für Kunstharzputz als Außen- und Innenputz • Außendeckenputz (auf Deckenunterseiten, die der Witte-
• P Org 2 – für Kunstharzputz als Innenputz rung ausgesetzt sind).
9 Putzgrund Innenputz
Putzgrund ist der Bauteil, der verputzt wird. Zur Vorberei- • Innenwandputz für Räume üblicher Luftfeuchte (ein-
tung des Putzgrundes gehören geeignete Maßnahmen, die schließlich der häuslichen Küchen und Bäder)
einen festen und dauerhaften Verbund zwischen Putz und • Innenwandputz für Feuchträume
Putzgrund fördern. Dies wird gegebenenfalls erreicht durch • Innendeckenputz für Räume üblicher Luftfeuchte
das Aufbringen eines (einschließlich der häuslichen Küchen und Bäder)
• Spritzbewurfes (bei mineralisch gebundenen Putzen) • Innendeckenputz für Feuchträume.
• Grundanstriches (bei Kunstharzputzen)
Putzarten
Putzträger Nach den zu erfüllenden Anforderungen werden unter-
Putzträger verbessern das Haften des Putzes oder er- schieden:
möglichen eine vom tragenden Untergrund weitgehend Putze, die allgemeinen Anforderungen genügen
unabhängige Putzkonstruktion. Verwendet werden u. a.
metallische Putzträger, Holzwolle-Leichtbauplatten, Ziegel- Putze, die zusätzlichen Anforderungen genügen.
drahtgewebe. • wasserhemmender Putz
• wasserabweisender Putz
Putzbewehrung
• Außenputz mit erhöhter Festigkeit
Putzbewehrungen bewirken eine Verbesserung der Zug-
festigkeit des Putzes auf schwierigem Untergrund und tra- • Innenwandputz mit erhöhter Abriebfestigkeit
gen so zur Verminderung der Rissebildung bei. Verwendet • Innenwand- und Innendeckenputz für Feuchträume.
9.3 Ausgangsstoffe 653

Putze für Sonderzwecke 9.3 Ausgangsstoffe


• brandschutztechnisch wirksame Putzbekleidungen
• schallschutztechnisch wirksame Putzbekleidungen
• wärmeschutztechnisch wirksame Putzsysteme. 9.3.1 Mineralische Bindemittel
Wärmedämm-Putzsysteme
für Mörtelputze1)
Dämmputze wurden zur Verbesserung der Wärmedäm-
mung von Außenbauteilen entwickelt. Sie setzen sich üb- Mineralische Bindemittel im Sinne der DIN 18 550
licherweise aus einem Unterputz – dem eigentlichen Wär- (Ausg. 01.85) sind Baukalke, Zemente, Baugipse,
medämmputz – und einem Oberputz zusammen, der vor Anhydritbinder sowie Putz- und Mauerbinder.
allem schützende Funktionen übernimmt, gleichzeitig aber
auch der Gestaltung dient. Nach ihrem Erhärtungsverhalten unterscheidet
Dämmputze werden im Wesentlichen nach der jeweiligen man
Zuschlagart eingeteilt. Man unterscheidet
• Unterputz mit organischem Leichtzuschlag (z. B. Polysty- • Luftbindemittel, die nur an der Luft erhärten
rol), und im erhärteten Zustand wasserlöslich sind
• Unterputz mit mineralischem Leichtzuschlag (z. B. Perlite), sowie
• jeweils mit ein- oder zweilagigem Oberputz. • hydraulische Bindemittel, die an der Luft und
Wärmedämm-Verbundsysteme unter Wasser erhärten und im erhärteten Zu-
WDV-Systeme werden zur Außendämmung und Gestal- stand wasserbeständig sind.
tung von Fassaden eingesetzt und bestehen aus einer plat-
Normen von den wichtigsten Bindemitteln zur Herstellung
tenförmigen Dämmschicht, einer darauf aufgebrachten
von Putzmörteln:
Armierungsschicht als Bewehrung und einer Schlussbe-
schichtung (Oberputz). • DIN EN 459-1 – Baukalk. Definitionen, Anforderungen
Neben der Verbesserung des Wärmeschutzes und des Re- und Konformitätskriterien
genschutzes von Außenbauteilen, verhindern sie Wärme- • DIN EN 197-1 – Zement. Zusammensetzung,
brücken und führen zur Entkopplung des Außenputzes auf Anforderungen und Konformitätskrite-
kritischen Untergründen (rissefreie Fassaden bei Altbauten). rien von Normalzement
Leichtputze • DIN 1164 – Zemente mit besonderen Eigenschaf-
Leichtputzsysteme wurden zum Verputzen von hoch wär- (Neuausgabe) ten. Zusammensetzung, Anforderun-
medämmendem Leichtmauerwerk aus porosierten Leicht- gen, Übereinstimmungsnachweis
ziegeln, Leichtbeton und Porenbeton entwickelt. Dabei • DIN 1168-1 – Baugipse. Begriff, Sorten, und Verwen-
wirkt der Unterputz mit seiner geringen Rohdichte als dung; Lieferung und Kennzeichnung
schubweiche Entkopplungsschicht zwischen Putzgrund
und dem Oberputz.
Sanierputze
Baukalke
Sanierputze sind Putze mit hoher Porosität und Wasser- Baukalke werden aus Kalkstein, Dolomitstein,
dampfdurchlässigkeit bei gleichzeitig erheblich verminder- Kalksteinmergel oder mergeligem (tonhaltigem)
ter kapillarer Leitfähigkeit. Mit Hilfe der Sanierputze lassen
sich feuchte und salzbelastete Wandflächen – im Außen-
Kalkstein durch Brennen unterhalb der Sinter-
und Innenbereich – so behandeln, dass man langfristig in- grenze (900 bis 1200 °C) hergestellt. Je mehr ton-
takte Putzoberflächen ohne Salzausblühungen und Ab- haltige Bestandteile der Kalkstein enthält, um so
sprengungen erhält (Altbausanierung). hydraulischer (unter Wasser erhärtend) verhält
In der Regel besteht ein mehrlagiges Sanierputzsystem aus sich der Kalk.
• Spritzbewurf, • WTA-Sanierputz,
Während nicht hydraulische Bindemittel nach
9
• WTA-Grundputz, • Anstrich oder Dekorputz.
dem Anmachen mit Wasser nur an der Luft er-
Putzweisen härten (Luftbindemittel), erhärten hydraulische
Die Putzweise kennzeichnet die Putze nach der Art ihrer Baukalke nach Wasserzugabe sowohl an der Luft
Oberflächenbearbeitung und der dadurch entstehenden
Oberflächenstruktur.
als auch unter Wasser. Sie erhärten außerdem
• Geglätteter Putz
schneller und erzielen höhere Festigkeiten als
• Gefilzter Putz lufthärtende Bindemittel. Aufgrund dieses unter-
• Geriebener Putz oder Reibeputz (auch genannt: schiedlichen Erhärtungsverhaltens unterscheidet
Münchener Rauputz, Wurmputz, Madenputz, Altdeut- man:
scher Putz usw.)
• Kellenwurfputz
• Spritzputz
Luftkalke
• Kratzputz
• Rollputz
• Weißkalk • Hydraulischer Kalk
• Buntsteinputz u. a. • Dolomitkalk • Hochhydraulischer Kalk
Verlegung, Aufmaß und Abrechnung erfolgt nach VOB, 1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 9.12 zu ent-
Teil C, DIN 18 350, Putz- und Stuckarbeiten. nehmen.
654 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

Luftkalke verfestigen durch langsame Aufnahme von Koh- DIN 1164 genormt und haben weitere Zusatzbe-
lendioxid aus der Luft nach dem Anmachen mit Wasser. zeichnungen.
Dieser Vorgang wird Karbonatisierung (Karbonaterhär-
tung) genannt. Sie erhärten nicht unter Wasser (reine Luft-
bindemittel) und sind nach dem Erhärtungsvorgang – im Baugipse (DIN 1168)
Vergleich zu hydraulischem Kalk – deutlich weniger wasser-
beständig. Weiß- bzw. Dolomitkalkmörtel besitzen gute Gips kommt in der Natur als Mineral (Gipsstein)
Verarbeitungseigenschaften (Geschmeidigkeit, Dehnungs- vor oder fällt als Nebenprodukt der chemischen
fähigkeit). Nach längerer, meist monatelanger Abbindezeit
– während der keine luftabsperrenden Tapeten oder dichte Industrie an (Chemiegips). Zunehmende Be-
Anstriche aufgebracht werden dürfen – entstehen Putze deutung gewinnt der sog. REA-Gips, der in den
geringerer Festigkeit (vorwiegend Innenputze der Mörtel- Rauchgas-Entschwefelungs-Anlagen der Stein-
gruppe PI), jedoch mit hoher Wasserdampfdurchlässigkeit. kohle-Kraftwerke anfällt. Er ist den Naturgipsen in
Hydraulische und natürliche hochhydraulische Kalke bautechnischer Hinsicht durchaus ebenbürtig
zeichnen sich vor allem durch ihre vorwiegend hydrauli- und wie diese auch gesundheitlich völlig unbe-
schen Erhärtungsfähigkeiten aus. Die Mörtel sind unter denklich.
Wasser beständig, sofern sie zuvor eine gewisse Zeit (hy-
draulische Kalke mind. 5 Tage, hochhydraulische Kalke zwi- Durch thermische Behandlung (z. B. Brennen in
schen 1 und 3 Tagen) an der Luft nach dem Anmachen mit Drehöfen) wird dem Rohgips das Kristallwasser
Wasser gelagert haben, d. h. vorhärten konnten. Außerdem teilweise oder vollständig entzogen. Mit zuneh-
binden sie schneller ab und erreichen eine höhere Festig- mender Entwässerung bzw. Brenntemperatur
keit (Mörtelgruppe PII) als Luftkalke. Sie sind besonders ge-
eignet für Außenputze, die ungünstigen Witterungsverhält- (120 bis 180 °C bei Stuckgips, 300 bis 900 °C bei
nissen und mechanischen Beanspruchungen ausgesetzt Putzgips) steigen Festigkeit und Abbindedauer
sind. Vgl. hierzu Abschn. 9.4.1, Putzmörtel sowie Abschn. (Erhärtungsverhalten) der verschiedenen Gips-
6.2.2.3, Mauermörtel, Teil 1 dieses Werkes. sorten. Das beim Brennen entzogene Wasser wird
Hinweis. Hydraulisch erhärtende Kalke können mit Ze- dem feingemahlenen Gips später beim Anma-
ment, nicht aber mit Gips oder Anhydrit gemischt werden. chen wieder zugeführt, so dass wieder Gipsstein
entsteht.
Zemente Gips ist ein nichthydraulisches Bindemittel, das
ausschließlich durch Kristallisation (Hydration) an
Zement ist ein hydraulisches Bindemittel, das im
der Luft erhärtet. Gipse – sowie alle Gipsbaustoffe
Wesentlichen aus Kalkstein, Kieselsäure, Tonerde
– sind durch Dauereinwirkung von Wasser löslich
und Eisenoxid besteht. Das entsprechende Roh-
und verlieren bei langanhaltender, starker Feuch-
stoffgemisch wird oberhalb der Sintergrenze
tigkeitseinwirkung merklich ihre Festigkeit (Gefü-
(1400 bis 1500 °C) gebrannt und anschließend
gezerstörung). Gips darf daher weder in Außen-
fein gemahlen.
wandputzen noch als Innenputz in Räumen mit
Durch Reaktion mit Wasser erhärtet Zement so- langzeitig einwirkender Feuchtigkeit (z. B. in Hal-
wohl an der Luft als auch unter Wasser und bleibt lenbädern, Saunen) verwendet werden. Vorüber-
nach der Erhärtung auch unter Wasser fest. Die gehend auftretender Feuchtigkeitsanfall – wie er
Druckfestigkeit muss nach 28 Tagen mindestens beispielsweise in häuslichen Bädern und Küchen
25 N/mm2 betragen (Vergleich: Geforderte Min- vorkommt – ist unschädlich, da Gips überschüs-
destdruckfestigkeit bei hochhydraulischem Kalk sige Luftfeuchtigkeit rasch aufnehmen und in
9 5 N/mm2). Trocknungsperioden wieder rasch abgeben
DIN EN 197-1 unterteilt die Normalzemente in kann.
fünf Hauptgruppen: Zur Erzielung bestimmter Eigenschaften dürfen
• Portlandzement CEM I den Baugipsen im Herstellerwerk Zusätze beige-
• Portlandkompositzement CEM II geben werden. Zusätze sind Stellmittel (anorga-
• Hochofenzement CEM III nische Stoffe), die die Konsistenz, die Haftung,
• Puzzolanzement CEM IV das Wasserrückhaltevermögen oder die Verstei-
• Compositzement CEM V fungszeit (Erhärtungsverhalten) des Gipses in ge-
wünschter Weise beeinflussen. Bereits werkseitig
Einzelheiten über die Hauptzementarten, Fes- zugefügt sein können auch Füllstoffe wie Sand
tigkeitsklassen usw. sind Abschn. 5.2.1, Baustoffe, oder Perlit. Der zeitlich unterschiedliche Verlauf
Teil 1 dieses Werkes sowie der Spezialliteratur [1] des Erhärtungsvorganges (Versteifung) ist ein we-
zu entnehmen. sentliches Kriterium zur Unterscheidung der ein-
Die europäische Norm enthält jedoch nicht die zelnen Gipssorten. Dementsprechend wird nach
Zemente mit besonderen Eigenschaften, die vor DIN 1168 zwischen Baugipsen ohne und mit werk-
allem nationale Bedeutung haben. Diese sind in seitig beigegebenen Zusätzen unterschieden:
9.3 Ausgangsstoffe 655

Baugipse ohne werkseitig Weiter ist zu beachten, dass Gips für eingelagerte
beigegebene Zusätze: Metallteile keinerlei schützende Wirkung besitzt,
• Stuckgips. Bei niedrigen Temperaturen ge- (ungehinderter Zutritt von Feuchte und Sauer-
brannt, verhältnismäßig rasch versteifend. Er stoff ), so dass es zu Korrosion kommen kann.
wird vor allem für Stuck-, Form- und Rabitzar- Daher sind metallische Putzträger bzw. Auf-
beiten, für das Herstellen von Innenputzen hängevorrichtungen immer zu lackieren oder zu
(Gipsputz, Gipskalkputz) sowie zur werksmäßi- verzinken. Demgegenüber weist Gipsputz – wie
gen Herstellung von Gipsbauplatten verwen- alle Gipsbauteile – ein günstiges Brandverhalten
det. auf: Gips bindet eine verhältnismäßig große Was-
• Putzgips. Bei höheren Temperaturen gebrannt, sermenge, die im Brandfall die Bauteiloberfläche
beginnt früher zu versteifen und ist dennoch – in Form eines Wasserdampfschleiers schützt.
ohne Schaden zu nehmen – länger an der Putz- Hinweis: Anhydritbinder (DIN 4208), Putz- und Mauerbin-
fläche zu bearbeiten als Stuckgips. Er wird vor der (DIN 4211) sowie Trass (DIN 51 043) sind weitere mine-
ralische Bindemittel, die jedoch im Rahmen dieser Abhand-
allem für die Herstellung von Innenputzen lung unberücksichtigt bleiben.
(Gipsputz, Gipssandputz, Gipskalkputz) sowie Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 9.12 zu ent-
für Rabitzarbeiten eingesetzt. nehmen.

Baugipse mit werkseitig beigegebenen Zusätzen:


• Maschinenputzgips. Die Stellmittel ermöglichen einen 9.3.2 Organische Bindemittel
kontinuierlichen maschinellen Putzauftrag. Der verar- für Kunstharzputze
beitungsbereit gelieferte, werkseitig vorgemischte Gips
wird während des Putzvorganges fortlaufend (meist aus
Silos o. Ä.) in die Putzmaschine automatisch eingeblasen, Als Bindemittel von Beschichtungsstoffen für
das erforderliche Wasser richtig dosiert zugesetzt, homo- Kunstharzputze werden Polymerisatharze in
gen gemischt, als weichplastischer Mörtel über eine Form von Dispersionen oder Lösungen verwen-
Schlauchleitung (Spritzkopf mit Druckluft) transportiert det. Der Bindemittelgehalt des Beschichtungs-
und gleichmäßig in gewünschter Dicke auf den Putz-
grund aufgespritzt. Geeignet für einlagige Innenputze stoffes ist in Abhängigkeit von der Kornzusam-
(Wand- und Deckenputz) auf nahezu allen festen Putz- mensetzung des Zuschlages gemäß DIN 18 558,
gründen; mehrlagiges Putzen ist zu vermeiden. Kunstharzputze, festzulegen.
• Haftputzgips. Mit Zusätzen (z. B. Kunstharz) zur Verbes-
serung der Haftung versehen. Er wird verarbeitungsfähig
geliefert, weitere Zusätze bzw. Zuschläge dürfen nicht 9.3.3 Zuschläge für Mörtel-
beigegeben werden. Haftputzgips ist vor allem zum
Verputzen von schwierigen, d. h. glatten und schwach und Kunstharzputze
saugenden Putzgründen – wie beispielsweise Stahlbe-
tondecken – bestimmt. Der einlagige Auftrag des Innen- Zuschlagstoffe. Baukalke und Zemente müssen
putzes erfolgt von Hand; mehrlagiges Putzen ist zu ver- durch Zuschläge gemagert werden, weil diese
meiden.
mineralischen Bindemittel für sich allein beim Er-
• Fertigputzgips. Versteift langsam, Füllstoffe (z. B. Perlit, härten schwinden. Baugipse und Anhydritbinder
Sand) sind werkseitig zugesetzt, weitere Zuschläge oder
Zusätze dürfen nicht zugegeben werden. Fertigputzgips dagegen bedürfen an sich keines Magerungsmit-
ist das Standardmaterial zum einlagigen Verputzen von tels (Ausnahmen: Gezielte Beeinflussung be-
Mauerwerksflächen. Er eignet sich besonders für gut sau- stimmter Eigenschaften). Außerdem schwinden 9
gende Putzgründe. Das Anmachen und Auftragen des Baugipse nicht, im Gegensatz zu Baukalk und Ze-
Mörtels erfolgt von Hand; mehrlagiges Putzen ist zu ver-
meiden. Vgl. hierzu auch die ausgewiesene Speziallitera- ment. Für die Herstellung von Mörtel- und Kunst-
tur [2], [14], [15]. harzputzen eignen sich folgende Zuschläge:

Baugipse dürfen zwar mit Luftkalken, jedoch nie- Mineralischer Zuschlag. Mineralischer Zuschlag
mals mit hydraulischen Bindemitteln, wie Zement ist nach DIN 18 550 (Ausg. 01.85) bzw. DIN 18 558
oder hydraulischem Kalk, vermischt bzw. verar- ein Gemenge (Haufwerk) aus ungebrochenen
beitet werden, da die Gefahr der Gefügezer- und/oder gebrochenen Körnern von natürlichen
störung durch sog. Treiben besteht (Kristallwas- und/oder künstlichen mineralischen Stoffen. Man
seranreicherung in Folge Ettringitbildung). Auch unterscheidet:
eine Vermischung der Sorten Maschinenputz- • Zuschlagstoffe mit dichtem Gefüge (z. B. Natur-
gips, Haftputzgips und Fertigputzgips unterein- sand, Brechsand o. Ä.)
ander oder mit anderen Bindemitteln oder Zu- • Zuschlagstoffe mit porigem Gefüge (z. B. Per-
schlägen ist unzulässig, da die gewünschten lite, Blähton, Vermiculite, Blähglaskügelchen,
Eigenschaften verloren gehen. Bims), auch Leichtzuschläge genannt.
656 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

Korngröße, -form, -zusammensetzung, -festigkeit 9.3.4 Zusätze für Putzmörtel


und Reinheit des Sandes sind für das Verhalten
und die Widerstandsfähigkeit eines Mörtels oder Zusatzmittel. Zusätze sind Zusatzmittel, die die
Putzes ebenso wichtig wie die Art und Güte des Mörteleigenschaften durch chemische und/oder
Bindemittels. Schädliche Bestandteile wie Lehm, physikalische Wirkung beeinflussen, so dass die
Ton, Kohle, Eisen, Sulfate o. Ä. dürfen die Zuschlä- Putze besonderen Anforderungen genügen. Sie
ge entweder gar nicht oder nur in solchen Men- dürfen dem jeweiligen Mörtelgemisch nur in ge-
gen enthalten, dass sie die Eigenschaften der Put- ringen Mengen zugegeben werden; außerdem
ze nicht beeinträchtigen. dürfen nur Zusätze verwendet werden, die kei-
nen schädigenden Einfluss auf den Putz ausüben.
Mörtelsande zur Herstellung von Putzen mit mi- So dürfen sie insbesondere die Festigkeit und Be-
neralischen Bindemitteln sollen eine möglichst ständigkeit des Mörtels, den Korrosionsschutz
geringe Hohlräumigkeit besitzen. Am vorteilhaf- der Putzbewehrung oder des Putzträgers sowie
testen sind gemischtkörnige Sande, da sie u. a. das Erhärten des Bindemittels nicht beeinträchti-
weniger Bindemittel benötigen und bessere Ver- gen.
arbeitungseigenschaften ergeben. Günstig sind Die wichtigsten Zusatzmittel, die Putzmörteln für
Sande, deren Massenanteil an Körnung 0 bis Außenputze beigegeben werden, sind:
0,25 mm zwischen 10 und 30 % liegt. • Luftporenbildner. Durch künstlich erzeugte,
Größe und Anteil des Grobkorns richten sich gleichmäßig verteilte kleine Luftporen werden
immer nach der Putzanwendung. Für die ein- die Kapillaren unterbrochen, wodurch die Was-
zelnen Putzanwendungen sind jeweils empfoh- seraufnahmefähigkeit des Putzes verringert
lene Korngruppen in Tabelle 9.1 angegeben. Der wird. Des weiteren wird die Verarbeitbarkeit des
Spritzbewurf erfordert stets einen grobkörnigen Mörtels durch die Gleitwirkung der Luftporen
Sand, damit eine raue Oberfläche entsteht, an verbessert (Plastifizierungsmittel) und das Mör-
der sich der nachfolgende Putz festklammern telgewicht aufgrund der eingeschlossenen Luft
kann. reduziert, so dass dickere Putzlagen in einem
Arbeitsgang aufgebracht werden können. Vgl.
Organischer Zuschlag. Organischer Zuschlag ist hierzu auch Abschn. 9.7.5.4. Diese Porenbildner
ein Gemenge aus Körnern organischer Stoffe. dürfen jedoch nur in kleinen Mengen beigege-
Man unterscheidet: ben werden, da ein zu hoher LP-Gehalt zu we-
• Zuschlagstoffe mit dichtem Gefüge (z. B. Kunst- sentlichen Festigkeitsminderungen führt.
stoffgranulate) • Hydrophobierungsmittel (wasser abweisende
• Zuschlagstoffe mit porigem Gefüge (z. B. Ex- Zusätze). Hierbei handelt es sich in der Regel
pandiertes Polystyrol = geschäumte Kügel- um fettähnliche Substanzen, die weitgehend
chen). wasserunlöslich sind und dem Mörtel in genau

9
Tabelle 9.1 Empfohlene Korngruppen nach DIN 18 550-2 (Ausg. 01.85)

Zeile Putzanwendung Mörtel für Korngruppe/Lieferkörnung nach DIN 4226-1 in mm

1 Spritzbewurf 0/41), (0/8)1)

2 Außenputz Unterputz Unterputz 0/2, 0/4

3 Oberputz je nach Putzweise

4 Spritzbewurf 0/41)

5 Innenputz Unterputz 0/2, 0/4

6 Oberputz 0/1, 0/22)


1) Der Anteil an Grobkorn soll möglichst groß sein.
2) Bei oberflächengestaltenden Putzen ist das Grobkorn nach der Putzweise zu wählen.
9.4 Putzmörtel und Beschichtungsstoffe 657

dosierten Mengen bereits werkseitig zugege- 9.4 Putzmörtel und


ben werden. Sie bewirken, dass das von außen
an den fertigen Putz herangetragene Wasser Beschichtungsstoffe
(z. B. Schlagregen) abgewiesen wird, indem sie
die Benetzbarkeit der Kapillarwände so stark 9.4.1 Putzmörtel für Mineralputze
herabsetzen, dass der Kapillarsog praktisch un-
terbleibt. Putzmörtel ist nach DIN 18 550-1 ein Gemisch, das
aus einem oder mehreren miteinander verträg-
Die Wasserdampfdurchlässigkeit darf dadurch
lichen mineralischen Bindemitteln, gemischt-
jedoch nur unwesentlich gemindert werden.
körnigem Zuschlag mit einem überwiegenden
Auch darf die Hydrophobierung nur in einem
Kornanteil zwischen 0,25 und 4 mm sowie An-
solchen Maße erfolgen, dass die Haftung nach-
machwasser besteht. Bei Mörteln aus Baugipsen
folgender Schichten (z. B. Anstriche) nicht nach-
und Anhydritbindern kann der Zuschlag entfallen.
teilig beeinflusst wird.
Putzmörtel werden den in Tabelle 9.2 genannten
Wie in Abschnitt 10.2 näher beschrieben, kön-
Mörtelgruppen PI bis PV zugeordnet, sofern sie
nen Putzoberflächen auch noch nachträglich
die dort angeführten mineralischen Bindemittel
mit farblosen Imprägniermitteln (Silanen, Silo-
enthalten und die in Tabelle 9.4 angegebenen –
xanen oder Silikonen) wasserabweisend aus-
sich auf Erfahrung gründenden – Mischungsver-
gerüstet werden.
hältnisse aufweisen. Derart zusammengesetzte
• Dichtungsmittel. Sie machen den Putz weit- Mörtel erreichen die in Tabelle 9.3 genannten
gehend wasserundurchlässig, indem sie bei Mindestdruckfestigkeiten und können ohne wei-
Wasserandrang porenstopfend wirken und tere Nachweise für die in Abschn. 9.6 angeführten
dadurch einen Dichteffekt herbeiführen. Einge- Putzsysteme verwendet werden.
setzt werden sie fast ausschließlich bei Außen-
Bei der Wahl der Mörtelgruppe ist jedoch immer
putzen aus reinem Zementmörtel (Mörtel-
auch zu berücksichtigen, ob der Putz später noch
gruppe PIII) im Sockelbereich und unter der
mit anderen Stoffen beschichtet werden soll.
Erdoberfläche.
Bei höherem Wasserdruck wird die wasserab- Tabelle 9.2 Putzmörtelgruppen nach DIN 18 550-1 (Ausg.01.85)
weisende Wirkung in den Kapillaren jedoch Putzmörtel- Art der Bindemittel
überwunden, so dass bitumöse Anstriche o. Ä. gruppe
als Abdichtungsebene immer eingesetzt wer-
den müssen. PI Luftkalke,Wasserkalke,
Hydraulische Kalke
• Erstarrungsbeschleuniger. Sie bewirken eine
Beschleunigung der Mörtelerstarrung. Auch sie P II Hochhydraulische Kalke,
dürfen nur in geringen Mengen zugegeben Putz- und Mauerbinder,
werden, da sie sonst die Endfestigkeit des Put- Kalk-Zement-Gemische
zes vermindern. P III Zemente
• Haftverbessernde Zusatzmittel. Sie verbes- P IV Baugipse ohne und mit Anteilen an
sern den Haftverbund zwischen Putzmörtel
und Putzgrund.
Baukalk 9
PV Anhydritbinder ohne und mit Anteilen
• Frostschutzmittel. Sie würden Putzarbeiten an Baukalk
auch bei niedrigeren Temperaturen zulassen.
Nach DIN 18 550 (Ausg. 01.85) sollen derartige
Zusätze jedoch nicht verwendet werden. Tabelle 9.3 Druckfestigkeit nach DIN 18 550-2 (Ausg. 01.85)
• Farbmittel (Pigmente). Diese müssen zur Putzmörtel- Mindestdruckfestigkeit
Herstellung eines gefärbten Putzes licht-, kalk- gruppe in N/mm2
und zementecht sowie wetter- und UV-be-
ständig sein, damit sie durch die Bindemittel, P I a, b keine Anforderungen
Zuschlagstoffe oder Lichteinwirkung nicht ver- P Ic 1,0
färbt oder zerstört werden. Farbpigmente dür- P II 2,5
fen nur in solchen Mengen verwendet werden, P III 10,0
dass ein nachteiliger Einfluss auf den Putz un- P IV a, b, c 2,0
terbleibt. P IV d keine Anforderungen
PV 2,0
658 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

9.4.1.1 Putzmörtelgruppen jedoch trotz ihrer niederschlaghemmenden Ei-


genschaften in der Regel noch wasserabweisen-
Kalkmörtel der Mörtelgruppe PI (s. Tab. 9.4) er- de Zusätze beigegeben werden.
geben stark saugende, elastische, wenig druck-
feste Putze mit hoher Wasserdampfdurchläs- Als Innenputz werden sie überall dort eingesetzt,
sigkeit, die jedoch nicht immer ausreichend wo starke mechanische Beanspruchungen zu er-
witterungsbeständig sind. warten sind. Vgl. hierzu Abschn. 9.7.5 und 9.7.6,
Mineralisch gebundene Außen- und Innenputze.
Sie eignen sich vor allem für mechanisch nicht Bei den hydraulisch erhärtenden Mörteln ist be-
stärker beanspruchte Innenputze, gegebenen- sonders darauf zu achten, dass die Verarbeitungs-
falls auch für Außenputze, an die keine besonde- zeit (Versteifungsbeginn) nicht überschritten
ren Feuchtigkeits- bzw. Festigkeitsanforderungen wird.
gestellt werden.
Um die Beständigkeit und Festigkeit von Kalkput- Zementmörtel der Mörtelgruppe P III
zen zu erhöhen, können geringe Zementzusätze (s. Tab. 9.4) ergeben sehr feste (Mindestdruckfe-
beigegeben werden. Dadurch werden die Putze stigkeit 10 N/mm2), kaum saugende, wenig elasti-
fester, aber auch dichter und weniger elastisch. sche, starre Putze mit geringer Wasserdampf-
Eine zusätzliche Hydrophobierung oder ein An- durchlässigkeit.
strich machen den Putz wasserabweisend. Aller- Sie eignen sich hauptsächlich für Außenputze
dings dürfen auf Kalkputzen der Mörtelgruppe PI zum Abdichten von Bauteilen, die ständiger
keine dichten Beschichtungssysteme und auch Feuchtigkeitseinwirkung ausgesetzt sind (z. B.
keine Putzschichten mit höherer Festigkeit aufge- Kellerwand-Außenputze unter der Erdober-
bracht werden. Geeignet sind nur sehr wasser- fläche) sowie für Sockelputze. Durch Zugabe von
dampfdurchlässige Anstriche (z. B. Silikatfarben). Dichtungsmitteln oder Aufbringen von entspre-
Da bei diesen Putzen jedoch Monate vergehen, bis chenden Dichtungsanstrichen (Beschichtungen)
eine ausreichende Erhärtung aufgrund des Karbo- können sie wasserundurchlässig ausgeführt wer-
natisierungsvorganges eintritt, dürfen diese erst den. Vgl. hierzu Abschn. 9.7.5.
nach etwa einem halben Jahr auf den Kalkputz Zum Verputzen von aufgehenden Wänden (Fas-
aufgebracht werden. Außerdem eignen sich reine sadenbereich) sind sie nur dann geeignet, wenn
Kalkputze – so wie sie an historischen Gebäuden ein sehr harter und dichter Putzgrund – beispiels-
(Denkmalpflege) häufig angetroffen werden – weise Mauerwerk der Festigkeitsklasse > 6 oder
nicht als Unterputz für Kunstharzputze und in der Beton – vorhanden ist.Werden Zementmörtel auf
Regel auch nicht für Dispersionsfarbenanstriche. weniger feste Mauerwerkstoffe aufgebracht, so
Wie in Abschn. 9.3.1, Baukalke, bereits erwähnt, hängt es kommt es wegen ihrer großen Härte zu Span-
von der Handelsform des Baukalkes ab, ob er unmittelbar nungsrissen, durch die Niederschlagswasser un-
verarbeitet werden kann oder ob eine Einsumpfdauer bzw. gehindert eindringen kann.
Mörtelliegezeit (DIN EN 459) einzuhalten ist. Erhärtungs-
und Abbindevorgang laufen beim Kalkmörtel parallel. Da Gipshaltige Mörtel der Mörtelgruppe P IV
das Abbinden (Karbonisation) jedoch primär von dem nur
in verhältnismäßig geringen Mengen vorhandenen Koh-
(s. Tab. 9.4) ergeben stark saugende und schnell
trocknende Putze, die vorübergehenden Feuch-
9 lendioxid der Luft abhängt, kann sich das Abbinden von
Luftkalkmörteln unter Umständen über Wochen und Mo- tigkeitsanfall rasch aufnehmen, aber ebenso
nate hinziehen. Es ist daher ratsam, Beschleunigungsmaß- schnell durch Verdunsten wieder abgeben.
nahmen wie beispielsweise kräftiges Lüften, Aufstellung
von Propangasbrennern (keine Koksöfen!) usw. zu veranlas- Gipshaltige Mörtel eignen sich aufgrund der Was-
sen, damit dauernd neues Kohlendioxid an den Putz heran- serlöslichkeit des Putzes nur zur Herstellung von
geführt und das bei der Karbonisation frei werdende Was- Innenputzen. Sie sind auch nicht verwendbar in
ser (Teil der sog. Neubaufeuchtigkeit) rascher weggeführt
wird. Zugluft muss dabei allerdings vermieden werden, da
Räumen mit langzeitiger Feuchtigkeitseinwir-
sonst unter Umständen Putzrisse durch eine zu rasche kung (z. B. in Schwimmbädern). Zum Einsatz in
Oberflächentrocknung entstehen können. häuslichen Küchen und Bädern sind sie jedoch
gut geeignet, da sie die dort vorübergehend auf-
Kalkzementmörtel der Mörtelgruppe P II tretenden Feuchtigkeitsspitzen ausgleichen und
(s. Tab. 9.4) ergeben sehr widerstandsfähige (Min- rasch abbauen.
destdruckfestigkeit 2,5 N/mm2), ausreichend elas- Festigkeit und Härte der Putze mit Gips hängen
tische, schwachsaugende Putze mit ausreichen- wesentlich von der Gipsart, vom Gipsanteil und
der Wasserdampfdurchlässigkeit. gegebenenfalls von der Höhe des Sand- bzw. Per-
Sie eignen sich hauptsächlich für stark bean- litzuschlages ab. Vgl. hierzu Abschn. 9.7.6, Innen-
spruchte Außenputze (Standardmörtel), denen putz.
Tabelle 9.4 Mischungsverhältnisse in Raumteilen nach DIN 18 550-2 (Ausg. 01.85) für Baustellenmörtel

Zeile Mörtel- Mörtelart Baukalke Putz- Zement Baugipse ohne werkseitig Anhydrit- Sand1)
gruppe und beigegebene Zusätze binder
Luftkalk Hydrau- Hoch-
Mauer-
Wasserkalk lischer hydrau-
binder
Kalk lischer
Kalk- Kalk-
Kalk
teig hydrat Stuckgips Putzgips

1 a Luftkalkmörtel 1,02) 3,5 bis 4,5


2 1,02) 3,0 bis 4,0
3 1,0 3,5 bis 4,5
PI b Wasserkalkmörtel
4 1,0 3,0 bis 4,0

Mörtel mit hydrau-


5 c 1,0 3,0 bis 4,0
lischem Kalk

Mörtel mit hoch-


9.4 Putzmörtel und Beschichtungsstoffe

hydraulischem Kalk
6 a 1,0 oder 1,0 3,0 bis 4,0
oder Mörtel mit Putz-
P II und Mauerbinder

7 b Kalkzementmörtel 1,5 oder 2,0 1,0 9.0 bis 11,0

Zementmörtel mit
8 a ≤ 0,5 2,0 6,0 bis 8,0
Zusatz von Kalkhydrat
P III
9 b Zementmörtel 1,0 3,0 bis 4,0

10 a Gipsmörtel 1,03)

11 b Gipssandmörtel 1,03) oder 1,03) 1,0 bis 3,0


P IV
12 c Gipskalkmörtel 1,0 oder 1,0 0,5 bis 1,0 oder 1,0 bis 2,0 3,0 bis 4,0

13 d Kalkgipsmörtel 1,0 oder 1,0 0,1 bis 0,2 oder 0,2 bis 0,5 3,0 bis 4,0

14 a Anhydritmörtel 1,0 ≤ 2,5


PV
15 b Anhydritkalkmörtel 1,0 oder 1,5 3,0 12,0
1) Die Werte dieser Tabelle gelten nur für mineralische Zuschläge mit dichtem Gefüge.
2) Ein begrenzter Zementzusatz ist zulässig.
3) Um die Geschmeidigkeit zu verbessern, kann Weißkalk in geringen Mengen, zur Regelung der Versteifungszeiten können Verzögerer zugesetzt werden.

Hinweis: Die in Tabelle 9.4 angegebenen Mischungsverhältnisse sind unter Berücksichtigung des Mischverfahrens dem jeweiligen Kornaufbau des Zuschlages (z. B. Sand)
anzupassen und müssen dabei innerhalb der angegebenen Grenzen liegen.
659

9
660 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

Hinweise: Baugipse und Anhydritbinder dürfen nicht zu- Werkmörtel sind im Herstellerwerk aus Aus-
sammen mit hydraulischen Bindemitteln, wie beispielswei- gangsstoffen zusammengesetzte und gemischte
se hydraulisch erhärtende Kalke, Putz- und Mauerbinder so-
wie Zement, verarbeitet werden. Mörtel, die in stets gleichbleibender Qualität ge-
liefert und einer ständigen Güteüberwachung
Werden Luftkalk oder Wasserkalk mit Stuckgips oder Putz-
gips gemeinsam verarbeitet, so ist der Gips kurz vor dem (Eigen- und Fremdüberwachung) unterliegen.
Putzen getrennt in Wasser einzustreuen und dann mit dem Diese Überwachung garantiert, dass nur geeig-
bereits angemachten Kalkmörtel zu vermischen. nete Rohstoffe verarbeitet, normgerechte Mi-
Zu beachten ist weiter, dass bereits im Zustand des Erstar- schungsverhältnisse eingehalten und Zusatzmit-
rens befindliche Mörtel – die hydraulische Bindemittel, Bau- tel (z. B. Hydrophobierungszusätze) in richtiger
gips oder Anhydritbinder enthalten – nicht durch erneute Dosierung beigegeben werden.
Wasserzugabe wieder verarbeitbar gemacht werden dür-
fen. Nur aus Werkmörteln lassen sich Putze mit be-
sonderen Eigenschaften sowie durchgefärbte
Oberputze mit gleichmäßig farbiger Struktur her-
9.4.1.2 Zubereitung und Lieferform stellen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese
der Putzmörtel Mörtel in jedem Fall genau nach den in der Putz-
norm angeführten Mischungsverhältnissen zu-
Nach der Art der Herstellung unterscheidet man sammengesetzt sein müssen. Der Nachweis, dass
zwischen Baustellen- und Werkmörtel. ein bestimmter Werkmörtel einer der vorgenann-
ten Mörtelgruppen entspricht, kann auch über ei-
Baustellenmörtel. Früher wurden die Putzmör- ne Eignungsprüfung erbracht werden.
tel von den Verarbeitern auf der Baustelle – aus
Wie die Baustellenmörtel, müssen jedoch auch
den dort vorhandenen Bindemitteln und Sanden
die Werkmörtel den Anforderungen der Mörtel-
– selbst zusammengesetzt und gemischt. Heute
gruppen (z. B. Mindestdruckfestigkeit gemäß
werden die Baustellenmörtel entsprechend den
Tab. 9.3) insgesamt entsprechen und für die in
in Tabelle 9.4 angegebenen Richtrezepturen aus-
Abschn. 9.6 angeführten Putzsysteme anwend-
geführt. Für diese Mörtel gelten dann die zuvor
bar sein. Im Einzelnen unterscheidet man:
erwähnten Festigkeitsanforderungen als erfüllt,
so dass sie ohne weitere Nachweise für die in den • Werkmörtel, der gebrauchsfertig, d. h. mit dem
Tabellen 9.6 bis 9.9 angegebenen Putzsysteme notwendigen Anmachwasser versehen in ver-
verwendet werden können. arbeitbarer Konsistenz an die Baustelle geliefert
wird.
Bei der Mörtelzubereitung auf der Baustelle sind
die Mischungsverhältnisse der Richtrezepturen • Werktrockenmörtel, der trocken, d. h. pulver-
in Raumteilen angegeben (Zumessbehälter mit förmig in Papiersäcken oder Containern/Silos
Messmarken), obwohl eine wesentlich genauere geliefert und auf der Baustelle – durch aus-
Zumessung der Mörtelstoffe mit Gewichtsteilen schließliche Zugabe einer vom Hersteller genau
zu erzielen ist (Vorteil der Werkmörtelzuberei- anzugebenden Menge Wasser und durch
tung). In jedem Fall sind die Mörtelstoffe innig Mischen – verarbeitungsfertig gemacht wird
miteinander zu vermengen. Daher ist die Maschi- (z. B. Edelputze sowie alle Putze, an die beson-
nenmischung dem Mischen von Hand immer dere Anforderungen gestellt werden).
9 vorzuziehen. Die für jedes Gerät (Putzmaschine)
vorgeschriebene Mischdauer ist unbedingt ein-
zuhalten. 9.4.2 Beschichtungsstoffe
Auf der Baustelle zusammengestellte Mörtel- für Kunstharzputze
mischungen führen oftmals – soweit keine ge-
schulten Fachkräfte oder keine zweckmäßigen Beschichtungsstoffe dienen der Herstellung von
Geräte zum Einsatz kommen – zu Mängeln. Diese Kunstharzputzen. Sie bestehen nach DIN 18 558
können zum Beispiel entstehen durch Beimi- aus organischen Bindemitteln in Form von Dis-
schung ungeeigneter oder mit schädlichen Be- persionen (Kunstharzdispersionen) oder Lösun-
standteilen behafteter Zuschläge, ungenau do- gen und aus Zuschlägen – auch Füllstoffe ge-
sierter Zusatzstoffe u. v. m. Diese Bedenken und nannt – mit überwiegendem Kornanteil 0,25 mm.
nicht zuletzt wirtschaftliche Überlegungen (ho- Der Bindemittelgehalt des Beschichtungsstoffes
her Lohnkostenanteil) führten während der letz- ist in Abhängigkeit von der Kornzusammenset-
ten Jahrzehnte dazu, dass immer mehr Werkmör- zung des Zuschlags festzulegen. Kornzusammen-
tel – vor allem lagerfähige Werktrockenmörtel setzung und Korngröße sind variabel und be-
– verarbeitet werden. stimmen zusammen mit der Verarbeitungsart die
9.5 Putzaufbau 661

Schichtdicke und die Oberflächenstruktur des Grundanstriches) geschehen. Es gibt ein- und
Kunstharzputzes. mehrlagige Putze (Bild 9.5).
Die Beschichtungsstoffe werden im Hersteller- • Unterputz – werden die unteren Lagen,
werk gefertigt und verarbeitungsfähig geliefert. • Oberputz – wird die oberste Lage genannt.
Sie sind stets in Verbindung mit einem Grundan-
strich zu verarbeiten. Mit Ausnahme geringer Zu- Der traditionelle Putzaufbau ist mehrlagig, beste-
gaben von Verdünnungsmitteln zur Regulierung hend aus einer Putzgrundvorbehandlung (z. B.
der Konsistenz sind Veränderungen der Beschich- Spritzbewurf als Haftgrund), dem Unterputz als
tungsstoffe unzulässig. Hauptschicht und dem Oberputz als eine Art De-
Nach Anwendung und Bindemittelanteil werden korschicht. Der Spritzbewurf zählt jedoch nicht
zwei Typen von Beschichtungsstoffen unterschie- als Putzlage. Er dient bei Bedarf lediglich der Vor-
den: bereitung des Putzgrundes.
• Beschichtungsstoff
– Typ P Org 1: Außen- und Innenputz Putzdicke
• Beschichtungsstoff Die mittlere Dicke von mineralischen Putzen,
– Typ P Org 2: nur für Innenputze. die allgemeinen Anforderungen genügen, muss
gemäß DIN 18 550 (Ausg. 01.85) betragen bei
Kunstharzputze werden vorwiegend einsetzt als • Außenflächen 20 mm (zulässige Mindestdicke
• Oberputz auf mineralischen Unterputzen oder 15 mm),
anderen mineralischen Untergründen • Innenflächen 15 mm (zulässige Mindestdicke
• Oberputz bei Wärmedämm-Verbundsystemen. 10 mm).

Weitere Einzelheiten sind der vorgenannten Einlagenputze. Die Bemühungen um eine Ratio-
Norm für Kunstharzputze zu entnehmen. Vgl. nalisierung der Verputzarbeiten führten zur Ent-
hierzu auch Abschn. 9.8, Kunstharzputz sowie die wicklung von Werktrockenmörteln, die einen
Tabellen 9.6 bis 9.9. Putzaufbau in nur einer Lage gestatten. Einlagen-
putze gibt es mit und ohne Putzgrundvorbe-
handlung (z. B. Spritzbewurf ). Für diese Putze ist
9.5 Putzaufbau vom Hersteller der Nachweis der Eignung durch
eine Eignungsprüfung zu führen. Die Putznorm
Putzlagen nennt
• einlagige Innenputze 10 mm (zulässige Min-
Eine Putzlage ist nach DIN 18 550 (Ausg. 01.85) destdicke 5 mm).
eine in einem Arbeitsgang ausgeführte Putz-
schicht. Dies kann durch einen oder mehrere Die Dicke von mineralischen Putzen, die zusätzli-
Anwürfe des gleichen Mörtels oder – bei Kunst- chen Anforderungen genügen sollen, ist so zu
harzputzen – durch Auftragen des Beschich- wählen, dass diese Anforderungen sicher erfüllt
tungsstoffes (einschließlich des erforderlichen werden. Nach der Norm können dies sein
9

9.5
Schematische Darstellung des Aufbaues
eines zweilagigen traditionellen Außenputzes
gemäß DIN 18 550
a) Mauerwerk (Putzgrund)
b) Spritzbewurf (zählt nicht als Putzlage)
c) Unterputz (z. B. Kalkzementmörtel P II b)
d) Oberputz (z. B. mineralischer Putz oder
Kunstharzputz) a) b) c) d)
662 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

• einlagige Wasser abweisende Außenputze Putzregeln. Die traditionelle Putzregel „weich


15 mm (erforderliche Mindestdicke 10 mm), ge- auf hart“ gilt jedoch nur für Putze auf massivem
fertigt aus Werkmörtel. Die jeweils zulässigen Mauerwerk (kleinformatige Vollsteine), sie gilt
Mindestdicken müssen sich dabei immer auf nicht für Putze auf wärmedämmendem Leicht-
einzelne Stellen beschränken. mauerwerk (porosierte Ziegelblöcke, Porenbeton
u. a.). Derart bewegliche Putzgründe erfordern
Putze auf Leichtmauerwerk. Der Aufbau von eine schubweiche Zwischenschicht zwischen
modernen Leichtputzen, Sanierputzen, Wärme- Wandbildner und Oberputz, so dass es zu einer
dämmputzen und Wärmedämm-Verbundsyste- sog. Entkopplung und damit Umdrehung der
men – die in der Regel eine schubweiche Zwi- alten Putzregel kommt (Unterputz weicher als
schenschicht zwischen Putzgrund und Oberputz Deckputz). Vgl. hierzu die Abschnitte Leichtput-
aufweisen – ist den jeweiligen Abschnitten zu ze, Wärmedämm-Putzsysteme, Wärmedämm-Ver-
entnehmen. bundsysteme.
Für eine Vielzahl von Putzsystemen ist die Eig-
Putze für Sonderzwecke. Bei Bauteilen, an die nung durch Erfahrung nachgewiesen. Diese sog.
besondere brand- und schallschutztechnische „bewährten Putzsysteme“ sind in den Tabellen
Anforderungen gestellt werden, kann eine be- 9.6 bis 9.9 zusammengefasst. Hier sind für unter-
stimmte Putzdicke zur Erfüllung der Aufgaben er- schiedliche Anwendungsbereiche Mörtelgrup-
forderlich sein. S. hierzu Abschn. 9.9 und Abschn. pen für die Herstellung des Unterputzes und
9.10. Mörtelgruppen bzw. Beschichtungsstoffe für den
zugehörigen Oberputz aufgeführt. Werden diese
Kunstharzputze werden nur als oberste Lage Putzsysteme angewendet, so kann bei sachbe-
(Oberputz) verwendet. Ihre Schichtdicke richtet zogener und fachgerechter Ausführung davon
sich nach der Korngröße des Größtkorns und/ ausgegangen werden, dass die jeweiligen Anfor-
oder der gewünschten Oberflächenstruktur. derungen an den Putz erfüllt werden.
Bei Außenputzen muss jedoch sichergestellt sein,
dass Unterputze für Kunstharzputze überwie-
gend hydraulisch erhärten. Diese Forderung gilt
9.6 Putzsysteme1) bei Verwendung von Mörteln der Gruppen P II
und PIII als erfüllt.
Nach DIN 18 550 (Ausg. 01.85) sind die an einen Bei Verwendung sog. „anderer Putzsysteme“, d. h.
Putz gestellten Anforderungen vom Putzsystem die von den Angaben der genannten Tabellen ab-
in seiner Gesamtheit zu erfüllen. Demnach sollen weichen, ist immer eine Eignungsprüfung not-
die Eigenschaften der verschiedenen Putzlagen wendig. Im Einzelnen unterscheidet man (DIN
eines Systems so aufeinander abgestimmt sein, 18 550, Ausg. 01.85): 1)
dass die in den Berührungsflächen der einzelnen
Putzlagen und des Putzgrundes auftretenden • Tabelle 9.6:
Spannungen (z. B. durch Schwinden oder Tempe- Putzsysteme für Außenwandputze
raturdehnungen) aufgenommen werden kön-
9 nen.
• Tabelle 9.7:
Putzsysteme für Außendeckenputze
Bei mineralisch gebundenen Putzen kann diese
Forderung im Allgemeinen dann als erfüllt ange- • Tabelle 9.8:
sehen werden, wenn die Festigkeit des Oberput- Putzsysteme für Innenwandputze
zes geringer als die Festigkeit des Unterputzes ist • Tabelle 9.9:
oder beide Putzlagen gleich fest sind. Putzsysteme für Innendeckenputze
Noch immer gilt die alte Handwerkerregel – für
Innenputze wie Außenputze –, wonach die Fes- Hinweis: Sind in den angegebenen Tabellen nur in einer
tigkeit des Putzes von innen nach außen, d. h. zur Spalte Mörtelgruppen oder Beschichtungsstofftypen ge-
jeweiligen Putzoberfläche hin, abnehmen soll: nannt, so bedeutet dies, dass die jeweiligen Anforderungen
Nie hart auf weich putzen. von einem damit hergestellten einlagigen Putz erfüllt wer-
den können.
Diese Regel ist auch sinngemäß bei der Festig-
keitsabstufung zwischen dem Putzgrund und 1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 9.12 zu ent-
dem Unterputz anzuwenden. nehmen.
Tabelle 9.6 Putzsysteme für Außenwandputze nach DIN 18 550-1 (Ausg. 01.85) Tabelle 9.7 Putzsysteme für Außendeckenputze nach DIN 18 550-1 (Ausg. 01.85)

Zeile Anforderung bzw. Mörtelgruppe bzw. Zusatzmittel 2) Zeile Mörtelgruppe bzw. Beschichtungsstoff-Typ bei Decken
Putzanwendung Beschichtungsstoff-Typ für ohne bzw. mit Putzträger
Unterputz Oberputz 1) Einbettung Unterputz Oberputz1)
des Putzträgers
1 ohne besondere – PI
9.6 Putzsysteme

2 Anforderung PI PI 1 – P II PI
3 – P II 2 P II P II PI
4 P II PI 3 – P II P II
5 P II P II 4 P II P II P II
6 P II P Org 1 5 – P II P IV 2)
7 – P Org 1 3) 6 P II P II P IV 2)
8 – P III 7 – P II P Org 1
8 P II P II P Org 1
9 wasserhemmend PI PI erforderlich 9 _ – P III
10 _ P Ic erforderlich 10 – P III P III
11 – P II 11 P III P III P II
12 P II PI 12 P III P II P II
13 P II P II 13 – P III P Org 1
14 P II P Org 1 14 P III P III P Org 1
15 – P Org 1 3) 15 P III P II P Org 1
16 – P III 3) 16 – – P IV 2)
17 P IV 2) – P IV 2)
17 wasserabweisend 5) P Ic PI erforderlich 18 – P IV 2) P IV 2)
18 P II PI erforderlich 19 P IV 2) P IV 2) P IV 2)
19 – P I c 4) erforderlich 2) 20 – – P Org 1 3)
20 – P II 4)
21 P II P II erforderlich 1) Oberputze können mit abschließender Oberflächengestaltung oder ohne diese
22 P II P Org 1 ausgeführt werden (z. B. bei zu beschichtenden Flächen).
23 – P Org 1 3) 2) Nur an feuchtigkeitsgeschützten Flächen.
24 – P III 3) 3) Nur bei Beton mit geschlossenem Gefüge als Putzgrund.
25 erhöhte Festigkeit – P II
26 P II P II
27 P II P Org 1
28 – P Org 1 3)
29 – P III

30 Kellerwand- – P III Fußnoten zu Tabelle 9.6


Außenputz 1) Oberputze können mit abschließender Oberflächengestaltung oder ohne diese
ausgeführt werden (z. B. bei zu beschichtenden Flächen).
31 Außensockelputz – P III 2) Eignungsnachweis erforderlich (s. DIN 18 550-2 Abschn. 3.4).
32 P III P III 3) Nur bei Beton mit geschlossenem Gefüge als Putzgrund.
33 P III P Org 1 4) Nur mit Eignungsnachweis am Putzsystem zulässig.
34 P Org 1 3) 5) Nur bei Beton mit geschlossenem Gefüge als Putzgrund.
663

9
9
Tabelle 9.8 Putzsysteme für Innenwandputze nach DIN 18 550-1 Tabelle 9.9 Putzsysteme für Innendeckenputze 1) nach DIN 18 550-1
664
(Ausg. 01.85) (Ausg. 01.85)
Zeile Anforderungen bzw. Mörtelgruppe bzw. Zeile Anforderungen bzw. Mörtelgruppe bzw.
Putzanwendung Beschichtungsstoff-Typ für Putzanwendung Beschichtungsstoff-Typ für
Unterputz Oberputz 1) 2) Unterputz Oberputz 2) 3)
1 nur geringe – P I a, b 1 nur geringe – P I a, b
2 Beanspruchung P I a, b P Ia, b 2 Beanspruchung P I a, b P Ia, b
3 P II P I a, b, P IV d 3 P II P I a, b, P IV d
4 P IV P I a, b, P IV d 4 P IV P I a, b, P IV d
5 übliche – P Ic 5 übliche – P Ic
6 Beanspruchung 3) P Ic P Ic 6 Beanspruchung 4) P Ic P Ic
7 – P II 7 – P II
8 P II P I c, P II, P IV a, b, c, P V 8 P II P I c, P II, P IV a, b, c
P Org 1, P Org 2 P Org 1, P Org 2
9 – P III 9 – P IV a, b, c
10 P III P I c, P II, P III, P Org 1, P Org 2 10 P IV a, b, c P I V a, b, c, P Org 1, P Org 2
11 – P IV a, b, c 11 – PV
12 P IV a, b, c P IV a, b, c, P Org 1, P Org 2 12 PV P V, P Org 1, P Org 2
13 – PV 13 – P Org 1 5), P Org 2 5)
14 PV P V, P Org 1, P Org 2
15 – P Org 1, P Org 2 4) 14 Feuchträume 6) – PI
15 PI PI
16 Feuchträume 5) – PI 16 – P II
17 PI PI 17 P II P I, P II, P Org 1
18 – P II 18 – P III
19 P II P I, P II, P Org 1 19 P III P II, P III, P Org 1
20 – P III 20 – P Org 1 5)
21 P III P II, P III, P Org 1
22 – P Org 1 4) 1) Bei Innendeckenputzen auf Putzträgern ist gegebenenfalls der Putzträger vor dem
Aufbringen des Unterputzes in Mörtel einzubetten. Als Mörtel ist Mörtel mindestens
1) Bei mehreren genannten Mörtelgruppen ist jeweils nur eine als Oberputz gleicher Festigkeit wie für den Unterputz zu verwenden.
zu verwenden. 2) Bei mehreren genannten Mörtelgruppen ist jeweils nur eine als Oberputz
2) Oberputze können mit abschließender Oberflächengestaltung oder ohne diese zu verwenden.
ausgeführt werden (z. B. bei zu beschichtenden Flächen). 3) Oberputze können mit abschließender Oberflächengestaltung oder ohne diese
3) Schließt die Anwendung bei geringer Beanspruchung ein. ausgeführt werden (z. B. bei zu beschichtenden Flächen).
4) Nur bei Beton mit geschlossenem Gefüge als Putzgrund. 4) Schließt die Anwendung bei geringer Beanspruchung ein.
5) Hierzu zählen nicht häusliche Küchen und Bäder. 5) Nur bei Beton mit geschlossenem Gefüge als Putzgrund.
6) Hierzu zählen nicht häusliche Küchen und Bäder.
9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 665

