Sie sind auf Seite 1von 1693

Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln

Herausgegeben von
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Vismann
in Verbindung mit dem
DIN Deutsches Institut für Normung e.V.
Ulrich Vismann (Hrsg.)

Wendehorst
Bautechnische
Zahlentafeln
34., vollständig überarbeitete und erweitere Auflage
Herausgegeben von Prof. Dr.-Ing. Ulrich Vismann, Fachhochschule Aachen,
in Verbindung mit dem DIN Deutsches Institut für Normung e.V.
Prof. Dipl.-Phys. Herwig Baumgartner, Hochschule für Technik Stuttgart (†)
Prof. Dr.-Ing. Ernst Biener, Fachhochschule Aachen
Prof. Dr.-Ing. Johannes Feiser, Fachhochschule Aachen
Prof. Dr.-Ing. Ekkehard Heinemann, Fachhochschule Köln
Prof. Dr.-Ing. Martin Homann, Fachhochschule Münster
Prof. Dr.-Ing. Wolfram Jäger, Technische Universität Dresden
Prof. Dr.-Ing. Rainer Joeckel, Hochschule für Technik, Stuttgart
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Krings, Fachhochschule Köln
Prof. Dr.-Ing. Wolfram Lohse, Fachhochschule Aachen
Prof. Dr.-Ing. Dieter Mauermaier, Hochschule für Technik, Stuttgart
Prof. Dr.-Ing. Ansgar Neuenhofer, Fachhochschule Köln
Prof. Dr.-Ing. Helmuth Neuhaus, Fachhochschule Münster
Prof. Dr.-Ing. Winfried Roos, Fachhochschule Köln
Prof. Dr.-Ing. Andreas Strohmeyer, Fachhochschule Aachen
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Vismann, Fachhochschule Aachen
Prof. Dr.-Ing. Uwe Weitkemper, Fachhochschule Bielefeld
Prof. Dr.-Ing. Bernhard Weller, Technische Universität Dresden
Prof. Dr.-Ing. Otto W. Wetzell, Fachhochschule Münster

PRAXIS
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
<http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Maßgebend für das Anwenden jeder DIN-Norm ist deren Fassung mit dem neuesten Ausgabedatum,
die bei der Beuth Verlag GmbH, Am DIN-Platz, Burggrafenstraße 6, 10787 Berlin, erhältlich ist
(www.beuth.de). Sinngemäß gilt das gleiche für alle in diesem Buch angezogenen amtlichen Richt-
linien, Bestimmungen, Verordnungen usw.
Die DIN-Normen sind wiedergegeben mit Erlaubnis des DIN Deutsches Institut für Normung e.V.

1. Auflage 1934
27. Auflage 1996
28. Auflage 1998
29. Auflage 2001
30. Auflage 2002
31. Auflage 2004
32. Auflage 2007
33. Auflage 2009
34., vollständig überarbeitete und erweitere Auflage 2012

Alle Rechte vorbehalten


© Vieweg +Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012
Lektorat: Dipl.-Ing. Ralf Harms
Vieweg+Teubner Verlag ist eine Marke von Springer Fachmedien.
Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media.
www.viewegteubner.de
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede
Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne
Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für
Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und
Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk
berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im
Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher
von jedermann benutzt werden dürften.

Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg


Druck und buchbinderische Verarbeitung: Stürtz GmbH, Würzburg
Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier
Printed in Germany

ISBN Vieweg +Teubner Verlag: 978-3-8348-0960-5 ISBN Beuth: 978-3-410-22215-6


Vorwort
Vor dem Hintergrund der verbindlichen Einführung der Eurocodes in den Bemes-
sungsfächern des konstruktiven Ingenieurbaus zum Juli 2012 halten Sie jetzt die
34. aktualisierte und in vielen Kapiteln komplett neugefasste Auflage des Wende-
horst, Bautechnische Zahlentafeln in den Händen. Seit nunmehr fast 80 Jahren sind
diese Bautabellen in Praxis und Lehre als Standardwerk der Bauingenieure be-
währt. Inhaltlich wird der aktuelle Stand der Technik im Bauwesen mit allen rele-
vanten Normen und Praxiserfahrungen zusammengefasst und kommentiert. Dabei
wurde wie immer ein besonderes Augenmerk auf die formale Qualität und die
gute Lesbarkeit des Textes gelegt. Die erst im Jahr 2011 erschienenen Fassungen
der Eurocodes inkl. der zugehörigen deutschen nationalen Anwendungsdokumente
sind vollständig berücksichtigt.
Zur besseren inhaltlichen Orientierung werden im Folgenden die wesentlichen
Neubearbeitungen dieser Auflage aufgezählt:

Bauphysik Konsolidierung auf den Stand EnEV 2009 sowie weit-


reichende Aktualisierungen
Lastannahmen Eurocodes 0 und 1, Ausgabe 2011 sowie Brücken- und
Erdbebenlasten nach DIN FB 101 bzw. DIN 4149
Räumliche Aussteifung Neufassung mit dem Ziel einer praxisgerechten For-
mulierung
Stahlbeton + Spannbeton Neufassung auf der Basis von Eurocode 2
Stahlbau/Verbundbau Neufassung auf der Basis von Eurocode 3 und 4
Holzbau Neufassung auf der Basis von Eurocode 5
Geotechnik Vollständige !berarbeitung auf der Basis von Euro-
code 7
Bauen im Bestand dieses Thema wird vor dem Hintergrund der beson-
deren Praxisrelevanz neu in diesem Werk aufgenom-
men
Abfallwirtschaft Vollständige Einarbeitung der Neufassung der Depo-
nieverordnung 2009
Online-Plus Ergänzende Inhalte und Aktualisierungen befinden sich
zu vielen Themen im Onlineprotal O+ zu diesem Buch
unter www.viewegteubner.de

Alle anderen Kapitel wurden jeweils dem aktuellen Stand der Technik angepasst
und redaktionell überarbeitet. Insbesondere ist hier auch auf das parallel zu diesem
Bautabellenbuch vorhandene Lehrbuch Wendehost, Beispiele aus der Baupraxis,
welches jetzt aktuell mit der 4. Auflage erscheint, hinzuweisen. Hier werden aus-
schließlich vollständig durchgerechnete Praxisbeispiele auf Grundlage der Euroco-
des, für die in einem Tafelwerk wie dem Wendehorst kein Platz ist, vorgestellt und
erläutert.
Dem Verlag und insbesondere dem Lektorat Bauwesen sei an dieser Stelle im Na-
men aller Autoren und des Herausgebers recht herzlich gedankt.
Nach genau 30-jähriger, erfolgreicher Tätigkeit als Herausgeber hat Otto W. Wetzel
diese Aufgabe mit der nun vorliegenden 34. Auflage an den Unterzeichner weiter-
gegeben. Im Namen des Verlages Vieweg+Teubner, des Lektorats sowie aller Auto-
ren ist es mir ein besonderes Anliegen, ihm für dieses Engagement ganz herzlich
zu danken.

Aachen, im Oktober 2011 Ulrich Vismann


Mathematik Seite 1 bis 48 1
Bauzeichnungen Seite 49 bis 84 2
Vermessung Seite 85 bis 114 3
Bauphysik Seite 115 bis 246 4
Schallimmissionsschutz Seite 247 bis 278 5
Brandschutz Seite 279 bis 314 6
Lastannahmen, Einwirkungen Seite 315 bis 426 7
Statik und Festigkeitslehre Seite 427 bis 490 8
Aussteifung von Tragwerken Seite 491 bis 522 9
Mauerwerk und Putz Seite 523 bis 570 10
Beton Seite 571 bis 600 11
Stahlbeton und Spannbeton Seite 601 bis 776 12
Stahlbau Seite 777 bis 1020 13
Holzbau nach Eurocode 5 Seite 1021 bis 1148 14
Glasbau Seite 1149 bis 1182 15
Bauen im Bestand Seite 1183 bis 1220 16
Geotechnik Seite 1221 bis 1332 17
Hydraulik und Wasserbau Seite 1333 bis 1392 18
Siedlungswasserwirtschaft Seite 1393 bis 1498 19
Abfallwirtschaft Seite 1499 bis 1540 20
Verkehrswesen Seite 1541 bis 1672 21
Sachverzeichnis Seite 1673 bis 1688 22
Autorenverzeichnis
Prof. Dipl.-Phys. Herwig Baumgartner y studierte Physik an der Universität Freiburg und war
anschließend in einem bauphysikalischen Beratungsbüro tätig. Später wurde er an die Fach-
hochschule Stuttgart — Hochschule für Technik in den Fachbereich Bauphysik berufen, in dem
er derzeit Dekan ist. Seine Fachgebiete sind Bau- und Raumakustik, Schwingungstechnik
sowie allgemeine Bauphysik.

Prof. Dr.-Ing. Ernst Biener war nach Studium und Promotion an der RWTH Aachen zunächst
für einen internationalen Baukonzern im Bereich der Umwelttechnik tätig. Seit 1989 ist er Pro-
fessor für Umwelttechnik im Fachbereich Bauingenieurwesen der Fachhochschule Aachen. Er
ist außerdem von der IHK Aachen ö. b. u. v. Sachverständiger für Deponietechnik sowie Erkun-
dung, Beurteilung und Sanierung von Grundwasser- und Bodenverunreinigungen und Bera-
tender Ingenieur (Ingenieurkammer BauNW). Als Mitglied zahlreicher Berufsverbände (DGGT,
ATV, VKS etc.) sowie Geschäftsführer der Ingenieurgesellschaft Umtec GbR ist er Autor zahl-
reicher Veröffentlichungen in nationalen und internationalen Fachmedien.

Prof. Dr.-Ing. Johannes Feiser studierte Bauingenieurwesen an der RWTH Aachen und promo-
vierte am dortigen Institut für Grundbau mit einem Thema aus dem Bereich der Felsmechanik.
Er war danach in einer Ingenieurgesellschaft für Geotechnik in Aachen beschäftigt, anschlie-
ßend als Geschäftsführer eines Geotechnikbüros in Neuss tätig und eingetragener Sachver-
ständiger für Erd- und Grundbau nach DIN 1054. Seit 1996 ist er Professor an der Fachhoch-
schule Aachen und vertritt dort die Lehrgebiete Geotechnik, Erd- und Tunnelstatik sowie
Spezialtiefbau. Daneben bleibt er als Beratender Ingenieur und Geotechnischer Gutachter wei-
terhin in der Praxis aktiv.

Prof. Dr.-Ing. Ekkehard Heinemann studierte an der Ingenieurschule Siegen und der Techni-
schen Hochschule Aachen Bauingenieurwesen. Anschließend war er als wissenschaftlicher
Assistent am Aachener Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft tätig und promovierte auf
dem Gebiet von Wirbelströmungen. Viele Jahre wurde er von einer Ingenieurgesellschaft
hauptsächlich für Auslandsprojekte der Wasserkraft- und Talsperrenplanung eingesetzt. Seit
1990 vertritt er an der Fachhochschule Köln die Gebiete der Wasserwirtschaft und des Wasser-
baus. Als Autor beteiligte er sich an zahlreichen Fachbeiträgen und Büchern.

Prof. Dr.-Ing. Martin Homann studierte Architektur an der Universität Dortmund und promo-
vierte am Lehrstuhl Bauphysik der Universität Dortmund über Rissüberbrückungsfähigkeit
von Beschichtungssystemen. Danach Mitarbeiter in der Baustoffindustrie und Freiberufliche
Tätigkeit als Architekt und Bauphysiker. Von der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen
staatlich anerkannter Sachverständiger für Schall- und Wärmeschutz und seit 2000 Professor
für Bauphysik an der Fachhochschule Münster.

Prof. Dr.-Ing. Wolfram Jäger studierte Bauingenieurwesen an der Technischen Universität


Dresden und an der Moskauer Bauhochschule (MISI) und promovierte in Dresden am Lehr-
stuhl für Baumechanik der Stabtragwerke und Bauwerksoptimierung. Professor Jäger hat
viele Jahre als Beratender Ingenieur, als Prüfingenieur und Leiter eines größeren Bauunter-
nehmens gearbeitet und — neben zwei Fachbüchern in englischer Sprache — mehr als sech-
zig wissenschaftliche Aufsätze veröffentlicht zu Themen aus dem Bauwesen, insbesondere
dem Holz- und Mauerwerksbau. Er ist Mitglied in mehreren Fachausschüssen und -gremien
des DIN und des Deutschen Instituts für Bautechnik sowie Mitglied des Redaktionsbeirates
der Zeitschrift „das Mauerwerk“. Professor Jäger ist Inhaber des Lehrstuhls für Tragwerkspla-
nung der Fakultät Architektur der TU Dresden.

Prof. Dr.-Ing. Rainer Joeckel studierte an der Universität Stuttgart Geodäsie. Nach der Assis-
tentenzeit am Geodätischen Institut Stuttgart promovierte er über ein Thema der Messtechnik.
Nach anschließender Tätigkeit in der Vermessungsverwaltung in Baden-Württemberg und bei
der Stadt Stuttgart erfolgte die Berufung an die Fachhochschule Stuttgart – Hochschule für
Technik. Seine Fachgebiete sind Vermessungskunde, Präzisionsmesstechnik, Elektronisches
Messen und Geodätische Positionsbestimmung. Er ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher
Veröffentlichungen, Fach- und Lehrbücher.
Autorenverzeichnis
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Krings studierte nach einem Ingenieurschulstudium in Essen an der
Ruhr-Universität Bochum Bauingenieurwesen. Er promovierte dort mit einem Finite Element-
Thema und war anschließend viele Jahre für eine große Baufirma als Statiker, Entwicklungs-
ingenieur, Abteilungsleiter und Geschäftsführer einer Tochtergesellschaft tätig. Seit 1990 ist er
an der Fachhochschule Köln und vertritt dort die Lehrgebiete Mechanik, Baustatik und
Massivbau. Als Autor zahlreicher Veröffentlichungen, so zum Beispiel zu Themen wie Dyna-
mik, Finite Element-Methoden oder Schalenstatik, ist er außerdem seit 2001 Ehrenprofessor
der Staatlichen Akademie für Architektur und Bauwesen in Wolgograd.

Prof. Dr.-Ing. Wolfram Lohse studierte an der Universität Karlsruhe Bauingenieurwesen und
promovierte dort am Lehrstuhl für Stahl- und Leichtmetallbau über ein Thema aus dem Stahl-
brückenbau. Während seiner Assistentenzeit entstanden u. a. zahlreiche wissenschaftliche Gut-
achten über Schadensfälle im Stahlbau und zur Restnutzungsdauer von Eisenbahnbrücken.
Anschließend wechselte er in die Stahlbauindustrie als Technischer Leiter und Leiter des Ver-
kaufs und ließ sich zum Schweißfachingenieur ausbilden. Seit 1985 ist er Professor für Stahl-
bau und Baustatik an der Fachhochschule Aachen und außerdem tätig als Gutachter und Trag-
werksplaner im eigenen Ingenieurbüro. 1998 wurde er zum Prüfingenieur für Baustatik
ernannt und zwei Jahre später ebenfalls zum Prüfer für bautechnische Nachweise im Eisen-
bahnbau. Diese Tätigkeit übt er seit 2001 als geschäftsführender Gesellschafter in einer Inge-
nieurgemeinschaft in Dortmund aus.

Prof. Dr.-Ing. Dieter Maurmaier assistierte und promovierte nach seinem Studium der Fachrich-
tung Bauingenieurwesen am Institut für Straßen- und Verkehrswesen der Universität Stutt-
gart. Er war als Partner im Ingenieurbüro Bender + Stahl tätig und gründete später die Firma
MAP Prof. Maurmaier + Partner mit den Schwerpunkten Verkehrsplanung, Straßenentwurf,
Verkehrstechnik und Immissionsschutz. Er lehrt an der Hochschule für Technik Stuttgart das
Fachgebiet Verkehrswesen.

Prof. Dr.-Ing. Ansgar Neuenhofer studierte Bauingenieurwesen an der RWTH Aachen und pro-
movierte 1994 am dortigen Lehrstuhl für Baustatik mit einem Thema zur Sicherheitstheorie im
Stahlbetonbau. Nach 16-jähriger Tätigkeit in Forschung, Lehre und Praxis in Kalifornien kehrte
er 2010 nach Deutschland zurück und vertritt seitdem an der Fachhochschule Köln die Lehr-
gebiete Baumechanik und Baudynamik.

Prof. Dr.-Ing. Richard Stroetmann studierte Bauingenieurwesen an der FH-Aachen, der TH-
Darmstadt und der Universität Kaiserslautern. Im Zeitraum von 1987 bis 1994 war es Trag-
werksplaner im Ingenieur-, Anlagen- und Hochbau tätig. 1994 begann er als wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Institut für Stahlbau und Werkstoffmechanik der TU Darmstadt und schloss
dort 1999 mit der Promotion in der Stabilitätstheorie und Finite-Elemente-Methode ab. An-
schließend wechselte zu Krebs und Kiefer in Darmstadt, begann dort als Projektleiter im Hoch-
bau und wurde im Jahr 2001 zum Geschäftsführenden Gesellschafter bestellt. Von 2001 bis
2002 übernahm er den Lehrauftragt für Stabilität im Fachgebiet Stahlbau an der Universität
Kaiserslautern. Seit Februar 2006 ist er Professor für Stahlbau und Direktor des Instituts für
Stahl- und Holzbau der TU Dresden. Mit der Gründung der Dresdener Geschäftsstelle der
Krebs und Kiefer GmbH im Jahr 2006 ist er dort zuständiger Geschäftsführer.

Prof. Dr.-Ing. Helmuth Neuhaus studierte Bauingenieurwesen an der Ruhr-Universität Bochum.


Er promovierte dort mit einem Thema aus dem Holzbau. Danach war er in einer Anlagenbau-
firma tätig. 1986 ging er an die Fachhochschule Münster. Seine Lehrgebiete sind Holzbau und
Bauphysik. Als Autor und Mitautor veröffentlichte er zahlreiche Aufsätze und ein Fachbuch. Er
ist öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der IHK Münster für das Sachgebiet
Holzbau.

Prof. Dr.-Ing. Winfried Roos studierte Bauingenieurwesen an der RWTH Aachen. Nach einer
mehrjährigen Tätigkeit als Statiker und Bauleiter für eine große deutsche Baufirma wechselte
er an den Lehrstuhl für Massivbau der TU München. Dort promovierte er während seiner
sechsjährigen Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent zur Thematik der Druckfestigkeit des
gerissenen Stahlbetons in scheibenförmigen Bauteilen bei gleichzeitig wirkender Querzugbe-
anspruchung. Im Anschluss war er mehrere Jahre Partner und geschäftsführender Gesell-
schafter einer Ingenieurgesellschaft in Essen. Seit 1998 ist er an der Fachhochschule Köln und
vertritt dort die Lehrgebiete Massivbau und Baustatik. Außerdem ist er seit 1999 öffentlich be-
stellter und vereidigter Sachverständiger der IHK Köln für Tragkonstruktionen im Massivbau.
Prof. Dr.-Ing. Andreas Strohmeier studierte an der RWTH Aachen Bauingenieurwesen. Dort
promovierte er auch während seiner wissenschaftlichen Assistententätigkeit mit einem Thema
zum Leistungsvermögen von Abwasserbehandlungsanlagen. Er war in verschiedenen inter-
national tätigen Ingenieurunternehmen beschäftigt, darunter in einem der weltweit größten
Wasser- und Abwasseraufbereitungsunternehmen. In Führungspositionen übernahm er prakti-
sche Ingenieurtätigkeiten aus dem Bereich der Wasser- und Abwassertechnik. Seit 1994 ist er
Professor an der Fachhochschule Aachen im Fachbereich Bauingenieurwesen für das Lehrge-
biet Wasserversorgung und Abwassertechnik sowie Autor zahlreicher internationaler Fachauf-
sätze.

Prof. Dr.-Ing. Ulrich Vismann studierte Bauingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Konstruk-
tiver Ingenieurbau an der RWTH Aachen. Anschließend war er Assistent am dortigen Lehr-
stuhl für Baustatik und promovierte an der TU-München über ein Thema zur Sicherheits-
theorie im Stahlbetonbau. Nach einer fünfjährigen Tätigkeit in der Bauindustrie wechselte er
1999 in die Selbständigkeit als Beratender Ingenieur. Seit 2001 ist er Professor für Massivbau
und Baustatik an der Fachhochschule Aachen. Als Gastdozent lehrt er ebenfalls an der Poly-
technic of Namibia in Windhoek. Darüber hinaus ist er von der Ingenieurkammer Bau NRW
als ö. b. u. v. Sachverständiger für Massivbau vereidigt. Die Aufgaben als Sachverständiger
und Beratender Ingenieur nimmt Herr Prof. Vismann als Geschäftsführer des Ingenieurbüros
Kossin-Vismann+Partner wahr.

Prof. Dr.-Ing. Uwe Weitkemper studierte Bauingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Konstruk-
tiver Ingenieurbau an der RWTH Aachen. Anschließend war er Assistent am dortigen Lehr-
stuhl für Baustatik und Baudynamik und promovierte über ein Thema zur Erdbebensicherung
von Stahlbetonbauwerken. Danach war er als Tragwerksplaner und Planungsleiter für ein gro-
ßes deutsches Bauunternehmen und eine Ingenieurgesellschaft vorwiegend in Auslandspro-
jekten des Brückenbaus tätig. Seit 2009 ist er Professor für Massivbau am Campus Minden
der Fachhochschule Bielefeld.

Prof. Dr.-Ing. Bernhard Weller studierte Bauingenieurwesen mit Vertiefung Konstruktiver


Ingenieurbau an der RWTH Aachen. Später war er als Beratender Ingenieur tätig mit an-
schließender Promotion. Nach seiner Professur für Tragwerksplanung an der Fachhochschule
Frankfurt/Main ist er jetzt am Lehrstuhl für Baukonstruktionslehre an der Technischen Univer-
sität Dresden und dort seit 2002 außerdem Direktor des Instituts für Baukonstruktion.

Prof. Dr.-Ing. Otto W. Wetzell studierte Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule in


Hannover und an der Stanford University in Palo Alto, Kalifornien. Er promovierte an der
TU Hannover mit einem Thema aus der Mechanik und war dann als Partner einer Ingenieur-
sozietät als Beratender Ingenieur und Gutachter tätig. Später ging er an die Fachhochschule
Münster. Seine Lehrgebiete waren Baustatik und Datenverarbeitung. Als Autor und Heraus-
geber veröffentlichte er zahlreiche Fachbücher und Aufsätze.
Griechisches Alphabet
SI-Einheiten nach DIN 1301-1 (10.2010)
SI-Einheiten sind nur die Basiseinheiten (Tafel 1) und die daraus kohärent (mit dem Zahlenfak-
tor „eins“) abgeleiteten Einheiten (Beispiele s. Tafel 2). Der Name SI steht für „Système Inter-
national d’Unités“ (Internationales Einheitensystem). Eine ausführliche Information über das
Internationale Einheitensystem enthält die SI-Broschüre der Physikalisch-Technischen Bundes-
anstalt (Download unter www.ptb.de).

Das Vorsatzzeichen bildet zusammen mit dem Einheitenzeichen, mit dem es ohne Zwischen-
raum geschrieben oder gesetzt wird, das Zeichen einer eigenen Einheit.
Umrechnungstafeln
Einzellasten
N kN MN
g ¼ Gramm
1N 1 10!3 10!6 k ¼ Kilo = 103 (tausend)
1 kN 103 1 10!3 M ¼ Mega = 106 (million)
6 3 N ¼ Newton
1 MN 10 10 1
!2
p ¼ Pond
1 kp 10 10 10!5
t ¼ Tonne
4
1 Mp 10 10 102

Massen/Kräfte
g kg t N kN MN
!3 !6 !2 !5
1g 1 10 10 10 10 10!8
1 kg 103 1 10!3 10 10!2 10!5
6 3 4
1t 10 10 1 10 10 10!2

Zeiteinheiten
a (Jahr) d (Tag) h (Stunde) min (Minute) s (Sekunde)
1 a (Jahr) 1 365 8.760 525.600 31,54 " 106
!3
1 d (Tag) 2,740 " 10 1 24 1.440 86.400
!4 -2
1 h (Stunde) 1,142 " 10 4,167 " 10 1 60 3.600
1 min (Minute) 1,903 " 10!6 6,944 " 10-4 1,667 " 10!2 1 60
!8 -5 !4 !2
1 s (Sekunde) 3,171 " 10 1,157 " 10 2,788 " 10 1,667 " 10 1

Flächenlasten/Spannungen
2
N/mm N/cm2 kN/mm2 kN/cm2 kN/m2 MN/cm2 MN/m2
1 N/mm2 1 102 10!3 10!1 103 10!4 1
2 !2 !5 !3 !6
1 N/cm 10 1 10 10 10 10 10!2
2 3 5 2 6
1 kN/mm 10 10 1 10 10 10 !1
103
1 kN/cm2 10 103 10!2 1 104 10!3 10
2 !3 !1 !6 !4
1 kN/m 10 10 10 10 1 10!7 10!3
1 MN/cm2 104 106 10 103 107 1 104
2 2 !3 !1 3 !4
1 MN/m 1 10 10 10 10 10 1
2 3 !2 4 3
1 kp/mm 10 10 10 1 10 10 10
1 kp/cm2 10!1 10 10!4 10!2 102 10!5 10!1
1 Mp/cm2 102 104 10!1 10 105 10!2 102
2 !2 !5 !3 !6
1 Mp/m 10 1 10 10 10 10 10!2

1 Pa ¼ 1 N=m2 1 kPa ¼ 1 kN=m2 1 MPa ¼ 1 MN=m2 ¼ 1 N=mm2 (Pascal)


1

Mathematik
Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Otto W. Wetzell

Inhalt Seite

1 Funktionsverläufe und Kreis-Elemente 3

2 Arithmetik 4
2.1 Rechnen mit physikalischen Größen 4
2.2 Potenzen 5
2.3 Wurzeln 5
2.4 Logarithmen 5
2.5 Binomischer Satz 6
2.6 Reihen 6
2.7 Zinseszins- und Rentenrechnung 7
2.8 Investitionsrechnung 8
2.9 Gleichung zweiten Grades (quadratische Gleichung) 10
2.10 Nullstellen von Polynomen n-ten Grades (Gleichung n-ten Grades) 10
2.11 Horner-Schema 11
3 Lineare Algebra 11
3.1 Determinanten 11
3.2 Vektoren 12
3.3 Matrizen 16
3.4 Lineare Gleichungssysteme 18
4 Trigonometrie 21

5 Geometrie 22
5.1 Geometrie der Ebene 22
5.2 Geometrie des Raumes 24
6 Analytische Geometrie der Ebene 26
6.1 Punkt in verschiedenen Koordinatensystemen 26
6.2 Zwei und mehr Punkte 27
6.3 Gerade 28
6.4 Kegelschnitte 28
7 Differenzialrechnung 29
7.1 Grundlagen 29
7.2 Rechenregeln 30
7.3 Ableitungen elementarer Funktionen 30
7.4 Partielle Ableitungen 31
8 Integralrechnung 31
8.1 Bestimmtes Integral 31
8.2 Unbestimmtes Integral 31
8.3 Rechenmethoden der Integralrechnung 32
8.4 Numerische Integration 32
8.5 Grundintegrale 32
8.6 Integrationsformeln 33
Fortsetzung s. nächste Seite

U. Vismann (Hrsg.), Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln, DOI 10.1007/978-3-8348-8613-2_1,


© Vieweg+Teubner Verlag |Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012
Mathematik

Inhalt, Fortsetzung Seite

9 Anwendungen der Differenzial- und Integralrechnung 35


9.1 Tangente und Normale der Kurve einer Funktion 35
9.2 Eigenschaften der Kurven von Funktionen 35
9.3 Nullstellen einer Funktion f(x) 35
9.4 Krümmung, Krümmungsradius, Krümmungskreis 35
9.5 Unbestimmte Ausdrücke 36
9.6 Geometrische Größen 36
9.7 Differenzieren und Integrieren in Polarkoordinaten 38
9.8 Potenzreihen 38
10 Differenzialgleichungen 39
10.1 Begriffe 39
10.2 Trennung der Veränderlichen 39
10.3 Lineare DGl. mit konstanten Koeffizienten 40
10.4 Differenzenverfahren 41
10.5 Allgemeines Lösungsverfahren für lineare DGl. 41
11 Statistik, Fehlerrechnung 43
11.1 Statistik 43
11.2 Fehlerrechnung 48

Mathematische Zeichen nach DIN 1302 (12.99)


P n
P
¼ (6¼) gleich (ungleich); $ identisch gleich Summe; Grenzbezeichnungen:
% (&) ähnlich, proportional; (rund, etwa) p ffi k¼1
n n-te Wurzel aus
b (ffi)
¼ entspricht (kongruent) pffiffiffiffiffiffiffi
i oder j imaginäre Einheit ¼ !1
k (k
!) parallel (nicht parallel) loga Logarithmus zur Basis a
? rechtwinklig zu, senkrecht zu lg ¼ log10; ln ¼ loge; lb ¼ log2
4 ð< ÞÞ Dreieck (Winkel) n! # n Fakultät n! ¼ 1 " 2 . . . n
< (>) kleiner als (größer als) "
n
, (. . .) Komma (und so weiter bis) n über k
k
% Prozent, vom Hundert, 1 % ¼ 10!2
‰ Promille, vom Tausend, 1 ‰ ¼ 10!3 f (x) f von x; Funktion der Veränderl. x
þ (!) plus (minus); lim Limes, Grenzwert
" =+ mal lim f ðxÞ = b bedeutet: f (x) strebt gegen den
x! a
!= : durch, geteilt durch, zu; in Formeln/ Grenzwert b, wenn x sich in beliebiger
und : nur zur Platzersparnis./auch „je‘‘ Weise dem Wert a nähert
gelesen, z. B. MN/m2 ¼ Meganewton d
Ð Differenzialzeichen
RR
je Quadratmeter Integral; Doppelintegral
n
Y Pn
xi Produkt über xi von i gleich 1 bis n xi Summe über xi von i gleich 1 bis n
i¼1 i¼1

Zahlenwerte einiger wichtiger Konstanten


Konstante Zahlenwert Kehrwert Konstante Zahlenwert Kehrwert
p 3,141592654 0,318309886 e 2,718281828 0,367879441
p/180 ¼ arc 1, 0,017453293 57,29577951 lg e 0,434294482 2,302585093
1
p/(60 " 180) ¼ arc 10 0,000290888 3437,7468 g
pffiffiffi)ffi 9,80665 0,10197
p/(602 " 180) ¼ arc 100 0,000004848 206264,81 gpffiffiffiffi 3,13156 0,31933
p/200 ¼ arc 1 gon 0,015707963 63,66197723 p= g 1,00320 0,99681
1
) Fallbeschleunigung in m/s2 in Meereshöhe und 45, geographischer Breite

2
1
Funktionsverl!ufe und Kreis-Elemente

1 Funktionsverläufe und Kreis-Elemente

! ! # !$ "

! # !% "
!

"
$ !" "

#!

Bild 1-1

Bild 1-2

Bild 1-4 Bild 1-5


Bild 1-3

Bild 1-6 Bild 1-7 Bild 1-8 Bild 1-9

rffiffiffiffi
h s
Bogenlänge b, Bogenhöhe h, Sehnen- a ¼ 4 " arcsin ¼ 2 " arctan
länge s, Schwerpunktslage e, Fläche A, d d # 2h
"ffnungswinkel a (Bogenmaß) d % a& 1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
h ¼ " 1 # cos ¼ " ðd # d 2 # s2 Þ
2 2 2
p a pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
a¼ " ða in GradÞ s ¼ d " sin ¼ 2 " h " ðd # hÞ
180, 2 rffiffiffiffi
a d h
d/2 b ¼ " a ¼ d " 2 " arcsin
2 d !
3 a
d 4 sin 2 a s3 d a
e¼ " " # cos ¼ # " cos
2 3 a # sin a 2 12A 2 2
e

S A d2 d s"h
A¼ " ða # sin aÞ ¼ " ðb # sÞ þ
h

8 4 2
Bild 1-10

3
Mathematik

2 Arithmetik
2.1 Rechnen mit physikalischen Größen
Eine physikalische Größe (kurz: Größe) beschreibt eine messbare Eigenschaft eines
physikalischen Phänomens (Körper, Vorgänge, Zustände); ein spezieller Wert einer
Größe ist ein Größenwert. Größenwert ¼ Zahlenwert (Maßzahl) " Einheit
Beispiel l ¼ 5 m ¼ flg " ½l. ¼ Zahlenwert von l " Einheit von l
flg ¼ 5 ½l. ¼ m

Eine physikalische Gleichung stellt eine Beziehung zwischen Größen oder Einheiten
oder Zahlenwerten dar.
Eine G r ö ß e n g l e i c h u n g stellt eine Beziehung zwischen Größen dar und gilt un-
abhängig von der Wahl der Einheiten und sollte vorwiegend benutzt werden.
Beispiel v ¼ s=t M ¼ ql2 =8 f ¼ F l3 =ð3 EIÞ

Eine E i n h e i t e n g l e i c h u n g gibt die zahlenmäßige Beziehung zwischen Einheiten


an.
Beispiel 1 m ¼ 100 cm 1 kN ¼ 1000 N 1 N ¼ 1 kg m s!2

Eine Z a h l e n w e r t g l e i c h u n g gibt die Beziehung zwischen Zahlenwerten von


Größen an und erfordert immer die Angabe der Einheiten, für die die Zahlenwerte
gelten.
fsg
Beispiel fvg ¼ 3,6 mit v in km/h, s in m, t in s
ftg
450
Mit fsg ¼ 450 und ftg ¼ 30 wird fvg ¼ 3,6 " ¼ 54
30
v ¼ 54 km/h
Das A u s w e r t e n v o n G r ö ß e n g l e i c h u n g e n erfordert im allgemeinen das Ein-
setzen der gegebenen Größenwerte in der Form: Zahlenwert " Einheit.
Beispiel Fläche eines rechtwinkligen Dreiecks mit Grundseite g ¼ 3 m und Höhe h ¼ 400 cm.
Allgemein: A ¼ 0,5 g h ¼ 0,5 " 3 m " 400 cm ¼ 600 m cm ¼ 6 m2
Einheitengerecht: A ¼ 0,5 g h ¼ 0,5 " 3 m " 4 m ¼ 6 m2
Kurzform: A ¼ 0,5 g h ¼ 0,5 " 3 " 4 ¼ 6 m2
Bei der üblichen Kurzform wird einheitengerecht eingesetzt; Einheiten werden je-
doch bei der Zwischenrechnung nicht geschrieben; Endergebnis hat Einheit.

Beispiel Auswertung der Größengleichung


f ¼ F l3 =ð3 EIÞ mit
F ¼ 20 kN, l ¼ 3 m, E ¼ 2,1 " 107 N=cm2 , I ¼ 2,517 dm4.
Einheitengerecht (N, cm):
2 " 104 N " 33 " 106 cm3
f ¼
3 " 2,1 " 107 N=cm2 " 2,517 " 104 cm4

2 " 33 N cm3 cm2


¼ " 104þ6!7!4 ¼ 3,41 " 10!1 cm
3 " 2,1 " 2,517 N cm4
Kurzform (N, cm): wie vor; Einheiten jedoch nur beim Endergebnis.
Die Einheit des Ergebnisses kann man wie folgt überprüfen:
' (
F l3 N cm3 cm2
½f . ¼ ¼ ¼ cm
3 EI N cm4

Merke: Eine Größengleichung gilt unabhängig von der Wahl der Einheiten.
Einheiten in eckiger Klammer zu schreiben ist nicht normgerecht.

4
1
Arithmetik

2.2 Potenzen
a " a " a " . . . " a ¼ an (n Faktoren) a ¼ Basis, n ¼ Potenzexponent, an ¼ Potenz
1
a1 ¼ a a0 ¼ 1 ða 6¼ 0Þ a#n ¼
an

Rechenregeln mit m, n, a, b reell


p " an / q " an ¼ ðp / qÞ an am " an ¼ amþn an " b n ¼ ða " bÞn
am
an % a &n
¼ am!n ¼ ðam Þn ¼ am " n
an bn b

2.3 Wurzeln
p ffiffiffi
b¼ m
a ¼ a1=m , wenn bm ¼ a und a > 0, m positiv ganz
p ffiffiffi pffiffiffi
a ¼ Radikand, m ¼ Wurzelexponent, b ¼ Wurzel 2
a¼ a

Rechenregeln mit a, b reell, n, m positiv ganz, a > 0


p
m
ffiffiffiffi p
m
ffiffiffiffi p
m
ffiffiffiffi p ffiffiffi pffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffi p ffiffiffi pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
p b / q b ¼ ðp / qÞ b m
a " m b ¼ m ab m
a " n a ¼ m " n amþn
p ffiffiffi r ffiffiffi
ffi p ffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffi
pffiffiffi pffiffiffiffiffiffi n
m
a m a m
a pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi m p ffiffiffi pffiffiffi n pffiffiffi
ð m aÞn ¼ m an ¼ am p ffiffiffiffi ¼ p ffiffiffi ¼ m " n an!m n
a ¼ m"n a ¼ m a
m
b b n
a
pffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffi
!a ¼ að!1Þ ¼ a " !1 ¼ a " j mit j ¼ !1 ¼ imaginäre Einheit
j2 ¼ !1; j3 ¼ !j; j4 ¼ þ1; allgemein j4nþk ¼ jk (n ganzzahlig; k ¼ 0, 1, 2, 3).

2.4 Logarithmen
r ¼ loga b, wenn ar ¼ b und a, b > 0, a 6¼ 1;
a ¼ Basis, r ¼ Exponent ¼ Logarithmus, b ¼ Numerus

Rechenregeln mit a, b, n, m reell


loga 1 ¼ 0 loga a ¼ 1 loga 0 ¼ !1 aloga b ¼ b
n
loga ðcdÞ ¼ loga c þ loga d loga c ¼ n loga c 10lg b ¼ b
%c & pffiffiffi 1
loga ¼ loga c ! loga d loga m c ¼ loga c eln b ¼ b
d m
Dekadische Logarithmen log10 b ¼ lg b
lg ðc " 10n Þ ¼ lg c þ lg 10n ¼ lg c þ n lg ðc " 10#m Þ ¼ lg c þ lg 10#m ¼ lg c # m

Natürliche Logarithmen loge b ¼ ln b


" #n
1
mit e ¼ lim 1þ ¼ 2,718281828
n!1 n

Binärlogarithmen log2 b ¼ lb b
Umrechnung der Logarithmen mit verschiedenen Basen
logs b 1 ln b
loga b ¼ loga b ¼ lg b ¼ ¼ 0,434294482 ln b
logs a logb a 2,302585093
Es gilt ab ¼ eb " ln a mit a > 0 und b reell

5
Mathematik

2.5 Binomischer Satz


k! ¼ 1 " 2 " 3 " . . . " k „k-Fakultät“ k positiv ganz, 0! ¼ 1
k
pffiffiffiffiffiffiffiffiffi
k!
" '#ðk=eÞ 2pk für k ( 1
n nðn # 1Þðn # 2Þ " . . . " ðn # k þ 1Þ
¼ „n über k“
k k!
¼ Binomialkoeffizient mit k positiv ganz und n reell
(gleich viele Faktoren in Zähler und Nenner).
" # " # " # " # " # " # " #
0 n n n n n nþ1
¼ ¼1 ¼ ¼n þ ¼
0 0 1 n#1 k k þ1 k þ1
" #
n
¼ 0 für k > n und k, n positiv ganz
k
" # " #
n n n!
¼ ¼ für k , n positiv ganz
k n#k k!ðn # kÞ!

Binomischer Satz (für n positiv ganz und a, b reell)


" # " # " # " # " #
n n n n n
ða þ bÞn ¼ an þ an#1 b þ an#2 b 2 þ . . . þ ab n#1 þ bn
0 1 2 n#1 n
n
" #
P n
¼ an#k b k
k¼0 k
ða ) bÞ2 ¼ a2 ) 2ab þ b 2 ða ) bÞ3 ¼ a3 ) 3a2 b þ 3ab 2 ) b 3

Näherungsformeln
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ð1 þ xÞn ' 1 þ nx wenn jnxj * 1 1 þ x ' 1 þ x=2 wenn jxj * 1
1 1
' 1 # nx wenn jnxj * 1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ' 1 # x=2 wenn jxj * 1
ð1 þ xÞn 1þx
" #
b
ða þ bÞn ' an 1 þ n wenn jnbj * a
a
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Beispiele 1,004 & 1 þ 0,004=2 ¼ 1,002
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
9,27 ¼ 9ð1 þ 0,03Þ & 3 " 1,015 ¼ 3,045

Teilbarkeit
an # b n
¼ an#1 þ an#2 b þ an#3 b 2 þ . . . þ ab n#2 þ b n#1 n positiv ganz
a#b
a2 # b 2 a3 # b 3
¼aþb ¼ a2 þ ab þ b 2
a#b a#b

2.6 Reihen
Arithmetische Reihe d ¼ aiþ1 ! ai ¼ Differenz zwischen 2 benachbarten Gliedern,
a1 ¼ Anfangsglied, an ¼ a1 þ ðn þ 1Þ d ¼ Endglied, ai ¼ ðai!1 þ aiþ1 Þ=2 ¼ arithmeti-
sches Mittel.
Interpolation von m Gliedern zwischen a und b > a: d ¼ ðb ! aÞ=ðm þ 1Þ
sn ¼ a1 þ ða1 þ dÞ þ ða1 þ 2dÞ þ . . . þ ½a1 þ ðn # 2Þ d, þ ½a1 þ ðn # 1Þ d,
n#1
P n
¼ ða1 þ idÞ ¼ ða1 þ an Þ
i¼0 2

6
1
Arithmetik

Geometrische Reihe q ¼ aiþ1 =ai ¼ Quotient zwischen 2 benachbarten Gliedern,


pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
a1 ¼ Anfangsglied, an ¼ a1 q n!1 ¼ Endglied, ai ¼ ai!1 " aiþ1 ¼ geom. Mittel.
pffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Interpolation von m Gliedern zwischen a und b > a: q ¼ mþ1 b=a
E n d l i ch e g e o m e t r i s ch e R e i h e
n#1
P qn # 1
sn ¼ a1 þ a1 q þ a1 q 2 þ . . . þ a1 q n#2 þ a1 q n#1 ¼ a1 q i ¼ a1
i¼0 q#1
a1
U n e n d l i c h e g e o m e t r i s c h e R e i h e s ¼ lim sn ¼ für jqj < 1
n!1 1!q
n
P nðn þ 1Þ Pn nðn þ 1Þ ð2n þ 1Þ n
P n 2 ðn þ 1Þ2
Po te nz su mm en i¼ i2 ¼ i3 ¼
i¼1 2 i¼1 6 i¼1 4
B e z i e h u n g z w i s ch e n a r i t h m e t i s ch e s u n d g e o m e t r i s ch e s M i t t e l
pffiffiffiffiffiffi
ða þ bÞ=2 > ab a 6¼ b a, b > 0

2.7 Zinseszins- und Rentenrechnung


Ist p ¼ Zinsfuß in %, q ¼ 1 þ p=100 ¼ Zinsfaktor, K0 ¼ Anfangskapital ¼ Barwert
B0, Kn ¼ Kapital nach n Jahren ¼ Endwert und R ¼ jährliche Rate bzw. Rente, so
gilt bei jährlicher Verzinsung:

Aufzinsungsformel Kn ¼ K0 " q n
qn # 1 qn # 1
Rente nachschüssig Kn ¼ R vorschüssig Kn ¼ R " q
q#1 q#1
Barwertformel B0 ¼ Kn =q n

Hieraus erhält man die jährliche Abschreibungssumme A ¼ R eines nach n Jahren


erlöschenden Wertes Kn (z. B. eines Baugerätes, Bauwerkes usw.) zu:
q#1 A q#1
A ¼ Kn bzw. in Prozent des Neuwertes 100 " ¼ 100 " n :
qn # 1 Kn q #1
Die #nderung von K0 durch Einzahlungen (þ) bzw. Abhebungen (!) beträgt:
qn # 1 qn # 1
nachschüssig: Kn ¼ K0 " q n ) R vorschüssig: Kn ¼ K0 " q n ) R " q
q#1 q#1
p
Stetige Verzinsung Kn ¼ K0 " e100 n Wachstumsfunktion y ¼ y0 " ekt
(k ¼ „Wachstumsrate“, t ¼ Zeit)

Beispiel Eine Anfangsschuld K0 ¼ 10 000 1 soll in monatlichen Raten (¼ Annuität ¼ Zinsen


þ Tilgung) R ¼ 416 1 (nachschüssige Verzinsung), Zinssatz p ¼ 8,5 %, getilgt wer-
den.

K0 " q n ! Rðq n ! 1Þ=ðq ! 1Þ ¼ 0,


dabei ist q ¼ 1 þ p=12 ¼ 1,0070833 (monatliche Abzahlung)

ln ðR=½R ! K0 ðq ! 1Þ.Þ ln ð416=ð416 ! 10 000 " 0,0070833ÞÞ


n¼ ¼ ¼ 26,4
ln q ln 1,0070833

K26 ¼ K0 " q 26 ! Rðq 26 ! 1Þ=ðq ! 1Þ


¼ 12 014,36 ! 11 830,21 ¼ 184,15 1 (Restschuld nach 26 Raten)
27. Rate: 184,15 " 1,0070833 ¼ 185,45 1

7
Mathematik

2.8 Investitionsrechnung
Wirtschaftlichkeitsvergleiche bei der Planung von baulichen Anlagen erfolgen an-
hand einer statischen oder dynamischen Investitionsrechnung.

Statische Investitionsrechnung aufgrund von Jahreskosten.

H Herstellkosten in 1
H B Betriebskosten in 1=a
Jahreskosten J ¼ þ p " H þ b in 1=a
l l Lebensdauer in Jahren
p Zinssatz; bezogen auf ein Jahr

Die mit obiger Gleichung ermittelten Jahreskosten stimmen nicht mit den tatsäch-
lichen Kosten überein: Jährliche Preissteigerungen der Betriebskosten bleiben un-
berücksichtigt; obwohl jährlich auch getilgt wird, werden Zinsen für die vollen Her-
stellkosten über die gesamte Lebensdauer berechnet; hat ein Teil der Anlage eine
kürzere Lebensdauer als die Gesamtanlage, so wird angenommen, dass zum ur-
sprünglichen Preis reinvestiert wird.
Dynamische Investitionsrechnung aufgrund des Gegenwartswertes. Der Gegen-
wartswert G einer Zahlung Z, die erst in n Jahren fällig ist, wird mit der Barwert-
formel ermittelt:

G ¼ Z =q n mit q ¼ 1 þ p ¼ 1 þ Zinssatz

Wird bei der Ermittlung des Gegenwartswertes einer Anlage berücksichtigt, dass
im allgemeinen die laufenden Betriebskosten jährlich steigen und dass unter Um-
ständen eine Reinvestition eines Teiles der Anlage erforderlich ist, wenn nämlich
dessen Lebensdauer geringer ist als der Planungszeitraum, so wird:

H Herstellkosten bei Inbetriebnahme


ðt ¼ 0Þ in DM
Gegenwartswert einer Anlage B Jährliche Betriebskosten bei
Inbetriebnahme ðt ¼ 0Þ in 1
G ¼ H " gH þ B " gB ð¼ in 1Þ gH Gegenwartswertfaktor der Herstell-
kosten
gB Gegenwartswertfaktor der Betriebs-
kosten
" #w " l
s
#1
q s w " l ðq n#w " l # 1Þ 1 # q w " l#n
gH ¼ " # l þ lim gH ¼ w þ
s q n#l ðq l # 1Þ s!q 1 # q #l
#1
q
" #n
r
#1
r q qn # r n
gB ¼ r ¼r n lim gB ¼ n
q #1 q ðq # rÞ r!q
q

q Zinsfaktor (¼ 1 þ Zinssatz) l Lebensdauer einer Anlage in Jahren


s Jährlicher Steigerungsfaktor der n Planungszeitraum in Jahren
Herstellkosten (s ¼ 1 für n < l) w ½n=l. ¼ Anzahl (ganzzahlig, abgerundet)
r Jährlicher Steigerungsfaktor der der in n Jahren voll abgeschriebenen
Betriebskosten Erstinvestitionen und Reinvestitionen

8
1
Arithmetik

Beispielhaft sind in den beiden folgenden Tabellen gH - und gB -Faktoren angegeben.

Gegenwartswertfaktoren g H der Herstellkosten

n l s q
a a 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 1,12
1,04 2,1560 2,0000 1,8663 1,7515 1,6527 1,5677 1,4944 1,4311 1,3764 1,3290
1,05 2,3344 2,1544 2,0000 1,8675 1,7535 1,6554 1,5707 1,4977 1,4345 1,3798
30 15 1,06 2,5383 2,3307 2,1528 2,0000 1,8686 1,7555 1,6579 1,5737 1,5009 1,4378
1,07 2,7709 2,5320 2,3271 2,1512 2,0000 1,8698 1,7575 1,6605 1,5766 1,5041
1,08 3,0361 2,7614 2,5259 2,3236 2,1497 2,0000 1,8709 1,7594 1,6630 1,5795
1,04 1,6956 1,5968 1,5117 1,4384 1,3754 1,3213 1,2749 1,2351 1,2010 1,1718
1,05 1,8423 1,7227 1,6196 1,5309 1,4546 1,3891 1,3328 1,2847 1,2434 1,2081
30 20 1,06 2,0181 1,8736 1,7489 1,6417 1,5495 1,4703 1,4023 1,3441 1,2942 1,2515
1,07 2,2285 2,0540 1,9037 1,7742 1,6630 1,5674 1,4854 1,4151 1,3550 1,3035
1,08 2,4797 2,2695 2,0885 1,9326 1,7985 1,6834 1,5847 1,5000 1,4275 1,3655
1,04 1,3349 1,2850 1,2418 1,2047 1,1728 1,1456 1,1224 1,1028 1,0861 1,0721
1,05 1,4254 1,3620 1,3072 1,2600 1,2195 1,1849 1,1555 1,1305 1,1094 1,0916
30 25 1,06 1,5391 1,4588 1,3893 1,3295 1,2782 1,2344 1,1971 1,1654 1,1386 1,1160
1,07 1,6817 1,5802 1,4923 1,4167 1,3518 1,2964 1,2492 1,2092 1,1753 1,1467
1,08 1,8602 1,7321 1,6212 1,5258 1,4440 1,3740 1,3145 1,2640 1,2212 1,1852
30 1,00 1,0000 1,0000 1,0000 1,0000 1,0000 1,0000 1,0000 1,0000 1,0000 1,0000
35 1,00 0,9122 0,9265 0,9388 0,9494 0,9584 0,9660 0,9723 0,9775 0,9818 0,9853
30 40 1,00 0,8480 0,8737 0,8959 0,9148 0,9308 0,9441 0,9550 0,9640 0,9713 0,9771
45 1,00 0,7994 0,8346 0,8649 0,8906 0,9121 0,9297 0,9442 0,9558 0,9651 0,9726
50 1,00 0,7618 0,8049 0,8421 0,8733 0,8992 0,9202 0,9372 0,9508 0,9615 0,9700

Gegenwartswertfaktoren g B der Betriebskosten

n r q
a 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 1,12
1,04 34,9686 30,0000 25,9533 22,6352 19,8960 17,6197 15,7153 14,1115 12,7522 11,5926
1,05 40,9806 34,9162 30,0000 25,9881 22,6925 19,9674 17,6991 15,7986 14,1961 12,8361
1,06 48,2739 40,8538 34,8649 30,0000 26,0224 22,7490 20,0378 17,7775 15,8811 14,2799
30 1,07 57,1420 48,0430 40,7298 34,8147 30,0000 26,0560 22,8047 20,1072 17,8550 15,9627
1,08 67,9467 56,7676 47,8178 40,6086 34,7654 30,0000 26,0891 22,8595 20,1757 17,9315
1,09 81,1343 67,3767 56,4032 47,5980 40,4900 34,7172 30,0000 26,1217 22,9135 20,2432
1,10 97,2545 80,2996 66,8228 56,0482 47,3835 40,3741 34,6699 30,0000 26,1537 22,9666

Beispiel Gegenwartswert einer Gesamtanlage, die aus den Teilanlagen A und B besteht.
Planungszeitraum: 30 Jahre
Zinsfaktor: q ¼ 1,06 (Zinssatz 6 %)
Betriebskostensteigerungsfaktor: r ¼ 1,08 (Zinssatz 8 %)
Herstellungskostensteigerungsfaktor: s ¼ 1,07 (Zinssatz 7 %)

Herstell- Betriebs- Lebens- Gegenwartswert


kosten kosten dauer Faktor Wert
in 1 in 1/a in a in 1
Teilanlage A 150 000 20 1,7742 266130
8000 40,6086 324869
Teilanlage B 100 000 50 0,8733 87330
4000 40,6086 162434
840763

9
Mathematik

2.9 Gleichung zweiten Grades (quadratische Gleichung)


qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
! a1 / a21 ! 4a2 a0
a2 x 2 þ a1 x þ a0 ¼ 0 x1; 2 ¼
2a2
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
p %p &2
x 2 þ px þ q ¼ 0 x 1; 2 ¼! / !q
2 2
a1 a0
Kontrolle: x1 þ x2 ¼ !p ¼ ! x1 " x2 ¼ q ¼
a2 a2

2.10 Nullstellen von Polynomen n-ten Grades


(Gleichung n-ten Grades)
Die Nullstellen eines Polynoms n-ten Grades
f ðxÞ ¼ an x n þ an#1 x n#1 þ " " " þ a2 x 2 þ a1 x þ a0
sind die Lösungen (Wurzeln) der Gleichung n-ten Grades
an x n þ an#1 x n#1 þ " " " þ a2 x 2 þ a1 x þ a0 ¼ 0
Jede algebraische Gleichung n-ten Grades hat genau n Wurzeln (reell oder kom-
plex; eine s-fache Wurzel ist s-fach zu zählen).
Sind x1 , x2 , . . . , xn die Wurzeln einer Gleichung n-ten Grades, so ist

ðx # x1 Þ ðx # x2 Þ ðx # x3 Þ . . . ðx # xn Þ ¼ 0 (Zerlegung in Linearfaktoren)

Regula falsi Die Kurve der (stetigen) Funktion


y ¼ f ðxÞ wird zwischen P1 und P2 durch die
Sehne P1 P2 ersetzt. Hat man durch Probieren
zwei Werte x1 und x2 so gefunden, dass
y1 ¼ f ðx1 Þ und y2 ¼ f ðx2 Þ verschiedene Vorzei-
chen haben, dann ist
x1 # x2
x!0 ¼ x1 # y1
y1 # y2
eine bessere Annäherung an den wirklichen
Wert der Nullstelle x0. Bild 2-1

Beispiel y ¼ cos x ! x Nullstelle x0 ¼ ? x0 > 0


Durch Probieren gefunden: 0,7 < x0 < 0,8
yð0,80000Þ ¼ !0,10329 ¼ y1 yð0,70000Þ ¼ þ0,06484 ¼ y2 x!0 ¼ 0,73857
yð0,73857Þ ¼ þ0,00086 ¼ y1 yð0,80000Þ ¼ !0,10329 ¼ y2 x!0 ¼ 0,73908
yð0,73908Þ ¼ þ0,00001 & 0 d. h. x0 ¼ 0,739

Newton-Verfahren Hat man einen angenäher-


ten Wert xi für die Nullstelle einer (beliebigen)
Funktion y ¼ f ðxÞ ermittelt, so wird die Kurve
durch die Tangente in Pi ðxi ; yi Þ ersetzt. Einen
besseren Wert für die Nullstelle erhält man mit
yi f ðxi Þ
xiþ1 ¼ xi # ¼ xi # 0
yi0 f ðxi Þ
Bild 2-2
Für ein Polynom n-ten Grades wird
an xin þ an#1 xin#1 þ " " " þ a1 xi þ a0
xiþ1 ¼ xi #
n an xin#1 þ ðn # 1Þ an#1 xin#2 þ " " " þ a1

10
1
Lineare Algebra
Beispiel y ¼ x 4 ! 8x 3 þ 21x 2 ! 20x þ 5 Nullstelle x0? 0 < x0 < 1
44 ! 8x 3 þ 21xi2 ! 20xi þ 5 ðððxi ! 8Þ xi þ 21Þ xi ! 20Þ xi þ 5
xiþ1 ¼ xi ! i 3 i ¼ xi !
4xi ! 24xi2 þ 42xi ! 20 ðð4xi ! 24Þ xi þ 42Þ xi ! 20
Mit dem geschätzten Anfangswert x1 ¼ 0,1 wird
3,20210 0,68210
x2 ¼ 0,1 ! ¼ 0,29968 & 0,3 x3 ¼ 0,3 ! ¼ 0,37216 & 0,373
!16,03600 !9,45200
0,06590 0,00098
x4 ¼ 0,373 ! ¼ 0,38183 x5 ¼ 0,38183 ! ¼ 0,38197
!0,746552 !7,23953
N u l l s t e l l e x0 ¼ 0,382 y0 ¼ yðx0 Þ ¼ !0,00025 & 0

2.11 Horner-Schema
Der Funktionswert y0 ¼ f ðx0 Þ einer ganzen rationalen Funktion n-ten Grades wird
ermittelt, indem der Faktor x0 schrittweise ausgeklammert wird.
y0 ¼ f ðx0 Þ ¼ a3 x03 þ a2 x02 þ a1 x01 þ a0 ¼ ðða3 x0 þ a2 Þ x0 þ a1 Þ x0 þ a0

Beispiel f ðxÞ ¼ 2x 5 ! x 4 ! 5x 2 þ 3x ! 9 f ð3Þ ¼ ?


þ2 !1 0 ! 5 þ 3 !9
þ6 þ15 þ45 þ120 þ369
þ2 þ5 þ15 þ40 þ123 þ360 f ð3Þ ¼ 360

3 Lineare Algebra
3.1 Determinanten
Eine n-reihige Determinante hat n Zeilen und n Spalten, also n2 Elemente in der
Form
) )
) a11 a12 a13 . . . a1n )
) )
) a21 a22 a23 . . . a2n ) Das Element aik steht in der i-ten Zeile und
) )
D ¼ )) a31 a32 a33 . . . a3n )) k-ten Spalte.
) .. .
.. .
.. .
.. .
.. )) Man liest a23 „a zwei drei“
) .
) )
an1 an2 an3 . . . ann
Streicht man in einer n-reihigen Determinante die i-te Zeile und die k-te Spalte und
schiebt die übrigen Elemente wieder zu einer Quadratform zusammen, so entsteht
eine (n !1)-reihige U n t e r d e t e r m i n a n t e . Multipliziert man diese mit dem Faktor
ð!1Þiþk , so entsteht die A d j u n k t e Aik des Elementes aik .
Der Wert einer n-reihigen Determinante ist gleich der Summe der Produkte aus
den Elementen einer beliebigen Reihe und den zugehörigen Adjunkten
Pn Pn
D¼ aik Aik ¼ aik Aik Entwicklungssatz von Laplace
i¼1 k¼1
k¼const i¼const

) )
) 4 !3 2 )) ) ) ) ) ) )
) ) 6 !7 ) ) 2 )) ) !3 2 ))
Beispiel D ¼ )) 5 6 !7 )) D ¼ 4 )) ) ! 5 ) !3 þ 10 ))
!2 !3 ) ) !2 !3 ) 6 !7 )
) 10 !2 !3 )
¼ 4ð!18 ! 14Þ ! 5ð9 þ 4Þ þ 10ð21 ! 12Þ ¼ !103

11
Mathematik

Spezialfall: Zweireihige Determinante


) )
)a a12 )) Der Wert einer zweireihigen Determinante D
D ¼ )) 11 ¼ a11 a22 # a12 a21 ist das Produkt der Elemente der Hauptdia-
a21 a22 ) gonale vermindert um das Produkt der Ele-
mente der Nebendiagonale.

Spezialfall: Dreireihige Determinante


Die 1. und 2. Spalte werden neben die 3.
Spalte geschrieben. In Richtung der Pfeile
werden 6 Produkte zu je drei Faktoren gebil-
det und addiert bzw. subtrahiert.

D ¼ a11 a22 a33 þ a12 a23 a31 þ a13 a21 a32 ! a31 a22 a13 ! a32 a23 a11 ! a33 a21 a12

Regeln für das Rechnen mit Determinanten


1. Der Wert einer Determinante bleibt erhalten, wenn alle Zeilen mit allen Spalten
unter Beibehaltung ihrer Reihenfolge vertauscht werden (Spiegeln an der Haupt-
diagonale).
2. Eine Determinante ändert ihr Vorzeichen, wenn zwei beliebige Reihen vertauscht
werden.
3. Eine Determinante wird mit einem Faktor multipliziert, indem alle Elemente ei-
ner beliebigen Reihe mit diesem Faktor multipliziert werden.
4. Der Wert einer Determinante bleibt erhalten, wenn zu einer Reihe ein Vielfaches
einer anderen Reihe addiert wird.
5. Der Wert einer Determinante ist Null, wenn zwei Reihen einander proportional
sind, d. h. wenn sie sich nur durch einen Faktor unterscheiden. Man sagt auch:
die beiden Reihen sind l i n e a r a b h ä n g i g .
) ) ) ) ) ) ) )
)a a12 )) )) k a11 k a12 )) ) a b )) )a b)
Beispiele k )) 11 ¼ ¼ kða11 a22 ! a12 a21 Þ ) ) )
) k a kb ) ¼ k ) a b ) ¼ 0
a21 a22 ) ) a21 a22 )
) ) ) )
) a11 a12 )) )) a11 þ k a21 a12 þ k a22 ))
) ¼
) a21 a22 ) ) a21 a22 )
¼ ða11 þ k a21 Þ a22 ! ða12 þ k a22 Þ a21 ¼ a11 a22 ! a12 a21

3.2 Vektoren
Skalar Größe, durch Maßzahl und Einheit vollständig beschrieben (z. B. Masse
m ¼ 5,32 kg; Temperatur T ¼ 301 K; Arbeit W ¼ 5,3 kNm).
Vektor Größe, durch Maßzahl, Einheit und Richtung beschrieben (z. B. Kraft F,
Moment M ~ , Geschwindigkeit v ~). Ein Kraftvektor F~ (gelesen „Vektor F“) ist ein
l i n i e n f l ü ch t i g e r Vektor und darf auf der Wir-
kungslinie verschoben werden. Ein Momentenvektor
M~ ist ein f r e i e r Vektor und darf beliebig verscho-
ben werden.
Darstellung eines Vektors entweder geometrisch durch
einen Pfeil im Raum oder rechnerisch in der Form
~ ¼ ðvx ; vy ; vz Þ z. B. F~ ¼ ð5; !3; 6Þ kN ¼ Kraft F~ mit den
v
Komponenten Fx ¼ 5 kN, Fy ¼ !3 kN, Fz ¼ 6 kN.
Bild 3-1
Beispiel F~ in der ðx; yÞ -Ebene qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Fy
Fx ¼ F cos a Fy ¼ F sin a F ¼ Fx2 þ Fy2 a ¼ arctan
Fx

12
1
Lineare Algebra

3.2.1 Vektoralgebra
Vektor v
~¼ v~x þ v~y þ v~z
~ ¼ vx ~
v i þ vy ~
j þ vz k~
v
~x , v~y , v
~z Vektorkomponenten
vx , vy , vz Vektorkoordinaten
~
i,~
j , k~ Einsvektoren
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Betrag jv ~j ¼ v ¼ þ vx2 þ vy2 þ vz2
Einsvektor ~0 ¼ v
v ~=v ~0 j ¼ v 0 ¼ 1
jv

Richtungscosinus
vx vy vz
cos a ¼ cos b ¼ cos g ¼
v v v
Bild 3-2
Es gilt cos2 a þ cos2 b þ cos2 g ¼ 1

Addition/Subtraktion v
~3 ¼ v
~1 / v
~2
v3x ¼ v1x ) v2x v3y ¼ v1y þ v2y v3z ¼ v1z ) v2z
n
~ ¼ P F~i ¼ Resultierende R
Beispiel R ~ aus n Kräften F~i .
i¼1
Mit F~1 ¼ ð3; ! 2; 5Þ kN, F~2 ¼ ð5; 3; ! 6Þ kN, F~3 ¼ ð!4; 2; 6Þ kN
wird R~ ¼ ðRx ; Ry ; Rz Þ ¼ ð4; 3; 5Þ kN.

Nullvektor ~
0¼v
~ þ ð!v

Linearkombination v ~ ¼ l1 v
~1 þ l2 v
~2 þ . . . þ ln v
~n .
v
~1 und v~2 sind kollinear (parallel), wenn l1 v ~1 þ l2 v~2 ¼ 0~ ist. v
~1 , v
~2 und v
~3 sind kom-
planar (liegen in einer Ebene), wenn l1 v ~1 þ l2 v~2 þ l3 v~3 ¼ 0~ ist.
Sind v~1 und v~2 nicht kollinear bzw. v ~1 , v
~2 und v ~3 nicht komplanar, so sind die Vek-
toren linear unabhängig.
Skalares Produkt v ~1 " v ~2 ¼ v1 v2 cos ðv ~1 ; v
~2 Þ ¼ v1x v2x þ v1y v2y þ v1z v2z
Es gilt v
~1 " v
~2 ¼ v
~2 " v
~1
v
~1 " ðv
~2 þ v
~3 Þ ¼ v ~1 " v
~2 þ v~1 " v~3
i2 ¼1
~ j2 ¼1
~ k~2 ¼ 1
~
i "~
j¼0 ~
j " k~ ¼ 0 k~ " ~
i ¼0
Beispiel W ¼ F~ " ~
s ¼ F s cos ðF~; ~
sÞ ¼ Arbeit der Kraft F~ auf dem Weg ~ s.
Mit F~ ¼ ð3; 4Þ kN und ~ s ¼ ð2; 3Þ m wird W ¼ 3 " 2 þ 4 " 3 ¼ 18 kN m.
v
~1 " v
~2
Projektion von v
~1 auf v
~2 v
~1ð~v2 Þ ¼ v
~2
v22
v
~" v
~2
Winkel zwischen zwei Vektoren cos ðv
~1 , v
~2 Þ ¼
v1 v2
Beispiel Der Winkel j zwischen F~1 ¼ ð5; 2Þ kN und F~2 ¼ ð5; 10Þ kN beträgt

F~1 " F~2 5 " 5 þ 2 " 10 45


j ¼ arccos ¼ arccos pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ arccos pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi j ¼ 41,63,
F1 F2 ð52 þ 22 Þ " ð52 þ 102 Þ 29 " 125
) )
) ~
) i
~
j k~ ))
Vektorielles Produkt v ~2 ¼ ) v1x v1y v1z ))
~1 + v ) jv
~1 + v
~2 j ¼ v1 v2 sin ðv
~1 , v
~2 Þ
)v
2x v2y v2z )
Es gilt v1 + v2 ¼ !ðv2 + v1 Þ
~ ~ ~ ~
v
~1 + ðv
~2 þ v
~3 Þ ¼ v~1 + v~2 þ v~1 + v
~3
~ ~
i +i ¼0~ ~ ~
j +j ¼0 ~ ~ ~
k + k ¼ 0~
~ ~
i +j ¼k ~ ~ ~
j +k ¼i ~ k +~
~ i ¼~ j

13
Mathematik
~0 ¼ ~
Beispiel M r + F~ ¼ Moment (Drehachse durch den Nullpunkt) der Kraft F~, im Punkt mit
dem Ortsvektor ~ r angreifend. Mit ~ r ¼ ð5; 3Þ m und F~ ¼ ð1; 10Þ kN wird, wenn man
nach der 3. Spalte entwickelt:
) )
)~ j k~))
~
)i
M~0 ¼ ~
r + F~ ¼ )) 5 3 0 )) ¼ þ k~ð5 " 10Þ ! 3 " 1Þ ¼ 47k~ d. h. M~0 ¼ ð0; 0; 47Þ kN m
) 1 10 0 )

Mehrfache Produkte
) )
) v1x v1y v1z )) Der Multiplikations-
) punkt bedeutet das
v ~2 - v3 Þ ¼ )) v2x
~1 " ðv v2y v2z )) Spatprodukt
skalare Produkt zweier
) v3x v3y v3z ) Vektoren.
Kein Operations-
v
~1 - ðv
~2 - v
~3 Þ ¼ ðv
~1 " v
~3 Þ v
~2 # ðv
~1 " v
~2 Þ v
~3 zeichen bedeutet das
ðv
~1 - v
~2 Þ " ðv
~3 - v
~4 Þ ¼ ðv
~1 " v
~3 Þ ðv
~2 " v
~4 Þ # ðv
~2 " v
~3 Þ ðv
~1 " v
~4 Þ Produkt zweier Skalare
bzw. eines Vektors mit
~1 - v
ðv ~2 Þ - ðv
~3 - v
~4 Þ ¼ ðv
~1 " ðv
~2 - v
~4 ÞÞ v
~3 # ðv
~1 " ðv
~2 - v
~3 ÞÞ v
~4 einem Skalar.

3.2.2 Geometrische Anwendungen der Vektorrechnung


Radiusvektor
*!
r ¼ OP ¼ x~
~ i þ y~j þ z k~ ¼ ðx; y; zÞ
*!
ri ¼ OP i ¼ xi ~
~ i þ yi ~
j þ zi k~ ¼ ðxi ; yi ; zi Þ
*!
a ¼ OA ¼ ax ~
~ i þ ay ~j þ az k~ ¼ ðax ; ay ; az Þ

*!
Vektor AB
*! *! *!
AB ¼ OB # OA ¼ ðbx # ax ; by # ay ; bz # az Þ
P
Abstand P 2 P 1 r
P2
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi P1 r2 a
j~ r1 j ¼ ðx2 # x1 Þ2 þ ðy2 þ y1 Þ2 þ ðz2 # z1 Þ2
r2 # ~ r1
a
Gerade durch P 1 parallel zu ~
r ¼~
~ a ðl ¼ ParameterÞ
r1 þ l~
0
x ¼ x1 þ lax
y ¼ y1 þ lay Bild 3-3
z ¼ z 1 þ la z
P
r
Gerade durch P 1 und P 2
r ¼~
~ r1 þ lð~
r2 # ~
r1 Þ P1 d
r1
Abstand Nullpunkt — Gerade l
r "~
~ l 2 ¼ l2
l ¼~ ðvektorielle HesseformÞ

Abstand Punkt Po — Gerade 0


r0 # ~
ð~ lÞ " ~ ~ "~
l ¼ #d l ¼ #d " l Bild 3-4

14
1
Lineare Algebra
Beispiel Gerade durch P1 (!6; !12) und P2 (!12; !4):
r ¼ ð!6~
~ i ! 12~j Þ þ lð!6~i þ 8~j Þ ¼ ð!6 ! 6lÞ ~
i þ ð!12 þ 8lÞ ~ j
P1 und P2 liegen auf der Geraden; somit wird mit ~ l ¼ l2x þ l2y
ri " ~
!6lx ! 12ly ¼ l2x þ l2y
!12lx ! 4ly ¼ l2x þ l2y
Lösungen: lx ¼ !48=5 ly ¼ !36=5 l ¼ 12 r2
48 36 ~ b
Für P0 (8; !4) wird mit ~ r0 ¼ 8~ i ! 4~ l¼! ~
j und ~ i! j
5 5
d ¼ !ð~ r0 ! ~
lÞ " ~
l=l ¼ 16

Fläche eines Dreiecks


A
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi a
A ¼ 12 ~a 2 " b~2 # ð~ a " b~Þ2 r1
r3
A ¼ 12 jð~
r1 - ~
r2 þ ~
r2 - ~
r3 þ ~
r3 - ~
r1 Þj

Fläche eines Parallelogramms 0


a - b~j
A ¼ j~
Bild 3-5
Ebene durch P1, P2, P3
r #~
~ r1 ¼ l1 ð~
r2 # ~
r1 Þ þ l2 ð~
r3 # ~
r1 Þ
Beispiel Ebene durch P1 (1; 2; 3), P2 (!1; 2; !3) und P3 (!4; 5; 6):
ðx ! 1Þ ~i ¼ l1 ð!2Þ ~
i þ l2 ð!5Þ ~ i
ða ! 2Þ ~
j ¼ l1 ð0Þ ~
j þ l2 ð3Þ ~
j ! l2 ¼ ðy ! 2Þ=3
ðz ! 3Þ k~ ¼ l1 ð!6Þ k~ þ l2 ð3Þ k~ l1 ¼ ð1 ! x ! 5l2 Þ=2
z ¼ 3 ! 6l1 þ 3l2
Es folgt: 3x þ 6y ! z ! 12 ¼ 0

Schnittpunkt einer Geraden mit einer Ebene


u
~¼~ a þ lb~ Parametergleichung der Geraden
v
~¼ ~ ~ þ l2 e
c þ l1 d ~ Parametergleichung der Ebene
Gleichsetzen, d. h. u ~ðl1 , l2 Þ führt auf ein lineares Gleichungssystem für l, l1
~ðlÞ ¼ v
und l2.

Vektor der Normalen n ~ ¼ nx ~


i þ ny ~ a + b~
j þ nz k~ ¼ ~
(n a, b~Þ-Ebene)
~ steht senktrecht auf der ð~

Parameterfreie Ebenengleichung ð~ r1 Þ " n


r !~ ~¼ 0
(Ebene durch Punkt P1 mit Normalenvektor n ~)
) )
)n~"~a))
Winkel zwischen Gerade und Ebene j ¼ arcsin ))
n " a)
(mit Gerade ~
r ¼~ a und Ebene n
r1 þ l~ r¼n
~"~ r1 )
~" ~
~1 " n
n ~2
Winkel zwischen zwei Ebenen j ¼ arccos
n1 " n2

Volumen des durch ~ ~ und ~


a, b c gebildeten Spats
V ¼~ ~
a " ðb - ~

a ¼ ð3; 9; !3Þ m, b~ ¼ ð!4; 4; 2Þ m
Beispiel Mit ~
und ~c ¼ ð1; 1; 5Þ m wird
) )
) 3 9 !3 )
) )
)
V ¼ ) !4 4 2 )) ¼ 12 þ 18 þ 12 ! 6 þ 36 þ 12 ¼ 84 m3
) 1 1 1)

15
Mathematik

3.3 Matrizen
Eine rechteckige Anordnung von m " n Elementen aik (Zahlen, Funktionen oder
andere mathematische Größen) aus m Zeilen und n Spalten heißt eine ðm, nÞ-
Matrix A.
0 1
a11 a12 a13 . . . a1n
B a21 a22 a23 . . . a2n C
B C einzeilige Matrix ¼ Zeilenvektor
A ¼ ðaik Þ ¼ B .. .. .. .. C
@ . . . . A einspaltige Matrix ¼ Spaltenvektor
am1 am2 am3 . . . amn

Unterschied zu einer Determinante: Häufig ist m 6¼ n; der Matrixbegriff enthält


keine Vorschrift zur Verknüpfung der Elemente. Eine Determinante hat einen Wert.
0 1 0 1
Beispiele 1 2 " # 0 0 0
cos a sin a
A ¼ @3 A
4 ; B¼ ; N ¼ @0 0 0A;
!sin a cos a
0 9 0 0 0
0 1 0 1 0 1
2 0 0 1 0 0 x1
D ¼ @0 5 0A; E ¼ @0 1 0A; x ¼ @ x2 A :
0 0 1 0 0 1 x3

Stimmen zwei Matrizen in Spalten- und Zeilenzahl überein, so sind sie vom glei-
chen Typ.
Transponieren Vertauscht man in einer Matrix A alle Zeilen mit den entsprechen-
den Spalten, so erhält man die transponierte Matrix AT .
Quadratische Matrix m ¼ n; Ordnung ¼ Anzahl der Reihen; Symmetrie wenn Ma-
trix gleich der transponierten Matrix ðA ¼ AT Þ; Diagonalmatrix D: Diagonalelemen-
te aii 6¼ 0, alle übrigen Elemente aik ¼ 0; Einheitsmatrix E ¼ Diagonalmatrix, bei
der alle aii ¼ 1 sind.
Gleichheit Zwei Matrizen A und B sind gleich, wenn sie vom gleichen Typ sind
und aik ¼ bik für alle i und k gilt.
Addition A und B müssen vom gleichen Typ sein.
C ¼ A þ B ik ¼ aik þ bik für alle i; k
Multiplikation einer Matrix A mit einem konstanten Faktor l Jedes Element von
A wird mit l multipliziert (bei Determinanten wird dagegen nur e i n e Reihe mit l
multipliziert).
Multiplikation zweier Matrizen Es muss die Spaltenanzahl nA gleich der Zeilen-
anzahl mB sein.
Pn
nB
i ¼ 1, 2, . . . , mA
C ¼ AB cik ¼ aij bjk
j¼1 k ¼ 1, 2, . . . , nB ðn ¼ nA ¼ mB Þ
mB B
AðB þ C Þ ¼ AB þ AC nA
ðABÞC ¼ AðBC Þ
Im allgemeinen gilt
mA
A C
AB 6¼ BA
Es gilt
ðABÞT ¼ B T AT und ðAT Þ#1 ¼ ðA#1 ÞT Bild 3-6
Falksches Schema für die
#1 #1 #1
ðABÞ ¼B A Matrizenmultiplikation

16
1
Lineare Algebra

Determinante einer Matrix det (A)

det (AB) ¼ det (A) det (B)


0 1
" # 2 3 " # " #
3 6 1 0 2 0
Beispiele Mit A ¼ , B ¼ @0 1 A, E¼ und D ¼ wird:
2 5 0 1 0 3
5 2
" # " #
3 2 2 0 5
AT ¼ ; BT ¼ ; A þ B nicht definiert
6 5 3 1 2
" # " #
3þ2 6þ0 5 6
AþD ¼ ¼ ;
2þ0 5þ3 2 8
" #" # " # " #
3 6 2 0 3"2þ6"0 3"0þ6"3 6 18
AD ¼ ¼ ¼
2 5 0 3 2"2þ5"0 2"0þ5"3 4 15
" #" # " #
3 6 1 0 3 6
AE ¼ ¼ ;
2 5 0 1 2 5

" #" # " # " #


2 0 3 6 2"3þ0"2 2"6þ0"5 6 12
DA ¼ ¼ ¼
0 3 2 5 0"3þ3"2 0"6þ3"5 6 15
" #
cos a sin a
Mit C ¼
!sin a cos a
) )
) cos a sin a )
wird det ðC Þ ¼ )) ) ¼ cos2 a þ sin2 a ¼ 1
!sin a cos a )

Kehrmatrix (inverse Matrix) A!1 A!1 ist die Kehr-


matrix zu A, wenn AA!1 ¼ A!1 A ¼ E ist. A!1 exis- n
tiert nur, wenn A quadratisch und det ðAÞ 6¼ 0 ist,
d. h. wenn A regulär ist. n a1 a2 A an
!1 !1
Zur Ermittlung von A zerlegt man A und E in n
Spaltenvektoren und bestimmt die Elemente aik
der Kehrmatrix A!1 aus den dabei entstehenden
Gleichungssystemen (n Gleichungen Aak ¼ e k mit n A e1 e2 E en
jeweils n Unbekannten).

Beispiel Gesucht ist die Kehrmatrix A!1 zur zweireihigen Bild 3-7
Matrix A.
" #" # " #
a11 a12 a11 a12 1 0
¼
a21 a22 a21 a22 0 1
+
a11 a11 þ a12 a21 ¼ 1 a11 ¼ þa22 =det ðAÞ
)
a21 a11 þ a22 a21 ¼ 0 a21 ¼ !a21 =det ðAÞ
+
a11 a12 þ a12 a22 ¼ 0 a12 ¼ !a12 =det ðAÞ
)
a21 a12 þ a22 a22 ¼ 1 a22 ¼ þa11 =det ðAÞ
" # " #
a11 a12 1 a22 !a12
A¼ ) A!1 ¼
a21 a22 det ðAÞ !a21 a11

ðAT Þ#1 ¼ ðA#1 ÞT Reihenfolge des Invertierens und


Transponierens ist vertauschbar:

17
Mathematik

3.4 Lineare Gleichungssysteme


Zur Bestimmung von n Unbekannten x1 , x2 , . . . , xn sind n unabhängige Gleichun-
gen erforderlich.
a11 x1 þ a12 x2 þ a13 x3 þ . . . þ a1n xn ¼ b1 ð1Þ
a21 x1 þ a22 x2 þ a23 x3 þ . . . þ a2n xn ¼ b2 ð2Þ
.. .. .. in Matrizenschreibweise Ax ¼ b
. . .
an1 x1 þ an2 x2 þ an3 x3 þ . . . þ ann xn ¼ bn ðnÞ

Sind alle bi ¼ 0, dann nennt man das Gleichungssystem h o m o g e n , andernfalls


inhomogen.

3.4.1 Lösung mit Determinanten


Cramersche Regel (für n > 3 numerisch ungeeignet)
) )
) a11 . . . a1, k#1 b1 a1, kþ1 . . . a1n )
Dk ) )
) .. )
xk ¼ mit Dk ¼ ) . ) k ¼ 1, 2, . . . , n
D ) )
) an1 . . . an, k#1 bn an, kþ1 . . . ann )

D ¼ det ðAÞ ¼ Nennerdeterminante ¼ Koeffizientendeterminante


Dk ¼ Zählerdeterminante ¼ Determinante, entstanden durch Ersetzen der k-ten Spalte der Ko-
effizientendeterminante durch die rechte Seite bi.

Beispiel 4x1 ! 3x2 þ 2x3 ¼ 10


5x1 þ 6x2 ! 7x3 ¼ 4
10x1 ! 2x2 ! 3x3 ¼ 7
) )
) 4 !3 2 ))
)
)
D ¼) 5 6 !7 )) ¼ ð!72 þ 210 ! 20Þ ! ð120 þ 45 þ 56Þ ¼ !103
) 10 !2 !3 )
) )
) 10 !3 2 ))
)
D1 ¼ )) 4 6 !7 )) ¼ ð!180 þ 147 ! 16Þ ! ð84 þ 140 þ 36Þ ¼ !49 ! 260 ¼ !309
) 7 !2 !3 )
!309
x1 ¼ ¼3
!103
) )
) 4 10 2 ))
)
D2 ¼ )) 5 4 !7 )) ¼ ð!48 ! 700 þ 70Þ ! ð80 ! 196 ! 150Þ ¼ !678 þ 266 ¼ !412
) 10 7 !3 ) !412
x2 ¼ ¼4
!103
) )
) 4 !3 10 ))
)
D3 ¼ )) 5 6 4 )) ¼ ð168 ! 120 ! 100Þ ! ð600 ! 52 ! 105Þ ¼ !52 ! 463 ¼ !515
) 10 !2 7)
!515
x3 ¼ ¼5
!103

Aus Ax ¼ b folgt x ¼ A!1 b (unbestimmtes Auflösen von Gleichungssystemen)


0 1
A11 A21 ... An1
Die Indizes der Adjunkten Aik der Koeffi-
1B
B A12 A22 ... An2 C
C zientendeterminante entsprechen den an
A#1 ¼ B .. .. .. C der Hauptdiagonale gespiegelten Indizes
D@ . . . A
der Koeffizientenmatrix.
A1n A2n . . . Ann

18
1
Lineare Algebra

3.4.2 Eliminationsverfahren von Gauß (Gauß-Algorithmus)


Bei diesem Verfahren wird ein Gleichungssystem mit n Unbekannten (I) schrittwei-
se um jeweils eine Gleichung und eine Unbekannte reduziert. Multipliziert man
Gl. (1) nacheinander mit aik/a11 (i ¼ 2; 3; . . . ; n) und subtrahiert diese Produkte je-
weils von der i-ten Gleichung, so bleibt nach diesem ersten Schritt ein System von
(n ! 1) Gleichungen mit (n ! 1) Unbekannten übrig. Verfährt man mit diesem neu-
en System und den in weiteren Schritten entstehenden neuen Systemen in gleicher
Weise, so bleibt nach insgesamt (n ! 1) Schritten nur noch eine Gleichung mit xn
übrig. Schreibt man aus jedem dieser Systeme jeweils die erste Gleichung heraus,
so entsteht das sog. gestaffelte Gleichungssystem (II), aus dem die n Unbekannten
von unten nach oben schrittweise berechnet werden können.

Gl.-System mit n Unbekannten (I) Gestaffeltes Gl.-System (II)


a11 x1 þ a12 x2 þ . . . þ a1n xn ¼ b1 ð1Þ a11 x1 þa12 x2 þ . . . þa1 xn ¼ b1 ð1Þ
a21 x1 þ a22 x2 þ . . . þ a2n xn ¼ b2 ð2Þ a022 x2 þ . . . þa02n xn ¼ b20 ð20 Þ
....................................... .....................
ðn#1Þ ðn#1Þ
an1 x1 þ an2 x2 þ . . . þ ann xn ¼ bn ðnÞ ann xn ¼ bn ðnðn#1Þ Þ

Das Verfahren wird in Tabellenform mit den gegebenen aik und bi durchgeführt
und nachstehend an einem System mit 4 Unbekannten gezeigt. Nur zur Erläute-
rung sind in der Tabelle zusätzlich auch die einzelnen Rechenschritte angegeben
worden.
Beispiel System mit 4 Unbekannten Um nach jedem Schritt eine Rechenkontrol-
x1 þ 2x2 þ x3 ! 2x4 ¼ !5 ð1Þ le zu haben, bildet man die Zeilensummen
2x1 ! 2x2 ! 2x3 þ 4x4 ¼ 12 ð2Þ (S), mit denen man die gleichen Rechen-
!2x1 þ 2x2 þ 3x3 ¼ 2 ð3Þ schritte durchführt, wie mit den übrigen
3x1 ! x3 þ 3x4 ¼ 10 ð4Þ Zahlen der Zeile. Diese Ergebnisse (Kontrol-
le) müssen mit denen der Summenspalte
übereinstimmen.
Zeile Gl. x1 x2 x3 x4 b S Kontrolle Rechenschritte
1 (1) 1 2 1 !2 ! 5 ! 3
2 (2) 2 !2 !2 4 12 14
3 — 2 4 2 !4 !10 ! 6 ! 6 a21 =a11 " ð1Þ
4 (3) !2 2 3 0 2 5
5 — !2 !4 !2 4 10 6 6 a31 =a11 " ð1Þ
6 (4) 3 0 !1 3 10 15
7 — 3 6 3 !6 !15 ! 9 ! 9 a41 =a11 " ð1Þ
8 ð20 Þ 0 !6 !4 8 22 20 20 Zeile 2 ! Zeile 3
9 ð30 Þ 0 6 5 !4 ! 8 ! 1 ! 1 Zeile 4 ! Zeile 5
10 — 0 6 4 !8 !22 !20 !20 a032 =a022 " ð20 Þ
11 ð40 Þ 0 !6 !4 9 25 24 24 Zeile 6 ! Zeile 7
12 — 0 !6 !4 8 22 20 20 a042 =a022 " ð20 Þ
13 ð300 Þ 0 1 4 14 19 19 Zeile 9 ! Zeile 10
00
14 ð4 Þ 0 0 1 3 4 4 Zeile 11 ! Zeile 12
15 — 0 0 0 0 0 0 a0043 =a0033 " ð300 Þ
16 ð4000 Þ 1 3 4 4 Zeile 14 ! Zeile 15

Aus den Gleichungen ð4000 Þ, ð300 Þ, ð20 Þ und (1), dem gestaffelten Gleichungssystem, werden die
Unbekannten x4, x3, x2 und x1 wie folgt berechnet.
x4 ¼ 3=1 ¼ 3
x3 ¼ ð14 ! 4 " 3Þ=1 ¼ 2
x2 ¼ ð22 ! 8 " 3 þ 4 " 2Þ=ð!6Þ ¼ !1
x1 ¼ ð!5 þ 2 " 3 ! 2 þ 2 " 1Þ=1 ¼ 1

19
Mathematik

3.4.3 Austauschverfahren von Stiefel


Das Verfahren verwendet man zur Lösung von linearen Gleichungssystemen und
insbesondere zur Ermittlung der Kehrmatrix.

Ax ¼ b y ¼ Ax ! b x ¼ A!1 y þ c
x1 x2 . . . xn x1 x2 . . . xn 1 y1 y2 . . . yn 1
a11 a12 . . . a1n b1 y1 a11 a12 . . . a1n !b1 x1 a11 a12 . . . a1n c1
a21 a22 . . . a2n b2 y2 a21 a22 . . . a2n !b2 x2 a21 a22 . . . a2n c2
.. .. .. .. .. .. .. .. ..
. . . . . . . . .
an1 an2 . . . ann bn yn an1 an2 . . . ann !bn xn an1 an2 . . . ann cn
Kellerzeile
Das zu untersuchende Gleichungssystem Ax ¼ b wird in Form der Funktion
y ¼ Ax ! b geschrieben. Anschließend werden in n Schritten alle yi mit den xk ver-
tauscht; damit erhält man x ¼ A!1 ðy þ bÞ ¼ A!1 y þ A!1 b ¼ A!1 y þ c; mit y ¼ 0
wird x ¼ c (Lösungsvektor).
Vorbereitung des Austausches Im Schema y ¼ Ax ! b wird die Pivotzeile, die Pi-
votspalte und der Pivot (Drehelement) durch Unterstreichung hervorgehoben.
(Man wähle als Pivot jeweils denjenigen mit dem größten Absolutwert.)
Durchführung des Austausches Die Elemente der neuen Matrix werden wie folgt
berechnet.
1. Dem alten Schema wird eine Kellerzeile angefügt, in die (außer in der Pivot-
spalte) die durch den Pivot dividierten und im Vorzeichen geänderten Elemente
der Pivotzeile eingetragen werden.
2. Der Pivot wird in seinen Kehrwert transformiert.
3. Die übrigen Elemente der Pivotspalte werden durch den Pivot dividiert.
4. Die übrigen Elemente der Pivotzeile werden aus der Kellerzeile übernommen.
5. Zu den übrigen Elementen wird das Produkt aus dem gleichzeiligen Element der
Pivotspalte und dem gleichspaltigen Element der Kellerzeile addiert.
Berücksichtigung einer laufenden Rechenkontrolle Bei der Vielzahl der Rechen-
operationen ist bei manueller Berechnung eine Rechenkontrolle unentbehrlich.
Hierzu wird dem Gleichungssystem ein weiterer Spaltenvektor u angefügt, dessen
Elemente ui sich so bestimmen, dass in jeder Zeile die Zeilensumme E i n s ergibt.
Es läßt sich zeigen, dass auch nach dem Austausch die Zeilensumme immer Eins
ergeben muss.
Beispiel Man löse das folgende Gleichungssystem mit drei Unbekannten.
5,25 x1 þ 0,91 x2 þ 1,13 x3 ¼ 3,72 Die Rechnung wird mit 4 Stellen nach dem
1,50 x1 þ 6,88 x2 þ 2,45 x3 ¼ 4,38 Komma durchgeführt, und es wird eine lau-
0,54 x1 þ 1,76 x2 þ 3,90 x3 ¼ 2,68 fende Rechenkontrolle berücksichtigt.
| |
x1 x2 x3 1 u S
| |
y1 5,2500 0,9100 1,1300 | !3,7200 | !2,5700 1,0000
y2 1,5000 6,8800 2,4500 | !4,3800 | !5,4500 1,0000
y3 0,5400 1,7600 3,9000 | !2,6800 | !2,5200 1,0000
| |
!0,1733 !0,2152 |
0,7086 |
0,4895

| |
y1 x2 x3 1 u S
| |
x1 0,1905 !0,1733 !0,2152 | 0,7086 | 0,4895 1,0001
y2 0,2857 6; 6201 2,1272 | !3,3171 | !4,7158 1,0001
y3 0,1029 1,6664 3,7838 | !2,2974 | !2,2557 1,0000
| |
!0,0432 !0,3213 |
0,5011 |
0,7123

Fortsetzung s. nächste Seite

20
1
Trigonometrie
| |
Beispiel, y1 y2 x3 1 u S
| |
Forts.
x1 0,1980 !0,0262 !0,1595 | 0,6218 | 0,3661 1,0002
x2 !0,0432 0,1511 !0,3213 | 0,5011 | 0,7123 1,0000
y3 0,0309 0,2517 3,2484 | !1,4624 | !1,0687 0,9999
| |
!0,0095 !0,0775 0,4502 0,3290
| |

| |
y1 y2 y3 1 u S
| |
x1 0,1995 !0,0138 !0,0491 | 0,5500 | 0,3136 1,0002
x2 !0,0401 0,1760 !0,0989 | 0,3565 | 0,6066 1,0001
x3 !0,0095 !0,0775 0,3078 | 0,4502 | 0,3290 1,0001
0 1 0 1 0 1
x1 0,550 0,1995 !0,0138 !0,0491
x ¼ @ x2 A ¼ @ 0,356 A A !1
¼ @ !0,0401 0,1760 !0,0989 A
x3 0,450 !0,0095 !0,0775 0,3078

4 Trigonometrie
Rechtwinkliges Dreieck
a b b
sin a ¼ cos a ¼ a
c c
a

a b
tan a ¼ cot a ¼ c
b a
Bild 4-1 Bild 4-2
Schiefwinkliges Dreieck Funktionen am Einheitskreis

R ¼ Umkreisradius, r ¼ Inkreisradius, s ¼ ða þ b þ cÞ=2


a b c
Sinussatz a : b : c ¼ sin a : sin b : sin g ¼ ¼ ¼ 2R
sin a sin b sin g
C o s i n u s s a t z 1) a2 ¼ b 2 þ c 2 # 2bc cos a
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
1 a ðs # bÞ ðs # cÞ r b g
Halbwinkelsatz ) tan ¼ ¼ a
2 sðs # aÞ s#a
b
a

aþb
a þ b tan 2 c
Ta n g e n s s a t z 1) ¼
a#b a#b Bild 4-3
tan
2
F l ä ch e n s a t z 2A ¼ ab sin g ¼ bc sin a ¼ ac sin b
¼ abc=ð2RÞ ¼ 4R 2 sin a sin b sin g

Trigonometrische Funktionen und deren Umkehrfunktionen


sin x cos x
sin2 x þ cos2 x ¼ 1 tan x ¼ cot x ¼ tan x cot x ¼ 1
cos x sin x
sin ðx / yÞ ¼ sin x cos y / cos x sin y cos ðx / yÞ ¼ cos x cos y 0 sin x sin y
tan x / tan y cot x cot y 0 1
tan ðx / yÞ ¼ cot ðx / yÞ ¼
1 0 tan x tan y cot y / cot x
sin 2x ¼ 2 sin x cos x cos 2x ¼ cos2 x !sin2 x ¼ 2 cos2 x !1 ¼ 1!2 sin2 x
tan 2x ¼ 2 tan x=ð1 ! tan2 xÞ cot 2x ¼ ðcot 2 x ! 1Þ=ð2 cot xÞ
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
sin ðx=2Þ ¼ ð1 ! cos xÞ=2 cos ðx=2Þ ¼ ð1 þ cos xÞ=2

1
) a, b, c und a, b, g können zyklisch vertauscht werden.

21
Mathematik
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
tan ðx=2Þ ¼ ð1 ! cos xÞ=ð1 þ cos xÞ cot ðx=2Þ ¼ ð1 þ cos xÞ=ð1 ! cos xÞ
x þy x !y x þy x !y
sin x þ sin y ¼ 2 sin cos cos x þ cos y ¼ 2 cos cos
2 2 2 2
x !y x þy x þy x !y
sin x ! sin y ¼ 2 sin cos cos x ! cos y ¼ !2 sin sin
2 2 2 2
sin ðx / yÞ sin ðy / xÞ
tan x / tan y ¼ cot x / cot y ¼
cos x cos y sin x sin y
arcsin x þ arccos x ¼ p=2 arctan x þ arccot x ¼ p=2
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
arcsin x ¼ arccos 1 ! x 2 arccos x ¼ arctan ð 1 ! x 2 =xÞ
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
arccos x ¼ arcsin 1 ! x 2 arctan x ¼ arcsin ðx= 1 þ x 2 Þ

Hyperbolische Funktionen und deren Umkehrfunktionen


sinh x ¼ ðex ! e!x Þ=2
cosh x ¼ ðex þ e!x Þ=2
tanh x ¼ sinh x=cosh x
coth x ¼ 1=tanh x
sinh ðx / yÞ ¼ sinh x cosh y / cosh x sinh y
cosh ðx / yÞ ¼ cosh x cosh y / sinh x sinh y
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
arsinh x ¼ ln ðx þ x 2 þ 1Þ
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
arcosh x ¼ ln ðx þ x 2 ! 1Þ für x > ¼1
1 1þx
artanh x ¼ ln für jxj < 1
2 1!x
1 x þ1
arcoth x ¼ ln für jxj > 1
2 x !1

5 Geometrie
5.1 Geometrie der Ebene
Rechtwinkliges Dreieck
Bild 4-4 C
F l ä ch e A ¼ 12 ab ¼ 12 chc
Pythagoras c 2 ¼ a2 þ b 2 b a
Euklid a2 ¼ cp b 2 ¼ cq
hc
q p
H ö h e n s a t z h2c ¼ pq A c B
Bild 5-1
Dreieck
ah a
bhb chc pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
A¼ ¼ ¼ ¼ rs ¼ sðs # aÞ ðs # bÞ ðs # cÞ ðs: Abschn: 4Þ
2 2 2
aþbþc
r ¼ Radius des Inkreises s ¼ ¼ halber Umfang
2
Quadrat A ¼ a2 a
Rechteck A ¼ ab
h

Parallelogramm A ¼ ah
A2
A1
E i n f l u s s f l ä c h e
h

a2
h b2 h
c b
A1 ¼ " A2 ¼ "
aþb 2 aþb 2 Bild 5-2

22
1
Geometrie

Trapez
b
F l ä ch e S ch w e r p u n k t a b s t ä n d e x0 2
aþb h a þ 2b

Bezugsachse
A¼ h ys ¼ "
2 3 aþb S

h
ys
xu # x0 a þ 2b
xs ¼ xu # " xs
3 aþb a
xu 2
Regelmäßige Vielecke (n-Ecke) Bild 5-3
s"r
Der Flächeninhalt ist A ¼ n oder mit
2
. .
180 180
s ¼ 2 sin R ¼ 2 tan r und
n n
1 180. 180. R r
r¼ cot s ¼ cos R
2 n n
.
n 180 2 180. 180. 2 180. 2
A ¼ cot s ¼ n sin cos R ¼ n tan r s
4 n n n n
Zusammengesetzte Kreisbögen (Korbbogen) Bild 5-4

h ¼ Bogenhöhe, l ¼ 2a ¼ Bogenweite.
!bergangspunkt ! ist Schnittpunkt der
Winkelhalbierenden im Dreieck ABC.
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ah hðh þ cÞ
c ¼ a2 þ h 2 f ¼ h ¼
aþhþc 1 aþhþc
ahc ahc
R¼ r¼
ða þ h þ cÞ ðc # aÞ ða þ h þ cÞ ðc # hÞ

Unregelmäßige Vielecke Bild 5-5

Zerlegen durch Diagonalen in Dreiecke


oder durch Lote auf eine Grundlinie in h
Dreiecke und Trapeze. h1 g 1 2 A4
A ¼ Summe der Einzelflächen A1 A2 A3 A5
g2 h3
Beliebiges n-Eck Flächenberechnung
aus den Koordinaten der Eckpunkte s. g3
Abschn. 6.2. Bild 5-6
pd 2
Kreis A ¼ pr 2 ¼ U ¼ 2pr ¼ pd
4
Kreisring A ¼ pðR 2 ! r 2 Þ ¼ pðR þ rÞ ðR ! rÞ d
Rm a
Kreisringstück gleicher Breite r R
pa pa
A¼ ðR 2 # r 2 Þ ¼ Rm d ¼ Rm d arc a
360. 180. Bild 5-7
Rþr p S
Rm ¼ arc a ¼ # a
2 180.
Kreisringstück ungleicher Breite
h2 h1

pR 2 pr 2 mS s
A¼ . a1 # a2 # m ¼R#d#r a2
360 360. 2 r R
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
A ¼ 12 ðR 2 arc a1 # r 2 arc a2 # mSÞ S ¼ 2 h1 ð2R # h1 Þ a1
m

pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
s ¼ 2 h2 ð2r # h2 Þ Bild 5-8

23
Mathematik

Kreisausschnitt
br r 2 arc a pra
A¼ ¼ b¼ ¼ r arc a
2 2 180.
a a % a&
s ¼ 2r sin y ¼ r cos h ¼ r 1 # cos b
2 2 2 s
Schwerpunktabstand

y h
3 a
2 r sin 2 S

e1 e2
2 s a
— vom Mittelpunkt e1 ¼ r ¼ " r
3 b 3 A 3 a
a 2 r sin 2
— von der Sehne e2 ¼ y ! e1 ¼ r cos ! "
2 3 A Bild 5-9
Kreisabschnitt s. Abschn. 1
y x1
Parabel
quadratische Parabel kubische Parabel S1 S2
%x &2 h %x &3 h

h
A1

y1
y ¼h ¼ 2 x2 y ¼h ¼ 3 x3 A2

y2
b b b b
2 1 3 1 Scheitelx x
A1 ¼ bh A2 ¼ bh A1 ¼ bh A2 ¼ bh 2
3 3 4 4
3 3 2 4 b
x1 ¼ b x2 ¼ b x1 ¼ b x2 ¼ b
8 4 5 5 Bild 5-10
3 3 4 2
y1 ¼ h y2 ¼ h y1 ¼ h y2 ¼ h
5 10 7 7

b
Ellipse
a#b
A ¼ p ab U ¼ mða þ bÞ l¼
aþb a
m nach untenstehender Tafel
Zwischenwerte von l und m geradlinig einschalten Bild 5-11

l 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0
m 3,1495 3,1731 3,2127 3,2686 3,3412 3,4314 3,5401 3,6691 3,8208 4,0000

Beliebige Flächen Flächenberechnung mit der Trapezregel, Simpson-Regel oder


Newton-Regel (s. Abschn. 8.4).

5.2 Geometrie des Raumes


Körper Rauminhalt V Oberfläche O, Mantel M
Prisma allgemein V ¼ Ah O ¼ Summe aller Flächen
Würfel V ¼ a3 O ¼ 6a2
pd 2
Kreiszylinder V ¼ pr 2 h ¼ h O ¼ 2prðr þ hÞ M ¼ 2prh
4
1
Pyramide allgemein V ¼ Ah O ¼ Summe aller Flächen
3
O ¼pprðr þ sÞffi
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi M ¼ prs
1
Kreiskegel V ¼ pr 2 h s ¼ r 2 þ h2 (Mantellinie)
3
h pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Pyramidenstumpf V ¼ ðAu þ Au Ao þ Ao Þ O ¼ Summe aller Flächen
allgemein 3 M ¼qpsðR þ rÞ
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi

ph 2
Kegelstumpf V ¼ ðR þ Rr þ r 2 Þ s¼ ðR ! rÞ2 þ h2 (Mantellinie)
3
Fortsetzung s. nächste Seite

24
1
Geometrie
Geometrie des Raumes (Fortsetzung)

Körper Rauminhalt V Oberfläche O, Mantel M


Kugel 4 pd 3 O ¼ 4pr 2 ¼ pd 2
V ¼ pr 3 ¼
3 6
Kugelabschnitt " #
h O ¼ pð2a2 þ h2 Þ
V ¼ ph2 r !
3 M ¼ 2prh ¼ pða2 þ h2 Þ
h ph
(Kappe oder Kalotte)
a V ¼ ð3a2 þ h2 Þ
r 6
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
a ¼ hð2r ! hÞ
Kugelausschnitt 2
V ¼ pr 2 h O ¼ prða þ 2hÞ M ¼ pr a
3
Kugelschicht ph M ¼ 2prh
V ¼ ð3a2 þ 3b 2 þ h2 Þ sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
6 " 2 #
b Für die Halbkugel wird
a ! b 2 ! h2 2
r ¼ a2 þ
h¼a¼r 2h
und b ¼ 0
h

pr 2
r a V ¼ ð3r 2 þ r 2 Þ ¼ pr 3
6 3

Zylinderhuf Die Grundfläche ist ein Zu verwenden bei der


Halbkreis; der Schnitt geht Berechnung des
also durch den Mittelpunkt Klostergewölbes, dessen
des Kreises Wange dem Volumen und
h

9 dessen Leibungsfläche dem


2 2 = Mantel des Zylinderhufes
V ¼ r h
3 ðohne pÞ inhaltsgleich ist.
;
M ¼ 2rh
r

r
r

r
Prismatoid Die beliebigen Grundflächen Oberfläche aller Prismatoide
Ao liegen in parallelen Ebenen. ¼ Summe der Grund- und
Am ist der zur Grundfläche Seitenflächen. Letztere sind
Ao parallele Querschnitt in halber Vielecke. Sie können auch
Am Höhe. windschief sein.
h

h
h

Sonderfälle des Prismatoids sind


2

Au V ¼ ðAu þ 4Am þ Ao Þ
6 alle Prismen, Pyramide (Ao ¼ 0),
Pyramidenstumpf, Obelisk
Obelisk (Keilstumpf) Grundfläche rechteckig: (Sandhaufen, Säulenfuß), Keil
h
V ¼ ½ð2a þ a1 Þ b þ ð2a1 þ aÞ b1 . (Dach), Rampe usw. Auch
a1 b1 6
Bei trapezförmiger Grundfläche Kugel mit
Au ¼ Ao ¼ 0 Am ¼ pr 2 h ¼ d
h

sind für a und a1 die


b Mittelparallelen, für b und b1 Kugelabschnitt, Kugelschicht
a die Trapezhöhen zu setzen. und Zylinderhuf können als
Prismatoide aufgefasst werden.
Keil, Dach hb
V ¼ ð2a þ a1 Þ Beispiel Sandhaufen mit
6
a1 a ¼ 8 m, b ¼ 6 m,
Bei trapezförmiger Grundfläche h ¼ 1 m,
ist für a die Mittelparalle, für b Böschung 1:1,5
die Trapezhöhe zu setzen. a1 ¼ 8 ! 2 " 1 " 1,5 ¼ 5 m
b1 ¼ 6 ! 2 " 1 " 1,5 ¼ 3 m
b

1
h

V ¼ ½ð2 " 8 þ 5Þ 6
a 6
þ ð2 " 5 þ 8Þ 3.
¼ 30 m3

Fortsetzung s. nächste Seite

25
Mathematik
Geometrie des Raumes, Fortsetzung

Körper Rauminhalt V Anmerkungen, Beispiele


Rampe h2 % m ! n&
V ¼ 3a þ 2n1 h ðm ! nÞ
6 m
1:m Für n ¼ 0 (Rampe gegen lotrechte Mauer) wird
h V ¼
h2
ð3a þ 2n1 hÞ m
1:n

6
1:n1

Beispiel Rampe mit" h ¼ 2,0 m, a ¼ 2,5 m, m # ¼ 12, n ¼ 1, n1 ¼ 1,5


1:m 2,02 12 ! 1
a

V ¼ 3 " 2,5 þ 2 " 1,5 " 2,0 ð12 ! 1Þ ¼ 95,33 m3


6 12
2,02
Für n ¼ 0: V ¼ ð3 " 2,5 þ 2 " 1,5 " 2,0Þ12 ¼ 108,00 m3
6
V ¼ Volumen der Rampe (ohne durchlaufende Böschung)
Elliptischer Kübel a, b: obere Halbachsen, a1, b1 untere Halbachsen
ph
V ¼ ½ð2a þ a1 Þ b þ ð2a1 þ aÞ b1 .
a 6
b Beispiel Kübel mit a ¼ 45 cm, b ¼ 25 cm, a1 ¼ 40 cm, b1 ¼ 20 cm,
h ¼ 50 cm
h

p " 50
V ¼ ½ð2 " 45 þ 40Þ 25 þ ð2 " 40 þ 45Þ 20.
b1

6
a1
¼ 150 500 cm3 ¼ 150,5 l
Umdrehungskörper V ¼ Umdrehungsfläche mal M ¼ Umdrehungslinienlänge mal
Weg des Flächenschwer- Weg des Linienschwerpunktes S0
punktes S
% a&
V ¼ A " 2pr ¼ ah " 2pr M ¼ h " 2p r þ
2
zylindrischer Ring
V ¼ pr 2 " 2pR O ¼ 2pr " 2pR
2 2p2 Dd 2 ¼ 4p2 Rr ¼ p2 Dd
¼ 2p Rr ¼
4

6 Analytische Geometrie der Ebene


6.1 Punkt in verschiedenen Koordinatensystemen

Rechtwinkliges Koordinatensystem Polarkoordinatensystem


P ðx; yÞ ¼ Punkt mit der Abszisse x P ðr; jÞ ¼ Punkt mit dem Abstand r
und der Ordinate y und dem Polarwinkel j

Bild 6-1 Bild 6-2

26
1
Analytische Geometrie der Ebene

Umrechnung zwischen recht- Koordinatentransformation


winkligen und Polarkoordinaten (Parallelverschiebung und Drehung)
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x! ¼ x cos j þ y sin j # a cos j # b sin j
x ¼ r cos j r ¼ x2 þ y2 y! ¼ #x sin j þ y cos j þ a sin j # b cos j
y
y ¼ r sin j j ¼ arctan x ¼ x! cos j # y! sin j þ a
x
y ¼ x! sin j þ y! cos j þ b

Bild 6-3 Bild 6-4

Transformationsgleichungen in Matrizenschreibweise
" # " #" # " # " #" # " #
x! cos j sin j x #a x cos j #sin j x! a
¼ ¼ þ
y! #sin j cos j y #b y sin j cos j y! b

6.2 Zwei und mehr Punkte


qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Länge l der Strecke P 1 P 2 ðx2 ! x1 Þ2 þ ðy2 ! y1 Þ2

y2 ! y1
Steigung der Strecke P 1 P 2 tan a ¼ ¼m
x2 ! x1
x1 þ kx2 y1 þ ky2 P1 T
Teilpunkt T der Strecke P 1 P 2 xT ¼ yT ¼ mit k¼
1þk 1þk TP2
x1 þ x2 y1 þ y2
Mittelpunkt M der Strecke P 1 P 2 xM ¼ yM ¼
2 2
Fläche A des Dreiecks P 1P 2P 3 ) )
) x1
) y1 1 )) P1, P2 und P3 liegen
A¼ 1
2 ½x1 ðy2 # y3 Þ þ x2 ðy3 # y1 Þ þ x3 ðy1 # y2 Þ, ¼ )) x2 1
2 y2 1 )) auf einer Geraden,
) x3 y3 1 ) wenn A ¼ 0 ist.
Schwerpunkt S des Dreiecks P 1P 2P 3
x1 þ x2 þ x3 y1 þ y2 þ y3
xS ¼ yS ¼
3 3
Querschnittswerte polygonal begrenzter Flächen (n-Eck)
ai ¼ xi yiþ1 # xiþ1 yi (Vorhandene Flächen im Gegenuhrzeigersinn,
1 Pn nicht vorhandene Flächen im Uhrzeigersinn
A¼ ai umfahren; dabei ist xnþ1 ¼ x1 ,ynþ1 ¼ y1 )
2 i¼1
1 Pn 1 Pn
Sy ¼ ai ðxi þ xiþ1 Þ Sx ¼ ai ðyi þ yiþ1 Þ
6 i¼1 6 i¼1
xS ¼ Sy =A yS ¼ Sx =A
1 Pn 1 P n
Ix ¼ ai ðyi2 þ yi yiþ1 þ yiþ1
2
Þ Iy ¼ ai ðxi2 þ xi xiþ1 þ xiþ1
2
Þ
12 i¼1 12 i¼1
1 Pn
I xy ¼ ai ð2xi yi þ xi yiþ1 þ xiþ1 yi þ 2xiþ1 yiþ1 Þ
24 i¼1

27
Mathematik

6.3 Gerade
Allgemeine Form y ¼ mx þ n
y ! y1 y2 ! y1
Zweipunkteform ¼
x ! x1 x2 ! x1
y ! y1
Punktrichtungsform für Punkt (x 1 ; y 1 ) ¼m
x ! x1
x y
Achsenabschnittform þ ¼1 Bild 6-5
a b
implizite Form ax þ by þ g ¼ 0
ax þ by þ g
Hessesche Normalform x cos j þ y sin j ! d ¼ 0
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 0
/ a2 þ b2
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Das Vorzeichen vor der Wurzel ist so zu wählen, dass /g= a2 þ b2 < 0 wird.
Abstand des Punktes Pi von einer Geraden e ¼ x1 cos j þ y1 sin j ! d

Schnittpunkt und Schnittwinkel zweier Geraden


n2 # n1 n2 m1 # n1 m2
x0 ¼ y0 ¼
m1 # m2 m1 # m2
m1 # m2
tan d ¼ tan ða1 # a2 Þ ¼
1 þ m1 m2
Orthogonalitätsbedingung m1 ¼ !1=m2

Bild 6-6
6.4 Kegelschnitte
Kreis mit Radius r um (x M ; y M ) ðx ! xM Þ2 þ ðy ! yM Þ2 ¼ r 2
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
y ¼ yM ) r 2 # ðx # xM Þ2
A n s t i e g i m B e r ü h r u n g s p u n k t
xT # xM
mT ¼ #
yT # yM
P o l a r e m i t P o l ðx0 ; y0 Þ
ðx # xM Þðx0 # xM Þ þ ðy # yM Þðy0 # yM Þ ¼ r 2

Ellipse (oberes Zeichen) und Hyperbel (unteres Zeichen)


m i t A ch s e n p a r a l l e l A n s t i e g i m B e r ü h r u n g s p u n k t
z u K o o r d i n a t e n a ch s e n b 2 ðxT ! xM Þ
mT ¼ 0 2
a ðyT ! yM Þ
ðx # xM Þ2 ðy # yM Þ2
) ¼1 P o l a r e m i t P o l ðx0 ; y0 Þ
a 2 b2
ðx ! xM Þ ðx0 ! xM Þ ðy ! yM Þ ðy0 ! yM Þ
L i n e a r e E x z e n t r i z i t ä t / ¼1
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi a2 b2
e ¼ a2 / b 2 R a d i e n d e r S ch e i t e l s ch m i e g k r e i s e
N u m e r i s ch e E x z e n t r i z i t ä t Ellipse r1 ¼ b 2 =a r2 ¼ a2 =b
e ¼ e=a> <1 Hyperbel r ¼ b 2 =a
Ta n g e n t e Asymptoten der Hyperbel
ðx # xM ÞðxT # xM Þ ðy # yM ÞðyT # yM Þ b
) ¼ 1 y ¼ yM / ðx ! xM Þ
a2 b2 a

28
1
Differenzialrechnung

Parabel mit Scheitel (x A ; y A ) ðy ! yA Þ2 ¼ 2pðx ! xA Þ


(horizontale Achse; p ¼ þ "ffnung nach rechts, p ¼ ! "ffnung nach links)
Ta n g e n t e P o l a r e m i t P o l ðx0 ; y0 Þ
ðy # yA ÞðyT # yA Þ ðy # yA Þðy0 # yA Þ ¼ p½ðx # xA Þ þ ðx0 # xA Þ,
¼ p½ðx # xA Þ þ ðxT # xA Þ, P a r a b e l m i t v e r t i k a l e r A ch s e
A n s t i e g i m B e r ü h r u n g s p u n k t ðx # xA Þ2 ¼ 2pðy # yA Þ
p (p ¼ ! "ffnung nach oben,
mT ¼
yT # yA p ¼ ! "ffnung nach unten)

Scheitelgleichungen der Kegelschnitte mit p ¼ b 2 =a


p
Ellipse y 2 ¼ 2px ! x2
a
Pa r ab el y 2 ¼ 2px
p
Hyperbel y 2 ¼ 2px þ x2
a

Algebraische Gleichung 2. Grades

a11 x 2 þ 2a12 xy þ a22 y 2 þ 2a13 x þ 2a23 y þ a33 ¼ 0 Bild 6-7


) )
) a11 a12 a13 )) ) )
) )a a12 ))
Mit aik ¼ aki wird D ¼ )) a21 a22 a23 )) und D33 ¼ )) 11 berechnet
a21 a22 )
) a31 a32 a33 )
< 0 Hyperbel
D 6¼ 0 und ¼ 0 Parabel
> 0 Ellipse; wenn a11 D < 0; komplexe Kurve; wenn sgn D ¼ sgn a11
Sonderfall Ellipse wird Kreis, wenn a11 ¼ a22 und a12 ¼ 0

7 Differenzialrechnung
7.1 Grundlagen
Dy y ! y1
Differenzenquotient ¼
Dx x ! x1
Die Funktion y ¼ f ðxÞ ist in x1 differenzierbar, wenn für
alle Nullfolgen ðx ! x1 Þ erhalten wird:
Dy
Differenzialquotient lim ¼ y 0 ðx1 Þ ¼ f 0 ðx1 Þ ¼ y10
Dx!0 Dx

Differenzial dy ¼ f 0 ðxÞ dx ¼ y 0 > dx Bild 7-1


2 3
dy d y d y
Höhere Ableitungen y0 ¼ y 00 ¼ y 000 ¼ ...
dx dx 2 dx 3
f ðbÞ ! f ðaÞ
Mittelwertsatz ¼ f 0 ðxm Þ xm aus ða, bÞ
b!a

29
Mathematik

7.2 Rechenregeln
Konstante Konstanter Faktor ðcf Þ0 ¼ cf 0 Summe ðf1 / f2 Þ0 ¼ f10 / f20
c0 ¼ 0
" 0 #
f f0
Produktregel ðf1 f2 Þ0 ¼ f10 f2 þ f1 f20 ¼ f1 f2 1 þ 2
" #0 f1 f2
f1 f10 f2 ! f1 f20
Quotientenregel ¼
f2 f22
dy dy du
Kettenregel ¼ wenn y ¼ f ðxÞ ¼ gðhðxÞÞ mit u ¼ hðxÞ
dx du dx
dhðyÞ dh 0
Implizit gegebene Funktion ¼ "y
dx dy
Logarithmische Differentiation ' (
f10 ðxÞ
Ist f1 ðxÞ > 0 undy ¼ f1 ðxÞf2 ðxÞ , so folgt y 0 ¼ f1 ðxÞf2 ðxÞ f2 ðxÞ þ f20 ðxÞ ln f1 ðxÞ
f1 ðxÞ
Aufgelöste Funktion
df ðxÞ 1
Ist x ¼ gðyÞ gleichwertig mit y ¼ f ðxÞ, so gilt ¼ .
dx dg ðyÞ
dy

7.3 Ableitungen elementarer Funktionen


ðx n Þ0 ¼ nx n!1 n reell !1
ðarccos xÞ0 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
1 ! x2
ðe x Þ0 ¼ e x 1
ðarctan xÞ0 ¼
1 þ x2
ðax Þ0 ¼ ax " ln a > 0 !1
ðarccot xÞ0 ¼
1 þ x2
ðx x Þ0 ¼ x x ð1 þ ln xÞ ðsinh xÞ0 ¼ cosh x
1 ðcosh xÞ0 ¼ sinh x
ðln xÞ0 ¼
x
1 1
ðloga xÞ0 ¼ ðtanh xÞ0 ¼ 1 ! tanh2 x ¼
x ln a cosh2 x
ðsin xÞ0 ¼ cos x 1
ðcoth xÞ0 ¼ 1 ! coth2 x ¼ !
sinh2 x
ðcos xÞ0 ¼ !sin x 1
ðarsinh xÞ0 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
x2 þ 1
1 1
ðtan xÞ0 ¼ 1 þ tan2 x ¼ ðarcosh xÞ0 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
cos2 x x2 ! 1
1 1
ðcot xÞ0 ¼ !ð1 þ cos2 xÞ ¼ ! ðartanh xÞ0 ¼ jxj < 1
sin2 x 1 ! x2
1 !1
ðarcsin xÞ0 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ðarcoth xÞ0 ¼ jxj > 1
1 ! x2 x2 ! 1

ðln sin xÞ0 ¼ cot x ðln cos xÞ0 ¼ !tan x


2 !2
ðln tan xÞ0 ¼ ðln cot xÞ0 ¼
sin 2x sin 2x

30
1
Integralrechnung

7.4 Partielle Ableitungen von Funktionen von zwei (oder mehr) Variablen

f ðx þ Dx, yÞ # f ðx, yÞ @z @f ðx, yÞ


z ¼ f ðx, yÞ lim ¼ ¼ ¼ fx
Dx!0 Dx @x @x
f ðx, y þ DyÞ # f ðx, yÞ @z @f ðx, yÞ
lim ¼ ¼ ¼ fy
Dy!0 Dy @y @y

Bei der Bildung höherer Ableitungen kann bei stetigen Funktionen und Ableitun-
gen die Reihenfolge des Differenzierens vertauscht werden (z. B. fxy ¼ fyx ).
Totales Differenzial dz ¼ fx dx þ fy dy

8 Integralrechnung
8.1 Bestimmtes Integral
Ðb n
P
f ðxÞ dx ¼ lim yi Dxi
a n!1 i¼1 y y = f(x)
y ¼ f ðxÞ ¼ Integrand; a und b ¼ untere und obe- A
re Integrationsgrenze; Intervall von a bis b ¼ In-
tegrationsweg; x ¼ Integrationsvariable.
yi
∆xi
Mittelwertsatz
Ðb 0 a xi xi+1 bx
f ðxÞ dx ¼ ðb # aÞ f ðxm Þ
a Bild 8-1
Umkehrung des Integrationsweges
Ðb Ða
f ðxÞ dx ¼ # f ðxÞ dx
a b
Zerlegung des Integrationsweges
Ðb Ðc Ðb
f ðxÞ dx ¼ f ðxÞ dx þ f ðxÞ dx
a a c

8.2 Unbestimmtes Integral


Ðx Ð
IðxÞ ¼ f ðuÞ du þ C ¼ f ðxÞ dx ist die Menge aller Stammfunktionen F ðxÞ mit
a
F 0 ðxÞ ¼ f ðxÞ:

Hauptsatz der Differenzial- und Integralrechnung


dIðxÞ Ð
¼ f ðxÞ , IðxÞ ¼ f ðxÞ dx
dx
Differenzieren und Integrieren sind inverse Rechenoperationen.
Ð Ðb
Ist F ðxÞ ¼ f ðxÞ dx eine Stammfunktion, so gilt f ðxÞ dx ¼ F ðbÞ ! F ðaÞ
a

31
Mathematik

8.3 Rechenmethoden der Integralrechnung


Konstanter Faktor Integration einer Summe
Ð Ð Ð Ð Ð
cf ðxÞ dx ¼ c f ðxÞ dx ½f1 ðxÞ ) f2 ðxÞ, dx ¼ f1 ðxÞ dx ) f2 ðxÞ dx

Produktintegration Logarithmische Integration


Ð Ð Ð f0
f1 f20 dx ¼ f1 f2 # f10 f2 dx dx ¼ ln jf j
f

Integration durch Substitution


Mit f ðxÞ ¼ gðhðxÞÞ ¼ gðuÞ und u ¼ hðxÞ , x ¼ kðuÞ gilt
Ð Ð dkðuÞ Ð dx
f ðxÞ dx ¼ gðuÞ du ¼ gðuÞ du
du du

8.4 Numerische Integration


Trapezregel
Ðb
f ðxÞ dx ' hð12 y0 þ y1 þ y2 þ . . . þ yn#1 þ 12 yn Þ ðgleich breite StreifenÞ
a

Simpson-Regel (Beispiel hierzu s. Abschn. 9.6)


Ðb h
f ðxÞ dx '
ðy0 þ 4y1 þ 2y2 þ 4y3 þ . . . þ 2yn#2 þ 4yn#1 þ yn Þ
a 3
(gerade Anzahl gleich breiter Streifen)

Newton-Regel
Ðb
f ðxÞ dx ' 38 hðy0 þ 3y1 þ 3y2 þ y3 Þ ð3 gleich breite StreifenÞ
a

8.5 Grundintegrale (ohne Integrationskonstante)


mþ1
Ð x Ð dx
x m dx ¼ m 6¼ !1 ¼ arctan x
mþ1 1 þ x2
) )
Ð dx Ð dx 1 )1 þ x )
¼ ln x x >0 ln ) )
x 1 ! x2
¼
2 )1 ! x ) ¼ arctanh x
Ð x
e dx ¼ ex Ð dx
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ arcsin x jxj < 1
Ð ax 1 ! x2
ax dx ¼ a 6¼ 1, a > 0 Ð dx pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ln a pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ ln ðx þ x 2 ! 1Þ ¼ arcosh x jxj > 1
Ð x2 ! 1
sin x dx ¼ !cos x
Ð dx pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Ð pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ ln ðx þ x 2 þ 1Þ ¼ arsinh x
cos x dx ¼ sin x x2 þ 1
Ð Ð
sinh x dx ¼ cosh x cosh x dx ¼ sinh x

32
1
Integralrechnung

8.6 Integrationsformeln (ohne Integrationskonstante)

Rationale Integranden
Ð ðax þ bÞnþ1 Ð dx 1 Ð dx 1
ðax þ bÞn dx ¼ für n 6¼ 1 ¼ ln jax þ bj ¼#
aðn þ 1Þ ax þ b a ðax þ bÞ2 aðax þ bÞ
"rffiffiffiffi # )pffiffiffiffiffiffi )
Ð dx 1 a Ð dx 1 ) ab # ax )
) )
¼ pffiffiffiffiffiffi arctan x f ür a b > 0 ¼ pffiffiffiffiffiffi ln ) pffiffiffiffiffiffi ) für ab > 0
ax 2 þ b ab b ax 2 # b ab ) ab þ ax )

Im weiteren sei D ¼ ac ! b 2
8
>
> 1 ax þ b
> pffiffiffiffi arctan pffiffiffiffi
> D>0
>
> D D
>
> )pffiffiffiffiffiffiffiffi )
Ð dx < ) )
¼
1 ) #D # b # ax )
pffiffiffiffiffiffiffiffi ln )pffiffiffiffiffiffiffiffi ) D<0
ax 2 þ 2bx þ c > >
> 2 #D ) #D þ b þ ax )
>
>
>
> 1
>
:# D¼0
ax þ b
Ð ax þ b a ba # ab Ð dx
dx ¼ ln jax 2 þ 2bx þ cj þ
ax 2 þ 2bx þ c 2a a ax 2 þ 2bx þ c
Ð dx 1 ax þ b ð2n # 3Þ a Ð dx
¼ þ
ðax 2 þ 2bx þ cÞn 2Dðn # 1Þ ðax 2 þ 2bx þ cÞn#1 2Dðn # 1Þ ðax 2 þ 2bx þ cÞn#1

Ð ax þ b #a 1 ba # ab Ð dx
dx ¼ þ
ðax 2 þ 2bx þ cÞn 2aðn # 1Þ ðax 2 þ 2bx þ cÞn#1 a ðax 2 þ 2bx þ cÞn

Irrationale Integranden
Ð pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2 Ð dx 2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ax þ b dx ¼ ðax þ bÞ3=2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ ax þ b
3a ax þ b a
Ð pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ffi a2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
x 2 þ a2 dx ¼ x 2 þ a2 þ ln ðx þ x 2 þ a2 Þ
2 2
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Ð pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Ð x 2 þ a2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi a þ x 2 þ a2
x x 2 þ a2 dx ¼ 13 ðx 2 þ a2 Þ3=2 dx ¼ x 2 þ a2 ! a ln
x x
Ð 2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x a 2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
3=2
x x 2 þ a2 dx ¼ ðx 2 þ a2 Þ ! ½x x 2 þ a2 þ a2 ln ðx þ x 2 þ a2 Þ.
4 8
Ð dx pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Ð x pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ ln ðx þ x 2 þ a2 Þ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi dx ¼ x 2 þ a2
x þa
2 2 x þa
2 2

Ð x2 x pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ffi a2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi dx ¼ x þ a ! ln ðx þ x þ a2 Þ
2 2 2
x 2 þ a2 2 2
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Ð 1 1 a þ x 2 þ a2 Ð 1 x 2 þ a2
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi dx ¼ ! ln pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi dx ¼ !
x x 2 þ a2 a x x 2 x 2 þ a2 a2 x
Ð pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi a2 x Ð pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1
a2 ! x 2 dx ¼ a2 ! x 2 þ arcsin x a2 ! x 2 dx ¼ ! ða2 ! x 2 Þ3=2
2 2 a 3
Ð 2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2 % pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi &
x a x
x a2 ! x 2 dx ¼ ! ða2 ! x 2 Þ3=2 þ x a2 ! x 2 þ a2 arcsin
4 8 a
Ð 1 x Ð x pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi dx ¼ arcsin pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi dx ¼ ! a2 ! x 2
a2 ! x 2 a a2 ! x 2

33
Mathematik

Ð pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ffi a2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
x 2 ! a2 dx ¼ x 2 ! a2 ! ln ðx þ x 2 ! a2 Þ
2 2
Ð pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
x x 2 ! a2 dx ¼ ðx 2 ! a2 Þ3=2 Ð x 2 ! a2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi a
3 dx ¼ x 2 ! a2 ! a arccos
x x
Ð 1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Ð x pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi dx ¼ ln ðx þ x 2 ! a2 Þ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi dx ¼ x 2 ! a2
x 2 ! a2 x 2 ! a2

Transzendente Integranden
Ð Ð Ð
ln x dx ¼ x ln x ! x ðln xÞn dx ¼ u n eu du mit u ¼ ln x
nþ1 nþ1
Ð x x
x n ln x dx ¼ ln x ! n 6¼ !1
nþ1 ðn þ 1Þ2
Ð ln x 1 Ð dx
dx ¼ ðln xÞ2 ¼ ln jln xj
x 2 x ln x
Ð Ð
tan x dx ¼ !ln jcos x j cot x dx ¼ ln jsin xj
Ð 1 x Ð 1 x
sin2 x dx ¼ ! sin 2x þ cos2 x dx ¼ sin 2x þ
4 2 4 2
Ð
tan2 x dx ¼ tan x ! x

Ð sinn!1 x cos x n ! 1 Ð
sinn x dx ¼ ! þ sinn!2 x dx
n n
Ð cosn!1 x sin x n ! 1 Ð
cosn x dx ¼ þ cosn!2 x dx
n n
Ð 1 Ð 1
sin ðax þ bÞ dx ¼ ! cos ðax þ bÞ cos ðax þ bÞ dx ¼ sin ðax þ bÞ
a a
9
Ð cos ða þ bÞ x cos ða ! bÞ x > >
sin ax cos bx dx ¼ ! ! >
2ða þ bÞ 2ða ! bÞ > >
>
>
Ð sin ða ! bÞ x sin ða þ bÞ x =
cos ax cos bx dx ¼ þ a2 6¼ b 2
2ða ! bÞ 2ða þ bÞ >
>
>
>
Ð sin ða ! bÞ x sin ða þ bÞ x >
>
sin ax sin bx dx ¼ ! >
;
2ða ! bÞ 2ða þ bÞ
Ð dx ) x )) Ð dx x Ð dx ) %x p&) Ð dx x
) ) )
¼ ln )tan ) ¼ tan ¼ ln )tan þ ) ¼ !cot
sin x 2 1 þ cos x 2 cos x 2 4 1 ! cos x 2
Ð dx
Ð 1 ¼ ln jtan xj
sin x cos x dx ¼ sin2 x sin x cos x
2
Ð n Ð Ð Ð
x sin x dx ¼ !x n cos x þ n x n!1 cos x dx x n cos x dx ¼ x n sin x ! n x n!1 sin x dx
Ð eax Ð eax
eax cos bx dx ¼ ða cos bx þ b sin bxÞ eax sin bx dx ¼ 2 ða sin bx ! b cos bxÞ
þb a2
2 a þ b2
Ð ax eax eax % a &
e cos2 bx dx ¼ þ cos 2bx þ b sin 2bx
2a a2 þ 4b 2 2
Ð ax eax eax %a &
e sin2 bx dx ¼ ! cos 2bx þ b sin 2bx
2a a2 þ 4b 2 2
Ð pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Ð pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
arcsin x dx ¼ x arcsin x þ 1 ! x 2 arccos x dx ¼ x arccos x ! 1 ! x 2
Ð 1 Ð 1
ln ð1 þ x 2 Þ
arctan x dx ¼ x arctan x ! arccot x dx ¼ x arccot x þln ð1 þ x 2 Þ
2 2
Ð pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Ð pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
arsinh x dx ¼ x arsinh x ! 1 þ x 2 arcosh x dx ¼ x arcosh x ! x 2 ! 1
Ð 1 Ð 1
artanh x dx ¼ x artanh x þ ln ð1 ! x 2 Þ arcoth x dx ¼ x arcoth x þ ln ðx 2 ! 1Þ
2 2

34
1
Anwendungen der Differenzial- und Integralrechnung

9 Anwendungen der Differenzial- und Integralrechnung


9.1 Tangente und Normale der Kurve einer Funktion
Tangente im Punkt (x1 ; y1 ) y ¼ y1 þ f 0 ðx1 Þ " ðx ! x1 Þ
x ! x1
Normale im Punkt (x1 ; y1 ) y ¼ y1 ! 0
f ðx1 Þ

9.2 Eigenschaften der Kurven von Funktionen


Maximum y 0 ¼ 0 und y 00 < 0 Minimum y 0 ¼ 0 und y 00 > 0
00
Rechtskrümmung y <0 Linkskrümmung y 00 > 0
Wendepunkt y 00 ändert das Vorzeichen
Beispiel Extremwerte und Wendepunkte der Funktiony ¼ x 3 ! 6x þ p9.ffiffiffi pffiffiffi
2 2
y 0 ¼ 3x 00
pffiffiffi ! 6;y ¼ 6x;00 Extremwerte:
pffiffiffi pffiffiffi 0 ¼ 3xe ! 6; xe ¼ / 2; Maximumpffiffiffi bei
pffiffiffi ð! 2;
9 þ 4pffiffiffi2Þ, dapffiffiffi y ð! 2Þ ¼ !6 2 < 0; Minimum bei ðþ 2; 9 þ 8 2Þ, da
y 00 ðþ 2Þ ¼ þ6 2 > 0; Wendepunkt: 0 ¼ 6xw ; xw ¼ 0; yw ¼ 9
Beispiel Rinne aus vier gleichbreiten Blechstreifen; Form, damit die Rinne möglichst viel
Wasser fasst.
A ¼ a " 2a cos a þ a sin a " a cos a ¼ a2 ð2cos a þ sin a cos aÞ
A0 ¼ a2 ð!2 sin a ! sin a sin a þ cos a cos aÞ
¼ !a2 ðsin2 a ! cos2 a þ 2 sin aÞ
A
A0 ¼ 0 ) sin2 ae ! ð1 ! sin2 ae Þ þ 2 sin ae ¼ 0 a a
2 sin2 ae þ 2 sin ae ! 1 ¼ 0;
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi
1 1 1 !1 / 3 a a
sin ae ¼ ! / þ ¼ ) ae ¼ 21,47,
2 4 2 2
max A ¼ a2 " 2,202 > a2 " 2 ðRechteckÞ
a a
Bild 9-1

9.3 Nullstellen einer Funktion f (x ) (s. Abschn.) 2.10)


)
f ðxi Þ )ff 00 )
Newton-Verfahren xiþ1 ¼ xi ! konvergiert für )) 02 )) < 1.
f 0 ðxi Þ f
Regula falsi Ist sgn f ðx1 Þ ¼ !sgn f ðx2 Þ, so ergibt
x2 # x1
x3 ¼ x1 # f ðx1 Þ eine verbesserte Näherung.
f ðx2 Þ # f ðx1 Þ

9.4 Krümmung, Krümmungsradius, Krümmungskreis


Da da y 00 > 0 Linkskrümmung
Krümmung k ¼ lim ¼ ¼ = 0 Möglichkeit eines Wendepunktes
Ds!0 Ds ds ð1 þ y 02 Þ3=2
< 0 Rechtskrümmung

Bild 9-2 Bild 9-3

35
Mathematik

1 ð1 þ y 02 Þ3=2 r>0 Linkskrümmung


Krümmungsradius r¼ ¼ r<0 Rechtskrümmung
k y 00
1 þ y 02 1 þ y 02
Krümmungsmittelpunkt xM ¼ x ! y 0 yM ¼ y þ
y 00 y 00

Beispiel Die Krümmung 1=rðxÞ der Biegelinie w ðxÞ ist proportional zum Schnittbiegemo-
ment MðxÞ und umgekehrt proportional zur Biegesteifigkeit EIðxÞ (E ¼ Elastizitäts-
modul, IðxÞ ¼ auf die y-Achse bezogenes Flächenmoment 2. Grades des Trägerquer-
schnitts).
1 w 00 MðxÞ
¼ ¼! Nichtlinearisierte Differenzialgleichung der Biegelinie
rðxÞ ð1 þ w 02 Þ3=2 EIðxÞ

9.5 Unbestimmte Ausdrücke


Sind f und g in x ¼ a differenzierbar und f ðaÞ ¼ gðaÞ ¼ 0 oder f ðaÞ ! 1, gðaÞ ! 1,
so gilt
f ðxÞ f 0 ðxÞ
lim ¼ lim Regel von de l’Hospital
x!a gðxÞ x!a g 0 ðxÞ

Beispiel lim ðr 2 ln rÞ ¼ ? Es wird auf den Ausdruck 1=1 umgeformt.


r!0

ln r
r 2 " ln r ¼ ; f ðrÞ ¼ ln r ; f 0 ðrÞ ¼ 1=r ; gðrÞ ¼ 1=r 2 ; g 0 ðrÞ ¼ !2=r 3
1=r 2
1=r
lim ðr 2 ln rÞ ¼ lim ¼ lim ð!r 2 =2Þ ¼ 0
r!0 r!0 !2=r 3 r!0

y
9.6 Geometrische Größen d y = f(x)
Ð Ðb
Fläche A¼ dA ¼ y dy s
A a c
Ð Ðb pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi A
Bogenlänge s¼ ds ¼ 1 þ y 02 dx
s a
Ð a b x
Volumen V ¼ dV
V Bild 9-4
Ðb
Rotationskörper Vx ¼ p y 2 dx (x-Achse ¼ Rotationsachse)
a
Ðd Ðb
Vy ¼ p x 2 dy ¼ p x 2 y 0 dx
c a
Beispiel Differenz u zwischen Messbandlänge s und Sehnenlänge (zu messende Länge); das
Messband hängt entsprechend der Funktion y ¼ hx 2 =ðs=2Þ2 durch.

pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
du ¼ ds ! dx ¼ ð 1 þ y 02 ! 1Þ dx
02 y 02
& ð1 þ y2 ! 1Þ dx ¼ dx
2
4h Ð 32h2 2
þs=2
8h2
y0 ¼ " 2x ¼ x dx ¼
s2 !s=2 s 4 3s Bild 9-5

36
1
Anwendungen der Differenzial- und Integralrechnung
Beispiel Fläche zwischen der x-Achse und der Kurve der Funktion y ¼ x 3 cm!2 ! x 2 cm!1
þ 1 cm, begrenzt durch die Abszissen a ¼ 5 cm und b ¼ 8 cm.
Ðb
A¼ ðx 3 cm!2 ! x 2 cm!1 þ 1 cmÞ dx
a q0
b 4 ! a4 b 3 ! a3 l
¼ cm!2 ! cm!1 þ ðb ! aÞ cm
4 3 V dx
x1 x2
¼ 741,75 cm2 0 x
2
Beispiel Vergleich des Inhalts der Querkraftfläche AV ;1!2 V(x) = –q0 x2l
mit dem Momentenzuwachs DM1!2 auf der Länge 3 q0l/2
ðx2 ! x1 Þ. M(x) = –q0 x6l q0l2/6
x2 ∆M1-2
dAV ¼ V ðxÞ dx ¼ !q dx
2l 0
xÐ2 q xÐ2 2 q x1 x2 x
AV ;1!2 ¼ V ðxÞ dx ¼ ! x dx ¼ ! ðx23 ! x13 Þ M
x1 2l x1 6l
Bild 9-6
x23 x13 q 3 3
DM1!2 ¼ Mðx2 Þ ! Mðx1 Þ ¼ !q þq ¼ ! ðx2 ! x1 Þ
6l 6l 6l

Beispiel Gesucht ist die Enddurchbiegung des Stahlbetonfreiträgers ðEb ¼ 3 " 107 kN=m2 Þ;
Trägerbreite b ¼ 0,30 m
A r b e i t s g l e i ch u n g q = 20 kN/m
d0 = 0,30 m

d4 = 0,70 m
Ðl Ic
Eb I c " d0 ¼ ! ðxÞ
MðxÞ M dx 4
0
IðxÞ b = 0,3 m 1 2
l = 4 · 1 m = 4,00 m 3
0
bd43
Ic ¼ ¼ Ve r g l e i ch s t r ä g h e i t s m o m e n t
12 " #
Ic d43 0,70 m 3
¼ 3 ¼ P = 1 (virtueller Belastungsszustand)
IðxÞ d ðxÞ dðxÞ
MðxÞ ¼ !qx 2 =2 M ! ðxÞ ¼ !1 !x
0 4
Ðl
1 2 3
Das Integral ! ðxÞ I c dx wird mit
MðxÞ M
0 IðxÞ
Bild 9-7
der Simpson-Regel bestimmt (s. Abschn. 8.4).

Tafel 9-1 Rechnung nach Simpson mit vier Streifen

Pkt. x dðxÞ I c =IðxÞ MðxÞ ! ðxÞ


M k ! ðxÞ
k " I c =IðxÞ " MðxÞ " M
m m kN m m kN m2
0 0,0 0,30 0 0 1 0
1 1,0 0,40 5,359 ! 10,0 !1,0 4 214,36
2 2,0 0,50 2,744 ! 40,0 !2,0 2 439,04
3 3,0 0,60 1,588 ! 90,0 !3,0 4 1715,04
4 4,0 0,70 1,000 !160,0 !4,0 1 640,00
3008,44
(k ¼ „Simpson-Faktoren“)
Ðl Ic 1 1 1,0 m2 12
d0 ¼ ! ðxÞ
MðxÞ M dx " " ¼ " 3008,44 kN m3 " "
0 IðxÞ E b Ic 3 3 " 107 kN 0,3 " 0,73 m4

¼ 0,0039 m ¼ 3,9 mm
Bemerkung: Schon eine grobe Einteilung liefert genügend genaue Werte, wie die
folgenden Ergebnisse zeigen:
n ¼ 2 d0 ¼ 3,934 mm; n ¼ 6 d0 ¼ 3,901 mm
n ¼ 4 d0 ¼ 3,898 mm; n ¼ 8 d0 ¼ 3,902 mm

37
Mathematik

9.7 Differenzieren und Integrieren in Polarkoordinaten


dr dr 0 y
r ¼ f ðjÞ r0 ¼ r 00 ¼ tan w ¼ r=r 0
dj dj r = f(f)
r 0 sin j þ r cos j r 2 þ 2r 02 # rr 00
y0 ¼ 0 y 00 ¼ s
r cos j # r sin j ðr 0 cos j # r sin jÞ3
00
y A
Krümmung k ¼ j
þð1 þ y 02 Þ3=2 f2
r 2 þ 2r 02 # rr 00
k ¼ ½sgn ðr 0 cos j # r sin jÞ,
þðr 2 þ r 02 Þ3=2 f1 f
Krümmungsradius r ¼ 1=k 0 x
1 jÐ 2 2 Bild 9-8
Fläche A ¼ r dj
2 j1
Ð2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
j
Bogen s ¼ r 2 þ r 02 dj
j1

9.8 Potenzreihen

x ! x0 0 ðx ! x0 Þ2 00 ðx ! x0 Þn ðnÞ
f ðxÞ ¼ f ðx0 Þ þ f ðx0 Þ þ f ðx0 Þ þ . . . þ f ðx0 Þ
1! 2! n!
ðx ! x0 Þnþ1 ðnþ1Þ
þ f ðxm Þ mit xm aus ½x, x0 .
ðn þ 1Þ!
P
1 x 2iþ1 x3 x5
sin x ¼ ð!1Þi ¼x! þ !... x reell
i¼0 ð2i þ 1Þ! 3! 5!
P
1 x 2i x2 x4
cos x ¼ ð!1Þi ¼1! þ ! ... x reell
i¼0 ð2iÞ! 2! 4!
1 x3 1 " 3 x5 1 " 3 " 5 x7
arcsin x ¼ x þ þ þ þ ... jxj < 1
2 3 2"4 5 2"4"6 7
p x3 x5
arccos x ¼ ! arcsin x arctan x ¼ x ! þ ! ... jxj < 1
2 3 5
x x2 P1 xi P1 ðx " ln aÞi
ex ¼ 1 þ þ þ ... ¼ ax ¼ x reell
1! 2! i¼0 i! i¼0 i!
P
1 xi P1 xi
ln ð1 þ xÞ ¼ ð!1Þiþ1 ln ð1 ! xÞ ¼ ! !1 < x < þ1
i¼1 i i¼1 i

P
1 x 2iþ1 x3 x5 x7
sinh x ¼ ¼xþ þ þ þ ... x reell
i¼0 ð2i þ 1Þ! 3! 5! 7!
P1 x 2i x2 x4 x6
cosh x ¼ ¼1þ þ þ þ ... x reell
i¼0 ð2iÞ! 2! 4! 6!
n
" # n
" #
P n P n m, n positiv ganz, jxj < 1
ð1 þ xÞn ¼ xi ð1 ! xÞn ¼ ð!xÞi
i¼0 i i¼0 i

38
1
Differenzialgleichungen

10 Differenzialgleichungen
10.1 Begriffe
Eine Gleichung, die außer den Variablen auch deren Ableitungen enthält, heißt Dif-
ferenzialgleichung (DGl.). Bei einer g e w ö h n l i ch e n D G l . hängt die gesuchte
Funktion nur von einer Variablen ab (allgemeine Form f ðx, y 0 , y 00 , . . . , y ðmÞ Þ ¼ 0); bei
einer p a r t i e l l e n D G l . hängt die gesuchte Funktion von mehreren Variablen ab.
Ist die m-te Ableitung die höchste in der DGl. vorkommende Ableitung, so ist die
DGl. von m-ter Ordnung. Funktionen, die mit ihren Ableitungen die DGl. erfüllen,
heißen Lösungen der DGl. Die a l l g e m e i n e L ö s u n g einer DGl. m-ter Ordnung
enthält m Integrationskonstanten.

10.2 Trennung der Veränderlichen


dy
Aus y 0 ¼ ¼ f1 ðxÞ f2 ðyÞ mit yðx0 Þ ¼ y0 und mit im betrachteten Intervall stetigen
dx
Funktionen f1 ðxÞ und f2 ðyÞ folgt
Ðy du Ðx
¼ f1 ðvÞ dv f2 ðyÞ 6¼ 0
#y0 f2 ðuÞ #x0
Häufig wird geschrieben
Ð dy Ð
¼ f1 ðxÞ dx
f2 ðyÞ
Beispiel Gesucht ist die Lösung der DGl. y 0 ¼ !x=y mit der Anfangsbedingung (Anfangs-
wertaufgabe) yð0Þ ¼ 3.
dy x Ðy Ðx
¼! y dy ¼ !x dx u du ¼ ! v dv
dx y 0 3

y 2 ! 02 ¼ !ðx 2 ! 32 Þ

x2 þ y2 ¼ 9 d. h. Kreisgleichung

Beispiel Für den dargestellten Einfeldträger


sind V ðxÞ, MðxÞ und w ðxÞ gesucht. Bild 10-1

q Ð Ð q
V 0 ðxÞ ¼ !qðxÞ ¼ ! x dV ¼ ! x dx
l l
qx 2 ql ql ql qx 2
V ðxÞ ¼ ! þ c1 Rbd.: V ð0Þ ¼ ! c1 ¼ V ðxÞ ¼ !
2l 6 6 6 2l
" #
Ð Ð ql qx 2
M 0 ðxÞ ¼ V ðxÞ dM ¼ ! dx
6 2l
qlx qx 3 qlx qx 3
MðxÞ ¼ ! þ c2 Rbd.: Mð0Þ ¼ 0 ! c2 ¼ 0 MðxÞ ¼ !
6 6l 6 6l
" # " #
MðxÞ q lx x 3 q lx 2 x 4
w 00 ðxÞ ¼ ! ¼! ! 0
w ðxÞ ¼ ! ! þ c3
EI EI 6 6l EI 12 24l
" #
q lx 3 x5
w ðxÞ ¼ ! ! þ c3 x þ c4 Rbd.: w ð0Þ ¼ 0 ! c4 ¼ 0
EI 36 120l
7l3
w ðlÞ ¼ 0 ! c3 ¼ !
360
" #
q 3x 5
w ðxÞ ¼ 7l x ! 10lx 3 þ
3
360EI l

39
Mathematik

10.3 Lineare DGl. mit konstanten Koeffizienten


m
P
ai y ðiÞ ¼ gðxÞ Lösung y ¼ yðhÞ þ yðpÞ
i¼0
m
P m
P
yðhÞ ¼ Ci ep i x Lösung der homogenen DGl: ai y ðiÞ ¼ 0
i¼1 i¼0
pi sind Nullstellen der charakteristischen Gleichung:
Pn
ai p i ¼ 0 wobei p1 6¼ p2 6¼ . . . 6¼ pn
i¼0
m
P
yðhÞ ¼ ðB0 þ B1 x þ B2 x 2 þ . . . þ Bk#1 x k#1 Þ ep 1 x þ Ci ep i x wenn
i¼kþ1
mehrfache Nullstellen p1 ¼ p2 ¼ p3 ¼ . . . ¼ pk vorhanden:
y(p) ¼ Spezielle (parzielle) Lösung der inhomogenen DGl.: Der Ansatz wird in der
allgemeinen Form der Störfunktion gemacht

Störfunktion Ansatz
ax
gðxÞ ¼ b e yðpÞ ¼ c eax
gðxÞ ¼ b0 þ b1 x þ . . . þ br x r yðpÞ ¼ c0 þ c1 x þ . . . þ cr x r
gðxÞ ¼ A sin ax oder gðxÞ ¼ A cos ax yðpÞ ¼ B1 sin ax þ B1 cos ax
gðxÞ ¼ Ae ax sin bx oder gðxÞ ¼ Ae ax cos bx yðpÞ ¼ e ax ðB1 sin bx þ B2 cos bxÞ

Bei !bereinstimmung der Störfunktion mit einer Lösung der homogenen DGl. wer-
den die Größen B im Ansatz durch B " x r ersetzt, r ergibt sich nach dem Einsetzen
des Ansatzes in die DGl.

Beispiel Gesucht ist die allgemeine Lösung der DGl. y 00 ! 4y ¼ 2x.


Homogene DGl.: y 00 ! 4y ¼ 0
Charakteristische Gl.: p 2 ! 4 ¼ 0 ! p1 ¼ þ2 und p2 ¼ !2
Inhomogene DGl.: y 00 ! 4y ¼ 2x
Ansatz: yðpÞ ¼ c0 þ c1 x
0 ! 4ðc0 þ c1 xÞ ¼ 2x
Koeffizientenvergleich liefert c0 ¼ 0 und c1 ¼ ! 0,5
Allgemeine Lösung: y ¼ C1 e2x þ C2 e!2x ! 0,5x

Beispiel Die DGl. der freien Schwingung lautet mx€ þ cx ¼ 0; die Punkte bedeuten Ableitun-
gen nach der Zeit t. Die Rückstellkraft ist cx ¼ Federkraft ¼ Federkonstante mal Aus-
lenkung.
Mit w2 ¼ c=m wird x€ þ w2 x ¼ 0
Charakteristische Gleichung: p 2 þ w2 ¼ 0
Lösungen: p1 ¼ þiw und p2 ¼ !iw
Lösung der DGl.: x ¼ C1 eiwt þ C2 e!iwt
Mithilfe der Eulerschen Formel eiw ¼ cos j / i sin j (Beweis durch Reihenentwick-
lung) folgt:
x ¼ ðC1 þ C2 Þ cos wt þ iðC1 ! C2 Þ sin wt
x ¼ A1 cos wt þ iA2 sin wt
Da nur die Lösungen in reeller Form interessieren, darf geschrieben werden:
x ¼ A1 cos wt þ A2 sin wt ¼ A cos ðwt ! eÞ
Durch Einsetzen dieser Lösung in die DGl. kann die Richtigkeit überprüft werden.

40
1
Differenzialgleichungen

10.4 Differenzenverfahren
Die Ableitungen in einer DGl. werden durch Differenzenquotienten ersetzt; durch
Auflösen eines linearen Gleichungssystems werden Werte der Lösungsfunktion er-
mittelt.

Differenzenformeln für DGl. 1. Ordnung


yi # yi#1
yil0 ¼ ðrückwärtsÞ
Dx
0 yiþ1 # yi#1
yi ¼ ðmittigÞ
2Dx
0 yiþ1 # yi
yir ¼ ðvorwärtsÞ
Dx
Differenzenformeln für DGl. 2. Ordnung

Bild 10-2

Randbedingungen
Aus y00 ¼ 0 folgt y!1 ¼ y1
Aus y000 ¼ 0 folgt y!1 ¼ 2y0 ! y1
Aus y0000 ¼ 0 folgt y!2 ¼ 2y!1 ! 2y1 þ y2

10.5 Allgemeines Lösungsverfahren für lineare DGl.


Das folgende Verfahren ist anwendbar auf lineare DGL’n m-ter Ordnung mit kon-
stanten Koeffizienten und einem Polynom n-ten Grades als Störfunktion (s. Auf-
sätze von Rubin: ZAMM 1988, S. 433—443, Bauingenieur 1988, S. 195—204, Bauin-
genieur 1991, S. 131—141) n
P
y ðmÞ # K1 y ðm#1Þ # K2 y ðm#2Þ . . . # Km y ¼ p0 a0 þ p1 a1 . . . þ pn an ¼ pj aj ¼ pðxÞ
j¼0
K1 bis Km, p0 bis pn: gegebene Konstanten; p0 ¼ pð0Þ, p1 ¼ p 0 ð0Þ, . . . pn ¼ p ðnÞ ð0Þ
Definition der Funktionen aj ¼ aj ðxÞ
x < 0 : aj ¼ 0 x ¼ 0 : aj ¼ 1 x > 0 : aj ¼ x j =j!
0 ðnÞ
Daraus folgt: aj ¼ aj!1 ; . . . aj ¼ aj!n
Lösung y ¼ yðhÞ þ yðpÞ ¼ c0 b0 þ c1 b1 . . . þ cm!1 bm!1
þ p0 bm þ p1 bmþ1 . . . þ pn bmþn
c0 bis cm!1 : unbekannte Konstanten
b0 ðxÞ bis bm!1 ðxÞ: linear unabhängige Lösungen der
homogenen DGL.
p0 bm ðxÞ . . . þ pn bmþn ðxÞ: Lösung der inhomogenen DGL. Bild 10-3
DGL erfüllt, wenn bj ¼ aj þ K1 bjþb þ K2 bjþ2 . . . þ Km bjþm für alle j Rekursionsformel
Ðx
Es ist bj0 ¼ bj!1 für alle j bj dx ¼ bjþ1 für j 1 0
0

41
Mathematik

Lösungsfunktionen bj (x ) in analytischer Form (nur für bestimmte Fälle angegeben)


n
P
D G L. 1. O r d n u n g y 0 ! Ky ¼ p j aj
j¼0
n
P
Lösung y ¼ c0 b0 þ pj bjþ1
j¼0
n
Bild 10-4
P
D G L. 2. O r d n u n g y 00 ! Ky ¼ p j aj
j¼0
n
P
Lösung y ¼ c0 b0 þ c1 b1 þ pj bjþ2
j¼0
n
P
D G L. 4. O r d n u n g y 0000 ! K1 y 00 ! K2 y ¼ pj aj
j¼0
n
P
Lösung y ¼ c0 b0 þ c1 b1 þ c2 b2 þ c3 b3 þ pj bjþ4 Bild 10-5
j¼0

Zu unterscheiden sind 9 verschiedene Fälle in Abhängigkeit von K1 und K2.

Lösungsfunktionen bj (x ) in Reihenform
Die stets konvergenten Reihenformeln für die Lösungen bj ðxÞ sind allgemein an-
wendbar für lineare DGL’n mit beliebigen m und n und beliebigen Ki (auch Null)
und vermeiden numerische Schwierigkeiten.
P1
Reihenformel bj ¼ at ajþt für j 1 0 (folgt aus R e k u r s i o n s f o r m e l ,
t¼0 at unabhängig von j)
Pm
mit at ¼ 0 für t < 0 und a0 ¼ 1 und Rekursionsformel at ¼ Ki at!i für t > 0
n
P i¼1
00
D G L. 2. O r d n u n g y ! Ky ¼ p j aj
j¼0
Rekursionsformel bj ¼ aj þ Kbjþ2 für alle j
P
1
Reihenformel bj ¼ aj þ K ajþ2t für j 1 0
t¼1
P
1
Zweckmäßige Form bj ¼ bt für j 1 0
t¼0
Kx 2
mit b0 ¼ aj und bt ¼ b für t 1 1
ðj þ 2tÞ ðj þ 2t ! 1Þ t !1
n
P
D G L. 4. O r d n u n g y 0000 ! K1 y 00 ! K2 y ¼ pj aj Bild 10-6
j¼0
Rekursionsformel bj ¼ aj þ K1 bjþ2 þ K2 bjþ4 für alle j
P
1
Reihenformel bj ¼ aj þ at ajþ2t für j 1 0
t¼1
mit a0 ¼ 1, a1 ¼ K1 und at ¼ K1 at !1 þ K2 at!2 für t 1 2
P1
Zweckmäßige Form bj ¼ bt für j 1 0
t¼0
mit den Anfangswerten b0 ¼ aj , r!1 ¼ 0
und den Rekursionsformeln für t ¼ 1, 2, 3 . . .
x2
ht#1 ¼ rt#1 ¼ bt #1 ht#1
ðj þ 2tÞðj þ 2t # 1Þ
bt ¼ K1 rt #1 þ K2 rt#2 ht#1
Sonderfälle K1 ¼ 0, K2 ¼ 0 sind in den Formeln enthal-
ten. Mit K2 ¼ 0 und K1 ¼ K werden die Funktionen
gleich denen bei der DGL 2. Ordnung. Bild 10-7

42
1
Statistik, Fehlerrechnung

11 Statistik, Fehlerrechnung
11.1 Statistik
Stichprobe fx1 , x2 , x3 , . . . , xn g n Werte der beobachteten
pffiffiffiffi Größe; Klassenanzahl bei
großem ð50 < n < 500Þ Stichprobenumfang: k & n , jedoch nicht mehr als 30 Klassen.

Klassenbreite Dx ¼ ðmax x ! min xÞ=k < 0,6s Klassenmitte x!i

Ordinate der Häufigkeitsverteilung: Absolute Häufigkeit ni (Anzahl der Werte einer


Klasse) oder relative Häufigkeit hi ¼ ni =n.
Pi
Ordinate der Häufigkeitssummenverteilung: Absolute Häufigkeitssumme Gi ¼ nj
Pi j¼1
oder relative Häufigkeitssumme Fi ¼ hj .
j¼1

L a g e m a ß e e i n e r S t i ch p r o b e (es wird stets über alle xi summiert)


1P 1P
Arithmetischer Mittelwert x! ¼ xi & ni x!i
n n
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Geometrischer Mittelwert x!G ¼ n x1 x2 . . . xn
n
Harmonischer Mittelwert x!H ¼ P
1=xi

S t r e u u n g s m a ß e e i n e r S t i ch p r o b e

Spannweite (Variationsbreite) R ¼ max x ! min x


' (
1 P 1 P 2 1 P
Streuung s 2 ¼ ðxi ! x!Þ2 ¼ xi ! ð xi Þ2
n!1 n!1 ' n (
1 P 2 1 P 2 1 P
& ðx!i ! x!Þ ni ¼ x!i ni ! ð x!i ni Þ2
n!1 n!1 n
pffiffiffiffiffi
Standardabweichung s ¼ þ s 2

Variationskoeffizient v ¼ s=x!

Wahrscheinlichkeitsverteilungen einer Zufallsgröße


hðAÞ ¼ k=n ¼ relative Häufigkeit des Zufallsereignisses A (bei n-maliger Durchfüh-
rung eines Zufallsexperiments tritt A insgesamt k-mal ein).

pðAÞ ¼ lim hðAÞ ¼ Wahrscheinlichkeit von A.


n!1

n! Anzahl der Möglichkeiten, n Elemente zu ordnen.


nk Anzahl der Möglichkeiten, k Elemente geordnet einer Menge von n verschie-
denen Elementen zu entnehmen (mit Zurücklegen).
" #
n Anzahl der Möglichkeiten, k Elemente ungeordnet einer Menge von n ver-
k schiedenen Elementen zu entnehmen (ohne Zurücklegen).

N o r m a l v e r t e i l u n g (stetige Verteilung mit Erwartungswert m und Varianz s 2)


Wahrscheinlichkeitsdichte Verteilungsfunktion
1 1 x #m 2 Ðx
f ðxÞ ¼ pffiffiffiffiffiffi e#2ð s Þ F ðxÞ ¼ f ðvÞ dv
s 2p #1

43
Mathematik

Mit u ¼ ðx ! mÞ=s und sf ðxÞ ¼ jðuÞ wird die Nðm; sÞ -Verteilung zur Nð0; 1Þ -Vertei-
lung (Normierte Normalverteilung)

Wahrscheinlichkeitsdichte Verteilungsfunktion
1 2 1 1 Ðu #v2 =2 1
jðuÞ ¼ pffiffiffiffiffiffi e#u =2 FðuÞ ¼ þ pffiffiffiffiffiffi e dv ¼ þ YðuÞ
2p 2 2p 0 2
Tafel 11-1

u jðuÞ YðuÞu u jðuÞ YðuÞu


in % in %
0,0 0,39894 0,000 1,2 0,19419 38,493
0,1 0,39695 3,983 1,4 0,14973 41,924
0,2 0,39104 7,926 1,6 0,11092 44,520
0,3 0,38139 11,791 1,8 0,07895 46,407
0,4 0,36827 15,542 2,0 0,05399 47,725
0,5 0,35207 19,146 2,2 0,03547 48,610
0,6 0,33322 22,575 2,4 0,02239 49,180
0,7 0,31225 25,804 2,6 0,01358 49,534
0,8 0,28969 28,814 2,8 0,00792 49,744
0,9 0,26609 31,594 3,0 0,00443 49,865
1,0 0,24197 34,134 3,2 0,00238 49,931
Bild 11-1
Fð#uÞ ¼ 50 % # YðuÞ FðuÞ ¼ 50 % þ YðuÞ
B i n o m i a l v e r t e i l u n g ðdiskrete Verteilung mit Erwartungswert m ¼ np und Va-
rianz s 2 ¼ npð1 ! pÞÞ
Wahrscheinlichkeitsverteilung Verteilungsfunktion
" # " #
n Pi n
pðxi Þ ¼ p xi ð1 # pÞn#xi F ðxi Þ ¼ p j ð1 # pÞn#j
xi j¼0 j
pðxi Þ ¼ Wahrscheinlichkeit dafür, daß unter n Elementen einer der beiden Merk-
malswerte genau xi-mal auftritt; p ¼ Wahrscheinlichkeit dafür, daß bei einem Ele-
ment der Merkmalswert vorhanden ist.
P o i s s o n - Ve r t e i l u n g (diskrete Verteilung mit Erwartungswert m ¼ np und Va-
rianz s 2 ¼ np)
Wahrscheinlichkeitsverteilung (folgt aus der Binomialverteilung, wenn p klein und
n groß wird)
mx i #m
pðxi Þ ¼ e
xi !
Beispiel In einer Lieferung von 100 Stück befinden sich 5 defekte Stücke (p ¼ 0,05). Wie groß
ist die Wahrscheinlichkeit, bei einer Stichprobe von 3 Stück (mit Zurücklegen) 0, 1, 2
oder 3 defekte Stücke zu erhalten?
" #
3
pð0Þ ¼ " 0,050 " 0,953!0 ¼ 0,8574 F ð0Þ ¼ 0,8574
0
" #
3
pð1Þ ¼ " 0,051 " 0,953!1 ¼ 0,1354 F ð1Þ ¼ 0,9928
1
" #
3
pð2Þ ¼ " 0,052 " 0,953!2 ¼ 0,0071 F ð2Þ ¼ 0,9999
2
" #
3
pð3Þ ¼ " 0,053 " 0,953!3 ¼ 0,0001 F ð3Þ ¼ 1,0000
3

Mit 99,28%iger Wahrscheinlichkeit wird höchstens 1 defektes Stück entnommen.

44
1
Statistik, Fehlerrechnung

!berschreitungswahrsch.-keit P u€ (z) == 1 ! P (z) für die normierte Gauß-Normalver-


teilung
(Tafelwerte in den Grenzen 0 2 z < 3,5): sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
P
1 2 x # x
! ðx # x!Þ2
Dichtefunktion pðzÞ ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi " e#z =2 mit z ¼ und sx ¼ ;
2"p sx n#1

1
ð
Überschreitungs- 1 2
Pu€ ðz1 Þ ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi " e#z =2
dz ;
wahrscheinlichkeit 2"p
z1

zð1
ðUnterschreitungs-Þ 1 2
P ðz1 Þ ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi " e#z =2
dz ;
Wahrscheinlichkeit 2"p
#1

Dt
Jährlichkeit Tn ¼ ;
Pu€
P
n " ðx # x!Þ3
Schiefekoeffizient cs ¼ , Voraussetz: für Normalverteil: : cs ¼ 0:
ðn # 1Þ " ðn # 2Þ " sx3

Tafel 11-2 !berschreitungswahrscheinlichkeit P u€ (z)

z !, !0 !, !1 !, !2 !, !3 !, !4 !, !5 !, !6 !, !7 !, !8 !, !9
0,0 0,5000 0,4960 0,4920 0,4880 0,4840 0,4801 0,4761 0,4721 0,4681 0,4641
0,1 0,4602 0,4562 0,4522 0,4483 0,4443 0,4404 0,4364 0,4325 0,4286 0,4247
0,2 0,4207 0,4168 0,4129 0,4090 0,4052 0,4013 0,3974 0,3936 0,3897 0,3859
0,3 0,3821 0,3783 0,3745 0,3707 0,3669 0,3632 0,3594 0,3557 0,3520 0,3483
0,4 0,3446 0,3409 0,3372 0,3336 0,3300 0,3264 0,3228 0,3192 0,3156 0,3121
0,5 0,3085 0,3050 0,3015 0,2981 0,2946 0,2912 0,2877 0,2843 0,2810 0,2776
0,6 0,2743 0,2709 0,2676 0,2643 0,2611 0,2578 0,2546 0,2514 0,2483 0,2451
0,7 0,2420 0,2389 0,2358 0,2327 0,2297 0,2266 0,2236 0,2207 0,2177 0,2148
0,8 0,2119 0,2090 0,2061 0,2033 0,2005 0,1977 0,1949 0,1922 0,1894 0,1867
0,9 0,1841 0,1814 0,1788 0,1762 0,1736 0,1711 0,1685 0,1660 0,1635 0,1611
1,0 0,1587 0,1562 0,1539 0,1515 0,1492 0,1469 0,1446 0,1423 0,1401 0,1379
1,1 0,1357 0,1335 0,1314 0,1292 0,1271 0,1251 0,1230 0,1210 0,1190 0,1170
1,2 0,1151 0,1131 0,1112 0,1093 0,1075 0,1057 0,1038 0,1020 0,1003 0,0985
1,3 0,09680 0,09510 0,09342 0,09176 0,09012 0,08851 0,08692 0,08534 0,08379 0,08227
1,4 0,08076 0,07927 0,07781 0,07636 0,07493 0,07353 0,07215 0,07078 0,06944 0,06811
1,5 0,06681 0,06552 0,06426 0,06301 0,06178 0,06057 0,05938 0,05821 0,05705 0,05592
1,6 0,05480 0,05370 0,05262 0,05155 0,05050 0,04947 0,04846 0,04746 0,04648 0,04552
1,7 0,04457 0,04363 0,04272 0,04182 0,04093 0,04006 0,03921 0,03837 0,03754 0,03673
1,8 0,03593 0,03515 0,03438 0,03363 0,03289 0,03216 0,03144 0,03074 0,03006 0,02938
1,9 0,02872 0,02807 0,02743 0,02681 0,02619 0,02559 0,02500 0,02442 0,02385 0,02330
2,0 0,02275 0,02222 0,02169 0,02118 0,02068 0,02018 0,01970 0,01923 0,01876 0,01831
2,1 0,01787 0,01743 0,01700 0,01659 0,01618 0,01578 0,01539 0,01501 0,01463 0,01426
2,2 0,01391 0,01355 0,01321 0,01288 0,01255 0,01223 0,01191 0,01161 0,01131 0,01101
2,3 0,010726 0,010446 0,010172 0,009905 0,009644 0,009389 0,009139 0,008896 0,008658 0,008426
2,4 0,008199 0,007978 0,007762 0,007551 0,007346 0,007145 0,006949 0,006758 0,006571 0,006389
2,5 0,006212 0,006038 0,005870 0,005705 0,005545 0,005388 0,005236 0,005087 0,004942 0,004801
2,6 0,004663 0,004529 0,004398 0,004271 0,004147 0,004027 0,003909 0,003795 0,003683 0,003575
2,7 0,003469 0,003366 0,003266 0,003169 0,003074 0,002982 0,002892 0,002805 0,002720 0,002637
2,8 0,002557 0,002479 0,002403 0,002329 0,002258 0,002188 0,002120 0,002054 0,001990 0,001928
2,9 0,001868 0,001809 0,001752 0,001697 0,001643 0,001591 0,001540 0,001491 0,001443 0,001397
3,0 0,001352 0,001308 0,001266 0,001225 0,001185 0,001146 0,001109 0,001072 0,001037 0,001003
3,1 0,000970 0,000937 0,000906 0,000876 0,000847 0,000818 0,000791 0,000764 0,000738 0,000713
3,2 0,000689 0,000666 0,000643 0,000621 0,000600 0,000579 0,000559 0,000540 0,000521 0,000503
3,3 0,000485 0,000468 0,000452 0,000436 0,000421 0,000406 0,000392 0,000378 0,000364 0,000351
3,4 0,000339 0,000327 0,000315 0,000304 0,000293 0,000282 0,000272 0,000262 0,000253 0,000244

45
Mathematik

Statistische Prüfverfahren

S t a t i s t i s ch e S i ch e r h e i t
u
Ðs
Sðus Þ ¼ jðuÞ du ¼ 2Yðus Þ
#us

S % der Elemente x der Grundgesamtheit liegen zwischen den Schranken m ! us s


und m þ us s (Schwellenwerte, Fraktile)

5 %-Fraktile

x5% ¼ m # 1,645s

Schrankenwert, der nur von 5% der Grundgesamtheit unterschritten wird, Normal-


verteilung mit s vorausgesetzt

Ve r t r a u e n s b e r e i c h

pffiffiffiffi pffiffiffiffi
x! # us s= n < m < x! þ us s= n

Erwartungswert m liegt mit der Sicherheit S im angegebenen Intervall.


Bei kleinem Stichprobenumfang bzw. wenn s unbekannt ist
pffiffiffiffi pffiffiffiffi
x! # ts s n < m < x! þ ts s= n

ts ist abhängig von f ¼ n ! 1

Tafel 11-3 us-Werte der Normal- Tafel 11-4 ts-Werte der t-Verteilung
verteilung
S a Abgrenzung Abgrenzung
in in ein- zwei- einseitig zweiseitig
% % seitig seitig f S ¼ 95% S ¼ 99% S ¼ 95% S ¼ 99%
90 10 1,28155 1,64485 1 6,314 31,821 12,706 63,657
95 5 1,64485 1,95996 2 2,920 6,965 4,303 9,925
96 4 1,75069 2,05375 3 2,353 4,541 3,182 5,841
97 3 1,88079 2,17009 4 2,132 3,747 2,776 4,604
98 2 2,05375 2,32635 5 2,015 3,365 2,571 4,032
99 1 2,32635 2,57583 6 1,943 3,143 2,447 3,707
99,9 0,1 3,09023 3,29053 7 1,895 2,998 2,365 3,499
8 1,860 2,896 2,306 3,355
9 1,833 2,821 2,262 3,250
10 1,812 2,764 2,228 3,169
15 1,753 2,602 2,131 2,947
20 1,725 2,528 2,086 2,845
25 1,708 2,485 2,060 2,787
30 1,697 2,457 2,042 2,750
40 1,684 2,423 2,021 2,704
50 1,676 2,403 2,010 2,678
1 1,645 2,326 1,960 2,576

46
1
Statistik, Fehlerrechnung
Beispiel Mittelwert x!, Standardabweichung s, 5 %-Frak- Tafel 11-5
tile und der Vertrauensbereich (S ¼ 95 %) einer
Stichprobe sind gesucht.
xi ðxi ! x!Þ2
i
MN=m2 MN2 =m4
x! ¼ 283,3=8 ¼ 35,41 MN=m2
1 36,5 1,19
s2 ¼ 100,95=7 ¼ 14,42 ðMN=m2 Þ2 2 39,4 15,92
s ¼ 3,80 MN=m2 3 40,0 21,07
4 33,7 2,92
x5 % ¼ 35,41 ! 1,895 " 3,80 ¼ 28,21 MN=m2 5 38,4 8,94
pffiffiffiffi pffiffiffi
ts s= n ¼ 2,365 " 3,80= 8 ¼ 3,18 MN=m2 6 29,5 34,93
7 31,6 14,52
m ¼ ð35,41 / 3,18Þ MN=m2 , S ¼ 95 % 8 34,2 1,46
283,3 100,95

Korrelation und Regression


Die Beobachtungswerte (xi ; yi ) einer verbundenen Stichprobe können in einem
(x; y)-Koordinatensystem dargestellt werden; aus den xi - und yi -Werten werden
1 P 1 P pffiffiffiffiffi
x! ¼ xi ; sx2 ¼ ðxi ! x!Þ2 ; sx ¼ sx2 ;
n n!1
1 P 1 P qffiffiffiffiffi
y! ¼ yi ; sy2 ¼ ðyi ! y!Þ2 ; sy ¼ sy2 ;
n n!1
1 P
mxy ¼ ðxi ! x!Þ " ðyi ! y!Þ (empirische Kovarianz) berechnet.
n!1

E m p ir i s ch e r Ko rr e la t i o n s k o e ff i z ie n t
mxy r ¼ 0 kein linearer Zusammenhang,

sx sy r ¼ j1j linearer Zusammenhang.

E m p i r i s ch e R e g r e s s i o n s g e r a d e
y ¼ y! þ rsy =sx " ðx # x!Þ

Beispiel Ermittlung einer Regressionsgerade


i xi yi xi ! x! yi ! y! 41,2
x! ¼ ¼ 8,24
1 4,1 28,0 !4,14 !3,0 5
2 6,2 32,0 !2,04 1,00 44,67
sx2 ¼ ¼ 11,17
3 7,9 30,5 !0,34 !0,50 4
4 10,5 34,0 2,26 3,00
sx ¼ 3,3419
5 12,5 30,5 4,26 !0,50
41,2 155,0 155,0
y! ¼ ¼ 31,00
5
19,50
sy2 ¼ ¼ 4,88
4
sy ¼ 2,2079
15,20
mxy ¼ ¼ 3,80
4
3,80
r¼ ¼ 0,5150
3,3439 " 2,2079
0,5150 " 2,2079
y ¼ 31,00 þ ðx # 8,24Þ ¼ 28,1964 þ 0,3402x
3,3419

47
Mathematik
y

35

34 +

33

32 +

x
31 0,34
,2 + + +
y = 28
30

29

28 +

27

26

25 x
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

11.2 Fehlerrechnung
Fehlerfortpflanzungsgesetz und Vertrauensbereich für die Funktion z ¼ f ðu, v, w , . . .Þ
Standardabweichungen der Grundgesamtheiten s u , s v , s w , . . . bekannt:
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
uS s z
sz ¼ ðfu su Þ2 þ ðfv s v Þ2 þ ðfw s w Þ2 þ . . . Dz ¼ pffiffiffiffi
n
Schätzwerte su , sv , sw , . . . aus Stichproben, alle vom gleichen Umfang n, bekannt:
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
t S sz
sz ¼ ðfu su Þ2 þ ðfv sv Þ2 þ ðfw sw Þ2 þ . . . Dz ¼ pffiffiffiffi
n
Vertrauensbereiche Du, Dv, Dw , . . . (i. allg. aus Stichproben unterschiedlichen Um-
fangs) bekannt:
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Dz ¼ ðfu DuÞ2 þ ðfv DvÞ2 þ ðfw Dw Þ2 þ . . .
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
¼ ðf ðu þ Du, v, w , . . .Þ # zÞ2 þ ðf ðu, v þ Dv, w , . . .Þ # zÞ2 þ ðf ðu, v, w þ Dw , . . .Þ # zÞ2 þ . . .

Beispiel Wie groß ist der relative Fehler DfE =fE der Enddurchbiegung eines Freiträgers unter
Gleichstreckenlast mit folgenden relativen Vertrauensbereichen Dl=l ¼ 1 %, DE=E
¼ 2 % und DI=I ¼ 3 %?

fE ¼ ql4 =ð8EIÞ; l þ Dl ¼ 1,01l; E þ DE ¼ 1,02E; I þ DI ¼ 1,03I


qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
DfE ¼ ðfE " 1,014 ! fE Þ2 þ ðfE =1,02 ! fE Þ2 þ ðfE =1,03 ! fE Þ2
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
DfE =fE ¼ ð1,014 ! 1Þ2 þ ð1=1,02 ! 1Þ2 þ ð1=1,03 ! 1Þ2 ¼ 0,0537 ¼ 5,37 %

48
2
Bauzeichnungen
Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Otto W. Wetzell

Inhalt Seite

1 Elemente der zeichnerischen Darstellung 51


1.1 Blattgrößen, Zeichenflächen, Schriftfeld und Faltungen 51
1.2 Maßeinheiten und Maßstäbe 52
1.3 Linienarten und Linienbreiten 53
1.4 Kennzeichnung von Schnittflächen 54
1.5 Bemaßung 57
1.6 Darstellung von Treppen und Aussparungen 58
1.7 Darstellung von Fenstern und Türen 58
2 Darstellung von Bauobjekten 60
2.1 Parallelschaubild 60
2.2 Draufsicht, Ansicht, Grundriss und Schnitt nach DIN 1356-1 61
2.3 Anordnung und Zuordnung der Projektionen 63
3 Thematische Klassifikation 65

4 Zeichnungen für die Objektplanung 66


4.1 Vorentwurfszeichnungen 66
4.2 Entwurfszeichnungen 66
4.3 Bauvorlagezeichnungen 67
4.4 Ausführungszeichnungen 67
4.5 Abrechnungszeichnungen 68
4.6 Baubestandszeichnungen, Bauaufnahmen, Benutzungspläne 68
5 Zeichnungen für die Tragwerksplanung 69
5.1 Positionspläne 70
5.2 Schalpläne und Fundamentpläne 71
5.3 Rohbauzeichnungen 71
5.4 Bewehrungszeichnungen und Verlegepläne 71
5.5 Fertigteilzeichnungen 83
5.6 Verlegezeichnungen 83
5.7 Planungsaufwand und Schwierigkeitsgrad 83

49

U. Vismann (Hrsg.), Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln, DOI 10.1007/978-3-8348-8613-2_2,


© Vieweg+Teubner Verlag |Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012
Bauzeichnungen

Technische Baubestimmungen
DIN EN ISO 128-20 2002-12 Technische Zeichnungen; Allgemeine Grundlagen der Dar-
stellung; Linien; Grundlagen
DIN ISO 128-30 2002-05 Allgemeine Grundlagen der Darstellung, Teil 30: Grundre-
geln für Ansichten
DIN ISO 128-34 2002-05 Allgemeine Grundlagen der Darstellung, Teil 34: Ansichten in
Zeichnungen der mechanischen Technik
DIN ISO 128-44 2002-05 Allgemeine Grundlagen der Darstellung, Teil 44: Schnitte in
Zeichnungen der mechanischen Technik
DIN ISO 128-50 2002-05 Allgemeine Grundlagen der Darstellung, Teil 50: Grundre-
geln für Flächen in Schnitten und Schnittansichten
DIN 406-10 1992-12 Maßeintragung, Begriffe, allg. Grundlagen
DIN 406-11 1992-12 —, Grundlagen der Anwendung
DIN 406-12 1992-12 —, Eintragung von Toleranzen für Längen- und Winkelmaße
DIN 824 1981-03 Faltung auf Ablageformat
DIN 1356-1 1995-02 Bauzeichnungen, Arten, Inhalte und Grundregeln der Darstel-
lung
DIN EN ISO 3098-0 1998-04 Schriften, Teil 0: Grundregeln
DIN EN ISO 3098-2 2000-11 Schriften, Teil 2: Lateinisches Alphabet, Ziffern und Zeichen
DIN EN ISO 3098-4 2000-11 Schriften, Teil 4: Diakritische und besondere Zeichen im latei-
nischen Alphabet
DIN ISO 3766 2004-05 Zeichnungen für das Bauwesen; Vereinfachte Darstellung
von Bewehrungen
DIN EN ISO 4157-1 1999-03 Zeichnungen für das Bauwesen; Bezeichnungssysteme;
Teil 1: Gebäude und Gebäudeteile
DIN EN ISO 4157-2 1999-03 —;—; Teil 2: Raumnamen u. -nummern;
DIN EN ISO 4157-3 1999-03 —;—; Teil 3: Raumkennzeichnungen:
DIN ISO 4172 1992-08 Zeichnungen für das Bauwesen; Zeichnungen für das Zu-
sammenbauen vorgefertigter Teile;
DIN ISO 5261 1997-04 Vereinfachte Darstellung und Maßeintragung von Stäben
und Profilen
DIN ISO 5455 1979-12 Technische Zeichnungen, Maßstäbe
DIN ISO 5456-1 1998-04 Projektionsmethoden, !bersicht
DIN ISO 5456-2 1998-04 —, Orthographische Darstelllungen
DIN ISO 5456-3 1998-04 —, Axonometrische Darstellungen
DIN EN ISO 5456-4 2002-12 —, Zentralprojektion
DIN EN ISO 5457 2010-11 Technische Produktdokumentation; Formate und Gestaltung
von Zeichnungsvordrucken;
DIN ISO 6284 1997-09 Zeichnungen für das Bauwesen; Eintragung von Grenzab-
maßen
DIN ISO 7518 1986-11 Zeichnungen für das Bauwesen, Vereinfachte Darstellung
von Abriss und Wiederaufbau
DIN ISO 7519 1992-09 —; Allgemeine Grundlagen für Anordnungspläne und Zu-
sammenbauzeichnungen
DIN ISO 8560 1989-01 —; Darstellung von modularen Größen, Linien und Rastern
DIN ISO 9431 1991-12 —; Anordnung von Darstellungen, Texten und Schriftfeldern
auf Zeichnungsvordrucken
DIN ISO 10209-2 1994-12 Technische Produktdokumentation; Begriffe; Begriffe für Pro-
jektionsmethoden

50
Elemente der zeichnerischen Darstellung 2
1 Elemente der zeichnerischen Darstellung
1.1 Blattgrößen, Zeichenflächen, Schriftfeld und Faltungen
Blattgrößen und Zeichenflächen sind vorzugsweise nach DIN EN ISO 5457 zu wäh-
len, s. Tafel 1-1a. Für Faltungen gilt DIN 824, s. Tafel 1-1a.
Tafel 1-1a Blattgrößen und Faltungen (Maße in mm)

8.Falte 5.Falte Falte


9.

3.Falte Falte
6.
4.Falte
7.Falte
6.Falte

3.Falte
1.Falte

4.Falte
5.Falte
1.Falte
1.Falte
2.Falte
3.Falte
1.Falte

Faltmarken an den Blatträndern angeben


1
) Maße der beschnittenen Zeichnung bzw. beschnittenen Lichtpause

Tafel 1-1b Zeichenfläche


Format A4 A3 A2 A1 A0
Zeichenfläche 180 + 277 277 + 390 400 + 564 574 + 811 821 + 1159
nach DIN EN ISO 5457

Jedes Blatt erhält in der Regel ein Schriftfeld mit oder ohne Rand in der rechten
unteren Ecke. Es enthält:
— Namen des Bauherrn
— die Bezeichnung des Projektes, Bauteiles
— Datum
— Name des für die Zeichnung Verantwortlichen/Verfassers mit Prüf- und Aner-
kennungsvermerken
— Art und Inhalt der Bauzeichnung
— Maßstab
— #nderungsvermerk mit Datum
— Toleranzen und dergleichen.
Bild 1-1 zeigt ein Beispiel.

51
Bauzeichnungen

Bild 1-1 Schriftfeld, Beispiel

1.2 Maßeinheiten und Maßstäbe


Die Wahl der Maßeinheiten (s. DIN 1356-1) richtet sich nach der Art des Bauwerks
und der Bauart. Tafel 1-2a zeigt die Möglichkeiten. Ganzzahliger und gebrochener
Teil einer Zahl können durch ein Komma oder einen Punkt getrennt werden.

Tafel 1-2a Maßeinheiten Maßstäbe sind vorzugsweise nach DIN


1 2 3 4 ISO 5455 zu wählen, s. Tafel 1-2b. Da-
rüber hinaus darf auch die Maßstabs-
Maß- Maße Maße
reihe 1:2,5; 1:25; 1:250 usw. verwen-
einheit, unter 1 m über 1 m
Bemaßung det werden. Der verwendete Maßstab
in z. B. z. B. wird im Schriftfeld notiert. Werden
mehrere Maßstäbe in einer Zeichnung
1 cm 5 24 88,5 313,5
verwendet, so werden die abweichen-
2 m und cm 5 24 885 3,135 den Maßstäbe an die zugehörigen
3 mm 50 240 885 3135 Zeichnungsteile geschrieben. S. a. DIN
1356-1.

Tafel 1-2b Maßstäbe


Kategorie Empfohlene Maßstäbe Bemerkung
Vergrößerungs- 50:1 20:1 10:1 Der Maßstab ist das Verhältnis
maßstäbe 5:1 2:1 der in einer Originalzeichnung
dargestellten linearen Maße
Natürlicher Maßstab 1:1 eines Bereiches zur wirklichen
Verkleinerungs- 1:2 1:5 1:10 Abmessung desselben Berei-
maßstäbe 1:20 1:50 1:100 ches eines Gegenstandes.
1:200 1:500 1:1000 Er wird größer, wenn sein Ver-
1:2000 1:5000 1:10 000 hältniswert zunimmt.
Er wird kleiner, wenn sein Ver-
hältniswert abnimmt.

52
Elemente der zeichnerischen Darstellung 2
1.3 Linienarten und Linienbreiten
Für Bauzeichnungen sind die Linienarten der Tafel 1-3 anzuwenden, s. a. DIN EN
ISO 128-20. Linienbreiten sind vorzugsweise nach Tafel 1-4 zu wählen.
Die Anwendungsbereiche sind in den Tafeln 1-5 und 1-6 angegeben. S. a. DIN 1356-1.

Tafel 1-3a Linienarten Tafel 1-3b Strichlinie und Strichpunktlinie


Strichlinie Strichpunkt-
Linienart linie
breit schmal schmal breit
Länge des
langen & 10d 20d 40d 20d
Striches
Länge des
kurzen Striches
(Punktes) & 2,5d 5d 5d 2,5d
und/oder
des Abstands

Tafel 1-4 Linienbreiten


Linienbreite (d) mm 0,13 0,18 0,25 0,35 0,5 0,7 1 1,4 2
Fettgedruckte Maße sind zu bevorzugen. Abstufungsverhältnis der Linienbreiten:
DIN 15 ¼1:0,7:0,5 DIN 1356 ¼ 2:1:0,5. Die Liniengruppen 0,7 und 0,5 sind vorzugsweise
anzuwenden. Die Breite der Linien verspringt in allen Zeichnungen von der Außenkante der
Begrenzung nach innen, damit das genaue Außenmaß des Bauteils erhalten bleibt.

Tafel 1-5 Linienbreiten in mm und Anwendung allgemein


Liniengruppe
I3) II III3) IV33)
Linienart Anwendungsbereich allgemein Zuordnung zu Maßstab
< 1:100
¼ 1:50
>
Linienbreite
Volllinie breit Begrenzung von Schnittflächen 0,5 0,7 1,0 1,4
Volllinie Sichtbare Kanten und sichtbare Umrisse von 0,25 0,35 0,5 0,7
schmal Bauteilen, Begrenzung von Schnittflächen
schmaler oder kleiner Bauteile
Volllinie Maß-, Maßhilfs-, Hinweis-, Lauflinien, Begren- 0,18 0,25 0,35 0,5
fein zung von Ausschnittdarstellungen, vereinfachte
Darstellungen
Strichlinie schmal Verdeckte Kanten und Umrisse von Bauteilen 0,25 0,35 0,5 0,7
Strichpunktlinie Kennzeichnung der Lage der Schnittebenen 0,5 0,7 1,0 1,4
breit
Strichpunktlinie Achsen 0,18 0,25 0,35 0,5
fein
Punktlinie Bauteile vor bzw. über der Schnittebene 0,25 0,35 0,5 0,7
Maßzahlen Linienbreite 0,18 0,25 0,35 0,5
Schriftgröße 2,5 3,5 5,0 7,0
3
) Die Liniengruppe 1 ist nur dann anzuwenden, wenn eine Zeichnung angefertigt mit der
Liniengruppe III im Verhältnis 2:1 verkleinert wurde, und die Verkleinerung weiterbearbeitet wer-
den soll. In der Zeichnung mit der Liniengruppe III ist dann für die Schriftgröße der Maßzahlen
0,5 mm zu wählen. Die Liniengruppe I erfüllt nicht die Anforderungen der Mikroverfilmung.
33
) Die Liniengruppe IV ist für Ausführungszeichnungen anzuwenden, wenn eine Verkleine-
rung, z. B. vom Maßstab 1:50 in den Maßstab 1:100 vorgesehen ist, und die Verkleinerung
den Anforderungen der Mikroverfilmung zu entsprechen hat. Die Verkleinerung kann dann
ggf. mit den Breiten der Liniengruppe II weiterbearbeitet werden.

53
Bauzeichnungen
Tafel 1-6 Stricharten und Strichstärken und wichtigste Anwendung bei Zeichnungen der
Tragwerksplanung

1.4 Kennzeichnung von Schnittflächen


Schnittflächen sind durch breite Volllinien besonders hervorzuheben und gemäß
Tafel 1-7a (DIN 1356-1) oder 1-7b (DIN ISO 128-50) zu kennzeichnen. Bauteile von
Um- und Anbauten können auch gemäß Tafel 1-8 gekennzeichnet werden.

54
Elemente der zeichnerischen Darstellung 2
Tafel 1-7a Kennzeichnung der Schnittflächen nach DIN 1356-1.

Tafel 1-7b Kennzeichnung der Schnittflächen nach DIN ISO 128-50

55
Tafel 1-8 Darstellung von Um- und Anbauten

56
Bauzeichnungen

1
) Es kann nützlich sein, zwischen ursprünglichen und neuen Maßen und Textinformation zu unterscheiden. Dies kann durch verschiedene Schriftgrößen
oder durch die Schreibweise der Ziffern und des Textes geschehen.
Elemente der zeichnerischen Darstellung 2
1.5 Bemaßung
Hinsichtlich der Bemaßung und Beschriftung soll das Schriftbild der DIN 6776 ent-
sprechen, s. a. DIN 1356-1.
Bemaßt werden Punkte, Schichten, Strecken und Winkel. Maße — in aller Regel
Rohbaumaße — werden entweder zwischen den Begrenzungslinien der bemaßten
Figur eingetragen oder mittels Maßhilfslinien herausgezogen.
Im Regelfall besteht die Bemaßung aus Maßzahl, Maßlinie, Maßlinienbegrenzung
und ggf. Maßhilfslinie. Maßzahlen werden im Regelfall mittig über der zugehörigen
durchgezogenen Maßlinie so angeordnet, dass sie in der Gebrauchslage der Zeich-
nung von unten bzw. von rechts zu lesen sind. Die Schriftgröße der Maßzahlen
und die Linienbreite wird nach Tafel 1-9 gewählt.
Tafel 1-9 Schriftgröße und Linienbreite von Maßzahlen in mm
Schriftgröße Linienbreite
für Darstellungen im Maßstab 1:50 und größer (z. B. 1:20) 5,0 0,35
für Darstellungen im Maßstab 1:100 und kleiner (z. B. 1:200) 3,5 0,25
Maßlinien sind feine Volllinien. Sie werden zwischen den Begrenzungslinien des
Objektes (z. B. Schnittfläche) oder zwischen Maßhilfslinien gezeichnet.
Als Maßlinienbegrenzung (s. DIN 1356-1 und DIN 406-11) kann der Punkt oder der
Schrägstrich gewählt werden. Ausnahmsweise werden auch Begrenzungspfeile
verwendet. Für den Punkt wird ein Schreibgerät für die 1,5-fache Breite der breiten
Linie gewählt (also ein Schreibgerät für 1,0 oder 1,4 mm Linienbreite). Der Schräg-
strich wird als schmale Linie in Leserichtung (der Maßzahl) von links unten nach
rechts oben geführt.
Maße, die nicht zwischen den Begrenzungslinien der Flächen eingetragen werden,
sind mittels Maßhilfslinien herauszuziehen. Sie stehen im allg. rechtwinklig zur
Maßlinie und gehen etwas über diese hinaus. Sie sind von den zugehörigen Flä-
chenbegrenzungen bzw. Körperkanten abzusetzen (DIN 1356-1).
Bemaßt wird im allg. rechts von bzw. unter der bemaßten Figur. Bei mehreren par-
allelen Maßketten stehen zusammenfassende Maße außen. Wird in Grundrissen
bei der Bemaßung von Wandöffnungen (z. B. Türen und Fenster) neben der
"ffnungsbreite auch die Höhe angegeben, so steht die Höhenangabe unter der
Maßlinie. Höhen werden als Höhendifferenzen (mit Maßlinien) und als Höhenkoten
mit Dreiecken angegeben, wobei die Dreiecksspitze die bemaßte Schicht berührt.
Für Rohbaumaße werden schwarze
Dreiecke verwendet, für Fertigmaße
weiße Dreiecke, Tafel 1-10 und Bild 1-2.
Im Regelfall hat die Oberfläche des fer-
tigen Fußbodens im Erdgeschoss die
Höhenlage / 0. Geschosshöhen zählen
von Oberkante fertiger Fußboden bis
Oberkante fertiger Fußboden (des nächs-
ten Geschosses). Brüstungshöhen zäh-
len von Oberkante (OK) Rohdecke bis
Unterkante der Mauerwerksöffnung
(Rohbau). Rechteckquerschnitte werden
durch Angabe von Breite/Höhe vermaßt
(z. B. 8/16). Vor einer Durchmesseranga-
be steht das Zeichen ˘, vor einer Ra-
diusangabe der Buchstabe R. Bild 1-2 Höhenangaben in Schnitten
Tafel 1-10 Höhenkoten, Symbole
Höhenangabe Oberfläche Höhenangabe Unterfläche
Fertigkonstruktion ! Fertigkonstruktion ~
Rohkonstruktion ! Rohkonstruktion ~

57
Bauzeichnungen

1.6 Darstellung von Treppen und Aussparungen


Bei Treppen im Grundriss wird neben den Stufen die Lauflinie gezeichnet. Sie be-
ginnt in einem Kreis an der untersten Stufe (Antritt) und endet mit einem 45, -Pfeil
an der obersten Stufe, (Austritt) Tafel 1-11.
Aussparungen, deren Tiefe kleiner ist als die Bauteiltiefe, werden durch einen
(schmalen) Diagonalstrich von links unten nach rechts oben kenntlich gemacht,
Bild 1-3. Aussparungen, deren Tiefe gleich der Bauteiltiefe ist (Durchbrüche), wer-
den durch (schmale) Diagonalstriche kenntlich gemacht. Deckenöffnungen werden
in Grundrissen auch durch Andeutung eines Schattens kenntlich gemacht.

Tafel 1-11 Treppen und Rampen


Einläufige Treppe Zweiläufige Treppe Spindeltreppe

Treppenlauf, Treppenlauf, Rampe,


horizontal geschnitten, horizontal geschnitten, Darstellung von geschnittenen
mit darunterliegendem mit Darstellung des Laufes Rampen erfolgt sinngemäß der
Lauf oberhalb der Schnittebene Darstellung von geschnittenen
(Grundriss Typ A) Treppen

Bild 1-3 Aussparungen, deren Tiefe kleiner Bild 1-4 Aussparungen, deren Tiefe gleich
als die Bauteiltiefe ist (Nischen) der Bauteile ist (Durchbruch)

1.7 Darstellung von Fenstern und Türen


Türen und Fenster werden in der Ansicht und im Grundriss wie in Tafel 1-12 gezeigt
dargestellt.

58
Elemente der zeichnerischen Darstellung 2
Tafel 1-12 Darstellung von Wandöffnungen im Grundriss und in der Ansicht

59
Bauzeichnungen

2 Darstellung von Bauobjekten


Bauobjekte werden als Parallelschaubild und/oder in Draufsicht, Ansichten, Grund-
rissen und Schnitten dargestellt.

2.1 Parallelschaubild
Ein Parallelschaubild kann konstruiert werden (DIN ISO 5456-3)
— als gleichmaßiges Parallelschaubild (Isometrie), wenn Draufsicht, Vorder- und
Seitenansicht in gleichem Maße verkürzt, aber unverzerrt dargestellt werden
sollen (Bild 2-1a),
— als zweimaßiges Parallelschaubild (Dimetrie), wenn die Vorderansicht als we-
sentlich herausgestellt werden soll (Bild 2-1b),
— als frontales Parallelschaubild (Kabinettprojektion), wenn die Vorderansicht un-
verkürzt und unverzerrt dargestellt werden soll, Draufsicht und Seitenansicht
aber stark verkürzt und verzerrt sein können (Bild 2-1c),
— als sogenannte planometrische Projektion, wenn die Draufsicht unverkürzt und
unverzerrt dargestellt werden soll, Vorderansicht und Seitenansicht aber stark
verkürzt und verzerrt sein können (Bild 2-1d).

a) Isometrische Projektion b) Dimetrische Projektion

Seitenverhältnis a : b : c ¼ 1 : 1 : 1 Seitenverhältnis a : b : c ¼ 1 : 1 : 1 =2
a ¼ 30, b ¼ 30, a ¼ 7, b ¼ 42,
Flächenmittellinie Fm ¼ Kantenlänge a Flächenmittellinie Fm ¼ Kantenlänge a
Verhältnis der Ellipsenachsen & 1 : 1,7 Achsenverhältnis bei E1 und E2 & 1 : 3
Ellipse E1 . . . große Achse waagerecht Achsenverhältnis bei Ellipse E3 & 1 : 1
Ellipse E2 und E3 . . . große Achse recht- Ellipse E1 . . . große Achse waagerecht
winklig zu 30, Ellipse E2 . . . große Achse rechtwinklig zu 7,
Große Ellipsenachse Eg & 1,2 " a Große Ellipsenachse Eg & 1,06 " a
Kleine Ellipsenachse Ek & Eg : 1,7 Kleine Ellipsenachse Ek & Eg : 3
Ellipsenradien . . . R & 1,04 " a, r & R : 3,8 Ellipsenradien . . . R & 1,5 " a, r & R : 20

60
Darstellung von Bauobjekten 2
c) Kabinettprojektion d) planometrische Projektion

45° 45°

Seitenverhältnis a : b : c ¼ 1 : 1 : 1 =2 , b ¼ 45,
Flächenmittellinie Fm ¼ Kantenlänge a
Achsenverhältnis bei Ellipse E1 und E2 & 1 : 3,2
Ellipse E1 . . . große Achse um & 7, geneigt
Ellipse E2 . . . große Achse rechtwinklig zu 7,
Große Ellipsenachse Eg & 1,07 " a
Kleine Ellipsenachse Ek & Eg : 3,2
Ellipsenradien . . . R & 1,5 " a, r & R : 20
Häufig gebrauchte Wertepaare:
Verzerrungswinkel b 30, 45, 60,
2 1 1
Verzerrungsmaßstab k =3 =2 =3
Bild 2-1 Parallelschaubilder

2.2 Draufsicht, Ansicht, Grundriss und Schnitt nach DIN 1356-1


Die Draufsicht eines Bauobjektes ist die maßstäbliche Abbildung auf einer horizonta-
len Bildtafel in orthogonaler Parallelprojektion. Die Bildtafel liegt unter dem darzu-
stellenden Objekt, die Projektionsrichtung ist von oben nach unten. Von oben sicht-
bare Begrenzungen und Knickkanten werden durch Volllinien dargestellt (Bild 2-2a).

Bild 2-2 Draufsicht, Ansicht

61
Bauzeichnungen

Die Ansicht ist die maßstäbliche Abbildung eines Bauobjektes auf einer vertikalen
Bildtafel in orthogonaler Parallelprojektion. Die Bildtafel wird hinter dem darzustel-
lenden Objekt gewählt, die Projektionsrichtung geht von vorn — d. h. von der dar-
zustellenden Seite des Objektes — nach hinten. Von vorn sichtbare Begrenzungen
und Knickkanten werden durch Volllinien dargestellt (Bild 2-2b).
Der Grundriss kann als Typ A und Typ B konstruiert werden. Der Grundriss Typ A
(Bild 2-3a) ist die Draufsicht auf den unteren Teil eines waagerecht geschnittenen
Bauobjektes. Dabei werden von oben sichtbare Begrenzungen und Knickkanten
durch Volllinien dargestellt. Wo die Schnittebene durch Bauteile (Wände, Treppen-
läufe u. #.) verläuft, entstehen Schnittflächen, die in der Zeichnung besonders her-
vorgehoben werden. Unterhalb der Schnittebene liegende verdeckte Begrenzungen
und Knickkanten werden durch Strichlinien dargestellt. Begrenzungen und Knick-

a) Grundriss Typ A

b) Grundriss Typ B

Bild 2-3 Grundriss Typ A und B

62
Darstellung von Bauobjekten 2
kanten von Bauteilen, die oberhalb der Schnittebene liegen (Deckenöffnungen,
Wände, Wandvorsprünge usw.) werden ggf. durch Punktlinien dargestellt. Die hori-
zontale Schnittebene ist so zu wählen, dass wesentliche Einzelteile des Bauwerks !
Wände, Wandöffnungen, Treppen usw. — geschnitten werden. Gegebenenfalls
muss die Schnittebene dazu verspringen.
Der Grundriss Type B (Bild 2-3b) ist die gespiegelte Untersicht unter dem oberen Teil
eines waagerecht geschnittenen Bauobjektes. Dabei werden alle tragenden Bauteile
im jeweiligen Geschoss (Stützen, Wände, Unterzüge usw.) zusammen mit der Decke
über diesem Geschoss dargestellt („Blick in die leere Schalung“). Von unten sicht-
bare Begrenzungen und Knickkanten des oberen Teilbaukörpers werden durch Voll-
linien dargestellt. Schnittflächen werden besonders hervorgehoben. Oberhalb der
Schnittebene liegende verdeckte Begrenzungen und Knickkanten (!berzüge, Wän-
de, Wandvorsprünge usw.) werden durch Strichlinien dargestellt. Begrenzungen
und Knickkanten von Bauteilen, die unterhalb der Schnittebene liegen, werden ggf.
durch Punktlinien dargestellt. Die horizontale Schnittebene ist so zu wählen, dass
Gliederung und konstruktiver Aufbau des Tragwerkes deutlich werden.
Der Schnitt ist die Ansicht des hinteren Teils eines senkrecht geschnittenen Bauob-
jektes. Die von vorn sichtbaren Begrenzungen und Knickkanten dieses hinteren
Teilbaukörpers werden durch Volllinien dargestellt. Schnittflächen werden beson-
ders hervorgehoben. Hinter der Schnittebene liegende verdeckte Begrenzungen
und Knickkanten werden durch Strichlinien dargestellt. Begrenzungen und Knick-
kanten des Teilbaukörpers, der vor der Schnittebene liegt, werden ggf. als Punktli-
nien dargestellt. Die Schnittebene soll so gewählt werden, dass komplizierte Teile
und Bereiche des Bauobjektes (Treppen u. a.) sichtbar werden (Bild 2-4).

Bild 2-4 Schnitt

2.3 Anordnung und Zuordnung der Projektionen


Werden die verschiedenen Ansichten eines Bauobjektes gemeinsam auf einem
Blatt dargestellt, so sind sie nach Bild 2-5 anzuordnen DIN ISO 128-30.
Sollen bei der Darstellung von Innenräumen alle waagerecht eingesehenen Ansich-
ten in unmittelbarem Zusammenhang mit der Draufsicht gebracht werden, so sind
diese Ansichten in die Draufsichtebene einzuklappen. Die verschiedenen Ansichten
werden dann kranzartig um den Grundriss angeordnet, Bild 2-6a.
Müssen die Ansichten in ihrer Höhenentwicklung miteinander zu vergleichen sein,
so sind sie als Abwicklung nebeneinander zu reihen, Bild 2-6b.

63
Bauzeichnungen

e'

d' a' c' f


d' a'
ad b'
c'
f'

a) räumliche Darstellung der Projektionsmethode 1

b'

c' d' a' c' f


f'
a d d'
a' e'

b) räumliche Darstellung der Projektionsmethode 3

Bild 2-5 Anordnung der Projektionen

a) Gruppierung um Boden b) Gruppierung um Wand


Bild 2-6 Darstellung von Innenräumen

64
Thematische Klassifikation 2
3 Thematische Klassifikation
Die Menge der Zeichnungen des Bauwesens lässt sich gliedern entsprechend
Bild 3-1 (s. a. DIN 1356-1).

Bauzeichnungen

Zeichnungen für die Objektplanung Sonderzeichnungen Zeichnungen für die Tragwerksplanung

Vorentwurfs- Baubestands- Positions- Ausführungs-


zeichnungen zeichnungen pläne zeichnungen

Ausführungs- Ausführungs-
Entwurfszeichnungen Absteckzeichnungen zeichnungen für zeichnungen
Massivbauwerke für den
Holz-
u. Stahlbau

Anordnungspläne und
Bauvorlagezeichnungen Zusammenbau- Schalpläne
zeichnungen

Rohbau-
Lageplan
zeichnungen

Bewehrungs-
Bauzeichnungen
zeichnungen

Konstruktionszeich- Elementzeich-
nungen (für den nungen für
Standsicherheits- Stahlbeton-
nachweis) fertigteile

Grundstücks-
entwässerungs- Verlegepläne
zeichnungen

Ausführungszeichnungen

Abrechnungszeichnungen

Bild 3-1 Zeichnungen des Bauwesens

65
Bauzeichnungen

4 Zeichnungen für die Objektplanung


4.1 Vorentwurfszeichnungen
Vorentwurfszeichnungen sind Bauzeichnungen mit zeichnerischer Darstellung eines
Entwurfskonzeptes für eine geplante bauliche Anlage. Maßstäbe sind im Regelfall
1:500 bzw. 1:200. Vorentwurfszeichnungen müssen enthalten
— die Einbindung der baulichen Anlage in ihre Umgebung, z. B. als Darstellung
des Bauwerks auf dem Baugrundstück mit Angabe der Haupterschließung und
der Nordrichtung;
— die Zuordnung der im Raumprogramm genannten Räume zueinander;
— die angenäherten Maße der Baukörper und Räume, auch als Grundlage für die
Berechnungen nach DIN 276 und DIN 277;
— konstruktive Angaben, soweit notwendig;
— Darstellung der Baumassen, Gebäudeformen und Bauteile in Grundrissen,
Schnitten und wesentlichen Ansichten mit Verdeutlichung der räumlichen Wir-
kung, soweit notwendig.

4.2 Entwurfszeichnungen
Entwurfszeichnungen sind Bauzeichnungen mit zeichnerischer Darstellung des
durchgearbeiteten Entwurfskonzeptes der geplanten baulichen Anlage. Maßstäbe
sind im Regelfall 1:100, gegebenenfalls 1:200.
Entwurfszeichnungen müssen enthalten:
a) in den Grundrissen
die Bemaßung der Lage des Bauwerks im Baugrundstück; Hinweise auf die Er-
schließung; Angabe der Nordrichtung;
— die Bemaßung der Baukörper und Bauteile;
— die lichten Raummaße des Rohbaus und die Höhenlage des Bauwerks über NN;
— die Raumflächen in m2;
— Angaben über die Bauart und die wesentlichen Baustoffe;
— Fugen;
— Türöffnungen mit Bewegungsrichtung der Türen, Fensteröffnungen und beson-
dere Kennzeichnung der Gebäudezugänge und ggf. Wohnungszugänge o. #.;
— Treppen und Rampen mit Angabe der Steigungsrichtung (Lauflinie), Anzahl der
Steigungen (nur bei Treppen) und Steigungsverhältnisse;
— Schornsteine, Kanäle und Schächte;
— Einrichtungen des technischen Ausbaus;
— betriebliche Einbauten und Möblierungen;
— Bezeichnung der Raumnutzung und ggf. die Raumnummern;
— bei #nderung baulicher Anlagen die zu erhaltenden, zu beseitigenden und die
neuen Bauteile;
— den zu erhaltenden Baumbestand und die geplante Gestaltung der Freiflächen
auf dem Grundstück (Verkehrsflächen, Grünflächen);
— die bestehenden und zu berücksichtigenden baulichen Anlagen, wenn notwendig;
— die Lage der vertikalen Schnittebenen.
b) in den Schnitten
— die Geschosshöhen, ggf. auch lichte Raumhöhen;
— die Höhenlage der baulichen Anlage über NN;
— konstruktive Angaben zur Gründung und zum Dachaufbau;
— Treppen mit Angabe der Anzahl der Steigungen und Steigungsverhältnisse, bei
Rampen Steigungsverhältnis;
— den vorhandenen und geplanten Geländeverlauf (Geländeanschnitt);
— ggf. weitere Angaben nach Art des Grundrisses.

66
Zeichnungen f"r die Objektplanung 2
c) in den Ansichten
— die Gliederung der Fassade;
— die Fenster- und Türteilungen;
— die Dachrinnen und Regenfallleitungen;
— die Schornsteine und sonstigen technischen Aufbauten;
— die Dachüberstände;
— den vorhandenen und den geplanten Geländeverlauf;
— ggf. die berücksichtigende anschließende Bebauung;
— ggf. weitere Angaben nach Art des Grundrisses.

4.3 Bauvorlagezeichnungen
Bauvorlagezeichnungen sind Entwurfszeichnungen, die durch alle Angaben ergänzt
sind, die nach den jeweiligen Bauvorlageverordnungen der Länder oder nach den
Vorschriften für andere öffentlich-rechtliche Verfahren gefordert werden. Sie wer-
den im Rahmen der Genehmigungsplanung angefertigt. Maßstäbe sind im Regel-
fall 1:100, ggf. 1:200.

4.4 Ausführungszeichnungen
Ausführungszeichnungen sind Bauzeichnungen mit zeichnerischer Darstellung des
geplanten Objektes mit allen für die Ausführung notwendigen Einzelangaben. Sie
dienen auch als Grundlage der Leistungsbeschreibung. Sie haben die Form von
Werkzeichnungen, Teilzeichnungen und Sonderzeichnungen.
Werkzeichnungen müssen in jeweils einer Zeichnung oder aufeinander abgestimm-
ten und sich schrittweise ergänzenden Zeichnungen (Baufortschritt) enthalten
a) in den Grundrissen
— alle Maße zum Nachweis der Raumflächen und des Rauminhaltes (lichte Raum-
maße des Rohbaus);
— vollständige Höhenangaben, Lage des Bauwerks über NN;
— Maße aller Bauteile;
— Türöffnungen mit Bewegungsrichtung der Türen, Fensteröffnungen;
— Treppen und Rampen mit Angabe der Steigungsrichtung (Lauflinie), Anzahl der
Steigungen und Steigungsverhältnis, bei Rampen nur Steigungsverhältnis;
— Angabe der Bauart und der Baustoffe, soweit diese nicht den Tragwerksausfüh-
rungszeichnungen zu entnehmen sind;
— Lage und Verlauf der Abdichtungen und Fugen;
— die Anordnung der betriebstechnischen Anlagen mit Querschnitt der Kanäle,
Schächte und Schornsteine;
— alle Angaben über Aussparungen, Schlitze und Einbauteile;
— Geländeanschnitte, welche vorhandene und künftige Höhen erkennen lassen;
— bei #nderung baulicher Anlagen: alle Angaben über zu erhaltende, zu beseiti-
gende und neu zu errichtende Bauteile;
— Hinweise auf weitere Zeichnungen;
— die Raumnummern und die Bezeichnung der Raumnutzung;
— Angaben über die Oberflächenbeschaffenheit verwendeter Baustoffe bei beson-
deren Anforderungen an die Oberfläche;
— die Anordnung der Einrichtung des technischen Ausbaus;
— die Anordnung der betrieblichen Einbauten, ggf. in schematischer Darstellung;
— Einbauschränke und Kücheneinrichtungen;
— Verlauf der Grundleitungen;
— Angaben über die Dränung.
b) in den Schnitten
— Geschosshöhen, ggf. auch lichte Raumhöhen;
— Höhenangaben für Decken und Fußböden (Rohbau- und Fertigmaß), Podeste,
Brüstungen, Unterzüge;

67
Bauzeichnungen

— Maße aller Bauteile;


— Angaben über die Bauart und über die Baustoffe, soweit diese nicht den Trag-
werksausführungszeichnungen zu entnehmen sind;
— Angaben über die Oberflächenbeschaffenheit der Bauteile, bei besonderen An-
forderungen an diese Oberfläche;
— Treppen mit Angabe der Anzahl der Steigungen und des Steigungsverhältnis-
ses, bei Rampen nur Steigungsverhältnis;
— Lage und Verlauf der Abdichtungen;
— Angaben und Aussparungen, Schlitze und Einbauteile;
— die Geländeanschnitte, welche die vorhandenen und die künftigen Höhen er-
kennen lassen;
— Angaben über die Dränung;
— bei #nderung bestehender Anlagen Angaben über zu beseitigende und neu zu
errichtende Bauteile;
— Einbauschränke und Kücheneinrichtung;
— Hinweis auf weitere Zeichnungen.
c) in den Ansichten
— Gliederung der Fassade;
— Bemaßung und Höhenangaben, soweit nicht aus Grundriss und Schnitt ersicht-
lich;
— hinter der Fassade liegende, verdeckte Geschossdecken und verdeckte Funda-
mente;
— die Geländeschnitte, welche die vorhandenen und die künftigen Höhen erken-
nen lassen;
— Fenster und Türen mit Angabe der Teilung und "ffnungsart;
— Dachrinnen und Regenfallleitungen;
— Schornsteine und sonstige technische Aufbauten;
— ggf. die zu berücksichtigende anschließende Bebauung;
— weitere Angaben, soweit Grundriss und Schnitte dies erfordern.
Als Maßstab ist vorzugsweise 1:50, ggf. 1:20 zu wählen.
Detailzeichnungen ergänzen die Werkzeichnungen in bestimmten Ausschnitten im
jeweils notwendigen Umfang durch zusätzliche Angaben. Maßstäbe sind 1:20,
1:10, 1:5 und 1:1.
Sonderzeichnungen enthalten zusätzliche Angaben über die Ausführung bestimm-
ter Gewerke. Maßstab nach Tafel 1-2b wählen.

4.5 Abrechnungszeichnungen
Abrechnungszeichnungen dienen als Grundlage für die Abrechnung und Rech-
nungsprüfung. Es sind in der Regel die während der Bauausführung fortgeschrie-
benen Ausführungszeichnungen; ggf. skizzenhaft ergänzt.

4.6 Baubestandzeichnungen, Bauaufnahmen, Benutzungspläne


Baubestandszeichnungen enthalten als fortgeschriebene Entwurfs- und Ausfüh-
rungszeichnungen alle für den jeweiligen Zweck notwendigen Angaben über die
fertiggestellte bauliche Anlage.
Bauaufnahmen sind nachträgliche Maßaufnahmen bestehender Objekte im erfor-
derlichen Umfang und Maßstab.
Benutzungspläne sind Baubestandszeichnungen oder Bauaufnahmen, die durch
zusätzliche Angaben über bestimmte baurechtlich, konstruktiv oder funktionell
zulässige Nutzungen ergänzt sind (z. B. zulässige Verkehrslasten und Rettungs-
wege).

68
Zeichnungen f"r die Tragwerksplanung 2
5 Zeichnungen für die Tragwerksplanung
Tafel 5-1 definiert die Begriffe Stockwerk, Ebene, Fußboden und gibt Positionsbe-
zeichnungen an für Wände, Stützen, Platten und Balken.

Tafel 5-1 Stockwerke, Ebenen, Fußböden und Stützen, Platten, Wände und Balken
Stockwerke Ebenen
Ein Stockwerk bedeutet den Raum, der durch Um den !bergang von einer Stockwerkszahl
den Abstand zwischen zwei einander folgen- zur nächsten auszudrücken, wird empfohlen,
den Niveau-Ebenen, begrenzt durch Wände, die Ebene an der Oberkante des tragenden
Decke und Fußböden, einschließlich deren Deckenelementes einzutragen.
Dicken, gebildet wird. Die Begriffe Stockwerk Wenn es unterschiedliche Ebenen innerhalb
und Ebene gehören zusammen, dürfen jedoch eines Gebäudes gibt, z. B. Halbgeschosse,
nicht miteinander verwechselt werden. Versatzhöhen, Treppenabsätze, Rampen
Die Stockwerke eines Gebäudes sollen mit ei- usw., soll jede notwendige Angabe gemacht
ner Ziffernfolge bezeichnet werden. Die Be- werden, um Irrtümer zu vermeiden. Diese
nummerung von unten nach oben beginnt Angaben sollen in Form von Ebenenangaben
mit einer 1 an der untersten, beliebig nutzba- oder festgelegten Abkürzungen neben der
ren Ebene. Benummerung des betreffenden Stockwer-
Treppen sollen die gleiche Benummerung wie kes eingetragen werden.
das Stockwerk erhalten, in welchem sie lie-
gen, unabhängig davon, ob sie Zwischenpo-
deste haben oder nicht.
Die Benummerung gilt nicht nur für den Nutz-
raum eines gegebenen Stockwerkes, sondern
auch für die diesen Raum umschließenden
Wände, Decken und Fußböden.

Ebenenangabe

Stützen, Platten, Wände, Balken


usw. erhalten eine Hauptbezeichnung (Ab-
kürzung) und eine Zusatzbezeichnung (Zah-
len). Die erste Ziffer in der Zusatzbezeich-
nung gibt die Stockwerkzahl an und die zwei
letzten sind laufende Nummern entspre-
chend dem folgenden Beispiel:
Stützen (Columns) ¼ C 201, C 202
Platten (Slabs) ¼ S 201, S 202
Benummerung von Stockwerken Wände (Walls) ¼ W 201, W 202
Balken (Beams) ¼ B 201, B 202
Fußböden
Die Fußböden (Fußbodenaufbau) werden mit
einer Ziffernfolge von unten nach oben in
!bereinstimmung mit der Nummer des
Stockwerkes, zu dem sie gehören, benum-
mert.

Beispiele für die Bezeichnung


Fußbodenbenummerung von Stützen, Platten, Wänden und Balken

69
Bauzeichnungen

5.1 Positionspläne
Positionspläne erläutern die statische Berechnung in Form von Bauzeichnungen
des Tragwerks mit Angabe der Positionsnummern der einzelnen tragenden Bau-
teile, Tafel 5-2 und Bild 5-1. Sie enthalten außerdem die Hauptmaße des Bauwerks,
Angaben zu den verwendeten Baustoffen und die wesentlichen Daten der einzel-
nen tragenden Bauteile; das sind bei Trägern, Balken, Stützen und (Streifen- und
Einzel-)Fundamenten die Querschnittsabmessungen, bei Fundament- und Decken-
platten die Deckendicke und Spannrichtung. Positionspläne werden aus den Ent-
wurfszeichnungen des Objektplaners entwickelt, Positionsplan-Grundrisse als
Grundrisse Typ B. Maßstab ist im Regelfall 1:100.

Tafel 5-2 Tragrichtung von Platten

Zweiseitig gelagert Dreiseitig gelagert Vierseitig gelagert Auskragend

Bild 5-1
Positionsplan

70
Zeichnungen f"r die Tragwerksplanung 2
5.2 Schalpläne und Fundamentpläne
Schalpläne ergänzen die Ausführungszeichnungen des Objektplaners und sind die
Grundlage für das Einschalen der Beton-, Stahlbeton- und Spannbetonteile. Sie
sind Zeichnungen des Tragwerks mit vollständiger Bemaßung der tragenden Kons-
truktion im Endzustand — auch Höhenkoten — und enthalten Angaben über
— Arbeitsfugen und Fugenbänder,
— Sauberkeits-, Sperr-, Gleit- und Dämmschichten,
— Aussparungen (Schlitze und Durchbrüche),
— Auflager der einzuschalenden Bauteile (z. B. Kopfplatten von Stahlstützen und
Umrisse tragender Mauerwerkswände),
— Bauteile, die in den Beton oder das Mauerwerk einbinden (z. B. Ankerschienen,
die in die Schalung verlegt werden),
— Beschaffenheit der Oberflächen und Kanten von Bauteilen,
— Arten und Festigkeitsklassen der Baustoffe, ggf. besondere Zuschläge, Zusatz-
mittel und Zusatzstoffe.
Schalpläne werden aus den Schnitt- und Grundrisszeichnungen des Objektplaners
entwickelt, Grundrisse im Regelfall als Grundrisse Typ B. Vorzugsmaßstab ist 1:50,
Detailmaßstäbe nach Art und Größe der darzustellenden Einzelheiten. Fundament-
pläne sind Grundrisszeichnungen Typ A.

5.3 Rohbauzeichnungen
Rohbauzeichnungen entstehen durch Weiterentwicklung der Schalpläne in der Wei-
se, dass die dort für Massivbauteile gemachten Angaben hier für alle Teile der tra-
genden Konstruktion „des Tragwerks“ gemacht werden. Sie enthalten also alle für
die Herstellung des Gesamttragwerks erforderlichen Angaben, sodass neben den
Bewehrungszeichnungen keine weiteren Ausführungszeichnungen auf der Baustel-
le benötigt werden. Darstellungsart (Grundrisstyp) und Maßstab wie bei Schalplä-
nen.

5.4 Bewehrungszeichnungen und Verlegepläne


Bewehrungszeichnungen und Verlegepläne sind Tragwerksausführungszeichnun-
gen des Stahlbeton- und Spannbetonbaus und dienen der Herstellung und dem
Einbau der Bewehrung.
Maßstab ist im Regelfall 1:50 oder 1:20, auch 1:25 wird verwendet.
Die Bewehrung kann bestehen aus Betonstabstahl, Betonstahlmatten und Spann-
gliedern. Die Darstellung der Bewehrungselemente zeigen die Tafeln 15 und 16.
Bewehrungspläne enthalten alle für die Herstellung und den Einbau der Beweh-
rung erforderlichen Angaben und Maße, insbesondere
— Hauptmaße der einzelnen Stahlbeton- und Spannbetonbauteile,
— Betonstahlsorten und Betonfestigkeitsklassen,
— Anzahl, Durchmesser, Form und Lage der Bewehrungsstäbe,
— Stababstände und Rüttellücken,
— !bergreifungslängen von Stößen und Verankerungslängen an Auflagern,
— Lage und Ausbildung von (Baustellen-)Schweißungen mit allen erforderlichen
Angaben,
— Betondeckung und Untersützung der oberen Bewehrung,
— Mindestdurchmesser der Biegerollen,
— zum Tragwerk gehörende Einbauteile, die in die Schalung verlegt werden, auch
wenn sie nicht mit der Bewehrung verbunden sind,
— bei Spannbetonteilen weitere spezielle Angaben.

71
Bauzeichnungen
Tafel 5-3 Vereinfachte Darstellung von Bewehrungen in nichtvorgespanntem Stahlbeton

72
Zeichnungen f"r die Tragwerksplanung 2
Tafel 5-3, Fortsetzung

Tafel 5-4 Vereinfachte Darstellung von Bewehrungen des Spannbetons

Jedes Bauteil — Balken, Stütze, Platte usw. — wird im Bewehrungsplan einzeln


dargestellt.
Mit geschweißten Betonstahlmatten bewehrte tafelartige Stahlbetonbauteile (De-
cken, Wände usw.) werden in sog. Verlegeplänen dargestellt, die aus vereinfachten
Schalplänen entwickelt werden.
In aller Regel werden die untere und obere bzw. die innere und äußere bzw. die
vordere und hintere Bewehrung getrennt dargestellt. In der konventionellen Dar-
stellung wird jede Matte in ihren Umrissen gezeichnet, in der Regel ein Rechteck.
In dieses Rechteck wird eine Diagonale gezeichnet, und zwar in (Haupt-)Tragrich-
tung gesehen von links unten nach rechts oben.1)
Während bei den Matten der Feldbewehrung zur Lagebestimmung i. allg. die An-
gabe der !bergreifungsweiten ausreicht, muss bei den Matten der Stützbeweh-
rung — wenn sie nicht auf beiden Seiten gleich weit ins Feld reichen — zusätzlich
angegeben werden, wie weit sie auf einer Seite ins Feld zu legen sind (gemessen
i. allg. von Vorderkante Mauerwerk), Bilder 5-2 und 5-3.
1
) Die Matte ist auf der Baustelle so einzulegen, dass die in Haupttragrichtung verlaufenden
Mattenstäbe außen liegen, also unten bei positiven Plattenmomenten und oben bei negativen
Plattenmomenten.

73
Bauzeichnungen

a) Feldbewehrung (unten) b) Stützbewehrung (oben)


Bild 5-2 Mattenverlegeplan, Beispiel

Abstandhalter nach Leistungsverzeichnis,


13 cm hoch
Mattenbez. Stück Gewicht (kg)
Q377A 1 67,6
R377A 2 92,2
R335A 4 156,8
R257A 8 257,6
R188A 4 106,4
Gesamtgewicht: 680,6
b) Bestellliste
a) Schneideskizze Bild 5-3 Mattenliste

74
Zeichnungen f"r die Tragwerksplanung 2
Ein stabartiges Bauteil wird in einem Längs- und Querschnitt dargestellt. Bei Stahl-
betonbalken liegt die Schnittebene des Längsschnittes vor dem Balken, die Bild-
ebene dahinter.
Die aus Stabstahl bestehende Bewehrung wird in der Regel nicht nur in ihrer end-
gültigen Lage im Bauteil dargestellt, sondern auch „herausgezogen“ und vollstän-
dig bemaßt.
Tafel 5-5 zeigt die Darstellung der Stabstahl- und Mattenbewehrung in Bauteilen.
Tafel 5-5 Regeln für die vereinfachte Darstellung von Bewehrungen in Bauteilen

75
Bauzeichnungen

Die Beschreibung der einzelnen Biegeformen kann formlos als konventionelle Be-
maßung oder durch Angabe sog. Teilgrößen auf einem Formblatt geschehen.

Konventionelle Bemaßung
Biegeformen sind durch Angabe der Teillängen und Biegewinkel zu bemaßen. Falls
erforderlich sind zusätzlich Zwangsmaße anzugeben; sie werden in Klammern ge-
setzt. Für die Teillängen gilt (s. Tafel 5-6): Bei Biegestellen mit einem Winkel
— unter 90, ist bis zu den Schnittpunkten der Tangenten an die Stabachse zu mes-
sen,
— von 90, ist bis zu den Schnittpunkten der äußeren Tangenten zu messen,
— über 90, ist der Biegewinkel in einen rechten und einen spitzen Winkel aufzutei-
len und die Teillängen sind entsprechend zu bemaßen, d. h., im Scheitel ist für
den rechten Winkel die äußere Tangente und für den spitzen Winkel die Tan-
gente an die Stabachse maßgebend.
Zwangsmaße z sind Außenmaße, die der gebogene Bewehrungsstab unbedingt
einhalten muss.
Tafel 5-6 Bemaßung von Biegeformen, Beispiele

Typen s. Tafel 5-7

Verwendung von vordefinierten Grundformen, s. Tafel 5-7


Man kann die folgenden Grundformen A bis E unterscheiden:
— A: Stäbe mit nur rechtwinklig zueinander verlaufenden Stabteilen
— B: Bügel
— C: Stäbe mit schräg zueinander verlaufenden Stabteilen (Schrägstäbe)
— D: Bewehrung zur Sicherung der Lage und S-Haken
— E: Stäbe mit kreisförmigen Stabteilen.
Innerhalb der einzelnen Grundformen werden verschiedene Typen unterschieden,
die durch Hinzufügen der Ziffern 1 bis 4 an den Buchstaben der Grundform ge-
kennzeichnet werden.
Sonderformen, die nicht den Grundformen A bis E zugeordnet werden können,
werden mit dem Buchstaben X gekennzeichnet. Sie werden beschrieben durch

76
Zeichnungen f"r die Tragwerksplanung 2
Tafel 5-7 Biegeformen und ihre Beschreibung durch Teilgrößen

77
Bauzeichnungen

— Typ X1 mit Angabe der Anzahl der Biegestellen und der abgewickelten Stablän-
ge (Einzellänge) sowie einer Skizze der Biegeform oder
— Typ X2 mit Angabe der Anzahl der die Biegeform festlegenden Punkte sowie
deren kartesischer Koordinaten.
Zur Beschreibung der Biegeformen sind in Tafel 5-7 anzugeben:
— Spalte „Typ“: Kennzeichen des Typs,
— Spalte „H“: Art der Verankerung (s. unten),
— Spalte „D“: Verhältnis von Biegerollen- zu Stabdurchmesser,
— Spalte „Form“: die Teilgrößen a, b, c, . . . entsprechend der schematisch darge-
stellten Biegeform
Verankerungen
in Tafel 5-7, Spalte „H“, sind für die Verankerung folgende Angaben möglich:
0: ohne Haken oder Winkelhaken, L: Winkelhaken nur am linken Stabende,
2: Winkelhaken an beiden Stabenden, R: Winkelhaken nur am rechten Stabende.
Bei gerastertem Feld ist die Verankerung festgelegt.
Bei den Grundformen A, C und E sind Winkelhaken mit den Mindestmaßen und
mit den Mindestwerten der Biegerollendurchmesser nach DIN 1045-1 bzw. EC2,
auszuführen. Bei den Typen B1 und B3 richten sich die Verankerungen nach
DIN 1045-1 bzw. EC2.

Biegerollendurchmesser
In Tafel 5-7, Spalte „D“, ist das Verhältnis des Biegerollendurchmessers (in der Re-
gel der Mindestwert) zum Stabdurchmesser (dbr/ds) anzugeben.
Bei gerastertem Feld ist das Verhältnis dbr/ds mit dbr als Mindestwert nach
DIN 1045-1 bzw. EC2 festgelegt.

Teilgrößen
Die Teilgrößen a bis e und gegebenenfalls z zur Festlegung der Biegeformen sind
in die dafür vorgesehenen Felder der Spalte „Form“ einzutragen. Längen sind da-
bei in cm und Winkel in Grad (, ) anzugeben. Teilgrößen mit dem Index 0
Tafel 5-8 Teilgrößen von Biegeformen, Beispiele

78
Zeichnungen f"r die Tragwerksplanung 2
dürfen den Wert Null annehmen (s. Tafel 5-7 und Tafel 5-8). Bei der Beschreibung
von Sonderformen durch Typ X2 sind in die Felder a, b, c, . . . die Anzahl n der die
Biegeform festlegenden Punkte sowie die zugehörigen Koordinaten xi, yi als Teil-
größen einzutragen.
Die anzugebenden Längen werden an Biegestellen durch den Schnittpunkt der äu-
ßeren Tangenten begrenzt. Bei Biegestellen mit einem Winkel über 90, ist dieser in
einen rechten und einen spitzen Winkel aufzuteilen, Tafel 5-8.
Jedes einzelne Bewehrungselement wird gekennzeichnet.
Die Kennzeichnung von Betonstabstahl-Elementen muss enthalten
— Positionsnummer, die mit einem Kreis zu umschließen ist,1) sowie in nachste-
hender Reihenfolge
— Anzahl der Bewehrungsstäbe,
— Durchmesserzeichen (˘) und Stabnenndurchmesser in mm.
Soweit erforderlich, sind außerdem anzugeben
— Kurzzeichen der Betonstahlsorte,
— Stababstand in cm,
— Lagekennzeichen und
— abgewickelte Stablänge (Einzellänge l) in m.
Die vollständige Kennzeichnung mit der Anzahl aller zu einer Position gehörenden
Stäbe muss auf der Bewehrungszeichnung einmal angegeben sein; sie steht in der
Regel an dem herausgezogenen Stab oder — wo dies nicht möglich ist — an einer
Hinweislinie, die den Zusammenhang mit der zugehörigen Bewehrung im Bauteil
herstellt. Die verwendeten Betonstahlsorten sind im Schriftfeld der Zeichnung an-
zugeben. Bei Verwendung verschiedener Betonstahlsorten innerhalb einer Beweh-
rungszeichnung muss die weniger oft vorkommende Sorte zusätzlich bei den ent-
sprechenden Positionen in der Zeichnung angegeben werden.
Die Kennzeichnung von Betonstahlmatten muss enthalten:
— Positionsnummer, die mit einem Rechteck zu umschließen ist,1)
sowie mindestens einmal
— bei Lagermatten die Mattenkurzbezeichnung nach DIN 488 Teil 4,
— bei Listenmatten die den Mattenaufbau kennzeichnenden Daten für beide Be-
wehrungsrichtungen,
— die Mattengröße.
Soweit es erforderlich ist, sind außerdem anzugeben:
— Anzahl der Matten,
— Lagekennzeichen nach Tafel 5-5.
Bei der konventionellen Darstellung ist die Kennzeichnung entlang der Diagonale
anzuordnen. Bei Listenmatten sind oberhalb der Diagonale die den Mattenaufbau
in Längsrichtung kennzeichnenden Daten und unterhalb der Diagonale die den
Mattenaufbau in Querrichtung kennzeichnenden Daten anzugeben. Als Längsrich-
tung gilt dabei unabhängig von der Haupttragrichtung stets die Richtung parallel
zum längeren Mattenrand.
Bei der achsenbezogenen Darstellung sind anzugeben:
— bei Lagermatten die Mattenkurzbezeichnung in der Haupttragrichtung,
— bei Listenmatten die den Mattenaufbau in Längs- und Querrichtung kennzeich-
nenden Daten in der zugehörigen Bewehrungsrichtung.
Die Entscheidung für konventionelle Bemaßung führt zur Darstellungsart 1 (ge-
bräuchlich).
Bei der Darstellungsart 1 ist die Bewehrung im Bauteil, vorzugsweise in Ansichten
und Schnitten, maßstäblich darzustellen. Die einzelnen Positionen sind im Maßstab
herauszuziehen und vollständig zu bemaßen (s. Bild 5-3 und Tafel 5-9).
1
) Gleiche Bewehrungsstäbe erhalten die gleiche Positionsnummer.

79
Bauzeichnungen

Bild 5-4 Bewehrungszeichnung eines Unterzuges, Darstellungsart 1

Tafel 5-9 Gewichtsliste zu Bild 15, gekürzt


Pos.- Anzahl ds Beton Einzel- Gesamt- Gewichtsermittlung in kg für
Nr. stahl- länge länge ds ¼ 10 mm ds ¼ 16 mm ds ¼ 25 mm
sorte mit mit mit
in mm Kurz- in m in m 0,617 kg/m 1,58 kg/m 3,85 kg/m
zeichen

1 2 16 IV S 12,00 24,00 37,9


4 2 25 IV S 10,00 20,00 77,0
6 3 25 IV S 7,75 23,25 89,5
8 99 10 IV S 1,84 182,16 112,4
Gewicht je Durchmesser 112,4 37,9 166,5
Gesamtgewicht 316,8

Eine Vereinfachung der Darstellungsart 1 führt zur Darstellungsart 2.


Bei der Darstellungsart 2 ist die Bewehrung im Bauteil, vorzugsweise in Ansichten
und Schnitten, maßstäblich darzustellen, wobei die Stabenden zu markieren sind.
Entgegen Darstellungsart 1 werden die einzelnen Positionen nicht maßstäblich he-
rausgezogen, sondern durch kleinere skizzenartige Darstellungen der bemaßten
Biegeformen bei den Positionsnummern ersetzt (siehe Bild 5-4 und Tafel 5-10).
Wird eine Position mehrfach herausgezogen, so ist nur ein Auszug davon zu bema-
ßen und mit der vollständigen Kennzeichnung zu versehen. In diesem Fall sind alle
auf der Bewehrungszeichnung vorkommenden Positionsnummern, bei denen eine
vollständige Kennzeichnung einschließlich bemaßter Biegeformen angegeben ist,
besonders hervorzuheben.
Die Entscheidung für Verwendung des Formblattes führt zur Darstellungsart 3.1)
1
Þ Die Darstellung 3 muss vorher zwischen allen Beteiligten vereinbart werden.

80
Zeichnungen f"r die Tragwerksplanung 2

Für Biegestellen
ohne Angabe
des Biegerollen-
durchmessers
gilt dessen
Mindestwert 4
ds (ds < 20 mm)
bzw. 7 ds (ds
¼20 mm)
>

Bild 5-5 Bewehrungszeichnung eines Unterzuges, Darstellungsart 2

Tafel 5-10 Biegeliste zu Bild 5-5, gekürzt


Pos.- An- ds Beton- Einzel- dbr Bemaßte Biegeform Gesamt- Gewicht
Nr. zahl stahl- länge Haken, sonstige (unmaßstäblich länge je
sorte Winkel- Biegestel- Position
haken, len
Schlau-
fen,
Bügel
in Kurz- in mm in cm in cm in m in kg
mm zeichen
1 2 16 IV S 12,00 24,00 37,9

4 2 25 IV S 10,00 50 20,00 77,00

6 3 25 IV S 7,75 17,5 23,25 89,5

8 99 10 IV S 1,84 4,0 182,16 112,4

Bei der Darstellungsart 3 ist die Bewehrung im Bauteil, vorzugsweise in Ansichten


und Schnitten, maßstäblich darzustellen, wobei die Stabenden zu markieren sind.
Wie bei Darstellungsart 2 werden die Biegeformen bei den Positionsnummern in
kleineren skizzenartigen Darstellungen angegeben, die jedoch unbemaßt bleiben.
Dafür sind die eingekreisten Positionsnummern durch die Typkennzeichen zu er-
gänzen sowie in der Bewehrungszeichnung eine Auflistung der vorkommenden
Typen nach Tafel 5-7 vorzusehen, Bild 5-6 und Tafel 5-11.

81
Bauzeichnungen

Bild 5-6 Bewehrungszeichnung eines Unterzuges, Darstellungsart 3

Tafel 5-11 Formenliste zu Bild 5-6, gekürzt


Pos.- Anzahl ds Betonstahl- Typ33) H D Teilgrößen3)
Nr. sorte
in mm Kurzzeichen a b c d e z
1 2 16 IV S A1 O 1200
4 2 25 IV S C2 O 20 320 39 42 624
6 3 25 IV S A1 L 750
8 99 19 IV S B2 25 54 0 13
3
) Maße der Teilgrößen in cm bzw. in Grad (, ).
33
) Biegeform nach DIN 1356 T10 (2.91)

Matten- und Stabstahllisten


Zu jedem Verlegeplan wird eine Schneideskizze angefertigt, in der gezeigt wird wie
die einzelnen Formnummern aus „ganzen“ Matten geschnitten werden sollen. Die
manchmal unvermeidlichen Mattenreste werden zum Schluss irgendwo im Bauteil
sinnvoll verlegt. Zur Schneideskizze gehört eine Bestell-Liste aller Matten eines Ver-
legeplanes mit Gewichtsangabe für die Abrechnung, Bild 5-3.
Zu jeder Bewehrungszeichnung in Darstellungsart 1 und 2 wird eine Gewichtsliste
angefertigt, die der Ermittlung der Gewichte der einzelnen Positionen dient. Für
ihre Aufstellung müssen die Einzellängen bekannt sein, die sich aus der Summie-
rung der Teillängen der jeweiligen Biegeform ergeben.
Die Bewehrung wird bei Darstellungsart 1 und 2 nach der Bewehrungszeichnung
gebogen, sofern nicht eine Biegeliste aufgestellt wird, in der alle Biegeformen voll-
ständig bemaßt aufgeführt sind. Mit ihrer Hilfe können die Bewehrungsstäbe unab-
hängig von der Bewehrungszeichnung gebogen werden. Biegeliste und Gewichts-
liste können kombiniert werden.

82
Zeichnungen f"r die Tragwerksplanung 2
Zu jeder Bewehrungsrichtung in Darstellungsart 3 wird eine Formenliste angefer-
tigt. Die Formenliste enthält alle zur eindeutigen Kennzeichnung und Festlegung
der Biegeformen erforderlichen Angaben. Sie hat den Charakter eines Datenform-
blattes. Die dort zusammengestellten Daten können unter Berücksichtigung der
Mindestmaße und -werte der Biegerollendurchmesser nach DIN 1045-1 bzw. EC2,
mithilfe der EDV ohne jede Zusatzinformation zur Gewichts-, Biege- oder Schneide-
liste weiterverarbeitet werden.
Die Schneideliste dient als weitere Ausführungshilfe zum Ablängen der Beweh-
rungsstäbe.
Die Bewehrung wird bei Darstellungsart 3 nach der Biegeliste gebogen.

5.5 Fertigteilzeichnungen
Fertigteilzeichnungen enthalten alle Angaben, die zur Herstellung von Fertigteilen
aus Stahlbeton, Spannbeton oder Mauerwerk im Fertigteilwerk oder auf der Bau-
stelle erforderlich sind. Die Fertigteilzeichnung für ein Fertigteil besteht deshalb aus
einer Rohbauzeichnung und einer Bewehrungszeichnung, mit Stahlliste im Regel-
fall auf einem Blatt dargestellt. Dieses Blatt muss zusätzlich die folgenden Angaben
enthalten:
— erforderliche Festigkeit des Fertigteilbaustoffs zurzeit des Transportes bzw. Ein-
baus,
— Eigenlast des Fertigteils bzw. der einzelnen Fertigteile,
— zulässige Maßtoleranzen der Fertigteile,
— Aufhängung bzw. Auflagerung für Transport und Einbau, ggf. auch Zwischenla-
gerung,
— ggf. Stückzahl.
Vorzugsmaßstab ist 1:20, auch 1:25.

5.6 Verlegezeichnungen
Nach Verlegezeichnungen werden Fertigteile auf der Baustelle zusammen- und ein-
gebaut. Sie enthalten und zeigen außer der Bemaßung
— Positionsbezeichnungen der einzelnen Fertigteile,
— Lage der Fertigteile im Gesamttragwerk,
— Einbauablauf,
— Einbaumaße und Einbautoleranzen, Auflagertiefen,
— Anschlüsse,
— ggf. Hilfsstützen bzw. Montagestützen,
— auf der Baustelle zusätzlich zu verlegende Bewehrung,
— Festigkeitsklassen u. #. der auf der Baustelle beim Einbau benötigten Baustoffe
(Ortbeton, Mörtel, usw.).
Vorzugsmaßstab ist 1:50.

5.7 Planungsaufwand und Schwierigkeitsgrad


Der jeweils erforderliche Planungsaufwand hängt ab vom Schwierigkeitsgrad des
geplanten Bauwerks:

83
Bauzeichnungen

— Tragwerke einfacher Bauten werden gebaut nach den Ausführungszeichnungen


des Objektplaners und den Bewehrungszeichnungen des Tragwerkplaners;
— Tragwerke von Bauten mittleren Schwierigkeitsgrades werden gebaut nach den
Ausführungszeichnungen des Objektplaners ergänzt durch Schaltpläne des
Tragwerkplaners und den Bewehrungsplänen des Tragwerkplaners;
— Tragwerke mit großem Schwierigkeitsgrad werden gebaut nach den Rohbau-
zeichnungen des Tragwerkplaners und den Bewehrungszeichnungen des Trag-
werkplaners.

84
Vermessung
3
Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Rainer Joeckel

Inhalt Seite
1 Grundlagen 86
1.1 Das Lagefestpunktfeld 86
1.2 Das Höhenfestpunktfeld 88
2 Grundaufgaben 88
2.1 Berechnung des Richtungswinkels und der Entfernung 88
2.2 Polarpunktberechnung 90
2.3 Höhenübertragung mit dem Tachymeter 90
2.4 Transformationen 91
2.5 Achsenschnitte 94
3 Festpunktverdichtung durch Polygonierung 95
3.1 Der beidseitig angeschlossene Polygonzug 95
3.2 Fehlergrenzen beim Polygonzug 97
3.3 Streckenreduktionen 98
4 Freie Standpunktwahl mit Helmert-Transformation 100
4.1 Stationierung durch Anschluss an koordinierte Punkte 100
4.2 Aufnahme der Neupunkte 101
4.3 Absteckung mit Freier Standpunktwahl 101
5 Geländeaufnahme 101
6 Absteckung 102
7 Liniennivellement 103
8 Achsberechnung 105
9 Mengenberechnung 109

Literatur
DIN 18709-1 10.95 Begriffe, Kurzzeichen und Formelzeichen im Vermessungswesen –
Teil 1: Allgemeines
DIN 18709-2 04.86 Begriffe, Kurzzeichen und Formelzeichen im Vermessungswesen –
Teil 1: Ingenieurvermessung
Baumann: Vermessungskunde. Bonn: Ferd. Dümmlers Verlag, Band 1, 5. Aufl. 1999, Band 2,
6. Aufl. 1999
Breuer/Hirle/Joeckel: Freie Stationierung. Dt. Verein für Vermessungswesen, Landesverein Ba-
den-Württemberg e. V., 1983
Desenritter: DV-gerechte Funktionen für Klothoidenberechnungen, Straßen- und Tiefbau, H. 37,
3/1983, Isernhagen: Giesel Verlag für Publizität, 1983
Gruber/Joeckel: Formelsammlung für das Vermessungswesen 15. Aufl. 2011, Wiesbaden: Teubner
Möser/Müller/Schlemmer/Werner: Handbuch Ingenieurgeodäsie, Ingenieurbau. Heidelberg:
Wichmann Verlag, 2007
Möser/Müller/Schlemmer/Werner: Handbuch Ingenieurgeodäsie, Straßenbau. Heidelberg:
Wichmann Verlag, 2002
Joeckel/Stober/Huep: Elektronische Entfernungs- und Richtungsmessung und ihre Integration
in aktuelle Positionierungsverfahren 5. Aufl. 2008, Heidelberg: Wichmann

85

U. Vismann (Hrsg.), Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln, DOI 10.1007/978-3-8348-8613-2_3,


© Vieweg+Teubner Verlag |Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012
Vermessung
Matthews: Vermessungskunde, Teil 1, 29. Aufl., 2003, Wiesbaden: Teubner
Osterloh: Erdmassenberechnung. 4. Aufl. Wiesbaden: Bauverlag, 1985
Osterloh: Straßenplanung mit Klothoiden und Schleppkurven. 5. Aufl. Wiesbaden: Bauverlag,
1991
Richtlinien für die Anlage von Straßen RAS, Teil: Vermessung (RAS-Verm), 2001, Forschungs-
gesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen VGSV, 2001
Schnädelbach: Zur Berechnung von Schnittpunkten mit der Klothoide. Zeitschrift für Vermes-
sungswesen, 3/1983
Witte/Schmidt: Vermessungskunde und Grundlagen der Statistik für das Bauwesen.
7. Aufl. 2010, Heidelberg: Wichmann
Anmerkung: Entsprechend DIN 18709 werden die dort angeführten Bezeichnungen verwendet.

1 Grundlagen
Die vermessungstechnischen Arbeiten gliedern sich in
0 Horizontal- oder Lagemessungen und
0 Vertikal- oder Höhenmessungen
In der Regel bezieht man sich dabei auf ein Lagefestpunktfeld und ein Höhenfest-
punktfeld.

Bei bautechnischen Vermessungen sind die beiden Aufgaben:


0 Erfassung (Punktaufnahme) und
0 Absteckung (!bertragung des Bauentwurfs in das Gelände)
von besonderer Bedeutung.
Die Vermessung bildet die Grundlage für die Planung und Durchführung von Bau-
vorhaben.

1.1 Das Lagefestpunktfeld


Das Lagefestpunktfeld umfasst ein enges Netz koordinierter Punkte, von denen aus
Absteckung und Punktaufnahme durchgeführt werden können. Die Punkte sind der-
zeit noch überwiegend im Gauß-Krüger-Meridianstreifensystem (GK-System) koor-
diniert. Zukünftig werden sie im Universalen Transversalen Mercatorsystem (UTM-
System) koordiniert sein.

GK-System:

Das GK-System erlaubt eine winkeltreue jedoch nicht längentreue Abbildung des
Erdellipsoids in die Ebene. Das GK-System ist in 3. -breite Meridianstreifen einge-
teilt. In der Mitte der Meridianstreifen liegen die Bezugsmeridiane L0.
Für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland sind die Bezugsmeridiane
L0 ¼ 6. , 9. , 12. und 15. östlich Greenwich in östlicher Richtung durchnummeriert
und mit einer Kennzahl K z versehen.
Kz ¼ L0 =3.

86
Grundlagen

Die Gauß-Krüger-Koordinaten eines Punktes


nennt man Rechts- und Hochwert.
3
Rechtswert ¼ R ¼ Ordinate ¼ R 0 + Y

Mit
R 0 ¼ Ordinatenwert des Bezugsmeridians
¼ (K z þ 0,5) 106 m
Y ¼ Abstand des Punktes vom Bezugsmeridian
(Lotlänge). "stlich vom Bezugsmeridian ist
Y positiv, westlich davon negativ.
Bild 1-1 GK-Koordinaten

Beispiele Ein Punkt A liegt 23415,25 m östlich vom 9, -Meridian


R 0 ¼ (9, /3, + 0,5) 106 m ¼ 3500000 m
R A ¼ R 0 þ Y A ¼ 3523415,25 m
Ein Punkt B liegt 77216,82 m westlich vom 12, -Meridian
R 0 ¼ (12, /3, þ 0,5) 106 m ¼ 4500000 m
R B ¼ R 0 þ Y B ¼ 4422783,18 m
Hochwert ¼ H ¼ Abszisse ¼ Länge des Bezugsmeridians vom #quator bis zum
Lotfußpunkt.
Beispiel H ¼ 5617316,17 m
Gauß-Krüger-Koordinaten sind ebene rechtwinklige Koordinaten. Bei der Abbildung
einer auf der Erdoberfläche gemessenen Strecke in die Gauß-Krüger-Ebene muss
eine Verzerrungskorrektur angebracht werden (siehe Abschnitt 3.3).
UTM-System:
Das UTM-System erlaubt ebenfalls eine winkeltreue Abbildung des Erdellipsoids in
die Ebene. Das UTM-System ist in 6. breite Meridianstreifen eingeteilt. In der Mitte
der Meridianstreifen liegen die Bezugsmeridiane L0. Für das Gebiet der Bundesrepub-
lik Deutschland sind die Bezugsmeridiane L0 ¼ 3. , 9. und 15. östlich Greenwich in
östlicher Richtung durchnummeriert und mit einer Zonennummer Z versehen.
L0 þ 3.
Z¼ þ 30
6.
Die UTM-Koordinaten eines Punktes nennt man Ost- und Nord-Wert.
Ostwert ¼ E ¼ Ordinate ¼ E0 þ Y
Mit
E0 ¼ (Z þ 0,5) 106 m
Y ¼ Abstand des Punktes vom Bezugsmeridian. "stlich vom Bezugsmeridian ist Y positiv,
westlich davon negativ.
Beispiel Ein Punkt C liegt 107325,16 m westlich vom 9, Meridian.
Z ¼ 32
E0 ¼ 32500000 m
EC ¼ 32392674,84
Nordwert ¼ N ¼ Abszisse ¼ Länge des Bezugsmeridians vom #quator bis zum
Lotfußpunkt
Beispiel N ¼ 5489217,12 m
Die Koordinaten des Festpunktfeldes können über die Landesvermessungsämter
der Bundesländer bezogen werden. Die einzelnen Landesvermessungsämter sind
über das Internetportal: www.adv-online.de zu erreichen.
Die Festpunktfelder der Länder bestehen derzeit noch aus dem trigonometrischen
Punktfeld (TP-Feld) mit einem durchschnittlichen Punktabstand von ca. 1 km. Das
TP-Feld ist durch das Aufnahmepunktfeld (AP-Feld) weiter verdichtet. In Ortslagen

87
Vermessung

beträgt der durchschnittliche Punktabstand des AP-Feldes ca. 200 m. Reicht diese
Punktdichte für ein Bauvorhaben nicht aus, so muss z. B. durch Polygonierung (sie-
he Abschnitt 3) das Punktfeld weiter verdichtet werden.
Die Punktverdichtung (sowohl nach Lage und Höhe) kann aber auch durch satelli-
tengestützte Vermessung erfolgen. Dazu kann unter anderem der bundesweit zur
Verfügung stehende Satellitenpositionierungsdienst SAPOS ! eingesetzt werden.
Hierzu ist ein GPS-Empfänger und eine Verbindung zu einer Referenzstation über
Langwelle, UKW oder Mobiltelefon (GSM) erforderlich.
SAPOS ! bietet folgende Dienste an:
0 Echtzeit-Positionierungs-Service (EPS) mit einer Genauigkeit von 0,5 m bis 3 m.
Dieser Dienst kann über UKW, Langwelle oder 2 m – Funk genutzt werden.
0 Hochpräziser-Echtzeit-Positionierungs-Service (HEPS) mit einer Genauigkeit von
1 cm bis 5 cm. Durch Vernetzung der SAPOS !-Referenzstationen kann diese Ge-
nauigkeit auf 1 bis 2 cm gesteigert werden. Hier werden Korrekturdaten über
Mobiltelefon (GSM) oder 2 m – Funk übertragen.
0 Geodätisch Hochpräziser Positionierungs-Service (GHPS). Hier lassen sich Ge-
nauigkeiten im Subzentimeterbereich erzielen.
Einzelheiten über die erforderliche Hardware-Konfiguration und die angebotenen
Dienste sind über die Internet-Adresse www.sapos.de bzw. www.ascos.de zu erfahren.

1.2 Das Höhenfestpunktfeld


Die gesamte Bundesrepublik ist mit einem Netz stabiler Höhenfestpunkte überzogen.
Meist werden die Höhenfestpunkte durch waagrechte Höhenbolzen, die in Bauwerks-
fundamenten angebracht sind, verkörpert. Der Abstand der Höhenfestpunkte beträgt
in Ortslagen etwa 300 m. Bei diesem geringen Punktabstand ist ein Höhenanschluss
durch Liniennivellement (siehe Abschnitt 7) immer schnell durchführbar. Bei Bau-
maßnahmen empfiehlt es sich, immer an zwei Höhenfestpunkten anzuschließen.
Die Höhen der alten Bundesländer beziehen sich derzeit noch überwiegend auf die
Bezugsfläche „Normal Null“ (NN), die an den Amsterdamer Pegel angeschlossen
ist. Die Höhen der neuen Bundesländer beziehen sich auf den Pegel Kronstadt (bei
St. Petersburg). Man bezeichnet sie als Höhen über Höhen-Null (HN). Die HN-Be-
zugsfläche liegt ca. 16 cm unter der NN-Bezugsfläche. Im !bergangsbereich kann
dies zu Problemen bei der Höhenübertragung führen. Inzwischen hat eine Umstel-
lung auf ein bundesweit einheitliches Höhensystem (Normalhöhen) begonnen.
Da die Höhenwerte der verschiedenen Systeme nicht identisch sind, muss gewähr-
leistet sein, dass sich sämtliche Höhenpunkte eines Projektes auf ein einheitliches
Höhensystem beziehen.
Die Höhen des Festpunktfeldes können von den Landesvermessungsämtern der
Bundesländer über die Internetadresse www.adv-online.de bezogen werden.

2 Grundaufgaben
2.1 Berechnung des Richtungswinkels und der Entfernung
Gegeben: P1 ðY1 , X1 Þ
P2 ðY2 , X2 Þ
Gesucht: t1,2 und S1,2
Lösung:
DY ¼ Y2 # Y1
DX ¼ X2 # X1
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
S1,2 ¼ DX 2 þ DY 2 (2-1)
DY
Bild 2-1 Richtungswinkel und Entfernung t1,2 ¼ arctan (2-2)
DX

88
Grundaufgaben

Der Richtungswinkel t muss immer im Intervall 0 < t < 400 gon liegen.
Je nach Vorzeichen von DY und DX wird er in einem der Quadranten I bis IV lie-
gen.
3

Tafel 2-1 Quadrantenfestlegung

Quadrant DY DX Richtungswinkel
DY
t ¼ arctan
DX
I þ þ t
II þ ! t þ 200 gon
III ! ! t þ 200 gon
IV ! þ t þ 400 gon

Bild 2-2 Quadranten

Bei einigen Taschenrechnern wird der Richtungswinkel t im Intervall: #200 gon < t
< 200 gon ausgegeben. Um den quadrantengerechten Richtungswinkel zu bekom-
men, muss bei negativem Vorzeichen dann 400 gon dazuaddiert werden.

