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Minnert

Wagenknecht

Verbundbau-Praxis
Berechnung und Konstruktion
nach Eurocode 4

2. Auflage
7541014/10787806875Biblio

BBB
Prof. Dr.-Ing. Jens Minnert
Prof. Dr.-Ing. Gerd Wagenknecht

Verbundbau-Praxis
Berechnung und Konstruktion
nach Eurocode 4

2., vollständig überarbeitete Auflage


7541014/10787806875Biblio

Beuth Verlag GmbH · Berlin · Wien · Zürich


© 2013 Beuth Verlag GmbH
Berlin · Wien · Zürich
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Druck und Bindung:


Medienhaus Plump, Rheinbreitbach
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Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier nach DIN EN ISO 9706.

ISBN 978-3-410-22346-7
ISBN 978-3-410-22347-4 (E-Book)
Vorwort

In der 2. Auflage dieses Buch werden ausführlich die Kalt- und Heißbemessung
von Verbundträgern, Verbundstützen und Verbunddecken nach dem Eurocode 4
behandelt.

Neben den traditionellen Bauweisen des reinen Stahl- bzw. Massivbaus eröffnen
Verbundkonstruktionen aus Stahl und Beton eine Vielzahl von neuen Möglich-
keiten. Aufgrund der schubfesten Verbindung von biegesteifen Stahlprofilen mit
Betonquerschnitten entstehen Verbundtragwerke für Decken, Träger und
Stützen. Verbundtragwerke zeichnen sich durch hohe Tragfähigkeiten bei
kleinen Bauteilabmessungen sowie durch große Stützweiten aus.
Weiterhin ist der bauliche Brandschutz ein wesentlicher Faktor für die
Wirtschaftlichkeit eines Gebäudes. Deshalb sind die möglichen Brandschutz-
lösungen schon in der Planungsphase sorgfältig zu überprüfen. Die geforderte
Feuerwiderstandsklasse ist oft nicht ohne zusätzliche Maßnahmen, wie
Brandschutzbekleidungen, Spritzputzummantelungen, dämmschichtbildende
Brandschutzbeschichtungen und konstruktiver Brandschutz, zu gewährleisten.

Die Bemessung und Konstruktion von Verbundtragwerken aus Stahl und Beton
erfolgt nach der DIN EN 1994-1-1 vom Dezember 2010. Diese Norm ist in
Zusammenhang mit der DIN EN 1993 für die Bemessung und Konstruktion von
Stahlbauten und der DIN EN 1992 für die Bemessung und Konstruktion von
Stahlbeton- und Spannbetontragwerken zu verwenden. Für die Brand-
schutzbemessung von Verbundtragwerken gilt die DIN EN 1994-1-2 vom
Dezember 2010.

Im vorliegenden Band werden das Teilsicherheitskonzept und die Einwirkungen


sowie die Grundlagen von Kriechen und Schwinden und der Begrenzung der
Rissbreiten behandelt. Die elastische und plastische Querschnittstragfähigkeit
und der Nachweis ausreichender Beulsicherheit für die Stahlbauquerschnitte
werden ausführlich dargestellt. Auf die Fließgelenktheorie als Grundlage für das
Nachweisverfahren Plastisch-Plastisch und die stabilisierende Wirkung von
Drehbettungen und Schubfeldsteifigkeiten für das Biegedrillknicken wird
besonders eingegangen. Es wird ein neues Nachweiskonzept für Verbundstützen
im Brandfall vorgestellt, das sich an dem Nachweiskonzept bei Normal-
temperatur orientiert, und beispielhaft auf betongefüllte runde Hohlprofilstützen
mit Einstellprofilen angewendet.
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Besonders hervorzuheben ist das didaktische Konzept dieses Buches. Zunächst


werden die Grundlagen der Statik und Festigkeitslehre angegeben, die für das
Verständnis der Nachweise nach der Verbundbaunorm erforderlich sind. Nach

V
den Erläuterungen der entsprechenden Abschnitte der Norm folgen ausführliche
Beispiele, wobei die Formeln des Nachweises angegeben werden. Die
Anwendung von Programmen in der täglichen Praxis wird beispielhaft
aufgezeigt.

Viele Beispiele werden mit dem Programm Mathcad berechnet. Der


Tragwerksplaner kann alle Formeln in der Reihenfolge des gewählten
Nachweises übersichtlich und in ingenieurmäßiger Schreibweise angeben. Die
Ergebnisse sind leicht nachvollziehbar und nachprüfbar. Alternative Lösungen
können schnell untersucht und eventuell auftretende Änderungen ohne großen
Aufwand eingearbeitet werden.

Dieses Buch wendet sich an Studierende des Faches Bauingenieurwesen und an


Ingenieurinnen und Ingenieure, die sich in der Baupraxis mit der Tragwerks-
planung von Verbundtragwerken befassen.

Gießen, März 2013 Jens Minnert, Gerd Wagenknecht

Dank
Herrn Dipl.-Ing. Gerhard Gröger sei für die langjährige Weiterentwicklung des
Programms GWSTATIK gedankt.

Die Herrn Dipl.-Ing. Waldemar Dick, Dipl.-Ing. Björn Lückhof und Dipl.-Ing.
Patrick Viehl haben mit ihren Diplomarbeiten auf dem Gebiet der
Heißbemessung von Verbundtragwerken die Grundlagen für das Kapitel
Heißbemessung erarbeitet und damit erst dieses Kapitel ermöglicht.

Den Studierenden des Fachbereichs Bauwesen der Fachhochschule Gießen-


Friedberg, Kristine Mitsch, Alexander Dreiling, Sergei Fominow, Alexander
Wojcik und Jörg Wichmann, danken wir für die Unterstützung bei der
Erstellung des Manuskriptes.

Dem Beuth Verlag und besonders Herrn Prof. Klaus-Jürgen Schneider möchten
wir für die gute Zusammenarbeit bei der Herausgabe dieses Buches unseren
Dank aussprechen.
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VI
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Uta und Inge gewidmet

VII
Inhaltsverzeichnis

1 Grundlagen ........................................................................ 1
1.1 Der Verbundbau − Anwendungsgebiete und Vorteile ........... 1
1.2 Verbundbaunorm . ................................................................. 4
1.3 Sicherheitskonzept ................................................................ 4
1.4 Bemessungswerte .................................................................. 5
1.5 Werkstoffe ............................................................................. 7
1.5.1 Beton ...................................................................................... 7
1.5.2 Baustahl ................................................................................. 18
1.5.3 Betonstahl .............................................................................. 18
1.5.4 Kopfbolzendübel .................................................................... 18
1.6 Dauerhaftigkeit ...................................................................... 20
1.6.1 Expositionsklassen ................................................................. 21
1.6.2 Betondeckung ......................................................................... 26
1.7 Begrenzung der Rissbreiten .................................................... 28
1.7.1 Allgemeines und Grundlagen der Berechnung ....................... 28
1.7.2 Mindestbewehrung ................................................................. 29
1.7.3 Begrenzung der Rissbreite ...................................................... 32

2 Verbundträger .......................................................... 38

2.1 Allgemeines ………………………………........................... 38


2.2 Herstellung des Verbundträgers ..……................................... 38
2.3 Einstufung in Querschnittsklassen ..…................................... 39
2.4 Wirksamer Querschnitt .......................................................... 40
2.5 Schnittgrößenermittlung ….................................................... 41
2.5.1 Allgemeines ..…..................................................................... 41
2.5.2 Berechnung nach der Fließgelenktheorie ….......................... 41
2.5.3 Elastische Tragwerksberechnung …...................................... 43
2.6 Elastische Grenztragfähigkeit ………….…........................... 44
2.6.1 Grundlagen ……………………………..…........................... 44
2.6.2 Normalkraft ............................................................................ 46
2.6.3 Biegemoment …………………………..…........................... 48
2.6.4 Biegemoment und Normalkraft …………..…....................... 51
2.6.5 Bewehrung im Druckbereich ……………..…....................... 51
2.6.6 Bewehrung im Zugbereich ..……………..…........................ 52
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2.6.7 Verbundträger der Querschnittsklasse 4 ……........................ 53


2.6.8 Querkraft …...……………………………..…....................... 53
2.7 Kriechen des Betons …...………………..…......................... 55

IX
Inhaltsverzeichnis

2.7.1 Einfluss des Kriechens …...………………………................... 55


2.7.2 Kriechen des Einfeldträgers …...………..…............................. 56
2.7.3 Kriechen des Durchlaufträgers …...……………….................. 56
2.8 Schwinden des Betons ……….…...……………….................. 62
2.8.1 Modell für das Schwinden …...…...……………….................. 62
2.8.2 Schwinden des Einfeldträgers .…...……………….................. 63
2.8.3 Schwinden des Durchlaufträgers …...………………............... 65
2.9 Plastische Grenztragfähigkeit …...……………….................... 66
2.9.1 Plastisches Werkstoffverhalten …...……………….................. 66
2.9.2 Verbundquerschnitt mit geschweißtem Stahlträger …............. 72
2.9.3 Verbundquerschnitt mit gewalztem Stahlträger ….….............. 76
2.10 Verdübelung bei Trägern …...……………………….............. 81
2.10.1 Allgemeines …...………………............................................... 81
2.10.2 Vollständige Verdübelung …...………………......................... 81
2.10.3 Teilweise Verdübelung …...………………............................. 82
2.11 Biegedrillknicken …...………………...................................... 85
2.12 Querbewehrung …...………………......................................... 92
2.12.1 Fachwerkmodell zur Berechnung der Querbewehrung …........ 92
2.12.2 Schubbeanspruchung in Längsrichtung …...……..................... 93
2.12.3 Längsschubtragfähigkeit des Betongurtes …...………............. 94
2.12.4 Mindestbewehrung …...……………….................................... 95
2.13 Nachweis der Gebrauchstauglichkeit …...………..................... 96
2.13.1 Grundsätze …...………………................................................. 96
2.13.2 Grenzwerte der Verformungen …...………….......................... 96
2.13.3 Kriechen des Betons …...…………........................................... 97
2.13.4 Schwinden des Betons …...…………....................................... 97
2.13.5 Nachgiebigkeit der Verbundmittel …...……............................. 98
2.13.6 Rissbildung des Betons im Stützbereich …...…….................... 98
2.13.7 Berücksichtigung von plastischen Verformungen …...…......... 98
2.13.8 Nachweis der Eigenfrequenz …...…………............................. 98
2.13.9 Beschränkung der Rissbreite …...….…...…............................. 99
2.14 Beispiele Verbundträger …...….…...….................................... 100
2.14.1 Einfeldträger mit elastischer Grenztragfähigkeit ….................. 100
2.14.2 Einfeldträger mit plastischer Grenztragfähigkeit ….................. 110
2.14.3 Zweifeldträger mit Mathcad …...…………………………....... 117

3 Verbundstützen ....................................................…... 139

3.1 Einleitung ........................................................................…...... 139


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3.2 Örtliches Beulen ........................................................................ 140


3.3 Nachweis der Krafteinleitung ................................................... 141

X
Inhaltsverzeichnis

3.4 Nachweis der Längsschubtragfähigkeit ….............................. 142


3.5 Berechnungsverfahren ............................................................ 142
3.5.1 Allgemeines ............................................................................ 142
3.5.2 Allgemeines Berechnungsverfahren ....................................... 143
3.5.3 Vereinfachtes Berechnungsverfahren ..................................... 144
3.6 Druckstab ................................................................................ 144
3.7 Druck und Biegung ................................................................. 151
3.7.1 Querschnittstragfähigkeit ........................................................ 151
3.7.2 Näherungsverfahren für die M-N-Interaktion ......................... 161
3.7.3 Querkrafttragfähigkeit ............................................................. 171
3.8 Berechnung der Beanspruchungen .......................................... 171
3.9 Nachweis bei Druck und Biegung ........................................... 174
3.10 Verbundrahmen ....................................................................... 175
3.11 Berechnungsbeispiel ................................................................ 176

4 Verbunddecken .................................................................. 189


.
4.1 Allgemeines ............................................................................. 189
4.2 Herstellung und Beschichtung ................................................. 190
4.3 Verbundwirkung ...................................................................... 191
4.4 Allgemeines zur Bemessung von Verbunddecken .................. 194
4.5 Versagensarten ......................................................................... 196
4.6 Gebrauchstauglichkeitsnachweise ........................................... 198
4.7 Tragfähigkeitsnachweis der Verbunddecken ........................... 198
4.7.1 Querschnittstragfähigkeit ……………………......................... 198
4.7.2 Querkrafttragfähigkeit ……………………............................. 201
4.7.3 Nachweis der Längsschubtragfähigkeit ……………......... ..... 202
4.7.3.1 Längsschubtragfähigkeit nach dem m+k-Verfahren ……….... 202
4.7.3.2 Längsschubtragfähigkeit nach der Teilverbundtheorie ……… 204
4.7.4 Zusätzliche Endverankerung mit Kopfbolzendübel ……….… 206
4.7.5 Zusätzliche Bewehrung ……………………........................... 207
4.7.6 Bemessung im Brandfall ……………………......................... 207
4.8 Bemessungsbeispiele ……………………............................... 208
4.9 Additivdecke ……………………............................................ 224

5 Tragwerksbemessung für den Brandfall ................... 225


5.1 Einleitung ................................................................................. 225
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5.1.1 Allgemeines ............................................................................. 225


5.1.2 Brandschutzbemessung nach Eurocode 4 ................................ 226

XI
Inhaltsverzeichnis

5.2 Nachweiskonzept für Verbundstützen im Brandfall ............... 229


5.2.1 Grundlagen des vereinfachten Berechnungsverfahrens .......... 229
5.2.2 Zentrischer Druckstab ............................................................. 230
5.2.3 Druck und Biegung im Brandfall ............................................ 234
5.2.4 Querkrafttragfähigkeit im Brandfall ....................................... 235
5.2.5 Berechnung der Beanspruchungen im Brandfall .................... 235
5.3 Verbundstützen im Brandfall nach EC4 .................................. 240
5.3.1 Tabellenverfahren (Nachweisstufe 1) ...................................... 240
5.3.2 Vereinfachtes Berechnungsverfahren
(Nachweisstufe 2) .................................................................... 246
5.4 Vereinfachtes Berechnungsverfahren FRESH
(Nachweisstufe 2) ……...……………………….………….… 257
5.4.1 Grundlagen des Berechnungsverfahrens ................................. 257
5.4.2 Reduktionsfaktoren ……………………………………...…... 259
5.4.3 Druck und Biegung um die starke Achse ................................ 265
5.4.4 Druck und Biegung um die schwache Achse .......................... 274
5.5 Vereinfachtes Berechnungsverfahren FIRE-CHS
(Nachweisstufe 2) .................................................................... 276
5.5.1 Grundlagen des Berechnungsverfahrens .................................. 276
5.5.2 Reduktionsfaktoren .................................................................. 277
5.5.3 Druck und Biegung .................................................................. 281
5.6 Allgemeines Berechnungsverfahren ........................................ 290
5.7 Rohre mit Einstellprofilen
(Nachweisstufe 2) ..................................................................... 292
5.7.1 Aufteilung des Querschnittes .................................................... 292
5.7.2 Anwendungsgrenzen und Reduktionsfaktoren ......................... 293
5.7.3 Berechnungsbeispiel mit Imperfektionsmoment ...................... 297
5.8 Nachweis mit geometrischer Ersatzimperfektion ..................... 310
5.9 Verbundträger im Brandfall ...................................................... 314
5.9.1 Allgemeines .............................................................................. 314
5.9.2 Tabellenverfahren (Nachweisstufe 1) ....................................... 315
5.9.3 Vereinfachtes Berechnungsverfahren (Nachweisstufe 2) ......... 321

6 Konstruktive Details .......................................................... 331

7 Literaturverzeichnis ........................................................... 333

8 Stichwörterverzeichnis ...................................................... 337


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XII
1.1 Der Verbundbau – Anwendungsgebiete und Vorteile

1 Grundlagen
1.1 Der Verbundbau – Anwendungsgebiete und Vorteile
Neben den traditionellen Bauweisen des reinen Stahl- bzw. Massivbaus eröffnen
Verbundkonstruktionen aus Stahl und Beton eine Vielzahl von neuen
Möglichkeiten. Aufgrund der schubfesten Verbindung von biegesteifen
Stahlprofilen mit Betonquerschnitten entstehen Verbundtragwerke für Decken,
Träger und Stützen. Verbundtragwerke zeichnen sich durch hohe Tragfähig-
keiten bei kleinen Bauteilabmessungen sowie durch große Stützweiten aus.

Die Hauptanwendungsgebiete des Verbundbaus liegen im Brückenbau, im


Geschoss- und Industriebau (Beispiel siehe Abb. 1.1) sowie im Parkhausbau. In
Abb. 1.2 sind einige typische Querschnitte von Verbundbauteilen (Verbund-
stütze, Verbundträger und Verbunddecke) dargestellt.

Abb. 1.1 Geschossbau in Verbundbauweise


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1
1 Grundlagen

a) Verbundstützenquerschnitte

b) Verbundträgerquerschnitte

c) Verbunddeckenquerschnitt

Abb. 1.2 Typische Querschnitte im Verbundbau des Geschoss- und Industriebaus

Die Verbundbauweise zeichnet sich durch eine hohe Wirtschaftlichkeit aus. Von
Bedeutung sind hierbei besonders die kurzen Bauzeiten und die damit
verbundene Reduzierung der Kapitalkosten sowie die mögliche frühere Nutzung
der Gebäude. Große Stützweiten und kleine Bauhöhen führen zu einer hohen
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Nutzungsflexibilität. Kleine Außenabmessungen bei Verbundstützen vergrößern


zusätzlich die nutzbaren Geschossflächen.

2
1.1 Der Verbundbau – Anwendungsgebiete und Vorteile

Verbundbauweisen sind durch ihre weitgehende Vorfertigung und der


Ausführung stahlbaumäßiger Anschlusskonstruktionen bei der Montage nahezu
witterungsunabhängig und erfordern meist nur einen geringen Aufwand bei der
Baustelleneinrichtung.

Der äußerst geringe Flächenbedarf bei der Montage und der


Baustelleneinrichtung ermöglicht in Kombination mit den oft kurzen Bauzeiten
eine weitgehend problemlose Errichtung selbst komplizierter Gebäude z. B. in
Innenstadtbereichen mit geringen Flächen für die Lagerung und Baustellen-
einrichtung.

Die Montage der einzelnen Bauteile kann je nach Anforderungen geschoss- oder
achsweise erfolgen. Das Verlegen von Trägern und Profilblechen sowie das
anschließende Betonieren der Deckenplatten lassen sich oft optimal auf die
jeweiligen Erfordernisse abstimmen und ermöglichen einen frühen Beginn der
Ausbau- und Installationsarbeiten.

Die im Geschoss- und Industriebau häufig gestellten Anforderungen an den


Brandschutz können durch unterschiedliche Maßnahmen erfüllt werden. Neben
den konventionellen Putzbeschichtungen bzw. Plattenbekleidungen für die
entsprechende Brandschutzanforderung können ausbetonierte Stahlprofile
(Kammerbeton) verwendet werden, bei denen der Kammerbeton mit
Kopfbolzendübel und Bügelbewehrung aus Betonstahl verankert wird.
Ausführungsbeispiele sind in Abb. 1.3 dargestellt.

Putzbeschichtung Plattenbekleidung Kammerbeton

Abb. 1.3 Maßnahmen für den Brandschutz von Verbundquerschnitten (nach [8])
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3
1 Grundlagen

1.2 Verbundbaunorm
Die Bemessung und Konstruktion von Verbundtragwerken aus Stahl und Beton
wird im Folgenden nach DIN EN 1994-1-1 [N1] sowie dem zugehörigen
Nationalen Anhang (DIN EN 1994-1-1/NA) [N2] behandelt. Diese Norm ist in
Zusammenhang mit DIN EN 1993-1-1 [N3] sowie DIN EN 1992-1-1 [N4] zu
verwenden. Hinsichtlich der Bauausführung gilt DIN EN 1090-2 [N5] und DIN
EN 13670 [N6]. Soweit in DIN EN 1994-1-1 nichts anderes festgelegt ist, gelten
die vorgenannten technischen Regeln.

1.3 Sicherheitskonzept
Im Grenzzustand der Tragfähigkeit ist nachzuweisen, dass der Bemessungswert
der Beanspruchung Ed nicht größer ist als der Bemessungswert des Tragwider-
standes Rd.

Ed / Rd  1 (1.1)

Die Beanspruchungen folgen aus den Bemessungswerten der Einwirkungen FEd.

FEd eEd= gEd + qEd


Einwirkungen

Querschnitt
Tragwerk

Abb. 1.4 Einwirkungen auf das Tragwerk

Der maximale Tragwiderstand von Verbundtragwerken kann begrenzt werden


durch:
 lokales Beulen von Querschnittsteilen wie Steg und Flansch
 das Erreichen der Streckgrenze des Werkstoffes
 Instabilitäten wie Knicken und Biegedrillknicken
 das Erreichen der plastischen Grenztragfähigkeit des Querschnittes
 den Übergang des Tragwerkes oder eines Teiles in eine kinematische
Kette
 das Versagen von Verbindungen und der Verdübelung
 das Schubversagen der Stahlbetonplatte
 Ermüdung der Konstruktion.
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4
1.4 Bemessungswerte

Im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit sind Nachweise für die


Verformungen wegen des Erscheinungsbildes erforderlich sowie zur
Verhinderung von Schäden an nichttragenden Bauteilen und um eine
planmäßige Nutzung, z. B. bei Kranbahnen zu ermöglichen. Es dürfen keine
Schwingungen auftreten, die ein Unbehagen beim Menschen erzeugen oder
Schäden am Bauwerk verursachen. Die Rissbildung des Betons ist wegen des
Aussehens, der Dauerhaftigkeit und der Dichtigkeit zu begrenzen.
Für den Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit ist nachzuweisen, dass der
Bemessungswert der Beanspruchungen Ed (z. B. ermittelte Bauteilverformung)
nicht größer ist als der Bemessungswert des Gebrauchstauglichkeitskriteriums
Cd (z. B. zulässige Bauteilverformung).

Ed / Cd  1 (1.2)

1.4 Bemessungswerte
Es gilt das in DIN EN 1990 [N7] festgelegte Sicherheitskonzept. Für die
Einwirkungen gelten die maßgebenden Teile der DIN EN 1991 (z. B. [N8]).
Der Bemessungswert FEd ergibt sich mit dem Teilsicherheitsbeiwert F aus
FEd = F  FEk. Die charakteristischen Werte FEk sind in der DIN EN 1991
festgelegt. Für die ständigen Einwirkungen, wie z.B. die Eigenlast, gilt die
Bezeichnung GEd = G  GEk und für die veränderlichen Einwirkungen, wie z.B.
Verkehrslasten auf Decken, Schnee und Wind, QEd = Q  QEk.

Tabelle 1.1 Einwirkungskombination im Grenzzustand der Tragfähigkeit nach


DIN EN 1990, Abschnitt 6.4.3
Bemessungssituation für Einwirkungskombination
ständige und vorübergehende   G,j  Gk,j " "  Q,1  Qk,1 " "   Q,i  0,i  Qk,i
Einwirkungen Ed j 1 i 1

außergewöhnliche   GA,j  Gk,j " " Ad " "  1,1 oder  2,1   Qk,1 " "   2,i  Qk,i
Einwirkungen Ed j1 i 1

" " bedeutet: in Kombination mit

Tabelle 1.2 Einwirkungskombination im Grenzzustand der Gebrauchstauglich-


keit nach DIN EN 1990, Abschnitt 6.5.3
Bemessungssituation für Einwirkungskombination
charakteristische Kombination der  Gk,j " " Qk,1 " "   0,i  Qk,i
Einwirkungen Ed j1 i 1

häufige Kombination der  Gk,j " " 1,1  Qk,1 " "   2,i  Qk,i
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Einwirkungen Ed j1 i 1

quasi-ständige Kombination der  Gk,j " "   2,i  Qk,i


Einwirkungen Ed j1 i 1

5
1 Grundlagen

Tabelle 1.3 Teilsicherheitsbeiwerte für Einwirkungen (STR-Tragwerks- und


Querschnittsversagen) auf Tragwerke nach DIN EN 1990/NA,
Tabelle NA.A.1.2(B)
veränderliche außergewöhnliche
ständige Einwirkung
Einwirkung Einwirkung
ungünstige  G  1, 35  Q  1, 5  A  1, 0
Auswirkung
günstige Auswirkung  G  1, 0 Q  0 A  0

Tabelle 1.4 Kombinationsbeiwerte ψi für Einwirkungen auf Hochbauten nach


DIN EN 1990/NA, Tabelle NA.A.1.1
Veränderliche Einwirkungen 0 1 2
Nutzlasten im Hochbau (Kategorien siehe EN 1991-1-1)
Kategorie A: Wohn- und Aufenthaltsräume 0,7 0,5 0,3
Kategorie B: Büros 0,7 0,5 0,3
Kategorie C: Versammlungsräume 0,7 0,7 0,6
Kategorie D: Verkaufsräume 0,7 0,7 0,6
Kategorie E: Lagerräume 1,0 0,9 0,8
Kategorie F: Fahrzeuggewicht ≤ 30 kN 0,7 0,7 0,6
Kategorie G: 30 kN < Fahrzeuggewicht ≤ 160 kN 0,7 0,5 0,3
Kategorie H: Dächer 0 0 0
Schnee- und Eislasten, siehe DIN EN 1991-1-3
für Orte bis zu NN + 1000 m 0,5 0,2 0
für Orte über NN + 1000 m 0,7 0,5 0,2
Windlasten, siehe DIN EN 1991-1-4 0,6 0,2 0
Baugrundsetzungen, siehe DIN EN 1997 1,0 1,0 1,0
Sonstige Einwirkungen 0,8 0,7 0,5

Für die verschiedenen Werkstoffe (Baustahl, Profilbleche, Beton, Betonstahl,


Spannstahl und Kopfbolzendübel) sind die Teilsicherheitsbeiwerte nachfolgend
zusammengestellt.

Tabelle 1.5 Teilsicherheitsbeiwerte für die Bestimmung des Tragwiderstandes im


Grenzzustand der Tragfähigkeit
Kopfbolzen-
Baustahl, Profilbleche Beton Betonstahl
Bemessungssituation dübel

 M0  M1 C S V
ständige und vorüber-
1,00 1,10 1,50 1,15 1,25 bzw. 1,50
gehende Bemessungssituation
außergewöhnliche
1,00 1,00 1,30 1,00 1,00
Bemessungssituation
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Bemessungswert f yd  f y / M0 f yd  f y / M1 f cd  f ck / C fsd  fsk / S PRd  PRk / V

6
1.5 Werkstoffe

Bei der Berechnung der plastischen Querschnittstragfähigkeit wird fcd mit dem
Faktor 0,85 multiziert, ausgenommen betongefüllte Rohre. Für den
Teilsicherheitsbeiwert γM für Baustahl ist zu unterscheiden, ob für den
Tragsicherheitsnachweis ein Bauteil mit oder ohne Stabilitätsversagen wie
Biegeknicken und Biegedrillknicken vorliegt.
1. Der Teilsicherheitsbeiwert γM0 gilt für Tragsicherheitsnachweise, wenn
kein Stabilitätsversagen vorliegt.
2. Der Teilsicherheitsbeiwert γM1 gilt für den Nachweis des Stabilitäts-
versagens einzelner Bauteile mit dem Ersatzstabverfahren.
3. Der Teilsicherheitsbeiwert γM1 gilt für die Beanspruchbarkeit von
Querschnitten, wenn der Tragsicherheitsnachweis stabilitätsgefährdeter
Systeme mit Schnittgrößen nach Theorie II. Ordnung geführt wird
(1-1/NA, NDP zu 6.1(1)).
Für die Bemessungswerte der Gebrauchstauglichkeit gilt  F  1, 0 und  M  1, 0 .
Ermüdungsgefährdete Tragwerke werden hier nicht behandelt.

1.5 Werkstoffe
1.5.1 Beton
Für die charakteristischen Werte des Werkstoffs Beton gilt DIN EN 1992-1-1.
Betonfestigkeitsklassen kleiner als C20/25 und höher als C60/75 liegen
außerhalb des Anwendungsbereiches der Verbundbaunorm.
Der Faktor 0,85 berücksichtigt die Langzeiteinwirkungen für Normalbeton
und ist hier in fcd bereits berücksichtigt.

Tabelle 1.6 Charakteristische Werte der verschiedenen Betonfestigkeitsklassen


Betonfestig-
C20/25 C25/30 C30/37 C35/45 C40/50 C45/55 C50/60
keitsklassen
f ck 20 25 30 35 40 45 50
f cd  0,85  f ck / c 11,3 14,2 17,0 19,8 22,7 25,5 28,3
f ctm 2,2 2,6 2,9 3,2 3,5 3,8 4,1
Ecm 30 000 31 000 33 000 34 000 35 000 36 000 37 000
2
fck  charakteristische Zylinderdruckfestigkeit in N/mm
Ecm  Sekantenmodul in N/mm2
fctm  mittlere Zugfestigkeit in N/mm2
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7
1 Grundlagen

Kriechen und Schwinden


Mit Kriechen des Betons wird die Verformung (Verkürzung) unter einer
konstanten Spannung im Laufe der Zeit bezeichnet. Schwinden von Beton ist
die Verkürzung des Betons ohne Lastbeanspruchung. In Abbildung 1.5 ist die
Spannungsumlagerung in einer Stahlbetonstütze infolge von Kriechen und
Schwinden dargestellt. Aufgrund der Kriech- und Schwindverformung des
Betons vergrößert sich die Spannung in der Betonstahlbewehrung und verringert
sich die Spannung im Betonquerschnitt in Abhängigkeit von der Zeit.

s
NEd σc c

t
NEd t

Spannung in der Stahlbetonstütze Spannung im


Bewehrung unter Normalkraft Betonquerschnitt

Abb. 1.5 Spannungsumlagerung infolge von Kriechen und Schwinden in einer


Stahlbetonstütze

Im Wesentlichen sind die Kriech- und Schwindverformungen des Betons von


der Feuchte der Umgebung, den Abmessungen des Bauteils und der
Zusammensetzung des Betons abhängig. Das Kriechen wird des Weiteren
deutlich vom Reifegrad des Betons beim erstmaligen Aufbringen der Last sowie
von Dauer und Größe der Belastung beeinflusst. Bei der Ermittlung der
Kriechzahl  (t,t0) und der Schwinddehnung cs sind diese Einflüsse zu
berücksichtigen.

Die zum Zeitpunkt t vorhandene Gesamtdehnung des Betonkörpers unter


zeitlich konstanter Spannung c(t0) ergibt sich zu

 c (t )   cs (t , ts )   ci (t0 )   cc (t , t0 ) (1.3)
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8
1.5 Werkstoffe

Die einzelnen Verformungskomponenten in Gleichung 1.3 aus Kriechen und


Schwinden ergeben sich aus der Summe der Schwinddehnung εcs(t,ts), der
elastischen Dehnung εci(t0) und der Kriechdehnung εcc(t,t0) unter konstanten
Umgebungsbedingungen, d. h. eine konstante relative Luftfeuchte und
Temperatur. Der Zeitpunkt ts bezeichnet das Betonalter zu Beginn der
Trocknung und das Betonalter t0 bei Belastungsbeginn. Die Gesamtverformung
des Betons εc(t) strebt mit zunehmendem t einem rechnerischen Endwert
entgegen. In Abbildung 1.6 sind die Dehnungen eines Betonquerschnitts infolge
von Kriechen und Schwinden in Abhängigkeit von der Zeit skizzenhaft
dargestellt.

Dehnung
c(t)

eed d
εcccc(t,t
(t,t00))Kriechdehnung
Kriechdehnung

ciε(tci0(t)0Elastische
) ElastischeDehnung
Dehnung

Beton
cs(t,ts) Schwinden

Zeit t
Spannung
eed d
c(t)

t0 Zeit t
Abb. 1.6 Dehnungen eines Betonquerschnitts infolge Kriechen und Schwinden

Die Kriechdehnung des Betons εcc(t,t0) zum Zeitpunkt t =  darf gemäß DIN EN
1992-1-1, 3.1.4 (3) bei zeitlich konstanter kriecherzeugender Spannung wie folgt
berechnet werden:

c
 cc (  , t0 )     , t0   (1.4)
Ec
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9
1 Grundlagen

Hierbei ist:
 (, t0) Endkriechzahl
Ec Elastizitätsmodul (Tangentenmodul im Ursprung der
Spannungs-Dehnungs-Linie) nach 28 Tagen (Ec  1,05Ecm)
c zeitlich konstante Betonspannung
t0 Betonalter in Tagen bei Belastungsbeginn

In DIN EN 1992-1-1 darf für Normalbetone eine vereinfachte Ermittlung der


Endkriechzahl  (,t0) mit Hilfe von Nomogrammen (DIN EN 1992-1-1, Bild
3.1) vorgenommen werden. In Tabelle 1.7 sind die Endkriechzahlen φ (∞, t0) in
Abhängigkeit von der Betonfestigkeitsklasse, der Zementklasse, dem
Belastungsbeginn, der Lage des Bauteils und der wirksamen Dicke des Bauteils
zusammengestellt. Nach Heft 600 [34] vom DAfStB (Deutscher Ausschuss für
Stahlbeton) darf für t =  näherungsweise ein Zeitraum von 70 Jahren angesetzt
werden. Die Kriechzahl  (t,t0) für einen beliebigen Zeitpunkt t kann mit
folgender Beziehung ermittelt werden:
 (t , t 0 )   0   c (t , t 0 ) (1.5)

In Gleichung 1.5 stellt 0 die Grundzahl des Kriechens dar und βc(t,t0)
beschreibt die zeitliche Entwicklung der Kriechverformung. Die Werte ergeben
sich zu:

 0   RH   ( f cm )   (t0 ) (1.6)

Tabelle 1.7 Endkriechzahl φ(∞,t0) (Belastungsdauer von 70 Jahren)


Alter bei Lage des
Belastungs- Bauteils C20/25 C30/37
beginn t0 in (RH in %)
Tagen h0 = 2 · Ac / u [cm] h0 = 2 · Ac / u [cm]
10 50 100 150 10 50 100 150
1 5,97 4,65 4,25 4,08 4,89 3,84 3,53 3,39
3 4,88 3,80 3,48 3,33 4,00 3,14 2,88 2,77
Zemente der Klasse N

7 50 4,17 3,25 2,97 2,85 3,42 2,68 2,46 2,36


28 3,21 2,50 2,29 2,19 2,63 2,06 1,90 1,82
90 2,56 2,00 1,83 1,75 2,10 1,65 1,52 1,45
1 4,11 3,56 3,40 3,33 3,41 2,97 2,85 2,79
3 3,36 2,91 2,78 2,72 2,79 2,43 2,33 2,28
7 80 2,87 2,48 2,38 2,33 2,38 2,07 1,99 1,95
28 2,21 1,91 1,83 1,79 1,83 1,60 1,53 1,50
90 1,77 1,53 1,46 1,43 1,47 1,28 1,22 1,20
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Die Werte gelten für Beton der nicht länger als 14 Tage feucht nachbehandelt wurde und üblichen Umge-
bungsbedingungen ausgesetzt war (Temperaturen zwischen 10 °C und 30°C). Die kriecherzeugende Beton-
druckspannung darf 0,45 fck(t0) nicht überschreiten.

10
1.5 Werkstoffe

In Gleichung 1.6 ist:

 1  RH / 100
1  0,1  3 h für f cm  35 N/mm 2
 0
 RH  (1.7)
 1  1  RH / 100      für f cm  35 N/mm 2
 0,1  3 h0
1 2
  

16,8
 ( f cm )  (1.8)
f cm

1
 (t0 )  (1.9)
 0,1  t0,eff
0,2

0,3
 (t  t0 ) 
 c (t , t0 )    (1.10)
  H  t  t0 

1,5  1   0,012  RH 18   h  250  1500 für f cm  35 N/mm2


   0
H  
1,5  1   0,012  RH    h0  250   3  1500  3 für f cm  35 N/mm2
18


(1.11)
0,7 0,2 0,5
 35   35   35 
1     1,0  2     1,0  3     1,0 (1.12)
 f cm   f cm   f cm 

α
 9 
t0,eff  t0,T    1  0,5 Tage (1.13)
 2  t0,T 
1,2

n
tT   e
 (4000/ 273 T ( t i ) 13,65
  ti (1.14)
i 1
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11
1 Grundlagen

Parameter in Gl. 1.5 bis 1.14 sind:


t Betonalter zum betrachteten Zeitpunkt [Tage]
t0 tatsächliches Betonalter bei Belastungsbeginn [Tage]
t0,eff wirksames Betonalter bei Belastungsbeginn [Tage]
RH relative Luftfeuchte der Umgebung [%]
h0 wirksame Bauteildicke [mm] (h0 = 2Ac/u) (siehe Abb. 1.7)
Ac Querschnittsfläche [mm2]
u Umfang des Querschnitts [mm], welcher Trocknung ausgesetzt ist
fcm mittlere Zylinderdruckfestigkeit des Betons [N/mm²] (fcm = fck + 8 N/mm²)
αi Beiwerte zur Berücksichtigung des Einflusses der Betondruckfestigkeit
nach Gl. 1.12
α Beiwert zur Berücksichtigung der Festigkeitsentwicklung des Betons, in
Abhängigkeit vom Zementtyp
t0,T der Temperatur angepasstes Betonalter bei Belastungsbeginn in
Tagen
T(ti) Temperatur in °C im Zeit-Intervall ti
ti Anzahl der Tage, an denen die Temperatur T vorherrscht

b b

h h
Profil-
blech

u  2b ub
Ac b  h Ac b  h
h0  h h0  2  h

Abb. 1.7 Wirksame Bauteildicke (h0 =2Ac/u)

Tabelle 1.8 Beiwerte in Abhängigkeit vom Zementtyp


Zement- Festigkeitsklasse nach
Merkmal  as ds1 ds2
typ DIN EN 197-1
langsam
SL 32,5 N 1 800 3 0,13
erhärtend
normal oder
N, R 32,5 R; 42,5 N 0 700 4 0,12
schnell erhärtend
schnell erhärtend
RS 42,5 R; 52,5 N; 52,5 R 1 600 6 0,12
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oder hochfest

12
1.5 Werkstoffe

Als Schwinden bezeichnet man die Volumenabnahme des Betons, bedingt


durch Hydratation und Austrocknung. Hauptsächlich hängt das Schwindmaß
vom Wasserzementwert, dem Zementleimgehalt, der Zementart sowie von den
Lagerungsbedingungen ab. Die Austrocknung des Betons ist ein sehr langsam
ablaufender Prozess. Somit kann das Schwinden über Jahre andauern.

Bei Verformungsbehinderung eines Bauwerks kann es zu großen Spannungen


kommen, bis hin zur Entstehung von Bauwerksschäden. Zeitlich
unterschiedliche Feuchtigkeitsangleichungen zwischen Bauteilkern und
Bauteiloberfläche bei dicken Bauteilen führen weiterhin zu Eigenspannungen in
den einzelnen Bauteilen.

Die Schwinddehnung des Betons setzt sich aus den Anteilen Schrumpfdehnung
und Trocknungsschwinddehnung zusammen und darf für den Zeitpunkt t = 
wie folgt berechnet werden:

 cs   ca   cd (1.15)

Dabei ist
cs Schwinddehnung des Betons zum Zeitpunkt t = 
ca Schrumpfdehnung zum Zeitpunkt t = 
cd Trocknungsschwinddehnung zum Zeitpunkt t = 

In Tabelle 1.9 sind die Endschwindmaße εcs∞ (in ‰) in Abhängigkeit der


Betonfestigkeitsklasse, der Lage des Bauteils und der wirksamen Dicke des
Bauteils zusammengestellt (Zementklasse N).

Tabelle 1.9 Endschwindmaß εcs∞ (in ‰)

Lage des C20/25 C30/37


Bauteils
Zement
(RH in
h0 = 2 · Ac / u [cm] h0 = 2 · Ac / u [cm]
%)
10 50 100 150 10 50 100 150
50 0,57 0,41 0,41 0,41 0,53 0,39 0,39 0,39
Klasse N
80 0,33 0,24 0,24 0,24 0,32 0,24 0,24 0,24
Die Werte gelten für Beton, der nicht länger als 14 Tage feucht nachbehandelt wurde und üblichen
Umgebungsbedingungen ausgesetzt war (Temperaturen zwischen 10 °C und 30 °C).

Eine rechnerische Abschätzung der mittleren Schwinddehnungen über einen


Querschnitt für beliebige Zeitpunkte t kann mit folgenden Gleichungen erfolgen:
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 cs (t )   ca (t )   cd (t, ts ) (1.16)

13
1 Grundlagen

mit
 ca (t )  as (t )   ca () (1.17)

 cd (t , ts )   ds (t  ts )  kh   cd,0 (1.18)


 as (t )  1  exp  0, 2 t  (1.19)

 ca ()  2,5   f ck  10   106 (1.20)

(t  ts )
 ds (t  ts )  (1.21)
(t  ts )  0,04  h03

 cd,0  0,85   (220  110  ds1)  exp (ds2  fcm / 10) 106  RH (1.22)

 RH (RH)  1,55  1   RH / 100  


3
(1.23)
 

Dabei ist
cs(t) Gesamtschwinddehnung des Betons zum Zeitpunkt t
ca(t) Schrumpfdehnung zum Zeitpunkt t
cd(t,ts) Trocknungsschwinddehnung zum Zeitpunkt t
t Betonalter zum betrachteten Zeitpunkt [Tage]
ts Betonalter bei Austrocknungsbeginn [Tage]
fcm mittlere Zylinderdruckfestigkeit des Betons im Alter von 28 Tagen
[N/mm²] (fcm = fck + 8 N/mm²)
αas Beiwert zur Berücksichtigung des Zementtyps, siehe Tabelle 1.8
RH relative Luftfeuchte der Umgebung [%]
h0 wirksame Bauteildicke [mm] (h0 = 2Ac/u)
kh von der wirksamen Querschnittsdicke h0 abhängiger Beiwert

h0 [mm] 100 200 300  500


kh 1,00 0,85 0,75 0,70
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14
1.5 Werkstoffe

Beispiel: Ermittlung der Kriechzahl und des Schwindmaßes für einen


Verbundträger für verschiedene Zeitpunkte

Gegeben: Betonfestigkeitsklasse C20/25


Zement CEM I 42,5 N
Relative Luftfeuchte RH 50 % (Innenbauteil)
t0 = 28 Tage (Belastungsbeginn)
ts = 3 Tage (Austrocknungsbeginn)

Gesucht: a) Kriechzahlen nach t =  und t = 90 Tagen


b) Schwindmaße nach t =  und t = 90 Tagen

a) Kriechzahl nach t =  und t = 90 Tagen

Berechnung der wirksamen Bauteildicke h0:

2  Ac 2  2500 160
h0    160 mm
u 2  2500

Endkriechzahl nach t =  gemäß Tabelle 1.7:  (,t0) = 3,10 (interpoliert)

Kriechzahl nach t = 90 Tagen

N N
fcm  fck  8 2
 20  8  28
mm mm2
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  1

15
1 Grundlagen

1   2  3  1,0

1  RH / 100 1  50 / 100
 RH  1   1  1,92
0,1  3 h0 0,1  3 160

16,8 16,8
 ( f cm )    3,18
f cm 28

α 1
 9   9 
t0,eff  t0,T    1  28    1  24,2 Tage  0,5 Tage
 2  t0,T   2  28
1,2 1,2

1 1
 (t0 )    0,50
 0,1  t0,eff   0,1  24, 20,2 
0,2

 H  1,5  1   0,012  RH    h0  250


18
 
 1,5  1   0,012  50    160  250  490  1500
18
 

0,3 0,3
 (t  t0 )   (90  28) 
 c (t , t0 )      0,52
  H  t  t0   490  90  28 

0   RH    fcm     t0   1,92  3,18  0,5  3,05

Kriechzahl nach t = 90 Tagen:

  t, t0   0  c  t, t0   3,05  0,52  1,59

b) Schwindmaße nach t =  und t = 90 Tagen

Endschwindmaß nach t =  gemäß Tabelle 1.9: cs = 0,55 ‰ (interpoliert)


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16
1.5 Werkstoffe

Schwindmaß nach t = 90 Tagen

 ca ( )  2,5   f ck  10   106  2,5   20  10   106  2,5  105

  
 as (t )  1  exp  0, 2 t  1  exp  0, 2 90  0,85 
 ca (t )  as (t )   ca ()  0,85  (2,5 105 )  2,125 105

(t  ts ) (90  3)
 ds (t  ts )    0,72
(t  ts )  0,04  h03 (90  3)  0,04  1603

ds1  4 ds2  0,12

 RH (RH)  1,55  1   RH / 100    1,55  1   50 / 100    1,36


3 3
   

 cd,0  0,85   (220  110   ds1)  exp ( ds2  fcm / 10) 106  RH
 0,85   (220  110  4)  exp (0,12  28 / 10) 106  1,36  5,45 104

kh  0,91 interpoliert

 cd (t , ts )   ds (t  ts )  kh   cd,0
 0,72  0,91  5,45  104  3,57  104

 cs (t )   ca (t )   cd (t , ts )
 2,125  105  3,57  104  3,8  104   0,38‰
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17
1 Grundlagen

1.5.2 Baustahl

Für die charakteristischen Werte des Baustahls gilt die DIN EN 1993-1.
Tabelle 1.10 Charakteristische Werte für Baustahl
Werkstoffnorm Erzeugnisdicke t
und Stahlsorte [mm]
t ≤ 40 mm 40 mm< t ≤ 80 mm
fy fu fy fu
N/mm2 N/mm2 N/mm2 N/mm2
EN 10025-2
S235 235 360 215 360
S275 275 430 255 410
S355 355 490 335 470
S450 440 550 410 550
fy  Streckgrenze in N/mm2 fu  Zugfestigkeit in N/mm2

1.5.3 Betonstahl
Es gilt DIN EN 1992-1-1. Die Stahlsorte gibt den Wert der charakteristischen
Streckgrenze fsk in N/mm2 an. Bei Querschnitten der Klasse 1 und 2 und der
Berechnung der vollplastischen Querschnittstragfähigkeit darf bei auf Zug
beanspruchten Betongurten nur Betonstahl mit hoher Duktilität verwendet
werden. Geschweißte Betonstahlmatten dürfen in der Regel bei einer
Berechnung nach der Fließgelenktheorie nur berücksichtigt werden, wenn eine
ausreichende Duktilität zur Verhinderung eines vorzeitigen Versagens
nachgewiesen wird.

1.5.4 Kopfbolzendübel
Grenzscherkraft in Vollbetonplatten
Die Grenzscherkraft eines Kopfbolzendübels, bei dem ein automatisches
Schweißverfahren nach DIN EN ISO 14555 verwendet wird und der
Schweißwulst normale Abmessungen nach DIN EN ISO 13918 aufweist, ergibt
sich aus dem jeweiligen kleineren Wert der nachfolgenden Gleichungen:
>1,5d

d hsc

dw > 1,2 d
hw > 0,15 d
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Abb. 1.8 Kopfbolzendübel

18
1.5 Werkstoffe

 d2 1
PRd  0,8  f u   (a) (1.24)
4  V (1,25)
oder
1
PRd  0, 29    d 2  f ck  Ecm  (b) (1.25)
 V (1,50)
Gültigkeitsbereich: 16 mm  d  25 mm
Es bedeuten:
d Schaftdurchmesser des Dübels
hsc Gesamthöhe des Bolzens
fu spezifizierte Zugfestigkeit des Bolzenmaterials, die jedoch
höchstens mit 500 N/mm2 in Rechnung gestellt werden darf
fck charakteristischer Wert der Zylinderdruckfestigkeit
des Betons im maßgebenden Alter
Ecm Mittelwert des Sekantenmoduls für den Beton
  0, 2   hsc / d   1 für 3  hsc / d  4
 1 für hsc / d  4

Tabelle 1.11 Grenzscherkräfte PRd in kN für Kopfbolzendübel mit hsc/d > 4


(a) f u in N/mm2 (b) mit   1
d
mm 450
500 C20/25 C25/30 C30/37 C35/45 C40/50  C45/55
(Profilbleche)
25 157 (141) 93,6 106 120 132 143 nach (a)
22 122 (109) 72,5 82,4 93,1 102 111 nach (a)
19 90,7 (81,7) 54,1 61,4 69,4 76,1 82,6 nach (a)
16 64,3 (57,9) 38,3 43,6 49,2 54,0 58,6 nach (a)

Kopfbolzendübel bei Profilblechen hp ≤ 60 mm


b0 b0

hsc dp hc dp hc
h
hp sc hp
½ hp

Abb. 1.9 Profilbleche mit Rippen parallel zum Träger

Bei parallel zur Trägerachse verlaufenden Profilblechen liegen die Dübel in


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einem Bereich des Betongurtes, der die Gestalt einer Voute hat. Die
Grenzscherkraft des Dübels ist aus der Grenzscherkraft für Vollbetonplatten

19
1 Grundlagen

durch Multiplikation mit dem nachfolgenden Abminderungsbeiwert k1 zu


bestimmen.
b h 
kl  0,6  0   sc  1  1,0 mit hsc  hp  75 mm (1.26)
hp  hp 

Bei senkrecht zur Trägerachse verlaufenden Profilblechen ist die Grenz-
scherkraft des Dübels aus der Grenzscherkraft für Vollbetonplatten durch
Multiplikation mit dem nachfolgenden Abminderungsbeiwert kt zu bestimmen,
wenn die Profilblechhöhe hp kleiner als 85 mm, die Rippenbreite b0 nicht kleiner
als hp und der Schaftdurchmesser der Dübel bei Anwendung der
Durchschweißtechnik nicht größer als 20 mm bzw. bei vorgelochten
Profilblechen nicht größer als 22 mm ist.
0,7 b0  hsc 
kt     1  kt,max (1.27)
nr hp  hp 

nr Anzahl der Dübel je Rippe, maximal 2

Tabelle 1.12 Grenzwerte kt,max für den Abminderungsfaktor kt


Blechdicke t des Durch die Profilbleche Vorgelochte Profilbleche
Anzahl der
Profilbleches geschweißte Dübel und
Dübel je Rippe
[mm]   20 mm Dübel  19 und 22 mm
1,0 0,85 0,75
nr = 1
>1,0 1,00 0,75
1,0 0,70 0,60
nr = 2
>1,0 0,80 0,60

1.6 Dauerhaftigkeit
Die Anforderungen an die Dauerhaftigkeit von Verbundtragwerken sind in DIN
EN 1994-1-1 für die Stahl- und Betonbauteile durch einen Verweis auf die
jeweilige Grundnorm DIN EN 1993-1-1 bzw. DIN EN 1992-1-1 geregelt. Für
Stahlbauteile sind somit die Grundsätze der DIN EN 1993-1-1 für die
Konstruktion zu beachten. Die Dauerhaftigkeit für Betonbauteile wird durch
chemische und physikalische Einwirkungen aus den Umgebungsbedingungen
beeinflusst.
Für Stahlbauteile von Verbundtragwerken müssen im Hinblick auf die
Dauerhaftigkeit, insbesondere der Korrosionsschutz, die korrosionsgerechte
konstruktive Durchbildung nach DIN EN 1993-1-1 beachtet werden. Spezielle
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Anforderungen an die Verbundmittel sind in DIN EN 1994-1-1 im Abschnitt 4.2


geregelt. Mit den Anforderungen an die Dauerhaftigkeit bei Betonbauteilen soll
sichergestellt werden, dass Tragwerke oder einzelne Bauteile über die

20
1.6 Dauerhaftigkeit

vorgesehene Nutzungsdauer gegenüber allen möglichen Einwirkungen aus


Lasten, Zwangsbeanspruchungen oder Umwelteinflüssen bei einer
ausreichenden Wartung und Instandhaltung genügend standhalten.

Um die Dauerhaftigkeit eines Betonbauteils sicherzustellen, sind gemäß DIN


EN 1992-1-1 folgende Punkte zu beachten:
1. Bemessung gemäß den Grenzzuständen der Tragfähigkeit und
Gebrauchstauglichkeit
2. Konstruktive Durchbildung der Bauteile unter Beachtung einer
ausreichenden Betondeckung gemäß den Anforderungen für die
Sicherstellung der Dauerhaftigkeit
3. Zusammensetzung der Betone sowie Beachtung weiterer beton-
technologischer Maßnahmen gemäß DIN EN 206-1 [N9] sowie DIN
1045-2 [N10]
4. Bauausführung und Bauüberwachung gemäß DIN 1045-3 [N11] (z. B.
Hinweise zum Betonieren, Nachbehandlung usw.)

Werden die zuvor genannten Aspekte eingehalten, so kann man nach heutigem
Wissen davon ausgehen, dass bei einem üblichen Wartungsintervall Bauteile
mindestens 50 Jahre dauerhaft sind.

1.6.1 Expositionsklassen

Mit Hilfe der Expositionsklassen sind Umweltbedingungen festgelegt, die für


die Dauerhaftigkeit von Betonbauteilen relevant sind. Hierbei wird zwischen
Umweltbedingungen (Expositionsklassen) unterschieden, die
 eine Bewehrungskorrosion oder
 einen Betonangriff
auslösen können.

Tabelle 1.13 Expositionsklassen


Bewehrungskorrosion Betonangriff
XC Carbonatisierung (Carbonation) XF Frost und Frost-Tausalz (Freezing)
XD Chloride (Deicing salt) XA Chemischer Angriff (Chemical Attack)
XS Chloride aus Meerwasser XM Mechanischer Verschleiß
(Seawater) (Mechanical Abrasion)
Kein Angriffsrisiko
X0 Kein Angriffsrisiko
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Die einzelnen Expositionsklassen werden zusätzlich entsprechend dem Grad des


Angriffs mit 1 (geringer Angriff) bis maximal 4 (starker Angriff) abgestuft.

21
1 Grundlagen

Korrosion der Betonstahlbewehrung


Die beiden wichtigsten Korrosionsprobleme der Betonstahlbewehrung in
Betonbauteilen sind:
 Korrosion infolge Carbonatisierung des Betons (Expositionsklasse XC)
 Korrosion durch erhöhte Chloridgehalte (Expositionsklasse XD und XS).
Junger Beton bildet während der Hydratation Calciumhydroxid (Ca(OH)2) mit
einem pH-Wert von über 12,5. In dieser stark alkalischen Umgebung wird die
Oberfläche des Betonstahls passiviert und hiermit gegen Korrosion geschützt.
Kommt es zum Eintritt von Kohlendioxid CO2 in den oberflächennahen Beton,
so führt dies zur Carbonatisierung unter Bildung von Calciumcarbonat CaCO3
und Wasser (Ca(OH)2+CO2  CaCO3+H2O).
Diese Reaktion führt zu einer starken Reduzierung des pH-Wertes und somit zu
einer Neutralisierung des Betons im Bereich der oberflächennahen Bewehrung.
Sinkt der pH-Wert unter ca. 9,5 ab, so wird die passivierende Schutzschicht der
Betonstahloberfläche aufgehoben und es kann zur Korrosion der Bewehrung
kommen (siehe Abb. 1.10), sofern Sauerstoff und Feuchtigkeit bis zum Stahl
vordringen können.

Abb. 1.10 Typischer Carbonatisierungsschaden

Zusammenfassend kann somit festgestellt werden, dass eine Korrosion von


Bewehrungsstahl in Betonbauteilen nur dann möglich ist, wenn folgende
Bedingungen erfüllt sind:
1. Die Passivität des Betonstahls ist aufgehoben.
2. Es ist ein elektrischer Potentialunterschied vorhanden.
3. Der Bewehrungsstahl ist von einem Elektrolyt umgeben.
4. Der Sauerstoff hat zum Betonstahl Zutritt.
Ist im Beton eine ausreichende Menge an Chloriden vorhanden, so verläuft die
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Korrosion gegenüber der zuvor beschriebenen Korrosion in carbonatisiertem


Beton verändert ab. Gebundene Chloride bis etwa 0,4 % der Zementmasse sind

22
1.6 Dauerhaftigkeit

in der Regel unschädlich. Bei höheren Chloridgehalten sind ausreichend viele


Chloride gelöst und diese können die Passivschicht des Betonstahls
durchdringen und flächenhaft Rost verursachen. Hierfür müssen jedoch
zusätzlich die zuvor genannten Bedingungen 2 bis 4 der Korrosion aufgrund von
carbonatisiertem Beton vorhanden sein. Aufgrund der zuvor beschriebenen
Gefahren für die Korrosion der Betonstahlbewehrung durch Carbonatisierung
des Betons und Einwirkung von Chloriden müssen die einzelnen Bauteile in die
entsprechenden Expositionsklassen der Tabelle 1.14 eingeteilt werden. Einzelne
Bauteile können auch mehreren Expositionsklassen zugeordnet werden.
Aufgrund der Festlegung der entsprechenden Expositionsklassen müssen dann
die entsprechenden Mindestbetonfestigkeitsklassen und Betondeckungen
beachtet werden.

Tabelle 1.14 Expositionsklassen für Bewehrungskorrosion


Mindest-
Beispiele für die
Expositionsklassen für Bewehrungskorrosion betonfestig-
Zuordnung
keitsklasse
Kein
X0 Kein Angriffsrisiko Unbewehrte Bauteile C12/15
Angriffsrisiko
Trocken oder ständig Innenbauteile, Bauteile
XC 1 C16/20
nass unter Wasser
Wasserbehälter,
Carbona- XC 2 Nass, selten trocken C16/20
Gründungsbauteile
tisierungs-
induzierte Außenbauteile,
XC 3 Mäßige Feuchte C20/25
Korrosion a) Feuchträume
Wechselwasserzonen,
Wechselnd nass und
XC 4 Bauteile mit direkter C25/30
trocken
Beregnung
Sprühnebelbereich von
XD 1 Mäßige Feuchte C30/37 c)
Chlorid- Verkehrsflächen
induzierte XD 2 Nass, selten trocken Schwimmbecken C35/45 c)
Korrosion Wechselnd nass und Spritzwasserbereich,
XD 3 C35/45 c)
trocken Parkdecks b)
Außenbauteile in
XS 1 Salzhaltige Luft C30/37 c)
Chlorid- Küstennähe
induzierte XS 2 Unter Wasser Hafenbecken C35/45 c)
Korrosion aus Gezeiten,
Meerwasser XS 3 Spritzwasser- und Kaimauer C35/45 c)
Sprühnebelbereich
a) b) c) Fußnoten siehe Tabelle 1.15
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23
1 Grundlagen

Betonangriff
Der Betonangriff wird im Rahmen der DIN EN 206-1 und DIN EN 1992-1-1
durch drei unterschiedliche Angriffsarten berücksichtigt:
 Angriff durch Frost- oder Frost-Tausalz-Beanspruchung
(Expositionsklasse XF)
 Chemischer Angriff (Expositionsklasse XA)
 Beanspruchung durch mechanischen Verschleiß (Expositionsklasse XM)

Frost- und Frost-Tausalz-Schäden an Betonbauteilen treten in erster Linie


aufgrund der Volumenzunahme von ca. 10 Vol-% beim Phasenübergang von
Wasser zu Eis auf. Steht kein Expansionsraum zur Verfügung, so entsteht ein
Innendruck im Bauteil, der bei Überschreitung der Betonzugfestigkeit zu
Abplatzungen und somit zu typischen Frostschäden führt.
Die schädigende Wirkung des Frostes wird durch gleichzeitigen Einsatz von
Taumittel noch verstärkt. In DIN EN 206-1 und DIN 1045-2 wird bei der
Festlegung der Expositionsklassen zwischen vier Angriffsstufen des Frost- bzw.
Frost-Tausalz-Angriffs auf den Beton unterschieden (Angriffsgrad XF 1 bis
XF 4).

Betonkonstruktionen können durch die Einwirkung von Säuren, Salzen, Sulfate


usw. chemisch angegriffen werden. Je nach Wirkungsweise der angreifenden
Stoffe wird zwischen lösenden Angriffen (Säuren, salzhaltige Verbindungen und
Laugen) und treibenden Angriffen (Laugen) unterschieden. DIN EN 206-1 und
DIN 1045-2 unterscheiden bei der Festlegung der Expositionsklassen zwischen
drei Stufen des chemischen Angriffs auf den Beton (Angriffsgrad XA 1 bis
XA 3).

Bei Verschleißbeanspruchungen von Betonkonstruktionen wird zwischen


schleifender oder rollender Beanspruchung durch Verkehr (z. B. Hallenböden
oder Fahrbahnen), rutschender Beanspruchung durch Schüttgut (z.B.
Lagerflächen) und stoßartiger bzw. schlagender Beanspruchung (z. B. in
Werkstätten) unterschieden. DIN EN 206-1 und DIN 1045-2 unterscheiden drei
Angriffsstufen durch Verschleißbeanspruchung des Betons (Angriffsgrad XM 1
bis XM 3).
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24
1.6 Dauerhaftigkeit

Tabelle 1.15 Expositionsklassen für Betonangriffe


Mindest-
Beispiele für die beton-
Expositionsklassen für Betonangriff
Zuordnung festigkeits-
klasse
Mäßige
XF 1 Wassersättigung ohne Außenbauteile C25/30
Taumittel
Mäßige
Wassersättigung mit Sprühnebelbereich von C25/30 e)
XF 2
Taumittel oder Verkehrsflächen C35/45
Frost- Meerwasser
Tausalz-
Angriff Wasserbehälter, C25/30 e)
Hohe Wassersättigung
XF 3 Wasserwechselzonen
ohne Taumittel C35/45
(Süßwasser)
Tausalzbehandelte
Hohe Wassersättigung C30/37e) f)
Flächen,
XF 4 mit Taumittel oder
Meerwasser
Spritzwasserbereich, C40/50 h)
Parkdecks b)
XA 1 Schwach angreifend Behälter an Kläranlagen C25/30
Chemisch
XA 2 Mäßig angreifend Betonangreifende Böden C35/45 c)
angreifende
Umgebung Stark angreifende
XA 3 Stark angreifend C35/45 c)
Abwässer
XM 1 Mäßiger Verschleiß Verkehrsflächen C30/37 c)
Verschleiß- C30/37c) g)
XM 2 Schwerer Verschleiß Gabelstablerverkehr
beanspru- C35/45 c)
chung Verkehr mit
XM 3 Extremer Verschleiß C35/45 c)
Kettenfahrzeugen
a) Die Feuchteangaben beziehen sich auf den Zustand innerhalb der Betondeckung der Bewehrung. Im Allgemeinen
kann angenommen werden, dass die Bedingungen in der Betondeckung den Umgebungsbedingungen des Bauteils
entsprechen. Dies braucht nicht der Fall zu sein, wenn sich zwischen dem Beton und seiner Umgebung eine
Sperrschicht befindet.
b) Ausführung nur mit zusätzlichen Maßnahmen (z. B. rissüberbrückende Beschichtung).
c) Bei Verwendung von Luftporenbeton, z. B. auf Grund gleichzeitiger Anforderungen aus der Expositionsklasse XF,
eine Festigkeitsklasse niedriger; siehe auch Fußnote e).
d) Grenzwerte für Expositionsklassen bei chemischem Angriff siehe DIN EN 206-1 und DIN 1045-2.
e) Diese Mindestbetonfestigkeitsklassen gelten für Luftporenbeton mit Mindestanforderungen an den mittleren
Luftgehalt im Frischbeton unmittelbar vor dem Einbau nach DIN 1045-2.
f) Erdfeuchter Beton mit w/z ≤ 0,40 auch ohne Luftporen.
g) Diese Mindestbetonfestigkeitsklasse erfordert eine Oberflächenbehandlung des Betons nach DIN 1045-2,
z. B. Vakuumieren und Flügelglätten des Betons.
h) Bei Räumerlaufbahnen ohne Luftporen.
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25
1 Grundlagen

1.6.2 Betondeckung

Eine Mindestbetondeckung cmin der Bewehrung muss vorhanden sein, um


Folgendes sicherzustellen:
 Schutz der Bewehrung gegen Korrosion
 Sichere Übertragung von Verbundkräften

Besondere Anforderungen zur Sicherstellung eines ausreichenden


Feuerwiderstands der Bauteile sind der entsprechenden Brandschutznorm zu
entnehmen.

Die Mindestbetondeckung cmin darf zum Schutz gegen Korrosion in


Abhängigkeit von der maßgebenden Expositionsklasse nach Tabelle 1.14 nicht
kleiner als der entsprechende Wert nach Tabelle 1.16 sein. Für
Bauteiloberflächen mit mehreren zutreffenden Umgebungsbedingungen ist die
Expositionsklasse mit den höchsten Anforderungen maßgebend.

Die Betondeckung ergibt sich zu:

cnom  cmin  cdev (1.28)

mit
cnom Nennmaß der Betondeckung
cmin Mindestmaß der Betondeckung gemäß Tabelle 1.16
cdev Vorhaltemaß gemäß Tabelle 1.16

Tabelle 1.16 Betondeckung nach DIN EN 1992-1-1


Mindestbetondeckung Vorhaltemaß Nennmaß der
Betondeckung
Expositionsklasse cnom  cmin  cdev
cmin a) cdev c)
[mm] [mm] [mm]
XC1 10 10 20
XC2 / XC3 20 35
XC4 25 40
15
XD1 / XD2 / XD3 b) 40 55
XS1 /XS2 / XS3 40 55
a) Zur Sicherung des Verbundes der Betonstahlbewehrung cmin   (Stabdurchmesser des Betonstahls).
b) Im Einzelfall können besondere Maßnahmen zum Korrosionsschutz der Bewehrung nötig sein.
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c) cdev = 10 mm für Verbundanforderungen.

26
1.6 Dauerhaftigkeit

Das folgende Beispiel soll die Anwendung der zuvor erläuterten


Umgebungsbedingungen und die daraus folgenden Expositionsklassen zeigen.
Mit Hilfe der entsprechenden Expositionsklassen werden die
Mindestbetondruckfestigkeitsklassen und die erforderlichen Betondeckungen für
die unterschiedlichen Bauteile festgelegt. Als Beispielprojekt wird ein
zweigeschossiges Bürogebäude mit Tiefgarage dargestellt.

Mindest-
Beton-
Expositions- beton-
Pos. Bauteil Beschreibung deckung
klasse festigkeits-
cnom
klasse
XC3 (oben) Mäßige Feuchte
XD3 (oben) Chloridangriff (Taumittel)
Bodenplatte XM1 (oben) Mäßige Verschleiß-
C35/45 55 mm
1 der beanspruchung
Tiefgarage XC2 (unten) Gründungsbauteil, nass,
selten trocken
XC4 (oben) Wechselnd nass und trocken
XD3 (oben) Wechselnd nass und trocken
XF4 (oben) Hohe Wassersättigung mit
Rampe zur Taumittel C35/45 55 mm
2
Tiefgarage XM1 (oben) Mäßiger Verschleiß
XC2 (unten) Gründungsbauteil, nass,
selten trocken
Keller-
3 XC2 Gründungsbauteile C16/20 35 mm
außenwand
XC4 Direkt beregnetes
4 Außenwand Außenbauteil C25/30 40 mm
XF1 Außenbauteil
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Innen- XC1 Innenbauteile mit normaler


5 C16/20 20 mm
bauteile Luftfeuchte

27
1 Grundlagen

1.7 Begrenzung der Rissbreiten


1.7.1 Allgemeines und Grundlagen der Berechnung

In Betontragwerken ist bei einer Zug-, Biege-, Querkraft- oder


Torsionsbeanspruchung aus direkten äußeren Einwirkungen (Lasten) oder
indirekten Einwirkungen (Zwang) aufgrund der geringen Betonzugfestigkeit
eine Rissbildung nahezu unvermeidbar. Aus diesem Grund muss die Rissbreite
so begrenzt werden, dass
 die ordnungsgemäße Nutzung des Tragwerks gewährleistet ist,
 die Bewehrung für eine ausreichende Dauerhaftigkeit des Tragwerks
geschützt wird und
 deutlich sichtbare Risse vermieden werden (Ästhetik).

Für die Begrenzung der Rissbreite wird in DIN EN 1994-1-1, 7.4.1 auf die
Regelungen der DIN EN 1992-1-1, 7.3.1 verwiesen. In DIN EN 1992-1-1 sind
die geforderten Mindestanforderungen für alle Bauteile in Abhängigkeit von der
entsprechenden Expositionsklasse und bei Spannbetonbauteilen von der Art der
Vorspannung angegeben.

Die Anforderungen an die Begrenzung der Rissbreite, der Dekompression und


der Rechenwert der Rissbreite wk können der Tabelle 1.17 entnommen werden.
Werden jedoch höhere Anforderungen an Bauteile gestellt, wie z. B.
Wasserundurchlässigkeit, können strengere Begrenzungen erforderlich werden.

Tabelle 1.17 Anforderungen an die Begrenzung der Rissbreite und der


Dekompression in mm
maßgebende
XS1, XS2, XS3
Einwirkungs- X0, XC1 XC2, XC3, XC4
XD1, XD2, XD3 d)
kombination
Stahlbeton und Vor-
quasi-ständig 0,4 a) 0,3 0,3
spannung ohne Verbund
Vorspannung mit
häufig 0,2 0,2 b) c) 0,2
nachträglichem Verbund
Vorspannung mit häufig 0,2 0,2 b) Dekompression
sofortigem Verbund selten - - 0,2
a) Grenzrissbreite ohne Einfluss auf die Dauerhaftigkeit, sondern lediglich zur Wahrung des Erscheinungsbildes.
b) Außerdem ist der Nachweis der Dekompression unter der quasi-ständigen Einwirkungskombination erforderlich.
c) Sofern der Korrosionsschutz durch andere Maßnahmen sichergestellt ist, darf der Nachweis der Dekompression entfallen
(Zulassung des Spannverfahrens beachten).
d) Gegebenenfalls sind besondere Maßnahmen in Abhängigkeit vom Angriffsrisiko erforderlich.
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28
1.7 Begrenzung der Rissbreiten

Die Rissbreite ist von sehr vielen Einflussparametern abhängig. Die wichtigsten
Einflussparameter sind:
 Zugfestigkeit des Betons
 Verbundfestigkeit zwischen Beton und Betonstahl
 Dicke und Qualität der Betondeckung
 Anordnung der Bewehrung im Betonquerschnitt
 Form und Größe des Betonquerschnittes
 Verteilung der Zugspannungen über dem Querschnitt

Besonders die Betonzugfestigkeit und die Verbundfestigkeit sind aufgrund der


großen Unterschiede in der Bauausführung (Konstruktion, Bauausführung,
Nachbehandlung) sehr großen Streuungen unterworfen. Aus diesem Grund ist
eine „genaue Berechnung“ (besser Abschätzung) der zu erwartenden Rissbreiten
nicht möglich.

1.7.2 Mindestbewehrung

Nach DIN EN 1992-1-1, 7.3.2 ist für alle Stahlbeton- oder Spannbetonbauteile,
die durch Zugspannungen infolge Zwangseinwirkung (innerer oder äußerer
Zwang) beansprucht werden, eine ausreichende Mindestbewehrung zur
Begrenzung der Rissbreiten einzulegen. Die Mindestbewehrung ist hierbei unter
Berücksichtigung der Anforderungen an die Rissbreitenbegrenzung für die
Schnittgrößenkombination zu bemessen, die im Bauteil zur Erstrissbildung
führt.

Wenn nach DIN EN 1992-1-1, 7.3.2 ein Nachweis erforderlich ist, so muss in
allen Verbundträgerbereichen mit wahrscheinlicher Rissbildung eine Mindest-
bewehrung angeordnet werden. Bei der Berechnung der Spannungen sind die
Einflüsse aus dem Kriechen und den primären und sekundären Auswirkungen
aus dem Schwinden zu berücksichtigen.

Wenn keine genauere Ermittlung der Mindestbewehrung nach DIN EN


1992-1-1, 7.3.2(1) erfolgt, ist in der Regel in allen Betonquerschnittsteilen, die
durch Zwangsbeanspruchungen (z. B. primäre und sekundäre Beanspruchungen
aus Schwinden) und/oder direkter Beanspruchung aus äußeren Einwirkungen
auf Zug, eine Mindestbewehrung erforderlich. Bei Verbundträgern ohne
Spanngliedvorspannung ist folgende Mindestbewehrung erforderlich:
Act
As  ks  kc  k  f ct,eff  (1.29)
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s

29
1 Grundlagen

In Gleichung 1.29 ist:


As Querschnittsfläche der Betonstahlbewehrung in der Zugzone des
betrachteten Querschnitts oder Teilquerschnitts. Diese ist überwiegend am
gezogenen Querschnittsrand anzuordnen, mit einem angemessenen
Anteil aber auch so über die Zugzone zu verteilen, dass die Bildung
breiter Sammelrisse vermieden wird.
ks Beiwert, der die Abminderung der Normalkraft des Betongurtes infolge
Erstrissbildung und Nachgiebigkeit der Verdübelung erfasst und mit 0,9
angenommen werden darf.
kc Beiwert zur Berücksichtigung des Einflusses der Spannungsverteilung
innerhalb der Zugzone Act vor der Erstrissbildung sowie der Änderung des
inneren Hebelarmes beim Übergang in den Zustand II.
 c 
kc  0, 4  1   1 (1.30)
 k1  f ct,eff 
Für Gurte von Verbundträgern gilt abweichend von (1.30):
1
kc   0,3  1,0 (1.31)
hc
1
2  z0
k1 = 1,5 h/h' für Drucknormalkraft
= 2/3 für Zugnormalkraft
h Höhe des Querschnitts oder Teilquerschnitts
h' = h für h < 1,0 m h'= 1,0 m für h  1,0 m
hc Dicke des Betongurtes ohne Berücksichtigung von Vouten und Rippen
z0 Abstand zwischen den am ungerissenen Querschnitt ermittelten
Schwerachsen des Betongurtes und des Verbundquerschnitts, ermittelt mit
der Reduktionszahl n0 = Ea/Ecm für kurzzeitige Beanspruchungen bzw. für
den Zeitpunkt t0
k Beiwert zur Berücksichtigung von nichtlinear verteilten Eigen-
spannungen, der mit 0,8 angenommen werden darf
Act Fläche der Betonzugzone im Querschnitt oder Teilquerschnitt. Die
Zugzone ist derjenige Teil des Querschnitts oder Teilquerschnitts, der
unter der zur Erstrissbildung am Gesamtquerschnitt führenden
Einwirkungskombination im ungerissenen Zustand rechnerisch unter
Zugspannungen steht.
fct,eff Mittelwert der wirksamen Betonzugfestigkeit zum erwarteten Zeitpunkt
der Erstrissbildung. Für fct,eff dürfen die Werte fctm nach DIN EN 1992-1-1,
Tabelle 3.1 angenommen werden, wobei jeweils die zum Zeitpunkt der
Rissbildung maßgebende Betonfestigkeitsklasse zugrunde zu legen ist.
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Wenn der Zeitpunkt der Rissbildung nicht mit Sicherheit innerhalb der
ersten 28 Tage festgelegt werden kann, sollte mindestens eine
Zugfestigkeit von 3 N/mm2 für Normalbeton angenommen werden.