9.7 Putze mit mineralischen (Stichwort: Wärmedämmendes Leichtmauerwerk


aus porosierten Hochlochziegeln). Demzufolge
Bindemitteln: Mineralputz als sind die in Abschn. 9.7.5.4 gemachten Ausführung-
Außen- und Innenputz en in diesem Zusammenhang besonders zu be-
achten.
9.7.1 Putzgrund Wo sich die Verwendung unterschiedlicher
Wandbaustoffe – mit teilweise sehr unterschiedli-
Putzgrund ist der Bauteil, der geputzt werden chen Eigenschaften – nicht vermeiden lässt (in-
soll. In der Regel handelt es sich dabei um Wand- homogener Putzgrund), ist die Herstellung eines
oder Deckenflächen, die so maßgerecht sein einheitlichen Putzgrundes, beispielsweise durch
müssen, dass der Putz in gleichmäßiger Dicke einen Spritzbewurf, erforderlich. Die Notwendig-
aufgetragen werden kann. keit einer derartigen Putzgrundvorbereitung
Die zu beachtenden Ebenheitstoleranzen für richtet sich nach Art und Beschaffenheit des Putz-
Flächen von Wänden und Unterseiten von grundes und nach den Eigenschaften des nach-
Decken sind in DIN 18 202 festgelegt. Abwei- folgenden Putzmörtels. Folgende Maßnahmen
chungen von den vorgeschriebenen Maßen sind kommen im Einzelnen in Betracht:
nur im Rahmen der von dieser Norm bestimmten Verunreinigungen durch anhaftende Fremdstoffe wie
Grenzen zulässig. Wie Tabelle 11.2, in Teil 1 dieses Staub, Mörtelspritzer, Betonschlämme u. Ä. sowie Aus-
Werkes, zeigt, wird zwischen nichtflächenfertigen blühungen aller Art (insbesondere Salze von Sulfaten), Öl-
(z. B. Unterseiten von Rohdecken) und flächenfer- flecke oder Rückstände von Entschalungsmitteln sind zu
tigen Untergründen (z. B. verputzte Wände) un- entfernen bzw. unschädlich zu machen.
terschieden. Bei glattem Putzgrund hängt der Verbund vor allem von
der Saugfähigkeit des Untergrundes ab; gegebenenfalls ist
Weist der Putzgrund erhebliche Unebenheiten er noch zusätzlich aufzurauen oder mit einem Spritzbewurf
auf, so sind diese vor Beginn des Putzens aus- zu versehen. Sehr glatte, nicht saugende Putzgründe müs-
zugleichen. Entsprechend dem Aufbau des nach- sen mit einem dem nachfolgenden Putz entsprechenden
folgenden Putzes ist entweder ein Mörtel der Haftanstrich oder mit einem flächigen Putzträger beschich-
tet werden.
Gruppe PII oder IV oder V zu verwenden. Ehe wei-
tergeputzt wird, ist eine ausreichende Erhärtung Unterschiedliches Saugverhalten der Baustoffe erfordert
in der Regel eine Vorbehandlung des Putzgrundes:
der Ausgleichsschicht abzuwarten.
• Stark saugender Putzgrund ist ausreichend vorzunässen
und mit einem volldeckenden, grobkörnigen Spritzbe-
Beschaffenheit und Vorbereitung wurf zu behandeln, dessen Oberfläche nicht weiter bear-
des Putzgrundes beitet werden darf. Unter Umständen kann auch eine
Grundierung aus Kunststoffdispersion die zu große
Die Beschaffenheit des Putzgrundes ist für eine Saugfähigkeit mindern.
gute Haftung des Putzes von großer Bedeutung. • Unterschiedlich saugender Putzgrund, meist aus ver-
Daher sollte jeder Putzausführung eine sorgfälti- schiedenartigen Baustoffen bestehend (z. B. Mischmau-
erwerk mit unterschiedlichen Längen- und Formände-
ge Prüfung des Putzgrundes auf Putzfähigkeit rungen bei Feuchtigkeits- und Temperatureinwirkung),
vorausgehen. ist ebenfalls mit einem volldeckenden Spritzbewurf vor-
Ein guter Putzgrund muss sauber, staubfrei und zubehandeln, soweit nicht zusätzliche Putzträger erfor-
frostfrei sein. Er soll außerdem möglichst homo- derlich sind. 9
• Schwach saugender Putzgrund ist mit einem nicht voll-
gen aus einem Baustoff bestehen, keine schlecht deckenden (warzenförmigen) Spritzbewurf zu versehen.
vermörtelten Fugen aufweisen, eine gewisse Rau- Auch hier darf die möglichst grobkörnige Oberfläche
igkeit und normale Saugfähigkeit besitzen und nicht weiter bearbeitet werden.
in Bezug auf Längen- bzw. Formänderungen – • Gleichmäßig und normal saugender Putzgrund (z. B.Voll-
beispielsweise bedingt durch Temperatur – und/ ziegelmauerwerk) wird im Allgemeinen nur ausreichend
vorgenässt. Ansonsten kann hier auf einen Spritzbewurf
oder Feuchtigkeitseinflüsse – sich unproblema- verzichtet werden.
tisch verhalten. Außerdem sind gewisse Festig- Auch in anderen Fällen kann ein Spritzbewurf entfallen,
keitskriterien zu beachten. Als traditionelle Putz- wenn ein Putzmörtel besonderer Zusammensetzung ver-
regel bei massivem Mauerwerk gilt, dass die wendet wird (z. B. Werktrockenmörtel) oder der Putz-
Putzfestigkeit geringer als die Steinfestigkeit des grund eine besondere Vorbehandlung erhält (z. B. Grun-
dierung, Haftbrücke o. Ä.).
Putzgrundes sein sollte.
Im Zuge der Verbesserung des baulichen Wärme- Bei Beton als Putzgrund ist zur Putzgrundvorbereitung im
Allgemeinen ein Spritzbewurf aufzubringen (Ausnahme:
schutzes von einschaligen Außenwänden haben Maschinenputz- und Haftputzgipse aus Werktrockenmör-
sich die Eigenschaften der Putzgründe im Laufe tel). Hierfür wird in der Regel Mörtel der Mörtelgruppe PIII
der letzten Jahre jedoch entscheidend verändert verwendet. Der Beton muss im Oberflächenbereich aller-
666 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

dings trocken und saugfähig sein. Auf glatte, wenig saugen- Konstruktive und bautechnische Forderungen
de Betonflächen ist vor dem Verputzen eine Haftbrücke –
ein Gemisch aus Kunststoffdispersion und Quarzsand – auf- • Die Ursachen, welche zu Schäden an Putzen
zustreichen bzw. aufzurollen. Weitere Einzelheiten s. Ab- führen, lassen sich im Prinzip in zwei Haupt-
schn. 9.7.6.5, Putze auf Beton.
gruppen zusammenfassen (abgesehen von
Alte mineralische Putze können, soweit sie tragfähig und
genügend saugfähig sind, eine raue Oberfläche aufweisen umweltbedingten Einflüssen): Einmal kann die
und, sofern sie vorher nicht gestrichen waren (z. B. mit Dis- Ursache des Putzschadens in einer mangelhaf-
persionsfarben), ohne weiteres mit einem mineralischen ten Konstruktion liegen, zum anderen können
Putzsystem überarbeitet werden. Putzschäden durch fehlerhafte Zubereitung
Alte Anstriche stellen in der Regel keinen tragfähigen Putz- und Verarbeitung von Putzmörteln entstehen.
grund dar und sollten deshalb vor dem Aufbringen neuer
mineralischer Putze weitgehend entfernt oder eine Putz- In jedem Fall begünstigen Risse das Eindringen
bewehrung vorgesehen werden. von Wasser. Durchfeuchtetes Mauerwerk ist je-
doch vermindernd wärmedämmend und anfäl-
Spritzbewurf lig gegen Frost, Algen- und Schimmelpilzbefall.
Außerdem neigen derartige Putze und Be-
Der Spritzbewurf dient der Vorbereitung des schichtungen verstärkt zum Abplatzen. Selbst
Putzgrundes, zählt jedoch nicht als Putzlage. feine Risse in der Putzoberfläche stellen einen
Er soll die mechanische Haftung des Mörtels am optischen Mangel dar, auch wenn sie für die
Putzgrund verbessern, den zu schnellen Was- Funktion des Putzsystems ohne Auswirkung
serentzug des Mörtels durch den Putzgrund bleiben. Im Wesentlichen unterscheidet man:
vermindern und feuchteempfindliche Wandbau-
stoffe bzw. Putzträger (z. B. Holzwolle-Leicht- • Baugrundbedingte Risse. Bewegungen bzw. Verfor-
mungen von Baukörpern und Bauteilen können sich zum
bauplatten) vor Feuchtigkeit während der Bau- Beispiel durch unterschiedliche Setzungen des Baugrun-
zeit schützen. Je nach Funktion unterscheidet des, Veränderungen des Grundwasserstandes, Erschütte-
man demnach rungen aus Straßen-, Bahn- oder Luftverkehr usw. erge-
ben. Dabei kann es sich um Bewegungen von Bauteilen
• volldeckenden Spritzbewurf (bei stark oder un- handeln, die als Putzgrund dienen, oder von solchen, die
terschiedlich saugendem Putzgrund sowie auf an verputzte Bauteile anschließen.
Holzwolle-Leichtbauplatten), Kein Putz ist selbstverständlich in der Lage, derartige Be-
• nicht volldeckenden, warzenförmigen Spritzbe- wegungen zu überbrücken oder gar zu verhindern. Da-
her sind an den gefährdeten Stellen Bewegungsfugen
wurf (bei schwach saugendem Putzgrund, wie einzuplanen. Spezielle Dehnungsfugenprofile (Gebäude-
beispielsweise Betonflächen). Trennfugenprofile), die auf dem Putzgrund befestigt und
später eingeputzt werden, decken die Fugen ab und neh-
Der klassische Spritzbewurfmörtel besteht aus men gleichzeitig die Bewegungen der Bauteile bzw.
Baukörper auf. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 9.7.2, Putz-
4 RTL gewaschenem Sand (Korngröße 0 bis profile.
4 mm), 1 RTL Portlandzement und 0,5 RTL Kalkhy-
• Konstruktionsbedingte Risse. Mögliche Ursachen sind
drat. Je nach Festigkeit des Putzgrundes und ent- Verformungen durch zu hohe Auflasten (z. B. Decken-
sprechend dem Aufbau des nachfolgenden Put- durchbiegungen), tages- und jahreszeitliche Tempera-
zes wird diese Zusammensetzung variiert und tureinflüsse (z. B. Längenänderungen aufgrund man-
kommt entweder ein Zementmörtel der Mörtel- gelnder Wärmedämmung von Betonteilen), Schwinden
9 gruppe PIII oder Kalkzementmörtel der Mörtel- und Quellen infolge Feuchtigkeitseinwirkung (z. B.
durchfeuchtete Putzgrundmaterialien), Verwendung
gruppe PII zur Anwendung. oder Kombination ungeeigneter Baustoffe, fehlende
oder in nicht ausreichendem Maße angeordnete Be-
Auf den Spritzbewurf darf erst geputzt werden, wenn er wegungsfugen usw.
ausreichend erhärtet ist (Wartezeit mind. 12 Stunden). Dies
gilt insbesondere beim Aufbringen einer Putzlage aus Mör- Auch mangelhafte Mauerabdeckungen, vorspringende
teln der Gruppe PIV und PV auf einen Spritzbewurf aus Ze- Gebäudesockel, ungenügend durchdachte Putzan-
mentmörtel. schlüsse an Fenstersimsen usw. begünstigen das Eindrin-
gen von Feuchtigkeit.
Untersuchungen haben ergeben [3], dass dem Spritz-
bewurf oftmals eine zu große Bedeutung beigemessen Ist die oberste Geschossdecke eines Bauwerkes untersei-
wird. Er sollte nur in den Fällen angewendet werden, die in tig zu verputzen (z. B. Massivbetondecke mit darüber lie-
der Norm genannt sind. gendem Flachdach), so muss vor Beginn der Putzarbei-
ten die oberseitige Wärmedämmung (einschließlich
Abgesehen von diesen Sonderfällen lassen sich durch den Abdichtung) aufgebracht sein, um die Bildung von Kon-
Einsatz von modifizierten Werktrockenmörteln mit wasser- denswasser zu verhindern.
rückhaltenden Eigenschaften gleiche Ergebnisse erzielen.Die
kosten- und zeitintensive Vorbehandlung des Putzgrundes • Putzgrundbedingte Risse. Auch sie werden vor allem
durch den manuell ausgeführten Spritzbewurf kann dabei verursacht durch wechselnde thermische und feuchtig-
entfallen. Die heutigen Maschinenputzweisen dürfen jedoch keitsbedingte Einflüsse sowie falsch eingeschätzte Fest-
nicht generell dazu verleiten, den Unterputz ohne Spritzbe- igkeitskriterien. So ist mit Rissen zu rechnen, wenn die
wurf direkt auf kritische Putzträger aufzubringen. Festigkeit des Putzes größer als die des Putzgrundes ist
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 667

(z. B. beim Einsatz fester, traditioneller Putze auf porosier- Feuchteänderungen wiederum verursachen das Schwin-
ten Leichtziegelsteinen). den und Quellen von Holz und Holzwerkstoffen, so dass
Auch die thermischen Längenänderungskoeffizienten al- derartige Materialien als Putzgrund ungeeignet sind.
ler Metallbauteile sind wesentlich größer als die von ver- Ähnliches gilt für Rollladenkästen, Stürze usw. mit Ab-
putztem Mauerwerk (z. B. eingeputzte Alu-Fensterbänke, deckungen aus Holzwolle-Leichtbauplatten; werden die-
Metallgeländer); noch größere weisen die Kunststoffe auf. se nicht richtig vorbehandelt, so entstehen Risse im Be-

9.10a 9.10b

9.10 Bewegungsfugenprofile (auch als Dehnungsfugenprofile bzw. Gebäude-Trennfugenprofile bezeichnet)


für Außen- und Innenputz
a) Fugenabdeckung durch bewegliches Mittelteil
b) Fugenabdeckung durch Kombination der Profile

9.11a 9.11b

9.11 Kantenprofile für den Außenputz


a) Die Profilkante dieses Kantenschutzprofiles ist mit einem schlagzähen PVC-Überzug gegen Abrieb und Korrosion
geschützt und liegt mit der fertigen Putzoberfläche bündig.
b) Dieses Kantenprofil eignet sich zur allseitigen Einbettung in den Grundputz und einer mind. 5 mm dicken Über-
deckung der Profilkante mit mineralischem Oberputz.
Protektorwerk, Gaggenau
668 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

reich der Anschlussstellen. S. hierzu auch Abschn. 9.7.2, vom tragenden Untergrund weitgehend un-
Wärmedämmende Putzträgerplatten. abhängige Putzkonstruktion (statisch wirksame
• Putzbedingte Risse. Derartige Risse können aufgrund Trägerkonstruktion) zu ermöglichen. Sie müssen
einer falschen Zusammensetzung des Putzmörtels (z. B. gegen Korrosion geschützt und beständig sein
ungeeigneter Sand, zu hoher Bindemittelanteil) oder
durch die Art seiner Verarbeitung entstehen. Im Einzel- gegenüber wechselnden Temperatur- und
nen unterscheidet man Feuchtigkeitseinflüssen sowie normgerecht und
• Netzrisse (Ursache: falsche Zusammensetzung oder nach den Vorschriften der Hersteller befestigt
falsches Aufbringen des Mörtels, zu starkes Verreiben werden. Vgl. hierzu auch VOB Teil C, DIN 18 350,
oder Glätten), Putz- und Stuckarbeiten.
• Schrumpfrisse (Ursache: zu schneller Feuchteentzug
infolge unterlassener Putzgrundvorbehandlung), Im Wesentlichen verwendet man metallische
• Schwindrisse (Ursache: Volumenverkleinerung des Putzträger unterschiedlichster Art, Holzwolle-
Mörtels während der Erhärtungsphase, falsche Mörtel- Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbau-
zusammensetzung), platten, Ziegeldrahtgewebe, Rohrmatten sowie
• Sackrisse (Ursache: der Putzgrund ist zu glatt und zu
wenig saugend, oder die Putzlage ist zu dick oder zu
Gipskarton-Putzträgerplatten.
schwer),
• Spannungsrisse (Ursache: ungünstiges Festigkeitsge- Putzbewehrungen (Armierungen) sind Einla-
fälle zwischen den einzelnen Putzlagen oder zwischen gen, die in die oberste Schicht des frisch aufge-
Putzgrund und Putzlagen). brachten Unterputzes eingebettet werden. Sie
Auch die Verarbeitung des Putzmörtels bei Wind bewirken eine Verbesserung der Zugfestigkeit
und/oder Sonne führt zu Rissen in der Putzschale. des Putzes auf schwierigem Untergrund, nehmen
Die besten vorsorglichen Maßnahmen zur Ver- Spannungen auf und tragen so zur Verminde-
hinderung von Rissen sind noch immer die Her- rung der Rissbildung bei.
stellung eines möglichst homogenen Mauer- Neben Glasfaser- und Kunstfaser-Armierungsge-
werkes, eine genügend lange Standzeit des weben werden für stärkere Beanspruchungen
Rohbaues vor dem Verputzen sowie ein auf den auch Drahtgittermatten (Drahtnetzgewebe) ein-
jeweiligen Putzgrund richtig abgestimmtes Ver- gesetzt, die bei Verwendung spezieller Dübel
putzmaterial. Besonders zu beachten ist, dass ein gleichzeitig als Putzträger dienen. Einzelheiten
Großteil der Verformungen in den ersten Mona- über Putzbewehrungen sind den nachstehenden
ten nach Erstellung des Bauwerkes auftritt. Des- Erläuterungen zur Putzgrundvorbereitung von
halb sollte vor dem Verputzen eine möglichst Holzwolle-Leichtbauplatten sowie den Abschnit-
lange Wartezeit – wenn möglich bis zu einem ten 9.11.3 und 9.11.4 zu entnehmen.
halben Jahr – insbesondere bei traditionellen
Putzen eingehalten werden. Putzprofile werden in vielfältiger Weise an
schwierigen Begrenzungs- oder Anschlussstellen
9.7.2 Putzträger, Putzbewehrung sowohl im Außen- wie Innenbereich eingesetzt.
und Putzprofile1) Mit ihrer Hilfe ist es auch möglich, die Putzdicke
sowohl in der zu verputzenden Fläche als auch an
In der Regel kann davon ausgegangen werden, den Kanten genau festzulegen. Je nach Putzver-
dass die zu verputzenden Wand- oder Decken- träglichkeit und Einsatzort (z. B. in Nassräumen
9 flächen aufgrund der vorhandenen Rauigkeit mit max. Korrosionsschutz) kommen Profile aus
und Saugfähigkeit – oder nach entsprechender verzinktem Stahlblech, Leichtmetall- oder Edel-
Untergrundvorbereitung (Spritzbewurf, Haft- stahlprofile sowie witterungs- und alterungsbe-
brücke, Grundierung) – selbst in der Lage sind, ständige Kunststoffprofile zum Einsatz.
mineralischen Putzmörtel aufzunehmen und ei-
Die Befestigung der exakt zugeschnittenen Profi-
ne gute Haftung zu erbringen. Ist diese Haftfähig-
le auf dem Putzgrund erfolgt zunächst mit ver-
keit des Unterputzes auf dem Putzgrund jedoch
zinkten Stahlstiften, bevor sie mit einem Ansetz-
nicht gegeben, so sind von Seiten des Planers
mörtel (Batzen auf Abstand) endgültig fixiert
bzw. verarbeitenden Handwerks rechtzeitig ent-
werden. Grundsätzlich ist dabei zu beachten, dass
sprechende Maßnahmen vorzusehen. Im Einzel-
im Außenbereich, in Feuchträumen sowie an
nen unterscheidet man:
Flächen, die mit Mörteln aus Zement, Kalkzement,
Putzträger haben nach DIN 18 550 die Aufgabe, Putz- und Mauerbinder verputzt werden, kein
das Haften des Putzes zu verbessern oder eine gipshaltiges Ansetzmaterial verwendet wer-
1) Der aktuelle Stand der Normung von Putzträgern und
den darf. Geeignet sind nur Ansetzmörtel auf
Putzprofilen aus Metall (DIN EN 13 658) ist Abschn. 9.12 Zementbasis. Nach dem Abbinden des Ansetz-
zu entnehmen. mörtels sind die Stahlstifte wieder zu entfernen.
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 669

9.12
Gleitlagerfugenprofil zum waagerechten Einbau für
den Außenputz.
Das aus zwei Einzelprofilen bestehende Fugenprofil
trennt die Außenputzflächen, nimmt die unterschied-
lichen Bewegungen des Untergrundes auf und
überdeckt die offenbelassene Gleitlagerfuge
(zugleich Schattenfuge).
Die beiden Profile sind nach außen hin mit Hart-
PVC-Teilen abgedeckt (Korrosionsschutz) und liegen
bündig mit der fertigen Putzoberfläche.
1 Betonteil (z. B. Betondecke)
2 Gleitlager
3 Mauerwerk
4 Metallprofile
5 Hart-PVC-Überzug
6 Außenputz
Protektorwerk, Gaggenau

Im Wesentlichen werden Kantenprofile, Sockel- tur auseinandergezogen werden kann. Wie die
profile, Bewegungsfugenprofile, Gleitlagerfugen- Darstellung verdeutlicht, hat jede Tafel im Ab-
profile u. a. eingesetzt. Vgl. hierzu auch die Bild- stand von 100 mm 7 in Längsrichtung verlau-
gruppen in den jeweiligen Abschnitten. fende, entweder 10 mm oder 4 mm hohe,
gelochte oder ungelochte Rippen (Hoch- bzw.
1. Metallische Putzträger Flachripp) und aussteifende 2,5 mm hohe
Sicken mit dazwischenliegenden Grätenfel-
• Rippenstreckmetall (Bild 9.13) besteht in der dern. Die üblicherweise 0,60 × 2,50 m großen
Regel aus 0,2 bis 0,5 mm dickem, verzinktem Tafeln sind nicht völlig ausgebreitet (gestreckt),
Stahlblech, das so eingestanzt ist, dass es zu so dass die schräg stehenden Gräten auftreten- 9
einem profilierten Putzträger mit Grätenstruk- de Spannungen ausgleichen können.

9.13
10 mm oder 4 mm

Schematische Darstellung einer Rippenstreckmetall-Tafel


mit gelochten Rippen. Vgl. hierzu auch Bild 9.22.
1 Rippe(n) mit Lochung, etwa 10 mm oder 4 mm hoch,
als Abstandhalter zum Putzgrund
2 gegenüberliegende Sicke, 2,5 mm hoch,
zur Aussteifung der Grätenfelder
3 Grätenfelder
4 Putzgrund
670 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

9.14a 9.14b

9.14 Schematische Darstellung der Befestigung von punktgeschweißtem Drahtgitter mit Abstand vor dem Putzgrund
a) Abstandhalter mit Spreizdübel und Putznagel
b) vollflächige Armierung vor einer Fassade mit 10 cm breiter Mattenüberlappung
1 Spreizdübel 4 punktgeschweißtes Drahtgitter
2 Nagel (als Putzträger oder Putzbewehrung)
3 Abstandhalter je nach aufzubringender 5 Halteteller aus Kunststoff
Putzdicke 6 Putzgrund
BEKAERT, Bad Homburg

Beim Anbringen der Tafeln werden an den henden Gitterputzträger verklammern und
Längsseiten Randrippe in Randrippe ineinan- auch mit dem Putzgrund (meist mit Spritzbe-
dergelegt (kein stumpfer Stoß!) und alle 20 cm wurf vorbehandelt) kraftschlüssig verbinden
mit verzinktem Bindedraht verrödelt. Auch an kann.
den Kopfstößen dürfen die Tafelenden nicht Derartige Drahtgitter – die durch ihre Verdübe-
stumpf gestoßen, sondern mind. 5 cm überlap- lung mit dem Untergrund auch eine putztra-
pend ineinandergelegt und jede Rippe einmal gende Funktion übernehmen – eignen sich für
mit Bindedraht verrödelt werden. das vollflächige Überspannen von gerissenen
Auf dem Untergrund sind die Rippenstreck- Fassaden bei normalem mineralischem Putz-
metall-Tafeln mit den Rippen nach unten aufzu- aufbau sowie für die Bewehrung von Wärme-
dübeln, so dass die Putzträgerfläche in Rippen- dämmputzen.
höhe vom Putzgrund absteht. Aufgrund dieses • Drahtgitter mit hinterlegter Absorptions-
Abstandes kann sich der scharf angeworfene, pappe sind ebenfalls Putzträger aus verzinkten
heute meist maschinell aufgetragene Mörtel Stahldrähten, deren Rückseite jedoch noch mit
mit der Grätenstruktur allseitig innig verklam- einem gelochten Bitumenpapier abgedeckt ist.
mern und auch mit dem Putzgrund (meist Diese Hinterlegung verhindert weitgehend das
Spritzbewurf ) kraftschlüssig verbinden. Die Eindringen von Mörtelfeuchtigkeit in den Putz-
9 Putzdicke über den Rippenstreckmetall-Tafeln grund und dient gleichzeitig der Einsparung
sollte mindestens 10 (15) mm betragen. S. hier- von Putzmaterial, da sich der Mörtel nur punk-
zu auch Bild 9.22. tuell durch die Langlochschlitze des Papiers
• Punktgeschweißte Drahtgitter (Bild 9.14) hindurch mit den Drahtkreuzungen allseitig
sind Putzträger aus etwa 1mm dicken, verzink- verkrallen kann.
ten Stahldrähten mit einer Maschenweite von Die in verschiedenen Abmessungen lieferbaren
beispielsweise 12,7 × 12,7 mm. Sie werden in Putzträgertafeln bzw. -streifen eignen sich be-
Form von Rollen oder Matten (Großformat 2500 sonders zum problemlosen Überspannen von
× 1020 mm, Kleinformat 1220 × 400 mm) gelie- senkrechten oder waagerechten Wandschlitzen
fert und allseitig 100 mm überlappt mittels sowie von kritischen Bauteilen in der Wand-
Spreizdübel und Abstandhalter auf den Unter- fläche wie Holzständer, Stahlträger, Kunststoff-
grund aufgedübelt. rohre usw.
Die Höhe der Abstandhalter richten sich nach Bild 9.15. Beim Überspannen derartiger putz-
der jeweils aufzubringenden Putzdicke. Sie be- unfähiger Bauteile muss der Putzträger allsei-
wirken in jedem Fall, dass sich der mit Druck tig mindestens 100 mm auf den angrenzenden
aufgebrachte Mörtel allseitig mit dem abste- tragfähigen Putzgrund übergreifen und auf
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 671

9.15
Überspannen eines kritischen Bauteiles (Holzfachwerk)
mit geschweißtem und verzinktem Drahtgitter.
Ein hinterlegtes Bitumenpapier o. Ä. verhindert das
Eindringen von Mörtelfeuchtigkeit in den Holzständer.
Der Putzträger muss allseitig mind. 10 cm auf den
angrenzenden tragenden Putzgrund übergreifen und
an diesem – nicht am Holzständer – befestigt werden.
1 Mauerwerk (z. B. Porenbetonsteine)
2 Holzständer
3 Bitumenpapier o. Ä.
4 geschweißtes, verzinktes Drahtgitter
5 Dreikantleiste (Altbau), umlaufend
6 Innenputz
7 höhenverstellbarer Metallanker (Neubau)
8 Leichtmauermörtel (Wärmedämmmörtel)
9 Ankerschiene aus nichtrostendem Stahl
10 Kellenschnitt
11 Außenputz
diesem – keinesfalls auf dem überspannten gemeinsamen Anwendungsnorm DIN 1102
Bauteil – befestigt werden. Um bei Holzständern (Ausg. 11.89) zusammengefasst. S. hierzu auch
ein mögliches Quellen infolge eindringender DIN EN 13 168.
Mörtelfeuchtigkeit gänzlich auszuschließen,
wird statt des gelochten Bitumenpapieres eine • Holzwolle-Leichtbauplatten (Kurzzeichen HWL-
ungelochte Trennlage verwendet. Damit sich Platten) bestehen aus langfaseriger Holzwolle
der kritische Bauteil darunter frei bewegen und mineralischen Bindemitteln (Zement oder
kann, muss der Putzträger selbst ausreichend gebrannter Magnesit) in homogener Zusam-
dimensioniert sein (Eigenstabilität), um seine mensetzung.
tragende Funktion (Brückenfunktion) erfüllen • Mehrschicht-Leichtbauplatten (Kurzzeichen
zu können. ML-Platten) setzen sich aus einer Dämmstoff- 9
schicht (Hartschaum oder Mineralfaser) und
2. Holzwolle-Leichtbauplatten und einer darauf einseitig oder beidseitig aufge-
Mehrschicht-Leichtbauplatten1) brachten Deckschicht aus mineralisch gebun-
Leichtbauplatten aus mineralisch gebundener dener Holzwolle zusammen. Dementsprechend
Holzwolle werden als Dämmstoffe zum Zwecke unterscheidet man
des Wärmeschutzes, aber auch des Schall- und • Hartschaum-ML-Platten,
Brandschutzes im gesamten Bauwesen einge- • Mineralfaser-ML-Platten,
setzt. Auf Grund ihrer offenporigen Plattenstruk- jeweils in Form von Zweischicht- oder Drei-
tur eignen sie sich – bei Beachtung bestimmter schichtplatten.
Verarbeitungsregeln – auch als Putzgrund für mi-
neralische Außen- und Innenputze. Brandverhalten. Bezüglich ihres Brandverhal-
Im Einzelnen unterscheidet man Holzwolle- tens sind die Leichtbauplatten in DIN 4102-4 klas-
Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbau- sifiziert:
platten. Beide Arten sind in einer gemeinsamen 1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 9.12 zu ent-
Stoffnorm DIN 1101 (Ausg. 06.2000) und einer nehmen.
672 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

• Holzwolle-Leichtbauplatten (HWL-Platten) und P III) aufzubringen. Ausnahmeregelungen für


Mineralfaser-ML-Platten als Baustoffe der Klas- Kleinflächen wie Stützen, Stürze, Deckenränder
se B1 (schwerentflammbar), u. Ä. sind DIN 1102 zu entnehmen.
• Hartschaum-ML-Platten als Baustoffe der Klasse Vor dem Aufbringen des Oberputzes muss der
B2 (normalentflammbar). Unterputz ausreichend erhärtet und trocken sein;
erfahrungsgemäß ist beispielsweise bei Mörteln
Vorzugsmaße und übliche Plattenformate: 500 × der Mörtelgruppe II eine Standzeit von 1 Tag je
2000 mm, mm Unterputzdicke ausreichend.
Plattendicken (HWL-Platten): 15-25-35-50-75- Die für Unterputz und Oberputz zu verwenden-
100 mm. den Mörtelgruppen entsprechen den in Abschn.
9.6 erläuterten Putzsystemen für Außenputze.
Verarbeitung. Leichtbauplatten müssen luft- Ungeeignet als Außenputz für Leichtbauplatten
trocken sein, wenn sie eingebaut werden. Des- sind gemäß DIN 1102 Einlagenputze und Kunst-
halb müssen sie feuchtigkeitsgeschützt ausgelie- harzputze.
fert und trocken gelagert werden.
Die Platten kann man entweder Tabelle 9.16-1 gilt für das Aufbringen von
• anbetonieren (verlorene Schalung mit einzube- Außenputz auf Leichtbauplatten.
tonierenden Haftsicherungsankern), In der Regel ist eine ganzflächige Putzbewehrung
• auf einer Unterkonstruktion annageln oder an- erforderlich. Wie die Tabelle verdeutlicht, kann
schrauben (Leichtbauplatten-Stifte mit Unter- diese aus einem Drahtnetzgewebe oder Glasfa-
lagscheiben), ser-Armierungsgewebe bestehen.
• andübeln an massiven Bauteilen sowie Aus Gründen der höheren Risssicherheit und all-
gemeinen Erfahrung in der Baupraxis wird dem
• anblenden mit Dünnbettmörtel/Mörtel an Mas- ganzflächig in den Unterputz eingebetteten Glas-
sivwänden im Innenbereich. faser-Armierungsgewebe der Vorzug gegeben.
Die Platten werden dicht gestoßen und im Ver- Anwendung anderer Putzsysteme. Abweichend von den
in DIN 1102 und in den Tabellen im Einzelnen beschriebe-
band verlegt; an Wänden sollten die Längskanten nen Putzsystemen dürfen auch andere, auf Leichtbauplat-
der Platten waagerecht liegen. Einzelheiten über ten bewährte Systeme angewandt werden. Es gelten dann
Verwendung und Verarbeitung sind DIN 1102 zu die Verarbeitungsrichtlinien der jeweiligen Putzherstellern.
entnehmen. Als Außenputze auf Leichtbauplatten haben sich zum Bei-
spiel Systeme bewährt, bei denen ein Spritzbewurf in der
Putz auf Leichtbauplatten. Angaben der DIN Regel nicht erforderlich ist und die ganzflächige Putz-
bewehrung aus Glasfaser-Armierungsgewebe auf den
1102 über das Verputzen von Leichtbauplatten Unterputz aufgespachtelt wird.
gelten einheitlich für alle Plattenarten. Nach die-
Bei dieser Ausführungsart entfallen die langen Standzeiten
ser Norm ist grundsätzlich eine ganzflächige für das Erhärten und Trocknen des Spritzbewurfes. Außer-
Putzbewehrung – sowohl bei Außen- wie In- dem zeichnet sie sich durch relativ einfache, in ähnlicher
nenputzen auf Leichtbauplatten – erforderlich. Form auch bei anderen Dämmsystemen (z. B. Wärme-
9 Dabei ist den Schwachstellen – nämlich zusätzli- dämm-Verbundsystem) angewandte Verarbeitungstechni-
ken aus.
che Bewehrung der Ecken von Fenster- und
Türöffnungen, deren Leibungen, der Stoßüber-
lappung und dem Übergreifen auf benachbarte Mineralische Innenputze
Bauteile – gemäß Tabelle 7 der DIN 1102 –, beson- auf Leichtbauplatten
dere Aufmerksamkeit zu schenken. Da an den Innenputz aufgrund fehlender Witte-
rungseinflüsse insgesamt geringere Anforderung-
Mineralische Außenputze en gestellt werden als an den Außenputz, ist ein
auf Leichtbauplatten Spritzbewurf bei Innenputz auf Leichtbauplatten
Leichtbauplatten sind Wärmedämmstoffe, die vor in der Regel nicht erforderlich. Die ganzflächige
Feuchtigkeit geschützt werden müssen, und zwar Putzbewehrung besteht ebenfalls aus Glasfaser-
einmal vor Regen, zum anderen vor dem An- Armierungsgewebe, das nach Vorgabe in den Un-
machwasser aus dem Unterputz. Deshalb ist so- terputz bzw. Einlagenputz eingebettet wird.
fort – möglichst unmittelbar nach dem Anbring- Ungeeignet als Innenputz auf Leichtbauplatten
en bzw. Ausschalen der Platten – volldeckender sind im Wesentlichen Kunstharzputze und Putze
Spritzbewurf aus Zementmörtel (Mörtelgruppe mit Anhydritmörtel.
Tabelle 9.16-1 Putzsysteme für mineralische Außenputze nach DIN 18 550-1 und -2 (Ausg. 01.85) auf HWL-Platten und ML-Platten (Auszug)
Die Putzsyteme sind zeilengetreu einzuhalten.
Mittlere Putzdicke (Unterputz und Oberputz): 20 mm; Spritzbewurf bleibt ohne Anrechnung

Zeile Anforderung Ganzflächige Putzbewehrung aus Mörtelgruppe für Zusatz-


bzw. Putz- Spritz- Unter- Ober- mittel3)
anwendung Drahtnetzgewebe Glasfaser-Armierungsgewebe bewurf1) putz putz2)

geeignet für
1 Fassaden jeder Größe Fassaden in Mischbauweise 7) PI PI –
ohne und – bei objektbezogener Beratung – auch für
2 besondere größere zusammenhängende Flächen P III P II PI –
Anforderung
3 unter Verwendung unter Verwendung P II P II –
von Baustellenmörtel5) 6) von Werk-Trockenmörtel
4 oder Werk-Trockenmörtel (für den Spritzbewurf auch Baustellenmörtel)5) PI PI erforderlich
wasser- Gewebeart und Verarbeitung: Gewebeart und Verarbeitung:
5 P III P II PI –
hemmend
Drahtnetzgewebe, geschweißt und verzinkt, Glasfaser-Armierungsgewebe, ausreichend
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln

6 Drahtdicke 1 mm, Maschenweite 20 mm × 20 mm alkalibeständig, Maschenweite etwa 8 mm, P II P II –


bis 25 mm × 25 mm, Reißfestigkeit in Kette und Schuss ≥ 1500 N je 5 cm
7 (≥ 150 daN je 5 cm), PIc PI erforderlich
wasser-
8 mit Spritzbewurf umhüllt: im Unterputz eingebettet: P III P II PI erforderlich
abweisend4)
9 Das Drahtnetzgewebe ist so auf den Etwa 2/3 der Gesamt-Unterputzdicke aufbringen P II P II erforderlich
Leichtbauplatten zu befestigen, dass eine und grob abziehen. Nach Eindrücken der Beweh-
10 erhöhte vollständige Umhüllung der Drähte mit dem rung (glatt und ohne Falten) restliche Unterputz-
Spritzbewurf möglich ist (z. B. in korrosions- dicke frisch in frisch aufbringen. Die Mörtelkonsi- P III P II P II –
Festigkeit
geschützte Metall-Laschen von Befestigungsdü- stenz beider Schichten muss gleich sein.
11 Kellerwand- beln einhängen). P III P III P III –
Außenputz
12 Tabelle 7 in DIN 1102 ist außerdem zu beachten Tabelle 7 in DIN 1102 ist außerdem zu beachten. – P III –
Außen-
P III
sockelputz
13 P III P III –

1) Volldeckend, Sand 0/4 mm oder 0/8 mm; der Anteil an Grobkorn soll möglichst groß sein. In den Fällen des Abschnittes 3.10.2, letzter Absatz in DIN 1102, kann auf den
Spritzbewurf verzichtet werden.
2) Ist als Putzsystem für Unterputz und Oberputz nur in der Spalte „Oberputz“ eine Mörtelgruppe genannt, so bedeutet dies, dass die betreffende Anforderung von einem
damit hergestellten einlagigen Putz erfüllt werden kann. Oberputze können mit abschließender Oberflächengestaltung oder ohne diese ausgeführt werden (z. B. bei zu
beschichtenden Flächen).
3) Eignungsnachweis erforderlich (siehe DIN 18 550 Teil 2).
4) Oberputze mit geriebener Struktur können besondere Maßnahmen erforderlich machen.
5) Die Zusammensetzung der Mörtelgruppen als Baustellenmörtel enthält DIN 18 550 Teil 2, Tabelle 3.
6) Werden ML-Platten mit zu verputzenden Holzwolleschichten der Dicken < 15 mm großflächig an Fassaden angebracht, sollte nach DIN 4108 Teil 3 für die Schlagregen-
Beanspruchungsgruppen II (wasserhemmender Außenputz erforderlich) und III (wasserabweisender Außenputz erforderlich) Werkmörtel verwendet werden.
7) Für mit Leichtbauplatten gedämmte Stützen, Stürze, Deckenränder, auskragende Balkonplatten, offene Durchfahrten, Passagen, Kniestöcke, Rolladenkästen und sonstige
Teilflächen.
673

9
9
Tabelle 9.16-2 Putzsysteme für mineralische Innenwandputze und Innendeckenputze nach DIN 18 550-1 und -2 (Ausg. 01.85) aus Werk-Trockenmörtel 674
auf HWL-Platten und ML-Platten (Auszug)
Die Putzsysteme sind zeilengetreu einzugehalten.
Mittlere Putzdicke: etwa 15 mm bei einlagigen Putzen, je nach Art des Oberputzes etwa 20 mm bei zweilagigen Putzen (Unterputz etwa 15 mm);
etwaiger Spritzbewurf bleibt ohne Anrechnung

Zeile Anforderung Ganzflächige Putzbewehrung Mörtelgruppe für


bzw. aus
Putz- Glasfaser-Armierungsgewebe Spritz- Unterputz Oberputz2) 3)
anwendung Maschen- bewurf 1)
weite etwa

1 Gewebeart und Verarbeitung: 4) 8 – – P I a, b

2 nur geringe 8 – P I a, b P I a, b
Bean-
3 spruchung 8 – P II P I a, b, P IV d

4 Glasfaser-Armierungsgewebe, 5 – P IV P IV d

5 Reißfestigkeit in Kette und Schuss ≥ 1200 N je 5 cm 8 – – PIc


(≥ 120 daN je 5 cm),
6 8 – PIc PIc

7 im Unterputz bzw. Einlagenputz eingebettet: 8 – – P II 7)

8 übliche Etwa 2/3 der Gesamt-Unterputz- bzw. -Einlagen- 8 – P II P I c, P II, P IV a, b, c, d 8)


Bean- putzdicke aufbringen und grob abziehen.
9 spruchung Nach Eindrücken der Bewehrung (glatt und – 9) P III 9) 10) – P III 9) 10)
ohne Falten) restliche Unterputz- bzw. Einlagen-
10 putzdicke frisch in frisch aufbringen. Die Mörtel- – 9) P III 9) 10) P III 9) 10) P I c, P II, P III 9) 10)
konsistenz beider Schichten muss gleich sein.
11 5 – – P IV a, b, c, d 8)
Tabelle 7 in DIN 1102 ist außerdem zu beachten.
12 5 – P IV a, b, c, d 8) P IV a, b, c, d 8)

13 8 – – P II 7)

14 8 – P II P II
Feucht-
räume6)
15 – 9) P III 9) – P III 9)

16 – 9) P III 9) P III 9) P II, P III 9)

Hinweis: Die sehr umfangreichen Fußnoten 1) bis 10) wurden aus Platzgründen weggelassen. Sie sind DIN 1102, Tabelle 6, zu entnehmen.
9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 675

Tabelle 9.16-2 gilt für das Aufbringen von Innen- • Ziegeldrahtgewebe ist ein Putzträger, der aus
wandputz und Innendeckenputz auf Leichtbau- einem Drahtgewebe besteht, an dessen Kreu-
platten. zungsstellen rautenförmige Tonkreuzchen auf-
Gipskartonplatten im Innenbereich
gepresst und bei 900 °C ziegelhart gebrannt
auf Leichtbauplatten worden sind. Der Ziegeldraht ist ein formbares
Im Innenbereich können auch Gipskartonplatten (DIN
und formbeständiges Bauelement, aus dem
18 180) als sog. Wand-Trockenputz unmittelbar an senk- sich große Flächen in ebener, gewölbter oder in
rechte Leichtbauplatten-Flächen angeblendet werden. Für freier Gestaltung (Tropfsteinhöhlencharakter)
das Ansetzen der Gipskartonplatten gilt DIN 18 181. herstellen lassen.
Da diese Platten lediglich mittels Ansetzgips befestigt wer-
den, ergeben sich daraus – im Vergleich zu den feucht ein-
Die Draht-Ton-Kombination ist beständig ge-
gebrachten Mörtelputzen mit ihren manchmal doch recht gen Temperaturschwankungen bzw. Klima-
umständlich anzubringenden Putzträgern – wesentlich wechsel und besteht aus nichtbrennbaren
kürzere Montage- und Trockenzeiten. Materialien der Baustoffklasse A1. Putze auf
Dies gilt auch für Gipskarton-Verbundplatten (Gipskar- Ziegeldrahtgewebe können daher nach DIN
tonplatten mit werkseitig aufkaschierten Mineralfaser- 4102-4 als Brandschutzbekleidungen einge-
oder Hartschaumplatten), die im Innenbereich sowohl für
Schallschutz- als auch Wärmedämmzwecke eingesetzt wer- setzt werden.
den. S. hierzu DIN 18 184. Bild 9.16-3. Der Ziegeldraht wird in Form von Rollen (1 ×
Dabei ist jedoch immer zu beachten, dass Dämmstoffe mit 5 m) oder Fassadenmatten aus nichtrostendem Stahl-
hoher dynamischer Steifigkeit (z. B. PS-Hartschaumplatten) draht (1 × 6 m) in einer Materialdicke von 6 bis 8 mm
den bestehenden Schallschutz negativ beeinflussen kön- (Maschenweite 20 × 20 mm) geliefert. An den Stoßstellen
nen, sowohl im Schalldurchgang als auch in der Schall- müssen sich die Bahnen seitlich mind. 30 mm überlap-
Längsleitung. pen, so dass die Tonkreuze ineinandergreifen. Im Abstand
Derartige Innendämmungen verändern auch ganz wesent- von je 10 cm sind die Stöße mit Bindedraht zu verrödeln.
lich das bauphysikalische Verhalten von Außenwänden. Das Verlängern von Bahnenstreifen erfolgt durch Ab-
S. hierzu Abschn. 9.11.3, Innendämmung von Außenwän- schlagen von je einer Reihe Tonkreuze und Verrödeln der
den sowie Abschn. 16.5.6, Teil 1 dieses Werkes. überstehenden Drahtenden.
Da dieser Putzträger flexibel ist, wird bei größeren
Flächen, insbesondere wenn eine gewölbte Ausbindung
3. Sonstige Putzträgerplatten, erfolgt (Rabitzkonstruktion), eine zusätzliche Unterkon-
-gewebe und -matten struktion aus Trag- und Bewehrungsstäben (Stahlrohrar-
mierung) gemäß DIN 4121 erforderlich. Vgl. hierzu Ab-
• Putzträgerplatten aus gebranntem Ton wer- schn. 9.7.6.6, Hängende Drahtputzdecken.
den überall dort angesetzt, wo auf stoßfeste
Untergründe und zugleich rissefreie, optisch • Drahtgebundene Schilfrohrmatten sind ein
einheitliche Putzflächen besonderer Wert ge- seit Jahrhunderten bewährter Putzträger, die
legt wird (z. B. als Putzgrund von Betonteilen jedoch kaum mehr im Gebrauch sind. Sie wer-
wie Pfeiler, Stürze, Massivdeckenteile). den an dieser Stelle nur noch erwähnt, da sie im
Aufgrund gleicher Materialeigenschaften Hinblick auf die Altbausanierung von einem ge-
zeichnen sich die mit Tonplatten bekleideten wissen Interesse sein können.
Bauteile nach dem Verputzen nicht vom übri- Die geschälten Schilfrohre in einer Länge von
gen Ziegelmauerwerk ab. Die Tonplatten, de- ein bis zwei Metern werden maschinell mit ei-
ren Oberflächen zur besseren Putzhaftung pro- nem dünnen Bindedraht um einen verzinkten 9
filiert sind, werden entweder anbetoniert (in die Tragdraht geflochten und so Putzträgermatten
Schalung gestellt oder gelegt) oder nachträg- in den Abmessungen 2 × 5 m oder 1 × 10 m her-
lich mit Zementmörtel angeblendet. gestellt (Handelsform: Einfachrohrmatten oder

9.16-3
Schematische Darstellung eines Ziegeldrahtgewebes,
geeignet als nichtbrennbarer Putzträger zur Herstellung
ebener, gewölbter oder frei gestalteter Rabitzkonstruk-
tionen. Vgl. hierzu auch Abschn. 9.7.6.6, Hängende
Drahtputzdecken.
676 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

Doppelrohrmatten). In dieser Form dienen sie Beispiel durch starken Schlagregen die Putz-
als Putzträger für zu verputzende Flächen, bei- oberfläche beschädigt, noch nicht erhärtete Bin-
spielsweise als Deckenbekleidung unter Holz- demittel gelöst und an die Putzoberfläche ge-
balkendecken. schwemmt werden.
Verarbeitung. Die in einem Altbau anzutreffenden Scha- Bei Frost lassen sich Außenputzarbeiten nur
lungsbretter (Holzlattung) sind in einem Fugenabstand durchführen, wenn die Arbeitsstelle vollständig
von etwa 15 mm auf der Unterseite einer Holzbalken- gegen die Außentemperatur abgeschlossen ist
decke befestigt. Auf diese Holzdeckenschalung werden
die Schilfrohrmatten – immer quer zu den Schalungs- und der so entstehende Arbeitsraum bis zum
brettern verlaufend und straff gespannt – aufgebracht ausreichenden Erhärten des Putzes beheizt wer-
(Drucklufttacker, Krampen). Die Stöße müssen gut mit- den kann. Außerdem sind die jeweils geltenden
einander verzahnt (Stoßüberlappung mind. 100 mm) „Richtlinien für den Winterbau“ zu beachten.
und durch einen zusätzlichen Spanndraht gesichert sein.
Dickere Rohrmatten – deren Stöße nicht verzahnt wer- Ähnlich ungünstig wirkt sich ein zu schneller
den können – sind stumpf zu stoßen und die nachge- Wasserentzug aus dem frischen Putz durch Zug-
drahteten Stoßstellen mit einem mind. 200 mm breiten
Drahtgittergewebe zu überdecken.
luft (Folge:„verbrannter“ Oberputz) oder zu star-
Schilfrohrmatten können mit allen herkömmlichen mine-
ke Sonneneinstrahlung aus. Daher gilt die Putz-
ralischen Mörteln (Putzmörtelgruppen P I, P II und P IV) regel: nicht in, sondern mit der Sonne putzen!
verputzt werden. Nicht geeignet sind Mörtel der Putz- Weitere Schutzmaßnahmen sind: Verhängen der
mörtelgruppe P III. Fassade mit Folien o. Ä., Annässen des Putzgrun-
Der Putzaufbau setzt sich in der Regel aus drei Lagen zu- des und ggf. Feuchthalten des Frischputzes (vor-
sammen: einer sog. Ausdrücklage (verfüllen und voll-
flächiges ausdrücken der Schilfrohrmatten, ein Spritzbe-
teilhafte Nachbehandlung bei Kalk- und Zement-
wurf würde nicht genügend tief in die Zwischenräume mörtel).
eindringen), einer Unterputzlage mit abschließendem Bei Außenputzarbeiten und während der Abbin-
Oberputz. In bestimmten Fällen ist auch ein zweilagiger
Putzaufbau möglich (Ausdrücklage mit direkt darauf auf- dezeit soll die Umgebungs- und Untergrundtem-
gebrachter Oberputzlage). peratur in der Regel mind. +5 °C betragen und ei-
ne relative Luftfeuchte bis max. 70 % gegeben
• Gipskarton-Putzträgerplatten eignen sich vor- sein. Einige Hersteller bieten jedoch Produkte an,
wiegend zur Herstellung von fugenlosen die bereits ab +1 °C Umgebungs- und Unter-
Deckenbekleidungen und Unterdecken, wie sie grundtemperatur und einer relativen Luftfeuchte
in Abschn. 14.5.2 mit Bild 14.32 in Teil 1 dieses bis max. 95 % verarbeitet werden können.
Werkes beschrieben sind.
Innenputzarbeiten dürfen erst begonnen wer-
Nach der trockenen Montage der Platten auf den, wenn sichergestellt ist, dass die Temperatur
einer Unterkonstruktion – bei der zwischen den der Innenräume nicht unter +5 °C liegt bzw.
abgerundeten Längskanten ein Abstand von während der Putzarbeiten auch nicht darunter
etwa 5 mm einzuhalten ist – sind diese Fugen absinken kann. Dieser Temperaturbereich ist vor
mit Gips so auszudrücken, dass sich auf der allem bei allen Kalkputzen deshalb kritisch, weil
Plattenrückseite ein beidseitig übergreifender der Putz nicht mehr „abbindet“, d. h. die zu Karbo-
Wulst bildet. Anschließend werden die Platten- nat erhärtenden Bindemittel können bei dieser
flächen einlagig etwa 10 mm dick mit geeigne- Temperatur keine Kohlensäure mehr aufnehmen.
9 tem Gipsmörtel gangflächig verputzt. Vgl. hierzu auch Abschn. 9.3.1 und 9.4.1. Alle Öff-
Diese Unterdecken zeichnen sich – im Vergleich nungen müssen daher zumindest behelfsmäßig
zu den in Abschn. 9.7.6.6 beschriebenen sog. verschlossen sein. Nach Abschluss der Innenputz-
hängenden Drahtputzdecken – durch wesent- arbeiten sind die Räume häufig kurzzeitig zu lüf-
lich kürzere Montage- und Trockenzeiten sowie ten.
geringeres Flächengewicht aus.
Putzgerüste, An- und Abrüsten

9.7.3 Putzausführung Putzgerüste sollen freistehen und einen Wandab-


stand von etwa 30 cm haben. Damit soll erreicht
Witterungseinflüsse werden, dass die Handwerker Hand in Hand ar-
beiten können – vorausgesetzt alle Gerüstlagen
Außenputzarbeiten dürfen nach DIN 18 550 nicht sind gleichzeitig besetzt – so dass horizontale
vorgenommen werden, wenn die zu putzenden Nahtstellen bzw. Arbeitsfugen in Höhe der einzel-
Flächen vom Regen getroffen werden oder nen Gerüstbretter vermieden werden. S. hierzu
Nachtfröste zu erwarten sind. So können zum auch Abschn. 11, Gerüste und Abstützungen.
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 677

Im Mauerwerk aufliegende Gerüstriegel (= ein- tels Putzbrettern – die an den Türleibungen befestigt
fach stehende Gerüste) oder die Verankerung der sind – exakt eingehalten werden. Vgl. hierzu auch Ab-
schn. 7.6.1.5, Fertigtürelemente.
Gerüste mit herkömmlichen Mauerhaken sollten
Bei allen Beiputzarbeiten und Ausbesserungen ist außer-
keinesfalls mehr eingesetzt werden, da die hier- dem darauf zu achten, dass in jeder Putzlage immer nur
bei entstehenden Mauerlöcher erst nachträglich Mörtel gleicher Zusammensetzung verarbeitet wird, da
ausgemauert und verputzt werden können. Sol- sonst Rissbildungen, Farbveränderungen o. Ä. auftreten
che Ausbesserungen zeichnen sich später an der können.
Putzoberfläche immer ab. • Die maschinelle Verarbeitung geeigneter Putzmörtel
führt – im Vergleich zum Mörtelauftrag mit der Hand – zu
Moderne Gerüstverankerungen, die keine Schä- wesentlich höheren Putzleistungen und damit zu Kos-
den im Putz verursachen, sind so konstruiert, dass teneinsparungen (Senkung des Lohnkostenanteils, der
nichtrostende Hülsen im Mauerwerk (eingeputzt) Standkosten für das Gerüst usw.).
verbleiben und durch eine farblich angleichbare Der heute üblicherweise verwendete Werktrockenmörtel
wird entweder als Sackware in die Putzmaschine einge-
Kunststoffkappe verschlossen werden. Spätere füllt oder – bei umfangreicheren Bauvorhaben – aus ei-
Wiedereinrüstungen sind so ohne Beschädigung nem Silo oder Container kontinuierlich durch eine pneu-
der Putzfassade möglich. matische Förderanlage eingeblasen.
Das Abrüsten ist mit größter Sorgfalt vorzuneh- Das Anmachen erfolgt durch intensives Mischen in der
Putzmaschine. Dabei ist die werkseitig angegebene Min-
men, da die Putzflächen nach der Fertigstellung destmischdauer einzuhalten und die Wasserdosierung
sehr stoßempfindlich sind und jede nachträgli- entsprechend der gewünschten Mörtelkonsistenz vorzu-
che Ausbesserung fast immer sichtbar bleibt. nehmen.
Der weichplastische Mörtelbrei wird dann in Schläuchen
bis an die Verarbeitungsstelle gepumpt und durch die
Aufbringen des Mörtels dem Spritzkopf zugeführte Druckluft gleichmäßig kräf-
tig, querreihig und ggf. in mehreren dünnen Schichten
Der Mörtelauftrag kann von Hand oder mit einer auf den Putzgrund gespritzt.
Maschine erfolgen. Die einzelnen Putzlagen sind Diese Art des Mörtelauftrages zeichnet sich durch einen
– außen wie innen – möglichst gleichmäßig dick geringen Materialverlust aus. Außerdem wird durch den
Anspritzdruck eine verbesserte Haftung erzielt, da der
aufzubringen und sorgfältig zu verziehen oder zu Mörtel relativ gut in die Poren und Vertiefungen des
verreiben. Mit dem Auftragen der jeweils näch- Putzgrundes eindringt. Auch hier ist der Mörtel sofort
sten Lage ist so lange zu warten, bis die vorherge- nach dem Auftragen mit der Abziehlatte oder Kartätsche
hende so fest ist, dass sie die neue Lage tragen lot- und fluchtgerecht abzuziehen und je nach Putzart
bzw. Putzweise weiter zu bearbeiten.
kann.
Angaben über Ausführung, Aufmaß und Abrechnung
Dies gilt auch für den Spritzbewurf, auf den der sind VOB Teil C, DIN 18 350, Putz- und Stuckarbeiten, zu
Unterputz erst aufgebracht werden darf, wenn entnehmen. Den aktuellen Stand der Normung s. Ab-
der Mörtel ausreichend erhärtet ist, frühestens je- schn. 9.12.
doch nach 12 Stunden.
Der Unterputz ist vor dem Auftragen des Ober-
putzes gegebenenfalls aufzurauen und je nach
Mörtelart und Witterungsbedingungen anzunäs- 9.7.4 Putzweise
sen.
• Der von Hand aufgetragene Mörtel wird entweder mit
Die Art der Oberflächengestaltung eines frisch 9
der Kelle kräftig angeworfen oder mit dem Aufziehbrett
aufgebrachten Putzmörtels und die dadurch ent-
bzw. Traufel kräftig auf den Putzgrund aufgezogen, so stehende Oberflächenstruktur wird als Putzweise
dass er sich mit diesem gut verzahnt. Anschließend wird bezeichnet. Sie ist mit entscheidend für das äu-
er in der Regel mit der Abziehlatte oder Kartätsche ein- ßere Erscheinungsbild eines Gebäudes und die
geebnet.
gestalterische Wirkung von Innenraumflächen.
Besonders ebenflächige und gleichmäßig dicke Putz-
überzüge lassen sich mit Hilfe von sog. Putzleisten (Putz-
Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen
lehren) erzielen. Hierbei handelt es sich um lot- und • rein dekorativen Putzweisen mit vorwiegend
fluchtgerecht angebrachte – jeweils 10 bis 15 cm breite schmückender Wirkung,
Mörtelstreifen – die vor dem eigentlichen Putzauftrag in
Abständen von etwa 1 bis 1,5 m in der vorgesehenen • Putzweisen, die zur Vorbereitung eines tragen-
Putzdicke auf dem Putzgrund angebracht werden. den Untergrundes für weitere Beschichtungen
Nach dem Erhärten des Mörtels wird das eigentliche (z. B. Anstriche, Tapeten) dienen und
Putzmaterial zwischen den Putzleisten vollflächig ange-
tragen und mit der Abziehlatte über diese Leisten abge-
• Putzweisen, die von der Putzzusammenset-
zogen. zung, Auftragsdicke und ihrer Oberflächen-
Die jeweils vorgesehene Putzdicke kann auch mit Hilfe struktur her eine schützende und bauphysikali-
von Putzprofilen und im Bereich von Türöffnungen mit- sche Funktion zu erfüllen haben.
678 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

Für Außenputze sollten nur solche Putzweisen vorteilhaft, da durch das Kratzen die bindemittel- und da-
gewählt werden, die das Niederschlagwasser gut mit spannungsreiche Oberfläche des nach dem Kratzvor-
gang noch 8 bis 10 mm dicken Oberputzes entfernt wird.
ableiten, durch Staub und Ablagerungen aus der
Der richtige Zeitpunkt des Kratzens richtet sich nach dem
Luft nicht zu schnell verschmutzen und sich auch Erhärtungsverlauf des Putzes. Es darf damit begonnen
sonst handwerksgerecht ausführen lassen. Auch werden, wenn das Korn beim Kratzen herausspringt (cha-
Lage, Höhe und Standort eines Bauwerkes spie- rakteristische Putzstruktur, bedingt durch die jeweilige
len bei der Auswahl eine Rolle. Korngröße) und nicht mehr im Nagelbrett hängen bleibt.
Anschließend muss der Putz noch gründlich mit einem
Putzoberflächen werden sowohl durch den Zu- Handbesen abgefegt werden. Der Kratzputz gilt als be-
schlag (Korngröße) als auch durch die jeweilige vorzugte Putzweise für alle Edelputze (vgl. Abschn.
Verarbeitungstechnik bestimmt. Unterschiedli- 9.7.5.5). Die Verarbeitungsrichtlinien der Hersteller sind
zu beachten [5].
che Putzstrukturen entstehen durch Spritzen,
Kratzen, Filzen, Streichen oder Modellieren. Im • Spritzputz. Diese Putzweise beruht auf einer alten Putz-
technik (Besenspritzputz). Der feinkörnige, dünnflüssige
Einzelnen sind zu nennen: Mörtel wird heute üblicherweise mit einem Spritzputz-
• Gefilzter oder geglätteter Putz. Nach dem Putzauftrag gerät oder einer speziellen Spritzpistole durch zwei- oder
wird die Oberfläche mit der Filzscheibe bzw. Glättekelle mehrlagiges Aufsprenkeln (Auftragrichtung jeweils än-
(Traufel) bearbeitet. Als glatter Innenputz eignet er sich dern) aufgetragen. Es entsteht eine gleichmäßige Ober-
auch zur Aufnahme weiterer Beschichtungen wie Anstri- fläche, die meist mehr schmückende als schützende Wir-
che, Tapeten usw. kung hat. Sie eignet sich u. a. auch zur Renovierung alter
Kratzputzfassaden, die lediglich optisch unansehnlich
Gipsputz, der frisch aufgebracht, eben abgezogen und ei- geworden sind.
ne bereits ausreichend versteifte Oberfläche hat, wird
zunächst leicht angenässt, mit der Filzscheibe gefilzt und • Kellenstrichputz. Der angeworfene und eben abgezo-
ggf. anschließend sorgfältig mit der Traufel geglättet. gene Mörtel wird mit der Kelle oder Traufel derart fächer-
Auf Kalkputz, eben abgezogen und gefilzt, kann gegebe- oder schuppenförmig verstrichen, dass der einzelne
nenfalls noch eine feinsandige Schlämme sehr dünn auf- Kellenstrich bewusst sichtbar bleibt (dekorative Ober-
getragen und vorsichtig abgerieben werden. Dabei darf flächenbehandlung).
es jedoch zu keiner Sinterhautbildung (Bindemittelanrei- • Waschputz. Aufgrund seiner speziellen Rezeptur ist er
cherung) an der Oberfläche durch zu langes und zu kräf- besonders stoßfest und auch hohen Feuchtigkeitsbe-
tiges Verreiben kommen. Diese würde die Entstehung lastungen gewachsen (Unterputz der Mörtelgruppe P III).
von Schwindrissen fördern, bei Luftkalkmörteln das Er- Er wird daher vorrangig überall dort eingesetzt, wo es zu
härten der tieferen Schichten hemmen (Karbonaterhär- starken Beanspruchungen wie zum Beispiel im Sockelbe-
tung) und insgesamt eine weitgehend saugunfähige reich, in öffentlichen Treppenhäusern, Fluren usw. kom-
Oberfläche ergeben. mt. Außerdem bietet der Waschputz interessante gestal-
terische Möglichkeiten durch eine Vielzahl verschiedener
• Reibeputz oder Rillenputz. Das Zuschlaggemenge die- Gesteinskörnungen und Grundeinfärbungen.
ses Putzes enthält unter anderem ein Rollkorn (Rund-
korn), das beim Reiben rillenartige Vertiefungen in der Seine Struktur erhält er durch Abwaschen der an der
sonst ebenen Putzoberfläche hinterlässt. Durch waage- Oberfläche befindlichen, noch nicht erhärteten Binde-
rechtes, senkrechtes oder kreisförmiges Reiben mit einem mittelschlämme. Mit einer weichen Bürste wird so lange
Reibebrett können unterschiedliche Strukturbilder er- gewaschen, bis die Steinkörnung klar zum Vorschein
zeugt werden. Je nach Art des verwendeten Werkzeugs kommt, wobei diese keinesfalls herausgewaschen
(Holzscheibe,Traufel o. Ä.) wird er als Münchener Rauputz, werden darf. Der verbliebene Zementschleier wird an-
Wurmputz, Madenputz, Rindenputz, Altdeutscher Putz schließend mit einem Spezialreinigungsmittel entfernt.
usw. bezeichnet. Bevorzugte Struktur auch für kunstharz- • Kunstharzgebundene Putze. Die Oberflächenstruktur
gebundene Putze. organisch gebundener Putze nach DIN 18 558 entspricht
9 • Kellenwurfputz. Der Mörtel wird durch Anwerfen mit
weitgehend den vorgenannten Strukturen mineralisch
gebundener Putze. S. hierzu Abschn. 9.8, Kunstharzputz.
der Kelle aufgebracht. Seine Oberflächenstruktur hängt
einmal von der Kornzusammensetzung und Mörtelkon- Aus dieser Gruppe sind noch die so genannten Bunt-
sistenz, zum anderen von der Anwurftechnik des jeweili- steinputze besonders zu erwähnen. Sie enthalten, ähn-
gen Putzers ab. Vor der eigentlichen Putzausführung soll- lich wie der Waschputz, natürlich vorkommende oder ge-
ten daher immer Probeputzflächen erstellt werden. In der färbte Steine in den verschiedensten Korngrößen (von
Regel wird ein Zuschlag grober Körnung von 6 bis 10 1,5 bis 10 mm), die allerdings nicht mit mineralischen
(12) mm verwendet. Bindemitteln, sondern mit durchsichtig auftrocknenden
Kunstharzen gebunden sind. Da diese Beschichtungs-
Die raue Oberfläche des Kellenwurfputzes vermittelt im- stoffe keine deckenden Pigmente enthalten, trocknet
mer einen rustikalen Eindruck und belebt so auch Buntsteinputz klar auf und bedarf keiner weiteren Ober-
großflächige Fassaden. Je nach Grobkorn- bzw. Binde- flächenbehandlung.
mittelzusammensetzung neigen derartige Putzstruktu-
ren aber auch mehr zum Verschmutzen, so dass sie nicht Die Quarzkiesbeschichtung eignet sich für dekorative,
für Hochhausfassaden oder Fassaden, die extremen Wet- wetterbeständige Außenbeschichtungen, ausdrucksstar-
terbedingungen ausgesetzt sind, verwendet werden sol- ke Wandgestaltung im Innenbereich und für besonders
len. widerstandsfähige Sockelbeschichtungen.