Geschlossene Formel für quadrantengerechte Richtungswinkel:

DY ¼ Y2 # Y1 þ 1 " 10#a
DX ¼ X2 # X1 þ 1 " 10#a
a entspricht der Stellenzahl, mit der gerechnet wird (z. B. a ¼ 8 bei achtstelliger Ge-
nauigkeit).
200 DY
t ½gon, ¼ arctan þ 200 # ð1 þ sgn DX Þ " sgn DY " 100 ð2-3Þ
p DX
oder für Taschenrechner mit voreingestellter Winkeleinheit „Gon“:
DY
t ½gon, ¼ arctan þ 200 # ð1 þ sgn DX Þ " sgn DY " 100 ð2-3aÞ
DX
Die meisten Taschenrechner verfügen über die „Signum“-Funktion (sgn x), wobei
gilt:
sgn x ¼ 1 für x > 0
sgn x ¼ 0 für x ¼ 0
sgn x ¼ #1 für x < 0

Beispiele
DY DX t
þ50,15 þ48,27 51,216 gon
þ27,83 !65,12 174,289 gon
!39,46 !47,74 243,973 gon
!62,39 þ28,28 327,093 gon

89
Vermessung

2.2 Polarpunktberechnung
Gegeben: Standpunkt SðYS , XS Þ
Anschlusspunkt AðYA , XA Þ
Gemessen: an , Sn
Gesucht: Pn ðYn , Xn Þ

Bild 2-3 Polarpunktberechnung

Lösung:
YA # YS
tS, A ¼ arctan ð2-4Þ
XA # XS
tS, A muss im Intervall 0 < t < 400 gon liegen (siehe 2.1!)
tn ¼ tS, A þ an ð2-5Þ
falls tn 1 400 gon dann 400 gon abziehen.
Yn ¼ YS þ Sn " sin tn ð2-6Þ
Xn ¼ XS þ Sn " cos tn ð2-7Þ
Beispiel YS ¼ 100,00 m XS ¼ 100,00 m an ¼ 27,000 gon
YA ¼ 150,00 m XA ¼ 150,00 m Sn ¼ 100,00 m
tS, A ¼ 50,000 gon tn ¼ 77,000 gon
Yn ¼ 193,544 m Xn ¼ 135,347 m
Diese Aufgabe lässt sich auch umkehren:
Punkte mit gegebenen Y , X -Koordinaten sollen polar abgesteckt werden. Dann ist
gesucht: an und Sn
Lösung:
Yn # YS
tn ¼ arctan
Xn # XS
an ¼ tn # tS, A
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Sn ¼ ðYn # YS Þ2 þ ðXn # XS Þ2

2.3 Höhenübertragung mit dem Tachymeter


Gemessen:
Zenitwinkel Z
Schrägstrecke S
Instrumentenhöhe i
Zielhöhe t

Gesucht:
Höhenunterschied DH

Bild 2-4 Trigonometrische Höhenübertragung

90
Grundaufgaben

Lösung:
DH ¼ S " cos Z þ i # t ð2-8Þ 3
Für S > 200 m muss die Erdkrümmung und die Refraktion berücksichtigt werden:
S2
DH ¼ S " cos Z þ " 0,87 þ i # t ð2-9Þ
2R
mit R ¼ Erdradius ¼ 6380000 m

Beispiel: S ¼ 295,15 m Z ¼ 93,105 gon i ¼ 1,355 m t ¼ 1,585 m


DH ¼ 31,904 þ 0,006 þ 1,355 ! 1,585 ¼ 31,680 m

2.4 Transformationen
Sehr oft werden Bauwerkskoordinaten in einem lokalen Koordinatensystem be-
rechnet, das keinen Bezug zum übergeordneten Koordinatensystem der Vermes-
sungsverwaltungen hat. Soll dieses Bauwerk dann vom übergeordneten Koordina-
tensystem aus abgesteckt werden, so muss eine Transformation erfolgen. Für eine
Transformation von einem Ausgangssystem in ein Zielsystem sind in der Regel
vier Transformationsparameter erforderlich. Diese vier Parameter müssen zuvor
mithilfe identischer Punkte ermittelt werden. Identische Punkte sind in beiden Sys-
temen koordiniert.

Transformation mit zwei identischen Punkten:


Um Punkte des Systems 1 (Ausgangs-
system y, x) in das System 2 (Zielsys-
tem Y , X ) zu überführen, hat man vier
Freiheitsgrade:
Y0 Verschiebung parallel zur Y-Achse
X0 Verschiebung parallel zur X-Achse
a Drehung
M Maßstabsänderung

Mit den folgenden Transformations-


gleichungen lassen sich Punkte des Sys-
tems 1 in das System 2 transformie-
ren:
Y ¼ Y0 þ M " sin a " x þ M " cos a " y
X ¼ X0 þ M " cos a " x # M " sin a " y
Bild 2-5 4-Parameter-Transformation

oder mit o ¼ M " sin a und a ¼ M " cos a folgt:


Y ¼ Y0 þ o " x þ a " y ð2-10Þ
X ¼ X0 þ a " x # o " y ð2-11Þ
Mit den Koordinaten von zwei identischen Punkten P 1 (y 1, x 1/Y 1, X 1) und P 2(y 2,
x 2/Y 2/X 2) ergeben sich die Parameter wie folgt:
ðx2 # x1 Þ ðY2 # Y1 Þ # ðy2 # y1 Þ ðX2 # X2 Þ
o¼ ð2-12Þ
ðx2 # x1 Þ2 þ ðy2 # y1 Þ2
ðx2 # x1 Þ ðX2 # X1 Þ þ ðy2 # y1 Þ ðY2 # Y1 Þ
a¼ ð2-13Þ
ðx2 # x1 Þ2 þ ðy2 # y1 Þ2

91
Vermessung
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
bzw. M ¼ a2 þ o 2 ð2-14Þ
%o &
a ¼ arctan ð2-15Þ
a
Y0 ¼ Y1 # o " x1 # a " y1 ð2-16Þ
X0 ¼ X1 # a " x1 þ o " y1 ð2-17Þ
Für die Transformation von System 2 in das System 1 (Rücktransformation) folgt:
a o
y ¼ 2 ðY # Y0 Þ # 2 ðX # X0 Þ ð2-18Þ
M M
a o
x ¼ 2 ðX # X0 Þ þ 2 ðY # Y0 Þ ð2-19Þ
M M
Beispiel
Punkt-Nr. y x Y X
Identische Punkte
287 !24,02 30,93 492,95 755,49
288 60,32 !80,15 367,51 816,38

Neupunkt
350 34,76 87,52 ! !

o ¼ 0,452314 M ¼ 0,999763
a ¼ #0,891593 a ¼ 170,1121 gon
Y0 ¼ 457,544 X0 ¼ 772,202
Y 350 ¼ 466,14 X350 ¼ 678,45

Rücktransformation mit Gl. 2-18 und Gl. 2-19 ergibt wieder:


y 350 ¼ 34,76 x 350 ¼ 87,52

Transformationen mit mehr als zwei identischen Punkten (Helmert-Transformation)


Die Koordinaten der identischen Punkte P 1 bis P n werden hierfür auf den Schwer-
punkt bezogen.
1 Pn 1 Pn
yS ¼ yi xS ¼ xi
n i¼1 n i¼1
1 Pn 1 Pn
YS ¼ Yi XS ¼ Xi
n i¼1 n i¼1
yi ¼ yi # ys xi ¼ xi # xs
Yi ¼ Yi # Ys Xi ¼ Xi # Xs

Berechnung der Transformationsparameter:


Pn n
P
ðxi Yi # yi Xi Þ ðyi Yi þ xi Xi Þ
o ¼ i¼1
Pn (2-20) a ¼ i¼1P
n (2-21)
ðxi 2 þ yi 2 Þ ðxi 2 þ yi 2 Þ
i¼1 i¼1
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi %o &
bzw. M ¼ a2 þ o 2 a ¼ arctan
a
Y0 ¼ YS # o " xS # a " yS (2-22)
X0 ¼ XS # a " xS þ o " yS (2-23)

92
Grundaufgaben

Formeln für die Transformation von System 1 in das System 2:


Y ¼ Y0 þ o " x þ a " y ð2-24Þ 3
X ¼ X0 þ a " x # o " y ð2-25Þ
Kontrolle bei der Helmert-Transformation:
Werden auch die identischen Punkte mit den Gleichungen 2-24 und 2-25 transfor-
miert, so erhält man die Verbesserungen vy und vx mit:
vy ¼ Y # Y0 # o " x # a " y ð2-26Þ
vx ¼ X # X0 # a " x þ o " y ð2-27Þ
Für die Verbesserungen der n identischen Punkte gilt:
Pn n
P
v yi ¼ v xi ¼ 0 ð2-28Þ
i¼1 i¼1
Aus diesen Verbesserungen lässt sich auch eine Standardabweichung für die Koor-
dinaten im System 2 ableiten:
vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
uP
un
u ðv 2 þ vy2i Þ
ti¼1 xi
Sy ¼ S x ¼ ð2-29Þ
2n # 4
Für die Transformation von System 2 in das System 1 (Rücktransformation) gilt:
aðY # Y0 Þ # oðX # X0 Þ
y¼ ð2-30Þ
a2 þ o 2
aðX # X0 Þ þ oðY # Y0 Þ
x¼ ð2-31Þ
a2 þ o 2
Beispiel
Punkt-Nr. y x Y X
Identische Punkte
287 ! 24,02 30,93 492,95 755,49
288 60,32 !80,15 367,51 816,38
209 !157,36 194,14 685,81 670,22
275 6,48 !9,26 447,58 777,51

Neupunkt
350 34,76 87,52 ! !

y S ¼ !28,645 x S ¼ 33,915
Y S ¼ 498,462 X S ¼ 754,900

Punkt-Nr. y! x! Y! X!
287 4,625 !2,985 !5,512 0,590
288 88,965 !114,065 !130,952 61,480
209 !128,715 160,225 187,348 !84,680
275 35,125 !43,175 !50,882 !22,610
4
P
ðx i Y i ! y i X i Þ ¼ 30002,097
i¼1
P4
ðy i Y i þ x i X i Þ ¼ !59135,883
i¼1
P4
ðx 2i þ y 2i Þ ¼ 66293,344
i¼1

93
Vermessung
o ¼ 0,452566 M ¼ 1,0002697
a ¼ !0,892034 a ¼ 170,1105 gon
Y0 ¼ 457,561 X0 ¼ 772,190
vy1 ¼ !0,036 m vx1 ¼ þ0,020 m
vy2 ¼ þ0,029 m vx2 ¼ !0,007 m
vy3 ¼ þ0,017 m vx3 ¼ !0,006 m
vy4 ¼ !0,010 m vx4 ¼ !0,007 m
Probe:
P P
¼0 ¼0
Standardabweichung:
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
0,00306
Sx ¼ Sy ¼ ¼ 0,028 m
4
Y350 ¼ 466,16 X350 ¼ 678,39

Rücktransformation dieser Koordinaten mit Gl. 2-30 und Gl. 2-31:


y350 ¼ 34,76 x350 ¼ 87,52

2.5 Achsenschnitte
0 Schnitt zweier geradliniger Achsen
Gegeben:
AðYA , XA Þ, BðYB , XB Þ, C ðYC , XC Þ, DðYD , XD Þ
Gesucht:
SðYS , XS Þ
Lösung:
YB # YA
k1 ¼ (2-32)
XB # XA
YD # YC
k2 ¼ (2-33)
XD # XC
ðYC # YA Þ# k2 ðXC # XA Þ
XS ¼ XA þ (2-34)
k1 # k2
Bild 2-6 Schnitt Gerade-Gerade
YS ¼ YA þ k1 ðXS # XA Þ (2-35)

Beispiel
Punkt-Nr. Y X
A 360,20 2934,77 k1 ¼ 2,15965
k2 ¼ !2,88707
B 480,19 2990,33
C 400,17 3000,19
D 484,79 2970,88

S 458,13 2980,11

0 Schnitt einer geradlinigen Achse mit Kreis

Gegeben: AðYA , XA Þ, BðYB , XB Þ, Kreismittelpunkt MðYM , XM Þ, Radius r

Gesucht: S1 ðYS1 , XS1 Þ bzw. S2 ðYS2 , XS2 Þ

Lösung: Berechnung der Strecke AM und der Richtungswinkel tA,B und tA,M aus
den gegebenen Koordinaten (siehe Abschnitt 2.1).

94
Festpunktverdichtung durch Polygonierung

a ¼ jtA, M # tA, B j (2-36)


3
h ¼ AM " sin a (2-37)
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
HS ¼ HS 1 ¼ HS 2 ¼ r 2 # h2 (2-38)
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
2
AH ¼ AM # h2 (2-39)

Bild 2-7 Schnitt Gerade-Kreis

AS 1 ¼ AH # HS bzw. AS 2 ¼ AH þ HS (2-40)
YS1 ¼ YA þ AS 1 " sin tA, B bzw. YS2 ¼ YA þ AS 2 " sin tA, B (2-41)
XS1 ¼ XA þ AS 1 " cos tA, B bzw. XS2 ¼ XA þ AS 2 " cos tA, B (2-42)

In der Regel kann der Bearbeiter aus der geometrischen Anordnung der Punkte
klar entscheiden, welche der beiden Lösungen gesucht ist.
Kontrolle: S1 M ¼ S2 M ¼ r
Beispiel a ¼ 30,6165 gon
Punkt-Nr. Y X
AM ¼ 111,696 m
A 391,70 713,51
h ¼ 51,670 m
B 514,56 680,94
HS ¼ 28,065 m
M 500,66 738,08
AH ¼ 99,026 m
r ¼ 58,80 m
AS 1 ¼ 70,962 m
S1 460,29 695,33
AS 2 ¼ 127,091 m
S2 514,55 680,94

3 Festpunktverdichtung durch Polygonierung


Reicht die Dichte des amtlichen Festpunktfeldes für die Absteckung eines Bauwerks
nicht aus, so muss das Festpunktfeld durch Einschaltung weiterer koordinierter
Punkte verdichtet werden.
Dies kann z. B. mithilfe eines Polygonzuges geschehen. Vor allem für die Abste-
ckung von Straßenachsen ist der Polygonzug zur Schaffung trassennaher Vermes-
sungspunkte geeignet.

3.1 Der beidseitig angeschlossene Polygonzug


Die wichtigste Polygonzugsvariante ist der beidseitig angeschlossene Polygonzug.
Hierbei können zwischen die beiden gegebenen Festpunkte P 1 und P n die Neu-
punkte P2 bis P n#1 durch Winkel- und Streckenmessung eingeschaltet werden (sie-
he Bild 3-1). Außerdem sind hierbei die Anschlusspunkte P0 und P n+1 für die An-
schlussrichtungen erforderlich.

95
Vermessung

Bild 3-1 Polygonzug

Gegeben: Koordinaten der Anschlusspunkte P0 , P1 , P n, P n+1


Gemessen: Brechungswinkel b1 , b2 , . . . , bn
Strecken S 1,2, S 2,3 , . . ., S n#1, n
Gesucht: Koordinaten der Neupunkte P 2 bis P n#1
Lösung:
0 Berechnung der An- und Abschlussrichtungswinkel
y1 # y0 ynþ1 # yn
t0, 1 ¼ arctan (3-1) tn, nþ1 ¼ arctan (3-2)
x1 # x0 xnþ1 # xn
Die Richtungswinkel t müssen im Intervall 0 < t < 400 gon liegen (siehe 2.1)
0 Berechnung der Winkelabschlussverbesserung vb und der ausgeglichenen Rich-
tungswinkel.
Ausgehend vom Anschlussrichtungswinkel t 0,1 können alle weiteren Richtungs-
winkel der Polygonseiten wie folgt berechnet werden:

t1, 2 ¼ t0, 1 # 200 gon þ b1 ð)400 gonÞ


t2, 3 ¼ t1, 2 # 200 gon þ b2 ð)400 gonÞ
.. (3-3)
.
ti, iþ1 ¼ ti#1, i # 200 gon þ bi ð)400 gonÞ
..
.

Ergibt sich ti, iþ1 > 400 gon, dann 400 gon abziehen!
Ergibt sich ti, iþ1 < 0 gon, dann 400 gon dazuzählen!
Der Richtungswinkel t i, i+1 lässt sich auch aus dem Anschlussrichtungswinkel t 0, 1
und der Summe der Brechungswinkel berechnen:

t1, 2 ¼ t0, 1 # 200 gon þ b1 ð)400 gonÞ


t2, 3 ¼ t0, 1 # 2 " 200 gon þ b1 þ b2 ð)400 gonÞ
..
. (3-4)
Pi
ti, iþ1 ¼ t0, 1 # i " 200 gon þ bk ð)400 gonÞ
.. k¼1
.

96
Festpunktverdichtung durch Polygonierung

Aufgrund von Ungenauigkeiten in den Brechungswinkeln b und Restfehlern in den


Anschlusskoordinaten wird die nach Gl. 3-4 berechnete Abschlussrichtung nicht
mit der nach Gl. 3-2 aus Koordinaten berechneten übereinstimmen. Diese Abwei-
3
chung kann als Winkelabschlussverbesserung vb wie folgt berechnet werden:
" n
#
P
vb ¼ tn, nþ1 # t0, 1 # n " 200 gon þ bk ð)400 gonÞ ð3-5Þ
k¼1
„SOLL # IST“
Falls vb innerhalb der Fehlergrenzen (siehe 3.2) liegt, erfolgt eine gleichmäßige
Verteilung der Abschlussverbesserungen auf die einzelnen Brechungswinkel und
man erhält die endgültigen und ausgeglichenen Richtungswinkel t! nach (3-3).
vb
t!i, iþ1 ¼ t!i#1, i # 200 gon þ bi þ ð)400 gonÞ ð3-6Þ
n
0 Berechnung der Koordinatenabschlussverbesserungen und der ausgeglichenen
Koordinaten der Neupunkte.
Mit den ausgeglichenen Richtungswinkeln t! und den Strecken S erhält man die
Koordinatenunterschiede:
DYi, iþ1 ¼ Yiþ1 # Yi ¼ Si, iþ1 " sin t!i, iþ1 ð3-7Þ
DXi, iþ1 ¼ Xiþ1 # Xi ¼ Si, iþ1 " cos ti, iþ1 ð3-8Þ
Aufgrund der Ungenauigkeiten in den Strecken, in den ausgeglichenen Rich-
tungswinkeln und in den Anschlusskoordinaten wird die Summe der nach Gl. 3-
7 und Gl. 3-8 berechneten Koordinatenunterschiede nicht mit den Sollwerten Y n #
Y 1 und X n # X 1 übereinstimmen. Man berechnet deshalb die Koordinatenan-
schlussverbesserungen vy und vx nach folgenden Gleichungen:
n#1
P
vY ¼ ðYn # Y1 Þ # DYk, kþ1 ð3-9Þ
k¼1
n#1
P
vX ¼ ðXn # X1 Þ # DXk, kþ1 ð3-10Þ
k¼1
Diese Verbesserungen werden nun proportional zu den Seitenlängen auf die ein-
zelnen Koordinatenunterschiede verteilt:
Si, iþ1
vDYi, iþ1 ¼ P " vY ð3-11Þ
S
Si, iþ1
vDXi, iþ1 ¼ P " vX ð3-12Þ
S
Somit folgt für die endgültigen und ausgeglichenen Koordinaten der Neupunkte:
Yiþ1 ¼ Yi þ DYi, iþ1 þ vDY i, iþ1 ð3-13Þ
Xiþ1 ¼ Xi þ DXi, iþ1 þ vDXi, iþ1 ð3-14Þ
Setzt man diese Berechnung bis zum Abschlusspunkt P n fort, so ergibt sich die
Kontrolle:
Yn ¼ Yn SOLL Xn ¼ Xn SOLL

3.2 Fehlergrenzen beim Polygonzug


Die nach Gl. 3-9 und Gl. 3-10 berechneten Koordinatenverbesserungen vy und vx
werden in Längsverbesserung L und Querverbesserung Q umgerechnet:
vy ðYn # Y1 Þ þ vx ðXn # X1 Þ

P1 Pn
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
vy ðXn # X1 Þ # vx ðYn # Y1 Þ
Q¼ mit P1 Pn ¼ ðYn # Y1 Þ2 þ ðXn # X1 Þ2
P1 Pn

97
Vermessung

L, Q und die nach Gl. 3-5 berechnete Winkelabschlussverbesserung vb müssen in-


nerhalb der vorgeschriebenen Fehlergrenzen (B.-W.) liegen:
Zulässige Winkelabweichung ZW in [mgon]:
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
6002 2
ZW2 ¼ P 2 ðn # 1Þ " n þ 102 für Genauigkeitsstufe 2
ð sÞ
2
ZW1 ¼ ZW2 für Genauigkeitsstufe 1
3
Zulässige Längsabweichung ZL in [m]:
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ZL2 ¼ 0,032 ðn # 1Þ þ 0,062 für Genauigkeitsstufe 2
2
ZL1 ¼ ZL2 für Genauigkeitsstufe 1
3
Zulässige lineare Querabweichung ZQ in [m]:
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ZQ2 ¼ 0,0032 " n 3 þ 0,000052 " S 2 þ 0,062 für Genauigkeitsstufe 2
2
ZQ1 ¼ ZQ2 für Genauigkeitsstufe 1
3
Dabei bedeuten: n ¼ Zahl der Brechungswinkel
P
s ¼ Summe der Polygonseiten in Metern
S ¼ Strecke P1 Pn in Metern
Genauigkeitsstufe 1 ¼ Gebiete mit hohem Grundstückswert
Genauigkeitsstufe 2 ¼ übrige Gebiete

3.3 Streckenreduktionen
Werden die Polygonzüge im Gauß-Krüger- oder UTM-Koordinatensystem berech-
net, müssen die gemessenen Strecken in diese Rechenebenen abgebildet werden.
Bei dieser Abbildung treten Verzerrungen auf, die berücksichtigt werden müssen.
Außerdem muss berücksichtigt werden, wenn die mittlere Höhe des Messgebietes
von der Höhe des Meeresspiegels abweicht.
Streckenreduktion DS bei Gauß-Krüger-Systemen:
" 2 #
Y h
DS ¼ S 2
# ð3-15Þ
2R R
Streckenreduktion bei UTM-Systemen:
" 2 #
Y h
DS ¼ S # # 0,0004 ð3-16Þ
2R 2 R
!
Für die reduzierte Strecke S folgt dann:
S! ¼ S þ DS ð3-17Þ
Dabei bedeuten: S ¼ gemessene Horizontalstrecke
R ¼ Erdradius (6380 km)
Y ¼ Entfernung des Messgebietes vom Bezugsmeridian
h ¼ mittlere Höhe über dem Meeresspiegel
Tafel 3-1 Streckenreduktion
Streckenreduktion DS [mm] für 100 m-Strecke bei GK-Systemen
Y [km] 0 20 40 60 80 100 120
h [m]
0 0 0,5 2,0 4,4 7,9 12,3 17,7
200 !3,1 !2,6 !1,2 1,3 4,7 9,1 14,6
400 !6,2 !5,8 !4,3 !1,8 1,6 6,0 11,4
600 !9,4 !8,9 !7,4 !5,0 !1,5 2,9 8,3
800 !12,5 !12,0 !10,6 !8,1 !4,7 !0,3 5,1
1000 !15,7 !15,2 !13,7 !11,3 !7,8 !3,4 2,0

98
Festpunktverdichtung durch Polygonierung

Beispiel S ¼ 265,500 m Y ¼ 20 km h ¼ 600 m


Aus Tabelle für 100 m-Strecke:
Reduktion für S ¼ 265,500 m
DS ¼ #8,9 mm
DS ¼ 2,655 " ð#8,9Þ ¼ #24 mm
3
S! ¼ 265,476 m
Für die Streckenreduktion bei UTM-Systemen sind von den Werten der
Tafel 2 jeweils 40 mm abzuziehen:
für 100 m-Strecke: DS ¼ #48,9 mm
für S ¼ 265,500 m DS ¼ 2,655 " ð#48,9Þ ¼ #130 mm
S! ¼ 265,370 m
Beispiel zur Polygonzugsberechnung:
Gegeben: Koordinaten der Anschlusspunkte P 0, P 1, P 5, P 6
Gemessen: Brechungswinkel b1 bis b5
Reduzierte Horizontalstrecken S 1,2, S 2,3, S 3,4, S 4,5
Gesucht: Koordinaten der Neupunkte P2, P3 und P4
Punkt-Nr. Y [m] x [m]
P0 927,64 5431,00
P1 406,23 4234,58
P5 293,59 3681,46
P6 382,17 3780,26
Punkt-Nr. b [gon] S [m]
P1 203,2750
157,33
P2 188,1460
109,98
P3 172,0410
161,56
P4 226,7470
152,08
P5 30,1530
P
S ¼ 580,95
(3-1): t0,1 ¼ 226,1644 gon ZW2 ¼ 0,0136 gon ¼ 13,6 mgon
(3-2): t5, 6 ¼ 46,5312 gon ZW1 ¼ 0,0091 gon ¼ 9,1 mgon
(3-5): vb ¼ 0,0048 gon ¼ 4,8 mgon vb
¼ 0,00096 gon
5
t! DY DX vDY vDX Y X
(3-6) (3-7) (3-8) (3-11) (3-12) (3-13) (3-14)
P0
226,1644
P1 406,23 4234,58
229,4404 !70,191 !140,804 0,011 !0,003
P2 336,050 4093,773
217,5873 !29,998 !105,810 0,008 !0,002
P3 306,060 3987,961
189,6293 26,202 !159,421 0,011 !0,003
P4 332,273 3828,537
216,3772 !38,693 !147,075 0,010 !0,002
P5 293,59 3681,46
46,5312
P6
P P
DY ¼ DX ¼ Y5 ! Y1 ¼ X5 ! X1 ¼
!112,68 !553,11 !112,64 !553,12
vY ¼ 0,04 m vX ¼ !0,01 m
L ¼ 0,002 m Q ¼ !0,041 m
ZL2 ¼ 0,085 m ZQ2 ¼ 0,074 m
ZL1 ¼ 0,057 m ZQ1 ¼ 0,050 m

99
Vermessung

4 Freie Standpunktwahl mit Helmert-Transformation


Mit dem Verfahren „Freie Standpunktwahl (Freie Stationierung)“ ist es möglich,
von einem beliebigen nicht koordinierten Standpunkt aus Punkte aufzunehmen
bzw. abzustecken (siehe auch 2.2).
Bedingung ist hierbei, es muss Sichtverbindung zu drei bis vier koordinierten Ver-
messungspunkten bestehen.

Fi Im System Y , X koordinierte Festpunkte


(Anschlusspunkte, Passpunkte)
P aufzunehmender bzw. abzusteckender
Punkt
O „freier“ Standpunkt
Y , X Koordinaten des übergeordneten Sys-
tems
y, x Koordinaten des Standpunktsystems:
O ist der Nullpunkt (0,0) des Systems,
die „Nullrichtung“ des Tachymeters
gibt die x-Achse vor, senkrecht dazu
liegt die y-Achse
ri gemessene Richtungen
Si gemessene Schräg- bzw. Horizontal-
strecken (bei den neuen Tachymetern
können auch Horizontalstrecken gemes-
sen werden)
Zi gemessene Zenitwinkel
Bild 4-1 Freie Standpunktwahl

4.1 Stationierung durch Anschluss an koordinierte Punkte


Es werden die Richtungen r i, die Zenitwinkel Z i und die Schrägstrecken S i zu den
n Anschlusspunkten (¼ identische Punkte) gemessen.
0 Berechnung der ebenen rechtwinkligen Koordinaten y, x des Standpunktsystems
aus den räumlichen Polarkoordinaten r, Z , S:
yi ¼ Si " sin Zi " sin ri (4-1)
xi ¼ Si " sin Zi " cos ri (4-2)
An den Strecken S i sollten die Reduktionen (Abschnitt 3.3) schon angebracht
sein. Werden sie nicht angebracht, so werden sie vom Maßstab M der Helmert-
Transformation aufgefangen.
0 Ermittlung der Parameter der Helmert-Transformation o, a, bzw. M, a und Y0 , X0
nach den Gleichungen 2-20 bis 2-23. Dabei M überprüfen. M muss nahe bei 1
liegen. Die beiden Parameter Y0 und X0 stellen die Koordinaten des Messinstru-
ments im übergeordneten System dar.
0 !berprüfung der Stationierung
Dazu die Verbesserungen vyi , vXi und die Standardabweichungen Sy und Sx mit
den Gleichungen 2-26 bis 2-29 berechnen.
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Der Verbesserungsvektor vL mit vL ¼ vy2 þ vx2 , stellt die Klaffungen (Abwei-
chungen zwischen Soll- und Ist-Lage) der identischen Punkte nach der Transfor-
mation dar. Die Klaffungen für einen identischen Punkt dürfen in Baden-Würt-
temberg bei Genauigkeitsstufe 1 den Betrag 3 cm und bei Genauigkeitsstufe 2
den Betrag 4 cm nicht übersteigen.

10 0
Gel!ndeaufnahme

4.2 Aufnahme der Neupunkte


Messung von r, Z , S zu den nichtidentischen Punkten 3
0 Berechnung rechtwinkliger ebener Koordinaten bezogen auf den Instrumenten-
standpunkt mit Gl. 4-1 und Gl. 4-2:
y ¼ S " sin Z " sin r
x ¼ S " sin Z " cos r
0 Transformation der Neupunkte in das übergeordnete System mit den Gleichun-
gen (2-24) und (2-25):
Y ¼ Y0 þ o " x þ a " y
X ¼ X0 þ a " x # o " y

4.3 Absteckung mit Freier Standpunktwahl


Die zuvor für ein Objekt berechneten Gauß-Krüger-Koordinaten (Y , X ) sollen mit
Freier Standpunktwahl abgesteckt werden. Hierzu ist wieder wie in Abschnitt 4.1
dargestellt eine Stationierung erforderlich, um die Transformationsparameter zu er-
halten.
0 Transformation der im Gauß-Krüger-Koordinatensystem (Y , X ) gegebenen Ob-
jektkoordinaten in das System des Instrumentenstandpunkts (y, x) durch Rück-
transformation mit Gl. 2-30 und Gl. 2-31.
aðY # Y0 Þ # oðX # X0 Þ

a2 þ o 2
aðX # X0 Þ þ oðY # Y0 Þ

a2 þ o 2
0 Berechnung ebener Polarkoordinaten (r, S) aus den rechtwinkligen Koordinaten
(y, x):
y
r ¼ arctan
x
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
S ¼ y2 þ x2
Die Strecken S sind hierbei Horizontalstrecken. Mit allen neueren Tachymetern kön-
nen direkt Horizontalstrecken gemessen werden.

5 Geländeaufnahme
In der Regel werden die zur Verfügung stehenden topographischen Karten für die
Planung und Durchführung eines Bauvorhabens zu kleinmaßstäblich sein, sodass
für das in Frage kommende Gebiet eine topographische Geländeaufnahme erfor-
derlich wird.
Das auszuwählende Aufnahmeverfahren ist von der Form und Größe des Bauob-
jektes abhängig.
Für alle Planungsvorhaben und für großflächige Bauobjekte kann die Tachymetrie,
die satellitengestützte Punktaufnahme oder auch die Photogrammetrie in Frage
kommen.
Für langgestreckte Objekte wie Straßen, Eisenbahnlinien, Kanäle usw. eignet sich
auch die Längs- und Querprofilaufnahme.
Bei der tachymetrischen Aufnahme oder bei der Aufnahme mit Satellitenempfän-
gern ist es das Ziel, das Gelände möglichst genau aber mit möglichst wenigen Auf-
nahmepunkten zu erfassen. Hierzu müssen vor allem die Strukturpunkte: Kuppen-,
Mulden- und Sattelpunkte, die Geripplinien (Rücken- oder Tallinien) und die Gelän-

101
Vermessung

debruchkanten erfasst werden. Die Aufnahmepunktdichte hängt von der Gelände-


form ab und sollte zwischen 10 m und 20 m liegen.
Bei der tachymetrischen Aufnahme werden die Punkte polar nach Lage (Abschnitt
2.2) und Höhe (Abschnitt 2.3) aufgenommen. Das Tachymeter kann dabei auf koor-
dinierten Vermessungspunkten aufgestellt werden, es kann aber auch mit Freier
Standpunktwahl gearbeitet werden. Als neuestes Verfahren zur Geländeerfassung
kommt auch das Terrestrische Laserscanning (TLS) in Frage.
Das Ergebnis dieser Aufnahmen ist ein dreidimensionaler Punkthaufen (Digitales
Geländemodell). In diesem Digitalen Geländemodell können, falls erforderlich,
auch Höhenlinien interpoliert werden.
Bei sehr großflächigen Bauvorhaben ist die photogrammetrische Geländeerfas-
sung zu empfehlen. Dazu ist nicht unbedingt eine Neubefliegung des Geländes er-
forderlich, da die Vermessungsverwaltungen der Länder flächendeckend aktuelle
Luftbilder anbieten können. Einige Bundesländer können inzwischen auch ein flä-
chendeckendes, für Bauplanungen ausreichend genaues Digitales Geländemodell
anbieten. Internetportale: www.adv-online.de und www.terramapserver.de
Soll eine vorhandene Straße ausgebaut werden oder für eine neu gebaute Straße
eine Volumenberechnung erfolgen, so bietet sich die Längs- und Querprofilaufnah-
me an. Entlang der Straßenachse wird das Längsprofil und senkrecht dazu werden
die Querprofile gelegt.

Bild 5-1 Profile

Die Aufnahme der Profilpunkte kann hier wiederum tachymetrisch und zwar am
besten mit Freier Standpunktwahl erfolgen. Im freien Gelände ist auch eine Punkt-
aufnahme mit Satellitenempfängern möglich.

6 Absteckung
Abzusteckende Objekte werden vom Bauingenieur oder Vermessungsingenieur in
einem geeigneten rechtwinkligen Koordinatensystem berechnet. Das heißt, Gebäu-
deeckpunkte, Pfeilerpunkte, Auflagerpunkte, Achspunkte usw. werden in einem
günstig gewählten lokalen Koordinatensystem koordiniert. Dieses lokale System
wird meist einen geometrischen Bezug zu schon vorhandenen Bauwerken (z. B.
parallel zu einer Gebäudeachse) oder zu vorhandenen Aufnahmepunkten der Ver-
messungsverwaltung (z. B. die Verbindungslinie zweier Aufnahmepunkte gibt eine
Achsrichtung vor) haben.

10 2
Liniennivellement

Hier sind zwei Fälle zu unterscheiden:


a) Die im lokalen System berechneten Objektpunkte sollen auch in diesem lokalen
System abgesteckt werden.
3
b) Die Objektpunkte sollen vom Aufnahmepunktfeld der Vermessungsverwaltun-
gen aus abgesteckt werden.
Im Fall a) können die Objektpunkte nach dem Polarverfahren (Abschnitt 2.2) abge-
steckt werden. Dazu erforderlich ist ein in diesem System koordinierter Standpunkt
und mindestens ein Anschlusspunkt. Als Instrumentenstandpunkt kann hier z. B.
der Ursprung des lokalen Systems gewählt werden. Dies kann jedoch in der
"rtlichkeit zu Schwierigkeiten führen. Wesentlich flexibler ist die Absteckung mit
Freier Standpunktwahl (Abschnitt 4.3). Hier kann der Instrumentenstandpunkt so
ausgewählt werden (z. B. auf einem Erdhügel), dass das gesamte Objekt mit einer
Instrumentenaufstellung abgesteckt werden kann. Voraussetzung sind hierzu aller-
dings im lokalen System koordinierte Anschlusspunkte.
Im Fall b) müssen die lokalen Koordinaten über identische Punkte mittels Helmert-
transformation (Abschnitt 2.4) in das übergeordnete Koordinatensystem der Vermes-
sungsverwaltung überführt werden. Anschließend wird nur noch in diesem System
gearbeitet. Die Absteckung kann dann mit dem Polarverfahren (Abschnitt 2.2) vorge-
nommen werden, wobei die Punkte des Aufnahmepunktfeldes sowohl als Instru-
mentenstandpunkt als auch als Anschlusspunkte dienen. Auch hier kann wesentlich
flexibler und eleganter mit der Freien Standpunktwahl gearbeitet werden (Abschnitt
4.3). Als neuestes Verfahren käme auch das satellitengestützte Absteckverfahren in
Echtzeit (z. B. das Verfahren HEPS von SAPOS !) in Frage (siehe Abschnitt 1.1).

7 Liniennivellement
Für eine Höhenbestimmung oder Höhenübertragung mit mm-Genauigkeit reicht
die tachymetrische Höhenbestimmung (Abschnitt 2.3) meist nicht mehr aus. Hier
ist dann ein Liniennivellement zu empfehlen.
Das Liniennivellement wird mit einem Nivellierinstrument und am besten mit zwei
Nivellierlatten durchgeführt. Der Gesamthöhenunterschied DH zwischen Anfangs-
und Endpunkt wird dabei in kleine Teilhöhenunterschiede Dh zerlegt (Bild 7-1). Je-
de Instrumentenaufstellung mit Ablesung zur Rückwärtslatte (R) und zur Vorwärts-
latte (V ) ergibt ein Teilhöhenunterschied Dh mit:
Dh ¼ R # V (7-1)
und damit
P
DH ¼ Dh (7-2)
Rückblickzielweite und Vorblickzielweite sollen dabei gleich groß sein.

Bild 7-1 Liniennivellement

10 3
Vermessung

Aufgabe:
Es soll die Höhe des Neupunktes N durch Anschluss an die gegebenen Höhenfest-
punkte A und E bestimmt werden.
Gegeben: HA , HE Lösung: Dh1 ¼ R1 # V1
Gemessen: R1 , V1 , R2 , V2 , . . . , Rn , Vn .. R2 # V2
Dh2 ¼
.
Gesucht: HN (Bild 7-1) Dhn ¼ Rn # Vn
P P P
Dh ¼ R # V ¼ DH (7-3)
Aufgrund von Messfehlern und Ungenauigkeiten in den Anschlusspunkten wird
DH nicht genau mit dem Sollhöhenunterschied HE # HA übereinstimmen. Für die
Bestimmung der Neupunkthöhe HN berücksichtigt man die Höhenverbesserung vH
mit:
vH ¼ ðHE # HA Þ # DH ð7-4Þ
Liegt vH innerhalb des Grenzwerts (7-6), so verteilt man vH auf die Teilhöhenunter-
schiede Dh und erhält schließlich die ausgeglichenen Teilhöhenunterschiede Dh:
vH
Dh1 ¼ Dh1 þ
.. n
.
vH
Dhn ¼ Dhn þ ð7-5Þ
n
Die Höhe des Neupunkts N (Bild 7-1) ergibt sich dann in unserem Beispiel zu:
HN ¼ HA þ Dh1 þ Dh2
Zur Kontrolle rechnet man weiter bis zum Endpunkt E und es muss sich dann ge-
nau die gegebene Höhe HE ergeben.
Nivellement-Regeln:
0 Immer an zwei bekannten Höhenfestpunkten anschließen
0 Zur Genauigkeitssteigerung und zur zusätzlichen Kontrolle hin und zurück nivellieren
0 Gleiche Zielweiten im Vor- und Rückblick einhalten
0 Nicht unter 0,3 m an der Nivellierlatte anzielen
0 Auf Wechselpunkten Unterlegplatten („Frösche“) verwenden
Grenzwert nach RAS-Verm:
Grenzwert für den Widerspruchpzwischen
ffiffiffiffi Messergebnis und vorgegebenem Hö-
henunterschied: F ½mm, ¼ 2 þ 5 S (7-6)
S ist hierbei die Gesamtlänge des Liniennivellements (Summe aller Zielweiten in
[km]), wobei die Zielweite ungefähr aus den Schrittzahlen abgeleitet wird.
Zahlenbeispiel: HA ¼ 213,245 m HB ¼ 212,860 m
Punkt- Ablesung: Ablesung: vH
Nr. „rückwärts“ „vorwärts“ Dh ¼ R ! V Höhe Zielweiten
R V n [m]
A 213,245
3,052 0,785 2,267 0,001 35/35
2,983 0,827 2,156 0,001 35/35
N 217,670
1,234 2,769 !1,535 0,001 30/30
0,485 3,762 !3,277 0,001 40/40
E 212,860
P P P
R ¼ 7,754 V ¼ 8,143 Dh ¼ !0,389 HE ! HA ¼ !0,385
(IST) (SOLL)
P P
R# V ¼ #0,389 vH ¼ #0,385 þ 0,389 ¼ 0,004 m
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi vH
F ¼ 2 þ 5 0,28 ¼ 5 mm ¼ 0,001 m
4

10 4
Achsberechnung

8 Achsberechnung
Achsen von Verkehrswegen bestehen unter anderem aus Geraden, Klotoiden und
3
Kreisbögen.
Bei der Kreisbogenberechnung geht man in der Regel vom Bogenanfangspunkt A
und der dort angelegten Tangente aus. Nach Bild 8-1 folgt:
a
lt ¼ r " tan (8-1)
2 TS
α
a
lts ¼ r " tan (8-2)
4 f

lt
r
f ¼ a#r (8-3) lb

l ts
hf
cos
2 A lS E
a α
hf ¼ r # r " cos (8-4) 2
2

r
α
a
ls ¼ 2 " r " sin (8-5) M
2
Bild 8-1 Kreisbogenelemente
p " r " a ½gon,
lb ¼ (8-6)
200

x
Für einen beliebigen Bogenpunkt Pi wird
TS
für ein auf der Tangente vorgegebenes xi α
die Ordinate yi nach Gl. 8-7 bestimmt Bild
(8-2).
yi
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
y i ¼ r # r 2 # x 2i ð8-7Þ
xi

Pi
A E
Will man die Bogenpunkte gleichabständig y r
mit der Bogenlänge l angeben, legt man α

den jeweiligen Mittelpunktswinkel b mit


M
200 " l l Bild 8-2 Bogenpunkt Pi
b¼ ¼ 63,661977 " in gon (8-8)
p"r r

fest. Für jeden Einzelpunkt gilt dann

xi ¼ r " sin ði " bÞ (8-9)


TS
yi ¼ r " ½1 # cos ði " bÞ, (8-10)
i Anzahl der Einzelbögen l, die vom Bogenan- xi
yi
fang A mit gleichem Winkel b abgesetzt wer- Pi
den, P1 l
xi die Abszisse des Bogenpunktes Pi auf der
l
Tangente A ! TS, A
yi Ordinate des Punktes Pi senkrecht zur Bogen-
tangente. r
β
β

M
Bild 8-3 Bogenabsteckung

10 5
Vermessung

Die Klotoide als !bergangsbogen (Bild 8-4) folgt dem Bildungsgesetz


A2 ¼ r " l ð8-11Þ
wobei: A ¼ Klotoidenparameter
r ¼ Krümmungsradius an der Stelle UE
l ¼ Klotoidenlänge von UA bis UE
Y

M
r
τ UE

YM
YUE

TK
∆r
l
UA τ
X Bild 8-4 Klotoide
XM XUE
TL

Zur Absteckung der Klotoide von der Haupttangente (X-Achse) aus gibt Schnädel-
bach bei vorgegebenen X-Werten folgende Gebrauchsformeln an:
" #4 !#0,27875
x3 X
Y ¼ 1 # 0,205 ð8-12Þ
6 " A2 A
" #4 !#0,12195
X
l ¼ X 1 # 0,205 ð8-13Þ
A
0 1
" # " #4 !#0,487134
@ 1 X 2 X A
t ¼ arctan " 1 # 0,27371 ð8-14aÞ oder
2 A A

l2 l A2 200
t ½rad, ¼ ¼ ¼ 2 und t ½gon, ¼ t ½rad, " (8-14b)
2A2 2r 2r p
Restfehler bis zur Kennstelle A ¼ r ¼ l

DY < 2 " 10#6 " A , Dt < 0,02 mgon (für 8-14a), Dl < 5 " 10#6 " A .

Für vorgegebene Streckenlängen l auf der Klotoide gilt nach Desenritter:


i¼n
P i¼n
P l
X ¼A" ai " l4i#3
e (8-15) Y ¼A" bi " l4i#1
e (8-16) mit le ¼
i¼1 i¼1 A
Die Koeffizienten entnimmt man der Tafel 8-1. Sehr hohe Genauigkeit erzielt man,
wenn man die ersten sieben Glieder berücksichtigt.

Tafel 8-1 Koeffizienten des Klothoidenpolynoms

i a b
!0
1 1,000 000 000 " 10 1,666 666 667 " 10!1
2 !2,500 000 000 " 10!2 !2,976 190 476 " 10!3
3 2,893 518 519 " 10!4 2,367 424 242 " 10!5
!6
4 !1,669 337 607 " 10 !1,033 399 471 " 10!7
5 5,698 894 141 " 10!9 2,832 783 637 " 10!10
6 !1,281 497 360 " 10!11 !5,318 467 304 " 10!13
!14
7 2,038 745 799 " 10 7,260 490 737 " 10!16

10 6
Achsberechnung

Für le < 1 bei sechsstelliger Genauigkeit reichen die folgenden Näherungsformeln


aus:
"" 4 # # 3
le 1
X ¼A # l4e þ 1 le ð8-17Þ
3474,1 40
"" 4 # #
le 1 1 3
Y ¼A # l4 þ l ð8-18Þ
42410 336 e 6 e

Weitere bei der Klotoidenberechnung wichtige Größen (Bild 8-4) erhält man wie
folgt:
XM ¼ XUE # r " sin t ð8-19Þ Dr ¼ YUE # r ð1 # cos tÞ ð8-20Þ
YUE
TK ¼ ð8-21Þ TL ¼ XUE # YUE " cot t ð8-22Þ
sin t
Beispiel Gegeben A ¼ 250,00 m. Gesucht werden r, X , Y , TK , TL , XM und Dr für die Bogen-
länge l ¼ 50,00 m. A2 62500
Nach Gleichung (8-11) ist r ¼ ¼ ¼ 1250,00 m.
50 l 50
Es wird mit le ¼ ¼ 0,2 nach Gleichungen 8-15 und 8-16
250
X ¼ 0,199992 " 250 ¼ 49,998 m, Y ¼ 0,00133329 " 250 ¼ 0,333 m.
Mit Gleichung (8-14) berechnet man den Tangentenwinkel
" # " # !!0,487137
49,998 2 49,998 4
tan t ¼ 0,5 " " 1 ! 0,27371 " ¼ 0,0200027
250 250
Damit ist der Tangentenwinkel der Klotoide t ¼ 1,27324 gon.
Die übrigen Werte erhält man aus den Gleichungen 8-19 bis 8-22.
XM ¼ 49,998 ! 1250 " 0,01999 ¼ 25,00 m
Dr ¼ 0,333 ! 1250 " ð1 ! 0,9998Þ ¼ 0,083
0,333 0,9998
TK ¼ ¼ 16,666 m, TL ¼ 49,998 ! 0,333 " ¼ 33,335 m.
0,01999 0,01999
Man kann zwei Klotoiden und einen Kreisbogen zu einem symmetrischen !ber-
gangsbogen zusammenfassen (Bild 8-5).
Hierbei sind die Klotoidenparameter A1 ¼ A2 ¼ A, der Kreisbogenradius r und der
Tangentenschnittwinkel g vorgegeben.

S
γ
t

b
T

τ τ

γ X
2
M

M
X

A α E
r

τ
r

τ
∆r
γ ∆r

M
Bild 8-5 Symmetrischer !bergangsbogen

10 7
Vermessung

Hier sind vor allem die auf die Tangenten bezogenen Anfangs- und Endpunkte A
und E sowie die Trassenlänge von A nach E gesucht:
g
t ¼ ðr þ Dr Þ " tan ð8-23Þ
2
dabei wird Dr nach Gleichung 8-20 berechnet.
T ¼ AS ¼ SE ¼ t þ XM ð8-24Þ
XM folgt aus Gleichung 8-19.
a ¼ g # 2t ð8-25Þ
A2
t folgt aus Gleichung 8-14b wobei l ¼ .
r
Für das Kreisbogenstück b folgt:
p
b ¼ r " a ½gon, " ð8-26Þ
200
und damit für die Trassenlänge LÜ des symmetrischen !bergangsbogens von A
bis E:
LÜ ¼ 2l þ b ð8-27Þ

Sind die beiden Klotoidenparameter A1 und A2 nicht gleich, so spricht man von
einem unsymmetrischen !bergangsbogen (Bild 8-6). Es sind dann A1 , A2 , r und g
vorgegeben.

C
d
S γ
d

B
t2

t1
T1
2
T

τ2 b τ1

XM
2
γ
2
XM

∆r
α
1

2
τ2 τ1 r A
r

γ
E ∆r 1

M
Bild 8-6 Unsymmetrischer !bergangsbogen

Zur Berechnung der Tangentenlängen SA und SE und der Trassenlänge von A


nach E geht man wie folgt vor:
g
t1 ¼ ðr þ Dr1 Þ " tan ð8-28Þ
2
g
t2 ¼ ðr þ Dr2 Þ " tan ð8-29Þ
2
Dr1 bzw. Dr2 werden nach Gleichung 8-20 in Abhängigkeit von r und A1 bzw. r und
A2 berechnet.

10 8
Mengenberechnung

Aus Bild 8-7 folgt C


d ¼ SB ¼ SC ¼
Dr2 # Dr1
ð8-30Þ
3
sin g d
und damit S
γ
T1 ¼ SA ¼ XM1 þ t1 þ d ð8-31Þ

T2 ¼ SE ¼ XM2 þ t2 # d ð8-32Þ

d
XM1 bzw. XM2 werden nach Glei- B
chung 8-19 in Abhängigkeit von r
und A1 bzw. r und A2 berechnet. ∆r
2 -∆
r1
a ¼ g # ðt 1 þ t 2 Þ ð8-33Þ ∆r ∆r 1
2
∆r D
1

Bild 8-7 Detailskizze zum unsymmetrischen


!bergangsbogen

t1 bzw. t2 werden nach Gl. 8-14b in Abhängigkeit von r und A1 bzw. r und A2
A2 A2
berechnet wobei l1 ¼ 1 und l2 ¼ 2 .
r r
p
b ¼ r " a ½gon, " ð8-34Þ
200
Die Trassenlänge LÜ für den unsymmetrischen !bergangsbogen von A nach E er-
gibt sich dann zu
LÜ ¼ l1 þ b þ l2 ð8-35Þ

9 Mengenberechnung
Zwei Anwendungen der Mengenberechnung sind von besonderer Bedeutung:
0 Berechnung von Flächen
0 Berechnung von Baukörpervolumen

Flächenberechnung:
Der Flächeninhalt polygonal begrenzter Flächen kann nach der Gauß’schen Flä-
chenformel aus Koordinaten berechnet werden.
1 Pn
A¼ ðXi " ðYiþ1 # Yi#1 ÞÞ ð9-1aÞ X
2 i¼1 1
2
oder gleichwertig
1 Pn
A¼ ðYi " ðXi#1 # Xiþ1 ÞÞ ð9-1bÞ n 3
2 i¼1

4
5
Y
Bild 9-1 Flächenberechnung

10 9
Vermessung

Die Koordinaten der Punkte, die die Flächen begrenzen (Bild 9-1) werden dabei im
Uhrzeigersinn nacheinander eingegeben.
für i ¼ n folgt für i þ 1 ¼ 1 und
für i ¼ 1 folgt für i # 1 ¼ n
Für Straßen-Querprofilflächen A (Bild 9-2) verwendet man als Abszissen Y den Ab-
stand von der Bauwerksachse und als Ordinate Z die Höhe über NN.
1 Pn
A¼ ðZi " ðYiþ1 # Yi#1 ÞÞ ð9-2Þ
2 i¼1
Flächenerfassung durch Digitalisieren:
Auf einem Digitalisiertisch werden die Flächenbegrenzungslinien punktweise abge-
fahren und automatisch registriert. Nach völligem Umfahren der Fläche erfolgt
nach Gl. 9-1 automatisch die Flächenangabe. Hierbei müssen schon koordinierte
Punkte als Passpunkte mit erfasst werden, um Maßstab und eventuellen Papierver-
zug zu berücksichtigen.
Mengenermittlung:
Um die Menge eines Baukörpers zu berechnen, der von zwei Querprofilen mit den
Querschnittsflächen A1 und A2 begrenzt wird, verwendet man bei gerader Achse
die Formel
A1 þ A2 l ist der Abstand der beiden Querprofile,
V ¼ "l (9-3) gemessen in der Achse
2
Wenn die Querschnittsflächen nicht symmetrisch zur Achse angeordnet sind, so
muss besonders bei kleinen Achsradien r der Flächenschwerpunktsabstand YS von
der Achse berücksichtigt werden.
1 i¼n
P
ððYi2 þ Yi " Yiþ1 þ Yiþ1
2
Þ " ðZi # Ziþ1 ÞÞ
6 i¼1
YS ¼ ð9-4Þ
A
Bei gekrümmter Achse ist ein Verbesserungsfaktor anzusetzen.
r # YS r Radius an der Station des Querprofils
k¼ wobei r > 0 für Rechtskurve und r < 0 für Linkskurve
r
Die verbesserte Menge ist dann
VV ¼ V " kMittel ð9-5Þ
kMittel ¼ ðki þ kiþ1 Þ " 0,5
Geländequerprofile müssen so gelegt werden, dass sie den Verlauf des Geländes
genügend genau repräsentieren, um eine genaue Leistungsberechnung zu ermög-
lichen.

Beispiel Die Fläche der im Bild 9-2 dargestellten Querprofile ist zu bestimmen und der Abtrag
dazwischen zu berechnen. Die Profile liegen in einer Rechtskurve mit r ¼ 300,00 m. Bei
Station 0 þ 420 entsteht ein Anschnittsprofil. Der Ausgleich durch Quertransport soll
nicht vorgenommen werden. Die Mengen sind getrennt zu ermitteln. Hier wird nur
der Abtrag weiter berücksichtigt.

Station 0 þ 400 Station 0 þ 420

Punktnr. Achsabstand Y Höhe Z Punktnr. Achsabstand Y Höhe Z


0 0,00 500,00 0 0,00 500,50
1 7,75 500,19 1 6,50 501,00
2 10,50 501,40 2 12,35 502,25
3 7,00 499,07 3 10,85 500,75
4 !7,00 498,88 4 !7,00 500,30
5 !11,30 501,75 5 !10,00 497,96

110
Mengenberechnung

Z
Station 0+400
5
2 3
1
0

4 3

Y
Z
Station 0+420

2
1
0
4 6 3

5 Y

Bild 9-2 Mengenberechnung aus Querprofilen

Der Schnittpunkt 6 des Planums mit dem Gelände (0+420) ist nach Gl. 2-32 bis 2-35
zu berechnen:
Y0 ! Y5 Y4 ! Y3
k1 ¼ ¼ 3,937008 k2 ¼ ¼ 39,66667
Z0 ! Z5 Z4 ! Z3
ðY3 ! Y5 Þ ! k2 ðZ3 ! Z5 Þ
Z6 ¼ Z5 þ ¼ 500,47 m
ðk1 ! k2 Þ

Y6 ¼ Y5 þ k1 ðZ6 ! Z5 Þ ¼ !0,10 m
Die Flächenberechnung für Profil 0+400 ergibt: A0123450 ¼ 24,983 m2

Die Schwerpunktlage wird für Profil 0+400 in der folgenden Form bestimmt

von
Punkt i
nach Yi Yiþ1 Yi " Yiþ1 Yi2 2
Yiþ1 Summe Zi ! Ziþ1 Produkt
Punkt
iþ1
0—1 0,00 7,75 0,00 0,00 60,063 60,063 !0,19 11,4119
1—2 7,75 10,50 81,375 60,063 110,250 251,688 !1,21 !304,4525
2—3 10,50 7,00 73,50 110,25 49,00 232,750 2,33 542,3075
3—4 7,00 !7,00 !49,00 49,00 49,00 49,00 0,19 9,3100
4—5 !7,00 !11,30 79,10 49,00 127,69 255,790 !2,87 !734,1173
5—0 !11,30 0,00 0,00 127,69 0,00 127,690 1,75 223,4575
Summe !252,1729

!252,1729
YS400 ¼ ¼ !1,682 m
6 " 24,983
D. h. der Flächenschwerpunkt liegt –1,682 m von der Achse entfernt. Für den Kreis-
bogen (Rechtskurve) mit r ¼ 300,00 m ergibt dies einen Korrekturwert
300 þ 1,68
k400 ¼ ¼ 1,0056
300
Auf gleiche Weise verfährt man mit Profil 0+420. Die Profilfläche für den Abtrag ist
dabei von den Punkten 0, 1, 2, 3, 6, 0 begrenzt.
A012360 ¼ 5,500 m2
YS420 ¼ 8,292 m
k420 ¼ 0,9724

111
Vermessung
1,0056 þ 0,9724
kMittel ¼ ¼ 0,9890
2
Zwischen den beiden Profilen liegt dann die Aushubmenge
24,983 þ 5,500
V ¼ " 20 " 0,9890 ¼ 301,48 m3
2
Ohne Berücksichtigung des Korrekturfaktors würde die Berechnung
V ¼ 304,83 m3 , also 3,35 m3 mehr, ergeben.

Mengenermittlung mit digitalem Geländemodell:


Die Grundlage eines digitalen Geländemodells (DGM) bilden regelmäßig oder auch
beliebig verteilte Geländepunkte (Y , X , Z ) und zusätzliche Informationen wie z. B.
Geländelinien (Bild 9-3).

Geländelinie

P i(Yi,Xi,Zi)

Bild 9-3 Digitales Geländemo-


Y dell mit Geländelinie

Solche Geländelinien können Bruchlinien, Böschungskanten usw. sein. Werden die


Geländelinien durch eine ausreichende Zahl von Aufnahmepunkten miterfasst, so
lassen sich im DGM Dreiecksmaschen bilden, die auch den Verlauf der Gelände-
linien berücksichtigen (Bild 9-3). Die Geländeoberfläche kann dann durch ebene
Dreiecke angenähert werden.
Soll z. B. eine Abtragsmenge bis zum Geländehorizont mit Höhe Z abgetragen wer-
den, so lässt sich die Abtragsmenge durch dreieckige Prismen annähern (Bild 9-4).
Die dreieckige Grundfläche AP des Prismas im Horizont Z erhält man
nach Gl. 9-1.
1
AP ¼ ðX1 ðY2 # Y3 Þ þ X2 ðY3 # Y1 Þ þ X3 ðY1 # Y2 ÞÞ
2
P2(Y2,X2,Z2)

Die mittlere Prismenhöhe ergibt sich zu


1
hm ¼ ðZ1 þ Z2 þ Z3 # 3Z Þ (9-6) P3(Y3,X3,Z3)
3
damit erhalten wir als Prismenvolumen VP : P1(Y1,X1,Z1)

VP ¼ AP " hm (9-7) Z2-Z Z3-Z


Z1-Z
Die Gesamtabtragsmenge V ergibt sich
dann als Summe aller Prismenvolumen Gelände-
P horizont Z
V ¼ VP (9-8)
Bild 9-4 Durch Dreiecksmasche vorge-
gebenes Prismenvolumen

11 2
Mengenberechnung

Einzelheiten und Besonderheiten der Mengenermittlung können den Regelungen


für die elektronische Bauabrechnung – Verfahrensbeschreibung (REB-VB) entnom-
men werden. Hier sind vor allem interessant:
3
0 REB-VB 21.003 „Massenberechnung aus Querprofilen“
0 REB-VB 21.013 „Massenberechnung zwischen Begrenzungslinien“
0 REB-VB 22.013 „Massen und Oberflächen aus Prismen“
0 REB-VB 22.114 „Ermittlung von Rauminhalten und Flächen aus Horizonten“

11 3
Bauphysik
Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Martin Homann

Inhalt Seite 4
1 Wärmeschutz im Hochbau 118
1.1 Ziele des Wärmeschutzes 118
1.2 Wärmedurchgang 118
1.3 Bedeutung und Berechnung der Kenngrößen 118
1.4 Berechnung der Schichtgrenztemperaturen q 125
1.5 Mindestanforderungen an den Wärmeschutz im Winter nach DIN 4108-2 125
1.6 Temperaturverläufe einiger häufiger Wärmebrücken 134
1.7 Mindestanforderungen an den Wärmeschutz im Sommer nach DIN 4108-2 136

2 Energiesparender Wärmeschutz nach der Energieeinsparverordnung


vom 29. April 2009 (EnEV 2009) 140
2.1 Anwendungsbereich der EnEV 140
2.2 Anforderungen an zu errichtende Wohngebäude 142
2.3 Anforderungen an zu errichtende Nichtwohngebäude 146
2.4 Bestehende Gebäude und Anlagen 152
2.5 Nachrüstung bei Anlagen und Gebäuden sowie Außerbetriebnahme 155
von elektrischen Speicherheizsystemen
2.6 Begrenzung der Wärmeabgabe von Wärmeverteilungs- und
Warmwasserleitungen sowie von Armaturen 155
2.7 Energieausweise 156

3 Einsatz erneuerbarer Energien nach dem Erneuerbare-Energien-


Wärmegesetz vom 07. August 2008 (EEWärmeG) und dem Europarechts-
anpassungsgesetz Erneuerbare Energien vom 12. April 2011 157

4 Feuchteschutz 159
4.1 Ziele des Feuchteschutzes 159
4.2 Feuchteschutztechnische Größen 159
4.3 Tauwasserbildung im Bauteilinneren 163
4.4 Tauwasserbildung auf Bauteiloberflächen 170
4.5 Schlagregenschutz 170

5 Tafeln zum Wärme- und Feuchteschutz 173

6 Schallschutz im Hochbau 204


6.1 Begriffe und Bewertungsgrößen der Bauakustik 205
6.2 Nachweis des geforderten Schallschutzes 210
6.3 Grundsätzliches Verhalten von Bauteilen im Massivbau 210
6.4 Luft- und Trittschallschutz nach Beiblatt 1 zu DIN 4109 (Bauteilkatalog) 213
6.5 Anforderungen an den Schallschutz in Gebäuden 225
6.6 Vorschläge für einen erhöhten Schallschutz und Empfehlungen 234
für den Schallschutz im eigenen Bereich nach Beiblatt 2 zu DIN 4109
6.7 Vorschläge für den erhöhten Schallschutz nach Entwurf DIN 4109-10. Juni 2000 237
6.8 Luft- und Trittschalldämmung in Gebäuden nach DIN EN 12354, Teile 1 und 2 240

11 5

U. Vismann (Hrsg.), Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln, DOI 10.1007/978-3-8348-8613-2_4,


© Vieweg+Teubner Verlag |Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012
Bauphysik

Technische Baubestimmungen

DIN 4108-2 2003-07 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 2:


Mindestanforderungen an den Wärmeschutz
DIN 4108-3 2001-07 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 3:
Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen, Berechnungs-
verfahren und Hinweise für Planung und Ausführung
DIN 4108-3 2002-04 Berichtigungen zu DIN 4108-3: 2001-07
DIN V 4108-4 2007-06 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 4:
Wärme- und feuchteschutztechnische Bemessungswerte
DIN V 4108-6 2003-06 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 6:
Berechnung des Jahresheizwärme- und des Jahresheizener-
giebedarfs
DIN V 4108-6 2004-03 Berichtigung zu DIN V 4108-6: 2003-06
DIN 4108-7 2001-08 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 7:
Luftdichtheit von Gebäuden, Anforderungen, Planungs- und
Ausführungsempfehlungen sowie -beispiele
DIN 4108-10 2008-06 Wärmeschutz und Energieeinsparung in Gebäuden – Teil 10:
Anwendungsbezogene Anforderungen an die Wärmdedämm-
stoffe – Werkmäßig hergestellte Wärmedämmstoffe
DIN 4108 Beibl. 2 2006-03 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Wär-
mebrücken – Planungs- und Ausführungsbeispiele
DIN 4109 1989-11 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Beibl. 1 1989-11 Schallschutz im Hochbau; Ausführungsbeispiele und Rechen-
verfahren
DIN 4109 Beibl. 1 2001-01 Schallschutz im Hochbau – Ausführungsbeispiele und Re-
chenverfahren; #nderung A1
DIN E 4109-10 2000-06 Schallschutz im Hochbau – Teil 10: Vorschläge für einen er-
höhten Schallschutz von Wohnungen; inzwischen zurückgezo-
gen
DIN EN ISO 6946 2008-04 Bauteile – Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurch-
gangskoeffizient – Berechnungsverfahren
DIN EN ISO 7345 1996-01 Wärmeschutz – Physikalische Größen und Definitionen
DIN EN ISO 9346 2008-02 Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Gebäuden
und Baustoffen – Physikalische Größen für den Stofftransport
– Begriffe
DIN EN ISO 10077-1 2010-05 Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern, Türen und Ab-
schlüssen – Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten
– Teil 1: Vereinfachtes Verfahren
DIN EN ISO 10077-2 2008-08 Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern, Türen und Ab-
schlüssen – Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten
– Teil 2: Numerisches Verfahren für Rahmen
DIN EN ISO 10456 2008-08 Baustoffe und -produkte – Verfahren zur Bestimmung der
wärmeschutztechnischen Nenn- und Bemessungswerte
DIN 18550 2005-04 Putz und Putzsysteme – Ausführung
DIN V 18599 2007-02 Energetische Bewertung von Gebäuden – Berechnung des
Nutz-, End- und Primärenergiebedarfs für Heizung, Kühlung,
Lüftung, Trinkwarmwasser und Beleuchtung (Teile 1–10)
DIN EN ISO 140 Akustik – Messung der Schalldämmung in Gebäuden und
von Bauteilen, Teil 1, Teile 4–8, Teil 12
DIN EN 832 2003-06 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Berechnung
des Heizenergiebedarfs; Wohngebäude

11 6
Technische Baubestimmungen, Literatur

DIN EN 12354-1 2000-12 Bauakustik – Berechnung der akustischen Eigenschaften von


Gebäuden aus den Bauteileigenschaften – Teil 1: Luftschall-
dämmung zwischen Räumen
DIN EN 12354-2 2000-09 Bauakustik – Berechnung der akustischen Eigenschaften von
Gebäuden aus den Bauteileigenschaften – Teil 2: Trittschall-
dämmung zwischen Räumen
4
DIN EN 12354-3 2000-09 Bauakustik – Berechnung der akustischen Eigenschaften von
Gebäuden aus den Bauteileigenschaften – Teil 3: Luftschall-
dämmung gegen Außenlärm
DIN EN 12524 2000-07 Baustoffe und –Produkte – Wärme- und feuchteschutztechni-
sche Eigenschaften – Tabellierte Bemessungswerte
DIN EN 13162 2009-02 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte
Produkte aus Mineralwolle (MW)
DIN EN 13163 2009-02 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte
Produkte aus expandiertem Polystyrol (EPS)
DIN EN 13164 2009-02 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte
Produkte aus extrudiertem Polystyrol (XPS)
DIN EN 13165 2009-02 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte
Produkte aus Polyurethan-Hartschaum (PUR)
DIN EN 13166 2009-02 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte
Produkte aus Phenolharzschaum (PF)
DIN EN 13167 2009-02 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte
Produkte aus Schaumglas (CG)
DIN EN 13168 2009-02 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte
Produkte aus Holzwolle (WW)
DIN EN 13169 2009-02 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte
Produkte aus Blähperlit (EPB)
DIN EN 13170 2010-05 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Pro-
dukte aus expandiertem Kork (ICB)
DIN EN 13171 2009-02 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte
Produkte aus Holzfasern (WF)
DIN EN 14351-1 2010-08 Fenster und Türen – Produktnorm, Leistungseigenschaften –
Teil 1: Fenster und Außentüren ohne Eigenschaften bezüglich
Feuerschutz und/oder Rauchdichtheit
DIN EN ISO 717-1 2006-11 Akustik – Bewertung der Schalldämmung in Gebäuden und
von Bauteilen – Teil 1: Luftschalldämmung
DIN EN ISO 717-2 2006-11 Akustik – Bewertung der Schalldämmung in Gebäuden und
von Bauteilen – Teil 2: Trittschalldämmung
DIN EN ISO 13370 2008-04 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Wärmeüber-
tragung über das Erdreich – Berechnungsverfahren
DIN EN ISO 13788 2001-11 Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Bauteilen und
Bauelementen – Raumseitige Oberflächentemperatur zur Ver-
meidung kritischer Oberflächenfeuchte und Tauwasserbil-
dung im Bauteilinneren – Berechnungsverfahren
DIN EN SO 14683 2008-04 Wärmebrücken im Hochbau – Längenbezogener Wärme-
durchgangskoeffizient – Vereinfachte Verfahren und Anhalts-
werte

Literatur
[1] Rudolphi, R. und Müller, R.: Bauphysikalische Temperaturberechnungen in FORMRAN,
Band 1. Stuttgart 1985
[2] Gösele, K., Schüle, W., Künzel, H: Schall, Wärme, Feuchte. Wiesbaden – Berlin 2007
[3] Fischer, Jenisch, Stohrer, Homann, Freymuth, Richter, Häupl: Lehrbuch der Bauphysik, 6.
Auflage 2008, Vieweg + Teubner

11 7
Bauphysik

1 Wärmeschutz im Hochbau
1.1 Ziele des Wärmeschutzes
Mit dem Wärmeschutz im Hochbau werden folgende Ziele verfolgt:
! Schaffung eines ganzjährig thermisch behaglichen und wohnhygienischen Raum-
klimas in beheizten Gebäuden durch sinnvolle Dimensionierung der Gebäudehülle
! Begrenzung des Energiebedarfs für Heizung und Kühlung durch energieeffizi-
ente Bau- und Anlagentechnik
Damit verbunden ist der Schutz der Baukonstruktion von klimabedingten Feuch-
teeinwirkungen und deren Folgeschäden, wie Tauwasserbildung im Bauteilinneren
und auf raumseitigen Bauteiloberflächen sowie Schimmelpilzbildung. Die wichtigs-
ten Regelwerke hierzu sind:
! DIN 4108-2 legt Mindestanforderungen an die Wärmedämmung von Bauteilen
und Wärmebrücken fest.
! DIN 4108-3 legt Anforderungen, Berechnungsverfahren und Hinweise für die Pla-
nung und Ausführung zum klimabedingten Feuchteschutz in Gebäuden fest.
! Der energiesparende Wärmeschutz wird in der Energieeinsparverordnung
(EnEV), der DIN V 4108-6, DIN V 4701-10 und DIN V 18599 geregelt.

1.2 Wärmedurchgang
Trennt ein Bauteil zwei Umgebungen mit unterschiedlichen Temperaturen, so fließt
ein Wärmestrom in Richtung des Temperaturgefälles. Die Größe des Wärmestroms
hängt von der Geometrie und dem Aufbau des Bauteils, den Eigenschaften der
Baustoffe, den Luftbewegungen an den Oberflächen beiderseits des Bauteils und
der Temperaturdifferenz ab. Der Wärmestrom ist instationär, wenn die Temperatur-
veränderungen zeitlich nicht konstant sind.
Bei bautechnischen Nachweisen zum Wärmeschutz im Hochbau werden in der Re-
gel stationäre Zustände und unendlich
ausgedehnte, plattenförmige Bauteile
betrachtet. Ecken und Anschlussberei-
che werden gesondert als Wärmebrü-
cken berücksichtigt. Die folgenden Be-
rechnungsverfahren sind in Bereichen
divergierender oder konvergierender
Wärmestromlinien nicht anwendbar.
Unter diesen Voraussetzungen wird der
Wärmestrom durch ein Bauteil in drei
Einzelvorgänge aufgeteilt (Bild 1-1):
Bild 1-1 Schematische Darstellung des Wär-
! Wärmestrom von der Innenraum- medurchgangs durch ein Außenbau-
luft zur raumseitigen Bauteiloberflä- teil
che (A)
! Wärmestrom durch das Bauteil (B)
! Wärmestrom von der außenseitigen Bauteiloberfläche zur Außenluft (C)
Da auf dem Weg von A über B nach C Wärme weder erzeugt noch vernichtet wird,
sind die Wärmeströme ich allen Bereichen gleich groß.

1.3 Bedeutung und Berechnung der Kenngrößen


1.3.1 Wärmeleitfähigkeit l
Wärmeenergie wird in Stoffen unterschiedlich gut weitergeleitet. Diese Stoffeigen-
schaft wird als Wärmeleitfähigkeit l bezeichnet. Sie hängt von der Temperatur, der
Rohdichte und dem Wassergehalt des Stoffes ab. Wärmeleitfähigkeiten sind am All-

11 8
W!rmeschutz im Hochbau

gemeinen auf eine Temperatur von 10 , C und einen Ausgleichsfeuchtegehalt bezo-


gen. Rechenwerte sind in Tafeln 5-1 bis 5-4 angegeben. Werte aus DIN EN 12524 sind
in Tafel 5-4 nur dargestellt, soweit sie in DIN V 4108-4 zitiert werden bzw. soweit sie
baupraktische Bedeutung haben. Die in Tafel 5-1 angegebenen Bemessungswerte
der Wärmeleitfähigkeit wurden nach DIN EN ISO 10456 ermittelt. Als Randbedingung
wurde ein Feuchtegehalt bei 23 , C und 80 % relativer Luftfeuchte zugrunde gelegt. 4
Die in Klammern gesetzten Zahlenwerte dienen nur zur Abschätzung. Sie besitzen
keine wissenschaftlich gesicherte Zuordnung.

1.3.2 Wärmedurchlasswiderstand R von Baustoffschichten


Im Allgemeinen ist der Wärmedurchlasswiderstand R einer homogenen Baustoff-
schicht der Quotient aus Schichtdicke d und der Wärmeleitfähigkeit l:
d
R¼ ½m2 K=W, ð1-1Þ
l
Für ein Bauteil mit n Schichten lautet der Wärmedurchlasswiderstand R:
d1 d2 dn
R¼ þ þ """ þ ½m2 K=W, ð1-2Þ
l1 l2 ln

1.3.3 Wärmedurchlasswiderstand R von Decken


Der Wärmedurchlasswiderstand R [m2 K/W] von Decken mit nicht homogenem
Schichtaufbau wird tabellarisch nach Tafel 5-5 ermittelt. Dort sind folgende Decken-
arten berücksichtigt:
! Stahlbetonrippen- und Stahlbetonbalkendecken
! Stahlsteindecken aus Deckenziegeln
! Stahlbetonhohldielen

1.3.4 Wärmedurchlasswiderstand Ru von Dachräumen


Für eine Dachkonstruktion mit ebener gedämmter Decke und einem Schrägdach
kann der Dachraum so betrachtet werden, als wäre er eine wärmetechnisch homo-
gene Schicht mit einem Wärmedurchlasswiderstand R u [m2 K/W] nach Tafel 5-6.
Die Werte beziehen sich auf Dachräume mit natürlicher Belüftung über einem be-
heizten Gebäudevolumen.

1.3.5 Wärmedurchlasswiderstand Rg von Luftschichten in Außenbauteilen


Bei der wärmetechnischen Beurteilung von Luftschichten in Außenbauteilen wird
zwischen ruhenden, schwach belüfteten und stark belüfteten Luftschichten unter-
schieden. Die berechneten Wärmedurchlasswiderstände R g [m2 K/W] gelten für den
Fall, dass die Luftschichtdicke nicht mehr als das 0,1-fache der kleineren der beiden
Flächenabmessungen ist, jedoch den Betrag von 0,3 m nicht übersteigt. Vorausge-
setzt wird, dass beide Flächen parallel zueinander verlaufen, jeweils einen Emissi-
onsgrad von 0,8 besitzen und dass der Wärmestrom senkrecht zu den Flächen ge-
richtet ist. Außerdem darf kein Luftaustausch zwischen der Luftschicht und dem
Innenraum erfolgen.
Ruhende Luftschicht
Wenn eine Luftschicht nicht in Verbindung mit der das Bauteil umgebenden Luft
steht, wird sie als ruhend bezeichnet. Hierzu zählen auch die Luftschichten bei zwei-
schaligem Mauerwerk nach DIN 1053-1. Besteht eine Verbindung zwischen der Luft-
schicht und der Umgebung durch kleine "ffnungen in der Außenschale, deren Größe
und Anordnung das Entstehen eines Luftraumes ausschließt, wird die Luftschicht
ebenfalls als ruhend eingestuft. diese Bedingung trifft zu, wenn die Querschnittsflä-
che der Verbindungsöffnungen folgende Werte nicht übersteigt:

119
Bauphysik

! Bei vertikaler Luftschicht: 500 mm2/m, bezogen auf die horizontale Kantenlänge
des Bauteils
! Bei horizontaler Luftschicht: 500 mm2/m2, bezogen auf die Oberfläche des Bauteils
Für Luftschichten, die diese Randbedingungen erfüllen, sind die für Berechnungen an-
zusetzenden Werte des Wärmedurchlasswiderstandes R g in Tafel 5-7 enthalten. Die
Richtung des Wärmestroms wird als horizontal bezeichnet, wenn die Richtung des
Wärmestroms um nicht mehr als /30, gegenüber der horizontalen Ebene abweicht.
Schwach belüftete Luftschicht
Schwach belüftet ist eine Luftschicht, wenn die den Luftaustausch ermöglichenden,
an gegenüber liegenden Seiten angeordnete "ffnungen, auf folgenden Wert be-
grenzt sind:
! Bei vertikaler Luftschicht: 1500 mm2/m, bezogen auf die horizontale Kantenlänge
des Bauteils
! Bei horizontaler Luftschicht: 1500 mm2/m2, bezogen auf die Oberfläche des Bauteils
Für solche Luftschichten beträgt der Wärmedurchlasswiderstand R g die Hälfte des
entsprechenden Wertes der Tafel 5-7, dieser darf jedoch nicht größer als 0,15 m2 K/W
angesetzt werden.
Stark belüftete Luftschichten
Eine Luftschicht gilt als stark belüftet, wenn ihre Querschnittsfläche den bei der
schwach belüfteten Luftschicht festgelegten Grenzwert überschreitet. In diesem Fall
wird der Wärmeschutz sowohl der Luftschicht als auch der zwischen ihr und der
Umgebung angeordneten Bauteilschichten vernachlässigt. Dagegen wird der Wert
des äußeren Wärmeübergangswiderstandes R se gleich dem Wert des inneren Wär-
meübergangswiderstandes R si gesetzt.

1.3.6 Wärmetechnische Eigenschaften des Erdreichs


Folgende wärmetechnischen Eigenschaften verschiedener Erdreicharten können
den Tafeln 5-8 und 5-9 entnommen werden:
! Wärmeleitfähigkeit l [W/m K]
! Volumenbezogene Wärmekapazität r " c [J/m3 K]
! Trockenrohdichte r [kg/m3]
! Massebezogener Feuchtegehalt u [%]
! Sättigungsgrad [%]

1.3.7 Wärmeübergangswiderstände Rsi und Rse


Die Wärmeübergangswiderstände R si und R se [m2 K/W] kennzeichnen den Wider-
stand beim Wärmetransport der Raumluft zur raumseitigen Bauteiloberfläche und
von der außenseitigen Bauteiloberfläche an die Außenluft. Durch die Wärmeüber-
gangswiderstände werden die Wärmetransportmechanismen Wärmekonvektion
und Wärmestrahlung berücksichtigt. Werte für R si und R se können Tafel 5-10 ent-
nommen werden. Die Richtung des Wärmestroms wird als horizontal bezeichnet,
wenn die Richtung des Wärmestroms um nicht mehr als /30, gegenüber der hori-
zontalen Ebene abweicht.

1.3.8 Wärmedurchgangswiderstand R T
Er kennzeichnet den Wärmedurchgang durch das gesamte Bauteil und ergibt sich
aus der Addition der Einzelwiderstände:
RT ¼ Rsi þ R þ Rse ½m2 K=W, ð1-3Þ

120
W!rmeschutz im Hochbau

1.3.9 Wärmedurchgangskoeffizient U von Bauteilen


aus homogenen Schichten
Der Wärmedurchgangskoeffizient U ist der Kehrwert des Wärmeübergangswider-
standes R T:

1
½W=m2 K, ð1-4Þ
4
RT

1.3.10 Wärmedurchgangskoeffizient U von Bauteilen


aus homogenen und inhomogenen Schichten
Bei Anwendung der Gleichungen (1-3) und (1-4) wird vorausgesetzt, dass ein Bau-
teil in seiner gesamten Ausdehnung aus einer oder mehreren aufeinanderfolgen-
den, homogenen, senkrecht zum Wärmestrom angeordneten Schichten besteht.
Liegen jedoch Abschnitte mit unterschiedlichem Materialaufbau in einer Schicht ne-
beneinander, muss bei der Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten U der
Wärmestrom, der in der inhomogenen Ebene zwischen den Stoffen mit unter-
schiedlichen wärmetechnischen Eigenschaften fließt, berücksichtigt werden. Das
Bauteil wird vor Beginn der Berechnung in Abschnitte und Schichten aufgeteilt
(Bild 1-2). Mit nachfolgendem Rechenverfahren kann der Wärmedurchgangskoeffi-
zient U eines Bauteils, das aus homogenen und inhomogenen Schichten besteht,
mit ausreichender Genauigkeit berechnet werden. Dazu wird zunächst ein oberer
Grenzwert des Wärmedurchgangswiderstandes RT0 und ein unterer Grenzwert des
Wärmedurchgangswiderstandes RT00 ermittelt. Der arithmetische Mittelwert aus die-
sen beiden Kenngrößen ist dann der Wärmedurchgangswiderstand R T. Neben den
unterschiedlichen Wärmeleitfähigkeiten der Baustoffe in einer Schicht werden auch
die Flächenanteile f i der Bauteilabschnitte benötigt, die sich aus den jeweiligen Flä-
chen Ai und der gesamten Bauteilfläche A berechnen lassen:
Ai
fi ¼ ½#, ð1-5Þ
A

Bild 1-2 Abschnitte und Schichten ei-


ner thermisch inhomogenen
Bauteilkomponente
(DIN EN ISO 6946)
D Wärmestromrichtung
a, b, c, d Abschnitte
1, 2, 3 Schichten

Oberer Grenzwert des Wärmedurchgangswiderstandes RT0


Für jeden Abschnitt des Bauteils wird der Wärmedurchgangswiderstand R T berech-
net. Sind nebeneinanderliegende Abschnitte vorhanden, so ergibt sich der obere
Grenzwert RT0 über die flächengewichteten Wärmedurchgangswiderstände R T der
Einzelabschnitte:
1 fa fb fq
¼ þ þ """ þ ½W=m2 K, ð1-6Þ
RT0 RTa RTb RTq
Unterer Grenzwert des Wärmedurchgangswiderstandes RT00
Zunächst wird für jede thermisch inhomogene Schicht der Wärmedurchlasswider-
stand R berechnet:
1 fa fb fq
¼ þ þ """ þ ½W=m2 K, ð1-7Þ
Rj Raj Rbj Rqj

121
Bauphysik

Anschließend wird der untere Grenzwert RT00 bestimmt:


RT00 ¼ Rsi þ R1 þ R2 þ " " " þ Rse ½m2 K=W, ð1-8Þ
Wärmedurchgangswiderstand R und Wärmedurchgangskoeffizient U
Der arithmetische Mittelwert aus oberem und unterem Grenzwert ergibt den Wär-
medurchlasswiderstand R T:
R 0 þ RT00
RT ¼ T ½m2 K=W, ð1-9Þ
2
Dessen Kehrwert ist der Wärmedurchgangskoeffizient U eines Bauteils, das aus
thermisch homogenen und inhomogenen Schichten besteht:
1
U¼ ½W=m2 K, ð1-10Þ
RT
Für die Berechnung der wärmetechnischen Größen sind Stoffwerte der DIN V 4108-4
oder der DIN EN 12524 zu verwenden (Abschnitt 5). Kenngrößen, die dort nicht
enthalten sind, dürfen nur dann benutzt werden, wenn sie nach den Vorschriften
der Bauregellisten bestimmt und im Bundesanzeiger bekannt gemacht worden
sind.
Beispiele zur Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten U sind im Ergän-
zungsband „Wendehorst – Beispiele aus der Baupraxis“ enthalten.

1.3.11 Wärmedurchgangskoeffizient U von Bauteilen


mit keilförmigen Schichten
Wenn eine Bauteilkomponente eine keilförmige Schicht besitzt (z. B. in äußeren
Dachdämmschichten zur Herstellung einer Neigung), ändert sich der Wärmedurch-
lasswiderstand über die Fläche der Bauteilkomponente. Der Wärmedurchgangsko-
effizient ist durch das Integral über die Fläche der betreffenden Bauteilkomponente
definiert. Folgende Fälle sind zu unterscheiden:
Rechteckige Fläche (Bild 1-3)
" #
1 R2
U¼ " ln 1 þ ½W=m2 K, ð1-11Þ
R2 R0

d2 maximale Dicke der keilförmigen Schicht


R0 Bemessungswert des Wärmedurchgangswider-
standes des restlichen Teiles, einschließlich der
Wärmeübergangswiderstände auf beiden Seiten
der Bauteilkomponente

Bild 1-3 Rechteckige Fläche

Dreieckige Fläche, dickste Stelle am Scheitelpunkt (Bild 1-4)


'" # " # (
2 R0 R2
U¼ " 1þ " ln 1 þ #1 ½W=m2 K, ð1-12Þ
R2 R2 R0

d2 maximale Dicke der keilförmigen Schicht


R0 Bemessungswert des Wärmedurchgangswider-
standes des restlichen Teiles, einschließlich der
Wärmeübergangswiderstände auf beiden Seiten
der Bauteilkomponente

Bild 1-4 Dreieckige Fläche, dickste Stelle am Scheitelpunkt

122
W!rmeschutz im Hochbau

Dreieckige Fläche, dünnste Stelle am Scheitelpunkt (Bild 1-5)


' " #(
2 R0 R2
U¼ " 1# " ln 1 þ ½W=m2 K, ð1-13Þ
R2 R2 R0
4
d2 maximale Dicke der keilförmigen Schicht
R0 Bemessungswert des Wärmedurchgangswi-
derstandes des restlichen Teiles, einschließ-
lich der Wärmeübergangswiderstände auf
beiden Seiten der Bauteilkomponente

Bild 1-5 Dreieckige Fläche, dünnste Stelle am Scheitelpunkt

Dreieckige Fläche, unterschiedliche Dicke an jedem Scheitelpunkt (Bild 1-6)


2 " # " # " #3
R2 R1 R0 þ R2
6R0 " R1 " ln 1 þ # R0 " R2 " ln 1 þ þ R1 " R2 " ln 7
4 R0 R0 R0 þ R1 5
U ¼2"
R1 " R2 " ðR2 # R1 Þ
½W=m2 K, ð1-14Þ

d1 mittlere Dicke der keilförmigen Schicht


d2 maximale Dicke der keilförmigen Schicht
R0 Bemessungswert des Wärmedurchgangswi-
derstandes des restlichen Teiles, einschließ-
lich der Wärmeübergangswiderstände auf
beiden Seiten der Bauteilkomponente

Bild 1-6 Dreieckige Fläche, unterschiedliche Dicke an jedem Scheitelpunkt

1.3.12 Wärmedurchgangskoeffizient U w, Gesamtenergiedurchlassgrad g


und Lichttransmissionsgrad t von Fenstern, Fenstertüren
und Dachflächenfenstern

Der Wärmedurchgangskoeffizient U w wird rechnerisch nach DIN EN ISO 10077-1


wie folgt ermittelt:

Ag " Ug þ Af " Uf þ lg " Y g


Uw ¼ ½W=m2 K, ð1-15Þ
Ag þ Af

Dabei bedeuten:
U w: Wärmedurchgangskoeffizient des Fensters [W/m2 K]
Ag: Glasfläche [m2]
U g: Wärmedurchgangskoeffizient der Verglasung [W/m2 K]
Af: Rahmenfläche [m2]
U f: Wärmedurchgangskoeffizient des Rahmens [W/m2 K]
l g: Länge des Glasrandverbundes (Umfang der Verglasung) [m]
Y g: Längenbezogener Wärmedurchgangskoeffizient des Glasrandverbundes [W/m2 K]

123
Bauphysik

qi
qsi

q1

Rsi R1 R2 R3 Rse

q2

l1 l2 l3
qse qe Bild 1-7
Temperaturverlauf im mehrschichtigen
Außenbauteil

Bei Anwendung der Gleichung ist zu beachten, dass Fenster mit unterschiedlichen
Abmessungen hinsichtlich der Glasfläche, der Rahmenfläche und der Länge des
Glasrandverbundes, aber mit gleichen Materialeigenschaften hinsichtlich der Wär-
medurchgangskoeffizienten U und Y zu unterschiedlich hohen Wärmedurchgangs-
koeffizienten Uw führen. Zulässig ist auch die tabellarische Ermittlung nach Tafel 5-11
und 5-12. Bei Sprossenfenstern ist der Wärmedurchgangskoeffizient U g von Mehr-
scheiben-Isolierverglasungen je nach Situation um einen Korrekturwert DU g zu er-
höhen (Tafel 5-13).
Gesamtenergiedurchlassgrade g? und Lichttransmissionsgrade t, können Tafel 5-14
entnommen werden.
Beispiele zur Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten U w von Fenstern
sind im Ergänzungsband „Wendehorst – Beispiele aus der Baupraxis“ enthalten.

1.3.13 Wärmedurchgangskoeffizient U von Lichtkuppeln


und Dachlichtbändern
Für zweischalige und dreischalige Lichtkuppeln oder Dachlichtbänder mit wärmege-
dämmten Aufsatzkränzen können die Bemessungswerte der Wärmedurchgangsko-
effizienten U [W/m2 K] nach Tafel 5-15 angenommen werden.

1.3.14 Wärmedurchgangskoeffizient U D von Außentüren


Der Wärmedurchgangskoeffizient U D [W/m2 K] von Außentüren wird in Abhängig-
keit von den konstruktiven Merkmalen ermittelt (Tafel 5-16).

1.3.15 Wärmedurchgangskoeffizient U von Bauteilen mit Abdichtung


Bei der Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten U [W/m2 K] von Bauteilen
mit Abdichtung sind die unter den Anforderungen des Mindestwärmeschutzes (Ab-
schnitt 1.5.2.5) genannten Regeln zu beachten. Für Umkehrdächer gelten die Zu-
schlagswerte DU [W/m2 K] nach Tafel 5-17.

1.3.16 Wärmestrom F und Wärmestromdichte q


Der Wärmestrom F bzw. die Wärmestromdichte q durch ein Bauteil ergibt sich aus
dem Wärmedurchgangskoeffizienten U, der Bauteilfläche A, der Temperatur innen
qi und der Temperatur außen qe:
F ¼ U " A " ðqi # qe Þ ½W, ð1-16Þ
q ¼ U " ðqi # qe Þ ½W=m2 , ð1-17Þ

124
W!rmeschutz im Hochbau

1.4 Berechnung der Schichtgrenztemperaturen q


Im stationären Zustand ergeben sich im Bauteil folgende Oberflächentemperaturen
(Bild 1-3):
4
qsi ¼ qi # q " Rsi ½. C, ð1-18Þ

qse ¼ qe þ q " Rse ½. C, ð1-19Þ

Die Schichtgrenztemperaturen errechnen sich wie folgt:

q1 ¼ qsi # q " R1 ½. C, ð1-20Þ


.
q2 ¼ q1 # q " R2 ½ C,

usw.
Beispiele zur Berechnung des Temperaturverlaufs im Außenbauteil sind im Ergän-
zungsband „Wendehorst – Beispiele aus der Baupraxis“ enthalten.

1.5 Mindestanforderungen an den Wärmeschutz


im Winter nach DIN 4108-2
1.5.1 Geltungsbereich der Norm

DIN 4108-2 legt Mindestanforderungen an den Wärmeschutz von Bauteilflächen


und Wärmebrücken innerhalb der Gebäudehülle fest. Die Gebäudehülle wird
durch eine Systemgrenze definiert, unter der die gesamte Außenoberfläche eines
Gebäudes oder einer beheizten Zone eines Gebäudes verstanden wird, für die
eine Wärmebilanz mit einer einheitlichen Raumtemperatur erstellt wird. Darin
sind alle Räume enthalten, die direkt oder indirekt durch Raumverbund (z. B. un-
beheizter Flur im Wohngebäude) beheizt werden. Der Anwendungsbereich der
Norm erstreckt sich auf Gebäude mit normalen Innentemperaturen (qi 1 19 , C)
und niedrigen Innentemperaturen (12 , C 2 qi < 19 , C). Bei Erfüllung der Anforde-
rungen ist zu erwarten, dass sich bei ausreichender Beheizung und Belüftung
der Räume entsprechend ihrer Nutzung ein hygienisches Raumklima einstellt.
Außerdem ist davon auszugehen, dass Schimmelpilze und Tauwasser nicht ent-
stehen.

1.5.2 Anforderungen
1.5.2.1 Bauteile mit einer flächenbezogenen Masse m von mindestens 100 kg/m2

Für Außenbauteilflächen von normal beheizten Räumen (qi 1 19 , C) mit einer flä-
chenbezogenen Masse von mindestens 100 kg/m2 sind die Anforderungen als Min-
dest-Wärmedurchlasswiderstand R in Tafel 1-1 angegeben.
Mit Ausnahme der 1. Zeile gelten die Anforderungen auch für Außenbauteilflächen
von niedrig beheizten Räumen (12 , C 2 qi < 19 , C). Hier lautet die Anforderung für
Außenwände, dass der Wärmedurchlasswiderstand mindestens R ¼ 0,55 m2 K/W
betragen muss.

125
Bauphysik
Tafel 1-1 Mindestwerte für Wärmedurchlasswiderstände R von Bauteilen (DIN 4108-2)
Mindest-
wärme-
Bauteile durchlass-
widerstand R
in m2 K/W

Außenwände; Wände von Aufenthaltsräumen gegen Bodenräume,


Durchfahrten, offene Hausflure, Garagen, Erdreich 1,2

Wände zwischen fremdgenutzten Räumen; Wohnungstrennwände 0,07

zu Treppenräumen mit wesentlich niedrigeren


Innentemperaturen
(z. B. indirekt beheizte Treppenräume); 0,25
Innentemperaturen <10 , C, aber Treppenraum
mindestens frostfrei
Treppenraumwände
zu Treppenräumen mit Innentemperaturen
>10 , C (z. B. von Verwaltungsgebäuden,
Geschäftshäusern, Unterrichtsgebäuden, Hotels, 0,07
Gaststätten und Wohngebäuden)

Wohnungstrenndecken, allgemein 0,35


Decken zwischen fremden
Arbeitsräumen; Decken un-
ter Räumen zwischen ge-
dämmten Dachschrägen in zentral beheizten Bürogebäuden 0,17
und Abseitenwänden bei
ausgebauten Dachräumen

unmittelbar an das Erdreich bis zu einer Raum-


Unterer Abschluss nicht tiefe von 5 m
unterkellerter Aufenthalts-
räume über einen nicht belüfteten Holraum an das
Erdreich angrenzend

Decken unter nicht ausgebauten Dachräumen; Decken unter bekriechbaren 0,9


oder noch niedrigeren Räumen; Decken unter belüfteten Räumen zwischen
Dachschrägen und Abseitenwänden bei ausgebauten Dachräumen, wärme-
gedämmte Dachschrägen

Kellerdecken; Decken gegen abgeschlossene,


unbeheizte Hausflure u. #.

nach unten, gegen Garagen (auch beheizte),


Durchfahrten (auch verschließbare) und belüftete 1,75
Decken (auch Dächer), die Kriechkeller
Aufenthaltsräume gegen
die Außenluft abgrenzen nach oben, z. B. Dächer nach DIN 18530, Dächer
und Decken unter Terrassen; Umkehrdächer
(Korrektur des berechneten Wärmedurchgangs- 1,2
koeffizienten um DU erforderlich)

1.5.2.2 Leichte Bauteile sowie Rahmen- und Skelettbauarten mit einer


flächenbezogenen Gesamtmasse m von weniger als 100 kg/m2
Für leichte Außenbauteile, Decken unter nicht ausgebauten Dachgeschossen und
Dächer mit einer flächenbezogenen Masse m unter 100 kg/m2 von normal beheiz-
ten Räumen muss der Wärmedurchlasswiderstand R > 1,75 m K/W betragen. Bei
Rahmen- und Skelettbauarten gilt dies nur für den Gefachbereich. In diesen Fällen
ist für das gesamte Bauteil zusätzlich im Mittel R > 1,0 m2 K/W einzuhalten. Glei-
ches gilt für Rollladenkästen. Für den Deckel von Rollladenkästen ist der Wert
R > 0,55 m2 K/W einzuhalten.

126
W!rmeschutz im Hochbau

Die Rahmen nicht transparenter Ausfachungen dürfen höchstens einen Wärme-


durchgangskoeffizienten der Rahmenmaterialgruppe 2.1 nach DIN V 4108-4 aufwei-
sen.
Der nicht transparente Teil der Ausfachungen von Fensterwänden und Fenster-
türen, die mehr als 50 % der gesamten Ausfachungsfläche betragen, muss mindes-
tens die Anforderungen der Tafel 1-1 erfüllen. Bei Flächenanteilen von weniger als
4
50 % muss der Wärmedurchlasswiderstand R > 1,0 m2 K/W sein.
Die Wärmebrückenwirkung leichter Metallfassaden ist nach E DIN EN ISO 10077-2
in Verbindung mit DIN EN ISO 10221-1 und DIN EN ISO 10221-2 zu bestimmen.

1.5.2.3 Rollladenkästen
Einbau- und Aufsetzkästen:
An der Schnittstelle zwischen Rollladenkasten und Baukörper (oben und seitlich)
sowie an der Schnittstelle zwischen Rollladenkasten und oberem Fensterprofil ist
ein Temperaturfaktor von f Rsi > 0.7 einzuhalten.
Vorsatzkästen:
An den Schnittstellen zwischen Fensterelement inkl. Vorsatzkasten und Baukörper
ist der Temperaturfaktor von f Rsi > 0.7 einzuhalten.
Die Berücksichtigung im wärmetechnischen Nachweis kann auf folgende Arten erfolgen:
a) Die Rollladenkästen können als flächige Bauteile mit ihrem U-Wert und ihrer
Fläche berücksichtigt werden; als Fläche gilt die lichte Rohbauöffnung.
b) Alternativ können sie übermessen werden, d. h. ihre Fläche wird bei Einbau-
und Aufsetzkästen der Wandfläche zugeschlagen und bei Aufsetzkästen der Fens-
terfläche. Ihr wärmetechnischer Einfluss wird dann bei den Wärmebrücken be-
rücksichtigt.

1.5.2.4 Wärmebrücken
Wärmebrücken sind örtlich begrenzte Stellen der Baukonstruktion, die im Vergleich
zu den angrenzenden Bauteilen höhere Wärmestromdichten und damit erhöhte
Transmissionswärmeverluste aufweisen. Dies führt in ihrem thermischen Einfluss-
bereich zu deutlich niedrigeren Oberflächentemperaturen und erhöht damit das Ri-
siko von Tauwasserbildung und Schimmelbildung. Um dieses Risiko zu minimie-
ren, sind die nachfolgenden Anforderungen einzuhalten. Gleichmäßige Beheizung
der Räume und weitgehend ungehinderte Luftzirkulation zur Wärmebrücke sind da-
bei vorausgesetzt.
Bei folgenden Wärmebrücken entfällt der Nachweis des ausreichenden Schutzes
gegen Schimmelpilzbildung:
! Bei Ecken von Außenbauteilen mit gleichartigem Aufbau, deren Einzelbestand-
teile die Anforderungen nach Tafel 1-1 erfüllen;
! Bei allen konstruktiven, formbedingten und stoffbedingten Wärmebrücken, die
den Beispielen des Beiblattes 2 zu DIN 4108 entsprechen.
Für alle hiervon abweichenden Konstruktionen muss der Nachweis erbracht wer-
den, dass der nach DIN EN ISO 10211-2 definierte Temperaturfaktor fRsi

qsi # qe
f Rsi ¼ ½#, ð1-21Þ
qi # qe

den Grenzwert fmin nicht unterschreitet:

f Rsi > f min ¼ 0,70 ½#,

127
Bauphysik

Dabei ist von folgenden Randbedingungen auszugehen:


! Innenlufttemperatur qi ¼ þ20 , C
! Außenlufttemperatur qe ¼!5 , C
! Raumseitige Bauteiloberflächentemperatur qsi ¼ 12,6 , C
! Wärmeübergangswiderstand innen:
Rsi ¼ 0,25 m2 K/W (beheizte Räume)
Rsi ¼ 0,17 m2 K/W (unbeheizte Räume)
! Wärmeübergangswiderstand außen:
Rse ¼ 0,04 m2 K/W.
Bei Bauteilen, die ans Erdreich oder an unbeheizte Räume und Pufferzonen angren-
zen, sind die Randbedingungen nach Tafel 1-2 anzusetzen:
Tafel 1-2 Temperaturrandbedingungen (DIN 4108-2)
Gebäudeteil bzw. Umgebung Temperatur in , C

Keller 10
Erdreich 10
unbeheizte Pufferzone 10
unbeheizter Dachraum !5

Hinweise zur Bewertung der Transmissionswärmeverluste von Wärmebrücken


!bliche Verbindungsmittel wie Nägel, Schrauben, Drahtanker sowie Mörtelfugen
von Mauerwerk nach DIN 1053-1 werden beim Nachweisverfahren nicht als Wär-
mebrücken behandelt, sondern bei der Berechnung des U-Wertes gemäß DIN EN
ISO 6946 berücksichtigt.
Wärmeverluste von dreidimensionalen Wärmebrücken (Raumecken) können wegen
der begrenzten Flächenwirkung vernachlässigt werden. Diejenigen von zweidimen-
sionalen Wärmebrücken (Wandecken bzw. -winkel) müssen überprüft und gegebe-
nenfalls durch konstruktive Maßnahmen verringert werden.
Auskragende Betonplatten, Attiken, frei stehende Stützen, in den ungedämmten
Dachraum hinein ragende Wände aus Mauerwerk mit einer Wärmeleitfähigkeit l
>0,5 W/mK müssen zusätzlich gedämmt werden.

Wärmebrücken nach DIN 4108 Beiblatt 2


Das Beiblatt 2 zu DIN 4108 enthält 95 Planungs- und Ausführungsbeispiele von Maß-
nahmen zur Verbesserung des Wärmeschutzes von Wärmebrücken, mit Angabe des
längenbezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten w, jedoch ohne Temperaturfaktor
fRsi . Bei allen gezeigten Details beträgt der Temperaturfaktor jedoch mindestens
fRsi ¼ 0,7. Beispiele mit diesen Bemessungswerten sind in Abschn. 1.6.1 zu finden.
Das nachfolgende Bild zeigt ein Beispiel einer ausreichend gedämmten Wärmebrü-
cke nach DIN 4108 Beiblatt 2.

Bild 1-8
Fensterlaibung — außen-
gedämmtes Mauerwerk
(DIN 4108 Beiblatt 2)

128
W!rmeschutz im Hochbau

1.5.2.5 Bauteile mit Abdichtungen

Wenn Bauteile gegen Wassereinwirkung zu schützen sind, dürfen bei der Berechnung
des Wärmedurchlasswiderstandes nur solche Schichten berücksichtigt werden, die
zwischen der raumseitigen Bauteiloberfläche und der Abdichtung angeordnet sind.
Ausgenommen von dieser Festlegung sind Wärmedämmsysteme als Perimeterdäm- 4
mung und als Umkehrdach, wenn die verwendeten Wärmedämmstoffe zusätzliche, in
DIN 4108-4 genannte Anforderungen erfüllen.

Perimeterdämmung

Bei der Perimeterdämmung ist die Wärmedämmschicht zwischen Abdichtung und


Erdreich angeordnet. Der Untergrund muss ausreichend eben sein. Die verwende-
ten Wärmedämmstoffe dürfen nur geringe Wassermengen aufnehmen und müs-
sen genügend druckfest sein. Außerdem dürfen die Dämmplatten nicht im Grund-
wasser liegen bzw. langanhaltendes Stauwasser oder drückendes Wasser im
Bereich der Dämmschicht zu vermeiden ist. Geeignet sind extrudergeschäumte
Schaumkunststoffe nach DIN EN 13164 oder Schaumglas nach DIN EN 13167 des
Anwendungstyps PW oder PB, wenn die Verlegevorschriften beachtet werden und
folgende Eigenschaften erfüllt sind:

Extrudergeschäumte Polystyrol-Hartschaumplatten nach DIN EN 13164. Die


Dämmplatten müssen dicht gestoßen im Verband einlagig verlegt werden und
eben aufliegen. Ihre maximale Wasseraufnahme bei langzeitigem völligen Eintau-
chen darf nicht mehr als 3 Massenprozente betragen, die langfristige Wasserauf-
nahme durch Diffusion darf nicht höher als 1,5 Masseprozente betragen. Sie
! müssen beidseitig je eine Schaumhaut haben,
! ihre Druckfestigkeit bzw. Druckspannung muss bei 10% Stauchung >0,30 N/mm2
sein und
! die im Diffusionsversuch nach DIN EN 12088 im Temperaturgefälle 50 , C zu 1 , C
aufgenommene Wassermenge darf den Betrag von 3%, auf das Volumen bezo-
gen, nicht überschreiten.

Schaumglas nach DIN 13167. Die Schaumglasplatten müssen dicht gestoßen im


Verband verlegt und mit Bitumenkleber großflächig an die Bauteilflächen ange-
klebt werden. Es ist darauf zu achten, dass die Fugen mit Bitumenkleber voll ver-
füllt werden. Weiterhin muss die Oberfläche der Dämmplatten mit einer bitumi-
nösen, frostbeständigen Deckschicht versehen sein, die entweder werksmäßig
aufgebracht ist oder nachträglich angebracht wird. Einige Schaumglastypen dür-
fen laut Zulassung auch in Bereichen mit ständig oder langanhaltend drückendem
Wasser (Grundwasser) bis zu einer maximalen Eintauchtiefe von 12 m verwendet
werden.

Umkehrdach

Beim Umkehrdach ist die Wärmedämmschicht oberhalb der Dachabdichtung ange-


ordnet und somit der Einwirkung der Niederschlagsfeuchte ausgesetzt. Deshalb
dürfen als Wärmedämmaterial nur solche Stoffe verwendet werden, die eine gerin-
ge Wasseraufnahme aufweisen. Ohne weiteren Eignungsnachweis sind einlagig
verlegte extrudergeschäumte Polystyrol – Hartschaumplatten nach DIN EN 13164
des Anwendungstyps PW oder PB mit Stufenfalz für Umkehrdächer zugelassen,
wenn sie dieselben Eigenschaften besitzen, wie für eine Perimeterdämmung gefor-
dert.

129
Bauphysik

Bei Regen werden die Dämmplatten unterströmt, wobei zusätzliche Wärmeverluste


entstehen. Daher ist bei der Ermittlung des wärmeschutztechnisch wirksamen
Kennwertes eines Umkehrdaches der errechnete Wärmedurchgangskoeffizient um
einen Betrag DU in Abhängigkeit des prozentualen Anteils des Wärmedurchlasswi-
derstandes unterhalb der Abdichtung am Wärmedurchlasswiderstand der Gesamt-
konstruktion zu erhöhen (Tafel 5-17).
Um ein „Aufschwimmen“ der Dämmplatten oder das Abheben durch Sogkräfte bei
Wind zu verhindern, müssen sie durch eine mindestens 50 mm dicke Kiesschicht
oder durch Gehwegplatten beschwert werden. Außerdem muss ein langfristiges
!berstauen der Wärmedämmplatten bei Regen durch entsprechende Maßnahmen
bei der Ausbildung der Dachentwässerung ausgeschlossen werden. Ein kurzfristi-
ges !berstauen, z. B. während intensiver Niederschläge, kann als unbedenklich an-
gesehen werden.

1.5.2.6 Wärmeschutz von Metallpaneelen

Leichte Metallpaneelen werden als vorgefertigte Elemente für die nichttranspa-


rente Ausfachung in Metallfassaden verwendet. Sie bestehen aus zwei Deck-
schichten, die am Rand durch einen druckfesten Verleimer miteinander verbunden
sind. In der Regel werden für die Deckschichten ca. 1 bis 3 mm dicke Aluminium-
oder Stahlbleche, aus gestalterischen Gründen für die außenseitige Deckschicht
manchmal auch 4 bis 10 mm dicke Colorgläser verwendet. Der Rand wird entwe-
der als Stufenfalz oder mit glatter Oberfläche ausgeführt (s. Bild 1-9). Um zu ver-
hindern, dass Wasserdampf in den Kernbereich der Paneelen eindringen kann,
wird die Stirnfläche des Umleimers mit einer als Feuchtesperre dienenden Folie
verklebt.

Bild 1-9
Randausbildung
von Metall-
paneelen
a) Randbereich mit glatter Oberfläche b) Randbereich mit Stufenfalz

Der Wärmeschutz der Paneele hängt sowohl vom Wärmedurchlasswiderstand des


Kernbereichs als auch von dem des Umleimers ab. Auch die Wärmeleitfähigkeit
des für die Deckschicht verwendeten Metalls beeinflusst den Wärmeschutz des Pa-
neels, ebenso die der Randfolie, sofern sie aus Aluminium besteht [1]. Der mittlere
Wärmedurchgangskoeffizient eines Metallpaneels kann nur mithilfe eines numeri-
schen Rechenverfahrens ermittelt werden, das in der Regel einen relativ großen
Zeitaufwand erfordert.

1.5.2.7 Fenster, Fenstertüren und Außentüren mit Glaseinsatz


Außenliegende Fenster, Fenstertüren und Außentüren mit Glaseinsatz von be-
heizten Räumen sind mindestens mit Isolier- oder Doppelverglasung auszufüh-
ren.

130
W!rmeschutz im Hochbau

1.5.3 Luftdichtheit von Bauteilen und Gebäuden

Wärmeverluste infolge von Undichtheiten in der Gebäudehülle sind dadurch zu be-


grenzen, dass
! Fugen in der wärmeübertragenden Umfassungsfläche nach dem Stand der Tech- 4
nik dauerhaft und luftundurchlässig abzudichten sind (s. auch DIN 18540). Aus
einzelnen Teilen zusammengesetzte Bauteilschichten, z. B. Holzschalungen,
müssen in der Regel zusätzlich abgedichtet werden. Konstruktionen nach
DIN V 4108-7 erfüllen ohne besonderen Nachweis die Anforderungen der Luft-
dichtheit. Experimentell kann die Luftdichtheit von Bauteilen nach DIN EN 12114,
von Gebäuden nach DIN EN 13829 bestimmt werden. Der aus den Mess-
ergebnissen abgeleitete Fugendurchlasskoeffizient a von Bauteilen muss kleiner
0,1 m3 =ðm " h " ðda Pa2=3 ÞÞ sein.
! Bei außen liegenden Fenstern, Fenstertüren und Dachflächenfenstern gelten die
Anforderungen nach DIN 18055. Bei Außentüren muss a 2 2,0 m3 =mh ðda Pa2=3 Þ
sein, da eine Funktionsfuge vorliegt.
Wird eine !berprüfung der Dichtheit des Gebäudes durchgeführt, so darf der nach
DIN EN 13829 bei einer Druckdifferenz zwischen innen und außen von 50 Pa ge-
messene Volumenstrom, bezogen auf das beheizte Luftvolumen, folgende Werte
nicht übersteigen:
— bei Gebäuden ohne raumlufttechnische Anlagen: n < 3 h!1
— bei Gebäuden mit raumlufttechnischen Anlagen: n < 1,5 h!1
Als raumlufttechnische Anlage zählt bereits eine mechanische Abluftanlage ohne
Wärmerückgewinnung.

1.5.4 Luftwechsel
Aus Gründen der Hygiene, der Begrenzung der Luftfeuchte sowie gegebenenfalls
der Zuführung von Verbrennungsluft nach bauaufsichtlichen Vorschriften ist auf
ausreichenden Luftwechsel zu achten. Dies ist in der Regel der Fall, wenn während
der Heizperiode ein auf das Luftvolumen innerhalb der Systemgrenze bezogener
durchschnittlicher, nutzerunabhängiger Luftwechsel von 0,5 h!1 sichergestellt wird.

1.5.5 Wärmedämmstoffe — Anwendungshinweise


DIN V 4108-10 regelt die Verwendung von folgenden Dämmstoffen:

Tafel 1-3 Dämmstoffarten (DIN 4108-10)


Kurzbezeich- Stufen, Klassen und Grenzwerte
Dämmstoff
nung nach DIN EN
Mineralwolle MW 13162
Polystyrol — Hartschaum EPS 13163
Polystyrol — Extruderschaum XPS 13164
Polyurethan — Hartschaum PUR 13165
Phenolharz — Hartschaum PF 13166
Schaumglas CG 13167
Holzwolle — Platten WW 13168
Holzwolle — Mehrschichtplatten WW-C 13168
Expandiertes Perlite EPB 13169
Expandierter Kork ICB 13170
Holzfaser WF 13171

131
Bauphysik
Tafel 1-4 Anwendungsgebiete von Wärmedämmstoffen

Anwendungs- Kurz-
Anwendungsbeispiele
gebiet zeichen

DAD Außendämmung von Dach oder Decke, vor Bewitterung ge-


schützt, Dämmung unter Deckungen

DAA Außendämmung von Dach oder Decke, vor Bewitterung ge-


schützt, Dämmung unter Abdichtungen

DUK Außendämmung des Daches, der Bewitterung ausgesetzt


(Umkehrdach)

DZ Zwischensparrendämmung, zweischaliges Dach, nicht begehbar,


Decke, Dach aber zugängliche oberste Geschossdecke

DI Innendämmung der Decke (unterseitig) oder des Daches, Däm-


mung unter den Sparren/Tragkonstruktion, abgehängte Decke
usw.

DEO Innendämmung der Decke oder Bodenplatte (oberseitig) unter


Estrich ohne Schallschutzanforderungen

DES Innendämmung der Decke oder Bodenplatte (oberseitig) unter


Estrich mit Schallschutzanforderungen

WAB Außendämmung der Wand hinter Bekleidung

WAA Außendämmung der Wand hinter Abdichtung

WAP Außendämmung der Wand unter Putz

WZ Dämmung von zweischaligen Wänden, Kerndämmung


Wand
WH Dämmung von Holzrahmen- und Holztafelbauweise

WI Innendämmung der Wand

WTH Dämmung zwischen Haustrennwänden mit Schallschutzanforde-


rungen

WTR Dämmung von Raumtrennwänden

PW Außen liegende Wärmedämmung von Wänden gegen Erdreich


(außerhalb der Abdichtung)
Perimeter
PB Außen liegende Wärmedämmung unterhalb der Bodenplatte ge-
gen Erdreich (außerhalb der Abdichtung)

Bei den Anwendungsgebieten DUK, PW und PB (Umkehrdach und Perimeterdäm-


mungen) sind die Anforderungen der DIN 4108-2 einzuhalten.
Die korrekte Beschreibung eines Dämmstoffs umfasst folgende Angaben:
! Genaue Bezeichnung nach Tafel 1-3
! Wärmeleitfähigkeit des Dämmstoffs
! Differenzierung von bestimmten Dämmstoffeigenschaften nach Tafel 1-5.

132
W!rmeschutz im Hochbau
Tafel 1-5 Differenzierung von Produkteigenschaften (DIN 4108-10)
Produkteigenschaft Kurzzeichen Beschreibung Beispiele
Keine Hohlraumdämmung,
dk Zwischensparrendämmung
Druckbelastbarkeit
dg
Geringe
Druckbelastbarkeit
Wohn- und Bürobereich unter
Estrich
4
Mittlere Nicht genutztes Dach mit Abdich-
dm Druckbelastbarkeit tung
Druckbelastbarkeit
dh Hohe Druckbelastbarkeit Genutzte Dachflächen, Terrassen
Sehr hohe
ds Druckbelastbarkeit
Industrieböden, Parkdeck
Extrem hohe Hoch belastete Industrieböden,
dx Druckbelastbarkeit Parkdeck
Keine Anforderungen an Innendämmung im Wohn- und
wk
die Wasseraufnahme Bürobereich
Wasseraufnahme durch Außendämmung von Außenwän-
wf den und Dächern
Wasseraufnahme flüssiges Wasser
Wasseraufnahme durch
wd flüssiges Wasser und/ Perimeterdämmung, Umkehrdach
oder Diffusion
Keine Anforderungen an Hohlraumdämmung,
zk
die Zugfestigkeit Zwischensparrendämmung
Außendämmung der Wand hinter
zg geringe Zugfestigkeit
Zugfestigkeit Bekleidung
Außendämmung der Wand unter
zh hohe Zugfestigkeit Putz, Dach mit verklebter Abdich-
tung
Keine Anforderungen an
Alle Anwendungen ohne schall-
sk schalltechnische Eigen-
schaften technische Anforderungen
Trittschalldämmung,
sg geringe Zusammendrück-
Schalltechnische barkeit
Eigenschaften Trittschalldämmung,
Schwimmender Estrich, Haus-
sm mittlere Zusammendrück-
barkeit trennwände
Trittschalldämmung,
sh erhöhte Zusammendrück-
barkeit
Keine Anforderungen an
tk die Verformung
Innendämmung
Dimensionsstabilität
Außendämmung der Wand
Verformung tf unter Feuchte und
Temperatur unter Putz, Dach mit Abdichtung
Verformung unter Last
ti und Temperatur
Dach mit Abdichtung

Die Bezeichnung für eine Mineralwolleplatte für die Trittschalldämmung unter ei-
nem schwimmenden Estrich lautet dann:
13/10 mm Mineralwolle MW 035 DES sg dg.
Die Zahl hinter der Kurzbezeichnung gibt dabei die Nachkommastellen der Wärme-
leitfähigkeit in W/mK an.
Für den Dämmstoff eines Wärmedämmverbundsystems aus Polystyrol lautet die
Bezeichnung:
140 mm Polystyrol – Hartschaumplatten EPS 040 WAP wf tf,
eine Perimeterdämmung bei einer Wand gegen Erdreich trägt die Bezeichnung
140 mm Polystyrol – Extruderschaum XPS 040 PW wd.

133
Bauphysik

Bei Mineralwolleplatten und expandierten Polystyrolen unter schwimmenden Estri-


chen ist die zulässige Zusammendrückbarkeit als Funktion der Nutzlast auf dem
Estrich in den Normen DIN EN 13162 und DIN EN 13163 nach Tafel 1-6 geregelt:
Tafel 1-6 Zulässige Zusammendrückbarkeit von Trittschalldämmstoffen
Nutzlast Grenzabmaß
Anforderung Grenzabmaß in mm
Stufe auf dem in mm bei
in mm bei Polystyrol
Estrich in kPa Mineralwolle
<2 mm für dL < 35 mm
CP5 <2.0 <5 þ2 <3 mm für dL > 35 mm
<1 mm für dL < 35 mm
CP4 <3.0 <4 þ2
CP3 <4.0 <3 þ2
<1 mm für dL < 35 mm
CP2 <5.0 <2 þ1 <2 mm für dL > 35 mm

Bei Nutzlasten >5 kPa dürfen nur Trittschalldämmstoffe verwendet werden, die die
Stufe CP2 für die Zusammendrückbarkeit aufweisen und deren Langzeitbeständig-
keit nachzuweisen ist.
Bei Mehrschicht – Leichtbauplatten dürfen Deckschichten aus Holzwolle mit Dicken
<10 mm nicht angerechnet werden. Bei größeren Dicken sind die Werte nach DIN
V 4108 – 4 zu verwenden.

1.6 Temperaturverläufe einiger häufiger Wärmebrücken


1.6.1 Oberflächentemperatur qsi
Zur Berechnung der Temperaturfelder im Bereich von Wärmebrücken müssen Fi-
nite – Elemente – Programme herangezogen werden. Derartige Programme sind
in großer Vielfalt auf dem Markt. Es gibt auch leistungsfähige Freeware.
Nachfolgend sind die Ergebnisse für einige häufig anzutreffende Wärmebrücken
angegeben. In den Grafiken ist nicht der Temperaturfaktor, sondern die spezifische
Temperaturabsenkung angegeben. Diese ergibt sich aus der Gleichung
qi # qsi
f s ¼ 1 # f Rsi ¼ ð1-22Þ
qi # qe
Die Oberflächentemperatur der Wärmebrücke kann dann für beliebige Innen- und
Außentemperaturen nach der Gleichung
qsi ¼ qi # f s " ðqi # qe Þ ð1-23Þ
Die nachfolgenden Beispiele wurden mithilfe des Programms STAT3DD nach Ru-
dolphi/Müller untersucht [1]. Bei allen Beispielen wurde der innere Wärmeüber-
gangswiderstand R si ¼ 0,2 m2 K/W gesetzt.

1.6.2 Außenwinkel
Beim Außenwandwinkel ist die wärmeabgebende Außenfläche größer als die wär-
meaufnehmende Innenfläche. Dadurch divergieren die Wärmestromlinien im Win-
kelbereich und die Oberflächentemperatur im Winkel ist niedriger als in der Wand-
fläche. Bild 1-10 zeigt den Verlauf der Oberflächentemperatur der Wand vom
Winkel ausgehend für Außenwände mit unterschiedlichem Wärmedurchlasswider-
stand. In Bild 1-11 wird die Temperatur qsw im Wandwinkel sowie die zugehörige
spezifische Temperaturabsenkung fs für Außenwände mit unterschiedlichem Wär-
medurchlasswiderstand gezeigt.

1.6.3 Deckenauflager
An der Auflagestelle der Wohnungstrenndecke auf die Außenwand ist eine Wärme-
brücke vorhanden. Um deren Wirkung abzuschwächen wird die Stirnseite der Stahl-

134
W!rmeschutz im Hochbau

Bild 1-10 Oberflächentemperatur abhängig Bild 1-11 Temperatur qsw und spez. Tempera-
von dem Abstandsparameter x/d (x turabsenkung fs im Wandwinkel,
¼ Abstand vom Winkel, d ¼ Dicke der abhängig vom Wärmedurchlasswi-
Wand) bei verschiedenen Wärme- derstand der Wand
durchlasswiderständen der Wand
Innenlufttemperatur: 20 , C
Außenlufttemperatur: !15 , C

betondecke mit einer Wärmedämmplatte


abgedeckt (Bild 1-12). Die niedrigste Ober-
flächentemperatur tritt am Auflager der
Decke auf die Wand im Winkel zwischen
den beiden Bauteilen auf. In Bild 1-13 wird
die Winkeltemperatur qsw und die spezifi-
sche Temperaturabsenkung fs, abhängig
vom Wärmedurchlasswiderstand der Wär-
medämmschicht an der Stirnseite der
Deckenplatte für zwei Wände mit unter- Bild 1-12
schiedlichem Wärmedurchlasswiderstand Geschossdeckenanschluss
angegeben.

Bild 1-13 Temperatur qsw und spez. Temperaturabsenkung fs, abhängig vom Wärmedurch-
lasswiderstand der Dämmschicht an der Stirnseite der Betondecke für 2 Außen-
wände mit unterschiedlichem Wärmedurchlasswiderstand

1.6.4 Attika
Bei der Attika vergrößert sich durch den hochstehenden Betonkranz die wärme-
abgebende Außenfläche des Daches; die Attika wirkt dadurch wie eine Kühlrippe (Bild

135
Bauphysik

1-14). Je höher der Betonkranz der Attika über


die Deckenplatte reicht, desto größer ist dessen
Wärmeabgabe an die Außenluft und umso
niedriger ist die Temperatur qsw im Winkel zwi-
schen Außenwand und Unterseite der Beton-
platte des Daches. Bild 1-15 enthält die Tempe-
raturangabe im Winkel und die spezifische
Temperaturabsenkung fs in Abhängigkeit des
Wärmedurchlasswiderstandes der Außenwand
bei einer Aufkantungshöhe h der Attika von
Bild 1-14 Attika
300 mm und von 700 mm über der Betonplatte.

Bild 1-15 Temperatur qsw und spez. Temperaturabsenkung im Winkel Wand/Decke einer
ringsum mit 60 mm PS-Hartschaum-040 gedämmten Attika in Abhängigkeit des
Wärmedurchlasswiderstandes der Außenwand für 300 mm und 700 mm Aufkan-
tungshöhe. Dicke der Wärmedämmschicht (040) des Daches: 130 mm

1.7 Mindestanforderungen an den Wärmeschutz im Sommer


nach DIN 4108-2
1.7.1 Grundlagen und Anwendungsbereich
Durch bauliche Maßnahmen in Verbindung mit der Nutzung dürfen in Gebäuden
keine unzumutbaren Temperaturbedingungen entstehen, die zu relativ aufwendi-
gen apparativen und energieintensiven Kühlmaßnahmen führen können. Daher
wird der sommerliche Wärmeschutz in die Planungsphase mit einbezogen. Das
Verfahren zum Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes beruht auf standardi-
sierten Randbedingungen.
Um regionale Unterschiede der sommerlichen Klimaverhältnisse zu berücksichtigen,
wird eine Differenzierung der Anforderungen nach drei Klimaregionen für das Gebiet
der Bundesrepublik Deutschland vorgenommen. Die zugehörige Grenz-Raumtempe-
ratur, die an nicht mehr als 10 % der Aufenthaltszeit in Gebäuden überschritten wer-
den soll, und die Einteilung der drei Klimazonen sind in der Tafel 1-7 dargestellt.
Tafel 1-7 Zugrunde gelegte Grenz-Raumtemperaturen q für die Sommer-Klimaregionen
sowie deren Definitionen (s. auch Bild 1-16)
Sommer- Merkmal der Grenz- Höchstwert der
Klimaregion Region Raumtemperatur mittleren monatlichen
1)
in , C Außentemperatur q in , C
A sommerkühl 25 q < 16,5
B gemäßigt 26 16,5 < q < 18,0
C sommerheiß 27 q > 18,0
Anmerkung zu Tabelle 1-7:
Den Sommer-Klimaregionen sind folgende Referenzorte nach Tabelle A3 der DIN V 4108-6
zugeordnet (s. auch Bild 1-16):

136
W!rmeschutz im Hochbau
Klimaregion A (sommerkühl):
Husum, Kiel, Hof, Freudenstadt, Garmisch-Partenkirchen, Oberstdorf.
Klimaregion B (gemäßigt):
Norderney, Hannover, Hamburg, Warnemünde, Potsdam, Schwerin, Teterow, Braunschweig,
Dresden, Wittenberg, Erfurt, Harzgerode, Lüdenscheid, Essen, Köln, Münster, Kassel, Trier, 4
Chemnitz, Cham, Stuttgart, Saarbrücken, München, Passau.
Klimaregion C (sommerheiß):
Geisenheim, Leipzig, Nürnberg, Würzburg, Frankfurt a. M., Mannheim, Freiburg, Konstanz.

Bild 1-16 Sommer-Klimaregionen, die für den sommerlichen Wärmeschutznachweis gelten


(DIN 4108-2)

137
Bauphysik

Der Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes soll für „kritische“ Räume bzw.
Raumbereiche an der Außenfassade durchgeführt werden, die der Sonneneinstrah-
lung besonders ausgesetzt sind. Er soll grundsätzlich für alle Raumarten geführt
werden, in denen sich Menschen aufhalten, also für Wohn-, Büro- und Verwal-
tungsgebäude, Schulen, Bibliotheken, Gaststätten, Warenhäuser, Betriebsgebäude,
Gebäude für Sport- und Versammlungszwecke sowie für Gebäude mit gemischter
Nutzung. Der weiter unten angegebene Nachweis kann nicht geführt werden für
Räume in Verbindung mit Wintergärten, vorgelagerten Pufferzonen, Doppelfassa-
den oder transparenten Wärmedämmungen.
Auf einen Nachweis kann verzichtet werden, wenn der Fensterflächenanteil fAG fol-
gende Werte nicht übersteigt:

Tafel 1-8 Zulässige Werte des Fensterflächenanteils fAG , unterhalb dessen auf einen Nach-
weis des sommerlichen Wärmeschutznachweises verzichtet werden kann
(DIN 4108-2)

Grundflächen bezogener
Neigung der Fenster
Orientierung der Fenster2 ) Fensterflächenanteil1)
gegenüber der Horizontalen fAG in %

Nordwest über Süd bis Nordost 10


über 60, bis 90,
alle anderen Nordorientierungen 15

von 0, bis 60, Alle Orientierungen 7

Anmerkung: Den angegebenen Fensterflächenanteilen liegen Klimawerte der Klimaregion B


nach DIN V 4108-6 zugrunde.
1
) Der Fensterflächenanteil fAG ergibt sich aus dem Verhältnis der Fensterfläche
(lichte Rohbaumaße) zu der Grundfläche des betrachteten Raumes. Sind beim
betrachteten Raum mehrere Fassaden oder z. B. Erker vorhanden, so ist fAG
aus der Summe aller Fenster zur Grundfläche zu berechnen.
2
) Sind beim betrachteten Raum mehrere Orientierungen mit Fenster vorhanden,
so ist der kleinere Grenzwert für fAG bestimmend.

1.7.2 Randbedingungen
Dem Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes liegen folgende Randbedingun-
gen zugrunde, die auch bei genaueren instationären dynamischen Gebäudesimula-
tionen berücksichtigt werden müssen:
4 Soll-Raumtemperatur für Heizzwecke 20 , C;
4 Klimazonen nach Tafel 1-7;
4 Luftwechselraten im Sommer maximal n = 3 h –1, außerhalb der Aufenthaltszeit
n = 0,3 h –1, außer wenn die Luftwechselrate gezielt erhöht werden kann. Dann
darf n = 2 h –1 angesetzt werden.
4 Als interne Wärmegewinne sind bezogen auf die jeweilige Netto – Grundfläche
angerechnet:
Wohngebäude: 120 Wh/(m2 d)
Nichtwohngebäude: 144 Wh/(m2 d)
4 Die Nettogrundfläche AG wird aus den lichten Raummaßen ermittelt. Bei Räu-
men mit einseitiger Fensterfläche darf die Raumtiefe nur bis zur dreifachen lich-
ten Raumhöhe angesetzt werden. Bei Räumen mit gegenüberliegenden Fens-
tern, deren Raumtiefe kleiner ist als das sechsfache der Raumhöhe, gibt es
keine Begrenzung, andernfalls muss der Nachweis für jede der beiden Fenster-
flächen geführt werden. Die Wärmespeicherwirkung darf nur für das Raumvolu-
men berücksichtigt werden, welches sich aus der zulässigen Nettogrundfläche
ergibt.
4 Das vereinfachte Verfahren gilt für Rahmenanteile von ca 30 %.

138
W!rmeschutz im Hochbau

1.7.3 Anforderungen
Es ist nachzuweisen, dass ein „vorhandener“ Sonneneintragskennwert S nicht grö-
ßer ist als ein „zulässiger“ Höchstwert des Sonneneintragskennwertes S zul:
S 2 Szul ½#, ð1-24Þ
4
1.7.4 Ermittlung des „vorhandenen“ Sonneneintragskennwertes
Für den bezüglich sommerlicher !berhitzung zu untersuchenden Raum oder Raum-
bereich ist der Sonneneintragskennwert S nach folgender Gleichung zu ermitteln:
Aw,j Fensterfläche in der jeweiligen Himmelsrichtung
P (Summation über alle relevanten Fensterflächen
ðAw, j " gtotal, j Þ in einem Raum)
j
S¼ ð1-25Þ gtotal, j Gesamtenergiedurchlassgrad der Verglasung ein-
AG schließlich aller Sonnenschutzmaßnahmen
AG Nettogrundfläche des betrachteten Raumes oder
Raumbereichs in m2 .
Der Gesamtenergiedurchlassgrad der Verglasung einschließlich aller Sonnen-
schutzmaßnahmen ergibt sich vereinfacht nach der Gleichung
g Gesamtenergiedurchlassgrad des Fensters bzw. der
Verglasung nach DIN EN 410
gtotal ¼ g " Fc ð1-26Þ F c Abminderungsfaktoren für Sonnenschutzeinrichtun-
gen nach Tafel 5-18.
Genauere Verfahren sind in DIN V 4108-6 angegeben.

1.7.5 Ermittlung des „zulässigen“ Höchstwertes S zul


Der zulässige Höchstwert S zul wird als Summe der anteiligen Sonneneintragskenn-
werte S x ermittelt:
P
Szul ¼ Sx ½#, ð1-27Þ
Die anteiligen Sonneneintragskennwerte S x können Tafel 1-9 entnommen werden.

Tafel 1-9 Anteilige Sonneneintragkennwerte Sx zur Bestimmung des zulässigen Höchstwer-


tes des Sonneneintragkennwertes (DIN 4108-2)
Anteiliger
Gebäudelage bzw. Bauart, Fensterneigung und Orientierung Sonneneintrags-
kennwert Sx
Gebäude in Klimaregion A 0,04
Gebäude in Klimaregion B 0,03
Klimaregion1)
Gebäude in Klimaregion C 0,02
leichte Bauart: Ohne Nachweis von Cwirk =AG 0,06fgew 3 )
mittlere Bauart: 50 Wh/(Km2 ) < Cwirk =AG < 130 Wh/(m2 K) 0,10fgew 3 )
Bauart2 )
schwere Bauart: Cwirk =AG > 130 Wh/(m2 K) 0,115fgew 3 )
Erhöhte Nacht- bei mittlerer2 ) und leichter2 ) Bauart þ0,02
Lüftung4 ) wäh-
rend der zweiten
Nachthälfte bei schwerer2 ) Bauart þ0,03
n > 1,5 h!1
Sonnenschutz- g 2 0,4
þ0,03
verglasung5 )

Fortsetzung s. nächste Seite

139
Bauphysik
Tafel 1-9 (Fortsetzung)
Anteiliger
Gebäudelage bzw. Bauart, Fensterneigung und Orientierung Sonneneintrags-
kennwert Sx
Fensterneigung 0, 2 Neigung 2 60, (gegenüber der Horinzontalen) !0,12fneig 6 )
Nord- Nordost- und Nordwestorientierte Fenster,
soweit die Neigung gegenüber der Horizontalen > 60, þ0,10fnord 7 )
Orientierung
ist sowie Fenster, die dauernd vom Gebäude selbst
verschattet sind

1
) Höchstwerte der mittleren monatlichen Außentemperaturen nach Tafel 1-7
2
) Im Zweifelsfall kann nach DIN V 4108-6 die wirksame Wärmespeicherfähigkeit für den be-
trachteten Raum bestimmt werden, um die Bauart einzuordnen; dabei ist folgende Einstufung
vorzunehmen:
! leichte Bauart liegt vor, wenn Cwirk =AG < 50 Wh/(K m2 )
mit Cwirk wirksame Wärmespeicherfähigkeit
AG bezogene Nettogrundfläche
! mittlere Bauart liegt vor, wenn 50 Wh/(K m2 ) 2 Cwirk 2 130 Wh/(K m2 )
! schwere Bauart liegt vor, wenn Cwirk > 130 Wh/(K m2 )
3
) fgew ¼ ðAW þ 0,3AAW þ 0,1AD Þ=AG
mit fgew gewichtete Außenflächen bezogen auf die Nettogrundfläche; die Gewichtungsfakto-
ren berücksichtigen die Relation zwischen dem sommerlichen Wärmedurchgang üblicher
Außenbauteile.
AW , AAW , AD : Fensterfläche einschließlich Dachfenster, Außenwandfläche, wärmeübertra-
gende Dach- und Deckenflächen nach oben oder unten gegen Außenluft, Erdreich und
unbeheizte Dach- und Kellerräume
4
) Bei Ein- und Zweifamilienhäusern kann in der Regel von einer erhöhten Nachtlüftung aus-
gegangen werden
5
) Als gleichwertige Maßnahme gilt eine Sonnenschutzvorrichtung, die die diffuse Strahlung
permanent reduziert und deren gtotal < 0,4 erreicht
6
) fneig ¼ AW, neig =AG
7
) fNord ¼ AW, nord =AW, gesamt
Berechnungsbeispiele zum Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes sind im
Ergänzungsband „Wendehorst-Beispiele aus der Baupraxis” enthalten.

2 Energiesparender Wärmeschutz nach der Energie-


einsparverordnung vom 29. April 2009 (EnEV 2009)
2.1 Anwendungsbereich der EnEV
Der Anwendungsbereich der EnEV 2009, die am 01. Oktober 2009 in Kraft getreten
ist, erstreckt sich auf Gebäude, die unter Einsatz von Energie beheizt oder gekühlt
werden. Außerdem gilt sie für Anlagen der Heizungs-, Kühl- und Raumluft- und
Beleuchtungstechnik sowie der Warmwasserversorgung. Der Energieeinsatz für
Produktionsprozesse sowie bestimmte Gebäude sind vom Anwendungsbereich der
EnEV 2009 ausgenommen:
! Betriebsgebäude, die überwiegend zur Aufzucht oder zur Haltung von Tieren ge-
nutzt werden
! Betriebsgebäude, soweit sie nach ihrem Verwendungszweck großflächig und
lang anhaltend offen gehalten werden müssen
! unterirdische Bauten
! Unterglasanlagen und Kulturräume für Aufzucht, Vermehrung und Verkauf von
Pflanzen
! Traglufthallen und Zelte
! Gebäude, die dazu bestimmt sind, wiederholt aufgestellt und zerlegt zu werden,
und provisorische Gebäude mit einer geplanten Nutzungsdauer von bis zu zwei
Jahren

14 0
Energiesparender W!rmeschutz

! Gebäude, die dem Gottesdienst oder anderen religiösen Zwecken gewidmet


sind,
! Wohngebäude, die für eine Nutzungsdauer von weniger als vier Monaten jähr-
lich bestimmt sind
! sonstige handwerkliche, landwirtschaftliche, gewerbliche und industrielle Be-
triebsgebäude, die nach ihrer Zweckbestimmung auf eine Innentemperatur von 4
weniger als 12 Grad Celsius oder jährlich weniger als vier Monate beheizt sowie
jährlich weniger als zwei Monate gekühlt werden.
Für Gebäude sind folgende Begriffsbestimmungen und Bezugsgrößen von Bedeu-
tung:
! Wohngebäude sind Gebäude, die nach ihrer Zweckbestimmung überwiegend
dem Wohnen dienen, einschließlich Wohn-, Alten- und Pflegeheimen sowie ähn-
lichen Einrichtungen.
! Nichtwohngebäude sind alle anderen Gebäude.
! Kleine Gebäude sind Gebäude mit nicht mehr als 50 Quadratmetern Nutzfläche.
! Baudenkmäler sind nach Landesrecht geschützte Gebäude oder Gebäudemehr-
heiten.
! Beheizte Räume sind solche Räume, die auf Grund bestimmungsgemäßer Nut-
zung direkt oder durch Raumverbund beheizt werden.
! Gekühlte Räume sind solche Räume, die auf Grund bestimmungsgemäßer Nut-
zung direkt oder durch Raumverbund gekühlt werden.
! Die wärmeübertragende Umfassungsfläche A [m2] stellt die äußere Begrenzung ei-
ner abgeschlossenen beheizten Zone dar. Wohngebäude sind immer als Ein-Zo-
nen-Modell zu betrachten, das mindestens die beheizten Räume einschließt.
! Das beheizte Gebäudevolumen V e [m3] ist das Volumen, das von der wärme-
übertragenden Umfassungsfläche A [m2] umschlossen wird.
! Das beheizte Luftvolumen V [m3] kann vereinfacht aus dem beheizten Gebäude-
volumen V e [m3] abgeleitet werden:
! Wohngebäude bis zu drei Vollgeschossen: V ¼ 0,76 " V e
! In den übrigen Fällen: V ¼ 0,80 " V e
! Die Wohnfläche ist die nach der Wohnflächenverordnung oder auf der Grundla-
ge anderer Rechtsvorschriften oder anerkannter Regeln der Technik zur Berech-
nung von Wohnflächen ermittelte Fläche.
! Die Nutzfläche ist die Nutzfläche nach anerkannten Regeln der Technik, die be-
heizt oder gekühlt wird.
! Die Gebäudenutzfläche AN ist bei Wohngebäuden die Gebäudenutzfläche, die
aus dem beheizten Gebäudevolumen V e ermittelt wird:
! Durchschnittliche Geschosshöhe 2,50 m 2 hg 2 3 m:
AN ¼ 0,32 m!1 " V e [m3]
! Durchschnittliche Geschosshöhe hg < 2,50 m oder hg > 3,00 m:
AN ¼ (1/hg – 0,04 m!1) " V e [m3]
! Die Nettogrundfläche ANGF ist die Nettogrundfläche nach anerkannten Regeln
der Technik, die beheizt oder gekühlt wird.
! Der spezifische, auf die wärmeübertragende Umfassungsfläche bezogene Trans-
missionswärmeverlust HT0 [W/m2 K] ist der Quotient aus dem spezifischen Trans-
missionswärmeverlust H T [W/K] und der wärmeübertragenden Umfassungsflä-
che A [m2].
Energetisch und anlagentechnisch sind folgende Begriffe bestimmt:
! Erneuerbare Energien sind solare Strahlungsenergie, Umweltwärme, Geother-
mie, Wasserkraft, Windenergie und Energie aus Biomasse.
! Ein Heizkessel ist der aus Kessel und Brenner bestehende Wärmeerzeuger, der
zur !bertragung der durch die Verbrennung freigesetzten Wärme an den Wär-
meträger Wasser dient.
! Geräte sind der mit einem Brenner auszurüstende Kessel und der zur Ausrüs-
tung eines Kessels bestimmte Brenner.

14 1
Bauphysik

! Die Nennleistung ist die vom Hersteller festgelegte und im Dauerbetrieb unter
Beachtung des vom Hersteller angegebenen Wirkungsgrades als einhaltbar ga-
rantierte größte Wärme- oder Kälteleistung in Kilowatt.
! Ein Niedertemperatur-Heizkessel ist ein Heizkessel, der kontinuierlich mit einer
Eintrittstemperatur von 35 bis 40 Grad Celsius betrieben werden kann und in
dem es unter bestimmten Umständen zur Kondensation des in den Abgasen
enthaltenen Wasserdampfes kommen kann.
! Ein Brennwertkessel ist ein Heizkessel, der für die Kondensation eines Großteils
des in den Abgasen enthaltenen Wasserdampfes konstruiert ist.
! Elektrische Speicherheizsysteme sind Heizsysteme mit vom Energielieferanten
unterbrechbarem Strombezug, die nur in den Zeiten außerhalb des unterbroche-
nen Betriebes durch eine Widerstandsheizung Wärme in einem geeigneten Spei-
chermedium speichern.
Anforderungen werden gestellt an
! zu errichtende Wohngebäude
! zu errichtende Nichtwohngebäude
! zu errichtende kleine Gebäude und Gebäude aus Raumzellen
! bestehende Gebäude und Anlagen
! Anlagen der Heizungs-, Kühl- und Raumlufttechnik sowie der Warmwasserver-
sorgung
Für zu errichtende Wohngebäude sind als Hauptanforderungsgrößen der Jahres-
Primärenergiebedarf Qp00 und der spezifische, gebäudehüllflächenbezogene Trans-
missionswärmeverlust HT0 sowie für den sommerlichen Wärmeschutz der Sonnen-
eintragskennwert S nachzuweisen. Bei zu errichtenden Nichtwohngebäuden gelten
neben dem Jahres-Primärenergiebedarf Qp00 und dem Sonneneintragskennwert S
Anforderungen an den mittleren Wärmedurchgangskoeffizienten U! bestimmter
Bauteile. Die Berechnung des Jahres-Primärenergiebedarfs erfolgt im sogenannten
Monatsbilanzverfahren mittels geeigneter PC-Rechenprogramme. Nebenanforde-
rungen erstrecken sich u. a. auf Luftdichtheit, Mindestluftwechsel, Wärmebrücken
und den Mindestwärmeschutz.
Im Weiteren enthält die EnEV 2009 Regelungen zu Energieausweisen und zu den
Empfehlungen für die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden. In dazuge-
hörigen Anlagen finden sich Muster für Energieausweise und Modernisierungs-
empfehlungen sowie Anforderungen an die Inhalte der Fortbildung für Energieaus-
weis-Aussteller für bestehende Gebäude.

2.2 Anforderungen an zu errichtende Wohngebäude


2.2.1 Höchstwert des Jahres-Primärenergiebedarfs Q p und des spezifi-
schen, auf die wärmeübertragende Umfassungsflächen bezogen
Transmissionswärmeverlusts HT0
Zu errichtende Wohngebäude sind so auszuführen, dass der gebäudenutzflächen-
bezogene Jahres-Primärenergiebedarf Qp00 für Heizung, Warmwasserbereitung, Lüf-
tung und Kühlung den Wert des Jahres-Primärenergiebedarfs eines Referenz-
gebäudes gleicher Geometrie, Gebäudenutzfläche und Ausrichtung mit der
technischen Referenzausführung nach Tafel 2-1 nicht überschreitet.
Der vom Gebäudetyp abhängige spezifische Transmissionswärmeverlust HT0 ist
nach Tafel 2-2 zu begrenzen. Aus den Angaben zu den Gebäudenutzflächen ist ab-
zuleiten, dass freistehende Wohngebäude mit einer Gebäudenutzfläche AN <
350 m2 einem Volumen von maximal etwa 1.000 m3 entsprechen, Wohngebäude
mit einer Gebäudenutzfläche AN 1 350 m2 entsprechend einem Volumen ab etwa
1.000 m3. Einseitig angebaute Wohngebäude sind Reihenend- oder Doppelhäuser.
Alle sogenannten anderen Wohngebäude sind z. B. Reihenmittelhäuser.

14 2
Energiesparender W!rmeschutz
Tafel 2-1 Ausführung des Referenzgebäudes (Wohngebäude)
Zeile Bauteil/System Kenngröße und Wert der Referenzausführung
Außenwand, Geschossdecke
1.1 Wärmedurchgangskoeffizient U ¼ 0,28 W/(m2 " K)
gegen Außenluft
Außenwand gegen Erdreich, 4
Bodenplatte, Wände und De-
1.2 Wärmedurchgangskoeffizient U ¼ 0,35 W/(m2 " K)
cken zu unbeheizten Räumen
(außer solche nach Zeile 1.1)
Dach, oberste Geschoss-
1.3 Wärmedurchgangskoeffizient U ¼ 0,20 W/(m2"K)
decke, Wände zu Abseiten
Wärmedurchgangskoeffizient U w ¼ 1,30 W/m2 K
1.4 Fenster, Fenstertüren Gesamtenergiedurchlassgrad
g ? ¼ 0,60
der Verglasung
Wärmedurchgangskoeffizient U w ¼ 1,40 W/m2 K
1.5 Dachflächenfenster Gesamtenergiedurchlassgrad
g ? ¼ 0,60
der Verglasung
Wärmedurchgangskoeffizient U w ¼ 2,70 W/m2K
1.6 Lichtkuppeln Gesamtenergiedurchlassgrad
g ? ¼ 0,64
der Verglasung
1.7 Außentüren Wärmedurchgangskoeffizient U ¼ 1,80 W/m2K
2 Bauteile nach den Zeilen 1.1 Wärmebrückenzuschlags-
#U WB ¼ 0,05 W/m2 K
bis 1.7 koeffizient
Bei Berechnung nach
— DIN V 4108-6: 2003-
06: mit Dichtheits-
Luftdichtheit der
3 Bemessungswert n 50 prüfung
Gebäudehülle
— DIN V 18599-2:
2007-02: nach Kate-
gorie I
4 Sonnenschutzvorrichtung Keine Sonnenschutzvorrichtung
Wärmeerzeugung
Brennwertkessel (verbessert), Heizöl EL, Aufstellung:
— für Gebäude bis zu 2 Wohneinheiten innerhalb der
thermischen Hülle
— für Gebäude mit mehr als 2 Wohneinheiten außer-
halb der thermischen Hülle
Wärmeverteilung
Auslegungstemperatur 55/45 , C, zentrales Verteilsys-
5 Heizungsanlage tem innerhalb der wärmeübertragenden Umfassungs-
fläche, innen liegende Stränge und Anbindeleitungen,
Pumpe auf Bedarf ausgelegt (geregelt, #p konstant),
Rohrnetz hydraulisch abgeglichen, Wärmedämmung
der Rohrleitungen nach EnEV Anlage 5
Wärmeübergabe
Freie statische Heizflächen, Anordnung an normaler
Außenwand, Thermostatventile mit Proportionalbereich
1K
Wärmeerzeugung
— zentrale Warmwasserbereitung
— gemeinsame Wärmebereitung mit Heizungsanlage
Anlage zur Trinkwarmwasser-
6 nach Zeile 5
bereitung
— Solaranlage (Kombisystem mit Flachkollektor)
entsprechend den Vorgaben nach DIN V 4701-10:
2003-08 oder DIN V 18599-5: 2007-02
Fortsetzung s. nächste Seite

14 3
Bauphysik
Tafel 2-1 (Fortsetzung)
Wärmespeicherung
Speicher, indirekt beheizt (stehend), gleiche Aufstel-
lung wie Wärmeerzeuger, Auslegung nach DIN V 4701-
10: 2003-08 oder DIN V 18599-5: 2007-02 als
— kleine Solaranlage bei AN < 500 m2 (bivalenter
Solarspeicher)
Anlage zur Trinkwarmwasser-
6 — große Solaranlage bei AN 1 500 m2
bereitung
Wärmeverteilung
Verteilsystem innerhalb der wärmeübertragenden Um-
fassungsfläche, innen liegende Stränge, gemeinsame
Installationswand, Wärmedämmung der Rohrleitungen
nach Anlage 5, mit Zirkulation, Pumpe auf Bedarf ausge-
legt (geregelt, Dp konstant)
7 Kühlung Keine Kühlung
Zentrale Abluftanlage, bedarfsgeführt mit geregeltem
8 Lüftung
DC-Ventilator

Tafel 2-2 Höchstwerte des spezifischen, auf die wärmeübertragende Umfassungsfläche bezo-
genen Transmissionswärmeverlusts H 0T (Wohngebäude)
Höchstwert des spezifischen
Zeile Gebäudetyp
Transmissionswärmeverlusts
Freistehendes mit AN < 350 m2 HT0 ¼ 0,40 W/(m2 K)
1
Wohngebäude AN > 350 m 2
HT0 ¼ 0,50 W/(m2 K)
2 Einseitig angebautes Wohngebäude HT0 ¼ 0,45 W/(m2 K)
3 Alle anderen Wohngebäude HT0 ¼ 0,65 W/(m2 K)
Erweiterungen und Ausbauten von
4 HT0 ¼ 0,65 W/(m2 K)
Wohngebäuden gemäß § 9 Abs. 5

2.2.2 Berechnungsverfahren für Wohngebäude


Berechnung des Jahres-Primärenergiebedarfs Q p
Der Jahres-Primärenergiebedarf kann für Wohngebäude nach DIN V 18599: 2007-02
oder nach DIN V 4108-6: 2003-06 in Verbindung mit DIN V 4701-10: 2003-08 berech-
net werden. Im Gegensatz zur älteren Berechnungsmethode nach DIN V 4108-6/DIN
V 4701-10 erlaubt die aktuellere Methode nach DIN V 18599 u. a. eine integrierte
Bilanzierung der Nutzenergie für Heizen und Kühlen unter Beachtung aller Wärme-
quellen und Wärmesenken. Hierzu zählen z. B. auch ungeregelte Wärmeeinträge
aus dem Heizsystem, die als interne Wärmequellen bewertet werden. Dies ge-
schieht abhängig vom bestehenden Heizwärmebedarf und von der Systemauslas-
tung. Die Bewertung dieser Rückkopplung, die im bisherigen Verfahren vermieden
wurde, erlaubt eine genauere, bedarfsorientierte Bilanzierung der Wärmeeinträge.
Tafel 2-3 Randbedingungen für die Berechnung des Jahres-Primärenergiebedarfs
(Wohngebäude)

Zeile Kenngröße Randbedingungen

Fs ¼ 0,9 soweit die baulichen Bedingungen nicht detailliert


1 Verschattungsfaktor Fs
berücksichtigt werden.

! Emissionsgrad der Außenfläche für Wärmestrahlung:


e ¼ 0,8
Solare Wärmegewinne ! Strahlungsabsorptionsgrad an opaken Oberflächen:
2
über opake Bauteile a ¼ 0,5;
! für dunkle Dächer kann abweichend a ¼ 0,8 angenommen
werden.

14 4
Energiesparender W!rmeschutz

Bei der Berechnung gemäß DIN V 18599 sind für das Referenzgebäude und das
geplante Gebäude die Randbedingungen gemäß Tafel 2-3 zu verwenden.

Berücksichtigung der Trinkwarmwassererwärmung


Der Energiebedarf für die Trinkwarmwassererwärmung ist in DIN V 18599-10 für
Einfamilienhäuser mit 12 kWh/m2 a und für Mehrfamilienhäuser mit 16 kWh/m2 a
4
festgelegt.
Aneinander gereihte Bebauung
Bei der Berechnung von aneinander gereihten Gebäuden werden Gebäudetrenn-
wände in Abhängigkeit von den Raumtemperaturen beiderseits der Wand betrach-
tet:
! Betragen die Innentemperaturen von Gebäuden mindestens 19 , C, wird die Ge-
bäudetrennwand zwischen diesen Gebäuden als wärmeundurchlässig angenom-
men. Bei der Ermittlung der wärmeübertragenden Umfassungsfläche wird sie
nicht berücksichtigt.
! Befindet sich die Gebäudetrennwand zwischen Wohngebäuden und Gebäuden,
die auf Innentemperaturen von mindestens 12 , C und weniger als 19 , C beheizt
werden, wird sie bei der Berechnung des spezifischen Transmissionswärmever-
lusts mit einem Temperatur-Korrekturfaktor F nb, welcher nach DIN V 18599 oder
DIN V 4108-6 berechnet wird, gewichtet.
! Befindet sich die Gebäudetrennwand zwischen Wohngebäuden und Gebäuden
mit wesentlich niedrigeren Innentemperaturen, wird sie bei der Berechnung des
spezifischen Transmissionswärmeverlusts mit einem Temperatur-Korrekturfaktor
F nb ¼ 0,5 gewichtet.
Ist die Nachbarbebauung nicht gesichert, müssen die Gebäudetrennwände den
Mindestwärmeschutz mit einem Wärmedurchlasswiderstand von R min 1 1,2 m2 K/W
einhalten. Werden aneinander gereihte Gebäude gleichzeitig erstellt, dürfen sie
hinsichtlich der Anforderungen wie ein Gebäude behandelt werden.

Endenergiebedarf der Kühlung


Wird bei einem Wohngebäude die Raumluft gekühlt, sind der Jahres-Primärener-
giebedarf und der Endenergiebedarf gemäß Tafel 2-4 zu erhöhen.
Tafel 2-4 Energiebedarf der Kühlung
Zur Kühlung eingesetzte Technik Endenergiebedarf Primärenergiebedarf
þ DQ 00E [kWh/m2 a] þ DQp00 [kWh/m2 a]
Fest installierte Raumklimageräte
(Split-, Multisplit- oder Kompaktgeräte)
sowie bei Kühlung mittels Wohnungs- 6 16,2
lüftungsanlagen mit reversibler
Wärmepumpe
Kühlflächen im Raum in Verbindung
mit Kaltwasserkreisen und elektrischer 4 10,8
Kälteerzeugung
Deckung des Energiebedarfs aus
1 2,7
erneuerbaren Wärmesenken
Bei Einsatz anderer Geräte 7 18,9

Verbleibender Einfluss der Wärmebrücken


Zu errichtende Gebäude sind so auszuführen, dass der Wärmebrückeneinfluss so
gering wie möglich gehalten wird. Der sogenannte verbleibende Einfluss konstruk-
tiver Wärmebrücken auf den Energiebedarf wird gemäß EnEV 2009 angerechnet:

14 5
Bauphysik

! GenauerP Nachweis:
H T, WB ¼ li " Y i
Die Längen li [m] der einzelnen Wärmebrücken werden ermittelt und jeweils
mit den längenbezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten Y i [W/mK] (früher:
Wärmebrückenverlustkoeffizient WBV) des betreffenden Wärmebrückendetails
multipliziert. Diese Methode zur Ermittlung des spezifischen Transmissions-
wärmeverlusts H T,WB [W/K] ist sehr genau und kann immer angewendet wer-
den.
! Pauschaler Ansatz unter Anwendung der Planungsbeispiele aus DIN 4108 Bei-
blatt 2:
Durch Multiplikation eines Wärmebrückenzuschlagskoeffizienten von
DU WB ¼ 0,05 W/m2 K mit der Gebäudehüllfläche A [m2] wird der spezifische
Transmissionswärmeverlust H T, WB [W/K] ermittelt. Diese Methode liefert im Re-
gelfall höhere Wärmeverluste als die genaue Berechnung, dafür ist sie wenig
aufwendig.
! Pauschaler Ansatz ohne Bezug
Im Unterschied zur vorgenannten Methode wird bei der Berechnung des spezifi-
schen Transmissionswärmeverlusts H T,WB ein Wärmebrückenzuschlagskoeffizient
von DU WB ¼ 0,10 W/m2 K zugrunde gelegt. Im Falle von zu errichtenden Gebäu-
den führt diese Methode zu hohen berechneten Transmissionswärmeverlusten.
Bei der energetischen Bewertung bestehender Gebäude stellt diese Methode
wegen der Einfachheit den Regelfall dar.

2.3 Anforderungen an zu errichtende Nichtwohngebäude


2.3.1 Höchstwert des Jahres-Primärenergiebedarfs Q p und des mittleren
Wärmedurchgangskoeffizienten U!
Der Höchstwert des Jahres-Primärenergiebedarfs Qp00 eines zu errichtenden Nicht-
wohngebäudes ist der auf die Nettogrundfläche ANGF bezogene Jahres-Primärener-
giebedarf Q p eines Referenzgebäudes gleicher Geometrie, Nettogrundfläche, Aus-
richtung und Nutzung wie das zu errichtende Nichtwohngebäude, das hinsichtlich
seiner Ausführung den Vorgaben der Tafel 2-5 entspricht. Die Unterteilung hinsicht-
lich der Nutzung sowie der verwendeten Berechnungsverfahren und Randbedin-
gungen muss beim Referenzgebäude mit der des zu errichtenden Gebäudes über-
einstimmen; bei der Unterteilung hinsichtlich der anlagentechnischen Ausstattung
und der Tageslichtversorgung sind Unterschiede zulässig, die durch die technische
Ausführung des zu errichtenden Gebäudes bedingt sind. Die Zeilen Nr. 1.13 bis 7
der Tafel 2-5 sind beim Referenzgebäude nur insoweit und in der Art zu berücksich-
tigen, wie sie beim Gebäude ausgeführt werden. Die dezentrale Ausführung des
Warmwassersystems darf darüber hinaus nur für solche Gebäudezonen berück-
sichtigt werden, die einen Warmwasserbedarf von höchstens 200 Wh/m2 d aufwei-
sen.
Die Höchstwerte der mittleren Wärmedurchgangskoeffizienten U! der wärmeüber-
tragenden Umfassungsfläche gemäß Tafel 2-6 dürfen nicht überschritten werden.
Bei Bauteilen gegen Erdreich und gegen unbeheizte Räume sind sie mit dem Fak-
tor 0,5 zu gewichten.
Bei der Berechnung des Mittelwerts des jeweiligen Bauteils gemäß Tafel 2-6 sind
die Bauteile nach Maßgabe ihres Flächenanteils zu berücksichtigen. Die Wärme-
durchgangskoeffizienten von Bauteilen gegen unbeheizte Räume oder Erdreich
sind zusätzlich mit dem Faktor 0,5 zu gewichten. Bei der Berechnung des Mittel-
werts der an das Erdreich angrenzenden Bodenplatten dürfen die Flächen unbe-
rücksichtigt bleiben, die mehr als 5 m vom äußeren Rand des Gebäudes entfernt
sind.

14 6
Energiesparender W!rmeschutz
Tafel 2-5 Ausführung des Referenzgebäudes (Nichtwohngebäude)

Referenzausführung/Wert (Maßein-
Zeile Bauteil/System; Eigenschaft (zu Zeilen 1.1–1.13)
heit)

Raum-Solltempe- Raum-Solltempe-
raturen im Heizfall raturen im Heizfall 4
119 , C von 12 bis <19 , C

Außenwand,
Geschoss-
1.1 Wärmedurchgangskoeffizient U ¼ 0,28 W/(m2 K) U ¼ 0,35 W/(m2 K)
decke gegen
Außenluft

Wärmedurchgangskoeffizient U ¼ 1,40 W/(m2 K) U ¼ 1,90 W/(m2 K)

Vorhangfassade Gesamtenergiedurchlassgrad
g ? ¼ 0,48 g ? ¼ 0,60
1.2 (siehe auch Zeile der Verglasung
1.14)
Lichttransmissionsgrad der
tD65 ¼ 0,72 tD65 ¼ 0,78
Verglasung tD65

Wand gegen
Erdreich,
Bodenplatte,
Wände und
1.3 Decken zu Wärmedurchgangskoeffizient U ¼ 0,35 W/(m2 K) U ¼ 0,35 W/(m2 K)
unbeheizten
Räumen (außer
Bauteile nach
Zeile 1.4)

Dach (soweit
nicht unter Zeile
1.5), oberste
1.4 Wärmedurchgangskoeffizient U ¼ 0,20 W/(m2 K) U ¼ 0,35 W/(m2 K)
Geschossdecke,
Wände zu
Abseiten

UW ¼ UW ¼
Wärmedurchgangskoeffizient
2,70 W/(m2 K) 2,70 W/(m2 K)

Gesamtenergiedurchlassgrad
1.5 Glasdächer g ? ¼ 0,63 g ? ¼ 0,63
der Verglasung

Lichttransmissionsgrad der
tD65 ¼ 0,76 tD65 ¼ 0,76
Verglasung tD65

Wärmedurchgangskoeffizient U W ¼ 2,4 W/(m2 K) U W ¼ 2,4 W/(m2 K)

Gesamtenergiedurchlassgrad
g ? ¼ 0,55 g ? ¼ 0,55
1.6 Lichtbänder der Verglasung

Lichttransmissionsgrad der
tD65 ¼ 0,48 tD65 ¼ 0,48
Verglasung tD65

UW ¼ UW ¼
Wärmedurchgangskoeffizient
2,70 W/(m2 K) 2,70 W/(m2 K)

Gesamtenergiedurchlassgrad
1.7 Lichtkuppeln g ? ¼ 0,64 g ? ¼ 0,64
der Verglasung

Lichttransmissionsgrad der
tD65 ¼ 0,59 tD65 ¼ 0,59
Verglasung tD65

Fortsetzung s. nächste Seite

14 7
Bauphysik
Tafel 2-5 (Fortsetzung)

Zeile Bauteil/System; Eigenschaft (zu Zeilen 1.1–1.13) Referenzausführung/Wert (Maßeinheit)

Raum-Solltempe- Raum-Solltempe-
raturen im Heizfall raturen im Heizfall
119 , C von 12 bis <19 , C

UW ¼ 1,30 UW ¼ 1,90
Wärmedurchgangskoeffizient
W/(m2 K) W/(m2 K)
Fenster,
Fenstertüren Gesamtenergiedurchlassgrad
1.8 g? ¼ 0,60 g? ¼ 0,60
(siehe auch der Verglasung
Zeile 1.14)
Lichttransmissionsgrad der
tD65 ¼ 0,78 tD65 ¼ 0,78
Verglasung tD65

U W ¼ 1,40 U W ¼ 1,90
Wärmedurchgangskoeffizient
W/(m2 K) W/(m2 K)
Dachflächen-
Gesamtenergiedurchlassgrad
1.9 fenster (siehe g? ¼ 0,60 g? ¼ 0,60
der Verglasung
auch Zeile 1.14)
Lichttransmissionsgrad der
tD65 ¼ 0,78 tD65 ¼ 0,78
Verglasung tD65

1.10 Außentüren Wärmedurchgangskoeffizient U ¼ 1,80 W/(m2 K) U ¼ 2,90 W/(m2 K)

Bauteile in Zeilen
DUWB ¼ 0,05 DUWB ¼ 0,1
1.11 1.1 und 1.3 bis Wärmebrückenzuschlag
W/(m2 K) W/(m2 K)
1.10

Kategorie I Kategorie I
1.12 Gebäudedichtheit Bemessungswert n50 (nach Tabelle 4 (nach Tabelle 4
DIN V 18599-2) DIN V 18599-2)

Tageslichtver-
Tageslichtversorgungsfaktor 4 kein Sonnen- oder Blendschutz
sorgung bei
1.13 C TL,Vers,SA nach DIN V 18599-4: vorhanden: 0,70
Sonnen- und/
2007-02 4 Blendschutz vorhanden: 0,15
oder Blendschutz

Für das Referenzgebäude ist die tatsächliche Sonnenschutzvorrich-


tung des zu errichtenden Gebäudes anzunehmen.
Soweit hierfür Sonnenschutzverglasung zum Einsatz kommt, sind für
diese Verglasung folgende Kennwerte anzusetzen:
Sonnenschutz- 4 anstelle der Werte der Zeile 1.2
1.14
vorrichtung ! Gesamtenergiedurchlassgrad der Verglasung g ? ¼ 0,35
! Lichttransmissionsgrad der Verglasung tD65 ¼ 0,58
4 anstelle der Werte der Zeilen 1.8 und 1.9:
! Gesamtenergiedurchlassgrad der Verglasung g ? ¼ 0,35
! Lichttransmissionsgrad der Verglasung tD65 ¼ 0,62

! in Zonen der Nutzungen 6 und 71: wie beim ausgeführten Gebäude


2.1 Beleuchtungsart ! ansonsten: direkt/indirekt jeweils mit elektronischem
Vorschaltgerät und stabförmiger Leuchtstofflampe

Präsenzkontrolle:
! in Zonen der Nutzungen 4, 15 bis 19, 21 und 31*) mit Präsenzmelder
! ansonsten manuell
Regelung der tageslichtabhängige Kontrolle: manuell
2.2
Beleuchtung Konstantlichtregelung (siehe Tafel 2-7 Zeile 6)
! in Zonen der Nutzungen 1 bis 3, 8 bis 10,
28, 29 und 31*): mit Präsenzmelder
! ansonsten keine

Fortsetzung s. nächste Seite

14 8
Energiesparender W!rmeschutz
Tafel 2-5 (Fortsetzung)

Zeile Bauteil/System; Eigenschaft (zu Zeilen 1.1–1.13) Referenzausführung/Wert (Maßeinheit)

3.1
Heizung (Raum-
höhen 2 4 m) –
Brennwertkessel „verbessert“ nach DIN V 18599-5: 2007-02, Gebläse-
brenner, Heizöl EL, Aufstellung außerhalb der thermischen Hülle, 4
Wärmeerzeuger Wasserinhalt > 0.15 l/kW

! bei statischer Heizung und Umluftheizung (dezentrale Nachheizung


in RLT-Anlage):
Zweirohrnetz, außen liegende Verteilleitungen im unbeheizten Be-
reich, innen liegende Steigstränge, innen liegende Anbindeleitun-
gen, Systemtemperatur 55/45 , C, hydraulisch abgeglichen, Dp kon-
stant, Pumpe auf Bedarf ausgelegt, Pumpe mit intermittierendem
Heizung (Raum- Betrieb, keine !berströmventile, für den Referenzfall sind die Rohr-
3.2 höhen 2 4 m) – leitungslänge mit 70 vom Hundert der Standardwerte und die Um-
Wärmeverteilung gebungstemperaturen gemäß den Standardwerten nach DIN V
18599-5: 2007-02 zu ermitteln.
! bei zentralem RLT-Gerät:
Zweirohrnetz, Systemtemperatur 70/55 , C, hydraulisch abgegli-
chen, Dp konstant, Pumpe auf Bedarf ausgelegt, für den Referenz-
fall sind die Rohrleitungslänge und die Lage der Rohrleitungen
wie beim zu errichtenden Gebäude anzunehmen.

! bei statischer Heizung:


Heizung (Raum- freie Heizflächen an der Außenwand mit Glasfläche mit Strah-
3.3 höhen 2 4 m) – lungsschutz, P-Regler (1 K), keine Hilfsenergie.
Wärmeübergabe ! bei Umluftheizung (dezentrale Nachheizung in RLT- Anlage):
Regelgröße Raumtemperatur, hohe Regelgüte.

Heizsystem:
Heizung (Raum-
3.4 Warmluftheizung mit normalem Induktionsverhältnis, Luftauslass
höhen > 4 m)
seitlich, P -Regler (1 K) (nach DIN V 18599-5: 2007-2)

Wärmeerzeuger:
Solaranlage nach DIN V 18599-8: 2007-02 Nr. 6.4.1, mit
! Flachkollektor: Ac ¼ 0,09 (1,5 ANGF )0,8
! Volumen des (untenliegenden) Solarteils des Speichers:
! V s, sol ¼ 2 " (1,5 " ANGF)0,9
! bei ANGF > 500 m2 „große Solaranlage“
(ANGF: Nettogrundfläche der mit zentralem System versorgten Zonen)
Warmwasser – Restbedarf über den Wärmeerzeuger der Heizung
4.1
zentrales System Wärmespeicherung:

indirekt beheizter Speicher (stehend), Aufstellung außerhalb der ther-


mischen Hülle
Wärmeverteilung:
mit Zirkulation, Dp konstant, Pumpe auf Bedarf ausgelegt, für den
Referenzfall sind die Rohrleitungslänge und die Lage der Rohrleitun-
gen wie beim zu errichtenden Gebäude anzunehmen.

Warmwasser –
elektrischer Durchlauferhitzer, eine Zapfstelle und 6 m Leitungslänge
4.2 dezentrales
pro Gerät
System

Raumlufttechnik
5.1 spezifische Leistungsaufnahme Ventilator P SFP ¼ 1,0 kW/(m3 /s)
– Abluftanlage

Fortsetzung s. nächste Seite

14 9
Bauphysik
Tafel 2-12 (Fortsetzung)

Zeile Bauteil/System; Eigenschaft (zu Zeilen 1.1–1.13) Referenzausführung/Wert (Maßeinheit)

spezifische Leistungsaufnahme
! Zuluftventilator P SFP ¼ 1,5 kW/(m3 /s)
! Abluftventilator P SFP ¼ 1,0 kW/(m3 /s)
Raumlufttechnik Zuschläge nach DIN EN 13779: 2007-04 (Abschnitt 6.5.2) können nur
– Zu- und Abluft- für den Fall von HEPA-Filtern, Gasfiltern oder Wärmerückführungs-
5.2 anlage ohne klassen H2 oder H1 angerechnet werden.
Nachheiz- und ! Wärmerückgewinnung über Plattenwärmeübertrager (Kreuzgegen-
Kühlfunktion strom),
Rückwärmzahl ht ¼ 0,6
Druckverhältniszahl f P ¼ 0,4
Luftkanalführung: innerhalb des Gebäudes

spezifische Leistungsaufnahme
! Zuluftventilator P SFP ¼ 1,5 kW/(m3 /s)
! Abluftventilator P SFP ¼ 1,0 kW/(m3 /s)
Zuschläge nach DIN EN 13779: 2007-04 (Abschnitt 6.5.2) können nur für
Raumlufttechnik
den Fall von HEPA-Filtern, Gasfiltern oder Wärmerückführungsklassen
Zu- und Abluft-
H2 oder H1 angerechnet werden
5.3 anlage mit
! Wärmerückgewinnung über Plattenwärmeübertrager (Kreuzgegen-
geregelter Luft-
strom),
konditionierung
Rückwärmzahl ht ¼ 0,6,
Zulufttemperatur: 18 , C
Druckverhältniszahl f P ¼ 0,4
Luftkanalführung: innerhalb des Gebäudes

Raumlufttechnik – für den Referenzfall ist die Einrichtung zur Luftbefeuchtung wie beim
5.4
Luftbefeuchtung zu errichtenden Gebäude anzunehmen

Raumlufttechnik als Variabel- Volumenstrom-System ausgeführt:


5.5 – Nur-Luft-Klima- Druckverhältniszahl f P ¼ 0,4
anlagen Luftkanalführung: innerhalb des Gebäudes

! Kältesystem:
Kaltwasser Fan-Coil, Brüstungsgerät
Kaltwassertemperatur 14/18 , C;
! Kaltwasserkreis Raumkühlung:
6 Raumkühlung
!berströmung 10 %;
spezifische elektrische Leistung der Verteilung P d,spez ¼ 30 Wel /kWKälte
hydraulisch abgeglichen,
geregelte Pumpe, Pumpe hydraulisch entkoppelt,
saisonale sowie Nacht- und Wochenendabschaltung

Erzeuger:
Kolben/Scroll – Verdichter mehrstufig schaltbar, R134a, luftgekühlt
Kaltwassertemperatur
! bei mehr als 5000 m2 mittels Raumkühlung konditionierter Netto-
grundfläche, für diesen Konditionierungsanteil 14/18 , C
! ansonsten 6/12 , C
Kaltwasserkreis Erzeuger inklusive RLT Kühlung:
!berströmung; 30 %
7 Kälteerzeugung
spezifische elektrische Leistung der Verteilung P d,spez ¼ 20 Wel/kWKälte
hydraulisch abgeglichen,
ungeregelte Pumpe, Pumpe hydraulisch entkoppelt, saisonale sowie
Nacht- und Wochenendabschaltung, Verteilung außerhalb der kondi-
tionierten Zone.
Der Primärenergiebedarf für das Kühlsystem und die Kühlfunktion
der raumlufttechnischen Anlage darf für Zonen der Nutzungsarten 1
bis 3, 8, 10, 16 bis 20 und 31*) nur zu 50 % angerechnet werden.
*) Nutzungen nach Tabelle 4 der DIN V 18599-10: 2007-02

150
Energiesparender W!rmeschutz
Tafel 2-6 Höchstwerte der Wärmedurchgangskoeffizienten der wärmeübertragenden Umfas-
sungsfläche (Nichtwohngebäude)

Höchstwerte der Wärmedurchgangskoeffizienten,


bezogen auf den Mittelwert der jeweiligen Bauteile
Zeile Bauteil
Zonen mit Raum- Zonen mit Raum-
4
Solltemperaturen im Solltemperaturen im
Heizfall 119 , C Heizfall von 12 bis <19 , C

Opake Außenbauteile,
1 soweit nicht in Bauteilen der U! ¼ 0,35 W/(m2 K) U! ¼ 0,50 W/(m2 K)
Zeilen 3 und 4 enthalten

Transparente Außenbauteile,
2 soweit nicht in Bauteilen den U! ¼ 1,90 W/(m2 K) U! ¼ 2,80 W/(m2 K)
Zeilen 3 und 4 enthalten

3 Vorhangfassade U! ¼ 1,90 W/(m2 K) U! ¼ 3,00 W/(m2 K)

Glasdächer, Lichtbänder,
4 U! ¼ 3,10 W/(m2 K) U! ¼ 3,10 W/(m2 K)
Lichtkuppeln

Tafel 2-7 Randbedingungen für die Berechnung des Jahres-Primärenergiebedarfs (Nicht-


wohngebäude)
Zeile Kenngröße Randbedingungen
F S ¼ 0,9 soweit die baulichen Bedingungen nicht detailliert
1 Verschattungsfaktor F S
berücksichtigt werden.
I V ¼ 0,9.
2 Verbauungsindex I V Eine genaue Ermittlung nach DIN V 18599-4: 2007-02 ist
zulässig.
— Heizsysteme in Raumhöhen 24 m:
Absenkbetrieb mit Dauer gemäß den Nutzungsrandbe-
dingungen in Tabelle 4 der DIN V 18599-10: 2007-02
3 Heizunterbrechung
— Heizsysteme in Raumhöhen >4 m:
Abschaltbetrieb mit Dauer gemäß den Nutzungsrandbe-
dingungen in Tabelle 4 der DIN V 18599-10: 2007-02
— Emissionsgrad der Außenfläche für Wärmestrahlung:
e ¼ 0,8
Solare Wärmegewinne — Strahlungsabsorptionsgrad an opaken Oberflächen:
4
über opake Bauteile a ¼ 0,5
für dunkle Dächer kann abweichend a ¼ 0,8 angenom-
men werden.
Der Wartungsfaktor WF ist wie folgt anzusetzen:
— in Zonen der Nutzungen 14, 15 und 22*) mit 0,6
— ansonsten mit 0,8.
Dementsprechend ist der Energiebedarf für einen Berech-
Wartungsfaktor der
5 nungsbereich im Tabellenverfahren nach DIN V 18599-4:
Beleuchtung
2007-02 Nr. 5.4.1 Gleichung (10) mit dem folgenden Faktor
zu multiplizieren:
— für die Nutzungen 14, 15 und 22*) mit 1,12
— ansonsten mit 0,84.
Bei Einsatz einer Konstantlichtregelung ist der Energiebedarf
für einen Berechnungsbereich nach DIN V 18599-4: 2007-02
Berücksichtigung von Nr. 5.1 Gleichung (2) mit dem folgenden Faktor zu multipli-
6
Konstantlichtregelung zieren:
— für die Nutzungen 14, 15 und 22*) mit 0,8
— ansonsten mit 0,9.

151
Bauphysik

2.3.2 Berechnungsverfahren für Nichtwohngebäude

Der Jahres-Primärenergiebedarf Qp für Nichtwohngebäude wird gemäß DIN V


18599-1: 2007-02 berechnet. Dabei ist das Gebäude gemäß DIN V 18599 in Zonen
zu unterteilen, falls sich die Flächen hinsichtlich ihrer Nutzung, ihrer technischen
Ausstattung, ihrer inneren Lasten oder ihrer Versorgung mit Tageslicht wesentlich
unterscheiden. Nutzungen 1 und 2 gemäß DIN V 18599-10 dürfen zu Nutzung 1
zusammengefasst werden. Für Nutzungen, die nicht in Tabelle 4 der DIN V 18599-
10 enthalten sind, wird Nutzung 17 verwendet. Alternativ kann eine Nutzung unter
Anwendung gesicherten allgemeinen Wissensstands individuell bestimmt und ver-
wendet werden. Unter bestimmten Bedingungen erlaubt die EnEV 2009 die Be-
trachtung des Nichtwohngebäudes als Ein-Zonen-Modell und nennt die Vorausset-
zungen, Randbedingungen und rechnerischen Korrekturen für den Rechengang im
Rahmen des sogenannten vereinfachten Verfahrens.
Die Randbedingungen für die Berechnung des Jahres-Primärenergiebedarfs und zu
den Nutzungen sind in DIN V 18599-10: 2007-02 zu entnehmen. Zusätzlich zu den
Vorgaben der DIN V 18599 sind Randbedingungen gemäß Tafel 2-7 zu verwenden.

2.4 Bestehende Gebäude und Anlagen


2.4.1 Anforderungen an kleine Gebäude und Gebäude aus Raumzellen
sowie bei "nderung, Erweiterung und Ausbau von Gebäuden

Für kleine Gebäude mit einer Nutzfläche A 2 50 m2 ist der Nachweis des energie-
sparenden Wärmeschutzes erbracht, wenn Anforderungen an die Wärmedurch-
gangskoeffizienten U von Außenbauteilen und Maßnahmen eingehalten werden.
Diese U-Werte gelten nach EnEV 2009 Anlage 3 auch dann, wenn ein bestehendes
Gebäude energetisch modernisiert oder erweitert wird. Nachfolgend sind sie in
komprimierter Form für Wohngebäude und Zonen von Nichtwohngebäuden mit In-
nentemperaturen 119 , C angegeben. Die Zahlen in Klammern geben die Anforde-
rungen für Zonen von Nichtwohngebäuden mit Innentemperaturen von 12 bis we-
niger als 19 , C an.

Außenwände beheizter oder gekühlter Räume


Maßnahmen:
a) Ersatz oder erstmaliger Einbau
b) Erneuerung durch Anbringen von Bekleidungen in Form von Platten oder plat-
tenartigen Bauteilen oder Verschalungen sowie Mauerwerks-Vorsatzschalen
c) Erneuerung durch Einbau von Dämmschichten
d) Erneuerung des Außenputzes falls U Wand, alt > 0,9 W/m2 K
Höchstwerte der Wärmedurchgangskoeffizienten U:
! Allgemein: U 2 0,24 W/m2 K (U 2 0,35 W/m2 K)
! U 2 0,35 W/m2 K bei Innendämmung gemäß c)
! U 2 0,84 W/m2 K bei Sichtfachwerk mit Schlagregenbeanspruchungsgruppe I
und in besonders geschützten Lagen bei Maßnahmen a), c) oder d)
! Kerndämmung von mehrschaligem Mauerwerk gemäß c): Hohlraum vollständig
mit Dämmstoff ausfüllen
! Begrenzte Dämmstoffdicke aus technischen Gründen bei Maßnahmen a) bis d):
Einbau der höchstmöglichen Dämmstoffdicke (Wärmeleitfähigkeit l ¼ 0,04 W/m K)

152
Energiesparender W!rmeschutz

Fenster, Fenstertüren, Dachflächenfenster und Glasdächer beheizter


oder gekühlter Räume
Maßnahmen und Höchstwerte der Wärmedurchgangskoeffizienten U:
a) Ersatz oder erstmaliger Einbau des gesamten Bauteils
! Außen liegende Fenster, Fenstertüren U 2 1,30 W/m2 K (U 2 1,90 W/m2 K) 4
! Dachflächenfenster U 2 1,40 W/m2 K (U 2 1,90 W/m2 K)
! Dachflächenfenster mit Sonderverglasungen U 2 2,00 W/m2 K (U 2 2,80 W/m2 K)
! Glasdächer U 2 2,00 W/m2 K (U 2 2,70 W/m2 K)
b) Einbau zusätzlicher Vor- oder Innenfenster
! Außen liegende Fenster, Fenstertüren U 2 1,30 W/m2K (U 2 1,90 W/m2 K)
! Dachflächenfenster U 2 1,40 W/m2K (U 2 1,90 W/m2 K)
! Dachflächenfenster mit Sonderverglasungen U 2 2,00 W/m2 K (U 2 2,80 W/m2 K)
c) Ersatz der Verglasung
! Verglasungen U 2 1,10 W/m2 K (keine Anforderung)
! Glasdächer U 2 2,00 W/m2 K (U 2 2,70 W/m2 K)
! Sonderverglasungen U 2 1,60 W/m2 K (keine Anforderung)
Anmerkungen:
! Keine Anforderung, wenn der vorhandene Rahmen zur Aufnahme der vorge-
schriebenen Verglasung ungeeignet ist
! Wenn die Glasdicke aus technischen Gründen begrenzt ist: U g 2 1,30 W/m2 K
! Bei Kasten- oder Verbundfenstern: Einbau einer Glastafel mit infrarot-reflektie-
render Beschichtung (en 2 0,2)
! Schaufenster und Türanlagen aus Glas sind nicht betroffen

Außentüren
Für die Türfläche gilt: U 2 2,9 W/m2 K (keine Anforderung)

Decken, Dächer und Dachschrägen


Steildächer (Decken unter nicht ausgebauten Dachräumen sowie Decken
und Wände beheizter oder gekühlter Räume)
Maßnahmen:
a) Ersatz oder erstmaliger Einbau
b) Ersatz oder Neuaufbau der Dachhaut, außenseitiger Bekleidungen oder Verscha-
lungen (d. h. gleichzeitig Deckung und Lattung und evtl. Unterspannbahn)
c) Aufbringung oder Erneuerung innenseitiger Bekleidungen oder Verschalungen
d) Einbau von Dämmschichten
e) Einbau zusätzlicher Bekleidungen oder Dämmschichten an Wänden zum unbe-
heizten Dachraum
Höchstwerte der Wärmedurchgangskoeffizienten U:
! Allgemein: U 2 0,24 W/m2 K (U 2 0,35 W/m2 K)
! Wärmeschutz als Zwischensparrendämmung und begrenzte Dämmstoffdicke we-
gen innenseitiger Bekleidung oder der Sparrenhöhe bei Maßnahmen b) und d):
Einbau der höchstmöglichen Dämmstoffdicke (ohne Angabe der WLG)

Flachdächer beheizter oder gekühlter Räume


Maßnahmen:
a) Ersatz oder erstmaliger Einbau
b) Ersatz oder Neuaufbau der Dachhaut bzw. außenseitiger Bekleidungen oder Ver-
schalungen (gilt nicht bei Aufbringen einer einzelnen zusätzlichen Abdichtungsbahn)
c) Aufbringung oder Erneuerung innenseitiger Bekleidungen oder Verschalungen
d) Einbau von Dämmschichten

153
Bauphysik

Höchstwerte der Wärmedurchgangskoeffizienten U:


U 2 0,20 W/m2 K (U 2 0,35 W/m2 K)

Wände und Decken gegen unbeheizte Räume, Erdreich und nach unten
an Außenluft
Wände und Decken gegen unbeheizte Räume oder Erdreich
Maßnahmen:
a) Ersatz oder erstmaliger Einbau
b) Anbringung oder Erneuerung außenseitiger Bekleidungen oder Verschalungen,
Feuchtigkeitssperren oder Drainagen
d) Anbringung von Deckenbekleidungen auf der Kaltseite
e) Einbau von Dämmschichten
Höchstwert des Wärmedurchgangskoeffizienten U:
U 2 0,30 W/m2 K (keine Anforderung)
Maßnahme:
c) Aufbau oder Erneuerung von Fußbodenaufbauten auf der beheizten Seite
Höchstwert des Wärmedurchgangskoeffizienten U:
U 2 0,50 W/m2 K (keine Anforderung)

Decken nach unten an Außenluft


Maßnahmen:
a) Ersatz oder erstmaliger Einbau
b) Anbringung oder Erneuerung außenseitiger Bekleidungen oder Verschalungen
Feuchtigkeitssperren oder Drainagen
c) Aufbau oder Erneuerung von Fußbodenaufbauten auf der beheizten Seite
d) Anbringung von Deckenbekleidungen auf der Kaltseite
e) Einbau von Dämmschichten
Höchstwerte der Wärmedurchgangskoeffizienten U:
U 2 0,24 W/m2 K (U 2 0,35 W/m2 K)

Vorhangfassaden beheizter oder gekühlter Räume


Maßnahmen:
Ersatz oder erstmaliger Einbau des gesamten Bauteils
Höchstwerte der Wärmedurchgangskoeffizienten U:
! Ohne Sonderverglasungen U 2 1,50 W/m2 K (U 2 1,90 W/m2 K)
! Mit Sonderverglasungen U 2 2,30 W/m2 K (U 2 3,00 W/m2 K)
Der Nachweis des energiesparenden Wärmeschutzes kann alternativ durch eine ge-
samtenergetische Bewertung des Gebäudes nachgewiesen werden. Dann gilt so-
wohl für Wohngebäude als auch für Nichtwohngebäude, dass das einzuhaltende
Anforderungsniveau 40 % über dem höchstens zulässigen Jahres-Primärenergiebe-
darf zu errichtender Gebäude liegt. Die für die Energiebedarfsbilanzierung erforder-
lichen Berechnungen weichen hinsichtlich einiger anzusetzender Randbedingungen
von denen zu errichtender Gebäude ab (Abschnitt 2.4.2).

2.4.2 Randbedingungen und Maßgaben für die Bewertung


bestehender Wohngebäude
Sind mehr als 50 % der Außenwandfläche mit einer innen liegenden Dämmschicht
und einbindender Massivdecke versehen, sind Wärmebrücken bei pauschaler Berech-

154
Energiesparender W!rmeschutz

nung mit einem Wärmebrückenzuschlagskoeffizienten von DU WB ¼ 0,15 W/(m2 " K)


für die gesamte wärmeübertragende Umfassungsfläche zu berücksichtigen.
Die Luftwechselrate ist bei offensichtlichen Undichtheiten, wie bei Fenstern ohne
funktionstüchtiger Lippendichtung oder bei beheizten Dachgeschossen mit Dachflä-
chen ohne luftdichte Ebene, mit n ¼ 1,0 h!1 anzusetzen. 4
Bei der Ermittlung der solaren Wärmegewinne ist der Abminderungsfaktor für den
Rahmenanteil von Fenstern mit FF ¼ 0,6 anzusetzen.

2.5 Nachrüstung bei Anlagen und Gebäuden sowie


Außerbetriebnahme von elektrischen Speicherheizsystemen
Heizkessel, die mit flüssigen oder gasförmigen Brennstoffen beschickt werden und
vor dem 1. Oktober 1978 eingebaut oder aufgestellt wurden, dürfen nicht mehr be-
trieben werden. Ausgenommen von dieser Regelung sind vorhandene Niedertem-
peratur-Heizkessel, Brennwertkessel oder heizungstechnische Anlagen, deren
Nennwärmeleistung weniger als 4 kW oder mehr als 400 kW beträgt.
Bisher ungedämmte, zugängliche Wärmeverteilungs- und Warmwasserleitungen
sowie Armaturen, die sich nicht in beheizten Räumen befinden, müssen nach Ab-
schnitt 2.6 gedämmt werden.
Bisher nicht gedämmte, nicht begehbare, aber zugängliche oberste Geschossde-
cken beheizter Räume müssen so gedämmt werden, dass der höchstens zulässige
Wärmedurchgangskoeffizient der Geschossdecke von U ¼ 0,24 W/m2 K nicht über-
schritten wird. Nach dem 31. Dezember 2011 gilt diese Anforderung auch für begeh-
bare, bisher ungedämmte oberste Geschossdecken. Anstelle der Geschossdecke
kann auch das bisher ungedämmte Dach gedämmt werden.
In Wohngebäuden mit mehr als fünf Wohneinheiten dürfen elektrische Speicher-
heizsysteme nicht mehr betrieben werden, wenn die Raumwärme in den Gebäu-
den ausschließlich durch elektrische Speicherheizsysteme erzeugt wird. Für Nicht-
wohngebäude gilt die Pflicht zur Außerbetriebnahme bei mehr als 500 m2
Nutzfläche. Diese Regelung gilt nicht für elektrische Speicherheizsysteme mit nicht
mehr als 20 Watt Heizleistung pro Quadratmeter Nutzfläche. Elektrische Speicher-
heizsysteme, die vor dem 1. Januar 1990 eingebaut oder aufgestellt wurden, dürfen
nach dem 31. Dezember 2019 nicht mehr betrieben werden. Später eingebaute Sys-
teme müssen nach Ablauf von 30 Jahren außer Betrieb genommen werden. Die
EnEV 2009 enthält eine Vielzahl von Ausnahmen hinsichtlich der Pflicht zur Außer-
betriebnahme.

2.6 Begrenzung der Wärmeabgabe von Wärmeverteilungs-


und Warmwasserleitungen sowie von Armaturen
Wärmeverteilungs- und Warmwasserleitungen sowie von Armaturen in Gebäu-
den sind gemäß Tafel 2-8 zu dämmen. Hat der verwendete Wärmedämmstoff
abweichend von den Vorgaben in Tafel 2-8 eine andere Wärmeleitfähigkeit als
l ¼ 0,035 W/m K, sind die Mindestdicken der Dämmstoffschicht entsprechend
umzurechnen.
Die Anforderung an die Mindestdämmung gilt nicht, wenn sich Leitungen von Zen-
tralheizungen in beheizten Räumen oder in Bauteilen zwischen beheizten Räumen
eines Nutzers befinden und deren Wärmeabgabe durch freiliegende Absperrein-
richtungen beeinflusst werden kann. Ebenso sind solche Warmwasserleitungen
von der Dämmpflicht ausgenommen, die nicht länger als 4 m sind und die weder
in den Zirkulationskreislauf einbezogen noch mit elektrischer Begleitheizung ausge-
stattet sind.

155
Bauphysik
Tafel 2-8 Wärmedämmung von Wärmeverteilungs- und Warmwasserleitungen, Kältevertei-
lungs- und Kaltwasserleitungen sowie Armaturen

Zeile Art der Leitungen/Armaturen Mindestdicke der Dämmschicht,


bezogen auf eine Wärmeleitfähigkeit
von 0,035 W/m2 K

1 Innendurchmesser bis 22 mm 20 mm

2 Innendurchmesser über 22 mm bis 35 mm 30 mm

3 Innendurchmesser über 35 mm bis 100 mm gleich Innendurchmesser

4 Innendurchmesser über 100 mm 100 mm

Leitungen und Armaturen nach den Zeilen 1 bis


4 in Wand- und Deckendurchbrüchen, im Kreu- 1/2 der Anforderungen der Zeilen 1
5
zungsbereich von Leitungen, an Leitungsverbin- bis 4
dungsstellen, bei zentralen Leitungsnetzverteilern

Leitungen von Zentralheizungen nach den Zeilen


1 bis 4, die nach dem 31. Januar 2002 in Bautei- 1/2 der Anforderungen der Zeilen 1
6
len zwischen beheizten Räumen verschiedener bis 4
Nutzer verlegt werden

7 Leitungen nach Zeile 6 im Fußbodenaufbau 6 mm

Kälteverteilungs- und Kaltwasserleitungen sowie


8 Armaturen von Raumlufttechnik- und Klimakälte- 6 mm
systemen

2.7 Energieausweise
Werden Gebäude neu errichtet, Bestandsgebäude wesentlich geändert oder wird
die Nutzfläche um mehr als die Hälfte erweitert, ist ein Energieausweis auf Grund-
lage einer Energiebedarfsberechnung zu erstellen.
Soll ein mit einem Gebäude bebautes Grundstück oder Wohnungs- oder Teileigen-
tum verkauft werden, hat der Verkäufer dem potentiellen Käufer bzw. Mieter auf
Verlangen einen Energieausweis zugänglich zu machen. Somit müssen bei Eigen-
tümer- oder Mieterwechsel Energieausweise ausgestellt werden. Ausnahmen gel-
ten für kleine Gebäude und Baudenkmäler. Erfolgt die Ausstellung aus Anlass ei-
nes Verkaufs oder Vermietung, kann der Energieausweis auf Grundlage des
Energiebedarfs oder des Energieverbrauchs erstellt werden. Lediglich dann, wenn
Wohngebäude weniger als 5 Wohnungen haben und der Bauantrag vor dem 1. No-
vember 1977 gestellt worden ist, und diese Gebäude das Anforderungsniveau der
Wärmeschutzverordnung vom 11. August 1977 nicht erfüllen, muss der Energieaus-
weis auf Grundlage einer Bedarfsberechnung erstellt werden.
Bei der Ermittlung der energetischen Eigenschaften von bestehenden Gebäuden
dürfen zwecks Erstellung eines Energiebedarfsausweises erforderliche Daten ver-
einfacht erhoben werden. In der
! Bekanntmachung der Regeln zur Datenaufnahme und Datenverwendung im
Wohngebäudebestand vom 30. Juli 2009
! Bekanntmachung der Regeln zur Datenaufnahme und Datenverwendung im
Nichtwohngebäudebestand vom 30. Juli 2009
sind Vereinfachungsmöglichkeiten hinsichtlich der Ermittlung der geometrischen Ei-
genschaften des Gebäudes sowie der bau- und anlagentechnischen Bewertung ent-
halten. Wird der Energieausweis auf Grundlage des Verbrauchs erstellt, ist die
! Bekanntmachung der Regeln für Energieverbrauchskennwerte im Wohngebäu-
debestand vom 30. Juli 2009

156
Einsatz erneuerbarer Energien

! Bekanntmachung der Regeln für Energieverbrauchskennwerte und der Ver-


gleichswerte im Nichtwohngebäudebestand vom 30. Juli 2009
anzuwenden. Darin ist u. a. geregelt, wie ein Verbrauchskennwert aus Verbräuchen
von mindestens drei aufeinanderfolgenden Jahren unter Beachtung von Leerstän-
den und einer Witterungsbereinigung berechnet wird. 4
Für Gebäude mit mehr als 1000 Quadratmetern Nutzfläche, in denen Behörden
und sonstige Einrichtungen für eine große Anzahl von Menschen öffentliche
Dienstleistungen erbringen und die deshalb von diesen Menschen häufig aufge-
sucht werden, sind Energieausweise auszustellen, die an einer für die "ffentlichkeit
gut sichtbaren Stelle auszuhängen sind.
Energie- und Wärmebedarfsausweise, die nach dem 16. August 1994 (3. Wärme-
schutzverordnung) erstellt worden sind, gelten als Energieausweise mit einer Gül-
tigkeitsdauer von 10 Jahren ab Ausstellungsdatum. Danach ist ein neuer Energie-
ausweis erforderlich.
Muster für Energieausweise (Energiebedarfsausweise und Energieverbrauchsaus-
weise für Wohngebäude und Nichtwohngebäude) finden sich in den Anlagen 6 bis
10 der EnEV 2009.

3 Einsatz erneuerbarer Energien


nach dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz
vom 07. August 2008 (EEWärmeG)
und dem Europarechtsanpassungsgesetz
Erneuerbare Energien vom 12. April 2011
Das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) ist am 01. Januar 2009 in
Kraft getreten und dient als Instrument zur Steuerung des Anteils der erneuerbaren
Energien an der gesamten Wärme- und Kältebereitstellung für Raum-, Kühl- und
Prozesswärme. Der Wärmeenergiebedarf von zu errichtenden Gebäuden ist anteilig
mit erneuerbaren Energien abzudecken. Diese Forderung trifft auf nahezu alle zu
errichtenden Gebäude zu, die auch in den Anforderungsbereich der Energieeinspar-
verordnung fallen. Der Wärmeenergiebedarf ist der nach technischen Regeln be-
rechnete, jährliche benötigte Endenergiebedarf zur Erzeugung von Wärme in Ge-
bäuden. Für die öffentliche Hand gilt die Deckung des Wärme- und Kältebedarfs
innerhalb bestimmter Grenzen auch für bestehende Gebäude.
Bei der Verpflichtung, erneuerbare Energien anteilig für die Wärmeversorgung zu
nutzen, richtet sich der einzusetzende Mindestdeckungsanteil nach der Art der ein-
gesetzten Energiequelle gemäß Tafel 3-1. Bei Nutzung solarer Strahlungsenergie
für die Unterstützung der Trinkwarmwasserbereitung in Wohngebäuden kann der
erforderliche Anteil von 15 % am gesamten Wärmeenergiebedarf dadurch nachge-
wiesen werden, dass in Abhängigkeit von der Gebäudegröße bestimmte Apertur-
flächen der Solarkollektoren vorhanden sind. Bei Gebäuden mit maximal zwei
Wohneinheiten werden 0,04 m2 Aperturfläche je m2 Gebäudenutzfläche gefordert,
bei Gebäuden mit mehr als zwei Wohneinheiten sind es 0,03 m2 Aperturfläche je
m2 Gebäudenutzfläche. Die Kollektoren müssen zertifiziert sein und das Prüfzeichen
„Solar Keymark“ tragen. Bei Verwendung von gasförmiger Biomasse beträgt der
Deckungsanteil mindestens 30 % und darf nur in Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopp-
lung eingesetzt werden. Für flüssige Biomasse mit einem Deckungsanteil von min-
destens 50 % müssen Heizkessel mit bester verfügbarer Technik vorhanden sein.
Feste Biomasse muss mit einem Anteil am Wärmeenergiebedarf von mindestens
50 % verwendet werden. Bei Nutzung von Erd- oder Umweltwärme mit einem De-
ckungsanteil von mindestens 50 % gelten ergänzende technische Anforderungen.
Für Wärmepumpen wird der Nachweis vorgeschriebener Jahresarbeitszahlen ge-

157
Bauphysik
Tafel 3-1 Deckungsanteil erneuerbarer Energien am Wärmeenergiebedarf
Art der
erneuerbaren Anteil Bemerkung
Energie
Gebäude mit 2 2 WE: 1 0,04 m2 AAp/m2 AN
Solare Gebäude mit > 2 WE: 1 0,03 m2 AAp/m2 AN
Q WE,solar 1 0,15 " Q WE,ges
Strahlungsenergie Zertifizierung DIN EN 12975,
Prüfzeichen „Solar Keymark“
Biomasse Nutzung in Anlagen mit Kraft-Wärme-
Q WE,Bg 1 0,30 " Q WE,ges
gasförmig Kopplung
Biomasse
Q WE,Bfl 1 0,50 " Q WE,ges Heizkessel mit bester verfügbarer Technik
flüssig
Nutzung in Anlagen nach BlmSchV
Anforderungen an Kesselwirkungsgrad für
Biomasse
Q WE,Bfe 1 0,50 " Q WE,ges Biomassezentralheizungsanlagen:
fest
Leistung Q 2 50 kW ! !K 1 86 %
Leistung Q > 50 kW ! !K 1 88 %
Elektrisch betriebene Wärmepumpen mit
Wärmemengen- und Brennstoffzähler:
— Luft/Wasser-WP und Luft/Luft-WP:
Geothermie Jahresarbeitszahl 13,5
und Q WE,G/U 1 0,50 " Q WE,ges — Andere Wärmepumpen: Jahresarbeitszahl
Umweltwärme 14,0
Fossil betriebene Wärmepumpen mit
Wärmemengen- und Brennstoffzähler:
Jahresarbeitszahl 11,2
Kälte — Technische Nutzbarmachung durch unmittelbare Kälteentnahme aus
dem Erdboden oder aus Grund- oder Oberflächenwasser sowie durch
thermische Kälteerzeugung mit Wärme aus Erneuerbaren Energien
— Nutzung der Kälte zur Deckung des Kältebedarfs für Raumkühlung
— Senkung des Energieverbrauchs für die Erzeugung der Kälte, die
Rückkühlung und die Verteilung der Kälte nach der jeweils besten
verfügbaren Technik

Tafel 3-2 Ersatzmaßnahmen


Ersatzmaßnahme Anteil bzw. Bedingung
Abwärme
Randbedingungen wie Umweltwärme
Abwärme aus Wärmerückgewinnung
Q WE, Ersatz 1 0,5 " Q WE, ges
— Wärmerückgewinnungsgrad 170 %
— Leistungszahl (Wärme WRG/Strom RLT) 110
Hocheffiziente KWK-Anlagen
Fernwärme oder Fernkälte
— Wärme stammt zu einem wesentlichen Anteil
aus erneuerbaren Energiequellen oder
— Wärme stammt zu 150 % aus Anlagen zur
Nutzung von Abwärme oder Q WE, Ersatz 1 1,0 " Q WE, ges
— Wärme stammt zu 150 % aus KWK-Anlagen
oder
— Wärme stammt zu 150 % aus Kombination
der vorgenannten Maßnahmen
00 00
Qp, max ¼ 0,85 " Qp, EnEV
0 0
HT, max ¼ 0,85 " HT, ENEV (Wohngebäude)
Maßnahmen zur Einsparung von Energie U!max ¼ 0,85 " U! EnEV (Nichtwohngebäude)
Weitere Regelungen für öffentliche Gebäude

158
Feuchteschutz

fordert. Daher sind sie je nach Beschaffenheit mit Wärmemengen- und Brennstoff-
zählern auszustatten.
Anstelle des Einsatzes erneuerbarer Energien bietet das EEWärmeG die Möglich-
keit, auf Ersatzmaßnahmen gemäß Tafel 3-2 zurückzugreifen. Sie umfassen die
Nutzung von Abwärme, die Nutzung von Wärmeenergie aus Kraft-Wärme-Kopp-
lungsanlagen sowie aus Nah- und Fernwärmenetzen. Als Ersatzmaßnahme zulässig
4
sind auch Maßnahmen am Gebäude zur Unterschreitung des maximal zulässigen
Jahres-Primärenergiebedarfs Qp00 und des spezifischen, gebäudehüllflächenbezoge-
nen Transmissionswärmeverlusts HT0 um jeweils mindestens 15 %. Ersatzmaßnah-
men und die Nutzung erneuerbarer Energiequellen können auch miteinander und
untereinander kombiniert werden.

4 Feuchteschutz
4.1 Ziele des Feuchteschutzes
Mit welchen Maßnahmen den Gefahren oder unzumutbaren Belästigungen durch
Wasser und Feuchtigkeit begegnet werden soll, ist dem Bauherrn weitgehend frei-
gestellt. Er muss allerdings eine geregelte Bauweise (z. B. gemäß DIN-Normen)
oder eine generell oder für den Einzelfall zugelassene Bauweise wählen. Für Auf-
enthaltsräume jedoch fordert der Staat zwingend die Einhaltung der DIN 4108-3.
Dort heißt es, dass bauliche Anlagen so anzuordnen, zu errichten, zu ändern und
in Stand zu halten, dass insbesondere Leben, Gesundheit oder die natürlichen Le-
bensgrundlagen nicht gefährdet sind. Außerdem dürfen durch Wasser und Feuch-
tigkeit keine Gefahren oder unzumutbare Belästigungen entstehen. Die Norm ent-
hält Anforderungen an den Tauwasserschutz von Bauteilen für Aufenthaltsräume,
Empfehlungen für den Schlagregenschutz von Wänden sowie feuchteschutztechni-
sche Hinweise für Planung und Ausführung von Hochbauten.
Für die Besitzer und die Nutzer von Bauwerken ist ein Feuchteschutz wegen der
Nutzbarkeit der Räume, dem Wärmeschutz der Bauwerke und der Erhaltung der
Bausubstanz zusätzlich notwendig.

4.2 Feuchteschutztechnische Größen


4.2.1 Wasserdampfkonzentration n und relative Luftfeuchte f
Luft kann nur eine begrenzte Menge Wasser in Gasform (Wasserdampf) aufneh-
men, nämlich nur so viel, bis sie gesättigt ist. Diese Menge ist allerdings sehr stark
von der Temperatur abhängig, wobei die Aufnahmefähigkeit mit der Temperatur
zunimmt (Tafel 5-19).
Anstelle von Tabellenwerten kann die maximal lösliche Konzentration nsat der Luft
mit folgender Gleichung abgeschätzt werden:
psat
nsat ¼ ½g=m3 , ð4-1Þ
R0 " ð273,15 þ qL Þ
Dabei beträgt die Gaskonstante des Wasserdampfs in Luft R 0 ¼ 0,4616 J/gK. p sat ist
der Wasserdampfsättigungsdruck (Abschnitt 4.2.2) und qL die Lufttemperatur.
Auch Luft, welche kälter als 0 , C ist, kann noch eine entsprechend kleine Menge
Wasserdampf enthalten. Luft kann aber auch mit Wasserdampf übersättigt sein.
Das bedeutet, die lösliche Menge Wasserdampf, welche unsichtbar ist wie die Luft
selbst, wurde überschritten. Der !berschuss ist nicht mehr in der Luft als Wasser-
dampf gelöst, sondern bildet feine Tröpfchen, welche als Nebel oder Wolken in Er-
scheinung treten. Ist der Wasserdampf in der Luft in geringerer Konzentration vor-
handen als bei der betreffenden Temperatur löslich wäre, so nennt man die Luft
ungesättigt. Zur Kennzeichnung dieses Zustandes gibt man das Verhältnis der vor-

159
Bauphysik

handenen Wasserdampfkonzentration n zur maximal löslichen Konzentration nsat


bei der betreffenden Temperatur an und bezeichnet es als relative Luftfeuchte j:
n
f¼ ½%,, ½#, ð4-2Þ
nsat
Die relative Luftfeuchte wird entweder in Prozent oder als Zahl angegeben, z. B.
45 % oder 0,45.

4.2.2 Wasserdampfpartialdruck p und Wasserdampfpartialdruckgefälle Dp


Es ist in der Bauphysik üblich, die Wasserdampfmenge in Luft nicht als Konzentra-
tion n, sondern als Partialdruck p anzugeben. Der sogenannte Wasserdampfpartial-
druck ist derjenige Druck, den man dem Wasserdampf entsprechend seinem Anteil
am Gasgemisch Luft zuteilen müsste, damit zusammen mit den übrigen Gasbe-
standteilen der Luft, die ebenfalls einen ihrer Menge entsprechenden Partialdruck
zugeteilt bekommen, ein Gesamtdruck von etwa 1 bar vorliegt, der für das Luftge-
misch auf der Erdoberfläche kennzeichnend ist. Viele Missverständnisse beruhen
darauf, dass man statt der korrekten, aber umständlichen Bezeichnung „Wasser-
dampfpartialdruck“ oft kurz „Wasserdampfdruck“ sagt. Daraus wird dann gelegent-
lich der irrige Schluss gezogen, der in der Luft vorhandene Wasserdampf könne
einen mechanischen Druck ausüben, während tatsächlich nur das Gasgemisch
„Luft“ als Ganzes einen Druck auf Festkörper- und Flüssigkeitsoberflächen ausüben
kann.
Der Wasserdampfkonzentration n entspricht der Wasserdampfpartialdruck p, der
maximalen Wasserdampfkonzentration nsat oder Sättigungsfeuchte entspricht ein
maximaler Wasserdampfdruck p sat oder Wasserdampfsättigungsdruck. Auf Tafel 5-20
ist der Sattdampfdruck als Funktion der Temperatur für ein Temperaturintervall von
0,1 K angegeben. Aus der Definition der relativen Luftfeuchte und der Proportiona-
lität zwischen Partialdruck und Konzentration folgt, dass die relative Luftfeuchte als
das Verhältnis von vorhandenem Wert zu maximalem Wert nicht nur der Wasser-
dampfkonzentration, sondern auch des Wasserdampfpartialdrucks angesehen wer-
den kann:
n p
f¼ ¼ ½%,, ½#, ð4-3Þ
nsat p sat
Der Wasserdampfpartialdruck im Sättigungszustand kann für die im folgenden an-
gegebenen Temperaturbereiche nach einer Zahlenwertgleichung berechnet wer-
den:
" #n
q
psat ¼ a b þ ½Pa, ð4-4Þ
100 . C

psat q a b n
,
Pa C Pa ! !

Den drei Parametern a, b und n sind folgende Werte zuzuteilen:

Größe 0 , C 2 q 2 30 , C !20 , C 2 q 2 0 , C

a 288,68 Pa 4,689 Pa

b 1,098 1,486

n 8,02 12,30

160
Feuchteschutz

Die niedrigste zulässige volumenbezogene Sättigungsluftfeuchte nsat oder der nied-


rigste zulässige Sättigungsdampfdruck p sat mit der höchsten angenommenen rela-
tiven Luftfeuchte an der Oberfläche von fsi ¼ 0,8 [!] zwecks Vermeidung von
Schimmelbildung können nach Gleichungen (4-5) oder (4-6) berechnet werden.
4
4.2.3 Taupunkttemperatur qs
Wird feuchte Luft abgekühlt, so dass sie keinen Wasserdampf abgibt, erhöht sich
die relative Luftfeuchte kontinuierlich, bis sie schließlich den Wert f ¼ 100 % er-
reicht. Dann besitzt die abgekühlte Luft den bei dieser Temperatur maximal mögli-
chen Gehalt an Wasserdampf, d. h. sie ist wasserdampfgesättigt. Dann hat Luft ih-
ren Taupunkt – besser ihre Taupunkttemperatur – erreicht. Bei weiterer Abkühlung
fällt notwendigerweise Wasserdampf aus, der als Nebel oder Tau bezeichnet wird,
und die relative Luftfeuchte bleibt bei 100 %. Die Tautemperatur qs von Luft bei vor-
gegebenen Werten der Lufttemperatur qL und der relativen Luftfeuchte jL kann
tabellarisch Hilfe von Tafel 5-21 oder nach Gleichung (4-5), einer aus Gleichung (4-4)
abgeleiteten Zahlenwertgleichung, ermittelt werden:
1=8
qs ¼ fL " ð110 . C þ qL Þ # 110 . C ½. C, ð4-5Þ

4.2.4 Niedrigste zulässige Oberflächentemperatur qsi, min zur Verhinde-


rung von Schimmelbildung an der raumseitigen Bauteiloberfläche
Zunächst ist die niedrigste zulässige volumenbezogene Sättigungsluftfeuchte nsat
oder der niedrigste zulässige Sättigungsdampfdruck p sat mit der höchsten ange-
nommenen relativen Luftfeuchte an der Oberfläche fsi ¼ 0,8 [!] zu berechnen. Das
Kriterium fsi ¼ 0,8 [!] wird hinsichtlich des Risikos eines Schimmelbefalls gewählt.
Falls erforderlich, können andere Kriterien, z. B. fsi ¼ 0,6 [!] zur Vermeidung von
Korrosion, angewendet werden.
ni
nsat ðfsi Þ ¼ ½g=m3 , ð4-6Þ
0,8
pi
psat ðfsi Þ ¼ ½Pa, ð4-7Þ
0,8
Die niedrigste zulässige Oberflächentemperatur qsi, min wird wie folgt ermittelt:
" #
psat
237,3 " loge
610,5
qsi; min ¼ " # ½. C, ð4-8Þ
psat
17,269 # loge
610,5

4.2.5 Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl m
Die Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl m ist ein Maß für die Dichtigkeit eines
Baustoffgefüges gegen diffundierende Wassermoleküle. Sie ist eine dimensionslo-
se Größe, deren Zahlenwert angibt, wie viel Mal kleiner die Massenstromdichte ist,
wenn die diffundierenden Wassermoleküle nicht durch ruhende Luft, sondern
durch das Baustoffgefüge diffundieren (Tafeln 5-1 bis 5-4 und Tafel 5-22).

4.2.6 Wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke s d


Um die Dichtigkeit einer Baustoffschicht, nicht eines Baustoffes, gegen Wasser-
dampfdiffusion zu kennzeichnen, genügt die Angabe der Diffusionswiderstandszahl
des verwendeten Baustoffes natürlich nicht, da sowohl die Art des Baustoffes als
auch die Dicke einer Schicht für das Ausmaß des Widerstandes gegen Wasser-
dampfdiffusion entscheidend sind. Daher wird der Begriff „wasserdampfdiffusions-

161
Bauphysik

äquivalente Luftschichtdicke sd als das Produkt aus Diffusionswiderstandszahl m


und Schichtdicke d verwendet:
sd ¼ m " d ½m, ð4-9Þ
Für bestimmte Stoffe wie Folien wird normalerweise nicht die Dicke d und die
Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl m angegeben, sondern die wasserdampf-
diffusionsäquivalente Luftschichtdicke s d (Tafel 5-23).
Baustoffschichten werden nach der Größe ihrer sd-Werte folgendermaßen bezeich-
net:
! Diffusionsoffene Schicht: s d 2 0,5 m
! Diffusionshemmende Schicht: 0,5 < s d < 1500 m
! Diffusionsdichte Schicht: s d 1 1500 m

4.2.7 Wasserdampfdiffusionsdurchlasswiderstand Z
Der Wasserdampfdiffusionsdurchlasswiderstand Z wird unter Berücksichtigung des
Verhaltens der Wassermoleküle in Baustoffen und der äquivalenten Luftschicht-
dicke sd folgendermaßen definiert:
Z ¼ 1,5 " 106 " sd ½m2 h Pa=kg, ð4-10Þ

4.2.8 Wasserdampfdiffusionsstromdichte g
Die in einer bestimmten Zeit durch ein Bauteil hindurch diffundierende Wasser-
dampfmenge ist die Wasserdampfdiffusionsstromdichte g. Ihr Betrag hängt vom
Wasserdampfpartialdruckgefälle Dp, d. h. der Differenz zwischen dem Wasser-
dampfpartialdruck innen p i und dem der Außenluft p e sowie vom Wasserdampfdif-
fusionsdurchlasswiderstand Z ab:
pi # pe
g¼ ½kg=m2 h, ð4-11Þ
Z

4.2.9 Tauwassermasse W T
Die Größe der Tauwassermasse W T ergibt sich aus der Differenz der eindiffundie-
renden und ausdiffundierenden Wasserdampfmassen (Diffusionsstromdichten gi
und g e) sowie der Dauer t T der Tauperiode, die als Klimabedingung für Berechnun-
gen gemäß Abschnitt 4.3.3.1 festgelegt ist:
WT ¼ tT " ðgi # ge Þ ½kg=m2 , ð4-12Þ

4.2.10 Verdunstungswassermasse W V
Die Ermittlung der durch Wasserdampfdiffusion an die Raum- und Außenluft aus
den Tauwasserebenen bzw. dem Tauwasserbereich abführbaren Verdunstungsmas-
sen W V erfolgt analog zur Berechnung der Tauwassermasse und der Dauer t V der
Verdunstungsperiode. Ein Tauwasserausfall während der Verdunstungsperiode
wird nicht berücksichtigt.
WV ¼ tV " ðgi þ ge Þ ½kg=m2 , ð4-13Þ

4.2.11 Wasseraufnahmekoeffizient W w
Der Wasseraufnahmekoeffizient W w ist eine Baustoffeigenschaft. Sein Zahlenwert
ist die als Ergebnis eines Saugversuchs ermittelte, flächenbezogene Wassermasse
für eine bestimmte Saugzeit, im Regelfall von einem Tag.
Die kapillare Saugfähigkeit von Baustoffen kann nach der Größe ihrer W w-Werte
wie folgt klassifiziert werden:

162
Feuchteschutz

! Wassersaugende Schicht: W w 1 2 kg/m2 h0,5


! Wasserhemmende Schicht: 0,5 kg/m2 h0,5 2 W w < 2 kg/m2 h0,5
! Wasserabweisende Schicht: 0,001 kg/m2 h0,5 2 W w < 0,5 kg/m2 h0,5
! Wasserdichte Schicht: W w < 0,001 kg/m2 h0,5
4
4.2.12 Ausgleichsfeuchtegehalt
Zur Festsetzung der Wärmeleitfähigkeit l von Baustoffen wird der Begriff Aus-
gleichsfeuchtegehalt verwendet, welcher mit der Gleichgewichtsfeuchte zu 80 %
Luftfeuchte bei einer Umgebungstemperatur von 23 , C identisch ist. Werte für mas-
sebezogene Ausgleichsfeuchtegehalte u oder volumenbezogene Ausgleichsfeuchte-
gehalte Y können den Tafeln 5-22 und 5-24, die Umrechnungsfaktoren F m für den
Feuchtegehalt Tafel 5-25 und die Zuschlagswerte Z für Wärmedämmstoffe Tafel 5-26
entnommen werden.

4.3 Tauwasserbildung im Bauteilinneren


4.3.1 Verfahren zur Feststellung von Tauwasserausfall

In beheizten Räumen herrscht im Winter aufgrund der höheren Lufttemperaturen q


bei üblichen Werten der relativen Luftfeuchte ein höherer Wasserdampfpartialdruck
p als im Freien. Durch dieses Partialdruckgefälle Dp diffundieren die in der Raum-
luft vorhandenen Wasserdampfmoleküle durch die luftgefüllten Poren und Kapilla-
ren des Baustoffs nach außen (Bild 4-1).
Im Bauteilinneren nimmt der Wasserdampfpartialdruck p linear ab, es sei denn, es
tritt eine #nderung des Aggregatzustandes des Wasserdampfes durch Tauwasser-
bildung oder Verdunstung im Bauteilinneren ein. Der Sättigungsdampfdruck p sat
lässt sich aus dem Temperaturverlauf bestimmen. Bei der Prüfung eines Bauteils
auf innere Tauwasserausfälle werden die Kurven des Wasserdampfpartialdruckes p
und des Sättigungsdampfdruckes p sat miteinander verglichen. Wenn sich beide
Kurven nicht berühren, bleibt der Querschnitt tauwasserfrei (jeweils Fall a in Bild 4-2
und 4-3). Wenn jedoch der Wasserdampfpartialdruck p den Sättigungsdampfdruck
p sat erreicht, fällt Tauwasser aus.
Die Berechnungen werden nach dem Verfahren nach Glaser durchgeführt. Hierbei
werden auf der Abszisse des Diagramms die im Maßstab der wasserdampfdiffusi-
onsäquivalenten Schichtdicken s d dargestellten Baustoffschichten dargestellt. Auf
der Ordinate werden der vorhandene Wasserdampfpartialdruck p und der auf-
grund des Temperaturverlaufs ermittelte Sättigungsdampfdruck p sat aufgetragen.
Der Verlauf des Wasserdampfpartialdrucks p im Bauteil ergibt sich im Diffusions-
diagramm für die Tauperiode als Verbindungsgerade der Partialdrücke p i und p e
an der inneren und äußeren Bauteiloberfläche. Schneidet die Gerade den Kurven-
zug des Sättigungsdampfdruckes p sat, so wäre hier der Partialdruck höher als der
Sättigungsdampfdruck. Dies ist jedoch aus physikalischen Gründen nicht möglich.
Deshalb sind in das Diagramm von den Partialdrücken p i und p e ausgehend die
Tangenten an die Kurve des Sättigungsdampfdruckes p sat zu zeichnen. An den Be-
rührungspunkten der beiden Kurven ist der Wasserdampfpartialdruck p gleich dem
Sättigungsdampfdruck p sat und wird mit p sw bezeichnet. Je nach Aufbau und
Schichtenfolge kann ein Tauwasserausfall in Ebenen (jeweils Fälle b und c in Bild
4-2 und 4-3) oder in einem Bereich (jeweils Fall d in Bild 4-2 und 4-3) erfolgen.
Nach dem Berechnungsverfahren von Glaser ist es möglich, mittels Diffusionsdia-
grammen sowohl die im Winter ausfallende Tauwassermasse W T als auch die im
Sommer durch Verdunstung abführbare Wassermasse W V zu berechnen (siehe Ab-
schnitt 4.2).

163
Bauphysik

Bild 4-1 Schematisierte Darstellung des Temperaturverlaufs, des Wasserdampfsättigungs-


drucks und Wasserdampfpartialdrucks über die diffusionsäquivalenten Luftschicht-
dicken der Einzelschichten eines mehrschichtigen Bauteils zur Feststellung eines et-
waigen Tauwasserausfalls im Querschnitt (im Beispiel bleibt der Querschnitt
tauwasserfrei)

4.3.2 Anforderungen nach DIN 4108-3

Eine Tauwasserbildung in Bauteilen ist u n s c h ä d l i ch , wenn durch Erhöhung des


Feuchtegehaltes der Bau- und Dämmstoffe der Wärmeschutz und die Standsicher-
heit der Bauteile nicht gefährdet werden. Dies ist der Fall, wenn folgende Bedin-
gungen erfüllt sind:
a) Die während der Tauperiode im Innern des Bauteils anfallende Wassermasse
WT muss während der Verdunstungsperiode wieder an die Umgebung abgeführt
werden können (WT < WV).
b) Die Baustoffe, die mit dem Tauwasser in Berührung kommen, dürfen nicht be-
schädigt werden (z. B. durch Korrosion, Pilzbefall).
c) Bei Dach- und Wandkonstruktionen darf eine Tauwassermasse von insgesamt
1,0 kg/m2 nicht überschritten werden. Dies gilt nicht für die unter d) und e) ausge-
führten Bedingungen.

164
Feuchteschutz

d) Tritt Tauwasser an Berührungsflächen von kapillar nicht wasseraufnahmefähi-


gen Schichten auf, so darf zur Begrenzung des Ablaufens oder Abtropfens eine
Tauwassermasse von 0,5 kg/m2 nicht überschritten werden (z. B. Berührungsflächen
von Luft- oder Faserdämmstoffschichten einerseits und Beton- oder Dampfsperr-
schichten andererseits).
4
e) Bei Holz ist eine Erhöhung des massebezogenen Feuchtegehaltes um mehr
als 5 %, bei Holzwerkstoffen um mehr als 3% unzulässig. (Holzwolle-Leichtbau-
platten und Mehrschicht-Leichtbauplatten nach DIN 1101 sind hiervon ausgenom-
men.)
Weitere Festlegungen zum Holzschutz siehe DIN 68800-2.

4.3.3 Angaben zu den Berechnungen


4.3.3.1 Klimabedingungen

In nicht klimatisierten Wohn- und Bürogebäuden sowie vergleichbar genutzten Ge-


bäuden können der Berechnung folgende vereinfachte Annahmen zugrundegelegt
werden.

Tauperiode
qi ¼ 20 , C; fi ¼ 50%; qe ¼ !10 , C; fe ¼ 80%; tT ¼ 1440 h (60 Tage)

Verdunstungsperiode
a) Wandbauteile und Decken unter nicht ausgebauten Dachräumen
qi ¼ 12 . C; fi ¼ 70%; tv ¼ 2160 h (90 Tage)
.
qe ¼ 12 C; fe ¼ 70%; Tauwasserbereich: f ¼ 100%

b) Dächer, die Aufenthaltsräume gegen die Außenluft abschließen

qi ¼ 12 . C; fi ¼ 70%; tv ¼ 2160 h (90 Tage)


qe ¼ 12 . C; fe ¼ 70%; Tauwasserbereich: f ¼ 100%
.
qse ¼ 20 C; (Oberflächentemperatur des Daches)
q: entsprechend dem Temperaturgefälle von außen nach innen
Bei s ch ä r f e r e n K l i m a b e d i n g u n g e n (z. B. Schwimmbäder, klimatisierte
Räume, extremes Außenklima) sind diese vereinfachten Annahmen nicht zulässig.
Hier sind das tatsächliche Raumklima und das Außenklima am Standort des Ge-
bäudes mit deren zeitlichem Verlauf zu berücksichtigen.

165
Bauphysik

4.3.3.2 Berechnung der Tauwassermasse WT


Fall a Wasserdampfdiffusion ohne Tauwasserausfall im Bauteil

Fall b Tauwasserausfall in einer Ebene

Diffusionsstromdichte
p i # p sw 9
>
# in das Bauteil: gi ¼ >
= Tauwassermasse
Zi
in der Ebene !
p # pe > >
# zum Freien: g e ¼ sw ; W T ¼ t T " (g i # g e )
Ze

Fall c Tauwasserausfall in zwei Ebenen

Diffusionsstromdichte
9
! in das Bauteil: g i ¼ p i # p sw1 > >
> Tauwassermasse
Zi >
> ! in der Ebene 1 !
>
>
! von Ebene 1 p sw1 # p sw2 = W T1 ¼ t T " (g i ! g z )
zu Ebene 2 gz ¼
Zz > ! in der Ebene 2 !
>
>
p sw2 # p e > > W T2 ¼ t T " (g z ! g e )
>
! zum Freien: ge ¼ >
;
Ze

Fall d Tauwasserausfall in einem Bereich

Diffusionsstromdichte
p i # p sw1 9
>
# in das Bauteil: gi ¼ >
= Tauwassermasse
Zi
in der Ebene !!!!
p # pe >>
# zum Freien: g e ¼ sw2 ; W T ¼ t T " (g i # g e )
Ze

Bild 4-2 Schematisierte Diffusionsdiagramme für die Tauperiode

166
Feuchteschutz

4.3.3.3 Berechnung der Verdunstungswassermasse WV


Fall a Kein Tauwasserausfall während der Tauperiode. Eine Untersuchung
der Verdunstung erübrigt sich.

Fall b Verdunstung aus einer Ebene

Diffusionsstromdichte
p sw # p i 9
>
Verdunstende Wasser-
# zum Raum: gi ¼ >
= masse, die aus der
Zi
Ebene D abgeführt
p sw # p e >
>
# zum Freien: ge ¼ ; werden kann:
Ze W v ¼ t v " (g i þ g e )

Fall c Verdunstung aus 2 Ebenen

Diffusionsstromdichte
p sw # p i 9
>
Verdunstende Wasser-
# zum Raum: gi ¼ >
= menge, die aus beiden
Zi
Ebenen D abgeführt
p sw # p e >
>
# zum Freien: ge ¼ ; werden kann:
Ze W v ¼ t v " (g i þ g e )

Fall d Verdunstung aus einem Bereich

Diffusionsstromdichte
p sw # p i 9 Verdunstende Wasser-
# zum Raum: g i ¼ >
>
Z i þ 0,5 " Z z = menge, die aus dem
Bereich MMMMMM
p sw # p e > >
# zum Freien: g e ¼ ; abgeführt werden kann:
0,5 " Z z þ Z e W v ¼ t v " (g i þ g e )

Bild 4-3 Schematisierte Diffusionsdiagramme für die Verdunstungsperiode

167
Bauphysik

Beispiele zur Berechnung des Tauwasserausfalls im Bauteilinneren sind im Ergän-


zungsband „Wendehorst – Beispiele aus der Baupraxis“ enthalten.

4.3.4 Bauteile, für die nach DIN 4108-3 kein rechnerischer


Tauwassernachweis erforderlich ist (Liste unbedenklicher Bauteile)
4.3.4.1 Außenwände
Für folgende Außenwände ist kein rechnerischer Nachweis erforderlich:
! Ein- und zweischaliges Mauerwerk (auch mit Kerndämmung), Wände aus Nor-
malbeton, Wände aus gefügedichtem Leichtbeton, Wände aus haufwerkporigem
Leichtbeton, jeweils mit Innenputz und folgenden Außenschichten:
! Putz oder Verblendmauerwerk
! angemörtelte oder angemauerte Bekleidungen, bei einem Fugenanteil von
mindestens 5 %
! hinterlüftete Außenwandbekleidungen mit und ohne Wärmedämmung
! Außendämmungen oder zugelassenes Wärmedämmverbundsystem
! Wände mit Innendämmung
! Wände, wie oben, aber mit Innendämmung mit einem Wärmedurchlasswider-
stand der Wärmedämmschicht R 2 1,0 m2 K/W sowie einem Wert der wasser-
dampfdiffusionsäquivalenten Luftschichtdicke der Wärmedämmschicht mit In-
nenputz bzw. Innenbekleidung s d, i 1 0,5 m
! Wände aus Mauerwerk und Wände aus Normalbeton, jeweils mit den oben
genannten Außenschichten (ohne Außendämmung), mit Innendämmung aus
verputzten bzw. bekleideten Holzwolle-Leichtbauplatten mit einem Wärme-
durchlasswiderstand der Innendämmung R 2 0,5 m2 K/W
! Wände in Holzbauart mit vorgehängten Außenwandbekleidungen, zugelassenen
Wärmedämmverbundsystemen oder Mauerwerk-Vorsatzschalen, jeweils mit
raumseitiger diffusionshemmender Schicht mit s d, i 1 2 m
! Holzfachwerkwände mit Luftdichtheitsschicht
! mit wärmedämmender Ausfachung (Sichtfachwerk)
! mit Innendämmung (über Fachwerk und Gefach) mit einem Wärmedurchlass-
widerstand der Wärmedämmschicht R 2 1,0 m2 K/W und einer wasserdampf-
diffusionsäquivalenten Luftschichtdicke (gegebenenfalls einschließlich Luft-
dichtheitsschicht) mit Innenputz und Innenbekleidung 1,0 m 2 s d, i 2 2 m
! mit Innendämmung (über Fachwerk und Gefach) aus Holzwolleleichtbauplatten
! mit Außendämmung (über Fachwerk und Gefach) als Wärmedämmverbund-
system oder Wärmedämmputz, wobei die wasserdampfdiffusionsäquivalente
Luftschichtdicke der genannten äußeren Konstruktionsschicht s d, e 2 2 m ist
oder mit hinterlüfteter Außenwandbekleidung
! Kelleraußenwände aus einschaligem Mauerwerk oder Beton mit außen liegen-
der Wärmedämmung (Perimeterdämmung)

4.3.4.2 Dächer
Folgende Dach-Konstruktionen werden grundsätzlich unterschieden:
! Nicht belüftete Dächer: Bei nicht belüfteten Dächern ist direkt über der Wärme-
dämmung keine belüftete Luftschicht angeordnet. Zu nicht belüfteten Dächern
gehören auch solche, die außenseitig im weiteren Dachaufbau angeordnete Luft-
schichten oder Lüftungsebenen haben
! Belüftete Dächer: Bei belüfteten Dächern ist direkt über der Wärmedämmung
eine belüftete Luftschicht angeordnet
Bezüglich Deckungen bzw. Abdichtungen gelten folgende Kennzeichungen:
! Dachdeckungen
Dachdeckungen müssen regensicher sein. Kennzeichnend für Dachdeckungen
sind die sich überlappenden Deckwerkstoffe, z. B. Dachziegel, Dachsteine, Schie-
fer, Metallbleche.

168
Feuchteschutz

Es werden unterschieden:
! Belüftete Dachdeckungen: Dachdeckungen auf linienförmiger Unterlage, z. B.
Lattung und Konterlattung
! Nicht belüftete Dachdeckungen: Dachdeckungen auf flächiger Unterlage, z. B.
Schalung. 4
Regensicherheit wird im Normalfall erreicht, wenn die Regeldachneigungen und
Werkstoffüberdeckungen eingehalten werden. Bei Dächern mit Wärmedämmung
zwischen, unter und/oder über den Sparren müssen in der Regel zusätzliche re-
gensichernde Maßnahmen, z. B. Unterdächer, Unterdeckungen, Unterspannun-
gen, geplant und ausgeführt werden
! Dachabdichtungen
Dachabdichtungen müssen wasserdicht sein. Kennzeichnend für Dachabdichtun-
gen sind die wasserdicht verbundenen Dachabdichtungswerkstoffe, z. B. Bitu-
menbahnen, Kunststoffbahnen, Elastomerbahnen, Flüssigdachabdichtungen.
Dachabdichtungen müssen bis zur Oberkante der An- und Abschlüsse wasser-
dicht sein. Dies erfordert auch wasserdichte Anschlüsse an Dachdurchdringun-
gen sowie die Einhaltung bestimmter Anschlusshöhen

Nicht belüftete Dächer


Der Wärmedurchlasswiderstand der Bauteilschichten unterhalb der diffusionshem-
menden Schicht darf bei Dächern ohne rechnerischen Nachweis 20 % des Gesamt-
wärmedurchlasswiderstandes betragen (bei Dächern mit nebeneinander liegenden
Bereichen unterschiedlichen Wärmedurchlasswiderstandes ist der Gefachbereich
zugrunde zu legen).
Folgende nicht belüftete Dächer bedürfen keines rechnerischen Nachweises:
! Nicht belüftete Dächer mit Dachdeckungen
! Nicht belüftete Dächer mit belüfteter Dachdeckung oder mit zusätzlich belüfte-
ter Luftschicht unter nicht belüfteter Dachdeckung und einer Wärmedämmung
zwischen, unter und/oder über den Sparren und zusätzlicher regensichernder
Schicht bei einer Zuordnung der Werte der wasserdampfdiffusionsäquivalen-
ten Luftschichtdicken s d gemäß Tafel 4-1
! Nicht belüftete Dächer mit nicht belüfteter Dachdeckung und einer raumseiti-
gen diffusionshemmenden Schicht mit einer wasserdampfdiffusionsäquiva-
lenten Luftschichtdicke s d,i 1 100 m unterhalb der Wärmedämmschicht
! Nicht belüftete Dächer mit Dachabdichtung
! Nicht belüftete Dächer mit einer diffusionshemmenden Schicht mit s d,i 1 100 m
unterhalb der Wärmedämmschicht, wobei der Wärmedurchlasswiderstand
der Bauteilschichten unterhalb der diffusionshemmenden Schicht höchstens
20 % des Gesamtwärmedurchlasswiderstandes betragen darf. Bei diffusions-
dichten Dämmstoffen (z. B. Schaumglas) auf starren Unterlagen kann auf eine
zusätzliche diffusionshemmende Schicht verzichtet werden
! Nicht belüftete Dächer aus Porenbeton ohne diffusionshemmende Schicht an
der Unterseite und ohne zusätzliche Wärmedämmung

Tafel 4-1 Zuordnung für Werte der wasserdampfdiffusionsäquivalenten Luftschichtdicken der


außen- und raumseitig zur Wärmedämmschicht liegenden Schichten (DIN 4108-3)
Wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke
außen innen
s d,e [m] s d,i [m]
20,1 11
20,1 bis 0,3 12
>0,3 sd,i 1 6 " s d,e

169
Bauphysik

! Nicht belüftete Dächer mit Wärmedämmung oberhalb der Dachabdichtung


(so genannte Umkehrdächer) und dampfdurchlässiger Auflast auf der Wärme-
dämmschicht (z. B. Grobkies)

Belüftete Dächer
Folgende belüftete Dächer bedürfen keines rechnerischen Nachweises:
! Belüftete Dächer mit einer Dachneigung <5, und einer diffusionshemmenden
Schicht mit s d,i 1 100 m unterhalb der Wärmedämmschicht, wobei der Wärme-
durchlasswiderstand der Bauteilschichten unterhalb der diffusionshemmenden
Schicht höchstens 20 % des Gesamtwärmedurchlasswiderstandes betragen darf
! Belüftete Dächer mit einer Dachneigung 15, unter folgenden Bedingungen:
! Die Höhe des freien Lüftungsquerschnittes innerhalb des Dachbereiches über
der Wärmedämmschicht muss mindestens 2 m betragen
! Der freie Lüftungsquerschnitt an den Traufen bzw. an Traufe und Pultdachab-
schluss muss mindestens 2 ‰ der zugehörigen geneigten Dachfläche betra-
gen, mindestens jedoch 200 cm2/m
! Bei Satteldächern sind an First und Grat Mindestlüftungsquerschnitte von 0,5 ‰
der zugehörigen geneigten Dachfläche erforderlich, mindestens jedoch 50 cm2/m

4.3.4.3 Fenster, Außentüren und Vorhangfassaden


Werden Fenster, Außentüren und Vorhangfassaden ausschließlich aus wasserdampf-
diffusionsdichten Elementen gefertigt, ist kein Tauwassernachweis erforderlich.

4.4 Tauwasserbildung auf Bauteiloberflächen


Die Anforderungen zur Vermeidung von Schimmelpilzbildung werden in Kapitel 2
Wärmeschutz betrachtet.
Unterschreitet die Oberflächentemperatur qsi die Taupunkttemperatur der Luft qs,
erfolgt unter idealisierten Annahmen Tauwasserniederschlag auf der Bauteilober-
fläche. Die Oberflächentemperatur des Bauteils qsi ist umso höher, je größer der
Wärmedurchlasswiderstand R bzw. je kleiner der Wärmedurchgangskoeffizient U
des Bauteils ist. Der erforderliche Wärmedurchlasswiderstand R eines ebenen Bau-
teils ohne Wärmebrücken zur Vermeidung von Tauwasserbildung an der raumseiti-
gen Bauteiloberfläche wird nach Gleichung (4-14) ermittelt:
ð qi # qe Þ
Rerf 1 Rsi # ðRsi þ Rse Þ ð4-14Þ
ðqi # qs Þ
Die Klimabedingungen für die Berechnungen entsprechen den Angaben in Ab-
schnitt 1.5.2.4 Wärmebrücken. Die Taupunkttemperatur qs ist gemäß Tafel 5-21 an-
zusetzen.

4.5 Schlagregenschutz
4.5.1 Allgemeines
Schlagregenbeanspruchungen von Wänden entstehen bei Regen und gleichzeitiger
Windanströmung auf die Fassade. Das auftreffende Regenwasser kann durch kapilla-
re Saugwirkung der Oberfläche in die Wand aufgenommen werden oder infolge des
Staudrucks z. B. über Risse, Spalten oder fehlerhafte Abdichtungen in die Konstrukti-
on eindringen. Die erforderliche Abgabe des aufgenommenen Wassers durch Verduns-
tung, z. B. über die Außenoberfläche, darf nicht unzulässig beeinträchtigt werden.
Der Schlagregenschutz einer Wand zur Begrenzung der kapillaren Wasseraufnahme
und zur Sicherstellung der Verdunstungsmöglichkeiten kann durch konstruktive
Maßnahmen (z. B. Außenwandbekleidung, Verblendmauerwerk, Schutzschichten
im Inneren der Konstruktion) oder durch Putze bzw. Beschichtungen erzielt werden.

170
Feuchteschutz

Die zu treffenden Maßnahmen richten sich nach der Intensität der Schlagregenbe-
anspruchung, die durch Wind und Niederschlag sowie durch die örtliche Lage und
die Gebäudeart bestimmt wird.

4.5.2 Beanspruchungsgruppe 4
Die Belastung der Bauteile durch Schlagregen wird durch Beanspruchungsgruppen
definiert. Die entsprechende Gruppe ist im Einzelfall unter Berücksichtigung der re-
gionalen klimatischen Bedingungen, der örtlichen Lage und der Gebäudeart festzu-
legen (siehe Bild 4-4).

Bild 4-4 Schlagregenbeanspruchung in der Bundesrepublik Deutschland (DIN 4108-3)

171
Bauphysik

Beanspruchungsgruppe I (Geringe Schlagregenbeanspruchung)


Im allgemeinen Gebiete mit Jahresniederschlagsmengen unter 600 mm sowie be-
sonders windgeschützte Lagen auch in Gebieten mit größerer Niederschlagsmenge.
Beanspruchungsgruppe II (Mittlere Schlagregenbeanspruchung)
Im allgemeinen Gebiete mit Jahresniederschlagsmengen von 600 bis 800 mm so-
wie windgeschützte Lagen auch in Gebieten mit größeren Niederschlagsmengen.
Hochhäuser und Häuser in exponierter Lage in Gebieten, die sonst Gruppe I zuzu-
ordnen wären.

Beanspruchungsgruppe III (Starke Schlagregenbeanspruchung)


Im allgemeinen Gebiete mit Jahresniederschlagsmengen über 800 mm sowie
windreiche Gebiete mit niedrigeren Niederschlagsmengen (z. B. Küstengebiete,
Mittel- und Hochgebirgslagen, Alpenvorland). Hochhäuser und Häuser in exponier-
ter Lage in Gebieten, die sonst Gruppe II zuzuordnen wären.

4.5.3 Regenschutz durch Außenputze und Beschichtungen


Die Regenschutzwirkung von Putzen und Beschichtungen wird durch deren Wasser-
aufnahmekoeffizienten W w, deren wasserdampfdiffusionsäquivalenter Luftschicht-
dicke s d und durch das Produkt aus beiden Größen W w " s d nach Tafel 4-2 bestimmt.

Tafel 4-2 Kriterien für den Regenschutz von Putzen und Beschichtungen (DIN 4108-3)
Wasserdampf-
Wasseraufnahme-
Kriterien diffusionsäquivalente Produkt
koeffizient
für den Luftschichtdicke W w " sd
Ww
Regenschutz sd [kg/m h0,5]
[kg/m2h0,5]
[m]
1 1
Wasserhemmend 0,5 < W w < 2,0 ) )
Wasserabweisend 0,001 < W w < 0,5 <2,0 <2,0
1
) Keine Festlegung bei wasserhemmenden Putzen bzw. Beschichtungen; siehe hierzu auch
DIN 18550-1

4.5.4 Beispiele für die Zuordnung von genormten Wandbauarten


und Beanspruchungsgruppen
Beispiele für die Anwendung von Wandbauarten in Abhängigkeit von der Schlag-
regenbeanspruchung sind in Tafel 4-3 angegeben, die andere Bauausführungen
entsprechend gesicherter praktischer Erfahrungen nicht ausschließt.
Tafel 4-3 Beispiele für die Zuordnung von Wandbauarten und Beanspruchungsgruppe
(DIN 41108-3)
Zeile Beanspruchungsgruppe I Beanspruchungsgruppe II Beanspruchungsgruppe III
geringe mittlere starke
Schlagregenbeanspruchung Schlagregenbeanspruchung Schlagregenbeanspruchung
Außenputz ohne besondere Wasserhemmender Wasserabweisender
Anforderungen an den Außenputz nach Außenputz nach
Schlagregenschutz nach DIN 18550-1 auf DIN 18550-1 bis
DIN 18550-1 auf DIN 18550-4 oder Kunstharz-
1 putz nach DIN 18558 auf
! Außenwänden aus Mauerwerk, Wandbauplatten, Beton u. #.
! Holzwolle-Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbauplatten nach DIN 1101, ausge-
führt nach DIN 1102

Fortsetzung s. nächste Seite

172
Tafeln zum W!rme- und Feuchteschutz
Tafel 4-3 (Fortsetzung)
Zeile Beanspruchungsgruppe I Beanspruchungsgruppe II Beanspruchungsgruppe III
geringe mittlere starke
Schlagregenbeanspruchung Schlagregenbeanspruchung Schlagregenbeanspruchung
Einschaliges Sichtmauer- Einschaliges Sichtmauer- Zweischaliges 4
werk nach DIN 1053-1 mit werk nach DIN 1053-1 mit Verblendmauerwerk nach
einer Dicke von 31 cm einer Dicke von 37,5 cm DIN 1053-1 mit Luftschicht
2
(mit Innenputz) (mit Innenputz) und Wärmedämmung oder
mit Kerndämmung
(mit Innenputz)
Außenwände mit im Dickbett
oder Dünnbett angemörtelten
Außenwände mit im Dickbett oder Dünnbett Fliesen oder Platten nach
3
angemörtelten Fliesen oder Platten nach DIN 18515-1 DIN 18515-1 mit
wasserabweisendem
Ansetzmörtel
Außenwände mit gefügedichter Betonaußenschicht nach DIN EN 206-1 bzw.
4
DIN 1045-2 sowie DIN 4219-1 und DIN 4219-2
5 Wände mit hinterlüfteten Außenwandbekleidungen nach DIN 18516-1, DIN 18516-3 und
DIN 18516-41 )
6 Wände mit Außendämmung durch ein Wärmedämmputzsystem nach DIN 18550-3 oder
durch ein zugelassenes Wärmedämmverbundsystem
7 Außenwände in Holzbauart mit Wetterschutz nach DIN 68800-2:1996-05, 8.2
1
) Offene Fugen zwischen den Bekleidungsplatten beeinträchtigen den Regenschutz nicht.

5 Tafeln zum Wärme- und Feuchteschutz


In Zusammenhang mit den Kapiteln 1 „Wärmeschutz im Hochbau“ und 4 „Feuchte-
schutz“ sind in diesem Kapitel folgende Tafeln zusammengestellt:

Tafel !berschrift

Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeiten l und Richtwerte der Wasserdampfdiffu-


5-1
sionswiderstandszahlen m (DIN V 4108-4)

5-2 Wärmedämmstoffe nach harmonisierten Europäischen Normen (DIN V 4108-4)

5-3 Wärmedämmstoffe nach nationalen Normen (DIN V 4108-4)

Wärmeschutztechnische Bemessungswerte für Baustoffe, die gewöhnlich bei Gebäu-


5-4
den zur Anwendung kommen (DIN EN 12524)

5-5 Wärmedurchlasswiderstände R von Decken (DIN V 4108-4)

5-6 Wärmedurchlasswiderstand R u von Dachräumen (DIN EN ISO 6946)

5-7 Wärmedurchlasswiderstand R g in m2 K/W von ruhenden Luftschichten – Oberflächen


mit hohem Emissionsgrad (DIN EN ISO 6946)

5-8 Wärmetechnische Eigenschaften des Erdreichs (DIN EN ISO 13370)

5-9 Wärmeleitfähigkeit l des Erdreichs (DIN EN ISO 13370)

Fortsetzung s. nächste Seite

173
Bauphysik
(Fortsetzung)

Tafel !berschrift

5-10 Wärmeübergangswiderstände R si und R se in m2 K/W (DIN EN ISO 6946)

Wärmedurchgangskoeffizienten U w für vertikale Fenster mit einem Flächenanteil des


5-11 Rahmens von 30 % an der Gesamtfensterfläche und mit typischen Arten von
Abstandhaltern (DIN EN ISO 10077-1)

Wärmedurchgangskoeffizienten U w für vertikale Fenster mit einem Flächenanteil des


5-12 Rahmens von 30 % an der Gesamtfensterfläche und mit wärmetechnisch verbesser-
ten Abstandhaltern (DIN EN ISO 10077-1)

5-13 Korrekturwerte DU g zur Berechnung der Bemessungswerte U w, BW (DIN V 4108-4)

Gesamtenergiedurchlassgrad g und Lichttransmissionsgrad t in Abhängigkeit der


5-14
Konstruktionsmerkmale (DIN V 4108-4)

Bemessungswerte des Wärmedurchgangskoeffizienten U für Lichtkuppeln und


5-15
Dachlichtbänder (DIN V 4108-4)

Bemessungswert des Wärmedurchgangskoeffizienten U D, BW von Türen in Abhängig-


5-16
keit der konstruktiven Merkmale (DIN V 4108-4)

5-17 Zuschlagswerte DU für Umkehrdächer (DIN 4108-2)

Anhaltswerte für Abminderungsfaktoren F C von fest installierten Sonnenschutzvor-


5-18
richtungen (DIN 4108-2)

5-19 Sättigungsmenge nsat der Luft in Abhängigkeit von der Temperatur q (DIN 4108-3)

5-20 Wasserdampfsättigungsdruck p sat (DIN 4108-3)

Taupunkttemperatur qs der Luft in Abhängigkeit von der Lufttemperatur qL und der


5-21
relativen Luftfeuchte j (DIN 4108-3)

Feuchteschutztechnische Eigenschaften und spezifische Wärmekapazität c p von Wär-


5-22
medämm- und Mauerwerksstoffen (DIN EN 12524)

Wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke s d (Wasserdampfdurchlasswider-


5-23
stand) von dünnen Schichten (DIN EN 12524)

5-24 Ausgleichsfeuchtegehalte u von Baustoffen (DIN V 4108-4)

5-25 Umrechnungsfaktor F m für Wandbaustoffe (DIN V 4108-4)

5-26 Zuschlagswerte Z für Wärmedämmstoffe (DIN V 4108-4)

1 74
Tafeln zum W!rme- und Feuchteschutz
Tafel 5-1 Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit l und Richtwerte der Wasserdampf-Diffu-
sionswiderstandszahlen m (DIN V 4108-4)

Richtwert der
Bemessungswert der
Rohdichte1 ), 2 ) Wasserdampf-
Wärmeleitfähigkeit
Zeile Stoff r
kg/m3
l
Diffusions-
widerstandszahl3 )
4
W/(m " K)
m

1 Putze, Mörtel und Estriche

1.1 Putze

Putzmörtel aus Kalk, Kalk-


1.1.1 zement und hydrauli- (1800) 1,0 15/35
schem Kalk

Putzmörtel aus Kalkgips,


1.1.2 Gips, Anhydrit und Kalk- (1400) 0,70 10
anhydrit

1.1.3 Leichtputz <1300 0,56 15/20

1.1.4 Leichtputz 21000 0,38

1.1.5 Leichtputz 2 700 0,25

1.1.6 Gipsputz ohne Zuschlag (1200) 0,51 10

1.1.7 Wärmedämmputz nach DIN V 18550

Wärmeleitfähigkeitsgruppe

060 0,060

070 0,070

080 1200 0,080 5/20

090 0,090

100 0,100

1.1.8 Kunstharzputz (1100) 0,70 50/200

1.2 Mauermörtel

1.2.1 Zementmörtel (2000) 1,6

1.2.2 Normalmörtel NM (1800) 1,2

1.2.3 Dünnbettmauermörtel (1600) 1,0


15/35
Leichtmauermörtel nach
1.2.4 21000 0,36
DIN 1053-1

Leichtmauermörtel nach
1.2.5 2 700 0,21
DIN 1053-1

250 0,10

400 0,14

1.2.6 Leichtmauermörtel 700 0,25 5/20

1000 0,38

1500 0,69

Fortsetzung s. nächste Seiten

175
Bauphysik
Tafel 5-1 (Fortsetzung)

Richtwert der
Bemessungswert der
Rohdichte1 ), 2 ) Wasserdampf-
Wärmeleitfähigkeit
Zeile Stoff r Diffusions-
l
kg/m3 widerstandszahl3 )
W/(m " K)
m

1.3 Estriche

1.3.1 Asphalt Siehe DIN EN 12524

1.3.2 Zement-Estrich (2000) 1,4

1.3.3 Anhydrit-Estrich (2100) 1,2


15/35
1400 0,47
1.3.4 Magnesia-Estrich
2300 0,70

2 Beton-Bauteile

2.1 Beton nach DIN EN 206-1 Siehe DIN EN 12524

800 0,39

900 0,44

1000 0,49
Leichtbeton und Stahl-
leichtbeton mit geschlos- 1100 0,55
senem Gefüge nach
DIN EN 206-1 und 1200 0,62
DIN 1045-2, hergestellt
2.2 1300 0,70 70/150
unter Verwendung von
Zuschlägen mit porigem 1400 0,79
Gefüge nach
DIN 4226-2, ohne 1500 0,89
Quarzsandzusatz4 )
1600 1,0

1800 1,3

2000 1,6

350 0,11

400 0,13

450 0,15

500 0,15

550 0,18

Dampfgehärteter Poren- 600 0,19


2.3 5/10
beton nach DIN 4223-1 650 0,21

700 0,22

750 0,24

800 0,25

900 0,29

1000 0,31

Fortsetzung s. nächste Seiten

1 76
Tafeln zum W!rme- und Feuchteschutz
Tafel 5-1 (Fortsetzung)

Richtwert der
Bemessungswert der
Rohdichte1 ), 2 ) Wasserdampf-
Wärmeleitfähigkeit
Zeile Stoff r Diffusions-
kg/m3
l
W/(m " K)
widerstandszahl3 )
m
4
2.4 Leichtbeton mit haufwerkporigem Gefüge

1600 0,81
mit nichtporigen Zuschlä- 3/10
2.4.1 gen nach DIN 4226-1: 1800 1,1
2001-07, z. B. Kies
2000 1,4 5/10

600 0,22

700 0,26

800 0,28

1000 0,36
mit porigen Zuschlägen
2.4.2 nach DIN 4226-2, ohne 1200 0,46 5/15
Quarzsandzusatz4 )
1400 0,57

1600 0,75

1800 0,92

2000 1,2

400 0,12

450 0,13

500 0,15

550 0,16

600 0,18

650 0,19

700 0,20
ausschließlich unter Ver-
2.4.2.1 5/15
wendung von Naturbims
750 0,22

800 0,24

900 0,27

1000 0,32

1100 0,37

1200 0,41

1300 0,47

Fortsetzung s. nächste Seiten

177
Bauphysik
Tafel 5-1 (Fortsetzung)
Richtwert der
Bemessungswert der
Rohdichte1 ), 2 ) Wasserdampf-
Wärmeleitfähigkeit
Zeile Stoff r Diffusions-
l
kg/m3 widerstandszahl3 )
W/(m " K)
m
400 0,13
450 0,15
500 0,16
550 0,18
600 0,19
650 0,21
700 0,23
800 0,26
ausschließlich unter Ver-
2.4.2.2 900 0,30 5/15
wendung von Blähton
1000 0,35
1100 0,39
1200 0,44
1300 0,50
1400 0,55
1500 0,60
1600 0,68
1700 0,76
3 Bauplatten
3.1 Porenbeton-Bauplatten und Porenbeton-Planbauplatten, unbewehrt, nach DIN 4166
400 0,20
Porenbeton-Bauplatten 500 0,22
(Ppl) mit normaler Fugen-
3.1.1 600 0,24 5/10
dicke und Mauermörtel,
nach DIN 1053-1 verlegt 700 0,27
800 0,29
350 0,11
400 0,13
450 0,15
500 0,16
Porenbeton-Planbau- 550 0,18
3.1.2 platten (Pppl), dünnfugig 5/10
verlegt 600 0,19
650 0,21
700 0,22
750 0,24
800 0,25
Fortsetzung s. nächste Seiten

178
Tafeln zum W!rme- und Feuchteschutz
Tafel 5-1 (Fortsetzung)

Richtwert der
Bemessungswert der
Rohdichte1 ), 2 ) Wasserdampf-
Wärmeleitfähigkeit
Zeile Stoff r Diffusions-
l
kg/m3
W/(m " K)
widerstandszahl3 )
m
4
800 0,29
900 0,32
Wandplatten aus Leicht-
3.2 1000 0,37 5/10
beton nach DIN 18162
1200 0,47
1400 0,58
750 0,35
Wandbauplatten aus
Gips nach DIN EN 12859, 900 0,41
3.3 auch mit Poren, 5/10
Hohlräumen, Füllstoffen 1000 0,47
oder Zuschlägen
1200 0,58
3.4 Gipskartonplatten nach
800 0,25 4/10
DIN 18180
4 Mauerwerk, einschließlich Mörtelfugen
4.1 Mauerwerk aus Mauerziegeln nach DIN V 105-100, DIN 105-5 und DIN V 105-6 bzw.
Mauerziegel nach DIN EN 771-1 in Verbindung mit DIN 20000-401
NM/DM6 )
1800 0,81

Vollklinker, Hochloch- 2000 0,96


4.1.1 50/100
klinker, Keramikklinker 2200 1,2
2400 1,4
1200 0,50
1400 0,58
1600 0,68
Vollziegel, Hochloch-
4.1.2 1800 0,81 5/10
ziegel, Füllziegel
2000 0,96
2200 1,2
2400 1,4
LM21/
NM/DM6 )
LM366 )
Hochlochziegel mit
Lochung A und B nach 550 0,27 0,32
DIN V 105-2:2002-06,
4.1.3 DIN V 105-100 bzw. 600 0,28 0,33 5/10
LD-Ziegel nach DIN EN 650 0,30 0,35
771-1 in Verbindung mit
DIN 20000-401 700 0,31 0,36
750 0,33 0,38

Fortsetzung s. nächste Seiten

179
Bauphysik
Tafel 5-1 (Fortsetzung)

Richtwert der
Bemessungswert der
Rohdichte1 ), 2 ) Wasserdampf-
Wärmeleitfähigkeit
Zeile Stoff r Diffusions-
l
kg/m3 widerstandszahl3 )
W/(m " K)
m
LM21/
NM/DM6 )
LM366 )
Hochlochziegel mit
Lochung A und B nach 800 0,34 0,39
DIN V 105-2:2002-06,
4.1.3 DIN V 105-100 bzw. 850 0,36 0,41 5/10
LD-Ziegel nach DIN EN 900 0,37 0,42
771-1 in Verbindung mit
DIN 20000-401 950 0,38 0,44
1000 0,40 0,45
LM21/
NM6 )
LM366 )
550 0,19 0,22
600 0,20 0,23

Hochlochziegel HLzW und 650 0,20 0,23


Wärmedämmziegel WDz
nach DIN V 105-100, bzw. 700 0,21 0,24
4.1.4 LD-Ziegel nach DIN EN 5/10
750 0,22 0,25
771-1 in Verbindung mit
DIN 20000-401, Sollmaß 800 0,23 0,26
h ¼ 238 mm
850 0,23 0,26
900 0,24 0,27
950 0,25 0,28
1000 0,26 0,29
1000 0,50
1200 0,56 5/10
Mauerwerk aus Kalksand-
steinen nach DIN V 106 1400 0,70
Mauerwerk aus Kalksand-
4.2 1600 0,79
steinen DIN EN 771-2 in
Verbindung mit DIN 1800 0,99
20000-402 15/25
2000 1,1
2200 1,3
2000 0,47
1200 0,52

Mauerwerk aus Hütten- 1400 0,58


4.3 70/100
steinen nach DIN 398 1600 0,64
1800 0,70
2000 0,76

Fortsetzung s. nächste Seiten

180
Tafeln zum W!rme- und Feuchteschutz
Tafel 5-1 (Fortsetzung)
Richtwert der
Bemessungswert der
Rohdichte1 ), 2 ) Wasserdampf-
Wärmeleitfähigkeit
Zeile Stoff r Diffusions-
l
kg/m3
W/(m " K)
widerstandszahl3 )
m 4
350 0,11
400 0,13
450 0,15
Mauerwerk aus Porenbe- 500 0,16
ton-Plansteinen (PP) nach 550 0,18
4.4 DIN V 4165-100 bzw. DIN 5/10
EN 771-4 in Verbindung 600 0,19
mit DIN 20000-404 650 0,21
700 0,22
750 0,24
800 0,25
4.5 Mauerwerk aus Betonsteinen
Hohlblöcke (Hbl) nach LM216 )/ LM366 ), NM6 )
DIN V 18151-100, DM6 ), 8 ) 8 )
Gruppe 15 )
450 0,20 0,21 0,24
Anzahl der 500 0,22 0,23 0,26
Steinbreite,
Kammer-
in cm 550 0,23 0,24 0,27
reihen
600 0,24 0,25 0,29

4.5.1 650 0,26 0,27 0,30


700 0,28 0,29 0,32
17,5 2 5/10
20 2 800 0,31 0,32 0,35
24 2–4 900 0,34 0,36 0,39
30 3–5
36,5 4–6 1000 0,45
42,5 6 1200 0,53
49 6
1400 0,65
1600 0,74
Hohlblöcke (Hbl) nach
DIN V 18151-100 und
450 0,22 0,23 0,28
Hohlwandplatten nach
DIN 18148, Gruppe 2
500 0,24 0,25 0,29
Anzahl der 550 0,26 0,27 0,31
Steinbreite,
Kammer-
in cm 600 0,27 0,28 0,32
reihen
650 0,29 0,30 0,34
4.5.2 5/10
700 0,30 0,32 0,36
11,5 1 800 0,34 0,36 0,41
15 1
17,5 1 900 0,37 0,40 0,46
30 2 1000 0,52
36,5 3 1200 0,60
42,5 5
49 5 1400 0,72
1600 0,76
Fortsetzung s. nächste Seiten

181
Bauphysik
Tafel 5-1 (Fortsetzung)
Richtwert der
Bemessungswert der
Rohdichte1 ), 2 ) Wasserdampf-
Wärmeleitfähigkeit
Zeile Stoff r Diffusions-
l
kg/m3 widerstandszahl3 )
W/(m " K)
m
450 0,14 0,16 0,18
500 0,15 0,17 0,20
550 0,16 0,18 0,21
600 0,17 0,19 0,22
Vollblöcke (Vbl, S-W)
4.5.3 650 0,18 0,20 0,23 5/10
nach DIN V 18152-100
700 0,19 0,21 0,25
800 0,21 0,23 0,27
900 0,25 0,26 0,30
1000 0,28 0,29 0,32
450 0,22 0,23 0,28
500 0,23 0,24 0,29
550 0,24 0,25 0,30
600 0,25 0,26 0,31
650 0,26 0,27 0,32
Vollblöcke (Vbl) und 700 0,27 0,28 0,33 5/10
Vbl-S nach DIN V 18152:
100 aus Leichtbeton mit 800 0,29 0,30 0,36
4.5.4
anderen leichten Zuschlä- 900 0,32 0,32 0,39
gen als Naturbims und
Blähton 1000 0,34 0,35 0,42
1200 0,49
1400 0,57
1600 0,62
1800 0,68 10/15
2000 0,74
450 0,21 0,22 0,31
500 0,22 0,23 0,32
550 0,23 0,25 0,33
600 0,24 0,26 0,34
650 0,25 0,27 0,35
700 0,27 0,29 0,37 5/10
Vollsteine (V) nach 800 0,30 0,32 0,40
4.5.5
DIN V 18152-100 900 0,33 0,35 0,43
1000 0,36 0,38 0,46
1200 0,54
1400 0,63
1600 0,74
1800 0,87 10/15
2000 0,99
Fortsetzung s.nächste Seiten

182
Tafeln zum W!rme- und Feuchteschutz
Tafel 5-1 (Fortsetzung)

Richtwert der
Bemessungswert der
Rohdichte1 ), 2 ) Wasserdampf-
Wärmeleitfähigkeit
Zeile Stoff r Diffusions-
l
kg/m3
W/(m " K)
widerstandszahl3 )
m
4
800 0,60
900 0,65
5/15
1000 0,70
1200 0,80
Mauersteine nach
DIN V 18153-100 aus 1400 0,90
4.5.6 Beton bzw. DIN EN 771-3
in Verbindung mit 1600 1,1
DIN V 20000-403
1800 1,2
20/30
2000 1,4
2200 1,7
2400 2,1
5 Wärmedämmstoffe — siehe Tafel 5-2 und 5-3
6 Holz- und Holzwerkstoffe Siehe DIN EN 12524
7 Beläge, Abdichtstoffe und Abdichtungsbahnen
7.1 Fußbodenbeläge Siehe DIN EN 12524
7.2 Abdichtstoffe Siehe DIN EN 12524
7.3 Dachbahnen, Dachabdichtungsbahnen
7.3.1 Bitumendachbahn nach 10 000/80 000
(1200) 0,17
DIN 52128
Nackte Bitumenbahnen 2000/20 000
7.3.2 (1200) 0,17
nach DIN 52129
Glasvlies-Bitumendach- 20 000/60 000
7.3.3 ! 0,17
bahnen nach DIN 52143
50 000/75 000
Kunststoff-Dachbahn
7.3.4 ! ! (2,0 K)
nach DIN 16729 (ECB)
70 000/90 000
7.3.5 Kunststoff-Dachbahn 100 000/30000
! !
nach DIN 16730 (PVC-P)
7.3.6 Kunststoff-Dachbahn 400 000/1 750 000
! !
nach DIN 16731 (PIB)
7.4 Folien Siehe DIN EN 12524
PTFE-Folien, Dicke 10 000
7.4.1 ! !
d 1 0,05 mm
PA-Folie, 50 000
7.4.2 ! !
Dicke d 1 0,05 mm
PP-Folie, 1000
7.4.3 ! !
Dicke d 1 0,05 mm

Fortsetzung s. nächste Seite

183
Bauphysik
Tafel 5-1 (Fortsetzung)
Richtwert der
Bemessungswert der
Rohdichte1 ), 2 ) Wasserdampf-
Wärmeleitfähigkeit
Zeile Stoff r Diffusions-
l
kg/m3 widerstandszahl3 )
W/(m " K)
m
8 Sonstige gebräuchliche Stoffen7 )
8.1 Lose Schüttungen, abgedeckt8 )
aus porigen Stoffen:
Blähperlit (2100) 0,060
Blähglimmer (2100) 0,070
Korkschrot, expandiert (2200) 0,055
8.1.1 Hüttenbims (2600) 0,13
3
Blähton, Blähschiefer (2400) 0,16
Bimskies (21000) 0,19
Schaumlava (21200) 0,22
(21500) 0,27
aus Polystyrolschaum-
8.1.2 (15) 0,050 3
stoff-Partikeln
aus Sand, Kies, Splitt
8.1.3 (1800) 0,70 3
(trocken)
8.2 Fliesen Siehe DIN EN 12524
8.3 Glas
8.4 Natursteine
500 0,14
600 0,17
700 0,21
800 0,25
900 0,30
8.5 Lehmbaustoffe 1000 0,35 5/10
1200 0,47
1400 0,59
1600 0,73
1800 0,91
2000 1,1
8.6 Böden, naturfeucht
8.7 Keramik und Glasmosaik Siehe DIN EN 12524
8.8 Metalle
1
) Die in Klammern angegebenen Rohdichtewerte dienen nur zur Ermittlung der flächenbezo-
genen Masse, z. B. für den Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes.
2
) Die bei den Steinen genannten Rohdichten entsprechen den Rohdichteklassen der zitierten
Stoffnormen.
3
) Es ist jeweils der für die Baukonstruktion ungünstigere Wert einzusetzen. Bezüglich der An-
wendung der m-Werte siehe DIN 4108-3.
4
) Bei Quarzsand erhöhen sich die Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit um 20 %.
5
) Die Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit sind bei Hohlblöcken mit Quarzsandzusatz für
2 K Hbl um 20 % und für 3 K Hbl bis 6 K Hbl um 15 % zu erhöhen.
6
) Bezeichnung der Mörtelarten nach DIN 1053-1
! NM — Normalmörtel;
! LM21 — Leichtmörtel mit l ¼ 0,21 W/(m " K);
! LM36 — Leichtmörtel mit l ¼ 0,36 W/(m " K);
! DM — Dünnbettmörtel.
7
) Diese Stoffe sind hinsichtlich ihrer wärmeschutztechnischen Eigenschaften nicht genormt.
Die angegebenen Wärmeleitfähigkeitswerte stellen obere Grenzwerte dar.
8
) Die Dichte wird bei losen Schüttungen als Schüttdichte angegeben.
9
) Wenn keine Werte angegeben sind, gelten die Werte der Spalte „NM“.