30
1.7 Begrenzung der Rissbreiten

s Zulässige Spannung in der Betonstahlbewehrung zur Begrenzung der


Rissbreite in Abhängigkeit vom Grenzdurchmesser s nach Tabelle 1.18

Die beiden Grenzwerte für zentrischen Zug (c = fctm) (Abb. 1.11) und reine
Biegung (c = 0) (Abb. 1.12) können unter Ansatz der Rissschnittgröße aus dem
Kräftegleichgewicht im Riss beim Übergang in den gerissenen Zustand
hergeleitet werden.
ct = fct,eff
Fs2

As2
FR Act FR

ht As1 Fs1

vor Rissbildung nach Rissbildung

Abb. 1.11 Modell für die Herleitung des Beiwertes kc unter zentrischem Zug

As   s  fct,eff  Act

f ct,eff  Act
As   kc = 1,0
s

Acc
Fcc Fcc

MR zI
zII MR
Act ht As1
Fct Fs1
ct = fct,eff
vor Rissbildung nach Rissbildung

Abb. 1.12 Modell für die Herleitung des Beiwertes kc unter reiner Biegung

Fs1  z II  0,5  f ct,eff  Act  z I mit zI / zII  0,8


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Fs1 0, 4  f ct,eff  Act


As    kc = 0,4
 s1  s1

31
1 Grundlagen

Die erforderliche Mindestbewehrung ist entsprechend der resultierenden


Zugkraft des Betongurtes im ungerissenen Zustand auf die obere und untere
Bewehrungslage zu verteilen. Bei Trägern mit Gurten aus Profilblech-
Verbunddecken darf auf eine untere Bewehrungslage verzichtet werden. Bei
Betongurten mit veränderlicher Dicke in Querrichtung ist bei der Ermittlung der
Mindestbewehrung die lokale Betongurtdicke zugrunde zu legen.

1.7.3 Begrenzung der Rissbreite

Die rechnerische Ermittlung der Rissbreite unter Last- und Zwangs-


beanspruchung erfolgt in DIN EN 1992-1-1 nach dem Nachweiskonzept von
König/Tue [27]. Dieses Berechnungsverfahren basiert auf rein mechanischen
Zusammenhängen und kann sowohl für Stahlbeton- als auch für Spannbeton-
bauteile angewendet werden. Im Folgenden wird das Berechnungsverfahren für
Stahlbetonbauteile erläutert.

F F

F
 = f (fctm, )
(Mitwirkung des
Abgeschlossene Rissbildung
Betons auf Zug) 3
 kaum Änderung der Rissanzahl

 1,3 Fcr Erstrissbildung


2  starke Änderung der Rissanzahl
 0,7 Fcr
Reiner Zustand II Zustand I
1
 keine Risse

Abb. 1.13 Rissbildung in einem Zugstab

Bei der Berechnung der Rissbreite muss grundsätzlich zwischen dem Zustand
der Einzelrissbildung und dem Zustand der abgeschlossenen Rissbildung
unterschieden werden. Wie in Abb. 1.13 zu erkennen ist, durchläuft ein Zugstab
bei Erhöhung der Last drei Phasen:

Phase 1 (Zustand I):


Die Betonspannungen liegen an jeder Stelle des Bauteils unterhalb der
Betonzugfestigkeit. Die Steifigkeit des Bauteils ist nicht abhängig von der
Belastungshöhe und kann durch den ideellen Querschnitt bestimmt werden. Es
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treten keine Dehnungsunterschiede zwischen Stahl und Beton auf.

32
1.7 Begrenzung der Rissbreiten

Phase 2 (Einzelrissbildung):
Wird an einer Stelle des Bauteils die Betonzugfestigkeit überschritten, entsteht
der erste Riss. Aus Gleichgewichtsgründen müssen sich dadurch die
Spannungen im Stahl an dieser Stelle erhöhen, während die Betonspannungen
an den Rissufern auf null zurückgehen (Abb. 1.14).

F As F

s
c

s(x)

c = fctm / Ec
c(x) x
lt lt lt lt lt lt

sr > 2 lt sr > 2 lt

Abb. 1.14 Bereich der Einzelrissbildung

Die Einleitungslänge der freiwerdenden Betonspannung in den Stahl wird als


Eintragungslänge lt definiert. Die Dehnungsunterschiede zwischen dem Beton
und dem Stahl im Bereich der Eintragungslänge werden im Allgemeinen als
„Schlupf“ bezeichnet. Die Einleitungslänge kann aufgrund der Bedingung
gleicher Beton- und Stahldehnungen am Ende der Eintragungslänge bestimmt
werden.
Aus den auftretenden Dehnungsunterschieden im Bereich der zweifachen
Eintragungslänge beidseitig des Risses ergibt sich die Rissbreite zu:

w  2  lt   sm   cm  (1.32)

Wird die Last am Zugstab weiter gesteigert, so nimmt die Rissanzahl zu. Der
Bereich zwischen den einzelnen Rissen verbleibt zunächst im Zustand I. Durch
die fortschreitende Rissbildung wird eine reine Zwangseinwirkung reduziert, so
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dass der Prozess der Rissbildung zum Stehen kommen kann.

33
1 Grundlagen

Phase 3 (Abgeschlossene Rissbildung):


Die Anzahl der Risse verändert sich ab einem bestimmten Lastniveau nur noch
sehr gering. Das Rissbild ist somit näherungsweise abgeschlossen (Abb. 1.15).

F As F

s
c
s(x)

s=(Ac,eff  fctm)/(Es  As)

c(x)
c=fctm/Ec x
lt lt

sr

Abb. 1.15 Bereich der abgeschlossenen Rissbildung

An keiner Stelle des Zugstabes wird die Zugfestigkeit des Betons mehr erreicht,
so dass eine weitere Lastzunahme zu keinen neuen Rissen führt, sondern zu
einer Verbreiterung der vorhandenen Risse. Der Abstand zwischen zwei Rissen
ist so gering, dass kein ungestörter Bereich mehr vorhanden ist. Im Fall der
abgeschlossenen Rissbildung sind entlang des gesamten Zugstabes
Dehnungsunterschiede zwischen Stahl und Beton vorhanden.
Beim abgeschlossenen Rissbild kann die Eintragungslänge nicht mehr mit Hilfe
der Verträglichkeitsbedingungen ermittelt werden, sondern muss über geeignete
Modellvorstellungen bestimmt werden.

w  sr   sm   cm  (1.33)

In DIN EN 1992-1-1 wird formell nicht zwischen dem Zustand der


Erstrissbildung und der abgeschlossenen Rissbildung unterschieden. Durch
einschränkende Bedingungen werden jedoch für die Herleitung der verwendeten
Formeln zur Begrenzung der Rissbreite die unterschiedlichen Randbedingungen
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berücksichtigt.

34
1.7 Begrenzung der Rissbreiten

Begrenzung der Rissbreiten nach DIN EN 1992-1-1


In DIN EN 1992-1-1 sind in Abschnitt 7.3.4 die allgemeinen Formeln zur
Berechnung der Rissbreite angegeben. Die Formeln können durch
vereinfachende Annahmen auf ein einfaches Nachweiskonzept zurückgeführt
werden. Man spricht in diesem Fall von einer Begrenzung der Rissbreite ohne
direkte Berechnung. Hierbei werden die Rissbreiten auf ein zulässiges Maß
begrenzt, indem in Abhängigkeit von der Stahlspannung folgende
Konstruktionsregeln für die Wahl und die Anordnung der erforderlichen
Bewehrung eingehalten werden:

 Bei einer Rissbildung infolge überwiegend indirekter Einwirkungen


(Zwang) durch die Einhaltung der Grenzdurchmesser nach Tabelle 1.18.
 Bei Rissen infolge überwiegend direkter Einwirkungen (Last-
beanspruchung) entweder durch Einhaltung der Grenzdurchmesser nach
Tabelle 1.18 oder der Stababstände nach Tabelle 1.19.

In Trägerbereichen, in denen der für den Grenzzustand der Tragfähigkeit


erforderliche Bewehrungsquerschnitt den Mindestbewehrungsquerschnitt nach
1.7.2 überschreitet, ist die Betonstahlspannung entweder in Abhängigkeit vom
Stabdurchmesser (Tabelle 1.18) oder in Abhängigkeit vom Stababstand (Tabelle
1.19) zu beschränken.

Die Spannungen s in der Betonstahlbewehrung sind unter Berücksichtigung der


Mitwirkung des Betons zwischen den Rissen zu ermitteln. Beim Nachweis der
Rissbreitenbeschränkung für den Kammerbeton von Verbundträgern darf der
Einfluss der Mitwirkung des Betons zwischen den Rissen bei der
Spannungsermittlung vernachlässigt werden.

Die Betonstahlspannung ergibt sich gemäß EN 1994-1-1, 7.4.3 zu

 s   s,o   s (1.34)

0,4  f ct,eff
 s  (1.35)
 st  s

A I
 st  (1.36)
Aa  I a
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35
1 Grundlagen

Dabei ist
s,o Betonstahlspannung infolge der auf den Verbundquerschnitt einwirkenden
Schnittgrößen unter Vernachlässigung von zugbeanspruchten Beton-
querschnittsteilen
fct,eff wirksame Betonzugfestigkeit
ρs Bewehrungsgrad des Betongurtes (ρs = As/Act)
Act Fläche der Betonzugzone des Betongurtes, die vereinfachend mit der
mittragenden Gurtfläche des Betongurtes angenommen werden darf
As gesamte Querschnittsfläche der in der Betonzugzone Act angeordneten
Längsbewehrung
A,I Fläche und das Flächenmoment zweiten Grades des Verbund-
querschnittes bei Vernachlässigung von zugbeanspruchten Beton-
querschnittsteilen und − falls vorhanden − ohne Berücksichtigung von
Profilblechen
Aa,Ia Fläche und das Flächenmoment zweiten Grades des Baustahlquerschnitts

Grenzdurchmesser
Der Nachweis der Rissbreite darf durch die Begrenzung des Stabdurchmessers auf den
folgenden Wert s nachgewiesen werden:

fct,eff
s  s*  (1.37)
fct,o

s* Grenzdurchmesser nach Tabelle 1.18


fct,o Bezugswert für die Betonzugfestigkeit mit fct,o = 2,9 N/mm2

Tabelle 1.18 Grenzdurchmesser s* zur Rissbreitenbegrenzung


Stahlspannung s Grenzdurchmesser der Stäbe [mm]
[N/mm2] in Abhängigkeit vom Rechenwert der Rissbreite wk
wk = 0,4 mm wk = 0,3 mm wk = 0,2 mm
160 40 32 25
200 32 25 16
240 20 16 12
280 16 12 8
320 12 10 6
360 10 8 5
400 8 6 4
450 6 5 -
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36
1.7 Begrenzung der Rissbreiten

Die Grenzdurchmesser der Tabelle 1.18 basieren auf dem Ansatz einer
wirksamen Betonzugfestigkeit von fct,o = 2,9 MN/m2 und Es = 200.000 N/mm2.

Grundgleichung der Tabelle 1.18 ist:

wk  3, 48  106
s  (1.38)
s*

Bei Anwendung der Tabelle muss deshalb eine Modifizierung der


Stabdurchmesser mit den folgenden Gleichungen vorgenommen werden, wenn
die Betonzugfestigkeit zum Zeitpunkt der Rissbildung kleiner als fct,0 ist. Für
höhere Betonzugfestigkeiten liegen die Werte der Tabelle 1.18 auf der sicheren
Seite.

Grenzabstände
Alternativ kann der Rissbreitennachweis bei überwiegender Lastbeanspruchung
durch Einhaltung der Stababstände nach Tabelle 1.19 geführt werden.

Tabelle 1.19 Höchstwerte der Stababstände zur Rissbreitenbegrenzung


Stahlspannung s Grenzwert der Stababstände [mm]
[N/mm2] in Abhängigkeit vom Rechenwert der Rissbreite wk
wk = 0,4 mm wk = 0,3 mm wk = 0,2 mm
160 300 300 200
200 300 250 150
240 250 200 100
280 200 150 50
320 150 100 -
360 100 50 -

Die Werte in Tabelle 1.19 wurden für eine einlagige Bewehrung mit d1 = 4 cm
ermittelt. Bei einer mehrlagigen Bewehrung werden zu große Stababstände mit
Hilfe der Tabelle 1.19 ermittelt. Bei solchen Bauteilen sollte der Nachweis zur
Beschränkung der Rissbreite durch die Einhaltung der zulässigen Grenzwerte
nach [35] geführt werden.
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37
2 Verbundträger

2 Verbundträger
2.1 Allgemeines
Ein Verbundquerschnitt setzt sich aus Teilquerschnitten mit unterschiedlichen
Werkstoffen zusammen. Man unterscheidet je nachdem welche Werkstoffe
miteinander verbunden werden, Stahlverbundkonstruktionen, Holzverbundkon-
struktionen, Glasverbundkonstruktionen usw. Dabei werden in einem Quer-
schnitt die unterschiedlichsten Werkstoffe kombiniert:
Stahlbeton  Beton und Betonstahl
Stahlverbundbau  Baustahl und Stahlbeton
Holzverbundbau  Holz und Stahlbeton
Sandwichkonstruktionen  Stahl und Kunststoff

Als Verbundkonstruktionen können auch Querschnitte angesehen werden, die


aus Spannbeton und Stahlbeton oder Baustählen aus verschiedenen Stahlsorten
bestehen. Es werden auch in Zukunft immer wieder neue Verbundkon-
struktionen entwickelt, wobei die für den jeweiligen Anwendungsfall günstigen
Werkstoffeigenschaften genutzt werden. Hier wird der Stahlverbundbau, kurz
Verbundbau genannt, behandelt.

2.2 Herstellung des Verbundträgers


Man unterscheidet je nach der Belastungsgeschichte bei der Herstellung des
Verbundträgers Träger mit Eigengewichtsverbund und Träger ohne Eigenge-
wichtsverbund. Beim Träger mit Eigengewichtsverbund wird der Stahlträger
während des Betonierens gleichmäßig unterstützt. Nach dem Abbau der
Hilfsstützen wirken alle Belastungen auf den Verbundquerschnitt. Sind nur ein
oder zwei Hilfsstützen vorgesehen, dann sind die Auflagerkräfte der Hilfsstützen
nach dem Abbau in entgegengesetzter Richtung als Belastungen anzusetzen.
Der Stahlträger kann durch Anheben der Hilfsstützen auch vorgespannt werden.
Beim Träger ohne Eigengewichtsverbund wird der Stahlträger während des
Betonierens nicht gleichmäßig unterstützt. Das Eigengewicht des Stahlträgers,
die Frischbetonlast mit Montagelast und Schalung wirken auf den Stahlträger,
die Ausbau- und Verkehrslasten auf den Verbundträger.
Die Herstellung des Verbundträgers beeinflusst bei den Querschnittsklassen 1
und 2 nicht die plastischen Grenzschnittgrößen. Sie ist dagegen beim Nachweis
der Gebrauchstauglichkeit stets zu berücksichtigen.
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38
2.3 Einstufung in Querschnittsklassen

2.3 Einstufung in Querschnittsklassen


Das Nachweisverfahren im Verbundbau ist wie im Stahlbau abhängig vom
örtlichen Beulen der gedrückten Gurte und Stege. Die Querschnitte werden je
nach ihrem Rotationsvermögen und der Beulgefährdung in 4 Querschnittsklas-
sen eingestuft. Zur Unterscheidung werden hier die Nachweisverfahren wie die
erforderliche Querschnittsklasse nummeriert.

Tabelle 2.1 Zuordnung der Querschnittsklassen zu den Nachweisverfahren


Beanspruchbarkeit erforderliche
Nachweisverfahren Tragwerksberechnung
des Querschnittes Querschnittsklasse
1 Plastisch Plastisch 1
2 Elastisch Plastisch 1 2
3 Elastisch Elastisch 1 2 3
Elastisches
4 Elastisch 4
Plattenbeulen

Das Nachweisverfahren 1 wird als Nachweisverfahren Plastisch-Plastisch oder


auch als Fließgelenkverfahren bezeichnet. Im üblichen Hochbau werden für
Verbundkonstruktionen vorwiegend Querschnitte der Querschnittsklasse 1 und 2
verwendet.

Tabelle 2.2 Max c/t für die plastische Querschnittsausnutzung


Druckspannungs-
max c / t verteilung Querschnittsklasse 2 Querschnittsklasse 1

456   396  
für   0,5 : c / t  für   0,5 : c / t 
13    1 13    1
41,5   36  
c für   0,5 : c / t  für   0,5 : c / t 
c  

10   9
c/t  c/t 
c  
c

10   9 
c/t  c/t 
c    
c

235
mit   f y in N/mm2 (2.1)
fy
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Bei Verbundquerschnitten ist die Lage der plastischen Nulllinie mit den Bemes-
sungswerten der Materialfestigkeiten zu bestimmen. Der günstige Einfluss des

39
2 Verbundträger

Kammerbetons auf die örtlichen Instabilitäten der Flansche und Stege darf bei
der Einstufung berücksichtigt werden, wenn der Kammerbeton bewehrt und an
den Stahlquerschnitt angeschlossen ist.

2.4 Wirksamer Querschnitt


Der Einfluss der Schubweichheit der Betongurtscheibe darf durch eine mittra-
gende Gurtbreite berücksichtigt werden. Die mittragende Gurtbreite beff ist
abhängig von der äquivalenten Stützweite Le.

Le = 0,25 (L1+L2) Le = 2 L3
für beff,2 für beff,4
Le = 0,85 L1 Le = 0,70 L2 b1 b0 b2
für beff,1 für beff,3 beff
be1 b0 be2

L1 L2 L3
L1/4 L1/2 L1/4 L2/4 L2/2 L2/4 Mitte zwischen z.B. Kragarm
den Trägern

beff,0 beff,1 beff,2 beff,3 beff,4

Abb. 2.1 Äquivalente Stützweite zur Ermittlung der mittragenden Breite

Für die Schnittgrößenermittlung darf eine konstante mittragende Breite feldwei-


se angenommen werden. Zwischen den Auflagern ist i. Allg. der Wert in Feld-
mitte, für Kragarme der Wert am Auflager zugrunde zu legen.
beff  b0   bei mit bei  Le / 8  bi (2.2)
Dabei ist
b0 der Achsabstand zwischen den äußeren Dübelreihen
bei die mittragende Breite der Teilgurte
Le äquivalente Stützweite Le
Für die Stützweite Le ist im Allgemeinen der Abstand der Momentennullpunkte
anzunehmen. Für durchlaufende Verbundträger, bei denen die Momentengrenz-
linie aus unterschiedlichen Laststellungen resultiert, sowie für Kragarme darf Le
und der Verlauf der mittragenden Breite nach Abb. 2.1 angenommen werden.
Wenn die Momentenverteilung durch die Tragfähigkeit und das Verfor-
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mungsverhalten von Anschlüssen beeinflusst wird, ist dies bei der Ermittlung
der äquivalenten Stützweite Le zu berücksichtigen.

40
2.5 Schnittgrößenermittlung

Die mittragende Breite an Endauflagern ergibt sich zu:


beff  b0    i  bei mit i   0,55  0,025  Le / bei   1,0 (2.3)
Dabei ist bei die mittragende Breite in Feldmitte des Endfeldes und Le die äqui-
valente Stützweite des Endfeldes.

2.5 Schnittgrößenermittlung
2.5.1 Allgemeines

Sind die Werkstoffe im elastischen Bereich, werden die Schnittgrößen nach der
Elastizitätstheorie berechnet. Sind die Werkstoffe zum Teil auch im plastischen
Bereich, sind die Schnittgrößen nach der Fließzonentheorie zu ermitteln. Eine
Berechnung nach der Fließgelenktheorie ist nur zulässig, wenn die in Abschnitt
2.5.2 genannten Voraussetzungen erfüllt sind. Für Nachweise der Gebrauchs-
tauglichkeit sind die Schnittgrößen in der Regel mit elastischen Berechnungs-
verfahren zu ermitteln. Dies gilt auch für den Nachweis der Ermüdung. Die
Schnittgrößen von Durchlaufträgern für den Nachweis der Tragfähigkeit dürfen
für Querschnittsklasse 1 nach der Fließgelenktheorie und für die Querschnitts-
klasse 2 nach der Elastizitätstheorie mit oder ohne Momentenumlagerung
berechnet werden.

2.5.2 Berechnung nach der Fließgelenktheorie

Die Beanspruchungen dürfen im Hochbau für den Grenzzustand der


Tragfähigkeit nach der Fließgelenktheorie I. Ordnung ermittelt werden, wenn:
 alle Bauteile und Verbindungen in Stahl- oder Verbundbauweise
ausgeführt werden,
 Einflüsse aus der Theorie II. Ordnung nicht zu berücksichtigen sind,
 bei allen Bauteilen, in denen Fließgelenke auftreten und bei denen die
Rotationsanforderungen nicht genauer nachgewiesen werden, die
wirksamen Querschnitte in Fließgelenken die Bedingungen der Quer-
schnittsklasse 1 erfüllen,
 in Bezug auf die vertikale Querschnittsachse (z.B. Stegachse bei I-Quer-
schnitten) symmetrische Baustahlquerschnitte vorhanden sind,
 der Stahlquerschnitt und stabilisierende Anschlussbauteile so ausgebildet
sind, dass kein Biegedrillknicken auftreten kann,
 an Stellen von Fließgelenken mit Rotationsanforderungen seitliche
Abstützungen vorhanden sind,
 Verbindungen bei Erreichen der plastischen Momententragfähigkeit auch
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unter Berücksichtigung von in Bauteilen und Verbindungen wirkenden


Normalkräften eine ausreichende Rotationskapazität aufweisen.

41
2 Verbundträger

Ein ausreichendes Rotationsvermögen liegt bei Durchlaufträgern im Hochbau


vor, wenn
 Baustähle S235, S275 oder S355 verwendet werden,
 der Kammerbeton und die im Druckbereich des Kammerbetons ange-
ordnete Bewehrung bei der Ermittlung der Momententragfähigkeit
vernachlässigt wird,
 im Bereich von Fließgelenken alle Querschnitte die Bedingungen der
Klasse 1 und in allen anderen Bereichen die Bedingungen der Klasse 1
oder 2 erfüllen,
 für jede Träger-Stützenverbindung nachgewiesen wird, dass eine ausrei-
chende Rotationskapazität vorhanden ist oder dass der Anschluss so
ausgebildet wird, dass die Momententragfähigkeit des Anschlusses nicht
kleiner als der 1,2fache Wert der vollplastischen Momententragfähigkeit
des angeschlossenen Querschnittes ist,
 sich zwei benachbarte Stützweiten bezogen auf die kleinere Stützweite in
ihrer Länge um nicht mehr als 50 % unterscheiden,
 die Stützweite des Endfeldes nicht größer als 115 % der Stützweite des
Nachbarfeldes ist,
 nur Betonstahl mit hoher Duktilität verwendet wird,
 in einem Feld, in dem mehr als die Hälfte der Bemessungslast auf einer
Länge von 1/5 der Stützweite konzentriert ist, die plastische Druckzonen-
höhe zpl nicht größer als 15 % der Gesamthöhe des Verbundträgers ist,
 der Druckflansch des Stahlträgers im Bereich von Fließgelenken seitlich
gehalten ist. Seitliche Halterungen sind in Längsrichtung in einem
Abstand anzuordnen, der die halbe Stahlträgerhöhe nicht überschreiten
darf.
Für die plastische Grenzlast gelten neben den Gleichgewichtsbedingungen 2
weitere Bedingungen:
1. kinematische Kette
2. Momentenfläche  M N,V,pl

Kinematischer Satz
Der kinematische Satz besagt, dass nur die erste Bedingung erfüllt ist. Wenn
eine kinematische Kette vorhanden ist, aber die Momentenfläche an irgendeiner
Stelle  M N,V,pl ist, dann ist die zugehörige Belastung größer als die plastische
Grenzlast. Unsichere Seite!

Statischer Satz
Der statische Satz besagt, dass nur die zweite Bedingung erfüllt ist. Wenn für
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einen beliebigen Gleichgewichtszustand die Momentenfläche stets  M N,V,pl ist,

42
2.5 Schnittgrößenermittlung

sich aber noch keine kinematische Kette gebildet hat, dann ist die zugehörige
Belastung kleiner als die plastische Grenzlast. Sichere Seite!
Der statische Satz ist ausreichend für die Bemessung und den Nachweis des
Systems. Das Nachweisverfahren nach der Fließgelenktheorie ist, wenn keine
Stabilitätsprobleme vorliegen, das wirtschaftlichste Berechnungsverfahren, da
man die kleinsten Querschnitte erhält.

2.5.3 Elastische Tragwerksberechnung

Durch die Rissbildung im Beton im Bereich der Stützmomente von Durchlauf-


trägern entsteht für die elastische Schnittgrößenermittlung ein verändertes stati-
sches System. Die Verbundbaunorm bietet für die Berechnung nach der Elasti-
zitätstheorie 2 Verfahren an:
Verfahren I: elastische Berechnung Verfahren II: elastische Berechnung
ohne Berücksichtigung der Rissbildung mit Berücksichtigung der Rissbildung

0,15 l1 0,15 l2
l1 l2 l1 l2
Ea I1 Ea I1 Ea I1 Ea I2 Ea I1

Abb. 2.2 Biegesteifigkeiten bei Durchlaufträgern für die Schnittgrößenermittlung

EaI1 Biegesteifigkeit des ungerissenen Querschnittes in Feldmitte, Betonstahl


kann vernachlässigt werden
EaI2 Biegesteifigkeit des gerissenen Querschnittes mit Betonstahl

Das Verfahren I basiert auf der Schnittgrößenberechnung mit konstanter Biege-


steifigkeit des ungerissenen Querschnittes. Die maximalen Momentenumlage-
rungen sind hier sehr groß, da diese die Reduzierung der Stützmomente durch
die Rissbildung und die mögliche Umlagerung aufgrund des vorhandenen
Rotationsvermögens enthalten. Beim Verfahren II wird die Reduzierung der
Stützmomente infolge der Rissbildung (1-1, 5.4.2.3) näherungsweise durch das
veränderte statische System erfasst. Die maximalen Momentenumlagerungen
berücksichtigen die Umlagerung aufgrund des vorhandenen Rotationsver-
mögens. Für Baustähle S235, S275 oder S355 gelten die Werte nach Tabelle 2.3.
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43
2 Verbundträger

Tabelle 2.3 Maximale Momentenumlagerung von negativen Biegemomenten an


Innenstützen
Querschnittsklasse im negativen
Klasse 1 Klasse 2
Momentenbereich
Verfahren I 40 % 30 %
Verfahren II 25 % 15 %

2.6 Elastische Grenztragfähigkeit


2.6.1 Grundlagen

Die folgenden Überlegungen können, wenn die Voraussetzungen übereinstim-


men, auch auf andere Verbundkonstruktionen übertragen werden.
Die elastische Grenztragfähigkeit kann berechnet werden, wenn zumindest
näherungsweise ein linear elastisches Verhalten der Werkstoffe angenommen
werden kann. Für die Berechnung werden weiterhin kleine Verformungen und
die Bernoulli-Hypothese vom Ebenbleiben des Querschnittes vorausgesetzt.

Mc
Sc εc σc


M zc, wc
Ma
Sa σa
ya κ
εa
+

Dehnung Spannung
za, wa

Abb. 2.3 Stahlträger und Betongurt ohne Verbund

In Abb. 2.3 ist ein Sonderfall eines Verbundträgers dargestellt. Der Betonträger,
hier als Betongurt bezeichnet, lagert auf einem Stahlträger. Der Betongurt ist in
der Verbundfuge nicht verdübelt. Es liegt damit kein Verbund vor. Hier bleiben
die Teilquerschnitte eben, d. h. die Dehnungslinie der beiden Teilquerschnitte
verlaufen parallel zueinander, verschieben sich aber gegeneinander in der
Verbundfuge.
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44
2.6 Elastische Grenztragfähigkeit

Dieses System kommt in der Praxis dann vor, wenn Stahlbetondecken, die auf
Stahlträgern gelagert sind, nicht planmäßig miteinander verbunden sind. Für
diesen Träger gilt bei einer Beanspruchung durch ein Biegemoment:
Die Verformung w des Verbundträgers ist gleich der Durchbiegung wa des
Stahlträgers und der Durchbiegung wc des Betongurtes. Dies gilt auch für die
Ableitungen der Verformung. Der negative Wert der 2. Ableitung der Verfor-
mung wird als Krümmung  bezeichnet. Die elastostatische Grundgleichung für
die Biegung ist die lineare Beziehung zwischen dem Biegemoment M und der
zugehörigen differentiellen Verformung  . Diese sind durch die Biegesteifigkeit
miteinander verknüpft. Die Krümmung  ist gleich der Neigung der
Dehnungslinie.
Das Gleichgewicht ergibt hier die Summe der Biegemomente der Teilquer-
schnitte.
Tragwerksberechnung: Elastisch
Querschnittstragfähigkeit: Elastisch
Verdübelung: kein Verbund
Querschnittsklasse: 1, 2, 3
Kinematische Verträglichkeit: (2.4)
w  wa  wc
w  wa  wc
w  wa  wc  
Elastostatische Grundgleichung: (2.5)
M a  Ea  I a  
M c  Ec  I c  
Gleichgewicht:
M  Ma  Mc
Daraus folgt für die Biegesteifigkeit dieses Verbundträgers: (2.6)
M  Ea  Ia    Ec  Ic     Ea  Ia  Ec  Ic     EI  
M  EI  
mit EI  E a  I a  E c  I c

Bei nicht planmäßig schubfest verbundenen Trägern addieren sich die einzelnen
Biegesteifigkeiten. Dieser Sonderfall verhält sich wie ein System mit parallel
geschalteten Federn 15. Entsprechend erhält man für die Teilschnittgrößen:
E I E I
Ma  a a  M Mc  c c  M (2.7)
EI EI
Für den Tragsicherheitsnachweis müssen die Spannungen im Stahlträger und
Betongurt ermittelt werden. Mit dem Werkstoffgesetz erhält man für den Stahl-
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querschnitt nach Abb. 2.3:

45
2 Verbundträger

M
 a  Ea   a  Ea    za  Ea   za (2.8)
EI
Für den Betongurt gilt entsprechend:
M
 c  Ec   c  Ec    zc  Ec   zc (2.9)
EI
Es ist nicht erforderlich, die Teilschnittgrößen zu berechnen. Dies führt insbe-
sondere bei starrem Verbund zu einfachen und verständlichen Beziehungen.
Unter Beachtung des Sicherheitskonzeptes werden die Spannungen den Grenz-
spannungen gegenübergestellt.
a c
1 1 (2.10)
f yd f cd
In der Praxis wird bei Stahlbetondecken, die auf Stahlträgern gelagert sind und
nicht planmäßig schubfest verbunden sind, die Beanspruchung allein dem Stahl-
träger zugewiesen.

2.6.2 Normalkraft

Eine zentrische Normalkraft N liegt dann vor, wenn in dem Verbundquerschnitt


nur eine konstante Dehnung  auftritt. Dies ist auch eine Bedingung für die
Berechnung der elastischen neutralen Achse (E.N.A.) des Verbundquerschnittes,
in der die Normalkraft N angreift.

σc
Sc Nc
+
ac
E.N.A a a
y S aa Na
N
Sa +

ε σa
z Dehnung Spannung

Abb. 2.4 Normalkraftbeanspruchung bei starrem Verbund

Es wird nun ein Verbundträger mit starrem Verbund betrachtet. Starrer Verbund
bedeutet, dass in der Verbundfuge zwischen dem Stahlträger und dem Beton-
gurt durch die gewählte Verdübelung keine gegenseitige Verschiebung auftritt.
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Deshalb gilt hier das Ebenbleiben des Gesamtquerschnittes.

46
2.6 Elastische Grenztragfähigkeit

Tragwerksberechnung: Elastisch
Querschnittstragfähigkeit: Elastisch
Verdübelung: starrer Verbund
Querschnittsklasse: 1, 2, 3
Kinematische Verträglichkeit:
  a  c
Elastostatische Grundgleichung:
N a  E a  Aa   a
N c  E c  Ac   c
Gleichgewicht:
N  Na  Nc
Daraus folgt für die Dehnsteifigkeit des Verbundträgers:
N  Ea  Aa    Ec  Ac     Ea  Aa  Ec  Ac     EA  
N  EA   (2.11)
mit EA  E a  Aa  E c  Ac
Bei planmäßig schubfest verbundenen Trägern addieren sich die einzelnen
Dehnsteifigkeiten. Der Träger verhält sich unter der Normalkraftbeanspruchung
wie ein System mit parallel geschalteten Federn. Entsprechend gilt für die
Teilschnittgrößen:
E A E A
Na  a a  N Nc  c c  N (2.12)
EA EA
Für den Tragsicherheitsnachweis müssen die Spannungen im Stahlträger und
Betongurt ermittelt werden. Mit dem Werkstoffgesetz erhält man für den
Stahlquerschnitt nach Abb. 2.4:
N
 a  Ea   a  Ea    Ea  (2.13)
EA
Für den Betongurt gilt entsprechend:
N
 c  Ec   c  Ec    Ec  (2.14)
EA
Es ist nicht erforderlich, die Teilschnittgrößen zu berechnen.
Für die elastische neutrale Achse (E.N.A.) gilt folgende Bedingung, da kein
Moment auftreten darf:
N a  a a  N c  a c bzw. N  a a  N c  a N  ac  N a  a
Nc Ec  Ac
aa  a  a
N EA
Ec  Ac Ea  Aa
aa   a ac  a (2.15)
Ea  Aa  Ec  Ac Ea  Aa  Ec  Ac
Für die Berechnung der elastischen neutralen Achse eines Querschnittes mit
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Teilflächen aus einem Werkstoff gilt:

47
2 Verbundträger

Ai  ei
eS 
Ai
Für die Berechnung der elastischen neutralen Achse eines Querschnittes mit
Teilflächen aus mehreren Werkstoffen gilt allgemein:
E  A  e
eS  i i i (2.16)
Ei  Ai
Für einen Querschnitt aus mehreren Werkstoffen sind anstatt der Teilflächen Ai
die Dehnsteifigkeiten EiAi der Teilflächen zu berücksichtigen. Der Querschnitt
aus einem Werkstoff ist ein Sonderfall der allgemeinen Formulierung nach
Gleichung (2.16).

2.6.3 Biegemoment

In der elementaren Theorie der Balkenbiegung ist zwischen dem Schwerpunkt


bzw. der Schwerachse und der elastischen neutralen Achse des Querschnittes zu
unterscheiden.
Besteht der Querschnitt nur aus einem Werkstoff, fallen die Schwerachse und
die elastische neutrale Achse zusammen. Für die Schwerachse gilt dann die
Bedingung, dass die Flächenmomente 1. Grades um die Schwerachse gleich null
sind.
 z  dA  0 (2.17)
Bei reiner Biegung muss dagegen die Summation der Spannungen über den
Querschnitt gleich null sein, da keine Normalkräfte auftreten dürfen. Man
bezeichnet die Achse mit der Spannung  = 0 als elastische neutrale Achse des
Querschnittes. Es gilt damit die folgende Bedingung:
  E   E  z 
  dA   E  z    dA  0 (2.18)
Da die Krümmung  eine Funktion der Stablängsachse ist, gilt damit für die
elastische neutrale Achse für einen Querschnitt aus mehreren Werkstoffen die
folgende Bedingung:
 E  z  dA  0 (2.19)
Für die Berechnung der elastischen neutralen Achse für einen Querschnitt aus
mehreren Werkstoffen ist stets der Elastizitätsmodul E des jeweiligen Flächen-
elementes als zusätzlicher Faktor zu berücksichtigen. Nur wenn der Elastizitäts-
modul E konstant ist, d. h. der Querschnitt aus einem Werkstoff besteht, gilt
wiederum Gleichung (2.17).
Das Biegemoment M erhält man, wenn die Spannungen  mit dem zugehörigen
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Hebelarm z über den Querschnitt integriert werden.


M     z  dA   E  z 2    dA     E  z 2  dA  EI   (2.20)

48
2.6 Elastische Grenztragfähigkeit

EI   E  z 2  dA (2.21)
EI ist die Biegesteifigkeit eines Querschnittes aus mehreren Werkstoffen wie
z.B. dem Verbundträger. Ein Trägheitsmoment kann nur für den Sonderfall
eines Querschnittes aus einem Werkstoff formuliert werden, z. B. auch für einen
Teilquerschnitt. Wie im Folgenden am Beispiel des Verbundträgers gezeigt wird
und auch allgemein nachgewiesen werden kann, gilt daher der „erweiterte
Steinersche Satz“, wenn anstatt des Flächenmomentes 2. Grades Ii die
Biegesteifigkeit EiIi und anstatt der Teilfläche Ai die Dehnsteifigkeit EiAi
eingesetzt werden.
Für den Verbundträger mit starrem Verbund gilt das Ebenbleiben des Quer-
schnittes für den Gesamtquerschnitt. Die Dehnung  in der elastischen neutralen
Achse ist gleich null. Mit der Krümmung  kann die Dehnung in jedem Punkt
des Querschnittes beschrieben werden. Für den Verbundträger mit starrem
Verbund gelten dann die folgenden Beziehungen:
Tragwerksberechnung: Elastisch
Querschnittstragfähigkeit: Elastisch
Verdübelung: starrer Verbund
Querschnittsklasse: 1, 2, 3

Mc
σc
Sc
εc0
Nc
ei ac a
S E.N.A
Ma
y aa
Sa κ
M εa0
σa Na
ε
+

z, w Dehnung Spannung

Abb. 2.5 Biegebeanspruchung bei starrem Verbund

Kinematische Verträglichkeit: (2.22)


w  wa  wc
w  wa  wc
w  wa  wc  
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Elastostatische Grundgleichung: (2.23)


M a  Ea  I a  
M c  Ec  I c  

49
2 Verbundträger

N a  E a  Aa   a0
N c  E c  Ac   c0
Gleichgewicht: (2.24)
M  M a  M c  Na  a
Na  Nc  0
Für die Krümmung  gilt:
 
  a0 c0
a
Für die Beziehung zwischen Na und  in Abhängigkeit von den Steifigkeiten
gilt:
Na  Nc
E a  Aa   a0   E c  Ac   c0
Ea  Aa
 c0     a0
Ec  Ac
Ea  Aa  E A 
 a0   c0   a0    a0   a0  1  a a   a  
Ec  Ac  Ec  Ac 
a  Ec  Ac
 a0    a 
Ea  Aa Ea  Aa  Ec  Ac
1
Ec  Ac
E A E A
N a  Ea  Aa   a0  a a c c  a   (2.25)
Ea  Aa  Ec  Ac
Daraus folgt für die Biegesteifigkeit des Verbundträgers:
M  M a  M c  Na  a
Ea  Aa  Ec  Ac 2
M  Ea  I a    Ec  I c     a 
Ea  Aa  Ec  Ac
 E A E A 
M   Ea  I a  Ec  I c  a a c c  a 2   
 Ea  Aa  Ec  Ac 
M  EI   (2.26)
Ea  Aa  Ec  Ac 2
mit EI  Ea  I a  Ec  I c  a
Ea  Aa  Ec  Ac
Diese aufwändige Herleitung ist aber nicht erforderlich. Denn für die
Berechnung der Biegesteifigkeit eines Querschnittes mit Teilflächen aus
verschiedenen Werkstoffen gilt der erweiterte Steinersche Satz. Für einen
beliebigen Bezugspunkt mit der Koordinate ei erhält man:
EI  Ei  I i  Ei  Ai  ei2 (2.27)
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Die Biegesteifigkeit des Verbundträgers mit starrem Verbund bezogen auf den
Schwerpunkt lautet damit:
EI  Ea  I a  Ec  I c  Ea  Aa  aa2  Ec  Ac  ac2

50
2.6 Elastische Grenztragfähigkeit

Ec  Ac Ea  Aa
Mit aa   a ac  a
Ea  Aa  Ec  Ac Ea  Aa  Ec  Ac
Die Umformung mit Gleichung (2.15) für die Abstände aa und ac liefert das
gleiche Ergebnis wie die Gleichung (2.26).
Für den Tragsicherheitsnachweis müssen die Spannungen im Stahlträger und
Betongurt ermittelt werden. Mit dem Werkstoffgesetz erhält man für den Stahl-
querschnitt nach Abb. 2.5:
M
 a  Ea   a  Ea    z  Ea   z
EI
M
 a  Ea   z (2.28)
EI
Für den Betongurt gilt entsprechend:
M
 c  Ec   c  Ec    z  Ec   z
EI
M
 c  Ec   z (2.29)
EI

2.6.4 Biegemoment und Normalkraft

Stahlquerschnitt:
N M
 a  Ea   Ea  z (2.30)
EA EI
Betongurt:
N M
 c  Ec   Ec  z (2.31)
EA EI

2.6.5 Bewehrung im Druckbereich

Die Bewehrung im Betongurt wird, wenn dieser im Druckbereich liegt, im


Allgemeinen vernachlässigt. Sonst werden der Schwerpunkt und die Biege-
steifigkeit des Verbundträgers mit den allgemeingültigen Gleichungen ermittelt.
E  A  e
eS  i i i (2.16)
Ei  Ai
EI  Ei  I i  Ei  Ai  ei2  EA  eS2 (2.32)
mit EA   Ei  Ai
Für den Elastizitätsmodul Es der Bewehrung kann im Verbundbau näherungs-
weise der Elastizitätsmodul Ea des Baustahles eingesetzt werden.
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51
2 Verbundträger

Ac As1
Sc
As2
ei

S
y Sa
Aa

z
Abb. 2.6 Bewehrung im Betongurt im Druckbereich

2.6.6 Bewehrung im Zugbereich

Ist der Betongurt im Zugbereich, liegt der Zustand II für Stahlbeton vor. Der
Betongurt ist gerissen und kann keine Zugspannungen aufnehmen. Der Schwer-
punkt und die Biegesteifigkeit des Verbundträgers werden mit den allgemein-
gültigen Gleichungen berechnet.

bc
As1
d1
hc

As2

S
y

Abb. 2.7 Bewehrung im Betongurt im Zugbereich

Durch die Mitwirkung des Betons zwischen den Rissen, die auch als tension
stiffening bezeichnet wird, wird die Steifigkeit im Bereich des gerissenen Beton-
gurtes erhöht. Diese erhöhte Steifigkeit im Zustand II wird meist vernachlässigt.
Sie kann aber durch den modifizierten Elastizitätsmodul Es,mod der Bewehrung
7541014/10787806875Biblio

folgendermaßen berücksichtigt werden 27:

52
2.6 Elastische Grenztragfähigkeit

Es
Es,mod  mit  s  E s   s (2.33)
Ac,eff  f ctm
1  0, 4 
As  Es   s
Für den Wirkungsbereich der Bewehrung Ac,eff gilt nach DIN 1045-1, Bild 53,
z. B. für die Bewehrung As,1
h
Ac,eff  bc  2,5  d1  bc  c (2.34)
2

2.6.7 Verbundträger der Querschnittsklasse 4

Bei Verbundträgern mit Stahlträgern, die in die Querschnittsklasse 4 eingestuft


werden, ist zusätzlich für die beulgefährdeten Querschnittsteile der Nachweis
des Plattenbeulens nach DIN EN 1993-1-5 zu führen. Die Grundlagen für diesen
Nachweis sind in 16 angegeben.

2.6.8 Querkraft

Bei dem Nachweis Elastisch-Elastisch für die Querkraft eines Verbundquer-


schnittes sind die Schubspannungen  den Grenzschubspannungen Rd gegen-
überzustellen.
a c
1 1 (2.35)
 a,Rd  c,Rd
 a
hc c
b b
a c
max 
y S

a

z, V

Abb. 2.8 Querkraft im Verbundträger

Für den Stahlquerschnitt gilt nach DIN EN 1993-1-1


fy
 a,Rd  (2.36)
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3  M
Die Grenzschubspannung für Stahlbeton ist in DIN EN 1992-1-1 nicht direkt
angegeben. Sie kann aber der Gleichung (12.1) im Abschnitt 12.3.1(2) für

53
2 Verbundträger

Bauteile aus unbewehrtem Beton entnommen werden. Dabei wird vorausgesetzt,


dass die Betonzugspannungen im Grenzzustand der Tragfähigkeit stets kleiner
als
f f
 c,Rd  f ctd,pl   ct,pl  ctk;0,05  0,7  ctk;0,05 (2.37)
c c
fctk;0,05  0,85  f ctm der untere Quantilwert der Betonzugfestigkeit
 c =1,5
 c,Rd  fctd  0,397  fctm (2.38)

Für die Berechnung der Schubspannungen  eines Querschnittes mit Teilflächen


aus einem Werkstoff gilt:
V  S

I b
Für die Berechnung der Schubspannungen  eines Querschnittes mit Teilflächen
aus mehreren Werkstoffen infolge der Querkraft V gilt entsprechend:
V  Ei  Si
 (2.39)
EI  b
EI Biegesteifigkeit des Verbundträgers
Si Flächenmoment 1. Grades um die y-Achse
Aus den Schubspannungen  in der Verbundfuge b-b nach Abb. 2.8 können die
Längsschubkräfte vb pro Längeneinheit ermittelt werden, die für die Konstruk-
tion und Berechnung der Verbundmittel notwendig sind. Der Verlauf der
Längsschubkräfte entspricht dem Querkraftverlauf.
E  S
vb  V  i i (2.40)
EI
Die Schubspannungen  im Plattenanschnitt a-a nach Abb. 2.8 sind sehr groß
und liegen erheblich über den Grenzspannungen c,Rd des Betons. Deshalb ist
eine Querbewehrung vorzusehen, die diese Längsschubkräfte aufnehmen. Aus
den Schubspannungen  im Plattenanschnitt a-a können die Längsschubkräfte va
pro Längeneinheit ermittelt werden, die für die Konstruktion und Berechnung
der Querbewehrung notwendig sind.
E  S
va  V  i i (2.41)
EI
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54
2.7 Kriechen des Betons

2.7 Kriechen des Betons


2.7.1 Einfluss des Kriechens

Das Kriechen des Betons ist eine lastabhängige Zunahme der Verformung und
ist abhängig vom Zeitpunkt t0 des Beginns und der Dauer t der Belastung. Diese
Einflüsse werden durch die Kriechzahl (t,t0) erfasst. Oft ist es ausreichend, die
Endkriechzahl (,t0) zu berechnen.
Bei dem statisch unbestimmten System des Verbundquerschnittes entzieht sich
der Betonquerschnitt durch die lastabhängige Zunahme der Verformung der
Beanspruchung und es kommt zu einer Umlagerung der Teilschnittgrößen. Der
Stahlquerschnitt übernimmt einen größeren Anteil der Beanspruchung. Der
Einfluss des Kriechens kann direkt durch einen reduzierten Elastizitätsmodul EL
bzw. die daraus folgende Biegesteifigkeit EIL des Verbundträgers berücksichtigt
werden.
E Ecm
EL  cm  (2.42)
nc 1   L   (t , t 0 )

Kurzzeitige Beanspruchung: Biegesteifigkeit


Ecm Ecm
L  0 E0    Ecm EI0
nc 1  0   (t , t 0 )
Konstante ständige Beanspruchung:
E Ecm
 L   P  1,10 EP  cm  EI P
nc 1  1,10   (t , t0 )
Zeitabhängige sekundäre Beanspruchungen aus dem Kriechen:
E Ecm
 L   PT  0, 55 EPT  cm  EI PT
nc 1  0,55   (t , t0 )
Primäre und sekundäre Beanspruchung aus dem Schwinden:
E Ecm
 L   S  0,55 ES  cm  EIS
nc 1  0,55   (t , t0 )
Beanspruchung aus Vorspannung mittels planmäßig eingeprägter Deformation:
E Ecm
 L   D  1,50 ED  cm  EI D
nc 1  1,50   (t , t0 )

Bei der Berechnung der Schnittgrößen, Spannungen und Verformungen ist der
Einfluss des Kriechens durch die reduzierte Biegesteifigkeit EIL des Betons zu
berücksichtigen.
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55
2 Verbundträger

2.7.2 Kriechen des Einfeldträgers

Es soll zunächst ein statisch bestimmter Einfeldträger unter einer konstanten


ständigen Beanspruchung untersucht werden. Es wird das maximale Biegemo-
ment und die maximale Durchbiegung berechnet und miteinander verglichen.
e

EIL
l

Abb. 2.9 Kriechen des Einfeldträgers

1. Zeitpunkt t = 0
e l2 5 e  l4
EI L  EI 0 M0  f0  
8 384 EI 0
2. Zeitpunkt t = 
e l2 5 e l4
EI L  EI P MP  fP  
8 384 EI P
Man erkennt, dass bei statisch bestimmten Trägern sich die Biegemomente
infolge des Kriechens nicht ändern. Es gilt:
M0  MP
Dies bedeutet, dass zwischen dem Zeitpunkt t = 0 und dem Zeitpunkt t = 
keine Änderungen der Schnittgrößen stattfinden und damit keine zeitabhängigen
sekundären Beanspruchungen auftreten. Dagegen ist das Verformungsverhalten
sehr unterschiedlich. Da EIP < EI0 ist, nimmt die Durchbiegung vom Zeitpunkt
t = 0 bis zum Zeitpunkt t =  zu.
Die Spannungen in dem Verbundträger sind jedoch stets zeitabhängig, da sich
der Verlauf der Dehnungslinie ändert. Sie sind mit dem reduzierten Elastizitäts-
modul EL und der daraus folgenden Biegesteifigkeit EIL des Verbundträgers
nach Gleichung (2.28) und (2.29) zu berechnen.

2.7.3 Kriechen des Durchlaufträger

EIL EIL
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l l
Abb. 2.10 Kriechen des Durchlaufträgers

56
2.7 Kriechen des Betons

Bei einem Durchlaufträger mit konstantem Querschnitt ändern sich die


Schnittgrößen nicht. Es gelten die Bedingungen wie bei dem Einfeldträger.
Durch die Rissbildung im Beton im Bereich der Stützmomente von Durchlauf-
trägern entsteht dagegen ein verändertes statisches System mit unterschiedlichen
Biegesteifigkeiten im Stütz- und Feldbereich. In diesem Fall ändern sich die
Schnittgrößen zwischen dem Zeitpunkt t = 0 und dem Zeitpunkt t = . Es treten
zeitabhängige sekundäre Beanspruchungen auf.
Dies soll an einem Zahlenbeispiel nach dem Verfahren II nach Abb. 2.10
erläutert werden.
Systemlänge: l1  l2  10, 0 m
Konstante Bemessungslast: ed  10 kN/m
Zeitpunkt t = 0 : EI 0  300 000 kNm2 EI a  100 000 kNm 2
Zeitpunkt t =  EI P  200 000 kNm2 EI a  100 000 kNm 2
Zeitabhängige sekundäre Beanspruchungen aus dem Kriechen:
EI PT  250 000 kNm 2 EI a  100 000 kNm 2

Die Momentenflächen für den Zeitpunkt t = 0 und dem Zeitpunkt t =  sind


unterschiedlich. Das Stützmoment vergrößert sich zeitabhängig von M0 = 86,0
kNm auf MP = 100 kNm. Die zugehörigen Feldmomente verkleinern sich ent-
sprechend. Die Differenz der beiden Momentenflächen ist die zeitabhängige
Beanspruchung des Durchlaufträgers. Die tatsächliche Momentenfläche liegt
oberhalb der Momentenlinie für den Zeitpunkt t = , da für den Anteil der

zeitabhängigen Beanspruchung die Biegesteifigkeit EIPT > EIP ist.

System und Belastung


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57
2 Verbundträger

Zeitpunkt t = 0: M0-Fläche mit EI 0  300 000 kNm2 und EI a  100 000 kNm 2

Zeitpunkt t = : MP-Fläche EI P  200 000 kNm2 EI a  100 000 kNm 2

Es können aber näherungsweise die beiden Nachweise für den Zeitpunkt t = 0


und dem Zeitpunkt t =  geführt werden, da im Allgemeinen das Stützmoment
nur geringfügig anwächst.
Die genauere Berechnung soll am Beispiel des symmetrischen Zweifeldträgers
gezeigt werden. Die Verformungen am statisch bestimmten Hauptsystem wach-
sen vom Zeitpunkt t = 0 bis zum Zeitpunkt t =  infolge des Kriechens an. Für
die Berechnung der statisch Unbestimmten, hier das Stützmoment, sind die
Endtangentenwinkel φ und die gegenseitige Verdrehung  am mittleren Aufla-
ger zu bestimmen. Die Berechnung der Verformungen erfolgt mit dem
Programm GWSTATIK.
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Zeitpunkt t = 0: w0-Fläche mit EI 0  300 000 kNm2 und EI a  100 000 kNm 2

58
2.7 Kriechen des Betons

0
10  1,6931 mrad
100  10
0
 0
 10 
 2  1,6931  3,3862 mrad

Zeitpunkt t = : wP-Fläche EI P  200 000 kNm2 EI a  100 000 kNm 2


P
10  2,3115 mrad
10P  10
P
 P
 10 
 2  2,3115  4,623 mrad

Zeitpunkt t = 0: w01-Fläche mit EI 0  300 000 kNm2 und EI a  100 000 kNm 2
0
11  0,01969 mrad
110  11
0
 0
 11 
 2  0,01969  0,03938 mrad

Zeitpunkt t = : wP1-Fläche EI P  200 000 kNm2 EI a  100 000 kNm 2


P
11  0,02310 mrad
 
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11P  11
P P
 11  2  0,0231  0,04620 mrad

59
2 Verbundträger

Zeitpunkt t = : wPT1-Fläche EI PT  250 000 kNm 2 EI a  100 000 kNm 2


PT
11  0,02105 mrad
11PT  11
PT

PT
 11 
 2  0,02105  0,0421 mrad
10
Für das unbekannte Stützmoment gilt: M 
11
Zeitpunkt t = 0:
0 3,3862
M 0   100    86,0 kNm
11 0,03938
Zeitpunkt t =  ohne zeitabhängige sekundäre Beanspruchungen:
P 4,623
M P   10P    100,1 kNm
11 0,0462
Zeitpunkt t =  mit zeitabhängigen sekundären Beanspruchungen:
Die Verformungen sind, um die zeitabhängigen sekundären Beanspruchungen
zu berücksichtigen, in zwei Anteile aufzuteilen:

10P  100  10P  100 
Für den ersten Anteil gilt die Biegesteifigkeit EIP. Der zweite Anteil folgt aus
dem Kriechen des Betons. Deshalb ist hier die Biegesteifigkeit EIPT zu
berücksichtigen.
0 3,3862
M P   10P    73,3 kNm
11 0,04620

M PT 
 P
10
0
 10     4,623  3,3862   29, 4 kNm
11PT 0,0421
M  73,3  29,4  102,7 kNm
Damit erhält man folgende Momentenflächen:
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60
2.7 Kriechen des Betons

Zeitpunkt t = : MP-Fläche EI P  200 000 kNm2 EI a  100 000 kNm 2

Zeitpunkt t = : MPT-Fläche EI PT  250 000 kNm 2 EI a  100 000 kNm 2


Die Spannungen sind für den Zeitpunkt t =  getrennt für die beiden Systeme
und Belastungen zu berechnen und dann zu überlagern, da die Biegesteifig-
keiten unterschiedlich sind. Dies gilt auch für die Berechnung der Durchbie-
gung.
Zeitpunkt t = :
M M
 a  Ea  P  zP  Ea  PT  zPT (2.43)
EI P EI PT
M M
 c  EP  P  zP  EPT  PT  zPT (2.44)
EI P EI PT
Zeitpunkt t = 0:
M M
 a  Ea  0  z0  c  E0  0  z0 (2.45)
EI 0 EI 0
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61
2 Verbundträger

2.8 Schwinden des Betons


2.8.1 Modell für das Schwinden

Aus dem Schwinden des Betons resultieren bei Verbundtragwerken Eigenspan-


nungen im Verbundquerschnitt sowie Krümmungen und Längsdehnungen in
Bauteilen. Diese Eigenspannungen, die in statisch bestimmten Tragwerken und
bei Vernachlässigung der Verträglichkeitsbedingungen auch in statisch unbe-
stimmten Tragwerken auftreten, werden als primäre Beanspruchungen bezeich-
net. Die primären Beanspruchungen rufen in statisch unbestimmten Tragwerken
aufgrund der Verträglichkeitsbedingungen zusätzliche Zwangsbeanspruchungen
hervor. Diese werden als sekundäre Beanspruchungen bezeichnet (1-1,
5.4.2.2(6)). In Trägerbereichen, in denen der Betongurt als gerissen
angenommen wird, dürfen bei der Ermittlung der sekundären Beanspruchungen
aus dem Schwinden die Auswirkungen aus der primären Beanspruchung infolge
Schwindens vernachlässigt werden (1-1, 5.4.2.2(8)).
starrer Enddübel

X  cs ( )  l
u
l Ea, Aa

Ec, Ac

Abb. 2.11 Modell für Schwinden

Die Einflüsse aus primären und sekundären Beanspruchungen infolge des


Schwindens und Kriechens des Betongurtes sind im Allgemeinen zu berück-
sichtigen. Sie dürfen bei der Schnittgrößenermittlung für den Grenzzustand der
Tragfähigkeit mit Ausnahme des Grenzzustandes der Ermüdung für Verbund-
tragwerke vernachlässigt werden, wenn alle Querschnitte die Bedingungen der
Querschnittsklasse 1 oder 2 erfüllen und keine Biegedrillknickgefahr besteht
(1-1, 5.4.2.2(7)). Die Verformungen aus Schwinden sind dagegen bei dem
Gebrauchstauglichkeitsnachweis auch bei Verbundtragwerken der Querschnitts-
klasse 1 oder 2 zu berücksichtigen. Die Beanspruchungen durch das Schwinden
des Betons stellen einen Eigenspannungszustand dar. Die Berechnung der
Beanspruchungen soll mit dem Modell nach Abb. 2.11 für einen symmetrischen
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Querschnitt erläutert werden.

62
2.8 Schwinden des Betons

Trennt man das Betonbauteil vom Stahlbauteil, kann das Betonbauteil


ungehindert schwinden. Das Betonbauteil verkürzt sich. In der Verbundfuge
zwischen dem Stahlbauteil und dem Betonbauteil wirken nun unbekannte
Dübelkräfte, die die kinematische Verträglichkeit zwischen den beiden
Bauteilen wiederherstellt. In dem Betonbauteil entstehen Zugkräfte und in dem
Stahlbauteil Druckkräfte. Am unteren Ende, dem Schwindruhepunkt, sind die
Dübelkräfte gleich null und erreichen am oberen Rand ihren maximalen Wert.
Der Verlauf hängt von den Steifigkeiten des Stahlbauteils, des Betonbauteils
und der Federsteifigkeit der Dübel ab. Genauere Untersuchungen zeigen, dass
die Federsteifigkeit der Kopfbolzendübel so groß ist, dass die Verträglichkeit
durch konzentrierte Dübelkräfte am oberen Rand erfolgt. Diese Tatsache ist
auch in die Norm eingegangen (1-1, 6.6.6.1(1)). Konzentrierte Längsschubkräfte
aus den primären Beanspruchungen infolge des Schwindens dürfen nach DIN
18800-Teil 5, Element 934, bei duktilen Verbundmitteln dreieckförmig auf eine
Einleitungslänge beff verteilt werden. Deshalb ist das Modell eines einzigen
„kräftigen Dübels am Rande“ eine sehr gute Näherung für die Beanspruchung
des Verbundbauteils durch das Schwinden.
Zwischen dem Stahlbauteil und dem Betonbauteil wirkt die unbekannte
Normalkraft X. Es gilt die folgende Verträglichkeitsbedingung:
u a  u c  u cs   cs (  )  l
Mit der elastostatischen Grundgleichung für den Normalkraftstab gilt:
X l X l
   cs ()  l
Ea  Aa ES  Ac
E A E A E A E A
X  a a S c   cs ( )  a a S c   cs ()
Ea  Aa  ES  Ac EAS
Spannungen im Stahlquerschnitt:
X X E A
 a     Ea    Ea  S c   cs ( ) (2.46)
Aa Ea  Aa EAS
mit EAS  E a  Aa  ES  Ac
Spannungen im Betonquerschnitt:
X X E A
 c     ES    ES  a a   cs () (2.47)
Ac Ec  Ac EAS

2.8.2 Schwinden des Einfeldträgers

Es soll zunächst ein statisch bestimmter Einfeldträger untersucht werden. Bei


einem Verbundträger liegt ein unsymmetrischer Querschnitt für das Schwinden
vor. Trennt man wie in Abb. 2.12a) den Betongurt vom Stahlträger, kann der
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Betongurt ungehindert schwinden. Der Betongurt verkürzt sich. Im Betongurt ist


eine Zugkraft Ncs erforderlich, um diese Verkürzung rückgängig zu machen.

63
2 Verbundträger

 c  ES   cs (  )
N cs  ES  Ac   cs (  )
Wird gedanklich dann der starre Verbund wie in Abb. 2.12b) wiederhergestellt,
wirkt eine Druckkraft Ncs im Schwerpunkt des Betongurtes auf den Verbund-
träger. Der Verbundträger wird damit durch eine zentrische Druckkraft Ncs und
ein konstantes Biegemoment Mcs belastet.
M cs  N cs  ac

 cs ( )  l

Ncs Ncs

a)

Ncs
Ncs ac
S

b)
l
Mcs Mcs
Ncs Ncs
c)

Abb. 2.12 Berechnungsmodell für Schwinden des Verbundträgers

Die Überlagerung liefert für die Normalkräfte das gleiche Ergebnis wie bei dem
symmetrischen Querschnitt.
Für den Eigenspannungszustand des Verbundträgers gelten die folgenden
Gleichungen: (2.48)
N cs  ES  Ac   cs (  )
M cs   N cs  a c
EAS  E a  Aa  ES  Ac
Ea  Aa  ES  Ac 2
EIS  Ea  I a  ES  I c  a
EAS

Die Schnittgrößen des Einfeldträgers unter Schwinden sind:


N   N cs
M  M cs
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64
2.8 Schwinden des Betons

Die Spannungen erhält man mit den Gleichungen (2.30) und (2.31), wobei
jedoch die Zugspannungen in dem abgetrennten Betongurt zu berücksichtigen
sind.
N M
 a  Ea   Ea   zS (2.49)
EAS EIS
N M N
 c  ES   ES   zS  cs (2.50)
EAS EIS Ac
Da das Moment konstant ist, sind die Querkräfte gleich null. Für die
Durchbiegung unter Schwinden gilt:
1 M  L2
s   (2.51)
8 EIS

2.8.3 Schwinden des Durchlaufträgers

Es gelten die gleichen Überlegungen wie bei dem Einfeldträger und die
Gleichungen (2.49) bis (2.51). Das Biegemoment Mcs wirkt dagegen am
Durchlaufträger mit den zugehörigen Biegesteifigkeiten. Der Biegemomenten-
verlauf für das Schwinden soll im folgenden Beispiel für die Einheitsbelastung
Mcs = 10 kNm aufgezeigt werden.
Mcs Mcs Mcs

EIS EIa EIS

Abb. 2.13 Schwinden des Durchlaufträgers

Systemlänge: l1  l2  10, 0 m
Einheitslast: M cs  10 kNm
Primäre und sekundäre Beanspruchung aus dem Schwinden:
EI a  100 000 kNm 2 EIS  250 000 kNm2
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65
2 Verbundträger

Abb. 2.14 System, Belastung und typische MS-Fläche und N-Fläche

Es treten unter dem Schwinden im Durchlaufträger auch geringe Querkräfte auf.

2.9 Plastische Grenztragfähigkeit


2.9.1 Plastisches Werkstoffverhalten

Bei der Berechnung von Verbundquerschnitten darf das plastische Werk-


stoffverhalten des Baustahles als auch das nichtlineare Werkstoffverhalten des
Betons näherungsweise durch konstante Spannungsblöcke mit dem Bemes-
sungswert der Festigkeit fid berücksichtigt werden. Es werden hier einfach- oder
doppeltsymmetrische Querschnitte behandelt. Das Erläuterungsbeispiel nach
Abb. 2.15 ist ein einfacher Verbundquerschnitt aus einem Betongurt und einem
Rechteckquerschnitt aus Baustahl.
Bei reiner Biegung muss die Summation der Spannungen über den Querschnitt
gleich null sein, da keine Normalkräfte auftreten dürfen. Man bezeichnet die
Achse mit der Spannung  = 0 als plastische neutrale Achse (P.N.A.) des
Querschnittes. Es gilt damit die folgende Bedingung:
  dA   fid  dA   fid  Ai   Ni  0 (2.52)
mit Ni  Ai  fid
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66
2.9 Plastische Grenztragfähigkeit

bc
fcd
Sc Nc
hc 1 −
− x2 No
a fyd
ha Sa 2 Nu
+

fyd
ba

Abb. 2.15 Erläuterungsbeispiel für die plastische Grenztragfähigkeit

Da die Spannungsblöcke konstant sind, kann das Integral durch die Summe
ersetzt werden. Wird der Verbundquerschnitt durch eine Normalkraft N bean-
sprucht, gilt entsprechend
 Ni  N (2.53)
Den Bemessungswert der Momententragfähigkeit des Verbundquerschnittes MRd
erhält man, wenn die Spannungen  mit dem zugehörigen Hebelarm z über den
Querschnitt integriert werden.
M Rd     z  dA   fid  zi  dA
M Rd   fid  zi  Ai (2.54)
Die Gleichung (2.54) erlaubt zwei unterschiedliche Interpretationen, die zu
demselben Ergebnis führen. Für jeden Spannungsblock wird die zugehörige
Normalkraft Ni und der Schwerpunkt der Fläche Ai berechnet. Die Momenten-
tragfähigkeit MRd ist die Summe der Momente um die Bezugsachse mit der
Koordinate zi . Diese Betrachtung ist sehr anschaulich.
N i  Ai  f id
MRd   Ni  zi (2.55)
Es besteht aber auch die Möglichkeit, zunächst die Fläche Ai mit der zugehö-
rigen Koordinate zi zu multiplizieren. Diese Größe wird als plastisches Wider-
standsmoment Wpl,i bezeichnet. Anschließend werden diese Widerstandsmomen-
te mit der zugehörigen Festigkeit fid multipliziert und über den Verbund-
querschnitt summiert.
Wpl.i  Ai  zi
M Rd  Wpl.i  fid (2.56)
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Die Bezugsachse für die Berechnung der Momententragfähigkeit MRd ist, wenn
Beanspruchungen aus Biegung und Normalkraft auftreten, die elastische

67
2 Verbundträger

neutrale Achse (E.N.A.) des Verbundquerschnittes, da die E.N.A. die System-


achse des Tragwerkes ist. Bei Biegung und Querkraft kann dagegen ein beliebi-
ger Bezugspunkt auf der Symmetrieachse gewählt werden. Weiterhin ist es
möglich, Spannungsblöcke, die in der Summe null ergeben, zu ergänzen, um die
Berechnung zu vereinfachen. Dies ist in Abb. 2.17 beispielhaft für reine Bie-
gung durch die schraffierten Flächen dargestellt. Durch diese Ergänzung entsteht
im Stahlträger die vollplastische Normalkraft.

Vollplastische Momententragfähigkeit
Der Verbundquerschnitt wird in einzelne Bereiche eingeteilt, da zunächst
unbekannt ist, wo die plastische neutrale Achse liegt. Für die plastische neutrale
Achse gilt:
 Ni  0
Liegt die P.N.A. nach Abb. 2.16 im Bereich 1 gilt: (2.57)
Na  ba  ha  f yd N x1  bc  x1  f cd  Ni  Nx1  Na  0
Na
N x1  N a x1 
bc  f cd
Die Normalkräfte Ni greifen im Schwerpunkt der zugehörigen Flächen an. Da
reine Biegung vorliegt, kann der Bezugspunkt frei gewählt werden. Als Bezugs-
punkt wird hier der Schwerpunkt der Betondruckfläche gewählt.
 h x 
M Rd   N i  zi  N a   a  c  1  (2.58)
 2 2
bc
fcd
Nx1
Sc 1 − x1
hc P.N.A
MRd
a
Na
ha Sa 2 +

fyd
ba

Abb. 2.16 Plastische Momententragfähigkeit für P.N.A. im Bereich 1

Liegt die P.N.A. nach Abb.2.17 im Bereich 2 gilt: (2.59)


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Na  ba  ha  f yd Nc  bc  hc  fcd Nx2  ba  x2  f yd
 Ni  Nc  2  Nx2  Na  0

68
2.9 Plastische Grenztragfähigkeit

Na  Nc N x2
N x2  x2 
2 ba  f yd
Als Bezugspunkt wird hier der Schwerpunkt der Betondruckfläche gewählt.
h x 
M Rd   N i  zi  N a  a  2  N x2   c  2  (2.60)
2 2
bc
fcd
Nc
hc Sc
1 −
2Nx1 MRd
a − + − x2
P.N.A fyd fyd
ha Na
Sa +
2

ba fyd

Abb. 2.17 Plastische Momententragfähigkeit für P.N.A. im Bereich 2

Momententragfähigkeit bei teilweiser Verdübelung


In der Verbundfuge werden die Schubspannungen konzentriert als Schubkräfte
durch Dübel von dem Betongurt in den Stahlträger übertragen. Unter bestimm-
ten Voraussetzungen, die im Abschnitt 2.10 angegeben sind, ist es erlaubt, dass
die Summe der Dübelkräfte kleiner ist als die volle Längsschubkraft in der
Verbundfuge. Man spricht dann von teilweiser Verdübelung. Die Betondruck-
kraft kann dann maximal den Wert der Summe der Dübelkräfte erreichen. Bei
teilweiser Verdübelung entsteht in der Verbundfuge ein Schlupf. Die Deh-
nungslinien des Betongurtes und des Stahlträgers verschieben sich parallel
zueinander, siehe auch den Grenzfall Betongurt und Stahlträger ohne Verbund.
Deshalb entstehen bei teilweiser Verdübelung zwei Nulllinien im Verbundträ-
ger, siehe Abb. 2.18. Als P.N.A. wird hier die Nulllinie im Stahlträger definiert.

Nulllinie im Betongurt: (2.61)


Nx1   PRd  Nc  bc  hc  fcd
N x1
N x1  bc  x1  f cd x1 
bc  f cd
Die P.N.A. liegt bei teilweiser Verdübelung im Bereich 2:
Na  ba  ha  f yd Nx2  ba  x2  f yd
 Ni  Nx1  2  Nx2  Na  0
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Na  N x1 N x2
N x2  x2 
2 ba  f yd

69
2 Verbundträger

bc
fcd
hc Sc − x1 Nx1=ΣPRd
1
− + − x 2Nx2
2 MRd
a fyd fyd
P.N.A
ha Na
Sa 2 +

fyd
ba

Abb. 2.18 Plastische Momententragfähigkeit für P.N.A. im Bereich 2 bei teilweiser


Verdübelung

Als Bezugspunkt wird hier der Schwerpunkt der Betondruckfläche gewählt.


 h x   x x 
M Rd   N i  zi  N a   a  c  1   2  N x2   hc  1  2  (2.62)
 2 2  2 2 
Für N x1  N c erhält man die Momententragfähigkeit für vollständige Verdübe-
lung.

Vollplastische Normalkrafttragfähigkeit
Nur wenn die Normalkraft in der E.N.A. angreift, entstehen im Querschnitt
konstante Dehnungen, s. Abschnitt 2.6.2. Die vollplastische Normalkrafttrag-
fähigkeit des Verbundquerschnittes ist die Summe der Normalkrafttragfähig-
keiten der einzelnen Querschnittsteile.
bc
fcd
Sc Nc
hc −
NRd
E.N.A a
S
ha Na
Sa −

fyd
ba

Abb. 2.19 Plastische Normalkrafttragfähigkeit

Na  ba  ha  f yd
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N c  bc  hc  f cd N Rd  N c  N a (2.63)

70
2.9 Plastische Grenztragfähigkeit

Vollplastische Querkrafttragfähigkeit
Es wird hier angenommen, dass die Querkrafttragfähigkeit des Betongurtes
erreicht ist, wenn unter der Querkraft V die maximale Schubspannung max c in
der Betondruckzone den Bemessungswert c,Rd erreicht. Diese Annahme bedeu-
tet, dass die elastische Grenztragfähigkeit im Betongurt gleich der plastischen
Grenztragfähigkeit ist. Treten größere Schubspannungen auf, versagt der Beton-
gurt auf Schub. Die Querkraft V muss dann der Stahlträger allein aufnehmen.

bc

hc Sc τc τc < τc,Rd
Vc
a
S
E.N.A
ha Sa VRd
τa
Va

τa,Rd
ba
elastisch plastisch

Abb. 2.20 Plastische Querkrafttragfähigkeit

Ist max c ≤ c,Rd, kann der zugehörige Anteil der Querkraft der Betondruckzone
Vc durch die Integration der -Fläche berechnet werden:

hc τm

τu
bc

Abb. 2.21 Anteil der Querkraft der Betondruckzone

V  Ec  S u
u  (2.64)
EI  bc
V  Ec  S m S m
m    u (2.65)
EI  bc Su
m Schubspannung in der Mitte der Betondruckzone
1 2   
Vc    u  bc  hc     m  u   bc  hc
2 3  2
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1 2 
Vc     u    m   bc  hc (2.66)
6 3 

71
2 Verbundträger

Der Anteil der Querkraft des Stahlträgers Va ergibt:


Va  V  Vc (2.67)
Die plastische Grenztragfähigkeit des Stahlträgers beträgt mit der Schubfläche
Av:
Va,Rd  Av  f yd / 3 (2.68)
Für einen Rechteckquerschnitt gilt:
Av  ba  ha (2.69)

2.9.2 Verbundquerschnitt mit geschweißtem Stahlträger

Momententragfähigkeit bei vollständiger Verdübelung


Der Verbundquerschnitt wird in einzelne Bereiche eingeteilt, da zunächst
unbekannt ist, wo die plastische neutrale Achse liegt, d. h. die folgende Bedin-
gungsgleichung erfüllt ist.
 Ni  0
Die Interaktion mit der Querkraft wird in dieser Darstellung durch eine ideelle
Stegdicke tw·w berücksichtigt. Deshalb ist der ideelle Schwerpunkt des Stahl-
trägers unter Berücksichtigung der ideellen Stegdicke zu berechnen. Dies führt
zu einer einfachen Darstellung, zumal eine Interaktion mit der Querkraft meist
nicht erforderlich ist. Dann ist w = 1.