• Kratzputz. Seine gleichmäßige, porige Oberfläche wird


durch das Kratzen des sich erhärtenden Putzes mit einem
Nagelbrett o. Ä. erzeugt. Diese Putzweise ist besonders
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 679

9.7.5 Mineralisch gebundene Bei Außenputzen darf gemäß DIN 18 550 die dif-
Außenputze fusionsäquivalente Luftschichtdicke bei keiner
Putzlage den Wert von
An den Außenputz werden ganz besondere An- • sd = 2,0 m2)
forderungen gestellt. Neben der äußeren Gebäu-
degestaltung durch entsprechende Struktur- und überschreiten. Da mineralische Putze diese An-
Farbgebung hat er vor allem bauphysikalische forderungen erfahrungsgemäß erfüllen, ist für
Aufgaben, aber auch mechanische Anforderung- derartige Putze kein Nachweis erforderlich. Vgl.
en zu erfüllen. hierzu auch Abschn. 9.8, Kunstharzputz sowie Ab-
schn. 16.5.6.2 in Teil 1 dieses Werkes.
Für die Putzauswahl sind seine örtliche Lage am
Bauwerk, die daraus erwachsende Beanspru-
chungsart sowie die Beschaffenheit des jeweili-
gen Putzgrundes von Bedeutung. 9.7.5.2 Außenputze, die zusätzlichen
Gemäß DIN 18 550-1 (Ausg. 01.85) müssen die Anforderungen genügen
an einen Putz zu stellenden Anforderungen
grundsätzlich vom Gesamtsystem – d. h. von al- Wie Tabelle 9.6 verdeutlicht, gibt es darüber hin-
len Schichten einer Wand, wie zum Beispiel Putz- aus Außenputze, die zusätzlichen Anforderungen
grund, Putzlagen und ggf. Anstrich – zusammen genügen müssen. Im Einzelnen sind genannt:
dauerhaft erfüllt werden. Bewährte Putzsysteme Witterungsbeständigkeit des Putzsystems, Regen-
sind zusammengestellt in schutz durch wasserhemmende oder wasserab-
weisende Putzsysteme, Außenputz mit erhöhter
• Tabelle 9.6 für Außenwandputze, Festigkeit, Kellerwandaußenputz sowie Außen-
• Tabelle 9.7 für Außendeckenputze. sockelputz.
• Witterungsbeständigkeit des Putzsystems.
9.7.5.1 Außenputze, die allgemeinen Es muss den immer wiederkehrenden tages-
Anforderungen genügen1) und jahreszeitlichen Temperaturwechseln und
der Einwirkung von Feuchtigkeit standhalten,
Auf die allgemeinen Anforderungen wie gute ohne Schaden zu nehmen. Als witterungsbe-
Haftung der Putzlagen untereinander und am ständig ohne besonderen Nachweis gilt ein
Putzgrund, gleichmäßiges Gefüge, Festigkeit, Putzsystem, wenn es entsprechend Tabelle 9.6
Brandverhalten, Wasserdampfdurchlässigkeit – und 9.7 aufgebaut ist.
die jede Putzart erfüllen muss – wurde bereits in
Abschn. 9.1 hingewiesen. Darüber hinaus unterstützen konstruktive Maß-
nahmen den Witterungsschutz, wie zum Beispiel
Bei Außenputzen ist insbesondere auf die Was- ausreichend bemessene Dach- und Fenster-
serdampfdurchlässigkeit zu achten. Da diese bei banküberstände, der Einbau von Bewegungs-
Kunstharzputzen wesentlich geringer sein kann fugen-, Kantenschutz- und Sockelabschlusspro-
als bei mineralisch gebundenen Putzen, musste filen sowie bei kritischen Untergründen bzw.
in der Putznorm ein Grenzwert festgelegt wer- Materialübergängen die Einbettung von Putzar-
den, um unzulässige Feuchtigkeitserhöhungen in
der Wand infolge innerer Kondensation zu ver-
mierungen, Putzträgern usw. 9
meiden. • Regenschutz durch wasserhemmende oder
wasserabweisende Putzsysteme. DIN 4108-3
1) DIN EN 13 914-1 Planung, Zubereitung und Ausführung enthält Angaben über den Schlagregenschutz
von Innen- und Außenputzen – Teil 1: Außenputz – ist von Außenwänden. Diese Angaben sollen dazu
vorgesehen als teilweiser Ersatz für DIN 18 550 (Ausg.
01.85). Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 9.12
beitragen, erhöhte Wandfeuchtigkeit durch Re-
zu entnehmen. geneinwirkungen zu vermeiden, um einen dem
2) Nach dem Norm-Entwurf DIN EN 1062-2 werden zur bau- Wandbaustoff entsprechenden Wärmeschutz
physikalischen Bewertung der Wasserdampfdiffusion zu erzielen.
folgende Richtwerte vorgeschlagen:
Je weniger Feuchtigkeit sich bekanntlich in
• sd < 0,14 m = hoch wasserdampfdurchlässig
einer Wand befindet, desto höher ist der Wär-
• sd 0,14 bis 1,4 m = mittel wasserdampfdurchlässig
medurchlasswiderstand. In diesem Zusammen-
• sd > 1,4 m = gering wasserdampfdurchlässig
hang ist zu beachten, dass die heute verwende-
Vor der Ausführung von Fassadenbeschichtungen ist da-
her zu prüfen, welche Art Außenputz vorgesehen ist und
ten leichten und porösen Wandbaustoffe mehr
welche bauphysikalischen Kenndaten der vorgesehene Wasser aufnehmen als die früher eingesetzten,
Beschichtungswerkstoff aufweist. schweren und dichten Baustoffe.
680 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

Regenschutz kann einmal durch konstruktive Maßgebend für die Einstufung eines Putzsystems als
Maßnahmen wie zweischaliges Mauerwerk wasserabweisend ist demnach die Erfüllung der Forde-
rung w · sd ≤ 0,2 kg/mh0,5. Wasseraufnahme und Wasser-
oder hinterlüftete Außenwandbekleidung er- abgabe müssen in einem solchen Verhältnis zueinander
reicht werden, zum anderen durch Außenputz, stehen, dass die Außenwand – langfristig gesehen –
der entsprechend der jeweiligen Beanspru- trocken bleibt bzw. austrocknen kann. Demnach müssen
chung zu wählen ist. die den Regenschutz hauptsächlich bewirkende(n) Putz-
lage(n) bei wasserabweisenden Putzen folgende Anfor-
Bei der Beurteilung der Schlagregenbeanspru- derungen erfüllen:
chung sind die regionalen klimatischen Be- w × sd ≤ 0,2 kg/mh0,5
dingungen, die örtliche Lage und die Höhe des w ≤ 0,5 kg/m2h0,5
Gebäudes zu berücksichtigen. Entsprechend sd ≤ 2,0 m
der in DIN 4108-3 angeführten drei Beanspru-
• Regenschutz durch wasserabweisende Putz/
chungsgruppen werden die Außenputze wie
Anstrich-Systeme. Wie bereits zuvor erwähnt,
folgt eingeteilt:
kann der Regenschutz gemäß DIN 4108-3
Beanspruchungsgruppe I (geringe Schlag- durch konstruktive Maßnahmen (z. B. hinterlüf-
regenbeanspruchung): tete Außenwandbekleidung) oder durch geeig-
keine Anforderungen hinsichtlich des Regen- nete Außenputze erreicht werden. In der Regel
schutzes. wird hierfür der 5 bis 8 mm dicke Oberputz
Beanspruchungsgruppe II (mittlere Schlag- durch Zusatzmittel wasserabweisend einge-
regenbeanspruchung): stellt.
wasserhemmende Außenputze. Putzsysteme Nicht aufgeführt sind in DIN 4108-3 die An-
gelten als wasserhemmend, wenn sie nach Ta- striche (Beschichtungen), obwohl in der Praxis
belle 9.6 (Zeilen 9 bis 16) aufgebaut sind. Außenputze häufig mit Anstrichen versehen
• w ≤ 2,0 kg/m2h0,5 1) werden. Der Grund ist darin zu suchen, dass in
einer Norm nur auf genormte Stoffe hingewie-
Beanspruchungsgruppe III (starke Schlag-
sen wird und Fassadenbeschichtungen (noch)
regenbeanspruchung):
nicht genormt sind2).Vertreter der Mörtel- und
wasserabweisende Außenputze. Putzsysteme Bindemittelindustrie haben deshalb gemein-
gelten als wasserabweisend, wenn sie nach Ta- sam eine Richtlinie für die Bewertung von
belle 9.6 (Zeilen 17 bis 24) aufgebaut sind und in wasserabweisenden Putz/Anstrich-Systemen
der Regel wasserabweisende Zusatzmittel ent- erarbeitet (die jedoch nicht genormt ist): Dem-
halten. nach wird ein wasserabweisendes Putz/Be-
• w ≤ 0,5 kg/m2h0,5 1) schichtungs-System3) aus einem wasserhem-
menden Putz und einer wasserabweisenden
Untersuchungen [6] ergaben, dass die Feuchtigkeitsver-
hältnisse in beregneten Außenputzwänden abhängen Beschichtung (Anstrich) gebildet. Beide Ei-
von der Wasseraufnahme in den Regenperioden und der genschaften müssen durch Prüfungen nachge-
Wasserabgabe in den Trocknungsperioden. wiesen werden. Einzelheiten sind der Spezialli-
Die Wasseraufnahme eines verputzten Mauerwerkes bei teratur [7] zu entnehmen. Vgl. hierzu auch
Beregnung erfolgt durch Kapillarleitung, und zwar immer Abschn. 10, Beschichtungen (Anstriche) auf
9 von der feuchten zur trockenen Seite hin, wobei primär
die Wasseraufnahme des Außenputzes maßgebend ist Putzgrund.
(kennzeichnende Größe:Wasseraufnahmekoeffizient w). • Außenputz mit erhöhter Festigkeit. Minera-
Die Wasserabgabe in den Trocknungsperioden erfolgt lisch gebundene Außenputze, die als Träger von
zunächst durch Verdampfung an der Oberfläche und Beschichtungen auf organischer Basis (z. B.
wird im späteren Verlauf durch den Rücktransport der
Feuchtigkeit infolge von Kapillarleitung und Dampf- kunstharzgebundene Oberputze) dienen sollen
diffusion bestimmt. Der maßgebende Einfluss ist dabei oder die starker mechanischer Beanspruchung
der Wasserdampfdurchlasswiderstand der Putzschicht ausgesetzt sind, müssen nach DIN 18 550-1
(kennzeichnende Größe für die Wasserabgabe in den (Ausg. 01.85) eine Druckfestigkeit von mind. 2,5
Trocknungsperioden: diffusionsäquivalente Luftschicht-
dicke sd). N/mm2 erreichen. Werden Putzsysteme nach Ta-
belle 9.6 (Zeilen 25 bis 39) gewählt, so bedarf es
1)
keines besonderen Festigkeitsnachweises.
Nach dem Norm-Entwurf DIN EN 1062-3 werden zur bau-
physikalischen Bewertung der Wasseraufnahme folgen-
de Richtwerte vorgeschlagen:
2) Siehe hierzu Fußnote 1) Abschn. 10.3
• w < 0,5 kg/m2h0,5 = hoch wasserdurchlässig
(Fassadenbeschichtungen DIBt)
• w 0,1 bis 0,5 kg/m2h0,5 = mittel wasserdurchlässig 3) Siehe hierzu Fußnote 2) Abschn. 10.3
• w > 0,1 kg/m2h0,5 = gering wasserdurchlässig (Europäische Normung EN 1062-1)
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 681

• Kellerwandaußenputz. Kellerwandaußenputze Häufig werden im Sockelbereich hoch wärmedämmende


als Träger von Beschichtungen (z. B. Abdichtun- Wandbildner bzw. Wärmedämm-Verbundsysteme einge-
setzt.
gen gegen Feuchtigkeit) müssen aus Mörteln
Die Erfahrungen damit zeigen, dass an Putzen mit hoher
mit hydraulischen Bindemitteln hergestellt wer- Druckfestigkeit (Mörtelgruppe P III) – appliziert auf hoch
den (Mörtelgruppe PIII) und eine Mindestdruck- wärmedämmenden Mauersteinen – Schäden auftreten
festigkeit von 10 N/mm2 erreichen. Obwohl hier- und diese Putze reißen.
für in der Norm Mauerwerk aus Steinen der In derartigen Fällen sind Putze der Mörtelgruppe P II ange-
Druckfestigkeitsklasse 6 verlangt wird, sollten zur bracht. Im Einzelfall können auch Sanierputze nach WTA
eingesetzt werden. Einzelheiten hierzu sind [33] zu entneh-
Vermeidung von Schäden besser Steine der men.
Druckfestigkeitsklasse 12 oder Beton mit einer
Festigkeitsklasse ≥ B15 ausgeschrieben werden. Die Sockelfläche zwischen erdberührter Keller-
Hinweis: Kunstharzputze dürfen nicht als Kellerwand- wand und aufgehender Außenwand stellt eine
außenputze, d. h. im Bereich der Erdanschüttung, ver- Übergangszone dar, die vor allem durch Spritz-
wendet werden. wasser und Stoßbeanspruchung stark belastet ist.
• Außensockelputze. Außensockelputze müssen Aus diesem Grund ist der Sockelbereich beson-
ausreichend fest, wenig wassersaugend und wi- ders widerstandsfähig auszubilden. Die Sockel-
derstandsfähig gegen kombinierte Einwirkung höhe richtet sich im Wesentlichen nach dem
von Feuchtigkeit und Frost sein. Putze mit mine- Geländeverlauf, der Oberflächenbeschaffenheit
ralischen Bindemitteln müssen eine Mindest- und dem verwendeten Material der jeweils an-
druckfestigkeit von 10 N/mm2 erreichen. Wer- grenzenden Regenaufschlagfläche.
den Putzsysteme nach Tabelle 9.6 (Zeilen 31 bis In der Regel beträgt die Sockelhöhe 30 cm. Bei
34) verwendet, so bedarf es keines besonderen harter und ebener Aufprallfläche sollte sie höher
Festigkeitsnachweises. Außensockelputze der sein und der Plattenbelag ein vom Gebäude weg-
Mörtelgruppe P III auf Mauerwerk der Steinfe- führendes Gefälle aufweisen. Vorteilhafter ist ein
stigkeitsklasse ≤ 6 dürfen ausnahmsweise eine an den Sockelbereich direkt anschließendes
Mindestdruckfestigkeit von 5 N/mm2 haben. Grobkiesbett, da das Oberflächenwasser darin so-
Dieses Putzsystem muss dann wasserabweisend fort versickern kann.
ausgerüstet sein. Die Sockelfläche selbst muss eine vertikale Ab-
Hinweis: Die Anforderungen der DIN 18 550-1 (Ausg. dichtung aufweisen, die bis zur oberen horizon-
01.85) bezüglich der geforderten Druckfestigkeitsklassen
der Mauersteine und damit auch der Sockelputze ent-
talen Wandabdichtung (sog. konstruktive Sockel-
sprechen nicht mehr in allen Fällen den aktuellen bauli- linie) reicht und im Erdreich nahtlos an die
chen Gegebenheiten. vertikale Kelleraußenwand-Abdichtung über-

9.17a 9.17b

9.17 Putzabschluss- und Sockelprofile für den Außenputz. Alle Profilkanten sind mit einem schlagzähen PVC-Überzug
gegen Abrieb und Korrosion geschützt und liegen mit der fertigen Putzoberfläche bündig.
a) Putzabschlussprofile
b) Sockelprofile
682 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

geht. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 16.4.4 in Teil 1 Grund derart dampfdichter Verblendungen im Sockelbe-
dieses Werkes. reich nicht nach außen diffundieren kann, steigt sie im
Mauerwerk weiter auf (sog. Dochtwirkung), wodurch sich
Die Putzzone der aufgehenden Außenwände ist die Zerstörung von Anstrich und Putz in immer höhere Fas-
von der Dichtungszone des Bauwerkes möglichst sadenzonen verlagert.
deutlich abzusetzen (bessere Wasserableitung).
Der Sockelputz sollte hinter dem Wandputz Sanierputze
zurückspringen, zumindest bündig mit diesem
liegen, keinesfalls jedoch überstehen (Regenstau, Sanierputze werden seit etwa 25 Jahren aus
Frostschäden, Schmutzablagerungen). Werktrockenmörtel hergestellt. Es sind Putze mit
hoher Porosität und Wasserdampfdurchlässigkeit
Um ein Hinterwandern des Sockelputzes durch
bei gleichzeitig erheblich verminderter kapillarer
abfließendes Regenwasser auszuschließen, ist im
Leitfähigkeit. Ihre Wirkungsweise beruht auf fol-
Bereich der Fuge zwischen Sockel- und Wand-
genden Annahmen (Bild 9.18):
putz ein Sockelabschlussprofil anzubringen. Die-
ses wird mit Ansetzmörtel auf Zementbasis (kei- • Aufgrund der hydrophoben (wasserabweisen-
nesfalls gipshaltiges Material verwenden!) auf den) Ausrüstung des Putzes kann das im
dem aufgehenden Mauerwerk befestigt. S. hierzu Mauerwerk vorhandene salzhaltige Wasser nur
Bild 9.17 sowie Bild 9.34. etwa 5 mm tief aus dem Putzgrund in den Sa-
nierputz kapillar eindringen.
• Bedingt durch die hohe Wasserdampfdurchläs-
9.7.5.3 Sanierputzsysteme für feuchte sigkeit verdunstet das Wasser – nicht wie bei
und salzbelastete Außenwände den herkömmlichen Putzen an der Putzober-
fläche – sondern innerhalb des Putzquerschnit-
Allgemein bekannt sind die hässlichen Schadens- tes und wird dann durch Diffusion nach außen
bilder im Sockelbereich von Altbauten (histori- transportiert.
schen Gebäuden). Die Ursache hierfür ist in fast • Da Wasserdampf keine Salze transportieren
allen Fällen die Gleiche: kann, kristallisieren diese beim Verdunsten des
Aufgrund fehlender oder nicht mehr funktionie- Wassers im Inneren der Sanierputzschicht. Da-
render horizontaler bzw. vertikaler Wandabdich- bei werden die Salzkristalle in den großen
tungen kann Feuchtigkeit in das Mauerwerk ein- Porenräumen abgelagert.
dringen und dort – infolge der kapillaren • Da die Porosität sehr hoch ist, entsteht dadurch
Saugfähigkeit poröser Baustoffe – entgegen der kein Kristallisationsdruck auf das Baustoffgefü-
Schwerkraft in der Wand aufsteigen. Dabei wer- ge und somit auch kein Schaden an der Putz-
den bauschädigende Salze gelöst und von der oberfläche.
kapillar wandernden Feuchtigkeit (hygroskopi- • Damit Sanierputze langfristig funktionieren, ist
sche Feuchte) nach oben in das aufgehende dafür Sorge zu tragen, dass diese nach außen
Mauerwerk transportiert. immer durch Diffusion austrocknen können.
Beim Verdunsten des Wassers reichern sich die Anstriche und sonstige Beschichtungen dürfen
mitgeführten Salze an der Oberfläche herkömm- daher die Wasserdampfdurchlässigkeit des Sys-
9 licher Putze an und kristallisieren dort aus. tems nicht negativ beeinflussen.
Infolgedessen sind an der Grenze zwischen
dem kapillar durchfeuchteten Bereich und dem WTA-Merkblätter. Die technischen Anforderung-
trockenen Mauerwerk Salzausblühungen zu er- en an Sanierputzsysteme sind im Einzelnen dem
kennen. umfangreichen WTA-Merkblatt 2-2-91 sowie dem
Da es bei der Kristallisation aber auch zu einer Vo- WTA-Ergänzungsmerkblatt 2-6-99 [8] zu entneh-
lumenvergrößerung kommt, entstehen dadurch men.
auch noch erhebliche Drücke (Sprengkräfte), die Aufgrund der darin beschriebenen Anforderung-
zum Abplatzen des Anstriches und im Laufe der en kann nun eindeutig zwischen Sanierputzen
Zeit zur Zerstörung der Putzschale führen kön- und den weitgehend wasserdampfdichten bzw.
nen. wasserundurchlässigen Sperrputzen oder Dich-
Ungeeignete Sanierungsversuche, wie zum Beispiel das tungsschlämmen unterschieden werden.
Aufbringen von wasserundurchlässigen dichten Sperrput- Demnach sind Sanierputze keine Sperrputze,
zen der Mörtelgruppe P III, das Anbringen von Keramikflie-
sen oder Applizieren von nahezu dampfundurchlässigen
denn der Feuchtigkeitsaustausch zwischen Mau-
Beschichtungen führen meist zu einer Verschlimmerung erwerk und umgebender Luft wird von den Sa-
des Schadensbildes. Da die salzhaltige Feuchtigkeit auf nierputzen nicht behindert, sondern begünstigt.
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 683

Sanierputzsysteme Um bei hoher Versalzung des Putzgrundes das Einwan-


dern von bauschädlichen Salzen (Sulfate, Chloride, Nitra-
Sanierputzsysteme bestehen aus einzelnen, je- te) in den frischen, noch nicht ausreichend hydrophoben
weils ganz bestimmte Aufgaben übernehmen- Sanierputz zu vermeiden, wurden bisher die leichtlös-
den Komponenten, deren bauphysikalischen und lichen Salze durch Auftragen einer Bleisalzlösung in
bauchemischen Eigenschaften sorgfältig aufein- schwerlösliche Salze umgewandelt (chemisches Salzum-
wandlungsverfahren – Arbeitsschutzvorschriften beach-
ander abgestimmt sein müssen. ten!). Wegen der Giftigkeit und Umweltunverträglichkeit
Da die Sanierungssysteme sich zum Teil deutlich derartiger Produkte, sollte diese Anwendung auf Sonder-
voneinander unterscheiden, dürfen immer nur fälle beschränkt bleiben bzw. auf diese Art der Salzbe-
handlung gänzlich verzichtet werden.
Systemkomponenten von einem Hersteller ver-
wendet werden. • Spritzbewurf. Ausgehend von der jeweiligen
In der Regel besteht ein mehrlagiges Sanierputz- Putzuntergrundbeschaffenheit und den Her-
system aus stellerangaben ist zu klären, ob ein Spritzbe-
wurf notwendig ist und ob dieser netzförmig
• Spritzbewurf,
(Regelfall) oder volldeckend aufgebracht wer-
• WTA-Grundputz, den soll. Er verbessert die Haftung des Sanier-
• WTA-Sanierputz, putzes am Untergrund und gleicht die Saug-
• Anstrich oder Dekorputz. fähigkeit des Untergrundes aus (Standzeit
mind. 24 Stunden).
Sanierputze können je nach Versalzungsgrad des In der Regel wird der Spritzputz auf glatten,
Putzgrundes mehrlagig oder auch nur einlagig schwach saugenden oder inhomogenen Unter-
aufgebracht werden. Einlagige Systeme – beste- grund aufgebracht. Bei normalem, homoge-
hend aus Spritzbewurf und Sanierputz(en) – soll- nem Mauerwerk ist er nicht erforderlich.
ten nur bei geringer Versalzung eingesetzt wer-
den. • WTA-Grundputz dient zum Ausgleich großer
Unebenheiten des Putzgrundes (= Ausgleichs-
Sanierputze sind aufgrund ihrer Festmörteleigen- putz) und/oder als Salzspeicher bei besonders
schaften frostbeständig und daher auch im hoher Untergrundversalzung (= Porengrund-
Sockelbereich anwendbar. putz).
Systemkomponenten/Verarbeitung. Bei Schä- Der Porengrundputz verhindert mit seinem
digungen der Bausubstanz sollte zuerst versucht Mindestporenvolumen von 45 Vol.-%, dass die
werden, die Ursachen zu beseitigen und Maßnah- Salze aus dem Mauerwerk in den nachfolgend
men zu ergreifen, die das Wasser vom Baukörper aufzubringenden, eigentlichen Sanierputz ein-
fernhalten. wandern können. Sie kristallieren bereits im Po-
rengrundputz aus, so dass der Sanierputz unbe-
Da aber derartige Maßnahmen (Auftragen bzw. lastet trocknen und erhärten kann (Standzeit
Einfügen vertikaler oder horizontaler Abdichtun- mind. 7 Tage je cm Schichtdicke).
gen, Bohrlochinjektionen usw.) immer einen mas-
siven Eingriff in die Bausubstanz bedeuten, sind • WTA-Sanierputze können ein- oder mehrlagig
sie bei Altbauten häufig nicht durchführbar (stati- aufgebracht werden. Dabei ist eine Gesamt-
sche Gründe, Kostengründe, Nichtzugänglichkeit). putzdicke von mind. 2 cm einzuhalten. Die Sa- 9
In derartigen Fällen lassen sich mit Hilfe der Sa- nierputzdicke darf auf 1,5 cm gemindert wer-
nierputze feuchte und salzbelastete Wandflächen den, wenn Porengrundputz verwendet wird.
– im Außen- und Innenbereich – so behandeln, Einzelne Lagen müssen mind. 1 cm und dürfen
dass man langfristig intakte Putzoberflächen höchstens 2 cm dick sein. Bei zweilagigem Auf-
ohne Salzausblühungen und Absprengungen er- trag von Sanierputz darf der Sanierputz insge-
hält. samt eine Dicke von 4 cm nicht überschreiten.
Wird ein Sanierputzsystem in Innenräumen einge- Die Anforderungen an den Sanierputz im Ein-
setzt, ist für einen stetigen Luftaustausch zu sor- zelnen sind dem WTA-Merkblatt 2-2-91 [8] zu
gen. Auch Heizen und Stoßlüften beschleunigen entnehmen.
die Trocknung der Wand. • Bild 9.18. Wie die Abbildung zeigt, können auf
• Putzgrundvorbereitung/Putzgrundvorbe- Sanierputze je nach gewünschter Optik ein
handlung. Der alte, schadhafte Putz ist bis mind. wasserabweisender, diffusionsoffener Anstrich
80 bis 100 cm über der geschädigten Zone voll- (Dispersions-Silikatfarben, Siliconharzfarben)
ständig abzuschlagen und mürber Mauerwerk- oder ein mineralischer Leichtputz als Deckputz
Fugenmörtel mind. 2 cm tief auszukratzen. (Dekorputz) aufgebracht werden. Beschichtung-
684 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

9.18
Schematische Darstellung eines Sanierputzsystems
auf einer feuchten und salzbelasteten Außenwand
1 feuchtes und salzbelastetes Mauwerk (Altputz
abgeschlagen, mürbe Fugenmörtel ausgekratzt)
9.18a 2 warzenförmiger, halbdeckender Spritzbewurf
3 Porengrundputz als Pufferschicht für gelöste Salze und
als Ausgleichsschicht
4 hydrophober (wasserabweisender) Sanierputz aus Werk-
trockenmörtel mit hoher Porosität und Wasserdampf-
durchlässigkeit in 15 bis 20 mm Schichtdicke
5 Oberfläche des Sanierputzes modellierend an den
angrenzenden Altputz angepasst und die ganze
9.18b Fassadenfläche mit einem wasserabweisenden,
diffusionsoffenen Anstrich vollflächig beschichtet
6 Spachtelputz in 2 bis 5 mm Schichtdicke als glatte
Oberfläche für Anstrich
7 wasserabweisender, diffusionsoffener Anstrich
8 mineralischer Leichtputz (weiß oder eingefärbt und
gestrichen) als Deckputz/Strukturputz
9 Wassertransport durch Diffusion und Verdunstung
9.18c Capatect Dämmsysteme GmbH, Ober-Ramstadt

en aus Dispersionsfarben sind in der Regel zu In jüngster Zeit hat die Ziegelindustrie weitere
wasserdampfdicht. Weitere Einzelheiten sind Verbesserungen hinsichtlich der Wärmedämm-
der Spezialliteratur [9], [10], [11] zu entnehmen. eigenschaft erreicht, so dass zur Zeit Werte von
0,09 W/(m · K) erreichbar sind.
9.7.5.4 Leichtputze auf wärmedämmenden Um gleichzeitig den erhöhten Wärmedurch-
Wandbaustoffen gang im Fugenbereich zu reduzieren, wurden
Leichtmauermörtel mit Leichtzuschlägen (z. B.
Die steigenden Anforderungen an den Wärme- Blähton, Bims, geschäumtes Polystyrol) und
schutz einschaliger, monolithischer Außenwände Luftporenbildnern entwickelt. Ihre Wärmeleit-
hat die Eigenschaften dieser Putzuntergründe im rechenwerte sind Abschn. 6.2.2.3, Mauermörtel,
Laufe der letzten Jahre entscheidend verändert. Teil 1 dieses Werkes zu entnehmen.
An Stelle des herkömmlichen Mauerwerkes – das Nach DIN 1053-1 können die Stoßfugen ver-
im Wesentlichen statisch/lastabragende Funktio- mörtelt und unvermörtelt ausgeführt werden.
nen zu erfüllen hatte und aus relativ festen kleinen Mit der Einführung der mörtelfreien Stoßfuge –
Steinen mit hohem Fugenanteil bestand – treten hierbei werden sog. Zahnziegel „knirsch“ mit ei-
zunehmend leichtere, hoch wärmedämmende nem tolerierten Zwischenraum von max. 5 mm
9 großformatige Wandbildner (z. B. Leichthochloch- gestoßen – ergeben sich für den Putzgrund
ziegel, Bimshohlblocksteine, Porenbetonsteine). und seine Beurteilung weitere Probleme. Bei
Am Beispiel der Weiterentwicklung des Leicht- der unvermörtelten Fuge entstehen offene Be-
hochlochziegels (DIN 105-2) lässt sich der Wandel reiche, die vom Putz ohne Haftung überbrückt
des Putzgrundes am Besten verdeutlichen: werden müssen.
• Putzgrund aus Leichtziegeln. Die wesentliche Durch den Verzicht auf die Stoßfugenvermörte-
Verbesserung der Wärmedämmeigenschaft lung und den Einsatz von Leichtmauermörteln
und die damit zusammenhängende Gewichts- werden bei porosierten und dicht gelochten
reduzierung von Leichtziegeln wurde einmal Leichtziegeln die „Querstabilität“ einer Wand
durch die starke Porosierung des Scherbens außerdem deutlich gemindert (geringere Quer-
(verminderte Steinrohdichte), zum anderen druckfestigkeit). Bei auftretenden Querkräften
durch die Optimierung des Lochbildes (Luft- (z. B. bei Maueröffnungen infolge eines De-
kammern) erreicht. Daraus resultierend konn- ckenschubes einer Betondecke) können da-
ten die Steinformate vergrößert (Rationalisie- durch Mauerrisse entstehen, die sich auf den
rungseffekt) und somit auch der Fugenanteil Außenputz übertragen, sofern dieser keine aus-
verringert werden. reichende „Entkopplungsfähigkeit“ besitzt. Auf
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 685

die weiterführende Spezialliteratur [34] wird Mineralische und/oder organische Leichtzuschlä-


verwiesen. ge mit porigem Gefüge sowie Luftporenbildner
Auf dieses neu eingeführte wärmedämmende sorgen unter anderem für die Reduzierung des
Leichtziegel-Mauerwerk wurden zunächst die Putzgewichtes bzw. der Putzfestigkeit und damit
herkömmlichen, relativ schweren und star- des E-Moduls sowie für eine bessere Verarbeit-
ren mineralischen Putze gemäß DIN 18 550 barkeit des Putzmörtels (je niedriger der Elasti-
(Ausg. 01.85) aufgetragen und damit gegen die zitätsmodul, desto günstiger das Verformungs-
alte Putzregel – nicht hart auf weich zu putzen verhalten).
– verstoßen. Es kam zu Rissen in der Putzschale Der Aufbau eines Putzes richtet sich nach den je-
und zu Ablöseerscheinungen vom Putzgrund. weiligen Anforderungen, die an ihn gestellt wer-
Außenwände unterliegen jedoch auch erhebli- den und nach der Beschaffenheit des Putzgrun-
chen Temperaturbelastungen. Besonders bei des.
hoch wärmedämmenden Wandbaustoffen Beim Putzsystem (zweilagiger Leichtputz) müs-
führt intensive Sonnenbestrahlung im Außen- sen die mechanischen und physikalischen Eigen-
putz zu hohen thermischen Beanspruchungen schaften des Unterputzes und des Oberputzes
(Wärmestau, Spannungen, Verformungsbestre- aufeinander abgestimmt sein. Der weiche Unter-
bungen), die die Festigkeitseigenschaften her- putz (Leichtputz) muss die Entkopplung ermögli-
kömmlicher starrer Außenputz übersteigen. chen, auf den der härtere Oberputz (Deckputz)
aufgebracht wird und zwar entgegen der her-
Da poröse Wandbildner jedoch verstärkt Was-
kömmlichen Putzregel „weich auf hart“.
ser (Regenfeuchte) aufnehmen und nur trocke-
ne Wände eine optimale Wärmedämmung auf- Zweilagige Putzsysteme bestehen in der Regel
weisen, muss der Außenputz gerade diesen aus einem etwa 15 bis 18 mm dicken Unterputz
Putzgrund dauerhaft und sicher vor Schlag- und dem dazugehörigen etwa 3 bis 5 mm dicken
regen und Feuchtigkeit schützen. Oberputz. Die mittlere Dicke des Gesamtputzes
beträgt demnach etwa 20 mm. Außerdem muss
Im Laufe der Jahre setzte sich die Erkenntnis das Putzsystem durch Hydrophobierung dauer-
durch, dass Leichtmauerwerk generell – und haft wasserabweisend sein und gleichzeitig eine
zwar sowohl Leichtziegel als auch Leichtbeton hohe Wasserdampfdurchlässigkeit aufweisen.
und Porenbeton – mit einem Putzsystem zu ver-
putzen ist, das eine gewisse „Entkopplung“ zwi- Hinweis. Leichtputze sind keine Wärmedämmputze, wie sie
in Abschn. 9.11.4 erläutert sind, da diese hinsichtlich der
schen Putzgrund und Außenputz ermöglicht. Wärmedämmung nur geringe Verbesserung erbringen und
Damit ist der herkömmlichen Putzregel (bei ansonsten andere Aufgaben zu erfüllen haben. Es ist auch
starrem Mauerwerk) – nicht hart auf weich zu darauf hinzuweisen, dass einlagige Leichtputze mit Baugips
in DIN 18 550 (Ausg. 01.85) nicht behandelt werden. Einzel-
putzen – die neue Putzregel (bei hoch wärme- heiten hierzu s. Abschn. 9.7.6.3
dämmenden Wandbaustoffen) – Entkopplung
durch eine schubweiche Zwischenschicht – ge- Tabelle 9.19. In dieser Tabelle sind Putzsysteme
genüberzustellen. für Außenputze mit Leichtputz angegeben, bei
Auf diesem Entkopplungsprinzip beruht die denen die Anforderungen an den Putz als erfüllt
Wirkungsweise sowohl der Wärmedämm-Ver- angesehen werden können. 9
bundsysteme (WDVS) als auch – in geringerem Tabelle 9.19 Putzsysteme für Außenputze mit Leichtputz
Maße – die der Wärmedämmputz- und Leicht- nach DIN 18 550 (Ausg. 01.85)
putz-Systeme.
Lfd. Anforderung Unterputz Oberputz
Nr. an das Leichtputzmörtel Putzmörtel
Putzsystem entsprechend entsprechend
Leichtputzsysteme1) Mörtelgruppe Mörtelgruppe
Leichtputze gemäß DIN 18 550 sind mineralisch 1 – P Ic
gebundene, aus Werktrockenmörtel hergestellte
Putze mit begrenzter Rohdichte. Sie werden zum 2 wasser- – P II
abweisend
Verputzen von hoch wärmedämmendem Leicht- 3 P II P Ic
mauerwerk aus porosierten Leichtziegeln, Leicht-
beton und Porenbeton entwickelt. Dabei wirkt 4 P II P II
der Unterputz mit seiner geringen Rohdichte als
sog. schubweiche Entkopplungsschicht zwischen 1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 9.12 zu ent-
Putzgrund und dem Oberputz. nehmen.
686 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

Für Innenputze gelten die Tabellen 9.8 und 9.9. dichte und eines niedrigen Elastizitätsmoduls
Vgl. hierzu auch Abschn. 9.7.6.3, Einlagige Leicht- kombinieren sie die Eigenschaften von Leichtput-
putze mit Baugips für den Innenbereich. zen mit denen von faserhaltigen Renovierputzen.
• Leichtunterputze entsprechen, wie Tabelle Sie sind sowohl als Unterputz als auch als Ober-
9.19 zeigt, der Mörtelgruppe P II. Sie sollen eine putz verwendbar.
Druckfestigkeit zwischen 2,5 und 5,0 N/mm2 9.7.5.5 Edelputze
sowie eine Rohdichte zwischen 600 und 1300
kg/m3 aufweisen. Neben Luftporenbildnern Früher wurden die Putzmörtel von den Verarbei-
und mineralischen Leichtzuschlägen (Bims, Per- tern auf der Baustelle selbst zusammengesetzt
lit, Blähton, Blähglaskügelchen usw.) kommt bei und aufbereitet. Bereits vor nahezu 100 Jahren
einigen Produkten auch noch organischer Zu- begann man jedoch damit, fertige Trockenmi-
schlag in Form von EPS-Perlen (expandiertes schungen an die Baustelle zu liefern, um daraus
Polystyrol) hinzu. sog. „Edelputze“ (eine Bezeichnung der Werkmör-
Derartige Leichtputze mit organischen Zuschlä- telindustrie) herzustellen. Mit der fabrikmäßigen
gen dürfen im Außenbereich jedoch nur als Un- Fertigung wurde es möglich, Körnungen (und
terputze verwendet werden. Nach DIN 4102 damit Strukturen) sowie Farbgebung für Putz-
gelten sie als nichtbrennbar (Baustoffklasse flächen schon vor der Verarbeitung festzulegen.
A1), sofern der Gesamtgehalt an organischen Unter Berücksichtigung veränderter Umweltbe-
Anteilen einen Massenanteil von 1,0 % nicht dingungen und nicht zuletzt im Hinblick auf die
überschreitet. modernen leichten Wandbaustoffe sind diese
Verarbeitung (vom zweilagig aufgebauten Gesamtputz- Produkte im Laufe der Jahre weiter verbessert
system). Bei einheitlichem und gleichmäßigem Mauer- worden, so dass sich die Werkmörtel – vor allem
werk aus porosierten Leichtziegeln wird der Leichtunter- lagerfähige Werktrockenmörtel – heute allge-
putz in einem Arbeitsgang auf den vorbereiteten mein durchgesetzt haben. Vgl. Abschn. 9.4.1.2,
Putzgrund (vorgenässt oder grundiert) aufgetragen. Ein
Spritzbewurf ist in der Regel nicht erforderlich. Zubereitung und Lieferform der Putzmörtel.
Bei ungleich saugendem Mischmauerwerk trägt man Edelputz ist ein Wertbegriff für weiße und farbige
den Unterputz vorteilhafterweise in zwei Arbeitsgängen mineralische Werktrockenmörtel zur Herstellung
auf. Dabei wird zunächst eine erste Schicht von etwa 8 bis von Oberputzen für außen und innen gemäß DIN
10 mm Dicke aufgespritzt. Wird auf schwierigem Putz-
grund eine Putzarmierung für erforderlich gehalten, so 18550. Edelputze sind witterungsbeständig, dau-
ist diese anschließend in den Mörtel einzubetten. Nach erhaft wasserabweisend und gleichzeitig wasser-
dem ersten Ansteifen des Mörtels (Wartezeiten der Her- dampfdurchlässig sowie in Farbe und Ober-
steller beachten) wird die weitere Schicht bis zur erfor- flächenstruktur vielfältig gestaltbar.
derlichen Unterputzdicke aufgebracht.
Vor dem Auftragen des Oberputzes muss eine bestimm- Die Mörtel sind lieferbar für die verschiedensten
te Mindeststandzeit des Unterputzes nach Angabe des Putzweisen; als besonders günstige Oberflächen-
Herstellers (z. B. 1 Tag je mm Putzdicke) eingehalten wer- struktur wird die Kratzputztechnik angesehen.
den. Da der Unterputz hydrophob (wasserabweisend) Edelputze eignen sich auch als Oberputz auf
ausgebildet ist, muss dieser in der Regel nach Hersteller-
vorgabe im Farbton des Oberputzes grundiert werden. Leichtunterputz, EPS-Wärmedämmputz sowie
Anschließend wird der Oberputz aufgetragen und ge- auf Wärmedämm-Verbundsystemen. Weitere Ein-
9 glättet oder strukturiert. zelheiten sind den Informationsbroschüren [13]
• Oberputze auf Leichtunterputzen entsprechen der Deutschen Mörtelindustrie zu entnehmen.
gemäß Tabelle 9.19 den Mörtelgruppen P II
oder P I c, wobei die Druckfestigkeit von P II 9.7.6 Mineralisch gebundene
2,5 N/mm2 nicht unterschreiten darf und in
Innenputze1)
der Regel 5, N/mm2 nicht überschreiten soll.
Auf allen Leichtunterputzen darf im Außenbe- Auch an den Innenputz werden ganz bestimmte
reich kein organischer Oberputz (Kunstharz- Anforderungen gestellt. Neben seiner Bedeutung
putz) aufgetragen werden.Weitere Einzelheiten für die Innenraumgestaltung hat er sowohl bau-
sind dem Merkblatt [12] zu entnehmen. physikalische Aufgaben als auch mechanische
Anforderungen zu erfüllen.
Faserbewehrte Leichtputze. Um das Risiko der
1) DIN EN 13 944-2 – Planung, Zubereitung und Ausführung
Rissbildung auf hoch wärmedämmendem Mau-
von Innen- und Außenputzen – Teil 2: Innenputze – ist
erwerk noch weiter zu mindern, wurden faserbe- vorgesehen als teilweiser Ersatz für DIN 18 550 (Ausg.
wehrte Kalk-Zement-Putze als Leichtputze auf 01.85). Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 9.12 zu
den Markt gebracht. Aufgrund der geringen Roh- entnehmen.
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 687

Für die Auswahl des Innenputzes sind – ähnlich • Tabelle 9.8 für Innenwandputze
wie beim Außenputz – seine örtliche Lage im • Tabelle 9.9 für Innendeckenputze.
Bauwerk (z. B. als Wand- oder Deckenputz), die
daraus erwachsenden Anforderungen (z. B. Stoß-
und Abriebfestigkeit) sowie die Beschaffenheit 9.7.6.1 Innenputze, die allgemeinen
des jeweiligen Putzgrundes von Bedeutung. Anforderungen genügen
Auch beim Innenputz müssen gemäß DIN 18 550
die an einen Putz zu stellenden Anforderungen Auf die allgemeinen Anforderungen, wie gute
grundsätzlich vom Gesamtsystem – d. h. von al- Haftung der Putzlagen untereinander und am
len Schichten einer Wand, wie zum Beispiel Putz- Putzgrund, gleichmäßiges Gefüge, Festigkeit,
grund, Putzlagen und ggf. sonstigen Beschichtun- Brandverhalten, Wasserdampfdurchlässigkeit –
gen – zusammen dauerhaft erfüllt werden. die jede Putzart erfüllen muss – wurde bereits in
Bewährte Putzsysteme sind zusammengestellt in Abschn. 9.1 hingewiesen.

9.20a 9.20b 9.20c 9.20d


9.20 Putzeckprofile für den Innenputz
a) Profil mit besonders schmaler Kopfform c) Profil in scharfkantiger Ausführung
b) Profil für Kunstharzputz geeignet d) Profil für Dünnbeschichtung auf Porenbeton
Protektorwerk, Gaggenau

9.21 Putzanschlussprofile für den Innenputz. Zur Herstellung von Schattenfugen, beispielsweise zwischen Putzflächen
und Holztürzargen oder anderen Bauteilen
Protektorwerk, Gaggenau
688 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

Innenputze eignen sich insbesondere zur Her- • Innenwand- und Innendeckenputze für
stellung ebener und fluchtgerechter Wand- und Feuchträume. Derartige Innenputze müssen
Deckenflächen, die gegebenenfalls noch mit gegen langzeitig einwirkende Feuchtigkeit be-
Anstrichen, Tapeten oder Kunstharzputzen be- ständig sein. Feuchtraumbeständige Putzsys-
schichtet werden können und dann eine be- teme sind den Tabellen 9.8 und 9.9 zu entneh-
stimmte Mindestdruckfestigkeit sowie ein ent- men.
sprechendes Haftvermögen aufweisen müssen. Putzsysteme, die Bindemittel nach DIN 1168-1
Verputzte Innenflächen von bewohnten Räumen (Baugipse) und DIN 4208 (Anhydritbinder) be-
sollten außerdem die Fähigkeit besitzen, Wasser- inhalten, scheiden für diese Putzanwendung
dampf (Luftfeuchte) aufnehmen, zu speichern aus. Für Räume mit üblicher Luftfeuchte –
und zur gegebenen Zeit langsam an trockene einschließlich der häuslichen Küchen und Bä-
Raumluft wieder abgeben zu können (klimare- der – sind derartige Gipsputze jedoch geeignet.
gulierende Wirkung). Innenputze sind deshalb in
der Regel mindestens 10 mm dick vorzusehen. 9.7.6.3 Innenputze mit Gips
Einzelheiten hierzu s. Abschn. 9.5, Putzaufbau und
Putzdicke sowie Abschn. 9.7.6.3, Dünnlagenputz. Putze mit Gips eignen sich als Wand- und
Auch beim Innenputz gilt die Regel, dass die Fes- Deckenputz für Innenräume, die keiner langzeitig
tigkeit des Putzes vom Putzgrund zur Putzober- einwirkenden Feuchtigkeit ausgesetzt sind. Nach
fläche hin abnehmen soll (Festigkeitsgefälle bei DIN 18 550 (Ausg. 01.85) werden sie der Mörtel-
Mauersteinen mit hoher Rohdichte). Dies gilt gruppe P IV zugeordnet und die verschiedenen
auch für die in den Abschnitten 9.7.5.4 und Mörtelarten in Tabelle 9.4 (Zeilen 10 bis 13) näher
9.7.6.3 näher beschriebenen Leichtputze für den beschrieben. Die Mörtelart ist im Wesentlichen
Innenbereich. nach den zu erwartenden Beanspruchungen des
• Innenputze für nur geringe Beanspruchun- Putzes und der Beschaffenheit des Putzgrundes
gen, an die keine Festigkeitsanforderungen ge- auszuwählen. Einzelheiten über die im Bauwesen
stellt werden (Mörtelgruppe P I a, P I b und P IV verwendeten Gipssorten und ihre Einsatzberei-
d), zeigen die Tabellen 9.8 und 9.9, jeweils Zei- che sind den Abschnitten 9.3.1 und 9.4.1, be-
len 1 bis 4. währte Putzsysteme den Tabellen 9.8 und 9.9 zu
entnehmen.
• Innenputze für übliche Beanspruchungen,
an die z. B. Anforderungen als Träger von Anstri- Gipsputze weisen folgende Vorteile auf: Festig-
chen, Tapeten oder Kunstharzputzen gestellt keit und Härte (einstellbar durch geeignete
werden, müssen eine Mindestdruckfestigkeit Gipssorten bzw. Sand- und Kalkbeimischungen),
von 1,0 N/mm2 aufweisen. Ein Nachweis ist gute Haftfestigkeit (als Deckenputz, bei Rabitzar-
nicht erforderlich, wenn Putze nach Tabelle 9.8 beiten usw.), klimaregulierende Wirkung (Puffer
(Zeilen 5 bis 15) und Tabelle 9.9 (Zeilen 5 bis 13) bei Feuchtigkeitsspitzen vor allem in häuslichen
gewählt werden. Küchen und Bädern), anpassbare Versteifungs-
zeit (wichtig beim Einsatz von Putzmaschinen),
kurzer Abbindevorgang (keine langanhaltende
9 9.7.6.2 Innenputze, die zusätzlichen
Anforderungen genügen Baufeuchtigkeit), geeignet zur Herstellung von
Flächen, an deren Glätte und Formbeständigkeit
An Innenputze können eine ganze Reihe weiterer hohe Anforderungen gestellt werden, idealer
Anforderungen gestellt werden. DIN 18 550 Baustoff für feuerhemmend oder feuerbeständig
(Ausg. 01.85) nennt im Einzelnen: auszubildende Konstruktionen (im Brandfalle
• Innenwandputze mit erhöhter Abriebfestig- bzw. bei Hitzeeinwirkung entsteht ein schützen-
keit. Innenwandflächen, die mechanischer Be- der Dampfschleier durch entweichendes Kristall-
anspruchung ausgesetzt sind (z. B. in Treppen- wasser).
häusern, in Fluren von öffentlichen Gebäuden • Einlagige Gipsputze werden aus Maschinen-
und Schulen), erfordern Putze mit einer Min- putzgips, Haftputzgips und Fertigputzgips her-
destdruckfestigkeit von 2,0 N/mm2 sowie Putz- gestellt, die verarbeitungsfähig als Werk-
oberflächen erhöhter Abriebfestigkeit. Die An- trockenmörtel geliefert und denen an der
forderungen an eine erhöhte Abriebfestigkeit Baustelle nur noch das erforderliche Wasser
werden von Putzsystemen nach Tabelle 9.8 richtig dosiert zugesetzt wird. Mögliche Schä-
(Zeilen 7 bis 15), mit Ausnahme von Mörtel- den, wie sie beim Mehrlagen-Putz durch
gruppe P I als Oberputz, erfüllt. falschen Putzaufbau auftreten können, sind
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 689

beim einlagigen Gipsputz von vornherein aus- Zum Vergleich: Um einen derart dicken Putzauftrag mit
geschlossen. herkömmlichen schweren Putzen herstellen zu können,
mussten seither jeweils mehrere, in ihrer Festigkeit genau
Im Hinblick auf die Haftung ist zwischen putz- aufeinander abgestimmte Putzlagen in mehreren Ar-
freundlichen Untergründen (z. B. Ziegel-, Kalk- beitsgängen – unter Beachtung notwendiger Wartezei-
sandstein-, Hohlblockmauerwerk, saugendem ten – aufgebracht werden.
Beton) sowie schwierigen Putzgründen (z. B. • Wie in Abschnitt 9.7.5.4, Leichtputze auf wärme-
schwach saugendem, glattem Beton) zu un- dämmenden Wandbaustoffen, bereits erwähnt,
terscheiden. Auf diese Gegebenheiten ist die werden Leichtputze mit Baugips in der DIN
Wahl der Gipssorten und die Vorbehandlungs- 18 550 (Ausg. 01.85) nicht behandelt. Daher sind
art des Putzgrundes (z. B. Grundiermittel bei folgende Hinweise besonders zu beachten:
stark saugendem Grund, Haftbrücken auf dich- • Gips-Leichtputze sind nur im Innenbereich
ten Betonflächen) abzustimmen. Bei einlagigen auszuführen.
Innenputzen beträgt die mittlere Putzdicke in
der Regel 10 mm. Putze aus Maschinenputz- • Gips-Leichtputze sind stets einlagig herzu-
gips, Haftputzgips und Fertigputzgips sind der stellen.
Mörtelgruppe P IV a zugeordnet. • Die Dicke der Gips-Leichtputze soll 10 mm
nicht unterschreiten.
• Dünnlagenputz (Dünnschichtputz). Die Wand-
oberflächen im Objektbau werden immer ebe- • Mehrlagige Putze mit Gips. Bei der Aus-
ner, weil sich aus wirtschaftlichen Gründen führung mehrlagiger Putze mit Gips ist durch
Plansteinmauerwerk aus großformatigen Plan- die Wahl entsprechender Mörtel bzw. Mi-
steinen (z. B. Planziegelsteine, Kalksandstein- schungsverhältnisse gemäß Tabelle 9.4 (Zeilen
und Porenbetonelemente) immer mehr durch- 10 bis 13) dafür zu sorgen, dass der Unterputz
setzt. Ein dickschichtiges Verputzen zum Aus- zumindest die gleiche Festigkeit wie der Ober-
gleich von Unebenheiten – wie dies bei her- putz erreicht. In Gipskalk- und Kalkgipsputzen
kömmlichem Mauerwerk notwendig ist – ist bei nimmt die Festigkeit mit steigendem Gipsge-
derart planebenen Flächen nicht mehr erfor- halt des Mörtels zu. Wird der Oberputz unter
derlich. Verwendung von Gips hergestellt, sollte auch
beim Unterputz Gips verwendet werden.
Dünnlagenputze auf der Bindemittelbasis Gips
erfüllen diese Forderungen, da sie sowohl dünn Um für den weiteren Putzauftrag eine genü-
(2 bis 3 mm) als auch bei Bedarf dicker (8 bis gend raue Oberfläche zu erhalten, ist die Ober-
10 mm) aufgetragen werden können. Dünnput- fläche der ersten Gipsputzlage in noch weichem
ze trocknen auch schnell aus (3 mm Dünnputz Zustand mit dem Putzkamm aufzukämmen und
= 3 Tage Trockenzeit). Einzelheiten hierzu sind erst nach dem Erhärten die zweite Lage aufzu-
dem Merkblatt „Dünnlagenputz im Innenbe- tragen. Die Dicke der mehrlagig verarbeiteten,
reich“ zu entnehmen. gipshaltigen Putze beträgt im Mittel etwa
Hinweis. Dünnlagenputze werden die konventionellen
15 mm. Weitere Einzelheiten sind der Spezial-
Gipsputze sicherlich nicht ersetzen, sondern stellen eine literatur [2], [14] zu entnehmen.
sinnvolle Ergänzung zum Verputzen von großformatigen
Plansteinen dar. Allerdings gilt es zu bedenken, dass ge-
rade Gipsputze in der Lage sind, vorhandene Raumfeuch-
9.7.6.4 Innenputze mit Kalk 9
te schnell aufzunehmen und bei Trockenheit wieder ab- Putze mit Kalk eignen sich als Wand- und Decken-
zugeben. Diese klimaregulierende Wirkung ist bei 2 oder putze für nahezu alle Innenräume. Nach DIN
3 mm dicken Putzen natürlich kaum mehr gegeben.
18 550 (Ausg. 01.85) werden sie im Wesentlichen
• Spritzputzspachtel beruhen auf der Bindemit- den Mörtelgruppen P I und P II zugeordnet und
telbasis Acrylharzdispersion und können in die verschiedenen Mörtelarten in Tabelle 9.4 (Zei-
noch geringeren Schichtdicken (0,5 bis 3 mm) len 1 bis 7) näher beschrieben.
aufgespritzt werden. Die Mörtelart ist nach den zu erwartenden Bean-
• Leichtputze mit Baugips wurden entwickelt, spruchungen des Putzes und der Beschaffenheit
um neuzeitliches Mauerwerk aus porosierten des Putzgrundes auszuwählen. Einzelheiten über
Steinen, Betondecken sowie stark unterschied- die im Bauwesen verwendeten Kalksorten und
lich saugende Putzgründe problemlos und ihre Einsatzbereiche sind den Abschnitten 9.3.1
rationell verputzen zu können. Damit hat der und 9.4.1, bewährte Putzsysteme den Tabellen
Handwerker die Möglichkeit, sowohl leichte 9.8 und 9.9 zu entnehmen. Auf die in Abschn.
wie schwere Wandbildner in Schichtdicken bis 9.7.5.4 erläuterten Leichtputze für den Innenbe-
zu 25 mm in einem Arbeitsgang zu verputzen. reich wird besonders hingewiesen.
690 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

Da die Mörtel aus Luftkalken und Wasserkalken überwie- schrieben, ist hierfür in der Regel Mörtel der
gend dadurch erhärten, dass sie Kohlendioxid aus der Luft Mörtelgruppe P III zu verwenden. Auf den
aufnehmen (Karbonaterhärtung), andererseits für den Ver-
lauf dieser Reaktion auch Feuchtigkeit benötigen (ein völlig Spritzbewurf darf jedoch erst geputzt werden,
trockener Luftkalkmörtel kann nicht erhärten), ist dafür wenn dieser ausreichend erhärtet ist.
Sorge zu tragen, dass die für die Erhärtung des Innenputzes Im Hinblick auf den damit verbundenen Auf-
erforderliche Mindestfeuchtigkeit durch Nachnässen erhal-
ten bleibt und gleichzeitig eine gute Raumlüftung gewähr- wand und die notwendige Wartezeit kann an-
leistet ist. stelle des Spritzbewurfes auch eine sog. Haft-
Damit dieser Abbindevorgang nicht verhindert wird (Folge: brücke flüssig aufgetragen werden, die im
Festigkeitseinbuße), dürfen auch die Putze – vor allem die Wesentlichen ein Gemisch aus Kunststoffdis-
Luftkalkputze der Mörtelgruppe P I – nicht zu früh durch persion und Quarzsand darstellt.
schnell härtende Oberputze o. Ä. abgedeckt werden. Die Er-
härtung des Unterputzes muss vorher weitgehend abge- Auf einen derart vorbereiteten Untergrund
schlossen sein. werden dann entweder in herkömmlicher Wei-
Vielfach wird darauf noch eine gipsreiche Feinputzschicht se mehrlagig aufgebaute Kalkzement- bzw.
aufgebracht, um eine möglichst glatte Oberfläche zu errei- Kalkgipsputze oder einlagige Leichtputze aus
chen. Dieser Putzaufbau muss jedoch zu Schäden führen, Werktrockenmörtel aufgebracht. S. hierzu auch
weil gegen eine der wichtigsten Putzregeln, wonach der Abschn. 9.7.5.4.
Oberputz nicht härter als der Unterputz sein darf (Festig-
keitsgefälle), verstoßen wird. • Gipsputze auf Betonflächen. Zum Verputzen
von Wand- und vor allem Deckenflächen aus
9.7.6.5 Innenputze auf Betonflächen Beton haben sich Gipsputze, insbesondere
werkseitig verarbeitungsfähig gelieferte Ma-
Zum Verputzen von Wand- und Deckenflächen
schinenputzgipse und Haftputzgipse bestens
aus Beton haben sich vor allem Kalkzement- und
bewährt. S. hierzu Abschn. 9.7.1, Baugipse.
Kalkgipsputze sowie Gipsputze bewährt.
Bedingt durch den Wandel der Putztechnik
Vor Beginn der Putzarbeiten ist zunächst die Be-
während der letzten Jahrzehnte werden diese
schaffenheit des Putzgrundes sorgfältig zu prü-
Gipsputze unmittelbar einlagig, im Mittel etwa
fen. Dabei sind durch Ansehen sowie Wisch-,
10 mm dick, nach Herstellerangabe maschinell
Kratz- und Benetzungsproben vor allem der
aufgetragen. Geeignet sind auch Leichtputze mit
Feuchtegehalt, die Saugfähigkeit, die Festigkeit,
Gips, wie sie in Abschn. 9.7.6.3 genannt sind.
die Sauberkeit und die Ebenheit der zu verput-
zenden Oberfläche zu kontrollieren. Auf dichte, glatte Betonfertigteile und Beton-
dachdecken ist immer eine Haftbrücke aus
Staub, lose Bestandteile, anhaftende Sinterhaut,
Kunststoffdispersion aufzutragen, stark saugen-
Mörtelspritzer usw. müssen durch Abkehren,
der Untergrund mit Grundiermittel vorzube-
Bürsten oder Sandstrahlen, Schalungstrennmit-
handeln. Sind Bewegungen beispielsweise zwi-
telrückstände durch Lösemittel beseitigt werden.
schen Betondachdecken und angrenzenden
Junger und nasser Beton kann nicht verputzt Wänden zu erwarten, so ist der Deckenputz
werden, da die Verformungen noch nicht genü- durch entsprechende Putzprofile oder Kellen-
gend abgeklungen sind und Betonflächen ausrei- schnitte (Fugenschnitt) abzutrennen.
chend saugfähig sein müssen. Eine ausreichende
9 Trockenheit muss daher vor Putzbeginn in jedem Muss ausnahmsweise zweilagig geputzt wer-
den, so ist die Oberfläche der ersten Gipsputzla-
Fall abgewartet werden.
ge in noch weichem Zustand aufzurauen (Putz-
Alle nicht putzbaren Bauteile (Holz-, Stahl-, Kunst- kamm) und erst nach dem Erhärten die zweite
stoffteile) sind mit einem Putzträger, wie in Ab- Lage aufzutragen. Weitere Einzelheiten sind der
schn. 9.7.2 erläutert, zu überspannen und alle Spezialliteratur [15] zu entnehmen.
Stahlteile dauerhaft gegen Rost zu schützen.
Hinweis. Gipsputze dürfen auf Betonflächen bei Bauteil-
• Kalkzement- bzw. Kalkgipsputze auf Beton- temperaturen unter +5 °C und Bauteilfeuchte größer
flächen. Flächen aus Ortbeton, vor allem aber 3 Gew.-% nicht aufgetragen werden, da ein ausreichend
von Betonfertigteilen, weisen häufig eine sehr stabiler Haftverbund bei derart ungeeigneter Beschaf-
fenheit des Untergrundes nicht erreichbar ist. Als Faustre-
dichte und glatte Oberfläche auf. Als Putz- gel gilt: Erst 8 Wochen nach dem Betonieren im Sommer
grundvorbereitung wird daher in herkömmli- und erst nach etwa 60 frostfreien Tagen im Winter, ist ein
cher Weise ein Spritzbewurf mit grober Sand- Verputzen von Betonuntergrund möglich. Es ist auch
körnung aufgebracht. Dieser hat die Aufgabe, Stand der Technik, Betonflächen vor dem Putzauftrag mit
einer Haftbrücke aus Kunstharzdispersion zu behandeln.
die Haftfläche und die Verzahnungsmöglich- Einzelheiten hierzu sind den Merkblättern „Gipsputze
keiten des Putzes mit dem Untergrund zu und gipshaltige Putze“ [15] und „Haftbrücken für Gips-
vergrößern. Wie in Abschn. 9.7.1 näher be- putze und gipshaltige Putze“ zu entnehmen.
9.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 691