184
Tafeln zum W!rme- und Feuchteschutz

Die Werte nach Tafel 5-2 gelten für Produkte nach harmonisierten Europäischen
Normen, die nach Bauregelliste eingeführt sind. Bei der Ermittlung des Bemes-
sungswertes ist der Nennwert wegen der zu erwartenden Materialstreuung mit ei-
nem Sicherheitsbeiwert g ¼ 1,2 zu multiplizieren (Kategorie II). Dieser Sicherheits-
beiwert kann bei einer Fremdüberwachung der Produktion nach DIN EN 13172
gleich 1,0 gesetzt werden (Kategorie I). In die Kategorie II werden alle Produkte auf- 4
genommen, die CE gekennzeichnet sind. In die Kategorie I werden Produkte aufge-
nommen, die zusätzlich zur CE-Kennzeichnung einer Fremdüberwachung einer von
den Ländern zugelassenen Stelle unterliegen.
Tafel 5-2 Wärmedämmstoffe nach harmonisierten Europäischen Normen (DIN V 4108-4)

Kategorie I Kategorie II Richtwert der


Wasser-
Bemes- dampf-
Nenn- Grenz- Bemes-
Zeile Stoff sungs-
wert wert sungswert Diffusions-
wert
W/(m " K) W/(m " K) W/(m " K) widerstands-
W/(m " K) zahl1 )
lD lgrenz 3 ) l4 )
l2 ) m

0,030 0,036 0,0290 0,030

0,031 0,037 0,0299 0,031

0,032 0,038 0,0309 0,032

Mineralwolle (MW) 0,033 0,040 0,0319 0,033


5.1 1
nach DIN EN 13162 0,034 0,041 0,0329 0,034

0,035 0,042 0,0338 0,035


.. .. .. ..
. . . .

0,050 0,060 0,0480 0,050

0,030 0,036 0,0290 0,030

0,031 0,037 0,0299 0,031

0,032 0,038 0,0309 0,032


Expandierter Polysty- 0,033 0,040 0,0319 0,033
5.2 rolschaum (EPS) 20/100
nach DIN EN 13163 0,034 0,041 0,0329 0,034

0,035 0,042 0,0338 0,035


.. .. .. ..
. . . .

0,050 0,060 0,0480 0,050

0,026 0,031 0,0252 0,026

0,027 0,032 0,0261 0,027

0,028 0,034 0,0271 0,028


Extrudierter Polysty-
5.3 rolschaum (XPS) 0,029 0,035 0,0280 0,029 80/250
nach DIN EN 13164
0,030 0,036 0,0290 0,030
.. .. .. ..
. . . .

0,040 0,048 0,0385 0,040

Fortsetzung s. nächste Seite

185
Bauphysik
Tafel 5-2 (Fortsetzung)

Kategorie I Kategorie II Richtwert der


Wasser-
Bemes- dampf-
Nenn- Grenz- Bemes-
Zeile Stoff sungs-
wert wert sungswert Diffusions-
wert
W/(m " K) W/(m " K) W/(m " K) widerstands-
W/(m " K) zahl1 )
lD lgrenz 3 ) l4 )
l2 ) m

0,020 0,024 0,0195 0,020

0,021 0,025 0,0204 0,021

0,022 0,026 0,0214 0,022


Polyurethan- 0,023 0,028 0,0223 0,023
5.4 Hartschaum (PUR) 40/200
nach DIN EN 131655 ) 0,024 0,029 0,0233 0,024

0,025 0,030 0,0242 0,025


.. .. .. ..
. . . .

0,040 0,048 0,0428 0,045

0,020 0,024 0,0195 0,020

0,021 0,025 0,0204 0,021

0,022 0,026 0,0214 0,022


Phenolharz-Hart- 0,023 0,028 0,0223 0,023
5.5 schaum (PF) nach DIN 10/60
EN 13166 0,024 0,029 0,0233 0,024

0,025 0,030 0,0242 0,025


.. .. .. ..
. . . .

0,035 0,042 0,0338 0,035

0,038 0,046 0,0366 0,038

0,039 0,047 0,0375 0,039


Schaumglas (CG) 6
5.6 0,040 0,048 0,0385 0,040 )
nach DIN EN 13167
.. .. .. ..
. . . .

0,055 0,066 0,0529 0,055

5.7 Holzwolle-Leichtbauplatten nach DIN EN 13168

0,060 0,072 0,0576 0,060

0,061 0,073 0,0585 0,061

0,062 0,074 0,0595 0,062


Holzwolle-Platten
5.7.1 0,063 0,076 0,0604 0,063 2/5
(WW)
0,064 0,077 0,0614 0,064

0,065 0,078 0,0623 0,065


.. .. .. ..
. . . .

Fortsetzung s. nächste Seite

186
Tafeln zum W!rme- und Feuchteschutz
Tafel 5-2 (Fortsetzung)

Kategorie I Kategorie II Richtwert der


Wasser-
Bemes- dampf-
Nenn- Grenz- Bemes-
Zeile Stoff wert
sungs-
wert
wert sungswert Diffusions- 4
W/(m " K) W/(m " K) W/(m " K) widerstands-
W/(m " K) zahl1 )
lD lgrenz 3 ) l4 )
l2 ) m
0,10 0,12 0,0957 0,10
0,031 0,037 0,0299 0,031

Holzwolle-Platten 0,046 0,055 0,0443 0,046


5.7.1 2/5
(WW) 0,047 0,056 0,0452 0,047
.. .. .. ..
. . . .
0,065 0,078 0,0624 0,065
Holzwolle-Mehrschichtplatten nach DIN EN 13168 (VVWC)
0,030 0,036 0,0290 0,030
0,031 0,037 0,0299 0,031
0,032 0,038 0,0309 0,032
mit expandiertem
Polystyrolschaum 0,033 0,040 0,0319 0,033
20/50
(EPS) nach 0,034 0,041 0,0329 0,034
DIN EN 13163
0,035 0,042 0,0338 0,035
.. .. .. ..
. . . .
0,050 0,060 0,0480 0,050
0,030 0,036 0,0290 0,030
0,031 0,037 0,0299 0,031
5.7.2
0,032 0,038 0,0309 0,032
mit Mineralwolle 0,033 0,040 0,0319 0,033
(MW) nach 1
DIN EN 13162 0,034 0,041 0,0329 0,034
0,035 0,042 0,0338 0,035
.. .. .. ..
. . . .
0,050 0,060 0,0480 0,050
0,10 0,12 0,0957 0,10
0,11 0,13 0,1090 0,11
Holzwolledeck-
schicht(en) nach 0,12 0,14 0,1190 0,12 2/5
DIN EN 13168
0,13 0,16 0,1280 0,13
0,14 0,17 0,1380 0,14
0,045 0,054 0,0432 0,045
0,046 0,055 0,0443 0,046
Blähperlit (EPB) nach
5.8 0,047 0,056 0,0452 0,047 5
DIN EN 13169 .. .. .. ..
. . . .
0,065 0,078 0,0624 0,065
Fortsetzung s. nächste Seite

187
Bauphysik
Tafel 5-2 (Fortsetzung)

Kategorie I Kategorie II Richtwert der


Wasser-
Bemes- dampf-
Nenn- Grenz- Bemes-
Zeile Stoff sungs-
wert wert sungswert Diffusions-
wert
W/(m " K) W/(m " K) W/(m " K) widerstands-
W/(m " K) zahl1 )
lD lgrenz 3 ) l4 )
l2 ) m
0,040 0,049 0,0368 0,040
0,041 0,050 0,0377 0,041
0,042 0,052 0,0386 0,042
Expandierter Kork 0,043 0,053 0,0395 0,043
5.9 (ICB) nach 5/10
DIN EN 131707 ) 0,044 0,054 0,0404 0,044
0,045 0,055 0,0413 0,045
.. .. .. ..
. . . .
0,055 0,067 0,0504 0,055
0,032 0,039 0,0303 0,032
0,033 0,040 0,0312 0,033
0,034 0,042 0,0322 0,034
0,035 0,043 0,0331 0,035
0,036 0,044 0,0340 0,036
Holzfaserdämmstoff
5.10 (WF) nach 0,037 0,045 0,0350 0,037 5
DIN EN 131717 )
0,038 0,046 0,0359 0,038
0,039 0,048 0,0368 0,039
0,040 0,049 0,0378 0,040
.. .. .. ..
. . . .
0,060 0,073 0,0565 0,060
Wärmedämmputz
nach DIN EN 998-1
der Kategorie 0,057 0,060
T1 0,066 0,070
T1 0,075 0,080
5.11 T1 0,085 0,090 5/20
T1 0,120 0,094 0,100
T2 0,113 0,120
T2 0,132 0,140
T2 0,192 0,150 0,160
1
) Es ist jeweils der für die Baukonstruktion ungünstigere Wert einzusetzen. Bezüglich der An-
wendung der m-Werte siehe DIN 4108-3.
2
) l ¼ lD " 1,2
3
) Der Wert lgrenz ist im Rahmen der technischen Spezifikationen des jeweiligen Dämmstoffs
festzulegen.
4
) l ¼ lgrenz " 1,05
5
) die alternative Ermittlung von l ist möglich nach Anhang C
6
) praktisch dampfdicht, DIN EN 12086 oder DIN EN ISO 12572: Sd 1 1500 m
7
) in den Zeilen 5.9 und 5.10 ist die Umrechnung der Feuchte bereits realisiert; in der Zeile 5.9
ist die Umrechnung l ¼ lD " 1,23 und l ¼ lgrenz " 1,1 sowie in der Zeile 5.10 l ¼ lD " 1,23 und
l ¼ lgrenz " 1,07

188
Tafeln zum W!rme- und Feuchteschutz
Tafel 5-3 Wärmedämmstoffe nach nationalen Normen (DIN V 4108-4)
Bemessungswert der Richtwert der
Rohdichte Wärmeleitfähigkeit Wasserdampf-
Zeile Stoff r l Diffusions-
widerstandszahl1 )
kg/m3 W/(m " K) m 4
1 Schaumkunststoffe, an der Verwendungsstelle hergestellt
Polyurethan (PUR)-Ortschaum nach DIN 18159-1 (Treibmittel CO2)
Wärmeleitfähigkeitsgruppe
1.1
035 0,035
(>45) 30/100
040 0,040
Harnstoff-Formaldehyd (UF)-Ortschaum nach DIN 18159-2
Wärmeleitfähigkeitsgruppe
1.2
035 0,035
(110) 1/3
040 0,040
Holzfaserdämmstoffe nach DIN V 4108-10 und DIN EN 13171
Wärmeleitfähigkeitsgruppe
035 0,035
040 0,040
1.3
045 0,045
(110 bis 450) 5
050 0,050
055 0,055
060 0,060
1
) Es ist der jeweils für die Baukonstruktion ungünstigere Wert einzusetzen. Bezüglich der An-
wendung der m-Werte siehe DIN 4108-3.
Tafel 5-4 Wärmeschutztechnische Bemessungswerte für Baustoffe, die gewöhnlich bei Ge-
bäuden zur Anwendung kommen (DIN EN 12524)
Bemessungs- Spezifische Wasserdampf-
wärmeleit- Wärmespei- Diffusions-
Stoffgruppe oder Anwendung Rohdichte fähigkeit cherkapazität widerstandszahl
r l cp m
kg/m3 W=ðm " KÞ J=ðkg " KÞ trocken feucht
Asphalt 2100 0,70 1000 50 000 50 000
Bitumen als Stoff 1050 0,17 1000 50 000 50 000
Membran/Bahn 1100 0,23 1000 50 000 50 000
Beton1)
mittlere Rohdichte 1800 1,15 1000 100 60
2000 1,35 1000 100 60
2200 1,65 1000 120 70
hohe Rohdichte 2400 2,00 1000 130 80
armiert (mit 1% Stahl) 2300 2,3 1000 130 80
armiert (mit 2% Stahl) 2400 2,5 1000 130 80
Fußbodenbeläge
Gummi 1200 0,17 1400 10 000 10 000
Kunststoff 1700 0,25 1400 10 000 10 000
Unterlagen, poröser 270 0,10 1400 10 000 10 000
Gummi oder Kunststoff
Filzunterlage 120 0,05 1300 20 15
Wollunterlage 200 0,06 1300 20 15
Korkunterlage < 200 0,05 1500 20 10
Korkfliesen > 400 0,065 1500 40 20
Teppich/Teppichböden 200 0,06 1300 5 5
Linoleum 1200 0,17 1400 1000 800
Fortsetzung s. nächste Seite

189
Bauphysik
Tafel 5-4 (Fortsetzung)
Bemessungs- Spezifische Wasserdampf-
wärmeleit- Wärmespei- Diffusions-
Stoffgruppe oder Anwendung Rohdichte fähigkeit cherkapazität widerstandszahl
r l cp m
kg/m3 W=ðm " KÞ J=ðkg " KÞ trocken feucht
Gase
trockene Luft 1,23 0,025 1008 1 1
Kohlendioxid 1,95 0,014 820 1 1
Argon 1,70 0,017 519 1 1
Schwefelhexafluorid 6,36 0,013 614 1 1
Krypton 3,56 0,0090 245 1 1
Xenon 5,68 0,0054 16 1 1
Glas
Natronglas
(einschließlich Floatglas) 2500 1,00 750 1 1
Quarzglas 2200 1,40 750 1 1
Glasmosaik 2000 1,20 750 1 1
Wasser
Eis bei !10 , C 920 2,30 2000
Eis bei 0 , C 900 2,20 2000
Schnee, frisch gefallen ð< 30 mmÞ 100 0,05 2000
Neuschnee, weich (30 . . . 70 mm) 200 0,12 2000
Schnee, leicht verharscht
(70 . . . 100 mm) 300 0,23 2000
Schnee, verharscht ð< 200 mmÞ 500 0,60 2000
Wasser bei 0 , C 1000 0,60 4190
Wasser bei 40 , C 990 0,63 4190
Wasser bei 80 , C 970 0,67 4190
Metalle
Aluminiumlegierungen 2800 160 880 1 1
Bronze 8700 65 380 1 1
Messing 8400 120 380 1 1
Kupfer 8900 380 380 1 1
Gusseisen 7500 50 450 1 1
Blei 11300 35 130 1 1
Stahl 7800 50 450 1 1
Nichtrostender Stahl 7900 17 460 1 1
Zink 7200 110 380 1 1
Massive Kunststoffe
Akrylkunststoffe 1050 0,20 1500 10 000 10 000
Polykarbonate 1200 0,20 1200 5000 5000
Polytetrafluorethylenkunststoffe
(PTFE) 2200 0,25 1000 10 000 10 000
Polyvinylchlorid (PVC) 1390 0,17 900 50 000 50 000
Polymethylmethakrylat (PMMA) 1180 0,18 1500 50 000 50 000
Polyazetatkunststoffe 1410 0,30 1400 100 000 100 000
Polyamid (Nylon) 1150 0,25 1600 50 000 50 000
Polyamid 6.6 mit 25% Glasfasern 1450 0,30 1600 50 000 50 000
Polyethylen/hoher Rohdichte 980 0,50 1800 100 000 100 000
Polyethylen/niedriger Rohdichte 920 0,33 2200 100 000 100 000
Polystyrol 1050 0,16 1300 100 000 100 000
Polypropylen 910 0,22 1800 10 000 10 000
Polypropylen mit 25% Glasfasern 1200 0,25 1800 10 000 10 000
Polyurethan (PU) 1200 0,25 1800 6000 6000
Expoxyharz 1200 0,20 1400 10 000 10 000
Phenolharz 1300 0,30 1700 100 000 100 000
Polyesterharz 1400 0,19 1200 10 000 10 000

Fortsetzung s. nächste Seite

19 0
Tafeln zum W!rme- und Feuchteschutz
Tafel 5-4 (Fortsetzung)
Bemessungs- Spezifische Wasserdampf-
wärmeleit- Wärmespei- Diffusions-
Stoffgruppe oder Anwendung Rohdichte fähigkeit cherkapazität widerstandszahl
r
kg/m3
l
W=ðm " KÞ
cp
J=ðkg " KÞ trocken
m
feucht
4
Gummi
Naturkautschuk 910 0,13 1100 10 000 10 000
Neopren (Plychloropren) 1240 0,23 2140 10 000 10 000
Butylkautschuk (Isobutylenkaut- 1200 0,24 1400 200 000 200000
schuk), hart/heiß geschmolzen
Schaumgummi 60 bis 80 0,06 1500 7000 7000
Hartgummi (Ebonit), hart 1200 0,17 1400 1 1
Ethylen-Propylenedien, Monomer 1150 0,25 1000 6000 6000
(EPDM)
Polyisobutylenkautschuk 930 0,20 1100 10 000 10 000
Polysulfid 1700 0,40 1000 10 000 10 000
Butadien 980 0,25 1000 100 000 100 000
Dichtungsstoffe, Dichtungen
und wärmetechnische Trennungen
Silicagel (Trockenmittel) 720 0,13 1000 1 1
Silikon ohne Füllstoff 1200 0,35 1000 5000 5000
Silikon mit Füllstoffen 1450 0,50 1000 5000 5000
Silikonschaum 750 0,12 1000 10 000 10 000
Urethan-/Polyurethanschaum 1300 0,21 1800 60 60
(als wärmetechnische Trennung)
Weichpolyvinylchlorid (PVC-P) 1200 0,14 1000 100 000 100 000
mit 40% Weichmacher
Elastomerschaum, flexibel 60 bis 80 0,05 1500 10 000 10 000
Polyurethanschaum (PU) 70 0,05 1500 60 60
Polyethylenschaum 70 0,05 2300 100 100
Gips
Gips 600 0,18 1000 10 4
Gips 900 0,30 1000 10 4
Gips 1200 0,43 1000 10 4
Gips 1500 0,56 1000 10 4
Gipskartonplatten2) 900 0,25 1000 10 4
Putze und Mörtel
Gipsdämmputz 600 0,18 1000 10 6
Gipsputz 1000 0,40 1000 10 6
Gipsputz 1300 0,57 1000 10 6
Gips, Sand 1600 0,80 1000 10 6
Kalk, Sand 1600 0,80 1000 10 6
Zement, Sand 1800 1,00 1000 10 6
Erdreich
Ton oder Schlick oder Schlamm 1200 bis 1,5 1670 bis 50 50
1800 2500 50 50
Sand und Kies 1700 bis 2,0 910 bis
2200 1180
Gestein
Kristalliner Naturstein 2800 3,5 1000 10 000 10 000
Sediment-Naturstein 2600 2,3 1000 250 2
Leichter Sediment-Naturstein 1500 0,85 1000 30 20
Poröses Gestein, z. B. Lava 1600 0,55 1000 20 15
Basalt 2700 bis 3,5 1000 10 000 10 000
3000
Gneis 2400 bis 3,5 1000 10 000 10 000
2700
Fortsetzung s. nächste Seite

19 1
Bauphysik
Tafel 5-4 (Fortsetzung)
Bemessungs- Spezifische Wasserdampf-
wärmeleit- Wärmespei- Diffusions-
Stoffgruppe oder Anwendung Rohdichte fähigkeit cherkapazität widerstandszahl
r l cp m
kg/m3 W=ðm " KÞ J=ðkg " KÞ trocken feucht
Gestein (Fortsetzung)
Granit 2500 bis 2,8 1000 10 000 10 000
2700
Marmor 2800 3,5 1000 10 000 10 000
Schiefer 2000 bis 2,2 1000 1000 800
2800
Kalkstein, extraweich 1600 0,85 1000 30 20
Kalkstein, weich 1800 1,1 1000 40 25
Kalkstein, halbhart 2000 1,4 1000 50 40
Kalkstein, hart 2200 1,7 1000 200 150
Kalkstein, extrahart 2600 2,3 1000 250 200
Sandstein (Quarzit) 2600 2,3 1000 40 30
Naturbims 400 0,12 1000 8 6
Kunststein 1750 1,3 1000 50 40
Dachziegelsteine
Ton 2000 1,0 800 40 30
Beton 2100 1,5 1000 100 60
Platten
Keramik/Porzellan 2300 1,3 840 1
Kunststoff 1000 0,20 1000 10 000 10 000
Konstruktionsholz3)
500 0,13 1600 50 20
700 0,18 1600 200 50
Holzwerkstoffe
Sperrholz4) 300 0,09 1600 150 50
Sperrholz4) 500 0,13 1600 200 70
Sperrholz4) 700 0,17 1600 220 90
Sperrholz4) 1000 0,24 1600 250 110
Sperrholz4) 1200 0,23 1500 50 30
Zementgebundene Spanplatte
Spanplatte 300 0,10 1700 50 10
Spanplatte 600 0,14 1700 50 15
Spanplatte 900 0,18 1700 50 20
OSB-Platten 650 0,13 1700 50 30
Holzfaserplatte, einschließlich MDF5) 250 0,07 1700 5 2
Holzfaserplatte, einschließlich MDF5) 400 0,10 1700 10 5
Holzfaserplatte, einschließlich MDF5) 600 0,14 1700 10 12
Holzfaserplatte, einschließlich MDF5) 800 0,18 1700 10 20
Anmerkung 1: Für Computerberechnungen kann der 1-Wert durch einen beliebig großen
Wert, wie z. B. 106, ersetzt werden.
Anmerkung 2: Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahlen sind als Werte nach den in prEN
ISO 12572: 1999, Wärme- und feuchteschutztechnisches Verhalten von Baustoffen und -produk-
ten — Bestimmung der Wasserdampfdurchlässigkeit, festgelegten „Dry cup-“ und „Wet cup-
Verfahren“ angegeben.
1
) Die Rohdichte von Beton ist als Trockenrohdichte angegeben.
2
) Die Wärmeleitfähigkeit schließt den Einfluss der Papierdeckschichten ein.
3
) Die Rohdichte von Nutzholz und Holzfaserplattenprodukten ist die Gleichgewichtsdichte bei
20 , C und 65% relativer Luftfeuchte.
4
) Als Interimsmaßnahme und bis zum Vorliegen hinreichend zuverlässiger Daten können für
Hartfaserplatten/solid wood panels (SWP) und Bauholz mit Furnierschichten (LVL, laminated
veneer lumber) die für Sperholz angegebenen Werte angewendet werden.
5
) MDF bedeutet Medium Density Fireboard/mitteldichte Holzfaserplatte, die im sog. Trocken-
verfahren hergestellt worden ist.

19 2
Tafeln zum W!rme- und Feuchteschutz
Tafel 5-5 Wärmedurchlasswiderstände R von Decken (DIN V 4108-4)

Spalte
1 2 3 4
Wärmedurchlass-
widerstand
4
Zeile R
Dicke
Deckenart und Darstellung s m2 " K/W
mm an der
im Mittel ungünstigsten
Stelle
Stahlbetonrippen und Stahlbetonbalkendecken nach DIN 1045-1, DIN 1045-2 mit
1
Zwischenbauteilen nach DIN 4158
120 0,20 0,06
140 0,21 0,07
160 0,22 0,08
Stahlbetonrippendecke
1.1 180 0,23 0,09
(ohne Aufbeton, ohne Putz)
200 0,24 0,10
220 0,25 0,11
250 0,26 0,12
120 0,16 0,06
140 0,18 0,07
160 0,20 0,08
Stahlbetonbalkendecke
1.2 180 0,22 0,09
(ohne Aufbeton, ohne Putz)
200 0,24 0,10
220 0,26 0,11
240 0,28 0,12
115 0,15 0,06
Ziegel als Zwischenbauteile nach
2.1 DIN 4160 ohne Querstege 140 0,16 0,07
(ohne Aufbeton, ohne Putz)
165 0,18 0,08
190 0,24 0,09
225 0,26 0,10
Ziegel als Zwischenbauteile nach
2.2 DIN 4160 mit Querstegen 240 0,28 0,11
(ohne Aufbeton, ohne Putz)
265 0,30 0,12
290 0,32 0,13
3 Stahlsteindecken nach DIN 1045-1, DIN 1045-2 aus Deckenziegeln nach DIN 4159
115 0,15 0,06
140 0,18 0,07
165 0,21 0,08

Ziegel für teilvermörtelbare 190 0,24 0,09


3.1
Stoßfugen nach DIN 4159 215 0,27 0,10
240 0,30 0,11
265 0,33 0,12
290 0,36 0,13
Fortsetzung s. nächste Seite

19 3
Bauphysik
Tafel 5-5 (Fortsetzung)

Spalte

1 2 3 4

Wärmedurchlass-
widerstand
Zeile
R
Dicke
m2 " K/W
Deckenart und Darstellung s
mm
an der
im Mittel ungünstigsten
Stelle

115 0,13 0,06

140 0,16 0,07

165 0,19 0,08

Ziegel für vollvermörtelbare 190 0,22 0,09


3.2
Stoßfugen nach DIN 4159
215 0,25 0,10

240 0,28 0,11

265 0,31 0,12

290 0,34 0,13

4 Stahlbetonhohldielen nach DIN 1045-1, DIN 1045-2

65 0,13 0,03

(ohne Aufbeton, ohne Putz) 80 0,14 0,04

100 0,15 0,05

Tafel 5-6 Wärmedurchlasswiderstand Ru von Dachräumen (DIN EN ISO 6946)

Ru
Beschreibung des Daches
m2 " K/W

1 Ziegeldach ohne Pappe, Schalung oder #hnliches 0,06

Plattendach oder Ziegeldach mit Pappe oder Schalung oder #hnlichem


2 0,2
unter den Ziegeln

Wie 2, jedoch mit Aluminiumverkleidung oder einer anderen Oberflä-


3 0,3
che mit geringem Emissionsgrad an der Dachunterseite

4 Dach mit Schalung und Pappe 0,3

ANMERKUNG Die Werte in dieser Tabelle enthalten den Wärmedurchlasswiderstand des be-
lüfteten Raums und der (Schräg)-Dachkonstruktion. Sie enthalten nicht den äußeren Wärme-
übergangswiderstand Rse .

19 4
Tafeln zum W!rme- und Feuchteschutz
Tafel 5-7 Wärmedurchlasswiderstand R in m2 K/W von ruhenden Luftschichten – Oberflä-
chen mit hohem Emissionsgrad (DIN EN ISO 6946)

Dicke der Luftschicht Richtung des Wärmestromes


(mm)
Aufwärts Horizontal Abwärts 4
0 0,00 0,00 0,00
5 0,11 0,11 0,11
7 0,13 0,13 0,13
10 0,15 0,15 0,15
15 0,16 0,17 0,17
25 0,16 0,18 0,19
50 0,16 0,18 0,21
100 0,16 0,18 0,22
300 0,16 0,18 0,23

Anmerkung: Zwischenwerte können linear interpoliert werden.

Tafel 5-8 Wärmetechnische Eigenschaften des Erdreichs (DIN EN ISO 13370)

Volumenbezogene
Wärmeleitfähigkeit
Wärmekapazität
Kategorie Beschreibung l
r " c
W/(m " K)
J/(m3 " K)

1 Ton oder Schluff 1,5 3,0 " 106

2 Sand oder Kies 2,0 2,0 " 106

3 Homogener Felsen 3,5 2,0 " 106

Tafel 5-9 Wärmeleitfähigkeit l des Erdreichs (DIN EN ISO 13370)

Trockenroh- Massebezogner Sättigungs- Wärmeleit- Repräsentative


Art des dichte Feuchtegehalt grad fähigkeit Werte für l
Erdreichs r u l
kg/m3 kg/kg % W/(m " K) W/(m " K)

Schluff 1400 bis 1800 0,10 bis 0,30 70 bis 100 1,0 bis 2,0 1,5
Ton 1200 bis 1600 0,20 bis 0,40 80 bis 100 0,9 bis 1,4 1,5
Torf 400 bis 1100 0,05 bis 2,00 0 bis 100 0,2 bis 0,5 —
Trockener Sand 1700 bis 2000 0,04 bis 0,12 20 bis 60 1,1 bis 2,2 2,0
Nasser Sand 1700 bis 2100 0,10 bis 0,18 85 bis 100 1,5 bis 2,7 2,0
1 1
Felsen 2000 bis 3000 ) ) 2,5 bis 4,5 3,5
1
) !blicherweise sehr gering (massebezogener Feuchtegehalt < 0,03), mit Ausnahme von po-
rösem Gestein.

Tafel 5-10 Wärmeübergangswiderstände Rsi und Rse in m2 K/W (DIN EN ISO 6946)

Richtung des Wärmestromes

Aufwärts Horizontal Abwärts

Rsi 0,10 0,13 0,17

Rse 0,04 0,04 0,04

19 5
Bauphysik
Tafel 5-11 Wärmedurchgangskoeffizienten Uw für vertikale Fenster mit einem Flächenanteil
des Rahmens von 30 % an der Gesamtfensterfläche und mit typischen Arten von
Abstandhaltern (DIN EN ISO 10077-1)

Wärmedurchgangskoeffizienten Uw für vertikale Fenster mit


einem Flächenanteil des Rahmens von 30 % an der Gesamt-
Art der fensterfläche und mit typischen Arten von Abstandhaltern
Ug
Verglasung und folgenden Werten für Uf [W/m2 K]
0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,6 3,0 3,4 3,8 7,0
Einscheiben-
5,7 4,2 4,3 4,3 4,4 4,5 4,5 4,6 4,6 4,8 4,9 5,0 5,1 6,1
verglasung
3,3 2,7 2,8 2,8 2,9 2,9 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 4,5

3,2 2,6 2,7 2,7 2,8 2,9 2,9 3,0 3,1 3,2 3,3 3,5 3,6 4,4
3,1 2,6 2,6 2,7 2,7 2,8 2,9 2,9 3,0 3,1 3,3 3,4 3,5 4,3
3,0 2,5 2,5 2,6 2,7 2,7 2,8 2,8 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 4,2

2,9 2,4 2,5 2,5 2,6 2,7 2,7 2,8 2,9 3,0 3,1 3,2 3,4 4,2
2,8 2,3 2,4 2,5 2,5 2,6 2,6 2,7 2,8 2,9 3,1 3,2 3,3 4,1
2,7 2,3 2,3 2,4 2,5 2,5 2,6 2,6 2,7 2,9 3,0 3,1 3,2 4,0

2,6 2,2 2,3 2,3 2,4 2,4 2,5 2,6 2,7 2,6 2,9 3,0 3,2 4,0
2,5 2,1 2,2 2,3 2,3 2,4 2,4 2,5 2,6 2,5 2,8 3,0 3,1 3,9

2,4 2,1 2,1 2,2 2,2 2,3 2,4 2,4 2,5 2,5 2,8 2,9 3,0 3,8
2,3 2,0 2,1 2,1 2,2 2,2 2,3 2,4 2,5 2,4 2,7 2,8 3,0 3,8
2,2 1,9 2,0 2,0 2,1 2,2 2,2 2,3 2,4 2,3 2,6 2,8 2,9 3,7

2,1 1,9 1,9 2,0 2,0 2,1 2,2 2,2 2,3 2,3 2,6 2,7 2,8 3,6

Zweischeiben- 2,0 1,8 1,9 2,0 2,0 2,1 2,1 2,2 2,3 2,5 2,6 2,7 2,8 3,6
oder
1,9 1,8 1,8 1,9 1,9 2,0 2,1 2,1 2,3 2,4 2,5 2,5 2,7 3,6
Dreischeiben-Isolier-
verglasung 1,8 1,7 1,8 1,8 1,9 1,9 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,6 2,7 3,5
1,7 1,6 1,7 1,7 1,8 1,9 1,9 2,0 2,1 2,2 2,4 2,5 2,6 3,4

1,6 1,6 1,6 1,7 1,7 1,8 1,9 1,9 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 3,3
1,5 1,5 1,5 1,6 1,7 1,7 1,8 1,8 2,0 2,1 2,2 2,3 2,5 3,3
1,4 1,4 1,5 1,5 1,6 1,7 1,7 1,8 1,9 2,0 2,2 2,3 2,4 3,2

1,3 1,3 1,4 1,5 1,5 1,6 1,6 1,7 1,8 2,0 2,1 2,2 2,3 3,1
1,2 1,3 1,3 1,4 1,5 1,5 1,6 1,6 1,8 1,9 2,0 2,1 2,3 3,1

1,1 1,2 1,3 1,3 1,4 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 1,9 2,1 2,2 3,0
1,0 1,1 1,2 1,3 1,3 1,4 1,4 1,5 1,6 1,8 1,9 2,0 2,1 2,9
0,9 1,1 1,1 1,2 1,2 1,3 1,4 1,4 1,6 1,7 1,8 1,9 2,0 2,9

0,8 1,0 1,1 1,1 1,2 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,9 2,0 2,8
0,7 0,9 1,0 1,0 1,1 1,2 1,2 1,3 1,4 1,5 1,7 1,8 1,9 2,7

0,6 0,9 0,9 1,0 1,0 1,1 1,2 1,2 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 2,7
0,5 0,8 0,8 0,9 1,0 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,8 2,6

19 6
Tafeln zum W!rme- und Feuchteschutz
Tafel 5-12 Wärmedurchgangskoeffizienten Uw für vertikale Fenster mit einem Flächenanteil
des Rahmens von 30% an derGesamtfensterfläche und mit wärmetechnisch ver-
besserten Abstandhaltern (DIN EN ISO 10077-1)

Wärmedurchgangskoeffizienten U w für vertikale Fenster

Art der
mit einem Fläschenanteil des Rahmens von 30 % an der
Gesamtfensterfläche und mit wärmetechnisch verbesserten
4
Ug
Verglasung Abstandhaltern und folgenden Werten für U f [W/m2 K]
0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,6 3,0 3,4 3,8 7,0
Einscheiben-
5,7 4,2 4,3 4,4 4,4 4,5 4,5 4,6 4,7 4,8 4,9 5,0 5,1 6,1
verglasung
3,3 2,7 2,7 2,8 2,9 2,9 3,0 3,0 3,1 3,2 3,4 3,5 3,6 4,4

3,2 2,6 2,7 2,7 2,8 2,8 2,9 3,0 3,0 3,2 3,3 3,4 3,5 4,4
3,1 2,5 2,6 2,7 2,7 2,8 2,8 2,9 3,0 3,1 3,2 3,3 3,5 4,3
3,0 2,5 2,5 2,6 2,6 2,7 2,8 2,8 2,9 3,0 3,1 3,3 3,4 4,2

2,9 2,4 2,5 2,5 2,6 2,6 2,7 2,8 2,8 3,0 3,1 3,2 3,3 4,2
2,8 2,3 2,4 2,4 2,5 2,6 2,6 2,7 2,8 2,9 3,0 3,1 3,2 4,1
2,7 2,3 2,3 2,4 2,4 2,5 2,6 2,6 2,7 2,8 2,9 3,1 3,2 4,0

2,6 2,2 2,2 2,3 2,4 2,4 2,5 2,5 2,6 2,6 2,9 3,0 3,1 3,9
2,5 2,1 2,2 2,2 2,3 2,4 2,4 2,5 2,6 2,5 2,8 2,9 3,0 3,9

2,4 2,0 2,1 2,2 2,2 2,3 2,3 2,4 2,5 2,5 2,7 2,8 3,0 3,8
2,3 2,0 2,0 2,1 2,2 2,2 2,3 2,3 2,4 2,4 2,7 2,8 2,9 3,7
2,2 1,9 2,0 2,0 2,1 2,1 2,2 2,3 2,3 2,3 2,6 2,7 2,8 3,7

2,1 1,8 1,9 2,0 2,0 2,1 2,1 2,2 2,3 2,2 2,5 2,6 2,8 3,6

Zweischeiben- 2,0 1,8 1,8 1,9 2,0 2,0 2,1 2,1 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 3,6
oder
1,9 1,7 1,8 1,8 1,9 2,0 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,7 3,5
Dreischeiben-Isolier-
verglasung 1,8 1,6 1,7 1,8 1,8 1,9 1,9 2,0 2,1 2,2 2,4 2,5 2,6 3,5
1,7 1,6 1,6 1,7 1,8 1,8 1,9 1,9 2,0 2,2 2,3 2,4 2,5 3,4

1,6 1,5 1,6 1,6 1,7 1,7 1,8 1,9 2,0 2,1 2,2 2,3 2,5 3,3
1,5 1,4 1,5 1,6 1,6 1,7 1,7 1,8 1,9 2,0 2,1 2,3 2,4 3,2
1,4 1,4 1,4 1,5 1,5 1,6 1,7 1,7 1,8 2,0 2,1 2,2 2,3 3,2

1,3 1,3 1,4 1,4 1,5 1,5 1,6 1,7 1,8 1,9 2,0 2,1 2,2 3,1
1,2 1,2 1,3 1,3 1,4 1,5 1,5 1,6 1,7 1,8 1,9 2,1 2,2 3,0

1,1 1,2 1,2 1,3 1,3 1,4 1,5 1,5 1,6 1,7 1,9 2,0 2,1 3,0
1,0 1,1 1,1 1,2 1,3 1,3 1,4 1,4 1,6 1,7 1,8 1,9 2,0 2,9
0,9 1,0 1,1 1,1 1,2 1,3 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 2,0 2,8

0,8 0,9 1,0 1,1 1,1 1,2 1,2 1,3 1,4 1,5 1,7 1,8 1,9 2,8
0,7 0,9 0,9 1,0 1,1 1,1 1,2 1,2 1,3 1,5 1,6 1,7 1,8 2,7

0,6 0,8 0,9 0,9 1,0 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,8 2,6
0,5 0,7 0,8 0,9 0,9 1,0 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,6 1,7 2,5

19 7
Bauphysik
Tafel 5-13 Korrekturwerte DUg zur Berechnung der Bemessungswerte Ug, BW (DIN V 4108-4)

Korrekturwert
DUg Grundlage
W/(m2 " K)

þ0,1 Sprossen im Scheibenzwischenraum (einfaches Sprossenkreuz)

þ0,2 Sprossen im Scheibenzwischenraum (mehrfache Sprossenkreuze)

Tafel 5-14 Gesamtenergiedurchlassgrad g und Lichttransmissionsgrad t in Abhängigkeit der


Konstruktionsmerkmale (DIN V 4108-4)

Konstruktionsmerkmale g BW tv; BW

Einfachscheibe (unabhängig von der Dicke) 0,80 0,85

2-fach-Isolierglas mit Luft oder Gasfüllung, ohne Beschichtung 0,75 0,80

2-fach-Wärmeschutzglas mit Luft oder Gasfüllung, mit einer


0,50 0,70
infrarotreflektierenden Beschichtung (low e-Schicht)

3-fach-Wärmeschutzglas mit Luft oder Gasfüllung, mit zwei


0,40 0,60
infrarotreflektierenden Beschichtungen (low e-Schicht)

2-fach-Isolierglas mit Sonnenschutzbeschichtung (i. d. R. auf Pos. 2) 0,30 0,50

Tafel 5-15 Bemessungswerte des Wärmedurchgangskoeffizienten U für Lichtkuppeln und


Dachlichtbänder (DIN V 4108-4)

Bemessungswert des Wärmedurchgangskoeffizienten


Lichtkuppeln
U
Dachlichtbänder
W/(m2 " K)

zweischalig 3,5

dreischalig 2,5

Tafel 5-16 Bemessungswert des Wärmedurchgangskoeffizienten von Türen U D,BW in Abhän-


gigkeit der konstruktiven Merkmale (DIN V 4108-4)

D D, BW
Konstruktionsmerkmale
in W/(m2 " K)

Türen aus Holz, Holzwerkstoffen und Kunststoff 2,9

Türen aus Metallrahmen und metallenen Bekleidungen 4,0

Tafel 5-17 Zuschlagswerte DU für Umkehrdächer (DIN 4108-2)


Anteil des Wärmedurchlasswiderstandes Zuschlagswert
raumseitig der Abdichtung am DU
Gesamtwärmedurchlasswiderstand [%] [W/m2 K]
unter 10 0,05
von 10 bis 50 0,03
über 50 0

19 8
Tafeln zum W!rme- und Feuchteschutz
Tafel 5-18 Anhaltswerte für Abminderungsfaktoren Fc von fest installierten Sonnenschutz-
vorrichtungen (DIN 4108-2)

Abminderungsfaktor
Sonnenschutzvorrichtung1)
Fc
Ohne Sonnenschutzvorrichtung 1,00 4
Innenliegend und zwischen den Scheiben2)
weiß oder reflektierende Oberfläche mit geringer Transparenz 0,75
helle Farben und geringe Transparenz3) 0,80
dunkle Farben und höhere Transparenz 0,90
Außen liegend
drehbare Lamellen, hinterlüftet 0,25
Jalousien, Stoffe geringer Transparenz4) 0,25
Jalousien, allgemein 0,40
Rollladen, Fensterläden 0,30
Vordächer, Loggien 0,50
Markisen, seitlich und oben ventiliert4) 0,40
Markisen, allgemein4) 0,50
1
) Die Sonnenschutzvorrichtung muss fest installiert sein. !bliche dekorative Vorhänge gelten
nicht als Sonnenschutzvorrichtung.
2
) Für innen und zwischen den Scheiben liegende Sonnenschutzvorrichtungen ist eine genaue
Ermittlung zu empfehlen, da sich erheblich günstigere Werte ergeben können.
3
) Eine Transparenz der Sonnenschutzvorrichtung unter 20 % gilt als gering.
4
) Dabei muss näherungsweise sicher gestellt sein, dass keine direkte Besonnung des Fens-
ters erfolgt. Dies ist der Fall, wenn
— bei Südorientierung der vertikale Abdeckwinkel >50, ist;
— bei Ost- und Westorientierung der seitliche Abdeckwinkel >85, beträgt.

Anordnung von Verschattungseinrichtungen

Tafel 5-19 Sättigungsmenge nsat der Luft in Abhängigkeit von der Temperatur q (DIN 4108-3)

q nsat q nsat q nsat q nsat q nsat


in , C in g/m3 in , C in g/m3 in , C in g/m3 in , C in g/m3 in , C in g/m3
!20 0,88 !10 2,14 0 4,84 10 9,4 20 17,3
!19 0,96 ! 9 2,33 1 5,2 11 10,0 21 18,3
!18 1,05 ! 8 2,54 2 5,6 12 10,7 22 19,4
!17 1,15 ! 7 2,76 3 6,0 13 11,4 23 20,6
!16 1,27 ! 6 2,99 4 6,4 14 12,1 24 21,8
!15 1,38 ! 5 3,24 5 6,8 15 12,8 25 23,0
!14 1,51 ! 4 3,51 6 7,3 16 13,6 26 24,4
!13 1,65 ! 3 3,81 7 7,8 17 14,5 27 25,8
!12 1,80 ! 2 4,13 8 8,3 18 15,4 28 27,2
!11 1,96 ! 1 4,47 9 8,8 19 16,3 29 28,7
!10 2,14 0 4,84 10 9,4 20 17,3 30 30,3

19 9
Bauphysik
Tafel 5-20 Wasserdampfsättigungsdruck p sat (DIN 4108-3)
qL Wasserdampfsättigungsdruck ps über Wasser bzw. Eis in Pa
in , C 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9
30 4244 4269 4294 4319 4344 4369 4394 4419 4445 4469
29 4006 4030 4053 4077 4101 4124 4148 4172 4196 4219
28 3781 3803 3826 3848 3871 3894 3916 3939 3961 3984
27 3566 3588 3609 3631 3652 3674 3695 3717 3738 3759
26 3362 3382 3403 3423 3443 3463 3484 3504 3525 3544

25 3169 3188 3208 3227 3246 3266 3284 3304 3324 3343
24 2985 3003 3021 3040 3059 3077 3095 3114 3132 3151
23 2810 2827 2845 2863 2880 2897 2915 2932 2950 2968
22 2645 2661 2678 2695 2711 2727 2744 2761 2777 2794
21 2487 2504 2518 2535 2551 2566 2582 2598 2613 2629

20 2340 2354 2369 2384 2399 2413 2428 2443 2457 2473
19 2197 2212 2227 2241 2254 2268 2283 2297 2310 2324
18 2065 2079 2091 2105 2119 2132 2145 2158 2172 2185
17 1937 1950 1963 1976 1988 2001 2014 2027 2039 2052
16 1818 1830 1841 1854 1866 1878 1889 1901 1914 1926

15 1706 1717 1729 1739 1750 1762 1773 1784 1795 1806
14 1599 1610 1621 1631 1642 1653 1663 1674 1684 1695
13 1498 1508 1518 1528 1538 1548 1559 1569 1578 1588
12 1403 1413 1422 1431 1441 1451 1460 1470 1479 1488
11 1312 1321 1330 1340 1349 1358 1367 1375 1385 1394

10 1228 1237 1245 1254 1262 1270 1279 1287 1296 1304
9 1148 1156 1163 1171 1179 1187 1195 1203 1211 1218
8 1073 1081 1088 1096 1103 1110 1117 1125 1133 1140
7 1002 1008 1016 1023 1030 1038 1045 1052 1059 1066
6 935 942 949 955 961 968 975 982 988 995

5 872 878 884 890 896 902 907 913 919 925
4 813 819 825 831 837 843 849 854 861 866
3 759 765 770 776 781 787 793 798 803 808
2 705 710 716 721 727 732 737 743 748 753
1 657 662 667 672 677 682 687 691 696 700
0 611 616 621 626 630 635 640 645 648 653
! 0 611 605 600 595 592 587 582 577 572 567
! 1 562 557 552 547 543 538 534 531 527 522
! 2 517 514 509 505 501 496 492 489 484 480
! 3 476 472 468 464 461 456 452 448 444 440
! 4 437 433 430 426 423 419 415 412 408 405
! 5 401 398 395 391 388 385 382 379 375 372

! 6 368 365 362 359 356 353 350 347 343 340
! 7 337 336 333 330 327 324 321 318 315 312
! 8 310 306 304 301 298 296 294 291 288 286
! 9 284 281 279 276 274 272 269 267 264 262
!10 260 258 255 253 251 249 246 244 242 239

!11 237 235 233 231 229 228 226 224 221 219
!12 217 215 213 211 209 208 206 204 202 200
!13 198 197 195 193 191 190 188 186 184 182
!14 181 180 178 177 175 173 172 170 168 167
!15 165 164 162 161 159 158 157 155 153 152

!16 150 149 148 146 145 144 142 141 139 138
!17 137 136 135 133 132 131 129 128 127 126
!18 125 124 123 122 121 120 118 117 116 115
!19 114 113 112 111 110 109 107 106 105 104
!20 103 102 101 100 99 98 97 96 95 94

200
Tafeln zum W!rme- und Feuchteschutz
Tafel 5-21 Taupunkttemperatur qs der Luft in Abhängigkeit von der Lufttemperatur qL und
der relativen Luftfeuchtigkeit f (DIN 4108-3)
Luft- Taupunkttemperatur qs1) in , C bei einer relativen Luftfeuchte j (DIN 4108-3) von
temp. qL
in , C 30% 35% 40% 45% 50% 55% 60% 65% 70% 75% 80% 85% 90% 95%
30 10,5 12,9 14,9 16,8 18,4 20,0 21,4 22,7 23,9 25,1 26,2 27,2 28,2 29,1 4
29 9,7 12,0 14,0 15,9 17,5 19,0 20,4 21,7 23,0 24,1 25,2 26,2 27,2 28,1
28 8,8 11,1 13,1 15,0 16,6 18,1 19,5 20,8 22,0 23,2 24,2 25,2 26,2 27,1
27 8,0 10,2 12,2 14,1 15,7 17,2 18,6 19,9 21,1 22,2 23,3 24,3 25,2 26,1
26 7,1 9,4 11,4 13,2 14,8 16,3 17,6 18,9 20,1 21,2 22,3 23,3 24,2 25,1
25 6,2 8,5 10,5 12,2 13,9 15,3 16,7 18,0 19,1 20,3 21,3 22,3 23,2 24,1
24 5,4 7,6 9,6 11,3 12,9 14,4 15,8 17,0 18,2 19,3 20,3 21,3 22,3 23,1
23 4,5 6,7 8,7 10,4 12,0 13,5 14,8 16,1 17,2 18,3 19,4 20,3 21,3 22,2
22 3,6 5,9 7,8 9,5 11,1 12,5 13,9 15,1 16,3 17,4 18,4 19,4 20,3 21,2
21 2,8 5,0 6,9 8,6 10,2 11,6 12,9 14,2 15,3 16,4 17,4 18,4 19,3 20,2
20 1,9 4,1 6,0 7,7 9,3 10,7 12,0 13,2 14,4 15,4 16,4 17,4 18,3 19,2
19 1,0 3,2 5,1 6,8 8,3 9,8 11,1 12,3 13,4 14,5 15,5 16,4 17,3 18,2
18 0,2 2,3 4,2 5,9 7,4 8,8 10,1 11,3 12,5 13,5 14,5 15,4 16,3 17,2
17 !0,6 1,4 3,3 5,0 6,5 7,9 9,2 10,4 11,5 12,5 13,5 14,5 15,3 16,2
16 !1,4 0,5 2,4 4,1 5,6 7,0 8,2 9,4 10,5 11,6 12,6 13,5 14,4 15,2
15 !2,2 !0,3 1,5 3,2 4,7 6,1 7,3 8,5 9,6 10,6 11,6 12,5 13,4 14,2
14 !2,9 !1,0 0,6 2,3 3,7 5,1 6,4 7,5 8,6 9,6 10,6 11,5 12,4 13,2
13 !3,7 !1,9 !0,1 1,3 2,8 4,2 5,5 6,6 7,7 8,7 9,6 10,5 11,4 12,2
12 !4,5 !2,6 !0,1 0,4 1,9 3,2 4,5 5,7 6,7 7,7 8,7 9,6 10,4 11,2
11 !5,2 !3,4 !1,8 !0,4 1,0 2,3 3,5 4,7 5,8 6,7 7,7 8,6 9,4 10,2
10 !6,0 !4,2 !2,6 !1,2 0,1 1,4 2,6 3,7 4,8 5,8 6,7 7,6 8,4 9,2
1
) Näherungsweise darf geradlinig interpoliert werden.

Tafel 5-22 Feuchteschutztechnische Eigenschaften und spezifische Wärmekapazität von Wär-


medämm- und Mauerwerksstoffen (DIN EN 12524)
Feuchtegehalt 1) Feuchtegehalt1) Umrech- Wasser- Spezi-
bei 23 , C, bei 23 , C, nungsfaktor dampf-Diffu- fische
50 % relativer 80 % relativer für den sionswider- Wärme-
Werkstoff Rohdichte Luftfeuchte Luftfeuchte Feuchte- standszahl m kapazität
gehalt
r u w u w fu fw tro- feucht cp
kg/m3 kg/kg m3 /m3 kg/kg m3 /m3 cken J/(kg " K)
Expandierter Poly-
10 bis 50 0 0 4 60 60 1450
styrol-Hartschaum
Extrudierter Poly-
styrol-Hartschaum
20 bis 65 0 0 2,5 150 150 1450
Polyurethanhart- 28 bis 55 0 0 3 60 60 1400
schaum
Mineralwolle 10 bis 200 0 0 4 1 1 1030
Phenolharz-
20 bis 50 0 0 5 50 50 1400
Hartschaum
Schaumglas 100 bis 150 0 0 0 1 1 1000
Perliteplatten 140 bis 240 0,02 0,03 0,8 5 5 900
Expandierter Kork 90 bis 140 0,008 0,011 6 10 5 1560
Holzwolle-Leicht-
250 bis 450 0,03 0,05 1,8 5 3 1470
bauplatten
Holzfaserdämm-
150 bis 250 0,1 0,16 1,5 10 5 1400
platten

Fortsetzung s. nächste Seite

2 01
Bauphysik
Tafel 5-22 (Fortsetzung)
Feuchtegehalt 1) Feuchtegehalt1) Umrech- Wasser- Spezifi-
bei 23 , C, bei 23 , C, nungsfaktor dampf-Diffu- sche
50 % relativer 80 % relativer für den sionswider- Wärme-
Werkstoff Rohdichte Luftfeuchte Luftfeuchte Feuchte- standszahl m kapazität
gehalt
r u w u w fu fw tro- feucht cp
kg/m3 kg/kg m3 /m3 kg/kg m3 /m3 cken J/(kg " K)

Harnstoff-Formalde-
10 bis 30 0,1 0,15 0,7 2 2 1400
hydschaum
Polyurethan-
Spritzschaum
30 bis 50 0 0 3 60 60 1400

Lose Mineralwolle 15 bis 60 0 0 4 1 1 1030


Lose Zellulosefasern 20 bis 60 0,11 0,18 0,5 2 2 1600
Blähperlite-
Schüttung
30 bis 150 0,01 0,02 3 2 2 900

Schüttung aus
expandiertem 30 bis 150 0,01 0,02 2 3 2 1080
Vermiculit
Blähtonschüttung 200 bis 400 0 0,001 4 2 2 1000
Polystyrol-Partikel-
10 bis 30 0 0 4 2 2 1400
schüttung
Vollziegel 1000 bis
(gebrannter Ton) 2400
0,007 0,012 10 16 10 1000

900 bis
Kalksandstein 0,012 0,024 10 20 15 1000
2200
Beton mit Bims- 500 bis
0,02 0,035 4 50 40 1000
zuschlägen 1300
Beton mit nichtpori-
1600 bis
gen Zuschlägen 0,025 0,04 4 150 120 1000
2400
und Kunststein
Beton mit Poly-
500 bis 800 0,015 0,025 5 120 60 1000
styrolzuschlägen
Beton mit Blähton-
400 bis 700 0,02 0,03 2,6 6 4 1000
zuschlägen
Beton mit überwie-
gend Blähbetonzu- 800 bis 170 0,2 0,03 4 8 6 1000
schlägen
Beton mit mehr als 1100
70 % geblähter bis 0,02 0,04 4 30 20 1000
Hochofenschlacke 1700
Beton mit vorwie-
gend aus hochtem- 1100
peraturbehandeltem bis 0,02 0,04 4 15 10 1000
taubem Gestein 1500
aufbereitet
300 bis
Porenbeton 0,026 0,045 4 10 6 1000
1000
Beton mit Leichtzu- 500 bis
0,03 0,05 4 15 10 1000
schlägen 2000
Mörtel (Mauermörtel 250 bis
0,04 0,06 4 20 10 1000
und Putz-Mörtel) 2000
1
Þ Die angegebenen Werte werden allgemein nicht überschritten.

202
Tafeln zum W!rme- und Feuchteschutz
Tafel 5-23 Wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke s d
(Wasserdampfdurchlasswiderstand) von dünnen Schichten (DIN EN 12524)

Wasserdampfdiffusionsäquivalente
Produkt/Stoff Luftschichtdicke sd
m 4
Polyethylenfolie 0,15 mm 50

Polyethylenfolie 0,25 mm 100

Polyesterfolie 0,2 mm 50

PVC-Folie 30

Aluminium-Folie 0,05 mm 1500

PE-Folie (gestapelt) 0,15 mm 8

Bituminiertes Papier 0,1 mm 2

Aluminiumverbundfolie 0,4 mm 10

Unterdeck- und Unterspannbahn für Wände 0,2

Beschichtungsstoff 0,1

Glanzlack 3

Vinyltapete 2

Tafel 5-24 Ausgleichsfeuchtegehalte u von Baustoffen (DIN V 4108-4)

Feuchtegehalt
u
Zeile Baustoffe
(Massenanteil)
kg/kg

1 Beton mit geschlossenem Gefüge mit porigen Zuschlägen 0,13

Leichtbeton mit haufwerkporigem Gefüge mit dichten


2.1 0,03
Zuschlägen nach DIN 4226-1
2
Leichtbeton mit haufwerkporigem Gefüge mit porigen
2.2 0,045
Zuschlägen nach DIN 4226-2

3 Gips, Anhydrit 0,02

4 Gussasphalt, Asphaltmastix 0

5 Holz, Sperrholz, Spanplatten, Holzfaserplatten, Schilfrohr-


0,15
platten und -matten, organische Faserdämmstoffe

6 Pflanzliche Faserdämmstoffe aus Seegras, Holz-, Torf-


und Kokosfasern und sonstige Fasern 0,15

203
Bauphysik
Tafel 5-25 Umrechnungsfaktoren F m für Wandbaustoffe (DIN V 4108-4)
Umrechnungsfaktor
Zeile Mauerwerk- und Wandkonstruktionen, Mörtel, Estriche
F m1 )
1 Mauerziegel 1,13
2 Kalksandstein 1,27
3 Porenbeton 1,20
4 Beton mit Blähtonzuschlägen 1,08
5 Beton mit überwiegend Blähtonzuschlägen 1,13
6 Beton mit Bimszuschlägen 1,15
7 Beton mit Polystyrolzuschlägen 1,13
8 Beton mit mehr als 70 % geblähter Hochofenschlacke 1,17
9 Beton mit Zuschlägen, vorwiegend bei hohen Temperaturen
1,17
aus taubem Gestein aufbereitet
10 Beton mit Leichtzuschlägen 1,22
11 Mörtel (Mauermörtel und Putzmörtel) 1,27
12 Beton mit nichtporigen Zuschlägen und Kunststein 1,17
13 Beton mit geschlossenem Gefüge und mit porigen
1,45
Zuschlägen
14 Gips, Anhydrit 1,25
15 Steinholz 1,60
16 Asphalt, Bitumen 1,0
1
) F m, bezogen auf den Trockenwert der Wärmeleitfähigkeit

Tafel 5-26 Zuschlagswerte Z für Wärmedämmstoffe (DIN V 4108-4)


Zuschlagswert
Zeile Stoffe
Z
1 Anorganische Stoffe in loser Schüttung
1.1 expandiertes Gesteinsglas (z. B. Blähperlit) 0,05
1.2 sonstige anorganische Stoffe 0,05
3 Pflanzliche Faserdämmstoffe
3.1 Kokosfasern 0,10
3.2 sonstige pflanzliche Fasern 0,20
4 Synthetische Faserdämmstoffe 0,20
6 Holzfaserplatten nach DIN EN 622 0,15
7 Harnstoff Formaldehydharz(UF)-Ortschaum nach DIN 18159-2 0,10

6 Schallschutz im Hochbau
Damit Menschen in Aufenthaltsräumen vor unzumutbaren Lärmbelästigungen
durch Schallübertragung aus der Umgebung geschützt werden, legt die DIN 4109
einerseits Mindestwerte der Schalldämmung von Bauteilen und andererseits
Höchstwerte des Schallpegels von Lärmquellen im Gebäude fest. Bei der Planung
von Maßnahmen, um die Forderungen an den Schallschutz im Gebäude zu erfül-
len, müssen auch die Schallausbreitungswege im Gebäude beachtet werden.
Die für die Lärmbelästigung des Menschen verantwortlichen Schallquellen können
innerhalb oder außerhalb des Gebäudes lokalisiert sein. Befinden sie sich innerhalb
des Gebäudes, dann handelt es sich entweder um Geräusche aus fremden Nachbar-
räumen, z. B. laute Sprache, Musik und dgl. oder um Lärm von haustechnischen
Anlagen, z. B. Wasserinstallation, Aufzüge u. #. Außerhalb des Hauses handelt es

204
Schallschutz im Hochbau

sich in der Regel um Verkehrslärm. Maßnahmen gegen Fluglärm sind Gegenstand


der Verordnung der Bundesregierung über bauliche Schallschutzanforderungen
nach dem Gesetz zum Schutz gegen Fluglärm.
Aufgrund der in DIN 4109 festgelegten Anforderungen kann nicht erwartet werden,
dass in den eigenen Räumen Geräusche von außen nicht mehr wahrgenommen
werden. Die festgelegten Anforderungen setzen voraus, dass in den Nachbarräu-
4
men keine ungewöhnlich starken Geräusche verursacht werden.
Ausführungsbeispiele von Bauteilen und deren Schalldämmung befinden sich im
Beiblatt 1 zu DIN 4109.

6.1 Begriffe und Bewertungsgrößen der Bauakustik


6.1.1 Grundbegriffe
Als Schall bezeichnet man mechanische Schwingungen und Wellen eines elasti-
schen Mediums, insbesondere im Bereich des menschlichen Hörens von etwa
16 Hz bis 16000 Hz. Je nachdem, ob er sich in Luft oder in einem festen Körper
ausbreitet, spricht man von Luft- oder Körperschall.
Beim Luftschall ist zwischen Tönen, Klängen und Geräuschen zu unterscheiden.
Ein Ton entsteht bei einer Schallschwingung von sinusförmigem Verlauf. Die Zahl
der Schwingungen je Sekunde ergibt die Frequenz f des Tones in Hertz (Hz). Mit
zunehmender Frequenz nimmt auch die Tonhöhe zu. Eine Verdoppelung der Fre-
quenz entspricht einer Oktave.
In der Bauakustik betrachtet man einen Bereich von rund 5 Oktaven, nämlich die
Frequenzen von 100 Hz bis 3150 Hz. Für die Analyse von Schallvorgängen ist die
Oktavbreite oft zu groß und wird deshalb in Terzen gedrittelt. Die Bandbreite der
Oktave und der Terz sind durch das Verhältnis der oberen Eckfrequenz fo zur unte-
ren Eckfrequenz fu jeweils wie folgt festgelegt:
p
3
ffiffiffi
Oktave : fo =fu ¼ 2 Terz : fo =fu ¼ 2 ¼ 1,26
Als Geräusch bezeichnet man ein Schallereignis, das aus vielen Teiltönen zusam-
mengesetzt ist, deren Frequenzen nicht in einem einfachen Zahlenverhältnis zuei-
nander stehen. Die Stärke des Schalls findet seinen Ausdruck im Schalldruck p der
Druckschwankungen, die durch die Schallwellen in der Luft erzeugt werden und die
sich dem atmosphärischen Druck der Luft überlagern. Die Einheit des Druckes ist
1 N/m2 ¼ 1 Pa. Der Empfindungsbereich des Ohres erfasst Schalldrücke zwischen
ca. 2 " 10!5 Pa und 20 Pa. Für die praktische Bewertung von Schallvorgängen wurde
der Schallpegel L definiert. Er ist der zehnfache Logarithmus vom Verhältnis des
Quadrates des jeweiligen Schalldrucks p zum Quadrat des festgelegten Bezug-
schalldrucks p0 ¼ 2 " 10!5 Pa.
L ¼ 10 lg ðp=p0 Þ2 ¼ 20 lg ðp=p0 Þ in dB
Das Dezibel mit der Abkürzung dB ist keine Einheit im Sinne der qualitativen und
quantitativen Angaben physikalischer Größen, sondern dient zur Kennzeichnung
von logarithmierten Verhältnisgrößen.
Schallpegeladdition. Aufgrund der Definition des Schallpegels als logarithmiertes
Verhältnis zweier Werte dürfen zwei oder mehr Schallpegel nicht direkt algebraisch
addiert werden, um den Gesamtschallpegel zu ermitteln.
Pn
Lges ¼ 10 lg 100,1 " Li
i¼1
Bei mehreren zu addierenden Schallpegeln hängt die Z u n a h m e nur von der D i f f e -
r e n z der Einzelpegel und nicht von deren Absolutwert ab. Hierzu müssen die Quadra-
te der einzelnen Schalldruckpegel addiert werden. Für zwei Pegel L1 und L2 gilt also:
2
pges ¼ p12 þ p22
und damit
Lges ¼ 10 log ð10L1=10 þ 10L2=10 Þ :

205
Bauphysik
Beispiele: L1 ¼ 60 dB; L2 ¼ 60 dB, Lges ¼ 10 log ð106 þ 106 Þ ¼ 10 log ð2 " 1 000 000Þ
¼ 10 " log ð2Þ þ 60 ¼ 63 dB ;
L1 ¼ 70 dB; L2 ¼ 60 dB, Lges ¼ 10 log ð107 þ 106 Þ
¼ 10 log ð10 000 000 þ 1 000 000Þ ¼ 10 " log ð11 000 000Þ ¼ 70,4 dB .
Eine Pegelerhöhung um 3 dB entspricht also einer Verdoppelung der Schallenergie.
Diese Pegelerhöhung ist mit dem Ohr gerade wahrnehmbar. Eine Pegelerhöhung
von 10 dB oder eine Pegelerniedrigung um 10 dB wird subjektiv als eine Verdoppe-
lung bzw. Halbierung der Lautstärke empfunden.
Das menschliche Ohr ist nicht über den ganzen Hörbereich gleich sensitiv. Bei mitt-
leren Frequenzen ist es viel empfindlicher als bei tiefen Frequenzen. Daher wurde
neben dem physikalischen Maß des Schallpegels ein weiteres Maß eingeführt,
dem die Empfindung des menschlichen Ohres auf Schalleinwirkung zugrunde liegt.
Es wird als Lautstärke oder Lautstärkepegel bezeichnet und seine Einheit ist das
Phon. Die Lautstärke in Phon ist definitionsgemäß zahlenmäßig gleich dem Schall-
pegel in dB eines gleich lauten Tones der Frequenz 1000 Hz (Die Hörschwelle liegt
bei 0 Phon) (Bild 6-1).

Bild 6-1 Hörschwelle und Kurven gleicher Lautstärke, Pegel für Sinustöne im freien Schall-
feld nach DIN 45630
Wegen der komplizierten Verhältnisse im Zusammenhang mit der veränderlichen
Empfindlichkeit des menschlichen Ohres ist die Bestimmung der Lautstärke eines
Geräusches sehr aufwändig. Um Geräusche ohne großen Aufwand annähernd ge-
hörrichtig messen zu können, wurde der A-bewertete Schallpegel LA in dB (A) ein-
geführt. Die Schallpegel der verschiedenen Frequenzanteile eines Geräusches wer-
den nach der A-Frequenz-Bewertungskurve bewertet, der so ermittelte Schallpegel
LA erlaubt die annähernd gehörrichtige Angabe der Stärke eines Geräusches
(s. nachfolgende Beispiele)

206
Schallschutz im Hochbau
Beispiele für den A-Schallpegel verschiedener Geräusche
Fabriksaal einer Spinnerei 90 bis 100 dB (A)
Verkehrslärm in Hauptverkehrsstraße 75 bis 80 dB (A)
laute Sprache 70 bis 75 dB (A)
ruhiger Raum, tagsüber 25 bis 30 dB (A)
ruhiger Raum, nachts (abseits vom Verkehr) 10 bis 20 dB (A) 4
6.1.2 Luft- und Trittschalldämmung
Unter Schallschutz versteht man Maßnahmen gegen die Schallentstehung (Primär-
maßnahmen) und Maßnahmen gegen die Schallübertragung von einer Schallquelle
zum Hörer (Sekundär-Maßnahmen). Bei Sekundärmaßnahmen erfolgt der Schall-
schutz durch Schalldämmung (Schallquelle und Hörer in verschiedenen Räumen) oder
durch Schallschluckung (beide im selben Raum). Bei der Schalldämmung richten sich
die erforderlichen Maßnahmen des Schallschutzes nach der Art der Schwingungsan-
regung, unterschieden wird zwischen Luft- oder Körperschallanregung (Bild 6-2).

Bild 6-2
Schwingungsanregung
von Bauteilen durch
Luft- und Körperschall

6.1.2.1 Kennzeichnung und Bewertung der Luftschalldämmung


Wird in einem Raum Luftschall erzeugt, so muss die Summe aus der im Raum ab-
sorbierten und reflektierten Energie und aus der durchgelassener Energie gerade
gleich groß sein wie die erzeugte Energie. Dabei zeigt es sich, dass der Anteil der
durchgelassenen Energie im Vergleich zu den beiden erstgenannten Anteilen sehr
klein ist, bei einer 24 cm dicken Wand aus Ziegeln nur etwa ein hunderttausendstel
der Summe aus absorbierter und reflektierter Energie. Betrachtet man die Verhält-
nisse im Senderaum selbst, so kann dieser Anteil völlig vernachlässigt werden. Die
Betrachtung der im Raum verbleibenden Energie ist Aufgabe der Raumakustik.
Bei Anregung mit Luftschall im Senderaum wird nicht nur das Trennbauteil, son-
dern auch alle flankierenden Bauteile angeregt. Der Transmissionsgrad zwischen
zwei Räumen muss daher beschrieben werden als Summe aus dem Transmissi-
onsgrad des trennenden Bauteiles und der Transmissionsgrade aller Nebenwege:
Pn
tges ¼ tDd þ ti
i¼1
Die Schalldämmung R ist dann definiert als
der zehnfache dekadische Logarithmus des
Transmissionsgrades:
R ¼ #10 " log ½t, in dB
Eine !bersicht über die möglichen Luftschall-
übertragungswege zwischen zwei Räumen
zeigt Bild 6-3. Die darin verwendete Nomen-
klatur ist heute international üblich.

Bild 6-3 Schallübertragungswege zwischen zwei Räumen. Große Buchstaben kennzeichnen


den Senderaum (SR), kleine den Empfangsraum (ER). D steht für „Direkt“, F für
„Flanke“. Df bedeutet also Energieaufnahme über das trennende Bauteil im ER und
Energieabgabe im SR über die Flanke.

207
Bauphysik

Die einzelnen Transmissionsgrade lassen sich messtechnisch bei ausgeführten Bauten


nur schwer bestimmen, die gesamte Schalldämmung jedoch sehr einfach: Im SR wird
mithilfe eines Lautsprechers der Pegel L1 erzeugt, im ER wird dann der Pegel L2 gemes-
sen. Die Schalldämmung zwischen den beiden Räumen ergibt sich nach der Formel
R 0 ¼ L1 # L2 þ 10 " log ½S=A, in dB
(Der Apostroph bedeutet Messung am Bau mit allen Nebenwegen. Im Gegensatz
dazu werden Meßergebnisse, die im Labor ohne Nebenwege erzielt werden, ohne
Apostroph dargestellt.)
S bedeutet die Fläche des trennenden Bauteils in m2 und A die äquivalente Ab-
sorptionsfläche, die durch Messung der Nachhallzeit T60 aus der Sabineschen For-
mel ermittelt wird:
Agesamt ¼ 0,16 " V =T60
mit V Raumvolumen des Empfangsraumes in m3.
Statt des Schalldämmmaßes R 0 kann man, wenn die Trennfläche in Senderaum
und Empfangsraum nicht übereinstimmt, die
Normschallpegeldifferenz Dn
Dn ¼ L1 # L2 þ 10 " log ½A0 =A, in dB
verwenden. A0 ist dabei die Bezugsabsorptionsfläche, für die bei normalen Räu-
men 10 m2 und bei Klassenzimmern 25 m2 einzusetzen sind. Ist das Volumen des
Empfangsraumes nicht genau bekannt, so wird die
Standardschallpegeldifferenz DnT verwendet:
DnT ¼ L1 # L2 þ 10 " log ½T0 =T , in dB
wobei T0 eine Bezugsnachhallzeit ist, die auf 0,5 s festgelegt ist.
Die Messung der Schalldämmung muss frequenzabhängig entweder in Terzband-
breite von 100 Hz bis 3150 Hz oder in Oktavbandbreite von 125 Hz bis 2000 Hz er-
folgen. Für die Schalldämmung liegen dann 16 bzw. 5 Messwerte vor. Eine Einzahl-
angabe erhält man aus dem Vergleich der
Messwerte mit einer Bezugskurve (Bild 6-4).
Diese orientiert sich am Verlauf der Schall-
dämmung einer idealisierten, 240 mm dik-
ken, verputzten Ziegelwand, also an einer
Konstruktion, die bis in die 60er Jahre als
Wohnungstrennwand üblich war.
Die Einzahlangabe wird ermittelt, indem
die Bezugskurve solange in ganzen dB-
Schritten nach oben oder nach unten ver-
schoben wird, bis die Summe der Unter-
schreitungen bei Terzmessungen <32 dB
und bei Oktavmessungen <10 dB beträgt.
Der bei 500 Hz abgelesene Wert der ver-
schobenen Bezugskurve ergibt das bewer-
tete Schalldämmmaß R 0w .
An der Ermittlung von Einzahlangaben
durch die Bezugskurve ist oft kritisiert wor-
den, dass sie auf den tatsächlich vorhan-
B Bezugskurve nach DIN 52210-4 denen Frequenzverlauf der störenden Ge-
Bv Verschobene Bezugskurve räusche wenig Rücksicht nimmt. In der Tat
M Messwerte weisen zum Beispiel innerstädtische Ver-
u Zulässige mittlere Unterschreitung von kehrsgeräusche im tiefen Frequenzbereich
2 dB
die höchsten Energieanteile auf, während
Bild 6-4 Ermittlung des bewerteten die Bezugskurve dort nur geringe Schall-
Schalldämmmaßes dämmmaße verlangt. Dies hat zur Folge,

208
Schallschutz im Hochbau

dass die Schutzwirkung eines Bauteils gegen Straßenverkehrslärm durch das be-
wertete Schalldämmaß nur unzureichend wiedergegeben wird. #hnlich verhält es
sich mit üblichem Lärm aus einer Nachbarwohnung, bei dem gegenüber früheren
Zeiten eine immer stärkere Verschiebung zu tiefen Frequenzen hin festzustellen ist
(z. B. HiFi-Anlagen).
Aus diesem Grund hat man Spektrums-Anpassungswerte eingeführt, bei denen
4
die Messwerte der Schalldämmung mit Bezugsspektren verglichen werden. Im
Rahmen der europäischen Harmonisierung wurden zwei Bezugspektren festgelegt:
ein A-bewertetes Rosa Rauschen zur Anpassung des bewerteten Schalldämmmaßes
an üblichen Wohnungslärm (Spektrum-Anpassungswert C) und ein A-bewertetes
Referenzspektrum für innerstädtischen Verkehrslärm (Spektrum-Anpassungswert
Ctr). Die vollständige schalltechnische Klassifizierung eines Bauteils oder einer Kons-
truktion erfolgt damit durch ein Zahlentripel, z. B. in der Form
Rw ðC , Ctr Þ ¼ 44ð#3, # 7Þ :

6.1.2.2 Kennzeichnung und Bewertung der Trittschalldämmung


Beim Trittschall geht man im Gegensatz zum Luftschall, bei dem Schallpegeldiffe-
renzen verglichen werden, von einer definierten Körperschallquelle aus, mit der die
zu prüfende Struktur im wesentlichen zu freien Biegeschwingungen angeregt wird,
und misst im Empfangsraum folglich absolute Schalldruckpegel. Als Körperschall-
quelle wird das Norm-Hammerwerk verwendet. Es besteht aus 5 Hämmern von je
500 g Masse, die aus 40 mm Höhe frei fallen. Der Fallrhythmus ist so geregelt,
dass eine Anregefrequenz von 10 Hz erzeugt wird.
Die im Empfangsraum gemessenen Normtrittschallpegel L0n ergeben sich daher
nach folgender Formel:
L0n ¼ L2 þ 10 " log ½A=A0 , in dB
mit L2: Messpegel im Empfangsraum
A: äquivalente Absorptionsfläche im
Empfangsraum
A0: Bezugsabsorptionsfläche, 10 m2.
Falls dem Empfangsraum kein eindeuti-
ges Volumen zugeordnet werden kann
(z. B. offene Grundrisse mit Galerien
etc.), verwendet man den

Standard-Trittschallpegel L0 nT
L0nT ¼ L2 þ 10 " log ½T0 =T , in dB
wobei wieder eine Bezugsnachhallzeit
von 0,5 Sekunden gewählt wird.
Die Ermittlung einer Einzahlangabe er-
folgt analog zum Luftschall durch Ver-
gleich der Messwerte mit einer Bezugs-
kurve, wobei jetzt diese solange in ganzen
dB-Schritten verschoben wird, bis die B Bezugskurve nach DIN 52210-4
Summe der !berschreitungen in Terzen Bv Verschobene Bezugskurve
maximal 32 dB und in Oktaven maximal M Messwerte
10 dB beträgt (Bild 6-5). Der bei 500 Hz ab- u Zulässige mittlere Unterschreitung von
2 dB
gelesene Wert der verschobenen Bezugs-
kurve ergibt dann den bewerteten Bild 6-5
Normtrittschallpegel L0 n, w bzw. den be- Ermittlung des bewerteten Normtrittschall-
werteten Standard-Trittschallpegel. pegels

209
Bauphysik

6.1.2.3 Schalldämmmaße zusammengesetzter Bauteile


Besteht ein trennendes Bauteil der Gesamtfläche S aus mehreren Teilflächen Si mit
unterschiedlich bewerteten Schalldämmmaßen Rw,i so errechnet sich die Gesamt-
schalldämmung Rw,ges nach folgender Formel:
' n
(
1 P
R w, ges ¼ #10 " log " S i " 10#Rw, i =10 S die Summe aller Teilflächen
S i¼1

Beispiel Trennwand mit Tür und Anschlussschwert an Fassade


Die Fläche der Trennwand sei 12,2 m2, ihr bewertetes Schalldämmmaß 49 dB. Im
Anschluss an die Fassade befindet sich ein Schwert mit einer Fläche von 0,6 m2 und
einem Schalldämmmaß von 27 dB, in der Trennwand befindet sich eine Tür mit
37 dB bei einer Fläche von 2,2 m2. Die Gesamtfläche beträgt also 15 m2.

Rw, ges ¼ !10 log ½1=15 " ð12,2 " 10!49=10 þ 0,6 " 10!27=10 þ 2,2 " 10!37=10 Þ. ¼ 39 dB:

Aus dem Beispiel wird deutlich, dass die Gesamtschalldämmung im Wesentlichen


vom Bauteil mit der geringsten Schalldämmung bestimmt wird.

6.2 Nachweis des geforderten Schallschutzes


Im Rahmen der europäischen Harmonisierung befindet sich der Nachweis des bau-
lichen Schallschutzes in einer Umbruchphase. War es bislang üblich, Bauteile in
Prüfständen mit bauüblichen Nebenwegen zu messen, sodass zu einer bestimmten
Bauart eine direkte !bertragbarkeit bestand, so wird in Zukunft die Gebäudeeigen-
schaft Schallschutz aus den Bauteileigenschaften errechnet. Die erforderlichen euro-
päischen Normenarbeiten sind weitgehend abgeschlossen und in der DIN EN-Reihe
12354 niedergelegt, von denen die wichtigsten Teile 1 (Luftschall) und 2 (Trittschall)
seit dem Jahr 2000 als Weißdrucke vorliegen. Diese beiden Normen stellen hin-
sichtlich des Nachweises des baulichen Schallschutzes den Stand der Technik dar,
sodass Schallschutznachweise mehr und mehr nach diesen Regelwerken geführt
werden.
Baurechtlich eingeführt ist jedoch nach wie vor das Regelwerk der DIN 4109, bei
dem im Beiblatt 1 ein umfangreicher Bauteilkatalog vorliegt, nach dem Nachweise
geführt werden können.

6.3 Grundsätzliches Verhalten von Bauteilen im Massivbau


6.3.1 Luftschall
6.3.1.1 Einschalige Massivbauteile
Einfluss von Masse und Biegesteifigkeit. Die Schalldämmung einschaliger Bau-
teile hängt in erster Linie von ihrer flächenbezogenen Masse in kg/m2 und in
zweiter Linie von ihrem Elastizitätsmodul und ihrem Verlustfaktor ab. Bei Luft-
schallanregung werden im Bauteil erzwungene Biegewellen angeregt. Aufgrund
des unterschiedlichen Dispersionsverhaltens von Luftschallwellen und Biegewellen
gibt es bei breitbandiger Anregung immer genau eine Frequenz, bei der bei streifen-
dem Einfall die Wellenlänge des anregenden Luftschalls mit der Wellenlänge der er-
zwungenen Biegewellen übereinstimmt. Es tritt dann Resonanz auf, sodass die
Schalldämmung des Bauteils in diesem Frequenzbereich minimal wird. Für das be-
wertete Schalldämmmaß hat die Lage der Grenzfrequenz daher entscheidenden Ein-
fluss.

2 10
Schallschutz im Hochbau

Die Grenzfrequenz ergibt sich nach folgender Gleichung:


rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi d die Dicke des Bauteils in m
60 r
fg ¼ " , r ihre Rohdichte in kg/m3
d E dyn Edyn dynamischer Elastizitätsmodul in MN/m3.

Je nach Lage der Grenzfrequenz teilt man einschalige Bauteile in biegesteife Bau-
4
teile ein (Grenzfrequenz < 200 Hz) und biegeweiche (Grenzfrequenz > 2000 Hz).
Einfluss von Hohlräumen. Größere Hohlräume können die Schalldämmung gegen-
über gleich schweren Anteilen ohne Hohlräume verringern.
Einfluss von Putz. Der Putz verbessert die Luftschalldämmung von Bauteilen nur
entsprechend seinem (meist geringen) Anteil an flächenbezogener Masse, sofern
er nicht auch eine dichtende Funktion hat. Gemauerte Wände mit nur unvollständig
vermörtelten Fugen und Wände aus luftdurchlässigem Material (Einkornbeton,
haufwerkporiger Leichtbeton) erhalten die ihrer flächenbezogenen Masse entspre-
chende Schalldämmung erst mit einem zumindest einseitigen, dichten und vollflä-
chig haftenden Putz.

6.3.1.2 Zweischalige Bauteile


Bei zweischaligen Bauteilen lässt sich eine bestimmte Luftschalldämmung mit ei-
ner geringeren flächenbezogenen Masse erreichen als bei einschaligen. Die bewer-
0
teten Schalldämm-Maße Rw können zum Teil erheblich über denen für einschalige
Bauteile liegen.
Einfluss der Eigenfrequenz f0. Die Luftschalldämmung zweischaliger Bauteile ist
nur für Frequenzen oberhalb ihrer Eigenfrequenz f0 besser als die von gleich
schweren einschaligen Bauteilen. Im Bereich f0 ist die Luftschalldämmung geringer.
f0 soll deshalb unter 100 Hz liegen. In Tafel 6-1 sind Zahlenwertgleichungen zur Be-
Tafel 6-1 Bestimmung der Eigenfrequenz f0 zweischaliger Bauteile
Doppelwand aus zwei gleich Biegeweiche Vorsatzschale s 1
schweren biegeweichen vor schwerem Bauteil s 2
Einzelschalen s 1
Ausfüllung
des Zwischenraumes

Luftschicht mit schallschlu- 900 650


Fall a f0 & pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Fall b f0 & pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ckender Einlage1) m0 " a m0 " a

Dämmschicht mit beiden rffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffi


s0 s0
Schalen vollflächig fest ver- Fall c f0 & 270 Fall d2 ) f0 & 190
bunden oder an diesen fest m0 m0
anliegend
f0 Eigenfrequenz in Hz a Schalenabstand in cm
m 0 flächenbezogene Masse der biege- s0 dynamische Steifigkeit der Dämm-
weichen Schale s1 in kg/m2 schicht in MN/m3
1
) Die Gleichungen für die Fälle a und b gelten nur, wenn die schallschluckende Einlage eine
Gefügesteifigkeit hat, die vernachlässigbar klein gegenüber der Luftsteifigkeit ist. Diese Bedin-
gungen können erfüllt werden z. B. von Faserdämmstoffen nach DIN EN 13162. Ausnahmen
bilden Ausführungen mit außenseitig verputzten Holzwolle-Leichtbauplatten nach DIN 1101.
Hierbei kann auf eine schallschluckende Einlage verzichtet werden, weil diese Schalen zum
Hohlraum hin offene Poren haben.
2
) Diese Gleichung gilt auch für die Bestimmung der Eigenfrequenz schwimmender Estriche,
obwohl diese im allgemeinen nicht mehr zu den biegeweichen Schalen rechnen.

2 11
Bauphysik

stimmung von f0 für einige typische Anwendungsfälle angegeben. Diese Gleichun-


gen gelten dann, wenn die Schalen s1 biegeweich (Grenzfrequenz fg > 2000 Hz) und
die Schalen s2 biegesteif (fg < 200 Hz) ausgeführt werden.
Dynamische Steifigkeit s 0 . Wenn bei zweischaligen Bauteilen eingelegte Dämm-
schichten vollständig mit beiden Schalen fest verbunden sind oder fest an diesen
anliegen, ist die Eigenfrequenz f0 von der dynamischen Steifigkeit s0 der Dämm-
schicht abhängig und umso niedriger, je geringer diese ist. Dies gilt auch bei
schwimmenden Estrichen. In Tafel 6-2 sind Zahlenwerte verschiedener Dämmstoffe
angegeben.

Tafel 6-2 Dynamische Steifigkeit s0 verschiedener Dämmschichten

Dicke dynamische Steifigkeit s0 in MN/m3


Material in mm
Platten lose Platten fest mit
eingelegt Schalen verbunden

15 8 12 bis 15
Mineralfaserplatten 30 4 6 bis 8

10 80 bis 200
Hartschaumplatten 20 ca. 30 bis 50 40 bis 100

10 ca. 20 ca. 1000


poröse Holzfaserdämmplatten 20 ca. 10 ca. 500

6.3.2 Trittschallschutz

Fertige Decken bestehen aus der Rohdecke und der Deckenauflage, bzw. dem Fuß-
boden und evtl. einer abgehängten Unterdecke. Im Gebäude ist die Trittschalldäm-
mung der fertigen Decken für den Trittschallschutz maßgebend. Sie ergibt sich aus
dem äquivalenten bewerteten Norm-Trittschallpegel Ln,w,eq der Rohdecke und aus
dem Trittschallverbesserungsmaß DLw der Deckenauflage.

Ln, w ¼ Ln, w, eq # DLw bzw: L0n, w, R ¼ Ln, w, eq, R # DLw, R

Der errechnete Wert L0n, w, R muss mindestens 2 dB niedriger sein, als die in
DIN 4109 genannten Anforderungen!

Massivdecken. Bei einschaligen Massivplatten hängt der äquivalente bewertete


Norm-Trittschallpegel von der Flächenmasse der Decke ab und ist umso kleiner, je
schwerer die Decke ist. Durch eine abgehängte Unterdecke kann die Trittschalldäm-
mung der Massivplatte um einige dB verbessert werden.

Deckenauflage. Die Deckenauflage bzw. der Fußboden mindert den Trittschallpegel.


Erreicht wird die Trittschalldämmung durch einen auf der Decke verlegten schwim-
menden Estrich oder durch einen unmittelbar auf der Decke aufgebrachten, weich-
federnden Bodenbelag.

Treppen. Beim Begehen von Treppen entsteht ebenfalls störender Trittschall. Er


wird nach denselben Messverfahren wie bei Trenndecken bestimmt und auch
durch den bewerteten Norm-Trittschallpegel gekennzeichnet.

212
Schallschutz im Hochbau

6.4 Luft- und Trittschallschutz nach Beiblatt 1 zu DIN 4109


(Bauteilkatalog)
In den nachfolgenden Abschnitten werden in Beiblatt 1 zu DIN 4109 angegebene
Rechenwerte der Schalldämmung genannt, die für den Nachweis des nach 4
DIN 4109 geforderten Schallschutzes verwendet werden dürfen (s. Abschn. 6.2).

6.4.1 Einschalige Wände


0
Tafel 6-3 enthält Rechenwerte für das bewertete Schalldämm-Maß Rw , R abhängig
von der flächenbezogenen Masse m0 von Wänden und homogenen Massivdecken.
Sie gelten bei flankierenden Bauteilen mit einer flächenbezogenen Masse von rund
300 kg/m2.

Tafel 6-3 Rechenwerte des bewerteten Schalldämm-Maßes R 0w, R von einschaligen, biegestei-
fen Bauteilen, abhängig von der flächenbezogenen Masse m 0

m0 in kg/m2 85 90 95 105 115 125 135 150 160 175 190 210
0
Rw , R in dB 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45

m0 in kg/m2 230 250 270 295 320 350 380 410 450 490 530 580
0
Rw , R in dB 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57

Tafel 6-4 Wandrohdichten einschaliger gemauerter Wände, abhängig von der Stein- bzw.
Plattenrohdichte r und der Mörtelart

Rohdichte r in kg/dm3 2,2 2,0 1,8 1,6 1,4 1,2

Normalmörtel 2080 1900 1720 1540 1360 1180


Wandrohdichte
in kg/m3
Leichtmörtel 1940 1770 1600 1420 1260 1090

Rohdichte r in kg/dm3 1,0 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5

Normalmörtel 1000 910 820 730 640 550


Wandrohdichte in
kg/m3
Leichtmörtel 950 860 770 680 590 500

Das bewertete Schalldämmmaß einschaliger massiver Bauteile wird nach folgen-


der Formel errechnet:
0
Rw ¼ 28 log ðm 0 Þ # 20 dB :

m 0 ist die flächenbezogene Masse des Bauteils in kg/m2. Das Ergebnis ist auf gan-
ze dB zu runden. Voraussetzung für die Anwendung dieser Formel ist ein fugen-
dichter Aufbau der Bauteile, der in der Regel mit Putz erzielt wird. Bei Sichtmauer-
werk sind vom bewerteten Schalldämmmaß 2 dB abzuziehen.
Bei der Berechnung der flächenbezogenen Masse des Bauteils sollte der Putz mit
maximal 10 kg/m2 je Lage in Ansatz gebracht werden.
Bei der Ermittlung der flächenbezogenen Masse von Betonbauteilen ist von einer
Rohdichte von 2300 kg/m3 auszugehen.

213
Bauphysik

Einfluss zusätzlich angebrachter Bau- und Dämmplatten. Werden z. B. aus Grün-


den der Wärmedämmung an einschalige, biegesteife Wände Dämmplatten hoher
dynamischer Steifigkeit (z. B. Holzwolle-Leichtbauplatten oder harte Schaumkunst-
stoffplatten) vollflächig oder punktweise angesetzt oder anbetoniert, so verschlech-
tert sich die Schalldämmung, wenn die Dämmplatten z. B. durch Putz, Bauplatten
(z. B. Gipskartonplatten) oder Fliesen abgedeckt werden. Die Werte von Tafel 6-4
sind auf solche Wände nicht anwendbar.

6.4.2 Zweischalige Wände


Zweischalige Wände aus schweren, biegesteifen Schalen mit durchgehender
Trennfuge. Die flächenbezogene Masse der Einzelschale soll möglichst groß sein,
muss jedoch mindestens 150 kg/m2 betragen. Bei einer flächenbezogenen Masse
>200 kg/m2 muss die Trennfuge mindestens 20 mm dick, bei geringeren flächenbe-
zogenen Massen mindestens 30 mm dick sein.
Beispiele für erreichbare Schalldämm-Maße zweischaliger, schwerer biegesteifer
Wände mit durchgehender Trennfuge sind in Tafel 6-5 angegeben.
0
Das bewertete Schalldämm-Maß Rw , R einer zweischaligen Wand mit durchgehen-
der Trennfuge kann auch aus der Summe der flächenbezogenen Masse m0 der Ein-
zelschalen nach folgender Näherungsgleichung ermittelt werden:
0 m0 0 2
Rw , R ¼ 28 lg m0 # 8 dB, dabei ist m0 ¼ 1 kg=m
0

Tafel 6-5 Beispiele für das bewertete Schalldämm-Maß R 0w, R für zweischaliges, in Normal-
mörtel gemauertes Mauerwerk mit durchgehender Gebäudetrennfuge

Rohdichteklasse der Steine und Mindestwanddicke der Schalen bei zweischali-


gem Mauerwerk
Beiderseitiges Beiderseitig je 10 mm Beiderseitig je 15 mm
Sichtmauerwerk Putz P IV Putz P I, P II, P III
Bewertetes (Gips- und (Kalk-, Kalkzement-,
Schall- Kalkgipsputz) Zementputz)
dämm- (20 kg/m2) (50 kg/m2)
0
Maß Rw;R
Stein- Mindest- Stein- Mindest- Stein- Mindest-
Rohdichte- dicke der Rohdichte- dicke der Rohdichte- dicke der
Klasse Schalen Klasse Schalen Klasse Schalen
ohne Putz ohne Putz ohne Putz
in dB — in mm — in mm — in mm
0,6 2 + 240 0,6 2 + 240 0,7 2 + 175
0,9 2 + 175 0,8 2 + 175 0,9 2 + 150
57 1,0 2 + 150 1,0 2 + 150 1,2 2 + 115
1,4 2 + 115 1,4 2 + 115
0,6 2 + 240 0,6 2 + 240 0,5 2 + 240
0,9 175 þ 240 0,8 2 + 175 0,8 2 + 175
62 0,9 2 + 175 1,0 2 + 150 0,9 2 + 150
1,4 2 + 115 1,4 2 + 115 1,2 2 + 115
1,0 2 + 240 1,0 2 + 240 0,9 2 + 240
1,2 175 þ 240 1,2 175 þ 240 1,2 175 þ 240
67 1,4 2 + 175 1,4 2 + 175 1,4 2 + 175
1,8 115 þ 175 1,8 115 þ 175 1,6 115 þ 175
2,2 2 + 115 2,2 2 + 115 2,0 2 + 115

Zweischalige Wände aus einer biegesteifen Schale mit biegeweicher Vorsatz-


schale. Die Luftschalldämmung einschaliger, biegesteifer Wände kann mit biege-
weichen Vorsatzschalen nach Bild 6-6 verbessert werden. Rechenwerte des bewer-
0
teten Schalldämm-Maßes Rw , R sind in Tafel 6-6 enthalten.

2 14
Schallschutz im Hochbau
a) Vorsatzschale aus Gipskartonplatten nach
DIN 18180, Dicke 12,5 oder 15 mm, Ausfüh-
rung nach DIN 18181 oder aus Spanplatten
nach DIN 68763, Dicke 10 bis 16 mm; mit Hohl-
raumausfüllung1). Holzstiele (Ständer) an
schwerer Schale befestigt2). 4
b) Ausführung wie Bild 6-6a, jedoch Holzstiele
(Ständer) mit Abstand >e 20 mm vor schwerer
Schale freistehen2).
c) Vorsatzschale aus Gipskartonplatten nach
DIN 18180, Dicke 12,5 mm oder 15 mm und
Faserdämmplatten3), Ausführung nach
DIN 18181, an schwerer Schale streifenförmig
angesetzt.

Bild 6-6
Beispiele für zweischalige Wände aus einer
schweren, biegesteifen Schale und einer
biegeweichen Vorsatzschale

1
) Faserdämmstoffe nach DIN 18165-1, Typ WZ-w o. W-w, Nenndicke 40 bis 60 mm.
2
) Es können auch Ständer aus Blech-C-Profilen nach DIN 18183-1 verwendet werden.
3
) Faserdämmplatte nach DIN 18165-1 Typ WV-s, Nenndicke >40 mm, s 0 < 5 MN=m3 .

Tafel 6-6 Bewertetes Schalldämm-Maß R 0w, R


von einschaligen, biegesteifen Wän-
den mit einer biegeweichen Vorsatz-
schale nach Bild 6-6 (Rechenwerte)
0 1 2
Flächenbezogene Masse Rw ,R ) )
der Massivwand in kg/m2 in dB
100 49
150 49
200 50
250 52
275 53
1 300 54
) Gültig für flankierende Bauteile mit einer
350 55
mittleren flächenbezogenen Masse mL0 , Mittel
400 56
von etwa 300 kg/m2. S. auch Abschn. 6.4.4.
2 450 57
) Bei Wandausführungen nach Bild 6-6a
500 58
sind diese Werte um 1 dB abzumindern.

Luftschalldämmung von Massivdecken mit schwimmendem Estrich. Die Luftschall-


dämmung wird durch den schwimmenden Estrich verbessert, allerdings wird die
Verbesserung durch die Schall-Längsleitung begrenzt (s. Abschn. 6.4.4).

6.4.3 Decken
6.4.3.1 Massivdecken ohne und mit Deckenauflager
Luftschalldämmung von Massivdecken mit schwimmendem Estrich. Die Luftschall-
dämmung wird durch den schwimmenden Estrich verbessert, allerdings wird die
Verbesserung durch die Schall-Längsleitung begrenzt.

Trittschalldämmung von Massivdecken


Einschalige Decken. Die Trittschalldämmung einschaliger Decken nimmt mit der
Masse und der Biegesteifigkeit zu. Eine ausreichende Trittschalldämmung kann je-
doch im Gegensatz zur Luftschalldämmung allein durch Erhöhung der flächenbezo-

215
Bauphysik

genen Masse nicht erreicht werden. Eine


Verbesserung durch Deckenauflagen ist
immer notwendig. Die Trittschalldäm-
mung einschaliger Decken kann durch
eine zweite Schale (mit Abstand ange-
bracht) verbessert werden. Als zweite
Schale am wirksamsten ist der schwim-
mende Estrich.

Schwimmender Estrich. Er besteht aus


einer lastverteilenden Estrichplatte, die
auf einer weichfedernden Dämmschicht
liegt. Die Verbesserung der Trittschall-
dämmung beginnt oberhalb der Eigen-
frequenz. Den Zusammenhang zwischen
Bild 6-7 Zusammenhang zwischen dem dem Verbesserungsmaß DLw und der
Trittschallverbesserungsmaß DLw
dynamischen Steifigkeit s0 der Dämm-
eines schwimmenden Estrichs und
der dynamischen Steifigkeit s0 der schicht zeigt Bild 6-7.
verwendeten Dämmschicht bei Angaben über Rechenwerte des bewer-
Estrichen mit flächenbezogenen teten Schalldämm-Maßes Rw 0
, R und des
Massen m0 von 70 und 40 kg/m2 äquivalenten bewerteten Norm-Tritt-
schallpegels Ln,w,eq,R von Massivdecken
ohne und mit biegeweicher Unterdecke (s. Bild 6-8) sind in den Tafeln 6-7 und 6-8
enthalten. Sie beziehen sich auf

6.8.1 Massivdecken mit Hohlräumen 6.8.2 Stahlbetonvollplatten


nach DIN 1045 als
— Stahlsteindecken, — aus Normalbeton nach DIN 1045,
— Stahlbetonrippendecken, — aus Leichtbeton nach DIN 4219-2,
— Stahlbetonhohldielen und — aus bewehrtem Porenbeton
— Stahlbetonbalkendecken. nach DIN 4223

1
) Z. B. Rohrgewebe und Putz; Gipskarton-
platten nach DIN 18180, Dicke 12,5 oder
15 mm.
2
) Im Hohlraum sind schallschluckende Ein-
lagen vorzusehen, z. B. Faserdämm-Matten
nach DIN, Nenndicke 40 mm.

Bild 6-8 Stahlbetonvollplatte nach DIN 1045 ohne und mit biegeweicher Unterdecke

Tafel 6-7 Rechenwerte des äquivalenten bewerteten Norm-Trittschallpegels Ln,w,eq,R von Mas-
sivdecken ohne und mit biegeweicher Unterdecke nach Bild 6-7

Flächenbezogene Masse in kg/m2 135 160 190 225 270 320 380 450 530

ohne Unterdecke 86 85 84 82 79 77 74 71 69
Ln,w,eq,R in dB
mit Unterdecke 75 74 74 73 73 72 71 69 67

216
Schallschutz im Hochbau
Tafel 6-8 Rechenwerte des bewerteten Schalldämm-Maßes R 0w;R von Massivdecken
Flächenbe- Bewertetes Schalldämm-Maß Rw;R0
in dB1)
zogene Einschalige Einschalige Massivdecke mit Massivdecke mit
Masse der Massivdecke, Massivdecke mit Unterdecke3), schwimmendem
Decke4) Estrich und Geh-
belag unmittel-
schwimmendem
2
Estrich )
Gehbelag und Estrich und
Estrich unmittelbar Unterdecke3)
4
in kg/m2 bar aufgebracht aufgebracht
500 55 59 59 62
450 54 58 58 61
400 53 57 57 60
350 51 56 56 59
300 49 55 55 58
250 47 53 53 56
200 44 51 51 54
150 41 49 49 52
1
) gültig für flankierende Bauteile mit mittlerer flächenbezogener Masse mL0 , Mittel & 300 kg=m2 .
2
) Und andere schwimmend verlegte Deckenauflagen, z. B. schwimmend verlegte Holzfußbö-
den, sofern sie ein Trittschall-Verbesserungsmaß DLw > 24 dB haben.
3
) Biegeweiche Unterdecke nach Bild 6-8.1, oder akustisch gleichwertige Ausführungen.
4
) Die Masse von aufgebrachten Verbundestrichen oder Estrichen auf Trennschicht ist zu be-
rücksichtigen.

6.4.3.2 Deckenauflagen
Beispiele für Deckenauflagen und die mit ihnen erzielbaren Trittschallverbesse-
rungsmaße DLw,R sind in den Tafeln 6-9 und 6-10 enthalten. Die Deckenauflagen in
Tafel 6-9 (schwimmende Estriche) verbessern die Luft- und Trittschalldämmung ei-
ner Rohdecke, die Deckenauflagen der Tafel 6-10 (weichfedernde Bodenbeläge) ver-
bessern nur die Trittschalldämmung.

Tafel 6-9 Rechenwerte des Trittschallverbesserungsmaßes DLw,R von schwimmenden Estri-


chen auf Massivdecken
Dynamische Steifigkeit DLw,R in dB mit Bodenbelag
Schwimmender Estrich s0 in MN/m3
von höchstens hart weich1)
(DLw,R > 20 dB)
Gussasphaltestriche nach DIN 18560-2 50 20 20
mit einer flächenbezogenen Masse 40 22 22
>45 kg/m2 auf Dämmschichten aus 30 24 24
Dämmstoffen nach DIN 18164-2 oder 20 26 26
DIN 18165-2 15 27 29
10 29 32
Estriche nach DIN 18560-2 mit einer 50 22 23
flächenbezogenen Masse >70 kg/m2 40 24 25
auf Dämmschichten aus Dämmstoffen 30 26 27
nach DIN 18164-2 oder 20 28 30
DIN 18165-2 15 29 33
10 30 34
1
) Wegen der möglichen Austauschbarkeit von weichfedernden Bodenbelägen nach Tafel 6-10
dürfen diese bei dem Nachweis der Mindestanforderungen nach DIN 4109 nicht angerechnet
werden.
Bei gegebenen Ln, w, eq, R einer Massivdecke lässt sich der zur Erfüllung der Mindest-
anforderungen bzw. Richtwerte erforderliche Mindestwert des Verbesserungsma-
ßes DLw, R, mind nach folgender Gleichung bestimmen:
DLw, R, mind ¼ Ln, w, eq, R # Ln, w, erf: þ 2 dB

217
Bauphysik
Tafel 6-10 Rechenwerte des Trittschallverbesserungs-Maßes DLw,R von weichfedernden Bo-
denbelägen
Deckenauflagen; weichfedernde Bodenbeläge DLw,R
Linoleum-Verbundbelag nach DIN 181731) 142)
PVC-Beläge1)
PVC-Beläge mit genadeltem Jutefilz als Träger nach DIN 16952-1 132)
PVC-Beläge mit Korkment als Träger nach DIN 16952-2 162)
PVC-Beläge mit Unterschicht aus PVC-Schaumstoff nach DIN 16952-3 162)
PVC-Beläge mit Synthesefaser-Vliesstoff als Träger nach DIN 16952-4 132)
Textile Bodenbeläge
Nadelvlies, Dicke >5 mm 20
Poltteppiche
4 mm 19
Unterseite geschäumt Gesamtdicke 6 mm 24
8 mm 28
4 mm 19
Unterseite ungeschäumt Gesamtdicke 6 mm 21
8 mm 24
1
) Die Bodenbeläge müssen durch Hinweis auf die jeweilige Norm gekennzeichnet sein. Das
maßgebliche Verbesserungsmaß DLw,R muss auf dem Erzeugnis angegeben sein.
2
) Die angegebenen Werte sind Mindestwerte aus den entsprechenden Normen DIN 18173
und DIN 16952-1 bis DIN 16952-4; sie gelten nur für aufgeklebte Bodenbeläge.

6.4.3.3 Holzbalkendecken
Ausführungsbeispiele sind in
Bild 6-9 dargestellt mit Angabe
der Rechenwerte des bewerteten
0
Schalldämm-Maßes Rw;R und des
bewerteten Norm-Trittschallpegels
Ln,w,R.
1 Spanplatte nach DIN 68763, ge-
spundet oder mit Nut und Feder
2 Holzbalken
3 Gipskarton-Bauplatte nach DIN
18180, 12,5 o. 15 mm dick, o.
Spanplatte nach DIN 68763, 13 bis
16 mm dick
4 Faserdämmstoff nach DIN 18165-2,
Typ T, dynamische Steifigkeit
s0<15 MN=m3
5 Faserdämmstoff nach DIN 18165-1,
Typ WL- w oder W-w
6 Holzlatten, Achsabstand >400 mm,
direkte Befestigung an den Balken
mit mechanischen Verbindungsmit-
teln
7 Unterkonstruktion aus Holz, Achs-
abstand der Latten >400 mm, Befes-
tigung über Federbügel, kein fester
Kontakt zwischen Latte und Balken
— ein weichfedernder Faserdämm-
streifen darf zwischengelegt wer-
den.
8 Mechanische Verbindungsmittel
oder Verleimung
9 Estrich
10 Betonplatten, lose auf 3 mm Filz
verlegt Bild 6-9 Ausführungsbeispiele für Holzbalkendecken

218
Schallschutz im Hochbau

6.4.3.4 Massive Treppenläufe und Treppenpodeste


Bei der Ermittlung des erforderlichen Trittschallverbesserungsmaßes DLw,R, mind
von massiven Treppenläufen und -podesten kann von den äquivalenten bewerte-
ten Norm-Trittschallpegeln L n,w,eq,R nach Tafel 6-11 ausgegangen werden. Das
erf. Trittschallverbesserungsmaß DLw,R,mind errechnet sich nach der Gl. im 4
Absch. 6.4.3.2.
Tafel 6-11 Norm-Trittschallpegel für verschiedene Ausführungen von massiven Treppenlaufen
und Treppenpodesten (Dicke > 120 mm)
Treppe und Treppenraumwand Ln,w,eq,R L0n,w,R
Treppenpodest, fest verbunden
— mit einschaliger Treppenraumwand (m0 > 380 kg/m2), 66 70
— mit Treppenraumwand bei durchgehender Gebäudetrennfuge < 53 < 50

Treppenlauf
— mit einschaliger Treppenraumwand (m0 > 380 kg/m2) fest verbunden 61 65
— von einschaliger Treppenraumwand abgesetzt 58 58
— zusätzlich mit durchgehender Gebäudetrennfuge < 46 < 43
— zusätzlich auf Treppenpodest elastisch gelagert mit durchgehender 38 42
Gebäudetrennfuge

6.4.4 Einfluss der Schall-Längsleitung flankierender Bauteile auf die


Luftschalldämmung von Trennwänden und -decken
Die Schall-Längsleitung flankierender Bauteile (s. Bild 6-3) beeinflusst auch die Luft-
schalldämmung von Trennwänden und -decken. Berücksichtigt wird dieser Einfluss
durch die Korrekturwerte KL,1 (mittlere Flächenmasse der flankierenden Bauteile)
und KL, 2 (Anzahl der biegeweichen Vorsatzschalen der flankierenden Bauteile). Die
in den Tafeln 6-3, 6-5, 6-8, 6-9, 6-11 und Bild 6-10 angegebenen Werte des bewer-
teten Schalldämm-Maßes R 0w, R von Trennwänden und -decken setzen voraus,
dass die mittlere flächenbezogene Massen m 0L, mittel der flankierenden Bauteile
rund 300 kg/m2 beträgt (R 0w300).
0 0
Rw , R ¼ Rw300 þ KL, 1 þ KL, 2
Korrekturwert KL,1:
0
Je höher m L, mittel der flankierenden Bauteile ist, umso geringer ist die Schall-
Längsleitung und umso höher das bewertete Schalldämm-Maß R 0w, R. Bei der Be-
rechnung von m0L, mittel wird vorausgesetzt, dass die flankierenden Bauteile zu bei-
den Seiten eines trennenden Bauteils in einer Ebene liegen (s. Bild 6-10.1). Ist dies
nicht der Fall (s. Bild 6-10.2), ist für die Berechnung von m0 L, mittel anzunehmen,
dass das leichtere Bauteil auch im Nachbarraum vorhanden ist, d. h. es ist an Stelle
der Wand F 02 mit der Wand F 002 zu rechnen. Verkleidete Bauteile oder solche, die
aus biegeweichen Schalen bestehen, werden in der Berechnung nicht beachtet. Der
Korrekturwert KL, 1 ist, je nach Ausführung des trennenden Bauteils, nach Tafel 6-12
oder 6-13 zu bestimmen.
Bei Trennwänden und -decken aus biegesteifen Schalen ist:
1P n
mL0 , mittel ¼ m0 0
mLi flächenbezogene Masse des i-ten Bauteils ohne Bekleidung
n i¼1 Li
Bei Trennwänden und -decken aus biegeweichen Schalen bzw. bei Holzbalkende-
cken ist:
' n (#0,4
1 P
mL0 , mittel ¼ ðmL0 , i Þ#2,5
n i¼1

Korrekturwert KL, 2:
Wenn trennende Bauteile mehrschalig und die flankierende Bauteile mit einer bie-
geweichen Vorsatzschale versehen sind oder aus biegeweichen Schalen bestehen

2 19
Bauphysik

oder bei Decken ein schwimmender Estrich oder schwimmender Holzfußboden ver-
legt wurde, kommt die Korrektur KL, 2 zur Anwendung, sofern die flankierenden
Bauteile im Bereich des trennenden Bauteils unterbrochen sind. Die Korrektur KL, 2
in Tafel 6-14 hängt nur von der Anzahl der flankierenden Bauteile ab, die die oben-
genannten Kriterien erfüllen.

Bild 6-10.1 Nicht versetzt angeordnete flan- Bild 6-10.2 Versetzt angeordnete flankieren-
kierende Wände F1 und F2 de Wände F 10 und F 20
Normalfall, den Korrekturwerten zugrunde- Ausnahmefall, für die Berechnung der
gelegt Korrekturwerte wird anstelle der Wand F 02
die Wand F 002 angenommen

Tafel 6-12 Korrekturwerte KL,1 für das bewertete Schalldämm-Maß R 0w, R von biegesteifen
Wänden nach Tafel 6-3, 6-5 und 6-8 und Decken nach Tafel 6-11 als trennende Bau-
teile bei flankierenden Bauteilen mit der mittleren flächenbezogenen Masse mL0 , Mittel
Korrektur KL,1 in dB für mittlere
Art des trennenden Bauteiles flächenbezogene Massen m0L,mittel in kg/m2
400 350 300 250 200 150 100
Einschalige, biegesteife Wände und Decken 0 0 0 0 !1 !1 !1
Einschalige, biegesteife Wände mit biege-
weichen Vorsatzschalen und Massivdecken
þ2 þ1 0 !1 !2 !3 !4
mit schwimmendem Estrich und/oder mit
Unterdecke
Tafel 6-13 Korrekturwerte KL, 1 für das bewertete Schalldämm-Maß R 0w, R von zweischaligen
Wänden aus biegeweichen Schalen nach Tafel 6-9 und von Holzbalkendecken nach
Bild 6-9 als trennende Bauteile bei flankierenden Bauteilen mit der mittleren flä-
chenbezogenen Masse m 0L, Mittel
R 0w der Trennwand bzw. KL, 1 in dB für mittlere flächenbezogene
-decke für Massen m 0L, Mittel in kg/m2
mL0 , Mittel ¼ 300 kg/m2
in dB 450 400 350 300 250 200 150
50 þ4 þ3 þ2 0 !2 !4 !7
49 þ2 þ2 þ1 0 !2 !3 !6
47 þ1 þ1 þ1 0 !2 !3 !6
45 þ1 þ1 þ1 0 !1 !2 !5
43 0 0 0 0 !1 !2 !4
41 0 0 0 0 !1 !1 !3
0
Tafel 6-14 Korrekturwert KL, 2 für das bewertete Schalldämm-Maß R w, R trennender Bauteile
mit biegeweicher Vorsatzschale, schwimmendem Estrich bzw. Holzfußboden oder
aus biegeweichen Schalen in Abhängigkeit der Anzahl der flankierenden biegewei-
chen Bauteile oder solchen mit biegeweicher Vorsatzschale
Anzahl der flankierenden Bauteile 1 2 3
Korrekturwert KL, 2 der flankierenden Bauteile þ1 þ3 þ6

Beispiele zur Anwendung der Korrekturwerte KL,1 und KL,2 bei der Ermittlung von
R w,
0
R von trennenden Bauteilen.

220
Schallschutz im Hochbau
Beispiel 1: Eine Wohnungstrennwand aus Betonschalungssteinen mit einer flächenbezogenen
Masse von 490 kg/m2 wird von folgenden Bauteilen flankiert:
Außenwand: Leichthochlochziegel, m0 ca. 200 kg/m2
Innenwand: massive Gipswandbauplatte,
m0 ca. 90 kg/m2
obere Decke: Stahlbetonplatte, Dicke 140 mm, 4
m0 ca. 320 kg/m2
untere Decke: Stahlbetonmassivplatte mit schwimmendem Estrich. Dies stellt
ein Bauteil mit Vorsatzschale dar und wird bei der Ermittlung von
0
mL;mittel nicht berücksichtigt.
Bewertetes Schalldämmmaß der Trennwand:
0
Rw , R, 300 ¼ 28 log ð490Þ ! 20 ¼ 55 dB;
mittlere flächenbezogene Masse der flankierenden Bauteile:
mL0 , mittel ¼ ð200 þ 90 þ 320Þ=3 ¼ 203 kg=m2 ;
Korrekturwert: KL, 1 ¼ !1 dB ;
bewertetes Schalldämmmaß der Trennwand in der konkreten Einbausituation:
0
Rw;R ¼ 55 ! 1 ¼ 54 dB .

Beispiel 2: Eine Wohnungstrenndecke aus 180 mm Stahlbeton und schwimmendem Estrich


wird von folgenden Bauteilen flankiert:
Außenwand: Leichthochlochziegel, m0 ca. 200 kg/m2
2 Innenwände: massive Gipswandbauplatte,
m0 ca. 90 kg/m2
Tragwand: 175 mm Ziegelmauerwerk, verputzt,
m0 ca. 210 kg/m2.
Das bewertete Schalldämmaß der Trenndecke ergibt sich mit ihrer flächenbezoge-
nen Masse von ca. 410 kg/m2 einschließlich schwimmendem Estrich zu
0
Rw , R, 300 ¼ 57 dB ;
mittlere flächenbezogene Masse der flankierenden Bauteile:
mL0 , mittel ¼ ð200 þ 2 " 90 þ 210Þ=4 ¼ 147,5 kg=m2 ;
Korrekturwert: KL, 1 ¼ !3 dB ;
bewertetes Schalldämmmaß der Trenndecke in der konkreten Einbausituation:
0
Rw;R ¼ 57 ! 3 ¼ 54 dB
(Baurechtlich verbindliche Anforderung gerade erfüllt.)

6.4.5 Fenster
Die Schalldämmung von Fenstern hängt von der Fensterart (Einfach-, Verbund-
oder Kastenfenster), der Verglasung und von der Dichtheit der Fensterfugen ab.
Tafel 6-15 enthält Schalldämmwerte verschiedener Fensterarten.

Tafel 6-15 Bewertetes Schalldämm-Maß Rw,R verschiedener Fensterarten


Fensterart Verglasung Rw,R in dB

normale Isolierglasscheibe 30 bis 40


Einfachfenster hochschalldämmendes Isolierglas bis 45

normale Ausführung 35 bis 43


Verbundfenster hochschalldämmende Ausführung bis 48

Kastenfenster je nach Verglasung und Rahmen 48 bis 55

221
Bauphysik

6.4.6 Rollladenkästen
Bei Rollladenkästen wird die Schalldämmung oft als Normalschallpegeldifferenz
Dn,w,P angegeben. Um diesen Wert mit der Schalldämmung des Fensters verglei-
chen zu können, muss daraus das Bauschalldämm-Maß Rw,R nach folgender Glei-
chung errechnet werden 2
A0 10 m (Bezug-Absorptionsfläche)
SPR! lichte Einbaufläche des Elementes
Rw, R ¼ Dn, w, P # 10 lg A0 =SPRÜ # 2 dB in der Prüfwand in m2
Dn,w,P im Prüfstand gemessener Wert.

Um eine hohe Schalldämmung des Rollladenkastens zu erreichen, muss der Roll-


kastendeckel möglichst schwer sein und muss dicht schließen. Außerdem sollte
der Kastenhohlraum durch Schallabsorptionsmaterial gedämpft werden. Messwer-
te Dn,w,P von Rollladenkästen liegen zwischen Dn,w,P ¼ 50 dB und 60 dB.

6.4.7 Türen
Die Schallübertragung bei Türen erfolgt teils über das Türblatt, teils über Undicht-
heiten in den Fälzen und an der Türunterkante. Normale Türblätter besitzen eine
niedrige flächenbezogene Masse und deshalb eine geringe Schalldämmung. Ver-
bessert werden kann der Schallschutz, indem das Türblatt schwerer gemacht wird
und die Fälze abgedichtet werden. Besondere Schwierigkeiten bereitet die Abdich-
tung der unteren Türkante. In Tafel 6-16 wird eine !bersicht über die erreichbaren
Schalldämm-Maße bei Türen gegeben.

Tafel 6-16 Bewertetes Schalldämm-Maß Rw von Türen


bewertetes Schall-
Türausführungen dämm-Maß in dB

einfache, leichte Zimmertüren, ohne besondere Dichtungsmaßnahmen 17 bis 25

schwer ausgeführte Zimmertüren mit zusätzlichen Falzdichtungen 25 bis 32

schalldämmende Türen, Spezialausführungen 32 bis 40

hochschalldämmende Türen (doppelschalige Stahlblechtüren) 40 bis 50

zwei einfache Einzeltüren, hintereinander geschaltet 40

6.4.8 Außenbauteile
Außenbauteile haben die Aufgabe, das Gebäudeinnere vor Außenlärm zu schützen.
Maßgeblich ist daher ihr bewertetes Schalldämmmaß im direkten Schalldurchgang.
Der in den zu schützenden Räumen zu erwartende Innenpegel hängt zusätzlich von
der Größe des Empfangsraumes und von seiner Ausstattung ab (je höher die im
Raum vorhandene äquivalente Absorptionsfläche, desto geringer sind die Störpegel).

Massive Außenwände mit Wärmedämmverbundsystemen


In Massivbauten sind heute Wärmedämmverbundsysteme auf den Außenwänden
weit verbreitet. Das Wärmedämmverbundsystem stellt ein Masse-Feder-System
dar, wobei der Außenputz die Rolle der Masse und der Dämmstoff die Rolle der
Feder übernimmt. Bei Mineralwolle mit stehenden Fasern und Dicken über
100 mm liegt die Resonanzfrequenz in der Regel bei etwa 100 Hz, bei Polystyrol-
Hartschaum als Dämmstoff liegt sie zwischen 200 und 400 Hz. Da bei der Reso-
nanzfrequenz eine Verschlechterung der Schalldämmung gegenüber dem Basis-

222
Schallschutz im Hochbau

bauteil eintritt, oberhalb aber eine starke Verbesserung, erhöht sich das bewertete
Schalldämmmaß bei Systemen mit Mineralwolle um 2 bis 6 dB, bei Systemen mit
Polystyrol verschlechtert es sich um 2 bis 6 dB. So kann das bewertete Schall-
dämmmaß einer 175 mm dicken Wand mit einer flächenbezogenen Masse von
330 kg/m2 im Bereich von 45 dB bis 57 dB schwanken.
Die Einzahlangabe ist jedoch für den Schutz gegen Außenlärm nicht geeignet. Das
4
Frequenzspektrum des Außenlärms ist meist sehr tieffrequent; hier ist die Schall-
dämmung der Mineralwolle-Systeme aber schlecht, die der Polystyrol-Systeme da-
gegen gut. Die Art des Wärmedämmverbundsystems hat auf den Innenpegel im zu
schützenden Raum daher fast keinen Einfluss. Zur Bemessung kann das Schall-
dämmmaß der Basiswand herangezogen werden.
Ebenfalls keinen Einfluss hat die Art des Wärmedämmverbundsystems auf das
Schallängsdämmmaß des Außenbauteils. Dieses ergibt sich aus der Schalldäm-
mung der Basiswand.

Außenwände in Holzbauweise und gedämmte Sparrendächer


Die im Beiblatt 1 zur DIN 4109 angegebenen Beispiele entsprechen nicht mehr dem
Stand der Technik (leichte Außenbauteile mit nur 60 mm Wärmedämmung aus Mi-
neralfaser können heute aus Gründen des Wärmeschutzes nicht mehr ausgeführt
werden). Die Schalldämmung leichter Außenbauteile hängt entscheidend von der
Art der inneren Schale ab. Günstig sind Gipskartonplatten und Spanplatten, ungüns-
tig Bretterschalungen, da diese akustisch nicht dicht sind.
Voll gedämmte Sparrendächer mit ca. 200 mm Mineralwolle als Dämmung und ei-
ner raumseitigen Beplankung mit Gipskartonplatten weisen bewertete Schalldämm-
maße von etwa 50 dB auf. Werden die Gipskartonplatten durch eine Holzschalung
ersetzt, können nur noch 42 bis 44 dB erreicht werden. Sparrendächer mit Hart-
schaum als Dämmung weisen bewertete Schalldämmmaße von nur 36 bis 40 dB
auf.

6.4.9 Haustechnische Anlagen und Betriebe


Haustechnische Anlagen im Sinne der DIN 4109 sind die zu einem Gebäude gehö-
renden technischen Einrichtungen, bei deren Betrieb Schall entstehen und in Auf-
enthaltsräumen übertragen werden kann. Es sind dies
— Ver- und Entsorgungsanlagen,
— Transportanlagen,
— fest eingebaute, betriebstechnische Anlagen,
— Gemeinschaftswaschanlagen,
— Schwimmanlagen, Saunen und dgl.,
— Sportanlagen,
— zentrale Staubsauganlagen,
— Müllabwurfanlagen,
— Garagenanlagen.

Betriebe sind Handwerks- und Gewerbebetriebe aller Art, auch Gaststätten und
Theater.
Um Menschen in Aufenthaltsräumen (schutzbedürftige Räume) vor starken Ge-
räuschen zu schützen, werden festgelegt:
— Werte für den noch zulässigen Schallpegel der vorgenannten Geräusche in den
schutzbedürftigen Räumen,
— Mindestwerte für die Luft- und Trittschalldämmung der Bauteile zwischen „be-
sonders lauten‘‘ Räumen und schutzbedürftigen Räumen.

223
Bauphysik

Schutzbedürftige Räume sind


— Wohnräume einschließlich Wohndielen,
— Schlafräume einschließlich !bernachtungsräume in Beherbergungsstätten und
Bettenräume in Krankenhäusern und Sanatorien,
— Unterrichtsräume in Schulen, Hochschulen und ähnlichen Einrichtungen,
— Büroräume (ausgenommen Großraumbüros), Praxisräume, Sitzungsräume und
ähnliche Arbeitsräume.
Besonders laute Räume sind
— Räume, in denen nutzungsbedingt der maximale Schallpegel des Luftschalls
häufig den Wert von 75 dB übersteigt,
— Räume zur Aufstellung von Auffangbehältern von Müllabwurfanlagen,
— Gasträume von Gaststätten, Cafés usw.
— Räume von Kegelbahnen, Sporthallen,
— Küchenräume von Beherbergungs- u. Gaststätten, Krankenhäusern, Sanatorien,
— Theaterräume, Musik- und Werkräume.
Bauteile. Um die in DIN 4109, Tab. 5 enthaltenen Anforderungen an die Luft- und
Trittschalldämmung zwischen „besonders lauten‘‘ und schutzbedürftigen Räumen
einzuhalten, bringt das Beiblatt 1 zu DIN 4109 in der Tab. 35 Ausführungsbeispiele
für trennende und flankierende Bauteile und in der Tab. 36 Korrekturwerte zur Er-
mittlung des Trittschallschutzmaßes.
Lüftungsschächte und -kanäle. Durch Schächte und Kanäle, die Aufenthaltsräume
untereinander verbinden, kann die Luftschalldämmung des trennenden Bauteils
durch Nebenwegübertragung verschlechtert werden. Damit die Anforderungen an
den Schallschutz nach DIN 4109 durch den Schacht nicht verschlechtert wird, muss
die bewertete Schachtpegeldifferenz folgender Bedingung genügen:
0
erf. Rw gefordertes bewertetes Schalldämm-
S Maß des trennenden Bauteils
0
Dk, w, R > erf. Rw ! 10 lg þ 20 dB S die Fläche des trennenden Bauteils
Sk Sk die lichte Querschnittsfläche der
Anschlussöffnung
Diese Bedingung gilt für den Fall, dass die Anschlussöffnungen mindestens 0,5 m
von einer Raumecke entfernt liegen, andernfalls ist eine um 6 dB höhere Schacht-
pegeldifferenz Dk,w erforderlich.
Wasserinstallation. Geräusche aus Wasserversorgungsanlagen entstehen bei der
Wasserentnahme im Wesentlichen in den Querschnittsverengungen innerhalb der
Armaturen und nicht in den Rohrleitungen selbst. Eine strömungstechnisch beson-
ders günstige Ausbildung der Rohrleitungen bringt deshalb bezüglich der Ge-
räusche keine Vorteile. Der in den Armaturen erzeugte Wasserschall wandert in
den Rohrleitungen nur wenig geschwächt weiter. Durch den Wasserschall werden
die Rohrleitungen zu Schwingungen angeregt, die ihrerseits wieder Wände bzw.
Decken in Schwingungen bringen, an denen die Leitungen befestigt sind. Die Ab-
strahlung in den angrenzenden Raum ist geringer, wenn die Zwischenwand schwer
ist oder eine Vorsatzschale auf der Seite des schutzbedürftigen Raumes angebracht
wird. Der Installationsgeräuschpegel LIn des in einen schutzbedürftigen Raum über-
tragenen Geräusches ist um etwa 10 dB (A) geringer, wenn ein Raum zwischen der
Wand mit Rohrinstallation und dem schutzbedürftigen Raum liegt.
Rohrschellen-Isolierungen bei Rohren vor der Wand und Rohrummantelungen bei
Rohren in der Wand sind als Maßnahmen gegen die !bertragung von Armaturen-
geräuschen auf das Bauwerk wirkungslos, wenn die Armaturen fest mit der Wand
verbunden oder andere Schallbrücken vorhanden sind. Eine Geräuschminderung
ist nur zu erreichen, wenn derartige Schallbrücken vermieden werden.
Das Geräusch aus Wasserversorgungsanlagen wird umso größer, je größer der
Fließdruck an der Armatur ist. Der Druck muss deshalb durch Druckminderer be-
grenzt werden.

224
Schallschutz im Hochbau

Bei Armaturen und Geräten der Wasserinstallation erfolgt der Eignungsnachweis


durch Zuordnung zu Armaturengruppen (s. Tafel 6-17).

Tafel 6-17 Armaturengruppen


Armaturengeräuschpegel LAG für den kennzeichnenden Fließdruck
nach DIN 52218-1
4
Auslaufarmaturen Auslaufvorrichtungen, die direkt an Armaturengruppe
und Geräte Armaturen angeschlossen werden
<20 dB (A) <15 dB (A) I
<30 dB (A) <25 dB (A) II

6.5 Anforderungen an den Schallschutz in Gebäuden


6.5.1 Schutz von Aufenthaltsräumen gegen Schallübertragung
aus einem fremden Wohn- oder Arbeitsbereich
Die Anforderungen nach DIN 4109 in Tafel 6-18 sind baurechtlich verbindlich. Ein
Unterschreiten der Anforderungen führt in der Regel zu Beschwerden, in vielen Fäl-
len zu Mietminderungen oder Schadenersatzansprüchen.
Die in DIN 4109 angegebenen Schalldämmmaße beziehen sich auf den Schallschutz
als Gebäudeeigenschaft, d. h. die Anforderungen müssen bei einer Nachmessung
am Bau als bewertetes Schalldämmmaß zwischen zwei Räumen einschließlich aller
Nebenwege eingehalten sein.
Bei Türen und Fenstern gelten die Werte für die Schalldämmung bei alleiniger
!bertragung über Türen und Fenster.
Bestehen Verbindungen zwischen Räumen durch Schächte und Kanäle, so dürfen
die in Tafel 6-18 genannten Werte durch Schallübertragung über die Schacht- und
Kanalanlagen nicht unterschritten werden.

6.5.2 Schutz gegen Geräusch aus haustechnischen Anlagen


Maximale Schallpegel. Die durch haustechnische Anlagen verursachten Schallpegel
dürfen in schutzbedürftigen Räumen die in Tafel 6-19 angegebenen Maximalwerte
nicht überschreiten.
Schallschutz von Bauteilen. Anforderungen an die Luft- und Trittschalldämmung
von Bauteilen zwischen „besonders lauten“ und schutzbedürftigen Räumen sind in
Tafel 6-20 enthalten.

Tafel 6-18 Erforderliche Luft- und Trittschalldämmung zum Schutz gegen Schallübertragung
aus einem fremden Wohn- oder Arbeitsbereich
Anforderungen
Bauteile
0
erf: Rw erf: Bemerkungen
in dB L0n;w
in dB
1 Geschosshäuser mit Wohnungen und Arbeitsräumen
Decken unter allgemein Bei Gebäuden mit nicht mehr
nutzbaren Dachräumen, als 2 Wohnungen betragen die
0
Decken z. B. Trockenböden, 53 53 Anforderungen erf: Rw ¼ 52 dB
Abstellräumen und ihren und erf: L0n;w ¼ 63 dB
Zugängen
Fortsetzung s. nächste Seiten, Fußnote s. S. 229;

225
Bauphysik
Tafel 6-18 (Fortsetzung)
Anforderungen
Bauteile
0
erf: Rw erf: Bemerkungen
in dB L0n;w
in dB
Wohnungstrenndecken sind
Bauteile, die Wohnungen von-
einander oder von fremden
Arbeitsräumen trennen.
Bei Gebäuden mit nicht mehr
als 2 Wohnungen beträgt die
0
Anforderung erf: Rw ¼ 52 dB.
Wohnungstrenndecken
(auch -treppen) und Decken Weichfedernde Bodenbeläge
zwischen fremden Arbeits- 54 53 dürfen bei dem Nachweis der
räumen bzw. vergleich- Anforderungen an den Tritt-
baren Nutzungseinheiten schallschutz nicht angerechnet
werden; in Gebäuden mit nicht
mehr als 2 Wohnungen dürfen
weichfedernde Bodenbeläge be-
rücksichtigt werden, wenn die
Beläge auf dem Produkt oder
auf der Verpackung mit dem
entsprechenden DLw gekenn-
zeichnet sind.
Decken über Kellern, Haus-
fluren, Treppenhäusern 52 531) Weichfedernde Bodenbeläge
unter Aufenthaltsräumen dürfen bei dem Nachweis der
Decken Decken über Durchfahrten, Anforderungen an den Tritt-
Einfahrten von Sammel- schallschutz nicht angerechnet
55 531) werden.
garagen und ähnliches
unter Aufenthaltsräumen
Wegen der verstärkten !bertra-
Decken unter/über Spiel- gung tiefer Frequenzen können
oder ähnlichen Gemein- 55 46 zusätzliche Maßnahmen zur Kör-
schaftsräumen perschalldämmung erforderlich
sein.
Decken unter Terrassen Bezüglich der Luftschalldäm-
und Loggien über Aufent- — 53 mung gegen Außenlärm siehe
haltsräumen aber Abschn. 5.5.3.
Decken unter
Laubengängen — 531)

Decken und Treppen inner- Weichfedernde Bodenbeläge


halb von Wohnungen, die — 1
53 ) dürfen bei dem Nachweis der
sich über zwei Geschosse Anforderungen an den Tritt-
erstrecken schallschutz nicht angerechnet
werden.
Decken unter Bad und WC Bei Gebäuden mit nicht mehr
ohne/mit Bodenentwässe- 54 531) als 2 Wohnungen beträgt die
0
rung Anforderung erf: Rw ¼ 52 dB
und erf: L0n;w ¼ 63 dB
Weichfedernde Bodenbeläge
dürfen bei dem Nachweis der
1
Decken Hausfluren — 53 ) Anforderungen an den Tritt-
schallschutz nicht angerechnet
werden.
Fortsetzung s. nächste Seiten, Fußnote s. S. 229

226
Schallschutz im Hochbau
Tafel 6-18 (Fortsetzung)

Anforderungen
Bauteile
0
erf: Rw erf: Bemerkungen
in dB L0n;w
in dB 4
Keine Anforderungen an
Treppenläufe i. Gebäuden mit
Treppen Treppenläufe und -podeste — 58 Aufzug und an Treppen in
Gebäuden mit nicht mehr als
2 Wohnungen
Wohnungstrennwände und Wohnungstrennwände sind
Wände zwischen fremden 53 — Bauteile, die Wohnungen
Arbeitsräumen voneinander oder von fremden
Arbeitsräumen trennen.
Für Wände mit Türen gilt die
0
Anforderung erf: Rw (Wand)
¼ erf: Rw (Tür) þ15 dB. Darin
Treppenraumwände und bedeutet erf: Rw (Tür) die erfor-
Wände 52 — derliche Schalldämmung der Tür.
Wände neben Hausfluren
Wandbreiten <30 cm bleiben
dabei unberücksichtigt.
Wände neben Durch-
fahrten, Einfahrten von 55 —
Sammelgaragen u. #.
Wände von Spiel- oder
ähnlichen Gemeinschafts- 55 —
räumen
Türen, die von Hausfluren
oder Treppenräumen in
Flure und Dielen in Woh- 27 — Bei Türen gilt erf: Rw .
nungen und Wohnheimen
oder von Arbeitsräumen
führen
Türen
Türen, die von Hausfluren
oder Treppenräumen un-
mittelbar in Aufenthalts- 37 —
räume — außer Flure und
Dielen — von Wohnungen
führen

2 Einfamilien-Doppelhäuser und Einfamilien-Reihenhäuser


Decken — 481)

Bei einschaligen Haustrennwän-


den gilt: Wegen der möglichen
Austauschbarkeit von weichfe-
dernden Bodenbelägen, die so-
wohl dem Verschleiss als auch
Decken Treppenläufe und -podeste — 53 besonderen Wünschen der Be-
und Decken unter Fluren wohner unterliegen, dürfen
diese bei dem Nachweis der
Anforderungen an den Tritt-
schallschutz nicht angerechnet
werden.
Wände Haustrennwände 57 —

Fortsetzung s. nächste Seiten, Fußnote s. S. 229

227
Bauphysik
Tafel 6-18 (Fortsetzung)
Anforderungen
Bauteile
0
erf: Rw erf: Bemerkungen
in dB L0n;w
in dB
3 Beherbergungsstätten
Decken 54 53
Decken unter/über Wegen der verstärkten !bertra-
Schwimmbädern, Spiel- gung tiefer Frequenzen können
oder ähnlichen Gemein- 55 46 zusätzliche Maßnahmen zur
schaftsräumen zum Schutz Körperschalldämmung erforder-
gegenüber Schlafräumen lich sein.
Decken
Keine Anforderung an Treppen-
Treppenläufe und -podeste — 58 läufe in Gebäuden mit Aufzug.
Decken unter Fluren 531)
Decken unter Bad und WC
ohne/mit Bodenentwässe- 54 531)
rung
Wände zwischen
Wände — !bernachtungsräumen 47 —
— Fluren und !bernach-
tungsräumen
Türen zwischen Fluren und
Türen !bernachtungsräumen 32 — Bei Türen gilt erf: Rw .

4 Krankenanstalten
Decken 54 53
Wegen der verstärkten !bertra-
Decken unter/über gung tiefer Frequenzen können
Schwimmbädern, Spiel- 55 46 zusätzliche Maßnahmen zur
oder ähnlichen Gemein- Körperschalldämmung erforder-
schaftsräumen lich sein.
Decken
Keine Anforderungen an Trep-
Treppenläufe und -podeste — 58 penläufe in Gebäuden mit Auf-
zug.
Decken unter Fluren — 531)
Decken unter Bad und WC
ohne/mit Bodenentwässe- 54 531)
rung
Wände zwischen
— Krankenräumen,
— Fluren und Krankenräu-
men,
— Untersuchungs- bzw.
Sprechzimmern, 47 —
— Flure und Untersu-
Wände chungs- bzw. Sprech-
zimmern,
— Krankenräumen und Ar-
beits- und Pflegeräumen
Wände zwischen
— Operations- bzw. Be-
handlungsräumen, 42 —
— Fluren und Operations-
bzw. Behandlungsräumen

Fortsetzung s. nächste Seiten, Fußnote s. S. 229

228
Schallschutz im Hochbau
Tafel 6-18 (Fortsetzung)
Anforderungen
Bauteile
0
erf: Rw erf: Bemerkungen
in dB L0n;w
in dB 4
Wände zwischen
— Räume der Intensiv-
Wände pflege, 37 —
— Fluren und Räume der
Intensivpflege
Türen zwischen
— Untersuchungs- und
Sprechzimmern,
— Fluren und Untersu- 37 —
chungs- bzw. Sprech-
zimmern
Türen Bei Türen gilt erf: Rw .
Türen zwischen
— Fluren- und Kranken-
räumen,
— Operations- bzw. Be- 32 —
handlungsräumen,
— Fluren und Operations-
bzw. Behandlungsräumen
5 Schulen und vergleichbare Unterrichtsbauten
Decken zwischen Unter-
richtsräumen oder ähn- 55 53
lichen Räumen
Decken unter Fluren — 531)
Decken Decken zwischen Unter-
richtsräumen oder ähnli- Wegen der verstärkten !bertra-
chen Räumen und „beson- 55 46 gung tiefer Frequenzen können
ders lauten“ Räumen (z. B. zusätzliche Maßnahmen zur
Sporthallen, Musikräume, Körperschalldämmung erforder-
Werkräume) lich sein.

Wände zwischen Unter-


richtsräumen oder ähnli- 47 —
chen Räumen
Wände zwischen Unter-
richtsräumen oder ähnli- 47 —
chen Räumen und Fluren
Wände zwischen Unter-
Wände richtsräumen oder ähnli- 52 —
chen Räumen und Treppen-
räumen
Wände zwischen Unter-
richtsräumen oder ähnli-
chen Räumen und „beson-
ders lauten“ Räumen (z. B. 55 —
Sporthallen, Musikräumen,
Werkräumen)
Türen zwischen Unterrichts-
Türen räumen oder ähnlichen 32 — Bei Türen gilt erf: Rw .
Räumen und Fluren
1
) Die Anforderungen an die Trittschalldämmung gilt nur für die Trittschallübertragung in
fremde Aufenthaltsräume, ganz gleich, ob sie in waagrechter, schräger oder senkrechter Rich-
tung (nach oben) erfolgt.

229
Bauphysik

Wasserinstallationen. Einschalige Wände, an denen Armaturen und Wasserleitun-


gen befestigt werden, müssen eine flächenbezogene Masse von mindestens
220 kg/m2 aufweisen. Bei anderen Wänden muss die Eignung durch eine Prüfung
nachgewiesen werden.
Die Zuordnung von Armaturen (s. Tafel 6-19) hängt davon ab, ob die Wände mit
der Wasserinstallation direkt an schutzbedürftige Räume im selben Geschoss oder
in den darüber oder darunter liegenden Geschossen angrenzen oder nicht (s. Bild
6-11). Stoßen Wände mit Wasserinstallation an Wände nach Bild 6-11.1 an, sind nur
Armaturen der Gruppe I zulässig.

6-11.1 Armaturengruppe I 6-11.2 Armaturengruppe II


Bild 6-11 Anordnung von Räumen mit Wasserinstallation und schutzbedürftigen Räumen
(SR) und Zuordnung von Armaturengruppen

Tafel 6-19 Werte für die zulässigen Schallpegel in schutzbedürftigen Räumen von Geräu-
schen aus haustechnischen Anlagen und Gewerbebetrieben
Art der schutzbedürftigen Räume
Wohn- und Unterrichts- und
Geräuschquelle Schlafräume Arbeitsräume
Kennzeichnender Schallpegel in dB (A)
Wasserversorgungsanlagen < 351) < 351)
Sonstige haustechnische Anlagen < 302) < 352)
Betriebe tags 6 bis 22 Uhr < 35 < 352)
Betriebe nachts 22 bis 6 Uhr < 25 < 352)
1
) Einzelne, kurzzeitige Spitzen, die beim Betätigen der Armaturen und Geräte der Wasserver-
sorgungsanlagen ("ffnen, Schließen, Umstellen, Unterbrechen u. a.) entstehen, sind zzt. nicht
zu berücksichtigen.
2
) Bei lüftungstechnischen Anlagen sind um 5 dB (A) höhere Werte zulässig, sofern es sich
um Dauergeräusche ohne auffällige Einzeltöne handelt.

6.5.3 Schutz gegen Außenlärm


Maßgeblicher Außenlärmpegel. Grundlage für die Festlegung der erforderlichen
Luftschalldämmung der Außenbauteile ist der „maßgebliche Außenlärmpegel‘‘. Für
Straßenverkehr kann er mittels des Normogrammes in Bild 6-12 bestimmt werden.
Für die von der maßgeblichen Lärmquelle abgewandten Gebäudeseiten darf der
„maßgebliche Außenlärmpegel‘‘ ohne besonderen Nachweis
— bei offener Bebauung um 5 dB (A),
— bei geschlossener Bebauung bzw. bei Innenhöfen um 10 dB (A)
gemindert werden.
Bei Vorhandensein von Lärmschutzwänden oder -wällen darf der „maßgebliche
Lärmpegel‘‘ nach den Angaben in DIN 18005-1 reduziert werden.
Für Außenbauteile von Aufenthaltsräumen sind unter Berücksichtigung der unter-
schiedlichen Raumarten die in Tafel 6-23 aufgeführten Anforderungen der Luft-
schalldämmung einzuhalten.

230
Schallschutz im Hochbau

Die erforderlichen Schalldämm-Maße sind in Abhängigkeit vom Verhältnis der ge-


samten Außenfläche eines Raumes S(WþF) zur Grundfläche eines Raumes SG nach
Tafel 6-24 zu erhöhen oder zu mindern. Für Wohngebäude mit üblichen Raumhö-
hen von etwa 2,5 m und Raumtiefen von etwa 4,5 m oder mehr darf ein Korrektur-
wert von !2 dB herangezogen werden. Für Außenbauteile unterschiedlicher Orien-
tierung sind die Anforderungen der Tafel 6-23 separat anzuwenden. 4
Tafel 6-20 Anforderungen an die Luft- und Trittschalldämmung von Bauteilen zwischen „be-
sonders lauten“ und schutzbedürftigen Räumen

Bewertetes Schalldämm-
0
Maß erf: Rw in dB bewerteter
Schall- Schall- Norm-Tritt-
Art der Räume Bauteile pegel pegel schallpegel
LAF ¼ LAF ¼ erf: L0n;w
75 bis 81 bis in dB
80 dB (A) 85 dB (A)
Räume mit „besonders lauten“ Decken, Wände 57 62 —
haustechnischen Anlagen oder
Anlageteilen Fußböden — 433)

Betriebsräume von Hand- Decken, Wände 57 62 —


werks- und Gewerbebetrieben;
Verkaufsstätten Fußböden — 43

Küchenräume der Küchen-


anlagen von Beherber- Decken, Wände 55 —
gungsstätten, Kranken-
häusern, Sanatorien,
Gaststätten, Imbissstuben Fußböden — 43
und dgl.

Küchenräume wie vor, Decken, Wände 574) —


jedoch auch nach 22 Uhr
in Betrieb Fußböden — 33

Gasträume, nur bis 22 Uhr in Decken, Wände 55 —


Betrieb Fußböden — 43

Gasträume (maximaler Decken, Wände 62 —


Schallpegel LAF < 85 dB (A)),
auch nach 22 Uhr in Betrieb Fußböden — 33
Decken, Wände 67 —

Räume von Kegelbahnen Fußböden


a) Keglerstube — 33
b) Bahn — 13

Gasträume (maximaler Decken, Wände 72 —


Schallpegel 85 dB ðAÞ
< LAF < 95 dB ðAÞ), z. B. mit
elektroakust. Anlagen Fußböden — 28

1
) Jeweils in Richtung der Lärmausbreitung.
2
) Die für Maschinen erforderliche Körperschalldämmung ist mit diesem Wert nicht erfasst;
hierfür sind gegebenenfalls weitere Maßnahmen erforderlich. Ebenso kann je nach Art des
Betriebes ein höheres erf: L0n, w als das genannte notwendig sein, dies ist im Einzelfall zu über-
prüfen.
3
) Nicht erforderlich, wenn geräuscherzeugende Anlagen ausreichend körperschallgedämmt
aufgestellt werden; eventuelle Anforderungen nach Tafel 6-25 bleiben hiervon unberührt.
4
) Handelt es sich um Großküchenanlagen und darüberliegende Wohnungen als schutzbedürf-
0
tige Räume gilt für erf: Rw ¼ 62 dB.

231
Bauphysik

Bild 6-12 Nomogramm zur Ermittlung des „maßgeblichen Außenlärmpegels‘‘ vor Hausfassa-
den für typische Straßenverkehrssituationen

Zu den Mittelungspegeln sind gegebenenfalls folgende Zuschläge zu addieren:


þ3 dB (A), wenn der Immissionsort an einer Straße mit beidseitig geschlossener
Bebauung liegt,
þ2 dB (A), wenn die Straße eine Längsneigung von mehr als 5 % hat,
þ2 dB (A), wenn der Immissionsort weniger als 100 m vor der nächsten lichtsignal-
geregelten Kreuzung oder Einmündung entfernt ist.

232
Schallschutz im Hochbau
Tafel 6-21 Anforderungen an die Luftschalldämmung von Außenbauteilen
Raumarten
Bettenräume in Aufenthaltsräume Büroräume1)
„Maßgebli- Krankenanstalten in Wohnungen, u. #.
Lärmpegel-
bereich
cher Außen- und Sanatorien !bernachtungs-
räume in Beherber-
4
lärmpegel‘‘
gungsstätten, Unter-
richtsräume u. #.
in dB (A) erf. R0w, res des Außenbauteils in dB
I bis 55 35 30 —
II 56 bis 60 35 30 30
III 61 bis 65 40 35 30
IV 66 bis 70 45 40 35
V 71 bis 75 50 45 40
2
VI 76 bis 80 ) 50 45
2 2
VII > 80 ) ) 50
1
) An Außenbauteile von Räumen, bei denen der eindringende Außenlärm der darin ausgeüb-
ten Tätigkeiten nur einen untergeordneten Beitrag zum Innenraumpegel leisten, werden keine
Anforderungen gestellt.
2
) Die Anforderungen sind hier aufgrund der örtlichen Gegebenheiten festzulegen.

Tafel 6-22 Korrekturwert für das erforderliche resultierende Schalldämm-Maß nach Tafel 5-23
in Abhängigkeit vom Verhältnis S(W+F)/SG
1 S(W+F)/SG 2,5 2,0 1,6 1,3 1,0 0,8 0,6 0,5 0,4
2 Korrektur þ5 þ4 þ3 þ2 þ1 0 !1 !2 !3
S(W+F) Gesamtfläche des Außenbauteils eines Aufenthaltsraumes
S(G) Grundfläche eines Aufenthaltsraumes in m2.

Für Räume in Wohngebäuden üblicher Raumhöhe von etwa 2,5 m und Raumtiefen
von 4,5 m oder mehr und 10 % bis 60 % Fensterflächenanteil gelten die Anforderun-
gen der Tafel 6-21 erfüllt, wenn die in Tafel 6-23 angegebenen Schalldämm-Maße
R w,R
0
für die Wand und Rw,R für das Fenster jeweils einzeln eingehalten werden.

Tafel 6-23 Erforderliche Schalldämm-Maße erf. Rw,res von Kombinationen von Außenwänden
und Fenstern

0
Schalldämm-Maße für Wand/Fenster in . . dB/. . dB
erf. Rw , res in dB nach bei folgenden Fensterflächenanteilen in %
Tafel 6-21
10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 %
30 30/25 30/25 35/25 35/25 50/25 30/30
35/30 35/32 40/32
35 35/30 40/30 45/32
40/25 40/30 50/30
40/32 40/37
40 40/35 45/35 45/35 40/37
45/30 60/35
45/37 45/40 50/42
45 50/40 50/40 60/42
50/35 50/37 60/40
50 55/40 55/42 55/45 55/45 60/45 —
Diese Tafel gilt nur für Wohngebäude mit üblicher Raumhöhe von etwa 2,5 m und Raumtiefe
von etwa 4,5 m oder mehr, unter Berücksichtigung der Anforderungen an das resultierende
Schalldämm-Maß erf. R 0w, res des Außenbauteiles nach Tafel 6-21 und der Korrektur von !2 dB
nach Tafel 6-22, Zeile 2.

233
Bauphysik

6.6 Vorschläge für einen erhöhten Schallschutz und


Empfehlungen für den Schallschutz
im eigenen Bereich nach Beiblatt 2 zu DIN 4109
6.6.1 Vorschläge für den erhöhten Schallschutz bei fremden Wohn-
und Arbeitsräumen
Nicht in jedem Fall ist die Einhaltung der baurechtlich verbindlichen Anforderungen
nach DIN 4109 auch ausreichend. So ist es z. B. gängige Rechtsprechung, dass
beim Verkauf von Eigentumswohnungen mit gehobenen Ansprüchen der erhöhte
Schallschutz gefordert wird. Dasselbe gilt auch für den Schallschutz zwischen Rei-
henhäusern; wenn eine zweischalige Konstruktion ausgeführt wurde, so sind nach
der Rechtssprechung der letzten 10 bis 15 Jahre die Anforderungen des erhöhten
Schallschutzes zu erfüllen.

Tafel 6-24 Vorschläge für erhöhten Schallschutz; Luft- und Trittschalldämmung von Bauteilen
zum Schutz gegen Schallübertragung aus einem fremden Wohn- oder Arbeitsbe-
reich

Vorschläge für
erhöhten
Bauteile Schallschutz Bemerkungen
erf: erf:
0
Rw L0n, w
in dB in dB
1 Geschosshäuser mit Wohnungen und Arbeitsräumen
Decken unter allgemein
nutzbaren Dachräumen, >55 <46
z. B. Trockenböden, Abstell-
räumen und ihren Zugängen
Wohnungstrenndecken
Weichfedernde Bodenbeläge
(auch -treppen) und Decken
>55 <46 dürfen für den Nachweis an
zwischen fremden Arbeits-
den Trittschallschutz ange-
räumen bzw. vergleichbaren
rechnet werden.
Nutzungseinheiten
Decken über Kellern, Haus-
fluren, Treppenräumen unter >55 <461)
Aufenthaltsräumen
Decken über Durchfahrten,
Decken Einfahrten von Sammel- — <461)
garagen und ähnliches unter
Aufenthaltsräumen
Decken unter Terrassen und
Loggien über Aufenthalts- — <46
räumen
Decken unter Laubengängen — <461)
Decken und Treppen innerhalb Weichfedernde Bodenbeläge
von Wohnungen, die sich über — <461) dürfen für den Nachweis an
zwei Geschosse erstrecken den Trittschallschutz ange-
Decken unter Bad und WC rechnet werden.
ohne/mit Boden- >55 <461) Bei Sanitärobjekten in Bad
entwässerung oder WC ist für eine ausrei-
chende Körperschalldäm-
Decken unter Hausfluren — <461)
mung zu sorgen
Treppen Treppenläufe und -podeste — <46
Fortsetzung und Fußnote s. nächste Seite

234
Schallschutz im Hochbau
Tafel 6-24 (Fortsetzung)

Vorschläge für
erhöhten
Bauteile Schallschutz Bemerkungen
erf:
0
erf: 4
Rw L0n, w
in dB in dB
Wohnungstrennwände und
Wände zwischen fremden >55 —
Arbeitsräumen
0
Für Wände mit Türen gilt Rw
Wände (Wand) ¼ Rw, P (Tür) þ15 dB.
Treppenraumwände und Darin bedeutet Rw,P (Tür) die
>55 — erforderliche Schalldämmung
Wände neben Hausfluren
der Tür (s. nächste Zeile)
Wandbreiten <30 cm bleiben
dabei unberücksichtigt.
Türen, die von Hausfluren
oder Treppenräumen in Flure Bei Türen gelten die Werte
Türen und Dielen von Wohnungen >37 — für die Schalldämmung bei
und Wohnheimen oder von alleiniger !bertragung durch
Arbeitsräumen führen die Tür.

2 Einfamilien-Doppelhäuser und Einfamilien-Reihenhäuser


Decken — <381) Weichfedernde Bodenbeläge
Decken dürfen für den Nachweis an
Treppenläufe und -podeste <461)
— den Trittschallschutz ange-
und Decken unter Fluren
rechnet werden.
Haustrennwände >67
Wände Wohnungstrennwände —

3 Beherbergungsstätten, Krankenanstalten, Sanatorien


Decken >55 <46
Weichfedernde Bodenbeläge
dürfen für den Nachweis an
den Trittschallschutz ange-
Decken Decken unter Bad und WC >55 <461) rechnet werden.
ohne/mit Bodenentwässerung Bei Sanitärobjekten in Bad
oder WC ist für eine ausrei-
chende Körperschalldämmung
zu sorgen.
Decken Decken unter Fluren — <461)
Treppen Treppenläufe und -podeste — <461)
Wände zwischen !bernach- >52
tungs- bzw. Krankenräumen —
Wände Wände zwischen Fluren und 0
!bernachtungs- bzw. Kranken- >52 — Das Rw gilt nur für die Wand
räumen allein.

Türen zwischen Fluren und >37 Bei Türen gelten die Werte
Krankenräumen —
für die Schalldämmung bei
Türen alleiniger !bertragung durch
Türen zwischen Fluren und >37
!bernachtungsräumen — die Tür.
1
) Der Vorschlag für den erhöhten Schallschutz an die Trittschalldämmung gilt nur für die
Trittschallübertragung in fremde Aufenthaltsräume, ganz gleich, ob sie in waagrechter, schrä-
ger oder senkrechter (nach oben) Richtung erfolgt.

235
Bauphysik

6.6.2 Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen


Wohn- oder Arbeitsbereich
In besonderen Fällen können Schallschutzmaßnahmen im eigenen Wohn- oder Ar-
beitsbereich wünschenswert sein.
Um dem Planer eine Orientierung für diese Aufgabe zu geben, werden in Tafel 6-25
Vorschläge für einen normalen und für einen erhöhten Schallschutz zum Schutz ge-
gen Schallübertragung aus dem eigenen Wohn- oder Arbeitsbereich gemacht.
Der Schallschutz einzelner oder mehrerer Bauteile nach diesen Vorschlägen muss
ausdrücklich zwischen dem Bauherrn und dem Entwurfsverfasser vereinbart wer-
den, wobei hinsichtlich Eignungs- und Gütenachweis auf die Regelungen in
DIN 4109 Bezug genommen werden soll.

Tafel 6-25 Empfehlungen für normalen und erhöhten Schallschutz; Luft- und Trittschalldäm-
mung von Bauteilen zum Schutz gegen Schallübertragung aus dem eigenen
Wohn- oder Arbeitsbereich
Empfehlungen Empfehlungen
für normalen für den erhöhten
Schallschutz Schallschutz
Bauteile 0
Bemerkungen
erf: Rw erf: erf: erf:
in dB L0n;w Rw0
L0n;w
in dB in dB in dB
1 Wohngebäude
Bei Decken zwischen
Wasch- und Aborträumen
Decken in Einfamilien- als Schutz nur gegen
häusern, ausgenommen Trittschallübertragung in
Kellerdecken und Decken 50 56 >55 <46
Aufenthaltsräume.
unter nicht ausgebauten
Dachräumen Weichfedernde Bodenbe-
läge dürfen angerechnet
werden.
Treppen und Treppen- Der Vorschlag für den er-
podeste in Einfamilien- — — — <53 höhten Schallschutz an
häusern die Trittschalldämmung
gilt nur für die Trittschall-
übertragung in fremde
Aufenthaltsräume, ganz
gleich, ob sie in waage-
rechter, schräger oder
Decken von Fluren in — 56 — <46 senkrechter (nach oben)
Einfamilienhäusern
Richtung erfolgt.
Weichfedernde Bodenbe-
läge dürfen angerechnet
werden.
Wände ohne Türen zwi-
schen „lauten“ und „lei-
sen“ Räumen unter- >47
schiedlicher Nutzung, 40 — —
z. B. zwischen Wohn- und
Kinderschlafzimmer
2 Büro- und Verwaltungsgebäude
Decken, Treppen, Decken Weichfedernde Bodenbe-
von Fluren und Treppen- 52 53 >55 <46 läge dürfen angerechnet
raumwände werden.

Fortsetzung s. nächste Seite

236
Schallschutz im Hochbau
Tafel 6-25 (Fortsetzung)

Empfehlungen Empfehlungen
für normalen für den erhöhten
Schallschutz Schallschutz
Bauteile
0
erf: Rw erf: erf: erf:
Bemerkungen
4
in dB L0n;w Rw0
L0n;w
in dB in dB in dB

Wände zwischen Räumen >42


mit üblicher Bürotätigkeit 37 — —

Wände zwischen Fluren >42


und Räumen nach voriger 37 — —
Zeile Es ist darauf zu achten,
daß diese Werte durch
Wände von Räumen für eine Nebenwegübertra-
konzentrierte geistige Tätig- gung über Flur und Türen
keit oder zur Behandlung >52 nicht verschlechtert wird.
vertraulicher Angelegen- 45 — —
heiten, z. B. zwischen
Direktions- und Vorzimmer

Wände zwischen Fluren >52


und Räumen nach voriger 45 — —
Zeile

Türen in Wänden mit >32 Bei Türen gelten die


0
erf Rw ¼ 37 dB 27 — — Werte für die Schalldäm-
mung bei alleiniger !ber-
Türen in Wänden mit tragung durch die Tür.
0
erf Rw ¼ 45 dB 37 — — —

6.7 Vorschläge für den erhöhten Schallschutz nach Entwurf


DIN 4109-10, Juni 2000 (inzwischen zurückgezogen)
In der Diskussion um die Neufassung der DIN 4109 zeichnet sich ab, dass in der
neuen Norm keine Vorschläge zum erhöhten Schallschutz mehr vorhanden sein
werden. Erhöhter Schallschutz ist damit grundsätzlich Gegenstand einer besonde-
ren vertraglichen Vereinbarung zwischen Bauherren, Architekten, Planern und Aus-
führenden.
!ber den normalen Schallschutz hinausgehende Anforderungen sind im Entwurf
der DIN 4109-10 definiert worden. Der Schallschutz wird darin in drei Stufen einge-
teilt, wobei Stufe I den bisherigen Mindestanforderungen entspricht und die Stufen
II und III Vorschläge für einen deutlich höheren Schallschutz unterbreiten.
Die Erfüllung der Anforderungen der Schallschutzstufen II und III erfordern von al-
len am Bau beteiligten, also Bauherrn, Architekten, Planern und Ausführenden be-
sondere Sorgfalt. Die Einhaltung einer bestimmten Schallschutzstufe über die Min-
destanforderungen hinaus muss daher zwischen dem Bauherrn und den übrigen
Beteiligten ausdrücklich vertraglich vereinbart sein. In den Leistungsverzeichnissen
muss die verlangte Schallschutzstufe ebenfalls ausdrücklich erwähnt werden. Dies
gilt auch für den Schallschutz im eigenen Bereich. Damit lässt sich der Schallschutz
von Wohnungen dann eindeutig kennzeichnen, z. B.
Schallschutz DIN 4109-10 SSt II þ EWA: Schallschutz nach DIN 4109 Teil 10,
Schallschutzstufe II und zusätzlich
Schallschutz im eigenen Wohn- und Ar-
beitsbereich.

237
Bauphysik
Tafel 6-26 Wahrnehmung üblicher Geräusche aus Nachbarwohnungen und Zuordnung zu
den drei Schallschutzstufen
Wahrnehmung der Immission aus der Nachbarwohnung,
abendlicher Grundgeräuschpegel von 20 dB (A) und üblich
Art der Geräuschemission große Aufenthaltsräume vorausgesetzt
SSt I SSt II SSt III
im allgemeinen im allgemeinen
Laute Sprache verstehbar verstehbar nicht verstehbar
Sprache mit angehobener im allgemeinen im allgemeinen
Sprechweise verstehbar nicht verstehbar nicht verstehbar
Sprache mit normaler im allgemeinen
Sprechweise nicht verstehbar nicht verstehbar nicht hörbar
im allgemeinen im allgemeinen
Gehgeräusche störend nicht mehr störend nicht störend
unzumutbare
Geräusche aus Belästigungen werden gelegentlich nicht oder nur
haustechnischen Anlagen im allgemeinen störend selten störend
vermieden
Hausmusik, laut eingestellte
Rundfunk- und Fernseh- deutlich hörbar im allgemeinen
geräte, Parties hörbar

Die Qualität des subjektiv empfundenen Schallschutzes bei den einzelnen Stufen
wird in der Tafel 6-27 angegeben.
Tafel 6-27 Kennwerte für Schallschutzstufen innerhalb des eigenen Wohnbereichs
kennzeichnende
akustische SSt I SSt II SSt III
Größe5)
4
zwischen horizontal ) 0
48 48
Luftschallschutz Aufenthaltsräumen Rw in dB
vertikal 55 55
Beiblatt zu DIN 4109

zwischen Aufent-
haltsräumen oder
zwischen Aufent- vertikal,
Trittschallschutz haltsräumen und horizontal L0n;w in dB 461) 461)
Erschließungs- bzw. oder diagonal
Gemeinschafts-
räumen
Wasserinstallationen
Geräusche von (Wasserversorgungs- und Lln in dB (A) 302),3) 302),3)
Abwasseranlagen gemeinsam)
Geräusche von sonstigen haustechnischen Anlagen LAfmax in dB (A) 303) 253)
Luftschallschutz gegen von außen eindringende 0 6 6 7
Geräusche Rw;res in dB ) ) )
1
) Gilt auch zwischen Aufenthaltsräumen und Treppen bzw. -podesten
2
) Werden Abwassergeräusche gesondert (ohne die zugehörigen Armaturengeräusche) wahrgenom-
men, sind wegen der erhöhten Lästigkeit dieser Geräusche um 5 dB (A) niedrigere Werte einzuhalten.
3
) Nutzergeräusche sollten soweit wie möglich gemindert werden.
4
) Wände ohne Türen
5
) s. Begriffsdefinitionen in der Norm DIN 4109
6 0
) Rw , res nach der Norm DIN 4109
7 0
) Rw , res nach der Norm DIN 4109 þ 5 dB

Während in der Schallschutzstufe I (SSt I) die Mindestanforderungen der DIN 4109


übernommen wurde, werden in der Schallschutzstufe II (SSt II) Werte angegeben,
bei deren Einhaltung die Bewohner, übliche Wohngegebenheiten vorausgesetzt, im
allgemeinen Ruhe finden und ihre Verhaltensweisen nicht besonders einschränken
müssen, um Vertraulichkeit zu wahren. Angehobene Sprache in der Nachbarwohnung
ist in der Regel in fremden Aufenthaltsräumen wahrnehmbar, aber nicht zu verstehen.
Bei Einhalten der Kennwerte der Schallschutzstufe III (SSt III) können die Bewohner
ein hohes Maß an Ruhe finden. Geräusche von außen sind kaum wahrzunehmen.

238
Schallschutz im Hochbau

Der Schutz der Privatsphäre ist auch bei lauter Sprache weitestgehend gegeben.
Angehobene Sprache aus der Nachbarwohnung wird nur halb so laut wahrgenom-
men wie bei Stufe II. Damit ist die Sicherheit des Nichtverstehens gegenüber Stufe
II deutlich verbessert. Musikinstrumente können aber beim Nachbarn noch hörbar
sein und damit unter Umständen stören. In Tafel 6-28 werden die empfohlenen
Kennwerte des einzuhaltenden baulichen Schallschutzes für die drei Schallschutz- 4
stufen angegeben.
Zu beachten ist, dass die Anforderungen der SSt II und III bisher weder von den
obersten Baubehörden der Länder noch vom Bundesministerium für Städtebau,
Bauwesen und Raumordnung anerkannt werden. Sie sind vielmehr frei zu verein-
baren.

Tafel 6-28 Kennwerte für Schallschutzstufen von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern und


von Doppel- und Reihenhäusern
Mehrfamilien- Doppel- und
häuser8) Reihenhäuser8)
Geräuschübertragungswege und kennzeich- SSt I SSt II SSt III SSt II SSt III
Geräuschquellen nende akusti-
sche Größe5 )
zwischen
Aufent- horizontal 56 59 63 68
haltsräu-
Luftschall- men und
schutz fremden vertikal 57 60 63 68
Räumen R 0 0w in dB
Anforderungen nach DIN 4109

zwischen Aufenthalts-
räumen und fremden
Treppenhäusern 56 59 — —
bzw. Fluren
zwischen Aufenthalts-
räumen und fremden 46 39 41 34
Trittschall- Räumen
schutz L0n, w in dB
zwischen Aufenthalts-
räumen und fremden 53 46 46 39
Treppenhäusern
Wasserinstallationen
Geräusche (Wasserversorgungs-
von und Abwasseranlagen Lln in dB (A) 303 ), 4 ) 253 ), 4 ) 253 ), 4 ) 203 ), 4 )
gemeinsam)
Geräusche sonstigen haustech- LAF max in
304 ) 254 ) 254 ) 204 )
nischen Anlagen dB (A)
baulich verbundenen Lr in dB (A)
Geräusche Gewerbebetrieben nach
tags VDI 2058 351 ), 2 ) —0) 301 ), 2 ) 0
)
von
Blatt 1
Luftschallschutz gegen von außen R 0w, res in dB 6 7 6 7
) ) ) )
eindringende Geräusche
0
) In Schallschutzstufe III ist in der Regel gewerbliche Nutzung störungsfrei nicht möglich.
1
) Möglichst nur tagsüber arbeitende Gewerbebetriebe zulassen
2
) LAF max höchstens 10 dB (A) höher
3
) Wenn Abwassergeräusche gesondert (ohne die zugehörigen Armaturengeräusche) auftreten,
sind wegen der erhöhten Lästigkeit dieser Geräusche um 5 dB niedrigere Werte einzuhalten
4
) Nutzergeräusche sollten soweit wie möglich gemindert werden.
5
) s. Begriffsdefinitionen in der Norm DIN 4109
6
) R w0 , res nach der Norm DIN 4109
7 0
) R w,res nach der Norm DIN 4109 þ 5 dB
8
) Schutz in Aufenthaltsräumen vor Geräuschen aus fremden Bereichen

239
Bauphysik

6.8 Luft- und Trittschalldämmung in Gebäuden


nach DIN EN 12354, Teile 1 und 2

6.8.1 Luftschalldämmung

Das einheitliche europäische Berechnungsverfahren zur Bestimmung der Schall-


dämmung zwischen Räumen ist in DIN EN 12354 Teil 1 dargelegt. Es wird unter-
schieden zwischen dem Detaillierten Modell, bei dem die zu erwartende Schall-
dämmung frequenzabhängig aus den Bauteildaten errechnet wird, und dem
Vereinfachten Modell, welches wie die DIN 4109 Beiblatt 1 mit Einzahlangaben
rechnet. In der neuen DIN 4109 wird das Vereinfachte Modell als zukünftiges Re-
chenverfahren festgelegt sein.
Danach ergibt sich die Schalldämmung zwischen zwei Räumen nach folgender For-
mel:
' n n n
(
P P P
Rw0
¼ #10 " log 10#RDd, w =10 þ 10#RFf, w =10 þ 10#RDf, w =10 þ 10#RFd, w =10
F ¼f ¼1 f ¼1 F ¼1
ð6-1Þ

Die Schalldämmung zwischen zwei Räumen ergibt sich danach aus der Schallüber-
tragung über das trennende Bauteil (RDd,w) und aus der Schallübertragung aus ins-
gesamt 12 Nebenwegen, wenn man, wie normalerweise üblich, vier flankierende
Bauteile hat.

Schallübertragung über das trennende Bauteil alleine (RDd,w):


Hier ist das bewertete Schalldämmmaß des trennenden Bauteils ohne Nebenwege
einzusetzen. Es kann für massive Bauteile nach folgender Gleichung errechnet wer-
den:

m0 > 150 kg=m2 : Rw ¼ 37,5 " log ½m0 , # 42 in dB ð6-2Þ

Liegen nur Messergebnisse


aus dem bisher verwendeten
Prüfstand mit bauüblichen Ne-
benwegen vor, kann die Um-
rechnung nach Bild 6-13 erfol-
gen. Grundsätzlich ist für RDd,w
die Bauteileigenschaft zu ver-
wenden.
Besitzt das trennende Bauteil
Vorsatzschalen, so ist deren
Verbesserung des bewerteten
Schalldämmmaßes nach Ta-
fel 6-29 vorzunehmen.

Bild 6-13 Umrechnung von R 0w -Werten auf Rw-Werte

240
Schallschutz im Hochbau
Tafel 6-29 Verbesserung der Schalldämmung von Massivbauteilen durch Vorsatzschalen
Resonanzfrequenz der Verbesserung
Vorsatzschale in Hz DRw in dB
< 80 35 ! Rw/2
100 32 ! Rw/2 4
125 30 ! Rw/2
160 28 ! Rw/2
200 !1
250 !3
315 !5
400 !7
500 !9
630—1600 !10
> 1600 !5

Schallübertragung über die flankierenden Bauteile (RFf,w, RDf,w, RFd,W):


Bei der Schallübertragung über die flankierenden Bauteile ist eine Mittelung über
die Schalldämmmaße im Empfangsraum und im Senderaum vorzunehmen. Falls
auf dem !bertragungsweg Vorsatzschalen vorhanden sind, ist deren Einfluss
nach Tafel 6-29 für den jeweiligen Fall zu berücksichtigen. Hinzu kommt der Ein-
fluss der Stoßstelle, ausgedrückt durch das Stoßstellendämmmaß Kij. Zusätzlich
sind die geometrischen Verhältnisse durch ein Korrekturglied zu berücksichtigen.
Allgemein gilt:
Rij, w ¼ ðRi, w þ Rj, w Þ=2 þ DRij, W þ Kij þ 10 " log ½S0 =l0 " lf , ð6-3Þ

mit folgenden Bedeutungen:


Ri,w Schalldämmung des flankierenden Bauteils auf der Sendeseite
Rj,w Schalldämmung des flankierenden Bauteils auf der Empfängerseite
DRij,w Verbesserung der Schalldämmung des flankierenden Bauteils auf der Sende-
bzw. der Empfangsseite
Kij Stoßstellendämmmaße auf dem !bertragungsweg ij
S0 Fläche des trennenden Bauteils in m2
l0 Bezugslänge, 1 m
lf Verbindungslänge zwischen flankierendem Bauteil und trennendem Bauteil
in m.
Die Berechnung der Stoßstellendämmmaße erfolgt grundsätzlich unter der Annah-
me, dass trennendes und flankierendes Bauteil kraftschlüssig miteinander verbun-
den sind, sodass auch Momente übertragen werden können. Bei den wichtigsten
Trennbauteilen wie z. B. Wohnungstrennwänden ist dies in der Regel der Fall —
wenn nicht, liegt meist ein Schadensfall vor. Bild 6-14 zeigt für Kreuz- und T-Stoß
die Bezeichnungen für die Geometrie.
Für die Stoßstellendämmung auf den verschiedenen !bertragungswegen ist in ers-
ter Linie das Verhältnis der flächenbezogenen Massen der einzelnen Schenkel
maßgeblich. Die nachfolgenden Formeln sind unter Vernachlässigung von weiteren
Einflussgrößen wie Elastizitätsmodul und Verlustfaktor abgeleitet. Bezeichnet man
mit M folgende Größe:
M ¼ log ½m20 =m10 , ð6-4Þ
wobei m20 die flächenbezogene Masse des Bauteils senkrecht zu Bauteil Nr. 1 oder
Nr. 3 nach Bild 6-14 bedeutet, so lassen sich die Stoßstellendämmmaße Kij wie
folgt angeben:

Kreuzstoß:
K13 ¼ 8,7 þ 17,1 " M þ 5,7 " M 2
K12 ¼ 8,7 þ 5,7 " M 2

241
Bauphysik

T-Stoß:
K13 ¼ 5,7 þ 14,1 " M þ 5,7 " M 2
K12 ¼ 5,7 þ 5,7 " M 2 ð6-5Þ

Bild 6-14 Bezeichnungen am Kreuz- und T-Stoß

Die praktische Durchführung der Berechnung erfolgt entweder mit einem kommer-
ziellen Programm oder mithilfe einer Tabellenkalkulation. In Tafel 6-30 ist ein Bei-
spiel dargestellt, aus dem die prinzipielle Vorgehensweise ersichtlich ist.
Ein ausführliches Beispiel mit detaillierter Beschreibung der einzelnen Rechnungs-
schritte ist im Beispielband angegeben.
Praktischerweise geht man so vor:
4 Aus den flächenbezogenen Massen des trennenden Bauteils sowie der flankie-
renden Bauteilen werden nach Gleichung (6-2) die bewerteten Schalldämmma-
ße errechnet. Je nach Art des Stoßes (Cross oder T) ergeben sich dann die
Stoßstellendämmmaße Kij, die man nach „Flanke — flanke“, „Flanke — direkt“
und „Direkt — flanke“ ordnet (kleine Buchstaben zeigen die Lage im Emp-
fangsraum an). Die entsprechenden Größen werden nach den Gleichungen (6-4)
und (6-5) errechnet.
4 Im eigentlichen Rechenteil werden die einzelnen Schalldämmmaße Rij,w nach
Gleichung (6-3) errechnet und zur Gesamtdämmung zusammengefasst. Beson-
derheiten, wie zum Beispiel eine elastische Lagerung von massiven Gipswand-
bauplatten auf Korkstreifen, können durch die Spalte Delta Rw erfasst werden; im
Beispiel wurde für die Verbesserung ein Wert von 2 dB angesetzt.

Berechnung der Luftschalldämmung zwischen Räumen


nach DIN EN 12354-1, Vereinfachtes Modell
Tafel 6-30 Beispiel für die Anwendung des Vereinfachten Rechenverfahrens nach DIN EN
12354-1 mithilfe einer Tabellenkalkulation

Projektdaten Rw nach DIN EN 12354-1

Trenn. Bauteil: 180 mm Stahlbetondecke mit schwimmendem Estrich

SR Innenwand Kalksandstein, 200 kg/m2


Flanke 1 ER dto

SR Wohnungstrennwand aus KSV, mit Putz, 500 kg/m2


Flanke 2 ER dto

SR Außenwand LHLZ, 200 kg/m2


Flanke 3 ER dto

SR Außenwand LHLZ, 160 kg/m2


Flanke 4 ER dto

SR
Flanke 5 ER

242
Schallschutz im Hochbau
Eingabe
m0 Rw S bzw. I Stoß- KFf KFd KDf
[kg/m2] [dB] [m2]/[m] stellen- [dB] [dB] [dB]
typ

Tr. Bauteil: 368 54,2 16,0 — — — — 4


SR 200 44,3 4,0 RT 9,8 6,1 —
Flanke 1 ER 200 44,3 4,0 RT 9,8 — 6,1
SR 500 59,2 4,0 RT 3,9 5,8 —
Flanke 2 ER 500 59,2 4,0 RT 3,9 — 5,8
SR 200 44,3 4,0 RC 13,6 9,1 —
Flanke 3 ER 200 44,3 4,0 RC 13,6 — 9,1
SR 160 40,7 4,0 RC 15,6 9,4 —
Flanke 4 ER 160 40,7 4,0 RC 15,6 — 9,4
SR 0 — 0,0 — — — —
Flanke 5 ER 0 — 0,0 — — — —

Berechnung Resonanzfrequenz (Hz): 69,0


Ri/2 Rj/2 Kij 10 log S=l DRw Rij, w DRij, w
[dB] [dB] [dB] [dB] [dB] [dB] [dB]
R, Dd 27,1 27,1 — — 7,9 62,1
R, 1d 22,1 27,1 6,1 6,0 8,0 69,4
R, 2d 29,6 27,1 5,8 6,0 8,0 76,5
Tr. Bauteil R, 3d 22,1 27,1 9,1 6,0 0,0 64,4
R, 4d 20,3 27,1 9,4 6,0 0,0 62,9
R, 5d — 27,1 — — 0,0 — 57,9
R, D1 27,1 22,1 6,1 6,0 8,0 69,4
Flanke 1 R, 11 22,1 22,1 9,8 6,0 0,0 60,1 59,7
R, D2 27,1 29,6 5,8 6,0 8,0 76,5
Flanke 2 R, 22 29,6 29,6 3,9 6,0 0,0 69,2 68,4
R, D3 27,1 22,1 9,1 6,0 7,9 72,3
Flanke 3 R, 33 22,1 22,1 13,6 6,0 0,0 63,9 63,3
R, D4 27,1 20,3 9,4 6,0 6,1 69,0
Flanke 4 R, 44 20,3 20,3 15,6 6,0 0,0 62,3 61,5
R, D5 — — — — —
Flanke 5 R, 55 — — — — 0,0 — 0,0

Endergebnis R 0w ¼ 53,9 dB ¼ 54 dB

6.8.3 Trittschalldämmung
Die Vorausberechnung der Trittschall-Normpegel in Massivbauten ist in DIN
EN 12354-2 (September 2000) sowohl als detailliertes, frequenzabhängiges Modell
wie als vereinfachtes Modell zur Vorherberechnung der bewerteten Norm-Tritt-
schallpegel angegeben. Wie bei der Luftschalldämmung wird in der zukünftigen
DIN 4109 das vereinfachte Modell zur Berechnung herangezogen werden.
Danach errechnet sich der bewertete Norm-Trittschallpegel einer Deckenkonstruk-
tion nach folgender Formel:
L0n, w ¼ Ln, w, eq # DLw þ K in dB

243
Bauphysik

mit den Bedeutungen:


L0n, w, eq bewerteter Norm-Trittschallpegel der fertigen Decke
Ln,w,eq äuqivalenter bewerteter Normtrittschallpegel der Rohdecke, errechnet
nach Gleichung
Ln, w, eq ¼ 164 ! 35 log ðm0 Þ,
m0 flächenbezogene Masse der Rohdecke
DLw Verbesserung durch Fußbodenaufbauten, z. B. durch Estriche nach Bil-
der 6-15 und 6-16
K Korrekturwert für flankierende Bauteile.

Bild 6-15
Bewertete Trittschallminderung
bei schwimmend verlegten
Estrichen aus Zement oder
Calciumsulfat
A bewertete Trittschallminderung
DLw, in dB
B flächenbezogene Masse der
Estrichplatte, in kg m!2
C flächenbezogene dynamische
Steifigkeit s0 der Dämmschicht,
in MN/m3

Bild 6-16
Bewertete Trittschallminderung
für schwimmende Gussasphalt-
estriche oder schwimmend ver-
legte Trockenestrichkonstruktio-
nen
A bewertete Trittschallminderung
DLw, in dB
B flächenbezogene Masse der
Estrichplatte, in kg m!2
C flächenbezogene dynamische
Steifigkeit s0 der Dämmschicht,
in MN/m3

244
Schallschutz im Hochbau

Die Korrekturfaktoren K zur Berücksichtigung des Anteils der flankierenden Bauteile


im Empfangsraum sind der Tafel 6-31 zu entnehmen.
Tafel 6-31 Korrekturfaktoren K für Flankenübertragung bei der Trittschalldämmung
Flächenbezogene Mittlere flächenbezogene Masse der homogenen flankierenden Bauteile,
Masse die nicht mit Vorsatzkonstruktionen verbunden sind, in kg/m2 4
des trennenden
Bauteils in kg/m2 100 150 200 250 300 350 400 450 500
100 1 0 0 0 0 0 0 0 0
150 1 1 0 0 0 0 0 0 0
200 2 1 1 0 0 0 0 0 0
250 2 1 1 1 0 0 0 0 0
300 3 2 1 1 1 0 0 0 0
350 3 2 1 1 1 1 0 0 0
400 4 2 2 1 1 1 1 0 0
450 4 3 2 2 1 1 1 1 1
500 4 3 2 2 1 1 1 1 1
600 5 4 3 2 2 1 1 1 1
700 5 4 3 3 2 2 1 1 1
800 6 4 4 3 2 2 2 1 1
900 6 5 4 3 3 2 2 2 2

245
Schallimmissionsschutz an Straßen,
Schienen- und Industrieanlagen
Bearbeitet von Prof. Dipl.-Phys. Herwig Baumgartner

Inhalt Seite 5
1 Richtlinien für den Lärmschutz an Straßen – RLS 90 248
1.1 Maßgebliche Emissionspegel Lm, E 248
1.2 Berücksichtigung mehrerer Fahrstreifen 250
1.3 Schallausbreitung an langen, geraden Straßen 250
1.4 Straßenabschnitte 252
1.5 Beurteilungspegel 253
1.6 Schallabstrahlung von Parkplätzen 253
2 Schallschutz an Schienenwegen – Schall 03 255
2.1 Maßgebliche Emissionspegel 256
2.2 Berechnung des maßgeblichen Beurteilungspegels 258
3 Beurteilung von Straßen- und Schienenverkehrslärm 259
3.1 Orientierungswerte nach DIN 18005 259
3.2 Immissionsgrenzwerte der 16. BImSchV 260
3.3 Grenzwerte für die Lärmsanierung (VLärmschR) 261
4 Schallabstrahlung von Industriebauten 261
4.1 Schallabstrahlung der Gebäudehülle 261
4.2 Dämpfung des Schalls bei der Ausbreitung im Freien 264
4.3 Spiegelschallquellen 269
4.4 Meteorologische Korrektur 269
5 Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm 271
5.1 Anwendungsbereich 271
5.2 Immissionsrichtwerte nach TA Lärm 271
5.3 Beurteilungszeiten 272
5.4 Mittelungspegel LAeq und Beurteilungspegel Lr 272
5.5 Zuschlag für Ton- und Informationshaltigkeit 273
5.6 Zuschlag für Impulshaltigkeit 273
5.7 Berücksichtigung von Verkehrsgeräuschen, die der Anlage 273
zuzuordnen sind
5.8 Berücksichtigung tieffrequenter Geräusche 274
5.9 Berücksichtigung der Vorbelastung 274
5.10 Prognosemodelle 274
5.11 Festlegungen für Messungen der Schallimmissionen 275
6 Umgebungslärmrichtlinie der Europäischen Union und deutsche 276
Umsetzung

247

U. Vismann (Hrsg.), Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln, DOI 10.1007/978-3-8348-8613-2_5,


© Vieweg+Teubner Verlag |Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012
Schallimmissionsschutz an Straßen, Schienen- und Industrieanlagen

Technische Bestimmungen, Literatur


RLS 90 – Richtlinien für den Lärmschutz an Straßen, 1990
Schall 03 – Informationen der Deutschen Bundesbahn, 1990
DIN 18005 Teil 1, Juli 2002, Schallschutz im Städtebau
DIN 18005 Teil 1 Beiblatt 1
Sechzehnte Verordnung zur Durchführung des Bundes – Immissionsschutzgesetzes
(Verkehrslärmschutzverordnung – 16. BImSchV) vom 12. Juni 1990
Richtlinien für den Verkehrslärmschutz an Bundesstraßen in der Baulast des Bun-
des – VlärmSchR 97, 1997
VDI – Richtlinie 2571, Schallabstrahlung von Industriebauten, 1976
DIN ISO 9613-2, September 1997, Dämpfung des Schalls bei der Ausbreitung im
Freien
DIN EN 12354-4, April 2001, Schallübertragung von Räumen ins Freie
TA Lärm – Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm, Oktober 1998
Parkplatzlärmstudie, 6. Auflage 2007, Bayerisches Landesamt für Umweltschutz
Richtlinie 2002/49/EU des europäischen Parlaments und des Rates vom 25. Juni
2002 über die Bewertung und Bekämpfung von Umgebungslärm
BImSchG vom 25. 06. 2005
Drucksache 710/05 des Deutschen Bundestages (Verordnung zur Durchführung des
Bundes – Immissionsschutzgesetzes (Verordnung über die Lärmkartierung . . .
BImSchV))

1 Richtlinien für den Lärmschutz an Straßen – RLS 90


1.1 Maßgebliche Emissionspegel Lm, E
Da es sich bei Straßen um Linienschallquellen handelt, wird als maßgebliche
schalltechnische Größe der Emissionspegel eines sehr lang gedachten Straßen-
stückes in 25 m Abstand von der Fahrbahn betrachtet. Dieser Pegel wird für eine
Geschwindigkeit der PKW’s von 100 km/h und der LKW’s von 80 km/h berechnet.
Als Straßenoberfläche wird nicht geriffelter Gussasphalt verwendet. Als Variable
geht die stündliche Verkehrsstärke M und der LKW-Anteil p in % ein. Demzufolge
müssen Korrekturen durchgeführt werden für unterschiedliche Geschwindigkeiten,
für abweichende Straßenoberflächen, für Steigungen und gegebenenfalls für Pe-
gelminderungen an Reflexionsflächen, sodass sich der maßgebliche Emissionspe-
gel wie folgt ergibt:
Lm, E ¼ L25
m
m
þ DV þ DStro þ DStg þ DE in dB ðAÞ ð1-1Þ
Lm, E maßgeblicher Emissionspegel in 25 m Abstand zur Fahrbahnmitte in dB (A)
L25
m
m
Emissionspegel in dB (A) in 25 m Abstand bei vPKW ¼ 100 km/h, vLKW ¼ 80 km/h und als
Straßenoberfläche nicht geriffelter Gussasphalt;
Dv Korrektur unterschiedliche Geschwindigkeiten
DStro Korrektur unterschiedliche Straßenoberflächen
DStg Korrektur für Steigungen und Gefälle
DE Korrektur der Reflexionsfläche bei Straßen, die als Spiegelschallquellen berechnet wer-
den müssen.
Der Emissionspegel in 25 m Abstand hängt ab von der stündlichen Verkehrsmenge
M und dem LKW-Anteil p in %:
L25 m
m,T bzw: N ¼ 37,3 þ 10 " log ½M " ð1 þ 0,082 " pÞ, ð1-2Þ
Die stündliche Verkehrsmenge M ergibt sich aus dem Durchschnittlichen Täglichen
Verkehr (DTV), der entweder durch Prognose oder durch Zählung bestimmt wird.
Mit der Zählung wird gleichzeitig der LKW-Anteil p ermittelt, oder er ergibt sich
standardisiert aus der Tafel 1-1:

248
Richtlinien f"r den L!rmschutz an Straßen – RLS 90
Tafel 1-1 Maßgebliche stündliche Verkehrsmenge M und LKW-Anteil p in %
Tags Nachts
Straßengattung 6.00–22.00 Uhr 22.00–6.00 Uhr
M in KFZ/h p in % M in KFZ/h p in %
Bundesautobahn 0,06 DTV 25 0,014 DTV 45
Bundesstraße 0,06 DTV 20 0,011 DTV 20
Landes- Kreis-, Gemeindeverbindungsstraße 0,06 DTV 20 0,008 DTV 10
Gemeindestraße 0,06 DTV 10 0,011 DTV 3 5
Die Korrektur für unterschiedliche Geschwindigkeiten ergibt sich aus folgendem
Formelsatz: ' (
100 þ ð100,1 " D # 1Þ " p
Dv ¼ LPKW # 37,3 þ 10 " log
100 þ 8,23 " p
LPKW ¼ 27,7 þ 10 " log ½1 þ ð0,02 " vPKW Þ3 ,
LLKW ¼ 23,1 þ 12,5 " log ½vLKW ,
D ¼ LLKW # LPKW
Die Geschwindigkeit der PKW darf dabei von 30 km/h bis 130 km/h variiert werden,
die der LKW zwischen 30 und 80 km/h.
Die Korrekturen am maßgeblichen Emissionspegel auf Grund unterschiedlicher Stra-
ßenoberflächen sind der Tafel 1-2 zu entnehmen:
Tafel 1-2 Korrektur D Stro für unterschiedliche Straßenoberflächen
Dstro in dB (A) bei zul. Höchst-
Straßenoberfläche geschw. In km/h von
30 40 >50
ungeriffelter Gussasphalt, Asphaltbetone
0 0 0
oder Splittmastixasphalte
Betone oder geriffelte Gussasphalte 1 1,5 2
Pflaster mit ebener Oberfläche 2 2,5 3
sonstige Pflaster 3 4,5 6
Für lärmmindernde Straßenoberflächen, bei denen auf Grund neuer bautechnischer Entwick-
lungen eine dauerhafte Lärmminderung nachgewiesen ist, können auch andere Korrekturwer-
te berücksichtigt werden, z. B. für offenporige Asphalte bei zulässigen Geschwindigkeiten
>60 km/h eine Minderung von !3 dB (A)

Steigungen und Gefälle wird wie folgt berücksichtigt:


DStg ¼ 0,6 " jgj # 3 dB ðAÞ für jgj > 5 %
DStg ¼ 0 dB ðAÞ für jgj < 5 % :
wobei g die Längsneigung der Fahrbahn in % ist.
Muss zusätzlich zur Originalschallquelle eine Spiegelschallquelle berücksichtigt wer-
den, die sich z. B. durch Reflexion der Originalquelle an einer langen, hohen Be-
bauung oder einem Lärmschutzwall ergibt, so treten bei der Schallreflexion Verluste
nach Tafel 1-3 auf:
Tafel 1-3 Korrektur D E zur Berücksichtigung der Absorptionseigenschaften reflektierender
Flächen bei Spiegelschallquellen
DE
Reflexionsart
in dB (A)
glatte Gebäudefassaden und reflektierende Lärmschutzwände !1
gegliederte Hausfassaden (z. B. Fass. mit Erkern, Balkonen etc.) !2
absorbierende Lärmschutzwände !4
hoch absorbierende Lärmschutzwände !8

249
Schallimmissionsschutz an Straßen, Schienen- und Industrieanlagen

1.2 Berücksichtigung mehrerer Fahrstreifen


Bei mehrstreifigen Straßen sind die Berechnungen getrennt vorzunehmen für den
nächstliegenden und den fernsten Fahrstreifen. Der DTV wird dann, sofern er nicht
getrennt ermittelt wurde, auf die beiden Berechnungsstreifen aufgeteilt. Dies gilt
sowohl für 2-streifige wie 3-, 4-, 5- und 6-streifige Straßen.
Bei einstreifigen Straßen wird die Mitte des Fahrstreifens als Emissionsort ange-
nommen.
In allen Fällen liegt die Höhe des Emissionsortes 0,5 m über dem Fahrstreifen.

1.3 Schallausbreitung an langen, geraden Straßen


Die RLS 90 unterscheidet bei der Berechnung der Schallausbreitung zwischen „lan-
gen, geraden Straßen“ und Straßenabschnitten. Eine Straße gilt dann als „lang
und gerade“, wenn die Emissionsbedingungen im gesamten Abschnitt konstant
sind und wenn die Straße nach rechts und nach links auf die Strecke
s?
lz ¼ 48 " pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi in m
100 þ s?
eingesehen werden kann, wobei s? das Lot vom Immissionspunkt auf die Straße
darstellt.
Der Mittelungspegel Lm errechnet sich dann für einen Immissionsort für jeden Fahr-
streifen getrennt nach
Lm, eq ¼ L25 m
m, E þ Ds þ DBM # Dz þ Drefl: þ K in dB ðAÞ ð1-3Þ
Lm, eq Mittelungspegel am Immissionsort in dB (A)
Ds Pegelminderung durch Abstand und Luftabsorption
DBM Pegelminderung durch Bewuchs und Bebauung
Dz Pegelminderung durch Abschirmung
Drefl. Pegelerhöhung durch Mehrfachreflexionen
K Pegelerhöhung in der Nähe von Ampelregelungen.
Die einzelnen Einflussgrößen ergeben sich wie folgt:
Pegelminderung durch Abstand und Luftabsorption Ds:
Ds ¼ 15,8 # 10 " log ðs? Þ # 0,0142 " ðs? Þ0,9 in dB ðAÞ mit
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
2 2
s? ¼ s? ,0 þ ðH # 0; 5Þ in m und
s?,0 Abstand des Fußpunktes des Immissionsortes zum Fahrstreifen
H Höhe des Immissionsortes.
Pegelminderung durch Bewuchs und Bebauung DBM:
Nach der RLS 90 werden diese Einflüsse wie folgt ermittelt:
" " " ## #
hm 100 1,3
DBM ¼ #4,8 " exp # " 8,5 þ ,
s? s?
wobei hm die mittlere Höhe zwischen Emissions- und Immissionsort bedeutet:
1
hm ¼ " ðhGE þ hGI Þ
2
mit hGE und hGI Höhe des Emissionsortes þ0,5 m bzw. des Immissionsortes. Lie-
gen zwischen Emissions- und Immissionsort Tallagen und Senken und bezeichnet
hT die größte Höhe der Verbindungslinie über Grund, so gilt für hm:
hm ¼ 0,25 " ðhGE þ 2 " hT þ hGI Þ
Bei Bodenerhebungen bedeutet hT die kleinste Höhe zwischen Verbindungslinie
und Boden.
Pegelminderung Dz bei langen, geraden Straßen durch Abschirmung
Die Berechnung der Abschirmwirkung von Lärmschutzwänden, Gebäuden, Boden-
erhebungen, Lärmschutzwällen etc. geht zurück auf die Beugungstheorie von Mae-

250
Richtlinien f"r den L!rmschutz an Straßen – RLS 90

kawa. Kennzeichnende Größe darin ist der Schirmwert z, der sich aus dem Schall-
umweg über das Hindernis hinweg errechnet:
z ¼aþb þc#s
Die Bedeutung des Schallumwegs ist in Bild 1-1 für einen Doppelschirm darge-
stellt:
c
b Immissionsort

a 5
Quelle:
Bild 1-1
h = 0,5 m
s Geometrie zur
Berechnung des
Schirmwertes z

Im Einzelnen bedeuten:
a Abstand Emmissionsort bis Oberkante des ersten Schirms
b Abstand Oberkante des letzten Schirms bis zum Immissionsort
s Abstand zwischen Immissionsort und Emissionsort
c Abstand der beiden Schirmoberkanten.
Ist nur ein Schirm vorhanden, entfällt die Größe c. Zusätzlich muss eine Witte-
rungskorrektur KW? eingeführt werden, mit der die Krümmung der Schallstrahlen
durch positive Wind- oder Temperaturgradienten berücksichtigt wird. Die RLS 90
rechnet dabei mit Krümmungsradien von 2000 m. Diese Witterungskorrektur ergibt
sich nach folgender Formel:
" rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi#
1 a"b"s
KW? ¼ exp # "
2000 2"z
Damit ergibt sich folgende Pegelminderung durch Abschirmung:
' (
70 þ 0,25 " s 2
Dz ¼ 7 " log 5 þ " z " Kw? in dB ðAÞ
1 þ 0,2 " z
Das abschirmende Hindernis muss eine gewisse Länge aufweisen, damit die Ab-
schirmwirkung nicht durch nicht abgeschirmte Straßenbereiche wieder aufgehoben
wird. Als Mindestlänge gilt:
34 þ 3 " Dz
dü ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi " b
100 þ s
Sind zwei Fahrstreifen zu berücksichtigen, so ist der arithmetische Mittelwert der
!berstandslänge für den fernen und den nahen Fahrstreifen zu bilden:
dü ¼ 0,5 " ðdü, n þ dü, f Þ
Kann die !berstandslänge nicht eingehalten werden, ist das Teilstückverfahren an-
zuwenden.
Bei Vorhandensein von Abschirmung muss die Bodendämpfung D BM wieder abge-
zogen werden!
Pegelerhöhungen durch Mehrfachreflexionen
Befindet sich ein Immissionsort z. B. in einer Straßenschlucht, so treten Mehrfach-
reflexionen auf, deren Einfluss durch einen Zuschlag Drefl berücksichtigt werden
muss. Je nach Ausgestaltung der reflektierenden Flächen gilt:
hBeb <
reflektierende Flächen Drefl ¼ 4 " 3,2 dB
hw
hBeb <
absorbierende Flächen Drefl ¼ 2 " 1,6 dB
hw
hochabsorbierende Flächen Drefl ¼ 0 dB
Darin bedeuten hBeb die Höhe der geschlossenen Randbebauung und hw deren Ab-
stand in m.

251
Schallimmissionsschutz an Straßen, Schienen- und Industrieanlagen

1.4 Straßenabschnitte
In der Regel wird man nicht mit l-5
langen, geraden Straßen rechnen,
sondern mit Straßenabschnitten.
l-4 s5
Ein Teilstück liegt dann vor, wenn
dessen Länge li kleiner ist als die l-3 s4
halbe Entfernung zwischen Teil- Immissionsort
stück und Immissionsort und l-2 s3
wenn auf diesem Straßenstück s2
die Emissionsbedingungen kons-
l-1 s1
tant sind. Der Gesamt-Mitte-
lungspegel für die Straße ergibt
sich dann durch energetische Ad- Bild 1-2 Einteilung einer Straße in Straßenabschnitte
dition der Mittelungspegel der
Teilstücke:
P
Lm, eq ¼ 10 " log ½ 10Lm, eq, i =10 ,

Dabei beträgt der Mittelungspegel für das i-te Teilstück:


Lm, eq, i ¼ Lm, E, i þ Dl, i þ Ds, i þ DBM, i # Dz, i þ Drefl: in dB ðAÞ ð1-4Þ
Dabei ist zunächst festzuhalten, dass der maßgebliche Emissionspegel Lm, E, A, i in
gleicher Weise einschließlich aller Korrekturen berechnet wird wie bei langen, ge-
raden Straßen. Die Unterschiede zwischen Teilstücken und langen geraden Straßen
ergeben sich erst bei der Längenkorrektur und beim Abstandsmaß sowie bei der
Bodenabsorption, also auf dem Ausbreitungsweg. Die Längenkorrektur Dl, i ist er-
forderlich, da sich die Gleichungen für die Ausbreitungsbedingungen auf Teilstücke
mit 1 m Länge beziehen. Demzufolge lautet die Längenkorrektur für ein Straßen-
stück der Länge l in m:
' (
l
Dl, i ¼ 10 " log mit l0 ¼ 1 m Bezugslänge.
l0
Abstandsmaß Ds, i bei Teilstücken
Bei Teilstücken wird von punktförmigen Schallquellen ausgegangen, d. h. die
Schalldruckpegel nehmen mit Verdoppelung der Entfernung mit 6 dB ab. Das Ab-
standsmaß lautet daher:
' (
si si
Ds, i ¼ 11,2 # 20 " log #
s0 200
wobei s0 einen Bezugsabstand von 1 m darstellt. Im Ausdruck si/200 kommt die
Luftabsorption zum Ausdruck.
Boden- und Meteorologiedämpfungsmaß DBM, i
Bei Teilstücken errechnet es sich nach folgender Formel:
' (
hm, i 600
DBM, i ¼ " 34 þ # 4,8 < 0 dB ðAÞ ,
si si
wobei die mittlere Höhe hm, i gleich errechnet wird wie bei langen, geraden Stra-
ßen. Bei Abschirmung entfällt D BM,i!
Abschirmung bei Teilstücken
Die Abschirmwirkung eines Teilstückes ergibt sich nach der Formel
Dz, i ¼ 10 " log b3 þ 80 " zi " Kw, i c ,
wobei Schirmwert z und Witterungsmaß Kw gleich berechnet werden wie bei lan-
gen, geraden Straßen.
Bei Straßenabschnitten muss nicht nur die Beugung über die obere Schirmkante
berücksichtigt werden, sondern auch die Beugung über die seitlichen Kanten.

252
Richtlinien f"r den L!rmschutz an Straßen – RLS 90

Werden die Abschirmmaße mit D1 (obere Kante)


und D2, 3 (seitliche Kanten) bezeichnet, ergibt sich
die gesamte Abschirmung zu
Dges ¼ #10 " log b10#D1 =10 þ 10#D2 =10 þ 10#D3 =10 c ,
also gleich wie beim Schalldämmmaß zusammen-
gesetzter Bauteile. Im Gegensatz zur Abschirmung
an der oberen Schirmkante werden bei der Beu-
gung um die seitlichen Kanten die Bodendämp- 5
fungsmaße nicht abgezogen.

Bild 1-3 seitliche Beugung


1.5 Beurteilungspegel am Schirm
Der Beurteilungspegel Lr für einen Immissionsort
errechnet sich nach
P
Lr ¼ 10 " log b 10Lm, eq, i =10 c þ K in dB ðAÞ
wobei die Mittelungspegel der einzelnen Straßen bzw. Fahrstreifen nach Gleichung
(1-3) oder Gleichung (1-4) einzusetzen sind. Die Größe K berücksichtigt die erhöhte
Störwirkung von lichtzeichengeregelten Einmündungen und Kreuzungen nach Tafel
1-4. Befindet sich der Immissionsort in der Nähe von mehreren derartigen Einmün-
dungen, so ist nur der Zuschlag für die nächstgelegene zu berücksichtigen.
Der Beurteilungspegel wird getrennt für Tag und Nacht errechnet, wobei der Tages-
zeitraum von 6.00 Uhr bis 22.00 Uhr reicht, die Nacht von 22.00 Uhr bis 6.00 Uhr.

Tafel 1-4 Zuschlag K in dB (A) für erhöhte Störwirkung von lichtzeichengeregelten Einmün-
dungen und Kreuzungen
Abstand des Immissionsortes vom Schnittpunkt von sich kreuzenden
K in dB(A)
zusammentreffenden Fahrbahnen

bis 40 m 3

40 bis 70 m 2

70 bis 100 m 1

über 100 m 0

1.6 Schallabstrahlung von Parkplätzen


Im Gegensatz zu Straßen sind Parkplätze Flächenschallquellen. Die DIN 18005 ent-
hält ein Berechnungsverfahren zur Abschätzung des flächenbezogenen Schallleis-
tungspegels eines Parkplatzes, das jedoch sehr ungenau ist. Die Schallemission
von Parkplätzen wird daher allgemein nach der Bayerischen Parkplatzlärmstudie
berechnet, die in der 6. Auflage 2007 völlig überarbeitet neu erschienen ist. Aus-
gehend vom flächenbezogenen Schallleistungspegel Lw00 wird der Gesamtschallleis-
tungspegel des Parkplatzes errechnet. Die Immissionsrechnung erfolgt dann nach
TA Lärm (vgl. Abschnitt 5).
Der gesamte Schallleistungspegel Lw ergibt sich nach folgender Formel:
' (
S
Lw ¼ Lw00 þ 10 " log in dB ðAÞ ,
S0
wobei sich der flächenbezogene Schallleistungspegel Lw00 für Parkplätze mit weni-
ger als 150 Stellplätzen nach folgender Formel ergibt:
' (
S
Lw00 ¼ 63 þ KPa þ KI þ KD þ KStro þ 10 " log ½B " N , # 10 " log in dB ðAÞ
1 m2

253
Schallimmissionsschutz an Straßen, Schienen- und Industrieanlagen
Bedeutungen:
KPa und KI Sie kennzeichnen die Zuschläge für die Parkplatzart und für das Taktmaximalpegel-
verfahren. Letzterer nimmt mit zunehmender Entfernung des Immissionsortes
vom Parkplatz ab, da die Spitzenpegel in zunehmender Entfernung immer mehr
im Hintergrundgeräusch untergehen. Aus Sicherheitsgründen werden sie jedoch
unabhängig von der Entfernung berücksichtigt. Die Zuschläge sind in der Tafel 1-5
dargestellt.
KD KD ¼ 2,5 log ðf " B ! 9Þ, wenn f " B > 10 Stellplätze, sonst KD ¼ 0;
f Stellplätze je Einheit der Bezugsgröße, im Einzelnen:
f ¼ 0,50 Stellplätze je m2 Netto – Grundfläche bei Diskotheken;
f ¼ 0,25 Stellplätze je m2 Netto – Grundfläche bei Gaststätten;
f ¼ 0,07 Stellplätze je m2 Netto – Verkaufsfläche bei Verbrauchermärkten und
Warenhäusern;
f ¼ 0,11 Stellplätze je m2 Netto – Verkaufsfläche bei Discountern;
f ¼ 0,04 Stellplätze je m2 Netto – Verkaufsfläche bei Elektrofachmärkten;
f ¼ 0,03 Stellplätze je m2 Netto – Verkaufsfläche bei Bau- und Möbelfachmärkten;
f ¼ 0,50 Stellplätze je Bett bei Hotels;
f ¼1 bei sonstigen Parkplätzen;
KStro Zuschlag für unterschiedliche Fahrbahnoberflächen in dB (A):
0 für asphaltierte Fahrgassen;
0,5 für Betonsteinpflaster mit Fugen <3 mm;
1 für Betonsteinpflaster mit Fugen 13 mm;
2,5 für wassergebundene Decken (Kies)
3 für Natursteinpflaster.
B Bezugsfläche
N Bewegungshäufigkeit nach Tafel 1-6; B " N alle Fahrzeugbewegungen je Stunde,
auf der Parkplatzfläche;
S Gesamtfläche bzw. Teilfläche des Parkplatzes.

Tafel 1-5 Zuschläge K Pa und KI für Parkplätze


Zuschläge in dB (A)
Fahrzeugart Parkplatzart
Kpa Ki
P + R-Parkplätze, Besucher- und Mitarbeiter-
0 4
plätze, Parkplätze am Rand der Innenstadt
Parkplätze an Einkaufszentren (Einkaufs-
3 4
wagen auf Asphalt)
PKW-Parkplätze
Parkplätze an Einkaufszentren (Einkaufs-
5 4
wagen auf Pflaster)
Parkplätze an Diskotheken (mit Neben-
4 4
geräuschen von Gesprächen und Autoradios)
Zentrale Omnibushaltestellen 10 4
Abstellplätze bzw. Autohöfe für Lastkraftwagen 14 3
Motorradparkplätze 3 4

Tafel 1-6 Anhaltswerte N der Bewegungshäufigkeit bei verschiedenen Parkplätzen


N ¼ Bewegungen/ðB0 " hÞ
Einheit B0 der
Parkplatzart ungünstigste
Bezugsgröße B Tag Nacht
Nachtstunde
P + R Parkplatz
P + R-Parkplatz, stadtnah 1 Stellplatz 0,30 0,06 0,16
P + R-Parkplatz, stadtfern 1 Stellplatz 0,30 0,10 0,50
Tank- und Rastanlagen
Bereich Tanken, Angaben in Bewegungen je Stunde
PKW 40 15 30
LKW 10 6 15
Fortsetzung s. nächste Seite

254
Schallschutz an Schienenwegen – Schall 03
Tafel 1-6 (Fortsetzung)
N ¼ Bewegungen/ðB0 " hÞ
Einheit B0 der
Parkplatzart ungünstigste
Bezugsgröße B Tag Nacht
Nachtstunde
Bereich Rasten
PKW 1 Stellplatz 3,50 0,70 1,40
LKW 1 Stellplatz 1,50 0,50 1,20
Wohnanlagen 5
Tiefgarage 1 Stellplatz 0,15 0,02 0,09
Parkplatz oberirdisch 1 Stellplatz 0,40 0,05 0,15
Diskothek
Diskothek 1 m2 Nettogastraumfläche 0,20 0,30 0,60
Einkaufsmarkt
Kleiner Verbrauchermarkt 1 m2 Nettoverkaufsfläche 0,10
(Netto-Verkaufsfläche bis
5000 m2 )
Großer Verbrauchermarkt 1 m2 Nettoverkaufsfläche 0,07
(Netto-Verkaufsfläche über
5000 m2 )
Discounter u. Getränkemarkt 1 m2 Nettoverkaufsfläche 0,17
Elektrofachmarkt 1 m2 Nettoverkaufsfläche 0,07
Bau- und Möbelmarkt 1 m2 Nettoverkaufsfläche 0,04
Speisegaststätte
Gaststätten in Großstadt 1 m2 Nettogastraumfläche 0,07 0,02 0,09
Gaststätte im ländlichen Ber. 1 m2 Nettogastraumfläche 0,12 0,03 0,12
Ausflugsgaststätte 1 m2 Nettogastraumfläche 0,10 0,01 0,09
Schnellgaststätte 1 m2 Nettogastraumfläche 0,40 0,15 0,60
Autoschalter an Schnellgaststätte, Angaben in Bewegungen je Stunde
Drive-In 40 6 36
Hotel
Hotel mit weniger als 1 Bett 0,11 0,02 0,09
100 Betten
Hotel mit mehr als 1 Bett 0,07 0,01 0,06
100 Betten
Parkplatz oder Parkhaus in Innenstadt, allgemein zugänglich
Parkplatz, gebührenpflichtig 1 Stellplatz 1,00 0,03 0,16
Parkhaus, gebührenpflichtig 1 Stellplatz 0,50 0,01 0,04

2 Schallschutz an Schienenwegen – Schall 03


Der Schallschutz an Schienenwegen ist in der Schall 03 niedergelegt. Ihr Aufbau ist
dem der RLS 90 sehr ähnlich, wobei bei Schienenverkehr jedoch die Schwierigkeit
hinzu kommt, dass sehr viele unterschiedliche Zugarten zu unterscheiden sind. All
diese Zugarten haben unterschiedliche Emissionspegel, sodass es nicht möglich
ist, einen einzigen Emissionspegel wie beim Straßenverkehr zu definieren, in den
als Parameter lediglich die stündliche Verkehrsstärke sowie der LKW-Anteil einge-
hen.
Die Schallemissionen von Schienenfahrzeugen werden vom Rollgeräusch (Ge-
schwindigkeitsbereich 50 km/h < v < 350 km/h), vom Maschinengeräusch (v <
60 km/h) und von aerodynamischen Geräuschen (v > 300 km/h) bestimmt. Das Roll-
geräusch ist das im Wesentlichen dominierende Geräusch. Es hängt ab von der

255
Schallimmissionsschutz an Straßen, Schienen- und Industrieanlagen

Fahrgeschwindigkeit, der Zuglänge, von der Bremsbauart, vom Fahrflächenzustand


(Gleise frisch geschliffen etc.), von der Fahrbahnart und von Besonderheiten am
Fahrweg wie z. B. Brücken oder Bahnübergänge. Hauptschallquellen für das Rollge-
räusch sind Rad und Schiene. Das Rad strahlt im wesentlichen Frequenzen über
1000 Hz ab, die Schiene Frequenzen unter 1000 Hz.

2.1 Maßgebliche Emissionspegel


Für jeden immissionsrelevanten Streckenabschnitt und für jedes Gleis muss fol-
gendermaßen verfahren werden:
! Die auf dem betrachteten Abschnitt fahrenden Züge werden in einzelne Zugklas-
sen i unterteilt. In den Zugklassen sind Züge zusammengefasst, die in folgenden
Punkten identisch sind:
! Zugart;
! gleicher Anteil an scheibengebremsten Fahrzeugen;
! gleiche mittlere Geschwindigkeit.
Die Emissionspegel der einzelnen Zugklassen werden dann logarithmisch addiert.
! Auf diesen Emissionspegel werden dann für jeden Streckenabschnitt getrennt
Zu- bzw. Abschläge für besondere Emissionsbedingungen gemacht.
Die Anzahl der Züge je Klasse wird nach Schall 03 durch die Summe der Zuglänge
der einzelnen Züge bestimmt. Der Emissionspegel einer Strecke oder eines Stre-
ckenabschnittes ergibt sich daher nach folgender Formel:
'N (
P ð51þD þD þDl þDv Þ=10
Lm, E ¼ 10 " log 10 Fz D þ DFb þ DBr þ DBü þ DRa in dB ðAÞ
i¼1

N ist dabei die Anzahl der Klassen i, wobei wieder zwischen Tag (6.00 bis 22.00 Uhr) und
Nacht (22.00 Uhr bis 6.00 Uhr) unterschieden werden muss.
Der Ausgangswert von 51 dB (A) in obiger Gleichung stellt einen Normzug mit fol-
genden Eigenschaften dar:
! Horizontaler Abstand von der Mitte des betrachteten Gleises: 25 m
! Höhe des Immissionsortes in 25 m: 3,5 m
! Zuggeschwindigkeit: 100 km/h
! Zuglänge: 100 m
! Ausbreitungsbedingungen: freie Schallausbreitung
! Gleisart: Holzschwellen im Schotterbett
! Zuschlag für Fahrzeugart: 0 dB (A).
! Anteil der scheibengebremsten Fahrzeuge: 100 %.
Anmerkung: Gleise mit Holzschwellen im Schotterbett sind für Zuggeschwindigkeiten von
mehr als 200 km/h nicht mehr geeignet. Deswegen sind bei allen Neubaustre-
cken und auch bei sanierten Strecken Betonschwellen vorhanden.
Die vom Normzug abweichenden Einflüsse im Emissionspegel werden in folgen-
den Korrekturen zusammengefasst:
DFz Korrektur für unterschiedliche Fahrzeugarten
DD Korrektur für den Anteil klotzgebremster Fahrzeuge
Dl Korrektur für unterschiedliche Zuglängen
Dv Korrektur für abweichende Geschwindigkeiten.
Die von den Fahrzeugen unabhängigen, auf den Streckenabschnitt bezogenen Kor-
rekturen ergeben sich wie folgt:
DFb Einfluss der Fahrbahnart
DBr Einfluss von Brücken
DBü Einfluss von Bahnübergängen
DRa Einfluss von Kurvenradien.

Korrektur DFz, Einfluss der Fahrzeugarten

256
Schallschutz an Schienenwegen – Schall 03
Tafel 2-1 Korrekturwert D Fz für unterschiedliche Fahrzeugarten

Zeile Fahrzeugart DFz in dB (A)*

Fahrzeuge mit zulässiger Geschwindigkeit v > 100 km/h


1 !4
mit Radabsorbern (Baureihe 401)

2 Fahrzeuge mit Radscheibenbremsen (Baureihen 403, 420, 473) !2

Fahrzeuge mit Radscheibenbremsen (Bx-Wagen unter 5


3 !1
Einbeziehung der Lok)

4 U-Bahn 2

5 Straßenbahn 3

6 alle übrigen Fahrzeugarten 0

* Für Fahrzeugarten, bei denen aufgrund besonderer Vorkehrungen


eine weitergehende, dauerhafte Lärmminderung nachgewiesen ist,
können die der Lärmminderung entsprechenden Korrekturwerte zu-
sätzlich zu den Korrekturwerten DFz berücksichtigt werden.

Einfluss der Bremsbauart


Je nach prozentualem Anteil p der scheibengebremsten Fahrzeuge an der Länge
des Zuges wird dies berücksichtigt durch
DD ¼ 10 " log ½5 # 0,04 " p, in dB ðAÞ ,
wobei die Lok mit einer Länge von 20 m, die eines Reisewagens mit 26,4 m anzu-
setzen ist.
Einfluss der Zuglängen
Die Längen aller Züge der jeweiligen Zugklasse wird zur Gesamtlänge l aufaddiert:
P
l¼ lk mit k Anzahl der Züge je Zugklasse;
Dl ¼ 10 " log ½0,01 " l, in dB ðAÞ
Einfluss der Zuggeschwindigkeit
Diese Korrektur lautet: Dv ¼ 20 " log ½0,01 " v. in dB ðAÞ
Einfluss der Fahrbahnarten

Tafel 2-2 Einfluss der Fahrbahnarten

Fahrbahnart DFb in dB (A)

Rasenkörper – Straßenbahn !2
Schotterbett – Holzschwelle 0
Schotterbett – Betonschwelle 2
Feste Fahrbahn – nicht absorbierend 5

Einfluss von Brücken


Bei Eisenbahnbrücken ist einheitlich eine Korrektur von
DB ¼ þ3 dB (A)
vorzunehmen.
Einfluss von Kurven
Treten beim Befahren enger Kurven Quietschgeräusche auf, so sind nachfolgende
Korrekturen für den gesamten Kurvenabschnitt in Ansatz zu bringen:

257
Schallimmissionsschutz an Straßen, Schienen- und Industrieanlagen
Tafel 2-3 Einfluss von Kurvenradien
Zeile Kurvenradius DRa in dB (A)

1 R < 300 m 8
2 300 m < R < 500 m 3
3 R > 500 m 0

Einfluss von Bahnübergängen DBü


Befindet sich im betrachteten Streckenabschnitt j ein Bahnübergang, so ist mit ei-
nem Zuschlag von þ5 dB (A) zu rechnen. Im Gegenzug entfällt der Einfluss der
Fahrbahnart.

2.2 Berechnung des Beurteilungspegels


Zur Berechnung des Beurteilungspegels werden die Gleise bzw. die Bereiche in
Teilstücke k zerlegt. Die Teilstücklänge lk muss wie folgt gewählt werden:
0,01 " sk < lk < 0,5 " sk
Darin ist sk der Abstand des Immissionsortes vom Mittelpunkt der Teilstrecke k.
!ber die Länge der Teilstücke muss Lm, E, k annähernd konstant sein. Bei der Be-
rechnung des gesamten Beurteilungspegels Lr, ges ist im unbebauten Gelände als
Höhe des Immissionsortes 3,5 m anzunehmen, bei Gebäuden 0,2 m über den
Oberkanten der Fenster des betrachteten Geschosses. Ist die Geschosshöhe nicht
bekannt, soll mit folgenden Werten gerechnet werden: 3,5 m Höhe über Gelände
für das Erdgeschoss, für jedes weitere Geschoss 2,8 m Höhe.
Der Beurteilungspegel Lr, k eines jeden Streckenabschnittes k ergibt sich dann nach
folgender Formel:
Lr, k ¼ Lm, E, k þ 19,2 þ 10 " log ½lk , þ DI, k þ Ds, k þ DL, k þ DBM, k þ Dkorr, k þ S in dB ðAÞ

mit folgenden Bedeutungen:


Lm, E, k þ 19,2 þ 10 log [lk] ergibt den Schallleistungspegel des betreffenden Streckenabschnit-
tes k in dB (A), lk Länge des Teilstücks k in m
DI, k Pegeldifferenz durch Richtwirkung nach der Formel
Di, k ¼ 10 " log ½0,22 þ sin2 ðdk Þ. in dB ðAÞ
(zur Definition des Winkels d siehe Bild 2-1)
Ds, k die Pegeldifferenz durch Abstand, wobei das Teilstück k als Punkt-
schallquelle angenommen
' ( wird:
1
Ds, k ¼ 10 " log in dB ðAÞ
2 " p " sk2
DL,k die Pegeldifferenz durch Luftabsorption nach
sk
DL, k ¼ ! in dB ðAÞ
200
DBM, K die Pegeldifferenz
' durch( Boden- und Meteoroliedämpfung:
hm, k 600
DBM, k ¼ " 34 þ ! 4,8 < 0 dB ðAÞ
sk sk
Dkorr, k Einflüsse auf dem Ausbreitungsweg
S ¼ !5 dB (A) Korrektur für die Berücksichtigung der geringeren Störwirkung
des Schienenverkehrs gegenüber Straßenverkehr nach § 3 der 16.
BImschV
Auf dem Ausbreitungsweg sind folgende Pegelminderungen zu berücksichtigen:

Pegelminderung durch Abschirmung:


Die Pegeldifferenz De, k für einen Schallschirm ergibt sich nach folgender Formel:
De, k ¼ #10 " log b3 þ 60 " zk " Kw, K c þ DBM, k in dB ðAÞ

258
Beurteilung von Straßen- und Schienenverkehrsl!rm

Der Schirmwert zk wird wie bei Straßenabschnitten über den Schallumweg um ein
Hindernis berechnet:
aQ, k Abstand Emissionsort – Hindernisoberkante
zk ¼ aQ, k þ aA, k # sk aA, k Abstand Hindernisoberkante – Emissionsort
sk Abstand Emissionsort – Immissionsort.
zk muss Werte > ! 0,033 annehmen.
Die Witterungskorrektur Kw, k ergibt sich nach folgender Formel:
' qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ( 5
1
aQ, k "aA, k "sk
#2000 " 2"sk
Kw, k ¼ e

Für z < 0 ist Kw, k ¼ 1 zu setzen.


Anmerkung: Auch für negative Schirmwerte bis z > ! 0,033 ergeben sich noch Abschirmwir-
kungen.

Die Bedeutung des Winkels dk ist dem nachfolgenden Bild 2-1 zu entnehmen:

Richtwirkung bei Schienenverkehrslärm

3
2
IO 1
Korrektur in dB(A)

0
dk -1
Abschnitt k -2
-3
-4
-5
-6
-7
0 30 60 90 120 150 180
Abstrahlwinkel in °

Bild 2-1 Bedeutung des Winkels dk Bild 2-2 Richtwirkungskorrektur

Der Winkel dk ist als räumlicher Winkel zwischen der Gleisachse und dem Immissi-
onsort anzusetzen. Ist der Streckenabschnitt k gekrümmt, so ist der Winkel d auf
die Tangente an die Gleisachse zu beziehen.
Bild 2-2 zeigt die Richtwirkungskorrektur als Funktion des Winkels dk.

3 Beurteilung von Straßen- und Schienenverkehrslärm


Bei der Beurteilung von Straßenverkehrslärm sind drei Fälle zu unterscheiden:
! Städtebauliche Orientierungswerte nach DIN 18005;
! Immissionsgrenzwerte der 16. BImSchV bei Neubau oder wesentlicher Verände-
rung eines Verkehrsweges;
! Grenzwerte für die Lärmsanierung.

3.1 Orientierungswerte nach DIN 18005


Beiblatt 1 der DIN 18005 enthält Orientierungswerte für die städtebauliche Planung.
Die nach Norm berechneten Immissionspegel sind mit den Orientierungswerten zu
vergleichen. Für die Beurteilung gelten folgende Beurteilungszeiträume:
tagsüber: 6.00 Uhr bis 22.00 Uhr
nachts: 22.00 Uhr bis 6.00 Uhr.

259
Schallimmissionsschutz an Straßen, Schienen- und Industrieanlagen

Die Orientierungswerte sind keine Grenzwerte, ihre Einhaltung ist aber anzustre-
ben. Dies bedeutet, dass die technischen Möglichkeiten des städtebaulichen Lärm-
schutzes so weit als möglich ausgeschöpft werden müssen.

Tafel 3-1 Orientierungswerte nach DIN 18005 Teil 1, Beiblatt 1


Orientierungswerte dB(A)
Art der zu schützenden Nutzung
Tag Nacht*

Reine Wohngebiete, Wochenend- und Ferienhausgebiete 50 40/35

allgemeine Wohn-, Kleinsiedlungs- und Campingplatzgebiete 55 45/40

Friedhöfe, Kleingarten- und Parkanlagen 55 55

Dorf- und Mischgebiete 60 50/45

Kern- und Gewerbegebiete 65 55/50

Sondergebiete je nach Art der Nutzung 45–65 35–65

* Bei zwei angegebenen Nachtrichtwerten soll der niedrigere für Industrie-, Gewerbe- und
Freizeitlärm sowie für Geräusche von vergleichbaren öffentlichen Betrieben gelten.

Anmerkung: Das Beiblatt 1 zu DIN 18005 führt aus:


„Bei Beurteilungspegeln über 45 dB (A) ist selbst bei nur teilweise geöffnetem
Fenster ungestörter Schlaf häufig nicht mehr möglich.“
Dies impliziert, dass bei nächtlichen Beurteilungspegeln über 45 dB (A) Maß-
nahmen getroffen werden müssen, die es erlauben, die Fenster geschlossen zu
halten.
Häufig sind dies Abluftanlagen für die gesamte Wohnung; bei Einzelräumen wer-
den in der Regel schallgedämmte Fensterlüfter verwendet.

3.2 Immissionsgrenzwerte der 16. BImSchV


Die Grenzwerte der 16. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissions-
schutzgesetzes gelten für den Neubau oder die wesentliche #nderung von öffentli-
chen Straßen sowie von Schienenwegen der Eisenbahnen und Straßenbahnen.
Eine #nderung ist dann wesentlich, wenn
1) Eine Straße um einen oder mehrere durchgehende Fahrstreifen für den Kraft-
fahrzeugverkehr oder ein Schienenweg um ein oder mehrere durchgehende
Gleise baulich erweitert wird oder
2) durch einen erheblichen baulichen Eingriff der Beurteilungspegel des von dem
zu ändernden Verkehrsweg ausgehenden Verkehrslärm um mindestens 3 dB (A)
oder auf mindestens 70 dB (A) am Tage oder mindestens 60 dB (A) in der Nacht
erhöht wird.
Beim Bau oder der wesentlichen #nderung ist sicherzustellen, dass der Beurtei-
lungspegel einen der folgenden Immissionsgrenzwerte nicht übersteigt:

Tafel 3-2 Immissionsgrenzwerte nach 16. BImSchV


Immissionsgrenzwerte dB (A)
Nutzungen
Tag Nacht
Krankenhäuser, Schulen, Kur- und Altenheime 57 47
reine und allgemeine Wohngebiete, Kleinsiedlungsgebiete 59 49
Kerngebiete, Dorf- und Mischgebiete 64 54
Gewerbegebiete 69 59

260
Schallabstrahlung von Industriebauten

3.3 Grenzwerte für die Lärmsanierung (VLärmschR97)


Für Straßen in der Baulast des Bundes sind in den „Richtlinien für den Verkehrslärm-
schutz an Bundesstraßen in der Baulast des Bundes – VLärmSchR 97“ folgende Im-
missionsgrenzwerte festgelegt, ab denen Lärmschutzmaßnahmen notwendig sind:
Tafel 3-3 Grenzwerte für die Lärmsanierung nach VLärmschR97
Imm.-grenzwerte dB (A)
Nutzungen
Tag Nacht
5
Krankenhäuser, Schulen, Kur- und Altenheime, Wohn- und
70 60
Kleinsiedlungsgebiete
Kern-, Dorf- und Mischgebiete 72 62
Gewerbegebiete 75 65

An bestehenden Straßen besteht jedoch grundsätzlich kein Rechtsanspruch auf


Lärmschutzmaßnahmen. Maßnahmen werden hier als freiwillige Leistung auf der
Grundlage haushaltsrechtlicher Regelungen gewährt und im Rahmen der vorhan-
denen Mittel durchgeführt. Im Gegensatz zur Lärmvorsorge beim Straßenneubau
oder wesentlichen Ausbau besteht bei der Lärmsanierung kein Vorrang von aktiven
Lärmschutzmaßnahmen an der Straße gegenüber passiven Maßnahmen am Ge-
bäude. In der Regel werden 75 % der anfallenden Kosten für Lärmschutzmaßnah-
men erstattet, z. B. für Schallschutzfenster.

4 Schallabstrahlung von Industriebauten


4.1 Schallabstrahlung der Gebäudehülle
Ein erster Ansatz zur Berechnung der Schallabstrahlung von Industriebauten er-
schien im Jahre 1976 in der VDI 2571 mit dem Titel „Schallabstrahlung von Indus-
triebauten“. Die Richtlinie gibt Berechnungsansätze für Gewerbe- und Industriege-
bäude an, die bis zu einer Entfernung von etwa 200 m vom Emissionsort gelten,
was die Ausbreitungsrechnung betrifft. Bei größeren Abständen muss die DIN ISO
9613-2 herangezogen werden.
Für die Frage, welche Schallleistung von einem Gebäudeteil abgestrahlt wird und
wie das Gebäude selbst abschirmend wirkt, hat die VDI 2571 immer noch Gültigkeit.
In neuerer Fassung ist dies in der DIN EN 12354-4: April 2001 dargestellt. Die nachfol-
genden Darlegungen orientieren sich in den Bezeichnungen an der DIN EN 12354-4.

Schallabstrahlung der Gebäudehülle


Die Schallabstrahlung der Gebäudehülle wird durch die Abstrahlung einer oder
mehrerer Punktschallquellen beschrieben. Die Anzahl der Punktschallquellen, die
das Gebäude ausreichend gut nachbilden, hängt ab von den Ausbreitungsbedin-
gungen (für jede Ausbreitungsbedingung muss eine eigene Punktschallquelle an-
gesetzt werden) und vom Abstand Gebäude – Immissionsort (bei geringen Abstän-
den benötigt man für eine Wand u. U. mehrere Punktschallquellen).
Der Schalldruckpegel am Immissionsort außerhalb des Gebäudes wird dann für je-
de Punktschallquelle nach folgender Gleichung bestimmt:
Lp ¼ Lw þ Dc – Atot
mit folgenden Bedeutungen:
Lp Schalldruckpegel der Punktquelle am Immissionsort
Lw Schallleistung der Punktquelle
Dc Richtwirkungskorrektur der punktförmigen Ersatzschallquelle in Richtung des Aufpunktes
Atot die im Verlauf der Schallausbreitung auftretende Gesamtausbreitungsdämpfung, detail-
liert dargestellt in DIN ISO 9613-2.

261
Schallimmissionsschutz an Straßen, Schienen- und Industrieanlagen

Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass frequenzabhängig in Oktavbändern


von 63 Hz bis mindestens 4000 Hz gerechnet wird.
Die zur Schallabstrahlung beitragenden Bauteile werden in zwei Gruppen einge-
teilt:
! ebene Strahler wie z. B. Wände, Dächer, geschlossene Fenster und Tore ein-
schließlich kleinerer Bauteile mit weniger als 1 m2 Fläche wie z. B. Lüftungsgitter
! größere "ffnungen mit Flächen >1 m2 , wie offene Fenster, Tore und große Lüf-
tungsöffnungen.
Für gleiche Ausbreitungsbedingungen zum Immissionsort hin können einzelne
Bauteile oder Teile von Bauteilen zu Segmenten zusammengefasst werden.
Voraussetzung ist, dass der Abstand zum Immissionsort mindestens doppelt so
groß ist wie die größte Ausdehnung des Segments. Die punktförmige Ersatzschall-
quelle, die ein vertikal angeordnetes Segment beschreibt, wird in halber Breite des
Segments und in zwei Dritteln der Höhe des Segments angeordnet. In allen ande-
ren Fällen wird sie in der Mitte des Segments angeordnet.
Für ein das Segment der Gebäudehülle ergibt sich als Schallleistung der punktför-
migen Ersatzquelle:
' (
S
Lw ¼ Lp, in þ Cd # R 0 þ 10 " log
S0
Darin bedeuten:
Lp, in der Schalldruckpegel im Innern des Gebäudes, in 1 bis 2 m Abstand vor der Fassade
gemessen oder gerechnet
Cd Diffusitätsfaktor für das Schallfeld im Innern des Gebäudes
0
R das Bau-Schalldämmmaß des Segments
S Fläche des abstrahlenden Bauteils
S0 Bezugsfläche, 1 m2 .

Zur Berechnung des Bau-Schalldämmmaßes des Segments wird bei großen Bau-
teilen das Schalldämmmaß R herangezogen, bei kleinen Bauteilen die Normschall-
pegeldifferenz Dn, c.
Besteht ein Segment aus m großen ebenen Bauteilen (Bauteilfläche > 1 m2 ) und n
kleinen Bauteilen (Bauteilfläche <1 m2 ), so ergibt sich dann das Schalldämmmaß
des gesamten Segmentes zu
" #
Pm S mþn
P A0
i
R 0 ¼ #10 " log " 10#Ri =10 þ " 10#Dn, e, i =10
i¼1 S i¼mþ1 S

Darin bedeuten Sj die Flächen der (großen) Einzelbauteile, S deren Gesamtfläche,


Rj das Schalldämmmaß des Bauteils j im betreffenden Frequenzband, Dn, c, j die
bewertete Normschallpegeldifferenz und A0 eine Bezugsabsorptionsfläche von
10 m2 .
Für ein Segment, das aus "ffnungen besteht, ergibt sich der Schallleistungspegel
der punktförmigen Ersatzschallquelle zu
' o (
P Si
Lw ¼ Lp, in þ Cd þ 10 " log 10#Di =10
i¼1 S

Darin bedeuten:
o Anzahl der "ffnungen
Di Einfügungsdämpfung der "ffnung i (bei offenen Flächen wie z. B. offenen Toren ist hier
0 dB zu setzen).

Der Diffusitätsterm C d kennzeichnet den !bergang von einem mehr oder weniger
diffusen Feld im Innern des Gebäudes zum Freifeld und berücksichtigt gleichzeitig
zwei Faktoren:

262
Schallabstrahlung von Industriebauten

! die Ausgestaltung der Oberfläche der Gebäudehülle: wenn diese hoch absorbie-
rend ist, fällt im diffusen Anteil die gesamte Reflexion weg, was einer Verringe-
rung des Abstrahlpegels um 3 dB im Diffusitätsterm entspricht;
! die Richtquarakteristik der Quellen im Raum. Bei stark gerichteten Quellen zur
Fassade hin mindert sich der Diffusitätsterm ebenfalls um 3 dB.
Die DIN EN 12354-4 nennt im Anhang B folgende Werte:

Tafel 4-1 Angaben zum Wert des Diffusitätsterms Cd 5


Situation Cd in dB

relativ kleine, gleichförmige Räume (diffuses Feld) vor reflektierender Oberfläche !6

relativ kleine, gleichförmige Räume (diffuses Feld) vor absorbierender Oberfläche !3

große, flache oder lange Hallen, viele Schallquellen


!5
(durchschnittliches Industriegebäude) vor reflektierender Oberfläche

Industriegebäude, wenige dominierende und gerichtet abstrahlende Schallquellen


!3
vor reflektierender Oberfläche

Industriegebäude, wenige dominierende und gerichtet abstrahlende Schallquellen


0
vor absorbierender Oberfläche

Bei normal ausgestatteten Industriegebäuden wird der Diffusitätsterm den Wert


!5 dB annehmen.
Die Richtwirkungskorrektur D c setzt sich aus zwei Anteilen nach folgender Formel
zusammen:
' (
4"p
Dc ¼ DI þ 10 " log
W
Dabei kennzeichnet DI eine echte Richtwirkung der abstrahlenden Fläche. Frühere
Untersuchungen haben gezeigt, dass große, ebene Flächen in Frequenzbereichen
oberhalb der Koizidenzfrequenz eine ausgeprägte Richtwirkung senkrecht zur Flä-
chennormalen haben können. Normalerweise sind diese Flächen aber durch Fens-
terbänder, Tore etc. unterbrochen und gegliedert, sodass man den Term DI in der
Regel gleich null setzt.
Der zweite Term kennzeichnet das Raumwinkelmaß nach Tafel 4-2.

Tafel 4-2 Raumwinkelmaß


Abstrahlbedingung Raumwinkelmaß in dB

Vollraum 0
Halbraum (eine Reflexionsfläche) 3
Viertelraum (zwei Reflexionsflächen) 6
Achtelraum (drei Reflexionsflächen) 9

Verwendung von Einzahlangaben


In vielen Fällen hat man für den Innenpegel im Gebäude und für die Schalldäm-
mung der Außenbauteile nur Einzahlangaben zur Verfügung, also nur A-bewertete
Schalldruckpegel und bewertete Schalldämmmaße.
Wenn folgende Eingabewerte zur Verfügung stehen:
! der A-bewertete Schalldruckpegel LpA, in innerhalb der Gebäudehülle;
! das bewertete Schalldämmmaß Rw und die Spektrums-Anpassungswerte C und
Ctr für die großen Bauteile der Gebäudehülle;
! die bewertete Normschallpegeldifferenz Dn, c, w sowie C und Ctr für kleine Bau-
teile der Gebäudehülle,

263
Schallimmissionsschutz an Straßen, Schienen- und Industrieanlagen

kann der Schallleistungspegel eines Segments wie folgt abgeschätzt werden:


' (
0 S
LwA ¼ LpA, in # 6 # XA, s þ 10 " log :
S0
Der Diffusitätsterm wird hier einheitlich mit !6 dB angesetzt. Die Richtwirkungskor-
rektur Dc fehlt dagegen; der entsprechende Wert wird später in der Ausbreitungs-
dämpfung berücksichtigt. Die Größe X 0A, s bedeutet die Kenngröße für die A-bewer-
tete Schallpegeldifferenz beim Schalldurchgang von innen nach außen durch das
Segment. Der Index s bezeichnet den zugrunde gelegten Spektrums-Anpassungs-
wert. Es gilt dann:
" #
m S
P P A0
mþn
0 i #ðRw, i þCs, i Þ=10 #ðDn, c, w, i þCs, i Þ=10
XA, s ¼ #10 " log " 10 þ " 10
i¼1 S i¼mþ1 S

mit den oben genannten Bezeichnungen. Der Spektrums-Anpassungswert C be-


zieht sich auf Rosa Rauschen. Dieser Anpassungswert soll verwendet werden,
wenn die Innenpegel im Wesentlichen mittel- und hochfrequent sind (z. B. Fla-
schenabfüllhallen).
Bei den meisten Industriegebäuden sind die Innenpegel jedoch durch die tiefen
Frequenzen unterhalb 500 Hz dominiert. In diesem Fall muss man den Spektrums-
Anpassungswert Ctr verwenden.
In den Fällen, in denen das Gebäude selbst zur Abschirmung beiträgt, muss auf
die VDI – Richtlinie 2571 zurückgegriffen werden. Dort ist die Abschirmung durch
das Gebäude selbst im Richtwirkungsmaß DI eingearbeitet, wobei nach Bild 4-1
folgende Werte einzusetzen sind:
DI=–5 dB
DI=–5 dB

Dach DI=–20 dB
DI=–5 dB DI=0 dB

DI=–5 dB schallabstrahlende
Fläche
DI=–10 dB
DI=0 dB
Bild 4-1 Abschirmwirkung durch das Gebäude selbst

Bei streifender Schallabstrahlung (Flachdächer) ergibt sich also ein Richtwirkungs-


maß von !5 dB, wenn das Gebäude selbst zwischen abstrahlender Fläche und IO
liegt, beträgt es !20 dB.

4.2 Dämpfung des Schalls bei der Ausbreitung im Freien


Ein genaues Verfahren zur Berechnung der Schallimmissionen an einem weiter
entfernten Immissionsort ist in der DIN ISO 9613-2 angegeben. Diese Richtlinie ar-
beitet grundsätzlich mit Mitwind-Mittelungspegel. Dies bedeutet:
! es weht grundsätzlich Wind von der Anlage zum Immissionsort, wobei die
Windrichtung innerhalb eines Winkels von /45, zur Verbindungsachse zwischen
Anlage und Immissionsort liegt;
! die Windgeschwindigkeit liegt zwischen 1 m/s und 5 m/s, gemessen in einer
Höhe von 3 bis 11 m über dem Boden.
Als Ergebnis erhält man den (kurzzeitlich) gemittelten Schalldruckpegel LAT (DW).
In der DIN EN 9613-2 bezeichnet der Index s (Source) die Quelle und r (Receiver)
den Empfänger, also den Immissionsort.

264
Schallabstrahlung von Industriebauten

Wie bereits angegeben, sind die Immissionen in Oktavbandbreite von 63 Hz bis


mindestens 4000 Hz, in Ausnahmefällen auch bis 8000 Hz zu berechnen. Die Wel-
lenlänge des Schalls bei der betrachteten Frequenz n errechnet sich nach der Glei-
chung
c 340
l¼ ¼ in m ,
n v
der Schalldruckpegel der Quelle am Immissionsort zu
5
LfT (DW) ¼ Lw þ Dc # Atot
mit folgenden Bedeutungen:
LfT Schalldruckpegel der Punktquelle am Immissionsort
Lw Schallleistung der Punktquelle
Dc Richtwirkungskorrektur der punktförmigen Ersatzschallquelle in Richtung des Aufpunktes
Atot die im Verlauf der Schallausbreitung auftretende Gesamtausbreitungsdämpfung, die sich
aus folgenden Termen zusammensetzt:

Atot ¼ Adiv þ Aatm þ Agr þ Abar þ Amisc

Die einzelnen Terme bedeuten:


Adiv Dämpfung aufgrund der geometrischen Ausbreitung
Aatm Dämpfung aufgrund von Luftabsorption
Agr Dämpfung durch Bodeneffekte
Abar Dämpfung durch Abschirmung
Amisc Dämpfung durch andere Effekte wie durch Bewuchs, Industriegelände und Bebauungsflä-
chen (Anhang A, nicht Gegenstand der eigentlichen Norm).
Der Gesamtpegel am Immissionsort, der für die Berechnung der Beurteilung he-
rangezogen wird, ergibt sich dann für n Quellen und j ¼ 8 Frequenzen zu
" ( )#
n
P P8
LAT ðDWÞ ¼ 10 " log 10ðLfT ði, jÞþAf ðjÞÞ=10 in dB ðAÞ
i¼1 j¼1

wobei Af die A-Bewertung darstellt. Um auch Situationen zu berücksichtigen, in de-


nen keine Mitwind-Mittelungspegel im langzeitlichen Mittel vorhanden sind, erhält
man den sogenannten A-bewerteten Langzeit-Mittelungspegel LAT (LT), in dem eine
meteorologische Korrektur Cmet eingeführt wird:
LAT (LT) ¼ LAT (DW) # Cmet
Auf diese wird im Abschnitt 4.4 eingegangen.
Ausbreitungsdämpfung
Diese ergibt sich für kugelförmige Schallausbreitung von einer Punktquelle im Frei-
feld zu
Adiv ¼ 10 " log ½4 " p " d 2 ,
mit d Abstand zwischen Quelle und Immissionsort.
Luftabsorption
Diese Dämpfung während der Ausbreitung ist proportional zu einer Dämpfungs-
konstanten und dem zurückgelegten Schallweg, also zu
a"d
Aatm ¼
1000
a ist dabei der Dämpfungskoeffizient der Luft in dB/km und stark temperatur-,
feuchte- und frequenzabhängig. Nachfolgende Tafel 4-3 zeigt die wichtigsten Wer-
te.

265
Schallimmissionsschutz an Straßen, Schienen- und Industrieanlagen
Tafel 4-3 Luftdämpfungskoeffizient a für Oktavbänder

Luftdämpfungskoeffizient in db/km
Temperatur Rel. Feuchte
Bandmittenfrequenz in Hz
in , C in %
63 125 250 500 1000 2000 4000 8000

10 70 0,1 0,4 1,0 1,9 3,7 9,7 32,8 11 7,0

20 70 0,1 0,3 1,1 2,8 5,0 0,0 22,9 76,6

30 70 0,1 0,3 1,0 3,1 7,4 12,7 23,1 59,3

15 20 0,3 0,6 1,2 2,7 8,2 28,2 88,8 202,0

15 50 0,1 0,5 1,2 2,2 4,2 10,8 36,2 129,0

15 80 0,1 0,3 1,0 2,4 4,1 8,3 23,7 82,8

In der Regel rechnet man für eine Jahresdurchschnittstemperatur von 10 , C und


einer relativen Luftfeuchtigkeit von 70 %
Bodeneffekte
Für A-bewertete Rechnungen gibt es ein vereinfachtes Verfahren, bei dem folgende
Randbedingungen zutreffen müssen:
! der Schall breitet sich über porösem oder überwiegend porösem Boden aus;
! der Schall ist kein reiner Ton.
Dann gilt folgende vereinfachte Gleichung:
" # " #
2 " hm 300 >
Agr ¼ 4,8 # " 17 þ 0 dB
d d
hm ist dabei die mittlere Höhe des Schallausbreitungsweges, im einfachsten Fall
also (hs þ hr)/2 und d der Abstand. Für kompliziertere Geländegeometrien errech-
net sich hm nach folgendem Verfahren:
F
hm ¼
d
mit F Integral zwischen Verbindungslinie Quelle – Immissionsort und Geländeober-
fläche (Bild 4-2).

Empfänger
hr

F
Quelle

Bodenprofil
hs

hm ¼ F =d, wobei F die Fläche ist.

Bild 4-2 Berechnung der mittleren Höhe zwischen Emissions- und Immissionsort bei kompli-
zierten Geometrien

266
Schallabstrahlung von Industriebauten

Beim detaillierten, frequenzabhängigen Verfahren wird die Strecke zwischen Im-


missionsort und Quelle in drei Bereiche eingeteilt:
4 in den quellennahen Bereich, der sich über 30hs erstreckt;
4 in den Bereich am Immissionsort, der sich über 30hr erstreckt;
4 in den Mittelbereich zwischen quellennahem und empfängernahem Bereich.
Falls sich Quellbereich und Bereich am Immissionsort überlappen, gibt es keinen
Mittelbereich. Nach diesem Schema hängt die Bodendämpfung nicht von der Grö-
ße des Mittelbereiches, sondern von der Größe des Quellen- und Empfängerberei- 5
ches und deren Beschaffenheit ab.
Wesentlich ist der Bodenfaktor G, der die akustischen Eigenschaften der Bereiche
festlegt. Es gilt:
! Harter Boden. Hierzu gehören Straßenpflaster, Asphalt, Beton und jede Boden-
art mit geringer Porosität. Für harten Boden gilt G ¼ 0.
! Poröser Boden. Hierzu zählen Gras, Boden mit Bäumen, Bewuchs usw. Für po-
rösen Boden gilt G ¼ 1.
Man berechnet nun für jeden Bereich und für jedes Oktavband die Bodendämpfung
und setzt die einzelnen Dämpfungen additiv zur Gesamtdämpfung zusammen:
Adiv ¼ As þ Ar þ Am
Zur Berechnung von As gilt: G ¼ G s; h ¼ hs, entsprechendes gilt für Ar.
Die Dämpfungsterme ergeben sich dann wie folgt:

Bandmittenfrequenz in Hz As oder Ar in dB Am in dB
63 !1,5 !3q 2
125 !1,5 þ G a ðhÞ
0

250 !1,5 þ Gb 0 ðhÞ


500 !1,5 þ Gc 0 ðhÞ
1000 !1,5 þ Gd 0 ðhÞ !3qð1 ! Gm Þ
2000 !1,5 (1 ! G)
4000 !1,5 (1 ! G)

Dabei bedeutet Gm den Mittelwert der Faktoren für den Quellen- und Empfänger-
bereich.
Für die verwendete Funktion q gilt:
q ¼ 0, wenn dp < 30 " ðhs þ hr Þ ;
30 " ðhs þ hr Þ
q ¼1# wenn dp < 30 " ðhs þ hr Þ
dp
Die Funktionen a0 ðhÞ, b 0 ðhÞ, c 0 ðhÞ und d 0 ðhÞ lauten:
2 2 #6
" d2p
a0 ðhÞ ¼ 1,5 þ 3 " e#ð0,12 " ðh#5Þ Þ " ð1 # e#dp =50 Þ þ 5,7 " e#0,09 " h " ð1 # e#2,8 " 10 Þ
2
0 #0,09 " h #dp =50
b ðhÞ ¼ 1,5 þ 8,6 " e " ð1 # e Þ
2
c 0 ðhÞ ¼ 1,5 þ 14 " e#0,46 " h " ð1 # e#dp =50 Þ
2
d 0 ðhÞ ¼ 1,5 þ 5 " e#0,9 " h " ð1 # e#dp =50 Þ

Die größten Einflüsse der Bodendämpfung liegen vor im mittleren und tiefen Fre-
quenzbereich (bis 1000 Hz) und bei geringen Höhen von Quelle und Empfänger.
Abschirmung
Da die ISO 9613 nur punktförmige Schallquellen kennt, können auch schon relativ
kleinformatige Objekte Abschirmung bewirken. Für die Abmessungen des abschir-
menden Objektes muss aber mindestens gelten:

267
Schallimmissionsschutz an Straßen, Schienen- und Industrieanlagen

Ein Objekt wird nur dann als abschirmen-


des Hindernis betrachtet, wenn seine Hori-

l
zontalabmessung senkrecht zur Verbin- S R

r
dungslinie Quelle-Empfänger SR größer

l
ist als die betrachtete Wellenlänge:
ðll þ lr Þ > l

l
S R

r
Bild 4-3 Hindernisse zwischen Quelle

r
r
und Empfänger

Darüber hinaus müssen die abschirmenden Objekte folgende Eigenschaften auf-


weisen:
! Ihre flächenbezogene Masse muss >10 kg/m2 betragen;
! Sie müssen geschlossene Oberflächen aufweisen.
Grundsätzlich ist die Abschirmung um alle drei Kan-
ten hinweg zu berücksichtigen. R
Je nach Kante gilt dann für die Dämpfung durch Ab-
schirmung:
Obere Kante:
Abar ¼ Dz # Agr > 0 dB
Seitliche Kanten:
Abar ¼ Dz > 0 dB .
Die Gesamtdämpfung erhält man dann analog zum
resultierenden Schalldämmmaß, nach der Formel
' 3 ( S
P #A =10
Abar, ges: ¼ #10 " log 10 bar, i Bild 4-4
i¼1 Verschiedene Schallaus-
Die Abschirmung Dz selber ergibt sich nach der be- breitungswege am Schirm
reits bei Straßen und Schienen bekannten Formel
' (
C2
Dz ¼ 10 " log 3 þ " C3 " z " Kmet ,
l
! wobei C2 ¼ 20 zu setzen ist und für C3 gilt:
! Bei Einfachbeugung: C3 ¼ 1 ' 5 " l=e 2
(
! Bei Mehrfachbeugung: C3 ¼ 1 þ
1=3 þ 5 " l=e 2
Mit e wird in dieser Norm der Abstand der Beugungskanten bei Doppelschirmen
bezeichnet.
Der Meteorologiefaktor Kmet wird wie nach RLS 90 oder Schall 03 berechnet:
( rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi)
1 dss " dsr " d
Kmet ¼ exp # " für z > 0
2000 2"z
Kmet ¼ 1 für z 2 0:
Auch für seitliche Beugung ist Kmet ¼ 1 anzusetzen. Der Krümmungsradius der
Schallstrahlen beträgt ebenfalls 2000 m.
Das Abschirmmaß in einem belibigen Oktavband sollte bei Einfachbeugung nicht
größer als 20 dB und bei Mehrfachbeugung nicht größer als 25 dB angenommen
werden.
Der Schirmwert z ergibt sich analog zu den Normen RLS 90 und Schall 03 als
Schallumweg über das Hindernis.