Liegt die P.N.A. wie in Abb. 2.22 im Bereich 1 gilt: (2.70)


N a   bo  to  hw  tw   w  bu  tu   f yd N x1  bc  x1  f cd
Na
 Ni  Nx1  Na  0 N x1  N a x1 
bc  f cd
 hc

Die Normalkräfte Ni greifen im Schwerpunkt der zugehörigen Flächen an. Da


reine Biegung vorliegt, kann der Bezugspunkt frei gewählt werden. Als
Bezugspunkt wird hier der Schwerpunkt der Betondruckfläche gewählt.

t   h   t 
bo  to   o   hw  t w   w   to  w   bu  tu   to  hw  u 
ea  2  2   2
bo  to  hw  t w   w  bu  tu
h 1
a  ea  hp  c z  a    hc  x1  M Rd  N a  z
2 2
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72
2.9 Plastische Grenztragfähigkeit

bc

fcd
Nx1
hc P.N.A Sc x1 −
1
bo
hp
to 2
a
ea
tw·ρw
hw +
Sa 3 Na

tu 4
fyd
bu

Abb. 2.22 Plastische Momententragfähigkeit für P.N.A. im Bereich 1 bei vollständiger


Verdübelung

Liegt die P.N.A. wie in Abb. 2.23 im Bereich 2 gilt: (2.71)


N a   bo  to  hw  tw   w  bu  tu   f yd N c  bc  hc  f cd
Nx2  bo  x2  f yd  Ni  Nc  2  Nx2  Na  0
Als Bezugspunkt wird hier der Schwerpunkt der Betondruckfläche gewählt.
h x 
M Rd   N i  zi  N a  a  2  N x2   c  hp  2 
2 2 

bc
fcd
Sc Nc
hc bo 1 −
P.N.A
hp
to 2 − + −
x2 fyd fyd 2Nx2
ea a
tw·ρw
hw 3
Sa + Na
tu 4
fyd
bu
Abb. 2.23 Plastische Momententragfähigkeit für P.N.A. im Bereich 2 bei vollständiger
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Verdübelung

Liegt die P.N.A. wie in Abb. 2.24 im Bereich 3 gilt: (2.72)

73
2 Verbundträger

Na   bo  to  hw  tw   w  bu  tu   f yd N c  bc  hc  f cd
No  bo  to  f yd Nx3  x3  tw  w  f yd
 Ni  Nc  2  No  2  Nx3  Na  0
Na  Nc  2  No N x3
N x3  x3 
2 t w   w  f yd
Als Bezugspunkt wird hier der Schwerpunkt der Betondruckfläche gewählt.
h t  h x 
M Rd   N i  zi  N a  a  2  N o   c  hp  o   2  N x3   c  hp  to  3 
 2 2 2 2

bc
fcd
Sc Nc
hc −
bo 1
hp P.N.A 2No
to 2
a − + −
05

ea tw·ρw 2Nx3
x3 fyd fyd
hw 3
Sa + Na

tu 4
fyd
bu

Abb. 2.24 Plastische Momententragfähigkeit für P.N.A. im Bereich 3 bei vollständiger


Verdübelung

Momententragfähigkeit bei teilweiser Verdübelung


Liegt die P.N.A. wie in Abb. 2.25 im Bereich 2 gilt: (2.73)
Erste Nulllinie im Betongurt:
Nx1   PRd  Nc  bc  hc  fcd N x1  bc  x1  f cd
N x1
x1  Na   bo  to  hw  tw   w  bu  tu   f yd
bc  f cd
Nx2  bo  x2  f yd  Ni  Nx1  2  Nx2  Na  0
Na  N x1 N x2
N x2  x2   to
2 bo  f yd
Als Bezugspunkt wird hier der Schwerpunkt der Betondruckfläche gewählt.
1
z  a    hc  x1 
2
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 x x 
M Rd   N i  zi  N a  z  2  N x2   hc  1  hp  2 
 2 2 

74
2.9 Plastische Grenztragfähigkeit

bc

fcd
hc Sc x1 −

1
bo 1 Nx1
hp
to − + −
P.N.A 2 x2 fyd fyd 2Nx2
tw·ρw a
hw ea Sa 3
+ Na

tu 4
bu fyd

Abb. 2.25 Plastische Momententragfähigkeit für P.N.A. im Bereich 2 bei teilweiser


Verdübelung

Liegt die P.N.A. wie in Abb. 2.26 im Bereich 3 gilt: (2.74)


Erste Nulllinie im Betongurt:
Nx1   PRd  Nc  bc  hc  fcd N x1  bc  x1  f cd
N x1
x1  Na   bo  to  hw  tw   w  bu  tu   f yd
bc  f cd
No  bo  to  f yd Nx3  x3  tw  w  f yd
 Ni  Nx1  2  No  2  Nx3  Na  0
N a  N x1  2  N o N x3
N x3  x3 
2 t w   w  f yd
bc
fcd
Nx1
hc Sc x1 −
1

bo 1 P.N.A
hp 2No
to 2
x3 − + −
05

ea a 2Nx3
tw·ρw fyd
hw fyd
3
Sa + Na

tu 4
fyd
bu
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Abb. 2.26 Plastische Momententragfähigkeit für P.N.A. im Bereich 3 bei teilweiser


Verdübelung

75
2 Verbundträger

Als Bezugspunkt wird hier der Schwerpunkt der Betondruckfläche gewählt.


1
z  a    hc  x1 
2
 x t   x x 
M Rd   Ni  zi  N a  z  2  N o   hc  1  hp  o   2  N x2   hc  1  hp  to  3 
 2 2  2 2

Die Momententragfähigkeit bei teilweiser Verdübelung geht im Grenzfall in die


Momententragfähigkeit bei vollständiger Verdübelung über. Es gilt dann:
N x1  N c  bc  hc  f cd (2.75)

2.9.3 Verbundquerschnitt mit gewalztem Stahlträger


bc=bef
f
hc
hp
tf
r
tw
ha

ba

Abb. 2.27 Bezeichnungen des Verbundträgers

Bei Querschnitten der Klasse 1 und 2 dürfen die vollplastischen Grenzschnitt-


größen berücksichtigt werden. Alle Grenzschnittgrößen werden mit konstanten
plastischen Spannungsblöcken ermittelt.

Grenzquerkraft
Die Querkraft VEd wird im Allgemeinen allein dem Stahlträger zugewiesen und
eine Mitwirkung des Betons nicht berücksichtigt.

ba

tf r

tw
Av
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Abb. 2.28 Schubfläche Av für Querkraft in Stegrichtung

76
2.9 Plastische Grenztragfähigkeit

Die Grenzquerkraft VRd =Vpl,a,Rd wird nach DIN EN 1993-1-1 berechnet. Der
Nachweis lautet:
VRd  Av  f yd / 3 (2.76)
VEd
1 (2.77)
VRd
Schubfläche Av für Querkraft in Stegrichtung:
Av  Aa  2  ba  tf   tw  2  r   tf für gewalzte I-Profile
Av  hw  t w für geschweißte I-Profile

Ein Nachweis gegen Schubbeulen ist nicht erforderlich:


 für nicht ausgesteifte Stege von Stahlträgern ohne Kammerbeton mit
max c / t  72
 für nicht ausgesteifte Stege von Stahlträgern mit Kammerbeton mit
max c / t  124
Andernfalls ist ein Nachweis nach DIN EN 1993-1-5 gegen Schubbeulen zu
führen.

Grenzbiegemoment
Wenn die Querkraft VEd den 0,5fachen Wert der plastischen Grenzquerkraft VRd
überschreitet, muss der Einfluss der Querkraft auf das Grenzbiegemoment MRd
berücksichtigt werden. Die Interaktion zwischen Biegemoment und Querkraft
kann direkt durch eine reduzierte Streckgrenze w  fyd für die Schubfläche Av
des Stahlträgers berücksichtigt werden.
M

Mpl,Rd

MRd

Mpl.f,Rd

VEd / VRd
0,5 1,0

Abb. 2.29 Interaktion zwischen Biegemoment und Querkraft

Für VEd / VRd  0,5 gilt:  0 (2.78)


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2
 2  VEd 
Für VEd / VRd  0,5 gilt:    1 w  1   (2.79)
 VRd 

77
2 Verbundträger

Der Nachweis lautet:


M Ed / M Rd  1 (2.80)
Die vollständige oder teilweise Verdübelung ist in die Gleichungen eingearbeitet
und der Einfluss der Querkraft wird durch eine reduzierte Fläche berücksichtigt.

Na   Aa  Av   f yd  Av   w  f yd   Aa  Av  Av   w   f yd
Na   Aa    Av   f yd (2.81)
Der Schwerpunkt des Stahlträgers verändert sich nicht durch die reduzierte
Fläche, da der Querschnitt doppeltsymmetrisch ist. Die exakte Berücksichti-
gung der Schubfläche Av ist sehr aufwändig. Die angegebenen Formeln liegen
auf der sicheren Seite.

Fall 1) Plastische neutrale Achse (P.N.A.) liegt im Betongurt (2.82)


bc
fcd
hc x1 Na
P.N.A.
hp
tf z
tw
ha Na
w · fyd

fyd
ba
Nur vollständige Verdübelung: Na   Aa    Av   f yd
Für teilweise Verdübelung gilt Fall 2 oder 3.
Na
x1   hc
bc  f cd
 x  h
z   hc  1   hp  a
 2 2
M Rd  N a  z

Fall 2) Plastische neutrale Achse liegt im Flansch des Stahlträgers (2.83)

bc
fcd
hc x1 Nc
zpl
hp x2 fyd
z Nf
tf P.N.A. = +
tw
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ha Nc ha –x2
w · fyd
Nf
fyd
ba

78
2.9 Plastische Grenztragfähigkeit

Vollständige Verdübelung: N c  bc  hc  f cd
Teilweise Verdübelung: N c   PRd
Na  Nc
N a   Aa    Av   f yd Nf 
2
Nc Nf
x1   hc x2   tf
bc  fcd ba  f yd
ha x1
z  hc  hp   zpl  hc  hp  x2
2 2
M Rd  Nc  z  Nf   ha  x2 

Fall 3) Plastische neutrale Achse liegt im Steg des Stahlträgers (2.84)

bc
fcd
hc x1 Nc
hp zpl fyd
z
tf P.N.A. = +
d0 ha Nc
M
tw w · fyd
fyd
ba

Vollständige Verdübelung: N c  bc  hc  f cd
Teilweise Verdübelung: N c   PRd
Nc
x1   hc hw  ha  2  tf
bc  fcd
Nc ha x1
d0   hw z  hc  hp  
tw  1     f yd 2 2
ha d 0
zpl  hc  hp 

2 2
Vollplastisches Moment des Stahlträgers
M pl,a,Rd  2  Sy  f yd
Vollplastisches Moment der Flanschfläche des Stahlträgers
h t  h 3 
Wpl,f  ba  tf   a  f    ba  t w  2  r   tf   a   tf 
 2 4  2 4 
M pl,f,Rd  Wpl,f  f yd

M a,V,Rd  M pl,f,Rd  M pl,a,Rd  M pl,f,Rd  1    
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M Rd  Nc  z  M a,V,Rd  0,25  tw  d02  1     f yd

79
2 Verbundträger

Fall 4) Plastische neutrale Achse liegt im Flansch des Stahlträgers für negatives
Moment (2.85)
fsd
hc zsi zsi
Nsi
hp zpl x2 x2 zi
Nf
tf P.N.A. fyd = +
ha Nsi ha−x2
tw w · fyd
Nf
fyd
ba

Nur vollständige Verdübelung:


Na   Nsi
Na   Aa    Av   f yd N si   Asi  f sd Nf 
2
Nf h
x2   tf zi  hc  hp  a  zsi zpl  hc  hp  x2
ba  f yd 2
M Rd  Nsi  zi  Nf   ha  x2 

Fall 5) Plastische neutrale Achse liegt im Steg des Stahlträgers für negatives
Moment (2.86)
fsd zsi
hc Nsi
hp zpl fyd
zi
tf
P.N.A. = + M
d0 ha Nsi
tw w fyd

fyd
ba

Nur vollständige Verdübelung:

hw  ha  2  t f d0   Nsi  hw
tw  1     f yd
ha h d
zi  hc  hp   zsi zpl  hc  hp  a  0
2 2 2
h t  h 3 
Wpl,f  ba  tf   a  f    ba  t w  2  r   tf   a   tf 
 2 4  2 4 
M pl,f,Rd  Wpl,f  f yd M pl,a,Rd  2  Sy  f yd
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M a,V,Rd  M pl,f,Rd  M pl,a,Rd  M pl,f,Rd  1    
M Rd  Nsi  zi  M a,V,Rd  0,25  tw  d02  1     f yd

80
2.10 Verdübelung bei Trägern

2.10 Verdübelung bei Trägern


2.10.1 Allgemeines

Die Verbundmittel und die Querbewehrung müssen in Trägerlängsrichtung so


angeordnet werden, dass die Längsschubkräfte zwischen Betonplatte und Stahl-
träger im Grenzzustand der Tragfähigkeit übertragen werden können, wobei der
natürliche Haftverbund nicht berücksichtigt werden darf.

2.10.2 Vollständige Verdübelung

Bei vollständiger Verdübelung ist beim Einfeldträger die durch Verbundmittel


zu übertragende volle Längsschubkraft VL,Ed zwischen dem Punkt des maxi-
malen Feldmomentes und einem gelenkigen Endauflager mit dem kleineren der
nachfolgenden Werte von Ncf zu bestimmen:
VL,Ed  Ncf mit Ncf  Aa  f yd oder N cf  beff  hc  f cd (2.87)
ed
VL,Ed
Ncf
Ncf

L L/2 P.N.A. P.N.A.


im Stahlträger im Beton-
gurt
Abb. 2.30 Längsschubkräfte in der Verbundfuge beim Einfeldträger

l1 l1 l2
Ms

A B
VL,Ed,1 VL,Ed,1 VL,Ed,2 Ns
Ncf Ncf

Ns
Ncf Ncf
l1 l1 l2

Abb. 2.31 Längsschubkräfte in der Verbundfuge beim Durchlaufträger


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Beim Durchlaufträger ist über der Stütze die Längsbewehrung As in der anre-
chenbaren Querschnittsfläche des Betongurtes zu berücksichtigen. Es gilt für die

81
2 Verbundträger

volle Längsschubkraft VL,Ed,1+2 zwischen dem maximalen Biegemoment und


dem benachbarten Zwischenauflager:
VL,Ed,1  N cf VL,Ed,1+2  VL,Ed,1  VL,Ed,2  N cf  As  f sd (2.88)

Die Summe der Kopfbolzendübel muss bei vollständiger Verdübelung mindes-


tens die Längsschubkraft aufnehmen können. Die erforderliche Anzahl nf der
Verbundmittel bei vollständiger Verdübelung beträgt:
nf  VL,Ed / PRd (2.89)
Duktile Kopfbolzendübel dürfen zwischen zwei benachbarten kritischen Schnit-
ten, z. B. Stellen extremaler Biegemomente, Auflagerpunkte und Angriffspunkte
konzentrierter Einzellasten, über die zugehörige Länge äquidistant angeordnet
werden, wenn
 im betrachteten Trägerbereich die Querschnitte an den kritischen
Schnitten die Bedingungen der Klasse 1 oder 2 erfüllen,
 der Verdübelungsgrad  die Bedingungen nach Abschnitt 2.10.3 erfüllt
und
 die vollplastische Momententragfähigkeit des Verbundquerschnittes den
2,5fachen Wert der voll plastischen Momententragfähigkeit des Baustahl-
querschnittes nicht überschreitet.

2.10.3 Teilweise Verdübelung

Bei Trägern mit Querschnitten der Klasse 1 oder 2 ist eine teilweise Verdübe-
lung für positive Momente zulässig. Für die zu übertragende volle Längsschub-
kraft VL,Ed bei teilweiser Verdübelung gilt entsprechend:

VL,Ed  Nc   PRd (2.90)

Es sind duktile Verbundmittel anzuordnen, die die Annahme eines ideal-


plastischen Verhaltens in der Verbundfuge rechtfertigen. Kopfbolzendübel in
Vollbetonplatten gelten unter folgenden Voraussetzungen als duktil:

 Höhe nach dem Aufschweißen hsc  4d


 Schaftdurchmesser 16 mm  d  25 mm
n
 Verdübelungsgrad    minimaler Verdübelungsgrad
nf
Dabei ist n die vorhandene Anzahl von Kopfbolzendübeln in dem Träger-
bereich.
7541014/10787806875Biblio

82
2.10 Verdübelung bei Trägern

Darüber hinaus dürfen Kopfbolzendübel in Verbindung mit Profilblechen als


duktil eingestuft werden, wenn:
 der Betongurt aus einer Profilblechverbunddecke mit senkrecht zum
Träger verlaufenden Profilblechen besteht und die Profilbleche über dem
Träger durchlaufen,
 der Baustahlquerschnitt aus einem gewalzten oder geschweißten
doppeltsymmetrischen Querschnitt besteht,
 die Höhe der Dübel nach dem Aufschweißen nicht kleiner als 76 mm ist
und der Nennwert des Schaftdurchmessers 19 mm beträgt,
 innerhalb einer Rippe nur ein Kopfbolzendübel vorhanden ist, der
entweder zentrisch in jeder Rippe oder über die gesamte Trägerlänge
alternierend je Rippe links und rechts angeordnet wird,
 die Profilgeometrie die Bedingungen b0/hp  2 und hp  60 mm erfüllt und
 die Gurtnormalkraft Nc mit der linearen Interpolation nach Abb. 2.32
ermittelt wird.

Der Mindestverdübelungsgrad ist von der Trägerlänge und dem Querschnitt


abhängig.

1. Träger mit doppeltsymmetrischem Stahlquerschnitt


 355 
 f y  
Le  25 m   1    0,75  0,03  Le   0, 4
  (2.91)
Le  25 m   1,0
2. Träger mit einfachsymmetrischem Stahlquerschnitt
 355  At
 f y  
Le  20 m   1    0,30  0,015  Le   0, 4
  (2.92)
Le  20 m   1,0 Ab  3  At
3. Träger mit gewalztem I-Profil und Stahlprofilblech
 355 
 f y  
Le  25 m   1    1,00  0,04  Le   0, 4
  (2.93)
Le  25 m   1,0

Le ist die Länge des positiven Momentenbereiches (Abstand der Momenten-


nullpukte) in m und fy der charakteristische Wert der Streckgrenze in N/mm2.
Das plastische Grenzmoment des Verbundquerschnittes bei teilweiser Verdübe-
lung kann durch die Spannungsblockmethode nach Abschnitt 2.9 oder durch
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lineare Interpolation ermittelt werden. Der Nachweis lautet für die lineare
Interpolation:

83
2 Verbundträger

M Rd
teilweise
Verdübelung (genau)
Mpl,Rd C
B

lineare
A
M pl,a,Rd Interpolation

Nc

1,0
N cf

Abb. 2.32 Zusammenhang zwischen Nc und MRd

Nc

M Rd  M pl,a,Rd  M pl,Rd  M pl,a,Rd  
N cf
(2.94)

Mpl,a,Rd die vollplastische Momententragfähigkeit des Baustahlquerschnit-


tes
Mpl,Rd die vollplastische Momententragfähigkeit des Verbundquerschnit-
tes bei vollständiger Verdübelung
Ncf die Längsdruckkraft bei vollständiger Verdübelung
Nc die Längsdruckkraft bei teilweiser Verdübelung

Daraus folgt für die Längsdruckkraft bei teilweiser Verdübelung Nc :


M Ed  M pl,a,Rd
Nc   N cf (2.95)
M pl,Rd  M pl,a,Rd
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84
2.11 Biegedrillknicken

2.11 Biegedrillknicken
Bei Verbundträgern hat die Beton- oder Verbunddecke eine große Schubstei-
figkeit. Der Obergurt des biegedrillknickgefährdeten Stahlträgers ist deshalb
seitlich unverschieblich gehalten. Die Betonplatte wirkt zusätzlich als drehelas-
tische Bettung und erhöht das ideale Biegedrillknickmoment.
ks

hc y

a z

Abb. 2.33 Biegedrillknicken des Verbundträgers

Da bei Einfeldträgern im Endzustand der Druckgurt seitlich gehalten ist, ist das
Biegedrillknicken verhindert. Dagegen ist im Bauzustand der Nachweis des
Stahlträgers für das Biegedrillknicken zu führen, siehe 15.
Bei Durchlaufträgern ist im Endzustand im Bereich der Innenstützen der
Untergurt des Stahlträgers gedrückt und kann seitlich ausweichen. Deshalb ist
im Endzustand für den Durchlaufträger ein Biegedrillknicknachweis zu führen.
Der Nachweis für den Verbundträger erfolgt nach DIN EN 1994-1-1, Abschnitt
6.4. Die Grundlagen für den Biegedrillknicknachweis sind in 15 ausführlich
erläutert.

Biegedrillknicken von Verbundträgern mit gewalzten oder gleichartigen


geschweißten Stahlquerschnitten (Querschnittsklasse 1 und 2)
Unter Berücksichtigung des Teilsicherheitskonzeptes lautet der Nachweis:
M b,Rd   LT  M Rd (2.96)
M Ed
 1,0 (2.97)
M b,Rd
MEd der Bemessungswert des einwirkenden Biegemomentes
Mb,Rd der Bemessungswert der Beanspruchbarkeit auf Biegedrillknicken
MRd der Bemessungswert der Momententragfähigkeit

Bei der Berechnung von MRd ist in der Regel für fyd der Teilsicherheitsbeiwert
M1 zu berücksichtigen. Der Teilsicherheitsbeiwert M0 gilt nur, wenn  LT  0,4
ist.
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Der Abminderungsfaktor  LT für das Biegedrillknicken gewalzter oder gleich-


artiger geschweißter Querschnitte ist in DIN EN 1993-1-1, 6.3.2.3, mit
folgender Funktion angegeben:

85
2 Verbundträger

M Rk
 LT  (2.98)
M cr
Mcr das ideale Biegedrillknickmoment an der maßgebenden Stelle
MRk die Momententragfähigkeit des Verbundquerschnittes, berechnet mit den
charakteristischen Werten der Werkstoffeigenschaften

 
 LT  0,5  1   LT   LT   LT,0     LT 
2

 
  LT  1,0
1 
 LT  jedoch  1 (2.99)
  LT  2
2 2
 LT   LT     LT   LT
Empfohlener Wert :  LT,0  0,4
Empfohlener Wert :   0,75

Der Imperfektionsbeiwert  LT zur Berechnung des Abminderungsfaktors  LT ist


in Tabelle 2.4 (DIN EN 1993-1-1, Tabelle 6.3) angegeben.

Tabelle 2.4 Empfohlene Imperfektionsbeiwerte für das Biegedrillknicken


Knicklinie a b c d
Imperfektionsbeiwert αLT 0,21 0,34 0,49 0,76

Die Zuordnung der Querschnitte ist der Tabelle 2.5 (DIN EN 1993-1-1, Tabelle
6.5) zu entnehmen.

Tabelle 2.5 Empfohlene Zuordnung der gewalzten Querschnitte oder


gleichartigen geschweißten Querschnitte
Querschnitt Grenzen Knicklinien
h/b  2 b
gewalztes I-Profil
h/b  2 c
h/b  2 c
geschweißtes I-Profil
h/b  2 d
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86
2.11 Biegedrillknicken

Tabelle 2.6 Werte der Knicklinien der gewalzten Querschnitte oder


gleichartigen geschweißten Querschnitte nach Gleichung (2.99)

 LT b c d
0,40 1,000 1,000 1,000
0,50 0,960 0,944 0,916
0,60 0,917 0,886 0,836
0,70 0,870 0,826 0,760
0,80 0,817 0,764 0,688
0,90 0,760 0,701 0,621
1,00 0,700 0,639 0,560
1,10 0,639 0,580 0,505
1,20 0,579 0,525 0,455
1,30 0,524 0,475 0,412
1,40 0,473 0,429 0,373
1,50 0,427 0,389 0,339
1,60 0,387 0,353 0,309
1,70 0,346 0,322 0,282
1,80 0,309 0,294 0,259
1,90 0,277 0,269 0,238
2,00 0,250 0,247 0,219
2,10 0,227 0,227 0,203
2,20 0,207 0,207 0,188
2,30 0,189 0,189 0,175
2,40 0,174 0,174 0,163
2,50 0,160 0,160 0,152

Um die Momentenverteilung zwischen den seitlichen Lagerungen von Bauteilen


zu berücksichtigen, darf der Abminderungsfaktor  LT wie folgt modifiziert
werden:
 LT
 LT,mod  jedoch LT,mod  1,0 (2.100)
f

 
Empfohlen: f  1  0,5  1  kc   1  2,0   LT  0,8  jedoch f  1,0 (2.101)
2

 
Dabei ist kc ein Korrekturbeiwert nach Tabelle 2.7 (1-1, Tabelle 6.6).

Berechnung der Verzweigungslast


Die Berechnung der Verzweigungslast erfolgt im Allgemeinen mit einem EDV-
Programm, das die Schubbettung und die Drehbettung berücksichtigt. In 15 
sind die Momentenbeiwerte für die Berechnung der Verzweigungslast von
Durchlaufträgern mit Schubbettung und Drehbettung angegeben.
Für die Berechnung der drehelastischen Bettung ks sind nach (1-1, 6.4.2(6))
zu berücksichtigen:
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1. die Biegesteifigkeit des abstützenden Bauteils k1


2. die Profilverformung des biegedrillknickgefährdeten Trägers k2

87
2 Verbundträger

Tabelle 2.7 Korrekturbeiwerte kc


Momentenverteilung kc

1,00
 1
1, 33  0, 33 

1   1

0,94

0,90

0,91

0,86

0,77

0,82

Diese 2 Federn verhalten sich wie hintereinander geschaltete Federn, s.


Abschnitt 1.5 in 15, da das Moment konstant bleibt und die Verformungen sich
addieren. Bei hintereinander geschalteten Federn ist die kleinste Federsteifigkeit
für die Gesamtsteifigkeit maßgebend.
k k
ks  1 2 (2.102)
k1  k2

Drehbettung k1 aus der Biegesteifigkeit des abstützenden Bauteils

=1

a
½
M-Fläche
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Abb. 2.34 Drehbettung aus der Biegesteifigkeit des abstützenden Bauteils

88
2.11 Biegedrillknicken

Für die Drehbettung aus der Biegesteifigkeit pro m des abstützenden Bauteils
gilt bei Annahme einer starren Verbindung:
( EI ) 2
k1    (2.103)
a
mit
  2 für Randträger (mit und ohne Kragarm)
 3 für Innenträger
  4 Deckenträger mit 4 oder mehr Innenträgern
a der Abstand der Träger in Querrichtung
( EI ) 2 Biegesteifigkeit pro m des abstützenden Bauteils

Bei der Ermittlung der drehelastischen Bettung k1 aus der Biegesteifigkeit der
abstützenden Betonplatte ist der Einfluss der Rissbildung zu berücksichtigen.
Dabei sollte der kleinere Wert der Biegesteifigkeit in Feldmitte oder über der
Stütze gewählt werden. Die Berechnung ist über die Bemessung der Betonplatte
möglich.

x=ξ · d −
1

d a
3

25

As
+

b ε-Verlauf
4

Abb. 2.35 Biegesteifigkeit der Betonplatte

EL  EP Es  20 000 kN/cm2 As
x
k d  k s    ...... x    d ad 
2
x3
Ac  x  b Ic  b 
12
Es  As  EL  Ac 2
( EI ) 2  EL  I c  a (2.104)
Es  As  EL  Ac
Für die Drehbettung ist b = 100 cm anzunehmen.

Drehbettung cD,k aus der Profilverformung


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Eine weitere Nachgiebigkeit folgt aus der Profilverformung des biegedrillknick-


gefährdeten Trägers. Die Profilverformung hängt von der Biegesteifigkeit des
Steges bei dem seitlichen Ausweichen ab. Näherungsweise darf die Drehbettung

89
2 Verbundträger

k2 für übliche Stahlträger über die Drehfedersteifigkeit eines 1cm breiten


Streifens des Steges nach Abb. 2.36 ermittelt werden.
Ea  t w3
k2  (2.105)
4(1   a2 )  hs

M=1

M = M1-Fläche
hs tw

Abb. 2.36 Drehbettung aus der Profilverformung

Bei Trägern mit Kammerbeton darf die stützende Wirkung des Kammerbetons
für den Steg berücksichtigt werden.
Ea  tw  bc2
k2  (2.106)
 4  nP  tw 
16  hs  1  
 bc 
Ea E
mit nP   1  1,1    t , t0    a
Ecm EP
bc Breite des Kammerbetons

Bei Trägern mit Kammerbeton und einer Bügelbewehrung nach Abb. 3.4 darf
die Torsionssteifigkeit des Kammerbetons angerechnet werden (1-1, 6.4.2(9)).
Die Torsionssteifigkeit des Kammerbetons darf in der Regel mit GcIct/10
angenom-men werden. Für die St. Venant’sche Torsionssteifigkeit Ict des
Kammerbetons ohne Berücksichtigung der Rissbildung darf die gesamte
Kammerbetonbreite angesetzt werden. Der Einfluss des Kriechens wird durch
den reduzierten Elastizitätsmodul EP bzw. die daraus folgende Biegesteifigkeit
EIP des Verbundträgers berücksichtigt werden. Für den Schubmodul des Betons
darf angenommen werden:
E
Gc  0,3  a  0,3  EP (2.107)
nP
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90
2.11 Biegedrillknicken

Träger ohne zusätzlichen Nachweis des Biegedrillknickens


Bei Durchlaufträgern ist der Untergurt im Bereich der Auflager gedrückt. Ist der
bezogene Schlankheitsgrad LT  0,4 , dann ist der Abminderungsfaktor LT = 1,
d. h. das Biegedrillknicken ist verhindert.

Mit dieser Bedingung sind die Grenzprofilhöhen der Tabelle 2.8 ermittelt
worden. Ein rechnerischer Nachweis im Endzustand entfällt, wenn folgende
Bedingungen eingehalten sind:
 Die Stützweiten benachbarter Felder unterscheiden sich bezogen auf die
kleinere Stützweite um nicht mehr als 20 %. Bei Trägern mit Kragarmen
ist die Kraglänge kleiner als 15 % der Stützweite des benachbarten
Endfeldes.
 Der Träger wird überwiegend durch Gleichstreckenlasten beansprucht;
der Bemessungswert der ständigen Einwirkungen ist größer als 40 % des
Bemessungswertes der Gesamtlast.
 Die Verdübelung zwischen dem Obergurt des Stahlträgers und dem
Betongurt sowie die Deckenabmessungen wird nach Abschnitt 2.10
ausgeführt.
 Die Trägerhöhe ist nicht größer als die Grenzprofilhöhe nach Tabelle 2.8.

Tabelle 2.8 Grenzprofilhöhe ha in mm für Träger ohne zusätzlichen Nachweis


des Biegedrillknickens
b b

ha ha

Profile S235 S355 S460 S235 S355 S460


IPE 600 400 270 800 600 450
HEA 800 650 500 1000 800 650
HEB 900 700 600 1000 900 700
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91
2 Verbundträger

2.12 Querbewehrung
2.12.1 Fachwerkmodell zur Berechnung der Querbewehrung

Durch die konzentrierte Krafteinleitung der Dübelkräfte PEd in der Verbundfuge


treten aus Gleichgewichtsgründen mit der Betondruckkraft Nc Druckstreben-
kräfte Dc und quergerichtete Zugstrebenkräfte Zs auf. Diese Zugstrebenkräfte
entsprechen den Spaltzugkräften an konzentrierten Krafteinleitungsstellen. Sie
sind durch eine Querbewehrung aufzunehmen.

Af in cm2/m
e·sin θf
Dc
Dc VL
PEd PEd PEd θf PEd Zs
Nc
VL VL
Zs

e e e e
2 2 2 2

Dc
θf Zs

VL

Abb. 2.37 Fachwerkmodell zur Berechnung der Querbewehrung

Diese Druckstrebenkräfte und Zugstrebenkräfte sind kontinuierlich über die


Betonplatte verteilt und werden zunächst für die Herleitung zu Kräften zusam-
mengefasst. Sie gelten aber je Längeneinheit der Betonplatte. Der gewählte
kritische Schnitt für den Längsschub VL ist in dem Herleitungsbeispiel der
Plattenanschnitt mit der Plattendicke hf als maßgebende Länge lf. Als Bezugs-
länge av wird hier der Dübelabstand e gewählt. Die Gleichungen gelten aber
allgemein auch für andere kritische Schnitte, z. B. für die Dübelumrissfläche.

Nachweis der Druckstrebe


Die Kraft in der Druckstrebe Dc darf die Tragfähigkeit der Druckstrebe VRd,c
nicht überschreiten.
Dc  VRd,c  Acv  v1  fcd  e  lf  v1  fcd  sinf (2.108)
Der Wert v1 ist ein Abminderungsbeiwert für die Druckstrebenfestigkeit. Aus
dem Gleichgewicht folgt für die Druckstrebenkraft Dc in Abhängigkeit von der
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Neigung f der Druckstrebe und dem Längsschub VL:

92
2.12 Querbewehrung

VL
Dc  (2.109)
cos f
Daraus folgt der Nachweis für die Druckstrebe:
VL  e  lf  v1  f cd  sin  f  cos  f (2.110)
Der Nachweis wird auf den einwirkenden Längsschub je Längeneinheit
bezogen.
V
vL,Ed  L  vRd,c  lf  v1  f cd  sin  f  cos f (2.111)
e

Nachweis der Zugstrebe


Die Kraft in der Zugstrebe Zs darf die Tragfähigkeit der Zugstrebe VRd,t nicht
überschreiten.
Zs  VRd,t  Af  e  fsd (2.112)
Af ist die Gesamtquerschnittsfläche pro Längeneinheit der senkrecht zum Träger
verlaufenden Bewehrung, die die jeweils betrachtete Schnittebene kreuzt. Aus
dem Gleichgewicht folgt für die Zugstrebenkraft Zs in Abhängigkeit von der
Neigung f und dem Längsschub VL:
Z s  VL  tan  f (2.113)
Daraus folgt der Nachweis für die Zugstrebe:
VL  Af  e  f sd  cot  f (2.114)
Der Nachweis wird auf den einwirkenden Längsschub je Längeneinheit
bezogen.
V
vL,Ed  L  vRd,t  Af  fsd  cot  f (2.115)
e
Die erforderliche Querbewehrung Af ist abhängig von der Druckstrebenneigung
f. Je größer die Druckstrebenneigung f gewählt wird, umso größer ist die
erforderliche Querbewehrung Af.

2.12.2 Schubbeanspruchung in Längsrichtung

Die Plattenbewehrung für die Querbiegung, die für die Querbewehrung


berücksichtigt werden darf, folgt aus der Bemessung nach DIN EN 1992-1-1.
Die Berechnung der Querbewehrung für die Längsschubtragfähigkeit des
Betongurtes erfolgt in Übereinstimmung mit DIN EN 1992-1-1, 6.2.4.
Die Querbewehrung des Betongurtes ist für den Grenzzustand der Tragfähigkeit
so zu bemessen, dass ein Versagen infolge des Längsschubes im Platten-
anschnitt oder örtlicher Schubkrafteinleitung vermieden wird. Es ist nachzu-
weisen, dass der Bemessungswert der einwirkenden Längsschubkraft νL,Ed
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pro Längeneinheit in den für das Längsschubversagen maßgebenden Schnitten


kleiner als die Längsschubtragfähigkeit vRd ist. Im Gegensatz zu DIN EN 1992-

93
2 Verbundträger

1-1, 6.2.4 ist hier die Längsschubkraft und nicht die Längsschubspannung mit ν
At
definiert. Die Längsschubkraft Aνt L,Ed ist in Übereinstimmung mit Abschnitt 2.10
aus der für den Grenzzustand der Tragfähigkeit erforderlichen Dübelanzahl zu
berechnen. Bei der Ermittlung von νL,Ed darf der Verlauf der Längsschubkraft in
Querrichtung des Betongurtes berücksichtigt werden.
a a At
a
hf

Ab
Ab Ab
b b a a Abh a
c b bc d d
At a At a a
At

hf

a
Ab Ab a Ab a
c c b b c b b c
b b

Abb. 2.38 Beispiele für Schnitte zum Nachweis des Längsschubversagens des
Betongurtes

Die Länge lf für den Schnitt aa ist die Dicke hf der Ortbetonplatte. Die
maßgebende Länge lf der Dübelumrissfläche für den Schnitt bb ergibt sich aus
dem 2fachen Wert der Dübelhöhe zuzüglich dem Kopfdurchmesser des Dübels
und bei zweireihiger Anordnung zuzüglich des Abstands der Dübel in
Querrichtung. Die Längen lf für den Schnitt cc und dd sind entsprechend zu
berechnen. Bei quer zum Träger durchgehenden Profilblechen muss der Schnitt
bb nicht untersucht werden, wenn mit dem Abminderungsbeiwert kt nach
Abschnitt 2.4.2 gerechnet wurde. Bei Gurten mit Profilblechen darf beim
Nachweis im Plattenanschnitt aa nur die Aufbetondicke hf oberhalb des
Profilbleches berücksichtigt werden. Wenn bei Verwendung von Fertigteilen im
Schnitt aa bei hf die Dicke des Fertigteils angerechnet wird, ist für die
Schubkraftübertragung in den Fugen DIN EN -1-1, 6.2.5 zu beachten.

2.12.3 Längsschubtragfähigkeit des Betongurtes

Für den Bemessungswert der Längsschubtragfähigkeit pro Längeneinheit für


den Nachweis der Druckstrebe gilt bei rechtwinklig zur Trägerachse angeord-
neter Schubbewehrung:
vRd,c  lf  v1  fcd  sinf  cosf (2.116)
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vRd,c  0,369  lf  fcd für Druckgurt


vRd,c  0,375  lf  fcd für Zuggurt

94
2.12 Querbewehrung

lf maßgebende Länge des kritischen Schnittes


v1 = 0,75 für Normalbeton
f Neigung der Druckstrebe, für Druckgurte cot f =1,2 ,
für Zuggurte cot f =1,0
Für den Bemessungswert der Längsschubtragfähigkeit pro Längeneinheit für
den Nachweis der Zugstrebe gilt bei rechtwinklig zur Trägerachse angeordneter
Schubbewehrung:
vRd,t  Af  fsd  cot f (2.117)
vRd,t  1,2  Af  fsd für Druckgurt
vRd,t  1,0  Af  fsd für Zuggurt
Af Gesamtquerschnittsfläche pro Längeneinheit der senkrecht zum Träger
verlaufenden Bewehrung, die die jeweils betrachtete Schnittebene entsprechend
Abb. 2.38 kreuzt.
Senkrecht zur Trägerachse angeordnete und durchlaufende Profilbleche mit
mechanischem Verbund oder Reibungsverbund dürfen beim Nachweis der
Längsschubtragfähigkeit im Schnitt aa angerechnet werden.
vRd,p   Af  f sd  Ape  f yp,d   cot  (2.118)
Ape die wirksame Querschnittsfläche des Profilbleches pro Längeneinheit
senkrecht zur Trägerrichtung, wobei bei vorgelochten Blechen die Nettoquer-
schnittsfläche maßgebend ist.
Der Nachweis lautet:
V
vL,Ed  L,Ed  vRd (2.119)
av
av jeweilige Bezugslänge in Trägerlängsrichtung

Für den Nachweis am Plattenanschnitt ist nicht die volle, sondern die anteilige
Längsschubkraft zu berücksichtigen. Die Bewehrung ist nach den Regeln der
DIN EN 1992-1-1, 8.4 zu verankern. Bei Randträgern können Steckbügel um
die Kopfbolzen verwendet werden.

2.12.4 Mindestbewehrung

Die Mindestbewehrung ist in der Regel in Übereinstimmung mit den


Regelungen nach DIN EN 1992-1-1 zu ermitteln. Bei Gurten mit Profilblechen
ist die erforderliche Mindestbewehrung auf die Betonfläche oberhalb des
Profilbleches zu beziehen.
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Die Mindestbewehrung ist gleichmäßig zu verteilen.

95
2 Verbundträger

2.13 Nachweis der Gebrauchstauglichkeit


2.13.1 Grundsätze

Bei der Berechnung der Schnittgrößen, Spannungen und Verformungen im


Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit müssen die folgenden Einflüsse
berücksichtigt werden (1-1, 7.2.1(1)):
 mittragende Breite
 Kriechen und Schwinden des Betons
 Rissbildung im Betongurt und Mitwirkung des Betons zwischen den
Rissen
 Montageablauf und Belastungsgeschichte
 Nachgiebigkeit in der Verbundfuge bei signifikantem Schlupf der
Verbindungsmittel
 nichtlineares Verhalten von Bau- und Betonstahl
 Verwölbung und Profilverformung des Querschnittes.

2.13.2 Grenzwerte der Verformungen

Ein wichtiger Nachweis der Gebrauchstauglichkeit ist der Durchbiegungs-


nachweis. Für den Hochbau sind die Grenzwerte der Durchbiegungen den
Herstellerangaben zu entnehmen oder mit dem Auftraggeber abzustimmen.
Für die Begrenzung der Verformungen gilt EN 1990 Anhang A.1.4.3, Bild
A.1.1, siehe Abb. 2.39. Für die Kombinationen der Einwirkungen werden alle
Teilsicherheitsbeiwerte zu 1,0 angenommen.

w1+ w2 wc

w3 wmax

Abb. 2.39 Zu berechnende Verformungsanteile

wc Überhöhung des Stahlträgers


w1 Durchbiegungsanteil aus ständiger Belastung
w2 Durchbiegungszuwachs aus Langzeitwirkung der ständigen Belastung
w3 Durchbiegungsanteil aus veränderlicher Belastung
wtot gesamte Durchbiegung bezogen auf die Systemlinie des Bauteils
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wmax = w1+w2+ w3wc verbleibende Durchbiegung nach der Überhöhung

96
2.13 Nachweis der Gebrauchstauglichkeit

Tabelle 2.9 Empfohlene Grenzwerte für lotrechte Verformungen


nach DIN EN 1992-1-1
Beispiele wmax w2
Träger ohne Anforderungen L/250
Träger, um Schäden angrenzender
L/250 L/500
Bauteile zu vermeiden

2.13.3 Kriechen des Betons

Ec,Ac,Ic bc Es = Ea,As,Is
bc

ac as
a a
E.N.A.
aa E.N.A. aa

Ea,Aa,Ia Ea,Aa,Ia

Abb. 2.40 Biegesteifigkeit EI des Verbundträgers im Feldbereich und im Stützbereich

Biegesteifigkeit EIL nach Abschnitt 2.7.1 des ungerissenen Querschnittes im


Feldbereich und Schwerpunkt:
E A E A
EI L  Ea  I a  EL  I c  a a L c  a 2 (2.120)
Ea  Aa  EL  Ac
Ea  Aa
ac  a (2.121)
Ea  Aa  EL  Ac
Biegesteifigkeit EIa des gerissenen Querschnittes mit Betonstahl und
Schwerpunkt:
 A A 
EI a  Ea   I a  a s  a 2  (2.122)
 Aa  Ac 
Aa
as  a (2.123)
Aa  As

2.13.4 Schwinden des Betons

Aus dem Schwinden des Betons resultieren Eigenspannungen im


Verbundquerschnitt sowie Verformungen des Bauteils. Die Verformungen sind
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auch bei Verbundtragwerken mit Querschnitten der Querschnittsklasse 1 oder 2


zu berücksichtigen, siehe Abschnitt 2.8.1 und 2.8.2.

97
2 Verbundträger

2.13.5 Nachgiebigkeit der Verbundmittel

Die Auswirkungen der Nachgiebigkeit dürfen vernachlässigt werden, wenn


 die Verdübelung nach Abschnitt 2.10 erfolgt,
 wenn n / nf  0,5 oder die im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit
nach der Elastizitätstheorie ermittelte Längsschubkraft pro Kopfbolzen-
dübel die Grenzscherkraft PRd nicht überschreitet,
 bei Verwendung von senkrecht zur Trägerachse verlaufenden Profilblech-
decken die Rippenhöhe nicht größer als 80 mm ist.

2.13.6 Rissbildung des Betons im Stützbereich

Wenn im Stützenbereich bei Verwendung der Biegesteifigkeit EaI1 die


Randzugspannung des Betongurts den zweifachen Wert von fctm überschreitet,
ist die Biegesteifigkeit wie in Abb. 2.2 auf den Wert EaI2 über jeweils 15 % der
Spannweite abzumindern, siehe auch (1-1, 5.4.2.3).

2.13.7 Berücksichtigung von plastischen Verformungen

Die Einflüsse aus plastischen Verformungen sind nur für Träger mit der
Querschnittsklasse 1, die nach der Fließgelenktheorie oder der zulässigen
Momentenumlagerung bemessen werden, zu berücksichtigen. Näherungsweise
dürfen die Verformungen auf der Grundlage der Fließgelenktheorie ermittelt
werden.

2.13.8 Nachweis der Eigenfrequenz

Der Nachweis der Schwingungen ist in (1-1,7.3.2) angesprochen. Empfohlene


Werte sind im Eurocode 3 (März 1994) angegeben. Die unterste Eigenfrequenz
darf für regelmäßig begangene Decken nicht kleiner als 3 Hz sein. Wird auf
einer Decke rhythmisch gesprungen oder getanzt, z. B. Turnhallen, gilt als
unterster Wert 5 Hz. Für einen Einfeldträger und auch Durchlaufträger mit
konstanter Stützweite L, konstanter Biegesteifigkeit EI und gleichmäßiger
Massenbelegung m gilt für die Eigenfrequenz f:

 EI
f   mit m  q/ g und g  9,81 m/s2 (2.124)
2 m  L4
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98
2.13 Nachweis der Gebrauchstauglichkeit

Mit der maximalen Durchbiegung v0 des Einfeldträgers, die auch für die
Berechnung der Eigenfrequenz des Durchlaufträgers einzusetzen ist, erhält man
folgende Formulierung:
5,6 5 q  L4
f  mit v0   in cm (2.125)
v0 384 EI

2.13.9 Beschränkung der Rissbreite

Rissbildung ist unvermeidlich, wenn Betonquerschnittsteile auf Zug bean-


sprucht werden. Diese Beanspruchungen können aus Last und Zwang herrüh-
ren. Die Rissbildung ist so zu beschränken, dass die ordnungsgemäße Nutzung
des Tragwerkes sowie das Erscheinungsbild als Folge von Rissen nicht beein-
trächtigt werden.
Für die Anforderungen an die Begrenzung der Rissbreite sowie für die
maßgebenden Einwirkungskombinationen gelten die Regelungen nach DIN EN
1992-1-1, 7.3.1(1) bis (9), siehe auch Kapitel Beton, Stahlbeton, Spannbeton.
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99
2 Verbundträger

2.14 Beispiele Verbundträger


2.14.1 Einfeldträger mit elastischer Grenztragfähigkeit
1. System, Belastung und Querschnitt
2500
1 At

30
eS
Sc

160
2

40
ea Ab
100

3 Bl. 200  12
434

4 S
y

592
Bl. 400  10

432
Sa
158

5 Bl. 300  20

2. Angaben zum Verbundträger


Statisches System: Einfeldträger
Stützweite: L = 10 m
Trägerabstand: B = 3,00 m
Herstellung: mit Eigengewichtsverbund
Verdübelung: vollständig
Stahlprofil: geschweißter Träger aus S235
Betonfestigkeitsklasse: C20/25; hc = 16 cm
Träger ohne Anforderungen für die Durchbiegung
Der Träger wird in einem Bürogebäude eingesetzt.
Quasi-ständiger Wert  2  0,3
3. Einwirkungen
Ständige Einwirkungen: Betonplatte 25  0,16  3, 0  12, 0 kN/m
Stahlträger  1, 0 kN/m
gk1  13, 0 kN/m
Ausbaulast g k2  2,0  3, 00  6,0 kN/m
gk  gk1  gk2  19, 0 kN/m
Veränderliche Einwirkungen: qk  5, 00  3, 00  15, 0 kN/m
4. Nachweisverfahren
Elastisch-Elastisch: Querschnittsklasse 3 erforderlich.
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5. Querschnittseinstufung
Der Querschnitt erfüllt in diesem Fall auch die Bedingungen der Querschnittsklasse 2.

100
2.14 Beispiele Verbundträger

6. Werkstoffe
Betonfestigkeitsklasse: C20/25 f ck  2, 0 kN/cm 2 f cd  1,13 kN/cm 2
f ctm  0, 22 kN/cm 2
 c,Rd  0, 397  f ctm
 c,Rd  0, 0873 kN/cm 2
Sekantenmodul: Ecm  3000 kN/cm 2
Betonstahlsorte: BSt 500 S f sk  50 kN/cm 2
f sd  f sk / s  50 /1,15  43, 5 kN/cm 2
Baustahlsorte: S235 f yd  f y / M0  23, 5 / 1, 00  23, 5 kN/cm 2
 a,Rd  f yd / 3  13, 6 kN/cm 2
Elastizitätsmodul: Ea  21000 kN/cm 2
Verdübelung: duktile Kopfbolzendübel d  22 mm f u  500 N/mm 2
h  125 mm h / d  125 / 22  5, 7  4
PRd  72,5 kN nach Tabelle 1.11

7. Herstellung des Verbundträgers


Der Stahlträger wird im Bauzustand ausreichend unterstützt und gegen Biegedrillknicken
gesichert. Es liegt ein Träger mit Eigengewichtsverbund vor.

8. Mittragende Breite
10 10
beff  b0  bei  0    2,50 m
8 8
mit bei  Le / 8  10 / 8  1, 25 m  bi  1,50 m

9. Querschnittswerte
Berechnung des Schwerpunktes des Stahlquerschnittes:
Aa  20, 0  1, 2  1, 0  40, 0  30, 0  2, 0  24, 0  40, 0  60, 0  124 cm 2
24, 0  0, 6  40, 0  21, 2  60  42, 2
ea   27, 4 cm
124
Flächenmoment 2. Grades:
1, 23 403 2, 03
I a  20, 0   1, 0   30, 0   24, 0  0, 62  40, 0  21, 22  60, 0  42, 22  124  27, 42 
12 12 12
I a  37 100 cm4
Biegesteifigkeit EI des Verbundträgers:
E  A E  A
EI  Ea  I a  EL  I c  a a L c  a 2
Ea  Aa  EL  Ac
Die Kriechdehnung und Schwinddehnung wird für den Zeitpunkt t =  mit Hilfe der
Endkriechzahl (,t0) bestimmt.
Beton C20/25, Zement CEM I 32,5 N, relative Luftfeuchte 50 %
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Belastungsbeginn nach 28 Tagen, t0= 28 Tage


Betonalter bei Austrocknungsbeginn 3 Tage, ts = 3 Tage.
 (, t0 )  3, 4 nach Tabelle 1.7  (, t0 )  3,61

101
2 Verbundträger

 cs (  )   555  10 6 nach Tabelle 1.9  cs (  )   551  10 6


Kurzzeitige Beanspruchung:
nc  1 E 0  E cm / nc  3000 / 1, 0  3000 kN/cm 2
Ac  bc  hc  250  16  4000 cm 2
a  27, 4  16  16 / 2  35, 4 cm
E0  Ac 3000  4000
aa  a   35, 4  29,1 cm
Ea  Aa  E0  Ac 21 000 124  3000  4000
eS,0  43, 4  29,1  14, 3 cm  hc  16, 0 cm
Der Schwerpunkt des Verbundträgers liegt im Betongurt. Da nur sehr geringe Zugspannungen
im Betongurt auftreten dürfen, wird die Höhe des Betongurtes mit hc  14,3 cm
angenommen.
Ac  bc  hc  250  14, 3  3575 cm 2
a  27, 4  16  14,3 / 2  36,3 cm
E0  Ac 3000  3575
aa  a   36,3  29, 2 cm
Ea  Aa  E0  Ac 21 000 124  3000  3575
eS,0  43, 4  29, 2  14, 2 cm
I c  bc  hc3 / 12  250  14, 33 / 12  60 921 cm 4
Die Biegesteifigkeit wird in kNm2 umgerechnet.
21 000 124  3000  3575
EI 0  21 000  37 100  3000  60 921   36,32  372 300 kNm2
21 000 124  3000  3575
Konstante ständige Beanspruchung:
nc  1  1,10   (, t0 )  1  1,10  3, 4  4,74
E P  Ecm / nc  3000 / 4, 74  633 kN/cm 2
Ac  bc  hc  250  16  4000 cm 2
a  27, 4  16  16 / 2  35, 4 cm
EP  Ac 633  4000
aa  a   35, 4  17, 5 cm
Ea  Aa  EP  Ac 21 000 124  633  4000
eS,P  43, 4  17, 5  25, 9 cm  hc  16, 0 cm
Der Schwerpunkt des Verbundträgers liegt im Stahlträger.
I c  bc  hc3 /12  250  16, 0 3 /12  85 330 cm 4
21 000 124  633  4000
EI P  21 000  37 100  633  85 330   35, 42  244 200 kNm 2
21 000 124  633  4000
Primäre und sekundäre Beanspruchung aus dem Schwinden:
nc  1  0,55   (, t0 )  1  0,55  3, 4  2,87
ES  Ecm / nc  3000 / 2,87  1045 kN/cm2
Ac  bc  hc  250 16  4000 cm2
a  27, 4  16  16 / 2  35, 4 cm
EAS  Ea  Aa  ES  Ac  21 000 124  1045  4000  6 784 000 kN
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ES  Ac 1045  4000
aa  a   35, 4  21,8 cm
Ea  Aa  ES  Ac 21 000 124  1045  4000
eS,S  43, 4  21, 8  21, 6 cm  hc  16, 0 cm

102
2.14 Beispiele Verbundträger

Der Schwerpunkt des Verbundträgers liegt im Stahlträger.


I c  bc  hc3 /12  250  16, 0 3 /12  85 330 cm 4

21 000 124 1045  4000


EIS  21 000  37 100  1045  85 330   35, 42  287 900 kNm 2
21 000 124  1045  4000
10. Nachweis des Biegemomentes
Zeitpunkt t = 0
Maßgebende Biegesteifigkeit: EI0
Bemessungswert der maßgebenden Einwirkungskombination:
eEd  1,35  gk  1,50  qk  1,35 19,0  1,50 15,0  48, 2 kN/m
Schnittgrößenermittlung:
L 10
VEd  A  eEd   48, 2   241 kN
2 2
2 2
L 10
M Ed  eEd   48, 2   603 kNm
8 8
Zugehörige Querkraft: VEd  0
eS,0  14, 2 cm z 0,6  59, 2  14, 2  45, 0 cm
M 60 300
 a  Ea   z0,6  21 000   45, 0  15, 3 kN/cm 2
EI 0 372 300 10 4
 a 15,3
  0, 65  1
f yd 23,5
z 0,1  0, 0  14, 2   14, 2 cm
M 60 300
 c  E0   z0,1  3000    14, 2   0, 690 kN/cm 2
EI 0 372 300 104
 c 0, 690
  0, 61  1
f cd 1,13
Zeitpunkt t = 
Maßgebende Biegesteifigkeit: EIP
Bemessungswert der maßgebenden Einwirkungskombination:
eEd  1,35  gk  1,50  qk  1,35 19,0  1,50 15,0  48, 2 kN/m
Schnittgrößenermittlung:
L 10
VEd  A  eEd   48, 2   241 kN
2 2
L2 10 2
M Ed  eEd   48, 2   603 kNm
8 8
Zugehörige Querkraft VEd  0
eS,P  25, 9 cm z P,6  59, 2  25, 9  33, 3 cm
M 60 300
 a  Ea   zP,6  21 000   33,3  17, 3 kN/cm 2
EI P 244 200 10 4
z P,1  0, 0  25, 9   25, 9 cm
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M 60 300
 c  EP   zP,1  633    25, 9   0, 405 kN/cm 2
EI P 244 200 104

103
2 Verbundträger

Schwinden:
Für die Beanspruchung des Verbundträgers durch Schwinden wird die volle Gurtbreite
berücksichtigt.
Ncs   cs ()  ES  Ac  555 106 1045  300 16  2784 kN
N   Ncs  2784 kN
ac  a  aa  35, 4  21,8  13,6 cm
M  M cs  Ncs  ac  2784 13,6 /100  379 kNm
N M
 a  Ea   Ea   zS
EAS EIS
eS,S  21,8 cm zS,6  59, 2  21, 8  37, 4 cm
2874 37 900
 a  21 000   21 000   37, 4  8,90  10,34  1, 44 kN/cm2
6 784 000 287 900 104
N M N
 c  ES   ES   zS  cs
EAs EIS Ac
eS,S  21,8 cm zS,1  0, 0  21, 8   21, 8 cm
2874 37 900 2874
4 
 c  1045   1045   21,8 
6 784 000 287 900 10 4000
 0, 443  0,300  0, 719  0,024 kN/cm2
Überlagerung zum Zeitpunkt t = :
 a  17, 3  1, 44  18, 7 kN/cm 2
 a 18, 7
  0,80  1
f yd 23,5
 c   0, 405  0, 024   0, 429 kN/cm 2
 c 0, 429
  0, 38  1
f cd 1,13

11. Nachweis der Querkraft


Die Schubspannung ist zeitabhängig.
Zeitpunkt t = 0: Schwerpunkt im Betongurt eS,0  14, 2 cm Si  Ai  ei
Punkt 4 (Schwerpunkt):
 Ei  Si  3000  250 14, 2 2 / 2  7562 104 kNcm
c  V  
Ei  Si 7562 104
 241  0, 0196 kN/cm 2
EI 0  b 372 300 104  250
c 0, 0196
  0, 22  1
 c,Rd 0, 0873
Punkt 5:
 Ei  Si  21 000  60  44, 0  5544 10 4 kNcm
a  V  
Ei  Si 5544 104
 3,59 kN/cm 2
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 241 
EI 0  b 372 300 104 1, 0
Punkt 3:

104
2.14 Beispiele Verbundträger

 Ei  Si  5544 10 4  21 000  40  23, 0  7476 10 4 kNcm


a  V  
Ei  Si 7476 104
 241  4,84 kN/cm2
EI 0  b 372 300 104 1, 0
a 4,84
  0,36  1
 a,Rd 13, 6
Im Allgemeinen wird die Querkraft nur dem Stahlquerschnitt zugewiesen. Für die maximale
Schubspannung gilt dann für den Schwerpunkt des Stahlträgers:
13,82
 Ei  Si  21 000  60 14,8  21 000 1, 0  2  2065 104 kNcm
 a  V   i i  241
E S 2065 104
 6,39 kN/cm 2
EI a  b 4
77 910 10 1, 0
a 6,39
  0, 47  1
 a,Rd 13, 6
Der Betongurt beteiligt sich hier mit ca. 25 % an der Abtragung der Querkraft.
Zeitpunkt t = :
Schwerpunkt im Stahlquerschnitt eS,P  25, 9 cm
Punkt 2:
 Ei  Si  633  4000 17, 9  4532 10 4 kNcm
c  V  
Ei  Si 4532 104
 241  0, 0179 kN/cm2
EI P  b 244 200 104  250
c 0, 0179
  0, 21  1
 c,Rd 0, 0873
Punkt 3:
 Ei  Si  4532 10 4  21 000  24  9, 3  5001 10 4 kNcm
a  V  
Ei  Si 5001104
 241  4,94 kN/cm 2
EI P  b 244 200 104 1, 0
Punkt 4:
 Ei  Si  5001 10 4  21 000 1, 0  8, 7 2 / 2  5080 10 4 kNcm
 V 
 Ei  Si i  241 5080 104  5, 01 kN/cm 2
a
EI P  b 244 200 104 1, 0
a 5, 01
  0,37  1
 a,Rd 13, 6
Punkt 5:
 Ei  Si  21 000  60  32, 3  4070 10 4 kNcm
a  V  
Ei  Si 4070 104
 241  4, 02 kN/cm 2
EI P  b 4
244 200 10 1, 0
Zum Zeitpunkt t =  tritt die maximale Schubspannung im Stahlträger auf.
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Spannungsverlauf der Normalspannungen und Schubspannungen zum Zeitpunkt t = :


c c 235
vorh  40  max  72    72   72
t t 235

105
2 Verbundträger

1 0,405 - 0,024
-

0,0179 +
2 4,94 5,14 0,154 10,5 0,196
3 -
-
4 5,01
+

+
5 4,02 17,3 1,44
+
t= t= Schwinden
 -Verlauf  -Verlauf

Schubbeulen:
Ein Nachweis für Biegung und Querkraft ist in diesem Beispiel nicht erforderlich.

12. Biegedrillknicken
Der Druckgurt des Einfeldträgers soll auch im Bauzustand seitlich gehalten sein.

13. Verdübelung
Aus den Schubspannungen  in der Verbundfuge b-b können die Längsschubkräfte vb pro
Längeneinheit ermittelt werden. Die Längsschubkräfte sind ebenfalls zeitabhängig. Hier ist
der Zeitpunkt t = 0 maßgebend.

vL,Ed  vb  V 
 Ei  Si i  241  7615 104  4, 93 kN/cm
EI 0 372 300 10 4
Die Dübel werden entsprechend dem Verlauf der Längsschubkräfte angeordnet. Es wird die
folgende Anordnung gewählt:
P 72, 5
eL  140 mm vRd  Rd   5,18 kN/cm
eL 14, 0
P 72,5
eL  200 mm vRd  Rd   3, 63 kN/cm
eL 20

Bereich 1 Bereich 2

2,96
4,93
3,63 Längsschubkraft / m

5,18

2000 3000
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n1 = 15 n1 = 15
eL = 140 mm eL = 200 mm

106
2.14 Beispiele Verbundträger

Ein Einschneiden in die Deckungslinie der Längsschubkraft ist bei Querschnitten der Klasse 3
nicht zulässig.
1 L 1 1000
VL,Ed   vL,Ed    4,93   1233 kN
2 2 2 2
VRd  n  PRd  30  72,5  2175 kN  VEd  1233 kN
Gewählt: eL  140, 200 mm
eL  5  d  5  22  110 mm
eL  800 mm
eL  6  h1  6 160  960 mm

14. Längsschubtragfähigkeit des Betongurtes


Plattenanschnitt a-a
Querbewehrung für die Querbiegung:
Gewählt: ds  10 mm , eL  200 mm At  Ab  3, 93 cm 2
Aus den Schubspannungen  im Plattenanschnitt a-a können die Längsschubkräfte va pro
Längeneinheit ermittelt werden.

vL,Ed  va  V 
 Ei  Si  ba  241 7615 104  125  2, 46 kN/cm
EI 0 b 372 300 104 250
Druckstrebennachweis:
lf  hc  16 cm
vRd,c  0, 369  lf  f cd  0, 369  16, 0  1,13  6, 67 kN/cm
v L,Ed / v Rd,c  2, 46 / 6, 67  0, 37  1, 0
Zugstrebennachweis:
vRd,t  1, 2  Af  f sd  v L,Ed
vL,Ed 2, 46
erf Af   100  4, 71 cm 2 /m
1, 2  fsd 1, 2  43,5
Die erforderliche Bewehrung ist je zur Hälfte auf die Ober- und Unterseite der
Ortbetonschicht zu verteilen.

Dübelumrissfläche
Aus den Schubspannungen  in der Verbundfuge b-b können die Längsschubkräfte vb pro
Längeneinheit ermittelt werden. Die Längsschubkräfte sind ebenfalls zeitabhängig. Hier ist
der Zeitpunkt t = 0 maßgebend.
Längsschubtragfähigkeit in der Dübelumrissfläche des Schnittes b-b im Bereich 1.

vEd  vb  V 
 Ei  Si  241 7615 104  4,93 kN/cm
EI 0 372 300 104
Druckstrebennachweis:
lf  2  hsc  1,5  d  2 12,5  1,5  2, 2  28,3 cm
vRd,c  0, 369  lf  f cd  0, 369  28, 3  1,13  11, 8 kN/cm
v L,Ed / v Rd,c  4, 93 / 11, 8  0, 42  1, 0
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Zugstrebennachweis:
v 4,93
erf Af  L,Ed  100  9, 44 cm 2 /m
1, 2  fsd 1, 2  43,5

107
2 Verbundträger

vorh Af  2  Ab  2  3, 93  7,86 cm 2 /m  erf Af


Es ist im Bereich 1 eine Zulagebewehrung erforderlich.
Gewählt im Bereich 1 unten: ds  10 mm mit eL  140 mm
  ds2  1, 02
Ab    5, 61 cm 2 /m
4  eL 4  0,140
Af  2  ( Ab  Az )  2  (3, 93  5, 61)  19,1 cm 2 /m  erf Af
Längsschubtragfähigkeit in der Dübelumrissfläche des Schnittes b-b im Bereich 2.
v 2,96
vEd  vb  2,96 kN/cm erf Af  L,Ed  100  5, 67 cm 2 /m
1, 2  fsd 1, 2  43,5
Gewählt im Bereich 2 unten: ds  10 mm , eL  200 mm
  ds2  1, 02
Ab    3,93 cm 2 /m
4  eL 4  0, 20
Af  2  Ab  2  3, 93  7, 86 cm 2 /m  erf Af
Die Verankerung der Bewehrung erfolgt nach DIN EN 1992-1-1.

Konzentrierte Längsschubkraft an den Betongurtenden


Hier tritt eine konzentrierte Längsschubkraft aus den primären Beanspruchungen infolge des
Schwindens auf. Diese ist betragsmäßig gleich der Normalkraft im Stahlträger bzw.
Betongurt. Dabei ist die Richtung der Kraft zu beachten. Ist diese Normalkraft im Betongurt
positiv bzw. im Stahlträger negativ, wirkt diese den Längsschubkräften aus den Eigen- und
Verkehrslasten entgegen. Diese Längsschubkraft ist die Normalspannung im Schwerpunkt des
Stahlträgers multipliziert mit der Fläche des Stahlträgers.
N M
 a  Ea   Ea   zS
EAS EIS
2874 37 900
 a  21 000   21 000   21, 6  2,93 kN/cm 2
6 784 000 287 900 104
N a,s  VL,Ed   a,0  Aa   2, 93  124   363 kN

vL,Ed

beff

2  VL,Ed
2  363
vL,Ed    2,90 kN/cm
beff 250
Die Dübelkräfte werden im Endbereich um
Pd,s  vL,Ed  eL  2, 49  14, 0  34, 9 kN
reduziert. Kein weiterer Nachweis erforderlich.
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15. Nachweis der Durchbiegung


Die Durchbiegung im Bauzustand ist null, da der Stahlträger während des Betonierens
unterstützt ist. Für die Bemessungswerte der Gebrauchstauglichkeit gilt:

108
2.14 Beispiele Verbundträger

 F  1,0 und  M  1,0


Maximale Durchbiegung des Einfeldträgers unter Gleichstreckenlast:
5 q  L4
f  
384 EI L
Verformungsanteile:
Ständige Einwirkung zum Zeitpunkt t  0 :
g k  g k1  gk2  19, 0 kN/m und EI L  EI0
5 19, 0 10 4
f1   100  0, 665 cm
384 372 300
Durchbiegung des Verbundträgers infolge der quasi-ständigen Verkehrslast zum Zeitpunkt
t  0:
5 4, 5 10 4
 2  qk  0,3 15  4,5 kN/m f 2,1   100  0,157 cm
384 372 300
Verformungsanteile durch Kriechen unter der quasi-ständigen Einwirkung zum Zeitpunkt
t   : Dieser Verformungsanteil ist die Differenz der Durchbiegung zum Zeitpunkt t  
und dem Zeitpunkt t  0 .
gk  2  qk  19,0  0,3 15  23,5 kN/m
5 23,5 104 5 23, 5 104
f 2,2   100   100  1, 253  0,822  0, 431 cm
384 244 200 384 372 300
Schwinden:
1 M  L2 1 351 102
f 2,3   cs   100  1,52 cm
8 EIS 8 287 900
Nachgiebigkeit in der Verbundfuge:
Die Auswirkungen der Nachgiebigkeit dürfen vernachlässigt werden, da die Verdübelung
nach Abschnitt 4 erfolgt und im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit PRd nicht
überschritten wird.
Nachweis: f1  0,665 cm f 2   f 2,i  0,157  0, 431  1, 52  2,11 cm
Träger ohne Anforderungen für die Durchbiegung. Überhöhung des Trägers :
Gewählt: f0  0 cm
f max  f1  f 2  f0  0,665  2,11  0  2,78 cm  l / 250  1000 / 250  4,00 cm

16. Nachweis der Eigenfrequenz


Es wird das Eigengewicht und die Biegesteifigkeit unter Kurzzeitbelastung berücksichtigt.
5 g  L4 5 19, 0 104
v0     100  0, 665 cm
384 EI 0 384 372 300
5, 6 5, 6
f    6,87 Hz  3 Hz mit v0 in cm
v0 0, 665

17. Beschränkung der Rissbreite


Der Nachweis der Rissbreitenbeschränkung entfällt beim Einfeldträger. Es ist eine Mindest-
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bewehrung vorzusehen.

109
2 Verbundträger

2.14.2 Einfeldträger mit plastischer Grenztragfähigkeit

1. System, Belastung und Querschnitt

Ortbeton
At 1,5 d a

h1 h lc hc
sc
B
tf hp=5cm
ed r
Az Ab b
3,5cm
b Fertigteil
c c
a dw ha
tw
c
L

ba

2. Angaben zum Verbundträger


Statisches System: Einfeldträger Stützweite: L= 12 m

Trägerabstand: B = 3,00 m Herstellung: mit Eigengewichtsverbund


Verdübelung: teilweise Stahlprofil: IPE 450 und S355

Betonfestigkeitsklasse: C25/30; hc = 11 cm wegen der Querfugen der Gitterträger; h1 = 16 cm


Bei den Gitterträgern sind die allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen zu beachten.
Träger ohne spezielle Anforderungen für die Durchbiegung. Für den Betongurt des
Verbundträgers wird wegen der Querfugen zwischen den Gitterträgern nur Ortbetonschicht
angesetzt.

3. Einwirkungen
Ständige Einwirkungen: Betonplatte 25  0,16  3, 0  12, 0 kN/m
Stahlträger  0,8 kN/m
gk1  12,8 kN/m
Ausbaulast gk2  2,00  3,00  6, 0 kN/m
gk  gk1  gk2  18,8 kN/m
Veränderliche Einwirkungen: qk  5, 00  3, 00  15, 0 kN/m
Bemessungswert der maßgebenden Einwirkungskombination:
eEd  1,35  gk  1,50  qk  1,35 18,8  1,50 15,0  47,9 kN/m
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4. Nachweisverfahren
Elastisch-Plastisch: Querschnittsklasse 2 erforderlich.

110
2.14 Beispiele Verbundträger

5. Querschnittseinstufung
Stahlprofil: IPE 450 und S355
Querschnittswerte: ha  450 mm ba  190 mm d  379 mm tf  14,6 mm
2
tw  9, 4 mm r  21 mm Aa  98,8 cm Ia  33740 cm4
Wpl,y  1702 cm3
c c 235
Nachweis des Gurtes: vorh  4,75  max    10   8,13
t t 355
Nachweis des Steges: Es wird angenommen, dass   0,5 ist, d.h. die plastische neutrale
Achse liegt im Schwerpunkt des Steges. Dies ist zu überprüfen.
c c 235
vorh  40,3  max    83    83   67,5
t t 355
Der Querschnitt erfüllt in diesem Fall auch die Bedingungen der Querschnittsklasse 1.

6. Werkstoffe
Betonfestigkeitsklasse: C25/30 fck  2,5 kN/cm2 fcd  1,42 kN/cm2
Sekantenmodul: Ecm  3100 kN/cm2
Betonstahlsorte: BSt 500 S fsk  50 kN/cm2
fsd  fsk / s  50 /1,15  43,5 kN/cm2
Baustahlsorte: S355 f yk  35,5 kN/cm2
f yd  f yk / M0  35,5 /1,00  35,5 kN/cm2

Elastizitätsmodul: Ea  21000 kN/cm2


Verdübelung: duktile Kopfbolzendübel d  22 mm fu  500 N/mm2
h  125 mm
h / d  125 / 22  5, 7  4 PRd  82, 4 kN nach Tabelle 1.11

7. Herstellung des Verbundträgers


Der Stahlträger wird im Bauzustand ausreichend unterstützt und gegen Biegedrillknicken
gesichert. Es liegt ein Träger mit Eigengewichtsverbund vor.

8. Mittragende Breite
12 12
beff  b0  bei  0    3, 00 m mit bei  Le / 8  12 / 8  1,50 m  bi  1,50 m
8 8
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111
2 Verbundträger

9. Schnittgrößenermittlung
L 12
VEd  A  ed   47,9   287 kN
2 2
L2 12 2
M Ed  ed   47,9   862 kNm
8 8
Zugehörige Querkraft VEd  0

10. Verdübelung
Für vollständige Verdübelung ist der kleinere der folgenden Werte maßgebend:
VL,Ed  N cf mit N cf  Aa  f yd oder Ncf  bc  hc  fcd mit bc  beff
N cf  Aa  f yd  98, 8  35, 5  3507 kN
Ncf  bc  hc  fcd  300 111, 42  4686 kN
VL,Ed  N cf  3507 kN
VL,Ed 3507
nf    42, 6 je Trägerhälfte
PRd 82, 4
Für teilweise Verdübelung gilt bei Träger mit doppelt symmetrischem Stahlquerschnitt:
 355   355 
 f yk  
Le  25 m   1   0, 75  0, 03  Le   1      0, 75  0, 03 12, 0   0, 61  0, 4
   355 
gewählt n  30
  30 / 42, 6  0, 704  0, 61
VL,Ed  n  PRd  30  82, 4  2472 kN
Es werden folgende Abstände gewählt:
L 12000
erf eL    200 mm
2  n 2  30
gewählt eL  200 mm
eL  200 mm  5  d  5  22  110 mm
eL  200 mm  800 mm eL  200 mm  6  h1  6 160  960 mm
11. Beanspruchbarkeit des Querschnittes
Nachweis der Querkraft:
Av  Aa  2  ba  tf   tw  2  r   tf  98,8  2 19 1,46   0,94  2  2,1 1,46  50,8 cm2
VRd  Av  f yd / 3  50,8  35,5 / 3  1041 kN
VEd 287
  0, 28  1
VRd 1041
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Schubbeulen:
c 235
vorh  40,3  72    72   59
t 355

112
2.14 Beispiele Verbundträger

Nachweis für Biegung und Querkraft:


VEd / VRd  0,5  0

Fall 2) Plastische neutrale Achse liegt im Flansch des Stahlträgers:


Teilweise Verdübelung: N c   PRd  30  82, 4  2472 kN

Na   Aa    Av   fyd   98,8  0  35,5  3507 kN


N a  N c 3507  2472
Nf    518 kN
2 2
Nc 2472
zc    5,80 cm  hc  11 cm
bc  f cd 300 1, 42
Nf 518
zf    0, 77 cm  tf  1, 46 cm
ba  f yd 19  35,5
 z  h  5,80  45
z   hc  c   hp  a   11  5  35, 6 cm
 2  2  2  2
z pl  hc  hp  z f  11  5  0, 77  16, 8 cm

MRd  Nc  z  Nf   ha  zf   2472  35,6 /100  518  45  0,77 /100  1109 kNm


M Ed 862
  0, 78  1
M Rd 1109
Für die gleichmäßige Verteilung der Dübel muss nachgewiesen werden:
M pl,Rd
 2,5
M pl,a,Rd
M pl,a,Rd  W pl,y  f yd  1702  35, 5 / 100  604 kNm
M pl,Rd Grenzmoment bei vollständiger Verdübelung
Fall 1) Plastische neutrale Achse liegt im Betongurt:
Na 3507
N a  Aa  f yd  98, 8  35, 5  3507 kN zpl    8, 23 cm  hc  11 cm
bc  f cd 300 1, 42
 zpl  h  8, 23  45
z   hc    hp  a  11  5  34, 4 cm
 2  2  2  2
M pl,Rd 1206
M pl,Rd  N a  z  3507  34, 4 / 100  1206 kNm   2, 00  2,5
M apl,Rd 604
12. Biegedrillknicken
Der Druckgurt des Einfeldträgers soll auch im Bauzustand seitlich gehalten sein.

13. Längsschubtragfähigkeit des Betongurtes


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2
Querbewehrung für die Querbiegung: At  Ab  2,57 cm
Bemessungswert der vollen Längsschubkraft pro Längeneinheit für die Dübelumrissfläche:

113
2 Verbundträger

VL,Ed 2472
vL,Ed    4,12 kN/cm
av 600
Längsschubtragfähigkeit in der hier maßgebenden Umrissfläche des Schnittes cc.
Druckstrebennachweis:
lf  2  lc  1,5  d  2  8,67  1,5  2, 2  20,6 cm
v Rd,c  0, 369  lf  f cd  0, 369  20, 6  1, 42  10, 8 kN/cm
v L,Ed / v Rd,c  4,12 / 10, 8  0, 38  1, 0
Zugstrebennachweis:
vRd,t  1, 2  Af  f sd  v L,Ed
vL,Ed 4,12
erf Af   100  7,89 cm 2 /m
1, 2  fsd 1, 2  43,5
Gewählt: ds  10 mm , eL  200 mm
  d s2  1, 0 2
Az    3, 93 cm 2 /m
4  eL 4  0, 20

Af  2  Az  3,93  3,93  7,86 cm2 /m  erf Af


Bemessungswert der anteiligen Längsschubkraft pro Längeneinheit für den Plattenanschnitt:
V b 2472 150
vL,Ed  L,Ed  a    2, 06 kN/cm
av bc 600 300
Längsschubtragfähigkeit am Plattenanschnitt des Schnittes aa.
Druckstrebennachweis:
lf  hc  11 cm v Rd,c  0, 369  lf  f cd  0, 369  11, 0  1, 42  5, 78 kN/cm
vL,Ed / vRd,c  2, 06 / 5, 78  0, 36  1, 0
Zugstrebennachweis:
v 2, 06
erf Af  L,Ed  100  3,95 cm 2 /m
1, 2  fsd 1, 2  43,5
Die erforderliche Bewehrung ist je zur Hälfte auf die Ober- und Unterseite der
Ortbetonschicht zu verteilen. Die Querbewehrung für die Querbiegung ist hier der größere
erforderliche Stahlquerschnitt. Die untere Hälfte ist durch Az abgedeckt.
Af  2  At  2  2,57  5,14 cm2/m  erf Asf
Die Verankerung der Bewehrung erfolgt nach DIN EN 1992-1-1.