9.7.6.6 Innenputze für Drahtputzdecken mit größerer Eigensteifigkeit verwendet wird, so


(Rabitzdecken) dass die Putzdecke zwischen den Tragstäben
nicht durchhängen kann.
Hängende Drahtputzdecken nach DIN 4121 sind
ebene oder anders geformte Unterdecken, die an Bild 9.22 zeigt eine zeitgemäßere Konstruk-
tragenden Bauteilen befestigt werden. Sie beste- tion. Diese Putzträgerdecke besteht aus Rip-
hen in der Regel aus Abhängern, der Unterkon- penstreckmetall, T-förmigen Tragschienen und
struktion, dem Putzträger und dem Putz (Bild Noniusabhängern.
9.24). Drahtputzdecken besitzen keine wesentli- Hängende Drahtputzdecken sind gegen seitli-
che Tragfähigkeit und dürfen daher weder betre- ches Verschieben zu sichern, indem die Trag-
ten noch belastet werden. Ihre Konstruktion ent- konstruktion fest mit den angrenzenden Wän-
spricht der herkömmlichen Bauweise. den verbunden wird. Die Deckenschalen selbst
sind jedoch freischwebend auszubilden und
• Abhänger. Als Abhänger eignen sich nach der eine ringsumlaufende Trennfuge von mind.
Norm Rundstähle von mind. 5 mm Durchmes- 8 mm vorzusehen, wenn sie unter Flachdach-
ser oder andere Spezialabhänger mit gleicher decken eingebaut (ruhendes Luftpolster er-
Zugfestigkeit. Die Anzahl der Abhänger je m2 gäbe Taupunktverschiebung), starke Tempera-
und deren Abstand richtet sich im Wesentli- turschwankungen (z. B. Deckenstrahlungshei-
chen nach der Art der Unterkonstruktion, ins- zungen) oder Erschütterungen zu erwarten
besondere nach deren Tragfähigkeit und Ver- sind und der Putz aus Mörtel der Mörtelgruppe
formbarkeit. Es sind jedoch mind. 3 Abhänger je P II besteht.
m2 in möglichst gleichen Abständen anzuord-
nen und normgerecht an den tragenden Bau- • Metallputzträger. Geeignete Metallputzträger
teilen zu befestigen. zur Herstellung von Drahtputzdecken – wie
beispielsweise Rippenstreckmetall, Drahtgitter
Einzelheiten über die Befestigungsart der Ab- mit hinterlegter Absorptionspappe sowie Zie-
hänger an den verschiedenen Deckenarten geldrahtgewebe – sind in Abschn. 9.7.2 im Ein-
sind DIN 4121 zu entnehmen. So sollten bereits zelnen erläutert und in den Bildern 9.14 und
bei der Herstellung von Stahlbetondecken ge- 9.16-3 dargestellt. Sie sind straff zu spannen
eignete Vorrichtungen für das Anbringen der und sorgfältig an der Unterkonstruktion zu be-
Abhänger vorgesehen werden (z. B. einbeto- festigen. Werden Anforderungen an den Brand-
nierte Ankerschienen). schutz gestellt, so sind die Stöße der Tafeln in
Beim nachträglichen Einsetzen von Metalldü- jedem Fall etwa 100 mm zu überlappen und die
beln ist für die zulässige Belastung von den An- einzelnen Putzträgerbahnen durch Verröde-
gaben der Dübelhersteller auszugehen. Alle lung mit Draht zu verbinden. Vgl. hierzu auch
Dübel, die für tragende Konstruktionen einge- Abschn. 9.9, Brandschutztechnisch wirksame
setzt werden, müssen entweder eine allgemei- Putzbekleidungen.
ne bauaufsichtliche Zulassung (Institut für Bau-
technik, Berlin) oder eine Zustimmung im • Putz auf Putzträger. Der Metallputzträger ist
Einzelfall (amtliche Prüfanstalt) aufweisen. mit geeignetem Mörtel nach DIN 18 550, Mör-
telgruppe P II oder P IV auszudrücken, so dass
An Deckenholzbalken sind die Abhänger vor- der Putz den Putzträger auf der Sichtseite mind. 9
zugsweise mit Schrauben an den Seitenflächen 15 mm überdeckt. Die fertige Putzdecke soll
der Balken zu befestigen, an Walzstahlprofilen einschließlich des eingebetteten Putzträgers
durch Anbringen von Schellen aus Flachstahl. mind. 25 mm und nicht mehr als 50 mm dick
Alle Metallteile müssen – vor allem in Räumen sein.
mit hoher Luftfeuchte – ausreichend gegen
Korrosion geschützt sein. Weitere Einzelheiten Bei Decken aus Mörtel der Mörtelgruppe P II
s. Abschn. 14.3.2, Teil 1 dieses Werkes. sind außerdem in Abständen von etwa 5 m Be-
wegungsfugen vorzusehen, die bei Putzen aus
• Unterkonstruktion. Die Unterkonstruktion Mörteln der Mörtelgruppe P IV entfallen. Die
(Tragkonstruktion) in herkömmlicher Bauweise Wandanschlüsse sind so auszuführen, dass der
besteht aus Tragstäben (Rundstahl ≥ Ø 7 mm) Deckenputz vom Wandputz entweder durch
und darüber kreuzweise aufgelegten Querstä- Schnittfuge oder Putzprofil getrennt ist.
ben ≥ Ø 5 mm. Die Sicherung an den Kreu-
zungspunkten erfolgt durch einen Drahtbund Da bei der Herstellung von herkömmlichen
aus verzinktem Draht. Auf die Querstäbe kann Drahtputzdecken hohe Lohnkostenanteile anfal-
verzichtet werden, wenn ein Metallputzträger len und relativ viel Feuchtigkeit in den Bau ge-
692 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

9.22
Putzträgerdecke aus Rippenstreckmetall und
verzinkter Metallunterkonstruktion aus T-förmi-
gen Tragschienen mit angestanzten, zunächst
senkrecht nach unten stehenden Laschen.
Bei der Montage werden die Streckmetalltafeln
von unten so zwischen die Laschen geschoben,
dass diese von beiden Seiten um die Rand-
rippen gebogen werden können. Vgl. hierzu
auch Bild 9.13.
1 T-förmige Tragschiene
2 Noniusabhänger
3 Justierstab
4 Rippenstreckmetall (Grätenfeld)
5 Randrippe mit Lochung
6 umgebogene Lasche

bracht wird (Bauverzögerung), werden ebene Fugenlose Deckenbekleidungen und Unter-


oder gewölbeartig ausgebildete fugenlose Un- decken an Holzbalkendecken werden heute je-
terdecken heute vorwiegend in Trockenbauweise doch vorwiegend in Trockenbauweise aus
aus Gipskarton-Bauplatten bzw. Gipskarton-Putz- Gipskarton-Bauplatten bzw. Gipskarton-Putz-
trägerplatten hergestellt. In diesem Zusammen- trägerplatten hergestellt. Einzelheiten hierzu s.
hang ist auf die in Abschn. 14 in Teil 1 dieses Wer- Abschn. 14.5.2 in Teil 1 dieses Werkes.
kes behandelten „Leichten Deckenbekleidungen
und Unterdecken“ (DIN 18 168, zukünftig DIN EN
13 964) besonders hinzuweisen.
9.8 Putze mit organischen Binde-
9.7.6.7 Innenputze für Holzbalkendecken mitteln: Kunstharzputze
Bei verputzten Deckenbekleidungen ist die Un- als Außen- und Innenputz
terkonstruktion unmittelbar an den tragenden
Holzbalken verankert; bei Unterdecken wird die Kunstharzputze sind nach DIN 18 558 Beschich-
Unterkonstruktion abgehängt. tungen mit putzartigem Aussehen. Für ihre Her-
• Unmittelbar an Deckenholzbalken angebrachte stellung werden Beschichtungsstoffe aus organi-
Putzträgertafeln sind so zu befestigen, dass sich schen Bindemitteln, mineralischen Zuschlägen,
die Holzbalken oberhalb des Putzträgers frei Pigmenten und eigenschaftsverbessernden Zu-
bewegen können, ohne dass dadurch Schäden sätzen verwendet. Demnach ist
an der Putzschale auftreten. Werden Anforde- • Kunstharzputz die fertig getrocknete und er-
rungen an den Schallschutz gestellt, sind nach härtete Beschichtung
DIN 4109-3 Balken und Deckenbekleidung zu • Beschichtungsstoff die pastöse Masse im Ge-
9 trennen, d. h. zwischen Holzbalken und Putzträ- binde, die auf den Untergrund aufgezogen und
ger noch zusätzliche Längs- bzw. Querleisten strukturiert wird, und aus der nach Trocknung
(geringere Berührungsfläche) oder Federbügel der Kunstharzputz entsteht.
mit unterlegten Dämmstreifen anzubringen.
Vgl. hierzu Bild 11.21 in Teil 1 dieses Werkes. Als Bindemittel kommen Polymerisatharze in
Brandschutztechnisch wirksame Putzbeklei- Form von Dispersionen oder Lösungen in Frage,
dungen sind in Abschn. 9.9 erläutert; Einzelhei- als Zuschlag Sande in den Korngrößen von 0,2 bis
ten über die in Frage kommenden Putzträger – 4 (15) mm.
wie beispielsweise Rippenstreckmetall, Ziegel- Die Beschichtungsstoffe werden im Werk herge-
drahtgewebe, Rohrmatten – sind Abschn. 9.7.2 stellt und als pastöse Masse verarbeitungsfähig
zu entnehmen. geliefert. Mit Ausnahme geringer Zugaben von
• Die Konstruktion der abgehängten Unterdecke Verdünnungsmitteln (Wasser oder organische
aus Putz entspricht in herkömmlicher Bauweise Lösemittel) zur Regulierung der Konsistenz sind
weitgehend dem zuvor beschriebenen Aufbau weitere Veränderungen der Beschichtungsstoffe
der „Hängenden Drahtputzdecken“ (DIN 4121). unzulässig. Kunstharzputze erfordern immer ei-
Eine zeitgemäßere Konstruktion zeigt Bild 9.22. nen vorherigen Grundanstrich.
9.8 Putze mit organischen Bindemitteln 693

Je nach Anwendungsbereich und Bindemittelan- nisch gebundenen Putzen im Vergleich mit den
teil unterscheidet man 2 Beschichtungsstoff-Ty- Mineralputzen andere Eigenschaften deutlicher
pen in den Vordergrund. Im Einzelnen sind zu nennen:
• P Org 1 – für Kunstharzputz als Außen- und • Wasserdampfdurchlässigkeit. Da diese bei
Innenputz kunstharzgebundenen Außenputzen wesent-
• P Org 2 – für Kunstharzputz als Innenputz. lich geringer sein kann als bei mineralisch ge-
bundenen Putzen, musste in DIN 18 550 (Ausg.
Die Trocknung der Kunstharzputze erfolgt nicht, 01.85) ein Grenzwert festgelegt werden, um un-
wie bei den meisten mineralischen Putzen durch zulässige Feuchterhöhungen in der Wand infol-
chemische Reaktionen (Ausnahme Gipsputze), ge innerer Kondensation zu vermeiden. Bei
sondern rein physikalisch durch Verdunstung des Außenputzen darf demnach die diffusionsäqui-
enthaltenen Wassers bzw. Lösemittels. Dabei tritt valente Luftschichtdicke sd (Wasserdampf-
eine immer engere Aneinanderlagerung, d. h. durchlasswiderstand) bei keiner Putzlage den
dauerhafte Verklebung der Kunstharzteile mit Wert von 2,0 m überschreiten. Im Gegensatz zu
den Mineralien und dem Untergrund ein. den mineralisch gebundenen Putzen, die diese
Die Folge ist eine Art Verschweißung zu einer Anforderungen erfahrungsgemäß erfüllen, ist
festen, wasserunlöslichen und wasserabweisen- für Kunstharzputze der Nachweis vom Herstel-
den Schicht, die jedoch ausreichend wasser- ler des Beschichtungsstoffes zu führen.
dampfdurchlässig bleibt (keine geschlossene • Der im Einzelfall tatsächlich gegebene Wasser-
Filmbildung). dampf-Diffusionswiderstand bestimmt sich
Es entstehen zähelastische, rissefreie Oberflä- einmal aus der materialspezifischen Diffusions-
chen, die sich unter anderem durch eine äußerst widerstandszahl μ (gespr. mü), zum anderen –
geringe Wasseraufnahme bei Schlagregen (Re- und das wird häufig vernachlässigt – von der
gendichtigkeit) und damit Frostunempfindlich- von Fall zu Fall sich verändernden Schichtdicke.
keit sowie erhöhte Abriebfestigkeit im Innenbe- Erst beide Werte zusammen multipliziert ( μ · s
reich auszeichnen. in m) ergeben die in der Norm angegebene dif-
fusionsäquivalente Luftschichtdicke sd und da-
Kunstharzputze werden nur als oberste Lage mit in der Praxis vergleichbare Resultate (amt-
(Oberputz) verwendet. Die an einen Putz zu stel- liche Prüfzeugnisse anfordern). Grundsätzlich
lenden Anforderungen sind jedoch von dem gilt, dass der Diffusionswiderstand der Außen-
jeweiligen Putzsystem in seiner Gesamtheit zu wandbeschichtung nicht höher liegen darf als
erfüllen, in dem Kunstharzputz als Oberputz ver- der der anderen verwendeten Wandbaustoffe.
wendet wird. Bewährte Putzsysteme für verschie- Daraus ergibt sich die Regel:
dene Anwendungsbereiche sind zusammenge- • Der Diffusionswiderstand μ · s der einzelnen
stellt in Schichten sollte von innen nach außen ab-
• Tabelle 9.6 und 9.7 für Außenwand- und nehmen,
Außendeckenputze • der Wärmedurchlasswiderstand s/λ der
• Tabelle 9.8 und 9.9 für Innenwand- und In- Schichten von innen nach außen dagegen
nendeckenputze. zunehmen. 9
• Witterungsbeständigkeit. Kunstharz-Außen-
Bei Anwendung dieser Systeme sowie sach- und putz muss witterungsbeständig und frostbe-
fachgerechter Ausführung können die genann- ständig sein, d. h. insbesondere der Einwirkung
ten Anforderungen an den Putz ohne weiteren von Feuchtigkeit und/oder wechselnden Tem-
Nachweis als erfüllt angesehen werden. Wie die peraturen widerstehen.
Tabellen verdeutlichen, werden an den Kunst- Als witterungsbeständig ohne besonderen
harzputz P Org 1 wesentlich höhere Anforderung- Nachweis gelten Putzsysteme mit Kunstharz-
en gestellt als an den Typ P Org 2, der nur für den putz P Org 1, wenn sie entsprechend Tabelle 9.6
Innenbereich gedacht ist. und 9.7 aufgebaut sind.
Bei Kunstharzputzen für Außensockel im Be-
Anforderungen an den Kunstharzputz
reich oberhalb der Anschüttung gelten die An-
Neben den allgemeinen Anforderungen (DIN forderungen an die Witterungsbeständigkeit
18 550), die an jeden Putz zu stellen sind – wie dann als erfüllt, wenn sie auf Beton oder auf ei-
gleichmäßig gute Haftung der Putzlagen unter- nen mineralischen Unterputz der Mörtelgruppe
einander und am Putzgrund – treten bei orga- P III aufgetragen sind.
694 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

• Regenschutz. Kunstharzputze für Außenflä- In jedem Fall muss der zu beschichtende Unter-
chen müssen bezüglich des Regenschutzes grund fest und tragfähig, sauber und frei von
wasserabweisend sein und wie die minerali- Trennmitteln oder sonstigen Verschmutzungen
schen Außenputze folgende Anforderungen er- sowie trocken und saugfähig sein.
füllen (Einzelheiten hierzu s. Abschn. 9.7.5.2): Zur Vorbereitung des Untergrundes gehört zwin-
w ≤ 0,5 kg/m2h0,5 gend ein vorheriger Grundanstrich, der nach Vor-
sd ≤ 2,0 m schrift des Herstellers auf den Untergrund aufzu-
w · sd ≤ 0,2 kg/mh0,5 tragen ist.
Je nach Art des Beschichtungsstoffes (z. B. Korn-
• Festigkeit. Bei Kunstharz-Außenputzen gelten größe der verwendeten Sande), des Auftragver-
die Anforderungen an Putze mit erhöhter Fest- fahrens und der Oberflächenbehandlung las-
igkeit als erfüllt, wenn als Untergrund Beton mit sen sich unterschiedliche Oberflächenstrukturen
geschlossenem Gefüge oder mineralischer Un- bzw. -effekte herstellen, die im Wesentlichen den
terputz der Mörtelgruppe P II oder P III vorliegt. in Abschn. 9.7.4 beschriebenen Putzweisen ent-
Die entsprechenden Angaben sind Tabelle 9.6 sprechen.
zu entnehmen.
• Innenputz. Die Anforderungen an Innenputze Frisch aufgezogene mineralische Unterputze müssen
ausreichend erhärtet und lufttrocken sein, bevor sie mit
für übliche Beanspruchung gelten als erfüllt, Grundierung bzw. Beschichtungsstoff beschichtet werden
wenn Putzsysteme nach Tabelle 9.8 und 9.9 dürfen. Die Wartezeit richtet sich nach den bestehenden
verwendet werden. Witterungsverhältnissen und der Zusammensetzung des
Unterputzmörtels. Eine Mindestwartezeit von 14 Tagen ist
In Feuchträumen dürfen nur Beschichtungs- vorzusehen; ungünstige Witterungsverhältnisse und Unter-
stoffe des Typs P Org 1 auf Beton oder Unter- grundbeschaffenheit können aber wesentlich längere War-
putzen der Mörtelgruppen P II und P III einge- tezeiten erforderlich machen.
setzt werden. Bei der Verarbeitung von Beschichtungsstoffen muss die
Sofern Anforderungen hinsichtlich einer erhöh- Temperatur des Untergrundes und der umgebenden Luft
ten Abriebfestigkeit gestellt werden, gelten sie mindestens +5 °C betragen. Des weiteren dürfen sie nicht
bei direkter oder starker Sonneneinstrahlung sowie Wind-
als erfüllt, wenn Kunstharzputz als Oberputz und Regeneinwirkung aufgebracht werden. Auch ist die
verwendet wird. frisch aufgetragene Beschichtung vor Frost zu schützen. Da
die Verfestigung von Beschichtungsstoffen durch Trock-
• Brandschutz. Kunstharzputze mit ausschließ- nung erfolgt, kann diese bei hoher relativer Luftfeuchte
lich mineralischen Zuschlägen auf massivem und/oder niedrigen Temperaturen stark verzögert werden.
mineralischem Untergrund müssen hinsichtlich
Auf Beton mit geschlossenem Gefüge kann der Beschich-
des Brandschutzes mindestens der Baustoff- tungsstoff unmittelbar, d. h. ohne Unterputz aufgebracht
klasse B1 (schwerentflammbar) nach DIN 4102- werden. Auch bei diesem Putzgrund ist immer ein vorheri-
1 entsprechen. Für Kunstharzputze mit anderen ger Grundanstrich erforderlich. Durch diesen Grundan-
Zuschlägen oder auf anderen Untergründen ist strich wird unter anderem ein einheitliches Saugen des Un-
tergrundes erreicht und damit auch eine gleichmäßigere
das Brandverhalten nach DIN 4102-1 jeweils Strukturierung des Oberputzes.
nachzuweisen.
Die Beschichtungsstoffe werden als pastöse Mas-
9 Anwendung und Ausführung se verarbeitungsfertig geliefert. Die Putzdicke
von Kunstharzputzen richtet sich nach dem jeweiligen Größtkorn-
Kunstharzputze – aus relativ hochwertigen Roh- Durchmesser und der gewünschten Oberflä-
stoffen hergestellt – sind nicht zum Ausgleich chenstruktur. In der Regel werden Kunstharzput-
grober Wand- und Deckenunebenheiten ge- ze in Dicken bis zu 5 mm, gegebenenfalls auch
dacht. Vielmehr werden sie in den meisten Fällen bis zu 10 mm aufgetragen.
als oberste Lage eines Putzsystems auf minera- Der Putzanschluss in der Fläche muss immer nass
lischem Unterputz (Mörtelgruppe P II, P III, P IV a, erfolgen; außerdem darf nach dem Auftrocknen
b, c und PV) oder unmittelbar einlagig auf Beton nicht mehr nachgerieben werden, da sonst un-
aufgebracht. schöne Flecken in der Oberfläche entstehen kön-
Außerhalb des Geltungsbereiches der DIN 18 558 nen. Weitere Einzelheiten sind der Spezialliteratur
kommen Kunstharzputze auch auf anderen ebe- [16], [17], [18] sowie DIN 18 558, Kunstharzputze,
nen Untergründen zum Einsatz, wie zum Beispiel zu entnehmen.
auf Bauteilen aus Gasbeton, Gipskartonplatten,
Holzspanplatten, Furnierplatten, zementgebun-
denen Platten usw.
9.9 Putze für Sonderzwecke 695

9.9 Putze für Sonderzwecke: verhalten durch Normbrandprüfungen nachge-


wiesen und bekannt ist und die daher ohne be-
Brandschutztechnisch sonderen Nachweis unter den angegebenen
wirksame Putzbekleidungen1) Voraussetzungen eingesetzt werden dürfen –
sind in DIN 4102 Teil 4 zusammengestellt und
DIN 4102 – Brandverhalten von Baustoffen und klassifiziert (geregelte Bauprodukte). Ihre Anwen-
Bauteilen – konkretisiert als technische Baube- dung ist im Rahmen bestimmter bauaufsichtli-
stimmung (Ausführungsnorm) die einzelnen cher Anforderungen ohne weitere Prüfung des
brandschutztechnischen Begriffe, die in den bau- Brandverhaltens möglich. Diese katalogartige Zu-
rechtlichen Vorschriften (z. B. Musterbauordnung, sammenstellung ist somit für die Bauplanung
Landesbauordnungen und Rechtsverordnungen) und Bauausführung gleichermaßen von beson-
Verwendung finden. Sie enthält ferner die Be- derer Bedeutung. Bauteile und Sonderbauteile,
dingungen für die Einteilung der Baustoffe nach die nicht in DIN 4102-4 verzeichnet sind, bedür-
ihrem Brandverhalten und deren Bezeichnung fen einer allgem. bauaufsichtlichen Zulassung
sowie die Prüfbedingungen für Bauteile und de- oder eines allgemeinen Prüfzeugnisses oder die
ren Einstufung in Feuerwiderstandsklassen. Zulassung im Einzelfall. Vgl. hierzu auch Abschn.
• Baustoffe werden in DIN 4102-1 nach ihrem 7.8.1, Bauregelliste - Verwendbarkeitsnachweis.
Brandverhalten in Baustoffklassen eingeteilt. Da-
bei wird unterschieden zwischen nichtbrennba- Feuerwiderstandsdauer. Die Feuerwiderstands-
ren Baustoffen (Baustoffklasse A) und brennba- dauer und damit auch die Feuerwiderstands-
ren Baustoffen (Baustoffklasse B) mit folgender klasse eines Bauteiles hängt nach DIN 4102-4 im
weiterer Untergliederung: A1/A2 ohne bzw. mit Wesentlichen von folgenden Einflüssen ab:
geringen Anteilen brennbarer Stoffe, B1 schwer • Brandbeanspruchung (z. B. einseitig oder
entflammbar, B2 normal entflammbar, B3 leicht mehrseitig)
entflammbar. Nach den Prüfzeichenverordnung- • verwendeter Baustoff oder Baustoffverbund
en der Länder müssen nichtbrennbare Baustoffe • Bauteilabmessungen (z. B. Querschnitt,
– soweit sie brennbare Bestandteile haben (Klas- Schlankheit)
se A2) – sowie schwerentflammbare Baustoffe
(Klasse B1) ein gültiges Prüfzeichen des Deut- • bauliche Ausbildung (z. B. Anschlüsse,
schen Instituts für Bautechnik in Berlin besitzen Befestigungen)
und güteüberwacht werden. Die Verwendung • statisches System (z. B. statisch bestimmte
von Baustoffen der Klasse B3 ist nach §17 MBO oder unbestimmte Lagerung)
grundsätzlich verboten. • Ausnutzungsgrad der Festigkeiten der verwen-
• Bauteile werden in DIN 4102-2 entsprechend deten Baustoffe infolge äußerer Lasten
ihrer Feuerwiderstandsdauer in Feuerwider- • Anordnung von Bekleidungen (Putze, Unter-
standsklassen ≥ 30, 60, 90, 120 und 180 einge- decken, Vorsatzschalen, Ummantelungen).
teilt. Die Abstufungen geben die Zeit in Minu-
ten an (Mindestdauer), während der ein Bauteil Putzbekleidungen. Die Feuerwiderstandsfähig-
bzw. eine Konstruktion dem Feuer Widerstand
leistet. Des weiteren kennzeichnen vorange-
keit von Bauteilen kann demnach unter anderem
durch Bekleidungen aus Putz erhöht werden. Da-
9
stellte Buchstaben die Bauteilart (z. B.: F für
Wände, Stützen, Decken, Unterzüge, Treppen). 1) Europäische Normen. Mit dem Übergang vom nationa-
Nachgestellte Buchstaben weisen auf die len zum europäischen Regelwerk ergeben sich für den
Brennbarkeit der für das jeweilige Bauteil ver- Brandschutz neue Prüf-, Klassifizierungs- und Produkt-
wendeten Baustoffe hin: A – AB – B. Bauteile normen, die zum Teil noch in Bearbeitung sind.
mit brandschutztechnischen Sonderanforde- Zukünftig wird die Klassifizierung von Bauprodukten und
rungen (Sonderbauteile), wie zum Beispiel Bauarten zu ihrem Brandverhalten gemäß DIN EN 13 501
erfolgen. Das bisherige Klassifizierungssystem nach DIN
Brandwände, Feuerschutzabschlüsse, feuerwi- 4102 wird für eine gewisse Übergangszeit gleichberech-
derstandsfähige Verglasungen usw. werden in tigt neben dem neuen europäischen Klassifizierungssys-
besonderen Teilen der DIN 4102 behandelt. tem stehen.
Weitere Angaben sind Abschn. 16.7, Teil 1 die- Außerdem wurde ein neues europäisches Klassifizie-
ses Werkes, zu entnehmen. rungssystem zum Brandverhalten von Bauprodukten
(Baustoffen) geschaffen, das insgesamt sieben EURO-
KLASSEN mit weiteren zusätzlichen Unterklassen vor-
Klassifizierte Bauteile. Gebräuchliche Baustoffe, sieht (seither DIN 4102-1). Einzelheiten hierzu sind Tabel-
Bauteile und Konstruktionen – deren Brand- le 16.95, Teil 1 dieses Werkes, zu entnehmen.
696 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

bei ist nach DIN 4102 zu unterscheiden zwischen • Der Putzträger muss am zu schützenden Bau-
Putzen, die teil ausreichend fest verankert werden,
• ohne Putzträger, und solchen, die • die Spannweite der Putzträger muss
• mit Putzträgern auf die zu schützenden Bau- ≤ 500 mm sein,
teile aufgebracht werden. • die Stöße der Putzträgertafeln sind 100 mm
zu überlappen und mit Draht zu verrödeln,
1. Putzbekleidungen bei Stahlbeton- • der Putz muss die Putzträger ≥ 10 mm durch-
und Spannbetonbauteilen dringen. S. hierzu auch Abschn. 9.7.2, Putzträ-
ger.
Die Bewehrungsstäbe derartiger Bauteile werden
Weitere Angaben sind DIN 4102-4 sowie Ab-
in brandschutztechnischer Hinsicht von der Be-
schn. 14.5, Teil 1 dieses Werkes, zu entnehmen.
tondeckung geschützt. Wenn bei Stahlbeton-
oder Spannbetonbauteilen der mögliche Achsab-
stand der Bewehrung zur beflammten Beton- 2. Putzbekleidungen bei Stahlbauteilen
oberfläche konstruktiv begrenzt ist und wenig- Bei Stahlbauteilen kann der Feuerwiderstand er-
stens den Mindestwerten für F 30 entspricht oder reicht werden direkt durch
Bauteile in brandschutztechnischer Hinsicht
nachträglich verstärkt werden müssen, so kann • dämmschichtbildende Beschichtungen (Anstri-
nach DIN 4102-4 der für höhere Feuerwider- che),
standsklassen notwendige Achsabstand durch • plattenförmige Bekleidungen,
Putzbekleidungen ersetzt werden. In Frage kom- • Putze oder indirekt (z. B. bei Deckenstahlträ-
men: gern) in Form von
• Putze ohne Putzträger aus Mörtel der Mörtel- • Unterdecken bzw. Deckenbekleidungen.
gruppe P II oder P IV a, b, c nach DIN 18 550-2
(Ausg. 01.85). Voraussetzung für die brand- Mit dämmschichtbildenden Anstrichen sind Feu-
schutztechnische Wirksamkeit ist eine ausrei- erwiderstandsklassen bis F 60, mit Putzen und
chende Haftung am Putzgrund. Sie wird sicher- plattenförmigen Bekleidungen Anforderungen
gestellt, wenn der Putzgrund bis F 120 erreichbar.
• die Anforderungen nach DIN 18 550-2 erfüllt, Stahl erleidet eine Festigkeitseinbuße, wenn er
hohen Temperaturen ausgesetzt ist. Die kritische
• einen voll deckenden Spritzbewurf mit einer Temperatur des Stahls (crit T ) ist die Temperatur,
Dicke ≥ 5 mm erhält und bei der die Streckgrenze (Fließgrenze) des Stahls
• aus Beton gemäß den in DIN 4102-4 gemach- auf die im Bauteil vorhandene Stahlspannung ab-
ten Angaben besteht. sinkt. Um zu erreichen, dass sich Stahlbauteile bei
Die Brauchbarkeit von Putzbekleidungen, die Brandbeanspruchung nur auf eine Stahltempera-
brandschutztechnisch notwendig sind und tur < 500 °C erwärmen und um sie entsprechen-
die nicht durch Putzträger am Bauteil gehal- den Feuerwiderstandsklassen zuordnen zu kön-
ten werden, ist besonders nachzuweisen, zum nen, ist im Allgemeinen eine Bekleidung aus Putz,
9 Beispiel durch eine allgemeine bauaufsichtli- Gipskartonplatten o. Ä. erforderlich. S. hierzu Bild
che Zulassung. 16.104 bis 16.106 in Teil 1 dieses Werkes.
• Putze auf nichtbrennbaren Putzträgern aus Ihre Bemessung richtet sich nach dem Verhältniswert U/A,
Mörtel der Mörtelgruppe P II oder P IV a, b, c d. h. dem Verhältnis vom beflammten Umfang U zu der
erwärmenden Querschnittsfläche A. In diesem Zusammen-
nach DIN 18 550-2 (Ausg. 01.85) sowie brand- hang ist zu unterscheiden, ob es sich um profilfolgende
schutztechnisch besonders geeignete Dämm- oder profilunabhängige kastenförmige Ummantelung bei
putze. Genannt werden in der Brandschutz- vier-, drei- oder einseitiger Beflammung handelt. Die Dicke
norm: Zweilagige Vermiculite- oder Perlite-Ze- der Bekleidung wird außerdem beeinflusst von der Wärme-
leitfähigkeit des jeweils eingesetzten Bekleidungsmaterials.
mentputze sowie zweilagige Vermiculite- oder
Perlite-Gipsputze in normgerechter Mischung. Die in der DIN 4102-4 im Einzelnen beschriebenen Putzbe-
kleidungen werden durch nichtbrennbare Putzträger wie
Als nichtbrennbare Putzträger eignen sich z. B. Rippenstreckmetall, Drahtgittergewebe o. Ä. am Bauteil ge-
Drahtgittergewebe, Ziegeldrahtgewebe oder halten. Sie sind mit Klemm- oder Schraubbefestigungen
Rippenstreckmetall. ausreichend fest zu verankern. Putzbekleidungen ohne der-
artige Putzträger sind ohne besondere Nachweise der
Voraussetzungen für die brandschutztechni- Brauchbarkeit – zum Beispiel durch eine allgemeine bau-
sche Wirksamkeit der genannten Putze auf aufsichtliche Zulassung – nicht gestattet. Einzelheiten sind
nichtbrennbaren Putzträgern sind: DIN 4102-4 zu entnehmen.
9.9 Putze für Sonderzwecke 697

3. Putzbekleidungen bei Wänden feln) der Bauart IV. Die kennzeichnenden Krite-
aus Mauerwerk rien der einzelnen Bauarten sind DIN 4102-4 zu
entnehmen
Mauerwerk besteht im Allgemeinen aus nicht-
brennbaren mineralischen Baustoffen. Ihre Ein- Der Feuerwiderstand gefährdeter Tragdecken
stufung in eine bestimmte Feuerwiderstandsklas- lässt sich am Einfachsten verbessern durch den
se hängt daher im Wesentlichen von ihrer Dicke Einbau ebener, unter den tragenden Teilen durch-
bzw. Breite ab. laufender Unterdecken bzw. Deckenbekleidung-
en. Der auf diese Weise erreichte Brandschutz
Aus der Sicht des Brandschutzes wird zwischen muss – wenn er nicht Teil 4 der Brandschutznorm
nichttragenden und tragenden sowie zwischen zu entnehmen ist – durch ein bauaufsichtliches
nichtraumabschließenden und raumabschließen- Prüfzeugnis nach Teil 2 der Norm nachgewiesen
den Wänden unterschieden. Einzelheiten s. DIN werden.
4102-4.
Da man nicht jede in der Praxis vorkommende
Zur Verbesserung der Feuerwiderstandsdauer Tragdecke mit jeder vorkommenden Unterdecke
können Putze der Mörtelgruppe P II oder P IV prüfen kann, sind in DIN 4102-2 ganz bestimmte,
nach DIN 18 550-2 (Ausg. 01.85) verwendet wer- gegen Feuer besonders empfindliche Tragdecken
den. Voraussetzung für die brandschutztechni- als Prüfdecken festgelegt (Stahlträgerdecke, Stahl-
sche Wirksamkeit ist eine ausreichende Haftung betonrippendecke, Holzbalkendecke).
am Putzgrund. Sie wird sichergestellt, wenn
Bei der Prüfung geht man im Regelfall von einer
• der Putzgrund die Anforderungen nach DIN Brandbeanspruchung von unten, d. h. von der
18 550-2 erfüllt, Raumseite der Unterdecke aus. Generell können
• der Putzgrund einen volldeckenden Spritzbe- Tragdecken bzw. Unterdecken folgenden Arten
wurf nach DIN 18 550-2 mit einer Dicke von der Brandbeanspruchung ausgesetzt sein:
≥ 5 mm erhält. Bei Verwendung von Maschi- • Brandbeanspruchung von unten (untere Raum-
nenputzgips nach DIN 1168 ist in der Regel kein seite)
Spritzbewurf erforderlich. Vgl. hierzu Abschn.
9.3.1, Baugipse, Abschn. 9.7.6.3, Innenputze mit • Brandbeanspruchung von oben aus dem darü-
Gips sowie Tabelle 16.100, Teil 1 dieses Werkes. ber liegenden Raum (obere Raumseite)
• Brandbeanspruchung von oben aus dem Zwi-
schendeckenbereich
4. Putzbekleidungen bei Decken- • Brandbeanspruchungskombinationen von
konstruktionen (Unterdecken und oben und unten.
Deckenbekleidungen)
Die Brandbeanspruchung erfolgt im Brandfalle
Viele Geschossdecken (Tragdecken) besitzen ei- nur von einer Seite – nie gleichzeitig.
ne ausreichende Feuerwiderstandsdauer, ohne
dass es dazu des zusätzlichen Schutzes durch Unterdecken bzw. Deckenbekleidungen haben
eine Unterdecke bedarf (z. B. Stahlbetondecken, bezüglich des baulichen Brandschutzes demnach
sofern sie bestimmte Mindestdimensionen und im Wesentlichen folgende Aufgaben zu erfüllen
entsprechende Bewehrungen bzw. Betondeck- [19]: 9
ungen aufweisen). • Sie sollen so beschaffen sein, dass ein entstan-
Anders verhält es sich bei Decken, deren tragen- dener Brand sich nicht unkontrolliert – bei-
de Teile dem Feuer frei ausgesetzt sind (z. B. spielsweise horizontal – auf dem Weg über den
Stahlträgerdecken, Trapezblechdecken). Sie hal- oberen Raumabschluss (Decklage bzw. Decken-
ten einer Brandbeanspruchung nicht lange hohlraum) ausbreiten kann. Dementsprechend
Stand, da ihre tragenden Teile sich sehr schnell er- müssen – je nach Bauart, Größe und Zweckbe-
wärmen und bei Temperaturen von etwa 500 °C stimmung (Gefahrengrad) des Gebäudes – die
ihre Tragfähigkeit verlieren. für die Herstellung der Unterdecken verwende-
Ähnlich verhält es sich bei Holzbalkendecken. ten Baustoffe schwerentflammbar oder nicht-
Hier sind vor allem die Felder zwischen den Holz- brennbar sein.
balken meist mit brennbaren und relativ dünnen • Unterdecken sollen außerdem die jeweils darü-
Baustoffen geschlossen. ber liegende Tragdecke vor zu intensiver Brand-
Generell unterscheidet man Massiv-Rohdecken beanspruchung von unten schützen, so dass
der Bauart I bis III sowie Deckenbauarten aus ein Übergreifen des Brandes in das darüber lie-
Holz (Holzbalkendecken bzw. Decken aus Holzta- gende Geschoss verhindert oder so lange wie
698 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

möglich verzögert wird. Diese Aufgabe über- Klassifizierte Deckenkonstruktionen (Tragdecken)


nimmt in der Regel die jeweilige Gesamtkons- der Bauart I bis III mit entsprechenden Unter-
truktion, bestehend aus Tragdecke und Unter- decken, die ohne besonderen Nachweis verwen-
decke. det werden dürfen, sind DIN 4102-4 zu entneh-
men.
In Sonderfällen übernimmt eine Unterdecke auch
alleine den Schutz einer empfindlichen Tragdecke Beispielhaft zeigt Tabelle 9.23 eine hängende
bzw. eines hochinstallierten Deckenhohlraumes Drahtputzdecke nach DIN 4121, die bei Brand-
gegen Brandbeanspruchung von unten. Bei einem beanspruchung von unten allein einer Feuerwi-
Brand im Deckenhohlraum (Zwischendeckenbe- derstandsklasse angehört. Den schematischen
reich) kann eine selbständige Unterdecke jedoch Aufbau einer hängenden Drahtputzdecke mit
auch umgekehrt den Schutz des darunter liegen- dichtem Wandanschluss verdeutlichen die Bilder
den Fluchtweges gegen Brandbeanspruchung 9.24 und 9.25.
von oben gewährleisten. S. hierzu Abschn. 14.2.3, Aus Gründen des Brandschutzes nennt DIN 4102-4 noch
Brandschutz mit leichten Unterdecken sowie Bild weitere Konstruktionshinweise, die bei der Ausbildung von
15.13 in Teil 1 dieses Werkes. Nach DIN 4102-4 wer- Unterdecken in jedem Fall zu berücksichtigen sind. Diese
beziehen sich im Einzelnen auf:
den demnach unterschieden:
• Anschlüsse von Unterdecken an Massivwände
• Tragdecke selbständig. Deckenkonstruktio-
• Anschlüsse von Unterdecken an nichttragende leichte
nen (Tragdecken), die allein einer Feuerwider- Trennwände
standsklasse angehören. • Einbauten wie Leuchten, klimatechnische Geräte usw. in
• Tragdecke mit Unterdecke. Deckenkonstruk- Unterdecken
tionen (Tragdecken), die eine Feuerwider- • Anbringung zusätzlicher Bekleidungen, Anstriche oder
standsklasse nur mit Hilfe einer Unterdecke er- Beschichtungen
reichen. • Brandlast in Form von brennbaren Kabel- und Rohrisolie-
rungen im Zwischendeckenbereich
• Unterdecke selbständig. Unterdecken, die bei • Dämmschichten im Zwischendeckenbereich, die die
Brandbeanspruchung von unten oder von Feuerwiderstandsdauer von Unterdecken bzw. Decken-
oben (aus dem Zwischendeckenbereich) allein bekleidungen beeinflussen.
einer Feuerwiderstandsklasse angehören.

Tabelle 9.23 Hängende Drahtputzdecken nach DIN 4121, die bei Brandbeanspruchung von unten allein einer Feuerwider-
standsklasse angehören (Maße in mm)

Abhänger (Schema)
Querstab Ø ≥ 5
Tragstab Ø ≥ 7
Putz DIN 18 550-21)
9
Massivwand Papierstreifen nichtbrennbarer Putzträger
oder Kellenschnitt aus Drahtgewebe oder Rippenstreckmetall

Zeile Max. Spannweite der Max. Abstände der Mindestputzdicke1) Feuerwider-


bei Verwendung von standsklasse
Benennung
Trag- Putzträger aus Quer- Putzträger- Putz der Vermiculite-
stäbe stäbe befestigungs- Mörtel- oder Perlite-
Draht- Rippen-
Ø≥7 Ø≥5 punkte gruppe P IV a Putz
gewebe streck-
oder P IV b
metall
l1 l2 l2 l3 l4 d1 d1

1 750 500 1000 1000 200 20 15 F30-A

2 700 400 800 750 200 25 F60-A


1) d1 über Putzträger gemessen; die Gesamtputzdicke muss D ≥ d1 + 10 mm sein – d. h. der Putz muss den Putzträger ≥ 10 mm
durchdringen.
9.10 Putze für Sonderzwecke 699

9.25a

9.25b

9.24 Brandschutztechnische Bezeichnungen bei Unter- 9.25 Dichte Wandanschlüsse von Unterdecken
decken (Schema). Beispiel: Hängende Drahtputz- an Wänden aus Mauerwerk oder Beton
decke nach (Schema). Weitere Anschlüsse s. Abschn.
DIN 4121. Vgl. hierzu auch Abschn. 9.7.6.6. 14.2.3, Teil 1 dieses Werkes.
X1, Y1 = Abstände der Aufhängepunkte in x- und a) Hängende Drahtputzdecke nach
y-Richtung DIN 4121
lx = max. Abstände der Tragstäbe b) Putz auf Gipskarton-Putzträgerplatten
ly = Abstände der Putzträgerbefestigungs- (GKP) nach DIN 18 180 bis DIN 18 181
punkte
a = Abhängehöhe (Abstand zwischen
UK I-Träger bzw. Balken und OK Putzträger)
d = Mindestputzdicke über Putzträger je nach
Mörtelgruppe

9.10 Putze für Sonderzwecke: Schallabsorbierende Decken- und Wandflächen


eignen sich demnach – je nach Zweckbestim-
Schallschutztechnisch mung des Raumes – einmal zur
wirksame Putzbekleidungen • Senkung des Lärmpegels, zum anderen aber
auch zur
Beim Schallschutz ist grundsätzlich zu unter- • Regulierung der Nachhallzeit und damit der
scheiden zwischen Maßnahmen der Schalldäm- Verbesserung der Raumakustik.
mung und der Schallabsorption.
Schalldämmung beinhaltet die Minderung der Um eine gleichmäßige Lärmminderung in Indus-
Schallübertragung zwischen benachbarten Räu- triebetrieben, Büroräumen, Schalterhallen usw.
men, d. h. die Verringerung des Schalldurchgan- zu erreichen, sind möglichst große Absorptions- 9
ges durch ein Bauteil. flächen mit möglichst hohem Schallabsorptions-
Schallabsorption (auch Schallschluckung oder vermögen im Raum anzubringen.
Schalldämpfung genannt) bedeutet die Minde- Anders verhält es sich in Unterrichtsräumen, Vor-
rung des Schalles bzw. der Schallausbreitung im trags- und Konzertsälen. Hier ist eine optimale
Raum selbst. Ihr Ziel ist es, die Schallreflexion an Wahrnehmung von Sprache und Musik an jeder
den Umgebungsflächen zu beeinflussen und da- Stelle des Zuhörerraumes zu gewährleisten. Da-
durch die Akustik im Raum zu ändern. bei kommt es nicht darauf an, möglichst viel
Beide Maßnahmen unterscheiden sich und müs- Schallschluckmaterial im Raum unterzubringen,
sen getrennt voneinander betrachtet werden. sondern das richtige Material in der richtigen
Schallenergie, die von einer Schallquelle ausge- Menge an der richtigen Stelle einzuplanen [19].
strahlt wird, kann von den Begrenzungsflächen Weitere Einzelheiten s. DIN 18 041, Hörsamkeit in
des Raumes ungeschwächt reflektiert (bei harten kleinen bis mittelgroßen Räumen.
und geschlossenen Oberflächen) oder mehr oder Zur Regulierung von Nachhallzeiten und zur Ver-
weniger absorbiert werden (bei weichen und of- meidung unerwünschter Reflexionen bieten sich im
fenporigen Oberflächen). Wesentlichen zwei Arten von Schallabsorbern an:
700 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

• Poröse Schallabsorber (Hochtonschlucker). rektbeschichtung von trockenem und tragfähi-


Hierzu zählen alle porösen oder faserigen gem Putzgrund oder auch von abgehängten
Materialien, wie zum Beispiel Mineralfaserplat- Unterdecken und Vorsatzschalen, die eine Nass-
ten, Holzfaserstoffe, Holzwolle-Leichtbauplat- beschichtung zulassen.
ten, Akustikputze u. Ä., deren Oberflächen offe- Mitentscheidend für ihre Wirksamkeit als porö-
ne Poren aufweisen, durch die die Schallwellen se Schallabsorber ist die besondere Auftrags-
möglichst tief in das Gefüge eindringen kön- technik. Je nach Produkt wird der Mörtel ent-
nen. Dementsprechend muss der Absorber ei- weder von Hand mit der Traufel in mehreren
ne ausreichende Dicke (mind. 10 mm) aufwei- Lagen aufgezogen oder mehrlagig mit gerin-
sen oder mit Abstand vor einer reflektierenden gem Druck aufgespritzt. Die jeweilige Putz-
Fläche angeordnet werden. schicht muss in der Regel weitgehend durch-
• Resonanz-Absorber (Mittel- bzw. Tiefton- härtet sein, bevor die nächste Lage aufgebracht
schlucker). Hierunter versteht man Bekleidung- werden kann (Wartezeiten beachten!). Die Ge-
en aus Sperrholz, Holzbrettern, Gipskarton- samtputzdicke liegt üblicherweise bei etwa 25
platten u. Ä., die mit Abstand vor einer Fläche bis 30 mm.
montiert sind. Diese Absorber aus harten dün- Mit Akustikputzen ist es möglich, gebogene,
nen Platten werden durch die auftreffenden schiefwinkelige oder anders geformte Flächen
Schallwellen nach Art einfacher Masse-Feder- – unabhängig von plattenförmigen Akustikele-
Systeme zum Mitschwingen angeregt, wodurch menten – schallabsorbierend auszubilden. Der
der Schallwelle Energie entzogen wird. Durch mit derartigen Putzen erzielbare Einfluss auf
offenporige Dämmstoffe im Hohlraum kann die die Nachhallzeit eines Raumes ist aufgrund des
Schallabsorption im Allgemeinen noch verbes- hohen Porenanteiles ganz beachtlich.
sert werden. Bei der Auswahl der Putze ist jedoch auf die un-
Konstruktionen ohne Fugen bezeichnet man terschiedliche mechanische Belastbarkeit zu
als Plattenschwinger (Platten-Resonatoren), sol- achten. Je nachdem, ob sie härtere oder wei-
che mit Fugen oder Löchern als Lochplatten- chere Zuschlagstoffe enthalten, sind sie auch
schwinger (Helmholtz-Resonatoren). mehr oder weniger mechanisch belastbar. We-
niger belastbare Putze können demnach nur an
Schallabsorbierende Putzbekleidungen an Deckenflächen oder im Oberwandbereich ein-
Decken- und Wandflächen gesetzt werden.
Üblicher, vollflächig haftender Putz verbessert • Putzbeschichtete Akustikdecken (Bild 9.27).
zwar die Luftschalldämmung von einschaligen Übliche Akustikdecken – wie sie auch in Ab-
Bauteilen (entsprechend seinem Anteil an der schnitt 14, Teil 1 dieses Werkes, beschrieben
flächenbezogenen Masse), aufgrund seiner dich- sind – bestehen in der Regel aus einzelnen Plat-
ten Oberfläche weist er jedoch so gut wie kein ten, Kassetten oder Paneelen mit deutlich sicht-
Schallschluckvermögen auf. baren Fugen.
Überall dort, wo Ansprüche an die Schallabsorp- Putzbeschichtete Akustikdecken ergeben dem-
tion gestellt werden und aus gestalterischen gegenüber fugenlose homogene Deckenun-
9 Gründen fugenlose Putzbekleidungen erwünscht tersichten, die farblich und strukturell vielfältig
sind, haben sich sog. Akustikputze und putzbe- gestaltbar sind. Um den oftmals sehr unter-
schichtete Akustikdecken bewährt. schiedlichen räumlichen Gegebenheiten und
• Akustikputze (Bild 9.26). Schallabsorbierende schalltechnischen Anforderungen entsprechen
Putze – mineralisch gebunden und mit Leicht- zu können, bietet der Markt ganz verschieden-
zuschlagstoffen versetzt – eignen sich zur Di- artig ausgebildete Akustikdeckensysteme an.

9.26
Schallabsorbierender Akustikputz mit Dekorbeschichtung
1 Putzgrund
2 Grundierung/Haftvermittler
3 erste Putzlage
4 zweite Putzlage
5 Feinschicht
6 Dekorschicht
Sto AG, Stühlingen
9.11 Putze für Sonderzwecke 701

9.27a 9.27b

9.27 Abgehängte Akustik-Element-Decke (Gipskarton-Absorberdecke) mit fugenloser homogener Spritzputz-


beschichtung
a) Wandanschluss mit Randfries b) Regelaufbau des Akustikelementes
1 Noniusabhänger 8 Gipskarton-Lochplatte
2 Grundprofil 60 × 27 9 Lochbild 12/20/46
3 Kreuzverbinder 10 Glasvliesbahn (schalldurchlässig)
4 Tragprofil 60 × 27 11 Dekorputz
5 Trennstreifen oder elast. Fugenverschluss 12 Aluminiumfolie
6 Randfries (ungelochte Gipskartonplatten) 13 Mineralwolle
7 GK-Plattenstreifen (Montagesteg)
Sto AG, Stühlingen

• Bild 9.27 zeigt beispielhaft eine Gipskarton- und darauf ein feiner Dekorputz – in drei zeit-
Absorberdecke, die sich aus einzelnen monta- lich versetzten Arbeitsgängen – aufgespritzt.
gefertigen Plattenelementen zusammensetzt, Damit ist es möglich, sowohl absorbierende wie
auf die – nach ihrer Montage an einer ab- reflektierende Flächen durchgehend einheit-
gehängten Unterkonstruktion – eine dünne lich, fugenlos und ohne optische Unterschiede
fugenlose Spritzputzbeschichtung aufgetra- herzustellen.
gen wird.
Das Akustikelement ist 2100 × 900 mm groß
und insgesamt nur 31 mm dick. Es besteht aus
9.11 Putze für Sonderzwecke:
9
einer 12,5 mm dicken Gipskarton-Lochplatte
(Lochbild 12/20/46), auf deren Rückseite Gips- Wärmegedämmte und
kartonstreifen (Montagestege) mit dazwischen- verputzte Außenbauteile
liegender Mineralwolle vollflächig aufgeklebt
sind. Der Wärmeschutz und die Energieeinsparung im
Um unkontrollierte Luftbewegungen durch die Hochbau umfassen alle Maßnahmen, die zur Ver-
Elemente hindurch und damit auch spätere ringerung der Wärmeübertagung durch die Um-
Lochabzeichnungen (Schmutzausfilterungen) fassungsflächen eines Gebäudes und durch die
auf der Sichtfläche zu vermeiden, ist das ge- Trennflächen von Räumen mit unterschiedlichen
samte Element rückseitig mit einer Aluminium- Temperaturen führen.
folie beschichtet.
Nach der Deckenmontage wird auf die Unter- Mindestanforderungen (DIN 4108-2). Die DIN
seite der gelochten und ggf. auch ungelochten 4108-2 (Ausg. 03.01) legt Mindestanforderungen
Gipskartonplatten (Randfries) eine schalldurch- an die Wärmedämmung von Bauteilen und an
lässige Glasvliesbahn vollflächig aufkaschiert Wärmebrücken in der Gebäudehülle fest. Bei Er-
702 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

füllung dieser Mindestanforderungen – die bei Putz überarbeitet oder der beheizte Raum um mehr als
keinem Bauteil unterschritten werden dürfen – 10 % erweitert, so sind gemäß der Energieeinsparverord-
nung (Anhang 3) Maßnahmen zu ergreifen, um die ent-
soll den Bewohnern ein hygienisches und behag- sprechenden Bauteile auf einen max. Wärmedurchgangs-
liches Raumklima sowie ein dauerhafter Schutz koeffizienten (U-Wert) von 0,35 W/m2K einzustellen.
der Baukonstruktion vor klimabedingten Feuch- Dies bedeutet, dass gemäß der Energieeinsparverord-
teeinwirkungen gesichert werden (bauphysikali- nung die Überarbeitung einer bestehenden Fassade – die
scher Aspekt). Eine erhöhte Einsparung von Heiz- einen U-Wert ≥ 0,9 W/m2K aufweist – lediglich mit einem
herkömmlichen Außenputz, nicht mehr möglich ist. In
energie wird dadurch nicht erreicht. derartigen Fällen ist ein Wärmedämm-Verbundsystem
oder Wärmedämm-Putzsystem in entsprechender Dämm-
Energieeinsparverordnung (2002). Die Ener- stärke aufzubringen.
gieeinsparverordnung hat die Wärmeschutzver-
ordnung (1995) abgelöst. Damit soll in den nächs- Einzelheiten über Wärmeschutz und Energie-
ten Jahren eine Senkung der CO2-Emissionen einsparung im Allgemeinen sowie Rechenbei-
und weitere Reduzierung des Heizwärmebedar- spiele mit den entsprechenden Rechenwerten
fes bei Neubauten um etwa 25 % gegenüber sind Abschn. 16.5, Teil 1 dieses Werkes, zu entneh-
1990 erreicht werden. men.
In der Energieeinsparverordnung wird die Wär-
meschutzverordnung und Heizanlagenverord- Wärmegedämmte
nung zusammengeführt, so dass neben den ar- Außenwandkonstruktionen
chitektonischen Aspekten und baukonstruktiven Bei Außenwänden ist eine Verbesserung des Wär-
Komponenten auch die anlagentechnischen Ein- meschutzes grundsätzlich möglich durch
flüsse und energieversorgungstechnischen Ge-
• Einsatz hoch wärmedämmender Wandbaustof-
gebenheiten mit bewertet werden können
fe (z. B. Leichthochlochziegel, Bimshohlblock-
(ganzheitliche Berücksichtigung des Energiebe-
und Porenbetonelemente),
darfes eines Gebäudes).
• Anordnung einer zusätzlichen Dämmschicht
Normen. Zur Berechnung des Jahres-Energiebe- im Wandquerschnitt (Außendämmung, Kern-
darfs wird die DIN EN 832 herangezogen unter dämmung, Innendämmung). Vgl. hierzu Bild
Berücksichtigung der nationalen Bedingungen 6.13, Teil 1 dieses Werkes.
gemäß DIN V 4108-6. Für die Anlagentechnik gilt
die DIN V 4701-10. Der aktuelle Stand der Nor- Wärmegedämmte und verputzte Außenwän-
mung ist Abschn. 9.12 zu entnehmen. de. Im Zusammenhang mit wärmegedämmten
• Änderung von Außenbauteilen bestehender Gebäude. Putzfassaden sind folgende Wandaufbauten von
Sind Überarbeitungen an Fassaden durchzuführen, die besonderem Interesse (Bild 9.28):
über einen Anstrich oder eine Spachtelung hinausgehen • Einschalige Wand aus hoch wärmedämmen-
(sofern der Altputz im Wesentlichen erhalten bleibt), wer-
den pro Himmelsrichtung mind. 20 % eines Bauteiles mit den Wandbaustoffen, beidseitig verputzt.