268
Schallabstrahlung von Industriebauten

4.3 Spiegelschallquellen
Besonders bei ausgedehnten Industrieanlagen, aber auch bei Immissionsorten
kann es vorkommen, dass Spiegelschallquellen berücksichtigt werden müssen. Bei
Spiegelschallquellen sind zu berücksichtigen:
! Geometrie (Lage der Quelle) Hindernis
! Energieverluste bei der Refle-
xion.
Zudem ist zu untersuchen, ob
min
dr,0
5
Si R
das reflektierende Gebäude über-
haupt groß genug ist, um eine b
vollständige Reflexion zu gestat-
ds,0
ten.
Grundsätzlich gilt für eine Spie- S
gelschallquelle, dass ein Weg Bild 4-5 Zur Geometrie von Spiegelschallquellen
ds, 0 þ dr, 0 existieren muss, der
Quelle und Immissionsort verbindet und bei dem Einfallswinkel b gleich Ausfalls-
winkel ist.
Die DIN ISO 9613 nennt folgende drei Bedingungen, damit in allen Oktavbändern
Reflexionen zu betrachten sind:
! Es kann eine geometrische Reflexion nach obigem Bild an einem Hindernis kons-
truiert werden;
! Der Reflexionsgrad der Hindernis-Oberfläche beträgt r > 0,2;
! Das Hindernis ist so groß, dass folgende Beziehung gilt:
1 2 ds, 0 " d0, r
> "
l lmin " cos2 b ds, o þ d0, r
Dabei ist lmin die kleinste Abmessung des Hindernisses (Länge oder Höhe) nach
obigem Bild.
Die Immissionen der Spiegelschallquelle werden genauso berechnet wie die Im-
missionen des Originals, allerdings muss der Schallleistungspegel Lw, Im. korrigiert
werden:
Lw, Im: ¼ Lw, Orig: þ 10 " log r þ DIm :
Es muss also gegebenenfalls eine eigene Richtwirkungskorrektur für die Spiegel-
schallquelle angegeben werden. Mit r wird der Reflexionsgrad der Oberfläche des
Hindernisses bezeichnet. Für ebene, harte Fabrikwände beträgt er 1, für Gebäude-
wände mit kleinen Erkern und Anbauten 0,8, für Wände, bei denen 50 % der Ober-
fläche aus "ffnungen, Installationen oder Rohren bestehen, beträgt er 0,4. Bei offe-
nen Installationen entfällt der Term 10 log r.

4.4 Meteorologische Korrektur


Wie bereits ausgeführt, werden nach der ISO 9613-2 alle Immissionspegel grund-
sätzlich als Mitwind-Mittelungspegel berechnet. Hinsichtlich der Anwohner ergeben
sich also Pegel, die langfristig selten überschritten sind und somit immer „auf der
sicheren Seite“ liegen. Manchmal ist es allerdings notwendig bzw. wünschenswert,
dass man den tatsächlichen Pegel errechnen kann. So wird bei einer wirklich gro-
ßen Industrieanlage in der Regel nach allen Seiten gerechnet. Die ISO 9613-2 nennt
folgende Gleichungen für die Korrektur:
Unter der Voraussetzung, dass eine reine Punktquelle mit einer zeitlich effektiv kons-
tanten Schallleistung vorliegt, gilt:
Cmet ¼ 0 wenn dp < 10 " ðhs þ hr Þ ,

269
Schallimmissionsschutz an Straßen, Schienen- und Industrieanlagen

wobei dp der auf den als im wesentlich eben betrachteten Boden projektierte Ab-
stand zwischen Quelle und Empfänger ist, und
' (
hs þ hr
Cmet ¼ C0 " 1 # 10 " wenn dp > 10 " ðhs þ hr Þ
dp
Die eigentliche Schwierigkeit der meteorologischen Korrektur besteht also darin,
den Wert C0 zu bestimmen. Dieser hängt ab von der Statistik der Winde am betref-
fenden Ort und von der Pegeldifferenz zwischen Mitwindsituation und anderen
Windsituationen, wie z. B. Windstille (Calme) und umlaufende Winde.
Die meteorologische Korrektur stellt mathematisch ein Dämpfungsglied in der Aus-
breitungsrechnung dar, welches beschrieben werden kann durch die Gleichung
P
D ¼ #10 " log b a " 10#0,1 " DL c ,
wobei DL die Pegeldifferenz gegenüber Mitwind bedeutet und a eine spezifische,
auf das jeweilige Problem zugeschnittene Größe ist. Bei der Anwendung auf DIN
ISO 9613-2 ergibt sich daraus:
Cmet ¼ f ðdÞ " C0
hP p i
i
C0 ¼ #10 " log " 10#0,1 " DLi ð4-1Þ
100
f ðdÞ kennzeichnet dabei den Entfernungseinfluss nach ISO 9613-2, pi ist die Häufig-
keit der Windverteilung in % und DLi kennzeichnet die jeweilige Pegeldämpfung
gegenüber Mitwind.
Für diese gilt die Näherungsgleichung:
DLi ¼ k " ð1 # cos bei # g " sin ðei ÞcÞ
Die Größe ei kennzeichnet dabei den Winkel der Windrichtung gegenüber Mitwind.
Die beiden freien Konstanten k und g sind dabei für Tag- und Nachtzeit unter-
schiedlich:
Tagzeit: k ¼ 7,5 g ¼ 25.
Nachtzeit: k ¼5 g ¼ 45. .
Die maximale Pegeldämpfung gegenüber Mitwind kann am Tag 15 dB und in der
Nacht 10 dB betragen.
In der nachfolgenden Grafik sind die Pegeldämpfungen gegenüber Mitwind als
Funktion des Winkels e getrennt für Tag und Nacht dargestellt.
Aus der Grafik wird ersichtlich, dass es ver- Pegelminderung DL gegenüber Mitwind
nünftig ist, für eine Mitwind-Situation einen
Winkelbereich von / 45 , zu definieren. 16

Beim Tag z. B. beträgt die mittlere Pegel- 14


minderung:
12
Pegelminderung in dB

4 Winkelbereich 180, / 45, :


10
DL ¼ 13,2 dB
(Gegenwindsektor) 8

6
4 Winkelbereich 90, / 45, :
DL ¼ 5,1 dB 4
(Querwindsektor)
2

4 Winkelbereich 0, / 45, : 0
DL ¼ 0,4 dB 0 90 180 270 360
(Mitwindsektor). Winkel gegenüber Mitwind - Richtung

Es ist daher ausreichend, bei der Berech- Tag Nacht


nung von C0 diese drei Bereiche zu unter- Bild 4-6 Pegelminderung gegenüber Mit-
scheiden. wind

270
Technische Anleitung zum Schutz gegen L!rm

Die vereinfachte Berechnung von C0 erfolgt dann nach folgender Gleichung:


' (
Tm Tq Tg
C0 ¼ #10 " log " 10#0,1 " Km þ " 10#0,1 " Kg þ " 10#0,1 " Kg
100 100 100
mit den folgenden Bedeutungen:
Tm Häufigkeit der Mitwind-Wetterlage im Jahresmittel in %
Km Pegelminderung der Mitwind-Wetterlage in dB
Tq Häufigkeit der Querwind-Wetterlage im Jahresmittel in %
Kq Pegelminderung der Querwind-Wetterlage in dB 5
Tg Häufigkeit der Gegenwind-Wetterlage im Jahresmittel in %
Kg Pegelminderung der Gegenwind-Wetterlage in dB.
Die Daten Tm, Tq und Tg müssen von der örtlichen Wetterstation als Jahresmittel-
werte oder langjährige Jahresmittelwerte erfragt werden.
Bei einer ausführlichen Berechnung wird der gesamte Winkelbereich von 360, in
12 Sektoren von je 30, aufgeteilt. Die Häufigkeiten von Windstillen (Calmen) und
von umlaufenden Winden sind zusammen zu fassen. Tagsüber werden diese Häu-
figkeiten gleichmäßig auf alle 12 Windrichtungssektoren verteilt, in der Nacht wer-
den sie ausschließlich dem Mitwindsektor zugeschlagen. Als Eingangsdaten liegen
die Häufigkeitsverteilungen der Winde im langjährigen Mittel für 12 Winkelsekto-
ren vor. Diese Daten sind dann in Gleichung (4-1) einzusetzen.

5 Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm


5.1 Anwendungsbereich
Grundlage der TA-Lärm ist das Bundes-Immissionsschutzgesetzt BimschG vom 15.
März 1974 in der zurzeit gültigen, 16. Fassung. Dort heißt es im § 1 Zweck des Ge-
setzes:
„(1) Zweck dieses Gesetzes ist es, Menschen, Tiere und Pflanzen, den Boden,
das Wasser, die Atmosphäre sowie Kultur- und sonstige Sachgüter vor schäd-
lichen Umwelteinwirkungen zu schützen und dem Entstehen schädlicher Umwelt-
einwirkungen vorzubeugen.“
Die TA-Lärm gilt sowohl für genehmigungspflichtige wie für nicht genehmigungs-
pflichtige Anlagen. Genehmigungspflichtige sind im § 4 wie folgt definiert:
„Die Errichtung oder der Betrieb von Anlagen, die aufgrund ihrer Beschaffenheit
oder ihres Betriebs in besonderem Maße geeignet sind, schädliche Umweltein-
wirkungen hervorzurufen oder in anderer Weise die Allgemeinheit oder die
Nachbarschaft zu gefährden, erheblich zu benachteiligen oder erheblich zu beläs-
tigen, . . . bedürfen einer Genehmigung.“

5.2 Immissionsrichtwerte nach TA Lärm


Tafel 5-1 Immissionsrichtwerte nach TA Lärm
Immissionsrichtwert in dB (A)
Gebiet
Tag Nacht
Kurgebiet für Krankenhäuser und Pflegeanstalten 45 35
reines Wohngebiet (WR) 50 35
allgemeines Wohngebiet und Kleinsiedlungsgebiet (WA) 55 40
Kern, Dorf- und Mischgebiet (MI) 60 45
Gewerbegebiet (GE) 65 50
Industriegebiet (GI) 70 70

Einzelne, kurzzeitige Geräuschspitzen dürfen den Tagesrichtwert um nicht mehr als


30 dB (A) und den Nachtrichtwert um nicht mehr als 20 dB (A) übersteigen.

271
Schallimmissionsschutz an Straßen, Schienen- und Industrieanlagen

Bei Geräuschübertragungen innerhalb von Gebäuden bzw. bei Körperschallüber-


tragungen betragen die Immissionsrichtwerte für betriebsfremde schutzwürdige
Räume:
Tagsüber 35 dB (A) nachts 25 dB (A) .
Einzelne, kurzzeitige Geräuschspitzen dürfen die Immissionsrichtwerte um nicht
mehr als 10 dB (A) übersteigen.
Schutzbedürftige Räume sind:
! Wohnräume, einschließlich Wohndielen
! Schlafräume, einschließlich !bernachtungsräume in Beherbergungsstätten und
Bettenräume in Krankenhäusern und Sanatorien
! Unterrichtsräume in Schulen, Hochschulen und ähnlichen Einrichtungen, Büro-
räume (einschließlich Großraumbüros), Praxisräume, Sitzungsräume und ähnli-
che Arbeitsräume.
Immissionsrichtwerte für seltene Ereignisse
Wegen voraussehbarer Besonderheiten beim Betrieb einer Anlage ist es möglich,
den Immissionsrichtwert an nicht mehr als 10 Tagen im Jahr und an nicht mehr als
2 aufeinanderfolgenden Wochenenden zu überschreiten. Dabei muss am Immissi-
onsort berücksichtigt sein:
! Die Dauer und Zeiten der !berschreitungen durch andere Betreiber (die Anzahl
aller !berschreitungen am selben Einwirkungsort darf maximal 14 Kalendertage
eines Jahres betragen),
! Minderungsmöglichkeiten und
! Zumutbarkeit der Nachbarschaft.
Dann betragen die Immissionsrichtwerte außerhalb von Gebäuden und unabhän-
gig vom betrachteten Gebiet:
Tagsüber 70 dB (A) nachts 55 dB (A) .
Einzelne, kurzzeitige Geräuschspitzen dürfen diese Werte in Gewerbegebieten am
Tag um nicht mehr als 25 dB (A), in der Nacht um nicht mehr als 15 dB (A) über-
steigen. In allen übrigen Gebieten sind es tagsüber 20 dB (A) und nachts
10 dB (A).

5.3 Beurteilungszeiten
Wie überall im Immissionsschutz beginnt der Tag um 6.00 Uhr morgens und endet
um 22.00 Uhr abends. Der Nachtzeitraum reicht also von 22.00 Uhr bis 6.00 Uhr.
Als Beurteilungszeiträume sind festgelegt:
Beurteilungszeitraum Tag 16 Stunden von 6.00 Uhr bis 22.00 Uhr
Beurteilungszeitraum Nacht lauteste Nachtstunde im Zeitraum von 22.00 Uhr
bis 6.00 Uhr!
Für die Beurteilung der Nachtzeit ist es also unerheblich, wann konkret die lautes-
ten Immissionspegel vorhanden sind; der Immissionspegel ist hier mit dem Beur-
teilungspegel identisch.

5.4 Mittelungspegel LAeq und Beurteilungspegel Lr


Maßgebend ist der Mittelungspegel LAeq als sogenannter Leitpegel. Die Differenz
zwischen Taktmaximalpegel LAFTeq und Mittelungspegel LAeq wird als Zuschlag für
Impulshaltigkeit definiert.
Der Beurteilungspegel Lr wird aus folgender Formel errechnet:
" #
1 PN
0,1 " ðLA, eq, j #Cmet þKT, j þKI, j þKR, j Þ
Lr ¼ 10 " log " tj " 10
Tr j¼1

272
Technische Anleitung zum Schutz gegen L!rm
Darin bedeuten im Einzelnen:
Lr Beurteilungspegel in dB (A)
TR Beurteilungszeitraum (16 h für den Tag, 1 h für die Nacht)
N Anzahl der Teilzeiten tj
tj j-te Teilzeit
LAeq, j Mittelungspegel während der j-ten Teilzeit
Cmet Meteorologische Korrektur, siehe Abschnitt 4.4
KT, j Zuschlag für Ton- u. Informationshaltigkeit während der Teilzeit j
KI, j
KR, j
Zuschlag Impulshaltigkeit während der Teilzeit j
Zuschlag für Tageszeiten, die besonders schutzwürdig sind. 5
Der Beurteilungspegel wird dabei grundsätzlich für Tag und Nacht getrennt ermit-
telt.
Besonders schutzwürdige Zeiten sind:
6.00 Uhr bis 7.00 Uhr 19.00 Uhr bis 22.00 Uhr an Werktagen
6.00 Uhr bis 9.00 Uhr 13.00 Uhr bis 15.00 Uhr
20.00 Uhr bis 22.00 Uhr an Sonn- und Feiertagen.
In diesen Zeiten beträgt der Zuschlag auf den Mittelungspegel:
K R, j ¼ þ6 dB
allerdings nur in den Gebieten WA, WR und Kurgebieten, nicht im MI, GE und GI.

5.5 Zuschlag für Ton- und Informationshaltigkeit


Manche Immissionen zeichnen sich entweder durch eine ausgesprochene Tonhal-
tigkeit oder durch einen hohen, besonders störenden Informationsgehalt aus. Zum
letzteren zählen z. B. Lautsprecherdurchsagen und Musikgeräusche. Der Zuschlag
für Ton- und Informationshaltigkeit beträgt
KT, j = 3 dB (A) bzw. 6 dB (A) .
Wann 3 dB und wann 6 dB anzuwenden sind, regelt die TA-Lärm nicht. Dies bleibt
im Ermessen des Gutachters. Im Allgemeinen werden 6 dB angewendet.

5.6 Zuschlag für Impulshaltigkeit


In der Prognose lässt sich Impulshaltigkeit äußerst schwer als eigener Zuschlag
definieren. Hier ist es am einfachsten, bei den Innenpegeln bereits Pegel heranzu-
ziehen, in denen ein Impulszuschlag enthalten ist. Werden Immissionen messtech-
nisch erfasst, so dient die Differenz zwischen Messwert nach dem Maximalpegel-
verfahren und Messwert als Mittelungspegel als Zuschlag:
KI, j ¼ LAFTeq # LAeq in dB (A) .

5.7 Berücksichtigung von Verkehrsgeräuschen, die der Anlage


zuzuordnen sind
Beim Betrieb einer Anlage sind die Verkehrsgeräusche mit zu berücksichtigen, die
durch Fahrzeuggeräusche auf dem Betriebsgrundstück selbst entstehen (Werksver-
kehr) sowie durch Verkehr bei der Ein- und Ausfahrt (Transportverkehr, auch An-
fahrt und Abfahrt von Werksangehörigen mit PKW oder Werksbus!)
Zudem sind Fahrzeuggeräusche des An- und Abfahrverkehrs auf öffentlichen Stra-
ßen bis zu einem Abstand (besser: im Umkreis) von 500 m in allen Gebieten außer
GE und GI zu berücksichtigen, soweit sie
! den Beurteilungspegel der Verkehrsgeräusche für den Tag oder die Nacht rech-
nerisch um mindestens 3 dB (A) erhöhen,
! keine Vermischung mit dem übrigen Verkehr erfolgt ist und
! die Immissionsgrenzwerte der 16. BimSchV (Verkehrslärmschutzverordnung)
erstmals oder weitergehend überschritten werden.

273
Schallimmissionsschutz an Straßen, Schienen- und Industrieanlagen

5.8 Berücksichtigung tieffrequenter Geräusche


Auch diese lassen sich in der Prognose kaum richtig erfassen, allenfalls mit einer
detaillierten Prognose. Messtechnisch wird folgendermaßen verfahren:
Wenn am Immissionsort deutlich tieffrequente Geräusche wahrgenommen werden,
so wird im Innern bei geschlossenen Fenstern die Differenz LCeq – LAeq gemessen,
also die Differenz zwischen C-Bewertung und A-Bewertung. Falls diese Differenz
einen Wert von 20 dB übersteigt, kann die !berschreitung als Zuschlag auf den
A-bewerteten Beurteilungspegel verwendet werden.

5.9 Berücksichtigung der Vorbelastung


Im Gegensatz zu allen anderen Immissionsrichtwerten (IWR) sind die der TA-Lärm
„akzeptorbezogen“, d. h. sie sollen in der Summe aller Immissionen nicht über-
schritten werden. Dies wirft folgende Fragen auf:
a) Was ist, wenn eine bestehende Anlage die IWR bereits ausschöpft und eine
neue hinzu kommen soll?
b) Was ist, wenn die Immissionsrichtwerte der TA-Lärm am Immissionsort durch
andere Schallereignisse, wie z. B. Straßen- oder Schienenlärm, erreicht oder so-
gar deutlich überschritten sind?
c) Wie wird sichergestellt, dass trotz einer Vielzahl unterschiedlicher Emittenten
der Immissionsrichtwert in der Nachbarschaft eingehalten ist?
Zu a) Die Genehmigung einer neuen Anlage kann nicht versagt werden, wenn der
Immissionsbeitrag der neuen Anlage um mindestens 6 dB (A) unter dem Im-
missionsrichtwert liegt. Energetisch bedeutet dies, dass, wenn der IWR ge-
rade eingehalten ist, es zu einer Pegelerhöhung um 1 dB eintritt. In der Re-
gel ist dies nicht wahrnehmbar.
Zu b) Dies ist sicherlich der brisanteste und gleichzeitig häufigste Fall, vor allem
während der Nachtzeit. So beträgt der IRW nach TA-Lärm für ein WA nur
40 dB (A), ein Wert, der in fast allen Wohngebieten durch Verkehrslärm um 5
bis 10 dB (A) überschritten sein dürfte. Bei rein akzeptorbezogenen IRW dürf-
ten in solchen Fällen alle weiteren zu SchalIimmissionen führenden Quellen
nicht genehmigungsfähig sein. Die TA-Lärm regelt dieses Problem wie folgt:
! sofern die neue Anlage den IRW um mehr als 6 dB (A) unterschreitet, gibt
es keine Einwände gegen die Genehmigung;
! sofern von der neuen Anlage keine zusätzlichen schädlichen Umweltein-
wirkungen ausgehen, muss sie ebenfalls genehmigt werden. Keine
schädlichen Umwelteinwirkungen liegen vor, wenn der Mittelungspegel
der Anlage unter dem Grundgeräuschpegel des Fremdgeräuschs liegt,
also unter dem Ruhepegel L95, keine Ton- , Informations- und Impulshal-
tigkeit aufweist und auch nicht tieffrequent ist. Dann darf die neue Anlage
auch den IRW überschreiten.
Zu c) In diesem Fall tritt Lärmkontingentierung auf. In der Regel kann man davon
ausgehen, dass in der Nachbarschaft eines GE oder GI die Immissionsricht-
werte eingehalten sind, sofern auf den Gewerbeflächen folgende flächenbe-
zogenen Schallleistungspegel L00w nicht überschritten sind:
Industriegebiet L00w < 70 dB (A)
Gewerbegebiet L00w < 65 dB (A) .

5.10 Prognosemodelle
Die TA-Lärm unterscheidet im Anhang A zwei Prognosemodelle für die Berech-
nung von Schallimmissionen:
! Die überschlägige Prognose und
! die detaillierte Prognose.

2 74
Umgebungsl!rmrichtlinie der Europ!ischen Union

Die überschlägige Prognose darf bei Vorplanungen angewendet werden. Sie ist als
Berechnungsmodell zulässig, wenn die nach ihr berechneten Beurteilungspegel zu
keiner !berschreitung der Immissionsrichtwerte führen. Die !P rechnet grundsätz-
lich mit Einzahlangaben.
Die TA-Lärm schreibt bei der !P als Berechnungsgleichung vor:
LAeq ðsm Þ ¼ LWAeq þ DI þ K0 # 20 " log ðsm Þ # 11 in dB ðAÞ

mit folgenden Bedeutungen: 5


LAeq Immissionspegel in dB (A) der betrachteten Quelle
LWAeq Schallleistungspegel in dB (A) der jeweiligen Quelle
sm Abstand zwischen Immissionsort und dem Zentrum der Quelle. Wenn der Abstand des
Immissionsort vom Mittelpunkt der Anlage mehr als das Zweifache ihrer größten Aus-
dehnung beträgt, kann für alle Schallquellen einheitlich statt sm der Abstand des Im-
missionsortes vom Zentrum der Anlage gesetzt werden.
DI Richtwirkungsmaß durch Eigenabschirmung
K0 Raumwinkelmaß nach Seite 257.

Luft- und Bodenabsorption sowie Abschirmwirkungen werden also nicht berück-


sichtigt. Die !P ist damit ein ziemlich grobes Prognosemodell.
Das detaillierte Modell schreibt grundsätzlich frequenzabhängige Ausbreitungs-
rechnungen in Oktaven von 63 Hz bis 4000 Hz vor, in Ausnahmefällen auch bis
8000 Hz. Im Einzelnen schreibt die TA-Lärm folgende Rechenvorschriften für die
verschiedenen Teilaspekte der Immissionsprognose vor:

Tafel 5-2 Richtlinien und Normen für das Detaillierte Prognosemodell

Bestimmung von akustischen Eingangsdaten Vorschrift nach Norm bzw. Richtlinie

Außenhülle von Gebäuden VDI 2571 bzw. DIN EN 12354-4


Innenpegel in Gebäuden VDI 3760
Werksverkehr Straße RLS 90
Werksverkehr Schiene Schall 03
Parkplätze DIN 18005
Ausbreitungsrechnung DIN ISO 9613-2

5.11 Festlegungen für Messungen der Schallimmissionen


Schallmessungen werden grundsätzlich nicht anstelle von Prognoserechnungen ge-
macht, sondern sie dienen folgenden Zwecken:
! Ermittlung der Vorbelastung durch andere Anlagen bzw. durch Fremdgeräusche
(dient zur Beurteilung der berechneten Immissionen)
! !berwachungsmessung auf Anordnung der Genehmigungsbehörde.

Maßgeblicher Immissionsort
Bei bebauten Flächen liegt der maßgebliche Immissionsort 0,5 m vor dem geöffne-
ten Fenster des vom Geräusch am stärksten betroffenen Raumes.
Manchmal ist es nicht möglich, am maßgeblichen Immissionsort zuverlässige
Messwerte zu erhalten, weil er z. B. in einer ausgesprochenen Gegenwindlage in
größerer Entfernung liegt, oder weil andere Immissionen aus Verkehr die Anlagen-
geräusche überdecken. Dann kann die Genehmigungsbehörde Ersatzmesspunkte
festlegen, für die nach dem Prognoseverfahren ebenfalls die Immissionen zu be-
rechnen sind. Aufgrund der Messung und der Prognose kann dann der Messwert
auf den maßgeblichen IO umgerechnet werden.
Statt Ersatzmessorte kann auch eine Rundum-Messung oder eine Bestimmung der
gesamten Schallleistung der Anlage angeordnet werden.

275
Schallimmissionsschutz an Straßen, Schienen- und Industrieanlagen

Messabschlag
Bei Immissionsmessungen, die als !berwachungsmessungen angeordnet sind,
muss ein Messabschlag von 3 dB (A) vorgenommen werden.
Dies hat den Hintergrund, dass bei !berschreiten des IWR die Genehmigungsbe-
hörde einschreiten muss; wenn z. B. 40 dB (A) zulässig sind und 42 dB (A) gemes-
sen werden, dann müsste ohne Abschlag die Genehmigungsbehörde den betref-
fenden Betrieb schließen oder teilweise stilllegen.

6 Umgebungslärmrichtlinie der Europäischen Union


und deutsche Umsetzung
Das Europäische Parlament und der Rat hat am 25. Juni 2002 eine Richtlinie über
die Bewertung und Bekämpfung von Umgebungslärm verabschiedet, die am
25. 06. 2005 durch #nderung des Bundesimmissionsschutzgesetzes in deutsches
Recht umgesetzt wurde.
Die Richtlinie 2002/49/EU der Europäischen Union bzw. das BImschG fordert die
Kartierung der Immissionen durch Hauptstrecken des Straßen- und Schienenver-
kehrs und durch Großflughäfen, in Ballungsräumen zusätzlich die Belastung durch
Industrie- und Gewerbelärm. Die EU-Richtlinie verlangt dabei ein Vorgehen in zwei
Stufen, gewichtet nach der Bedeutung der Lärmquellen. Sie nennt folgende Lärm-
quellen und folgende Fristen:

Tafel 6-1 Zu erfassende Lärmquellen und Fristen nach EU-Umgebungslärmrichtlinie


Mitteilungs- Strategische Aktionspläne bis
Lärmquelle pflicht bis Lärmkarten bis

Ballungsräume mit mehr als


30. 06. 2005 30. 06. 2007 18. 07. 2008
250 000 Einwohnern

Ballungsräume mit mehr als


31. 12. 2008 30. 06. 2012 18. 07. 2013
100 000 Einwohnern

Hauptverkehrsstraßen mit mehr als


30. 06. 2005 30. 06. 2007 18. 07. 2008
6 Mio KFZ/24 h ¼ 16 400 KFZ/Tag

Hauptverkehrsstraßen mit mehr als


31. 12. 2008 30. 06. 2012 18. 07. 2013
3 Mio KFZ/24 h ¼ 8 200 KFZ/Tag

Haupteisenbahnstrecken mit mehr als


30. 06. 2005 30. 06. 2007 18. 07. 2008
60 000 Zügen/Jahr ¼ 164 Züge/Tag

Haupteisenbahnstrecken mit mehr als


31. 12. 2008 30. 06. 2012 18. 07. 2013
30 000 Zügen/Jahr ¼ 82 Züge/Tag

Großflughäfen mit mehr als


30. 06. 2005 30. 06. 2007 18. 07. 2008
50 000 Bewegungen/Jahr

Unter Mitteilungspflicht ist zu verstehen, dass bis zu den genannten Terminen der
Europäischen Kommission die entsprechenden Lärmquellen zu nennen sind.

Zur Aufstellung von strategischen Lärmkarten werden folgende Angaben benötigt:

4 Geometriemodell für die Ausbreitungsrechnungen mit


Geländemodell
Bebauungsdaten (Gebäudegrundrisse, Gebäudehöhen)
Abschirmeinrichtungen wie Schallschutzwälle und -wände
Geometrie der Schallquellen (linien- wie flächenförmig)

2 76
Umgebungsl!rmrichtlinie der Europ!ischen Union

4 Akustische Eingangsdaten
Beschreibung der Quellen über DTV, Zugzahlen, Schallleistungspegel
Einflussfaktoren wie Fahrzeuggeschwindigkeiten, Straßenoberflächen, Schie-
nenkonstruktion etc.
4 Einwohnerdaten.
Die strategischen Lärmkarten sollen bevorzugt durch Berechnung erzeugt werden.
Solange keine europaeinheitlichen Berechnungsverfahren vorliegen, können die
nationalen Verfahren verwendet werden, im Fall Deutschlands die RLS 90 und die
Schall 03.
5
In den strategischen Lärmkarten sollen die Schalldruckpegel LDay, LEvening und LNight
sowie der aus diesen Größen errechnete Tag-Abend-Nacht-Pegel Lden angegeben
werden.
Diese Lärmpegel sind wie folgt definiert:
LDay äquivalenter Dauerschallpegel während des Tageszeitraums
LEvening äquivalenter Dauerschallpegel während des Abendzeitraums
LNight äquivalenter Dauerschallpegel während des Nachtzeitraums.
Abweichend von den bisherigen nationalen Regelungen beträgt der Beurteilungs-
zeitraum ein Jahr unter Berücksichtigung aller Kalendertage. Nach einer noch nicht
im Bundesrat verabschiedeten Richtlinie der Bundesregierung vom 28. 09. 2005
geht in Deutschland der Tageszeitraum von 6.00–18.00 Uhr, der Abend von 18.00–
22.00 Uhr und die Nacht wie bisher von 18.00–6.00 Uhr. Damit ändern sich beim
Straßenverkehr die Werte der Tafel 1-1 bezüglich der stündlichen Verkehrsmengen,
bei denen die Faktoren für den Tag gekürzt und neue Werte für den Abend einge-
führt werden müssen.
Aus den Einzelpegeln wird dann der Tag-Abend-Nacht-Beurteilungspegel (Day-Eve-
ning-Night) nach folgender Formel errechnet:
' (
1
Lden ¼ 10 " log " f12 " 10ðLday Þ=10 þ 4 " 10ðLevening þ5Þ=10 þ 8 " 10ðLnight þ10Þ=10 g
24
Der Zeitraum Abend wird also mit einem Zuschlag von þ5 dB beaufschlagt, die
Nacht mit einem Zuschlag von þ10 dB.
Beispiel In einem Wohngebiet sind nach der bisherigen Betrachtungsweise tagsüber durch
Straßen- und Schienenverkehr Schallimmissionen von 59 dB (A) (Zeitraum 6.00
bis 22.00 Uhr) und nachts von 52 dB (A) (Zeitraum von 22.00–6.00 Uhr) vorhanden.
Unterstellt man für den Abendzeitraum den gleichen Immissionspegel wie für
den restlichen Tag, so ergibt sich ein Tag-Abend-Nacht – Beurteilungspegel von
Lden ¼ 61,3 dB (A).
Da als Beurteilungszeitraum nun ein Jahr verwendet wird, ist die meteorologische
Korrektur Cmet erforderlich. Um die Berechnungen zu vereinheitlichen und zu ver-
einfachen, sind folgende Werte in der Diskussion, aber noch nicht festgelegt: C0, Tag
¼ 2 dB, C0, Abend ¼ 1 dB und C0, Nacht ¼ 0 dB (Vgl. Abschnitt 4.4).
In den strategischen Lärmkarten sind die berechneten Tag-Abend-Nacht-Pegel Lden
und LNight entsprechend DIN 18005 Beiblatt 2 farblich darzustellen. Sind für den
Lden Werte von 65 dB (A) und für den LNicht Werte von 55 dB (A) überschritten, so
muss dies im Hinblick auf Aktionspläne deutlich gemacht werden.
Die strategischen Lärmkarten sind im Abstand von 5 Jahren zu aktualisieren.
Auf der Grundlage der strategischen Lärmkarten werden Lärmaktionspläne erstellt.
Dazu gibt es noch keine Ausführungsvorschriften.
Die Richtwerte für die Lärmminderungsplanung mit Ausnahme der Werte für den
Flugverkehr sind in der Tafel 6-2 zusammengefasst. Bei !berschreitung der Richt-
werte sollen Lärmaktionspläne erstellt werden mit dem Ziel, durch geeignete Maß-
nahmen die Richtwerte einzuhalten.

277
Schallimmissionsschutz an Straßen, Schienen- und Industrieanlagen
Tafel 6-2 Richtwerte der Lärmminderungsplanung Tag/Nacht, alle Werte in dB (A)
Industrie und
Straßen- und
Gewerbe (2) Sport-
Gebietsart Schienen-
Wasserverkehr (3) anlagen (5)
verkehr (1)
Freizeitanlagen (4)

Dorf-, Kern-, Mischgebiete 64/54 60/45 60/55/45

Allgemeine Wohngebiete 59/49 55/40 55/50/40

Reine Wohngebiete,
59/49 50/35 50/45/35
Kleinsiedlungsgebiete

Kurgebiete, Krankenhäuser,
57/47 45/35 45/45/35
Altenheime, Schulen

(1) Immissionsgrenzwerte nach der 16. BImSchV


(2) Immissionsrichtwerte nach TA Lärm
(3) Orientierungswerte nach DIN 18005, Teil 1, Beiblatt 1
(4) Beurteilungspegel nach LAI-Hinweisen „Freizeitanlagengeräusche“
(5) Immissionsrichtwerte nach der 18. BImSchV

278
Brandschutz
Prof. Dr.-Ing. Bernhard Weller, Dipl.-Ing. Sylvia Heilmann

Inhalt Seite
Literaturverzeichnis 279

Abkürzungsverzeichnis 280

1 Einführung 281 6
2 Bauordnungsrechtliche Grundlagen 282
2.1 Bauordnungen der Länder mit Rechtsstatus Juli 2010 282
2.2 Struktur des Bauordnungsrechtes bezogen auf die Mustererlasse der
ARGEBAU 283
2.3 Bauordnungsrechtliche Einordnung nach MBO 285
3 Bautechnische Grundlagen 288
3.1 Brandschutztechnische Klassifizierung nach DIN 4102 288
3.2 Europäische Klassifizierung 292
4 Brandschutzanforderungen 294
4.1 Schutzziele 295
4.2 Bestandteile des Brandschutzes 296
4.3 Formen der Brandschutznachweise 296
4.4 Prüfung der Brandschutznachweise 298
4.5 Bauteilanforderungen für GKL1 bis GKL5 zur Erfüllung der Schutzziele 298
4.6 Brandschutz 305
4.6.1 Bauteilnachweise nach den Eurocodes 306
4.6.2 Bauteilnachweise nach DIN 4102-4 307
4.6.2.1 Bemessung der Massivbauteile nach DIN 4102-4: 1994-03 307
4.6.2.2 Bemessung der Holzbauteile nach DIN 4102-4: 1994-03 309
4.6.2.3 Bemessung der Stahlbauteile nach DIN 4102-4: 1994-03 311
4.6.2.4 Bemessung der Verbundbauteile nach DIN 4102-4: 1994-03 312
4.6.2.5 Sonderbauteile nach DIN 4102-4: 1994-03 314

Literaturverzeichnis
[1] Mehl, F.: Richtlinien für die Erstellung und Prüfung von Brandschutzkonzepten.
In: Brandschutz bei Sonderbauten, Praxisseminar 2004. TU Braunschweig
IBMB, Heft 178, Seite 109–134
[2] Klingsohr, K.; Messerer, J.: Vorbeugender baulicher Brandschutz. Stuttgart: W.
Kohlhammer Verlag, 2005
[3] Schneider, U.; Lebeda, Ch.: Baulicher Brandschutz Stuttgart: W. Kohlhammer
Verlag, 2000
[4] Kordina, K.; Meyer-Ottens, C.: Beton Brandschutz Handbuch. Düsseldorf: Ver-
lag Bau + Technik, 1999
[5] Hass, R.; Meyer-Ottens, C.; Richter, E.: Stahlbau Brandschutz Handbuch. Berlin:
Ernst & Sohn Verlag, 1994
[6] Deutsche Gesellschaft für Holzforschung e. V. (Hrsg.): Holz Brandschutzhand-
buch. Berlin: Ernst & Sohn Verlag, 2009

279

U. Vismann (Hrsg.), Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln, DOI 10.1007/978-3-8348-8613-2_6,


© Vieweg+Teubner Verlag |Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012
Brandschutz

[7] Hass, R.; Meyer-Ottens, C.; Quast, U.: Verbundbau Brandschutz Handbuch. Ber-
lin: Ernst & Sohn Verlag, 2000
[8] Mayr, J.; Battran, L.: Brandschutzatlas. Köln: Feuertrutz Verlag, 2010
[9] Gätdke, H.; Temme, H.-G.; Heintz, D.: BauO, Kommentar 11. Auflage. Düssel-
dorf: Werner Verlag, 2008
[10] Hosser, D.: Brandschutz in Europa – Bemessung nach Eurocodes. Berlin:
Beuth Verlag, 2009
[11] Mehl, F.: Ingenieurmäßige Nachweise zum vorbeugenden baulichen Brand-
schutz. In: Der Prüfingenieur 23, Oktober 2003. Seite 29–37
[12] Schneider, U.: Ingenieurmethoden im Brandschutz. Düsseldorf: Werner Verlag,
2009
[13] vfdb-Leitfaden (TB 04/01): Ingenieurmethoden des Brandschutzes. Herausgege-
ben von Dietmar Hosser. Mai 2006. Altenberge: vdfb.
[14] vfdb-Richtlinien 01/01: Brandschutzkonzept. Ausgabe 2008-04. Köln: vds.
[15] Prendke, K.: Lexikon der Feuerwehr. Stuttgart: W. Kohlhammer Verlag, 2005
[16] Tretzel, F.: Handbuch der Feuerbeschau. Stuttgart: W. Kohlhammer Verlag, 2007
[17] Kircher, F.: Brandschutz im Bild. Kissing: WEKA MEDIA, 2008
[18] Löbbert, A; Pohl, K. D.; Thomas, K.-W.: Brandschutzplanung für Architekten
und Ingenieure. Köln: Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, 2007
[19] Hertel, H.; Herzog, I.: Grundlagendokument Brandschutz und die zukünftigen
Auswirkungen. Ratingen: Promat, 2004
[20] DIN Taschenbuch 120. Brandschutzmaßnahmen. Berlin: Beuth Verlag 2005.
[21] DIN Taschenbuch: Bauen in Europa, Brandschutzbemessung Eurocode 1 bis 6
und 9 (NAD). Berlin: Beuth Verlag, 2000
[22] Weller, B.; Heilmann, S.: Brandschutz. In: Wetzell, O. W. (Hrsg.): Wendehorst
Beispiele aus der Baupraxis. Wiesbaden: B. G. Teubner Verlag, 2011
[23] Heilmann, S.: Brandschutz in Kindergärten, Schulen und Hochschulen. Pirna:
VfBP, 2009.

Abkürzungsverzeichnis
BGI Berufsgenossenschaftliche Informationen
BGR Berufsgenossenschaftliche Regeln
BGV Berufsgenossenschaftliche Vorschriften
DIBT Deutsches Institut für Bautechnik
DIN Deutsches Institut für Normung e. V.
DIN EN Deutsche Ausgabe einer Europäischen Norm
DVGW Deutscher Verband des Gas- und Wasserhandwerks
ETK Einheits-Temperatur-Kurve
GKL Gebäudeklasse
GVBI Gesetz- und Verordnungsblatt
IS-ARGEBAU Informationssystem der Arbeitsgemeinschaft Bauaufsicht in der
Bauministerkonferenz
MAutSchR Muster-Richtlinie über automatische Schiebetüren in Rettungs-
wegen
MBO Musterbauordnung
MEltVTR Muster-Richtlinie über elektrische Verriegelungssysteme von Tü-
ren in Rettungswegen
MFIBauVwV Muster-Verwaltungsvorschriften über Ausführungsgenehmigun-
gen für Fliegende Bauten mit deren Gebrauchsabnahme
MHAVO Muster-Hersteller- und Anwender-Verordnung
M-HFHHolzR Muster-Richtlinie über brandschutztechnische Anforderungen an
hochfeuerhemmende Bauteile in Holzbauweise
MIndBauRL Muster-Industriebaurichtlinie
MLAR Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie
MLöRüRL Muster-Löschwasser-Rückhalte-Richtlinie

280
Einf"hrung

M-LüAR Muster-Richtlinie über die brandschutztechnischen Anforderun-


gen an Lüftungsanlagen
MRbBH Muster-Richtlinie für die Verwendung brennbarer Baustoffe im
Hochbau
MRFlFw Muster-Richtlinie für die Flächen der Feuerwehr
M-HeDbR Muster-Richtlinie für die brandschutztechnischen Anforderungen
an Hohlraumestriche und Doppelböden
MSchulbauRL Muster-Schulbaurichtlinie
MSysBöR Muster-Systembödenrichtlinie
TRbF Technische Regeln für brennbare Flüssigkeit
TRD Technische Regeln für Dampfkessel
TRG Technische Regeln Druckgase 6
U/A Verhältniswert Umfang zur Fläche des beflammten Bauteiles
UVV Unfallverhütungsvorschriften
VDE Verband der Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik e. V.
VDI Verein Deutscher Ingenieure
VdS Verband der Schadenversicherer e. V., Köln

1 Einführung
Heutige Bauwerke sind komplex, die Nutzungen multifunktional und die Gebäude-
konstruktionen werden immer filigraner. Die Superlative unserer heutigen, vermeint-
lich modernen Lebensansprüche finden sich in unseren Gesellschaftsbauwerken wie-
der. Gleichzeitig sind die gesellschaftlichen Erwartungen an die Verkehrssicherheit
der Bauwerke sehr hoch.
Modernes Geschäfts- und Freizeitverhalten verlangt flexible Nutzungen und kom-
plexe Raumgeometrien. Dies wird gesellschaftlich aber nur akzeptiert, wenn beson-
dere und spezifisch ausgelegte Sicherheitskonzepte möglich sind und die gewohnten
Sicherheitsstandards nicht eingeschränkt werden. Hinsichtlich des vorbeugenden
Brandschutzes bedeutet dies eine große Herausforderung, da sicherheitstechnische
Vorschriften und brandschutztechnische Regelwerke diesen Ansprüchen häufig nicht
gerecht werden können. Sie veralten so schnell, wie der Zeitgeist voranschreitet, sie
lassen kaum Spielraum und reglementieren den Pauschalfall, sie sind oft nicht ziel-
führend und praktikabel und verlangen viel Interpretationsgabe.
Daher wird es immer schwieriger, mit konservativen und formalen Planungsansätzen,
die wohl bewährten Maßnahmen in alternative Sicherheitskonzepte umzuwandeln.
Daraus resultieren häufig Kompromisse, die im Brandschutz nicht immer eine Anhe-
bung des Sicherheitsniveaus bedeuten, aber oft höhere Kosten nach sich ziehen.
Kaum ein Bauvorhaben kommt heute noch ohne Abweichungen, Erleichterungen,
Befreiungen und Ausnahmen zur bauordnungs- bzw. bauplanungsrechtlichen Zuläs-
sigkeit, was von Seiten der Bauherrschaft, Behörden aber auch Planer häufig als Ma-
kel oder Unzulänglichkeit bewertet wird. Dass dabei oft auch verfahrensrechtliche
Besonderheiten zu beachten sind, liegt in der Natur dieser „komplexen Rechtssache
Brandschutz“.
Die Herausforderungen in der Brandschutzplanung sind dabei zwei Komplexen zu-
zuordnen:

281
Brandschutz

Aus einer Vielzahl von Regelwerken, Richtlinien, Verordnungen und Gesetzen, die
oft zum gleichen Thema unterschiedliche Ansichten vermitteln, ergeben sich häufig
differierende materielle Forderungen, die sich gegenseitig ausschließen oder in ei-
nem Zielkonflikt unlösbar enden.
Aber auch die Problematik des Bestandschutzes, die Argumentation zur „konkreten
Gefahr“ oder die Brandschutzanalysen zur bestehenden Bausubstanz bedürfen ei-
ner umfangreichen Erfahrung und eines ausgeprägten Spezialwissens. In diesem
Zusammenhang ist ein eigenverantwortliches, planerisches Ermessen über zwin-
gende Notwendigkeiten von materiell-rechtlichen Forderungen und möglichen kons-
truktiven oder nutzungsspezifischen Einschränkungen unverzichtbar.
Im Folgenden wird daher ein !berblick über die gesetzlichen Vorgaben und Bedin-
gungen gegeben, es werden die bauordnungsrechtlichen und bautechnischen
Grundlagen der Brandschutzplanung erläutert und die wesentlichen Brandschutz-
anforderungen in komplexen !bersichten zusammengefasst.

2 Bauordnungsrechtliche Grundlagen
Das Bauordnungsrecht ist Landesrecht.
Jedes Bundesland setzt eine eigene Landesbauordnung in Kraft, in der die bauord-
nungsrechtliche Zulässigkeit eines Gebäudes und dessen Nutzung, insbesondere
hinsichtlich der brandschutztechnischen Verkehrssicherheit, umfassend geregelt
wird.
In der jeweiligen Landesbauordnung werden die Maßnahmen zur Brandgefahren-
abwehr und Brandgefahrenvermeidung festgelegt. Der vorbeugende Brandschutz
beinhaltet dabei nicht nur bauliche Maßnahmen, sondern auch den Schutz durch
Sicherheitstechnik (technischer Brandschutz) und Vorsorgemaßnahmen im Bereich
der Ausbildung und Information (organisatorischer Brandschutz).

2.1 Bauordnungen der Länder mit Rechtsstatus Juli 2010

Tafel 2-1 Bauordnungen der Bundesländer


Bauordnung
Bundesland vom/in Kraft seit veröffentlicht im
Kurzbezeichnung

Landesbauordnung für 08. 08. 1995 GVBl. 1995, S. 617


Baden-
Baden-Württemberg zuletzt geändert
Württemberg
–LBO– am 05. 03. 2010 GVBl. 2010, S. 416

01. 01. 2008 GVBl. 2132-1-I, S. 588


Bayerische Bauordnung
Bayern zuletzt geändert
–BayBO–
am 25. 02. 2010 GVBl. 2010, Nr. 15, S. 479

01. 02. 2006 GVBl. 2005, S. 495


Bauordnung für Berlin
Berlin zuletzt geändert
–BauO Bln–
am 18. 11. 2009 GVBl. 2009, S. 674

Brandenburgische 01. 09. 2003 GVBl. 2003, Nr. 12, S. 210


Brandenburg Bauordnung zuletzt geändert
–BbgBO– am 13. 04. 2010 GVBl. 2010, Nr. 17

Bremische 27. 03. 1995 GVBl., S. 211


Bremen Landesbauordnung zuletzt geändert
–BremLBO– am 21. 11. 2006 GVBl., S. 467

Fortsetzung s. nächste Seite

282
Bauordnungsrechtliche Grundlagen
Tafel 2-1 (Fortsetzung)
Bundesland Bauordnung
in Kraft seit veröffentlicht im
Kurzbezeichnung
14. 12. 2005 in Kraft HmbGVBl. S. 525
seit
Hamburgische Bauordnung
Hamburg 01. 04. 2006
–HBauO–
zuletzt geändert am HmbGVBI. 2010, S. 18
11. 05. 2010
18. 06. 2002 GVBl. 2002, Nr. 14, S. 274
Hessische Bauordnung
Hessen zuletzt geändert am
–HBO–
15. 12. 2009 GVBl. S. 716

Mecklenburg-
Landesbauordnung 01. 09. 2006 GVOBl. M-V 2006, S. 102 6
Mecklenburg-Vorpommern zuletzt geändert am
Vorpommern
–LBauO M-V– 17. 12. 2009 GVOBI. M-V S. 720
10. 02. 2003 GVBl. 2003, Nr. 6, S. 89
Niedersächsische
Niedersachsen zuletzt geändert am
Bauordnung –NBauO–
28. 10. 2009 GVBl. 2009, S. 366
Bauordnung für das Land 01. 03. 2000 GVBl. 2000, Nr. 18, S. 256
Nordrhein-
Nordrhein-Westfalen zuletzt geändert am
Westfalen
–BauO NRW– 17. 12. 2009 GVBl. NRW 2009, S. 863
24. 11. 1998 GVBl. 1998, Nr. 22, S. 365
Landesbauordnung
Rheinland Pfalz zuletzt geändert am
Rheinland Pfalz –LBauO–
27. 10. 2009 GVBl. 2009, S. 358
Bauordnung Land 20. 12. 2005 in Kraft GVBl. LSA S. 769
Sachsen Anhalt –BauO LSA– seit 15. 03. 2006
Sachsen-Anhalt
zuletzt geändert GVBI. LSA, Nr. 24, S. 717
am 16. 12. 2009
18. 02. 2004 Gesetz Nr. 1544
Bauordnung für das
Saarland zuletzt geändert am
Saarland –LBO–
21. November 2007 Amtsbl. S. 2393
28. 05. 2004 GVBl Nr. 8 vom
Sächsische Bauordnung Rechtsbereinigt 25. Juni 2004
Sachsen
–SächsBO– mit Stand vom
05. 06. 2010 GVBI. S. 142
Landesbauordnung für 10. 01. 2000 GVOBl. Schl.-H. 2000,
Schleswig-
das Land Schleswig-Holstein zuletzt geändert am S. 47, ber. S. 213
Holstein
–LBO– 09. 03. 2010 GVOBl. S. 356
16. 03. 2004 GVBl. Nr. 8, S. 349
Thüringer Bauordnung
Thüringen zuletzt geändert am vom 25. 03. 2004
–ThürBO–
08. 07. 2009 GVBI. S. 592

2.2 Struktur des Bauordnungsrechtes


bezogen auf die Mustererlasse der ARGEBAU
In Bad Dürkheim wurde am 21. Januar 1955 zwischen den Ländern und dem Bund
vereinbart, dass eine gemeinsame Ausarbeitung einer Musterbauordnung (MBO)
erfolgen soll, von der die Länder „tunlichst nur insoweit abweichen [sollen], als
dies durch örtliche Bedingtheiten geboten ist.“ (Dr. Preusker, Bundesminister für
Wohnungsbau, 1955).
Die derzeit aktuelle Musterbauordnung –MBO– wurde im November 2002 durch
die Bauministerkonferenz (ARGEBAU), Fachkommission Bauaufsicht in einer kom-
plett überarbeiteten Fassung veröffentlicht. Sie und die von der Fachkommission
der ARGEBAU veröffentlichten Muster-Erlasse sind die Grundlage der folgenden Er-
läuterungen, da so der allgemeine und länderunabhängige Charakter dieses Fach-
beitrages bewahrt bleibt.

283
Brandschutz

In der Hierarchie der „Brandschutz-Gesetze“ gilt zunächst:


Ein Gesetz . . . hat oberste Priorität. Die Bauordnung beispielsweise ist ein
Landesgesetz, von dem nach § 67 MBO abgewichen werden
darf, wenn die öffentliche Sicherheit und Ordnung nicht ge-
fährdet werden. In Gesetzen wird der Erlass von Verordnun-
gen durch die Verwaltung vorgesehen.
Eine Verordnung . . . ist eine Rechtsnorm, die für jeden Bürger verbindlich ist. Es
besteht ein Rechtsanspruch zum Beispiel auf Erleichterungen
aber auch die Rechtspflicht, die besonderen Anforderungen
zu erfüllen (siehe MBO § 51).
Bei einer abweichenden Bauausführung ist ein Antrag auf
Abweichung nach § 67 MBO zu stellen.
Eine Richtlinie . . . dagegen ist ohne rechtsverbindlichen Charakter, solange sie
nicht als Eingeführte Technische Baubestimmung (ETB) im je-
weiligen Bundesland veröffentlicht wurde (z. B. IndBauRL).
Eine als ETB eingeführte Richtlinie gilt als rechtsverbindlich,
von der nur abgewichen werden darf, wenn eine anderweiti-
ge Lösung zum selben Ziel führt, was nachweispflichtig, aber
nicht genehmigungspflichtig ist (vgl. § 3 (3) MBO).

Gesetz
AU
EIT

oberste Priorität
SS
HK

AG
LIC

EF

Verordnung
IND

ÄH

Rechtsnorm, für jeden


RB

IG
KE

Bürger verbindlich
VE

IT

Richtlinie
ohne rechtsverbindlichen Charakter, solange
nicht als ETB im jeweiligen Bundesland Bild 2-1 Hierarchie der Brandschutz-
veröffentlicht (z. B. IndBauRL) gesetze

Von der ARGEBAU werden neue Muster-Richtlinien und Muster-Verordnungen ver-


öffentlicht (www.is-argebau.de). Diese Mustervorschriften haben keinen rechtsver-
bindlichen Status, da sie aufgrund der Länderhoheit in den jeweiligen Bundes-
ländern bekannt gemacht und bauaufsichtlich eingeführt werden müssen.
Die Mustervorschriften spiegeln meist den aktuellen Stand der Technik wider.
Daher dürfen sie im Sinne des § 3 (3) Satz 3 MBO als von den Technischen Bau-
bestimmungen abweichende Lösungen gewertet werden, durch die in gleichem
Maße die allgemeinen Anforderungen des § 3 (1) MBO erfüllbar sind.
In den Mustervorschriften der ARGEBAU werden die brandschutztechnischen Min-
destanforderungen definiert. Dies erfolgt in der Erfüllung der im Grundgesetz der
BRD verankerten Fürsorgepflicht des Staates (siehe weiter Abschnitt 4.1). Die
brandschutztechnischen Mindestanforderungen in der MBO sowie den Musterver-
ordnungen erstrecken sich dabei auf:
– die Bauteile, Baustoffe, Bauarten;
– die zulässigen Brandabschnittsgrößen und Nutzungseinheiten;
– die Art, Ausführung und Länge der Flucht- und Rettungswege;

284
Bauordnungsrechtliche Grundlagen

– die Möglichkeiten für die Brandbekämpfung;


– die notwendige Sicherheitstechnik;
– die Maßnahmen für die Sicherheit der Technik;
– die Maßnahmen zum organisatorischen Brandschutz.

Bild 2-2 Darstellung der Mustererlasse

Darüber hinaus gibt es weitere technische Vorschriften und Regelwerke (wie zum
Beispiel DIN, VDE, VDI, VdS, UVV, BGV, DVGW, TRG, TRbF usw.), die den Status
von anerkannten Regeln der Technik haben bzw. als zivilrechtliche Empfehlung gel-
ten.

2.3 Bauordnungsrechtliche Einordnung nach MBO


Der Anwendungs- oder Geltungsbereich eines Gesetzes, einer Verordnung oder ei-
ner Richtlinie ist abschließend definiert. Außerhalb des definierten Geltungsberei-
ches kann die jeweilige Vorschrift nicht angewendet werden.
Die Vorschriften in der MBO gelten nach § 1 MBO für
– bauliche Anlagen: Bauliche Anlagen sind mit dem Erdboden verbundene,
aus Bauprodukten hergestellte Anlagen; eine Verbin-
dung mit dem Boden besteht auch dann, wenn die An-
lage durch eigene Schwere auf dem Boden ruht oder
auf ortsfesten Bahnen begrenzt beweglich ist oder wenn
die Anlage nach ihrem Verwendungszweck dazu be-
stimmt ist, überwiegend ortsfest benutzt zu werden.

285
Brandschutz

– Bauprodukte: Bauprodukte sind Baustoffe, Bauteile und Anlagen, die her-


gestellt oder vorgefertigt werden, um dauerhaft in oder als
bauliche Anlagen gebaut zu werden.
– Gebäude: Gebäude sind selbstständig benutzbare, überdeckte bauli-
che Anlagen, die von Menschen betreten werden können
und geeignet oder bestimmt sind, dem Schutz von Men-
schen, Tieren oder Sachen zu dienen.
– Nutzungseinheiten: Als Nutzungseinheit gilt eine in sich abgeschlossene Folge
von Aufenthaltsräumen, die einer Person oder einem ge-
meinschaftlichen Personenkreis zur Benutzung zur Verfü-
gung stehen, zum Beispiel abgeschlossene Wohnungen,
Einliegerwohnungen, auch Ein-Zimmer-Appartements oder
ein aus einem Raum bestehendes Büro (eine Folge von
Aufenthaltsräumen ist nicht zwingend vorausgesetzt) sowie
Praxen. Nutzungseinheiten sind räumlich definierte Ab-
schnitte, die gegeneinander brandschutztechnisch geschützt
sind und so die Brandbekämpfung begünstigen. Für sie
wird jeweils ein eigenes Rettungswegsystem verlangt (vgl.
§ 33 (1) MBO).
Um die brandschutztechnischen Mindestforderungen für ein Gebäude und seine
Nutzung festzulegen, muss eine Bewertung entsprechend der nachfolgenden Ge-
bäudeklassen (GKL) gemäß § 2 (3) MBO erfolgen [22].

max. 400 m 2

GKL 1: freistehende Gebäude bis zu 7 m


! 7,00 m Höhe mit nicht mehr als 2 Nut-
1 2 zungseinheiten (NE) von insge-
1 2 samt nicht mehr als 400 m2
1 2 0,00 m
oder

freistehende land- oder forstwirt-


schaftliche Gebäude
1 0,00 m

max. 400 m 2

GKL 2: Gebäude bis zu 7 m Höhe mit


nicht mehr als 2 Nutzungseinhei-
1 2 ! 7,00 m
ten von insgesamt nicht mehr als
N 1 2 400 m2

1 2 0,00 m

! 7,00 m
GKL 3: sonstige Gebäude bis zu 7 m Höhe
N
0,00 m

286
Bauordnungsrechtliche Grundlagen

max. 400 m 2 je NE

! 13,00 m
1 2 3 4
GKL 4: Gebäude bis zu 13 m Höhe
5 6 7 8 und NE mit jeweils nicht mehr
N 9 10 11 12 als 400 m2
13 14 15 16
0,00 m
17 18 19 n

GKL 5: sonstige Gebäude einschließ-


lich unterirdische Gebäude

Bild 2-3 Darstellung der Gebäudeklassen

Entscheidend für die Höhenlage ist der Abstand des Fußbodens (oberflächenferti-
ger Fußboden) der höchstgelegenen und zum Aufenthalt geeigneten Räume über
der im Mittel an das Gebäude angrenzenden Geländeoberfläche. Ursächlich ent-
spricht diese Einstufung in die Gebäudeklassen dem zu erwartenden Gefahren-
potential, das insbesondere mit der Möglichkeit der Rettung von Menschen und
Tieren sowie dem Einsatz der Feuerwehr zusammenhängt.
Die brandschutztechnischen Mindestanforderungen, die in der MBO definiert werden,
gelten für ein normales Wohn- oder Bürogebäude. Die für dieses normale Gebäude
mit der normalen Gebäudenutzung erwarteten Brandrisiken sollen mit den in der MBO
definierten Maßnahmen so verringert werden, dass die allgemeinen Schutzziele nach
§ 14 MBO eingehalten werden und ein zulässiges Sicherheitsniveau erreicht wird.
Das normale Brandrisiko stellt das gesellschaftlich vereinbarte Risikopotential dar,
dem ein Nutzer mit normalen Eigenschaften in einem Gebäude mit normaler Art
und Nutzung ausgesetzt werden darf. Es wird gekennzeichnet durch:
Belegungsdichte: gleichmäßig niedrig
Nutzerqualität: Personen sind selbstständig und normal beweglich,
nicht ständig aufmerksam, aber ortskundig
(also mit den Rettungswegen vertraut)
Belegungsdichte: ca. 5–8 Personen pro Nutzungseinheit
Brandlast: hoch (30 . . . 60 kg Holz/m2 ¼ 200 . . . 250 kWh/m2
¼ 720 . . . 900 MJ=m2 )
Brandentstehungsrisiko: hoch
Dieses Risiko wird im Sinne der MBO als „normal“ angesehen.
Nutzungen mit höheren bzw. von diesen normalen Brandrisiken abweichenden
Gefahren, werden als Sonderbauten in § 2 MBO aufgeführt.

Sonderbauten sind:
– Hochhäuser (Gebäude mit einer Höhe von mehr als 22 m);
– bauliche Anlagen mit einer Höhe von mehr als 30 m;

287
Brandschutz

– Gebäude mit mehr als 1.600 m2 Grundfläche des Geschosses mit der größten
Ausdehnung, ausgenommen Wohngebäude;
– Verkaufsstätten, deren Verkaufsräume und Ladenstraßen eine Grundfläche von
insgesamt mehr als 800 m2 haben;
– Gebäude mit Räumen, die einer Büro- oder Verwaltungsnutzung dienen und ein-
zeln eine Grundfläche von mehr als 400 m2 haben;
– Gebäude mit Räumen, die einzeln für die Nutzung durch mehr als 100 Personen
bestimmt sind;
– Versammlungsstätten mit Versammlungsräumen, die insgesamt mehr als 200
Besucher fassen, wenn diese Versammlungsräume gemeinsame Rettungswege
haben;
– Versammlungsstätten im Freien mit Szenenflächen und Freisportanlagen, deren
Besucherbereich jeweils mehr als 1.000 Besucher fasst und ganz oder teilweise
aus baulichen Anlagen besteht;
– Schank- und Speisegaststätten mit mehr als 40 Gastplätzen, Beherbergungsstät-
ten mit mehr als 12 Betten und Spielhallen mit mehr als 150 m2 Grundfläche;
– Krankenhäuser, Heime und sonstige Einrichtungen zur Unterbringung oder Pfle-
ge von Personen;
– Tageseinrichtungen für Kinder, behinderte und alte Menschen;
– Schulen, Hochschulen und ähnliche Einrichtungen;
– Justizvollzugsanstalten und bauliche Anlagen für den Maßregelvollzug;
– Camping- und Wochenendplätze;
– Freizeit- und Vergnügungsparks;
– Fliegende Bauten, soweit sie einer Ausführungsgenehmigung bedürfen;
– Regallager mit einer Oberkante Lagerguthöhe von mehr als 7,50 m;
– bauliche Anlagen, deren Nutzung durch Umgang oder Lagerung von Stoffen mit
Explosions- oder erhöhter Brandgefahr verbunden ist;
– Anlagen und Räume, die vorgenannt nicht aufgeführt und deren Art oder Nut-
zung mit vergleichbaren Gefahren verbunden sind.
Die Einstufung in die Gebäudeklassen 1 bis 5 erfolgt unabhängig von der Einstu-
fung als Sonderbau nach § 2 MBO.
Dem besonderen Risiko in Sonderbauten wird durch die Einhaltung der Sonder-
bauvorschriften (siehe Bild 2-2) Rechnung getragen. Bei der Errichtung, #nderung
oder Instandhaltung von Sonderbauten können Erleichterungen gestattet, aber
auch besondere Anforderungen gestellt werden (siehe MBO § 51), die ausschließ-
lich der Verwirklichung der allgemeinen Grundsätze nach § 3 (1) MBO dienen.

3 Bautechnische Grundlagen
3.1 Brandschutztechnische Klassifizierung nach DIN 4102

Die in der MBO bzw. in den Musterbauvorschriften (siehe Bild 2-2) definierten bau-
ordnungsrechtlichen Mindestforderungen im vorbeugenden Brandschutz werden
durch technische Normen und Regelwerke klassifiziert und qualifiziert.

So müssen die in der MBO verwendeten unbestimmten Rechtsbegriffe feuerhem-


mend, hochfeuerhemmend oder feuerbeständig in der Bauregelliste A Teil 1, Anla-
ge 0.1.1 in Klassen und dazugehörige Kurzbezeichnungen umgewandelt werden:

Anlage 0.1.1 (2004/1)


Die in DIN 4102-2: 1977-09, Abschnitt 8.8.2, Tabelle 2 angegebenen Bezeichnungen
entsprechen folgenden Anforderungen in bauaufsichtlichen Verwendungsvorschrif-
ten:

288
Bautechnische Grundlagen
Tafel 3-1 Umwandlung der bauaufsichtlichen Bezeichnungen in Klassen nach DIN 4102-2 (An-
forderung W 30 bis W 90 siehe DIN 4102-3: 1977-09, Abschnitt 5)

Bauaufsichtliche Kurzbezeichnung
Klassen nach DIN 4102-2
Anforderungen nach DIN 4102-2

feuerhemmend Feuerwiderstandsklasse F 30 F 30 – B1 )

feuerhemmend und aus Feuerwiderstandsklasse F 30 und aus


F 30 – A1 )
nichtbrennbaren Stoffen nichtbrennbaren Stoffen

Feuerwiderstandsklasse F 60 und in
hochfeuerhemmend den wesentlichen Teilen aus nicht- F 60 – AB2 ) 6
brennbaren Stoffen

Feuerwiderstandsklasse F 60 und aus


F 60 – A2 )
nichtbrennbaren Stoffen

Feuerwiderstandsklasse F 60 und in
feuerbeständig den wesentlichen Teilen aus nicht- F 90 – AB3 ), 4 )
brennbaren Stoffen

feuerbeständig und aus Feuerwiderstandsklasse F 60 und aus


F 90 – A3 ), 4 )
nichtbrennbaren Stoffen nichtbrennbaren Stoffen

1
) bei nichttragenden Außenwänden auch W 30 zulässig
2
) bei nichttragenden Außenwänden auch W 60 zulässig
3
) bei nichttragenden Außenwänden auch W 90 zulässig
4
) nach bestimmten bauaufsichtlichen Verwendungsvorschriften einiger Länder auch F 120 ge-
fordert

Um den Einsatz von Holz im Bauwesen zu ermöglichen und gleichzeitig die hohen
nationalen Sicherheitsansprüche zu wahren, wurde in der Musterbauordnung (Fas-
sung 2002) die neue Feuerwiderstandsklasse F60-BA für die neue Gebäudeklasse 4
eingeführt. Die Verwendung von Holz für die wesentlichen Bauteile (Baustoffklasse B)
ist bauordnungsrechtlich in bis zu 5-geschossigen Gebäuden zulässig, wenn eine
brandschutztechnisch wirksame Bekleidung und ausschließlich nichtbrennbare Bau-
stoffe mit einem Schmelzpunkt 11000 , C gemäß DIN 4102-17 (Baustoffklasse A)
vorgesehen werden. Eine brandschutztechnisch wirksame Bekleidung darf inner-
halb der relevanten Branddauer von 60 Minuten die Entzündungstemperatur von
300 , C nicht erreichen. Werden die Hinweise und konstruktiven Maßnahmen der
Muster-Richtlinie über brandschutztechnische Anforderungen an hochfeuerhem-
mende Bauteile in Holzbauweise (M-HFHHolzR) eingehalten, kann der Holzbau die
hohen Sicherheitsanforderungen hinsichtlich der Standsicherheit im Brandfall er-
reichen.
Tafel 3-2 DIN 4102-2: 1977-09, Abs. 5.1, Tabelle 1 Feuerwiderstandsklassen

Feuerwiderstandsklasse Feuerwiderstandsdauer in Minuten

F 30 1 30
F 60 1 60
F 90 1 90
F 120 1120
F 180 1180

Eine wesentliche bautechnische Grundlage für den Brandschutz in Deutschland bil-


det die DIN 4102, in der die jeweiligen Feuerwiderstands- oder Baustoffklassen
durch Prüfnormen in definierte Profile, Werkstoffe oder Qualitäten transformiert
werden.

289
Brandschutz
Tafel 3-3 Tabelle 2 aus DIN 4102-2: 1977-09
1 2 3 4 5
Baustoffklasse nach DIN
4102-1 der in den geprüften
Feuer- Bauteilen verwendeten Benennung 2 Þ
wider- Baustoffe für
stands- Kurzbe-
Zeile übrige Bestand-
klasse zeichnung
nach teile, die nicht
wesentliche
Tab. 1 Teile1 Þ unter den Bauteile der
Begriff der
Spalte 2 fallen
1 B B Feuerwiderstandsklasse F 30 F 30-B
Feuerwiderstandsklasse F 30 und
2 A B in den wesentlichen Teilen aus F 30-AB
F 30
nichtbrennbaren Baustoffen1 )
Feuerwiderstandsklasse F 30 und
3 A A F 30-A
aus nichtbrennbaren Baustoffen
4 B B Feuerwiderstandsklasse F 60 F 60-B
Feuerwiderstandsklasse F 60 und
5 A B in den wesentlichen Teilen aus F 60-AB
F 60
nichtbrennbaren Baustoffen1 )
Feuerwiderstandsklasse F 60 und
6 A A F 60-A
aus nichtbrennbaren Baustoffen
7 B B Feuerwiderstandsklasse F 90 F 90-B
Feuerwiderstandsklasse F 90 und
8 A B in den wesentlichen Teilen aus F 90-AB
F 90
nichtbrennbaren Baustoffen1 )
Feuerwiderstandsklasse F 90 und
9 A A F 90-A
aus nichtbrennbaren Baustoffen
10 B B Feuerwiderstandsklasse F 120 F 120-B
Feuerwiderstandsklasse F 120
11 A B und in den wesentlichen Teilen F 120-AB
F 120 aus nichtbrennbaren Baustoffen1 )
Feuerwiderstandsklasse F 120
12 A A und aus nichtbrennbaren F 120-A
Baustoffen
13 B B Feuerwiderstandsklasse F 180 F 180-B
Feuerwiderstandsklasse F 180
14 A B und in den wesentlichen Teilen F 180-AB
F 180
aus nichtbrennbaren Baustoffen1 )
Feuerwiderstandsklasse F 180 und
15 A A F 180-A
aus nichtbrennbaren Baustoffen
1
) Zu den wesentlichen Teilen gehören:
a) alle tragenden oder aussteifenden Teile, bei nichttragenden Bauteilen auch die Bauteile, die
deren Standsicherheit bewirken (z. B. Rahmenkonstruktionen von nichttragenden Wänden),
b) bei raumabschließenden Bauteilen eine in Bauteilebene durchgehende Schicht, die bei der
Prüfung nach dieser Norm nicht zerstört werden darf. Bei Decken muss diese Schicht eine Ge-
samtdicke von mindestens 50 mm besitzen; Hohlräume im Inneren dieser Schicht sind zuläs-
sig. Bei der Beurteilung des Brandverhaltens der Baustoffe können Oberflächen-Deckschichten
oder andere Oberflächenbehandlungen außer Betracht bleiben.
2
) Diese Benennung betrifft nur die Feuerwiderstandsfähigkeit des Bauteils; die bauaufsichtli-
chen Anforderungen an Baustoffe für den Ausbau, die in Verbindung mit dem Bauteil stehen,
werden hiervon nicht berührt.

290
Bautechnische Grundlagen

Bild 3-1 Aufbau DIN 4102

Die Norm DIN 4102 besteht im Einzelnen aus folgenden Teilen:

Tafel 3-4 Teile der DIN 4102

Kurzbezeich-
Norm Datum Bezeichnung/Inhalt
nung

Baustoffe, Begriffe, Anforderungen und Prüfungen


DIN 4102-1 1998-05 !
(siehe Bild 4-1)

Bauteile, Begriffe, Anforderungen und Prüfungen


DIN 4102-2 1977-09 !
(siehe Tafeln 3-3 und 3-4)

Brandwände und F90


DIN 4102-3 1977-09
Nichttragende Wände W30 . . . W180

Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter


DIN 4102-4 1994-03 Baustoffe, Bauteile und Sonderbauteile ! siehe F30 . . . F180
hierzu Abschnitt 4.6: Konstruktiver Brandschutz

Feuerschutzabschlüsse Abschlüsse in Fahrschacht-


DIN 4102-5 1977-09 T30 . . . T180
wände

L30 . . . L120
DIN 4102-6 1977-09 Lüftungsleitungen
K30 . . . K90

DIN 4102-7 1998-06 Bedachungen

DIN 4102-8 1986-05 Kleinprüfstand

DIN 4102-9 1990-05 Kabelabschottungen S30 . . . S180

DIN 4102-10 Zurückgezogen

Fortsetzung s. nächste Seite

291
Brandschutz
Tafel 3-4 (Fortsetzung)

Kurzbezeich-
Norm Datum Bezeichnung/Inhalt
nung

Rohrummantelungen, Rohrabschottungen,
R30 . . . R120
DIN 4102-11 1985-12 Installationsschächte und -kanäle sowie
I30 . . . I120
Abschlüsse ihrer Revisionsöffnungen

DIN 4102-12 1998-11 Funktionserhalt von elektrischen Kabelanlagen E30 . . . E90

F30 . . . F120
DIN 4102-13 1990-05 Brandschutzverglasungen
G30 . . . G120

DIN 4102-14 1990-05 Bodenbeläge und Bodenbeschichtungen

DIN 4102-15 1990-05 Brandschacht

DIN 4102-16 1998-05 Durchführung von Brandschachtprüfungen

DIN 4102-17 1990-12 Schmelzpunkt von Mineralfaserdämmstoffen

DIN 4102-18 1991-03 Feuerschutzabschlüsse und Feuerschutztüren

DIN 4102-19 1998-12 Wand- und Deckenbekleidungen in Räumen

DIN 4102-20 Zurückgezogen

DIN 4102-21 2002-08 Beurteilung des Brandverhaltens von feuer-


– Vornorm – widerstandsfähigen Lüftungsleitungen

DIN 4102-22 2004-11 Anwendungsnorm zur DIN 4102-4: 1994-03

3.2 Europäische Klassifizierung


Um zukünftig den grenzüberschreitenden Baustoff- und Warenverkehr zwischen al-
len europäischen Mitgliedstaaten zu erleichtern, müssen die jeweiligen landesspe-
zifischen, nicht miteinander vergleichbaren Brandschutzklassen durch das neue,
einheitliche europäische Klassifizierungssystem ersetzt werden. Je nach dem ge-
wünschten Sicherheits- und Schutzniveau in den einzelnen europäischen Mitglied-
staaten können die Anforderungsklassen und Leistungsstufen gewählt und einge-
führt werden.
Parallel zum bisherigen deutschen Klassifizierungssystem nach DIN 4102 wurde
das europäische Klassifizierungssystem
– zum Brandverhalten nach DIN EN 13501-1 vom Juni 2002 und
– zum Feuerwiderstand nach DIN EN 13501-2 vom Dezember 2003
in deutsches Baurecht eingeführt. Die Nachweise der Produkte zum Brandverhalten
und zum Feuerwiderstand können derzeit auf der Grundlage beider Normen erfolgen.
Als wesentliche #nderung werden im europäischen Klassifizierungssystem die
Bauteile und Bauprodukte nach Kriterien wie Tragfähigkeit, Raumabschluss und
Wärmedämmung unterschieden und mit einer definierten Leistungszeit (¼ Feuerwi-
derstandsdauer) kombiniert.
Nach der aktuellen Bauregelliste A Teil 1 (2010/1) gelten folgende europäischen Sy-
nonyme:

292
Bautechnische Grundlagen
Tafel 3-5 Erläuterungen der Klassifizierungskriterien und der zusätzlichen Angaben zur Klas-
sifizierung des Feuerwiderstands nach DIN 13501-2; DIN EN 13501-3
Herleitung des
Kriterium Anwendungsbereich
Kurzzeichens

R (Résistance) Tragfähigkeit

E (Étanchéité) Raumabschluss

Wärmedämmung (unter
I (Isolation)
Brandeinwirkung) zur Beschreibung der
Feuerwiderstandsfähigkeit
W (Radiation)
Begrenzung des Strahlungsdurch-
tritts
6
Mechanische Einwirkung auf
M (Mechanical)
Wände (Stoßbeanspruchung)

Begrenzung der Rauchdurchlässig- Rauchschutztüren (als


keit (Dichtheit, Leckrate), erfüllt die Zusatzanforderung auch bei
Sm
Anforderungen sowohl bei Umge- Feuerschutzabschlüssen),
(Smokemax: leakage rate )
bungstemperatur als auch bei Lüftungsanlagen einschl. Klappen
200 , C

Selbstschließende Eigenschaft (ggf. Rauchschutztüren,


C (Closing) mit Anzahl der Lastspiele) einschl. Feuerschutzabschlüsse (einschließ-
Dauerfunktion lich Abschlüsse für Förderanlagen)

Aufrechterhaltung der
P Energieversorgung und/oder Elektrische Kabelanlagen allgemein
Signalübermittlung

G Rußbrandbeständigkeit Schornsteine

Wand- und Deckenbekleidungen


K1 , K2 Brandschutzvermögen
(Brandschutzbekleidungen)

Unterschiedliche Feuerschutzabschlüsse (einschließ-


I1 , I2
Wärmedämmungskriterien lich Abschlüsse für Förderanlagen)

i$o Nichttragende Außenwände,


Richtung der klassifizierten Feuer-
i o Installationsschächte/-kanäle,
widerstandsdauer
i $ o (in-out) Lüftungsanlagen/-klappen

a$b Richtung der klassifizierten


Unterdecken
(above-below) Feuerwiderstandsdauer

ve, ho (vertical, für vertikalen/horizontalen Einbau


Lüftungsleitungen/-klappen
horizontal) klassifiziert

Rohrende offen innerhalb des


U/U (uncapped/
Prüfofens/Rohrende offen außer- Rohrabschottungen
uncapped)
halb des Prüfofens

Rohrende geschlossen innerhalb


C/U (capped,
des Prüfofens/Rohrende offen Rohrabschottungen
uncapped)
außerhalb des Prüfofens

Rohrende offen innerhalb des


U/C Prüfofens/Rohrende geschlossen Rohrabschottungen
außerhalb des Prüfofens

Nach diesen Klassifizierungskriterien kann ein Bauteil oder ein Bauprodukt entspre-
chend der örtlichen Gegebenheit und dem spezifischen Anforderungsprofil verwen-
det werden.

293
Brandschutz
Tafel 3-6 Klassifizierung der Bauteile und Bauprodukte

Zusatz- Feuerwiderstand [min]


Bauteil Kriterien
kriterien 30 60 90 120
tragendes Bauteil ohne
R R 30 R 60 R 90 R 120
Raumabschluss
tragendes Bauteil mit Raumab-
RE, REI . . . 30 . . . 60 . . . 90 . . . 120
schluss
nichttragendes Bauteil mit
Raumabschluss und mechanischer EI-M . . . 30 . . . 60 . . . 90 . . . 120
Beanspruchbarkeit
Tragende Decken/Dächer RE, REI . . . 30 . . . 60 . . . 90 . . . 120
nichttragende Decken/Dächer E, EI . . . 30 . . . 60 . . . 90 !
Innenwände EW . . . 30 . . . 60 ! !
E, EI1 C . . . 30 . . . 60 . . . 90 . . . 120
Feuerschutzabschlüsse EI2 S . . . 30 . . . 60 . . . 90 . . . 120
EW . . . 30 . . . 60 ! !
Installationsschächte E, EI . . . 30 . . . 60 . . . 90 . . . 120

Ein Bauteil mit der Klassifizierung RE 90 ist für 90 Minuten standsicher und wirkt für
diese Zeit auch raumabschließend. Es ist darüber hinaus möglich, für ein Bauteil un-
terschiedliche Kriterien mit verschiedenen Versagenszeiten zu definieren, was die
spezifische Einsatzfähigkeit und Funktion dieses Bauteils im Gebäude unterstützt.
Weiterhin kann durch Zusatzkennzeichnungen dem spezifischen Anforderungsprofil
eines Bauproduktes Rechnung getragen werden (z. B. Rauchdichte: s1 bis s3, bren-
nend abtropfend: d0 bis d3 oder Außenwände: (i ! o) bis (o ! i)).

4 Brandschutzanforderungen
Das Bauordnungsrecht ist Sicherheitsrecht.

Bauordnungsrecht = Sicherheitsrecht

Personenschutz Sachschutz

Schutz von Leben / Gesundheit Schutz von Eigentum und Besitz

Primäre Forderung Sekundäre Forderung

Hoheitliche Schutzpflichten des Staates (Grundgesetz)

Bild 4-1 !bersicht Bauordnungsrecht

294
Brandschutzanforderungen

Die Hauptgefahr für Leben, Gesundheit, Besitz und Eigentum ist die Brandgefahr.
Der vorbeugende bauliche Brandschutz ist ein wesentlicher Bestandteil der Gebäu-
desicherheit. Er liegt nicht allein in der Eigenverantwortung des Nutzers bzw. des
Bauherrn, sondern insbesondere im öffentlich-rechtlichen Interesse. Die Brand-
schutzmaßnahmen, die in der MBO verankert sind, dienen der Herstellung eines
gesellschaftlich vereinbarten Sicherheitsniveaus, auf das jeder Bürger einen Rechts-
anspruch hat.

4.1 Schutzziele
Abgeleitet aus dem Grundrecht der körperlichen Unversehrtheit (Art. 2 Abs. 2
Grundgesetz der BRD) wird im § 3 der MBO die Fürsorgepflicht des Staates zur 6
Gefahrenabwehr und insbesondere zum Schutz von Leben und Gesundheit bei der
Benutzung von baulichen Anlagen umgesetzt. Dazu werden im § 14 MBO die vier
Grundsatzforderungen definiert, die in Deutschland als die vier allgemeinen
Schutzziele bekannt sind.
Auch im europäischen Sicherheitskonzept werden im Anhang I der Richtlinie 89/
106/EWG des Rates vom 21. 12. 1988 zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungs-
vorschriften der Mitgliedsstaaten über Bauprodukte folgende Schutzziele definiert:
„Das Bauwerk muss derart entworfen und ausgeführt sein, dass bei einem Brand
– die Tragfähigkeit des Bauwerks während eines bestimmten Zeitraumes erhalten
bleibt;
– die Entstehung und Ausbreitung von Feuer und Rauch innerhalb des Bauwerks
begrenzt bleibt;
– die Ausbreitung von Feuer auf benachbarte Bauwerke begrenzt wird;
– die Bewohner das Gebäude unverletzt verlassen oder durch andere Maßnahmen
gerettet werden können;
– die Sicherheit der Rettungsmannschaften berücksichtigt wird.“
Diese Grundsatzforderungen dienen primär dem Schutz von Menschenleben, das
heißt dem Personenschutz und dem Nachbarschutz. Werden diese Grundsatzfor-
derungen durch die Planung und Bauausführung eingehalten, gelten die allgemei-
nen Anforderungen nach Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung,
also nach dem Schutz von Leben und Gesundheit im Havariefall Brand, als erfüllt.
Weitere Schutzziele können notwendig sein, wenn Personen mit besonderen Eigen-
schaften oder auch die Feuerwehrrettungskräfte oder die Umwelt durch Freisetzung
von Gefahrstoffen chemischer, biologischer oder radioaktiver Art gefährdet werden.
Zusätzliche Schutzziele können auch die Minimierung von Restschäden oder die Mini-
mierung von Betriebsunterbrechungen sein. !ber die allgemeinen Grundsatzforde-
rungen hinausgehende Schutzziele sind im Einzelfall festzulegen, zum Beispiel:
– Evakuierungsmöglichkeiten in Altenpflegeheimen;
– Operationsbereiche in Krankenhäusern;
– Schutz von Kulturgütern;
– Schutz von Daten;
Der Sachschutz für Gebäude und Einrichtungen kann durch die allgemeinen
Grundsatzforderungen nur teilweise garantiert werden. Der bauordnungsrechtliche
Stellenwert des Sachschutzes ist erheblich niedriger als der des Personenschutzes.
Notwendige oder zweckmäßige Brandschutzmaßnahmen zum Sachschutz liegen
zum Teil im Ermessen des Bauherrn bzw. hängen stark von den Nutzeransprüchen
ab. Sie werden im Allgemeinen mit dem Sachversicherer abgestimmt und geregelt
(Rabattklassen).
Das Ziel der Brandschutzkonzeption muss sein, eine objektive, neutral wirtschaftli-
che Brandschutzlösung für das betrachtete Objekt zu finden und von allen Beteilig-
ten (Nutzer, Betreiber, Architekt, Fachingenieure, Aufsichtsbehörden, Versicherer,
Bauunternehmer) genehmigen zu lassen.

295
Brandschutz

4.2 Bestandteile des Brandschutzes


Der Brandschutz im Allgemeinen stellt die Gesamtheit aller Mittel, Methoden und
Maßnahmen dar, die zum Erreichen der vorgenannten Grundsatzforderungen not-
wendig sind.

Bild 4-2 Bestandteile des Brandschutzes

In der Musterbauordnung werden primär Einzelschutzziele definiert. Die in der


MBO aufgeführten materiellen Forderungen stellen eine Möglichkeit zur Erfüllung
der definierten Schutzziele dar. Diese Forderungen sind hinsichtlich der Risikositua-
tion auf Wohn- und Bürogebäude ausgerichtet. In diesen normalen Gebäuden wer-
den die definierten Schutzziele des vorbeugenden baulichen Brandschutzes ohne
technische oder organisatorische Maßnahmen erreicht. Das heißt im normalen
Wohn- und Geschäftsgebäude (GKL5) können die allgemeinen Grundsatzforderun-
gen allein mit den baulichen Maßnahmen, die im dritten Teil der MBO verankert
sind, erreicht werden.
Weichen die spezifischen Gebäudeparameter von diesen normalen Bedingungen
ab, muss im Rahmen eines Brandschutzkonzeptes durch zusätzliche oder alternati-
ve Maßnahmen das nach § 14 MBO definierte Sicherheitsniveau für das Gesamtge-
bäude erreicht werden.
Dafür stehen bauliche, technische oder organisatorische Lösungen zur Verfügung,
die im Rahmen eines gesamtheitlichen Brandschutzkonzeptes aufeinander abge-
stimmt werden, sodass deren Zusammenwirken einen umfassenden und funktionie-
renden Schutz ergeben. Ein konsequenter Brandschutz beinhaltet immer die schlüs-
sige Gesamtbewertung des vorbeugenden und des abwehrenden Brandschutzes.

4.3 Formen der Brandschutznachweise


Im Rahmen der bauordnungsrechtlichen Genehmigungsfähigkeit ist je nach landes-
rechtlichen Vorschriften unter Bezug auf § 66 (1) MBO die Einhaltung der bauord-
nungsrechtlichen Anforderungen nachzuweisen.

296
Brandschutzanforderungen

Grundsätzlich unterscheiden wir zwei Formen der brandschutztechnischen Nach-


weisführung:

Brandschutznachweise

Klassische Nachweisverfahren Ingenieurmäßige Nachweisverfahren

Soll-Ist-Vergleich:
Schutzzielorientiertes DIN 18230-1 rechnergestüztes
Situation mit
Brandschutzkonzept Eurocode 1 bis 6, 9 Simulationsmodell
Vorschrift vergleichen

6
Vergleich, Bewertung, Alternativmaßnahmen bzw. Interpretation der Rechenergebnisse und Ableiten
Spezifische Brandschutzkonzepte von Maßnahmen

Einhaltung der Schutzziele nach § 14 MBO

Bild 4-3 !bersicht zu Formen der Brandschutznachweise im Bauordnungsrecht

Die klassischen Nachweisverfahren


Für normale Gebäude und Nutzungen hat sich der einfache Soll-Ist-Vergleich bewährt.
Für besondere Gebäude und Nutzungen sowie bei Abweichungen von bauordnungs-
rechtlichen Vorschriften wird ein schutzzielorientiertes Brandschutzkonzept erstellt.
Das schutzzielorientierte Brandschutzkonzept beschreibt verbal auf der Grundlage
von definierten Ausgangsparmetern das sinnvolle Zusammenwirken von spezifi-
schen Brandschutzmaßnahmen für eine bestimmte bauliche Anlage mit dem Ziel,
die Grundsatzforderungen des § 14 MBO einzuhalten. Ziel des schutzzielorientier-
ten Brandschutzkonzeptes ist das Erreichen eines wirksamen, schlüssigen und
langfristig praktikablen Sicherheitskonzeptes.

Die ingenieurmäßigen Nachweisverfahren


In den letzten Jahren haben sich neben den klassischen Brandschutzkonzepten
auch die Ingenieurmethoden etabliert, deren Anwendung und Auswertung ein um-
fangreiches Expertenwissen voraussetzen.
Man versteht „. . . unter Brandschutzingenieurmethoden . . . die Anwendung von in-
genieurmäßigen Ansätzen, Prinzipien und Methoden, die auf wissenschaftlichen Er-
kenntnissen beruhen und demnach theoretische und empirisch gewonnene (aber
durch Versuche wissenschaftlich bewiesene) Ansätze einschließen.“ [11]
Für alle Ingenieurmethoden gilt, dass die bauaufsichtliche Akzeptanz gegeben ist,
wenn die Ingenieurmethode validiert und im Einzelnen verifiziert ist. Die Anwen-
dung der Ingenieurmethoden im Rahmen eines Brandschutznachweises ist vorab
mit den Prüfinstanzen abzustimmen. [11]
Das gilt nicht für die Anwendung der Industriebaurichtlinie und dem Bemessungs-
verfahren nach DIN 18230-1 bzw. den Eurocodes 2 bis 6, 9. Diese Verfahren sind
durch deren bauaufsichtliche Einführung anerkannt [22].

Die Qualifikation der Nachweisersteller


Tafel 4-1 Qualifikation des Nachweiserstellers nach § 66 (1) MBO
Gebäudeklasse Anforderungen an den Nachweisersteller Grundlage
Gebäudeklasse 1 Bauvorlageberechtigter nach § 65 (2) MBO § 66 (1) MBO
Gebäudeklasse 2 Bauvorlageberechtigter nach § 65 (2) MBO § 66 (1) MBO

Fortsetzung s. nächste Seite

297
Brandschutz
Tafel 4-1 (Fortsetzung)
Gebäudeklasse Anforderungen an den Nachweisersteller Grundlage
Gebäudeklasse 3 Bauvorlageberechtigter nach § 65 (2) MBO § 66 (1) MBO
Bauvorlageberechtigter, der die erforderlichen
Brandschutzkenntnisse nachgewiesen hat oder
Gebäudeklasse 4 § 66 (2) MBO
Prüfingenieur/Prüfsachverständiger für Brand-
schutz ist und in einer Liste geführt wird
Gebäudeklasse 5 und
Sonderbauten und Mittel- Bauvorlageberechtigter nach § 65 (2) MBO § 66 (1) MBO
und Großgaragen

4.4 Prüfung der Brandschutznachweise


Für die Feststellung der Genehmigungsfähigkeit eines Bauvorhabens wird der
Brandschutznachweis in Abhängigkeit der landesspezifischen Prüfpflicht einer Ge-
samtbewertung durch die Prüfinstanzen (Bauaufsichtsämter, Prüfingenieure, Prüf-
sachverständige, Brandschutzdienststelle usw.) unterzogen (Vier-Augen-Prinzip).

Tafel 4-2 Bauaufsichtliche Prüfung des Brandschutznachweises nach § 66 (3) MBO


Gebäudeklasse Prüfung des Brandschutznachweises Grundlage
Gebäudeklasse 1 Keine Prüfung § 66 (3) MBO
Gebäudeklasse 2 Keine Prüfung § 66 (3) MBO
Gebäudeklasse 3 Keine Prüfung § 66 (3) MBO
Gebäudeklasse 4 Keine Prüfung § 66 (3) MBO
Gebäudeklasse 5
Bauaufsichtliche Prüfung oder Bescheinigung
und Sonderbauten und § 66 (3) MBO
durch einen Prüfingenieur/ Prüfsachverständigen
Mittel- und Großgaragen

4.5 Bauteilanforderungen für GKL1 bis GKL5


zur Erfüllung der Schutzziele
Tafel 4-3 Bauteilanforderungen in Gebäuden der Gebäudeklasse 1
Bauteile in GKL 1 Bauteilanforderungen in GKL 1 Grundlage
Wände, Decken, Dächer
Tragende, aussteifende Wände, Stützen
! im KG ! feuerhemmend (F30-B) § 27 (2) MBO
! in Obergeschossen ! ohne Anforderung § 27 (1) MBO
! Balkone ! ohne Anforderung § 27 (1) MBO
Außenwände
! Nichttragende Außenwände und ! ohne Anforderung § 28 (5) MBO
nichttragende Teile tragender Au-
ßenwände
! Oberflächen von Außenwänden und ! ohne Anforderung § 28 (5) MBO
Außenwandbekleidungen ein-
schließl. Dämmstoffe und Unterkon-
struktionen
! mit Hinterlüftung, Doppelfassaden ! Vorkehrungen gegen Brandaus- § 28 (4) MBO
breitung

Fortsetzung s. nächste Seite

298
Brandschutzanforderungen
Tafel 4-3 (Fortsetzung)

Bauteile in GKL 1 Bauteilanforderungen in GKL 1 Grundlage

Trennwände
! in Wohngebäuden ! ohne Anforderung § 29 (6) MBO
! zwischen Nutzungseinheiten, zwi- ! wie tragende und aussteifende § 29 (3) MBO
schen Nutzungseinheiten und an- Bauteile im Geschoss, mindestens
ders genutzten Räumen (außer not- F30-B
wendigen Fluren) sowie zwischen
Aufenthaltsräumen und anders ge-
nutzten Räumen im KG
! zum Abschluss von Räumen mit Ex-
plosions- und erhöhter Brandgefahr
! feuerbeständig (F90-AB) § 29 (3) MBO
6
! bis zur Rohdecke, in Dachräumen § 29 (4) MBO
bis zur Dachhaut führen
! "ffnungen in Trennwänden ! feuerhemmend (T30) § 29 (5) MBO

Brandwände ! hochfeuerhemmend und nicht- § 30 (3) MBO


brennbar (F60-A), § 30 (7) MBO
! Führung der Brandwände bis min- § 30 (5) MBO
destens unter die Dachhaut, ver-
bleibende Hohlräume sind voll-
ständig mit nichtbrennbaren
Baustoffen auszufüllen
! alternativ: zwei gegenüberliegende § 30 (3) MBO
Gebäudeabschlusswände, die je-
weils von innen nach außen aus
feuerhemmenden Bauteilen be-
stehen, und von außen nach innen
die Feuerwiderstandsfähigkeit feu-
erbeständiger Bauteile haben

Decken
! im KG ! feuerhemmend (F30-B) § 31 (2) MBO
! in den Obergeschossen ! ohne Anforderung § 31 (1) MBO
! unter/über Räumen mit Explosions- ! außer in Wohngebäuden immer § 31 (2) MBO
und erhöhter Brandgefahr feuerbeständig (F90-AB)
! zwischen Aufenthaltsräumen und ! ohne Anforderung § 31 (1) MBO
nicht ausgebauten Dachraum
! zwischen landwirtschaftlich genutz- ! feuerbeständig (F90-AB) § 31 (2) MBO
tem Teil und Wohnteil

Fahrschachtwände ! ohne Anforderung § 39 (1) MBO

Dächer ! harte Bedachung, außer bei defi- § 32 (1) MBO


nierten Abstandsflächen § 32 (2) MBO

Rettungswege

Notwendige Treppen – tragende Teile ohne Anforderung § 34 (4) MBO

Notwendige Treppenräume nicht erforderlich § 35 (1) MBO

Notwendige Flure
! Flurwände im Wohngebäude ! ohne Anforderung § 36 (1) MBO
! Flurwände in Obergeschossen ! ohne Anforderung § 36 (1) MBO
! Flurwände im Kellergeschoss, wenn ! feuerhemmend (F30-B) § 36 (4) MBO
Wohnung oder NE >200 m2 oder
Büros >400 m2 erschlossen werden
! Türen in Flurwänden, die im KG zu ! feuerhemmend (T30) § 36 (4) MBO
Lagerbereichen führen
! "ffnungen in Flurwänden ! dichtschließend § 36 (4) MBO

299
Brandschutz
Tafel 4-4 Bauteilanforderungen in Gebäuden der Gebäudeklasse 2
Bauteile in GKL 2 Bauteilanforderungen in GKL 2 Grundlage
Wände, Decken, Dächer
Tragende Wände, Stützen
! in allen Geschossen ! feuerhemmend (F30-B) § 27 (1,2) MBO
! im Dachraum ! feuerhemmend, wenn darüber § 27 (1) MBO
Aufenhaltsräume möglich sind § 29 (4) MBO
oder wenn Trennwände nicht bis
unter die Dachhaut gehen
! Balkone ! ohne Anforderung § 27 (1) MBO
Außenwände
! Nichttragende Außenwände und ! ohne Anforderung § 28 (5) MBO
nichttragende Teile tragender Au-
ßenwände
! Oberflächen von Außenwänden und ! ohne Anforderung § 28 (5) MBO
Außenwandbekleidungen ein-
schließl. Dämmstoffe und Unterkon-
struktionen
! mit Hinterlüftung, Doppelfassaden ! Vorkehrung geg. Brandausbreitg. § 28 (4) MBO
Trennwände
! in Wohngebäuden ! ohne Anforderung § 29 (6) MBO
! zwischen Nutzungseinheiten, zwi- ! wie tragende und aussteifende § 29 (3) MBO
schen Nutzungseinheiten und an- Bauteile im Geschoss, mindestens
ders genutzten Räumen (außer not- F30-B
wendigen Fluren) sowie zwischen
Aufenthaltsräumen und anders ge-
nutzten Räumen im KG
! zum Abschluss von Räumen mit Ex- ! feuerbeständig (F90-AB) § 29 (3) MBO
plosions- und erhöhter Brandgefahr
! bis zur Rohdecke, in Dachräumen § 29 (4) MBO
bis zur Dachhaut führen
! "ffnungen in Trennwänden ! feuerhemmend (T30) § 29 (5) MBO
Brandwände ! hochfeuerhemmend und nicht- § 30 (3) MBO
brennbar (F60-A), § 30 (7) MBO
! Führung der Brandwände bis min- § 30 (5) MBO
destens unter die Dachhaut, ver-
bleibende Hohlräume sind voll-
ständig mit nichtbrennbaren
Baustoffen auszufüllen
! alternativ: zwei gegenüberliegende § 30 (3) MBO
Gebäudeabschlusswände, die je-
weils von innen nach außen aus
feuerhemmenden Bauteilen be-
stehen, und von außen nach innen
die Feuerwiderstandsfähigkeit feu-
erbeständiger Bauteile haben
Decken
! im KG ! feuerhemmend (F30-B) § 31 (2) MBO
! in den Obergeschossen ! feuerhemmend (F30-B) § 31 (1) MBO
! unter/über Räumen mit Explosions- ! außer in Wohngebäuden immer § 31 (2) MBO
und erhöhter Brandgefahr feuerbeständig (F90-AB)
! für Geschoss im Dachraum ! ohne Anforderung in Wohngebäu- § 29 (6) MBO
den, feuerhemmend (F30-B), wenn § 29 (4) MBO
darüber Aufenthaltsräume möglich
sind oder wenn Trennwände nicht
bis unter die Dachhaut gehen
! zwischen landwirtschaftlich genutz- ! feuerbeständig (F90-AB) § 31 (2) MBO
tem Teil und Wohnteil
Fahrschachtwände ! ohne Anforderung § 39 (1) MBO

Fortsetzung s. nächste Seite

300
Brandschutzanforderungen
Tafel 4-4 (Fortsetzung)

Bauteile in GKL 2 Bauteilanforderungen in GKL 2 Grundlage

! harte Bedachung, außer bei defi- § 32 (1) MBO


Dächer
nierten Abstandsflächen § 32 (2) MBO

Rettungswege

Notwendige Treppen – tragende Teile ohne Anforderung § 34 (4) MBO

Notwendige Treppenräume nicht erforderlich § 35 (1) MBO

Notwendige Flure 6
! Flurwände im Wohngebäude ! ohne Anforderung § 36 (1) MBO
! Flurwände in Obergeschossen ! ohne Anforderung § 36 (1) MBO
! Flurwände im Kellergeschoss, wenn ! feuerhemmend (F30-B) § 36 (4) MBO
Wohnung oder NE >200 m2 oder
Büros >400 m2 erschlossen werden
! Türen in Flurwänden, die im KG zu ! feuerhemmend (T30) § 36 (4) MBO
Lagerbereichen führen
! "ffnungen in Flurwänden ! dichtschließend § 36 (4) MBO

Tafel 4-5 Bauteilanforderungen in Gebäuden der Gebäudeklasse 3

Bauteile in GKL 3 Bauteilanforderungen in GKL 3 Grundlage

Wände, Decken, Dächer

Tragende Wände, Stützen


! im KG ! feuerbeständig (F90-AB) § 27 (2) MBO
! in den Obergeschossen ! feuerhemmend (F30-B) § 27 (1) MBO
! im Dachraum ! feuerhemmend (F30-B), wenn da- § 27 (1) MBO
rüber Aufenthaltsräume möglich
sind oder wenn Trennwände nicht § 29 (4) MBO
bis unter die Dachhaut gehen
! Balkone ! ohne Anforderung § 27 (1) MBO

Außenwände
! Nichttragende Außenwände und ! ohne Anforderung
nichttragende Teile tragender Au- § 28 (5) MBO
ßenwände
! Oberflächen von Außenwänden und ! ohne Anforderung § 28 (5) MBO
Außenwandbekleidungen ein-
schließl. Dämmstoffe und Unterkon-
struktionen
! mit Hinterlüftung, Doppelfassaden ! Vorkehrungen gegen Brandaus- § 28 (4) MBO
breitung

Trennwände
! zwischen Nutzungseinheiten, zwi- ! wie tragende und aussteifende § 29 (3) MBO
schen Nutzungseinheiten und an- Bauteile im Geschoss, mindestens
ders genutzten Räumen (außer not- F30-B
wendigen Fluren) sowie zwischen
Aufenthaltsräumen und anders ge-
nutzten Räumen im KG
! zum Abschluss von Räumen mit Ex- ! feuerbeständig (F90-AB) § 29 (3) MBO
plosions- und erhöhter Brandgefahr
! bis zur Rohdecke, in Dachräumen § 29 (4) MBO
bis zur Dachhaut führen
! "ffnungen in Trennwänden ! feuerhemmend (T30) § 29 (5) MBO

Fortsetzung s. nächste Seite

3 01
Brandschutz
Tafel 4-5 (Fortsetzung)

Bauteile in GKL 3 Bauteilanforderungen in GKL 3 Grundlage

! hochfeuerhemmend und nicht- § 30 (3) MBO


brennbar (F60-A), § 30 (7) MBO
! Führung der Brandwände bis min- § 30 (5) MBO
destens unter die Dachhaut, ver-
bleibende Hohlräume sind voll-
ständig mit nichtbrennbaren
Baustoffen auszufüllen
! alternativ: zwei gegenüberliegen- § 30 (3) MBO
de Gebäudeabschlusswände, die
Brandwände
jeweils von innen nach außen
die Feuerwiderstandsfähigkeit der
tragenden und aussteifenden
Teile des Gebäudes aufweisen,
mindestens jedoch feuerhem-
mende Bauteile sind, und von
außen nach innen die Feuerwi-
derstandsfähigkeit feuerbeständi-
ger Bauteile haben

Decken
! im KG ! feuerbeständig (F90-AB) § 31 (2) MBO
! in den Obergeschossen ! feuerhemmend (F30-B) § 31 (1) MBO
! unter/über Räumen mit Explosions- ! feuerbeständig (F90-AB) § 31 (2) MBO
und erhöhter Brandgefahr § 31 (1) MBO
! für Geschosse im Dachraum ! feuerhemmend (F30-B), wenn da- § 29 (4) MBO
rüber Aufenthaltsräume möglich
sind oder wenn Trennwände nicht
bis unter die Dachhaut gehen
! zwischen landwirtschaftlich genutz- ! feuerbeständig (F90-AB) § 31 (2) MBO
tem Teil und Wohnteil

feuerhemmend (F30-B), außer § 39 (2) MBO


! innerhalb eines notwendigen Trep- § 39 (1) MBO
penraumes in einem Gebäude bis
22 m Höhe,
Fahrschachtwände
! innerhalb von Räumen, die Ge-
schosse verbinden, oder
! in offen miteinander verbundenen
Geschossen

! harte Bedachung, außer bei defi- § 32 (1) MBO


Dächer
nierten Abstandsflächen § 32 (2) MBO

Rettungswege

Notwendige Treppen – tragende Teile feuerhemmend (F30-B) oder aus § 34 (4) M BO


notwendiger Treppen nichtbrennbaren Baustoffen (A)

Notwendige Treppenräume feuerhemmend F30-B § 35 (4) M BO

Notwendige Flure in Wohnungen und


NE >200 m2 sowie Büros >400 m2
! Flurwände in Obergeschossen ! feuerhemmend (F30-B) § 36 (4) M BO
! Flurwände im Kellergeschoss ! feuerbeständig (F90-AB) § 36 (4) M BO
Türen darin zu Lagerräumen im KG feuerhemmend (T30)
! "ffnungen in Flurwänden ! dichtschließend § 36 (4) M BO

302
Brandschutzanforderungen
Tafel 4-6 Bauteilanforderungen in Gebäuden der Gebäudeklasse 4 [22]
Bauteile in GKL 4 Bauteilanforderungen in GKL 4 Grundlage
Wände, Decken, Dächer
Tragende Wände, Stützen
! im KG ! feuerbeständig (F90-AB) § 27 (2) MBO
! in den Obergeschossen ! hochfeuerhemmend (F60-BA) § 27 (1) MBO
! im Dachraum ! hochfeuerhemmend (F60-BA), § 27 (1) MBO
wenn darüber Aufenthaltsräume § 29 (4) MBO
möglich sind bzw. feuerhemmend
(F30-B), wenn Trennwände nicht

! Balkone
bis unter die Dachhaut gehen
! ohne Anforderung § 27 (2) MBO
6
Außenwände
! Nichttragende Außenwände und ! nichtbrennbare Baustoffe (A1/2) § 28 (2) MBO
nichttragende Teile tragender Au- oder feuerhemmend (F30-B)
ßenwände
! Oberflächen von Außenwänden und ! schwerentflammbare Baustoffe § 28 (3) MBO
Außenwandbekleidungen ein- (B1)
schließl. Dämmstoffe und Unterkon-
struktionen
! Balkonbekleidungen, die höher als ! schwerentflammbare Baustoffe (B1) § 28 (3) MBO
die notwendige Umwehrung führen
! mit Hinterlüftung, Doppelfassaden ! Vorkehrungen gegen Brandaus- § 28 (4) MBO
breitung
Trennwände
! zwischen Nutzungseinheiten, zwi- ! wie tragende und aussteifende § 29 (3) MBO
schen Nutzungseinheiten und an- Bauteile im Geschoss, mindestens
ders genutzten Räumen (außer not- F30-B
wendigen Fluren) sowie zwischen
Aufenthaltsräumen und anders ge-
nutzten Räumen im KG
! zum Abschluss von Räumen mit Ex- ! feuerbeständig (F90-AB) § 29 (3) MBO
plosions- und erhöhter Brandgefahr
! bis zur Rohdecke, in Dachräumen § 29 (4) MBO
bis zur Dachhaut führen
! "ffnungen in Trennwänden ! feuerhemmend (T30) § 29 (5) MBO
! hochfeuerhemmend und nicht- § 30 (3) MBO
brennbar (F60-A), auch unter zu- § 30 (7) MBO
sätzlicher mechanischer Beanspru-
chung,
Brandwände ! Führung mindestens 0,30 m über § 30 (5) MBO
Dach bzw. in Höhe der Dachhaut
eine beiderseits 0,50 m auskragen-
de hochfeuerhemmende Platte aus
nichtbrennbaren Baustoffen (F60-A)
Decken
! im KG ! feuerbeständig (F90-AB) § 31 (2) MBO
! in den Obergeschossen ! hochfeuerhemmend (F60-BA) § 31 (1) MBO
! unter/über Räumen mit Explosions- ! feuerbeständig (F90-AB) § 31 (2) MBO
und erhöhter Brandgefahr
! für Geschosse im Dachraum ! hochfeuerhemmend (F60-BA), § 31 (1) MBO
wenn darüber Aufenthaltsräume § 29 (4) MBO
möglich sind bzw. feuerhemmend
(F30-B), wenn Trennwände nicht
bis unter die Dachhaut gehen
! zwischen landwirtschaftlich genutz- ! feuerbeständig (F90-AB) § 31 (2) MBO
ten Teil und Wohnteil

Fortsetzung s. nächste Seite

303
Brandschutz
Tafel 4-6 (Fortsetzung)
Bauteile in GKL 4 Bauteilanforderungen in GKL 4 Grundlage
Fahrschachtwände hochfeuerhemmend (F60-BA), außer § 39 (2) MBO
! innerhalb eines notwendigen Trep- § 39 (1) MBO
penraumes in einem Gebäude bis
22 m Höhe,
! innerhalb von Räumen, die Ge-
schosse verbinden, oder
! in offen miteinander verbundenen
Geschossen
Dächer Harte Bedachung § 32 (1) MBO
Rettungswege
Notwendige Treppen – tragende Teile aus nichtbrennbaren Baustoffen (A 1/2) § 34 (4) MBO
Notwendige Treppenräume unter zusätzlicher mechanischen § 35 (4) MBO
Beanspruchung hochfeuerhemmend
(F60-BA)
Notwendige Flure in Wohnungen und
NE >200 m2 sowie Büros >400 m2
! Flurwände in Obergeschossen ! feuerhemmend (F30-B) § 36 (4) MBO
! Flurwände im Kellergeschoss ! feuerbeständig (F90-AB) § 36 (4) MBO
Türen darin zu Lagerräumen im KG feuerhemmend (T30)
! "ffnungen in Flurwänden ! dichtschließend § 36 (4) MBO

Tafel 4-7 Bauteilanforderungen in Gebäuden der Gebäudeklasse 5 [22]


Bauteile in GKL 5 Bauteilanforderungen in GKL 5 Grundlage
Wände, Decken, Dächer
Tragende Wände, Stützen
! im KG ! feuerbeständig (F90-AB) § 27 (2) MBO
! in den Obergeschossen ! feuerbeständig (F90-AB) § 27 (1) MBO
! im Dachraum ! feuerbeständig (F90-AB), wenn § 27 (1) MBO
darüber Aufenthaltsräume möglich § 29 (4) MBO
sind bzw. feuerhemmend (F30-B),
wenn Trennwände nicht bis unter
die Dachhaut gehen
! Balkone ! ohne Anforderung § 27 (2) MBO
Außenwände
! Nichttragende Außenwände und ! nichtbrennbare Baustoffe (A1/2) § 28 (2) MBO
nichttragende Teile tragender Au- oder feuerhemmend (F30-B)
ßenwände ! schwerentflammbare Baustoffe (B1) § 28 (3) MBO
! Oberflächen von Außenwänden und
Außenwandbekleidungen ein-
schließl. Dämmstoffe und Unterkon-
struktionen
! Balkonbekleidungen, die höher als ! schwerentflammbare Baustoffe (B1) § 28 (3) MBO
die notwendige Umwehrung führen
! mit Hinterlüftung, Doppelfassaden ! Vorkehrungen gegen Brandaus- § 28 (4) MBO
breitung
Trennwände
! zwischen Nutzungseinheiten, zwi- ! wie tragende und aussteifende § 29 (3) MBO
schen Nutzungseinheiten und an- Bauteile im Geschoss, mindestens
ders genutzten Räumen (außer not- F30-B
wendigen Fluren) sowie zwischen
Aufenthaltsräumen und anders ge-
nutzten Räumen im KG
! zum Abschluss von Räumen mit Ex- ! feuerbeständig (F90-AB) § 29 (3) MBO
plosions- und erhöhter Brandgefahr
! bis zur Rohdecke, in Dachräumen § 29 (4) MBO
bis zur Dachhaut führen
! "ffnungen in Trennwänden ! feuerhemmend (T30) § 29 (5) MBO
Fortsetzung s. nächste Seite

304
Brandschutzanforderungen
Tafel 4-7 (Fortsetzung)
Bauteile in GKL 5 Bauteilanforderungen in GKL 5 Grundlage
Brandwände ! feuerbeständig und nichtbrennbar § 30 (3) MBO
(F90-A), auch unter zusätzlicher § 30 (7) MBO
mechanischer Beanspruchung
! Führung mindestens 0,30 m über § 30 (5) MBO
Dach bzw. in Höhe der Dachhaut
eine beiderseits 0,50 m auskragen-
de feuerbeständige Platte aus
nichtbrennbaren Baustoffen (F90-A)
Decken
! im KG
! in den Obergeschossen
! feuerbeständig (F90-AB)
! feuerbeständig (F90-AB)
§ 31 (2) MBO
§ 31 (1) MBO 6
! unter/über Räumen mit Explosions- ! feuerbeständig (F90-AB) § 31 (2) MBO
und erhöhter Brandgefahr
! für Geschosse im Dachraum ! feuerbeständig (F90-AB), wenn § 31 (1) MBO
darüber Aufenthaltsräume möglich § 29 (4) MBO
sind bzw. feuerhemmend (F30-B),
wenn Trennwände nicht bis unter
die Dachhaut gehen
! zwischen landwirtschaftlich genutz- ! feuerbeständig (F90-AB) § 31 (2) MBO
ten Teil und Wohnteil
Fahrschachtwände feuerbeständig (F90-AB), außer § 39 (2) MBO
! innerhalb eines notwendigen Trep- § 39 (1) MBO
penraumes in einem Gebäude bis
22 m Höhe,
! innerhalb von Räumen, die Ge-
schosse verbinden, oder
! in offen miteinander verbundenen
Geschossen
Dächer Harte Bedachung § 32 (1) MBO
Rettungswege
Notwendige Treppen – tragende Teile feuerhemmend und aus nichtbrenn- § 34 (4) MBO
baren Baustoffen (F30-A)
Notwendige Treppenräume Wände in der Bauart von Brandwän- § 35 (4) MBO
den
Notwendige Flure in Wohnungen und
NE >200 m2 sowie Büros >400 m2
! Flurwände in Obergeschossen ! feuerhemmend (F30-B) § 36 (4) MBO
! Flurwände im Kellergeschoss ! feuerbeständig (F90-AB) § 36 (4) MBO
Türen darin zu Lagerräumen im KG feuerhemmend (T30)
! "ffnungen in Flurwänden ! dichtschließend § 36 (4) MBO

4.6 Brandschutz
Im Brandschutznachweis wird die erforderliche Feuerwiderstandsklasse der tragen-
den, aussteifenden und raumabschließenden Bauteile festgelegt (siehe Tafel 4-10
bis Tafel 4-14). Im Rahmen der Tragwerksplanung wird dann die Einhaltung dieser
erforderlichen Feuerwiderstandsklasse durch die Konstruktion des Bauteils, durch
die Profil- oder Baustoffwahl nachgewiesen. Es wird durch die gewählte Konstruk-
tion der Nachweis geführt, dass das Bauteil im Brandfall die ihm zugewiesene
Funktion (Tragfunktion, aussteifende Funktion, Wärmedämmung, Raumabschluss)
für eine definierte Zeitdauer erfüllt. Dafür stehen in Deutschland derzeit zwei Nach-
weisverfahren zur Verfügung:
! klassisches Tabellenverfahren nach DIN 4102-4: 1994-04;
! brandschutztechnische Bemessung nach den Eurocodes 2 bis 6 und 9.
Der Unterschied zwischen beiden Nachweisverfahren besteht hauptsächlich darin,
dass im Tabellenverfahren nach DIN 4102-4: 1994-04 jeweils Einzelnachweise für

305
Brandschutz

die Bauteile geführt werden, ohne das Gesamttragsystem zu berücksichtigen. Das


heißt, dass die Feuerwiderstandsklasse eines Tragsystems nach DIN 4102-4: 1994-
04 so groß ist, wie die geringste Feuerwiderstandsklasse des Einzelbauteils. Dage-
gen bietet die brandschutztechnische Bemessung nach den Eurocodes die Möglich-
keit, das Tragverhalten der Einzelbauteile im Gesamttragsystem zu berücksichtigen,
was eine optimierte brandschutztechnische Auslegung erlaubt.
Der Nachweis zum Feuerwiderstand der tragenden und aussteifenden Bauteile wird
bei den in § 66 (3) Satz 1 MBO definierten Bauvorhaben durch die Bauaufsichtsbehör-
de bzw. den Prüfingenieur/Prüfsachverständigen im Vier-Augen-Prinzip geprüft.

4.6.1 Bauteilnachweise nach den Eurocodes


Nach § 3 (3) MBO ist es zulässig, den Nachweis auch auf andere Weise zu führen,
wenn damit in gleichem Maße die allgemeinen Anforderungen nach Absatz 1 von
§ 3 MBO erfüllt werden. Das ist die Rechtsgrundlage dafür, auch andere Nachweis-
verfahren im Baugenehmigungsverfahren zuzulassen.
Die europäischen Bestrebungen führen in diesem Kontext in richtiger Weise zur Mo-
difizierung des „kritischen Normbrandes“ (Einheitstemperaturzeitkurve nach DIN
4102) und zur Zulässigkeit eines spezifischen Bemessungsbrandes und damit zur so
genannten parameterabhängigen Brandbeanspruchung im Sinne der Eurocodes.
Im Unterschied zur DIN 4102-4 werden die Eurocodes bauartenspezifisch unterteilt.

Tafel 4-8 Eurocodes zur Brandschutzbemessung


DIN EN Bezeichnung/Inhalt Ausgabe
DIN EN 1990 Eurocode 0: Grundlagen der Tragwerksplanung 2002-10
DIN EN 1991 Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke 2005-09
DIN EN 1992 Eurocode 2: Bemessung Stahl- und Spannbeton 2005-10
DIN EN 1993 Eurocode 3: Bemessung Stahlbau 2005-07
DIN EN 1994 Eurocode 4: Bemessung Verbundbau 2000-06
DIN EN 1995 Eurocode 5: Bemessung Holzbau 1999-08
DIN EN 1996 Eurocode 6: Bemessung Mauerwerksbau 1999-08
DIN EN 1999 Eurocode 9: Bemessung Aluminiumbauten 2001-03

In dem jeweiligen Eurocode erfolgt die Bemessung im Gebrauchszustand („Kaltzu-


stand“) nach dem Teil 1-1 und die Bemessung für den Brandfall nach dem Teil 1-2
(„Heißbemessung“).
Mit der bauaufsichtlichen Einführung der Eurocodes besteht die Möglichkeit, die
brandschutztechnische Bemessung (Teil 1-2) mit Hilfe von drei Nachweisstufen
durchzuführen:
Nachweisstufe 1: Bauteilbemessung mit Hilfe von Tabellen
Nachweisstufe 2: Bauteilbemessung mit rechnerischen Näherungsverfahren
Nachweisstufe 3: Bauteilbemessung mit exakten Rechenverfahren
Die Nachweisstufe 1 erfolgt in Anlehnung an die einfachen Bemessungsverfahren
nach DIN 4102-4 durch Bemessungstabellen.
Im vereinfachten Rechenverfahren (Nachweisstufe 2) wird nachgewiesen, dass
nach Ablauf einer geforderten Feuerwiderstandsdauer die maßgebende Beanspru-
chung durch die Konstruktion aufgenommen werden kann. Bei diesem Rechenver-
fahren werden Vereinfachungen hinsichtlich der Temperaturermittlung für die Bau-
teilquerschnitte und bei der Beschreibung des Versagenszustandes im Havariefall
Brand getroffen.
Beim exakten Rechenverfahren (Nachweisstufe 3) wird für eine vorgegebene Feuer-
widerstandsdauer unter Verwendung von Rechenprogrammen und durch Brand-

306
Brandschutzanforderungen

simulationen das tatsächliche Tragvermögen und unter Umständen das Verfor-


mungsverhalten der Bauteile ermittelt.
Die Brandschutzbemessung eines Bauteils nach dem Eurocode (Teil 1-2) setzt zwin-
gend die Bemessung des Bauteils im „kalten Zustand“ (Teil 1-1) voraus.

4.6.2 Bauteilnachweise nach DIN 4102-4


Im Nachweisverfahren nach DIN 4102-4 werden anhand von Tabellen und Bauteil-
katalogen die konstruktiven Bedingungen und technischen Angaben zur Erreichung
der jeweiligen Feuerwiderstandsklasse abgeleitet. Die Bauteilkataloge beinhalten
dabei die nach Normbrandprüfungen klassifizierbaren Baustoffe, Bauteile, Sonder-
bauteile sowie deren Anschlüsse, Verbindungen und Fugen [22]. 6
Die Normbrandprüfung nach DIN 4102 bildet die Grundlage für die Beurteilung des
Brandverhaltens der Baustoffe und des Feuerwiderstandes der Bauteile. Bei dieser
Prüfung handelt es sich um ein Modellprüfverfahren, dem ein idealisierter Tempe-
ratur-Zeit-Verlauf (ETK) zugrunde liegt. In einer Normbrandprüfung nach DIN 4102
werden die Beanspruchungen des Baustoffes oder Bauteils realitätsnah nachgebil-
det. Die Feuerwiderstandsklasse eines Bauteils wird hauptsächlich durch folgende
Faktoren bestimmt:
– Art des Baustoffs oder Baustoffverbundes;
– Abmessungen des Bauteils;
– Anzahl der brandbeanspruchten Bauteilseiten;
– konstruktive Ausbildung des Bauteils;
– statisches System des Bauteils;
– Ausnutzungsfaktoren.
Folgende Ausnutzungsfaktoren werden in der DIN 4102-4: 1994-03 bzw. DIN 4102-22:
2004-11 angegeben:
Tafel 4-9 Ausnutzungsfaktoren nach DIN 4102-4: 1994-03 bzw. DIN 4102-22: 2004-11
Stahlbetonstützen nach DIN 1045: 1988-07 (Tab. 31) a1 ¼ 0,3; 0,70 und 1,0
Stahlbetonstützen nach DIN 1045: 2001-07 (siehe Abschnitt 4.6.2.1) a1 ¼ (Nfi,d,t /NRd) " a*
Stahlbetonwände (Tab. 35, 36) a1 ¼ 0,1; 0,50 und 1,0
tragende Wände/Pfeiler aus Mauerwerk (Tab. 39, 40, 41) a2 ¼ 0,2; 0,60 und 1,0
Wände/Pfeiler aus Leichtbeton mit haufwerksporigem Gefüge (Tab. 43) a3 ¼ 0,2; 0,50 und 1,0
Wände aus bewehrtem Porenbeton (Tab. 44) a4 ¼ 0,5 und 1,0
Verbundträger mit ausbetonierten Kammern (Tab. 103, 104) a5 ¼ 0,4; 0,70 und 1,0
Verbundstützen (Tab. 105, 107) a6 ¼ 0,4; 0,70 und 1,0

4.6.2.1 Bemessung der Massivbauteile nach DIN 4102-4: 1994-03


Kritische Temperaturen für Beton- und Spannstahl
In den im Bild 4-4 genannten Tabellen nach DIN 4102-4: 1994-03 werden in Abhän-
gigkeit von der erforderlichen Feuerwiderstandsklasse die Mindestwerte für Quer-
schnittsabmessungen und für Achsabstände der Bewehrung (u) angegeben. Dabei
gelten die in der DIN 4102-4: 1994-03 angegebenen Werte für Betonstahlbeweh-
rung mit einer kritischen Temperatur crit T ¼ 500 , C.
Die kritische Temperatur crit T entspricht der Temperatur, bei der die Bruchgrenze
des Stahls auf die im Bauteil vorhandene Stahlspannung absinkt. Erreicht die Zug-
bewehrung im brandbeanspruchten Bauteil die kritische Temperatur, ist unter Ge-
brauchslast mit dem Bauteilversagen zu rechnen. Wird der Abstand der oberflä-
chennächsten Bewehrungsstäbe zur beflammten Oberfläche (u-Wert) vergrößert,
kann der Feuerwiderstand der Bauteile erhöht werden.

307
Brandschutz

Bild 4-4 Gliederung der Massivbauteile zur brandschutztechnischen Bemessung nach DIN
4102-4

Die kritische Stahltemperatur sinkt mit zunehmender Festigkeit (Streckgrenze) der


Stähle (siehe auch Bild 68 der DIN 4102-4: 1994-03).
Die kritischen Temperaturen für Beton- und Spannstahl werden nach den Bildern 1
und 2 der DIN 4102-4: 1994-03 ermittelt.
Die in Abschnitt 3 und 4 der DIN 4102-4: 1994-03 angegebenen u-Werte (Achsab-
stände der Bewehrung) dürfen in Abhängigkeit von der kritischen Temperatur ver-
mindert werden.
Grundsätzlich gilt die Bedingung: Du = 10 mm für crit DT ¼ 100 K.
Der Mindestachsabstand der Bewehrung muss
– bei Spannstahl mit vergüteten Drähten um Du ¼ 5,0 mm; (crit T ¼ 450 , C)
– bei Spannstahl mit kaltgezogenen Drähten und Lizen
um Du ¼ 12,5 mm; (crit T ¼ 375 , C)
– bei Spannstahl mit kaltgezogenen Drähten und Lizen
um Du ¼ 15,0 mm (crit T ¼ 350 , C)
erhöht werden.

Ausnutzungsfaktoren a1 und a2
Die brandschutztechnische Bemessung von Stahlbetonstützen und -wänden erfolgt
in Abhängigkeit vom Ausnutzungsfaktor a1, dem Verhältnis der vorhandenen Bean-
spruchung zur zulässigen Beanspruchung (siehe Tafel 4-9).
Der Ausnutzungsfaktor a2 bei Mauerwerk ist das Verhältnis der vorhandenen Bean-
spruchung zur zulässigen Beanspruchung nach DIN 1053-1: 1996-11 (siehe Tafel 4-9).

Randbedingungen für Stahlbetonstützen


Speziell für Stahlbetonstützen müssen neben dem Ausnutzungsgrad, der Mindest-
dicken und der Mindestachsabstände nach Tabelle 31 DIN 4102-4: 1994-03 folgende

308
Brandschutzanforderungen

Randbedingungen für eine brandschutztechnische Bemessung nach DIN 4102-4:


1994-03 eingehalten werden:
– Die Knicklänge im Brandfall ist nach DIN 1045: 1988-07, Abschnitt 17.4.2 zu be-
stimmen. Die Knicklänge der Stützen entspricht der Knicklänge bei Raumtempe-
ratur, jedoch ist diese mindestens so groß wie die Stützenlänge zwischen zwei
Auflagerpunkten (Geschosshöhe).
– Tabelle 31 der DIN 4102-4: 1994-03 ist nur bei ausgesteiften Gebäuden anwend-
bar. Die Stützenenden müssen rotationsbehindert gelagert werden. Tabelle 31
darf nicht angewendet werden, wenn die Stützenenden konstruktiv als Gelenk
ausgebildet sind.
– Die Mindestdicke d ist bei Stützen mit Rechteckquerschnitt die Länge der kleins-
ten Seite, bei Stützen mit Kreisquerschnitt der Durchmesser.
6
DIN 4102-22: 2004-11 als Anwendungsnorm für DIN 4102-4: 1994-03
Mit der Einführung der neuen Stahlbetonnorm DIN 1045-1: 2001-07 ist die DIN
4102-4: 1994-03 ohne weiteres nicht mehr anwendbar. Die Bemessung nach der
neuen Stahlbetonnorm DIN 1045-1: 2001-07 basiert auf der Anwendung von Teilsi-
cherheitsbeiwerten. Mit der DIN 4102-22: 2004-11 liegt derzeit eine Anwendungs-
norm zur DIN 4102-4 vor, mit der eine Berechnung mit Teilsicherheitsbeiwerten er-
möglicht wird.
Gleichzeitig wurde eine #nderung DIN 4102-4/A1: 2004-11 zur DIN 4102-4: 1994-03
veröffentlicht.
Bei der Bemessung von Stahlbetonstützen nach DIN 1045-1: 2001-07 ergibt sich der
Ausnutzungsfaktor a1 nach DIN 4102-22: 2004-11 als Grundlage für eine brand-
schutztechnische Bemessung nach DIN 4102-4: 1994-03 wie folgt (siehe Tafel 4-9):
a1 ¼ ðNfi, d, t =NRd Þ a*
Nfi,d,t Bemessungswert der vorhandenen Längskraft im Brandfall nach DIN 1055-100: 2001-03,
Abschnitt 8.1 (Kombinationsbeiwert Y 1,1 nach Tabelle A.2 aus der DIN 1055-100: 2001-03):
Nfi,d,t ¼ hfi " NSd mit hfi ¼ (1,0 + Y 1,1 " x)/(gG þ gG " x) x ¼ Qk,1/Gk
NRd Bemessungswert der Tragfähigkeit nach DIN 1045-1: 2001-07
a* Faktor nach DIN 4102-22: 2004-11, Bild 16a zur Berücksichtigung der Zylinderdruckfestig-
keit und des geometrischen Bewehrungsgehaltes, Vereinfachung a* ¼ 2,0
Weitere Anforderungen an die brandschutztechnische Bemessung von Massivbau-
teilen sowie deren Anschlussbauteile enthält DIN 4102-4: 1994-03 in den Abschnit-
ten 3 und 4.

4.6.2.2 Bemessung der Holzbauteile nach DIN 4102-4: 1994-03

Bild 4-5 Gliederung der Holzbauteile zur Brandschutzbemessung nach DIN 4102-4: 1994-03

309
Brandschutz

In den im Bild 4-5 genannten Tabellen der DIN 4102-4: 1994-03 werden alle kons-
truktiven Bedingungen aufgeführt, die Holzbauteile der Feuerwiderstandsklassen
F30-B und F60-B erfüllen müssen [22].
Bei Decken (Abs. 5.2 und 5.3) erfolgt eine Unterscheidung zwischen brandschutz-
technisch notwendiger und brandschutztechnisch nicht notwendiger Dämmschicht.
Bei Balken und Stützen (Abschnitt 5.5 und 5.6) wird zwischen unbekleideten und
bekleideten Vollholz oder Brettschichtholz aus Nadelholz unterschieden, für die
dann die Mindestbreiten in Abhängigkeit
– einer 3- oder 4-seitigen Brandbeanspruchung;
– der statischen Beanspruchung (Druck und Biegung);
– des Abstützungsabstandes s;
– bzw. der Knicklänge sk
ablesbar sind.
Bei der „kalten“ Bemessung ist die DIN 1052: 2008-12 maßgebend. Bei einer „kal-
ten“ Bemessung nach DIN 1052: 2008-12 muss bei der brandschutztechnischen Be-
messung die DIN 4102-22: 2004-11 Beachtung finden.

Thermische Eigenschaften von Holz


Die Wärmeleitfähigkeit steigt mit zunehmender Holzfeuchte und zunehmender Roh-
dichte (in Faserrichtung doppelt so hoch wie senkrecht dazu). Die Wärmekapazität
steigt unabhängig von der Holzart mit zunehmender Holzfeuchte. Mit zunehmender
Temperatur sinkt die Holzfestigkeit.
Bei geringer Wärmeleitfähigkeit und geringer Wärmedehnung weist der Baustoff
Holz einen gleichmäßigen, berechenbaren Abbrand auf, der an der Bauteiloberflä-
che als Holzkohle eine das Bauteilinnere schützende thermische Dämmwirkung ent-
faltet:
durchschnittliche Abbrandgeschwindigkeit von Nadelholz: 0,6 bis 0,8 mm/min
durchschnittliche Abbrandgeschwindigkeit von Eiche: 0,4 bis 0,5 mm/min
Die durch den gleichmäßigen Abbrand entstehende Querschnittsschwächung des
biegebeanspruchten Holzquerschnitts verursacht eine Abnahme des Widerstands-
momentes, von dem der Feuerwiderstand des Holzbauteiles unmittelbar abhängt.
Bei druckbeanspruchten Bauteilen führt die mit der Querschnittsschwächung ver-
bundene Zunahme der Schlankheit gleichzeitig zur Verringerung des Feuerwider-
standes. Die rechnerische Festigkeit von Holz sinkt mit zunehmender mittlerer Tem-
peratur (siehe [6]).
Das Brandverhalten von Holz kann durch spezielle Anstriche und Imprägnierungen
verbessert werden (mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung derzeit nur B1, ak-
tuelle Forschungen zur Hochleistungsbrandschutzbeschichtung an der TU Braun-
schweig/iBMB Braunschweig/Fraunhofer Institut).

Holzverbindungen (Abschnitt 5.8, DIN 4102-4: 1994-03)


Bei mechanischen Verbindungen, die
– auf Druck, Zug oder Abscheren beansprucht werden;
– bei denen die Kräfte symmetrisch auftreten und
– die nach DIN 1052-2: 1988-04 berechnet wurden (Kaltbemessung),
ist die brandschutztechnische Bemessung der Holzverbindungen nach DIN 4102-4:
1994-03 ausführbar. Die brandschutztechnische Bemessung nach DIN 4102-4: 1994-
03 ist nicht für axial beanspruchte Verbindungsmittel zulässig.
Für tragende Verbindungen sowie Verbindungen zur Lagesicherung müssen die
Randabstände der Verbindungsmittel min er,f eingehalten werden. Der Randab-

3 10
Brandschutzanforderungen

stand der Verbindungsmittel min er,f errechnet sich nach den Angaben im Abschnitt
5.8.2.1, DIN 4102-4: 1994-03 wie folgt:

er,f ¼ er þ cf [mm] er Randabstand (k oder ? zur Kraftrichtung)


cf ¼ 10 mm für F30
¼ 30 mm für F60
Ausnahme: Stabdübel und Bolzen mit d >¼ 20 mm
cf ¼ 0 mm für F30
¼ 20 mm für F60
Weitere Anforderungen an die brandschutztechnische Bemessung von Holzbau-
teilen sowie deren Verbindungsmittel enthält DIN 4102-4: 1994-03 im Abschnitt 6
5.8.

4.6.2.3 Bemessung der Stahlbauteile nach DIN 4102-4: 1994-03

Stahlbauteile
(Abschnitt 6)

Träger Stützen Zugglieder Stahlträger- und


(Abschnitt 6.2, (Abschnitt 6.3, (Abschnitt 6.4) Stahlbetondecken
Tab. 90 bis 92) Tab. 93) (Abs. 6.5, Tab. 96 bis 101)

Bild 4-6 Gliederung der Stahlbauteile zur Brandschutzbemessung nach DIN 4102-4: 1994-03

Die im Bild 4-6 genannten Tabellen aus der DIN 4102-4: 1994-03 enthalten brand-
schutztechnische Anforderungen an Stahlbauteile, die den Feuerwiderstandsklas-
sen F30 bis F180 zugeordnet werden können [22]. Die brandschutztechnische Be-
messung von Stahlbauteilen nach Abschnitt 6 der DIN 4102-4: 1994-03 ist dabei
von
– der Querschnittsabmessung des Bauteils;
– der Bekleidung;
– dem Ausnutzungsgrad des Stahls
abhängig.
Ziel der im Abschnitt 6 der DIN 4102-4: 1994-03 angegebenen konstruktiven Maß-
nahmen ist die Verhinderung der Erwärmung der Stahlbauteile über die kritische
Stahltemperatur crit T hinaus (crit T siehe Abschnitt 6.4.2.1). Im Allgemeinen ist
hierfür
– eine unmittelbare Bekleidung des Stahlbauteiles (direkter Schutz) oder
– die Anordnung einer das Stahlbauteil schützenden separaten Konstruktion (indi-
rekter Schutz)
erforderlich.
Die brandschutztechnische Bemessung der Bekleidung richtet sich nach dem Ver-
hältnis U/A in m!1 des beflammten Stahlbauteils, das sich aus dem Verhältnis von
beflammten Umfang zur erwärmten Querschnittsfläche ergibt. Zur Berechnung des
Verhältniswertes U/A [m!1] werden im Abschnitt 6.1.2 und in Tabelle 89 der DIN
4102-4: 1994-03 ausführliche Erläuterungen gegeben.
Werden andere Stahlbauteile, an die keine Feuerwiderstandsanforderung gestellt
werden, an die tragenden oder aussteifenden Bauteile aus Stahl mit Anforderun-
gen an die Feuerwiderstandsklasse angeschlossen, so sind die Anschlüsse und an-
grenzenden Stahlbauteile auf einer Länge, gerechnet vom Rand des zu stützenden

3 11
Brandschutz

Bauteils, bei den Feuerwiderstandsklassen


– F30 bis F90 von mindestens 30 cm;
– F120 bis F180 von mindestens 60 cm
in Abhängigkeit vom U/A- Wert der anzuschließenden Stahlbauteile zu bekleiden.
Verbindungsmittel wie Nieten, Schrauben und HV-Schrauben müssen in gleicher
Dicke wie die angrenzenden Profile bekleidet werden.
Ränder von Aussparungen – z. B. in Stegen von I-Trägern – müssen in gleicher Di-
cke wie die übrigen Profilteile geschützt werden.
Nach Abschnitt 6.1.1.2 der DIN 4102-4: 1994-03 darf die kritische Stahltemperatur
crit T in Abhängigkeit des tatsächlichen Ausnutzungsgrades der Stähle (< maximal
zulässige Ausnutzung nach DIN 18800)
fy,k(T )/(fy,k (20 . C) " apl)
fy,k(T ) temperaturabhängige Streckgrenze des Stahls zum Versagenszeitpunkt
fy, k (20 , C) Streckgrenze des Stahls bei Raumtemperatur (20 , C)
apl Formfaktor nach Tabelle 87 DIN 4102-4: 1994-03
vereinfachend nach der Kurve in Bild 4-7 der DIN 4102-4:1994-03 bestimmt werden.

Bild 4-7 Bild 68 aus DIN 4102-4 Abfall


der bezogenen Streckgrenze
von Baustählen in Abhängig-
keit von der Temperatur

Weitere thermische Eigenschaften von Stahl sind:


– Das Elastizitätsmodul von Stahl sinkt mit zunehmender Temperatur.
– Die thermische Dehnung von Stählen ist bis zu einer Temperatur von ca. 700 , C
konstant.
– Mit steigender Temperatur sinkt die Wärmeleitfähigkeit.
– Mit steigender Temperatur wächst die Wärmekapazität.
Weitere Anforderungen an die brandschutztechnische Bemessung von Stahlbautei-
len sowie deren konstruktive Ausbildung enthält Abschnitt 6 DIN 4102-4: 1994-03.

4.6.2.4 Bemessung der Verbundbauteile nach DIN 4102-4: 1994-03

Verbundbauteile
(Abschnitt 7)

Verbundträger Verbundstützen
(Abschnitt 7.2, Tab. 103 und 104) (Abschnitt 7.3, Tab. 105 bis 107)

Bild 4-8 Gliederung der Verbundbauteile zur Brandschutzbemessung nach DIN 4102-4: 1994-03

312
Brandschutzanforderungen

Die Tabellen 103 bis 107 nach DIN 4102-4: 1994-03 für Verbundbauteile enthalten
brandschutztechnische Anforderungen an Verbundbauteile für die Feuerwider-
standsklassen F30 bis F180.

Ausnutzungsfaktoren a5 und a6
Die Tabellen 103 und 104, die für statisch bestimmt gelagerte Verbundträger mit
ausbetonierten Kammern gelten, enthalten Mindestquerschnittsabmessungen und
Angaben zur brandschutztechnisch erforderlichen Zulagebewehrung des Kammer-
betons in Abhängigkeit vom Ausnutzungsfaktor a5 nach Abschnitt 7.2.2.3 DIN
4102-4: 1994-03 (siehe Tafel 4-9) bei 3-seitiger Brandbeanspruchung des Verbund-
trägers. 6
Die erforderliche Zulagebewehrung des Kammerbetons ist eine Brandschutzmaß-
nahme und darf bei der Bestimmung des Ausnutzungsfaktors a5 nicht berücksich-
tigt werden.
In den Bemessungstabellen für Verbundstützen aus betongefüllten Hohlprofilen,
vollständig einbetonierten Stahlprofilen und Stahlprofilen mit ausbetonierten Sei-
tenteilen (Tabellen 105 bis 107) werden die Mindestquerschnittsabmessungen und
konstruktive Details in Abhängigkeit von der Feuerwiderstandsklasse und dem
Ausnutzungsfaktor a6 nach Abschnitt 7.3.2.2 DIN 4102-4: 1994-03 (siehe Tafel 4-9)
bei 4-seitiger Brandbeanspruchung der Verbundstütze angegeben.

Randbedingungen für Verbundstützen


Speziell für Verbundstützen müssen folgende Randbedingungen für eine brand-
schutztechnische Bemessung nach DIN 4102-4: 1994-03 eingehalten werden:
– Die Knicklänge der Verbundstützen zur Bestimmung der zulässigen Beanspru-
chung (für a6) entspricht der Knicklänge bei Raumtemperatur, jedoch ist diese
mindestens so groß wie die Stützenlänge zwischen zwei Auflagerpunkten (Ge-
schosshöhe).
– Die Tabellen 105 bis 108 der DIN 4102-4: 1994-03 gelten nur bei ausgesteiften
Gebäuden, sofern die Stützenenden rotationsbehindert gelagert sind.
– Sind die Stützenenden konstruktiv als Gelenk ausgebildet, dürfen die Tabellen
105 bis 108 der DIN 4102-4: 1994-03 nur angewendet werden, wenn die Knicklän-
ge bei Raumtemperatur zur Berechnung des Ausnutzungsfaktor a6 verdoppelt
wird.

Thermische Eigenschaften von Beton


– Das Elastizitätsmodul von Beton sinkt mit zunehmender Temperatur.
– Die thermische Dehnung von Beton steigt bis zu einer Temperatur von ca.
700 , C konstant.
– Mit steigender Temperatur sinkt die Festigkeit von Beton.
– Mit steigender Temperatur sinkt die Wärmeleitfähigkeit.
– Mit steigender Temperatur wächst die Wärmekapazität geringfügig.
– Bis 100 , C kann der Feuchtegehalt von Beton temperaturbedingte Schädigungen
ausgleichen.
Weitere Anforderungen an die brandschutztechnische Bemessung von Verbund-
bauteilen sowie deren konstruktive Ausbildung enthält Abschnitt 7 DIN 4102-4:
1994-03.

313
Brandschutz

4.6.2.5 Sonderbauteile nach DIN 4102-4: 1994-03

Sonderbauteile
(Abschnitt 8)

Nichttragende Feuerschutz- Fahrschacht- G-Verglasung


Außenwände abschlüsse wände (Abschnitt 8.4)
(Abschnitt 8.1) (Abschnitt 8.2) (Abschnitt 8.3)

Lüftungs- Installations- Harte


leitungen Schächte/ Bedachungen
(Abschnitt 8.5) -kanäle (Abschnitt 8.7)
(Abschnitt 8.6)

Bild 4-9 Gliederung der Sonderbauteile zur Brandschutzbemessung nach DIN 4102-4: 1994-03

3 14
Lastannahmen, Einwirkungen
Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Winfried Roos

Inhalt Seite

1 Grundlagen der Tragwerksplanung nach DIN EN 1990 318


1.1 Allgemeines 318
1.2 Anforderungen 319
1.3 Struktur des Nachweiskonzepts 320
1.4
1.5
Basisvariable und Bemessungswerte
Nachweise für Grenzzustände der Tragfähigkeit
322
325
7
1.6 Nachweise für Grenzzustände der Gebrauchstauglichkeit 329

2 Eigenlasten von Baustoffen, Bauteilen und Lagerstoffen 330


nach DIN EN 1991-1-1
2.1 Wichten und Flächenlasten von Baustoffen und Bauteilen 330
2.2 Lagerstoffe 337

3 Nutzlasten für Hochbauten nach DIN EN 1991-1-1 342


3.1 Allgemeines 342
3.2 Abgrenzung von Eigen- und Nutzlast, Trennwandzuschlag 342
3.3 Bekanntgabe zulässiger Nutzlasten 342
3.4 Lotrechte vorwiegend ruhende Nutzlasten 343
3.5 Gleichmäßig verteilte Nutzlasten und Einzellasten 347
bei nicht vorwiegend ruhenden Einwirkungen
3.6 Horizontale Nutzlasten 349

4 Windlasten nach DIN EN 1991-1-4 349


4.1 Allgemeines; Schwingungsanfälligkeit 349
4.2 Windzonen, Windgeschwindigkeit v und Geschwindigkeitsdruck q 351
4.3 Winddruck w bei nicht schwingungsanfälligen Konstruktionen 355
4.4 Windkräfte bei nicht schwingungsanfälligen Konstruktionen 356
4.5 Aerodynamische Druckbeiwerte 357
4.6 Aerodynamische Kraftbeiwerte 376
4.7 Abminderung der Windkräfte auf hintereinander liegende
gleiche Stäbe, Tafeln oder Fachwerke 380
4.8 Effektive Schlankheit für unterschiedliche Bauwerke 381
und Baukörperformen

5 Schneelasten nach DIN EN 1991-1-3 382


5.1 Charakteristische Werte der Schneelasten 382
5.2 Schneelast auf Dächern 384

Fortsetzung s. nächste Seite

315

U. Vismann (Hrsg.), Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln, DOI 10.1007/978-3-8348-8613-2_7,


© Vieweg+Teubner Verlag |Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012
Lastannahmen, Einwirkungen

Inhalt, Fortsetzung Seite

6 Eislasten nach DIN 1055-5 389


6.1 Vereisungsklassen 389
6.2 Vereisungsklassen und Eiszonen 391
6.3 Eisansatz in größeren Höhen über Gelände 392
6.4 Windlast auf vereiste Baukörper 392

7 Lastannahmen für Straßen- und Wegbrücken nach DIN 1072 393


7.1 Allgemeines 393
7.2 Verkehrsregellasten 393

8 Einwirkungen auf Brücken nach DIN-Fachbericht 101 396


8.1 Allgemeines 396
8.2 Grundlagen der Tragwerksplanung 396
8.3 Einwirkungen aus Straßenverkehr und andere für Straßenbrücken
typische Einwirkungen 399
8.4 Einwirkungen aus Fußgänger- und Radverkehr 404
8.5 Einwirkungen aus Eisenbahnverkehr und andere für Eisenbahnbrücken
typische Einwirkungen 405
8.6 Windeinwirkungen auf Brücken 405
8.7 Temperatureinwirkungen bei Brückenüberbauten 407

9 Erdbebenlasten auf Hochbauten nach DIN 4149 409


9.1 Allgemeines 409
9.2 Erdbebenzonen 411
9.3 Untergrundverhältnisse, Geologie und Baugrund 412
9.4 Gebäudekategorien 414
9.5 Allgemeine Anforderungen an die Regelmäßigkeit des Bauwerks 414
9.6 Grundlegende Anforderungen an bauliche Anlagen 415
in Erdbebengebieten
9.7 Regeldarstellung der Erdbebeneinwirkung 416
9.8 Kombination der Erdbebeneinwirkung mit anderen Einwirkungen 417
9.9 Vereinfachtes Antwortspektrenverfahren zur Bestimmung 418
der Erdbebenkräfte
9.10 Nachweis der Standsicherheit 419
9.11 Besondere Regeln für Mauerwerksbauten 419
9.12 Besondere Regeln für Gründungen üblicher Hochbauten 422
9.13 Besondere Regeln für Beton-, Stahl- und Holzbauten 422

10 Lastbilder für extremale Schnittgrößen 422


10.1 Durchlaufträger des üblichen Hochbaus unter Gleichlasten 422
10.2 Stockwerkrahmen unter Gleichlasten 424
10.3 Regelmäßige Systeme von zweiachsig gespannten Rechteckplatten im 425
Hochbau unter Gleichlast

316
Allgemeines

Technische Baubestimmungen

DIN EN 1990 12.2010 Eurocode: Grundlagen der Tragwerksplanung


/NA 12.2010 Nationaler Anhang zu DIN EN 1990
DIN EN 1991 Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke
-1 Teil 1: Allgemeine Einwirkungen auf Tragwerke
-1-1 12.2010 Teil 1-1: Wichten, Eigengewicht und Nutzlasten im Hochbau
/NA 12.2010 Nationaler Anhang zu DIN EN 1991-1-1
-1-2 12.2010 Teil 1-2: Brandeinwirkungen auf Tragwerke
/NA 12.2010 Nationaler Anhang zu DIN EN 1991-1-2
-1-3 12.2010 Teil 1-3: Schneelasten
/NA 12.2010 Nationaler Anhang zu DIN EN 1991-1-3
-1-4 12.2010 Teil 1-4: Windlasten
/NA 12.2010 Nationaler Anhang zu DIN EN 1991-1-4 7
-1-5 12.2010 Teil 1-5: Temperatureinwirkungen
/NA 12.2010 Nationaler Anhang zu DIN EN 1991-1-5
-1-6 12.2010 Teil 1-6: Einwirkungen während der Bauausführung
/NA 12.2010 Nationaler Anhang zu DIN EN 1991-1-6
-1-7 12.2010 Teil 1-7: Außergewöhnliche Einwirkungen
/NA 12.2010 Nationaler Anhang zu DIN EN 1991-1-7

DIN 1055 Einwirkungen auf Tragwerke


-1 06.2002 Teil 1: Wichten und Flächenlasten von Baustoffen, Bauteilen
und Lagerstoffen
-2 11.2010 Teil 2: Bodenkenngrößen
-3 03.2006 Teil 3: Eigen- und Nutzlasten für Hochbauten
-4 03.2005 Teil 4: Windlasten
03.2006 Berichtigung 1 zu DIN 1055-4: 2005-03
-5 07.2005 Teil 5: Schnee- und Eislasten
-6 03.2005 Teil 6: Einwirkungen auf Silos und Flüssigkeitsbehälter
02.2006 Berichtigung 1 zu DIN 1055-6: 2005-03
-7 11.2002 Teil 7: Temperatureinwirkungen
-8 01.2003 Teil 8: Einwirkungen während der Bauausführung
-9 08.2003 Teil 9: Außergewöhnliche Einwirkungen
-10 07.2004 Teil 10: Einwirkungen infolge Krane und Maschinen
-100 03.2001 Teil 100: Grundlagen der Tragwerksplanung, Sicherheitskon-
zept und Bemessungsregeln

DIN 1072 12.1985 Straßen- und Wegbrücken; Lastannahmen


05.1988 Beiblatt 1 zu DIN 1072: 1985-12

DIN 4149 04.2005 Bauten in deutschen Erdbebengebieten – Lastannahmen,


Bemessung und Ausführung üblicher Hochbauten

DIN-Fachbericht 101 03.2009 Einwirkungen auf Brücken

317
Lastannahmen, Einwirkungen

1 Grundlagen der Tragwerksplanung


nach DIN EN 1990: 2010-12; DIN EN 1990/NA: 2010-12

1.1 Allgemeines
Die Entwicklung des Eurocode-Programms begann im Jahr 1975 mit dem Ziel, in-
nerhalb der europäischen Gemeinschaft technische Handelshemmnisse zu beseiti-
gen und die technischen Normen zu harmonisieren. Im Rahmen dieses Programms
wurden harmonisierte technische Regelwerke für die Tragwerksplanung von Bau-
werken erarbeitet. Insgesamt umfasst das Programm folgende Normen, die in der
Regel aus mehreren Teilen bestehen:
EN 1990 Eurocode 0, Grundlagen der Tragwerksplanung
EN 1991 Eurocode 1, Einwirkungen auf Tragwerke
EN 1992 Eurocode 2, Entwurf, Berechnung und Bemessung von Stahlbetonbauten
EN 1993 Eurocode 3, Entwurf, Berechnung und Bemessung von Stahlbauten
EN 1994 Eurocode 4, Entwurf, Berechnung und Bemessung von Stahl-Beton-
Verbundbauten
EN 1995 Eurocode 5, Entwurf, Berechnung und Bemessung von Holzbauten
EN 1996 Eurocode 6, Entwurf, Berechnung und Bemessung von Mauerwerksbauten
EN 1997 Eurocode 7, Entwurf, Berechnung und Bemessung in der Geotechnik
EN 1998 Eurocode 8, Auslegung von Bauwerken gegen Erdbeben
EN 1999 Eurocode 9, Entwurf, Berechnung und Bemessung von Aluminium-
konstruktionen
Die Eurocodes beinhalten allgemeine Regelungen für den Entwurf, die Berechnung
und die Bemessung von vollständigen Tragwerken und Einzelbauteilen, die sich für
die übliche Anwendung eignen. Dabei wird unterschieden zwischen Prinzipien
(sind grundsätzlich gültig; Kennzeichnung durch den Buchstaben P nach der Ab-
satznummerierung) und Anwendungsregeln (sind allgemein anerkannte Regeln,
die den Prinzipien folgen; abweichende Anwendungsregeln sind zulässig).
Die Nationale Fassung eines Eurocodes enthält den vollständigen Text mit mögli-
cherweise einer nationalen Titelseite und einem nationalen Vorwort sowie einem
Nationalen Anhang.
Der Nationale Anhang (NA) darf nur Hinweise zu den Parametern geben, die im
Eurocode für nationale Entscheidungen offen gelassen wurden (z. B. Zahlenwerte
für Teilsicherheitsbeiwerte, Vorschriften zur Anwendung der informativen Anhänge,
ergänzende Regelungen, sofern diese den Eurocodes nicht widersprechen). Diese
national festzulegenden Parameter (NDP) gelten für die Tragwerksplanung von
Hochbauten und Ingenieurbauten in dem Land, in dem sie erstellt werden.
Derzeit (Mitte 2011) liegt das Gesamtpaket der Eurocodes mit seinen 58 Teilen so-
wie den entsprechenden Nationalen Anhängen noch nicht vollständig und in sich
geschlossen vor. Die Fachkommission Bautechnik der Bauministerkonferenz hat
Mitte 2010 die bauaufsichtliche Einführung der Eurocodes in Paketen beschlossen.
Für das erste Paket, das voraussichtlich aus den Eurocodes 0, 1, 2, 3, 4, 5, 7 und 9
bestehen wird, soll die Anwendung zum 01. Juli 2012 verbindlich werden (geplante
Stichtagsregelung, d. h. zeitgleich werden die korrespondierenden nationalen Nor-
men aus der Liste der Technischen Baubestimmungen gestrichen).
Die vorzeitige Anwendung bestimmter Eurocodes als gleichwertige Lösung ist ge-
plant; Voraussetzungen sind,
! dass die Eurocodeteile einschließlich der zugehörigen Berichtigungen und #nde-
rungen sowie die zugehörigen Nationalen Anhänge im Weißdruck vorliegen müs-
sen,
! dass die Erläuterungen zur Anwendung der Eurocodes, veröffentlicht in den
DIBt-Mitteilungen Heft 6/2010 beachtet werden

318
Allgemeines

! und dass die Vollständigkeit und Richtigkeit der gleichwertigen Nachweise bei
prüf- und bescheinigungspflichtigen Bauvorhaben durch einen Prüfingenieur/
Prüfsachverständigen für Standsicherheit bestätigt wird.
Vor diesem Hintergrund basieren in dem Kapitel „Lastannahmen, Einwirkungen“
die Abschnitte 1 bis 5 auf den Regelungen der Eurocodes 0 (EN 1990) und 1 (EN
1991), die einerseits im Rahmen des o. a. ersten Pakets verbindlich eingeführt wer-
den sollen und die andererseits bereits weitestgehend vorliegen. Die entsprechen-
den Regelungen der derzeit gültigen nationalen Normen können dem Kapitel 7, Ab-
schnitte 1 bis 5, der 33. Auflage der Bautechnischen Zahlentafeln entnommen
werden.
EN 1990 beinhaltet Prinzipien und Anforderungen zur Tragsicherheit, Gebrauchs-
tauglichkeit und Dauerhaftigkeit von Tragwerken. Sie beruht auf dem Konzept der
Bemessung nach Grenzzuständen mit Teilsicherheitsbeiwerten und bildet die
Grundlage der Eurocodes EN 1991 bis EN 1999. Ziel ist das Erreichen eines akzep-
tablen Zuverlässigkeitsniveaus, wobei folgende Annahmen vorausgesetzt sind:
7
! Wahl des Tragsystems und Tragwerksplanung durch entsprechend qualifizierte
und erfahrene Personen.
! Bauausführung durch geschultes und erfahrenes Personal.
! Sicherstellung einer sachgerechten Aufsicht und Güteüberwachung während der
Bauausführung.
! Verwendung von Baustoffen und Erzeugnissen entsprechend den Angaben in
EN 1990 bis EN 1999 oder den maßgebenden Ausführungsnormen, Werkstoff-
und Produktnormen.
! Sachgerechte Instandhaltung des Tragwerks.
! Nutzung des Tragwerks entsprechend den Planungsannahmen.

1.2 Anforderungen
Grundsätzlich ist ein Tragwerk so zu planen und auszuführen, dass es während der
Errichtung und in der vorgesehenen Nutzungszeit mit angemessener Zuverlässig-
keit und Wirtschaftlichkeit den möglichen Einwirkungen und Einflüssen standhält
sowie die geforderten Anforderungen an die Gebrauchstauglichkeit eines Bau-
werks oder eines Bauteils erfüllt.
Im Rahmen der Planung und Berechnung des Tragwerks sind die Aspekte ausrei-
chende Tragfähigkeit, Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit zu berücksichti-
gen. Des Weiteren muss im Brandfall für die geforderte Feuerwiderstandsdauer
eine ausreichende Tragsicherheit vorhanden sein. Darüber hinaus muss sicherge-
stellt sein, dass bei außergewöhnlichen Ereignissen wie Explosionen, Anprall oder
menschlichem Versagen keine Schadensfolgen entstehen, die in keinem Verhältnis
zur Schadensursache stehen.
Die erforderliche Zuverlässigkeit eines Tragwerks ist durch den Entwurf und die
Bemessung nach EN 1990 bis EN 1999 sowie durch die Anwendung geeigneter
Ausführungs- und Qualitätsmanagementmaßnahmen sicherzustellen. Dabei kön-
nen differenzierte Zuverlässigkeitsniveaus z. B. für die Tragfähigkeit oder die Ge-
brauchstauglichkeit zur Anwendung kommen (vgl. Abschnitt 1.3).
In Tafel 1-1 sind Anhaltswerte für Planungsgrößen der Nutzungsdauer klassifiziert.
Dabei sichern die in den bauartenspezifischen Bemessungsnormen enthaltenen Re-
gelungen zur Gewährleistung der Dauerhaftigkeit bei angemessenem Instandhal-
tungsaufwand in der Regel während der vorgesehenen Nutzungsdauer die gefor-
derte Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit ohne wesentliche Beeinträchtigung
der Nutzungseigenschaften.

3 19
Lastannahmen, Einwirkungen
Tafel 1-1 Klassifizierung der Nutzungsdauer
Klasse der Planungsgröße
Nutzungs- der Nutzungs-
Beispiele
dauer dauer
(in Jahren)
1 10 Tragwerke mit befristeter Standzeit
2 10 bis 25 Austauschbare Tragwerksteile, z. B. Kranbahnträger, Lager
3 15 bis 30 Landwirtschaftlich genutzte und ähnliche Tragwerke
4 50 Gebäude und andere gewöhnliche Tragwerke
5 100 Monumentale Gebäude, Brücken und andere Ingenieurbauwerke

Folgende Aspekte sind im Hinblick auf die Gewährleistung der Dauerhaftigkeit


eines Tragwerks und seiner Bauteile zu berücksichtigen:
! vorgesehene/vorhersehbare zukünftige Nutzung
! geforderte Entwurfskriterien
! erwartete Umweltbedingungen; diese sind in der Planungsphase zu erfassen, so
dass ihr Einfluss auf die Dauerhaftigkeit festgelegt werden kann und geeignete
Maßnahmen zum Schutz von Baustoffen und Bauprodukten ergriffen werden
können
! Zusammensetzung, Eigenschaften und Verhalten der Baustoffe und Bauprodukte
! Baugrundeigenschaften
! Wahl der Tragsysteme
! Bauteilgeometrie und bauliche Durchbildung
! Qualität von Bauausführung und -überwachung
! Instandhaltung während der planmäßigen Nutzungsdauer
! ggfls. besondere Schutzmaßnahmen.

1.3 Struktur des Nachweiskonzeptes


Die bei der Planung und Berechnung eines Tragwerks anzusetzenden Einwirkungen
und Umgebungseinflüsse, die Widerstandswerte der verwendeten Baustoffe und
Bauprodukte sowie auch die geometrischen Eigenschaften sind Streuungen unter-
worfen. Aus diesem Grund kann der „Versagensfall (Nichterreichen einer gestellten
Anforderung)“ im Allgemeinen nicht mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen wer-
den; es müssen daher angemessene Zuverlässigkeiten festgelegt werden um ins-
besondere auch für ähnliche Tragwerke ein möglichst einheitliches Sicherheitsni-
veau zu erzielen.
Dabei wäre es in wirtschaftlicher Hinsicht wenig sinnvoll, die Zuverlässigkeit z. B.
für Anforderungen an das Erscheinungsbild oder an die Funktion eines Tragwerks
ähnlich hoch festzulegen wie z. B. für Anforderungen an die Sicherheit von Perso-
nen oder an die Sicherheit des Tragwerks.
Diese grundlegenden Gedanken sind im Nachweiskonzept der EN 1990 in Form ei-
ner semiprobabilistischen Betrachtungsweise umgesetzt; die Bemessung erfolgt
mittels der Methode mit Teilsicherheitsbeiwerten, wobei die Basisvariablen (Einwir-
kungen, Widerstände, geometrische Eigenschaften; vgl. Abschnitt 1.4) durch An-
wendung von Teilsicherheitsbeiwerten und Kombinationsbeiwerten als Bemes-
sungswerte für die maßgebenden Grenzzustandsnachweise dargestellt werden. Es
werden nach EN 1990 zwei Grenzzustände unterschieden:
! Grenzzustände der Tragfähigkeit (GZT)
Dies sind Zustände, bei deren !berschreiten durch Einsturz oder andere Versa-
gensformen die Sicherheit von Menschen und die Sicherheit des Tragwerks ge-
fährdet ist. Auf die entsprechenden Nachweise wird in Abschnitt 1.5 eingegan-

320
Allgemeines

gen. Die dabei festgelegten Teilsicherheitsbeiwerte gelten für eine Einstufung


des Bauwerks in Zuverlässigkeitsklasse RC 2 gemäß EN 1990, Anhang B, mit
den zugehörigen Zielwerten für den Zuverlässigkeitsindex b für verschiedene
Bemessungssituationen, festgelegt für die Bezugszeiträume 1 Jahr und 50 Jahre
gemäß EN 1990, Anhang C.
! Grenzzustände der Gebrauchstauglichkeit (GZG)
Dies sind Zustände, bei deren !berschreiten festgelegte Nutzungsanforderun-
gen (z. B. Grenzdurchbiegungen, Grenzrissbreiten im Stahlbetonbau etc.) nicht
erreicht werden. Auf die entsprechenden Nachweise wird in Abschnitt 1.6 einge-
gangen. Der zugehörige Zielwert für den Zuverlässigkeitsindex b für nicht um-
kehrbare Anforderungen, ist – im Vergleich zu den Grenzzuständen der Tragfä-
higkeit – wesentlich geringer (EN 1990, Anhang C).

7
Tafel 1-2 Struktur des Bemessungskonzeptes

Grenzzustand Tragfähigkeit Gebrauchstauglichkeit

Wohlbefinden von Personen


Anforderungen Sicherheit von Personen Funktion des Tragwerks
Sicherheit des Tragwerks Erscheinungsbild

Verlust der Lagesicherheit Verformungen und Verschiebungen


Festigkeitsversagen Schwingungen
Nachweiskriterien Stabilitätsversagen Schäden (einschließlich Rissbildung)
Versagen durch Materialermüdung Schäden durch Materialermüdung

ständige charakteristische
Bemessungs- vorübergehende seltene
situationen außergewöhnliche häufige
Erdbeben quasi-ständige

Bemessungswert der Beanspruchung Bemessungswert der Beanspruchung


Beanspruchung z. B.: destabilisierende Einwirkungen, z. B.: Spannungen, Rissbreiten, Ver-
Schnittgrößen formungen

Bemessungswert des Tragwider- Bemessungswert des Gebrauchs-


standes (Beanspruchbarkeit) tauglichkeitskriteriums
Widerstand z. B.: stabilisierende Einwirkungen, z. B.: Dekompression, Grenzwerte
Materialfestigkeiten, Querschnitts- für Spannungen, Rissbreiten, Ver-
widerstände formungen

Die Struktur des Bemessungskonzeptes sowie die maßgebenden Bemessungssi-


tuationen für die Grenzzustände sind in Tafel 1-2 zusammengefasst. Dabei ist die
Bemessung für die jeweiligen Grenzzustände mit geeigneten Modellen für das
Tragsystem und für die Belastung durchzuführen und es ist nachzuweisen, dass
kein Grenzzustand überschritten wird:
Bemessungswert einer Auswirkung Ed
2 Bemessungswert eines Widerstandes Rd bzw.
2 Bemessungswert eines Gebrauchstauglichkeitskriteriums Cd.
Das Gesamtvorgehen bei der Bemessung zeigt Bild 1-1. Für den häufig vorkom-
menden Fall einer linear-elastischen Berechnung des Tragwerks darf entsprechend
Bild 1-2 vorgegangen werden.

321
Lastannahmen, Einwirkungen

Charakteristische Werte Fk Charakteristische Werte Xk


der Einwirkungen der Baustoffeigenschaften

Kombinationswerte j
Teilsicherheitswerte gM
und
der Baustoffe
Teilsicherungswerte gF

Bemessungswerte Fd Bemessungswerte Xd
der Einwirkungen der Baustoffeigenschaften

Lineare und nicht Geometrische Werte ad


linerae Verfahren und Rechenverfahren
der Strukturanalyse

Bemessungswerte Ed Bemessungswerte Rd
der Beanspruchung der Beanspruchbarkeit
infolge von Fd

Ed ≤ Rd

Bild 1-1 Einzelschritte bei der Bemessung

Charakteristische Werte Fk Charakteristische Werte Xk


der Einwirkungen der Baustoffeigenschaften

Lineare Verfahren Teilsicherheitswerte gM


der Strukturanalyse der Baustoffe

Charakteristische Werte Ek Bemessungswerte Xd


der Beanspruchungen der Baustoffeigenschaften

Kombinationswerte j
Geometrische Werte ad
und
und Rechenverfahren
Teilsicherungswerte gF

Bemessungswerte Ed Bemessungswerte Rd
der Beanspruchung der Beanspruchbarkeit

Ed ≤ Rd

Bild 1-2 Einzelschritte bei der Bemessung: linear-elastische Berechnung des Tragwerks

1.4 Basisvariable und Bemessungswerte


1.4.1 Einwirkungen/Auswirkungen von Einwirkungen
Wichtigstes Kriterium für die Einteilung von Einwirkungen ist ihre zeitliche Verän-
derung; danach wird unterschieden in:
! Ständige Einwirkungen (G), z. B. Eigengewicht, indirekte Einwirkungen aus
Schwinden oder ungleichmäßigen Setzungen
! Veränderliche Einwirkungen (Q), z. B. Nutzlasten, Wind- und Schneelasten
! Außergewöhnliche Einwirkungen (A), z. B. Explosionen oder Fahrzeuganprall
Der charakteristische Wert Fk einer Einwirkung ist der wichtigste repräsentative
Wert. Dieser ist in EN 1991 als Mittelwert, als oberer oder unterer Wert oder als
Nennwert festgelegt. Der charakteristische Wert einer ständigen Einwirkung ist bei
kleiner Streuung von G als ein einziger Wert Gk (i. A. als Mittelwert) anzusetzen;
bei größerer Streuung von G und auch bei kleiner Streuung für den Fall, dass das
Tragwerk empfindlich auf die Veränderung von G reagiert, sind ein oberer Wert
Gk, sup und ein unterer Wert Gk, inf anzusetzen. Der charakteristische Wert Qk einer
veränderlichen Einwirkung ist als einziger Wert auf Basis einer statistischen Vertei-

322
Allgemeines

lung oder auch als Nennwert (statistische Verteilung unbekannt) festgelegt. Außer-
gewöhnliche Einwirkungen sowie Erdbebeneinwirkungen sind durch Nennwerte
festgelegt.
Für die veränderlichen Einwirkungen sind als weitere repräsentative Werte festgelegt:
! Kombinationswert w0 " Qk
! nicht-häufiger Wert w1, infq " Qk (Anwendung bei Betonbrücken; nicht im Hochbau)
! häufiger Wert w1 " Qk
! quasi-ständiger Wert w2 " Qk
Einwirkungskombinationen sind sowohl für die Grenzzustände der Tragfähigkeit
(vgl. Abschnitt 1.5.3) als auch für die Grenzzustände der Gebrauchstauglichkeit
(vgl. Abschnitt 1.6.2) festgelegt. Treten dabei Schnee und Wind beide als Begleiter-
scheinungen neben einer nichtklimatischen Leiteinwirkung auf, braucht bei Orten
bis NN þ1000 m nur Schnee oder Wind bei den Kombinationsregeln angesetzt zu
werden. 7
Die Zahlenwerte für Kombinationsbeiwerte im Hochbau sind im NA entsprechend
Tafel 1-3 festgelegt. Dabei darf die Kombination mehrkomponentiger Einwirkungen
(z. B. Nutzlasten in mehrgeschossigen Gebäuden) mit anderen veränderlichen Ein-
wirkungen wie folgt berücksichtigt werden:
! Die charakteristischen Werte der einzelnen Komponenten (Kategorien; vgl. Ab-
schnitt 3.4.1) bzw. ihre vorherrschenden Werte dürfen vereinfachend in voller
Höhe addiert werden.
! Die Auswirkung der aufsummierten Nutzlasten darf bei der Lastweiterleitung in
mehrgeschossigen Hochbauten abgemindert werden (vgl. Abschnitt 3.4.1).
! Die weiteren repräsentativen Werte bzw. ihre begleitenden Bemessungswerte
werden mit den jeweiligen Kombinationsbeiwerten berechnet.

Tafel 1-3 Zahlenwerte für Kombinationsbeiwerte im Hochbau

Einwirkung j0 j1 j2

Nutzlasten im Hochbau1), 2)
— Kategorie A: Wohn- und Aufenthaltsräume 0,7 0,5 0,3
— Kategorie B: Büros 0,7 0,5 0,3
— Kategorie C: Versammlungsräume 0,7 0,7 0,6
— Kategorie D: Verkaufsräume 0,7 0,7 0,6
— Kategorie E: Lagerräume 1,0 0,9 0,8
— Kategorie F: Verkehrsflächen, Fahrzeuglast < 30 kN 0,7 0,7 0,6
— Kategorie G:
Verkehrsflächen, 30 kN < Fahrzeuglast < 160 kN 0,7 0,5 0,3
— Kategorie H: Dächer 0 0 0

Schnee- und Eislasten3)


— Orte bis zu NN + 1000 m 0,5 0,2 0
— Orte über NN + 1000 m 0,7 0,5 0,2

Windlasten4) 0,6 0,2 0

Temperatureinwirkungen (nicht Brand)5) 0,6 0,5 0

Baugrundsetzungen6) 1,0 1,0 1,0

Sonstige Einwirkungen7), 8) 0,8 0,7 0,5

Fußnoten zur Tabelle s. nächste Seite

323
Lastannahmen, Einwirkungen
Fußnoten zu Tafel 1-3
1
) Kategorien siehe DIN EN 1991-1-1
2
) Abminderungsbeiwerte für Nutzlasten in mehrgeschossigen Hochbauten siehe DIN EN 1991-1-1
3
) Siehe DIN EN 1991-1-3
4
) Siehe DIN EN 1991-1-4
5
) Siehe DIN EN 1991-1-5
6
) Siehe DIN EN 1997
7
) Flüssigkeitsdruck ist im Allgemeinen als eine veränderliche Einwirkung zu behandeln, für
die die w-Beiwerte standortbedingt festzulegen sind. Flüssigkeitsdruck, dessen Größe durch
geometrische Verhältnisse oder aufgrund hydrologischer Randbedingungen begrenzt ist, darf
als ständige Einwirkung behandelt werden, wobei alle w-Beiwerte gleich 1,0 zu setzen sind.
8
) w-Beiwerte für Maschinenlasten sind betriebsbedingt festzulegen.

Bei der Auswirkung von Einwirkungen (E) handelt es sich um Beanspruchungen


von Bauteilen (z. B. Schnittkräfte, Momente, Spannungen, Dehnungen) oder um
Reaktionen des Gesamttragwerks (z. B. Durchbiegungen, Verdrehungen), die durch
Einwirkungen hervorgerufen werden. Dabei werden die charakteristischen Werte
unabhängiger Auswirkungen EFk – diese sollten bei der linear-elastischen Berech-
nung des Tragwerks angewendet werden – aus den charakteristischen Werten der
unabhängigen Einwirkungen Fk am Tragwerk bestimmt. Gleiches gilt für die reprä-
sentativen Werte einer unabhängigen Auswirkung. Die charakteristischen Werte
EFk – insbesondere die Schnittgrößen zwischen Bauwerk und Baugrund – werden
bei der Bemessung der Gründung benötigt (vgl. Kapitel 16).
Wie in Abschnitt 1.3 erläutert, werden die Nachweise in den Grenzzuständen mit
Bemessungswerten geführt.
Der Bemessungswert Fd einer Einwirkung ergibt sich dann aus dem maßgebenden
repräsentativen Wert der Einwirkung Frep durch Multiplikation mit dem Teilsicher-
heitsbeiwert gf, durch den ungünstige Größenabweichungen der Einwirkung be-
rücksichtigt werden:
Fd ¼ gf " Frep
Dabei ist Frep allgemein definiert als w " Fk, wobei der Kombinationsbeiwert w je
nach Bemessungssituation entweder 1,0 ist oder als w0, w1 oder w2 aus Tafel 1-3 zu
entnehmen ist.
Der Bemessungswert für die Auswirkung einer Einwirkung Ed kann bei Betrach-
tung einer Einwirkungskombination (vgl. Abschnitte 1.5.3 und 1.6.2) in der Regel
wie folgt dargestellt werden:
Ed ¼ EðgF, 1 " Frep, 1 ; gF, 2 " Frep, 2 ; . . . ad, 1 ; ad, 2 ; . . .Þ
mit: gF, i Teilsicherheitsbeiwert für Einwirkungen unter Berücksichtigung von Mo-
dellunsicherheiten und Größenabweichungen (vgl. Abschnitt 1.5.1)
ad, i Bemessungswerte der geometrischen Größen (vgl. Abschnitt 1.4.3)
Bei linear-elastischer Berechnung des Tragwerks ergeben sich die Bemessungswer-
te der unabhängigen Auswirkungen EFd, i analog zu den Bemessungswerten der
unabhängigen Einwirkungen Fd, i; in diesem Fall darf der Bemessungswert einer
Beanspruchung Ed durch Superposition der Bemessungswerte der unabhängigen
Auswirkungen berechnet werden:
Ed ¼ EFd, 1 þ EFd, 2 þ . . .

1.4.2 Eigenschaften von Baustoffen, Bauprodukten und Bauteilen


Die Eigenschaften von Baustoffen, Bauprodukten und Bauteilen werden i. A. als
charakteristische Werte Xk (Baustoffe, Bauprodukte) bzw. Rk (Bauteile) angegeben;
sie sind nach den gültigen Prüfnormen und genormten Verfahren zu bestimmen.
Die Festlegung der Werte erfolgt i. A. auf Basis von statistischen Verteilungen (z. B.
Druckfestigkeit Beton als 5-%-Fraktile; Elastizitätsmoduli und Kriechbeiwerte Beton

324
Allgemeines

als Mittelwerte); wenn nicht genügend statistische Daten zur Verfügung stehen,
dürfen auch Nennwerte verwendet werden. Die Baustoff- und Produkteigenschaften
werden in den Normen EN 1992 bis EN 1999 sowie in den maßgebenden harmoni-
sierten Europäischen Technischen Produktnormen oder in anderen Dokumenten
angegeben.
Der Bemessungswert Xd einer Baustoff- oder Produkteigenschaft ergibt sich dann
aus dem charakteristischen Wert durch Multiplikation mit dem Umrechnungsbei-
wert h (Berücksichtigung des Unterschiedes zwischen Probeneigenschaften und
maßgebenden Eigenschaften im Bauteil) und durch Division mit dem Teilsicher-
heitsbeiwert gm, durch den ungünstige Größenabweichungen der Baustoff- oder
Produkteigenschaft vom charakteristischen Wert sowie Streuungen des Umrech-
nungsbeiwertes h berücksichtigt werden:
Xd ¼ h " Xk =gm
Der Bemessungswert Rd der Tragfähigkeit eines Bauteiles darf wie folgt verein- 7
facht werden:
Rd ¼ R (h1 " Xk, 1=gM,1; h2 " Xk, 2=gM, 2; . . . ad, 1; ad, 2 ; . . .)

mit: gM,i Teilsicherheitsbeiwert für Bauteileigenschaften unter Berücksichtigung


von Modellunsicherheiten, geometrischen Abweichungen und Größenab-
weichungen der Baustoff- oder Produkteigenschaften; Festlegung erfolgt
in den Bemessungsnormen, wobei der Wert gM, i den Faktor hi mit enthal-
ten darf
ad,i Bemessungswerte der geometrischen Größen (vgl. Abschnitt 1.4.3)

1.4.3 Geometrische Größen


Die bei der Tragwerksplanung in Ausführungszeichnungen angegebenen Maße
werden als charakteristische Werte ak verwendet; es handelt sich hierbei um
Nennmaße. Wenn die statistische Verteilung ausreichend bekannt ist, dürfen geo-
metrische Angaben auch als festgelegte Fraktilwerte verwendet werden. Auf Maß-
toleranzen an Schnittstellen zwischen Bauteilen aus verschiedenen Baustoffen ist
zu achten.
Die Bemessungswerte ad von geometrischen Größen dürfen als Nennwerte anom
angenommen werden, d. h. der Bemessungswert entspricht i. A. dem charakteristi-
schen Wert. Sind Abweichungen von Einfluss, sind die geometrischen Bemes-
sungswerte wie folgt festzulegen:
ad ¼ anom ) Da
Dabei berücksichtigt Da die Möglichkeit ungünstiger Abweichungen von charakteris-
tischen Werten oder Nennwerten sowie kumulative Wirkungen anderer Abweichun-
gen.

1.5 Nachweise für Grenzzustände der Tragfähigkeit


1.5.1 Allgemeines
Bei der Tragwerksplanung werden folgende Grenzzustände der Tragfähigkeit unter-
schieden:
4 EQU: Verlust der Lagesicherheit des Tragwerks oder eines seiner Teile, betrachtet
als starrer Körper;
4 STR: Versagen oder übermäßige Verformungen des Tragwerks oder seiner Teile
einschließlich der Gründungselemente, wobei die Tragfähigkeit von Baustoffen
und Bauteilen entscheidend ist;

325
Lastannahmen, Einwirkungen

4 GEO: Versagen oder übermäßige Verformungen des Baugrundes, wobei die


Festigkeiten von Boden oder Fels wesentlich an der Tragsicherheit beteiligt
sind;
4 FAT: Ermüdungsversagen des Tragwerks oder seiner Teile; die maßgebenden
Kombinationen der Einwirkungen sind in EN 1992 bis EN 1999 angegeben.
Bei den Nachweisen für Grenzzustände der Tragfähigkeit sind für die Ermittlung
der Bemessungswerte der Einwirkungen Teilsicherheitsbeiwerte und Kombinations-
beiwerte festgelegt.
Die Zahlenwerte für Kombinationsbeiwerte im Hochbau sind in Tafel 1-3 angege-
ben. Die Zahlenwerte für die Teilsicherheitsbeiwerte sind in den Tafeln 1-4, 1-5 und
1-6 angegeben; die in diesen Tafeln enthaltenen Zahlenwerte gelten für die Zuver-
lässigkeitsklasse RC 2 (vgl. Abschnitt 1.3).

Tafel 1-4 Teilsicherheitsbeiwerte für Einwirkungen (EQU) (Gruppe A)


Einwirkung Symbol Situationen
P/T A/E
Ständige Einwirkungen: Eigenlast des Tragwerks und von nicht
tragenden Bauteilen,
ständige Einwirkungen, die vom Baugrund herrühren,
Grundwasser und frei anstehendes Wasser
destabilisierend gG;dst 1,10 1,00
stabilisierend gG;stb 0,90 0,95
Bei kleinen Schwankungen der ständigen Einwirkungen, wenn
durch Kontrolle die Unter- bzw. !berschreitung von ständigen
Lasten mit hinreichender Zuverlässigkeit ausgeschlossen wird
destabilisierend gG;dst 1,05 1,00
stabilisierend gG;stb 0,95 0,95
Ständige Einwirkungen für den kombinierten Nachweis der
Lagesicherheit, der den Widerstand der Bauteile (z. B. Zug-
verankerungen) einschließt
destabilisierend gG;dst * 1,35 1,00
stabilisierend gG;stb * 1,15 0,95
Destabilisierende veränderliche Einwirkungen gQ 1,50 1,00
Außergewöhnliche Einwirkungen gA — 1,00

Tafel 1-5 Teilsicherheitsbeiwerte für Einwirkungen (STR/GEO) (Gruppe B)


Einwirkung Symbol Situationen
P/T A/E
unabhängige ständge Einwirkungen
Auswirkung ungünstig1), 2) gG;sup 1,35 1,00
Auswirkung günstig1), 2) gG;inf 1,00 1,00
unabhängige veränderliche Einwirkungen
Auswirkung ungünstig2), 3) gQ 1,50 1,00
außergewöhnliche Einwirkungen gA — 1,00

Tafel 1-6 Teilsicherheitsbeiwerte für Einwirkungen (GEO) (Gruppe C)


Einwirkung Symbol Situationen
P/T A/E
unabhängige ständge Einwirkungen
Auswirkung ungünstig1) gG 1,00 1,00
Auswirkung günstig1) gG 1,00 1,00
unabhängige veränderliche Einwirkungen
Auswirkung ungünstig3) gQ 1,30 1,00
außergewöhnliche Einwirkungen gA — 1,00
Fußnoten s. nächste Seite

326
Allgemeines
1
) Beim Nachweis des Grenzzustands für das Versagen des Tragwerks werden die charakteris-
tischen Werte aller ständigen Einwirkungen gleichen Ursprungs (unabhängige ständige Einwir-
kung) mit dem Faktor gG, sup multipliziert, wenn die insgesamt resultierende Auswirkung auf
die betrachtete Beanspruchung ungünstig ist, jedoch mit dem Faktor gG, inf, wenn die insge-
samt resultierende Auswirkung günstig ist.
2
) Zur Wahl der Teilsicherheitsbeiwerte beim Nachweis von geotechnischen Zuständen siehe
DIN 1054: 2009
3
) Bei günstiger Auswirkung ist gQ ¼ 0

Dabei werden die Teilsicherheitsbeiwerte für Einwirkungen


! in ständigen oder vorübergehenden Bemessungssituationen aus den jeweiligen
mit „P =T “ gekennzeichneten Spalten,
! in außergewöhnlichen Bemessungssituationen oder bei Erdbeben aus den je-
weiligen mit „A=E“ gekennzeichneten Spalten der Tafeln entnommen. Die ge-
nannten Bemessungssituationen sind in Abschnitt 1.5.3 erläutert. 7
Die bei den Nachweisen für Grenzzustände der Tragfähigkeit für die Ermittlung der
Bemessungswerte der Eigenschaften von Baustoffen, Bauprodukten und Bauteilen
zu verwendenden Teilsicherheitsbeiwerte gM sowie auch der Teilsicherheitsbeiwert
für Vorspannung gP sind den jeweiligen Bemessungsnormen EN 1992 bis EN 1999
zu entnehmen.

1.5.2 Nachweis der Lagesicherheit und der Tragfähigkeit


Die Lagesicherheit eines Tragwerks (EQU) ist nachgewiesen, wenn der Bemes-
sungswert der Auswirkung der destabilisierenden Einwirkungen Ed, dst den Bemes-
sungswert der Auswirkung der stabilisierenden Einwirkungen Ed, stb nicht über-
schreitet:
E d, dst 2 E d,stb
Die bei diesen Nachweisen anzusetzenden Teilsicherheitsbeiwerte sind in Tafel 1-4
angegeben. Es ist zu beachten, dass die charakteristischen Werte aller destabilisie-
rend wirkenden Anteile der ständigen Einwirkungen mit dem Faktor gG, dst und die
charakteristischen Werte aller stabilisierend wirkenden Anteile mit dem Faktor
gG,stb multipliziert werden.
Ist für die Lagesicherheit in der Bemessungssituation P =T der Widerstand eines
Bauteils (z. B. Zugverankerung) erforderlich, so ergibt sich der zugehörige Bemes-
sungswert der Verankerungskraft E d,anch zu:
E d,anch ¼ E d, dst # E d, stb
Im Falle linear-elastischer Berechnung folgt:
E d, anch ¼ E Gk, dst " g*G, dst þ E Qk " gQ # E Gk, stb " g*G, stb
Darüber hinaus ist der Bemessungswert der Verankerungskraft bei günstiger Aus-
wirkung aller ständigen Einwirkungen mit gG, inf gemäß Tafel 1-5 zu bestimmen; der
größere Bemessungswert ist dann nachzuweisen.
Bei Nachweisen für Grenzzustände der Tragfähigkeit von Querschnitten, Bauteilen
oder Verbindungen (STR oder GEO) ist zu zeigen, dass der Bemessungswert der
Auswirkung der Einwirkungen Ed den Bemessungswert der zugehörigen Tragfähig-
keit Rd nicht überschreitet:
E d 2 Rd
Bei Tragsicherheitsnachweisen für Bauteile (STR), die keine geotechnischen Einwir-
kungen enthalten, sind die Teilsicherheitsbeiwerte Tafel 1-5 zu entnehmen. Dabei
werden Einwirkungen infolge Zwang grundsätzlich als veränderliche Einwirkungen

327
Lastannahmen, Einwirkungen

Qk,i eingestuft. Flüssigkeitsdruck darf nur dann, wenn dessen Größe durch geome-
trische Verhältnisse oder aufgrund hydrologischer Randbedingungen begrenzt ist,
als ständige Einwirkung behandelt werden; ansonsten ist er als veränderliche Ein-
wirkung zu behandeln. Baugrundsetzungen sollten wie ständige Einwirkungen mit
ungünstiger Auswirkung behandelt werden.
Tragsicherheitsnachweise für Bauteile (STR) wie Fundamente, Pfähle, Wände des
Fundamentkörpers etc., die auch geotechnische Einwirkungen und Bodenwider-
stände (GEO) beinhalten, sind sowohl für die geotechnischen Einwirkungen als
auch für die übrigen Einwirkungen aus dem oder auf das Tragwerk ausschließlich
mit den Teilsicherheitsbeiwerten nach Tafel 1-5 zu führen.
Bei Nachweisen von Grenzzuständen des Baugrundversagens (GEO) sind die Teil-
sicherheitsbeiwerte der Einwirkungen Tafel 1-6 zu entnehmen. Hierzu gehören der
Nachweis der Stabilität des Baugrunds für Hochbauten, der Böschungs- oder Ge-
ländebruch. Der Nachweis der Gleitsicherheit einer Gründung ist jedoch mit den
Teilsicherheitswerten nach Tafel 1-5 zu führen.

1.5.3 Kombinationen von Einwirkungen


Für jeden kritischen Lastfall sind für die Berechnung des Bemessungswertes Ed der
Auswirkungen der Einwirkungen folgende Kombinationen der unabhängigen,
gleichzeitig auftretend angenommenen Einwirkungen zu bestimmen:

Ständige oder vorübergehende Bemessungssituationen (Grundkombinationen)


-P P +
Ed ¼ E gG, j " Gk, j „þ“ gP " P „þ“ gQ, 1 " Qk, 1 „þ“ gQ, i " w0, i " Qk, i
j 11 i >1

Es bedeuten: „þ“
P „ist zu kombinieren mit“
„gemeinsame Auswirkung von“
Bei linear elastischer Berechnung des Tragwerks dürfen die Bemessungswerte der
Auswirkungen der Einwirkungen wie folgt berechnet werden:
P P
Ed ¼ gG, j " EGk, j þ gP " EPk þ gQ, 1 " EQk, 1 þ gQ, i " w0, i " EQk, i
j 11 i>1
Dabei kann der charakteristische Wert der vorherrschenden unabhängigen verän-
derlichen Auswirkung EQk, 1 wie folgt bestimmt werden:
gQ,1 " (1 # w0,1) " EQk,1 ¼ Max. oder Min. {gQ,i " (1 # w0,i) " EQk,i}

Außergewöhnliche Bemessungssituationen
-P P +
Ed ¼ E Gk, j „þ“ P „þ“ Ad „þ“ w1,1 " Qk, 1 „þ“ w2, i " Qk, i
j 11 i >1

Die Bemessungswerte der veränderlichen Einwirkungen in außergewöhnlichen Be-


messungssituationen und bei Erdbeben werden als Begleiteinwirkungen angesetzt.
Für Fahrzeuganprall, Explosion oder Erdbeben darf in obiger Gleichung w2,1 an
Stelle von w1,1 angesetzt werden.
Bei linear elastischer Berechnung des Tragwerks dürfen die Bemessungswerte der
Auswirkungen der Einwirkungen wie folgt berechnet werden:
P P
EdA ¼ gGA, j " EGk, j þ EPk þ EAd þ gQA, 1 " w1,1 " EQk, 1 þ gQA, i " w2, i " EQk, i
j11 i>1
Dabei kann der charakteristische Wert der vorherrschenden unabhängigen verän-
derlichen Auswirkung EQk,1 wie folgt bestimmt werden:
gQA, 1 " (w1,1 # w2,1) " EQk, 1 ¼ Max. oder Min. {gQA, i " (w1, i – w2, i) " EQk, i}

328
Allgemeines

Bemessungssituationen bei Erdbeben


-P P +
Ed ¼ E Gk, j „þ“ P „þ“ AEd „þ“ w2, i " Qk, i
j11 i11

Bei linear elastischer Berechnung des Tragwerks dürfen die Bemessungswerte der
Auswirkungen der Einwirkungen wie folgt berechnet werden:
P P
EdE ¼ EGk, j þ EPk þ EAEd þ w2, i " EQk, i
j11 i 11

1.6 Nachweise für Grenzzustände der Gebrauchstauglichkeit


1.6.1 Allgemeines
Es ist nachzuweisen, dass der Bemessungswert Cd der Grenze für das maßgebende
Gebrauchstauglichkeitskriterium mindestens gleich dem Bemessungswert Ed der 7
Auswirkung der Einwirkungen in der Dimension des Gebrauchstauglichkeitskrite-
riums aufgrund der maßgeblichen Einwirkungskombination nach Abschnitt 1.6.2 ist:
Ed 2 Cd
Für Bauwerke des Hochbaus sind in DIN EN 1990 Hinweise zu Verformungen und
Schwingungen enthalten, die als Gebrauchstauglichkeitskriterien angesehen und
für die Grenzwerte vereinbart werden können. Weitere Gebrauchstauglichkeitskrite-
rien sind in den Bemessungsnormen geregelt. Besonderer Beachtung bedürfen da-
bei Grenzzustände der Gebrauchstauglichkeit, bei deren !berschreitung mit Schä-
den zu rechnen ist und deren bleibende Einhaltung eine Voraussetzung für die
dauerhafte Einhaltung eines Grenzzustandes der Tragfähigkeit darstellt (z. B. Riss-
breitenbeschränkung im Stahlbeton- und Spannbetonbau).
Bei den Nachweisen für Grenzzustände der Gebrauchstauglichkeit sind für die Er-
mittlung der Bemessungswerte der Einwirkungen alle Teilsicherheitsbeiwerte gF zu
1,0 angenommen.
Die Zahlenwerte für Kombinationsbeiwerte im Hochbau sind in Tafel 1-3 angegeben.
Die Teilsicherheitsbeiwerte gM für die Baustoff-, Bauprodukt- und Bauteileigen-
schaften sind ebenfalls mit 1,0 anzunehmen, soweit in den Bemessungsnormen
EN 1992 bis EN 1999 keine gegenteiligen Angaben gemacht werden.

1.6.2 Kombinationen von Einwirkungen


Folgende Kombinationen von Einwirkungen kommen für Gebrauchstauglichkeits-
nachweise in Frage:

Charakteristische Kombination
-P P +
Ed ¼ E Gk, j „þ“ Pk „þ“ Qk, 1 „þ“ w0, i " Qk, i
j11 i>1

Die charakteristische Kombination wird i. d. R. für nicht umkehrbare Auswirkungen


am Tragwerk verwendet.
Bei linear elastischer Berechnung des Tragwerks dürfen die Bemessungswerte der
Auswirkungen der Einwirkungen wie folgt berechnet werden:
P P
Ed, char ¼ EGk, j þ EPk þ EQk, 1 þ w0, i " EQk, i
j11 i >1
Dabei kann der charakteristische Wert der vorherrschenden unabhängigen verän-
derlichen Auswirkung EQk, 1 wie folgt bestimmt werden:
(1 # w0, 1) " EQk, 1 ¼ Max. oder Min. {(1 # w0,i) " EQk, i}

329
Lastannahmen, Einwirkungen

Häufige Kombination
-P P +
Ed ¼ E Gk, j „þ“ Pk „þ“ w1,1 " Qk, 1 „þ“ w2, i " Qk, i
j11 i>1

Die häufige Kombination wird i. d. R. für umkehrbare Auswirkungen am Tragwerk


verwendet.
Bei linear elastischer Berechnung des Tragwerks dürfen die Bemessungswerte der
Auswirkungen der Einwirkungen wie folgt berechnet werden:
P P
Ed, frequ ¼ EGk, j þ EPk þ w1,1 " EQk, 1 þ w2, i " EQk, i
j11 i >1

Dabei kann der charakteristische Wert der vorherrschenden unabhängigen verän-


derlichen Auswirkung EQk,1 wie folgt bestimmt werden:
(w1,1 # w2,1) " EQk, 1 ¼ Max. oder Min. {(w1, i – w2, i) " EQk, i}

Quasi-ständige Kombination
-P P +
Ed ¼ E Gk, j „þ“ Pk „þ“ w2, i " Qk, i
j 11 i 11

Die quasi-ständige Kombination wird i. d. R. für Langzeitauswirkungen, z. B. für das


Erscheinungsbild des Bauwerks, verwendet.
Bei linear elastischer Berechnung des Tragwerks dürfen die Bemessungswerte der
Auswirkungen der Einwirkungen wie folgt berechnet werden:
P P
Ed, perm ¼ EGk, j þ EPk þ w2, i " EQk, i
j 11 i 11

2 Eigenlasten von Baustoffen, Bauteilen und Lagerstoffen


nach DIN EN 1991-1-1: 2010-12; DIN EN 1991-1-1/NA: 2010-12
Bei den nachfolgend angeführten Wichten und Flächenlasten handelt es sich um
charakteristische Werte nach DIN EN 1990. Weitere Werte können dem informati-
ven Anhang A der DIN EN 1991-1-1 entnommen werden.

2.1 Wichten und Flächenlasten von Baustoffen und Bauteilen


2.1.1 Beton
Tafel 2-1 Wichten für Beton (Rechenwerte in kN/m3, bei Frischbeton um 1 kN/m3 erhöhen)

Rohdichteklasse (g/cm3)
Betonart
0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0

Leichtbeton 5,0 6,0 7,0 8,0 9,0 10,0 12,0 14,0 16,0 18,0 20,0

Stahlleichtbeton 9,0 11,0 13,0 15,0 17,0 19,0 21,0

Normalbeton 24,0

Stahlbeton 25,0

Schwerbeton >28,0

330
Eigenlasten von Baustoffen, Bauteilen und Lagerstoffen

2.1.2 Mauerwerk
Tafel 2-2 Wichten für Natursteine und Mauerwerk aus Natursteinen
Wichte Wichte
Gegenstand kN/m3 Gegenstand kN/m3
Amphibolit 30,0 Konglomerate 26,0
Basalt 29,0 Porphyr 28,0
Diabas 29,0 Quarzit 27,0
Diorit 29,0 Rhyolith 26,0
Gabbro 29,0 Sandstein 27,0
Gneis 30,0 Schiefer 28,0
Granit 28,0 Serpentin 27,0
Granulit 30,0 Syenit 28,0
Grauwacke 27,0 Trachyt 26,0
Kalkstein, dicht, und Dolomit
einschließlich Marmor 28,0
Travertin 26,0 7
Tuffstein 20,0
und Muschelkalk

Tafel 2-3 Wichten für Mauerwerk aus künstlichen Steinen


Wichte1) Wichte1)
Rohdichteklasse Rohdichteklasse kN/m3
kN/m3
0,35 5,5 0,90 11,0
0,40 6,0 1,0 12,0
0,45 6,5 1,2 14,0
0,50 7,0 1,4 16,0
0,55 7,5 1,6 16,0
0,60 8,0 1,8 18,0
0,65 8,5 2,0 20,0
0,70 9,0 2,2 22,0
0,80 10,0 2,4 24,0
1
) Die Werte schließen den Fugenmörtel und die übliche Feuchte ein. Bei Mauersteinen mit
der Rohdichteklasse <1,4 dürfen bei Verwendung von Leicht- und Dünnbettmörtel die cha-
rakteristischen Werte um 1 kN/m3 vermindert werden.

2.1.3 Bauplatten und Planbauplatten aus unbewehrtem Porenbeton


sowie Dach-, Wand- und Deckenplatten aus bewehrtem Porenbeton
Tafel 2-4 Bauplatten und Planbauplatten aus Tafel 2-5 Dach-, Wand- und Deckenplatten
unbewehrtem Porenbeton aus bewehrtem Porenbeton nach
nach DIN 4166 DIN 4223
Wichte1) Wichte
Zeile Rohdichteklasse Zeile Rohdichteklasse kN/m3
kN/m3
1 0,35 4,5 1 0,40 5,2
2 0,40 5,0 2 0,45 5,7
3 0,45 5,5 3 0,50 6,2
4 0,50 6,0 4 0,55 6,7
5 0,55 6,5 5 0,60 7,2
6 0,60 7,0 6 0,65 7,8
7 0,65 7,5 7 0,70 8,4
8 0,70 8,0 8 0,80 9,5
9 0,80 9,0
1
) Die Werte schließen den Fugenmörtel und
die übliche Feuchte ein. Bei Verwendung
von Leicht- und Dünnbettmörtel dürfen die
charakteristischen Werte um 0,5 kN/m3 ver-
mindert werden.

331
Lastannahmen, Einwirkungen

2.1.4 Wandbauplatten aus Gips und Gipskartonplatten


Tafel 2-6 Flächenlasten für Gips-Wandbauplatten nach DIN EN 12859 und Gipskartonplatten
nach DIN 18180
Gegenstand Rohdichteklasse Flächenlast je cm Dicke kN/m2
Porengips-Wandbauplatten 0,7 0,07
Gips-Wandbauplatten 0,9 0,09
Gipskartonplatten ! 0,09

2.1.5 Putze ohne und mit Putzträgern


Tafel 2-7 Flächenlasten für Putze ohne und mit Putzträgern
Flächenlast
Gegenstand kN/m2
Drahtputz (Rabitzdecken und Verkleidungen), 30 mm Mörteldicke aus
Gipsmörtel 0,50
Kalk-, Gipskalk- oder Gipssandmörtel 0,60
Zementmörtel 0,80
Gipskalkputz
– auf Putzträgern (z. B. Ziegeldrahtgewebe, Streckmetall) bei 30 mm Mörteldicke 0,50
– auf Holzwolleleichtbauplatten mit einer Dicke von 15 mm
und Mörtel mit einer Dicke von 20 mm 0,35
– auf Holzwolleleichtbauplatten mit einer Dicke von 25 mm
und Mörtel mit einer Dicke von 20 mm 0,45
Gipsputz, Dicke 15 mm 0,18
Kalk-, Kalkgips- und Gipssandmörtel, Dicke 20 mm 0,35
Kalkzementmörtel, Dicke 20 mm 0,40
Leichtputz nach DIN 18550-4, Dicke 20 mm 0,30
Putz aus Putz- und Mauerbinder nach DIN 4211, Dicke 20 mm 0,40
Rohrdeckenputz (Gips), Dicke 20 mm 0,30
Wärmedämmputzsystem (WDPS) Dämmputz,
Dicke 20 mm 0,24
Dicke 60 mm 0,32
Dicke 100 mm 0,40
Wärmedämmbekleidung aus Kalkzementputz mit einer Dicke von 20 mm und
Holzwolleleichtbauplatten
Plattendicke 15 mm 0,49
Plattendicke 50 mm 0,60
Plattendicke 100 mm 0,80
Wärmedämmverbundsystem (WDVS) aus 15 mm dickem bewehrtem Oberputz
und Schaumkunststoff nach DIN V 18164-1 und DIN 18164-2 0,30
oder Faserdämmstoff nach DIN V 18165-1 und DIN 18165-2
Zementmörtel, Dicke 20 mm 0,42

2.1.6 Metalle
Tafel 2-8 Metalle
Wichte
Gegenstand kN/m3
Aluminium 27,0
Aluminiumlegierung 28,0
Blei 114,0
Kupfer-Zinn-Legierung 85,0
Gusseisen 72,5
Kupfer 89,0
Magnesium 18,5
Kupfer-Zink-Legierung 85,0
Nickel 89,0
Stahl 78,5
Zink 72,0
Zinn 74,0

332
Eigenlasten von Baustoffen, Bauteilen und Lagerstoffen

2.1.7 Holz und Holzwerkstoffe


Tafel 2-9 Holz und Holzwerkstoffe
Wichte
Gegenstand kN/m3
Holz1)
Nadelholz 5,0
Laubholz
Festigkeitsklasse D 30 bis D 40 7,0
Festigkeitsklasse D 60 9,0
Festigkeitsklasse D 70 11,0
Holzwerkstoffe
Spanplatten nach DIN 68763 6,0
Baufurniersperrholz nach DIN 68705-3 6,0
Baufurniersperrholz nach DIN 68705-5
Holzfaserplatten, Typ HFM nach DIN 68754-1
8,0
7,0
7
Holzfaserplatten, Typ HFH nach DIN 68754-1 10,0
1
) Die Werte für die Wichten von Holz beziehen sich auf einen halbtrockenen Zustand. Zuschlä-
ge für kleine Stahlteile (Verbindungsmittel), Hartholzteile und Anstriche sind enthalten.

2.1.8 Fußboden- und Wandbeläge


Tafel 2-10 Flächenlasten von Fußboden- und Wandbelägen
Flächenlast
Gegenstand je cm Dicke
kN/m2/cm
Asphaltbeton 0,24
Asphaltmastix 0,18
Gussasphalt 0,23
Betonwerksteinplatten, Terrazzo, kunstharzgebundene Werksteinplatten 0,24
Estrich
Calciumsulfatestrich (Anhydritestrich, Natur-, Kunst- und REA1)-Gipsestrich) 0,22
Gipsestrich 0,20
Gussasphaltestrich 0,23
Industrieestrich 0,24
Kunstharzestrich 0,22
Magnesiaestrich nach DIN 272 mit begehbarer Nutzschicht
0,22
bei ein- oder mehrschichtiger Ausführung
Unterschicht bei mehrschichtiger Ausführung 0,12
Zementestrich 0,22
Glasscheiben 0,25
Gummi 0,15
Keramische Wandfliesen (Steingut einschließlich Verlegemörtel) 0,19
Keramische Bodenfliesen (Steinzug und Spaltplatten, einschließlich Verlegemörtel) 0,22
Kunststoff-Fußbodenbelag 0,15
Linoleum 0,13
Natursteinplatten (einschließlich Verlegemörtel) 0,30
Teppichboden 0,03
1
) Rauchgasentschwefelungsanlage

333
Lastannahmen, Einwirkungen

2.1.9 Sperr-, Dämm- und Füllstoffe


Tafel 2-11 Flächenlasten von losen Stoffen Tafel 2-12 Flächenlasten von Platten, Matten
und Bahnen
Flächenlast
Gegenstand je cm Dicke Flächenlast
kN/m2/cm Gegenstand je cm Dicke
kN/m2/cm
Bimskies, geschüttet 0,07
Asphaltplatten 0,22
Blähglimmer, geschüttet 0,02
Holzwolle-Leichtbauplatten
Blähperlit 0,01 nach DIN 1101
Plattendicke 2 100 mm 0,06
Blähschiefer und Blähton, Plattendicke > 100 mm 0,04
geschüttet 0,15
Kieselgurplatten 0,03
Faserdämmstoffe nach
Korkschrotplatten aus imprä-
DIN V 18165-1 und DIN 18165-2
0,01 gniertem Kork nach DIN 18161-1, 0,02
(z. B. Glas-, Schlacken-,
bitumiert
Steinfaser)
Mehrschicht-Leichtbauplatten
Faserstoffe, bituminiert, als nach DIN 1102, unabhängig von
Schüttung 0,02
der Dicke
Gummischnitzel 0,03 Zweischichtplatten 0,05
Dreischichtplatten 0,09
Hanfscheben, bituminiert 0,02 Korkschrotplatten aus Backkork
nach DIN 18161-1 0,01
Hochofenschaumschlacke (Hüt-
tenbims), Steinkohlenschlacke, 0,14 Perliteplatten 0,02
Koksasche
Polyurethan-Ortschaum nach
Hochofenschlackensand 0,10 DIN 18159-1 0,01

Kieselgur 0,03 Schaumglas (Rohdichte 0,07 g/


cm3) in Dicken von 4 cm bis 6 cm
Korkschrot, geschüttet 0,02 mit Pappekaschierung und 0,02
Verklebung
Magnesia, gebrannt 0,10
Schaumkunststoffplatten nach
Schaumkunststoffe 0,01 DIN V 18164-1 und DIN 18164-2 0,004

2.1.10 Dachdeckungen
Die Rechenwerte gelten für 1 m2 Dachfläche ohne Sparren, Pfetten und Dachbinder.

Tafel 2-13 Flächenlasten für Deckungen aus Dachziegeln, Dachsteinen und Glasdeckstoffen
Gegenstand Flächenlasten1 Þ kN/m2
Dachsteine aus Beton mit mehrfacher Fußverrippung
und hochliegendem Längsfalz
bis 10 Stück/m2 0,50
über 10 Stück/m2 0,55
Dachsteine aus Beton mit mehrfacher Fußverrippung
und tiefliegendem Längsfalz
bis 10 Stück/m2 0,60
über 10 Stück/m2 0,65
Biberschwanzziegel 155 m + 375 mm und 180 mm + 380 mm und ebene Dachsteine
aus Beton im Biberformat
Spießdach (einschließlich Schindeln) 0,60
Doppeldach und Kronendach 0,75
Falzziegel, Reformpfannen, Falzpfannen, Flachdachpfannen 0,55
Fortsetzung s. nächste Seite

334
Eigenlasten von Baustoffen, Bauteilen und Lagerstoffen
Tafel 2-13 Fortsetzung
Gegenstand Flächenlasten1 ) kN/m2
bei gleicher Dach-
Glasdeckstoffe deckungsart wie in vor-
angegangenen Zeilen
Großformatige Pfannen bis 10 Stück/m2 0,50
Kleinformatige Biberschwanzziegel und Sonderformate (Kirchen-,
Turmbiber usw.) 0,95
Krempziegel, Hohlpfannen 0,45
Krempziegel, Hohlpfannen in Pappdocken verlegt 0,55
Mönch- und Nonnenziegel (mit Vermörtelung) 0,90
Strangfalzziegel 0,60
1) Die Flächenlasten gelten, soweit nicht anders angegeben, ohne Vermörtelung, aber ein-
schließlich der Lattung. Bei einer Vermörtelung sind 0,1 kN/m2 zuzuschlagen. 7
Tafel 2-14 Flächenlasten von Schieferdeckung
Gegenstand Flächenlasten kN/m2
Altdeutsche Schieferdeckung und Schablonendeckung
auf 24 mm Schalung, einschließlich Vordeckung und Schalung
in Einfachdeckung 0,50
in Doppeldeckung 0,60
Schablonendeckung auf Lattung, einschließlich Lattung 0,45

Tafel 2-15 Flächenlasten von Faserzement-Dachplatten nach DIN EN 494


Gegenstand Flächenlast kN/m2
Deutsche Deckung auf 24 mm Schalung, einschließlich Vordeckung
und Schalung 0,40

Doppeldeckung auf Lattung, einschließlich Lattung 0,381)


Waagerechte Deckung auf Lattung, einschließlich Lattung 0,251)
1
) Bei Verlegung auf Schalung sind 0,1 kN/m2 zu addieren.

Tafel 2-16 Flächenlasten von Faserzement-Wellplatten nach DIN EN 494


Gegenstand Flächenlast kN/m2
Faserzement-Kurzwellplatten 0,241)
Faserzement-Wellplatten 0,201)
1
) Ohne Pfetten, jedoch einschließlich Befestigungsmaterial

Tafel 2-17 Flächenlasten von Metalldeckungen


Gegenstand Flächenlast kN/m2
Aluminiumblechdach (Aluminium 0,7 mm dick, einschließlich 24 mm
Schalung) 0,25

Aluminiumblechdach aus Well-, Trapez- und Klemmrippenprofilen 0,05


Doppelstehfalzdach aus Titanzink oder Kupfer, 0,7 mm dick,
einschließlich Vordeckung und 24 mm Schalung 0,35

Stahlpfannendach (verzinkte Pfannenbleche)


einschließlich Lattung 0,15
einschließlich Vordeckung und 24 mm Schalung 0,30
Stahlblechdach aus Trapezprofilen — 1)
Wellblechdach (verzinkte Stahlbleche,
einschließlich Befestigungsmaterial) 0,25

1
) Nach Angabe des Herstellers.

335
Lastannahmen, Einwirkungen

Tafel 2-18 Flächenlasten von sonstigen Deckungen


Gegenstand Flächenlast kN/m2
Deckung mit Kunststoffwellplatten (Profilformen nach DIN EN 494),
ohne Pfetten, einschließlich Befestigungsmaterial
aus faserverstärkten Polyesterharzen (Rohdichte 1,4 g/cm3),
Plattendicke 1 mm 0,03
wie vor, jedoch mit Deckkappen 0,06
aus glasartigem Kunststoff (Rohdichte 1,2 g/cm3),
Plattendicke 3 mm 0,08

PVC-beschichtetes Polyestergewebe, ohne Tragwerk


Typ I (Reißfestigkeit 3,0 kN/5 cm Breite) 0,0075
Typ II (Reißfestigkeit 4,7 kN/5 cm Breite) 0,0085
Typ III (Reißfestigkeit 6,0 kN/5 cm Breite) 0,01
Rohr- oder Strohdach, einschließlich Lattung 0,70
Schindeldach, einschließlich Lattung 0,25
Sprossenlose Verglasung
Profilbauglas, einschalig 0,27
Profilbauglas, zweischalig 0,54
Zeltleinwand, ohne Tragwerk 0,03

Tafel 2-19 Flächenlasten von Dach- und Bauwerksabdichtungen mit Bitumen- und Kunststoff-
bahnen sowie Elastomerbahnen
Gegenstand Flächenlast kN/m2
Bahnen im Lieferzustand
Bitumen- und Polymerbitumen-Dachdichtungsbahn nach DIN 52130
und DIN 52132 0,04

Bitumen- und Polymerbitumen-Schweißbahn nach DIN 52131 und


DIN 52133 0,07

Bitumen-Dichtungsbahn mit Metallbandeinlage nach DIN 18190-4 0,03


Nackte Bitumenbahn nach DIN 52129 0,01
Glasvlies-Bitumen-Dachbahn nach DIN 52143 0,03
Kunststoffbahnen, 1,5 mm Dicke 0,02
Bahnen in verlegtem Zustand
Bitumen- und Polymerbitumen-Dachdichtungsbahn nach DIN 52130
und DIN 52132, einschließlich Klebemasse bzw. Bitumen- und Poly- 0,07
merbitumen-Schweißbahn nach DIN 52131 und DIN 52133, je Lage
Bitumen-Dichtungsbahn nach DIN 18190-4, einschließlich Klebe-
masse, je Lage 0,06

Nackte Bitumenbahn nach DIN 52129, einschließlich Klebemasse,


je Lage 0,04

Glasvlies-Bitumen-Dachbahn nach DIN 52143, einschließlich Klebe-


masse, je Lage 0,05

Dampfsperre, einschließlich Klebemasse bzw. Schweißbahn, je Lage 0,07


Ausgleichsschicht, lose verlegt 0,03
Dachabdichtungen und Bauwerksabdichtungen aus Kunststoffbahnen,
lose verlegt, je Lage 0,02

Schwerer Oberflächenschutz auf Dachabdichtungen


Kiesschüttung, Dicke 5 cm 1,0

336
Eigenlasten von Baustoffen, Bauteilen und Lagerstoffen

2.2 Lagerstoffe
2.2.1 Baustoffe als Lagerstoffe
Tafel 2-20 Wichten und Böschungswinkel für Baustoffe als Lagerstoffe
Wichte Böschungs-
Gegenstand
kN/m3 winkel1)
Betonit
lose 8,0 40,
gerüttelt 11,0 —
Blähton, Blähschiefer 15,02) 30,
Braunkohlenfilterasche 15,0 20,
Flugasche 10,0 25,
Gips, gemahlen 15,0 25,
Glas, in Tafeln 25,0 — 7
Drahtglas 26,0 —
Acrylglas 12,0 —
Hochofenstückschlacke (Körnungen und Mineralstoffgemische) 17,0 40,
Hochofenschlacke, granuliert (Hüttensand) 13,0 30,
Hüttenbims, Naturbims 9,0 35,
Kalk, gebrannt,
in Stücken 13,0 45,
gemahlen 13,0 25,
gelöscht 6,0 25,
Kalk 13,0 0,
Kalksteinmehl 16,0 27,
Kesselasche 13,0 30,
Koksasche 7,5 25,
Kies und Sand, trocken oder erdfeucht; bei nasser Schüttung (nicht
unter Wasser) Erhöhung um 2 kN/m3 18,0 35,
Kunststoffe; Polyethylen, Polystyrol als Granulat 6,5 30,
Polyvinylchlorid als Pulver 6,0 40,
Polyesterharze 12,0 —
Leimharze 13,0 —
Magnesit (kaustisch gebrannte Magnesia), gemahlen 12,0 25,
Stahlwerkschlacke (Körnungen und Mineralstoffgemische) 22,0 40,
Schaumlava, gebrochen, erdfeucht 10,0 35,
Trass, gemahlen, lose geschüttet 15,0 25,
Zement, gemahlen, lose geschüttet 16,0 28,
Zementklinker 18,0 26,
Ziegelsand, Ziegelsplitt und Ziegelschotter, erdfeucht 15,0 35,
1
) Die Böschungswinkel gelten für lose Schüttung. Für Lagerung in Silos siehe E DIN 1055-6.
2
) Höchstwert, der in der Regel unterschritten wird.

2.2.2 Gewerbliche und industrielle Lagerstoffe


Tafel 2-21 Wichten und Böschungswinkel von gewerblichen und industriellen Lagerstoffen
Wichte Böschungs-
Gegenstand
kN/m3 winkel
Aktenregale und -schränke, gefüllt 6,0 —
Akten und Bücher, geschichtet 8,5 —
Bitumen 14,0 —
Fortsetzung s. nächste Seite

337
Lastannahmen, Einwirkungen
Tafel 2-21 Fortsetzung
Wichte Böschungs-
Gegenstand
kN/m3 winkel
Eis, in Stücken 9,0 —
Eisenerz
Raseneisenerz 14,0 40,
Brasilerz 39,0 40,
Fasern, Zellulose, in Ballen gepresst 12,0 0,
Faulschlamm
bis 30 % Volumenanteil an Wasser 12,5 20,
über 50 % Volumenanteil an Wasser 11,0 0,
Fischmehl 8,0 45,
Holzspäne, lose geschüttet 2,0 45,
Holzmehl
in Säcken, trocken 3,0 —
lose, trocken 2,5 45,
lose, nass 5,0 45,
Holzwolle
lose 1,5 45,
gepresst 4,5 —
Karbid in Stücken 9,0 30,
Kleider und Stoffe, gebündelt oder in Ballen 11,0 —
Kork, gepresst 3,0 —
Leder, Häute und Felle, geschichtet oder in Ballen 10,0 —
Linoleum nach DIN EN 548, in Rollen 13,0 —
Papier
geschichtet 11,0 —
in Rollen 15,0 —
Porzellan oder Steingut, gestapelt 11,0 —
PVC-Beläge nach DIN EN 649, in Rollen 15,0 —
Soda
geglüht 25,0 45,
kristallin 15,0 40,
Steinsalz
gebrochen 22,0 45,
gemahlen 12,0 40,
Wolle, Baumwolle, gepresst, luftgetrocknet 13,0 —

Tafel 2-22 Wichten von Flüssigkeiten


Wichte
Gegenstand
kN/m3
Alkohol und Ether 8,0
Anilin 10,0
Benzin 8,0
Benzol 9,0
Bier 10,0
Erdöl, Dieselöl, Heizöl 10,0
Faulschlamm mit über 50 % Volumenanteil an Wasser 11,0
(siehe auch Tafel 2-21)
Glycerin 12,5
Milch 10,0
Fortsetzung s. nächste Seite

338
Eigenlasten von Baustoffen, Bauteilen und Lagerstoffen
Tafel 2-22 Fortsetzung
Wichte
Gegenstand
kN/m3
"le, pflanzliche und tierische 10,0
Petroleum 8,0
Salpetersäure, 91 % Massenanteil 15,0
Salzsäure 40 % Massenanteil 12,0
Schwefelsäure
30 % (Massenanteil) 14,0
rauchend 19,0
Wasser 10.0
Wein 10,0 7
Tafel 2-23 Wichten und Böschungswinkel von Brennstoffen
Wichte Böschungs-
Gegenstand
kN/m3 winkel
Braunkohle
trocken 8,0 35,
erdfeucht 10,0 40,
Braunkohlenbriketts
geschüttet 8,0 40,
gestapelt 10,0 —
Braunkohlenstaub 5,5 40,
Braunkohlenfeinkoks 4,5 42,
Braunkohlenfeinstkoks 5,5 36,
Braunkohlenkoksstaub 5,5 40,
Brennholz 4,0 45,
Holzkohle
lufterfüllt 4,0 —
luftfrei 15,0 —
Steinkohle
Koks, je nach Sorte 4,2 bis 5,8 35, bis 45,
Steinkohle als Rohkohle, grubenfeucht 10,0 35,
Steinkohle als Staubkohle 6,0 45,
Eierbriketts und alle andere Arten Steinkohle 8,5 35,
Mittelgut im Zechenbetrieb 12,5 35,
Waschberge im Zechenbetrieb 14,0 35,
Torf 1 )
Schwarztorf, getrocknet
festgepackt 5,0 —
lose geschüttelt 3,0 45,
1
) für die Landwirtschaft siehe Tafel 2-24

Tafel 2-24 Wichten und Böschungswinkel von landwirtschaftlichen Schütt- und Stapelgütern
Wichte Böschungs-
Gegenstand
kN/m3 winkel
Anwelksilage 5,5 0,
Feuchtsilage (Maiskörner) 16,0 0,
Flachs, gestapelt oder in Ballen gepresst 3,0 —
Fortsetzung s. nächste Seite

339
Lastannahmen, Einwirkungen
Tafel 2-24 Fortsetzung

Wichte Böschungs-
Gegenstand
kN/m3 winkel
Grünfutter, lose gelagert 4,0 —
Halmfuttersilage, nass 11,0 0,
Heu
lang und lose oder in niederdruckgepressten Ballen 0,9 —
oder lang gehäckselt (über 11,5 cm)*)
lang in hochdruckgepressten Ballen oder kurz gehäckselt 1,4 —
wie*), jedoch drahtgebunden 1,7 —
Hopfen
in Säcken 1,7 —
in zylindrischen Hopfenbüchsen 4,7 —
gepresst oder in Tuch eingenäht 2,9 —
Kartoffeln, Futter-, Mohr- und Zuckerrüben (lose geschüttelt) 7,6 30,
Kartoffelsilage 10,0 0,
Körner
Braugerste 8,0 30,
Hafer, Weizen, Roggen, Gerste 9,0 30,
Hanfsamen 5,0 30,
Hülsenfrüchte 8,5 25,
Mais 8,0 28,
"lfrüchte, Lieschgras bespelzt 6,5 25,
Reis 8,0 33,
Zuckerrüben- u. Grassamen 3,0 30,
Kraftfutter
Getreide- und Malzschrot 4,0 45,
Grünfutterbriketts Durchmesser 50 mm bis 80 mm 4,5 50,
Grünfuttercops Durchmesser 15 mm bis 30 mm 6,0 45,
Grünmehlpellets Durchmesser 4 mm bis 8 mm 7,5 45,
Grünmehl- und Kartoffelflocken 1,5 45,
Kleie und Troblako 3,0 45,
"lkuchen 10,0 —
"lschrot und Kraftfuttergemische 5,5 45,
Malz 5,5 20,
Sojabohnen 8,0 23,
Spreu 1,0 —
Stroh
lang und lose oder in Mähdrescherballen 0,7 —
in Niederdruckballen oder kurz gehäckselt (bis 5 cm) 0,8 —
in Hochdruckballen, garngebunden 1,1 —
in Hochdruckballen, drahtgebunden 2,7 —
Tabak, gebündelt oder in Ballen 5,0 —
Torf1 ), lufttrocken
geschüttet 1,0 —
eingerüttelt 1,5 —
gepresst, in Ballen 3,0 —
Zuckerrüben
Nassschnitzel 10,0 0,
Trockenschnitzel 3,0 45,
1
) als Brennstoff siehe Tafel 2-23

340
Eigenlasten von Baustoffen, Bauteilen und Lagerstoffen
Tafel 2-25 Wichten und Böschungswinkel von Düngemitteln

Wichte Böschungs-
Gegenstand
kN/m3 winkel

Gülle, Jauche, Schwemmmist 10,0 0,

Harnstoffe 8,0 24,

Kalimagnesia 13,0 20,

Kalisulfat 16,0 28,

Kaliumchlorid 12,0 28,

N-Einzeldünger 11,0 25,

NK-Dünger 10,0 28, 7


NP-Dünger 11,5 25,

NPK-Düngemittel 12,0 25,

P-Dünger (ohne Thomasphosphat) 14,0 25,

PK-Dünger 13,0 25,

Stapelmist 10,0 45,

Thomasphosphat 22,0 25,

Tafel 2-26 Wichten und Böschungswinkel von Nahrungsmitteln

Wichte1 ) Böschungs-
Gegenstand
kN/m3 winkel

Butter, verpackt, in Kartons 8,0 —

Fische in Kisten 8,0 —

Gefrierfleisch 7,0 —

Getränke in Flaschen
gestapelt und in Kisten 9,0 —
in Kästen 6,0 —

Kaffee in Säcken 7,0 —

Kakao in Säcken 6,0 —

Konserven aller Art 8,0 —

Mehl
abgepackt in Tüten auf Paletten und in Säcken 5,0 —
lose (geschüttet) 6,0 25,

Obst
geschüttet 7,0 25,
in Kisten 4,0 —

Zucker
fest und abgepackt in Tüten auf Paletten und in Säcken 16,0 —
lose (geschüttet) 10,0 35,
1
) durch feste Einbauten begrenzte Verkehrswege dürfen besonders berücksichtigt werden

341
Lastannahmen, Einwirkungen

3 Nutzlasten für Hochbauten nach DIN EN 1991-1-1: 2010-12;


DIN EN 1991-1-1/NA: 2010-12
3.1 Allgemeines
Eigenlast ist die Summe der in der Regel ständig vorhandenen unveränderlichen
Einwirkungen, also das Gewicht der tragenden oder stützenden Bauteile und der
unveränderlichen, von den tragenden Bauteilen dauernd aufzunehmenden Lasten
(z. B. Auffüllungen, Fußbodenbeläge, Putz und dgl.).
Nutzlast ist die veränderliche oder bewegliche Einwirkung auf das Bauteil (z. B. Per-
sonen, Einrichtungsstücke, unbelastete leichte Trennwände, Lagerstoffe, Maschi-
nen, Fahrzeuge).
Als „vorwiegend ruhend“ gelten statische Einwirkungen und solche nicht ruhenden
Einwirkungen, die für die Tragwerksplanung als ruhende Einwirkung betrachtet
werden dürfen. Das sind alle Nutzlasten mit Ausnahme der weiter unten ausdrück-
lich als „nicht vorwiegend ruhend“ definierten Einwirkungen. Insbesondere gelten
die Nutzlasten in Werkstätten und Fabriken als vorwiegend ruhend, soweit nicht im
Einzelfall stoßende oder sehr häufig sich wiederholende Lasten wirken.
Als „nicht vorwiegend ruhend“ gelten stoßende und sich häufig wiederholende
Lasten, z. B. aus Betrieb mit Gegengewichtsstaplern, aus Fahrzeuglasten nach
DIN 1072 oder aus Hubschrauberlasten.
Anpralllasten von Fahrzeugen oder außergewöhnliche Lasten aus Maschinenbe-
trieb sind EN 1991-1-7 zu entnehmen. Nutzlasten von Brücken werden in Abschnitt 8
behandelt.

3.2 Abgrenzung von Eigen- und Nutzlast, Trennwandzuschlag


Die charakteristischen Werte der Eigenlasten des Tragwerks und von nicht tragen-
den Teilen des Bauwerks sind aus den Wichten bzw. Flächenlasten der Baustoffe
nach DIN EN 1991-1-1 zu ermitteln (vgl. Abschnitt 2).
Die Eigenlasten von z. B. losen Kies- und Bodenschüttungen auf Dächern oder De-
cken sind veränderliche Einwirkungen. Dies gilt insbesondere dann, wenn diese
Einwirkungen z. B. infolge von Reparaturarbeiten vorübergehend entfernt werden
können, und wenn sie sich auf die Standsicherheit des Bauwerks oder einzelner
Teile des Tragwerks auswirken können.
Statt eines genauen Nachweises darf der Einfluss leichter unbelasteter Trennwände bis
zu einer Höchstlast von 5 kN/m Wandlänge durch einen gleichmäßig verteilten Zuschlag
zur Nutzlast (Trennwandzuschlag) berücksichtigt werden. Ausgenommen sind Wände,
die parallel zu den Balken von Decken ohne ausreichende Querverteilung stehen.
Als Zuschlag zur Nutzlast ist bei Wänden, die einschließlich des Putzes höchstens
eine Last von 3 kN/m Wandlänge erbringen, mindestens 0,8 kN/m2, bei Wänden,
die mehr als eine Last von 3 kN/m und von höchstens 5 kN/m Wandlänge erbrin-
gen, mindestens 1,2 kN/m2 anzusetzen. Bei Nutzlasten von 5 kN/m2 und mehr ist
dieser Zuschlag nicht erforderlich.
Lasten infolge beweglicher Trennwände müssen als Nutzlast behandelt werden.

3.3 Bekanntgabe zulässiger Nutzlasten


In Gebäuden und baulichen Anlagen, die in Kategorie E1 eingeordnet werden, ist in
jedem Raum die nach Tafel 3-1 bzw. Tafel 3-4 angenommene Nutzlast anzugeben.
Bei Decken, die von Personenfahrzeugen oder von Gabelstaplern befahren werden,
ist an den Einfahrten der Räume die zulässige Gesamtlast nach Tafel 3-3 bzw. Tafel
3-4 anzugeben.
An den Zufahrten von Decken, die von schwereren Fahrzeugen (z. B. solche nach
Abschnitt 3.5.4) befahren werden, ist die zulässige Gesamtlast des Fahrzeugs der
entsprechenden Brückenklasse nach DIN 1072 anzugeben.

342
Nutzlasten f"r Hochbauten

3.4 Lotrechte vorwiegend ruhende Nutzlasten


3.4.1 Gleichmäßig verteilte Nutzlasten und Einzellasten für Decken,
Balkone und Treppen
Die charakteristischen Werte gleichmäßig verteilter Nutzlasten für Decken, Treppen
und Balkone sind in Tafel 3-1 enthalten.
Alle Lasten dieser Tafel 3-1 gelten als vorwiegend ruhende Lasten. Tragwerke, die
durch Menschen zu Schwingungen angeregt werden können, sind gegen die auf-
tretenden Resonanzeffekte auszulegen.
Falls der Nachweis der örtlichen Mindesttragfähigkeit erforderlich ist (z. B. bei Bau-
teilen ohne ausreichende Querverteilung der Lasten), so ist er mit den charakteristi-
schen Werten für die Einzellast Qk nach Tafel 3-1 ohne !berlagerung mit der Flä-
chenlast qk zu führen. Die Aufstandsfläche für Qk umfasst ein Quadrat mit einer
Seitenlänge von 5 cm. 7

Tafel 3-1 Lotrechte Nutzlasten für Decken, Treppen und Balkone


qk Qk
Kategorie Nutzung Beispiele
kN/m2 kN
Für Wohnzwecke nicht geeigneter, aber zugäng-
A1 Spitzböden licher Dachraum bis 1,80 m lichter Höhe. 1,0 1,0
Räume mit ausreichender Querverteilung der
Lasten. Räume und Flure in Wohngebäuden,
A A2 Bettenräume in Krankenhäusern, Hotelzimmer 1,5 —
Wohn- und
Aufenthaltsräume einschl. zugehöriger Küchen und Bäder.
wie A2, aber ohne ausreichende Querverteilung
A3 der Lasten. 2,03) 1,0
Flure in Bürogebäuden, Büroflächen, Arztpraxen
B1 ohne schweres Gerät, Stationsräume, Aufent- 2,0 2,0
haltsräume einschl. der Flure, Kleinviehställe.
Büroflächen,
B Arbeitsflächen, Flure in Krankenhäusern, Hotels, Altenheimen,
B2 Flure Internaten usw.; Küchen u. Behandlungsräume in 3,0 3,0
Krankenhäusern einschl. Operationsräume ohne
schweres Gerät; Kellerräume in Wohngebäuden.
B3 wie B1 und B2, jedoch mit schwerem Gerät 5,0 4,0
Flächen mit Tischen; z. B. Kindertagesstätten, Kin-
C1 derkrippen, Schulräume, Cafés, Restaurants, Spei- 3,0 4,0
sesäle, Lesesäle, Empfangsräume, Lehrerzimmer.
Räume, Flächen mit fester Bestuhlung; z. B. Flächen in
C2 Versammlungs- Kirchen, Theatern oder Kinos, Kongresssäle, 4,0 4,0
räume und Hörsäle, Versammlungsräume, Wartesäle
Flächen, die der
Ansammlung von Frei begehbare Flächen; z. B. Museumsflächen,
Personen dienen Ausstellungsflächen usw. und Eingangsbereiche
C C3 in öffentlichen Gebäuden und Hotels, nicht be- 5,0 4,0
können (mit Aus-
nahme von unter fahrbare Hofkellerdecken sowie die zur Nutzungs-
A, B, D und E kategorie C1 bis C3 gehörigen Flure.
C4 festgelegten Sport- und Spielflächen; z. B. Tanzsäle, Sporthal-
Kategorien) len, Gymnastik- und Kraftsporträume, Bühnen. 5,0 7,0

Flächen für große Menschenansammlungen; z. B.


in Gebäuden wie Konzertsälen, Terrassen und
C5 5,0 4,0
Eingangsbereiche sowie Tribünen mit fester
Bestuhlung.
C6 Flächen mit regelmäßiger Nutzung durch erhebli-
che Menschenansammlungen, Tribünen ohne fe- 7,5 10
ste Bestuhlung

Fortsetzung s. nächste Seite

343
Lastannahmen, Einwirkungen
Tafel 3-1 Fortsetzung
qk Qk
Kategorie Nutzung Beispiele
kN/m2 kN
Flächen von Verkaufsräumen bis 50 m2 Grundflä-
D1 2,0 2,0
che in Wohn-, Büro und vergleichbaren Gebäuden.

D Verkaufsräume Flächen in Einzelhandelsgeschäften und Waren-


D2 5,0 4,0
häusern.
Flächen wie D2, jedoch mit erhöhten Einzellasten
D3 5,0 7,0
infolge hoher Lagerregale.
Flächen in Fabriken1) und Werkstätten1) mit leich-
E1.1 5,0 4,0
Fabriken und tem Betrieb und Flächen in Großviehställen
Werkstätten,
Allgemeine Lagerflächen, einschließlich Biblio-
E E1.2 Ställe, Lager- 6,02) 7,0
theken.
räume und Zu-
gänge Flächen in Fabriken1) und Werkstätten1) mit mitt-
E2.1 7,52) 10,0
lerem oder schwerem Betrieb.
Treppen und Treppenpodeste in Wohngebäuden,
3,0 2,0
T1 Bürogebäuden und von Arztpraxen ohne schwe-
res Gerät.
Treppen und
T4)
T2 Treppenpodeste Alle Treppen und Treppenpodeste, die nicht in T1 5,0 2,0
oder T3 eingeordnet werden können.
Zugänge und Treppen von Tribünen ohne feste
T3 7,5 3,0
Sitzplätze, die als Fluchtweg dienen.
Zugänge, Balkone Dachterrassen, Laubengänge, Loggien usw.,
Z4) 4,0 2,0
und #hnliches Balkone, Ausstiegspodeste.
1
) Nutzlasten in Fabriken und Werkstätten gelten als vorwiegend ruhend. Im Einzelfall sind
sich häufig wiederholende Lasten je nach Gegebenheit als nicht vorwiegend ruhende Las-
ten nach Abschnitt 3.5 einzuordnen.
2
) Bei diesen Werten handelt es sich um Mindestwerte. In Fällen, in denen höhere Lasten vor-
herrschen, sind die höheren Lasten anzusetzen.
3
) Für die Weiterleitung der Lasten in Räumen mit Decken ohne ausreichende Querverteilung
auf stützende Bauteile darf der angegebene Wert um 0,5 kN/m2 abgemindert werden.

Wenn konzentrierte Lasten aus Lagerregalen, Hubeinrichtungen, Tresoren usw. zu


erwarten sind, muss die Einzellast für diesen Fall gesondert ermittelt und zusam-
men mit den gleichmäßig verteilten Nutzlasten beim Tragsicherheitsnachweis be-
rücksichtigt werden.
Für die Lastweiterleitung auf sekundäre Tragglieder (Unterzüge, Stützen, Wände,
Gründungen usw.) dürfen die Nutzlasten wie folgt abgemindert werden:
qk0 ¼ aA " qk

Dabei ist
qk die Nutzlast nach Tafel 3-1, wird qk mit einem Trennwandzuschlag nach Ab-
schnitt 3.2 ermittelt, so darf dieser ebenfalls mit abgemindert werden.
qk0 die abgeminderte Nutzlast
aA der Abminderungsbeiwert nach folgenden Gleichungen:

Abminderungsbeiwert aA für die Kategorien A, B und Z


10 <
aA ¼ 0,5 þ 1,0
A

344
Nutzlasten f"r Hochbauten

Abminderungsbeiwert aA für die Kategorien C bis E1.1


10 <
aA ¼ 0,7 þ 1,0
A
Dabei ist
A die Einzugsfläche des sekundären Traggliedes in m2 (siehe hierzu Bilder 3-1 und
3-2). Bei einem mehrfeldrigen statischen System ist die Einzugsfläche für jedes
Feld getrennt zu ermitteln. Vereinfacht dürfen alle Felder mit dem ungünstigsten
Abminderungsfaktor (siehe hierzu Bild 3-3) abgemindert werden.

a2 + a3 a2 + a3 a2 + a3
a3

A1 = xb1 A2 = xb2 A3 = xb3 Mittelfeld


2 2 2

Bild 3-1
7
a2

Lasteinzugsflächen
für die Schnitt-
a1

A1 = 0,4 xa1 xb1 A2 = 0,4 xa1 xb2 A3 = 0,4 xa1 xb3 Randfeld größenermittlung
von Mittel- und
b1 b2 b3 Randfeldern
(hier A2 > A1 > A3 )

Bild 3-2
Lastabminderung mit
feldweise unterschied-
lichen ai -Werten
(hier a3 > a1 > a2 Þ

Bild 3-3
Lastabminderung mit
einheitlichen ai -Werten
(hier vereinfacht amax ¼ a3 )

Wenn für die Bemessung der vertikalen Tragglieder Nutzlasten aus mehreren
Stockwerken maßgebend sind, dürfen die Nutzlasten der Kategorien A bis D, E1.1,
E1.2, E2.1 bis E2.5, T und Z mit einem Faktor an abgemindert werden.
Der Faktor an beträgt für:
Kategorien A bis D, Z: an ¼ 0,7 þ 0,6=n
Kategorien E1.1, E1.2, E2.1 bis E2.5, T: an ¼ 1,0
Dabei ist
n die Anzahl der Geschosse ð> 2Þ oberhalb der belasteten Stützen und Wände mit
der gleichen Nutzungskategorie.
Der Faktor aA darf für ein Bauteil nicht gleichzeitig mit dem Faktor an angesetzt
werden. Es darf aber der günstigere der beiden Werte angesetzt werden.
In mehrgeschossigen Gebäuden ist die Nutzlast aller Geschosse bei der Ermittlung
der Einwirkungskombination insgesamt als eine unabhängige veränderliche Einwir-
kung aufzufassen.
Wenn der charakteristische Wert der Nutzlasten in Kombination mit anderen Ein-
wirkungen durch einen Kombinationsbeiwert w abgemindert wird, darf eine Ab-
minderung mit dem Faktor an nicht angesetzt werden.

3.4.2 Gleichmäßig verteilte Nutzlasten und Einzellasten für Dächer


Die Lasten entsprechend Abschnitt 3.4.2 gelten als vorwiegend ruhende Lasten.

345
Lastannahmen, Einwirkungen

Der charakteristische Wert einer Mannlast auf Dächern ist in Tafel 3-2 angegeben.
Falls der Nachweis der örtlichen Mindesttragfähigkeit erforderlich ist, so ist er mit
den charakteristischen Werten für die Einzellast Qk nach Tafel 3-2 zu führen. Die
Aufstandsfläche für Qk umfasst ein Quadrat mit einer Seitenlänge von 5 cm.
Für Begehungsstege, die Teil eines Fluchtweges sind, ist eine Nutzlast von 3 kN/m2
anzusetzen.
Befahrbare Dächer oder Dächer für Sonderbetrieb sind in den Abschnitten 3.4.3
und 3.5 geregelt.
Eine !berlagerung der Einwirkungen nach Tafel 3-2 mit den Schneelasten ist nicht
erforderlich.
Tafel 3-2 Nutzlasten für Dächer
1 2 3
QK
Kategorie Nutzung
kN
H nicht begehbare Dächer, außer für übliche 1,0
Erhaltungsmaßnahmen, Reparaturen

Bei Dachlatten sind zwei Einzellasten von je 0,5 kN in den äußeren Viertelpunkten
der Stützweite anzunehmen. Für hölzerne Dachlatten mit Querschnittsabmessun-
gen, die sich erfahrungsgemäß bewährt haben, ist bei Sparrenabständen bis etwa
1 m kein Nachweis erforderlich.
Leichte Sprossen dürfen mit einer Einzellast von 0,5 kN in ungünstigster Stellung be-
rechnet werden, wenn die Dächer nur mithilfe von Bohlen und Leitern begehbar sind.

3.4.3 Nutzlasten für Parkhäuser und Flächen mit Fahrzeugverkehr


Die charakteristischen Werte gleichmäßig verteilter Nutzlasten bzw. von Achslasten
für Parkhäuser und Flächen mit Fahrzeugverkehr sind in Tafel 3-3 enthalten.
Die Lasten dieser Tafel 3-3 gelten als vorwiegend ruhende Lasten.

Tafel 3-3 Lotrechte Nutzlasten für Parkhäuser und Flächen mit Fahrzeugverkehr
A2 ) qk 2 " Qk
Kategorie Nutzung
m2 kN/m2 kN
F1 Verkehrs- und Parkflächen 2 20 3,5 20
für leichte Fahrzeuge oder
F2 (Gesamtlast < 30 kN) > 20 2,5 201 )

F3 2 20 5,0 20
Zufahrtsrampen
F4 > 20 3,5 201 )
1
) In den Kategorien F2 und F4 können die Achslast (2 " QK ¼ 20 kN) oder die Radlasten
(QK ¼ 10 kN) für den Nachweis örtlicher Beanspruchungen (z. B. Querkraft am Auflager oder
Durchstanzen unter einer Radlast) maßgebend werden.
2
) Für einachsig gespannte Platten wird die Lasteinzugsfläche A als Produkt der Stützweite
und der mitwirkenden Plattenbreite bm für die Achslast ð2 " Qk ) bestimmt. Die mitwirkende
Plattenbreite bm darf mit geeigneten Hilfsmitteln berechnet werden, z. B. nach Heft 240 des
DAfStb. Für Bauteile, die die Lasten weiterleiten (z. B. Unterzüge, Stützen) wird die Lastein-
zugsfläche nach Bild 3-1 bestimmt.

Bei Anwendung der Achslast gilt Bild 3-4.


Die Flächenlast oder die Achslast ð2 " Qk Þ ist alternativ anzusetzen, wobei die Flächen-
last qk in Abhängigkeit von der Lasteinzugsfläche A nach Tafel 3-3 zu staffeln ist.

346
Nutzlasten f"r Hochbauten

Bild 3-4 Maße für die Anwendung von Achslasten

Die Zufahrten zu Flächen, die für die Kategorie F bemessen sind, müssen durch Vor-
richtungen begrenzt werden, die die Durchfahrt schwererer Fahrzeuge verhindern.

3.5 Gleichmäßig verteilte Nutzlasten und Einzellasten


bei nicht vorwiegend ruhenden Einwirkungen
3.5.1 Allgemeines
Die gleichmäßig verteilten Nutzlasten qk nach Tafel 3-4 und Tafel 3-6 sind ohne
7
Schwingbeiwert anzusetzen.
Die Einzellasten Qk nach Tafel 3-4 und Tafel 3-6 sind mit den Schwingbeiwerten j
(nach Abschnitt 3.5.2) zu vervielfachen.

3.5.2 Schwingbeiwerte
Der Schwingbeiwert beträgt j ¼ 1,4, sofern kein genauerer Nachweis geführt wird.
Für überschüttete Bauwerke ist j ¼ 1,4 ! 0,1 " hü > 1,0
Dabei ist
hü die !berschüttungshöhe, in m.
Der Schwingbeiwert j für Flächen nach Abschnitt 3.5.4 ist in DIN 1072 enthalten
(vgl. Abschnitt 7).

3.5.3 Flächen für Betrieb mit Gabelstaplern


Lagerflächen und Flächen für industrielle Nutzung sind zunächst in die Kategorien
E1.1, E1.2, E2.1 gemäß Tafel 3-1 unterteilt. Darüber hinaus werden die Kategorien
E2.2 bis E2.5 im Falle einer Nutzung mit Gabelstaplern unterschieden (Tafel 3-4).
Lagerflächen, auf denen Gabelstapler eingesetzt werden, sind je nach den Betriebs-
verhältnissen für einen Gabelstapler in ungünstigster Stellung mit den in Betracht
kommenden Einzellasten Qk und ringsherum für eine gleichmäßig verteilte Nutzlast
qk nach Tafel 3-4 bemessen; dabei werden die Gabelstaplerklassen FL1 bis FL6 defi-
niert (Tafel 3-5).

Tafel 3-4 Nutzlasten auf Lagerflächen mit Gabelstaplern


Nutzlast
Nutzungskategorien Gabelstaplerklasse Zulässige Gesamtlast1)
2 " Qk qk
kN
kN kN/m2
E2.2 FL1 31 26 12,5
E2.3 FL2 46 40 15,0
E2.4 FL3 69 63 17,5
FL4 100 90 20,0
E2.5 FL5 150 140 20,0
FL6 190 170 20,0
1
) Summe aus Eigengewicht (netto) und Hublasten gemäß Tafel 3-5

347
Lastannahmen, Einwirkungen
Tafel 3-5 Abmessungen von Gabelstaplern nach FL-Klassen

Gabelstapler- a b l Eigen- Hublasten


klasse m m m gewicht kN
(Netto)
kN

FL1 0,85 1,00 2,60 21 10

FL2 0,95 1,10 3,00 31 15

FL3 1,00 1,20 3,30 44 25

FL4 1,20 1,40 4,00 60 40

FL5 1,50 1,90 4,60 90 60

FL6 1,80 2,30 5,10 110 80

Die Gleichlast qk ist außerdem in ungünstiger Zu- Bild 3-5


sammenwirkung — feldweise veränderlich — an- Abmessungen von
zusetzen, sofern die Nutzung als Lagerfläche nicht Gabelstaplern
ungünstiger ist.
Muss damit gerechnet werden, dass Decken sowohl von Gabelstaplern als auch
von Fahrzeugen der Kategorie F oder von Fahrzeugen nach Abschnitt 3.5.4 befah-
ren werden, so ist die ungünstiger wirkende Nutzlast anzusetzen.

3.5.4 Flächen für Fahrzeugverkehr auf Hofkellerdecken und planmäßig


befahrene Deckenflächen
Hofkellerdecken und andere Decken, die planmäßig von Fahrzeugen befahren wer-
den, sind für die Lasten der Brückenklassen 6/6 bis 30/30 nach DIN 1072 (vgl. Ab-
schnitt 7) zu berechnen.
Hofkellerdecken, die nur im Brandfall von Feuerwehrfahrzeugen befahren werden,
sind für die Brückenklasse 16/16 nach DIN 1072 zu berechnen. Dabei ist jedoch nur
ein Einzelfahrzeug in ungünstigster Stellung anzusetzen; auf den umliegenden Flä-
chen ist die gleichmäßig verteilte Last der Hauptspur in Rechnung zu stellen. Der
nach DIN 1072 geforderte Nachweis für eine einzelne Achslast von 110 kN darf entfal-
len. Die Nutzlast darf als vorwiegend ruhend eingestuft werden.

3.5.5 Flächen für Hubschrauberlandeplätze


Für Hubschrauberlandeplätze auf Decken sind entsprechend den zulässigen Abflug-
gewichten der Hubschrauber die Regelbelastungen der Tafel 3-6 zu entnehmen.
Außerdem sind die Bauteile auch für eine gleichmäßig verteilte Nutzlast von
5 kN m2 mit Volllast der einzelnen Felder in ungünstigster Zusammenwirkung —
feldweise veränderlich — zu berechnen. Der ungünstigste Wert ist maßgebend.

Tafel 3-6 Hubschrauber-Regellasten auf Dachflächen der Kategorie K


Seitenlängen einer
Zulässiges Abflug- Hubschrauber-
Kategorie quadratischen
gewicht Regellast Qk
Aufstandsfläche
t kN
cm
HC1 3 30 20
HC 1) HC2 6 60 30
HC3 12 120 30
1
) Die Einwirkungen sind wie diejenigen der Kategorie G zu kombinieren.

348
Windlasten

3.6 Horizontale Nutzlasten


3.6.1 Horizontale Lasten auf Zwischenwände und Absturzsicherungen
Die charakteristischen Werte gleichmäßig verteilter horizontaler Nutzlasten, die in
Höhe von bis zu 1,2 m wirken, sind in Tafel 3-7 enthalten.

Tafel 3-7 Horizontale Lasten auf Zwischenwände und Absturzsicherungen


Spalte 1 2
Horizontale
Zeile Belastete Fläche nach Kategorie
Nutzlast qk kN/m
1 A, B1, H, F1 bis F42 ), T1, Z1 ) 0,5
3 3 3 1
B2, B3, C1 bis C4, D, E1.1 ), E1.2 ), E2.1 bis E2.5 ), Z ), FL1 bis 1,0
2
FL62), HC, K, T2 7
3 C5, C6, T3 2,0
1
) Kategorie Z entsprechend der Einstufung in die Gebäudekategorie.
2
) Anprall wird durch konstruktive Maßnahmen ausgeschlossen.
3
) Bei Flächen der Kategorie E1.1, E1.2, E2.1 bis E2.5, die nur zu Kontroll- und Wartungszwek-
ken begangen werden, sind die Lasten in Abstimmung mit dem Bauherrn festzulegen
(> 0,5 kN/m).

Die horizontalen Nutzlasten nach Tafel 3-7 sind in Absturzrichtung in voller Höhe
und in der Gegenrichtung mit 50% (mindestens jedoch 0,5 kN/m) anzusetzen.
Wind- und horizontale Nutzlasten brauchen nicht überlagert zu werden.

3.6.2 Horizontallasten zur Erzielung einer ausreichenden Längs-


und Quersteifigkeit
Neben der vorgeschriebenen Windlast und etwaigen anderen waagerecht wirken-
den Lasten sind zum Erzielen einer ausreichenden Längs- und Quersteifigkeit fol-
gende beliebig gerichtete Horizontallasten zu berücksichtigen:
Für Tribünenbauten und ähnliche Sitz- und Steheinrichtungen ist eine in Fußboden-
höhe angreifende Horizontallast von 1=20 der lotrechten Nutzlast anzusetzen.
Bei Gerüsten ist eine in Schalungshöhe angreifende Horizontallast von 1=100 aller
lotrechten Lasten anzusetzen.
Zur Sicherung gegen Umkippen von Einbauten, die innerhalb von geschlossenen
Bauwerken stehen und keiner Windbeanspruchung unterliegen, ist eine Horizontal-
last von 1=100 der Gesamtlast in Höhe des Schwerpunktes anzusetzen.

4 Windlasten nach DIN EN 1991-1-4: 2010-12; DIN EN 1991-1-4/NA: 2010-12


4.1 Allgemeines; Schwingungsanfälligkeit
DIN EN 1991-1-4 enthält Regeln und Verfahren für die Berechnung der charakteristi-
schen Windlasten auf Hoch- und Ingenieurbauwerke bis zu einer Höhe von 300 m
sowie auf deren einzelne Bauteile und Anbauten. Abgespannte Masten und Fach-
werkmaste sowie Türme werden in DIN EN 1993-3-1 behandelt.
Windlasten werden als veränderliche, freie Einwirkungen eingestuft; die bei der
Bemessung anzusetzenden Windlasten werden als unabhängige Einwirkungen be-
trachtet. Die nach DIN EN 1991-1-4 ermittelten Geschwindigkeitsdrücke sind charak-
teristische Größen (jährliche !berschreitungswahrscheinlichkeit 0,02).

349
Lastannahmen, Einwirkungen

Windlasten müssen sowohl für das gesamte Bauwerk als auch für Teile des Bau-
werks (Bauteile, Fassadenelemente) ermittelt werden. Sind Bauwerke durch massi-
ve Wände und Decken ausreichend ausgesteift, kann i. d. R. auf einen Nachweis
der Gesamtkonstruktion infolge Windbeanspruchung verzichtet werden.
Windlasten werden in DIN EN 1991-1-4 als Winddrücke und Windkräfte erfasst. Da-
bei ist die Windlast unabhängig von der Himmelsrichtung mit dem vollen Rechen-
wert des Geschwindigkeitsdruckes wirkend zu berechnen.
Bei ausreichend steifen, nicht schwingungsanfälligen Tragwerken oder Bauteilen
kann die Windwirkung durch Ansatz einer statischen Ersatzlast, festgelegt auf
Grundlage von Böengeschwindigkeiten, erfasst werden; die zugehörigen Regelun-
gen des vereinfachten Nachweisverfahrens sind nachfolgend dargestellt.
Bei schwingungsanfälligen Konstruktionen wird die in Windrichtung entstehende
Böenwirkung einschließlich böenerregter Resonanzschwingungen durch eine stati-
sche Ersatzlast erfasst; diese beruht auf dem Böengeschwindigkeitsdruck, der mit
einem Strukturbeiwert angepasst wird. Das Verfahren ist in DIN EN 1991-1-4/NA,
Anhang NA.C, geregelt.
Ein Bauwerk gilt im Sinne der Norm als nicht schwingungsanfällig, wenn seine Ver-
formungen unter Berücksichtigung der dynamischen Wirkung der Windkräfte die
Verformungen aus statischer Windlast um nicht mehr als 10% überschreiten.
Ohne besondere Nachweise dürfen übliche Wohn-, Büro- und Industriegebäude
mit einer Höhe bis zu 25 m und ihnen in Form oder Konstruktion ähnliche Gebäude
in der Regel als nicht-schwingungsanfällig angenommen werden. Als Kragträger
wirkende Baukonstruktionen — z. B. Türme und Schornsteine — dürfen als nicht-
schwingungsanfällig angesehen und mit dem vereinfachten Verfahren berechnet
werden, wenn sie die folgende Bedingung erfüllen:
xS die Kopfpunktverschiebung unter Ei-
xs < d genlast in Windrichtung wirkend ange-
h rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffi!2 nommen, in m;
href h þ b h d das logarithmische Dämpfungsdekre-
" þ 0,125 "
h b href ment nach DIN EN 1991-1-4, Anhang F;
b die Breite des Bauwerks, in m;
mit href ¼ 25 m h die Höhe des Bauwerks, in m.
Das logarithmische Dämpfungsdekrement d für die Grundbiegeschwingungsform
kann wie folgt abgeschätzt werden:
ds das logarithmische Dekrement der Strukturdämpfung;
d ¼ ds þ da þ dd da das logarithmische Dekrement der aerodynamischen Dämpfung
für die Grundeigenform;
dd das logarithmische Dekrement der Dämpfung infolge besonderer
Maßnahmen (zum Beispiel Schwingungsdämpfer).
Näherungswerte für das logarithmische Dekrement der Strukturdämpfung ds kön-
nen Tafel 4-1 entnommen werden (weitere Werte enthält DIN EN 1991-1-4, Anhang
F, Tabelle F.2).
Das logarithmische Dekrement der aerodynamischen Dämpfung da für Schwingun-
gen in Windrichtung kann abgeschätzt werden zu:
r die Luftdichte r ¼ 1,25 kg/m3;
b die Breite der dem Wind ausgesetzten Bauwerks-
fläche, in m;
cf der aerodynamische Kraftbeiwert in Windrichtung
r " b " cf (siehe Abschnitt 4.6);
da ¼ vm ðzs Þ vm ðzs Þ die mittlere Windgeschwindigkeit vm ðzÞ (siehe Ta-
2 " n1 " m e fel 4-4)
ze die Bezugshöhe (siehe Bild 4-1)
me die äquivalente Masse je Längeneinheit für die
Grundschwingung in Windrichtung; DIN EN 1991-
1-4, Anhang F
n1 die Eigenfrequenz für die Grundschwingung in
Windrichtung; DIN EN 1991-1-4, Anhang F

350
Windlasten

Falls besondere Maßnahmen zur Dämpfungserhöhung angebracht werden, ist das


zusätzliche Dämpfungsdekrement dd mithilfe geeigneter theoretischer oder experi-
menteller Verfahren zu ermitteln.
Tafel 4-1 Näherungswerte für ds von Bauwerken für die Grundschwingungsform
Bauwerkstyp Bauwerksdämpfung ds
Gebäude in Stahlbetonbauweise 0,10
Gebäude in Stahlbauweise 0,05
Gebäude in gemischter Bauweise (Beton þ Stahl) 0,08
Türme und Schornsteine in Stahlbetonbauweise 0,03
geschweißt 0,02
Stahlbrücken und Türme
vorgespannte Schrauben 0,03
in Stahlfachwerkbauweise
rohe Schrauben 0,05
Verbundbrücken 0,04 7
vorgespannt ohne Risse 0,04
Brücken in Massivbauweise
mit Rissen 0,10
Paralleldrahtbündel 0,006
Seile
spiralförmig angeordnete Drähte 0,02

(b) Brücken, Freileitungen, u. #.,


zs ¼ zg þ 0,5 + h > zmin
s

(a) Gebäude, Schornsteine, Türme, u. #. (c) Hochbehälter u. #.,


zs ¼ 0,6 + h > zmin zs ¼ zg þ 0,5 + h > zmin

Bild 4-1 Lage des Angriffspunktes der resultierenden Windkraft

4.2 Windzonen, Windgeschwindigkeit v


und Geschwindigkeitsdruck q
Grundlegend für die Berechnung der Windbelastung von Bauwerken ist der zu ei-
ner gegebenen Windgeschwindigkeit v gehörige Geschwindigkeitsdruck q:

r Luftdichte in kg/m3; (Rechenwert r ¼ 1,25 kg/m3)


1 v2 v Windgeschwindigkeit in m/s
q ¼ r " v2 ¼
2 1600 q Geschwindigkeitsdruck in kN/m2

351
Lastannahmen, Einwirkungen

Für die Windzonen WZ1 bis WZ4 enthält Tafel 4-2 die zeitlich gemittelten Windge-
schwindigkeiten vb, 0 und zugehörige Geschwindigkeitsdrücke qb, 0. Die angegebe-
nen Werte gelten für eine Höhe von 10 m über Grund in ebenem, offenen Gelände
(Geländekategorie II nach Tafel 4-3). Bei exponierten Gebäudestandorten kann eine
Erhöhung erforderlich werden (DIN EN 1991-1-4/NA, Anhang B.4).