14. Nachweis der Durchbiegung


Die Durchbiegung im Bauzustand ist null, da der Stahlträger während des Betonierens
unterstützt ist. Für die Bemessungswerte der Gebrauchstauglichkeit gilt  F  1,0 und
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 M  1,0 .
Die Kriechdehnung und Schwinddehnung wird für den Zeitpunkt t =  mit Hilfe der
Endkriechzahl (,t0) bestimmt. Die Berechnung erfolgt mit einem Programm.

114
2.14 Beispiele Verbundträger

Beton C25/30, Zement CEM I 32,5 N, relative Luftfeuchte 50 %, Belastungsbeginn nach 28


Tagen, t0 = 28 Tage, Betonalter bei Austrocknungsbeginn 3 Tage, ts = 3 Tage.
 (, t0 )  2,89
 cs ( )  537 10 6
Biegesteifigkeit EIL des Verbundträgers: Es gilt in diesem Fall näherungsweise hc  h1 .
Ea  Aa  EL  Ac 2
EI L  Ea  I a  EL  I c  a
Ea  Aa  EL  Ac

Ea  21 000 kN/cm2 , Ia  33 740 cm4 , Aa  98,8 cm2


Ic  bc  hc3 /12  300 163 /12  102 400 cm4 , Ac  bc  hc  300 16  4800 cm2
a  0,5   hc  ha   0,5  16  45  30,5 cm

Kurzzeitige Beanspruchung: nc  1 E0  Ecm / nc  3100 /1,0  3100 kN/cm2


21 000  98,8  3100  4800
EI 0  21 000  33 740  3100 102 400   30,52  272 000 kNm2
21 000  98,8  3100  4800
Konstante ständige Beanspruchung:
nc  1  1,10   (, t0 )  1  1,10  2,89  4,18 EP  Ecm / nc  3100 / 4,18  742 kN/cm2
21 000  98,8  742  4800
EI P  21 000  33 740  742 102 400   30,52  200 400 kNm2
21 000  98,8  742  4800
Primäre und sekundäre Beanspruchung aus dem Schwinden:
nc  1  0,55   (, t0 )  1  0,55  2,89  2,59
ES  Ecm / nc  3100 / 2,59  1197 kN/cm2
21 000  98,8 1197  4800
EIS  21 000  33 740  1197 102 400   30,52  224 900 kNm 2
21 000  98,8  1197  4800
Maximale Durchbiegung des Einfeldträgers unter Gleichstreckenlast:
5 q  L4
f  
384 EI
Verformungsanteile:
Ständige Einwirkung zum Zeitpunkt t  0 : gk  gk1  gk2  18,8 kN/m
5 18,8 12 4
f1   100  1,87 cm
384 272 000
Durchbiegung des Verbundträgers infolge der quasi-ständigen Verkehrslast zum Zeitpunkt
t = 0.
 2  qk  0,315  4,5 kN/cm2
5 4,5 124
f 2,1   100  0, 45 cm
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384 272 000

115
2 Verbundträger

Verformungsanteile durch Kriechen unter der quasi-ständigen Einwirkung zum Zeitpunkt


t   . Dieser Verformungsanteil ist die Differenz der Durchbiegung zum Zeitpunkt t  
und dem Zeitpunkt t = 0.
gk  2  qk  18,8  0,315  23,3 kN/cm2
5 23,3 12 4 5 23,3 12 4
f 2,2  100   100  3,14  2, 31  0,83 cm
384 200 400 384 272 000
Schwinden:
Ncs  cs ()  ES  Ac  537 106 1197  300 16  3085 kN
Ea  Aa 21000  98,8
ac  a   30, 5  8, 09 cm
Ea  Aa  ES  Ac 21000  98,8  1197  4800
M cs  Ncs  ac  3085  8,09 /100  250 kNm
1 M  L2 1 250 12 2
f 2,4   cs   100  2, 00 cm
8 EI S 8 224 900
Nachgiebigkeit in der Verbundfuge:
Die Auswirkungen der Nachgiebigkeit dürfen vernachlässigt werden, da die Verdübelung
nach Abschnitt 3.8.6 erfolgt und n / nf  0,5 ist. Für den Nachweis gilt:
f1  1,87 cm
f 2   f 2,i  0, 45  0, 83  2, 00  3, 28 cm
Gewählte Überhöhung des Trägers : f0  4,00 cm
f max  f1  f 2  f0  1,87  3, 28  4,00  1,15 cm  L / 250  1200 / 250  4,8 cm

15. Nachweis der Eigenfrequenz


Es wird das Eigengewicht und die Biegesteifigkeit unter Kurzzeitbelastung berücksichtigt.
5 g k  L4 5 18,8 12 4
v0     100  1,87 cm
384 EI 0 384 272 000
5, 6 5, 6
f    4,10 Hz  3 Hz mit v0 in cm
v0 1,87

16. Beschränkung der Rissbreite


Der Nachweis der Rissbreitenbeschränkung entfällt beim Einfeldträger. Es ist eine Mindest-
bewehrung vorzusehen.
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116
2.14 Beispiele Verbundträger

2.14.3 Zweifeldträger mit Mathcad

Die Berechnung des folgenden Beispiels und weiterer Beispiele in Abschnitt 5


wurden mit dem Programm „Mathcad“ durchgeführt. Die positiven Erfahrun-
gen mit diesem Programm sollen deshalb hier weitergegeben werden. Der
Tragwerksplaner kann alle Formeln in der Reihenfolge des gewählten
Nachweises übersichtlich und in ingenieurmäßiger Schreibweise angeben. Die
Ergebnisse sind leicht nachvollziehbar und nachprüfbar. Alternative Lösungen
können schnell untersucht und eventuell auftretende Änderungen ohne großen
Aufwand eingearbeitet werden.
Mathcad ist eine Standardsoftware für technische Kalkulationen, die in Indus-
trieunternehmen und in Lehre und Forschung eingesetzt wird. Kalkulieren,
technische Berechnungen und Schreiben auf dem Bildschirm in mathematischer
Notation sind Merkmale von Mathcad.
Das von Mathsoft (Cambridge, USA) entwickelte Programmsystem ist interna-
tional weit verbreitet. Dank seines visuellen Formats und der Notizblock-
Oberfläche, die die mathematische Standardnotation, Text und Diagramme in
einem einzigen Arbeitsblatt integriert, eignet sich die Software vor allem für die
Erfassung von Daten, die Wiederverwendung von Berechnungen und die
Zusammenarbeit zwischen Ingenieuren.
Die algorithmischen und graphischen Fähigkeiten anderer Programme können
mitgenutzt werden. Mathcad enthält Komponenten für den Datenaustausch von
Dateiformaten wie z.B.: Excel, dBASE, S-PLUS®, AXUM, MATLAB®.
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117
2 Verbundträger

Zweifeldträger mit gleicher Stützweite und teilweiser Verdübelung

Die Querschnittswerte der I-Profile werden mit einem Mathcad Programm ermittelt, das
freundlicherweise von Prof. Dr.-Ing. Wilfried Zwanzig von der Fachhochschule Koblenz zur
Verfügung gestellt wurde.

1. System, Belastung und Querschnitt


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118
2.14 Beispiele Verbundträger

2. Angaben zum Verbundträger


Statisches System: Zweifeldträger
Stützweite: L1= 12,5 m L2= 12,5 m
Trägerabstand: B = 3,00 m
Herstellung: ohne Eigengewichtsverbund
Verdübelung: teilweise
Stahlprofil: HEA 360 und S355;
Betonfestigkeitsklasse: C25/30; hc = 11 cm; h1 = 16 cm
Betonstahl: BSt 500 M und BSt 500 S
Verdübelung durch duktile Kopfbolzendübel: d = 22 mm; h = 125 mm
h/d=125/22 = 5,7 > 4; fu = 500 N/mm2
Träger mit spezielle Anforderungen für die Durchbiegung: fmax ≤ L/500

L1  12.5 m L2  12.5 m B  3 m

hc  11 cm h1  16 cm hp  5 cm

d  22 mm lc  8.24 cm


b0  0 m

Stahlprofil: IQ  IQw( HEA360 1)


Bei den Gitterträgern sind die allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen zu beachten. Für den
Betongurt des Verbundträgers wird wegen der Querfugen zwischen den Gitterträgern für die
Tragsicherheit nur die Ortbetonschicht angesetzt. Für die Biegesteifigkeit wird die volle Höhe
berücksichtigt.

3. Einwirkungen
Ständige Einwirkungen
kN kN
Betonplatte: gc  25  gk1  Bh1 gc  12 
3 m
m

Stahlträger: kN kN
gk2  IQ20   1.121 
cm m

kN kN
Ausbaulasten: ga  2  gk3  Bga  6 
2 m
m
kN
Eigengewicht: gk  gk1  gk2  gk3  19.121 
m
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Veränderliche Einwirkungen:
kN
qk1  5  kN
Verkehrslasten: 2 qk  Bqk1  15 
m m

119
2 Verbundträger

Bemessungswert der maßgebenden Einwirkungskombination:

Teilsicherheitsbeiwerte:

Ständige Einwirkungen: G  1.35

Veränderliche Einwirkungen: Q  1.50

Bemessungswert für die


Durchbiegung:
Siehe: 15. Nachweis der Durchbiegung
Bemessungswert für die
Tragsicherheit:
kN
ed   Ggk   Q qk  48.313 
m
4. Nachweisverfahren
Plastisch-Plastisch: Querschnittsklasse 1 erforderlich.

5. Werkstoffe

Teilsicherheitsbeiwerte: M  1.00 C  1.5 S  1.15

kN fy kN
Baustahl: fy  35.5  fyd   35.5 
2 M 2
cm cm

kN
Ea  21000
2
cm

kN fck kN
Beton: fck  2.5  fcd  0.85   1.4 
2 C 2
cm cm

kN kN
Ecm  3100 fctm  0.26 
2 2
cm cm

kN fsk kN
Betonstahl: fsk  50  fsd   43.5 
2 S 2
cm cm

kN
Es  20000
2
cm
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Verdübelung: PRd  82.4 kN

120
2.14 Beispiele Verbundträger

6. Querschnittswerte

Stahlprofil:

ha  IQ31 cm  35 cm ba  IQ32 cm  30 cm

tf  IQ34 cm  1.75 cm


tw  IQ33 cm  1 cm
2 2
Aa  IQ0 cm  142.8 cm r  IQ35 cm  2.7 cm

vorhczutGurt  IQ18  6.743

vorhczutSteg  IQ19  26.1

4 4
Starke Achse: Ia  IQ1 cm  33089 cm
3 3
Wpl.a  IQ14 cm  2088 cm

Bewehrung: z ist der Abstand vom oberen Rand des Betongurtes


2
cm
Längsbewehrung oben: ø10/15 cm as1  5.24  zs1  2.5 cm
m

2
cm
Längsbewehrung unten: ø10/15 cm as2  5.24  zs2  10.5 cm
m

2
cm
Querbewehrung oben: ø 8/15 cm aq1  3.35  zq1  3.5 cm
m

2
cm
Querbewehrung unten: ø 8/15 cm aq2  3.35  zq2  13.5 cm
m

7. Mittragende Breite des Betongurtes

Feldbereich 1 ist gleich Feldbereich 2:


B B
Le1  0.85L1  10.63 m b1   1.5 m b2   1.5 m
2 2
Le1 Le1
be1  if  b1
8 8 be1  1.328 m
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b1 otherwise

121
2 Verbundträger

Le1 Le1
be2  if  b2
8 8 be2  1.33 m

b2 otherwise

beff.1  b0  be1  be2  2.66 m bc  beff.1  2.66 m

Stützbereich: Index s:

Les  0.25 L1  L2  6.25 m

Les Les
be1s  if  b1
8 8 be1s  0.781 m
b1 otherwise

Les Les
be2s  if  b2 be2s  0.781 m
8 8
b2 otherwise

beff.2  b0  be1s  be2s  1.563 m bs  beff.2  1.563 m

8. Querschnittsklasse
Es wird die Fließgelenktheorie angewendet. Es ist die Querschnittsklasse 1 erforderlich.
Nachweis des Gurtes:
kN
23.5 
2
cm
a   0.814
fy
  1

9.0  a
maxczutGurt 

vorhczutGurt  6.743 ≤ maxczutGurt  7.323

Nachweis des Steges:


Um max c/t des Steges nachzuweisen, muss die plastische neutrale Achse im Steg berechnet
werden.
Momententragfähigkeit im Stützbereich:

hw  ha  2 tf  31.5 cm


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122
2.14 Beispiele Verbundträger

2
As1  as1 bs  8.188 cm Nsl  As1 fsd  355.978 kN
2
As2  as2 bs  8.188 cm Ns2  As2 fsd  355.978 kN

Fall 5) Plastische neutrale Achse liegt im Steg des Stahlträgers für negatives Moment

fsd zsi
hc Nsi
hp zpl fyd
zi
tf
P.N.A. = + M
d0 ha Nsi
tw w fyd

fyd
ba

Der Faktor ρ muss gegebenenfalls korrigiert werden. Siehe: 12. Nachweis der Tragsicherheit.

  0

Nsl  Ns2
d0   20.055 cm ≤ hw  31.5 cm
tw ( 1   ) fyd

ha d0
zpl  hc  hp    23.472 cm
2 2
ha
zi1  hc  hp   zs1  31 cm
2
ha
zi2  hc  hp   zs2  23 cm
2
 ha tf   ha 3 
    ba  tw  2 r  tf 
3
Wpl.f  ba tf   tf   1564.325 cm
 2 4 2 4 
Mpl.f.Rd  Wpl.f fyd  555.335 kN m

Mpl.a.Rd  Wpl.a fyd  741.408 kN m

Ma.V.Rd  Mpl.f.Rd   Mpl.a.Rd  Mpl.f.Rd ( 1   )  741.408 kN m

2
MS.Rd  Nsl zi1  Ns2 zi2  Ma.V.Rd  0.25 tw d0 ( 1   ) fyd  897.94 kN m
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123
2 Verbundträger

Druckspannungsverteilung im Steg:

zpl  hc  hp  tf  r
w  1  0.884
ha  2 tf  2 r

41.5  a
c1   38.187
w

456  a
c2   35.352
13 w  1

maxczutSteg  c1 if  w  0.5
c2 otherwise

vorhczutSteg  26.1 ≤ maxczutSteg  35.352

Duktilitätsbewehrung bei Querschnitten der Klasse 1 und 2:

Abstand der Schwerpunkte von Betongurt und Stahlträger des ungerissenen Querschnittes:

a  0.5  hc  ha   hp  28 cm
2
Ahc  bc hc  2921.875 cm

Ea Aa
ac  a  6.963 cm
Ea Aa  EcmAhc

zo  ac

1
kc1   0.3  0.859
hc
1
2 zo

kc  kc1 if kc1  1.0


1.0 otherwise
kN
fct.eff  fctm  0.26 
2
cm
2
Act  bs hc  1718.75 cm
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c  1.1

124
2.14 Beispiele Verbundträger

fy fctm
s  c   kc  0.801 %
kN fsk
23.5 
2
cm

2 2
As  As1  As2  16.375 cm ≥  s Act  13.762 cm

9. Schnittgrößenermittlung
Die Berechnung des Zweifeldträgers erfolgt nach der Fließgelenktheorie. Das 1. Fließ-
gelenk bildet sich im Allgemeinen bei Gleichstreckenlast an der Stütze. Es entsteht ein
statisch bestimmtes System. Nach dem statischen Satz ist nachzuweisen, dass unter
Annahme der vollplastischen Momententragfähigkeit an der Stütze das Feldmoment die
Momententragfähigkeit im Feldbereich nicht überschreitet.

L1 MS.Rd L1 MS.Rd
A1  ed    230.12 kN B1  ed    373.791 kN
2 L1 2 L1

A1
l1   4.763 m
ed

l1 l1 l2
Ms

A MF B
VL,Ed VL,Ed Ns
Ncf Ncf

Ncf Ncf
l1 l1 l2

2
A1
MF   548.046 kN m VF.Ed.  0 kN
2 ed

VB.Ed  B1  373.791 kN

10. Verdübelung
Eine teilweise Verdübelung ist im Bereich positiver Momente zulässig. Im Bereich negativer
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Momente ist eine volle Verdübelung erforderlich. Für die vollständige Verdübelung ist im
Bereich I des positiven Momentes der kleinere der folgenden Werte maßgebend:

125
2 Verbundträger

Bereich I
LI  l1  4.763 m

Ncfa  Aa fyd  5067.902 kN

Ncfc  bc hc fcd  4139.323 kN

VL.Ed  Ncfa if Ncfa  Ncfc


Ncfc otherwise

VL.Ed  4139.323 kN

Für teilweise Verdübelung gilt bei Trägern mit doppeltsymmetrischem Stahlquerschnitt:

Le  0.85 L1  10.625 m

 35.5  kN 
2
 cm   1
Le ≤ 25 m erf  1     0.75  0.03 Le    0.569 ≥ 0 4
 fy  m

Teilweise Verdübelung:

VL.Edt  erf VL.Ed  2354.24 kN

VL.Edt
nI.erf   28.571
PRd
LI
eL.I.erf   16.671 cm
nI.erf

Anordnung der Dübel:


Gewählt:

eL.I  150 mm ≥ 5 d  110 mm


LI
≤ 800 mm  31.754
eL.I

≤ 6 h1  960 mm

Gewählt: nI  33

VL.EdI  nI PRd  2719.2 kN VL.Edt  2354.24 kN


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126
2.14 Beispiele Verbundträger

Für die gleichmäßige Verteilung der Dübel muss noch folgende Bedingung erfüllt sein:
Das Grenzmoment des Verbundträgers bei vollständiger Verdübelung muss kleiner sein als
das 2,5fache Grenzmoment des Stahlträgers.

Fall 1) Plastische neutrale Achse liegt im Betongurt

Na1  Aa fyd  5067.902 kN

Na1
zpl1   13.468 cm ≤ hc  11 cm
bc fcd

 zpl1  ha
z1   hc    hp   26.766 cm
 2  2

MRd.1  Na1 z1  1356.484 kN m

Mpl.a.Rd  741.408 kN m

MRd.1
 1.83 ≤ 2 5
Mpl.a.Rd

Bereich II

LII  L1  LI  7.737 m

VL.Edt  As fsd  3066.196 kN

VL.Edt  As fsd
nII.erf   37.211
PRd
LII
eL.II.erf   20.792 cm
nII.erf
Anordnung der Dübel:
Gewählt:

eL.II  150 mm ≥ 5 d  110 mm


LII
≤ 800 mm  51.579
eL.II

≤ 6 h1  960 mm


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Gewählt: nII  51

127
2 Verbundträger

VL.Ed.II  nII PRd  4202.4 kN ≥ VL.Edt  As fsd  3066.196 kN

11. Beanspruchbarkeit des Querschnittes

Querkrafttragfähigkeit:

Av  Aa  2 ba tf   tw  2 r  tf  48.958 cm


2

fyd
VRd  Av   1003.436 kN
3

Schubbeulen:

vorhczutSteg  26.1 ≤ 72  a  58.58


Momententragfähigkeit im Feldbereich:

Fall 2) Plastische neutrale Achse liegt im Flansch des Stahlträgers


Teilweise Verdübelung:

Nc2  nI PRd  2719.2 kN

Na2   Aa   Av  fyd  5067.902 kN

 Na2  Nc2
Nf2   1174.351 kN
2
Nc2
zc2   7.226 cm ≤ hc  11 cm
bc fcd
Nf2
zf2   1.103 cm ≤ tf  1.75 cm
ba fyd

 zc2  ha
z2   hc    hp   0.299 m
 2  2
zpl2  hc  hp  zf2  17.103 cm

MF.Rd  Nc2 z2  Nf2 ha  zf2  1210.759 kN m

MF.Rd  1210.759 kN m

MS.Rd  897.94 kN m


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128
2.14 Beispiele Verbundträger

12. Nachweis der Tragfähigkeit

Querkraft:

VB.Ed
 0.373 ≤ 1 0
VRd

Nachweis Biegung und Querkraft:


2
 2 VB.Ed 
VEd / VRd ≤ 0,5  Ed    1   0.065
 VRd 
VB.Ed
  0 if  0.5
VRd
 Ed otherwise

 0

Nachweis des Feldmomentes:

MF
 0.453 ≤ 1 0
MF.Rd

13. Biegedrillknicken
Der Biegedrillknicknachweis ist auch für den Bauzustand zu führen. Auf die Nachweise
im Bauzustand wird in diesem Beispiel nicht eingegangen.
Es wird der vereinfachte Nachweis mit der Grenzprofilhöhe ha,grenz geführt.
1. Die Stützweite ist gleich.
2. Der Träger ist durch Gleichstreckenlasten beansprucht. Der Bemessungswert der
ständigen Einwirkungen ist größer als 40 % des Bemessungswertes der Gesamtlast.

gk
 0.56 > 0,40
gk  qk

3. Die Verdübelung zwischen dem Obergurt des Stahlträgers und dem Betongurt sowie die
Deckenabmessungen wird nach Abschnitt 3.5 ausgeführt und der Abstand der Dübel ist nicht
größer als 300 mm.

4. Grenzprofilhöhe ha.grenz:

ha  350 mm ≤ ha.grenz  650 mm


7541014/10787806875Biblio

129
2 Verbundträger

14. Längsschubtragfähigkeit des Betongurtes


Querbewehrung für die Querbiegung:
2 2
cm cm
At  aq1  3.35  Ab  aq2  3.35  av  LI  476.312 cm
m m

Bemessungswert der vollen Längsschubkraft pro Längeneinheit für die Dübelumrissfläche:


VL.Edt kN
vL.Ed.b   4.943 
av cm

Längsschubtragfähigkeit in der Dübelumrissfläche des Schnittes b-b.


Druckstrebennachweis:
lfb  2 lc  1.5 d  19.78 cm
kN
vRd.c.b  0.37 lfb fcd  10.368 
cm
vL.Ed.b
 0.477 ≤ 1 0
vRd.c.b

Zugstrebennachweis:

vRd,t  1, 2  Af  f sd  vL,Ed

vL.Ed.b 2
cm
erfAfb   9.473 
1.2 fsd m

Gewählt: dsq  10 mm eLs  150 mm

2 2 2 2
 dsq cm cm cm
Az   5.236  Af  2 Az  10.472  ≥ erfAfb  9.473 
4 eLs m m m

Bemessungswert der anteiligen Längsschubkraft pro Längeneinheit für den Plattenanschnitt:


bc
baa   132.813 cm
2
VL.Edt baa kN
vL.Ed.a    2.471 
av bc cm
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130
2.14 Beispiele Verbundträger

Längsschubtragfähigkeit am Plattenanschnitt des Schnittes a-a.


Druckstrebennachweis:
lfa  hc  11 cm
kN
vRd.c.a  0.37 lfa fcd  5.766 
cm
vL.Ed.a
 0.429 ≤ 1 0
vRd.c.a

Zugstrebennachweis:

vL.Ed.a 2
cm
erfAfa   4.737 
1.2 fsd m
Die erforderliche Bewehrung ist je zur Hälfte auf die Ober- und Unterseite der Ortbeton-
schicht zu verteilen. Die Querbewehrung für die Querbiegung ist hier der größere erfor-
derliche Stahlquerschnitt. Die untere Hälfte ist durch Az abgedeckt. Die Verankerung der
Bewehrung erfolgt nach DIN 1045-1.

2 erfAfa 2
cm cm
At  3.35  ≥  2.368 
m 2 m

2 erfAfa 2
cm cm
Az  5.236  ≥  2.368 
m 2 m

15. Nachweis der Durchbiegung


Bei der Berechnung der Durchbiegung ist die Belastungsgeschichte, das Kriechen und
das Schwinden des Betons zu berücksichtigen. Da der Stahlträger während des
Betonierens nicht unterstützt ist, ist die Durchbiegung auch im Bauzustand zu berechnen.
Die Durchbiegung wird mit der quasi-ständigen Einwirkungskombination berechnet.
Für die Bemessungswerte der Gebrauchstauglichkeit gilt γF = 1,0 und γM = 1,0.
Die Kriechdehnung und Schwinddehnung wird für den Zeitpunkt t =  mit Hilfe der
Endkriechzahl φ (,t0) bestimmt.
Beton C25/30, Zement CEM I 32,5 N, relative Luftfeuchte 50 %,
Belastungsbeginn nach 28 Tagen, t0 = 28 Tage,
Betonalter bei Austrocknungsbeginn 3 Tage, ts = 3 Tage.

6
 t.S  5.08  t.P  2.89  cs  537 10 2  0.3
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131
2 Verbundträger

Biegesteifigkeit EI des Verbundträgers:


Es gilt in diesem Fall näherungsweise hc = h1
2
Stahlträger: EIa  Ea Ia  69486 kN m
2
Betongurt: Ac  bc h1  4250 cm

1 3 4
Ic  bc h1  90667 cm
12
Abstand der Schwerpunkte von Betongurt und Stahlträger:

a1  0.5  h1  ha   25.5 cm


Kurzzeitige Beanspruchung: Index 0
n0  1
Ecm kN
E0   3100 
n0 2
cm
Ea Aa E0Ac 2 2
EI0  Ea Ia  E0Ic  a1  256397 kN m
Ea Aa  E0 Ac

Konstante ständige Beanspruchung: Index P


nP  1  1.10  t.P  4.179

Ecm kN
EP   741.804 
nP 2
cm
Ea Aa EP Ac 2 2
EIP  Ea Ia  EP Ic  a1  176134 kN m
Ea Aa  EP Ac

Zeitlich veränderliche Beanspruchung und Schwinden: Index S

nS  1  0.55  t.S  3.794

Ecm kN
ES   817 
nS 2
cm

Ea Aa ES Ac 2 2


EIS  Ea Ia  ES Ic  a1  181515 kN m
Ea Aa  ES Ac
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Biegesteifigkeit des gerissenen Stützenquerschnittes


Berechnung des Schwerpunktes des gerissenen Stützenquerschnittes vom oberen Rand des
Betongurtes:

132
2.14 Beispiele Verbundträger

2 2 2
As1  8.188 cm As2  8.188 cm Aa  142.758 cm
2
Ast  As1  As2  Aa  159.133 cm

 ha 
As1 zs1  As2 zs2  Aa  hc  hp  
est 
 2
 0.307 m
Ast

Berechnung des Flächenmomentes 2. Grades des Stützenquerschnittes:


4
Ia  33088.748 cm
2
2 2  ha  2 4
Ist  Ia  As1 zs1  As2 zs2  Aa  hc  hp    Ast est  44060 cm
 2
2
EIst  Ea Ist  92525 kN m

Verformungsanteile:
Die Verformungsanteile werden mit dem Programm GWSTATIK berechnet. Im Stütz-
bereich mit der Länge 0,15L ist der Betongurt gerissen und die Biegesteifigkeit EIst. Im
Feldbereich mit der Länge 0,85L ist die jeweilige Biegesteifigkeit des Verbundträgers zu
berücksichtigen.
Durchbiegung des Stahlträgers im Bauzustand zum Zeitpunkt t = 0:

2
Feldbereich : 1-1 EIa  69486 kN m

2
Stützbereich: 1-1 EIa  69486 kN m

kN
Belastung: gk1  gk2  13.121 
m

Verformungsanteil: f1.1  2.50 cm


7541014/10787806875Biblio

133
2 Verbundträger

Durchbiegung des Verbundträgers infolge der Ausbaulasten zum Zeitpunkt t = 0:

2
Feldbereich: 2-2 EI0  256397 kN m

2
Stützbereich:
5-5 EIst  92525 kN m

kN
Belastung: gk3  6 
m

Verformungsanteil: f1.2  0.41 cm

Durchbiegung des Verbundträgers infolge der quasi-ständigen einseitigen Verkehrslast zum


Zeitpunkt t = 0 :

2
Feldbereich: 2-2 EI0  256397 kN m
2
Stützbereich: 5-5 EIst  92525 kN m

kN
Belastung:  2 q k  4.5 
m

Verformungsanteil: f2.1  0.44 cm

Verformungsanteile durch Kriechen unter quasi-ständigen Einwirkungen zum Zeitpunkt


t = . Dieser Verformungsanteil ist die Differenz der Durchbiegung zum Zeitpunkt t = 
7541014/10787806875Biblio

und dem Zeitpunkt t = 0. Bei Trägern ohne Eigengewichtsverbund beanspruchen nur die
Ausbaulast und der quasi-ständige Verkehrslastanteil den Verbundträger.

134
2.14 Beispiele Verbundträger

2
3-3 EIP  176134 kN m
Feldbereich:
2
2-2 EI0  256397 kN m

2
Stützbereich: 5-5 EIst  92525 kN m

kN
Belastung: gk3   2 qk  10.5 
m

Verformungsanteil: f2.2  1.17 cm  0.85 cm  0.32 cm

Schwinden:

2
Feldbereich: 4-4 EIS  181515 kN m
7541014/10787806875Biblio

2
Stützbereich: 5-5 EIst  92525 kN m

135
2 Verbundträger

Belastung: Ncs   cs ES Bh1  2106.104 kN

Ea Aa
acS  a1  11.815 cm
Ea Aa  ES Ac

Mcs  Ncs acS  248.829 kN m

Verformungsanteil: f2.3  1.46 cm

Die Auswirkungen der Nachgiebigkeit dürfen vernachlässigt werden, da die Verdübelung


nach Abschnitt 2.10 erfolgt und n/nf ≥ 0,5 ist. Für den Nachweis gilt für einen Träger mit
speziellen Anforderungen für die Durchbiegung mit einer gewählten Überhöhung:

f1  f1.1  f1.2  2.91 cm

L1 mit Anforderung
f2  f2.1  f2.2  f2.3  2.22 cm ≤  2.5 cm
500 erfüllt

f0.erf  f1  f2.3  4.37 cm

gewählt: f0  4.00 cm

L1
fmax  f1  f2  f0  1.13 cm ≤  5 cm
250

16. Nachweis der Eigenfrequenz


Es wird das Eigengewicht und die Biegesteifigkeit des Verbundträgers unter Kurzzeitbelastung
berücksichtigt.
4
5 gk L1
v0    2.371 cm
384 EI0

1
5.6 
s
f   3.637 Hz ≥ 3 Hz
1
v0 
cm

17. Begrenzung der Rissbreite


Es ist eine Mindestbewehrung im Stützbereich vorzusehen.
Einstufung:
Expositionsklasse XC1
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Anforderungsklasse F
Rechenwert der Rissbreite wk = 0,4 mm
Berechnung mit der quasi-ständigen Einwirkungskombination:

136
2.14 Beispiele Verbundträger

kc  0.859 ks  0.9 k  0.8

kN kN
fct.eff  fctm  0.26  fct.0  0.29 
2 2
cm cm
2
Act  1718.75 cm

  10 mm
fct.0
 stern    11.154 mm
fct.eff
σ s ist die Stahlspannung nach DIN EN 1994-1-1, Tabelle 7.1
wk = 0,4 mm

N
s  337 
2
mm
Act 2
As.min  ks kc k fct.eff   8.198 cm
s

2 2
As  16.375 cm ≥ As.min  8.198 cm

18. Begrenzung der Rissbreite ohne direkte Berechnung

Die Berechnung des Stützmomentes Mst erfolgt für die quasi-ständige Einwirkungskom-
bination zum Zeitpunkt t = . Die maximalen Betonstahlspannungen σst im Stützen-
bereich werden unter Berücksichtigung der Mitwirkung des Betons zwischen den Rissen
ermittelt.
Stützmoment des Verbundträgers unter quasi-ständiger Einwirkung zum Zeitpunkt t = .

2
Feldbereich: 3-3 EIP  176134 kN m
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2
Stützbereich: 5-5 EIst  92525 kN m

137
2 Verbundträger

kN
Belastung: gk3   2qk  10.5 
m

Stützmoment des Verbundträgers unter Schwinden:

2
Feldb 4-4 EIS  181515 kN m
ereich:
2
Stützbereich: 5-5 EIst  92525 kN m

Belastung: Mcs  248.8 kN m

Mst  364.5 kN m

Abstand der oberen Bewehrung vom Schwerpunkt:

zst  est  zs1  28.222 cm

Berechnung der maximalen Betonstahlspannungen σst:

Mst N
 s2  zst  233.5 
Ist 2
mm
As
 st   0.953 %
Act

Ast Ist
 st   1.484
Aa Ia

fctm N N
 st   s2  0.4   307  ≤ s  337 
 st  st
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2 2
mm mm

138
3.1 Einleitung

3 Verbundstützen
3.1 Einleitung
Die Grundlagen für den Nachweis von Verbundstützen, die für die alte als auch
für die neue Normen gelten, wurden in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts
am Lehrstuhl II des Instituts für konstruktiven Ingenieurbau der Ruhr Univer-
sität Bochum unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Karlheinz
Roik gelegt, siehe [1] bis [4].

q q
N N
N N
Ersatzimperfektion w0
Npl,Rd Npl,Rd

Imperfektionsmoment
χ·Npl,Rd

NEd NEd
μ·Mpl,Rd μd·Mpl,Rd

Mpl,Rd M Mpl,Rd M
(a) (b)

Abb. 3.1 Vergleich der Nachweisverfahren

In der alten DIN 18806 wird der Nachweis mit rechnerischen Traglasten und
einem globalen Sicherheitsbeiwert γ für die Belastung geführt. Die Berechnung
erfolgt für den gedrückten Biegestab nach der Elastizitätstheorie II. Ordnung.
Für den notwendigen Übergang vom gedrückten Biegestab zum zentrischen
Druckstab wird ein Imperfektionsmoment angesetzt, siehe Abb. 3.1(a).
Ist N = ·Npl,Rd kann die Stütze kein Biegemoment mehr aufnehmen. Ist N = 0,
dann steht das vollplastische Moment für das Biegemoment zur Verfügung.
Dazwischen wird eine lineare Interaktion angenommen.
In der neuen DIN EN 1994-1-1 [2] gilt das Teilsicherheitskonzept. Der
Übergang vom gedrückten Biegestab zum zentrischen Druckstab wird durch die
7541014/10787806875Biblio

Annahme einer sinusförmigen Ersatzimperfektion ermöglicht [7]. Die


Berechnung erfolgt ebenfalls nach der Elastizitätstheorie II. Ordnung aber mit

139
3 Verbundstützen

der Biegesteifigkeit, mit welcher die Ersatzimperfektionen festgelegt wurden.


Für den Nachweis ist dann die volle Interaktionsbeziehung nach Abb. 3.1(b) zu
berücksichtigen. Damit sind auch die Nachweisverfahren der Stahlstütze und der
Verbundstütze nach EC 3 und EC 4 aneinander angeglichen.
In [10] sind Vergleichsrechnungen durchgeführt worden. Es zeigt sich, dass die
Ergebnisse nur gering voneinander abweichen.

3.2 Örtliches Beulen


Wenn die Tragfähigkeit durch örtliches Beulen in Stahlquerschnittsteilen
beeinflusst wird, ist dies bei dem Nachweis zu berücksichtigen. In Tabelle 3.1
sind die Grenzwerte von Stahlquerschnittsteilen von Verbundquerschnitten
angege-ben.
bc
cy b cy

cz

h hc

cz

Abb. 3.2 Betondeckung der Flansche bei vollständig einbetonierten Profilen

Der Nachweis darf bei vollständig einbetonierten Profilen nach Abb. 3.2 entfal-
len, wenn die folgenden Betondeckungen eingehalten sind. Die Betondeckung
der Flansche von vollständig einbetonierten Profilen darf 40 mm oder 1/6 der
Flanschbreite nicht unterschreiten. Bei Brandschutz gilt zusätzlich DIN EN
1994-1-2 [4] und für die Betondeckung gilt DIN EN 1992-1-1, Abschnitt 4 [8].
Bei Verbundquerschnitten ist die Lage der plastischen Nulllinie mit den
Bemessungswerten der Materialfestigkeiten zu bestimmen. Der günstige Ein-
fluss des Kammerbetons auf die örtlichen Instabilitäten der Flansche und Stege
darf bei der Einstufung berücksichtigt werden, wenn der Kammerbeton bewehrt
und an den Stahlquerschnitt angeschlossen ist.
7541014/10787806875Biblio

140
3.3 Nachweis der Krafteinleitung

Tabelle 3.1 Grenzwerte max(d/t), max (h/t) und max (b/tf)


eile Querschnitt max(d/t), max (h/t) und max (b/tf)
Ausbetonierte kreisförmige Hohlprofile
t
235
1 d max(d /t )  90 
fy

Ausbetonierte rechteckige Hohlprofile


b
t 235
2 max(h /t )  52 
h fy

Teilweise einbetonierte I-Querschnitte


b

tf 235
3 max(b /tf )  44 
h fy

3.3 Nachweis der Krafteinleitung


In der Regel sind in den Krafteinleitungsbereichen und an Querschnitts-
änderungen Verbundmittel anzuordnen, um die Kräfte sicher in den Verbund-
querschnitt zu übertragen. Wenn die Krafteinleitung über den Stahlquerschnitt
erfolgt, sind die Längsschubkräfte mit den vollplastischen Teilschnittgrößen zu
berechnen. Dabei darf die Lasteinleitungslänge nicht größer als 2d oder L/3
angenommen werden. Dabei ist d die kleinste Außenabmessung des Quer-
schnitts und L die Stützenlänge.
Bei Verwendung von Kopfbolzendübeln in den Kammern von I-Profilen dürfen
die an den Innenseiten der Flansche entstehenden Reibungskräfte berücksichtigt
werden, die aus der Behinderung der Spaltzugkräfte im Beton resultieren, siehe
Abb. 3.3.
Für die erforderliche Bügelbewehrung gilt DIN EN 1992-1-1, Abschnitt 9.5.3.
Bei teilweise einbetonierten I-Querschnitten ist die Bügelbewehrung mit dem
Steg des Stahlprofils kraftschlüssig zu verbinden oder mit Hilfe von Steckbügeln
oder Dübeln nach Abb. 3.4 zu verankern.
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141
3 Verbundstützen

μ·PRd/2 μ·PRd/2 μ·PRd/2

≤ 300 ≤ 400 ≤ 600


Abb. 3.3 Aktivierung von Reibungskräften

Verankerung mit kraftschlüssig durchgesteckte Bügel


Kopfbolzendübel angeschweißt und Steckhaken

Abb. 3.4 Verankerung der Bügel bei Kammerbeton

3.4 Nachweis der Längsschubtragfähigkeit


Außerhalb der Krafteinleitungsbereiche ist im Allgemeinen ein Nachweis der
Verbundsicherung erforderlich, wenn die Stützen durch Querlasten und/oder
Randmomente beansprucht werden. Wenn die Verbundspannungen den Wert
der Verbundtragfähigkeit überschreiten, sind Verbundmittel erforderlich. Diese
sind dem Schubkraftverlauf anzupassen.

3.5 Berechnungsverfahren
3.5.1 Allgemeines

Im Abschnitt 6.7 der DIN EN 1994-1-1 ist die Bemessung und konstruktive
Ausbildung von Verbundstützen geregelt. Für die Berechnung der Verbund-
stützen nach DIN EN 1994-1-1 gelten die folgenden Einschränkungen:
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Baustahlgüte: S235 bis S460


Normalbetone der Festigkeitsklassen: C20/25 bis C50/60

142
3.5 Berechnungsverfahren

Weiterhin ist zu beachten, dass der Querschnittsparameter δ innerhalb der


folgenden Grenzen liegt:
Aa  f yd
0,2     0,9 (3.1)
N pl,Rd
Der Querschnittsparameter δ begrenzt das Verhältnis der vollplastischen Nor-
malkrafttragfähigkeit des Stahlquerschnittes zu dem Verbundquerschnitt.
In der DIN EN 1994-1-1 werden für den Nachweis der Tragsicherheit zwei
Nachweisverfahren angegeben. Das allgemeine Nachweisverfahren gilt auch für
unsymmetrische oder über die Stablänge veränderliche Querschnitte. Bei voll-
ständig einbetonierten Stahlprofilen nach Abb. 3.2 dürfen rechnerisch maximal
die Betondeckungen max cz = 0,3h und max cy = 0,4b berücksichtigt werden.

3.5.2 Allgemeines Berechnungsverfahren

Es sind zu berücksichtigen:
 Beanspruchungen nach der Fließzonentheorie II. Ordnung
 geometrische und strukturelle Imperfektionen
 örtliche Instabilitäten
 Rissbildung des Betons
 Kriechen und Schwinden des Betons.

Bei der Berechnung darf das Ebenbleiben des Querschnittes und vollständiger
Verbund zwischen dem Beton- und Stahlquerschnitt vorausgesetzt werden. Die
Zugfestigkeit des Betons darf nicht berücksichtigt werden, dagegen die Mitwir-
kung des Betons zwischen den Rissen. Vereinfachend darf eine geometrische
Ersatzimperfektion, soweit bekannt, anstelle der geometrischen und struktu-
rellen Imperfektionen verwendet werden.
Es sei besonders darauf hingewiesen, dass Verbundstützen mit Vollkernquer-
schnitten nach Abb. 3.5 nicht nach dem vereinfachten Nachweisverfahren be-
rechnet werden dürfen [13].

Abb. 3.5 Vollkernquerschnitte

Diese Querschnitte können den Knickspannungslinien nicht eindeutig zugeord-


7541014/10787806875Biblio

net werden. Es treten bei den Vollkernquerschnitten erhebliche Eigenspannun-


gen auf. Weiterhin sind in der EN 10025 nur die Steckgrenzen bis zu Erzeugnis-
dicken ≤ 250 mm angegeben. Diese Stützen dürfen nur nach dem genaueren

143
3 Verbundstützen

Nachweisverfahren berechnet werden, wobei die Eigenspannungs- und Streck-


grenzenverteilung zu berücksichtigen sind [13].

3.5.3 Vereinfachtes Berechnungsverfahren

Voraussetzung sind Stützen mit gewalzten, kalt- und warmprofilierten oder


geschweißten Stahlprofilen und doppeltsymmetrischen sowie über die Bauteil-
länge konstanten Verbundquerschnitten.
Es sind zu berücksichtigen:
 Beanspruchungen nach der Elastizitätstheorie II. Ordnung
 geometrische Ersatzimperfektionen
 örtliche Instabilitäten durch max (b/t)
 Interaktionsbeziehungen mit konstanten Spannungsblöcken
 Rissbildung des Betons (keine Zugfestigkeit)
 Kriechen und Schwinden des Betons.

Vorhandene Längsbewehrung darf maximal mit 6 % der Betonfläche berück-


sichtigt werden. Das Verhältnis hc/bc bzw. h/b nach Abb. 3.2 und Tabelle 3.1
muss die Bedingung 0,2 ≤ h/b ≤ 5,0 und der bezogene Schlankheitsgrad  die
Bedingung  ≤ 2,0 erfüllen.

3.6 Druckstab
Das Nachweiskonzept für Stahlstützen und Verbundstützen ist gleich. Die
Grundlagen für den Nachweis des Druckstabes sind in [14] ausführlich darge-
stellt. Für die Stahlstütze gilt der folgende Berechnungsablauf.
Stahlstütze
1.) Berechnung der vollplastischen Normalkraft
Npl,Rk  A  f y (3.2)
2.) Berechnung des Bemessungswertes der vollplastischen Normalkraft
fy
N pl,Rd  A  (3.3)
 M1
3.) Berechnung der Verzweigungslast
2EI
N cr  (3.4)
L2cr
4.) Berechnung des bezogenen Schlankheitsgrades
N pl,Rk
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 (3.5)
N cr

144
3.6 Druckstab

Abb.3.6 Stahlquerschnitt

Tabelle 3.2 Werte der Knickspannungslinien 


 a b c
0,20 1,000 1,000 1,000
0,30 0,977 0,964 0,949
0,40 0,953 0,926 0,897
0,50 0,924 0,884 0,843
0,60 0,890 0,837 0,785
0,70 0,848 0,784 0,725
0,80 0,796 0,724 0,662
0,90 0,734 0,661 0,600
1,00 0,666 0,597 0,540
1,10 0,596 0,535 0,484
1,20 0,530 0,478 0,434
1,30 0,470 0,427 0,389
1,40 0,418 0,382 0,349
1,50 0,372 0,342 0,315
1,60 0,333 0,308 0,284
1,70 0,299 0,278 0,258
1,80 0,270 0,252 0,235
1,90 0,245 0,229 0,214
2,00 0,223 0,209 0,196

5.) Abminderungsfaktor 
In Tabelle 3.2 sind für den Abminderungsfaktor  3 Knickspannungslinien a, b
und c angegeben. Der Querschnitt wird in Abhängigkeit von der Ausweichrich-
tung einer Knickspannungslinie zugeordnet und nachgewiesen.

6.) Nachweis
NEd
1 (3.6)
  Npl,Rd
7541014/10787806875Biblio

145
3 Verbundstützen

Verbundstütze

Profilstahl

Bewehrung

Beton

Abb. 3.7 Verbundquerschnitt

1.) Berechnung der vollplastischen Normalkraft


Die vollplastische Normalkraft folgt aus der Summe der vollplastischen
Normalkräfte der einzelnen Querschnittsteile.
Npl,Rk  Na,Rk  Nc,Rk  Ns,Rk
Npl,Rk  Aa  f yk  Ac  0,85  fck  As  fsk (3.7)
Aa, Ac und As − Querschnittsflächen von Profilstahl, Beton und Bewehrung
fy, fck und fsk − charakteristische Werte der Festigkeiten
Für teilweise und vollständig einbetonierte Profile gilt  = 0,85, für betonge-
füllte Hohlprofile gilt  = 1,00.

2.) Berechnung des Bemessungswertes der vollplastischen Normalkraft


Bei der Berechnung des Bemessungswertes der vollplastischen Normalkraft ist
der Teilsicherheitsbeiwert γM für den Werkstoff zu berücksichtigen.
Npl,Rd  Aa  f yd  Ac  fcd  As  fsd (3.8)
fyd, fcd und fsd − Bemessungswerte der Festigkeiten
Der Faktor 0,85 bzw. 1,00 ist hier in fcd bereits berücksichtigt.

Bei betongefüllten kreisförmigen Rohren darf die Erhöhung der Betondruckfes-


tigkeit, die aus der Umschnürung durch das Rohr resultiert, berücksichtigt wer-
den, siehe DIN EN 1994-1-1, 6.7.3.2(6)).

3.) Berechnung der Verzweigungslast


Bei der Berechnung der Verzweigungslast bei Verbundquerschnitten ist der
Beton besonders zu beachten. Das Gleichgewicht wird für den ideal geraden
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Stab am verformten System aufgestellt. Es treten Biegemomente im Stab auf,


d. h. der Beton reißt in der Zugzone auf und es entsteht ein Stab mit veränderli-
chem Querschnitt.

146
3.6 Druckstab

EIm Stahl EI0


N N

Gerissene Zugzone Beton

Abb. 3.8 Eulerstab mit Verbundquerschnitt

Aus diesem Grund verschiebt sich die elastische neutrale Achse des Verbund-
querschnittes. Eine zentrisch belastete Verbundstütze ist deshalb auch als ideal
gerader Stab stets ein Stab mit Druck und planmäßiger Biegung. Vernachlässigt
man diese Exzentrizität, kann die Verzweigungslast für einen Stab mit
veränderlichem Querschnitt ermittelt werden.
Der Verlauf der gerissenen Zugzone selbst ist abhängig von der Schlankheit des
Stabes. Bei schlanken Stäben reißt der Beton in der Stabmitte ungefähr bis zur
Mitte des Querschnittes auf und die gerissene Zugzone erstreckt sich nahezu
über die gesamte Länge des Stabes, wie es in Abb. 3.8 dargestellt ist. Für die
Biegesteifigkeiten am Anfang und in der Mitte des Stabes erhält man bezogen
auf die elastische neutrale Achse des ungerissenen Querschnittes:
EI 0  Ea  I a  Es  Is  Ec  I c (3.9)
EI m  Ea  I a  Es  Is  0,5  Ec  I c (3.10)
Für den Verlauf der Biegesteifigkeit kann näherungsweise eine quadratische
oder kubische Parabel angenommen werden. Die Verzweigungslasten können
mit einem Programm berechnet werden.
Soll die Verzweigungslast vereinfacht berechnet werden, sind Annahmen über
die Biegesteifigkeit und die Knicklänge erforderlich.
 2  EI
N cr  (3.11)
L2cr
Die einfachste Annahme ist hier, die minimale Biegesteifigkeit EIm konstant
über den Stab anzunehmen. Dann gelten auch die Knicklängen für die Euler-
fälle. Vergleichsrechnungen mit dem Programm GWSTATIK zeigen, dass die
genaueren Verzweigungslasten nur um ca. 10 % höher liegen, da die höheren
Steifigkeiten im Endbereich nur einen geringen Einfluss haben. Auch die Ver-
formungen können mit dieser Biegesteifigkeit näherungsweise berechnet
werden. In der Verbundbaunorm ist der Faktor für den Anteil des Betons mit
dem Faktor 0,6 festgelegt. Dies erscheint aus dieser Betrachtung als
gerechtfertigt. Der Faktor 0,6 ist ausführlich in [10] erläutert. Er berücksichtigt
7541014/10787806875Biblio

die Rissbildung in der Zugzone bei der Berechnung der idealen Verzweigungs-
last einer Stütze mit einem Querschnittsanteil aus Beton. Dieser Faktor ist von
der Schlankheit abhängig und stellt deshalb einen mittleren Wert dar. Die

147
3 Verbundstützen

Festlegung folgte aus der Nachrechnung vorliegender Versuchsergebnisse und


Vergleichsberechnungen mit diesem Nachweiskonzept einschließlich der
zugrunde gelegten Knickspannungskurve, siehe auch [7] und [10].
Die Biegesteifigkeit des Verbundquerschnittes (EI)eff setzt sich zusammen aus
der Summe der Biegesteifigkeiten der einzelnen Querschnittsteile. Diese Biege-
steifigkeit darf nur für die Berechnung des Schlankheitsgrades bzw. der
Verzweigungslast benutzt werden darf.
(EI )eff  Ea  Ia  Es  Is  0,6  Ec,eff  Ic (3.12)
EaIa − Biegesteifigkeit des Stahlquerschnittes
EsIs − Biegesteifigkeit des Querschnittes aus der Bewehrung
0,6·Ec,eff ·Ic − Biegesteifigkeit des Betonquerschnittes
 2  ( EI )eff
N cr  (3.13)
L2cr
Das Kriechen des Betons ist eine lastabhängige Zunahme der Verformung und
ist abhängig vom Zeitpunkt t0 des Beginns und der Dauer t der Belastung. Diese
Einflüsse werden durch die Kriechzahl (t,t0) erfasst. Oft ist es ausreichend, die
Endkriechzahl (,t0) zu berechnen.
Ecm
Ec,eff  (3.14)
N G,Ed
1  t
N Ed
Der Einfluss des Langzeitverhaltens des Betons wird durch die Abminderung
des mittleren Elastizitätsmoduls Ecm auf den effektiven Wert Ec,eff berücksich-
tigt. Dabei ist
Ecm − mittlerer Elastizitätsmodul des Betons nach DIN EN 1992-1-1
φt − die Kriechzahl des Betons nach DIN EN 1992-1-1, siehe auch
Tabelle 1.7
NEd − der Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft
NG,Ed − der ständig wirkende Anteil der einwirkenden Normalkraft

Eine weitere wichtige Größe ist die Knicklänge Lcr. Die Knicklänge ist nur bei
den Eulerfällen wie z. B. nach Abb. 3.9(a) eine bekannte Größe. Ist der
Druckstab elastisch gelagert, Abb. 3.9(b), und/oder liegt ein System mit reiner
Druckbeanspruchung nach Abb. 3.9(c) vor, ist der Verzweigungslastfaktor cr
mit der Biegesteifigkeit (EI)eff für die einzelnen druckbeanspruchten Bauteile zu
berechnen.
In [15] ist erläutert, wie mit einem EDV-Programm der Verzweigungslastfaktor
cr des Systems berechnet werden kann. Damit kann die Verzweigungslast Ncr
für jeden einzelnen Druckstab des Systems ermittelt und der zugehörige
7541014/10787806875Biblio

Nachweis geführt werden.


Ncr  cr  N (3.15)

148
3.6 Druckstab

N stellt in diesem Fall die Normalkraftfläche des Systems dar.


N1

N N

N2 EI1

EIR

EI EI
EI2

(a) (b) (c)


Abb. 3.9 Berechnung der Verzweigungslast

4.) Berechnung des bezogenen Schlankheitsgrades


N pl,Rk
 (3.16)
N cr
5.) Abminderungsfaktor χ
Für die Berechnung der zentrischen Grenztragfähigkeit
NRd    Npl,Rd
wird der Abminderungsfaktor  benutzt. Der Abminderungsfaktor wird aus
Kurven, die im Eurocode als Knicklinien bezeichnet werden, ermittelt. Die
Knicklinien sind eine Funktion des bezogenen Schlankheitsgrades  , d.h. die
Referenzgröße für die Berechnung des Abminderungsfaktors ist die Verzwei-
gungslast.

κ
Eulerkurve
Npl
1
Abminderungskurve χ
A

χA

0 1 2 
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Abb. 3.10 Festlegung des Abminderungsfaktors χ

149
3 Verbundstützen

Tabelle 3.3 Knickspannungslinien und Ersatzimperfektionen für


Verbundstützen
Stich der
Querschnitt Knicklinien
Vorkrümmung
Knicken um die starke
Achse
b L/200

Knicken um die
schwache Achse
c L/150

ρs ≤ 3%

a L/300

3 % < ρs ≤ 6 %

b L/200

b L/200

b L/200

Der Verlauf der Knicklinie wird im Eurocode durch folgende Gleichungen


beschrieben:
  0,5  1       0      2  (3.17)
1
 (3.18)
   2    2
1
jedoch   1,0 und  
2
7541014/10787806875Biblio

150
3.7 Druck und Biegung

Die freie Wahl der Faktoren erlaubt es, die Knicklinie den Versuchsergebnissen
und den rechnerischen Festlegungen anzupassen. Ist   0 , dann ist keine
Abminderung erforderlich. Je größer  ist, umso steiler fällt die Kurve ab.
Es ist aber auch möglich, die Referenzgröße "Verzweigungslast" so festzulegen,
dass schon bekannte Knicklinien benutzt werden können. Dieser Weg wurde
beim Nachweis der Verbundstützen gewählt. In Abb. 3.10 ist dies durch die
Verschiebung des Punktes A angedeutet.
Beim Nachweis der Verbundstützen werden die Knicklinien a, b, und c wie bei
den Stahlstützen verwendet.
Für diese Knicklinien gilt:
0  0,2 und   1,0
Knicklinie a   0,21
Knicklinie b   0,34
Knicklinie c   0, 49
Die Tabelle 3.3 gibt die Zuordnung der einzelnen Verbundquerschnitte zu
diesen Knicklinien an.
6.) Nachweis
N Ed
1 (3.19)
  Npl,Rd

3.7 Druck und Biegung


3.7.1 Querschnittstragfähigkeit

Bei Verbundstützen, die durch Druck und Biegung beansprucht werden, treten
als Schnittgrößen Normalkräfte, Biegemomente und Querkräfte auf. Es ist
nachzuweisen, dass der Verbundquerschnitt diese Schnittgrößen aufnehmen
kann. Dabei wird die plastische Querschnittstragfähigkeit des Verbundquer-
schnittes ermittelt. Die Interaktionsbeziehungen dürfen mit vollplastischen
Spannungsblöcken ermittelt werden. Die Berechnung wird exemplarisch an dem
teilweise einbetonierten gewalzten I-Querschnitt nach Abb. 3.11 erläutert.

Werkstoffe:
Baustahlsorte: S355 f y  35,5 kN/cm 2
f yd  f y / M1  35,5 / 1,10  32,3 kN/cm 2
Betonstahlsorte: BSt 500 S fsk  50 kN/cm2
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fsd  fsk / s  50/1,15  43,5 kN/cm2

151
3 Verbundstützen

Betonfestigkeitsklasse: C40/50 fck  4,0 kN/cm2


f 4,0
f cd    ck  0,85   2,27 kN/cm 2
c 1,5
11
19

HEB 300
S355
 25 BSt 500
C40/50
300

y
69

300
50
z

Abb. 3.11 Beispiel Verbundquerschnitt

Zunächst werden die Interaktionsbeziehungen der einzelnen Querschnittsteile


berechnet. Das plastische Widerstandsmoment ist die Summe der Flächenmo-
mente 1. Grades oberhalb und unterhalb der Flächenhalbierenden.
Ni,Rd  Ai  fid (3.20)
Mi,Rd  Wpl,i  fid (3.21)

Stahlquerschnitt

Abb. 3.12 Stahlquerschnitt

HEB 300 und S355


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b 300 235 235


vorh   15,8  max(b / tf )  44   44   35,8
tf 19 fy 355

152
3.7 Druck und Biegung

Aa  149 cm 2
Na,Rd  Aa  f yd  149  32,3  4813 kN
Wpl,a  2  S y  2  934  1868 cm3
M a,Rd  Wpl,a  f yd  1868  32,3  60 336 kNcm  603 kNm

Als Interaktionsbeziehung zwischen Biegung und Normalkraft kann für I-


Querschnitte näherungsweise eine lineare Interaktion nach Abb. 3.13 angenom-
men werden.

Na

4813

Stahlquerschnitt
in kN und m

Ma
603

Abb. 3.13 Interaktion für den Stahlquerschnitt

Querschnitt aus der Bewehrung


Die Bewehrungsstäbe bilden zusammen einen Querschnitt, siehe Abb. 3.14. Die
Flächenhalbierende liegt in der Mitte.

Asi

hs
y

Abb. 3.14 Querschnitt aus der Bewehrung


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Bewehrung: 4 25 BSt 500, Asi = 4,91 cm2

153
3 Verbundstützen

As   Asi  4  4,91  19,6 cm 2


i
Ns,Rd  As  fsd  19,6  43,5  853 kN
Wpl,s   Asi  zi  4  4,91  8,1  159 cm3
i
Ms,Rd  Wpl,s  fsd  159  43,5  6 917 kNcm  69,2 kNm

Die Interaktionsbeziehung zwischen Biegung und Normalkraft ist für Quer-


schnitte mit Bewehrung linear, siehe Abb. 3.15.

Ns
Bewehrung
853 in kN und m

Ms
69,2

Abb. 3.15 Interaktion für den Querschnitt aus der Bewehrung

Betonquerschnitt

 
 + =
y
+

z ½ Nc Mc,Rd

Abb. 3.16 Betonquerschnitt

Es wird zunächst ein rechteckiger Querschnitt nach Abb. 3.16 betrachtet. Die
plastische Querschnittstragfähigkeit für Druck ergibt sich zu:
Nc,Rd  Ac  fcd   b  h  Aa  As   fcd
Nc,Rd   30  30  149  19,6   2,27  1660 kN

Da der Beton keine Zugfestigkeit hat, kann der Querschnitt kein Biegemoment
aufnehmen, wenn die Normalkraft gleich null ist. Mit zunehmender Druckkraft
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steigt auch die Biegetragfähigkeit des Betonquerschnittes. Die maximale


Biegetragfähigkeit wird erreicht, wenn die Normalkraft die halbe vollplastische

154
3.7 Druck und Biegung

Normalkraft erreicht. Die Interaktionsbeziehung zwischen Biegung und


Normalkraft ist in diesem Falle eine Parabel, siehe Abb. 3.17. Man erhält den
genauen Wert des plastischen Widerstandsmomentes, wenn die plastischen
Widerstandsmomente des Stahlquerschnittes und des Querschnittes aus der
Bewehrung abgezogen werden.
1 1
Wpl,c   b  h 2  Wpl,a  Wpl,s   30  30 2  1868  159  4723 cm 3
4 4
1 1
M c,Rd   Wpl,c  f cd   4 723  2, 27  5 361 kNcm  53,6 kNm
2 2
Die zugehörige Normalkraft ist Nc,Rd/2.

Nc
1660 Betonquerschnitt
in kN und m

Mc
53,6
Abb. 3.17 Interaktion für den Betonquerschnitt

Verbundquerschnitt

Npl,Rd= 7326

Verbundquerschnitt
in kN und kNm

NEd= 4185 446


exakte Kurve

Mpl,N,Rd
Nc,Rd= 1660
726

Mpl,Rd= 672 701 M

Abb. 3.18 Interaktion für den Verbundquerschnitt

Die Interaktion zwischen Biegung und Normalkraft für den Verbundquerschnitt


7541014/10787806875Biblio

ist näherungsweise die Summe der einzelnen Interaktionskurven und ist in Abb.
3.18 dargestellt. Die maximale Biegetragfähigkeit und die zugehörige Normal-

155
3 Verbundstützen

kraft sind exakt, dagegen ist der Bemessungswert des vollplastischen Momentes
etwas größer.
In Abb. 3.18 ist auch die exakte Interaktionskurve eingetragen. In dieser Kurve
ist auch für die Normalkraft N Ed  4185 kN die zugehörige Momententragfä-
higkeit M pl,N,Rd  454 kNm angegeben. Dieser Wert wird im Berechnungsbei-
spiel benötigt.

Berechnung der reduzierten Momententragfähigkeit Mpl,N,Rd


In der Bemessungspraxis ist es notwendig, für eine gegebene Normalkraft N Ed
die zugehörige Momententragfähigkeit M pl,N,Rd zu berechnen. Der Berechnungs-
gang soll exemplarisch an diesem Verbundquerschnitt aufgezeigt werden. Es ist
die plastische neutrale Achse (P.N.A.) für die gegebene Normalkraft zu
ermitteln. Die plastische neutrale Achse folgt aus der Bedingung, dass die
Druckkräfte ND minus den Zugkräften NZ, die sich aus den Spannungsblöcken
ergeben, gleich der Normalkraft NEd sind.
N D  N Z  N Ed (3.22)

Druck und Biegung um die y-y-Achse

Mpl,N,Rd
NEd
S 1
y
x1
VEd
2 x2
3 tf
Bereich
z

Abb. 3.19 Lage der plastischen neutralen Achse für den Verbundquerschnitt

Die Normalkraft und das Biegemoment greifen im Schwerpunkt des


ungerissenen Verbundquerschnittes an. Deshalb ist auch die Momententragfä-
higkeit M pl,N,Rd auf den Schwerpunkt zu beziehen. Es wird die Koordinate x ein-
geführt, um die Lage der plastischen Nulllinie zu berechnen. Für diesen Quer-
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schnitt sind für die Koordinate x 3 Bereiche zu unterscheiden, siehe Abb. 3.19.

156
3.7 Druck und Biegung

Für große Normalkräfte liegt die plastische neutrale Achse im Flansch des
Stahlträgers.

b
fyd fcd
fsd
hcN 
Mpl,N,Rd
 
S NEd
h
x1
P.N.A. VEd
+ +
fsd
tf fyd
tw
Stahl Bewehrung Beton

Abb. 3.20 Plastische neutrale Achse im Bereich 1

Liegt die plastische neutrale Achse im Bereich 1, gilt mit Abb. 3.20:
A 
N D,a  AD,a  f yd   a  tw  x1   f yd
 2 
N D,s   AD,si  f sd
i
 h  A  
N D,c  AD,c  f cd    x1   b   a  tw  x1    AD,si   f cd
 2   2  i 
A 
N Z,a  AZ,a  f yd   a  t w  x1   f yd
 2 
N Z,s   AZ,si  fsd
i
Aus der Bedingung
N D  N Z  N Ed
folgt für die Koordinate x1:
h A 
N Ed    b  a   AD,si   f cd
x1  2 2 i 
 b  tw   f cd  2  tw  f yd
N Ed  0,5  N c,Rd
x1  (3.23)
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 b  tw   fcd  2  tw  f yd

157
3 Verbundstützen

Für die Berechnung der Momententragfähigkeit M pl,N,Rd ist zu beachten, dass die
symmetrischen Spannungsblöcke  x keinen Beitrag zur Momententrag-
fähigkeit liefern. Dies vereinfacht die Berechnung. Die Momententragfähigkeit
M pl,N,Rd setzt sich folgendermaßen zusammen:
M pl,N,Rd  Wpl,aN  f yd  Wpl,sN  fsd  Wpl,cN  fcd (3.24)
Für die plastischen Widerstandsmomente erhält man:
 1 
Wpl,aN  2  S yN  2   S y   tw  x12  (3.25)
 2 
Wpl,sN   Asi  zi (3.26)
i
h
hcN   x1 (3.27)
2
h h 
Wpl,cN  b  hcN    cN   S yN   AD,si  zi (3.28)
2 2  i
Liegt die plastische neutrale Achse im Bereich 2, gilt:
A 
N D,a  AD,a  f yd   a  tw  x2   f yd
 2 
N D,s   AD,si  f sd
i
 h  A  
N D,c  AD,c  f cd    x2   b   a  tw  x2    AD,si   f cd
 2   2  i 
A 
N Z,a  AZ,a  f yd   a  tw  x2   f yd
 2 
NZ,s  0
Aus der Bedingung
N D  N Z  N Ed
folgt für die Koordinate x2:
h A 
N Ed   AD,si  fsd    b  a   AD,si   f cd
x2  i 2 2 i 
 b  tw   fcd  2  tw  f yd
N Ed  0,5   N c,Rd  N s,Rd 
x2  (3.29)
 b  tw   f cd  2  tw  f yd
Für die plastischen Widerstandsmomente erhält man:
 1 
7541014/10787806875Biblio

Wpl,aN  2  S yN  2   S y   tw  x22  (3.30)


 2 
Wpl,sN  0 (3.31)

158
3.7 Druck und Biegung

h
hcN   x2 (3.32)
2
h h 
Wpl,cN  b  hcN    cN   S yN   AD,si  zi (3.33)
2 2  i
Liegt die plastische neutrale Achse im Bereich 3, gilt:
Npl,Rd  Aa  f yd  Ac  fcd  As  fsd
NZ  tf  b  f yd
ND  Npl,Rd  tf  b  f yd
Aus der Bedingung N D  N Z  N Ed folgt für die Wanddicke tf :
N pl,Rd  N Ed
tf  (3.34)
2  b  f yd
M pl,N,Rd  Wpl,aN  f yd  tf  b   h  tf   f yd (3.35)

Beispiel :
Ist N Ed gleich null, erhält man die vollplastische Momententragfähigkeit M pl,Rd
des Verbundquerschnittes. In diesem Fall liegt die plastische neutrale Achse im
Bereich 1.
N Ed  0
N Ed  0,5  N c,Rd 0  0,5  1660
x1    6,07 cm
 b  tw   fcd  2  tw  f yd  30  1,1  2,27  2 1,1  32,3
Für die plastischen Widerstandsmomente erhält man:
 1   1 
Wpl,aN  2  S yN  2   S y   tw  x12   2   934   1,1  6,07 2   1827 cm3
 2   2 
Wpl,sN   Asi  zi  4  4,91  8,1  159 cm3
i
h 30
hcN   x1   6,07  8,93 cm3
2 2
h h 
Wpl,cN  b  hcN    cN   S yN   AD,si  zi
2 2  i

 30 8,93  3
Wpl,cN  30  8,93      914  2  4,91  8,1  1829 cm
 2 2 
M pl,N,Rd  Wpl,aN  f yd  Wpl,sN  fsd  Wpl,cN  f cd
M pl,N,Rd  1 827  32,3  159  43,5  1 829  2, 27
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M pl,N,Rd  M pl,Rd  59 012  6 917  4 152  70 081 kNcm  701 kNm

159
3 Verbundstützen

Druck und Biegung um die z-z-Achse

h
fyd fcd
fsd Mpl,N,Rd

 
b 1 NEd

3
4

P.N.A. 1 bz 2 + + VEd
05
fsd
05 05
fyd
tf tf Stahl Bewehrung Beton

Abb. 3.21 Plastische neutrale Achse im Bereich 1

Die Momententragfähigkeit M pl,N,Rd setzt sich folgendermaßen zusammen:


M pl,N,Rd  Wpl,aN  f yd  Wpl,sN  fsd  Wpl,cN  fcd (3.36)

Liegt die plastische neutrale Achse im Bereich 1, gilt:


Npl,Rd  Aa  f yd  Ac  fcd  As  fsd
N Z  bz  2  tf  f yd   AZ,si  fsd
i
N D  N pl,Rd  N Z  N pl,Rd  bz  2  tf  f yd   AZ,si  fsd
i
Aus der Bedingung N D  N Z  N Ed folgt für die Breite bz :
N pl,Rd  N Ed  2   AZ,si  fsd
bz  i
(3.37)
4  tf  f yd
Für die plastischen Widerstandsmomente erhält man:
Wpl,aN  2  SzN  bz  2  tf   b  bz  (3.38)
Wpl,sN   Asi  yi (3.39)
i
b b 
Wpl,cN  bz  h    z   SzN   AD,si  yi (3.40)
2 2  i

Liegt die plastische neutrale Achse im Bereich 2, gilt:


Npl,Rd  Aa  f yd  Ac  fcd  As  fsd
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NZ  bz  2  tf  f yd
ND  Npl,Rd  NZ  Npl,Rd  bz  2  tf  f yd

160
3.7 Druck und Biegung

Aus der Bedingung N D  N Z  N Ed folgt für die Breite bz :


N pl,Rd  N Ed
bz  (3.41)
4  tf  f yd
Für die plastischen Widerstandsmomente erhält man:
Wpl,aN  2  SzN  bz  2  tf   b  bz   f yd (3.42)
Wpl,sN  0 (3.43)
b b 
Wpl,cN  bz  h    z   SzN   AD,si  yi (3.44)
2 2  i

3.7.2 Näherungsverfahren für die M-N-Interaktion

Die genaue Berechnung der M-N-Interaktion ist sehr aufwändig. Insbesondere


für betongefüllte Rohre kann die reduzierte Momententragfähigkeit M pl,N,Rd nur
iterativ ermittelt werden. Deshalb wird im Allgemeinen für die M-N-Interaktion
eine Näherung benutzt. Im Bereich zwischen Punkt B und C wird, wie in Abb.
3.22 dargestellt, ein parabelförmiger Verlauf für die Interaktionskurve vorge-
schlagen.
N
Npl,Rd A

NEd Mpl,N,Rd

I
Nc,Rd E C
NEd Mpl,N,Rd
F D
II M0
B
Mpl,Rd M
Abb. 3.22 Näherung für M-N-Interaktion
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161
3 Verbundstützen

Teilweise einbetoniertes Profil


Druck und Biegung um die y-y-Achse
Die Erläuterungen erfolgen für das teilweise einbetonierte Profil.

Profilstahl

Bewehrung

Beton

Abb. 3.23 Teilweise einbetoniertes Profil

Punkt E in Abb. 3.22 ist der Bemessungswert der vollplastischen Normalkraft


des Betonquerschnittes
Nc,Rd  Ac  fcd   b  h  Aa  As   fcd
Nc,Rd   30  30  149  19,6   2,27  731,4  2,27  1660 kN
Punkt A in Abb. 3.22 ist der Bemessungswert der vollplastischen Normalkraft.
Na,Rd  Aa  f yd  149  32,3  4813 kN
Ns,Rd  As  fsd  19,6  43,5  853 kN
Npl,Rd  Na,Rd  Nc,Rd  Ns,Rd  4813  852  1660  7325 kN
Das maximale vollplastische Biegemoment Mmax,Rd tritt im Punkt D auf und ist
die Summe der Bemessungswerte der vollplastischen Biegemomente der
einzelnen Querschnittsteile. Die zugehörige Normalkraft ist im Punkt F Nc,Rd/2,
siehe Abb. 3.22.

B D C
05

05

M0 = 0 x0 M 0 M0 = 0 x0
x0 x0
05

05

NEd = 0 NEd = Nc,Rd/2 NEd = Nc,Rd


Mpl,Rd
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Mmax,Rd Mpl,Rd

Abb. 3.24 Normalkraft im Punkt B, C und D

162
3.7 Druck und Biegung

Wpl,a  2  S y  2  934  1868 cm3


M a,Rd  Wpl,a  f yd  1868  32,3  60 336 kNcm  603 kNm
Wpl,s   Asi  zi  4  4,91  8,1  159 cm3
i
Ms,Rd  Wpl,s  fsd  159  43,5  6 917 kNcm  69,2 kNm
1 1
Wpl,c   b  h 2  Wpl,a  Wpl,s   30  30 2  1868  159  4723 cm 3
4 4
1 1
M c,Rd   Wpl,c  f cd   4 723  2, 27  5 361 kNcm  53,6 kNm
2 2
M max,Rd  Ma,Rd  Ms,Rd  Mc,Rd  603  69,2  53,8  726 kNm

Punkt B ist der Bemessungswert des vollplastischen Biegemomentes Mpl,Rd. In


diesem Fall ist es notwendig, die plastische neutrale Achse x0 zu bestimmen.
Das vollplastische Biegemoment Mpl,Rd wird am einfachsten aus der Differenz
des maximalen vollplastischen Biegemomentes Mmax,Rd und dem Moment M0
ermittelt, s. Punkt D.
Die plastische neutrale Achse x0 folgt aus der Bedingung, dass die plastischen
Druckkräfte gleich den plastischen Zugkräften sind. NEd ist gleich null. Die
plastische neutrale Achse soll in diesem Fall nach oben positiv eingeführt
werden.
Die Nulllinie x0 folgt damit aus der folgenden Bedingung für den Querschnitts-
bereich h = 2 x0.
Na,0  Ns,0  0,5  Nc,Rd  Nc,0
bzw. Na,0  Nc,0  0,5  Nc,Rd  Ns,0
Na,0  Aa,0  f yd  2  tw  f yd  x0
Ns,0  As,0  fsd
Nc,0  Ac,0  fcd   b  tw   fcd  x0
Für diesen Querschnitt erhält man:
0,5  N c,Rd  Ns,0 0,5  1660
x0    6,07 cm
2  tw  f yd   b  tw   f cd 2  1,1  32,3   30  1,1  2,27
1
M 0  Wa,0  f yd  Ws,0  fsd   Wc,0  fcd
2
M pl,Rd  M max,Rd  M0
Für diesen Querschnitt erhält man:
Wa,0  tw  x02  1,1  6,07 2  40,5 cm3
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Ws,0   As,0  z0  0 cm3


i

163
3 Verbundstützen

Wc,0  b  x02  Wa,0  Ws,0  30  6,07 2  40,5  0  1065 cm3


1
M 0  40,5  32,3  0  43,5  1065  2,27  2517 kNcm  25,2 kNm
2
M pl,Rd  734  25,2  709 kNm
Im Punkt C ist der Druckbereich auch unterhalb der Bezugsachse bis x0. Die
Normalkraft im Punkt C ist damit Nc,Rd. Der zur Bezugsachse symmetrische
Druckbereich liefert keinen Beitrag zur Momententragfähigkeit. Das Moment ist
damit im Punkt C ebenfalls das vollplastische Biegemoment Mpl,Rd.
Zwischen dem Punkt A und dem Punkt C wird ein linearer Verlauf der Inter-
aktionskurve angenommen.
Für den Bereich I gilt damit:
NEd  Nc,Rd
 N  Nc,Rd 
M pl,N,Rd  1  Ed M
 N pl,Rd  Nc,Rd  pl,Rd
(3.45)
 
Im Bereich II wird die Interaktionskurve näherungsweise durch eine Parabel mit
dem Stich M0 begrenzt. Für den Bereich II gilt dann:
NEd  Nc,Rd
 2
 N Ed  N Ed  
M pl,N,Rd  M pl,Rd  4  M 0    (3.46)
 N c,Rd  N c,Rd  
 
Die folgenden Formeln der verschiedenen Profile werden nicht nummeriert.