9.28a 9.28b 9.28c 9.28d

9.28 Schematische Darstellung einschaliger, wärmegedämmter und verputzter Außenwandkonstruktionen


a) Mauerwerk aus hoch wärmedämmendem Wandbaustoff, beidseitig verputzt
b) Mauerwerk mit Außendämmung (Wärmedämm-Putzsystem) und Innenputz
c) Mauerwerk mit Außendämmung (Wärmedämm-Verbundsystem) und Innenputz
d) Mauerwerk mit Innendämmung (Gipskarton-Verbundplatte) und Außenputz
9.11 Putze für Sonderzwecke 703

• Einschalige Wand mit außen liegender Wär- Rohrleitungen usw.), ist die tragende Wandkon-
medämmung, beidseitig verputzt. struktion nur geringfügigen Temperaturschwan-
• Einschalige Wand mit innen liegender Wärme- kungen ausgesetzt.
dämmung, beidseitig verputzt. Somit halten sich thermisch bedingte Baukörper-
bewegungen (Rissbildungen in der Wandscheibe
Zusätzliche Wärmedämmschichten können bei durch Längenänderungen, Spannungen und Ver-
verputzten Außenwandkonstruktionen demnach formungen) in Grenzen. Des weiteren übernimmt
entweder außen- oder innenseitig angebracht die Außenwand eine temperaturregulierende
werden. In jedem Fall entstehen bauphysikalische Funktion. Das Wärmespeichervermögen des Bau-
Veränderungen im Wandgefüge, die immer recht- teiles bleibt erhalten und dient dem Temperatur-
zeitig vor Beginn der Baumaßnahmen überprüft ausgleich im Innenraum (verzögerte Außentem-
werden müssen. peratureinflüsse).
Als Faustregel für eine einwandfreie Ausbildung Da bei richtiger Dimensionierung der Dämm-
der Außenwand in diffusions- und wärmeschutz- schichtdicke und dem Einsatz bauphysikalisch
technischer Hinsicht kann gelten: bewährter Systeme die Taupunktlage weit nach
• Der Diffusionswiderstand der einzelnen Schich- außen verlegt wird (Frostbeanspruchung nur in
ten sollte von innen nach außen abnehmen, der Dämmschicht oder äußersten Oberflächen-
• der Wärmedurchlasswiderstand der Schichten schicht der tragenden Wand), kann auch kaum
von innen nach außen jedoch zunehmen. Tauwasserbildung im Inneren der tragenden Bau-
teile entstehen. Die daraus ableitbare konstan-
9.11.1 Einschalige Wände aus tere Oberflächentemperatur auf der Raumseite
hoch wärmedämmenden gewährleistet sowohl im Winter als auch im Som-
Wandbaustoffen mer ein behagliches Innenraumklima.
Die Anforderungen an den Wärmeschutz ein- Da der Diffusionswiderstand der einzelnen
schaliger, monolithischer Außenwände hat die Schichten von innen nach außen abnehmen soll,
Eigenschaften dieser Putzuntergründe im Laufe eignen sich für die nachträgliche Außendäm-
der letzten Jahre entscheidend verändert. An mung von aufgehenden Bauteilen vor allem
Stelle des herkömmlichen Mauerwerkes aus Dämmplatten mit niedriger Rohdichte aus Poly-
kleinformatigen Vollsteinen werden überwie- styrol-Hartschaum sowie nichtbrennbare, diffu-
gend hoch wärmedämmende großformatige sionsoffene Dämmmaterialien aus Mineralwolle
Wandbildner eingesetzt. oder Mineralschaum.
Derart bewegliche Putzgründe erfordern jedoch Einzelheiten über die Außendämmung ein-
eine schubweiche Zwischenschicht zwischen schaliger Wände s. Abschn. 9.11.4,Wärmedämm-
Wandbildner und Oberputz, so dass es zu einer Putzsysteme sowie Abschn. 9.11.5, Wärmedämm-
sog. „Entkopplung“ und damit Umdrehung der Verbundsysteme.
alten Putzregel kommt (Unterputz weicher als
Deckputz). Auf diesem Entkopplungsprinzip be-
ruht die Wirkungsweise sowohl der Wärme- 9.11.3 Einschalige Wände
dämm-Verbundsysteme (WDVS) als auch – in ge- mit Innendämmung 9
ringerem Maße – die der Wärmedämmputz- und
Obwohl der Außendämmung aus bauphysika-
Leichtputzsysteme.
lischer Sicht generell der Vorzug zu geben ist,
Einzelheiten über Leichtputze auf wärmedäm- wird die Innendämmung von Außenwänden
menden Wandbaustoffen sind Abschn. 9.7.5.4 überall dort eingesetzt, wo Räume rasch und in
zu entnehmen. der Regel nur für kurze Zeit aufgeheizt werden
sollen (z. B. Versammlungsstätten) und wo erhal-
9.11.2 Einschalige Wände tenswerte Altbaufassaden (z. B. reich gegliederte
mit Außendämmung Stuckfassaden) aufgrund denkmalpflegerischer
Die außenseitig aufgebrachte Wärmedämmung Gesichtspunkte nicht verändert werden dürfen.
weist aus bauphysikalischer Sicht überwiegend Auch bei vorhandenen Sichtbeton-, Klinker- und
Vorteile auf. Dadurch, dass alle Bauteile gleich- Natursteinfassaden werden in der Regel innensei-
mäßig ummantelt und lückenlos gedämmt wer- tige Dämmmaßnahmen vorgenommen, um das
den (z. B. auch Fensterstürze und Fensterleibung- äußere Erscheinungsbild der Gebäude zu erhalten.
en, einbindende Decken und Zwischenwände, Innendämmungen verändern das bauphysikali-
Ringanker, Heizkörpernischen, außen liegende sche Verhalten von Außenwänden erheblich.
704 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

Bei niedriger Außentemperatur und mit zuneh- • Bei Außenwänden mit Innendämmung soll
mender Dicke der Innendämmung sinkt die Tem- daher gemäß DIN 4108-3 der Wärmedämm-
peratur im tragenden Wandbauteil stark ab, wo- wert der raumseitigen Dämmschicht auf R ≤
durch sich die Lage des Taupunktes weit nach 1,0 m2K/W begrenzt werden und der Diffusi-
innen, d. h. zur Raumseite hin, verschiebt. Die wär- onswiderstand der Wärmedämmschicht
mespeichernde Wirkung der schweren Wandteile einschließlich Innenputz bzw. Innenbekleidung
geht verloren und im Übergangsbereich zwi- mindestens sd = 0,5 m betragen.
schen tragender Wand und Innendämmung kann • Normen. Im Wesentlichen sind folgende Nor-
es im Winter zur Kondensation bei eindiffundie- men zu beachten: DIN EN 13 829, DIN EN ISO
render Raumfeuchte kommen. 13 788, DIN EN ISO 10 211. Der aktuelle Stand
Auch in die Außenwand eingebundene Zwi- der Normung ist Abschn. 9.12 zu entnehmen.
schenwände oder Geschossdecken wirken bei Wasserdampfdiffusion. Auch bei der Innen-
Innendämmung als Wärmebrücken, so dass das dämmung sollte zunächst immer von der Regel –
Risiko der Schimmelpilzbildung an derart kriti- wonach der Diffusionswiderstand der einzelnen
schen Stellen erheblich zunimmt. Schichten von innen nach außen abnehmen soll
Tauwasserausfall im Inneren oder auf der Ober- – ausgegangen werden. Dieser Vorsatz kann je-
fläche von Außenbauteilen entsteht immer dann, doch häufig nicht eingehalten werden, beispiels-
wenn die Taupunkttemperatur unterschritten weise bei dichten Wandbaustoffen, so dass die
wird. Begünstigt werden derartige Tauwasserbil- Innendämmung entgegen dieser Regel aufge-
dungen durch hohe Luftfeuchtigkeit und Wärme- bracht wird. Dabei kommt der jeweiligen Schich-
brückeneffekte. tenkombination eine große Bedeutung zu.
1. Tauwasserbildung im Inneren Je dampfdichter das vorgesehene Außenbauteil
von Bauteilen (Mauerwerk, Betonwand) ist und je höher sich die
jeweilige relative Raumluftfeuchte darstellt, desto
Der Wärmeschutz von Bauteilen darf durch Tauwas-
sorgfältiger muss die Innendämmung in ihrem
serbildung nicht unzulässig vermindert werden.
Dampfdiffusionswiderstand darauf abgestimmt
Ein gewisses Maß an Tauwasserbildung in Bautei- werden.
len ist nach DIN 4108-3 unschädlich, wenn durch
Erhöhung des Feuchtegehaltes der Bau- und • Dämmstoffe für Innendämmung1). Uner-
Dämmstoffe der Wärmeschutz und die Stand- wünschte Dampfdiffusionswanderung aus der
sicherheit der Bauteile nicht gefährdet werden Raumluft zum Außenbauteil kann reduziert
und die im Winter anfallende Feuchtigkeit werden durch
während der Trocknungsperiode im Sommer an • dampfdichte Dämmmaterialien (z. B. Schaum-
die Umgebung wieder abgegeben werden kann. glas) bzw.
In DIN 4108-3 sind die zulässigen Tauwasser- • Dämmmaterialien mit relativ hohem Diffu-
Höchstmengen angegeben sowie eine Reihe von sionswiderstand (z. B. extrudierter Polystyrol-
bewährten Außenwandkonstruktionen genormt, schaum) oder durch
für die kein rechnerischer Nachweis des Tauwas- • diffusionsoffene Dämmstoffe (z. B. Mineral-
serausfalls infolge Dampfdiffusion unter norma-
9 len Klimabedingungen erforderlich ist.
wolle) mit darauf anschlussdicht aufgebrach-
ten dampfbremsenden bzw. dampfsperren-
Für alle anderen Außenwandkonstruktionen ist den Folien.
eine Diffusionsberechnung durchzuführen und • Geeignet sind entweder Polyethylen-, metall-
mit den Forderungen der zulässigen Maximal- kaschierte- oder feuchteadaptive Folien. Auf
mengen zu vergleichen. Entsprechende Rechen- eine fehlerfreie Verlegung mit weitgehend
beispiele s. Abschn. 16.5.6 in Teil 1 dieses Werkes. dampfdicht ausgebildeten Stoß-, Wand- und
Tauwasserbildung im Wandinneren infolge von Deckenanschlüssen ist bei dampfbremsen-
Wasserdampfdiffusion ist bei homogenem Mau-
erwerk und Mauerwerk mit Außendämmung im 1) Europäische Normen. Folgende neue europäische Pro-
Allgemeinen nicht zu erwarten. duktnormen gelten zukünftig für Wärmedämmstoffe im
Wird aber eine Innendämmung – insbesondere Hochbau (Auszug):
in großer Dämmschichtdicke und mit geringem • DIN EN 13 162 – Mineralwolle (MW)
Diffusionswiderstand – auf eine Außenwand auf- • DIN EN 13 163 – Expandierter Polystyrolschaum (EPS)
• DIN EN 13 164 – Extrudierter Polystyrolschaum (XPS)
gebracht, ist im Einzelfall zu prüfen, ob eine un- • DIN EN 13 165 – Polyurethan-Hartschaum (PUR)
zulässige diffusionsbedingte Feuchteerhöhung • DIN EN 13 166 – Phenolharzschaum (PF)
auftreten kann. • DIN EN 13 167 – Schaumglas (CG)
9.11 Putze für Sonderzwecke 705

9.29a 9.29b

9.29 Konstruktionsbeispiele: Gipskarton-Verbundplatten als Innendämmung vor Außenwandkonstruktionen


a) PS-Verbundplatte
b) MF-Verbundplatte, werkseitig mit einer Dampfsperre ausgerüstet und bauseits mit selbstklebenden Alubändern
dicht eingeklebt
1a Polystyrol-Verbundplatte 10 Polystyrol-Hartschaumplatte
1b Mineralfaser-Verbundplatte mit Dampfsperre 11 Fertigteilestrich aus 3 × 8 mm GK-Platten
2 Gipskarton-Bauplatte B nach DIN 18 180 12 Teppichbelag mit Holzsockelleiste
3 Polystyrol-Hartschaumplatte nach DIN 18 164 13 Dampfsperre (Alufolie), werkseitig eingebaut
(z. B. Styropor PS 15 SE) 14 Mineralfaserplatte
4 lose Mineralfaserstreifen, 10 mm dick 15 dichte, dauerelastische Abdichtung
5 Fugenfüller 16 selbstklebendes Aluband (dichter Bauteilanschluss)
6 Deckenputz 17 Deckenbekleidung
7a Klebemörtel bei planebenen Wandflächen 18 GK-Plattenstreifen
(Dünnbettverfahren), sonst Gipsansetzbinder 19 Mineralfaser-Trittschalldämmplatten
7b Gipsansetzbinder 20 Abdeckung (z. B. PE-Folie 0,1 mm)
8 Dämmstreifen, 5 mm dick
9 Feuchtigkeitsschutz (z. B. PE-Folie 0,2 mm)
21 schwimmender Mörtelestrich
9
den/dampfsperrenden Konstruktionen be- zu verleiten, diese Art der Innendämmung
sonders zu achten. generell ohne Dampfsperre einzubauen, da
• Neu angeboten als Dämmstoff für Innendäm- aufgrund der Diffusionsoffenheit einer sol-
mung werden kapillaraktive Calciumsilikat- chen Konstruktion feuchte Raumluft bis zur
platten, die bei üblicher Feuchtebelastung (kälteren und dampfdichteren) Bestandswand
ohne Dampfbremse eingebaut werden kön- gelangen und dort kondensieren kann. Von
nen. Da sie über eine hohe kapillare Saug- der Annahme, dass sich bei einem kapillarak-
fähigkeit verfügen, sind sie in der Lage, erheb- tiven Dämmstoff die eindiffundierte Feuchte
liche Mengen an Feuchtigkeit aus der Wand in jedem Fall großflächig verteilt und schnell
oder dem Innenraum aufzunehmen, zu spei- zur Raumseite hin rückverdunstet, kann ohne
chern und bei Abnahme der Feuchtebelas- rechnerischen Nachweis nicht ausgegangen
tung wieder rasch abzugeben. werden.
Hinweis. Die vorteilhaften Eigenschaften der Rechenwerte der Wärmeleitfähigkeit und
Calciumsilikatplatten dürfen jedoch nicht da- Richtwerte der Wasserdampf-Diffusionswider-
706 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

standszahlen von Baustoffen sind Tabelle Insbesondere ist jedoch zu beachten, dass durch
16.59, Teil 1 dieses Werkes, zu entnehmen. eine Innendämmung der Schallschutzwert infol-
Innendämmung von Außenwänden aus herkömmli-
ge verstärkter Schall-Längsleitung nachteilig be-
chen Wandbaustoffen (z. B. Hochlochziegel, Bimshohl- einflusst werden kann. Ungünstig verhalten sich
blocksteine). Bei relativ dampfdurchlässigem Mauerwerk vor allem Verbundplatten aus Hartschaumplatten
und bei Annahme üblicher Wohnraumbedingungen erge- mit hoher Steifigkeit in Verbindung mit leichter
ben sich bei richtiger Dimensionierung und sorgfältiger
Ausführung der Innendämmung (z. B. dichte Plattenstöße,
Gipskartonbeplankung. Sie bewirken eine Ver-
Wand- und Deckenanschlüsse) kaum Tauwasserprobleme. schlechterung der Schall-Längsdämmung durch
Es sind allerdings die zuvor genannten Werte bei Wänden Flankenübertragung (Resonanzeffekt).
mit Innendämmung gemäß DIN 4108-3 einzuhalten. Üb-
licherweise werden EPS-Hartschaumplatten (Rohdichte
Um dies zu verhindern, werden Verbundplatten
15 kg/m2) – meist in Form von Gipskarton-Verbundplatten aus elastifiziertem PS-Hartschaum mit niedriger
– verwendet. Steifigkeit eingesetzt. Verbessert wird die Schall-
Innendämmung von Außenwänden aus dampfdichte- Längsdämmung jedoch insbesondere durch In-
ren Wandbaustoffen (z. B. Kalksand-Vollsteine, Klinker). Bei nendämmungen mit weicher Dämmschicht aus
derart dichtem Mauerwerk wird die zulässige Tauwasser- Mineralwolle in Form von MW-Verbundplatten
menge meist überschritten und auch die Rücktrocknung ist (biegeweiche Vorsatzschalen).
rechnerisch oftmals nicht gegeben. Bei Annahme üblicher
Wohnraumverhältnisse sind daher zumindest EPS-Hart-
schaumplatten mit höherem Diffusionswiderstand einzu- 2. Tauwasserbildung auf der Oberfläche
setzen (Rohdichte 30 kg/m2, Diffusionswiderstand μ = 40
bis 100). von Bauteilen
Handelt es sich jedoch um Außenwände von Feuchträu- An den Innenoberflächen von ungenügend ge-
men (z. B. häusliche Küchen und Bäder), so ist der Einsatz dämmten Außenbauteilen kann es bei niedri-
einer zusätzlichen Dampfbremse oder von fugendicht ver-
legten XPS-Extruder-Hartschaumplatten zwingend ange- gen Außentemperaturen und übermäßig hoher
zeigt. Derartige Platten zeichnen sich einmal durch einen Raumluftfeuchte zu Tauwasserbildung (Ober-
relativ hohen Diffusionswiderstand (μ = 100 bis 250) und flächenkondensat) kommen. Diese Erscheinung
hohe Druckfestigkeit (Rohdichte 30 bis 50 kg/m2) aus, zum tritt vor allem dann auf, wenn die raumseitige
anderen nehmen sie aufgrund ihrer geschlossenzelligen
Struktur praktisch kaum Feuchtigkeit auf. Oberflächentemperatur der Bauteile zu niedrig,
d. h. unter der Taupunkttemperatur der umge-
Innendämmung von Außenwänden aus relativ dampf-
dichten Wandbaustoffen (z. B. Betonwände). Die Innen-
benden Raumluft liegt.
dämmung von relativ dampfdichten Betonwänden (Roh- Werden die zuvor genannten Wärmedämm- und
dichte etwa 2400 kg/m2) ist besonders sorgfältig aus- Diffusionswiderstandswerte bei Wänden mit In-
zuführen. So hat eine 24 cm dicke Betonwand einen
etwa 20 mal höheren Diffusionswiderstand als ein gleich
nendämmung gemäß DIN 4108-3 jedoch einge-
dickes Mauerwerk aus Hohlblocksteinen. Würde ein derart halten, sind in der Regel keine Schäden durch
dichtes Bauteil innenseitig mit einem diffusionsoffenen Oberflächenkondensat zu erwarten. Dies setzt je-
Dämmmaterial beplankt, käme es im Winter im Grenzbe- doch normale Raumlufttemperaturen und rela-
reich Betonschale/Innendämmung zu ganz erheblichem
Tauwasserausfall. In jedem Fall ist die in DIN 4108-3 festge-
tive Luftfeuchten sowie genügende Beheizung
legte und in Abschn. 16.5.6 beschriebene Tauwasserbe- und Lüftung voraus.
rechnung (sog. Glaserverfahren) vorzunehmen.
Die Innendämmung von Betonwänden – insbesondere in Energieeinsparverordnung. Mit der Einführung
9 Nassräumen wie Schwimmbädern u. Ä. – muss daher ent- der Energieeinsparverordnung (EnEV) wurden
weder aus diffusionsdichtem Dämmmaterial (z. B. Schaum-
glas) oder bei XPS-Hartschaumplatten mit zusätzlicher, die Anforderungen an den Wärmeschutz im
raumseitig aufgebrachter, metallkaschierter Dampfsperre Hochbau weiter erhöht. Dabei nimmt der Einfluss
(Alu-Folie) fugen- und anschlussdicht ausgeführt werden. der Wärmeverluste über Wärmebrücken zu.
Richtwerte der Wasserdampf-Durchlässigkeit von Bau- Wärmebrücken sollten daher möglichst vermie-
teilen sind Tabelle 16.59, Teil 1 dieses Werkes, zu entneh- den werden.
men.
• Wärmeverluste über nicht vermeidbare Wärme-
Schallschutz bei Wänden mit Innendämmung. brücken sind nach der Energieeinsparverordnung bei
Aus schallschutztechnischer Sicht handelt es sich der Energiebilanzierung quantitativ zu berücksichtigen:
bei der Innendämmung – bestehend aus Dämm- Ohne besondere Maßnahmen beaufschlagt die Energie-
material mit leichter Schale (Putz oder Gipskar- einsparverordnung die U-Werte der Außenbauteile mit
einem pauschalen Wärmebrückenkoeffizienten ΔUWB
tonplatte) – um eine Masse-Feder-Masse-System. von 0,1 W/m2K.
Je nach verwendetem Dämmmaterial (PS-Hart- Sind die Wärmebrücken nach den Vorschlägen von Bei-
schaumplatten, Mineralwolle) verschlechtern blatt 2 zur DIN 4108 ausgeführt (Planungs- und Aus-
oder verbessern sich die schalltechnischen Werte führungsbeispiele), gilt das Gebäude als „wärmebrücken-
von Außenwänden. arm“. In diesem Fall darf der pauschale Zuschlag auf den
9.11 Putze für Sonderzwecke 707

Wärmebrückenkoeffizienten1) halbiert werden und be- anzupassen. Die Folge waren/sind Tauwasserschäden auf-
trägt nur noch 0,05 W/m2K. grund höherer Raumluftfeuchte bei mangelnder Wärme-
Die Wärmeverluste der Wärmebrücken können aber dämmung, insbesondere im Bereich der zuvor genannten
auch als längenbezogener Wärmebrückenverlustkoeffizi- besonders gefährdeten Wärmebrückenbereiche.
ent Ψ (Psi) berechnet oder – aus Wärmebrückenkatalo- • Luftwechsel. Während bei den alten Fenstern über die
gen entnommen – in die Energiebilanz eingehen. Weite- Undichtigkeiten der Fugen eine ständige Frischluftzu-
re Einzelheiten hierzu sind [35] zu entnehmen. fuhr – und damit auch der Abtransport von Wasserdampf
und Kohlendioxid – stattfand, kann der Mindestluftwech-
Wärmebrücken. Als Wärmebrücken werden ört- sel bei den neuen, sehr dichten Fenstern nur durch ge-
lich begrenzte Stellen in Baukonstruktionen be- zielte Lüftungsmaßnahmen (mehrfache Stoßlüftung am
Tage) erreicht werden. Die heute vermehrt festzustellen-
zeichnet, in denen gegenüber den angrenzen- den Feuchteschäden sind vor allem auf zu hohe Raum-
den Bereichen infolge verstärkter Wärmeleitung luftfeuchten und damit auf falsche Heizungs- und Lüf-
niedrigere Oberflächentemperaturen auftreten. tungsgewohnheiten zurückzuführen.
Sie verursachen nicht nur einen zusätzlichen Wär- Die Annahme, der Feuchtetransport aus den Räumen
meverlust, sondern reduzieren auch in dem be- würde über die Wasserdampfdiffusion durch die Wand in
ausreichendem Maße stattfinden (aufgrund des Dampf-
treffendem Bereich die Oberflächentemperatur druckgefälles im Winter von innen nach außen), ist nicht
des Bauteils. Infolge dessen kann es in ihrem richtig. Mengenmäßig ist dieser Feuchtetransport über
Einflussbereich verstärkt zu Tauwassernieder- die Diffusion sehr gering, so dass auch ein noch so gün-
schlag (Durchfeuchtungserscheinungen) und stiger, diffusionsoffener Wandaufbau die gezielte Raum-
lüftung zwecks Feuchteabfuhr nicht ersetzen kann.
damit auch häufig zu Schimmelpilzbildung kom-
men. Vgl. hierzu auch Abschn. 16.5.8, Wärme- • Wasserdampfsorption. In diesem Zusammenhang ist
auch noch auf die Feuchtespeicherung (Sorption) von
brücken, in Teil 1 dieses Werkes. Raumumschließungsflächen und Einrichtungsgegen-
ständen hinzuweisen. Bei plötzlichem Anstieg und gro-
Schimmelpilzbildungen sind beispielsweise an ßen Schwankungen der relativen Luftfeuchte ist es
inneren Fenster- und Türleibungen sowie Fen- vorteilhaft, wenn Materialien mit offenen Poren und Ka-
pillaren – wie beispielsweise Innenputze, Holz, Tapeten,
sterbrüstungen, Rollladenkästen, Außenwand- Textilien u. a. – Feuchte aus der Luft aufnehmen und
ecken, im Bereich zwischen Dachdecke und speichern können (Feuchtepuffer). Diese vorübergehend
Außenwand, an Stürzen und Deckenflächen un- aufgenommene Wassermenge (Absorption) wird dann
ter Kragplatten sowie an Außenwandflächen mit zu einem späteren Zeitpunkt wieder langsam an trocke-
ne Raumluft zurückgegeben (Desorption) und durch Lüf-
vorgestellten bzw. fest eingebauten, großflächi- ten nach außen abgeführt.
gen Schrankwänden vorzufinden.
• Heizen im Schlafraum. Im Zuge der Energieeinsparung
Diese Mängel sind jedoch nicht – wie dies immer wird in der Wohnung die Heizung häufig gedrosselt und
wieder fälschlicherweise behauptet wird – auf im Schlafzimmer oftmals völlig abgedreht. Dieses wird
den verbesserten Wärmeschutz der Gebäude dann üblicherweise über die offene Tür beheizt, so dass
feuchtwarme Luft aus anderen Teilen der Wohnung in
zurückzuführen. Vielmehr sind folgende Ursa- den Schlafraum strömen kann. Die Folgen sind – insbe-
chen im Zusammenhang zu bedenken: sondere bei neuen dichten Fenstern – eine Erhöhung der
relativen Luftfeuchte sowie ein weiteres Absinken der
• Altbausanierung. Bei Sanierungsmaßnahmen an Alt- Oberflächentemperaturen auf den Außenbauteilen.
bauten stehen im Hinblick auf die Energieeinsparung der
Austausch alter, undichter Fenster gegen neue – wesent- Die Tendenz zur übermäßigen Heizenergieeinsparung
lich dichtere und besser gedämmte (Mehrscheiben-Iso- fördert somit das Risiko der Tauwasserbildung auf
lierverglasung) – an erster Stelle. Dieser Austausch wurde
in den zurückliegenden Jahren häufig als Einzelmaßnah-
Außenbauteilen – vor allem im Bereich von Wärme-
brücken – und damit auch der Schimmelpilzbildung.
9
me durchgeführt, ohne gleichzeitig die übrigen Außen- Krasse Temperaturunterschiede innerhalb einer Woh-
bauteile den Anforderungen der DIN 4108 bzw. Wär- nung sollten daher vermieden werden, da nennenswerte
meschutzverordnung (heute Energieeinsparverordnung) Mengen an Heizenergie dadurch sowieso nicht einzuspa-
ren sind.
• Raumhohe Schrankwände vor Außenwandflächen wir-
1) Alle Wärmebrücken, die beispielhaft in DIN 4108 Bbl 2 ken bauphysikalisch wie eine zusätzlich innenseitig an-
aufgeführt sind, sind ausreichend wärmegedämmt. Es gebrachte Wärmedämmung. Der Temperaturverlauf in-
muss kein zusätzlicher Nachweis geführt werden. nerhalb der Wand wird dadurch nachhaltig verändert, so
Für alle davon abweichenden Konstruktionen muss der dass die raumseitige Oberflächentemperatur der Wand
Temperaturfaktor an der ungünstigsten Stelle die Min- um einige Grade abfällt und somit die Kondensatgefahr
destanforderung ƒR, si ≥ 70 erfüllen, d. h. nach den in DIN und die damit verbundene Schimmelpilzbildung in die-
4108-2 angegebenen Randbedingungen ist eine raum- sem Bereich wächst.
seitige Oberflächentemperatur von θsi ≥ 12,6 °C einzu- Der Einbau großflächiger Schrankwände vor Außenwän-
halten (Fenster und Türen sind davon ausgenommen). den sollte deshalb unterbleiben. Lässt er sich nicht ver-
Entsprechend dieser Zusammenhänge liegt demnach meiden, so muss zum einen auf einen genügend großen
die schimmelpilzkritische Temperatur unter 12,6 °C. S. Abstand zwischen Wand und Möbel geachtet werden
hierzu auch Abschn. 7.4.5, Baukörperanschlüsse (Fußno- (mind. 10 bis 15 cm) zum anderen für eine ausreichende
te). Luftzirkulation hinter dem Möbel – über großzügig be-
708 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

messene Lüftungsschlitze im Sockel- und Deckenan- • ein Gemisch aus den vorgenannten organi-
schlussbereich – gesorgt werden. schen/mineralischen Zuschlägen.
Weitere Einzelheiten sind der Spezialliteratur [20], [21],
[22], [23], [24], [36] sowie Abschn. 16.5.6,Temperaturen an Je leichter ein Baustoff ist, um so besser sind sei-
Bauteilen – Tauwasserbildung, Teil 1 dieses Werkes, zu
entnehmen. ne Wärmedämmeigenschaften; dies gilt auch für
die Putzmörtel.
Dämmputze werden deshalb heute vorwiegend
aus extrem leichten Zuschlagstoffen – nämlich
9.11.4 Wärmedämm-Putzsysteme1) geschäumten Polystyrolkügelchen – hergestellt.
Diese ergeben eine gute Wärmedämmung, be-
Zur Verbesserung der Wärmedämmung von wirken jedoch andererseits eine geringere me-
Außenwänden (Altbau/Neubau) wurden speziel- chanische Festigkeit des Unterputzes, so dass die-
le Dämm-Putzsysteme entwickelt, die aus mehre- ser immer eines schützenden Oberputzes bedarf.
ren, technisch aufeinander abgestimmten Putz-
lagen bestehen. Sie setzen sich üblicherweise Tabelle 9.30. Dämmputze werden im Wesentli-
zusammen aus einem 20 bis max. 100 mm dicken chen nach der jeweiligen Zuschlagart eingeteilt.
Unterputz – dem eigentlichen Wärmedämmputz Wie die Übersicht verdeutlicht, gibt es neben den
– und einem etwa 10mm dicken Oberputz, der in DIN 18 550 genormten Dämmputzen mit orga-
vor allem schützende Funktionen übernimmt, nischen Zuschlägen auch solche mit minerali-
gleichzeitig aber auch der Gestaltung dient (Bild schen Leichtzuschlagstoffen. Diese müssen eine
9.31-1). allgemeine bauaufsichtliche Zulassung des Deut-
schen Instituts für Bautechnik, Berlin, aufweisen.
Unterputz (Dämmputz). Der Unterputz ist ähn- Sie erreichen jedoch in der Regel nicht die güns-
lich wie ein herkömmlicher mineralischer Putz tigen Rechenwerte der Wärmeleitfähigkeit von
aufgebaut: als Bindemittel werden hydraulischer EPS-Dämmputzen.
Kalk und Zement, Zusätze zur Verbesserung der • Wärmedämm-Putzsysteme aus Mörteln mit
Verarbeitbarkeit (Luftporenbildner) sowie Hydro- mineralischen Bindemitteln und expandier-
phobierungsmittel verwendet. Anstelle des Zu- tem Polystyrol (EPS) als Zuschlag sind in DIN
schlages Sand, mit dichtem Gefüge, treten jedoch 18 550-3 (Ausg. 03.91) genormt. 1)
entweder Nach dieser Norm muss der Unterputz aus
• organische Zuschläge (expandiertes Polystyrol Werktrockenmörtel hergestellt werden und
– EPS – in Form von 1 bis 3 mm großen Kügel- mindestens 75 % Volumenanteil expandiertes
chen) oder Polystyrol (EPS) als Zuschlag enthalten.
• mineralische Zuschläge (Leichtzuschlagstoffe Die Wärmeleitzahlen (λ) derartiger EPS-Unter-
nach DIN 4226-2 wie Blähton, Blähschiefer, putze liegen bei 0,057 bis 0,094 W/(m · K), die
Blähglaskügelchen, Bims sowie Perlite und Ver- 1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 9.12 zu ent-
miculite) oder nehmen.

9 Tabelle 9.30 Übersicht: Wärmedämm-Putzsysteme

WÄRMEDÄMM-PUTZSYSTEME

UNTERPUTZ MIT ORGANISCHEM UNTERPUTZ MIT MINERALISCHEM


LEICHTZUSCHLAG (Z. B. POLYSTYROL) LEICHTZUSCHLAG (Z. B. PERLITE)

NACH DIN 18 550-3 (Ausg. 03.91) MIT BAUAUFSICHTL. ZULASSUNG

BAUSTOFFKLASSE B1 BAUSTOFFKLASSE A

EIN- ODER ZWEILAGIGER OBERPUTZ EIN- ODER ZWEILAGIGER OBERPUTZ


9.11 Putze für Sonderzwecke 709

üblichen Rohdichten zwischen 200 und 300 Oberputz. Der Oberputz nach DIN 18 550 (Ausg.
kg/m3, die Dicken zwischen 20 und max. 03.91) ist ebenfalls aus Werktrockenmörtel herzu-
100 mm. stellen und soll den Eigenschaften eines Putzes
Damit besitzt ein Dämmputz – bei einer ange- aus den Mörtelgruppen PI oder PII vergleichbar
nommenen Wärmeleitfähigkeit λ= 0,07 W/(m · K) sein. Nur ein qualitativ hochwertiger, wasserab-
und bei gleicher Dicke – eine über 12mal besse- weisender Oberputz kann eine Durchfeuchtung
re Dämmwirkung als ein herkömmlicher Kalk- und damit eine Verminderung der Wärmedäm-
Zement-Putz mit 0,87 W/(m · K). mung des Unterputzes verhindern. Daher werden
Im Vergleich zu einer Dämmplatte aus PS-Hart- alle Dämmputze nur zusammen mit einem pas-
schaum λ = 0,040 W/(m · K) ist die Dämmwir- senden Oberputz als System zugelassen.
kung eines Dämmputzes jedoch nur halb so An den Oberputz werden vor allem Anforderung-
hoch. en hinsichtlich des Regenschutzes (Wasserauf-
Als Besonderheit ist bei allen Wärmedämm- nahmekoeffizient w ≤ 0,5 kg (m2 · h0,5), der Wit-
Putzsystemen zu beachten, dass zur Berech- terungsbeständigkeit, mechanischen Festigkeit
nung des Wärmedurchlasswiderstandes nur (Druckfestigkeit zwischen 0,80 und 3,0 N/mm2)
der eigentliche Unterputz herangezogen wer- sowie Wasserdampfdurchlässigkeit ( μ = etwa 10)
den darf. Der Oberputz bleibt dabei unberück- gestellt. Außerdem ist mit ihm praktisch jede ge-
sichtigt. Außerdem muss der Unterputz was- wünschte und bekannte Putzoberfläche herstell-
serhemmend ausgerüstet sein. Dies gilt als bar.
erfüllt, wenn der Wasseraufnahmekoeffizient Bei Wärmedämm-Putzsystemen richtet sich das
w ≤ 2,0 kg (m2 · h 0,5) beträgt. Verhältnis zwischen den Druckfestigkeiten von

9.31-1b

9
9.31-1a

9.31-1 Konstruktionsbeispiele: Unterschiedliche Kantenausbildungen bei Wärmedämm-Putzsystemen


a) Kantenprofil mit PVC-Überzug. Das Profil wird mit Ansetzmörtel auf Zementbasis am Untergrund befestigt.
Der mit Druck aufgespritzte Mörtel verklammert sich allseitig kraftschlüssig durch die Lochungen des Profils
hindurch. Der PVC-Überzug wird nicht verputzt und ist nach dem Putzvorgang umgehend zu reinigen.
Vgl. hierzu auch Bild 9.11.
b) Kantenprofil ohne PVC-Überzug. Dieses Profil eignet sich für die Unterputzanbringung, d. h. die Schiene wird
unsichtbar in den Dämmputz eingebaut und im Kantenbereich ein Glasgittergewebestreifen als zusätzliche
Armierung eingebettet. Der Oberputz wird in einer Dicke von etwa 8 bis 10 mm um die Ecke herumgeführt.
1 Putzgrund 5 Kantenprofil
2 Spritzbewurf (soweit erforderlich) 6 Oberputz
3 Unterputz (Dämmputz) 7 PVC-Überzug
4 Glasgittergewebe
Protektorwerk, Gaggenau
710 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

9.31-2a 9.31-2b

9.31-2 Putzsockel- und Dehnungsfugenprofil für Wärmedämm-Putzsysteme


a) Sockelprofil mit schräggestelltem Schenkel (110°) und Stützbügel
b) Dehnungsfugenprofil für senkrecht verlaufende Wandfugen
Protektorwerk, Gaggenau

Unterputz zu Oberputz nach der Art der verwen- bettet wird. Bei anderen Systemen wird dieses Armierungs-
deten Zuschläge. Nach der bereits mehrfach an- gewebe nach Angaben der Hersteller in das obere Drittel
eines auf dem Unterputz aufgebrachten Ausgleichsputzes
geführten traditionellen Putzregel (bei massivem eingearbeitet.
Mauerwerk) soll die Festigkeit des Oberputzes
immer geringer sein als die Festigkeit des Unter- Bild 9.31-1 und -2. Um einen gleichmäßig dicken, plan-
putzes. ebenen Putzauftrag und wirksamen Kantenschutz zu er-
reichen, ist es unverzichtbar, Sockel-, Kanten-, Sturz- und
Das Festigkeitsgefälle bei den Wärmedämm- Dehnungsprofile an Fensterleibungen, Rollladenkästen,
Putzsystemen verläuft jedoch genau umgekehrt: Hauskanten u. Ä. anzubringen. Aufgrund der größeren
Der Oberputz ist härter als der darunter liegende Putzdicken ist auch darauf zu achten, dass Überstände wie
beispielsweise Ortgänge, Fensterbänke und Abdeckungen
Dämmputz. Durch die schubweiche Zwischen- aller Art entsprechend breiter ausgebildet werden.
9 schicht zwischen Wandbildner und Oberputz er-
gibt sich eine Entkopplung. Die langjährige
Dem fertigen Werktrockenmörtel darf außer Wasser nichts
mehr zugesetzt werden. Der Unterputz wird in Schicht-
Anwendung hat gezeigt, dass dadurch nicht dicken von 50 bis 60 mm (max. 100 mm) in einem Arbeits-
zwangsläufig Schäden auftreten müssen – vor- gang aufgetragen und eben abgezogen, wobei Reiben und
ausgesetzt, der Unterschied in der Festigkeit bei- Filzen zu vermeiden ist. Ist aus wärmetechnischen Gründen
ein dickerer Dämmputz erforderlich, so kann nach ausrei-
der Lagen liegt innerhalb der festgelegten Gren- chender Wartezeit (mehrere Tage) eine zweite Lage aufge-
zen. Vgl. hierzu auch Abschn. 9.7.5.4, Leichtputze tragen werden. Dabei sind die jeweiligen Verarbeitungs-
auf wärmedämmenden Wandbaustoffen. richtlinien der Hersteller genauestens einzuhalten.

Verarbeitung. Vor dem Aufbringen des Dämmputzes ist ei- Nach einer Austrockungszeit von mindestens 1 Tag pro
ne sorgfältige Untergrundbeurteilung vorzunehmen. Bei 1 cm Dämmputzdicke wird der jeweils zugelassene System-
neuem, einheitlichem und gleichmäßig saugendem Mauer- Oberputz aufgetragen.
werk sind keine besonderen Maßnahmen erforderlich. Un-
terschiedlich saugende Untergründe bedürfen jedoch ei-
nes voll deckenden Spritzbewurfes (Vorspitzmörtel).
Bei der farblichen Gestaltung ist darauf zu ach-
ten, dass nur helle Farbtöne gewählt werden, da
Bei Untergründen mit erhöhter Rissbildungsgefahr
(Mischmauerwerk) ist eine Putzarmierung in Form eines
dunkle Farben bei thermischer Beanspruchung
Glasgittergewebes erforderlich, das in die obere Zone des zu Spannungen und damit zur Rissbildung in der
Dämmputzes – vor Aufbringung des Oberputzes – einge- Putzschale führen können.
9.11 Putze für Sonderzwecke 711

9.11.5 Wärmedämm-Verbundsysteme Anforderungen unterschiedlichster Art haben da-


zu geführt, dass von den Herstellern jeweils meh-
Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) – frü- rere, verschiedenartig aufgebaute Systemvarian-
her auch Thermohaut genannt – bestehen aus ten angeboten werden. Sie unterscheiden sich
mehreren fest miteinander verbundenen und vor allem hinsichtlich der verwendeten Dämm-
bauphysikalisch aufeinander abgestimmten stoffarten, Befestigungsmöglichkeiten und Ober-
Komponenten, die als System zur Wärmedäm- flächenbeschichtungen.
mung und Gestaltung von Fassaden eingesetzt Allgemeine Angaben über Wärmedämm-Ver-
werden. bundsysteme sind DIN V 18 559 zu entnehmen.
Sie haben sich als Außendämmung seit über vier Diese Norm dient vor allem der Begriffsbestim-
Jahrzehnten bewährt und weisen eine ganze Rei- mung, für baupraktische Belange ist sie weitge-
he von Vorteilen auf: Verbesserung des Wärme- hend ohne Bedeutung.
schutzes und des Regenschutzes der Außenbau-
Die Verarbeitung von Wärmedämm-Verbund-
teile, Verhinderung von Wärmebrücken, keine
systemen ist in DIN 55 699 (Ausg. 01.05) festge-
Tauwasserbildung im Inneren der Außenwand
legt.
und auf der raumseitigen Oberfläche, Entkopp-
lung des Außenputzes von der tragenden Kon-
struktion, dadurch rissefreie Fassaden auch bei Alt- Baurechtliche Regelung. Wärmedämm-Verbundsysteme
bauten, Plattenbauten und Holzfachwerkbauten. zählen zu den nicht geregelten Produkten, da für sie keine
technischen Regelwerke (z. B. Normen) existieren. Vgl. hier-
zu Abschn. 7.8.1, Bauregelliste, sowie Abschn. 2.2.4, Baupro-
Schichtenfolge. Bei der Planung von Wärme- dukte, Teil 1 dieses Werkes.
dämm-Verbundsystemen ist von folgenden
Der Verwendbarkeitsnachweis ist deshalb durch eine all-
Schichten auszugehen: gemeine bauaufsichtliche Zulassung zu führen (Deutsches
Institut für Bautechnik, Berlin). In ihr werden Aufbau und
• Tragwand (vorrangig statische und schall- Schichtenfolge eines Systems beschrieben sowie Fragen
schutztechnische Funktionen) der Standsicherheit, Dauerhaftigkeit, Gebrauchstauglich-
• Wärmedämmschicht (unterschiedliche Dämm- keit u. a. m. geregelt.
stoffarten und Befestigungsmöglichkeiten) In den allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen wird
außerdem zwingend vorgeschrieben, dass nur in sich ge-
• Armierungsschicht (Bewehrung gegen ther- schlossene Systeme verarbeitet werden dürfen. Alle Einzel-
mische und mechanische Beanspruchungen) komponenten – auch Zubehörteile – gelten als System-
bestandteile. Mischsysteme mit Komponenten anderer
• Außenputz (Schlussbeschichtung mit minera- Fabrikate sind nicht zulässig. Sie beinhalten ein Schadensri-
lisch- oder kunstharzgebundenen Oberputzen). siko und verwirken die Herstellergewährleistung.

9
9.32
Wärmedämm-Verbundsysteme (Aufbau
und Befestigungsarten)
a) Klebeverfahren, ggf. mit Verdübelung
b) mechanische Schienenbefestigung
1 Untergrund (tragfähiges Mauerwerk)
2 Klebemasse (Klebemörtel)
3 Dämmstoff (PS-Hartschaum-, Mineral-
wolle- oder Mineralschaumplatten)
4 Armierungsschicht (Glasgittergewebe
in Armierungsmasse)
5 Außenputz/Schlussbeschichtung
6 labiler, nicht tragfähiger Untergrund
7 Hart-PVC-Schiene
8 PS-Hartschaumplatten mit umlaufender
Nut 9.32a 9.32b
712 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

Standsicherheit. Mit der Erteilung einer allgemeinen bau- Daraus ergibt sich, dass sich die Schalldämmung von
aufsichtlichen Zulassung für ein bestimmtes System gilt Außenwänden – je nach gewähltem WDV-System – verbes-
der Standsicherheitsnachweis als erbracht. Im Zuge des Zu- sern oder verschlechtern kann.
lassungsverfahrens müssen nach DIN 1055 für die Gebäu-
Eine Verbesserung ist in der Regel zu erwarten bei weichen
dehöhe h
(elastifizierten) PS-Hartschaumplatten oder Mineralwolle-
• 0<h≤ 8m platten mit dickem Oberputz. Günstige Schalldämm-Maße
• 8 < h ≤ 20 m ergeben sich auch bei schienenbefestigten Systemen.
• 20 < h ≤ 100 m Ungünstig wirken sich dagegen WDV-Systeme mit steifer
unter Berücksichtigung der jeweiligen Windsoglasten für Dämmschicht (z. B. Mineralfaser-Lamellen) und dünnem
die Wandfläche bzw. den Randbereich, die Standsicherheit Oberputz aus. Entsprechende Angaben sind den (meisten)
nachgewiesen werden. Zulassungsbescheiden zu entnehmen.
Daraus resultierend sind in der jeweiligen bauaufsichtlichen
Zulassung die Mindestzahl der Dübel pro Quadratmeter Traggrund (Untergrund). Die Beschaffenheit des
Fassadenfläche für diese drei Höhenbereiche – unterteilt Untergrundes ist meist ausschlaggebend für die
nach Fläche und Randbereich – vorgeschrieben. Nähere
Angaben über Dübelanordnung und Dübelverbrauch bein-
zu wählende Befestigungsart der Dämmstoffplat-
halten die Herstellerunterlagen. ten. Man unterscheidet:
Ein weiteres entscheidendes Kriterium für die Standsicher- • Tragfähige Untergründe. Dazu zählen neues
heit eines WDV-Systems ist die richtige Beurteilung der je- Mauerwerk und Betonuntergründe ohne wei-
weiligen Außenwand bezüglich ihrer Tragfähigkeit und die
darauf abgestimmte Wahl der Befestigungsart.
tere Beschichtungen sowie neue feste Putze
(Mörtelgruppen P II und P III). Auf derart trag-
Brandschutz. Die Anforderungen an den Brandschutz sind fähige Untergründe können WDV-Systeme
in den jeweiligen Landesbauordnungen und den dazu- ohne Verdübelung standsicher und kosten-
gehörigen Ausführungsverordnungen geregelt.
günstig aufgeklebt werden. Ebenheitstoleran-
Das Brandverhalten von WDV-Systemen ist in der jeweili- zen bei verklebten Systemen ≤ 1 cm bezogen
gen allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung angegeben.
Diese Angaben im Zulassungsbescheid sind demnach
auf 1 Meter Messlänge.
maßgeblich für das jeweilige System. • Reduziert tragfähige Untergründe. Dazu
• Ausgehend von der jeweiligen Landesbauordnung dür- zählen meist Altbauten mit fest am Untergrund
fen Fassadenbekleidungen der Baustoffklasse B2 (nor- haftenden Putzen oder Anstrichen, auf denen
malentflammbar) im Allgemeinen an Gebäuden mit ein Kleber jedoch nur ein reduziertes Haftver-
Oberfläche Fußboden (OFF) ≤ 7 m eingesetzt werden.1)
mögen entwickeln kann. In diesen Fällen ist
• Bei Gebäuden mit OFF ≤ 22 m (unterhalb der Hochhaus-
grenze) muss das Dämmsystem mind. die Baustoffklas-
neben dem Verkleben eine zusätzliche Verdü-
se B1 (schwerentflammbar) erfüllen. Besonders beachtet belung erforderlich. Ebenheitstoleranzen bei
werden müssen schwerentflammbare Systeme (mit PS- verklebten und gedübelten Systemen ≤ 2 cm
Hartschaumplatten), da in DIN 4102 nur Plattendicken bezogen auf 1 Meter Messlänge.
bis 100 mm erfasst sind.
• Bei Gebäuden mit OFF > 22 m (über Hochhausgrenze)
• Nicht tragfähige Untergründe. Bei Putzen
muss das gesamte WDV-System der Baustoffklasse A oder Anstrichen mit unzureichender Haftung
(nichtbrennbar) entsprechen. Anzuwenden in der Regel zum Untergrund sowie bei sehr unebenen Fas-
bis 100 m Gebäudehöhe bzw. bei allen öffentlichen saden sind schienenbefestigte WDV-Systeme
Gebäuden besonderer Art und Nutzung (z. B. Kranken-
im Vorteil. Ebenheitstoleranzen bei Schienen-
9 häuser, Schulen).
befestigung ≤ 3 cm bezogen auf 1 Meter Mess-
Weitere Einzelheiten sind den jeweiligen Landesbauord- länge.
nungen und WDVS-Zulassungsbescheiden zu entnehmen.
Bauliche Gegebenheiten. Dämmplatten dürfen auf
Schallschutz. WDV-Systeme beeinflussen nicht nur den Außenwandflächen erst dann aufgebracht werden, wenn
Schalldurchgang durch die Wand, sondern auch die Schall- eine ausreichende Trockenheit des Untergrundes gewähr-
ausbreitung entlang der Wand (Schall-Längsleitung). leistet ist. Wird eine Außendämmung auf zu feuchte oder
Die tatsächliche Verbesserung der Schalldämmung durch gar durchnässte Wände angebracht, führt dies – vor allem
WDV-Systeme hängt im Wesentlichen ab von der bei relativ dampfdichten Systemen – zu Schäden. Dies gilt
• dynamischen Steifigkeit des Dämmstoffes, insbesondere dann, wenn die Dämmung kurz vor oder
• Dicke des Dämmstoffes, während der Heizperiode angesetzt wird.
• Masse des Putzsystems, Bei Neubauten müssen daher die Innenputz- und Estrichar-
• Art der Befestigung. beiten abgeschlossen und die Wände so weit trocken sein,
dass eine übermäßige Feuchteanreicherung nicht mehr ge-
geben ist. WDV-Systeme lassen zwar das Austrocknen
mäßig feuchter Wände zu, eine gewisse Dampfbremse – vor
1) Für den Brandschutz ist jeweils die Höhe der Oberfläche allem Systeme mit PS-Dämmplatten und dampfdichteren
Fußboden (OFF) des obersten Aufenthaltsraumes über Kunstharzputzen – stellen sie dennoch dar, so dass sich die
der Geländeoberfläche maßgebend. Dampfdiffusion (Austrocknung) von innen nach außen zeit-
9.11 Putze für Sonderzwecke 713

9.33
Wärmedämm-Verbundsystem:
Schematische Darstellung der Verarbeitungsschritte
A Vorbereitung des Untergrundes (Altbau/Neubau)
B Anbringen der Sockelschienen mit Spreizdübel
C Ankleben der Dämmplatten mit Klebemörtel
D zusätzliche Verdübelung (nur bei unsicherem
Untergrund)
E Anbringen der Eckverstärkung (Gewebeeckschutz
oder spezielle Eckschutzschienen)
F Aufbringen einer zweilagigen Armierungsschicht
G Einarbeiten des Glasgittergewebes „nass-in-nass“
mittig in die Armierungsmasse
H Auftrag einer Grundierung (soweit erforderlich)
I Auftrag des Außenputzes/Schlussbeschichtung

lich deutlich verzögern kann. Funktionsbezogene Beein- destens sechs Wochen – werkseitig abgelagert
trächtigungen sind in der Regel jedoch nicht zu erwarten. sind, bevor sie auf die Fassade aufgebracht wer-
Des weiteren muss sichergestellt sein, dass kein Wasser (Re- den (Schwindvorgänge aufgrund flüchtiger
gen, aufsteigende Feuchtigkeit) in bzw. hinter das WDV- Bestandteile im Polystyrolschaum). Beim Ein-
System gelangen kann. Daher müssen Fenster, Rollladen-
kästen und vor allem die Horizontalflächen (Fensterbänke, satz zu frischer Platten kommt es sonst an den
Dacheindeckungen) mit geeigneten Abdeckungen verse- Stoßfugen zu Rissbildungen (Relativ häufige
hen sein. Schadensursache bei WDV-Systemen mit EPS-
Dämmplatten).
Wärmedämmstoffe1) . Die Ausgangsprodukte der
Dämmstoffe sind entweder organischen oder • Extrudierter Polystyrol-Hartschaum (XPS
mineralischen Ursprungs. Für die WDV-Systeme nach DIN 18 164, zukünftig DIN EN 13 164). Ge-
werden vor allem eingesetzt: schlossenzellige Extruderschaumstoffe nehmen
• Expandierter Polystyrol-Hartschaum (EPS praktisch kein Wasser auf und können deshalb
nach DIN 18 164, zukünftig DIN EN 13 163). Der im Wandbereich außerhalb der Feuchtigkeits-
zur Gruppe der organischen Dämmstoffe abdichtung eines Bauwerkes – beispielsweise
zählende und an aufgehenden Bauteilen am als Perimeterdämmung im Bereich der Sockel-
häufigsten angebrachte Plattentyp ist EPS 15 zone und des Kellergeschosses – eingesetzt
werden (Bild 9.34). Neben ihrer Feuchteunemp-
SE (Markenname Styropor). Er weist eine Min-
destrohdichte von 15 kg/m3, mit einer Wärme- findlichkeit zeichnen sie sich auch durch hohe 9
leitfähigkeit von λ = 0,04 W/(m · K) auf. mechanische Festigkeit aus (Markenname Sty-
rodur). S. hierzu Abschn. 11.3.4, Wärmeschutz
Die Plattenkanten können stumpf aneinander-
von erdreichberührten Böden,Teil 1 dieses Wer-
stoßen, mit Nut und Feder, Stufenfalz oder einer
kes.
umlaufenden Nut (Schienenbefestigung) ver-
sehen sein. WDV-Systeme mit PS-Hartschaum- • Mineralwolle (MW nach DIN 18 165, zukünftig
platten (= Baustoffklasse B1 nach DIN 4102) DIN EN 13 162). Die zur Gruppe der minerali-
sind schwer entflammbar eingestuft und dür- schen Dämmstoffe zählende Mineralwolle be-
fen daher nur bis zu einer Gebäudehöhe von steht aus Steinfasern, die durch Zusatz eines
22 m (Hochhausgrenze) eingesetzt werden. Kunstharzes zu festen Platten gebunden wer-
den. Diese sind in ihrer gesamten Dicke durch
Bei EPS-Hartschaumplatten ist zwingend dar-
Hydrophobiermittel wasserabweisend ausge-
auf zu achten, dass sie ausreichend lang – min-
rüstet.
1) Der aktuelle Stand der Normung von werkmäßig herge-
Bei WDV-Systemen werden üblicherweise
stellten Wärmedämmstoffen im Hochbau (DIN EN 13 162 Dämmplatten des Anwendungstyps WD, mit ei-
bis DIN EN 13 171) ist Abschn. 9.12 zu entnehmen. ner Rohdichte von etwa 165 kg/m3 und einer
714 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

Wärmeleitfähigkeit von λ = 0,04 W/(m · K) ver- Bei planebenen Untergründen kann eine vollflächige
wendet. Wegen ihrer vergleichsweise geringen Verklebung erfolgen. Steinwolle-Lamellenstreifen sind
immer vollflächig zu verkleben.
Abreißfestigkeit von 15 kN/m2 müssen die Plat-
Diese feste Verbindung mit dem Untergrund ist notwen-
ten in jedem Fall verklebt und gedübelt wer- dig, da sich der Nachschwindevorgang bei PS-Hart-
den. WDV-Systeme mit Steinwolle (= Baustoff- schaumplatten über mehrere Jahre hinzieht (etwa drei
klasse A2 nach DIN 4102) sind nicht brennbar bis fünf Jahre) und somit die Schwind- und Kontraktions-
und daher für Gebäudehöhen bis 100 m ein- kräfte in sog. Zwängungsspannung gehalten werden
müssen. Sie verhindert jegliche Eigenbewegung der
setzbar. Dämmplatten und damit auch die Rissbildung in den
• Mineralwolle-Lamellenstreifen weisen eine Putzbeschichtungen oberhalb der Stoßfugen.
senkrecht zur Wandoberfläche angeordnete Fa- Vor Beginn der Klebearbeiten sind in Sockelhöhe auf
serstruktur auf, so dass sie knickfrei zum Däm- Gehrung geschnittene Sockelabschlussschienen mit Dü-
belschrauben zu befestigen. Die Dämmplatten werden
men von gerundeten Flächen eingesetzt wer- dann im Verband (versetzte Vertikalfugen) dicht und
den können. Sie weisen eine Rohdichte von press gestoßen sowie flucht- und lotgerecht angesetzt.
etwa 80 bis 100 kg/m3 und eine Abreißfestig- Im Bereich der Gebäudeecken sind die Platten zu verzah-
keit von etwa 85 kN/m2 auf. Dies macht eine nen und der am Plattenstoß gegebenenfalls herausquel-
lende Kleber sofort zu entfernen. Nach etwa drei Tagen
Verdübelung der Lamellen bei klebegeeigne- hat der Kleber so weit abgebunden, dass weitergearbei-
tem Untergrund überflüssig. Ihre beidseitige tet werden kann.
Vorbeschichtung erlaubt sogar eine vollflächi-
ge und maschinelle Verklebung. • Klebeverfahren und Verdübelung (Bild 9.33).
• Mineralschaumplatte (nicht genormt). Diese Bei reduziert tragfähigen Untergründen ist eine
auf der Basis einer Kalk-Zement-Mischung neu zusätzliche Verdübelung der Dämmstoffplatten
entwickelte hydrophobierte Dämmplatte zählt vorzunehmen. Es dürfen nur bauaufsichtlich zu-
zu der Gruppe der mineralischen Dämmstoffe. gelassene Dübel verwendet werden. Typ, Länge
Sie weist eine Rohdichte von 115 kg/m3 und und Tellerdurchmesser der eingesetzten Dübel
eine Wärmeleitfähigkeit von λ 0,045 W/(m · K) richten sich nach dem jeweiligen Wandmaterial
auf und ist diffusionsoffen (Wasserdampfdiffu- und Dämmstoff. Die Anzahl der Dübel pro m2
sionswiderstandszahl μ = 5). Wegen der hohen ist abhängig vom betreffenden Fassadenbe-
Abreißfestigkeit von 85 kN/m2 kann auf die reich (Höhe, Flächen- bzw. Randzonen, Dübel-
Verdübelung bei klebegeeignetem Untergrund lastklassen).
verzichtet werden. WDV-Systeme mit Mine- Verarbeitung. Hinsichtlich der Dübelanordnung unter-
ralschaumplatte (Baustoffklasse A2 nach DIN scheidet man zwei Ausführungsarten.
4102) sind nicht brennbar und daher für Ge- Beim Typ I werden die Dübel unmittelbar nach dem An-
bäudehöhen bis 100 m einsetzbar. Einzelheiten bringen der Dämmplatten gesetzt (Regelfall), so dass mit
dem Dübelkopf nur die Dämmplatten gehalten werden
hierzu sind [30] zu entnehmen. (Dübelteller unterhalb Gewebe). Dies hat jedoch den Vor-
zug, dass die Dübel jeweils gezielt auf den Platten-T-
Befestigungstechniken. Die Befestigungsart Stößen gesetzt werden können.
der Dämmplatten von WDV-Systemen ist durch Beim Typ II wird die Verdübelung dagegen erst nach der
die allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen Verlegung (Einbettung) des Glasgittergewebes vorge-
nommen (Dübelteller umfasst Gewebe). Damit werden
9 vorgeschrieben.Wie zuvor bereits erwähnt, ist die
jeweilige Befestigungsmethode abhängig von
vom Dübelkopf sowohl die Dämmplatten als auch die Ar-
mierungsschicht und somit indirekt auch die Putzschale
der Art des Dämmstoffes, der Beschaffenheit des verbessert gehalten.
Traggrundes und von der Gebäudehöhe. Im Ein-
zelnen unterscheidet man: • Schienenbefestigung (Bild 9.32b). Die Schie-
• Klebeverfahren (Bild 9.32a). Die einfachste nenbefestigung ist dann vorteilhaft, wenn es
und kostengünstigste Befestigungsart ist das sich um unebene und nicht tragfähige Unter-
Kleben. Voraussetzung hierfür ist ein klebege- gründe handelt oder das Abschlagen eines Alt-
eigneter und tragfähiger Untergrund. Die Ab- putzes zu kosten- und zeitaufwendig ist. Das
reißfestigkeit des Untergrundes muss mind. Mauerwerk muss jedoch tragfähig sein.
80 kN/m2 betragen. Als Klebemasse werden so- Verarbeitung. Die PVC-Schienen werden am Unter-
wohl Dispersionskleber als auch mineralisch grund mit bauaufsichtlich zugelassenen Dübeln befes-
gebundene Werkstoffe eingesetzt. tigt. Dabei können Unebenheiten bis 3 cm ausgeglichen
werden. Die auf der Rückseite mit Klebebatzen versehe-
Verarbeitung. Der Kleberauftrag erfolgt bei üblichen nen Dämmplatten werden mit ihrer umlaufenden Nut –
Untergründen in der sog. Wulst-Punkt-Methode, d. h. mit Reihe für Reihe – in die Schienen im Verband eingesetzt
einem randumlaufenden Klebestreifen mit plattenmitti- und exakt ausgerichtet. Je nach Untergrund und Gebäu-
gem Batzenauftrag auf der Dämmplattenrückseite. dehöhe kann es erforderlich sein, die montierten Dämm-
9.11 Putze für Sonderzwecke 715

platten noch zusätzlich mittig mit entsprechenden Teller- beschichtung kann durch die darunter liegende
dübeln zu sichern. Dämmung keine Wärme an tieferliegende
Schichten abgeben), dürfen für die Schlussbe-
Armierungsschicht. Auf die Dämmplatten wird schichtung nur helle Farben gewählt werden. Als
eine zum System gehörende Armierungsschicht Maß hierfür gilt der sog. Hellbezugswert. Gemäß
(Bewehrung) – bestehend aus Armierungsmasse normierter Festlegung ist die zulässige Farbton-
und Glasgittergewebe – aufgebracht. Diese Ar- Intensität der Oberputze auf den Hellbezugswert
mierungsschicht ist für die Qualität des gesamten ≥ 20 begrenzt.
Dämmsystems von ausschlaggebender Bedeu-
tung, da das Gewebe in der Lage sein muss, die Hellbezugswert. Der Hellbezugswert ist ein Maß für den
Reflexionsgrad einer bestimmten Farbe. Entscheidend sind
durch thermische Einflüsse entstehenden risse- der Schwarzpunkt HBW = 0 und der Weißpunkt HBW = 100.
auslösenden Zug- und Druckspannungen aufzu- Der HBW gibt also an, wie weit der bestimmte Farbton vom
nehmen. Außerdem muss es noch ausreichend Schwarz- oder Weißpunkt entfernt ist. Wesentlich hierfür ist
wasserdampfdurchlässig sein. das Pigment (Farbkörper) und nicht das Bindemittel oder
der Glanzgrad einer Farbe.
Diese Anforderungen werden üblicherweise von
Armierungsschichten mit Glasgittergewebeeinla- Um unzulässige Feuchtigkeitserhöhungen in der
gen erbracht. Ähnlich gute Ergebnisse lassen sich Wand zu vermeiden, darf die diffusionsäquivalen-
mit in die Armierungsmassen beigegebenen Glas- te Luftsichtdicke der Putze (Armierungsschicht
fasern erzielen. Weiterentwicklungen sind auf die- und Putzschicht zusammen) gemäß DIN 18 550-1
sem Gebiet zu erwarten. (Ausg. 01.85) nicht größer als sd 2,0 m sein.
Verarbeitung. Für die Herstellung der Armierungsschicht Desweiteren dürfen auch im Oberputzbereich
sind drei Arbeitsgänge erforderlich: Auf die Dämmschicht immer nur Systemkomponenten verwendet wer-
wird zunächst eine etwa 3 mm dicke Klebe- und Spachtel-
masse aufgetragen, in die das Glasgittergewebe mit etwa den, die aufeinander abgestimmt sind (Material-
10 cm Überlappung eingedrückt wird. Anschließend wird verträglichkeit) und von einem Hersteller stam-
das Gewebe in gleicher Dicke nass-in-nass überspachtelt, men, da sonst alle Gewährleistungansprüche
so dass eine vollständige Überdeckung sichergestellt ist. verloren gehen.
Das Gewebe muss mittig bzw. im oberen Drittel der Armie-
rungsschicht angeordnet sein. Darüber hinaus sind alle
Außenecken und Kanten mit einem besonderen Gewebe-
Einzelheiten über die Ausführung von Putzen
schutz oder mit speziellen Eckschutzschienen zu sichern. siehe VOB Teil C, DIN 18 350, Putz- und Stuckar-
Um den Oberputz auftragen zu können, muss die Armie- beiten, von Beschichtungen DIN 18 363, Maler-
rungsschicht abgebunden und ausreichend trocken sein und Lackierarbeiten.
(Standzeit je nach Witterung 3 bis 5 Tage).

Bild 9.34 a bis h. Schon im Planungsstadium ist


Außenputz (Oberputz, Schlussbeschichtung). Als der Detailausbildung große Aufmerksamkeit zu
Oberputz werden sowohl mineralisch – als auch schenken. Es würde jedoch den Rahmen dieser
kunstharzgebundene Putze eingesetzt und zwar Abhandlung bei weitem sprengen, wollte man
mit jeweils verschienen Körnungen und Ober- auf alle Anschlüsse näher eingehen. An dieser
flächenstrukturen, gegebenenfalls noch ergänzt Stelle sollen deshalb nur einige wichtige Pro-
durch eine farbliche Beschichtung.Von den Ober-
putzen werden u. a. wasserabweisende Eigen-
blembereiche angesprochen und mit Bild 9.34a 9
bis h einige Detaillösungen vorgestellt wer-
schaften (z. B. durch Luftporenbildner) verlangt. den. Bei diesen Bildbeispielen wurden die an
Da der Farbton einen wesentlichen Einfluss auf das Dämmsystem angrenzenden Bauteile und
die Oberflächentemperatur hat (dunkle Flächen Schichtenfolgen – im Hinblick auf eine bessere
erwärmen sich bei Besonnung wesentlich stärker Übersichtlichkeit – bewusst nur schematisch dar-
als helle Flächen) und um die thermischen Span- gestellt. Auf die weiterführende Literatur [29],
nungen möglichst gering zu halten (die End- [30], [31], [37] wird hingewiesen.
716 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

9.34a 9.34b

9.34c 9.34d

9.34 Konstruktionsbeispiele: Regelanschlüsse und Verlegehinweise für Wärmedämm-Verbundsysteme


a) Sockelausbildung. Zur Vermeidung von Wärmebrücken, Fassadendämmung mindestens 30 cm unter UK Keller-
decke führen, jedoch mindestens 30 cm oberhalb Geländeoberfläche enden lassen. Vertikale Abdichtung bis hin-
ter Dämmung hochziehen und an horizontale Dichtung anschließen.
b) Fassaden-/Kellerwanddämmung. Kellerwanddämmung (Perimeterdämmung) mindestens 30 cm über Erdreich
hochziehen und elastisch/dicht an überstehende Sockelschiene anschließen. Vertikale und horizontale Abdich-
tung wie zuvor gemäß DIN 18 195.
9 c) Fenster-/Türleibungen außenseitig grundsätzlich mitdämmen (Tauwasserbildung!) und Anschlussfuge zwischen
Fassadendämmplatte und Fensterrahmen mit Fugendichtband abdichten. Armierungsschicht und Außenputz
über das Dichtband ziehen und mit Kellenschnitt vom Rahmen trennen (unsichtbare Ausführung).
d) Fensterbankanschlüsse. Metallfensterbänke mit seitlicher Aufkantung ( [ -Profil) und Dehnungspuffer, ausrei-
chendem Fassadenüberstand (etwa 3 cm) und mit Gefälle nach außen anbringen. Alle Anschlussfugen, wie zuvor
beschrieben, mit unsichtbarem Fugendichtband elastisch dicht ausbilden.
e) Rollladenkastenanschlüsse. Profilschiene auf Höhe des Rollladenkasten-Sturzes anbringen und außenseitig mit
Armierungsschicht und Putzlage beschichten (unsichtbare Ausführung). Anschlussfugen an Rollladenschienen,
wie bei c) beschrieben, mit unsichtbarem Fugendichtband elastisch ausbilden.
f ) bis g) Steildachanschlüsse (vereinfachte Darstellung). Dachüberstände – vor allem am Ortgang– niemals zu
knapp bemessen. Zuluftöffnungen im Bereich der Traufenverkleidung keinesfalls verschließen und bei ausgebau-
ten Dachgeschossen Fassadendämmung an Dachdämmung lückenlos anschließen. Alle Anschlussfugen, wie un-
ter c) beschrieben, ausbilden.
9.11 Putze für Sonderzwecke 717

9.34e 9.34f

9.34g 9.34h

h) Flachdachanschlüsse. Fassadendämmung lückenlos an Dachdämmung anschließen, Attika-Aufkantungen auch


innenseitig (zur Dachfläche hin) dämmen und vorgegebene Bewegungsfugen übernehmen (ggf. mit sichtbarem
Dehnungsfugenprofil). Zuluftprofile ausreichend bemessen und Metallabdeckungen mit beweglichen Schie-
benähten montieren. Für die Dachausbildung selbst sind die „Flachdachrichtlinien“ zu beachten.