Tafel 4-2 Windzonenkarte für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland

Wind- vb, 0 qb, 0


zone m/s kN/m2
Schles-
wig- 4 4
4 Holstein
3
Mecklenburg-

3 Hamburg
Vorpommern WZ 1 22,5 0,32
Branden-
Bremen burg
Niedersachen
2 Berlin
Sachsen-
Anhalt
WZ 2 25,0 0,39
Nordrhein-
Westfalen Sachsen
Thüringen
Hessen

Rheinland-
1 WZ 3 27,5 0,47
Saar- Pfalz
land Bayern
Baden-
Württemberg

2
WZ 4 30,0 0,56

Eine Zuordnung der Windzonen nach Verwaltungsgrenzen kann z. B. im Internet


unter www.dibt.de/aktuelles abgerufen werden.
Der Geschwindigkeitsdruck ist zu erhöhen, wenn der Bauwerksstandort oberhalb
einer Meereshöhe von 800 m über NN liegt. Der Erhöhungsfaktor beträgt
ð0,2 þ Hs =1000Þ, wobei Hs die Meereshöhe in Meter ist. Oberhalb von Hs ¼ 1100 m
sind besondere !berlegungen erforderlich, ebenso für Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge.
Bei vorübergehenden Zuständen kann eine Abminderung des Geschwindigkeits-
druckes vorgenommen werden (DIN EN 1991-1-4/NA, Anhang B, Tabelle NA.B.5).
Die Basiswindgeschwindigkeit nb ergibt sich aus den in Tafel 4-2 angegebenen
Grundwerten nb, 0 unter Berücksichtigung von Richtungsfaktor cdir und Jahreszei-
tenbeiwert cseason zu:
nb ¼ cdir " cseason " nb, 0
Für cdir und cseason werden die Werte 1,0 angesetzt (in Ausnahmefällen können sie
auch genauer bestimmt werden).
Die mittlere Windgeschwindigkeit nm wird mit der Basiswindgeschwindigkeit be-
stimmt. Dabei hängen die Profile der mittleren Windgeschwindigkeit und der zuge-
hörigen Turbulenzintensität von der Geländerauigkeit und der Topographie in der
Umgebung des Bauwerksstandortes ab.

352
Windlasten

Für baupraktische Zwecke werden 4 Geländekategorien entsprechend Tafel 4-3 so-


wie 2 Mischprofile („Küste“: !bergangsbereich zwischen Geländekategorie I und II;
„Binnenland“: !bergangsbereich zwischen Geländekategorie II und III) unterschie-
den. Auf der sicheren Seite liegend kann in den küstennahen Gebieten sowie auf
den Nord- und Ostseeinseln die Geländekategorie I, im Binnenland die Gelände-
kategorie II angesetzt werden.

Tafel 4-3 Geländekategorien

Geländekategorie I
Offene See; Seen mit mindestens 5 km freier
Fläche in Windrichtung; glattes, flaches Land
ohne Hindernisse
z0 ¼ 0,01 m
a ¼ 0,12
7

Geländekategorie II
Gelände mit Hecken, einzelnen Gehöften, Häu-
sern oder Bäumen, z. B. landwirtschaftliches
Gebiet
z0 ¼ 0,05 m
a ¼ 0,16

Geländekategorie III
Vorstädte, Industrie- oder Gewerbegebiete;
Wälder
z0 ¼ 0,30 m
a ¼ 0,22

Geländekategorie IV
Stadtgebiete, bei denen mindestens 15 % der
Fläche mit Gebäuden bebaut sind, deren mittlere
Höhe 15 m überschreitet
z0 ¼ 1,05 m
a ¼ 0,30

In der Regel wird der Böengeschwindigkeitsdruck für die Windlastermittlung bei


nicht schwingungsanfälligen Konstruktionen benutzt.

353
Lastannahmen, Einwirkungen

In Tafel 4-4 sind die Profile der mittleren Windgeschwindigkeit nm, der Turbulenzin-
tensität I v und des Böengeschwindigkeitsdruckes für die 4 Geländekategorien zu-
sammengestellt.

Tafel 4-4 Profile der mittleren Windgeschwindigkeit, der Turbulenzintensität, des Böenge-
schwindigkeitsdruckes und der Böengeschwindigkeit in ebenem Gelände für 4 Ge-
ländekategorien
Geländekategorie I II III IV
Mindesthöhe zmin 2,00 m 4,00 m 8,00 m 16,00 m
Mittlere Wind-
geschwindigkeit 1,18 + nb ðz=10Þ0,12 1,00 + nb ðz=10Þ0,16 0,77 + nb ðz=10Þ0,22 0,56 + nb ðz=10Þ0,30
nm für z > zmin
nm =nb für z < zmin 0,97 0,86 0,73 0,64
Turbulenzintensität !0,12 !0,16 !0,22
0,14 + ðz=10Þ 0,19 + ðz=10Þ 0,28 + ðz=10Þ 0,43 + ðz=10Þ!0,30
lv für z > zmin
lv für z < zmin 0,17 0,22 0,29 0,37
Böengeschwindig-
keitsdruck 2,6 + qb ðz=10Þ0,19 2,1 + qb ðz=10Þ0,24 1,6 + qb ðz=10Þ0,31 1,1 + qb ðz=10Þ0,40
qp für z > zmin
qp =qb für z < zmin 1,9 1,7 1,5 1,3
Böengeschwindigkeit
1,61 + nb ðz=10Þ0,095 1,45 + nb ðz=10Þ0,120 1,27 + nb ðz=10Þ0,155 1,05 + nb ðz=10Þ0,200
np für z > zmin
np =nb für z < zmin 1,38 1,30 1,23 1,15

Der Böengeschwindigkeitsdruck als Ausgangswert zur Bestimmung von Winddrü-


cken (s. Abschnitt 4.3) und von Windkräften (s. Abschnitt 4.4) bei nicht schwin-
gungsanfälligen Bauwerken und Bauteilen kann wie folgt ermittelt werden:
! Ansatz eines vereinfachten, über die Höhe konstanten Geschwindigkeitsdruckes;
! Ansatz eines mit der Höhe über Grund anwachsenden Geschwindigkeitsdruckes.
Vereinfachte Annahmen für den Böengeschwindigkeitsdruck bei Bauwerken bis zu
einer Höhe von 25 m über Grund
Der Geschwindigkeitsdruck nach Tafel 4-5 darf konstant über die gesamte Gebäu-
dehöhe angenommen werden. Die für die Küste angegebenen Werte gelten für küs-
tennahe Gebiete in einem Streifen entlang der Küste mit 5 km Breite landeinwärts
sowie auf den Inseln der Ostsee. Auf den Inseln der Nordsee ist das vereinfachte
Verfahren nur bis zu einer Gebäudehöhe von 10 m zugelassen.

Tafel 4-5 Vereinfachte Geschwindigkeitsdrücke für Bauwerke bis 25 m Höhe


Geschwindigkeitsdruck qp in kN/m2
Windzone bei einer Gebäudehöhe h in den Grenzen von
h < 10 m 10 m < h < 18 m 18 m < h < 25 m
1 Binnenland 0,50 0,65 0,75
Binnenland 0,65 0,80 0,90
2
Küste und Inseln der Ostsee 0,85 1,00 1,10
Binnenland 0,80 0,95 1,10
3
Küste und Inseln der Ostsee 1,05 1,20 1,30
Binnenland 0,95 1,15 1,30
4 Küste der Nord- und Ostsee
1,25 1,40 1,55
und Inseln der Ostsee
Inseln der Nordsee 1,40 ! !

354
Windlasten

Höhenabhängiger Böengeschwindigkeitsdruck im Regelfall


Für Bauwerke, die sich in größere Höhen als 25 m über Grund erstrecken, ist der Ein-
fluss von Bodenrauigkeit und Topographie auf das Profil des Geschwindigkeitsdruk-
kes zu berücksichtigen. Dieser Einfluss kann mit den Gleichungen entsprechend Tafel
4-6 erfasst werden. Da große Gebiete mit gleichförmiger Bodenrauigkeit in Deutsch-
land selten vorkommen, treten überwiegend Mischprofile der 4 Geländekategorien
nach Tafel 4-3 auf; in Tafel 4-6 sind als Regelfall 3 Profile angegeben. Der Geschwin-
digkeitsdruck qb ¼ qb, 0 ist Tafel 4-2 zu entnehmen.

Tafel 4-6 !ber die Höhe z veränderlicher Böengeschwindigkeitsdruck qp für Bauwerke bis
300 m Höhe
in küstennahen Gebieten sowie
im Binnenland auf den Inseln der Nordsee
auf den Inseln der Ostsee

Mischprofil der Mischprofil der


Geländekategorie I
7
Geländekategorien II und III Geländekategorien I und II

z < 7 m: qp ðzÞ ¼ 1,5 + qb z < 4 m: qp ðzÞ ¼ 1,8 + qb z < 2 m: qp ðzÞ ¼ 1,1 kN/m2

7 m < z < 50 m: 4 m < z < 50 m:


% z &0,37 % z &0,27
qp ðzÞ ¼ 1,7 + qb qp ðzÞ ¼ 2,3 + qb 2 m < z < 300 m:
10 10 % z &0,19
qp ðzÞ ¼ 1,5 + qb kN/m2
50 m < z < 300 m: 50 m < z < 300 m: 10
% z &0,24 % z &0,19
qp ðzÞ ¼ 2,1 + qb qp ðzÞ ¼ 2,6 + qb
10 10

Abweichend von den Gleichungen entsprechend Tafel 4-6 darf der Einfluss der Bo-
denrauigkeit auf Grundlage von Tafel 4-4 genauer bewertet werden (weitere Erläu-
terungen gemäß DIN EN 1991-1-4/NA, Anhang B).

4.3 Winddruck w bei nicht schwingungsanfälligen Konstruktionen


Die Angaben zum Winddruck gelten für ausreichend steife Konstruktionen (böener-
regte Resonanzschwingungen vernachlässigbar). Windsog ist als „negativer Wind-
druck“ erfasst (s. Bild 4-2).

Bild 4-2 Druck auf Bauwerksflächen

355
Lastannahmen, Einwirkungen

Der auf eine bestimmte Oberfläche eines Bauwerks wirkende Winddruck w hängt
nicht nur vom Geschwindigkeitsdruck qp ðze Þ sondern auch von der Form des Bau-
werks sowie der Lage der betrachteten Fläche ab und kann sich auch innerhalb
einer Fläche von Teilbereich zu Teilbereich ändern. Diese letztgenannte Abhängig-
keit wird ganz allgemein berücksichtigt durch den aerodynamischen Druckbeiwert
cp (p ¼ pressure), für Außenflächen cpe (e ¼ extern) und für Innenflächen offener
Bauwerke cpi (i ¼ intern).
Es gilt
— für den Winddruck we auf die Außenfläche eines Bauwerks
cpe Druckbeiwert
w e ¼ c pe " qp ðz e Þ qp ðze Þ zur Höhe ze gehörender Geschwindigkeitsdruck
nach Abschnitt 4.2
ze Bezugshöhe nach Abschn. 4.5

— für den Winddruck wi auf eine Oberfläche im Inneren eines Bauwerks


w i ¼ c pi " qp ðz i Þ

Aerodynamische Druckbeiwerte cp für einzelne Flächen oder Teilflächen häufig vor-


kommender Baukörper enthält Abschnitt 4.5.
Die Nettodruckbelastung infolge Winddruck auf eine Wand, ein Dach oder ein Bau-
teil ist die Resultierende von Innen- und Außendruck.

4.4 Windkräfte bei nicht schwingungsanfälligen Konstruktionen


Auf Oberflächen eines Baukörpers im Wind wirken Druck- und Sogkräfte senkrecht
zu Flächen und Reibungskräfte tangential an umströmten Flächen. Die Gesamt-
windkraft, die auf einen Baukörper oder ein Körperteil wirkt, wird wie folgt ermit-
telt:
! aus Kräften, ermittelt mit Kraftbeiwerten (s. Abschnitt 4.4.1),
! aus Kräften, ermittelt mit Winddrücken und Reibungsbeiwerten (s. Abschnitt
4.4.2).

4.4.1 Resultierende Windkräfte, berechnet mit Kraftbeiwerten


Die resultierende Gesamtwindkraft Fw auf einen Baukörper wird wie folgt berech-
net: cscd Strukturbeiwert; bei nicht schwingungsanfälligen
Konstruktionen 1,0; alternativ genauere Ermittlung
F w ¼ c s c d " c f " q p ðz e Þ " Aref nach DIN EN 1991-1-4/NA, Anhang C.3
cf aerodynamischer Kraftbeiwert nach Abschnitt 4.6
qp ðze Þ Geschwindigkeitsdruck in der Höhe ze nach Ab-
schnitt 4.2
Aref Bezugsfläche für den Kraftbeiwert nach Abschnitt
4.6

Alternativ kann die Windkraft durch vektorielle Addition der auf die Körperab-
schnitte wirkenden Windkräfte bestimmt werden:
P zej zur Fläche Aj gehörende Höhe
F wj ¼ c s c d " c fj " q p ðzej Þ " Aj c aerodynamischer Kraftbeiwert im Teilabschnitt j
fj

356
Windlasten

4.4.2 Windkräfte, berechnet mit Winddrücken und Reibungsbeiwerten


Die resultierende Windkraft Fw kann durch vektorielle Addition der Kräfte Fw, e aus
dem Außenwinddruck, Fw, i aus dem Innenwinddruck und der Reibungskraft Ffr be-
stimmt werden:
P cscd Strukturbeiwert (s. Abschnitt 4.4.1)
Fw, e ¼ cscd " we " Aref we, wi Winddrücke auf einen Körperabschnitt in der Höhe ze,
P zi (s. Abschnitt 4.3)
Fw, i ¼ wi " Aref Aref Bezugsfläche des Körperabschnittes
Ffr, j ¼ cfr, j " qp(ze)j " Afr, j cfr Reibungsbeiwert
Afr Außenfläche, die parallel vom Wind angeströmt wird

Reibungskräfte Ffr wirken tangential an einer umströmten Fläche eines Baukörpers.


Sie dürfen in der Regel gegenüber den auf andere Flächen des gleichen Baukör-
pers gleichzeitig wirkenden Druckkräften vernachlässigt werden. Bei flächenartigen
Baukörpern wie z. B. freistehende !berdachungen geringer Konstruktionshöhe und 7
lange Wände, werden — wenn sie parallel zur Fläche angeströmt werden — Rei-
bungskräfte bedeutsam.
Reibungsbeiwerte für einige Materialien bzw. Oberflächen enthält Tafel 4-7.
Tafel 4-7 Reibungsbeiwerte c fr für Wände, Brüstungen und Dachflächen
Oberfläche Reibungsbeiwert cfr
glatt (z. B. Stahl, glatter Beton) 0,01
rau (z. B. rauer Beton, geteerte Flächen) 0,02
sehr rau (z. B. gewellt, gerippt, gefaltet) 0,04

Bezugsfläche ist die vom Wind bestrichene Fläche.


Für Wände gilt
h die Höhe der Wand;
Afr ¼ 2h " l l die Länge der Wand.
Für freistehende !berdachungen gilt

Afr ¼ 2b " l b die Breite der !berdachung;


l die Länge der !berdachung.

Bezugshöhe ze ist bei freistehenden Dächern die Dachhöhe, bei Wänden die Ober-
kante der Wand.

4.5 Aerodynamische Druckbeiwerte


4.5.1 Allgemeines
Aerodynamische Druckbeiwerte werden angegeben für Baukörper als Innen- und Au-
ßendruckbeiwerte bzw. für freistehende Dächer und Wände als Gesamtdruckbeiwerte.
Die Außendruckbeiwerte cpe für Bauwerke und Bauteile hängen von der Größe der
Lasteinzugsfläche A ab. In den nachfolgenden Tabellen sind zwei Werte angege-
ben: cpe,1 für kleine Flächen ðA < 1 m2 Þ und cpe,10 für große Flächen ðA > 10 m2 Þ.
Für Flächen mittlerer Größe ð1 m2 < A < 10 m2 Þ wird quasi logarithmisch interpo-
liert. Es gilt also folgendes:
A < 1 m2 : cpe ¼ cpe, 1
1 m2 < A < 10 m2 : cpe ¼ cpe, 1 þ ðcpe, 10 # cpe, 1 Þ log A
A > 10 m2 : cpe ¼ cpe, 10
Die Werte für Lasteinzugsflächen < 10 m2 sind ausschließlich für die Berechnung
der Ankerkräfte von unmittelbar durch Windwirkung belasteten Bauteilen, den
Nachweis der Verankerungen und ihrer Unterkonstruktion zu verwenden.

357
Lastannahmen, Einwirkungen

Bild 4-3 Abhängigkeit des Druckbeiwertes cpe von der Größe der untersuchten Lasteinfluss-
fläche A

Bei Dachüberständen kann für den Unterseitendruck der Wert der anschließenden
Wandfläche und auf der Oberseite der Druck der angrenzenden Dachfläche ange-
nommen werden (s. Bild 4-4).

Bild 4-4 Drücke bei Dachüberständen

4.5.2 Vertikale Wände von Baukörpern mit rechteckigem Grundriss


Tafel 4-8 enthält Druckbeiwerte cp sowohl für die luv- und leeseitigen Wände D und
E eines im Windstrom liegenden Baukörpers als auch für die beiden anderen von
Wind überstrichenen („seitlichen‘‘) Wandflächen, die dabei in bis zu je drei senk-
rechte Streifen A, B und C zerlegt werden, siehe Bild 4-5.
Tafel 4-8 Außendruckbeiwerte für vertikale Wände rechteckiger Gebäude
Bereich A B C D E
h/d cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1
>5 !1,4 !1,7 !0,8 !1,1 !0,5 !0,7 þ0,8 þ1,0 !0,5 !0,7
1 !1,2 !1,4 !0,8 !1,1 !0,5 þ0,8 þ1,0 !0,5
< 0,25 !1,2 !1,4 !0,8 !1,1 !0,5 þ0,7 þ1,0 !0,3 !0,5

Für einzeln in offenem Gelände stehende Gebäude können im Sogbereich auch


größere Sogkräfte auftreten.
Zwischenwerte dürfen linear iterpoliert werden.
Für Gebäude mit h=d > 5 ist die Gesamtwindlast anhand der Kraftbeiwerte aus Ab-
schnitt 4.6.1 zu ermitteln.
e ¼ b oder 2h der kleinere Wert
ist maßgebend; (b ¼ Breite der
luvseitigen Wand)
E
D
Wind C h
B
b

A
4e/5 d–e
e
d
e/5
Bild 4-5 Bezeichnung der Wände und Wandteile sowie Aufteilung der bestrichenen Seitenwände

358
Windlasten

Drei Beispiele zur Aufteilung der vom Wind bestrichenen „Seiten‘‘-Wände.


(a) Niedriges Gebäude, b ¼ 20 m, d ¼ 10 m, h ¼ 6 m.
(a1) Wind auf Schmalseite (Wind parallel x)
¼ d ¼ 10 m # z
e ¼# ¼ 10 m h=6m
¼ 2h ¼ 12 m # y
e=5 ¼ 2 m x

20 m

Wind m
A B C 20
=
b
2 8 10
d = 10 m
(a2) Wind auf Breitseite (Wind parallel y) 10

¼ b ¼ 20 m # Wind
7
e ¼# ¼ 12 m A B
¼ 2h ¼ 12 m #
e=5 ¼ 2,4 m 2,4 7,60
(b) Höheres Gebäude, b ¼ 20 m, d ¼ 10 m, h ¼ 15 m.
(b1) Wind auf Schmalseite (Wind parallel x)
¼ d ¼ 10 m #
e ¼# ¼ 10 m
¼ 2h ¼ 30 m #
e=5 ¼ 2 m z h = 15 m
20 m
x y

Wind m
A B C
20
=
b

d = 10
m
2 8 10
10 m
(b2) Wind auf Breitseite (Wind parallel y)
¼ b ¼ 20 m #
e ¼# ¼ 20 m Wind
A B
¼ 2h ¼ 30 m #
e=5 ¼ 4 m

(c) Höheres und schmales Gebäude, 4 6


b ¼ 20 m, d ¼ 4 m, h ¼ 15 m
(c1) analog oben
(c2) Wind auf Breitseite (Wind parallel y)
h = 15 m

¼ b ¼ 20 m #
e ¼# ¼ 20 m
¼ 2h ¼ 30 m #
e=5 ¼ 4 m Wind
15

A
m
20
=
b

4 d=4m

359
Lastannahmen, Einwirkungen

Für den Geschwindigkeitsdruck qp ðzÞ gilt folgendes (s. Bild 4-6):


! ist die Höhe h der angeströmten Fläche b " h nicht größer als ihre Breite b, dann
gilt für die ganze Fläche der zu ihrem oberen Rand gehörende Geschwindigkeits-
druck qp ðhÞ.
! ist die Höhe h der angeströmten Fläche b " h größer als b und kleiner bzw. gleich
2b, dann wird diese Fläche zweigeteilt und es gilt
4 für die untere Teilfläche b " b der zu ihrem oberen Teilflächenrand gehörende
Geschwindigkeitsdruck qp ðbÞ
4 für die obere Teilfläche b " ðh ! bÞ der zum oberen Flächenrand gehörende Ge-
schwindigkeitsdruck qp ðhÞ
! Ist die Höhe h der angeströmten Fläche h " b größer als 2b, dann wird diese Fläche
nach Maßgabe von Bild 4-6 in mehr als zwei Teilbereiche geteilt und es gilt
4 für den unteren Teilbereich b " b der Geschwindigkeitsdruck qp ðbÞ,
4 für den oberen Teilbereich b " b der Geschwindigkeitsdruck qp ðhÞ, und
4 für den oder die Teilbereiche dazwischen der Geschwindigkeitsdruck an ihrem
jeweiligen oberen Teilbereichsrand qp ðze Þ; dabei ist der Zwischenbereich in
eine angemessene Anzahl von Streifen zu unterteilen.

qp(h)
h£b

qp(h)

b < h £ 2b
qp(b)

qp(h)

qp(ze)
h > 2b

qp(b)

Bild 4-6 Bezugshöhe z e und Geschwindigkeitsdruck q p (z) für senkrechte Gebäudewände

360
Windlasten

4.5.3 Flachdächer bzw. Dächer mit weniger als 5, Neigung


Für Flachdächer mit verschiedenen Trauf-Formen — scharfkantig, abgerundet, abge-
schrägt, Attika — enthält Tafel 4-9 die Druckbeiwerte cpe für die luvseitigen Eckbereiche
F, den luvseitigen Randbereich G, den Hauptbereich H und den leeseitigen Bereich I.

Bild 4-7 Aufteilung der Dachfläche bei Flach-


dächern

Tafel 4-9 Außendruckbeiwerte für Flachdächer


Bereich
F G H I
cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1
scharfkantiger þ0,2
Traufbereich !1,8 !2,5 !1,2 !2,0 !0,7 !1,2 !0,6
þ0,2
hp/h ¼ 0,025 !1,6 !2,2 !1,1 !1,8 !0,7 !1,2 !0,6
þ0,2
mit Attika hp/h ¼ 0,05 !1,4 !2,0 !0,9 !1,6 !0,7 !1,2 !0,6
þ0,2
hp/h ¼ 0,10 !1,2 !1,8 !0,8 !1,4 !0,7 !1,2 !0,6
r/h ¼ 0,05 !1,0 !1,5 !1,2 !1,8 !0,4 /0,2
abgerundeter r/h ¼ 0,10 !0,7 !1,2 !0,8 !1,4 !0,3 /0,2
Traufbereich
r/h ¼ 0,20 !0,5 !0,8 !0,5 !0,8 !0,3 /0,2
a ¼ 30, !1,0 !1,5 !1,0 !1,5 !0,3 /0,2
abgeschrägter a ¼ 45, !1,2 !1,8 !1,3 !1,9 !0,4 /0,2
Traufbereich
a ¼ 60, !1,3 !1,9 !1,3 !1,9 !0,5 /0,2

Bei Flachdächern mit Attika oder abgerundetem Traufbereich darf für Zwischenwer-
te hp =h und r=h linear interpoliert werden.
Bei Flachdächern mit mansarddachartigem Traufbereich darf für Zwischenwerte
von a zwischen a ¼ 30, , 45, und 60, linear interpoliert werden. Für a > 60, darf
zwischen den Werten für a ¼ 60, und den Werten für Flachdächer mit rechtwinkli-
gem Traufbereich linear interpoliert werden.

361
Lastannahmen, Einwirkungen

Im Bereich I, für den positive und negative Werte angegeben werden, sollten beide
Werte berücksichtigt werden.
Für die Schräge des mansarddachartigen Traufbereichs selbst werden die Außen-
druckbeiwerte in Tafel 4-11 „Außendruckbeiwerte für Sattel- und Trogdächer“ An-
strömrichtung q ¼ 0, , Bereiche F und G, in Abhängigkeit von dem Neigungswinkel
des mansarddachartigen Traufbereichs angegeben. Bei mansardenartigen abge-
schrägten Traufbereichen mit einem horizontalen Maß weniger als e/10 sollten die
Werte für scharfkantige Traufbereiche verwendet werden.
Für den abgerundeten Traufbereich selbst werden die Außendruckbeiwerte entlang
der Krümmung durch lineare Interpolation entlang der Kurve zwischen dem Wert an
der vertikalen Wand und auf dem Dach ermittelt.

4.5.4 Pultdächer
Das Dach einschließlich der überstehenden Teile ist in Bereiche nach Bild 4-8 ein-
zuteilen. Die Bezugshöhe ze ist mit ze ¼ h anzusetzen. Die Druckbeiwerte für jeden
Bereich werden in Tafel 4-10 angegeben.
Tafel 4-10 Außendruckbeiwerte für Pultdächer
Anströmrichtung Q ¼ 0, Anströmrichtung Q ¼ 180,
Bereich Bereich
Neigungswinkel
F G H F G H
a
cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1
!1,7 !2,5 !1,2 !2,0 !0,6 !1,2
5, !2,3 !2,5 !1,3 !2,0 !0,8 !1,2
þ0,0 þ0,0 þ0,0
!0,9 !2,0 !0,8 !1,5 !0,3
15, !2,5 !2,8 !1,3 !2,0 !0,9 !1,2
þ0,2 þ0,2 þ0,2
!0,5 !1,5 !0,5 !1,5 !0,2
30, !1,1 !2,3 !0,8 !1,5 !0,8
þ0,7 þ0,7 þ0,4
!0,0 !0,0 !0,0
45, !0,6 !1,3 !0,5 !0,7
þ0,7 þ0,7 þ0,6
,
60 þ0,7 þ0,7 þ0,7 !0,5 !1,0 !0,5 !0,5
75, þ0,8 þ0,8 þ0,8 !0,5 !1,0 !0,5 !0,5

362
Windlasten
Tafel 4-10 Fortsetzung
Anströmrichtung Q ¼ 90,
Neigungs- Bereich
winkel Fhoch Ftief G H I
a cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1
5, !2,1 !2,6 !2,1 !2,4 !1,8 !2,0 !0,6 !1,2 !0,5
15, !2,4 !2,9 !1,6 !2,4 !1,9 !2,5 !0,8 !1,2 !0,7 !1,2
30, !2,1 !2,9 !1,3 !2,0 !1,5 !2,0 !1,0 !1,3 !0,8 !1,2
45, !1,5 !2,4 !1,3 !2,0 !1,4 !2,0 !1,0 !1,3 !0,9 !1,2
60, !1,2 !2,0 !1,2 !2,0 !1,2 !2,0 !1,0 !1,3 !0,7 !1,2
75, !1,2 !2,0 !1,2 !2,0 !1,2 !2,0 !1,0 !1,3 !0,5

Für die Anströmrichtung Q ¼ 0, und bei Neigungswinkeln von a ¼ þ5, bis þ45, ändert sich der
Druck schnell zwischen positiven und negativen Werten; daher werden sowohl der positive als
7
auch der negative Wert angegeben. Für Dachneigungen zwischen den angegebenen Werten darf
linear interpoliert werden, sofern nicht das Vorzeichen der Druckbeiwerte wechselt. Der Wert
Null ist für Interpolationszwecke angegeben.

Bild 4-8 Einteilung der Dachflächen bei Pultdächern

363
Lastannahmen, Einwirkungen

4.5.5 Sattel- und Trogdächer


Das Dach wird in Bereiche nach Bild 4-9 eingeteilt.
Die Bezugshöhe ist ze ¼ h wie dargestellt. Die Druckbeiwerte für jeden Bereich sind
in Tafel 4-11 angegeben.

Bild 4-9 Einteilung der Dachflächen bei Sattel- und Trogdächern

364
Windlasten
Tafel 4-11 Außendruckbeiwerte für Sattel- und Trogdächer
Anströmrichtung Q ¼ 0,
Bereich
Neigungswinkel
a F G H I J
cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1
!45, !0,6 !0,6 !0,8 !0,7 !1,0 !1,5
!30, !1,1 !2,0 !0,8 !1,5 !0,8 !0,6 !0,8 !1,4
!15, !2,5 !2,8 !1,3 !2,0 !0,9 !1,2 !0,5 !0,7 !1,2
!0,6 !0,6
!5, !2,3 !2,5 !1,2 !2,0 !0,8 !1,2
þ0,2 þ0,2
!1,7 !2,5 !1,2 !2,0 !0,6 !1,2 !0,6 !0,6
5,
þ0,0 þ0,0 þ0,0 þ0,2 þ0,2 7
!0,9 !2,0 !0,8 !1,5 !0,3 !0,4 !1,0 !1,5
15,
þ0,2 þ0,2 þ0,2 þ0,0 þ0,0
!0,5 !1,5 !0,5 !1,5 !0,2 !0,4 !0,5
30,
þ0,7 þ0,7 þ0,4 þ0,0 þ0,0
45, þ0,0 þ0,0 þ0,0 !0,2 !0,3
þ0,7 þ0,7 þ0,6 þ0,0 þ0,0
60, þ0,7 þ0,7 þ0,7 !0,2 !0,3
75, þ0,8 þ0,8 þ0,8 !0,2 !0,3

Tafel 4-11 (fortgesetzt)


Anströmrichtung Q ¼ 90,
Bereich
Neigungswinkel
F G H I
a
cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1
!45, !1,4 !2,0 !1,2 !2,0 !1,0 !1,3 !0,9 !1,2
!30, !1,5 !2,1 !1,2 !2,0 !1,0 !1,3 !0,9 !1,2
!15, !1,9 !2,5 !1,2 !2,0 !0,8 !1,2 !0,8 !1,2
!5, !1,8 !2,5 !1,2 !2,0 !0,7 !1,2 !0,6 !1,2
5, !1,6 !2,2 !1,3 !2,0 !0,7 !1,2 !0,6
15, !1,3 !2,0 !1,3 !2,0 !0,6 !1,2 !0,5
,
30 !1,1 !1,5 !1,4 !2,0 !0,8 !1,2 !0,5
45, !1,1 !1,5 !1,4 !2,0 !0,9 !1,2 !0,5
60, !1,1 !1,5 !1,2 !2,0 !0,8 !1,0 !0,5
75, !1,1 !1,5 !1,2 !2,0 !0,8 !1,0 !0,5

Für die Anströmrichtung Q ¼ 0, und einen Neigungswinkel von a ¼ !5, bis þ45, ändert sich
der Druck schnell zwischen positiven und negativen Werten; daher werden sowohl der positi-
ve als auch der negative Wert angegeben. Bei solchen Dächern sind vier Fälle zu berücksich-
tigen, bei denen jeweils die kleinsten bzw. größten Werte für die Bereiche F, G und H mit den
kleinsten bzw. größten Werten der Bereiche I und J kombiniert werden. Das Mischen von po-
sitiven und negativen Werten auf einer Dachfläche ist nicht zulässig. Für Dachneigungen zwi-
schen den angegebenen Werten darf linear interpoliert werden, sofern nicht das Vorzeichen
der Druckbeiwerte wechselt. Zwischen den Werten a ¼ þ5, und a ¼ !5, darf nicht interpoliert
werden; stattdessen sind die Werte für Flachdächer nach Abschnitt 4.5.3 zu benutzen. Der Wert
Null ist für Interpolationszwecke angegeben.

365
Lastannahmen, Einwirkungen

4.5.6 Walmdächer
Das Dach ist in Bereiche nach Bild 4-10 einzuteilen. Die Bezugshöhe ze ist mit ze ¼ h
anzusetzen. Die Druckbeiwerte für jeden Bereich werden in Tafel 4-12 angegeben.

Bild 4-10 Einteilung der Dachflächen bei Walmdächern

Tafel 4-12 Außendruckbeiwerte für Walmdächer


Nei- Anströmrichtung Q ¼ 0, und Q ¼ 90,
gungs- Bereich
winkel
a
F G H I J K L M N
a0 für
Q ¼ 0,
cpe, 10

cpe, 10

cpe, 10

cpe, 10

cpe, 10

cpe, 10

cpe, 10

cpe, 10

cpe, 10
cpe, 1

cpe, 1

cpe, 1

cpe, 1

cpe, 1

cpe, 1

cpe, 1

cpe, 1

cpe, 1
a90 für
Q ¼ 90,
þ5, !1,7 !2,5 !1,2 !2,0 !0,6 !1,2 !0,3 !0,6 !0,6 !1,2 !2,0 !0,6 !1,2 !0,4
þ0,0 þ0,0 þ0,0
!0,9 !2,0 !0,8 !1,5 !0,3
!0,5 !1,0 !1,5 !1,2 !2,0 !1,4 !2,0 !0,6 !1,2 !0,3
þ15, þ0,2 þ0,2 þ0,2
!0,5 !1,5 !0,5 !1,5 !0,2
!0,4 !0,7 !1,2 !0,5 !1,4 !2,0 !0,8 !1,2 !0,2
þ30, þ0,5 þ0,7 þ0,4
þ45, !0,0 !0,0 !0,0
!0,3 !0,6 !0,3 !1,3 !2,0 !0,8 !1,2 !0,2
þ0,7 þ0,7 þ0,6
þ60, þ0,7 þ0,7 þ0,7 !0,3 !0,6 !0,3 !1,2 !2,0 !0,4 !0,2
þ75, þ0,8 þ0,8 þ0,8 !0,3 !0,6 !0,3 !1,2 !2,0 !0,4 !0,2

, , ,
Für die Anströmrichtung Q ¼ 0 und einen Neigungswinkel von a ¼ þ5 bis þ45 ändert sich der
Druck auf der Luvseite schnell zwischen positiven und negativen Werten; daher werden sowohl
der positive als auch der negative Wert angegeben. Bei solchen Dächern sind zwei Fälle separat
zu berücksichtigen: 1. ausschließlich positive Werte und 2. ausschließlich negative Werte. Das Mi-
schen von positiven und negativen Werten auf einer Dachfläche ist nicht zulässig.
Für Werte der Dachneigung zwischen den angegebenen Werten darf linear interpoliert wer-
den, sofern nicht das Vorzeichen der Druckbeiwerte wechselt. Der Wert Null ist für Interpola-
tionszwecke angegeben.
Die luvseitige Dachneigung ist maßgebend für die Druckbeiwerte.

366
Windlasten

4.5.7 Sheddächer
Für Sheddächer werden die Druckbeiwerte aus den Werten für Pultdächer bzw. für
Trogdächer abgeleitet und gemäß Bild 4-11 wie folgt angepasst:
! Für Sheddächer nach Bild 4-11, a) und b), werden die Druckbeiwerte für Pultdä-
cher nach Abschnitt 4.5.4 benutzt. Bei Anströmrichtung parallel zu den Firsten
gelten die Werte der Tafel 4-10, Anströmrichtung Q ¼ 90, . Für die Anströmrich-
tungen Q ¼ 0, und Q ¼ 180, werden die Werte der Tafel 4-10 mit den Faktoren
gemäß Bild 4-11 abgemindert. Für die Konfiguration b) müssen, abhängig vom
Vorzeichen des Druckbeiwertes cpe der ersten Dachfläche, zwei Fälle untersucht
werden.
! Für Sheddächer nach Bild 4-11, c) und d), werden die Druckbeiwerte für Trogdä-
cher nach Abschnitt 4.5.5 benutzt. Bei Anströmrichtung parallel zu den Firsten
gelten die Werte der Tafel 4-11, Anströmrichtung Q ¼ 90, . Für die Anströmrich-
tungen Q ¼ 0, und Q ¼ 180, werden die Werte der Tafel 4-11, Anströmrichtung 7
Q ¼ 0, , mit den Faktoren gemäß Bild 4-11 abgemindert. Für die Konfiguration c)
ist der erste cpe-Wert der cpe-Wert eines Pultdaches, die folgenden cpe-Werte
sind jene eines Trogdaches.
Die Bereiche F, G und J sind nur für die erste, luvseitige Dachfläche zu benutzen.
Für die übrigen Dachflächen sind die Bereiche H und I zu benutzen. Die Bezugshö-
he ze ist mit ze ¼ h anzusetzen.

Bild 4-11 Außendruckbeiwerte bei Sheddächern

367
Lastannahmen, Einwirkungen

4.5.8 Gekrümmte Dächer

Für kreiszylindrisch gekrümmte Dächer sind in Bild 4-12 Druckbeiwerte für ver-
schiedene Dachbereiche angegeben. Die angegebenen Verteilungen sind als Ein-
hüllende zu verstehen, die nicht notwendigerweise gleichzeitig auftreten und auch
nicht zur gleichen Windrichtung gehören müssen. Die tatsächliche momentane
Druckverteilung kann je nach betrachteter Schnittgröße ungünstiger wirken. Wenn
die Windlast das Bemessungsergebnis wesentlich bestimmt, kann es daher erfor-
derlich sein, zusätzliche Winddruckverteilungen zu untersuchen.

Bild 4-12 Außendruckbeiwerte cpe, 10 für gekrümmte Dächer von Baukörpern mit rechtecki-
gem Grundriss

Für den Bereich A gemäß Bild 4-12 gilt:


! für 0 < h/d < 0,5 ist der cpe, 10-Wert durch lineare Interpolation zu ermitteln;
! für 0,2 2 f/d 2 0,3 und h/d 1 0,5 müssen zwei cpe, 10-Werte berücksichtigt wer-
den;
! das Diagramm gilt nicht für Flachdächer.
Die Druckbeiwerte für die Wandflächen von rechteckigen Gebäuden mit gekrümm-
ten Dachflächen sind Abschnitt 4.5.2 zu entnehmen.
In DIN EN 1991-1-4 sind des Weiteren Druckbeiwerte für Kuppeln mit kreisrunder
Basis angegeben.

368
Windlasten

4.5.9 Innendruck
In Räumen mit durchlässigen Außenwänden ist der Innendruck zu berücksichtigen,
wenn er ungünstig wirkt. Innen- und Außendruck sind gleichzeitig wirkend anzu-
nehmen. Wirkt der Innendruck entlastend, so ist er zu Null zu setzen.
Bis zu einer Grundundichtigkeit von 1 % braucht der Innendruck nicht berücksichtigt
zu werden, wenn die "ffnungsanteile über die Flächen der Außenwände annä-
hernd gleichmäßig verteilt sind.
Der Innendruckbeiwert cpi ist von Größe und Verteilung der "ffnungen in der Gebäu-
dehülle abhängig. Für den Fall, dass an mindestens zwei Seiten eines Gebäudes
(Fassade oder Dach) die Gesamtfläche der "ffnungen je Seite mehr als 30 % der be-
trachteten Seitenfläche betragen, gelten diese beiden Seiten als „gänzlich offene Sei-
ten“; die Windlast auf dieses Gebäude ist dann entsprechend den Regelungen der
Abschnitte 4.5.11 (freistehende Dächer) und 4.5.12 (freistehende Wände) zu ermitteln.
Für den Grenzzustand der Tragfähigkeit dürfen Gebäudeöffnungen wie Fenster 7
oder Türen als geschlossen angesehen werden, sofern sie nicht betriebsbedingt
bei Sturm geöffnet werden müssen.
Bei einem Gebäude mit einer dominanten Fläche (¼ Gesamtfläche der "ffnungen
dieser Seite ist mindestens doppelt so groß, wie die Summe aller "ffnungen und
Undichtigkeiten in den restlichen Seitenflächen) ist der Innendruck von dem Außen-
druck, der auf die "ffnungen der dominanten Seitenfläche wirkt, abhängig. Es gilt:
! cpi ¼ 0,75 " cpe für den Fall, dass die Gesamtfläche der "ffnungen in der domi-
nanten Seite doppelt so groß wie die Summe aller "ffnungen in den restlichen
Seitenflächen ist;
! cpi ¼ 0,90 " cpe für den Fall, dass die Gesamtfläche der "ffnungen in der domi-
nanten Seite mindestens dreimal so groß wie die Summe aller "ffnungen in
den restlichen Seitenflächen ist;
! ist die Gesamtfläche der "ffnungen in der dominanten Seite kleiner als das Drei-
fache, jedoch größer als das Doppelte der Summe aller "ffnungen in den restli-
chen Seitenflächen, so darf der cpi-Wert linear interpoliert werden;
! der cpe-Wert ist jeweils der Außendruckbeiwert der dominanten Seite; liegen dabei
die "ffnungen in Bereichen unterschiedlicher Außendruckbeiwerte (vgl. Abschnitt
4.5.2), so ist ein mit den "ffnungsflächen gewichteter Mittelwert für cpe zu bilden.
Bei Gebäuden ohne eine dominante Fläche ist der cpi-Wert anhand von Bild 4-13
zu ermitteln. Dabei ist der cpi-Wert abhängig von der Höhe h und der Tiefe d des
Gebäudes, sowie vom Flächenparameter m für jede Anströmrichtung:
Gesamtfläche der Öffnungen in den leeseitigen und windparallelen Flächen mit cpe < 0

Gesamtfläche der Öffnungen aller Wände
Dies gilt für Fassaden und Dä-
cher von Gebäuden mit und
ohne Zwischenwände. Lässt sich
kein sinnvoller Flächenparameter
m ermitteln oder ist die Berech-
nung nicht möglich, so ist der
cpi-Wert als der ungünstigere
Wert aus þ0,2 und !0,3 anzu-
nehmen.
Bei 0,25 < h/d 2 1 darf linear in-
terpoliert werden.

Bild 4-13 Innendruckbeiwerte bei


gleichförmig verteilten
#ffnungen

369
Lastannahmen, Einwirkungen

Als Bezugshöhe zi für den Innendruck ist die Bezugshöhe ze für den Außendruck
der Seitenflächen anzusetzen, deren "ffnungen zur Entstehung des Innendruckes
führen.

4.5.10 Winddruck auf mehrschalige Wand- und Dachflächen


Die Windlasten auf mehrschalige Wand- und Dachflächen sind für jede Schale ge-
trennt zu berechnen, wobei grundsätzlich zwischen porösen und dichten Schalen
zu unterscheiden ist. Eine Schale ist als dicht anzusehen, wenn deren Porosität
(¼ Verhältnis der Summe aller "ffnungsflächen zur Gesamtfläche der Seite) kleiner
0,1 % ist.
Ist nur eine Schale porös, ist die Windlast auf die dichte Schale nach Abschnitt 4.3
als Differenz der Innen- und Außendrücke zu berechnen (s. auch Bild 4-2).
Ist mehr als eine Schale porös, ist die Windlast abhängig von den Steifigkeiten der
Schalen, den Außen- und Innendrücken, dem Schalenabstand, der Porosität der
Schalen und den "ffnungen in seitlichen Begrenzungswänden der Schicht zwischen
den Schalen. Als erste Näherung wird empfohlen, die Windeinwirkung auf die
Schale mit der größten Steifigkeit als Differenz der Innen- und Außendrücke zu be-
rechnen.
Für Fälle, bei denen die seitlichen Begrenzungswände der Zwischenschicht luftdicht
ausgebildet sind (Fall (a) gemäß Bild 4-14: entlang der vertikalen Gebäudekanten
ist eine dauerhaft wirksame, vertikale Lufsperre angeordnet) und bei denen der
lichte Abstand der Schalen kleiner als 100 mm ist (Wärmedämmungen eingeschlos-
sen, wenn diese nicht belüftet sind), können folgende Näherungen angewendet
werden:
! Fall: dichte Innenschale/poröse Außenschale (Porosität 10,75 %) mit gleichmäßig
verteilten "ffnungen
Innenschale: cp, net ¼ cpe ! cpi
Außenschale: cp, net ¼ /0,5
! Fall: dichte Innenschale/dichte, steifere Außenschale
Innenschale: cp, net ¼ cpi
Außenschale: cp, net ¼ cpe ! cpi
! Fall: poröse Innenschale mit gleichmäßig verteilten "ffnungen/dichte Außen-
schale
Innenschale: cp, net ¼ 1/3 " cpi
Außenschale: cp, net ¼ cpe ! cpi
! Fall: dichte, steifere Innenschale/dichte Außenschale
Innenschale: cp, net ¼ cpe ! cpi
Außenschale: cp, net ¼ cpe

Bild 4-14 Eckdetails mehrscha-


liger Außenwände

370
Windlasten

4.5.11 Druck- und Kraftbeiwerte für freistehende Dächer


Freistehende Dächer sind Dächer, an die sich nach unten keine durchgehenden
Wände anschließen, wie z. B. Tankstellendächer oder Bahnsteigüberdachungen.
Die Windeinwirkung auf ein freistehendes Dach wird maßgeblich vom Versper-
rungsgrad j unterhalb des Daches (¼ Verhältnis der versperrten Fläche zur Ge-
samtquerschnittsfläche unterhalb des Daches) beeinflusst (s. Bild 4-15). Beide Flä-
chen sind senkrecht zur Anströmrichtung zu ermitteln.

Bild 4-15 Umströmung freistehender Dächer

Die Tafeln 4-13 und 4-14 enthalten die Kraftbeiwerte cf der resultierenden Windkraft
sowie die resultierenden Gesamtdruckbeiwerte cp,net (maximaler lokaler Druck für
alle Anströmrichtungen) für freistehende Pultdächer und für freistehende Sattel-
und Trogdächer. Es gelten folgende Anmerkungen:
! Die in den Tafeln für j ¼ 0 und für j ¼ 1 angegebenen Werte berücksichtigen
die resultierende Windbelastung auf der Ober- und Unterseite des Daches für
alle Anströmrichtungen. Zwischenwerte dürfen interpoliert werden.
! + Werte bedeuten eine nach unten, — Werte eine nach oben gerichtete resultie-
rende Windlast.
! Leeseits der maximalen Versperrung sind cp,net-Werte für j ¼ 0 anzusetzen.
! Bei der Bemessung von Dachelementen und Verankerungen ist der cp,net-Wert
zu verwenden.
! Reibungskräfte sind zu berücksichtigen (s. Abschnitt 4.4.2).
Die Lage der resultierenden Windkräfte ist gemäß den Bildern 4-16 und 4-17 defi-
niert:
! Bei freistehenden Pultdächern ist die Lage der resultierenden Windkraft gemäß
Bild 4-16 als Abstand von der luvseitigen Seite definiert.
! Bei freitstehenden Sattel- oder Trogdächern ist die resultierende Windkraft ge-
mäß Bild 4-17 jeweils in der Mitte der geneigten Dachfläche anzusetzen. Zusätz-
lich ist für ein solches Dach eine einseitige Belastung der Dachfläche infolge mi-
nimaler oder maximaler Windlast anzusetzen.
Die Referenzhöhe ze entspricht der Höhe h entsprechend den Bildern 4-16 und 4-17.
Zu Regelungen für Sheddächer sei auf DIN EN 1991-1-4, Abschnitt 7.3, verwiesen.
Für zweischalige freistehende Dächer sind die Regeln in Abschnitt 4.5.10 anzuwen-
den.

371
Lastannahmen, Einwirkungen
Tafel 4-13 Werte cp, net und cf für freistehende Pultdächer

Neigungs- Versperrungsgrad j Kraftbeiwert Bereich A Bereich B Bereich C


winkel a cf
Maximum alle j þ0,2 þ0,5 þ1,8 þ1,1
0, Minimum j ¼ 0 !0,5 !0,6 !1,3 !1,4
Minimum j ¼ 1 !1,3 !1,5 !1,8 !2,2
Maximum alle j þ0,4 þ0,8 þ2,1 þ1,3
5, Minimum j ¼ 0 !0,7 !1,1 !1,7 !1,8
Minimum j ¼ 1 !1,4 !1,6 !2,2 !2,5
Maximum alle j þ0,5 þ1,2 þ2,4 þ1,6
10, Minimum j ¼ 0 !0,9 !1,5 !2,0 !2,1
Minimum j ¼ 1 !1,4 !1,6 !2,6 !2,7
Maximum alle j þ0,7 þ1,4 þ2,7 þ1,8
15, Minimum j ¼ 0 !1,1 !1,8 !2,4 !2,5
Minimum j ¼ 1 !1,4 !1,6 !2,9 !3,0
Maximum alle j þ0,8 þ1,7 þ2,9 þ2,1
20, Minimum j ¼ 0 !1,3 !2,2 !2,8 !2,9
Minimum j ¼ 1 !1,4 !1,6 !2,9 !3,0
Maximum alle j þ1,0 þ2,0 þ3,1 þ2,3
25, Minimum j ¼ 0 !1,6 !2,6 !3,2 !3,2
Minimum j ¼ 1 !1,4 !1,5 !2,5 !2,8
Maximum alle j þ1,2 þ2,2 þ3,2 þ2,4
30, Minimum j ¼ 0 !1,8 !3,0 !3,8 !3,6
Minimum j ¼ 1 !1,4 !1,5 !2,2 !2,7

Bild 4-16 Lage der resultierenden Windkraft bei freistehenden Pultdächern

372
Windlasten
Tafel 4-14 Werte cp,net und cf für freistehende Sattel- und Trogdächer

7
Neigungs- Versperrungs- Kraftbeiwert Bereich A Bereich B Bereich C Bereich D
winkel a grad j cf
[%]

Maximum alle j þ0,7 þ0,8 þ1,6 þ0,6 þ1,7


!20, Minimum j ¼ 0 !0,7 !0,9 !1,3 !1,6 !0,6
Minimum j ¼ 1 !1,3 !1,5 !2,4 !2,4 !0,6

Maximum alle j þ0,5 þ0,6 þ1,5 þ0,7 þ1,4


!15, Minimum j ¼ 0 !0,6 !0,8 !1,3 !1,6 !0,6
Minimum j ¼ 1 !1,4 !1,6 !2,7 !2,6 !0,6

Maximum alle j þ0,4 þ0,6 þ1,4 þ0,8 þ1,1


!10, Minimum j ¼ 0 !0,6 !0,8 !1,3 !1,5 !0,6
Minimum j ¼ 1 !1,4 !1,6 !2,7 !2,6 !0,6

Maximum alle j þ0,3 þ0,5 þ1,5 þ0,8 þ0,8


!5, Minimum j ¼ 0 !0,5 !0,7 !1,3 !1,6 !0,6
Minimum j ¼ 1 !1,3 !1,5 !2,4 !2,4 !0,6

Maximum alle j þ0,3 þ0,6 þ1,8 þ1,3 þ0,4


þ5, Minimum j ¼ 0 !0,6 !0,6 !1,4 !1,4 !1,1
Minimum j ¼ 1 !1,3 !1,3 !2,0 !1,8 !1,5

Maximum alle j þ0,4 þ0,7 þ1,8 þ1,4 þ0,4


þ10, Minimum j ¼ 0 !0,7 !0,7 !1,5 !1,4 !1,4
Minimum j ¼ 1 !1,3 !1,3 !2,0 !1,8 !1,8

Maximum alle j þ0,4 þ0,9 þ1,9 þ1,4 þ0,4


þ15, Minimum j ¼ 0 !0,8 !0,9 !1,7 !1,4 !1,8
Minimum j ¼ 1 !1,3 !1,3 !2,2 !1,6 !2,1

Maximum alle j þ0,6 þ1,1 þ1,9 þ1,5 þ0,4


þ20, Minimum j ¼ 0 !0,9 !1,2 !1,8 !1,4 !2,0
Minimum j ¼ 1 !1,3 !1,4 !2,2 !1,6 !2,1

Maximum alle j þ0,7 þ1,2 þ1,9 þ1,6 þ0,5


þ25, Minimum j ¼ 0 !1,0 !1,4 !1,9 !1,4 !2,0
Minimum j ¼ 1 !1,3 !1,4 !2,0 !1,5 !2,0

Maximum alle j þ0,9 þ1,3 þ1,9 þ1,6 þ0,7


þ30, Minimum j ¼ 0 !1,0 !1,4 !1,9 !1,4 !2,0
Minimum j ¼ 1 !1,3 !1,4 !1,8 !1,4 !2,0

373
Lastannahmen, Einwirkungen

Bild 4-17 Lage der resultierenden Windkräfte bei freistehenden Sattel- und Trogdächern

4.5.12 Druckbeiwerte für freistehende Wände und Brüstungen


Die Wand bzw. Brüstung ist vom jeweiligen Ende aus in Bereiche nach Bild 4-18 zu
unterteilen. Beiwerte für den resultierenden Druck cp, net für freistehende Wände
und Brüstungen sind in Tafel 4-15 angegeben.

Bild 4-18 Flächeneinteilung bei frei-


stehenden Wänden und
Brüstungen

3 74
Windlasten
Tafel 4-15 Beiwerte für den resultierenden Druck cp,net für freistehende Wände und Brüstungen

Völligkeitsgrad Zone A B C D

l=h < 3 2,3 1,4 1,2 1,2


gerade Wand
l=h ¼ 5 2,9 1,8 1,4 1,2
j¼1
l=h > 10 3,4 2,1 1,7 1,2

abgewinkelte Wand mit


/2,1 /1,8 /1,4 /1,2
Schenkellänge >h1 ) 2 )

j ¼ 0,8 /1,2 /1,2 /1,2 /1,2

1
) Für Längen des abgewinkelten Wandstücks zwischen 0 und h darf linear interpoliert werden. 7
2
) Positive und negative Werte nicht mischen.

Ein Völligkeitsgrad von j ¼ 1 gilt für vollkommen geschlossene Wände, j ¼ 0,8 gilt für
Wände, die zu 20% offen sind. Die Bezugsfläche ist in beiden Fällen die Gesamtfläche der
Wand.
Für Völligkeitsgrade j zwischen 0,8 und 1,0 können die Beiwerte linear interpoliert werden.
Falls der betrachteten Wand luvseitig andere Wände, die gleich groß oder größer
sind, vorgelagert sind, kann bereichsweise ein zusätzlicher Abschattungsfaktor an-
gewendet werden. Der Wert für den Abschattungsfaktor hängt vom Abstand x der
beiden Wände, von ihrer Höhe h und vom Völligkeitsgrad j der luvseitigen, ab-
schattenden Wand ab. Die Werte sind in Bild 4-19 dargestellt.
Der resultierende Druck auf die abgeschattete Wand ergibt sich zu:

c p, net, s ¼ ws c p, net ws Abschattungsfaktor


cp,net Druckbeiwert für freistehende Wände

Die Endbereiche der abgeschatteten Wand sind auf einer Länge, die gleich der Höhe h ist, für die
volle Windbelastung nachzuweisen.

Bild 4-19 Abschattungsfaktor ws für Winddrücke auf hintereinander liegende Wände

375
Lastannahmen, Einwirkungen

4.6 Aerodynamische Kraftbeiwerte


Nachfolgend sind für einige ausgewählte Bauteile die aerodynamischen Kraftbei-
werte zusammengestellt. Weitere Kraftbeiwerte für polygonale Querschnitte, Kreis-
zylinder oder Kugeln können DIN EN 1991-1-4, Abschnitt 7 entnommen werden.

4.6.1 Kraftbeiwerte für Bauteile mit rechteckigem Querschnitt

Für den Kraftbeiwert cf von Bau-


teilen mit rechteckigem Quer-
schnitt bei Anströmung senk-
recht zu einer Querschnittsseite
ist
cf ¼ wr " wl " cf;0
cf,0 Grundkraftbeiwert nach Bild 4-20
wl Abminderungsfaktor nach
Bild 4-28 (s. Abschnitt 4.8)
wr Abminderungsbeiwert nach
Bild 4-21
Der Grundkraftbeiwert cf,0 gilt
für scharfkantige quaderförmige
Baukörper unendlicher Schlank-
heit l.
Der Abminderungsfaktor wl be-
rücksichtigt die effektive Schlank-
heit des scharfkantigen Rechteck-
querschnitts (s. Abschnitt 4.8).
Bild 4-20 Grundkraftbeiwerte cf,0 von scharfkantigen
Rechteckquerschnitten

Bild 4-21 Abminderungsbeiwert wr für einen quadratischen Querschnitt mit abgerundeten Ecken

Die Abhängigkeit des Kraftbeiwertes cf vom Grad der Abrundung der Kanten des
Quaders regelt der Abminderungsbeiwert wr . Dessen Abhängigkeit von der Abrun-
dung zeigt Bild 4-21.
Die Bezugsfläche Aref ist gleich l + b (l ¼ Länge des betrachteten Abschnittes). Die
Bezugshöhe ze ist gleich der Höhe der Oberkante des betrachteten Abschnittes
über Geländeoberkante. Für die Lage des Angriffspunktes der resultierenden Wind-
last gilt Bild 4-1.
4.6.2 Kraftbeiwerte für Anzeigentafeln
Liegt die Unterkante der Anzeigentafel (Fläche b " h; s. Bild 4-22) mindestens h=4
über Gelände, dann beträgt cf ¼ 1,80. Dieser Wert darf auch bei zg < h=4 und
b=h 2 1 angewendet werden.

3 76
Windlasten

Die resultierende Kraft senkrecht zur angeströmten Rechteckfläche b " h der Anzei-
gentafel ist in Höhe des Flächenschwerpunktes mit einer horizontalen Ausmitte
von e ¼ 0,25 b sowohl zur einen als auch zur anderen Seite anzusetzen.
Ist der Abstand der Unterkante der Tafel geringer als h=4 und das Verhältnis b=h > 1,
dann ist die Tafel wie eine freistehende Wand zu behandeln (s. Abschnitt 4.5.12).

7
Bild 4-22 Anzeigetafeln

4.6.3 Kraftbeiwerte für Flaggen


Tafel 4-16 enthält Festlegungen für Kraftbeiwerte cf und Bezugsflächen Aref bei
Flaggen. Die Formel für flatternde Flaggen schließt dynamische Kräfte aufgrund
des Flattereffektes mit ein; dabei sind:
mf Masse je Flächeneinheit der Flagge
r Luftdichte, 1,25 kg/m3
ze Höhe bis zur Oberkante der Flagge über Geländeoberkante

Tafel 4-16 Kraftbeiwerte cf für Flaggen


Flaggen Aref cf

allseitig befestigte Flaggen

h"l 1,8

Kraft wirkt senkrecht


auf Flaggenebene

frei flatternde Flaggen

a) h"l

" #
mf Aref !1,25
0,02 þ 0,7 " " 2
r"h h

b) 0,5 " h " l

Kraft wirkt in Flaggenebene

377
Lastannahmen, Einwirkungen

4.6.4 Kraftbeiwerte für Fachwerke, Gitter und Gerüste


Der Kraftbeiwert cf für Fachwerke, Gitter und Gerüste ist:
cf, 0 Grundkraftbeiwert für Fachwerke mit unendlicher Schlankheit
gemäß Bilder 4-23, 4-24 und 4-25
c f ¼ c f, 0 " wl
wl Abminderungsfaktor zur Berücksichtigung der Schlankheit (s.
Abschnitt 4.8, Bild 4-28)
Die Bezugsfläche Aref ist gleich der Fläche A (Summe der projizierten Flächen der
Stäbe und Knotenbleche der betrachteten Seite; bei räumlichen Fachwerken ist die
Luvseite zu betrachten). Die Bezugshöhe ze ist gleich der Höhe der Oberkante des
betrachteten Abschnitts.
Der in den Bildern 4-23 bis 4-25 verwendete Völligkeitsgrad j ist gemäß Abschnitt
4.8, Bild 4-29, definiert.

Bild 4-23 Grundkraftbeiwert c f, 0 für ein ebenes Fachwerk aus abgewinkelten scharfkantigen
Profilen in Abhängigkeit vom Völligkeitsgrad j

Bild 4-24 Grundkraftbeiwert c f, 0 für ein räumliches Fachwerk aus abgewinkelten und scharf-
kantigen Profilen in Abhängigkeit vom Völligkeitsgrad j

378
Windlasten

Bild 4-25 Grundkraftbeiwert c f, 0 für ebene und räumliche Fachwerke aus Profilen mit kreis-
förmigem Querschnitt

Die in Bild 4-25 verwendete Reynoldszahl Re ist wie folgt definiert:


Dabei sind
Re ¼ ðv " bÞ=u u kinematische Zähigkeit, u ¼ 15 + 10!6 m2 /s
qp Geschwindigkeitsdruck gemäß Abschnitt 4.2
mit v ¼ ðð2 " qp Þ=rÞ1=2 b Stabbreite des größten Gurtstabes, in m
r Luftdichte; 1,25 kg/m3

379
Lastannahmen, Einwirkungen

4.7 Abminderung der Windkräfte auf hintereinander liegende


gleiche Stäbe, Tafeln oder Fachwerke
DIN EN 1991-1-4 enthält hierzu keine Angaben; es wird die Anwendung der nach-
folgend erläuterten Regelungen nach DIN 1055-4 empfohlen.
Die gesamte Windkraft, die auf hintereinander liegende Baukörper wirkt, ist gerin-
ger als die Summe der Einzelkräfte. Die Abminderung der Gesamtkraft erfolgt
durch Verminderung der Bezugsfläche A (vgl. Bild 4-26) mit dem Abminderungs-
faktor h (vgl. Bild 4-27).
Dabei wird vorausgesetzt, dass die Einzelbaukörper an den Enden gehalten sind
und im !brigen frei umströmt werden. Näherungsweise darf die Abminderung
nach diesem Abschnitt auch für den Fall vorgenommen werden, dass die hinterein-
ander liegenden Baukörper unter einer geschlossenen Decke liegen.
Form und Lage des Baukörpers Bezugsfläche A Kraftbeiwert cf

Für das Gesamtsystem aus n Baukörpern


A ¼ ½1 þ h þ ðn ! 2Þ " h2 . " A1
mit cf eines Einzel-
A1 Bezugsfläche des Einzelbaukörpers; baukörpers
n Die Anzahl der Einzelbaukörper;
h Abminderungsfaktor nach Bild 4-27

Bild 4-26 Bezugsfläche A und Kraftbeiwert cf für hintereinander liegende Baukörper

Die Abminderung gilt für Queranströmung und für eine Schräganströmung bis 5, .
Sie darf auch bei annähernd gleichen Einzelbaukörpern angewandt werden, wenn
für A1 die Bezugsfläche des größten Einzelbaukörpers angesetzt wird. Bei unter-
schiedlichen Abständen x der Einzelbaukörper darf näherungsweise der Größtab-
stand als einheitlicher Abstand angesetzt werden.

Bild 4-27 Abminderungsfaktor h für die Summe


der Windkräfte auf hintereinander lie-
gende gleiche Baukörper in Abhän-
gigkeit vom Verhältnis x=h und vom
Völligkeitsgrad j (bei vollwandigen
Baukörpern: j ¼ 1; sonst s. Abschnitt
4.8)

380
Windlasten

4.8 Effektive Schlankheit für unterschiedliche Bauwerke


und Baukörperformen
Tafel 4-17 enthält Formeln zur Berechnung der effektiven Schlankheit l für unter-
schiedliche Bauwerke und Baukörperformen. Bild 4-28 liefert den Abminderungs-
faktor wl in Abhängigkeit von der effektiven Schlankheit l und der Völligkeit j. Zur
Definition des Völligkeitsgrades j siehe Bild 4-29.

Tafel 4-17 Effektive Schlankheit l für Zylinder-, Vieleck-, Brücken- und Rechteckquerschnitte
sowie für Anzeigetafeln, scharfkantige Bauteile und Fachwerkkonstruktionen

Lage des Baukörpers,


Effektive Schlankheit l
Anströmung senkrecht zur Zeichenebene

7
l ¼ l=b oder l ¼ 2,
für l > b der größere Wert ist maßgebend

Für polygonale, rechteckige und scharf-


kantige Querschnitte sowie für Fach-
werke:
für b 2 l für l 1 50 m ist l ¼ 1,4 l=b oder l ¼ 70,
der kleinere Wert ist maßgebend
für l < 15 m ist l ¼ 2 l=b oder l ¼ 70,
der kleinere Wert ist maßgebend

Für Kreiszylinder:
für l 1 50 m ist l ¼ 0,7 l=b oder l ¼ 70,
für b 2 l der kleinere Wert ist maßgebend
für l < 15 m ist l ¼ l=b oder l ¼ 70,
der kleinere Wert ist maßgebend

Zwischenwerte dürfen linear interpoliert


werden.

für l 1 50 m ist l ¼ 0,7 l=b oder l ¼ 70,


der größere Wert ist maßgebend
für l < 15 m ist l ¼ l=b oder l ¼ 70,
der größere Wert ist maßgebend

Zwischenwerte dürfen linear interpoliert


werden

381
Lastannahmen, Einwirkungen

Bild 4-28
Abminderungsfaktor wl in
Abhängigkeit der effektiven
Schlankheit l und für ver-
schiedene Völligkeitsgrade j

Der Völligkeitsgrad j ist wie folgt definiert (siehe Bild 4-29):


j ¼ A=Ac A die Summe der projizierten Flächen der einzelnen Teile;
Ac die eingeschlossene Fläche Ac ¼ l + b.

Bild 4-29 Zur Definition des Völligkeitsgra-


des j

5 Schneelasten nach DIN EN 1991-1-3: 2010-12;


DIN EN 1991-1-3/NA: 2010-12

5.1 Charakteristische Werte der Schneelasten


Der charakteristische Wert der Schneelast sk ist als eine unabhängige veränderliche
Einwirkung zu betrachten.
Die charakteristischen Werte der Schneelasten auf dem Boden sind in Abhängigkeit
von der Schneelastzone und der Geländehöhe über dem Meeresniveau nach Bild
5-1 und 5-2 zu berechnen. Für Bauten in Höhenlagen von mehr als 1500 m müssen
in jedem Einzelfall von der zuständigen Behörde entsprechende Rechenwerte fest-
gelegt werden.
Im norddeutschen Tiefland können vereinzelt Schneelasten bis zum mehrfachen
Wert der sich nach Bild 5-2 ergebenden charakteristischen Schneelasten auftreten.
Die dort von den örtlichen Behörden festgelegten Rechenwerte sind dann zusätzlich
als außergewöhnliche Einwirkungen nach DIN EN 1990 zu berücksichtigen. Gleiches
gilt für bestimmte Lagen der Schneelastzone 3 (etwa Oberharz, Hochlagen des
Fichtelgebirges, Reit im Winkel und Obernach/Walchensee).

382
Schneelasten

Bild 5-1 Schneelastzonenkarte

Eine Zuordnung der Schneelastzonen nach Verwaltungsgrenzen kann z. B. im Inter-


net unter www.dibt.de/aktuelles abgerufen werden.
Die charakteristischen Werte in den Zonen 1a und 2a ergeben sich jeweils durch
Erhöhung der Werte aus den Zonen 1 und 2 mit einem Faktor 1,25. Die Sockelbe-
träge werden in gleicher Weise angehoben.

383
Lastannahmen, Einwirkungen

Bild 5-2 Charakteristischer Wert der Schneelast sk auf dem Boden für Zone 1, Zone 2 und Zone 3

5.2 Schneelast auf Dächern


5.2.1 Allgemeines
Die Schneelast auf dem Dach ist in Abhängigkeit von der Dachform und der charak-
teristischen Schneelast sk auf dem Boden nach folgender Gleichung zu ermitteln:
s i ¼ mi " s k mi Formbeiwert der Schneelast (siehe Tafeln 5-1, 5-2);
sk charakteristischer Wert der Schneelast auf dem Boden in kN/m2.
Die Last ist als lotrecht wirkend anzunehmen und bezieht sich auf die waagerechte
Projektion der Dachfläche. Die Formbeiwerte zur Berechnung der Schneelasten auf
dem Dach gelten für ausreichend wärmegedämmte Konstruktionen ðU < 1 W=m2 KÞ
mit üblicher Dacheindeckung, näherungsweise auch für Glaskonstruktionen.
Alle nachfolgenden Festlegungen zu Schneelasten (einschließlich Schneeverwehun-
gen) sind in der ständigen/vorübergehenden Bemessungssituation zu berücksichti-
gen. Allein in der norddeutschen Tiefebene ist die zuvor erwähnte, dort speziell
festgelegte außergewöhnliche Schneelast zusätzlich in der außergewöhnlichen Be-
messungssituation zu berücksichtigen. Die Bemessungssituationen sind in DIN EN
1990 geregelt (s. Abschnitt 1.5). Die Kombinationsbeiwerte für Schneelasten gemäß
DIN EN 1990 (s. Abschnitt 1.4.1, Tafel 1-3) werden in DIN EN 1991-1-3 bestätigt.

5.2.2 Flache und einseitig geneigte Dächer


Bild 5-3 zeigt die anzusetzende Schneelast: auf
ganzer Fläche gleichmäßig verteilte Volllast.
Der Formbeiwert m1 der Schneelast ist in Tafel 5-1
und Bild 5-6 angegeben.

Bild 5-3 Lastbild der Schneelast für flache und einsei-


tig geneigte Dächer

5.2.3 Symmetrische und unsymmetrische Satteldächer


Es sind die drei Lastbilder (a) bis (c) nach Bild 5-4 zu betrachten. Das ungünstigste
ist für die Bemessung maßgebend.

384
Schneelasten

Die Formbeiwerte m1 ða1 Þ; m1 ða2 Þ der Schneelast sind in Tafel 5-1 und Bild 5-6 angegeben.
(a) beidseitig volle Schneelast (keine Windeinwirkung)
m1 ða1 Þ " sk m1 ða2 Þ " sk

(b) links halbe, rechts volle Schneelast (Windeinwirkung)


0,5 m1 ða1 Þ " sk m1 ða2 Þ " sk

(c) links volle, rechts halbe Schneelast (Windeinwirkung)


m1 ða1 Þ " sk 0,5 m1 ða2 Þ " sk

7
Bild 5-4 Lastbild der Schneelast für
das Satteldach

5.2.4 Gereihte Sattel- und Sheddächer


Neben den Schneelastfällen ohne Windeinwirkung (a) ist bei aneinandergereihten
Dächern und Sheddächern auch der in Bild 5-5 gezeigte Verwehungslastfall (b) zu
berücksichtigen.
Die Formbeiwerte m1 und m2 sind in Tafel 5-1 und Bild 5-6 angegeben.
a) Fensterband geneigt

b) Fensterband lotrecht

Bild 5-5
Lastbild der
Schneelast für
gereihte Sattel-
dächer und
Sheddächer

385
Lastannahmen, Einwirkungen

Der Formbeiwert m2 (siehe Tafel 5-1) braucht nicht höher angesetzt zu werden als
g Wichte des Schnees, die für diese Berechnung zu 2 kN/m3 angenommen
g"h werden kann;
þ m1 h Höhenlage des Firstes über der Traufe in m;
sk sk charakteristische Schneelast in kN/m2.
Hinweis: Die Schneelast auf steil stehende Fensterflächen oder auf angrenzende
Bauteile kann sinngemäß nach Abschnitt 5.2.10 ermittelt werden.

5.2.5 Formbeiwerte für Flachdächer, Pult- und Satteldächer


Bild 5-6 und Tafel 5-1 zeigen die
Formbeiwerte für Flachdächer, Pult-
und Satteldächer.
Dabei wird davon ausgangen, dass
der Schnee ungehindert vom Dach
abrutschen kann. Befindet sich an
der Traufe eine Brüstung, ein
Schneefanggitter oder ein anderes
Hindernis, dann ist als Formbeiwert
der Schneelast mindestens m ¼ 0,8
zu wählen.

Bild 5-6 Formbeiwerte der Schneelast


für flache und geneigte Dächer

Tafel 5-1 Formbeiwerte der Schneelast für flache und geneigte Dächer

Dachneigung a 0, < a < 30, 30, < a < 60, a > 60,

Formbeiwert m1 0,8 0,8ð60, ! aÞ=30, 0

Formbeiwert m2 0,8 þ 0,8 a=30, 1,6 —

5.2.6 Tonnendächer
Tonnendächer sind entweder für gleich-
mäßige Schneelast (a) oder, wenn dies
ungünstiger ist, für die in Bild 5-7 darge-
stellte unsymmetrische Schneelast (b) zu
untersuchen. Mit Tonnendächern sind
alle zylindrischen Formen mit beliebiger
konvex gekrümmter Leitkurve gemeint.
Die Neigung der Tangente an dem An-
schlusspunkt zu den vertikalen Bauteilen
ist ebenfalls beliebig.
Bild 5-8 und Tafel 5-2 zeigen die Formbei-
werte m3 für Tonnendächer. Dabei wird
davon ausgegangen, dass der Schnee
ungehindert vom Tonnendach abgleiten
kann.
Bild 5-7 Lastbild der Schneelast für Ton-
nendächer

386
Schneelasten

Bild 5-8 Formbeiwerte der Schneelast für Tonnendächer


7

Tafel 5-2 Formbeiwerte der Schneelast für Tonnendächer


Verhältnis h=b < 0,18 > 0,18

Formbeiwert m3 0,2 þ 10 h=b 2,0

5.2.7 Höhensprünge an Dächern


Häufig kommt es auf den Dächern unterhalb des Höhensprunges durch Anwehen
oder Abrutschen des Schnees vom obenliegenden Dach zu einer Anhäufung von
Schnee. Für diesen Fall ist auf dem tiefer liegenden Dach der Lastfall nach Bild 5-9
zu berücksichtigen.

Bild 5-9 Lastbild der Schneelast an Höhensprüngen

m1 ¼ 0,8 (das tiefer liegende Dach wird als flach angenommen)


> 0,8 und < 2,4 (allgemein)
> 0,8 und < 2,0 (seitlich offene und für Räumung
zugängliche Vordächer b2 < 3 m)
m2 ¼ mw þ ms > 1,2 und < 6,45=sk0,9 (alpine Region bei sk > 3,0 kN=m2 Þ
< 4,0 (außergewöhnliche Einwirkung,
Norddeutsches Tiefland)

387
Lastannahmen, Einwirkungen

mw ist der Formbeiwert der Schneelast aus Verwehung (ab h > 0,5 m zu berücksich-
tigen):
b1 þ b2 g"h
mw ¼ jedoch nicht größer als mw ¼ # ms
2"h sk
g Wichte des Schnees, hier 2 kN/m3;
h Höhe des Dachsprunges in m;
sk charakteristische Schneelast in kN/m2;
b1 und b2 Dachlängen nach Bild 5-9.
mS ist der Formbeiwert der abrutschenden Schneelast:
Neigung des oberen Daches a < 15, : mS ¼ 0
Neigung des oberen Daches a > 15, : mS ist aus einer Zusatzlast zu bestimmen, die
zu 50% der größten resultierenden Gesamt-
schneelast auf der anschließenden Dachseite
des oberen Daches anzunehmen ist.
5.2.8 Verwehungen an Wänden und Aufbauten
An Dachaufbauten kann es durch
Windverwehungen zu Schneean-
häufungen kommen.
Die Formbeiwerte der Schneelast
und die Länge der Verwehungs-
keile sind wie folgt anzunehmen
(siehe Bild 5-10):
m1 ¼ 0,8
> 0,8
m2 ¼ g h=sk <
2,0
g Wichte des Schnees (hier 2,0 kN/m3);
sk charakteristische Schneelast auf Bild 5-10 Lastbild der Schneelast an Wänden und
dem Boden in kN/m2; Aufbauten
h Höhe des Aufbaus in m.

5.2.9 Schneeüberhang an der Traufe


Bei der Bemessung der auskragenden Teile eines Daches ist zusätzlich zur Schnee-
last auf dem Kragarm der überhängende Schnee an der Traufe zu berücksichtigen.
Die Last des Schneeüberhangs ist als Linienlast an der Trauflinie anzusetzen und
wird berechnet:
Se Schneelast des !berhanges je m Traufe in kN/m;
S e ¼ 0,4 " s 2i =g si Schneelast für das Dach in kN/m2;
g Wichte des Schnees; Rechenwert hier 3 kN/m3.

5.2.10 Schneelasten auf Schneefanggitter und Dachaufbauten


Für den Nachweis der Schneefanggitter ist die Reibung zwischen Schnee und Dach-
fläche zu vernachlässigen. Die Kraft Fs, die von einer rutschgefährdeten Schnee-
masse in Gleitrichtung je Einheit der Breite ausgeübt
wird, beträgt:
mi größter Formbeiwert der Schnee-
last nach Abschnitt 5.2.5 für die
betrachtete Dachfläche (unver-
F s ¼ mi s k b sin a wehter Schnee);
sk charakteristische Schneelast auf
dem Boden in kN/m2;
b Grundrissentfernung zwischen
Gitter bzw. Dachaufbau und First
in m; Bild 5-11
a Dachneigungswinkel von der Schneelast auf Schneefang-
Waagerechten aus gemessen. gitter

388
Eislasten

6 Eislasten nach DIN 1055-5: 2005-07


DIN EN 1991-1-3 enthält keine Angaben zu Eislasten; es werden daher nachfolgend
die Regelungen nach DIN 1055-5 behandelt.
Die Vereisung (Eisregen oder Raueis) hängt von den meteorologischen Verhältnis-
sen wie Lufttemperatur, relative und absolute Luftfeuchtigkeit sowie Wind ab, die
mit der Geländeform und der Geländehöhe über NN stark wechseln.
Wegen der vielfältigen Einflussfaktoren können zur Art und Stärke des Eisansatzes
allgemeine Angaben nur bis zu Höhenlagen 2 600 m ü NN und bis zu Bauwerks-
höhen von 50 m über Gelände gemacht werden. In allen anderen Fällen und für
besonders exponierte Lagen ist bereits in der Planung in Abstimmung mit der zu-
ständigen Behörde festzulegen, welcher Eisansatz zu berücksichtigen ist.
Bei filigranen Bauteilen kann für die Bemessung ein Eislastansatz anstelle des
Schneelastansatzes maßgebend werden. Neben dem erhöhten Gewicht ist dabei 7
auch die größere Windangriffsfläche zu beachten.

6.1 Vereisungsklassen
Die Art des Eisansatzes hängt von den meteorologischen Bedingungen ab, die
während des Vereisungsvorganges am Bauort herrschen. Für die Berechnung wer-
den zwei typische Fälle klassifiziert:
Vereisungsklassen G
Es wird eine allseitige Ummantelung der Bauteile mit Klareis (gefrierende Nebel-
lagen) oder Glatteis (gefrierender Regen) angenommen, die durch die Dicke der
Eisschicht in Zentimeter charakterisiert ist (siehe Bild 6-1). So bedeutet z. B. die Ver-
eisungsklasse G 1 einen allseitigen Eisansatz von t ¼ 1 cm und entsprechend für
G 2 mit t ¼ 2 cm. Für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland sind die Verei-
sungsklassen G 1 oder G 2 maßgebend.
Die Eisrohwichte für Klareis und Glatteis ist mit 9 kN/m3 anzusetzen.

Bild 6-1 Allseitiger Eismantel

Vereisungsklassen R
Die vorherrschende Windrichtung während der Vereisung des Bauwerks führt zum
Aufbau einer einseitigen gegen den Wind anwachsenden kompakten Raueisfahne.
Sie ist in Tafel 6-1 durch das Gewicht des an einem dünnen Stab angelagerten Ei-
ses definiert. Dies gilt für Stäbe beliebiger Querschnittsform bis zu einer Profil-
breite von 300 mm.
Tafel 6-1 Vereisungsklassen Raueis
Im Flachland und bis in die unteren
Lagen der Mittelgebirge der Bun-
Vereisungsklasse Eisgewicht an einem Stab desrepublik Deutschland sind die
(˘ < 300 mm) Vereisungsklassen R 1 bis R 3 maß-
kN/m
gebend. In Anlehnung an die Wind-
R1 0,005 geschwindigkeit gilt das in Tafel 6-1
R2 0,009 angegebene Eisgewicht in 10 m Höhe
über Gelände. Im Falle abweichen-
R3 0,016
der Bauteilhöhen ist der Höhenfak-
R4 0,028 tor kZ nach Abschnitt 6.3 zu berück-
R5 0,050 sichtigen.

389
Lastannahmen, Einwirkungen

Die Eisrohwichte für Raueis


ist mit 5 kN/m3 anzusetzen.
Die schematisierten Formen
einer anwachsenden kom-
pakten Raueisfahne sind für
nicht verdrehbare Stabquer-
schnitte in Bild 6-2 darge-
stellt. Bei verdrehbaren Quer-
schnitten (Seilen) kann es
durch die Rotation zu einer
allseitigen Eisanlagerung
(Eiswalze) kommen. Die
Schichtdicke kann aus den
Eisgewichten nach Tafel 6-1
berechnet werden.
Mit wachsender Quer-
schnittsbreite nimmt die Län-
ge der Eisfahne ab, jedoch
nur bis zu einer Breite von
300 mm. Für breitere Quer-
schnitte ist der Wert für
300 mm anzunehmen, so
dass sich für diese Bauteile
höhere Eisgewichte je Län-
geneinheit ergeben.
Bild 6-2 Raueisfahnen von Stäben mit unterschiedlicher
Für Fachwerke ergibt sich Querschnittsform
die Eislast als Summe der
Eislasten der Einzelstäbe, wobei geometrische !berschneidungen abgezogen wer-
den können.
Die Maße der Eisfahnen für die in Bild 6-2 dargestellten Stabtypen können den
Tafeln 6-2 und 6-3 entnommen werden.

Tafel 6-2 Eisfahnenbildung an Stäben des Typs A, B, C u. D


Stabquerschnitt Typ A, B, C u. D
Stabbreite W 10 30 100 300
mm
Eisklasse Eisgewicht Eisfahnen mm
kN/m
L D L D L D L D
R1 0,005 56 23 36 35 13 100 4 300
R2 0,009 80 29 57 40 23 100 8 300
R3 0,016 111 37 86 48 41 100 14 300

Tafel 6-3 Eisfahnenbildung an Stäben des Typs E u. F


Stabquerschnitt Typ E u. F
Stabbreite W 10 30 100 300
mm
Eisklasse Eisgewicht Eisfahnen mm
kN/m
L D L D L D L D
R1 0,005 55 22 29 34 0 100 0 300
R2 0,009 79 28 51 39 0 100 0 300
R3 0,016 111 36 81 47 9 100 0 300

390
Eislasten

6.2 Vereisungsklassen und Eiszonen


Aufgrund der meteorologischen und topographischen Verhältnisse wird Deutsch-
land nach Bild 6-3 in die folgenden Eiszonen unterteilt.

Bild 6-3 Eiszonenkarte der Bundesrepublik Deutschland

391
Lastannahmen, Einwirkungen

Für die dargestellten Zonen sind folgende Vereisungsklassen zu untersuchen:


Tafel 6-4 Vereisungsklassen im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland

Zone Region Vereisungsklasse

1 Küste G 1, R 1

2 Binnenland G 2, R 1

3 Mittelgebirge h < 400 m ü. d. M. R2

4 Mittelgebirge 400 < h < 600 m ü. d. M. R3

Die Vereisungsklassen decken normale Verhältnisse ab. In besonders exponierten


oder gut abgeschirmten Lagen kann die maßgebende Vereisungsklasse zutreffen-
der durch ein meteorologisches Gutachten festgelegt werden. Für Höhenlagen
oberhalb 600 m über NN ist die Vereisungsklasse grundsätzlich durch ein Gutach-
ten in Abstimmung mit der zuständigen Behörde festzulegen.

6.3 Eisansatz in größeren Höhen über Gelände


Für R-Klassen gilt, dass bedingt durch die anwachsende Windgeschwindigkeit der
Eisansatz mit der Höhe über Gelände zunimmt. Für Bauteile bis 50 m über Gelände
ist die Menge des Eisansatzes mit dem Höhenfaktor

h # 10
kz ¼ 1 þ
100

zu vervielfältigen. Die Höhe h ist in m einzuset-


zen.
Für G-Klassen kann der Eisansatz mit Klareis
für Bauteile bis zu 50 m über Gelände als Bild 6-4 Höhenfaktor kz
gleichbleibend angesetzt werden.

6.4 Windlast auf vereiste Baukörper


Die Windlast auf vereiste Baukörper ist nach DIN EN 1991-1-4 zu bestimmen.
Durch Eisansatz ändert sich die Querschnittsform der Bauteile und damit der Wind-
kraftbeiwert und die Bezugsfläche, bei Fachwerken auch der Völligkeitsgrad. Dies
ist in der Berechnung zu berücksichtigen.
In den Vereisungsklassen G ist mit den allseitig geometrisch vergrößerten Quer-
schnitten zu rechnen. Ausgehend von den Windkraftbeiwerten cf0 ohne Eisansatz
können im Bild 6-5 die veränderten Werte cfi für Eisansatz abgelesen oder linear
interpoliert werden. Die Windkraftbeiwerte tendieren mit zunehmender Vereisung
auf einen einheitlichen Wert hin.
Bei den Raueisklassen R ist ungünstig davon auszugehen, dass der Wind quer zu den
Raueisfahnen bläst; die veränderten Windkraftbeiwerte cfi sind Bild 6-6 zu entnehmen.
Für dünne und für stabförmige Bauglieder bis zur Breite von 300 mm können die ver-
größerten Windangriffsflächen den Tafeln 6-2 und 6-3 entnommen werden.

392
Lastannahmen f"r Straßen- und Wegbr"cken

Bild 6-5 Veränderte Windkraftbeiwerte Bild 6-6 Veränderte Windkraftbeiwerte cfi bei
cfi bei allseitigem Eisansatz Raueis

7 Lastannahmen für Straßen- und Wegbrücken


nach DIN 1072: 1985-12; DIN 1072 Beiblatt 1: 1988-05

7.1 Allgemeines
Mit der verbindlichen Einführung des DIN-Fachberichtes 101 „Einwirkungen auf
Brücken“ (siehe Abschnitt 8) im Jahr 2003 für Ingenieurbauwerke im Zuge von
Bundesfernstraßen wurde der Anwendungsbereich der DIN 1072 im Brückenbau
i. w. auf Ausnahmefälle (z. B. einzelne Umbau- oder Instandsetzungsmaßnah-
men) reduziert. Daher wird vorliegend auf eine ausführliche Darstellung verzich-
tet.
Allerdings wird auch in der neuen Normenreihe der DIN EN 1991 in Teil 1-1 an zwei
Stellen, die für die praktische Anwendung von Bedeutung sind, noch auf DIN 1072
verwiesen:

! DIN EN 1991-1-1/NA, 6.3.2.3, „Schwingbeiwerte“ (siehe vorliegend Abschnitt 3.5.2)


! DIN EN 1991-1-1/NA, 3.3.3, „Flächen für Fahrzeugverkehr auf Hofkellerdecken
und planmäßig befahrene Deckenflächen“ (siehe vorliegend Abschnitt 3.5.4)

Dabei wird Bezug genommen auf Lasten der Brückenklassen 6/6 bis 30/30 nach
DIN 1072, wobei auch der zugehörige Schwingbeiwert von Bedeutung ist; auf diese
Aspekte wird in Abschnitt 7.2 kurz eingegangen.

7.2 Verkehrsregellasten
In DIN 1072 sind die Straßen- und Wegbrücken je nach Belastbarkeit in Brücken-
klassen eingeteilt. Dabei ist zwischen den Regelklassen (siehe Tafel 7-1) und den
Nachrechnungsklassen (siehe Tafel 7-2) unterschieden.
Die Zuordnung der Verkehrsregellasten zur Brückenfläche erfolgt durch Aufteilung
in eine Hauptspur, eine unmittelbar daneben angeordnete Nebenspur sowie die
außerhalb dieser Spuren liegende Fläche; die Breite von Haupt- und Nebenspur
beträgt jeweils 3 m.
Detaillierte Angaben zu Lastgrößen und Lastanordnung können den Tafeln 7-1 bzw.
7-2 entnommen werden.

393
Lastannahmen, Einwirkungen
Tafel 7-1 Verkehrsregellasten der Regelklassen (Maße in m)

p 1=5kN/m2 HS p 1 = 5 kN/m2 SLW30 p 1 = 5 kN/m2

3m 3m
HS p 1=5kN/m2 SLW60 HS
NS p 2=3kN/m2 SLW30 p 2=3kN/m2 NS p 2 = 3 kN/m2 SLW30 p 2 = 3 kN/m2 NS

Restliche Fahrbahnfläche mit p2 ¼ 3 kN/m2 belasten ohne Schwingbeiwert j


HS = Hauptspur mit Schwingbeiwert j
NS = Nebenspur ohne Schwingbeiwert j

Bei der Ermittlung der jeweils ungünstigen Laststellung sind die auf der Hauptspur (HS) und
Nebenspur (NS) aufgestellten Regelfahrzeuge nicht gegeneinander zu verschieben, sondern
als Lastpaket unmittelbar nebeneinander auf gleicher Höhe anzusetzen.
Beträgt die Fahrbahnbreite (von Brücken der Regelklassen) weniger als 6,0 m, so bleiben auch
einzelne Radlasten des SLW auf der Nebenspur unberücksichtigt.

(3) Belastung (bis zum Geländer) von Geh-, Radwegen, Schrammbordstreifen, erhöhten
oder baulich abgegrenzten Mittelstreifen (ohne Schwingbeiwert j).
Der ungünstigste Wert von (3.1) bis (3.3) ist maßgebend.
(3.1) Flächenlast p2 ¼ 3 kN/m2 zusammen mit den Lasten nach (2).
(3.2) Für die Belastung einzelner Bauteile, z. B. Gehwegplatten, Längsträger, Konsolen,
Querträger, ist p3 ¼ 5 kN/m2 anzusetzen ohne die Lasten nach (2).
(3.3) Falls nicht gegen Auffahren durch starre abweisende Schutzeinrichtungen gesichert,
Radlast P ¼ 50 kN mit Aufstandsfläche 0,20 + 0,40 (wie bei SLW 30), ohne die Lasten
nach (2).
Für das Nachrechnen bestehender Brücken gilt Radlast P ¼ 40 kN nach (3.3).
Dies bezieht sich auch auf Brücken der Brückenklasse 60, 45, 30, auch wenn sie in
Brückenklasse 60/30 oder 30/30 eingestuft werden können.

3
) BAB ¼ Bundesautobahnen; B ¼ Bundesstraßen; L ¼ Landesstraßen (Land- bzw. Staatsstra-
ßen bzw. L I. O; S ¼ Stadt- bzw. Gemeindestraßen; K ¼ Kreisstraßen (L II. O); G ¼ Gemeinde-
wege; W ¼ Wirtschaftswege

394
Lastannahmen f"r Straßen- und Wegbr"cken
Tafel 7-2 Verkehrsregellasten der Nachrechnungsklassen (Maße in m)
Brückenklassen 16/16, 12/121 ), 9/9, 6/6 und 3/3
Lastkraftwagen (LKW)
Brückenklasse 16/16 12/12 9/9 6/6 3/3

Gesamtlast kN 160 120 90 60 30

Ersatzflächenlast p 0 8,9 6,7 5,0 4,0 3,0


kN/m2

Vorder- Radlast kN 30 20 15 10 5
räder
Aufstands- 0,26 0,20 0,18 0,14 0,14
1
breite b1

Hinter- Radlast kN 50 40 30 20 10 7
räder
Aufstands- 0,40 0,30 0,26 0,20 0,20
breite b2

Eine Last kN 110 110 90 60 30


Eine einzelne
Achse Aufstands- 0,40 0,40 0,30 0,26 0,20
einzelne
breite b3
Achse
Lastschema für die Fahrbahnfläche zwischen den Schrammborden
Brückenklasse 16/162 ) 12/12 9/9 6/6 3/3
2
p1 kN/m 5,0 4,0 4,0 4,0 3,0
2
2 p2 kN/m 3,0 3,0 3,0 2,0 2,0

*) Gegebenenfalls auch einzelne Radlasten


HS Hauptspur mit Schwingbeiwert j
NS Nebenspur ohne Schwingbeiwert j
Restflächen mit p2 ohne Schwingbeiwert j
Lastschema für die übrigen Brückenflächen bis zu den Geländern (Geh- und Radwege,
Schrammbordstreifen, erhöhte oder baulich abgegrenzte Mittelstreifen).
Der ungünstigste Wert der Zeile 3, Aufzählungen a bis c, ist ohne Schwingbeiwert j ein-
zusetzen.
a) p2 nach Zeile 2 zusammen mit den übrigen Lasten nach Zeile 2, dabei HS mit Schwing-
beiwert j
b) p3 ¼ 5 kN/m2 ohne Lasten der Zeile 2
(Nur für die Belastung einzelner Bauteile, z. B. Gehwegplatten, Längsträ-
3 ger, Konsolen, Querträger)
c) Falls nicht gegen Auffahren durch steife abweisende Schutzeinrichtung gesichert
(nur für die Belastung einzelner Bauteile entsprechend Zeile 3, Aufzählung b):
|fflfflfflffl{zfflfflfflffl} |fflfflfflffl{zfflfflfflffl}

Radlast P ¼ 40 kN Nur bei bestehenden Brücken der Brückenklasse 16/16


Aufstandsfläche 0,2 + 0,3 und 12/12
ohne Lasten der Zeile 2
Radlast P ¼ 50 kN
Aufstandsfläche 0,2 + 0,4 Nur bei neuen Brücken der Brückenklasse 12/121 )
ohne Lasten der Zeile 2
1
) Die Lastannahmen der Brückenklassen 12/12 für das Nachrechnen bestehender Straßen-
und Wegbrücken können vom Baulastträger auch für das Berechnen neuer Brücken zuge-
lassen werden.
2
) Es dürfen auch Werte aus Rechenwerken mit einer Aufteilung der Radlasten (Vorderachse:
Hinterachse) im Verhältnis 1 : 2 benutzt werden.

395
Lastannahmen, Einwirkungen

Die Verkehrsregellasten der Hauptspur


sind mit einem Schwingbeiwert j zu
vervielfachen; dieser beträgt
— bei Bauwerken ohne !berschüttung
j ¼ 1,4 ! 0,008 " lj > 1,0
— bei überschütteten Bauwerken
j ¼ 1,4 ! 0,008 " lj ! 0,1 hü > 1,0
Bild 7-1 Schwingbeiwert lj bei Bauwerken mit lj ¼ maßgebende Länge in m
ohne !berschüttung
und hü ¼ !berschüttungshöhe in m

M a ß g e b e n d e L ä n g e n lj sind:
— beim Berechnen der Schnittgrößen aus unmittelbarer Belastung eines Bauteiles
die Stützweite bzw. die Länge der Auskragung dieses Bauteiles, bei kreuzweise
gespannten Platten die kleinere Stützweite;
— beim Berechnen der Schnittgrößen aus mittelbarer Belastung eines Bauteiles
entweder dessen Stützweite oder die der Tragglieder, die die Verkehrslast
auf das Bauteil übertragen; dabei darf der größere Wert für lj angesetzt wer-
den;
— bei Traggliedern, die sowohl durch Anteile aus mittelbarer als auch aus unmit-
telbarer Belastung beansprucht werden, für jeden dieser Anteile der für ihn
maßgebende Wert lj ;
— bei durchlaufenden Trägern ohne und mit Gelenken das arithm. Mittel aller
Stützweiten; für Lasten unmittelbar auf Kragarmen oder in Feldern, deren Stütz-
weite geringer ist als das 0,7fache der größten Stützweite, ist als maßgebende
Länge die Länge des Kragarmes bzw. die Stützweite des jeweils kleineren Fel-
des zu nehmen.

8 Einwirkungen auf Brücken nach DIN-Fachbericht 101: 2009-03

8.1 Allgemeines
Im März 2009 wurde die Neuauflage des DIN-Fachberichtes 101 „Einwirkungen auf
Brücken“ veröffentlicht; er ersetzt den DIN-Fachbericht 101, Ausgabe 2003. Dieser
DIN-Fachbericht wurde mit dem Ziel verfasst, sämtliche für Brücken relevante Re-
gelungen aus verschiedenen europäischen und nationalen Einzelregelwerken als
Auszüge zu entnehmen, aufeinander abzustimmen und zu einem geschlossenen
Dokument für die Einwirkungen auf Brücken zusammenzufassen.

8.2 Grundlagen der Tragwerksplanung


Basis bildet das Sicherheitskonzept entsprechend DIN 1055-100 mit entsprechen-
den Regelungen für Nachweise in den Grenzzuständen der Tragfähigkeit (statisches
Gleichgewicht; Lagesicherheit; Bruch) sowie in den Grenzzuständen der Gebrauchs-
tauglichkeit (Anforderungen bezüglich Spannungen; Dekompression; Rissbreiten;
Verformungen).
Die in den Grenzzuständen der Tragfähigkeit zu untersuchenden drei Bemes-
sungssituationen sind in Tafel 8-1 zusammengefasst; sie stimmen mit den Rege-
lungen nach DIN 1055-100 und auch nach DIN EN 1990 überein (siehe vorange-
gangenen Abschnitt 1.5).

396
Einwirkungen auf Br"cken
Tafel 8-1 Bemessungswerte für Einwirkungen zur Anwendung bei Einwirkungskombinatio-
nen im Grenzzustand der Tragfähigkeit
Bemessungssituation Ständige Unabhängige veränderliche Außergewöhnliche
Einwirkungen Gd Einwirkungen Qd Einwirkung und
Einwirkung infolge
Vorherrschende Andere Erdbeben
Ständig und gG " Gk ðgP " Pk Þ gQ1 " Qk1 gQi " w0i " Qki
vorübergehend
Außergewöhnlich gGA " Gk ðgPA " Pk Þ w11 " Qk1 w2i " Qki gA " Ak oder Ad
Erdbeben Gk w21 " Qk1 w2i " Qki g1 " AEd

Die in den Grenzzuständen der Gebrauchstauglichkeit festgelegten Kombinationen


von Einwirkungen sind in Tafel 8-2 zusammengefasst; gegenüber den Regelungen
nach DIN 1055-100 ist für den Brückenbau die „nicht häufige Kombination“ ergän-
7
zend festgelegt; auch diese Regelungen stimmen prinzipiell mit DIN EN 1990 über-
ein (s. Abschnitt 1.6).

Tafel 8-2 Bemessungswerte für Einwirkungen zur Verwendung bei der Kombination im
Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit
Kombination Ständige Einwirkungen Gd Veränderliche Einwirkungen Qd
Vorherrschende Andere
Charakteristisch (selten) Gk ðPk Þ Qk1 w0i " Qki
Häufig Gk ðPk Þ w11 " Qk1 w2i " Qki
Quasi-ständig Gk ðPk Þ w21 " Qk1 w2i " Qki
Nicht häufig Gk ðPk Þ w011 " Qk1 w1i " Qki

Tafel 8-3 enthält die, in den verschiedenen Bemessungssituationen in den Grenzzu-


ständen der Tragfähigkeit anzusetzenden Teilsicherheitsbeiwerte. Hierzu ist folgen-
des anzumerken:
! Der Teilsicherheitsbeiwert bei Setzungen in Höhe von 1,00 ist nur anzusetzen,
wenn die Setzungen hinreichend genau ermittelt werden können.
! Bei den Setzungen (Baugrundbewegungen) ist zwischen den wahrscheinlichen
und den möglichen Baugrundbewegungen zu unterscheiden; welche Art von
Setzung zu verwenden ist, ist in den DIN-Fachberichten 102 bis 104 geregelt.
! Die Komponenten der Verkehrseinwirkungen werden bei Kombinationen durch
die Lastgruppe gr i als eine einzige Einwirkung angesehen. Die günstig wirken-
den Komponenten dieser Gruppe werden vernachlässigt.

Tafel 8-3 Teilsicherheitsbeiwerte für Einwirkungen: Grenzzustände der Tragfähigkeit für Stra-
ßenbrücken
Einwirkung Bezeichnung Bemessungssituation
S/V A
Ständige Einwirkungen: Eigenlasten der
tragenden und nichttragenden Bauteile,
ständige Einwirkungen des Baugrundes,
Grundwasser und Wasser
ungünstig gG sup 1,35 1,00
günstig gG inf 1,00 1,00

Fortsetzung s. nächste Seite

397
Lastannahmen, Einwirkungen
Tafel 8-3 Fortsetzung
Einwirkung Bezeichnung Bemessungssituation
S/V A
Horizontaler Erddruck aus Auflast !
ungünstig gG sup 1,50 !
günstig gG inf 1,00
Vorspannung gP 1,00 1,00
Setzungen gG set 1,00 !
Verkehr
ungünstig gQ 1,50 1,00
günstig 0 0
Temperatur
ungünstig gQ 1,35 1,00
günstig 0 0
Andere variable Einwirkungen
ungünstig gQ 1,50 1,00
günstig 0 0
Außergewöhnliche Einwirkungen gA ! 1,00
S ! Ständige Bemessungssituation
V ! Vorübergehende Bemessungssituation
A ! Außergewöhnliche Bemessungssituation

Bei Nachweisen bezüglich des Verlustes des statischen Gleichgewichtes sollten die
günstigen und ungünstigen Anteile der ständigen Einwirkungen als Einzelwirkun-
gen betrachtet werden; dabei sollten dann – soweit nicht anderweitig festgelegt –
bei den ungünstigen Anteilen gG sup ¼ 1,05 und bei den günstigen Anteilen gG inf ¼
0,95 angesetzt werden.
Tafel 8-4 zeigt die für Straßenbrücken festgelegten w-Beiwerte. Bei Verkehrseinwir-
kungen gelten sie, soweit zu berücksichtigen, sowohl für die in Abschnitt 8.3.4 an-
gegebenen Verkehrslastgruppen als auch für die dominanten Komponenten der
Einwirkungen dieser Gruppen, wenn diese getrennt zu betrachten sind.

Tafel 8-4 Kombinationsbeiwerte für Straßenbrücken


Einwirkung Bezeichnung w0 w1 w2 w01
TS 0,75 0,75 0,2 0,80
gr 1 (LM 1)2 )
UDL1 ) 0,40 0,40 0,2 0,80
Verkehrslasten Einzelachse (LM 2) 0 0,75 0 0,80
gr 2 (Horiz. Lasten) 0 0 0 0
gr 3 (Fußg. Lasten) 0 0 0 0,80
Horizontallasten 0 0 0 0
Windlasten FWk 0,50 0,50 0 0,60
Temperatur Tk 03 ) 0,6 0,5 0,80
1
) Die Beiwerte für die gleichmäßig verteilte Belastung beziehen sich nicht nur auf die Flä-
chenlast des LM 1, sondern auch auf die in Tafel 8-7 angegebene abgeminderte Last aus
Fußgänger- und Radwegbrücken.
2
) Die Lastgruppe gr 1 (LM 1) besteht aus den Elementen TS und UDL, die wenn ungünstig
wirkend, immer gemeinsam anzusetzen sind.
3
) Falls nachweisrelevant, sollte w0 = 0,8 gesetzt werden (vgl. DIN-Fachberichte 102 bis 104).

398
Einwirkungen auf Br"cken

8.3 Einwirkungen aus Straßenverkehr und andere


für Straßenbrücken typische Einwirkungen
8.3.1 Allgemeines
Der Anwendungsbereich der in DIN-Fachbericht 101 festgelegten Einwirkungen für
Straßenbrücken umfasst Bauwerke mit Einzelstützweiten bis 200 m und/oder mit
Fahrbahnbreiten nicht größer als 42 m. Für Stützweiten ab 200 m kann angenom-
men werden, dass die charakteristischen Werte der Lastmodelle auf der sicheren
Seite liegen. Als Fahrbahn ist die Breite w zwischen den Schrammborden definiert,
wenn die Schrammbordhöhe 170 mm beträgt; in allen anderen Fällen entspricht
die Breite w der lichten Weite zwischen den Schutzeinrichtungen.
Für Entwurf, Berechnung und Bemessung wird die Fahrbahn in rechnerische Fahr-
streifen unterteilt; die Breite w l der rechnerischen Fahrstreifen und die größtmögli-
che Gesamtzahl (ganzzahlig) n l solcher Fahrstreifen ist in Tafel 8-5 geregelt.
7
Tafel 8-5 Anzahl und Breite von Fahrstreifen
Fahrbahnbreite w Anzahl der rechnerischen Breite eines rechnerischen Breite der
Fahrstreifen Fahrstreifens Restfläche

w < 5,4 m nl ¼ 1 3m w !3m

5,4 m 2 w < 6 m nl ¼ 2 w =2 0

6m2w nl ¼ Int ðw =3Þ 3m w ! 3,0 " nl

Bezüglich Lage und Nummerierung der rechnerischen Fahrstreifen gelten folgende


Regelungen (siehe auch Bild 8-1):
! Die Anzahl der zu berücksichtigenden belasteten Fahrstreifen, ihre Lage auf der
Fahrbahn und ihre Nummerierung sind für jeden Einzelnachweis so zu wählen,
dass sich die ungünstigsten Beanspruchungen aus den Lastmodellen ergeben.
! Der am ungünstigsten wirkende Fahrstreifen trägt die Nummer 1, der als zweit-
ungünstigst wirkende Fahrstreifen trägt die Nr. 2 usw..
! Besteht die Fahrbahn aus zwei getrennten Richtungsfahrbahnen auf einem !ber-
bau, so sollte für die gesamte Fahrbahn nur eine Nummerierung vorgenommen
werden.
! Wenn die Fahrbahn aus zwei getrennten Teilen auf zwei unabhängigen !ber-
bauten besteht, sollte für jeden !berbau eine eigenständige Nummerierung vor-
gesehen werden.

Bild 8-1 Beispiel einer Fahrstreifennummerierung im allgemeinsten Fall

Die Anordnung der nachfolgend definierten Lastmodelle erfolgt in den rechneri-


schen Fahrstreifen in ungünstigster Stellung (Länge der Belastung und Stellung in
Längsrichtung); die Doppelachsen sind in Querrichtung als nebeneinander stehend

399
Lastannahmen, Einwirkungen

anzunehmen. Im Falle von Einzellasten wird eine Lastverteilung durch Belag und
Betonplatte unter einem Winkel von 45, bis zur Mittellinie der Betonplatte ange-
nommen (im Falle einer orthotropen Fahrbahnplatte bis zur Mittellinie des Fahr-
bahndeckbleches).

8.3.2 Vertikallasten – charakteristische Werte


In den DIN-Fachbericht wurden drei Lastmodelle (1, 2 und 4) übernommen:

Lastmodell 1
Das Lastmodell besteht aus der Doppelachse (Tandem-System TS) und aus der
gleichmäßig verteilten Belastung (UDL); es gilt nur für globale Nachweise. Tafel 8-6
enthält die anzusetzenden Zahlenwerte für die Lasten Q ik und q ik, die den dynami-
schen Erhöhungsfaktor bereits enthalten. Dabei ergeben sich die sogenannten an-
gepassten Grundwerte durch Multiplikation der Grundwerte der Lasten mit Anpas-
sungsfaktoren aQi bzw. aqi; diese Anpassungsfaktoren sind für die Einzellasten mit
0,8 und für die Flächenlasten mit 1,0 festgelegt.

Tafel 8-6 Grundwerte und angepasste Grundwerte


Stellung Doppelachse Gleichmäßig
verteilte Last
Grundwert aQi angepasster
Grundwert

Achslast Qik in kN Achslast aQi " Qik in kN qik (oder qrk ) in kN/m2

Fahrstreifen 1 300 0,8 240 9,0

Fahrstreifen 2 200 0,8 160 2,5

Fahrstreifen 3 0 ! 0 2,5

Andere Fahrstreifen 0 ! 0 2,5

Restfläche (qrk ) 0 ! 0 2,5

In jedem Fahrstreifen sollte nur eine Doppelachse aufgestellt werden und es soll-
ten nur vollständige Doppelachsen angeordnet werden. Die Fahrstreifen 1 und 2
sind ohne Restfläche unmittelbar nebeneinander anzuordnen (siehe Bild 8-2).

Bild 8-2 Lastmodell 1 (angepasste Grundwerte)

400
Einwirkungen auf Br"cken

Lastmodell 2

Das Lastmodell besteht aus einer Einzel-


achse; es gilt nur für lokale Nachweise. Die
anzusetzende Einwirkung ergibt sich durch
Multiplikation der Einzelachslast Qak ¼ 240 kN
(die dynamische Erhöhung ist in Q ak bereits
enthalten) mit dem nationalen Anpassungs-
faktor bQ ¼ 0,8. Das Lastmodell ist in beliebi-
ger Stellung auf der Fahrbahn anzuordnen;
ggfs. ist nur ein Rad zu berücksichtigen. Wei-
tere Angaben zur Geometrie enthält Bild 8-3.

7
Bild 8-3 Lastmodell 2

Lastmodell 4

!ber dieses Lastmodell (Flächenlast siehe Abschnitt 8.4) soll, soweit im Einzelfall
erforderlich, Menschengedränge dargestellt werden; es gilt für globale Nachweise
und nur für vorübergehende Bemessungssituationen.

8.3.3 Horizontallasten – charakteristische Werte


Die Lasten aus Bremsen und Anfahren sind in Längsrichtung in Höhe der Ober-
kante des fertigen Belags wirkend anzunehmen; der charakteristische Wert Q lk (po-
sitiv und negativ anzusetzen) ist anteilig zu den maximalen vertikalen Lasten des
in Fahrstreifen 1 vorgesehenen Lastmodells 1 festgelegt:
Qlk ¼ 0,6 " aQ1 " ð2 " Q1k Þ þ 0,1 " aq1 " q1k " wl " L
360 " aQ1 2 Qlk 2 900 in kN
mit L ¼ Länge des !berbaus (zu berücksichtigender Teil)
Die Zentrifugallasten sind in Höhe der Oberkante des fertigen Belags in Querrich-
tung, radial zur Fahrbahnachse wirkend, anzunehmen; der charakteristische Wert
von Q tk (in kN) ist wie folgt festgelegt:
Qtk ¼ 0,2 " Qv bei r < 200 m
¼ 40 " Qv =r bei 200 m 2 r 2 1500 m
¼0 bei r > 1500 m
mit r horizontaler Radius der Fahrbahnmittellinie (in m)
Q v Gesamtlast aus den vertikalen Einzellasten der Doppelachsen von Lastmodell 1

8.3.4 Verkehrslastgruppen für Straßenbrücken


Die Gleichzeitigkeit des Ansatzes der Vertikallasten (Lastmodelle entsprechend Ab-
schnitt 8.3.2), der Horizontallasten (siehe Abschnitt 8.3.3) sowie der für Fußgänger-
und Radwegbrücken festgelegten Lasten (siehe Abschnitt 8.4) wird entsprechend
den in Tafel 8-7 angegebenen, sich gegenseitig ausschließenden Gruppen berück-
sichtigt.

4 01
Lastannahmen, Einwirkungen
Tafel 8-7 Festlegung von Verkehrslastgruppen

Fahrbahn Geh- und


Radwege
auf Brücken1 )

Lastart Vertikallasten Horizontallasten Nur


Vertikallasten

Lastmodell Lastmodell 1 Menschenge- Brems- und Zentrifugal- Gleichmäßig


dränge Anfahrlasten lasten verteilte
Belastung

gr 1 Charakteristi- Abgeminderter
scher Wert Wert2 )

gr 2 Häufiger Charakteristi- Charakteristi-


Wert scher Wert scher Wert
Lastgruppe

gr 3 Charakteristi-
scher Wert3 )

gr 4 Charakteristi-
scher Wert

gr 6 0,5 facher 0,5 facher 0,5 facher Charakteristi-


4
) charakteristi- charakteristi- charakteristi- scher Wert3 )
scher Wert scher Wert scher Wert

Dominante Komponente der Einwirkungen (gekennzeichnet als zur Gruppe gehörige


Komponente)
1
) Auf Kappen ist, wenn es sich nicht um öffentliche Gehwege handelt, die Verkehrslast wie
auf Restflächen mit 2,50 kN/m2 anzunehmen.
2
) Der abgeminderte Wert darf mit 2,5 kN/m2 angesetzt werden.
3
) Als charakteristischer Wert sollte nur der Wert von 5,0 kN/m2 angewendet werden.
4
) Auswechseln von Lagern

8.3.5 Lastmodelle für Ermüdungsberechnungen


Der über die Brücke fließende Verkehr führt zu einem Spannungsspektrum, das Er-
müdung herbeiführen kann. Für Ermüdungsnachweise ist die Festlegung einer Ver-
kehrskategorie (Anzahl der Streifen mit Lastkraftverkehr; Anzahl der Lastkraftwa-
gen pro Jahr und LKW-Streifen) erforderlich; es ist ein Ermüdungslastmodell
anzuwenden. Weitergehende Regelungen sind DIN-Fachbericht 101, Abschnitt 4.6,
zu entnehmen.

8.3.6 Außergewöhnliche Einwirkungen


Als außergewöhnliche Situationen sind zu berücksichtigen:

Fahrzeuganprall an !berbauten, Pfeiler oder andere stützende Bauteile

Die Lasten aus Fahrzeuganprall an Pfeiler oder Rahmenstiele sind mit 1000 kN in
Fahrtrichtung und mit 500 kN quer zur Fahrtrichtung anzunehmen (siehe Bild 8-4);
eine gleichzeitige Wirkung braucht nicht berücksichtigt zu werden. Bezüglich Aus-
nahmeregelungen sowie Regelungen zu besonderen Sicherungsmaßnahmen sei
auf DIN-Fachbericht 101, Abschnitt 4.7.2, verwiesen.

402
Einwirkungen auf Br"cken

Bild 8-4 Geometrie des Angriffes der Anpralllast

Fahrzeuge auf Geh- und Radwegen von Straßenbrücken


Wird eine starre Schutzeinrichtung vorgesehen, so ist eine Berücksichtigung der
Achslast hinter der Schutzeinrichtung nicht erforderlich. In diesem Fall ist eine au-
ßergewöhnliche Achslast aQ2 + Q 2k in ungünstigster Anordnung entsprechend Bild
8-5 zu berücksichtigen; sie wirkt nicht gleichzeitig mit anderen Verkehrslasten auf
7
der Fahrbahn. Hinter der Schutzeinrichtung ist jedoch mindestens eine Radlast von
40 kN anzunehmen.
Im Falle einer deformierbaren Schutzeinrichtung gelten die gleichen Regelungen
bezüglich Last und Anordnung, jetzt jedoch bis 1 m hinter der Schutzeinrichtung.
Bei ganz fehlender Schutzeinrichtung gelten die Regelungen bis zum !berbau-
rand.

Bild 8-5 Anordnung von Lasten auf Geh- und Radwegen von Straßenbrücken

Fahrzeuganprall an Kappen
und Schutzeinrichtungen

Größe und Anordnung der in Quer-


richtung wirkend anzunehmenden
Horizontalkraft aus Fahrzeuganprall
an Schrammborde ist in Bild 8-6 dar-
gestellt. Gleichzeitig mit der Anprall-
last sollte eine vertikale Verkehrslast
von 0,75 + aQ1 + Q1k angenommen
werden.

Bild 8-6 Fahrzeuganprall an Schrammborde

403
Lastannahmen, Einwirkungen

Bei Schutzeinrichtungen ist für die Tragwerksbemessung eine auf den !berbau
übertragene, quer zur Fahrtrichtung wirkende Horizontalkraft, verteilt auf eine Län-
ge von 0,5 m, anzunehmen. Die Last wirkt 0,10 m unter Oberkante Schutzeinrich-
tung mindestens jedoch 1,0 m über Fahrbahn bzw. Gehweg. Gleichzeitig mit der
Anpralllast ist eine vertikale Einzellast von 0,75 + aQ1 + Q1k anzusetzen. Empfoh-
lene Werte für durch Fahrzeugrückhaltesysteme übetragene Horizontalkräfte kön-
nen einer Tabelle in DIN-Fachbericht 101, Abschnitt 4.7.3.3, entnommen werden.

8.3.7 Einwirkungen auf Geländer


Es ist eine horizontal wirkende Linienlast von /0,8 kN/m in Oberkante Geländer an-
zunehmen.

8.3.8 Lastmodelle für Hinterfüllungen


Für die Fahrbahn hinter Widerlagerwänden,
Flügelwänden etc. gelten die charakteristi-
schen Vertikallasten entsprechend Abschnitt
8.3.2; vereinfachend können die Lasten der
Doppelachsen (2 + aQi + Q ik) auf einer Bela-
stungsfläche von 3,0 m (quer) + 5,0 m (längs)
durch eine Flächenlast ersetzt werden. Für die
Lastausbreitung darf ein Winkel von 30, zur
Vertikalen angenommen werden.
Falls nicht anderweitig festgelegt, sollte keine
Horizontallast in Oberkante Fahrbahn im Be-
reich der Hinterfüllung angenommen werden. Bild 8-7 Lasten für Kammerwände
Für die Bemessung von Kammerwänden gelten
die Lastansätze entsprechend Bild 8-7 (Brems-
last in Längsrichtung, gleichzeitig wirkend mit vertikaler Achslast und mit Erddruck
aus der Hinterfüllung). Die Fahrbahn hinter der Kammerwand ist dabei nicht belastet.

8.3.9 Weitere typische Einwirkungen


Weitere typische Einwirkungen für Straßenbrücken sind:
! Fahrbahnbeläge
Dg ¼ 0,5 kN/m2 für Mehreinbau Fahrbahnbelag bei Ausgleichsgradiente
! Versorgungsleitungen und andere ruhende Lasten
! Schneelasten
gemäß DIN 1055-5; nur bei überdachten Brücken, bei beweglichen Brücken so-
wie bei Nachweisen von Bauzuständen
! Anheben zum Auswechseln von Lagern
Anhebemaß 1 cm; je Auflagerlinie für sich berücksichtigen; vorübergehende Be-
messungssituation mit Verkehrslasten der Lastgruppe gr 6 (siehe Abschnitt 8.3.4)

8.4 Einwirkungen aus Fußgänger- und Radverkehr


Die gleichmäßig verteilte Last q fk (5,0 kN/m2 bzw. reduzierte Werte gemäß Bild 8-8)
und die Einzellast Q fwk (Ansatz von 10 kN auf 0,1 + 0,1 m beim Nachweis für lokale
Einwirkungen) können sowohl bei Straßen- und Eisenbahnbrücken als auch bei Fuß-
gänger- und Radwegbrücken angewendet werden.
Bezüglich detaillierter Darstellung der Einwirkungen aus Fußgänger- und Radver-
kehr sowie anderer für Fußgänger- und Radwegbrücken typischer Einwirkungen sei
auf DIN-Fachbericht 101, Abschnitt 5, verwiesen.

404
Einwirkungen auf Br"cken

Bild 8-8 Gleichmäßig verteilte Last in Abhängigkeit von der Stützweite


7

8.5 Einwirkungen aus Eisenbahnverkehr und andere


für Eisenbahnbrücken typische Einwirkungen
Siehe DIN-Fachbericht 101, Abschnitt 6.

8.6 Windeinwirkungen auf Brücken


Anhang N des DIN-Fachberichts 101 „Windeinwirkungen auf Brücken“ wurde in
der Neuauflage März 2009 grundlegend überarbeitet. Die Windeinwirkungen (cha-
rakteristische Werte) sind in Abhängigkeit der Windzonen und der Geländekatego-
rie in den Tafeln 8-8a bis 8-8d zusammengestellt; die Zuordnung des Bauwerkes
zur Windzone erfolgt nach der Windzonenkarte (s. Abschnitt 4.2, Tafel 4-2).
Die in den Tafeln aufgeführten Werte gelten für Höhen bis 100 m über GOF; bei
größeren Höhen sollten verfeinerte Untersuchungen durchgeführt werden. Die An-
gaben gelten nur für nicht schwingungsanfällige Deckbrücken und für nicht schwin-
gungsanfällige Bauteile.
Für zeitlich begrenzte Bauzustände dürfen die charakteristischen Werte der Tafeln
durch Multiplikation mit folgenden Faktoren reduziert werden:
! Faktor 0,55 für die Tafeln 8-8a und 8-8c sowie Faktor 0,4 für die Tafeln 8-8b und
8-8d bei Bauzuständen, die nicht länger als 1 Tag dauern; es muss sichergestellt
sein, dass die Windgeschwindigkeiten unter 18 m/s bleiben.
! Faktor 0,8 für die Tafeln 8-8a und 8-8c sowie Faktor 0,55 für die Tafeln 8-8b und
8-8d bei Bauzuständen, die nicht länger als 1 Woche dauern; es muss sicherge-
stellt sein, dass die Windgeschwindigkeiten unter 22 m/s bleiben.
In den Tafeln bedeuten:
b !berbau: die Gesamtbreite der Deckbrücke
Unterbau: die Stützen- bzw. Pfeilerabmessungen parallel zur Windrichtung
d !berbau: bei Brücken ohne Verkehr und ohne Lärmschutzwand die Höhe von
Unterkante Tragkonstruktion bis Oberkante Kappe (einschließlich ggf. vorhande-
ner Brüstung oder Gleitwand); bei Brücken mit Verkehrsband oder mit Lärm-
schutzwand die Höhe von Unterkante Tragkonstruktion bis Oberkante Verkehrs-
band bzw. Lärmschutzwand
Unterbau: Stützen- bzw. Pfeilerabmessung senkrecht zur Windrichtung
ze die größte Höhe der Windresultierenden über GOF oder über mittlerem Wasser-
stand

405
Lastannahmen, Einwirkungen
Tafel 8-8a Windeinwirkung w in kN/m2 auf Brücken für Windzonen 1 und 2 (Binnenland)

ohne Verkehr und ohne Lärmschutzwand mit Verkehr1) oder mit Lärmschutzwand

auf !berbauten

b=d 2) ze < 20 m 20 m < ze < 50 m 50 m < ze < 100 m ze < 20 m 20 m < ze < 50 m 50 m < ze < 100 m

< 0,5 1,75 2,45 2,90 1,45 2,05 2,40

=4 0,95 1,35 1,60 0,80 1,10 1,30

>5 0,95 1,35 1,60 0,60 0,85 1,00

auf Stützen und Pfeilern3)

b=d 2) ze < 20 m 20 m < ze < 50 m 50 m < ze < 100 m

< 0,5 1,70 2,35 2,80

>5 0,75 1,05 1,25

Tafel 8-8b Windeinwirkung w in kN/m2 auf Brücken für Windzonen 3 und 4 (Binnenland)

ohne Verkehr und ohne Lärmschutzwand mit Verkehr1) oder mit Lärmschutzwand

auf !berbauten

2
b=d ) ze < 20 m 20 m < ze < 50 m 50 m < ze < 100 m ze < 20 m 20 m < ze < 50 m 50 m < ze < 100 m

< 0,5 2,55 3,55 4,20 2,10 2,95 3,45

=4 1,40 1,95 2,25 1,15 1,60 1,90

>5 1,40 1,95 2,25 0,90 1,25 1,45

3
auf Stützen und Pfeilern )

2
b=d ) ze < 20 m 20 m < ze < 50 m 50 m < ze < 100 m

< 0,5 2,40 3,40 4,00

>5 1,05 1,50 1,75

Tafel 8-8c Windeinwirkung w in kN/m2 auf Brücken für Windzonen 1 und 2 (Küstennähe)

ohne Verkehr und ohne Lärmschutzwand mit Verkehr1) oder mit Lärmschutzwand

auf !berbauten

b=d 2) ze < 20 m 20 m < ze < 50 m 50 m < ze < 100 m ze < 20 m 20 m < ze < 50 m 50 m < ze < 100 m

< 0,5 2,20 2,85 3,20 1,85 2,35 2,65

=4 1,20 1,55 1,75 1,00 1,30 1,45

>5 1,20 1,55 1,75 0,80 1,00 1,10

auf Stützen und Pfeilern3)

b=d 2) ze < 20 m 20 m < ze < 50 m 50 m < ze < 100 m

< 0,5 2,15 2,75 3,10

>5 0,95 1,20 1,35

406
Einwirkungen auf Br"cken
Tafel 8-8d Windeinwirkung w in kN/m2 auf Brücken für Windzonen 3 und 4 (Küstennähe)

ohne Verkehr und ohne Lärmschutzwand mit Verkehr1) oder mit Lärmschutzwand

auf !berbauten

2
b=d ) ze < 20 m 20 m < ze < 50 m 50 m < ze < 100 m ze < 20 m 20 m < ze < 50 m 50 m < ze < 100 m

< 0,5 3,20 4,10 4,65 2,60 3,35 3,80

=4 1,75 2,20 2,50 1,45 1,85 2,10

>5 1,75 2,20 2,50 1,10 1,40 1,60

auf Stützen und Pfeilern3)

b=d 2) ze < 20 m 20 m < ze < 50 m 50 m < ze < 100 m

< 0,5 3,05 3,90 4,45 7


>5 1,35 1,70 1,95

1
) Es gilt der Kombinationsbeiwert für Straßenbrücken nach Tafel 8-4; für Geh- und Radweg-
brücken sowie für Eisenbahnbrücken s. DIN-Fachbericht 101.
2
) Bei Zwischenwerten kann geradlinig interpoliert werden.
3
) Bei quadratischen Stützen- oder Pfeilerquerschnitten mit abgerundeten Ecken, bei denen
das Verhältnis r/d 1 0,20 beträgt, können die Windeinwirkungen auf Pfeiler und Stützen um
50 % reduziert werden. Dabei ist r der Radius der Ausrundung.

8.7 Temperatureinwirkungen bei Brückenüberbauten


Temperatureinwirkungen werden als freie veränderliche Einwirkungen angesehen;
im !brigen sind es indirekte Einwirkungen.
Die Temperaturverteilung innerhalb des Bauteilquerschnitts führt zu Verformungen
dieses Bauteils; sind Verformungen behindert, entstehen Spannungen im Bauteil.
Das Temperaturprofil in einem einzelnen Bauteil kann in die Anteile entsprechend
Bild 8-9 aufgeteilt werden.
Bei den Brückenüberbauten werden hinsichtlich der Festlegung zugehöriger Tem-
peratureinwirkungen die Gruppen 1 (Stahlüberbau), 2 (Verbundüberbau) und 3 (Be-
tonüberbau) unterschieden.

a) Konstanter Temperaturanteil, DTN ;


b) Linear veränderlicher Temperaturanteil in der x-z-Ebene, DTMz ;
c) Linear veränderlicher Temperaturanteil in der x-y-Ebene, DTMy ;
d) Nicht-lineare Temperaturverteilung, DTE .
Bild 8-9 Anteile des Temperaturprofils

407
Lastannahmen, Einwirkungen

Konstanter Temperaturanteil – charakteristische Werte


Die Differenz zwischen dem minimalen und maximalen Niveau der konstanten
Temperaturanteile verursacht in Tragwerken ohne Verformungsbehinderung eine
Längenänderung.
In Deutschland können die maximalen/minimalen konstanten Temperaturanteile
T e, max/T e, min angenommen werden zu þ51 , C/!26 , C (Gruppe 1), þ41 , C/!20 , C
(Gruppe 2) sowie zu þ37 , C/!17 , C (Gruppe 3).
Die Aufstelltemperatur T 0 (i. d. R. Annahme von 10 , C), die während der Trag-
werkserstellung im Bauteil vorherrscht, darf als Bezugswert für die Berechnung
von Längenänderungen verwendet werden.
Damit ergeben sich die Werte der maximalen Temperaturschwankungen zu
DT N, neg ¼ T e, min ! T 0 bzw. DT N, pos ¼ T e, max ! T 0 bei einer Gesamtschwankung
des konstanten Temperaturanteils von DT N ¼ T e, max ! T e, min.
Wenn die mittlere Bauwerkstemperatur beim Herstellen der endgültigen Verbin-
dung mit den Lagern nicht durch Messung bestimmt wird, sind die Bemessungs-
werte DTN, neg und DTN, pos jeweils um DT0 ¼ 10 K zu vergrößern.
Wird während des Bauvorganges der Festpunkt geändert, sind die Temperatur-
grenzwerte zusätzlich um /15 K (Gruppe 1) bzw. um /10 K (Gruppen 2, 3) zu ver-
größern.

Linearer Temperaturunterschied – charakteristische Werte


Im Allgemeinen braucht die lineare Temperaturverteilung nur in vertikaler Richtung
berücksichtigt zu werden. Dabei werden positive (Oberseite wärmer) und negative
(Unterseite wärmer) Temperaturänderungen eines Brückenüberbaus unterschieden;
in Tafel 8-9 sind entsprechend positive und negative lineare Temperaturunterschie-
de zwischen Ober- und Unterseite des Brückenüberbaus erfasst.

Tafel 8-9 Charakteristische Werte der linearen Temperaturunterschiede für verschiedene


Gruppen von Brückenüberbauten

Gruppen der Straßenbrücken Eisenbahnbrücken


Brückenüberbauten
Positiver Temperatur- Negativer Tempera- Positiver Temperatur- Negativer Tempera-
unterschied turunterschied unterschied turunterschied

DTM, pos in K DTM, neg in K DTM, pos in K DTM, neg in K

Gruppe 1
Stahlüberbau aus Hohlkasten, 18 !13 18 !13
Fachwerk oder Plattenbalken

Gruppe 2
Verbundüberbau:
Betonplatte auf einem 15 !18 15 !18
Hohlkasten, Fachwerk oder
Plattenbalken aus Stahl

Gruppe 3
Betonüberbauten aus:
! Betonhohlkasten 10 !5 10 !5
! Betonplattenbalken 15 !8 15 !8
! Betonplatte 15 !8 15 !8

Die in Tafel 8-9 angegebenen Werte gelten bei einer Belagsdicke von 50 mm; bei
abweichenden Dicken sind die Werte der Tafel 8-9 mit den Faktoren k sur entspre-
chend Tafel 8-10 zu multiplizieren.

408
Erdbebenlasten auf Hochbauten
Tafel 8-10 Faktoren k sur zur Berücksichtigung der verschiedenen Belagsdicken
Straßen- und Eisenbahnbrücken
Beton Stahl Verbundkonstruktion
Belags- Oberseite Unterseite Oberseite Unterseite Oberseite Unterseite
dicken wärmer wärmer wärmer wärmer wärmer wärmer
in mm Ksur Ksur Ksur Ksur Ksur Ksur
0 1,51 ) 1,0 1,61 ) 0,6 1,1 0,9
50 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0
80 0,82 1,0 0,82 1,1 1,0 1,0
100 0,7 1,0 0,7 1,2 1,0 1,0
150 0,5 1,0 0,7 1,2 1,0 1,0
300 0,3 1,0 0,7 1,2 1,0 1,0
Schotterbett
(60 cm)
0,6 1,0 0,6 1,4 0,8 1,2 7
1
) Die Grenzwerte sind obere Grenzen.

Bei gleichzeitiger Betrachtung des konstanten Temperaturanteils DT N als auch des


linearen Temperaturunterschiedes DT M gilt der ungünstigere Fall aus:
DTM þ wN DTN oder DTN þ wM DTM
mit wN ¼ 0,35; wM ¼ 0,75
Soweit Unterschiede der konstanten Temperaturanteile zwischen verschiedenen
Bauteilen zu berücksichtigen sind, ist dieser Unterschied mit DT ¼ 15 K anzusetzen
(z. B. Zugband – Bogen/Hänger oder Schrägkabel – !berbau).

9 Erdbebenlasten auf Hochbauten nach DIN 4149: 2005-04

9.1 Allgemeines
Als Erdbeben werden alle natürlich und ohne menschliches Zutun zustande gekom-
menen Erschütterungen des Erdbodens bezeichnet, von der Mercalli-Sieberg
Intensität 1 bis zur Intensität 12 (siehe Tafel 9-1).
Tafel 9-1 Mercalli-Sieberg Intensität
Intensität Erscheinung
1 nur von Seismographen registriert, sonst unmerklich
2 sehr leicht; nur von wenigen Personen gespürt
3 leicht; nur von einem kleinen Teil der Bevölkerung als Beben wahrgenommen
mäßig; nicht von allen Menschen der Region wahrgenommen, leichtes Klirren
4 von Gläsern
5 ziemlich stark; in Wohnungen allgemein festgestellt, hängende Gegenstände pen-
deln
stark; von jedermann mit Schrecken verspürt, leichte Schäden an wenig solide
6 gebauten Häusern
7 sehr stark; zahlreiche leicht gebaute Häuser werden geringfügig beschädigt
zerstörend; freistehende Mauern stürzen um, mittelschwere Schäden an vielen
8 Häusern
9 verwüstend; einzelne Bauten zerstört
vernichtend; viele solide gebaute Gebäude zerstört, Schienen verbogen, Boden-
10 spalten, Felsstürze
Katastrophe; Brücken und Dämme zerstört; nur ganz wenige sehr solide Bauten
11 bleiben stehen
12 große Katastrophe; kein Werk von Menschenhand bleibt stehen

409
Lastannahmen, Einwirkungen

Bild 9-1 Erdbebenzonen der Bundesrepublik Deutschland

4 10
Erdbebenlasten auf Hochbauten

Bei einem Beben der Intensität 7 erreicht die horizontale Bodenbeschleunigung –


sie ist ein Maß für die Beanspruchung von Bauten – Werte um 0,2 m/s2.
Bei der Beantwortung der Frage, ob eine Region erdbebengefährdet ist oder
nicht, spielt nicht nur die Intensität der auftretenden Beben sondern auch ihre
Häufigkeit eine Rolle. In einer gegebenen Region treten schwerere Beben selten,
leichtere häufig und sehr leichte fast ständig auf. DIN 4149 macht Angaben zur
Sicherung von Bauten gegen ein Beben, das statistisch ein Mal in 475 Jahren
auftritt (Referenz-Wiederkehrperiode). Das ist gleichbedeutend mit einer Auftre-
tenswahrscheinlichkeit von etwa 10 Prozent in 50 Jahren.
Dem Planer stellen sich folgende Fragen:
(1) Ist der für das zu bauende Werk vorgesehene Standort erdbebengefährdet und
– wenn ja – in welchem Maße?
(2) Welche baulichen Grundsätze und Grundregeln sind beim Entwurf von bauli- 7
chen Anlagen in Erdbebengebieten zu beachten bzw. einzuhalten und welche
Erdbebenkräfte wirken auf das Bauwerk?
(3) Müssen Bauten verschiedener Funktion – Wohnhäuser, Krankenhäuser, Stallun-
gen – gleichermaßen gegen Erdbeben gesichert werden? Wenn nicht, welche
Kategorien gibt es und wie sind sie zu berücksichtigen?
(4) Wann und wie ist ein rechnerischer Nachweis der Gebrauchstauglichkeit und
Tragfähigkeit für den Lastfall Erdbeben zu führen?

9.2 Erdbebenzonen
Beben der Mercalli-Sieberg-Intensität 1 bis 5 werden von Bauten, die nach den all-
gemeingültigen Regeln der Baukunst erstellt wurden bzw. werden, schadlos ertra-
gen. Beben höherer Intensität werden von baulichen Anlagen nur dann schadlos
überstanden, wenn bei ihrem Entwurf besondere Regeln beachtet und bei ihrer
Konstruktion und Errichtung besondere Maßnahmen und Vorkehrungen getroffen
werden. Auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland sind in Abständen von
fünfhundert Jahren keine Beben der Intensität 9 bis 12 beobachtet worden, wes-
halb die Erdbebenzonenkarte für Deutschland neben einer !bergangszone 0 nur
die Erdbebenzonen 1, 2 und 3 ausweist, siehe Bild 9-1.
Die zu den Zonen gehörenden Intensitätsintervalle zeigt Tafel 9-2. Sie enthält als
zonenspezifische Lastparameter auch die Bemessungswerte der zugehörigen hori-
zontalen Bodenbeschleunigung ag.
Für die Zuordnung einzelner Kreise und Gemeinden zu den Erdbebenzonen kön-
nen Informationen z. B. im Internet unter www.dibt.de/aktuelles abgerufen wer-
den.

Tafel 9-2 Zuordnung von Intensitätsintervallen und Bemessungswerten der Bodenbeschleu-


nigung zu den Erdbebenzonen

Bemessungswert der
Zone Intensitätsintervalle Bodenbeschleunigung
ag m/s2

0 6 < I < 6,5 !


1 6,5 < I < 7 0,4
2 7 < I < 7,5 0,6
3 7,5 < I < 8 0,8

4 11
Lastannahmen, Einwirkungen

9.3 Untergrundverhältnisse, Geologie und Baugrund


Innerhalb einer Erdbebenzone hängt die Wirkung eines Bebens auf ein Bauwerk ab
u. a. von den geologischen Untergrundverhältnissen des Standortes und vom Bau-
grund. Als „Baugrund“ gilt hier die oberflächennahe Bodenschicht bis zu einer Tie-
fe von 20 m, wobei der Boden bis zu einer Tiefe von 3 m außer Betracht bleibt.
Tafel 9-3 beschreibt die Baugrundklassen A bis C. Die Schichten darunter bilden
den geologischen Untergrund.
Tafel 9-3 Baugrundklassen

Baugrund-
A B C
klasse

Unverwitterte (bergfri- Mäßig verwitterte Festge- Stark bis völlig verwitterte


sche) Festgesteine mit steine bzw. Festgesteine Festgesteine oder
hoher Festigkeit. mit geringerer Festigkeit grobkörnige (rollige) bzw.
Dominierende Scher- oder grobkörnige (rollige) gemischtkörnige Lockerge-
wellengeschwindigkei- bzw. gemischtkörnige Lo- steine in mitteldichter La-
ten liegen höher als ckergesteine mit hohen gerung bzw. in mindestens
etwa 800 m/s Reibungseigenschaften in steifer Konsistenz oder
Merkmal
dichter Lagerung bzw. in feinkörnige (bindige) Lo-
fester Konsistenz (z. B. gla- ckergesteine in mindestens
zial vorbelastete Lockerge- steifer Konsistenz.
steine). Dominierende Scherwellen-
Dominierende Scherwellen- geschwindigkeiten liegen
geschwindigkeiten liegen etwa zwischen 150 m/s und
etwa zwischen 350 m/s und 350 m/s.
800 m/s

Wenn sich der Baugrund nicht nach Tafel 9-3 einordnen lässt, insbesondere wenn
als Baugrund tiefgründig unverfestigte Ablagerungen in lockerer Lagerung (z. B.
lockerer Sand) bzw. in weicher oder breiiger Konsistenz (z. B. Seeton, Schlick) vor-
handen sind (dominierende Scherwellengeschwindigkeiten liegen unter 150 m/s),
ist der Einfluss auf die Erdbebeneinwirkungen gesondert zu untersuchen und zu
berücksichtigen.
Die Einstufung eines Standortes in eine Baugrundklasse kann entfallen, wenn solch
ungünstige Baugrundverhältnisse ausgeschlossen werden können und die Erdbe-
beneinwirkung unter Annahme der Baugrundklasse C bestimmt wird.
Der Bauwerksstandort und die Art des Untergrundes sollten im Allgemeinen keine
Risiken bezüglich Grundbruch, Hangrutschung und Setzung infolge Bodenverflüssi-
gung oder Bodenverdichtung bei Erdbeben bieten.
Im Zweifelsfall ist die Einstufung eines Standortes in die Baugrundklasse durch
weitergehende Untersuchungen zu bestimmen.
Tafel 9-4 beschreibt die geologischen Untergrundklassen R, T und S.

Tafel 9-4 Geologische Untergrundklassen

Untergrundklasse Merkmal

R Gebiete mit felsartigem Gesteinsuntergrund

!bergangsbereiche zwischen den Gebieten der Untergrundklasse R


T und der Untergrundklasse S, sowie Gebiete relativ flachgründiger
Sedimentbecken

S Gebiete tiefer Beckenstrukturen mit mächtiger Sedimentfüllung

412
Erdbebenlasten auf Hochbauten

Bild 9-2 Geologische Untergrundklassen in den Erdbebenzonen der Bundesrepublik Deutsch-


land

Bild 9-2 ordnet das Gebiet der deutschen Erdbebenzonen den verschiedenen geo-
logischen Untergrundklassen zu. Für die Zuordnung einzelner Kreise und Gemein-
den zu den Untergrundklassen können Informationen z. B. im Internet unter
www.dibt.de/aktuelles abgerufen werden. (weitere Hinweise auch unter www.gfz-
potsdam.de)
Die Kombination von Baugrund und geologischem Untergrund führt zur Definition der
„Untergrundverhältnisse“; es können A–R, B–R, C–R, B–T, C–T sowie C–S vorkom-
men.

413
Lastannahmen, Einwirkungen

9.4 Gebäudekategorien
Hochbauten sind entsprechend ihrer Bedeutung für den Schutz der Allgemeinheit
und im Hinblick auf die mit einem Einsturz verbundenen Folgen (z. B. Gefahr für
Leib und Leben, Kulturgüter und Sachwerte) einer der vier Bedeutungskategorien
nach Tafel 9-5 zuzuordnen. Die jeweils zugehörigen Bedeutungsbeiwerte g1 wer-
den bei der Beschreibung der Erdbebeneinwirkung berücksichtigt (siehe Abschnitt
9.7).

Tafel 9-5 Bedeutungskategorien für Hochbauten und Bedeutungsbeiwerte g1


Bedeutungs- Bedeutungs-
Bauwerke
Kategorie beiwert g1
Bauwerke von geringer Bedeutung für die öffentliche
I Sicherheit, z. B. landwirtschaftiche Bauten usw. 0,8
Gewöhnliche Bauten, die nicht zu den anderen Kategorien
II 1,0
gehören, z.B. Wohngebäude
Bauwerke, deren Widerstandsfähigkeit gegen Erdbeben
im Hinblick auf die mit einem Einsturz verbundenen Folgen
III wichtig ist, z. B. große Wohnanlagen, Verwaltungsgebäude, 1,2
Schulen, Versammlungshallen, kulturelle Einrichtungen,
Kaufhäuser usw.
Bauwerke, deren Unversehrtheit im Erdbebenfall von Be-
deutung für den Schutz der Allgemeinheit ist, z. B. Kranken-
IV 1,4
häuser, wichtige Einrichtungen des Katastrophenschutzes
und der Sicherheitskräfte, Feuerwehrhäuser usw.

9.5 Allgemeine Anforderungen an die Regelmäßigkeit


des Bauwerks
Bei den Nachweisen für den Lastfall Erdbeben wird zwischen regelmäßigen und
unregelmäßigen Bauwerken unterschieden.
Aus zweierlei Gründen ist für Bauten in Erdbebengebieten eine gewisse Regelmä-
ßigkeit, Klarheit und Einfachheit im Grund- und Aufriss anzustreben:
Erstens verhalten sich Bauten mit vergleichsweise regelmäßigem Grund- und Auf-
riss günstiger bei Erdbeben, was wirtschaftlich in einem günstigeren Verhaltensbei-
wert zum Ausdruck kommt. Zweitens lässt sich das Verhalten von Bauten mit
vergleichsweise regelmäßigem Grund- und Aufriss bei Erdbeben rechnerisch ein-
facher erfassen und beschreiben. (siehe Tafel 9-6).

Tafel 9-6 Auswirkung der Regelmäßigkeit des Tragwerks auf die Erdbebenauslegung
Rechen-
Grundriss Aufriss Schwingungsberechnung Verhaltensbeiwert q1)
modell

i. d. R. vereinfacht
regelmäßig regelmäßig eben Referenzwert
(Grundschwingungsform)

regelmäßig unregelmäßig eben mehrere Schwingungsformen u. U. abgemindert

i. d. R. i. d. R. mehrere
unregelmäßig regelmäßig Referenzwert
räumlich Schwingungsformen

unregelmäßig unregelmäßig räumlich mehrere Schwingungsformen u. U. abgemindert


1
) siehe Norm, Abschnitte 8 bis 11: Besondere Regeln für Beton-, Stahl-, Holz- und Mauer-
werksbauten

4 14
Erdbebenlasten auf Hochbauten

K r i t e r i e n f ü r R e g e l m ä ß i g k e i t i m G r u n d r i s s :
! Das Gebäude ist im Grundriss bezüglich der Horizontalsteifigkeit und der
Massenverteilung um zwei zueinander senkrechte Achsen nahezu symme-
trisch.
! Die Grundrissform ist einfach und kompakt, hat z. B. keine H- oder X-Form. Ge-
gebenenfalls wird eine komplexere Grundrissform durch Fugen in kompakte
Grundrissformen zerlegt. Das Aussteifungssystem wird nicht durch Nischen,
rückspringende Ecken u. #. beeinträchtigt.
! In jedem Geschoss sind die Stützen und Wände durch Decken miteinander ver-
bunden, die statisch nicht nur als Platten sondern auch als Scheiben wirksam
sind.
! Die Steifigkeit der Decken in ihrer Ebene muss im Vergleich zur Horizontalsteifig-
keit der durch die Decken gekoppelten Stützen und Wände ausreichend groß
sein, so dass sich die Verformung der Decke nur unwesentlich auf die Verteilung
der horizontalen Kräfte auf die aussteifenden Bauteile auswirkt. 7
! Jedes Geschoss muss ausreichend torsionssteif sein.
K r i t e r i e n f ü r R e g e l m ä ß i g k e i t i m A u f r i s s
! Alle an der Aufnahme von Horizontallasten beteiligten Tragwerksteile (z. B.
Kerne, tragende Wände oder Rahmen) verlaufen ohne Unterbrechung von der
Gründung bis zur Oberkante des Gebäudes.
! Die Horizontalsteifigkeit und die Masse der einzelnen Geschosse bleiben konstant
oder verringern sich nur allmählich ohne größere Sprünge mit zunehmender Hö-
he.
! Bei Skelettbauten bleibt das Verhältnis der tatsächlich vorhandenen Tragfähig-
keit für Horizontallasten zur rechnerisch erforderlichen Tragfähigkeit für aufein-
ander folgende Geschosse möglichst gleich.
! Wenn Rücksprünge vorhanden sind, gelten die Bedingungen gemäß DIN 4149:
Bild 1.

9.6 Grundlegende Anforderungen an bauliche Anlagen


in Erdbebengebieten
! Für das Tragwerk sollen statische Systeme gewählt werden, die die Erdbeben-
kräfte auf direktem Wege ableiten.
! Aussteifende Tragwerksteile sollen in beiden Hauptrichtungen vergleichbare
Tragfähigkeit und Verformbarkeit haben.
! Steifigkeitssprünge von einem Geschoss zum nächsten sollen vermieden werden.
! Alle Geschossdecken eines Geschosses sollen auf gleicher Höhe liegen.
! Das Tragwerk soll um die senkrechte Achse möglichst torsionssteif sein. Massen
sollen möglichst nahe an der senkrechten Drillruheachse liegen.
! Die gewählte Konstruktion soll wenig empfindlich gegen Imperfektionen und
Auflagerbewegungen sein.
! Geschossdecken sollen horizontale Trägheitskräfte problemlos auf die aus-
steifenden Elemente verteilen.
! Die Gründungskonstruktion soll alle Gründungsteile bei Erdbebenanregung ggf.
einheitlich verschieben.
! Die Tragkonstruktion soll duktil (zäh) sein und Energie hysteretisch dissipieren
(vernichten) können.
! Die oberen Geschosse sollen frei von großen Massen sein.
! Komplexe Strukturen sollen durch Fugen in dynamisch voneinander unabhängig
agierende Einheiten zerlegt werden.
Die Erfüllung dieser Anforderungen macht einen rechnerischen Nachweis der Ge-
brauchstauglichkeit überflüssig.

415
Lastannahmen, Einwirkungen

9.7 Regeldarstellung der Erdbebeneinwirkung


Das „elastische Bodenbeschleunigungs-Antwortspektrum“ (Bild 9-3) beschreibt die
Antwort (Beschleunigung) eines elastisch sich verformenden Bauwerks auf ein Be-
ben. Es beschreibt somit die Einwirkung auf Tragwerke, die bei Erdbebeneinwir-
kung im linear elastischen Bereich verbleiben, ohne dass Energie anders als durch
viskose Dämpfung dissipiert wird. Eine mögliche Reduzierung der eingetragenen
Energie durch hysteretische Energiedissipation im Bauwerk vermindert die Be-
schleunigung der Bauwerksmassen und damit die auf das Bauwerk wirkenden
Trägheitskräfte.
Dies wird vereinfachend durch Abminderung der elastischen Antwortspektren auf
das Niveau der Bemessungsspektren berücksichtigt.
Tafel 9-7 zeigt die Berechnungsvorschriften für das elastische Antwortspektrum
Se ðT Þ und Tafel 9-8 diejenigen für das Bemessungsspektrum Sd ðT Þ in Abhängig-
keit von der Schwingungsdauer T des zum Bauwerk gehörenden Einmassen-
schwingers im Verhältnis zu den Boden- und Untergrundparametern S,TB ,TC ,TD ,
siehe auch Bild 9-3. Tafel 9-9 liefert die Werte dieser Boden- und Untergrundpara-
meter für die verschiedenen Untergrundverhältnisse.
Zum Nachweis der horizontalen Erdbebeneinwirkung werden in der Regel zwei zu-
einander orthogonale Richtungen des Gebäudequerschnitts, bei Ansatz des glei-
chen elastischen Antwortspektrums, untersucht. Die vertikale Komponente der Erd-
bebeneinwirkung kann ebenfalls durch das angegebene Antwortspektrum
beschrieben werden, wobei der Bemessungswert der Bodenbeschleunigung mit
dem Faktor 0,7 abzumindern ist.

Dämpfungs-Korrekturbeiwert h
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
10 >
h¼ 0,55
ð5 þ xÞ

Bild 9-3
Elastisches Antwortspektrum

Tafel 9-7 Elastisches Antwortspektrum Se(T )

Bereich Elastisches Antwortspektrum Se(T )

TA < T < TB Se(T ) ¼ ag " g1 " S " (1 þ (T /TB) " (h " bo ! 1))

TB < T < TC Se(T ) ¼ ag " g1 " S " h " bo

TC < T < TD Se(T ) ¼ ag " g1 " S " h " bo " TC/T

TD < T Se(T ) ¼ ag " g1 " S " h " bo " TC "TD /T 2

416
Erdbebenlasten auf Hochbauten
Tafel 9-8 Bemessungsspektrum Sd(T )

Bereich Bemessungsspektrum Sd(T )

0 < T < TB Sd(T ) ¼ ag " g1 " S " (1 þ (T/TB) " ((bo/q) ! 1))

TB < T < TC Sd(T ) ¼ ag " g1 " S " (bo/q)

TC < T < TD Sd(T ) ¼ ag " g1 " S " (bo/q) " (TC/T )

TD < T Sd(T ) ¼ ag " g1 " S " (bo/q) " (TC "TD/T 2)

Es ist
T die Schwingungsdauer des zum Bauwerk gehörenden linearen Einmassenschwin-
7
gers in sec
ag der Bemessungswert der Bodenbeschleunigung, siehe Tafel 9-2
g1 Bedeutungsbeiwert nach Tafel 9-5
bo der Verstärkungsbeiwert der Spektralbeschleunigung mit dem Referenzwert bo ¼
2,5 für 5 % viskose Dämpfung
TB, TC, TD die zu den Untergrundverhältnissen gehörenden Kontrollperioden in sec, siehe Ta-
fel 9-9; TA ¼ 0
S der Untergrundparameter, siehe Tafel 9-9
h der Dämpfungskorrekturbeiwert mit dem Referenzwert h ¼ 1 für 5 % viskose Dämp-
fung
Se Ordinate des elastischen Antwortspektrums in m/sec2
Sd Ordinate des Bemessungsspektrums in m/sec2
q der Verhaltensbeiwert, siehe Norm, Abschnitte 8 bis 11: Besondere Regeln für Be-
ton-, Stahl-, Holz- und Mauerwerksbauten.

Tafel 9-9 Werte der Parameter zur Beschreibung des horizontalen und vertikalen Elastischen
Antwortspektrums

horizontal vertik al
Untergrund-
Verhältnisse S
s TB TC TD TB TC TD
s s s s s s

A-R 1,00 0,05 0,20 2,00 0,05 0,20 2,00


B-R 1,25 0,05 0,25 2,00 0,05 0,20 2,00
C-R 1,50 0,05 0,30 2,00 0,05 0,20 2,00
B-T 1,00 0,10 0,30 2,00 0,10 0,20 2,00
C-T 1,25 0,10 0,40 2,00 0,10 0,20 2,00
C-S 0,75 0,10 0,50 2,00 0,10 0,20 2,00

9.8 Kombination der Erdbebeneinwirkung


mit anderen Einwirkungen
Für die Ermittlung des Bemessungswertes EdAE der Beanspruchungen gelten die
Kombinationsregeln nach DIN 1055-100 für die Bemessungssituation Erdbeben
(analog DIN EN 1990, Abschnitt 1.5.3).
Für die neben dem Bemessungswert infolge von Erdbeben AEd zu berücksichtigen-
den Vertikallasten gilt
P P
Gkj 3 wEi - Qki
(Bezeichnungen siehe Abschnitt 1.5.3)

417
Lastannahmen, Einwirkungen

Dabei berücksichtigen die Kombinationsbeiwerte wEi die Wahrscheinlichkeit, dass


die veränderlichen Lasten w2i + Qki während des Erdbebens nicht in voller Größe
vorhanden sind:
w2i nach Abschnitt 1, Tafel 1-3
wEi ¼ j - w2i j nach Tafel 9-10

Tafel 9-10 Beiwert für j zur Berechnung von wEi


Geschoss
Art der veränderlichen Einwirkung j
Nutzung Lage
Nutzlasten und Verkehrslasten in Lager-
räumen, Bibliotheken, Werkstätten und ! ! 1,0
Fabriken mit schwerem Betrieb, Waren-
häusern, Parkhäusern
Alle Geschosse sind
unabhängig vonein- oberstes Geschoss 1,0
andere Geschosse 0,5
Nutzlasten und Verkehrslasten in sonsti- ander genutzt
gen Gebäuden (Wohnhäuser, Büroge- Mehrere Geschosse
bäude, Krankenhäuser usw.) haben eine in Bezie- oberstes Geschoss 1,0
hung stehende Nut- andere Geschosse 0,7
zung

9.9 Vereinfachtes Antwortspektrenverfahren


zur Bestimmung der Erdbebenkräfte
Bauwerke, die sich durch zwei ebene Modelle, eines für jede Grundrisshauptrich-
tung, darstellen lassen und deren Verhalten durch Beiträge höherer Schwingungs-
formen nicht wesentlich beeinflusst wird, können mithilfe dieses vereinfachten Ver-
fahrens berechnet werden. Zu ihnen gehören Bauwerke, die die o. a. Kriterien für
die Regelmäßigkeit im Grund- und Aufriss erfüllen oder die (nur) die Grundriss-
Kriterien erfüllen und Grundschwingzeiten T1 < 4TC (Tc nach Tafel 9-9) haben.
Bei ihnen ergibt sich die Gesamterdbebenkraft Fb für jede Hauptrichtung zu
Sd ðT1 Þ die Ordinate des Bemessungsspektrums bei T1
T1 die Grundschwingzeit des Bauwerks
F b ¼ S d ðT 1 Þ " M " l M die Gesamtmasse des Bauwerks
l ein Korrekturfaktor mit dem Wert l ¼ 0,85 für T1 < 2Tc für
Gebäude mit mehr als 2 Geschossen und l ¼ 1,0 in allen
anderen Fällen.
Anmerkung Der Beiwert l berücksichtigt die Tatsache, dass in Gebäuden mit mindestens drei
Stockwerken und Verschiebungsfreiheitsgraden in jeder horizontalen Richtung
die effektive modale Masse der Grundeigenform durchschnittlich um 15 % kleiner
ist als die gesamte Gebäudemasse.
Die Grundschwingzeit T1 beider ebener Modelle des Bauwerks darf vereinfacht
z. B. mit dem Rayleigh-Verfahren bestimmt werden.
Von der Gesamterdbebenkraft Fb entfällt auf jedes Geschoss i die folgende Erdbe-
benkraft Fi
mi , mj die Massen der Geschosse i und j
P
F i ¼ F b ðs i " mi Þ= ðs j " mj Þ si , sj die Horizontalverschiebungen der Massen mi , mj
in der Grundschwingungsform
Die Grundschwingungsformen der beiden ebenen Bauwerksmodelle können mit-
tels baudynamischer Verfahren berechnet werden.
Die auf das Geschoss i entfallende Erdbebenkraft Fi kann vereinfacht auch so be-
rechnet werden:
P
F i ¼ F b " ðz i " mi Þ= ðz j " mj Þ zi , zj die Höhen der Geschossmassen mi , mj , in m

418
Erdbebenlasten auf Hochbauten

9.10 Nachweis der Standsicherheit


Für den Nachweis der Standsicherheit sind die Bemessungssituation infolge Erdbe-
ben im Grenzzustand der Tragfähigkeit nach DIN 1055-100 (analog DIN EN 1990,
Abschnitt 1.5.3) zusammen mit den Entwurfsempfehlungen (siehe Abschnitt 9.6) zu
berücksichtigen.
Bauartenunabhängig darf der Tragfähigkeitsnachweis für die seismische Lastkom-
bination nach Abschnitt 9.8 mit dem Bemessungsspektrum für lineare Berechnung
nach Abschnitt 9.7 unter Annahme im Wesentlichen linear-elastischen Verhaltens
mit dem Verhaltensbeiwert q ¼ 1,0 für die horizontale und die vertikale Richtung
geführt werden.
Für Hochbauten der Bedeutungskategorien I bis III nach Tafel 9-5 können die Nach-
weise im Grenzzustand der Tragfähigkeit als erbracht angesehen werden, wenn
nachfolgende Bedingungen erfüllt sind:
! Die nach Abschnitt 9.9 für die Kombination nach Abschnitt 9.8 mit einem Verhal-
7
tensbeiwert q ¼ 1,0 ermittelte horizontale Gesamterdbebenkraft ist kleiner als
die maßgebende Horizontalkraft aus den anderen zu untersuchenden Einwir-
kungskombinationen (z. B. mit Windlasten), für die das Bauwerk für die ständige
und vorübergehende Bemessungssituation bemessen wird.
! Die Entwurfsempfehlungen (siehe Abschnitt 9.6) sind eingehalten worden.
Bei Wohn- und ähnlichen Gebäuden (z. B. Bürogebäude) kann auf den rechneri-
schen Nachweis für den Grenzzustand der Tragfähigkeit verzichtet werden, wenn
folgende Bedingungen eingehalten sind:
! Die Anzahl der Vollgeschosse über Gründungsniveau überschreitet nicht die
Werte der Tafel 9-11 (oberstes Geschoss kein Vollgeschoss, wenn die für die Erd-
bebeneinwirkungen zu berücksichtigende Masse 250 % der des darunterliegen-
den Vollgeschosses ist//Kellergeschoss bzw. Geschoss über Gründungsniveau
bleibt unberücksichtigt, sofern es als steifer Kasten ausgebildet und auf einheit-
lichem Niveau gegründet ist).
! Die grundlegenden Anforderungen gemäß Abschnitt 9.6 sind erfüllt.
! Bei Bauten in den Erdbebenzonen 2 und 3 sind zusätzlich die Regelmäßigkeits-
kriterien gemäß Abschnitt 9.5 erfüllt.
! Die Geschosshöhe ist 23,50 m.
! Für Mauerwerksbauten sind die konstruktiven Regeln nach Abschnitt 9.11.4 ein-
gehalten.
Tafel 9-11 Bedeutungskategorie und zulässige Anzahl der Vollgeschosse für Hochbauten
ohne rechnerischen Standsicherheitsnachweis

Erdbebenzone Bedeutungskategorie Maximale Anzahl der Vollgeschosse

1 I bis III 4

2 I und II 3

3 I und II 2

9.11 Besondere Regeln für Mauerwerksbauten


9.11.1 Allgemeines
Mauerwerksbauten sind Bauten, bei denen die Horizontallasten überwiegend über
tragende Wände aus Mauerwerk abgetragen werden. Tragende Wände, die der
Aussteifung gegen horizontale Einwirkungen dienen, werden im Folgenden als
Schubwände bezeichnet.

4 19
Lastannahmen, Einwirkungen

Für Hochbauten aus Mauerwerk in den Erdbebenzonen 1 bis 3 gelten neben den
Festlegungen von DIN 4149 zusätzlich diejenigen nach DIN 1053-1, DIN 1053-3 und
DIN 1053-4.
Für nicht tragende Außenschalen von zweischaligem Mauerwerk nach DIN 1053-1
in Gebäuden, die Tafel 9-11 (siehe Abschnitt 9.10) entsprechen, ist ein rechnerischer
Nachweis für den Lastfall Erdbeben nicht erforderlich.

In Abhängigkeit von der Art des für erdbebenwiderstandsfähige Bauteile verwen-


deten Mauerwerks sind die Mauerwerksbauten einem der folgenden Bauwerksty-
pen zuzuordnen:
— Bauwerke aus unbewehrtem Mauerwerk;
— Bauwerke aus eingefasstem Mauerwerk;
— Bauwerke aus bewehrtem Mauerwerk.

9.11.2 Besondere Anforderungen an die Mauerwerksbaustoffe


Für Hochbauten aus Mauerwerk in den deutschen Erdbebengebieten dürfen alle
Mauersteine und Mauermörtel für Mauerwerk nach DIN 1053-1 verwendet werden.
In den Erdbebenzonen 2 und 3 müssen Mauersteine für Schubwände aus Mauer-
werk nach DIN 1053, die keine in Wandlängsrichtung durchlaufenden Innenstege
haben, in der in Wandlängsrichtung vorgesehenen Steinrichtung eine mittlere
Steindruckfestigkeit von mindestens 2,5 N/mm2 aufweisen. Der kleinste Einzelwert
einer Versuchsreihe aus sechs Prüfkörpern muss mindestens 2,0 N/mm2 betragen.
Die Prüfung ist nach DIN EN 772-1 durchzuführen.

9.11.3 Allgemeine Konstruktionsregeln


Abschnitt 9.6 ist zu berücksichtigen.
Hochbauten aus Mauerwerk sind in allen Vollgeschossen durch Geschossdecken
mit Scheibenwirkung auszusteifen.
Die Aussteifungswirkung muss in allen Horizontalrichtungen gegeben sein. Wände
können nur dann zur Aussteifung herangezogen werden, wenn die Mindestanfor-
derungen nach Tafel 9-12 erfüllt sind.
Tafel 9-12 Mindestanforderungen an aussteifende Wände
Erdbebenzone Wanddicke t in cm Knicklänge hk/Wanddicke t Wandlänge l in cm
1 nach DIN 1053-1 > 74
1
> 15 ) < 18 > 98
2
3 > 17,5 < 15 > 98
1
) Wände der Wanddicke >115 mm dürfen zusätzlich berücksichtigt werden, denn hk =t < 15 ist.
Knicklänge nach DIN 1053-1
Bezüglich „zusätzlicher Konstruktionsregeln“ für eingefasstes Mauerwerk und für
bewehrtes Mauerwerk siehe Norm, Abschnitte 11.4 und 11.5.

9.11.4 Konstruktive Regeln für Mauerwerksbauten ohne rechnerischen


Nachweis des Grenzzustandes der Tragfähigkeit für den Lastfall
Erdbeben
Für Hochbauten aus Mauerwerk, die zusätzlich zu den Bestimmungen in 9.11.1 bis
9.11.3 den im Folgenden angegebenen Festlegungen entsprechen, ist ein rechneri-
scher Nachweis im Grenzzustand der Tragfähigkeit für den Lastfall Erdbeben nicht
erforderlich.

420
Erdbebenlasten auf Hochbauten

Der Gebäudegrundriss muss kompakt und annähernd rechteckig ausgebildet sein.


Das Verhältnis zwischen kürzerer Seite b und längerer Seite l des Bauwerks bzw.
eines durch Gebäudefugen begrenzten Bauwerksabschnitts muss b=l > 0,25 betra-
gen.
Die Anzahl der Vollgeschosse über Gründungsniveau darf die in Tafel 9-11 (siehe
Abschnitt 9.10) angegebenen Werte nicht überschreiten. Die maximale Geschoss-
höhe beträgt 3,50 m.
Die aussteifenden Wände sind so anzuordnen, dass der Steifigkeitsmittelpunkt und
der Massenschwerpunkt nahe beieinander liegen und eine ausreichende Torsions-
steifigkeit sichergestellt ist.
Die aussteifenden Wände müssen über alle Geschosse durchgehen. In Dachge-
schossen kann die Aussteifung stattdessen durch andere konstruktive Maßnahmen
sichergestellt werden.
Die aussteifenden Wände müssen den überwiegenden Teil der vertikalen Lasten 7
tragen. Die vertikalen Lasten sollten auf die aussteifenden Wände in beiden Gebäu-
derichtungen verteilt werden.
Das Gebäude ist in beiden Gebäuderichtungen durch genügend lange Schubwände
ausreichend auszusteifen. Hierfür sind jeweils die in Tafel 9-13 angegebenen Min-
destwerte für die auf die Geschossgrundrissfläche bezogene Schubwandquer-
schnittsfläche der aussteifenden Wände einzuhalten.
In jeder Gebäuderichtung müssen mindestens zwei Schubwände mit einer Länge
von jeweils mindestens 1,99 m angeordnet werden.
Für Bemessungswerte ag " S " gI > 0,09 " g " k (s. Abschnitt 9.8) müssen mindestens
50 % der erforderlichen Wandquerschnittsflächen nach Tafel 9-13 aus Wänden mit
mindestens 1,99 m Länge bestehen.
Die Verwendung der Steinfestigkeitsklasse 2 für Außenwände ist zulässig, wenn in
jeder Richtung wenigstens 50 % der erforderlichen Wandquerschnittsfläche der
Schubwände aus Mauerwerk der Festigkeitsklasse 4 oder höher bestehen. Die Ge-
samtquerschnittsfläche der Schubwände muss dann die in Tafel 9-13 für die Stein-
festigkeitsklasse 4 geltenden Werte einhalten.

Tafel 9-13 Mindestanforderungen an die auf die Geschossgrundrissfläche bezogene Quer-


schnittsfläche von Schubwänden je Gebäuderichtung

Anzahl der ag " S " gI < 0,06g " k 1 ) ag " S " gI < 0,09g " k 1 ) ag " S " gI < 0,12g " k 1 )
Vollgeschosse
Steinfestigkeitsklasse nach DIN 1053-12 ), 3 )

4 6 >12 4 6 >12 4 6 >12

1 0,02 0,02 0,02 0,03 0,025 0,02 0,04 0,03 0,02

2 0,035 0,03 0,02 0,055 0,045 0,03 0,08 0,05 0,04

3 0,065 0,04 0,03 0,08 0,065 0,05 Kein vereinfachter Nach-


weis zulässig (KvNz)
4 KvNz 0,05 0,04 KvNz

1
) Für Gebäude, bei denen mindestens 70 % der betrachteten Schubwände in einer Richtung
länger als 2 m sind, beträgt der Beiwert k ¼ 1 þ ðlay ! 2Þ=4 < 2. Dabei ist lay die mittlere Wand-
länge der betrachteten Schubwände in m. In allen anderen Fällen beträgt k ¼ 1. Der Wert gI
wird nach Abschnitt 9.4 bestimmt.
2
) Bei Verwendung unterschiedlicher Steinfestigkeitsklassen, z. B. für Innen- und Außenwände,
sind die Anforderungswerte im Verhältnis der Flächenanteile der jeweiligen Steinfestigkeits-
klasse zu wichten.
3
) Zwischenwerte dürfen linear interpoliert werden.

421
Lastannahmen, Einwirkungen

9.12 Besondere Regeln für Gründungen üblicher Hochbauten


Der Zusammenhalt des Bauwerks bzw. der jeweils dynamisch unabhängigen Teile
eines Bauwerks im Gründungsbereich muss sichergestellt sein.
Die vorstehende Anforderung kann als erfüllt betrachtet werden, wenn alle einzel-
nen Gründungselemente (z. B Einzelfundamente) in ein und derselben horizontalen
Ebene angeordnet und z. B. durch eine ausreichend dimensionierte fundamentnahe
Sohlplatte oder Zerrbalken für alle zu betrachtenden Lastrichtungen zug- und
druckfest miteinander verbunden sind.
Liegt Baugrund der Klasse A vor, so kann in allen Erdbebenzonen auf diese Kopp-
lung verzichtet werden. In Erdbebenzone 1 gilt dies auch für Baugrund der Klasse B.
Zerrbalken müssen eine Mindestlängsbewehrung aus 4 ˘ 12 BSt 500 S oder
gleichwertig, die im anzuschließenden Fundamentkörper entsprechend zu veran-
kern sind, aufweisen. Sinngemäß sind fundamentnahe Sohlplatten auszubilden
und in den zu betrachtenden Lastrichtungen anzuschließen. Können Zerrbalken
oder Sohlplatten nicht ausgeführt werden, so sind unter Berücksichtigung der ma-
ximal möglichen Relativverschiebung zwischen den einzelnen Gründungskörpern
weitere in dieser Norm nicht geregelte Nachweise zu führen.
In Streifenfundamenten unter gemauerten Wänden ist eine konstruktive Mindest-
bewehrung von 4 ˘ 12 BSt 500 S vorzusehen.
Möglichst zu vermeiden sind Gründungen
! in unterschiedlicher Tiefe, wenn der Baugrund in den verschiedenen Grün-
dungstiefen bei Erdbeben deutlich voneinander abweichende Bewegungen er-
fahren kann,
! auf unterschiedlichen Gründungselementen, die ein deutlich voneinander abwei-
chendes Verformungsverhalten zeigen,
! auf verschiedenartigem Baugrund mit deutlich voneinander abweichendem Ver-
formungsverhalten,
! an stärker geneigten Hängen.

9.13 Besondere Regeln für Beton-, Stahl- und Holzbauten


Siehe Norm, Abschnitte 8, 9 und 10.

10 Lastbilder für extremale Schnittgrößen


Ein Tragwerk wird in aller Regel durch ständige und durch veränderliche Lasten
beansprucht. Bei der Schnittgrößenermittlung müssen alle möglichen Belastungs-
fälle bzw. Lastkombinationen bedacht werden. Bei nicht regelmäßigen oder kom-
plexen Tragwerken ist das Auffinden der jeweils ungünstigen Belastungsfälle nicht
immer leicht, bei regelmäßigen oder besonders einfachen Tragwerken hingegen
sind sie schnell gefunden. Zu ihnen gehören Dachlaufträger, Stockwerkrahmen
und regelmäßige Systeme von Rechteckplatten.

10.1 Durchlaufträger des üblichen Hochbaus unter Gleichlasten


Alle normalerweise für die Bemessung maßgebenden Schnittgrößen und alle
Auflagerkräfte eines unnachgiebig gestützten Durchlaufträgers nehmen extremale
Werte an, wenn die einzelnen Felder entweder gar nicht oder auf ihrer ganzen
Länge zusätzlich durch die veränderliche Last beansprucht werden, wie aus der
Anschauung oder anhand von Einflusslinien für diese Größen erkennbar. In Bild
10-1 sind die bei einem Vierfeldträger mit zwei Kragarmen zu untersuchenden
Lastbilder und die zugehörigen Extremalgrößen angeschrieben. Ein Zahlenbei-
spiel zeigt Bild 10-2.

422
Lastbilder f"r extremale Schnittgr#ßen

Bild 10-1 Lastbilder eines Vierfeldträgers

Bei den Biegemomenten interessiert neben Maximal-/Minimalwerten der Feld- und


Stützmomente auch die ungünstigste Lage der Momentennullpunkte (etwa für die
Bewehrungsführung). Diese entnimmt man der sogenannten Momentengrenzlinie,
die für jeden Stabquerschnitt das größte und kleinste Biegemoment bzw. die
beiden Grenzwerte aller dort auftretenden Biegemomente angibt. Sie wird aus
den ungünstigen Teilbereichen der zu den verschiedenen Lastbildern gehörenden
M-Linien aufgebaut.

Bild 10-2 Momentengrenzlinie eines Vierfeldträgers mit 2 Kragarmen

Manchmal wird die extremale Querkraft irgendwo im Inneren eines Feldes ge-
braucht (z. B., weil dort eine Rohrdurchführung den Querschnitt schwächt und des-
halb die Schubspannungen nachzuweisen sind). Sie stellt sich ein, wenn dieses
Feld (nur) teilweise durch veränderliche Last beansprucht wird, wie ein Blick auf

423
Lastannahmen, Einwirkungen

die entsprechende Einflusslinie zeigt. Extremale Querkräfte für jeden beliebigen


Balkenquerschnitt im Inneren eines Feldes entnimmt man der sogenannten Quer-
kraftgrenzlinie. Bild 10-3 zeigt für einen statisch bestimmten Einfeldbalken mit zwei
Kragarmen die Einflusslinie für V ðxÞ sowie die Werte für V ðxÞ infolge ständiger
Last und veränderlicher Teilstreckenlast. Bild 10-4 zeigt die sich damit ergebende
Querkraftgrenzlinie. Bei der Berechnung der Querkraftgrenzlinie eines statisch un-
bestimmten Dauerlaufträgers geht man genau so vor; wegen des nicht-linearen
Verlaufes der V-Linie können die Integrationen zur Ermittlung der Werte von V(g),
max V ðqÞ und min V ðqÞ mühsam werden.

Bild 10-3 Querkräfte im Feldinnern Bild 10-4 Querkraftgrenzlinie im Feld (kN)

10.2 Stockwerkrahmen unter Gleichlasten


Die Lastbilder a) und b) von Bild 10-5 liefern größte Feldmomente in den belaste-
ten Riegeln und kleinste Feldmomente in den unbelasteten Riegeln. Das Lastbild c)
liefert extremale Kopf- und Fußmomente in den durch Querstriche gekennzeichne-
ten Stielquerschnitten. Das Lastbild d) liefert das minimale Stützmoment in dem
durch einen Querstrich gekennzeichneten Riegelquerschnitt.

Bild 10-5 Lastbilder eines Hochbaurahmens

Seitlich unverschieblich gehaltene Rahmen werden für die Berechnung i. Allg.


durch sogenannte rahmenartige Tragwerke ersetzt (Bild 10-6). Für jedes Einzelne
der dabei entstehenden Tragwerke gelten dann wieder die Lastbilder von 10.1.
Die Innenstützen werden dabei als mittig gedrückte Pendelstützen behandelt.

424
Lastbilder f"r extremale Schnittgr#ßen

Bild 10-6 Rahmenartige Tragwerke Bild 10-7 Lastbilder eines rahmenartigen


Tragwerkes

In den Stielen der Außenwände ergeben sich extremale Kopf- und Fußmomente
bei den Lastanordnungen von Bild 10-7.
7
10.3 Regelmäßige Systeme von zweiachsig gespannten
Rechteckplatten im Hochbau unter Gleichlast
Die Lastbilder, die hier extremale Werte der Feld- und Stützmomente ergeben, fin-
det man durch Erweiterung der für Durchlaufträger maßgebenden Lastbilder in die
zweite Dimension (Bild 10-8).

Bild 10-8 Lastbilder eines orthogonal gerasterten Plattensystems (schraffierte Felder belas-
tet)

425
Statik und Festigkeitslehre
Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Krings

Inhalt Seite
1 Begriffe und Formelzeichen 429

2 Flächenkenngrößen 430

2.1 Allgemeines 430


2.2 Aus Teilflächen zusammengesetzte Flächen 431
2.3 Polygonal berandete Flächen; n-Ecke 431

3 Spannungen und Verzerrungen; Körperelement 435

3.1 Allgemeines 435 8


3.2 Einachsiger Spannungszustand s l 436
3.3 Ebener Spannungszustand 436

4 Spannungen und Schnittgrößen bei homogenen Querschnitten;


Stabelement 438

4.1 Allgemeines 438


4.2 Normalspannungen 439
4.3 Tangentialspannungen 441

5 Nicht-homogene Querschnitte; versagende Zugzone 444

5.1 Nicht-homogene Querschnitte 444


5.2 Querschnitte mit versagender Zugzone 445

6 Belastung — Querkraft — Biegemoment 447

7 Verformungen des Einzelstabes 447

7.1 Längenänderung 447


7.2 Drehung der Querschnitte um die Stabachse 448
7.3 Verschiebung der Querschnitte senkrecht zur Stabachse; die Biegelinie 448

8 Knicken in einer Ebene (Eulerfälle) 450

9 Statisch bestimmte Träger 451

9.1 Einfache statisch bestimmte Systeme 451


9.2 Gelenkträger unter Gleichlast 454

10 Formänderungsberechnung 455

Fortsetzung s. nächste Seite

427

U. Vismann (Hrsg.), Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln, DOI 10.1007/978-3-8348-8613-2_8,


© Vieweg+Teubner Verlag |Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012
Statik und Festigkeitslehre

11 Integrationstafeln 456

12 Statisch unbestimmte Träger 458

13 Belastungsglieder und Volleinspannmomente 460

14 Volleinspannmomente (Vorspannung) 464

15 Zweifeldträger mit beliebigem Verhältnis l1 : l2 465

16 Durchlaufträger mit gleichen Stützweiten und


feldweiser Belastung 466

17 Biegelinien von Durchlaufträgern (Näherungsverfahren) 469

18 Einflusslinien 470

19 Rahmenformeln 472

20 Kehlbalkendach 474

21 Kraftgrößenverfahren 475

22 Dreimomentengleichung 478

23 Formänderungsgrößenverfahren 479

24 Momentenausgleichsverfahren nach Cross 483

25 Theorie II. Ordnung 484

25.1 Einleitung 484


25.2 Differenzialgleichung 484
25.3 Näherungsverfahren 485

26 Dynamik 486

26.1 Grundlagen, Begriffe 486


26.2 Einmassenschwinger (ungedämpft) 487
26.3 Näherungsformel für die Eigenfrequenz 487
26.4 Niedrigste Eigenfrequenzen 487
26.5 Dunkerley-Näherungsformel für Zweimassenschwinger 488
26.6 Antwortspektrum 488

428
Begriffe und Formelzeichen

1 Begriffe und Formelzeichen


Grundlagen nach DIN 1080 Teil 1
Formelzeichen werden aus Hauptzeichen und, wenn zur Vermeidung von Missver-
ständnissen erforderlich, zusätzlich noch durch Nebenzeichen gebildet.
Tafel 1-1 Hauptzeichen (Verwendung von Buchstaben)
Buchstaben Verwendung für folgende Bedeutungen
lat. Groß- Last- und Schnittgrößen (Kraft, Moment); Leistung; Arbeit; Fläche;
buchstaben Flächengrößen; Volumen; Verformungsmodul; Temperatur
lat. Klein- Länge; Geschwindigkeit; Beschleunigung; Streckenlast; Flächenlast
buchstaben auf die Länge oder Fläche bezogene Schnittgrößen, Masse; Verschiebungen
grch. Klein- Verhältnisgrößen; Koeffizienten; Wichte; Dichte; Spannungen;
buchstaben Festigkeit; Verzerrung; Verkrümmung; Verdrehung; Wärmeleitfähigkeit
Nebenzeichen werden als Fuß- oder Kopfzeiger an die Hauptzeichen angefügt.
Kopfzeiger sind jedoch wegen der Gefahr der Verwechslung mit einer Potenz mög-
lichst zu vermeiden oder eindeutig zu kennzeichnen, z. B. durch runde Klammern.
Regeln für die Orientierung
8
Koordinaten. Bauwerke als Ganzes werden einem
globalen Koordinatensystem (z. B. X , Y ; Z ), einzelne
Bauwerksteile einem lokalen Koordinatensystem (z. B.
x; y; z) zugeordnet.
Bei lokalen Systemen für Stäbe liegen die x-Achse in
der Stabrichtung, die y- und die z-Achse in der Quer- Bild 1-1 Positive Koordinaten
schnittsfläche. und Richtungssinne

Kraftgrößen (Kräfte, Momente) In Komponentendarstellung sind Lastgrößen posi-


tiv, wenn sie den Richtungssinn der Koordinatenachsen haben. Positive Kompo-
nenten von Schnittgrößen (Schnittkräfte, Schnittmomente) haben auf positiven
Schnittflächen den Richtungssinn der Koordinatenachsen, auf negativen Schnittflä-
chen zeigen sie entgegengesetzt.

Bild 1-2 Positive Schnittgrößen

Spannungen. Spannungskomponenten werden durch zwei Fußzeiger gekennzeich-


net. Der erste gibt die Orientierung der Bezugsfläche (Richtung der Flächennorma-
len); der zweite die Orientierung der Spannungskomponente an. (Häufig wird auch
statt s xx nur sx usw. geschrieben.) Positive Spannungskomponenten haben auf po-
sitiven Schnittflächen den Richtungssinn der Koordinatenachse, auf neg. Schnittflä-
chen zeigen sie entgegengesetzt.
Verschiebungsgrößen. Positive Verschiebungsgrößen (Verschiebungen, Verdrehun-
gen) haben den Richtungssinn der Koordinatenachsen.
Verzerrungen. Sie werden wie die Spannungskomponenten orientiert, die an ihnen
Arbeit verrichtet. Sie werden mit entsprechenden Fußzeigern versehen.

429
Statik und Festigkeitslehre

2 Flächenkenngrößen
2.1 Allgemeines
Ð
Flächeninhalt A ¼ dA

2.1.1 Allgemeines orthogonales


Bezugssystem y!, z!
Flächenmoment ersten Grades
Ð Ð
Sy! ¼ z! " dA , Sz! ¼ y! " dA
Koordinaten des Schwerpunktes
Bild 2-1 Allgemeines Bezugssystem
y!s ¼ S!z =A , z!S ¼ Sy! =A

2.1.2 Schwerpunktsachsen y , z
Flächenmomente zweiten Grades
Ð Ð
I y ¼ z 2 " dA , I z ¼ y 2 " dA ,
Ð
I yz ¼ y " z " dA
Polares Flächenmoment zweiten Grades
Ð
I p ¼ r 2 " dA ¼ I y þ I z Bild 2-2 Schwerpunktsachsen
Flächenmomente zweiten Grades um
parallel aus dem Schwerpunkt verscho-
ebene Achsen y!, z!. (Satz von Steiner)
Ð
I y! ¼ z!2 " dA ¼ I y þ A " z02
Ð
I !z ¼ y!2 " dA ¼ I z þ A " y02
Ð
I y!!z ¼ z! " y! " dA ¼ I yz þ A " y0 " z0
Flächenmomente zweiten Grades um
beliebig gedrehte Achsen y!, z! Bild 2-3 Parallel aus dem Schwerpunkt S
Ð verschobene Achsen
I y! ¼ z!2 " dA
¼ I y " cos2 a þ I z " sin2 a # I yz " sin 2a
Ð
I !z ¼ y!2 " dA
¼ I y " sin2 a þ I z " cos2 a þ I yz " sin 2a
Ð
I y!!z ¼ y! " z! " dA
1
¼ 2 ðI y # I z Þ sin a þ I yz cos 2a
Bild 2-4 Gedrehte Achsen
2.1.3 Hauptachsen y~, z~
Orientierung des Systems der Haupt-
achsen y~, z~ ðI y~~z ¼ 0Þ
2I yz
tan 2a0 ¼
Iz # Iy
Hauptflächenmomente zweiten Grades
+ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
max I Iy þ Iz Iz # Iy
¼ ) 1 þ tan2 2a0
min I 2 2 Bild 2-5 Hauptachsen

430
Fl!chenkenngr#ßen

Verwendung der o. a. Beziehungen für beliebig gedrehte Achsen mit a0 liefert die
eindeutige Zuordnung der Hauptflächenmomente zu den Achsen y~, z~
Trägheitsradien
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
iy! ¼ I y! =A , i!z ¼ I !z =A

2.2 Aus Teilflächen zusammengesetzte Flächen


Flächeninhalt A ¼ A1 þ A2 þ . . . Flächenmomente zweiten Grades
(hier z. B. um Schwerpunktsachsen)
2
Flächenmomente ersten Grades I y ¼ I y1 þ A1 " zS1
2
Sy ¼ A1 " zS1 þ A2 " zS2 þ . . . þ I y2 þ A2 " zS2 þ ...
2
Sz ¼ A1 " yS1 þ A2 " yS2 þ . . . I z ¼ I z1 þ A1 " yS1
2
þ I z2 þ A2 " yS2 þ ...
I yz ¼ I yz1 þ A1 " yS1 " zS1
8
þ I y2 þ A2 " yS2 " zS2 þ . . .

Bild 2-6 Flächenmomente zweiten Grades

2.3 Polygonal berandete Flächen; n-Ecke

Punkt n þ 1 ist identisch mit Punkt 1.


n
P
A ¼ 12 ðyi ziþ1 # yiþ1 zi Þ
i¼1

n
P
Sy ¼ 16 ðyi ziþ1 # yiþ1 zi Þ " ðzi þ ziþ1 Þ
i¼1

n
P
Sz ¼ 16 ðyi ziþ1 # yiþ1 zi Þ " ðyi þ yiþ1 Þ
i¼1 Bild 2-7 Polygonal berandete Flächen;
Numerierung der Eckpunkte
n
P
1
I y ¼ 12 ðyi ziþ1 # yiþ1 zi Þ " ðzi2 þ zi ziþ1 þ ziþ1
2
Þ
i¼1

n
P
1
I z ¼ 12 ðyi ziþ1 # yiþ1 zi Þ " ðyi2 þ yi yiþ1 þ yiþ1
2
Þ
i¼1

n
P
1
I yz ¼ 24 ðyi ziþ1 # yiþ1 zi Þ " ð2yi zi þ yi ziþ1 þ yiþ1 zi þ 2yiþ1 ziþ1 Þ
i¼1

431
Statik und Festigkeitslehre
Tafel 2-1 Flächen- und Widerstandsmomente für die Schwerachse

432
Fl!chenkenngr#ßen

433
Statik und Festigkeitslehre

Sonderfall: Symmetrischer Plattenbalken-Querschnitt


h2 ðh0 # hÞ2
Mit APl ¼ bh und ASt ¼ bw ðh0 # hÞ ist I Pl ¼ APl und I St ¼ ASt
12 " #2 12
h0 ASt h APl ASt h0
Mit e0 ¼ þ ist dann I ¼ I Pl þ I St þ
2 APl þ ASt 2 APl þ ASt 2
Einfacher und hinreichend genau kann I ermittelt
werden mithilfe der m-Werte der Tafel 2-2 nach der
bh3
Gleichung I ¼ 0 .
m

Tafel 2-2 m-Werte zur Berechnung der Flächenmomente 2. Grades von Plattenbalkenquer-
schnitten

bw =b h=h0
0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 0,35 0,40 0,45 0,50 0,55 0,60
0,05 103,4 91,9 89,9 89,8 89,2 86,8 82,3 75,7 67,7 59,2 50,9 43,3
0,06 91,3 80,0 77,7 77,5 77,2 75,9 72,9 68,2 62,1 55,2 48,2 41,5
0,07 82,3 71,4 68,9 68,5 68,4 67,7 65,6 62,1 57,4 51,8 45,8 39,9
0,08 75,4 64,9 62,2 61,7 61,7 61,2 59,8 57,2 53,4 48,8 43,6 38,4
0,09 69,8 59,7 57,0 56,4 56,3 56,1 55,1 53,1 50,0 46,1 41,7 37,1
0,10 65,2 55,6 52,7 52,0 52,0 51,8 51,1 49,6 47,1 43,8 40,0 35,8
0,11 61,3 52,1 49,2 48,5 48,4 48,3 47,8 46,6 44,5 41,8 38,4 34,7
0,12 57,9 49,1 46,3 45,4 45,3 45,3 44,9 44,0 42,3 39,9 36,9 33,6
0,13 55,0 46,6 43,8 42,9 42,7 42,7 42,4 41,7 40,3 38,2 35,6 32,6
0,14 52,4 44,4 41,6 40,7 40,5 40,5 40,3 39,7 38,5 36,7 34,4 31,7
0,15 50,0 42,4 39,7 38,7 38,5 38,5 38,4 37,9 36,9 35,4 33,3 30,8
0,16 48,0 40,7 38,0 37,0 36,8 36,7 36,7 36,3 35,4 34,1 32,3 30,0
0,17 46,1 39,2 36,5 35,5 35,2 35,2 35,1 34,8 34,1 32,9 31,3 29,3
0,18 44,4 37,8 35,2 34,2 33,8 33,8 33,8 33,5 32,9 31,9 30,4 28,5
0,19 42,8 36,5 34,0 32,9 32,6 32,6 32,5 32,3 31,8 30,9 29,6 27,9
0,20 41,3 35,3 32,9 31,8 31,5 31,4 31,4 31,2 30,8 30,0 28,8 27,2
0,22 38,7 33,3 30,9 29,9 29,5 29,4 29,4 29,3 29,0 28,4 27,4 26,1
0,24 36,5 31,5 29,3 28,3 27,9 27,8 27,7 27,7 27,4 26,9 26,1 25,0
0,26 34,5 29,9 27,8 26,8 26,4 26,3 26,3 26,3 26,1 25,7 25,0 24,1
0,28 32,7 28,6 26,6 25,6 25,2 25,1 25,1 25,0 24,9 24,6 24,0 23,2
0,30 31,2 27,4 25,5 24,5 24,1 24,0 24,0 23,9 23,8 23,6 23,1 22,4
0,32 29,8 26,3 24,5 23,6 23,2 23,0 23,0 23,0 22,9 22,7 22,3 21,7
0,34 28,5 25,3 23,6 22,7 22,3 22,1 22,1 22,1 22,1 21,9 21,6 21,0
0,36 27,3 24,4 22,8 22,0 21,5 21,4 21,3 21,3 21,3 21,2 20,9 20,4
0,38 26,2 23,5 22,1 21,3 20,9 20,7 20,6 20,6 20,6 20,5 20,3 19,9
0,40 25,2 22,8 21,4 20,6 20,2 20,0 20,0 20,0 20,0 19,9 19,7 19,3
0,42 24,3 22,0 20,8 20,0 19,6 19,5 19,4 19,4 19,4 19,3 19,1 18,8
0,44 23,5 21,4 20,2 19,5 19,1 18,9 18,9 18,9 18,9 18,8 18,7 18,4
0,46 22,7 20,8 19,6 19,0 18,6 18,4 18,4 18,4 18,4 18,3 18,2 18,0
0,48 21,9 20,2 19,1 18,5 18,2 18,0 17,9 17,9 17,9 17,9 17,8 17,6
0,50 21,3 19,6 18,7 18,1 17,7 17,6 17,5 17,5 17,5 17,5 17,4 17,2
0,55 19,7 18,4 17,6 17,1 16,8 16,6 16,6 16,5 16,5 16,5 16,5 16,3
0,60 18,4 17,4 16,7 16,2 16,0 15,8 15,8 15,7 15,7 15,7 15,7 15,6
0,65 17,2 16,4 15,9 15,5 15,3 15,1 15,1 15,1 15,1 15,1 15,0 15,0
0,70 16,2 15,6 15,1 14,8 14,7 14,5 14,5 14,5 14,5 14,5 14,4 14,4
0,75 15,3 14,8 14,5 14,3 14,1 14,0 14,0 13,9 13,9 13,9 13,9 13,9
0,80 14,5 14,2 13,9 13,7 13,6 13,5 13,5 13,5 13,5 13,5 13,5 13,4
0,90 13,1 13,0 12,9 12,8 12,7 12,7 12,7 12,7 12,7 12,7 12,7 12,7
1,00 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0

Beispiel b ¼ 1,50 m; bw ¼ 0,30 m; h ¼ 0,15 m; h0 ¼ 0,60 m. Für bw =b ¼ 0,30/1,50 ¼ 0,20 und


h=h0 ¼ 0,15/0,60 ¼ 0,25 erhält man aus der Tafel m ¼ 31,5; I ¼ 1,50 " 0,603 /31,5 ¼ 0,0103 m4 .

434
Spannungen und Verzerrungen; K#rperelement
Tafel 2-3 Torsionsflächenmomente 2. Grades und Torsionswiderstandsmomente

3 Spannungen und Verzerrungen; Körperelement


3.1 Allgemeines
Zwischen den beiden Ufern eines Schnittes durch ein beanspruchtes Bauteil wirken
flächenmäßig verteilte Kräfte, genannt Spannungen (Einheit z. B. N/mm2 ). Schräg
auf eine Schnittfläche wirkende Spannungen werden in
# Normalspannungen s senkrecht (¼ normal) zur Schnittfläche wirkend und
# Tangentialspannungen t in der Ebene der Schnittfläche wirkend zerlegt.

435
Statik und Festigkeitslehre

Die Tangentialspannungen werden ggf. nochmals in zwei achsparallele Komponen-


ten zerlegt.
Ein Körperelement ist ein aus einem beanspruchten Bauteil herausgeschnittenes
kleines Würfelelement der (generalisierten) Kantenlänge 1. Ein beanspruchtes Bau-
teil verändert seine Form und Größe. Ebenso das Körperelement. Dabei treten Ver-
zerrungen auf:
! Das Würfelelement wird in Richtung der drei Kantenlängen (i. allg. unterschied-
lich stark) gedehnt (Dehnung e),
! der ursprünglich rechte Winkel zwischen den Kanten bzw. Seiten des Würfelele-
mentes wird verändert (Gleitungen g).
Ursache für Spannungen und Verzerrungen sind die Einwirkungen (#ußere Kräfte,
Zwängungen, Temperaturänderungen usw.). Den Zusammenhang zwischen Span-
nungen und Verzerrungen beschreibt für isotherme Vorgänge das Spannungs-Deh-
nungs-Gesetz (Hookesches Gesetz).

3.2 Einachsiger Spannungszustand s l


el ¼ s l =E, eq ¼ #m " el

Bild 3-1 Einaxialer Spannungszustand Bild 3-2 Ebener Spannungszustand;


Normalspannung

3.3 Ebener Spannungszustand


a) Normalspannungen s x , s z
1 1
ex ¼ ðs x # m " sz Þ, ez ¼ ðs z # m " sx Þ
E E
E
sz ¼ ðez þ m " ex Þ
ð1 # m2 Þ
E
sx ¼ ðex þ m " ez Þ
ð1 # m2 Þ

b) Schubspannungen t zx ¼ t xz
Bild 3-3 Ebener Spannungszustand;
gxz ¼ txz =G Schubspannungen

Gleitmodul-Elastizitätsmodul-Querkontraktion
E

2ð1 þ mÞ
Spannungen auf einem gedrehten Körperelement (Bild 3-4)
sz ðaÞ ¼ 12 ðs z þ sx Þ þ 12 ðs z # s x Þ cos 2a þ tzx sin 2a
sz ðaÞ ¼ 12 ðs z þ sx Þ # 12 ðs z # s x Þ cos 2a # tzx sin 2a
tz" ðaÞ ¼ # 12 ðs z # s x Þ sin 2a þ tzx cos 2a

436
Spannungen und Verzerrungen; K#rperelement

Orientierung des Körperelementes mit Hauptnormalspannungen


#2tzx
tan 2a0 ¼ ; auf den Oberflächen dieses Würfels t ¼ 0.
sx # sz

Bild 3-4 Spannungen auf geneigten Flächen Bild 3-5 Hauptnormalspannungen

Hauptnormalspannungen (Bild 3-5) 8


qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
sz þ sx sz # sx
s1,3 ¼ / 1 þ tan2 2a0
2 2
Orientierung des Körperelementes mit Hauptschubspannungen
sx # sz
tan 2a1 ¼ ; auf den Oberflächen dieses Würfels s 6¼ 0.
2tzx
Hauptschubspannungen
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
max
t ¼ ) 14 ðs z # s x Þ2 þ t2zx
min
Zusammenhänge zwischen den Materialkonstanten:
E E E< <E
G¼ ; m¼ # 1; G
2ð1 þ mÞ 2G 3 2

Tafel 3-1 Elastizitätsmoduln in N/mm2 *


Baustoff E

Baustahl 210 000

Betonstahl 200 000

Stahlguss 169 000

Aluminium 70 000

Glas 60 000 bis 73 000

Normalbeton 27 000 bis 37 000

Mauerwerk 1500 bis 10 000

Nadelholz k zur Faser %10 000


? zur Faser % 300

Eiche u. Buche k zur Faser %10 000


? zur Faser % 600
*Genaue Werte: Siehe Werkstoffnormen

437
Statik und Festigkeitslehre

4 Spannungen und Schnittgrößen bei homogenen


Querschnitten; Stabelement
4.1 Allgemeines
Die zwischen den beiden Ufern eines Schnittes durch ein beanspruchtes stabförmi-
ges Bauteil wirkenden Spannungen lassen sich durch eine einzige resultierende
Schnittkraft S darstellen (äquivalente Kraftsysteme), deren Spur die Schnittebene
in einem Punkt P (i. allg.) „schief“ durchstößt. Zerlegung dieser Kraft – an der Stel-
le P – liefert
# die Normalkraft N senkrecht (¼ normal) auf der Ebene der Querschnittsfläche
wirkend und
# die Querkräfte Vy und Vz in der Ebene der Querschnittsfläche wirkend.
Parallelverschiebung von N in die Schwerlinie liefert zusätzlich die Biegemomente
My und Mz , Parallelverschiebung von Vy und Vz in den Schwerpunkt der Quer-
schnittsfläche liefert zusätzlich das Torsionsmoment Mx , Bild 4-1.
Ein Stabelement wird durch zwei Schnitte quer zur Schwerlinie „Querschnitte“ im
unendlich kleinen Abstand dx aus dem Stab herausgeschnitten.
Die folgenden #quivalenz-Beziehungen zwischen Schnittgrößen und zugehörigen
Spannungen gelten für Spannungen zwischen den beiden Ufern eines „Quer“-
schnittes, man sagt auch: für Spannungen auf einer Querschnittsfläche. Sie be-
schreiben die Verhältnisse korrekt und vollständig, wenn folgende Bedingungen er-
füllt sind:
! die Beanspruchungen liegen im elastischen Bereich, das Hookesche Gesetz hat
Gültigkeit
# Die Stabachse ist gerade oder nur schwach gekrümmt,
# der Querschnitt ändert sich im betrachteten Bereich nicht oder nur allmählich;
Querschnittssprünge, Durchbrüche, "ffnungen oder Löcher im Querschnitt gibt
es nicht,
# im betrachteten Bereich werden keine größeren Kräfte eingeleitet,
# Querkräfte spielen eine untergeordnete Rolle (Querschnitte bleiben eben).

Bild 4-1 Schnittgrößen

438
Spannungen und Schnittgr#ßen bei homogenen Querschnitten

4.2 Normalspannungen
4.2.1 Normalkraft N in der Schwerlinie eines homogenen Stabes
Zu einer Normalkraft N im Schwerpunkt S einer Querschnittsfläche A gehören die
Normalspannungen (Bild 4-2)
N
sx ¼ :
A

Bild 4-2 Normalkraft


8
4.2.2 Biegemoment My um die Schwerpunktshauptachse y
Ist y eine Schwerpunktshauptachse der Querschnittsfläche eines homogenen Sta-
bes, so gehören zu dem Biegemoment My die Normalspannungen
My
s x ðzÞ ¼ z:
Iy
Spannungsnulllinie ist die y-Achse,
Bild 4-3. In den am Weitesten von der
Spannungsnulllinie entfernten Quer-
schnittspunkten P1 und P2 betragen
die Spannungen mit den (vorzeichen-
behafteten) Widerstandsmomenten
Wy1 ¼ I y =z1 und Wy2 ¼ I y =z2 .
My My Bild 4-3 Biegemoment M y
s x1 ¼ und s x2 ¼
W y1 W y2

4.2.3 Normalkraft N ausmittig auf einer


Schwerpunktshauptachse
Ist z eine Schwerpunktshauptachse und
wirkt N auf diese Hauptachse im Ab-
stand zN vom Schwerpunkt S, so gilt
mit My ¼ N " zN (Bild 4-4)
!
N My N zN " z
s x ðzÞ ¼ þ z¼ 1þ 2
A Iy A iy
Die Funktion der Spannungsnulllinie
Bild 4-4 Einachsige Biegung mit Längskraft
lautet z 4 #iy2 =zN .
In den am weitesten von der Spannungsnulllinie entfernten Querschnittspunkten
P1 und P2 betragen die Spannungen mit den vorzeichenbehafteten Widerstands-
momenten Wy1 ¼ I y =z1 und Wy2 ¼ I y =z2 .
N My N My
s x1 ¼ þ und s x2 ¼ þ
A W y1 A W y2

439
Statik und Festigkeitslehre

4.2.4 Biegemomente M y und M z um die


Schwerpunktshauptachsen y und z
Sind y und z Schwerpunktshauptachsen, so gehören zu den Biegemomenten My
und Mz die Normalspannungen (Bild 4-5)
My Mz
s x ðy , zÞ ¼ z# y
Iy Iz
My I z
Die Spannungsnulllinie y ¼ " "z
Mz I y
verläuft durch den Schwerpunkt S.
Sie bildet mit der y-Achse den Winkel
" #
Mz I y
a ¼ arctan " : Bild 4-5 Zweiachsige Biegung
My I z
(Hier M z negativ!)

4.2.5 Normalkraft N beliebig außerhalb der Schwerlinie


a) Verwendung von Hauptachsen
Sind y und z Schwerpunktshauptachsen und wirkt N im Punkt P ðyN ; zN ) der Quer-
schnittsebene, so gilt mit My ¼ N " zN und Mz ¼ #N " yN (Bild 4-6)
!
N My Mz N zN " z y N " y
s x ðy , zÞ ¼ þ z# y¼ 1þ 2 þ
A Iy Iz A iy i 2z

Die Spannungsnulllinie
zN I z i2
y ¼# " "z # z
yN I y yN
bildet auf den Hauptachsen die
Abschnitte b ¼ #iz2 =yN und
c ¼ #iy2 =zN .

Bild 4-6 Schiefe Biegung mit Längskraft

b) Verwendung von beliebig orientierten Schwerpunktsachsen


Sind y und z Schwerpunktsachsen (aber keine Hauptachsen) und wirkt N im Punkt
P ðyN ; zN Þ, so gilt mit My ¼ N " zN und Mz ¼ #N " yN

N ðI z " z # I yz " y Þ M y # ðI y " y # I yz " zÞ M z


s x ðy , zÞ ¼ þ
A I y " I z # I 2yz

c) Spannungen eines Vorzeichens; der Querschnittskern


Zu jedem Angriffspunkt P von N in der Querschnittsebene gehört eine be-
stimmte Lage der Spannungsnulllinie. Der geometrische Ort aller Angriffspunkte
P , für die die Spannungsnulllinie die Querschnittsfläche tangiert, begrenzt den
Querschnittskern. Solange der Angriffspunkt P von N im Kern liegt, treten in der
Querschnittsfläche (Normal-)Spannungen nur eines Vorzeichens auf (Bild 4-7 und
4-8).

440
Spannungen und Schnittgr#ßen bei homogenen Querschnitten

Bild 4-7 Rechteckquerschnitt Bild 4-8 Vollkreisquerschnitt

8
4.3 Tangentialspannungen
4.3.1 Scherkraft S
Zu einer Scherkraft S im Schwerpunkt einer Querschnittsfläche A gehören die Tan-
gentialspannungen
S

A

4.3.2 Querkraft V z in Richtung der Hauptachse z

a) Schubspannungen
Ist z eine Hauptachse und verläuft die
Wirkungslinie von Vz durch den Schub-
mittelpunkt der Querschnittsfläche, so
gehören zu Vz die Tangentialspannungen
(Bild 4-9)
V z " Sy
t zx ðzÞ ¼ t xz ðzÞ ¼
Iy " b

Sy ist das Flächenmoment 1. Grades der Flä-


che, die sich unterhalb der betrachteten
Koordinate z befindet. Bild 4-9 Querkraft V z

Beispiel Homogener Rechteckquerschnitt


Das Maximum des Flächenmomentes 1. Grades ergibt sich für eine an der Schwer-
achse begrenzte Teilfläche des Querschnitts. Folglich treten die größten Schubspan-
nungen aus Querkraftbiegung längs der Schwerachsen auf.
/ / /
Es ist A ¼ bd; max Sy ¼ bd 2 8 ¼ Ad=8; I y ¼ bd 3 12 ¼ Ad 2 12

1 Ad=8 3 Vz
Folglich ist max t ¼ Vz ¼
b Ad 2 =12 2 A

441
Statik und Festigkeitslehre

Bild 4-10 Schubspannung in der neutralen Bild 4-11 Schubspannungen


Faser des Rechteckquerschnitts im HE 500 B

Beispiel Träger (HE500B) siehe Abschnitt Stahlbau


I y ¼ 107 200 cm4 ; ASteg ¼ 68,4 cm2 ; tSteg ¼ 1,45 cm
in Stegmitte: max Sy ¼ 2 410 cm3
1 2410
max t ¼ Vz ¼ 15,504 " 10!3 ½cm!2 . Vz
1,45 107 200

b) Schubkraft
Die in einer zur Schwerlinie bzw. Stabachse parallelen Schnittfläche der Breite b
und der Länge l wirkenden Tangentialspannungen t fasst man zusammen zur (auf
die Längeneinheit) bezogenen Schubkraft (Bild 4-12)
T0 ¼ t " b
Integration dieser bezogenen Schubkraft T 0 über eine Länge l liefert die auf diese
Länge im betrachteten Schnitt zu übertragende Schubkraft
Ð
T ¼ T 0 dx
ðlÞ

Bild 4-12 Schubkraft T Bild 4-13 S-förmige Verwölbung

442
Spannungen und Schnittgr#ßen bei homogenen Querschnitten

c) S-förmige Verwölbung
Wegen der mehr oder weniger ausgeprägten parabolischen Verteilung der Schub-
spannungen über die Profilhöhe kommt es zu einer entsprechend unterschied-
lichen Gleitung der verschiedenen Körperelemente. Dies führt zu einer S-förmigen
Verwölbung der Querschnitte, weshalb die Voraussetzung vom Ebenbleiben der
Querschnitte bei Vorhandensein größerer Querkräfte nicht mehr gegeben ist, Bild
4-13.
d) Schubmittelpunkt
Damit die Querlast eines Stabes nur Biegung und keine Drillung hervorruft, muss
ihre Wirkungslinie die Profilquerschnittsebene im Schubmittelpunkt M durchsto-
ßen.
Bei doppelt symmetrischen Profilen fallen Schubmittelpunkt und Schwerpunkt zu-
sammen; bei einfach symmetrischen Profilen liegt der Schubmittelpunkt auf der
Symmetrieachse. Beim ?- und L-Profil liegt der Schubmittelpunkt im Schnittpunkt
der Mittellinien der beiden rechteckförmigen Teilquerschnitte. Für zwei andere häu-
fig verwendete Profile zeigt Tafel 4-1 seine Lage.
8
Tafel 4-1 Schubmittelpunkt

" #2
1 h
I y1 ¼ t1 " h31 I yF ¼ b " t
12 2

I y2 1 I yF 1
eM ¼ "b I y2 ¼ t2 " h32 eM ¼ "b I y ges ¼ 2I yF þ s " h3
I y1 þ I y2 12 I y ges 12

4.3.3 Torsionsmoment M x
a) Allgemeines
Die Querschnittsflächen eines beliebigen auf Torsion beanspruchten Profils werden
i. allg. nicht nur in ihrer Ebene gedreht sondern auch aus ihrer Ebene heraus ver-
wölbt (Wölbkrafttorsion). Wölbfreie Torsion (St. Venantsche Torsion) tritt nur auf
beim Kreis- und Kreisringquerschnitt.

b) St. Venantsche Torsion


Zwischen den Querschnittsflächen eines auf Torsion beanspruchten Stabes mit
Kreis- oder Kreisringprofil treten nur Tangentialspannungen auf, und zwar in Um-
fangsrichtung, Bild 4-14. Die größte Tangentialspannung max t am (äußeren) Um-
fang ist mit dem (resultierenden) Torsionsmoment MT ¼ Mx und dem Torsionswi-
derstandsmoment WT durch die Beziehung
MT
max t ¼ mit WT nach Tafel 2-3 verknüpft.
WT

443
Statik und Festigkeitslehre

Diese einfache Beziehung kann auch


bei anderen Profilen mit guter Nähe-
rung verwendet werden, um die größte
Primär-Schubspannung zu berechnen.
c) Wölbkrafttorsion
!ber die Verwölbung und die bei Wölb-
behinderung auftretenden Normalspan-
nungen und (zusätzlichen) Sekundär-
Bild 4-14 Torsion
Schubspannungen gibt das Kapitel
„Räumliche Aussteifung“ Auskunft.

5 Nicht-homogene Querschnitte; versagende Zugzone


5.1 Nicht-homogene Querschnitte
a) Allgemeines
Bestehen die Teilquerschnitte eines Gesamtquerschnitts aus unterschiedlichem Ma-
terial, so sind die Berechnungen mit ideellen Querschnittswerten durchzuführen.
Hier sollen nur zwei verschiedene Materialien betrachtet werden. Ein Material wird
als Grundmaterial betrachtet mit dem Elastizitätsmodul E1 . Das 2. Material hat den
E2
E-Modul E2 . Das E-Modulenverhältnis ist: n ¼
E1
b) ideeller Schwerpunkt
Die Flächenwerte des 2. Materials werden mit den n-fachen Werten bei der Bestim-
mung des Schwerpunktes berücksichtigt. Die Schnittgrößen greifen im ideellen
Schwerpunkt an.
c) ideelle Flächenwerte
Bei der Berechnung der ideellen Fläche Ai und dem ideellen Flächenmoment 2.
Grades I yi sind die Flächenwerte des 2. Materials mit den n-fachen Werten zu be-
rücksichtigen.
d) Berechnung der Normalspannung s x
Im Bereich von Material 1 wird die Spannung mit den üblichen Formeln aber mit
den ideellen Querschnittswerten berechnet.
Im Bereich von Material 2 wie vor und noch Multiplikation mit n.

Beispiel

14
4 6 4
–1,07
E1 –0,65
4

10,17

–0,98
Si
yi
E2
18

11,83

+
zi
1,87
Bild 5-1 Querschnitt und Spannungsverteilung

444
Nicht-homogene Querschnitte; versagende Zugzone

E2
n¼ ¼ 1,5 ; M ¼ 10 kNm ¼ 1000 kN cm
E1
ideelle Flächenwerte

Ai ¼ 4 " 14 þ 1,5 " 6 " 18 ¼ 56 þ 1,5 " 108 ¼ 218 cm2

Schwerpunkt von Oberkante

56 " 2 þ 1,5 " 108 " 13


¼ 10,17 cm
56 þ 1,5 " 108
" #
43 183
I yi ¼ 14 " þ 14 " 4 " 8,172 þ 1,5 " 6 " þ 6 " 18 " 2,832
12 12

I yi ¼ 9484 cm4

Spannungen
1000 kN
Oberkante (Material 1) s ¼ " ð!10,17Þ ¼ !1,07
9484 cm2
8
1000 kN
Unterkante (Material 2) s ¼ 1,5 " " 11,83 ¼ þ1,87
9484 cm2

5.2 Querschnitte mit versagender Zugzone


a) Allgemeines
Mittig und ausmittig in der Querschnittsfläche
wirkende Druckkräfte können auch dann über-
tragen werden, wenn der Baustoff – wie z. B.
Mauerwerk und Baugrund — keine Zugspan-
nungen aufnehmen kann (Zugfestigkeit ¼ 0).
Solange die Druckkraft im Kern des Quer-
schnitts wirkt, ist der gesamte Querschnitt ge-
drückt und es gelten die Beziehungen des Ab-
schnittes 4. Wirkt sie außerhalb des Kerns, so
müssen hierfür neue #quivalenz-Beziehungen
zwischen den Spannungen und der resultieren-
den Schnittkraft entwickelt werden. Für den
häufig auftretenden Fall des Rechteckquer-
schnitts werden sie im Folgenden angegeben.

b) Angriffspunkt der Druckkraft liegt auf einer


Symmetrieachse
Mit den Bezeichnungen von Bild 5-2 lautet die Bild 5-2 Einachsig ausmittiger
Beziehung zwischen der größten Kantenpres- Druck
sung max s und der Druckkraft D, wirkend im
Abstand c von diesem Querschnittsrand
2D
max s ¼ :
3ac
Die Spannungsnulllinie hat den Abstand 3c von diesem Querschnittsrand. Auf
die Restlänge von b # 3c bis zum gegenüberliegenden Rand gibt es die „klaffen-
de Fuge“. Diese würde sich z. B. bis zum Flächenschwerpunkt S öffnen bei
c ¼ b=6.

445
Statik und Festigkeitslehre

c) Angriffspunkt der Druckkraft liegt nicht


auf Symmetrieachsen
Je nach Lage des Aufpunkts der resultierenden Druck-
kraft ist die Grundfläche des Spannungskörpers beim
Rechteckquerschnitt ein Vier- oder Fünfeck, im Sonder-
fall des Aufpunkts im Abstand von a=4 und b=4 von
einem Eckpunkt ein Dreieck (Bild 5-3). Das Volumen
des Spannungskörpers ist der Druckkraft äquivalent.
Die maximale Druckspannung ergibt sich mithilfe der
Beziehung

mD
max s ¼ , m nach Tafel 5-1
ab
Für nicht aufgeführte oder nicht bewertete Kombina-
tionen von yD =a und zD =b öffnet sich die Fuge über
mehr als den halben Querschnitt (unzulässig).
Bild 5-3 Zweiachsig
ausmittiger Druck Liegt die Druckkraft im Querschnittskern, so führt das
zu einem Wert im grau angelegten Teil der Tafel (der
gesamte Querschnitt wird gedrückt, es gilt Abschn. 4.).

Bild 5-4 Zu Tafel 5-1

Tafel 5-1 m-Werte

0,32 3,70 3,93 4,17 4,43 4,70 4,99


0,30 3,33 3,54 3,75 3,98 4,23 4,49 4,78 5,09 5,43
0,28 3,03 3,22 3,41 3,62 3,84 4,08 4,35 4,63 4,94 5,28 5,66
0,26 2,78 2,95 3,13 3,32 3,52 3,74 3,98 4,24 4,53 4,84 5,19 5,57
0,24 2,56 2,72 2,88 3,06 3,25 3,46 3,68 3,92 4,18 4,47 4,79 5,15 5,55
0,22 2,38 2,53 2,68 2,84 3,02 3,20 3,41 3,64 3,88 4,15 4,44 4,77 5,15 5,57
0,20 2,22 2,36 2,50 2,66 2,82 2,99 3,18 3,39 3,62 3,86 4,14 4,44 4,79 5,19 5,66
0,18 2,08 2,21 2,35 2,49 2,64 2,80 2,98 3,17 3,38 3,61 3,86 4,15 4,47 4,84 5,28
0,16 1,96 2,08 2,21 2,34 2,48 2,63 2,80 2,97 3,17 3,38 3,62 3,88 4,18 4,53 4,94 5,43
0,14 1,84 1,96 2,08 2,21 2,34 2,48 2,63 2,79 2,97 3,17 3,39 3,64 3,92 4,24 4,63 5,09
0,12 1,72 1,84 1,96 2,08 2,21 2,34 2,48 2,63 2,80 2,98 3,18 3,41 3,68 3,98 4,35 4,78
0,10 1,60 1,72 1,84 1,96 2,08 2,20 2,34 2,48 2,63 2,80 2,99 3,20 3,46 3,74 4,08 4,49 4,99
0,08 1,48 1,60 1,72 1,84 1,96 2,08 2,21 2,34 2,48 2,64 2,82 3,02 3,25 3,52 3,84 4,23 4,70
0,06 1,36 1,48 1,60 1,72 1,84 1,96 2,08 2,21 2,34 2,49 2,66 2,84 3,06 3,32 3,62 3,98 4,43
0,04 1,24 1,36 1,48 1,60 1,72 1,84 1,96 2,08 2,21 2,35 2,50 2,68 2,88 3,13 3,41 3,75 4,17
0,02 1,12 1,24 1,36 1,48 1,60 1,72 1,84 1,96 2,08 2,21 2,36 2,53 2,72 2,95 3,22 3,54 3,93
zD =b

0,00 1,00 1,12 1,24 1,36 1,48 1,60 1,72 1,84 1,96 2,08 2,22 2,38 2,56 2,78 3,03 3,33 3,70

0,00 0,02 0,04 0,06 0,08 0,10 0,12 0,14 0,16 0,18 0,20 0,22 0,24 0,26 0,29 0,30 0,32
yD/a

446
Verformungen des Einzelstabes

6 Belastung – Querkraft – Biegemoment


Die Gleichgewichtsbetrachtung eines Balkenelements liefert die folgenden Differen-
zialbeziehungen.
dV ðx Þ Die Belastung ist die negative
qðx Þ ¼ # erste Ableitung der Querkraft
dx
Ð
V ðx Þ ¼ # qðx Þ dx Die Querkraft ist das Integral
über die negative Belastung
þ C1
dM ðx Þ Die Querkraft ist die erste
V ðx Þ ¼ Ableitung des Biegemoments
dx
Ð
M ðx Þ ¼ V ðx Þ dx Das Biegemoment ist das
Integral über die Querkraft
þ C2
Bild 6-1 Stabelement
8

7 Verformungen des Einzelstabes


7.1 Längenänderung
Ein Stab verändert seine Länge unter der Einwirkung einer Achskraft N oder einer
gleichmäßigen Temperaturänderung T .

N Normalkraft in der Schwerlinie wirkend (Stabkraft)


T gleichmäßig im ganzen Querschnitt auftretende
Temperaturänderung
Dl ¼ e " l A Inhalt der Querschnittsfläche
N E Elastizitätsmodul
mit e ¼ aT Temperaturdehnzahl
A"E
l Stablänge bzw. Abstand zweier Querschnitte
bzw. e ¼ aT " T Dl Verlängerung bzw. Verkürzung des Stabes bzw.
#nderung des Abstands zweier Querschnitte im
Abstand l
e Dehnung bzw. bezogene Längenänderung

Tafel 7-1 Temperaturdehnzahlen aT bei normalen Temperaturen (nicht im Brandfall!)


Baustoff aT in 10!6 " 1=, C

Baustahl 12
Betonstahl 10
Stahlguss zirka 12
Aluminium zirka 20
Glas 3 bis 9
Normalbeton 10
Mauerwerk 6 bis 10

Holz k zur Faser 2,5 bis 5


? zur Faser 25 bis 60

Elastizitätsmoduln siehe Tafel 3-1.

447
Statik und Festigkeitslehre

7.2 Drehung der Querschnitte um die Stabachse


Die Querschnitte eines Stabes werden gegeneinander um die Stabachse verdreht
durch ein Torsionsmoment MT ¼ Mx , Bild 7.1.

MT MT Torsionsmoment
J ¼ J0 " l mit J0 ¼ IT Torsionsflächenmoment 2. Grades
G " IT siehe Tafel 2-3
G Gleitmodul
l Stablänge bzw. Abstand zweier Quer-
schnitte
J Winkel, um den sich zwei Querschnitte
im Abstand l gegeneinander drehen
(Bogenmaß)
J0 Drillung bzw. bezogene Drehung

Bild 7-1 Torsion

7.3 Verschiebung der Querschnitte senkrecht zur Stabachse;


die Biegelinie
Die Querschnitte eines Stabes werden senkrecht zur Stabachse in die sog. Biege-
linie verschoben (und verdreht) unter der Einwirkung von Querlasten, ausmittig
wirkenden Achskräften und ungleichmäßiger Temperaturänderung.

a) Ungleichmäßige Temperaturänderung
Unterschiedliche Temperaturänderungen T1 und T2 gegenüberliegender Profilober-
flächen werden zerlegt in eine gleichmäßige Temperaturänderung T in der Schwer-
linie (s. Abschn. 7.1) und die Temperaturdifferenz DT ¼ T2 # T1 , Bild 7-2.
T ¼ T1 þ DT " h0 =h

Bild 7-2 Temperaturänderung

Die Temperaturdifferenz DT führt dazu, dass die freie Stabachse die Form eines
Kreisbogens annimmt mit der Krümmung
1 DT " aT hierbei ist h die Profilhöhe
¼ und aT die Temperaturdehnzahl
R h

b) Querlasten und ausmittig wirkende Achskräfte


Der Einfluss der Gleitungen auf die seitliche Auslenkung des Stabes ist i. allg. ge-
ring verglichen mit dem Einfluss der Stabfaser-Dehnungen. Er wird deshalb hier
vernachlässigt.
Die Differenzialgleichung der Biegelinie (Bild 7-4) ergibt sich unmittelbar aus der
Betrachtung eines verformten Balkenelementes (Bild 7-3).

448
Verformungen des Einzelstabes

Bild 7-3 Balkenelement Bild 7-4 Biegelinie

1 e
8
ds ¼ R " dj und e " ds ¼ z " dj liefert ¼ :
R z
M 1 M
s¼ z und s ¼ E " e liefert ¼ :
I R EI
1 #w 00
¼ liefert mit w 0 * 1 die Differenzialgleichung der Biegelinie
R ð1 þ w 02 Þ3=2

M ðx Þ
w 00 ðx Þ ¼ # :
E Iðx Þ
Ableitung der beiden Seiten dieser Gleichung liefert bei gleichbleibender Biegestei-
figkeit E " I
V ðxÞ
w 000 ðxÞ ¼ #
EI
Nochmalige Ableitung liefert schließlich
qðx Þ
w IV ðx Þ ¼ þ
EI
Es stehen also mehrere Ausgangsebenen zur Ermittlung der Biegelinien-Funktion
zur Auswahl, u. a.
1
! die Belastungs-Funktion: Vierfache Integration der -fachen Belastungsfunktion
liefert die Biegelinienfunktion; EI
1
! die Biegemomenten-Funktion: Zweifache Integration der -fachen Biegemo-
mentenfunktion liefert die negative Biegelinienfunktion. EI

Beispiel Gesucht ist die Biegelinie eines Balkens auf zwei Stützen unter Gleichlast, Bild 7-5

Bild 7-5 Biegelinie des Einfeldbalkens, Beispiel

449
Statik und Festigkeitslehre

MðxÞ q"x
w 00 ðxÞ ¼ ! ¼! ðl ! xÞ
EI 2E " I
" #
1 q " l " x2 q " x3
w 0 ðxÞ ¼ ! þ þ c1
E "I 4 6
" #
1 q " l " x3 q " x4
w ðxÞ ¼ ! þ þ c1 x þ c2
E "I 12 24

Randbedingungen und Bestimmung der Konstanten


w ð0Þ ¼ 0 c2 ¼ 0
w ðlÞ ¼ 0 c1 ¼ q " l3 =24
Somit lautet die Funktion der Biegelinie
' % x &3 x (
q " l4 % x &4
w ðxÞ ¼ !2 þ
24E " I l l l

8 Knicken in einer Ebene (Eulerfälle)


Knicken wird durch die Differenzialgleichung der Biegelinie in der Form
FK 0
w 000 þ w ¼ 0 beschrieben.
EI
p2 EI
Lösung für die kritische Last: F K ¼
s2K
Von besonderer Bedeutung ist die Knicklänge sK. Man unterscheidet vier Eulerfälle.

Bild 8-1 Eulerfälle

Wichtige Begriffe bei Knicknachweisen:


rffiffiffiffi
I
Trägheitsradius des Querschnitts: i¼
A
Knicklänge des Stabes (siehe oben): sk (andere Bezeichnung: lef oder l0 )
sk
Schlankheitsgrad: l¼
I
Zur Behandlung des Knickproblems bei Druckstäben siehe Abschnitte für die jewei-
ligen Bauweisen.

450
Statisch bestimmte Tr!ger

9 Statisch bestimmte Träger


9.1 Einfache statisch bestimmte Systeme

Tafel 9-1 Kragträger und Träger auf zwei Stützen

451
Statik und Festigkeitslehre
Tafel 9-1 (Fortsetzung)

452
Statisch bestimmte Tr!ger
Tafel 9-2 Träger auf 2 Stützen mit Kragarmen
Belastungsfall Auflagerkräfte Biegemomente Durchbiegung
20. Fc x 2l: F l2 c
A¼! Fcx w¼ " pffiffiffi
l MðxÞ ¼ A " x ¼ ! 9EI 3
MB ¼ !Fc l
F ðl þ cÞ bei x ¼ 0,577 l
B¼ Fc 2
l w1 ¼ ðl þ cÞ
3EI
21. q ql 2
q 2 max MF ¼ 2 ðl2 ! c 2 Þ2 w¼ ð5l2 ! 12c 2 Þ
A¼ ðl ! c 2 Þ 8l 384EI
2l qc 2 l
MB ¼ ! bei x ¼
q pffiffiffi 2 2
B ¼ ðl þ cÞ2 c ¼ ð 2 ! 1Þ l : qc
2l w1 ¼ ½c 2 ð4l þ 3cÞ ! l3 .
max MF ¼ jMB j 24EI
22. F l2 c l
w¼ bei
8EI " 2 #
A¼B¼F MA ¼ MB ¼ !Fc Fc 2 3l
w1 ¼
3EI

2 8
" #
23. MðxÞ ¼ A " # 1 ql4 5 c 2
c x w¼ " ! 2
"x 1! ! 16 EI 24 l
x l þ 2c 1 ql4
w1 ¼ "
für x 2 c wird MðxÞ ¼ !
qx 2 24
" EI #
2 c4 c3 c
A¼B¼ qc 2 " 3 4 þ6 3 !
q MA ¼ MB ¼ ! l l l
ðl þ 2cÞ " 2 2#
2
ql2 1 c
MC ¼ ! 2
2 4 l
für c ¼ 0,3535 l wird
ql2
MA ¼ MC ¼ /
16

Tafel 9-3 Erforderliche Flächenmomente 2. Grades bei Durchbiegungsbeschränkungen


Ergänzung erf I y ¼ k " M " l M in kNm, l in m, vorh s in N/mm2
zu Fall 5, 6, 7 vorh w ¼ c " vorh s " l2 =h und h in cm einsetzen.
Dann ergibt sich: erf I y in cm4 und vorh w in cm
zul w Faktoren k für
Baustahl (E ¼ 210 000 N/mm2 ) Nadelholz (E ¼ 10 000 N/mm2 )

l=200 7,94 10,1 9,92 167 213 208


l=300 11,9 15,2 14,9 250 319 313
nur für symmetrische Querschnitte
c¼ 0,0079 0,0101 0,0099 0,167 0,213 0,208
l lk

W
a ¼ l=lk Mk ¼ F " lk Mk ¼ q " l2k =2 M ¼ q " l2 =8 Mk ¼ F " lk Mk ¼ q " l2k =2 M ¼ q " l2 =8
lk =200 31,7 " ð1 þ aÞ 31,7 " ð0,75 þ aÞ !31,7 667 " ð1 þ aÞ 667 " ð0,75 þ aÞ !667
lk =300 47,6 " ð1 þ aÞ 47,6 " ð0,75 þ aÞ !47,6 1000 " ð1 þ aÞ 1000 " ð0,75 þ aÞ !1000
erf I y ¼ k " Mk " lk erf I y ¼ erf I y ¼ k " Mk " lk erf I y ¼
k "M"l k "M"l

Für andere Verhältnisse von w : interpolieren. Kragträger: a ¼ 0

453
Statik und Festigkeitslehre

9.2 Gelenkträger unter Gleichlast

Tafel 9-4 Gelenkträger

454
Form!nderungsberechnung

10 Formänderungsberechnung
Arbeitsgleichung
ð ' ! ! T N N! " #(
M M M TM V V! ! Dt dx#P C!c # P M
! " dj ¼
1 þ þ þk þ at N! T 0 þ M !j
EI GI T EA GA h
ðlÞ

Die Berechnung der Einzelweggröße dj erfolgt mit der Arbeitsgleichung, indem am


! angebracht wird.
Ort und in Richtung der Einzelweggröße eine virtuelle Last 1
Es bedeuten
!
1 die dimensionsbehaftete virtuelle Lastgröße
di die gesuchte Einzelverformung
M, MT, N, Q die Schnittgrößen infolge der wirklichen Lastgrößen
M!, M! T , N! , Q! die Schnittgrößen infolge der virtuellen Belastung
T0, Dt die vorgegebene Temperaturänderung eines Stabes
c, j die tatsächliche Verschiebung der Auflagerpunkte und die Drehungen von
Auflagereinspannungen
C! , M
! die zur virtuellen Lastgröße gehörenden Auflagerreaktionen
I, A, k, E, h, aT Querschnittswerte und Materialkonstante 8
Die Gleichung enthält den vollständigen Ansatz zur Berechnung von Einzelverfor-
mungen für vollwandige ebene Tragwerke.
Eine Auflagerverschiebung tritt nicht in jedem Fall auf.
Der Einfluss der Temperatur wird getrennt untersucht.
Der Einfluss der Quer- und Normalkräfte kann fast immer vernachlässigt werden.
Beispiel Gesucht ist die horizontale Verschiebung des Punktes b
I 300; Iy ¼ 9800 cm4; A ¼ 69,0 cm2; ASteg ¼ 30,7 cm2; E ¼ 2,1 " 104 kN=cm2 ;
G ¼ 0,8 " 104 kN=cm2

Bild 10-1
1 Ð ! dx þ 1 Ð 1 Ð
Arbeitsgleichung: db ¼ M"M V V! dx þ N N! dx
EI G " ASteg EA

Auswertung mithilfe der Tafel 11-1


Anteile aus den Momenten
' (
1 1 1
dbM ¼ " 800ð!800Þ ð!800Þ þ 600ð!800Þ ð!800Þ " ¼ 1,76 cm
3 2 2,1 " 104 " 9800
Anteile aus Querkräften
1
dbV ¼ ð!1Þ ð!1Þ " 800 " ¼ 0,0033 cm
0,8 " 104 " 30,7
Anteile aus Normalkräften
1
dbN ¼ ð!1Þ ð!1Þ " 600 " ¼ 0,0004 cm
2,1 " 104 " 69,0

455
11 Integrationstafeln
Ð
Tafel 11-1 Wert der Integrale f i " f k dx ¼ l " Tafelwert

456
Integrationstafeln

kubische Parabel kubische Parabel

fk fk ∫ f i · f i dx

1 1
ff ff f i2
4 i k 4 i k

2 1 1f2
ff ff
15 i k 5 i k 3 i

7
ff
1
ff
1f2 8
60 i k 20 i k 3 i

5 3 1f2
ff ff
32 i k 32 i k 3 i

1 (1 + a)·( 7 – a2)· f f 1 1f2


(1 + a)·(1 + a2)· f i f k
20 3 i k
20 3 i

1 1 (f i1 + 4 f i2)· f k 1 (f 2 + f 2+ f f )
(7f + 8 f i2)· f k i1 i2 i1 i2
60 i1 20 3

1 (f + f )f Beispiel:
k1 k2 2
3
q
gesucht: w

w x
1 f (3f + 5f ) l
i k1 k2
12
kubische
Parabel l2
M = –q = fk
1 f (5f + 3f ) 6
i k1 k2
12

1
M = –1· l = f i
1 f (f + 3f )
i k1 k2
12
E · J · w = Tafelwert · l · f i · f k
2 4
E · J · w = 1 · l · (–q l )·(–l ) = q l
1 f (3f + f ) 5 6 30
i k1 k2
12 (siehe auch Tafel 9-1, 3. Fall)

457
Statik und Festigkeitslehre

12 Statisch unbestimmte Träger


Tafel 12-1 Eingespannte Träger

458
Statisch unbestimmte Tr!ger
Tafel 12-1 (Fortsetzung)

459
13 Belastungsglieder und Volleinspannmomente
Tafel 13-1 Belastungsglieder und Volleinspannmomente

Anmerkung In die Formeln dieser Seite stets die tatsächlichen (geometrischen) Feldlängen
einsetzen; auch dann, wenn wegen unterschiedlicher Flächenmomente zweiten Grades mit re-
duzierten (mechanischen) Feldlängen gearbeitet wird.

460
Belastungsglieder und Volleinspannmomente

Fortsetzung s. nächste Seite

461
Statik und Festigkeitslehre
Tafel 13-1 (Fortsetzung)

462
Belastungsglieder und Volleinspannmomente

463
Statik und Festigkeitslehre

14 Volleinspannmomente (Vorspannung)
Tafel 14-1 Volleinspannmomente (Vorspannung) E I ¼ const.

464
Zweifeldtr!ger mit beliebigem Verh!ltnis l1 : l2

15 Zweifeldträger mit beliebigem Verhältnis l1 : l2


Ic Ic
l01 ¼ l1 l02 ¼ l2
I1 I2
I c Vergleichsflächenmoment
zweiten Grades

Bild 15-1

1
Allgemein gilt (s. Abschnitt 22) M b ¼ # ½ðR 1 þM a Þ l01 þðL2 þM c Þ l02 ,
2ðl01 þl02 Þ
Für Gleichlast q ergibt sich mit Rj ¼ Lj ¼ qj l2j =4
'" 2 # " 2 # (
1 q1 l 1 0 q2 l 2
Mb ¼ # 0 þ Ma l1 þ þ Mc l02
2ðl1 þ l02 Þ 4 4
Die Quer- und Stützkräfte sowie die größten Feldmomente betragen dann:
Val ¼ !q0 l0 A ¼ Var ! Val
8
Var ¼ þ12 q1 l1 þ ð!Ma þ Mb Þ=l1 max M1 ¼ Va2 =ð2q1 Þ þ Ma bei x1 ¼ Var =q1
Vbl ¼ !12 q1 l1 þ ð!Ma þ Mb Þ=l1
B ¼ Vbr ! Vbl
Vbr ¼ þ12 q2 l2 þ ð!Mb þ Mc Þ=l2 2
max M2 ¼ Vbr =ð2q2 Þ þ Mb bei x2 ¼ Vbr =q2
Vcl ¼ !12 q2 l2 þ ð!Mb þ Mc Þ=l2
Vcr ¼ þq3 l3 C ¼ Vcr ! Vcl
1
Ohne Kragarme bzw. für Ma ¼ Mc ¼ 0 gilt M b¼ #
' 2 (
q 1 l q l2
2ðl01 þ l02 Þ l 1 þ 2 2 l02
1 0
4 4
und bei gleichen Flächenmomenten zweiten Grades ' 3 3(
1 q 1 l1 q 2 l2
in beiden Feldern (I 1 ¼ I 2 ¼ I c) gilt M b¼ # þ
2ðl1 þl2 Þ 4 4
Tafel 15-1 Beiwerte für g, p1 und p2 zur Berechnung von Mb (M a ¼ M c ¼ 0)
Stützmoment Mb Stützmoment Mb
l1 : l 2 aus g aus p l1 : l2 aus g aus p
Volllast Feld 1 Feld 2 Volllast Feld 1 Feld 2
1:1 !0,1250 !0,0625 !0,0625 1:2 !0,3750 !0,0417 !0,3333
1:1,05 !0,1316 !0,0610 !0,0706 1:2,05 !0,3941 !0,0410 !0,3531
1:1,1 !0,1388 !0,0595 !0,0793 1:2,1 !0,4138 !0,0403 !0,3735
1:1,15 !0,1466 !0,0581 !0,0885 1:2,15 !0,4341 !0,0397 !0,3944
1:1,2 !0,1550 !0,0568 !0,0982 1:2,2 !0,4550 !0,0391 !0,4159
1:1,25 !0,1641 !0,0556 !0,1085 1:2,25 !0,4766 !0,0385 !0,4381
1:1,3 !0,1738 !0,0543 !0,1195 1:2,3 !0,4988 !0,0379 !0,4609
1:1,35 !0,1841 !0,0532 !0,1309 1:2,35 !0,5216 !0,0373 !0,4843
1:1,4 !0,1950 !0,0521 !0,1429 1:2,4 !0,5450 !0,0368 !0,5082
1:1,45 !0,2066 !0,0510 !0,1556 1:2,45 !0,5690 !0,0362 !0,5328
1:1,5 !0,2188 !0,0500 !0,1688 1:2,5 !0,5938 !0,0357 !0,5581
1:1,55 !0,2316 !0,0490 !0,1826 1:2,55 !0,6191 !0,0352 !0,5839
1:1,6 !0,2450 !0,0481 !0,1969 1:2,6 !0,6450 !0,0347 !0,6103
1:1,65 !0,2591 !0,0472 !0,2119 1:2,65 !0,6716 !0,0342 !0,6374
1:1,7 !0,2738 !0,0463 !0,2275 1:2,7 !0,6988 !0,0338 !0,6650
1:1,75 !0,2891 !0,0455 !0,2436 1:2,75 !0,7265 !0,0333 !0,6932
1:1,8 !0,3050 !0,0446 !0,2604 1:2,8 !0,7550 !0,0329 !0,7221
1:1,85 !0,3216 !0,0439 !0,2777 1:2,85 !0,7841 !0,0325 !0,7516
1:1,9 !0,3388 !0,0431 !0,2957 1:2,9 !0,8138 !0,0321 !0,7817
1:1,95 !0,3566 !0,0424 !0,3142 1:2,95 !0,8441 !0,0316 !0,8125
1:2 !0,3750 !0,0417 !0,3333 1:3 !0,8750 !0,0313 !0,8437
" gl21 " p1 l21 " p2 l21 " gl21 " p1 l21 " p2 l21
Streckenlast in Feld 1: q1 ¼ g þ p1 Streckenlast in Feld 2: q2 ¼ g þ p2

465
Statik und Festigkeitslehre

16 Durchlaufträger mit gleichen Stützweiten


und feldweiser Belastung

Bild 16-1

Fortsetzung s. nächste Seiten

466
Durchlauftr!ger mit gleichen St"tzweiten

Die Tafel enthält die Koeffizienten k zur Ermittlung der Größtwerte der Feld- und
Stützmomente, Auflager- und Querkräfte. Voraussetzung sind konstantes Träg-
heitsmoment und gleiche Stützweite, doch kann die Tafel auch bei ungleichen
Stützweiten benutzt werden, wenn min l > 0,8 max l ist.
Die statischen Größen an den Innenstützen (Momente, Auflager- und Querkräfte)
werden dann mit den Mittelwerten der jeweils benachbarten Stützweiten berech-
net, z. B. C ¼ kqðl2 þ l3 Þ=2. Die Koeffizienten k gelten — spiegelbildlich — auch
für die rechte Trägerhälfte, für die Querkräfte jedoch mit umgekehrten Vorzei-
chen; z. B. beim Träger mit 3 gleichen "ffnungen: M1 ¼ b M3 , A ¼
b D, VBl ¼
b !VCr
usw.

467
Statik und Festigkeitslehre

468
Biegelinien von Durchlauftr!gern (N!herungsverfahren)

17 Biegelinien von Durchlaufträgern (Näherungsverfahren)1)


In einem beliebigen Feld eines Durchlaufträgers ist
die Gesamtdurchbiegung w ¼ w0 þ wM (s. Bild 17-1).
Hierin ist
w0 maximale Durchbiegung eines Trägers auf 2 Stützen
infolge seiner Belastung (Werte s. Abschnitt 9) und
wM Verformung infolge der Stützmomente MB und MC.
wM kann bequem nach dem Satz von M o h r ermit-
telt werden, da die M-Fläche aus den Stützmomen-
ten schon vorhanden ist (meist ein Trapez, in Grenz- Bild 17-1
fällen ein Rechteck oder Dreieck). Mit F ¼ Inhalt der
M-Fläche ist hinreichend genau.
max M ¼ F " l=8; bzw. mit F ¼ ðMB þ MC Þ " l=2 : max M ¼ ðMB þ MC Þ " l2 =16:
Hiermit erhält man folgende allgemeingültige Berechnungsformeln
l2
w ¼ w0 þ
16 EI
ðMB þ MC Þ für beliebige Innenfelder 8
l2
w ¼ w0 þ " MB für Endfelder mit frei drehbarem Auflager ðM C ¼ 0Þ
16 EI
Für den häufig vorkommenden Sonderfall einer Gleichstreckenlast q mit
w0 ¼ (5/384) ql4/EI (Fall 7/Tafel 9-1) erhält man folgende Gebrauchsformeln
l2
w¼ ½5 MO þ 3ðMB þ MC Þ, für beliebige Innenfelder
48 EI ql2
MO ¼
l2 8
w¼ ð5 MO þ 3 MB Þ für Endfelder
48 EI

Tafel 17-1 w-Zahlen (zur Ermittlung von Momenten und Durchbiegungen1))


quadratische Parabel
Belastung

M(x) ¼ aR " wR aD " wD aG " wG aB " wB aP " wP


2 2 2 2
a¼ q " l /2 q " l /6 q " l /12 q " l /3 q " l2/12
2 3 3 3 4
x ¼ x=l wR ¼ x ! x wD ¼ x ! x wG ¼ 3x ! 4x wB ¼ x ! 2x þ x wP ¼ x ! x4
0,1 0,09 0,099 0,296 0,0981 0,0999
0,2 0,16 0,192 0,568 0,1856 0,1984
0,3 0,21 0,273 0,792 0,2541 0,2919
0,4 0,24 0,336 0,944 0,2976 0,3744
0,5 0,25 0,375 1,000 0,3125 0,4375
0,6 0,24 0,384 0,944 0,2976 0,4704
0,7 0,21 0,357 0,792 0,2541 0,4599
0,8 0,16 0,288 0,568 0,1856 0,3904
0,9 0,09 0,171 0,296 0,0981 0,2439
1
) Ersetzt man q durch M, so erhält man mit den a- und w-Werten die Durchbiegungen:
E"I"w ¼a"w

1
) Da w0 und wM nicht an der gleichen Stelle im Feld auftreten, enthält das Verfahren eine
geringfügige Ungenauigkeit, die jedoch in baupraktisch zulässigen Grenzen liegt. Vorausset-
zung ist nur eine — wenigstens annähernd — symmetrische Lastanordnung in dem betrach-
teten Feld.

469
Statik und Festigkeitslehre

18 Einflusslinien
a) Allgemeines
Die Einflusslinie einer statischen Größe Z ist eine Kurve, deren Ordinaten h an der
Angriffsstelle einer wandernden Einzellast nach Multiplikation mit dem Wert der
Last, den zu dieser Laststellung gehörenden Wert der statischen Größe liefert.
Statisch bestimmte Systeme: Einflusslinie (für Kraftgrößen) linear.
m-fach statisch unbestimte Systeme: hn ¼ hn0 þ h1 " Zn1 þ h2 " Zn2 þ . . . þ hm " Znm
hn0 Ordinaten der Einflusslinie am statisch bestimmten Grundsystem
h1 bis hm Ordinaten der Einflusslinien für die statisch Unbestimmten
Zn1 bis Znm Statische Größen im Bezugspunkt n infolge X1 bis Xm

Bild 18-1 M-Linien Bild 18-2 V -Linien

Tafel 18-1 Einflusszahlen

Steht die Last dann entstehen Biegemomente M ¼ Fhl in kNm in den Punkten
F ¼ 1 kN in den
Punkten x/l 1 2 3 4 5 6 7
0 0 0 0 0 0 0 0 0
1 0,1 0,0875 0,0751 0,0626 0,0501 0,0376 0,0252 0,0127
2 0,2 0,0752 0,1504 0,1256 0,1008 0,0760 0,0512 0,0264
3 0,3 0,0632 0,1264 0,1895 0,1527 0,1159 0,0791 0,0422
4 0,4 0,0516 0,1032 0,1548 0,2064 0,1580 0,1096 0,0612
5 0,5 0,0406 0,0812 0,1219 0,1625 0,2031 0,1438 0,0844
6 0,6 0,0304 0,0608 0,0912 0,1216 0,1520 0,1824 0,1128
7 0,7 0,0211 0,0422 0,0632 0,0843 0,1054 0,1265 0,1475
8 0,8 0,0128 0,0256 0,0384 0,0512 0,0640 0,0768 0,0896
9 0,9 0,0057 0,0115 0,0172 0,0229 0,0286 0,0344 0,0401
10 1,0 0 0 0 0 0 0 0
11 1,1 !0,0043 !0,0086 !0,0128 !0,0171 !0,0214 !0,0257 !0,0299
12 1,2 !0,0072 !0,0144 !0,0216 !0,0288 !0,0360 !0,0432 !0,0504
13 1,3 !0,0089 !0,0179 !0,0268 !0,0357 !0,0446 !0,0536 !0,0625
14 1,4 !0,0096 !0,0192 !0,0288 !0,0384 !0,0480 !0,0576 !0,0672
15 1,5 !0,0094 !0,0188 !0,0281 !0,0375 !0,0469 !0,0563 !0,0656
16 1,6 !0,0084 !0,0168 !0,0252 !0,0336 !0,0420 !0,0504 !0,0588
17 1,7 !0,0068 !0,0137 !0,0205 !0,0273 !0,0341 !0,0410 !0,0478
18 1,8 !0,0048 !0,0096 !0,0144 !0,0192 !0,0240 !0,0288 !0,0336
19 1,9 !0,0025 !0,0050 !0,0074 !0,0099 !0,0124 !0,0149 !0,0173
20 2,0 0 0 0 0 0 0 0

|fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}
"l

470
Einflusslinien

b) Einflusslinien für den durchlaufenden Träger mit gleichen Stützweiten


(siehe Tafel 18-1)
Einflusslinien sind vorteilhaft anwendbar zur Ermittlung des Einflusses beweglicher
Lasten auf statische Größen (Biegemomente, Querkräfte, Auflagerkräfte, Durchbie-
gungen usw.).
Die Einflusslinien der Biegemomente im Feld 2 sind den entsprechenden im Feld 1
spiegelbildlich gleich (z. B. M8 ¼ b M12). Ihre Tafelwerte stellen Momente infolge
F = 1 für die Stützweite l = 1 dar, sie müssen daher noch mit dem Faktor l multipli-
ziert werden. Die Ordinaten der V- und A-B-C-Linien sind dagegen unabhängig von
der Stützweite.
Um die V-Linie für jeden beliebigen Punkt des 1. Feldes zu erhalten, muss zu allen
Ordinaten der V0-Linie im Feld 1 der Wert #1 addiert werden, d. h., der zweite Kur-
venzweig ist um die Größe #1 parallel versetzt. Der Verlauf der jeweiligen V-Linie
ist aus Bild „V4-Linie“ ersichtlich. Für das Feld 2 findet man ihren Verlauf analog
aus der V10-Linie.
In den senkrechten Spalten der untenstehenden Tafel sind die Einflusslinien aufgelistet.
8

Bild 18-3 A-Linien Bild 18-4 B-Linien

Beispiel l1 ¼ l2 ¼ l ¼ 7,00: Die Last: F ¼ 5,0 kN steht im Punkt 4 x=l ¼ 0,4).


Gesucht: A, M4 , M10 u. M16 M4 ¼ 0,2064 " 5,0 " 7,00 ¼ 7,224 kNm
A ¼ 0,516 " 5,0 ¼ 2,53 kN M10 ¼ 0,0840 " 5,0 " 7,00 ¼ !2,94 kNm
B ¼ 0,568 " 5,0 ¼ 2,84 kN M16 ¼ !0,0336 " 5,0 " 7,00 ¼ !1,176 kNm

Querkräfte in kN Auflagerkräfte in kN

8 9 10 11 V0 V10 A B C
0 0 0 0 1,0000 0 1,0000 0 0
0,0002 —0,0123 —0,0248 —0,0223 0,8753 0,0248 0,8753 0,1495 —0,0248
0,0016 —0,0232 —0,0480 —0,0432 0,7520 0,0480 0,7520 0,2960 —0,0480
0,0054 —0,0314 —0,0683 —0,0614 0,6318 0,0683 0,6318 0,4365 —0,0683
0,0128 —0,0356 —0,0840 —0,0756 0,5160 0,0840 0,5160 0,5680 —0,0840
0,0250 —0,0344 —0,0938 —0,0844 0,4063 0,0938 0,4063 0,6875 —0,0938
0,0432 —0,0264 —0,0960 —0,0864 0,3040 0,0960 0,3040 0,7920 —0,0960
0,0686 —0,0103 —0,0893 —0,0803 0,2108 0,0893 0,2108 0,8785 —0,0893
0,1024 0,0152 —0,0720 —0,0648 0,1280 0,0720 0,1280 0,9440 —0,0720
0,0458 0,0515 —0,0428 —0,0385 0,0572 0,0428 0,0572 0,9855 —0,0428
0 0 0 0 0 1,0000 0 1,0000 0
—0,0342 —0,0385 —0,0428 0,0515 —0,0428 0,9428 —0,0428 0,9855 0,0572
—0,0576 —0,0648 —0,0720 0,0152 —0,0720 0,8720 —0,0720 0,9440 0,1280
—0,0714 —0,0803 —0,0893 —0,0103 —0,0893 0,7893 —0,0893 0,8785 0,2108
—0,0768 —0,0864 —0,0960 —0,0264 —0,0960 0,6960 —0,0960 0,7920 0,3040
—0,0750 —0,0844 —0,0938 —0,0344 —0,0938 0,5938 —0,0938 0,6875 0,4063
—0,0672 —0,0756 —0,0840 —0,0356 —0,0840 0,4840 —0,0840 0,5680 0,5160
—0,0546 —0,0614 —0,0683 —0,0314 —0,0683 0,3683 —0,0683 0,4365 0,6318
—0,0384 —0,0432 —0,0480 —0,0232 —0,0480 0,2480 —0,0480 0,2960 0,7520
—0,0198 —0,0223 —0,0248 —0,0123 —0,0248 0,1248 —0,0248 0,1495 0,8753
0 0 0 0 0 0 0 0 1,0000

|fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} V0 V10 A B C
"l

471
Statik und Festigkeitslehre

19 Rahmenformeln
IR h IR Trägheitsmoment des Riegelquerschnitts h Höhe
Hilfsgröße c ¼ "
IS l IS Trägheitsmoment des Stielquerschnitts l Stützweite

Tafel 19-1 Rahmenformeln

Forsetzung s. nächste Seite

472
Rahmenformeln
Tafel 19-1, Fortsetzung

473
Statik und Festigkeitslehre

20 Kehlbalkendach

Tafel 20-1 Kehlbalkendach

a)

b)

c)

d)

e)

f)

g)

Fortsetzung s. nächste Seite

4 74
Kraftgr#ßenverfahren
Tafel 20-1, Fortsetzung

a)

b)

c)

8
d)

e)

f)

g)

21 Kraftgrößenverfahren
Ein Tragwerk ist statisch bestimmt (n ¼ 0, s. unten), wenn jede beliebige Kraftgrö-
ße allein durch Gleichgewichtsbetrachtungen bestimmt werden kann: Bestimmung
der statischen Unbestimmtheit entweder durch Aufbaukriterium oder durch Ab-
zählkriterium.

475
Statik und Festigkeitslehre

Aufbaukriterium
Version 1: Das gegebene Tragwerk wird in seiner Geometrie neu aufgebaut
aus statisch bestimmten und unverschieblichen Grundstrukturen wie beidseitig
frei drehbar gelagerter Einzelstab, Dreigelenkrahmen usw. Vergleich des so ent-
standenen statisch bestimmten Tragwerkes mit dem gegebenen Tragwerk liefert
den Grad n der statischen Unbestimmtheit als Anzahl der Bindungen, die das
gegebene System vom neu aufgebauten statisch bestimmten System unter-
scheiden.
Version 2: Wiederholte Prüfung und Reduktion des gegebenen Systems, wie im Ab-
laufdiagramm Bild 21-1 gezeigt.

Bild 21-1 Aufbaukriterium

Abzählkriterium. Grad n der statischen Unbestimmtheit


a
die Anzahl der Auflagerreaktionen
k die Anzahl der Fachwerkknoten
s die Anzahl der Fachwerkstäbe
— bei ebenen Stabwerken n ¼ a þ z # 3p p die Anzahl der einfach zusammenhän-
— bei ebenen Fachwerken n ¼ a þ s # 2k genden Stabwerkscheiben
z die Anzahl der Zwischenreaktionen,
— die beim Auftrennen von mehrfach
zusammenhängenden Tragwerkstei-
len anfallen, und
— die zwischen den einzelnen
Tragwerksteilen wirken.
In einem Gelenk, in dem m Stäbe zusammenlaufen,
werden z ¼ 2ðm ! 1Þ Zwischenreaktionen übertragen.

Bild 21-2 Abzählkriterium

4 76
Kraftgr#ßenverfahren

Bei Anwendung des Abzählkriteriums ist zusätzlich die Standfestigkeit des Tragwer-
kes nachzuweisen.
Die unbekannten Kraftgrößen werden an einem statisch bestimmten Ersatzsystem
ermittelt, das im Hinblick auf die numerische Regelung möglichst steif zu wählen
ist. Auch sollen die Eigenspannungszustände möglichst einfach sein und gegebene
Symmetrien erhalten bleiben.1)

Tafel 21-1 Beispiel zum Kraftgrößenverfahren

Beispiel gegebenes System Ersatzsystem Lastspannungszu- Eigenspannungs-


stand zustand

System
(Tragwerk
mit Las-
ten und
Reakti- 8
onskräf-
ten)

Rech- Rechengang: d1 ¼ d10 þ X1 " d11 ¼ 0 EJd10 ¼ !70=3 kNm2 EJd11 ¼ þ32=3 m
nung ! gegebenes System X1 ¼ !d10 =d11
aufzeichnen und ¼ 70=32
positive Biegemo- X1 ¼ þ2,1875 kNm
mente definieren
` Ersatzsystem
wählen
´ þ ˆ Last- und
Eigenspannungs-
zustände bestimmen
˜ Verformungen
berechnen
¯ System der Elas-
tizitätsgleichungen
aufstellen und lösen
˘ Spannungszustand
des Ersatz- bzw. des
gegebenen System
bestimmen
˙ Verformungs-
kontrollen machen

1
) Die besondere Eigenart symmetrischer Tragwerke kann durch Ansatz symmetrischer und anti-
metrischer Gruppenzustände der statisch Unbestimmten (und Lasten) erfasst werden. Dadurch
wird eine Normalisierung bzw. Orthogonalisierung der Eigenspannungszustände erreicht, die
i. Allg. zu einer entsprechenden Entkopplung des Systems der Elastizitätsgleichungen führt.

477
Statik und Festigkeitslehre

Der Spannungs- bzw. Verformungszustand Z eines n-fach statisch unbestimmten


Tragwerkes wird ermittelt als Linearkombination der Spannungs- bzw. Verfor-
mungszustände des statisch bestimmten Ersatzsystems
— infolge der gegebenen Belastung (Zustand Z0) und
— infolge der zu den gewählten statisch !berzähligen Xi gehörenden n Einheits-
lasten „Xi ¼ 1“ (Zustände Zi), multipliziert mit den sich tatsächlich einstellenden
n Werten Xi dieser statisch !berzähligen:
Pn
Z ¼ Z0 þ Xi " Z i .
i ¼1
Die n Werte Xi der statisch überzähligen Größen ergeben sich aus der Bedingung,
dass die entsprechenden (gegenseitigen) Verformungen dj infolge der Gesamtbelas-
tung am Ersatzsystem wie beim gegebenen System verschwinden (Elastizitätsglei-
chungen erster Art):
djo Verformungssprung im Ersatzsystem an der
Stelle und im Wirkungssinn der !berzähli-
n
P gen Xj infolge der gegebenen Belastung.
dj ¼ djo þ X i " dij 4 0 ; j von 1 bis n : dji Verformungssprung im Ersatzsystem an der
i ¼1 Stelle und im Wirkungssinn der !berzähli-
gen Xj infolge der Einheitslast „Xi ¼ 1“.

Die Werte der Verformungen djo und dji werden i. Allg. mithilfe der Arbeitsglei-
chung berechnet (Abschn. 10).
Dabei gilt bezüglich des Vorzeichens von d: Positive Xi erzeugen positive di.
Der gefundene Spannungszustand ist korrekt, wenn die den statisch !berzähligen
entsprechenden Verformungssprünge tatsächlich verschwinden. Bei diesen Verfor-
mungskontrollen wird mit Vorteil der Reduktionssatz verwendet; er besagt, dass
bei Berechnung einer Verformung eines statisch unbestimmten Tragwerkes mithilfe
der Arbeitsgleichung die betreffende Kerngröße 1 an einem geeignet, aber beliebig
erzeugten statisch bestimmten Tragwerksausschnitt aufgebracht werden kann.