Vollständig einbetoniertes Profil


tw
b 0,00 uz cz
05

hc
h
S
65
45

y x0

tf
05

05
uy
bc cy
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1
55
z
Abb. 3.25 Vollständig und teilweise einbetoniertes Profil

164
3.7 Druck und Biegung

Für das teilweise einbetonierte Profil gilt:


hc  h und bc  b
Druck und Biegung um die y-y Achse
Na,Rd  Aa  f yd Ns,Rd  As  fsd
Nc,Rd  Ac  fcd   bc  hc  Aa  As   fcd
Npl,Rd  Na,Rd  Nc,Rd  Ns,Rd
Wpl,a  Wpl,y Ma,Rd  Wpl,a  f yd
Wpl,s   Asi  zi Ms,Rd  Wpl,s  fsd
i
1 1
Wpl,c   bc  hc2  Wpl,a  Wpl,s M c,Rd   Wpl,c  f cd
4 2
M max,Rd  Ma,Rd  Ms,Rd  Mc,Rd
Die Nulllinie liegt im Allgemeinen im Steg:
Na,0  Aa,0  f yd  2  tw  f yd  x0 Ns,0  As,0  fsd
Nc,0  Ac,0  fcd   bc  tw   fcd  x0
0,5  N c,Rd  Ns,0
x0 
2  tw  f yd   bc  tw   f cd
1
M 0  Wa,0  f yd  Ws,0  fsd   Wc,0  fcd
2
Wa,0  tw  x02 Ws,0   As,0  z0
i
Wc,0  bc  x02  Wa,0  Ws,0  (bc  tw )  x02  Ws,0
1
M 0  Wa,0  f yd  Ws,0  fsd   Wc,0  fcd
2
M pl,Rd  M max,Rd  M0

Druck und Biegung um die z-z-Achse


Na,Rd  Aa  f yd Ns,Rd  As  fsd
Nc,Rd  Ac  fcd   bc  hc  Aa  As   fcd
Npl,Rd  Na,Rd  Nc,Rd  Ns,Rd
Wpl,a  Wpl,z Ma,Rd  Wpl,a  f yd
Wpl,s   Asi  yi Ms,Rd  Wpl,s  fsd
i
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1 1
Wpl,c   hc  bc2  Wpl,a  Wpl,s M c,Rd   Wpl,c  f cd
4 2

165
3 Verbundstützen

M max,Rd  Ma,Rd  Ms,Rd  Mc,Rd

Die Nulllinie liegt im Steg:


Na,0  Aa,0  f yd  2  h  x0  f yd
Ns,0  As,0  fsd
Nc,0  Ac,0  fcd   hc  h   fcd  x0
0,5  N c,Rd  Ns,0
x0 
2  h  f yd   hc  h   f cd
Wa,0  h  x02
Ws,0   As,0  y0
i
Wc,0   hc  h   x02  Ws,0
1
M 0  Wa,0  f yd  Ws,0  fsd   Wc,0  fcd
2
M pl,Rd  M max,Rd  M0
Die Nulllinie liegt im Flansch:
Na,0  Aa,0  f yd  4  tf  f yd  x0  tw   h  2  tf   f yd
Ns,0  As,0  fsd
1
Nc,0  Ac,0  fcd   hc  2  tf   fcd  x0   tw  h  2  tf   fcd
2
1
0,5  Nc,Rd  Ns,0  tw   h  2  tf   f yd   tw  h  2  tf   fcd
x0  2
4  tf  f yd   hc  2  tf   fcd
1
Wa,0  2  tf  x02    h  2  tf   t w2
4
Ws,0   As,0  y0
i
Wc,0  hc  x02  Wa,0  Ws,0
1
M 0  Wa,0  f yd  Ws,0  fsd   Wc,0  fcd
2
M pl,Rd  M max,Rd  M0

Rohr mit Bewehrung und Einstellprofil


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Rohre mit Einstellprofilen sind Verbundstützen mit einer hohen Tragfähigkeit.


Wegen der Tragwerksbemessung im Brandfall ist es wirtschaftlich, das Rohr in
S235 und das Einstellprofil in S355 auszuführen. Wegen der Heißbemessung

166
3.7 Druck und Biegung

wird der Betonquerschnitt zusätzlich in zwei Bereiche mit unterschiedlichen


Festigkeiten und Biegesteifigkeiten unterteilt. Bei der Kaltbemessung sind diese
gleich groß. Dieser Querschnitt besteht somit aus 5 Teilquerschnitten. Es werden
alle für den Nachweis notwendigen Werte angegeben. Es wird hier
vorausgesetzt, dass die Bewehrung in der Betonfläche 4 und das Einstellprofil in
der Betonfläche 5 liegen.
x0
05
2
1

tf
05

3
tw
x0

05
y
4

Abb. 3.26 Rohr mit Bewehrung und Einstellprofil

Druck und Biegung um die y-y-Achse


Teil 1 − Stahlrohr
Gegeben:
d Außendurchmesser
t Wanddicke
fa1 Bemessungswert der Festigkeit
Ea1 Elastizitätsmodul
Abkürzungen:
da = d di = d − 2·t
1

Aa1     da2  di2
4
 N a1  Aa1  f a1
1

Wa1   d a3  di3
6
 M a1  Wa1  fa1
1

I a1     d a4  di4
64
EIa1  Ea1  I a1
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Teil 2 − Einstellprofil
Gegeben:
A Fläche

167
3 Verbundstützen

Iy Flächenmoment 2. Grades um die y-y-Achse


Wpl,y plastisches Widerstandsmoment
fa2 Bemessungswert der Festigkeit
Ea2 Elastizitätsmodul
Aa2  A Na2  Aa2  fa2
Wa2  Wpl,y M a2  Wa2  f a2
Ia2  I y EI a2  Ea2  I a2
Teil 3 − Bewehrung
Gegeben:
ds Durchmesser des Bewehrungsstabes
1
Asi     ds2 Fläche des Bewehrungsstabes
4
n Anzahl der Bewehrungsstäbe
ei Abstand des Bewehrungsstabes von der y-y-Achse
fs Bemessungswert der Festigkeit
Es Elastizitätsmodul
As   Asi Ns  As  fs
Ws   Asi  ei M s  Ws  fs
I s   Asi  ei2 EIs  Es  Is
Teil 4 − äußere Betonfläche
Gegeben:
dc1 = di Außendurchmesser
dc2 Innendurchmesser
fc1 Bemessungswert der Festigkeit
Ec1 Elastizitätsmodul
1
Ac1     dc1
4
2 2
 dc2 
 As N c1  Ac1  f c1
1
Wc1   dc1
6

3
 dc2
3
 Ws
1
M c1   Wc1  fc1
2
1
I c1     dc1
64
 4 4
 dc2 
 Is EI c1  Ec1  I c1
Teil 5 − innere Betonfläche
Gegeben:
dc2 Innendurchmesser
fc2 Bemessungswert der Festigkeit
Ec2 Elastizitätsmodul
1
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2
Ac2     dc2  Aa2 Nc2  Ac2  fc2
4

168
3.7 Druck und Biegung

1 3 1
Wc2   dc2  Wa2 M c2   Wc2  fc2
6 2
1 4
I c2     d c2  I a2 EI c2  Ec2  I c2
64
Nc,Rd  Nc1  Nc2
Npl,Rd  Na1  Na2  Ns  Nc1  Nc2
M max,Rd  Ma1  Ma2  Ms  Mc1  Mc2
Die Nulllinie liegt im Allgemeinen im Steg:
Gegeben:
As,0 Bewehrung im Bereich  x0
Na1,0  4  t  fa1  x0
Na2,0  2  tw  fa2  x0
Ns,0  As,0  fs
Nc1,0   dc1  dc2   fc1  x0  0,5  As,0  fc1
Nc2,0   dc2  tw   fc2  x0
0,5  N c,Rd  Ns,0  0,5  As,0  f c1
x0 
4  t  f a1  2  tw  f a2   dc1  dc2   f c1   dc2  tw   f c2
Wa1,0  2  t  x02
Wa2,0  t w  x02
Ws,0   Asi,0  ei0
i
Wc1,0   d c1  d c2   x02  Ws,0
Wc2,0   d c2  t w   x02
1 1
M 0  Wa1,0  fa1  Wa2,0  fa2  Ws,0  fs   Wc1,0  fc1   Wc2,0  fc2
2 2
M pl,Rd  M max,Rd  M0
Biegesteifigkeiten:
( EI ) eff  EI a1  EI a2  EI s  0,6   EI c1,eff  EI c2,eff 
Referenzbiegesteifigkeit für die Berechnung nach Theorie II. Ordnung nach
Gleichung

( EI )eff,II  0,9  EI a1  EI a2  EI s  0,5   EI c1,eff  EI c2,eff  
Druck und Biegung um die z-z-Achse
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Teil 1 − Stahlrohr
s. y-y-Achse

169
3 Verbundstützen

Teil 2 − Einstellprofil
Gegeben:
A Fläche
Iz Flächenmoment 2. Grades um die y-y-Achse
Wpl,z plastisches Widerstandsmoment
fa2 Bemessungswert der Festigkeit
Ea2 Elastizitätsmodul
Aa2  A Na2  Aa2  fa2
Wa2  Wpl,z M a2  Wa2  f a2
I a2  I z EI a2  Ea2  I a2
Teil 3 − Bewehrung s. y-y-Achse
ei Abstand des Bewehrungsstabes von der z-z-Achse
Teil 4 − äußere Betonfläche
s. y-y-Achse
Teil 5 − innere Betonfläche s. y-y-Achse
Die Nulllinie liegt im Allgemeinen im Flansch:
As,0 Bewehrung im Bereich  x0
Na1,0  4  t  fa1  x0
Na2,0  4  tf  fa2  x0  tw   h  2  tf   fa2
Ns,0  As,0  fsd
Nc1,0   dc1  dc2   fc1  x0  0,5  As,0  fc1
Nc2,0   dc2  2  tf   fc2  x0  0,5  tw (h  2  tf )  fc2

0,5  N c,Rd  Ns,0  tw   h  2  tf   f a2  0,5  tw (h  2  tf )  f c2  0,5  As,0  f c1


x0 
4  t  f a1  4  tf  f a2   d c1  dc2   f c1   dc2  2  tf   f c2

Wa1,0  2  t  x02
1
Wa2,0  2  tf  x02    h  2  tf   t w2
4
Ws,0   Asi,0  ei0
i
Wc1,0   d c1  d c2   x02  Ws,0
Wc2,0  d c2  x02  Wa2,0
1 1
M 0  Wa1,0  fa1  Wa2,0  fa2  Ws,0  fs   Wc1,0  fc1   Wc2,0  fc2
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2 2
M pl,Rd  M max,Rd  M0
Biegesteifigeiten: s. y-y-Achse

170
3.8 Berechnung der Beanspruchungen

3.7.3 Querkrafttragfähigkeit

Im Allgemeinen ist der Nachweis der Querkraft bei Verbundstützen nicht


maßgebend. Vereinfachend kann angenommen werden, dass die Querkraft nur
vom Stahlquerschnitt übertragen wird. Für den genaueren Nachweis wird die
Querkraft VEd anteilig auf den Stahlquerschnitt und den Betonquerschnitt im
Verhältnis der Momententragfähigkeiten verteilt.
M pl,a,Rd
Va,Ed  VEd  (3.47)
M pl,Rd
Vc,Ed  VEd  Va,Ed (3.48)
Die Querkrafttragfähigkeit des bewehrten Betonquerschnittes Vc,Rd ist nach DIN
EN 1992-1-1, Abschnitt 6.2, nachzuweisen.
Der Nachweis für den Stahlquerschnitt lautet:
Va,Ed
1 (3.49)
Va,Rd
Va,Rd  Av  f yd / 3 (3.50)
Schubfläche Av für Querkraft in Stegrichtung:
Av  Aa  2  ba  tf   tw  2  r   tf für gewalzte I-Profile
Av   ha  tf   tw für geschweißte I-Profile
Ein Nachweis gegen Schubbeulen ist für nicht ausgesteifte Stege von Verbund-
stützen mit Kammerbeton mit max (b / t )  124 nicht erforderlich.
Wenn die Querkraft Va,Ed den 0,5fachen Wert der plastischen Querkrafttrag-
fähigkeit Vpl,a,Rd überschreitet, muss der Einfluss der Querkraft auf die
Momententragfähigkeit Mpl,Rd berücksichtigt werden. Die Interaktion zwischen
Biegemoment, Querkraft und Normalkraft kann direkt durch eine reduzierte
Streckgrenze w  fyd für den Steg des Stahlquerschnittes berücksichtigt werden.

Für Va,Ed / Va,Rd  0,5 gilt:


 0
Für Va,Ed / Va,Rd  0,5 gilt:
2
 2  Va,Ed 
   1 w  1   (3.51)
 V 
 a,Rd 

3.8 Berechnung der Beanspruchungen


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Die Berechnung der Beanspruchungen erfolgt wie für die Stahlstütze nach
Elastizitätstheorie II. Ordnung. Der Übergang vom gedrückten Biegestab zum

171
3 Verbundstützen

zentrischen Druckstab wird durch die Annahme einer geometrischen Ersatz-


imperfektion ermöglicht.

H N



N N

w0, v0

Abb. 3.27 Geometrische Ersatzimperfektionen

Dabei unterscheidet man zwischen Vorkrümmungen w0 , v0 und Vorverdrehun-


gen 0 , siehe Abb. 3.27. Die geometrischen Ersatzimperfektionen sind in
ungünstigster Richtung so anzusetzen, dass sie sich der zum niedrigsten
Knickeigenwert gehörenden Knickfigur möglichst gut anpassen. Die Form der
Vorkrümmung folgt aus der Knickfigur des Eulerstabes und ist eine sin-
Halbwelle. Diese Form darf auch für andere unverschiebliche Systeme
angewendet werden, wenn sie näherungsweise die Knickfigur beschreibt.

Geometrische Ersatzimperfektion
Für den Stich der Vorkrümmung gilt die folgende Grenzbedingung:
Ist die Querbelastung q  0 , dann liegt ein planmäßig mittig gedrückter Stab vor.
Der Stich w0 , v0 muss deshalb für die Berechnung des vorgekrümmten Stabes
so gewählt werden, dass für die maximale Normalkraft NRd    Npl,Rd
kein Biegemoment mehr aufgenommen werden kann.
N

M0,Rd
NRd Mpl,N,Rd
NEd
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MEd Mpl,Rd M
Abb. 3.28 Festlegung der geometrischen Ersatzimperfektionen

172
3.8 Berechnung der Beanspruchungen

Sind NRd und die M-N-Interaktion bekannt, kann das zugehörige Imperfektions-
moment M0,Rd nach Abb. 3.28 berechnet werden. Die Ersatzimperfektion wird
folgendermaßen festgelegt.
Moment nach Theorie I. Ordnung:
M I  N Rd  w0 (3.52)
Moment nach Theorie II. Ordnung:
N  2  ( EI )eff,II
qcr  Rd mit N cr,eff 
N cr,eff L2cr
MI N w
M II   Rd 0 (3.53)
1  qcr 1  N Rd
N cr,eff
Für dieses Moment nach Theorie II. Ordnung und den Stich w0 gilt:
M II  M  M 0,Rd (3.54)
 M  M 0,Rd  N 
w0   1  Rd  (3.55)
N Rd  N 
 cr,eff 
Der Faktor αM berücksichtigt, dass das vollplastische Moment wegen der
Grenzdehnungen des Betons nicht vollständig erreicht wird, s. Abschnitt 3.9.
Der Stich ist wie der Abminderungsfaktor  von der Schlankheit  und der
Knicklinie abhängig. Die Größe der Vorkrümmung wird entscheidend von der
gewählten Referenzbiegesteifigkeit (EI)eff,II bestimmt. Umfangreiche Untersu-
chungen, die in 7 dokumentiert sind, führten zu der praktikablen Festlegung
konstanter Werte, die in Tabelle 3.3 angegeben sind. Die Werte wurden so fest-
gelegt, dass die Abhängigkeit von der Schlankheit  sicher abgedeckt ist.
( EI ) eff,II  0,9   Ea  I a  Es  I s  0,5  Ec,eff  I c  (3.56)
Diese Biegesteifigkeit ist für die Berechnung nach Theorie II. Ordnung
anzunehmen.

Die Berechnung darf nach Theorie I. Ordnung erfolgen, wenn die Bedingung
N cr,eff  2  ( EI )eff,II
 cr   10 mit N cr,eff  (3.57)
N Ed L2cr
erfüllt ist.
Ist die zentrische Grenztragfähigkeit NRd bekannt, aber keine Ersatzimperfektion
festgelegt, kann der Stich w0 mit der Biegesteifigkeit (EI)eff,II nach Gleichung
(3.55) berechnet werden.
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173
3 Verbundstützen

3.9 Nachweis bei Druck und Biegung


Der Verbundquerschnitt der Stütze, der hier behandelt wird, ist doppelt-
symmetrisch, aber im Allgemeinen unterschiedlich um die beiden Hauptachsen.
Eine auf Druck und Biegung beanspruchte Stütze ist ein räumlich belastetes
System. Für eine zentrisch belastete Stütze ist der Nachweis der Grenztrag-
fähigkeit um die beiden Hauptachsen getrennt zu führen. Bei Druck und
Biegung, auch bei einachsiger Biegung, ist der Nachweis um beide Biegeachsen
zunächst getrennt zu führen und dann als Druck und zweiachsige Biegung
nachzuweisen, siehe Gleichungen (3.59), (3.60) und (3.61).
Dabei wird die Ersatzimperfektion bei der Achse mit der kleineren zentrischen
Tragfähigkeit berücksichtigt. Ist diese nicht eindeutig festlegbar, ist der
Nachweis für beide Achsen mit der zugehörigen Imperfektion getrennt zu füh-
ren. Die einwirkenden Biegemomente werden unter Ansatz der Imperfektionen
nach Theorie II. Ordnung berechnet.
Für den Nachweis um eine Biegeachse gilt allgemein nach Abb. 3.29:
M Ed M Ed
  M (3.58)
M pl,N,Rd d  M pl,Rd
 M  0,9 Baustähle S235, S275 und S355
 M  0,8 Baustähle S420 und S460

Der Faktor αM berücksichtigt, dass das vollplastische Moment wegen der


Grenzdehnungen des Betons nicht vollständig erreicht wird. Dabei sind Werte
μd > 1,0 nur zulässig, wenn das Biegemoment MEd und die Normalkraft NEd nicht
unabhängig voneinander wirken können. Dies ist z. B. der Fall, wenn das Biege-
moment aus einer Exzentrizität einer Normalkraft resultiert. Anderenfalls sind
die Teilsicherheitsbeiwerte für diejenigen Schnittgrößen, die zu einer Erhöhung
der Beanspruchbarkeit führen, um 20 % abzumindern.

NEd NEd
Npl,Rd Npl,Rd
1,0 1,0

 dy dz
6 65

M y,Ed M z,Ed
1,0 M pl,y,Rd 1,0 M pl,z,Rd
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Abb. 3.29 Nachweis bei Druck und zweiachsiger Biegung

174
3.10 Verbundrahmen

Für den Nachweis um beide Biegeachsen gilt entsprechend:


M y,Ed M y,Ed
   M,y (3.59)
M pl,y,N,Rd dy  M pl,y,Rd
M z,Ed M z,Ed
   M,z (3.60)
M pl,z,N,Rd dz  M pl,z,Rd
M y,Ed M z,Ed
  1,0 (3.61)
dy  M pl,y,Rd dz  M pl,z,Rd

Für den Faktor M,y und M,z gilt Gleichung (3.58) entsprechend.

3.10 Verbundrahmen
Verbundrahmen, d. h. seitenverschiebliche Tragwerke, können ebenfalls nach
dieser Norm berechnet werden. Es sind die Vorverdrehungen nach der DIN EN
1993-1-1 wie bei den Stahltragwerken zu berücksichtigen. Für die Biege-
steifigkeit der Verbundstützen gilt die Biegesteifigkeit (EI)eff,II nach Gleichung
(3.58). Ist der Riegel ein Verbundträger, ist im Bereich von negativen
Momenten die Rissbildung im Beton zu berücksichtigen. Dies führt im
Allgemeinen zu einer iterativen Tragwerksberechnung, da die Biegesteifigkeit
dem Momentenverlauf anzupassen ist.
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175
3 Verbundstützen

3.11 Berechnungsbeispiel
Eine Stütze im Erdgeschoss ist an den Enden unverschieblich gelagert und wird als
Verbundstütze mit Kammerbeton ausgeführt.

1. Angaben zur Verbundstütze


Statisches System: Einfeldträger: Stützweite: l = 4,50 m
Stahlprofil: HEB 300 und S355; Betonfestigkeitsklasse: C40/50
Bewehrung: 4 25 BSt 500 S

2. System, Belastung und Querschnitt


11
19

HEB 300
S355
 25 BSt 500
300

C40/50

y
69

300
50
z

Abb. 3.30 Querschnitt

F1 F2

0,30 m
4,50 m
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Abb. 3.31 System und Belastung

176
3.11 Berechnungsbeispiel

3. Einwirkungen
Ständige Einwirkungen: F1G  1800 kN
F2G  300 kN
Veränderliche Einwirkungen:
F1Q  750 kN F2Q  150 kN
Bemessungswert der maßgebenden Einwirkungskombination:
N1  1,35  1800  300  1,50   750  150  4185 kN
M1  1,35  300  0,3  1,5 150  0,3  189 kNm
4. Nachweisverfahren: Vereinfachtes Nachweisverfahren
5. Querschnittswerte
Stahlprofil: HEB 300
ha  300 mm ba  300 mm tf  19 mm tw  11 mm r  27 mm
Aa  149 cm2 Ia,y  25 170 cm4 Ia,z  8 560 cm4 Sa,y  934 cm3
Nachweis des Gurtes nach Tabelle 1:
235 235
vorh(b / tf )  300 /19  15,8  max(b / tf )  44   44   35,8
fy 355
Bewehrung: 4 25
As  4  4,91  19,6 cm2 Is,y  4  4,91 8,12  1289 cm4
Is,z  4  4,9110,02  1964 cm4
19, 6
0, 3 %     2, 6 %  6 %
30  30  149
Betonquerschnitt:
Ac  b  h  Aa  As  30  30 149 19,6  731 cm2
b  h3 30  303
I c,y   I a,y  I s,y   25 170  1289  41 041 cm4
12 12
h  b3 30  303
I c,z   I a,z  I s,z   8 560  1964  56 976 cm4
12 12
6. Werkstoffe
Betonfestigkeitsklasse: C40/50
fck  4,0 kN/cm2
fcd  0,85  fck / c  0,85  4,0/1,5  2, 27 kN/cm2
Sekantenmodul:
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Ecm  3500 kN/cm2

177
3 Verbundstützen

Berechnung der Endkriechzahl φ nach DIN EN 1992-1-1:


Innenbauteil mit RH = 50 %; Zementfestigkeit 32,5R; 42,5N
u  2  h  0, 5  b  2  30  0, 5  30  75 cm [25]
h0  2  Ac / u  2  731,4 / 75  19,5 cm
t  1,88 für Ausbaulasten nach 28 Tagen
NG,Ed  1,35  1800  300  2835 kN
NEd  4185 kN
Ecm 3500
Ec,eff    1539 kN/cm 2
N G,Ed 2835
1 t 1 1,88
N Ed 4185
Betonstahlsorte: BSt 500 S
fsk  50 kN/cm2
fsd  fsk / s  50 /1,15  43,5 kN/cm2
Elastizitätsmodul:
Es  20 000 kN/cm2
Baustahlsorte: S355
f y  35,5 kN/cm2
f yd  f y / M1  35,5 /1,10  32,3 kN/cm2
Elastizitätsmodul:
Ea  21 000 kN/cm2
Verdübelung: duktile Kopfbolzendübel
d  19 mm fu  500 N/mm2 h  100 mm
h / d  100 / 19  5, 26  4 PRd  82,6 kN nach [29]
7. Anwendungsgrenzen
Berechnung der vollplastischen Normalkraft
N pl,Rk  Aa  f y  Ac  0,85  f ck  As  fsk
N pl,Rk  149  35,5  731 0,85  4,0  19,6  50  8755 kN
Berechnung des Bemessungswertes der vollplastischen Normalkraft
N pl,Rd  Aa  f yd  Ac  fcd  As  fsd
N pl,Rd  149  32,3  731 2, 27  19, 6  43,5  7325 kN
Aa  f yd 149  32,3
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0, 2      0, 66  0,9
N pl,Rd 7325

178
3.11 Berechnungsbeispiel

8. Nachweis mit Ersatzimperfektion um die starke Querschnittsachse


Es handelt sich bei dem Nachweis um die y-y-Achse um einen gedrückten Biegestab. Es wird
angenommen, dass die stärker versagensgefährdete Achse nicht eindeutig bestimmbar ist. Es
ist deshalb die Ersatzimperfektion um y-y-Achse anzusetzen. Um die z-z-Achse wird dann
keine Ersatzimperfektion angenommen. Da zusätzlich keine Querbelastung um die z-z-Achse
vorliegt, ist das Biegemoment Mz,Ed = 0. Es ist damit nur der folgende Nachweis zu führen:
M y,Ed M y,Ed
   M,y
M pl,y,N,Rd dy  M pl,y,Rd
Die plastische neutrale Achse liegt im Bereich 3.
N pl,Rd  Aa  f yd  Ac  fcd  As  fsd
N pl,Rd  149  32,3  731 2, 27  19, 6  43,5  7325 kN
N pl,Rd  N Ed 7325  4185
t f    1, 62 cm
2  b  f yd 2  30  32,3
M pl,y,N,Rd  tf  b   h  tf   f yd  1, 62  30   30  1, 62   32,3 / 100  446 kNm
Referenzbiegesteifigkeit um die y-y-Achse:

( EI )eff,II,y  0,9  Ea  I a,y  Es  I s,y  0, 5  Ec,eff  I c,y 
( EI )eff,II,y  0,9   21 000  25 170  20 000 1289  0,5 1539  41 041
 527 340 000 kNcm 2  52 734 kNm 2

My-Fläche Vz-Fläche N-Fläche


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Abb. 3.32 Schnittgrößen nach Theorie II. Ordnung für den Nachweis
um die y-y-Achse

179
3 Verbundstützen

Berechnung nach Theorie I. oder II. Ordnung?


 2  ( EI )eff,II,y  2  52 734
N cr,eff,y    25 700 kN
L2cr,y 4,502
Ncr,eff,y 25 700
 cr,y    6,14  10
N Ed 4185
Die Schnittgrößen sind nach Theorie II. Ordnung zu berechnen. Die Berechnung erfolgt hier
mit dem Stabwerksprogramm GWSTATIK [14] und [15].
Nach Tabelle 3 gilt die Knickspannungslinie b mit der Vorkrümmung:
L
w0 
200
Es ist mit der reduzierten Biegemomententragfähigkeit für S355 nachzuweisen:
M y,Ed
 0,9
M pl,y,N,Rd

M y,Ed  246 kNm NEd  4185 kN Vz,Ed  24, 4 kN nach Abb. 3.32
M y,Ed 246
  0,55  0,9
M pl,y,N,Rd 446
M y,Ed 246
bzw.   0, 61  1, 0
 M  M pl,y,N,Rd 0,9  446
Es sei besonders darauf hingewiesen, dass dieser Wert keine Aussage über den
Lastausnutzungsfaktor darstellt. Der Bemessungswert der Tragfähigkeit bei
Normaltemperatur Rd für die exzentrische Normalkraft ist die reduzierte
Normalkrafttragfähigkeit NRd,. Dabei ist der Faktor αM zu berücksichtigen. Dieser Wert muss
iterativ als Schnittpunkt der Laststeigerungskurve nach Theorie II. Ordnung mit der M-N-
Interaktion berechnet werden.
Die exakte Interaktion ergibt:
NEd 4185
NRd,  5139 kN   0,81
NRd, 5139
Für Va,Ed / Vpl,a,Rd  0,5 ist keine Interaktion erforderlich.

9. Nachweis mit Ersatzimperfektion um die schwache Querschnittsachse


Es handelt sich bei dem Nachweis um die z-z-Achse um einen zentrischen Druckstab. Es ist
die Ersatzimperfektion um die z-z-Achse anzusetzen. Um die y-y-Achse wird dann keine
Ersatzimperfektion angenommen. Es ist damit der folgende Nachweis zu führen:
M y,Ed M z,Ed M y,Ed M z,Ed
  M,y   M,z   1, 0
M pl,y,N,Rd M pl,z,N,Rd M pl,y,N,Rd M pl,z,N,Rd
Die plastische neutrale Achse liegt im Bereich 1.
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N pl,Rd  Aa  f yd  Ac  fcd  As  fsd


N pl,Rd  149  32,3  731 2, 27  19, 6  43,5  7325 kN

180
3.11 Berechnungsbeispiel

N pl,Rd  N Ed  2   AZ,si  fsd


7325  4185  2  2  4,91 43,5
bz  i
  9,31 cm
4  tf  f yd 4 1,9  32,3
Wpl,aN  2  S zN  bz  2  tf   b  bz 
Wpl,aN  9, 31  2 1,9   30  9,31  732 cm3

Wpl,sN   Asi  yi  4  4,91 10  196 cm 3


i

b b 
Wpl,cN  bz  h    z   SzN   AD,si  yi
2 2  i

 30 9,31  3
Wpl,cN  9,31  30      366  98  2425 cm
 2 2 
M pl,z,N,Rd  Wpl,aN  f yd  Wpl,sN  fsd  Wpl,cN  fcd
M pl,z,N,Rd  732  32,3  196  43,5  2425  2, 27  37674 kNcm  377 kNm
Referenzbiegesteifigkeit um die z-z-Achse:
( EI )eff,II,z  0,9   Ea  I a,z  Es  Is,z  0,5  Ec,eff  I c,z 
( EI )eff,II,z  0,9   21 000  8560  20 000 1964  0,5 1539  56 976 
 236 595 000 kNcm 2  23 660 kNm 2

My-Fläche Mz-Fläche
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Abb. 3.33 Schnittgrößen nach Theorie II. Ordnung für den Nachweis um die z-z-Achse

181
3 Verbundstützen

Berechnung nach Theorie I. oder II. Ordnung?


 2  ( EI )eff,II,z  2  23 660
Ncr,eff,z    11 532 kN
L2cr,z 4,502
N cr,eff,z 11 532
 cr,z    2, 76  10
N Ed 4185
Die Schnittgrößen sind nach Theorie II. Ordnung zu berechnen. Die Berechnung erfolgt hier
mit dem Stabwerksprogramm GWSTATIK.
Nach Tabelle 3.3 gilt die Knickspannungslinie c mit der Vorkrümmung:
L
w0 
150
Maximale Schnittgrößen:
max M z,Ed  197 kNm max M y,Ed  189 kNm
max M y,Ed 189
  0, 424   M,y  0,9
M pl,y,N,Rd 446
max M z,Ed 197
  0,523   M,z  0,9
M pl,z,N,Rd 377
Schnittgrößen in der Mitte des Stabes:
M z,Ed  197 kNm M y,Ed  117 kNm NEd  4185 kN
M y,Ed M z,Ed 117 197
    0, 785  1, 0
M pl,y,N,Rd M pl,z,N,Rd 446 377
Schnittgrößen an der Stelle der maximalen Ausnutzung:
z  1, 60 m
M z,Ed  177 kNm M y,Ed  144 kNm NEd  4185 kN
M y,Ed M z,Ed 144 177
    0, 792  1, 0
M pl,y,N,Rd M pl,z,N,Rd 446 377

10. Nachweis um die schwache Querschnittsachse als zentrischer Druckstab


Es soll hier gezeigt werden, dass der Nachweis als zentrischer Druckstab eine Näherung
darstellt, die nicht immer auf der sicheren Seite liegt, wenn zusätzlich Biegung um die starke
Achse vorliegt.
Die Knicklänge ist 4,50 m.
1.) Berechnung der vollplastischen Normalkraft
N pl,Rk  Aa  f y  Ac  0,85  f ck  As  fsk
Npl,Rk  149  35,5  731 0,85  4,0  19,6  50  8755 kN
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2.) Berechnung des Bemessungswertes der vollplastischen Normalkraft


N pl,Rd  Aa  f yd  Ac  fcd  As  fsd

182
3.11 Berechnungsbeispiel

N pl,Rd  149  32,3  731 2, 27  19, 6  43,5  7325 kN


Aa  f yd 149  32,3
0, 2      0, 66  0,9
N pl,Rd 7325
3.) Berechnung der Verzweigungslast
( EI )eff  Ea  I a,z  Es  I s,z  0, 6  Ec,eff  I c,z

( EI )eff  21 000  8560  20 000 1964  0,6 1539  56 976  271 650 000 kNcm2
( EI )eff  27 165 kNm2
 2  ( EI )eff  2  27 165
N cr    13 240 kN
L2cr 4,50 2
4.) Berechnung des bezogenen Schlankheitsgrades
N pl,Rk 8755
   0,813
N cr 13 240
5.) Abminderungsfaktor 
Nach Tabelle 3.3 gilt die Knickspannungslinie c.
  0, 654 nach Tabelle 3.2
6.) Nachweis
N Ed 4185
  0,87  1
  N pl,Rd 0, 654  7325
Für einen Vergleich mit der Berechnung als zentrischer Druckstab soll noch das maximal
aufnehmbare Moment um die starke Querschnittsachse ermittelt und der zugehörige
Nachweis geführt werden.
Für ein Moment M1 = 401 kNm, das den Nachweis um die starke Achse noch erfüllt, erhält
man für den Nachweis um die z-z-Achse an der Stelle der maximalem Ausnutzung die
folgenden Schnittgrößen:
Maximale Schnittgrößen:
max M z,Ed  197 kNm max M y,Ed  401 kNm
max M y,Ed 401
  0,9   M,y  0,9
M pl,y,N,Rd 446
max M z,Ed 197
  0,523   M,z  0,9
M pl,z,N,Rd 377
Schnittgrößen in der Mitte des Stabes:
M z,Ed  197 kNm M y,Ed  233 kNm NEd  4185 kN
M y,Ed M z,Ed 233 197
    1, 04  1, 0
M pl,y,N,Rd M pl,z,N,Rd 446 377
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Schnittgrößen an der Stelle der maximalen Ausnutzung:


z  1, 60 m

183
3 Verbundstützen

M z,Ed  177 kNm M y,Ed  287 kNm NEd  4185 kN


M y,Ed M z,Ed 287 177
    1,11  1, 0
M pl,y,N,Rd M pl,z,N,Rd 446 377
Der Querschnitt ist für diese Belastung nicht ausreichend bemessen. Ein Stab mit Druck und
Biegung ist deshalb stets als ein Stab mit „Druck und zweiachsiger Biegung“ zu berechnen.

11. Nachweis nach dem Näherungsverfahren für die M-N-Interaktion


Es soll exemplarisch auch der Nachweis mit dem Näherungsverfahren für die M-N-Interaktion
geführt werden.
Druck und Biegung um die y-y-Achse:
Na,Rd  Aa  f yd  149  32,3  4813 kN
Ns,Rd  As  fsd  19,6  43,5  853 kN
Nc,Rd  Ac  fcd   bc  hc  Aa  As   fcd   30  30 149 19,6  2, 27  1660 kN
N pl,Rd  Na,Rd  Nc,Rd  Ns,Rd  4813  853  1660  7326 kN

Wpl,a  Wpl,y  2  Sy  2  934  1868 cm3


M a,Rd  Wpl,a  f yd  1868  32,3  60 336 kNcm  603 kNm
Wpl,s   Asi  zi  4  4,91  8,1  159 cm3
i

M s,Rd  Wpl,s  fsd  159  43,5  6 917 kNcm  69, 2 kNm


1 1
Wpl,c,y   bc  hc2  Wpl,a  Wpl,s   30  30 2  1868  159  4723 cm 3
4 4
1 1
M c,Rd   Wpl,c,y  f cd   4 723  2, 27  5 361 kNcm  53, 6 kNm
2 2
M max,Rd  M a,Rd  M s,Rd  M c,Rd  603  69, 2  53,8  726 kNm
Die Nulllinie liegt im Allgemeinen im Steg:
0,5  N c,Rd  N s,0 0,5 1660
x0    6, 07 cm
2  t w  f yd   bc  tw   f cd 2 1,1  32,3   30  1,1  2, 27
1
M 0  Wa,0  f yd  Ws,0  f sd   Wc,0  f cd
2
Wa,0  tw  x02  1,1 6,042  40,1 cm3
Ws,0   As,0  z0  0 cm3
i

Wc,0  b  x02  Wa,0  Ws,0  30  6,042  40,1  0  1054 cm3


1
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M 0  Wa,0  f yd  Ws,0  f sd   Wc,0  f cd


2
1
M 0  40,1  32,3  0  43,5  1054  2, 27  2492 kNcm  24,9 kNm
2

184
3.11 Berechnungsbeispiel

M pl,y,Rd  M max,Rd  M 0  726  24,9  701 kNm


Für den Bereich I gilt damit:
N Ed  4185 kN  Nc,Rd  1660 kN
 N  N c,Rd   4185  1660 
M pl,y,N,Rd   1  Ed   M pl,y,Rd  1    701  389 kNm
 N pl,Rd  N c,Rd   7326  1660 
 
M y,Ed 246
  0, 63  0,9
M pl,y,N,Rd 389
Druck und Biegung um die z-z-Achse:
Na,Rd  Aa  f yd  149  32,3  4813 kN
Ns,Rd  As  fsd  19,6  43,5  853 kN
Nc,Rd  Ac  fcd   bc  hc  Aa  As   fcd   30  30 149 19,6  2, 27  1660 kN
Npl,Rd  Na,Rd  Nc,Rd  Ns,Rd  4813  853  1660  7326 kN

Wpl,a  Wpl,z  870 cm3


M a,Rd  Wpl,a  f yd  870  32,3  28 101 kNcm  281 kNm
Wpl,s   Asi  yi  4  4,91 10  196 cm3
i

M s,Rd  Wpl,s  fsd  196  43,5  8 526 kNcm  85,3 kNm


1 1
Wpl,c,z   hc  bc2  Wpl,a  Wpl,s   30  30 2  870  196  5684 cm 3
4 4
1 1
M c,Rd   Wpl,c,z  f cd   5 684  2, 27  6 451 kNcm  64, 5 kNm
2 2
M max,Rd  M a,Rd  M s,Rd  M c,Rd  281  85,3  64,5  431 kNm
Die Nulllinie liegt im Steg:
0,5  N c,Rd  N s,0 0,5 1660  0
x0    0, 428 cm
2  h  f yd   hc  h   f cd 2  30  32,3   30  30   2, 27

Wa,0  h  x02  30  0,4232  5,37 cm3


Ws,0   As,0  y0  0
i

Wc,0   hc  h   x02  Ws,0   30  30  x02  0  0


1
M 0  Wa,0  f yd  Ws,0  fsd   Wc,0  f cd  5, 37  32, 7  176 kNcm
2
M pl,z,Rd  M max,Rd  M 0  431  1, 76  429 kNm
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Für den Bereich I gilt damit:


N Ed  4185 kN  Nc,Rd  1660 kN

185
3 Verbundstützen

 N  N c,Rd   4185  1660 


M pl,z,N,Rd  1  Ed   M pl,z,Rd   1    429  238 kNm
 N pl,Rd  N c,Rd  7326  1660 
 
Maximale Schnittgrößen:
max M z,Ed  197 kNm max M y,Ed  189 kNm
max M y,Ed 189
  0, 486   M,y  0,9
M pl,y,N,Rd 389
max M z,Ed 197
  0,828   M,z  0,9
M pl,z,N,Rd 238
Schnittgrößen in der Mitte des Stabes:
M z,Ed  197 kNm M y,Ed  117 kNm NEd  4185 kN
M y,Ed M z,Ed 117 197
    1,13  1, 0
M pl,y,N,Rd M pl,z,N,Rd 389 238
Schnittgrößen an der Stelle:
z  1, 60 m
M z,Ed  177 kNm M y,Ed  144 kNm NEd  4185 kN
M y,Ed M z,Ed 144 177
    1,11  1, 0
M pl,y,N,Rd M pl,z,N,Rd 389 238
Der Nachweis nach dem Näherungsverfahren ist nicht eingehalten. Die genauere Berechnung
der reduzierten Momententragfähigkeit ist deshalb zu empfehlen.

12. Nachweis der Querkrafttragfähigkeit


max VEd  87,4 kN
M pl,a,Rd  Wpl,a  f yd  1868  32,3  60 336 kNcm  603 kNm
M pl,y,Rd  701 kNm
M pl,a,Rd 603
Va,Ed  VEd   87, 4   75, 2 kN
M pl,y,Rd 701
Vc,Ed  VEd  Va,Ed  87, 4  75, 2  12, 2 kN
Die Querkrafttragfähigkeit des bewehrten Betonquerschnittes Vc,Rd ist nach DIN EN 992-1-1,
Abschnitt 6.2 nachzuweisen.
Der Nachweis für den Stahlquerschnitt lautet:
AV  Aa  2  ba  tf   tw  2  r   tf  149  2  30 1,9  1,1  2  2,7  1,9  47,4 cm2
Vpl,a,Rd  AV  f yd / 3  47,4  32,3/ 3  890 kN
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Va,Ed 75, 2
  0, 08  1
Vpl,a,Rd 890

186
3.11 Berechnungsbeispiel

13. Verbundsicherung
Die Verbundsicherung außerhalb der Krafteinleitungsbereiche wird ohne Nachweis durch die
konstruktive Verdübelung in Längsrichtung sichergestellt. Es wird je ein Kopfbolzendübel
pro Seite im Abstand von 1 m angeordnet. Alternierend ebenfalls im Abstand von 1 m werden
S-Haken durch Bohrungen gesteckt, um den Bügelkorb zu halten.

14. Nachweis der Krafteinleitung


Aus dem ersten Obergeschoss werden die folgenden Anteile der Einwirkungen über den
Stahlquerschnitt in die Verbundstütze eingeleitet.
F1G  450 kN F2G  300 kN F1Q  187,5 kN F2Q  150 kN
Die Bemessungswerte der Einwirkungen sind damit:
NEd  1,35   450  300  1,50  187,5  150  1519 kN
M Ed  1,35  300  0,3  1,50 150  0,3  189 kNm
Die Teilschnittgrößen, die anteilig auf den Stahlbetonquerschnitt zu übertragen sind, betragen:
M pl,c,Rd  M pl,s,Rd Wpl,sN  fsd  Wpl,cN  f cd Wpl,aN  f yd 59012
  1  1  0,158
M pl,Rd M pl,Rd M pl,Rd 70100
M c+s,Ed  0,158 189  29,9 kNm
N pl,c,Rd  N pl,s,Rd Ac  f cd  As  fsd Aa  f yd 149  32,3
  1  1  0,343
N pl,Rd N pl,Rd N pl,Rd 7326

Nc+s,Ed  0,343 1519  521 kN

150
1 2
150

Vy y
Mx
3 z 4

Vz

Abb. 3.34 Punktequerschnitt der Dübelgruppe

Es werden in jeder Kammer zwei Dübelreihen nebeneinander im Abstand von e = 15 cm mit


zwei Kopfbolzendübeln  19 hintereinander angeordnet.
Aus der Reibungskraft an den Flanschen resultiert pro Randdübel, siehe Bild 3:
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  PRd 0, 5  82, 6
  20, 7 kN
2 2
Die Summe der Reibungskräfte reduziert die Beanspruchung der Dübel aus der Normalkraft.

187
3 Verbundstützen

N Ed,red  521  8  20, 7  355 kN


Bei der Dübelgruppe handelt es sich um einen Punktequerschnitt nach [28]. Für eine Kammer
erhält man die folgenden Schnittgrößen:
N 355
Vz  Ed,red   178 kN
2 2
M 29,9
M x   c+s,Ed    15, 0 kNm
2 2
Ein häufiger Sonderfall bei Punktequerschnitten ist der rechteckige Punktequerschnitt mit der
Breite b und der Höhe h und den Schnittgrößen Vy , Vz und M x in der Querschnittsebene.
Für die Eckpunkte gilt:
A=4
I p   yi2   zi2  4  7,52  4  7,52  450 cm2
Vy Mx h 1500 15
Ty     0   25, 0 kN
A Ip 2 450 2
Vz M x b 178 1500 15
Tz        69,5 kN
A Ip 2 4 450 2

T  PDü  Ty2  Tz2  25, 0 2  69, 5 2  73, 9 kN


PDü 73,9
  0,89  1, 0
PRd 82, 6

Diese Stütze ist für den Nachweis bei Normaltemperatur wirtschaftlich bemessen. Sie erfüllt
dagegen im Brandfall nach dem Tabellenverfahren nur die Feuerwiderstandsklasse R30. Im
Hochbau wird im Allgemeinen eine Feuerwiderstandsklasse R90 gefordert. Dann wird der
Nachweis des Brandschutzes, falls dieser nicht durch besondere Brandschutzmaßnahmen
erfolgt, maßgebend für die Bemessung der Verbundstütze. In Kapitel 5 wird für dieses
Beispiel der folgende Querschnitt für eine Feuerwiderstandsklasse R90 ermittelt.
17,5

HEA 360
05
112,5 45
05

S355
 28 BSt 500
15

C 50/60
350
315
5

45
45 112,5
15
05
17,5
05

05 15 0,00 1 5 0
5
45 100 10 100 45
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4 5
300

188
4.1 Allgemeines

4 Verbunddecken
4.1 Allgemeines
Unter einer Verbunddecke versteht man eine tragende Deckenplatte aus stählernen
Verbund-Profilblechen und einem Aufbeton. Die Profiltafeln bestehen aus, durch
Kaltwalzung profilierten, verzinkten Stahlblechen mit Dicken zwischen 0,75 und
1,5 mm. Verbunddecken besitzen positive Eigenschaften für den Bauablauf. Im
Bauzustand können die befestigten Profilbleche sofort als begehbare
Arbeitsbühnen verwendet werden und beim Betonieren der Decke dient das
Profilblech als Schalung. Weitere wirtschaftliche Vorteile, die zu einer schnellen
Verbreitung der Verbunddecken geführt haben sind:

 Die Blechtafeln sind schnell von Hand verlegbar.


 Sie können zur Stabilisierung herangezogen werden (Kippsicherung der
Träger, ggf. Ersatz für Verbände).
 Die nicht mit Beton gefüllten Zellen der „Rippenplatte“ erlauben eine
bequeme Befestigung der Installationsleitungen.

Eine Verbunddecke wird im Allgemeinen auf Stahlträgern aufgelagert und wirkt


bei entsprechender Verdübelung als Obergurt von Verbundträgern.

Aufbeton

Profiltafel
Betonstahlbewehrung

Verbundträger
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Abb. 4.1 Aufbau einer Verbunddecke mit einem Verbundträger

189
4 Verbunddecken

Durch die Entwicklung vielfacher Arten von Profilblechen in den letzten Jahren
können unterschiedliche Anforderungen optimal erfüllt werden:
 Hohe Tragfähigkeit als Schalung (im „nackten“ Zustand)
 Gute Verbundeigenschaften (als „Bewehrung“ im Endzustand)
 Wirtschaftliche Erfüllung von Brandschutzanforderungen
Weiterhin lassen sich durch verzinkte oder beschichtete Profilbleche auch
gestalterische Interessen berücksichtigen. Zusätzlich ist es möglich, durch die Wahl
des Profilblechs weitere Vorteile zu nutzen, z. B. bei hinterschnittener Profilform
die Sicken als Ankerschienen zu verwenden und die Installation (z. B.
Elektroinstallation) oder abgehängte Decken in den Sicken zu befestigen.
Als Anwendungsgebiete für Verbunddecken lassen sich der Industrie-, Hochhaus-
und Krankenhausbau sowie Büro- und Gewerbebauten nennen.

4.2 Herstellung und Beschichtung


Profilbleche werden durch Kaltumformen hergestellt. Als Ausgangsmaterial dient
feuerverzinktes Stahlfeinblech mit einer charakteristischen Streckgrenze von 280
bis 350 N/mm². Die verwendeten Blechdicken schwanken je nach Anwendungs-
gebiet zwischen 0,75 und 1,50 mm.
Das Ausgangsmaterial, in Form eines Stahlcoils, wird zunächst auf die bestellten
Stücklängen gekürzt. Im nächsten Arbeitsschritt werden dann die evtl.
erforderlichen Quersicken oder Noppen in das Profilblech eingeschlagen.
Anschließend werden die Bleche durch Doppelwalzen immer stärker profiliert. Des
Weiteren können jetzt auch die Blechverformungsanker gepresst werden. Wird das
Stahlprofilblech für ein Durchlaufsystem benötigt, können nun Öffnungen für die
Kopfbolzendübel gestanzt werden. Das erleichtert auf der Baustelle die Verlegung
der Profilbleche über die Kopfbolzendübel auf den Verbundträger. Als Abschluss
der Produktion erfolgt eine automatische Verpackung und der Versand. Mit der
Feuerverzinkung erreicht das Profilblech die Korrosionsschutzklasse I nach DIN
55928, Teil 8 [N12]. Dies ist für Profiltafeln in Geschossdecken mit ausbetonierten
Profilrippen auf der Oberseite sowie in trockenen, überwiegend geschlossenen
Räumen auf der Unterseite nach DIN 18807, Teil 1 [N13] ausreichend. Bei
Räumen mit einer hohen Feuchtebelastung ist an der Unterseite eine
Korrosionsschutzklasse III gefordert. Diese kann nur mit einer zusätzlichen
Kunststoffbeschichtung erreicht werden. Hier können auch durch farbige
Beschichtungen für Sichtdecken evtl. gestalterische Gesichtspunkte berücksichtigt
werden. Die Auswahl der Beschichtung sollte in Zusammenarbeit mit dem
Hersteller auf die jeweiligen Anforderungen wie z. B. Außen- oder Inneneinsatz,
korrosiver Angriff aus atmosphärischen oder chemischen Randbedingungen,
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Witterungsbeständigkeit, Farbtonstabilität oder Feuchtigkeitseinfluss abgestimmt


werden.

190
4.3 Verbundwirkung

Bei der Verwendung von Profilblechen als Dach- oder Wandtafeln werden an
Abschlüssen und Übergängen Kantteile zum Ausgleichen und Anpassen der
Blechbreiten an das Rastermaß und als Abdichtung beim Betonieren benötigt.
Neben den bei den Herstellern erhältlichen Standardkantteilen können auch
Sonderkantteile bei speziellen Geometrien angefertigt werden. Die Dicken der
Kantteile, das Rohmaterial und die Beschichtungen sind analog zu den
Standardprofilblechen.

4.3 Verbundwirkung
Zur sicheren und dauerhaften Übertragung der Längsschubkräfte zwischen
Profilblech und Aufbeton sind folgende Maßnahmen von Bedeutung:
 Mechanischer Verbund durch Einprägen von Vertiefungen (Sicken, Noppen,
Rippen oder Ähnliches) oder durch gestanzte Löcher (Abb. 4.2 a)
 Reibungsverbund durch entsprechende Profilierung der Bleche (Klemm-
wirkung durch schwalbenschwanzförmige Verbundfuge) (Abb. 4.2 b)
 Endverankerungen (Kopfbolzendübel oder Blechverformungsanker)
(Abb. 4.2 c + d)

Häufig führt eine Kombination der genannten Maßnahmen zur optimalen Lösung.

a) mechanischer Verbund c) Endverankerung mit


durchgeschweißten Dübeln

b) Reibungsverbund d) Endverankerung mit


Blechverformungsanker

Abb. 4.2 Typische Verbundarten bei Verbunddecken [N1]

Bei den Profilblechen, die zurzeit verwendet werden, sind grundsätzlich zwei
Typen zu unterscheiden: Trapezprofile mit Sicken und/oder Noppen und
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hinterschnittene Profile (schwalbenschwanzförmig) mit oder ohne Noppen.

191
4 Verbunddecken

Die hinterschnittene Profilform führt zwar zu einem erhöhten Stahlverbrauch,


erzeugt aber eine sehr gute Verbundwirkung zwischen Profilblech und Aufbeton.
Weiterhin begünstigt sie den Nachweis für die Brandschutzbemessung. Nach dem
Aushärten des Aufbetons lassen sich hinsichtlich der tragenden Funktion in
Abhängigkeit des gewählten Profiltyps, die in Abb. 4.3 dargestellten
Deckensysteme unterscheiden.

Selbsttragendes Trapezprofil
Fall A
mit Aufbeton
Stahlbeton-Rippenplatte
Fall B auf verlorener
Trapezprofilschalung
Trapezprofil + Rippenplatte
Fall C (Addition der
Einzeltragfähigkeiten)
Verbundplatte mit
Flächenverbund durch
Dübelwirkung
Fall D
Verbundplatte mit
Flächenverbund durch
Klemmwirkung

Abb. 4.3 Tragwirkungen der verschiedenen Deckensysteme (nach [36])

Fall A: Das Profilblech trägt alle Deckenlasten allein. Der Aufbeton erfüllt nur
bauphysikalische Anforderungen, wie hier gegen Trittschallübertragung, und hilft
bei der Lasteinleitung und Querverteilung. Er übernimmt jedoch keine Druckkräfte
aus der Biegebeanspruchung der Decke.

Fall B: Das Profilblech dient als verlorene Schalung. Das Profilblech ist
lediglich dafür bemessen, die Betonierlasten zu übernehmen. Im Endzustand trägt
die Stahlbetondecke dann allein.

Fall C: Addition der Tragfähigkeiten von Profilblech und Stahlbetondecke. Eine


Verbundwirkung zwischen Aufbeton und Profilblech wird nicht in Rechnung
gestellt.

Fall D: Profilblech und Aufbeton wirken im Verbund schubfest zusammen. Das


Stahlprofil nimmt die aus positiver Biegebeanspruchung entstehenden Zugkräfte
auf und ersetzt ganz oder teilweise die konventionelle Längsbewehrung. Die
Verbundwirkung zwischen Profilblech und Aufbeton muss durch entsprechende
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Verbundsicherungsmaßnahmen sichergestellt werden.

192
4.3 Verbundwirkung

Die reine Haftung zwischen Profilblech und Beton darf nicht in Rechnung gestellt
werden. Der Haftverbund verhält sich spröde und es treten Schubspannungsspitzen
auf, die zum plötzlichen, reisverschlussartigen Versagen führen können.

An den folgenden drei Beispielen wird die Wirkungsweise der verschiedenen


Verbundsicherungsmaßnahmen kurz erläutert:

Bei glatten Trapezprofilblechen mit einer Endverankerung aus geschweißten


Kopfbolzendübeln am Blechende ist zwischen Beton und Profilblech kein Verbund
vorhanden. Dieses Tragverhalten wird mit dem Modell „Bogen mit Zugband“
beschrieben (s. Abb. 4.4). Der Aufbeton wirkt als Druckgurt und das Profilblech
als Zugband. Es ist jedoch zu beachten, dass bei diesem Tragverhalten keine
ausreichende Rissverteilung gewährleistet ist, so dass ein einzelner klaffender Riss
zum Versagen führen kann.

Abb. 4.4 „Bogen mit Zugband“

Bei glatten, hinterschnittenen Blechprofilen mit Endverankerung werden durch den


Reibungsverbund nur relativ geringe Verbundkräfte übertragen, so dass die
Endverankerungen den größten Teil des Längsschubes aufnehmen müssen. Die
Neigung der Momentendeckungslinie ist sehr flach (s. Abb. 4.5). Dieses
Tragverhalten entspricht ungefähr dem Modell „glatter Bewehrungsstahl mit
Winkelhaken“.
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Abb. 4.5 Reibungsverbund mit Endverankerung

193
4 Verbunddecken

Bei Profilblechen mit mechanischer Verdübelung hängt die Neigung der


Momentendeckungslinie von der Leistungsfähigkeit der Verbundwirkung des
jeweils betrachteten Bleches ab. Je stärker der Flächenverbund eines Profilblechs,
desto größer ist die Neigung. Die Abbildung 4.6 zeigt, dass der kritische
Querschnitt für die Momententragfähigkeit nicht bei der maximalen
Momentenbeanspruchung in Feldmitte liegt, sondern zum Auflager hin verschoben
wird. Zusätzlich ist eine Verankerungslänge L0 erforderlich, die durch einen
Blechüberstand oder durch eine Endverankerung erzeugt werden kann.

Abb. 4.6 Mechanischer Verbund

4.4 Allgemeines zur Bemessung von Verbunddecken


Bei Verbunddecken wirken im Endzustand das Profilblech und der Aufbeton
schubfest zusammen. Das Blech nimmt die Zugkräfte aus positiven
Biegemomenten auf und kann somit die Feldlängsbewehrung der Deckenplatte
ganz oder teilweise ersetzen.

Durch eingewalzte Noppen und Sicken oder durch Reibungseffekte bei


hinterschnittener Profilform kann die Verbundwirkung zwischen Profilblech und
Beton als Flächenverbund gesichert werden. Aber auch durch eine Endverankerung
(z. B. durchgeschweißte Dübel) können Verbundkräfte übertragen werden.

Grundsätzlich sind zwei Typen der Profilbleche zu unterscheiden:


 Hinterschnittene Profilbleche mit oder ohne Noppen (Abb. 4.7)
 Offene Trapezprofile mit Quersicken oder Noppen (Abb. 4.8)
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194
4.4 Allgemeines zur Bemessung von Verbunddecken

bo br

hc
h
hp

bb

bS

Abb. 4.7 Hinterschnittene Profilform und Verbunddeckenabmessung [N1]

bo br

hc
h
hp

bb

bS

Abb. 4.8 Offene Profilform und Verbunddeckenabmessung [N1]

In DIN EN 1994-1-1 [N1] wird die Bemessung von einachsig gespannten


Verbunddecken mit parallel zur Spannrichtung verlaufenden Rippen in ruhend
beanspruchten Bauwerken des Hoch- und Ingenieurbaus behandelt. Der
Anwendungsbereich ist auf Profilbleche mit gedrungener Rippengeometrie mit
br/bs  0,6 beschränkt. Im Rahmen von allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen
werden die Eigenschaften der unterschiedlichen Profilblech-Verbunddecken
geregelt.

Die Gesamtdicke h darf im Endzustand 80 mm nicht unterschreiten und die


Aufbetondicke hc oberhalb der Rippen (ohne Noppen) darf im Endzustand und im
Bauzustand (z. B. beim zweilagigen Betonieren) nicht geringer als 40 mm sein.
Wenn die Verbunddecke gleichzeitig Gurt eines Verbundträgers ist oder zur
Aussteifung herangezogen wird, darf die Gesamtdicke h nicht geringer als 90 mm
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und hc nicht geringer als 50 mm sein.

195
4 Verbunddecken

4.5 Versagensarten
Es werden vier verschiedene Versagensarten einer Verbunddecke unterschieden.
Im folgenden Bild sind die kritischen Schnitte dargestellt:

III I IV

II

III I IV

Abb. 4.9 Kritische Schnitte für den Tragfähigkeitsnachweis

Schnitt I-I: Biegeversagen im positiven Momentenbereich


 maßgebend bei voller Verdübelung

Schnitt II-II: Längsschubversagen in der Verbundfuge


 die volle Biegetragfähigkeit der Verbunddecke wird nicht
erreicht
 es liegt teilweise Verdübelung vor
 es tritt Schlupf in der Verbundfuge auf

Schnitt III-III: Versagen des Betons infolge Querkrafteinwirkung

Schnitt IV-IV: Biegeversagen im Stützbereich

Im positiven Momentenbereich der Verbunddecke ist vorwiegend die


Längsschubtragfähigkeit in der Verbundfuge für das Versagen maßgebend, weil
das vollplastische Grenzmoment nicht erreicht werden kann. Das Kräftepaar aus
Betondruckkraft und Profilblech-Zugkraft wird durch den in der Verbundfuge
auftretenden Schlupf begrenzt. Das heißt, dass eine teilweise Verdübelung vorliegt.
So kann eine Teilverbundkurve ermittelt werden, welche die plastische
Querschnittstragfähigkeit einer Verbunddecke für verschiedene Verdübelungs-
grade darstellt (s. Abb. 4.10).
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196
4.5 Versagensarten

Abb. 4.10 Teilverbunddiagramm einer Verbunddecke

Vereinfachend darf für die Bemessung die Gerade zwischen η = 0 (keine


Verbundwirkung  Eigenbiegetragfähigkeit des Profilbleches Mpl,p) und η = 1
(vollständige Verdübelung  plastisches Grenzmoment Mpl,Rd wird erreicht)
verwendet werden (s. Abb. 4.12).

Die Bedingung für die Ausbildung von plastischen Spannungsblöcken in beiden


Teilquerschnitten ist ein duktiles Trag- und Versagensverhalten mit ausreichender
Nachgiebigkeit in der Verbundfuge. Das heißt, dass im Traglastversuch beim
Auftreten von Schlupf in der Verbundfuge kein plötzlicher Lastabfall stattfindet.
Versuche haben gezeigt, dass bei duktilen Verbunddecken die Längsschub-
tragfähigkeit so stark ist, dass die Traglast, ohne nennenswerten Lastabfall bei
Schlupfbeginn, bis zum Erreichen der Traglast sehr deutlich gesteigert werden
kann.

Im negativen Momentenbereich entspricht das Tragverhalten von Verbunddecken


im Wesentlichen dem von Stahlbetondecken. Bei durchlaufenden Verbunddecken
ist im Stützbereich das Fließen der Biegezugbewehrung Ursache des Versagens.
Die wichtigsten Einflussgrößen auf die Tragfähigkeit im negativen
Momentenbereich sind:
 der Bewehrungsgrad
 die Duktilität der Bewehrung
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 die Form der Betondruckzone.

197
4 Verbunddecken

4.6 Gebrauchstauglichkeitsnachweise
Die Gebrauchsfähigkeit wird im Wesentlichen durch die Verformungen
(Durchbiegung, Schlupf in der Verbundfuge) und Rissbildung im Aufbeton
beeinträchtigt.
Für die Begrenzung der Verformungen im Endzustand gelten gemäß DIN EN
1994-1-1, Abschnitt 9.8.2 lediglich die Grundsätze der DIN EN 1992-1-1,
Abschnitt 7.4. Hierbei handelt es sich um den vereinfachten Verformungsnachweis
durch Einhaltung der entsprechenden Biegeschlankheitskriterien. In DIN EN 1994-
1-1 werden lediglich Hinweise hinsichtlich der Auswirkungen des Schlupfes in der
Verbundfuge auf die Durchbiegung von Einfeldplatten bzw. auf die
Durchbiegungen in den Endfeldern von durchlaufenden Decken gegeben. Für diese
Bauteile werden bei nichtduktilem Verhalten detaillierte Angaben über notwendige
Versuchsauswertungen gemacht. Für bestimmte Gegebenheiten wird das
Verformungsverhalten, das durch den Schlupf hervorgerufen wird, maßgebend für
die Bemessung der Decke.
Durchlaufende Decken dürfen als eine Reihe von einfeldrigen Plattenstreifen
ausgebildet und bemessen werden, wenn nach DIN EN 1994-1-1 keine
Anforderungen an die Begrenzung der Rissbreite bestehen. In diesem Fall sind
jedoch an den Innenstützen zur Sicherung einer ausreichenden Rissverteilung
folgende Mindestbewehrungen anzuordnen:
 0,2 % der Betonfläche oberhalb der Rippen, wenn ohne Hilfsstützen betoniert
wird
 0,4 % der Betonfläche oberhalb der Rippen, wenn mit Montagehilfsstützen
betoniert wird

4.7 Tragfähigkeitsnachweis der Verbunddecken

4.7.1 Querschnittstragfähigkeit

Für die kritischen Querschnitte sind folgende Bedingungen einzuhalten:

M Ed VEd
 1,0  1,0 (4.1)
M Rd VRd

Dabei ist
MEd Bemessungswert des einwirkenden Biegemomentes
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VEd Bemessungswert der einwirkenden Querkraft


MRd Bemessungswert der Momententragfähigkeit
VRd Bemessungswert der Querkrafttragfähigkeit

198
4.7 Tragfähigkeitsnachweis der Verbunddecken

Die Berechnung der Querschnittstragfähigkeit bei Verbunddecken erfolgt im


Allgemeinen mit Hilfe eines Spannungsblocks als vereinfachte rechnerische
Betondruckspannungsverteilung.

Bei Verbunddecken mit relativ niedrigen Profilblechquerschnitten liegt die


plastische Nulllinie im Aufbeton oberhalb der Profilblechrippen. Für diese
Verbunddecken darf bei positiver Momentenbeanspruchung das Grenzmoment bei
vollständiger Verdübelung Mpl,Rd vollplastisch berechnet werden (s. Abb. 4.11).

b
fcd
xPl

fyp,d

Abb. 4.11 Grenzmoment bei positiver Momentenbeanspruchung

Die plastische Biegetragfähigkeit bei vollständiger Verdübelung errechnet sich wie


folgt:

N c,f  N p  N s  Ap  f yp,d  As  fsd (4.2)

N c,f
xpl  (4.3)
b  f cd

 
M pl,Rd  Ap  f yp,d  d p  0,5  xpl  As  fsd  ( d s  0,5  xpl ) (4.4)

Die Flächenanteile der Quersicken und Noppen im Blech dürfen bei der Ermittlung
der wirksamen Querschnittsfläche des Profilblechs Ap nur dann berücksichtigt
werden, wenn dies im Rahmen einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung
ausdrücklich erlaubt ist.

Die Momententragfähigkeit MRd bei teilweiser Verdübelung und positiver


Momentenbeanspruchung ergibt sich bei Decken mit duktilem Verbundverhalten in
Abhängigkeit vom Verdübelungsgrad η aus Gleichung (4.5) zu:
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M Rd  N c  zp  M pl,r (4.5)

199
4 Verbunddecken

Dabei ist
Nc Betondruckkraft bei teilweiser Verdübelung
N c    N cf (4.6)
η Verdübelungsgrad
  b  Lx
  u,Rd (4.7)
Ape  f yp,d
Ncf Betondruckkraft bei vollständiger Verdübelung nach Gleichung (4.2)
zp innerer Hebelarm (Abstand zwischen Nc und der Zugkraft Np im
Profilblech)
Mpl,r Bemessungswert der vollplastischen Momententragfähigkeit des Profil-
bleches bei gleichzeitiger Wirkung der Normalkraft Np = −Nc
b Querschnittsbreite nach Abb. 4.7 bzw. 4.8
Ape wirksame Querschnittsfläche des Profilbleches
u,Rd auf die Grundfläche des Bleches bezogener und aus Versuchen zu
ermittelnder Bemessungswert der Verbundfestigkeit
Lx Abstand zwischen dem jeweils betrachteten Querschnitt und dem
benachbarten Auflager (siehe Abb. 4.12)

Abb. 4.12 Momententragfähigkeit MRd bei teilweiser Verdübelung

Vereinfachend kann MRd durch lineare Interpolation zwischen den Punkten A und
C nach Abb. 4.12 ermittelt werden.
Wenn das Profilblech bei der Ermittlung der Momententragfähigkeit bei negativer
Momentenbeanspruchung nicht berücksichtigt wird, darf die Momenten-
tragfähigkeit nach Abb. 4.13 vollplastisch berechnet werden. Eine
Berücksichtigung des Profilbleches bei vollplastischer Ermittlung der
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Momentragfähigkeit ist nur zulässig, wenn das Blech durchlaufend ist und das
örtliche Beulen berücksichtigt wird.

200
4.7 Tragfähigkeitsnachweis der Verbunddecken

s
Xpl

fcd

Abb. 4.13 Grenzmoment bei negativer Momentenbeanspruchung

4.7.2 Querkrafttragfähigkeit

Die Querkrafttragfähigkeit wird nur für den Stahlbetonteil des Gesamt-


querschnittes in Anlehnung an DIN EN 1992-1-1, 6.2 ermittelt. Dabei wird die
Verbunddecke als Stahlbetondecke mit kammerartigem Querschnitt ohne
rechnerisch erforderliche Querkraftbewehrung betrachtet. Die Querkrafttrag-
fähigkeit des Profilbleches wird vernachlässigt. Entsprechende Überlegungen
gelten auch für das Durchstanzen (DIN EN 1992-1-1, 6.4).

Für Bauteile ohne rechnerisch erforderliche Querkraftbewehrung ist folgender


Nachweis zu führen:

VEd  VRd,c (4.8)

Die Querkrafttragfähigkeit VRd,c basiert teilweise auf empirischen Ansätzen. Nach


DIN EN 1992-1-1 ergibt sich folgender Bemessungswert:

VRd,c  0,10  k  100   l  f ck   0,12   cd   bw  d


1/3
(4.9)
 

k Einfluss der Bauteilhöhe mit k  1  200 / d  2,0 (d in mm)


1 Längsbewehrungsgrad mit  l  Asl / bw  d  0,02
cd Einfluss einer äußeren Längskraftbeanspruchung  cd  N Ed / Ac
(Druckspannungen positiv einsetzen)
bw kleinste Querschnittsbreite innerhalb der Zugzone
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201
4 Verbunddecken

4.7.3 Nachweis der Längsschubtragfähigkeit

Für den Nachweis der Längsschubtragfähigkeit von Decken mit nicht-duktilem


Verbundverhalten ist der Nachweis mit dem m+k-Verfahren (DIN EN 1994-1-1,
9.7.3(4)+(5)) bzw. bei Verbunddecken mit duktilem Verbundverhalten nach der
Teilverbundtheorie (DIN EN 1994-1-1, 9.7.3(7)-(10)) zu führen.

4.7.3.1 Längsschubtragfähigkeit nach dem m+k-Verfahren


Hierbei handelt es sich um ein in den USA entwickeltes halb-empirisches
Bemessungsverfahren. Es beruht nicht auf einem der Berechnung zugänglichen
mechanischen Modell, sondern auf der Auswertung von Versuchen an Einfeld-
Deckenplatten, mit deren Hilfe zwei Koeffizienten m und k bestimmt werden. In
der Abbildung 4.14 ist der Gedankengang dieses Bemessungsverfahrens
dargestellt. Die drei charakteristischen Versagensarten (Biegung, Längsschub und
Querkraft) wurden bereits in der Abbildung 4.9 erläutert. Je größer die Schublänge
Ls (und damit die Stützweite L), desto eher tritt Biegeversagen auf, bei sehr kleinem
Ls entsteht Querkraftversagen; dazwischen liegt der kritische Bereich des
Verbundversagens (Schlupf am Deckenende).

Es zeigt sich, dass die Betonfestigkeit einen untergeordneten Einfluss auf das
Verbundversagen hat  die Eigenschaften des Profilbleches sind allein hierfür
maßgebend. Der Bemessungswert der Querkraft VEd darf die Grenzquerkraft VL,Rd
nicht überschreiten.

Abb. 4.14 Hintergrund des m+k-Verfahrens [8]

Zwei Gruppen von (jeweils mindestens 3) Versuchen sollen nahe den Bereichen I
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und II des Diagramms in Abbildung 4.14 durchgeführt werden. Die Ergebnisse


werden statistisch ausgewertet und liefern die Bemessungswerte der Koeffizienten

202
4.7 Tragfähigkeitsnachweis der Verbunddecken

m und k. Mit diesen Werten kann die Bemessung der Verbundtragfähigkeit für
einen bestimmten Deckentyp vorgenommen werden.

Es ist gemäß DIN EN 1994-1-1 nachzuweisen:

VEd
 1,0 (4.10)
VL,Rd

Dabei ist
VEd Bemessungswert der einwirkenden Querkraft
VL,Rd Querkrafttragfähigkeit bei Längsschubversagen nach Gleichung (4.11)

Der Bemessungswert der Querkrafttragfähigkeit bei Längsschubversagen ist nach


Gleichung (4.11) zu ermitteln:

 m  Ap  1
VL,Rd  b  d p    k  (4.11)
 b  Ls   VS

Dabei ist
b Breite des Querschnitts in mm
dp statische Nutzhöhe in mm nach Abb. 4.11
Ap Nennwert der Querschnittsfläche des Profilbleches in mm2
Ls Schublänge in mm
(Für den Nachweis ergibt sich bei Einfeldträgern eine maßgebende
Schublänge Ls aus dem maximalen Moment dividiert durch den größeren
Wert der Querkräfte an den benachbarten Auflagern. Wenn die Decken als
durchlaufende Verbunddecken bemessen werden, darf der Nachweis der
Längsschubtragfähigkeit an äquivalenten Einfeldträgern mit der Stützweite
Leff nach Abb. 4.15 erfolgen.)
m, k durch Versuche ermittelte Werte in N/mm2
(Sollen eine zusätzliche Längsbewehrung und/oder Endverankerungen in
Rechnung gestellt werden, so müssen diese in den Faktoren m und k
berücksichtigt sein.)
VS gesondert geregelter Teilsicherheitsbeiwert für das verwendete Blech
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203
4 Verbunddecken

Abb. 4.15 Äquivalente einfeldrige Stützweiten von durchlaufenden Verbunddecken

4.7.3.2 Längsschubtragfähigkeit nach der Teilverbundtheorie

Für die Berechnung der Längsschubtragfähigkeit nach dem Teilverbundverfahren


benötigt man als einzigen Parameter die Verbundfestigkeit τu,Rd, die anhand von
Versuchen ermittelt wird. Darin sind sowohl die Leistungsfähigkeit des
Flächenverbundes als auch die durch die Querpressung am Auflager
hervorgerufenen Reibungseffekte enthalten. Dieser profilspezifische Bemessungs-
wert der Verbundfestigkeit ist den jeweiligen allgemeinen bauaufsichtlichen
Zulassungen zu entnehmen.
Für die Verbunddecken mit duktilem Tragverhalten liefert die Teilverbundtheorie
ein übersichtliches Bemessungsverfahren nach Art der Momentendeckung.
Teilverbundkurve  Grenzkurve für die Beanspruchbarkeit der Verbunddecke (s.
Abb. 4.10).
Es wird nachgewiesen, dass die Einwirkung MEd an keiner Stelle die
Beanspruchbarkeit MRd übersteigt. Die Momentenbeanspruchung wird in das
Bemessungs-Teilverbunddiagramm (s. Abb. 4.16) eingetragen.
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Abb. 4.16 Momentendeckung bei teilweiser Verdübelung

204
4.7 Tragfähigkeitsnachweis der Verbunddecken

Es ist nachzuweisen, dass Gleichung (4.12) an jeder Stelle x eingehalten ist (siehe
Abb. 4.16).

M Ed ( x)
 1,0 (4.12)
M Rd ( x)

Dabei ist
MEd Bemessungsmoment an der Stelle x
MRd vom Verdübelungsgrad an der Stelle x abhängige Momententragfähigkeit
nach Gl. (4.5)

Die erforderliche Schublänge für vollen Verbund ergibt sich zu:

N cf
Lsf  (4.13)
 u,Rd  b

Lx ≥ Lsf die volle Biegetragfähigkeit wird für die Bemessung maßgebend


Lx < Lsf es liegt teilweise Verdübelung vor, die Tragfähigkeit wird von der
Verbundfestigkeit bestimmt

Dieses Bemessungsverfahren ist nicht nur bei Gleichstreckenlasten und


symmetrischen Einzellasten anwendbar, sondern die Grenztragfähigkeit kann auch
für beliebige Lastanordnungen ermittelt werden.
Es darf für die Bemessung anstelle der gekrümmten Grenzkurve auch die
Interaktionsgerade (s. Abb. 4.17) verwendet werden. Für diese Interaktionsgerade
müssen lediglich die plastischen Grenzmomente des Profilbleches und des
Gesamtquerschnittes ermittelt werden. Diese Vereinfachung liefert Ergebnisse, die
auf der sicheren Seite liegen.

MRd
Mpl,Rd
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Lsf

Abb. 4.17 Momentendeckung bei teilweiser Verdübelung mit der Interaktionsgeraden

205
4 Verbunddecken

Soll die maximale Beanspruchbarkeit einer Verbunddecke ermittelt werden, kann


der Berührungspunkt zwischen MEd-Linie und der Grenzgeraden berechnet werden.
Sonst ist es ausreichend zu zeigen, dass die Momentenbeanspruchung bei
vorgegebener Belastung unterhalb der Grenzkurve liegt.