1 Kellermauerwerk mit horizontaler 12 Metallfensterbank


und vertikaler Abdichtung
2 Sockelputz (Mörtelgruppe P III)
13
14
关-Profil/Dehnungspuffer
Rollladenkasten
9
3 Sockelabschlussschiene 15 Rollladenschiene
4 Fassadendämmplatte 16 Hinterlüftung
5 Armierungsschicht mit Glasgittergewebe 17 Spreizdübel
6 Außenputz 18 Bitumenbahn o. Ä.
7 Perimeterdämmung 19 Zuluftprofil
8 Sockelbeschichtung 20 Randbohle
9 elastisches Fugendichtband 21 Abdeckprofil
10 Dränplatten mit Schutzvlies 22 Metallblende o. Ä.
11 Eckschutz
Caparol Farben Lacke Bautenschutz, Ober-Ramstadt
718 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

9.12 Normen
Norm Ausgabedatum Titel

DIN V 105-6 06.2002 Mauerziegel – Planziegel


DIN V 105-100 10.2005 –; Mauerziegel mit besonderen Eigenschaften
DIN V 106 10.2005 Kalksandsteine mit besonderen Eigenschaften
DIN 488-1 09.1984 Betonstahl; Sorten, Eigenschaften, Kennzeichen
DIN 488-2 06.1986 –; Betonstabstahl; Maße und Gewichte
DIN 488-4 06.1986 –; Betonstahlmatten und Bewehrungsdraht; Aufbau, Maße und Gewichte
DIN 1045-1 07.2001 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton; Bemessung und Konstruktion
DIN 1053-1 11.1996 Mauerwerk; Berechnung und Ausführung
DIN 1053-2 11.1996 –; Mauerwerksfestigkeitsklassen aufgrund von Eignungsprüfungen
DIN 1053-3 02.1990 –; Bewehrtes Mauerwerk; Berechnung und Ausführung
DIN 1055-1 06.2002 Einwirkungen auf Tragwerke; Wichten und Flächenlasten von Baustoffen,
Bauteilen und Lagerstoffen
DIN 1055-3 10.2002 –; Eigen- und Nutzlasten für Hochbauten
E DIN 1055-3/A1 05.2005 –; –; Änderung
DIN 1101 06.2000 Holzwolle-Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbauplatten als
Dämmstoffe für das Bauwesen; Anforderungen, Prüfung
DIN 1102 11.1989 Holzwolle-Leichtbauplatten und Mehrschicht- Leichtbauplatten nach DIN 1101
als Dämmstoffe für das Bauwesen; Verwendung, Verarbeitung
DIN 1164-10 08.2004 Zement mit besonderen Eigenschaften – Zusammensetzung,
Anforderungen und Übereinstimmungsnachweis von Normalzement
mit besonderen Eigenschaften
DIN 1164-10 Ber 1 01.2005 Berichtigungen zu DIN 1164-10
DIN 1164-11 11.2003 –; Zusammensetzung, Anforderungen und Übereinstimmungsnachweis
von Zement mit verkürztem Erstarren
DIN 1164-12 06.2005 –; Zusammensetzung, Anforderungen und Übereinstimmungsnachweis
von Zement mit einem erhöhten Anteil an organischen Bestandteilen
DIN 1164-31 03.1990 Portland-, Eisenportland-, Hochofen- und Trasszement; Bestimmung des
Hüttensandanteils von Eisenportland- und Hochofenzement und des Trassanteils
von Trasszement
DIN 1164-120 06.2005 –; Zusammensetzung, Anforderungen und Übereinstimmungsnachweis von
Zement mit einem erhöhten Anteil an organischen Bestandteilen
DIN 1168-1 01.1986 Baugipse; Begriff, Sorten und Verwendung; Lieferung und Kennzeichnung
DIN 1168-2 07.1975 –; Anforderungen, Prüfung, Überwachung
9 DIN 1960 12.2002 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil A:
Allgemeine Bestimmungen für die Vergabe von Bauleistungen
DIN 1961 12.2002 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil B:
Allgemeine Vertragsbedingungen für die Ausführung von Bauleistungen
DIN 4102-1 05.1998 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Baustoffe;
Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-2 09.1977 –; Bauteile; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-3 09.1977 –; Brandwände und nichttragende Außenwände; Begriffe,
Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-4 03.1994 –; Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter Baustoffe,
Bauteile und Sonderbauteile
DIN 4102-4/A1 11.2004 –; –; Änderung
DIN 4108-1 08.1981 Wärmeschutz im Hochbau; Größen und Einheiten
DIN 4108-2 07.2003 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden;
Mindestanforderungen an den Wärmeschutz
9.12 Normen 719

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 4108-3 07.2001 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen,


Berechnungsverfahren und Hinweise für Planung und Ausführung
DIN 4108-3 Ber 1 04.2002 –; Berichtigungen
DIN V 4108-4 07.2004 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Wärme-
und feuchteschutztechnische Bemessungswerte
DIN V 4108-6 06.2003 –; Berechnung des Jahresheizwärme- und des Jahresheizenergiebedarfs
DIN V 4108-6 Ber 1 03.2004 –; Berichtigungen
DIN 4108-7 08.2001 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Luftdichtheit von
Gebäuden, Anforderungen, Planungs-und Ausführungsempfehlungen
sowie -beispiele
DIN V 4108-10 06.2004 –; Anwendungsbezogene Anforderungen an Wärmedämmstoffe –
Werkmäßig hergestellte Wärmedämmstoffe
DIN V 4108-10 Ber 1 09.2004 Berichtigungen zu DIN V 4108-10
DIN 4108 Bbl 1 04.1982 Wärmeschutz im Hochbau; Inhaltsverzeichnisse; Stichwortverzeichnis
DIN 4108 Bbl 2 11.2004 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Wärmebrücken –
Planungs- und Ausführungsbeispiele
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Ber 1 08.1992 –; –; Berichtigungen
DIN 4109 Bbl 1 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren
DIN 4109 Bbl 1/A1 09.2003 –; –; Änderung
DIN 4109 Bbl 2 11.1989 –; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen erhöhten
Schallschutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn-
oder Arbeitsbereich
DIN 4109 Bbl 3 06.1996 –; Berechnung von R’w,R für den Nachweis der Eignung nach DIN 4109 aus Werten
des im Labor ermittelten Schalldämm-Maßes Rw
DIN 4109/A1 01.2001 –; Anforderungen und Nachweise; Änderung
DIN 4109-11 09.2003 –; Nachweis des Schallschutzes; Güte- und Eignungsprüfung
DIN 4121 07.1978 Hängende Drahtputzdecken; Putzdecken mit Metallputzträgern, Rabitzdecken;
Anforderungen für die Ausführung
DIN V 4165-100 10.2005 Porenbetonsteine – Plansteine und Planelemente mit besonderen Eigenschaften
DIN 4226-2 02.2002 Gesteinskörnungen für Beton und Mörtel; Leichte Gesteinskörnungen
(Leichtzuschläge)
DIN 4226-100 02.2002 –; Rezyklierte Gesteinskörnungen
DIN 4420-1 03.2004 Arbeits- und Schutzgerüste – Schutzgerüste – Leistungsanforderungen, Entwurf,
Konstruktion und Bemessung
9
DIN V 18 004 04.2004 Anwendungen von Bauprodukten in Bauwerken – Prüfverfahren
für Gesteinskörnungen nach DIN V 20 000-103 und DIN V 20 000-104
DIN 18 041 10.1968 Hörsamkeit in kleinen bis mittelgroßen Räumen
DIN 18 041 05.2004 –; –; (gleicher Titel)
DIN 18 164-2 09.2001 Energetische Bewertung heiz- und raumlufttechnischer Anlagen; Dämmstoffe für
die Trittschalldämmung aus expandiertem Polystyrol-Hartschaum
DIN 18 165-2 09.2001 –; Dämmstoffe für die Trittschalldämmung
DIN 18 168 08.1982 Leichte Deckenbekleidungen und Unterdecken,
DIN 18 180 09.1989 Gipskartonplatten; Arten, Anforderungen, Prüfung
DIN 18 181 09.1990 Gipskartonplatten im Hochbau; Grundlagen für die Verarbeitung
E DIN 18 181 08.2004 Gipsplatten im Hochbau – Verarbeitung
DIN 18 182-1 01.1987 Zubehör für die Verarbeitung von Gipskartonplatten; Profile aus Stahlblech
E DIN 18 182-1 09.2004 –; –; (gleicher Titel)
Fortsetzung s. nächste Seite
720 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 18 184 06.1991 Gipskarton-Verbundplatten mit Polystyrol- oder Polyurethan-Hartschaum


als Dämmstoff
DIN 18 195-1 08.2000 Bauwerksabdichtungen, Grundsätze, Definitionen, Zuordnung der
Abdichtungsarten
DIN 18 195-2 08.2000 –; Stoffe
DIN 18 195-3 08.2000 –; Anforderungen an den Untergrund und Verarbeitung der Stoffe
DIN 18 195-4 08.2000 –; Abdichtungen gegen Bodenfeuchte (Kapillarwasser, Haftwasser) und
nichtstauendes Sickerwasser an Bodenplatten und Wänden;
Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-5 08.2000 –; Abdichtungen gegen nichtdrückendes Wasser auf Deckenflächen und
in Nassräumen; Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-6 08.2000 –; Abdichtungen gegen von außen drückendes Wasser und aufstauendes
Sickerwasser; Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-7 06.1989 –; Abdichtungen gegen von innen drückendes Wasser;
Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-9 03.2004 –; Durchdringungen, Übergänge, An- und Abschlüsse
E DIN 18 195-100 06.2003 –; Vorgesehene Änderungen zu den Normen DIN 18 195 Teil 1 bis 6
E DIN 18 195-101 09.2005 –; Vorgesehene Änderungen zu den Normen DIN 18 195-2 bis DIN 18 195-5
DIN 18 202 10.2005 Toleranzen im Hochbau – Bauwerke
DIN 18 330 01.2005 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine
Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) – Mauerarbeiten
DIN 18 340 01.2005 –; –; Trockenbauarbeiten
DIN 18 345 01.2005 –; –; Wärmedämm-Verbundsysteme
DIN 18 350 01.2005 –; –; Putz- und Stuckarbeiten
DIN 18 363 12.2002 –; –; Maler- und Lackiererarbeiten
DIN 18 366 12.2002 –; –; Tapezierarbeiten
DIN 18 516-1 12.1999 Außenwandbekleidungen, hinterlüftet – Anforderungen, Prüfgrundsätze
DIN 18 516-3 12.1999 –; Naturwerkstein; Anforderungen, Bemessung
DIN 18 516-4 02.1990 –; Einscheiben-Sicherheitsglas; Anforderungen, Bemessung, Prüfung
DIN 18 516-5 12.1999 –; Betonwerkstein; Anforderungen, Bemessung
DIN V 18 550 04.2005 Putz und Putzsysteme – Ausführung
DIN 18 556 01.1985 Prüfung von Beschichtungsstoffen für Kunstharzputze und von Kunstharzputzen
DIN 18 558 01.1985 Kunstharzputze; Begriffe, Anforderungen, Ausführung
9 DIN V 18 559 12.1988 Wärmedämm-Verbundsysteme; Begriffe, Allgemeine Angaben
DIN V 18 580 03.2004 Mauermörtel mit besonderen Eigenschaften
DIN 51 043 08.1979 Trass; Anforderungen, Prüfung
DIN 53 778-3 08.1983 Kunststoffdispersionsfarben; Bestimmung des Kontrastverhältnisses und
der Helligkeit von Anstrichen
DIN 55 699 02.2005 Verarbeitung von Wärmedämm-Verbundsystemen
DIN 55 945 07.1999 Lacke und Anstrichstoffe; Fachausdrücke und Definitionen für Beschichtungsstoffe
und Beschichtungen; Weitere Begriffe und Definitionen zu DIN EN 971-1
sowie DIN EN ISO 4618-2 und DIN EN ISO 4618-3
E DIN 55 945 08.2005 Beschichtungsstoffe und Beschichtungen – Begriffe – Weitere Begriffe
zu DIN EN ISO 4618
DIN 68 800-1 05.1974 Holzschutz im Hochbau; Allgemeines
DIN 68 800-2 05.1996 Holzschutz; Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau
DIN 68 800-3 04.1990 –; Vorbeugender chemischer Holzschutz
DIN 68 800-4 11.1992 –; Bekämpfungsmaßnahmen gegen holzzerstörende Pilze und Insekten
9.12 Normen 721

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

E DIN 68 800-5 01.1990 Holzschutz; Vorbeugender chemischer Schutz von Holzwerkstoffen


DIN EN 197-1 08.2004 Zement – Zusammensetzung, Anforderungen und Konformitätskriterien
von Normalzement
DIN EN 197-1 Ber 1 11.2004 –; Berichtigungen
DIN EN 197-2 11.2000 Zement – Konformitätsbewertung
DIN EN 197-4 08.2004 –; Zusammensetzung, Anforderungen und Konformitätskriterien von
Hochofenzement mit niedriger Anfangsfestigkeit
DIN EN 206-1 07.2001 Beton – Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität
DIN EN 206-1/A1 10.2004 –; –; Änderung
DIN EN 206-1/A2 09.2005 –; –; Änderung
DIN EN 235 04.2002 Wandbekleidungen – Begriffe und Symbole
DIN EN 413-1 05.2004 Putz- und Mauerbinder – Zusammensetzung, Anforderungen und
Konformitätskriterien
DIN EN 413-2 08.2005 –; Prüfverfahren
DIN EN 459-1 02.2002 Baukalk – Definitionen, Anforderungen und Konformitätskriterien
DIN EN 459-2 02.2002 –; Prüfverfahren
DIN EN 459-3 02.2002 –; Konformitätsbewertung
DIN EN 520 03.2005 Gipsplatten – Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 832 06.2003 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Berechnung des
Heizenergiebedarfs – Wohngebäude (enthält Berichtigung AC:2002)
DIN EN 998-1 09.2003 Festlegungen für Mörtel im Mauerwerksbau – Putzmörtel
DIN EN 998-2 09.2003 –; Mauermörtel
DIN EN 1062-1 08.2004 Beschichtungsstoffe – Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme für
mineralische Substrate und Beton im Außenbereich – Einteilung
DIN EN 1062-3 02.1999 Lacke und Anstrichstoffe – Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme für
mineralische Untergründe und Beton im Außenbereich – Bestimmung und
Einteilung der Durchlässigkeitsrate für flüssiges Wasser (Permeabilität)
DIN EN 1062-6 10.2002 Beschichtungsstoffe – Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme für
mineralische Untergründe und Beton im Außenbereich – Bestimmung der
Kohlenstoffdioxid-Diffusionsstromdichte (Permeabilität)
DIN EN 1062-7 08.2004 –; Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme für mineralische Substrate und
Beton im Außenbereich – Bestimmung der rissüberbrückenden Eigenschaften
DIN EN 1363-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen – Allgemeine Anforderungen
DIN EN 1363-2 10.1999 –; Alternative und ergänzende Verfahren 9
DIN EN 1364-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen für nichttragende Bauteile – Wände
DIN EN 1364-2 10.1999 –; Unterdecken
DIN EN 1365-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen für tragende Bauteile – Wände
DIN EN 1365-3 02.2000 –; Balken
DIN EN 1365-4 10.1999 –; Stützen
DIN EN 1365-6 02.2005 –; Treppen
DIN EN 1366-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen für Installationen – Leitungen
DIN EN 1366-2 10.1999 –; Brandschutzklappen
DIN EN 1366-3 11.2004 –; Abschottungen
DIN EN 1366-6 02.2005 –; Doppel- und Hohlböden
DIN EN 13 055-1 08.2002 Leichte Gesteinskörnungen – Leichte Gesteinkörnungen für Beton, Mörtel
und Einpressmörtel
DIN EN 13 055-1 Ber 1 12.2004 –; Berichtigungen
Fortsetzung s. nächste Seite
722 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 13 055-2 09.2004 –; Leichte Gesteinskörnungen für Asphalte und Oberflächenbehandlungen sowie
für ungebundene und gebundene Verwendung
DIN EN 13 162 10.2001 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
Mineralwolle (MW) – Spezifikation
DIN EN 13 163 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Polystyrol (EPS) –
Spezifikation
DIN EN 13 164 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus extrudiertem Polystyrolschaum (XPS) –
Spezifikation
DIN EN 13 164/A1 08.2004 –; –; Änderung
DIN EN 13 165 02.2005 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Polyurethan-Hartschaum (PUR) –
Spezifikation
DIN EN 13 166 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Phenolharzhartschaum (PF) –
Spezifikation
DIN EN 13 166/A1 08.2004 –; –; Änderung
DIN EN 13 167 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Schaumglas (CG) – Spezifikation
DIN EN 13 167/A1 08.2004 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Schaumglas (CG) – Spezifikation
DIN EN 13 168 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzwolle (WW) – Spezifikation
DIN EN 13 168/A1 08.2004 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzwolle (WW) – Spezifikation
DIN EN 13 169 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Blähperlit (EPB) – Spezifikation
DIN EN 13169/A1 08.2004 –; –; Änderung
DIN EN 13 170 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Kork (ICB) – Spezifikation
DIN EN 13 171 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzfasern (WF) – Spezifikation
DIN EN 13 171/A1 08.2004 –; –; Änderung
DIN EN 13 187 05.1999 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Nachweis von Wärmebrücken in
Gebäudehüllen – Infrarot-Verfahren
DIN EN 13 279-1 09.2005 Gipsbinder und Gips-Trockenmörtel – Begriffe und Anforderungen
DIN EN 13 279-2 10.2004 –; Prüfverfahren
DIN EN 13 494 02.2003 Wärmedämmstoffe für das Bauwesen – Bestimmung der Haftzugfestigkeit
zwischen Klebemasse/Klebemörtel und Wärmedämmstoff sowie zwischen
Unterputz und Wärmedämmstoff
DIN EN 13 495 02.2003 –; Bestimmung der Abreissfestigkeit von außenseitigen Wärmedämm-
Verbundsystemen (WDVS) (Schaumblock-Verfahren)
DIN EN 13 496 02.2003 –; Bestimmung der mechanischen Eigenschaften von Glasfasergewebe

9 DIN EN 13 497 02.2003 –; Bestimmung der Schlagfestigkeit von außenseitigen Wärmedämm-


Verbundsystemen (WDVS)
DIN EN 13 498 02.2003 –; Bestimmung des Eindringwiderstandes von außenseitigen Wärmedämm-
Verbundsystemen (WDVS)
DIN EN 13 499 12.2003 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Außenseitige Wärmedämm-Verbundsysteme
(WDVS) aus expandiertem Polystyrol – Spezifikation
DIN EN 13 500 12.2003 –; Außenseitige Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) aus Mineralwolle –
Spezifikation
DIN EN 13 501-1 06.2002 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten –
Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen zum Brandverhalten
von Bauprodukten
DIN EN 13 501-2 12.2003 –; Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Feuerwiderstandsprüfungen,
mit Ausnahme von Lüftungsanlagen
DIN EN 13 658-1 09.2005 Putzträger und Putzprofile aus Metall – Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren
– Innenputze
DIN EN 13 658-2 09.2005 –; –; Außenputze
9.12 Normen 723

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 13 829 02.2001 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Bestimmung der


Luftdurchlässigkeit von Gebäuden – Differenzdruckverfahren
DIN EN 13 914-1 06.2005 Planung, Zubereitung und Ausführung von Innen- und Außenputzen – Außenputz
DIN EN 13 914-2 07.2005 –; Planung und wesentliche Grundsätze für Innenputz
E DIN EN 13 950 10.2000 Gipsplatten-Verbundelemente zur Wärme- und Schalldämmung –
Definitionen, Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 13 963 08.2005 Materialien für das Verspachteln von Gipsplatten-Fugen –
Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 13 964 06.2004 Unterdecken – Anforderungen und Prüfverfahren
E DIN EN 14 496 07.2002 Kleber auf Gipsbasis für Verbundplatten und Gipsplatten zur Wärme- und
Schalldämmung – Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren
E DIN EN 14 566 11.2002 Mechanische Befestigungselemente für Gipsplattensysteme –
Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN ISO 6946 10.2003 Bauteile – Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient –
Berechnungsverfahren
E DIN EN ISO 6946/A2 03.2003 –; –; Änderung
DIN EN ISO 12 572 09.2001 Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Baustoffen und Bauprodukten –
Bestimmung der Wasserdampfdurchlässigkeit
DIN EN ISO 13 370 12.1998 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Wärmeübertragung über das
Erdreich – Berechnungsverfahren
E DIN EN ISO 13 370 06.2005 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN ISO 13 788 11.2001 Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Bauteilen –
Oberflächentemperatur zur Vermeidung kritischer Oberflächenfeuchte
und Tauwasserbildung im Bauteilinneren – Berechnungsverfahren
DIN EN ISO 13 789 10.1999 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Spezifischer
Transmissionswärmeverlustkoeffizient – Berechnungsverfahren
E DIN EN ISO 13789 06.2005 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN ISO 14683 09.1999 Wärmebrücken im Hochbau – Längenbezogener Wärmedurchgangskoeffizient –
Vereinfachte Verfahren und Anhaltswerte
E DIN EN ISO 14683 06.2005 –; –; (gleicher Titel)
ISO 6946 08.1996 Bauteile – Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient –
Berechnungsverfahren
ISO 6946 AMD 1 05.2003 –; –; Änderung
ISO 10211-1 08.1995 Wärmebrücken im Hochbau – Wärmeströme und Oberflächentemperaturen –
Allgemeine Berechnungsverfahren 9
ISO 10211-2 03.2001 –; –; Linienförmige Wärmebrücken
ISO 12572 06.2001 Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Baustoffen und Bauprodukten;
Bestimmung der Wasserdampfdurchlässigkeit
ISO 13370 10.1998 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Wärmeübertragung über das
Erdreich – Berechnungsverfahren
ISO 13788 07.2001 Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Bauteilen –
Oberflächentemperatur zur Vermeidung kritischer Oberflächenfeuchte
und Tauwasserbildung im Bauteilinneren – Berechnungsverfahren
ISO 13789 09.1999 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Spezifischer
Transmissionswärmeverlustkoeffizient – Berechnungsverfahren
ISO 14683 06.1999 Wärmebrücken im Hochbau – Längenbezogener Wärmedurchgangskoeffizient –
Vereinfachte Verfahren und Anhaltswerte

Weitere ergänzende Normen siehe Abschnitt 10.6, Beschichtungen und Wandbekleidungen


724 9 Putze, Sonderputze, Wärmedämmsysteme

9.13 Literatur
[1] Härig, Klausen, Hoscheid: Technologie der Baustoffe. 14. Aufl., C.F. Müller Verlag, Heidelberg (2003)
[2] Volkart, K.: Bauen mit Gips. Von Baugipsen und Gipsbauelementen und deren Verwendung. Hrsg.: Bundesverband der
Gips- und Gipsbauplattenindustrie, Darmstadt. 11. Aufl. 1986
[3] Böhm, H., Künzel, H.: Kann ein Spritzbewurf Risse verhindern? Der Stukkateur 11 (1989)
[4] Außenputz auf Holzwolle-Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbauplatten. Hrsg.: Bundesverband der Leichtbau-
plattenindustrie, München
[5] Innenputz auf Holzwolle-Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbauplatten. Hrsg.: Bundesverband der Leichtbau-
plattenindustrie, München
[6] Künzel, H.: Regenschutz von Außenwänden. Der Stukkateur 5 (1985)
[7] Künzel, H.: Wasserabweisende Putz/Anstrich-Systeme. Der Stukkateur 6 (1986)
[8] Merkblatt über die bauphysikalischen und technischen Anforderungen an Sanierputze. Wissenschaftlich-Technischer
Arbeitskreis für Denkmalpflege und Bauwerksanierung (WTA), Baierbrunn (1985)
[9] Weber, H.: Mauerfeuchtigkeit und Mauerwerksanierung. Teil 5:Salzsanierung, Putzsanierung, Sanierputze, Anstriche.
Bausubstanz 5 (1988)
[10] Meier, H. G.: Lexikon der Bauwerkerhaltung – Putzinstandsetzung. Folge 1 bis 5. Bausubstanz 8 (1990) bis 1 (1991)
[11] Außenputze. Eine Informationsreihe des Bundesarbeitskreises Altbauerneuerung e.V., Bonn, und der Zeitschrift Alt-
haus-Modernisierung. Hrsg.: Fachzeitschriften-Verlag, Fellbach
[12] Merkblatt: Außenputz auf Leichtziegel, Außenputz nach DIN 18 550-1 und 18 550-2. Hrsg.: Hauptgemeinschaft der
Deutschen Werkmörtelindustrie, Köln u. a. Ausgabe Dezember 1988
[13] Informationsbroschüren „Edelputz“. Hrsg.: Fachgruppe Edelputz im Bundesverband der Deutschen Mörtelindustrie,
Duisburg
[14] Technische Information: Verarbeitung einlagiger Gipsputze
[15] Merkblatt: Putzen auf Beton (Hinweise für Gipsputze auf Beton). Hrsg.: [8] und [9]: Bundesverband der Gips- und Gips-
bauplattenindustrie, Darmstadt
[16] Pieper, K.: Kunstharzputze. Bundesbaublatt 2 (1985)
[17] Bader, H.-P.: Kunstharzputz und Mineralputz im Vergleich. Deutsches Architektenblatt (DAB) 1 (1985)
[18] Kunstharzputz – baubiologisch untersucht. Fachgemeinschaft Kunstharzputze e. V. Die Mappe 10 (1988)
[19] Jungwelter, N.: Schall- und Brandschutz von Unterdecken. Das Bauzentrum 5 (1980)
[20] Gertis, K.: Wärmedämmung innen oder außen? Deutsche Bauzeitschrift (DBZ) 5 (1987)
[21] Künzel, H.: Richtiges Heizen und Lüften in Wohnungen. Zeitschrift für Wärmeschutz, Kälteschutz, Schallschutz, Brand-
schutz (wksb) 22 (1987)
[22] Oswald, R.: Nachträglicher Wärmeschutz von Außenwänden. Deutsches Architektenblatt (DAB) 10 (1984)
[23] Oswald, R.: Sanierungsmaßnahmen bei Außenwänden und Fenstern. Deutsches Architektenblatt (DAB) 6 (1987)
[24] Zimmermann, G.: Harte Schaumkunststoffe im Bauwesen. Deutsches Architektenblatt (DAB) 2 (1987)
[25] Arndt, H.: Normen zum Wärmeschutz im Hochbau. Was steht im Standardkomplex „Bautechnischer Wärmeschutz“
TGL 35424 der ehemaligen DDR im Vergleich zur DIN 4108 und zur Wärmeschutzverordnung? Hrsg.: Capatect Dämm-
systeme GmbH, Ober-Ramstadt (1991)
[26] Nachweis der Standsicherheit von Wärmedämm-Verbundsystemen. Fachverband Fassaden-Vollwärmeschutz e. V.,
Köln (1990)
9 [27] Pätzold, H.-P.: Brandschutz und baurechtliche Zulassung bei Wärmedämm-Verbundsystemen. Capatect Dämmsysteme
GmbH, Ober-Ramstadt. 3 (1988)
[28] Engelmann, M.: Wie können wärmegedämmte Fassaden problemlos farbig gestaltet werden? Capatect Dämmsysteme
GmbH, Ober-Ramstadt. 8 (1987)
[29] WDVS-Dämmen mit System. Capatect-Fassaden- und Dämmtechnik. Stand 2002. CAPAROL Farben Lacke Bautenschutz
GmbH, Ober-Ramstadt
[30] STO – Fassadendämmsysteme (Planung). Stand 2002. STO AG, Stühlingen
[31] SCHWENK-Wärmedämm-Verbundsysteme. Stand 2001. SCHWENK-Putztechnik GmbH, Ulm
[32] Merkblatt: Außenputz auf Ziegelmauerwerk. Stand 2002. Hrsg.: Deutscher Stuckgewerbebund – Bundesfachgruppe
Stuck-Putz-Trockenbau – im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, Berlin
[33] Richtlinie: Fassadensockelputz/Außenanlage. Stand 2002. Hrsg.: Gemeinsame Richtlinie der Berufsverbände: Fachver-
band der Stuckateure für Ausbau und Fassade Baden-Württemberg, Stuttgart, sowie Verband Garten-, Landschafts-
und Sportplatzbau Baden-Württemberg, Leinfelden-Echterdingen
[34] Künzel, H.: Wie verputzt man Leichtziegel-Mauerwerk? Deutsches Architektenblatt (DAB) 8 (2000)
[35] Pohl, R.: Energetisch sinnvoll und sicher: Massivhäuser. Deutsche Bauzeitschrift (DBZ) 8 (2002)
[36] Klopfer, H.: Schimmel an Außenbauteilen – Ursachen und Abhilfemöglichkeiten. ARCONIS 3 (2001)
[37] Lehmann, W.: Baurecht bei Wärmedämm-Verbundsystemen. Hrsg.: Fachverband Wärmedämm-Verbundsysteme e. V.,
Baden-Baden
725

10 Beschichtungen (Anstriche)
und Wandbekleidungen (Tapeten) auf Putzgrund

10.1 Beschichtungen: • Pigmente. Für Beschichtungsstoffe am Bau


werden unlösliche Pigmente verwendet. Sie
Allgemeine Grundbegriffe werden durch Bindemittel miteinander und
mit dem Untergrund verbunden und haben
Beschichtungen – früher Anstriche genannt – deckende Wirkung. Darunter versteht man
werden auf Außen- und Innenputzen zum die Eigenschaft eines Stoffes, die Farbe des
Zwecke der Sachwerterhaltung (Schutzfunktion), Untergrundes zu verdecken. Entsprechend ih-
aus Gründen der Hygiene (Verminderung der res Verwendungszweckes müssen sie licht-,
Verschmutzung, Erleichterung der Reinigung) so- kalk- und zementecht sowie wetter- und UV-
wie aus gestalterischen Gründen (Farbgebung) beständig sein.
aufgebracht.
• Bindemittel verbinden die Pigmentteilchen
Anstrich ist eine aus Anstrichstoffen hergestellte untereinander und mit dem Untergrund und
Beschichtung auf einem Untergrund, auf dem er bestimmen somit weitgehend die Haltbarkeit
nach dem Trocknen haftet. Er kann aus einer der Beschichtung. Man unterscheidet wasser-
Schicht oder mehreren Schichten bestehen. verdünnbare Bindemittel (z. B. Kalk, Zement,
Wasserglas, Dispersionen) und lösemittelver-
Anstrichstoff ist ein flüssiger bis pastenförmiger dünnbare Bindemittel (z. B. Lacke, Leinöl-Firnis,
Beschichtungsstoff, der vorwiegend durch Strei- Natur- und Kunstharze).
chen, Rollen oder Spritzen aufgetragen wird. An- • Verdünnungsmittel. Um die gewünschte Kon-
strichstoffe ergeben im Allgemeinen nach physi- sistenz eines Beschichtungsstoffes zu erreichen,
kalischer Trocknung oder chemischer Reaktion wird dem Beschichtungsstoff – bei der Herstel-
einen festen Anstrich, auch Beschichtung ge- lung oder unmittelbar vor der Verarbeitung –
nannt. ein Verdünnungsmittel zugegeben.
Beschichtung ist der Oberbegriff (Sammelbe- • Füllstoffe (z. B. Kreide) werden den Beschich-
griff ) und die neue Bezeichnung für eine aus tungsstoffen unter Umständen zur Volumenver-
Beschichtungsstoffen hergestellte Schicht auf ei- größerung oder Strukturgebung beigemengt.
nem Untergrund. Auch mehrere in sich zusam-
menhängende Schichten werden Beschichtung Beschichtungsaufbau
genannt. Mehrschichtige Beschichtungen be-
zeichnet man als Beschichtungssystem. Ein Beschichtungssystem kann je nach Lage und
Beschaffenheit der zu streichenden Putzfläche,
den an sie gestellten Anforderungen und gestal-
Beschichtungsstoff
terischen Absichten sehr unterschiedlich aufge-
Farbige Beschichtungsstoffe – auch Beschich- baut sein. Zu beachten ist auch, dass allen An-
tungsmittel genannt – bestehen aus Bindemit- stricharbeiten immer eine äußerst sorgfältige
teln, Pigmenten als Farbträger, Füllstoffen, Ver-
dünnungsmitteln und ggf. weiteren Zusätzen
Untergrundprüfung bzw. Untergrundvorbehand-
lung vorausgehen muss. Im Einzelnen unterschei-
10
(Additiven) für besondere Eigenschaften. det man:
• Farbmittel ist der Sammelbegriff für alle farb- • Grundbeschichtung (Grundierung), die aus ei-
gebenden Substanzen: Farbstoffe und Pigmen- ner oder mehreren Schicht(en) bestehen kann
te. Nach ihren Eigenschaften wird zwischen und einmal zur Haftverbesserung zwischen Un-
löslichen Farbstoffen (z. B. Holzbeizen, Druckfar- tergrund und nachfolgenden Beschichtungen,
ben) – die im Bauwesen von untergeordneter zum anderen zur Untergrundverfestigung sowie
Bedeutung sind – und unlöslichen Pigmenten Verminderung der Saugfähigkeit des Unter-
organischer oder anorganischer Herkunft unter- grundes dient. Hierbei können auch Spezial-
schieden (z. B. natürliche Pigmente aus aufbe- grundierungen (Tiefengrund) notwendig wer-
reiteten Erden oder synthetische Pigmente). den.
726 10 Beschichtungen und Wandbekleidungen

• Zwischenbeschichtung. Zwischen Grund- und Mörtelgruppe P I, P II und P III aufgebracht wer-


Deckbeschichtung kann je nach Bedarf eine den (Hinweis: Fresko-Maltechnik auf feuchtem
Zwischenbeschichtung erforderlich sein. Sie Kalkputz). Ungeeignet sind alle Untergründe, die
soll dazu beitragen, dass die für das System vor- bereits einmal mit Öl-, Lack-, Dispersionsfarben
gesehenen Eigenschaften – wie beispielsweise o. Ä. gestrichen wurden sowie gipshaltige Putze.
Deckfähigkeit, Schichtdicke, Ebenheit – erreicht Kalkfarben ergeben preiswerte, feuchtigkeitsbe-
werden. ständige, wasserdampfdurchlässige, jedoch nur
• Deckbeschichtung (Schlussanstrich), die aus bedingt wetter- und wischbeständige Beschich-
einer Schicht oder mehreren Schichten besteht tungen. Zur Verbesserung des Fassadenschutzes
und insgesamt mit den Stoffen der darunter kann eine hydrophobierende Imprägnierung auf-
liegenden Beschichtungen abgestimmt sein gebracht werden. Ungeeignet sind Kalkfarben je-
muss. Sie übernimmt den Schutz der unter ihr doch in Gegenden mit starken Luftemissionen
liegenden Schichten und gibt dem Beschich- (schwefeldioxidhaltige Abgase). Da sie sich unter
tungssystem die geforderten Oberflächenei- Einwirkung von „saurer“ Atmosphäre zersetzen,
genschaften. Zu beachten ist jedoch, dass der werden sie in der Regel nur noch für landwirt-
Begriff „Deckanstrich“ nichts über das Deckver- schaftliche Bauten und ggf. bei historischen Putz-
mögen der Schlussbeschichtung aussagt. fassaden (Denkmalpflege, Freskotechnik) einge-
setzt.

Kalk-Weißzementfarben bestehen aus Kalk (DIN


10.2 Wasserverdünnbare EN 459-1) und Weißzement (DIN EN 197-1) und
Beschichtungsstoffe. ggf. zementbeständigen Buntpigmenten. Diese
sog. Zementfarben werden mit Wasser ange-
Deckende Beschichtungs- macht und erhärten durch Hydration sowohl an
systeme für Außen- der Luft als auch unter Wasser. Beschichtungen
und Innenputze1) dieser Art sind daher gegenüber schwefeliger
Säure aus dem Regenwasser weniger empfind-
Leimfarben. Leime bestehen aus tierischen, lich als Kalkfarben, jedoch genauso wasser-
pflanzlichen oder synthetischen Grundstoffen, dampfdurchlässig. Außerdem eignen sie sich für
denen Wasser als Lösungsmittel beigegeben Beschichtungen in Feuchträumen. Der Effekt des
wird.Wegen der Wasserlöslichkeit der Leimfarben „Schlämmanstriches“ wird durch Feinsandzu-
ist ihr Einsatzbereich auf Innenräume begrenzt, schläge erreicht. Wasser abweisende, hydropho-
außerdem weisen sie eine geringe Abriebfestig- bierende Imprägnierungen verbessern auch hier
keit auf. Die früher weit verbreitete Leimfarben- die Witterungsbeständigkeit.
technik hat heute praktisch keine Bedeutung Zementfarbenanstriche – außen wie innen ein-
mehr. Alte Leimfarbenanstriche sind kein geeig- setzbar – können auf allen mineralischen Putz-
neter Untergrund für neu aufzubringende Tape- gründen der Mörtelgruppen P I, P II und P III aufge-
ten oder weitere Beschichtungen. bracht werden. Ungeeignet sind Kunstharzputze,
Dispersionsfarbenanstriche sowie gipshaltige Un-
Kalkfarben sind wässrige Aufschlämmungen tergründe.
von gelöschtem Kalk bzw. werkmäßig herge-
stellten Kalkfarben nach DIN EN 459-1 (seither Silikatfarben lasen sich prinzipiell in drei Grup-
DIN 1060). Kalk kann Bindemittel und zugleich pen einteilen: Reinsilikatfarbe, Dispersionssilikat-
10 Weißpigment für die Kalkfarbe sein. Zum Abtö- farbe und Sol-Silikatfarbe.
nen können jedoch auch bis zu 10 % kalkbestän- • Reinsilikatfarben (zweikomponentig) beste-
dige Buntpigmente beigemischt werden. Geringe hen aus Kaliwasser, Pigmenten und Füllstoffen.
Anteile anderer Bindemittel (z. B. Kunststoffdi- Sie enthalten damit ausschließlich anorgani-
spersionen) erhöhen die Beständigkeit. sche Bestandteile und werden daher als Mine-
Kalkfarbenanstriche – außen und innen einsetz- ralfarben bezeichnet. Dabei fungiert kieselsau-
bar – erhärten durch Aufnahme von Kohlendio- res Wasserglas – eine klare wässrige Lösung,
xid (Karbonaterhärtung s. Abschn. 9.3.1) und kön- auch als „Fixativ“ bezeichnet – als Bindemittel.
nen auf allen mineralischen Untergründen der Die Erhärtung erfolgt physikalisch (Verdun-
1)
stung des Wassers) und chemisch (kristalline
Der aktuelle Stand der Normung von Beschichtungsstof-
fen und Beschichtungssystemen (DIN EN 971, DIN EN Versteinerung). Diese sog. Verkieselung bewirkt
1062) ist Abschn. 10.6 zu entnehmen. eine widerstandsfähige Verbindung der Pig-
10.2 Wasserverdünnbare Beschichtungsstoffe 727

mente untereinander und eine vorzügliche Ver- ggf. auch noch Silicone zur Verbesserung des
ankerung mit dem Untergrund. Regenschutzes. Erreicht werden dadurch eine
Silikatbeschichtungen können auf allen ausrei- wesentlich leichtere Verarbeitbarkeit und viel-
chend festen, mineralischen Untergründen fältigere Einsatzmöglichkeiten, ohne die ty-
(Kalkputze, Kalk-Zementputze und Zementput- pisch mineralischen Eigenschaften zu verlieren.
ze, Ziegelmauerwerk, Naturstein, Beton) aufge- Zwar reduziert sich die Wasserdampfdurchläs-
bracht werden. Ungeeignet sind gipshaltige sigkeit dieser Silikatfarben geringfügig, eine Art
Putze und Flächen mit organischen Beschich- „Filmbildung“ – wie sie unter Umständen bei
tungen. kunstharzgebundenen Beschichtungen auftre-
ten kann – findet jedoch nicht statt.
Silikatbeschichtungen sind licht-, säure- und
wetterbeständig, geeignet für den Außen- und Verarbeitung. Dispersions-Silikatfarben lassen sich
Innenbereich. Sie sind offenporig und zeichnen wesentlich problemloser als die reinen Silikatfarben
verarbeiten. Mischungsfehler und Schäden infolge
sich durch hohe Wasser- und Wasserdampf- unsachgemäßer Verarbeitung – wie sie bei den mehr-
durchlässigkeit aus. Aufgrund dieser Offen- komponentig aufgebauten reinen Silikatfarben unter
porigkeit schützen sie den Untergrund nicht Umständen auftreten können – sind weitgehend aus-
gegen Regen. Um einen ausreichenden Regen- geschlossen. Eine leichte Kreidung ist allerdings im Laufe
der Jahre möglich. Hochwertigen Dispersions-Silikat-
schutz zu gewährleisten, sollte zusätzlich im- farben werden bereits werkseitig Hydrophobierungs-
mer noch eine hydrophobierende Imprägnie- mittel zugesetzt, um einen verbesserten Feuchteschutz
rung aufgebracht werden. (Regenschutz) zu bewirken. Dadurch wird die vorgege-
bene Oberflächenstruktur des Untergrundes, z. B. bei
Da sie aufgrund ihrer kristallinen Versteinerung historischen Gebäuden, jedoch nicht verändert.
auch gegen die Einwirkung saurer Atmosphäre Silikatfarben sind sehr ätzend. Daher sind bei ihrer Verar-
(Industrieabgase) beständig sind und ein rela- beitung Augen und Haut vor Farbspritzern zu schützen
tiv günstiges Anschmutzverhalten aufweisen, und angrenzende Flächen sorgfältig abzudecken.
gewinnen sie für den Schutz historischer Fassa-
den (Denkmalschutz) eine immer größere Be- • Sol-Silikatfarben. Herkömmliche Silikatfarben
deutung. enthalten Wasserglas als Bindemittel. Bei der
seit kurzem auf dem Markt befindlichen Sol-
Mit der Verarbeitung sollten jedoch nur erfah-
Silikatfarbe besteht das Bindemittel aus einer
rene Firmen beauftragt und die Beratungs-
Kombination von Wasserglas und Kieselsol. Bei-
dienste der Herstellerfirmen rechtzeitig in An-
de sind rein anorganische, silikatische Substan-
spruch genommen werden.
zen.
Verarbeitung. Die Verarbeitungsrichtlinien der Herstel- Reines Kieselsol hat als Bindemittel für Fassa-
ler sind unbedingt einzuhalten.Verschmutzte Untergrün-
de und alte mineralische Anstriche werden mit einer Ätz- denfarben eine zu geringe Bindekraft. Durch
flüssigkeit (1:5 mit Wasser verdünnt) und harter Bürste entsprechende Abmischung mit dem traditio-
gründlich gereinigt und mit reinem Wasser nachgewa- nellen Kaliwasserglas ergibt sich jedoch ein Bin-
schen. Öl-, Latex- und Dispersionsfarben sind restlos zu demittel mit völlig neuartigen Eigenschaften
entfernen. Bei stark saugenden Untergründen ist eine
Grundbeschichtung auf Wasserglasbasis erforderlich. Be- (Verkieselung und Adhäsion).
reits einige Stunden vor der Verarbeitung soll das Farb- Sol-Silikatfarben weisen alle Vorteile herkömm-
pulver (Pigment) mit dem kristallklaren Bindemittel (Fixa- licher Silikatfarben auf und haften darüber
tiv) genau nach Herstellervorschrift gemischt werden
(Einsumpfzeit). Bei stark saugendem Untergrund wird hinaus – nicht nur auf mineralischen Unter-
der ersten Beschichtung entsprechend mehr Fixativ (kei- gründen – sondern auch zuverlässig auf orga-
nesfalls Wasser) zugegeben und zügig mit der Bürste – nischen Untergründen (z. B. Altbeschichtungen
nass in nass – aufgetragen. Die zweite Beschichtung er-
folgt meist unverdünnt. Zwischen jeder Beschichtung
aus Dispersionsfarben, Kunstharzbeschichtung-
en). Daraus ergeben sich für Silikatfarben
10
müssen 12 Stunden Trockenzeit liegen, um eine ausrei-
chende Erhärtung und Verkieselung zu erreichen. Die ho- weitere, bisher unerreichbare Anwendungsge-
he Wasseraufnahmefähigkeit der Silikatfarbe wird meist biete. Weitere Einzelheiten sind den Hersteller-
durch eine nachfolgende Hydrophobierung (Wasser ab- unterlagen [7] zu entnehmen.
weisende farblose Imprägnierung) gemindert.

• Dispersions-Silikatfarben (einkomponentig) Dispersionsfarben werden aus wasserverdünn-


sind eine Weiterentwicklung der zuvor be- baren Kunststoffdispersionen als Bindemittel
schriebenen reinen Silikatfarben. Ihnen werden unter Zusatz von Pigmenten, Füllstoffen und Ad-
– neben dem Kaliwasserglas – noch bis zu 5 % ditiven hergestellt. Bei der Trocknung/Erhärtung
hochpolymere Kunststoffdispersionen als stabi- der Beschichtung verdunstet das Wasser bzw.
lisierendes Bindemittel zusätzlich beigemischt, wird vom Untergrund aufgenommen, die festen
728 10 Beschichtungen und Wandbekleidungen

Bestandteile bleiben zurück, fließen zusammen Farblose Beschichtungssysteme für


und verkleben miteinander. Dadurch entsteht ei- Außenputze: Wasser abweisende
ne nahezu geschlossene, weitgehend wasserun- Fassadenimprägnierungen
durchlässige, jedoch ausreichend wasserdampf-
durchlässige, mikroporöse Beschichtung. Hydrophobierende Imprägniermittel sollen als
nicht filmbildende, farblose Stoffe möglichst tief
Durch Zugabe bestimmter Arten bzw. Mengen in den Porenraum saugfähiger mineralischer Un-
von Bindemitteln oder Füllstoffen lassen sich Be- tergründe eindringen und eine Wasser abweisen-
schichtungen mit ganz unterschiedlichen Eigen- de Wirkung erzielen, ohne dadurch die Wasser-
schaften und Oberflächenstrukturen herstellen. dampfdurchlässigkeit nennenswert zu mindern.
Vgl. hierzu auch Abschn. 9.8, Kunstharzputze. Dabei werden die oberflächennahen Poren mit
Dispersionsfarben ergeben gut haftende, wetter- einer hauchdünnen Schicht ausgekleidet, die je-
und UV-beständige Außenbeschichtungen ge- doch äußerlich nicht erkennbar ist.
mäß DIN EN 1062 sowie nassabriebbeständige Imprägniermittel müssen unter anderem alkali-
Innenbeschichtungen für Decken- und Wand- und UV-beständig sein und sollten möglichst we-
flächen gemäß DIN EN 13300 (seither wasch- nig Lösemittel enthalten. In der Regel bestehen
und scheuerbeständige Oberflächen gemäß DIN sie aus dem eigentlichen Wirkstoff (z. B. Silicon-
53 778). harze) und einem Lösemittel (z. B. Alkohole). Im
Diese Beschichtungen können auf fast allen Wesentlichen werden folgende Fassadenschutz-
tragfähigen Untergründen aufgetragen werden. mittel verwendet:
Ausgenommen sind Putze der Mörtelgruppe P1 • Silane (löslich in Alkohole, organische Lösemit-
(Luftkalkmörtel) sowie Sanierputze. Bei diesen teln)1)
beiden Putzarten muss eine optimale Wasser-
dampfdurchlässigkeit gewährleistet sein, die bei • Siloxane (löslich in Alkohole, organische Löse-
Dispersionsbeschichtungen in dem gewünsch- mitteln)
ten Maße nicht gegeben ist. Auf die weiter- • Siliconharze (löslich in organischen Lösemit-
führende Spezialliteratur [1], [8] wird verwiesen. teln) u. a. m.

Siliconharzfarben bestehen aus einer Bindemit- Silanimprägnierungen weisen ein sehr hohes
telkombination (Siliconharzemulsion mit Kunst- Eindringvermögen auf. Außerdem können sie auf
stoffdispersion), Pigmenten, Füllstoffen und Zu- noch feuchten Untergründen aufgebracht wer-
satzmitteln. Da das Primärbindemittel Silicon den. Sie sind jedoch relativ teuer.
von sich aus hydrophobe Eigenschaften besitzt,
ergibt sich daraus eine besonders gute, system- Siloxanimprägnierungen weisen ein gutes Ein-
permanente Wasser abweisende Wirkung (Re- dringvermögen auf, können auf feuchten – je-
genschutz) bei gleichzeitig hoher Wasserdampf- doch nicht nassen – Untergründen eingesetzt
durchlässigkeit. werden und sind relativ preiswert.
Infolgedessen sind Siliconharzbeschichtungen Siliconharzimprägnierungen lassen sich pro-
hinsichtlich des Diffusionsvermögens mit Mine- blemlos auf allen saugfähigen Untergründen ver-
ralfarben (Silikatfarben), bezüglich der geringen arbeiten, wobei diese trocken sein müssen. Sie
Wasseraufnahme mit Dispersionsfarben ver- weisen geringere Eindringtiefen auf, ergeben je-
gleichbar. Außerdem ergeben sie eine gute doch einen wirksameren Oberflächenschutz als
Haftung sowohl auf mineralischen als auch orga- die Silane und sind preisgünstiger.
nischen Untergründen (Altbeschichtungen). Zu-
10 dem können Siliconharzfarben auch auf Gips- SMK-Technologie. Eine Neuentwicklung stellen
flächen eingesetzt werden, da sie nicht alkalisch die sog. Silicon-Microemulsionskonzentrate dar.
reagieren. Sie enthalten – je nach Einsatzgebiet – zwei
Siliconharzfarben weisen eine optimale Balance verschiedenartige Wirkstoffe (z. B. Silane und
zwischen Wasseraufnahme- und Wasserdampf- Siloxane). Des weiteren ergeben unterschiedliche
diffusionswerten auf, sofern es sich um hochwer- Mischungsverhältnisse auch unterschiedliche
tige und damit auch meist hochpreisige Be- Eigenschaftsprofile. Sie werden auf trockenem bis
schichtungen handelt. Bei den auf dem Markt nassem Untergrund lösemittelfrei verarbeitet
angebotenen Produkten bestehen jedoch erheb- (umweltfreundliche Produkte).
liche qualitative Unterschiede.
1) S. hierzu Abschn. 10.4. Ökologische Aspekte
10.3 Beschichtungen auf Außenputzen 729

Verarbeitung. Hydrophobierende Imprägniermittel kön- Die Tauwasserbildung im Inneren von Bauteilen


nen auf den Untergrund aufgesprüht, gestrichen, gerollt ist abhängig vom Temperaturverlauf in der Wand
oder gecremt werden. Neben der Art der Imprägniermittel
ist auch die richtige Ausführung der vorgenannten Appli- und vom Wasserdampfdiffusionswiderstand der
kationstechniken von ausschlaggebender Bedeutung für einzelnen Baustoffschichten. Die wesentlichen
die Wirksamkeit einer Fassadenimprägnierung. Kenngrößen sind in Abschn. 16.5.6, in Teil 1 dieses
Die Verarbeitung der Imprägniermittel wird wesentlich von Werkes beschrieben. Durch das Aufbringen von
der Art und Beschaffenheit der jeweiligen Bausubstanz be- Beschichtungen auf eine Außenwand können
stimmt. Üblicherweise werden sie mit Sprüh- und Flutgerä-
ten bis zur völligen Sättigung des Untergrundes aufgetra-
sich die Verhältnisse jedoch ändern.
gen. Wie in Abschn. 9.7.5 bereits erläutert, darf vor al-
Beim Flutverfahren wird ausschließlich die kapillare Saug- lem im Grenzbereich zwischen Beschichtung und
fähigkeit des Baustoffes genutzt, um das Imprägniermittel Untergrund kein Tauwasser anfallen. Der Einfluss
in den Untergrund im Sinne einer Tränkung einzubringen. der Beschichtung ist vernachlässigbar, wenn ihre
Der Auftrag erfolgt mehrmals, wobei nass-in-nass gear-
beitet wird. Dabei gilt: Je mehr Imprägnierstoff auf einen diffusionsäquivalente Luftschichtdicke sd ≤ 2 m
porösen Baustoff aufgetragen wird, desto größer ist die Ein- beträgt.
dringtiefe und desto länger und nachhaltiger die Schutz- Während diese Forderung bei Neubauten kaum
wirkung.
Probleme aufwirft, können bei der Renovierung
Eine Neuentwicklung stellt die Imprägniercreme-Technolo- von Altbauten – insbesondere wenn bereits
gie dar. Bei kleineren Flächen werden die Cremes mit einer
Lammfellrolle aufgetragen, bei größeren Fassadenflächen früher relativ dichte Fassadenbeschichtungen
ist eine Spritzapplikation der Creme mit Airlessgeräten an- aufgetragen wurden – Berechnungen des Diffu-
gebracht. sionswiderstandes der verschiedenen Wand-
Vor jeder Imprägnierung hat eine gründliche Reinigung der schichten notwendig werden (Glaserdiagramm).
Fassade zu erfolgen. Bei sachgemäßer Ausführung der Im- An dieser Stelle wird nochmals darauf hingewie-
prägnierung ist mit einer Wirkungsdauer von bis zu 10 Jah-
ren zu rechnen. Weiterentwicklungen sind zu erwarten. sen, dass beim Beschichten von reinen Kalk-
Hinzuweisen ist noch, dass Imprägniermittel keine Dich- putzen (Mörtelgruppe PI) auch immer eine aus-
tungsmittel sind und sie daher auch nicht zur Imprägnie- reichende Kohlendioxiddurchlässigkeit gegeben
rung/Abdichtung von Flächen, die unter Wasserdruck ste- sein muss.
hen, verwendet werden können. Weitere Angaben sind der
Spezialliteratur [9] zu entnehmen.
Regenschutz. Bei Beregnung der Fassade kann
Wasser durch kapillaren Transport in Außenbau-
teile eindringen. Maßnahmen zur Begrenzung
10.3 Beschichtungen auf der Wasseraufnahme – wie beispielsweise hinter-
mineralischen Außenputzen lüftete Außenwandbekleidungen sowie Wasser
abweisende oder wasserhemmende Außenputze
Außenputz und das jeweilige Beschichtungssys- – sind in DIN 4108-3 angeführt. Die wesentlichen
tem sind immer aufeinander abzustimmen. Der Kenngrößen sind in Abschn. 16.5.6, Teil 1 dieses
Putz ist einerseits auf die nachfolgende Ober- Werkes, beschrieben.
flächenbehandlung einzustellen, andererseits Fassadenbeschichtungen1) können demnach die
darf die Beschichtung das materialbedingte Ver- Wasseraufnahme ebenfalls wirksam mindern,
halten der Putzlagen nicht nachteilig beeinflus- dabei darf die Wasserabgabe während der Trock-
sen. Somit bestimmen Putzart und Beschaffen- nungsperiode jedoch nicht nachteilig beein-
heit des Untergrundes, ebenso wie der jeweilige trächtigt werden.
Beschichtungsstoff bzw. die Applikationstechnik, Wie in Abschn. 9.7.5, Schlagregenschutz, bereits
Wirkung und Haltbarkeit des Beschichtungs- erwähnt, sind Beschichtungssysteme in DIN
systems. 4108-3 zur Erzielung eines entsprechenden Re- 10
1) Bei den Erzeugnissen der Bauindustrie wird im Wesent-
Bauphysikalische Anforderungen
lichen zwischen geregelten und nicht geregelten Bau-
Anforderungen bezüglich des klimabedingten produkten unterschieden. Der aktuelle Stand der zwi-
Feuchteschutzes sind in DIN 4108-3 festgelegt. Im schenzeitlich eingeführten Normen ist Abschn. 10.6 zu
Zusammenhang mit den Fassadenbeschichtung- entnehmen.
en sind dies vor allem Fassadenbeschichtungen zählen zu den nicht geregel-
ten Produkten, da für sie keine technischen Regelwerke
• Erhaltung einer möglichst hohen Wasser- (z. B. Normen) existieren. Der Verwendbarkeitsnachweis
dampfdurchlässigkeit, ist deshalb „allgemein gültig“ und durch eine allgemeine
bauaufsichtliche Zulassung zu führen. Zuständig für die
• Begrenzung der kapillaren Wasseraufnahme Zulassung ist das Deutsche Institut für Bautechnik, Berlin
(Regenschutz). (DIBt).
730 10 Beschichtungen und Wandbekleidungen

genschutzes nicht aufgeführt, da Fassadenbe- serdampfdurchlässigkeit (sd ≤ 2 m) ist daher in


schichtungen bisher nicht genormt sind. Vertreter jedem Fall zu fordern.
der Mörtel- und Bindemittelindustrie haben des-
halb in einer Richtlinie [6] vereinbart, dass ein Putz als Beschichtungsuntergrund 2)
Wasser abweisendes Putz/Beschichtungs-Sys- Seit jeher gilt die wichtige Malerregel: Jede Be-
tem1) 2) aus einem wasserhemmenden Putz und schichtung ist nur so gut, wie ihr Untergrund dies
einer wasserabweisenden Beschichtung gebildet zulässt. Die einwandfreie Beschaffenheit des Un-
wird. tergrundes ist daher eine unerlässliche Vorausset-
Die kapillare Wasseraufnahme bzw. Wasser- zung für die Haltbarkeit der Beschichtung.
dampfdurchlässigkeit beeinflusst den Feuchte- Außenputze auf mineralischer Basis müssen
haushalt einer Außenwand maßgeblich. Dabei den aktuellen Putznormen2) entsprechen. Sie
spielt die Größe und Verteilung der Poren (Poren- können ein- oder mehrlagig mit unterschiedli-
struktur) eine wichtige Rolle. Vergleicht man die cher Oberflächenstruktur aufgebracht sein. Ne-
Wirkungsweise der mineralischen Beschichtung- ben den allgemeinen Anforderungen, die jede
en mit denen der kunstharzgebundenen Be- Putzart erfüllen soll, müssen Außenputze vor al-
schichtungsmittel, so stellt man fest, dass minera- lem den in Abschn. 9.7.5 angeführten zusätzli-
lische Beschichtungen aus Kalk, Weißzement und chen Anforderungen genügen. Danach sollen sie
Wasserglas (Silikatfarbe) die größeren Poren des witterungsbeständig, ausreichend fest und trag-
Putzes „verstopfen“ und so die kapillare Wasser- fähig sein, um Beschichtungen aufnehmen zu
aufnahme in gewünschtem Maße herabsetzen, können.Vgl. hierzu Tabelle 9.6 in Abschn. 9, Zeilen
ohne die Wasserdampfdurchlässigkeit des Putzes 25 bis 29.
zu beeinträchtigen: Eine rasche Feuchtigkeitsab-
gabe ist nach wie vor möglich. Tabelle 10.1. Die jeweiligen Putzmörtelgruppen
Die kunstharzgebundenen Beschichtungen aus mit den entsprechenden Mindestdruckfestigkei-
Dispersionen u. Ä. bieten demgegenüber einen ten sind der vorgenannten Tabelle zu entneh-
wesentlich besseren Wetterschutz, da sie bei- men. Außerdem muss der Außenputz richtig auf-
spielsweise gegen anfallenden Schlagregen gebaut sein, so dass die Festigkeit der einzelnen
nahezu dicht sind. Entsprechend niedriger ist Lagen in der Regel nach außen hin abnimmt
jedoch ihre Wasserdampfdurchlässigkeit. Bei (Festigkeitsgefälle).
diesen Anstrichen bzw. Kunstharzbeschichtung- Diese herkömmliche Putzregel gilt jedoch nur bei
en kann die in die Wand eingedrungene Feuch- massivem Mauerwerk (kleinformatige Vollsteine).
tigkeit nur noch wesentlich verlangsamt nach Angaben über das bei Leichtputzen auf wärme-
außen entweichen. Eine ausreichend hohe Was- dämmenden Wandbaustoffen geltende Entkopp-
lungsprinzip (schubweiche Zwischenschicht zwi-
1) Europäische Normung. Für Beschichtungssysteme im schen Wandbildner und Oberputz) sind Abschn.
Fassadenschutz erscheint in Kürze: 9.7.5.4 zu entnehmen.
DIN EN 1062-1, Beschichtungsstoffe und Beschichtungs-
systeme für mineralische Untergründe und Beton im Bei Neuputzen muss bereits aus der Leistungsbe-
Außenbereich. schreibung erkennbar sein, welche nachfolgende
Während die bisherigen Einteilungen sich im Wesentli- Oberflächenbehandlungen vorgesehen sind.
chen an den Bindemitteln orientierten, geht die neue eu-
ropäische Norm von bauphysikalischen Vorgaben aus. Oberflächenbehandlung. Die Auswahl der Werk-
Beschichtungen werden demnach zukünftig nach ihrer stoffe richtet sich nach den zu erwartenden Bean-
bauphysikalischen Leistungsfähigkeit klassifiziert und spruchungen, der Beschaffenheit des zu beschich-
eingeteilt. tenden Untergrundes und nach gestalterischen
10 Dabei sollen neben Wasseraufnahme und Wasserdampf- Gesichtspunkten. Die Beschichtungen sind ent-
durchlässigkeit, die Wetterbeständigkeit, Haftung am sprechend VOB Teil C, DIN18 363, Maler- und
Untergrund, UV-Beständigkeit, CO2-Durchlässigkeit, Pilz-
und Algenresistenz und die Risseüberbrückung erfasst Lackierarbeiten, auszuführen. Die jeweilige Eig-
werden. nung der Beschichtungsstoffe auf verschiedenen
In zahlreichen Tabellen werden die grundsätzlichen tech- Putzuntergründen ist Tabelle 10.2 zu entnehmen.
nischen Kenndaten sowohl für die Putze als auch für die
Beschichtungen zusammengestellt. Danach kann im Tabelle 10.2. Wie diese Tabelle verdeutlicht, sind
Prinzip für jeden Putzaufbau und jede Putzfassade die Putze der Mörtelgruppe PI gemäß den Zeilen 1
entsprechend technisch abgestimmte Beschichtung aus- bis 4.1 nur als Träger für vorwiegend mineralische
gewählt werden.
2)
Beschichtungsstoffe geeignet. Bei Beschichtun-
Der aktuelle Stand der Normung von Putzen (DIN EN
13 914, DIN V 18 550) und Beschichtungsstoffen (DIN EN gen mit kunstharzgebundenen Beschichtungs-
971, DIN EN 1062) ist Abschn. 10.6 zu entnehmen. stoffen entsprechend den Zeilen 4.2 bis 10 muss
10.3 Beschichtungen auf Außenputzen 731

Tabelle 10.1 Putzmörtelgruppen nach DIN 18 550 (Ausg. 01.85) mit der jeweils geforderten Mindestdruckfestigkeit [4]

Putzmörtelgruppe nach DIN 18 550 (Ausg. 01.85) Mindest-


druckfestigkeit

P Ia Luftkalk- und Wasserkalkmörtel keine


P Ib Anforderungen

P Ic Hydraulischer Kalkmörtel 1,0 N/mm2


Anwendung auf Außen-
P II a Hochhydraulischer Kalkmörtel und Innenflächen
P II b Kalk-Zementmörtel 2,5 N/mm2

P III a Zementmörtel mit Zusatz von Kalkhydrat


P III b Zementmörtel 10,0 N/mm2

P IV a Gipsmörtel
P IV b Gipssandmörtel nur für feuchtigkeitsgeschützte 2,0 N/mm2
P IV c Gipskalkmörtel Außenflächen Anwendung nur für
feuchtigkeitsgeschützte
P IV d Kalkgipsmörtel nur für feuchtigkeitsgeschützte Außenflächen keine
Außenflächen Anforderungen

Tabelle 10.2 Eignung der Beschichtungsstoffe auf verschiedenen Außenputzen [4]

Zeile Beschichtungsstoffe Mörtelgruppen nach DIN 18 550 (Ausg. 01.85)


P I a/b P Ic P II a/b P III P IV a/c P IV d
nur für nur für
feuchtigkeits- feuchtigkeits-
geschützte geschützte
Außenflächen Außenflächen

1 Silikatfarben + + + + – +

2 Dispersions-Silikatfarben + + + + + +

3 Silicon-Emulsionsfarben + + + + + +

4 Strukturbeschichtungen1)
+ + + + + +
4.1 Silikat-, Silicon-Emulsionsbasis

4.2 Weißzementbasis – + + + – –

5 Dispersionsfarben,
– – + + + –
wetterbeständig

6 Gefüllte Dispersionsfarben,
– – + + + –
wetterbeständig
10
7 Kunstharzputze
– – + + + –
nach DIN 18 558

8 Dispersionslackfarben – – + + + –

9 Polymerisatharz-Lackfarben – – + + + –

10 Kunstharzlackfarben
– – + + + –
und Reaktionslackfarben

+ geeignet – ungeeignet
1) Beschichtungen mit putzartigem Aussehen auf Basis von Silikaten, Silicon-Emulsionen
oder Weißzement mit Kunststoffdispersionen vergütet
732 10 Beschichtungen und Wandbekleidungen

der Putz der Mörtelgruppe P II oder P III entspre- 10.4 Beschichtungen auf
chen. Danach sind Putze der Mörtelgruppe P I für
diese Beschichtungsstoffe nicht geeignet. mineralischen Innenputzen
Zu beachten ist auch, dass kalk- oder zementhal- Putz als Beschichtungsuntergrund1)
tige Putze in Verbindung mit Feuchtigkeit immer
Innenputze auf mineralischer Basis müssen in der
alkalisch reagieren. Eine nachhaltige Neutralisati-
Regel den aktuellen Putznormen entsprechen. Sie
on ist nicht möglich. Die ausgewählten Beschich-
können ein- oder mehrlagig mit unterschiedlicher
tungsstoffe müssen daher alkalibeständig sein.
Oberflächenstruktur aufgebracht sein. Neben den
Weitere Einzelheiten sind der Spezialliteratur [4]
allgemeinen Anforderungen – die jede Putzart er-
zu entnehmen.
füllen soll – müssen Innenputze vor allem den in
Wie in Abschn. 9.3.1 bereits erwähnt, erhärten Abschn. 9.7.6 angeführten, zusätzlichen Anforde-
Luftkalkmörtel überwiegend dadurch, dass sie rungen genügen.Um beispielsweise Beschichtung-
langsam – von außen nach innen – Kohlendioxid en oder Tapeten aufnehmen zu können, müssen
aus der Luft aufnehmen und dabei der gelöschte sie ausreichend fest und tragfähig sein. Auch auf
Kalk wieder in Calciumcarbonat (Kalkstein) um- ihre Feuchtebeständigkeit und das Festigkeitsge-
gewandelt wird. Der Verlauf dieser Reaktion ist fälle der einzelnen Putzlagen (Tabelle 9.8) ist zu
abhängig vom Feuchtegehalt des Mörtels und achten.
vom Eindringvermögen des Kohlendioxids in die
Mörtelporen. Diese Umkristallisation kann dann Tabelle 10.3. Wie diese Tabelle zeigt, müssen bei
nicht – oder nur sehr verlangsamt – stattfinden, mineralischen Innenputzen – an die übliche An-
wenn eine dichte, filmbildende Beschichtung vor- forderungen als Träger von Beschichtungen und
genannter Art aufgebracht und so das Kohlendi- Tapeten gestellt werden – die Mörtel eine Min-
oxid bzw. Regenwasser vom Putz ferngehalten destdruckfestigkeit von 1,0 N/mm2 aufweisen.
wird (Dauer des Abbindeprozesses 1 bis 2 Jahre). Demnach sind Putze der Mörtelgruppe P I a, P I b
Die Folge davon sind mürbe Mörtel mit geringer und P IV d für kunstharzgebundene Beschichtung-
Festigkeit. Kunstharzgebundene Beschichtungen en oder Tapezierungen nicht geeignet. Daher
erfordern daher als Anstrichuntergrund einen muss bereits im Leistungsbeschrieb für Putze
Putz aus hydraulisch erhärtendem Mörtel (Mör- festgeschrieben sein, welche nachfolgende Ober-
telgruppe P II oder P III), der auch bei Luftab- flächenbehandlungen vorgesehen sind.
schluss die notwendige Festigkeit erreicht. Putze 1) Der aktuelle Stand der Normung von Putzen (DIN EN
der Mörtelgruppe PI sind vor allem an alten Bau- 13 914, DIN V 18 550) und Beschichtungsstoffen (DIN EN
werken (historischen Gebäuden) anzutreffen. 971, DIN EN 1062) ist Abschn. 10.6 zu entnehmen.