22 Dreimomentengleichung
Wenn bei der Untersuchung von Durchlaufträgern mithilfe des Kraftgrößenverfah-
rens die Stützmomente als statisch !berzählige gewählt werden, bekommt das Sys-
tem der Elastizitätsgleichungen Bandstruktur: bei elastischer Stützung beträgt die
Bandbreite 5, bei unnachgiebiger Stützung 3. Einführung der Belastungsglieder (s.
Tafel 13-1) ergibt hier für jedes statisch unbestimmte Stützmoment die Dreimo-
mentengleichung in der Clapeyronschen Form (Bild 22-1)
M i " l 0i þ 2 " M j " ðl 0i þ l 0j Þ þ M k " l 0j ¼ #R i " l 0i # Lj " l 0j ,
mit den mechanischen bzw. reduzierten Stützweiten l 0i ¼ li =I i ,

Bild 22-1 Dreimomentengleichung

478
Form!nderungsgr#ßenverfahren
Beispiel zur Dreimomentengleichung

200 kN
52 kN/m 36 kN/m

A B C D
l1 = 5,60 m l2 = 7,00 m l3 = 5,60 m
J1 = 0,8 · J J2 = 1,0 · J J3 = 0,9 · J
D E MA = ME = 0
l4 = 0

407,7 525,0 525,0 282,2 282,2 0 Belastungsglieder (Tafel 13–1)


7,00 7,00 6,22 reduz. Stützweiten l´ = l / J
(mit J = 1)
Stütze B: 0 " 7,00 þ 2 " MB " ð7,00 þ 7,00Þ þ MC " 7,00 ¼ !407,7 " 7,00 ! 525,0 " 7,00
Stütze C: MB " 7,00 þ 2 " MC " ð7,00 þ 6,22Þ þ MD " 6,22 ¼ !525,0 " 7,00 ! 282,2 " 6,22
Stütze D: MC " 6,22 þ 2 " MD " ð6,22 þ 0Þ þ 0 " 0 ¼ !282; 2 " 6,22
8
Gleichungssystem: 28 " MB þ 7 " MC ¼ !6529
7 " MB þ 26,44 " MC þ 6,22 " MD ¼ !5430
6,22 " MC þ 12,44 " MD ¼ !1755
Lösung: MB ¼ !199,3 kNm; MC ¼ !135,3 kNm; MD ¼ !73,5 kNm

23 Formänderungsgrößenverfahren
Beim Formänderungsgrößenverfahren wird die Untersuchung eines allgemeinen,
d. h. geometrisch unbestimmten Systems zurückgeführt auf die Untersuchung ei-
nes geometrisch bestimmten Ersatzsystems. Dieses Ersatzsystem unterscheidet
sich vom gegebenen System durch das Auftreten von Festhaltegrößen H, die zu
bestimmten vorgegebenen Knotenbewegungen (Verformungszuständen) bzw. zur
äußeren Belastung (Grundzustand) gehören.
Ein Tragwerk ist geometrisch bestimmt ðn ¼ 0Þ, wenn die Bewegungen (Verschie-
bungen und Verdrehungen) aller Knoten dieses Tragwerkes bekannt sind; im
Grundzustand sind alle Knotenbewegungen i. allg. gleich null.
Der Grad n der geometrischen Unbestimmtheit ergibt sich so als Anzahl der von-
einander unabhängigen freien Knotenbewegungen; er hängt für ein gegebenes
Tragwerk davon ab, ob Normalkraftverformungen berücksichtigt oder vernachläs-
sigt werden.
Der in Bild 23-1 dargestellte Rahmen
z. B. ist dreifach geometrisch unbe-
stimmt (unbekannt sind j2 , j3 und
u2 ¼ u3 ), wenn die Normalkraftverfor-
mungen der Stäbe vernachlässigt wer-
den, und sechsfach geometrisch unbe-
stimmt (unbekannt sind j2 , u2 , v2 sowie
Bild 23-1 Grad der geometrischen j3 , u3 , v3 ), wenn die Normalkraftverfor-
Unbestimmtheit
mungen berücksichtigt werden.

Der Spannungs- bzw. Formänderungszustand Z eines n-fach geometrisch unbe-


stimmten Systems wird ermittelt als Linearkombination der Spannungs- bzw. Form-
änderungszustände des geometrisch bestimmten Ersatzsystems
! infolge der gegebenen Belastung (Tragwerksknoten bewegen sich nicht, Grund-
zustand Z0 ) und

479
Statik und Festigkeitslehre

! infolge der n Knotenbewegungen 1 (Einheitsverformungszustände Zi ), multipli-


ziert mit den sich tatsächlich einstellenden n Werten Xi dieser Knotenbewegun-
gen (Linearfaktoren).
Pn
Z ¼ Z0 þ Xi " Zi
i¼1

Die n-Werte Xi ergeben sich aus der Bedingung, dass die n Festhaltegrößen Hj des
Ersatzsystems infolge der Gesamtbeanspruchung – gegebene Belastung ð! Hj0 Þ
und n Knotenbewegungen ð! Hji Þ – verschwinden, da sie auch beim gegebenen
System nicht auftreten:
Hj0 Wert der Festhaltegröße Hj
n infolge äußerer Belastung
P
H j ¼ H 0j þ X i H ij ¼ 0 für alle j von 1 bis n Hji Wert der Festhaltegröße Hj
i¼1 infolge der (Knoten-)
Bewegung Xi ¼ 1
(bei Xk ¼ 0, k 6¼ i)

Diese Gleichungen heißen Elastizitätsgleichungen zweiter Art. Bei manuellen Be-


rechnungen werden die Normalkraftverformungen der Stäbe i. allg. vernachlässigt.
Dann arbeitet man in der Regel nicht mit den Knotenverschiebungen sondern mit
den sog. Stabdrehwinkeln w, die mit den zugehörigen Knotenverschiebungen wie
in Tafel 23-2 angegeben verknüpft sind (Drehwinkelverfahren).
Die Stabendgrößen M und V sind mit der Stabbelastung und den Bewegungen
der Anschlussknoten wie in Tafel 23-1 angegen verknüpft.
Tafel 23-1 Stabendgrößen bei feldweise konstantem I
System

Stabend- 2EI 3EI


Mik ¼ ð2ji þ jk þ 3wik Þ þ Mik0 Mig ¼ 0
ðji þ wig Þ þ Mig
momente l l
Stabend- 2EI 3EI
Vik ¼ ! 2 ð3ji þ 3jk þ 6wik Þ þ Vik0 Vig ¼ ! 2 ðji þ wig Þ þ Vig0
querkräfte l l

M 0 und V 0 sind die Grundwerte des ein- bzw. beidseitig unverdrehbar gehaltenen
Stabes infolge Feldbelastung.
Die Richtungen positiver Stabendgrößen sowie positiver Knoten- und Stabdreh-
winkel sind in Tafel 23-2 angegeben.
Tafel 23-2 Positive Stabendgrößen, Stabdrehwinkel und Knotendrehwinkel
Stabendgrößen Stabdrehwinkel Knotendrehwinkel

Positive Stabendmomente drehen


! im Uhrzeigersinn um den Stab; Positive Stabdrehwinkel drehen ent- Positive Knoten-
! entgegen dem Uhrzeigersinn gegengesetzt dem drehwinkel drehen
um den Knoten Uhrzeigersinn im Uhrzeigersinn
Positive Stabquerkräfte drehen im
Uhrzeigersinn um Stab und Knoten

Rechengang (die Nummern kehren in Tafel 23-3 wieder)


1. Gegebenes System und Positivbild der Stabendgrößen zeichnen;
2. Grundmomente Mik0 und querkräfte Vik0 ermitteln und damit Festhaltegrößen Hi0
bestimmen.

480
Form!nderungsgr#ßenverfahren

Beträge der Momente aus Abschn. 13, Beträge der Querkräfte aus Abschn. 12;
Vorzeichen am rechten Stabende wechseln;
3. Stabendmomente Mikj und Stabendquerkräfte Vikj für Einheitsverformungszu-
stände anschreiben gemäß Tafel 23-3 und damit Festhaltegrößen Hii bestimmen.
4. System der Elastizitätsgleichungen aufbauen und nach den unbekannten Dreh-
winkeln auflösen.
5. Die endgültigen Stabendmomente (mit Drehwinkelvorzeichen) und Stabend-
querkräfte bestimmen.
6. Momentenlinie zeichnen: dazu Vorzeichen der Stabendmomente überprüfen und
ggf. wechseln (!bergang von Drehsinndefinition auf Biegesinndefinition). Quer-
kraftlinie zeichnen: Vorzeichen der Endquerkräfte bleiben erhalten Normalkraftli-
nie aus Querkraftlinie (und ggf. Knotenlasten) entwickeln. Stützgrößen aus Zu-
standlinien bestimmen.
7. Gleichgewichtskontrollen am Gesamttragwerk und an Tragwerksteilen machen.
Tafel 23-3 Beispiel Formänderungsgrößenverfahren allgemein

8
! bis ¯
s. Text auf
voriger Seite unten.

0 5 " 2 " 62
M23 ¼! ¼ !5,62 kNm
82 H10 ¼ M23
0
¼ !5,625 kNm
0 5 " 22 " 6 H20 ¼ M32
0
¼ þ1,875 kNm
M32 ¼ þ ¼ þ1,875 kNm
82 H30 ¼ 0
0 5 " 62
V23 ¼ þ 3 ð8 þ 2 " 2Þ ¼ 4,21875 kN
8
0 5 " 22
V32 ¼ ! 3 ð8 þ 2 " 6Þ ¼ !0,78125 kN
8

1 30
M21 ¼ " 1 ¼ þ7,5 kNm
4
1 20
M23 ¼ " 2 ¼ þ5 kNm
8
1 20 H11 ¼ M21
1 1
þ M23 ¼ 12,5kNm
M32 ¼ " 1 ¼ þ2,5 kNm
4
H21 ¼ M32
1
¼ þ2,5 kNm
1 30
V12 ¼ ! " 1 ¼ !1,875 kN H31 ¼ !V21
1
¼ þ1,875 kN
16
1 30
V21 ¼ ! " 1 ¼ !1,875 kN
16
1 20
V23 ¼ " 3 ¼ !0,9375 kN
64
1 20
V32 ¼ ! " 3 ¼ !0,9375 kN
64

2 20
M23 ¼þ " 1 ¼ þ2,5 kNm
8
2 20
M32 ¼ þ " 2 ¼ þ5,0 kNm
8
2 30 H12 ¼ M23
2
¼ þ2,5 kNm
M34 ¼ þ " 1 ¼ þ7,5 kNm
4
H22 ¼ M32
2 2
þ M34 ¼ þ12,5 kNm
2 20
V23 ¼ ! " 3 ¼ !0,9375 kN H32 ¼ !V34
2
¼ þ1,875 kN
64
2 20
V32 ¼ ! " 3 ¼ !0,9375 kN
64
2 30
V34 ¼ ! " 1 ¼ !1,875 kN
16
2 30
V43 ¼ ! " 1 ¼ !1,875 kN
16

Fortsetzung s. nächste Seite

481
Statik und Festigkeitslehre
Tafel 23-3 (Fortsetzung)
3 30
M21 ¼ " 1 ¼ þ7,5 kNm
4
3 30
M34 ¼ " 1 ¼ þ7,5 kNm
4 H13 ¼ M21
3
¼ þ7,5 kNm
3 30
V12 ¼ ! " 1 ¼ !1,875 kN H23 ¼ M34
3
¼ þ7,5 kNm
16
3 30 H32 ¼ !V21
3 3
! V34 ¼ þ3,75 kN
V21 ¼ ! " 1 ¼ !1,875 kN
16
3 30
V34 ¼ ! " 1 ¼ !1,875 kN
16
3 30
V43 ¼ ! " 1 ¼ !1,875 kN
16
n
P
Z ¼ Z0 þ Xi Zi liefert diese Endmomente und Endquerkräfte: Elastizitätsgleichungen:
i¼1
12,5X1 þ 2,5X2 þ 7,5X3 ¼ 5,625
M23 ¼ !2,8125 kNm M32 ¼ þ2,8125 kNm 2,5X1 þ 12,5X2 þ 7,5X3 ¼ !1,875
V23 ¼ þ3,75 kN V32 ¼ !1,25 kN 1,875X1 þ 1,875X2 þ 3,75X3 ¼ 0

M21 ¼ !2,8125 kNm M34 ¼ !2,8125 kNm Lösung (Verdrehungen für EJ ¼ 10 kNm
V21 ¼ þ0,70313 kN V34 ¼ þ0,70313 kN X1 ¼ 0,625; X2 ¼ !0,125; X3 ¼ !0,25
V12 ¼ þ0,70313 kN V43 ¼ þ0,70313 kN

Tragsysteme mit unverschieblichen Knoten. Die Anzahl der unbekannten geom.


Größen ist gleich der Zahl der Knotendrehwinkel an den elastisch eingespannten
Knoten des Systems.
Knotengleichung. Aus der Gleichgewichtsbedingung, dass die Summe aller am
Knoten angreifenden Stabendmomente gleich Null sein muss folgt für den Knoten i.
' ( ' (
P 2E I ik P 3E I ig
ð2ji þ jk Þ þ M 0ik þ ji þ M 0ig þ M i ¼ 0
k lik g lig
Einführung der Steifigkeitszahlen mit k ¼ I=l und k 0 ¼ 0,75 I=l;
Stabendmomente M ik ¼ kð2ji þ jk Þ þ M 0ik ; M ig ¼ k 0 " 2ji þ M 0ig
P P
Knotengleichung 2 " ji ki þ jk k i þ M i ¼ 0
n d
n Zahl der im Punkt i drehbar biegesteif angeschlossenen Stäbe
d Zahl der davon auch am abgelegenen Ende drehbar biegesteif angeschlossenen Stäbe
Bei der Bestimmung von Formänderungen ist die wahre Steifigkeitszahl k * ¼ 2EI=l einzufüh-
ren. j*i ¼ ji " z mit z ¼ 1=2E

Beispiel

Bild 23-2

Der Durchlaufträger ist zweifach geometrisch unbestimmt, unbekannt sind die Kno-
tendrehwinkel jb und jc :
Vo l l e i n s p a n n m o m e n t e Mb ¼ 203,8 kNm; Mbc ¼ !175 kNm;
Mcb ¼ 175 kNm; Mcd ¼ !94,1 kNm; Mdc ¼ 94,1 kNm;

482
Momentenausgleichsverfahren nach Cross
Steifigkeiten: k10 ¼ 1,07; k20 ¼ 1,43; k30 ¼ 1,61 (siehe unten)
jB " 2 " ð1,07 þ 1,43Þ þ jc " 1,43 þ 28,8 ¼ 0 Lösung
jB " 1,43 þ jc " 2 " ð1,43 þ 1,61Þ þ 80,9 ¼ 0 jB ¼ !2,095; jc ¼ !12,81

Stabendmomente
Mba ¼ !1,07 " 2 " 2,095 þ 203,8 ¼ þ199,3 kNm
Mcb ¼ 1,43 " ð!2 " 12,81 ! 2,095Þ þ 175 ¼ þ135,4 kNm
Mdc ¼ 1,61 " ð2 " 0 ! 12,81Þ þ 94,1 ¼ þ 73,5 kNm

24 Momentenausgleichsverfahren nach Cross


Voraussetzungen
1. Knotenpunkte unter der Belastung unverschieblich; 2. feldweise konstantes I
Vorzeichenregel (Bild 24-1)
Abweichend von der gebräuchlichen Regel (nach dem
Biegesinn) wird vom Drehsinn ausgegangen. Entgegen 8
dem Uhrzeigersinn um den Stab drehende Momente
sind positiv. Bild 24-1 Positivbild

Rechengang
1. Ermittlung der Einspannmomente mit Hilfe der Tafel 13-1; die Trägerfelder wer-
den als voll eingespannt angenommen
2. Berechnung der Steifigkeiten k ¼ I=l bzw. k 0 ¼ 0,75 I=l bei frei drehbaren End-
auflagern P
3. Berechnung der Verteilungszahlen a ¼ k= k für die einzelnen Knoten mit Aus-
nahme derPfrei drehbaren und fest eingespannten Endauflagerknoten.
Kontrolle: a ¼ 1,00 an jedem Knoten
4. Momentenausgleich mit Hilfe des Berechnungsschemas (s. Beispiel unten) !ber-
tragungskoeffizient g ¼ 0,5; bei frei drehbaren Endauflagern g ¼ 0

Beispiel Ermittlung der Stützmomente eines Durchlaufträgers nach Cross

Bild 24-2

1. Einspannmomente Feld 1 Mab ¼ 0 Mba ¼ !52 " 5,62 =8 ¼ !203,8 kNm


Feld 2 Mbc ¼ 200 " 7,0=8 ¼ þ175 kNm Mcb ¼ !175 kNm
Feld 3 Mcd ¼ 36 " 5,62 =12 ¼ þ94,1 kNm Mdc ¼ !94,1 kNm

2. Steifigkeit k ¼ I=l (I ¼ 10 m4 angenommen)


Feld 1 k1 ¼ 0,75 " 8=5,60 ¼ 1,07
i 2,50
Feld 2 k2 ¼ 10=7,00 ¼ 1,43
Feld 3 k3 ¼ 9=5,60 ¼ 1,61
i 3,04

3. Verteilungszahlen
Knoten B: aba ¼ 1,07=2,50 ¼ 0,43; abc ¼ 1,43=2,50 ¼ 0,57
Knoten C: acb ¼ 1,43=3,04 ¼ 0,47; acd ¼ 1,61=3,04 ¼ 0,53

483
Statik und Festigkeitslehre
4. Berechnungsschema
0 g ! 0,5 0,5 g ! 0,5 1. A u s g l e i ch a m K n o t e n C
0,43 0,57 0,47 0,53 Das Differenzmoment
~ ~ ~ M ¼ !175 þ 94,1
A B C D ¼ !80,9 kNm
Einspann- !203,8 þ175 !175 þ94,1 !94,1 wird durch ein gleich großes
momente Moment mit entgegengesetz-
1. !28,8 !80,9 tem Vorzeichen ausgeglichen,
das im Verhältnis der Vertei-
þ19,0 þ38,0 þ42,9 ! þ21,4
lungszahlen auf die anschlie-
2. !9,8 ßenden Stäbe verteilt wird
þ0 þ4,2 þ5,6 ! þ2,8 (þ38,0 und þ42,9 kNm). Diese
Momente rufen (mit g ¼ 0,5)
3. Aus- þ2,8
an den jeweils abliegenden
gleich
!0,6 !1,3 !1,5 ! !0,7 Knoten ein !bertragungsmo-
4. !0,6
ment von halber Größe (þ19,0
und þ21,4) hervor (kein Vorzei-
þ0 þ0,3 þ0,3 ! þ0,2 chenwechsel!). Weitere Aus-
5. þ0,2 gleiche analog. Die Vorzeichen
der endgültigen Einspann- u.
!0,1 !0,1
P Stützmomente (i. a. negativ)
¼ !199,3 þ199,3 !135,4 þ135,4 !73,4 ergeben sich nach den Vorzei-
chenregeln der Statik.
MB ¼ !199,3 kNm; MC ¼ !135,4 kNm; MD ¼ !73,4 kNm

25 Theorie II. Ordnung


25.1 Einleitung
Bei der Berechnung von Tragwerken nach der Theorie II. Ordnung werden die
Gleichgewichtsbetrachtungen am verformten System durchgeführt (Bei der Theorie
I. Ordnung am unverformten System!). Druckkräfte bewirken eine Vergrößerung
der Biegemomente und der Verformungen; Zugkräfte verringern diese.
Es ist nicht üblich die Verringerung der Biegemomente durch Zugkräfte zu berück-
sichtigen. Die Vergrößerung der Biegemomente durch Druckkräfte muss berück-
sichtigt werden, wenn sie 10 % übersteigt.
Bei der Berechnung hat man die charakteristischen Belastungen mit Sicherheitsbei-
werten vergrößert in die Berechnung einzubringen. Das Superpositionsprinzip gilt
im Allgemeinen nicht! Es gilt nur bei gleichbleibender Längskraft F .

25.2 Differenzialgleichung
MI ðxÞ
Differenzialgleichung: w 00 ðxÞ þ k2 " w ðxÞ ¼
E "I
mit der positiven Druckkraft F , dem Moment infolge der Belastung nach Theorie I.
F
Ordnung MI ðxÞ und k2 ¼ .
E "I
Das Moment nach Theorie II. Ordnung ist: MðxÞ ¼ #E " I " w 00 ðxÞ
Beispiel
F F
x e e

w (x)
w
l

484
Theorie II. Ordnung

Für das skizzierte System ist das Moment nach Theorie I. Ordnung
MI ðxÞ ¼ F " e
Die allgemeine Lösung der obigen Differenzialgleichung hierfür ist
w ðxÞ ¼ A " sin ðk " xÞ þ B " cos ðk " xÞ # e
An den Stabenden gilt: w ðx ¼ 0Þ ¼ w ðx ¼ lÞ ¼ 0
Dann lassen sich die Parameter A und B bestimmen
w ðx ¼ 0Þ ¼ 0 ! 0 ¼ A " 0 þ B " 1 # e ! B ¼ e
w ðx ¼ lÞ ¼ 0 ! 0 ¼ A " sin ðk " lÞ þ e " cos ðk " lÞ # e
1 # cos ðk " lÞ
!A¼e"
sin ðk " lÞ
Damit folgt für die Durchbiegung
' (
1 # cos ðk " lÞ
w ðxÞ ¼ e "
sin ðk " lÞ
" sin ðk " xÞ þ cos ðk " xÞ # 1 8
In der Stabmitte x ¼ 0,5 " l tritt die größte Durchbiegung auf
' " # " # (
1 # cos ðk " lÞ l l
w ðx ¼ 0,5 " lÞ ¼ wmax ¼ e " " sin k " þ cos k " #1
sin ðk " lÞ 2 2
2 3
1
wmax ¼ e " 6 " # # 17 Mmax ¼ F " ðe þ wmax Þ
4 k"l 5
cos
2
Da heutzutage weitgehend die Berechnungen mit Rechenprogrammen erfolgen
und die Handrechnung nach Theorie II. Ordnung aufwändig ist, soll hier nur ein
für baupraktische Zwecke ausreichendes Näherungsverfahren vorgestellt werden.

25.3 Näherungsverfahren
Es werden die g-fachen Lasten am System mit den Vorverformungen und Imper-
fektionen (Verschiebung w0 ) angebracht und anschließend dazu die Momentenlinie
MI und die Biegelinie (Verschiebung w1 ) bestimmt.
Durch diese Ausbiegung entsteht mit der Druckkraft F noch ein zusätzliches Biege-
moment DM1 .
Das Biegemoment DM1 verursacht eine weitere Ausbiegung ðw2 Þ, die wiederum zu
einem weiteren Biegemoment DM2 führt usw.
Diese Biegemomente und Ausbiegungen werden immer merklich kleiner, wenn die
Druckkraft kleiner als die Knicklast ist. Dann genügt es mit hinreichender Genauig-
keit, nur die erste Näherung zu bestimmen, weil die Verschiebungen näherungs-
weise mit dem Faktor a ¼ w1 =w0 abklingen! Der Abklingfaktor a ist immer kleiner
als 1. Das Gesamtmoment nach Theorie II. Ordnung ergibt sich durch die Summa-
tion der Biegemomente:
MII: Ordnung ¼ MI: Ordnung þ DM1 þ DM2 þ DM3 þ . . .
Die Verschiebung nach Theorie II. Ordnung ist dann durch eine geometrische Rei-
he darstellbar:
1
wII: Ordnung ¼ w0 " ð1 þ a þ a2 þ a3 þ . . .Þ ¼ wI: Ordnung "
1#a
Damit sind dann das Biegemoment zu bestimmen, und mit diesem Biegemoment
ist der Tragsicherheitsnachweis zu führen.

485
Statik und Festigkeitslehre

Sind mehrere Lastfälle zu berechnen, so ist zu beachten, dass diese nur superpo-
niert werden dürfen, wenn in allen Lastfällen die gleiche Normalkraft (Drucknor-
malkraft hier positiv!) herrscht!
Beispiel Ein senkrecht stehender Stab ist durch eine senkrechte Druck- γ·F
kraft F beansprucht. Die Druckkraft greift mit der Imperfektion e
an. Die Druckkraft ist mit dem Sicherheitsfaktor g zu erhöhen.
Die mit dem Sicherheitsfaktor erhöhte Druckkraft g " F beträgt
20 % der Eulerschen Knicklast FK des Kragträgers. Es sind die
Schnittgrößen für einen Tragsicherheitsnachweis nach Theorie h

E·I
II. Ordnung zu bestimmen.

e
e · 1,310

Die Durchbiegung an der Oberkante infolge des konstanten Momentes beträgt:


h2 h2 E " I " p2 h2
w1 ¼ g " F " e " ¼ 0,2 " FK " e " ¼ 0,2 " 2
" ¼ 0,247 " e
2"E "I 2"E "I ð2 " hÞ 2 " E " I
Damit ergibt sich der Abklingfaktor:
w1 0,247 " e 1 1
a¼ ¼ ¼ 0,247 und ¼ ¼ 1,328
w0 e 1 # a 1 # 0,247
Das Biegemoment nach Theorie II. Ordnung ergibt sich hier an der Unterkante zu:
MTheorie II ¼ 1,328 " MTheorie I ðNäherungÞ
Mit diesem Moment und mit der Druckkraft g " F ist an der Unterkante ein Span-
nungsnachweis zu führen.
MTheorie II
Die genaue Lösung beträgt für dieses Beispiel ¼ 1,310
MTheorie I

26 Dynamik
26.1 Grundlagen, Begriffe
Größe Formelzeichen Einheit
Zeit t s
Masse m kg
Weg x m
dx
Geschwindigkeit v¼ ¼ x_ m/s
dt
"
dv
Beschleunigung a¼ ¼ v_ ¼ x€ m/s2 Erdbeschleunigung
dt #
m m
g ¼ 9,81 2 ' 10 2
s s
Kraft F ¼m"a kg m/s2 ¼ N
Gewichtskraft G ¼m"g kg m/s2 ¼ N
Federsteifigkeit k ¼ F =x kg/s2 ¼ N/m
v2
Kinetische Energie E ¼m" kg m2 /s2 ¼ Nm
2
Potentielle Energie E ¼G"x kg m2 /s2 ¼ Nm
x2
Federenergie E ¼k" kg m2 /s2 ¼ Nm
2 Ð
Impuls I ¼ m " v ¼ F ðtÞ dt kg m/s ¼ Ns

486
Dynamik

26.2 Einmassenschwinger (ungedämpft)


Differenzialgleichung m " x€ðtÞ þ k " xðtÞ ¼ F ðtÞ
sin ðw " tÞ
Lösung für die freie Schwingung ðF ðtÞ ¼ 0Þ xðtÞ ¼ x0 " cos ðw " tÞ þ v0 "
w
rffiffiffiffiffi
k
Mit der Eigenkreisfrequenz w¼ in 1/s
m
w
Mit der Eigenfrequenz f ¼ in Hz
2p
1 2p
Mit der Eigenschwingzeit T ¼ ¼ in s
f w
F(t) x(t) = vo · sin (ωt)/ω
m
x(t)
max x (t)
8
t
k
T/4
T

v0
max xðtÞ ¼ max vðtÞ ¼ v0 max x€ðtÞ ¼ v0 " w
Ungedämpfter w
Einmassenschwinger Lösung für F ðtÞ ¼ 0, x 0 ¼ 0 und I ¼ m " v0

26.3 Näherungsformel für die Eigenfrequenz


Mit der statischen Durchbiegung xstat ¼ G=k, der Gewichtskraft G ¼ m " g und der
Masse eines Einmassenschwingers ergibt sich die Eigenfrequenz zu
5
f ½Hz, ' pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi :
xstat ½cm,
Beispiel m ¼ 100 kg k ¼ 10 000 N=m ¼ 10 000 kg=s2
rffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
k 10 000 2p 1
Genaue Lösung w ¼ ¼ ¼ 10 s!1 T ¼ ¼ 0,6283 s f ¼ ¼ 1,592 Hz
m 100 w T
Näherungslösung G ¼ m " g ¼ 100 " 9,81 ¼ 981 N
981 5
xstat ¼ ¼ 0,0981 m ¼ 9,81 cm f ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 1,596 Hz
10 000 9,81

26.4 Niedrigste Eigenfrequenzen


Länge l ½m,
Biegesteifigkeit E " I y [Nm2 ]
Gesamtmasse m [kg]
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Einfeldträger Frequenz f ½Hz, ¼ a " E " I y =ðm " l3 Þ
a ¼ 0,563 a ¼ 1,571
a ¼ 2,458 a ¼ 3,561

487
Statik und Festigkeitslehre
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Quadratische Platte ðm ¼ 0Þ Frequenz f ½Hz, ¼ a " E " h3 =ðm " l2 Þ
a ¼ 0,907 a ¼ 1,654
l l

pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Kreisplatte ðm ¼ 0Þ Frequenz f ½Hz, ¼ 0,811 " E " h3 =ðm " D 2 Þ
D

26.5 Dunkerley-Näherungsformel für Zweimassenschwinger


Sind zwei Massenanteile auf einem elastischen System und die Eigenfrequenzen
mit den einzelnen Massenanteilen f1 und f2 bekannt, so gilt näherungsweise für
die Eigenfrequenz des gesamten Systems
2
1=fges ' 1=f12 þ 1=f22

N m2
Beispiel Baustahl E ¼ 210 " 109 HEB 240 I y ¼ 11 260 " 10!8 m4 200 kg/m
m2
4,00 m
E " I y ¼ 23,646 " 106 Nm2

1.) nur gleichmäßig verteilte Masse m1 ¼ 200 " 4,00 ¼ 800 kg m1

sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
23,646 " 106
f1 ¼ 0,563 " ¼ 12,08 Hz
800 " 4,003
m2
2.) nur Endmasse m2 ¼ 2000 kg

sffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
x 3 " E " Iy 1 k E " Iy
k¼ ¼ f2 ¼ " ¼ 0,276 "
F l3 2p m2 m2 " l3

sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
23,646 " 106
f2 ¼ 0,276 " ¼ 3,75 Hz
800 " 4,003

2 1
1=fges & 1=f12 þ =f22 ¼ 1=12,082 þ 1=3,752 ¼ 0,0780 fges ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 3,58 Hz
0,0780

26.6 Antwortspektrum
Wird ein Einmassenschwinger einer dynamischen Beanspruchung unterworfen
(z. B. Impuls oder Erdbeben) und dann die maximale Antwort (Weg, Geschwindig-
keit oder Beschleunigung) in Abhängigkeit der Eigenschwingdauer des Einmassen-
schwingers aufgetragen, so erhält man das sogenannte Anwortspektrum.

488
Dynamik
Beispiel Antwortspektrum eines Impulses I ¼ m " v0
" #
sin ðw " tÞ v0
max xðtÞ ¼ max v0 " ¼
w w
max vðtÞ ¼ w " max xðtÞ ¼ v0

max aðtÞ ¼ w2 " max xðtÞ ¼ w " v0

max aðtÞ ½m=s2 .

5 · v0

1 · v0
T [s]
0 5 10 15 20
1,26 0,63 0,42 0,31
8
ω [1/s]
0,20 0,10 0,08 0,05
f [Hz]

Antwortspektrum für Erdbeben, siehe „Lastannahmen, Einwirkungen“, 9.7!

489
Aussteifung von Tragwerken
Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Ansgar Neuenhofer

Inhalt Seite

1 Aussteifungselemente und ihre Wirkungsweise 491


1.1 Allgemeines 491
1.2 Horizontale Aussteifung 494
1.3 Vertikale Aussteifung 496
1.4 Anordnung von Aussteifungselementen 502
2 Schnittgrößenermittlung von Wandaussteifungen 502
2.1 Voraussetzungen 502
2.2 Statisch bestimmte Anordnung 503
2.3 Statisch unbestimmte Anordnung 506
2.4 Unverschieblichkeit ausgesteifter Tragwerke 515
3 Schnittgrößen von Aussteifungselementen bei dynamischer 516 9
Belastung
3.1 Allgemeines 516
3.2 Modalanalyse 517
3.3 Zeitverlaufsverfahren 517
3.4 Antwortspektrenverfahren 518
4 Einige Hinweise für die Berechnung mit Baustatikprogrammen 520
4.1 Allgemeines 520
4.2 Ebenes Stabwerksmodell 520
4.3 Räumliches Stabwerksmodell 520
4.4 Schalenmodell 521
4.5 Volumenmodell 522

Weiterführende Literatur
[1] König, G.; Liphardt, S.: Hochhäuser aus Stahlbeton. Betonkalender. Ausgabe 2003,
92. Jahrgang. Ernst & Sohn. Berlin
[2] Theile, V.; Rohr, M.; Meyer, J.: Geschossbauten-Verwaltungsgebäude. Betonkalender. Aus-
gabe 2003, 92. Jahrgang. Ernst & Sohn. Berlin
[3] Neuenhofer, A.: Aussteifung von Tragwerken. In: Vismann, U. (Hrsg.): Wendehorst, Bei-
spiele aus der Baupraxis. 4. Aufl. Wiesbaden: Vieweg + Teubner, 2011

1 Aussteifungselemente und ihre Wirkungsweise


1.1 Allgemeines
Bauwerke müssen so konstruiert und durchgebildet werden, dass nicht nur für die
lotrechten Einwirkungen sondern auch für die Horizontallasten ein Lastpfad von
der Krafteinleitung durch das Tragwerk hin zu der Gründung besteht, der den An-
forderungen an Festigkeit und Steifigkeit genügt. Beispiele für horizontale Einwir-
kungen sind Lasten aus Wind, Erdbebenlasten, Anprall sowie ungewollter Schief-
stellung. Im Allgemeinen nehmen sowohl für den Lastfall Erdbeben als auch für

491

U. Vismann (Hrsg.), Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln, DOI 10.1007/978-3-8348-8613-2_9,


© Vieweg+Teubner Verlag |Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012
Aussteifung von Tragwerken

Wind die Horizontalkräfte mit zunehmendem Abstand zum Gelände zu, so dass die
Belastung annähernd linear veränderlich ist. Es ergibt sich daher für die Querkraft
und das Kippmoment ein ungefähr quadratischer bzw. kubischer Verlauf über die
Bauwerkshöhe. Bild 1-1 zeigt schematisch ein nicht ausgesteiftes System mit insge-
samt sieben Ebenen, die in einem 4 + 3-Raster angeordnet sind. Das Tragwerk
weist sieben unabhängige Starrkörperverschiebungen auf. Es fehlen sieben Diago-
nalstäbe, um es zu stabilisieren.
Am einfachsten kann das Tragwerk ausgesteift werden, indem je eine Diagonale
die sieben Ebenen stabilisiert (vgl. Bild 1-2(a)). Da Diagonalen im Inneren eines Ge-
bäudes architektonisch unerwünscht sind, werden i. A. die horizontalen Ebenen

Bild 1-1 Siebenfach labiles Tragwerk

492
Aussteifungselemente und ihre Wirkungsweise

(a) (b)

Bild 1-2 Stabiles Tragwerk: (a) durch vertikale Aussteifung; (b) durch vertikale und horizon-
tale Aussteifung

durch horizontale Aussteifung als Starrkörper ausgebildet, so dass nur drei Diago-
nalstäbe als vertikale Aussteifung verbleiben müssen (vgl. Bild 1-2(b)).
Eine vertikale Aussteifung mit drei Diagonalen, d. h. der statisch erforderlichen An-
zahl von Aussteifungselementen, hat allerdings den Nachteil, dass das Tragwerk
torsionsanfällig wird. Eine Last, die an einer nicht ausgesteiften Ebene wirkt, kann
erst nach einem „langen Spaziergang“ abgetragen werden (vgl. Bild 1-3(a)). Daher 9
werden gewöhnlich mehr vertikale Aussteifungselemente verwendet als statisch
notwendig, was zu einer direkten Lastabtragung führt (vgl. Bild 1-3(b)).

(a)

Druck Zug

(b)

Bild 1-3 Stabiles Tragwerk: (a) minimale vertikale Aussteifung mit drei Wanddiagonalen;
(b) vertikale Aussteifung mit vier Wanddiagonalen zur Vermeidung von Torsion

493
Aussteifung von Tragwerken

1.2 Horizontale Aussteifung


Die horizontale Aussteifung dient dazu, die Horizontallasten von ihrem Angriffs-
punkt zu den vertikalen Aussteifungselementen weiterzuleiten. Die gängigsten hori-
zontalen Aussteifungselemente sind der Verband (Bild 1-4) sowie die klassische
Stahlbetondecke.

1.2.1 Verband
Ein Verband wirkt wie ein horizontales Fachwerk. Es treten nur Normalkräfte auf.
Die Gurtkräfte sind in Feldmitte maximal, die Diagonalkräfte an den Auflagern (sie-

Bild 1-4 Mit Verband horizontal ausgesteiftes Bauwerk (vertikale Aussteifung hier ebenfalls
als Verband)

494
Aussteifungselemente und ihre Wirkungsweise

Druck Zug

Kippmoment

Bild 1-5 Qualitativer Normalkraftverlauf in ausgesteiftem Tragwerk

he Bild 1-5). Die vertikale Aussteifung dient als Auflager für das horizontale Fach-
werk, so dass die Horizontalkomponenten der vertikalen Aussteifung die Horizon-
talkräfte aufnehmen. Das Kippmoment wird durch das Kräftepaar aufgenommen,
das durch die Vertikalkomponente in der Diagonalen und der zugehörigen Stützen-
kraft gebildet wird.

1.2.2 Deckenscheibe
Wird eine Decke herangezogen, um die Horizontallasten an die vertikalen Ausstei-
fungselemente weiterzuleiten, wirkt diese im Allgemeinen als Scheibe. Die Span-
nungsverteilung in der aussteifenden Scheibe hängt unter anderem ab von der
Form der Scheibe, der Anordnung der vertikalen Aussteifungselemente, der relati-

495
Aussteifung von Tragwerken

ven Steifigkeit von Scheibe und vertikalen Aussteifungselementen sowie der Last-
verteilung (Druck/Sog auf die Scheibenumrisse bei Windbelastung, gleichmäßig
verteilte Massenkräfte bei Erdbebenbelastung). Besondere Bedeutung kommt dem
Verhältnis zwischen der Steifigkeit der vertikalen Aussteifungselemente und der
Steifigkeit der Deckenscheiben zu. Bild 1-6 skizziert zwei extreme Situationen: (a)
Die Steifigkeit der Decke in Scheibenrichtung ist groß im Vergleich zu der Steifig-
keit der vertikalen Aussteifungselemente. Die Deckenscheibe erfährt somit nur
kleine Verformungen und kann vereinfachend als starr in der Berechnung angesetzt
werden. (b) Die Steifigkeit der Decke in Scheibenrichtung ist klein im Vergleich zu
der Steifigkeit der vertikalen Aussteifungselemente. Die Deckenscheibe erfährt
signifikante Verformungen, was in der Berechnung berücksichtigt werden muss
(siehe Bild 1-7). Zur genaueren Bestimmung der Spannungsverhältnisse in der
Deckenscheibe (insbesondere bei Aussparungen) sowie der Aufteilung der Bela-
stung auf die vertikalen Aussteifungselemente kann eine Berechnung mit Finiten
Elementen nützlich sein.

(a) (b)

Verschiebung der vertikalen


Aussteifungselemente
unverformt

Bild 1-6 Deckenscheibe als horizontales Aussteifungselement. (a) Verformung in vertikalen


Aussteifungselementen dominiert; (b) Verformung in Deckenscheibe dominiert

Bild 1-7
Deckenscheibe mit #ffnungen

1.3 Vertikale Aussteifung

1.3.1 Einzelstützen
Aufgrund der geringen Steifigkeit kommt eine Aussteifung mit Einzelstützen nur
für niedrige Gebäude in Frage.

496
Aussteifungselemente und ihre Wirkungsweise

Bild 1-8 Tragverhalten von Einzelstützen

Bild 1-9 Tragverhalten von Wandscheiben

497
Aussteifung von Tragwerken

1.3.2 Wandscheiben
Schlanke Wände (H/L groß) verhalten sich wie gewöhnliche Kragstützen mit ver-
nachlässigbaren Schubverformungen, bei gedrungenen Wänden (H/L klein) sind
die Schubverformungen signifikant.

Bild 1-10 Beitrag von Biege- und Schubverformung zur Gesamtverformung

1.3.3 Rahmen
In Rahmen wird das Kippmoment durch Biegung in den Stützen sowie durch ein
Kräftepaar in den Stützen aufgenommen. Eingespannte Rahmen sind deutlich stei-
fer als gelenkig gelagerte. Die Einspannung ist in der Regel jedoch konstruktiv auf-
wändig und kostspielig. Stockwerkrahmen sind hochgradig statisch unbestimmt.
Die Berechnung der Schnittgrößen und der Verschiebungen erfolgt im Allgemeinen
elektronisch.

Bild 1-11 Dreigelenkrahmen, Zweigelenkrahmen und eingespannter Rahmen

498
Aussteifungselemente und ihre Wirkungsweise

Bild 1-12 Biegelinie und qualitative Schnittkraftlinien eines Mehrgeschossrahmens

1.3.4 Verband
Es existieren zahlreiche verschiedene Anordnungsmöglichkeiten für die Diagonalstä-
9
be. Bei der hier gezeigten Variante erzeugt die Horizontallast je nach Richtung Zug-
oder Druckkräfte, so dass die Diagonalstäbe auch als Knickstäbe zu bemessen sind.
Das gezeigte System ist statisch bestimmt, eine Gleichgewichtsbetrachtung liefert:

Bild 1-13 Fachwerkaussteifung: (a) allgemeine Bezeichnungen der Kräfte; (b, c) Beispiel

499
Aussteifung von Tragwerken
Tafel 1-1 Beispiel: Verbandaussteifung, Stabkräfte (Vielfaches von F, sin a ¼ 0,6 cos a ¼ 0,8)
P
i Fi Fi Di Si Hi Ti
1 4,00 4,00 5,00 0 4,00 3,00
2 3,00 7,00 8,75 3,00 7,00 8,25
3 2,00 9,00 11,25 8,25 9,00 15,00
4 1,00 10,00 12,50 15,00 10,00 22,50

Für andere Arten von Verbänden können ähnliche Gleichungen aufgestellt werden.
Sind die Aussteifungselemente versetzt angeordnet, treten große Normalkräfte
auf, weil die Horizontalkräfte aus den oberen Geschossen bis zum nächsten Aus-
steifungselement weitergeleitet werden müssen (vgl. Bild 1-14). Dies trifft nicht nur
auf Tragwerke zu, die durch Verbände ausgesteift werden, sondern ebenso auf die
zuvor beschriebenen Aussteifungselemente.

Bild 1-14 (a) Ungünstig und (b) günstig ausgesteiftes Tragwerk sowie zugehörige Normal-
kraftverläufe

1.3.5 Kern
Ein Aussteifungskern trägt zur Steifigkeit in allen Richtungen bei. Als Hohlkasten-
querschnitt ist er besonders torsionssteif. Allerdings setzen "ffnungen die Tor-
sionssteifigkeit bedeutend herab.

Bild 1-15 Kern als Aussteifungselement

500
Aussteifungselemente und ihre Wirkungsweise

1.3.6 Outrigger-System
In Outrigger-Systemen übertragen steife Riegel (die Outrigger), die in bestimmter
Höhe angebracht sind und sich oft über ein ganzes Stockwerk erstrecken, einen Teil
des Kippmoments auf ausgewählte Stützen, sogenannte Megastützen. Dadurch re-
duziert sich die Biegebeanspruchung im Kern wie Bild 1-16 zeigt. Der Schub ver-
bleibt dabei i. A. im Kern.

Bild 1-16 Statisches System und qualitative Schnittkraftlinien für Outrigger-System

5 01
Aussteifung von Tragwerken

1.4 Anordnung von Aussteifungselementen

Bild 1-17 Anordnungen der Gebäudeaussteifung im Grundriss

2 Schnittgrößenermittlung von Wandaussteifungen


2.1 Voraussetzungen
— Die Wandscheiben besitzen lediglich in ihrer Ebene Steifigkeit (Scheibenwir-
kung), die Steifigkeit senkrecht zur Ebene (Plattenwirkung) wie auch ihre Torsi-
onssteifigkeit wird vernachlässigt. Unter diesen Annahmen erfährt die Wand
eine Querkraft in Richtung der Wand und das zugehörige Biegemoment. In je-
dem Geschoss werden die anfallenden Horizontalkräfte auf die einzelnen Wän-
de verteilt, was zu einer Querkraftänderung DV führt.

502
Schnittgr#ßenermittlung von Wandaussteifungen

— Die Geschossdecken sind starr in ihrer Ebene, die Steifigkeit in Plattenrichtung


wird vernachlässigt.
Es tritt daher keine Rahmenwirkung zwischen den einzelnen Aussteifungsele-
menten auf, und es werden nur Horizontalkräfte übertragen, die sich aus der
Verträglichkeit der Horizontalverschiebungen der Aussteifungselemente erge-
ben.
— Der Einfluss der Wölbkrafttorsion bleibt unberücksichtigt.
— Der Einfluss von Schubverformungen auf die Schnittgrößen wird vernachläs-
sigt, da das Verhältnis von Wandhöhe zu Wandlänge im Allgemeinen hinrei-
chen groß ist und somit von einem Ebenbleiben der Querschnitte ausgegangen
werden kann.

Bild 2-1 Schnittgrößen in aussteifender Wand

2.2 Statisch bestimmte Anordnung


2.2.1 Allgemeines
Unter den oben getroffenen Annahmen liegt eine statisch bestimmte Gebäudeaus-
steifung dann vor, wenn das Bauwerk durch genau drei Wandscheiben ausgesteift
ist. Zwei davon können an einer Kante miteinander verbunden sein und so einen
abgewinkelten, T-förmigen oder gekreuzten Querschnitt bilden. Die Scheibenebe-
nen dürfen sich nicht in einem Punkt schneiden und nicht parallel angeordnet sein
(vgl. Bild 1-17). Zwar liegt auch dann eine statisch bestimmte Aussteifung vor,
wenn alle drei Scheiben zu einem einzigen zusammenhängenden Querschnitt ver-
bunden sind, in diesem Fall ist aber eine Bestimmung des Schubmittelpunkts erfor-
derlich, die in den folgenden Abschnitten behandelt wird. Aus den auf die Ge-
schossplatten einwirkenden Kräften FY , FZ , MX können mit Hilfe der drei
Gleichgewichtsbedingungen die in Scheibenrichtung wirkenden Querkräfte V be-
rechnet werden.

Bild 2-2 Statisch bestimmte Anordnung von Aussteifungselementen. (a) Drei getrennte Wän-
de; (b) Zwei Wände bilden zusammenhängenden Querschnitt

503
Aussteifung von Tragwerken

Bilden Wandscheiben einen zusammenhängenden Querschnitt, können die Gleich-


gewichtsbedingungen analog angewandt werden. Bei der Spannungsermittlung,
die der Schnittgrößenermittlung folgt, muss jedoch beachtet werden, dass die Ach-
senY und Z normalerweise nicht die Hauptachsen des winkelartigen Wandquer-
schnitts sind, so dass sich die Spannungsermittlung schwieriger gestaltet als bei
getrennten Wandscheiben.

2.2.2 Beispiel

Bild 2-3 Beispiel: Statisch bestimmte Bauwerksaussteifung; (a) Drei getrennte Wände; (b)
Zwei Wände bilden zusammenhängenden Querschnitt

Gesucht: Biegemomente und Querkräfte in den Wänden infolge einer gegebenen


Windlast von 1,40 kN=m2 (drei Geschosse, Geschosshöhe = 3,00 m).
Gleichgewicht
Getrennte Wandscheiben
P
FY ¼ 0 ¼ FY þ VB # VC " 0,6
P
FZ ¼ 0 ¼ FZ þ VA þ VC " 0,8
P
MO;X ¼ 0 ¼ FY " 5,00 # FZ " 10,00 þ MX # VC " 0,8 " 27,50
" #
1 1
VA ¼ # 20FY þ 70FZ þ 4 MX (2-1)
110 ½m,
" #
1 1
VB ¼ # 95FY þ 30FZ # 3 MX
110 ½m,
" #
1 1
VC ¼ 25FY # 50FZ þ 5 MX
110 ½m,
Zusammenhängende Wandscheiben
P
FY ¼ 0 ¼ FY þ VB þ VA;Y
P
FZ ¼ 0 ¼ FZ þ VA;Z
P
MO ¼ 0 ¼ MX # VB " 10,00 # FY " 5,00 þ FZ " 10,00
1
VA;Y ¼ #0,5FY # FZ # 0,1 MX (2-2)
½m,
VA;Z ¼ #FZ
1
VB ¼ #0,5FY þ FZ þ 0,1 MX
½m,
Geschosskräfte
FZ ¼ #1,4 kN=m2 " 27,50 m " 3 m ¼ #115 kN ðGeschoss 1 und 2Þ
2
FZ ¼ #1,4 kN=m " 27,50 m " 3 m=2 ¼ #57,5 kN ðGeschoss 3Þ
MX ¼ 115 kN " ð27,50=2 # 10,00Þ m ¼ 431,3 kNm ðGeschoss 1 und 2Þ
MX ¼ 57,5 kN " ð27,50=2 # 10,00Þ m ¼ 215,6 kNm ðGeschoss 3Þ

504
Schnittgr#ßenermittlung von Wandaussteifungen
Tafel 2-1 Lastaufteilung und Schnittgrößen für Anordnung (a)

Kraft Moment Lastaufteilung nach Querkraft Moment


[kN] [kNm] Gl. (2.1) [kN] [kN] [kNm]
Geschoss FZ MX DVA DVB DVC VA VB VC MA MB MC
3 !57,5 215,6 28,8 21,6 35,9 28,8 21,6 35,9 86,3 64,7 107,8
2 !115,0 431,3 57,5 43,1 71,9 86,3 64,7 107,8 345,0 258,8 431,3
1 !115,0 431,3 57,5 43,1 71,9 143,8 107,8 179,7 776,3 582,2 970,3

Bild 2-4
Biegemomente in Aussteifungswän-
9
den (auf Zugseite der Wand aufgetra-
gen), Anordnung (a)

Tafel 2-2 Lastaufteilung und Schnittgrößen für Anordnung (b)


Kraft Moment Lastaufteilung nach Querkraft Moment
[kN] [kNm] Gl. (2.2) [kN] [kN] [kNm]
Geschoss FZ MX DVA;Y DVA;Z DVB VA;Y VA;Z VB MA;Y MA;Z MB
3 !57,5 215,6 !35,9 57,5 35,9 !35,9 57,5 35,9 172,5 107,8 107,8
2 !115,0 431,3 !71,9 115,0 71,9 !107,8 172,5 107,8 690,0 431,3 431,3
1 !115,0 431,3 !71,9 115,0 71,9 !179,7 287,5 179,7 1552 970,3 970,3

Bild 2-5
Biegemomente in Aussteifungswän-
den (auf Zugseite der Wand aufgetra-
gen), Anordnung (b)

505
Aussteifung von Tragwerken

2.3 Statisch unbestimmte Anordnung


2.3.1 Annahmen zum Verformungsverhalten
2.3.1.1 Affines Verformungsverhalten
Die Abtragung der Horizontallasten erfolgt über unabhängige Kragarme. Die Ge-
schossdecken verteilt die Horizontalbelastung auf die Wände entsprechend ihrer
Steifigkeiten. Der Anteil der Horizontallast, der auf ein Aussteifungselement ent-
fällt, ändert sich über die Höhe des Bauwerks nicht.

Bild 2-6 Affines Verformungsverhalten

2.3.1.2 Nicht-affines Verformungsverhalten


Unterschiedliches Verformungsverhalten der aussteifenden Bauteile führt zu einer
Wechselwirkung mit entsprechender Umverteilung der Kräfte. So gibt im oberen
Teil des unten skizzierten Tragsystems die Wandscheibe Last an den Rahmen ab
(es entsteht Zug im Kopplungselement), im unteren Teil ist das Verhalten genau
umgekehrt, d. h. der Rahmen gibt Kraft an die Wandscheibe ab (es entsteht Druck
im Kopplungselement). Bei nicht-affinem Verformungsverhalten ist die Schnittgrö-
ßenermittlung im Allgemeinen aufwändig. Auf sie wird hier nicht weiter eingegan-
gen. Ein Beispiel zu diesem Thema befindet sich im Beispielband.

506
Schnittgr#ßenermittlung von Wandaussteifungen

Bild 2-7 Nicht-affines Verformungsverhalten

2.3.2 Schnittgrößen bei affinem Verformungsverhalten


(einfache Anordnung von Wandscheiben)
2.3.2.1 Voraussetzungen
— Wie unter Abschnitt 2.1 erwähnt
— Wände parallel zu Bauwerksachsen, d. h. I yz ¼ 0 für alle Wände

2.3.2.2 Trägheitsmoment und Lage des Schubmittelpunkts


1
I¼ " t " L3
12P
I y;i " Yi
YM ¼ P (2-3)
Iy;i
P
I z;i " Zi
ZM ¼ P
Iz;i

2.3.2.3 Aufteilung der Horizontaleinwirkungen


I z;i I z;i " DZi
Vy;i ¼ P FY;M # P P MX;M
I z;i DYi2 I y;i þ DZi2 I z;i
I y;i I y;i " DYi (2-4)
Vz;i ¼ P FZ;M þ P 2
P 2
MX;M
I y;i DYi I y;i þ DZi I z;i
Es bedeuten:
t Wanddicke
L Wandlänge
I Trägheitsmoment der Wand
I ¼ I y für Wände in z-Richtung, I ¼ I z für Wände in y-Richtung

507
Aussteifung von Tragwerken

Yi , Z i Abstand der Wand i vom beliebig gewählten Ursprung, O


Yi für Wände in z-Richtung, Zi für Wände in y-Richtung
Vy;i , Vz;i Querkraft in Wand i
FY;M , FZ:M , MX;M auf den Schubmittelpunkt bezogene Einwirkungen
YM , Z M Koordinaten des Schubmittelpunkts
DYi , DZi Abstand der Wand i vom Schubmittelpunkt
ðDYi ¼ Yi ! YM ; DZi ¼ Zi ! ZM Þ

Bild 2-8
Anordnung von Wänden parallel zu
Hauptachsen des Tragwerks

2.3.2.4 Beispiel

Bild 2-9
Beispiel: Lastaufteilung

Gesucht: Einflusszahlen für die Lastaufteilung infolge Einheitsbelastung FY;M ¼ 1,


FZ;M ¼ 1, MX;M ¼ 1 im Schubmittelpunkt M.

Tafel 2-3 Berechnungen zu Querschnittswerten, Schubmittelpunkt und Lastaufteilung


Wände in Y -Richtung

Wand i L I z;i Zi I z;i " Zi DZ ¼ Zi ! ZM I z;i " DZ 2 I !I z;i " DZi


Pz;i P P
[m] [m4 ] [m] [m5 ] [m] [m6 ] I z;i DYi2 I y;i þ DZi2 I z;i
[1/m]
1 6,00 5,40 0,15 0,81 !7,74 323,66 0,4355 0,009442
2 4,00 1,60 6,15 9,84 !1,74 4,85 0,1290 0,000629
3 6,00 5,40 16,15 87,21 8,26 368,26 0,4355 !0,010071
P
16,00 12,40 97,86 696,8 1 (ok) 0 (ok)

Fortsetzung s. nächste Seite

508
Schnittgr#ßenermittlung von Wandaussteifungen
Tafel 2-3 Fortsetzung
Wände in Z -Richtung

Wand i L I y;i Yi I y;i " yi DY ¼ Yi ! YM I y;i " DY 2 I I y;i " DYi


Py;i P P
[m] [m4 ] [m] [m5 ] [m] [m6 ] I y;i DYi2 I y;i þ DZi2 I z;i
[1/m]
4 8,00 12,80 0,15 1,92 !12,44 1979,31 0,4456 !0,035948
5 5,00 3,13 16,15 50,47 3,56 39,71 0,1088 0,002516
6 8,00 12,80 24,15 309,12 11,56 1711,94 0,4456 0,033432
P
28,73 361,5 3731,0 1 (ok) 0 (ok)

Schubmittelpunkt
P3
I y;i " Yi
361,5 m5
YM ¼ i¼13 ¼ ¼ 12,58 m
P 28,73 m4
I y;i
i¼1
3
P
I z;i " Zi
ZM ¼ i¼13
P
¼
97,86 m5
12,40 m4
¼ 7,89 m 9
I z;i
i¼1

Tafel 2-4 Einflusszahlen für die Wände infolge Einheitsbelastung im Schubmittelpunkt


Schnittkraft Wand i infolge FY;M ¼ 1 infolge FZ;M ¼ 1 infolge MX;M ¼ 1
Vy 1 0,4355 0 0,009442/m
2 0,1290 0 0,000629/m
3 0,4355 0 !0,010071/m
Vz 4 0 0,4456 !0,035948/m
5 0 0,1088 0,002516/m
6 0 0,4456 0,033432/m

2.3.3 Schnittgrößen bei affinem Verformungsverhalten


(komplexere Anordnung von Wandscheiben)
Bei komplexer Anordnung von Wandscheiben, die sich dadurch auszeichnet, dass
Wandscheiben zusammenhängen oder nicht parallel zu den Bauwerksachsen aus-
gerichtet sind, gestaltet sich die Ermittlung der Querschnittswerte, die Berechnung
des Schubmittelpunkts wie auch die Lastaufteilung deutlich schwieriger als zuvor.

2.3.3.1 Biegequerschnittswerte
Für die Berechnung der Querschnittswerte werden die Wandquerschnitte am ein-
fachsten auf die dickenbelegte Wandmittellinie reduziert (Querschnittsskelett). Da-
bei ergibt sich im Vergleich zu der im Abschnitt Statik und Festigkeitslehre dar-
gestellten Methode zur Ermittlung der Flächenwerte ein geringfügiger Unterschied.
Dieser ist üblicherweise vernachlässigbar, wie das folgende Beispiel zeigt:
Näherungsweise Berechnung
Bei geraden Wandabschnitten sind alle Querschnittswerte stets ein Integral über
ein Produkt aus zwei linearen Funktionen. Produktintegrale sind beispielsweise
vom Kraftgrößenverfahren der Baustatik her bekannt.

509
Aussteifung von Tragwerken
pa : Anfangswert Faktor 1
pe : Endwert Faktor 1
qa : Anfangswert Faktor 2
qe : Endwert Faktor 2

Bild 2-10 Beitrag eines Wandabschnitts

Allgemeiner Fall:
ÐL
pðxÞ " qðxÞ dx ¼ 16 ½pa " ð2 " qa þ qe Þ þ pe " ð2 " qe þ qa Þ, " L
0
Spezialfälle:
ÐL
pðxÞ " pðxÞ dx ¼ 13 ½pa2 þ pa pe þ pe2 , " L
0
ÐL
pðxÞ " q dx ¼ 12 ½pa þ pe , " q " L
0
Beispiel:

Bild 2-11 Exakte Querschnittsgeometrie, dickenbelegter Querschnitt und zugehörige Koordina-


ten

Vorgehen:
— Wahl eines beliebigen Koordinatensystems y!; z!
— Auftragen der Größen t; y!; z!
— Integrieren
— Umrechnung der Trägheitsmomente auf die Schwereachse

Tafel 2-5 Berechnung der Querschnittswerte


Abschnitt L t A ¼ Lt y!a y!e z!a z!e 1 ! 1 !
[m] [m] [m2 ] [m] [m] [m] [m] 2 ðya þ y!e Þ A 2 ð za þ z!e Þ A

1 1,50 0,30 0,45 0 1,50 0 0 0,3375 0


2 4,00 0,20 0,80 1,50 1,50 0 4,00 1,2000 1,600
3 1,50 0,30 0,45 1,50 0 4,00 4,00 0,3375 1,800
P
1,70 1,875 3,400

Fortsetzung s. nächste Seite

5 10
Schnittgr#ßenermittlung von Wandaussteifungen
Tafel 2-5 Fortsetzung
1 !2 1 !
Abschnitt 3 ½ya þ y!a y!e þ y!e2 . A 1 2
za
3 ½! þ z!a z!e þ z!e2 . A 6 ½ya ð2za
! þ z!e Þ þ y!e ð2z!e þ z!a Þ. A
1 0,3375 0 0
2 1,8000 4,2667 2,4000
3 0,3375 7,2000 1,3500
P
2,475 11,467 3,7500

Schwerpunkt
Ð
y! dA 1,875
y!S ¼ ¼ ¼ 1,1029 m
A 1,700
Ð
z! dA 3,400
z!S ¼ ¼ ¼ 2,0000 m
A 1,700
auf Schwereachse bezogene Trägheitsmomente
Ð
I y ¼ z 2 dA ¼ I y! # z!S2 " A ¼ 11,467 # 2,0002 " 1,700 ¼ 4,667 m4
Ð
I z ¼ y 2 dA ¼ I !z # y!S2 " A ¼ 2,475 # 1,10292 " 1,700 ¼ 0,4070 m4
Ð
I yz ¼ yz dA ¼ I y!!z # y!S " z!S " A ¼ 3,750 # 1,1029 " 2,000 " 1,700 ¼ 0
Genäherte Querschnittswerte (exakte Querschnittswerte) 9
A ¼ 1,700 m2 ð1,700Þ
Sy! ¼ 3,400 m3 ð3,400Þ
S!z ¼ 1,875 m3 ð1,878Þ
I y! ¼ 11,467 m4 ð11,491Þ
I !z ¼ 2,475 m4 ð2,487Þ
I y!!z ¼ 3,750 m4 ð3,756Þ
I y ¼ 4,667 m4 ð4,691Þ
I z ¼ 0,4070 m4 ð0,4120Þ

2.3.3.2 Schubmittelpunkt des Einzelquerschnitts


Zur Bestimmung des Schubmittelpunkts eines Wandquerschnitts müssen neben
den üblichen Biegequerschnittswerten auch die sogenannte Einheitsverwölbung w
bestimmet werden.
Vorgehen:
— Wahl eines beliebigen Pols P und eines beliebigen auf dem Querschnittsskelett
liegenden Ursprungs O einer Laufkoordinate s
— Trage w! auf. Wir erhalten die Größe w ! an einem Punkt auf dem Querschnitt,
indem das Produkt aus der Koordinate s und dem senkrechten Abstand zum
Pol bis zu diesem
Ð Punkt integriert wird (siehe Rechengang unten) Ð
— Das Integral w dA muss verschwinden. Bereinige deshalb w ! , indem 1=A w! dA
von w! subtrahiert wird
Pol P und Ursprung O werden willkürlich in Punkt 1 gewählt.
A ¼ 2 " 1,50 " 0,30 þ 4,00 " 0,20 ¼ 2 " 0,45 þ 0,80 ¼ 1,70 m2
!1 ¼ 0
w
! 2 ¼ 0 þ 1,50 " 0 ¼ 0
w
! 3 ¼ 0 þ 4; 00 " 1; 50 ¼ 6,00 m2
w
! 4 ¼ 6,00 þ 1,50 " 4,00 ¼ 12,00 m2
w

5 11
Aussteifung von Tragwerken

Beispiel:

Bild 2-12 Einheitsverwölbung

Integriere:
ð ' (
1 1 1 1
! dA ¼
w " 6,00 " 4,00 " 0,20 þ " ð6,00 þ 12,00Þ " 1,50 " 0,30 ¼ 3,794 m2
A 1,70 2 2
Bereinige:
w1 ¼ 0 # 3,794 ¼ #3,794 m2
w2 ¼ 0 # 3,794 ¼ #3,794 m2
w3 ¼ 6,00 # 3,794 ¼ 2,206 m2
w4 ¼ 12,000 # 3,794 ¼ 8,206 m2

Integriere zur Probe:


ð
w dA ¼ #3,794 " 1,50 " 0,30 þ 12 " ð2,206 # 3,794Þ " 4,00 " 0,20

þ 12 " ð2,206 þ 8,206Þ " 1,50 " 0,30


¼ #1,7073 # 0,6352 þ 2,3427
¼ 0 ! ok

Die Koordinaten des Schubmittelpunkts M relativ zum gewählten Pol P (nicht rela-
tiv zum gewählten Koordinatenursprung) ergeben sich zu
Aw!y I z # Aw!z I yz Aw!z I y # Aw!y Iyz
y!M ¼ z!M ¼ #
I y I z # I yz I yz I y I z # I yz I yz
Ð Ð
Aw!y ¼ wz! dA Aw!z ¼ wy! dA
Ð Ð
I y ¼ z 2 dA I z ¼ y 2 dA
Ð
I yz ¼ yz dA

Tafel 2-6 Berechnung des Schubmittelpunkts

Abschnitt wa we Aw!y ¼ 16 ½wa ð2y!a þ y!e Þ þ we ð2y!e þ y!a Þ. A Aw!z ¼ 16 ½wa ð2!
za þ z!e Þ þ we ð2!
ze þ z!a Þ. A
1 !3,794 !3,794 !1,2805 0
2 !3,794 2,206 !0,9529 0,3294
3 2,206 8,206 !1,4195 9,3706
P
!0,8140 9,700

512
Schnittgr#ßenermittlung von Wandaussteifungen

Aw!y Iz # Aw!z Iyz Aw!z I y # Aw!y I yz


y!M ¼ z!M ¼ #
I y I z # I yz I yz I y I z # I yz I yz
9,70 " 0,4070 # 0 ð#0,8140Þ " 4,667 # 0
¼ ¼#
4,667 " 0,4070 # 0 4,667 " 0,4070 # 0
¼ 2,078 m ¼ 2,000 m (wie erwartet wegen Symmetrie)
Probe: Wähle zuvor bestimmten Schubmittelpunkt als Pol P : Dann muss
y!M ¼ z!M ¼ 0 sein.

Bild 2-13 Einheitsverwölbung mit Pol im Schubmittelpunkt

Tafel 2-7 Probe zur Schubmittelpunktsberechnung


Abschnitt wa we Aw!y ¼ 16 ½wa ð2y!a þ y!e Þ þ we ð2y!e þ y!a Þ. A Aw!z ¼ 16 ½wa ð2!
za þ z!e Þ þ we ð2!
ze þ z!a Þ. A
1 !1,843 1,152 !0,0531 0
2 1,152 !1,152 0 !0,6172
3 !1,152 1,843 0,0531 0,6170
P
0 (ok) 0 (ok)

2.3.3.3 Schubmittelpunkt des Gesamtsystems

Bild 2-14
Schubmittelpunkt des
Gesamtsystems

513
Aussteifung von Tragwerken

Mit bekannten Trägheitsmomenten I y , I z und I yz der Aussteifungselemente und Lage


Yi ; Zi ihrer Schubmittelpunkte ergibt sich der Schubmittelpunkt des Gesamtsystems zu
P P P P P P
ð I y;i " Yi # I yz;i " Zi Þ " I z;i # ð I yz;i " Yi # I z;i " Zi Þ " I yz;i
YM ¼ P P P
I y;i " I z;i # ð I yz;i Þ2
(2-5)
P P P P P P
ð I y;i " Yi # I yz;i " Zi Þ " I yz;i # ð I yz;i " Yi # I z;i " Zi Þ " I y;i
ZM ¼ P P P
I y;i " I z;i # ð I yz;i Þ2

2.3.4 Aufteilung der Horizontaleinwirkungen


Die Querkräfte in den Aussteifungswänden infolge der Einwirkungen FY;M ; FZ;M ;
MX;M im Schubmittelpunkt ergeben sich zu
b"A#c"C c"B#b"C c " DYi # b " DZi
Vy;i ¼ FY;M þ FZ;M þ MX;M
D D E
c"A#a"C a"B#c"C a " DYi # c " DZi
Vz;i ¼ FY;M þ FZ;M þ MX;M
D D E
mit
a ¼ Iy;i
P
A¼ I y;i
b ¼ I z;i
P
B¼ I z;i (2-6)
c ¼ I yz;i
P
C¼ I yz;i
P P P
D ¼ I y;i " I z;i # ð I yz;i Þ2 ¼ A " B # C 2
P P P
E ¼ DYi2 I y;i þ DZi2 I z;i # 2 DYi DZi I yz;i
Es bedeuten:
I y;i ; I z;i I yz;i Trägheitsmomente des aussteifenden Bauteils i um seine Schwereachse
Yi ; Z i Koordinaten des Schubmittelpunkts des aussteifenden Bauteils bezüglich
eines beliebig gewählten globalen Ursprungs O
Vy;i ; Vz;i Querkraft im aussteifenden Bauteil i
FY;M ; FZ;M ; MX;M auf den Schubmittelpunkt M bezogenen Einwirkungen
YM ; Z M Koordinaten des Schubmittelpunkts des Gesamtsystems
DYi ; DZi Abstand des Schubmittelpunkts des Gesamtsystems vom Schubmittel-
punkt des Bauteils i in Y - bzw. Z - Richtung
Unter Vernachlässigung von I yz oder falls die Hauptachsen aller Aussteifungsele-
mente mit den globalen Koordinatenrichtungen zusammenfallen, so dass I yz ¼ 0
gilt, vereinfachen sich Gleichungen (2-5) und (2-6) zu Gleichungen (2-3) bzw. (2-4).
Ein Beispiel zu einer komplexeren Anordnung von Aussteifungswänden befindet
sich im Beispielband.

Bild 2-15
Aufteilung der Einwirkungen im
Schubmittelpunkt auf die Ausstei-
fungselemente

5 14
Schnittgr#ßenermittlung von Wandaussteifungen

2.4 Unverschieblichkeit ausgesteifter Tragwerke


2.4.1 Allgemeines
Nach DIN EN 1992-1 können Tragwerke als unverschieblich betrachtet werden (d. h.
ein Nachweis nach theorie 2. Ordnung kann entfallen), wenn folgende Bedingun-
gen eingehalten werden:
F " l2 < nS
PV, Ed K1 "
Ecd " I c nS þ 1,6
Das Kriterium muss für jede der beiden Hauptachsen des Tragwerks eingehalten
werden. Zusätzlich muss bei Tragwerken, deren Aussteifungselemente nicht annä-
hernd symmetrisch angeordnet sind oder nicht vernachlässigbare Verdrehungen
zulassen, gelten
1 nS
0 1 < K1 "
vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2 nS þ 1,6
u
B1 u Ecd " I ! 1 u Gcd " I T C
@ " tP þ "u
tP A
L FV, Ed, j " rj2 2,28 FV, Ed, j " rj2
j j

Dabei ist: 9
L die Gesamthöhe des Gebäudes oberhalb der Einspannung;
nS die Anzahl der Geschosse;
FV, Ed die gesamte vertikale Last im Gebrauchszustand (auf aussteifende und ausgesteifte
Bauteile);
FV, Ed, j der Bemessungswert der Vertikallast der aussteifenden und ausgesteiften Bauteile j
mit gF ¼ 1,0;
Ecd der Bemessungswert des Elastizitätsmoduls von Beton;
Ic das Trägheitsmoment des ungerissenen Betonquerschnitts der aussteifenden Bau-
teile;
rj der Abstand der Stütze j vom Schubmittelpunkt des Gesamtsystems;
Ecd I w die Summe der Nennwölbsteifigkeiten aller gegen Verdrehung aussteifenden Bau-
teile (Bemessungswert);
Gcd I T die Summe der Torsionssteifigkeiten aller gegen Verdrehung aussteifenden Bauteile
(St. Venant’sche Torsionssteifigkeit, Bemessungswert);
K1 0,31 (empfohlender Wert).
P
GI T ¼ Gi " I T;i
i
E

2ð1 þ mÞ
G Schubmodul des Betons
m Querkontraktionszahl des Betons
IT St. Venant’sches Torsionsflächemoment (siehe Abschnitt Statik/Festigkeitslehre)

2.4.2 Beispiel
8 Geschossene à 3,00 m
Die gesamte vertikale Last beträgt
FV, Ed ¼ 10,0 kN=m2 " 24,00 m " 16,00 m " 8 ¼ 30 720 kN
Mit den Werten aus Tafel 2-3 für die Summe der Trägheitsmomente ergibt sich
y-Richtung
F " L2 30 720 kN " 242 m2
PV, Ed ¼ ¼ 0,0534
Ecd " Ic 26 700 " 103 kN=m2 " 12,40 m4

515
Aussteifung von Tragwerken

Bild 2-16
System zum Nachweis der Unver-
schieblichkeit
(vgl. Abschnitt 2.3.2.4)

nS 8
K1 " ¼ 0,31 " ¼ 0,258
nS þ 1,6 8 þ 1,6
0,0534 < 0,258 ! in Ordnung
z-Richtung
F " L2 30 720 kN " 242 m2
PV, Ed ¼ ¼ 0,0231
Ecd " Ic 26 700 " 103 kN=m2 " 28,73 m4
nS 8
K1 " ¼ 0,31 " ¼ 0,258
nS þ 1,6 8 þ 1,6
0,0231 < 0,258 ! in Ordnung
Die Aussteifungselemente sind annähernd symmetrisch angeordnet. Ein Nachweis
der Verdrehungssteifigkeit kann entfallen.

3 Berechnung von Aussteifungselementen


bei dynamischer Belastung (Lastfall Erdbeben)
3.1 Allgemeines
Bewegungsgleichung des Mehrmassenschwingers für Erdbebeneinwirkung
M u€ðtÞ þ C u_ ðtÞ þ KuðtÞ ¼ #Mr u€B ðtÞ
Entkoppelte Bewegungsgleichungen in Modalkoordinaten
q€j ðtÞ þ 2zj wj q_ ðtÞ þ w2j qðtÞ ¼ #G j u€B ðtÞ
jTj Mr
mit Gj ¼
jTj M jj
Modale Superposition
PN
uðtÞ ¼ FqðtÞ ¼ u j ðtÞ
j¼1

qðtÞ ¼ ½q1 ðtÞ . . . qN ðtÞ,T


Tragwerksantwort in Eigenform j
u j ðtÞ ¼ jj qj ðtÞ
Bild 3-1 Vierstöckiger Rahmen als Beispiel

516
Berechnung von Aussteifungselementen

Bezeichnungen
N = Anzahl der Eigenformen
u€B = Bodenbeschleunigung
u; u_ ; u€ = Vektor der Knotenverschiebungen, -geschwindigkeiten und
-beschleunigungen
uj = Antwort in Eigenform j
M = Massenmatrix
C = Dämpfungsmatrix
K = Steifigkeitsmatrix
F = Matrix der Eigenformen
jj = Vektor der Eigenform j
r = Einflussvektor (Verschiebung der Freiheitsgrade bei Einheitsboden-
verschiebung uB )
qj = Antwort in Modalkoordinaten (Eigenform j)
wj = Eigenkreisfrequenz j
Tj = Eigenschwingzeit j
zj = Dämpfungsmaß für Eigenform j
Gj = Anteilsfaktor für Eigenform j
Dj = Spektralverschiebung für Eigenform j
Aj = Dj " w2j = Spektralbeschleunigung für Eigenform j
rij = Korrelationskoeffizient für Eigenformen i und j 9
3.2 Modalanalyse
Eine Transformation auf Modalkoordinaten mit der Transformationsmatrix F ent-
koppelt die Bewegungsgleichungen, falls für die Dämpfungsmatrix ein Ansatz der
Form C ¼ a1 M þ a2 K gemacht wird. Es ergeben sich N skalare Gleichungen wie
oben dargestellt. Die Koeffizienten a1 und a2 werden dabei so bestimmt, dass zu
zwei Eigenkreisfrequenzen wi und wj Dämpfungsmaße zi und zj gewählt werden.

3.3 Zeitverlaufsverfahren
Beim Zeitverlaufsverfahren wird die Tragwerksantwort zu einem vorgegebenen Bo-
denbeschleunigungs-Zeit Verlauf als Funktion der Zeit bestimmt (Bild 3-2). Ein we-
sentlicher Nachteil des Verfahrens besteht darin, dass die Ergebnisse einem einzel-
nen ausgewählten Seismogramm (Bodenbeschleunigungs-Zeit Verlauf) zugeordnet
sind. Ein alternativer, gleichermaßen zutreffender Beschleunigungsverlauf führt üb-
licherweise zu stark abweichenden Ergebnissen. Um statistisch aussagekräftige Er-
gebnisse zu erhalten, müssen daher mehrere mögliche Erdbeben untersucht wer-
den, was einen erheblichen Berechnungsaufwand verursacht.

Bild 3-2 Bodenbeschleunigungs-Zeit Verlauf und entsprechende Antwort eines Einmassen-


schwingers

517
Aussteifung von Tragwerken

Bei einem linearen Modell, kann die Integration der Bewegungsgleichung ent-
weder direkt oder durch eine modale Analyse erfolgen. !blicherweise haben nur
einige wenige Eigenformen signifikanten Einfluss auf die Tragwerksantwort. Durch
Vernachlässigung höherer Eigenformen ohne merkliches Gewicht wird der Berech-
nungsaufwand bei modaler !berlagerung gegenüber einer direkten Integration der
Bewegungsgleichungen entscheidend reduziert. Bei nichtlinearem Tragverhalten
kommt nur die direkte Integration der Bewegungsgleichung in Frage, weil das Su-
perpositionsprinzip nicht gilt, auf dem eine Modalanalyse beruht.

3.4 Antwortspektrenverfahren
Beim Antwortspektrenverfahren werden die Maximalwerte der Tragwerksantwort
mit Hilfe eines Bemessungsantwortspektrums (Bild 3-3) getrennt für jede Modal-
form bestimmt und anschließend überlagert (vgl. Bild 3-4). Da die Wahrschein-
lichkeit gering ist, dass die Maximalwerte der Modalantwort zur gleichen Zeit auf-
treten, ist es im Allgemeinen zu konservativ, die Absolutwerte der maximalen
Modalantwort einfach zu addieren. Vielmehr kommen verschiedene modale Kom-
binationsregeln zum Einsatz, die ihren Ursprung in der Wahrscheinlichkeitstheorie
haben. Da das Antwortspektrenverfahren auf einer Modalanalyse und damit auf
dem Superpositionsprinzip beruht, ist es nur auf ein lineares Tragwerksmodell an-
wendbar.

Bild 3-3 Spektrale Beschleunigung und Verschiebung (Eurocode 8)

Bild 3-4 Prinzip der modalen Superposition

518
Berechnung von Aussteifungselementen

9
Bild 3-5 Eigenformen und zugehörige Kräfte und Verschiebungen eines vierstöckigen Rah-
mens

Rechenablauf:
— Bestimme Massenmatrix M und Steifigkeitsmatrix K
— Löse Eigenwertproblem (Determinante (K ! w2 M Þ ¼ 0), um Eigenfrequenzen wj
und zugehörige Eigenformen ji sowie modale Beteiligungsfaktoren G j zu be-
stimmen
— Bestimme Spektralbeschleunigungen Aj sowie Spektralverschiebungen Dj ¼
Aj =w2j für gewähltes modales Dämpfungsmaß zj
— Bestimme interessierende Antwortgröße R wie Basisschubkraft, Kippmoment,
relative Geschossverschiebungen etc. getrennt für jede Modalform
— !berlagere Ergebnisse zu jeder Eigenform entweder mit der SRSS-Regel (squa-
re-root-of-sum-of-squares)
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi P N
2 2
R ¼ R1 þ R2 þ ::: þ Rn ¼ 2 Rj2
j¼1

oder der CQC-Regel (complete quadratic combination)


sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi P N P N
2 2 2
R ¼ R1 þ R2 þ ::: þ Rn þ 2R1 R2 r12 þ 2R1 R3 r13 þ ::: ¼ Ri Rj rij
i¼1 j¼1

Einige Antwortgrößen:
ui;j ¼ ji;j " G j " Dj Verschiebung des Geschosses i in Eigenform j
Dui;j ¼ ðji;j ! ji!1;j Þ " G j " Dj relative Geschossverschiebung (zwischen Geschossen i
und i ! 1) in Eigenform j
F j ¼ K " u j ¼ jj " G j " D j Geschosskräfte in Eigenform j

5 19
Aussteifung von Tragwerken

4 Einige Hinweise für die elektronische Berechnung


mit Baustatikprogrammen
4.1 Allgemeines
Falls die Steifigkeit der Geschossplatten (in Scheibenrichtung) signifikant größer ist
als die Steifigkeit der Aussteifungselemente, ist es sinnvoll, die in der Geschoss-
ebene liegenden Knoten zu einer starren Einheit zusammenzufassen. Die Ge-
schossebene hat dann nur noch drei Freiheitsgrade, weil die Verschiebungen aller
auf der Scheibe liegenden Punkte eine Funktion der beiden Verschiebungen sowie
der Verdrehung um die vertikale Achse sind (Master-Slave Beziehung).

Bild 4-1 Drei Freiheitsgrade der Geschossplatte

Für das in Bild 4-1 gezeigte Beispiel ergibt sich


v1 ¼ v # z1 " j v2 ¼ v # z2 " j v3 ¼ v # z3 " j v4 ¼ v # z4 " j
w 1 ¼ w þ y1 " j w 2 ¼ w þ y2 " j w3 ¼ w þ y3 " j w 4 ¼ w þ y4 " j
oder
2 3
' ( v ' (
vi 1 0 #zi
¼ T i 4 w 5 mit T i ¼
wi 0 1 yi
j
T i = Transformationsmatrix für Knoten i

4.2 Ebenes Stabwerksmodell


Falls die Aussteifungselemente symmetrisch angeordnet sind, kann eine Berech-
nung getrennt für die beiden Hauptrichtungen erfolgen. Falls alle Aussteifungsele-
mente gleiches (affines) Verformungsverhalten aufweisen, führt eine elektronische
Berechnung als ebenes Stabwerk zu dem gleichen Ergebnis wie die in Kapitel 2 be-
schriebene Lastaufteilung. Ein ebenes Stabwerksmodell bietet sich insbesondere
dann an, wenn die Aussteifungselemente verschiedenes Verformungsverhalten
aufweisen (z. B. Rahmen und Wände), denn dann ist die einfache Lastaufteilung
nicht möglich.

4.3 Räumliches Stabwerksmodell


Falls die Aussteifungselemente unsymmetrisch angeordnet sind, ist das Tragwerk
als räumliches System zu betrachten, das Verschiebungen und Verdrehungen auf-
weist. Auch hier sind die Ergebnisse identisch mit der zuvor beschriebenen „Hand-
rechenmethode“, vorausgesetzt, die Aussteifungselemente weisen gleiches Verfor-
mungsverhalten auf.

520
Einige Hinweise f"r die elektronische Berechnung

Bild 4-2 Zwei Varianten zur Definition des lokalen Koordinatensystems für räumliche Stab-
werksberechnung: (a) Angabe eines dritten Knotens, (b) Angabe eines Winkels

Bei einem räumlichen Modell kommt der Definition des lokalen Koordinatensys-
tems, d. h. der Definition der Querschnittshauptachsen besondere Bedeutung zu.
Die Definition des lokalen Koordinatensystems erfolgt in den Softwareprodukten
üblicherweise entweder durch einen dritten Knoten k, der zusammen mit den bei-
den Knoten i und j, die die Orientierung der lokalen x-Achse definieren, die Aus-
richtung der lokalen x!y-Ebene angibt oder durch die Angabe eines Winkels, der
die Drehung der Hauptachsen um die Stabachse beschreibt (vgl. Bild 4-2). Falls
Schubmittelpunkt und Schwerpunkt nicht zusammenfallen, muss der Anwender
der Modellierung besondere Aufmerksamkeit schenken.

4.4 Schalenmodell
Bei einem Schalenmodell entfällt die Problematik des lokalen Koordinatensystems.
Die Modellerstellung und die Interpretation der Berechnungsergebnisse sind aller-

Bild 4-3 Aussteifungselemente als Stabmodell

521
Aussteifung von Tragwerken

Bild 4-4 Aussteifungselemente als Schalenmodell

Bild 4-5 Aussteifungselemente als Volumenmodell

dings aufwändiger als bei einem Stabwerksmodell, da die Schnittgrößen zunächst


als Spannungen und nicht als Kräfte und Momente ausgegeben werden. Nach De-
finition von Schnittebenen durch den Benutzer kann die Integration der Spannun-
gen zu den Spannungsresultierenden, den Schnittgrößen, erfolgen. Kenntnisse der
Finite-Elemente Methode sind zur zuverlässigen Bearbeitung von Schalenmodellen
unerlässlich. Bei bedeutenden Unregelmäßigkeiten im Querschnitt der Ausstei-
fungselemente, was eine Abschätzung der Steifigkeit erschwert, kann ein Schalen-
modell hilfreich sein. In vielen Situationen aber wird ein Schalenmodell gegenüber
einem Stabmodell nur geringe zusätzliche Information über das Tragverhalten lie-
fern.

4.5 Volumenmodell
Ein Tragwerksmodell mit Volumenelementen kommt wohl nur für besondere Pro-
blemstellungen (wie z. B. dicke Aussteifungselemente, Schadensanalysen, Explosi-
onseinwirkungen etc.) infrage (sofern das Softwarepaket überhaupt finite Volumen-
elemente enthält). Der Berechnungsaufwand und der Umfang von Ergebnisdaten
sind immens und im Ingenieuralltag kaum wirtschaftlich zu rechtfertigen.

522
Mauerwerk und Putz
Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Wolfram Jäger

Inhalt Seite
1 Maßordnung im Hochbau nach DIN 4172 (7.55) 525

2 Mauersteine und Mauermörtel nach DIN 105, 106, 4165, 18151 bis 525
18153

3 Mauerwerk, Berechnung und Ausführung nach DIN 1053-1 (11.96) 529


3.1 Baustoffe 530
3.2 Berechnung nach dem vereinfachten Verfahren 531
3.3 Berechnung nach dem genaueren Verfahren 538
3.4 Bauteile und Konstruktionsdetails 542
3.5 Mauerwerk nach Eignungsprüfung 549

4 Mauerwerk, Berechnung auf der Grundlage des semiprobabilisti-


schen Sicherheitskonzeptes nach DIN 1053-100 (9.07) 549
4.1 Sicherheitskonzept 549 10
4.2 Mauerwerksfestigkeiten 551
4.3 Berechnung und Nachweisführung nach dem vereinfachten Verfahren 551
4.4 Berechnung und Nachweisführung nach dem genaueren Verfahren 557
4.5 Kellerwände ohne Nachweis auf Erddruck 559

5 Bewehrtes Mauerwerk, Berechnung und Ausführung


nach DIN 1053-3 (2.90) 560
5.1 Baustoffe 560
5.2 Bemessung von bewehrtem Mauerwerk 561
5.3 Bewehrungsregeln 562
5.4 Verankerung der Bewehrung 563
5.5 Korrosionsschutz der Bewehrung 563
5.6 Ausführungsregeln 563
5.7 Bemessung von übermauerten Flachstürzen 563
5.8 Bewehrung von Mauerwerk zur konstruktiven Rissesicherung 566

6 Mauerwerk nach Eurocode EC 6 566

7 Putz, Baustoffe und Ausführung nach DIN 18550-1 bis -4 567

Weiterführende Literatur
[1] Fouad, N. A. (Hrsg.): Lehrbuch der Hochbaukonstruktionen, 4. Aufl., Stuttgart: Vieweg +
Teubner 2009
[2] Gunkler, E. u. a. (Hrsg.): Mauerwerk kompakt: für Studium und Praxis. Köln: Werner Ver-
lag 2008
[3] Schneider, K.-J. u. a.: Mauerwerksbau. Düsseldorf: Werner Verlag 1999

523

U. Vismann (Hrsg.), Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln, DOI 10.1007/978-3-8348-8613-2_10,


© Vieweg+Teubner Verlag |Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012
Mauerwerk und Putz
[4] Pfeifer, G. u. a.: Mauerwerk-Atlas. Basel: Birkhäuser 2001
[5] Schneider, K.-J. u. a. (Hrsg.): Mauerwerksbau aktuell. Praxishandbuch jährlich Berlin: Bau-
werk Verlag
[6] Jäger, W.: Kommentierte Technische Regeln für den Mauerwerksbau. Teil 1: DIN 1053-100
— Kommentare und Erläuterungen. In: Mauerwerk-Kalender 31 (2006), Hrsg. H.-J.
Irmschler, W. Jäger u. P. Schubert. Berlin: Ernst & Sohn. S. 363–410
[7] Jäger, W.: Mauerwerksbau. In: Wendehorst Beispiele aus der Baupraxis, Hrsg. O. Wetzell.
Wiesbaden: Vieweg + Teubner 2009
[8] Reeh, H. u. a.: DIN 1053-1 Mauerwerk: Teil 1: Berechnung und Ausführung. Düsseldorf:
Bau + Technik 1997
[9] Jäger, W. u. a.: Bemessung von Ziegelmauerwerk. Ziegelmauerwerk nach DIN 1053-1.
Bonn: Arbeitsgemeinschaft Mauerziegel 2002
[10] . . . Verschiedene Merkblätter zum Mauerwerksbau. Hrsgg. v. d. Deutschen Gesellschaft für
Mauerwerksbau, Berlin, abrufbar unter www.dgfm.de
[11] Bundesverband Kalksandsteinindustrie e. V., Hannover (Hrsg.): Kalksandstein. Planung,
Konstruktion, Ausführung. Düsseldorf: Bau + Technik 2008
[12] Homann, M.: Porenbeton Handbuch: Planen und Bauen mit System. Hrsg. Bundesver-
band der Porenbetonindustrie. Gütersloh: Bauverlag 2008
[13] Fehr, P.: Bau-Erfolg: KLB Mauersysteme (Klimaleichtblock) Konstruktiver Mauerwerksbau.
Andernach: KLB Klimaleichtblock 2002
[14] Schubert, P.: Schadensfreies Konstruieren mit Mauerwerk. In: Mauerwerk-Kalender, Hrsg.
H.-J. Irmschler u. P. Schubert. Teil 1: Formänderungen von Mauerwerk — Nachweisver-
fahren, Untersuchungsergebnisse, Rechenwerte. 27 (2002), S. 313–331. Teil 2: Zweischali-
ge Außenwände. S. 259–274
[15] Pfefferkorn, W.: Dachdecken und Mauerwerk. Köln: Verlagsges. R. Müller 1980
[16] Mann, W.; Zahn, J.: Bewehrung von Mauerwerk zur Rissesicherung und Lastabtragung.
In: Mauerwerk-Kalender 15 (1990), Hrsg. P. Funk. Berlin: Ernst & Sohn, S. 467–482
[17] Mann, W.; Zahn, J.: Bewehrtes Mauerwerk — ein Leitfaden für die Praxis. Zwevegem:
Bekaert 1996
[18] Caballero González, A. u. a.: Bewehrtes Mauerwerk. In: Mauerwerk-Kalender 25 (2000),
Hrsg. H.-J. Irmschler u. P. Schubert. Berlin: Ernst & Sohn. S. 319–332
[19] Schmidt, U. u. a.: Bemessung von Flachstürzen. In: Mauerwerk-Kalender 29 (2004), Hrsg.
H.-J. Irmschler, W. Jäger u. P. Schubert. Berlin: Ernst & Sohn. S. 275–309
[20] Richtlinie für die Bemessung und Ausführung von Flachstürzen. Fassung 1977 (berichtigt
Juli 1979), hrsgg. v. Deutschen Ausschuss für Stahlbeton im DIN, Berlin, 1977
[21] Richtlinie für die Bemessung und Ausführung von Flachstürzen. Fassung E 2005-05. Ber-
lin: DGfM 2005
[22] Reeh, H.; Schlundt, A.: Kommentierte Technische Regeln für den Mauerwerksbau. Richt-
linie für die Herstellung, Bemessung und Ausführung von Flachstürzen. In: Mauerwerk-
Kalender 31 (2006), Hrsg. wie [6], Berlin: Ernst & Sohn. S. 433–441
[23] Riechers, H.-J.: Mauermörtel. In: Mauerwerk-Kalender 30 (2005), Hrsg. wie [6], Berlin:
Ernst & Sohn. S. 149–177
[24] Riechers, H.-J.; Hildebrand, M.: Außenputz auf Mauerwerk. In: Mauerwerk-Kalender 31
(2006), Hrsg. wie [6], Berlin: Ernst & Sohn. S. 267–300
[25] Mauerwerk. Zeitschrift, zweimonatlich. Berlin: Ernst & Sohn
[26] Schubert, P.: CE-gekennzeichnete Mauerwerkbaustoffe — Putz-Planung, Gestaltung, Aus-
führung. Mauerwerk 9 (2005) 5, S. 218–222
[27] Leitlinien für das Verputzen von Mauerwerk und Beton — Grundlagen für die Planung,
Gestaltung und Ausführung; Industrieverband Werkmörtel e. V. u. a. Duisburg 2006
[28] Vismann, U.: Wendehorst Beispiele aus der Baupraxis, 4. Auflage, Vieweg + Teubner Ver-
lag, Stuttgart/Leipzig/Wiesbaden 2011.

524
Mauersteine und Mauerm#rtel

1 Maßordnung im Hochbau nach DIN 4172 (7.55)


Tafel 1-1 Baunormzahlen Baunormzahlen sind die Zahlen für
Baurichtmaße und die daraus abgelei-
Reihen vorzugsweise für
teten Einzel-, Rohbau- und Ausbauma-
Einzel- ße. Sie sind anzuwenden, wenn nicht
den Rohbau den Ausbau
maße besondere Gründe dies verbieten.
a b c d e f g h i Baurichtmaße (s. Tafel 1-1) sind die
25 25 25 25 5 theoretischen Grundlagen für die
25 ¼ 5 2+5 4+5 5+5 Baumaße der Praxis. Sie sind nötig,
2 3 4 10 2
um alle Bauteile planmäßig zu ver-
2,5 binden.
1 5 5 Nennmaße sind Maße, die die Bau-
6 =4 7,5 ten haben sollen. Sie sind bei Bauar-
81=3 10 10 10 ten ohne Fugen gleich den Bauricht-
121=2 121=2 12,5 maßen. Bei Bauarten mit Fugen
15 15 ergeben sie sich aus den Baurichtma-
162=3 17,5
183=4 20 ßen durch Abzug oder Zuschlag des
20 20 20 Fugenanteils.
22,5
Fugen und Verband. Bauteile (Mauer-
25 25 25 25 25 25 25
steine, Bauplatten usw.) sind so zu
27,5 bemessen, dass ihre Baurichtmaße
1 30 30 30 im Verband Baunormzahlen sind.
31 =4 32,5 Verbandsregeln, Verarbeitungsfugen
331=3 35 35 und Toleranzen sind dabei zu beach-
371=2 371=2
412=3
37,5
40 40 40 40
ten.
10
3 42,5 Tafel 1-3 Beispiele von Steinmaßen
43 =4 45 45 in cm
47,5
Bauricht- Fuge Nenn-
50 50 50 50 50 50 50 50
maß maß
Steinlänge 25 1 24
Tafel 1-2 Kleinmaße nach DIN 323 Bl. 1 (8.74)
Steinbreite 25/2 1 11,5
in cm 2,5 2 1,6 1,25 1
Steinhöhe 25/3 1,23 7,1
in mm 8 6,3 5 4 3,2 2,5 2 1,6 1,25 1 25/4 1,05 5,2
z. B. Betonbau Wanddicke: Richtmaß ¼ 25 cm, Nennmaß ¼ 25 cm
Raumbreite: Richtmaß ¼ 400 cm, Nennmaß ¼ 400 cm
Mauerwerk Wanddicke: Richtmaß ¼ 25 cm, Nennmaß ¼ 24 cm
Raumbreite: Richtmaß ¼ 400 cm, Nennmaß ¼ 401 cm

2 Mauersteine und Mauermörtel


Nach der Materialart werden bei Mauersteinen unterschieden:
EN1 ) AN2 ) RN3 )
Mauerziegel DIN EN 771-1 (5.05) DIN V 20000-401 (6.05) DIN V 105-100 (10.05)
Kalksandsteine DIN EN 771-2 (5.05) DIN V 20000-402 (6.05) DIN V 106 (10.05)
Porenbetonsteine DIN EN 771-4 (5.05) DIN V 20000-404 (6.05) DIN V 4165-100 (10.05)
Leichtbetonsteine DIN EN 771-3 (5.05) DIN V 20000-403 (6.05) DIN V 18 151-100 (10.05),
DIN V 18 152-100 (10.05)
Normalbetonsteine DIN EN 771-3 (5.05) DIN V 20000-403 (6.05) DIN V 18 153-100 (10.05)
1
) Europäische Norm (als DIN mit Zusatz EN, vgl. [26])
2
) Anwendungsnorm gibt an, unter welchen Bedingungen die CE-gekennzeichneten Produkte
in Deutschland angewendet werden können.
3
) Restnorm enthält zusätzliche Eigenschaften, Festlegungen sowie Klassifizierungen von Ei-
genschaftswerten; ergänzt die europäische Norm so, dass bisherige uneingeschränkte Nut-
zung der Mauerwerksbaustoffe möglich ist.
Nach der Steinart werden unterschieden:
M a u e r s t e i n e mit Höhen <123 mm
Vollsteine, Lochanteil einschl. Grifflöcher <15%
Lochsteine, Lochanteil einschl. Grifflöcher >15%

525
Mauerwerk und Putz

M a u e r b l ö ck e mit Höhen >123, vorwiegend mit 238 mm


Vollblöcke, Lochanteil einschl. Grifflöcher <15 %
Vollblöcke mit Schlitzen, Schlitzanteil einschl. Grifflöcher <10 %
Hohlblöcke mit Kammern
P l a n s t e i n e für Dünnbettvermauerung (erhöhte Anforderungen hinsichtlich der
Grenzabmaße)
Steinmaße
Für Steine mit vermörtelten Stoßfugen können die Maße der Tafel 2-1 miteinander
kombiniert werden.
1
Tafel 2-1 Steinmaße in mm mit vermörtel- ) für einige Steinsorten auch abweichende
ter Stoßfuge1) Maße, u. a. größere Längen
2
) Steine mit Knirschvermauerung sind 5 mm
Länge2)3) Breite Höhe3) länger und haben an den Stirnseiten Mörtel-
taschen
240 115 52 Steine mit Nut- und Federsystem (Verzah-
300 175 71 nung an den Stirnseiten) sind 7 bis 9 mm län-
365 240 113 ger. Die Stoßfugen bleiben unvermörtelt.
490 300 175 3
) Plansteine für Dünnbettvermauerung sind
365 238 je 9 mm länger und höher

Bild 2-1 Mauermaße (s. auch Tafel 1-3)

526
Mauersteine und Mauerm#rtel
Tafel 2-2 Format-Kurzzeichen (Beispiele)
Format- Maße in mm
Kurzzeichen l b h
1 DF 240 115 52
(Dünnformat)
NF 240 115 71
(Normalformat)
2 DF 240 115 113
3 DF 240 175 113
4 DF 240 240 113
5 DF 240 300 113
6 DF 240 365 113
8 DF 240 240 238
10 DF 240 300 238
12 DF 240 365 238
15 DF 365 300 238
18 DF 365 365 238
16 DF 490 240 238
20 DF 490 300 238
10
Steinformate werden als Vielfache des Dünnformats angegeben. Beispiele praxis-
üblicher Formate enthält Tafel 2-2. Die Steinbreite entspricht immer der Wanddicke.
Wo Längen und Breiten austauschbar sind, ist dem Kurzzeichen die Steinbreite hin-
zuzufügen.
Z. B.: 10 DF (240) entspricht Steinformat 300 + 240 + 238

Tafel 2-3 Planungsmaße für Mauerwerk

Kopf- Längenmaße1) in m Schichten Höhenmaße in m bei Steindicken in mm


zahl A " V 52 71 113 155 175 238
1 0,115 0,135 0,125 1 0,0625 0,0833 0,125 0,1666 0,1875 0,250
2 0,240 0,260 0,250 2 0,1250 0,1667 0,250 0,3334 0,3750 0,500
3 0,365 0,385 0,375 3 0,1875 0,2500 0,375 0,5000 0,5625 0,750
4 0,490 0,510 0,500 4 0,2500 0,3333 0,500 0,6666 0,7500 1,000
5 0,615 0,635 0,625 5 0,3125 0,4167 0,625 0,8334 0,9375 1,250
6 0,740 0,760 0,750 6 0,3750 0,5000 0,750 1,0000 1,1250 1,500
7 0,865 0,885 0,875 7 0,4375 0,5833 0,875 1,1666 1,3125 1,750
8 0,990 1,010 1,000 8 0,5000 0,6667 1,000 1,3334 1,5000 2,000
9 1,115 1,135 1,125 9 0,5625 0,7500 1,125 1,5000 1,6875 2,250
10 1,240 1,260 1,250 10 0,6240 0,8333 1,250 1,6666 1,8750 2,500
11 1,365 1,385 1,375 11 0,6875 0,9175 1,375 1,8334 2,0625 2,750
12 1,490 1,510 1,500 12 0,7500 1,0000 1,500 2,0000 2,2500 3,000
13 1,615 1,635 1,625 13 0,8125 1,0833 1,625 2,1666 2,4375 3,250
14 1,740 1,760 1,750 14 0,8750 1,1667 1,750 2,3334 2,6250 3,500
15 1,865 1,885 1,875 15 0,9375 1,2500 1,875 2,5000 2,8125 3,750
16 1,990 2,010 2,000 16 1,0000 1,3333 2,000 2,6666 3,0000 4,000
17 2,115 2,135 2,125 17 1,0625 1,4167 2,125 2,8334 3,1875 4,250
18 2,240 2,260 2,250 18 1,1250 1,5000 2,250 3,0000 3,3750 4,500
19 2,365 2,385 2,375 19 1,1875 1,5833 2,375 3,1666 3,5625 4,750
20 2,490 2,510 2,500 20 1,2500 1,6667 2,500 3,3334 3,7500 5,000
1
) A ¼ Außenmaße, " ¼ "ffnungsmaße, V ¼ Vorsprungmaße

527
Mauerwerk und Putz
Tafel 2-4 Rohdichten und Festigkeiten handelsüblicher genormter Mauersteine1)
Steinart Rohdichte- Festigkeitsklasse in N/mm2
klasse
in kg/dm3 2 4 6 8 12 20 28 36 48 60
0,6 +
Mauerziegel DIN EN 771-12 ) 0,7 + +
Mz Vollziegel 0,8 + + + +
HLz Hochlochziegel 0,9 + + +
VMz Vormauer-Vollziegel 1,0 + + + +
VHLz Vormauer-Hochlochziegel 1,2 + +
KMz Vollklinker 1,4 + + +
KHLz Hochlochklinker 1,6 + + + +
HLzW Leichthochlochziegel3) 1,8 + + + + + +
2,0 + + + + +
2,2 + +
0,7 + +
0,8 + +
Kalksandsteine DIN EN 771-22 ) 0,9 + +
KS Vollsteine, Vollblöcke 1,2 + + +
KSL Lochsteine, Hohlblöcke 1,4 + +
KS Vm Vormauersteine 1,6 + + +
KS Vb Verblender 1,8 + + + +
2,0 + + + +
0,4 + +
Porenbetonsteine DIN EN 771-42 ) 0,5 + +
PB Blocksteine 0,6 + +
PP Plansteine 0,7 + +
0,8 + +
0,5 +
0,6 +
0,7 + +
Leichtbeton-Hohlblöcke DIN EN 771-32 )
0,8 + + +
1 K Hbl bis 6 K Hbl
0,9 + + + +
nK ¼ Anzahl der Kammern
1,0 + + + +
1,2 + + +
1,4 + + +
0,6 +
0,7 + +
0,8 + + +
0,9 + + + +
Leichtbeton-Vollsteine DIN EN 771-32 ) 1,0 + + + +
V Vollsteine 1,2 + + + +
1,4 + + +
1,6 + + +
1,8 + + +
2,0 + + +
0,5 +
Leichtbeton-Vollblöcke DIN EN 771-32 ) 0,6 +
Vbl Vollblöcke 0,7 + +
Vbl S Vollblöcke, geschlitzt 0,8 + +
Vbl S-W Vollblöcke, geschlitzt 4) 0,9 + +
1,0 + + +
1,2 +
1,4 + +
1,6 + + +
Steine aus Normalbeton DIN EN 771-32 ) 1,8 + + +
Hbn Hohlblocksteine 2,0 + + +
2,2 + + +
2,4 + + +
Fußnoten und Anmerkungen s. nächste Seite

528
Mauerwerk, Berechnung und Ausf"hrung
Fußnoten zu Tafel 2-4
1
) genormte Steine oder Steine mit bauaufsichtlicher Zulassung
2
) es gelten weiter die zugehörigen AN bzw. RN (s. Abschn. 2)
3
) z. T. feinere Untergliederung in AN bzw. RN
4
) mit zusätzlichen Anforderungen an die Wärmedämmung
Die Zuordnung der einzelnen Steinarten sowie der Eigenlast von Mauerwerk zur
Steinrohdichte sind Registerabschnitt 7, zu entnehmen.
Tafel 2-5 Baustoffbedarf (Steine und Mörtel) für Maurerarbeiten unter Verwendung von Nor-
malmörtel
Steinformat Maße in cm Anzahl Wand- je m2 Wand je m3
der dicke Mauerwerk
Schicht.
je 1 m Steine Mörtel Steine Mörtel
Länge Breite Höhe Höhe in cm Stück Liter Stück Liter

DF 24 + 11,5 + 5,2 16 11,5 66 29 573 242


24 132 68 550 284
36,5 198 109 541 300
zu 10 % Mörtel wenigerÞ

NF 24 + 11,5 + 7,1 12 11,5 50 26 428 225


24 99 64 412 265
ðfür Vollsteine bis

36,5 148 101 406 276


Lochsteine

2 DF 24 + 11,5 + 11,3 8 11,5 33 19 286 163


24
36,5
66
99
49
80
275
271
204
220
10
3 DF 24 + 17,5 + 11,3 8 17,5 33 28 188 160
24 45 42 185 175

4 DF 24 + 24 + 11,3 8 24 33 39 137 164

8 DF 24 + 24 + 23,8 4 24 16 20 69 99

49,5 + 17,5 + 23,8 4 17,5 8 16 46 84


49,5 + 24 + 23,8 4 24 8 22 33 86
Block- und 49,5 + 30 + 23,8 4 30 8 26 27 88
Hohlblocksteine 37 + 24 + 23,8 4 24 12 26 50 110
37 + 30 + 23,8 4 30 12 32 42 105
24,5 + 36,5 + 23,8 4 36,5 16 36 45 100

Mauermörtel nach DIN EN 998-2 (9.03), DIN V 20000-412 (9.03), DIN V 18580 (3.04)

3 Mauerwerk, Berechnung und Ausführung


nach DIN 1053-1 (11.96)
Mauerwerk kann nach dem vereinfachten Verfahren nach Abschn. 3.2 auf der Basis
zulässiger Spannungen oder nach dem genaueren Verfahren nach Abschn. 3.3 un-
ter Ansatz von Festigkeiten (in Anlehnung an DIN 1053-1, Abschn. 6 bzw. 7) berech-
net werden. Die Berechnung nach dem Teilsicherheitskonzept ist in Abschn. 4 dar-
gestellt (DIN 1053-100).
Beim vereinfachten Verfahren wird die Druckfestigkeit des Mauerwerks durch die
Grundwerte s 0 der zulässigen Druckspannungen charakterisiert. Sie sind in den Ta-
feln 3-8a und 3-8b in Abhängigkeit von der Steinfestigkeit, der Mörtelart und Mör-
telgruppe festgelegt. Der Spannungsnachweis erfolgt für den Gebrauchszustand.
Beim genaueren Verfahren ist nachzuweisen, dass die g-fachen Lasten im Bruchzu-
stand aufnehmbar sind.

529
Mauerwerk und Putz

3.1 Baustoffe
3.1.1 Mauermörtel nach DIN 1053-1 (11.96)
Normalmörtel sind Baustellenmörtel oder Werkmörtel mit Trockenrohdichten
> 1,5 kg=dm3 und Zusammensetzungen nach Tafel 3-1.
Tafel 3-1 Mischungsverhältnisse für Normalmörtel in Raumteilen
Mörtelgruppe I II IIa III IIIa2)
Kalkteig 1 1,5
Luft- und Wasserkalk
Kalkhydrat 1 2 1
Hydraulischer Kalk 1 2
Hochhydraulischer Kalk, PM-Binder 1 1 2
Zement 1 1 1 1 1 1 1
Natursand1) 4 3 3 4,5 8 8 8 3 6 8 4 4
1
) Die Werte des Sandanteils beziehen sich auf den lagerfeuchten Zustand.
2
) Die gegenüber der Gruppe III größere Festigkeit (s. Tafel 3-2) soll nicht durch mehr Binde-
mittel, sondern durch Auswahl geeigneter Sande erreicht werden.
E i n s c h r ä n k u n g e n f ü r d e n E i n s a t z d e r M ö r t e l g r u p p e n :
MG I ist nicht zulässig für
— Gewölbe, Kellermauerwerk (mit Ausnahme bei der Instandsetzung von altem
Mauerwerk) und Außenschalen zweischaliger Außenwände
— mehr als zwei Vollgeschosse
— Wanddicken < 240 mm (bei zweischaligen Außenwänden Innenschale maßgebend)
— Mauerwerk EM (Mauerwerk nach Eignungsprüfung)
MG II und IIa keine Einschränkung
MG III und IIIa nicht zulässig für das Vermauern von Außenschalen (Ausnahme be-
wehrte Bereiche und nachträgliches Verfugen) zweischaliger Außenwände.
Tafel 3-2 Anforderungen an Normalmörtel E i g n u n g s p r ü f u n g e n für Normal-
im Alter von 28 Tagen
mörtel sind erforderlich:
Mörtel- Güte- Eignungsprüfung
gruppe prüfung — für Werkmörtel aller Gruppen
MG min bD min bD min bHS 1) — für Baustellenmörtel MG IIIa
in N/mm2 in N/mm2 in N/mm2 — für Baustellenmörtel MG II, IIa und
I — — — III, die von Tafel 3-1 abweichen
II 2,5 3,5 0,10 — wenn Zusatzstoffe oder Zusatzmittel
verwendet werden
IIa 5 7 0,20 — wenn Brauchbarkeit des Zuschlags
III 10 14 0,25 nachzuweisen ist
IIIa 20 25 0,30 — bei Bauwerken mit mehr als 6 Voll-
1 geschossen
) Haftscherfestigkeit

Dabei sind die Anforderungen der Tafel 3-2 zu erfüllen.


Leichtmörtel sind Werk-Trocken- oder Werk-Frischmörtel mit einer Trockenroh-
dichte < 1,5 kg=dm3 , die stets einer Eignungsprüfung bedürfen. Einteilung in die
Gruppen LM 21 und LM 36. Anforderungen nach Tafel 3-3 (Auszug aus Tabelle A3
der Norm, dort zusätzlich Anforderungen an Längsdehnungsmodul und Wärmeleit-
fähigkeit).
Leichtmörtel sind nicht zulässig für Gewölbe und der Witterung ausgesetztes Sichtmauer-
werk.

530
Mauerwerk, Berechnung und Ausf"hrung
Tafel 3-3 Anforderungen an Leichtmörtel im Alter von 28 Tagen
Eignungsprüfung Güteprüfung
LM 21 LM 36 LM 21 LM 36
Druckfestigkeit in N/mm2 >7 >7 >5 >5

Querdehnungsmodul Eg in N/mm2 > 7,5 " 103 > 15 " 103 1


) 1
)
2 > 0,20 > 0,20
Haftscherfestigkeit in N/mm — —
Trockenrohdichte in kg/dm3 < 0,7 < 1,0 2
) 2
)
1
) Trockenrohdichte als Ersatzprüfung
2
) Abweichung von der Eignungsprüfung < / 10 %

Dünnbettmörtel sind Werk-Trockenmörtel mit Größtkorn 1 mm. Sie werden der


Mörtelgruppe II zugeordnet und bedürfen stets einer Eignungsprüfung. Anforde-
rungen auszugsweise nach Tafel 3-4.
Dünnbettmörtel dürfen nur für Plansteine verwendet werden. Nicht zulässig für Gewölbe.
Tafel 3-4 Anforderungen an Dünnbettmörtel im Alter von 28 Tagen
Eignungsprüfung Güteprüfung
2 > 14 > 10
Druckfestigkeit in N/mm
Druckfestigkeit bei Feuchtlagerung in N/mm2 70% vom Istwert der ersten Zeile
Verarbeitbarkeitszeit in h >4 —
Korrigierbarkeitszeit in min >7 — 10
3.1.2 Mauersteine
Es dürfen nur genormte Steine oder solche mit bauaufsichtlicher Zulassung verwen-
det werden. Bei letzteren Auflagen für die Anwendung im Zulassungsbescheid beach-
ten! (s. Abschn. 2, Zulassungen über Hersteller oder DIBt (www.dibt.de) erhältlich).

3.2 Berechnung nach dem vereinfachten Verfahren


3.2.1 Voraussetzungen für die Anwendung des vereinfachten Verfahrens
Der Standsicherheitsnachweis nach dem vereinfachten Verfahren ist zulässig für
— Gebäudehöhe über Gelände < 20 m (bei geneigten Dächern Mittel aus First-
und Traufhöhe)
— Deckenstützweite l < 6,0 m (für zweiachsig gespannte Decken ist l die kürzere
Stützweite), l > 6,0 m möglich mit Zentrierleisten
— Bedingungen nach Tafel 3-5
— Keine größeren horizontalen Lasten oder Exzentrizitäten außer Wind und Erddruck
Tafel 3-5 Weitere Voraussetzungen für die Anwendung des vereinfachten Verfahrens
Innenwände einschalige Tragschale zweischaliger Außenwände
Außenwände und zweischaliger Haustrennwände
Wanddicke d in mm > 115 > 1751) > 1152) 1 175
> 240 > 240 > 240
< 240 < 240 < 1752) < 240

lichte Wandhöhe in m < 2,75 — < 2,75 < 12 " d < 2,75 < 12 " d
2 <5 3
<3 ) <5
Verkehrslast in kN/m
1
) Bei eingeschossigen Garagen und vergleichbaren Bauwerken, die nicht zum dauernden
Aufenthalt von Menschen vorgesehen sind, auch d > 115 mm zulässig.
2
) Geschossanzahl maximal zwei Vollgeschosse zuzüglich ausgebautes Dachgeschoss; ausstei-
fende Querwände im Abstand < 4,50 m bzw. Randabstand von einer "ffnung < 2,0 m.
3
) Einschließlich Zuschlag für nichttragende innere Trennwände.

531
Mauerwerk und Putz

3.2.2 Auflagerkräfte

Für die Auflagerkräfte von Decken und Balken ist stets die Durchlaufwirkung bei
der ersten Innenstütze zu berücksichtigen. Bei anderen Innenstützen dann, wenn
das Verhältnis der angrenzenden Stützweiten < 0,7 ist. Tragende Wände parallel
zur Spannrichtung einachsig gespannter Decken sind mit einem Deckenstreifen
angemessener Breite zu belasten. Auflagerkräfte aus zweiachsig gespannten
Decken nach den Regeln des Stahlbetonbaus (s. Kapitel Statik und Festigkeits-
lehre).

3.2.3 Knotenmomente

Sie bleiben in Wänden, die als Innenauflager von durchlaufenden Decken dienen,
unberücksichtigt. Für Wände, die als einseitiges Endauflager von Decken dienen,
werden sie ohne Nachweis durch den Faktor k3 nach Abschn. 3.2.9.1 berücksich-
tigt.

3.2.4 Wind

Windlast rechtwinklig zur Wandebene darf bei Decken mit Scheibenwirkung oder
bei statisch nachgewiesenen Ringbalken im Abstand der zulässigen Geschosshö-
hen (Tafel 3-5) vernachlässigt werden.

3.2.5 Räumliche Steifigkeit

Auf einen rechnerischen Nachweis darf verzichtet werden, wenn die Geschossde-
cken Scheiben sind oder wenn statisch nachgewiesene Ringbalken (s.
Abschn. 3.4.6) vorliegen und wenn in Längs- und Querrichtung offensichtlich aus-
reichend aussteifende Wände vorhanden sind, die ohne Versprünge bis auf die
Fundamente geführt sind.
Bestehen Zweifel über die vertikale und horizontale Gebäudeaussteifung, so ist ein
rechnerischer Nachweis erforderlich. Dabei sind Lotabweichungen des Systems
durch Ansatz horizontaler Kräfte zu berücksichtigen, die sich durch rechnerische
Schrägstellung des Gebäudes um den Winkel
1 j Winkel im Bogenmaß
j¼) pffiffiffiffiffiffi ð1Þ hG Gebäudehöhe in m
100 " hg
ergeben.

lotrechtes aussteifendes Bauteil


j
j j

auszusteifende
Stütze oder Wand

Bild 3-1 Schrägstellung j aller auszusteifenden


und aussteifenden lotrechten Bauteile

532
Mauerwerk, Berechnung und Ausf"hrung

Bei großer Nachgiebigkeit der aussteifenden Bauteile müssen die Formänderungen


bei der Schnittgrößenermittlung berücksichtigt werden.
Der Nachweis darf entfallen, wenn die folgende Gleichung erfüllt wird:
hG Gebäudehöhe über OK Fundament in m
rffiffiffiffiffiffiffi N Summe aller lotrechten Lasten des
N < Gebäudes
hG 0,6 für n > 4 ð2Þ EI Summe der Biegesteifigkeit aller lotrechten
EI
aussteifenden Bauteile im Zustand I nach
< 0,2 þ 0,1n für 1 < n < 4 der Elastizitätstheorie in der betrachteten
Richtung
n Anzahl der Geschosse

3.2.6 Formänderungen und Zwängungen


Tafel 3-6 Verformungskennwerte für Kriechen, Schwinden, Temperaturänderung sowie Elasti-
zitätsmoduln
Endwert der
Feuchtedehnung
Wärmedehnungs-
(Schwinden, Endkriechzahl Elastizitätsmodul
koeffizient
chemisches
Mauer- Quellen)1)
steinart
ef1 1) j1 2) aT E3)
10
Rechen- Werte- Rechen- Werte- Rechen- Werte- Rechen- Werte-
wert bereich wert bereich wert bereich wert bereich

in mm/m in 10!6/K in MN/m2

1 2 3 4 5 6 7 8 9

þ0,3 0,5
5 3000 bis
Mauerziegel 0 bis 1,0 bis 1,5 6 3500 " s 0
bis 7 4000 " s 0
!0,2

!0,1
Kalksand- 1,0 7 2500 bis
!0,2 bis 1,5 8 3000 " s 0
steine4) bis 2,0 bis 9 4000 " s 0
!0,3

!0,2
Leichtbeton- 1,5 8 4000 bis
!0,4 bis 2,0 105) 5000 " s 0
steine bis 2,5 bis 12 5500 " s 0
!0,5

!0,1
8 6500 bis
Betonsteine !0,2 bis 1,0 — 10 7500 " s 0
bis 12 8500 " s 0
!0,3

þ0,1
Porenbeton- 1,0 7 2000 bis
!0,2 bis 1,5 8 2500 " s 0
steine bis 2,5 bis 9 3000 " s 0
!0,3

1
) Verkürzung (Schwinden): Vorzeichen minus; Verlängerung (chemisches Quellen): Vorzeichen
plus.
2
) j1 ¼ ek1 =eel ; ek1 ¼ Endkriechdehnung, eel ¼ s=E.
3
) E ¼ Sekantenmodul aus Gesamtdehnung bei etwa 1/3 der Mauerwerkdruckfestigkeit;
Grundwert s 0 nach Tafeln 3-8a u. 3-8b.
4
) Gilt auch für Hüttensteine.
5
) Für Blähton gilt aT ¼ 8 " 10!6 =K

533
Mauerwerk und Putz

Verformungskennwerte für Mauerwerk mit Normalmörtel s. Tafel 3-6. Sie dürfen


auch für Mauerwerk mit Dünnbett- und Leichtmörtel angewendet werden. Zur Be-
rechnung der Knotenmomente nach Abschn. 3.3.1 darf vereinfachend EM ¼ 3000s0
angenommen werden.
Der Wertebereich gibt den üblichen Streubereich an. Er kann in Ausnahmefällen größer sein.
Sofern in den Steinnormen der Nachweis anderer Streubereiche gefordert wird, gelten diese
als Wertebereiche.
Durch konstruktive Maßnahmen (Wärmedämmung, Baustoffauswahl, Fugen u. a.)
ist sicherzustellen, dass Zwängungen die Standsicherheit und Gebrauchsfähigkeit
nicht unzulässig beeinträchtigen. So ist z. B. bei weitgespannten Dachdecken ohne
Auflast Rissschäden an Deckenkanten durch Fugen, Zentrierleisten, Kantennut,
Ausbildung der Außenhaut o. #. entgegenzuwirken.

3.2.7 Aussteifung der Wände, #ffnungen in Wänden


und mittragende Breiten
Zur Aussteifung von tragenden Wänden dienen horizontal gehaltene Deckenschei-
ben, aussteifende Querwände oder andere ausreichend steife Bauteile. Mindestma-
ße der aussteifenden Wände nach Bild 3-1. Unabhängig davon ist das Bauwerk als
Ganzes auszusteifen.
Bei großen "ffnungen (Höhe > 0,25 " Geschosshöhe, Breite > 0,25 " Wandbreite,
Fläche > 0,10 " Wandfläche) sind benachbarte Wandteile als 3- oder 2seitig gehalten
anzusehen.
Als zusammengesetzte Querschnitte gelten nur Querschnitte aus Steinen gleicher
Art, Höhe und Festigkeit, die gleichzeitig im Verband mit gleichem Mörtel gemauert
sind, ohne Brüstungs- und Sturzmauerwerk. Mitwirkende Breite nach Elastizitäts-
theorie, vereinfacht beidseits je 1/4 der über dem untersuchten Schnitt liegenden
Höhe des zusammengesetzten Querschnitts.

Bild 3-1 Aussteifung der Wände, Mindestmaße der Aussteifungen


1
) > 15 h1 , wenn in aussteifender Wand Türöffnung mit lichter Höhe h1.
2
) Wenn Wandabstand größer, ist Wand einseitig ausgesteift. Dann Halterung nur unver-
schieblich bei zug- und druckfester Verbindung.

3.2.8 Knicklängen
b Abminderungsfaktor der Knicklänge
hK ¼ b " hs ð3-1Þ hs lichte Geschosshöhe
a) Zweiseitig gehaltene Wände
Allgemein b ¼ 1,0.
Für flächig aufgelagerte Massivdecken, auch für Stahlbetonbalken- und -rippendecken mit Zwi-
schenbauteilen und Auflagerung durch Randbalken, kann gesetzt werden:
b ¼ 0,75 für d < 175 mm b < 1,0 jedoch nur zulässig, wenn Horizontallast senkrecht
b ¼ 0,90 für 175 < d < 250 mm zur Wandfläche < Windlast und Mindestauflagertiefe a auf
b ¼ 1,00 für d > 250 mm Wanddicke d:
oder b nach Abschn. 3.3.2 d > 240 mm a > 175 mm
d < 240 mm a ¼ d

534
Mauerwerk, Berechnung und Ausf"hrung

b) Drei- und vierseitig gehaltene Wände b nach Tafel 3-7 und Bild 3-2, wenn Geschoss-
höhe hs < 3,50 m. Ein Faktor b ungünstiger als
Tafel 3-7 Faktor b zur Bestimmung der bei einer zweiseitig gehaltenen Wand braucht
Knicklänge von drei- und vierseitig nicht angesetzt zu werden. Ist b > 30d bei vier-
gehaltenen Wänden seitig bzw. b > 15d bei dreiseitig gehaltenen
Wänden, so gelten diese als zweiseitig gehal-
ten. Bei vertikalen Schlitzen oder Nischen im
mittleren Wanddrittel ist für d die Restwand-
dicke anzusetzen oder ein freier Rand anzuneh-
men. Ist, unabhängig von der Lage, die Rest-
wanddicke kleiner als d/2 oder als 11,5 cm, so
ist ein freier Rand anzunehmen. Bei "ffnungen
mit lichter Höhe > 1=4 Geschosshöhe oder lich-
ter Breite > 1=4 der Wandbreite oder Gesamt-
fläche > 1=10 der Wandfläche gelten die Wand-
teile zwischen "ffnung und aussteifender
Wand als dreiseitig, die Wandteile zwischen
den "ffnungen als zweiseitig gehalten.

10

Bild 3-2 Größen b und b 0 zu Tafel 3-7

3.2.9 Bemessung nach dem vereinfachten Verfahren


Mauerwerk, das den Voraussetzungen nach Abschn. 3.2.1 entspricht, darf nach
dem folgenden vereinfachten Verfahren bemessen werden.
3.2.9.1 Spannungsnachweis bei zentrischer und exzentrischer
Druckbeanspruchung
Nachweis auf der Grundlage linearer Spannungsverteilung unter Ausschluss von
Zugspannungen. Beispiel in [28] Kap. 8, Abschn. 2.1.3
s 0 ¼ Grundwert nach Tafel 3-8a und 3-8b
vorh s D < zul s D ¼ k " s 0 ð3-2Þ k ¼ Abminderungsfaktor
k ¼ k1 " k2 für Wände als Zwischenauflager
k ¼ k1 " k2 oder
k ¼ k1 " k3 für Wände als einseitiges Endauflager, der kleinere Wert ist maßgebend
k1 ¼ 1,0 für Wände
k1 ¼ 1,0 für kurze Wände (Querschnitt weniger als 1000 cm2) ohne Aussparungen, aus
ungeteilten Steinen oder aus geteilten Steinen mit Lochanteil < 35 %
k1 ¼ 0,8 für alle anderen Pfeiler und kurzen Wände mit Querschnitt weniger als
1000 cm2, Aussparungen sind zu berücksichtigen.
Querschnitte < 400 cm2 sind als tragende Teile unzulässig.
k2 ¼ 1,0 für hK =d < 10
25 ! hK =d
k2 ¼ für 10 < hK =d < 25; Schlankheiten hk =d > 25 sind unzulässig.
15
k3 ¼ 1,0 für l < 4,20 m l ¼ Deckenstützweite nach Abschn. 3.2.1
k3 ¼ 1,7 ! l=6 für 4,20 < l < 6,00 m
k3 ¼ 1,0 bei Einbau von Zentrierleisten unabhängig von l
k3 ¼ 0,5 für Decken über dem obersten Geschoss
Bei Wandbreite b < 2,0 m, d < 175 mm und hK =d > 12 ist zusätzlich eine Einzellast H ¼ 0,5 KN
in halber Geschosshöhe anzusetzen. Für diesen Lastfall gilt vorh s D < 1,33 zul s D .

535
Mauerwerk und Putz
Tafel 3-8a Grundwerte s 0 der zulässigen Druckspannungen für Mauerwerk mit Normalmörtel
in MN/m2

Mörtelgruppe Grundwerte s 0 bei Steinfestigkeitsklasse


2 4 6 8 12 20 28 36 48 60

I 0,3 0,4 0,5 0,6 0,8 1,0 — — — —

II 0,5 0,7 0,9 1,0 1,2 1,6 1,8 — — —


IIa 0,51) 0,8 1,0 1,2 1,6 1,9 2,3 — — —

III — 0,9 1,2 1,4 1,8 2,4 3,0 3,5 4,0 4,5
IIIa — — — — 1,9 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0

1
) s D ¼ 0,6 MN/m2 bei Außenwänden mit Dicken d ¼ 300 mm. Diese Erhöhung gilt jedoch
nicht für den Nachweis der Auflagerpressung nach Abschn. 3.2.9.3.

Tafel 3-8b Grundwerte s 0 der zulässigen Druckspannungen für Mauerwerk mit Dünnbett-
und Leichtmörtel in MN/m2

Mörtel Grundwerte s 0 bei Steinfestigkeitsklasse

2 4 6 8 12 20 28

Dünnbettmörtel1) 0,6 1,1 1,5 2,0 2,2 3,2 3,7

Leichtmörtel LM 21 0,52) 0,74) 0,7 0,8 0,9 0,9 0,9

LM 36 0,52) 3) 0,85) 0,9 1,0 1,1 1,1 1,1

1
) Verwendung nur bei Gasbeton-Plansteinen nach DIN 4165 und bei Kalksand-Plansteinen. Die
Werte gelten für Vollsteine. Für Kalksand-Lochsteine und Kalksand-Hohlblocksteine nach
DIN 106-1 gelten die entsprechenden Werte der Tafel 15 bei Mörtelgruppe III bis Steinfestigkeits-
klasse 20.
2
) Für Mauerwerk mit Mauerziegeln nach DIN 105-1 bis -4 gilt s 0 ¼ 0,4 MN/m2.
3
) s 0 ¼ 0,6 MN/m2 bei Außenwänden mit Dicken > 300 mm. Diese Erhöhung gilt jedoch nicht für
den Nachweis der Auflagerpressung nach Abschn. 3.2.9.3.
4
) Für Kalksandsteine nach DIN 106-1 der Rohdichteklasse > 0,9 und Mauerziegel nach DIN 105-1
bis -4 gilt s 0 ¼ 0,5 MN/m2.
5
) Für Mauerwerk mit den in 4) genannten Mauersteinen gilt s 0 ¼ 0,7 MN/m2.

Im Falle ausmittiger Last dürfen sich


die Fugen rechnerisch nur bis zum
Schwerpunkt öffnen. Das gilt sowohl
bei Ausmitte in Richtung der Wandebe-
ne (Scheibenbeanspruchung) als auch
senkrecht dazu (Plattenbeanspru-
chung). Bei Scheibenbeanspruchung
durch Wind ist zusätzlich eR < 10!4
nach Bild 3-3 nachzuweisen. Hierzu darf
E ¼ 3000 " s 0 angenommen werden. Bild 3-3 Zulässige rechnerische Randdeh-
nungen bei Scheiben

536
Mauerwerk, Berechnung und Ausf"hrung

3.2.9.2 Knicksicherheit
Sie wird im vereinfachten Verfahren mit dem Faktor k2 berücksichtigt. Für Horizon-
tallasten > Windlast oder Vertikallast mit größerer Exzentrizität ist der Knicknach-
weis nach Abschn. 3.3.3.2 erforderlich. Ein Versatz der Wandachsen gilt dann nicht
als größere Exzentrizität, wenn der Querschnitt der dickeren Wand den der dünne-
ren Wand umschreibt.

3.2.9.3 Auflagerpressung
Druckausbreitung unter Einzellasten unter 60, . Die Auflagerpressung unter Einzel-
lasten darf gleichmäßig verteilt mit 1,3 " s 0 angenommen werden, wenn in halber
Wandhöhe die Mauerwerksspannung < zul sD nach Gl. (3-2) ist.
Bei Teilflächenpressung rechtwinklig zur Wandebene muss s D < 1,3 " s 0 sein. Ist die
Einzellast F > 3 kN, so ist zusätzlich die Schubspannung in den Lagerfugen der be-
lasteten Steine nachzuweisen. Bei Loch- und Kammersteinen ist die Druckkraft auf
mindestens 2 Stege zu übertragen.

3.2.9.4 Zug- und Biegezugspannungen


Sie dürfen in tragenden Wänden rechtwinklig zur Lagerfuge nicht in Rechnung ge-
stellt werden. Zug- und Biegezugspannungen parallel zur Lagerfuge in Wandrich-
tung:
zul s Z ¼ 0,4 " s 0 HS þ 0,12 " s D < max s Z ð3-3Þ 10
s Z Zug- und Biegespannung parallel zur Lagerfuge s0 HS zulässige abgeminderte Haft-
s D zugehörige Druckspannung rechtwinklig scherfestigkeit nach Tafel 3-9
zur Lagerfuge max s Z nach Tafel 3-10

3.2.9.5 Schubnachweis
Falls Schubnachweis erforderlich, darf für Rechteckquerschnitte (keine zusammen-
gesetzten Querschnitte) unter Scheibenschub vereinfacht angesetzt werden:
c "Q < zul t ¼ s 0 HS þ 0,2 " s Dm < max t Scheibenschub
t¼ zul t (3-4)
A zul t ¼ s 0 HS þ 0,3 " sDm < max t Plattenschub
Q Querkraft
A überdrückte Querschnittsfläche
c Faktor zur Berücksichtigung der t-Verteilung über den Querschnitt. Für hohe Wände
H=L > 2 gilt c ¼ 1,5; für Wände H=L < 1 gilt c ¼ 1,0; dazwischen interpolieren.
s 0 HS s. Tafel 3-9
s Dm mittlere zugehörige Druckspannung rechtwinklig zur Lagerfuge im ungerissenen Quer-
schnitt A
max t ¼ 0,010 " bN St für Hohlblocksteine
¼ 0,012 " bN St für Hochlochsteine und Steine mit Grifföffnungen oder -löchern
¼ 0,014 " bN St für Vollsteine ohne Grifföffnungen oder -löcher
bN St Nennwert der Steindruckfestigkeit (Steinfestigkeitsklasse)
Beispiel in [28] Kap. 8, Abschn. 2.3.1

Tafel 3-9 Werte s 0 HS in MN/m2 Tafel 3-10 Werte max s z in MN/m2


Mörtelgruppe I II IIa III IIIa Stein-
festig-
s 0 HS 0,01 0,04 0,092) 0,113) 0,13 2 4 6 8 12 20 > 28
keits-
1
) Für Mauerwerk mit unvermörtelten Stoß- klasse
fugen sind die Werte zu halbieren. Stoßfuge max sz 0,01 0,02 0,04 0,05 0,10 0,15 0,20
ist vermörtelt, wenn mindestens die halbe
Wanddicke verfüllt ist.
2
) Dieser Wert gilt auch für Leichtmörtel.
3
) Dieser Wert gilt auch für Dünnbettmörtel.

537
Mauerwerk und Putz

3.3 Berechnung nach dem genaueren Verfahren


Das genauere Berechnungsverfahren darf auf einzelne Bauteile, einzelne Ge-
schosse oder ganze Bauwerke angewendet werden. Wird im Folgenden nichts an-
deres gesagt, gelten die Regeln für das vereinfachte Verfahren nach Abschn. 3.2.

3.3.1 Knoten- und Wandmomente


Der Einfluss der Decken-Auflagerdrehwinkel auf die Ausmitte der Lasteintragung in
die Wände ist zu berücksichtigen.
a) Rahmenrechnung. Zulässige Annahmen: ungerissene Querschnitte, elastisches
Materialverhalten, EM ¼ 3000s0 , Hälfte der Verkehrslast wie ständige Last. Die so
ermittelten Knotenmomente dürfen auf 2/3 ihres Wertes ermäßigt werden.
Vereinfachtes Rechenverfahren mithilfe eines Einknoten-Systems s. [8] und [9].
b) Vereinfachte Berechnung nach Bild 3-4 zulässig für p < 5 kN=m2
Ausmitten e der Deckenauflagerkräfte wie Bild 3-4
Bei Dachdecken ist MD ¼ AD " eD voll in den Wandkopf einzuleiten
Bei Zwischendecken ist MZ ¼ AZ " eZ je zur Hälfte in Wandkopf und Wandfuß einzu-
leiten
N0 aus oberen Geschossen zentrisch
Bei zweiachsig gespannten Decken mit l1 : l2 > 1 : 2 kann mit e ¼ 0,05 l1 " 2=3 ge-
rechnet werden.
Ist (vorwiegend bei Dachdecken) e ¼ f ðN0 þ AÞ > 1=3d, so darf e ¼ 1=3d angenom-
men werden. In diesem Falle ist Rissschäden durch konstruktive Maßnahmen vor-
zubeugen, z. B. durch Fugen, Zentrierleisten, Kantennut, Rissüberdeckung.

Bild 3-4 Vereinfachende Annahmen zur Berechnung von Knoten- und Wandmomenten

Wandmomente. Momentenverlauf aus Ve r t i k a l l a s t e n s. Bild 3-4. Momente aus


Horizontallasten können zwischen den Grenzfällen Volleinspannung und gelenkige
Lagerung umgelagert werden, wobei die klaffende Fuge höchstens bis zum Wand-
schwerpunkt entstehen darf.
Momente aus W i n d l a s t dürfen bis zu einer Höhe von 20 m vernachlässigt wer-
den, wenn d > 24 cm und hS < 3,0 m.

538
Mauerwerk, Berechnung und Ausf"hrung

3.3.2 Knicklängen hK
a) frei stehende Wände b) zweiseitig gehaltene Wände
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
1 þ 2N0 =Nu
hK ¼ 2 " hS ð3-5Þ hK ¼ b " hS ð3-6Þ
3
N0 Längskraft am Wandkopf Nu Längskraft am Wandfuß hS lichte Geschosshöhe
b¼1 wenn Decken nicht flächig aufgelagert (s. Tafel 3-11) oder
e in Knotenanschnitt > d=3 oder
e in Wandmitte ¼ d/3; e planmäßige Ausmitte der Last
" #
Eb I b 1 1 >
b ¼ 1 ! 0,15 " " hS " þ 0,75 wenn Bedingungen nach Tafel 3-11 eingehalten
Emw I mw l1 l2
Emw, Eb E-Modul des Mauerwerks nach Tafel 3-6 bzw. des Betons nach DIN 1045
I mw , I b Flächenmoment 2. Grades der Mauerwerkswand bzw. der Betondecke
l1 und l2 ¼ angrenzende Deckenstützweiten, bei Außenwänden 1=l2 ¼ 0
b ¼ 0,75 für Wanddicken < 17,5 cm, wenn Bedingungen nach Tafel 3-11 eingehalten.

Tafel 3-11 Reduzierte Knicklänge zweiseitig gehaltener Wände mit flächig aufgelagerten Mas-
sivdecken und erforderliche Tiefe des Deckenauflagers
>24 Planmäßige Ausmitte e1) der
Wanddicke d in cm < 24 <30 >30 Last in halber Geschosshöhe <d d
(für alle Wanddicken) 6 3
Erforderliche
>3 d >2 d
Auflagertiefe a der
Decke auf der Wand
d
4 3 Reduzierte Knicklänge hk2) b " hS 1,0hS 10
1
) Ausmitte ohne f1 und f2 nach Abschn. 3.3.3.2, jedoch gegebenenfalls infolge Wind.
2
) Zwischenwerte dürfen geradlinig eingeschaltet werden.

c) dreiseitig gehaltene Wände (mit einem freien vertikalen Rand)


1
hK ¼ " # " b " hS > 0,3 " hS ð3-7Þ
b " hS

3b
d) vierseitig gehaltene Wände
1 b
hK ¼ " # " b " hS für hS < b ð3-8Þ hK ¼ für h>b ð3-9Þ
b " hS 2

b
b Abstand des freien Randes von der Mitte der aussteifenden Wand, bzw. Mittenabstand der
aussteifenden Wände.
zu c) und d): Ist b > 30d bei vierseitig bzw. b > 15d bei dreiseitig gehaltenen Wänden, so gel-
ten diese als zweiseitig gehalten. Bei vertikalen Schlitzen oder Nischen im mittleren Wanddrit-
tel ist für d die Restwanddicke anzusetzen oder ein freier Rand anzunehmen. Ist, unabhängig
von der Lage, die Restwanddicke kleiner als d/2 oder als 11,5 cm, so ist ein freier Rand anzu-
nehmen. Bei "ffnungen mit lichter Höhe > 1=4 Geschosshöhe oder lichter Breite > 1=4 der
Wandbreite oder Gesamtfläche > 1=10 der Wandfläche gelten die Wandteile zwischen "ffnung
und aussteifender Wand als dreiseitig, die Wandteile zwischen den "ffnungen als zweiseitig
gehalten.

3.3.3 Bemessung im genaueren Verfahren


3.3.3.1 Tragfähigkeit bei zentrischer und exzentrischer Druckbeanspruchung
Die Tragfähigkeit der Wand ist für den ungünstigsten der Schnitte K Wandkopf,
M halbe Wandhöhe, F Wandfuß, auf der Grundlage linearer Spannungsverteilung
und ebenbleibender Querschnitte nachzuweisen.

539
Mauerwerk und Putz

Zentrische Beanspruchung
bR Rechenwert der Druckfestigkeit. Es gilt
g " vorh s < bR ð3-10Þ bR ¼ 2,67 s 0 , mit s 0 nach Tafel 3-8a u. 3-8b.
g Sicherheitsbeiwert nach Tafel 3-12.
Exzentrische Beanspruchung: Im Bruchzustand darf die Kantenpressung den Wert
1,33 bR , die mittlere Spannung den Wert 1,0 bR nicht überschreiten.
1
Tafel 3-12 Sicherheitsbeiwerte ) Pfeiler ¼ kurze Wände mit Querschnitt we-
niger als 1000 cm2, jedoch mehr als 400 cm2.
Wand gW ¼ 2,0 2
) Für Pfeiler aus ungetrennten Steinen oder
Pfeiler1) gP ¼ 2,52) aus getrennten Steinen mit Lochanteil < 35 %
gilt gP ¼ 2,0.
Querschnitte < 400 cm2 sind als tragende Teile unzulässig.
K l a f f e n d e F u g e n aus planmäßiger Exzentrizität e sind höchstens bis zum
Schwerpunkt des Gesamtquerschnitts zulässig. Bei Abweichung vom Rechteckquer-
schnitt ist außerdem 1,5fache Kippsicherheit nachzuweisen. Bei Scheibenbeanspru-
chung ist zusätzlich der Nachweis für eR < 10!4 gem. Bild 3-3 erforderlich.
Beispiel in [28] Kap. 8, Abschn. 2.1.4

3.3.3.2 Knicksicherheit
Die Knicksicherheit kann näherungsweise durch Bemessung der Wand in halber
Wandhöhe (Schnitt M) nachgewiesen werden mit
eM planmäßige Exzentrizität
durch Wandmomente in Wandmitte
Gesamtexzentrizität ¼ eM þ f1 þ f2 f1 ¼ hK =300 ¼ ungewollte Ausmitte
f2 ¼ Stabauslenkung
Näherungsweise kann gesetzt werden
1þm 6 " eM hK
f 1 þ f 2 ¼ f ¼ l! " hK ð3-11Þ m¼ l! ¼ l! > 25 nicht zulässig
1800 d d

Z u s a t z f o r d e r u n g für zweiseitig gehaltene Wände mit l! > 12 und Wandbreite


b < 2,0 m: Horizontalkraft H ¼ 0,5 kN zusätzlich als Linienlast über ganze Wand-
breite verteilt in halber Wandhöhe ansetzen. Dafür Sicherheit g ¼ bR =vorh s > 1,5
erforderlich. Dieser Nachweis darf entfallen, wenn
H
l! < 20 # 1000 A ¼ Wandquerschnitt b " d
A " bR
Beispiel System wie Bild 3-4 mit l1 ¼ 4,80 m, l2 ¼ 3,0 m, hS ¼ 2,60 m
B 25; db ¼ 16 cm, M 2,5; dm ¼ 24 cm, Steinrohdichte ¼ 1,40 g/cm3
Gesucht: Bemessung der ersten Innenwand im 3. Geschoss von oben.
Decke þ Putz þ p ¼ 7,0 kN/m2 ¼ 35,7 kN/m
Wand þ Putz Gw ¼ 10,8 kN/m
je Geschoss, erste Innenwand N0 ¼ 46,5 kN/m
0,5 " 35,7 " 0,05ð4,8 ! 3,0Þ NK ¼ 128,7 kN/m
eK ¼ ¼ 0,012 m < d=6
2 " 46,5 þ 35,7
eF ffi !eK eM ¼ ðeK þ eF Þ " 0,5 ffi 0
" #
30 000 " 0,163 1 1
b ¼ 1,0 ! 0,15 " " 2,60 " þ ¼ 0,25 < 0,75 ! b ¼ 0,75
1000 " 2,5 " 0,243 4,8 3,0
1,95
hK ¼ 0,75 " 2,60 ¼ 1,95 m l! ¼ ¼ 8,1 < 25
0,24
1,952
eM þ f ¼ 0 þ " ð1 þ 0Þ ¼ 0,009 m < eK ¼ 0,012 m
0,24 " 1800
Schnitt K maßgebend, ungerissener Querschnitt

540
Mauerwerk, Berechnung und Ausf"hrung
" #
Beispiel, 128,7 0,012 " 6
Forts. s K ¼ 2,0 " " 1 þ ¼ 1073ð1 þ 0,3Þ ¼ 1393 kN=m2
0,24 0,24
gewählt: M 2,5; bM ¼ 2,5; s 0 ¼ 0,35 " 2,5 ¼ 0,88 MN=m2
2
bR ¼ 2,67 " 0,88 ¼ 2,35 MN=m
Mittig: 1,073 < 2,35 MN=m2 ; Kantenpressung: 1,394 < 1,33 " 2,35 MN=m2
oder RM mit Stfkl 4, MG IIa:
s 0 ¼ 0,8 MN=m2 ; bR ¼ 2,67 " 0,8 ¼ 2,1 MN=m2
Mittig: s m ¼ 1,073 < 2,1 MN=m2 ; Kantenpressung: sR ¼ 1,394 < 1,33 " 2,1 MN=m2

3.3.3.3 Einzellasten und Teilflächenpressung


Druckverteilung im Mauerwerk unter 60, .
Teilflächenpressung s 1 in Fläche A1 gemäß Bild 3-5 für mittige und ausmittige
Belastung zulässig mit
d
A1 < 2 " d 2 e<
6
" #
bR a1 < b
s1 ¼ 1 þ 0,1 " 1,5 " R (3-12)
g l1 g

Bild 3-5 Teilflächenpressungen

Bei Teilflächenpressung senkrecht zur Wandebene muss s < 0,5 bR sein. Ist die Ein-
zellast > 3 kN, so ist zusätzlich die Schubspannung in den Lagerfugen der belaste- 10
ten Einzelsteine nachzuweisen.

3.3.3.4 Zug- und Biegezugspannungen


In tragenden Wänden dürfen Zug- und Biegezugspannungen rechtwinklig zur La-
gerfuge nicht in Rechnung gestellt werden. Zug- und Biegezugspannungen s Z pa-
rallel zur Lagerfuge in Wandrichtung:
1 u€ b
zul s z < ðbRHS þ m " s d Þ ð3-13Þ zul s z < Rz < 0,3 MN=m2 (3-14)
g h 2g
der kleinere Wert ist maßgebend.

3.3.3.5 Schubnachweis
Rechnerisch klaffende Teile der Fugen sind nicht in Rechnung zu stellen. Es gilt:
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Scheibenschub: g " t < bRHS þ m! " s d < 0,45 " bRz " 1 þ s d =bRz (3-15a)
Plattenschub: g " t < bRHS þ m " s d (3-15b)
In Gl. (3-13) bis (3-15) bedeuten
sz Zugspannung parallel zur Lagerfuge Tafel 3-13 Rechenwerte bRz der Steinzugfes-
sd Druckspannung rechtwinklig zur Lager- tigkeit
fuge
bRHS Rechenwert der Haftscherfestigkeit. Es bRz
gilt bRHS ¼ 2,0 " s 0 HS nach Abschn.
Hohlblocksteine 0,025 bNSt1)
3.2.9.5.
bRz Rechenwert der Steinzugfestigkeit, Tafel Hochlochziegel, Loch- 0,033 bNSt
3-13 steine und Vollsteine
m Reibungsbeiwert ¼ 0,6 mit Grifföffnungen
m! abgeminderter Reibungsbeiwert ¼ 0,4
für alle Mörtelgruppen Vollsteine ohne 0,040 bNSt
h Steinhöhe Grifföffnungen
ü !berbindemaß im Steinverband, Soll
> 0,4 " h > 4,5 cm 1
) bNSt ¼ Nennwert der Steindruckfestigkeit
g Sicherheitsbeiwert nach Tafel 3-12 (Steindruckfestigkeitsklasse)
Beispiel in [28] Kap. 8, Abschn. 2.3.2

541
Mauerwerk und Putz

3.4 Bauteile und Konstruktionsdetails

3.4.1 Tragende Wände und Pfeiler

Wände mit mehr als Eigenlast aus einem Geschoss sind stets tragende Wände.
Mindestdicke 115 mm.
Aussteifende Wände gelten immer als tragende Wände. Pfeiler sind kurze Wände
mit einem Querschnitt A < 1000 cm2 . Mindestquerschnitt 400 cm2.

3.4.2 Kellerwände

Nachweis auf Erddruck darf entfallen, wenn


— hS < 2,60 m d > 240 mm
— Kellerdecke ¼ Scheibe
— he < hS , Gelände horizontal, p < 5 kN=m2
— max N0 > N0 > min N0 mit max N0 ¼ 0,45 " d " s 0 und min N0 nach Tafel 3-14

Tafel 3-14 Min N 0 für Kellerwände ohne rech-


nerischen Nachweis in kN/m
Wand- min N0 in kN/m
dicke bei einer Höhe der
d Anschüttung he
in mm 1,0 m 1,5 m 2,0 m 2,5 m
240 6 20 45 75
300 3 15 30 50
365 0 10 25 40
490 0 5 15 30
Zwischenwerte sind geradlinig zu interpolie-
Bild 3-6 Lastannahmen für Kellerwände ren.

Anstelle des Nachweises von N0 darf nachgewiesen werden:

d " bR > re " hs " h2e


N 1 > min N ð3-16Þ mit min N ¼ ð3-17Þ
3g 20d

N1 ¼ Normalkraft in halber Anschütthöhe he; bR ¼ 2,67 " s 0 ; g nach Tafel 3-12.


Für ausgesteifte Kellerwände mit zweiachsiger Lastabtragung gilt mit b ¼ Achsab-
stand der Aussteifungen:

b < hs : N0 > 1=2 min N 0 bzw: N 1 > 1=2 min N ð3-18aÞ


b > 2hs : N 0 > min N 0 bzw: N 1 > min N ð3-18bÞ

Zwischenwerte geradlinig interpolieren


Beispiel in [28] Kap. 8, Abschn. 2.2.1

542
Mauerwerk, Berechnung und Ausf"hrung

3.4.3 Nichttragende Wände


Bei nichttragenden A u ß e n w ä n d e n als Ausfachungen von Fachwerk-, Skelett-
und Schottensystemen darf auf einen statischen Nachweis verzichtet werden, wenn
— die Wände vierseitig gehalten sind
— Normalmörtel mind. der Mörtelgruppe IIa oder Dünnbettmörtel oder Leichtmör-
tel LM36 verwendet werden
— die Bedingungen nach Tafel 3-15 erfüllt sind.
Für nichttragende I n n e n w ä n d e ohne Windbelastung gilt DIN 4103-1.
Tafel 3-15 Größte zulässige Ausfachungsfläche von nichttragenden Außenwänden ohne rech-
nerischen Nachweis in m2
Höhe der Verhältnis e der größeren Größte zul. Ausfachungsfläche in m2 1)
Ausfachungsfläche zur kleineren Stützweite bei einer Wanddicke in mm von
über Gelände 1152) 175 240 300
0 bis 8 m 1,0 12 20 36 50
>2,03) 8 14 25 33
8 bis 20 m 1,0 8 13 23 35
>2,03) 5 9 16 23
20 bis 100 m 1,0 6 9 16 25
>2,03) 4 6 12 17
1
2
) für 1,0 < e < 2,0 darf geradlinig interpoliert werden.
) für Steine SFK > 12 dürfen die Werte dieser Spalte um 1/3 vergrößert werden. 10
3
) für Steine SFK > 20 und gleichzeitig e ¼ h=l > 2,0 dürfen die Werte dieser Spalten verdop-
pelt werden.

3.4.4 Anschluss der Wände an Decken und Dachstuhl


Bei Massivdecken Anschluss durch Reibung ausreichend, wenn Auflagertiefe
>100 mm. Bei anderen Decken Zuganker, die nur in belasteten Wandbereichen an-
geordnet werden dürfen. Abstand allgemein <2 m, in Ausnahmefällen <4 m. Bei
Wänden parallel zur Deckenspannrichtung Verankerungsbreite >1 m und mind. 2
Deckenrippen, bei Holzbalkendecken mind. 3 Balken. Verankerung in Querrippen
ist möglich. Werden mit den Umfassungswänden verankerte Balken über einer In-
nenwand gestoßen, so sind sie hier zugfest miteinander zu verbinden.
Giebelwände sind durch Querwände oder Pfeilervorlagen auszusteifen oder kraft-
schlüssig mit dem Dachstuhl zu verbinden.

3.4.5 Ringanker
In alle Außenwände und in die Querwände, die der Abtragung horizontaler Lasten
dienen, sind Ringanker zu legen
a) bei Bauten mit mehr als 2 Vollgeschossen oder Längen > 18 m
b) bei Wänden mit vielen oder besonders großen "ffnungen, besonders dann,
wenn die Summe der "ffnungsbreiten 60 % der Wandlänge oder bei Fenster-
breiten von mehr als 2/3 der Geschosshöhe 40 % der Wandlänge übersteigt.
c) wenn die Baugrundverhältnisse es erfordern.
Anordnung in jeder Deckenlage oder unmittelbar darunter. Stahlbetonringanker
sind mit mind. 2 durchlaufenden Stäben zu bewehren, die eine Zugkraft von 30 kN
aufnehmen können. Stöße nach DIN 1045. Ringanker aus bewehrtem Mauerwerk
sind gleichartig zu bewehren. Zum Ringanker parallel liegende durchlaufende Be-
wehrungen dürfen angerechnet werden, wenn sie in Decken oder Fensterstürzen
einen Abstand von <50 cm von der Mittelebene der Wand bzw. der Decke haben.

543
Mauerwerk und Putz

3.4.6 Ringbalken
Bei Decken ohne Scheibenwirkung oder bei Anordnung von Gleitschichten unter
den Deckenauflagern ist die horizontale Aussteifung der Wände durch Ringbalken
sicherzustellen. Sie wie auch ihre Anschlüsse an die aussteifenden Wände sind für
eine horizontale Last von 1/100 der vertikalen Last der Wände und ggfs. aus Wind
zu bemessen. Bei Ringbalken unter Gleitschichten sind außerdem die Zugkräfte
aus der verbleibenden Reibung zu berücksichtigen.

3.4.7 Schlitze und Aussparungen


Sie dürfen bei der Bemessung unberücksichtigt bleiben, wenn sie Tafel 3-16 ent-
sprechen. Sie sind auch dann ohne Nachweis zulässig, wenn die Querschnitts-
schwächung, bezogen auf 1 m Wandlänge, nicht mehr als 6 % beträgt und die
Wand nicht drei- oder vierseitig gehalten gerechnet ist. Restwanddicke nach Tafel
3-16, 7. Zeile und Mindestabstand nach Tafel 3-16, 8. Zeile sind einzuhalten.
Alle übrigen Schlitze und Aussparungen sind bei der Bemessung zu berücksichti-
gen.

Tafel 3-16 Ohne Nachweis zulässige Schlitze und Aussparungen in tragenden Wänden

Wanddicke in mm
>115 > 175 > 240 > 300 > 365

Schlitzlänge — 0 < 15 < 20 < 20


Schlitztiefe horizontaler und unbeschränkt3)
schräger nachträglich
hergestellter Schlitze in mm1) Schlitzlänge — < 25 < 25 < 30 < 30
l < 1,25 m2)

Schlitztiefe in mm4) < 10 < 30 < 30 < 30 < 30


Vertikale
Schlitze und Einzelschlitzbreite in mm5) < 100 < 100 < 150 < 200 < 200
Aussparungen
nachträglich Abstand der Schlitze und
hergestellt Aussparungen >115
von "ffnungen in mm

Schlitzbreite in mm5) — < 260 < 385 < 385 < 385
Vertikale
Schlitze und Restwanddicke in mm — > 115 > 115 > 175 > 240
Aussparungen
in gemauertem Mindestabstand von "ffnungen > 2fache Schlitzbreite bzw. > 365 mm
Verband der Schlitze und
Aussparungen untereinander > Schlitzbreite

1
) Horizontale und schräge Schlitze sind nur zulässig in einem Bereich < 0,4 m ober- oder unter-
halb der Rohdecke sowie jeweils an einer Wandseite. Sie sind nicht zulässig bei Langlochziegeln.
2
) Mindestabstand in Längsrichtung von "ffnungen > 490 mm, vom nächsten Horizontalschlitz
zweifache Schlitzlänge.
3
) Die Tiefe darf um 10 mm erhöht werden, wenn Werkzeuge verwendet werden, mit denen die
Tiefe genau eingehalten werden kann. Bei Verwendung solcher Werkzeuge dürfen auch in Wän-
den > 240 mm gegenüberliegende Schlitze mit jeweils 10 mm Tiefe ausgeführt werden.
4
) Schlitze, die bis maximal 1 m über den Fußboden reichen, dürfen bei Wanddicken > 240 mm
bis 80 mm Tiefe und 120 mm Breite ausgeführt werden.
5
) Die Gesamtbreite von Schlitzen nach der 4. und 6. Zeile darf je 2 m Wandlänge die Maße in
der 6. Zeile nicht überschreiten. Bei geringeren Wandlängen als 2 m sind die Werte in der 6. Zeile
proportional zur Wandlänge zu verringern.

544
Mauerwerk, Berechnung und Ausf"hrung

3.4.8 Außenwände
3.4.8.1 Einschalige Außenwände
Geputzte Außenwände bewohnter
Räume sollen mind. 240 mm dick sein.
Einschaliges Verblendmauerwerk muss
den Mindestmaßen des Bildes 3-7 ent-
sprechen. Alle Fugen sind hohlraumfrei
zu vermörteln. Die Verblendung gehört
zum tragenden Querschnitt. Für die zu-
lässige Beanspruchung ist die niedrigste
Steinfestigkeitsklasse im Querschnitt
maßgebend. Fugen der Sichtflächen mit
Fugenglattstrich oder 15 mm tief aus-
kratzen und verfugen. Bild 3-7 Einschaliges Verblendmauerwerk

3.4.8.2 Zweischalige Außenwände


Allgemeines
a) Nur die Innenschale darf belastet werden. Mindestmaße nach Abschn. 3.4.1. Für
den vereinfachten Nachweis ist Abschn. 3.2.1 zu beachten. 10
b) Mindestdicke der Außenschale 90 mm. Sie soll auf ganzer Länge vollflächig auf-
gelagert oder es muss jeder Einzelstein abgefangen sein (Konsolen).
c) Außenschalen von 115 mm Dicke sollen in Höhen von 12 m abgefangen werden.
Für eine maximale Abfanghöhe von 2 Geschossen ist ein Auflagerüberstand
von < 40 mm, bei größerer Höhe von 25 mm zulässig.
d) Außenschalen < 115 mm Dicke dürfen nicht höher als 20 m über Gelände ge-
führt werden. Abfangungen in Höhen von 6 m. Bei Gebäuden bis zu 2 Vollge-
schossen darf ein Giebeldreieck <4 m Höhe ohne zusätzliche Abfangung ausge-
führt werden. Auflagerüberstand <15 mm.
e) Mindestanzahl und Durchmesser von Drahtankern aus nichtrostendem Stahl
nach Tafel 3-17. Form und Maße nach Bild 3-8. Vertikaler Abstand der Anker
< 500 mm, horizontaler Abstand < 750 mm. An allen freien Rändern ("ffnungen,
Gebäudeecken, Dehnungsfugen, oberer Schalenrand) zusätzlich drei Anker je m
Randlänge.
f) Feuchtigkeitssperre nach Bild 3-9 an Fußpunkten, über Fenstern und Türen so-
wie im Bereich von Sohlbänken.

Tafel 3-17 Mindestanzahl und Durchmesser von Drahtankern je m2 Wandfläche

Drahtanker
Mindestanzahl Durchmesser

1 mindestens, sofern nicht Zeilen 2 und 3 maßgebend 5 3

Wandbereich höher als 12 m über Gelände oder Abstand


2 5 4
der Mauerwerksschalen über 70 bis 120 mm

7 4
3 Abstand der Mauerwerksschalen über 120 bis 150 mm oder oder
5 5

545
Mauerwerk und Putz

Bild 3-8 Drahtanker für zweischaliges Bild 3-9 Fußpunktausführung bei zweischali-
Mauerwerk für Außenwände gem Verblendmauerwerk (Prinzip-
skizze), vgl. auch DIN 18195-4 (8.00))

Zweischalige Außenwände mit Luftschicht


Maße nach Bild 3-10a. Luftschicht darf 40 mm sein, wenn der Mörtel auf mind. ei-
ner Seite abgestrichen wird.
Lüftungsöffnungen unten und oben je 7500 mm2 je 20 m2 Wandfläche (Fenster und
Türen eingerechnet). Beginn der Luftschicht > 100 mm über Erdgleiche.
Vertikale Dehnungsfugen anordnen. Abstände je nach Klima (Temperatur, Feuchte),
Steinart und Farbe. Richtwerte:
max L ¼ 8,0 m bei KS und max L ¼ 10 bis 12 m bei MZ:
Horizontale Fugen unter Abfangungen und Auskragungen.
Mauerschalen an Berührungspunkten (z. B. Fenster) durch Sperrschicht trennen.

Bild 3-10a Außenwand mit Luftschicht Bild 3-10b Außenwand mit Luftschicht
und Wärmedämmung

Schalenabstände >150 mm bei Verwendung von dafür bauaufsichtlich zugelasse-


nen Ankern möglich.
Zweischalige Außenwände mit Luftschicht und Wärmedämmung
Maße nach Bild 3-10b. Luftschicht darf nicht durch Unebenheiten der Dämmschicht
eingeengt werden. Für Luftschichtdicken < 40 mm gelten die Anforderungen an
zweischalige Außenwände mit Kerndämmung.
Schalenabstände >150 mm bei Verwendung von dafür bauaufsichtlich zugelasse-
nen Ankern möglich.
Zweischalige Außenwand mit Kerndämmung
Maße nach Bild 3-10c. Bei glasierten oder beschichteten Steinen ist die Frostwider-
standsfähigkeit der Steine unter verstärkter Beanspruchung nachzuweisen.
Nur dauerhaft wasserabweisende, genormte oder bauaufsichtlich zugelassene
Kerndämmstoffe dürfen verwendet werden.

546
Mauerwerk, Berechnung und Ausf"hrung

Mineralfaserdämmstoffe dicht stoßen. Hartschaumplatten müssen Stufenfalz oder


Nut und Feder haben oder zweilagig mit versetzten Fugen eingebaut werden. Bei
losen Dämmstoffen oder Ortschaum lückenlose Füllung.
Entwässerungsöffnungen am Fußpunkt > 5000 mm2 auf 20 m2 Wandfläche (einschl.
Fenster und Türen).

Bild 3-10c Außenwand mit Kerndämmung Bild 3-10d Außenwand mit Putzschicht

Zweischalige Außenwände mit Putzschicht


Putzschicht auf Außenseite der Innenschale. Außenschale dicht dagegen (Finger- 10
spalt), s. Bild 3-10d.
Für Drahtanker genügt abweichend von Tafel 3-17 Dicke von 3 mm. Entwässe-
rungsöffnungen wie Wand mit Kerndämmung.

3.4.9 Gewölbewirkung
Vorausgesetzt, dass sich neben und oberhalb des Trägers und der Lastfläche eine
Gewölbewirkung ausbilden kann (keine "ffnungen, Aufnahme des Gewölbe-
schubs), darf die Belastung nach den Bildern 3-11 und 3-12 angenommen werden.
Verteilung von Einzellasten unter 60, .
Einzellasten außerhalb des Lastdreiecks brauchen nur berücksichtigt zu werden,
wenn sie innerhalb der Stützweite und weniger als 250 mm über der Dreiecksspitze
liegen.

Bild 3-11 Deckenlast über Wandöffnun- Bild 3-12 Einzellast über Wandöffnungen
gen bei Gewölbewirkung bei Gewölbewirkung

547
Mauerwerk und Putz

3.4.10 Ausführung
Vermauerung mit Stoßfugenvermörtelung
!bliche Fugendicken bei Normalmörtel: Stoßfuge 10 mm, Lagerfuge 12 mm. Mit
Dünnbettmörtel muss die Fugendicke 1 bis 3 mm betragen.
Steine mit Mörteltaschen: entweder die Steine knirsch (Fugendicke < 5 mm) verle-
gen und Mörteltaschen verfüllen (Bild 3-13) oder die Steinflanken vermörteln (Bild
3-14). Bei nicht knirsch verlegten Steinen mit Stoßfugen > 5 mm müssen die Stoß-
fugen auf beiden Wandseiten vermörtelt sein.

Bild 3-13 Steine mit Mörteltaschen, Bild 3-14 Steine mit Mörteltaschen, Stein-
Knirschverlegung flanken vermörtelt

Vermauerung ohne Stoßfugenvermörtelung


Hierzu sind geeignete Steine mit glatter Stirnfläche oder mit Nut- und Federsystem
knirsch zu verlegen (Bild 3-15). Bei nicht knirsch verlegten Steinen mit Fugendicken
> 5 mm müssen die Fugen auf beiden Wandseiten vermörtelt sein.
Die Anforderungen an Schlagregenschutz, Wärmeschutz, Schallschutz und Brand-
schutz sind zu beachten.

Bild 3-15 Vermauerung von Steinen ohne Bild 3-16 !berbindemaß für Stoß- und
Stoßfugenvermörtelung (Prin- Längsfugen
zipskizze)

Verband: Die Stoß- und Längsfugen übereinanderliegender Schichten müssen ge-


mäß Bild 3-16 versetzt sein. Steine einer Schicht sollen gleich hoch sein. In Schich-
ten mit Längsfugen dürfen die Steine nicht höher als breit sein.

3.4.11 Güteprüfungen
Bei Mauersteinen muss der ausführende Unternehmer Lieferschein und Beipack-
zettel auf !bereinstimmung mit den bautechnischen Unterlagen prüfen.
Bei Mörteln der Gruppe IIIa ist an jeweils 3 Prismen aus 3 verschiedenen Mörtelmi-
schungen je Geschoss, aber mindestens je 10 m3 Mörtel, die Druckfestigkeit nachzu-
weisen. Bei Gebäuden mit mehr als 6 gemauerten Vollgeschossen ist die geschosswei-
se Prüfung, mindestens aber je 20 m3 Mörtel, auch bei Normalmörteln der Gruppen II,
IIa und III erforderlich. Bei den obersten 3 Geschossen kann darauf verzichtet werden.

548
Mauerwerk

3.5 Mauerwerk nach Eignungsprüfung


Um spezielle Anwendungen und Entwicklungen zu ermöglichen, war 1996 die DIN
1053-2 (11.96) erarbeitet und verabschiedet worden. Sie gestattete die Einstufung
von Mauerwerk in Mauerwerksfestigkeitsklassen auf der Grundlage einer Eig-
nungsprüfung und gab dafür die Bedingungen und Vorgehensweise an. Die Norm
ist nicht bauaufsichtlich eingeführt. Auf eine Wiedergabe des Inhalts wird daher
verzichtet.

4 Mauerwerk, Berechnung auf der Grundlage des


semiprobabilistischen Sicherheitskonzeptes
nach DIN 1053-100 (9.07)
Es bestand das Ziel, mit DIN 1053-100 möglichst kurzfristig ein Bemessungsverfah-
ren für Mauerwerk nach dem semiprobabilistischen Sicherheitskonzept bereitzu-
stellen und damit mit anderen Bauweisen, die ein derartiges Bemessungskonzept
bereits eingeführt haben, gleichzuziehen. Die Nachweise sind analog zu DIN 1053-1,
jedoch werden sie durchgängig im Grenzzustand der Tragfähigkeit und auf Kraft-
ebene geführt. Die bisherigen, globalen Sicherheiten sind in Teilsicherheiten aufge-
spalten und ein rechteckiger Spannungsblock zur Vereinfachung der Nachweisfüh-
rung als Näherung eingeführt worden. Im Jahr 2004 wurde im Mauerwerksbau die
Umstellung auf das semiprobabilistische Sicherheitskonzept mit der Vorlage der
DIN 1053-100 vorgenommen. Aufgrund erheblicher Einbußen bei der Betrachtung
von Kombinationen mit horizontalen Lasten war eine Anpassung an den bisheri-
10
gen Status quo erforderlich. Die #nderungen wurden in die Fassung (8.06) eingear-
beitet. Im Zuge der Einführung der neuen Lastnormen erfolgte 2007 nochmals mit
der Fassung (9.07) eine Anpassung des Randdehnungsnachweises.
Die DIN 1053-100 (8.06) wurde Anfang 2008, Ausgabe (9.07) 2009 bauaufsichtlich
eingeführt.
Die DIN 1053-100 enthält nur Aussagen zur Bemessung. Hinsichtlich konstruktiver
Details und der Ausführung gilt bei Anwendung der DIN 1053-100 weiterhin die
DIN 1053-1.
In der Zwischenzeit ist mit einer grundlegenden !berarbeitung aller Abschnitte von DIN
1053-1 auf der Basis der Anwendung von Teilsicherheitsfaktoren begonnen worden.

4.1 Sicherheitskonzept
Die Sicherheit von Mauerwerk ist in der Regel im Grenzzustand der Tragfähigkeit
nachzuweisen. In diesem Zustand muss an jedem Ort eines Bauteils gewährleistet
sein, dass der Bemessungswert der Beanspruchungen Ed in einem Querschnitt den
Bemessungswert des Tragwiderstandes Rd in diesem Querschnitt nicht überschrei-
tet:
Ed Bemessungswert einer Schnittgröße infolge von Einwirkungen
Ed < Rd (4-1) Rd zugehöriger Bemessungswert des Tragwiderstandes
Für den Bemessungswert des Tragwiderstandes bzw. der Beanspruchbarkeit Rd
werden Tragwerksdaten (Abmessungen und Stoffkenngrößen) und ein geeigneter
Algorithmus benötigt, für den Bemessungswert der Beanspruchung Ed werden die
maßgebenden Einwirkungen gebraucht.

4.1.1 Einwirkungen
Die charakteristischen Werte Ek der Einwirkungen (im Gebrauchszustand) sind DIN
1055 und ggf. bauaufsichtlichen Ergänzungen und Richtlinien zu entnehmen, bei-
spielsweise Wind- und Schneelasten, Verkehrslasten und Eigengewichtslasten. Aus
ihnen werden Bemessungswerte im Grenzzustand der Tragfähigkeit Ed durch Multi-

549
Mauerwerk und Putz

plikation mit Teilsicherheitsbeiwerten gf für ständige und vorübergehende Einwir-


kungen nach Tafel 4-1 errechnet.
Ed ¼ gf " Ek :
Diese Bemessungswerte Ed werden nach Kombinationsregeln der DIN 1055-100
unter Verwendung sogenannter Kombinationsbeiwerte w aus der gleichen Norm
zu sogenannten Bemessungssituationen kombiniert, siehe Abschnitt Lastannah-
men und Einwirkungen.
In Gebäuden sind im Mauerwerksbau Vereinfachungen zulässig:
— Für Bemessungssituationen mit einer veränderlichen Einwirkung Qk, i
P
gG, j " Gk, j þ 1,5Qk, 1 (4-2)
— Für Bemessungssituationen mit mehr als einer veränderlichen Einwirkung Qk, i
P P
gG, j " Gk, j þ 1,5 " ðQk, 1 þ w0, i " Qk, i Þ (4-3)
Der jeweils ungünstigere Wert ist maßgebend.
Tafel 4-1 Teilsicherheitsbeiwert gf für ständige und veränderliche Einwirkungen auf Tragwer-
ke nach DIN 1053-100
Auswirkung Ständige Einwirkung G Veränderliche Einwirkungen Q
günstig 1,0 0
ungünstig 1,35 1,5

4.1.2 Tragwiderstand
Der Bemessungswert Rd des Tragwiderstandes im Grenzzustand der Tragfähigkeit
wird mit einem geeigneten Algorithmus aus den Tragwerksdaten berechnet. Das
sind die Abmessungen des Bauteils und die Baustoffkennwerte.
Charakteristische Werte der Baustoffeigenschaften Xk werden nach festgelegten
Verfahren ermittelt und sind Normen oder bauaufsichtlichen Zulassungsbescheiden
zu entnehmen.
Für die Berechnung des Tragwiderstandes werden die Bemessungswerte der Bau-
stoffeigenschaften benötigt (vgl. Abschn. 4.2).
Tafel 4-2 Teilsicherheitsbeiwerte gM für die Baustoffeigenschaften
gM
Normale Außergewöhnliche
Einwirkungen Einwirkungen
Mauerwerk 1,5ko 1,3ko
Verbund-, Zug- und Druckwiderstand von
Wandankern u. Bändern 2,5 2,5
ko Faktor zur Berücksichtigung unterschiedlicher Teilsicherheitsbeiwerte gM bei Wänden und
„kurzen Wänden“. Kurze Wände sind Wände oder Pfeiler, deren Querschnittsflächen kleiner
als 1000 cm2 sind.
Kurze Wände mit Querschnittsflächen von weniger als 400 cm2 dürfen nicht als tragend in
Rechnung gestellt werden.
Es gilt
ko ¼ 1,0 für Wände
ko ¼ 1,0 für „kurze Wände“, die aus einem oder aus mehreren ungetrennten Steinen oder
aus getrennten Steinen mit einem Lochanteil von weniger als 35 % bestehen und
nicht durch Schlitze oder Aussparungen geschwächt sind.
ko ¼ 1,25 für alle anderen „kurzen Wände“

4.1.3 Begrenzung der planmäßigen Exzentrizitäten


Grundsätzlich dürfen klaffende Fugen infolge der planmäßigen Exzentrizität der
einwirkenden charakteristischen Lasten (ohne Berücksichtigung der ungewollten
Ausmitte und der Stabauslenkung nach Theorie II. Ordnung) rechnerische höchs-
tens bis zum Schwerpunkt des Gesamtquerschnittes entstehen.

550
Mauerwerk

4.2 Mauerwerksfestigkeiten
Mauerwerksfestigkeiten sind charakteristische Größen oder Bemessungswerte.
a) Charakteristische Größen
Charakteristische Größen werden als 5 %-Quantilwerte angegeben.
Die charakteristische Druckfestigkeit von Mauerwerk ist definiert als Festigkeit,
die im Kurzzeitversuch an Prüfkörpern nach DIN 18554-1 gewonnen, als 5 %-
Quantile ausgewertet und auf die theoretische Schlankheit 0 bezogen ist. Für Re-
zeptmauerwerk (RM) sind die charakteristischen Festigkeiten fk aus den Tafeln 4.4
und 4.5 in Abhängigkeit von den Steinfestigkeitsklassen und den Mörtelgruppen
zu entnehmen.
Die charakteristische Schubfestigkeit wird aus den in den Abschn. 4.3.7.5 bzw.
4.4.3.5 angegebenen Formeln aus den Eingangsgrößen Haftscherfestigkeit, Rei-
bungsbeiwert, Bemessungswert der Druckspannung und Steinzugfestigkeit ermit-
telt und stellt den 5 %-Quantilwert dar. Die eingehenden Baustoffkenngrößen sind
dabei Mittelwerte. DIN 1053-100 weist entsprechende Anforderungswerte aus.
Bei Verwendung von Mauersteinen nach bauaufsichtlicher Zulassung sind die dort
angegebenen Werte zu verwenden.
b) Bemessungswerte
Die Bemessungswerte Xd der Baustoffeigenschaften werden i. Allg. erhalten, indem
man die charakteristischen Werte Xk durch den Teilsicherheitsbeiwert gM für die Bau-
stoffeigenschaften dividiert und mit einem Abminderungsfaktor h multipliziert. 10
X d Bemessungswert der Baustoffeigenschaft
h Abminderungsfaktor zur Berücksichtigung der Langzeitwir-
Xk kung (Druckbeanspruchung h ¼ 0,85, alle andere Bean-
Xd ¼ h " ð4-4Þ spruchungen h ¼ 1)
gM
X k charakteristischer Wert der Baustoffeigenschaft
gM Teilsicherheitsbeiwert für die Baustoffeigenschaften s. Tafel 4-2

4.3 Berechnung und Nachweisführung


nach dem vereinfachten Verfahren
4.3.1 Voraussetzungen für die Anwendung des Verfahrens
Es gelten die gleichen Bedingungen, wie nach Abschn. 3.2.1 (DIN 1053-1).

4.3.2 Auflagerkräfte aus Decken und Knotenmomente


Es gelten die Abschn. 3.2.2 und 3.2.3 (DIN 1053-1).

4.3.3 Wind
Es gilt Abschn. 3.2.4 (DIN 1053-1).

4.3.4 Räumliche Steifigkeit


Es gilt Abschn. 3.2.5 (DIN 1053-1).

4.3.5 Formänderungen und Zwängungen


Es gilt Abschn. 3.2.6, wobei die Angaben zum Elastizitätsmodul hier auf die charak-
teristische Festigkeit fk bezogen worden sind (s. Tafel 4-3).

551
Mauerwerk und Putz
Tafel 4-3 Elastizitätsmoduln nach DIN 1053-100
Elastizitätsmodul E1)
Mauersteinart Rechenwert Wertebereich
MN/m2
Mauerziegel 1100fk 950 bis 1300fk
Kalksandsteine2) 950fk 800 bis 1300fk
Leichtbetonsteine 1600fk 1300 bis 1750fk
Betonsteine 2400fk 2000 bis 2700fk
Porenbetonsteine 800fk 650 bis 950fk
1
) E Sekantenmodul aus Gesamtdehnung bei etwa 1/3 der Mauerwerksdruckfestigkeit; charakteris-
tische Druckfestigkeit fk nach Tafel 4-4 und Tafel 4-5.
2
) Gilt auch für Hüttensteine

4.3.6 Aussteifung und Knicklängen von Wänden


Die allgemeinen Angaben und Festlegungen für aussteifende Wände entsprechen
DIN 1053-1.
Die Knicklänge hK von Wänden ist in Abhängigkeit von der lichten Geschosshöhe
hs in Anlehnung an Abschn. 3.3.2 zu bestimmen, wobei in Gl. (3-5) für die Normal-
kräfte N o und N u die Bemessungswerte Nod und Nud zu setzen sind.
Als Elastizitätsmoduln sind bei der Bestimmung des Abminderungsbeiwertes b die
Werte nach Tafel 4-3 zu verwenden.

4.3.7 Nachweis im Grenzzustand der Tragfähigkeit


4.3.7.1 Nachweis bei zentrischer und exzentrischer Druckbeanspruchung
Es muss sein
NEd Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft.
NEd < NRd : ð4-5Þ NRd Bemessungswert der aufnehmbaren Normalkraft
a) Vereinfachung der Lastkombinationen und einwirkende Normalkraft
Im allgemeinen gilt
NEd ¼ 1,35 " N Gk þ 1,5 " N Qk : ð4-6Þ
In Hochbauten mit Decken aus Stahlbeton, die mit charakteristischen Verkehrslas-
ten von maximal 2,5 kN/m2 belastet sind, darf vereinfachend angesetzt werden:
N Ed ¼ 1,4 " ðN Gk þ N Qk Þ : ð4-7Þ
Im Fall größerer Biegemomente M ist auch der Lastfall max M þ min N zu berück-
sichtigen. Dabei gilt
min N Ed ¼ 1,0 " N Gk : ð4-8Þ
b) Aufnehmbare Normalkraft
Rechteckquerschnitte:
N Rd ¼ F " A " f d : ð4-9Þ
NRd Bemessungswert der aufnehmbaren Normalkraft (rechteckiger Spannungsblock,
Schwerpunkt gleich dem Angriffspunkt der Lastresultierenden).
A als Gesamtfläche des Querschnitts. Gemauerte Querschnitte, deren Flächen kleiner als
400 cm2 sind, sind als tragende Teile unzulässig. Beim Nachweis, dass dieser Mindest-
querschnitt eingehalten ist, sind alle Schlitze und Aussparungen zu berücksichtigen.
fd Bemessungswert der Druckfestigkeit des Mauerwerks
fk
fd ¼ h " : (4-10)
gM
h Faktor zur Berücksichtigung der Langzeitwirkung, i. d. R. h ¼ 0,85; bei außergewöhn-
lichen Einwirkungen h ¼ 1
fk charakteristische Druckfestigkeit des Mauerwerks nach Tafel 4-4 und Tafel 4-5.
gM Teilsicherheitsbeiwert für Baustoffeigenschaften nach Tafel 4-2
F Abminderungsfaktor zur Berücksichtigung der Schlankheit hk =d der Wand und der Ex-
zentrizität e der Last.

552
Mauerwerk
Tafel 4-4 Charakteristische Werte fk der Druckfestigkeit von Mauerwerk mit Normalmörtel
nach DIN 1053-100
Charakteristische Werte fk für Mauerwerk mit Normalmörtel
Steinfestig- Mörtelgruppe MG
keitsklasse I II IIa III IIIa
N/mm2 N/mm2 N/mm2 N/mm2 N/mm2
2 0,9 1,5 1,51) – –
4 1,2 2,2 2,5 2,8 –
6 1,5 2,8 3,1 3,7 –
8 1,8 3,1 3,7 4,4 –
12 2,5 3,7 5,0 5,6 6,0
20 3,1 5,0 6,0 7,5 9,4
28 – 5,6 7,2 9,4 11,0
36 – – – 11,0 12,5
48 – – – 12,52) 14,02)
60 – – – 14,02) 15,52)
1
) fk ¼ 1,8 N/mm2 bei Außenwänden mit Dicken >300 mm. Diese Erhöhung gilt jedoch nicht für
den Nachweis der Auflagerpressung nach Abschn. 4.3.7.3 bzw. 4.4.3.3.
2
) Die Werte fk ¼ 11,0 N/mm2 enthalten einen zusätzlichen Sicherheitsbeiwert zwischen 1,0 und
1,17 wegen Gefahr von Sprödbruch.

Tafel 4-5 Charakteristische Werte fk der Druckfestigkeit von Mauerwerk mit Dünnbett- und 10
Leichtmörtel nach DIN 1053-100
Charakteristische Werte fk für Mauerwerk mit
Dünnbettmörtel1) Leichtmörtel
Steinfestigkeits- LM 21 LM 36
klasse
N/mm2 N/mm2 N/mm2
2 1,8 1,5 (1,2)2) 1,5 (1,2)2) (1,8)3)
4 3,4 2,2 (1,5)4) 2,5 (2,2)5)
6 4,7 2,2 2,8
8 6,2 2,5 3,1
12 6,9 2,8 3,4
20 10,0 2,8 3,4
28 11,6 2,8 3,4
1
) Anwendung nur bei Porenbeton-Plansteinen nach DIN EN 771-4 (5.05)/DIN V 20000-404 (6-05)/
DIN V 4165-100 (10.05) und bei Kalksand-Plansteinen nach DIN EN 771-2 (5.05)/DIN V 20000-402
(5.06)/DIN V 106 (10.05). Die Werte gelten für Vollsteine. Für Kalksand-Lochsteine und Kalksand-
Hohlblocksteine nach DIN EN 771-2 (5.05)/DIN V 20000-402 (6.05)/DIN V 106 (10.05) gelten die ent-
sprechenden Werte der Tafel 29 bei Mörtelgruppe III bis Steinfestigkeitsklasse 20.
2
) Für Mauerwerk mit Mauerziegeln nach DIN EN 771-1 (5.05)/DIN V 20000-401 (6.05)/DIN V 105-
100 (10.05) gilt f k ¼ 1,2 N/mm2 .
3
) f k ¼ 1,8 N/mm bei Außenwänden mit Dicken >300 mm. Diese Erhöhung gilt jedoch nicht für
den Fall der Fußnote2) und nicht für den Nachweis der Auflagerpressung nach Abschn. 1.4.7.3
und 4.4.3.3
4
) Für Kalksandsteine nach DIN EN 771-2 (5.05)/DIN V 20000-402/(6.05)/DIN V 106 (10.05) der Roh-
dichteklasse >0,9 und für Mauerziegel nach EN 771-1 (5.05)/DIN V 20000-401 (6.05)/DIN V 105-100
(10.05) gilt f k ¼ 1,5 N/mm2 .
2
5
) Für Mauerwerk mit den in Fußnote 4) genannten Mauersteine gilt f k ¼ 2,2 N/mm

c) Abminderungsfaktoren F1 bei vorwiegend auf Biegung und Normalkraft bean-


spruchten Querschnitten
Bei vorwiegend biegebeanspruchten Querschnitten, wie Windscheiben und auf
Plattenbiegung beanspruchte Mauerwerkswände, gilt

553
Mauerwerk und Putz

b Länge der Windscheiben bei Scheibenbeanspruchung


bzw. b ¼ d ¼ Wanddicke bei Plattenbeanspruchung.
e ¼ MEd =NEd Exzentrizität der Lasten; zum Lastfall max M
+ min N siehe Gl. (4-8) gemäß Abschn. a).
MEd ¼ gf " MEk Bemessungswert des Biegemomentes. Bei
2e Windscheiben gilt MEd ¼ 1,5 " HWk " hW .
F ¼ F1 ¼ 1 # ð4-11Þ
b HWk charakteristischer Wert der resultierenden Windlast, be-
zogen auf den nachzuweisenden Querschnitt.
hW Hebelarm von HWk bezogen auf den nachzuweisenden
Querschnitt.
NEd Bemessungswert der Normalkraft im nachzuweisenden
Querschnitt nach den Gln. (4-6) bis (4-8).
Bei Exzentrizitäten e > b=6 bzw. e > d=6: rechnerisch klaffende Fugen. Für seltene
Bemessungskombinationen nach DIN 1055-100 (3.01), 10.4, (1)a ist bei Windschei-
ben mit e > b=6 zusätzlich nachzuweisen, dass die rechnerische Randdehnung aus
der Scheibenbeanspruchung auf der Seite der Klaffung eR ¼ eD " a=lc unter charak-
teristischen Lasten < eR ¼ 10!4 ist (siehe Bild 4-1). Es darf hierfür E ¼ 1000fk ange-
nommen werden. Der Nachweis darf für häufige Bemessungssituationen nach DIN
1055-100, 10.4, (1)b geführt werden, wenn auf den Ansatz der Haftscherfestigkeit
fvk0 bei der Ermittlung der Schubfestigkeit im Grenzzustand der Tragfähigkeit ver-
zichtet wird.

b Länge der Windscheibe


sD Kantenpressung auf Basis
eines linear-elastischen Stoffgesetzes
eD rechnerische Randstauchung
eR rechnerische Randdehnung

Bild 4-1 Zulässige rechnerische Randdeh-


nung bei Windscheiben

d) Abminderungsfaktoren F2 und F3 bei geschosshohen Wänden


Bei Knickgefahr wird die Traglastminderung berücksichtigt durch
" #2
hk hk Knicklänge nach Abschn. 4.3.6 und
F ¼ F2 ¼ 0,85 # 0,0011 " ð4-12Þ d Dicke des Querschnitts.
d Schlankheiten h /d > 25 sind unzulässig.
k

Zur Berücksichtigung der Traglastminderung durch den Deckendrehwinkel bei End-


auflagern für Außen- oder Innenwänden gilt
F ¼ F3
F3 ¼ 0,9 für l < 4,20 m l als Deckenstützweite nach Abschn. 3.2.1. in m (4-13)
für 4,20 < l < 6,00 m
l
F3 ¼ 1,6 # < 0,9 wenn f k < 1,8 N=mm2 (4-14)
5
l
F3 ¼ 1,6 # < 0,9 wenn f k > 1,8 N=mm2
6
F3 ¼ 1,0 bei konstruktiven Maßnahmen, z. B. Einbau von Zentrierleisten
unabhängig von l (4-15)
F3 ¼ 1=3 Bei Decken über dem obersten Geschoss (Dachdecken) (4-16)
Für die Bemessung maßgebend ist der kleinere der Werte F2 und F3 .
Bei Wandbreite b < 2,0 m, d < 175 mm und hk/d > 12 ist zusätzlich eine horizontale
Einzellast Ad ¼ H ¼ 0,5 kN in halber Geschosshöhe als außergewöhnliche Einwir-
kung anzusetzen. Nachweis ist für außergewöhnliche Bemessungssituation zu
führen, nach Anhang A DIN 1053-100 (Gl. A.3); darf entfallen, wenn Gl. (4-34) erfüllt.
Beispiel in [28] Kap. 8, Abschn. 2.1.5

554
Mauerwerk

4.3.7.2 Knicksicherheit
F2 berücksichtigt die ungewollte Ausmitte und die Verformungen nach Theorie II.
Ordnung. Bei Horizontallasten > Windlast sowie bei Vertikallasten mit größerer Ex-
zentrizität ist der Knicknachweis nach dem genaueren Verfahren erforderlich (s.
Abschn. 4.4.3.1). Siehe auch Abschn. 3.2.9.2.

4.3.7.3 Auflagerpressung
Bei sorgfältig ausgeführtem Mauerwerksverband Druckausbreitung unter 60, . Es
ist nachzuweisen, dass:
FEd ¼ s 1d " A1 <
= FRd ¼ a " fd " A1 (4-17)
FEd einwirkende, auf eine Teilfläche bezogene Einzellast
A1 !bertragungsfläche
s1d Bemessungswert der dort wirkenden Spannung aus Einzellast
a Vergrößerungsfaktor, a ¼ 1 i. Allg.; a ¼ 1,3, wenn A1 < 2d 2 (d Wanddicke), Ausmitte e
des Schwerpunktes von A1 < d=6 Abstand a1 der Teilfläche vom Rand der Wand > 3l1
der !bertragungsfläche in Wandlängsrichtung
fd Bemessungswert der Druckfestigkeit (s. Abschn. 4.3.7.1b)
Dieser Nachweis ersetzt nicht die Nachweise an Wandkopf und -fuß sowie in der Mitte.
Für Teilflächenpressung rechtwinklig zur Wandebene gilt Gl. (4-17) mit a ¼ 1,3. Bei
horizontalen Lasten FEd ist zusätzlich in den Lagerfugen die Schubspannung der
belasteten Steine nach Gl. (4-25) bzw. (4-26) nachzuweisen. Bei Loch- und Kammer-
steinen ist durch Unterlagsplatten o. #. sicherzustellen, dass die Druckkraft auf min-
destens zwei Stege übertragen wird.
10
4.3.7.4 Zug- und Biegezugbeanspruchung
Zug- und Biegezugfestigkeiten rechtwinklig zur Lagerfuge dürfen in tragenden
Wänden nicht in Rechnung gestellt werden.
Zugbeanspruchungen
parallel zur Lagerfuge: n Bemessungswert der wirkenden
Ed
Zugkraft (pro Längeneinheit)
nEd < nRd ¼ d " fx2d (4-18) nRd Bemessungswert der aufnehmbaren
Zugkraft (s. o.)
Für Biegezugbeanspruchungen mEd Bemessungswert des wirkenden
parallel zur Lagerfuge gilt: Biegemomentes (s. o.)
mRd Bemessungswert des aufnehmbaren
d2 Biegemomentes (s. o.)
mEd < mRd ¼ " fx2d (4-19) fx2d Bemessungswert der Zug- und Biegezug-
6 festigkeiten parallel zur Lagerfuge
f x2k fx2k charakteristische Werte der Zug- und Biegezug-
f xd ¼ : (4-20) festigkeiten parallel zur Lagerfuge
gM gM Teilsicherheitsbeiwert nach Tafel 4-2
Die charakteristische Zug- und Biegezugfestigkeit fxk2 parallel zur Lagerfuge folgt aus:
fx2k ¼ 0,4 " fvk0 þ 0,24 " s Dd <
= max f x2k (4-21)
fvk0 Abgeminderte Haftscherfestigkeit nach Tafel 4-6, bei Windscheiben ist Abschnitt
4.3.7.1 zu beachten
sDd Bemessungswert der zugehörigen Druckspannung rechtwinklig zur Lagerfuge (ge-
ringster Wert)
max fx2k Maximalwert der ansetzbaren Zugfestigkeit parallel zur Lagerfuge nach Tafel 4-7

Tafel 4-6 Abgeminderte Haftscherfestigkeit fvk0 in N/mm2 nach DIN 1053-100


Mörtelart, NM I NM II NM IIa NM III NM IIIa
Mörtelgruppe LM 21 DM
LM 36
fvk01) 0,02 0,08 0,18 0,22 0,26
1
) Für Mauerwerk mit unvermörtelten Stoßfugen sind die Werte fvko zu halbieren. Als vermörtelt
gilt eine Stoßfuge, bei der etwa die halbe Wanddicke oder mehr vermörtelt ist.

555
Mauerwerk und Putz
Tafel 4-7 Höchstwerte der Zugfestigkeit max f x2k parallel zur Lagerfuge in N/mm2
nach DIN 1053-100
Steinfestigkeitsklasse 2 4 6 8 10 12 16 20 >28
max fx2k 0,02 0,04 0,08 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 0,40

4.3.7.5 Schubbeanspruchung
Je nach Kraftrichtung wird unterschieden zwischen Scheibenschub infolge von
Kräften parallel zur Wandebene und Plattenschub infolge von Kräften senkrecht
dazu. Klaffende Bereiche dürfen nicht in Rechnung gestellt werden.
Scheibenschub: Die Länge lc der überdrückten Fläche A darf unter Annahme eines
linear-elastischen Werkstoffgesetzes bestimmt werden. Im Grenzzustand der Trag-
fähigkeit ist nachzuweisen:
V Ed < V Rd (4-22)
Für Rechteckquerschnitte gilt:
as Schubkrafttragfähigkeitsbeiwert. Wandscheiben
mit überwiegender Windbeanspruchung
as ¼ 1,125l bzw. as ¼ 1,333lc , wobei der kleinere
der beiden Werte maßgebend ist. In allen ande-
d ren Fällen gilt as ¼ l bzw. as ¼ lc
VRd ¼ as " f vd " ð4-23Þ VEd Bemessungswert der Querkraft
c
VRd Bemessungswert des Bauteilwiderstandes bei
fvk Querkraftbeanspruchung
fvd ¼ ð4-24Þ fvd Bemessungswert der Schubfestigkeit fvk (s. u.)
gM fvk charakteristischer Wert der Schubfestigkeit
gM Teilsicherheitsbeiwert nach Tafel 4-2
lc überdrückte Länge des Querschnitts
lc ¼ 1,5 " ðl ! 2 " eÞ < l
d, l Dicke, Länge der nachzuweisenden Wand

c Faktor zur Berücksichtigung der t-Verteilung über den Querschnitt. Für hohe Wände
mit hW =l > 2 gilt c = 1,5; für Wände mit hW/l < 1 gilt c ¼ 1,0; dazwischen interpo-
lieren. hW bedeutet die Gesamthöhe, l die Länge der Wand. Bei Plattenschub gilt
stets c ¼ 1,5.
Plattenschub: analog (überdrückte Breite statt überdruckter Länge)
Die Schubfestigkeit ergibt sich nach Gl. (4-25) bis (4-27):
a) Scheibenschub
fvko abgeminderte Haftscherfestigkeit nach Tafel 4-6,
fvk ¼ fvko þ 0,4 " s Dd ð4-25Þ bei Windscheiben ist Abschnitt 4.3.7.1 zu beachten
sDd zugehörige Druckspannung im untersuchten
fvk ¼ max fvk ð4-26Þ Lastfall an der Stelle der maximalen Schub-
Der kleinere der beiden spannung. Für Rechteckquerschnitte gilt sDd ¼
Werte ist maßgebend. N Ed/A mit A als überdrücktem Querschnitt. Im
Regelfall ist die minimale Einwirkung NEd ¼
1,0 " NGk maßgebend
b) Plattenschub max fvk Höchstwert der Schubfestigkeit nach Tafel 4-8,
abhängig vom Rissverhalten
fbk charakteristischer Wert der Steindruckfestigkeit
fvk ¼ fvko þ 0,6 " s Dd ð4-27Þ (Steinfestigkeitsklasse)

Tafel 4-8 Höchstwert der Schubfestigkeit max fvk im vereinfachten Nachweisverfahren


nach DIN 1053-100
Steinart max fvk
Hohlblocksteine 0,012 " fbk
Hochlochsteine oder Steine mit Grifflöchern mit Grifföffnungen 0,016 " fbk
Vollsteine ohne Grifflöcher und ohne Grifföffnungen 0,020 " fbk
fbk ist der charakteristische Wert der Steindruckfestigkeit (Steinfestigkeitsklasse)
Beispiel in [28] Kap. 8, Abschn. 2.3.3

556
Mauerwerk

4.4 Berechnung und Nachweisführung


nach dem genaueren Verfahren
Das genauere Verfahren darf auf einzelne Bauteile, einzelne Geschosse oder ganze
Bauwerke angewendet werden. Wird im Folgenden nichts anderes gesagt, gelten
die Regeln für das vereinfachte Verfahren nach Abschn. 4.3.

4.4.1 Knoten und Wandmomente


Der Einfluss der Decken-Auflagerdrehwinkel auf die Ausmitte der Lasteintragung in
die Wände ist zu berücksichtigen.
a) Rahmenrechnung
Zulässige Annahmen: ungerissene Querschnitte, elastisches Materialverhalten,
E ¼ 1000fk, Hälfte der Verkehrslast wie ständige Last. Die ständigen Lasten (G) dür-
fen mit dem gleichen Teilsicherheitsbeiwert multipliziert werden. Die so ermittelten
Knotenmomente dürfen auf 2/3 ihres Wertes ermäßigt werden. Vereinfachtes Re-
chenverfahren mithilfe eines Einknoten-Systems s. [8] und [9].
b) Vereinfachte Berechnung
Die vereinfachte Berechnung ist zulässig für ql < 5 kN/m2 (s. Abschn. 3.3.1.b, Bild 5,
dort p).
Bei e > d=3 darf die Last über einen am Querschnittsrand angeordneten Span-
nungsblock der Länge < d=3 und der Ordinate fd abgetragen werden. In diesem
Falle ist Rissschäden durch konstruktive Maßnahmen vorzubeugen, z. B. durch Fu-
10
gen, Zentrierleisten, Kantennut, Rissüberdeckung.
Wandmomente und Momente aus Windlast s. Abschn. 3.3.1
Räumliche Steifigkeit, Zwängungen, Knicklängen, Schlitze und "ffnungen sowie
mittragende Breite s. Vereinfachtes Verfahren Abschn. 4.3.

4.4.2 Grundlagen für die Berechnung der Formänderungen


Es gilt Abschn. 4.3.5. vereinfachend darf für die Berechnung der Knotenmomente
E ¼ 1000fk angenommen werden.

4.4.3 Nachweis im Grenzzustand der Tragfähigkeit


4.4.3.1 Tragfähigkeit bei zentrischer und exzentrischer Druckbeanspruchung
a) Abminderungsfaktor bei vorwiegend biegebeanspruchten Bauteilen
Es gilt Abschn. 4.3.7.1c)
b) Abminderungsfaktoren F bei geschosshohen Wänden
Die Nachweisstellen sind der Wandkopf (o), der Wandfuß (u) und die Wandmitte (m).
NRd ¼ Fo, u, m " A " fd : ð4-28Þ
Am Wandkopf und Wandfuß:
e o, u
Fo, u ¼ 1 # 2 " : ð4-29Þ
d
In halber Geschosshöhe:
% em & hk < % em&
Fm ¼ 1,14 " 1 # 2 " # 0,024 " 1#2" (4-30)
d d d
hk/d die Schlankheit der Wand (Verhältnis der Knicklänge zu Wanddicke). Schlankheiten
hk/d > 25 sind nicht zulässig.
eo,u die Exzentrizität der einwirkenden Last No,u,d infolge des Biegemomentes Mo,u,d

557
Mauerwerk und Putz
M o, u, d >
e o, u ¼ 0,05 " d (4-31)
N o, u, d =
em die Exzentrizität der einwirkenden Last Nm,d in halber Geschosshöhe. Dabei gilt:
Mm, d
em ¼ emo þ emk ¼ þ ea þ emk ð4-32Þ
Nm, d
emo die Exzentrizität infolge der planmäßigen Biegemomente Mmd in halber Ge-
schosshöhe, insbesondere aus der Deckeneinspannung und Wind sowie aus un-
gewollter Ausmitte ea
ea ¼ hk =450 die ungewollte Ausmitte, die über die Wandhöhe parabolisch angenommen wer-
den kann.
emk die Exzentrizität in halber Geschosshöhe infolge Kriechen. Falls kein genauerer
Nachweis erfolgt, ist folgende Abschätzung zulässig.
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
emk ¼ 0,002 " j1 " hk " emo =d für hk =k > 10
emk ¼ 0 für hk =k < 10 ð4-33Þ
j1 der Rechenwert der Endkriechzahl nach Tafel 3-6.
Beispiel in [28] Kap. 8, Abschn. 2.1.6
c) Außergewöhnliche Einwirkungen
Bei Wandbreite b < 2,0 m, d < 175 mm und h/d > 12 ist zusätzlich eine Einzellast
H ¼ 0,5 KN in halber Geschosshöhe anzusetzen. Der Nachweis der außergewöhn-
lichen Einwirkungen darf entfallen, wenn:
' ( H ¼ 0,5 kN die horizontale Einzellast,
hk < H
20 # 1000 " : ð4-34Þ A der Wandquerschnitt b " d für Wände
d A " fk mit Wandbreiten b < 2,0 m.

4.4.3.2 Nachweis der Knicksicherheit


Der Nachweis der Knicksicherheit schlanker, gemauerter Wände wird nach Gl. (4-28)
mit Gl. (4-30) erbracht. Die Gleichung für den Abminderungsfaktor Fm berück-
sichtigt die planmäßige und die ungewollte Ausmitte in halber Geschosshöhe. Ihr
liegt ein ideeller Sekantenmodul E ¼ 350fk zu Grunde. Der Einfluss der Verformun-
gen aus Theorie II. Ordnung ist in Gleichung 4-30 implizit enthalten.

4.4.3.3 Einzellasten und Teilflächenpressung


Es gilt Abschn. 4.3.7.3. Wenn die Teilfläche A1 < 2 " d2 mit d als Wanddicke und die
Exzentrizität e des Schwerpunktes der Teilfläche e < d/6 ist, kann der Wert a in Gl.
(4-17) vergrößert werden auf
a1 a1 der Abstand der Teilfläche vom nächsten Rand
a ¼ 1 þ 0,1 " < 1,5 (4-35) der Wand in Längsrichtung
=
l1 l1 die Länge der Teilfläche in Längsrichtung (s. Bild 6).

4.4.3.4 Zug- und Biegezugbeanspruchung


Nachweis s. Abschn. 4.3.7.4. Für die charakteristische Zug- und Biegezugfestigkeit
parallel zur Lagerfuge ist der kleinere der beiden Werte
u€
f x2 ¼ ðf vk0 þ m " s Dd Þ " (4-36)
h
fx2 ¼ 0,5 " fbz < 0,70 N=mm2 (4-37)
fvk0 Abgeminderte Haftscherfestigkeit nach Tafel 4-6
m Reibungsbeiwert, wobei m ¼ 0,6 angesetzt werden darf.
sDd Bemessungswert der zugehörigen Druckspannung rechtwinklig zur Lagerfuge im unter-
suchten Lastfall. Er ist im Regelfall mit dem geringsten zugehörigen Wert einzusetzen.
ü/h das Verhältnis des !berbindemaßes (vgl. Abschn. 3.4.10) zur Steinhöhe
fbz der Rechenwert der Steinzugfestigkeit nach Tafel 4-9

558
Mauerwerk

4.4.3.5 Schubbeanspruchung
Nachweis s. Abschn. 4.3.7.5. Für die charakteristische Schubfestigkeit fvk gilt:
fvk0 abgeminderte Haftscherfestigkeit nach Tafel 4-6
m Reibungsbeiwert, wobei für alle Mörtelarten
a) Scheibenschub m ¼ 0,6 angesetzt werden darf
m! abgeminderter Reibungsbeiwert, wobei für
fvk ¼ f vk0 þ m
! " s Dd ð4-38Þ alle Mörtelarten m! ¼ 0,4 angenommen werden
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi kann. Mit der Abminderung wird die Span-
s Dd
fvk ¼ 0,45 " fbz " 1 þ ð4-39Þ nungsverteilung in der Lagerfuge längs eines
fbz Steines berücksichtigt
sDd der Bemessungswert der zugehörigen Druck-
spannung an der Stelle der maximalen Schub-
b) Plattenschub spannung. Für Rechteckquerschnitte gilt
s Dd ¼ NEd =A mit A als überdrücktem Quer-
fvk ¼ fvk0 þ m " s Dd ð4-40Þ schnitt. Im Regelfall ist die minimale Einwir-
kung NEd ¼ 1,0 " NGk maßgebend
fbz die Steinzugfestigkeit nach Tafel 4-7

Tafel 4-9 Steinzugfestigkeiten fbz nach DIN 1053-100


f bz
Hohlblocksteine 0,025 " fbk
Hochlochsteine und Steine mit Grifflöchern oder Grifföffnungen 0,033 " fbk
Vollsteine ohne Grifflöcher oder Grifföffnungen 0,040 " fbk 10
fbk charakteristischer Wert der Steindruckfestigkeit (Steinfestigkeitsklasse)

Beispiel in [28] Kap. 8, Abschn. 2.3.4

4.5 Kellerwände ohne Nachweis auf Erddruck


Nachweis auf Erddruck darf entfallen, wenn
— hS < 2,60 m, d > 240 mm
— Kellerdecke = Scheibe
— he < hS, Gelände horizontal, qk < 5 kN/m und
N o, Ed, inf > N o, lim, d ðnach Tafel 4-10Þ und N o, Ed, sup < N 1, Rd ¼ 0,33 " f d " d ð4-41Þ
fk der charakteristische Wert der Druckfestigkeit nach Tafel 4-4 und Tafel 4-5
No, Ed, inf unterer Bemessungswert der Normalkraft am Wandkopf
No, Ed,sup oberer Bemessungswert der Normalkraft am Wandkopf

Tafel 4-10 min N0, lim, d für Kellerwände ohne


rechnerischen Nachweis in kN/m

Wanddicke No, lim, d


d in mm bei einer Anschütthöhe he von

1,0 m 1,5 m 2,0 m 2,5 m

240 6 20 45 75

300 3 15 30 50

365 0 10 25 40

490 0 5 15 30
Bild 4-2 Lastannahmen für Kellerwände
nach DIN 1053-100 Zwischenwerte sind zu interpolieren

559
Mauerwerk und Putz

Anstelle des Nachweises von No nach den Gln. (4-41) darf nachgewiesen werden
ge " hS " h2e
N 1, Ed, inf > N 1, lim, d ¼ und N 1, Ed, sup < N 1, Rd ¼ 0,33 " f d " d (4-42)
20 " d
N1, Ed, inf unterer Bemessungswert der Normalkraft in halber Anschütthöhe
N1, Ed, sup oberer Bemessungswert der Normalkraft in halber Anschütthöhe
hS die lichte Höhe der Kellerwand
he die Höhe der Anschüttung
ge die Wichte der Anschüttung

Für ausgesteifte Kellerwände mit zweiachsiger Lastabtragung gilt mit b als Achsab-
stand der Aussteifungen:
b < hs : N1, Ed, inf > 12 " N 1, lim, d N o, Ed, inf > 12 " N o, lim, d : (4-43)
b > 2 " hs : N 1, Ed, inf > N 1, lim, d N o, Ed, inf > N o, lim, d : (4-44)
Zwischenwerte geradlinig interpolieren.
Hinsichtlich Konstruktion und Ausführung gilt weiterhin DIN 1053-1: 11/1996
Beispiel in [28] Kap. 8, Abschn. 2.2.2

5 Bewehrtes Mauerwerk, Berechnung und Ausführung


nach DIN 1053-3 (2.90)
5.1 Baustoffe
5.1.1 Mauersteine
Zulässig sind alle genormten Mauersteine, jedoch mit den Einschränkungen:
— Lochanteil < 35 %; (Aussparungen bei Formsteinen zählen nicht mit)
— Stege zwischen nicht kreisförmigen Löchern dürfen nicht gegeneinander ver-
setzt sein
sowie Steine mit bauaufsichtlicher Zulassung.

5.1.2 Mauermörtel
Bereiche mit Bewehrung: Mörtel der Gruppe III oder IIIa
Bereiche ohne Bewehrung: Alle Mörtel nach DIN 1053-1 mit Ausnahme von MG I.

5.1.3 Bewehrung
Gerippter Betonstahl nach DIN 488-1. In Fugen ˘ < 8 mm, in Aussparungen (Form-
steine) ˘ < 14 mm, größere ˘ nur in betonverfüllten Aussparungen. Außerdem Be-
wehrung nach Zulassung, z. B. Fugenbewehrung mit Murfor-Bewehrungselemen-
ten der Bekaert GmbH gemäß Tafel 5-1, die zum Korrosionsschutz mit Duplex-
Beschichtung überzogen sind.
Tafel 5-1 Murfor-Bewehrungsträger als Beispiel einer Mauerwerksbewehrung nach Zulassung
Murfor-Abmessungen Nenndurch- Nennquer- Diagonal- Nenn- Anwendung
messer schnitt draht-˘ gewicht
a in mm b in mm d1 in mm AS in cm2 d2 in mm G in kg/m

50 406 5 2 + 0,196 3,75 0,397 für tragende


Bauteile in
100 406 5 0,405
bewehrtem
150 406 5 0,416 Mauerwerk
180 406 5 # # 0,430

560
Bewehrtes Mauerwerk, Berechnung und Ausf"hrung

5.2 Bemessung von bewehrtem Mauerwerk


Die Bemessung beruht noch auf der alten Vorgehensweise. Die Umstellung auf
das semiprobabilistische Sicherheitskonzept wird derzeit vorgenommen.

5.2.1 Allgemeine Regeln


Bemessung erfolgt im Wesentlichen nach DIN 1045 (7.88) mit spezifischen Abwei-
chungen und Ergänzungen, da noch keine Umstellung auf das neue Sicherheits-
konzept und die Regelungen von DIN 1045-1 (7.01) erfolgte.
Biegeschlankheit l=h < 20; statische Nutzhöhe h < l=2.

5.2.2 Bemessung auf Biegung


Rechenwert der Druckfestigkeit bR:
— Biegedruck in Lochrichtung der Steine: bR ¼ 2,67 " s 0 , mit s 0 nach Tafeln 3-8a
und 3-8b (Abschn. 3.2.9.1)
— Biegedruck quer zur Lochrichtung der Steine: Abminderung b!R ¼ 12 " bR , Voraus-
setzung: Stoßfugen voll vermörtelt.
Die Bemessung erfolgt analog zu Stahlbeton mit kh-Verfahren.
— Nachweis der Drucktragfähigkeit: kh > k *h
— Nachweis der erforderlichen Bewehrung über die Beiwerte kS
— Grenzwerte k *h und Beiwerte kS sind in Tafel 5-2 in Abhängigkeit von bR und
den kh-Werten angegeben. 10
Tafel 5-2 Bemessungstafel für Biegung
bR in MN/m2 kS kx kz
0,7 1,0 1,5 2,0 3,0 4,0 6,0 8,0 10,0 12,0 17,5 BSt 420 BSt 500
39,1 32,7 26,7 23,1 18,9 16,4 13,4 11,6 10,3 9,44 7,82 4,3 3,6 0,08 0,97
20,9 17,5 14,3 12,4 10,1 8,75 7,14 6,19 5,53 5,05 4,18 4,4 3,7 0,16 0,95
15,1 12,7 10,3 8,95 7,31 6,33 5,17 4,47 4,00 3,65 3,03 4,5 3,8 0,22 0,92
12,5 10,4 8,52 7,38 6,03 5,22 4,26 3,69 3,30 3,01 2,49 4,6 3,9 0,28 0,90
kh 11,1 9,28 7,57 6,56 5,36 4,64 3,79 3,28 2,93 2,68 2,22 4,8 4,0 0,32 0,87
10,2 8,56 6,99 6,05 4,94 4,28 3,49 3,03 2,71 2,47 2,05 4,9 4,1 0,36 0,85
9,63 8,06 6,58 5,70 4,65 4,03 3,29 2,85 2,55 2,33 1,93 5,0 4,2 0,40 0,83
9,21 7,71 6,29 5,45 4,45 3,85 3,15 2,72 2,44 2,22 1,84 5,1 4,3 0,45 0,81
8,89 7,43 6,07 5,26 4,29 3,72 3,03 2,63 2,35 2,15 1,78 5,2 4,4 0,49 0,80
k *h 8,60 7,19 5,87 5,09 4,15 3,60 2,94 2,54 2,27 2,08 1,72 5,4 4,5 0,54 0,78

Biegemoment M h ½cm. MS ½kNm.


sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi > k *h AS ½cm2 . ¼ kS "
ohne Normalkraft kh ¼ h ½cm.
M ½kNm.
b ½m.

h ½cm.
kh ¼ sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi > k *h
MS ½kNm.
b ½m.

Biegemoment M
und Normalkraft N
(Druck ¼ !) MS ½kNm. N ½kN.
AS ½cm2 . ¼ k2 " þ
h ½cm. bS =g ½kN=cm2 .

bS =g ¼ 24,0 kN/cm2 für BSt 420


MS ¼ M ! N " zS
28,6 kN/cm2 für BSt 500

561
Mauerwerk und Putz

5.2.3 Nachweis der Knicksicherheit


Der Nachweis der Knicksicherheit erfolgt im mittleren Wanddrittel.
hk d
— hk =d < 20: zusätzliche Ausmitte f ¼ !
46 8
— 20 < hk =d < 25: Nachweis nach DIN 1045 (7.88)
— hk =d > 25: unzulässig
mit hk/d ¼ Knicklänge/Dicke der Wand

5.2.4 Bemessung auf Scheibenschub


Die Schubkraft wirkt parallel zur Wandebene.
Nachweis der Schubspannung t in Höhe der Null-Linie und im Abstand 0,5h von
der Auflagerkante. Es ist nachzuweisen, dass die aufnehmbaren Werte von t nach
DIN 1053-1, Abschn. 3.3.3.5, eingehalten sind. Dabei darf die rechnerische Normal-
spannung s in der Lagerfuge angenommen werden zu:

2FA FA Auflagerkraft
s¼ ð5-1Þ b Querschnittsbreite
b"l l Stützweite des Trägers

5.2.5 Bemessung auf Plattenschub


Die Schubkraft wirkt senkrecht zur Wandebene.
Bemessung nach DIN 1045 (7.88) mit dem Grenzwert t011 ¼ 0,015bR
Hierbei bR ¼ 2,67s0 sowohl für Biegedruck in Lochrichtung als auch senkrecht zur
Lochrichtung der Steine.
Zusätzliche Bewehrungsregeln: Biegezugbewehrung ungestaffelt über volle Stütz-
weite (Bogenmodell); Schubbewehrung rechnerisch nicht anzusetzen.

5.3 Bewehrungsregeln
Grundsatz: Es gelten sinngemäß die Regeln für Stahlbeton.
Mindestbewehrung bezogen auf den Gesamtquerschnitt:
a) Horizontale Bewehrung in Lagerfugen oder Aussparungen: mindestens 4 Stäbe
˘ 6 je m
b) Vertikale Bewehrung als Hauptbewehrung in Aussparungen und Sonderverbän-
den:
mH ¼ AS =AM > 0,1 %
zugehörige Querbewehrung:
Für mH < 0,5 %: mQ ¼ 0
mH > 0,6 %: mQ ¼ 0,2mH
dazwischen interpolieren.
c) durchgehend ummauerte Aussparungen (wandartige Aussparungen):
mH > 0,1 %
mQ > 0,2mH
Maximale Stababstände in plattenartig beanspruchten Bauteilen:
Hauptbewehrung: aH < 250 mm, Querbewehrung: aQ < 375 mm
Mindestabstand der Stäbe nach DIN 1045 (7.88)

562
Bewehrtes Mauerwerk, Berechnung und Ausf"hrung

5.4 Verankerung der Bewehrung


Grundsatz: Es gelten sinngemäß die Regeln für Stahlbeton. Bei Einbettung in Mör-
tel gelten folgende Grundwerte der Verbundspannungen t1:

Tafel 5-3 Verbundspannungen

Mörtelgruppe Grundwerte der Verbundspannungen t1


in der Lagerfuge in Formsteinen und Aussparungen

III t1 ¼ 0,35 MN=m2 t1 ¼ 1,0 MN=m2


IIIa t1 ¼ 0,70 MN=m2 t1 ¼ 1,4 MN=m2

5.5 Korrosionsschutz der Bewehrung


Ungeschützte Bewehrung nur bei trockenem Raumklima, z. B. in Innenwänden.
In allen anderen Fällen, z. B. bei Außenwänden: Einbettung in betonverfüllte
Aussparungen mit Betonüberdeckung nach den Regelungen des Stahlbetonbaus
(empfohlen DIN 1045-1 (7.01) oder besonderer Korrosionsschutz erforderlich, z. B.
Feuerverzinkung, Kunststoff-Beschichtung, Duplex-Beschichtung (s. Zulassung für
Murfor). Einbettung in Zementmörtel nicht ausreichend.
10
!berdeckung zwischen Stahl und Wandoberfläche > 30 mm. Mörteldeckung in
Formsteinen > 2ds .

5.6 Ausführungsregeln
Grundsatz: Es gilt DIN 1053-1.
— Mindestdicke bewehrter Wände: d ¼ 115 mm;
— Lagerfugen: vollfugig, maximal 20 mm dick;
— Stoßfugen: bei horizontaler Spannrichtung vollfugig, bei vertikaler Spannrich-
tung vollfugig oder knirsch verlegt,
— Bewehrung in Mörtel: allseitig eingebettet, kein !berdeckungsmaß vorgeschrie-
ben;
— Bewehrung in Beton: !berdeckung nach DIN 1045;
— Abstand Bewehrung zur Wandoberfläche: mindestens 30 mm.
— Verfüllen von vertikalen Aussparungen: bei kleinen Aussparungen bis zu 135/
135 mm in jeder Steinlage. Bei größeren Aussparungen nach jedem m Wand-
höhe.

5.7 Bemessung von übermauerten Flachstürzen


Flachstürze sind vorgefertigte, bewehrte Bauteile, die mit dem darüber liegenden
Mauerwerk zusammenwirken und mit diesem den eigentlichen Sturz bilden (s. Bild
5-1 bis 5-3).
Die Tragwirkung beruht auf der Ausbildung eines Bogens mit Zuggurt. In der
Druckzone trägt das Mauerwerk senkrecht zu den Stoßfugen, in der Zugzone der
Bewehrungsstahl der Flachstürze (s. Bild 5-3). Sie sind nach den in den bauauf-
sichtlichen Zulassungen angegebenen Verfahren zu bemessen (s. [22]).

563
Mauerwerk und Putz

Bild 5-1 Querschnitte von übermauerten Flachstürzen

Bild 5-2 Ansicht eines eingebauten Flachsturzes mit Stoßfugenvermörtelung


z

Bild 5-3 Bogen-Zugband-Modell des übermauerten Flachsturzes

564
Bewehrtes Mauerwerk, Berechnung und Ausf"hrung

5.7.1 Bemessung
a) Nach Flachsturzrichtlinie
Sie konnte bisher alternativ zur DIN 1053-3 angewendet werden [20]. Ist auf DIN
1045-1 (7.01) und neues Sicherheitskonzept umgestellt worden (s. [21] und [22]),
war als Richtlinie der DGfM geplant (Bewehrungsüberdeckung nach DIN 1045-1);
Schlussentwurf [22] wurde nicht veröffentlicht und bauaufsichtlich nicht umgesetzt;
Flachstürze werden nunmehr auf der Basis von [22] in allgemeinen bauaufsichtli-
chen Zulassungen geregelt.
Alte Flachsturzrichtlinie wurde in der Musterliste der Technischen Baubestimmun-
gen Teil 1 (Sept. 2008) gestrichen, Umsetzung in den Ländern ist noch erforderlich,
Anwendung nicht mehr möglich (nur noch b) bzw. c)).

b) Nach allgemein bauaufsichtlichen Zulassungen


Nachfolgend sind die wesentlichen Anforderungen und Formeln widergegeben;
maßgebend ist die jeweilige bauaufsichtliche Zulassung (abrufbar über www.dibt.de
unter Zulassungen).
Anwendung auf frei an der Unterseite aufliegende Einfeldträger mit l < 3,0 m. Nur
bei vorwiegend ruhender Belastung. Keine Einzellasten. Schlaff bewehrte Zuggurte
mindestens aus B 25 oder LB 25 mit üblichem Bewehrungsstahl BSt 420/500 oder
500/550, RK oder RU. Bei nur einem Bewehrungsstab mindestens ˘ 8 mm, höchs-
tens 12 mm. Zuggurtabmessungen mindestens 11,5 + 6 cm2 . Betondeckung mind.
2 cm (Steinschalen dürfen nicht in Ansatz gebracht werden). Druckzone ist im Ver-
band mit Stoßfugenvermörtelung zu mauern. Nur Voll- und Hochlochziegel A nach 10
DIN EN 771-1 (5.05)/DIN V 20000-401 (6.05)/DIN V 105-100 (10.05), Kalksand-Voll-
oder Lochsteine nach DIN EN 771-2 (5.05)/DIN V 20000-402 (6.05)/DIN V 106 (10.05)
und Vollsteine aus Leichtbeton nach DIN EN 771-3 (5.05)/DIN V 20000-403 (6.05)/DIN
V 18152-100 (10.05). Steinfestigkeitsklasse mindestens 12, bei HLz mit versetzt oder
diagonal verlaufenden Stegen mind. 20. Grifföffnungen nicht zugelassen. Mörtel
mindestens MG II. Gesonderter Nachweis der Gebrauchsfähigkeit bei Einhaltung al-
ler Bedingungen nicht erforderlich.
Nachweis der Biegetragfähigkeit nach DIN 1045-1. Spannungs-Dehnungs-Bezie-
hung vereinfachend analog zum Beton (Dauerstandsfaktor für Beton/Mauerwerk
h ¼ 0,85; für Leichtbeton h ¼ 0,80). Rechenwert der Druckfestigkeit für alle Mauer-
werksarten konstant fk ¼ 2,9 N/mm2 . Statische Nutzhöhe
1
d¼ " leff (5-7) mit leff als Stützweite und d als Nutzhöhe.
2,4
Stahldehnung ist auf eS ¼ 0,005 zu begrenzen. Charakteristische Druckfestigkeit Be-
ton höchstens C20/25 bzw. LC20/22.
Bei Vorhandensein einer Stahlbetondecke auf der !bermauerung dürfen beide
Baustoffe entsprechend den Dehnungen nach den zutreffenden Spannungs-Deh-
nungs-Linien beansprucht werden.
Teilsicherheitsbeiwerte analog DIN 1045-1.
Nachweis der Schubtragfähigkeit anhand der zulässigen Querkraft. Für die rechne-
rische Auflagerlinie ergibt sich
fvdf Bemessungswert der Schubfertigkeit des
l þ 0,4 Flachsturzes mit fvdf ¼ 0,14 N/mm2
V Rd ¼ f vdf " b " d " ð5-8Þ b Sturzbreite
l # 0,4
d statische Nutzhöhe
l Schubschlankheit, allgemein
max M Ed > MEd Bemessungswert des größten Biegemo-
l¼ 0,6 (5-9) mentes
max V Ed " d
VEd der zugehörige Bemessungswert der größ-
ten Querkraft

565
Mauerwerk und Putz

bzw. bei Gleichlast


leff >
l¼ 0,6 (5-10)
4"d
Wenn l < 0,6, dann ist l ¼ 0,6 zu setzen. Die Nutzhöhe ist in der weiteren Bemes-
sung dann abzumindern.
Verankerung der Bewehrung ist nach DIN 1045-1 nachzuweisen. Versatzmaß
a1 ¼ 0,75 " d ð5-11Þ
Falls sich damit nach DIN 1045-1 rechnerisch eine größere Zugkraft ergeben sollte,
als die an der Stelle des maximalen Biegemomentes vorhandene, so ist die Veran-
kerungslänge mit
max M Ed
F sd ¼ ð5-12Þ z innerer Hebelarm
z
nachzuweisen. Zulässige Rechenwerte der Verbundspannung gem. günstiger Ver-
bundlage.
c) Nach Typenstatik
Auf der Basis von geprüften Typenstatiken bieten die meisten Hersteller Bemes-
sungstabellen für die wesentlichen Einsatzfälle mit Bezug auf die jeweiligen Zulas-
sungen oder die Flachsturzrichtlinie an.

5.7.3 Flachstürze mit !bermauerung ohne Stoßfugenvermörtelung


Die Ausführung der Flachsturzübermauerung ohne Stoßfugenvermörtelung ober-
halb der Zuggurte ist nicht zugelassen. Derzeit sind Forschungsarbeiten im Gange,
die Klarheit über das Tragverhalten derartigen Mauerwerks im Zusammenwirken
mit dem Zuggurt bringen und der Praxis ein geeignetes Nachweisverfahren zur
Verfügung stellen sollen (vgl. [19]). Für nichttragende Flachstürze aus Zuggurten in
Ziegel-Formsteinen mit oder ohne Wärmedämmung und Ziegelmauerwerk mit un-
vermörtelten Stoßfugen existiert eine bauaufsichtliche Zulassung (www.argemau-
erziegel.de).

5.8 Bewehrung von Mauerwerk zur konstruktiven Rissesicherung


Risse, die nicht die Standsicherheit der Wände beeinträchtigen, können dennoch un-
angenehm sein. !bliche Ursache: Schwindverkürzung der Wände, Durchbiegung der
Decken, Temperaturänderungen der Konstruktion. Zur Rissesicherung kann Beweh-
rung in die Lagerfugen eingelegt werden. Hierfür ist DIN 1053-3 nicht verbindlich, je-
doch Anhaltspunkt. Insbesondere sind die Regeln für Korrosionsschutz hier nicht ver-
bindlich. Die Hersteller von Bewehrungselementen haben Empfehlungen entwickelt.
Beispiel Empfehlung für Murfor-Bewehrungsgitter 2 ˘ 5 mm in den Lagerfugen zur Rissesi-
cherung gegen Schwindspannungen und Deckendurchbiegung: vertikaler Abstand
der Gitter im unteren Wandbereich Dh ¼ 25 cm, darüber Dh ¼ 50 cm.
Siehe hierzu auch die Empfehlungen und Bemessungsansätze, die in der angege-
benen weiterführenden Literatur enthalten sind.

6 Mauerwerk nach Eurocode EC 6


Der Eurocode 6 für Mauerwerk auf der Basis des neuen Sicherheitskonzeptes liegt
in allen seinen Teilen als europäische Norm in deutscher !bersetzung vor und wur-
de vom Normenausschuss Bauwesen im DIN als Deutsche Fassung veröffentlicht.
Da alle Teile des EC 6 von Vornormen in europäische Normen überführt worden
sind, ist eine Anwendung der ENV’s zusammen mit den nationalen Anwendungs-
dokumenten nicht mehr erlaubt.
Der Eurocode 6 Mauerwerksbauten wird erst nach Fertigstellung der nationalen Anhänge und
bauaufsichtlicher Einführung der Praxis parallel zu den DIN-Normen im Mauerwerksbau zur
Verfügung stehen (voraussichtlich 2012).

566
Putz, Baustoffe und Ausf"hrung

7 Putz, Baustoffe und Ausführung


nach DIN EN 998-1 (9.03)/DIN V 18550 (3.04), (s. auch DIN EN 13914-1 u. -2 (6.05))

DIN EN 998-1 regelt europäisch die Putzmörtel, DIN V 18550 die Planung, Eintei-
lung und Ausführung von Putzen und Putzsystemen, die die bisherigen T. 1–4 die-
ser Norm ersetzt. Weitere Hinweise, Anforderungen und Empfehlungen s. DIN EN
13914-1 u. -2 sowie Erläuterungen s. [24] u. [27].
Putze können mehrlagig (aus einer oder mehreren Lagen Unterputz und einer Lage
Oberputz) oder einlagig sein.
Unterputze bestehen immer aus Mörteln mit mineralischen Bindemitteln. Unterput-
ze „entkoppeln“ den Oberputz vom Untergrund und sind für die Funktion eines
Putzsystems entscheidend. Die Eignung verschiedener Unterputze auf unterschied-
lichen Untergründen ist ausführlich in den Leitlinien [27] beschrieben.
Oberputze können mineralisch gebunden oder Kunstharzputze sein.
Spritzbewurf ist keine Lage, sondern eine Vorbehandlung des Putzgrundes.
Putzsystem ist die Gesamtheit aus Unter- und Oberputz. Nach DIN V 18550 werden
Putzsysteme für Außenputze und Innenputze unterschieden. Anpassung bisher üb-
licher Regelungen an die neuen, leichteren Wandbaustoffe erforderlich. Statt Nor-
malputzen sollten besser Leichtputze verwendet werden. Putz soll höhere Verfor-
mungsfähigkeit als der Untergrund aufweisen. Bewährte Putzsysteme sind in DIN
V 18550, Tab. 2, 3 u. 5, angegeben.
10
Mineralische Putze bestehen aus mineralischen Bindemitteln und mineralischen
oder organischen Zuschlägen (DIN EN 998-1). Beide Zuschlagarten können dichtes
oder poriges Gefüge haben. Als Putzmörtel werden in Deutschland praktisch aus-
schließlich Werk-Trockenmörtel eingesetzt. Putzmörtel sind gem. DIN EN 998-1 nach
Tafel 7-1 zu klassifizieren. Die Zuordnung der bisher bekannten Putzmörtelgruppen
P I bis P IV erfolgt in DIN V 18550, für die keine Druckfestigkeitsanforderungen
mehr bestehen. Eine Unterteilung der Gruppen wie bisher in DIN 1855-2 (alt), Tab. 3,
wird nicht mehr vorgenommen. Die Verbindung zwischen Putzanforderung und
Druckfestigkeit des Unter- bzw. Oberputzes wird über die bewährten Putzsysteme
(auszugsweise Tafel 7-2) hergestellt. Im Hinblick auf Zuschlag und Zusatzstoffe ent-
hält DIN EN 998-1 keine konkreten Vorschreibungen.

Tafel 7-1 Klassifizierung von Putzmörtel

Eigenschaften Kategorie Werte

CS I 0,4–2,5 N/mm2

Druckfestigkeit nach 28 Tagen CS II 1,5–5,0 N/mm2

CS III 3,5–7,5 N/mm2

CS IV > 6 N/mm2

W0 Nicht festgelegt
Kapillare Wasseraufnahme
W1 c < 0,40 kg/m2 " min0,5

W2 c < 0,20 kg/m2 " min0,5

Wärmeleitfähigkeit von Wärme- T 1 < 0,1 W/m " K


dämmputzen
T2 < 0,2 W/m " K

567
Mauerwerk und Putz
Tafel 7-2 Ausgewählte Putzsysteme nach DIN V 18550 (4.05) (auszugsweise)
Anforderung bzw. Unterputz Druckfestigkeits- Oberputz Druckfestigkeits-
Putzanwendung kategorie kategorie
Außenputze

Ohne besondere PI CS I PI CS I
Anforderungen
P II CS II P II CS II
P II CS II P II CS II
wasserhemmend2 )
0,5 < w < 2,0 kg=ðm2 " h0,5 Þ P II CS III P II CS III
P II CS III P Org 1 !
2
wasserabweisend ) P II CS III P II CS III
w " sd < 0,2 kg=ðm " h0,5 Þ
P II CS III P Org 1 !
w < 0,5 kg=ðm2 " h0,5 Þ, sd < 2,0 m
! ! P III CS IV
Kelleraußenwandputz ! ! P III1 ) CS IV
1
P III CS IV P II ) CS III
Außensockelputz
1
P II CS III P II ) CS II
Innenputze
P II CS II PI CS I
!bliche Beanspruchung
P II CS II P II CS II
P III CS III P II CS II
P II CS II P II CS II
Feuchträume
P III CS III P II CS II
P III CS IV P III CS IV
1
) Im erdberührten Bereich ist Abdichtung gesondert vorzusehen. Putz dient als Träger der
vertikalen Abdichtung.

Leichtputze bestehen aus Putzmörteln mit einer Rohdichte <1300 kg/m3 und sind
für das Verputzen von wärmedämmenden Wandbaustoffen besonders geeignet.
Anforderungen CS I/ CS II, wasserabweisend. Die neuerlich erfolgte Einteilung in
Leichtputz Typ I und Typ II ist in den Leitlinien [27] näher erläuert, s. auch Tafel 7-3.
Wärmedämmputzsysteme (DIN EN 998-1, DIN V 18550 und bauaufsichtliche Zulas-
sung) bestehen aus einem wärmedämmenden Unterputz (Wärmedämmputz) und
einem darauf abgestimmten wasserabweisenden Oberputz. Die wärmedämmen-
den Eigenschaften des Unterputzes (Wärmedämmputz) resultieren aus einem er-
höhten Anteil an Leichtzuschlägen – vorwiegend expandiertes Polystyrol (EPS).
Nach der neuen europäischen Norm EN 998-1 sind Wärmedämmputze (Abkürzung:
T; Thermal Insulating Mortar) auch in anderer Zusammensetzung möglich. Nach
europäischer Norm werden — unabhängig von der Zusammensetzung – nur die
Wärmeleitfähigkeitsgruppen T 1 (l10,dry 2 0,1 W/(m"K)) und T 2 (l10,dry 2 0,2 W/ (m " K))
definiert (s. Tafel 7-1).
In Deutschland finden jedoch nach wie vor die in der DIN 18550-3 (alt) definierten
Wärmedämmputze Anwendung, die neuerlich in einer bauaufsichtlichen Zulassung
geregelt sind. Die Wärmeleitfähigkeiten solcher Systeme sind in Tafel 7-5 zusam-
mengestellt.

568
Putz, Baustoffe und Ausf"hrung
Tafel 7-3 Charakteristische Kennwerte marktgängiger Außenputze (Unterputze)
Putztyp Normalputz Leichtputz Dämmputz
Typ I Typ II a)
Druckfestigkeitsklasse
CS II/CS III CS II CS I/CS II CS I
nach DIN EN 998-1
Prismendruckfestigkeit
3–7 2,5– 5 1–3 0,5–1,5
(N/mm2 )
Trockenrohdichte
1600–1800 1000–1300 700–1200 250–500
(Prisma) (kg/m3 )
Elastizitätsmodulb)
3000–7000 2500–5000 1000–3000 <1000
(N/mm2 )
a
) Leichtputze vom Typ II werden auch unter der Bezeichnung „Faserleichtputz“, „Superleicht-
putz“ usw. angeboten
b
) Je nach Prüfverfahren wird zwischen dem dynamischen E-Modul und dem statischen E-Mo-
dul (Zug- oder Druck-E-Modul) unterschieden; bei mineralischen Putzmörteln gibt es eine Be-
ziehung zwischen der Druckfestigkeit und dem E-Modul.

Tafel 7-4 Putzmörtelgruppen nach Ausführungsnorm DIN V 18550


Putzmörtelgruppe Mörtelart
PI Luftkalkmörtel, Wasserkalkmörtel, Mörtel mit hydraulischem Kalk
P II Mörtel mit hydraulischem Kalk oder Mörtel mit Putz- oder Mauerbinder, 10
Kalkzementmörtel
P III Zementmörtel mit Zusatz von Kalkhydrat, Zementmörtel
P IV Gipsmörtel, Gipssandmörtel, Gipskalkmörtel, Kalkgipsmörtel
PV Anhydritmörtel, Anhydritkalkmörtel

Tafel 7-5 Wärmeleitfähigkeitsgruppen für Wärmedämmputze


nach DIN 18550-3 (3.91-alt) und DIN V 18550 (4.05-neu)
Gruppe Anforderungen an die Wärmeleitfähig- Bemessungswert der Wärmeleit-
keit Kategorie II nach DIN V 18550 fähigkeit
l10, tr in W/(m " K) max l in W/(m " K)
060 0,057 0,06
070 0,066 0,07
080 0,075 0,08
090 0,085 0,09
100 0,094 0,10

Kunstharzputze (DIN 18558 (1.85)) bestehen aus organischen Bindemitteln (Poly-


merisatharze als Dispersionen oder Lösungen) und aus Zuschlägen mit überwiegen-
dem Kornanteil >0,25 mm. Sie erfordern immer einen Grundanstrich und können
auf Beton ohne, sonst nur mit einem mineralischen Unterputz (Mörtelgr. CS II oder
CS III) hergestellt werden. Kunstharzputze werden nach DIN 18550, Tab. 2, in den
Typen P Org 1 (für Außen- und Innenputz) und P Org 2 (nur für Innenputz) als Werk-
mörtel geliefert.
Sanierputze sind porenreiche Spezialputze mit sehr hoher Wasserdampfdiffusions-
fähigkeit und verminderter kapillarer Leitfähigkeit. Einsatz: feuchtes und/oder salz-
belastetes Mauerwerk, Sanierung (s. DIN EN 998-1 und WTA-Merkblatt 2-9-04/D).

569
Mauerwerk und Putz

Putzdicke, Angabe als mittlere Dicke und Mindestdicke (an einzelnen Stellen) nach
DIN V 18550 in mm: Außenputz 20/15, Innenputz 15/10, einlagiger Innenputz aus
Werktrockenmörtel 10/5, einlagiger wasserabweisender Außenputz aus Werkmörtel
15/10, Wärmedämmputz mind. 20 und nicht mehr als 100 mm.
Abgestimmter Putzaufbau: Die Thermische und hygrische Beanspruchung einer
Aussenwand nimmt von aussen nach innen ab. Die äußerste Putzlage (Oberputz)
ist den grössten Formänderungen, z. B. durch Temperatur, ausgesetzt und muss
somit auch die grösste Verformbarkeit aufweisen. Dementsprechend sollen die
Putzlagen von innen nach aussen verformbarer („weicher“) werden. Dies wird
durch die bekannte Putzregel „weich auf hart“ ausgedrückt. Die in DIN V 18550 ge-
nannten Putzsysteme bauen auf dieser Regel auf. Die Regel gibt heutzutage aber
nicht mehr den ganzen Stand der Technik wieder, da auch hochwärmedämmende
Untergründe mit einer sehr geringen Festigkeit, wie z. B. Wärmedämmplatten, ver-
putzt werden müssen. In diesen Fällen gilt zusätzlich die Putzregel „Entkopplung
durch weiche Zwischenschicht“. Dabei wird der Oberputz durch eine ausreichend
dicke verformungsfähige Zwischenschicht (z. B. Leichtunterputz, Wärmedämmputz
oder Dämmplatte) vom Untergrund entkoppelt. Die Wirksamkeit wird erhöht, wenn
auf die weiche Zwischenschicht (Unterputz, Dämmplatte) vor dem Auftragen des
Oberputzes ein Armierungsputz – bestehend aus einem Armierungsmörtel und ei-
nem darin eingebetteten Armierungsgewebe – aufgebracht wird. Das Aufbringen
einer solchen Armierungsschicht erhöht immer die Sicherheit gegen Rissbildung.

570
Beton nach DIN 1045-2
Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Ulrich Vismann

Inhalt Seite

1 Allgemeines 572
2 Begriffe, Symbole, Abkürzungen 573
2.1 Begriffe 573
2.2 Symbole und Abkürzungen 574
3 Ausgangsstoffe 575
4 Anforderungen an den Beton 576
4.1 Betonzusammensetzung 576
4.2 Dauerhaftigkeit 578
5 Betoneigenschaften 586
5.1 Frischbeton 586
5.2 Festbeton 587
5.3 Druckfestigkeit von Beton im Bauwerksbestand 588
6 Festlegung des Betons 588
6.1 Beton nach Eigenschaften 589
6.2 Beton nach Zusammensetzung 589
6.3 Standardbeton 589 11
7 Herstellung, Transport, Lieferung, Verarbeitung, Nachbehandlung
und Schutz 590
7.1 Herstellung 590
7.2 Transport 590
7.3 Lieferung 590
7.4 Verarbeitung 591
7.5 Nachbehandlung und Schutz 591
8 Güteüberwachung 593
8.1 !berwachung durch das Bauunternehmen 593
8.2 Weitergehende Bestimmungen !berwachungsklasse 2 u. 3 599
8.3 !berwachung . . . durch eine dafür anerkannte !berwachungsstelle 600

Literatur
DIN EN 206-1 07.01 Beton — Teil 1: Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und
Konformität inkl. #nderung A1; A2
DIN 1045-2 08.08 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton
Teil 2: Beton — Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und
Konformität
DIN 1045-3 08.08 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton
Teil 3: Bauausführung
Heft 526, DAfStb Erläuterungen zu den Normen DIN EN 206-1, DIN 1045-2,
DIN 1045-3, DIN 1045-4 und DIN 4226, Beuth Verlag, Mai 2003
DIN EN 197-1 Zement. Zusammensetzung, Anforderungen und Konformitätskriterien
von Normalzement; August 2004
M. Peck, R. Pickhardt Zement-Merkblatt „!berwachung von Beton auf Baustellen“, 01/2011
J. Pott, R. Osterheld Zement-Merkblatt B9 „Betontechnik 1/2010, Expositionsklassen von Beton“,
c/o www.beton.org

571

U. Vismann (Hrsg.), Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln, DOI 10.1007/978-3-8348-8613-2_11,


© Vieweg+Teubner Verlag |Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012
Beton nach DIN 1045-2

1 Allgemeines
Die europäische Norm EN 206-1 hat den Status einer deutschen Norm. Sie ist mit der
nationalen Anwendungsregel zu verwenden. Diese nationale Anwendungsregel ist
die DIN 1045-2 vom August 2008. In den nachstehenden Abschnitten sind die aus
dieser nationalen Anwendungsregel vorgegebenen #nderungen eingebaut. Die Be-
ziehung zwischen den verschiedenen Normen und Richtlinien ergibt sich aus Bild 1-1.

Ergänzende Regeln
Bemessung und Beton Bauausführung für Herstellung
Konstruktion DIN EN 206-1 DIN 1045-3 und Konformitäts-
DIN 1045-1 DIN 1045-2 kontrolle von
Fertigteilen
DIN 1045-4

Zement
DIN EN 197-1, DIN EN 197-4, DIN 1164-10,
DIN 1164-11, DIN 1164-12, DIN EN 14216

Prüfverfahren für Flugasche für Beton


Frischbeton DIN EN 450-1
DIN EN 12350,
u. a.
Silikastaub für Beton
DIN EN 13263-1

Prüfverfahren für Trass


Festbeton DIN 51043
DIN EN 12390, u. a.
Zusatzmittel für Beton, Mörtel und
Einpressmörtel
DIN EN 934-2
Nachweis der Beton-
druckfestigkeit in
Bauwerken Gesteinskörnungen für Beton
DIN EN 13791 DIN EN 12620, DIN 13055-1, DIN 4226-100

Pigmente zum Einfärben von zement- und kalk-


DAfStb-Richtlinien: gebundenen Baustoffen
Beton mit rezyklierten DIN EN 12878
Gesteinskörnungen,
Verzögerter Beton,
Trockenbeton, Zugabewasser
Alkalireaktion, DIN EN 1008
Selbstverdichtender
Beton,
Betonbau beim Umgang Fasern für Beton
mit wassergefährdenden DIN EN 14889-1
Stoffen, DIN EN 14889-2

Vergussbeton und
Vergussmörtel, massive
Bauteile, WU-Bauwerke
aus Beton

Bild 1-1 Beziehung zwischen den Normen DIN 206-1 und DIN 1045-2 sowie Richtlinien

572
Begriffe, Symbole, Abk"rzungen

2 Begriffe, Symbole, Abkürzungen


2.1 Begriffe
— Gesteinskörnung (alte Bezeichnung: Zuschlag)
aus natürlichen oder künstlich gebrochenen, mineralischen Stoffen. Auch aus
Recyclingmaterial.
— Zement
Hydraulisches Bindemittel. Fein gemahlener, anorganischer Stoff. Ergibt mit
Wasser gemischt Zementleim, der auch unter Wasser erhärtet und raumbestän-
dig bleibt.
— wirksamer Wassergehalt
Gesamtwassermenge minus von der Gesteinskörnung aufgenommene Wasser-
menge im Frischbeton.
— Wasserzementwert
Masseverhältnis wirksamer Wassermenge zur Zementmenge im Frischbeton.
— Zusatzmittel
Kleine Menge (bezogen auf den Zementgehalt) eines Stoffes, der beim Mischen
zugegeben wird.
— Zusatzstoff
Fein verteilter anorganischer Stoff im Beton.
— äquivalenter Wasserzementwert
Masseverhältnis des wirksamen Wassergehalts zur Summe aus dem Zement-
gehalt und k-fach anrechenbaren Anteil von Zusatzstoffen.
— Mehlkorngehalt
Summe aus Zementgehalt, Zusatzstoffgehalt und dem Kornanteil der Gesteins-
körnung bis 0,125 mm. 11
— Beton
Durch Mischen von Zement, Gesteinskörnung, Wasser und eventuell Zusatzmit-
teln und Zusatzstoffen erzeugter Baustoff.
— Frischbeton
Fertig gemischter Beton, der noch verarbeitet und verdichtet werden kann.
— Festbeton
Erhärteter Beton mit einer gewissen Festigkeit.
— Beton nach Eigenschaften
Beton, dessen geforderte Eigenschaften und Anforderungen dem Hersteller an-
gegeben sind. Der Hersteller ist für die Einhaltung verantwortlich.
— Beton nach Zusammensetzung
Beton, dessen Zusammensetzung dem Hersteller vorgegeben werden.
— Standardbeton
Beton nach Zusammensetzung nach Norm.
— Kubikmeter Beton
Frischbetonmenge, die nach EN 12530-6 verdichtet, 1 m3 ergibt.
— Charakteristische Festigkeit
Erwarteter Festigkeitswert. 5% der Grundgesamtheit aller Festigkeitswerte fal-
len unterhalb dieses Festigkeitswertes.
— Erstprüfung
Prüfung vor Herstellung des Betons, um alle Anforderungen im frischen und
im erhärteten Zustand zu überprüfen.
— Expositionsklasse
Klassifizierung der chemisch und physikalisch relevanten Umgebungsbedingun-
gen des Betons oder der Bewehrung.
— Feuchtigkeitsklasse
Klassifizierung der Umgebungsbedingungen hinsichtlich einer möglichen schä-
digenden Alkalikieselsäure-Reaktion

573
Beton nach DIN 1045-2

2.2 Symbole und Abkürzungen


Expositionsklassen X0 kein Korrosions- oder Angriffsrisiko
XC . . . Korrosionsgefahr durch Karbonatisierung
(Carbonation)
XD . . . Korrosionsgefahr durch Chloride, kein Meerwasser
(Deicing)
XS . . . Korrosionsgefahr durch Chloride aus Meerwasser
(Seawater)
XF . . . Gefahr von Frostangriff mit oder ohne Taumittel
(Freezing)
XA . . . chemischer Angriff (Acid)
XM . . . mechanischer Angriff des Betons durch Verschleiß
(Mechanical abrasion)

Feuchtigkeitsklassen W0 . . . kein Feuchtigkeitsrisiko


WF . . . Beton, der häufig oder längere Zeit feucht ist
WA . . . wie WF, aber zusätzlich mit häufiger oder langzeiti-
ger Alkalizufuhr von außen
WS . . . Beton mit hoher dynamischer Beanspruchung und
direktem Alkalieintrag

Konsistenzklassen S 1 bis S 5 Setzmaß


V 0 bis V 4 Setzzeitmaß (Vébé)
C 0 bis C 3 Verdichtungsmaß
F 1 bis F 6 Ausbreitmaß

C ... / ... Druckfestigkeitsklassen für Normal- und Schwerbeton


LC . . . / . . . Druckfestigkeitsklassen für Leichtbeton
fck,cyl charakteristische Betondruckfestigkeit, geprüft am Zylinder
fc,cyl Betondruckfestigkeit, geprüft am Zylinder
fck,cube charakteristische Betondruckfestigkeit, geprüft am Würfel
fc,cube Betondruckfestigkeit, geprüft am Würfel
fcm mittlere Druckfestigkeit des Betons
fcm,j mittlere Druckfestigkeit des Betons im Alter von (j) Tagen
fci einzelnes Prüfergebnis für die Druckfestigkeit von Beton
ftk charakteristische Spaltzugfestigkeit von Beton
ftm mittlere Spaltzugfestigkeit von Beton
fti einzelnes Prüfergebnis für die Spaltzugfestigkeit von Beton
D ... Rohdichteklasse von Leichtbeton
Dmax Nennwert des Größtkorns der Gesteinskörnung
CEM . . . Zementart nach den Normen der Reihe EN 197
s Schätzwert für die Standardabweichung einer Gesamtheit
sn Standardabweichung von aufeinander folgenden Prüfergebnissen
w/z Wasserzementwert
k Faktor für die Berücksichtigung der Mitwirkung eines Zusatzstoffes
z Zementgehalt im Beton
f Flugaschegehalt im Beton
s Silikastaubgehalt im Beton
kf k-Wert zur Anrechnung von Flugstaub
ks k-Wert zur Anrechnung von Silikastaub
(w/z)eq äquivalenter Wasserzementwert

5 74
Ausgangsstoffe

3 Ausgangsstoffe
Zement ist ein hydraulisches Bindemittel, das heißt, ein fein gemahlener anorgani-
scher Stoff der, mit Wasser gemischt, Zementleim ergibt, welcher durch Hydrata-
tion erstarrt und erhärtet und nach dem Erhärten auch unter Wasser fest und raum-
beständig bleibt. Zement nach EN 197-1, CEM-Zement genannt, muss bei
entsprechender Dosierung und nach entsprechendem Mischen mit Zuschlag und
Wasser Beton oder Mörtel ergeben, der ausreichend lange verarbeitbar sein muss,
nach einer bestimmten Zeit ein festgelegtes Festigkeitsniveau erreichen und lang-
fristig raumbeständig sein muss. Die hydraulische Erhärtung von CEM-Zement be-
ruht vorwiegend auf der Hydratation von Calciumsilikaten, jedoch können auch an-
dere chemische Verbindungen an der Erhärtung beteiligt sein, wie z. B. Aluminate.
Nach DIN EN 197-1 unterteilt man Zemente in fünf Hauptzementarten. Dies sind:
— CEM I Portlandzement
— CEM II Portlandkompositzement
— CEM III Hochofenzement
— CEM IV Puzzolanzement
— CEM V Kompositzement
Zemente werden im Weiteren entsprechend der Zugabemenge ihrer Hauptbestand-
teile (siehe Tafel 3-1) sowie nach Festigkeitsklassen (siehe Tafel 3-2) unterschieden.
Darüber hinaus werden sie noch nach ihrer Anfangsfestigkeit unterteilt in
— niedrige Anfangsfestigkeit (Kennbuchstabe L)
— normale Anfangsfestigkeit (Kennbuchstabe N)
— hohe Anfangsfestigkeit (Kennbuchstabe R ¼ Rapid)
Sonderzemente (Zement mit zusätzlichen oder besonderen Eigenschaften) für be-
stimmte Bauaufgaben werden zusätzlich nach folgenden Eigenschaften unterschieden: 11
— LH Zemente mit niedriger Hydratationswärme
— VLH Zemente mit sehr niedriger Hydratationswärme
— HS Zemente mit hohem Sulfatwiderstand
— NA Zemente mit niedrigem Alkaligehalt
— FE Zemente mit frühem Erstarren
— SE Zemente mit schnellem Erstarren
— HO Zemente mit erhöhtem Anteil organischer Bestandteile
Tafel 3-1 Normalzemente und ihre Zusammensetzung nach DIN EN 197-1
Hauptbestandteile neben
Zementart
Portlandzementklinker
Hauptart Benennung Kurzzeichen Art Anteil [M.-%]
CEM I Portlandzement CEM I ! 0
Portlandhütten- CEM II/A-S 6 . . . 20
Hüttensand (S)
zement CEM II/B-S 21 . . . 35
Portlandsilica-
CEM II/A-D Silicastaub (D) 6 . . . 10
staubzement
CEM II/A-P natürliches 6 . . . 20
Portlandpuzzolan- CEM II/B-P Puzzolan (P) 21 . . . 35
CEM II zement CEM II/A-Q künstliches 6 . . . 20
CEM II/B-Q Puzzolan (Q) 21 . . . 35
CEM II/A-V kieselsäurereiche 6 . . . 20
Portlandflugasche- CEM II/B-V Flugasche (V) 21 . . . 35
zement CEM II/A-W kalkreiche 6 . . . 20
CEM II/B-W Flugasche (W) 21 . . . 35
Fortsetzung s. nächste Seite

575
Beton nach DIN 1045-2
Tafel 3-1 (Fortsetzung)
Hauptbestandteile neben
Zementart
Portlandzementklinker
Hauptart Benennung Kurzzeichen Art Anteil [M.-%]
Portlandschiefer- CEM II/A-T gebrannter 6 . . . 20
zement CEM II/B-T Schiefer (T) 21 . . . 35
CEM II/A-L 6 . . . 20
Kalkstein (L)
Portlandkalkstein- CEM II/B-L 21 . . . 35
zement CEM II/A-LL 6 . . . 20
Kalkstein (LL)
CEM II/B-LL 21 . . . 35
CEM II/A-M alle Hauptbestand- 6 . . . 20
Portlandkomposit- teile sind möglich
zement CEM II/B-M (S, D, P, Q, V, W, 21 . . . 35
T, L, LL)
CEM III/A 36 . . . 65
CEM III Hochofenzement CEM III/B Hüttensand (S) 66 . . . 80
CEM III/C 81 . . . 95
CEM IV/A Puzzolane 11 . . . 35
CEM IV Puzzolanzement1 )
CEM IV/B (D, P, Q, V) 36 . . . 55
CEM V/A Hüttensand (S) 18 . . . 30
CEM V Kompositzement und Puzzolane
CEM V/B (P, Q, V) 31 . . . 50
1
) Der Anteil von Silicastaub ist auf 10 M.-% begrenzt.

Tafel 3-2 Zementfestigkeitsklassen und Zementnormen


Druckfestigkeit [N/mm2 ]
Festigkeits- Norm Anfangsfestigkeit Normfestigkeit
klasse 2 Tage 7 Tage 28 Tage
22,5 DIN EN 14216 ! ! >22,5 <42,5
32,5 L DIn EN 197-4 ! >12,0
32,5 N DIN EN 197-1 ! >16,0 >32,5 <52,5
32,5 R DIn EN 197-1 >10,0 !
42,5 L DIn EN 197-4 ! >16,0
42,5 N DIN EN 197-1 >10,0 ! >42,5 <62,5
42,5 R DIN EN 197-1 >20,0 !
52,5 L DIN EN 197-4 >10,0 !
52,5 N DIN EN 197-1 >20,0 ! >52,5 !
52,5 R DIN EN 197-1 >30,0 !

4 Anforderungen an den Beton


4.1 Betonzusammensetzung
Beton besteht aus
— Zement
— Gesteinskörnung (alt: Zuschlag)
— Zugabewasser
— evtl. Zusatzmittel, Zusatzstoffe.
Die Zusammensetzung soll entsprechend den Anforderungen gewählt und auf die Ver-
arbeitbarkeit abgestimmt werden. Dabei sind folgende Anforderungen einzuhalten:

5 76
Anforderungen an den Beton

Zementart
entsprechend der Verwendungsart, der Bauteilabmessungen, der Umweltbedin-
gungen (Expositionsklassen) des Bauwerkes und der Wärmeentwicklung des Be-
tons im Bauwerk.

Zementgehalt
Für Nennwert des Gesteinskorns < 32 mm nach Tafel 4-4
max. Wasserzementwert nach Tafel 4-4
Korngröße des Gesteinskorns
so wählen, dass beim Einbringen des Betons kein Entmischen stattfindet. Der ma-
ximale Nennwert sollte folgende Werte nicht überschreiten:
— 25% der kleinsten Bauteilabmessung
— lichter Abstand der Bewehrungsstäbe abzüglich 5 mm
— um 30% vergrößerte Betondeckung der Bewehrung
Chloridgehalt des Betons
Werte der nationalen Normen oder der am Verwendungsort des Betons geltenden
Bestimmungen sind einzuhalten; wenn keine Werte vorliegen, gilt für den CI-Mas-
senanteil in % bezogen auf den Zementgehalt:
Unbewehrter Beton <1,0%
Stahlbeton <0,4%
Spannbeton <0,2%

Konsistenz beim Betonieren


sollte zum Zeitpunkt der Verarbeitung der Konsistenzklasse F3 oder weicher ent-
sprechen, um eine sachgem. Verdichtung zu erzielen. 11
Alkali-Kieselsäure-Reaktion (AKR)
Zur Vermeidung von Auswirkungen sind folgende Maßnahmen erforderlich
— Einschränkung des Gesamtalkaligehaltes der Betonmischung
— geeignete Wahl des Zementes (mit geringem Anteil an reaktionsfähigem Alkali)
— geeignete Wahl der Gesteinskörnung
— Einschränkung des Sättigungsgrades des Betons

Zusatzmittel
Unter Zusatzmitteln versteht man Betonverflüssiger (BV), Fließmittel (FM), Luftpo-
renbilder (LP), Dichtungsmittel (DM), Verzögerer (VZ), Beschleuniger (BE), Einpress-
hilfen für Einpressmörtel bei Spannbeton (EH) und Stabilisierer (ST). Die Gesamt-
menge an Zusatzmitteln darf weder die vom Zusatzmittelhersteller empfohlene
Höchstdosierung noch 50 g/kg Zement im Beton überschreiten, sofern nicht der
Einfluss einer höheren Dosierung auf die Leistungsfähigkeit und Dauerhaftigkeit
nachgewiesen wurde.

Fasern
Fasern werden dem Beton zugegeben, um die Festigkeitseigenschaften sowie die
Duktilität bei hoher Beanspruchung zu erhöhen. Rissbildungseigenschaften sollen
ebenfalls günstig beeinflusst werden. Fasern werden im Allgemeinen als Stahlfa-
sern (DIN EN 14889-1) oder Polymerfasern (DIN EN 14889-2) im Beton verwendet.
Im Allgemeinen ist bei der Verwendung von Fasern eine allgemeine bauaufsicht-
liche Zulassung erforderlich.

Zusatzstoffe
Die Werte der nationalen Normen oder der am Verwendungsort des Betons gelten-
den Bestimmungen sind einzuhalten. Die Dauerhaftigkeit des Betons darf nicht be-
einträchtigt werden.