4.7.4 Zusätzliche Endverankerung mit Kopfbolzendübel

Die Auswirkung zusätzlicher Endverankerungen ist in Abbildung 4.18 dargestellt.


Die Momentendeckungslinie verschiebt sich entsprechend dem Anteil der
Endverankerung entlang der Abszisse nach links. Hierbei ist jedoch zu beachten,
dass das Verformungsverhalten (Schlupf) der Endverankerung und des
Profilverbundes miteinander „verträglich“ sein müssen.

Abb. 4.18 Bemessung mit dem Teilverbundverfahren mit Endverankerung

Der Bemessungswert der Schubtragfähigkeit Ppb,Rd eines durch das Profilblech


geschweißten Kopfbolzendübels ergibt sich aus dem jeweils kleineren Wert für
Kopfbolzendübel nach DIN EN 1994-1-1, 6.6.4.2 und der Tragfähigkeit nach
folgender Gleichung:

Ppb,Rd  k  ddo  t  f yp,d (4.14)

k  1  a / d do  6,0 (4.15)

Dabei ist
ddo Durchmesser des Schweißwulstes, für den der 1,1-fache Wert des
Schaftdurchmessers des Dübels angesetzt werden darf
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a Abstand zwischen der Dübelachse und dem Blechende, der nicht kleiner als
1,5 ddo sein darf
t Dicke des Profilbleches

206
4.7 Tragfähigkeitsnachweis der Verbunddecken

4.7.5 Zusätzliche Bewehrung

Zusätzlich eingelegte Betonstahlbewehrung (evtl. Matten), die ggf. aus Gründen


des Brandschutzes oder zur Verbesserung der Querverteilung ohnehin vorhanden
ist, kann rechnerisch als additives Glied bei der Ermittlung von MRd berücksichtigt
werden, ohne dass zusätzliche Versuche notwendig werden. Es hat sich in den
Versuchen gezeigt, dass die Verbundfestigkeit τu,Rd ansteigt, wenn
Zulagebewehrung im Aufbeton eingelegt wird. Dies liegt an der besseren
Rissverteilung (geringere Rissbreiten) durch die Bewehrung.

4.7.6 Bemessung im Brandfall

Der Nachteil der Verbunddecken ist, dass die im Brandfall der direkten
Brandbeanspruchung ausgesetzten Profilbleche, schnell ihre Festigkeit verlieren
und die geforderte Standsicherheit nicht mehr gewährleistet werden kann. So haben
die Bleche mit hinterschnittener Profilform den Vorteil, dass die Hochsicken im
Aufbeton eingebettet sind, so dass hier ein Großteil ihrer Tragfähigkeit auch bei
längerer Brandeinwirkung erhalten bleibt. Je schmaler der Spalt zwischen den zwei
benachbarten Tiefsicken, desto geringer sind die Temperaturen der Profilobergurte
und desto größer ist die Tragfähigkeit der Verbunddecke. So trägt im Brandfall die
Hochsicke zusammen mit dem Aufbeton und der eingelegten Bewehrung.

Die Einstufung in eine Feuerwiderstandsklasse erfolgt durch den Nachweis der


Biegetragfähigkeit unter Brandeinwirkung mit einem globalen Sicherheitsbeiwert γ
= 1,0. Bei statisch unbestimmt gelagerten Verbunddecken dürfen die Schnittgrößen
nach dem Fließgelenkverfahren ermittelt werden. Die Einwirkungen dürfen
vereinfacht mit dem Reduktionsfaktor ηfi,t und den Einwirkungen unter
Normaltemperaturen berechnet werden. Ohne genaueren Nachweis darf ηfi,t = 0,7
gesetzt werden. Nach DIN EN 1994-1-2 [N14] ist nachzuweisen, dass die
Auswirkung der Einwirkungen im Brandfall kleiner oder gleich dem
Bemessungswert der Tragfähigkeit im Brandfall ist. Die Beanspruchbarkeit unter
Brandeinwirkung wird im Rahmen der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen
nachgewiesen.
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207
4 Verbunddecken

4.8 Bemessungsbeispiele
Beispiel 1: 1-Felddecke
Im nachfolgenden Beispiel wir eine Verbunddecke mit hinterschnittenen
Profilblechen bemessen. Die Tragwirkung der betrachteten Decke ist durch
Klemmwirkung und durch eine Endverankerung mit Blechverformungsankern
gewährleistet, und wirkt im Verbund schubfest zusammen. Bei positiver
Biegebeanspruchung nimmt das unten liegende Profilblech die Zugkräfte auf und
kann bei geringer Belastung ganz oder zum Teil die Längsbewehrung ersetzen.

Statisches System und Profilblechquerschnitt

qk 630
gk

5,0 150 150 150 150


600
Belastung
Eigengewicht Decke gk,1 = 4,5 kN/m²
Ausbaulast gk,2 = 1,5 kN/m²
gk,ges = 6,0 kN/m² · 1,35  gd = 8,10 kN/m²
Verkehrslast qk = 5,0 kN/m² · 1,50  qd = 7,50 kN/m²
Bemessungslast ed = 15,6 kN/m²

Materialparameter
Bezeichnung Profilblech HR 51/150 (Zulassung siehe [33])
Blechdicke tp = 0,88 mm
Charakteristische Streckgrenze fyp,k = 320 N/mm²
Teilsicherheitsbeiwert s = 1,10
Bemessungswert fyp,d = 291 N/mm² = 29,1 kN/cm²

Betonstahlfestigkeit BSt 500 (A)


Charakteristische Streckgrenze fsk = 500 N/mm²
Teilsicherheitsbeiwert s = 1,15
Bemessungswert fsd = 435 N/mm² = 43,5 kN/cm²

Betonfestigkeitsklasse C20/25
Zylinderdruckfestigkeit fck = 20 N/mm²
Teilsicherheitsbeiwert c = 1,50
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Langzeitfaktor  = 0,85
Bemessungswert fcd = 11,3 N/mm² = 1,13 kN/cm²

208
4.8 Bemessungsbeispiele

Geometrische Parameter
Profilblech (HR 51/150) Ap = 15,62 cm²/m
Bewehrung (R 335A) As = 3,35 cm²/m
Deckenhöhe h = 18,00 cm
Statische Höhe Profilblech dp = 16,35 cm
Statische Höhe Bewehrung ds = 12,00 cm

Übersicht der Teilsicherheitsbeiwerte


Ständige Einwirkung G = 1,35
Veränderliche Einwirkung Q = 1,50

Widerstand Beton c = 1,50


Widerstand Profilblech p = 1,10
Widerstand Bewehrung s = 1,15
Widerstand Längsschub vs= 1,25
Schnittgrößen
15,60  5,002 kNm
max M Ed   48,8 maximales Feldmoment
8 m

15,60  5,00 kN
VEd  Ad  Bd   39,0 maximale Querkraft
2 m

Bemessung im Grenzzustand der Tragfähigkeit


Plastische Bemessungszugkraft im Profilblech
kN
N pl,p  Ap  f yp,d  15,62  29,1  454,5
m

Plastische Bemessungszugkraft im Bewehrungsstahl


kN
N pl,s  As  f yd  3,35  43,5  145,7
m

Höhe der zugehörigen Betondruckzone:


N pl,p  N pl,s 454,5  145,7
xpl    5,31 cm
f cd  b 1,13  100

In Anlehnung an DIN EN 1992-1-1 wird empfohlen die Höhe der Betondruckzone


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auf 0,45  d zu beschränken.

209
4 Verbunddecken

Innerer Hebelarm Profilblech


xpl 5,31
zp  d p   16,35   13,7 cm
2 2

Innerer Hebelarm Bewehrungsstahl


xpl 5,31
zs  ds   12,0   9,35 cm
2 2

Plastisches Widerstandsmoment bei voller Verdübelung ( = 1,0)

M pl,Rd(η=1,0)  N pl,p  zp  N pl,s  zs  454,5  0,137  145,7  0,0935  75,9 kNm/m

Plastisches Widerstandsmoment bei Verdübelungsgrad  = 0

N pl,s 145,7
xpl    1, 29 cm
f cd  b 1,13  100

xpl 1, 29
zs = d s   12,0   11,36 cm
2 2

M pl,Rd(η=0)  M pl,p  N pl,s  zs  4,58  145,7  0,1136  21,1 kNm/m

Plastische Widerstandsmomente für HOLORIB Profilbleche [32]


(Ermittlung nach DIN 18807-1 unter Berücksichtigung der Beulschlankheit)

Blech Mpl,p Mpl,p Vd


[kNm/m] [kNm/m] [kN/m]
(positive Lage) (negative Lage)
HR 51 / 0,75 3,67 3,40 70,16
HR 51 / 0,88 4,58 4,26 98,20
HR 51 / 1,00 5,44 4,93 124,80
SHR 51 / 0,75 3,96 3,64 73,37
SHR 51 / 0,88 4,94 4,63 102,70
SHR 51 / 1,00 5,87 5,37 134,14
SHR 51 / 1,25 7,76 6,91 172,05

Bemessungswert der Verbundspannung



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42,5 kN
 u,Rd = u,Rk   34,0 2
v 1,25 m

210
4.8 Bemessungsbeispiele

Erforderliche Verbundlänge bei voller Verdübelung


N pl,p 454,5
LSf =   13,4 m
 u,Rd  b 34,0  1,0

Verbundkraft der Blechverformungsanker


P 36,6 kN
v1,Rd = 1,Rk   195, 2
e1   VS 0,15  1, 25 m

Virtuelle Vorblechlänge der Blechverformungsanker


v 195,2
l1,d = 1,Rd   5,7 m
b   u,Rd 1,0  34,0

Nachweis des widerstehenden Bemessungsmoments an der Stelle der maximalen


Einwirkung (Feldmitte bei Einfeldträger)
M pl,Rd(η=1,0)  M pl,Rd(η=0)
M Rd,(M Ed,max )  M pl,Rd(η=0) 
LSf
 
 lM Ed,max  l1,d

75,9  21,1 kNm


M Rd,(x=2,50m)  21,1    2,50  5,70   54,6
13, 40 m

Nachweis der Biegetragfähigkeit

M Ed 48,8
  0,89  1,0
M Rd 54,6

Ermittlung der Querkrafttragfähigkeit


Der Nachweis der Querkrafttragfähigkeit wird hier entsprechend zu den
Berechnungsmodellen für Stahlbetondecken nach DIN EN 1992-1-1 geführt. Dabei
wird die Verbunddecke als Stahlbetondecke ohne rechnerisch erforderliche
Schubbewehrung betrachtet und das Profilblech wird vernachlässigt.

VRd,c  0,10  k  100   l  f ck   0,12   cd   bw  d


1/3
 

k  1  200 / d  1  200 / 163,5  2,11  2,0  k  2,0


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211
4 Verbunddecken

15  3,6
bw   0,76  76 cm/m reduzierte anrechenbare Breite
15

d p  16,35 cm statische Höhe des Profilblechs

As 3,35
l    0,0027  0,02
bw  d p 76  16,35

f ck  20 N/mm² Zylinderdruckfestigkeit

kN
VRd,c  0,10  2,0  100  0,0027  20    0,76  0,1635  103  43,6
1/3
  m

Bemessungsquerkraft bei direkter Stützung und einer Auflagerbreite von 160 mm


 b  0,16  kN
VEd,red  VEd   d p     g d  qd   39,0   0,1635    (8,1  7,5)  35,2
 2  2  m

Nachweis

VEd,red 35, 2
  0,81  1,0  keine Querkraftbewehrung erforderlich
VRd,c 43,6

Gebrauchstauglichkeitsnachweis der Verbunddecke


Für die vorliegende Verbunddecke wird der Nachweis der Bauteilverformung
geführt. Die Verformungen werden nach DIN EN 1992-1-1, 7.4.1(4) auf 1/250 der
Ersatzstützweite leff begrenzt. Aus den Herstellerinformationen ist ersichtlich, dass
der Endschlupf sich nicht maßgeblich auf die Durchbiegung im Endfeld auswirkt.
Die Biegesteifigkeit wird vereinfacht mit dem Mittelwert der Flächenmomente
2.Grades des gerissenen und ungerissenen Querschnitts ermittelt. Der Einfluss des
Kriechens wird bei der Ermittlung der Trägheitsmomente näherungsweise mit dem
Reduktionsfaktor nL berücksichtigt (DIN EN 1994-1-1, Abschnitt 5.4.2.2(2)).

Mit einer Betonfestigkeitsklasse C20/25, einer Zementfestigkeitsklasse I 42,5 N


ergibt sich bei einer relativen Luftfeuchte von RH = 50 % (Innenbauteil), einem
Belastungsbeginn t0 von 28 Tagen und einer wirksamen Bauteildicke h0 von
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212
4.8 Bemessungsbeispiele

h0  2  hc  2  (180  51)  258mm

ergibt sich gemäß Tabelle 1.7 eine Endkriechzahl nach t =  von

(,t0) = 2,93 (interpoliert)

Ea 210000
nL   1   L   t    1  0,55  2,93  18, 28
Ecm 30000

36  12
150 
bM  2  0,84  840 mm/m
150

Elastisch berechnete Querschnittseigenschaften


Ungerissener Querschnitt

hc 2  h 
b  bM  hp   h  p   nL  Ap  d p
Ai  zi 2  2
xu  
Ai b  hc  bM  hp  nL  Ap

1292  51 
1000   840  51   180    18, 28  1562  163,5
xu 
2  2
 97,8 mm
1000  129  840  51  18, 28  1562

2 3 2
b  hc3 b  hc  h  bM  hp bM  hp  hp 
I c,u     xu  c      h  xu  
12  nL nL  2 12  nL nL  2

 
2
 Ap  d p  xu  Ip

2
1000  1293 1000  129  129  840  513
I c,u     97,8   
12  18, 28 18, 28  2  12  18, 28
2
840  51  51 
 180  97,8    1562  163,5  97,8  621 900
2

18,28  2
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mm 4
 33 017 924
m

213
4 Verbunddecken

Gerissener Querschnitt
x2
A  z b   nL  Ap  d p n  A  2  b  dp 
xc  i i  2 
L p
 1  1
Ai b  x  nL  Ap b  nL  Ap 
 
18, 28  1562  2  1000  163,5 
xc   1  1  72, 2 mm
1000  18, 28  1562 
2
x 
b  xc   c 
b  xc3 b  xc3

 2  A  d x
  
2 2
I c,c   p p c  Ip   Ap  d p  xc  Ip
12  nL nL 3  nL
1000  72,23 mm 4
 1562  163,5  72,2   621 900  20 505 250
2
I c,c 
3  18, 28 m

Wirksame Biegesteifigkeit
E I  E I 210 000   33 017 924  20 505 250 
 EI w  a c,u a c,c 
2 2
12
 5,620  10 N/mm²

Verformungsanteile
Entfernen der Hilfsstütze in Feldmitte
L 5,00 kN
Fg1  g k,1   4,5   11,25
2 2 m
3
1 Fg1  l 1 11, 25  1000  50003
f g1      5, 21 mm
48  EI  w 48 5,620  1012

Ausbaulasten
4
5 g k,2  l 5 1,5  50004
f g2      2,17 mm
384  EI  w 384 5,620  1012

Veränderliche Lasten
5 qk  l 4 5 5,0  50004
fq      7, 24 mm
384  EI  w 384 5,620  1012

Gesamtverformung
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leff 5000
f Ges.  f g1  f g2  f q  5, 21  2,17  7, 24  14,6 mm    20 mm
250 250

214
4.8 Bemessungsbeispiele

Beispiel 2: 2-Felddecke
Statisches System und Profilblechquerschnitt
Die Verbunddecke wird als 2-Feldplatte mit L  5,0 m berechnet.

qk
gk

5,0 5,0

630

150 150 150 150


600

Belastung
Eigengewicht Decke gk,1 = 4,0 kN/m²
Ausbaulast gk,2 = 1,5 kN/m²
gk,ges = 5,5 kN/m² · 1,35  gd = 7,43 kN/m²
Verkehrslast qk = 5,0 kN/m² · 1,50  qd = 7,50 kN/m²
Bemessungslast ed = 14,93 kN/m²

Materialparameter
Bezeichnung Profilblech HR 51/150 (Zulassung siehe [33])
Blechdicke tp = 0,88 mm
Charakteristische Streckgrenze fyp,k = 320 N/mm²
Teilsicherheitsbeiwert s = 1,10
Bemessungswert fyp,d = 291 N/mm² = 29,1 kN/cm²

Betonstahlfestigkeit BSt 500 (A)


Charakteristische Streckgrenze fsk = 500 N/mm²
Teilsicherheitsbeiwert s = 1,15
Bemessungswert fsd = 435 N/mm² = 43,5 kN/cm²

Betonfestigkeitsklasse C20/25
Zylinderdruckfestigkeit fck = 20 N/mm²
Teilsicherheitsbeiwert c = 1,50
Langzeitfaktor  = 0,85
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Bemessungswert fcd = 11,3 N/mm² = 1,13 kN/cm²

215
4 Verbunddecken

Geometrische Parameter
Profilblech (HR 51/150) Ap = 15,62 cm²/m
Feldbewehrung (R 335A) As,F = 3,35 cm²/m
Deckenhöhe h = 16,00 cm
Statische Höhe Profilblech dp = 14,35 cm
Statische Höhe Feldbewehrung ds,F = 10,00 cm
Statische Höhe Stützbewehrung ds,St = 13,00 cm

Übersicht der Teilsicherheitsbeiwerte


Ständige Einwirkung G = 1,35
Veränderliche Einwirkung Q = 1,50

Widerstand Beton c = 1,50


Widerstand Profilblech p = 1,10
Widerstand Bewehrung s = 1,15
Widerstand Längsschub vs= 1,25

Schnittgrößenermittlung
kNm
max M F,d  (0,070  1,35  5,5  0,096  1,5  5,0)  5,02  31,0
m
kNm
max M St,d  0,125  (1,35  5,5  1,5  5,0)  5,02  46,64
m
kN
max Ad  (0,375  1,35  5,5  0,438  1,5  5,0)  5,0  30,35
m
kN
max Vd  0,625  (5,5  1,35  5,0  1,5)  5,00  46,64
m

Umlagerung des Stützmomentes um  = 5 %


(Maximalwert der Umlagerung für normalduktilen Stahl  = 0,85)
kNm
red. M St,d  0,95  (46,64)  44,31
m
2  44,31 kN
zugeh. Bd  (1,35  5,5  1,5  5,0)  5,0   92,35
5,0 m
(1,35  5,5  1,5  5,0)  5,0 44,31 kN
zugeh. Ad    28,45
2 5,0 m
kN
zugeh. Vd  92,35/ 2  46,18
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m
28,452 kNm
zugeh. M F,d   27,12
2  (1,35  5,5  1,5  5,0) m

216
4.8 Bemessungsbeispiele

Momentenausrundung bei anrechenbarer Auflagerbreite von 160mm


 92,35  0,16  kNm
max M St,d
'
 44,31     42,50
 8  m

Bemessungsschnittgrößen
kNm
Feldmoment: M F,d  31,0
m
kNm
Stützmoment: M St,d'  42,50
m
kN
Querkraft am Endauflager: VEd,A  28,45
m
kN
Querkraft am Zwischenauflager: VEd,B  46,18
m
VEd,A 28,45
Maßgebendes Feldmoment an der Stelle: lM,Ed =   1,91 m
g d  qd 7,43  7,5

Tragsicherheitsnachweis für die Verbunddecke

Momententragfähigkeit im Feldbereich
Plastische Bemessungszugkraft im Profilblech
kN
N pl,p  AP  f yp,d  15,62  29,1  454,5
m

Plastische Bemessungszugkraft im Bewehrungsstahl


kN
N pl,s  As  f sd  3,35  43,5  145,7
m

Höhe der zugehörigen Betondruckzone


N pl,p  N pl,s 454,5  145,7
xpl    5,31 cm 2
f cd  b 1,13  100

In Anlehnung an DIN EN 1992-1-1 wird empfohlen die Höhe der Betondruckzone


auf 0,45  d zu beschränken.
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217
4 Verbunddecken

Innerer Hebelarm Profilblech


xpl 5,31
zp  d p   14,35   11,7 cm
2 2

Innerer Hebelarm Bewehrungsstahl


xpl 5,31
zs  ds   10,0   7,35 cm
2 2

Plastisches Widerstandsmoment bei voller Verdübelung ( = 1,0)

M pl,Rd(η=1,0)  N pl,p  zp  N pl,s  zs  454,5  0,117  145,7  0,0735  63,9 kNm/m

Plastisches Widerstandsmoment bei Verdübelungsgrad  = 0 (  Additivdecke)

N pl,s 145,7
xpl    1, 29 cm
f cd  b 1,13  100

xpl 1, 29
zs = d s   10,0   9,36 cm
2 2

M pl,Rd(η=0)  M pl,p  N pl,s  zs  4,58  145,7  0,0936  18,2 kNm/m

Bemessungswert der Verbundspannung


 42,5 kN
 u,Rd = u,Rk   34,0 2
 VS 1, 25 m

Erforderliche Verbundlänge bei voller Verdübelung


N pl,p 454,5
LSf =   13,4 m
 u,Rd  b 34,0  1,0

Verbundkraft der Blechverformungsanker


P 36,6 kN
v1,Rd = 1,Rk   195, 2
e1   VS 0,15  1, 25 m

Virtuelle Vorblechlänge der Blechverformungsanker


v 195,2
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l1,d = 1,Rd   5,7 m


b   u,Rd 1,0  34,0

218
4.8 Bemessungsbeispiele

Nachweis des widerstehenden Bemessungsmoments an der Stelle der maximalen


Einwirkung
M pl,Rd(η=1,0)  M pl,Rd(η=0)
M Rd,(M Ed,max )  M pl,Rd(η=0) 
LSf
 
 lM Ed,max  l1,d

63,9  18,2 kNm


M Rd,(x=1,91m)  18, 2   1,91  5,70   44,15
13,40 m

Nachweis der Biegetragfähigkeit

M Ed 31,0
  0,70  1,0
M Rd 44,15

Momententragfähigkeit im Stützbereich
Betondeckung: cs,l  3,0 cm
12  36
Mittlere Sickenbreite: bSl   24 mm
2
Mitwirkende Plattenbreite
(kammartiger Querschnitt):
15  2, 4 cm
bM   84
0,15 m
Statische Nutzhöhe: d  ht  csl  16  3,0  13,0 cm
Bemessungsstützmoment: MSt,d = 4250 kNcm/m
Betonfestigkeit: f cd  1,13 kN/cm 2

Kontrolle der Zulässigkeit der Momentenumlagerung von 5 %

Ermittlung der Druckzonenhöhe mit dem Spannungsblockverfahren

 xpl 
M St,d  bM  f cd  xpl   d  
 2 
xpl
M St,d  bM  f cd  xpl  d  bM  f cd  xpl 
2
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219
4 Verbunddecken

1
0   xpl 2  bM  f cd  xpl  bM  f cd  d  M St,d
2
0  xpl 2  bM  f cd  2  xpl  bM  f cd  d  2  M St,d
M St,d
0  xpl 2  xpl  2  d  2 
bM  f cd
M St,d
xpl;1/2  d  d 2  2 
bM  f cd

4250
xpl;1/2  13,0  13,02  2   13,0  8,91  4,09 cm
84  1,13

4,09
  0,64  0,8   0,89
13,0

M St,d 4250
d  xpl / 2 13  4,09 / 2 cm 2
erf. aso    8,92
f sd 43,5 m

Gewählt:
cm 2 cm 2
R 524 A + R 424 A  vorh. aso  9,48  erf. aso  8,92
m m

Querkrafttragfähigkeit über dem Zwischenauflager

VRd,c  0,10  k  100   l  f ck   0,12   cd   bw  d


1/3
 

k  1  200 / d  1  200 / 130  2, 24  2,0  k  2,0


d  13,0 cm statische Höhe der Stützbewehrung
f ck  20 N/mm² Zylinderdruckfestigkeit
A 9, 48
 l  sl   0,0096  0,02
bw  d 76,0  13,0
15  3,6 cm
bw   76,0 reduzierte anrechenbare Breite
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0,15 m

220
4.8 Bemessungsbeispiele

kN
VRd,c  0,10  2  100  0,0096  20    0,76  0,13 103  52,9
1/3
  m

Nachweis
kN kN
VEd  46,18  VRd,c  52,9  keine Querkraftbewehrung erforderlich
m m

Querkrafttragfähigkeit über dem Endauflager

VRd,c  0,10  k  100   l  f ck   0,12   cd   bw  d


1/3
 

k  1  200 / d p  1  200 / 143,5  2,18  2,0  k  2,0


15  3,6 cm
bw   76,0 reduzierte anrechenbare Breite
0,15 m
d p  14,35 cm statische Höhe des Profilblechs
As 3,35
l    0,00307  0,02
bw  d p 76,0  14,35
f ck  20 N/mm² Zylinderdruckfestigkeit

kN
VRd,c  0,10  2  100  0,00307  20    0,76  0,1435  103  39,96
1/3
  m

Nachweis
kN kN
VEd  28, 45  VRd,c  39,96  keine Querkraftbewehrung erforderlich
m m

Nachweis der Gebrauchstauglichkeit der Verbunddecke


Dieser Nachweis umfasst die Beschränkung der Rissbreite sowie die Beschränkung
der Verformungen. Der Nachweis der Rissbreitenbeschränkung ist nach DIN EN
1992-1-1, Abschnitt 7.3 zu führen.

Beschränkung der Rissbreite


Die Nachweise zur Begrenzung der Rissbreite können nach DIN EN 1992-1-1,
7.3.3(1) entfallen, da die vorhandene Plattendicke mit h = 160 mm < 200 mm ist.
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221
4 Verbunddecken

Die Begrenzung der Rissbreite umfasst die folgenden Nachweise:


 Nachweis der Mindestbewehrung nach DIN EN 1992-1-1, Abschnitt 7.3.2
 Nachweis der Begrenzung der Rissbreite unter der maßgebenden
Einwirkungskombination nach DIN EN 1992-1-1, Abschnitt 7.3.3 bzw. 7.3.4

Mindestbewehrung zur Begrenzung der Rissbreite


Der Nachweis der Mindestbewehrung für die einachsig gespannte Verbunddecke
kann entfallen, da aufgrund der Art der Nutzung und der Expositionsklasse nicht
mit Zwangsbeanspruchungen, welche die Rissschnittgrößen erreichen, zu rechnen
ist.

Begrenzung der Rissbreite für die statisch erforderliche Bewehrung


Die Begrenzung der Rissbreite erfolgt ohne direkte Berechnung durch den
Nachweis des zulässigen Grenzdurchmessers oder des maximal zulässigen
Stababstandes.
Für Stahlbetonbauteile der Expositionsklasse XC 1 ist der Rechenwert der
Rissbreite unter der quasi-ständigen Einwirkungskombination wk = 0,4 mm.

Maximales Biegemoment im Stützbereich unter der quasi-ständigen Einwirkungs-


kombination:
kNm
M Ed,St,perm  0,125   5,5  0,3  5,0   5,002  21,88
m
cm 2
Vorhandene Bewehrung: vorh. aso  9,48
m

Stahlspannung unter der quasi-ständigen Einwirkungskombination:

M Ed,St,perm 21,88  103 N


 s,perm   4
 197,3
aso  zs 9,48  10  0,9  0,130 mm 2

Der Grenzdurchmesser s* gemäß Tabelle 1.19 beträgt für s = 197,3 N/mm²

s*  32 mm

Modifizierter Grenzdurchmesser:

f ct,eff 2, 2
s  s*   32   24,3 mm  vorh. s  10 mm
f ct,0 2,9
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222
4.8 Bemessungsbeispiele

Alternativ
Nachweis der Einhaltung des höchstzulässigen Stababstandes

Der höchstzulässige Stababstand s nach Tabelle 1.20 beträgt für s = 197,3 N/mm²

zul. s  300 mm  vorh. s  150 mm

Beschränkung von Verformungen


Der Nachweis der Verformungsbeschränkung wird hier vereinfacht durch die
Einhaltung der im Nationalen Anhang zur DIN EN 1992-1-1, 7.4.2(2) angegebenen
Grenzwerte der Biegeschlankheit geführt. Da keine erhöhten Anforderungen an die
Verformungsbegrenzung gestellt werden, ist es hier ausreichend, das Verhältnis
li/dp ≤ 35 einzuhalten.

li,vorh  0,8  l  0,8  5,0  4,0 m

li,vorh 400
  27,8  35
dp 14,4
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223
4 Verbunddecken

4.9 Additivdecke
Die Tragfähigkeit bei den Additivdecken addiert sich aus der Tragfähigkeit des
einachsig gespannten Profilblechs und des Aufbetons, welcher als
Stahlbetonrippendecke wirkt. Im Vergleich zu den Verbunddecken wird hier kein
Verbund zwischen Profilblech und Aufbeton in Ansatz gebracht. Zurzeit ist die
Hoesch Additivdecke das einzige System, das eine allgemeine bauaufsichtliche
Zulassung für vorwiegend ruhende Belastung besitzt. Bei diesem System handelt es
sich um 205 mm hohe und 825 mm breite Bleche mit einem Rippenabstand von
750 mm die für Spannweiten bis ca. 10 m entwickelt wurden.

1. Aufbeton min. C20/25


2. Rippenbewehrung
3. Profilblech
4. Abdeckkappe aus Kunststoff
5. Stahlverbundträger
6. Auflagerknagge aus Stahl
7. Deckenbewehrung
8. konstruktive
Auflagerbewehrung
9. Z-Profil (Stahlblechprofil)

Abb. 4.23 Aufbau Additivdecke [17]

Bei den Additivdecken werden die Profiltafeln zur Reduktion der


Konstruktionshöhe zwischen auf dem Verbundträger befestigten Auflagerknaggen
eingehängt. Durch den Aufbeton kann der Träger als Verbundträger ausgebildet
werden. Durch die hohe Biegetragfähigkeit und Steifigkeit des Stahlprofils eignet
es sich besonders gut für große Deckenstützweiten im Bauzustand. Somit können
hier Deckenträgerabstände von bis zu 6 m ohne Unterstützung realisiert werden.
Dieses Deckensystem eignet sich besonders für den Parkhausbau und kann sowohl
feuerverzinkt als auch kunststoffbeschichtet für Sichtdecken eingebaut werden.

Die Bemessung und Konstruktion einer Additivdecke ist der bauaufsichtlichen


Zulassung [17] zu entnehmen.
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224
5.1 Einleitung

5 Tragwerksbemessung für den Brandfall


5.1 Einleitung
5.1.1 Allgemeines

Der bauliche Brandschutz ist ein wesentlicher Faktor für die Wirtschaftlichkeit
eines Gebäudes. Deshalb sind die möglichen Brandschutzlösungen sorgfältig zu
überprüfen. Schon in der Planungsphase können die Brandschutzgefahr und der
Brandschutzaufwand durch geeignete Maßnahmen, wie Unterteilung des Gebäu-
des in Brandabschnitte, Zusammenfassung der Brandbelastung in besonderen
Abschnitten des Gebäudes, Öffnungen im Dach für den Wärmeabzug und
selbsttätige Feuerlöschanlagen, verringert werden.
Infolge des schnellen Festigkeitsverlustes von Stahl im Brandfall durch Über-
schreiten der kritischen Temperatur von ca. 500 °C, ist die Stabilität eines
Verbundtragwerks (z. B. Verbundträger, Verbundstütze) innerhalb einer gefor-
derten Feuerwiderstandsklasse oft nicht ohne zusätzliche Maßnahmen zu
gewährleisten. Diese sind:
− Brandschutzbekleidungen
− Spritzputzummantelungen
− dämmschichtbildende Brandschutzbeschichtungen
− konstruktiver Brandschutz, z. B. vollständig einbetonierte Stahlquer-
schnitte.
Auf die dämmschichtbildenden Brandschutzbeschichtungen, die es ermöglichen,
das Erreichen der kritischen Temperatur von Stahl hinauszuzögern, soll hier
kurz eingegangen werden. Die Beschichtung reagiert auf Wärme mit einer
chemischen Reaktion eines Säurespenders, einem Treibmittel und Binder sowie
aus Kohlenstoff entstehenden Verbindern. Dies führt zur Bildung einer isolie-
renden und kohlenstoffreichen Schaumschicht. Die damit verbundene bis zu
fünfzigfache Vergrößerung der Beschichtung hat zur Folge, dass die Wärme
besser vom Stahl ferngehalten bzw. der Stahl isoliert wird.
Durch diese Maßnahmen können Feuerwiderstandsklassen von R 30 bis R 90
realisiert werden. Die nur ca. 1,0 mm starke Beschichtung wird durch Spritzen
oder Streichen auf das zu schützende Stahlbauteil aufgebracht. Durch eine
umfangreiche Farbpalette lässt sich so auch in architektonischer und gestalteri-
scher Hinsicht die Feuerschutzbeschichtung einsetzen.
Des Weiteren ist der vernachlässigend geringe Anteil an Eigengewicht für die
Gesamtkonstruktion im Vergleich zu konventionellen Verkleidungen mit z. B.
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Gipskartonfaserplatten (GFK) zu erwähnen. Zu beachten ist jedoch die


Empfindlichkeit gegenüber thermischen, chemischen und mechanischen

225
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

Beanspruchungen, die zu einer Zerstörung der Beschichtung führen kann und


somit der Brandschutz, sollten beschädigte Bereiche im Rahmen der Wartung
nicht ausgebessert werden, nicht mehr gewährleistet ist. Auch hinsichtlich der
Kosten einer solchen Beschichtung ist zu prüfen, welche Lösung letztendlich die
wirtschaftlichste ist.
Im Folgenden wird auf den konstruktiven Brandschutz eingegangen und die
Brandschutzbemessung für Stahlverbundbauteile nach dem Eurocode behandelt.

5.1.2 Brandschutzbemessung nach Eurocode 4

Als allgemeines Ziel des Brandschutzes wird in die Begrenzung von Risiken im
Hinblick auf Personen und das Gemeinwesen, die Nachbarschaft und
erforderlichenfalls die Sachgüter des betroffenen Objekts formuliert. Zusätzlich
werden in der Bauproduktenrichtlinie folgende grundlegenden Anforderungen
für die Begrenzung des Brandrisikos genannt:
Das Bauwerk ist derart zu planen und zu errichten, dass im Fall der Entstehung
eines Brandes
 die Tragfähigkeit der Konstruktion für eine definierte Dauer vorausgesetzt
werden kann,
 die Entwicklung von Rauch und Feuer im Gebäude begrenzt ist,
 die Ausbreitung von Feuer auf benachbarte Gebäude begrenzt ist,
 die im Gebäude befindlichen Personen das Gebäude verlassen oder auf
eine andere Weise gerettet werden können und die Sicherheit der
Rettungsmannschaften beachtet wird.
Im EC 4 [N14] sowie den anderen Brandschutzteilen der Eurocodes sind für
den Konstruktiven Ingenieurbau passive Brandschutzmaßnahmen für
Bemessung und Konstruktion von Tragwerken und Tragwerksteilen für eine
angemessene Tragfähigkeit, und falls erforderlich, für die Begrenzung der
Brandausbreitung enthalten. Diese sind nach den Vorgaben des Eurocode
nachzuweisen.
Ein Brand in einem Bauwerk ist gemäß EC 1 als ein „außergewöhnliches
Ereignis“ anzusehen. Der Lastfall Brand ist nicht mit anderen Lastfällen bzw.
anderen außergewöhnlichen Ereignissen zu vergleichen. Für die Bemessung ist
der Lastfall Brand als einzelner Lastfall zu betrachten, also nicht wie bei
anderen Lastfällen üblich, mit diesen zu überlagern. Ebenfalls sind zeit- und
lastabhängige Einflüsse auf das Tragverhalten des Bauteils, die vor dem Brand
eingetreten sind, nicht zu berücksichtigen.
Der Eurocode 4 unterscheidet vier verschiedene Bemessungsmethoden:
 Gesamttragwerksberechnungen,

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Teiltragwerksberechnungen,
 Bauteilberechnungen
und alternativ eine versuchsgestützte Bemessung.

226
5.1 Einleitung

Des Weiteren unterscheidet der EC 4 drei Stufen brandschutztechnischer Nach-


weisverfahren:
 Nachweis mittels Tabellen (Nachweisstufe 1)
 Nachweis mittels vereinfachter Rechenverfahren (Nachweisstufe 2)
 Nachweis mittels allgemeiner Rechenverfahren (Nachweisstufe 3)
Die Gesamttragwerksberechnungen und Teiltragwerksberechnungen sind der
Nachweisstufe 3 zuzuordnen. Die Bauteilberechnungen stellten eine Alternative
zur Gesamttragwerksberechnung dar. Mit ihr dürfen einzelne Bauteile von
seitensteifen Rahmentragwerken für den Brandfall durch Nachweisstufe 1 und
2 berechnet werden, wie z. B. Verbundstützen und Verbundträger. Kann das
Tragverhalten nicht zuverlässig mit den anerkannten Regeln nachgewiesen
werden, so ist eine versuchsgestützte Bemessung notwendig.

Nachweis mit Tabellen (Nachweisstufe 1)


Der Nachweis mittels Tabellen greift auf Brandversuchsergebnisse zurück, in
welchen bestimmt wurde, welcher Querschnitt zum Erreichen der angestrebten
Feuerwiderstandsdauer erforderlich ist. Es wird aus einer Tabelle für die
vorhandenen Einwirkungen und die erforderlichen Abmessungen, z. B. einer
Stütze für die Feuerwiderstandsklasse R 90, abgelesen.
In DIN EN 1994-1-2 sind für folgende Bauteile Tabellen enthalten:
 Verbundträger mit ausbetonierten Kammern
 Verbundträger mit Kammerbeton und umschließende Betonisolierung
 Verbundstützen mit vollständig einbetonierten Stahlquerschnitten
 Verbundstützen mit Kammerbeton
 Verbundstützen aus betongefüllten Hohlprofilen

Vereinfachte Berechnungsverfahren (Nachweisstufe 2)


Mit der Nachweisstufe 2 werden vereinfachte Rechenverfahren zur Verfügung
gestellt, die es ermöglichen, die Feuerwiderstandsklasse der Konstruktion rech-
nerisch nachzuweisen.
In DIN EN 1994-1-2 sind für folgende Bauteile vereinfachte Berechnungs-
verfahren enthalten:
 Verbundträger ohne Betonüberdeckung des Stahlprofils
 Verbundträger mit kammerbetonierten Stahlträgern
 Stahlträger mit Kammerbeton
 Verbundstützen aus kammerbetonierten Stahlprofilen
Mit dem vereinfachten Rechenverfahren wird näherungsweise nachgewiesen,
dass alle maßgebenden Einwirkungen innerhalb der geforderten Feuerwider-
standsklasse ohne Versagen des Bauteils aufgenommen werden können.
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227
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

Allgemeine Berechnungsverfahren (Nachweisstufe 3)


Mit der Anwendung der allgemeinen Rechenverfahren können Einzelbauteile,
Gesamt- oder Teiltragwerke für den Brandfall bemessen werden. Bei der
Bemessung wird für die geforderte Feuerwiderstandsklasse das tatsächliche
Tragvermögen mittels thermischer und mechanischer Analyse ermittelt. Auch
das Verformungsverhalten der Bauteile unter Brandeinwirkung kann festgestellt
werden. Auch hier wird, wie bei der Nachweisstufe 2, die Einheitstemperatur-
kurve zu Grunde gelegt. Bei den allgemeinen Rechenverfahren werden in der
Regel Temperaturbeaufschlagungen nach der Einheitstemperaturkurve bzw. bei
Außenbauteilen Temperaturabminderungen vorgenommen. In DIN EN 1994-1-2
werden für diese Verfahren alle notwendigen Informationen zur temperatur-
abhängigen Veränderung der mechanischen Baustoffkennwerte von Beton,
Betonstahl und Baustahl zur Verfügung gestellt. Die Anwendung der
allgemeinen Rechenverfahren beschränkt sich allerdings auf wenige Einzelfälle.
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228
5.2 Nachweiskonzept für Verbundstützen im Brandfall

5.2 Nachweiskonzept für Verbundstützen im Brandfall

5.2.1 Grundlagen des vereinfachten Berechnungsverfahrens

Neben den Tabellenverfahren sind die vereinfachten Berechnungsverfahren für


die Praxis von besonderem Interesse. Der Anwendungsbereich vereinfachter
Berechnungsverfahren sollte deshalb erweitert werden. Es soll hier zunächst ein
neues Nachweiskonzept im Brandfall vorgestellt werden, das sich an dem
Nachweiskonzept bei Normaltemperatur orientiert. Es werden die Bezeich-
nungen der DIN EN 1994-1-2 übernommen. Danach werden bisher veröffent-
lichte vereinfachte Nachweisverfahren und das in dem Eurocode 4 angegebene
Verfahren vorgestellt und die unterschiedliche Vorgehensweise erläutert.
Bei der Tragwerksbemessung im Brandfall wird die Querschnittsfläche in Teil-
querschnitte aufgeteilt, denen eine bestimmte Temperatur θ zugeordnet wird.
Z. B. ist der in Abb. 5.1 dargestellte Verbundquerschnitt in 4 Teilquerschnitte
aufgeteilt.
 Stahlrohrfläche
 Bewehrung
 äußere Betonfläche
 innere Betonfläche
Dadurch entsteht wiederum ein Verbundquerschnitt, aber mit einer größeren
Anzahl von Teilquerschnitten mit unterschiedlichen von der Temperatur abhän-
gigen Festigkeiten und Steifigkeiten. Die Tragwerksbemessung im Brandfall
unterscheidet sich deshalb nicht von der Tragwerksbemessung bei Normaltem-
peratur.

ra
rs

rc1 rc2 50 mm
1

40 mm ≤ u ≤ 60 mm
0
5

ta
0,00

8
D
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Abb. 5.1 Verbundquerschnitt im Brandfall  23

229
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

5.2.2 Zentrischer Druckstab


1.) Berechnung der vollplastischen Normalkraft im Brandfall
Die vollplastische Normalkraft folgt aus der Summe der vollplastischen
Normalkräfte der einzelnen Teilquerschnitte.
N fi,pl,Rk   Aa,θ  f ay,θ   As,θ  fs,θ   Ac,θ  f c,θ (5.1)
j k m
Ai,θ − die Fläche des jeweiligen Teilquerschnittes, dem eine bestimmte
Temperatur θ zugeordnet wird
fi,θ − Streckgrenze bzw. Druckfestigkeit bei erhöhten Temperaturen θ

2.) Berechnung des Bemessungswertes der vollplastischen Normalkraft im


Brandfall
Bei der Berechnung des Bemessungswertes der vollplastischen Normalkraft ist
der Teilsicherheitsbeiwert γM,fi für den Werkstoff zu berücksichtigen.
f ay,θ f f
N fi,pl,Rd   Aa,θ    As,θ  s,θ   Ac,θ  c,θ (5.2)
j  M,fi,a k  M,fi,s m  M,fi,c
Die Teilsicherheitsbeiwerte γM,f i sind in der Regel gleich 1,0.

3.) Berechnung der Verzweigungslast im Brandfall


Soll die Verzweigungslast vereinfacht berechnet werden, sind Annahmen über
die Biegesteifigkeit und die Knicklänge erforderlich.
 2   EI fi,eff
N fi,cr  2
(5.3)

Die einfachste Annahme ist hier, die Biegesteifigkeit (EI)fi,eff konstant über den
Stab anzunehmen. Dann gelten auch die Knicklängen für die Eulerfälle.
Die Biegesteifigkeit des Verbundquerschnittes (EI)fi,eff setzt sich zusammen aus
der Summe der Biegesteifigkeiten der einzelnen Teilquerschnitte.

 EI fi,eff  a,θ  Ea,θ  I a,θ  s,θ  Es,θ  Is,θ  c,θ  Ec,θ  I c,θ (5.4)
j k m
Ii,θ − das Trägheitsmoment des Teilquerschnittes i
Ei,θ − der mittlere Elastizitätsmodul des Teilquerschnittes i im Brandfall
φi,θ − Reduktionsfaktor für den veränderlichen Elastizitätsmodul im Teil-
querschnitt i im Brandfall
Während die temperaturabhängigen Elastizitätsmoduln Ea,θ für Baustahl und Es,θ
für Betonstahl in DIN EN 1994-1-2 festgelegt sind, fehlen Angaben über den
temperaturabhängigen Elastizitätsmodul Ec,θ des Betons. Es ist aber ein
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mathematisches Modell der Spannungs-Dehnungsbeziehungen von Beton im


Druckbereich bei erhöhten Temperaturen in DIN EN 1994-1-2 angegeben.

230
5.2 Nachweiskonzept für Verbundstützen im Brandfall

σc,θ
fc,θ

arc tan Ec,θ

εcu,θ εc,θ
Abb. 5.2 Spannungs-Dehnungsbeziehungen von Beton im Druckbereich
bei erhöhten Temperaturen

Der Verlauf ist durch folgende Funktion beschrieben:


f
3  c,θ   c,θ
 cu,θ
 c,θ  3
(5.5)
  c,θ 
2 

 cu,θ 
Es wird vorgeschlagen, den Ursprungselastizitätsmodul dieser Spannungs-
Dehnungsbeziehung als Elastizitätsmodul Ec,θ des Betons festzulegen.
f
Ec,θ  1,5  c,θ (5.6)
 cu,θ
Die Werte für fc,θ und cu,θ sind in Tabelle 3.3 der DIN EN 1994-1-2 angegeben.
Dieser Wert ermöglicht den Übergang zu der Kaltbemessung. Denn für die
Normaltemperatur  = 20 °C erhält man:
f c,20°C  f ck  cu,20°C  2,5  10 3
(5.7)
Ec,20°C  600  f ck
In 10 wird ausführlich erläutert, dass dieser Wert der Bemessung von
Verbundstützen bei Normaltemperatur zugrunde liegt. Dieser Wert wurde an
DIN EN 1992-1-1 angepasst und durch einen abgeminderten Sekantenmodul des
Betons Ecm ersetzt.
Ec,20°C  600  fck  0,6  Ecm (5.8)
Eine weitere wichtige Größe ist die Knicklänge lθ. Die Knicklänge ist nur bei
den Eulerfällen wie z. B. nach Abb. 5.3(a) eine bekannte Größe. Ist der Druck-
stab elastisch gelagert, Abb. 5.3(b), und/oder liegt ein System mit reiner
Druckbeanspruchung nach Abb. 5.3(c) vor, ist der Verzweigungslastfaktor fi,cr
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mit der Biegesteifigkeit (EI)fi.eff für die im Brandfall druckbeanspruchten

231
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

Bauteile zu berechnen. Dabei sind für die angrenzenden Bauteile die Biegestei-
figkeiten ebenfalls zu reduzieren, wenn diese dem Brand ausgesetzt sind.
N1

N N

N2 EI1

EIR

(EI)fi.eff (EI)fi.eff
(EI)fi.eff

(a) (b) (c)


Abb. 5.3 Berechnung der Verzweigungslast im Brandfall

In [15] ist erläutert, wie mit einem EDV-Programm der Verzweigungslastfaktor


fi,cr des Systems berechnet werden kann. Damit kann die Verzweigungslast
Nfi,cr für jeden einzelnen Druckstab des Systems ermittelt und der zugehörige
Nachweis geführt werden.
N fi,cr   fi,cr  N (5.9)
N stellt in diesem Fall die Normalkraftfläche des Systems dar.

4.) Berechnung des bezogenen Schlankheitsgrades


N fi,pl,R
θ  (5.10)
N fi,cr

5.) Abminderungsfaktor 
Für die Berechnung der zentrischen Grenztragfähigkeit
N fi,Rd    N fi,pl,Rd (5.11)
wird  benutzt. Der Abminderungsfaktor  wird mit Kurven, die im Eurocode
als Knicklinien bezeichnet werden, dargestellt. Diese Knicklinien sind eine
Funktion des bezogenen Schlankheitsgrades  , d. h. die wichtigste Referenz-
größe für die Berechnung des Abminderungsfaktors ist die Verzweigungslast
Nfi,cr. Der Verlauf der Knicklinie wird im Eurocode durch folgende Gleichungen
beschrieben:
Im Brandfall gilt:   θ (5.12)
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  0,5  1       0      2 

232
5.2 Nachweiskonzept für Verbundstützen im Brandfall

1

      2
2

1
jedoch   1,0 und  
2
Die freie Wahl der Faktoren erlaubt es, die Knicklinie den Versuchsergebnissen
und den rechnerischen Festlegungen anzupassen. Ist   0 , ist keine Abminde-
rung erforderlich. Je größer  ist, umso steiler fällt die Kurve ab.
Es ist aber auch möglich, die Referenzgröße Verzweigungslast so festzulegen,
dass schon bekannte Knicklinien benutzt werden können.

χ
Eulerkurve

1
Abminderungskurve χ
A

χA

0 1 2 
Abb. 5.4 Festlegung des Abminderungsfaktors 

Dies ist in Abb. 5.4 durch die Änderung von  für den Punkt A angedeutet. Der
Abminderungsfaktor  und die Referenzbiegesteifigkeit sind einander
zugeordnet. Wird z. B. die Referenzbiegesteifigkeit neu definiert, ist eine schon
bekannte zugehörige Abminderungskurve  anzupassen.
Ist die temperaturbedingte Ausdehnung der Stütze durch die Lagerungsbedin-
gungen behindert, entstehen Zwängungsspannungen bzw. Zwängungskräfte in
der Stütze. Diese Zwängungskräfte sind temperaturabhängig und mindern
sowohl die vollplastische Normalkraft als auch die "Verzweigungslast" im
Brand-fall ab. Diese Reduktion der Tragfähigkeit sollte bei der Festlegung der
Abminderungskurve  berücksichtigt und 0  0 gesetzt werden.

6.) Nachweis
Nfi,Ed
1 (5.13)
  Nfi,pl,Rd
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233
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

5.2.3 Druck und Biegung im Brandfall

Bei Verbundstützen, die durch Druck und Biegung beansprucht werden, treten
als Schnittgrößen Normalkräfte, Biegemomente und Querkräfte auf. Es ist
nachzuweisen, dass der Verbundquerschnitt im Brandfall diese Schnittgrößen
aufnehmen kann. Dabei wird die plastische Querschnittstragfähigkeit des
Verbundquerschnittes ermittelt.
Die genaue Berechnung der M-N-Interaktion ist sehr aufwändig. Insbesondere
für betongefüllte Rohre kann die reduzierte Momententragfähigkeit M fi,pl,N,Rd
nur iterativ ermittelt werden. Deshalb wird im Allgemeinen für die M-N-
Interaktion eine Näherung benutzt. Im Bereich zwischen Punkt B und C wird,
wie in Abb. 5.5 dargestellt, ein parabelförmiger Verlauf für die Interaktions-
kurve vorgeschlagen.
Für den Bereich I gilt damit:
Nfi,Ed  N fi,c,Rd
 N fi,Ed  N fi,c,Rd 
M fi,pl,N,Rd   1    M fi,pl,Rd (5.14)
 N fi,pl,Rd  N fi,c,Rd
 
Im Bereich II wird die Interaktionskurve näherungsweise durch eine Parabel mit
dem Stich M0 begrenzt. Für den Bereich II gilt dann:
Nfi,Ed  N fi,c,Rd
 N  N fi,Ed  
2

M fi,pl,N,Rd  M fi,pl,Rd  4  M 0   fi,Ed


   (5.15)
 N fi,c,Rd  N fi,c,Rd  
 
N
Nfi,pl,Rd A

Nfi,Ed Mfi,pl,N,Rd

I
Nfi,c,Rd E C
Nfi,Ed Mfi,pl,N,Rd
F D
II M0
B
Mfi,pl,Rd M
Abb. 5.5 Näherung für M-N-Interaktion
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234
5.2 Nachweiskonzept für Verbundstützen im Brandfall

Bei der Berechnung der vollplastischen Grenzschnittgrößen ist die Reduktion


infolge der veränderlichen Festigkeit im Teilquerschnitt i im Brandfall zu
beachten.
f ay,θ f f
M fi,pl,Rd    a,θ  Wpl,a,θ    s,θ  Wpl,s,θ  s,θ    c,θ  Wpl,c,θ  c,θ
j  M,fi,a k  M,fi,s m  M,fi,c
(5.16)
ρi,θ − Reduktionsfaktor für die veränderliche Festigkeit im Teilquerschnitt i im
Brandfall

5.2.4 Querkrafttragfähigkeit im Brandfall

Im Allgemeinen ist der Nachweis der Querkraft bei Verbundstützen nicht


maßgebend. Vereinfachend kann angenommen werden, dass die Querkraft nur
vom Stahlquerschnitt übertragen wird. Der Nachweis für den Stahlquerschnitt
lautet dann:
Vfi,Ed
1 (5.17)
Vfi,pl,a,Rd
Vfi,pl,a,Rd  Av  f aw / 3
faw − Streckgrenze des Steges im Brandfall
Schubfläche Av für Querkraft in Stegrichtung:
Av  Aa  2  ba  tf   tw  2  r   tf für gewalzte I-Profile
Av   ha  tf   tw für geschweißte I-Profile
Wenn die Querkraft Vfi,Ed den 0,5fachen Wert der plastischen Querkrafttrag-
fähigkeit Vfi,pl,a,Rd überschreitet, muss der Einfluss der Querkraft auf die Momen-
tentragfähigkeit Mfi,pl,Rd berücksichtigt werden. Die Interaktion zwischen Biege-
moment, Querkraft und Normalkraft kann direkt durch eine reduzierte Streck-
grenze w  faw für den Steg des Stahlquerschnittes berücksichtigt werden.
Für Vfi,Ed / Vfi,pl,a,Rd  0,5 gilt:   0
2
 2  Vfi,Ed 
Für Vfi,Ed / Vfi,pl,a,Rd  0,5 gilt:    1 w  1   (5.18)
 Vfi,pl,a,Rd 
 

5.2.5 Berechnung der Beanspruchungen im Brandfall

Die Beanspruchungen des Systems werden nach der Elastizitätstheorie II.


Ordnung berechnet. Der Übergang vom gedrückten Biegestab zum zentrischen
Druckstab ist auf verschiedene Weise möglich:
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235
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

M0,Rd
Nfi,Rd
MII,Ed
Nfi,Ed
Mfi,pl,N,Rd
M0,Ed

Mfi,Ed Mfi,Rd M
Abb. 5.6 Festlegung des Imperfektionsmomentes

1. Berechnung einer geometrischen Ersatzimperfektion


2. Berechnung von Ersatzlasten
3. Berechnung eines Imperfektionsmomentes
Grundlage aller 3 Nachweisverfahren ist es, die Verzweigungslast des Systems
und damit die zentrische Grenztragfähigkeit zu berechnen.

1. Berechnung einer geometrischen Ersatzimperfektion


Im Abschnitt 3.8 ist beschrieben, wie die geometrische Ersatzimperfektion
mithilfe der Grenztragfähigkeit NRd und der M-N-Interaktion berechnet wird.
Diese geometrische Ersatzimperfektion ist eine sinusförmige Vorkrümmung, die
für den beidseitig gelenkig gelagerten Stab bzw. für den Eulerstab als
Vergleichsstab mit der Knicklänge lθ gilt. Für ein System ist die geometrische
Ersatzimperfektion erst in Anlehnung an die Knickbiegelinie zu bestimmen. Für
einzelne Stabelemente kann die geometrische Ersatzimperfektion direkt in der
Elementsteifigkeitsmatrix berücksichtigt werden. Während für die Kaltbemes-
sung die geometrischen Ersatzimperfektionen für den beidseitig gelenkig
gelagerten Stab für die verschiedenen Verbundquerschnitte festgelegt sind,
müssten diese für die Heißbemessung erst ermittelt werden, s. Abschnitt 5.8.

2. Berechnung von Ersatzlasten


Die Ersatzlasten werden aus den geometrischen Ersatzimperfektionen berechnet
[15]. Sie spielen in der Berechnungspraxis eine untergeordnete Rolle, die aber
besonders für die Handrechnung kleinerer Systeme geeignet ist.
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3. Berechnung eines Imperfektionsmomentes


Das einfachste Nachweisverfahren für den Übergang vom gedrückten Biegestab
zum zentrischen Druckstab ist die Berechnung eines Imperfektionsmomentes,

236
5.2 Nachweiskonzept für Verbundstützen im Brandfall

siehe [1] bis [4]. Der große Vorteil des Imperfektionsmomentes ist es, dass es
nicht nur für den Einzelstab, sondern auch für den Stab im System gilt. Das
Imperfektionsmoment gilt sowohl für unverschiebliche als auch für verschieb-
liche Systeme. Eine umfangreiche Untersuchung zur Festlegung der geometri-
schen Ersatzimperfektionen für die verschiedenen Verbundquerschnitte mit den
unterschiedlichen Feuerwiderstandsklassen ist nicht erforderlich und auch nicht
notwendig, da Vergleichsrechnungen bei der Kaltbemessung gezeigt haben, dass
die Ergebnisse der Berechnung mit geometrischen Ersatzimperfektionen und
dem Imperfektionsmoment nur gering voneinander abweichen. Ein besonderer
Vorteil des Imperfektionsmomentes ist es, dass für die Berechnung des zentrisch
gedrückten Stabes und des Stabes mit Druck und Biegung dieselbe Biegesteifig-
keit benutzt wird. Der geradlinige Verlauf berücksichtigt zudem Teilplastizie-
rungen des Stabes. Deshalb wird hier vorgeschlagen, für die Heißbemessung das
vereinfachte Nachweisverfahren mit dem Imperfektionsmoment nach Abb. 5.6
anzuwenden, siehe auch Abschnitt 3.1.

Nachweis mit Imperfektionsmoment


Wenn die Normalkraft einer Stütze in einem System die zentrische
Grenztragfähigkeit N fi,Rd    N fi,pl,Rd erreicht, kann die Stütze kein
zusätzliches Biegemoment aufnehmen. Ist N = 0, dann steht das vollplastische
Moment für das Biegemoment zur Verfügung. Dazwischen wird eine lineare
Interaktion angenommen. Sind Nfi,Rd und die M-N-Interaktion bekannt, kann das
zugehörige Imperfektionsmoment M0,Rd nach Abb. 5.6 berechnet werden.
Das Biegemoment MII,Ed ist für das reale System ohne Ersatzimperfektionen
mit der Referenzbiegesteifigkeit nach Gleichung (5.4), mit welcher auch die
Verzweigungslast berechnet wird, nach Theorie II. Ordnung zu berechnen. Es
werden damit die Reserven, die im System liegen, genutzt. Bei durchlaufenden
Stützen, die dem Brand ausgesetzt sind, haben die dem Brand ausgesetzten
Bereiche eine wesentlich geringere Biegesteifigkeit als die darüber- oder
darunterliegenden kalten Stützenbereiche. Deshalb wird ein Exzentrizitätsmo-
ment am Knoten vorwiegend durch den kalten Stützenbereich aufgenommen.
Es wird empfohlen, diese Berechnung mit einem Programm durchzuführen,
zumal die Berechnung der Verzweigungslast meist auch mit diesem Programm
erfolgt. Das Imperfektionsmoment M0,Ed erhält man folgendermaßen:
N
M 0,Ed  fi,Ed   M  M 0,Rd (5.19)
N fi,Rd
Der Faktor αM berücksichtigt, dass das vollplastische Moment wegen der
Grenzdehnungen des Betons nicht vollständig erreicht wird.
Die Berechnung darf nach Theorie I. Ordnung erfolgen, wenn die Bedingung
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N
 fi,cr  fi,cr  10 (5.20)
Nfi,Ed

237
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

erfüllt ist.
M fi,Ed  M 0,Ed  M II,Ed (5.21)
mit M II,Ed  M I,Ed
Es ist der Nachweis mit der M-N-Interaktion zu führen.
M fi,Ed
 M (5.22)
M fi,pl,N,Rd
Wie bei der Kaltbemessung ist bei Druck und Biegung, auch bei einachsiger
Biegung, der Nachweis um beide Biegeachsen zunächst getrennt zu führen und
dann als Druck und zweiachsige Biegung nachzuweisen. Dabei wird das
Imperfektionsmoment bei der Achse mit der kleineren zentrischen Tragfähigkeit
berücksichtigt.
Für den Nachweis um beide Biegeachsen gilt entsprechend:

M fi,y,Ed
  M,y (5.23)
M fi,pl,y,N,Rd
M fi,z,Ed
  M,z (5.24)
M fi,pl,z,N,Rd
M fi,y,Ed M fi,z,Ed
  1,0 (5.25)
M fi,pl,y,N,Rd M fi,pl,z,N,Rd
Für den Faktor M,y und M,z gilt Gleichung (3.59) entsprechend.

Die vereinfachten Berechnungsverfahren nach DIN EN 1994-1-2 gelten bisher


nur für unverschiebliche Tragwerke. Verschiebliche Rahmen werden im
Stahlbau häufig, z. B. als Aussteifungssysteme, eingesetzt.
Verbundrahmen, d. h. seitenverschiebliche Tragwerke können ebenfalls nach
diesem Nachweiskonzept berechnet werden. Die Verzweigungslast des
Verbundrahmens kann berechnet werden, wenn die Biegesteifigkeiten der
Stützen und Riegel sowie die Nachgiebigkeit des Anschlusses im Brandfall
bekannt sind. Für die Biegesteifigkeit der Verbundstützen gilt die Biegesteifig-
keit (EI)fi,eff nach Gleichung (5.4). Bei der Berechnung der Biegesteifigkeit der
Riegel ist die Rissbildung im Beton zu berücksichtigen.
Ist Nfi,Rd bekannt, dann kann wie schon erläutert das Imperfektionsmoment M0,Ed
der brandbeanspruchten Stütze berechnet werden.
Auch für seitenverschiebliche biegesteife mehrstöckige Verbundrahmen gelten
die folgenden Aussagen des DIN EN 1994-1-2 entsprechend:
Stützen in einem betrachteten Stockwerk, die vollständig an die darüber- und
darunterliegenden Stützen angeschlossen sind, dürfen in diesen Verbindungen
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als eingespannt angesehen werden, wenn die Feuerwiderstandsklassen der

238
5.2 Nachweiskonzept für Verbundstützen im Brandfall

raumabschließenden Bauteile, die die Stockwerke trennen, mindestens gleich


der Feuerwiderstandsklasse der Stützen sind.

Brandfall

Abb. 5.7 Knickbiegelinie bei Brand im mittleren Stockwerk

Brandfall

Abb. 5.8 Knickbiegelinie bei Brand im untersten Stockwerk

Dies bedeutet für ein brandbeanspruchtes mittleres Stockwerk, dass die


Knicklänge gleich der Stockwerkshöhe ist. Für Stützen eines brandbean-
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spruchten untersten Stockwerkes, die z. B. gelenkig gelagert sind, ist die


Knicklänge gleich dem zweifachen der Stockwerkshöhe. Dies ist exemplarisch
in den Abb. 5.7 und 5.8 dargestellt.

239
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

5.3 Verbundstützen im Brandfall nach EC4


5.3.1 Tabellenverfahren (Nachweisstufe 1)

Für den Nachweis mittels Tabellenverfahren müssen gemäß DIN EN 1994-1-2


mehrere Voraussetzungen erfüllt sein:
 Die Verbundstütze muss in einem ausgesteiften Tragwerk stehen,
 die Verbundstütze in dem betrachteten Geschoss ist biegesteif an das
darüber- bzw. darunterliegende Bauteil oder ggf. an das Fundament
angeschlossen,
 der Brand ist nur in einem Stockwerk vorhanden,
 es handelt sich um eine Verbundstütze mit einer maximalen Länge in
Höhe des 30-fachen des minimal gewählten Stützenquerschnittes.

Aussteifung

1
L
15

brandbeanspruchte Stütze L
15

L l lθ
15

15

05
L
15

a) b)
a) Knickfigur bei Raumtemperatur b) Knickfigur im Brandfall

Abb. 5.9 Tragverhalten von Stützen in ausgesteiften Rahmentragwerken

In dem Tabellenmodell ist die Knicklänge bei der Berechnung von Rd unter
Normaltemperatur jeweils das Zweifache des entsprechenden Wertes im Brand-
fall. Das Tabellenverfahren ist für zentrisch und exzentrisch belastete Verbund-
stützen anwendbar. Die Exzentrizität ist bei der Berechnung des Bemessungs-
wertes der Beanspruchbarkeit bei Normaltemperatur Rd zu berücksichtigen.
Zur Bestimmung der Knicklänge l gelten die Regeln von DIN EN 1994-1-1 mit
folgender Ausnahme:
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Stützen in einem betrachteten Stockwerk, die vollständig an die darüber- und


darunterliegenden Stützen angeschlossen sind, dürfen in diesen Verbindungen
als eingespannt angesehen werden, wenn die Feuerwiderstandsklassen der

240
5.3 Verbundstützen im Brandfall nach EC4

raumabschließenden Bauteile, die die Stockwerke trennen, mindestens gleich


der Feuerwiderstandsklasse der Stützen sind. Es ist aber zwischen einer Stütze
im Geschoss ( β = 0,5) und einer Stütze im Dachgeschoss (β = 0,7) hinsichtlich
ihrer Knicklänge zu unterscheiden.
Die Anwendung ist auf Einzelbauteile mit direkter Beflammung über die
gesamte Bauteillänge beschränkt. Bei der Bemessung wird von einer viersei-
tigen Beflammung des Querschnitts ausgegangen. Es wird weiterhin voraus-
gesetzt, dass die Brandbeanspruchung den Normbrandbedingungen entspricht
und eine einheitliche Verteilung der Temperatur im Querschnitt vorhanden ist.
Die Tabellenwerte müssen im Vergleich zu Versuchsergebnissen oder allge-
meinen Berechnungsverfahren auf der sicheren Seite liegen.

Verbundstützen mit vollständig einbetonierten Stahlquerschnitten


Ein besonders einfaches Berechnungsverfahren für den Brandfall ist in der
Norm für Verbundstützen mit vollständig einbetonierten Stahlquerschnitten
enthalten. Sie dürfen in Abhängigkeit von den Querschnittsabmessungen bc und
hc, der Betondeckung c des Stahlquerschnittes und dem Achsabstand us der
Längsbewehrung nach der Tabelle 5.1 klassifiziert werden. Die Tabelle enthält
zwei alternative Lösungen.

Verbundstützen mit teilweise einbetoniertem Profil


Die Tabelle 5.2 darf für die Baustähle der Stahlgüte S235, S275 und S355
angewendet werden. Diese Tabelle ist einer umfangreichen Untersuchung zum
Feuerwiderstand kammerbetonierter Verbundstützen entnommen 26. Dabei ist
eine Anmerkung zu dieser Tabelle, die für die praktische Anwendung wichtig
ist, nicht mit übertragen worden. Diese sei hier ergänzend angegeben.
Bei Mindesthöhen min h  400 mm dürfen Mindestbreiten min b = 300 mm
verwendet werden. Es ist zu prüfen, ob der Bewehrungsgrad zwischen 1 % und
6 % liegt, da Bewehrungsgrade größer 6 % und kleiner 1 % nicht in Rechnung
gestellt werden dürfen. Nach der Überprüfung des Mindestverhältnisses von
Steg- zu Flanschdicke ew/ef, erfolgt abschließend die Auswahl der Querschnitts-
abmessungen in der Tabelle 4.6 in DIN EN 1994-1-2 (Tabelle 5.2) anhand dem
berechneten Lastausnutzungsfaktor fi,t und der geforderten Feuerwider-
standsklasse. In der Tabelle werden zu den geforderten Mindestabmessungen
noch der Mindestrandabstand der Längsbewehrung und der Mindestbeweh-
rungsgrad vorgegeben.

Anwendungsbeispiel
Die Anwendung der Tabelle soll an dem Beispiel der Kaltbemessung erläutert
werden. Es wird davon ausgegangen, dass am Fußpunkt eine konstruktive Ein-
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spannung durch die Fußplatte und die Verankerung gegeben ist. Im Brandfall ist

241
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

damit die Knicklänge l = 0,5·L. Das Zweifache dieser Knicklänge ist damit die
Länge der Stütze.
Überprüfung des Bewehrungsgrades gemäß Abschnitt 4.2.3.3 (2):
As 19, 6
1%    2, 61 %  6 %
Ac  As 731, 4  19, 6
Mindestverhältnis von Steg- zu Flanschdicke:
ew 11
  0,58  0,5
ef 19

Tabelle 5.1 Verbundstützen mit vollständig einbetonierten Stahlquerschnitten

c
1

hc
6

us
05

bc us 0 5

55

Feuerwiderstandsklasse R 30 R 60 R 90 R 120 R 180 R 240


1. Mindestabmessungen hc und bc in mm 150 180 220 300 360 400
Mindestbetonüberdeckung
des Stahlquerschnittes c in mm 40 50 50 75 75 75
Mindestachsabstand
der Bewehrungsstäbe us in mm 20* 30 30 40 50 50

2. oder
Mindestabmessungen hc und bc in mm - 200 250 350 400 -
Mindestbetonüberdeckung
des Stahlquerschnittes c in mm - 40 40 50 60 -
Mindestachsabstand
der Bewehrungsstäbe us in mm - 20* 20* 30 40 -

*) Diese Werte müssen nach EN 1992-1-1, 4.4.1.2, nachgeprüft werden.


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242
5.3 Verbundstützen im Brandfall nach EC4

Tabelle 5.2 Teilweise einbetoniertes Profil

05
ef
Ac
As
h

4
us

e0,00 us

05
w 05
b
4

Feuerwiderstandsklasse R 30 R 60 R 90 R 120
Mindestverhältnis von Steg- zu Flanschdicke ew/ef 0,5 0,5 0,5 0,5
1. Mindestquerschnittsabmessungen für den
Lastausnutzungsfaktor ηfi,t ≤ 0,28

1.1 Mindestabmessungen h und b in mm 160 200 300 400


1.2 Mindestabstand der Bewehrungsstäbe us in mm - 50 50 70
1.3 Mindestbewehrungsgrad As/( Ac+ As) in % - 4 3 4
2. Mindestquerschnittsabmessungen für den
Lastausnutzungsfaktor ηfi,t ≤ 0,47

2.1 Mindestabmessungen h und b in mm 160 300 400 -


2.2 Mindestabstand der Bewehrungsstäbe us in mm - 50 70 -
2.3 Mindestbewehrungsgrad As/( Ac+ As) in % - 4 4 -
3. Mindestquerschnittsabmessungen für den
Lastausnutzungsfaktor ηfi,t ≤ 0,66

3.1 Mindestabmessungen h und b in mm 160 400 - -


3.2 Mindestabstand der Bewehrungsstäbe us in mm 40 70 - -
3.3 Mindestbewehrungsgrad As/( Ac+ As) in % 1 4 - -
ANMERKUNG: Die Werte des Lastausnutzungsfaktors ηfi,t wurden an das Rechenverfahren
von EN 1994-1-1 für Verbundstützen angepasst.

System, Belastung und Querschnitt sind aus der Kaltbemessung gegeben. Die
mechanischen Einwirkungen sind in der Regel zum Zeitpunkt t = 0 unter
Verwendung der Kombinationsfaktoren 1,1 oder 2,1 zu bestimmen. Im Brand-
fall werden die Teilsicherheitsbeiwerte für die Einwirkungen Efi,d,t gleich 1,0
gesetzt. In der Regel ist der Kombinationsfaktor fi für den Brandfallfi = 1,1.
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Efi,d,t  Gk   fi  Qk,1 (5.23)

243
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

Für die relevante Branddauer muss nachgewiesen werden:


Efi,d,t  Rfi,d,t (5.24)
Rfi,d,t ist der entsprechende Bemessungswert der Tragfähigkeit im Brandfall.
Der maximale Ausnutzungsfaktor ist erreicht, wenn
Efi,d,t  Rfi,d,t (5.25)
ist. Bei der Berechnung in Verbindung mit Tabellen wird davon ausgegangen,
dass die folgende Beziehung bei Normaltemperatur und im Brandfall besteht:
Rfi,d,t  fi,t  Rd (5.26)
Efi,d,t
fi,t  (5.27)
Rd
fi,t Lastausnutzungsfaktor im Brandfall

11
19

HEB 300
S355
 25 BSt 500
300

C40/50
y
69

300
50
z
F1 F2

0,30 m
4,50 m
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Abb. 5.10 Beispiel aus Kaltbemessung

244
5.3 Verbundstützen im Brandfall nach EC4

Mit diesem Lastausnutzungsfaktor fi,t dürfen die Verbundstützen nach Tabelle


5.2 klassifiziert werden. Der für den Lastausnutzungsgrad benötigte ψ1,1-Wert
lässt sich anhand der Nutzlastkategorien A bis E auswählen. Für das vorliegen-
de Beispiel wurde Kategorie B für Büros mit ψ1,1 = 0,50 angenommen.
Der Lastausnutzungsfaktor ist für die Beanspruchung um beide Achsen zu
berechnen.
Nachweis um die schwache Querschnittsachse
Hier wird vereinfacht die Berechnung als zentrischer Druckstab gewählt, die in
diesem Fall auf der sicheren Seite liegt.
Ständige Einwirkungen:
F1G  1800 kN
F2G  300 kN
Veränderliche Einwirkungen:
F1Q  750 kN
F2Q  150 kN
Bemessungswert der maßgebenden Einwirkungskombination im Brandfall für
zentrische Belastung:
Efi,d,t  Nfi,d,t  1,0  1800  300   1,0  0,5   750  150   2550 kN
Bemessungswert der Tragfähigkeit bei Normaltemperatur:
Rd    N pl,Rd  0,651  7325  4769 kN
Lastausnutzungsfaktor im Brandfall:
E 2550
fi,t  fi,d,t   0,53
Rd 4769
Nachweis um die starke Querschnittsachse
Der Bemessungswert der Tragfähigkeit bei Normaltemperatur Rd für die exzen-
trische Normalkraft ist die reduzierte Normalkrafttragfähigkeit NRd,. Dabei ist
der Faktor αM zu berücksichtigen. Dieser Wert muss iterativ als Schnittpunkt der
Laststeigerungskurve nach Theorie II. Ordnung mit der M-N-Interaktion
berechnet werden.
Die exakte Interaktion ergibt:
E N 2250
fi,t  fi,d,t  fi,d,t   0,42
Rd N Rd, 5319
Für dieses Beispiel ergibt sich die Feuerwiderstandsklasse R 30.
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245
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

N
Npl,Rd

NRd,δ

NEd

Nfi,d,t

MEd Mpl,Rd M
Abb. 5.11 Nachweis bei Druck und Biegung

Für die im Allgemeinen erforderliche Feuerwiderstandsklasse R 90 wird die


Heißbemessung maßgebend. Nach dem Tabellenverfahren muss ein Lastausnut-
zungsfaktor fi,t  0,47 erreicht werden. Die Mindesthöhe beträgt dann h = 400
mm.
Es ist ein HEA 400 mit 8  28 BSt 500 und C50/60 erforderlich. Für eine wirt-
schaftliche Bemessung ist das vereinfachte Berechnungsverfahren der Nach-
weisstufe 2 zu empfehlen.

5.3.2 Vereinfachtes Berechnungsverfahren (Nachweisstufe 2)

Der Nachweis mit dem vereinfachten Berechnungsverfahren darf angewendet


werden, wenn die angegebenen verbindlichen Regeln des DIN EN 1994-1-2
erfüllt sind und durch allgemeine Berechnungsverfahren oder Brandversuche an
Einzelbauteilen abgesichert sind.
Analog zu dem Nachweis mittels Tabellen müssen auch zur Anwendung des
vereinfachten Berechnungsverfahrens gemäß DIN EN 1994-1-2 mehrere
Voraussetzungen erfüllt sein:
 Die Verbundstütze muss in einem ausgesteiften Tragwerk stehen,
 die Verbundstütze in dem betrachteten Geschoss ist biegesteif an das
darüber- bzw. darunterliegende Bauteil oder ggf. an das Fundament
angeschlossen,
 der Brand ist nur in einem Stockwerk vorhanden,
 das Erfüllen der Anwendungsgrenzen nach DIN EN 1994-1-2, Anhang G.
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Das Berechnungsverfahren in DIN EN 1994-1-2 wurde lediglich für Biegung


um die z-z-Achse entwickelt. Dies schränkt die Anwendbarkeit für die Praxis
erheblich ein, da in den meisten Fällen Biegung um die y-y-Achse vorliegt.