Tabelle 10.3 Putzmörtelgruppen nach DIN 18 550 (Ausg. 01.85) mit der jeweils geforderten Mindestdruckfestigkeit
und Beanspruchung als Innenputz [5]

Mörtelgruppe nach DIN 18 550 (Ausg. 01.85) Beanspruchung Mindestdruckfestigkeit

P Ia Luftkalk- und Wasserkalkmörtel nur für geringe Beanspruchung keine Anforderungen


P Ib Beanspruchung

P Ic Hydraulischer Kalkmörtel übliche Beanspruchung 1,0 N/mm2

P II a Hydraulischer Kalkmörtel und höhere mechanische Beanspruchung, 2,5 N/mm2


10 P II b Kalk-Zementmörtel Putze in Nass- und Feuchträumen

P III a Zementmörtel mit Zusatz von Kalkhydrat und hohe mechanische Beanspruchung, 10,0 N/mm2
P III b Zementmörtel Putze in Nass- und Feuchträumen

P IV a Gipsmörtel 1)
P IV b Gipssandmörtel 1) für übliche Beanspruchung 2,0 N/mm2
P IV c Gipskalkmörtel 1)

P IV d Kalkgipsmörtel 1) nur für geringe Beanspruchung keine Anforderungen

P Va Anhydritmörtel 1) für übliche Beanspruchung 2,0 N/mm2


P V b Anhydritkalkmörtel 1)
1) nur für feuchtigkeitsgeschützte Außendecken
10.4 Beschichtungen auf Innenputzen 733

Untergrundvorbereitung. Die Eignung bzw. Beschaffen- und Beschichtungssysteme für die Gestaltung
heit des Beschichtungsuntergrundes ist vor Beginn der Ma- und den Schutz von Wänden und Decken im
lerarbeiten zu überprüfen. Der Putz muss zum Zeitpunkt
der vorgesehenen Oberflächenbehandlung tragfähig (fest) Innenbereich klassifiziert (seither DIN 53 778).
und ausreichend trocken sein. Im Allgemeinen ist eine Diese Norm beinhaltet Angaben über:
Standzeit von mindestens vier Wochen erforderlich. Dieser
Zeitraum ist von den klimatischen Verhältnissen im Bau, • Vorgesehene Anwendung. Gestaltung, beson-
von der Putzart und Putzdicke und von der vorgesehenen dere Eigenschaften.
Oberflächenbehandlung abhängig.
• Bindemitteltyp. Abgeleitet von dem Bindemit-
Die Putzoberfläche muss saugfähig und frei von Schmutz telbestandteil.
sowie losen bzw. schlecht haftenden Teilen sein. Sie darf
keine Kalksinterschichten, abblätternde Altanstriche, Binde- • Nassabriebbeständigkeit. Klasse 1 beschreibt
mittelanreicherungen, Ausblühungen o. Ä., sowie keine die die höchste Beständigkeit, Klasse 2 ist ver-
Haft beeinträchtigenden Rückstände von Putzzusätzen auf- gleichbar mit der seitherigen Bezeichnung
weisen. Sind Risse vorhanden, so sind entsprechende Maß-
nahmen (z. B. Armierungsspachtelung) vorzusehen. Die
„scheuerbständig“, Klasse 3 entspricht der bis-
Putzoberfläche muss außerdem fluchtgerecht und frei von herigen Bezeichnung „waschbeständig“. Diese
störenden Unebenheiten sein. Die entsprechenden Eben- Begriffe aus der DIN 53 778 entfallen und sollen
heitstoleranzen sind Tabelle 11.2, Teil 1 dieses Werkes, zu zukünftig nicht mehr verwendet werden.
entnehmen.
• Kontrastverhältnis = Deckvermögen. Wird in
Beschichtungsstoffe vier Klassen eingeteilt. Der jeweilige Hersteller
gibt das Kontrastverhältnis als Ergiebigkeit – in
DIN EN 13 300. In dieser neuen europäischen Quadratmeter pro Liter – in Abhängigkeit zur
Norm sind wasserhaltige Beschichtungsstoffe jeweiligen Klasse an. Daraus wird ein durch-

Tabelle 10.4 Eignung der Beschichtungsstoffe auf verschiedenen Innenputzen [5]

Beschichtungsstoffe Mörtelgruppen nach DIN 18 550 (Ausg. 01.85)


P I a/b P Ic P II P III P IV a/b/c P IV d PV

Kalkfarben + + + + – – –
Kalk-Weißzementfarben + + + + – – –
Silikatfarben + + + + 쎻 쎻 쎻

Dispersions-Silikatfarben + + + + 쎻 쎻 쎻

Strukturbeschichtungen auf 쎻 쎻 쎻
+ + + +
Dispersions-Silikatbasis
Leimfarben + + + + + + +
Dispersionsfarben waschbeständig1) – + + + + – +
scheuerbeständig nach DIN 53 7781) – + + + + – +
Dispersionslackfarben – – + + + – +
Gefüllte Dispersionsfarben – – + + + – +
Dispersionsfarben mit Raufasereffekt – – + + + – +
Kunstharzputze nach DIN 18 558 – – + + + – + 10
Dispersions-Plastikfarben – – + + + – +
Mehrfarben-Effektlackfarben – – + + + – +
Polymerisatharzlackfarben – + + + + – +
Alkydharzlackfarben – – – – + – +
Epoxidharz- und Polyurethanlackfarben – – + + + – +

+ geeignet
– ungeeignet
쎻 nur mit geeignetem Grundbeschichtungsstoff nach Herstellerangabe
1) Nassabriebbeständigkeit gemäß DIN EN 13 300
734 10 Beschichtungen und Wandbekleidungen

schnittlicher Verbrauchswert – Liter pro m2 – • Lösemittelfreie Qualitäten (L.F.-Qualitäten)


auf einem definierten Untergrund ermittelt. sind auf den ersten Blick frei von organischen
• Glanzabstufungen. Eingeteilt in vier Klassen Lösemitteln. Sie enthalten jedoch hoch sieden-
mit den Bezeichnungen glänzend, mittlerer de Lösemittel, die auf den Etiketten der Herstel-
Glanz – entspricht den seitherigen Bezeichnun- ler nicht deklariert werden müssen und somit
gen „seidenmatt“ und „seidenglänzend“ – so- verschwiegen werden. Dieser unhaltbare Zu-
wie matt und stumpfmatt. stand wurde von den Verbraucherverbänden
bereits mehrfach kritisiert.
• Korngröße. Diese vierstufige Einteilung ist
vollkommen neu. Unterschieden werden die • E.L.F.-Qualitäten. Diese Produkte sind lösemit-
Korngrößen fein = Innenfarben, mittel = tel- und weichmacherfrei und entsprechen den
Streichputze, grob = feine Strukturputze, sehr hohen Anforderungen des Umweltbundesam-
grob = grobe Strukturputze. tes. Zunehmend werden im Innenbereich Pro-
dukte dieser Qualitätsstufe eingesetzt, die alle
Maler- und Lackierarbeiten sind gemäß VOB Teil TÜV-geprüft und raumluftüberwacht sind. Ein-
C, DIN 18363, auszuführen. Bezüglich des jeweili- zelheiten hierzu sind der Spezialliteratur [10],
gen Beschichtungsaufbaues sind die Angaben Angaben über Gesundheitsgefahren, dem Ge-
der Hersteller zu beachten. Die Eignung von Be- sundheitsleitfaden für Maler und Lackierer [11]
schichtungsstoffen auf bestimmten Untergrün- zu entnehmen.
den ist Tabelle 10.4 zu entnehmen.
Angaben über Anstrichverträglichkeit und Über-
streichbarkeit von Dichtstoffen als spritzbare 10.5 Wandbekleidungen
Masse in den Fugen s. Abschn. 7.4.5, Baukörper-
anschlüsse von Türen.
(Tapeten) auf minera-
Hinweis. Die Entwicklung auf dem Gebiet der Beschich-
lischen Innenputzen
tungsstoffe während der letzten Jahrzehnte führte zu ei-
nem nahezu unüberschaubaren Angebot an Beschich- Der Oberbegriff „Wandbekleidungen in Rollen“
tungsstoffen, Lacken und ähnlichen Produkten mit den umfasst alle flexiblen Flächengebilde, die als Bah-
unterschiedlichsten Eigenschaften, Applikationstechniken,
Oberflächenstrukturen usw. Immer neue Produkte für ganz nen in Rollenform geliefert und an Decken oder
spezifische Einsatzgebiete kommen auf den Markt und er- Wänden mit einem Kleber (Tapetenkleister, Dis-
fordern eine sehr differenzierte Auswahl, die letztlich nur persionskleber) vollflächig angebracht werden.
noch in enger Zusammenarbeit mit den Fachberatern der
Hersteller getroffen werden kann. Diese Beratungsdienste
sollten rechtzeitig in Anspruch genommen werden, damit Normen/Einteilung. In den europäischen Nor-
unkorrigierbare Fehlentscheidungen vermieden werden. men DIN EN 233 und DIN EN 234 sind die Wand-
Firmenneutrale Merkblätter bzw.Technische Richtlinien der bekleidungen unterteilt in
Berufsverbände können dabei eine wertvolle Hilfe sein.
• fertige Wandbekleidungen,
Alle wichtigen anstrichtechnischen Begriffe und Klassifizie-
rungen über Beschichtungsstoffe sind in DIN EN 13 300 • Wandbekleidungen für nachträgliche Behand-
(seither DIN 55 945) festgelegt. Bei der Abfassung von Leis- lung.
tungsverzeichnissen sollte man sich dieser Begriffe bedie-
nen, um Missverständnisse von vornherein auszuschließen.
Je nach Aufbau und Material lassen sich die ferti-
gen Wandbekleidungen gemäß DIN EN 235 (Be-
Ökologische Aspekte. Immer wieder geraten griffe) einteilen in
bestimmte Beschichtungsstoffe für den Innen- • Papier-, Kunststoff-, Vlies-, Textil- und Verlours-
10 ausbau aufgrund möglicher gesundheitsschädi-
gender Emissionen in die öffentliche Kritik. Denn
wandbekleidungen sowie Metall-Effekt-Wand-
bekleidungen und Naturwerkstoffwandbeklei-
Lösemittel, Weichmacher und Hochsieder stehen dungen.
im Verdacht, die menschliche Gesundheit zu
schädigen. Des Weiteren informiert DIN EN 235 mit grafi-
Grundsätzlich sind Innenbeschichtungen auf schen Symbolen über Eigenschaften der Tapeten
Dispersionsbasis in drei Kategorien zu unter- und weist auf die Verarbeitungsregeln hin. Qua-
gliedern: litätstapeten sind auf der Rückseite gekennzeich-
• Standardqualitäten enthalten bis zu 1,5 % or- net; diese Zeichen gelten europaweit.
ganische Lösemittel (Kohlenwasserstoffverbin-
dungen), die überwiegend in sog. „preiswer- Tapezierarbeiten sind gemäß VOB Teil C, DIN
ten“ Beschichtungen benötigt werden. 18 366 auszuführen. Techn. Richtlinien für Tape-
10.6 Normen 735

zier- und Klebearbeiten s. [12]. Vor dem Tapezie- • Spaltbar trocken abziehbare Tapeten. Bei der
ren hat der Auftragnehmer den Untergrund der Renovierung wird die obere Deckschicht im
Norm entsprechend zu überprüfen, um festzu- Ganzen abgezogen. Die untere Schicht bleibt
stellen, welche Maßnahmen erforderlich sind, um als glatter Makulaturgrund für die neue Tapete
zu einer mangelfreien Werklieferleistung zu ge- an der Wand.
langen. Es gelten die gleichen Voraussetzungen • Restlos trocken abziehbare Tapeten sind
wie für die zuvor in Abschn. 10.4 erläuterten Be- durch eine rückseitige Beschichtung entspre-
schichtungen auf mineralischen Innenputzen. chend präpariert, so dass sie vollständig von
der Wand abgezogen werden können.
Tabelle 10.5 verdeutlicht die Eignung verschie-
dener Innenputz-Untergründe für einige Tape- • Nicht spaltbare, überstreichbare Tapeten
tenarten. (z. B. Raufasertapeten) werden mit einer Nadel-
walze perforiert und mit einem Ablösemittel
Tapetenwechsel. Moderne und fertige Tapeten eingeweicht, so dass sie nach einer gewissen
sind in der Regel trocken abziehbar. Zwei Varian- Einwirkzeit leichter entfernt werden können.
ten bieten sich an:

Tabelle 10.5 Eignung der Wandbekleidungen (Tapeten) auf verschiedenen Innenputzen [5]

Wandbekleidungen (Tapeten) Mörtelgruppen nach DIN 18 550 (Ausg. 01.85)


P I a/b P Ic P II P III P IV a/b/c P IV d PV

leichte Tapeten – + + + + – +

schwere Tapeten – – + + + – +

Spezialtapeten Nur nach Angabe des Herstellers

Wandbekleidungen für nachträgliche Behandlung

Raufasertapeten mit Beschichtung – + + + + – +

Glasfasergewebe mit Beschichtung – – + + + – +

10.6 Normen
Norm Ausgabedatum Titel

DIN V 105-6 06.2002 Mauerziegel, Planziegel


DIN V 106 10.2005 Kalksandsteine mit besonderen Eigenschaften
DIN 1045-1 07.2001 Tragwerke aus Beton; Bemessung und Konstruktion
DIN 1101 06.2000 Holzwolle-Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbauplatten als
Dämmstoffe für das Bauwesen; Anforderungen, Prüfung
DIN 1102 11.1989 Holzwolle-Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbauplatten nach DIN 1101
10
als Dämmstoffe für das Bauwesen; Verwendung, Verarbeitung
DIN 1164-10 08.2004 Zement mit besonderen Eigenschaften; Zusammensetzung, Anforderungen und
Übereinstimmungsnachweis von Normalzement mit besonderen Eigenschaften
DIN 1164-10 Ber.1 01.2005 –; Berichtigungen
DIN 1168-1 01.1986 Baugipse; Begriff, Sorten und Verwendung; Lieferung und Kennzeichnung
DIN 1168-2 07.1975 –; Anforderungen, Prüfung, Überwachung
DIN 1960 12.2002 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil A:
Allgemeine Bestimmungen für die Vergabe von Bauleistungen
DIN 1961 12.2002 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil B:
Allgemeine Vertragsbedingungen für die Ausführung von Bauleistungen
Fortsetzung s. nächste Seite
736 10 Beschichtungen und Wandbekleidungen

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 4102-1 05.1998 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Baustoffe;


Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-2 09.1977 –; Bauteile; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-4 03.1994 –; Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter Baustoffe, Bauteile und
Sonderbauteile
DIN 4102-4/A1 11.2004 –; –; Änderung
DIN 4103-1 07.1984 Nichttragende innere Trennwände; Anforderungen, Nachweise
DIN 4108-1 08.1981 Wärmeschutz im Hochbau; Größen und Einheiten
DIN 4108 Bbl 2 01.2004 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden; Wärmebrücken;
Planungs- und Ausführungsbeispiele
DIN 4108-2 07.2003 –; Mindestanforderungen an den Wärmeschutz
DIN 4108-3 07.2001 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen, Berechnungsverfahren und
Hinweise für Planung und Ausführung
DIN 4108-3 Ber.1 04.2002 –; Berichtigungen
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Ber.1 08.1992 Berichtigungen zu DIN 4109/11.89, DIN 4109 Bbl 1/11.89 und DIN 4109 Bbl 2/11.89
DIN V 4165-100 10.2005 Porenbetonsteine – Plansteine und Planelemente mit besonderen Eigenschaften
DIN V 18 151-100 10.2005 Hohlblöcke aus Leichtbeton – Hohlblöcke mit besonderen Eigenschaften
DIN V 18 152-100 10.2005 Vollsteine und Vollblöcke aus Leichtbeton – Vollsteine und Vollblöcke mit
besonderen Eigenschaften
DIN V 18 153-100 10.2005 Mauersteine aus Beton (Normalbeton) – Mauersteine mit besonderen
Eigenschaften
DIN 18 168-1 10.1981 Leichte Deckenbekleidungen und Unterdecken; Anforderungen
für die Ausführung
DIN 18 181 09.1990 Gipskartonplatten im Hochbau; Grundlagen für die Verarbeitung
DIN 18 184 06.1991 Gipskarton-Verbundplatten mit Polystyrol- oder Polyurethan-Hartschaum
als Dämmstoff
DIN 18 195-1 08.2000 Bauwerksabdichtungen; Grundsätze, Definitionen, Zuordnung der
Abdichtungsarten
DIN 18 195-4 08.2000 –; Abdichtungen gegen Bodenfeuchte (Kapillarwasser, Haftwasser) und
nichtstauendes Sickerwasser an Bodenplatten und Wänden;
Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-5 08.2000 –; Abdichtungen gegen nichtdrückendes Wasser auf Deckenflächen und
in Nassräumen; Bemessung und Ausführung
DIN 18 201 04.1997 Toleranzen im Bauwesen; Begriffe, Grundsätze, Anwendung, Prüfung
DIN 18 202 10.2005 Toleranzen im Hochbau – Bauwerke
DIN 18 350 01.2005 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C:
Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV)
Putz- und Stuckarbeiten
10 DIN 18 363 12.2002 –; –; Maler- und Lackiererarbeiten
DIN 18 366 12.2002 –; –; Tapezierarbeiten
DIN V 18 550 04.2005 Putz und Putzsysteme – Ausführung
DIN 18 558 01.1985 Kunstharzputze; Begriffe, Anforderungen, Ausführung
DIN V 18 580 03.2004 Mauermörtel mit besonderen Eigenschaften
DIN 53 778-3 08.1983 Kunststoffdispersionsfarben; Bestimmung des Kontrastverhältnisses und
der Helligkeit von Anstrichen
DIN 55 928-8 07.1994 Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Beschichtungen und Überzüge;
Korrosionsschutz von tragenden dünnwandigen Bauteilen
DIN 55 930 11.1992 Bindemittel für Lacke und ähnliche Beschichtungsstoffe; Rohleinöl (Rohes Leinöl);
Anforderungen und Prüfung
10.6 Normen 737

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 55 934 11.1992 –; Leinöl und verwandte Produkte; Prüfverfahren


DIN 55 943 10.2001 Farbmittel; Begriffe
DIN 55 944 04.1990 –; Einteilung nach koloristischen und chemischen Gesichtspunkten
DIN 55 945 07.1999 Lacke und Anstrichstoffe; Fachausdrücke und Definitionen für Beschichtungsstoffe
und Beschichtungen – Weitere Begriffe und Definitionen zu DIN EN 971-1 sowie
DIN EN ISO 4618-2 und DIN EN ISO 4618-3
E DIN 55 945 08.2005 Beschichtungsstoffe und Beschichtungen – Begriffe – weitere Begriffe zu
DIN EN ISO 4618
DIN 55 950 08.2001 Bindemittel für Beschichtungsstoffe; Kurzzeichen
DIN 55 968 10.1999 Pigmente; Industriell hergestellte Pigmentruße (Flammruß, Furnaceruß, Gasruß);
Anforderungen und Prüfverfahren
DIN 68 800-1 05.1974 Holzschutz im Hochbau; Allgemeines
DIN 68 800-2 05.1996 Holzschutz; Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau
DIN 68 800-3 04.1990 –; Vorbeugender chemischer Holzschutz
DIN 68 800-4 11.1992 –; Bekämpfungsmaßnahmen gegen holzzerstörende Pilze und Insekten
DIN EN 197-1 08.2004 Zement – Zusammensetzung, Anforderungen und Konformitätskriterien
von Normalzement
DIN EN 197-1 Ber.1 11.2004 –; Berichtigungen zu DIN EN 197-1
DIN EN 197-4 08.2004 –; Zusammensetzung, Anforderungen und Konformitätskriterien
von Hochofenzement mit niedriger Anfangsfestigkeit
DIN EN 233 08.1999 Wandbekleidungen in Rollen; Festlegungen für fertige Papier-,
Vinyl- und Kunststoffwandbekleidungen
DIN EN 234 02.1997 –; Festlegungen für Wandbekleidungen für nachträgliche Behandlung
DIN EN 235 04.2002 Wandbekleidungen; Begriffe und Symbole
DIN EN 259-1 12.2001 Wandbekleidungen in Rollen; Hoch beanspruchbare Wandbekleidungen;
Anforderungen
DIN EN 259-2 12.2001 –; –; Bestimmung der Stoßfestigkeit
DIN EN 266 03.1992 –; Festlegungen für Textilwandbekleidungen
DIN EN 459-1 02.2002 Baukalk; Definitionen, Anforderungen und Konformitätskriterien
DIN EN 459-2 02.2002 –; Prüfverfahren
DIN EN 459-3 02.2002 –; Konformitätsbewertung
DIN EN 771-1 05.2005 Festlegungen für Mauersteine – Mauerziegel
DIN EN 771-2 05.2005 –; Kalksandsteine
DIN EN 771-3 05.2005 –; Mauersteine aus Beton (mit dichten und porigen Zuschlägen)
DIN EN 771-4 05.2005 –; Porenbetonsteine
DIN EN 771-5 05.2005 –; Betonwerksteine
DIN EN 771-6 12.2005 –; Natursteine 10
DIN EN 971-1 09.1996 Lacke und Anstrichstoffe; Fachausdrücke und Definitionen für
Beschichtungsstoffe; Allgemeine Begriffe
DIN EN 971-1 Bbl 1 09.1996 –; Fachausdrücke und Definitionen für Beschichtungsstoffe –
Allgemeine Begriffe; Erläuterungen
DIN EN 1062-1 08.2004 Beschichtungsstoffe; Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme für
mineralische Substrate und Beton im Außenbereich; Einteilung
DIN EN 1062-3 02.1999 –; –; Bestimmung und Einteilung der Durchlässigkeitsrate für flüssiges Wasser
(Permeabilität)
DIN EN 1062-6 10.2002 –; –; Bestimmung der Kohlenstoffdioxid-Diffusionsstromdichte (Permeabilität)
DIN EN 1062-7 08.2004 –; –; Bestimmung der rissüberbrückenden Eigenschaften
Fortsetzung s. nächste Seite
738 10 Beschichtungen und Wandbekleidungen

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 1062-11 10.2002 –; –; Verfahren für die Konditionierung vor der Prüfung
DIN EN 1062-11 Ber.1 09.2005 –; Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme für mineralische Untergründe
und Beton im Außenbereich – Verfahren für die Konditionierung vor der Prüfung
DIN EN 12 149 01.1998 Wandbekleidung in Rollen; Bestimmung der Migration von Schwermetallen und
bestimmten anderen extrahierbaren Elementen, des Gehaltes an Vinylchlorid-
Monomer sowie der Formaldehydabgabe
DIN EN 12 859 11.2001 Gips-Wandbauplatten; Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 12 859/A1 08.2004 –; –; Änderung
DIN EN 12 860 07.2002 Gipskleber für Gips-Wandbauplatten; Begriffe, Anforderungen, Prüfverfahren
DIN EN 13 279-1 09.2005 Gipsbinder und Gips-Trockenmörtel; Begriffe und Anforderungen
DIN EN 13 300 11.2002 Beschichtungsstoffe; Wasserhaltige Beschichtungsstoffe und
Beschichtungssysteme für Wände und Decken im Innenbereich; Einteilung
E DIN EN 14 496 07.2002 Kleber auf Gipsbasis für Verbundplatten und Gipsplatten zur Wärme- und
Schalldämmung – Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren
E DIN EN 15 318 11.2005 Planung und Ausführung von Bauteilen aus Gips-Wandbauplatten
DIN EN ISO 4618-2 07.1999 –; Fachausdrücke und Definitionen für Beschichtungsstoffe;
Spezielle Fachausdrücke für Merkmale und Eigenschaften
DIN EN ISO 4618-3 07.1999 –; –; Oberflächenvorbereitung und Beschichtungsverfahren
E DIN EN ISO 4618-4 09.1999 –; –; Fachausdrücke für Rohstoffe
DIN EN ISO 7783-1 06.1999 Beschichtungsstoffe – Bestimmung der Wasserdampf-Diffusionsstromdichte –
Schalenverfahren für freie Filme
DIN EN ISO 7783-2 04.1999 Lacke und Anstrichstoffe – Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme für
mineralische Untergründe und Beton im Außenbereich – Bestimmung und
Einteilung der Wasserdampf-Diffusionsstromdichte (Permeabilität)
DIN EN ISO 11 998 12.2001 Beschichtungsstoffe – Bestimmung der Nassabriebbeständigkeit und der
Reinigungsfähigkeit von Beschichtungen
E DIN EN ISO 11 998 01.2005 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN ISO 14 021 12.2001 Umweltkennzeichnungen und -deklarationen – Umweltbezogene
Anbietererklärungen (Umweltkennzeichnung Typ II)
E DIN ISO 14 025 07.2005 –; Typ III – Umweltdeklarationen – Grundsätze und Verfahren
E DIN EN ISO 14 040 06.2005 Umweltmanagement – Ökobilanz – Grundsätze und Rahmenbedingungen
DIN EN ISO 14 041 11.1998 –; Festlegung des Ziels und des Untersuchungsrahmens sowie Sachbilanz
E DIN EN ISO 16 000-1 11.2005 Innenraumluftverunreinigungen – Allgemeine Aspekte der Probenahmestrategie
DIN ISO 8130-1 04.2005 Pulverlacke; Bestimmung der Teilchengrößenverteilung durch Sieben
ISO 4618-1 12.1998 Lack- und Anstrichstoffe; Fachausdrücke und Definitionen für Beschichtungsstoffe;
Allgemeine Begriffe
ISO 4618-2 06.1999 –; Spezielle Fachausdrücke für Merkmale und Eigenschaften
ISO 4618-3 06.1999 –; Oberflächenvorbereitung und Beschichtungsverfahren
10
Weitere ergänzende Normen siehe Abschnitt 9.12, Außen- und Innenputze, Sonderputze und Wärmedämmsysteme
10.7 Literatur 739

10.7 Literatur

[1] Hänig, Klausen, Hoscheid: Technologie der Baustoffe, Eigenschaften und Anwendung. 14. Aufl. , C. F. Müller, Heidelberg
[2] Gatz, K.: Lexikon der Anstrichtechnik.Teil 1, Grundlagen.Teil 2, Anwendung. 6. Aufl. München 1983
[3] Fischer, M.: Gesundheitliche Gefahren von Baustoffen – Erfahrungen und Erkenntnisse. Deutsches Architektenblatt
(DAB) 6 (1986)
[4] Merkblatt 9: Beschichtungen auf Außenputzen. Hrsg.: Bundesausschuss Farbe- und Sachwertschutz. Frankfurt/Main
(1997)
[5] Merkblatt 10: Beschichtungen, Tapezier- und Klebearbeiten auf Innenputz. Hrsg.: Bundesausschuss Farbe- und Sach-
wertschutz. Frankfurt/Main (1986)
[6] Künzel, H.: Wasserabweisende Putz/Anstrich-Systeme. Der Stukkateur 5 (1985)
[7] Sol-Silikatfarben. Keimfarben GmbH, Diedorf
[8] Brasholz, Waldau, Wallenfang: Lexikon der Anstrichtechnik. Teil 1, Grundlagen. Teil 2, Anwendung. Verlag Callwey,
München
[9] Weber, H.: Flüssige und cremige Imprägniermittel zum Oberflächenschutz. In : Arconis 2/02
[10] TÜV-geprüftes Innenraumsortiment. STO AG, Stühlungen
[11] Gesundheitsleitfaden für Maler und Lackierer. Hrsg.: IKK-Bundesverband, Bergisch-Gladbach
[12] Merkblatt 16: Technische Richtlinien für Tapezier- und Klebearbeiten. Hrsg.: Bundesausschuss Farbe- und Sachwert-
schutz. Frankfurt/Main (2002)

10
741

11 Gerüste und Abstützungen

11.1 Gerüste Schutzgerüste gemäß DIN 4420-1 bis 3 können


als Fanggerüste (FG) oder Dachfanggerüste (DG)
11.1.1 Allgemeine Bestimmungen der Absturzsicherung von Personen dienen oder
als Schutzdächer (SD) gegen herabfallende Ge-
Alle Gerüste erfordern für Entwurf, Berechnung genstände schützen. Schutzgerüste müssen den
und Ausführung den Einsatz von Fachleuten und zu schützenden Bereich, bezogen auf die Ab-
Unternehmen, die eine sorgfältige Ausführung sturzkante, seitlich um mindestens 1,00 m überra-
gewährleisten. gen (Bild 11.1).
Während für die betriebssichere Errichtung und
den Ausbau von Gerüsten der Gerüstbauunter-
nehmer verantwortlich ist, haftet für die ord- a
nungsgemäße Erhaltung und Benutzung jeder
Unternehmer, der die Gerüste benutzt. 1
Grundsätzlich muss für alle Gerüste, oder wenn
sie nicht in Regelausführung nach DIN 4220 er- 2
richtet werden, eine statische Berechnung auf-
gestellt bzw. der Nachweis der Brauchbarkeit
(geprüfte Typenberechnung, allgemeine bauauf-  1,00 m  1,00 m
sichtliche Zulassung) erbracht werden. Die dabei
zu beachtenden Bestimmungen sind enthalten
11.1 Überstand Schutzgerüst (DIN 4420)
vor allem in DIN 4420 und DIN EN 12 811-1.
a) Zu schützender Arbeitsbereich
Nach der Verwendungsart werden unterschieden: 1 Gebäudeaussenkante
• Arbeitsgerüste (DIN EN 12 811) 2 Schutzbereich
• Schutzgerüste (DIN 4420)
• Fahrgerüste (DIN EN 1065) Hinsichtlich des Tragsystems werden unterschie-
• Traggerüste (DIN 4421) den:
Traggerüste dienen zur Unterstützung von Bau- • Standgerüste (S)
teilen bei der Montage oder während der Bau- • Hängegerüste (H)
zeit, solange die vorgesehene Tragfähigkeit noch • Auslegergerüste (A)
nicht erreicht ist. Zu den zahlreichen Aus- • Konsolgerüste (K)
führungsformen sind Absteifungen und Abfan-
gungen zu rechnen (Abschn. 11.2) sowie frei- Standortgebundene Gerüste können ausgeführt
stehende Gerüste zur Sicherung einzelner werden als:
Bauwerksteile während der Ausführungszeit (Ab- • Stahlrohr-Kupplungsgerüste (SR)
schn. 11.3). Traggerüste als Unterstützungen von • Leitergerüste (LG)
Betonschalen bzw. Betonschalungen sind in Ab- • Rahmengerüste (RG)
schn. 5.4 in Teil 1 des Werkes behandelt. • Modulsysteme (MS)
Die für Arbeits- und Schutzgerüste zu beachtenden
Unterschieden werden ferner Gerüste mit län-
ausführlichen Bestimmungen sowie Festlegungen
genorientierten Gerüstlagen (Fassadengerüste
für Bezeichnungen, Materialien, Leistungsanforde-
u. Ä.) sowie Raumgerüste z. B. zur Einrüstung von
rungen usw. sind in unterschiedichen Normwerken
Innenräumen für Deckenarbeiten. Tagesgerüste 11
enthalten, die nachfolgend auszugsweise wieder-
werden bei starker Windgefährdung (Windge-
gegeben sind:
schwindigkeiten >12 m/s) mit besonderer Veran-
Arbeitsgerüste (AG) gemäß DIN EN 12 811-1 bis kerung errichtet oder so, dass sie ggf. leicht teil-
3 dienen der Durchführung von Bau- und Monta- weise abgebaut oder in den Windschatten eines
gearbeiten sowie der Lagerung von Material und vorhandenen standsicheren Bauwerkes verfah-
Werkzeugen. ren werden können.
742 11 Gerüste und Abstützungen

Fassadengerüste werden für leichtere Beanspru- Die Bezeichnungen der Einzelteile eines Fassa-
chungen als Leitergerüste, sonst meistens sehr dengerüstes in der Ausführung als Standgerüst
wirtschaftlich als Systemgerüste erstellt. Stahl- zeigt Bild 11.2.
rohr-Kupplungsgerüste kommen insbesondere Hinsichtlich ihrer Tragfähigkeit werden Arbeits-
bei komplizierten Gerüstformen oder bei hohen gerüste in 6 Lastklassen eingeteilt (Tab. 11.3). Zu-
Beanspruchungen zum Einsatz. sätzlich erfolgt eine Zuordnung zu 7 Breiten- und
2 Höhenklassen (Tab. 11.4 und 11.5).

ls
bs
10

17 18

1
hl

12
2 11

19

21
20
22 13
3 16
24
23
hs

7
6
8
14

15 25

11.2 Beispiele für Gerüstbauteile und Benennungen eines Fassadengerüstes als Standgerüst (DIN EN 12 811-1)
hs Höhe des Arbeitsgerüstes 11 Gerüsthalter
bs Gerüstfeldbreite, von Ständermitte zu Ständermitte 12 Belagfläche
ls Gerüstfeldlänge, von Ständermitte zu Ständermitte 13 Konsole
hl Abstand benachbarter horizontaler Ebenen 14 Überbrückungsträger
15 Fußplatte
1 Vertikalaussteifung (Querdiagonale) 16 Belagteil
11 2 Horizontalaussteifung (Horizontaldiagonale)
3 Seitenschutz
17 Horizontalrahmen
18 Gerüstanker
4 Konsolstrebe 19 Vertikalrahmen
5 Knoten 20 Geflecht
6 Vertikalaussteifung (Längsdiagonale) 21 Geländerholm
7 Ständer 22 Zwischenholm
8 Querriegel 23 Bordbrett
9 Längsriegel 24 Geländerpfosten
10 Kupplung 25 Fußspindel
11.1 Gerüste 743

Tabelle 11.3 Verkehrslasten auf Gerüstlagen (DIN 12 811-1 Tabelle 3)

Lastklasse Gleichmäßig Auf einer Fläche Auf einer Fläche Teilflächenlast


verteilte Last von von
500 mm × 500 mm 200 mm × 200 mm
q1 konzentrierte Last konzentrierte Last q2 Teilflächenfaktor
F1 F2 ap
kN/m2 kN kN kN/m2

1 0,75 1,50 1,00 – –


2 1,50 1,50 1,00 – –
3 2,00 1,50 1,00 – –
4 3,00 3,00 1,00 5,00 0,4
5 4,50 3,00 1,00 7,50 0,4
6 6,00 3,00 1,00 10,00 0,5

Die Bezeichnung eines Gerüstes – z. B. bei der Diese Kennzeichnung und die Angabe des Ge-
Ausschreibung – soll nach DIN EN 12 810-1 mit rüsterstellers muss an gut sichtbarer Stelle auf ei-
Kurzzeichen den Verwendungszweck, die Gerüst- nem Schild auch am Gerüst angebracht werden.
bauart, die Orientierung der Gerüstlagen und die Gerüste sind mit ihren Auflagern – bei Stahlrohr-
Gerüstgruppe enthalten. gerüsten mit Fußplatten bzw. Fußspindel – voll-
Beispiel Arbeitsgerüst (AG) der Lastklasse 4, bemessen flächig auf tragfähigen Untergrund oder lastver-
ohne Fallversuche, Gerüstbreite 0,9 m bei teilende Unterlagen (z. B. Bohlen, Kanthölzer,
einer Feldlänge von 2,50 m und einer Durch- Stahlträger) zu stellen. Neigungen im Untergrund
gangshöhe von ≥ 1,90 m, ohne Bekleidung, mit
Leiter:
bis zu 5° sind durch Keile oder schwenkbare Fuß-
platten auszugleichen (Bild 11.6). Bei größeren
Gerüst DIN EN 12 810-4N-SW09/250-H2-A-LA
Neigungen und für lastabtragende Träger ist ein
bzw. für ein entsprechendes Gerüst mit Beklei-
dung sowie Leiter- und Treppenzugang:
statischer Nachweis zu erbringen.
Gerüst DIN EN 12 810-4D-SW09/250-H2-B-LS Vor der Benutzung und nach längeren Arbeitsun-
terbrechungen, konstruktiven Änderungen oder
bei sonstigen außergewöhnlichen Einwirkungen
sind die Gerüste durch den verantwortlichen Un-
Tabelle 11.4 Breitenklassen für Gerüstlagen ternehmer entsprechend der vom Hersteller zur
Breitenklasse w Verfügung zu stellenden Aufbau- und Verwen-
in m dungsanleitung zu überprüfen.
W06 0,6  w < 0,9
W09 0,9  w < 1,2
W12 1,2  w < 1,5 11.1.2 Materialien
W15 1,5  w < 1,8
W18 1,8  w < 2,1 Für Gerüstbauteile aus Stahl (nur in korrosionsge-
W21 2,1  w < 2,4
W24 2,4  w schützter Ausführung nach DIN 4427), Aluminium
oder Holz sind in DIN EN 12 811-1 allgemeine An-

Tabelle 11.5 Klassen der lichten Höhe

Klasse Lichte Höhe

Zwischen den Zwischen Gerüstlagen Schulterhöhe


Gerüstlagen und Querriegeln oder
Gerüsthaltern 11
h3 h1a und h1b h2

H1 h3  1,90 m 1,75 m  h1a < 1,90 m h2  1,60 m


1,75 m  h1b < 1,90 m

H2 h2  1,90 m h1a  1,90 m h2  1,75 m


h1b  1,90 m
744 11 Gerüste und Abstützungen

11.6
Beispiele für die Auflagerung von Fußspindel
und Fußplatten
a) Auflagerung auf tragfähigem Untergrund
b) Auflagerung auf Bohle, Träger o. Ä.
c) schwenkbare Fußspindel (α < 5°)
d) Neigungsausgleich durch keilförmiges Auflager (α < 5°)

11.6a 11.6b

 25 mm

11.7 Maximalabstände von Belagteilen (DIN 12 811-1)


11.6c 11.6d

gaben enthalten. Gerüstbohlen aus Holz müssen Zulässige Stützweiten für Gerüstbohlen oder
nach DIN 4420-3 mindestens 3cm dick, vollkantig -bretter zeigen die Tabellen 11.8 und 11.9.
und dürfen an den Enden nicht aufgerissen sein.
Ihren Maximalabstand zeigt Bild 11.7.

Tabelle 11.8 Gerüstbohlen aus Holz als Belagteile von Fanggerüsten (DIN 4420-1)

Boh- Ab- Größte zulässige Stützweite


len- sturz- m
breite höhe
für doppelt gelegte Bretter oder Bohlen für einfach gelegte Bretter oder Bohlen
mit einer Dicke von mit einer Dicke von

cm m 3,5 cm 4,0 cm 4,5 cm 5,0 cm 3,5 cm 4,0 cm 4,5 cm 5,0 cm

1,00 1,5 1,8 2,1 2,6 – 1,1 1,2 1,4


1,50 1,3 1,6 1,9 2,2 – 1,0 1,1 1,3
20 2,00 1,2 1,5 1,7 2,0 – – 1,0 1,2
2,50 1,2 1,4 1,6 1,8 – – 1,0 1,1
3,00 1,1 1,3 1,5 1,7 – – – 1,2

1,00 1,7 2,1 2,5 2,7 1,0 1,2 1,4 1,6


1,50 1,5 1,8 2,2 2,5 – 1,1 1,2 1,4
24 2,00 1,4 1,6 2,0 2,2 – 1,0 1,2 1,3
11 2,50 1,3 1,5 1,9 2,1 – 1,0 1,1 1,2
3,00 1,2 1,4 1,8 1,9 – – 1,0 1,2

1,00 1,9 1,9 2,7 2,7 1,1 1,3 1,5 1,7


1,50 1,7 2,0 2,5 2,7 1,0 1,2 1,4 1,6
28 2,00 1,5 1,8 2,2 2,5 1,0 1,1 1,3 1,4
2,50 1,4 1,7 2,0 2,3 – 1,0 1,2 1,4
3,00 1,3 1,6 2,0 2,1 – 1,0 1,1 1,3
11.1 Gerüste 745

Tabelle 11.9 Zulässige Stützweite in m für Gerüstbeläge aus Die Arbeitsplätze auf den Gerüsten müssen über
Holzbohlen/-brettern (DIN 4420-3) Treppen, Leitern oder Laufstege sicher erreichbar
Last- Brett- Brett- oder Bohlendicke sein.
klasse oder Boh- Bei Gerüstlagen mit mehr als 2 m Höhe über si-
lenbreite in cm cherem Untergrund muss ein Seitenschutz beste-
in cm 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0
hend aus Geländerholm, Zwischenseitenschutz
1, 2, 3 20 1,25 1,50 1,75 2,25 2,50 und Bordbrett vorhanden sein (Bild 11.11).
Alle Teile müssen gegen unbeabsichtigtes Lö-
24 und 28 1,25 1,75 2,25 2,50 2,75
sen, das Bordbrett auch gegen Kippen gesichert
4 20 1,25 1,50 1,75 2,25 2,50 sein.
Der Abstand zwischen Gerüstbelägen und Bau-
24 und 28 1,25 1,75 2,00 2,25 2,50
werk darf nicht größer als 0,30 m sein. Wenn ein
5 20, 24, 28 1,25 1,25 1,50 1,75 2,00 Absturz auch in das Gebäude hinein möglich ist,
muss der Seitenschutz auch zu dieser Seite hin
6 20, 24, 28 1,00 1,25 1,25 1,50 1,75 ausgebildet werden.
Besondere Bestimmungen gelten für Dachfang-
11.1.3 Bauliche Anforderungen und Fanggerüste (Bild 11.12 und 11.13). Die
Höhe der Schutzwand muss mindestens 1,00 m
Bei dem erforderlichen Standsicherheitsnach- betragen und sie muss bei Dachfanggerüsten die
weis nach DIN EN 12 811-1 muss eine ausreichen- Absturzkante um mindestens das Maß 1,5 – b1
de Aussteifung der Gerüste durch Diagonalen, überragen (Bild 11.12).
Rahmen usw. (Bild 11.10) sowie eine Verankerung Die Anforderungen an Schutzdächer sind aus
mit Hilfe von Gerüsthaltern berücksichtigt sein. den Bildern 11.14 bis 11.17 ersichtlich.

11.10a

11.10b 11.10c
11
11.10 Beispiele für Aussteifungen von Gerüstfeldern
a) Querverstrebungen, b) Beispiel für steife Horizontalebenen, c) Längsverstrebungen
1 mit Diagonale 5 Rahmen aus drei Teilen als Verstrebungen
2 mit Diagonalen als Andreaskreuz 6 Überbrückungsrahmen als Seitenschutz auf der
3 mit Geländerholm und Zwischenholm als Träger zu errichtenden Ebene
4 Rahmen mit Geländerholm, Zwischen- 7 Überbrückungsrahmen mit Verstrebungen als
holm und Ständer Seitenschutz auf der zu errichtenden Ebene
746 11 Gerüste und Abstützungen

a) ≦ 0,08 cm b) ≦ 0,08 cm b1  0,7 m


≦ 0,47 m ≦ 0,47 m

1 m ± 0,05
Traufe

h1
h  1,5 m
≧ 0,15

 0,3 m

a) Seitenschutz innen
b) Seitenschutz außen
 0,6 m

11.11 Seitenschutz bei Arbeits- 11.12 Dachfanggerüste; lotrechte


gerüsten (DIN EN 12 811-1) und waagerechte Begren-
zungen (DIN 4420-1)

Absturzkante Absturzkante Absturzkante

b1 ≧ 0,90 m b1 ≧ 1,30 m b1
h ≧ 2,00 m
≦ 3,00 m
h ≦ 2,00 m

h
≧1m

≧1m

≧1m
w ≧ 0,6 m w ≧ 0,6 m w ≧ 0,6 m
≦ 0,3 m ≦ 0,3 m ≦ 0,3 m
11.13a 11.13b 11.13c

11.13 Belagbreite und Seitenschutz bei Fanggerüsten (DIN 4420-1)


a) und b) Schutzgerüste vor senkrechten Wänden
c) Fanggerüst

 0,6 m  0,6 m

 0,6 m  0,6 m
 0,6 m

 0,3 m  0,3 m  0,3 m

11  1,5 m  1,5 m
 1,5 m

11.14a 11.14b 11.14c


11.14 Abmessungen von Schutzdächern (DIN 4420-1)
a) Schutzdach mit vertikaler Bordwand
b) Schutzdach mit geneigter Bordwand
c) geneigtes Schutzdach
11.1 Gerüste 747

 0,6 m
 0,6 m
11.15 1

 0,6 m
Schutzdach an Gerüstlängsseiten

 0,6 m
und an Gebäuderücksprüngen
1 Aussenkante Bauwerk
2 Aussenkante Gerüst
3 Belagfläche
4 Schutzdach  0,6 m 2 3 4

 0,6 m 1 3
2
1 3  0,5 m
2
4
11.16 Schutzdach an Gebäudeecken
4
1 Aussenkante Bauwerk
2 Aussenkante Gerüst
3 Belagfläche
4 Schutzdach  0,6 m  0,6 m

Bei Dächern mit Traufenhöhen von mehr als 5 m Besonders, wenn Sicherungen an öffentliche Ver-
müssen bei Dachneigungen > 45° Absturzsiche- kehrsflächen angrenzen, sind ausreichende Frei-
rungen direkt am Arbeitsplatz angeordnet wer- flächen zu berücksichtigen und durch Beschilde-
den. rung und Absperrung kenntlich zu machen.
Grundsätzlich sind alle Absturzkanten bei Höhen
über 2 m durch Absperrungen o. Ä. zu sichern.
11.1.4 Gerüstbauarten

Stahlrohr-Kupplungsgerüste
Sie bestehen aus Stahlrohren der Stahlsorte S 235,
Ø 48,3 mm, Mindestwanddicke 3,2 mm, und be-
 0,6 m sonderen Verbindungsstücken (Bild 11.19). Auch
genormt sind Rohre der Stahlsorte S 185; Ø 48,3
mm, Nennwanddicke 4,05 mm. Diese dürfen je-
 0,6 m

doch nur für Gerüste der Lastenklassen 1–4 und


max. bis 20 m Gerüsthöhe verwendet werden. Für
1 alle Verbindungsteile ist eine besondere behörd-
liche Zulassung (Prüfzeichen) erforderlich. Sie
müssen dauerhaft und deutlich erkennbar ge-
kennzeichnet sein.

Tabelle 11.18 Ständerabstände für die Regelausführung der


Stahlrohr-Kupplungsgerüste mit längenorien-
tierten Gerüstlagen 11
Lastklasse 1 und 2 3 und 4 5 61)
 0,3 m
 1,5 m Ständerabstand 2,5 2,0 1,5 1,2
l in mm
11.17 Durchgangsrahmen mit Schutzdach 1) Für die Gerüstgruppe 6 sind zusätzlich Zwischenquerriegel
1 Schutzdach erforderlich.
748 11 Gerüste und Abstützungen

11.19
11 Zweireihiges Stahlrohrgerüst
1 Ständer 9 Verankerung
2 Längsriegel 10 Kupplung
3 Querriegel 11 Leitergang
4 Belag 12 Schutzdachstreben
5 Bordbrett 13 Schutzdach
6 Fußplatte 14 Schutzwand
7 Längsverstrebung 15 Schutzgeländer
8 Querverstrebung
11.1 Gerüste 749

Bei Stahlrohr-Kupplungsgerüsten mit längenorien- und Abbauen relativ hoch. Zur Rationalisierung
tierten Gerüstlagen darf der Vertikalabstand der werden hier vielfach als Sonderform der Stahl-
Gerüstlagen nicht größer als 2 m sein. Für die er- rohrgerüste die meistens in geschlossenen Syste-
forderlichen Verankerungen werden in DIN 4420- men angebotenen Schnellbaugerüste (System-
3 je nach Gerüstbauhöhe und Ausführungsart gerüste) eingesetzt.
spezielle Verankerungsraster und die der stati- Die Ständerabstände sind nach Tabelle 11.18 zu
schen Berechnung zugrunde zu legenden Anker- wählen.
kräfte festgelegt.
Stahlrohrgerüste werden heute insbesondere als Systemgerüste
Traggerüste bei Einschalungsarbeiten für große Herstellerspezifische Fassadengerüstsysteme
Bauteile verwendet. Für normale Arbeits- und werden in DIN EN 12 810 genormt.
Schutzgerüste ist der Arbeitsaufwand für das Auf-
Ein modernes Schnellbaugerüst zeigt Bild 11.20.

11

11.20
Modernes Systemgerüst
(Hünnebeck)
750 11 Gerüste und Abstützungen

Die Gerüstlagen bestehen hier aus leiterartigen werden. Die Gesamthöhe darf nicht größer als
Baukastenelementen, die in das Stahlrohrgerüst 4 m sein. Der Abstand der Gerüstböcke darf nicht
eingehängt werden. Bodenplatten können in ver- größer als 3 m sein.
schiedenen Kombinationen eingelegt werden.
Auch die einhängbaren Leitern gehören zum Leitergerüste (DIN 4420-2)
Gerüstbausystem (Hünnebeck). Leitergerüste sind Systemgerüste aus Gerüst-
leitern mit hölzernen Holmen und mit Sprossen
Ausleger- und Konsolgerüste aus Holz oder Stahl, einsetzbar als Stand- oder
Diese in der Baupraxis früher häufig verwendeten Hängegerüste für Arbeits- und Schutzgerüste der
Gerüste waren bislang in DIN 4420-3 beschrie- Lastklassen 1 bis 3.
ben. Sie wurden jedoch im Jahr 2006 aus der Unterschieden werden einsprossige Gerüstlei-
Norm heraus genommen. tern mit stahlunterstützten Sprossen (L1 (S)) und
zweisprossige Gerüstleitern (L2) (Bild 11.22). Zur
Hängegerüste Verbindung dienen Klammern, Haken, Konsolen,
Hakenschrauben usw. aus Stahl.
Sie bestehen aus einem Belag, der auf Stahl-Git-
terträgern, Profilstählen, Stahlrohren, Rund- oder Für Standgerüste mit längenorientierten Gerüst-
Kanthölzern befestigt ist. Diese sind mit Drahtsei- lagen (Fassadengerüste) betragen die zulässigen
len, Ketten oder Profilstählen am Bauwerk aufge- Gerüsthöhen h
hängt. Sie sind in den Lastklassen 1 bis 3 gemäß • 18,00 m, wenn alle Gerüstlagen in Höhenab-
DIN 4420-3 als Arbeits- und Schutzgerüste zuge- ständen von je 2,00 m ausgelegt und davon
lassen (Bild 11.21). nur eine Gerüstlage mit Nutzlast belegt wird,
• 24,00 m, wenn eine bis drei Gerüstlagen ausge-
Bügelgerüste legt sind und davon nur eine Gerüstlage je
Bügelgerüste werden vorwiegend für Dacharbei- Gerüstfeld mit Nutzlast belegt wird (in Höhen-
ten verwendet. Sie werden oberhalb der Traufe abständen von 4,00 m dürfen zusätzliche Mon-
befestigt und stützen sich unterhalb der Traufe tagebohlen verbleiben).
gegen die Gebäudewand. Die zulässigen Gerüstfeldlängen a sind abhängig
vom Querschnitt der Gerüstbohlen (Tabelle
Bockgerüste 11.23). Gerüstbeläge müssen auf Sprossen oder
Sie bestehen aus Böcken von Holz oder Stahl Konsolen flächenfüllend so aufgelegt werden,
mit darübergelegtem Gehbelag. Es dürfen nicht
mehr als zwei Gerüstböcke übereinander gestellt
Tabelle 11.23 Zulässige Gerüstfeldlänge zul a für Fassaden-
gerüste in Abhängigkeit von Mindestdicke
und -breite der Gerüstbohlen

Breite × Dicke zulässige


der Gerüstbohlen Gerüstfeldlänge
aus Holz zul a

in cm × cm min. in m max.

24 × 5 2,75

28 × 4,5
24 × 4,5 2,50
20 × 5

28 × 4
2,25
11 20 × 4,5

24 × 4 2,00

24 × 4 1,751)

1) Bei über 2 Gerüstfelder durchlaufende Gerüstbohlen mit


11.21 Hängegerüst mit längsorientierter Gerüstlage Breite × Dicke = 20 cm × 4 cm darf die zulässige Gerüstfeld-
(Bohlen quer gespannt) länge auf 2,00 m erhöht werden.
11.1 Gerüste 751

11
11.22a 11.22b

11.22 Gerüstleitern
a) einsprossige Gerüstleiter L1 (S)
b) zweisprossige Gerüstleiter L2
752 11 Gerüste und Abstützungen

dass an keiner Stelle größere Überstände als haken, -laschen oder -klammern gemäß Bild
30 cm bestehen. 11.26 miteinander zu verbinden.
Die Gerüstleitern müssen auf Leiterschuhen oder Gerüste, die freistehend nicht standsicher sind,
Unterlagen so aufgestellt werden, dass beide Hol- müssen mit dem Bauwerk verankert werden. Da-
me die Belastungen gleichmäßig auf den Unter- bei sind beide Leiterholme mit Hakenschrauben
grund übertragen. Die Holmquerschnitte der Lei- in Höchstabständen von 4,00 m anzuschließen.
tern sind nach Tabelle 11.24 zu bestimmen. Bei Die Leitern dürfen nicht mehr als 7,00 m über die
Verlängerungen der Leitern müssen diese min- oberste Verankerung hinausragen, und der ober-
destens 2,00 m übergreifen und sind mit Leiter- ste Gerüstbelag darf nicht höher als 2,00 m über
dem letzten Verankerungspunkt liegen.
Tabelle 11.24 Holmquerschnitte am Zopfende der Gerüst- Jedes zweite Gerüstfeld und auch die Endfelder
leitern (s. Bild 11.22) sind durchgehend kreuzweise zu verstreben.
Leiterlänge Mindestholmquerschnitt
am Zopfende1) Fahrbare Arbeitsbühnen (Fahrgerüste)
d
–– · d Besonders für Montagearbeiten innerhalb von
2
in m in cm × cm Gebäuden werden Fahrgerüste verwendet. Die
Bestimmungen für Konstruktion und Betrieb der-
bis 18,65 4,2 × 18 artiger Gerüste enthält DIN EN 1004. Danach wer-
bis 10,65 4,2 × 18,5
bis 12,65 4,2 × 19 den unterschieden:
bis 14,65 5,2 × 10 • Fahrgerüste mit Aufbauhöhen von 2,50 bis
Holmquerschnitte für Standleitern mit Holmabstand 0,50 m 12,00 m innerhalb von Gebäuden und
bis 0,65 m • Fahrgerüste mit Aufbauhöhen von 2,50 bis
Gerüsthöhe 8,00 m außerhalb von Gebäuden.
in m
Bei vertikalen, gleichmäßig verteilten Verkehrs-
bis 18,65 4,2 × 18 lasten sind zugelassen für
bis 15,00 4,2 × 18,5
bis 20,00 4,5 × 19 • Gerüstgruppe 2: 1,5 kN/m2
bis 30,00 5,2 × 10 • Gerüstgruppe 3: 2,0 kN/m2.
1) Für Gerüstleitern mit lichtem Holmabstand 0,85 m gilt: Für den Nachweis der Standsicherheit enthält
Holmquerschnitt am Zopfende  5 cm × 10 cm
Holmquerschnitt am Zopfende  7 cm × 14 cm DIN EN 1004 Abschn. 11 weitere Definitionen und
die anzuwendenden Berechnungsverfahren.