577
Beton nach DIN 1045-2

Betontemperatur
Frischbeton < 30,
Beim Mischen und Einbringen > 5,

4.2 Dauerhaftigkeit
Beton mit ausreichender Dauerhaftigkeit soll
— den Bewehrungsstahl vor Korrosion schützen
— den Umweltbedingungen standhalten
— den Arbeitsbedingungen standhalten.
Hierfür sind folgende Maßnahmen sicherzustellen
— Wahl der Ausgangsstoffe
— Wahl der Betonzusammensetzung
— Sicherung des Betons gegen mechanische Angriffe
— Ausreichende Verarbeitung des Betons bei der Herstellung (Mischen, Einbrin-
gen, Verdichten)
— Ausreichende Nachbehandlung.
Umwelteinflüsse wirken wie chemische und physikalische Einwirkungen auf den
Beton. Zur Erfassung werden die Umweltbedingungen in Expositionsklassen und
Feuchtigkeitsklassen nach Tafel 4-2 und 4-3 eingestuft.
Eine ähnliche Tafel befindet sich auch in DIN 1045-1, siehe Abschnitt „Stahlbeton
und Spannbeton nach DIN 1045-1“, Tafel 6-2. Eine gute !bersicht zur Festlegung
der Expositionsklassen gibt auch die Darstellung in Bild 4-2 (entnommen aus Ze-
ment-Merkblatt Betontechnik B9 1/2010, www.beton.org).

XC1
WO

XC4 XF1 WF XC1 XC1


XC4 XD3 XF4 WA WO WO

XC1 Beispiele für mehrere, gleichzeitig


WO zutreffende Expositionsklassen
XC4 XC4 XF4
XD
XM1 3 XF4 WF an einem Wohnhaus
WA
XC3 XD1 WA XC2 WF

Binnenland Meeresnähe

XC1 WO XC4
XF1
XF2
XC4
XS1
WF
XD3
WA XC4 XF4
XD3 XS1
XC4 XF3 XM 4 WS
WF
XC4 XF4
X0 XC3 WF XS3 XA2 WA
WF
XC2 Beispiele für mehrere, gleichzeitig
WF zutreffende Expositionsklassen im
XC2 WF Hoch- und Ingenieurbau
Bild 4-2 Expositionsklassen

578
Anforderungen an den Beton
Tafel 4-2 Expositionsklassen

Klasse Beschreibung Beispiele für die Zuordnung von Expositionsklassen


der Umgebung

1 Kein Korrosions- oder Angriffsrisiko


Für Bauteile ohne Bewehrung oder eingebettetes Metall in nicht betonangreifender Umge-
bung kann die Expositionsklasse X 0 zugeordnet werden.

Für Beton ohne Beweh-


rung oder eingebettetes
Metall: alle Umgebungsbe- Fundamente ohne Bewehrung ohne Frost
X0 dingungen, ausgenommen Innenbauteile ohne Bewehrung
Frostangriff, Verschleiß
oder chemischer Angriff

2 Bewehrungskorrosion, ausgelöst durch Karbonatisierung


Wenn Beton, der Bewehrung oder anderes eingebettetes Metall enthält, Luft und Feuchte aus-
gesetzt ist, muss die Expositionsklasse wie folgt zugeordnet werden:
ANMERKUNG 1 Die Feuchtebedingung bezieht sich auf den Zustand innerhalb der Betonde-
ckung der Bewehrung oder anderen eingebetteten Metalls; in vielen Fällen kann jedoch ange-
nommen werden, dass die Bedingungen in der Betondeckung den Umgebungsbedingungen
entsprechen. In diesen Fällen darf die Klasseneinteilung nach der Umgebungsbedingung als
gleichwertig angenommen werden. Dies braucht nicht der Fall zu sein, wenn sich zwischen
dem Beton und seiner Umgebung eine Sperrschicht befindet.

Bauteile in Innenräumen mit üblicher Luftfeuchte


(einschließlich Küche, Bad und Waschküche in Wohnge-
XC1 trocken oder ständig nass bäuden);
Beton, der ständig in Wasser getaucht ist 11
XC2 nass, selten trocken Teile von Wasserbehältern; Gründungsbauteile

Bauteile, zu denen die Außenluft häufig oder


ständig Zugang hat, z. B. offene Hallen, Innenräume mit
XC3 mäßige Feuchte hoher Luftfeuchtigkeit z. B. in gewerblichen
Küchen, Bädern, Wäschereien, in Feuchträumen von Hal-
lenbädern und in Viehställen

wechselnd nass und


XC4 trocken Außenbauteile mit direkter Beregnung

3 Bewehrungskorrosion, verursacht durch Chloride, ausgenommen Meerwasser


Wenn Beton, der Bewehrung oder anderes eingebettetes Metall enthält, chloridhaltigem Was-
ser, einschließlich Taumittel, ausgenommen Meerwasser, ausgesetzt ist, muss die Expositions-
klasse wie folgt zugeordnet werden:

Bauteile im Sprühnebelbereich von Verkehrsflächen;


XD1 mäßige Feuchte Einzelgaragen

Solebäder:
XD2 nass, selten trocken Bauteile, die chloridhaltigen Industrieabwässern ausge-
setzt sind

Teile von Brücken mit häufiger Spritzwasserbeanspruchung;


XD3 wechselnd nass und Fahrbahndecken;
trocken
Direkt befahrene Parkdecks nur mit zusätzlichen Maß-
nahmen, z. B. rissüberbrückende Beschichtungen, siehe
auch Heft 526 DAfStb

Fortsetzung s. nächste Seite

579
Beton nach DIN 1045-2
Tafel 4-2 (Fortsetzung)
Klasse Beschreibung Beispiele für die Zuordnung von Expositionsklassen
der Umgebung

4 Bewehrungskorrosion, verursacht durch Chloride aus Meerwasser


Wenn Beton, der Bewehrung oder anderes eingebettetes Metall enthält, Chloriden aus Meerwasser
oder salzhaltiger Seeluft ausgesetzt ist, muss die Expositionsklasse wie folgt zugeordnet werden:
salzhaltige Luft, aber kein
XS1 unmittelbarer Kontakt mit Außenbauteile in Küstennähe
Meerwasser
XS2 unter Wasser Bauteile in Hafenanlagen, die ständig unter Wasser liegen

XS3 Tidebereiche, Spritzwasser- Kaimauern in Hafenanlagen


und Sprühnebelbereiche
5 Frostangriff mit und ohne Taumittel
Wenn durchfeuchteter Beton erheblichem Angriff durch Frost-Tau-Wechsel ausgesetzt ist,
muss die Expositionsklasse wie folgt zugeordnet werden:
mäßige Wassersättigung,
XF1 ohne Taumittel Außenbauteile

Bauteile im Sprühnebel- oder Spritzwasserbereich von


XF2 mäßige Wassersättigung, taumittelbehandelten Verkehrsflächen, soweit nicht XF 4;
mit Taumittel Betonbauteile im Sprühnebelbereich von Meerwasser
hohe Wassersättigung, offene Wasserbehälter;
XF3 ohne Taumittel Bauteile in der Wasserwechselzone von Süßwasser
Verkehrsflächen, die mit Taumitteln behandelt werden;
hohe Wassersättigung, !berwiegend horizontale Bauteile im Spritzwasserbe-
XF4 mit Taumittel reich von taumittelbehandelten Verkehrsflächen;
Räumerlaufbahnen von Kläranlagen;
Meerwasserbauteile in der Wasserwechselzone
6 Betonkorrosion durch chemischen Angriff
Wenn Beton chemischem Angriff durch natürliche Böden, Grundwasser, Meerwasser nach
DIN EN 206-1: 2001-07, Tabelle 2, und Abwasser ausgesetzt ist, muss die Expositionsklasse wie
folgt zugeordnet werden:
ANMERKUNG 2 Bei XA 3 und unter Umgebungsbedingungen außerhalb der Grenzen von
DIN EN 206-1: 2001-07, Tabelle 2, bei Anwesenheit anderer angreifender Chemikalien, che-
misch verunreinigtem Boden oder Wasser, bei hoher Fließgeschwindigkeit von Wasser und
Einwirkung von Chemikalien nach DIN EN 206-1: 2001-07, Tabelle 2, sind Anforderungen an
den Beton oder Schutzmaßnahmen in DIN 1045-2 Abschn. 5.3.2 vorgegeben.
chemisch schwach angrei-
XA1 fende Umgebung nach Behälter von Kläranlagen;
DIN EN 206-1: 2001-07, Güllebehälter
Tabelle 2
chemisch mäßig angrei-
fende Umgebung nach Betonbauteile, die mit Meerwasser in Berührung kom-
XA2 DIN EN 206-1: 2001-07, men;
Tabelle 2, und Meeres- Bauteile in betonangreifenden Böden
bauwerke

chemisch stark angreifende Industrieabwasseranlagen mit chemisch angreifenden


Umgebung nach Abwässern;
XA3 Futtertische der Landwirtschaft;
DIN EN 206-1: 2001-07,
Tabelle 2 Kühltürme mit Rauchgasableitung

Fortsetzung s. nächste Seite

580
Anforderungen an den Beton
Tafel 4-2 (Fortsetzung)

Klasse Beschreibung Beispiele für die Zuordnung von Expositionsklassen


der Umgebung

7 Betonkorrosion durch Verschleißbeanspruchung


Wenn Beton einer erheblichen mechanischen Beanspruchung ausgesetzt ist, muss die Exposi-
tionsklasse wie folgt zugeordnet werden:

mäßige Verschleiß- Tragende oder aussteifende Industrieböden mit Bean-


XM1 beanspruchung spruchung durch luftbereifte Fahrzeuge

starke Verschleiß- Tragende oder aussteifende Industrieböden mit Beanspru-


XM2 beanspruchung chung durch luft- oder vollgummibereifte Gabelstapler

Tragende oder aussteifende Industrieböden mit Bean-


spruchung durch elastomer- oder stahlrollenbereifte Ga-
belstapler;
sehr starke Verschleiß-
XM3 beanspruchung Oberflächen, die häufig mit Kettenfahrzeugen befahren
werden;
Wasserbauwerke in geschiebebelasteten Gewässern,
z. B. Tosbecken

8 Betonkorrosion infolge Alkali-Kieselsäurereaktion


Anhand der zu erwartenden Umgebungsbedingungen ist der Beton einer der vier nachfolgen-
den Feuchtigkeitsklassen zuzuordnen.

Beton, der nach normaler Innenbauteile des Hochbaus;


Nachbehandlung nicht län-
gere Zeit feucht und nach
Bauteile, auf die Außenluft, nicht jedoch z. B. Nieder-
schläge,
11
WO dem Austrocknen während Oberflächenwasser, Bodenfeuchte einwirken können
der Nutzung weitgehend und/oder die nicht ständig einer relativen Luftfeuchte
trocken bleibt. von mehr als 80 % ausgesetzt werden.

Ungeschützte Außenbauteile, die z. B. Niederschlägen,


Oberflächenwasser oder Bodenfeuchte ausgesetzt sind;
Innenbauteile des Hochbaus für Feuchträume, wie z. B.
Hallenbäder, Wäschereien und andere gewerbliche
Feuchträume, in denen die relative Luftfeuchte überwie-
Beton, der während der gend höher als 80 % ist;
WF Nutzung häufig oder länge-
re Zeit feucht ist. Bauteile mit häufiger Taupunktunterschreitung, wie z. B.
Schornsteine, Wärmeübertragerstationen, Filterkammern
und Viehställe;
Massige Bauteile gemäß DAfStb-Richtlinie „Massige
Bauteile aus Beton“, deren kleinste Abmessung 0,80 m
überschreitet (unabhängig vom Feuchtezutritt).

Bauteile mit Meerwassereinwirkung;


Beton, der zusätzlich zu der Bauteile unter Tausalzeinwirkung ohne zusätzliche hohe
Beanspruchung nach Klasse dynamische Beanspruchung (z. B. Spritzwasserbereiche,
WA WF häufiger oder langzeiti- Fahr- und Stellflächen in Parkhäusern);
ger Alkalizufuhr von außen Bauteile von Industriebauten und landwirtschaftlichen
ausgesetzt ist. Bauwerken (z. B. Güllebehälter) mit Alkalisalzeinwir-
kung.

Beton, der hoher dynami- Bauteile unter Tausalzeinwirkung mit zusätzlicher hoher
scher Beanspruchung und dynamischer Beanspruchung (z. B. Betonfahrbahnen)
WS
direktem Alkalieintrag aus-
gesetzt ist.

581
Beton nach DIN 1045-2

Die Tafel 4-3 macht ergänzende Angaben für die Wahl der Expositionsklassen
bei chemischem Angriff durch natürliche Böden und Grundwasser. Hinsichtlich
Vorkommen und Wirkungsweise siehe in diesem Zusammenhang auch DIN
4030-1.

Tafel 4-3 Grenzwerte für Expositionsklassen bei chemischem Angriff durch Böden und Grund-
wasser

Die folgende Klasseneinteilung chemisch angreifender Umgebungen gilt für natürliche Böden
und Grundwasser mit einer Wasser-/Boden-Temperatur zwischen 5 , C und 25 , C und einer
Fließgeschwindigkeit des Wassers, die klein genug ist, um näherungsweise hydrostatische Be-
dingungen anzunehmen.
Der schärfste Wert für jedes einzelne chemische Merkmal bestimmt die Klasse. Wenn zwei
oder mehrere angreifende Merkmale zu derselben Klasse führen, muss die Umgebung der
nächsthöheren Klasse zugeordnet werden, sofern nicht in einer speziellen Studie für diesen
Fall nachgewiesen wird, dass dies nicht erforderlich ist. Auf eine spezielle Studie kann ver-
zichtet werden, wenn keiner der Grenzwerte im oberen Viertel (bei pH im unteren Viertel)
liegt.

Chemisches Referenzprüf-
XA1 XA2 XA3
Merkmal verfahren

Grundwasser

SO2! 5
4 mg/l ) EN 196-2 1 200 und 2 600 > 600 und 2 3000 > 3000 und 2 6000

pH-Wert ISO 4316 2 6,5 und 1 5,5 < 5,5 und 1 4,5 < 4,5 und 1 4,0

CO2 mg/l > 100 bis zur


prEN 13577 : 1999 1 15 und 2 40 > 40 und 2 100
angreifend Sättigung

4 ISO 7150-1 oder


NHþ
4 mg/l ) 1 15 und 2 30 > 30 und 2 60 > 60 und 2 100
ISO 7150-2

> 3000 bis zur


Mg2þ mg/l ISO 7980 1 300 und 2 1000 > 1000 und 2 3000
Sättigung

Boden

1 2000 und > 30003 Þ und > 12 000 und


SO2! 1
4 mg/kg ) EN 196-22 )
2 30003 ) 2 12 000 2 24 000

Säuregrad DIN 4030-2 > 200 Bauman-Gully in der Praxis nicht anzutreffen

1
) Tonböden mit einer Durchlässigkeit von weniger als 10!5 m/s dürfen in eine niedrigere
Klasse eingestuft werden.
2
) Das Prüfverfahren beschreibt die Auslaugung von SO2! 4 durch Salzsäure; Wasserauslau-
gung darf stattdessen angewandt werden, wenn am Ort der Verwendung des Betons Erfah-
rung hierfür vorhanden ist.
3
) Falls die Gefahr der Anhäufung von Sulfationen im Beton – zurückzuführen auf wechseln-
des Trocknen und Durchfeuchten oder kapillares Saugen – besteht, ist der Grenzwert von
3000 mg/kg auf 2000 mg/kg zu vermindern.
4
) Gülle kann, unabhängig vom NHþ 4 -Gehalt, in die Expositionsklasse XA1 eingeordnet wer-
den.
5
) Falls der Sulfatgehalt des Grundwassers > 600 mg/l beträgt, ist dieser im Rahmen der Fest-
legung des Betons anzugeben.

582
Tafel 4-4a Grenzwerte für Zusammensetzung und Eigenschaften von Beton
Kein Bewehrungskorrosion
Korrosions-
oder durch Karbonatisierung durch Chloride verursachte Korrosion
Angriffsrisiko verursachte Korrosion Chloride außer aus Meerwasser Chloride aus Meerwasser
1
Nr. Expositionsklassen X0 ) XC1 XC2 XC3 XC4 XD1 XD2 XD3 XS1 XS2 XS3

1 Höchstzulässiger w/z — 0,75 0,65 0,60 0,55 0,50 0,45

2 Mindestdruckfestigkeits-
C8/10 C16/20 C20/25 C25/30 C30/374) C35/454), 5 ) C35/454)
klasse2)

3 Mindestzementgehalt3) Siehe Siehe Siehe


— 240 260 280 300 320 320
in kg/m3 XD1 XD2 XD3

4 Mindestzementgehalt3)
bei Anrechnung — 240 240 270 270 270 270
von Zusatzstoffen in kg/m3

5 Mindestluftgehalt in % ! ! ! ! ! ! !

6 Andere Anforderungen ! !

1
) Nur für Beton ohne Bewehrung oder eingebettetes Metall.
2
) Gilt nicht für Leichtbeton.
3
) Bei einem Größtkorn der Gesteinskörnung von 63 mm darf der Zementgehalt um 30 kg/m3 reduziert werden.
4
) Bei Verwendung von Luftporenbeton, z. B. aufgrund gleichzeitiger Anforderungen aus der Expositionsklasse XF, eine Festigkeitsklasse niedriger. In diesem Fall
darf Fußnote 5 ) nicht angewendet werden.
5
) Bei langsam und sehr langsam erhärtenden Betonen ðr < 0,30Þ eine Festigkeitsklasse niedriger. Die Druckfestigkeit zur Einteilung in die geforderte
Druckfestigkeitsklasse ist auch in diesem Fall an Probekörpern im Alter von 28 Tagen zu bestimmen. In diesem Fall darf Fußnote 4 ) nicht angewendet
werden.

583
Anforderungen an den Beton

11
Tafel 4-4b Grenzwerte für Zusammensetzung und Eigenschaften von Beton

584
Betonkorrosion
Frostangriff Aggressive chemische Verschleißangriff8)
Umgebung
Nr. Expositionsklassen XF1 XF2 XF3 XF4 XA1 XA2 XA3 XM1 XM2 XM3
1 Höchstzulässiger w/z 0,60 0,557) 0,507) 0,55 0,50 0,507) 0,60 0,50 0,45 0,55 0,55 0,45 0,45
2 5 5 4 5 4 4 4 4
2 Mindestdruckfestigkeitsklasse ) C25/30 C25/30 C35/45 ) C25/30 C35/45 ) C30/37 C25/30 C35/45 ), ) C35/45 ) C30/37 ) C30/37 ) C35/45 ) C35/454)
3 3 9 9 9
3 Mindestzementgehalt ) in kg/m 280 300 320 300 320 320 280 320 320 300 ) 300 ) 320 ) 3209)
4 Mindestzementgehalt3) bei
Anrechnung von Zusatzstoffen 270 2707) 2707) 270 270 2707) 270 270 270 270 270 270 270
Beton nach DIN 1045-2

in kg/m3
6 6 6 10
5 Mindestluftgehalt in % — ) — ) — ), ) — — — — — — —
6 Andere Anforderungen Gesteinskörnungen für die Expositionsklassen XF1 Ober- Einstreuen
bis XF4 flächen- von Hart-
12
— — ) — behand- — stoffen
F4 MS25 F2 MS18
lung des nach
Betons11) DIN 1100
1
), 2), 3), 4) und 5) siehe Fußnoten in Tafel 4-4a
6
) Der mittlere Luftgehalt im Frischbeton unmittelbar vor dem Einbau muss bei einem Größtkorn der Gesteinskörnung von 8 mm > 5,5 % (Volumenanteil), 16 mm
> 4,5 % (Volumenanteil, 32 mm > 4,0 % (Volumenanteil) und 63 mm > 3,5 % (Volumenanteil) betragen. Einzelwerte dürfen diese Anforderungen um höchstens
0,5 % (Volumenanteil) unterschreiten.
7
) Die Anrechnung auf den Mindestzementgehalt und den Wasserzementwert ist nur bei Verwendung von Flugasche zulässig. Weitere Zusatzstoffe des Typs II
dürfen zugesetzt, aber nicht auf den Zementgehalt oder den w =z angerechnet werden. Bei gleichzeitiger Zugabe von Flugasche und Silikastaub ist eine Anrech-
nung auch für die Flugasche ausgeschlossen.
8
) Es dürfen nur Gesteinskörnungen nach DIN EN 12620 verwendet werden.
9
) Höchstzementgehalt 360 kg/m3 , jedoch nicht bei hochfesten Betonen.
10
11
) Erdfeuchter Beton mit w =z ¼ 0,40 darf ohne Luftporen hergestellt werden.
) Z. B. Vakuumieren und Flügelglätten des Betons
12
) Schutzmaßnahmen siehe 5.3.2 von DIN 1045-2
Tafel 4-5 Anwendungsbereiche für Zemente nach DIN EN 197-1 und DIN 1164 zur Herstellung von Beton nach DIN 1045-21)
Expositionsklassen Bewehrungskorrosion Betonangriff
x ¼ gültiger Anwen- durch Chloride verursachte
dungsbereich durch Korrosion Aggressive

risiko

sions-/
Karbonatisierung Frostangriff chemische Verschleiß

Angriffs-
* ¼ für die Herstellung

kein Korro-
nach dieser Norm verursachte Korrosi- andere Chloride Chloride aus Umgebung
nicht anwendbar als Meerwasser Meerwasser
verträglichkeit
Spannstahl-

on
X0 XC1 XC2 XC3 XC4 XD1 XD2 XD3 XS1 XS2 XS3 XF1 XF2 XF3 XF4 XA1 XA24 ) XA34 ) XM1 XM2 XM3
CEM I x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x
A/B S x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x
A D x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x
A/B P/Q x x x x x x x x x x x x * x * x x x x x x *
A/B V6 ) x x x x x x x x x x x x x x * x x x x x x x
A x x x * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
W6 )
B x * x * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
A/B T x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x
CEM II
A x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x
LL
B x x x * * * * * * * * * * * * * * * * * * x
A x x x x x x x x x x x * * * * x x x x x x x
L
B x x x * * * * * * * * * * * * * * * * * * x
A x x x * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
M5), 6 )
B x * x * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
A x x x x x x x x x x x x x x x2 ) x x x x x x x
CEM III B x x x x x x x x x x x x x x x3 ) x x x x x x x
C x * x * * * x * * x * * * * * x x x * * * *
A x * x * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
CEM IV5), 6 )
B x * x * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
A x * x * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
CEM V5), 6 )
B x * x * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
Fußnoten siehe nächste Seite

585
Anforderungen an den Beton

11
Beton nach DIN 1045-2
Fußnoten zu Tafel 4-5
1
) Sollen Zemente, die nach dieser Tabelle nicht anwendbar sind, verwendet werden, bedür-
fen sie einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung.
2
) Festigkeitsklasse > 42,5 oder Festigkeitsklasse > 32,5 R mit einem Hüttensand-Massenanteil
von < 50 %
3
) CEM III/B darf nur für die folgenden Anwendungsfälle verwendet werden:
a) Meerwasserbauteile: w =z < 0,45; Mindestfestigkeitsklasse C35/45 und z > 340 kg/m3
b) Räumerlaufbahnen w =z < 0,35; Mindestfestigkeitsklasse C40/50 und z > 360 kg/m3 ; Beach-
tung von DIN 19569-1
Auf Luftporen kann in beiden Fällen verzichtet werden.
4
) Bei chemischem Angriff durch Sulfat (ausgenommen bei Meerwasser) muss oberhalb der
Expositionsklasse XA1 Zement mit hohem Sulfatwiderstand (HS-Zement) verwendet werden.
Zur Herstellung von Beton mit hohem Sulfatwiderstand darf bei einem Sulfatgehalt des an-
greifenden Wassers von SO2! 4
< 1500 mg/l anstelle von HS-Zement eine Mischung aus Zement
und Flugasche verwendet werden.
5
) Spezielle Kombinationen können günstiger sein.
6
) Zemente zur Herstellung von Betonen nach DIN 1045-2 dürfen nur Flugaschen mit bis zu
5 % Glühverlust enthalten.

5 Betoneigenschaften
5.1 Frischbeton
Klassifizierung entsprechend seiner Konsistenz nach Tafel 5-1 anhand folgender
Prüfungen:
— Ausbreitmaß nach EN 12350-5
— Verdichtungsmaß nach EN 12350-4
— Setzzeit (Vebe) nach EN 12350-3
— Setzmaß nach EN 12350-2
Weitere Eigenschaften:
— Luftgehalt nach EN 12350-7
— Wasserzementwert und Zementgehalt nach Gewichtsanteilen.

Tafel 5-1 Konsistenzklassen des Betons


Prüfung Klasse Kennzeichnung Beschreibung
F1 <340 steif
F2 350 bis 410 plastisch
F3 Ausbreitmaß in mm 420 bis 480 weich
Ausbreitklassen F4 (Durchmesser) 490 bis 550 sehr weich
F5 560 bis 620 fließfähig
F6 >6301 ) sehr fließfähig
C0 >1,46 sehr steif
C1 1,45 bis 1,26 steif
Verdichtungsmaß C2 Verdichtungsmaß 1,25 bis 1,11 plastisch
C3 1,10 bis 1,04 weich
V0 >31
V1 30 bis 21
Setzzeit V2 Vébé in Sekunden 20 bis 11
(Vébé) V3 10 bis 6
V4 5 bis 3
S1 10 bis 40
S2 50 bis 90
Setzmaß S3 in mm 100 bis 150
S4 (auf 10 mm gerundet) 160 bis 210
S5 >220
1
) Bei Ausbreitmaßen über 700 mm ist die DAfStb-Richtlinie „Selbstverdichtender Beton“ zu
beachten.

586
Betoneigenschaften

5.2 Festbeton
a) Druckfestigkeit
Charakteristische Festigkeit mit dem Wert, unter dem erwartungsgemäß 5% der
Gesamtheit aller möglichen Festigkeitsmessungen liegen.
Bestimmung an Probekörpern nach EN 12390-1 mit Nachbehandlung nach
EN 12390-2 im Alter von 28 Tagen
— Würfel (fck, cube) mit 150 mm Kantenlänge
— Zylinder (fck, cyl) mit d ¼ 150 mm Durchmesser und h ¼ 300 mm Höhe.
Für die Betonfestigkeit des Betons gelten folgende Werte

Tafel 5-2 Druckfestigkeitsklassen für Normal- und Schwerbeton


Charakteristische Mindestdruck- Charakteristische Mindestdruck-
festigkeit von Zylindern festigkeit von Würfeln
Druckfestigkeitsklasse fck, cyl fck, cube
2
N/mm N/mm2
C8/10 8 10
C12/15 12 15
C16/20 16 20
C20/25 20 25
C25/30 25 30
C30/37 30 37
C35/45 35 45
C40/50 40 50
C45/55 45 55 11
C50/60 50 60
C55/67 55 67
C60/75 60 75
C70/85 70 85
C80/95 80 95
C90/105 90 105
C100/115 100 115

fck,cyl wird in DIN 1045-1 mit fck bezeichnet.


Bei Würfeln mit einer Lagerung abweichend von EN 12390-2 gilt für die Druck-
festigkeit
fc, cube ¼ 0,92 " fc, dry bis C50=60
und
fc, cube ¼ 0,95 " fc, dry ab C55=67
Dabei sieht die DIN EN 12390-2 eine Probekörperlagerung im Wasserbad oder
Feuchtekammer bis zum Prüftermin vor (¼ b fc, cube , Referenzlagerung). Abweichend
beschreibt der nationale Anhang (NA) der Norm die in Deutschland übliche Lage-
rung von Probekörpern mit einem Tag in der Form, sechs Tage im Wasserbad und
vom siebten Tag an bis zum Prüftermin luftgelagert (¼ b fc, dry , Trockenlagerung).
Wenn Würfel mit einer Kantenlänge von 100 mm geprüft werden, so sind die Prüf-
werte auf Würfel mit der Kantenlänge von 150 mm wie folgt umzurechnen:
fc, dry ð150 mmÞ ¼ 0,97 " fc, dry ð100 mmÞ
Sofern nichts anderes festgelegt wurde, ist die Druckfestigkeit an Probekörpern im
Alter von 28 Tagen zu bestimmen. Für besondere Anwendungen kann es auch erfor-
derlich sein, die Druckfestigkeit zu einem früheren oder späteren Zeitpunkt oder nach
Lagerung unter besonderen Bedingungen (z. B. Wärmebehandlung) zu bestimmen.

587
Beton nach DIN 1045-2

b) Zugfestigkeit
Die Biegezugfestigkeit wird an Balken mit quadratischem Querschnitt bestimmt.
Geprüft wird entweder mit Zweipunkt-Lasteintragung oder mit mittiger Lasteintra-
gung.
Die Spaltzugfestigkeit wird in der Regel an Zylindern bestimmt. Die Prüfung erfolgt
nach EN 12390-6 an Probekörpern im Alter von 28 Tagen.

c) Festigkeitsentwicklung
Wird zeitabhängig anhand von Druckfestigkeitsprüfungen bestimmt

d) Verschleißwiderstand
Druckfestigkeitsklasse, Zementgehalt, Wasserzementwert und die Gesteinskörnung
nach Tafel 4-4b ist einzuhalten.
Der Mehlkorngehalt ist auf 400 kg/m3 bei einem Zementgehalt <300 kg/m3 und auf
450 kg/m3 bei einem Zementgehalt >350 kg/m3 begrenzt.
Körner aller Gesteinskörnungen, die für die Herstellung von Beton in den Exposi-
tionsklassen XM verwendet werden, sollten eine mäßig raue Oberfläche und eine
gedrungene Gestalt haben. Das Gesteinskorngemisch sollte möglichst grobkörnig
sein.
e) Wassereindringwiderstand
Wenn der Beton einen hohen Wassereindringwiderstand haben muss, so muss er
— bei Bauteildicken über 0,40 m einen Wasserzementwert w/z < 0,70 aufweisen;
— bei Bauteildicken bis 0,40 m einen Wasserzementwert w/z < 0,60 sowie mindes-
tens einen Zementgehalt von 280 kg/m3 (bei Anrechnung von Zusatzstoffen
270 kg/m3) aufweisen. Die Mindestdruckfestigkeitsklasse C25/30 ist einzuhalten.
Außerdem ist die DAfStB-Richtlinie für wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton
zu beachten.
f) Rohdichte
Kennzeichnung entsprechend der Trockenrohdichte des Betons
— C Normalbeton: 2000 bis 2600 kg/m3 (ofentrocken)
— LC Leichtbeton: nach Tafel 5-3
— HC Schwerbeton: >2600 kg/m3 (ofentrocken)
Tafel 5-3 Klasseneinteilung von Leichtbeton nach der Rohdichte
Rohdichteklasse D 1,0 D 1,2 D 1,4 D 1,6 D 1,8 D 2,0
Rohdichte- >800 >1000 >1200 >1400 >1600 >1800
bereich kg/m3 und und und und und und
<1000 <1200 <1400 <1600 <1800 <2000

5.3 Druckfestigkeit von Beton im Bauwerksbestand


Die Prüfung von Beton im Bauwerksbestand erfolgt nach DIN EN 12504 an Bohrkern-
proben, durch zerstörungsfreie Prüfung mit einem Rückprallhammer, durch Bestim-
mung der Ausziehkraft oder durch Bestimmung der Ultraschallgeschwindigkeit.
Die Bewertung der Druckfestigkeit von Beton in Bauwerken oder Bauteilen ist in
DIN EN 13791 geregelt.

6 Festlegung des Betons


Beton darf als „Beton nach Eigenschaften“ oder als „Beton nach Zusammenset-
zung“ beschrieben werden, wobei jeweils Mindestangaben und, wenn besondere
Bedingungen zu erfüllen sind, zusätzliche Angaben erforderlich sind.

588
Festlegung des Betons

6.1 Beton nach Eigenschaften


Die Festlegung der Angaben liegt beim Bauausführenden, der Hersteller des Be-
tons ist für die Erfüllung bei der Herstellung verantwortlich.
Mindestangaben sind:
— Druckfestigkeitsklasse
— Größtkorn der Gesteinskörnung (Nennwert)
— Expositionsklasse und Feuchtigkeitsklasse
— Chloridgehalt oder Verwendungsangabe (unbew. Beton, Stahlbeton, Spannbeton)
— Konsistenzklasse
Zusätzliche Angaben für die Eigenschaften der Mischung können sein:
— Besondere Arten oder Klassen von Zement oder Gesteinskörnungen
— Festigkeitsentwicklung
— Wärmeentwicklung während der Hydratation
— besondere Anforderungen an die Gesteinskörnung
— besondere Anforderungen an die Temperatur des Frischbetons
— andere zusätzliche technische Anforderungen.

6.2 Beton nach Zusammensetzung


Die Ausgangsstoffe und deren Zusammensetzung werden vom Bauausführenden
festgelegt, der Hersteller liefert nach diesen Angaben, übernimmt aber keine Ver-
antwortung für die Eigenschaften des Betons.
Mindestangaben sind:
— Zementgehalt/m3 Beton 11
— Art und Festigkeitsklasse des Zements
— Konsistenzbereich von Frischbeton oder Wasserzementwert
— Gesteinskörnung (Art, maximaler Chloridgehalt, Größtkorn, Sieblinie)
— Zusatzmittel und Zusatzstoffe (Art und Menge) oder Fasern
— Herkunft und Ausgangsstoffe des Betons bei Verwendung von Zusatzmitteln
der Zusatzstoffe.
Zusätzliche Angaben für Eigenschaften der Betonzusammensetzung können sein:
— Herkunft der Ausgangsstoffe
— andere zusätzliche technische Anforderungen
Zusätzliche Angaben für Transport, Förderung und Verarbeitung von Transportbe-
ton können sein:
— Lieferzeit
— Liefermenge
— Fahrzeugart (mit/ohne Rührwerk)
— Fahrzeugabmessungen, Fahrzeuggewicht.

6.3 Standardbeton
Standardbeton ist durch folgende Angaben festzulegen:
— Druckfestigkeitsklasse
— Expositionsklasse und Feuchtigkeitsklasse
— Nennwert des Größtkorns der Gesteinskörnung
— Konsistenzbezeichnung
— Festigkeitsentwicklung, falls erforderlich
Standardbeton darf nur für Bauwerke aus unbewehrtem und bewehrtem Normal-
beton in den Expositionsklassen X0, XC1 und XC2 und Druckfestigkeitsklassen für
den Nachweis der Tragfähigkeit 2 C16/20 verwendet werden.

589
Beton nach DIN 1045-2

7 Herstellung, Transport, Lieferung, Verarbeitung,


Nachbehandlung und Schutz
Grundsätzlich muss Personal mit entsprechender Kenntnis, Ausbildung und Erfah-
rung vorhanden sein.

7.1 Herstellung
Anforderung an das Personal
a) Herstellung. Eine Person mit o. g. Qualifikation muss anwesend sein.
b) Eigenüberwachung. Eine Person mit o. g. Qualifikation auf dem Gebiet der Be-
tontechnologie muss verantwortlich sein.

Anforderung an Anlagen und Einrichtungen


a) Lager
— Zur Einhaltung der Lieferungen müssen genügend Ausgangsstoffe vorhanden
sein
— Unterschiedliche Ausgangsstoffe sind getrennt zu lagern
— Verschmutzung der Ausgangsstoffe muss vermieden werden
— Vorrichtungen zur Probeentnahme müssen vorhanden sein
b) Dosiervorrichtungen und Mischer
— Mischanweisung muss vorliegen
— Zulässige Wäge- bzw. Messvorrichtung muss bei der Dosierung vorhanden
sein. Dabei ist die Messunsicherheit wie folgt zu beschränken:
Zement, Wasser, Gesteinskörnungen insgesamt, Zusatzstoffe /3% der erforder-
lichen Menge
— Zusatzmittel /3% der erforderlichen Menge
— Gleichmäßige Mischung muss in einem mechanischen Mischer erfolgen
— Zusatzmittel sind bei kleiner Dosierung im Zugabewasser aufzulösen
— vor und nach Zugabe von Fließmittel ist der Beton ausreichend lange zu mi-
schen.

7.2 Transport
— Beton darf sich während des Transportes nicht entmischen, keine Bestandteile
verlieren und nicht verunreinigen.
— Die Transportdauer ist zu beachten.

7.3 Lieferung
Besonders sorgfältig ist die Konsistenz des Betons zu überprüfen, ggf. muss der
Beton zurückgewiesen werden.
Vom Hersteller sind dem Verwender alle wichtigen Angaben zum Beton anzugeben
(evtl. Betonsortenverzeichnis).
— Zementart und -festigkeit
— Art der Gesteinskörnung
— Zusatzmittel
— Zusatzstoffe
— Wasserzementwert
— Prüfergebnisse von früheren Prüfungen

590
Herstellung, Transport, Lieferung, Verarbeitung . . .

a) Transportbeton
Vor dem Entladen ist vom Lieferbeauftragten ein Lieferschein mit den folgenden
Mindestangaben zu übergeben
— Name des Transportwerkes
— Lieferscheinnummer
— Beladezeit, Zeitpunkt des ersten Kontakts zwischen Zement und Wasser
— Fahrzeugnummer
— Name des Abnehmers
— Baustellenbezeichnung und -lage
— Betonmenge
— Spezielle Angaben zum Beton.
Zusätzliche Angaben bei einem „Beton nach Eigenschaften“
— Druckfestigkeitsklasse
— Expositionsklasse und Feuchtigkeitsklasse
— Konsistenzklasse
— Zementart und Zementfestigkeit
— Zusatzmittel
— Zusatzstoffe
— besondere Eigenschaften.
Zusätzliche Angaben bei einem „Beton nach Zusammensetzung“
— Betonzusammensetzung
— eventuell Konsistenzbereich.

b) Auf der Baustelle gemischter Beton 11


Obengenannte Angaben gelten auch hier sinngemäß, eine Angabe kann erforder-
lich sein.

7.4 Verarbeitung
— baldmögliches Einbringen des Betons ist sicherzustellen
— das Entmischen ist zu verhindern
— auf sorgfältiges Einbringen und Verdichten ist zu achten (bei Einsatz von Rütt-
lern ist so lange zu rütteln bis sich keine Luftblasen mehr bilden).

7.5 Nachbehandlung und Schutz


Durch Nachbehandlung und Schutzmaßnahmen soll folgendes verhindert werden:
a) Nachbehandlung
— vorzeitiges Austrocknen (Sonne, Wind)
b) Schutzmaßnahmen
— Auswaschungen (Regen, fließendes Wasser)
— rasches Abkühlen des jungen Betons
— zu hohes Temperaturgefälle oder zu niedrige Temperaturen (Frost)
— Verhinderung von Erschütterungen oder Stöße (Gefahr von Rissbildungen oder
Beeinträchtigung der Verbundwirkung).

591
Beton nach DIN 1045-2

Maßnahmen
a) Nachbehandlung
— Verlängerung der Ausschalfristen
— Besprühung mit Wasser
— Abdeckung mit feuchtem Material bzw. mit Kunststofffolien
— Auftragen von Nachbehandlungsmitteln.
Die Dauer der Nachbehandlung richtet sich dabei nach folgenden Kriterien:
— örtliche Anforderungen
— Reifegrad des Betons (Hydrationsgrad der Betonmischung bzw. Umgebungsbe-
dingungen) in der Randzone
— Bei Expositionsklassen X0 und XC1 ist mindestens ein halber Tag nachzube-
handeln.
— Bei Expositionsklasse XM muss solange nachbehandelt werden, bis der ober-
flächennahe Beton 70% der charakt. Festigkeit hat. Oder Zeiten nach Tafel 7 ver-
doppeln.

Tafel 7-1 Mindestnachbehandlungsdauer1 ) in Tagen; außer X0, XC1 und XM

Festigkeitsentwicklung des Betons3)


Oberflächentemperatur r ¼ fcm2 =fcm28 4)
J in , C5)
r > 0,50 r > 0,30 r > 0,15 r < 0,15

# > 25 1 2 2 3

25 > # > 15 1 2 4 5

15 > # > 10 2 4 7 10

10 > # > 52) 3 6 10 15

1
) Bei mehr als 5 h Verarbeitbarkeitszeit ist die Nachbehandlungsdauer angemessen zu verlän-
gern.
2
) Bei Temperaturen unter 5 , C ist die Nachbehandlungsdauer um die Zeit zu verlängern, wäh-
rend deren die Temperatur unter 5 , C lag.
3
) Die Festigkeitsentwicklung des Betons wird durch das Verhältnis der Mittelwerte der Druckfe-
stigkeiten nach 2 Tagen und nach 28 Tagen (ermittelt nach DIN EN 12390-3) beschrieben, das bei
der Eignungsprüfung oder auf der Grundlage eines bekannten Verhältnisses von Beton ver-
gleichbarer Zusammensetzung (d. h. gleicher Zement, gleicher w/z-Wert) ermittelt wurde.
4
) Zwischenwerte dürfen eingeschaltet werden.
5
) Anstelle der Oberflächentemperatur des Betons darf die Lufttemperatur angesetzt werden.

Tafel 7-2 Anhaltswerte für die Betonfestigkeitsentwicklung

Zement- ständige Entwicklung der Druckfestigkeit in % nach


festigkeitsklasse Lagerung bei
3 Tagen 7 Tagen 28 Tagen 90 Tagen 180 Tagen
,
þ20 C 30 . . . 40 50 . . . 65 100
32,5 N þ 5 ,C 10 . . . 20 20 . . . 40 60 . . . 75 100 . . . 125 115 . . . 130

þ20 , C 50 . . . 60 65 . . . 80 100
32,5 R; 42,5 N þ 5 ,C 20 . . . 40 40 . . . 60 75 . . . 90 105 . . . 115 110 . . . 120

42,5 R; 52,5 N; þ20 , C 70 . . . 80 80 . . . 90 100


52,5 R þ 5 ,C 40 . . . 60 60 . . . 80 90 . . . 105 100 . . . 105 105 . . . 110

592
G"te"berwachung

8 Güteüberwachung
Das folgende Kapitel ist bis auf sehr geringe redaktionelle Anpassungen dem Ze-
mentmerkblatt B5 vom Januar 2011 der Bauberatung Zement (www.beton.org) ent-
nommen.
Die Betonnormen DIN EN 206-1 und DIN 1045 unterscheiden zwischen Standardbe-
ton, Beton nach Eigenschaften und Beton nach Zusammensetzung.
Für Standardbeton gelten gewisse Einschränkungen und Grenzwerte. Zur Erzielung
der geforderten Eigenschaften ist seine Zusammensetzung mit entsprechenden Si-
cherheiten ausgestattet. Seine Anwendung ist auf wenige Druckfestigkeits- und Ex-
positionsklassen beschränkt. Die bei der Herstellung und Verarbeitung vorgeschrie-
benen !berwachungen sind demzufolge vergleichsweise gering.
Bei der Verarbeitung von Beton nach Eigenschaften bestellt das ausführende Un-
ternehmen den Beton beim Transportbetonhersteller anhand der festgelegten
Frisch- und Festbetoneigenschaften sowie der geforderten Expositions- und Feuch-
tigkeitsklassen. Der Betonhersteller ermittelt aus diesen Vorgaben die normgerech-
te und technisch erforderliche Betonzusammensetzung.
Bei der Verwendung von Beton nach Zusammensetzung gibt der Besteller des Be-
tons dem Hersteller die Betonzusammensetzung vor. Im Allgemeinen ist der Be-
steller das ausführende Bauunternehmen. Für das Erreichen der geplanten Beton-
eigenschaften ist nach den Regelungen der Norm der „Verfasser der Festlegung“
verantwortlich. In Abhängigkeit von den vertraglichen Regelungen kann dies der
Auftraggeber oder das ausführende Bauunternehmen sein. In der Praxis ist dies
üblicherweise derjenige, der die Erstprüfungen des Betons mit der gewählten Zu-
sammensetzung durchführt und die erforderlichen Eigenschaften auch während
der Produktion nachweist. Die Verwendung von Beton nach Zusammensetzung er- 11
fordert betontechnologisch qualifiziertes Personal und ein entsprechend ausgerüs-
tetes Prüflabor für die Durchführung der Erst- und !berwachungsprüfungen.
Beton nach Eigenschaften ist der in der Praxis überwiegend verwendete Beton.
Aus diesem Grunde wird nachstehend vor allem die !berwachung von Beton nach
Eigenschaften auf der Baustelle behandelt.

8.1 !berwachung durch das Bauunternehmen


(Betone der !berwachungsklassen 1, 2 und 3)
Bauunternehmen müssen bei der Herstellung von Betonbauwerken durch eine re-
gelmäßige !berwachung aller Tätigkeiten sicherstellen, dass ihre Leistung in !ber-
einstimmung mit den geltenden Regelwerken und der Projektbeschreibung er-
folgt. Die verwendeten Baustoffe und Bauteile müssen auf der Baustelle auf ihre
!bereinstimmung mit diesen Anforderungen überprüft werden. Nicht ausreichend
gekennzeichnete und nicht regelwerkskonforme Baustoffe oder Bauteile dürfen
nicht eingebaut werden. Dies gilt insbesondere für den Baustoff Beton, der über-
wiegend als Transportbeton, also als so genanntes „Halbfertigprodukt“ auf die
Baustelle geliefert und dort verarbeitet wird.
Je nach Betonbaumaßnahme wird zur Qualitätssicherung des Betons ein unter-
schiedlich hoher !berwachungsaufwand gefordert. DIN 1045-3 formuliert mit den
!berwachungsklassen 1, 2 und 3 ein mehrstufiges !berwachungssystem (Tafel 8-1).
Die Anforderungen an die !berprüfung der maßgebenden Frisch- und Festbeton-
eigenschaften nehmen mit aufsteigender !berwachungsklasse zu. Die !berwa-
chungsklassen 1 und 2 regeln die !berwachung von Beton der Druckfestigkeits-
klassen bis einschließlich C50/60 bzw. LC25/28 (bis Rohdichteklasse D1,4) und
LC35/38 (ab Rohdichteklasse D1,6). Der !berwachungsaufwand und die Klassenein-
teilung richten sich neben der Festigkeitsklasse vor allem auch nach den geltenden
Expositionsklassen (Tafel 8-1), wobei für die Zuordnung die höchste zutreffende

593
Beton nach DIN 1045-2
Tafel 8-1 !berwachungsklassen für Beton
Gegenstand !berwa- !berwachungsklasse 21) !berwa-
chungsklasse 1 chungsklasse 31)
Druckfestigkeits- < C25/302) > C30/37 und < C50/60 > C55/67
klasse für Normal-
und Schwerbeton
Druckfestigkeits-
klasse für Leichtbe-
ton der Rohdichte-
klasse
D1,0 bis D1,4 nicht anwend- < LC25/28 > LC30/33
bar
D1,6 bis D2,0 < LC25/28 LC 30/33 und LC 35/38 > LC40/44
Expositionsklasse X0, XC, XF1 XS, XD, XA, XM3), XF2, XF3, XF4 —
Besondere Beton- — 4 Beton für wasserundurchlässige —
eigenschaften Baukörper (z. B. Weiße Wannen)4)
4 Unterwasserbeton
4 Beton für hohe Gebrauchs-
temperaturen T < 250 , C
4 Strahlenschutzbeton (außerhalb des
Kernkraftwerkbaus)
4 Für besondere Anwendungsfälle
(z. B. Verzögerter Beton, Betonbau
beim Umgang mit wassergefährden-
den Stoffen) sind DAfStb-Richtlinien
anzuwenden.
1
) Zusätzliche Anforderungen an die Eigenüberwachung nach Abschnitt 2. !berwachung durch
eine dafür anerkannte !berwachungsstelle nach Abschnitt 3.
2
) Spannbeton der Festigkeitsklasse C25/30 ist stets !berwachungsklasse 2.
3
) Gilt nicht für übliche Industrieböden.
4
) Beton mit hohem Wassereindringwiderstand darf in die !berwachungsklasse 1 eingeordnet
werden, wenn der Baukörper nur zeitweilig aufstauendem Sickerwasser ausgesetzt ist und
wenn in der Projektbeschreibung nichts anderes festgelegt ist.

!berwachungsklasse maßgebend ist. Die !berwachungsklasse 3 betrifft hohe


Druckfestigkeitsklassen, die so genannten Hochfesten Betone, deren Einbau und
!berwachung bisher in einer Richtlinie des Deutschen Ausschusses für Stahlbeton
(DAfStb) geregelt waren.
Bei der Verarbeitung von Beton der !berwachungsklassen 2 und 3 muss zusätzlich
zu einer weiter reichenden !berwachung durch das Bauunternehmen (siehe Ab-
schnitt 8.2) eine !berwachung durch eine dafür anerkannte !berwachungsstelle
nach Abschnitt 3 durchgeführt werden (Bild 8-1).
Darüber hinaus sind in DIN 1045-3 verschiedene Regelungen und Anforderungen
zu Schalung, Bewehrung, Verarbeitung und Nachbehandlung von Beton formuliert,
die ungeachtet der !berwachungsklasse gelten. Verantwortlich für die ordnungsge-
mäße Durchführung aller in DIN 1045-3 geforderten !berwachungsmaßnahmen
auf der Baustelle ist die Bauleitung des ausführenden Unternehmens. Dies gilt un-
abhängig davon, ob eine firmeneigene oder eine externe Prüfstelle die Durchfüh-
rung der !berwachungsarbeiten des Betons verantwortlich übernommen hat.
Nachfolgend stehen die in der Norm vorgesehenden Prüfungen und Dokumenta-
tionen durch das ausführende Bauunternehmen für die Gewerke Schalen, Beweh-
ren und Betonieren im Vordergrund. Die verantwortungsvolle !berwachung einer
Betonbaustelle oder eines Betoniervorganges darf sich nicht auf die routinemäßige
Abarbeitung normgemäßer Kontrollen beschränken. Das verantwortliche und fach-
kundige Aufsichtspersonal hat vor allem auf einen reibungslosen Bauablauf und

594
G"te"berwachung

materialgerechten Einsatz zu achten. Nur durch regelmäßige Präsenz vor Ort kön-
nen z. B. Risiken, Unregelmäßigkeiten und Missverständnisse frühzeitig erkannt
und behoben werden. Die fachliche Qualifikation und das Engagement des Auf-
sichtspersonals entscheiden im Zusammenspiel der beteiligten Gewerke maßgeb-
lich über die Qualität des fertigen Bauwerks.

Bild 8-1
Organisation und Ver-
antwortlichkeit der !ber-
wachung des Einbaus
von Betonen nach Ei-
genschaften der !ber-
wachungsklassen 1, 2
und 3
11
8.1.1 !berwachung von Gerüsten und Schalungen
Die Festlegung des Ausschalzeitpunktes liegt in der Verantwortung der Bauleitung.
Vor dem Ausrüsten bzw. Ausschalen ist zu prüfen, ob der Beton eine ausreichende
Festigkeit besitzt. Wenn die !berprüfung der Festigkeit durch Erhärtungsprüfungen
oder eine Reifeberechnung erfolgt, sollten die Ergebnisse dokumentiert werden.
Die Zeiten des Ausrüstens und Ausschalens, die Lufttemperatur und die Witte-
rungsverhältnisse sind ungeachtet der !berwachungsklasse aufzuzeichnen.

8.1.2 !berwachung des Bewehrens

Vor dem Betonieren ist, unabhängig von der geltenden !berwachungsklasse, zu


überprüfen, ob
4 Stahlsorte, Anzahl, Durchmesser und Lage der Bewehrung den Angaben der Be-
wehrungszeichnungen entsprechen,
4 Stoß- und !bergreifungslängen eingehalten sowie mechanische Verbindungen
ordnungsgemäß ausgeführt sind,
4 die erforderliche Betondeckung durch geeignete Abstandhalter und Unterstützun-
gen erreicht wird,
4 die Bewehrung keine Verunreinigungen (z. B. "l, Farbe, Schmutz) und keinen lo-
sen Rost aufweist,
4 die Bewehrung gegen Verschieben während des Betonierens ausreichend befes-
tigt und gesichert ist,
4 die Anordnung der Bewehrung das Einbringen und Verdichten des Betons nicht
behindert (Einfüllöffnungen, Rüttellücken).
#nderungen der Bewehrungsführung aus baubetrieblichen oder aus anderen Grün-
den sind nur in Abstimmung mit dem Tragwerksplaner oder verantwortlichen Inge-

595
Beton nach DIN 1045-2

nieur zulässig. Schweißarbeiten an Betonstahl dürfen nur durch Unternehmen bzw.


durch Personal mit entsprechendem Eignungsnachweis gemäß DIN 4099 durchge-
führt werden.

8.1.3 !berwachung des Betonierens


Neben den gemäß geltender !berwachungsklassen geforderten Frisch- und Fest-
betonprüfungen sind, begleitend zur Betonverarbeitung und unabhängig von der
!berwachungsklasse, folgende Daten aufzuzeichnen:
4 Lufttemperatur (Maximum/Minimum) und Witterungsverhältnisse während des
Betonierens einzelner Abschnitte,
4 Bauabschnitt und Bauteil,
4 Art und Dauer der Nachbehandlung.

8.1.4 !berprüfung der Frisch- und Festbetoneigenschaften


Die geforderten Prüfungen an Frisch- und Festbeton sind für Standardbeton, Beton
nach Eigenschaften und Beton nach Zusammensetzung unterschiedlich und abhän-
gig von der !berwachungsklasse. Die durchzuführenden Prüfungen sind in
DIN 1045-3, Anhang A, geregelt. Die Proben für die Prüfungen müssen auf der Bau-
stelle, ggf. nach Einstellen der Konsistenz, ausgewählt und nach DIN EN 12350-1
entnommen werden.
Bei der Verarbeitung von Standardbeton sind lediglich Lieferschein, Konsistenz
und die Gleichmäßigkeit des angelieferten Betons gemäß Tafel 8-2 sowie die Funk-
tionsfähigkeit der Verdichtungsgeräte zu prüfen.
Tafel 8-2 Beton nach Eigenschaften: Umfang und Häufigkeit der Frisch- und Festbetoneigen-
schaften
Gegenstand Prüfverfahren Anforderung Häufigkeit für !berwachungsklasse
1 2 3
!bereinstim-
Augenscheinprü-
Lieferschein mung mit der jedes Lieferfahrzeug
fung
Festlegung
normales Ausse-
Augenscheinprü-
hen, wie festge- Stichprobe jedes Lieferfahrzeug
fung
legt
4 beim ersten Einbringen
Konsistenz1) DIN jeder Betonzusammen-
EN 12350-2,
setzung
DIN EN 12350-3, in Zweifels-
wie festgelegt 4 bei der Herstellung von
DIN EN 12350-4, fällen
Probekörpern für die Fes-
DIN EN 12350-5
tigkeitsprüfung
4 in Zweifelsfällen
Frischbeton-
rohdichte 4 bei der Herstellung von Probekörpern
von Leicht- DIN EN 12350-6 wie festgelegt für die Festigkeitsprüfung
und Schwer- 4 in Zweifelsfällen
beton
Augenscheinprü- homogenes Er-
Stichprobe jedes Lieferfahrzeug
fung scheinungsbild
Gleichmä-
ßigkeit des Stichproben müs-
Betons Vergleich von Ei- sen die gleichen
in Zweifelsfällen
genschaften Eigenschaften
aufweisen
Fortsetzung s. nächste Seite

596
G"te"berwachung
Tafel 8-2 (Fortsetzung)
Gegenstand Prüfverfahren Anforderung Häufigkeit für !berwachungsklasse
1 2 3
wie festgelegt, 3 Proben je
3 Proben je
Druckfestig- (siehe Abschnitt mit den Annah- in Zweifels- 300 m3 oder
50 m3 oder je
keit 8.1.5) mekriterien (sie- fällen je 3 Betonier-
Betoniertag
he Tafel 8-4) tage
DIN EN 12350-7
Luftgehalt für Normal- und 4 zu Beginn jedes Betonier-
nicht zutref-
von Luftpo- Schwerbeton so- wie festgelegt abschnitts
fend
renbeton wie ASTM C 173 4 in Zweifelsfällen
für Leichtbeton
in !bereinstim-
mung mit Normen
andere Ei-
und Richtlinien, — — — —
genschaften
oder wie vorab
vereinbart
1
) in Abhängigkeit vom gewählten Prüfverfahren; fett gedruckt: in Deutschland bevorzugte
Prüfverfahren

Bei der Verwendung von Beton nach Eigenschaften sind die in Tafel 8-2 und 8-3
aufgeführten Prüfungen durchzuführen.
Tafel 8-3 Umfang und Häufigkeit der !berprüfung technischer Einrichtungen
Gegenstand Prüfverfahren Anforderung Häufigkeit für !berwachungsklasse
1 2 3
Verdichtungs- Funktions- einwandfreies in angemesse- bei Beginn der je Betoniertag 11
geräte kontrolle Arbeiten nen Zeitab- Betonierarbei-
ständen ten, dann min-
destens mo-
natlich
Mess- und Funktionskon- ausreichende bei Inbetriebnahme, dann in je Betoniertag
Laborgeräte trolle Messgenauig- angemessenen Zeitabständen
keit

Bei Beton nach Zusammensetzung führt der Hersteller des Betons im Rahmen seiner
Konformitätskontrolle keine !berprüfung der geforderten Betoneigenschaften durch.
Den Nachweis für das Erreichen dieser Eigenschaften übernimmt der Verwender des
Betons (Bauunternehmen) im Rahmen der !berwachung auf der Baustelle. Art, An-
forderung und Umfang der Prüfungen orientieren sich für alle !berwachungsklassen
an den sonst für Beton nach Eigenschaften im Transportbetonwerk geltenden Konfor-
mitätskriterien nach DIN EN 206-1/DIN 1045-2. Das ausführende Bauunternehmen
muss darüber hinaus, ungeachtet der !berwachungsklasse, eine ständige Beton-
prüfstelle hinzuziehen (siehe 8.2.1). Diese kann eine unternehmenseigene oder eine
externe, vertraglich gebundene Prüfstelle sein.

8.1.5 Prüfung der Druckfestigkeit für Beton bei Verwendung von Beton
nach Eigenschaften
Nach den neuen Normen gelten im Rahmen der !berwachung durch den Beton-
hersteller (Transportbetonwerk) und das Bauunternehmen neue Fachbegriffe und
veränderte Prinzipien. Der Transportbetonhersteller bestätigt im Rahmen seiner
!berwachungsleistung die „Konformität“ seiner Produktion mit der geforderten
Druckfestigkeit. Das Bauunternehmen überprüft die „Identität“ des gelieferten Be-
tons mit dieser „konformen“ Grundgesamtheit (Indentitätsprüfung bzw. !berwa-

597
Beton nach DIN 1045-2

chungsprüfung). Für jeden verarbeiteten Beton der !berwachungsklasse 2 und 3


sind auf der Baustelle mindestens drei Proben zu entnehmen und zwar:

4 bei !berwachungsklasse 2 jeweils für höchstens 300 m3 oder je drei Betonierta-


ge,
4 bei !berwachungsklasse 3 jeweils für höchstens 50 m3 oder je Betoniertag.

Maßgebend ist die Anforderung, welche die größere Anzahl von Proben ergibt. Die
Proben müssen etwa gleichmäßig über die Betonierzeit verteilt und aus verschie-
denen Lieferfahrzeugen entnommen werden. Aus jeder Probe ist ein Probekörper
zur Prüfung der Druckfestigkeit herzustellen. Zusammensetzungsvarianten mit glei-
chen Ausgangsstoffen, gleichem w =z-Wert, aber anderem Größtkorn gelten als ein
Beton.
Bei Betonen der !berwachungsklasse 1 ist eine !berprüfung der Druckfestigkeit
für Beton nach Eigenschaften nur in Zweifelsfällen notwendig (siehe Tafel 8-2).
Die Druckfestigkeitsprüfung erfolgt nach DIN EN 12390, Teile 1 bis 4 sowie nach
den Regelungen der DIN 1045-2, Abschn. 5.5.1.2 (z. B. Prüfkörperabmessungen, La-
gerungsbedingungen). Für Betone üblicher Zusammensetzung werden im Allge-
meinen Würfel mit einer Kantenlänge von 150 mm verwendet. Durch die Forde-
rung aus DIN EN 12390-1, Abschn. 4.1, wonach die Kantenlänge des Probewürfels
mindestens dem dreieinhalbfachen Größtkorn der Gesteinskörnung entsprechen
sollte, können sich auch andere Probekörperabmessungen ergeben. Die in der vor-
genannten Norm aufgeführten Nennmaße sind hierbei einzuhalten. Von 150 mm
Kantenlänge abweichende Probekörper erfordern eine Korrektur der Druckfestig-
keitsergebnisse über einen Umrechnungsfaktor. Werden statt Würfeln mit 150 mm
solche mit 100 mm Kantenlänge verwendet, darf nach DIN 1045-2, Abschn. 5.5.1.2
für die Auswertung der Druckfestigkeitsprüfung eine Abminderung über einen Um-
rechnungsfaktor von 0,97 vorgenommen werden.
Die Lagerung der Probekörper erfolgt bis zur Prüfung in einer Feuchtekammer oder
unter Wasser (Referenzlagerung). Alternativ können die Probekörper im Alter von
7 Tagen aus dem Wasserbad oder der Feuchtekammer entnommen werden und
bis zur Prüfung bei zugfreier Raumluft (15 , C bis 22 , C) gelagert werden (sog. „Tro-
ckenlagerung“). Die bei der Trockenlagerung ermittelten Druckfestigkeitswerte sind
gegenüber der Referenzlagerung abzumindern. Hierzu kann der nach DIN 1045-2
für Normalbeton aufgeführte Abminderungsfaktor von 0,92 verwendet werden (für
hochfesten Beton 0,95). Wenn nicht anders vereinbart, erfolgt die Prüfung der
Druckfestigkeit im Alter von 28 Tagen.
Die Identität des Betons wird durch Vergleich der ermittelten Druckfestigkeiten mit
so genannten „Annahmekriterien“ festgestellt. Die Annahmekriterien für die Ergeb-
nisse der Druckfestigkeitsprüfung sind in Tafel 8-4 aufgeführt. Der Beton ist, vorbe-
haltlich der Erfüllung der übrigen festgelegten Frisch- und Festbetoneigenschaften
nach Tafel 8-2, anzunehmen, wenn Mittel- und Einzelwertkriterium erfüllt sind. Da-
mit gilt die Identität des durch die Stichprobe repräsentierten Betons (Baustelle)
mit der Grundgesamtheit (Transportbetonwerk) als nachgewiesen. Grundsätzlich
besteht die Möglichkeit, vorhandene Prüfergebnisse in kleinere Gruppen aufeinan-
der folgender Werte (mind. 3) aufzuteilen, so dass für die jeweiligen Mittelwerte
die zugehörigen Anforderungen für 3 bis 4, für 5 bis 6 oder für >6 Einzelwerte her-
angezogen werden dürfen.
Wenn der Nachweis der Identität nicht gelingt, sind weitere Maßnahmen erforder-
lich, um die Standsicherheit bzw. Gebrauchstauglichkeit des Bauwerks sicherzustel-
len. Ob Nachprüfungen mit dem Rückprallhammer, die Entnahme von Bohrkernen
oder ein erneuter statischer Nachweis auf Grundlage der verminderten Festigkeiten
infrage kommen, ist im Einzelfall abzustimmen.

598
G"te"berwachung
Tafel 8-4 Annahmekriterien für Ergebnisse der Druckfestigkeitsprüfung
Anzahl der Einzelwerte Mittelwert1) fcm in N/mm2 Einzelwert3) fci in N/mm2
3 bis 4 > fck þ 1 > fck ! 4
5 bis 6 > fck þ 2 > fck ! 4
pffiffiffiffi
>6 > fck þ ð1,65 ! 2,58= n Þ " s 2 Þ > fck ! 4
1
) Mittelwert von n nicht überlappenden Einzelwerten.
2
) Standardabweichung der Stichprobe für n > 35, wobei gilt: s > 3 N/mm2 für !berwachungs-
klasse 1 und 2 und s > 5 N/mm2 für !berwachungsklasse 3; bei Stichproben n < 35 gilt s ¼ 4
N/mm2.
3
) für !K 3: > 0,9 " fck

8.2 Weitergehende Bestimmungen für die !berwachung


durch das Bauunternehmen bei Einbau von Betonen
der !berwachungsklassen 2 und 3
Für die !berwachung des Einbaus von Betonen der !berwachungsklassen 2 und 3
wird das bekannte Konzept aus Eigenüberwachung (!berwachung durch das Bau-
unternehmen) und Fremdüberwachung (!berwachung durch eine dafür anerkannte
!berwachungsstelle) fortgesetzt.
Baustellen, auf denen Betone der !berwachungsklassen 2 oder 3 verarbeitet wer-
den, sind an deutlich sichtbarer Stelle unter Angabe von „DIN 1045-3“ und der
!berwachungsstelle zu kennzeichnen.

8.2.1 Ständige Betonprüfstelle


11
Wird Beton nach Eigenschaften der !berwachungsklassen 2 oder 3 (oder Beton
nach Zusammensetzung) verarbeitet, muss das Bauunternehmen über eine ständi-
ge Betonprüfstelle verfügen, die
4 mit allen Geräten und Einrichtungen zur Durchführung der Prüfungen nach Tafel
8-2 ausgestattet ist und
4 von einem in der Betontechnik erfahrenen Fachmann geleitet wird, der die dafür
notwendigen erweiterten betontechnologischen Kenntnisse durch eine Bescheini-
gung einer hierfür anerkannten Stelle nachweisen kann.
Der Leiter der Betonprüfstelle ist für die Schulung der Fachkräfte in Abständen von
höchstens drei Jahren verantwortlich und hat dies zu dokumentieren.
Bedient sich das Bauunternehmen einer externen, also nicht unternehmenseigenen
Prüfstelle, so sind die Prüfungsaufgaben der Prüfstelle in einem !berwachungsver-
trag zu übertragen. Dieser muss eine Mindestlaufzeit von einem Jahr haben. Die
!berwachungsleistungen für das ausführende Unternehmen dürfen nicht durch
eine Prüfstelle erfolgen, welche auch den Betonhersteller überwacht oder von die-
sem wirtschaftlich abhängig ist.
Aufgaben der ständigen Betonprüfstelle sind:
4 Beratung des Bauunternehmens und der Baustelle,
4 Durchführungen der Prüfungen gemäß Tafel 8-2, soweit diese nicht durch das
Personal der Baustelle durchgeführt werden,
4 Funktionsprüfungen der Geräteausstattung der Baustelle nach Tafel 8-3 vor Be-
ginn der Betonarbeiten,
4 laufende !berprüfungen und Beratung bei Verarbeitung und Nachbehandlung
des Betons,
4 Beurteilung und Auswertung der Prüfergebnisse und Mitteilung der Ergebnisse
an das Bauunternehmen und dessen Bauleitung,
4 Schulung des Baustellenfachpersonals.

599
Beton nach DIN 1045-2

8.2.2 Aufzeichnungen
Beim Einbau von Beton der !berwachungsklassen 2 und 3 sind folgende Angaben
zu dokumentieren und nach Abschluss der Arbeiten mindestens fünf Jahre aufzu-
bewahren:
4 Zeitpunkt und Dauer der einzelnen Betoniervorgänge,
4 Lufttemperatur und Witterungsverhältnisse bei der Ausführung einzelner Beto-
nierabschnitte oder Bauteile bis zum Ausschalen und Ausrüsten,
4 Art und Dauer der Nachbehandlung,
4 Frischbetontemperatur bei Lufttemperatur unter þ5 , C und über þ30 , C,
4 Namen der Lieferwerke und Nummern der Lieferscheine sowie der zugehörige
Bauabschnitt oder das Bauteil, ein Verzeichnis (Liste) der gelieferten Betone mit
den Angaben, welche die einschlägigen Normen und Regelwerke fordern,
4 Ergebnisse der Frisch- und Festbetonprüfungen gemäß Tafel 8-2.
Nach Beendigung der Bauarbeiten sind die Ergebnisse aller Prüfungen nach Ta-
fel 8-2 an den Betonen der !berwachungsklassen 2 und 3 der überwachenden Be-
hörde und der !berwachungsstelle zu übergeben.

8.2.3 Anzeigepflicht des Bauunternehmens


Das Bauunternehmen hat der !berwachungsstelle schriftlich mitzuteilen:
4 die ständige Betonprüfstelle mit Angabe des Prüfstellenleiters,
4 einen Wechsel des Prüfstellenleiters,
4 die Inbetriebnahme jeder Baustelle, auf der Betone der !berwachungsklassen 2
und 3 eingebaut werden, mit Angabe des Bauleiters,
4 einen Wechsel des Bauleiters,
4 Angaben zur Festlegung der vorgesehenen Betone nach DIN EN 206-1 und
DIN 1045-2 sowie der !berwachungsklassen der Betone nach Tafel 8-1,
4 die voraussichtlichen Betonmengen,
4 den voraussichtlichen Beginn und das voraussichtliche Ende der Betonierzeiten,
4 eine Unterbrechung der Betonierarbeiten von mehr als vier Wochen,
4 die Wiederinbetriebnahme einer Baustelle nach einer Unterbrechung von mehr
als vier Wochen.

8.3 !berwachung des Einbaus von Betonen


der !berwachungsklassen 2 und 3 durch eine dafür
anerkannte !berwachungsstelle
Die Verarbeitung von Betonen der !berwachungsklassen 2 und 3 ist durch eine
dafür anerkannte !berwachungsstelle zu überprüfen. Bei Aufnahme der !berwa-
chung wird geprüft, ob das Bauunternehmen über Fachkräfte mit hinreichender
Sachkunde und Erfahrung sowie über die erforderliche Geräteausstattung verfügt.
Umfang der !berwachung sowie Häufigkeit und Probenahme sind in DIN 1045-3,
Anhang C geregelt.
Die Ergebnisse der !berprüfung durch die !berwachungsstelle sind in einem Bericht
festzuhalten. Dieser ist auf der Baustelle und bei der !berwachungsstelle aufzube-
wahren und den Beauftragten der zuständigen Behörde auf Verlangen vorzulegen.
Der Bericht muss mindestens enthalten:
4 Bauunternehmen, Baustelle und Betonprüfstelle,
4 Festlegung des Betons nach DIN EN 206-1 und DIN 1045-2,
4 !berwachungsklassen des Betons nach Tafel 8-1,
4 Bewertung der !berwachung durch das Bauunternehmen,
4 ggf. Angaben über die Probenahme,
4 Ergebnisse der durchgeführten !berprüfungen und Vergleich mit den Anforde-
rungen und den Ergebnissen der !berwachung durch das Bauunternehmen,
4 Gesamtbewertung,
4 Ort und Datum,
4 Unterschrift und Stempel der !berwachungsstelle.

600
Stahlbeton- und Spannbetonbau
nach Eurocode 2
Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Ulrich Vismann

Inhalt Seite

1 Allgemeines 602
1.1 Einführung 602
1.2 Literatur 603
2 Begriffe, Formelzeichen, SI-Einheiten 603
2.1 Begriffe 603
2.2 Bautechnische Unterlagen 604
2.3 Formelzeichen 609
2.4 SI-Einheiten 609
3 Baustoffeigenschaften 609
3.1 Beton 609
3.2 Betonstahl 616
3.3 Spannstahl 619
3.4 Spannglieder 620
4 Allgemeine Grundlagen zur Tragwerksplanung 621
5 Schnittgrößenermittlung 622
5.1 Lastfälle und Lastfallkombinationen 622 12
5.2 Imperfektionen 623
5.3 Auswirkungen nach Theorie II. Ordnung 624
5.4 Zeitabhängige Wirkungen 624
5.5 Tragwerksidealisierung 624
5.6 Berechnungsverfahren 627
6 Bemessung 649
6.1 Dauerhaftigkeit und Betondeckung 649
6.2 Unbewehrter Beton 655
6.3 Stahlbeton und Spannbeton 655
6.4 Nachweis in den Grenzzuständen der Tragfähigkeit 655
6.5 Nachweis in den Grenzzuständen der Gebrauchstauglichkeit 698
7 Allgemeine Bewehrungs- und Konstruktionsgrundlagen 712
7.1 Betonstahl 712
7.2 Spannglieder 724
7.3 Konstruktionsregeln für spezielle Bauteile 725
8 Bemessungstafeln 748

9 Betonstahltabellen 771

6 01

U. Vismann (Hrsg.), Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln, DOI 10.1007/978-3-8348-8613-2_12,


© Vieweg+Teubner Verlag |Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

1 Allgemeines
1.1 Einführung
Die bauaufsichtliche Einführung der Eurocodes steht unmittelbar bevor. Für den
Bereich des Stahl- und Spannbetonbaus soll die Anwendung zum 1. Juli 2012 ver-
bindlich sein, d. h. mit diesem Stichtag sollte nur noch der Eurocode 2 (DIN EN
1992-1-1, Ausgabe Januar 2011) mit seinem zugehörigen nationalen Anhang (DIN
EN 1992-1-1/NA, Ausgabe Januar 2011) Verwendung finden, die DIN 1045-1 wird
zurückgezogen. Bereits seit März 2010 gilt eine !bergangsphase, ist der die An-
wendung des Eurocodes alternativ zur DIN 1045-1 als bauaufsichtlich gleichwertige
Lösung möglich.
Vor diesem Hintergrund ist der Beitrag „Stahlbeton- und Spannbetonbau“ im
Wendehorst komplett auf die Regelungen des Eurocode 2 inkl. des deutschen na-
tionalen Anhanges umgestellt. Dabei ist die letztgültige Fassung aller Dokumente
vom Januar 2011 eingearbeitet. Im Wesentlichen zeigt sich, dass die Bemessungs-
aufgaben nach Eurocode 2 vom Grundtenor her weitgehend identisch sind mit
denjenigen nach der DIN 1045-1, im Detail jedoch sind viele Einzelheiten anderes
formuliert und bezeichnet; einige Bemessungsaufgaben wurden komplett neu for-
muliert. Daher wurden die Abschnitte 1 bis 8 mehr oder weniger vollständig neu
bearbeitet. Die im Vergleich zur DIN 1045-1 geänderten Definitionen, Begriffe und
Formelzeichen erschweren gerade in der Einarbeitungsphase die Handhabung des
neuen Regelwerkes. Hier kann dieses Bautabellenbuch als übersichtliches Nach-
schlagewerk sehr hilfreich sein. Auf die folgenden wesentlichen Bestandteile und
#nderungen des Eurocodes gegenüber der DIN 1045-1 soll hier besonderes hinge-
wiesen werden:
— Der Nationale Anhang für Deutschland ist umfangreich und muss parallel zur
eigentlichen Norm beachtet werden. Einige Anhänge der Norm werden z. B.
durch den Nationalen Anhang wieder außer Kraft gesetzt.
— Leichtbetonbauteile, Fertigteile und unbewehrte Betonteile sind nicht wie in DIN
1045-1 mit im Text verwoben, sondern in den jeweils separaten Kapitel 10, 11
und 12 der Norm enthalten.
— Zukünftig werden in dem Heft 600 des DAfStb Erläuterungen und Hinweise
zum Eurocode veröffentlicht.
— Der Nachweis zum Durchstanzen ist in wesentlichen Teilen neu formuliert
— Druckkräfte werden zum Teil mit positivem Vorzeichen berücksichtigt. Hier muss
der Anwender sich mit Ingenieurverstand von Fall zu Fall vergegenwärtigen,
mit welchem Vorzeichen die Längskräfte in die Bemessungsgleichungen einge-
hen.
— Auf den modifizierten Teilsicherheitsbeiwert für höherfeste Betone wird verzich-
tet. Die Parameter der Spannungs-Dehnungslinien wurden angepasst. Auch die
Formulierung des E-Moduls E cm ist geändert. Vor diesem Hintergrund können
die Bemessungstafeln nach DIN 1045-1 für höherfeste Betone (>C50) nicht
mehr verwendet werden.
— Bei unbewehrtem Beton ist anstelle eines erhöhten Teilsicherheitsbeiwertes ein
modifizierter Abminderungsfaktor zur Bestimmung des Bemessungswertes der
Betondruckfestigkeit eingeführt.
— Die Schwindmaße im Eurocode sind im Allg. etwas geringer als in der DIN
1045-1
— Für Betonstahl gilt die neue DIN 488. Die Bezeichnung wurde von BSt 500 auf
B 500 geändert.
— Der Nachweis der Verformungsbegrenzung über zulässige Biegeschlankheiten
ist neu formuliert und führt tendenziell zu größeren Deckenstärken.
— Die Konstruktiven Regeln sind vielfach mit neuen Bezeichnungen versehen.

602
Begriffe, Formelzeichen, SI-Einheiten

1.2 Literatur
DIN EN 1992-1-1 Eurocode 2: Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbe-
tontragwerken
Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau
Ausgabe Januar 2011
DIN EN 1992-1-1/NA Nationaler Anhang, National festgelegte Parameter zu Eurocode 2, Teil 1-1
Ausgabe Januar 2011
Weitere Normteile:
DIN 1045-1 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton —
Teil 1: Bemessung und Konstruktion
DIN Deutsches Institut für Normung e. V., August 2008
DIN 1045-2 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton —
Teil 2: Beton; Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität
DIN Deutsches Institut für Normung e. V., August 2008
DIN 1045-3 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton —
Teil 3: Bauausführung
DIN Deutsches Institut für Normung e. V., August 2008
DIN 1045-4 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton —
Teil 4: Ergänzende Regeln für die Herstellung und die Konformität von
Fertigteilen
Deutsches Institut für Normung e. V., Juli 2001
DAfStb Heft 525 Erläuterungen zu DIN 1045-1, Beuth Verlag, September 2003
DAfStb Heft 600 Erläuterungen zu Eurocode 2 (in Vorbereitung) Berlin, Beuth Verlag
DAfStb Heft 240 Hilfsmittel zur Berechnung der Schnittgrößen und Formänderungen von
Stahlbetontragwerken, Berlin, Beuth Verlag, 3. Auflage 1991
DIN 488 Betonstahl, Ausgabe August 2009
Betonkalender Verlag Ernst & Sohn
verschiedene Jahrgänge, Abkürzung im Text: z. B. „Autor, BK 2004“

2 Begriffe, Formelzeichen, SI-Einheiten


2.1 Begriffe
— üblicher Hochbau: Hochbau mit vorwiegend ruhenden und gleichmäßig verteil-
ten Nutzlasten bis 5 kN/m2, Einzellasten bis 7 kN und Personenkraftwagen 12
— vorwiegend ruhende Einwirkung: statische Einwirkung oder nicht ruhende Ein-
wirkung, die jedoch für die Tragwerksplanung als ruhende Einwirkung angese-
hen werden darf
— nicht vorwiegend ruhende Einwirkung: stoßende Einwirkung oder sich häufig
wiederholende Einwirkung, die eine vielfache Beanspruchungsänderung wäh-
rend der Nutzungsdauer des Tragwerks oder des Bauteils hervorruft. (z. B.
Kran-,Kranbahn-, Gabelstaplerlasten, Verkehrslasten auf Brücken).
— vorwiegend auf Biegung beanspruchtes Bauteil: Bauteil mit einer bezogenen
Exzentrizität im Grenzzustand der Tragfähigkeit von ed =h > 3,5
— Druckglied: Vorwiegend auf Druck beanspruchtes, stab- oder scheibenförmiges
Bauteil mit einer bezogenen Exzentrizität im Grenzzustand der Tragfähigkeit von
ed =h < 3,5
— Normalbeton: Beton mit einer Trockenrohdichte zwischen 2000 und 2600 kg/m3
Betonfestigkeitsklassen C12/15 bis C100/115 (In diesem Beitrag wird vorwie-
gend Normalbeton bis C50/60 behandelt)
— Leichtbeton: Trockenrohdichte zwischen 800 und 2000 kg/m3
— hochfester Beton: (auch hochfester Normalbeton) Beton mit Festigkeitsklassen
> C 55/67 bzw. > LC 55/60
— Spannglied mit sofortigem Verbund: Im Spannbett gespanntes Spannglied, das
nach dem Spannen einbetoniert wird.
— Spannglied mit nachträglichem Verbund: In einem einbetonierten Hüllrohr lie-
gendes Spannglied, das nach dem Erhärten des Beton gespannt und durch An-
kerkörper an den Enden verankert wird. Danach wird der Hohlraum im Hüllrohr
durch Einpressmörtel gefüllt.
— internes (externes) Spannglied ohne Verbund: innerhalb (außerhalb) des Beton-
querschnitts liegendes Zugglied aus Spannstahl, dass nach dem Erhärten des

603
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Betons gespannt wird und mit dem Tragwerk durch Verankerungen und Um-
lenksättel verbunden ist und im Bereich von Spanngliedkrümmungen Umlenk-
kräfte auf den Beton ausübt.
— Dekompression: Grenzzustand, bei dem ein Teil des Betonquerschnitts unter
der maßgebenden Einwirkungskombination unter Druckspannungen steht.
— Grenzzustand der Tragfähigkeit (GZT): Derjenige Zustand, bei dessen !ber-
schreitung rechnerisch der Einsturz oder andere Formen des Tragwerksversa-
gens eintreten.
— Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit (GZG): Derjenige Zustand, bei dessen
!berschreitung festgelegte Nutzungsanforderungen eines Tragwerkes oder ei-
nes Tragwerksteils nicht mehr erfüllt werden oder eine dauerhafte Tragfähigkeit
nicht mehr sichergestellt ist.
— Einwirkung: Lasten, die als Kräfte oder Zwänge in Form von Temperatur oder
Setzungen auf ein Bauwerk wirken.
— charakteristischer Wert: Werte der Einwirkungen, die in einschlägigen Bestim-
mungen festgelegt werden.
— Bemessungswert: Werte, die sich durch Multiplikation der charakteristischen Wer-
te mit einem Sicherheitsbeiwert und ggf. einem Kombinationsbeiwert ergeben.
— Duktilität: plastische Dehnfähigkeit von Betonstahl, Spannstahl und Stahlbeton
— Relaxation: mit Relaxation wird bei Spannstählen das allmähliche Absinken der
Spannung bei gleichbleibender Dehnung bezeichnet.
— Unbewehrte oder gering bewehrte Bauteile: Bauteile ohne Bewehrung oder mit
einer geringeren als die jeweilige Mindestbewehrung (siehe Abschnitt 7.3).

2.2 Bautechnische Unterlagen


Zu den bautechnischen Unterlagen gehören die für die Ausführung des Bauwerks
notwendigen Zeichnungen, die statische Berechnung und — wenn für die Bauaus-
führung erforderlich — eine ergänzende Projektbeschreibung sowie etwaige bau-
aufsichtlich erforderliche Verwendbarkeitsnachweise für Bauprodukte bzw. Bauar-
ten (z. B. allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen).

2.2.1 Zeichnungen
Die Bauteile, die einzubauende Betonstahlbewehrung und die Spannglieder sowie
alle Einbauteile sind auf den Zeichnungen eindeutig und übersichtlich darzustellen
und zu bemaßen. Die Darstellungen müssen mit den Angaben in der statischen
Berechnung übereinstimmen und alle für die Ausführung der Bauteile und für die
Prüfung der Berechnungen erforderlichen Maße enthalten. Auf zugehörige Zeich-
nungen ist hinzuweisen.
Pflichtangaben für Bewehrungszeichnungen
— Festigkeitsklassen, Expositionsklassen und ggf. weitere Anforderungen für den
Beton (z. B. WU)
— Betonstahl- und Spannstahlsorten
— Anzahl, Durchmesser, Form und Lage der Bewehrungsstäbe; gegenseitiger Ab-
stand und !bergreifungslänge an Stößen und Verankerungslängen; Anord-
nung, Maße und Ausbildung von Schweißstellen; Typ und Lage der mechani-
schen Verbindungsmittel
— Rüttelgassen, Lage von Betonieröffnungen
— das Herstellungsverfahren der Vorspannung; Anzahl, Typ und Lage der Spann-
glieder sowie der Spanngliedverankerungen und Spanngliedkopplungen sowie
zugehörige Betonstahlbewehrung; Typ und Durchmesser der Hüllrohre; Angaben
zum Einpressmörtel
— bei gebogenen Bewehrungsstäben die erforderlichen Biegerollendurchmesser
— Maßnahmen zur Lagesicherung der Betonstahlbewehrung und der Spannglie-
der sowie Anordnung, Maße und Ausführung der Unterstützungen der oberen
Betonstahlbewehrungslage und der Spannglieder

604
Begriffe, Formelzeichen, SI-Einheiten

— das Verlegemaß cv der Bewehrung, das sich aus dem Nennmaß der Betonde-
ckung cnom ableitet, sowie das Vorhaltemaß #cdev der Betondeckung
— die Fugenausbildung
— gegebenenfalls besondere Maßnahmen zur Qualitätssicherung.

2.2.2 Statische Berechnungen


Das Tragwerk und die Lastabtragung sind textlich zu beschreiben. Die Tragfähigkeit
und die Gebrauchstauglichkeit der baulichen Anlage und ihrer Bauteile sind in der
statischen Berechnung übersichtlich und leicht prüfbar nachzuweisen. Mit numeri-
schen Methoden erzielte Rechenergebnisse sollten grafisch dargestellt werden.
Für besondere Rechenwege, insbesondere wenn diese nicht Normativ erfasst sind,
und für abweichende außergewöhnliche Gleichungen ist die Fundstelle genau an-
zugeben, sofern diese allgemein zugänglich ist, sonst sind die Ableitungen so weit
zu entwickeln, dass ihre Richtigkeit geprüft werden kann.

2.2.3 Baubeschreibung
Angaben, die für die Bauausführung oder für die Prüfung der Zeichnungen oder
der statischen Berechnung notwendig sind und aus den Zeichnungen nicht ohne
Weiteres entnommen werden können, müssen in einer Baubeschreibung enthalten
und erläutert sein.

2.3 Formelzeichen
Eine Auswahl wesentlicher Formelzeichen und abgeleiteter Zeichen ist unten aufgeführt.

2.3.1 Einzelne Formelzeichen


Lateinische Großbuchstaben
A Fläche; Querschnitt;
außergewöhnliche Einwirkung
I
L
Flächenmoment 2. Grades
Länge
12
C Festigkeitsklasse Beton LC Festigkeitsklasse Leichtbeton
D Biegerollendurchmesser M Biegemoment
E Elastizitätsmodul; N Normalkraft
Auswirkung der Einwirkung P Vorspannkraft
F Einwirkung Q veränderliche Einwirkung
G Schubmodul; ständige Einwirkung R Widerstand
GZG Grenzzustand der Tragfähigkeit S Schnittgrößen,
(¼ ULS Ultimate Limit State) Flächenmoment ersten Grades
GZT Grenzzustand der Gebrauchstauglich- T Torsionsmoment
keit (¼ SLS Serviceability Limit State) V Querkraft

Lateinische Kleinbuchstaben
a Abstand; Auflagerbreite; i Trägheitsradius
geometrische Angabe k Beiwert, Faktor
Da Abweichung für eine l oder (L) Länge, Stützweite,
geometrische Angabe Spannweite
b Breite eines Querschnitts, m Moment je Längeneinheit
oder Gurtbreite eines T oder n Normalkraft je Längeneinheit
L-Querschnitts s Stababstand
c Betondeckung; Rauigkeitsbeiwert t Zeitpunkt; Wanddicke
d statische Nutzhöhe; Durchmesser u Umfang eines Betonquerschnitts
e Lastausmitte (Exzentrizität) mit der Fläche Ac
f Festigkeit v Querkraft je Längeneinheit
h Höhe; Dicke; Gesamthöhe eines x Höhe der Druckzone
Querschnitts z Hebelarm der inneren Kräfte

605
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Griechische Buchstaben
a Winkel; Verhältnis; Wärmedehnzahl
b Winkel; Verhältnis; Beiwert; Abminderung; Querkraft; Ausbreitwinkel
g Teilsicherheitsbeiwert
d Inkrement, Zuwachs/Umlagerungsverhältnis
e Dehnung
j Kriechbeiwert
l Schlankheit
m Reibungsbeiwert zwischen Spannglied und Hüllrohr
n Querdehnzahl; Abminderungsbeiwert
der Druckfestigkeit für gerissenen Beton
q Ofentrockene Dichte des Betons in kg/m3
s Normalspannung
t Schubspannung aus Torsion
q Winkel
" Verhältnis der Verbundfestigkeit von Spannstahl zu der von Betonstahl;
bezogene Druckzonenhöhe
w Kombinationsbeiwert einer veränderlichen Einwirkung
D Differenz

Indizes
b, d Verbund m mittlerer Wert
c Beton; Druck; Kriechen p Vorspannung
cal Rechenwert pl plain (unbewehrt)
col Stütze (column) Q veränderliche Einwirkung
d Bemessungswert q veränderliche Einwirkung
dir direkt R rechn. Systemwiderstand
E Beanspruchung Rd Bemessungswiderstand
e Exzentrizität r Riss
Ed Bemessungswert Beanspr. red reduziert
erf erforderlich rqd erforderlich (required)
fat Ermüdung s Betonstahl; Schwinden
G ständige Einwirkung t Zug
g ständige Einwirkung vorh vorhanden
ind indirekt y Fließgrenze (yield)
k charakteristisch

2.3.2 Abgeleitete Formelzeichen


Lateinische Großbuchstaben mit Indizes
Ac Betonquerschnittsfläche
Ap Spannstahlfläche
As Betonstahlfläche
As1 Zugbewehrungsfläche
As2 Druckbewehrungsfläche
As, min Querschnittsfläche der Mindestbewehrung
Asw Schubbewehrungsfläche
DEd Schädigungssumme (Ermüdung)
Ec , Ecð28Þ Elastizitätsmodul für Normalbeton als Tangente im Ursprung der Span-
nungs-Dehnungs-Linie allgemein und nach 28 Tagen.
Ec, eff effektiver Elastizitätsmodul des Betons
Ec ðtÞ Elastizitätsmodul für Normalbeton als Tangente im Ursprung der Span-
nungs-Dehnungs-Linie nach t Tagen

606
Begriffe, Formelzeichen, SI-Einheiten

Lateinische Großbuchstaben mit Indizes (Fortsetzung)


Ecm mittlerer Elastizitätsmodul für Normalbeton (Sekantenmodul)
Ep Elastizitätsmodul für Spannstahl
Es Elastizitätsmodul für Betonstahl
Fd Bemessungswert einer Einwirkung
Fk charakteristischer Wert einer Einwirkung
Gk charakteristischer Wert einer ständigen Einwirkung
MEd Bemessungswert des einwirkenden Biegemoments
MRd Bemessungswert des aufnehmbaren Biegemoments
NEd Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft (Zug oder Druck)
NRd Bemessungswert der aufnehmbaren Normalkraft
Pd Bemessungswert der Vorspannkraft
Pk charakteristischer Wert der Vorspannkraft
Pm0 Mittelwert der Vorspannkraft unmittelbar nach der
Krafteinleitung in den Beton
Pmt Mittelwert der Vorspannkraft zum Zeitpunkt t
P0 aufgebrachte Höchstkraft am Spannanker nach dem Spannen
Qk charakteristischer Wert der veränderlichen Einwirkung
Qfat charakteristischer Wert der veränderlichen Einwirkung beim Nachweis
gegen Ermüdung
TEd Bemessungswert des einwirkenden Torsionsmoments
TRd Bemessungswert des aufnehmbaren Torsionsmom
VEd Bemessungswert der einwirkenden Querkraft
VRd,c Bemessungswert der aufnehmbaren Querkraft ohne Schubbewehrung
VRd, max Bemessungswert der durch die Druckstrebenfestigkeit aufnehmbare
Querkraft
VRd,sy Bemessungswert der durch die Schubbewehrung aufnehmbare Querkraft

12
Lateinische Kleinbuchstaben mit Indizes
al Versatzmaß Zugkraftdeckung
beff mitwirkende Plattenbreite
bw Stegbreite eines T, I oder L-Querschnitts
cj Rauigkeitsbeiwert in Verbundfugen
cmin Mindestbetondeckung
cnom Betondeckung Nennmaß
cv Verlegemaß der Bewehrung
dg Durchmesser des Größtkorns einer Gesteinskörnung
˘p Nenndurchmesser bei Spanngliedern
˘s Stabdurchmesser
˘n Vergleichsdurchmesser
etot Gesamtlastausmitte
ei zusätzliche ungewollte Ausmitte (imperfection)
fcd Bemessungswert der einaxialen Betonfestigkeit
fck charakteristische Zylinderdruckfestigkeit des Betons nach 28 Tagen
fcm Mittelwert der Zylinderdruckfestigkeit des Betons
fctd Bemessungswert der zentrischen Betonzugfestigkeit
fctk charakteristischer Wert der
zentrischen Betonzugfestigkeit
fctm Mittelwert der zentrischen
Zugfestigkeit des Betons
fp Zugfestigkeit des Spannstahls
fpk charakteristischer Wert der Zugfestigkeit des Spannstahls
fp 0,1 0,1 %-Dehngrenze des Spannstahls

607
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Lateinische Kleinbuchstaben mit Indizes (Fortsetzung)


fp 0,1 k charakteristischer Wert der 0,1 %-Dehngrenze des Spannstahls
fp 0,2 k charakteristischer Wert der 0,2 %-Dehngrenze des Betonstahls
ft Zugfestigkeit des Betonstahls
ftk charakteristischer Wert der Zugfestigkeit des Betonstahls
fy Streckgrenze des Betonstahls
fyd Bemessungswert der Streckgrenze des Betonstahls
fyk charakteristischer Wert der Streckgrenze des Betonstahls
fywd Bemessungswert der Streckgrenze von Querkraftbewehrung
leff effektive Stützweite
lb, rqd Grundmaß der Verankerungslänge
lo !bergreifungslänge
sw Abstand der Schubbewehrung
xd Druckzonenhöhe nach der Schnittgrößenumlagerung

Griechische Kleinbuchstaben mit Indizes


gA Teilsicherheitsbeiwert für außergewöhnliche Einwirkungen A
gC Teilsicherheitsbeiwert für Beton
gC, fat Teilsicherheitsbeiwert für Beton
beim Nachweis gegen Ermüdung
gF Teilsicherheitsbeiwert für Einwirkungen, F
gF, fat Teilsicherheitsbeiwerte für
Einwirkungen beim Nachweis gegen Ermüdung
gG Teilsicherheitsbeiwert für ständige Einwirkungen, G
gM Teilsicherheitsbeiwerte für eine
Baustoffeigenschaft unter Berücksichtigung von Streuungen der Baustof-
feigenschaft selbst sowie geometrischer Abweichungen und Unsicherhei-
ten des verwendeten Bemessungsmodells (Modellunsicherheiten)
gP Teilsicherheitsbeiwert für
Einwirkungen infolge Vorspannung, P , sofern diese auf der Einwirkungs-
seite berücksichtigt wird
gQ Teilsicherheitsbeiwert für veränderliche Einwirkungen, Q
gS Teilsicherheitsbeiwert für Betonstahl und Spannstahl
gS, fat Teilsicherheitsbeiwert für Betonstahl und Spannstahl beim Nachweis
gegen Ermüdung
ec Dehnung des Betons
ec1 Dehnung des Betons unter der Maximalspannung fc
ecu rechnerische Bruchdehnung des Betons
ep Spannstahldehnung
es Betonstahldehnung
eu rechnerische Bruchdehnung des Beton- oder Spannstahls
euk charakteristische Dehnung des Beton- oder Spannstahls unter Höchstlast
q1000 Verlust aus Relaxation (in %), 1000 Stunden nach Aufbringung der
Vorspannung bei einer mittleren Temperatur von 20 . C
ql geometrisches Bewehrungsverhältnis der Längsbewehrung
qw geometrisches Bewehrungsverhältnis der Querkraftbewehrung
sc Spannung im Beton
s cp Spannung im Beton aus Normalkraft oder Vollspannung
s cu Spannung im Beton bei der rechnerischen Bruchdehnung des Betons ecu
ss Betonstahlspannung
jðt, t0 Þ Kriechzahl, die die Kriechverformung zwischen den Zeitpunkten t und t0
beschreibt, bezogen auf die elastische Verformung nach 28 Tagen
jð1, t0 Þ Endkriechzahl

608
Baustoffeigenschaften

Griechische Kleinbuchstaben mit Indizes (Fortsetzung)


w0 Kombinationsbeiwert für seltene Werte
w1 Kombinationsbeiwert für häufige Werte
w2 Kombinationsbeiwert für quasi-ständige Werte

2.4 SI-Einheiten
Folgende mit der ISO 1000 bzw. DIN 1301-1 übereinstimmende SI-Einheiten werden
für Berechnungen empfohlen:
— Längen m, mm
— Querschnittsflächen cm2, mm2
— Kräfte, Einwirkungen kN, kN/m, kN/m2
— Wichte kN/m3
— Spannungen und Festigkeiten N/mm2 (¼ MN/m2 ¼ MPa), kN/cm2 (¼ 10 N/mm2 )
— Momente kNm

3 Baustoffeigenschaften
Die physikalischen Eigenschaften für die zur Verwendung kommenden Baustoffe
sind in Tafel 3-1 zusammengestellt.

Tafel 3-1 Physikalische Eigenschaften von Beton, Stahlbeton und Spannbeton aus Normal-
beton: Betonstahl und Spannstahl
Normalbeton Stahl
Physikalische Beton Stahlbeton Betonstahl Spannstahl
Eigenschaft Spannbeton
Dichte 12
2400 2500 7850 7850
r [kg/m3]
Wärmedehnzahl
[K#1] 10 " 10!6
Querdehnzahl 0,2 für elastische Dehnungen
n [/] 0 wenn Rissbildung in Beton unter
Zugbeanspruchung zulässig ist

3.1 Beton
Normalbeton ist Beton mit geschlossenem Gefüge, der aus festgelegten Gesteins-
körnungen hergestellt wird und so zusammengesetzt und verdichtet ist, dass außer
den künstlich erzeugten kein nennenswerter Anteil an eingeschlossenen Luftporen
vorhanden ist. Seine Trockenrohdichte beträgt 2000 bis 2600 kg/m3.

3.1.1 Betondruck- und Betonzugfestigkeit


Der Bemessung der Bauteile liegen die charakteristischen Zylinderdruckfestigkeiten
fck zugrunde. Die Betondruckfestigkeit ist als der Bemessungswert definiert, der bei
statistischer Auswertung aller Druckfestigkeitsergebnisse von Beton im Alter von
28 Tagen nur in 5% aller Fälle (5% Fraktile) unterschritten wird.
Die Druckfestigkeitswerte fck können entweder an Zylindern (300 mm Höhe,
150 mm Durchmesser) als fck, zyl oder an Würfeln (150 mm Kantenlänge) als fck, cube
ermittelt werden. Da die Bemessungsregeln auf den Werten der Zylinderfestigkeit
basieren, gilt im Weiteren fck, zyl ¼ fck.

609
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Die Bezeichnung C steht für Normalbeton, LC für Leichtbeton. Die beiden Zahlen
hinter den Bezeichnungen verweisen auf die Zylinder- bzw. Würfelfestigkeit Cfck, cyl /
fck, cube oder LCfck, cyl /fck, cube . Im Folgenden wird aufgrund der Relevanz in der Pra-
xis im Wesentlichen nur Normalbeton bis zur Festigkeitsklasse C50/60 betrachtet.
Die Betonzugfestigkeit wird für den einachsigen Spannungszustand angegeben.
Wegen der großen Streuung der Zugfestigkeitswerte werden hierfür sowohl die
Mittelwerte fctm als auch die unteren und oberen charakteristischen Grenzwerte
fctk; 0,05 bzw. fctk; 0,95 angegeben.
Die analytischen Beziehungen für die rechnerischen Betonkennwerte beziehen sich
auf ein Betonalter von t ¼ 28d. Da die Formeln nicht „Einheitenrein‘‘ sind, müssen
alle Festigkeitswerte in [N/mm2 ] eingesetzt werden.
fcm ¼ fck þ 8 ½N/mm2 , charakteristische Druckfestigkeit
ð2=3Þ
fctm ¼ 0,30fck [bis C50/60] Mittelwert der Zugfestigkeit
fctm ¼ 2,12 ln ð1 þ fcm =10Þ [ab C55/67]
fctk; 0,05 ¼ 0,70fctm [5 % Quantil] 5 % Quantil der Zugfestigkeit
(3-1)
fctk; 0,95 ¼ 1,30fctm [95 % Quantil] 95 % Quantil der Zugfestigkeit
fctm, fl ¼ ð1,6 # h ½mm,=1000Þ " fctm > fctm Biegezugfestigkeit
E cm ¼ 22 000 " ðf =10Þ0,3
cm Sekantenmodul
Die Tafeln 3-2 und 3-3 enthalten die Festigkeitswerte in tabellarischer Form.

Tafel 3-2 Festigkeits- und Formänderungskennwerte von Normalbeton bis C50/60


Festigkeitsklassen
Kenngröße C12/151 ) C16/20 C20/25 C25/30 C30/37 C35/45 C40/50 C45/55 C50/60
fck in N/mm2 12 16 20 25 30 35 40 45 50
fck, cube in N/mm2 15 20 25 30 37 45 50 55 60
fcm in N/mm2 20 24 28 33 38 43 48 53 58
fctm in N/mm2 1,6 1,9 2,2 2,6 2,9 3,2 3,5 3,8 4,1
fctk;0,05 in N/mm2 1,1 1,3 1,5 1,8 2 2,2 2,5 2,7 2,9
fctk;0,95 in N/mm2 2 2,5 2,9 3,3 3,8 4,2 4,6 4,9 5,3
Ecm in N/mm2 27000 29000 30 000 31000 33000 34000 35000 36000 37000
ec1 in ‰ 1,8 1,9 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,55 2,6
ecu1 in ‰ 3,5 (siehe Bild 3-1)
n in ‰ 2,0 (siehe Bild 3-2a)
ec2 in ‰ 2,0 (siehe Bild 3-2a)
ecu2 in ‰ 3,5 (siehe Bild 3-2a)
ec3 in ‰ 1,75 (siehe Bild 3-2b)
ecu3 in ‰ 3,5 (siehe Bild 3-2b)
1
) Die Festigkeitsklasse C12/15 darf nur bei vorwiegend ruhender Einwirkung verwendet werden.

Tafel 3-3 Festigkeits- und Formänderungskennwerte von hochfestem Normalbeton > C50/60
Festigkeitsklassen
Kenngröße C55/67 C60/75 C70/85 C80/95 C90/105 C100/115
fck in N/mm2 55 60 70 80 90 100
fck,cube in N/mm2 67 75 85 95 105 115
fcm in N/mm2 63 68 78 88 98 108
Fortsetzung s. nächste Seite

6 10
Baustoffeigenschaften
Tafel 3-3, Fortsetzung
Festigkeitsklassen
Kenngröße C55/67 C60/75 C70/85 C80/95 C90/105 C100/115
fctm in N/mm2 4,2 4,4 4,6 4,8 5 5,2
fctk;0,05 in N/mm2 3 3,1 3,2 3,4 3,5 3,7
fctk;0,95 in N/mm2 5,5 5,7 6 6,3 6,6 6,8
Ecm in N/mm2 38 000 39 000 41 000 42 000 44 000 45 000
ec1 in ‰ 2,5 2,6 2,7 2,8 2,8 2,8
ecu1 in ‰ 3,2 3,0 2,8 2,8 2,8 2,8
n in ‰ 1,75 1,60 1,45 1,4 1,4 1,4
ec2 in ‰ 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,6
ecu2 in ‰ 3,1 2,9 2,7 2,6 2,6 2,6
ec3 in ‰ 1,8 1,9 2,0 2,2 2,3 2,4
ecu3 in ‰ 3,1 2,9 2,7 2,6 2,6 2,6

Die angegebenen E-Moduln für Beton entsprechen Richtwerten für Sekantenmo-


duln zwischen s c ¼ 0 und 0,4f cm eines Betons mit quarzithaltigen Gesteinskörnun-
gen. Bei Kalkstein- und Sandsteinkörnungen sollten die Werte um 10 % bzw. 30 %
reduziert, bei Basaltgesteinskörnungen um 20 % erhöht werden. In besonderen Fäl-
len kann es sinnvoll sein, genauere Werte zu ermitteln [siehe Heft 525, DAfStb].
Im Allgemeinen sind die Festigkeitswerte des Betons auf ein Betonalter von 28 Tagen
bezogen. Für bestimmte Anwendungsfälle (insbesondere im Spannbetonbau) ist aber
auch die zeitliche Entwicklung der Materialeigenschaften den Betons von Bedeutung.
Diese Werte können auf der Grundlage von Prüfkörpern bestimmt werden, eine erste
Abschätzung kann allerdings auch mit den folgenden Beziehungen erfolgen:
Betondruckfestigkeit zum Zeitpunkt t:
12
fck ðtÞ ¼ fcm ðtÞ # 8 ½N=mm2 , für 3 < t < 28d
fck ðtÞ ¼ fck für t > 28d
Für Werte t < 3d sind Versuche erforderlich. Die Betonfestigkeit im Alter t hängt
von verschiedenen Einflussparametern ab. Bei einer mittleren Temperatur von
20 . C und Lagerung nach DIN 12390 kann fcm ðtÞ wie folgt bestimmt werden.
fcm ðtÞ ¼ bcc ðtÞ " fcm bcc ðtÞ Beiwert für das Betonalter
pffiffiffiffiffiffiffi
s½1# 28=t,
bcc ðtÞ ¼ e
fcm ðtÞ Mittlere Druckfestigkeit des Betons im Alter von t Tagen
fcm Mittlere Druckfestigkeit des Betons im Alter von 28 Tagen, siehe Tafel 3-2
t betrachtetes Betonalter in Tagen (3 < t < 28d)
s Beiwert für den Zementtyp
¼ 0,20 für Zemente CEM 42,5R, CEM 52,5N, CEM 52,5R (Klasse R)
¼ 0,25 für Zemente CEM 32,5R, CEM 42,5N, (Klasse N)
¼ 0,38 für Zemente CEM 32,5N (Klasse S)
¼ 0,20 generell für hochfeste Betone
Betonzugfestigkeit zum Zeitpunkt t:
fctm ðtÞ ¼ ½bcc ðtÞ,a " fctm
bcc ðtÞ siehe oben
a Beiwert
¼ 1,0 für t < 28 Tage
¼ 2=3 für t > 28 Tage
Elastizitätsmodul zum Zeitpunkt t:
' (
fcm ðtÞ 0,3
Ecm ðtÞ ¼ " Ecm
fcm

6 11
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

3.1.2 Spannungs-Dehnungs-Linien
Es gibt eine Spannungs-Dehnungs-Linie für nichtlineare Schnittgrößenermittlungs-
verfahren und Verformungsberechnungen (Bild 3-1) sowie drei für die Quer-
schnittsbemessung (Bild 3-2; 3-3). In den Tafeln 3-2 und 3-3 sind die erforderlichen
Parameter zur Bestimmung der Spannungsdehnungslinien aufgeführt.

Schnittgrößenermittlung und sc
Verformungsberechnung
fcm
Die Spannungs-Dehnungslinie gilt für
0 < jec j < ec1u
" #
k " h # h2
sc ¼ fcm ð3-2Þ
1 þ ðk # 2Þ h ≈ 0,4 fcm

h ¼ ec =ec1
arctan Ecm
k ¼ 1,05 " Ecm " jec1 j=fcm
ec1 ecu1 ec

Querschnittsbemessung Bild 3-1 Diagramm nur für Verformungs-


berechnungen
Für das Parabel-Rechteck-Diagramm
gilt für 0 < ec < ec2 sc
' " # ( fck
ec n
sc ¼ fcd 1 # 1 # ð3-3Þ
ec2
fcd
und für ec2 < ec < ecu2

sc ¼ f cd

Dabei sind der Exponent n sowie die Deh- 0


ec2 ecu2 ec
nungen ec2 und ecu2 gemäß Tafel 3-2 bzw.
3-3 einzusetzen. Bild 3-2a Parabel-Rechteck-Diagramm
sc
fck Für Querschnittsbemessungen dürfen aber auch
die folgenden Spannungs-Dehnungs-Beziehun-
gen angewandt werden:
fcd

0
ec3 ecu3 ec

Bild 3-2b Bilineare Spannungs-Dehnungs-Linie


ecu3 Legende
hf∞
l ¼ 0,8 für fck < 50 N=mm2
Fc l ¼ 0,8 # ðfck # 50Þ=400 für fck > 50 N=mm2
A0 x lx h ¼ 1,0 für fck < 50 N=mm2
h ¼ 1,0 # ðfck # 50Þ=200 für 50 < fck < 90 N=mm2
d
ANMERKUNG Sofern die Querschnittsbreite
As Fs zum gedrückten Rand hin abnimmt, ist h " f cd zu-
es sätzlich mit dem Faktor 0,9 abzumindern.

Bild 3-3 Spannungsblock

612
Baustoffeigenschaften

Der Bemessungswert (GZT) der Betondruckfestigkeit fcd ist durch folgende Formel
zu bestimmen
fck
fcd ¼ acc " ð3-4Þ
gC
acc ist ein Abminderungsbeiwert zur Berücksichtigung von Langzeitwirkungen auf
die Druckfestigkeit. Für Normalbeton ist der Wert 0,85 anzusetzen. Bei Kurzzeitbelas-
tungen darf ein höherer Wert bis zu acc ¼ 1,0 angesetzt werden.
Der Teilsicherheitsbeiwert gC ist für bewehrten Beton gleich 1,5; bei außergewöhnli-
chen Bemessungssituationen (z. B. Anpralllasten) ist 1,3 zu wählen. Bei ständig über-
wachten Fertigteilen darf der Teilsicherheitsbeiwert für Beton auf 1,35 reduziert wer-
den. Bei unbewehrtem Beton ist acc ¼ #cc, pl ¼ 0,70 anzusetzen.
Der Bemessungswert (GZT) der Betonzugfestigkeit entspricht:
fctk; 0,05
fctd ¼ act " ð3-5Þ
gC
act berücksichtigt die Langzeitauswirkungen und beträgt 0,85. Bei der Ermittlung
von der Verbundspannungen fbd ist act ¼ 1,0.

Tafel 3-4 Teilsicherheitsbeiwerte, Bemessungswerte der Festigkeiten für Beton


Festigkeitsklasse
C12/15 C16/20 C20/25 C25/30 C30/37 C35/45 C40/50 C45/55 C50/60

gC 1,5 1,5 1,5 1,5 1,5 1,5 1,5 1,5 1,5


acc 0,85 0,85 0,85 0,85 0,85 0,85 0,85 0,85 0,85
fcd in N/mm2 6,80 9,07 11,33 14,17 17,00 19,83 22,67 25,50 28,33
fctd in N/mm2 0,62 0,76 0,88 1,02 1,15 1,27 1,39 1,51 1,62

Festigkeitsklasse 12
C55/67 C60/75 C70/85 C80/95 C90/105 C100/115

gC 1,5 1,5 1,5 1,5 1,5 1,5


acc 0,85 0,85 0,85 0,85 0,85 0,85
fcd in N/mm2 31,16 34,00 39,66 45,33 51,00 56,66
fctd in N/mm2 1,72 1,82 2,02 2,21 2,39 2,56

In bestimmten Fällen von Gebrauchstauglichkeitsnachweisen wird die Biegezug-


festigkeit des bewehrten Betons benötigt. Diese ist stark von der Gesamthöhe des
Bauteils abhängig und kann als Mittelwert oder charakteristischer Wert aus der zu-
gehörigen axialen Zugfestigkeit wie folgt abgeleitet werden:
fctm, fl ¼ ð1,6 # h=1000Þ " fctm bzw: fctk, fl ¼ ð1,6 # h=1000Þ " fctk ð3-6Þ
h ¼ Gesamthöhe des Bauteils in mm

3.1.3 Kriechen und Schwinden


Unter Kriechen versteht man die zeitabhängige #nderung der Verformungen bei
konstanter, d. h. andauernder Spannung. Unter dem Begriff Schwinden versteht
man die Verkürzung des Betons infolge Austrocknung.
Unter der Voraussetzung, dass die Betondruckspannung beim Aufbringen der
Belastung zum Zeitpunkt t0 den Wert von 0,45 " fck, j (dabei ist fck, j die
Zylinderdruckfestigkeit des Betons zum Belastungszeitpunkt t0 ) nicht überschreitet,
die mittlere relative Luftfeuchtigkeit (RH) zwischen 40% und 100% und die Umge-
bungstemperaturen zwischen #40 . C und þ40 . C liegen, darf die Kriechdehnung
ecc des Betons zum Zeitpunkt t ¼ 1 bei einer zeitlich konstanten kriecherzeugen-

613
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

den Spannung s c mit der nachfolgenden Formel bestimmt werden:


sc
ecc ð1, t0 Þ ¼ jð1, t0 Þ " ð3-7Þ
1,05 " Ecm
Die Kriechzahl ist auf den Tangentenmodul Ec bezogen, welcher hier mit
Ec ¼ 1,05 " Ecm berücksichtigt ist. Die Endkriechzahl jð1, t0 Þ ist aus Tafel 3-5 bzw.
3-7 abzulesen. Dabei ist die wirksame Bauteildicke h0 ¼ 2 " Ac =u mit der Quer-
schnittsfläche Ac und dem Umfang u (bei Kastenträgern einschließlich 50 % des in-
neren Umfangs). s c ist die zeitlich konstante, kriecherzeugende Betonspannung.
Wenn die kriecherzeugende Druckspannung bei Belastungsbeginn t 0 größer als
0,45f ck(t 0) ist (z. B. bei Vorspannung mit sofortigem Verbund), muss die Nichtlinea-
rität des Kriechens erfasst werden. Dies geschieht durch eine Modifikation der li-
nearen Kriechzahl jð1; t0 Þ:
jnl ð1, t0 Þ ¼ fð1, t0 Þ " e1,5ðks #0,45Þ ð3-8Þ
Dabei ist
jnl ð1, t0 Þ die dann maßgebende nichtlineare Kriechzahl
sc
ks ¼ das Verhältnis von kriecherzeugende Druckspannung zu charakteris-
fck ðt0 Þ
tischer Betondruckfestigkeit bei Belastungsbeginn
Die gesamte Schwinddehnung ecs setzt sich aus zwei Anteilen zusammen, der
Trocknungsschwinddehnung ecd und der autogenen Schwinddehnung eca .
ecs ¼ ecd þ eca (3-9)
Die Trocknungsschwinddehnung vollzieht sich relativ langsam, da sie direkt von der
Wassermigration durch den erhärteten Beton abhängt. Das autogene Schwinden tritt
im Wesentlichen in den ersten Tagen nach der Betonage auf und wird in Abhängig-
keit der Betonfestigkeit als lineare Funktion beschrieben. Der Endwert beträgt
eca, 1 ¼ 2,5 " ðfck # 10Þ " 10#6 . Dieser Anteil sollte insbesondere in den Fällen berück-
sichtigt werden, wo frischer Beton auf bereits erhärteten Beton aufgebracht wird. In
Tafel 3-6 sind einige Endschwindmaße ecs, 1 für Normalbeton angegeben. Allgemein
handelt es sich um Mittelwerte mit einem Variationskoeffizienten von 30 %.
In Anlehnung an die früher übliche tabellarische Darstellung von Kriech- und Schwind-
zahlen der DIN 4227 geben die Tafeln 3-5 u. 3-6 entsprechende Werte wieder.

Tafel 3-5 Endkriechzahlen jð1, t0 Þ , Zement 32,5R bzw. 42,5N, C20/25 (C30/37)

2Ac
wirksame Bauteildicke h0 ¼ in [cm]
Alter bei Belas- u
tungsbeginn t0
(in Tagen) 5 15 60 5 25 60

trockene Umgebungsbedingungen feuchte Umgebungsbedingungen


(innen) RH ¼ 50 % (außen) RH ¼ 80 %

6,78 5,57 4,54 4,43 3,77 3,51


1
(5,54) (4,57) (3,75) (3,67) (3,13) (2,93)

4,73 3,89 3,17 3,10 2,63 2,45


7
(3,87) (3,20) (2,62) (2,56) (2,19) (2,05)

3,64 2,99 2,44 2,38 2,02 1,89


28
(2,98) (2,46) (2,02) (1,97) (1,69) (1,58)

2,91 2,34 1,95 1,91 1,62 1,51


90
(2,38) (1,97) (1,61) (1,58) (1,35) (1,26)

6 14
Baustoffeigenschaften
Tafel 3-6 Endschwindmaße1 Þ ecs, 1 , in ‰ für ausgewählte Betonfestigkeitsklassen

2Ac
wirksame Bauteildicke h0 ¼ in [cm]
u
Betonfestigkeits-
klasse
5 15 60 5 25 60

trockene Umgebungsbedingungen feuchte Umgebungsbedingungen


(innen) RH ¼ 50 % (außen) RH ¼ 80 %

Zementklasse R (CEM 42,5 R, 52,5 N, 52,5 R)

C 20/25 0,77 0,71 0,53 0,44 0,36 0,32

C 30/37 0,72 0,67 0,52 0,42 0,35 0,31

C 40/50 0,67 0,63 0,49 0,41 0,34 0,31

C 50/60 0,64 0,60 0,48 0,40 0,34 0,31

Zementklasse N (CEM 32,5 R, 42,5 N)

C 20/25 0,57 0,53 0,41 0,33 0,27 0,24

C 30/37 0,53 0,50 0,39 0,32 0,27 0,24


12
C 40/50 0,50 0,47 0,37 0,31 0,27 0,24

C 50/60 0,48 0,45 0,37 0,31 0,27 0,25

Zementklasse S (CEM 32,5 N)

C 20/25 0,47 0,43 0,33 0,27 0,22 0,19

C 30/37 0,44 0,41 0,32 0,27 0,22 0,20

C 40/50 0,41 0,39 0,31 0,26 0,23 0,21

C 50/60 0,40 0,38 0,31 0,27 0,23 0,22

1
) Im Eurocode sind Schwindmaße ohne Vorzeichen angegeben. Sie sind jedoch als Verkür-
zung des Betons aufzufassen.

Für die Bestimmung der Kriech- und der Schwinddehnungen zu beliebigen Zeit-
punkten und für kompliziertere Belastungsfälle wird auf Eurocode 2, Anhang B ver-
wiesen.

615
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
Tafel 3-7 Nomogramme zu Bestimmung der Endkriechzahl jð1, t0 Þ

a) trockene Innenräume, relative Luftfeuchte ¼ 50%


t0
1
S N R
2
3
5 C20/25
C25/30
C30/37
10 C35/45
C40/50
C45/55
20 C50/60
C55/67
C60/75
C70/85
30 C80/95
C90/105
C100/115
50

100
7 6 5 4 3 2 1 0 100 300 500 700 900 1100 1300 1500
f(∞,t0) h0, mm

b) Außenluft, relative Luftfeuchte ¼ 80%


t0
1
S N R
2
3
5 C20/25
C25/30
C30/37
10 C35/45
C40/50
C45/55
20 C55/67 C50/60
C70/85 C60/75
30 C90/105
C80/95
C100/115
50

100
6 5 4 3 2 1 0 100 300 500 700 900 1100 1300 1500
f(∞,t0) h0, mm

Ablesehinweis:
ANMERKUNG
– der Schnittpunkt der Linien 4 und 5 kann auch
über dem Punkt 1 liegen
1 – für t0 > 100 darf t0 = 100 angenommen werden
4 (Tangentenlinie ist zu verwenden)

Zementklassen
5 3 R : CEM 42,5 R, 52,5 N 52,5 R
2 N : CEM 32,5 R, 42,5 N
S : CEM 32,5 N

3.2 Betonstahl
Betonstahl kann als Stabstahl, vom Ring als Gitterträger und als Matten zur Beweh-
rung von Betonbauten verwendet werden. Er ist nach Stahlsorte, Klasse, Duktilität,
Maß, Oberflächenbeschaffenheit und Schweißbarkeit einzuteilen. Die Lieferlängen

616
Baustoffeigenschaften

betragen üblicherweise bis zu 12 m, maximal 15 m. Größere Sonderlängen bis 31 m


können ggf. auf Anfrage bestellt werden. Betonstähle sind in Deutschland nach DIN
488 genormt oder sie müssen einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung ent-
sprechen. Bei der Verwendung von Betonstählen nach bauaufsichtlicher Zulassung
für Betonfestigkeiten ab C 70/85 muss dies explizit in der Zulassung geregelt sein. In
der DIN 488-1 werden zwei Betonstahlsorten beschrieben, die nunmehr mit B500A
und B500B anstelle von bisher BSt 500 (A) bzw. BSt 500 (B) bezeichnet werden. Die
Normbezeichnung lautet z. B. für einen Nenndurchmesser von 20 mm: Betonstab-
stahl DIN 488 –B500B-20. Die Einordnung kann nach Tafel 3-8 erfolgen.

Tafel 3-8 Einordnung der Betonstähle nach DIN 488

Bezeichnung Lieferform Durchmesser Streckgrenze Streckgrenzen- Grenz-


mm f yk N/mm2 verhältnis dehnung
ðft =fy Þk euk ‰

6 8 10 12 14 16 1,05
B500A Stab 500 25
20 25 28 32 40 normal duktil

6 8 10 12 14 16 1,08
B500B Stab 500 50
20 25 28 32 40 hoch duktil

4 4,5 5 5,5 6 6,5


1,05
B500A Matte 7 7,5 8 8,5 9 9,5 500 25
normal duktil
10 11 12

4 4,5 5 5,5 6 6,5


1,08
B500B Matte 7 7,5 8 8,5 9 9,5 500 50
hoch duktil
10 11 12 14 16

Die Kennzeichnung der Stahlsorte erfolgt über die aufgewalzte Oberflächengestalt


nach Bild 3-4. Die Stahlsorte B500A hat 3 Rippenreihen, die Stahlsorte B500B hat 2 12
oder 4 Rippenreihen.

B500A B500B B500B


Bild 3-4 Kennzeichnung der Stahlsorte

Schweißverfahren für Bewehrungsstäbe müssen der Tafel 3-9 entsprechen und


dürfen nur an Betonstählen mit entsprechender Schweißeignung durchgeführt wer-
den. Es dürfen nur Stäbe zusammengeschweißt werden, die sich maximal in einer
Durchmessergröße unterscheiden. Betonstähle, hergestellt nach DIN 488 sind ge-
nerell schweißgeeignet. Schweißarbeiten dürfen nur von Betrieben durchgeführt
werden, die einen Eignungsnachweis nach DIN 4099-2 besitzen und müssen von
Personen mit entsprechender Ausbildung ausgeführt werden.

617
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
Tafel 3-9 Erlaubte Schweißverfahren und deren Anwendung nach EC2-1-1/NA 3.2.5

Belastungsart Schweißverfahren Zugstäbe Druckstäbe

Abbrennstumpfschweißen (RA) Stumpfstoß

Lichtbogenhandschweißen (E) und Stumpfstoß mit ds > 20 mm, Laschen-,


Metall-Lichtbogenschweißen (MF) !berlapp-, Kreuzungsstoß, Verbindungen
mit anderen Stahlteilen
vorwiegend
ruhend Laschen-, !berlapp-, Kreuzungsstoß,
Metall-Aktivgasschweißen (MAG) Verbindungen mit anderen Stahlteilen

— Stumpfstoß ds > 20 mm

Stumpfstoß und Verbindungen mit and.


Reibschweißen (FR) Stahlteilen

Widerstandspunktschweißen (RP) !berlappstoß bis 28 mm


(mit Einpunktschweißmaschine) Kreuzungsstoß bis 28 mm1 )

nicht Abbrennstumpfschweißen (RA) Stumpfstoß


vorwiegend
ruhend Lichtbogenhandschweißen (E) — Stumpfstoß ds > 14 mm

Metall-Aktivgasschweißen (MAG) — Stumpfstoß ds > 14 mm


1
) Zulässiges Verhältnis der Stabnenndurchmesser sich kreuzender Stäbe > 0,57

3.2.1 Festigkeiten
Charakteristische Werte sind Streckgrenze fyk und Zugfestigkeit ftk. Für Betonstähle
mit nicht ausgeprägter Streckgrenze darf der Wert bei 0,2% Dehnung angesetzt
werden (f0,2k). Alle angegebenen Festigkeitswerte gelten für einen Temperaturbe-
reich zwischen #40 . C und þ100 . C.
Die Bemessungswerte für den Betonstahl im GZT ergeben sich durch Division
der charakteristischen Werte der Spannungsdehnungslinie durch den Teilsicher-
heitsbeiwert gs ¼ 1,15. Dabei kann entweder die geneigte obere Linie 1 oder die
horizontale Linie 2 nach Bild 3-5b der Bemessung zugrunde gelegt werden.

s sS N
mm2
ft = k fyk ftk,cal = 525
fyk = 500 ftk,cal
fyk 1
fyk gS
fyd =
gS vereinfachte Annahme
für die Bemessung 2

arctan ES
0
εuk ε εyd = fyd /ES εud = 25 ‰ εS
a) warmgewalzter Betonstahl b) Annahmen für die
Querschnittsbemessung
Bild 3-5 Typische und rechnerische Spannungs-Dehnungs-Linie für den Betonstahl

618
Baustoffeigenschaften
Tafel 3-10 Bemessungswerte von Betonstahl B500
B500A B500B
Teilsicherheitsbeiwert gS
1,15 1,15
Streckgrenze1) fy
— charakteristischer Wert fyk 500 N/mm2 500 N/mm2
— Bemessungswert fyd 435 N/mm2 435 N/mm2
Dehnung an Streckgrenze esy
— charakteristischer Wert 2,5 ‰ 2,5 ‰
— Bemessungswert 2,175 ‰ 2,175 ‰
Zugfestigkeit ft
— charakteristischer Wert ftk, cal 525 N/mm2 525 N/mm2
— Bemessungswert ftd 456 N/mm2 456 N/mm2
Grenzdehnung eu
— charakteristischer Wert euk 25 ‰ 50 ‰
— Bemessungswert edu 25 ‰ 25 ‰
Streckgrenzenverhältnis (f t/f y)k 1,05 1,08
Elastizitätsmodul Es 200 000 N/mm2 200 000 N/mm2
1 1
Wärmedehnzahl at 10 " 10!6 10 " 10!6
K K
1
/
) Für B500B gilt zusätzlich: fy, ist fyk < 1,3. fy, ist entspricht der im Zugversuch bestimmten
Streckgrenze.

Für nichtlineare Schnittgrößenermittlungen sind möglichst wirklichkeitsnahe Mate-


rialkennlinien von Bedeutung. Insofern werden im Eurocode für diese Fälle separa-
te Kennlinien angegeben. Details siehe EC2-1-1/NA 3.2.7.(5).

3.3 Spannstahl
Als Spannstahl können Drähte, Stäbe und Litzen verwendet werden. Er ist nach Stahl-
sorte, Klasse (Relaxationsverhalten), Maß und Oberflächenbeschaffenheit einzuteilen.
Für Spannstähle sowie die Bauteile eines Vorspannsystems (Verankerungen, Kupp- 12
lungen, Hüllrohre etc.) sind generell bauaufsichtliche Zulassungen erforderlich.

3.3.1 Festigkeiten
Charakteristische Werte sind die 0,1%-Dehngrenze fp0,1k und die Zugfestigkeit fpk.
Spannstähle müssen eine angemessene Dehnfähigkeit haben, wobei die charakte-
ristische Dehnung bei Höchstlast euk vom Hersteller angegeben wird. Die Bemes-
sung kann unter Ansatz des Nenndurchmessers oder des Nennwertes der Quer-
schnittsfläche erfolgen.
Auf Grundlage der typischen Spannungsdehnungslinie für den Spannstahl darf für
die Ermittlung der Schnittgrößen und für die Querschnittsbemessung eine ideali-
sierte rechnerische Spannungsverteilung nach Bild 3-6 angenommen werden.

s sp N
mm2
fpk fpk,cal
fp0,1k fp0,1k 1 fpk,cal
fp0,1k gS
fpd =
gS vereinfachte Annahme
für die Bemessung 2

arctan Ep

0,1 % 0
euk e epd = fpd /ES eud ep
Bild 3-6 Typische und rechnerische Spannungs-Dehnungs-Linie für den Spannstahl

6 19
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Die Bemessungswerte für den Spannstahl ergeben sich durch Division der charakteri-
stischen Werte der Spannungsdehnungslinie durch Teilsicherheitsbeiwerte gS (s.
Abschn. 4). Dabei kann entweder die Linie 1 (geneigter oberer Ast) oder die Linie 2
(horizontaler oberer Ast) gemäß Bild 3-6 der Querschnittsbemessung zugrunde ge-
legt werden. Die Spannstahldehnung ist dabei auf eud ¼ eð0Þ p þ 0,025
< 0,9 " euk zu be-
grenzen. eð0Þp ist die Vordehnung des Spannstahls. Falls in den bauaufsichtlichen Zulas-
sungen für den Spannstahl keine anderen Werte angegeben sind, können folgende
Werte zwischen #40 . C und þ100 . C als charakteristische Werte angesetzt werden:
Wärmedehnzahl: a ¼ 10 " 10#6 K#1
Elastizitätsmodul: Ep ¼ 195 000 N/mm2 (Litzen)
Ep ¼ 205 000 N/mm2 (Stäbe und Drähte)
/
Die Duktilitätseigenschaften werden über die Parameter fpk fp0,1k > 1,1 sowie euk be-
schrieben. Für Spannglieder mit sofortigem Verbund ist normale Duktilität anzuset-
zen; für andere Fälle darf hohe Duktilität angenommen werden.
Spannstähle zeigen je nach Art unterschiedliches Relaxationsverhalten. Unter Relaxa-
tion versteht man die zeitabhängige Spannungsabnahme bei konstanter Dehnung.
Die Relaxationskennwerte wP ðtÞ sind abhängig von der Ausnutzung des Spannstahls
ðsp0 =fpk Þ und müssen den jeweiligen bauaufsichtlichen Zulassungen der Spannsys-
teme bzw. des Spannstahls entnommen werden. Der Spannkraftverlust infolge Re-
laxation Ds pr ðtÞ zum betrachteten Zeitpunkt t berechnet sich dann zu Ds pr ðtÞ ¼
s p0 " wp ðtÞ, wobei sp0 die Anfangsspannung im Spannstahl zum Zeitpunkt t0 ist.
Beim Vorspannen mit Spanngliedern im nachträglichen Verbund oder ohne Verbund
muss der Beton zum Zeitpunkt des Vorspannens eine bestimmte Mindestdruck-
festigkeit aufweisen. Diese Mindestwerte für Teilvorspannen und endgültiges Vor-
spannen sind ebenfalls den bauaufsichtlichen Zulassungen der Spannsysteme zu
entnehmen.
Es ist zu beachten, dass bei der Anwendung vorgespannter Konstruktionen außer-
halb des üblichen Hochbaus spezielle Regeln und Normen gelten, beispielsweise für
den Brückenbau der DIN-Fachbericht 102. Auch bei nichtlinearer Schnittgrößener-
mittlung gelten besondere Spannungsdehnungslinien (siehe EC2-1-1/NA 3.3.6.(9)).

3.4 Spannglieder
Bezüglich der Anforderungen an die Eigenschaften, die Prüfverfahren und die Ver-
fahren zur Bescheinigung der Konformität von unten genannten Baustoffen wird
auf die einschlägigen Normen verwiesen.
Für Verankerungen (Ankerkörper) und Kopplungen zur Verbindung einzelner
Spanngliedabschnitte zu durchlaufenden Spanngliedern von vorgespannten Trag-
werken mit nachträglichem Verbund gilt:
— Die Verwendung erfolgt auf Grundlage von bauaufsichtlichen Zulassungen
— Für die bauliche Durchbildung gelten die Abschn. 6.4 und 7.3.8
— Die Festigkeits-, Verformungs- und Dauerfestigkeitseigenschaften müssen er-
füllt sein durch
a) entsprechende Wahl der Geometrie und Baustoffeigenschaft
b) sinnvolle Begrenzung der Bruchdehnung
c) Verankerung in Bereichen, die nicht anderweitig hochbelastet sind
— Ausreichende Kraftübertragung muss gewährleistet sein.
Für Spannkanäle und Hüllrohre von vorgespannten Tragwerken mit nachträglichem
Verbund gilt
— Die Verwendung erfolgt auf Grundlage von bauaufsichtlichen Zulassungen
— Hüllrohre sollen aus Baustoffen bestehen, die in einschlägigen Normen festge-
legt sind
— Das Profil der Hüllrohre muss eine einwandfreie Kraftübertragung gewährlei-
sten.

620
Allgemeine Grundlagen zur Tragwerksplanung

4 Allgemeine Grundlagen zur Tragwerksplanung


Generell gelten die Grundlagen der EN 1990, wobei für Beton- Stahlbeton- und
Spannbetontragwerke folgende Anforderungen zu erfüllen sind:
— Die Bemessung in den Grenzzuständen unter Berücksichtigung der Trag-
widerstände, der Dauerhaftigkeit und Gebrauchstauglichkeit nach EC2-1-1/NA
— Die Berücksichtigung der Einwirkungen nach DIN EN 1991 sowie Lastkombina-
tion mit Kombinationsbeiwerten und Teilsicherheitsbeiwerten nach DIN EN
1990 bzw. EC2-1-1/NA
— Erfüllung der Anforderungen an den Feuerwiderstand
An dieser Stelle werden daher lediglich die wesentlichen Teilsicherheitsbeiwerte
des EC 2-1-1/NA, soweit sie speziell für die Bemessung im Stahl- und Spannbeton-
bau gelten, zusammengestellt.
Einwirkungen auf Tragwerke, Teilsicherheitsbeiwerte und Lastkombinationen wer-
den allgemein im Registerabschnitt Nr. 7 „Lastannahmen, Einwirkungen“ dieses
Buches behandelt.

Tafel 4-1 Teilsicherheitsbeiwerte im GZT für Einwirkungen gF

Teilsicherheitsbeiwert
günstige ungünstige Kommentar
Auswirkung Auswirkung
Sind günstige und ungünstige ständige Ein-
wirkungen als unabhängige Anteile zu be-
Ständige
gG ¼ 1,0 gG ¼ 1,35 rücksichtigen (z. B. beim Nachweis der La-
Einwirkungen Gk
gesicherheit) so gilt gG, sup ¼ 1,1 und
gG, inf ¼ 0,9
Bei Fertigteilen gilt für Bauzustände
Veränderliche gG ¼ gQ ¼ 1,15. Einwirkungen aus Kran-
Einwirkung Qk
gQ ¼ 0 gQ ¼ 1,5
transport und Schalungshaftung sind dabei 12
zu berücksichtigen.
Bei der Bestimmung der Spaltzugbeweh-
rung gilt gP ¼ 1,35. Bei nichtlinearen Ver-
Vorspannung P gP ¼ 1,0
fahren gelten besondere Regeln (EC2-1-1/
NA, 2.4.2.2)
Bei linearer-elastischer Schnittgrößenermitt-
Zwang (z. B. aus lung mit den Steifigkeiten der ungerissenen
Temperatur oder gZW ¼ 0 gZW ¼ 1,5 Querschnitte darf mit gzw ¼ 1,0 und dem
Setzung) mittleren Elastizitätsmodul Ecm gerechnet
werden.
Schwinden gSH ¼ 0 gSH ¼ 1,0
Ermüdung gF, fat ¼ 1,0

Tafel 4-2 Teilsicherheitsbeiwerte im GZT für Baustoffe gM

Teilsicherheitsbeiwert
ständig und Kommentar
außer-
vorüber-
gewöhnlich
gehend
Bei Fertigteilen mit werksmäßiger und stän-
dig überwachter Betonherstellung durch
Beton gC ¼ 1,5 gG ¼ 1,3 eine !berprüfung der Betonfestigkeit an je-
dem fertigen Bauteil darf gC ¼ 1,35 ange-
setzt werden.
Betonstahl
Spannstahl gS ¼ 1,15 gS ¼ 1,0

621
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
Tafel 4-3 Kombinationsbeiwerte w für Hochbauten (Details siehe Kapitel 7)

Einwirkung w0 w1 w2
Nutzlasten
Kategorie A: Wohn- und Aufenthaltsräume 0,7 0,5 0,3
Kategorie B: Büroräume 0,7 0,5 0,3
Kategorie C: Versammlungsräume 0,7 0,7 0,6
Kategorie D: Verkaufsräume 0,7 0,7 0,6
Kategorie E Lagerräume 1,0 0,9 0,8
Verkehrslasten
Kategorie F: Fahrzeuggewicht 230 kN 0,7 0,7 0,6
Kategorie G: 30 kN < Fz.-Gewicht 2 160 kN 0,7 0,5 0,3
Kategorie H: Dächer 0 0 0
Schneelasten
Orte bis zu NN þ 1000 m 0,5 0,2 0
Orte über NN þ 1000 m 0,7 0,5 0,2
Windlasten 0,6 0,5 0
Temperatureinwirkungen (nicht Brand) 0,6 0,5 0
Baugrundsetzungen 1,0 1,0 1,0
Sonstige veränderliche Einwirkungen 0,8 0,7 0,5

5 Schnittgrößenermittlung
Zur Bestimmung von Schnittgrößen werden Tragwerke idealisiert.
a) Durch Zerlegung der Tragwerke in einzelne Bauteile (geometrische Idealisierung)
werden statische Systeme gebildet.
b) Die Idealisierung des Material- und Tragverhaltens erfolgt durch Annahme ver-
schiedener Rechenverfahren
— linear-elastische Berechnung
— linear-elastische Berechnung mit Umlagerung
— Plastizitätstheorie
— nichtlineare Verfahren
c) Im Bereich von örtlich konzentrierten Beanspruchungen (z. B. Auflager, Einzellas-
ten, Verankerungszonen, Kreuzungspunkte von Bauteilen und unstetigen Quer-
schnittsteilen) können weitere Berechnungen erforderlich sein.
Siehe auch Abschnitt 9 „Berechnungsverfahren für Schnittgrößen“.

5.1 Lastfälle und Lastfallkombinationen


Die für die Bemessung eines Tragwerkes maßgebende Einwirkungskombination ist
durch Untersuchung einer ausreichenden Anzahl von Lastfällen zu bestimmen.
Dabei dürfen Einwirkungskombinationen vereinfacht angenommen werden, wenn
sie alle kritischen Bemessungsbedingungen erfassen. Berechnungen erfolgen so-
wohl im Grenzzustand der Tragfähigkeit als auch im Grenzzustand der Gebrauchs-
tauglichkeit.
Nichtvorgespannte Durchlaufträger ohne Kragarme (Balken und Platten) mit Belas-
tung durch gleichmäßig verteilte Lasten dürfen bei linearer Berechnung in der Re-
gel durch Annahme folgender Lastfälle berechnet werden.
— Belastung der Felder abwechselnd mit den Bemessungslasten
(gQ " Qk þ gG " Gk þ Pm ) bzw. (gG " Gk þ Pm )
— Belastung von zwei beliebig nebeneinander liegenden Feldern mit den Be-
messungslasten (gQ " Qk þ gG " Gk þ Pm ) und allen anderen Feldern mit
(gG " Gk þ Pm ) bzw. abwechselnd mit (gQ " Qk þ gG " Gk þ Pm ).

622
Schnittgr#ßenermittlung

Dabei sind die Konstruktionsregeln für die Mindestbewehrung einzuhalten. Für den
Nachweis der Lagesicherheit nach DIN 1055-100 bzw. DIN EN 1990 sind die ständig wir-
kenden Lasten ggf. auch mit ihrer günstigen Wirkung ðgG ¼ 1,0Þ zu berücksichtigen.
Die Stützkräfte von einachsig gespannten Platten, Rippendecken, Balken und Platten-
balken dürfen unter der Annahme ermittelt werden, dass die Bauteile (unter Vernach-
lässigung der Durchlaufwirkung) frei drehbar gelagert sind. Die Durchlaufwirkung
sollte jedoch stets für das erste Innenauflager sowie solche Innenauflager berück-
sichtigt werden, bei denen das Stützweitenverhältnis benachbarter Felder mit annä-
hernd gleicher Steifigkeit außerhalb des Bereichs 0,5 < leff, 1 =leff, 2 < 2,0 liegt. Für die
ständigen Einwirkungen aus Eigenlast ist der Teilsicherheitsbeiwert gG über alle Fel-
der (mit Ausnahme für den Nachweis der Lagesicherheit) gleich. Die maßgebenden
Querkräfte dürfen bei üblichen Hochbauten für Vollbelastung aller Felder ermittelt
werden, wenn das Stützweitenverhältnis benachbarter Felder mit annähernd glei-
cher Steifigkeit 0,5 < leff, 1 =leff, 2 < 2,0 beträgt.
Ansonsten sind die ungünstigsten Beanspruchungssituationen unter Berücksichti-
gung der Kombinationsregeln gemäß DIN EN 1990 (siehe Kapitel 7) für den Grenz-
zustand der Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit zu ermitteln. Die Berechnung
der unterschiedlichsten Lastfallkombinationen kann sehr umfangreich werden und
wird heute in aller Regel durch Computerprogramme erledigt.

5.2 Imperfektionen
Im Grenzzustand der Tragfähigkeit sind die Auswirkungen von möglichen Imperfek-
tionen zu berücksichtigen. Wird der Einfluss der Tragwerksimperfektionen auf geo-
metrische Ersatzimperfektionen zurückgeführt, so kann die Schnittgrößenermittlung
am unbelasteten, unverformten Tragwerk als Ganzes über eine Schiefstellung ge-
gen die Vertikale unter dem Winkel qi im Bogenmaß berücksichtigt werden.
q0 ¼ Grundwert ¼ 1=200 pffi
ah ¼ Abminderungsbeiwert der Höhe 0 2 ah ¼ 2= l < 1,0

qi ¼ q0 " ah " am ð5-1Þ


(l ¼ Länge o. Höhe in [m])
am ¼ Abminderungsbeiwert der Anzahl der Bauteile
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
12
am ¼ 0,5 " ð1 þ 1=mÞ
m ¼ Anzahl der vertikalen Bauteile
Für m dürfen nur diejenigen vertikalen Bauteile angesetzt werden, die mindestens
70 % des Bemessungswertes der mittleren Längskraft NEd, m ¼ FEd =m aufnehmen. FEd
entspricht dabei der Summe der Längskräfte aller lotrechten Bauteile im Geschoss.
Auf Grundlage der Schiefstellungen werden Ersatzhorizontalkräfte ermittelt und als
Beanspruchungsgrößen auf das Tragwerk angesetzt. Der Ansatz dieser Kräfte in
— waagerechte aussteifende Bauteile
— lotrechte aussteifende Bauteile
— nicht ausgesteifte Rahmensysteme
ist in den Bildern 5-1 bis 5-3 erläutert.
Lotrechte aussteifende Bauteile sind für Ersatzhorizontalkräfte nach Gl. (5-2) zu be-
messen.
Pn
DH j ¼ V ji " qi ð5-2Þ
i¼1

DHj Ersatzhorizontalkraft in der Ebene j


n
P
Vji Summe der jeweils anteilig je Geschoss-
i¼1 ebene j entstehenden vertikalen Bemes-
sungskräfte.
qi Schiefstellung nach Gl. (5-1)

Bild 5-1 Lotrechte aussteifende Bauteile

623
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Falls mit bereits aufaddierten Geschosslas-


ten gerechnet wird, gilt
DHj ¼ $i " ðNb # Na Þ anstelle von Gl. 5-2.
Tragwerke ohne lotrechte aussteifende
Bauteile (z. B. Rahmen) sind auch für Er-
satzhorizontalkräfte nach Gl. (5-2) zu be-
messen.

Bild 5-2 Tragwerke ohne Aussteifung

Waagerechte aussteifende Bauteile (z. B. Decken bzw. Dachscheiben) übertragen


Stabilisierungskräfte von den lotrechten Bauteilen zu den aussteifenden Bautei-
len. Sie sind für eine Ersatzhorizontallast Hi zu bemessen. Auf die Weiterleitung
dieser Kräfte (z. B. bei der Bemessung von lotrecht aussteifenden Bauteilen)
kann verzichtet werden. Für die Schiefstellung ist der Winkel qi anzusetzen:

0,008
qi ¼ q0 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffi ½rad, , ah ¼ am ¼ 1,0 ð5-3Þ
2m qi
Hi
qi
Hi Ersatzhorizontalkraft in waagerecht aussteifen- 2
Na Na
l
den Bauteilen
Nb, N a Bemessungswerte der Beanspruchungen Hi
m die Anzahl der auszusteifenden Tragwerksteile
Nb l
im betrachteten Geschoss qi
2

Imperfektionen müssen im GZG im Allgemeinen Deckenscheibe Dachscheibe


nicht erfasst werden.
qi H i = qi ◊ N a
Hi = ◊ ( N a + Nb )
2
Bild 5-3
Waagerechte aussteifende Bauteile

5.3 Auswirkungen nach Theorie II. Ordnung


Für Hochbauten dürfen Auswirkungen nach Theorie II. Ordnung vernachlässigt
werden, wenn das Verhältnis MII/MI < 1,10 ist. Ansonsten und bei anderen Bauten,
bei denen der Einfluss von Bedeutung ist, müssen die Auswirkungen nach Theorie
II. Ordnung in Rechnung gestellt werden (Gleichgewichtszustand unter Berücksich-
tigung des verformten Tragwerkes).
Kriterien für die Beurteilung, ob ein System nach Theorie II. Ordnung nachzuwei-
sen ist oder vereinfachte Nachweise für Einzelstützen möglich sind, können Ab-
schnitt 6.4.5 entnommen werden. Im !brigen wird auf das Kapitel 9 dieses Buches
sowie DAfStb, Heft 600 verwiesen.

5.4 Zeitabhängige Wirkungen


Zeitabhängige Wirkungen sind in Rechnung zu stellen, wenn der Einfluss von Be-
deutung ist. Dies ist insbesondere bei vorgespannten Systemen, nachträglich er-
gänzten Querschnitten und Nachweisen nach Theorie II. Ordnung der Fall.

5.5 Tragwerksidealisierung
Für die gängigen Formen von Tragwerksteilen gelten die in Tafel 5-1 aufgezeichne-
ten Bedingungen.

624
Schnittgr#ßenermittlung
Tafel 5-1 Einteilung von Tragwerksteilen
Funktion Bedingung Bezeichnungen
l=h > 3 l Stützweite
Balken b=h < 5 lmin kleinste Stützweite
Stütze bmax =bmin < 4 h Querschnittshöhe
Scheibe/Wand bmax =bmin > 4 b Querschnittsbreite
bmax größte Querschnittsabmessung
Wandartiger Träger l=h < 3 bmin kleinste Querschnittsabmessung
lmin =h > 3
Platte b=h > 5
Platten dürfen als einachsig gespannt angenommen werden, wenn die Belastung
gleichmäßig verteilt ist und wenn zwei nahezu parallele Ränder ohne Auflagerung
oder bei allseitiger Stützung einer Rechteckplatte das Stützweitenverhältnis
lmax =lmin > 2 ist.
Rippen- oder Kassettendecken s < 150 cm
dürfen als Vollplatten berech- hw < 4bm
net werden, wenn die Gurt- hf > sn/10
> 5 cm
platte zusammen mit den Rip-
sq < 10h0
pen ausreichend torsionssteif
ist und die Bedingungen in
Bild 5-4 erfüllt sind.
Bild 5-4
Berechnung von Rippen- und Kassetten-
decken als Vollplatten

5.5.1 Stützweite von Platten und Balken


Für die wirksame Stützweite gilt
P ln lichte Stützweite
leff ¼ ln þ ai ai Abstand der Auflagerlinien von der Auflagervorderkante
12
a) Endauflager b) Mittenauflager c) Endauflager mit
ohne Einspannung voller Einspannung

h h

ai = min {0,5· h; 0,5· t } ai = min {0,5· h; 0,5· t } h

t t ai = min {0,5· h; 0,5· t }


ai ln ai ai ln
leff leff leff t
ai ln
leff

d) Kragarm (Einzelträger) e) Kragarm (Durchlaufträger) f) Auflagerkonstruktion mit Lager


Mittellinie
h des Lagers
leff
h ai = min {0,5· h;
ai = 0 t 0,5· t }
t ln ai ln
ln leff
leff

Bild 5-5 Wirksame Stützweiten leff

5.5.2 Lagerungsart (direkt oder indirekt)


Bei direkter Lagerung wird die Auflagerkraft des gestützten Bauteils (2) durch
senkrechte Druckspannungen an der Unterkante eingeleitet (siehe Bild 5-6). Das ist

625
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

günstig für die Querkraftaufnahme und für eine geringe notwendige Verankerungs-
länge im Auflagerbereich.

ðh1 ! h2 Þ > h2 direkte Lagerung


ðh1 ! h2 Þ < h2 indirekte Lagerung

Bild 5-6 Direkte und indirekte Lagerung

5.5.3 Mitwirkende Plattenbreite


Die mitwirkende Plattenbreite beff von Plattenbalken darf vereinfachend feldweise
konstant über die gesamte Feldlänge angenommen werden.
P
beff ¼ beff, i þ bw < b bw
mit
beff, i ¼ 0,2 bi þ 0,1l0 < 0,2l0 ð5-4Þ
< bi

Dabei ist
l0 die wirksame Stützweite
bi die tatsächlich vorhandene Gurtbreite
bw die Stegbreite Bild 5-7 Plattenbalken, mitwirkende Plat-
tenbreite

Bei ungefähr gleichen Steifigkeiten der Einzelfelder, ungefähr gleichmäßig verteil-


ten Belastungen und einem Stützweitenverhältnis benachbarter Felder von
0,8 < l1 =l2 < 1,25 darf die wirksame Stützweite Bild 5-8 entnommen werden.

l0 = 0,15 · l0 = 1,5 l3 bzw.


l0 = 0,85 l1 (l1 + l2) l0 = 0,7 l2 l0 = 0,15 l2 + l3
l1 l2 l3

Bild 5-8 Def. von l0 (Abstand der Momentennullpunkte) zur Bestimmung von beff. Bei kurzen
Kragarmen (l3 /l2 < 0,3) gilt: l0 ¼ 1,5 " l3

Bei veränderlicher Plattendicke darf in Formel (5-4) die Stegbreite bw durch die
wirksame Stegbreite bw þ bv ersetzt werden (Bild 5-9).
In Lasteinleitungszonen von konzentriert eingeleiteten Vorspannkräften darf der Aus-
breitungswinkel in Bild 5-10 zu b ¼ 33; 7. angenommen werden.
b = arctan (2/3) = 33,7°

Bild 5-9 Plattenbalken mit veränderli-


cher Plattendicke Bild 5-10 Ausbreitung von Vorspannkräften

626
Schnittgr#ßenermittlung

5.6 Berechnungsverfahren
Grundbedingungen der Anwendung aller Berechnungsverfahren ist, dass der
Gleichgewichtszustand jederzeit sichergestellt ist. Dabei genügt in der Regel die
Anwendung von Theorie I. Ordnung (Gleichgewichtszustand am nicht verformten
Tragwerk). Theorie II. Ordnung s. Abschn. 5.3. Sind Tragwerke durch Fugen in Ab-
schnitte unterteilt (Abschnittslänge im Regelfall < 30 m), so brauchen die Einflüsse
aus Zwangsverformungen (Temperatureinwirkung, Schwinden) dann nicht berück-
sichtigt werden, wenn Verformungen nicht zu Schäden führen.

5.6.1 Grenzzustände der Gebrauchstauglichkeit und Tragfähigkeit


Für die Ermittlung der Schnittgrößen sind folgende Verfahren zulässig:
a) Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit
— Elastizitätstheorie (ungerissene Querschnitte mit Elastizitätsmodul Ecm)
— Rissbildungen im Beton dürfen bei günstiger Auswirkung und müssen bei
deutlich ungünstigem Einfluss auf das Tragverhalten berücksichtigt werden.
b) Grenzzustand der Tragfähigkeit
Hier dürfen verschiedene Berechnungsverfahren angewendet werden
— linear-elastisch
— linear-elastisch mit begrenzter Umlagerung
— nichtlinear unter Berücksichtigung der nicht linearen Verformungseigenschaften
von Stahlbeton- und Spannbetonquerschnitten
— plastisch (Plastizitätstheorie).
Anmerkung:
Die nichtlinearen und plastischen Verfahren der Schnittgrößenermittlung sind in
der Praxis wenig verbreitet und sollten daher nur in begründeten Fällen angewen-
det werden.

5.6.2 Vereinfachungen 12
Für die Ermittlungen der Schnittgrößen sind folgende Vereinfachungen zulässig:
— Querdehnzahl darf den Wert Null erhalten
— durchlaufende Platten und Balken dürfen als frei drehbar gelagert angenom-
men werden
— Das Stützmoment darf bei frei drehbar gelagerter Rechnung ausgerundet und
bei monolithischem Verbund des zu stützenden Bauteiles mit dem Bemes-
sungsmoment am Auflagerrand angenommen werden, wobei letzteres Moment
größer als 65% des Auflagermomentes bei Volleinspannung (Mindestbemes-
sungsmoment) sein sollte. Allgemein ergeben sich die in Bild 5-11 angegebe-
nen Bemessungswerte.
frei drehbare Lagerung monolithischer Verbund
MEd,red
MEd

MEd
MEd,re
MEd,li

FEd,sup

Bild 5-11
bsup bsup Ausrundung
|MEd,red| = |MEd| – |FEd,sup| · bsup/8 (5-5) |MEd,li| = |MEd| – |Vd,li| · bsup/2 > min |Md| (5-6) des Stütz-
|MEd,re| = |MEd| – |Vd,re| · bsup/2 > min |Md| (5-7) momentes

627
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Bei gleichmäßig verteilter Einwirkung ist das Mindestbemessungsmoment min Md


erste Innenstütze im Endfeld MEd Bemessungswert ohne Abminderung
MEd,red red. Bemessungswerte
min M d ¼ ðq d þ gd Þ " l2n =12 ð5-8Þ MEd, li; MEd,re red. Bemessungswerte
FEd, sup Auflagerreaktion (Bemessungswert)
übrige Innenstützen Vd,re; Vd,li Querkraft rechts bzw. links
min M d ¼ ðq d þ gd Þ " l2n =18 ð5-9Þ (Bemessungswert)
bsup Auflagerbreite
ln lichte Stützweite
Bei indirekter Lagerung ist die Abminderung auf das Anschnittmoment nur zuläs-
sig, wenn das stützende Bauteil eine Vergrößerung der statischen Nutzhöhe des
gestützten Bauteils mit einer Neigung von mindestens 1 : 3 zulässt.
Auflagerreaktionen bei einachsig gespannten Platten dürfen auf Grundlage einer frei
drehbaren Lagerung unter Vernachlässigung der Durchlaufwirkung ermittelt werden.
Ausnahme:
— Erste Innenauflager
— Spannweite der angrenzenden Felder weichen mehr als 50% voneinander ab.

5.6.3 Schnittgrößenermittlung bei Balken und Rahmen


Bei der linearen Berechnung müssen alle Auswirkungen einer Momentenumlage-
rung bei der Bemessung berücksichtigt werden. Die sich aus der Momentenumla-
gerung ergebenden Schnittgrößen müssen mit den aufgebrachten Lasten im
Gleichgewicht stehen.
Der Nachweis des Rotationsvermögens braucht für Durchlaufträger mit annähernd
gleichen Steifigkeiten und Stützweitenverhältnissen benachbarter Felder von 0,5 bis 2
sowie in Riegeln von unverschieblichen Rahmen und vorwiegend auf Biegung bean-
spruchten Bauteilen nicht geführt werden, wenn das Verhältnis d des umgelagerten
Momentes zum Ausgangsmoment vor der Umlagerung folgende Bedingungen in Ab-
hängigkeit der Betonfestigkeitsklassen und der verwendeten Stahlsorten erfüllt.
Tafel 5-2 Umlagerungsfaktoren d ¼ Mumgelagert/Mvorher
Betonfestigkeits- Betonstahl
klasse hochduktil (B) normalduktil (A)
bis C50/60 > 0,64 þ 0,8 " xu > 0,70 > 0,64 þ 0,8 " xu > 0,85
d d
ab C55/67 > 0,72 þ 0,8 " xu > 0,80 ¼ 1,0 (keine Umlagerung)
d
Dabei ist xu =d das Verhältnis der Druckzonenhöhe x zur statischen Höhe d des be-
trachteten Querschnitts nach Umlagerung im GZT. Eine Umlagerung von der Stütze
zum Feld ist damit nur möglich, wenn z. B. für Beton 2 C50/60 die bezogene
Druckzonenhöhe xu =d < 0,45 ist. Insofern ist dieser Wert als generelle Grenze bei der
Bemessung einzuhalten, sofern nicht gesonderte konstruktive Maßnahmen zur Si-
cherung der Betondruckzone (enge Verbügelung) getroffen werden.
Bei Eckknoten unverschieblicher Rahmen ist die Umlagerung auf d ¼ 0,9 begrenzt
(nach DIN 1045-1).
Bei verschieblichen Rahmen, vorgespannten Rahmenecken, bei Tragwerken aus
unbewehrtem Beton und bei unbewehrten Kontaktfugen sind keine Umlagerungen
der Momente erlaubt.
5.6.3.1 Biegemomente in Rahmentragwerken
nach DAfStb-Heft 240
Der bei Außerachtlassen einer ggf. vorhandenen elastischen Einspannung der
Durchlaufkonstruktion in das Endlauflager (z. B. Unterzug/Stahlbetonstütze oder
Deckenplatte/Wand oder Deckenplatte/Randunterzug) sich im Endfeld rechnerisch

628
Schnittgr#ßenermittlung

ergebende Momentenverlauf tritt im wirklichen Bauteil nicht auf. Er muss ggf.


nachträglich den wirklichen Verhältnissen angepasst werden. Für rahmenartige
Tragwerke ist das sog. co =cu -Verfahren anwendbar:
Mit dem Einspannmoment MRo des beidseitig voll eingespannten Endfeldes unter
Volllast und den Verteilungszahlen
lR I So lR I Su qd
co ¼ " und c u ¼ " und dem Lastwert a ¼
ho I R hu I R gd þ qd
ergeben sich das Riegel-End-Moment
co þ cu
MR ¼ " ð3 þ aÞ " M oR
3ðc o þ c u Þ þ 2,5
und die Stützen-Momente
co
M So ¼ " ð3 þ aÞ " M oR
3ðc o þ c u Þ þ 2,5
cu
M Su ¼ " ð3 þ aÞ " M oR
3ðc o þ c u Þ þ 2,5

Bild 5-12 Rahmenartiges Tragwerk c o =c u -Verfahren


12
5.6.4 Schnittgrößenermittlung bei Platten
Dieser Abschnitt gilt für alle Platten, die in 2 Achsrichtungen beansprucht sind, für
einachsig gespannte Platten gilt Abschn. 5.6.3.
Zulässige Berechnungsverfahren sind
— lineare Berechnung mit oder ohne Umlagerung (Grenzzustände der Gebrauchs-
tauglichkeit und der Tragfähigkeit)
— plastische Berechnung (Grenzzustand der Tragfähigkeit)
— numerische Verfahren auf der Grundlage nicht linearer Baustoffeigenschaften.
Die lineare Berechnung kann unter den in Abschn. 5.6.3 angegebenen Berech-
nungsverfahren für Balken angewendet werden.
Bei der plastischen Berechnung kommen vor allem 2 Verfahren zur Anwendung,
wobei untenstehende Anmerkungen zu beachten sind
— Bruchlinientheorie (kinematisches Verfahren)
— Streifenverfahren (statisches Verfahren).
Auf den direkten Nachweis des Rotationsvermögens darf verzichtet werden, wenn
ausreichende Verformungsfähigkeit vorhanden ist. Betonstähle mit hoher Duktilität
können ohne weitere Nachweise verwendet werden.
Für das Verhältnis von Stützmoment zu Feldmoment gilt
0,5 < MS =MF < 2,0
Die bezogene Druckzonenhöhe darf folgende Werte nicht überschreiten:
x=d ¼ 0,15 ab C55=67 x Höhe der Druckzone
d Nutzhöhe
x=d ¼ 0,25 bis C50=60

629
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

5.6.4.1 Schnittgrößen und Auflagerkräfte von vierseitig gelagerten Platten


unter Gleichlast
Vierseitig gelagerte Rechteckplatten, deren größere Stützweite nicht größer als das Zwei-
fache der kleineren ist, sind als zweiachsig gespannt zu berechnen und auszubilden.

Die vierseitig gestützte Einfeldplatte


Als Bezugssystem dient ein rand-paralleles x-y-System, wobei die x-
Achse dem kürzeren Rand parallel ist. Der kürzere Rand hat die Länge
lx . Das Biegemoment mx erzeugt Spannungen in x-Richtung, das Bie-
gemoment my erzeugt Spannungen in y-Richtung. Die Lastabtra-
gung in x-Richtung liefert die Stützkräfte q!x entlang dem längeren Rand; die Lastab-
tragung in y-Richtung liefert die Stützkräfte q!y entlang dem kürzeren Rand.
Allgemein gilt: Größen in direktem Zusammenhang
— mit der Lastabtragung in x-Richtung tragen den Index x;
— mit der Lastabtragung in y-Richtung tragen den Index y.
Die einzelnen Ränder der Einfeldplatte können frei drehbar gelagert oder fest ein-
gespannt sein. Bild 5-13 zeigt die möglichen Lagerungsfälle. Ecken, in denen zwei
frei drehbare Ränder zusammenstoßen, nennt man freie Ecken.

Bild 5-13 Stützungen

Plattenmomente werden angegeben in der allgemeinen Form


mxm Plattenmoment mx in Feldmitte (maximal)
my max größtes Feldmoment my
mx erm Einspannmoment in der Mitte des länge-
ren Randes (minimal)
q " l2x my erm Einspannmoment in der Mitte des kürze-
mi ¼
ki ren Randes (minimal)
mx er min kleinstes Einspannmoment entlang dem
eingespannten längeren Rand
my er min kleinstes Einspannmoment entlang dem
eingespannten kürzeren Rand
ki Tafel 5-3

Tafel 5-3 enthält die ki -Werte für a) volle Drilltragfähigkeit (drillsteife Platte)
b) herabgesetzte Drilltragfähigkeit, c) Drilltragfähigkeit ¼ 0 (drillweiche Platte).
Volle Drilltragfähigkeit ist bei Stahlbetonvollplatten gegeben, wenn
— die freien Ecken gegen Abheben gesichert sind (Nachweis),
— im Bereich der freien Ecke(n) in der Platte die geforderte Drillbewehrung ange-
ordnet wird
und
— in den Eckbereichen der Platte keine größeren Aussparungen vorhanden sind.
Die Sicherheit gegen Abheben ist z. B. gegeben, wenn die dauernd vorhandene
Auflast im Eckbereich mindestens 1/16 der Gesamtlast der Platte beträgt.

630
Schnittgr#ßenermittlung
Tafel 5-3 Beiwerte ki zur Berechnung der Biegemomente in Einfeldplatten

12

Fortsetzung und Hinweise s. nächste Seite

631
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
Tafel 5-3, Fortsetzung

a: volle Drilltragfähigkeit; b: verminderte Drilltragfähigkeit; c: Drilltragfähigkeit ¼ 0

Ist eine der o. g. Bedingungen nicht erfüllt, so sind die ki -Werte für (b) herabge-
setzte Drilltragfähigkeit zu verwenden, was zu größeren Feldmomenten führt
(Stützmomente einfachheitshalber wie bei (a)).
Fertigteilplatten mit statisch mitwirkender Ortbetonschicht und zweiachsig ge-
spannte Rippendecken sind als (c) drillweich (Drilltragfähigkeit ¼ 0) zu berechnen.
Gleichwohl können auch hier Abhebekräfte in den Ecken auftreten, da die Drilltrag-
fähigkeit nicht vollständig ausfällt (Ecken konstruktiv verankern).
Ein Bild über den Verlauf der aus Tafel 5-3 errechneten Plattenmomente gibt Tafel 5-6.
Die Werte der Tafel 5-3 gelten für isotrope Platten, also für Platten mit gleicher Plat-
tensteifigkeit in allen Richtungen. Haben z. B. bei zweiachsig gespannten Rippen-
decken die Rippen in Längs- und Querrichtung unterschiedliche Abstände,
dann ist die Platte orthogonal anisotrop, man sagt auch orthotrop. Für solche Plat-
ten dürfen die Werte der Tafel 5-3 nicht verwendet werden.
Bei der Berechnung der Werte der Tafel 5-3 wurde die Querdehnzahl m ¼ 0 gesetzt.
Feldmomente für m =0 (z. B. m ¼ 0,2) lassen sich aus den mit Tafel 5-7 errechneten
Werten so berechnen:
1
mx, m ¼ ðmy, m ¼ 0 þ m " mx, m ¼ 0 Þ
ð1 # m2 Þ
1
my, m ¼ ðmx, m ¼ 0 þ m " my, m ¼ 0 Þ
ð1 # m2 Þ
mxy, m ¼ ð1 # mÞ mxy, m ¼ 0 :
Zur Ermittlung der Schnittgrößen in
Randunterzügen dürfen die Stützkräfte
45°

60° von Platten näherungsweise mit den


Lastbildern berechnet werden, die
sich aus der Zerlegung der Plattenflä-
che in Trapeze und Dreiecke ergeben
(siehe Bild 5-14) Stoßen an einer Ecke
60°
45°

Plattenränder mit gleichartiger Stüt-


zung zusammen, so beträgt der Zerle-
Bild 5-14 Lastaufteilung zur Berechnung gungswinkel 45. ; stößt ein voll einge-
der Stützkräfte spannter mit einem frei drehbar gela-

632
Schnittgr#ßenermittlung

gerten Rand zusammen, so beträgt der am eingespannten Rand anliegende Zerle-


gungswinkel 60. . Für die verschiedenen Stützungen ergeben sich die maximalen
Lastordinaten des freien und eingespannten Randes in der Form
max q! ¼ m " q " lx m aus Tafel 5-4
Tafel 5-4 Koeffizienten m für maximale Lastordinaten

Wenn die Gleichlast q einer zweiachsig gespannten Platte auf die beiden Tragrich-
tungen aufgeteilt werden muss, so kann das mit den Lastaufteilungsfaktoren kx
und ky nach Tafel 5-5 erfolgen
qx ¼ kx " q ; qy ¼ ky " q :
Tafel 5-5 Lastaufteilungsfaktoren k x und k y

1 4 6 2.1 2.2 3.1 3.2 5.1 5.2

12
Tafel 5-6 Verlauf der Plattenmomente
Volle Drilltragfähigkeit (drillsteif) Drilltragfähigkeit ¼ 0 (drillweich)
Verlauf der Biege- und Drillmomente für e ¼ 1,5 Verlauf der Biegemomente

+ +mxye
-- mym bzw.
0,2lx

0,2lx + 0,2lx max my


+ mxm
ly

mxm mymax
ly

0,3lx

0,2ly

0,25lx 0,3lx
0,2lx

++ - lx
-
lx
mxm bzw. mym bzw.
max mx max my
0,25ly

0,15ly

m
- + mxye - + xye
- + +
0,2lx

0,2lx
0,5lx

ly

0,2lx + 0,2lx 0,2lx + 0,2lx


0,45ly

0,3lx
0,2ly

- 0,25lx
+ + lx
ly

ly

mxm mymax mxerm mymax


mxm p·lx2 mx bzw. mym bzw.
p·lx2 55,6 maxm mx max my
0,5lx

+ -
0,2lx

0,2lx

0,3ly

0,2lx

19,8 -
+
myerm - l -
x
ly

lx 0,25lx 0,2lx 0,5lx 0,3lx


lx
Fortsetzung s. nächste Seite

633
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
Tafel 5-6, Fortsetzung
Volle Drilltragfähigkeit (drillsteif) Drilltragfähigkeit ¼ 0 (drillweich)
Verlauf der Biege- und Drillmomente für e ¼ 1,5 Verlauf der Biegemomente

my bzw.
myerm myemymaxm
- mxymax
- - + mxm
0,2lx
0,2ly

0,2lx
mmax

0,5lx

ly
- 0,2lx + 0,2lx - 0,2lx + 0,2lx

0,2ly
0,3ly
+ - + - 0,2lx 0,3lx
ly

ly
mxm mymax mxerm - mymax - lx mym bzw.
+ - mxm max my
0,5lx
0,2ly

0,2lx

0,2lx
- mxm
- + l -
x
lx 0,2lx

0,2lx
0,3lx
0,3lx

- + mxye mym bzw.


+ mx bzw.
0,2lx

maxm mx
0,5lx

0,2lx + 0,2lx max my

0,2lx
0,25ly
- +

ly
mxerm - mymax 0,2lx 0,5lx 0,3lx
mxm 0,2lx 0,4ly

0,25lx
0,5lx

-
0,2lx

- lx
myerm -

mxm bzw. mym bzw.


0,25lx 0,25lx max mx max my
- mxymax
0,4lx

- - +
0,2lx

0,2lx

mxymax
0,5lx

0,5lx

ly

0,2lx + 0,2lx + 0,2lx + 0,2lx 0,5lx 0,3lx


0,2lx

- + - + - 0,25lx 0,2lx
ly

ly

mxerm - my m - mymax- lx
mxm - mxerm mxm mxm bzw. mym bzw.
0,5lx

max my
0,5lx

max mx
0,25ly
0,2lx

0,25lx

0,35lx

0,2lx

- -
myerm - mxerm -
lx lx 0,4lx
0,5lx

0,2lx

0,2lx

-
- my bzw.
0,2lx

myemymaxm
0,5lx

0,2lx + 0,2lx
- + - mxm
mxerm -
ly

mxm mymax mxe


0,2lx
0,3ly

0,2ly

0,3lx
0,5lx

0,2lx

- lx
myerm -

634
Schnittgr#ßenermittlung

Zweiachsig gespannte durchlaufende Platten


In der Baupraxis sind Einfeldplatten (z. B. Garagendecke) die Ausnahme und Mehr-
feldplatten — Plattensysteme (z. B. Geschossdecke) — die Regel.
Platten zwischen Stahlträgern oder Stahlbetonfertigbalken dürfen nur dann als
durchlaufend gerechnet werden, wenn die Oberkante der Platte mindestens 4 cm
über der Trägeroberkante liegt und die Bewehrung zur Deckung der Stützmomente
über die Träger hinweggeführt wird.
Bei der Berechnung eines Systems von zweiachsig gespannten Platten wird ausge-
gangen von den bekannten Ergebnissen der Analyse von Einfeldplatten.
Die Plattenmomente durchlaufender zweiachsig gespannter Platten, deren Stütz-
weitenverhältnis min l /max l in einer Durchlaufrichtung nicht kleiner als 0,75 ist,
dürfen nach dem Verfahren der Belastungsumordnung berechnet werden:

12
Bild 5-15 Belastungsumordnung
Maximale Feldmomente des stärker umrandeten Feldes von Bild 5-15 ergeben sich
unter der links dargestellten Belastung (schraffierte Felder belastet). Rechts wirkt
die gleiche Belastung in anderer Aufteilung. Wie man sieht, lassen sich die maxi-
malen Feldmomente des elastisch eingespannten Plattenfeldes des Plattensystems
an einer Einfeldplatte mit fest eingespannten und frei drehbar gelagerten Rändern
ermitteln, die man wie folgt belastet:
g þ q=2 auf Einfeldplatte, die an allen q=2 auf Einfeldplatte, die an allen Rändern
00
Rändern fest eingespannt ist, frei drehbar gelagert ist, liefert mFeld
wo Nachbarfelder anschließen,
0
liefert mFeld
max m Feld ¼ m 0Feld þ m 00Feld
Das minimale Stützmoment zwischen zwei Plattenfeldern eines Plattensystems
darf wie folgt berechnet werden:
(a) Man berechnet die beiden (Voll-)Einspannmomente mS1 und mS2 der beiden
benachbarten Einfeldplatten.
(b) Man berechnet das arithmetische Mittel mS ¼ 12 ðm S1 þ mS2 Þ
(c) Man berechnet den Wert „75 Prozent des betragsmäßig größeren (Voll-)Ein-
spannmomentes“.
(d) Man vergleicht die unter (b) und (c) berechneten Werte miteinander und wählt
den betragsmäßig größeren Wert als maßgebendes Stützmoment.
(e) bei l1 =l2 > 5 ist zwischen mS1 und mS2 nicht zu mitteln:
der betragsmäßig größere Wert ist allein für die Bemessung maßgebend.

635
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Ein Kragarm kann hinsichtlich der Stützungsart des angrenzenden Feldes dann als
einspannend angesetzt werden, wenn das Kragmoment aus Eigenlast größer ist
als das halbe Volleinspannmoment des Feldes bei Belastung durch g þ q. Sinnge-
mäß ist zu verfahren, wenn andere einspannende Systeme, z. B. dreiseitig gela-
gerte Platten angrenzen.

Tafel 5-7 Momentenzahlen nach Pieper und Martens

2'

3'

5'

a: volle Drilltragfähigkeit

636
Schnittgr#ßenermittlung

Auf die oben beschriebene Weise können auch die Plattenmomente eines Platten-
systems mithilfe der k-Werte von Tafel 5-3 berechnet werden. Die hierbei erforder-
lich werdende !berlagerung haben Pieper und Martens " überflüssig
# gemacht, in-
g þ q=2
dem sie generell eine 50prozentige Einspannung ¼ 0,50 annehmen und
gþq
dafür die Koeffizienten angeben (siehe Tafel 5-7). Die Koeffizienten dieser Tafel dür-
fen bei annähernd gleicher Dicke d aller Platten benutzt werden, solange q nicht
größer als 23 ðg þ qÞ ist.
Folgt in einem Plattensystem auf zwei kleine Felder ein großes (Bild 5-16), dann
werden die Verhältnisse z. B. in Feld 1 nicht nur durch Feld 2, sondern auch durch
Feld 3 beeinflusst.

Tafel 5-8 Momentenzahlen fx 1 Þ

1 2 3 1 2 3

12

1 2 3
1 2 3

1
Þ Zwischenwerte können innerhalb einer Tafel und zwischen zwei Tafeln linear eingeschaltet
werden. Im Allgemeinen genügt es jedoch die Tafel zu verwenden, deren Seitenverhältnis
im Feld 3 dem vorhandenen am nächsten liegt. Wird die Tafel mit dem niedrigen Wert
ly3 =lx3 gewählt, so ist etwas reichlicher zu bewehren.

637
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Man verfährt dann so:


— Tafel 5-8 Momentenzahl fx1 entnehmen;
— wenn fx1 > 10,25 oder das Stützweitenver-

Feld 2

Feld 3
Feld 1
hältnis nicht mehr notiert, dann wie im
Normalfall Tafel 5-3 oder Tafel 5-7 verwen-
den;
— anderenfalls ergibt sich
ðg þ qÞ " l2x1
das Feldmoment m fx1 ¼ Bild 5-16 Auf zwei kleine Felder
in Feld 1 f x1 folgt ein großes
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
die Endauflagerkraft des Feldes 1 A ¼ 2ðg þ qÞ " mfx1
ðg þ qÞ " l2x1
das Stützmoment zwischen den Feldern 1 und 2 m b ¼ Alx1 #
ðg þ qÞ " l2x2 2
das Feldmoment in Feld 2 m fx2 ¼
12
(wenn mb > mfx2 , dann ist mb im Feld 2 maßgebend).
Beispiel gd ¼ 7,45 kN/m2 ; q ¼ 2,25 kN/m2
gd þ qd ¼ 9,70 kN/m2 ; 2,25 < 9,70/3.
Berechnung der Momente s. Tabelle unten
zur Platte 6 e0 ¼ l0y =l0x ¼ 1,13
zur Platte 4 ly3 =lx3 ¼ 4,80/5,40 ¼ 0,88 & 1,0 1 2 3
lx1 =lx3 ¼ 1,60/5,40 ¼ 0,296;
lx2 =lx3 ¼ 2,0/5,40 ¼ 0,37;
nach Tafel 5-8 fx1 ¼ 7,9. Die Indizes geben hier
nicht die Plattennummer sondern das 1. bzw. 4 5 6 7
3. Feld an.
zu Platte 2 Kragmoment msxo ¼ !9,7 " 1,72=2
¼ !14,01 kNm/m. Das Plattenfeld 2 kann auch
in andere statische Systeme aufgelöst werden
z. B. in dreiseitig gelagerte Platten.
F e l d m o m e n t e in kNm/m Bild 5-17 Plattensystem, Beispiel
PL-Nr. Stüt- lx ly e ¼ ly =lx fx fy sx sy mfx mfy msox msoy
zung l0y l0x e0 ¼ l0y =l0x
1 2 3,60 6,00 1,67 13,1 35,7 # 8,7 9,59 3,52 # #14,44
# # # #
2 Krag 1,70 # # # # 2,0 # # # #14,01 #
3 4 4,80 6,00 1,25 22,0 36,6 11,1 13,0 10,15 6,10 #20,12 #17,18
# # #
4 4 1,60 4,80 3,00 7,9 5 8,0 11,2 3,14 5 # 3,10 # 2,22
# # #
5 5 2,00 4,80 2,40 12,0 5 12,0 17,5 3,23 5 # 3,23 # 2,22
6 # # #
5’ 5,40 4,80 1,13 34,4 28,8 14,5 14,8 6,49 7,76 #15,41 #15,09
7 4 3,00 4,80 1,60 15,8 43,5 9,2 12,3 5,52 2,01 # 9,48 # 7,09
# # #
fx und mfx für Platte 4 nach Tafel 5-8. fx und mfx für Platte 5 nach oberer Gleichung
für Feld 2. Alle anderen Werte nach Tafel 5-3.
S t ü t z m o m e n t e in kN/m
Rand x-Richtung y-Richtung
i #k
m 2#3 4#5 5#6 6#7 1 # 4 1 # 5 (2) 3 # 6 3#7
mso ¼ mik #14,01 #3,10 # 3,23 #15,41 #14,44 #14,44 #17,18 #17,18
mso ¼ mki #20,12 #3,23 #15,41 # 9,48 # 2,22 # 2,22 #15,09 # 7,09
mik þ mki #3,17 # 9,32 #12,44 wegen der
2 T-förmigen Wandstücke
0,75 min mso #2,42 #11,55 #11,55 Volleinspannung maßgebend
min ms #14,01 #3,17 #11,55 #12,44 #14,44 #14,44 #17,18 #17,18

638
Schnittgr#ßenermittlung

5.6.4.2 Dreiseitig gelagerte Platten nach Hahn


Dreiseitig frei drehbar gestützte Platte

e ¼ ly =lx ; !r " E " d3


D¼w

Lastfall 1 Gleichlast q mxy2 mxy2


K ¼ q " lx lv mxm
mym
Momente mi ¼ K : fi mxy1 mxy1
Durchbiegung wr ¼ K " l2x : D mxf
Auflagerkräfte: Kx ¼ vx " K ; Ky ¼ vy " Ki
verteilung der Auflagerkräfte s. Bild 5-18 Bild 5-18 Gleichlast
Eckkräfte: R1 ¼ 2mxy1 ; R2 ¼ 2mxy2 (Zug)
Lastfall 2Randlast qx qx
S ¼ qx l x
Momente mi ¼ S : fi Bild 5-19 Randlast
Durchbiegung wr ¼ S " l2x : D
Lastfall 3 Randmoment m
Momente mi ¼ m : fi
Durchbiegung wr ¼ ml2x : D
Auflagerkräfte: Kx ¼ vx " m; Ky ¼ vy " m;
Verteilung der Auflagerkräfte s. Bild 5-20.
Eckkräfte: R1 ¼ jr1 " mj; R2 ¼ r2 " m
Bild 5-20 Randmoment
Tafel 5-9 Dreiseitig frei drehbar gestützte Platte
Fall e¼ 1,5 1,4 1,3 1,2 1,1 1,0 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,25 12
fxr 12,6 11,9 11,3 10,7 10,2 9,8 9,4 9,1 9,1 9,2 9,8 11,0 13,7 16,2
fxm 15,3 14,9 14,5 14,1 13,8 13,7 13,6 13,8 14,2 15,2 17,0 20,2 26,3 31,5
1 Gleichlast

fym 62,4 58,4 54,2 50,0 45,9 41,7 37,1 33,2 29,9 27,4 25,9 26,3 29,7 33,7
)fxy2 22,3 20,6 19,3 17,9 16,7 15,4 14,1 12,9 11,8 10,8 10,1 9,4 8,8 8,6
)fxy1 412 300 220 161 118 86,5 63,6 47,0 35,0 26,3 20,2 15,8 12,8 11,6
!r
w 9,10 8,70 8,35 8,05 7,80 7,60 7,45 7,35 7,35 7,40 7,65 8,25 9,90 11,60
vx 0,45 0,45 0,44 0,43 0,42 0,39 0,39 0,37 0,34 0,31 0,28 0,22 0,16 0,13
vy 0,28 0,30 0,32 0,34 0,36 0,44 0,44 0,49 0,54 0,59 0,64 0,72 0,80 0,84
fxr 4,1 4,1 4,1 4,1 4,1 4,1 4,1 4,2 4,3 4,5 4,9 5,6 6,9 8,1
2 Randlast

fxm 18,0 16,1 14,3 13,1 11,9 10,9 10,2 9,6 9,4 9,3 9,7 10,8 13,1 16,1
fym 36,2 33,0 30,8 29,2 27,9 27,2 27,2 29,3 32,8 39,4 52,5 91,0 200 500
)fxy2 65,0 51,5 40,5 32,4 25,6 20,4 16,0 12,6 10,2 8,3 6,9 5,8 5,2 4,9
!r
w 3,10 3,10 3,10 3,10 3,10 3,10 3,05 3,05 3,10 3,35 3,70 4,45 5,75 7,00
fxr 2,95 2,94 2,93 2,92 2,91 2,90 2,85 2,80 2,74 2,65 2,50 2,35 2,20 2,08
3 Randmoment

fxm –18,2 –18,4 –18,8 –20,5 –23,2 –31,0 –69 105 30,0 12,5 7,9 5,7 4,6 4,2
#fym 32,1 22,4 16,5 12,8 9,8 7,6 6,1 4,8 3,4 3,1 2,5 2,2 2,1 2,0
!r
w 2,00 2,00 2,00 2,00 2,00 2,00 1,95 1,90 1,85 1,78 1,71 1,63 1,54 1,49
#vx 1,19 1,39 1,52 1,55 1,52 1,49 1,46 1,36 1,20
#vy 0,62 0,64 0,70 0,78 0,80 0,80 0,70 0,50 0,28
r1 1,25 1,55 1,78 1,94 1,03 2,15 2,35 2,65 2,96
#r2 –0,25 –0,16 –0,09 –0,01 0,11 0,26 0,54 1,04 1,52
Beispiel ly ¼ 2,10 m; lx ¼ 3,00 m; e ¼ 0,70; Gleichlast q ¼ 8,5 kN/m2 Lastfall 1; Randlast
qx ¼ 7,2 kN/m Lastfall 2; K ¼ 8,50 " 2,10 " 3,0 ¼ 53,55 kN; S ¼ 7,2 " 3,0 ¼ 21,6 kN;
mxr ¼ 53,55=9,1 þ 21,6=4,3 ¼ 10,90 kN/m;
mxm ¼ 53,55=14,2 þ 21,6=9,4 ¼ 6,07 kNm/m;
mym ¼ 53,55=29,9 ! 21,6=32,8 ¼ 1,13 kNm/m;
mxy2 ¼ /53,55=11,8 / 21,6=10,2 ¼ /6,66 kNm/m;
mxy1 ¼ 53,55=35 ¼ 1,53 kNm/m.

639
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Dreiseitig gestützte Platte mit Einspannung der drei Ränder

e ¼ ly =lx
Lastfall 1 Gleichlast: q
K ¼ q " lx " ly ; mi ¼ K =fi ;
Kx ¼ vx " K ; Ky ¼ vy " K ;
Lastfall 2 Dreieckslast; max q am Rand 2 # 2; q ¼ 0 am Rand 1 # 1;
K ¼ 0,5 " max q " lx " ly ; mi ¼ K : fi
Lastfall 3 Randlast: S1#1 ¼ q1#1 " lx ; mi ¼ S1#1 =fi

mye
Verteilung der
mxe mym mxe Auflagerkräfte im
mxm Lastfall Gleichlast
mxr

Bild 5-21 Biegemomente Bild 5-22 Stützkräfte

Tafel 5-10 Dreiseitig gestützte Platte mit Einspannung der drei Ränder
Fall e¼ 1,5 1,4 1,3 1,2 1,1 1,0 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,25
fxr 35,8 33,4 31,0 28,6 26,4 24,3 22,4 20,9 19,9 19,8 21,3 26,8 46,4 77,0
fxm 39,8 38,3 37,0 35,8 34,9 34,3 34,0 34,3 35,6 38,6 45,6 63,6 126 228
1 Gleichlast

fym 163 152 141 130 119 109 99,5 91,0 83,4 80,0 83,4 108 208 417
#fx1 17,8 16,6 15,3 14,1 12,8 11,6 10,4 9,3 8,2 7,4 6,8 6,8 7,6 8,6
#fxe 18,7 17,8 17,0 16,2 15,6 15,0 14,5 14,3 14,2 14,7 15,8 18,1 23,0 27,2
#fye 26,4 24,6 22,8 21,1 19,3 17,6 15,8 14,2 12,6 11,1 9,8 9,0 9,0 9,6
vx 0,42 0,41 0,40 0,39 0,38 0,37 0,35 0,34 0,32 0,30 0,27 0,23 0,19 0,17
vy 0,16 0,18 0,20 0,22 0,24 0,26 0,30 0,32 0,36 0,40 0,46 0,54 0,62 0,66
max q: Rand 2 # 2

fxr 115 100 86,3 73,7 63,0 54,1 46,8 41,4 37,9 36,6 38,9 48,7 85,5 143
fxm 42,4 41,5 41,1 41,0 41,3 42,2 44,0 46,8 51,4 59,2 74,2 110 230 430
2 Dreieckslast

fym 80,6 76,2 71,3 66,7 62,5 58,8 56,9 54,0 56,5 59,1 69,0 91,0 172 313
#fx1 85,8 74,8 64,0 54,1 45,1 37,1 30,0 24,6 20,2 17,0 15,0 14,3 15,7 17,7
#fxe 19,1 18,4 17,8 17,3 16,9 16,6 16,5 16,7 17,2 18,3 20,3 23,9 30,7 36,5
#fye 17,8 17,0 16,3 15,6 14,9 14,2 13,5 13,0 12,5 12,0 11,7 11,7 12,6 13,8

fxr 7,0 7,0 7,1 7,1 7,2 7,2 7,3 7,3 7,4 7,9 9,2 13,0 21,2 33,5
3 Randlast

fxm 143 112 85 63 47,5 35,5 28,2 24,0 22,1 23,3 27,1 34,3 54 84
#fym 22 22 22 22 22 22 22 21 21 19 17 15 13 12
#fx1 2,3 2,3 2,3 2,2 2,2 2,2 2,1 2,1 2,1 2,2 2,2 2,6 3,3 4,1
S1#1

#fxe 262 165 102 68 47,1 35,8 27,0 20,5 15,8 13,2 12,1 12,5 13,9 15,6
#fye 61 # # # 250 120 59 35 20 12,4 8,6 5,9 5,3 5,2

Beispiel ly ¼ 4,80 m; lx ¼ 6,00 mm; e ¼ 0,80; Dreieck max q ¼ 12,5 kN/m2


Lastfall 2; K ¼ 0,5 " 12,5 " 6,00 " 4,80 ¼ 180 KN
mxr ¼ 180=41,4 ¼ 4,35 kNm/m
mxm ¼ 180=46,8 ¼ 3,85 kNm/m
mym ¼ 180=54,0 ¼ 3,33 kNm/m
mx1 ¼ !180=24,6 ¼ !7,32 kNm/m
mxe ¼ !180=16,7 ¼ !10,78 kNm/m
mye ¼ !180=13,0 ¼ !13,85 kNm/m

640
Schnittgr#ßenermittlung

5.6.4.3 Punkt- und Linienlasten auf einachsig gespannten Platten;


rechnerische Lastverteilungsbreite b m
Ohne genaueren Nachweis darf die rechnerische Lastverteilungsbreite bm nach
Tafel 5-11 ermittelt werden. Dabei gilt für die Lasteintragungsbreite t
b0 Lastaufstandsbreite
t ¼ b0 þ 2d1 þ d d1 lastverteilende Deckschicht
d Plattendicke

Die Bilder 5-24a und b zeigen Beispiele für bm. Für Lasten in
Randnähe ergibt sich eine reduzierte rechnerische Lastvertei-
lungsbreite red bm nach Bild 5-24c. Bild 5-23
Lasteintragungsbreite t

l lk
x x
bm
ty

bm

ty

redbm
tx

bm
tx
Bild 5-24a bm für Feld- Bild 5-24b bm für Stützmoment Bild 5-24c Reduzierte bm bei
momente bei Kragplatten Lasten in Randnähe

Tafel 5-11 Rechnerische Lastverteilungsbreite 12


statisches rechnerische Lastver- Gültigkeitsgrenzen Mitwirkende Breite bm
System Schnitt- teilungsbreite bm gültig für durchgehende
größe x ty tx Linienlast ðtx ¼ lÞ
ty ¼ 0,05l ty ¼ 0,1l
% x&
ty þ 2,5 " x " 1 # 0<x <l 0,8l l bm ¼ 1,36l
l

ty þ 0,5x 0<x <l 0,8l l bm ¼ 0,25l bm ¼ 0,30l

% x&
ty þ 1,5 " x " 1 # 0<x <l 0,8l l bm ¼ 1,01l
l
% x&
ty þ 0,5 " x " 2 # 0<x <l 0,8l l bm ¼ 0,67l
l
ty þ 0,3 " x 0,2l < x < l 0,4l 0,2l bm ¼ 0,25l bm ¼ 0,30l

ty þ 0,4 ðl # xÞ 0 < x < 0,8l 0,4l 0,2l bm ¼ 0,17l bm ¼ 0,21l


% x&
ty þ x " 1 # 0<x <l 0,8l l bm ¼ 0,86l
l
% x&
ty þ 0,5 " x " 2 # 0<x <l 0,4l l bm ¼ 0,52l
l
ty þ 0,3 " x 0,2l < x < l 0,4l 0,2l bm ¼ 0,21l bm ¼ 0,25l

0,2lk þ 1,5 " x 0 < x < lk ty < 0,2lk < lk bm ¼ 1,35lk


ty þ 1,5 " x 0,2lk < ty < 0,8lk
0,2lk þ 0,3 " x 0,2lk < x < lk ty < 0,2lk < 0,2lk bm ¼ 0,36lk bm ¼ 0,43lk
0,2lk < ty < 0,4lk

641
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Für die Berechnung des Biegemomentes m und der Querkraft v gilt


M V
m¼ v¼
bm bm

l Stützweite der Platte M größtes Balkenmoment (Feldmoment


lk Kragweite der Platte MF bzw. Stützmoment Ms ) der auf die
x Abstand des Lastschwerpunktes vom Länge tx gleichmäßig verteilten Gesamt-
Auflager last
tx Lasteintragungsbreite in x-Richtung V Balkenquerkraft am Auflager
ty Lasteintragungsbreite senkrecht zur v Plattenquerkraft je m Breite am Auflager
x-Richtung bm rechnerische Lastverteilungsbreite a. d.
m Plattenmoment je m Breite Stelle des max. Feldmomentes bzw. am
(mF bzw. ms ) Auflager

5.6.4.4 Flach- und Pilzdecken mit punktförmiger Stützung


Allgemeine Grundlagen
Platten sind punktförmig gestützt, wenn sie unmittelbar auf Stützen aufgelagert
sind. Dabei können die Stützköpfe verstärkt (Pilzdecken) oder unverstärkt (Flach-
decken) ausgebildet werden. Die Stützen können gelenkig oder biegesteif an die
Platte angeschlossen werden.

Schnittgrößen
Bei rechteckigem Stützenraster mit Stützweiten
0,75 < lx =ly < 1,33
und vorwiegend lotrechter Belastung gilt für die Ermittlung der Schnittgrößen das
unten dargestellte Näherungsverfahren. Die Pilzdecke wird durch zwei sich kreu-
zende Scharen von Durchlaufträgern oder bei biegesteifer Unterstützung Rahmen
ersetzt. Als Stützweite wird der Abstand der Unterstützungen und als Systembreite
der entsprechende Stützenabstand senkrecht zur Trägerrichtung angenommen. Die
Systeme werden in beide Richtungen jeweils mit der gesamten Last feldweise in
ungünstiger Stellung belastet.
Der Einfluss der Stützenkopfverstärkungen ist zu berücksichtigen, wenn der Durch-
messer der Verstärkung >0,3 min l und die Neigung der Unterseiten >1 : 3 ist.

by Belastungsbreite
in x-Richtung
bx Belastungsbreite
in y-Richtung

Bild 5-25 Ersatzträger als Durchlaufträger bei gelenkigen Anschlüssen Stützen/Platte

642
Schnittgr#ßenermittlung

Die Schnittgrößen sind im Bereich der jeweiligen Systembreite zu verteilen, wobei


das Deckenfeld in einen inneren Feldstreifen und zwei äußeren Gurtstreifen zerlegt
wird.

Bild 5-26 Schnittgrößen in Pilz- und Flachdecken (dargestellt für die x-Richtung)

5.6.5 Schnittgrößenermittlung von Wänden und in ihrer Ebene


beanspruchten Bauteilen
Schnittgrößen von Bauteilen, für die die Annahme einer linearen Dehnungsvertei-
lung nicht zutrifft, dürfen nach folgenden Verfahren ermittelt werden:
12
— lineare Berechnung (Grenzzustände der Gebrauchstauglichkeit und der Tragfähigkeit)
— elastische-plastische Berechnung
— Berechnungen unter Zugrundelegung nichtlinearen Materialverhaltens.
Bei der linearen Berechnung müssen die Auswirkungen von Zwang (z. B. Wärme-
einwirkungen oder Auflagersetzungen) und von Theorie II. Ordnung berücksichtigt
werden, wenn sie von Bedeutung sind. Kommen numerische Methoden auf Grund-
lage der Elastizitätstheorie zur Anwendung, so sind die Auswirkungen einer Riss-
bildung in hochbelasteten Bauteilen zu verfolgen (z. B. durch Verringerung der Stei-
figkeiten in den betroffenen Bereichen).
Bei der Berechnung nach der Plastizitätstheorie dürfen Bauteile durch Idealisie-
rung in statisch bestimmte Stabwerke mit fiktiven Druck- und Zugstreben betrach-
tet werden, wobei dann alle Kräfte aus Gleichgewichtsbedingungen ermittelt wer-
den.
Folgende Nachweise sind zu führen:
— Aufnahme der Zugkräfte durch Bewehrung mit ausreichender Verankerung, da-
bei ist der Bemessungswert der Stahlspannung auf s sd < fyd begrenzt.
— Nachweis der Betondruckspannungen in den Druckstreben, wobei für die zuläs-
sige Bemessungsdruckspannung von Normalbeton gilt:
s Rd, max ¼ 1,00 " fcd für ungerissene Betondruckzone
s Rd, max ¼ 0,75 " fcd für Druckstreben parallel zu Rissen
— Kontrolle örtlich auftretender Spannungen (z. B. aus konzentrierten Einzellasten).
Hinweise zur Bemessung von Wänden und insbesondere auch wandartigen Trä-
gern sind z. B. Heft 240 DAfStb oder im Betonkalender 2001 enthalten.

643
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

5.6.6 Vorgespannte Tragwerke

Die Wirkung der Vorspannung kann als eine Einwirkung aus Anker- und Umlenk-
kräften (d. h. als eine einwirkende Schnittgröße) oder alternativ als Dehnungszu-
stand mit entsprechender Vorkrümmung betrachtet werden. Statische Methoden
zur Ermittlung der Schnittgrößen aus Vorspannung können dem Kapitel 8 entnom-
men werden. Bei Anwendung linear-elastischer Verfahren der Schnittgrößenermitt-
lung sollte die statisch unbestimmte Auswirkung der Vorspannung (Index ind) als
Einwirkung berücksichtigt werden.

Legende
BI , BII Biegesteifigkeit im ungerissenen (Zustand I)
bzw. gerissenen Zustand (Zustand II)
¼ dM=dð1=rÞ
ð1=rÞ0 Vorkrümmung infolge Vorspannung
Mp, dir statisch bestimmter Anteil des Moments
aus Vorspannung
Mp, ind statisch unbestimmter Anteil des Mo-
ments aus Vorspannung
MI, II Moment beim !bergang von Zustand I zu
Zustand II
My Fließmoment
Mu Bruchmoment
ð1=rÞI, II zu MI, II gehörende Krümmung ¼ MI, II =BI
a einwirkende Momente, Vorspannung als
Einwirkung
b einwirkende Momente, Vorspannung als
Vorkrümmung

Bild 5-27 Momenten-Krümmungsbeziehung für Spannbetonquerschnitte

Bei statisch bestimmt gelagerten Tragwerken können die Schnittgrößen aus Vor-
spannung direkt aus den Gleichgewichtsbedingungen am Querschnitt bestimmt
werden (Bild 5-27).
Bei statisch unbestimmten Systemen ist eine entsprechende statisch unbestimmte
Berechnung unter Ansatz der Umlenk- und Ankerkräfte aus der Vorspannwirkung
erforderlich (Bild 5-28). In baupraktisch üblichen Fällen ist f =li < 1=12, so dass bei
parabolischer Spanngliedführung die Umlenkkräfte mit ausreichender Genauigkeit
8"f 1
mit up ¼ Pmt " 2 angesetzt werden können. Ansonsten gilt up ¼ Pmt ðxÞ " ,
li RðxÞ
wobei RðxÞ der Krümmungsradius des Spanngliedes an der Stelle x ist. Die
Schnittgrößenermittlung selber kann dann mit den üblichen baustatischen Metho-
den, Tabellenwerken oder Stabwerksprogrammen durchgeführt werden.

Bild 5-28 Schnittgrößen aus Vorspannung, statisch bestimmte Systeme

Der Index „dir‘‘ weist auf die statisch bestimmte Wirkung der Vorspannung hin

644
Schnittgr#ßenermittlung

Bild 5-29 Schnittgrößen aus Vorspannung, statisch unbestimmte Systeme

Die am statisch unbestimmten System ermittelten Schnittgrößen aus Vorspannung


werden im Allgemeinen in einen statisch bestimmten Anteil (Index dir) und einen
statisch unbestimmten Anteil (Index ind) aufgeteilt.

5.6.6.1 Vorspannkraft
Die zulässigen Spannstahlspannungen betragen:
während des Spannvorganges
-
0,80fpk
12
Pmax ¼ Ap " sp, max ¼ Ap " min ð5-10Þ
0,90fp0,1k
nach dem Absetzten der Spannpresse (unter Berücksichtigung der sofortigen Verluste)
-
0,75fpk
Pm0 ðxÞ ¼ Ap " s pm0 ðxÞ ¼ Ap " min ð5-11Þ
0,85fp0,1k
Der Mittelwert Pm0ðxÞ der Vorspannkraft muss unter Berücksichtigung der Spann-
kraftverluste infolge Reibung DPm ðxÞ, der elastischen Bauteilverkürzung DPel , sowie
des Verankerungsschlupfes DPsl und ggf. der Kurzzeitrelaxation DPr des Spann-
stahls ermittelt werden. Zu einem beliebigen weiteren Zeitpunkt t sind für Pmt ðxÞ
zudem die zeitabhängigen Verluste aus Kriechen, Schwinden und Langzeitrelaxati-
on DPt ðtÞ zu erfassen. Damit ist Pmt ðxÞ ¼ Pm0 ðxÞ # DPc þ s þ r ðxÞ:
Pmt ðxÞ ¼ P0 # DPm ðxÞ # DPel # DPsl # DPr # DPt ðtÞ ð5-12Þ
Dabei ist:
Pm0 Mittelwert der Vorspannkraft zum Zeitpunkt t ¼ 0 unmittelbar nach dem Absetzen der
Pressenkraft auf den Anker
Pmt ðxÞ Mittelwert der Vorspannkraft zurzeit t an der Stelle x
P0 aufgebrachte Höchstkraft am Spannanker während des Spannens
DPc Spannkraftverlust infolge elastischer Verformung des Bauteils bei der Spannkraftüber-
tragung
DPr Kurzzeitrelaxation (insbesondere bei Vorspannung mit sofortigem Verbund)
DPt ðtÞ Spannkraftverlust infolge Kriechen, Schwinden und Langzeitrelaxation
DPm ðxÞ Spannkraftverlust infolge Reibung (i. Allg. nicht bei sofortigem Verbund)
DPsl Spannkraftverlust infolge Verankerungsschlupf (nicht bei sofortigem Verbund)
Ein !berspannen ist nur bei einer Genauigkeit der Spannpresse von ) 5 % bezo-
gen auf Pm1 zulässig. Zum !berspannen darf Pmax dann auf den Wert

645
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

0,95 " fp0,1k " Ap angehoben werden (z. B. bei Auftreten einer unerwartet hohen Rei-
bung, siehe diesbezüglich auch DAfStb, Heft 600).
Unabhängig hiervon ist die planmäßige Vorspannkraft bei nachträglichem Verbund
so zu begrenzen, dass auch bei erhöhten Reibungsverlusten die gewünschte Vor-
spannkraft (Gl. 5-12) erreicht werden kann. Dazu ist Pmax zusätzlich mit dem Faktor
km ¼ e#m"ðq þ k " xÞ " ðk#1Þ abzumindern. Dabei ist k ein Vorhaltemaß zur Sicherung der
!berspannungsreserve mit k ¼ 1,5 bei ungeschützter Lage des Spannstahl im Hüll-
rohr bis zu 3 Wochen bzw. k ¼ 2,0 bei größeren Zeiträumen.
Die Spannkraftverluste aus Reibung DPm ðxÞ werden mit einem Ansatz aus der Seil-
reibung ermittelt zu:
DPm ðxÞ ¼ P0 " ð1 # e#mðqþk " xÞ Þ ð5-13Þ
Dabei ist:
m Reibungsbeiwert zwischen Spannglied und Hüllrohr
q Summe der planmäßigen Umlenkwinkel über die Länge x (unabhängig von Richtung und
Vorzeichen)
k ungewollter Umlenkwinkel (pro Längeneinheit), abhängig von der Art des Spannglieds
[rad/m]
x Länge des Spanngliedes, i. A. gemessen ab dem Spannanker bis zur betrachteten Stelle x
Sofern genauere Angaben fehlen gilt bei internen Spanngliedern im nachträglichen
Verbund (Hüllrohr zu ca. 50 % ausgefüllt):
# kaltgezogener Draht: m ¼ 0,17 (intern),
# Litzen: m ¼ 0,19 (intern),
# gerippter Stab: m ¼ 0,65 (intern)
# glatter Rundstab: m ¼ 0,33 (intern)
Einfluss auf die Größe von k [0/m] besitzen die Abstände der Unterstützungen und
die Biegesteifigkeit von Hüllrohr und Spannglied. Rechenwerte hierzu sind eben-
falls den bauaufsichtlichen Zulassungen zu entnehmen. !blich sind Werte von
0,3 < k < 0,8 [0/m] (¼ 0,005 < k < 0,014 [rad =m]). Generell gelten für m und k aber
die Werte der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen.
P
Die tatsächliche Summe der Umlenkwinkel qi wird über den Verlauf des Spann-
glieds ermittelt (siehe Bild 5-30):

Bild 5-30 Planmäßige Umlenkwinkel

Die Spannkraftverluste aus Kriechen, Schwinden und Relaxation werden für ideali-
siert angenommene einsträngige Vorspannung im Verbund ermittelt aus:
ecs ðt, t0 Þ " Ep þ 0,8 Ds pr þ ap " jðt, t0 Þ " ðs c, QP Þ
DPcþsþr ¼ Ap " Ds p, cþsþr ¼ Ap " " #
Ap Ac 2
1 þ ap 1þ " zcp " ½1 þ 0,8 " jðt, t0 Þ,
Ac Ic
ð5-14Þ

646
Schnittgr#ßenermittlung
Dabei ist:
Dsp, cþsþr Spannungsänderung im betrachteten Querschnitt in den Spanngliedern aus K, S, R
der Stelle x zum Zeitpunkt t
ecs ðt, t0 Þ Schwinddehnung des Betons
ap Ep =Ecm E-Modul Spannstahl zu E-Modul Beton
Dspr Spannungsänderung in den Spanngliedern an der Stelle x infolge Relaxation
ðDs pr < 0Þ. Ds pr ist mit den Angaben aus der zugehörigen
/ bauaufsichtlichen Zulas-
sung des Spannverfahrens in Abhängigkeit von s p fpk zu bestimmen. Dabei ist s p
die anfängliche Spannstahlspannung aus Vorspannung und quasi-ständigen Einwir-
kungen mit s p ¼ s p ðG þ Pm0 þ w2 " QÞ.
jðt,t0 Þ Kriechzahl
s c, QP Betonspannung in Höhe der Spannglieder infolge der quasi-ständigen Beanspru-
chung mit s c, QP ¼ s c ðG þ Pm0 þ w2 " QÞ. In Bauzuständen sind ggf. nur die maßge-
benden Lasten anzusetzen.
Ic Flächenmoment 2. Grades der Betonquerschnittsfläche
zcp Abstand zwischen dem Schwerpunkt des Betonquerschnitts und den Spanngliedern

Sofern keine genaueren Angaben vorliegen, können die Relaxationsverluste auf


der Basis der folgenden Angaben abgeschätzt werden:
Tafel 5-12 Genäherte Beziehung zwischen Relaxationsverlusten und Zeit bis 1000 h
Zeit in h 1 5 20 100 200 500 1000
Relaxationsverluste in % des Wertes bei 1000 h 15 25 35 55 65 85 100

Bild 5-31
Relaxationsverluste nach
1000 h bei 20 , C 12

Gl. 5-14 gilt für Spannglieder im Verbund, wenn die Spannungen für den betrach-
teten Querschnitt eingesetzt werden sowie für Spannglieder ohne Verbund, wenn
gemittelte Werte der Spannung verwendet werden.
Bei einer Keilverankerung von Spannlitzen tritt ein sogenannter Keilschlupf von ca.
Dsl ¼ 2 bis 10 mm auf (festziehen der Keile in die Ankerplatte, genaue Werte ge-
mäß Zulassung). Es kommt zu einem Abfall der Spannkraft am Spannanker. Der
Spannkraftverlust DPsl aus Keilschlupf kann bei bekannter Nachlasslänge lsl nähe-
rungsweise berechnet werden:
vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ) ) ) )
u Dlsl " Ep ) 1 ) )8f )
u ) )¼) )
lsl ¼ u ") )
)1)
# ð5-15Þ bei parabolischem Verlauf ist ) r ) ) l2 )
t ) )
s p0 " m " ) ) þ k
r
sp0
s p0 Spannkraft an der Spannpresse vor dem Absetzten
Dlsl Keilschlupf (Verkürzung) ∆sp0 (x = 0)
sp0 · e–m(SU + kx)
lsl Nachlasslänge s′p0
s′p0 · e–m(SU + kx)
Ep E-Modul des Spannstahls
k ungewollter Umlenkwinkel
r Krümmungsradius des Spanngliedes auf der Länge lsl
lsl l x
P0

Bild 5-32 Verlauf der Spannstahlspannungen

647
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Dabei ist darauf zu achten, ob lsl kleiner oder größer der Spanngliedlänge l ist. Damit
ergibt sich dann der Spannkraftverlust aus Keilschlupf zu:
a) lsl 2 l
Dlsl " Ep
DPsl ¼ Ap " Dssl ffi Ap " 2 " (5-16a)
lsl
b) lsl > l
Dlsl " Ep
bei x ¼ l=2 gilt : DPsl ffi Ap " Dssl ¼ Ap " ð5-16b)
l
Die Spannkraftverluste aus elastischer Bauteilverkürzung DPel können bei Bautei-
len mit sofortigem Verbund über eine Steifezahl api ermittelt werden. Es gilt mit
P ð0Þ als Verankerungskraft der Spanndrähte im Spannbett:
" #
Ap Ai 2 Ep
DPc ¼ P ð0Þ " api ; api ¼ ap " " 1þ zip ap ¼ ð5-17Þ
Ai Ii Ecm
Bei mehrsträngiger Vorspannung wird auf die einschlägige Fachliteratur hingewie-
sen.
Bei Vorspannung mit nachträglichem Verbund oder ohne Verbund wird direkt ge-
gen den erhärteten Beton vorgespannt. Dabei tritt die elastische Bauteilverkürzung
direkt beim Aufbringen der Vorspannkraft auf und wird somit als Verlust an Vor-
spannkraft nicht mehr wahrgenommen. Bei mehrsträngiger Vorspannung, deren
einzelne Stränge nacheinander vorgespannt werden ist allerdings zu beachten,
dass beim Vorspannen des zweiten bzw. der folgenden Spannglieder die Vor-
spannkraft der bereits vorgespannten Spannglieder über die elastische Bauteilver-
kürzung beeinflusst wird. Näherungsweise kann dieser Effekt als Mittelwert DPel
für jedes Spannglied wie folgt bestimmt werden:
' (
P j " Ds c ðtÞ
DPel ¼ Ap " Ep " ð5-18Þ
Ecm ðtÞ
Dsc Spannungsänderung im Schwerpunkt der Spannglieder zum Zeitpunkt t
j Beiwert mit j ¼ ðn ! 1Þ=2n. n ist die Anzahl identischer, nacheinander gespannter Spanng-
lieder. Näherungsweise gilt j ¼ 0,5. Für Spannungsänderungen infolge der ständigen Ein-
wirkungen nach dem Vorspannen ist j ¼ 1,0.
Der Bemessungswert der Vorspannkraft Pd im Grenzzustand der Tragfähigkeit
(GZT) wird aus dem Mittelwert der Vorspannkraft unter Berücksichtigung des Teil-
sicherheitsbeiwertes gP ¼ 1,0 bestimmt, d. h. Pd ¼ gP " Pmt .
Bei Spanngliedern ohne Verbund muss ein ggf. auftretender Spannungszuwachs
Ds p, ULS im Spannstahl über eine Verformungsberechnung des Gesamtsystems
bestimmt werden. Vereinfachend darf dieser Spannungszuwachs bei exzentrisch
geführten, internen Spanngliedern pauschal mit Ds p, ULS ¼ 100 N=mm2 angesetzt
werden. Bei linear elastischer Schnittgrößenermittlung darf Ds p, ULS auch kom-
plett unberücksichtigt bleiben.
Für die Nachweise im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit (GZG) z. B. Dekom-
pressions- und Rissbreitennachweis sind mögliche Streuungen der Vorspannkraft
durch Ansatz eines oberen und unteren Grenzwertes zu berücksichtigen. Die cha-
rakteristischen Werte der Vorspannkraft betragen damit:
Oberer Grenzwert: Pk, sup ¼ rsup " Pmt
(5-19)
Unterer Grenzwert: Pk, inf ¼ rinf " Pmt
Als Parameter für die Streuungsfaktoren sind anzu- Verbund sofortiger, nach-
ohne träglicher
nehmen:
Ansonsten wird im GZG mit dem Mittelwert der Vor- rsup ¼ 1,05 1,10
rinf ¼ 0,95 0,90
spannkraft Pk ¼ Pmt gerechnet.

648
Bemessung

6 Bemessung
Tragwerke sind derart zu bemessen, dass sie während der vorgesehenen Nutzungs-
dauer ihre Funktion hinsichtlich der Gebrauchstauglichkeit, Tragfähigkeit und Dauer-
haftigkeit voll erfüllen.

6.1 Dauerhaftigkeit und Betondeckung


Bauten und Bauteile sind nicht nur direkt einwirkenden Lasten — also äußeren
Kräften — ausgesetzt sondern auch chemischen, physikalischen Einwirkungen und
indirekten Einwirkungen, s. z. B. Tafel 6-1.
Tafel 6-1 Beispiele von chemischen und physikalischen Angriffen und indirekten Einwirkun-
gen; Expositionen
— Nutzung eines Gebäudes zur Lagerung von Flüssigkeiten
— Umweltbedingungen aggressiv
— Tragwerk ist Gasen oder Lösungen (z. B. Säurelösungen)
chemischer Angriff ausgesetzt
— ungeeignete Baustoffeigenschaften
(z. B. Alkali-Kiselsäure-Reaktion (AKR) von Gesteinskörnungen)
— Abnutzung
physikalischer Angriff — Frost-Tau-Wechselwirkung
— Eindringen von Wasser
— Zwangseinwirkungen durch Verformungen (z. B. durch bes.
indirekte Einwirkungen Lasten, Temperatur, Kriechen und Schwinden)

In Abhängigkeit von den Umweltbedingungen werden Bauten und Bauteile be-


stimmten Expositionsklassen zugeordnet, s. Tafel 6-2.
Von der Umwelt- bzw. Expositionsklasse, in die ein Bauwerk oder Bauteil einzuord-
nen ist, hängen die Werte für Betondeckung und Mindestbetonfestigkeitsklasse ab,
Tafeln 6-3 und 6-4. 12
6.1.1 Expositionsklassen und Mindestbetonfestigkeit
Umgebungsbedingungen werden hinsichtlich der Angriffsrisiken aus Bewehrungs-
korrosion und Betonkorrosion unterschieden. Für jedes Betontragwerk ist aufgrund
seiner Umgebungsbedingungen eine entsprechende Expositionsklassenzuordnung
zu treffen. Dabei ist vom Tragwerksplaner eine klare Zuordnung für die beiden An-
griffsrisiken Bewehrungskorrosion und Betonkorrosion festzulegen. Auf die Berück-
sichtigung der Fußnoten der Tafel 6-2 wird hier ausdrücklich hingewiesen.

Tafel 6-2 Expositionsklassen


1 2 3 4
Beschreibung der Beispiele für die Zuordnung von Mindestbeton-
Klasse Umgebung Expositionsklassen (informativ) festigkeitsklasse
1 Kein Korrosions- oder Angriffsrisiko
Für Beton ohne Be-
wehrung oder ein-
gebettetes Metall:
alle Expositions-
Fundamente ohne Bewehrung ohne Frost,
X0 klassen, ausge- C12/15
Innenbauteile ohne Bewehrung
nommen Frostan-
Beton in Gebäuden mit sehr geringer Luft-
griff, Verschleiß
feuchte ð230 %Þ
oder chemischer
Angriff

Fortsetzung und Fußnoten s. nächste Seite

649
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
Tafel 6-2, Fortsetzung
1 2 3 4
Beschreibung der Beispiele für die Zuordnung von Mindestbeton-
Klasse Umgebung Expositionsklassen (informativ) festigkeitsklasse
2 Bewehrungskorrosion, ausgelöst durch Karbonatisierung1)
Bauteile in Innenräumen mit üblicher Luft-
trocken oder feuchte (einschließlich Küche, Bad und
XC1 C16/20
ständig nass Waschküche in Wohngebäuden); Beton, der
ständig in Wasser getaucht ist
nass, selten Langzeitig wasserbenetzte Oberflächen;
XC2 C16/20
trocken vielfach bei Gründungen
Beton in Gebäuden mit mäßiger oder hoher
Luftfeuchte; vor Regen geschützter Beton,
z. B. offene Hallen; Innenräume mit hoher
XC3 mäßige Feuchte C20/25
Luftfeuchte, z. B. in gewerblichen Küchen,
Bädern, Wäschereien, in Feuchträumen von
Hallenbädern und in Viehställen

XC4 wechselnd nass Wasserbenetzte Oberflächen (wenn nicht XC


2), z. B. Außenbauteile mit direkter Bereg- C25/30
und trocken
nung
3 Bewehrungskorrosion, ausgelöst durch Chloride, ausgenommen Meerwasser
Betonoberflächen, die chloridhaltigem Sprüh-
XD1 mäßige Feuchte nebel ausgesetzt sind, z. B. Verkehrsflächen; C30/373)
Einzelgaragen
Schwimmbäder;
nass, selten
XD2 Bauteile, die chloridhaltigen Industriewässern C35/453) oder 6 )
trocken
ausgesetzt sind
Teile von Brücken mit chloridhaltiger Spritz-
wechselnd nass
XD3 wasserbeanspruchung; Fahrbahndecken; C35/453)
und trocken
direkt befahrene Parkdecks2)
4 Bewehrungskorrosion, ausgelöst durch Chloride aus Meerwasser
salzhaltige Luft,
aber kein unmittel-
XS1 Bauwerke in Küstennähe oder an der Küste C30/373)
barer Kontakt mit
Meerwasser
Teile von Meeresbauwerken, die ständig un-
XS2 unter Wasser C35/453) oder 6 )
ter Wasser liegen
Tidebereiche,
Spritzwasser- und Teile von Meeresbauwerken, z. B. Kaimauern
XS3 C35/453)
Sprühnebel- in Hafenanlagen
bereiche
5 Betonangriff durch Frost mit und ohne Taumittel
mäßige Wasser-
Senkrechte Betonflächen, welche Regen und
XF1 sättigung ohne C25/30
Frost ausgesetzt sind
Taumittel
mäßige Wasser-
Senkrechte Betonflächen von Straßenbauwer-
sättigung mit C25/30 LP5)
XF2 ken, die taumittelhaltigem Sprühnebel ausge-
Taumittel oder C35/456 )
setzt sind
Meerwasser
hohe Wasser-
Waagerechte Betonflächen, welche Regen C25/30 LP5)
sättigung ohne
XF3 und Frost ausgesetzt sind C35/456 )
Taumittel
Straßendecken und Brückenplatten, welche
Taumitteln ausgesetzt sind; senkrechte Beton-
hohe Wasser-
flächen, die taumittelhaltigem Sprühnebel
XF4 sättigung mit C30/37 LP5), 7), 9 )
und Frost ausgesetzt sind; Spritzwasserbe-
Taumittel
reich von Meeresbauwerken, die Frost ausge-
setzt sind
Fortsetzung und Fußnoten s. nächste Seite

650
Bemessung
Tafel 6-2, Fortsetzung
1 2 3 4
Beschreibung der Beispiele für die Zuordnung von Mindestbeton-
Klasse Umgebung Expositionsklassen (informativ) festigkeitsklasse
6 Betonangriff durch chemischen Angriff der Umgebung4)
chemisch schwach
Natürliche Böden und Grundwasser, z. B.
XA1 angreifende C25/30
Behälter von Kläranlagen; Güllebehälter
Umgebung
chemisch mäßig Natürliche Böden und Grundwasser, z. B.
angreifende Bauteile, die mit Meerwasser in Berührung
XA2 C 35/453) oder 6 )
Umgebung und kommen; Bauteile in betonangreifenden
Meeresbauwerke Böden
Natürliche Böden und Grundwasser, z. B.
chemisch stark Industrieabwasseranlagen mit chemisch
XA3 angreifende angreifenden Abwässern; Futtertische der C35/453)
Umgebung Landwirtschaft; Kühltürme mit Rauchgas-
ableitung
7 Betonangriff durch Verschleißbeanspruchung
Tragende oder aussteifende Industrieböden
mäßige Verschleiß- mit Beanspruchung durch luftbereifte Fahr- C30/373)
XM1 beanspruchung zeuge
starke Tragende oder aussteifende Industrieböden
C30/373), 8)
XM2 Verschleiß- mit Beanspruchung durch luft- oder vollgum-
C35/453)
beanspruchung mibereifte Gabelstapler
Tragende oder aussteifende Industrieböden
mit Beanspruchung durch elastomer- oder
sehr starke
stahlrollenbereifte Gabelstapler; Oberflächen,
XM3 Verschleiß- C35/453)
die häufig mit Kettenfahrzeugen befahren
beanspruchung
werden; Wasserbauwerke in geschiebebelas-
teten Gewässern, z. B. Tosbecken
8 Betonkorrosion infolge Alkali-Kieselsäurereaktion 12
Anhand der zu erwartenden Umgebungsbedingungen ist der Beton einer der vier folgenden
Feuchtigkeitsklassen zuzuordnen.
Beton, der nach
normaler Nachbe-
! Innenbauteile des Hochbaus;
handlung nicht län-
! Bauteile, auf die Außenluft, nicht jedoch
gere Zeit feucht
z. B. Niederschläge, Oberflächenwasser,
WO und nach dem Aus-
Bodenfeuchte einwirken können und (oder !
trocknen während
die nicht ständig einer relativen Luftfeuchte
der Nutzung weit-
von mehr als 80 % ausgesetzt werden.
gehend trocken
bleibt
# Ungeschützte Außenbauteile, die z. B. Nie-
derschlägen, Oberflächenwasser oder Bo-
denfeuchte ausgesetzt sind;
# Innenbauteile des Hochbaus für Feucht-
räume, wie z. B. Hallenbäder, Wäschereien
und andere gewerbliche Feuchträume, in
Beton, der wäh- denen die relative Luftfeuchte überwie-
rend der Nutzung gend höher als 80 % ist;
WF !
häufig oder länge- # Bauteile mit häufiger Taupunktunterschrei-
re Zeit feucht ist tung, wie z. B. Schornsteine, Wärmeüber-
tragerstationen, Filterkammer und Vieh-
ställe;
# Massige Bauteile gemäß DAfStb-Richtlinie
„Massige Bauteile aus Beton“ [3], deren
kleinste Abmessung 0,80 m überschreitet
(unabhängig vom Feuchtezutritt).
Fortsetzung und Fußnoten s. nächste Seite

651
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
Tafel 6-2, Fortsetzung
1 2 3 4
Beschreibung der Beispiele für die Zuordnung von Mindestbeton-
Klasse Umgebung Expositionsklassen (informativ) festigkeitsklasse
Beton, der zusätz- # Bauteile mit Meerwassereinwirkung;
lich zu der Bean- # Bauteile unter Tausalzeinwirkung ohne zu-
spruchung nach sätzliche hohe dynamische Beanspruchung
Klasse WF häufiger (z. B. Spritzwasserbereiche, Fahr- und Stell-
WA !
oder langzeitiger flächen in Parkhäusern);
Alkalizufuhr von # Bauteile von Industriebauten und landwirt-
außen ausgesetzt schaftlichen Bauwerken (z. B. Güllebehäl-
ist ter) mit Alkalisalzeinwirkung.
Beton, der hoher
dynamischer Bean- Bauteile unter Tausalzeinwirkung mit zusätzli-
WS spruchung und di- cher hoher dynamischer Beanspruchung (z. B. !
rektem Alkaliein- Betonfahrbahnen)
trag ausgesetzt ist
1
) Die Feuchteangaben beziehen sich auf den Zustand innerhalb der Betondeckung der
Bewehrung. Im Allgemeinen kann angenommen werden, dass die Bedingungen in der
Betondeckung den Umgebungsbedingungen des Bauteils entsprechen. Dies braucht nicht der
Fall zu sein, wenn sich zwischen dem Beton und seiner Umgebung eine Sperrschicht befindet.
2
) Ausführung nur mit zusätzlichen Maßnahmen (z. B. rissüberbrückende Beschichtung, s. a.
DAfStb Heft 600).
3
) Bei Verwendung von Luftporenbeton, z. B. aufgrund gleichzeitiger Anforderungen aus der
Expositionsklasse XF, eine Festigkeitsklasse niedriger; siehe auch Fußnote 5 ).
4
) Grenzwerte für die Expositionsklassen bei chemischem Angriff siehe DIN EN 206-1 und DIN 1045-2.
5
) Diese Mindestbetonfestigkeitsklassen gelten für Luftporenbeton mit Mindestanforderungen
an den mittleren Luftgehalt im Frischbeton nach DIN 1045-2 unmittelbar vor dem Einbau.
6
) Bei langsam und sehr langsam erhärtenden Betonen ðr < 0,30 nach DIN EN 206-1) eine Festig-
keitsklasse im Alter von 28 Tagen niedriger. Die Druckfestigkeit zur Einteilung in die geforderte
Druckfestigkeitsklasse ist auch in diesem Fall an Probekörpern im Alter von 28 Tagen zu bestimmen.
7
) Erdfeuchter Beton mit w =z < 0,40 auch ohne Luftporen.
8
) Diese Mindestbetonfestigkeitsklasse erfordert eine Oberflächenbehandlung des Betons
nach DIN 1045-2, z. B. Vakuumieren und Flügelglätten des Betons.
9
) Bei Verwendung eines CEM III/B nach DIN 1045-2: Tabelle F.3.1, Fußnote c ) für Räumerlauf-
bahnen in Beton ohne Luftporen mindestens C40/50 (hierbei gilt: w =z < 0,35, z > 360 kg/m3 ).

6.1.2 Betondeckung
Die Betondeckung wird von der Außenkante der außen liegenden Bewehrung bis
zur nächsten Betonoberfläche gemessen. Eine Mindestbetondeckung cmin ist einzu-
halten,
— um die einbetonierte Bewehrung gegen Korrosion zu schützen (Dauerhaftig-
keit),
— um die Verbundkräfte sicher zu übertragen und
— um den Feuerwiderstand zu gewährleisten (siehe Kapitel 6)
Die Betondeckung zur Sicherung des Feuerwiderstandes ist in DIN 4102-2,
DIN 4102-4 und DIN 4102-22 bzw. zukünftig in DIN EN 1992-1-2/NA geregelt. Die
Mindestbetondeckung zur Sicherstellung eines ausreichenden Korrosionsschutzes
ist in Tafel 6-3 angegeben. Gleichzeitig ist dort auch das Vorhaltemaß Dcdev ange-
geben. Die Mindestbetondeckung cmin ist um das Vorhaltemaß zu erhöhen, um
Ausführungstoleranzen zu berücksichtigen. Damit ergibt sich dann das Betonde-
ckungsnennmaß cnom. Handelsübliche Abstandhalter zur Sicherstellung der Beton-
deckung gibt es in gewissen Abmessungen. Das sich hieraus ergebende Verlege-
maß cv, welches auf den Ausführungsplänen angegeben werden muss, darf nicht
kleiner als cnom gewählt werden.
cv > cnom ¼ cmin þ Dcdev cmin > ˘s oder ˘n ð6-1Þ
Auf die Beachtung der Fußnoten der Tafel 6-3 wird hier explizit hingewiesen.

652
Bemessung
Tafel 6-3 Mindestbetondeckung cmin zum Schutz gegen Korrosion und Vorhaltemaß Dcdev

Mindestbetondeckung cmin
mm1), 2)

Expositionsklasse Betonstahl Spannglieder im Vorhaltemaß Dcdev


sofortigen Verbund mm
und im nachträg-
lichen Verbund3)

XC1 10 20 10

XC2 20 30

XC3 20 30

XC4 25 35
15
XD15)
50
XD25) 40

XD34), 5)

XS1

XS2 40 50

XS3

XM1 cmin + 5 mm6) cmin + 5 mm6) Dc dev

XM2 cmin + 10 mm6) cmin + 10 mm6) Dc dev


12
XM3 cmin + 15 mm6) cmin + 15 mm6) Dc dev

1
) Die Werte dürfen für Bauteile, deren Betonfestigkeit um 2 Festigkeitsklassen höher liegt, als
nach Tafel 6-2 mindestens erforderlich ist, um 5 mm vermindert werden. Für Bauteile der Ex-
positionsklasse XC1 ist diese Abminderung nicht zulässig.
2
) Wird Ortbeton kraftschlüssig mit einem Fertigteil verbunden, dürfen die Werte an den der
Fuge zugewandten Rändern auf 5 mm im Fertigteil und auf 10 mm (bzw. 5 mm bei rauer Fuge)
im Ortbeton verringert werden. Die Bedingungen zur Sicherstellung des Verbundes müssen
jedoch eingehalten werden, sofern die Bewehrung im Bauzustand ausgenutzt wird. Auf das
Vorhaltemaß der Betondeckung darf auf beiden Seiten der Verbundfuge verzichtet werden.
Für Bewehrungsstäbe, welche bei rauer oder verzahnter Verbundfuge direkt auf der Fugen-
oberfläche liegen, gilt mäßiger Verbund. Im Bereich von Elementfugen bei Halbfertigteilen ist
cnom einzuhalten.
3
) Die Mindestbetondeckung bezieht sich bei Spanngliedern im nachträglichen Verbund auf
die Oberfläche des Hüllrohrs.
4
) Im Einzelfall können besondere Maßnahmen zum Korrosionsschutz der Bewehrung nötig
sein.
5
) In der Expositionsklasse XD kann mit dauerhafter, rissüberbrückender Beschichtung und
Wartungsvertrag eine Reduzierung von cmin um 10 mm erreicht werden (siehe DAfStb Heft
600)
6
) Alternativ kann die zusätzliche Opferbetonschicht durch eine geeignete Betonzusammenset-
zung nach DIN 1045-2 kompensiert werden.

Um auch noch die Verbundkräfte sicher zu übertragen, darf cmin nicht kleiner als in
Tafel 6-4 angegeben.

653
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
Tafel 6-4 Mindestbetondeckung cmin zur Sicherung des Verbundes
Betonstahl1) c min [mm] Spannstahl c min [mm]
sofortiger Verbund
> ˘s (Litzen oder profilierte nachträglicher Verbund
Drähte)
bzw. runde rechteckige Hüllrohre
Hüllrohre a " b mit ða < bÞ
> ˘n 2,5 ˘p - +
˘p a < 80 mm
<80 mm ¼ max
b=2
1
) Falls d g (Größtkorndurchmesser) größer als 32 mm ist c min um 5 mm zu erhöhen.

Ist die Verbundbedingung maßgebend für die Wahl von cmin , so darf generell das
Vorhaltemaß Dc ¼ 10 mm verwendet werden.
In der Tafel 6-5 kann das Maß cnom direkt in Abhängigkeit der Expositionsklasse
und des Stabdurchmessers abgelesen werden.

Tafel 6-5 Betondeckungsmaße cnom in mm für übliche Stabdurchmesser


Stabdurchmesser ds in mm
Expositionsklasse
2 10 12 14 16 20 25 28
XC1 20 22 24 26 30 35 38
XC2 und XC3 35 35 35 35 35 35 38
XC4 40 40 40 40 40 40 38
XD1, XD2, XD3 und
XS1, XS2, XS3 55 55 55 55 55 55 55

Bei besonderen Qualitätskontrollen darf das Vorhaltemaß Dc dev reduziert werden.


Die Merkblätter des deutschen Beton- und Bautechnik Vereins (DBV) „Betonde-
ckung und Bewehrung“ und „Abstandhalter“ enthalten hierzu weitere Angaben.
Das Vorhaltemaß Dc ist zu erhöhen, wenn gegen unebene Flächen betoniert wird.
Eine Erhöhung um das Differenzmaß der Unebenheiten ist dann zu wählen, mindes-
tens aber 20 mm. Wird direkt auf den Baugrund betoniert, dann ist das Vorhalte-
maß um mindestens 50 mm zu vergrößern.
In die Bestimmung der statischen Nutzhöhe d, die zur Bemessung benötigt wird,
ist vom Verlegemaß cv auszugehen.
Beispiel Balkenhöhe h ¼ 60 cm
6-1 Expositionsklasse XC1 (trocken oder ständig nass)
Bügel von 12 mm umschließen die einlagige Zugbewehrung von 28 mm
Aus Tafel 6-2 Mindestbetonfestigkeitsklasse: C16/20
Aus Tafel 6-3 cmin ¼ 10 mm und Dc, dev ¼ 10 mm
Betondeckungen:
Bezogen auf die Bügelaußenkante cmin ¼ 12 mm ¼ ˘s, Bügel ! c nom ¼ 12 þ 10 ¼ 22 mm
(Direkte Ablesung aus Tafel 6-4 ebenfalls möglich!)
Bezogen auf die Zugbewehrung cmin ¼ 28 mm ¼ ˘s, Stab ! c nom ¼ 28 þ 10 ¼ 38 mm
(Direkte Ablesung aus Tafel 6-4 ebenfalls möglich!)
Bezogen auf die Bügelaußenkante der Bügel ergibt sich dann ! c nom ¼ 38 # 12 ¼ 26 mm
Dieser Wert ist maßgebend!
Es wird unterstellt, dass es nur handelsübliche Betonabstandhalter in Abmessungsschritten
von 5 mm gibt.
Dann ist das Verlegemaß von cv ¼ 30 mm zu wählen.
Die statische Nutzhöhe ergibt sich dann hier zu:
d ¼ h # cv # ˘s, Bügel # 1=2 " ˘s, Stab ¼ 60,0 # 3,0 # 1,2 # 1=2 " 2,8 ¼ 54,4 cm

654
Bemessung

d = 54,4 cm

h = 60 cm
cnom,büg

cnom,l
cv

cv

5,5 cm
∅s,Bügel = 12 mm
∅s,Stab = 28 mm
u
(Achsabstand aus möglicher
Anforderung aus Brandschutz) Bild 6-1

6.2 Unbewehrter oder gering bewehrter Beton


Beton ohne eine Bewehrung oder Beton mit einer geringeren Bewehrung als die
erforderliche Mindestbewehrung nach Abschnitt 7 wird als unbewehrter Beton be-
handelt. Auch für die Bewehrung in diesem „unbewehrten Beton“ sind die erfor-
derlichen Betondeckungen einzuhalten!
Die Bemessung erfolgt auf der Grundlage der in Abschnitt 3.1 angegebenen Beton-
festigkeitsklassen für lineare Dehnungsverteilungen. Im EC 2 gilt ein einheitlicher
Teilsicherheitsbeiwert für alle Betonfestigkeitsklassen mit gC ¼ 1,5. Allerdings wird
die Betondruckfestigkeit für unbewehrten Beton über den Faktor acc ¼ acc, pl ¼ 0,7
zur Berücksichtigung der geringeren Umlagerungsfähigkeit im Querschnitt mit
fcd, pl ¼ acc, pl " fck =gC abgemindert. Der Bemessungswert der Betonzugfestigkeit wird
ebenfalls entsprechend mit act ¼ act, plain ¼ 0,7 reduziert fctd, pl ¼ act, pl " fctk; 0,05 =gC .
Schnittgrößen sollten im Allgemeinen nur linear und ohne Umlagerungen ermittelt
werden. Bei Biegung mit Längskraft darf keine höhere Festigkeit als C35/45 bzw.
LC20/22 angesetzt werden.
12
6.3 Stahlbeton und Spannbeton
Die für die Bemessung maßgebenden Werte sind in den Abschn. 3.1 und 3.2 angegeben.
Die Festigkeitswerte für den Betonstahl dürfen auf Grundlage des Nenndurchmes-
sers und des Nennquerschnittes des Betonstahles erfolgen. Bei der Bemessung für
Streckgrenze und Zugfestigkeit können für den Betonstahl die gleichen Festigkeits-
werte für Zug und Druck angesetzt werden.

6.4 Nachweis in den Grenzzuständen der Tragfähigkeit


6.4.1 Biegung mit Längskraft
Für Bauteile mit im Verbund liegender Bewehrung, die mit Biegung, Biegung mit
Längskraft oder Längskraft allein belastet sind, erfolgt die Ermittlung der aufnehm-
baren Schnittgrößen unter folgenden Annahmen:
— Ebenbleiben der Querschnitte
— Zug-, Druckbewehrung und Beton haben, wenn sie in gleicher Höhe liegen,
gleich große Dehnung bzw. Zusatzdehnung
— Zugfestigkeit des Betons wird vernachlässigt
— Für die Betondruckspannungen gelten die rechnerischen Spannungsdehnungs-
linien nach Bild 3-1 und 3-2, für Betonstahl und Spannstahl die rechnerischen
Spannungsdehnungslinien nach Bild 3-5 und 3-6.
— Die Bemessung erfolgt auf Grundlage des Dehnungsdiagrammes nach Bild 6-2.
ð0Þ
— Die Vordehnung ep der Spannglieder wird im allg. bei der Spannungsermitt-
lung im Spannstahl berücksichtigt.

655
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

0 ec2 e cu 2
ec
As 2
es B
As 2 ac
Zs2
C
h d dp
y
h
z

Ap Zs1 Ap De p ep (0)

As1
e s ,e p A
As1 eud = 25 0 00 esy
0 ec2
e p = De p + e p(0)

Bild 6-2 Grenzen der Dehnungsverteilung im GZT

Bei den anzusetzenden Dehnungen nach Bild 6-2 ist zu beachten:


a) Die betragsmäßig größten Betondehnungen ecu2 bzw. ecu3 (Normalbeton) ist für
Normalbeton den Tafeln 3-2 und 3-3 zu entnehmen.
b) Ist der Querschnitt vollständig überdrückt, dann darf die Dehnung im Punkt C
von Bild 6-2 nur den Wert ec2 (Normalbeton) bzw. ec3 erreichen.
c) Bei einer nur geringen Exzentrizität ðed =h < 0,1Þ darf bei Normalbeton verein-
facht ec2 ¼ #0,0022 ¼ #2,2 ‰ angesetzt werden, damit wird die günstige Wir-
kung des Kriechens berücksichtigt.
d) In vollständig überdrückten Querschnittsteilen, wie Platten von Plattenbalken
oder Kastenträgern, ist die Dehnung in der Plattenmitte auf den Wert ec2 (Nor-
malbeton) bzw. ec3 beschränkt. Siehe Tafel 3-2 oder 3-3 für Normalbeton. Aller-
dings braucht die Tragfähigkeit des gesamten Querschnitts nicht kleiner ange-
setzt zu werden, als die Tragfähigkeit des Steges mit der gesamten Höhe und
einer Dehnungsverteilung entsprechend Bild 6-2.
e) Für die Betonstahldehnung es gilt: es < 25 ‰ ¼ eud ,
ð0Þ
für die Spannstahldehnung ep gilt: ep < ep þ 25 ‰ ¼ eud
Generell gilt bei der Querschnittsbemessung das Prinzip „Riss vor Bruch“. Daher
sind Stahlbetonbauteile in der Zugzone mit einer Mindestbewehrung auszustatten
(siehe Abschnitt 7.3).

6.4.1.1 Bemessung für mittigen Zug oder Zugkraft mit kleiner Ausmitte
Bewehrungsermittlung ohne weitere Hilfsmittel durch Anwendung des Hebelgeset-
zes nach Bild 6-3 und Gl. (6-3a) und (6-3b). Dabei wird vorausgesetzt, dass die äußere
Wirkungslinie der Zugkraft NEd innerhalb der Bewehrungslagen liegt, d. h. jed j < jzsi j.

MEd
ed ¼ ð6-2Þ
NEd
zs1 # ed
As2 ¼ NEd ð6-3aÞ
ssd ðzs1 þ zs2 Þ
zs2 þ ed
As1 ¼ NEd ð6-3bÞ
ssd ðzs1 þ zs2 Þ
ssd ¼ 1,05 " fyd ¼ 456 MN=m2 Bild 6-3 Bemessung für mittigen Zug und
Zugkraft mit kleiner Ausmitte

Wird eine symmetrische Bewehrungsanordnung angestrebt, so ergibt sich As1 ¼


As2 aus dem Größtwert der Gl. 6-3a und 6-3b. Bei zentrischer Zugkraft gilt
As, tot ¼ NEd =ssd .

Beispiel Bemessung eines Zugstabes für folgende Vorgaben:


6-2 Abmessungen b/h ¼ 24/40 cm
Bemessungsschnittgrößen MEd ¼ 30 kNm, NEd ¼ 300 kN
Betonstahl B500, zs1 ¼ zs2 ¼ 15 cm, ed ¼ 10 cm

656
Bemessung
0,15 ! 0,10
Lösung As2 ¼ 0,300 " 104 ¼ 1,10 cm2
456ð0,15 þ 0,15Þ

0,15 þ 0,10
As1 ¼ 0,300 " 104 ¼ 5,48 cm2
456ð0,15 þ 0,15Þ

Die so ermittelte Bewehrung ist zusätzlich hinsichtlich der Gebrauchstauglichkeits-


eigenschaften (Rissbreitenbegrenzung, Spannungsbegrenzung) zu prüfen. Diese
Nachweise sind hierbei vielfach bemessungsentscheidend.
6.4.1.2 Bemessung für mittige Druckkraft
Besteht keine Knickgefahr und greift die Druckkraft im Schwerpunkt eines symme-
trisch bewehrten Querschnitts an, dann kann die aufnehmbare Druckkraft (Bauteil-
widerstand) NRd mit den Festigkeitswerten fcd und fyd für den Beton und den Be-
tonstahl mit (6-4) bestimmt werden. Der Nachweis erfolgt mit (6-5).
#NRd ¼ Ac, netto " fcd þ As " fyd ¼ Ac, brutto " fcd þ As " ðfyd # fcd Þ ð6-4Þ
jNEd j < jNRd j ð6-5Þ
Die Bruttofläche des Betonquerschnitts Ac, brutto ist die gesamte Fläche inklusive der
Betonstahlfläche As . Die Nettofläche Ac, netto ist die reine Betonfläche (ohne die Be-
tonstahlfläche). Es gilt der Zusammenhang: Ac, netto ¼ Ac, brutto # As . Wird statt der
Nettofläche vereinfachend mit der Bruttofläche gerechnet, dann bewegt man sich
nicht auf der sicheren Seite!
Beispiel Die aufnehmbare mittige
6-3 Druckkraft NRd ist gesucht.
b=h ¼ 24=40 cm; As, tot ¼ 22 cm2
B500; C30/37
Lösung Ac, brutto ¼ 24 " 40 ¼ 960 cm2
Ac, netto ¼ 960 ! 22 ¼ 938 cm2
fcd ¼ 0,85 " 30=1,5 ¼ 17 MN=m2 ¼ 1,7 kN=cm2 12
fyd ¼ 500=1,15 ¼ 435 MN=m2 ¼ 43,5 kN=cm2
!NRd ¼ 938 " 1,7 þ 22 " 43,5 ¼ 2550 kN Bild 6-4 Querschnitt
Hinweis: Eine Berechnung mit der Bemessungstafel BT 7a ergibt für eine Bemessung mit der
mittigen Druckkraft von 2550 kN:
!2,55
mEd ¼ 0 nEd ¼ ¼ !1,56
0,24 " 0,40 " 17
Ablesung wtot ¼ 0,56 fyd =fcd ¼ 25,59
24 " 40
Erforderliche Bewehrung As, tot ¼ 0,56 " ¼ 21 cm2
25,59
Weil der Bemessungstafel BT 7a Bruttoflächen zugrunde liegen (und nicht wie es
korrekt wäre Nettoflächen!), ergibt sich die Differenz zwischen 22 cm2 und 21 cm2
bei der Betonstahlfläche.
Der exakte Wert ergibt sich wenn ðfyd # fcd Þ=fcd ¼ 24,59 anstatt von fyd =fcd benutzt wird.
As, tot ¼ . . . 21,9 cm2 ' 22 cm2

6.4.1.3 Bemessung für Biegung mit Längskraft


Bewehrungsermittlung durch Bemessungstafeln bzw. Diagramme. Diese sind im
Abschnitt 8 (S. 748 ff) für Rechteckquerschnitte und Plattenbalken abgedruckt.
Für die Anwendung einiger Bemessungstafeln (BT) müssen die Schnittgrößen MEd
und NEd, die als Ergebnis der statischen Berechnung im allgemeinen auf die
Schwereachse eines Querschnitts bezogen sind, auf die Schwerelinie der gezoge-
nen Stahllage (Index s) bezogen werden:

657
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
d2
As 2
Zs2 MEd
y
h d MEd ,s = MEd - NEd ◊ zs1
z NEd
Zs1 MEd ,s
As1 ⁄
= NEd
d1 Bild 6-5 Umrechnung in „versetzte“
Längskraft als Zugkraft positiv Schnittgrößen

Beispiele zur Bemessung für Biegung und Längskraft


unter Anwendung der entsprechenden Bemessungstafeln (BT) aus Abschnitt 8,
s. S. 748 ff.

Beispiel Anwendung BT 1 für Querschnitte mit rechteckiger Druckzone.


6-4 Bemessung eines Rechteckquerschnittes für folgende Vorgaben:
Abmessungen b/d/h ¼ 24/35/40 cm b
Bemessungsschnittgrößen MEd ¼ 78,2 kNm, NEd ¼ 0
Beton C20/25
Betonstahl B500

d
h
Lösung fcd ¼ acc " fck =gC ¼ 0,85 " 20=1,5 ¼ 11,33 MN=m2 As1
fyd ¼ fyk =gS ¼ 500=1,15 ¼ 435 MN=m2

α1
MEds ¼ 78,20 kNm (NEd ¼ 0)
1
mEds ¼ 0,0782 ¼ 0,235
0,24 " 0,352 " 11,33
w ¼ 0,2735 (aus BT 1a, nach Interpolation)
x ¼ 0,338 2 0,45 ! keine Druckbewehrung, d. h. As2 ¼ 0
11,33
As ¼ 0,2735 " " 0,24 " 0,35 " 104 ¼ 5,98 cm2 ðAs1 ¼ As ; As2 ¼ 0Þ
435

Beispiel Anwendung BT 9 für Plattenbalken.


6-5 Bemessung eines Plattenbalkenquerschnittes für folgende Vorgaben
Abmessungen beff ¼ 1,50 m
bw ¼ 30 cm
hf ¼ 11 cm
d ¼ 55 cm

Bemessungsschnittgrößen MEd ¼ 1000


NEd ¼ 0
Beton C20/25
Betonstahl B500

Lösung fcd ¼ 0,85 " 20=1,5 ¼ 11,33 MN=m2


fyd ¼ 500=1,15 ¼ 435 MN=m2
MEds ¼ 1000 kNm
1,000
mEds ¼ ¼ 0,195
1,50 " 0,552 " 11,33
hf =d ¼ 11=55 ¼ 0,20
beff =bw ¼ 1,50=0,30 ¼ 5,0
aus Tabelle BT 9: rs ¼ 1,02 und w ¼ 0,217 und fyd =fcd ¼ 38,4
150 " 55
As ¼ 0,217 " " 1,02 ¼ 47,6 cm2
38,4

658
Bemessung
Beispiel Anwendung BT 1 (beim Plattenbalken)
6-6 Plattenbalkenquerschnitt, Bemessungsmoment:
einfache Bewehrung MEd ¼ ð35 " 1,35 þ 45 " 1,50Þ " 12,002 =8
Verkehr: qk ¼ 45 kN/m MEd ¼ 2065,5 kNm ¼ MEds
Eigengewicht: gk ¼ 35 kN/m Bemessung (aus BT 1)

C 25/30 fcd ¼ 0,85 " 25=1,5 ¼ 14,16 N=mm2


B 500 8
2,0655 < w1 ¼ 0,0958
BT 1a
mEds ¼ ¼ 0,091 !!!! x < 0131
1,60 " 1,02 " 14,16 :
s Sd ¼ 456,5
!berprüfung der Lage der Nulllinie

x ¼ x " d ¼ 13,1 cm < 20 cm ! Nulllinie in der Platte


Bemessung wie beim Rechteckquerschnitt

1
erf As1 ¼ " ð0,0958 " 160 " 100 " 14,16Þ ¼ 47,55 cm2
456,5

Beispiel Anwendung BT 1b für Rechteckquerschnitt mit Druckbewehrung


6-7 MEd ¼ 1780 kNm Bemessung ðx=d < 0,45Þ
NEd ¼ #1000 kN fcd ¼ 0,85 " 40=1,5 ¼ 22,67 N=mm2
MEd, s ¼ 1780 þ 1000 " 0,348 2,128
MEd, s ¼ 2128 kNm mEds ¼ ¼ 0,3927 > mEds: lim
0,40 " 0,7732 " 22,67
¼ 0,296
C 40/50 Druckbewehrung erforderlich
8
B 500 >
> w1 ¼ 0,47200
<
BT 1b w2 ¼ 0,10703
d2 =d ¼ 0,1 ###!
> s ¼ 436,8
: s1d
>
s s2d ¼ #435,3
erf As1 ¼
1
" ð0,4720 " 0,40 " 0,773 " 22,67 # 1,0Þ " 104 12
436,8
¼ 52,85 cm2
1
erf As2 ¼ " ð0,10703 " 0,40 " 0,773 " 22,67Þ " 104
435,3
¼ 17,23 cm2

Beispiel Plattenschnittgrößen (mit und ohne Umlagerung) sowie Bemessung


6-8 gk " 1,35 þ qk " 1,50 ¼ 70 kN=m2 C25/30
fcd ¼ 14,16 N=mm2 B 500
Platte: d ¼ 20 cm
(statische Höhe)

lineare Schnittgrößenermittlung lineare Schnittgrößenermittlung


ohne Umlagerung: mit Umlagerung:
Stützen: Stützen: (s. links)
d " mEd ¼ #0,95 " 145,83 ¼ #138,54 kNm=m
0,1385
mEds ¼
1,0 " 0,202 " 14,16
8
< w1 ¼ 0,2735
BT 1a
¼ 0,245 ###! s s1d ¼ 439,2
:
x ¼ 0,338
Kontrolle:
mEd ¼ !70 " 5,002 =12 dzul ¼ 0,64 þ 0,8 " x ¼ 0,64 þ 0,8 " 0,338
¼ !145,83 kNm=m ¼ 0,91 < 0,95
1
a
erf s1 ¼ " ð0,2735 " 100 " 20 " 14,16Þ
439,2
¼ 17,64 cm2 =m

659
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
0,1458
mEds ¼
1,0 " 0,202 " 14,16
8
< w1 ¼ 0,3076
BT 1A
¼ 0,257 !!!! s s1d ¼ 438,2
:
dzul ¼ 0,94

1
erf as1 ¼ " ð0,3048 " 100 " 20 " 14,16Þ
438,2
Feld:
¼ 19,70 cm2 mEd ¼ mEds ¼ 80,21 kNm=m
Feld 0,0802
mEds ¼
/ 1,0 " 0,202 " 14,16
mEd ¼ mEds ¼ þ70 " 5,002 24 -
BT 1a w1 ¼ 0,1537
¼ 0,1416 ###!
¼ 72,92 kNm=m s s1d ¼ 446,9
1
erf as1 ¼ " ð0,1537 " 100 " 20 " 14,16Þ
0,07292 446,9
mEds ¼ ¼ 9,74 cm2 =m
1,0 " 0,202 " 14,16
-
BT 1a w1 ¼ 0,1386
¼ 0,1287 !!!!
s s1d ¼ 448,8

1
erf as1 ¼ " ð0,1386 " 100 " 20 " 14,16Þ
448,8
¼ 8,75 cm2

Beispiel Anwendung BT 0 (allg. Bemessungsdiagramm) für Rechteckquerschnitte


6-9 Rechteckquerschnitt
Abmessungen b=d=h ¼ 24=35=40 cm
Bemessungsschnittgrößen MEd ¼ 0,0782 MNm, NEd ¼ 0
Baustoffe C20/25 und B 500

Lösung fcd ¼ 0,85 " 20=1,5 ¼ 11,33 MN=m2 ; MEds ¼ 0,0782 þ 0 ¼ 0,0782 MNm
0,0782
mEds ¼ ¼ 0,235 < mEds, lim ¼ 0,296
0,24 " 0,352 " 11,33
Ablesung aus BT0: z ¼ 0,86; ss1 ¼ 439 MN=m2
0,0782 104
z ¼ 0,86 " 0,35 ¼ 0,301 m; As1 ¼ " ¼ 5,92 cm2
0,301 439
Hinweis: Dieses Beispiel entspricht dem Beispiel 6-4 auf Seite 658!

Beispiel Anwendung BT 0 (allg. Bemessungsdiagramm) mit Druckbewehrung.


6-10 Rechteckquerschnitt
Abmessungen b=d=d2 =h ¼ 40=77,3=7,7=85 cm
Bemessungsschnittgrößen LF 1 MEd ¼ 1,78 MNm, NEd ¼ !1,0 MN,
LF 2 MEd ¼ 1,43 MNm, NEd ¼ þ0,50 MN,
Baustoffe C40/50 und B500
Lösung fcd ¼ 0,85 " 40=1,5 ¼ 22,67 MN=m2 ; zs1 ¼ 85=2 ! ð85 ! 77,3Þ ¼ 34,8 cm
LF 1 MEds ¼ 1,78 ! ð!1,0Þ " 0,348 ¼ 2,128 MNm
2,128
mEds ¼ ¼ 0,393 > mEds, lim ¼ 0,296
0,40 " 0,7732 " 22,67
Ablesung aus BT0 für d2 =d ¼ 7,7=77,3 & 0,10
zlim ¼ 0,813; ss1, lim ¼ 436,8 MN=m2 , ss2, lim ¼ 435,3 MN=m2
zlim ¼ 0,813 " 0,773 ¼ 0,628 m
MEds, lim ¼ 0,296 " 0,40 " 0,7732 " 22,67 ¼ 1,604 MNm
DMEds ¼ 2,128 ! 1,604 ¼ 0,524 MNm
" #
1,604 0,524 104
As1 ¼ ! 1,00 þ " ¼ 52,8 cm2
0,628 0,773 ! 0,077 436,8
4
0,524 10
As2 ¼ " ¼ 17,3 cm2
0,773 ! 0,077 435,3

660
Bemessung
Hinweis: Dieses Beispiel entspricht dem Beispie 6-7 auf der Seite 659!
LF 2 MEds ¼ 1,43 ! 0,5 " 0,348 ¼ 1,256 MN
1,256
mEds ¼ ¼ 0,232 < mEds, lim ¼ 0,296
0,40 " 0,7732 " 22,67
! im LF 2 ist eine Druckbewehrung nicht erforderlich
Ablesung aus BT0
z ¼ 0,86 ! z ¼ 0,86 " 0,773 ¼ 0,665 m, s s1d ¼ 440 N/mm2
" #
1,256 1
As1 ¼ þ 0,5 " 104 ¼ 54,29 cm2
0,665 440
Erforderliche Bewehrung insgesamt aus LF 1 und LF 2)
As1 ¼ 54,29 cm2 , As2 ¼ 17,3 cm2 ,
Anmerkung: Die vorhandene Druckbewehrung wurde im LF 2 nicht berücksichtigt.

6.4.1.4 Längsdruckkraft mit kleiner Ausmitte


Bewehrungsermittlung durch Interaktionsdiagramme, welche im Abschn. 8 für
Rechteckquerschnitte mit symmetrischer Bewehrung abgedruckt sind. Für überwie-
genden Längsdruck oder Längszug bzw. überwiegende Biegebeanspruchung mit
wechselnden Vorzeichen wird in der Regel eine symmetrische Bewehrung angeord-
net.
Für geringe Ausmitten mit e d/h < 0,1 darf für Normalbeton ec2 ¼ 2,2 0=00 ausgenutzt
werden, d. h. s sd ¼ fyd , ansonsten gilt ec2 ¼ 2,0 0=00, womit die Streckgrenze des
Stahls nicht ausgenutzt werden kann (s sd ¼ 0,002 " Es ). Für Querschnitte mit
Drucknormalkraft ist bei der Bemessung immer eine Mindestausmitte
e0 ¼ h=30 cm > 2,0 cm anzusetzen. Bei Bauteilen nach Theorie II. Ordnung sind die
entsprechenden Imperfektionen maßgebend.
Beispiel Anwendung BT 7b (Interaktionsdiagramm)
6-11 Rechteckquerschnitt, symmetrisch bewehrt
Abmessungen b=h=d1 =d1 ¼ 25=35=5=5 cm
Bemessungsschnittgrößen im GZT NEd ¼ 2600,00 kN (Druckkraft) 12
Baustoffe: C30/37, B500A
30
Lösung fcd ¼ 0,85 " ¼ 17 N=mm2
1,5
Mindestausmitte e0 ¼ h=30 cm ¼ 35=30 ¼ 1,17 < 2,0 cm
d. h. 2 cm sind maßgebend
NEd ¼ !2600 kN , MEd ¼ 0,02 " 2600 ¼ 52 kNm

!2,6 0,052
nEd ¼ ¼ !1,74; mEd ¼ ¼ 0,10
0,25 " 0,35 " 17 0,25 " 0,352 " 17
Ablesen aus BT 7b d1 =d % 0,15

25 " 35
wtot ¼ 1,03 ! As, tot ¼ 1,03 " ¼ 35,22 cm2
25,59
d. h. je Querschnittseite 17,61 cm (3 ˘ 28)

6.4.1.5 Kreisquerschnitte
Kreisquerschnitte werden in der Regel wie Rechteckquerschnitte mit symmetrischer
Bewehrung bemessen. Im Abschnitt 8 ist eine entsprechende Bemessungshilfe für
den Vollquerschnitt angegeben.