246
5.3 Verbundstützen im Brandfall nach EC4

Grundlagen des Nachweisverfahrens:


Als Elastizitätsmodul Ec,θ des Betons wird der Sekantenmodul nach Abb. 5.2
festgelegt.
f
Ec,sec,θ  c,θ
 cu,θ
Für die Berechnung der Verzweigungslast werden Reduktionsfaktoren i, zur
Berücksichtigung thermischer Zwängungsspannungen eingeführt. Der Abmin-
derungsfaktor z darf nach der Knickspannungslinie c der DIN EN 1993-1-1
berechnet werden. Bei diesem Verfahren wird nachgewiesen, dass die infolge
von Brandeinwirkung reduzierte Grenztragfähigkeit Nfi,Rd innerhalb der
gewünschten Feuerwiderstandsdauer noch nicht unter die Bemessungslast Nfi.Ed
abgesunken ist. Im Brandfall werden die Biegesteifigkeiten und die Festigkeiten
des Querschnittes in Abhängigkeit von der Temperatur in den einzelnen
Teilquerschnitten reduziert. Der Querschnitt wird nach DIN EN 1994-1-2 in vier
Teilbereiche untergliedert:
 Flansche des Stahlquerschnitts
 Steg des Stahlquerschnitts
 Kammerbeton
 Bewehrungsstäbe
b

u1
05

ef
05

bc,fi0 5

h
4

y
bc,fi
hw,fi
05

05 0,00 ew
u2
z

Abb. 5.12 Teilquerschnitte nach DIN EN 1994-1-2

Günstig für die Heißbemessung sind HEA-Profile mit dünneren Flanschen. Die
Tragfähigkeit der Flansche nimmt stark ab, da sie ungeschützt der Brandraum-
temperatur ausgesetzt sind. Im Brandfall tragen vor allem die durch den äußeren
Beton geschützten Teilquerschnitte wie der Steg, die Bewehrung und die innere
Betonfläche. IPE-Profile sind ungeeignet, da meist der Tragsicherheitsnachweis
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um die z-z-Achse maßgebend wird.

247
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

Biegeknicken um die schwache Achse


Das Berechnungsverfahren darf nur auf Stützen in ausgesteiften Tragwerken
angewendet werden. Dabei sind folgende Bedingungen zu beachten:
Knicklänge lθ lθ  13,5  b
Höhe des Querschnittes h 230 mm  h  1100 mm
Breite des Querschnittes b 230 mm  b  500 mm
Bewehrungsgrad ρ 1% 6 %
Feuerwiderstandsklasse ≤ R 120

Für die Knicklänge lθ sind die folgenden Anwendungsgrenzen zu beachten.


Für die Feuerwiderstandsklasse R 30 gilt:
b  230 mm und h  230 mm  lθ  13,5  b
Für die Feuerwiderstandsklasse R 60 gilt:
230 mm  b  300 mm oder h / b  3  lθ  10  b
b  300 mm und h / b  3  lθ  13,5  b
Für die Feuerwiderstandsklasse R 90 und R 120 gilt:
b  300 mm und h  300 mm und h / b  3  lθ  10  b
b  300 mm und h  300 mm und h / b  3  lθ  13,5  b

Es werden hier alle notwendigen Werte für die Berechnung der Feuerwider-
standsklasse von R 30 bis R 120 angegeben.

Tabelle 5.3 Hilfswerte zur Berechnung der Flansche


θo,t kt
Feuerwiderstandsklasse
[°C] [m °C]
R 30 550 9,65
R 60 680 9,55
R 90 805 6,15
R 120 900 4,65

Tabelle 5.4 Hilfswerte zur Berechnung des Steges


Ht
Feuerwiderstandsklasse
[mm]
R 30 350
R 60 770
R 90 1100
R 120 1250
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248
5.3 Verbundstützen im Brandfall nach EC4

Tabelle 5.5 Hilfswerte zur Berechnung des äußeren Bereiches des Betons
Feuerwiderstands- bc,fi
klasse [mm]
R 30 4,0
R 60 15,0
R 90 0,5 (Am/V) + 22,5
R 120 2,0 (Am/V) + 24,0

Tabelle 5.6 Hilfswerte zur Berechnung der Durchschnittstemperatur des Betons


Am/V in m-1 4 23 46 - - - -
R 30
θc,t in °C 136 300 400 - - - -
Am/V in m-1 4 9 21 50 - - -
R 60
θc,t in °C 214 300 400 600 - - -
Am/V in m-1 4 6 13 33 54 - -
R 90
θc,t in °C 256 300 400 600 800 - -
Am/V in m-1 4 5 9 23 38 41 43
R 120
θc,t in °C 265 300 400 600 800 9000 1000

Tabelle 5.7 Reduktionsfaktor ky,t für die Sreckgrenze fsy der Bewehrungsstäbe
Feuerwiderstands- Achsabstände in mm
klasse 40 45 50 55 60
R 30 1 1 1 1 1
R 60 0,789 0,883 0,976 1 1
R 90 0,314 0,434 0,572 0,696 0,822
R 120 0,170 0,223 0,288 0,367 0,436

Tabelle 5.8 Reduktionsfaktor kE,t für den Elastizitätsmodul Es


der Bewehrungsstäbe
Feuerwiderstands- Achsabstände in mm
klasse 40 45 50 55 60
R 30 0,830 0,865 0,888 0,914 0,935
R 60 0,604 0,647 0,689 0,729 0,763
R 90 0,193 0,283 0,406 0,522 0,619
R 120 0,110 0,128 0,173 0,233 0,285

Tabelle 5.9 Reduktionsfaktoren für die Biegesteifigkeit


Feuerwiderstands-
φf,θ φw,θ φc, θ φs,θ
klasse
R 30 1,0 1,0 0,8 1,0
R 60 0,9 1,0 0,8 0,9
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R 90 0,8 1,0 0,8 0,8


R 120 1,0 1,0 0,8 1,0

249
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

Tabelle 5.10 Reduktionsfaktoren kθ für Spannungs-Dehnungsbeziehungen


von Baustahl unter erhöhten Temperaturen bezogen auf 20 °C
Stahltemperatur Ea,θ f ap,θ f ay,θ f au,θ
kE,θ  k p,θ  k y,θ  k u,θ 
θa Ea f ay f ay f ay
20 °C 1,00 1,000 1,00 1,25
100 °C 1,00 1,000 1,00 1,25
200 °C 0,90 0,807 1,00 1,25
300 °C 0,80 0,613 1,00 1,25
400 °C 0,70 0,420 1,00
500 °C 0,60 0,360 0,78
600 °C 0,31 0,180 0,47
700 °C 0,13 0,075 0,23
800 °C 0,09 0,050 0,11
900 °C 0,0675 0,0375 0,06
1000 °C 0,0450 0,0250 0,04
1100 °C 0,0225 0,0125 0,02
1200 °C 0 0 0

Tabelle 5.11 Werte für Spannungs-Dehnungsbeziehungen von Normalbeton (NC)


und Leichtbeton (LC) unter erhöhten Temperaturen
bezogen auf 20 °C
Betonltemperatur fc,θ  cu,θ 103
kc,θ 
θa fc
NC LC NC
20 °C 1,00 1,00 2,5
100 °C 1.00 1,00 4,0
200 °C 0,95 1,00 5,5
300 °C 0,85 1,00 7,0
400 °C 0,75 0,88 10,0
500 °C 0,60 0,76 15,0
600 °C 0,45 0,64 25,0
700 °C 0,30 0,52 25,0
800 °C 0,15 0,40 25,0
900 °C 0,08 0,28 25,0
1000 °C 0,04 0,16 25,0
1100 °C 0,01 0,04 25,0
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1200 °C 0,00 0,00 -

250
5.3 Verbundstützen im Brandfall nach EC4

Die Verbundstütze dieses Beispiels wird für den Brandfall R 90 neu


dimensioniert und das vereinfachte Berechnungsverfahren für die zentrisch
belastete Stütze in den einzelnen Berechnungsschritten erläutert.

17,5
05

05
112,5 45 HEA 360
15 S 355
 28 BSt 500
315
350

C 50/60
5

45
45 112,5
15
05
17,5
05

05 15 0,00 15 05
45 100 10 100 45
45
300
Abb. 5.13 Querschnittsabmessungen

1. Angaben zur Verbundstütze:


Statisches System: Einfeldträger Stützweite: l = 4,50 m
Stahlprofil: HEA 360 und S355 Betonfestigkeitsklasse: C50/60
Bewehrung: 6 28 BSt 500
Bemessungswert der maßgebenden Einwirkungskombination im Brandfall für
die zentrische Belastung:
Efi,d,t  Nfi,d,t  1,0  1800  300   1,0  0,5   750  150   2550 kN

2. Stahlprofil:
HEA 360
h  350 mm b  300 mm ew  10 mm ef  17,5 mm
kN
u1  45 mm u2  45 mm Aa  143 cm 2 Ea  21000
cm 2
kN
f ay  35,5
cm 2

3. Bewehrung:
1 1
n  6   28 mm As  n     2  6     2,82  37,0 cm2
4 4
kN kN
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Es  20000 fsy  50
cm 2 cm2

251
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

4. Beton:
kN
fc  5
cm2
Ac  b  h  Aa  As  30  35  143  37,0  870 cm 2

5. Knicklänge nach DIN EN 1994-1-2 4.3.5.1 (8-10):


lθ  0,5  L  0,5  4,5  2,25 m (Annahme oben und unten eingespannt)

6. Überprüfung der Anwendungsgrenzen nach DIN EN 1994-1-2, Anhang G:


Das Berechnungsverfahren darf nur auf Stützen in ausgesteiften Tragwerken
angewendet werden.
Für die Feuerwiderstandsklasse R 90 gilt:
b  300 mm  300 mm
h  350 mm  300 mm
230 mm  h  350 mm  1100 mm
230 mm  b  300 mm  500 mm
h / b  3  lθ  2,25 m  13,5  b  13,5  0,3  4,05 m
As 37
1%    4, 08 %  6 %
Ac  As 870  37
Bezüglich der Konstruktionsdetails wird auf DIN EN 1994-1-2, Abschnitt 5
verwiesen.

7. Flansche des Stahlquerschnittes:


Berechnung der durchschnittlichen Flanschtemperatur:
Am  2   h  b   2   0,35  0,3  1,30 m
V  h  b  0,35  0,3  0,105 m 2
Profilfaktor:
Am 1,30
  12,38 m -1
V 0,105
Temperatur [°C] nach Tabelle 5.3 für R 90:
 o,t  805 C
Empirischer Koeffizient nach Tabelle 5.3 für R 90:
kt  6,15 mC
Durchschnittliche Flanschtemperatur:
 Am 
 f,t   o,t  k t     805  6,15  12,38  881,1C
 V 
Reduktionsfaktoren für Spannungs-Dehnungsbeziehung für Tabelle 5.10:
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k y,θ  0,0695 kE,θ  0,0702


Streckgrenze und Elastizitätsmodul des Flansches:

252
5.3 Verbundstützen im Brandfall nach EC4

f ay,f,t  f ay,f  k y,θ  35,5  0,0695  2, 47 kN/cm 2


Ea,f,t  Ea,f  kE,θ  21 000  0,0702  1474 kN/cm 2
Bemessungswert der plastischen Grenznormalkraft:
f ay,f,t 2,47
N fi,pl,Rd,f  2  b  ef   2  30  1,75   259 kN
 M,fi,a 1,0
Biegesteifigkeit der Flansche des Stahlquerschnittes:
b3 303
 EI fi,f,z  Ea,f,t  ef   1474  1,75 
6 6
2 2
 11 607 750 kNcm  1161 kNm

8. Steg des Stahlquerschnittes:


Der Teil des Steges mit der Höhe hw,fi gemessen von der Innenkante des
Flansches sollte vernachlässigt werden. Ht nach Tabelle 5.4 für R 90:
H t  1100 mm
 H 
hw,fi  0,5   h  2  ef    1  1  0,16  t 
 h 
 1100 
hw,fi  0,5   35  2  1,75    1  1  0,16    4,64 cm
 350 
Maximales Spannungsniveau im Steg:
Ht 1100 kN
f ay,w,t  f ay,w  1  0,16   35,5  1  0,16   25, 0
h 350 cm 2
Bemessungswert der plastischen Grenznormalkraft:
f ay,w,t
N fi,pl,Rd,w  ew   h  2  ef  2  hw,fi  
 M,fi,a
25,0
N fi,pl,Rd,w  1,0   35  2  1,75  2  4,64    556 kN
1,0
Biegesteifigkeit des Steges des Stahlquerschnittes:
e3
 EI fi,w,z  Ea,w   h  2  ef  2  hw,fi   w
12
1,03
 EI fi,w,z  21000   35  2  1,75  2  4,64  
12
 38 885 kNcm 2  3,89 kNm 2
9. Kammerbeton:
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Der äußere Bereich des Betons mit der Dicke bc,fi sollte in der Berechnung
vernachlässigt werden.
bc,fi nach Tabelle 5.5 für R 90:

253
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

A 
bc,fi  0,5   m   22,5  0,5  12,38  22,5  28, 7 mm  2,87 cm
 V 
Durchschnittstemperatur im Normalbeton in Abhängigkeit vom Profilfaktor
Am/V nach Tabelle 5.6 für R 90:
c,t  391 C
Reduktionsfaktoren für Spannungs-Dehnungsbeziehung für Normalbeton nach
Tabelle 5.11:
kc,θ  0,759  cu,θ  0,00937
Druckfestigkeit und Sekantenmodul des Betons:
f c,θ  f c  kc,θ  5  0,759  3,80 kN/cm 2
fc,θ
3,80
Ec,sec,θ    406 kN/cm 2
 cu,θ 0,00937
Bemessungswert der plastischen Grenznormalkraft:
f c,θ
N fi,pl,Rd,c  0,86   h  2  ef  2  bc,fi    b  ew  2  bc,fi   As  
 M,fi,c
3,80
N fi,pl,Rd,c  0,86   35  2  1,75  2  2,87    30  1,0  2  2,87   37,0  
1,0
N fi,pl,Rd,c  1837 kN
Biegesteifigkeit des Betons:
2 2
1 b  1  30 
I s,z  n      2    u2   6     2,82    4,5   4073 cm 4
4 2  4  2 

 b  2  bc,fi   ew3 
3

 EI fi,c,z  Ec,sec,θ   h  2  ef  2  bc,fi  


  I s,z 
 12 
 
  30  2  2,87   1,0  4073
3 3
 EI fi,c,z  406   35  2 1,75  2  2,87  
 12 
 EI fi,c,z  10 789 600 kNcm 2  1079 kNm 2

10. Bewehrungsstäbe:
Die Reduktionsfaktoren für die Streckgrenze und den Elastizitätsmodul der
Bewehrungsstäbe ist in Abhängigkeit von der Feuerwiderstandsklasse und dem
geometrischen Mittel der Achsabstände der Bewehrung von den Außenrändern
des Betons definiert. Das geometrische Mittel der Achsabstände u1 und u2 ergibt
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sich zu:
u  u1  u2 in mm
Für größere Unterschiede der Bewehrung gilt:

254
5.3 Verbundstützen im Brandfall nach EC4

 u2  u1   10 mm: u  u2   u2  10 

 u1  u2   10 mm: u  u1   u1  10 
ures  u1  u2  45  45  45 mm
Reduktionsfaktoren für Streckgrenze und Elastizitätsmodul der Bewehrungs-
stäbe Tabelle 5.7 und 5.8 für R 90:
ky,t  0,434 kE,t  0, 283
Streckgrenze und Elastizitätsmodul der Bewehrungsstäbe:
fs,θ  fsy  k y,t  50  0,434  21,7 kN/cm 2
Es,θ  Es  kE,t  20 000  0,283  5660 kN/cm 2
Bemessungswert der plastischen Grenznormalkraft:
f 21,7
N fi,pl,Rd,s  As  s,θ  37,0   803 kN
 M,fi,s 1,0
Biegesteifigkeit der Bewehrungsstäbe:
 EI fi,s,z  Es,θ  I s,z
 EI fi,s,z  5660  4073  23 053 200 kNcm 2  2305 kNm 2

11. Verbundquerschnitt:
Bemessungswert der plastischen Grenznormalkraft:
N fi,pl,Rd  N fi,pl,Rd,f  N fi,pl,Rd,w  N fi,pl,Rd,c  N fi,pl,Rd,s
N fi,pl,Rd  259  556  1837  803  3455 kN
Biegesteifigkeit des Verbundquerschnittes:
 EI fi,eff,z  f,θ   EI fi,f,z   w,θ   EI fi,w,z  c,θ   EI fi,c,z  s,θ   EI fi,s,z
Reduktionskoeffizient i, nach Tabelle 5.9 für R90:
 EI fi,eff,z  0,8   EI fi,f,z  1,0   EI fi,w,z  0,8   EI fi,c,z  0,8   EI fi,s,z
 EI fi,eff,z  0,8 1161  1,0  3,89  0,8 1079  0,8  2305  3640 kNm2
Eulersche Knicklast:
 2   EI fi,eff,z  2  3640
N fi,cr,z    7096 kN
lθ2 2, 25 2
Bezogener Schlankheitsgrad:
N fi,pl,R  Nfi,pl,Rd für  M,fi  1,00
N fi,pl,R 3455
θ    0,698
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N fi,cr,z 7096
Knickspannungslinie c:

255
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

  
  0,5  1     θ  0,2   θ 
2

  0,49

  0,5  1  0,49   0,698  0,2   0,6982   0,866


1 1
z    0,725
2 2 2
    θ 2 0,866  0,866  0,698
Bemessungswert der Grenznormalkraft:
N fi,Rd,z   z  N fi,pl,Rd  0,725  3455  2505 kN
Nachweis für zentrische Druckkraft:
N fi,Ed 2550
  1,02  1
N fi,Rd,z 2505

12. Exzentrizität der Belastung um die z-Achse:


Für mit einer Exzentrizität  beanspruchte Stützen darf der Bemessungswert der
Grenznormalkraft Nfi,Rd, wie folgt berechnet werden:
N
N fi,Rd,δ  N fi,Rd,z  Rd,δ (5.28)
N Rd
N
Npl,Rd

NRd,δ

NEd

Nfi,Rd,δ

MEd Mpl,Rd M

Abb. 5.14 Nachweis für exzentrische Belastung um die z-Achse

NRd ist der Bemessungswert der Tragfähigkeit bei Normaltemperatur für die
zentrische Normalkraft.
NRd, ist der Bemessungswert der Tragfähigkeit bei Normaltemperatur für die
exzentrische Normalkraft. Dabei ist der Faktor αM zu berücksichtigen. Dieser
Wert muss iterativ wie bei dem Tabellenverfahren als Schnittpunkt der Laststei-
gerungskurve nach Theorie II. Ordnung mit der M-N-Interaktion berechnet wer-
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den. Ein Nachweis für Druck und Biegung um die y-y-Achse ist in der Norm
nicht angegeben.

256
5.4 Vereinfachtes Berechnungsverfahren FRESH

5.4 Vereinfachtes Berechnungsverfahren FRESH


(Nachweisstufe 2)

5.4.1 Grundlagen des Berechnungsverfahrens

Im Folgenden wird ein vereinfachtes Rechenverfahren vorgestellt, das die


Grenztragfähigkeit von kammerbetonierten Stahlverbundstützen für Druck und
Biegung um die starke und schwache Achse für den Brandfall bestimmt. Die
folgenden Mathcadarbeitsblätter sind von Herrn Waldemar Dick und Herrn
Björn Lückhof [30] in ihrer Diplomarbeit entwickelt worden. Das Rechen-
modell FRESH (Fire Resistance of H-Profiles) basiert auf den Grundlagen des
Eurocodes 4 Teil 1-2 und wurde von der TU Braunschweig Anfang der 90er
Jahre im Rahmen eines Forschungsprojektes entwickelt 21 und 22. Es
werden Feuerwiderstandsklassen von R 30 bis R 180 berücksichtigt.
Grundlagen des Nachweisverfahrens:
Als Elastizitätsmodul des Betons wird ein Ursprungselastizitätsmodul festge-
legt. Bezugsgröße ist der Elastizitätsmodul Ecm des Betons. Für die Berechnung
der Verzweigungslast werden keine besonderen Reduktionsfaktoren eingeführt.
Der weitere Berechnungsablauf ist analog wie bei der Kaltbemessung von
Verbundstützen. Für den Brandfall wurden entsprechende Knickspannungskur-
ven 1 hergeleitet. Die Knickspannungskurven werden durch ein Polynom
beschrieben und sind in einen gedrungenen und schlanken Bereich unterteilt.
Bei einer exzentrischen Beanspruchung wird die zentrische Grenztragfähigkeit
über eine zu berechnende gleichgerichtete Ersatzausmitte mit einem Beiwert 2
entsprechend weiter abgemindert.

Dieses Rechenmodell basiert ebenfalls auf der Annahme, dass für bestimmte
Querschnittsbereiche der Stütze repräsentative Temperaturverläufe bestimmt
werden können. In Abhängigkeit von der Branddauer, in dem Beispiel 90 min,
werden der mittlere Festigkeitsverlust und die Reduktion des E-Moduls für diese
Bereiche angegeben, ohne dass eine spezielle Temperaturberechnung notwen-
dig ist.
Mit steigender Temperatur nehmen die Steifigkeiten der einzelnen Baustoffe ab.
Dabei beeinflussen die thermischen Materialkennwerte wie Wärmeleitfähigkeit,
spezifische Wärmekapazität und Dichte der Baustoffkomponenten die Erwär-
mung des Verbundstützenquerschnitts. Bis zu einer Temperaturerhöhung von
400 °C behält der Baustahl seine Festigkeit. Verdoppelt man jedoch die
Temperatureinwirkung auf 800 °C, verursacht dies eine Festigkeitsminderung
auf etwa 10 %. Beim Beton dagegen findet eine Reduktion der Festigkeit schon
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bei einem geringen Temperaturanstieg statt. In der Abb. 5.15 ist dargestellt, in
welche Bereiche der Verbundstützenquerschnitt unterteilt ist:

257
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

rs rw2 rw1 rf

rc1 u=50 mm

05
rc2

rc3

u=50 mm

05
05 05
u=50 mm u=50 mm
Abb. 5.15 Unterteilung des Verbundquerschnitts

Af , If – Flansche
Aw1 , Iw1 – Steg, Bereich 1
Aw2 , Iw2 – Steg, Bereich 2
As , Is – Bewehrung
Ac1 , Ic1 – Beton, Bereich 1
Ac2 , Ic2 – Beton, Bereich 2
Ac3 , Ic3 – Beton, Bereich 3

Der Schwerpunkt jedes einzelnen Stabes der Bewehrung sollte innerhalb der in
Abb. 5.16 dargestellten Flächen liegen, so dass die Achsabstände der Stäbe zur
Betonoberfläche den Mindestabstand von 40 mm nicht unterschreiten. Bei einer
Anordnung der Bewehrungsstäbe näher zur Innenkante des Stahlprofilflansches
liegt das Berechnungsverfahren FRESH auf der sicheren Seite.

60
05

05

40
115
15

Maße in mm

115
15

40
60
05
05

05 40 40 05
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05 15 15 05
60 115 115 60
Abb. 5.16 Bereiche für die Lage der Längsbewehrungsstäbe im Querschnitt

258
5.4 Vereinfachtes Berechnungsverfahren FRESH

5.4.2 Reduktionsfaktoren

Es werden alle für die Berechnung erforderlichen Reduktionsfaktoren nach [21]


angegeben.
Der Am/V-Wert ist der Quotient aus beflammtem Umfang zur Querschnittsfläche
und stellt den wichtigsten Einflussparameter bei dem beschriebenen
Rechenmodell dar. Des Weiteren wurde davon ausgegangen, dass die
Beflammung der Stütze allseitig und über die gesamte Stützenlänge gleichmäßig
erfolgt. Aufgrund dieser Annahme genügt es, nur einen Querschnitt der Stütze
zu untersuchen. Die in der DIN 4102, Teil 2-Bild 3, dargestellte Einheits-
Temperaturzeitkurve (ETK), siehe Abb. 5.17, wurde bei der Brand-
schutzbemessung als einwirkende Brandbeanspruchung zugrunde gelegt.

Abb. 5.17 Einheits-Temperaturzeitkurve (ETK)

Der gesamte Festigkeitsverlust der in Abb. 5.15 festgelegten Querschnittsberei-


che ist von verschiedenen Faktoren abhängig: Flanschdicke, Am/V-Wert, Feuer-
widerstandsdauer oder Breite der Betonbereiche 1 und 2.
Alle Reduktionsfaktoren, die den Index β haben, bezeichnen jeweils das Ver-
hältnis zwischen der noch vorhandenen Restfestigkeit des Querschnittsbereichs
nach der Brandeinwirkungsdauer und der Ausgangsfestigkeit im Kaltzustand.
Für die Bestimmung der Reduktionsfaktoren für die Betonbereiche 13 und den
Stegbereich 2 benötigt man den Am/V-Wert des vierseitig beflammten Quer-
schnitts.
Für die Bestimmung des Festigkeitsreduktionsfaktors der Bewehrung wird eine
Polynomfunktion dritten Grades angegeben. Diese Funktion darf für Feuer-
widerstandsdauer R 60 bis R 90 angewendet werden. Der Korrekturfaktor k, der
zum Reduktionsfaktor addiert werden muss, hängt von der Lage der Bewehrung
ab und wird in Abhängigkeit von der angestrebten Feuerwiderstandsdauer
bestimmt.
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Reduktionsfaktoren mit dem Index E berücksichtigen die Abnahme des


Elastizitätsmoduls infolge der Temperatureinwirkung. Ähnlich wie bei der

259
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

Bestimmung der Festigkeitsverluste hängen auch diese Faktoren vom Am/V-Wert


ab. Bei der Ermittlung des rsE-Faktors für die Betonstahlbewehrung müssen
zuerst Bewehrungskoeffizienten a und b ausgerechnet werden. Diese sind
wiederum von dem resultierenden Abstand des Bewehrungsstabes ures zur
inneren Ecke des Profilflansches abhängig.

Tabelle 5.10 Reduktionsfaktoren für R 30


Am/V [m-1] R 30
rw2β ≥6 1,0
rc1β ≥6 0,7190,0031 Am/V
rc2β ≥6 0,7690,0031 Am/V
rc3β ≥6 1,0250,125 Am/V
rsβ 1,0
6 ≤ Am/V  14 0,6880,0063 Am/V
rfE
> 14 1,300-0,0500 Am/V
rw1E ≥6 0,9880,0113 Am/V
rw2E ≥6 1,0490,0081 Am/V
6 ≤ Am/V  10 1,0250,0625 Am/V
rc1E
> 10 0,4830,0083 Am/V
rc2E 0,53750,00625 Am/V
rc3E 6 ≤ Am/V  22 1,0630,0188 Am/V
Flanschdicke tf [mm]
10 ≤ tf < 30 0,186+0,0205 tf
rfβ
tf ≥ 30 0,8
10 ≤ tf < 30 0,755+0,0082 tf
rw1β
tf ≥ 30 1,0

Tabelle 5.11 Reduktionsfaktoren für R 60


Fortsetzung S. 261
Am/V [m-1] R 60
6 ≤ Am/V  16 1,0
rw2β
>16 1,8000,0500 Am/V
6 ≤ Am/V  16 0,7200,0200 Am/V
rc1β
>16 0,4
rc2β ≥6 0,7060,0094 Am/V
rc3β ≥6 0,9750,0125 Am/V
= 2,27410,2207 Am/V +0,0114(Am/V)²
rsβ
0,0002(Am/V)³+(0,25/6)*(ures4) 0,25
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rfE ≥6 0,1830,0038 Am/V


rw1E ≥6 0,9880,0313 Am/V

260
5.4 Vereinfachtes Berechnungsverfahren FRESH

rw2E ≥6 1,0860,0244 Am/V


6 ≤ Am/V  10 0,8400,0700 Am/V
rc1E
>10 0,1730,0030 Am/V
rc2E 0,33750,00625 Am/V
rc3E 6 ≤ Am/V  10 1,2050,0575 Am/V
>10 0,9300,0300 Am/V
Flanschdicke tf [mm]
10 ≤ tf < 30 0,064+0,0045 tf
rfβ
tf ≥ 30 0,2
10 ≤ tf < 30 0,259+0,0114 tf
rw1β
tf ≥ 30 0,6

Tabelle 5.12 Reduktionsfaktoren für R 90


Am/V [m-1] R 90
6 ≤ Am/V  12 1,0300,0050 Am/V
rw2β 12 < Am/V  18 1,9100,0783 Am/V
> 18 1,1750,0375 Am/V
6 ≤ Am/V  16 0.5880,0230 Am/V
rc1β
> 16 0,22
6 ≤ Am/V  18 0,6500,0167
rc2β
> 18 0,4400,0050 Am/V
rc3β ≥6 0,9490,0181 Am/V
= 2,27410,2207 Am/V +0,0114(Am/V)²
rsβ
0,0002(Am/V)³+(0,25/6)*(ures4) 0,60
rfE ≥6 0,08
6 ≤ Am/V  17 0,8460,0409 Am/V
rw1E
> 17 0,3200,0100 Am/V
6 ≤ Am/V  18 1,2100,0517 Am/V
rw2E
> 18 0,8650,0325 Am/V
6 ≤ Am/V  10 0,6100,0550 Am/V
rc1E
> 10 0,06
rc2E 0,22050,00625 Am/V
6 ≤ Am/V  10 1,2750,0825 Am/V
rc3E 10 < Am/V  17 0,8930,0443 Am/V
> 17 0,2760,0080 Am/V
Flanschdicke tf [mm]
10 ≤ tf < 30 0,053+0,0009 tf
rfβ
7541014/10787806875Biblio

tf ≥ 30 0,08
10 ≤ tf < 30 0,095+0,0068 tf
rw1β
tf ≥ 30 0,3

261
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

Tabelle 5.13 Reduktionsfaktoren für R 120


Am/V [m-1] R 120
6 ≤ Am/V  10 1,3000,0500 Am/V
rw2β 10 < Am/V  18 1,4880,0688 Am/V
> 18 0,4750,0125 Am/V
6 ≤ Am/V  16 0,4940,0240 Am/V
rc1β
> 16 0,11
6 ≤ Am/V  18 0,6500,0250 Am/V
rc2β
> 18 0,2900,0050 Am/V
rc3β ≥6 0,9940,0306 Am/V
= 2,27410,2207 Am/V +0,0114(Am/V)²
rsβ
0,0002(Am/V)³+(0,15/7)*(ures4) 0,75
rfE ≥6 0,06
6 ≤ Am/V  10 0,7000,0500 Am/V
rw1E
> 10 0,3080,0108 Am/V
6 ≤ Am/V  15 1,2670,0711 Am/V
rw2E
> 15 0,4140,0143 Am/V
6 ≤ Am/V  10 0,4400,0400 Am/V
rc1E
> 10 0,04
rc2E 0,12130,00188 Am/V
rc3E 6 ≤ Am/V  10 1,3000,1000 Am/V
10 ≤ Am/V  17 0,614v0,0314 Am/V
> 17 0,1820,0060 Am/V
Flanschdicke tf[mm]
rfβ 10 ≤ tf < 32 0,05
10 ≤ tf < 30 0,041+0,0036 tf
rw1β
tf ≥ 30 0,15

Tabelle 5.14 Reduktionsfaktoren für R 180


Fortsetzung S. 263
Am/V [m-1] R 180
6 ≤ Am/V  12 1,7500,1250 Am/V
rw2β
> 12 0,4300,0150 Am/V
6 ≤ Am/V  15 0,2300,0133 Am/V
rc1β
> 15 0,03
6 ≤ Am/V  17 0,5140,0273 Am/V
rc2β
> 17 0,1180,0040 Am/V
6 ≤ Am/V  16 1,0340,0490 Am/V
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rc3β
> 16 0,5170,0167 Am/V
= 2,27410,2207 Am/V +0,0114(Am/V)²
rsβ
0,0002(Am/V)³+(0,80)

262
5.4 Vereinfachtes Berechnungsverfahren FRESH

rfE ≥6 0,03
6 ≤ Am/V  10 0,3500,0250 Am/V
rw1E
> 10 0,1580,0058 Am/V
6 ≤ Am/V  11 1,5520,1320 Am/V
rw2E
> 11 0,1600,0055 Am/V
6 ≤ Am/V  10 0,1550,0130 Am/V
rc1E
> 10 0,025
rc2E 0,07500,00250 Am/V
6 ≤ Am/V  10 1,1750,1075 Am/V
rc3E
> 10 0,1670,0067 Am/V
Flanschdicke tf [mm]
rfβ 10 ≤ tf < 32 0,03
10 ≤ tf < 30 0,039+0,0014 tf
rw1β
tf ≥ 30 0,08

Tabelle 5.15 Bewehrung Koeffizient a


ures [cm] a
≤ 10 0,750+(0,25/6) (ures4)
R 30
> 10 1,0
≤ 10 0,400+(0,52/6) (ures 4)
R 60
> 10 0,92
≤ 10 0,160+(0,66/6) (ures4)
R 90
> 10 0,82
≤ 10 0,100+(0,45/6) (ures4)
R 120
> 10 0,55
≤ 10 0,050+(0,11/6) (ures4)
R 180
> 10 0,115+(0,06/8) (ures4)

Tabelle 5.16 Bewehrung Koeffizient b


ures [cm] b
R 30 ≥4 0,0
≤ 10 0,006+(0,0106/6) (ures4)
R 60
> 10 0,0166
≤ 10 0,004+(0,0220/6) (ures4)
R 90
> 10 0,026
≤ 10 0,001+(0,0270/6) (ures4)
R 120
> 10 0,028
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R 180 ≥4 (0,012/14) (ures4)

263
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

ures  u12  u22


u1 Achsabstand des Bewehrungsstabes zur Flanschinnenkante
u2 Achsabstand des Bewehrungsstabes zur Betonoberfläche
A 
rsE  a  b   m  6 
 V 

Berechnung der Knickspannungslinie κ1

1  (c1  c2    c3   2  c4   3 )  c5

Tabelle 5.17 Beiwert zur Berechnung der zentrischen Traglast


Koeffizient c1 c2 c3 c4 c5

Starke λ<0,45 1,0 0,2573 2,1902 0,1362 1,0014+0,0371(Am/V 10)


2
2,1722 1,2844 0,2574 0,0014(Am/V 10) ≥ 1,0
Achse
λ≥0,45 1,3911
Schwache λ<0,6 1,0 -0,1750 0,5625 0,3125
1,0
Achse
λ≥0,6 1,5291 2,1536 1,2162 v0,2462

Berechnung des Beiwertes κ2 zur Berechnung der exzentrischen Traglast

 2  1,0  2,6506  (e / h)  4,0936  (e / h ) 2  2,8924  (e / h )3  0,7505  (e / h ) 4

κ2(t) 1

0,8

0,6

0,4

0,2

0
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1
bezogene Lastausmitte e/b bzw. e/h
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Abb. 5.18 Beiwert zur Berechnung der exzentrischen Traglast

264
5.4 Vereinfachtes Berechnungsverfahren FRESH

Anwendungsgrenzen des Verfahrens


Es sind die folgenden Bedingungen einzuhalten:
6 [m-1] ≤ Am/V ≤ 22 [m-1]
h/b ≤3
tf ≤ 40 mm
≤ h/10
tw/ tf ≥ 0,5
b/ tw ≥ 15
≥ Am/V [m-1]
Folgende Mindestabmessungen der Querschnitte sind einzuhalten:
R 30: min h = min b = 140 mm
R 60: min h = min b = 180 mm
R 90: min h = min b = 220 mm
R 120: min h = min b = 280 mm
R 180: min h = min b = 300 mm

5.4.3 Druck und Biegung um die starke Achse

Die Größe der einzelnen Bereiche ergibt sich aus den Profilabmessungen und
der Festlegung der Breite für die Betonbereiche 1 und 2. Dem folgenden
Beispiel wird der Querschnitt nach Abb. 5.19 und das System mit Belastung
nach Abb. 5.10 zugrunde gelegt.
17,5

HEA 360
05
112,5 45
05

S 355
 28 BSt 500
15

C 50/60
350
315
5

45
45 112,5
15
05
17,5
05

05 15 0,00 1 5 05
45 100 10 100 45
4
300
5

Abb. 5.19 Querschnitt und Lage der Längsbewehrungsstäbe

Alle für die Bemessung erforderlichen Daten wie Systemabmessungen,


Belastung, Abminderungsfaktoren, gewähltes Stahlprofil, Bewehrungswahl und
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Baustoffkennwerte, werden in die gelb hinterlegten Felder eingegeben. Bei


diesen Eingaben müssen die Einheiten beachtet werden. Es wird angenommen,
dass eine konstruktive Einspannung am Fundament vorliegt.

265
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

Brandschutzbemessung - Verbundstütze R 90
Vereinfachtes Berechnungsverfahren um die starke Achse nach FRESH

System, Querschnitt und Baustoffe

L  4.5m Länge der Stütze

ey  0.3 m Exzentrizität

  0.5 Knicklängenbeiwert nach DIN EN 1994-1-2, 4.3.5.1 (8) bis (10)

  1.0 Knicklängenbeiwert im Kaltzustand

Knicklänge im Brandfall: l  L   2.25 m

Bemessungswerte der Einwirkungen im Brandfall:


Nfi.Ed  2550kN

Mfi.Ed  112.5kN m

Stahlprofil:

HEA 360 h  350mm b  300mm


2
tw  10mm tf  17.5mm Aa  143cm

u1  45mm u2  45mm r  27mm

u  50 mm
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Bewehrung:
2
 
As  nA  
2
nA  6 nI  4   28mm  As  36.95 cm
2

266
5.4 Vereinfachtes Berechnungsverfahren FRESH

Baustoffe:

Im Brandfall gilt:  M.fi.a  1.0  M.fi.s  1.0  M.fi.c  1.0

Beton: kN fck kN
fck  5.0  fcd   5.0 
2  M.fi.c 2
cm cm

kN
Ecm  3700
2
cm

kN fak kN
Baustahl: fak  35.5  fad   35.5 
2  M.fi.a 2
cm cm

kN
Ea  21000
2
cm

kN fsk kN
fsk  50  fsd   50.0 
2  M.fi.s 2
cm cm

kN
Es  20000
2
cm

Überprüfung der Anwendungsgrenzen des Verfahrens für R 90:

Das Berechnungsverfahren darf nur für Stützen in ausgesteiften Tragwerken angewendet


werden.
2
Betonfläche: Ac  h b  As  Aa Ac  870.055 cm
2
Am  2 ( h  b ) V  h b  1050 cm

Am 1
6 [m-1] ≤  12.38 m ≤ 22 [m-1]
V
h
 1.17 ≤ 3
b
h
tf  17.5 mm ≤ 40 mm und  35 mm
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10
tw
 0.57 ≥ 0.5
tf

267
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

b
 30 ≤ 15
tw
b Am 1
 30 ≤  12.381
tw V m

b  300 mm > 220 mm bei R 90

h  350 mm > 220 mm bei R 90

As 1 % bei Am/V = 6 m-1


 4.07 % ≤
Ac  As
3 % bei Am/V = 22 m-1

Flächen und Trägheitsmomente der einzelnen Querschnittsbereiche:


2
Af  2 b tf  105 cm
2 2 2
Aw1  2 tw u  4 r   r  16.258 cm

Aw2   h  2 tf  2 u tw  21.5 cm


2

2
As  36.945 cm
2
Ac1  2 u b  Aw1  283.742 cm

Ac2  2 u  h  2 tf  2 u  215 cm


2

Ac3  ( b  2 u)  h  2 tf  2u  Aw2  As  371.555 cm


2

 tf 3  h  tf  
2

If  2 b   b tf    29048 cm
4
 12  2 
 u
3
h u
2 2 2
4 r   r  h 
2
Iw1  2 tw   tw u   tf      tf  0.22337 r  
 12 2 2 2 2 
4
Iw1  3212 cm

 h  2 tf  2 u 3 4
Iw2  tw   828 cm
12
2 2
Is  nI  
    h  t  u   3117 cm4
  f 1
2 2 
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268
5.4 Vereinfachtes Berechnungsverfahren FRESH

 b u3  h  t  u    I  50082 cm4


2
Ic1  2  b u  f  w1
 12 2 2 

 h  2 tf  2 u 3 2 u 4
Ic2   8282 cm
12

 h  2 tf  2 u 3 (b  2 u) 4


Ic3   Iw2  Is  12619 cm
12

Festigkeitsreduktionsfaktoren für R 90:

Am 1
tf  17.5 mm  12.381
V m

1
r1  0.053  0.0009 tf  10 < tf < 30
mm
r2  0.08 tf > 30
=============
rfß  r1  0.069

1
r3  0.095  0.0068 tf  10 < tf < 30
mm

r4  0.3 tf > 30
=============
rw1ß  r3  0.214
Am
r5  1.030  0.0050  m 6 < Am/V < 12
V
Am
r6  1.910  0.0783  m 12 < Am/V < 18
V
Am
r7  1.175  0.0375  m Am/V > 18
V
=============
rw2ß  r6  0.941

Am
r8  0.588  0.0230  m 6 < Am/V < 16
V
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269
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

r9  0.22 Am/V > 16


=============
rc1ß  r8  0.303

Am
r10  0.650  0.0167  m 6 < Am/V < 18
V

Am
r11  0.440  0.0050  m Am/V > 18
V
=============
rc2ß  r10  0.443

Am
rc3ß  0.949  0.0181  m  0.725 Am/V > 6
V

2 2
ures  u1  u2
ures  6.36 cm

0.25  ures 
k    4   0.60 k  0.502
6  cm 
2 3
Am m  Am m   Am m 
rsß  2.2741  0.2207   0.0114    0.0002    k  0.408
V  V   V 

Reduktionsfaktoren für den E-Modul für R 90:

Am 1
 12.381
V m
rfE  0.08 Am/V > 6

Am m
r13  0.846  0.0409  6 < Am/V < 17
V
Am m
r14  0.320  0.0100  Am/V > 17
V
=============
rw1E  r13  0.34
Am m
r15  1.210  0.0517  6 < Am/V < 18
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270
5.4 Vereinfachtes Berechnungsverfahren FRESH

Am m
r16  0.865  0.0325  Am/V > 18
V
=============
rw2E  r15  0.57

Am m
r17  0.610  0.0550  6 < Am/V < 10
V
r18  0.06 Am/V > 10
=============

rc1E  r18  0.06

Am m
rc2E  0.2205  0.00625   0.143
V
Am m
r19  1.275  0.0825  6 < Am/V < 10
V
Am m
r20  0.893  0.0443  10 < Am/V < 17
V
Am m
r21  0.276  0.0080  Am/V > 17
V
=============
rc3E  r20  0.345

ures  6.364 cm

0.66  ures 
a1  0.160    4 ures < 10
6  cm 
a2  0.82 ures > 10

=============
a90  a1  0.42

0.0220  ures 
b1  0.004    4 ures < 10
6  cm 
b2  0.026 ures > 10
=============
b90  b1  0.0127
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 Am m 
rsE  a90  b90   6   0.339
 V 

271
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

Plastische Normalkraft:

Nfi.pl.Rd.a   Af rfß  Aw1 rw1ß  Aw2 rw2ß  fad  1097.67 kN

Nfi.pl.Rd.c   Ac1 rc1ß  Ac2 rc2ß  Ac3 rc3ß  fcd  2253.4 kN

Nfi.pl.Rd.s  As rsß fsd  753.75 kN

Nfi.pl.Rd  Nfi.pl.Rd.a  Nfi.pl.Rd.c  Nfi.pl.Rd.s  4104.81 kN

Wirksame Biegesteifigkeit:

EIa.  Ea  If rfE  Iw1rw1E  Iw2rw2E  8162 kN m


2

EIc.  Ecm Ic1 rc1E  Ic2 rc2E  Ic3 rc3E  3159 kN m
2

2
EIs.   Is Es rsE  2115 kN m
2
EIfi.eff  EIa.  EIc.  EIs.   13436 kN m

Ideale Knicklast:
2
 EIfi.eff
Nfi.cr   26193.792 kN
2
l

Zentrische Traglast:

Nfi.pl.Rd
   0.396
Nfi.cr
2
 Am m   Am m 
c5  1.0014  0.0371   10   0.0014   10   1.082
 V   V 

κ 1.1 wenn:   0.45 κ 1.2 wenn:    0.45

 1.1
2
 3

 1.3911   2.1722     1.2844    0.2574    c5  0.775

 1.2
2
 3

 1.0   0.2573     2.1902    0.1362    c5  0.812

1   1.1 if    0.45
 1.2 otherwise
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1  0.812

272
5.4 Vereinfachtes Berechnungsverfahren FRESH

Nfi.Rd   1 Nfi.pl.Rd  3331236.953 N

Nachweis:
Nfi.Ed
 0.765 ≤ 1 0
Nfi.Rd

Gleichgerichtete Ersatzausmitte:
Mfi.Ed
e1   0.044 m
Nfi.Ed
e2  0cm
e2
  0
e1

  0.515 für den Kaltzustand mit Länge   L  4.5 m

 e1  h
  0.35 0.3    
 h  e1
ba  e  0.205
 1.0
bb  ba   1.0  ba  

 0.603
2.0

eers  e1bb  2.658 cm

2 3 4
 eers   eers   eers   eers 
2  1.0  2.6506    4.0936    2.8924    0.7505  
 h   h   h   h 
2  0.821

Exzentrische Traglast:

Nfi.Rd.   2 Nfi.Rd  2735.148 kN


Nachweis:
Nfi.Ed
 0.932 ≤ 1 0
Nfi.Rd.
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Diese Verbundstütze mit zentrischer und exzentrischer Belastung um die starke


Achse erfüllt die Anforderung an die Feuerwiderstandsklasse R 90.

273
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

5.4.4 Druck und Biegung um die schwache Achse

Beim Nachweis um die schwache Achse ändern sich nicht die temperatur-
bedingten Reduktionsfaktoren von Festigkeiten, E-Moduln und die plastische
Normalkraft des Verbundstützenquerschnitts. Es sind die Trägheitsmomente der
einzelnen Bereiche um die schwache Achse zu berechnen. Für den Knicknach-
weis ändert sich aber die Knickspannungslinie. Hier ist zu berücksichtigen: nA =
nI = 6.

Flächen und Trägheitsmomente der einzelnen Querschnittsbereiche:


2
Af  2 b tf  105 cm
2 2 2
Aw1  2 tw u  4 r   r  16.258 cm

Aw2   h  2 tf  2 u tw  21.5 cm


2

2
As  36.945 cm
2
Ac1  2 u b  Aw1  283.742 cm

Ac2  2 u  h  2 tf  2 u  215 cm


2

Ac3  ( b  2 u)  h  2 tf  2u  Aw2  As  371.555 cm


2

 b3 
If  2 tf    7875 cm4
 12 
 2 2
4 r   r  tw  
2
 3 u 4
Iw1  2  tw     0.22337 r   8.448 cm
 12 2 2 

3 h  2 tf  2 u 4
Iw2  tw   1.792 cm
12

2 2
    b  2 u2   4073 cm4
Is  nI     
2  2 
  u b 3  
Ic1  2   Iw1  22492 cm4
  12  
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  h  2 tf  2 u u3 2


Ic2  2
 b u
  h  2 tf  2 u u    
 12  2 2 
4
Ic2  34042 cm

274
5.4 Vereinfachtes Berechnungsverfahren FRESH

 h  2 tf  2 u (b  2 u)3 4


Ic3   Iw2  Is  10258 cm
12

Plastische Normalkraft:

Nfi.pl.Rd.a   Af rfß  Aw1 rw1ß  Aw2 rw2ß  fad  1097.67 kN

Nfi.pl.Rd.c   Ac1 rc1ß  Ac2 rc2ß  Ac3 rc3ß  fcd  2253.4 kN

Nfi.pl.Rd.s  As rsß fsd  753.75 kN

Nfi.pl.Rd  Nfi.pl.Rd.a  Nfi.pl.Rd.c  Nfi.pl.Rd.s  4104.81 kN

Wirksame Biegesteifigkeit:

EIa.  Ea  If rfE  Iw1rw1E  Iw2rw2E  1331 kN m


2

EIc.  Ecm Ic1 rc1E  Ic2 rc2E  Ic3 rc3E  3610 kN m
2

2
EIs.   Is Es rsE  2763 kN m
2
EIfi.eff  EIa.  EIc.  EIs.   7704 kN m

Ideale Knicklast:
2
 EIfi.eff
Nfi.cr   15019 kN
2
l

Zentrische Traglast:

Nfi.pl.Rd
   0.523
Nfi.cr

c5  1.0 κ 1.1 wenn:    0.6 κ 1.2 wenn:    0.6

 1.1
2 3

 1.5291   2.1536     1.2162    0.2462    c5  0.7 
 1.2
2

 1.0   0.1750     0.5625    0.3125    c5  0.71
3

1   1.1 if    0.6
 1.2 otherwise
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1  0.71

Nfi.Rd   1 Nfi.pl.Rd  2914967.093 N

275
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

Nachweis:
Nfi.Ed
 0.875 ≤ 1 0
Nfi.Rd

Maßgebend ist hier der Nachweis um die starke Achse. Man kann nicht davon
ausgehen, dass stets der Nachweis um die z-z-Achse maßgebend wird.

5.5 Vereinfachtes Berechnungsverfahren FIRE-CHS


(Nachweisstufe 2)

5.5.1 Grundlagen des Berechnungsverfahrens

Es wird ein vereinfachtes Rechenverfahren zur brandschutztechnischen Bemes-


sung von Verbundstützen aus betongefüllten runden Stahl-Hohlprofilen für
Druck und Biegung vorgestellt. Das Rechenmodell FIRE-CHS (Fire Resis-
tance of Circular Hollow-Sections) basiert auf den Grundlagen des Eurocodes 4
Teil 1-2 und wurde von der TU Braunschweig Anfang der 90er Jahre im
Rahmen eines Forschungsprojektes entwickelt 23. Es werden Feuerwider-
standsklassen von R 30 bis R 180 berücksichtigt.
Grundlagen des Nachweisverfahrens:
Als Elastizitätsmodul des Betons wird der Ursprungselastizitätsmodul festge-
legt. Bezugsgröße ist der Elastizitätsmodul Ecm des Betons.
Für die Berechnung der Verzweigungslast werden keine besonderen Reduk-
tionsfaktoren eingeführt.
Der weitere Berechnungsablauf ist analog wie bei der Kaltbemessung von
Verbundstützen. Für den Brandfall wurden entsprechende Knickspannungs-
kurven 1 hergeleitet. Die Knickspannungskurven werden durch ein Polynom
beschrieben und sind in einen gedrungenen und schlanken Bereich unterteilt.
Es wird eine konstante exzentrische Beanspruchung berücksichtigt. Die
zentrische Grenztragfähigkeit wird mit einem Beiwert 2 entsprechend weiter
abgemindert.
Dieses Rechenmodell basiert ebenfalls auf der Annahme, dass für bestimmte
Querschnittsbereiche der Stütze repräsentative Temperaturverläufe bestimmt
werden können. In Abhängigkeit von der Branddauer, in dem Beispiel 90 min,
wird der mittlere Festigkeitsverlust und die Reduktion des E-Moduls für diese
Bereiche angegeben, ohne dass eine spezielle Temperaturberechnung notwen-
dig ist.
Mit steigender Temperatur nehmen die Steifigkeiten der einzelnen Baustoffe ab.
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Dabei beeinflussen die thermischen Materialkennwerte wie Wärmeleitfähigkeit,


spezifische Wärmekapazität und Dichte der Baustoffkomponenten die Erwär-
mung des Verbundstützenquerschnitts.

276
5.5 Vereinfachtes Berechnungsverfahren FIRE-CHS

Bis zu einer Temperaturerhöhung von 400 °C behält der Baustahl seine


Festigkeit. Verdoppelt man jedoch die Temperatureinwirkung auf 800 °C,
verursacht dies eine Festigkeitsminderung auf etwa 10%. Beim Beton dagegen
findet eine Reduktion der Festigkeit schon bei einem geringen Temperaturan-
stieg statt. In der Abb. 5.20 ist dargestellt, in welche Bereiche der Verbund-
stützenquerschnitt zu unterteilen ist.

ra
rs

rc1 rc2 50 mm
1

40 mm ≤ u ≤ 60 mm
0
5

ta
0,00

8
D
Abb. 5.20 Unterteilung des Verbundquerschnitts in verschiedene
Festigkeits- und Steifigkeitsbereiche

AR, IR  Stahlrohr
As, Is  Bewehrung
Ac1, Ic1  äußere Betonfläche
Ac2, I2  innere Betonfläche

Der Schwerpunkt jedes einzelnen Stabes der Bewehrung sollte innerhalb des in
Abb. 5.20 dargestellten Abstandes liegen.

5.5.2 Reduktionsfaktoren

Es werden alle für die Berechnung erforderlichen Reduktionsfaktoren nach [23]


angegeben.
Der Am/V-Wert ist der Quotient aus beflammtem Umfang zur Querschnittsfläche
und stellt den wichtigsten Einflussparameter bei dem beschriebenen
Rechenmodell dar. Des Weiteren wurde davon ausgegangen, dass die
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Beflammung der Stütze allseitig und über die gesamte Stützenlänge gleichmäßig
erfolgt. Aufgrund dieser Annahme genügt es, nur einen Querschnitt der Stütze
zu untersuchen. Die in der DIN 4102, Teil 2-Bild 3, dargestellte Einheits-

277
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

Temperaturzeitkurve (ETK) wurde bei der Brandschutzbemessung als


einwirkende Brandbeanspruchung zugrunde gelegt.
Der gesamte Festigkeitsverlust der in Abb. 5.20 festgelegten Querschnitts-
bereiche ist von dem Am/V-Wert (U/A) und der Feuerwiderstandsdauer abhängig.
Alle Reduktionsfaktoren, die den Index β haben, bezeichnen jeweils das
Verhältnis zwischen der noch vorhandenen Restfestigkeit des Querschnitts-
bereichs nach der Brandeinwirkungsdauer und der Ausgangsfestigkeit im
Kaltzustand.
Reduktionsfaktoren mit dem Index E berücksichtigen die Abnahme des
Elastizitätsmoduls infolge der Temperatureinwirkung. Ähnlich wie bei der
Bestimmung der Festigkeitsverluste hängen auch diese Faktoren vom U/A-Wert
ab.
Tabelle 5.18 Reduktionsfaktoren für R 30
U/A [m-1] R 30
≤13 1,2250,0474 U/A
raβ
>13 0,894v0,0218 U/A
rsβ 1,0
 14 0,7450,0001 U/A
rc1β
> 14 0,7580,0010 U/A
 15 0,9210,0030 U/A
rc2β
> 15 0,9720,0064 U/A
 14 0,9720,0431 U/A
raE
> 14 0,5760,0148 U/A
rsE 0,945
 15 0,4750,0038 U/A
rc1E
> 15 0,5840,0111 U/A
 14 0,9210,0046 U/A
rc2E
> 14 1,0050,0106 U/A

Tabelle 5.19 Reduktionsfaktoren für R 60


Fortsetzung auf S. 279
U/A [m-1] R 60
≤11 0,3100,0188 U/A
raβ
>11 0,1240,0019 U/A
rsβ 1,035*EXP(0,0060 U/A)
 16 0,5480,0054 U/A
rc1β
> 16 0,6840,0139 U/A
rc2β 0,8940,0078 U/A
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 11 0,1480,0052 U/A
raE
> 11 0,1000,0008 U/A
rsE 0,774*EXP(0,0069 U/A)

278
5.5 Vereinfachtes Berechnungsverfahren FIRE-CHS

 11 0,2110,0102 U/A
rc1E
> 11 0,1130,0012 U/A
 12 0,9040,0258 * U/A
12 < U/A ≤
rc2E 0,6600,0055 U/A
15
>15 0,9740,0264 U/A

Tabelle 5.20 Reduktionsfaktoren für R 90


U/A [m-1] R 90
≤11 0,0920,0034 U/A
raβ
>11 0,0590,0004 U/A
rsβ 1,051*EXP(0,0391 U/A)
 16 0,3420,0036 U/A
rc1β
> 16 0,436-0,0095 U/A
 17 0,8120,0049 U/A
rc2β
> 17 1,6970,0570 U/A
 11 0,0890,0019 U/A
raE
> 11 0,0740,0005 U/A
rsE 0,844*EXP(0,0510 U/A)
rc1E 0,0910,0012 U/A
 15 0,7160,0229 * U/A
rc2E 15<U/A≤ 21 1,0430,0447 U/A
>21 0,1950,0043 U/A

Tabelle 5.21 Reduktionsfaktoren für R 120


U/A [m-1] R 120
≤12 0,0530,0008 U/A
raβ
>12 0,0470,0003 U/A
rsβ 0,880*EXP(0,0754 U/A)
 15 0,2580,0036 U/A
rc1β
> 15 0,3120,0072 U/A
 12 0,7940,0051 U/A
rc2β
> 12 1,2770,0453 U/A
 12 0,0670,0011 U/A
raE
> 12 0,059-0,0004 U/A
rsE 0,479*EXP(0,0645 U/A)
rc1E 0,0770,0012 U/A
 17 0,7470,0385 U/A
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rc2E
>17 0,1520,0035 U/A

279
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

Tabelle 5.22 Reduktionsfaktoren für R 180


U/A [m-1] R 180
≤13 0,0360,0005 U/A
raβ
>13 0,0330,0002 U/A
rsβ 0,279*EXP(-0,0776 U/A)
rc1β 0,1850,0051 U/A
 10 0,9510,0271 U/A
rc2β 10<U/A> 14 1,5880,0907 U/A
> 14 0,6540,0240 U/A
 14 0,0450,0006 U/A
raE
> 14 0,0400,0002 U/A
rsE 0,144*EXP(-0,0382 U/A)
rc1E 0,0580,0012 U/A
 11 0,6350,0493 U/A
rc2E
>11 0,139v0,0042 U/A

Berechnung der Knickspannungslinie κ1


1  (c1  c2    c3   2  c4   3 )

Tabelle 5.23 Beiwerte zur Berechnung der zentrischen Traglast


Koeffizient λ ≤ 0,4 0,4 < λ ≤ 1 ,5 λ > 1,5

c1 0,9991 1,1508 0,1464


c2 0,1080 1,0822 0,0232
c3 1,8304 0,0556 0,000
c4 0,000 0,1360 0,000

Φδ 1

0,8

0,6 L/D=16
L/D=12
0,4 L/D=10
L/D=8
0,2 L/D=6

0
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5
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δ/D
Abb. 5.21 Beiwert Φδ zur Berechnung der exzentrischen Traglast

280
5.5 Vereinfachtes Berechnungsverfahren FIRE-CHS

Anwendungsgrenzen des Verfahrens


Es sind die folgenden Bedingungen einzuhalten:
7 [m-1] ≤ Am/V ≤ 24 [m-1]
D/ tw ≥ 25
Folgende Mindestdurchmesser der Querschnitte und Mindestachsabstände der
Längsbewehrung sind einzuhalten:

R 30: min D = 160 mm min u = 25 mm


R 60: min D = 200 mm min u = 30 mm
R 90: min D = 220 mm min u = 40 mm
R 120: min D = 260 mm min u = 50 mm
R 180: min D = 400 mm min u = 60 mm

Weiterhin sind folgende Mindestbewehrungen zu berücksichtigen:

R 30: min As / (Ac+ As) = 0,0 %


R 60: min As / (Ac+ As) = 0,8 %
R 90R 180: min As / (Ac+ As) = 1,0 %

5.5.3 Druck und Biegung

In dem folgenden Beispiel soll angenommen werden, dass die Stütze über zwei
Geschosse durchläuft und an den Stüzenenden gelenkig gelagert ist. Das Exzen-
trizitätsmoment wirkt in der Mitte der Zweifeldstütze. Das untere Geschoss ist
brandbeansprucht. Die Belastung und der Querschnitt sind in Abb. 5.22
angegeben.
Für das System der Kaltbemessung erhält man unter Berücksichtigung des
Kriechens die Biegesteifigkeit:
( EI ) eff  77914 kNm 2
Für die Heißbemessung ergibt sich:
( EI )fi,eff  20190 kNm 2
Die Verzweigungslast wird für dieses System mit GWSTATIK berechnet.
N fi,cr  16790 kN

 2   EI fi,eff,  2  20190
lθ    3,45 m
Nfi,cr 16790
lθ 3, 45
θ    0,767
L 4,50
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281
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

2884 kN 1740 kN

4.50 m
EI EI

35
1341 kN 810 kN
112,5 kNm
189 kNm

4.50 m
EI EIfi,eff
35

Kaltbemessung Heißbemessung

406,5
8
310

8,80,00
6

16  25
BSt 500

Abb. 5.22 System und Querschnitt


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282
5.5 Vereinfachtes Berechnungsverfahren FIRE-CHS

Brandschutzbemessung - Verbundstütze mit Bewehrung R 90


Vereinfachtes Berechnungsverfahren nach FIRE-CHS

System, Querschnitt und Baustoffe

l  4.5m Länge der Stütze

  0.767 Knicklängenbeiwert im Brandfall

Knicklänge im Brandfall: l  l    3.452 m

Bemessungswerte der Einwirkungen im Brandfall:

Nfi.Ed  2550kN

Mfi.Ed  112.5kN m

Stahlrohr:

Rohr: da  406.4mm t  8.8mm

di  da  2 t  38.88 cm
 2  2 2
Aa  d a  di  109.921 cm
4 4
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 4  4 4
Ia  da  di  21731.734 cm
64 64

283
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

Bewehrung:
2
As  n  
    78.54 cm2
n  16   25mm 
2
4 3
Is  9437cm Wpl.s  765cm

Baustoffe:

Im Brandfall gilt:  M.fi.a  1.0  M.fi.s  1.0  M.fi.c  1.0

kN fck kN
Beton: fck  3.0  fcd   3.0 
2  M.fi.c 2
cm cm

kN
Ecm  3300
2
cm

kN fak kN
Baustahl: fak  23.5  fad   23.5 
2  M.fi.a 2
cm cm

kN
Ea  21000
2
cm

kN fsk kN
Bewehrung: fsk  50  fsd   50.0 
2  M.fi.s 2
cm cm

kN
Es  20000
2
cm

Überprüfung der Anwendungsgrenzen des Verfahrens:

Das Berechnungsverfahren darf nur auf Stützen in ausgesteiften Tragwerken angewendet


werden.
U  da   1.277 m

 2 2
A  da  0.13 m
4

U 1
7 [m-1] ≤  9.84 m ≤ 24 [m-1]
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A
da
 46.18 ≥ 25
t

284
5.5 Vereinfachtes Berechnungsverfahren FIRE-CHS

Flächen und Trägheitsmomente der einzelnen Querschnittsbereiche:


Beton:

dc  da  100mm  30.64 cm


Betonfläche 1
Für die Überlagerung der Flächen gilt:
Bewehrung liegt in der Betonfläche 1

 2  2 2
Ac1  di  dc  As  371.371 cm
4 4

 4  4 4
Ic1  d i  dc  Is  59469 cm
64 64
Betonfläche 2
 2 2
Ac2  dc  737.339 cm
4

 4 4
Ic2  dc  43263.828 cm
64
2
Ac  Ac1  Ac2  1108.711 cm

As
 6.62 % ≥ 1 0%
Ac  As
Reduktionsfaktoren für R 90:
U
r1  0.092  0.0034  m  0.059 U/A ≤ 11
A

U
r2  0.059  0.0004  m  0.055 U/A > 11
A
U 1
raß  r1 if  11m
A
r2 otherwise
=============
raß  0.059

 0.0391  U m
 
r3  1.051 e
A  =============
 0.715
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rsß  r3  0.715

285
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

U
r4  0.342  0.0036  m  0.307 U/A ≤ 16
A

U
r5  0.436  0.0095  m  0.342 U/A > 16
A

U 1
rc1ß  r4 if  16m
A
r5 otherwise
=============
rc1ß  0.307
U
r6  0.812  0.0049  m  0.764 U/A ≤ 17
A
U
r7  1.697  0.0570  m  1.136 U/A > 17
A

U 1
rc2ß  r6 if  17m
A
r7 otherwise
============

rc2ß  0.764
U
r8  0.089  0.0019  m U/A ≤ 11
A
U
r9  0.074  0.0005  m  0.069 U/A > 11
A
U 1
raE  r8 if  11m
A
r9 otherwise
=============
raE  0.07
 0.0510  U m
 
 0.844 e
A 
r10  0.511 =============

rsE  r10  0.511

U =============
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r11  0.091  0.0012  m  0.079


A
rc1E  r11  0.079

286
5.5 Vereinfachtes Berechnungsverfahren FIRE-CHS

U
r12  0.716  0.0229  m  0.491 U/A ≤ 15
A
U
r13  1.043  0.0447  m  0.603 15 < U/A ≤ 21
A

U
r14  0.195  0.0043  m  0.153 U/A > 21
A

U 1
rc2E  r13 if  21m
A
U 1
r12 if  15m
A
U 1
r14 if  21m
A
=============
rc2E  0.491

Vollplastische Normalkraft:
kN
fa.  fad raß  1.376 
2
cm
kN
fs.   fsd rsß  35.763 
2
cm
kN
fc1.  fcd rc1ß  0.92 
2
cm

kN
fc2.  fcd rc2ß  2.291 
2
cm
Nfi.pl.Rd.a  fa. Aa  151.2 kN

Nfi.pl.Rd.c1  fc1. Ac1  341.55 kN

Nfi.pl.Rd.c2  fc2. Ac2  1689.48 kN

Nfi.pl.Rd.s  fs.  As  2808.84 kN

Nfi.pl.Rd.c  Nfi.pl.Rd.c1  Nfi.pl.Rd.c2  2031.03 kN


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Nfi.pl.Rd  Nfi.pl.Rd.a  Nfi.pl.Rd.c  Nfi.pl.Rd.s  4991.08 kN

287
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

Wirksame Biegesteifigkeit:
2
EIa.  Ea Ia raE  3208 kN m

EIc.  Ecm Ic1 rc1E  Ic2 rc2E  8558 kN m


2

2
EIs.   Is Es rsE  9643 kN m
2
EIfi.eff  EIa.  EIc.  EIs.   21410 kN m

Ideale Knicklast:

2
 EIfi.eff
Nfi.cr   17737.438 kN
2
l
Zentrische Traglast:

Nfi.pl.Rd
   0.53
Nfi.cr

κ 1.1 wenn:   0.40 κ 1.2 wenn:   0.40

2 3
 1.1  1.1508  1.0822    0.0556    0.1360    0.613
2 3
 1.2  0.9991  0.1080    1.8304    0    0.541

 1.3  0.1464  0.0232   0.134

1   1.2 if    0.40
 1.1 if    0.40
 1.3 if    1.5

1  0.613

Nfi.Rd  Nfi.pl.Rd 1  3057.945 kN

Nachweis unter zentrischem Druck

Nfi.Ed
 0.834 ≤ 1 0
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Nfi.Rd

288
5.5 Vereinfachtes Berechnungsverfahren FIRE-CHS

Bei einer planmäßigen Exzentrizität ist die zentrische Traglast mit dem Beiwert
 zu reduzieren. Das Moment M verteilt sich bei diesem System im Verhältnis
der Biegesteifigkeiten. Für das Ersatzstabverfahren ist die Biegemomenten-
verteilung der Kaltbemessung zugrunde zu legen, wenn keine genauere Berech-
nung für die Heißbemessung erfolgt. Für die Berechnung der Exzentrizität ist in
diesem Fall das Moment nach Theorie I. Ordnung einzusetzen. Man erhält mit
den Steifigkeiten für die Kaltbemessung das Moment Mfi,Ed,I:

EI 112,5
M fi,Ed,I  M   56,3 kNm
EI  EI 2
Um die Exzentrizität  zu berechnen, ist für L die Knicklänge des Druckstabes
einzusetzen.
L 349
  8,59
D 40,64
M 5630
  fi,Ed   2,21 cm
N fi,Ed 2550
 2, 21
  0,054 cm
D 40,64
d  0,86
Der Nachweis lautet mit dem Beiwert  nach Abb. 5.21:

N fi,Ed 2550
  0,99  1,0
 d  N fi,Rd 0,86  2988

Diese Verbundstütze mit exzentrischer Belastung erfüllt die Anforderung an die


Feuerwiderstandsklasse R 90.

In 38 wird ein Verfahren für die vereinfachte Bemessung von ausbetonierten
kreisrunden Hohlprofilen für zentrisch belastete Stützen im Brandfall
vorgestellt. Dieses Verfahren orientiert sich wie das hier vorgeschlagene neue
Nachweiskonzept ebenfalls an dem Berechnungsverfahren im Kaltfall nach DIN
EN 1994-1-1.
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289
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

5.6 Allgemeines Berechnungsverfahren


Allgemeine Berechnungsverfahren sind sehr aufwändig und bedürfen spezieller
Brandschutzkenntnisse. Ein für die Praxis interessanter Weg ist es, Kataloge zur
Bemessung von Verbundkonstruktionen für den Brandfall aufzustellen. Dieser
Weg wurde in 28 beschritten. Der Katalog zur Bemessung von Verbundstützen
wurde vom Institut für Stahlbau und Werkstoffmechanik der Technischen
Universität Darmstadt erarbeitet. Er ist typengeprüft und für die folgenden
Verbundstützenquerschnitte erstellt worden.
d
5
d5

0,00 0,00

t t

Abb. 5.23 Verwendete Verbundstützenquerschnitte in [28]

Erläuterungen zu den Traglasttabellen nach [ 28]

1. Die Knicklängen basieren auf der Annahme, dass für den Brandfall
mindestens mit einer Knicklänge von 0,7 x Systemlänge gerechnet werden kann.
Demnach können den Knicklängen folgende Systemlängen zugeordnet werden:
− Knicklänge 2,35 m → Systemlänge 3,36 m
− Knicklänge 2,52 m → Systemlänge 3,60 m
− Knicklänge 2,80 m → Systemlänge 4,00 m
2. Für die Kalttraglasten wurden Tabellen für die Annahme, dass die Knicklänge
der Systemlänge entspricht, hinzugefügt.
3. Jedem Rohrprofil wurden als Einstellprofil (I-Profil und Kreuzprofil) ein
extrem starkes und ein mittleres Profil zugeordnet.
4. Bei allen Profilen wurde eine Betondeckung von 4 cm für das Einstellprofil
eingehalten.
5. Die Rohre haben alle die Stahlgüte S235 und die Einstellprofile die Stahlgüte
S355. Für alle Blechdicken wurde die volle Streckgrenze angesetzt. Jeder
Stützentyp wurde mit einer Betongüte von C30/37 und C50/60 berechnet.
6. Die Momentenbeanspruchung wurde mit Exzentrizitäten der Normalkraft von
d/10 und d/5 berechnet.
7. Die Wanddicken der Rohre halten alle das Grenzkriterium der DIN EN 1994-
1-1 ( d/t ≤ 90ε2) ein.
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Die folgende Anlage 10 zeigt beispielhaft einen Verbundstützenquerschnitt.

290
5.6 Allgemeines Berechnungsverfahren
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291
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

5.7 Rohre mit Einstellprofilen


(Nachweisstufe 2)

5.7.1 Aufteilung des Querschnittes

Das neue Nachweiskonzept im Brandfall, das in Abschnitt 5.2 vorgestellt ist,


soll beispielhaft auf betongefüllte runde Hohlprofilstützen mit Einstellprofilen
angewendet werden.
Der Verbundquerschnitt wird in mehrere repräsentative Teilquerschnitte aufge-
teilt. In diesem Fall werden wie für die betongefüllten Rohre mit Bewehrung
nach Abschnitt 5.5.4 die folgenden Teilquerschnitte gewählt. Bewehrung wird
nicht berücksichtigt.

 Stahlrohrfläche ER, fR
 Stahlprofilfläche EP, fP
 äußere Betonfläche Ec1, fc1
 innere Betonfläche Ec2, fc2
x0z 05
EP, fP
ER, fR

tf
05

Es, fs
tw
x0y
05

y
Ec1, fc1

Ec2, fc2

Abb. 5.24 Rohr mit Einstellprofil

Jedem dieser Teilquerschnitte werden ein Elastizitätsmodul und eine Festigkeit


zugeordnet. Dies entspricht der Bemessung bei Normaltemperatur. Im Brandfall
sind die Festigkeiten und Elastizitätsmoduln zusätzlich temperaturabhängig.
Für die verschiedenen Feuerwiderstandsklassen werden für einen repräsentati-
ven Verbundquerschnitt die Temperaturprofile entsprechend den Vorgaben des
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Eurocodes ermittelt. Diese Temperaturprofile werden für die einzelnen


Teilquerschnitte ausgewertet und für jeden Teilquerschnitt wird eine mittlere
Temperatur berechnet.

292
5.7 Rohre mit Einstellprofilen

Für das vereinfachte Bemessungsverfahren werden mit dieser mittleren


Temperatur die entsprechenden Reduktionsfaktoren für den Elastizitätsmodul
und die Festigkeit der einzelnen Teilquerschnitte mit Tabelle 5.10 und 5.11
bestimmt. Dabei ist die Gleichung (5.6) zu beachten.
Einen wesentlichen Einfluss auf die Temperaturprofile hat der Durchmesser der
Rohrstütze. Je größer der Durchmesser ist, umso länger dauert die Erwärmung
der inneren Querschnittsteile bezogen auf einen bestimmten Temperaturwert.
Für das vereinfachte Nachweisverfahren werden die Reduktionsfaktoren in
Abhängigkeit des U/A-Wertes, der Quotient des beflammten Umfangs zur
Querschnittsfläche, für jeden der vier Teilquerschnitte berechnet.

5.7.2 Anwendungsgrenzen und Reduktionsfaktoren

Grundlage der Festlegungen für dieses vereinfachte Berechnungsverfahren ist


der in Abschnitt 5.6 vorgestellte Verbundstützenkatalog, der auf der Grundlage
der allgemeinen Berechnungsverfahren erstellt wurde. Deshalb gelten die
folgenden Anwendungsgrenzen:

1. Das Berechnungsverfahren darf nur für Stützen in ausgesteiften Tragwerken


angewendet werden, für welche die zentrische Traglast um die z-z-Achse
maßgebend ist.
2. Das Berechnungsverfahren gilt für die Feuerwiderstandsklassen R 60, R 90
und R 120.
3. Das Berechnungsverfahren gilt für Rohre mit Einstellprofilen bis zur
Stahlgüte S355.
4. Die Betongüte liegt zwischen C30/37 und C50/60.
5. Die U/A[m-1]-Werte liegen zwischen 5 und 15.
6. Bei allen Profilen ist eine Betondeckung von 4 cm für das Einstellprofil
einzuhalten.
7. Das Verhältnis zwischen Durchmesser und Wanddicke des Rohres ist größer
als 25.
8. Die Grenzwerte max (d/t) nach DIN EN 1993-1-1 für ausbetonierte
kreisförmige Hohlprofile sind eingehalten.
9. Der bezogene Schlankheitsgrad θ für die Heißbemessung nach diesem
Berechnungsverfahren ist kleiner als 1,3.
10. Es ist die M-N-Interaktion dieses Berechnungsverfahrens anzuwenden.

In der Diplomarbeit von Herrn Patrick Viehl [31] wurden folgende


Berechnungen und Festlegungen durchgeführt:
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293
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

1. Berechnung der Temperaturprofile mit dem NISA-Programm für betongefüll-


te Hohlprofilstützen mit Einstellprofilen für R 60, R 90 und R 120 und den U/A-
Werten 5-7,5-10-12,5-15.