Tabelle 11.25 Fahrgerüste: Klassifizierung der Zugangsarten (DIN EN 1004)

Klassifizierung A B C D
Zugangsart Treppe Stufenleiter Schrägleiter Vertikale Leiter1)

Neigung 35°–55° 35°–55° 60°–75° –


Stufensteigung 190–250 mm 150–250 mm – –
Stufenabstand – – 230–300 mm –
Mindeststufentiefe 125 mm 80 mm 80 mm –
lichte Mindestbreite 400 mm 280 mm 280 mm 280 mm
horizontaler Abstand zwischen 2 Stufen 0–50 mm 0–160 mm – –
Sprossenabstand – – 230–300 mm 230–300 mm

11 Sprossentiefe bzw. -durchmesser – – 20–80 mm 20–51 mm


vertikaler Höchstabstand zwischen verschiedenen
Belagflächen – – 4,20 m 4,20 m
Höchstabstand zwischen dem Boden und
der ersten Belagfläche – – 4,60 m 4,60 m
1) Der horizontale Abstand zwischen der Vorderkante Stufe oder dem Mittelpunkt der Sprosse und einem beliebigen Hindernis
hinter der Treppe/Leiter muss mindestens 150 mm betragen.
11.1 Gerüste 753

11

11.26 Leitergerüst als Fassadengerüst (zulässige Gerüstfeldlänge a s.Tabelle 11.23)


754 11 Gerüste und Abstützungen

11.27
Fahrbare Arbeitsbühne (Fahrgerüst)
in schematischer Darstellung
1 Tragstäbe
2 Aussteifungen
3 Fahrrollen, feststellbar
4 sicherer Aufstieg
5 Arbeitsbühne mit ausreichender Belagunterstützung
6 Seitenschutz

Die Fahrrollen müssen gegen unbeabsichtigtes 11.2 Absteifungen


Lösen gesichert und feststellbar sein.
Zur Besteigung von Fahrgerüsten sind Anlegelei-
und Abfangungen
tern nicht zugelassen. Bis zu 5,00 m Arbeitshöhe
sind senkrechte Aufstiegleitern zugelassen. Bei Absteifungen
mehr als 0,90 m Belagbreite sind schräge Innen- Baumaßnahmen mit umfangreichen Erdarbeiten
aufstiege vorgeschrieben. unmittelbar neben bestehenden Bauwerken er-
Durchstiegöffnungen sind zu umwehren oder fordern in der Regel besondere Sicherungsvor-
mit Klappen abzudecken. kehrungen, denn durch Veränderungen im Grün-
Ein Seitenschutz (s. Bild 11.11) muss ab 1,00 m dungsbereich kann es – besonders bei Böden mit
Belaghöhe vorhanden sein. Grundbruchgefahr – zu erheblichen Setzungen
Zu den Anforderungen an Treppen bzw. Leitern s. und sogar zum Einsturz der betroffenen Bauteile
Tab. 11.25. kommen (s. auch Abschn. 3.1 und 3.4 in Teil 1 des
Werkes).
Ein Fahrgerüst in schematischer Darstellung zeigt
Bild 11.27. Fahrgerüste sind in der Regel als Zu den in solchen Fällen erforderlichen Siche-
Systemgerüste (vgl. Bild 11.20) auf dem Markt und rungsmaßnahmen gegen Kippen und Knicken
werden erst an der Baustelle zusammengesetzt. bzw. Ausbeulen gehören Absteifungen der be-
nachbarten Bauwerksteile.
Fahrbare Arbeitsbühnen bzw. Fahrgerüste sind
vom Hersteller zu kennzeichnen. Die Art der Maßnahmen und die Dimensionie-
rung der Absteifungen müssen nach statischer
Beispiel Fahrbare Arbeitsbühne Berechnung festgelegt werden.
EN 1004 – 2 – 8/12 – xBCX Für die Ausführung kommen Holz- und Profilstahl-
(Fahrgerüst der Lastklasse 2 mit einer zulässigen träger in Frage, die mit besonderen zimmermanns-
Höhe von 8,00 m außen und 12,00 m innen. Der mäßigen Verbindungen eingebaut werden.
Zugang erfolgt über Stufenleiter und Schräglei- Häufig müssen z. B. für Unterfangungsarbeiten
ter. (s. Abschn. 4.4 in Teil 1 des Werkes) freistehende
Giebelwände abgesteift werden. Dabei werden
meistens schräg angreifende Absteifungen ange-
11 Mastkletterbühnen wendet, die in den ermittelten notwendigen Ab-
Die im Hochhausbau entwickelten Mastkletter- ständen (z. B. ca. 2,00 m) am günstigsten in der
bühnen ermöglichen eine optimale Einstellung Höhe der Geschossdecken ansetzen (Bild 11.28).
der Arbeitshöhe und erleichtern den Material- An den abzusteifenden Bauteilen wird mit „Klebe-
transport. Sie werden zunehmend auch bei Ge- pfosten“ angesetzt (Bild 11.29). Sie werden nach
bäudehöhen unterhalb der Hochhausgrenze Möglichkeit in den abzusteifenden Bauteil ein-
wirtschaftlich [4]. gelassen, oder sie stützen sich gegen angebolzte
11.2 Absteifungen und Abfangungen 755

11.29 Klebepfosten
1 Abzusteifender Bauteil
2 Klebepfosten
3 Widerlager, gesichert durch Klammern
4 Bolzenverbindung

11.28 Absteifung einer Giebelwand


1 Absteifungsstrebe
2 Diagonalverbände
3 Zangen
4 Klebepfosten (s. Bild 11.31)
5 Tragschwelle oder Treiblade (s. Bild 11.32)

oder angedübelte Querbalken. Die Streben wer-


den gegen verankerte Auflagerbohlen oder
-kanthölzern verkeilt oder in verankerte Treibla-
den eingesetzt (Bild 11.30).
Werden Arbeiten, die eine Absteifung erforder-
lich machen, in Baulücken ausgeführt, können bei
11.30a
Entfernungen bis zu ca. 15,00 m Verspreizungen
angewendet werden.
Die Spreizbalken werden je nach erforderlicher
Länge ein- oder zweiteilig ausgeführt (Bild 11.31
und 11.32).
Bei Verspreizungen von Giebelwänden werden
waagerechte Balkenhölzer mit Hilfe von Klebe-
pfosten oder Balkenkreuzen in Richtung der Mit-
telwände und in Höhe der Geschossdecken zwi-
schen die Giebel eingespannt und verkeilt. Die
Balkenkreuze werden gegen die Spreizbalken ver-
strebt. Bei größerer Spannweite sind die Balken in
der Mitte durch angebolzte Spannriegel zu ver- 11.30b
stärken und durch Verschwertungen zu sichern. 11
Abfangkonstruktionen, insbesondere Versprei- 11.30 Absteifung: Strebenfuß
zungen, werden immer noch meistens in den her- a) auf Schwelle verkeilt
b) in Treiblade
kömmlichen Holzkonstruktionen ausgeführt. Sie
1 Strebe
sind jedoch – bei entsprechendem statischem 2 Schwelle
Nachweis – auch mit Stahlrohrkonstruktionen 3 Keile, gesichert durch Klammern
möglich (vgl. Abschn. 11.1.4). 4 Zapfen
756 11 Gerüste und Abstützungen

11.31 Verspreizung von Giebelwänden (Spreizstück aus einem Stück)

Abfangungen In Bild 11.33 ist die zimmermannsmäßig ausge-


Wenn bei Umbauten oder Reparaturen tragende führte Abfangungskonstruktion für einen größe-
Konstruktionselemente entfernt und durch ande- ren Fassadenausbruch dargestellt (z. B. Einbau ei-
re ersetzt werden müssen, sind die darüber lie- ner Durchfahrts- oder Schaufensteröffnung).
genden Bauwerksteile vorher abzufangen, d. h. es Bei der gezeigten Ausführungsmöglichkeit ist die
müssen provisorische Tragekonstruktionen ein- Einbeziehung des über der Ausbruchstelle lie-
gebaut werden. genden Bauwerksteiles notwendig.
Für die Ausführung der Abfangung sind die aufzu- Die in diesem Falle abzufangende tragende
nehmenden Eigengewichts- und Verkehrslasten Außenwand wird ggf. zunächst abgesteift (vgl.
und alle sonstigen Rahmenbedingungen (z. B. Er- Bilder 11.30–11.32). Größere Öffnungen von Fens-
schütterungen aus Maschinenbetrieb oder Ver- tern o. Ä. werden bei großen abzufangenden Las-
kehr) genau zu erfassen. Danach sind die Aus- ten evtl. gesondert ausgesteift. Danach werden
führungsart und die erforderlichen Dimensionen oberhalb der Mauerdurchbrüche zum Durchschie-
der Abfangungsmaßnahmen statisch zu ermit- ben der Abfangträger hergestellt. Die Abfangträ-
teln. Daneben sind für die Zeit der Bauausführung ger liegen hier außen auf einer untereinander aus-
ggf. Provisorien für den laufenden Betrieb des vor- gesteiften Reihe von Abfangstützen. Innen werden
handenen Bauwerkes zu planen (gesicherte Zu- die auf den Abfangträgern ruhenden Lasten von
gänge bzw. Zufahrten für die Nutzer, vorläufige Stützenreihen im Erd- und Kellergeschoss über ei-
Umlegungen und der Betrieb von Ver- und Ent- ne Schwelle auf den Baugrund abgetragen.
sorgungsleitungen,Verkehrssicherung usw.

11

11.32 Verspreizung von Giebelwänden (Spreizbalken geteilt und von der Mitte her verspannt)
11.3 Freistehende Gerüste 757

11.33c

11.33b

11.33a

11.33 Abfangung einer Fassade in zimmermannsmäßiger Ausführung


a) Schnitt, b) Ansicht, c) Detail Anschluss Absteifungsstrebe
1 Abfangträger 6 Absteifungsstrebe
2 Abfangstütze 7 Treiblade (vgl. Bild 11.32b)
3 Diagonalverband 8 Zementmörtel
4 Schwelle 9 Neu eingebaute Abfangträger
5 Hydraulikpresse

11.34
Abfangen einer Wand unter Verwendung
von hydraulischen Pressen
1 abgefangene Wand
2 Stampfbetonfuge
3 Abfangeträger (Breitflansch)
11
4 Jochträger
5 hydraulische Presse
6 Auflager für Pressen und Spindeln
7 Zange
8 Holzstütze
9 Kreuzstrebe
10 Schwellenrost
758 11 Gerüste und Abstützungen

Bei sehr großen abzutragenden Lasten kann eine Bauteilen ausreichen. Mit den bestehenbleiben-
provisorische Gründung für die Abfangstützen den Außenwände werden die Gerüste mit Hilfe
erforderlich werden (Stahlbetonbalken o. Ä.). Auf schwerer Querträger auf der Innen- und nötigen-
eventuell im Untergrund vorhandene Entsor- falls auch auf der Außenseite verbunden (Bild
gungsleitungen ist Rücksicht zu nehmen. 11.35).
In ähnlicher Weise wird vorgegangen, wenn eine Wenn das Eigengewicht der Gerüstfundamente
Tragkonstruktion im Gebäudeinneren abzufan- bei sehr umfangreichen Sicherungsarbeiten an
gen ist. hohen Bauwerksteilen zur Aufnahme von Zug-
Sollen lange Strahlträger als Unterzüge (Abfang- kräften nicht ausreicht, müssen die Fundamente
träger) eingebaut werden, so sind sie vor dem Ab- durch Erdanker gesichert werden. Können innen-
steifen der Wände an Ort und Stelle bereitzule- liegende bestehenbleibende Bauwerksteile nicht
gen, damit ihr Antransport und Einbau durch die zur Gründung der freistehenden Gerüste heran-
Absteifungen nicht behindert wird. gezogen werden (z. B. wenn auch die vorhande-
nen Kellergeschosse zu ersetzen sind), können
Sind beim Abfangen von Wänden größere Set- zusätzliche provisorische Fundamente an der
zungen beim Belasten der Jochkonstruktion zu
erwarten, werden zwischen die Jochstützen und
Jochlängsträger hydraulische Pressen eingebaut,
durch welche die Jochkonstruktion mehrfach bis
zur vollen errechneten Belastung gedrückt wird,
bevor die Joche die Last der angefangenen Wand
aufnehmen (Bild 11.34).

11.3 Freistehende Gerüste


Zunehmend müssen freistehende Bauwerksteile
vorübergehend gesichert werden wie z. B. histori-
sche Fassaden, hinter denen oft ein völlig neues
Bauwerk errichtet wird.
In der Regel muss zunächst vor Beginn der Ab-
brucharbeiten im Gebäudeinneren durch teilwei-
ses vorübergehendes Ausmauern von Öffnungen
die Scheibenwirkung der zu erhaltenden Wand-
flächen verbessert werden.
Die Abfanggerüste können in diesen Fällen meis-
tens nur auf der Außenseite der Baustelle errich-
tet werden.
Die bestehenbleibenden Bauwerksteile müssen
bis zur Fertigstellung der neuen Decken und aus-
steifenden Innenwände durch Gerüstkonstruk-
tionen stabilisiert und gegen Windkräfte gesi-
chert werden. Dabei entstehen in den Gerüsten
Druck- und Zugbeanspruchungen. Es ist deshalb
eine feste Verankerung mit dem Untergrund er-
forderlich.
11.35 Fassadenabfangung (Systemskizze; München,
Auf der Gebäudeaußenseite werden für die Ge-
11 rüste deshalb meistens schwere provisorische
Stachusrondell; nach G. Chambosse)
1 Fassade
Fundamente aus Ortbeton oder Fertigteilen ge- 2 prov. Ausmauerung
schaffen, die durch ihr Eigengewicht gegen auf- 3 Kellerwand
tretende Zugkräfte wirken können. Wenn die Kel- 4 Unterfangung (Soilcrete)
5 Stahlrohrgerüst
lergeschosse bestehen bleiben, kann die innere 6 Erdanker
Gerüstverankerung bei entsprechendem stati- 7 Pfahlgründung bzw. Anker
schem Nachweis an Kellerdecken und andere 8 ursprüngliche Gründungsebene
11.3 Freistehende Gerüste 759

11.4 Schutznetze
Schutznetze für Bau- und Montagearbeiten die-
nen als Auffangeinrichtungen z. B. beim Hallen-
und Brückenbau, als Seitenschutz im Freileitungs-
bau, als Absturzsicherung oder Auffangeinrich-
tung an Arbeitsgerüsten, als Seitenschutz an
Dachfanggerüsten und im Tunnelbau. Sie bieten
Schutz vor tieferem Absturz auch bei großen
Grundrissflächen.
Im Gegensatz zu Anseilsicherungen bleibt bei
Schutznetzen die Beweglichkeit der Beschäftig-
ten über dem abgesicherten Bereich bei allen Ar-
beits- und Transportvorgängen unbeeinträchtigt.
Es sollte beachtet werden, dass Schutznetze we-
gen Alterungsempfindlichkeit ihres Werkstoffes
nur eine begrenzte Zeit der freien Bewitterung
ausgesetzt werden dürfen und danach ausgemu-
stert werden müssen (DIN EN 1263-1). Auch nach
Beanspruchung durch aufgefangene Personen
11.36 Abfangung einer freistehenden Fassade sollten Schutznetze ausgewechselt werden. Bild
1 zu erhaltende Fassade 11.37 zeigt ein Schutznetz als Seitenschutz mit
2 provisorische Ausmauerung größerer Randseil aufgehängt in galgenartigen Tragkons-
Öffnungen truktionen.
3 vorhandenes Kellermauerwerk
4 prov. Fundament (Gegengewicht)
5 Träger, in Fundament und Kellermauerwerk
verankert
6 räumliches Gitterohr-Gerüst, mit horizontalen
Trägern an der Fassade verankert

Außenseite der zu sichernden Wände erforderlich


sein (Bild 11.36).
Erforderliche Fundamentunterfangungen wer-
den nach den in Abschn. 4.4 in Teil 1 dieses Wer-
kes dargestellten Grundsätzen ausgeführt. 11.37
Schutznetz mit Randseil
in galgenartigen
Tragkonstruktionen

Tabelle 11.38 Definitionen der Absturzhöhen

Bild Definition Bemerkung

Hi 11.40 Der vertikale Abstand zwischen dem Schutznetz Die Absturzhöhe darf 6 m nicht überschreiten,
und dem darüber liegenden Arbeitsplatz. d. h. 7 m vom Schwerpunkt einer Person ge-
messen.

He 11.40, Der vertikale Abstand zwischen dem Schutznetz Dieses Maß ist für die Berechnung des horizon- 11
und 11.41 und dem darüber liegenden Arbeitsplatz am talen Abstandes des Schutznetzes neben dem
Rand der Arbeitsfläche. darüber liegenden Arbeitsplatz zu verwenden.
Siehe Tabelle 11.39.

Hr 11.41 Der vertikale Abstand zwischen dem Schutznetz Die Tragfähigkeit von Schutznetzen ist an den
und dem darüber liegenden Arbeitsplatz in Rändern geringer. Daher darf der vertikale Ab-
einem horizontalen Abstand von 2 m. stand an diesen Stellen 3 m nicht überschreiten.
760 11 Gerüste und Abstützungen

Die zulässigen Absturzhöhen und erforderlichen Tabelle 11.39 Zulässige Absturzhöhen und erforderliche
Auffangbreiten sind in DIN EN 1263-2 geregelt. Auffangbreiten

Die Absturzhöhen Hi, He und Hr sind in Tabelle Absturzhöhe He ≤ 1,00 m ≤ 3,00 m ≤ 6,00 m
11.38 definiert.
Auffangbreite b ≥ 2,00 m ≥ 2,50 m ≥ 3,00 m
Schutznetze sollten so dicht wie möglich unter
der Arbeitsebene montiert werden. Die Absturz-
höhen Hi und He dürfen 6,00 m nicht überschrei-
ten. Wenn die Arbeitsfläche um mehr als 20° geneigt
Die Auffangbreite b ist der horizontale Abstand ist,
zwischen dem Rand der Arbeitsfläche und dem • muss die Auffangbreite b mindestens 3,00 m
Rand des Schutznetzes, siehe Bilder 11.40 und betragen;
11.41. • darf der Abstand t zwischen dem äussersten
In Abhängigkeit von der Absturzhöhe muss die Arbeitsplatz und dem untersten Punkt des
Auffangbreite b des Schutznetzes mindestens die Schutznetzrandes nicht mehr als 3,00 m betra-
Werte nach Tabelle 11.39 aufweisen. gen (s. Bild 11.43).
Hr
Hi

He

t  3,0 m

 20°
Hi

 20°
Hr

He
2m
He

1
1 2m
1
2
b b
b  3,0 m b
1

11.40 Zulässige Absturzhöhen und erforderliche Auffang- 11.41 Zulässige Absturzhöhen und erforderliche Auffang-
breiten von Arbeitsflächen mit einer Neigung von breiten von Arbeitsflächen mit einer Neigung von
0° bis 20° mehr als 20°
1 Schutznetz 1 Schutznetz
2 unterster Punkt des Schutznetzrandes

11
11.5 Normen 761

11.5 Normen
Norm Ausgabedatum Titel

DIN 4420-1 03.2004 Arbeits- und Schutzgerüste; Schutzgerüste, Leistungsanforderungen,


Entwurf, Konstruktion und Bemessung
DIN 4420-2 12.1990 –; Leitergerüste; Sicherheitstechnische Anforderungen
DIN 4420-3 01.2006 –; Ausgewählte Gerüstbauarten und ihre Regelausführungen
DIN 4426 09.2001 Sicherheitstechnische Anforderungen an Arbeitsplätze und Verkehrswege;
Planung und Ausführung
DIN 18 451 10.2006 VOB Verdingungsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische
Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Gerüstarbeiten
DIN EN 39 11.2001 Systemunabhängige Stahlrohre für die Verwendung in Trag- und Arbeitsgerüsten;
Technische Lieferbedingungen; Deutsche Fassung EN 39: 2001
DIN EN 74-1 12.2005 Kupplungen, Zentrierbolzen und Fußplatten für Arbeitsgerüste und Traggerüste;
Rohrkupplungen – Anforderungen und Prüfverfahren; Deutsche Fassung
EN 74-1: 2005
E DIN EN 74-2 01.2006 –; Spezialkupplungen – Anforderungen und Prüfverfahren; Deutsche Fassung
prEN 74-2: 2006
E DIN EN 74-3 09.2005 –; Ebene Fußplatten und Zentrierbolzen – Anforderungen und Prüfverfahren;
Deutsche Fassung prEN 74-3: 2005
DIN EN 1004 03.2005 Fahrbare Arbeitsbühnen aus vorgefertigten Bauteilen; Werkstoffe, Maße,
Lastannahmen und sicherheitstechnische Anforderungen; Deutsche Fassung
EN 1004: 2004
DIN EN 1065 12.1998 Baustützen aus Stahl mit Ausziehvorrichtung; Produktfestlegung, Bemessung
und Nachweis durch Berechnung und Versuche; Deutsche Fassung EN 1065: 1998
DIN EN 1263-1 07.2002 Schutznetze (Auffangnetze); Sicherheitstechnische Anforderungen,
Prüfverfahren; Deutsche Fassung EN 1263-1: 2002
DIN EN 1263-2 11.2002 Schutznetze (Sicherheitsnetze); Sicherheitstechnische Anforderungen für
die Errichtung von Schutznetzen; Deutsche Fassung EN 1263-2: 2002
DIN EN 1298 04.1996 Fahrbare Arbeitsbühnen; Regeln und Festlegungen für die Aufstellung einer
Aufbau- und Verwendungsanleitung; Deutsche Fassung EN 1298: 1996
DIN EN 12 810-1 03.2004 Fassadengerüste aus vorgefertigten Bauteilen; Produktfestlegungen;
Deutsche Fassung EN 12 810-1: 2003
DIN EN 12 810-2 03.2004 –; Besondere Bemessungsverfahren und Nachweise;
Deutsche Fassung EN 12 810-2: 2003
DIN EN 12 811-1 03.2004 Temporäre Konstruktionen für Bauwerke; Arbeitsgerüste – Leistungsan-
forderungen, Entwurf, Konstruktion und Bemessung; Deutsche Fassung
EN 12 811-1: 2003
DIN EN 12 811-2 04.2004 –; Informationen zu Werkstoffen; Deutsche Fassung prEN 12 811-2: 2004
DIN EN 12 811-3 02.2003 –; Versuche zum Tragverhalten; Deutsche Fassung EN 12 811-3: 2001
DIN EN 12 811-3 Ber. 1 02.2004 Berichtigung 1
DIN EN 12 812 09.2004 Traggerüste – Anforderungen, Bemessung und Entwurf; Deutsche Fassung
EN 12 812: 2004
DIN EN 12 813 09.2004 Temporäre Konstruktionen für Bauwerke; Stützentürme aus vorgefertigten
Bauteilen; Besondere Bemessungsverfahren; Deutsche Fassung EN 12 813: 2004

11
762 11 Gerüste und Abstützungen

11.6 Literatur
[1] Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, Berlin: Unfallverhütungsvorschrift Bauarbeiten BGV C 22, (2002)
[2] Chambosse, G.: Sicherung historischer Fassaden bei Entkernung von Gebäuden. In: DAB 6/92
[3] Deutscher Abbruchverband e.V. (Hrsg.): Handbuch für Abbrucharbeiten, Düsseldorf 2004
[4] Goldmann, M.: Über die Bühne – Mastkletterbühnen. In: DAB 7/07
[5] Heiermann, W./Keskari, L.: VOB Teil C Kommentar – Gerüstarbeiten, Köln 2007

11
763

Sachwortverzeichnis

A Aufzüge 330
Abdichtungssysteme 468 – Bauarten 331
Abgas – für Wohn- und Nichtwohngebäude 333
– Abdeckungen an der Mündung 268 Ausbrennen (Schornstein) 250
– -anlagen 247 Ausfachungen 461
– Bauarten 248, 258 Ausführungstoleranzen 290
– freistehende 263 Automat. Schiebetüranlagen 637
– für feuchte Betriebsweise 253 Außendämmung 703
– Funktionsschema 247 Außenjalousette 435, 436
– Geschosshöhe 259 Außenputze 651, 662, 679, 693
– Grundbegriffe 249 – auf Leichtbauplatten aus Holzwolle 672
– Höhe 250 – mineralisch gebunden 679
– im Freien 267 – mit erhöhter Festigkeit 680
– Sammelschacht 272 – Schlagregenbeanspruchung 679
– -temperaturen 248 – wasserabweisend 679
Abgasleitungen 247, 249, 258, 260 – wasserhemmend 679
– Mehrfachbelegung 263 – Witterungsbeständigkeit 679
Abluftöffnungen 273 Außensockelputz 681
Abstände Außentreppen 297, 303
– von brennbaren Baustoffen 252 Außentüren 477, 491, 492, 555
– von brennbaren Bauteilen 250 Außenwanddämmung 703, 708, 711
– zu brennbaren Bauteilen 251 Außenwandputze 679
Akustikdecken (putzbeschichtet) 700 Aussteifung 5, 16
Akustikputze 700 Ausstiegsklappe 256
Altbausanierung 707 Austragung 46
Aluminium-Fenster 412 Automatische Schiebetüranlagen 637
Aluminiumzargen (Türen) 578, 583 Automatische Türsysteme 639
Anfallpunkt 3
Angriffhemmende Verglasungen 611 B
Anhydridmörtel (Putze) 658, 659 Bänder (Türen) 509, 512
Ankerplatten 455 Balken, verdübelt 54
Ankerschiene 19, 358, 455 Balkenschuh 18, 65
Ankersysteme (Stahlzargen) 574 Bandaufnahmeelemente (Türen) 510, 514
Anschlag (Fenster) 342 Bandbezugslinie (Türen) 500
Anschluss Bankeisen 358
– von Feuerstätten 255 Barrierefreie Erschließungen 331
– von Gasfeuerstätten 271 Barrierefreie Rampen 330
– von Kopfbändern 57 Barrierefreies Bauen (Türen) 481
– von Zugstäben 52 Bauen, barrierefreies 284, 325
Anschlussfugen 468 Baufurnierplatten 53
Anstriche, Beschichtungen 725 Baugipse (Putze) 654
– auf Außenputzen 729 Bauholz 6, 7, 18
– auf Innenputzen 732 – zurichten 12
– allgem. Grundbegriffe 725 Baukalke (Putze) 653, 654
Antikglas 369 Baustellenmörtel (Putze) 660
Arbeitsstättenverordnung (Türen) 481 Baustoffe 249
Asbest 112, 113 Bauteile 695
Attikarand 2 – Klassifiziert (Brandschutz) 695
Aufkämmung 26 Bauvorschriften 249
Aufklauung 29 Bauwerksanschlüsse (Fenster) 355
Auflager 288 Befahrbare Rampen 330
Auflagerkräfte 4 Bequemlichkeitsregel (Treppen) 290 S
Aufschiebling 17 Beschichtungen (Anstriche) 725
Auftritt 282 – allgem. Grundbegriffe 725
764 Sachwortverzeichnis

– auf Außenputzen 729 – Begriffe 3


– auf Innenputzen 732 – begrünte 234
Beschichtungsstoffe für Kunstharzputze 652, – Drempel 3
660, 702 – -elemente 85
Beschichtungsstoffe – -formen 1
– auf Außenputzen 731 – Gauben 3
– auf Innenputzen 733 – -neigung 107 f.
Betonpolster 30 – -teile 3
Bettenaufzüge 333 – über zusammengesetztem Grundriss 41
Bewegliche Elementwände 644 Dachabdichtung 1, 193, 195, 199, 207, 217, 224, 226,
Bewegungsfugen 468 228, 229, 238, 240
Biberschwanzdeckung 95 Dachdeckung 107 f.
Bindemittel für Kunstharzputze 655 Dachräume 45
Bindemittel für mineralische Mörtelputze 653 Dachrinne 148 ff.
– Baugipse 654 Dachscheibe, auskragend 2
– Baukalke 653, 654 Dachstein 91, 94, 105, 152, 181
– Zemente 654 Dachstuhl 24
Binder 25 Dachtragwerk 80, 81, 83, 85, 88
Binderkonstruktionen 68 – aus Holz 5, 47
Blendrahmen (Türen) 546 – aus Stahl 75
Blockrahmen (Türen) 546, 545 Dachziegel 105 f.
Blockstufen 279 Dämmstoffe (Innendämmung) 704
Blocktreppen 305 Dampfdruckausgleich 229
Bodendichtungen (Türen) 488, 538, 601 Dampfdruckausgleichsschicht 213 f.
Bodentreppen 279 Dampfsperre 213 f.
Bodentürschließer 518, 614 Deckenanschluss 469
Bogentragwerk 77 Deckenbekleidungen 697
Bohlen 14 – Brandschutz 697
Bohlenschiftung 46 Deckendurchführung 251
Bolzentreppen 295 Dichte 6
Bolzenverbindungen 52, 66 Dichtheit des Gebäudes 492
Brandschutz 76, 284 Dichtstoffe 361, 505
Brandschutz durch Unterdecken und Decken- – Anstrichverträglichkeit 505
bekleidungen 697 – Überstreichbarkeit 505
Brandschutzfassaden 452 – vorkomprimiert 505
Brandschutzglas 369, 372, 593 Dichtungsbahnen 360
Brandschutztechnisch wirksame Putzbekleidungen Dichtungsbänder 360
695 Dilatation 454
Brandschutztüren 587, 594 DIN links; DIN rechts 340
Brandschutzverglasung 461 Dispersions-Silikatfarben (einkomponentig) 727
Brennwert-Feuerstätten 260 Dispersionsfarben 727
Brennwertkessel 248 Doppelfenster 351
Brettbinder 70 Doppelverglasung 344
Bretter 14 Drahtputzdecken 691
Bretterdicken 14 – hängende Drahtputzdecken 691
Brettlasche 17 Dreieckstrebenbau 50
Brettschichtholz (BSH) 7 Dreiecksverbände 5
Brettschichtträger 48 Dreiflankenhaftung 363
Brüstungen 365, 407 Druckstabanschlüsse 52
Buntbartschloss 523 DSB-Träger 49
Butzenglas 369 Dübel
– aus Hartholz 55
C – besonderer Bauart 54
Chemischer Holzschutz 10 – für räumliche Tragwerke 60
Coextrudierung 423 – rechteckige 54
Dübelverbindungen 55, 455
S D
Dach (Dächer) 75
Dünnlagenputz 689
Duobalken 7
– Anfallspunkt 3 Durchgangshöhe 283
Sachwortverzeichnis 765

Durchschusshemmende Gläser 611 – selbsttragende 452


Durchwurfhemmende Gläser 611 – Tragwerksplanung 452
– Trennwandanschluss 473
E – Verformungen 449
Edelputze 686 – Wandanschluss 449
Edelstahl 260 Fassadenbeschichtungen 729
Einbruchhemmende Türen 537, 604, 605 Fenster 339
Einbruchhemmende Verglasungen 372 – Abdeckprofile 402
Einbruchshemmung (Fenster) 439 – Abdichtung 359
Einfachfenster 343 – Abdichtungsebenen 360
Eingangsüberdachung 388 – Anforderungen 345
Eingeschobene Treppen 309 – Anschlag
Einholmtreppen 308, 318 – Ankerabstände 359
Einkomponenten-Schaum 507 – Ausführungsarten 398
Einlagenputze 661 – Bauart 342
Einlassdübel 55 – Bauaufsichtliche Vorschriften 339
Einpressdübel 55 – Baustoff 342
Einschalige Schornsteine 253 – Bauwerksanschluss 347, 350, 355, 442
Einschalige Systemabgasleitungen 260 – Beanspruchungsebenen 414
Einscheiben-Sicherheitsglas 369, 611 – Beanspruchungsgruppen 346, 347
Einscheibenverglasung 344 – Befestigung 357
Einsteckschlösser 521 – Beschläge 388
Elementbauweisen 449 – Bewegungsrichtung 341
Elementwände 644 – Bezeichnungen und Bauarten 340
– bewegliche 644 – Brüstungsanschlüsse 365
– verschiebbar 644 – Dichtungsprofile 398, 401
Eloxierung 418 – DIN links 340
Energieeinsparverordnung 340, 349 – DIN rechts 340
Erschließungen, barrierefrei 331 – Drehkippfenster 392
Erker 382, 383 – Durchschusshemmende Fenster 441
– Einbauart 341
F – Einbauebene 356
F-Verglasungen 593 – Einbruchhemmende Fenster 439
Fachwerkbinder 68 – Einfachfenster 342
Fachwerkträger 77 – Einhandverschluss 392
Fallmarkise 437 – Einlassgetriebe 390, 391
Falttüren, -wände 641 – Einzelteile 344
– aus Holzwerkstoffen 641, 642 – Elektrische Schließantriebe 418
– aus Sicherheitsglas 642, 643 – Einsatzempfehlungen 355
Faltwände 641 – Falzentwässerung 461
Faltwerk 86, 87 – Fenster aus Edelstahl-Rohrprofilen 419
Falz- und Bodendichtungen (Türen) 488, 538, 601 – Fenster für Niedrigenergie- und Passivhausstandards
Falzziegel 100, 106 407
Farbbeschichtungen 419 – Fensterbänder 389
Faserzement 113 ff. – Fensterbänke 345, 402
Fassaden – Fensterbrüstungen 339
– Abdichtungssysteme 468 – Fenstergriffe (Oliven) 390
– Anschlussausbildung 468 – Fenstertüren 406
– Anschlussfugen 468 – Fingerschutz 418
– Ausfachungen 461 – Fugendurchlässigkeitsklassen 346
– Bauarten 456 – Funktionsbeschläge 392
– Befestigungssysteme 458 – Glasaufbau 352
– Bewegungsfugen 468 – Glasfalzentwässerung 461
– Bodenanschluss 469 – Hebeschiebefenster 394
– Dachanschluss 469 – Holz-Aluminium-Fenster 410
– Deckenanschluss 469 – Holzfenster 399
– Fugenausbildung 468
– Füllelemente 461
– Isolierverglasungen 351
– Kantengetriebe 390, 391
S
– low e coating 450 – Kastenfenster 342
766 Sachwortverzeichnis

– Kellerfenster 424 Feuerstätte


– Kosten 340 – Anschluss 255
– Kunststoff-Aluminiumfenster 424 – Brennwert 260
– Kunststoff-Fenster 419 Feuerwiderstandsklassen 83
– Leibungen 341 Feuerwiderstandsklassen (Türen) 588
– Leibungsflächen 360 Firetower 286
– Luftdurchlässigkeit 346 First 3, 119
– Mindestanforderung 355 Firstbohle 17, 29
– Mindestluftwechsel 347 Firste 96, 102, 116, 123
– Mitteldichtung 398 Firstziegel 96, 101, 102
– Montagerahmen 344 Flachdachelement 81
– Notwendige Fenster 339 Flachdächer 195 f.
– Oberflächenbehandlung 418 – begrünte 230, 233, 234
– Oberlichtbeschläge 398 – belüftete 195
– Öffnungs- bzw. Flügelarten 343 – nicht belüftete 195, 216, 228
– Planung 339 – Umkehrdächer 220 f.
– Produktnormen 345 Flächentragwerk 86, 87, 88
– Prüfzeugnisse 347 Flachpressplatten 8
– Putzanschlüsse 363 Fledermausgaube 3
– Rahmendurchbiegung 348 Floatglas 368
– Rahmenmaterialien 357 Formziegel 104, 105
– Referenzluftdurchlässigkeit 346 Frei stehende Abgasanlagen 263
– Regenschutzschiene 442 Freistehende Stahl-Abgasanlage 262
– Regensperre 361 Freitreppen 296
– Rollläden 428 Fugenbänder 360
– Schallschutz 351 Fugendurchlässigkeit (Türen) 491, 492
– Schallschutz-Verbundfenster 417 Fundamente 253
– Schallschutzfenster 406 Funktionsgläser 369
– Schaufenster 415 Funktionsverglasungen 371
– Schiebefenster 393 Furnierschichtholz 8
– Schlagregendichtheit 348 Furniersperrholz 8
– Schließrichtung 341 Furnierstreifenholz 8
– Schwingflügelfenster 393 Futter u. Bekleidungen (Türen) 548, 549
– Sonnenschutz 427 Fußpfetten 28
– Sprossenfenster 370
– Stahlfenster 419 G
– Tragklötze 358 G-Verglasungen 593
– Verbindungen zum Bauwerk 358 Gang-Nail-Platte 64
– Verbundfenster 342 Ganzglasanlagen 610
– Verglasung 344, 368 Gauben, stehende 3
– Verklotzung 358 Gebäudelüftung 347
– Versenkbare Fensterelemente 396 Gefährdungsklasse 10
– Versiegelung 374 – Dauerhaftigkeit 11
– Wärmeschutz 340, 349 Gehbelag 301
– Wendeflügelfenster 393, 395 Gehbereich 279, 290, 293
– Wetterschutzschienen 344, 401 Geländer 291, 324
– Zubehör 401 Gelenkträger 54
Fenster-Fassadensysteme 449 Gerberpfetten 30, 54
Fensterflächenanteil 350 Gerberträger 47, 54
Fensterläden 437 Gerüst 742, 743, 751, 752, 758
Fertigputzgips 655 – Bauteile 742, 743
Feucht- und Nassraumtüren 608 – Fundamente 758
Feuer- und Rauchschutztüren (Kombinationstüren) – Leitern 751, 752
597 – Stützweite 745
Feuerschutzabschlüsse 587 Geschosshohe Abgasanlage 259
Feuerschutztüren 587, 589, 594 Geschosshohe Fertigelemente 258
S – aus Holz 594
– aus Rohrrahmenkonstruktionen 589
Geschosstreppen 279
Gespärre 15
– aus Stahl 589 Gestemmte Treppen 309
Sachwortverzeichnis 767

Giebel 3 – bewährte Holzarten 400


Giebelanker 17 – Einheimische Nadelhölzer 399
Giebelscheiben 16 – Erneuerungsanstrich 409
Gipsbaustoffe 654 – Flügelabmessungen 404
Gipse für Mörtelputze 654, 655 – Holzfensterprofile 403
Gipskarton – Holzschutzbehandlungen 408
– -Absorberdecke 701 – Kanteln 401
– -Putzträgerplatten 676 – Keilzinkung 401
– -platten 675 – Lamellierte Holzfensterprofile 400
Gipsmörtel (Putze) 658, 659 – Qualitätsanforderungen 400
Gipsputze 688, 689 – Schutzimprägnierungen 408
Gitterbinder 80 – Tropische Hölzer 399
Gitterträger 51, 77 – Überholungsanstrich 409
Gittertragwerke 81 Holz-Aluminium-Fenster 410
Glas im Bauwesen 610 Holz in Tischlerarbeiten 555
Glas s. a. Verglasung 368 Holzdachkonstruktionen, ingenieurmäßige 47
Glaserker 382 Holzfaserplatten 9
Glasfalzentwässerung 461 Holzfeuchte 6
Glasvorbauten 383 Holznagelbauweise 62
Grabendach 2 Holzschutz 9
Grat 3, 96, 99, 102, 109, 110, 111, 118, 119, 121, 122, 123, – chemisch 10
134, 135 – konstruktiv 10
Gratsparren 37, 45 Holzschutzmittel, Kennzeichnung 12
Gratziegel 96, 102 Holztreppen 304
Grundrissplanung 333 Holzverbindungen 51
Gütebedingungen 6 Holzwerkstoffe 8, 47
Gurtbalken 36 Holzwolle-Leichtbauplatten (Putzgrund) 671
Gussglas 369 Holzwolleleichtbauplatten 9
Hydraulikaufzüge 331
H Hydrophobierende Imprägniermittel 728, 729
Hahnenbalken 21
Hakenplatten-Verbindungen 67 I
Halbhölzer 7 Imprägniermittel (Fassadenschutz) 728, 729
Handlauf 292, 295, 325 – Silanimprägnierungen 728
Hängesäule 36 – Siliconharzimprägnierungen 728
Hängewerk 24, 32 – Siloxanimprägnierungen 728
Harmonikatüren, -wände 639 – SMK-Imprägniertechnik 728
Harmonikawände 639 Ingenieurmäßige Holzdachkonstruktionen 47
Hauseingangstreppe 297 Innendämmung 703
Heizen im Schlafraum (Pilzbildung) 707 – Einschaliger Wände 703
Heizkörpernischen 366 Innendeckenputze 687
Heizräume 257 Innenputze 651, 664, 686, 690, 693, 701
Hochleistungsschornstein 264 – auf Betonflächen 690
Hohlpfannen 98, 103 – für Drahtputzdecken (Rabitzdecken) 691
Hohlziegeldeckungen 97 – für Holzbalkendecken 692
Holmtreppen 295 – mit Gips 688
Holz 6 – mit Kalk 689
– Bauholz 6 Innentürblätter 556
– Dichte 6 Innentüren 477, 492
– Fehler 9 – aus Holz und Holzwerkstoffen 492, 494, 546, 563
– Gütebedingungen 6 – aus Metall 567, 579, 589, 605
– Mängel und Fehler 9 Innenwanddämmung 703
– Sortierklassen 6 Intelligente Gläser 372
– Sortierung 6 Isolierglasjalousien 435
Holz (Fensterbau) 399
– Anstrichgruppe 408, 409 J
– Äste 400
– Ausführungsbeispiele 404
Jalousetten 435 S
– Beschichtungssysteme 410
768 Sachwortverzeichnis

K Kunststoff-Aluminiumfenster 424
Kaiserstiel 43 Kunststoff-Fenster 419
Kalk 653 Kunststoff-Hohlkammerprofile (Türen) 585
– Baukalke 653 Kunststoffzargenrahmen (Türen) 585
– Luftkalke 653
Kalkfarben 726 L
Kalkmörtel (Putze) 658, 659 Lamellentreppe 301
Kalkputze 689, 690 Längsaussteifung 16, 26
Kalk-Weißzementfarben 726 Lastabtragung 4
Kalkzementmörtel (Putze) 658, 659 Lastenaufzüge 331
Kamine 247 Latten- und Brettertüren 554, 555
Kantenschutz 301 Laufbreite 284
Kanthölzer 12 Laufstege 257
Kastenfenster 343 Leergebinde 26
Kastenschlösser 521 Leichtbauplatten aus Holzwolle 671
Kastenträger 48 Leichtbetonmassivplatten 83
Kehle 21 Leichtputze 653, 685, 689
Kehlbalken 4, 16, 21, 41 Leichtputzsysteme 685
Kehlsparren 41, 45 Leimfarben 726
Keilstufen 281 Leimverbindungen 67
Keilzinkung 68 Lichtraumprofil 283
Kellenputz 678 Lichtschächte 424
Keller- und Bodentreppen 279 Lichtstreuverglasungen 372
Kelleraußentreppen 321 Liegender Stuhl 24, 31
Kellerfenster 424 Links- und Rechtsbezeichnung (Fenster, Türen) 340,
Kellerräume 285 500
Kellertreppen 279 Lochplattenverbindungen 64
Kippflügel 344 Lospunkte 454
Klappflügel 344 Low e coatings 450
Klappladen 438 Luft-Abgas-System 258, 262
Klebstoffe für Holz und Holzwerkstoffe 556 Luftdurchlässigkeit (Türen) 492, 591
Kleingüteraufzüge 331 Luftdurchlässigkeit von Außentüren 491
Knagge 22, 23 Luftkalkmörtel (Putz) 732
Kniestock 3, 31 Luftkollektoren 468
Knotenverbindungen, räumliche 61 Luftporenbildner (Putze) 656
Kondensatbildung 253 Luftsäule, Höhe 248
Konstruktion, Mollersche 44 Luftschalldämmung 354
Konstruktionsgrundregeln 3 Lüftung von Bädern 273
Konstruktionsvollholz 7 Lüftungseinrichtungen 273, 442
Kontaktkorrosion 579 Lüftungselement 443, 444
Kopfbänder 24, 30, 52
– Anschluss 57 M
Kopfhöhe 283 Mansarddach 1, 2
Koppelpfetten 24, 47, 70, 71 Markisen 437
Korrosionsschutz 76 Massivdachkonstruktionen 83, 84
Kragtreppe 295, 297, 298 Massivtreppen, Stahlbeton 295
Kratzputz 678 Maße u. Maßbezeichnungen (Türen) 499, 501
Kreuzbalken 7 Mehrscheiben-Isolierglas 369
Kronendach 95, 96, 97 Mehrscheiben-Isolierverglasung 344
Krümmling 311, 313 Mehrschicht-Leichtbauplatten 671
Krüppelwalm 40 Membrankonstruktionen 88
Kunstharzputze 652, 660, 678, 692, 693, 694 Metallzargen (Türen) 568
– aus Beschichtungsstoffen 692 Meterriss (Höhenbezugspunkt) 504
– Außenputz 693 Mindestlaufbreiten 285
– Beschichtungsstoffe 660 Mittelpfetten 24
– Festigkeit 693 Modulordnung 497
S – Innenputz 693
– Wasserdampfdurchlässigkeit 693
Mollersche Konstruktion 44
Montageschaum 358
– Witterungsbeständigkeit 693 Montageschornsteine 264
Sachwortverzeichnis 769

N – brandschutztechn. 695
Nachhallzeiten (Schallabsorber) 699 – Einteilung und Benennung 652, 653
Nagelverbindungen 62, 64, 65, 66 – für Sonderzwecke 651, 695, 699, 701
Nassbeschichtungen 419 – -gerüste 676
Nassraumtüren 607 – Innenputze 651, 664, 686, 701
Nebenluftvorrichtungen 256 – Kunstharzputze 660, 692, 693, 694
Niedertemperatur-Feuerstätten 260 – Leichtputze 652, 684
– Putzgrund 652, 665
O – Putzlagen 661
Öffnungselemente 467 – Putzmörtel 652, 655, 657, 660
Ökologische Aspekte (Beschichtungsstoffe) 734 – Putzsysteme 652, 662
Ortgang 3, 103 – Putzträger 652, 667
Ortgangüberstand 20 – Putzweisen (Oberflächenstrukt.) 652, 677, 678
OSB-Flachpressplatten 8 – -risse 666, 668
– Sanierputze 652, 682
P – schallschutztechn. 699
Paneelelemente 467 – Wärmedämm-Putzsysteme 652, 708
Passbolzen 60 – wärmeschutztechn. 701
Passivhaus 407, 422 Putzbeschichtete Akustikdecken 700
Pendeltürbeschläge 520
Personenaufzüge 333 Q
Personen-, Lasten- und Kleingüteraufzüge 331 Queraussteifung 15, 26
Pfetten 24, 29 Querschnitte 254
Pfettendächer 4, 23
Pfettenstränge 30 R
Pfosten 25 Rabitzdecken (Drahtputzdecken) 691
Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF) 449 Raffstores 435
Pfosten-Schwelle-Verbindung 65 Rampen 330
Pfostenfassaden 452 – barrierefreie 330
Photovoltaik (PV-Module) 467 – befahrbare 330
Podestanschluss 291, 292 Rauchrohranschluss 256
Podeste 279 Rauchschutzabschlüsse 596, 597
Podestflächen 284 Rauchschutztüren 596, 597
– Laufbreite 284 Raumakustik 699
Podestlänge 291 Raumfeuchte 350
Porenbeton 83 Raumhohe Schrankwände (Pilzbildung) 707
Poröse Schallabsorber 700 Räumliche Knotenverbindungen 61
Pressdübelplatten 67 Räumliche Tragwerke 71
Profilblech 79 Raumluftfeuchte 350
Profilträger 76 Raumlüftung 350
Pultdach 1, 2 Raumtragwerk 81, 82
Pulverbeschichtungen 419 Regeldachneigung 91, 93, 94
Putz Regenfallrohre 1
– als Beschichtungsuntergrund 730, 732 Regenschutz (Außenputze) 729
– -anschlussprofile 365 Reinigungsöffnungen 252, 256
– -anwendung 652 Resonanz-Absorber 700
– -arten 652 Rettungsweg 279
– auf Leichtbauplatten aus Holzwolle 672 Riegelfassaden 453
– auf Leichtmauerwerk 684, 685, 686 Ringbalken 16
– -aufbau 652, 661 Rippenstreckmetall (Putzträger) 669, 692
– -ausführung 676 Rispenbänder 16
– Außenputze 651, 662, 679, 693 Rollladen 428
– -dicke 661, 662 – Aufbau-Rollladenkästen 429, 431
– bei Deckenkonstruktionen 697 – außenliegende Rolladenkästen 432
– bei Stahlbauteilen 696 – -ballen 429
– bei Stahlbeton- und Spannbetonbauteilen 696 – Ballendurchmesser 433
– -bekleidungen
– Beschichtungsstoffe 652, 660
– Einbau 429
– einbruchshemmende 428
S
– -bewehrung 652, 668 – Elektroantriebe 435
770 Sachwortverzeichnis

– für Fenster-Sonderformen 432 Schornsteine 247, 258, 264


– Gurtwickler 434 – Bauarten 248
– -kästen 429 – Deckendurchführung 251
– konstruktive Anordnung 430 – einschalige 253
– Laufschienen 434 – gemauerte 266
– Mauerkasten 434 Schornsteinköpfe 267
– Panzer 429 – Abdeckungen an der Mündung 268
– -profile 433 Schornsteinsanierung 270
– Schallschutz 428 Schrägverglasungen 374, 382
– Sicherung 428 Schrittmaßregel 290
– Technische Anforderungen 428 Schutztüren 477, 587
– Tragender Rolladenkasten 431 Schwebezapfen 36
– Vorbau-Rollladenkästen 429 Schwingflügel 343
– Vorgefertigter Rolladenkasten 431 Seilaufzüge 331
– -walzen 434 Selbsttragende Fassaden 452
Rolltreppen 294 Setzstufe 281, 310
Rosttragwerke 71 Sheddach 2
Sicherheitsgläser 610
S Sicherheitstreppenraum 286
„Samba“-Treppen 321 Sicherheitsverglasung 461
Sammelschachtanlagen 275 Sichtschutzgläser 372
Sanierputze 652, 682 Silanimprägnierung 726
Sanierputzsysteme 682 Siliconharzfarben 728
Satteldach 2 Siliconharzimprägnierungen 728
Schachtgrube 331 Silikatfarben 726
Schachtkopf 331 Siloxanimprägnierungen 728
Schalen 86 SMK-Imprägniertechnik 728
Schalen-Prinzip 86 Sockelflächen (Putze) 681
Schalenartiges Tragwerk 75 Sondergläser 369
Schalenkonstruktionen 88 Sonnenschutz 427
Schallabsorbierende Putzbekleidungen 700 Sonnenschutzverglasungen 371
Schallabsorbierender Akustikputz 700 Sortierklassen 6
Schallabsorption 699 Spaltlüfter 443
Schalldämm-Maß 351, 354 Spannbetonbauteile 86
Schalldämmendes Lüftungselement 444 Spanplatten 8
Schalldämmung 699 Sparren-Pfetten-Anker 65
Schallschutz 85, 286 Sparrenabstand 15, 28
– -gläser 370 Sparrendächer 4, 15
– -türen 483, 486, 599 Sparrenpfetten 24
– -Verbundfenster 417 Sparren, unterspannte 66
– -verglasungen 371 Sperr- oder Schichtholzplatten 8
– von Türen 483 Spindeltreppen 279, 295, 297
Schaufenster 415 Spliessdach 96
Schaufensterverglasungen 372 Sprengwerk 24, 30
Scherzapfen 41 Sprengwirkungshemmende Gläser 611
Schichtholzplatten 8 Spritzbare Dichtstoffe 360
Schiebeladen 437, 438 Spritzbewurf (Putzgrund) 666
Schiebetürbeschläge 635 Spritzputz 678
Schiebetüren, Schiebetüranlagen 633, 637 Sprossenfenster 370, 382
Schiftsparren 41, 45 Stabdübel 55, 58
Schiftungen 45 – Mindestabstände 58
Schilfrohrmatten (Putzgrund) 675 Stahl-Abgasanlage, freistehende 262
Schimmelpilzbildung 707 Stahl-Fachwerkträger 77
Schleppgaube 3 Stahl-Untergurte 60
Schließanlagen (Türen) 532 Stahlbetonbauteile 86
Schließsysteme (Türen) 529, 530 Stahlbetontreppen 295, 299
S Schlösser (Türen) 521, 605
Schmiegen 45
– vorgefertigte 301
Stahltreppen 314
Schnittholzabmessungen 14 Stahlzargen (Türen) 568
Sachwortverzeichnis 771

Standroste 257 – eingeschobene 309


Standsicherheit 253 – einschiebbare 284
Steildachelement 85 – Gehbereich 279
Stemmarbeiten 256 – -geländer 324
Stiele 25 – gemauerte 296
Stirnversatz 17 – gestemmte 309
Strahlenschutztüren 603, 604 – -grundrisse 280
Streben 24, 30 – Horizontal verschiebbar 633
Streifenholz 8 – Kopfhöhe 283
Structural-Glazing-Systeme 466 – Laufbreiten 285
Stuckgips 655 – Lauflinie 279, 281
Stufen 298 – Lichtraumprofil 283
– aus Naturstein 296 – Neigung 289
– Verziehen 293 – nicht notwendige Treppen 279
Stufenarten 281 – notwendige Treppe 279, 284
Stufenglasscheiben 466 – Planung von 289
Stuhl 25 – Schrittmaß 284
– liegend 31 – Setzstufe 281
Systemabgasleitungen, einschalige 260 – Sonderformen 318
Systemschornsteine 265 – Steigungsverhältnis 282, 284, 289
– Trittstufe 281
T – Unterschneidung 279, 281
T-Spannbetonträger 86 – Vorschriften 282
Tageslicht 339 – Wand-Handlauf 283
Tageslichtquotienten 340 – -wangen 279
Tapeten (Wandbekleidungen) – wangenfreie 295, 318
– auf Innenputzen 734, 735 Treppenraum 279, 285
– auf Putzgrund 725 Treppenspindel 279
Tapezierarbeiten 734 Triebwerksraum 331, 332
Tauwasser 350 Trigonit-Träger 51
– auf der Oberfläche von Bauteilen 706 Triobalken 7
Tauwasserbildung (im Inneren von Bauteilen) 729 Türanlage aus Glas 613
Tauwasserbildung (Innenwände) 704 Türblätter 566
Tauwasserschutz 350 – Kanten- und Falzausbildungen 566
Textilbahnen 88 Türblattkonstruktion von Rahmentüren 555
Tischlerarbeiten 563 Türblattkonstruktionen 486, 494
Tragbolzentreppen 320 Türen
Träger, unterspannte 72 – Aluminiumzargen 578
Trägerroste 71 – Anforderungen an die Schalldämmung 483
Tragholmhöhen 306, 307 – aufgedoppelte 559, 563
Tragwerke – Bänder 509, 512
– räumliche 71 – Bandbezugslinie 500
– schalenartige 75 – Barrierefreies Bauen 481
Tragwerkplanung 452 – Bauarten 582 f.
Transparente Wärmedämmung 467 – Baukörperanschluss (Außentüren) 502, 607
Trapezblech 79, 80, 81 – Baukörperanschluss (Innentüren) 506, 607
Trapezprofile 86 – Bauprodukte 588
Traufe 3, 29 – Bauregelliste 588
Traufenüberstände 20 – Beanspruchungsgruppen 496
Traufstreifen 425 – Befestigungsmittel 504 f.
Trennwandanschlüsse 473 – Bodendichtungen 541
Treppen 279, 283 – Bodentürschließer 615
– Altbauten 286 – Brandschutzgläser 593, 594
– Antrittstufe 279 – CE-Kennzeichnung 589
– aufgesattelte 295, 305 – Dichtungsprofile (Werkstoffe) 540
– Auftritt 282 – Drückergarnituren 533
– -auge 279, 281
– -bauarten 295, 305
– Einbau von Standard-Stahlzargen 573
– Einbruchhemmung 604, 605, 607
S
– Durchgangshöhe 283 – Einsteckschlösser 521
772 Sachwortverzeichnis

– Einteilung und Benennung 478, 479 U


– Elektronische Schließsysteme 529 Überkopfverglasungen 382, 383
– Falz- und Bodendichtungen 488, 538, 544, 601, 603 Umkehrdach
– Fertigzargen 550 Unterdach 16, 90, 94, 127, 128, 169
– Feucht- und Nassraumtüren 608 Unterdecken 697
– Feuchtebeanspruchung 492, 495 – Brandschutz 697
– Feuerschutztüren 587, 594 Unterdeckung 94, 101, 152, 168
– Fugendichtstoffe 505 Unterschneidung 290
– Futter u. Bekleidungen 548, 549 Unterspannbahn 90, 94, 106, 152, 162, 164, 166, 167,
– Ganzglastüren, -Anlagen 610 168, 172
– Generalhauptschlüsselanlage 533 Unterspannte Sparren 66
– Hauptschlüsselanlage 532 Unterspannte Träger 72, 77
– Klimaklassen 496 Unterspannung 35, 77, 78, 94
– Korrosionsschutz 579
– Links- und Rechtsbezeichnung 500 V
– Luftdurchlässigkeit 491, 492 Vakuumgläser 450
– Maße, Maßbezeichnungen 499, 500 Verbund-Sicherheitsglas 369, 611
– Maßtoleranzen bei Wandöffnungen 498 Verbundfenster 343
– Mechanische Beanspruchung 496 Verdübelter Balken 55
– Montageschaum 507 Verglasung s. a. Glas 368, 461
– Montagetechnische Anforderungen 503 – Acryl-Stegplatten 384
– Planungshinweise 478 – Ψ (psi)-Wert 357
– Prüfung der Schalldämmung 484 – Anisotropien 373
– Rauchschutztüren 596, 597 – Beanspruchungsgruppen 379
– Schallschutztüren 483, 486, 599, 544, 545, 599 – Bemessung 374
– Schlagregendichtheit 492 – Bezeichnung 381
– Schließanlagen 532, 533 – Brandschutzglas 369, 372
– Schließbleche 530, 531, 605 – Dampfdruckausgleich 377
– Schließmittel 514, 517, 594, 614 – Dichtprofile 374
– Schließsysteme 529, 530 – Dichtstoff-Vorlagen 376
– Schließzylinder 524, 527, 605 – Dichtstoffe 374
– Schlösser 520, 615 – Doppelscheibeneffekte 373
– Schnellbauzargen 576 – Drahtglas 384
– Schutztüren 587 – Einbau 374
– Schwellen-/Anschlagdichtungen 544 – Einbruchhemmende Verglasungen 372
– Sicherheitsgläser 491, 610 – Einscheiben-Sicherheitsglas 369
– Sondertüren 608 – Entwässerungssystem 384
– Stahlzargen für Mauerwerkswände 570 – F-Verglasungen 372
– Stahlzargen für Ständerwerkswände 575 – Falzentwässerung 384
– Strahlenschutztüren 603, 604 – Falzhöhe h 376
– Tellerankerbeschläge 508 – Falzraum 374, 377
– Thermische Verformung 492 – Floatglas 368
– Türblattgrößen, Bandsitz und Schlosssitz 499 – Funktionsgläser 369
– Türblattkonstruktionen aus Holz u. Holzwerkstoffen – G-Verglasungen 372
486, 494, 553, 559, 563, 579, 605 – Gekrümmte Scheiben 373
– Türblattkonstruktionen aus Metall 494, 579, 605 – Glashalteleisten 377
– Verglasung 491 – Gussglas 369
– Verschlusssicherheit 526 – Intelligente Gläser 372
– Verwendbarkeitsnachweis 589 – Interferenzerscheinungen 373
– Wärmeschutz 489, 490 – Isolierglaseffekt 370
– Wohnungsabschlusstüren 608 – Klotzbrücken 378
– Zargen-, Rahmenkonstruktionen 546 – Kondensatbildung 373
– Zentralschließanlage 532 – Lage der verglasten Außenfläche über Gelände 374
– Zylinderlänge 527 – Lagerung und Schutz 373
Türschließer 514, 517, 594, 614 – Lichtstreuverglasungen 372
Türspaltdichtungen 541 – Linearer Wärmedurchgangskoeffizient 349, 370
S Türzargen aus Metall 568
Türzargendichtung 538
– Linienförmige Verglasungen 383
– Mehrscheiben-Isolierglas 369
– Mehrscheiben-Isolierverglasungen 349
Sachwortverzeichnis 773

– mit ausgefülltem Falzraum 374 Wärmedämmung 165


– mit besonderen lichttechnischen Eigenschaften 369 Wärmedämm-Putzsysteme 652, 708
– mit dichtstofffreiem Falzraum 374 – Baurechtliche Regeln 711
– mit selbstreinigenden Oberflächen 369 – Befestigungstechniken 714
– mit Sicherheitseigenschaften 369 – Brandschutz 712
– Modellscheiben 373, 379 – Schallschutz 712
– Ornamentglas 369 – Wärmedämmstoffe 713
– Qualitätsprüfung 373 Wärmedämmstoffe 713
– Randverbund 349, 370 Wärmedämmung, transparente 467
– Resttragfähigkeit 383 Wärmegedämmte Außenwandkonstruktionen 702
– Schallschutzgläser 370 Wärmeschutz 85, 253, 266
– Schaufensterverglasungen 372 Wärmeschutzgläser 369, 370
– Scheibendicke 374 Wartungseinrichtungen 256
– Scheibenzwischenraum 369 Waschputz 678
– Schmutzabweisende Gläser 384 Wasser abweisende Fassadenimprägnierungen 728
– Schrägverglasungen 382 Wasserdampfdiffusion (Innendämmung) 704
– Sichtschutzgläser 372 Wasserdampfabsorption (Innenwände) 707
– Sondergläser 369 Wechsel 15
– Sonnenschutzeinrichtungen 385 Wechselsparren 15
– Sonnenschutzverglasungen 371 Wellstegträger 49
– Sprossenfenster 382 Wendeflügel 343
– Stufenglas 385 Wendeltreppe 293, 297, 313, 318
– Überkopfverglasungen 382, 383 Wendelung 292
– Verbundsicherheitsglas 383 Werkmörtel (Putze) 660
Verglasungsstoß 385 Werksteintreppen 296, 298
Verglasungssystem 374, 379 Windlastzonen 355
Verglasungsarten 344, 461 Windrispen 5, 15, 16
Verglasungssysteme 374 Windsogsicherung 94
Verpressdübel 62 Windverbandanschlüsse 60
Versatz 17, 52 Wintergärten 382
Verschiebbare Elementwände 644 Wohnungsabschlusstüren 608
Verschiebbare Tür- und Wandelemente 633
Verschlusssicherheit (Türen) 526 Z
Versottung 253 Zangen 26
Vollwandträger 48 Zargen (Türen) 503, 506, 546 f.
Vordächer 387 Zeltdach 2, 43
Vorholz 17, 52 Zemente (Putze) 654
Vorkomprimierte Dichtungsbänder 505 Zementmörtel (Putze) 658, 659
Ziegeldrahtgewebe 675
W Zimmermannsverbindungen 52
Wabenträger 76, 77 Zugbegrenzer 256
Walm 3 Zugstäbe, Anschlüsse 42
Walmdach 2, 36 Zurichten des Bauholzes 12
Wandbekleidungen (Tapeten) 734 Zusatzmittel (Putze) 656
Wandelemente, verschiebbar 633, 643 Zuschlagstoffe (Putze) 655
Wangenfreie Treppen 295, 318 Zweikomponenten-Schaum 507
Wangentreppen 295 Zylinderschloss (Türen) 524
Wärmebrücken 126, 163, 164, 172, 204, 218, 227, 235, 707

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