2. Berechnung der mittleren Temperatur der Teilquerschnitte für alle Feuer-


widerstandsklassen und U/A-Werte.

3. Festlegung der Reduktionsfaktoren für den Elastizitätsmodul und die Fes-


tigkeit der Teilquerschnitte für alle Feuerwiderstandsklassen und U/A-Werte.

4. Festlegung der Reduktionsfaktoren in Abhängigkeit vom U/A-Wert


Es zeigt sich, dass eine lineare Interaktion ausreichend ist und nur zwei Bereiche
mit U/A-Werten größer oder kleiner 10 zu unterscheiden sind.

5. Festlegung der Reduktionsfaktoren für die Biegesteifigkeit und das


vollplastische Widerstandsmoment im Teilquerschnitt i
Der Elastizitätsmodul und die Festigkeit des gewählten Teilquerschnittes sind
im Brandfall nicht konstant und nehmen in Richtung des Schwerpunktes des
Querschnittes zu. Deshalb ist die Annahme eines mittleren Wertes eine
Näherung auf der unsicheren Seite.

Tabelle 5.24 Reduktionsfaktoren für R 60


U/A [m-1] R 60
≤10 0,09030,00036 (U/A5)
kRf
>10 0,08850,0003 (U/A10)
≤10 1,00
kPf
>10 1,00
≤10 0,5490,0066 (U/A5)
kc1f
>10 0,5160,0098 (U/A10)
≤10 1,000,006 (U/A5)
kc2f
>10 0,9700,014 (U/A10)
≤10 0,08110,00016 (U/A5)
kRE
>10 0,08030,00014 (U/A10)
≤10 0,9780,0046 (U/A5)
kPE
>10 0,9560,0204 (U/A10)
≤10 0,08130,0024 (U/A5)
kc1E
>10 0,06920,00362 (U/A10)
≤10 0,6600,0304 (U/A5)
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kc2E
>10 0,5080,028 (U/A10)

294
5.7 Rohre mit Einstellprofilen

Tabelle 5.25 Reduktionsfaktoren für R 90


U/A [m-1] R 90
≤10 0,05630,0001 (U/A5)
kRf
>10 0,05310,0001 (U/A10)
≤10 1,00
kPf
>10 1,00
≤10 0,3930,008 (U/A5)
kc1f
>10 0,3530,0144 (U/A10)
≤10 0,9880,0162 (U/A5)
kc2f
>10 0,9070,0304 (U/A10)
≤10 0,06030,00012 (U/A5)
kRE
>10 0,05970,00012 (U/A10)
≤10 0,9490,0168 (U/A5)
kPE
>10 0,8640,025 (U/A10)
≤10 0,03930,0008 (U/A5)
kc1E
>10 0,03530,00144 (U/A10)
≤10 0,5770,040 (U/A5)
kc2E
>10 0,3770,0366 (U/A-10)

Tabelle 5.26 Reduktionsfaktoren für R 120


U/A [m-1] R 120
≤10 0,03830,00008 (U/A5)
kRf
>10 0,03790,0001 (U/A10)
≤10 1,00
kPf
>10 1,000,039 (U/A10)
≤10 0,2860,0094 (U/A5)
kc1f
>10 0,2390,00178 (U/A10)
≤10 0,9710,0288 (U/A5)
kc2f
>10 0,8270,0476 (U/A10)
≤10 0,0431-0,0001 (U/A5)
kRE
>10 0,04260,00012 (U/A10)
≤10 0,8970,0248 (U/A5)
kPE
>10 0,7730,0324 (U/A10)
≤10 0,02860,00094 (U/A5)
kc1E
>10 0,02390,00178 (U/A10)
≤10 0,5130,0472 (U/A5)
kc2E
>10 0,2770,0362 (U/A10)
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295
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

Die Auswertung der Temperaturprofile zeigt, dass für das Stahlrohr, den
äußeren Betonring von 4,0 cm und auch das Einstellprofil keine Abminderungen
erforderlich sind. Dagegen ist für die innere Betonfläche ein Reduktionsfaktor
anzusetzen. Dieser Wert ist ebenfalls von der Feuerwiderstandsklasse und dem
U/A-Wert abhängig. Vereinfacht wird hier ein konstanter Wert für die
Biegesteifigkeit und das vollplastische Widerstandsmoment von 2/3 für die
innere Betonfläche festgelegt. Mit diesem Wert erfolgt die Nachrechnung aller
Werte des Verbundstützenkataloges.

6. Ermittlung der Knickspannungslinie


Die Knickspannungslinie gilt nur für Knicken um die z-z-Achse und wurde
durch Vergleichsrechnungen mit den Traglasten des Verbundstüzenkataloges
nach Gleichung (5.12) festgelegt.

  0,5  1  0,56   θ  1,8   θ 


2
 
1

2
   2  1,8   θ (5.29)
1
jedoch   1,0 und   2
θ

1
0.9 Eulerkurve
  0.8
  Kurve b (kalt)
Kurve 1
 1     0.7
Verbundstützenkatalog
0.6
 2    Neues Konzept
0.5
 3   3  0.4

 4   3  0.3
0.2
0.1

0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8 1.9 2
       3

Abb. 5.25 Vergleich Verbundstützenkatalog mit Knickspannungslinie

7. Vergleich mit Verbundstützenkatalog


In der Abb. 5.25 sind der Verlauf der Knickspannungslinie angegeben und alle
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Werte für die zentrisch belastete Verbundstütze des Verbundstützenkataloges


eingetragen. Die angegebene Kurve liegt für alle Werte auf der sicheren Seite.

296
5.7 Rohre mit Einstellprofilen

Es wurden auch alle exzentrisch belasteten Verbundstützen mit diesem


Nachweisverfahren nachgerechnet. Alle Vergleiche liegen bei einem Wert
zwischen 0,7 bis 1,0.

8. Beispiel
Die Berechnung einer Verbundstütze im Brandfall ist sehr umfangreich und nur
mit einem Nachweisprogramm wirtschaftlich darstellbar. Deshalb wurde auch
für den Nachweis von ausbetonierten kreisförmigen Hohlprofilen mit Einstell-
profilen ein Mathcad Programm erstellt. Das Beispiel ist ein System und zwar
eine Zweifeldstütze mit einem exzentrischen Anschluss um die y-y-Achse,
wodurch Druck und Biegung in der brandbeanspruchten Stütze entsteht. Die
Systemreserven bei Druck und Biegung, die erheblich sind und sich durch die
unterschiedlichen Steifigkeiten des kalten und heißen Stützenbereiches ergeben,
werden berücksichtigt. Weiterhin wird der Verzweigungslastfaktor dieses
Systems mit unterschiedlicher Normalkraftverteilung und den unterschiedlichen
Steifigkeiten berechnet. Es entspricht für das System und der Belastung dem
Beispiel in Abschnitt 5.5.

5.7.3 Berechnungsbeispiel mit Imperfektionsmoment

2884 kN 1740 kN
4.50 m

EI (EI)y,eff
35

1341 kN 810 kN
112,5 kNm
189 kNm
4.50 m

EI (EI)fi,y,eff
35

Kaltbemessung Heißbemessung
Abb. 5.26 System und Belastung

In dem folgenden Beispiel soll angenommen werden, dass die Stütze über zwei
Geschosse durchläuft und an den Stüzenenden gelenkig gelagert ist. Das Exzen-
trizitätsmoment wirkt in der Mitte um die y-y-Achse der Zweifeldstütze. Das
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untere Geschoss ist brandbeansprucht. System und Belastung sind in Abb. 5.26
angegeben und es sei die Feuerwiderstandsklasse R 90 erforderlich.

297
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

Für das System erhält man die folgenden Biegesteifigkeiten, siehe Programm-
berechnung :
Feuerwiderstandsklasse R 90: ( EI )fi,y,eff  15 891 kNm 2
( EI )fi,z,eff  9 503 kNm 2
Normaltemperatur: ( EI ) y,eff  82 468 kNm 2
( EI ) z,eff  74 714 kNm 2

Die Verzweigungslast um die schwache Achse und die Momentenflächen für


dieses System werden mit GWSTATIK berechnet.
Nfi,cr  8647 kN
 2   EI fi,z,eff  2  9503
lθ    3,29 m
N fi,cr 8647
lθ 3, 29
θ    0,731
L 4,50

Theorie I. Ordnung Theorie II. Ordnung N-Fläche

Abb. 5.27 My-Flächen und N-Fläche


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298
5.7 Rohre mit Einstellprofilen

Rohre mit Einstellprofilen im Brandfall


Vereinfachtes Berechnungsverfahren nach Minnert/Wagenknecht

Dieses Programm ist sehr einfach programmiert und gilt nur für Verbundstützen, für welche
die zentrische Traglast um die z-z-Achse maßgebend wird. Die Querschnittswerte der I-
Profile werden mit einem Mathcad Programm ermittelt, das freundlicherweise von Prof. Dr.-
Ing. Wilfried Zwanzig von der Fachhochschule Koblenz zur Verfügung gestellt wurde.

x0z
05
EP, fP
ER, fR

tf
05

Es, f s
tw
x0y

05
y
Ec1, fc1

Ec2, fc2

1. Angaben zur Verbundstütze


Statisches System: Zweifeldträger Länge der Stütze: l= 4,50 m
Stahlrohr 406,4 x 8.8 - S235 Betonfestigkeitsklasse C 40/50
Einstellprofil: HEB 200 - S355 Bewehrung: keine

2. Bemessungswerte der Einwirkungen

Schnittgrößen nach Theorie II. Ordnung mit GWSTATIK


Die maßgebenden Schnittgrößen sind:

Nfi.Ed  2550kN

Mfi.y.Ed  18.18kN m Mfi.z.Ed  0kN m


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299
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

3. Querschnittswerte

Stahlrohr: da  406.4mm tR  8.8mm

di  da  2 tR  38.88 cm


 2  2 2
AR  d a  di  109.9 cm
4 4
 4  4 4
IR  d a  di  21732 cm
64 64

Wpl.R 
1
6
3
 3
 da  di  1391 cm
3

Stahlprofil: IQ  IQw ( HEB200 1)

h  IQ31 cm  20 cm b  IQ32 cm  20 cm

tw  IQ33 cm  0.9 cm tf  IQ34 cm  1.5 cm


2 2
AP  IQ0 cm  78.081 cm

4 4
Starke Achse IPy  IQ1 cm  5696 cm
3 3
Wpl.Py  IQ14 cm  643 cm

4 4
Schwache Achse IPz  IQ6 cm  2003 cm
3 3
Wpl.Pz  IQ16 cm  306 cm
2
As  Anz 
    0 cm2
Bewehrung: Anz  0   28mm 
2
4 3
Is  0cm Wpl.s  0cm

4. Werkstoffe

Im Brandfall gilt:  M.fi.a  1.0  M.fi.s  1.0  M.fi.c  1.0

kN fc kN
Beton: fc  4  fcd   4.0 
2  M.fi.c 2
cm cm
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kN
Ec.20  600 fc  2400 
2
cm

300
5.7 Rohre mit Einstellprofilen

kN fRy kN
Rohr: fRy  23.5  fRd   23.5 
2  M.fi.a 2
cm cm
kN
ER  21000
2
cm

kN fPy kN
Profil: fPy  35.5  fPd   35.5 
2  M.fi.a 2
cm cm

kN
EP  21000
2
cm

kN fsy kN
Betonstahl: fsy  50  fsd   50.0 
2  M.fi.s 2
cm cm

kN
Es  20000
2
cm

5. Überprüfung der Anwendungsgrenzen des Verfahrens

Das Berechnungsverfahren darf nur auf Stützen in ausgesteiften Tragwerken angewendet


werden.
U  da   1.277 m
 2 2
A  da  0.13 m
4

U 1
5 [m-1] ≤  9.84 m ≤ 15 [m-1]
A
da
 46.18 ≥ 25
tR

6. Flächen und Trägheitsmomente der einzelnen Querschnittsbereiche

Betonfläche 1
Beton: dc  da  2  tR  40mm  30.88 cm

Für die Überlagerung der Flächen gilt:


Bewehrung liegt in der Betonfläche 1
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Einstellprofil liegt in der Betonfläche 2

301
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

 2  2 2
Ac1  di  dc  As  438.315 cm
4 4

 4  4 4
Ic1  di  dc  Is  67534 cm
64 64

Wpl.c1 
1
6
 3
 di  dc
3
  Wpl.s  4888 cm3
 2 2
Betonfläche 2 Ac2  dc  AP  670.854 cm
4
2
Ac  Ac1  Ac2  1109.169 cm

2  4 4
Starke Achse Ic2y  dc  IPy  24061 cm
3 64

21 3 3
Wpl.c2y  dc  Wpl.Py  2629 cm
36

2  4 4
Schwache Achse Ic2z  dc  IPz  27754 cm
3 64

21 3 3
Wpl.c2z  dc  Wpl.Pz  2966 cm
36

7. Reduktionsfaktoren für R 90

 U m  5   0.05582
r1  0.0563  0.0001   U/A ≤ 10
A 
 U 
r2  0.0531  0.0001  m  10   0.05312 U/A > 10
A 

U 1
kRf  r1 if  10m
A
r2 otherwise
=============
kRf  0.056

r3  1.000 U/A ≤ 10

r4  1.000 U/A > 10


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302
5.7 Rohre mit Einstellprofilen

U 1
kPf  r3 if  10m
A
r4 otherwise
=============
kPf  1

ksf  kPf  1

r5  0.393  0.008 
 U m  5   0.35426
 U/A ≤ 10
A 

r6  0.353  0.0144 
 U m  10   0.355
 U/A > 10
A 
U 1
kc1f  r5 if  10m
A
r6 otherwise
=============
kc1f  0.354

r7  0.988  0.0162 
 U m  5   0.91
 U/A ≤ 10
A 

r8  0.907  0.0304 
 U m  10   0.912
 U/A > 10
A 
U 1
kc2f  r7 if  10m
A
r8 otherwise
============
kc2f  0.91

r9  0.0603  0.00012 
 U m  5   0.06
 U/A ≤ 10
A 
r10
U 
 0.0597  0.00012  m  10   0.06 U/A > 10
 A 
U 1
kRE  r9 if  10m
A
r10 otherwise
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=============
kRE  0.06

303
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

r11  0.949  0.0168 


 U m  5   0.868
 U/A ≤ 10
A 

r12  0.864  0.025 


 U m  10   0.868
 U/A > 10
A 
U 1
kPE  r11 if  10m
A
r12 otherwise
=============
kPE  0.868

ksE  kPE  0.868

r13  0.0393  0.0008 


 U m  5   0.035
 U/A ≤ 10
A 

r14  0.0353  0.00144 


 U m  10   0.036
 U/A > 10
A 
U 1
kc1E  r13 if  10m
A
r14 otherwise
=============
kc1E  0.035

r15  0.577  0.040 


 U m  5   0.383
 U/A ≤ 10
A 
r16
 U 
 0.377  0.0366  m  10   0.383 U/A > 10
A 
U 1
kc2E  r15 if  10m
A
r16 otherwise
=============
kc2E  0.383
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304
5.7 Rohre mit Einstellprofilen

8. Vollplastische Normalkraft - Bemessungswert der vollplastischen Normalkraft

kN kN
fR.  fRd kRf  1.312  fP.  fPd kPf  35.5 
2 2
cm cm
kN kN
fs.   fsd ksf  50  fc1.  fcd kc1f  1.417 
2 2
cm cm
kN
fc2.  fcd kc2f  3.638 
2
cm
Nfi.pl.Rd.R  AR fR.  144.18 kN Nfi.pl.Rd.P  AP fP.  2771.88 kN

Nfi.pl.Rd.c1  Ac1 fc1.  621.11 kN Nfi.pl.Rd.c2  Ac2 fc2.  2440.71 kN

Nfi.pl.Rd.s  As fs.   0 kN

Nfi.pl.Rd.c  Nfi.pl.Rd.c1  Nfi.pl.Rd.c2  3061.82 kN

Nfi.pl.Rd  Nfi.pl.Rd.R  Nfi.pl.Rd.P  Nfi.pl.Rd.c  Nfi.pl.Rd.s  5977.88 kN

9. Wirksame Biegesteifigkeit um die starke Achse


2
EIR.  ER IR kRE  2725 kN m
2
EIPy.  EP IPy kPE  10378 kN m
2
EIc1.  Ec.20Ic1 kc1E  574 kN m
2
EIc2y.  Ec.20Ic2y kc2E  2213 kN m
2
EIs.   Is Es ksE  0 kN m
2
EIfiy.eff  EIR.  EIPy.  EIc1.  EIc2y.  EIs.   15891 kN m
Wirksame Biegesteifigkeit für die Normaltemperatur:
3 2
EIy.eff  ER IR  EP IPy  Ec.20Ic1  Ec.20Ic2y  Es Is  82468 kN m
2
10. Wirksame Biegesteifigkeit um die schwache Achse

2
EIPz.  EP IPzkPE  3650 kN m
2
EIc2z.  Ec.20Ic2zkc2E  2553 kN m
2
EIfiz.eff  EIR.  EIPz.  EIc1.  EIc2z.  EIs.   9503 kN m
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305
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

Wirksame Biegesteifigkeit für die Normaltemperatur:


3 2
EIz.eff  ER IR  EP IPz  Ec.20Ic1  Ec.20Ic2y  Es Is  74714 kN m
2
11. M-N-Interaktion um die schwache Achse

Mpl.R  Wpl.R fR.  18.25 kN m

Mpl.Pz  Wpl.PzfP.  108.563 kN m

Mpl.s  Wpl.s fs.   0 kN m

1
Mpl.c1  Wpl.c1fc1.  34.631 kN m
2
1
Mpl.c2z  Wpl.c2zfc2.  53.955 kN m
2
Mpl.az  Mpl.R  Mpl.Pz  Mpl.s  126.814 kN m

Mpl.cz  Mpl.c1  Mpl.c2z  88.586 kN m


Mpl.maxz  Mpl.az  Mpl.cz  215.399 kN m

Berechnung der Nulllinie für das vollplastische Moment -


Nulllinie im Flansch
2
As.0  0 cm
3
Ws.0  0 cm
Kc  0.5 Ac1 fc1.  0.5 Ac2 fc2.

Kc  tw  h  2 tf  fP.  0.5 tw h  2 tf  fc2.  As.0 fs.   0.5 As.0 fc1.
x0z   3.074 cm
4 tR fR.  4 tf fP.   di  dc fc1.   dc  2 tf  fc2.

2 3
WR.0z  2 tR x0z  16.63 cm

WP.0z  0.25  h  2 tf  tw  2 tf x0z  31.79 cm


2 2 3

Wc1.0z   di  dc x0z  Ws.0  75.593 cm


2 3

2 3
Wc2.0z  dc x0z  WP.0z  259.999 cm
1 1
M0z  WR.0zfR.  WP.0zfP.  Ws.0 fs.   Wc1.0zfc1.  Wc2.0zfc2.  16.769 kN m
2 2
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Vollplastisches Moment:

Mplz  Mpl.maxz  M0z  198.631 kN m

306
5.7 Rohre mit Einstellprofilen

Reduziertes vollplastisches Moment:

 Nfi.Ed  Nfi.pl.Rd.c 
Mz.N.Rd  Mplz 1   if Nfi.Ed  Nfi.pl.Rd.c
 Nfi.pl.Rd  Nfi.pl.Rd.c 
M0z M0z 2
Mplz  4  Nfi.Ed  4  Nfi.Ed otherwise
Nfi.pl.Rd.c 2
Nfi.pl.Rd.c

Mz.N.Rd  207.969 kN m

12. M-N-Interaktion um die starke Achse

Mpl.Py  Wpl.Py fP.  228.104 kN m

1
Mpl.c2y  Wpl.c2y fc2.  47.829 kN m
2
Mpl.ay  Mpl.R  Mpl.Py  Mpl.s  246.355 kN m

Mpl.cy  Mpl.c1  Mpl.c2y  82.46 kN m

Mpl.maxy  Mpl.ay  Mpl.cy  328.815 kN m

Berechnung der Nulllinie für das vollplastische Moment -


Nulllinie im Steg

0.5 Ac1 fc1.  0.5 Ac2 fc2.  As.0 fs.   0.5 As.0 fc1.
x0y   8.103 cm
4 tR fR.  2 tw fP.   di  dc fc1.   dc  tw fc2.

2 3
WR.0y  2 tR x0y  115.564 cm
2 3
WP.0y  tw x0y  59.095 cm

Wc1.0y   di  dc x0y  Ws.0  525.292 cm


2 3

2 3
Wc2.0y  dc x0y  WP.0y  1968.532 cm

1 1
M0y  WR.0yfR.  WP.0yfP.  Ws.0 fs.   Wc1.0yfc1.  Wc2.0yfc2.  62.026 kN m
2 2
Vollplastisches Moment:
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Mply  Mpl.maxy  M0y  266.789 kN m

307
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

Reduziertes vollplastisches Moment:

 Nfi.Ed  Nfi.pl.Rd.c 
My.N.Rd  Mply  1   if Nfi.Ed  Nfi.pl.Rd.c
 Nfi.pl.Rd  Nfi.pl.Rd.c 
M0y M0y 2
Mply  4  Nfi.Ed  4  Nfi.Ed otherwise
Nfi.pl.Rd.c 2
Nfi.pl.Rd.c

My.N.Rd  301.329 kN m

13. Berechnung der zentrischen Traglast


Die Achse mit der kleineren zentrischen Tragfähigkeit ist hier die z-z-Achse.

Länge der Stütze: l  4.5m


Knicklängenbeiwert im Brandfall:   0.731
Knicklänge im Brandfall: l  l    3.289 m

2
 EIfiz.eff
Ideale Knicklast: Nfi.cr   8667.331 kN
2
l
Nfi.pl.Rd
Bezogener Schlankheitsgrad:  .quer   0.83 <=1,30
Nfi.cr

Knickspannungslinie: 
k  0.5  1  0.56  .quer  1.8  .quer
2
  1.353
1
   0.471
2 2
k k  1.8  .quer

Zentrische Traglast: Nfi.Rd  Nfi.pl.Rd  2818.031 kN

14. Nachweis unter zentrischem Druck


Dieser Nachweis muss eingehalten sein. Dieser Nachweis allein ist nicht ausreichend, wenn
noch Biegung um die andere Achse zu berücksichtigen ist.

Nfi.Ed
 0.905 ≤ 1 00
Nfi.Rd
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308
5.7 Rohre mit Einstellprofilen

15. Berechnung des Imperfektionsmomentes M0,Ed


Die Achse mit der kleineren zentrischen Tragfähigkeit ist hier die z-z-Achse. Es ist deshalb das
Imperfektionsmoment um die z-z-Achse anzusetzen.

 Nfi.Rd  Nfi.pl.Rd.c 
M0.Rd  Mplz 1   if Nfi.Rd  Nfi.pl.Rd.c
 Nfi.pl.Rd  Nfi.pl.Rd.c 
M0z M0z 2
Mplz  4  Nfi.Rd  4  Nfi.Rd otherwise
Nfi.pl.Rd.c 2
Nfi.pl.Rd.c

M0.Rd  203.546 kN m

M  0.9

Nfi.Ed
M0.Ed   M M0.Rd  165.768 kN m
Nfi.Rd

16. Nachweis für Druck und Biegung

M0.Ed Mfi.z.Ed
  0.797 ≤ M  0.9
Mz.N.Rd Mz.N.Rd
Mfi.y.Ed
 0.06 ≤ M  0.9
My.N.Rd

M0.Ed Mfi.y.Ed Mfi.z.Ed


   0.857 ≤ 1 00
Mz.N.Rd My.N.Rd Mz.N.Rd
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309
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

5.8 Nachweis mit geometrischer Ersatzimperfektion


Der Übergang vom gedrückten Biegestab zum zentrischen Druckstab wird durch
die Annahme einer geometrischen Ersatzimperfektion ermöglicht.
Dabei unterscheidet man zwischen Vorkrümmungen w0 , v0 und Vorverdre-
hungen 0 , siehe Abb. 5.28. Die geometrischen Ersatzimperfektionen sind in
ungünstigster Richtung so anzusetzen, dass sie sich der zum niedrigsten
Knickeigenwert gehörenden Knickfigur möglichst gut anpassen.
H N



N N

w0, v0

Abb. 5.28 Geometrische Ersatzimperfektionen

Die Form der Vorkrümmung folgt aus der Knickfigur und ist für den Eulerstab
eine sin-Halbwelle. Diese Form darf auch für andere unverschiebliche Systeme
angewendet werden, wenn sie näherungsweise die Knickfigur beschreibt. Für
den Stich der Vorkrümmung gilt die folgende Grenzbedingung:
N

Nfi,Rd M0,Rd

Mfi,pl,N,Rd
Nfi,Ed

Mfi,Ed Mfi,Rd M
Abb. 5.29 Festlegung der geometrischen Ersatzimperfektion
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Ist die Querbelastung gleich null, dann liegt ein planmäßig mittig gedrückter
Stab vor. Der Stich w0 , v0 muss deshalb für die Berechnung des vorgekrümm-
ten Stabes so gewählt werden, dass für die maximale Normalkraft

310
5.8 Nachweis mit geometrischer Ersatzimperfektion

N fi,Rd    N fi,pl,Rd (5.30)


kein Biegemoment mehr aufgenommen werden kann.
Sind Nfi,Rd und die M-N-Interaktion bekannt, kann das zugehörige Imperfek-
tionsmoment M0,Rd nach Abb. 5.29 und daraus folgend der Stich w0 der Ersatz-
imperfektion berechnet werden.
Der Stich w0 ist wie der Abminderungsfaktor  von der Schlankheit  und der
Knicklinie abhängig. Die Größe der Vorkrümmung wird entscheidend von der
gewählten Referenzbiegesteifigkeit (EI)fi,eff bestimmt. Die Biegesteifigkeit für
die Berechnung der Ersatzimperfektion ist die gleiche wie für die Berechnung
der Verzweigungslast. Diese Biegesteifigkeit ist für die Berechnung nach
Theorie II. Ordnung anzunehmen.
Die Ersatzimperfektion, die Referenzbiegesteifigkeit und die M-N-Interaktion
sind einander zugeordnet.
Die Ersatzimperfektion wird hier beispielhaft am Ersatzsystem des Eulerstabes
und das Biegemoment nach Theorie II. Ordnung mithilfe der Vergrößerungs-
funktion berechnet, siehe Abb. 5.28.
Berechnung der Ersatzimperfektion w0 des Eulerstabes:

Moment nach Theorie I. Ordnung:


M I,0  Nfi,Rd  w0
Moment nach Theorie II. Ordnung:
M I,0 N w
M II,0   fi,Rd 0
1  qcr,Rd 1  qcr,Rd
N
mit qcr,Rd  fi,Rd (5.31)
Nfi,cr
Für dieses Moment nach Theorie II. Ordnung und den Stich w0 gilt:
M II,0  M  M0,Rd
  M 0,Rd
w0  M  1  qcr,Rd  (5.32)
N fi,Rd
Der Faktor αM berücksichtigt, dass das vollplastische Moment wegen der
Grenzdehnungen des Betons nicht vollständig erreicht wird.
Diese Vorgehensweise gilt auch für die Berechnung eines Tragwerkes. Die
Berechnung der erforderlichen Ersatzimperfektion des realen Systems ist mit
zwei Rechenschritten möglich und soll an dem vorliegenden Beispiel erläutert
werden. Es wird empfohlen, die Berechnung mit einem Programm durchzu-
führen, zumal die Berechnung der Verzweigungslast und der Knickbiegelinie
meist auch mit diesem Programm erfolgt.
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311
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

Es handelt sich hier um eine Verbundstütze über zwei Stockwerke in einem


unverschieblichen Tragwerk, die an den Stützenenden gelenkig gelagert ist. Die
untere Stütze sei dem Brand ausgesetzt.

System mit Belastung normierte Knickbiegelinie zugehörige Mz-Fläche

Abb. 5.30 Normierte Knickbiegelinie des Systems und zugehörige M z-Fläche

Die Berechnung der repräsentativen Ersatzimperfektion erfolgt folgendermaßen:


 Zunächst werden die Biegesteifigkeiten der unteren Stütze im Heißfall und
der oberen Stütze im Kaltfall berechnet.
 Es werden für die gegebene Beanspruchung die Normalkraftfläche, der
Verzweigungslastfaktor und die Knickbiegelinie bestimmt.
 Für die Verbundstütze wird die kleinste zentrische Grenztragfähigkeit Nfi,Rd
berechnet.
 Das zugehörige Imperfektionsmoment αM·M0,Rd wird bestimmt.
 Die Ersatzimperfektion muss annähernd der Form der Knickbiegelinie
entsprechen und ist in ungünstigster Richtung anzusetzen.
 Der Stich der Knickbiegelinie ist so festzulegen, dass unter der zentrischen
Grenztragfähigkeit Nfi,Rd nach der Elastizitätstheorie II. Ordnung kein
zusätzliches Biegmoment mehr aufgenommen werden kann, d.h. dass das
zugehörige Biegemoment gleich αM·M0,Rd ist.
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 Die Ersatzimperfektion ist in der Richtung anzusetzen, in welcher die Stütze


unter zentrischem Druck versagt.

312
5.8 Nachweis mit geometrischer Ersatzimperfektion

In dem Beispiel ist die repräsentative Ersatzimperfektion für die zentrische


Traglast für den Stab 1 v0 = L/79,1 und den Stab 2 v0 = L/659. In Abb. 5.30 ist
die zugehörige Mz-Fläche angegeben und die Imperfektion (rot) dargestellt.

Nachweis mit geometrischen Ersatzimperfektionen


Maßgebend ist hier das Stützmoment.

Schnittgrößen nach Theorie II. Ordnung mit GWSTATIK


Die maßgebenden Schnittgrößen sind:

Nfi.Ed  2550kN

Mfi.y.Ed  18.18kN m Mfi.z.Ed  160.8kN m

16. Nachweis für Druck und Biegung

M  0.9

Mfi.z.Ed
 0.773 ≤ M  0.9
Mz.N.Rd
Mfi.y.Ed
 0.06 ≤ M  0.9
My.N.Rd

Mfi.y.Ed Mfi.z.Ed
  0.834 ≤ 1 00
My.N.Rd Mz.N.Rd
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313
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

5.9 Verbundträger im Brandfall

5.9.1 Allgemeines

Analog zur Verbundstütze wird in diesem Abschnitt für das Berechnungs-


beispiel „Einfeldträger mit plastischer Grenztragfähigkeit“ in Abschnitt 2.14.2
die Heißbemessung nach dem Tabellenverfahren (Nachweisstufe 1) und nach
dem vereinfachten Verfahren (Nachweisstufe 2) mit Hilfe von Mathcadarbeits-
blättern durchgeführt, die von Herrn Waldemar Dick und Herrn Björn Lückhof
[30] in ihrer Diplomarbeit entwickelt wurden.
Ortbeton
At 1,5 d a

h1 h hc
sc

B hp=5cm
pd tf
r
Az Ab 3,5cm Fertigteil
b2 b1 b1 b2
dw ha
tw a
c
L

ba

Abb. 5.31 Abmessungen des Verbundträgers

In dem Beispiel wird ein Verbundträger ohne Kammerbeton berechnet. Da der


Stahlträger ohne den Kammerbeton im Brandfall den erhöhten Temperaturen
ohne Schutz ausgesetzt ist, wird dieser sehr schnell seine Festigkeit verlieren. In
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DIN EN 1994-1-2 gibt es ein Bemessungsverfahren, welches eine Verbund-


decke mit Stahlträger ohne Kammerbeton behandelt. Es ist jedoch erkennbar,

314
5.9 Verbundträger im Brandfall

dass eine im Hochbau übliche Feuerwiderstandsklasse von R 90 nicht erreicht


werden kann.

Zur Bemessung mit dem Tabellenverfahren und dem vereinfachten Rechen-


verfahren wird das Beispiel durch Abwandlung des reinen Stahlträgers in einen
kammerbetonierten Stahlträger geändert. Der Kammerbeton begünstigt zum
einen die Tragfähigkeit des Trägers unter Normaltemperaturen, da die eingelegte
Bewehrung angerechnet werden darf, zum anderen schützt er den Stahlträger
vor dem Wärmeeinfluss im Brandfall und wirkt dem daraus resultierenden
Festigkeitsverlust des Stahls entgegen.
Die Anwendung des Tabellenverfahrens und des vereinfachten Berechnungs-
verfahrens ist nach DIN EN 1994-1-2 auf Einzelbauteile mit direkter
Beflammung über die gesamte Bauteillänge beschränkt. Bei der Bemessung darf
von einer dreiseitigen Beflammung des Querschnitts ausgegangen werden, wenn
mindestens 85 % der Oberseite des Stahlprofils direkt durch das Profilblech
bzw. durch eine Ortbetondecke abgedeckt wird. Es wird weiterhin
vorausgesetzt, dass die Brandbeanspruchung den Normbrandbedingungen
entspricht und eine einheitliche Verteilung der Temperatur im Querschnitt
vorhanden ist.
Tabellenverfahren und vereinfachte Berechnungsverfahren müssen im Ver-
gleich zu Versuchsergebnissen oder allgemeinen Berechnungsverfahren auf der
sicheren Seite liegen.

5.9.2 Tabellenverfahren (Nachweisstufe 1)

Für den Nachweis mittels Tabellenverfahren müssen folgende Voraussetzungen


erfüllt sein:
 der Verbundträger ist ein Einfeldträger,
 die Einschränkungen für Verbundträger nach DIN EN 1994-1-2 sind
eingehalten,
− die konstruktiven Regeln nach DIN EN 1994-1-2 sind eingehalten.
Beim Nachweis wird der Ausnutzungsgrad ηfi,t ermittelt. Durch den Ausnut-
zungsgrad lässt sich in der Tabelle 5.27 die Mindestquerschnittsbreite min b und
das erforderliche Verhältnis der Zulagebewehrung zur Untergurtfläche min
(As/Af) bestimmen.
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315
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

beff
95

hc

2
Ac
h
As

5
Af=b·ef
u1
05

ef
u2
05

0,00 05
ew
4
b
Tabelle 5.27 Mindestquerschnittsabmessungen min b und erforderliche Verhält-
nisse min (As / Af) von Zulagebewehrung zur Untergurtfläche für
Verbundträger mit Kammerbeton
Feuerwiderstandsklasse
R 30 R 60 R 90 R 120 R 180
1 für den Ausnutzungsfaktor ηfi,t ≤ 0,3
min b [mm] und min (As / Af)

1.1 h ≥ 0,9 × min b 70/0,0 100/0,0 170/0,0 200/0,0 260/0,0


1.2 h ≥ 1,5 × min b 60/0,0 100/0,0 150/0,0 180/0,0 240/0,0
1.3 h ≥ 2,0 × min b 60/0,0 100/0,0 150/0,0 180/0,0 240/0,0

2 für denAusnutzungsfaktor ηfi,t ≤ 0,5


min b [mm] und min (As / Af)

2.1 h ≥ 0,9 × min b 80/0,0 170/0,0 250/0,4 270/0,5 -


2.2 h ≥ 1,5 × min b 80/0,0 150/0,0 200/0,2 240/0,3 300/0,5
2.3 h ≥ 2,0 × min b 70/0,0 120/0,0 180/0,2 220/0,3 280/0,3
2.4 h ≥ 3,0 × min b 60/0,0 100/0,0 170/0,2 200/0,3 250/0,3

3 für denAusnutzungsfaktor ηfi,t ≤ 0,7


min b [mm] und min (As / Af)

3.1 h ≥ 0,9 × min b 80/0,0 270/0,4 300/0,6 - -


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3.2 h ≥ 1,5 × min b 80/0,0 240/0,3 270/0,4 300/0,6 -


3.3 h ≥ 2,0 × min b 70/0,0 190/0,3 210/0,4 270/0,5 320/1,0
3.4 h ≥ 3,0 × min b 70/0,0 170/0,2 190/0,4 270/0,5 300/0,8

316
5.9 Verbundträger im Brandfall

Tabellenverfahren Verbundträger
Verbundträger mit Kammerbeton
Tabellenverfahren nach DIN EN 1994-1-2, Abschnitt 4.2.2.
1. Angaben zum Verbundträger

Statisches System: Einfeldträger

Trägerabstand: B  3 m
Herstellung: mit Eigengewichtsverbund

Verdübelung: teilweise

Stützweite: l  12m
2. Querschnittswerte

2
Stahlprofil: IPE 450 ha  450mm ba  190mm Aa  98.8cm

ef  14.6mm ew  9.4mm

Betondecke: hc  16cm beff  3 m

Bewehrung: n 2   25mm
2
As  n  
    9.817 cm2

2
Betonfläche:

2
Ac  ha ba  Aa Ac  756.2 cm

3. Werkstoffe
kN
Beton: C  25 fc  2.5 
2
cm

kN
Baustahl: S  355 fay  35.5 
2
cm

kN
Betonstahl: BSt  500 fsy  50 
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2
cm

317
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

4. Einwirkungen

Ständige Einwirkungen:
kN kN
Betonplatte: gc  25  gk1  beff hc gc  12 
3 m
m
Stahlträger: kN
gk2  0.776 
m

kN
Kammerbeton: gk3  gc Ac  1.891 
m
kN
Ausbaulast: gk4  6 
m

kN
Eigengewicht: gk  gk1  gk2  gk3  gk4  20.666 
m
Veränderliche Einwirkungen:
kN
qk  15 
m

5. Bemessungswert der maßgebenden Einwirkungskombination


kN
ed  1.35 gk  1.50qk  50.4 
m
2
ed l
MEd   907.196 kN m
8

6. Ausnutzungsgrad ηfi

 GA  1.0 G  1.35 Q  1.50  1.1  0.50

 qk 
 GA   1.1 
 gk 
 fi   0.559
 qk 
 G   Q  
 gk 

Gemäß DIN EN 1994-1-2, Abschnitt 2.4.2 (3) darf ηfi ohne genaueren Nachweis mit 0,7
angenommen werden.
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318
5.9 Verbundträger im Brandfall

7. Überprüfung der Anwendungsgrenzen


Bei der Bestimmung von Rd und Rfi,d,t = η fi,t x Rd in Verbindung mit der Tab. 4.1 nach
DIN EN 1994-1-2 sollten folgende Bedingungen eingehalten sein:

1
1.) ew  9.4 mm ≤ ba  12.667 mm
15

2.) ef  14.6 mm ≤ 2 ew  18.8 mm

3.) hc  160 mm ≥ hc= 120 mm

As
4.)    1.282 % ≤ ρ=5%
Ac  As

5.) beff  3 m ≤ 5m

8. Bemessungswert der Beanspruchbarkeit bei Normaltemperatur ohne Bewehrung

Der hier benötigte Bemessungswert ist der Bemessung unter Normaltemperatur. Dabei ist zu
beachten, dass nach den Einschränkungen für die Anwendung des Tabellenverfahrens die
Tragfähigkeit der in den Kammerbeton eingelegten Bewehrung nicht berücksichtigt werden
darf.

Rd  1109 kN m

9. Bemessungswert der Einwirkungen im Brandfall


Mit dem Faktor ηfi wird das aus den Schnittgrößen ermittelte einwirkende Bemessungsmoment
abgemindert.
Efi.t   fiMEd  507 kN m
10. Nachweis
Efi.t
 fi.t   0.457
Rd

11. Klassifizierung gemäß DIN EN 1994, Abschnitt 4.2.2 Tabelle 4.1

Durch Interpolation zwischen dem Ausnutzungsgrad ηfi,t = 0,3 und ηfi,t = 0,5 mit
dem ermittelten Ausnutzungsgrad ηfi,t = 0,49 und dem Verhältnis h/b in der
Tabelle 5.27 lassen sich für die geforderte Feuerwiderstandsklasse, die
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Mindestbreite sowie das erforderliche Verhältnis der Zulagebewehrung zur


Untergurtfläche wirtschaftlich bestimmen.

319
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

05
u1
u2 05

4
b
Tabelle 5.28 Mindestachstabstände der Zulagebewehrung
für Verbundträger mit ausbetonierten Kammern
Profilbreite Mindestachs- Feuerwiderstandsklasse
b abstände
mm u1, u2 in mm R 60 R 90 R 120 R 180
u1 100 120 - -
170
u2 45 60 - -
u1 80 100 120 -
200
u2 40 55 60 -
u1 60 75 90 120
250
u2 35 50 60 60
u1 40 50 70 90
≥ 300
u2 25* 45 60 60
*) Diese Werte müssen nach EN 1992-1-1, 4.4.1.2, nachgeprüft werden.

Zudem werden in Tabelle 5.28 ebenfalls in Abhängigkeit der geforderten


Feuerwiderstandsklasse die benötigten Abstände der Bewehrung zum Flansch
des Stahlprofils sowie der Randabstand zum Kammerbeton angegeben.
Mit h/b = 2,37 ergibt sich ein min b = 178,5 mm < vorh b = 190 mm. Als
erforderliche Bewehrung sind 19 % der Untergurtfläche in den Kammerbeton
einzulegen. Es ergibt sich:

erf. As = 0,19·19 cm·1,46 cm = 5,27 cm2 => gewählt 2 Ø 25, vorh. As = 9,82 cm²

Für die Abstände u1 und u2 ergibt sich in Abhängigkeit der vorhandenen Träger-
breite von 190 mm: u1 = 107 mm und u2 = 57 mm.
Der Verbundträger in dem gewählten Beispiel erfüllt somit nach dem Tabellen-
verfahren eine im Hochbau übliche Feuerwiderstandsklasse R 90.
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320
5.9 Verbundträger im Brandfall

5.9.3 Vereinfachtes Berechnungsverfahren (Nachweisstufe 2)

Das vereinfachte Rechenverfahren ermöglicht es, Verbundträger in die gefor-


derte Feuerwiderstandsklasse R 30 bis R 180 einzuteilen. Die Bemessung ist für
Einfeldträger, Durchlaufträger sowie für Kragarmbereiche möglich. Zur Anwen-
dung des vereinfachten Berechnungsverfahrens gemäß DIN EN 1994-1-2
müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein:
 der Verbundträger muss im Verbund mit einer Betondecke oder einer
Verbunddecke sein,
 das Erfüllen der Anwendungsgrenzen nach Abschnitt 4.3.4.1.

Anwendungsgrenzen des Verfahrens


Mit diesem Verfahren wird die Momententragfähigkeit des Verbundträgers im
Brandfall ermittelt. Es wird nach positiver und negativer Momententrag-
fähigkeit unterschieden.
Zur Berechnung wird der Verbundquerschnitt in Teilquerschnitte unterteilt,
siehe Abb. 5.29. Es werden Flächen reduziert und Abminderungsfaktoren für die
Festigkeitswerte berechnet. Die so ermittelte Bemessungstragfähigkeit Mfi,Rd
wird mit der Bemessungslast Mfi,Ed ins Verhältnis gesetzt. Dann wird überprüft,
ob die Einwirkung im Brandfall kleiner als die Tragfähigkeit im Brandfall ist.
Die jeweils geforderte Feuerwiderstandsdauer wird beim vereinfachten
Rechenverfahren durch verschiedene Tabellenwerte der jeweils betrachteten
Teilflächen des Verbundträgers berücksichtigt.

Der Querschnitt wird bei der positiven Momententragfähigkeit in folgende


Teilbereiche zerlegt:
 Flansch des Stahlquerschnitts oben
 Flansch des Stahlquerschnitts unten
 Steg des Stahlquerschnitts oben
 Steg des Stahlquerschnitts unten

Es sind die folgenden Bedingungen einzuhalten:


Mindestdicke Mindestprofilhöhe h
Feuerwider- Mindestfläche h·bc
der Decke hc und Mindestbreite bc
standsklasse in mm2
in mm in mm
R 30 60 120 17500
R 60 80 150 24000
R 90 100 170 35000
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R 120 120 200 50000


R 180 150 250 80000

321
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

fc/ γM,fi,c
beff
105 hc,h

hc

15
05
hc,fi

05
hh 05
b,fi ef
2 ew b fay/ γM,fi,a
u2 c h

4
h x
2 fay,x/ γM,fi,a
2

3 1
us kr· fry/ γM,fi,s
1
05

05
u1,3
4
b ka· fay/ γM,fi,a

Abb. 5.32 Bild F.1 aus DIN EN 1994-1-2: Teilbereiche des Verbundträgers für die
positive Biegemomententragfähigkeit

Tabelle 5.29 Höhe des unteren Stegabschnittes h  in mm und h  ,min in mm


mit h  ,max gleich ( h – 2ef )
a1 a2 h  ,min
Feuerwiderstandsklasse
mm² mm² mm²
h/bc ≤ 1 3600 0
R 30 h/bc ≥ 2 3600 0 20
1 < h/bc > 2 h  = 3600 / bc
h/bc ≤ 1 9500 20000
R 60 h/bc ≥ 2 9500 0 30
1 < h/bc > 2 h  = 9500 / bc + 20000 (ew / bch) (2h / bc)
h/bc ≤ 1 14000 160000
R 90 h/bc ≥ 2 14000 75000 40
1 < h/bc > 2 h  = 14000 / bc + 75000 (ew / bch) + 85000 (ew / bch) (2h / bc)
h/bc ≤ 1 23000 180000
R 120 h/bc ≥ 2 23000 110000 45
1 < h/bc > 2 h  = 23000 / bc + 110000 (ew / bch) + 70000 (ew / bch) (2h / bc)
h/bc ≤ 1 35000 400000
R 180 h/bc ≥ 2 35000 250000 55
1 < h/bc > 2 h  = 35000 / bc + 250000 (ew / bch) + 150000 (ew / bch) (2h / bc)

Der Steg wird in einen oberen Teil der Höhe hh und in einen unteren Teil der
Höhe h  unterteilt.
h  =a1/ bc+ a2 ew/( bc h)
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Parameter a1 und a2 siehe Tabelle 5.30. Für 1 < h/bc > 2 ist die Gleichung für
die Berechnung von h  direkt angegeben.

322
5.9 Verbundträger im Brandfall

Tabelle 5.30 Dickenreduzierung hc,fi und Breitenreduzierung bfi


Dickenreduzierung Breitenreduzierung bfi des oberen
der Betondecke Flansches
Feuerwiderstandsklasse
hc,fi
mm mm
R 30 10 (ef/2) + (bcbc) / 2
R 60 20 (ef/2) + 10 + (bbc) / 2
R 90 30 (ef/2) + 30 + (bbc) / 2
R 120 40 (ef/2) + 40 + (bbc) / 2
R 180 55 (ef/2) + 60 + (bbc) / 2

Tabelle 5.31 Reduktionsfaktor ka für die Streckgrenze in unteren Flansch


mit a0 = (0,018 ef + 0,7)
Feuerwiderstandsklasse Reduktionsfaktor ka ka,min ka,max
R 30  (1,12  (84/bc)+(h/ 22bc)a0 0,5 0,8
R 60  (0,21)  (26/bc)+(h/ 24bc)a0 0,12 0,4
R 90  (0,12)  (17/bc)+(h/ 38bc)a0 0,06 0,12
R 120  (0,10)  (15/bc)+(h/ 40bc)a0 0,05 0,10
R 180  (0,03)  ( 3/bc)+(h/ 50bc)a0 0,03 0,06

Für den unteren Teil hängt der Bemessungswert der Streckgrenze vom Abstand
x zum oberen Stegabschnitt ab. Die reduzierte Streckgrenze für h  lautet:
fay,x= fay1 x(1 ka)/ h  
Parameter ka siehe Tabelle 5.31
Für den unteren Flansch wird der Bemessungswert der Streckgrenze mit dem
Faktor ka reduziert.

Tabelle 5.32 Reduktionsfaktor kr der Streckgrenze eines Bewehrungsstabes


kr = ( ua3 + a4 ) a5 / √( Am / V ) kr,min kr,max
Feuerwiderstandsklasse a3 a4 a5
R 30 0,062 0,16 0,126
R 60 0,034  0,04 0,101
0,1 1
R 90 0,026  0,154 0,090
R 120 0,026  0,284 0,082
R 180 0,024  0,562 0,076

Es gilt:
Am = 2h + bc in mm
V = h bc in mm2
u = 1/1/ui + 1/usi + 1/(bc  ew  usi)
mit
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ui der Achsabstand in mm vom Bewehrungsstab zur Innenseite des Flansches


usi der Achsabstand in mm vom Bewehrungsstab zur Betonoberfläche, s. Abb. 5.32

323
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

Brandschutzbemessung - Verbundträger R 90
Vereinfachtes Berechnungsverfahren nach DIN EN 1994-1-2

1. Angaben zum Verbundträger:

Statisches System: Einfeldträger

Trägerabstand: B  3 m
Herstellung: mit Eigengewichtsverbund

Verdübelung: teilweise

Stützweite: l  12m

Stahlprofilblec: hp  0cm
2. Querschnittswerte

2
Stahlprofil: IPE 450 h  450mm b  190mm Aa  98.8cm

ef  14.6mm ew  9.4mm
r  21mm
Betondecke: hc  16cm beff  3 m bc  b
Bewehrung: n 2   25mm
2
As  n  
    9.817 cm2

2
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Betonfläche: u1  100mm us1  55mm


2
Ac  h b  Aa Ac  756.2 cm

324
5.9 Verbundträger im Brandfall

3. Werkstoffe
kN kN
Beton: C  25 fc  2.5  Ecm  3100
2 2
cm cm

kN kN
Baustahl: S  355 fay  35.5  Ea  21000
2 2
cm cm

kN kN
Betonstahl: BSt  500 fry  50  Es  20000
2 2
cm cm
4. Einwirkungen

Ständige Einwirkungen:
kN kN
Betonplatte: gc  25  gk1  beff hc gc  12 
3 m
m
kN
Stahlträger: gk2  0.776 
m

kN
Kammerbeton: gk3  gc Ac  1.891 
m
kN
Ausbaulast: gk4  6 
m

kN
Eigengewicht: gk  gk1  gk2  gk3  gk4  20.666 
m
Veränderliche Einwirkungen:
kN
qk  15 
m

5. Ausnutzungsgrad η fi

 GA  1.0 G  1.35 Q  1.50  1.1  0.50

 qk 
 GA   1.1 
 gk 
 fi   0.559
 qk 
 G   Q  
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 gk 

325
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

6. Bemessungswert der maßgebenden Einwirkungskombination


kN
ed  1.35 gk  1.50qk  50.4 
m
2
ed l
MEd   907.196 kN m
8

Bemessungswert der Einwirkungen im Brandfall


Mfi.d.90   fiMEd  506.997 kN m

7. Überprüfung der Anwendungsgrenzen des Verfahrens

1.) hc  160 mm ≥ hc= 100 mm

2.) h  450 mm ≥ h= 170 mm

3.) bc  190 mm ≥ bc= 170 mm

2
4.) h bc  855 cm ≥ 350 cm2

 h   56.25 mm
5.) ef  14.6 mm ≤  
8
8. Berechnung der reduzierten Abstände und Reduktionsfaktoren für R 90

Für die Berechnung der Grenztragfähigkeit im Brandfall wird das Brandverhalten für die
positive Momententragfähigkeit von Verbundträgern durch drei unterschiedliche
Reduktionsverfahren berücksichtigt. Die Verfahren unterscheiden sich:
- Reduktion der anrechenbaren Materialfestigkeiten
- Reduktion der anrechenbaren Querschnittsgrößen
- Kombination dieser beiden Verfahren.

Betongurt:
Für die Reduktion des Betongurtes wird dessen Höhe hc bei Vollbetonplatten um dem Wert
hc,fi und bei Verwendung von Stahlprofilblechen um das Maß hp des jeweils verwendeten
Profils reduziert. Diesem Bereich wird eine nicht reduzierte Betondruckfestigkeit fc
zugeordnet.
h1.c.fi  30mm nach Tabelle 5.30

h2.c.fi.  hp

hc.fi  h1.c.fi if h1.c.fi  hp


hp otherwise
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Dickenreduzierung der Betondecke: hc.fi  30 mm

326
5.9 Verbundträger im Brandfall

Oberer Flansch:
Die obere Flanschbreite b wird um das Reduktionsmaß bfi zweifach reduziert, um die Breite
bred im Brandfall zu erhalten. Der Restquerschnitt wird mit der nicht reduzierten Streckgrenze
fay multipliziert, um die Tragfähigkeit zu erhalten.
ef b  bc
bfi   30mm   37.3 mm nach Tabelle 5.30
2 2

Reduktion der oberen Flanschbreite: bred  b  2 bfi  115.4 mm

Unterteilung des Stegs:


Der Steg wird in einen oberen Teil der Höhe hh und einen unteren Teil der Höhe hl unterteilt.
Dem oberen Teil wird die nicht reduzierte Streckgrenze fay zugewiesen. Der untere Teil wird
wegen seiner ungünstigeren Lage zu den beflammten Seitenteilen mit einer bis zu ka
abnehmenden reduzierten Streckgrenze berechnet.

Werte nach Tabelle 5.29:

h 2 2
 2.368 a1  14000mm a2  75000mm hl.min  40mm
bc
a1 a2ew
hl    81.93 mm
bc bc h

hh  h  2 ef  hl  338.87 mm

Unterer Flansch:
Der direkt und voll beflammte untere Flansch wird mit einer stark reduzierten Stahlfestigkeit
fa,max,θ = ka· fay,20°C abgemindert.

Reduktionsfaktor ka für die Streckgrenze im unteren Flansch nach Tabelle 5.31:

0.06  ka  0.12


k1.a   0.12 
17mm
bc

h 

38 bc 
 1

 0.018 mm ef  0.7  0.089

k2.a  0.06 k3.a  0.12

ka  k2.a if k1.a  0.06


k1.a otherwise
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k3.a if k1.a  0.12

ka  0.089

327
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

Bewehrung:
Die Fläche der Bewehrung wird nicht reduziert. Die Streckgrenze der Bewehrung wird durch
einen Reduktionsfaktor kr abgemindert. Es werden bei der Ermittlung des
Abminderungsfaktors kr neben der Feuerwiderstandsklasse und dem Profilfaktor auch die
Abstände ui der Längsbewehrungsstäbe berücksichtigt. Zur Berechnung der Momenten-
tragfähigkeit eines Teilbereiches muss noch der jeweilige Hebelarm des Teilquerschnittes
bestimmt werden.
Reduktionsfaktor kr der Streckgrenze eines Bewehrungsstabes, siehe Tabelle 5.32:
ui der Achsabstand in mm vom Bewehrungsstab zur Innenseite des Flansches
usi der Achsabstand in mm vom Bewehrungsstab zur Betonfläche

0.1  kr  1.0

Am  2 h  bc  1090 mm
2
V  h bc  85500 mm

1
u   27.667 mm
1 1 1
 
u1 us1 bc  ew  us1

a3  0.026 a4  0.154 a5  0.090

k1.r 
 umm 1 a3  a4 a5  0.451
Am mm
V

k2.r  0.1

k3.r  1.0

kr  k2.r if k1.r  0.1


k1.r otherwise
k3.r if k1.r  1.0

kr  0.451
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328
5.9 Verbundträger im Brandfall

9. Berechnung der plastischen Biegemomententragfähigkeit Mfi.90.Rd

1) Oberer Flansch:

F1  bred ef fay  598.118 kN


ef
z1  hc   0.167 m
2
M1  F1 z1  100.065 kN m

2) Walzausrundung oben:
2
( 4   ) r
F2  fay  67.194 kN
2

z2  hc  ef  1 
 2  r  0.179 m

 3 ( 4   ) 
M2  F2 z2  12.047 kN m

3) Oberer Steg:

F3  ew hh fay  1130.81 kN


hh
z3  hc  ef   0.344 m
2
M3  F3 z3  389.038 kN m

4) Unterer Steg:

 1  ka 
F4  ew hl fay   148.921 kN
2

2  1  ka 0.5 
z4  hc  h  ef  hl     0.543 m
3  1  ka 

M4  F4 z4  80.867 kN m

5) Walzausrundung unten:
2
( 4   ) r
F5  ka fay  6.007 kN
2

z5   hc  h  ef   1 
 2  r  0.591 m

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 3 ( 4   ) 
M5  F5 z5  3.548 kN m

329
5 Tragwerksbemessung für den Brandfall

6) Unterer Flansch:

F6  b ef ka fay  88.037 kN


ef
z6  hc  h   0.603 m
2

M6  F6 z6  53.06 kN m

7) Bewehrung:

F7  As kr fry

z7  hc  h  ef  u1  0.495 m

M7  F7 z7  109.587 kN m

8) Verbunddecke:

F8 = Summe aller Zugkräfte

F8   F1  F2  F3  F4  F5  F6  F7 ( 1.0)  2260.296 kN


F8
zpl   0.03 m
beff fc

zpl
M8  F8   34.06 kN m
2
Nachweis:

Mfi.90.Rd  M1  M2  M3  M4  M5  M6  M7  M8  714.154 kN m

Mfi.d.90
 0.71 ≤ 1 0
Mfi.90.Rd
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330
5.9 Verbundträger im Brandfall

6 Konstruktive Details
In diesem Kapitel soll eine kurze Einführung in die Konstruktionsdetails von
Verbundkonstruktionen gegeben werden. Eine ausführliche Darstellung und
Beurteilung verschiedener Konstruktionsdetails von Anschlüssen von Stahl- und
Verbundkonstruktionen ist in [37] und [9] enthalten.
Die DIN EN-1994-1-2 enthält einen ausführlichen Abschnitt über Konstruk-
tionsdetails im Brandfall. Auf eine Darstellung dieser Details wird deshalb an
dieser Stelle verzichtet.
Die Anschlüsse werden vorwiegend nach den Regeln des Stahlbaus konstruiert
und nachgewiesen [16]. Die Abb. 6.1a) zeigt einen gelenkigen Anschluss eines
Deckenträgers mit Stirnplatten an einen Unterzug. Dieser Anschluss kann auch
mit Doppelwinkeln oder einem Fahnenblech erfolgen.

a) b)

Abb. 6.1 Gelenkiger und biegesteifer Anschluss zwischen Deckenträger und Unterzug

In Abb. 6.1b) ist ein biegesteifer Anschluss eines Deckenträgers an einen


Unterzug dargestellt. Die Zugkraft infolge des Stützmomentes wird durch die
Zuglasche, die Druckkraft durch ein Kontaktstück, das konstruktiv zu sichern
ist, am Untergurt übertragen. Die konstruktive Lösung für die Weiterleitung der
Querkräfte entspricht dem gelenkigen Anschluss. Ist der Deckenträger als
Verbundträger ausgebildet, kann die Bewehrung für die Zugkraftübertragung
berücksichtigt werden. Eine Mindestbewehrung ist stets vorzusehen.
Die Abb. 6.2 zeigt gelenkige Anschlüsse zwischen Träger und Stütze, wie sie im
Stahlbau üblich sind. Eine Durchlaufwirkung für den Verbundträger kann
erreicht werden, wenn, wie in Abb. 6.1b) dargestellt, am Untergurt ein Kontakt-
stück vorgesehen wird. Zwischen den Flanschen der Stütze ist an dieser Stelle
eine zusätzliche Rippe erforderlich. Die Weiterleitung der Zugkräfte erfolgt
durch die erforderliche Zugbewehrung im Betongurt, die seitlich an der Stütze
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vorbeigeführt wird. Dabei ist zu unterscheiden, ob der Durchlaufträger mit oder

331
6 Konstruktive Details

ohne Eigengewichtsverbund hergestellt wird, was auch die Wirtschaftlichkeit


beeinflusst [37].

Abb. 6.2 Gelenkige Anschlüsse zwischen Träger und Stütze

Für Verbundstützen mit Einstellprofilen sind in [29] verschiedene Anschluss-


typen mit Konstruktionsdetails und Angaben zur Bemessung enthalten.
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332
7.1 Normen

7 Literaturverzeichnis
7.1 Normen
[N1] DIN EN 1994-1-1: Bemessung und Konstruktion von Verbundtragwerken
aus Stahl und Beton, Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und
Anwendungsregeln für den Hochbau (Dezember 2010).
[N2] DIN EN 1994-1-1/NA: Nationaler Anhang – National festgelegte
Parameter – Eurocode 4: Bemessung und Konstruktion von Verbund-
tragwerken aus Stahl und Beton, Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln
und Anwendungsregeln für den Hochbau (Dezember 2010).
[N3] DIN EN 1993-1-1: Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten, Teil 1-1:
Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau (Dezember
2010).
[N4] DIN EN 1992-1-1: Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und
Spannbetontragwerken Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und
Regeln für den Hochbau (Januar 2011).
[N5] DIN EN 1090-2: Ausführung von Stahltragwerken und Aluminium-
tragwerken  Teil 2: Technische Regeln für die Ausführung von
Stahltragwerken (Oktober 2011).
[N6] DIN EN 13670: Ausführung von Tragwerken aus Beton (März 2011).
[N7] DIN EN 1990: Grundlagen der Tragwerksplanung (Dezember 2010).
[N8] DIN EN 1991: Einwirkungen auf Tragwerke  Teil 1-1: Allgemeine
Einwirkungen auf Tragwerke  Wichten, Eigengewicht und Nutzlasten im
Hochbau (Dezember 2010).
[N9] DIN EN 206 Teil 1: Beton – Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und
Konformität, Juli 2001.
[N10] DIN 1045 Teil 2: Beton – Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und
Konformität, August 2008.
[N11] DIN 1045 Teil 3: Bauausführung, August 2008.
[N12] DIN 55928: Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Beschichtungen und
Überzüge, Teil 8: Korrosionsschutz von tragenden dünnwandigen Bauteilen
(Juli 1994).
[N13] DIN 18807: Trapezprofile im Hochbau – Stahltrapezprofile (Juni 1987),
Teil 1: Allgemeine Anforderungen, Ermittlung der Tragfähigkeitswerte
durch Berechnung.
[N14] DIN EN 1994-1-2: Bemessung und Konstruktion von Verbundtragwerken
aus Stahl und Beton, Teil 1-2: Allgemeine Regeln – Tragwerksbemessung
für den Brandfall (Dezember 2010).
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333
7 Literaturverzeichnis

7.2 Literatur
[1] Roik, K., Bergmann, R., Bode, H., Wagenknecht, G.: Tragfähigkeit von
ausbetonierten Hohlprofilstützen aus Baustahl. Technisch-wissenschaftliche
Mitteilungen Nr. 75-4, Institut für konstruktiven Ingenieurbau, Ruhr-
Universität Bochum, Bochum, Mai 1975.
[2] Roik, K., Bergmann, R., Bode, H., Wagenknecht, G.: Tragfähigkeit von
einbetonierten Stahlstützen. Technisch-wissenschaftliche Mitteilungen Nr.
76-4, Institut für konstruktiven Ingenieurbau, Ruhr-Universität Bochum,
Bochum, Mai 1976.
[3] Roik, K., Wagenknecht, G.: Ermittlung der Grenztragfähigkeit von
ausbetonierten Hohlprofilstützen aus Baustahl. Bauingenieur 51, (1976),
S. 183–188.
[4] Roik, K., Wagenknecht, G.: Ermittlung der Grenztragfähigkeit von
einbetonierten doppeltsymmetrischen Stahlprofilstützen aus Baustahl.
Bauingenieur 52, (1977), S. 89–96.
[5] Bergmann, R.: Traglastberechnung von Verbundstützen. Technisch-
wissenschaftliche Mitteilungen Nr. 81-2, Institut für konstruktiven
Ingenieurbau, Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Februar 1981.
[6] Roik, K., Bergmann, R.,Haensel, J., Hanswille, G.: Verbundkonstruktionen.
Bemessung auf der Grundlage des Eurocode 4 Teil 1. In: Betonkalender
1993, S. 551–688. Verlag Wilhelm Ernst und Sohn, 1993.
[7] Lindner, J., Bergmann, R.: Zur Bemessung von Verbundstützen nach DIN
18800 Teil 5. Stahlbau 67 (1998), H. 7, S. 536–546.
[8] Bode, H.: Euro-Verbundbau. Konstruktion und Berechnung. Werner Verlag
GmbH, 1998.
[9] Hofmann, B.: Stahl-Verbundbau. Verbundkonstruktionen im Hochbau.
Verlag Stahleisen GmbH, 2002.
[10] Bergmann, R.: Zur Geschichte der Biegesteifigkeit bei Verbundstützen.
Stahlbau 73 (2004), H. 9, S. 656–660.
[11] Lohse,W.: Stahlbau 2. B. G. Teubner Stuttgart, 2005.
[12] Wagenknecht, G.: Verbundbau. Beitrag in Holschemacher, K. (Hrsg)
Entwurfs- und Berechnungsgrundlagen für Bauingenieure. 5. Auflage.
Beuth/Bauwerk Verlag GmbH, 2012.
[13] Hanswille, G., Schäfer, M.: Verbundtragwerke aus Stahl und Beton,
Bemessung und Konstruktion – Kommentar zu DIN V 18800-5, Ausgabe
November 2004. In: Kuhlmann, U. (Hrsg.): Stahlbau-Kalender 2005, S.
237–453. Verlag Ernst & Sohn, Berlin 2005.
[14] Wagenknecht, G., Gröger G.: Numerische Integration – ein elegantes
Verfahren zur Berechnung der Übertragungsmatrix und der
7541014/10787806875Biblio

Elementsteifigkeitsmatrix mit veränderlichen Größen. In : Theorie und


Praxis im Konstruktiven Ingenieurbau. Stuttgart: ibidem Verlag 2000.

334
7.2 Literatur

[15] Wagenknecht, G.: Stahlbau-Praxis nach Eurocode 3, Band 1, Tragwerks-


planung Grundlagen. 4. Auflage. Beuth/Bauwerk Verlag, Berlin 2011.
[16] Wagenknecht, G.: Stahlbau-Praxis nach Eurocode 3, Band 2, Verbindungen
und Konstruktionen. 3. Auflage. Beuth/Bauwerk Verlag, Berlin 2011.
[17] Deutsches Institut für Bautechnik: Zulassungsbescheid Z-26.1-44: Hoesch-
Additiv Decke, 2008. Thyssen Krupp Hoesch Bausysteme GmbH.
[18] Leitpapier L : Anwendung der Eurocodes. Schriften des Deutschen Instituts
für Bautechnik. Reihe LP, 2002.
[19] Schneider Bautabellen für Ingenieure. 17. Auflage. Werner Verlag 2006.
[20] www.eurocode-online.de
[21] Hosser, D., Dorn, T., El-Nesr, O.: Vereinfachtes Rechenverfahren zur
brandschutztechnischen Bemessung von Verbundstützen aus
kammerbetonierten Stahlprofilen Teil 1. Stahlbau 63 (1994) Heft 3,
S. 71–79, Ernst & Sohn Verlag.
[22] Hosser, D., Dorn, T., El-Nesr, O.: Vereinfachtes Rechenverfahren zur
brandschutztechnischen Bemessung von Verbundstützen aus
kammerbetonierten Stahlprofilen Teil 2. Stahlbau 63 (1994) Heft 4,
S. 116–119, Ernst & Sohn Verlag.
[23] El-Nesr, O.: Vereinfachtes Rechenverfahren zur brandschutztechnischen
Bemessung von Verbundstützen aus betongefüllten runden Stahl-
Hohlprofilen. Bautechnik 71 (1994) Heft 11, S.676–686.
[24] Sauerborn, I., Sauerborn N.: Bauelemente aus Stahlblech im
Geschossdeckenbau. IFBS e.V. Düsseldorf, 2004.
[25] Sauerborn, N., Schmidt, J.: Brandschutzlösungen im Stahl- und
Verbundbau. Bauingenieur Band 77, Juli/August 2002, S.303–310.
[26] Schaumann, P., Upmeyer, J.: Neue Nachweistabellen zum Feuerwiderstand
kammerbetonierter Verbundstützen. Stahlbau 71 (2002), H. 5, S. 334–341.
[27] König, G., Tue, Nguyen Viet: Grundlagen des Stahlbetonbaus. B. G.
Teubner Stuttgart, 2003.
[28] Prüfbericht Nr. 4117.20-007/04 zur statischen Typenprüfung
„Verbundstützenkatalog“, BAUEN MIT STAHL e.V. Düsseldorf, 2005.
[29] Verbundstützen mit eingestellten Stahlprofilen – Anschlüsse und
Bemessung – Dokumentation 696/1, BAUEN MIT STAHL e.V.
Düsseldorf, 2007.
[30] Dick, W., Lückhof, B.: Brandschutzbemessung von Verbundtragwerken
nach DIN 18805-5 in Verbindung mit DIN V ENV 1994-1-2. Diplomarbeit
an der Fachhochschule Gießen-Friedberg, 2007.
[31] Viehl, P.: Brandschutzbemessung von Tragwerken nach europäischen
Vorschriften. Diplomarbeit an der Fachhochschule Gießen-Friedberg, 2007.
[32] Hilfedatei zum Programm HOLORIB Version 1.0, Stand April 2008.
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[33] Deutsches Institut für Bautechnik: Zulassungsbescheid Z-26.1-4, 2008:


Holorib-Verbunddecke. HOLORIB (Deutschland) GmbH.

335
7 Literaturverzeichnis

[34] DAfStb (Deutscher Ausschuss für Stahlbeton) Heft 600: Erläuterungen zu


DIN EN 1992-1-1 und DIN EN 1992-1-1/NA (Eurocode 2).
[35] Tue, N. V., Pierson, R.: Ermittlung der Rissbreite und Nachweiskonzept
nach DIN 1045-1, Beton- und Stahlbetonbau 96, S. 365  372, 2001.
[36] Bode, H.: Verbundbau – Konstruktion und Berechnung. Werner Verlag
GmbH, 1987.
[37] Kindmann, R., Krahwinkel, M.: Stahl- und Verbundkonstruktion. Springer
Vieweg Wiesbaden, 2012.
[38] Bergmann, M., Hanswille, G.: Näherungsverfahren für die Brandbemes-
sung von Hohlprofilstützen. Stahlbau 81 (2012) Heft 11, S. 833–839, Ernst
& Sohn Verlag.
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336
Stichwörterverzeichnis

8 Stichwörterverzeichnis
Additivdecke 224
Angriffspunkt 82
Anschlüsse 331

Beulen 4, 39, 53, 77, 106, 140,171, 200


Biegedrillknicken 4, 85, 91, 106, 111
Brandbemessung 225ff.
Brandschutz 3
Brückenbau 1

Drehbettung 88f
Druckstab 144ff., 176, 182, 229ff., 245
Dübelumrissfläche 93, 107, 113, 113, 130
Durchbiegung 45, 56, 65, 96, 100, 108, 198
Durchschweißtechnik 20

Eigenfrequenz 98, 109, 115


Einstellprofile 166, 292ff.
Elastische Grenztragfähigkeit 44
Endverankerung 191, 193, 203, 206, 208

Fachwerkmodell 92
Flächenverbund 192, 194, 204
Fließgelenktheorie 18, 41, 43, 98

Gebrauchstauglichkeit 5, 7, 21, 38, 62, 96, 108, 198, 212, 221


Grenztragfähigkeit 44ff., 66ff., 100ff., 110ff., 153, 173, 205, 232,
236ff., 247, 257, 276, 314
Grenzzustände 21, 62

Haftverbund 81, 193

Kammerbeton 3, 35, 39, 42, 77, 90, 140, 171, 227, 241, 254,
316, 320
Kopfbolzendübel 3, 18, 63, 82, 98, 106, 141, 182, 190, 194, 206
Kriechen 8, 29, 55, 90, 97, 1, 143, 148, 212, 281
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Längsschubtragfähigkeit 94ff., 142, 196ff., 202f f.

max (c/t) 39

337
Stichwörterverzeichnis

Momentenbeiwerte 87
Momentenumlagerung 41, 98, 219
Montage 3
Montageablauf 96
Montagehilfsstützen 198
Montagelast 38

Nachweisverfahren 39, 43,139, 229, 247, 257, 276, 293, 297


Neutrale Achse 47ff., 66ff., 147, 156ff.
Nulllinie 49, 69, 74, 140, 156, 163, 199

Plastische Trägerberechnung 66
Plattenbeulen 39, 53

Querbewehrung 54, 81, 92


Querbiegung 93
Querkrafttragfähigkeit 71, 171,189, 201, 210,235
Querschnitte 1ff., 18, 38, 42ff., 66, 140, 143, 167, 198, 292
Querschnittsklassen 42ff., 58

Reduktionszahl 30
Reibungsverbund 95, 191, 193
Rissbreite 28ff., 99, 198, 221ff.

Schlupf 33, 69, 96, 196ff., 202


Schwinden 8ff., 29, 55, 62ff., 97,143
Schwingungen 5, 98
Stabilisierung 189
Stabilität 4, 39, 140, 225
Starrer Verbund 46ff., 46

Teilverbund 196ff., 202, 204, 204


Temperatur 9, 12, 180, 207, 225ff.

Umlagerung 8, 41, 43ff., 55

Verbunddecken 189ff.
Verbundmittel 20, 54, 63, 81, 98, 141
Verbundsicherung 142, 187, 192
Verbundstützen 139ff.
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Verbundträger 38ff., 314

338
Stichwörterverzeichnis

Verdübelung 4, 30, 45, 49, 54, 69ff., 72ff., 81ff., 91, 98,
100ff., 110ff., 117ff., 122ff., 178, 187, 189, 194,
196, 199, 200, 204ff., 208ff.
Verdübelungsgrad 82ff., 199ff., 205

Zwang 21, 28, 30ff., 62, 99, 222, 233, 247


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339
In diesem Buch werden ausführlich die Kalt- und Heißbemessung von Verbundträgern,
Verbundstützen und Verbunddecken nach dem Eurocode 4 behandelt. Besonders hervor-
zuheben ist das didaktische Konzept dieses Buches. Zunächst werden die Grundlagen der
Statik und Festigkeitslehre angegeben, die für das Verständnis der Nachweise erforderlich
sind. Es folgen ausführliche Beispiele, wobei auch Programme, wie in der täglichen Praxis
üblich, angewendet werden.

Es werden die Grundlagen von Kriechen und Schwinden und der Begrenzung der Rissbreiten
behandelt. Die elastische und plastische Querschnittstragfähigkeit werden ausführlich
dargestellt. Auf die Fließgelenktheorie als Grundlage für das Nachweisverfahren Plastisch-
Plastisch und die stabilisierende Wirkung von Drehbettungen und Schubfeldsteifigkeiten für
das Biegedrillknicken wird besonders eingegangen. Ein neues Nachweiskonzept für Verbund-
stützen im Brandfall wird beispielhaft auf betongefüllte runde Hohlprofilstützen mit
Einstellprofilen angewendet.

Das Verbundbaubuch ist für Studierende eine ideale Ergänzung zu den Verbundbau-
vorlesungen. Der Inhalt wird in komprimierter Form so aufbereitet, dass der Leser den
zum Teil schwierigen Stoff problemlos verstehen kann.

Nach neuer Verbundbaunorm DIN EN 1994-1-1 vom Dezember 2010 in Verbindung mit der
Stahlbaunorm DIN EN 1993-1-1 und der Stahlbeton- und Spannbetonnorm DIN EN 1992-1-1.

Brandschutzbemessung nach DIN EN 1994-1-2.

Aus dem Inhalt


s'RUNDLAGENDER"EMESSUNGVON6ERBUNDTRAGWERKEN
s6ERBUNDTRÊGER
s6ERBUNDSTàTZEN
s6ERBUNDDECKEN
s"RANDSCHUTZBEMESSUNGVON6ERBUNDTRAGWERKEN

Autoren:
Prof. Dr.-Ing. Gerd Wagenknecht lehrt Stahlbau und Verbundbau an der
Technischen Hochschule Mittelhessen.
Prof. Dr.-Ing. Jens Minnert lehrt Stahlbetonbau an der Technischen Hochschule
Mittelhessen und ist öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für
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Baustatik und Tragwerksplanung sowie Schäden an Gebäuden.

ISBN 978-3-410-22346-7

9 783410 223467 www.beuth.de

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