6.4.1.6 Bemessung vorgespannter Querschnitte


Die Bemessung bei Vorspannung mit sofortigem oder nachträglichem Verbund
kann im GZT (nach Herstellung des Verbundes) analog der Querschnittsbemessung
für Stahlbeton erfolgen. Dabei sind die unterschiedlichen Höhenlagen von schlaffer

661
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

und vorgespannter Bewehrung sowie die unterschiedlichen Stahlfestigkeiten zu


ð0Þ
berücksichtigen. Die Spannstahldehnung setzt sich aus der Vordehnung ep und
der Zusatzdehnung Dep zusammen. Eine Bemessung für Querschnitte mit rechtek-
kiger Druckzone kann z. B. mit Hilfe des allgemeinen Bemessungsdiagramms (BT
0) durchgeführt werden.
Bei Vorspannung ohne Verbund (gilt auch für Vorspannung mit nachträglichem Ver-
bund vor Herstellung des Verbundes) ist die Vorspannwirkung generell als äußere
Einwirkung zu betrachten. Aufgrund des mangelnden Verbundes ist der Spannungs-
zuwachs im Spannstahl von der Verformung des gesamten statischen Systems ab-
hängig. Dieser Spannungszuwachs kann bei exzentrisch geführten internen Spann-
gliedern vereinfacht mit 100 N/mm2 angenommen werden.
6.4.2 Querkraft
Unabhängig von den nachstehend aufgeführten Nachweisen ist in Balken und ein-
achsig gespannten Platten mit b=h < 5 immer eine Mindestquerkraftbewehrung
nach Abschn. 7.3.1.2 anzuordnen.
Ausnahmen:
— Platten (Voll-, Rippen-, Hohlplatten) mit ausreichendem Querabtrag der Las-
ten. Insbesondere bei Rippendecken darf auf die Mindestquerkraftbewehrung
verzichtet werden, wenn folgende Bedingungen eingehalten sind: vorwiegend
ruhende Belastung (qk < 3 kN=m2 bzw: Qk < 3 kN), keine Brandschutzanforde-
rungen, Rippenabstand <700 mm.
— Bauteile von untergeordneter Bedeutung (z. B. Sturz mit Spannweite < 2 m).
Weitere Details zu Stürzen siehe DAfStb Heft 600.
6.4.2.1 Bemessungsverfahren
Für die Bemessung gilt
8
> VRd, c Bemessungswert der aufnehmbaren Querkraft
>
>
>
> ohne Querkraftbewehrung
>
>
<V Bemessungswert der aufnehmbaren Querkraft
Rd, s
V Ed < V Rd ¼ ð6-6Þ
>
> mit Querkraftbewehrung
>
>
>
> V Bemessungswert der durch Druckstreben
: Rd, max
>
aufnehmbaren Querkraft
Wenn VEd > VRd, c , ist immer ein expliziter Nachweis von VEd < VRd, s erforderlich,
VEd < VRd, max ist generell einzuhalten. Die Querkraftnachweise dürfen bei zweiach-
sig gespannten Platten getrennt für jede Spannrichtung geführt werden. Wenn in
diesen Fällen Querkraftbewehrung erforderlich wird, ist diese aus beiden Richtun-
gen zu addieren.
Hinweis: Die Nachweise zur Querkraftbemessung sind stark an Rechteckquerschnit-
ten orientiert. Zur Querkraftbemessung von Kreisquerschnitten wird auf die Veröf-
fentlichungen von Bender/Mark in der Zeitschrift Beton- und Stahlbetonbau 2/2006
und 5/2006 verwiesen.
6.4.2.1.1 Einwirkende Querkraft VEd
Die einwirkende Querkraft ist nach Abschnitt 5 zu ermitteln. Dabei sind die folgen-
den Einflüsse zu beachten:
a) Lagerungsart, siehe Abschnitt 5.5.2. Bei gleichmäßig verteilter Belastung und di-
rekter Auflagerung ist die einwirkende Querkraft für den Nachweis von VRd, c
und VRd, s im Abstand d vom Auflagerrand anzusetzen. Für den Nachweis von
VRd, max ist bei direkter Lagerung die Querkraft am Auflagerrand maßgebend.
Bei indirekter Lagerung ist für alle Nachweise die Querkraft in der Auflager-
achse maßgebend.

662
Bemessung

b) Auflagernahe Einzellast. Bei Trägern mit direkter


Lagerung und oberseitiger Lasteintragung gilt
eine Einzellast als auflagernah, wenn sie die Be-
dingung 0,5d < av < 2d erfüllt. av ist der Abstand av
b=

d
zum Auflagerrand (bzw. zur Auflagerachse bei ver- 2d
formbaren Lagern). In diesem Fall darf die aus
der Einzellast resultierende Querkraft mit dem
Faktor b zur bemessungsrelvanten Querkraft für av

den Nachweis von VRd, c und VRd, s abgemindert


werden. Für av < 0,5d ist in der Gleichung für b
der Wert av ¼ 0,5d anzusetzen. Für den Nachweis
von VRd, max ist diese Abminderung nicht zulässig.
c) Bauteile mit geneigten Gurten und geneigten Spanngliegern. Bei entspre-
chenden Trägern wird die einwirkende Querkraft durch die Komponenten der
Gurt- und Spanngliedkräfte in Querkraftrichtung erhöht oder vermindert (siehe
Bild 6-6 und Gleichung 6-7)
VEd ¼ VEd, 0 # Vccd # Vtd # Vpd ð6-7Þ
VEd, 0 Grundbemessungswert der auf den Querschnitt einwirkenden Querkraft
VEd Bemessungswert der einwirkenden Querkraft (maßgebend für die Nachweise der
Querkrafttragfähigkeit) MEds
Vccd Bemessungswert der Querkraftkomponente in der Druckzone ¼ " tan wcc
z
Vtd Bemessungswert der Querkraftkomponente aus der Stahlzugkraft
" #
MEds
¼ þ NEd " tan wt
z
Vpd Bemessungswert der Querkraftkomponente aus der Spannstahlkraft im GZT
¼ Fpd " sin wp (Hinweis: in den für Querkraftnachweise maßgebenden Schnitten wird
die Streckgrenze im Spannstahl oft nicht erreicht, zeitabhängige Verluste sind zu be-
rücksichtigen.)
12
Fcd
1 Vccd
y cc
MEd

4
VEd

= NEd

x z
VEd ,0
2
M
3
yp
Vpd
Fpd
yt Fsd
Vtd

1 Wirkungslinie der Betondruckkraft 2 Schwereachse der Spannglieder


3 Schwereachse der Betonstahlbewehrung 4 Nulllinie
Bild 6-6 Querkraftanteile für Träger mit geneigten Gurten bzw. geneigtem Spannglied

Gezeigt ist im Bild 6-6 der Fall mit Querkraftverminderung. Mit gleichsinnigem Ver-
lauf von Moment jMj und innerem Hebelarm z wird ein Teil der einwirkenden
Querkraft unmittelbar über die geneigten Gurtkräfte aufgenommen und braucht im
Nachweis der Querkrafttragfähigkeit nicht berücksichtigt werden. Im umgekehrten
Fall, d. h. wenn der Verlauf von jMj und z gegensinnig sind, tritt eine Erhöhung
der einwirkenden Querkraft auf.
Der Querkraftanteil einer ggf. vorhandenen Druckbewehrung ist analog zu Vccd in
Gl. 6-7 zu berücksichtigen.

663
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

6.4.2.2 Bauteile ohne rechnerisch erforderliche Querkraftbewehrung


(V Ed < V Rd, c )
Bei Plattentragwerken des üblichen Hochbaus kann vielfach auf eine Querkraftbe-
wehrung mit dem Nachweis, dass VEd < VRd, c gilt, verzichtet werden. Zusätzlich ist
generell VEd < VRd, max nachzuweisen. Der Nachweis für VRd, max ist in diesem Zu-
sammenhang im Allgemeinen nicht bemessungsentscheidend.
' (
0,15
VRd, c ¼ " k " ð100 " %l " fck Þ1=3 þ 0,12 " s cp " bw " d
gC
> ðvmin þ 0,12 " s cp Þ " bw " d ½MN, ð6-8Þ
Der Mindestwert ist dabei unabhängig von der Längszugbewehrung.
In Gleichung 6-8 sind:
gc der Teilsicherheitsbeiwert für bewehrten Beton (i. Allg. ¼ 1,5)
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
k ¼ 1 þ 200=d < 2,0 mit d in mm zur Berücksichtigung der Bauteilhöhe
Asl <
rl der Längsbewehrungsgrad mit rl ¼ 0,02
bw " d
Asl die Fläche der Zugbewehrung, die mindestens um das Maß lbd þ d über den betrachte-
ten Querschnitt hinaus geführt und dort wirksam verankert wird (siehe Bild 6-7). Bei Vor-
spannung mit sofortigem Verbund darf die Spannstahlfläche voll auf As1 angerechnet wer-
den
bw die kleinste Querschnittsbreite innerhalb der Zugzone des Querschnitts in ½m.
d die statische Nutzhöhe der Biegebewehrung im betrachteten Querschnitt in ½m.
fck der charakteristische Wert der Betondruckfestigkeit in N/mm2
s cp der Bemessungswert der Betonlängsspannung in Höhe des Schwerpunkts des Quer-
NEd <
schnitts mit s cd ¼ 0,2 " fcd in N=mm2 (Betonzugspannungen sind in Gl. 6-9 negativ
einzusetzen) Ac
NEd der Bemessungswert der Längskraft im Querschnitt infolge äußerer Einwirkungen oder
Vorspannung (NEd > 0 als Längsdruckkraft)
( pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ð0,0525=gC Þ " pk 3 "f
ck für d < 600 mm
vmin ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ð0,0375=gC Þ " k 3 " fck für d > 800 mm
Zwischenwerte können linear interpoliert werden.

lbd lbd Asl A


VEd VEd

d 45° 45°
45° d
lbd VEd
Asl A Asl A

A betrachteter Querschnitt

Bild 6-7 Definition von Asl für die Ermittlung von rl in Gleichung 6-8

Zusätzlich zum Nachweis der Querkrafttragfähigkeit nach Gl. 6-8 ist die ohne Ab-
minderung einer auflagernahen Einzellast einwirkende Querkraft VEd zu begrenzen
auf VEd < 0,5 " bw " d " n " fcd mit n ¼ 0,675 allgemein für Querkraft und n ¼ 0,525 für
Torsion (siehe Abschnitt 6.4.3). Für c Betone > C55=67 gelten besondere Regeln.
/
Bei ungerissenen (d. h. s c < fctk; 0,05 gC ), einfeldrigen, statisch bestimmt gelagerten
Bauteilen mit Längsdruckkräften (im allg. aus Vorspannung) darf die Querkraft-
tragfähigkeit ohne Querkraftbewehrung alternativ nach Gl. 6-9 nachgewiesen wer-
den.
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
I " bw
VRd, c ¼ " ðfctd Þ2 þ a1 " s cp " fctd ð6-9Þ
S

664
Bemessung
Mit I Flächenträgheitsmoment (Flächenmoment 2. Grades)
S Statisches Moment (Flächenmoment 1. Grades)
a1 ¼ lx =lpt2 < 1 bei Vorspannung mit sofortigem Verbund
¼ 1 in den übrigen Fällen
lx Abstand des betrachteten Querschnitts vom Beginn der !bertragungslänge des
Spanngliedes
lpt2 oberer Bemessungswert der !bertragungslänge des Spanngliedes
bw Querschnittsbreite in der Schwereachse unter Berücksichtigung etwaiger Hüllrohre
(siehe Gl. 6-12)/
fctd ¼ act " fctk; 0,05 gC ¼ 0,57 " fctk; 0,05 mit act ¼ 0,85 und gC ¼ 1,50

Eine Anwendung dieser Nachweisform ist im Wesentlichen nur bei vorgespannten


Konstruktion und Druckgliedern sinnvoll. Auf eine ggf. erforderliche Mindestquer-
kraftbewehrung sowie Spaltzugbewehrung ist zu achten. Auf den Nachweis nach
Gl. 6-9 darf bei o. g. Voraussetzungen verzichtet werden, wenn der betrachtete
Querschnitt näher am Auflager liegt als der Schnittpunkt zwischen der Schwe-
reachse und einer vom Auflagerrand im Winkel von 45. geneigten Linie. Bei verän-
derlichen Stegbreiten kann der maßgebende Schnitt auch außerhalb des Schwer-
punktes liegen.

6.4.2.3 Bauteile mit rechnerisch erf. Querkraftbewehrung


Generell ist in Balken und Plattenbalken sowie Platten mit b=h < 5, unabhängig da-
von ob der Nachweis VEd < VRd, c erfüllt ist, zumindest eine Mindestquerkraftbeweh-
rung erforderlich. Für den Fall VEd > VRd, c ist die erforderliche Querkraftbewehrung
explizit zu ermitteln und die Druckstrebentragfähigkeit nachzuweisen. Dazu wird
das folgende Fachwerkmodell verwendet:

A B
Fcd V (cot O – cot a)
1 M 12
a 2
z
d O z = 0,9 d N
V 1
z
2 V

s Ftd
D C

A Druckgurt B Druckstreben C Zuggurt D Querkraftbewehrung

bw bw

a Winkel zwischen Querkraftbewehrung und der rechtwinklig zur Querkraft verlaufenden


Bauteilachse
q Winkel zwischen Betondruckstreben und der rechtwinklig zur Querkraft verlaufenden
Bauteilachse
Ftd Bemessungswert der Zugkraft in der Längsbewehrung
Fcd Bemessungswert der Betondruckkraft in Richtung der Längsachse des Bauteils
bw kleinste Querschnittsbreite zwischen Zug- und Druckgurt
z innerer Hebelarm bei einem Bauteil mit konstanter Höhe, der zum Biegemoment im be-
trachteten Bauteil gehört.

Bild 6-8 Fachwerkmodell und Formelzeichen für querkraftbewehrte Bauteile

665
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

6.4.2.3.1 Wahl der Druckstrebenneigung q


Die Druckstrebenneigung q (siehe Bild 6-9) darf zwischen den Winkeln q ¼ 18,4.
(cot q ¼ 3,0) und q ¼ 45. (cot q ¼ 1,0) liegen und kann nach folgender Formel
(6-10) bestimmt werden:
1,2 þ 1,4scd =fcd <
1,0 < cot q < 3,0 für Normalbeton ð6-10Þ
1 # VRd,cc =VEd
mit
" #
1=3 scd
VRd, cc ¼ c " 0,48 " fck " 1 # 1,2 " bw " z ð6-11Þ
fcd
Wobei: c Rauhigkeitsbeiwert ¼ 0,5
s cd ¼ NEd =Ac (als Zugspannung negativ einsetzen)
Bei geneigter Querkraftbewehrung darf auch eine flacher geneigte Druckstrebe mit
cot q ¼ 0,58 (q ¼ 60. ) ausgenutzt werden. Bei Längszugbelastung sollte cot q ¼ 1
eingehalten werden.

cv,l
Für den inneren Hebelarm darf angesetzt wer-

2 cv,l
den: z ¼ 0,9 " d. Alternativ kann z aus der Bie- bzw. 30 mm
Fc
gebemessung im GZTan der betrachteten Stelle
bestimmt werden. Es darf jedoch kein größerer

d
z
Wert als z ¼ d # 2cv, l > d # cv, l # 30 mm an-
gesetzt werden. Dabei ist cv, l das Verlegemaß O
Fs
der Längsbewehrung. Bei einem Querschnitt,
der vollständig unter Zugbeanspruchung steht,
darf für z der Abstand der Zugbewehrungen an- Bild 6-9 Innerer Hebelarm z beim
Querkraftnachweis
gesetzt werden, sofern Bügel die Längszugbe-
wehrungen umfassen.
Ein kleiner Winkel q, also ein großer Wert für cot q, verursacht eine geringe Quer-
kraftbewehrung, aber eine hohe Druckstrebenbeanspruchung sowie ein großes
Versatzmaß al (siehe Abschnitt 7.3.1.1!) Vereinfachend können auch folgende An-
haltswerte für cot q angesetzt werden:
cot q ¼ 1,2 bei reiner Biegung und Biegung mit Längskraft
cot q ¼ 1,0 bei Biegung mit Längszug
6.4.2.3.2 Nachweis der maximalen Druckstrebentragfähigkeit V Rd, max > V Ed
cot q þ cot a
VRd, max ¼ acw " bw " z " n1 " fcd ð6-12Þ
1 þ cot2 q
wobei
acw ¼ 1,0 (Beiwert zur Berücksichtigung des Spannungszustandes der Druckzone, nationale
Regelung)
n1 ¼ 0,75 " ð1,1 # fck =500Þ < 0,75 (Festigkeitsabminderungsbeiwert ¼ 0,75 bei Beton 2 C50/60)
bw kleinste Querschnittsbreite zwischen Zug- und Druckgurt.
Bei vorgespannten
P Querschnitten mit verpressten Hüllrohren mit einer Durchmesser-
summe ˘h > bw =8 muss der Bemessungswert der Druckstrebentragfähigkeit VRd, max
unter Berücksichtigung des Nennwertes b w, nom der Querschnittsbreite für die ungünstigste
Hüllrohrlage mit ˘h als äußerem Hüllrohrdurchmesser ermittelt werden.
Dabei ist: P
bw, nom ¼ bw # 0,5P ˘h bis C50/60 (bzw. LC50/55)
bw, nom ¼ bw # 1,0 ˘h ab C55/67 (bzw. LC55/60)
Für nebeneinanderliegende
P nicht verpresste Hüllrohre oder Vorspannung ohne Verbund gilt:
bw, nom ¼ bw # 1,20 dh
z innerer Hebelarm (siehe 6.4.2.3.1)

6.4.2.3.3 Nachweis der erforderlichen Querkraftbewehrung


Asw VEd
a
erf sw ¼ ¼ ð6-13Þ
s fywd " z " ðcot q þ cot aÞ " sin a

666
Bemessung
wobei
s Bügelabstand
asw Bewehrungsquerschnitt je Längeneinheit
fywd ¼ fyd (die mit zunehmender plastischer Dehnung auftretende Verfestigung darf nicht an-
gesetzt werden)
z innerer Hebelarm (siehe 6.4.2.3.1)

6.4.2.4 vereinfachte Formeln für den Nachweis der Querkrafttragfähigkeit


Für den häufig vorkommenden Fall:
— Normalbeton bis C50/60, gC ¼ 1,5
— keine Längskraft ðs cp ¼ 0Þ
— z ¼ 0,9 " d
— senkrechte Querkraftbewehrung (Bügel); a ¼ 90. ; 1 < cot q < 3,0
lassen sich die Formeln (6-8) bis (6-13) wie folgt vereinfachen:
8
ð100 " rl " fck Þ1=3 " bw " d
< 0,1 " k "p
>
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
VRd, c ¼ max 0,035 " k 3 " fck " bw " d für d < 600 mm ð6-14Þ
>
: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
3
0,025 " k " fck " bw " d für d > 800 mm
1,2
1,0 < cot q < / < 3,0 ð6-15Þ
1 # VRd, cc VEd
1=3
mit VRd, cc ¼ 0,216 " fck " bw " d
und
0,3825 " bw " d " fck
VRd, max ¼ ð6-16Þ
cot q þ tan q
Asw VEd
a
erf sw ¼ ¼ ð6-17Þ
s fyd " 0,9 " d " cot q
Beispiel Querkraftnachweis ohne erforderliche Querkraftbewehrung 12
6-12 Beton C25/30, Plattenquerschnitt b=d=h ¼ 100=15,1=18 cm, cv, l ¼ 2,0 cm
Zugbewehrung R335A, asx ¼ 3,35 cm2 /m (1s ¼ 8Þ, asy ¼ 1,13 cm2 /m (1s ¼ 6Þ
Der Nachweis erfolgt hier nur für die x-Richtung.
Einwirkende Querkraft vEd, x ¼ 41,5 kN/m am Auflagerrand
rffiffiffiffiffiffiffiffi vEd, x ¼ 39,4 kN/m im Abstand d vom Auflagerrand
200 3,35
k ¼1þ ¼ 2,15 > 2,0 rl ¼ ¼ 0,00222 < 0,02
151 100 " 15,1
fck ¼ 25 N/mm2
(
0,1 " 2,0 " ð100 " 0,00222 " 25Þ1=3 " 0,151 ¼ 0,0534 MN=m ¼ 53,5 kN=m
VRd, c ¼ max pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
0,035 23 " 25 " 0,151 ¼ 0,0747 MN=m ¼ 74,7 kN=m

vRd, ct ¼ 74,70 > 39,4 kN=m ! Querkraftbewehrung nicht erforderlich!


Eine Mindestquerkraftbewehrung ist aufgrund des Plattenquerschnittes (b=h ¼ 100/
18 ¼ 5,55 > 5) nicht erforderlich. Auf den Nachweis für VRd, max wird hier verzichtet.
Er ist bei Platten vielfach nicht maßgebend.
Beispiel Querkraftnachweis mit erf. Querkraftbewehrung
6-13 Beton C20/25, bw =d=h ¼ 24=83=90 cm, cv, l ¼ 5,8 cm
Zugbewehrung 3 1s ¼ 25 mit 14,7 cm2 ; ausreichend verankert
Einwirkende Querkraft VEd ¼ 250 kN am Auflagerrand
VEd ¼ 213 kN im Abstand d vom Auflagerrand
z ¼ 0,9d ¼ 0,9 " 0,83 ¼ 0,747 m
< 0,90 ! 2 " 0,058 ¼ 0,784 m > 0,90 ! 0,058 ! 0,030 ¼ 0,812 m
rffiffiffiffiffiffiffiffi
200 14,7
k ¼1þ ¼ 1,49 < 2,0 rl ¼ ¼ 0,0074 < 0,02
830 24 " 83
fck ¼ 20 N/mm2 ðfck Þ1=3 ¼ 2,71

667
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
(
0,1 " 1,49 " ð100 " 0,0074 " 20Þ1=3 " 0,24 " 0,83 ¼ 0,0729 MN ¼ 72,9 kN
VRd, c ¼ max pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
0,025 1,493 " 20 " 0,24 " 0,83 ¼ 0,0405 MN ¼ 40,5 kN

VRd, c ¼ 72,9 < 213 kN ¼ VEd ! Querkraftbewehrung erforderlich!


Es werden senkrecht stehende Bügel als Querkraftbewehrung eingebaut.
Druckstrebenneigung: VRd, cc ¼ 0,216 " 201=3 " 0,24 " 0,83 ¼ 0,1166 MN ¼ 116,6 kN
1,2
1,0 < cot q < ¼ 2,65 < 3,0
1 ! 116,6=213
Gewählt: cot q ¼ 2,65 q ¼ 20,67,
0,3825
VRd, max ¼ " 20 " 0,24 " 0,83 ¼ 0,5034 MN ¼ 503,4 kN > 250 kN ¼ VEd
2,65 þ 1=2,65
(Für den Nachweis von VRd, max ist die einwirkende Querkraft am Auflagerrand maß-
gebend) Asw 0,213 cm2
Querkraftbewehrung: asw ¼ ¼ " 104 ¼ 2,47
s 435 " 0,9 " 0,83 " 2,65 m
Gewählt: 2-schnittige, senkrecht stehende Bügel,
1s ¼ 8, Bügelabstand 30 cm, vorh. asw ¼ 3,35 > 2,47 cm2 /m
!berprüfung Mindestquerkraftbewehrung und Bügelabstand
minrw ¼ 0,7 ‰ ¼ 0,0007, min asw ¼ 0,0007 " 245 " 100 ¼ 1,68 < 2,46 cm2 /m
VEd 213
¼ ¼ 0,423 ! max s ¼ 30 cm
VRd, max 503,4

6.4.2.5 Schub zwischen Balkensteg und Gurt


Der Anschluss von Gurten an Stegen kann aufgrund des Bemessungsmodells nach
Bild 6-10 berechnet werden.

A
Fd

Fd beff
∆x

O Sf

A A

hf
B Fd + ∆Fd

Asf

Fd + ∆Fd
bw

A Druckstreben B hinter diesem projizierten Punkt verankerter Längsstab

Bild 6-10 Anschluss zwischen Gurten und Steg

Der Nachweis ist mit den Formeln (6-11) bis (6-13) bzw. (6-14) bis (6-17) zu führen.
Dabei sind folgende #nderungen in den Formeln zu beachten:
einwirkende Längsschubkraft:

VEd ¼ DFd

668
Bemessung

geometrische Größen:
bw ¼ hf ¼ Gurtdicke am Anschluss
z ¼ 0,9 " d ¼ Dx
DFd ist die Differenz der Längskraft in einem einseitigen Gurtabschnitt der Län-
ge Dx. Dx darf nicht größer gewählt werden als der halbe Abstand zwischen
Momentennullpunkt und Momentenhöchstwert, bei Einzellasten ist Dx höchs-
tens der Abstand zwischen den Einzellasten.
Zur Ermittlung der Druckstrebenneigung qf darf für s cp die mittlere Betonlängs-
spannung im anzuschließenden Gurtabschnitt mit der Länge Dx angesetzt werden.
Vereinfachend darf in Zuggurten mit cot qf ¼ 1,0, in Druckgurten mit cot qf ¼ 1,2
gerechnet werden. Für die senkrecht zur Fuge angeordnete Anschlussbewehrung
Asf (siehe Bild 6-10) erhält man folgende Nachweisgleichungen:
hf " Dx " n1 " fcd < A VEd
VRd, max ¼ VEd ¼ DFd , asf ¼ sf ¼ ð6-18Þ
tan qf þ cot qf sf fyd " Dx " cot qf
n1 ¼ 0,75 " ð1; 1 ! fck =500Þ < 0,75 (Festigkeitsabminderungsbeiwert = 0,75 bei Beton < C50/60)
Auf die Anschlussbewehrung kann verzichtet werden, wenn gilt:
VEd < 0,4 " hf " Dx " fctd ð6-19Þ
Unabhängig hiervon ist eine ggf. erforderliche Bewehrung aus Plattenbiegung bzw.
eine entsprechende Mindestbewehrung nach Abschnitt 7 erforderlich.
Bei kombinierter Beanspruchung durch Querbiegung und durch Schubkräfte zwi-
schen Gurt und Steg ist in der Regel der größere erforderliche Stahlquerschnitt an-
zuordnen, der sich entweder als Schubbewehrung nach Gleichung 6-18 oder aus
der erforderlichen Biegebewehrung für Querbiegung und der Hälfte der Schubbe-
wehrung nach Gleichung 6-18 ergibt.
Wenn Querkraftbewehrung in der Gurtplatte erforderlich wird, sollte der Nachweis
der Druckstreben senkrecht (Platte) und längs (Scheibe) des Plattenanschnittes in
linearer Interaktion geführt werden:
/ / 12
½VEd VRd, max ,Platte þ ½VEd VRd, max ,Scheibe < 1,0 ð6-20Þ
Beispiel Anschluss eines Druckgurtes
6-14 Beton C40/50, Stahl B500
beff

30 30 30
beff ,i
qk = 17 kN / m
hf 15
g k = 40 kN / m

80 75 Nachweisschnitt

8,50 m

2,125 2,125

538,5
718 MEd kNm
30

Biegebemessung in Feldmitte
/
MEd ¼ ð1,35 " 40 þ 1,5 " 17Þ " 8,52 8 ¼ 718,0 kNm
0,718
mEds ¼ ¼ 0,0625 ; Ablesung aus BT 1a
0,90 " 0,752 " 22,67
z ¼ 0,965 ! z ¼ 0,965 " 0,75 ¼ 0,724 m , s s1d ¼ 456,5 N=mm2
x ¼ 0,089 ! x ¼ 0,089 " 0,75 ¼ 0,067 m < hf
" #
0,718 1
As1 ¼ " 104 ¼ 21,72 cm2
0,724 456,5

669
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
Entlang des Trägers liegt die Dehnungsnulllinie in der Platte. Als Länge der nachzu-
weisenden Gurtabschnitte wird der halbe Abstand zwischen Momentennullpunkt-
und maximum, d. h. Dx ¼ 8,5=4 ¼ 2,125 m angenommen, wobei hier exemplarisch
der Abstand zwischen Nullpunkt und Viertelspunkt nachgewiesen wird.
DMEds beff, i 538,5 ! 0 0,3
VEd ¼ DFd ¼ " ¼ " ¼ 248 kN
z beff 0,724 0,9
Die Tragfähigkeit kann dann nach Gleichung 6-18 nachgewiesen werden. Verein-
fachte Annahme: cot qf ¼ 1,2
— Erforderliche Anschlussbewehrung:
VEd 0,248
asf ¼ ¼ ¼ 2,24 " 10!4 m2 =m ¼ 2,24 cm2 =m
Dx " fyd " cot qf 2,125 " 435 " 1,2
— Nachweis der Druckstrebentragfähigkeit
hf " Dx " n1 " fcd 0,15 " 2,125 " 0,75 " 22,67
VRd, max ¼ ¼ ¼ 2,665 MN 5 0,248 MN
tan qf þ cot qf 1=1,2 þ 1,2
Auf die Anschlussbewehrung kann nicht verzichtet werden, da mit Gl. 6-19
VEd ¼ 0,248 > 0,4 " hf " Dx " fctd ¼ 0,4 " 0,15 " 2,125 " ð0,85 " 2,5=1,5Þ ¼ 0,181 MN
Die Bewehrung ist auf die Plattenober- und -unterseite hälftig aufzuteilen. Die
Mindestschubbewehrung und ggf. Bewehrung aus Plattenbiegung muss berück-
sichtigt werden.

6.4.2.6 Kraftübertragung in Schubfugen


Die !bertragung von Schubkräften in Fugen zwischen zu unterschiedlichen Zeitpunk-
ten hergestellten Betonierabschnitten (z. B. zwischen Fertigteilen und Ortbeton, zwei
Fertigteilen oder in einer Arbeitsfuge) wird maßgeblich von der Rauigkeit und Ober-
flächenbeschaffenheit der Fuge bestimmt. Es gelten folgende Definitionen:
sehr glatt Bei Betonage gegen Stahl, Kunststoff oder Holz. Unbehandelte Fugen-
oberflächen sollten bei der Verwendung von Beton im ersten Betonier-
abschnitt mit fließfähiger oder sehr fließfähiger Konsistenz (Ausbreit-
maße > F5) als sehr glatte Fugen eingestuft werden.
glatt Abgezogene oder im Gleit- bzw. Extruderverfahren hergestellte Ober-
flächen. Auch bei Oberflächen, welche nach dem Verdichten ohne wei-
tere Behandlung verbleiben.
rau Oberflächen, welche mindestens eine 3 mm durch Rechen erzeugte
Rauigkeit im Abstand von ca. 40 mm oder durch in der Oberfläche mit
>3 mm freigelegte Gesteinskörnungen aufweisen. Alternativ darf die
Oberfläche eine definierte Rauigkeit aufweisen (Rautiefe Rt > 1,5 mm,
Profilkuppenhöhe Rp > 1,1 mm, siehe Heft 525, DAfStb).
verzahnt Wenn die Geometrie der Verzahnung dem Bild 6-11 entspricht. Ebenfalls
bei Gesteinskörnungen mit dg > 16 mm und einem freiliegenden Korn-
gerüst von 6 mm. Alternativ darf die Oberfläche eine definierte Rauigkeit
aufweisen (Rautiefe Rt > 3,0 mm, Profilkuppenhöhe Rp > 2,2 mm, siehe
Heft 525).
45° £ a £ 90°
h2 £ 10 d NEd
C
A
a VEd
d ≥ 10 mm
h1 £ 10 d
B C VEd
£ 30°
0,8 £ h1/h2 £ 1,25

A 1. Betonabschnitt B 2. Betonabschnitt C Verankerung der Bewehrung


Bild 6-11 Verzahnte Fugenausbildung

670
Bemessung

Es ist nachzuweisen, dass der Bemessungswert der einwirkenden Schubkraft je


Längeneinheit kleiner gleich dem aufnehmbaren Wert ist: vEdi < vRdi
Der Bemessungswert vEdi in der Kontaktfläche berechnet sich zu:
Fcdi VEd
vEdi ¼ " ð6-21Þ
Fcd z " bi
mit
Fcdi ¼ Bemessungswert des über die Schubfuge zu übertragenden Längskraftanteils
Fcd ¼ Bemessungswert der Gurtlängskraft infolge Biegung am betrachteten Querschnitt mit
Fcd ¼ MEd =z
VEd ¼ Bemessungswert der einwirkenden Querkraft
z ¼ 0,9 " d, innerer Hebelarm des zusammengesetzten Querschnitts. Ist die Verbundbeweh-
rung jedoch gleichzeitig auch Querkraftbewehrung, so gilt für z Abschnitt 6.4.2.3.1
bi ¼ Breite der Fuge (siehe Bild 6-12)

b
Bild 6-12 Beispiele für Fugen

Der Bemessungswert der aufnehmbaren Schubkraft vRdi in der Kontaktfläche be-


rechnet sich additiv aus drei Traganteilen (Adhäsion, Reibung, Bewehrung) zu:
vRdi ¼ c " fctd þ m " s n þ r " fyd " ð1,2m " sin a þ cos aÞ < 0,5 " v " fcd ð6-22Þ
mit
c, m Rauigkeitsbeiwert, Reibungsbeiwert nach Tafel 6-5
fctd Bemessungswert der Betonzugfestigkeit des 1. oder 2. Betonierabschnittes (der kleinere
Wert ist maßgebend), mit fctd ¼ act " fctk; 0,05 =gC ; act ¼ 0,85 12
s n kleinste Normalspannung senkrecht zur Fuge (als Druckspannung positiv), welche gleich-
zeitig mit der Querkraft wirken kann. s n ¼ nEd =b < 0,6fcd (nEd entspricht dem unteren Be-
messungswert der längenbezogenen Normalkraft, siehe auch Bild 6-11)
r geom. Bewehrungsgrad ¼ As =Ai
As die Verbundfuge kreuzende Bewehrungsfläche
Ai gesamte Verbundfläche
a zu As gehöriger Winkel nach Bild 6-11, 45, < a < 90,
v Abminderungsfaktor für die Festigkeit gemäß Tafel 6-6

Tafel 6-6 Beiwerte c, m, v

Fugenoberfläche c3) m n4)

verzahnt 0,50 0,9 0,70


1
rau 0,40 ) 0,7 0,50
1
glatt 0,20 ) 0,6 0,20

sehr glatt 0 0,5 02)

1
) in den Fällen, in denen die Fuge infolge Einwirkungen rechtwinklig zur Fuge unter Zug
steht, ist bei glatten oder rauen Fugen c ¼ 0 zu setzen. Dies gilt auch bei Fugen zwischen
nebeneinander liegenden Fertigteilen ohne Verbindung durch Mörtel- oder Kunstharzfugen
wegen des nicht vorhandenen Haftverbundes.
2
) der Reibungsanteil m " s n in Gleichung 6-22 darf ausgenutzt werden; jedoch nur bis s n < 0,6 " fcd
3
) Bei dynamischer oder Ermüdungsbeanspruchung ist c ¼ 0 anzunehmen (keine Adhäsion)
4
) Für Festigkeitsklassen >C50/55 sind alle Werte von v mit dem Faktor v2 ¼ ð1,1 # fck =500Þ zu
multiplizieren.

671
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Soll die Verbindung in der Fuge durch Bewehrung sichergestellt werden, dürfen
die Summe Traganteile der Einzelelemente der Bewehrung (mit 45. < a < 135. )
angesetzt werden (z. B. bei Gitterträgern). Bei biegebeanspruchten Bauteilen darf
eine abgestufte Verteilung (siehe Bild 6-13) gewählt werden. Bei Scheibenbean-
spruchung kann die Bewehrung auch konzentriert angeordnet werden. Generell
muss die Verbundbewehrung auf beiden Seiten der Verbundfuge nach den Be-
wehrungsregeln verankert werden.

rfyd( msin a + cos a)


VEdi

c fctd + msn

Bild 6-13 Querkraftdiagramm mit Darstellung der erf. Verbundbewehrung

Die Verbundbewehrung für Platten mit Ortbetonergänzungen ohne rechnerisch er-


forderliche Querkraftbewehrung (VRd,c > VEd) wird nach den folgenden Konstruk-
tionsregeln verlegt:
0 in Spannrichtung: 2,5 h < 300 mm
0 quer zur Spannrichtung: 5 h < 750 mm (<375 mm vom Rand)
Wird die Verbundbewehrung zugleich als Querkraftbewehrung (in Bauteilen mit
VRd,c < VEd) angesetzt, so sind die Konstruktionsregeln für Querkraftbewehrung
einzuhalten. In diesem Fall beträgt der maximale Abstand quer zur Spannrichtung
400 mm für Deckenhöhen bis 400 mm, ansonsten gilt Tafel 7-18.
Bei !berzügen ist in den Arbeitsfugen von einer Zugbeanspruchung oberhalb des
angehängten Bauteils auszugehen. Insofern kann der Adhäsionsanteil mit cj > 0
für raue oder glatte Fugen nicht angesetzt werden. Eine Schubkraftübertragung
ist daher nur über eine ausreichend verzahnte Fuge und die Bewehrung mög-
lich.
Bei überwiegend auf Biegung beanspruchten Bauteilen mit Fugen rechtwinklig zur
Systemachse (beispielsweise Arbeitsfugen am Fuß von Winkelstützwänden) wirkt
die Fuge wie ein Biegeriss. Hier sind die Fugen rau oder verzahnt auszuführen. Die
Nachweise sind entsprechend Abschnitt 6.4.2.2 und 6.4.2.3 zu führen. Dabei sollte
die Ermittlung von VRd, c, VRd, cc und VRd, max im Verhältnis c/0,5 abgemindert wer-
den. Bei Bauteilen mit Querkraftbewehrung ist die Abminderung mindestens bis
zum Abstand von le ¼ 0,5 " cot q " d beiderseits der Fuge vorzunehmen. Bei über-
drückten Querschnitten (z. B. Kellerwand unter Obergeschossen) kann auch der Rei-
bungsanteil m " s n " b " h allein angesetzt werden.

6.4.3 Torsion
Eine vollständige Torsionsbemessung ist nur erforderlich, wenn das statische
Gleichgewicht eines Tragwerkes von der Torsionssteifigkeit seiner einzelnen Bau-
teile abhängt. Torsionsbeanspruchungen welche bedingt durch die Einhaltung von
Verträglichkeitskriterien auftreten, aber für die Standsicherheit des Systems nicht
notwendig sind, können für die rechnerischen Nachweise im GZT unbeachtet blei-
ben. Ggf. ist aber zu berücksichtigen, dass Torsion in stat. unbestimmten Bauteilen
auftritt und damit zu Rissbildungen führen kann (Grenzzustand der Gebrauchstaug-
lichkeit).

672
Bemessung

In jedem Fall sollte immer eine Mindestbewehrung nach Abschn. 6.6.2 und 7.3.1
zur Vermeidung von Rissbildungen angeordnet werden.
Alle rechnerischen Nachweise erfolgen für den GZT.
Es ist, über die Mindestquerkraftbewehrung nach Abschnitt 7.3.1.2 hinaus, für nähe-
rungsweise rechteckige Vollquerschnitte keine Querkraft- und Torsionsbewehrung
erforderlich, wenn die beiden nachfolgenden Bedingungen eingehalten sind.
TEd < VEd " bw =4,5 ð6-23Þ
" #
4,5 " TEd <
VEd " 1 þ VRd, c ð6-24Þ
VEd " bw
Dabei ist VRd, c nach Gl. 6-8 zu bestimmen. Können Gl. 6-23 und 6-24 nicht erfüllt
werden, so muss neben dem Einbau der Mindestbewehrung ein expliziter Nach-
weis auf Querkraft und Torsion geführt werden.
Bei reiner Torsion erfolgt die Ermittlung der Torsionstragfähigkeit unter der Annah-
me eines geschlossenen, dünnwandigen Querschnitts. Vollquerschnitte werden
hierzu durch gleichwertige dünnwandige Querschnitte ersetzt. Gegliederte Quer-
schnitte (z. B. T-Querschnitte) können in Teilquerschnitte, welche dann wiederum
durch dünnwandige Querschnitte zu ersetzen sind, zerlegt werden. Die Gesamt-
torsionstragfähigkeit entspricht dann der Summe der Tragfähigkeiten der Einzel-
elemente. Angreifende Torsionsmomente können im Verhältnis der Torsionsstei-
figkeiten der /P ungerissenen Einzelquerschnitte I T, i aufgeteilt werden, d. h.
TEd, i ¼ ðI T, i I T, i Þ " TEd .
Die Bestimmung der effektiven Wanddicke tef, i der äquivalenten Hohlkastenquer-
schnitte erfolgt nach Bild 6-14 wie folgt:
-
doppelter Abstand von der Außenfläche bis zur Mittellinie der Längs-
tef, i ¼ min
bewehrung vorhandene Bauteildicke
Bei Hohlkästen mit Wanddicken <b=6 bzw: <h=6 und beidseitiger Wandbewehrung
kann die gesamte Wanddicke für tef, i angesetzt werden.
12
t ef,i 2 t ef,i
zi
Umfang u

Umfang uk

Betondeckung
Längsbewehrung
Kernfläche Ak
(Begrenzt durch u k)

tef,i £ h/6
> h/6 tef,i

h ui tef,i
ui
tef,l
£ h/6

£ b/6 ua £ b/6 > b/6 ua d1,i


tef,i tef,i
b

a) schlanker Hohlkastenquerschnitt b) gedrungener Hohlkastenquerschnitt


Bild 6-14 Definition der effektiven Wanddicke t ef, i

673
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Der Nachweis bei reiner Torsion (kommt in der Praxis selten vor) erfolgt in Analogie
zum Querkraftnachweis durch den Vergleich des einwirkenden Torsionsmomentes
TEd mit der Tragfähigkeit der Druckstreben TRd, max bzw. der Zugstreben TRd, s
-
TRd, max
TEd < ð6-25Þ
TRd, s
Für die Druckstrebentragfähigkeit gilt:
2 " n " acw " fcd " Ak " tef, i
TRd, max ¼ ð6-26Þ
cot q þ tan q
n 0,525 (Abminderungsfaktor bei reiner Torsion)
acw 1,0 (Beiwert zur Berücksichtigung des Spannungszustandes im Druckgurt)
fcd Bemessungswert der Betondruckfestigkeit im GZT ¼ acc " fck =gC
Ak Betonfläche, welche durch die Mittellinie umschlossen wird (einschließlich innerer Hohlbe-
reiche). Die Mittellinie ist über tef, i =2 definiert (siehe auch Bild 6-14, oben)
tef, i effektive Wandstärke des Ersatzhohlkastens
q Druckstrebenneigung, welche für Torsion allein im Allg. zu q ¼ 45, (cot q ¼ 1) angenom-
men wird.
Für die Zugstrebentragfähigkeit ist die Tragfähigkeit der Längsbewehrung und der
Bügelbewehrung zu unterscheiden, der kleinere Wert ist maßgebend:
-
P sw =sÞ " cot q
TRd, sw ¼ 2 " Ak " fyd " ðA Bügel
TRd, s ¼ min ð6-27Þ
TRd, sl ¼ 2 " Ak " fyd " ð Asl =uk Þ " tan q Längsbewehrung
Dabei ist
Asw Querschnittsfläche der Bügelbewehrung im Abstand s
P
Asl Gesamte Querschnittsfläche der Torsionslängsbewehrung
s Bügelabstand in Längsrichtung
uk Umfang der Kernfläche Ak (siehe Bild 6-14)
fyd Bemessungswert der Stahlstreckgrenze im GZT ¼ fyk =gS

Der Nachweis bei kombinierter Beanspruchung aus Torsion und Querkraft (der Re-
gelfall in der Praxis) basiert auf jeweils separaten Nachweisen für beide Ein-
wirkungsgrößen. Dabei muss allerdings die Druckstrebenneigung q für die Torsi-
ons- und Querkraftbemessung einheitlich angesetzt werden. Hierfür gelten die
Grenzen nach Gl. 6-10, wobei dort als einwirkende Querkraft VEd ¼ VEd, TþV diejeni-
ge aus Torsion und Querkraft anzusetzen ist. VRd, cc in Gl. 6-10 ist für tef, i anstelle
bw zu ermitteln.
tef, i
VEd, TþV ¼ VEd, T þ VEd " ð6-28Þ
bw
VEd, T ¼ die aus dem Torsionsmoment TEd resultierende Querkraft in einem Abschnitt der Län-
TEd " zi
ge zi nach der 1. Bredt‘schen Formel mit VEd;T ¼ (siehe auch Bild 6-14)
2 " Ak
zi ¼ die Höhe der betrachteten Wand i, definiert durch den Abstand der Schnittpunkte der
Wandmittellinie mit den Mittellinien der angrenzenden Wände
VEd einwirkende Querkraft

Nach vereinfachten Annahmen darf die erforderliche Torsionsbewehrung aber auch


unabhängig von der für die Querkraftbemessung gewählten Druckstrebenneigung
für q ¼ 45. (cot q ¼ 1) ermittelt werden. Die gesamte Torsionsbewehrung besteht
aus einer Bewehrung rechtwinklig zur Bauteilachse P Asw (i. all. Bügel) im Abstand
von sw und einer Torsionslängsbewehrung Asl , verteilt über den Umfang uk der
Kernfläche Ak . Bei kleineren Querschnitten darf die Torsionslängsbewehrung auch
an den Wandecken konzentriert werden. Aus Gl. 6-27 erhält man dann die erf. Tor-
sionsbewehrung zu:
Asw TEd
erf ¼ asw ¼ Bügel
s 2 " Ak " fyd " cot q
P ð6-29Þ
Asl TEd
erf uk ¼ asl ¼ Längsbewehrung
2 " Ak " fyd " tan q

6 74
Bemessung

Die mit der gewählten Druckstrebenneigung ermittelten Bewehrungsmengen für


Biegung (nach Abschnitt 6.4.1), Torsion (Gl. 6-29) und Querkraft (Gl. 6-13) sind ge-
trennt zu ermitteln und zu addieren. Die Torsionslängsbewehrung in Druckgurten
darf entsprechend der vorhandenen Druckkräfte abgemindert werden. D. h. wenn die
Zugspannungen aus Torsion von Längsdruckspannungen aus Biegung überdrückt
werden, kann auf die Torsionslängsbewehrung in der Druckzone verzichtet werden.
Der Druckstrebennachweis für die kombinierte Beanspruchung erfolgt nach der fol-
genden Interaktionsbeziehung:
" #j " #j
TEd VEd <1
þ ð6-30Þ
TRd, max VRd, max
wobei
j¼ 1 für Kastenquerschnitte, j ¼ 2 für Kompaktquerschnitte
TRd, max nach Gl. 6-26, VRd, max nach Gl. 6-12
Beispiel Bemessung für Biegung, Querkraft und Torsion
6-15 Beton C30/37, Stahl B500
MEd = –210 kNm System, Belastung
VEd = 100 kN und Schnittgrößen,

TEd = 40 kNm Nachweisführung an


gd = 5,1 kN/m der Einspannstelle

35
QEd = 100 kN fcd ¼ 0,85 "
2,0 1,5
0,4 ¼ 17 kN=mm2

d ¼ 0,50 # 0,06
¼ 0,44 m

12
0,5
0,06
Detail
0,3 0,06

Nachweisführung an der Einspannstelle


Biegebemessung
0,210
mEds ¼ ¼ 0,213 ;
Ablesung aus BT 1a
0,3 " 0,442 " 17 " #
0,210 1
z ¼ 0,875 ! z ¼ 0,875 " 0,44 ¼ 0,385 m , As1 ¼ " 104 ¼ 12,54 cm2
0,385 435
!berprüfung, ob eine kombinierte Bemessung für Querkraft und Torsion entfallen
kann: " #
110 " 0,30 4,5 " 40
TEd ¼ 40 > ¼ 7,333 kNm ; 110 " 1 þ ¼ 710 kN > VRd, c ¼ 533 kN
4,5 110 " 0,3
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
VRd, c ¼ ½0,1 " ð1 þ 200=440Þ " ð100 " 12,38=ð30 " 50Þ " 17Þ1=3 . " 0,3 " 0,44 ¼ 0,0533 MN
! Nachweis nicht erbracht, expliziter Nachweis für Torsion erforderlich!
Geometrie des Ersatzhohlkastens (nach Bild 6-14)
tef ¼ 2 " 0,06 ¼ 0,12 m , uk ¼ 2 " ð0,3 ! 0,12Þ þ ð0,5 ! 0,12Þ ¼ 1,12 m
Kernquerschnitt Ak ¼ ð0,3 ! 0,12Þ " ð0,5 ! 0,12Þ ¼ 0,0684 m2
Querkraftanteil aus Torsion in der vertikalen Wand
TEd " z 40 " 0,38
VEd, T ¼ ¼ ¼ 111,11 kN
2 " Ak 2 " 0,0684
0,12
VEd, TþV ¼ 111,11 þ 110 " ¼ 155,11 kN
0,30

675
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
Ermittlung der Druckstrebeneigung (einheitlich für T þ V )
VRd, cc ¼ ½0,5 " 0,48 " ð30Þ1=3 . " 0,12 " 0,385 ¼ 0,0354 MN
1,2
1,0 < cot q < ¼ 1,555 < 3,0, gewählt: cot q ¼ 1,50
1 ! 35,4=155,11
Bemessung für Querkraft allein:
Asw VEd 0,110
erf ¼ asw ¼ ¼ " 104 ¼ 4,38 cm=m
s z " fyd " cot q 0,385 " 435 " 1,5
n1 " fcd " bw " z 0,75 " 17 " 0,30 " 0,385
VRd, max ¼ ¼ ¼ 0,692 MN
cot q þ tan q 1,5 þ 1=1,5
Bemessung für Querkraft allein:
Bügel:
Asw TEd 0,040 cm2
erf ¼ asw ¼ ¼ " 104 ¼ 4,48
s 2 " Ak " fyd " cot q 2 " 0,0684 " 435 " 1,5 m
Längsbewehrung
P
Asl TEd 0,040 cm2
erf ¼ asl ¼ ¼ " 104 ¼ 10,08
uk 2 " Ak " fyd " tan q 2 " 0,0684 " 435 " 1=1,5 m
Druckstrebe
2 " n " acw " fcd " Ak " tef, i 2 " 0,75 " 1,0 " 17 " 0,0684 " 0,12
TRd, max ¼ ¼ ¼ 0,0966 MNm
cot q þ tan q 1,5 þ 1=1,5
Druckstrebennachweis bei kombinierter Beanspruchung
" #j " #j " # " #
TEd VEd 40 2 110 2
þ ¼ þ ¼ 0,197 < 1
TRd, max VRd, max 96,60 692
Erforderliche Bewehrung
— Bügel:
A 2 " Asw, T
asw ¼ sw, V þ ¼ 4,38 þ 2 " 4,48 ¼ 13,34 cm2 =m
sw sw
Gewählt: Bügel ˘ 12, e ¼ 15 cm (15,08 cm2 /m)
— Längsbewehrung
Die Längsbewehrung wird zu je einem Drittel auf den Zug- und Druckgurt sowie
die Steghöhe verteilt.
Zuggurt: Asl ¼ 12,54 þ 10,08 " 1,12=3 ¼ 16,30 cm2 , gewählt 4 1 25
Stege: Asl ¼ 10,08 " 1,12=3 ¼ 3,76 cm2 , gewählt 2 1 12 je Seite
Druckgurt: Asl ¼ 10,08 " 1,12=3 ¼ 3,76 cm2 , gewählt 4 1 12
Die Torsionslängsbewehrung wird nicht mit der Biegedruckkraft aufgerechnet, da
die Biegebeanspruchung im Gegensatz zur Torsionsbeanspruchung über die Trä-
gerlänge abnimmt.

6.4.4 Durchstanzen
Bei der unmittelbaren Auflagerung von Platten auf Stützen besteht generell die Ge-
fahr des Durchstanzens infolge konzentrierter Lasteinleitung. Das gleiche Phäno-
men tritt z. B. auch an Wandenden und Wandecken, Stützen auf Einzelfundamenten
oder Pfahlkopfplatten auf. In diesen Bereichen ist daher der Nachweis zu erbringen,
dass die aufnehmbare Querkraft vRd längs festgelegter Rundschnitte kleiner als die
entsprechend einwirkende Querkraft vEd ist.
VEd Bemessungswert der einwirkenden Querkraft
ui Umfang eines Rundschnittes nach Bild 6-16 und 6-17
d mittlere Nutzhöhe der Platte d ¼ 0,5 " ðdx þ dy Þ
b Beiwert zur Berücksichtigung der Auswirkung von Last-
b " VEd < ausmitten. Vereinfacht gelten bei unverschieblichen
vEd ¼ vRd ð6-31Þ Systemen mit Stützweitenverhältnissen
ui " d
0,8 < l1 =l2 < 1,25 folgende Werte:
b ¼ 1,10 Innenstützen
b ¼ 1,40 Randstützen
b ¼ 1,50 Eckstützen
b ¼ 1,35 Wandenden
b ¼ 1,20 Wandecken

6 76
Bemessung
Für verschiebliche Systeme oder Stützweitenverhältnisse außerhalb der genannten Grenzen
kann der Lasterhöhungsfaktor b nach EC 2-1-1/NA Abschnitt 6.4.3 (3) bestimmt werden.
Der flächenbezogene Bemessungswert vRd [N/mm2 ] der Querkrafttragfähigkeit längs eines
Rundschnittes einer Platte ist über die folgenden Grenztragfähigkeiten definiert:
vRd, c Flächenbezogener Bemessungswert der Querkrafttragfähigkeit längs des kritischen
Rundschnitts ohne Durchstanzbewehrung.
vRd, c, out Flächenbezogener Bemessungswert der Querkrafttragfähigkeit im äußeren Rund-
schnitt außerhalb des durchstanzbewehrten Bereiches.
vRd, cs Flächenbezogener Bemessungswert der Querkrafttragfähigkeit mit Durchstanzbe-
wehrung längs innerer Nachweisschnitte.
vRd, max Flächenbezogener Bemessungswert der maximalen Querkrafttragfähigkeit längs
des kritischen Rundschnitts.

B
q d h D
q q
A 2d
2d
Querschnittsfläche
q = arctan (1/2) des kritischen
= 26,6° Rundschnitts
rcont
c
C

B Fläche Acont innerhalb des


kritischen Rundschnitts
Lasteinleitungs-
fläche C kritischer Rundschnitt u1
q ≥ 26,6°
D Lasteinleitungsfläche Aload
d
q rcont weitere Rundschnitte

Bild 6-15 Bemessungsmodell für den Nachweis der Sicherheit gegen Durchstanzen 12
Der kritische Rundschnitt u1 darf im Allgemeinen in einem Abstand von 2,0d von
der Lasteinleitungsfläche angenommen werden. Die folgenden Darstellungen zei-
gen die häufig vorkommenden Fälle (Bild 6-16). Die Festlegungen gelten für
Lasteinzugsflächen Aload mit folgenden Kriterien:
— rechteckig und kreisförmig mit einem Umfang u0 < 12d und einem Seitenver-
hältnis a=b < 2
— beliebig, aber sinngemäß mit den oben genannten Grenzen
— Bei Rundstützen mit u0 > 12d sind querkraftbeanspruchte Flachdecken nach Ab-
schnitt 6.4.2 nachzuweisen. Dabei darf in Gl. 6-8 der Faktor 0,15=gC ersetzt wer-
den durch ð12d=u0 Þ " 0,18=gC > 0,15=gC .
Die Rundschnitte benachbarter Lasteinzugsflächen dürfen sich nicht überschneiden.
Bei ausgedehnten Auflagerflächen, bei denen sich die Querkräfte auf die Ecken der
Auflagerflächen konzentrieren, sind die Rundschnitte gemäß Bild 6-17 zu wählen.

u0 u1
u0
u1
u1
u0

2d 2d 2d

Bild 6-16 Rundschnitt u0 um Lasteinleitungsflächen und kritischer Rundschnitt u1 im Ab-


stand 2,0d

677
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

b1 = min (b; 3 d )
a1 = min (a; 2 b; 6 d – b1)

0,5 b1 0,5 b1
b Wandende b
Wandecke
0,5 b1 0,5 b1 1,5 d

0,5 a1 0,5 a1 0,5 a1 1,5 d


a > 2b

Bild 6-17 Kritischer Rundschnitt u1 bei ausgedehnten Auflagerflächen

Für Lasteinleitungsflächen in der Nähe von "ffnungen mit einem Randabstand


< 6d oder im Bereich von freien Rändern ist ein der "ffnung bzw. dem freien Rand
zugewandter Teil als unwirksam zu betrachten. Details können dem Bild 6-18 ent-
nommen werden.

Bild 6-18 kritischer Rundschnitt u1 in der Nähe von #ffnungen bzw. freien Rändern

Durchstanzen bei Fundamenten


Die oben angegebenen Regeln gelten zunächst für Platten mit gleichmäßig verteil-
ten Lasten. Bei Fundamenten oder Bodenplatten erhöht die Bodenpressung inner-
halb des kritischen Rundschnittes den Durchstanzwiderstand. Die einwirkende
Querkraft VEd darf deshalb um die günstige Wirkung des Sohldruckes in der Fläche
Acont innerhalb des kritischen Rundschnitts (siehe Bild 6.15) reduziert werden. Aller-
dings sind in diesen Fällen die Rundschnitte in einem Abstand < 2d separat und
ggf. iterativ zu bestimmen (siehe Gleichungen zur Bestimmung von vRd ). Bei De-
cken- und Fundamentplatten mit Vorspannung darf ein günstiger Einfluss der ver-
tikalen Komponente Vpd von geneigten Spanngliedern, welche die Querschnitts-
fläche des betrachteten Rundschnitts schneiden, berücksichtigt werden. Es dürfen
jedoch nur die Spannglieder angerechnet werden, die innerhalb eines Abstandes
von 0,5d von der Stütze angeordnet sind.

Bild 6-19 Berücksichtigung des Vertikalanteils aus Vorspannung

Für Platten mit runden oder rechteckigen Stützenkopfverstärkungen wird auf die
Details im EC-2-1-1/NA, Abschnitt 6.4.2 (8) verwiesen.

6.4.4.1 Platten und Fundamente ohne Durchstanzbewehrung


Für die Querschnittsfläche im kritischen Rundschnitt ist nachzuweisen dass
vEd < vRd, c [N/mm2 ]. Der Durchstanzwiderstand beträgt:
vRd, c ¼ ½CRd, c " k " ð100 " rl " fck Þ1=3 þ 0,1 " scp , > ½vmin þ 0,1 " s cp , ð6-32Þ

678
Bemessung
CRd, c ¼ 0,18=gC bei Flachdecken und Bodenplatten mit u0 =d > 4
¼ ð0,18=gC Þ " ð0,1" u0 =d þ 0,6Þ bei Flachdecken für Innenstützen mit u0 =d < 4
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
k ¼ 1 þ 200=d < 2; 0 mit d in mm
d ¼ 0,5 " ðdx þ dy Þ, mittlere Nutzhöhe
-
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 0,02
rl ¼ rl, x " rl, y <
0,5 " fcd =fyd
rl, x ; rl, y Bewehrungsgrade der verankerten Zugbewehrung in x- bzw. y-Richtung als Mittel-
asl,x asl, y
werte im Bereich der Stützenabmessung zuzüglich 3d pro Seite, rlx ¼ , rly ¼
d d
s cd Bemessungswert der Betonnormalspannung [N/mm2 ] im krit. Rundschnitt (als Zug-
/ NEd, x NEd, y
spannung negativ) scd ¼ ðs cd, x þ s cd, y Þ 2, wobei scd, x ¼ , s cd, y ¼ z. B. infol-
ge Vorspannung A c, x Ac, y
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
vmin ð0,0525=gC Þ " k 3 " fck für d < 600 mm
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ð0,0375=gC Þ " k 3 " fck für d> 800 mm, Zwischenwerte interpolieren

Für Fundamente gilt ergänzend:


Die Querkrafttragfähigkeit ist hier in kritischen Rundschnitten < 2d nachzuweisen.
Dabei ist der Abstand acrit des maßgebenden Rundschnittes (siehe Bild 6-20) itera-
tiv mit Gl. 6-33 zu ermitteln. Bei sehr gedrungenen Fundamenten mit al < d kann
ein Durchstanznachweis entfallen.
Die resultierende Einwirkung beträgt VEd, red ¼ VEd # DVEd , wobei DVEd die
resultierende, nach oben gerichtete Sohlspannung (ohne Fundamenteigengewicht)
innerhalb des kritischen Rundschnittes ist. Die eigentliche Nachweisgleichung lau-
tet dann:
b " VEd, red <
vEd ¼ vRd, c ð6-33Þ
u"d
vRd, c ¼ CRd, c " k " ð100 " rl " fck Þ1=3 " 2 " d=a > vmin " 2 " d=a
CRd, c ¼ 0,15=gC bei Stützenfundamenten
b ¼ 1,10 Lasterhöhungsfaktor bei zentrischer Last für exzentrische Last ist b nach EC-2-1-1/

a
NA, Abschnitt 6.4.4 zu bestimmen
Abstand vom Stützenrand bis zum betrachteten Rundschnitt
12
für l ¼ ðal =dÞ > 2 gilt a ¼ acrit im Abstand 1,0d (schlanke Fundamente)
für l ¼ ðal =dÞ < 2 gilt a ¼ acrit durch Iteration ungünstigst zu bestimmen
restliche Parameter wie bei Gl. 6-32
Anstelle einer Iteration kann acrit auch mit folgendem Nomogramm in Abhängig-
keit der Werte c=d und L=c graphisch bestimmt werden. Oberhalb der gepunkteten
Linie gilt al =d > 2 ! acrit ¼ d.

VEd
al
O ≥ 26,6°
A kritischer Rundschnitt
acrit acrit
B Fundament
B C A
C Lasteinleitungsfläche Aload
O O
d

AF Fundamentgrundfläche
∆VEd Abzugswert des Sohldruckes ohne
Acrit Fundamentallast
a
∆VEd l = l mit al und d an der
d Lasteinleitungsfläche

AF

Bild 6-20 Rundschnitt und Abzug der Sohlpressung

679
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
L/ = 10 8 6 5 3
c 7 4
1,0

0,9
L/ = 2,5
c
0,8

0,7

0,6 L/
c =2
acrit
0,5
d
0,4

0,3 al
acrit c
0,2
d
0,1
L
0,0 c
0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4 1,6 1,8 2 2,2 2,4
d
Bild 6-21 Nomogramm zur Bestimmung von acrit

Beispiel Tragfähigkeit eines Fundamentes ohne Durchstanzbewehrung


6-16 Beton C25/30, Stahl B500 A
Zentrisch belastetes Stützenfundament mit
VEd
quadratischer Stütze c ¼ 40 cm und quadra-
acrit
40 cm
tischen Fundamentabmessungen
Längsbewehrungsgrad rl ¼ 0,5 %
Mittlerer Nutzhöhe d ¼ 70 cm
0,70
fck ¼ 25 N=mm2

s F = VEd ( 3,0 ◊ 3,0 )


3,0 m

l ¼ a& =d ¼ 0,5 " ð3,0 ! 0,4Þ=0,7 ¼ 1,857 < 2 ! Iteration von acrit erforderlich
VEd, red ¼ VEd ! DVEd ¼ VEd ! sF " Acrit < VRd, c
" #
VEd 1 VRd, c
VEd ! " Acrit ¼ VEd " 1 ! " Acrit < VRd, c ! VEd ¼
3"3 9 ð1 ! Acrit =9Þ
VRd, c ¼ 0,15=gC " k " ð100 " rl " fck Þ1=3 " 2 " d=a " ðd " uÞ > vmin " 2 " d=a " ðd " uÞ
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
k ¼ 1 þ 200=d ¼ 1 þ 200=700 ¼ 1,534 2 2,0, vmin ¼ 0,030 " 1,5343 " 25 ¼ 0,285
VRd, c ¼ 0,1 " 1,534 " ð100 " 0,005 " 25Þ1=3 " 2 " d 2 " u=a > 0,285 " 2 " d 2 " u=a
VRd, c ¼ 0,349 " u=a > 0,279 " u=a
u ¼ 4 " c þ 2 " a " p, A ¼ c 2 þ 4 " a " c þ p " a2
An dieser Stelle muss a entweder iterativ mit den obigen Gleichungen ermittelt wer-
den oder a ¼ acrit kann mit Hilfe von Bild 6-21 vorab bestimmt werden. Eingangs-
werte für Bild 6-21
+
L=c ¼ 3=0,4 ¼ 7,5 ablesen aus Bild 6-21
!!!!!!!!!!!!!! acrit =d ¼ 0,72 ! acrit ¼ 0,72 " 0,70 ¼ 0,504 m
c=d ¼ 0,4=0,7 ¼ 0,571
u ¼ 4 " 0,4 þ 2 " 0,504 " p ¼ 4,767 m, A ¼ 0,42 þ 4 " 0,504 " 0,4 þ p " 0,5042 ¼ 1,764 m2
VRd;c ¼ 0,349 " 4,767=0,504 ¼ 3,30 MN
VRd, c 3,30 4,104
b " VEd < ¼ ¼ 4,104 MN ! VEd < ¼ 3,73 MN
ð1 ! Acrit =9Þ 1 ! 1,764=9 1,10

6.4.4.2 Platten oder Fundamente mit Durchstanzbewehrung


Kann der Nachweis vEd < vRd, c [N/mm2 ] im kritischen Rundschnitt nach Gl. 6-32
nicht erbracht werden, so ist in der Regel eine Durchstanzbewehrung vorzusehen.

680
Bemessung

Dazu sind folgende Nachweise zu führen:


8
> Bemessungswert der max. Querkrafttragf ähigkeit im
> vRd, max krit: Rundschnitt u 1
>
>
<
vEd < vRd, cs Durchstanzwiderstand der Platte mit Durchstanz- ð6-34Þ
> bewehrung
>
>
>
:v Querkrafttragfähigkeit der Platte im äußeren Rund-
Rd, c schnitt o. Bewehrung
Die Maximaltragfähigkeit vRd,max im kritischen Rundschnitt (im Abstand u1 ¼ 2d
zum Stützenrand) entspricht der 1,4-fachen Tragfähigkeit ohne Durchstanzbeweh-
rung nach Gl. 6-32 und ist wie folgt nachzuweisen:
vEd, u1 < vRd, max ¼ 1,4 " vRd, c, u1 ð6-35Þ
Die günstige Wirkung von Betondruckspannungen s cp infolge Vorspannung darf
bei diesem Nachweis in vRd, c, u1 nicht angesetzt werden.
Der Nachweis der erforderlichen Durchstanzbewehrung erfolgt immer bezogen auf
den kritischen Umfang im Abstand u1 ¼ 2d zum Stützenrand mit:
" # " #
Asw " sin a 1
vRd, cs ¼ 0,75 " vRd, c þ 1,5 " d " fywd, ef " " ð6-36Þ
sr u1 " d
vRd, c nach Gl. 6-32
sr radialer Abstand der Durchstanzbewehrungsreihen in [mm] mit sr < 0,75d. Bei einer
einzelnen Reihe aufgebogener Stäbe darf sr < 0,53d eingesetzt werden. Die aufgeboge-
ne Bewehrung darf mit fswd, ef ¼ fywd angesetzt werden.
Asw Querschnittsfläche der Durchstanzbewehrung in einer Bewehrungsreihe (Rundschnitt)
um die Stütze. Durch Umstellung der Gl. 6-36 ergibt sich die erforderliche Bewehrung
zu
ðvEd ! 0,75 " vRd, c Þ " u1 " d
Asw ¼
1,5 " ðd=sr Þ " fywd, ef " sin a
fywd, ef Bemessungswert der effektiven Festigkeit der Durchstanzbewehrung infolge schlechter

a
Verankerung von Bügeln in dünnen Platten fywd, ef ¼ 250 þ 0,25 " d < " fywd d in [mm]
Winkel zwischen Durchstanzbewehrung und Plattenebene 12
d Mittelwert der stat. Nutzhöhen in den orthogonalen Richtungen in [mm]

Die nach Gl. 6-36 ermittelte Durchstanzbewehrung ist um den Faktor K sw, i in der
ersten und zweiten Bewehrungsreihe zu erhöhen.
1. Reihe (mit 0,3d < a1 < 0,5d) K sw, 1 ¼ 2,5
2. Reihe (mit sr < 0,75d) K sw, 2 ¼ 1,4
Die ermittelte Durchstanzbewehrung ist je Rundschnitt gemäß Bild 6-22 solange
anzuordnen, bis der Nachweis ohne Durchstanzbewehrung geführt werden kann.
Im kritischen Rundschnitt (i. d. R. dritte Bewehrungsreihe) darf der tangentiale Ab-
stand der Bewehrung nicht mehr als 1,5d betragen.
Im äußersten Rundschnitt uout im Abstand von 1,5d zur letzten Bewehrungsreihe
ist der Nachweis zu führen, dass
b " VEd <
vEd ¼ vRd, c ð6-37Þ
uout " d
ist.
vRd, c ist nach Gl 6-8 mit CRd, c ¼ 1,5=gC als Querkrafttragfähigkeit ohne Querkraft-
bewehrung zu bestimmen.
Empfohlene Vorgehensweise beim Durchstanznachweis:
a) Berechnung von vRd, c und !berprüfung, ob Durchstanzbewehrung erf. ist
b) Berechnung von vRd, max ¼ 1,4 " vRd, c und !berprüfung der Tragfähigkeit
c) Abgrenzung des durchstanzbewehrten Bereiches über uout
d) Bestimmung der erf. Bewehrung Asw je Reihe
e) Anordnung der Bewehrung unter Beachtung der Konstruktionsregeln

681
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

A B
≤ 1,5 d

d
>0,3 d ≤ 0,75 d
≤ 0,5 d

a) Bügelabstände bei Flachdecken

A B
≤ 0,5 d ≤ 1,5 d ≤ 0,25 d
d

≤ 1,5 d

b) Abstände aufgebogener Stäbe

letzter Rundschnitt, der noch Durchstanzbewehrung benötigt


erster Rundschnitt, der keine Durchstanzbewehrung benötigt

Bild 6-22 Nachweisschnitte und Konstruktive Durchbildung der Durchstanzbewehrung


Hinweis:
In der Praxis werden vielfach spezielle Bewehrungselemente (Kopfbolzenleisten)
als Durchstanzbewehrung angeordnet. Hier gelten die zugehörigen bauaufsichtli-
chen Zulassungen.
Mindestdurchstanzbewehrung
Wenn Durchstanzbewehrung erforderlich wird, ist als Querschnitt je Bügelschenkel
(oder Gleichwertig) mindestens anzusetzen:
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
0,08 fck ½N=mm2 ,
Asw, min ¼ As " sin a ¼ " " sr " st ð6-38Þ
1,5 fyk
wobei
Asw, min erforderliche Fläche eines Bewehrungselementes (z. B. Bügelschenkel)
sr radialer Abstand der Durchstanzbewehrungsreihen in [mm]
st tangentialer Abstand der einzelnen Bewehrungselemente einer Reihe
a Winkel zwischen Durchstanzbewehrung und Hauptbewehrung, d. h. bei vertikalen Bü-
geln a ¼ 90, .
Für Fundamente mit Durchstanzbewehrung gilt ergänzend:
Aufgrund der steileren Neigung der Druckstreben in Fundamenten gelten folgende
ergänzende Festlegungen:
Die reduzierte einwirkende Querkraft VEd, red ¼ VEd # DVEd (siehe Gl. 3-33) ist von
den ersten beiden Bewehrungsreihen neben Aload ohne Abzug des Betontragan-
teils aufzunehmen. Die erforderliche Bewehrungsmenge Asw, 1þ2 ist gleichmäßig
auf beide Reihen in die Abständen a1 ¼ 0,3d und a2 ¼ 0,8d zu verteilen.
Dabei gilt bei Anordnung von:
b " VEd, red
Bügelbewehrung: Asw, 1þ2 ¼ (6-39)
fywd, ef
b " VEd, red
aufgebogene Bewehrung: Asw, 1þ2 ¼ (6-40)
1,3 " fywd, ef " sin a

682
Bemessung

Falls weitere Bewehrungsreihen erforderlich sein sollten, sind je Reihe 33 % der


Bewehrung Asw, 1þ2 vorzusehen. Der Abzugswert der Sohlpressung DVEd darf
dabei mit der Fundamentfläche innerhalb der betrachteten Bewehrungsreihe an-
gesetzt werden. Die radialen Abstände sr zwischen der ersten bis dritten Beweh-
rungsreihe sind bei gedrungenen Fundamenten auf 0,5d zu begrenzen (siehe
Bild 6-23).

a l/d £ 2,0 a l/d > 2,0


al
0,3d 0,5d 0,5d
0,3d 0,5d £ 0,75d

Bild 6-23 Abstand der Durchstanzbewehrung bei Fundamenten

6.4.4.3 Mindestbemessungsmomente für Platten-Stützen-Verbindungen


Zur Sicherung der Querkrafttragfähigkeit sind die Platten im Bereich der Stützen
für folgende Mindestmomente in x- und y-Richtung zu bemessen, sofern nicht die
Schnittgrößenermittlung zu höheren Werten führt:
mEdx > hx " V Ed VEd Aufzunehmende Querkraft
(6-41) hx , hy Momentenbeiwert nach Tafel 6-7
mEdy > hy " V Ed
Beim Nachweis der aufnehmbaren Biegemomente können nur Bewehrungsstäbe
berücksichtigt werden, die außerhalb der kritischen Querschnittsfläche verankert
sind.
12

Tafel 6-7 Momentenbeiwerte h

hx für mEdx hy für mEdy

Zug an der Platten- Zug an der Platten-


Lage der Stütze mitwir- mitwir-
kende Plat- kende Plat-
oberseite unterseite tenbreite oberseite unter- tenbreite
seite

Innenstütze 0,125 0 0,3 ly 0,125 0 0,3 lx

Randstütze, Plattenrand (je m Plat-


parallel zur x-Achse 0,25 0 0,15 ly 0,125 0,125 tenbreite)

Randstütze, Plattenrand (je m Plat-


parallel zur y-Achse 0,125 0,125 tenbreite) 0,25 0 0,15 lx

(je m Plat- (je m Plat-


Eckstütze 0,50 0,5 tenbreite) 0,5 0,5 tenbreite)

Mit Plattenoberseite wird die der Lasteinleitungsfläche gegenüberliegende Seite der Platte be-
zeichnet, mit Plattenunterseite dementsprechend die andere Seite.

683
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
Randstütze Innenstütze

mEdx

0,3 ly
x x
mEdy

y y y
ly

0,15 lx
0,3 lx
0,15 ly Bild 6-24
Biegemomente mEdx und mEdy in Platten-
lx Stützen-Verbindungen und mitwirkende
Plattenbreite zur Ermittlung der aufnehm-
Eckstütze Randstütze baren Biegemomente

Beispiel Tragfähigkeit eines Fundamentes mit Durchstanzbewehrung


6-17 Beton C25/30, Stahl B500 A
Zentrisch belastetes Stützenfundament
VEd = 5.000,0 kN mit quadratischer Stütze c ¼ 40 cm
acrit und quadratischen Fundamentabmes-
40 cm sungen
Längsbewehrungsgrad rl ¼ 0,5 %
Mittlere Nutzhöhe d ¼ 70 cm
0,70
fck ¼ 25 N=mm2

s F = VEd ( 3,0 ◊ 3,0 )


3,0 m

Tragfähigkeit ohne Durchstanzbewehrung b " VEd ¼ 4; 104 MN (siehe Beispiel 6-16),


d. h. mit b " VEd ¼ 1,1 " 5,0 ¼ 5,5 MN ist Durchstanzbewehrung erforderlich.
Maximaltragfähigkeit: VRd, max ¼ 1,4 " 4,1 ¼ 5,745 MN < 5,5 MN
Der Abstand des kritischen Rundschnittes wurde im Beispiel 6-16 zu acrit ¼ 0,504 m
bestimmt. Acrit ¼ 0,42 þ 4 " 0,504 " 0,4 þ p " 0,5042 ¼ 1,764 m2
Erforderliche Durchstanzbewehrung:
fywd, ef ¼ 250 þ 0,25d ¼ 250 þ 0,25 " 700 ¼ 425 < 435 N=mm2
VEd, red ¼ VEd ! s F " Akrit ¼ VEd " ð1 ! Akrit =AÞ ¼ 5,0 " ð1 ! 1,764=9Þ ¼ 4,02 MN
b " VEd, red 1,1 " 4,02
Asw, 1þ2 ¼ ¼ " 104 ¼ 104 cm2
fywd, ef 425
Die Anordnung erfolgt in der ersten Reihe bei u1 ¼ 0,3d ¼ 0,21 m sowie in der zwei-
ten Reihe bei u2 ¼ 0,8d ¼ 0,56 m vom Stützenrand mit jeweils 104/2 ¼ 52 cm2 . Diese
Bewehrungsmenge ist gleichmäßig auf den Umfang der beiden Reihen zu verteilen
u1 ¼ 4 " 0,4 þ 2 " p " 0,21 ¼ 2,92 m ! 52=2,92 ¼ 17,8 cm2 =m z. B. 1 20/17
u2 ¼ 4 " 0,4 þ 2 " p " 0,56 ¼ 5,12 m ! 52=5,12 ¼ 10,16 cm2 =m z. B. 1 16/17
!berprüfung, ob außerhalb des Rundschnittes ebenfalls Durchstanzbewehrung er-
forderlich ist:
A2 ¼ 0,42 þ 4 " 0,56 " 0,4 þ p " 0,562 ¼ 2,041 m2
VRd, c ¼ 0,1 " 1,577 " ð0,5 " 25Þ1=3 ¼ 0,366 MN
VEd, red ¼ VEd " ð1/! A2 =AÞ ¼ 5,0 " ð1 ! 2,041=9Þ ¼ 3,866 MN
uout ¼ b " VEd, red ðvRd, c " dÞ ¼ 1,1 " 3,866=ð0,366 " 0,7Þ ¼ 16,6 m
> u2þ1,5d ¼ 4 " 0,4 þ 2 " p " ð0,56 þ 1,5 " 0,7Þ ¼ 11,72 m
d. h. es ist eine weitere Bewehrungsreihe erforderlich. Für Fundamente mit einer
Schubschlankheit l ¼ al =d ¼ 1,3=0,70 ¼ 1,85 < 2 ist diese im Abstand 0,5d zur zwei-
ten Bewehrungsreihe anzuordnen:
a3 ¼ ð0,8 þ 0,5Þ " d ¼ 0,91 m, u3 ¼ 4 " 0,4 þ 2 " p " 0,91 ¼ 7,32 m
Erforderliche Bewehrungsmenge: Asw, 3 ¼ 0,33 " Asw, 1þ2 ¼ 0,33 " 104 ¼ 34,32 cm2
b 34,32=7,32 ¼ 4,69 cm2 =m z. B. 1 12/20
¼

684
Bemessung
!berprüfung, ob außerhalb des dritten Rundschnittes noch Durchstanzbewehrung
erforderlich ist:
A3 ¼ 0,42 þ 4 " 0,91 " 0,4 þ p " 0,912 ¼ 4,218 m2
VEd, red ¼ VEd " ð1 ! A3 =AÞ ¼ 5,0 " ð1 ! 4,218=9Þ ¼ 2,657 MN
/
uout ¼ b " VEd, red ðvRd, c " dÞ ¼ 1,1 " 2,657=ð0,366 " 0,7Þ ¼ 11,40 m
> u3þ1, 5d ¼ 4 " 0,4 þ 2 " p " ð0,91 þ 1,5 " 0,7Þ ¼ 13,92 m
Eine weitere Bewehrungsreihe ist nicht erforderlich.

6.4.5 Stabförmige Bauteile unter Biegung und Längsdruck


(Theorie II. Ordnung)
Für schlanke Tragwerke bzw. Bauteile, die vorwiegend auf Druck beansprucht und
deren Tragfähigkeit wesentlich durch ihre Verformung derart beeinflusst werden,
dass die Momente aus Theorie II. Ordnung zu einer Erhöhung der Momente aus
Theorie I. Ordnung führen ðM II =M I > 1,1Þ, ist ein Nachweis nach diesem Abschnitt
erforderlich.

6.4.5.1 Einteilung des Tragwerks und der Tragwerksteile


Der zu führende Nachweis hängt in erster Linie von der Nachgiebigkeit des Trag-
werkes ab. Dabei wird unterschieden in ausgesteifte und unausgesteifte Tragwerke
(siehe Bild 5.1 u. 5.2). Bei ausgesteiften Tragwerken brauchen die auszusteifenden
Bauteile nicht unter Berücksichtigung der horizontalen Kräfte bemessen werden, da
diese komplett vom Aussteifungssystem übernommen werden. Aussteifende Bau-
teile selber sollten unverschieblich sein und sind daher im Allg. nach Theorie I.
Ordnung zu bemessen.
12
Tafel 6-8 Einteilung der Tragwerke und Regeln der Nachweisführung

aussteifende Bauteile im Tragwerk vorhanden?

ja nein

ausgesteift?
nicht ausgesteift?
Prüfung nach den Kriterien Prüfung nach dem Kriterium
b) Gl. 6-42 und ggf. a) RdII < RdI
c) Gl. 6-43

ja nein ja nein

unverschieblich verschieblich verschieblich unverschieblich

Auswirkungen auf das Gesamttragwerk


Berechnung nach Berechnung nach
nach Theorie II. Ordnung sind zu
Theorie I. Ordnung Theorie I. Ordnung
berücksichtigen

Je nach ihrer Empfindlichkeit gegenüber Auswirkungen nach Theorie II. Ordnung


sind Tragwerke zusätzlich als verschieblich (verformungsempfindlich) oder unver-
schieblich einzustufen. Die Verschieblichkeit ist hinsichtlich der Translation und Ro-
tation zu betrachten. Als unverschieblich gelten:
a) Tragwerke, bei denen der Einfluss von Knotenverschiebungen auf die Bemes-
sungsschnittgrößen der einzelnen Bauteile vernachlässigt werden können (10 %-
Regel), z. B. auch Rahmen ohne aussteifende Bauteile, die aber diese Bedingung
erfüllen.

685
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

b) Ausgesteifte Tragwerke, bei denen die Aussteifung durch annähernd symme-


trisch im Bauwerk verteilte Wände oder Kerne erfolgt (d. h. hohe Rotationsstei-
figkeit), und diese hinsichtlich der horizontalen Steifigkeiten das folgende Krite-
rium erfüllen (siehe auch EC 2, 5.8.3):
F " L2 < ns
PV, Ed K1 " ð6-42Þ
Ecd " I c ns þ 1,6
Dabei ist:
FV, Ed Summe aller lotrechten Lasten im Gebrauchszustand gF ¼ 1,0, d. h. sowohl auf aus-
gesteifte als auch aussteifende Bauteile
L Gesamthöhe des Bauwerkes über der Einspannebene
Ecd Bemessungswert des Elastizitätsmoduls Ecd ¼ Ecm =1,2
Ic Trägheitsmoment des ungerissenen Betonquerschnitts (Zustand I) der aussteifenden
Bauteile
K1 ¼ 0,31. Wenn sichergestellt ist, das die aussteifenden Bauteile im GZT ungerissen
bleiben (d. h. fctm wird nicht überschritten) kann K1 ¼ 0,62 angesetzt werden.
ns Anzahl der Geschosse

In Bezug auf Gl. 6-42 sind folgende Kriterien zusätzlich zu beachten:


— Ausreichender Torsionswiderstand (wird durch die Forderung nach annä-
hernd symmetrischer Anordnung der Aussteifungselemente erfüllt)
— Schubkraftverformungen können vernachlässigt werden
— Starre Gründungen in der Einspannebene
— Annähernd konstante Steifigkeiten der Aussteifungselemente über die Bau-
werkshöhe
— Die Gesamtlast nimmt pro Stockwerk annähernd gleichmäßig zu
c) Wenn die lotrecht aussteifenden Bauteile nicht annähernd symmetrisch ange-
ordnet sind oder nicht vernachlässigbare Verdrehungen zulassen, muss zusätz-
lich zur Translationssteifigkeit nach Gl. 6-42 auch die Verdrehsteifigkeit aus
der Kopplung der Wölbsteifigkeit Ecd " I w und der Torsionssteifigkeit Ecd " I T
der Gl. 6-43 genügen, um das System als unverschieblich annehmen zu kön-
nen.
2 3
vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi #2
u u
61 u Ecd " I w 1 u Gcd " I T 7 < ns
4 " tP þ " tP 5 K1 " ð6-43Þ
L FV, Ed, j " rj2 2,28 FV, Ed, j " rj2 ns þ 1,6
j j

Dabei ist:
L, K1 , Ecd , I c , ns wie bei Gl. 6-42
Ecd " I w Summe der Nennwölbsteifigkeiten aller gegen Verdrehung aussteifenden Bauteile
(Bemessungswert)
Ecd " I T Summe der Torsionssteifigkeiten aller gegen Verdrehung aussteifenden Bauteile
(St. Venant’sche Torsion, Bemessungswert)
rj Abstand der Stütze j vom Schubmittelpunkt des Gesamtsystems
Fv, Ed, j Bemessungswert der Vertikallast der aussteifenden und ausgesteiften Bauteile j mit
gF ¼ 1,0

Für von den Punkten b) und c) abweichende Fälle wird auf ergänzende Hinweise
im EC 2-1-1, Anhang H verwiesen. Ist ein Tragwerk verschieblich, d. h. können die
oben genannten Kriterien nicht erfüllt werden, so sind alle Nachweise am Gesamt-
system nach Theorie II. Ordnung zu führen. Ausführliche Hinweise finden sich
auch im Kapitel 9 dieses Buches.
Die Bemessung von einzelnen Druckgliedern, welche nach den obigen Kriterien zu
einem als unverschieblich ausgesteiften üblichen Hochbau gehören, wird nur bei
sehr schlanken Bauteilen in nennenswerter Weise von der Tragwerksverformung
beeinflusst. Unverschiebliche Tragwerke oder Einzeldruckglieder, die als nicht
schlank gelten (siehe Abschnitt 6.4.5.2), brauchen daher nicht nach Theorie II. Ord-

686
Bemessung

nung bemessen zu werden. Bei verschieblichen Tragwerken sind hingegen die


Tragwerksverformungen im Allgemeinen immer zu berücksichtigen. Für die Be-
messung von Einzeldruckgliedern hat sich daher ein Nachweisverfahren in Abhän-
gigkeit der Ersatzlänge l0 bewährt.

6.4.5.2 Einzeldruckglieder
Als Einzeldruckglieder werden bezeichnet
— Einzelstehende Stützen
— Druckglieder, die in einem unverschieblichen Tragwerk gelenkig oder biegesteif
angeschlossen sind
— Druckglieder, die als aussteifendes Bauteil dienen und schlank sind.

Tafel 6-9 Einteilung der Bauteile und Regeln der Nachweisführung

Einzeldruckglieder als einzelne Stützen oder


als Einzeldruckglieder betrachtete Teiles eines Tragwerkes

l0 ¼ b " lcol ; l ¼ l0 =i
" #
16
!berprüfung Schankheitskriterium l > llim ¼ max 25; pffiffiffiffi ? (siehe Gl. 6-46)
n

ja nein

schlankes Bauteil
gedrungenes Bauteil
gegenseitige Verschiebung der Stabenden von Bedeutung?

ja
schlankes,
nein
schlankes, unverschieblich
12
verschiebliches Bauteil unverschiebliches Bauteil

Nachweis nach Theorie


Nachweis nach Theorie II. Ordnung erforderlich I. Ordnung ausreichend.
(z. B. Verfahren mit Nennkrümmungen oder genaue Bemessung mit
Berechnung) NEd , MEd, min ¼ NEd " e0
e0 ¼ max fh=30,20 mmg

Durch einen Vergleich der Schlankheit mit Grenzwerten wird entschieden, ob die
Auswirkungen nach Theorie II. Ordnung zu berücksichtigen sind. Die Schlankheit l
eines Druckgliedes errechnet sich aus
l ¼ l0 =i
wobei

pffiffiffiffiffiffiffiffi Flächenträgheitsradius des ungerissenen Betonquerschnitts


i¼ I=A i ¼ 0,289 " h für Rechteckquerschnitte
i ¼ 0,25 " h für Kreisquerschnitte
Ersatzlänge (Knicklänge) mit
l0 ¼ b " lcol lcol Stützlänge zwischen den idealisierten Einspannstellen
b Knickbeiwert: Verhältnis von Ersatzlänge zu Stützenlänge

Für Standardfälle kann b aus den in der Mechanik bekannten Euler-Fällen übertra-
gen werden (siehe Bild 6-25). Im Falle regelmäßiger Rahmen mit elastischen Ein-
spannungen an den Stützenden kann der Knickbeiwert b mit Hilfe der folgenden
Nomogramme (Bild 6-26) bzw. der Gleichungen 6-46 u. 6-47 bestimmt werden.

687
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Bild 6-25 Bestimmung der Ersatzlängen für Standardfälle

k1
1 k1 = ΣElcol/lcol 0 0,05 0,1 0,2 0,4 0,6 0,8 1 2 3 5 10
k1 = ΣElcol/lcol
ΣM R,1 gelenkig ΣM R,1
starr
ls = lcol ElS eingespannt gelagert
2
f=1
k2 = ΣElcol/lcol 0,55 0,65 0,75 0,85 0,95
k2
lR
ELR ΣM R,2 b = l0/lcol
0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1
MR = 2 ElR/lR
Verwendung
f=1 nicht unverschiebliches Druckglied
MR = 3 ElR/lR
f=1
empfohlen
k2 = ΣElcol/lcol
0 0,05 0,1 0,2 0,4 0,6 0,8 1 2 3 5 10 ΣM R,2
MR = 4 ElR/lR

0 0,1 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,5 2 3 45 10 20


k1 = ΣElcol/lcol
k1
1 k1 = ΣElcol/lcol ΣM R,1
ΣM R,1
ls = lcol ElS

2
f = 1 ELR
k2 = ΣElcol/lcol b = l0/lcol
k2 lR ΣM R,2 1 1,2 1,4 1,6 1,8 2 2,5 3 4 5 10

verschiebliches Druckglied
MR = 6 ElR/lR
k2 = ΣElcol/lcol
0 0,1 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,5 2 3 45 10 20 ΣM R,2
Bild 6-26 Nomogramme zur Berechnung der Ersatzlänge von Einzeldruckgliedern [U. Quast,
BK 2004]

688
Bemessung

Die Nomogramme basieren auf den folgenden Gleichungen für:


a) ausgesteifte Bauteile:
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
" # " #ffi
k1 k2
l0 ¼ 0,5 " lcol " 1þ " 1þ ð6-44Þ
0,45 þ k1 0,45 þ k2
b) nicht ausgesteifte Bauteile:
(s"
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
# " # " #)
k1 " k2 k1 k2
l0 ¼ lcol " max 1 þ 10 ; 1þ " 1þ ð6-45Þ
k1 þ k2 1 þ k1 1 þ k2
Dabei ist: P P P
ki bezogene Einspanngrade der Enden 1 und 2 mit ki ¼ ð EI col =lcolPÞ= MR ; EI col =lcol ist
die Summe der Stabsteifigkeiten der zu stabilisierenden Stiele, MR ist die Summe der
Drehwiderstandsmomente (siehe Bild 6-26) der einspannenden Bauteile (stabilisierende
Riegel) infolge einer Einheitsverdrehung bzw. Verschiebung am Knoten i.

Zur Berücksichtigung des Steifigkeitsabfalls infolge Rissbildung wird empfohlen,


für Druckglieder die Steifigkeit im Zustand I, für überwiegend auf Biegung bean-
spruchte Bauteile jedoch nur 50 % der Steifigkeit nach Zustand I zur Bestimmung
von ki anzusetzen.
Es gilt z. B. für ki und l0 : P
— Stab beidseitig gelenkig: MR ¼ 0; Pki ¼ 1, l0 ¼ lcol nach Gl. 6-44
— Stab beidseitig starr eingespannt: MR ¼ 1; ki ¼ 0, l0 ¼ 0,5 " lcol
(ki ¼ 0 ist eine theoretischer Wert der in der Praxis nicht vorkommt. Daher
sollte immer mindestens ki ¼ 0,1 angesetzt werden ! l0 ¼ 0,59 " lcol nach Gl. 6-44
bzw. ! l0 ¼ 1,22 " lcol nach Gl. 6-45)
— Stab auf der einen Seite gelenkig gelagert, auf der anderen starr eingespannt:
k1 ¼ 1, k2 ¼ 0, l0 ¼ 0,71 " lcol bzw. real mit k2 ¼ 0,1! l0 ¼ 0,76 " lcol nach Gl. 6-44:
— Stab beidseitig elastisch eingespannt, verschiebliches System:
EI = 28 MNm² EI = 28 MNm²
20=4,25
2

EI = 20 MNm²
k2 ¼
0,5 " ð3 " 28=4,5 þ 3 " 28=6,3Þ
¼ 0,294
12
4,25
20=4,25
EI = 28 MNm² 1 EI = 28 MNm²
k1 ¼ ¼ 0,246
0,5 " ð4 " 28=4,5 þ 3 " 28=6,3Þ
l0 ¼ b " lcol ¼ 1,53 " 4,25 ¼ 6,50 m
4,5 6,3

Weitere Hinweise zur Knicklängenbestimmung enthält Heft 600 des DAfStb.


Schlankheitskriterium
Sofern & < &lim ist, gilt die betrachtete Einzelstütze als gedrungen. Hier kann auf ei-
nen Nachweis nach Theorie II. Ordnung verzichtet werden.
- > l Schlankheit l0/i
llim ¼ pffiffiffiffiffiffiffi für jnj 0,41
25
ð6-46Þ n Bezogene Längskraft nach Gl. (6-47)
16= jnj jnj < 0,41 l0 Ersatzlänge des Druckgliedes
i Flächenträgheitsradius
Für n gilt
NEd Bemessungswert der
n ¼ NEd =ðfcd " Ac Þ ð6-47Þ aufzunehmenden Normalkraft
Ac Betonquerschnitt der Stütze
fcd Bemessungswert der Beton-
druckfestigkeit

Für Druckglieder mit zweiachsiger Lastausmitte darf dieses Kriterium für jede Rich-
tung einzeln betrachtet werden. Die Nachweise nach Theorie II. Ordnung können
dann ggf. in beiden Richtungen entfallen oder sie sind in einer oder beiden Rich-
tungen zu führen.

689
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Sofern l > llim ist, gilt die betrachtete Einzelstütze als schlank. Hier ist ein Nachweis
nach Theorie II. Ordnung erforderlich. Nach EC 2-1-1, Kapitel 5.8. kann dies mit
drei verschiedenen Berechnungsverfahren erfolgen:
1. Allgemeines Verfahren
Dies basiert auf einer nichtlinearen Schnittgrößenermittlung, welche die geometri-
sche Nichtlinearität nach Theorie II. Ordnung enthält. Dieses Verfahren ist im All-
gemeinen in den entsprechenden Bemessungsprogrammen der Softwareherstel-
ler implementiert und wird im Rahmen dieses Tafelwerkes nicht näher erläutert.
2. Näherungsverfahren auf der Grundlage von Nennsteifigkeiten
Dieses Verfahren kann gemäß nationalem Anhang in Deutschland entfallen.
3. Näherungsverfahren auf der Grundlage von Nennkrümmungen (entspricht weit-
gehend dem Modellstützenverfahren nach DIN 1045-1). Dieses Verfahren eignet
sich vorwiegend für Einzelstützen und wird im Folgenden näher erläutert.

6.4.5.3 Vereinfachtes Bemessungsverfahren mit Nennkrümmungen


Mit diesem Verfahren wird das Bemessungsmoment einer überwiegend normal-
kraftbeanspruchten Stütze nach Theorie II. Ordnung auf der Grundlage einer ge-
schätzten Maximalkrümmung bestimmt. Anschließend kann die Querschnitts-
bemessung der Stütze mit den üblichen Bemessungshilfsmitteln erfolgen.
Für rechteckige bzw. kreisförmige Druckglieder mit einer Lastausmitte e0 > 0,1h
kann hierbei auf Grundlage einer fußeingespannten und am Kopf frei verschiebli-
chen Modellstütze nach Bild 6-27 bemessen werden. Für andere Querschnittsfor-
men und e0 < 0,1h ist dieses Verfahren ebenfalls anwendbar, liefert im Allgemei-
nen aber unwirtschaftliche Ergebnisse.
Die Bemessung des kritischen Querschnittes A # A in Bild 6-27 erfolgt unter der
Längskraft NEd und der Gesamtausmitte etot mit
etot ¼ e0 þ ei þ e2 ð6-48Þ
a) e0 Lastausmitte nach Theorie I. Ordnung
e0 ¼ MEd0 =NEd
MEd0 Bemessungswert des aufzunehmenden Biegemomentes nach Theorie I. Ordnung
NEd Bemessungswert der aufzunehmenden Längskraft
Bei unverschieblich gelagerten Bauteilen ohne Querlasten zwischen den Staben-
den darf im Rahmen dieses Nachweises in Gl. 6-48 mit einer Ersatzausmitte
e0 ¼ e0e gerechnet werden (siehe Bild 6-28). Es gilt dann:
Fall I e01 ¼ e02 ¼ e0e
Fall II und III je02 j > je01 j
-
0,6 " e02 þ 0,4 " e01
e0e ¼ max wobei e01 und e02 mit Vorzeichen einzusetzen sind
0,4 " e02

Bild 6-27 Modellstütze Bild 6-28 Berechnung der Lastausmitte e0

690
Bemessung

b) ei ungewollte Lastausmitte (Imperfektion)


l0 Ersatzlänge der Stütze
l0
ei ¼ qi " 1 2
2 qi ¼ " ah 0 < ah ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi < 1,0
200 lcol ½m,
c) e2 Stabauslenkung nach Theorie II. Ordnung
1 K1 ¼ ðl=10 # 2,5Þ für 25 < l < 35
e2 ¼ K1 " 0,1 " l20 "
r
K1 ¼ 1 l > 35
1/r entspricht der Stabkrümmung im kritischen Querschnitt

eyd ¼ fyd =Es Bemessungswert der Dehnung der Be-


1 1 wehrung an der Streckgrenze
¼ Kr " Kj "
r r0 d Nutzhöhe des Querschnitts in der Sta-
1 2 " eyd bilitätsrichtung
¼ Nud Bemessungswert der Grenztragfähig-
r0 0,9 " d keit des Querschnitts unter zentrischem
Druck Nud ¼ ðfcd " Ac þ fyd " As Þ
Nud # NEd < NEd Bemessungswert der aufzunehmenden
Kr ¼ 1
Nud # Nbal Längskraft
Nbal Längsdruckkraft, unter der die Momen-
tengrenztragfähigkeit eines Querschnit-
Kj zur Berücksichtigung tes am größten ist Nbal ffi 0,4 " fcd " Ac
des Kriechens (s. u.) (Rechteckquerschnitte mit symmetri-
scher Bewehrung)

Kr ¼ 1 liegt immer auf der sicheren Seite. Im Falle Kr < 1 und n ¼ NEd =ðAc " fcd Þ
> 0,5 ist im Allgemeinen ein iteratives Vorgehen erforderlich.

6.4.5.4 Berücksichtigung des Kriechens über K j


12
Die Auswirkungen des Kriechens werden mit dem Faktor Kj wie folgt erfasst:
Kj ¼ 1 þ b " jef > 1,0
Dabei ist: M0 Eqp
jef effektive Kriechzahl ¼ jð1, t0 Þ " mit
/ M0 Ed
Wenn M0 Eqp M0 Ed variiert, darf das Verhältnis für den Querschnitt mit dem maximalen
Moment oder ein repräsentativer Wert verwendet werden.

jð1, t0 Þ Endkriechzahl nach Tafel 3-5


M0 Eqp Moment nach Theorie I. Ordnung in der quasi-ständigen Kombination (GZG inkl. Im-
perfektion)
M0 Ed Moment nach Theorie I. Ordnung in der Bemessungskombination (GZT inkl. Imperfek-
tion)
b zur Berücksichtigung des Einflusses der Stützenschlankheit b ¼ 0,35 þ fck =200 ! l=150 > 0

Wenn die folgenden drei Bedingungen erfüllt sind, dürfen die Kriechauswirkungen
hier vernachlässigt werden, d. h. jef ¼ 0 ! Kj ¼ 1
1. jð1, t0 Þ < 2
2. l < 75
3. M0 Ed =NEd > h
In unverschieblichen Tragwerken dürfen Kriechauswirkungen in der Regel auch
vernachlässigt werden, wenn die Stützen an beiden Enden monolithisch mit lastab-
tragenden Bauteilen verbunden sind. Bei verschieblichen Tragwerken darf das Krie-
chen ebenfalls unberücksichtigt bleiben, wenn l < 50 ist und gleichzeitig die bezo-
gene Lastausmitte im GZT e0 =h > 2 (d. h. M0 Ed =NEd > 2h) ist.

691
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
Beispiel Bemessung einer Kragstütze G= 500 kN
6-18 (die Stütze sei senkrecht zur Zeichenebene gehalten) S = 250 kN
e = 9 cm
Abmessungen: b=h ¼ 45=45 cm, lcol ¼ 3,30 m w = 22,00 kN/m
Beton C30/37, fcd ¼ 17,00 N/mm2
Betonstahl B500, d ¼ 40,5 cm
Vorwerte:
l0 ¼ b " lcol ¼ 2,2 " 3,3 ¼ 7,26 m

l col
pffiffiffiffiffiffiffiffi
i ¼ I=A ¼ 0,289 " 0,45 ¼ 0,13 m
l ¼ l0 =i ¼ 7,26=0,13 ¼ 55,8 > 25 ðn > 0,41Þ ! KSNW
erforderlich
Imperfektion und Zusatzmoment Mi
2 2 1 l0 7,26
ah ¼ pffiffiffiffiffiffiffi ¼ pffiffiffiffiffiffiffi ¼ 1,101 > 1 , qi ¼ " ah ¼ 0,005 ! ei ¼ qi " ¼ 0,005 " ¼ 0,0182 m
lcol 3,3 200 2 2
Mi ¼ jNj " ei ¼ jNj " 0,0182 ½kNm.

Charakteristische Einwirkungen an der Einspannstelle:


N [kN] M0 [kNm] Mi [kNm] M1 ¼ M0 þ Ma w0 =w1 =w2
ständig G !500,00 45,00 9,08 54,08
veränderlich S !250,00 22,50 4,04 27,04 0,7/0,5/0,2
veränderlich w 0 119,79 0 119,79 0,6/0,5/0

Mögliche Lastfallkombinationen (GZT)


1. 1,35 " G þ 1,5 " ðS þ w0 " w Þ
NEd ¼ !1,35 " 500 ! 1,5 " 250 ¼ !1050 kN;
MEd 0 ¼ 1,35 " 45 þ 1,5 " ð22,50 þ 0,6 " 119,79Þ ¼ 202,31 kNm
202,31 e0 0,193
! e0 ¼ ¼ 0,193 m; ¼ ¼ 0,428 < 2
1050 h 0,45
2. 1,35 " G þ 1,5 " ðw þ w0 " SÞ
NEd ¼ !1,35 " 500 ! 1,5 " 0,7 " 250 ¼ !937,5 kN;
MEd 0 ¼ 1,35 " 45 þ 1,5 " ð119,79 þ 0,7 " 22,5Þ ¼ 264,06 kNm
264,06 e0 0,282
! e0 ¼ ¼ 0,282 m; ¼ ¼ 0,626 < 2
937,50 h 0,45
3. 1,0 " G þ 1,5 " w
NEd ¼ !1,0 " 500 ! 500 kN; M1 Ed ¼ 1,0 " 45 þ 1,5 " 119,79 ¼ 224,68 kNm
224,68 e0 0,449
! e0 ¼ ¼ 0,449 m; ¼ ¼ 0,998 < 2
500,00 h 0,45
Aus e0 =h 2 2 und l > 50 folgt, dass der Kriecheinfluss berücksichtigt werden muss.
Zu betrachtende Lastfallkombinationen zur Berücksichtigung des Kriecheinflusses
unter Berücksichtigung der Imperfektion:
M0 Eqp ¼ G þ w2,S " S þ w2, w " w ¼ 54,08 þ 0,2 " 27,04 þ 0 " 119,79 ¼ 59,49 kNm
M0 Ed ¼ 1,35 " G þ 1,5 " ðw þ w0 " SÞ ¼ 1,35 " 54,08 þ 1,5 " ð119,79 þ 0,7 " 27,04Þ
¼ 281,09 kNm
Endkriechzahl: RH ¼ 50 %, h0 ¼ 2Ac =u ¼ 2 " 452 =ð4 " 45Þ ¼ 22,5 cm
CEM 32,5 N, t0 ¼ 28d, ! Tafel 3-5: jð1, t0 Þ ¼ 2,38
/
jef ¼ jð1, t0 Þ " M0 Eqp M0 Ed ¼ 2,38 " 59,49=281,09 ¼ 0,504
b ¼ 0,35 þ fck =200 ! l=150 > 0 ! b ¼ 0,35 þ 30=200 ! 55,8=150 ¼ 0,128
Kj ¼ 1 þ b " jef ¼ 1 þ 0,128 " 0,504 ¼ 1,0645
Lastausmitte e2 nach Theorie II. Ordnung: e2 ¼ K1 " 0,1 " l20 " 1=r
1 2 " eyd 2 " 2,175 " 10!3
K1 ¼ 1; K2 ¼ 1; ¼ ¼ ¼ 0,01193
r0 0,9d 0,9 " 0,405
1
¼ 1,0 " 1,0645 " 0,01193 ¼ 0,0127
r
2
! e2 ¼ 1,0 " 0,1 " 7,26 " 0,0127 ¼ 0,067 m

692
Bemessung
Geschätzter Bewehrungsgehalt % 1 %, d. h. 452 " 0,01 ¼ 20 cm2
Nud ffi !ð17 " 0,452 þ 435 " 20 " 10!4 Þ ¼ !4,31 MN, Nbal ffi !0,4 " ð17 " 0,452 Þ ¼ !1,377 MN
d. h. Kr ¼ ð!4,31 þ 1,050Þ=ð!4,31 þ 1,377Þ ¼ 1,11 > 1,0. Im Fall jNbal j > jNEd j kann dem-
nach generell wird mit Kr ¼ 1,0 gerechnet werden. Sollte jNbal j < jNEd j sein, so ist im
Sinne einer wirtschaftlichen Bemessung ein iteratives Vorgehen zur Ermittlung von Kr
sinnvoll. Hierzu wird in einem ersten Schritt der Bewehrungsgehalt des Querschnitts zur
genauen Bestimmung von Kr geschätzt (siehe oben). Sollte das endgültige Bemessungs-
ergebnis von diesem Schätzwert abweichen, so kann durch schrittweise bessere Schät-
zungen eine !bereinstimmung zwischen Schätzwert und endgültigem Bemessungser-
gebnis erreicht werden. Die Annahme Kr ¼ 1,0 liegt immer auf der sicheren Seite.
Die eigentliche Bemessung erfolgt nun mit Hilfe der Bemessungstabellen (BT) des
Abschnitts 8 für symmetrisch bewehrte Querschnitte ðd1 =d ¼ 4,5=45 ¼ 0,1 ! BT 7aÞ:
LK 1: etot ¼ e0 þ ei þ e2 ¼ 0,193 þ 0,0182 þ 0,067 ¼ 0,2782
NEd ¼ !1050 kN; MEd ¼ NEd " etot ¼ 1050 " 0,2782 ¼ 292,11 kNm
NEd !1,050 MEd 0,292
nEd ¼ ¼ ¼ !0,305; mEd ¼ ¼ ¼ 0,189
b " h " fcd 0,452 " 17 b " h2 " fcd 0,453 " 17
Ablesen aus BT7a: ! wtot ¼ 0,20
LK 2: etot ¼ e0 þ ei þ e2 ¼ 0,282 þ 0,0182 þ 0,067 ¼ 0,3672
NEd ¼ !937,5 kN; MEd ¼ NEd " etot ¼ 937,5 " 0,3672 ¼ 344,25 kNm
NEd !0,9375 MEd 0,344
nEd ¼ ¼ ¼ !0,272; mEd ¼ ¼ ¼ 0,222
b " h " fcd 0,452 " 17 b " h2 " fcd 0,453 " 17
Ablesen aus BT7a: ! wtot ¼ 0,308
LK 3: etot ¼ e0 þ ei þ e2 ¼ 0,449 þ 0,0182 þ 0,067 ¼ 0,5342
NEd ¼ !500 kN; MEd ¼ NEd " etot ¼ 500 " 0,5342 ¼ 267,10 kNm

NEd !0,500 MEd 0,267


nEd ¼ ¼ ¼ !0,145; mEd ¼ ¼ ¼ 0,172
b " h " fcd 0,452 " 17 b " h2 " fcd 0,453 " 17
Ablesen aus BT7a: ! wtot ¼ 0,275 12
Damit wird LK 2 für die Bemessung maßgebend. Die erforderliche Stützbewehrung
beträgt: erf As, tot ¼ w " Ac =ðfyd =fcd Þ ¼ 0,308 " 452 =ð435=17Þ ¼ 24,37 cm2
gewählt: je Seite 4 1s ¼ 20 mm ¼ 8 ˘ 20 (25,12 cm2 )

6.4.5.5 Druckglieder mit zweiachsiger Lastausmitte


Allgemein können diese Druckglieder nach dem allgemeinen Verfahren bemessen
werden. In bestimmten Fällen sind aber für Rechteckquerschnitte getrennte Nach-
weise (ohne Beachtung der zweiachsigen Ausmitte und unter Ansatz der gesamten
Querschnittsbewehrung) nach Abschnitt 6.4.5 in jeder Achsrichtung y und z mög-
lich. Dazu ist zu prüfen, ob einerseits die bezogenen Ausmitten e0 y =b und e0 z =h
eine der beiden folgenden Bedingungen in Gl. 6-49 erfüllen (entspricht einem Last-
angriffspunkt im dunkleren Bereich des Bildes 6-29):
/
e0 z =h < e0 y b
/ 0,2 oder < 0,2 ð6-49Þ
e0 y b e0 z =h
und andererseits für die Schlankheitsverhältnisse Gl. 6-50 erfüllt ist:
ly < lz <
2 und 2 ð6-50Þ
lz ly
e0 i , li sind die Lastausmitten nach Theorie I. Ordnung bzw. die Schlankheiten bezo-
gen auf die entsprechenden Achsen i ¼ y bzw. z. Bei vom Rechteck abweichenden
Querschnittsformen dürfen ebenfalls getrennte Nachweise geführt werden, wenn
in Gl. 6-49 die Größen h ffi und b mit denpWerten
pffiffiffiffiffi ffiffiffiffiffiffi eines äquivalenten Rechteckquer-
schnitts mit beq ¼ iy " 12 und heq ¼ iz " 12 ersetzt werden. iy , iz sind die entspre-
chenden Trägheitsradien des Querschnitts.

693
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Bei Rechteckquerschnitten mit e0z =h > 0,2 ist ein getrennter Nachweis nur dann er-
laubt, wenn für den Nachweis um die schwächere Hauptachse z nach Bild 6-30 die
Dicke h auf hred abgemindert wird. Dabei wird hred auf Grundlage einer linearen
Spannungsverteilung nach folgender Formel ermittelt.
h h2 <h eiz ungewollte Ausmitte ei in z-Richtung
hred ¼ þ ð6-51Þ
2 12ðe0z þ eiz Þ

Bild 6-29 Voraussetzung für getrennten Bild 6-30 Bedingungen für getrennte Nachweise
Nachweis in Richtung der beiden Hauptachsen

Können die Regeln für einen getrennten Richtungsnachweis nicht erfüllt werden,
kann alternativ zum allgemeinen Nachweis der Stütze mit zweiachsiger Lastaus-
mitte (i. Allg. per EDV) auch der folgende vereinfachte Nachweis verwendet wer-
den:
" # " #
MEdz a MEdy a <
þ 1,0 ð6-52Þ
MRdz MRdy
Dabei ist:
MEdz=y das Bemessungsmoment um die z- bzw. y-Achse nach Theorie II. Ordnung
MRdz=y der Biegewiderstand des Querschnitts um die z- bzw. y-Achse
a Exponent
— für runde und elliptische Querschnitte a ¼ 2
— für rechteckige Querschnitte
NEd =NRd 0,1 0,7 1,0
a¼ 1,0 1,5 2,0
(Zwischenwerte interpolieren)
mit NEd als Bemessungswert der Normalkraft und NRd ¼ Ac " fcd þ As " fyd

6.4.5.6 Kippen von schlanken Trägern


Auf einen genauen Nachweis des seitlichen Ausweichens schlanker Träger nach
Theorie II. Ordnung darf verzichtet werden, wenn folgende Bedingungen eingehal-
ten werden: sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
" #3
>
4 l0t
0 ständige Bemessungssituation: b " h und h=b < 2,5 (6-53)
50
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
" #3
4 l0t
0 vorübergehende Bemessungssituation: b > " h und h=b < 3,5 (6-54)
70
mit:
l0 t Länge des Druckgurtes zwischen seitlichen Abstützungen
b Breite des Druckgurtes
h Gesamthöhe des Trägers im mittleren Bereich von l0 t

694
Bemessung

Die Auflagerkonstruktion ist so zu bemessen, dass mindestens ein Torsionsmo-


ment von TEd ¼ VEd " leff =300 aufgenommen werden kann. VEd entspricht dem
Bemessungswert der Querkraft im Auflager senkrecht zur Trägerachse, leff der ef-
fektiven Stützweite.
Falls die Nachweis nach Gl. 6-53 bzw. 54 nicht geführt werden können, ist im Allg.
ein genauer Nachweis (mit EDV-Unterstützung) nach Theorie II. Ordnung unter An-
satz einer Imperfektion von 1/300 der Gesamtträgerlänge zu führen. Die Auflager-
gabel ist dann entsprechend nachzuweisen. Weitere Hinweise finden sich in [K.
Zilch, BK 2004].

6.4.5.7 Druckglieder aus unbewehrtem Beton


Die Schlankheit von unbewehrten Stützen und Wänden ist l ¼ l0 =i (Erklärungen s.
Abschnitt 6.4.5.2). Die Knicklänge l0 ¼ b " lcol ¼ b " lw mit lw ¼ lichte Höhe des Bau-
teils wird dabei in Abhängigkeit folgender Definitionen für b bestimmt:
0 allgemein b ¼ 1,0 für Stützen (allgemein)
0 für Kragstützen oder Wände b ¼ 2,0
0 anders gelagerte Wände gemäß Tafel 6-10

Tafel 6-10 Knicklängenbeiwert für verschiedene Lagerungsbedingungen

Lagerungs- Zeichnung Gleichung Faktor b


bedingungen
A

b = 1,0 für alle


Zweiseitig B B lw
A Verhältnisse
gehalten von I w/b

b 12
b/l w b

0,2 0,26
A
0,4 0,59
1 0,6 0,76
b=
Dreiseitig C B lw lw
2
gehalten A 1+ 0,8 0,85
3b
1,0 0,90
b 1,5 0,95
2,0 0,97
5,0 1,00

b/l w b

Wenn b ≥ l w 0,2 0,10


A
1 0,4 0,20
b= 2
l 0,6 0,30
Vierseitig C C lw 1+ w
A b 0,8 0,40
gehalten
Wenn b < l w 1,0 0,50
b 1,5 0,69
b= 1
2,0 0,80
l
2• w
b 5,0 0,96

A Deckenplatten B Freier Rand C Querwand

695
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Anwendungshinweise zu Tafel 6-10


— für zweiseitig gehaltene Wände, die am Kopf- und Fußende biegesteif ange-
schlossen sind, dürfen die Tafelwerte für b mit dem Faktor 0,08 abgemindert
werden.
— Höhe von Wandöffnungen < 13 lw oder "ffnungsfläche < 101
der Wandfläche.
Ansonsten sind idealisierend abschnittsweise 2-seitig gehaltene Wände zu be-
trachten.
— Die Werte b sind angemessen zu vergrößern, wenn die Querbiegetragfähigkeit
der Wände durch Schlitze oder Aussparungen beeinträchtigt wird.
— Querwände können als aussteifend gelten, wenn:
0 ihre Gesamtdicke den Wert 0,5 " hw nicht unterschreitet (hw ¼ Dicke der aus-
zusteifenden Wand)
0 sie die gleiche Höhe lw besitzen wie die auszusteifende Wand
0 ihre Länge lht mindestens lw =5 der lichten Höhe der auszusteifenden Wand
beträgt
0 innerhalb der Länge lht der Querwand keine "ffnungen vorhanden sind
Grenzen für die Schlankheit l
Unbewehrte Druckglieder (Stützen oder Wände) sind unabhängig vom Schlank-
heitsgrad l als schlank anzusehen. In Abhängigkeit von l gelten zudem folgende
Nachweisregeln:
— für l0 =h < 2,5 (¼ b l < 8,6 bei Rechteckquerschnitten) kann auf eine Schnitt-
größenermittlung nach Theorie II. Ordnung verzichtet werden
— generell gilt: l0 =h < 25 bzw. l < 86 ¼ maximal zulässige Schlankheit
Vereinfachtes Nachweisverfahren für unbewehrte Stützen und Wände
Die im GZT aufnehmbare Längsdruckkraft unbewehrter Wände und Stützen in
unverschieblich ausgesteiften Tragwerken beträgt:
NRd ¼ b " hw " fcd, pl " F (6-55)
Dabei ist
fcd, pl Bemessungswert der Betondruckfestigkeit für unbewehrten Beton
fcd, pl ¼ acc, pl " fck =gC mit acc, pl ¼ 0,7
F Beiwert zur Berücksichtigung der Auswirkungen nach Theorie II. Ordnung mit
F ¼ 1,14 " ð1 ! 2etot =hw Þ ! 0,02l0 =h und 0 < F < 1 ! 2etot =hw .
etot Gesamtausmitte mit etot ¼ e0 þ ei
e0 Lastausmitte nach Theorie I. Ordnung, ggf. unter Berücksichtigung der Biegemo-
mente aus Einspannungen in benachbarte Bauteile sowie aus Windwirkungen
ei die ungewollte zusätzliche Lastausmitte infolge geometrischer Imperfektionen, verein-
fachend mit ei ¼ l0 =400

Zur Sicherstellung eines ausreichend duktilen Bauteilverhaltens gilt für stabförmi-


ge, unbewehrte Bauteile mit Rechteckquerschnitt zudem: etot =h < 0,4.

Hinweis:
Der Bundesverband der Deutschen Transportbetonindustrie e. V. hat eine Typensta-
tik mit hilfreichen Bemessungsdiagrammen für unbewehrte Kellerwände im
Wohnungsbau unter www.beton.org veröffentlicht.

6.4.6 Ermüdungsnachweise
Tragende Stahl- und Spannbetonbauteile, die beträchtlichen und häufig auftretenden
Spannungsänderungen unterworfen sind, haben eine begrenzte Lebensdauer. Sie
müssen daher gegen Materialermüdung nachgewiesen werden. Der Ermüdungs-
nachweis für Betonbauteile entspricht einem Betriebsfestigkeitsnachweis, wobei
Bauteile zu betrachten sind, bei denen der Anteil der nicht vorwiegend ruhenden Be-
lastung nicht vernachlässigt werden kann. Dies betrifft insbesondere z. B. Türme,
Kranbahnen, Brückenbauwerke oder Industrieanlagen mit dynamisch wirkenden

696
Bemessung

Maschinen. Im allgemeinen Hochbau treten derartige Ermüdungsbeanspruchungen


eher selten auf, daher sind Ermüdungsnachweise hier nicht zu führen.
Im Rahmen dieser Bautabellen werden daher nur die Grundzüge des Nachweises
zusammengefasst und die Formeln für ein vereinfachtes Verfahren (Stufe 1, siehe
Bild 6-31) wiedergegeben. Im !brigen wird auf die Regelungen des EC2-1-1, 6.8
verwiesen.

Ermüdungsnachweis bei Stahlbeton- und Spannbetonbauteilen


nach EC2-1-1, 6.8

Beton Betonstahl Spannstahl

Querkraft
ungeschweißte geschweißte
(Bauteile ohne
Druck zugbeanspruchte zugbeanspruchte Kopplungen
Querkraft-
Stäbe Stäbe
bewehrung)

Begrenzung von Details siehe


Stufe 1

Begrenzung von Dss £ 0 N/mm2


VEd,min und D ss £ 70 N/mm2 EC2-1-1 6.8.6(3)
sc,min und s c,max siehe 1)
VEd,max bzw. 1)

Nachweis über Nachweis über


schädigungsäquivalente schädigungsäquivalente
Stufe 2

Spannungen Spannungsschwingbreiten
Ecef,max,equ + 0,43 1 – Requ Ds Rsk
g F,fat s s,equ N *) g
£ 1,0 F,fat
s. EC2-1-1, 6.8.7(1) s. EC2-1-1, 6.8.5

Expliziter
Expliziter
Betriebsfestigkeitsnachweis
12
Stufe 3

Bertriebsfestigkeitsnachweis
DEd £ 1,0
DEd £ 1,0
in DIN1045-1 und EC2
s. EC2-1-1, 6.8.4
bisher nicht vorgesehen

1
) Der Betonquerschnitt muss im Bereich von 200 mm um den Betonstahl bzw. Spannstahl in
der häufigen Lastkombination überdrückt sein. Für Spannbetonbauteile darf bei diesem Nach-
weis P mt nur zu 75 % angesetzt werden.

Bild 6-31 Grundsätzliche Nachweisstufen für den Ermüdungsnachweis

Ermüdungsnachweise sind Tragfähigkeitsnachweise (GZT), allerdings auf


Gebrauchslastniveau. Spannungen sind auf der Grundlage gerissener Querschnitte
(fct ¼ 0) zu bestimmen. Das unterschiedliche Verbundverhalten von Betonstahl und
Spannstahl kann dabei über den Faktor h erfasst werden.
As þ Ap
h¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ð6-56Þ
As þ Ap " x " ð1s =1p Þ
Dabei ist:
" Verhältnis der Verbundfestigkeit nach Tafel 6-12
1s Betonstahldurchmesser
1p äquivalenter Spannstahldurchmesser, wobei
pffiffiffiffiffiffi
1p ¼ 1,6 " Ap für Bündelspannglieder,
1p ¼ 1,75 " 1wire für Einzellitzen mit 7 Drähten,
1p ¼ 1,2 " 1wire für Einzellitzen mit 3 Drähten, 1wire ¼ Drahtdurchmesser

Bei der Bemessung für Querkraft darf die Druckstrebenneigung q wie mit Hilfe ei-
nes Stabwerksmodells oder mit Gl. 6-57 bestimmt werden:
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
tan qfat ¼ tan q < 1 ð6-57Þ

697
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

wobei q der Druckstrebenneigung aus der Bemessung im GZT entspricht. Für


$ > 45. sollte qfat ¼ q angesetzt werden.
Als Einwirkungskombination ist die jeweils ungünstigste Grundkombination (stän-
dige und nichtzyklische veränderliche Einwirkungen) mit den zyklischen Einwirkun-
gen Qfat wie folgt zu überlagern.
-P P +
Ed, frequ ¼ E Gk, j 3 Pk 3 w1,1 " Qk, 1 3 w2, i " Qk, i 3 Qfat
j>1 i>1

Qk, 1 , Qk, i sind dabei nichtzyklische veränderliche Einwirkungen, Qfat ist die maßge-
bende Ermüdungsbelastung. In der Grundkombination sind ggf. auch ungünstige
Auswirkungen einer wahrscheinlichen Stützensenkung sowie Temperatureinwir-
kung zu erfassen.
Beim vereinfachten Ermüdungsnachweis (Stufe 1) ist für den Stahl eine maximale
Spannungsschwingbreite Dsc, frequ < 70 N=mm2 einzuhalten, für den Beton sind zu-
lässige Ober- und Unterspannungen nachzuweisen. Bild 6-31 ist zu entnehmen,
dass bei geschweißten Bewehrungsstäben unter Zugbeanspruchungen immer ein
Nachweis nach Stufe 2 oder 3 zu führen ist.
Für die Betondruckbeanspruchungen 'c, min und 'c, max gilt in Stufe 1:
-
sc,max < s c, min < 0,9 für fck < 50 N=mm2
0,5 þ 0,45 " ð6-57Þ
fcd, fat fcd, fat 0,8 für fck > 50 N=mm2
s c, max maximale Betondruckspannung in der häufigen Kombination (als Druckspannung positiv)
s c, min minimale Betondruckspannung, am selben Ort wie sc, max . Ist s c, min hier eine Zugspan-
nung, so gilt: sc, min ¼ 0
fcd, fat Bemessungswert der Ermüdungsfestigkeit von Beton
fcd, fat ¼ bcc ðt0 Þ " fcd " ð1 ! fck =250Þ (fcd bzw. fck in N/mm2 )
pffiffiffiffiffiffiffiffiffi
bcc ðt0 Þ Beiwert für die Nacherhärtung, bcc ðt0 Þ ¼ e ½s"ð1! 28=t0 Þ.
t0 Betonalter in Tagen bei Beginn der zyklischen Belastung
s Beiwert für den Zement
s ¼ 0,20 für Zementklasse R
s ¼ 0,25 für Zementklasse N
s ¼ 0,38 für Zementklasse S

Für die Druckstreben von querkraftbeanspruchten Bauteilen mit Querkraftbewehrung


darf Gl. 6-57 ebenfalls verwendet werden. Dabei darf der Bemessungswert der Ermü-
dungsfestigkeit mit dem Faktor n1 ¼ 0,75 " ð1,1 # fck =500Þ < 0,75 reduziert werden.
Für die Druckstreben von querkraftbeanspruchten Bauteilen ohne Querkraftbe-
wehrung gilt:
/
mit VEd, min VEd, max > 0
-
jVEd, max j < jVEd, min j < 0,9 für fck < 50 N=mm2
0,5 þ 0,45 " ð6-58Þ
jVRd, c j jVRd, c j 0,8 für fck > 50 N=mm2
/
mit VEd, min VEd, max < 0
-
jVEd, max j < jVEd, min j < 0,9 für fck < 50 N=mm2
0,5 # ð6-59Þ
jVRd, c j jVRd, c j 0,8 für fck > 50 N=mm2
Dabei ist:
VEd, max maximale Querkraft in der häufigen Kombination
VEd, min minimale Querkraft in der häufigen Kombination im Querschnitt von VEd, max
VRd, c Bemessungswert der aufnehmbaren Querkraft nach Gl. 6-8

6.5 Nachweis in den Grenzzuständen der Gebrauchstauglichkeit


Die Dauerhaftigkeit und Gebrauchstauglichkeit von Stahlbeton- und Spannbetonbau-
teilen wird durch Einhaltung von Spannungs- und Verformungsgrenzen sowie zuläs-
sigen Rissbreiten im Gebrauchszustand sichergestellt. Die zugehörigen Schnittgrö-
ßenermittlungen erfolgen im Allgemeinen linear-elastisch.

698
Bemessung

6.5.1 Begrenzung der Spannungen


6.5.1.1 Grenzspannungen im Gebrauchszustand
Betondruckspannungen sind zur Vermeidung übermäßiger Schädigungen des Be-
tongefüges, Beton- und Spannstahlspannungen zur Vermeidung nichtelastischer
Verformungen wie folgt zu begrenzen:
a) Betondruckspannungen1 )
unter seltener Lastkombination s c, rare < 0,60fck
für Expositionsklassen XD, XF
und XS und keine besonderen
Maßnahmen in der Betondruckzone,
wie Betondeckungserhöhung oder
Umschnürungsbewehrung
unter quasi-ständiger Lastkombination sc, perm < 0,45fck
Anforderungen an Dauerhaftigkeit Dekompressionsnachweis
von Spannbetonbauteilen
Vorgespannte Bauteile bei der Spannkraft-
übertragung
allgemein sc < 0,6fck ðtÞ2)
Vorspannung mit sofortigem Verbund 'c < 0,7fck ðtÞ3)
b) Betonstahl unter seltener Lastkombination
wenn Zugspannungen ausschließlich
aus Zwang s s, rare < 1,00fyk
sonst s s, rare < 0,80fyk
c) Spannstahl unter quasi-ständiger Lastkombination
nach Abzug der Spannkraftverluste s p, perm < 0,65fpk
+
nach dem Lösen der Verankerung s p, rare < 0,90fp0,1k
unter seltener Lastkombination s p, rare < 0,80fpk

O. g. Begrenzungen der Spannungen können für nicht vorgespannte Tragwerke als


12
eingehalten gelten, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:
a) Bemessung für den Grenzzustand der Tragfähigkeit nach Abschn. 6.4
b) Mindestbewehrung nach Abschn. 7.3.1.1
c) Bauliche Durchbildung nach Abschn. 7
d) Schnittgrößen im Grenzzustand der Tragfähigkeit sind um nicht mehr als 15%
umgelagert
1
) Im Bereich von Verankerungen und Auflagern darf auf die Nachweise der Betondruckspan-
nungen verzichtet werden sofern die Allgemeinen Bewehrungsregeln eingehalten werden. Last-
einleitungen (z. B. im Spannbetonbau) sind aber selbstverständlich nachzuweisen.
2
) fck ðtÞ ist die Druckfestigkeit des Betons zum Zeitpunkt der Spannkraftübertragung.
3
) Zur Vermeidung von Längsrissen muss fck ðtÞ durch die Erfahrung des Herstellers belegt
werden (siehe DAfStb, Heft 600).

6.5.1.2 Spannungsermittlung für bewehrte Querschnitte


Im Zustand I (ungerissene Querschnitte) werden die Spannungen in üblicher Wei-
se mit den ideellen Querschnittswerten Ai und Ii des Querschnitts bestimmt:
N M
Betonspannung: s c ¼ þ " z ð6-60Þ
Ai Ii
" #
N M
Stahlspannung: s s ¼ ae " þ "z ð6-61Þ
Ai Ii
Bei der Spannungsermittlung von Betonquerschnitten sollte von einem gerissenen
Querschnitt (Zustand II) ausgegangen werden, falls unter der seltenen Lastkombi-
nation am gezogenen Querschnittsrand die Betonzugfestigkeit fct, eff überschritten

699
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

wird. Der Wert von fct, eff darf mit der zentrischen Zugfestigkeit fctm nach Tafel 3-2
oder der Biegezugfestigkeit fctm, fl nach Gl. 3-1 angenommen werden, wenn die
Mindestbewehrung nach Abschnitt 7.3.10.4 ebenfalls jeweils mit der entsprechen-
den Zugfestigkeit bestimmt wird. Die Spannungsermittlung für den Zustand II er-
folgt dann, unabhängig vom betrachteten Lastfall, unter folgenden Bedingungen:
a) Beton übernimmt keine Zugspannungen.
b) Elastisches Verhalten von Beton auf Druck und elastisches Verhalten von Stahl.
c) Das Verhältnis der E-Module von Stahl zu Beton wird häufig zu
ae ¼ Es =Ecm ¼ 15 angenommen.
d) Sollen Kriecheinflüsse berücksichtigt werden, dann ist als Betonelastizitätsmodul
der Wert Ecm =ð1 þ jÞ mit der Kriechzahl j zu nehmen.
e) Die Schnittgrößen sind für die jeweilige Lastkombination zu bestimmen, z. B.
seltene oder quasi-ständige Lastkombination.
Näherungsweise kann die Stahlspannung im Zustand II in der Zugbewehrung
nach Bild 6-32 mit (6-62) berechnet werden:

Bild 6-32
Spannungen im Zustand II
im Grenzzustand der
Gebrauchstauglichkeit

" #
Ms 1
Stahlspannung: s s1 ¼ þN " (6-62)
z As1
Dabei ist:
Ms Moment bezogen auf die Zugbewehrung Ms ¼ M ! N " zs1
z innerer Hebelarm aus der Bemessung im GZT, vereinfacht ¼ 0,9 " d
Die genaue Berechnung der Spannungen bei reiner Biegung erfolgt für Rechteck-
querschnitte mit den Gleichungen (6-63) bis (6-66):
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi!
ae " As1 2"b"d
Druckzonenhöhe: x ¼ " #1 þ 1 þ (6-63)
b ae " As1
x
Innerer Hebelarm: z ¼ d # (6-64)
3
2"M M
Betonspannung: sc ¼ # ð6-65Þ Stahlspannung: s s1 ¼ (6-66)
b"x "z z " As1
Es Es Es
Wobei für t ¼ 0: ae ¼ bzw. für t ¼ 1: ae ¼ ¼ ist.
Ecm Ec, eff ½Ecm =ð1 þ j1 Þ,

Bei Rechteckquerschnitten mit Druckbewehrung und reiner Biegebeanspruchung


ðN ¼ 0Þ gilt entsprechend:
M
sc ¼ # ð6-67Þ
b"x x # d2
" ð3d # xÞ þ ae " As2 " ðd # d2 Þ "
6 x
ae ðd # xÞ
ss1 ¼ js c j " ð6-68Þ
x
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
" #
ae " ðAs1 þ As2 Þ ae " ðAs1 þ As2 Þ 2 2ae
x¼# þ þ ðAs1 " d þ As2 " d2 Þ ð6-69Þ
b b b

700
Bemessung

Die genaue Berechnung der Spannungen bei Biegung mit Längskraft erfolgt iterativ.
Man setzt in die obigen Gleichungen (6-63) bis (6-66) statt der Stahlfläche As nur den
vom auf die Zugbewehrung bezogenen Moment Ms alleine verursachten Stahlanteil
N
AsM ¼ As # ð6-70Þ
s s1
und statt des Momentes M das auf die Zugbewehrung bezogene Moment
Ms ¼ M # N " zs1 ein. Da die Stahlspannung ss1 in (6-70) zuerst unbekannt ist,
wird sie geschätzt, dann mit (6-63), (6-64) und (6-66) berechnet und mit der ge-
schätzten Spannung verglichen. Mit der verbesserten Stahlspannung wird nun so-
lange der Rechengang wiederholt, bis beide Werte genügend genau übereinstim-
men.
Beispiel Spannungsermittlung bei reiner Biegung
6-19 Beton C30/37 Ecm ¼ 33 000 N=mm2 (siehe Tafel 3-2); Kriechzahl: j ¼ 1,7
s cd ¼ 17 Ecm =ð1 þ jÞ ¼ 33 000=ð1 þ 1,7Þ ¼ 12 222 N=mm2
Betonstahl B500 Es ¼ 200 000 N/mm2
200 000
ae ¼ ¼ 16,36
12 222
Rechteckquerschnitt mit b ¼ 25 cm und d ¼ 40 cm

Bemessung im Grenzzustand der Tragfähigkeit


6,002
MEd ¼ ð1,35 " 12 þ 1,50 " 16Þ " ¼ 181 kNm
8
mit Bemessungstafel BT 2a
MEds 0,181 w ¼ 0,316
mEds ¼ ¼ ¼ 0,266 !
b " d 2 " fcd 0,25 " 0,402 " 17 kz ¼ 0,836
/
Erf. Biegebewehrung: As1 ¼ w " b " d " ðfcd fyd Þ ¼ 0,316 " 25 " 40 " 17=435 ¼ 12,34 cm2
Innerer Hebelarm: z ¼ kz " d ¼ 0,836 " 0,40 ¼ 0,334 m 12
Spannungsnachweis im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit
Seltene Lastkombination Kombinationsbeiwert für Verkehrslast w0 ¼ 0,7
6,002
M ¼ ð1,0 " 12 þ 0,7 " 16Þ " ¼ 104,4 kNm
8
104,4 1
Näherungsrechnung für die Stahlspannung: s s1 & " ¼ 24,9 kN=cm2
0,334 12,56
Genaue Berechnung: rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi!
16,36 " 12,56 2 " 25 " 40
Druckzonenhöhe: x¼ " !1 þ 1 þ ¼ 18,71 cm
25 16,36 " 12,56
18,71
Innerer Hebelarm: z ¼ 40 ! ¼ 33,8 cm
3
2 " 104,4 " 100
Betonspannung: sc ¼ ! ¼ !1,32 kN=cm2
25 " 18,71 " 33,8
104,4 " 100
Stahlspannung: s s1 ¼ ¼ 24,6 kN=cm2
33,8 " 12,56
Die zulässigen Spannungswerte jsc j ¼ 0,60 " fck ¼ 0,60 " 30 ¼ 18 kN=cm2 und
2
s s ¼ fyk ¼ 43,5 kN=cm sind hier eingehalten.
Wenn dieses Beispiel ohne den Kriecheinfluss berechnet wird, dann ergibt sich:
200 000
ae ¼ ¼ 6,06 ; x ¼ 12,86 cm ; z ¼ 35,7 cm ; sc ¼ !1,81 kN=cm2 ;
33 000
s s1 ¼ 23,3 kN=cm2

7 01
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

6.5.2 Begrenzung der Rissbreiten


6.5.2.1 Allgemeine Grundlagen
Rissbildung ist in Betonzugzonen nahezu unvermeidbar. Die Rissbreite ist jedoch so zu
begrenzen, dass die ordnungsgemäße Nutzung des Tragwerkes sowie sein Erschei-
nungsbild und die Dauerhaftigkeit als Folge von Rissen nicht beeinträchtigt werden.
Die zulässigen Grenzwerte der Rissbreiten zur Sicherstellung der Dauerhaftigkeit
von Stahlbeton- und Spannbetonbauteilen ohne besondere Anforderungen (z. B.
bzgl. Wasserundurchlässigkeit) sind in Abhängigkeit der Expositionsklassen in Tafel
6-11 angegeben.
Tafel 6-11 Grenzwerte wmax für die rechnerische Rissbreite wk
Stahlbeton und Vorspannungen
Vorspannung mit sofortigem
Vorspannung mit nachträglichem
Verbund
Expositionsklasse ohne Verbund Verbund
mit Einwirkungskombination
quasi-ständig häufig häufig selten
X0, XC1 0,41 ) 0,2 0,2
XC2–XC4 0,22 )
XS1–XS3 0,3 0,22 ), 3 ) Dekom-
0,2
XD1, XD2, XD34 ) pression5 )
1
) Bei den Expositionsklassen X0 und XC1 hat die Rissbreite keinen Einfluss auf die Dauerhaf-
tigkeit und dieser Grenzwert wird i. Allg. zur Wahrung eines akzeptablen Erscheinungsbildes
gesetzt. Fehlen entsprechende Anforderungen an das Erscheinungsbild, darf dieser Grenzwert
erhöht werden.
2
) Zusätzlich ist der Nachweis der Dekompression unter der quasi-ständigen Einwirkungskom-
bination zu führen.
3
) Wenn der Korrosionsschutz anderweitig sichergestellt wird (Hinweise hierzu in den Zulas-
sungen der Spannverfahren), darf der Dekompressionsnachweis entfallen.
4
) Bei Bauteilen der Expositionsklasse XD3 können besondere Maßnahmen erforderlich sein.
5
) Dekompression bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Betonquerschnitt um das
Spannglied in einem Bereich von 100 mm bzw. 1/10 der Querschnittshöhe (der größere Bereich ist
maßgebend) unter Druckspannungen steht. Die Spannungen sind im Zustand II nachzuweisen.

Für Bauteile mit ausschließlicher Vorspannung ohne Verbund gelten die Anforde-
rungen für Stahlbeton, bei einer Kombination von Vorspannung mit und ohne Ver-
bund gelten die Anforderungen von Spanngliedern im Verbund.
Zur Rissbreitenbegrenzung sind folgende Nachweise zu führen:
— Mindestbewehrung zur Begrenzung der Rissbreite infolge Zwang gmäß Ab-
schnitt 6.5.2.2
— Begrenzung der Rissbreite infolge Last für die maßgebende Einwirkungskombi-
nation gemäß Tafel 6-11 durch
a) direkte Berechnung (siehe hierzu einschlägige Fachliteratur) oder alternativ
b) Begrenzung von Stabdurchmesser bzw. Stababstand gemäß Abschnitt 6.5.2.3
Es ist zu beachten, dass bei Platten in der Expositionsklasse XC1 mit h < 20 cm,
welche durch Biegung ohne wesentlichen zentrischen Zug beansprucht werden,
keine Nachweise zur Begrenzung der Rissbreite notwendig sind, wenn darüber hi-
naus die Festlegungen nach Abschn. 7.3.2 eingehalten sind und keine strengere Be-
grenzung der Rissbreite (wie z. B. für WU-Bauteile) erforderlich ist. Werden Beton-
stahlmatten mit einem Querschnitt as > 6,0 cm2/m in zwei Ebenen gestoßen, so ist
im Stoßbereich der Nachweis der Rissbreitenbegrenzung mit einer um 25 % erhöh-
ten Stahlspannung zu führen.

6.5.2.2 Mindestbewehrung zur Begrenzung der Rissbreite


In Bauteilen, die durch Zugspannungen aus indirekten Einwirkungen (Zwang) bean-
sprucht werden können, muss eine Mindestbewehrung zur ausreichenden Begrenzung

702
Bemessung

der Rissbreite vorgesehen werden. Dies bedeutet, dass zur Begrenzung von Zwangs-
rissbreiten die infolge der Rissschnittgröße mit s c ¼ fct, eff am betrachteten Rand auftre-
tenden Stahlspannungen entsprechend stärker zu begrenzen sind. Die hierbei infrage
kommenden Zwangsbeanspruchungen können sowohl infolge äußerem als auch inne-
rem Zwang auftreten, d. h. es sind auch statisch bestimmte Systeme zu erfassen.
In Bauteilen mit Vorspannung mit Verbund ist die Mindestbewehrung zur Rissbrei-
tenbegrenzung nicht in Bereichen erforderlich, in denen im Beton unter der selte-
nen Einwirkungskombination und unter den maßgebenden charakteristischen Wer-
ten der Vorspannung Betondruckspannungen am Querschnittsrand auftreten, die
dem Betrag nach größer als 1 N/mm2 sind.
Bei profilierten Querschnitten wie Hohlkästen oder Plattenbalken ist die Mindest-
bewehrung für jeden Teilquerschnitt (Gurte und Stege) einzeln nachzuweisen.
Die als Mindestbewehrung definierte Querschnittsbewehrung der Zugbewehrung
As, min ergibt sich zu
Act
As, min ¼ k c " k " f ct, eff " ð6-71Þ
ss
wobei kc den Einfluss der Spannungsverteilung innerhalb des Querschnitts bei
Erstrissbildung und k nichtlinear verteilte Eigenspannungen berücksichtigt. Im Ein-
zelnen betragen
" #
'c für rechteckige Querschnitte und Stege von
kc ¼ 0,4 " 1 # < 1,0 Plattenbalken und Hohlkästen (kc ¼ 0,4 bei
k1 " ðh=h*Þ " fct, eff reiner Biegung, kc ¼ 1,0 bei reinem Zug)
für Zuggurte von Plattenbalken und Hohlkäs-
Fcr, Gurt >
kc ¼ 0,9 0,5 ten mit Fcr, Gurt ¼ Zuggurtkraft im Zustand I,
Act " fct, eff ermittelt mit fct, eff . In Zuggurten mit ungleich-
mäßiger Spannungsverteilung sollte die Zug-
gurtkraft anteilig auf die Bewehrungslagen
verteilt werden.
As, min Mindestbetonstahlbewehrung der Zugzone. Diese ist überwiegend am gezogenen Rand 12
des Querschnitts oder Teilquerschnitts anzuordnen, wobei aber auch ein angemessener
Anteil über die Zugzone zu verteilen ist, um breite Sammelrisse zu vermeiden.
sc die Betonspannung in Höhe der Schwerlinie des Querschnitts oder Teilquerschnitts
im ungerissenen Zustand unter der Einwirkungskombination, die am Gesamtquer-
schnitt zur Erstrissbildung führt (s c ¼ NEd =Ac > 0 bei Druckspannungen)
k1 Beiwert zur Berücksichtigung von Längskräften bei der Spannungsverteilung
k1 ¼ 1,5 bei
/ Drucknormalkraft
k1 ¼ 2 " h* ð3 " hÞ bei Zugnormalkraft

bGurt ≥ 300 bGurt > 300

Gurt hGurt £ 300 hGurt > 300


Gurt

Steg
kSteg = 0,8
kGurt interpolieren
hGurt = 600
Steg
hSteg

≥ 300
0,8 - 0,52
kSteg = 0,8 - ◊ 150
500
= 0,716 bSteg = 450

kSteg = 0,8

bSteg £ 300

703
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
h Höhe des Querschnitts oder Teilquerschnitts
h* ¼h für h < 1,0 m
¼ 1,0 für h > 1,0 m
k a) Zugspannungen infolge im Bauteil selbst hervorgerufenen Zwangs (z. B. Eigenspan-
nungen infolge Abfließen der Hydratationswärme):
k ¼ 0,8 für h < 300 mm
k ¼ 0,52 für h > 800 mm
Zwischenwerte dürfen linear interpoliert werden. Dabei ist für h der kleinere Wert
von Höhe oder Breite des Querschnitts oder Teilquerschnitts zu setzen.
b) Zugspannungen infolge außerhalb des Bauteils hervorgerufenen Zwangs (z. B.
Stützensenkung):
k ¼ 1,0
Act Fläche der Betonzugzone (Zustand I) unmittelbar vor der Rissbildung, ggf. auch betrach-
teter Teilquerschnitt der Betonzugzone
fct,eff die wirksame Zugfestigkeit fctm ðtÞ des Betons zum betrachteten Zeitpunkt. Im Allg. ist
fct, eff ¼ fctm . Es sollte jedoch die Zugfestigkeit angesetzt werden, die bei zu erwartender
Rissbildung vorhanden ist. Bei Rissbildungen aus Abfließen der Hydratationswärme
(Zwang) mit einem Betonalter von 3 bis 5d kann hier z. B. vielfach mit fct, eff ¼ 0,5fctm ge-
rechnet werden. Diese Annahme muss durch einen Hinweis in den Ausführungsplänen
kommuniziert werden. Wenn der Zeitpunkt der Rissbildung nicht mit Sicherheit innerhalb
der ersten 28d liegt, sollte mindestens mit fct, eff ¼ 3,0 N/mm2 gerechnet werden.
ss die zulässige Spannung in der Betonstahlbewehrung zur Begrenzung der Rissbreite in
Abhängigkeit vom Grenzdurchmesser 1*s nach Tafel 6-14
Die Begrenzung der Rissbreite erfolgt hierbei durch eine Begrenzung des
kc " k " hcr fct, eff > * fct, eff
Stabdurchmessers: 1s ¼ 1*s " " 1s " ð6-72Þ
4ðh # dÞ 2,9 2,9
1*s Grenzdurchmesser nach Tafel 6-14 h Bauteilhöhe
d Statische Höhe
hcr Höhe der Zugzone im Querschnitt bzw. Teilquerschnitt vor Rissbildung (hcr ¼ 0,5h bei
zentr. Zug und beidseitiger Bewehrungslage, hcr ¼ h bei einer mittigen Bewehrungslage)
Eine im Verbund liegende Vorspannbewehrung darf in einem Abstand <150 mm
vom Spannglied zur Begrenzung der Rissbreite auf die Mindestbewehrung nach
Gl. 6-72 mit dem Anteil von x1 " A0p " Ds p angerechnet werden.
Dabei ist:
A0p Querschnittsfläche der in Ac, eff im Verbund liegenden Spannstahlbewehrung
Ac, eff Wirkungsbereich der Bewehrung (gemäß Bild 6-33)
x1 mit den Stabdurchmessern gewichtetes Verhältnis der Verbundfestigkeit
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
x1 ¼ x " 1s =1p
x Verhältnis der Verbundfestigkeit von Spannstahl zu Betonstahl gemäß Tafel 6-12
1s größter Einzeldurchmesser des Betonstahls
1p äquivalenter Durchmesser des Spannstahls (gemäß Gleichung 6-56)
Dsp Spannungsänderung im Spannstahl bezogen auf den Zustand des ungedehnten Betons
Tafel 6-12 Verhältnis der Verbundfestigkeit x
Spannglieder sofortiger Verbund Spannglieder nachträglicher Verbund
< C50/60 C55/67 C60/75 > C70/85 < C50/60 C55/67 C60/75 > C70/85
glatte Stäbe ! ! ! ! 0,3 0,26 0,23 0,15
Litzen 0,6 0,53 0,45 0,3 0,5 0,44 0,38 0,25
profilierte Stäbe 0,7 0,61 0,53 0,35 0,6 0,53 0,45 0,30
gerippte Stäbe 0,8 0,7 0,6 0,4 0,7 0,61 0,53 0,35

Mindestbewehrung bei dickeren Bauteilen


Bei massigen Bauteilen wie z. B. Widerlagerwände im Brückenbau oder Betonbau-
teile des Wasserbaus, bei denen eine Rissbildung aus frühem Zwang (abfließen
der Hydratationswärme) zu erwarten ist, können nach Gl. 6-71 erhebliche

704
Bemessung

Bewehrungsmengen erforderlich werden. Hier darf die Mindestbewehrung unter


zentrischem Zwang für die Begrenzung der Rissbreite je Bauteilseite unter Berück-
sichtigung einer effektiven Randzone Ac, eff mit der folgenden Gleichung bestimmt
werden:

As, min ¼ fct, eff " Ac, eff =ss > k " fct, eff " Act =fyk ð6-73Þ

Dabei ist:
Ac, eff Wirkungsbereich der Bewehrung, Ac, eff ¼ hc, efb (gemäß Bild 6-33)
Act Fläche der Betonzugzone je Bauteilseite, für Rechteckquerschnitte ist Act ¼ 0,5 " b " h
Der Grenzdurchmesser 1*s zur Bestimmung der Stahlspannung s s in Gl. 6-73 muss
in Abhängigkeit von fct, eff mit Gl. 6-74 modifiziert werden:

fct, eff ½N=mm2 ,


1s ¼ 1*s " ð6-74Þ
2,9 ½N=mm2 ,

Es ist in jedem Fall aber nicht mehr Mindestbewehrung erforderlich, als sich nach
Gl. 6-71 und 6-72 ergeben hätte.
Langsam erhärtende Betone mit geringerer Hydratationswärmeentwicklung können
ebenfalls zur Reduktion der erforderlichen Mindestbewehrung führen. Für Betone
mit r ¼ fcm, 2 =fcm, 28 < 0,3 darf daher die erforderliche Mindestbewehrung mit dem
Faktor 0,85 abgemindert werden. Eine solche Vorgehensweise ist in den
Ausführungsunterlagen zu dokumentieren.

6.5.2.3 Begrenzung der Rissbreite ohne besondere Berechnung

Rissbreiten können auf zulässige Werte begrenzt werden, wenn die Stabdurch-
messer oder die Stababstände in Abhängigkeit der vorhandenen Stahlspannung
begrenzt werden. Bei Rissbildung infolge Zwang sind dabei die Grenzdurchmesser 12
nach Tafel 6-14 einzuhalten, bei Rissbildung infolge äußerer Lasten entweder die
Grenzdurchmesser nach Tafel 6-14 oder die Stababstände nach Tafel 6-13.

Tafel 6-13 Höchstwerte der Stababstände von Betonstählen1 Þ

Stahlspannung s s Höchstabstände der Stäbe in mm


N/mm2 in Abhängigkeit vom Rechenwert der Rissbreite wk
wk ¼ 0,4 mm wk ¼ 0,3 mm wk ¼ 0,2 mm

160 300 300 200

200 300 250 150

240 250 200 100

280 200 150 50

320 150 100 —

360 100 50 —

1
) Die Tafelwerte basieren auf folgenden Annahmen: einlagige Bewehrung, d1 ¼ 4 cm. Bau-
teile, die mit diesen Annahmen nicht konform sind, sollten mit der Durchmessertafel 6-14 be-
messen werden.

705
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Tafel 6-14 Grenzdurchmesser 1*s bei Betonstählen [s s ¼ 6 " w k " E s " f ct, 0 =1*s ]1 Þ
Stahlspannung s s Grenzdurchmesser der Stäbe in mm
N/mm2 in Abhängigkeit vom Rechenwert der Rissbreite wk
wk ¼ 0,4 mm wk ¼ 0,3 mm wk ¼ 0,2 mm
160 54 41 27
200 35 26 17
240 24 18 12
280 18 13 9
320 14 10 7
360 11 8 5
400 9 7 4
450 7 5 3
1) 2
Die Tafelwerte basieren auf folgenden Annahmen: fct, 0 ¼ fct, eff ¼ 2,9 N=mm ;
Es ¼ 200:000 N=mm2 .

Bei unterschiedlichen
P 2 P Stabdurchmessern darf der mittlere Stabdurchmesser
1sm ¼ 1s, i = 1s, i verwendet
pffiffiffiffi werden. Bei Stabbündeln ist mit dem Vergleichs-
durchmesser 1n ¼ 1s " n (n ¼ Anzahl der Stäbe 23) zu rechnen. Bei Betonstahl-
matten mit Doppelstäben darf der Durchmesser des Einzelstabes verwendet wer-
den.
Der Grenzdurchmesser der Bewehrungsstäbe nach Tafel 6-14 darf in Abhängigkeit
von der Bauteilhöhe und muss in Abhängigkeit von der wirksamen Betonzugfestig-
keit fct,eff folgendermaßen modifiziert werden:
s s " As > 15s " fct, eff
1s ¼ 1*s " ð6-75Þ
4ðh # dÞ " b " fct, 0 fct, 0
Dabei ist
1s der modifizierte Grenzdurchmesser 1*s der Grenzdurchmesser nach Tafel 6-14
s s die Betonstahlspannung im Zustand II in der maßgebenden Lastkombination
As die Querschnittsfläche der Betonstahlbewehrung
h die Bauteilhöhe d die statische Nutzhöhe b die Breite der Zugzone
fct, 0 die Zugfestigkeit des Betons, auf die die Werte nach Tafel 6-14 bezogen sind (fct, 0 ¼ 2,9 N=mm2 )
Bei im Verbund liegenden Spanngliedern ist die Betonstahlspannung ss in Glei-
chung 6-75 für die maßgebende Einwirkungskombination unter Berücksichtigung
des unterschiedlichen Verbundverhaltens von Betonstahl und Spannstahl wie folgt
anzusetzen:
" #
1 1
ss ¼ s s2 þ 0,4fct, eff # ð6-76Þ
eff r rtot
s s2 Betonstahlspannung bzw. Spannungszuwachs im Spannstahl im Zustand II unter Annah-
me eines starren Verbundes pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
reff effektiver Bewehrungsgrad ¼ ðAs þ x21 " A0p Þ=Ac, eff ; x1 ¼ x " 1s =1p , x s. Tafel 6-12
0
rtot geometrischer Bewehrungsgrad ¼ ðAs þ Ap Þ=Ac, eff
A0p Spanngliedfläche im Wirkungsbereich Ac, eff der Bewehrung (s. Bild 6-33)

Der Wirkungsbereich der Bewehrung Ac, eff ist die Betonfläche um die Zugbeweh-
rung mit der Höhe hc, ef , wobei hc, ef ¼ dem Minimum von 2,5 " ðd # hÞ ¼ 2,5 " d1 ,
ðh # xÞ=3 und h=2 entspricht. Der Ansatz mit hc, ef ¼ 2,5 " ðd # hÞ ¼ 2,5 " d1 gilt nur
für eine konzentrierte Bewehrungsanordnung und dünne Bauteile mit:
— h=d1 < 10 ! heff ¼ 0,25 " h bei Biegung
— h=d1 < 5 ! hc, ef ¼ 0,5 " h bei zentrischem Zwang

706
Bemessung

Bei dickeren Bauteilen gilt:


— 5 < h=d1 < 30 ! heff ¼ 0; 1 " h þ 2 " d1
— h=d1 > 30 ! hc, ef ¼ 5 " d1
Bild 6-33 zeigt typische Fälle für den Wirkungsbereich der Bewehrung.
A Schwerachse der Bewehrung
B Wirkungsbereich der Bewehrung, Ac,eff
B Wirkungsbereich der Bewehrung, Ac,eff
x

ε2 = 0 ε2 = 0

x
d
h

d
h
hc,ef

ε1 ε1
B hc,ef B

a) Träger b) Platte/Decke

B Wirkungsbereich der Bewehrung, Ac,eff hc,ef /d1


(obere Oberfläche)
5
C Wirkungsbereich der Bewehrung, Ac,eff
(untere Oberfläche)
B
hc,ef ε2
2,3
d
h

1
ε1 5 30 h/d1
hc,ef C d1 = (h – d )

c) Bauteil unter Zugbeanspruchung d) Vergrößerung der Höhe hc,ef


des Wirkungsbereichs der 12
Bewehrung bei zunehmender
Bauteildicke
Bild 6-33 Wirkungsbereich Ac, ef der Bewehrung

Bei hohen Trägern (h > 100 cm), bei denen die Zugbewehrung auf einen kleinen
Teil der Querschnittshöhe konzentriert ist, sollte eine zusätzliche Oberflächenbe-
wehrung zur Begrenzung der Rissbreite an den ansonsten unbewehrt gebliebenen
Seitenflächen der Zugzone gleichmäßig angeordnet werden. Die erforderliche
Querschnittsfläche dieser Bewehrung darf den Wert nach Gl. 6-71 mit k ¼ 0,5 und
s s ¼ fyk nicht unterschreiten. Abstand und Durchmesser können durch geeignete
Vereinfachung in Anlehnung an Tafel 6-13 und 6-14 bestimmt werden.

6.5.2.4 Berechnung der Rissbreite


Die in den vorstehenden Kapiteln angegebenen Regeln zur Begrenzung der Riss-
breite sind praxisgerecht, sodass eine gesonderte Berechnung der Rissbreiten nur
sehr selten erforderlich sein wird. Weitere Hinweise können dem Heft 525 bzw. 600
des DAfStb entnommen werden.

6.5.3 Begrenzung der Verformung


6.5.3.1 Allgemeines
Die Verformung eines Bauteils oder Tragwerks darf seine ordnungsgemäße Funk-
tion und sein Erscheinungsbild — also die Gebrauchstauglichkeit — nicht beein-
trächtigen. Dabei wird allgemein zwischen dem Durchhang f , der Durchbiegung w
und einer möglichen !berhöhung ü (siehe Bild 6-34) unterschieden.

707
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Bild 6-34 Definition: Durchhang f , Durchbiegung w und !berhöhung u€


Der größte auftretende Durchhang vorh f von Balken und Platten darf in der quasi-
ständigen Lastkombination den Grenzwert l/250 nicht überschreiten, wobei l entwe-
der die Länge der Verbindungslinie der Auflager (die Stützweite) oder die Länge
des 2,5fachen Kragträgers (gemessen vom Ende des Kragträgers bis zum rechneri-
schen Auflager) ist.
Es gilt also
max f < l=250 : ð6-78Þ
Der maximale Durchhang eines Kragträgers sollte zudem den des benachbarten
Feldes nicht überschreiten. Zum Ausgleich von Durchbiegungen sind !berhöhun-
gen bei der Herstellung von Platten und Balken mit einem „Stich“ bis zu l/250
zulässig.
Wenn das betrachtete Bauteil Elemente zu tragen hat, die bei diesen Verformungen
Schaden nehmen können (z. B. nichttragende Trennwände oder Verglasungen), so
ist eine weitergehende Begrenzung der Durchbiegung w nötig. In solchen Fällen
soll der Grenzwert w < l=500 eingehalten werden. Es ist zu beachten, dass sich die-
ser Grenzwert auf die auftretenden Verformungen nach Einbau der verformungs-
empfindlichen Ausbauelemente bezieht.
Verformungsnachweise für überwiegend biegebeanspruchte Bauteile können ent-
weder durch eine explizite Durchbiegungsberechnung (siehe hierzu EC 2, Kapitel
7.4.3 bzw. DAfStb Heft 600) oder, wie in der Praxis im allgemeinen üblich, als ver-
einfachte indirekte Nachweise durch die Einhaltung von zulässigen Grenzwerten
der Biegeschlankheit l=d geführt werden.

6.5.3.2 Verformungsnachweise durch Begrenzung der Biegeschlankheit


Hierzu sind für Balken und Platten folgende Grenzwerte in Abhängigkeit des Zug-
bewehrungsgrades einzuhalten:
8 " #3=2 #
>
> pffiffiffiffiffiffi r pffiffiffiffiffiffi "r
> 0 0
> K " 11 þ 1,5 " fck " þ 3,2 " fck "
> #1 für r < r0 ð6-78aÞ
l << r r
" s ffiffiffiffi
ffi #
d > > pffiffiffiffiffiffi r0 1 pffiffiffiffiffiffi r0
>
>
>
: K " 11 þ 1,5 " f ck " þ " f ck " für r > r0 ð6-78bÞ
r # r0 12 r

Dabei ist:
l=d Grenzwert der Biegeschlankheit (Verhältnis von Stützweite zu Nutzhöhe)
K Beiwert zur Ermittlung der Ersatzstützweite nach Tafel 6-16
fck in N/mm2 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
r0 Referenzbewehrungsgrad mit r0 ¼ 10!3 " fck ½N=mm2 . bzw. Tafel 6-15

Tafel 6-14 Referenzbewehrungsgrad in Abhängigkeit der Betonfestigkeitsklasse


C12/15 C16/20 C20/25 C25/30 C30/37 C35/45 C40/50 C45/55 C50/60
r0 0,35% 0,40% 0,45% 0,50% 0,55% 0,59% 0,63% 0,67% 0,71%

708
Bemessung

r erforderlicher Bewehrungsgrad der Zugbewehrung im GZT an der Stelle des


maximalen Feldmomentes bzw. bei Kragträgern an der Einspannstelle
r0 erforderlicher Bewehrungsgrad der Druckbewehrung im GZT an der Stelle des
maximalen Feldmomentes bzw. bei Kragträgern an der Einspannstelle
Im allgemeinen Hochbau gilt für den Bewehrungsgrad vielfach r < r0 , so dass im
Allgemeinen dann Gl. 6-78a ausgewertet werden muss. Unter Umständen kann, da
der Bewehrungsgrad bzw. die Querschnittshöhe zunächst abgeschätzt werden
muss, ein iteratives Vorgehen bei der Bestimmung der notwendigen Querschnitts-
höhe erforderlich sein.
Der Gleichung 6-78 liegt rechnerisch eine Stahlspannung im Gebrauchszustand (im
Allgemeinen in der quasi-ständigen Lastkombination) von s s ¼ 310 N/mm2
(gerissener Rechteckquerschnitt) zugrunde. Daher sind die Werte von l=d nach
Gl. 6-78 ggf. in Abhängigkeit des tatsächlichen Stahlspannungsniveaus s s im GZG
sowie der Querschnittsform mit den Faktoren ki zu modifizieren.
310 N=mm2 500 As, prov
k1 ¼ 6 " für den Einfluss der Stahlspannung
ss fyk As, req
k2 ¼ 0,8 für gliederte Querschnitte (z. B. Plattenbalken)
mit beff =bw > 3
Für Bauteile mit verformungsempfindlichen Ausbauelementen gilt zusätzlich:
k3 ¼ 7,0=l für Balken und Platten mit Stützweiten >7,0 m
k3 ¼ 8,5=l für Flachdecken mit Stützweiten >8,5 m
l entspricht der effektiven Stützweite nach Abschnitt 5.5.1 in Metern.

Die Biegeschlankheit nach Gl. 6-78 sollte unter Berücksichtigung der Beiwerte K zur
Bestimmung der Ersatzstützweite nach Tafel 6-16 zusätzlich auf die Maximalwerte
der nach DIN 1045 bisher bekannten Werte mit
8
K " 35 allgemein
l <<
150 ergänzend, falls verformungsempfindliche ð6-79Þ
12
d : K2 "
l Bauteile betroffen sind
begrenzt werden.
In Tafel 6-16 sind die Beiwerte K sowie exemplarisch die Auswertungen der Gleichung
6-78 für häufige Fälle, d. h. für C30/37, s s ¼ 310 N/mm2 , geringe und mäßig bewehrte
Querschnitte r < 0,5 % bzw. hochbewerte Querschnitte r ¼ 1,5 % angegeben.

Tafel 6-16 Beiwerte K sowie Grundwerte der zul. Biegeschlankheit in Abhängigkeit üblicher
statischer Systeme
Statisches System Beton hoch Beton gering
K beansprucht beansprucht
r ¼ 1,5 % r ¼ 0,5 %
frei drehbar gelagerter Einfeldträger; gelenkig gela-
1,0 l=d ¼ 14 l=d ¼ 20
gerte einachsig oder zweiachsig gespannte Platte
Endfeld eines Durchlaufträgers oder einer einachsig
gespannten durchlaufenden Platte; Endfeld einer
1,3 l=d ¼ 18 l=d ¼ 26
zweiachsig gespannten Platte, die kontinuierlich über
einer längeren Seite durchläuft
Mittelfeld eines Balkens oder einer einachsig oder
1,5 l=d ¼ 20 l=d ¼ 30
zweiachsig gespannten Platte
Platte, die ohne Unterzüge auf Stützen gelagert ist
(Flachdecke) (auf Grundlage der größeren Spann- 1,2 l=d ¼ 17 l=d ¼ 24
weite)
Kragträger 0,4 l=d ¼ 6 l=d ¼ 8

709
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Hinweise zur Anwendung der Tafelwerte 6-16:


— Die Tafelwerte K liegen i. Allg. auf der sicheren Seite. Genaue rechnerische
Nachweise führen daher häufig zu dünneren Bauteilen
— Für vierseitig gelagerte Platten ist der Nachweis mit der kürzeren Stützweite zu
führen. Bei Flachdecken ist die größere Stützweite maßgebend
— Für dreiseitig gelagerte Platten ist die Stützweite parallel zum freien Rande bzw.
ggf. die „Kraglänge“ maßgebend

Bei Bauteilen aus Leichtbeton sind die Grundwerte der Biegeschlankheiten nach
Gl. 6-78 bzw. Gl. 6-79 mit dem Faktor ðr=2200Þ0,3 abzumindern.
Im Rahmen von Vordimensionierungen eignet sich auch die folgende Empfehlung
von Krüger/Mertzsch (Beton- und Stahlbetonbau 97, Heft 11, 2002) zur schnellen Er-
mittlung von Biegeschlankheiten unter Berücksichtigung sowohl der allgemeinen
als auch der erhöhten Durchbiegungsanforderungen. Die erforderliche Nutzhöhe
kann demnach mit erf d ¼ kc " ðli =li Þ bestimmt werden. Dabei ist:
li die Grenzschlankheit nach Tafel 6-17
li ¼ ai " leff ideelle Stützweite von Balkentragwerken und Flachdecken mit ai nach Tafel 6-18
li ¼ hi " leff ideelle Stützweite von Plattentragwerken (leff ¼ min l ¼ Ly sowie hi nach Bild
6-35)
kc & ð20=fck Þ1=6 Faktor zur Berücksichtigung der Betonfestigkeit (fck in N/mm2)
Alle Werte gelten für Beton mit fck > 20 N/mm2 und einer Kriechzahl j < 2,5. Die
Verkehrslast der Platten sollte <5,0 kN/m2 sein.

Tafel 6-17 Beiwerte li Tafel 6-18 ai -Werte zur Bestimmung von li

li li Statisches System ai

<4,0 m 30,0 1. frei drehbar gelagerter Einfeldträger 1,00

Platten 7,0 m 24,0 2. Endfeld eines Durchlaufträgers 0,80

12,0 m 19,0 3. Mittelfeld eines Balkens 0,70


l
250 <4,0 m 4. Kragträger 2,50
28,0

Balken 7,0 m 25,0 5. Platte, die ohne Unterzüge auf


Stützen gelagert ist (Flachdecke 0,85
mit der größeren Spannweite)
12,0 m 23,0

<4,0 m 23,0

Platten 7,0 m 17,0

12,0 m 13,0
l
500 <4,0 m 16,0

Balken 7,0 m 14,0

12,0 m 13,0

Zwischenwerte können linear interpoliert


werden.

Bild 6-35 Beiwert hi zur Berücksichtigung


der Plattengeometrie

7 10
Bemessung
Beispiel a) Zweiachsig gespannte Platte (Vordimensionierung)
6-20 Beton C25/30, B500B
Bild 6-35
Lx =Ly ¼ 5,40=4,50 ¼ 1,20; !!!!!!!! hi ¼ 0,92
Platte 1

li ¼ 0,92 " 4,50 ¼ 4,14 m, kc ¼ ð20=25Þ1=6 ¼ 0,963


zul f ¼ l=250 ! li ¼ 29,72 (interpoliert)
erf d ¼ 0,963 " 4,14=29,72 ¼ 0,135 m
gewählt: h ¼ 16 cm
zul f ¼ l=500 ! li ¼ 22,72 (interpoliert)
erf d ¼ 0,963 " 4,14=22,72 ¼ 0,175 m
gewählt: h ¼ 20 cm

Nachweis nach EC2 (gemäß Gl. 6-78) pffiffiffiffiffiffi


Bemessungsergebnis: r ¼ 0,28 % < r0 ¼ 10!3 " 25 ¼ 0,005 ¼ 0,5 %
Tafel 6-16: K ¼ 1,0, Modifikationsbeiwert k1 ¼ 1,0
" " #3=2 #
l pffiffiffiffiffiffi 0,5 pffiffiffiffiffiffi 0,5
¼ 1,0 " 11 þ 1,5 " 25 " þ 3,2 " 25 " !1 ¼ 35,54
d 0,28 0,28
Für ¼ l=250 ist zusätzlich zu prüfen:
zul f
Grenzwert nach Gl. 6-79: l=d ¼ 1,0 " 35 ¼ 35 (hier maßgebend)
!erf d ¼ 4,5=35 ¼ 0,129 m d. h. h ¼ 16 cm ausreichend
Für zul w ¼ l=500 ist zusätzlich zu prüfen:
Grenzwert nach Gl. 6-79: l=d ¼ 1,02 " 150=4,5 ¼ 33,33 (hier maßgebend)
!erf d ¼ 4,5=33,33 ¼ 0,135 m
d. h. es wäre auch eine etwas geringere Plattenstärke als h ¼ 20 cm
ausreichend. Der Nachweis der Biegeschlankheit wäre dann in Abhängig-
keit des tatsächlichen Bewehrungsgrades neu zu führen.

b) Dreifeldträger (Vordimensionierung)
Beton C30/37, B 500 B
Rechteckquerschnitt
Endfeld:
li ¼ ai " leff ¼ 0,8 " 6,00 ¼ 4,80 m 12
Mittelfeld:
li ¼ ai " leff ¼ 0,7 " 8,50 ¼ 5,95 m
Maßgebend ist somit das Mittelfeld:
kc ¼ ð20=30Þ1=6 ¼ 0,935
zul f ¼ l=250 ! li ¼ 26,05 (interpoliert) erf d ¼ 0,935 " 5,95=26,05 ¼ 0,214 m,
h ¼ 26 cm
zul f ¼ l=500 ! li ¼ 14,7 (interpoliert) erf d ¼ 0,935 " 5,95=14,7 ¼ 0,378 m,
h ¼ 42 cm

Nachweis nach EC2 (gemäß Gl. 6-78) pffiffiffiffiffiffi


Bemessungsergebnis: r ¼ 0,405 % < r0 ¼ 10!3 " 30 ¼ 0,00548 ¼ 0,548 %
Tafel 6-16: K ¼ 1,5, Modifikationsbeiwerte k1 ¼ 1,0, k3 ¼ 7=8,5 ¼ 0,823
" " #3=2 #
l pffiffiffiffiffiffi 0,548 pffiffiffiffiffiffi 0,548
¼ 1,5 " 11 þ 1,5 " 30 " þ 3,2 " 30 " !1 ¼ 38,69
d 0,405 0,405
Für ¼ l=250 ist zusätzlich zu prüfen:
zul f
Grenzwert nach Gl. 6-79: l=d ¼ 1,5 " 35 ¼ 52,50 (38,69 maßgebend)
!erf d ¼ 8,5=38,69 ¼ 0,22 m d. h. h ¼ 26 cm etwa ausreichend
Für zul w ¼ l=500 ist zusätzlich zu prüfen:
Grenzwert nach Gl. 6-79: l=d ¼ 1,52 " 150=8,5 ¼ 39,70
Mit k3 ¼ 0; 823 modifizierte Schlankheit:
l=d ¼ 38,69 " 0,823 ¼ 31,84 (maßgebend)
!erf d ¼ 8,5=31,84 ¼ 0,267 m
d. h. es wäre auch eine geringere Balkenstärke als h ¼ 42 cm möglich.
Der Nachweis der Biegeschlankheit ist dann nach wiederholter Bemes-
sung mit geändertem Bewehrungsgrad neu zu führen.

7 11
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

7 Allgemeine Bewehrungs- und Konstruktionsgrundlagen


Abschn. 7 gilt für Normalbeton mit Bewehrungen aus Betonstabstählen, Beton-
stahlmatten und Spannstählen bei überwiegend ruhender Belastung. Der Lastfall
„Fahrzeuganprall“ im üblichen Hochbau ist ebenfalls eingeschlossen. Bei
— dynamischen Einwirkungen
— Ermüdungsbeanspruchung
— speziellen, z. B. beschichteten Bewehrungen
— Leichtbeton
können zusätzliche Anforderungen bestehen.

7.1 Betonstahl
7.1.1 Stababstände
Der lichte Abstand a von Betonstahl (Stab-
durchmesser 1s) in horizontaler und in verti- c
Ï ∆ s ,max oder ∆ n ,max
nom
Ô
kaler Richtung darf nicht kleiner als 20 mm a ≥ max Ì 20 mm
Ôd + 5 mm (nur falls d > 16 mm)
sein und muss mindestens gleich dem größe- Ó g g

ren Stabdurchmesser (1s bzw. 1n ) sein. Wird a a


ein Beton mit einer größten Gesteinskörnung
von dg > 16 mm benutzt, so darf der lichte Ab-
stand a auch nicht kleiner als dg þ 5 mm sein. a
Im Bereich von !bergreifungsstößen gelten
andere Werte (siehe Abschnitt 7.1.6).
In jedem Fall soll a so groß gewählt werden,
Bild 7-1 Stababstände im
dass der Beton ausreichend verdichtet wer-
Betonquerschnitt
den kann und der Verbund gesichert ist. Dazu
sind ggf. Rüttelgassen vorzusehen. Bei mehrlagiger Bewehrung sind die Stäbe un-
mittelbar übereinander anzuordnen.

7.1.2 Biegen von Betonstahl


Die infolge des Biegens von Betonstahlen auftretenden Beanspruchungen sowohl
beim Stahl als auch beim Beton (Umlenkpressungen) erfordern entsprechende
Nachweise. Für den Nachweis der Bewehrungsbeanspruchung gelten die in Tafel 7-1
zusammengestellten Mindestbiegerollendurchmesser Dmin.
Tafel 7-1a Mindestwerte der Biegerollendurchmesser Dmin für Stäbe
Haken, Winkelhaken, Schräge Stäbe und sonst. Krümmungen
Schlaufen, Bügel
Betonstahl Stabdurchmesser 1s Mindestmaß der Betondeckung seitlich
< 20 mm >20 mm > 100 mm > 50 mm und <50 mm oder
und > 71s > 31s <31s
Rippenstäbe B 500 41s 71s 101s 151s 201s

Tafel 7-1b Mindestwerte Dmin für geschweißte Bewehrung


für vorwiegend ruhende Einwirkungen nicht vorwiegend ruhende Einwirkungen
Schweißung Schweißung Schweißung Schweißung
außerhalb innerhalb auf der auf der
Außenseite Innenseite
des Biegebereiches der Biegung
a < 41s 201s
Werte nach 201s 1001s 5001s
a > 41s
Tafel 7-1a
a entspricht dem Abstand zwischen Biege- und Schweißstelle

712
Allgemeine Bewehrungs- und Konstruktionsgrundlagen

Der Nachweis der Betonbeanspruchung im Krümmungsbereich kann ebenfalls


über die Einhaltung eines Mindestbiegerollendurchmessers Dmin nach Gl. 7-1 erfol-
gen:
" #
Fbt 1 1
Dmin > " þ ð7-1Þ
fcd ab 2 " 1s
Fbt Zugkraft des Stabes im GZT am Krümmungsbeginn
ab kleinerer Wert aus halbem Schwerpunkt-Abstand der Krümmungsebenen benachbarter
Stäbe und dem Abstand der Krümmungsebene zur Bauteiloberfläche (im. Allg. ¼
0,5 " 1s þ Betondeckung)
fcd Bemessungswert der Betondruckfestigkeit, aber < 31,17 N/mm2 (¼
b C55=67)
Für Haken, Winkelhaken und Schlaufen kann dieser Nachweis mit den Werten nach
Tafel 7-1 als erbracht angesehen werden, sofern gilt:
— entweder die erforderliche Verankerungslänge nach dem Ende der Krümmung
ist < 5 " 1s
— oder die Krümmungsebene liegt nicht nahe der Betonoberfläche und innerhalb
der Krümmung ist ein Querstab mit 1s, quer > 1s angeordnet.
Das Hin- und Zurückbiegen von Betonstählen ist an enge Grenzen gebunden. Diese
sind in Tafel 7-2 zusammengefasst:

Tafel 7-2 Hin- und Zurückbiegen von Betonstabstählen und Betonstahlmatten1)

Warmbiegen
Kaltbiegen
B500 > 500 , C
Bedingung/Parameter Mehrfachbie-
Hin- und
Hin- und Zurückbiegen gen an einer
Zurückbiegen
Stelle

1s < 14 mm —

Dmin > 6 1s — 12
Vorwiegend < 0,8fyd im GZT < 217 N=mm 2
fyd
ruhende Belastung
< 0,3 " VRd, max 2 Þ für a ¼ 90,
V Ed —
< 0,2 " VRd, max 2 Þ für a < 90,
Generell
1s < 14 mm nicht —
zulässig
Dmin > 151s —

fyd < 0,8fyd im GZT < 217 N=mm2


Nicht vorwiegend
ruhende Belastung < 50 N/mm2 < 50 N/mm2
D's

< 0,3 " VRd, max 2 Þ für a ¼ 90, —


V Ed
2
< 0,2 " VRd, max Þ für a < 90 ,

1
) siehe auch: DBV-Merkblatt „Rückbiegen von Betonstahl und Anforderungen an Verwahrkästen
2
) a ¼ Neigung der Zugstrebe. Vereinfachend darf VRd,max mit q ¼ 40. bestimmt werden.

7.1.3 Verbundbereiche und Bemessungswert der Verbundspannung


Die Verbundbedingungen sind abhängig von den Bauteilabmessungen sowie der
Beschaffenheit der Bewehrungsstäbe und deren Lage im Bauteil während des Be-
tonierens. Unterschieden wird zwischen guten (vgl. Tafel 7-3) und mäßigen (alle
anderen) Verbundbedingungen.

713
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
Tafel 7-3 Bedingungen für guten Verbundbereich1 )
Stablage zur Waagerechten Bauteildicke
Stablage2)
während des Betonierens h in cm

h
2 30
alle Stäbe

h
> 30
< 60
0 bis 45,
alle Stäbe die 30 cm von unten liegen

h
> 60

alle Stäbe, die >30 cm von oben liegen

45 bis 90, ohne Begrenzung

alle Stäbe mit 45 < a < 90,


1
) Alle anderen Stablagen gehören in den mäßigen Verbundbereich
2
) Betonierrichtung ist immer von unten nach oben

Ein guter Verbund darf auch für liegend hergestellte stabförmige Bauteile mit Quer-
schnittsabmessungen < 50 cm angenommen werden, sofern diese mit einem Au-
ßenrüttler verdichtet werden. Bei Gleitbauverfahren ist im Allg. von mäßigen Ver-
bundeigenschaften auszugehen.
Der Bemessungswert der Verbundspannungen ist in Tafel 7-4 angegeben. Bei mä-
ßigen Verbundbedingungen sind die Werte fbd von Tafel 7-4 für guten Verbund mit
dem Faktor 0,70 zu multiplizieren.

Tafel 7-4 Bemessungswerte der Verbundspannung fbd [N/mm2 ] für Betonstahl mit
1s <
= 32 mm
charakteristische Betondruckfestigkeit fck in N/mm2

12 16 20 25 30 35 40 45 50 55 60 70 80 90 100

guter Verbund 1,65 2,00 2,32 2,69 3,04 3,37 3,68 3,99 4,28 4,43 4,57 4,57 4,57 4,57 4,57

mäßiger Verbund 1,16 1,40 1,62 1,89 2,13 2,36 2,58 2,79 2,99 3,10 3,20 3,20 3,20 3,20 3,20

Bei Stabdurchmessern größer 32 mm sind die Werte der Tafel 7-4 mit
ð132 # 1s ½mm,Þ=100 zu multiplizieren.

7.1.4 Verankerungen
Das Grundmaß der Verankerungslänge lb, rqd beträgt:
1 ssd 1s fyd As, erf As, erf
lb, rqd ¼ s " ffi " " ¼ lb " ð7-2Þ
4 fbd 4 fbd As, vorh As, vorh

7 14
Allgemeine Bewehrungs- und Konstruktionsgrundlagen

und berücksichtigt mit ssd bereits die Ausnutzung der Stahlspannung.


s sd vorhandene Stahlspannung im GZT am Beginn der Verankerungslänge
fbd Grundwert der Verbundspannung nach Tafel 7-4 pffiffiffi
1s Stabdurchmesser bzw. bei Doppelstäben ¼ 1n ¼ 1s " 2
lb Grundwert nach Tafel 7-5 ohne Berücksichtigung der Ausnutzung nach Tafel 7-5

Tafel 7-5 Grundwert der Verbundfestigkeit lb [cm] für Stabstahl B5001)


charakteristische Betondruckfestigkeit fck in N/mm2
2
1s in mm Verbund 12 ) 16 20 25 30 35 40 45 50 55 60–100

gut 40 33 28 24 21 19 18 16 15 15 14
6
mäßig 56 47 40 35 31 28 25 23 22 21 20

gut 53 43 37 32 29 26 24 22 20 20 19
8
mäßig 75 62 54 46 41 37 34 31 29 28 27

gut 66 54 47 40 36 32 30 27 25 25 24
10
mäßig 94 78 67 58 51 46 42 39 36 35 34

gut 79 65 56 48 43 39 35 33 31 29 29
12
mäßig 113 93 80 69 61 55 51 47 44 42 41

gut 92 76 66 57 50 45 41 38 36 34 33
14
mäßig 132 109 94 81 71 64 59 55 51 49 48

gut 105 87 75 65 57 52 47 44 41 39 38
16
mäßig 150 124 107 92 82 74 67 62 58 56 54

gut 132 109 94 81 71 64 59 55 51 49 48 12


20
mäßig 188 155 134 115 102 92 84 78 73 70 68

gut 165 136 117 101 89 81 74 68 64 61 59


25
mäßig 235 194 167 144 128 115 105 97 91 88 85

gut 184 152 131 113 100 90 83 76 71 69 67


28
mäßig 263 217 187 161 143 129 118 109 102 98 95
1
) Ist bei der Querschnittsbemessung an der betrachteten Verankerungsstelle der ansteigende
Ast der Stahlkennlinie berücksichtigt worden, so ist der Wert von lb aus dieser Tafel mit dem
Faktor ssd =fyk < 1,05 zu vergrößern.
2
) Beton C12/15 darf nur für Bauteile verwendet werden, bei denen keinerlei Korrosionsgefahr be-
steht, d. h. im Allgemeinen werden bewehrte Bauteile nicht in dieser Festigkeitsklasse ausgeführt.

Das Grundmaß der Verankerungslänge lb, rqd beträgt dann mit dem Ablesewert lb
aus Tafel 7-5: lb, rqd ¼ lb " As, erf =As, vorh .
Der Bemessungswert der Verankerungslänge lbd ¼ lb, eq für Stäbe, Drähte und Be-
tonstahlmatten aus Rippenstäben wird aus dem Grundwert nach Gl. 7-2 wie folgt
mit einer vereinfachten Beziehung abgeleitet:
lb, eq ¼ aa " lb, rqd > lb, min ð7-3Þ
aa Beiwert zur Berücksichtigung der Verankerungsart nach Tafel 7-6
lb, min Mindestverankerungslänge
bei Zugstäben lb, min > max f0,3 " lb, eq ; 10 " 1s g
bei Druckstäben lb, min > max f0,6 " lb, eq ; 10 " 1s g

715
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
Tafel 7-6 Zulässige Verankerungsarten von Betonstahl und aa-Werte
Beiwert aa
Art und Ausbildung der Verankerung Zug- Druck-
stäbe1) stäbe

∅s
a) Gerade Stabenden 1,0 1,0
l b,eq

b) Haken c) Winkelhaken d) Schlaufen

5∅
s

°
90


a 0,72) nicht
>
50° ≥ 5 ∅s

α≥1 D D (1,0) zulässig


15
∅s

∅s
D

∅s
l b,eq l b,eq l b,eq

e) Gerade Stabenden mit mindestens einem > 0,5 · ∅s,


angeschweißten Stab3) innerhalb l b,eq ∅s,quer ≥ 0,6 · ∅s
∅s 0,7 0,7
l b,eq

f) Haken g) Winkelhaken h) Schlaufen


(Draufsicht)
∅s
°
90

≥5

a

D
>
≥ 5 ∅s

50°

α≥1 D D 0,5
15

nicht
∅s

∅s

∅s
(0.7) zulässig
l b,eq l b,eq l b,eq

mit jeweils mindestens einem angeschweißten Stab3) innerhalb l b,eq vor dem Krüm-
mungsbeginn

i) Gerade Stabenden mit mindestens zwei angeschweißten 5 ∅s


Stäben3) innerhalbl b,eq (Stababstand s < 100 mm und ≥ 5∅s
∅s

und ≥ 50 mm) nur zulässig bei Einzelstäben mit ∅ s ≤ 16 mm 0,5 0,5


und bei Doppelstäben mit ∅s ≤ 12 mm l bd

1
) Die in Klammern angegebenen Werte gelten, wenn im Krümmungsbereich rechwinklig zur
Krümmungsebene die Betondeckung weniger als 31s beträgt oder kein Querdruck oder keine
enge Verbügelung vorhanden ist.
2
) Bei Schlaufenverankerungen mit Biegerollendurchmesser D > 151s darf der Wert aa auf 0,5
reduziert werden.
3
) Für angeschweißte Stäbe gilt: 1s, Quer > 0,6 " 1s . Sie sind als tragende Verbindungen auszu-
führen.

Verankerungen mit gebogenen Druckstäben sind unzulässig. Im Verankerungs-


bereich von Bewehrungsstäben ist eine Bewehrung quer zur Stabrichtung zur Auf-
nahme von Zugspannungen anzuordnen. Wenn die üblichen konstruktiven Maß-
nahmen ergriffen werden, z. B. Bügel bei Stützen und Balken, Querbewehrung bei
Platten und Wänden, so ist dies im Allgemeinen für die hier angesprochene Quer-
bewehrung ausreichend.
Sollen spezielle Ankerköper verwendet werden, so ist hierfür vielfach eine bauauf-
sichtliche Zulassung erforderlich, ggf. kann allerdings auch genauer rechnerischer
Nachweis ausreichend sein. Für angeschweißte Ankerplatten gilt DIN EN ISO 17660
„Schweißen von Betonstahl“.

716
Allgemeine Bewehrungs- und Konstruktionsgrundlagen

Der Grundwert der Verankerungslänge darf bei gebogenen Stäben nur dann über
die Krümmung nach Bild 7-2 gemessen werden, wenn der größere Biegerollendurch-
messer nach Tafel 7-1a für Schrägaufbiegungen eingehalten ist. Ansonsten gelten
die Angaben gemäß Tafel 7-6.

Bild 7-2 Grundwert der Verankerungslänge, gemessen entlang der Mitteline


Die allgemeine Gleichung für lbd nach EC 2-1-1/NA, 8.4.4 berücksichtigt weitere Fak-
toren und lautet:

lbd ¼ a1 " a2 " a3 " a4 " a5 " lb, rqd > lb, min ð7-4Þ

a1 entspricht aa (Verankerungsart) nach Tafel 7-6 bzw. Tafel 7-7


a2 Beiwert zur Erfassung der Betondeckung (a2 ist in der Regel 1,0)
a3 Beiwert zur Erfassung der Querbewehrung
a4 entspricht aa (angeschweißte Querstäbe) nach Tafel 7-6 bzw. Tafel 7-7
a5 Beiwert zur Erfassung von Querdruckspannungen
¼ 2/3 bei direkter Lagerung
¼ 2/3 falls eine allseitige, durch Bewehrung gesicherte Betondeckung >10 1s vorhanden
ist. Dies gilt nicht für !bergreifungsstöße mit einem Achsabstand der Stöße s < 10 1s .
¼ 1,5 wenn rechtwinklig zur Bewehrungsebene Querzug eine Rissbildung parallel zum Be-
wehrungsstab ermöglicht. Bei vorwiegend ruhender Beanspruchung und einer Rissbrei-
tenbeschränkung auf wk < 0,2 mm darf auf die Erhöhung verzichtet werden.
Bei Querdruck siehe Tafel 7-7
12
lb, min Mindestverankerungslänge bei Zugstäben ist lb, min > max f0,3 " a1 " a4 " lb, rqd ; 10 " 1s g.
Bei direkter Lagerung darf a5 ¼ 0,7 ebenfalls berücksichtigt werden, bei Druckstäben
ist lb, min > max f0,6 " lb, rqd ; 10 " 1s g

Bei direkter Lagerung darf lbd auch geringer als lb, min angesetzt werden, falls ein
Querstab innerhalb der Auflagerung (mindestens 15 mm vom Lageranschnitt ent-
fernt) angeschweißt ist.

Tafel 7-7 Beiwerte a zur Berechnung der Verankerungslänge lb

Einfluss Art der Verankerung Zugstab Druckstab

gerades Stabende a1 ¼ 1 a1 ¼ 1,0


Biegeform
a1 Haken, Winkelhaken, cd > 31s : a1 ¼ 0,7
a1 ¼ 1,0
Schlaufen cd < 31s : a1 ¼ 1,0

a2 ¼ 1 ! 0,15 ðcd ! 1s Þ=1s


gerades Stabende a2 ¼ 1,0
mit 0,7 < a2 < 1,0
Betondeckung
a2
Haken, Winkelhaken, a2 ¼ 1 ! 0,15 ðcd ! 31s Þ=1s
a2 ¼ 1,0
Schlaufen mit 0,7 < a2 < 1,0

Fortsetzung s. nächste Seite

717
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
Tafel 7-7, Fortsetzung

Einfluss Art der Verankerung Zugstab Druckstab

nicht angeschweißte a3 ¼ 1 ! K " l


alle Arten a3 ¼ 1,0
Querbewehrung a3 mit 0,7 < a3 < 1,0

Angeschweißte
alle Arten a4 ¼ 0,7 a4 ¼ 0,7
Querstäbe a4

a5 ¼ 1 ! 0,04p
Querdruck a5 alle Arten !
mit 0,7 < a5 < 1,0

Anmerkungen:
P P
l
P ¼ ð Ast # Ast, min Þ=As
Ast Querschnittsfläche der Querbewehrung entlang lbd
P
Ast, min Querschnittsfläche der Mindestquerbewehrung (¼ 0,25As für Balken und 0 für Plat-
ten)
As Querschnittsfläche des größten verankerten Einzelstabs
p Querdruck in N/mm2 im GZT innerhalb lbd
cd der kleinere Wert aus Betondeckung und lichtem Abstand zwischen zwei Stäben
(bei Hanken, Winkelhaken und Schlaufen: senkrecht zur Krümmungsebene gemes-
sen)
K Beiwert für die Wirksamkeit der Querbewehrung
¼ 0,1 wenn der zu verankernde Stab an zwei Seiten von Querbewehrung um-
schlossen wird (Stab in einer Bügelecke)
¼ 0,05 wenn die Querbewehrung zwischen Stab und Bauteiloberfläche liegt
¼0 wenn die Querbewehrung innerhalb des zu verankernden Stabes liegt

As " t, Ast As " t, Ast As " t, Ast

K = 0,1 K = 0,05 K=0

a1 und a2 dürfen nicht gleichzeitig angesetzt werden.


Bei Schlaufenverankerungen mit cd > 31s und Biegerollendurchmessern D > 151s darf
a1 ¼ 0,5 gesetzt werden.

7.1.5 Verankerungen von Bügeln und Querkraftbewehrung

Um eine ausreichende Verankerung zu gewährleisten, müssen Bügel den Zuggurt


umfassen und in der Druckzone mit Haken, Winkelhaken oder angeschweißten
Querstäben ausgestattet sein. In den Bügelecken sowie bei Haken und Winkelha-
ken sollten stets Längsstäbe angeordnet werden. Bezüglich der Ausbildung der
Verankerung sowie des Schließens der Bügel in der Druck- bzw. Zugzone gilt
Bild 7-3. Bei Plattenbalken dürfen die Bügel im Bereich der Platte mittels durchge-
hender Querstäbe geschlossen werden, wenn VEd < 2=3 VRd, max eingehalten ist.

718
Allgemeine Bewehrungs- und Konstruktionsgrundlagen

90° £ a < 150°


a ≥ 150° 10 ∆s

≥ 10 mm
≥ 10 mm
≥ 70 mm
5 ∆s
≥ 50 mm
≥ 2 ∆s
≥ 20 mm

s
£ 50 mm
≥ 1,4 ∆s
∆s ∆s ∆s ∆s
£ 0,7 ∆s
a) b) c) d)

2
1 1

3 3
4 4

e) f)

≥ 10 ∆s l0 5
12
l0

1
≥ 10 ∆s

≥ 10 ∆s

∆s ∆s
4 4 6
3 3

g) h) i)

Legende
1 Verankerungselemente nach a) bzw. b) a) Haken
2 Kappenbügel b) Winkelhaken
3 Betondruckzone c) gerade Stabenden mit zwei angeschweißten
Querstäben
4 Betonzugzone d) gerade Stabenden mit einem angeschweißten
Querstab
5 obere Querbewehrung e) und f) Schließen in der Druckzone
6 untere Bewehrung der anschließende Platte g) und h) Schließen in der Zugzone (l0 mit a1 = 0,7
nach Tafel 7-7 mit Haken oder
Winkelhaken am Bügelende)
i) Schließen bei Plattenbalken im Bereich der
Platte
ANMERKUNG Für c) und d) darf in der Regel die Betondeckung nicht weniger als 3 ∆ oder 50 mm betragen.
Bild 7-3 Verankerung und Schließen von Bügeln

7 19
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

7.1.6 Bewehrungsstöße
!blicherweise erfolgt die Kraftübertragung zwischen zwei Bewehrungsstäben
durch !bergreifungsstöße. Alternativ sind Schweißverbindungen oder andere me-
chanische Verbindungsmittel mit bauaufsichtlicher Zulassung möglich. Hinsichtlich
der Stoßanordnung- und ausbildung gelten folgende Prinzipien:
— Stöße sind in der Regel versetzt anzuordnen.
— Stöße sollten möglichst in weniger stark beanspruchten Querschnitten liegen
(insbesondere nicht in plastischen Gelenken).
— Stöße sollten in der Regel im Querschnitt symmetrisch angeordnet sein.
— Stöße müssen den Konstruktionsregeln der Tafel 7-8 entsprechen. Bezüglich
der Stoßenden gilt Tafel 7-6. 100 % der Zugstäbe dürfen mit diesen Regeln in
einer Lage gestoßen werden. Für Stäbe in mehreren Lagen ist dieser Anteil auf
50 % beschränkt.
— Druckstäbe und Querbewehrung dürfen in einem Querschnitt gestoßen werden.
Bzgl. eines Kontaktstoßes für Druckstäbe in Stützen gelten besondere Regeln
(EC 2-1-1/NA 8.7.2.(5))
Im Bereich von !bergreifungsstößen ist Querbewehrung erforderlich, um Querzug-
kräfte aufzunehmen. Diese ist gemäß Tafel 7-8 zu ermitteln und anzuordnen.
Tafel 7-8 Ausbildung von !bergreifungsstößen
≥ 1,3 ◊ l 0
Stoß mit Längsversatz licher Abstand gestoßener Stäbe
∆s
1)
£ 4∆s s. Fußnote
£ 50 mm
∆s
Fs
Fs
l0
Stoßausbildung

∆s

Fs ≥ ∆s Stababstand " a " Fs


≥ 20 mm
∆s ≥ dg +5mm (für dg > 16 mm)

∆s
Fs
Achsabstand lichter Stababstand " a " im Stoß
Fs
∆s des Bewehrungsstoßes ≥ 2∆s
≥ 20 mm
∆s
Fs Randabstand " c1 "
des Bewehrungsstoßes Fs

Bauteilrand
1s < 20 mm
ohnehin vorhandene Querkraftbewehrung aus Bügeln nach
oder Anteil gesto-
< Abschnitt 6.4.2 ohne weitere Nachweise ausreichend.
ßener Stäbe 25 %
P
Gesamtquerschnittsfläche der Querbewehrung Ast darf
>
1s 20 mm nicht kleiner sein als die Fläche eines gestoßenen Stabes
P
Querbewehrung2 Þ, 3 Þ, 4 Þ

>
Ast 1,0As , der größte Wert von As ist maßgebend.
1s > 20 mm P
Die Querbewehrung Ast > 1,0As ist in Form von Bügeln
und Anteil gesto-
oder Steckbügeln ins Innere des Querschnitts zu verankern.
ßener Stäbe >50 %
Zugstoß

Sofern der Abstand der Stoßmitten benachbarter Stöße mit


sowie und lichter
geraden Stabenden > 0,5l0 ist, ist kein Bügelartiges umfas-
Stoßabstand
sen erforderlich.
a < 10 1s
Die erforderliche Querbewehrung im Zugstoß ist wie folgt anzuordnen
ΣAst/2 ΣAst/2
l0/3 l0/3
≤ 150 mm
Fs
Fs
l0

Fortsetzung und Fußnoten s. nächste Seite

720
Allgemeine Bewehrungs- und Konstruktionsgrundlagen
Tafel 7-8, Fortsetzung
Querbewehrung2 Þ, 3 Þ, 4 Þ Die erforderliche Querbewehrung im Druckstoß ist nach den Regeln für Zugstö-
ße zu ermitteln und wie folgt anzuordnen (ein Stab außerhalb des Stoßbereichs,
jedoch nicht weiter als 4 1s.
Druckstoß
SAst/2 SAst/2 £ 150 mm
Fs
Fs

l0
4"s l0/3 l0/3 4"s

1
) Gestoßene Stäbe dürfen sich innerhalb der !bergreifungslänge berühren. Ist aber der lichte
Abstand zwischen zwei gestoßenen Stäben >4 1s bzw. 50 mm, so ist die !bergreifungslänge
l0 um den diesen Wert übersteigenden Betrag zu verlängern.
2
) In flächenartigen Bauteilen muss die Querbewehrung bügelartig ausgebildet werden, falls
a < 5 1s, sie darf jedoch auch gerade sein, wenn die !bergreifungslänge um 30 % erhöht
wird.
3
) Werden bei mehrlagiger Bewehrung mehr als 50 % des Querschnitts der einzelnen Lagen in
einem Schnitt gestoßen, so sind die !bergreifungsstöße durch Bügel zu umschließen, die für
die Kraft aller gestoßenen Stäbe zu bemessen sind.
4
) In vorwiegend biegebeanspruchten Bauteilen ab der C70/85 sind !bergreifungsstöße durch
Bügel zu umschließen, wobei die Summe der Querschnittsfläche der orthogonalen Schenkel
gleich der Querschnittsfläche der gestoßenen Längsbewehrung sein muss.

Die !bergreifungslänge l0 ergibt sich aus dem Grundmaß der Verankerungslänge


zu:

l0 ¼ a1 " a2 " a3 " a5 " a6 " lb, rqd > l0, min ð7-5Þ

lb, rqd Grundmaß der Verankerungslänge nach Gl. 7-2 bzw. ¼ lb, rqd ¼ lb " As, erf =As, vorh
a1 Beiwert zur Erfassung der Verankerungsart (siehe Tafel 7-7 bzw. alternativ aa nach Tafel
7-6)
12
a2 Beiwert zur Erfassung der Betondeckung, Tafel 7-7 (a2 ist in der Regel 1,0)
a3 Beiwert zur Erfassung der Querbewehrung, Tafel P 7-7
Für die Berechnung von a3 ist in der Regel Ast, min ¼ 1,0 " As " ðssd =fyd Þ anzunehmen,
wobei As der Querschnittsfläche eines gestoßenen Stabes entspricht.
a5 Beiwert zur Erfassung von Querdruckspannungen (Erläuterung siehe Gl. 7-4)
(Für !bergreifungsstöße ist a5 in der Regel 1,0)
a6 !bergreifungslängenbeiwert nach Tafel 7-9
l0, min Mindestmaß der !bergreifungslänge bei Zugstäben lb, min > max f0,3 " a1 " a6 " lb, rqd ;
15 " 1s ; 200 mmg.
a1 nach Tafel 7-6, lb, rqd nach Gl. 7-2

Sofern keine angeschweißten Querstäbe vorhanden sind (a4 ) kann Gleichung 7-5
wie folgt vereinfacht werden:

l0 ¼ a6 " lbd ¼ a6 " lb, eq > l0, min ð7-6Þ

lbd Bemessungswert der Verankerungslänge bzw. Ersatzverankerungslänge


lb, eq nach Gl. 7-4 bzw. 7-3 (ohne Berücksichtigung von angeschweißten
Querstäben)
a6 !bergreifungslängenbeiwert nach Tafel 7-9
l0, min Mindestmaß der !bergreifungslänge (siehe Erläuterungen zu Gl. 7-5)

721
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
Tafel 7-9 Beiwert a6 zur Erfassung des Anteils gestoßener Stäbe

Anteil der ohne Längsversatz


gestoßenen Stäbe am
Stoßdarstellung Querschnitt einer
Bewehrungslage
< 33% > 33%
1
1s < 16 mm 1,2 ) 1,41)
Zugstoß
1s > 16 mm 1,41) 2,02)
Druckstoß 1,0 1,0
1
) Falls c1 > 4 1s und a > 8 1s gilt : a6 ¼ 1,0
2
) Falls c1 > 4 1s und a > 8 1s gilt : a6 ¼ 1,4

a c1

Stöße von Betonstahlmatten können durch Verschränkung (Ein-Ebenen-Stoß) oder


als Zwei-Ebenen-Stoß ausgeführt werden (siehe Bild 7-4). Zusätzlich ist bei R-Mat-
ten zwischen dem Stoß der Hauptbewehrung (Tragstoß) und der Querbewehrung
(Verteilerstoß) zu unterscheiden. Stöße durch Verschränkung kommen in der Praxis
des allgemeinen Hochbaus seltener vor. Die zugehörigen !bergreifungslängen
sind nach Gl. 7-5 bzw. Gl. 7-6 zu bestimmen, wobei aber l0, min den Abstand der
Mattenquerbewehrung nicht unterschreiten darf. In Gl. 7-5 darf hier der günstige
Einfluss angeschweißter Querbewehrung nicht angesetzt werden ða3 ¼ 1,0Þ. Bei
Ermüdungsbeanspruchung ist eine Verschränkung der Betonstahlmatten nach Bild
7-4a die Regelausführung.

Bild 7-4 !bergreifungsstöße von geschweißten Betonstahlmatten

!blicherweise wird im allg. Hochbau der Zwei-Ebenen-Stoß für Betonstahlmatten


ausgeführt. Dieser ist nach Tafel 7-10 auszubilden. Die !bergreifungslänge der
Hauptbewehrung im Zwei-Ebenen-Stoß beträgt:
l0 ¼ a7 " lb, rqd > l0, min ð7-7Þ
lb, rqd Grundwert der Verankerungslänge nach Gl. 7-2
a7 Beiwert für den Mattenquerschnitt
as, vorh ½cm2 =m. <
1,0 < a7 ¼ 0,4 þ 2,0
8
as, vorh die vorhandene Bewehrungsmenge im betrachteten Schnitt
l0, min Mindestwert der !bergreifungslänge mit l0, min ¼ max f0,3 " a7 " lb, rqd ; sq ; 200 mmg
sq der Abstand der angeschweißten Querstäbe

Zusätzlich zu den Angaben der Tafel 7-10 sind folgende Regeln einzuhalten:
— Stöße müssen in Bereichen liegen, in denen die Stahlspannung im GZT nur zu
80 % ausgenutzt wird. Sofern dies nicht eingehalten wird, ist die Biegebemes-
sung mit der am weitesten von der Zugseite entfernten Bewehrungslage durch-
zuführen. Für den Nachweis der Rissbreite ist in diesem Fall eine um 25 % er-
höhe Stahlspannung anzusetzen.
— Sofern as < 6 cm2 /m ist, kann auf eine bügelartige Umfassung des Stoßes ver-
zichtet werden.
— Bei mehrlagiger Mattenbewehrung sind die Stöße der einzelnen Mattenlagen
um mindestens 1,3 " l0 zu versetzen.

722
Allgemeine Bewehrungs- und Konstruktionsgrundlagen
Tafel 7-10 Stoßausbildung für Betonstahlmatten (Zwei-Ebenen-Stoß)1)

zul.
Stoß Bedingung !bergreifungslänge3)
Stoßanteil

As =sl ¼ as < 12 cm2 =m 100 %


Haupt- nach Gl. 7-7
bewehrung l0 ¼ a7 " lb, rqd > l0, min
As =sl ¼ as > 12 cm2 =m2) 60 %
-
150 mm
1s, q < 6 mm l0 >
sl
Innerhalb der !bergreifungs-
länge müssen mindestens -
zwei Längsstäbe der 250 mm
Quer- 6 < 1s, q < 8,5 l0 >
Hauptbewehrung liegen. 2 " sl
bewehrung
≥ 5 "s 100 %
≥ 50 -
(Verteilerstoß) 350 mm
Fsd 8,5 < 1s, q < 12 l0 >
"s
Fs 2 " sl
l0 -
500 mm
1s, q > 12 mm l0 >
2 " sl

1
) Eine zusätzliche Querbewehrung im Stoßbereich ist nicht erforderlich.
2
) Bei mehrlagiger Bewehrung ist ein Vollstoß nur bei der inneren Bewehrungslage zulässig,
wobei der Anteil der gestoßenen Matten <60 % der erforderlichen Bewehrung beträgt.
3
) 1s, q Stabdurchmesser der Querbewehrung
sl , sq Stababstände in Längs- und Querrichtung

7.1.7 Zusätzliche Regeln für Rippenstäbe mit 1s > 32 mm 12


Die wesentlichen Abmessungen, Stababstände und Betondeckung sind in Tafel 7-11
angegeben. Daneben soll die Rissbeschränkung entweder durch Anordnung einer
Hautbewehrung oder durch Nachweis nach Abschn. 6.5.2 erfolgen. Als Festigkeits-
klasse können C20/25 bis C80/95 eingesetzt werden. Die Bemessungswerte der Ver-
bundspannungen fbd nach Tafel 7-4 sind mit dem Faktor ð132 # 1s Þ=100 zu multi-
plizieren.

Tafel 7-11 Zusätzliche Regeln für Rippenstäbe mit 1s > 32 mm

Mindestdicke h > 15 1s
>1
Bauteil- Lichter Abstand a > s
dg þ 5 mm
abmessungen
Betondeckung c > 1s

dg Nennwert des Größtkorndurchmessers des Gesteinskorns

Stöße — mit mechanischen Verbindungsmitteln möglich


— !bergreifungsstöße nur in überwiegend biegebeanspruchten Bauteilen
mit einem Stoßanteil <50 %, Längsversatz der Stöße mit 1,5l0

Verankerung Mit geraden Stabenden nur in Verbindung mit umschnürenden Bügeln


(siehe unten) oder mit zugelassenen Ankerkörpern

Fortsetzung s. nächste Seite

723
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
Tafel 7-11, Fortsetzung

* verankerte Bewehrungsstäbe
* durchlaufende Bewehrungsstäbe

Zusatzbewehrung in Richtung zur Bauteilunterseite


im Verankerungs- — parallel
bereich bei Ast ¼ n1 0,25As
geraden
Stabenden — senkrecht
Asv ¼ n2 0,25As

Abstand Zusatzbew. 6 5 1s
As Querschnitt eines verankerten Stabes
n1 Anzahl der Bewehrungslagen, die im gleichen Schnitt verankert werden
n2 Anzahl der Bewehrungsstäbe, die in jeder Lage verankert werden

Oberflächen- senkrecht As, surf ¼ 0,01Act, ext


bewehrung parallel As, surf ¼ 0,02Act, ext
Act,ext Querschnittsfläche des auf Zug beanspruchten Bauteils
außerhalb der Bügel (vgl. 7.3.1.4)

Weitere detaillierte Vorgaben und Ergänzungen zu diesem Thema sind in EC-2-1-1/


NA 8.8 sowie DAfStb, Heft 525 enthalten.

7.1.8 Zusätzliche Regeln für Stabbündel aus Rippenstäben


Als Bemessungsgrundlage dient ein Ersatzstab mit dem Durchmesser 1n und glei-
cher Fläche bzw. gleichem Schwerpunkt des Stabbündels nach Gl. (7-8).

nb < 4 für lotrechte Stäbe unter Druck


- und Stäbe in einem !bergrei-
pffiffiffiffiffiffi 55 mm
1n ¼ 1 s n b < ð7-8Þ fungsstoß
28 mm ab C70=85
nb < 3 in allen anderen Fällen
1s < 28 mm

In einem Stabbündel müssen alle Stäbe die gleichen Eigenschaften haben. Stäbe
mit verschiedenen Durchmessern dürfen gebündelt werden, wenn das Verhältnis
der Durchmesser <1,7 ist. Für Stabbündel gelten die allgemeinen Bewehrungsre-
geln (s. Abschnitt 7.1), wobei als Eingangswert jeweils der Vergleichsdurchmesser
anzusetzen ist. Für den lichten Abstand zwischen den einzelnen Bündeln ist jedoch
vom Außendurchmesser auszugehen. Die Betondeckung darf nicht weniger als 1n
betragen. Zwei sich berührende, übereinander liegende Stäbe müssen nicht als
Stabbündel behandelt werden.
In der Praxis müssen weitere detaillierte Vorgaben gemäß EC-2-1-1/NA 8.9 beachtet
werden.

7.2 Spannglieder
Die Betondeckung der Spannglieder bzw. Hüllrohre ist nach Abschn. 6.1 und Tafel 6-3
festzulegen. Für die lichten Abstände untereinander gelten die Werte in Tafel 7-12.
Zusätzlich sind bei Spanngliedern auch immer die zugehörigen bauaufsichtlichen
Zulassungen zu beachten.

724
Allgemeine Bewehrungs- und Konstruktionsgrundlagen
Tafel 7-12 Lichte Mindestabstände von Spanngliedern und Hüllrohren1 )
Vorspannung Lichte Mindestabstände a
> 2 1p
senkrecht a>
dg

mit sofortigem Verbund Spannglieder > 2 1p


waagerecht a > dg þ 5 mm
> 20 mm
senkrecht a > max fdg ; 1H ; 40 mmg
mit nachträglichem Verbund Hüllrohre waagerecht a > max fdg þ 5; 1H ; 50 mmg
1
) Zwischen im Verbund liegenden Spanngliedern und verzinkten Bauteilen müssen mindes-
tens 20 mm Beton vorhanden sein, eine metallische Verbindung darf nicht bestehen.

7.3 Konstruktionsregeln für spezielle Bauteile


Neben den Nachweisen zur Tragfähigkeit, Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftig-
keit (Abschnitt 6) sowie den allgemeinen Konstruktionsregeln im Stahl- und
Spannbetonbau (Abschnitt 7.1 und 7.2) bestehen für die bauliche Durchbildung von
einzelnen Bauteilen aus dem Bereich des Hochbaus spezielle Konstruktionsregeln,
die im Folgenden zusammengefasst dargestellt werden.

7.3.1 Balken
7.3.1.1 Längsbewehrung
Die Längsbewehrung ist mit einem Mindest- bzw. Höchstquerschnitt nach unten-
stehenden Gleichungen auszubilden, wobei der charakteristische Wert des Beton-
stahles fyk in N/mm2 einzusetzen ist. Die Mindestbewehrung versteht sich dabei als
Sicherung eines ausreichend duktilen Bauteilverhaltens nach dem Prinzip „Riss vor
Bruch“. Bei vorgespannten Bauteilen darf hierbei die Wirkung der Vorspannung 12
nicht berücksichtigt werden.
Wc fctm Mcr 1
Asl, min > " ¼ " ð7-9Þ
zII fyk zII fyk
Wc Widerstandsmoment des Bruttobetonquerschnitts im Zustand I
¼ I c =zc am betrachteten Zugrand des Querschnitts
zII innerer Hebelarm im Zustand II
fyk charakteristischer Wert der Streckgrenze des Betonstahls, i. Allg. ¼ 500 N/mm2
Mcr Rissmoment ¼ Wc " fctm
Eine ggf. vorhandene Längskraft kann hier wie folgt berücksichtigt werden:
Mcr ¼ Wc " ðfctm ! N=Ac Þ
Dabei ist die Längskraft N (als Druckkraft positiv) ohne Teilsicherheitsbeiwerte (GZG, selte-
ne Kombination) ungünstigst anzusetzen, d. h. für Druckkräfte der kleinste, für Zugkräfte
der größte Wert. Vorspannkräfte dürfen hier nicht angesetzt werden.

Für Rechteckquerschnitte/ mit zII ¼ 0,8d und d ¼ 0,9h gilt damit näherungsweise
Asl, min ' 0,26 " b " d " fctm fyk . Diese Formulierung findet sich im EC-2.

Tafel 7-13 Anordnung der Mindestlängsbewehrung


Allgemein — In der Zugzone gleichmäßig über die Breite sowie anteilig
über die Zugzonenhöhe
— Hochgeführte Bewehrung und hochgeführte Spannglieder
dürfen nicht berücksichtigt werden
— Verankerung am End- und Innenauflager jeweils mit der Min-
destverankerungslänge
— Stöße sind für die volle Zugkraft auszubilden

Fortsetzung s. nächste Seite

725
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
Tafel 7-13, Fortsetzung
Feldbewehrung — Die untere Mindestbewehrung ist zwischen den End-
auflagern durchzuführen
Stützbewehrung — In beiden anschließenden Feldern über die Länge von
der Stützweite
— Bei Kragarmen über die gesamte Kragarmlänge
As, vorh < As, min — Sind als unbewehrte bzw. gering bewehrte Quer-
schnitte zu behandeln
Gründungsbauteile, — Es darf auf die Mindestbewehrung verzichtet werden,
erddruckbeanspruchte wenn das duktile Bauteilverhalten durch Umlagerung
Wände des Sohldrucks bzw. Erddrucks sichergestellt werden
kann. Dies ist in der Regel bei Gründungsbauteilen zu
erwarten.
— Der Verzicht auf die Mindestbewehrung ist im Rah-
men der Tragwerksplanung immer explizit zu begrün-
den.
Vorgespannte Bauteile — 1/3 der im Verbund liegenden Spannstahlfläche darf
auf die Mindestbewehrung nach Gl. 7-9 angerechnet
werden, wenn mindestens zwei Spannglieder vorhan-
den sind und die angerechneten Spannglieder nicht
mehr als 0,2h oder 250 mm (der kleinere Wert ist
maßgebend) von der Betonstahlbewehrung entfernt
liegt.

Die maximale Bewehrungsmenge (Zug- und Druckbewehrung) in einem Quer-


schnitt beträgt
As, max ¼ 0,08 " Ac ð7-10Þ
Ac Betonquerschnitt

Ansonsten gelten für Stahlbetonbalken die in Tafel 7-14 zusammengefassten kon-


struktionsregeln.

Tafel 7-14 Konstruktionsregeln für Balken

Allgemein — As, max ist auch im Bereich von !bergreifungsstößen einzu-


halten
Umschnürung der — Falls x=d > 0,45 und Beton < C50/60
Druckzone1) zur 0 Bügeldurchmesser 1s > 10 mm
Sicherung ausreichender 0 Bügelabstand längs sl < 0,25 h bzw. 20 cm
Duktilität 0 Bügelabstand quer s q < h bzw. 60 cm
— Falls x=d > 0,35 und Beton > C55/67
0 Bügeldurchmesser 1s > 10 mm
0 Bügelabstand längs sl < 0,25h bzw. 20 cm
0 Bügelabstand quer s q < h bzw. 40 cm
Sicherung der — Eine im GZT erforderliche Druckbewehrung mit dem Stab-
Druckbewehrung durchmesser 1s ist durch Querbewehrung mit einem Stab-
abstand < 151s zu sichern.
Konstruktive Einspann- — Rechnerisch nicht berücksichtige Einspannungen (z. B. bei
bewehrung monolithischer Herstellung aber Annahme einer gelenkigen
Lagerung) sind für ein Moment zu bemessen, welches 25 %
des benachbarten Feldmomentes entspricht
— Diese Bewehrung muss, vom Auflagerrand gemessen mindes-
tens über 0,25-fache Länge des Endfeldes verlegt werden.

Fortsetzung s. nächste Seite

726
Allgemeine Bewehrungs- und Konstruktionsgrundlagen
Tafel 7-14, Fortsetzung

Ausgelagerte Bewehrung — An Zwischenauflagern darf die


bei Plattenbalken und Zugbewehrung höchstens auf
Hohlkastenquerschnitten einer Breite entsprechend der
halben effektiven Gurtbreite
beff, i (siehe Bild bzw. Abschnitt
5.5.3) neben den Steg ausge-
lagert werden.

1
) Diese Regelung entspricht der DIN 1045-1. Sie ist in dieser Form in EC 2 nicht enthalten.

Die Biegebemessung erfolgt üblicherweise nur an den höchstbeanspruchten Quer-


schnitten. Im Sinne einer wirtschaftlichen Bewehrungsführung kann es sinnvoll
sein, die Bewehrungsmengen entlang der Bauteilachse zu staffeln. Mit Hilfe der
Zugkraftlinie bzw. der Zugkraftdeckungslinie kann hier die in jedem Querschnitt er-
forderliche Bewehrung graphisch nachgewiesen werden (Bild 7-5). Im Allgemeinen
Fall ist dieser Nachweis sowohl im GZT als auch im GZG erforderlich. Bei der Be-
stimmung der Zugkraft F sd muss die Auswirkung der Querkraft in Form eines zu-
sätzlichen Anteils #Fsd,V berücksichtigt werden.
" # " #
MEds MEds VEd
Fsd ¼ þ NEd þ DFsd, V ¼ þ NEd þ " ðcot q # cot aÞ ð7-11Þ
z z 2
Der zusätzliche Zugkraftanteil DFsd, V wird zeichnerisch über ein horizontales Ver-
schieben der Zugkraft ðMEds =z þ NEd Þ um das Versatzmaß al in Richtung abneh-
mender Zugkraft erfasst. Für das Versatzmaß gilt:
8
< z " ðcot q # cot aÞ Bauteile mit Querkraftbewehrung
al ¼ 2 ð7-12Þ
:
1,0 " d Bauteile ohne Querkraftbewehrung
q Druckstrebenneigung nach Abschnitt 6.4.2 12
a Zugstrebenneigung
z innerer Hebelarm & 0,9 " d (bzw. entsprechend dem Wert aus der Biegebemessung)
NEd Längskraft im betrachteten Querschnitt (als Druckkraft hier negativ)
MEd, s Versatzmoment ¼ ðMEd ! NEd " zs1 Þ im betrachteten Querschnitt
VEd Querkraft im betrachteten Querschnitt

Bei einer Anordnung der Zugbewehrung in der Gurtplatte außerhalb des Steges
von Plattenbalken ist al jeweils um den Abstand der einzelnen Stäbe vom Stegan-
schnitt zu verlängern.

A Ibd
Ibd
B
C Ibd

al DFtd

al
Ibd DFtd
Ibd Ibd
Ibd Ibd

A Umhüllende für MEd/z + NEd B Einwirkende Zugkraft Fs C Aufnehmbare Zugkraft FRs


Bild 7-5 Zugkraft und Zugkraftdeckungslinie, Tragfähigkeit der Bewehrung innerhalb der Ver-
ankerungslängen

727
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
Tafel 7-15 Konstruktionsregeln für die Zugkraftdeckung und Verankerung

Allgemein — Die Tragfähigkeit der einzelnen Stäbe innerhalb der Veran-


kerungslänge darf unter der Annahme eines linearen Kraftverlaufs
angenommen werden (siehe Bild 7-5). Als Vereinfachung und auf
der sicheren Seite kann dies auch vernachlässigt werden (konstan-
ter Verlauf). Dies war in der bisherigen Praxis nach DIN 1045-1 üb-
lich.
— Bei einer Schnittgrößenermittlung nach E-Theorie (Umlagerung
<15 %) darf auf einen Nachweis der Zugkraftdeckung im GZG verzich-
tet werden.

Verankerung — l > 1,0lbd


allgemein Falls an der betrachteten Stelle der Stahl oberhalb von fyd bis ftd aus-
(außerhalb von genutzt wird, ist dies bei der Ermittlung von lbd zu berücksichtigen
Auflagern)

Verankerungen für — in der Zugzone: >1,3lbd


aufgebogene — in der Druckzone: >0,7lbd
Querkraft- Gemessen vom Schnittpunkt zwischen den Achsen des aufgebogenen
bewehrung Stabes und der Längsbewehrung

Verankerung der — bis zum Endauflager sind mindestens 25 % der Feldbewehrung zu


unteren Bewehrung führen und dort zu verankern
am Endauflager — zu verankernde Zugkraft an Gelenken:
al jVEd j
FEd ¼ jVEd j " þ NEd >
z 2
— Die Verankerung ist gemäß den folgenden Darstellungen anzuord-
nen.
a) direkte Lagerung b) indirekte Lagerung
l bd,ind

l bd,dir

l bd,dir = 0,7 · a1 · l bd ≥ 7 ∆s l bd,ind = 1,0 · a1 · l bd ≥ 10 ∆s

Die Verankerungslänge beginnt immer am Auflagerrand. Die Bewehrung


ist mindestens über die rechnerische Auflagerlinie zu führen.

Verankerung der — Verankerungslänge >6 1s oder bei Haken und Winkelhaken mindes-
unteren Bewehrung tens >D m für Stäbe >16 mm, ansonsten 2D m.
am l bd l bd
Zwischenauflager
Dm "s "s

l ≥ 6 ∆s l ≥ Dm l ≥ 6 ∆s

a) b) c)
— Verankerungen nach b) und c) können auch mögliche positive Mo-
mente aufnehmen (z. B. infolge Setzungen). Die Erfordernis einer
derartigen Bewehrung ist ggf. mit dem Bauherrn explizit zu verein-
baren.

728
Allgemeine Bewehrungs- und Konstruktionsgrundlagen

7.3.1.2 Querkraftbewehrung

Die Neigung der Schubbewehrung zur Bauteilachse sollte zwischen 45. und 90.
liegen. Mögliche Kombinationen von Schubbewehrungen sind in Tafel 7-16 darge-
stellt.

Tafel 7-16 Beispiele von Kombinationen für Schubbewehrungen

Kombinationen1)
— Bügel (umfassen Längs-
bewehrung und
Druckzone)
— Schrägstäbe
— Schubzulagen (ohne Um-
schließung der Längsbe-
wehrung)
z. B. Körbe, Leitern usw.
(ausreichende Verankerung
erforderlich)
1
) Der Anteil der Bügel muss > 50% der notwendigen Schubbewehrung sein

Bügel sind ausreichend zu verankern, an der Außenseite von Stegen dürfen nur
Rippenstäbe gestoßen werden. Der Durchmesser von glatten Rundstäben soll
12 mm nicht überschreiten. Für die Mindestbewehrung Asw,min bei balkenartigen
Tragwerken gilt

Asw Querschnittsfläche der Schubbewehrung je


12
Länge sw
rw Bewehrungsgrad in Abhängigkeit der verwen-
Asw, min deten Betonfestigkeitsklasse nach Tafel 7-17
¼ asw, min
sw Bei gegliederten Querschnitten mit vorgespann-
¼ rw " bw " sin a ð7-13Þ tem Zuggurt ist rw nach Tafel 7-17 mit dem Fak-
tor 1,6 zu vergrößern.
sw Abstand der Schubbewehrung
bw Stegbreite
a Winkel zwischen Schubbewehrung und Haupt-
bewehrung

Tafel 7-17 Mindestbewehrungsgrade rw

charakteristische Betondruckfestigkeit fck in N/mm2


12 16 20 25 30 35 40 45 50 55 60 70 80 90 100

rw
0,51 0,61 0,70 0,83 0,93 1,02 1,12 1,21 1,31 1,34 1,41 1,47 1,54 1,60 1,66
in ‰

Der maximale Abstand von Bügeln oder anderen Schubbewehrungen smax ist vom
Verhältnis der Schubbeanspruchung VEd zum höchsten Bemessungswert der Quer-
kraft VRd, max, der ohne Versagen der Druckstreben aufgenommen werden kann,
abhängig.

729
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
Tafel 7-18 Maximaler Abstand von Bügeln und anderen Schubbewehrungen
Langsrichtung: Bügel + Querrichtung:
Schrägstäbe Querkraftzulage
Querkraftzulage/
Schrägstäbe

h
α Bügel

swl £ 0,5· h (1 + cot α) swl swq swq swq

(Schrägstäbe) b

Schrägstäbe
Querkraftausnutzung1 ) 2C50/60 >C50/60 2C50/60 >C50/60 (alle Festigkeits-
klassen)

Längsabstand2) Querabstand Längsabstand

0,7h bzw. 0,7h bzw. h bzw. h bzw.


VEd 2 0,30VRd, max
300 mm 200 mm 800 mm 600 mm
smax < 0,5 " h
0,5h bzw. 0,5h bzw.
0,30VRd, max < VEd 2 0,60VRd, max h bzw. h bzw. " ð1 þ cot aÞ
300 mm 200 mm
600 mm 400 mm
VEd > 0,60VRd, max 0,25h bzw. 200 mm

1
) VRd; max darf näherungsweise mit q ¼ 40. ðcot q ¼ 1,2Þ ermittelt werden.
2
) Bei Balken mit h < 200 mm und VEd < VRd, c braucht der Bügelabstand nicht kleiner als
150 mm zu sein

7.3.1.3 Torsionsbewehrung
Als Torsionsbewehrung ist ein rechtwinkliges Bewehrungsnetz aus Bügeln und
Längsstäben vorzusehen. Dabei gelten die Bedingungen nach Tafel 7-19.

Tafel 7-19 Ausbildung der Torsionsbewehrung

— Winkel zur Bauteilachse 90. Empfohlene Torsionsbügelform


Ausbildung — geschlossen (im übrigen gilt Bild 7-3, g, h)
Torsionsbügel — durch !bergreifen verankert
— die Hakenlänge sollte generell
mindestens 10 1s betragen
oder

Mindestbewehrung — Angaben in Abschn. 7.3.1.2 gelten sinngemäß

— s max ¼ uk =8
Bügelabstände uk Umfang des Kernquerschnittes
— Die Abstände nach Tafel 7-18 sind einzuhalten

— über den inneren Umfang der Bügel verteilen mit a < 350 mm, min-
Längsstäbe destens jedoch 1 Stab je Querschnittsecke

7.3.1.4 Oberflächenbewehrung
Zur Vermeidung von Betonabplatzungen und zur Begrenzung der Rissbreite ist für
Stahlbetonbauteile bei größeren Stabdurchmessern eine Oberflächenbewehrung
erforderlich. Es gelten die Regeln nach Tafel 7-20.

730
Allgemeine Bewehrungs- und Konstruktionsgrundlagen
Tafel 7-20 Konstruktionsregeln für Oberflächenbewehrung (Stahlbeton)

Allgemein Erforderlich, wenn für die Hauptbewehrung gilt


— Stäbe größer 1s ¼ 32 mm
— Stabbündel mit 1s, V ¼ 32 mm
— Bei einer Betondeckung >70 mm ist in der Regel für eine er-
höhte Dauerhaftigkeit eine Oberflächenbewehrung unabhän-
gig von Stabdurchmesser der Hauptbewehrung mit einer
Querschnittsfläche von As, surfmin ¼ 0,005 Act, ext in beiden
Richtungen vorzusehen.

Beispiele für die Anordnung


der Oberflächenbewehrung Acr,ext x As,surf ≥ 0,02 Acr,ext

( d – x) ≤
600 mm
As,surf

st ≤ 150 mm st ≤ 150 mm

x ist die Höhe der Druckzone im GTZ

Konstruktionsregeln — Durchmesser <10 mm (Stäbe oder Matten)


— Querschnittsfläche der Oberflächenbewehrung As, surf parallel
und orthogonal zur Zugbewehrung anordnen
— Der Stababstand sollte in Längs- und Querrichtung <150 mm
sein
— Die Regeln zur Betondeckung sind zu beachten
— Mindestoberflächenbewehrung As, surfmin ¼ 0,02 Act, ext
12
(Dabei ist Act, ext die Querschnittsfläche unter Zug außerhalb
der Bügel, siehe Bild oben)
— Längs- und Querstäbe der Oberflächenbewehrung dürfen im
Sinne der statisch erforderlichen Bewehrung angesetzt wer-
den.

Bei Bauteilen mit Vorspannung ist stets eine Oberflächenbewehrung nach Tafel
7-21 anzuordnen. Für die Grundwerte r sind dabei die Werte aus Tafel 7-17 einzu-
setzen. Die Oberflächenbewehrung ist in der Zug- und Druckzone von Platten in
Form von Bewehrungsnetzen anzuordnen, die aus zwei sich annähernd rechtwink-
lig kreuzenden Bewehrungslagen mit der jeweils nach Tafel 7-21 erforderlichen
Querschnittsfläche bestehen. Dabei darf der Stababstand 200 mm nicht überschrei-
ten.
Auf die Oberflächenbewehrung darf angerechnet werden:
— die im Bereich der zweifachen Betondeckung im sofortigen Verbund liegenden
Spannstähle
— die im GZT oder GZG erforderliche Betonstahlbewehrung

731
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
Tafel 7-21 Mindestoberflächenbewehrung für die verschiedenen Bereiche eines vorgespann-
ten Bauteils

Spalte 1 2 3 4

Balken mit bw 2 h und Stege von


Platten, Gurtplatten und breite
Plattenbalken und
Balken ðbw > hÞ je m
Kastenträgern

Zeile Bauteile in Bauteile in Bauteile in Bauteile in


Umgebungs- Umgebungs- Umgebungs- Umgebungs-
bedingungen der bedingungen bedingungen der bedingungen
Expositions- der sonstigen Expositions- der sonstigen
klassen Expositions- klassen Expositions-
XC1 bis XC4 klassen XC1 bis XC4 klassen

— bei Balken an jeder


Seitenfläche 0,5rh 1,0rh
— bei Platten mit h 1 1,0 m 0,5rbw 1,0rbw
1 bzw. bzw.
an jedem gestützten je m je m
oder nicht gestützten 0,5rhf 1,0rhf
Rand1 )

— in der Druckzone von


Balken und Platten am 0,5rh 1,0rh
2 äußeren Rand2 ), 3 ) bzw. bzw. — 1,0rhbw
— in der vorgedrückten 0,5rhf 1,0rhf
Zugzone von Platten1#3 Þ

— in Druckgurten mit
3 h > 120 mm (obere und — 1,0rhf — —
untere Lage je für sich)1 )

1
) Eine Oberflächenbewehrung größer als 3,35 cm2 /m je Richtung ist nicht erforderlich.
2
) Bei Platten aus Fertigteilen mit einer Breite < 1,2 m darf die Oberflächenbewehrung in
Querrichtung entfallen.
3
) Bei Bauteilen in der Expositionsklasse XC1 darf die Oberflächenbewehrung am äußeren
Rand der Druckzone entfallen.

7.3.2 Vollplatten aus Ortbeton


Die hier zusammengefassten Konstruktionsregeln gelten für ein- oder zweiach-
sig gespannte Vollplatten mit b bzw. leff > 5h. Sie dürfen aber auch für Platten
mit leff > 3h angewandt werden. Es gelten folgende Mindestabmessungen (Ta-
fel 7-22):

Tafel 7-22 Mindestabmessungen für Vollplatten

Allgemein h > 70 mm

— mit aufgebogener Querkraftbewehrung h > 160 mm

— mit Bügeln als Querkraftbewehrung h > 200 mm

— mit Durchstanzbewehrung h > 200 mm

732
Allgemeine Bewehrungs- und Konstruktionsgrundlagen

7.3.2.1 Biegebewehrung in Platten

Für die Biegebewehrung gelten die Bedingungen der Tafel 7-23.

Tafel 7-23 Ausbildung der Biegebewehrung bei Vollplatten

Mindestbewehrung1 )
Gl. (7-9) und (7-10) gelten sinngemäß (siehe Abschnitt
Höchstbewehrung
7.3.1.1)

Abschn. 7.3.1.1 gilt sinngemäß. Das Versatzmaß ist mit


al ¼ d anzunehmen
Hauptbewehrung smax ¼ 250 mm für h > 250 mm und 150 mm für
h < 150 mm; Zwischenwerte interpolieren!

as > 20 % der Hauptbewehrung


Querbewehrung
smax ¼ 250 mm
bei Betonstahlmatten gilt: 1s, quer > 5 mm

Bewehrung am Auflager Bei teilweisen, nicht berücksichtigten Endeinspannung


ist obere Bewehrung anzuordnen
lw/5
As As > 0,25As Feld, max
l > lw =5 (vom Auflagerrand)
Aus konstruktiven Erwägungen heraus wird diese Beweh-
rung auch bei frei drehbaren Endauflagern angeordnet.
!ber Zwischenauflagern muss diese Bewehrung durch-
laufen.
As Feld,max
>50% der erforderlichen Feldbewehrung durchführen
lw und am Auflager verankern
12
2 ist anzuordnen, wenn durch bauliche Durchbildung das
Drillbewehrung )
Abheben der Platte an einer Ecke verhindert wird
— Wenn die Plattenschnittgrößen unter Ansatz der
Drillsteifigkeit ermittelt werden, so ist die Beweh-
rung in den Plattenecken unter Berücksichtigung die-
ser Drillmomente zu bemessen.
— Die Drillbewehrung darf aber auch unter Berücksich-
tigung der Netzbewehrung nach Bild 7-6 ersetzt wer-
den. Ist die Platte mit Randbalken oder benachbar-
ten Deckenfeldern biegesteif verbunden, kann auf
eine Drillbewehrung verzichtet werden.

Bewehrung freier Ränder


≥2h
an ungestützten freien Rändern
Längs- und Querbewehrung erforderlich mit l > 2h.
Vorhandene Bewehrung darf angerechnet werden
h

Bei Fundamenten und innen liegenden Bauteilen des


üblichen Hochbaus darf auf diese Bewehrung verzichtet
Steckbügel werden.
freier Längsbewehrung
Rand

1
) Bei zweiachsig gespannten Platten braucht die Mindestbewehrung nach Abschn. 7.3.10.4
nur in der Hauptspannrichtung angeordnet werden.
2
) Bild 7-6 zeigt exemplarisch die Anordnung von Drillbewehrung für verschiedene Lagerungs-
fälle. Weitere Fälle siehe Heft 525 DAfStb.

733
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

1 Ecke in beiden
Richtungen
Feld 1
gelenkig
0,3 min l eff,1 Anordnung jeweils in oberer und unterer Lage gelagert
as,1
2
2 2 Ecke, in eine
Richtung
gelenkig,
in die andere
0,3 min l eff,2

eingespannt
as,x,2
gelagert
2
Feld 2 Feld 3
as,x,2 = max As,Feld 2
l x,2 = min l eff

as,x,2 as,x,3
as,x,2 2 2
0,3 min l eff,2

as,x,2

0,3 min l eff,1 0,3 min l eff,2 0,3 min l eff,3


1
l x,2 = min l eff 2

Bild 7-6 Anordnung der Drillbewehrung

7.3.2.2 Querkraftbewehrung in Platten


Die bauliche Durchbildung erfolgt sinngemäß nach Abschnitt 7.3.1.2, allerdings sind
die in Tafel 7-24 genannten Konstruktionsregeln zu berücksichtigen.
Tafel 7-24 Konstruktionsregeln für Querkraftbewehrung in Platten
Bedingung Konstruktionsregel
b=h < 4 Bauteil ist als Balken zu behandeln (siehe Abschnitt 7.3.1)
VEd < VRd, c und
Keine Querkraftbewehrung erforderlich
b=h > 5
VEd > VRd, c und Der 0,6 fache Wert der Mindestquerkraftbewehrung für Balken (siehe
b=h > 5 Tafel 7-17) ist als Mindestquerkraftbewehrung der Platte erforderlich
Mindestquerkraftbewehrung der Platte ist zwischen 0-fachen bis 1,0-fa-
VEd < VRd, c und
chen Wert der für Balken erforderlichen Mindestquerkraftbewehrung
5 > b=h > 4
(siehe Tafel 7-17) zu interpolieren
Mindestquerkraftbewehrung der Platte ist zwischen 0,6-fachen bis 1,0-
VEd > VRd, c und
fachen Wert der für Balken erforderlichen Mindestquerkraftbewehrung
5 > b=h > 4
(siehe Tafel 7-17) zu interpolieren
Die Querkraftbewehrung darf vollständig aus aufgebogenen Stäben
VEd < 1=3 " VRd, max
oder Querkraftzulagen bestehen.
VEd < 0,3 " VRd, max Längsabstand der Bügel smax ¼ 0,7 " h, Querabstand smax ¼ h
0,3 " VRd, max < VEd
Längsabstand der Bügel smax ¼ 0,5 " h, Querabstand smax ¼ h
< 0,6 " VRd, max
VEd > 0,6 " VRd, max Längsabstand der Bügel smax ¼ 0,25 " h, Querabstand smax ¼ h
generell Längsabstand von aufgebogenen Stäben smax ¼ h

7.3.2.3 Deckengleiche Balken bei unterbrochener Stützung


Bei linienförmiger Plattenlagerung treten in der Praxis häufig Stützungsunter-
brechungen z. B. bei Tür- und Fensteröffnungen auf. Werden die Schnittgrößen un-

734
Allgemeine Bewehrungs- und Konstruktionsgrundlagen

ter Vernachlässigung dieser Stützungsunterbrechung ermittelt (wie das im allge-


meinen bei der Anwendung von Tafelwerken für Plattenschnittgrößen der Fall ist),
so kann der hieraus resultierende Einfluss im Nachgang auf konstruktive Weise
nach Tafel 7-25 Berücksichtigung finden (siehe auch DAfStb, Heft 240). Eingangs-
wert ist die Länge der fehlenden Stützung l im Verhältnis zur Plattendicke h.

Tafel 7-25 Konstruktionsregeln für deckengleiche Balken

Bedingung Konstruktionsregel
l=h < 7 Wahl einer konstruktiven Bewehrung (ohne rechnerischen Nachweis)
l < Die unterbrochene Stützung kann durch einen deckengleichen Balken er-
7< 15
h setzt werden, dessen Berechnung und Bemessung nach folgendem Nä-
herungsverfahren durchgeführt wird. Der Balken wird mit der Breite bM,F
für die Momentenbeanspruchung im Feld, und bM,S für die Momenten-
beanspruchung an der Einspannung bemessen. Für die Querkraft-
bemessung wird die Breite bV angesetzt.
Mitwirkende Breite Zwischenauflager Endauflager
Stütze bM, S ¼ 0,25 " l bM, S ¼ 0,125 " l
Feld bM, F ¼ 0,50 " l bM, F ¼ 0,25 " l
Querkraft bV ¼ t þ h bV ¼ t þ 0,5h

Die Lasteinflussfläche wird gemäß Darstellung gewählt.

12

Bewehrung
Die aus der Balkenbemessung erforderliche Stütz- Feld- und Querkraft-
bewehrung ist in Richtung der Stützweite des dgl. Balkens einzubauen.
Rechtwicklig zur unterbrochenen Stützung ist zunächst die Bewehrung
wie bei Platten mit durchlaufender Unterstützung unten und bei Innen-
auflagern auch oben anzuordnen. Zusätzlich ist eine Verstärkung der
Stützbewehrung bei Innenauflagern nach folgender Darstellung erforder-
lich, und zwar nur ab l ¼ 10d linear bis auf 40 % bei l ¼ 15d. An Endauf-
lagern sind Steckbügel wie angegeben erforderlich.
0,4 l l 0,4 l 0,2 l l 0,2 l

Steckbügel
as,bü = h/10 (h in cm)

a) Zwischenauflager b) Endauflager
l Das Tragverhalten ist nach der Plattentheorie (z. B. mit FEM) genau zu
> 15
h untersuchen. Alternativ kann auch ein Unter- oder !berzug mit explizi-
tem statischem Nachweis angeordnet werden.

735
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

7.3.2.4 Bewehrung von Platten mit punktförmiger Stützung (Flachdecken)


Zur Vermeidung eines fortschreitenden Versagens ist stets ein Teil der Feldbeweh-
rung in der unteren Lage über die Stützstreifen im Bereich von Innen- und Rand-
stützen hinwegzuführen bzw. dort zu verankern. Die hierzu erforderliche Bewehrung
(auch Abreiß- oder Kollapsbewehrung) muss mindestens eine Querschnittsfläche
von As ¼ VEd =fyk aufweisen und ist im Bereich der Lasteinleitungsfläche (bei Stüt-
zenkopfverstärkungen in der Platte) anzuordnen. VEd ist der Bemessungswert der in
die Platte eingeleiteten Querkraft ermittelt unter Ansatz von gF ¼ 1,0, Abminderun-
gen von VEd sind nicht zulässig. Auf diese Abreißbewehrung darf bei elastisch ge-
betteten Bodenplatten wegen der Boden-Bauwerk-Interaktion verzichtet werden.
Generell sind auch die Mindestbiegemomente für den Durchstanzbereich nach Ab-
schnitt 6.4.4.3 zu beachten.
Ist bei Bügeln als Durchstanzbewehrung rechnerisch nur eine Bewehrungsreihe
erforderlich, so ist stets eine zweite Reihe mit der Mindestbewehrung
rw ¼ Asw =ðsw " uÞ > min rw vorzusehen. Dabei ist sw ¼ 0,75d anzunehmen.
Die bauliche Durchbildung erfolgt sinngemäß nach Abschnitt 7.3.1.2, allerdings sind
die in Tafel 7-26 genannten Konstruktionsregeln zu berücksichtigen.

Tafel 7-26 Konstruktionsregeln für punktförmig gestützte Platten

Abreiß- As ¼ VEd =fyk , gF ¼ 1,0, Anordnung in der unteren Lage, bei Innenstützen
bewehrung jeweils in Richtung der beiden Gurtstreifen, bei Randstützen parallel zum
Rand
Stützbewehrung Werden keine genaueren Gebrauchstauglichkeitsnachweise geführt, so
über Innenstützen ist über Innenstützten 50 % der Querschnittsfläche aus der Biegebeweh-
rung beidseitig der Stütze auf einer Breite mit der 0,125-fachen effektiven
Spannweite der angrenzenden Deckenfelder anzuordnen
Stützbewehrung Bewehrungen, die Biegemomente der Platte auf Eck- oder Randstützen
über Randstützen übertragen, sind innerhalb der mitwirkenden Breite be nach den folgen-
den Bildern einzulegen.
cz cz
A
A
cy
cy
y
y

z
b0 = cz + y
b0 = z + y/2 A

A Plattenrand

ANMERKUNG y darf > cy sein ANMERKUNG z darf > cz sein und y > cy
a) Randstütze b) Eckstütze
ANMERKUNG y ist der Abstand vom Plattenrand bis zur Innenseite der
Stütze
Lasteinleitungs- an freiem Rand bzw. mit Randabstand < d
fläche Anordnung einer besonderen Randbewehrung (Steckbügel) mit einem
Abstand sw < 100 mm längs des freien Randes

Fortsetzung s. nächste Seite

736
Allgemeine Bewehrungs- und Konstruktionsgrundlagen
Tafel 7-26, Fortsetzung

Durchstanz- — Anordnung zwischen der Lasteinleitungsfläche/Stütze bis zum Ab-


bewehrung stand von 1,5d innerhalb des Rundschnittes, an dem die Quer-
kraftbewehrung nicht mehr benötigt wird. Im Allg. sind mindestens
zwei konzentrische Reihen von Bügelschenkeln im Abstand <0,75d er-
forderlich. Siehe auch Bild 6-22
— Stabdurchmesser sind auf die mittlere statische Höhe d wie folgt ab-
zustimmen:
0 Bügel: 1s < 0,05d
0 Schrägaufbiegungen 1s < 0,05d (45. < a < 60. )
— Innerhalb des kritischen Rundschnittes darf der tangentiale Abstand
der Bügelschenkel nicht mehr als 1,5d betragen, außerhalb gilt 2,0d.
— Bei aufgebogenen Stäben darf eine Bewehrungsreihe als aus-
reichend betrachtet werden
— Mindestbewehrung eines Bügelschenkels
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
0,08 fck ½N=mm2 ,
Asw, min ¼ As " sin a ¼ sr " st " "
1,5 fyk ½N=mm2 ,
a ist der Winkel zwischen der Durchstanzbewehrung und der
Längsbewehrung, d. h. bei vertikalen Bügeln ist a ¼ 90.
sr , st Bügelabstand radial bzw. tangential

Die Anordnung der Durchstanzbewehrung (mit Bügeln oder Schrägstäben) ist


ebenfalls in Bild 6-22 dargestellt. In der Praxis werden als Durchstanzbewehrung
aufgrund Ihrer besonderen Effizienz vielfach auch Kopfbolzenleisten eingesetzt.
Diese können nach entsprechender bauaufsichtlicher Zulassung bemessen werden.
Die Hersteller bieten hier zur Unterstützung im Allgemeinen auch eine kostenlose
Bemessungssoftware an. Stahlbaumäßige Lösungen durch einbetonierte Elemente
(z. B. Europitz!) folgen dem Prinzip der Stützenkopfverstärkung. Der Durchstanzke-
gel wird signifikant vergrößert. Ein weiterer Vorteil kann hierbei in der Realisierung
geringerer Stützenabmessungen liegen.
12
7.3.3 Vorgefertigte Deckensysteme
Auf die Querverteilung der Lasten ist bei vorgefertigten, nebeneinander liegenden
Deckensystemen besonders zu beachten. Dabei können z. B. folgende Konstruktio-
nen (siehe Bild 7-7) gewählt werden:
Allgemein sind folgende Punkte zu beachten:
— Die Querverteilung bei Punkt- und
Linienlasten ist durch Berechnung
oder Versuche nachzuweisen.
— Bei gleichmäßig verteilter Belastung
qEd (kN/m2 ) ist die entlang der Fuge
wirkende Querkraft pro Längenein-
heit: vEd ¼ qEd " be =3. be ist die Brei-
te des Bauteils.
— Werden Fertigteilplatten mit einer
(statisch mitwirkenden) Ortbeton- verzahnte Vergussfuge
schicht versehen (siehe Abschn.
6.4.2.6), so muss die Ortbetonergän-
Legende
zung mindestens 40 mm stark sein.
Eine Querbewehrung darf sowohl im 1 Fugen-
Fertigteil als auch in der Ortbeton- verguss
ergänzung liegen.
— Bei zweiachsig gespannten Platten verschweißte Vergussfuge
darf für die Beanspruchung recht-
Bild 7-7 Deckenverbindungen zur
winklig zur Fuge nur die Bewehrung Querkraftübertragung

737
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

berücksichtigt werden, die durchläuft oder gestoßen ist (siehe Bild 7-7). Vorausset-
zung für die Berücksichtigung der gestoßenen Bewehrung ist, dass der Durch-
messer der Bewehrungsstäbe ds 2 14 mm, der Bewehrungsquerschnitt
as 2 10 cm2/m und der Bemessungswert der Querkraft VEd 2 0,3 " VRd, max ist.
Darüber hinaus ist der Stoß durch Bewehrung (z. B. mit Bügeln) nach Tafel 7-8 im
Abstand höchstens der zweifachen Deckendicke zu sichern. Der Betonstahlquer-
schnitt dieser Bewehrung im fugenseitigen Stoßbereich ist dabei für die Zugkraft
der gestoßenen Längsbewehrung zu bemessen. Werden Gitterträger verwendet,
sind immer auch die allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen zu beachten.

Legende
1 Fertigteilplatte
2 Ortbeton
3 Längsbewehrung
4 statisch erforderliche
Querbewehrung
(in der Fertigteilplatte)
5 statisch erforderliche
Querbewehrung (Stoßzulage)
Stoß der Querbewehrung 6 Gitterträger (es gelten die
allgemeinen bauaufsichtlichen
Zulassungen)
7 Längsbewehrung (Stoßzulage)

Bild 7-8 Möglicher Tragstoß bei


zweiachsig gespannten
Halbfertigteildecken
Stoß der Längsbewehrung

— Die günstige Wirkung der Drillsteifigkeit darf bei der Schnittgrößenermittlung


nur berücksichtigt werden, wenn sich innerhalb des Drillbereiches von 0,3l ab
der Ecke keine Stoßfuge der Fertigteilplatten befindet oder wenn die Fuge durch
eine Verbundbewehrung im Abstand von höchstens 100 mm vom Fugenrand
gesichert wird. Die Aufnahme der Drillmomente ist nachzuweisen. Die Aufnah-
me der Drillmomente braucht nicht nachgewiesen werden, wenn die Platte mit
einem Randbalken oder benachbarten Deckenfeldern biegesteif verbunden ist.
— Bei Endauflagern ohne Wandauflast ist eine Verbundsicherungsbewehrung von
mindestens 6 cm2/m entlang der Auflagerlinie anzuordnen. Diese sollte auf ei-
ner Breite von 0,75 m angeordnet werden.
— Aus Fertigteilen zusammengesetzte Decken können auch als tragfähige Scheiben
angesetzt werden, wenn die Scheibentragfunktion (z. B. durch Ringanker und Zug-
anker) nachgewiesen ist. Die Fertigteilfugen müssen druckfest miteinander ver-
bunden sein. Die Zuganker müssen dabei durch Bewehrungsstäbe in den Fugen
zwischen den Fertigteilen oder in der Ortbetonergänzung gebildet werden.
— Wenn an Fertigteilplatten mit Ortbetonergänzung planmäßig und dauerhaft Las-
ten angehängt werden, sollte die Verbundsicherung im unmittelbaren Lastein-
leitungsbereich nachgewiesen werden.

7.3.4 Stützen und Druckglieder


Stützen und Druckglieder mit dem Seitenverhältnis b=h < 4 sind nach Tafel 7-27
auszubilden, der Mindestwert der Zugbewehrung ist nach Gl. (7-14) und der maxi-
male zulässige Bewehrungsquerschnitt nach Gl. (7-15) zu ermitteln
Ac Gesamtquerschnitt der Betonfläche
As, min ¼ 0,15 jNEd j=fyd ð7-14Þ NEd Bemessungswert der aufnehmbaren
Längskraft
As, max ¼ 0,09Ac ð7-15Þ
fyd Bemessungswert des Betonstahles

738
Allgemeine Bewehrungs- und Konstruktionsgrundlagen
Tafel 7-27 Bauliche Durchbildung von Stützen und Druckglieder mit b=h >
=4
Mindestabmessungen

h > 200 mm Vor Ort (senkrecht) betonierte


Stützen mit Vollquerschnitt

h > 120 mm Waagerecht betonierte Fertigteilstützen


(h ¼ kleinste Querschnittsabmessung)
1s, l > 12 mm Mindestdurchmesser
As,min ¼ 0,15 " jNEd j=fyd
As, max ¼ 0,09 " Ac
(gilt auch im Bereich
von !bergreifungsstößen)
Verteilung — gleichmäßig, mindestens
1 Stab je Ecke bzw. 6 Stäbe
bei Kreisquerschnitt
Längsbewehrung3 ) 1s, l
— jeder Stab muss durch
Querbewehrung gehalten sein
— max. 5 Stäbe können im
Eckbereich durch einen Bügel
gesichert sein1 )
— max. Stababstand 30 cm; bei
b < 40 cm und h < b genügt ein Stab
pro Ecke
-
Bügelbewehrung 1s, q > 6 mm
(muss die Längsbewehrung 1s, q > Mindestdurchmesser bei Stabstahl
0,251sl
umfassen)
1s, q > 5 mm Mindestdurchmesser Betonstahlmatten
8
< < 12 1sl, min
aq < hmin
:<
Bügelabstand im Normalbereich 12
300 mm

aq;red < 0,6 " aq Bügelabstand


— unmittelbar über oder
unter Platten, Balken
im Bereich hmax, bmax
— bei !bergreifungsstößen2 ),
wenn 1sl, max > 14 mm
Bügel sind durch Haken zu schließen. Winkelhaken (90. )
sind zulässig, wenn eine der folgenden Maßnahmen getrof-
fen wird, wobei die Bügelschlösser entlang der Stützen-
achse zu versetzen sind:
— Mindestbügeldurchmesser wird um 2 mm erhöht
— Halbierung der Bügelabstände
— angeschweißte Querstäbe (Bügelmatten)
— Vergrößerung der Winkelhakenlänge von 10 1s auf
> 15 1s
Bei Stäben mit 1s > 32 mm (bzw. Stabbündel mit 1n > 28
mm) ist 1s, q > 12 mm einzuhalten.
1
) Weitere Längsstäbe und solche, deren Abstand vom Eckbereich den 15-fachen Bügeldurch-
messer überschreitet, sind durch zusätzliche Querbewehrung zu sichern. Diese Querbeweh-
rung darf maximal auf den Abstand 2aq verlegt werden.
2
) Es sind mindestens 3 gleichmäßig auf der Stoßlänge angeordnete Stäbe erforderlich. Wenn
im Bereich des !bergreifungsstoßes im GTZ überwiegende Biegebeanspruchung vorliegt, ist
die Querbewehrung für !bergreifungsstöße zu beachten (siehe Tafel 7-8).
3
) Bei Richtungsänderung der Längsstäbe (z. B. bei Veränderung des Stützenquerschnitts) sind
die Abstände der Querbewehrung unter Berücksichtigung der auftretenden Querzugkräfte zu be-
stimmen. Diese Auswirkungen dürfen für Richtungsänderungen <1/12 vernachlässigt werden.

739
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

7.3.5 Stahlbetonwände
Stahlbetonwände mit dem Verhältnis der waagerechten Länge zur Dicke von
l=b > 4 und einer Bewehrung auf Grundlage des Tragfähigkeitsnachweises sind
nach Tafel 7-28 auszubilden.
Tafel 7-28 Ausbildung von Stahlbetonwänden
Mindestwanddicken
unbewehrter Wände durchlaufende Decken nicht durchlaufende Decken
C12/15 (Ortbeton) 140 mm 200 mm
ab C16/20 (Ortbeton) 120 mm 140 mm
ab C16/20 (Fertigteil) 100 mm 120 mm
Mindestwanddicken
bewehrter Wände durchlaufende Decken nicht durchlaufende Decken
ab C16/20 (Ortbeton) 100 mm 120 mm
ab C16/20 (Fertigteil) 80 mm 100 mm

Die Stahlquerschnittsfläche der vertikalen Wand-


Vertikale Bewehrung bewehrung muss zwischen As, vmin As, v̧max liegen
As, v As, v min ¼ 0,15 " NEd =fyd > 0,0015Ac
As, v max ¼ 0,04Ac
Zusätzlich gilt:
— Im Bereich von Stößen: As, v max ¼ 0,08Ac
— Bei schlanken Wänden (l > llim ) oder falls
jNEd j > 0,3 " fcd " Ac ist: As, v min ¼ 0,0015Ac
Jeweils die Hälfte dieser Bewehrung sollte an jeder
Außenseite liegen
Horizontale Bewehrung As, h min ¼ 0,2 " As, v
As, h 1s, h > 0,25 " 1s, v
Zusätzlich gilt:
— Bei schlanken Wänden (l > llim ) oder falls
jNEd j > 0,3 " fcd " Ac ist As, h min ¼ 0,50As, v
Die horizontale Bewehrung sollte im Allgemeinen
außenliegend angeordnet sein.
Stababstände vertikal av
-
2b
av <
300 mm
ah

horizontal ah
h

ah < 350 mm
av

l
l £4 b Wanddicke
h
Querbewehrung Falls As,v < 0,02Ac ist eine Querbewehrung gemäß
folgenden Regeln vorzusehen
— Außenliegende Hauptbewehrung ist durch
4 S-Haken je m2 zu verbinden
— Für Tragstäbe <16 mm mit einer Betondeckung
> 2 1s dürfen die S-Haken entfallen. In diesem
Fall (und stets bei Betonstahlmatten) dürfen
Druckstäbe auch außen liegen.
— Außenliegende Hauptbewehrung dicker Wände
können auch mit Steckbügeln im Innern der
Wand mit 0,5lb,rqd verankert werden.
— An freien Rändern von Wänden mit einer Be-
wehrung As > 0,003Ac je Wandseite müssen die
Eckstäbe durch Steckbügel mit einer Schenkel-
länge >2b gesichert werden.

74 0
Allgemeine Bewehrungs- und Konstruktionsgrundlagen

7.3.6 Wandartige Träger


Die Berechnung erfolgt üblicherweise mit Stabwerkmodellen, siehe z. B. Betonka-
lender 1989, Konstruieren im Stahlbetonbau.
Pro Seite und pro Richtung sind eine Bewehrung von 1,5 cm2/m oder 0,075 % von Ac
als Netzbewehrung anzuordnen. Maschenweite kleiner als 300 mm und nicht größer
als die doppelte Wanddicke. Es gelten die Mindestwanddicken nach Tafel 7-28.
Die statisch erforderliche Bewehrung der Zugstäbe aus den Bemessungsmodellen
ist für das Gleichgewicht in den Knoten durch Aufbiegungen, U-förmige Bügel oder
Ankerkörper vollständig zu verankern, wenn keine ausreichende Verankerungslän-
ge lbd zwischen Knoten und Wandende vorhanden ist.

7.3.7 Konsolen
Das Tragverhalten von Konsolen ist abhängig von ihrer Schlankheit, ausgedrückt
durch das Verhältnis ac/hc (siehe Bild 7-9 u. 7-10). ac entspricht dem Abstand der
Last zur Vorderkante der Stütze, hc entspricht der Höhe der Konsole. Die Bemes-
sung von Konsolen erfolgt üblicherweise auf der Grundlage von Stabwerkmodel-
len, da es sich um einen typischen Diskontinuitätsbereich handelt. Für ac/hc > 1,5
kann eine Bemessung als Kragträger erfolgen.
An dieser Stelle werden einige grundlegende Bemessungsschritte nach Heft 525
des DAfStb wiedergegeben.

ac
ac Zugstrebe
Druckstrebe Schlaufen-
FEd FEd artig
As
HEd HEd
Z 2 aH 12
O
FWd hc
z0 hc
d

FEd Bügel
sc1
≥ 0,5 As

Bild 7-9 Konsole ac/hc < 0,5, Stabwerksmodell und Bewehrungsführung

Zugstrebe ac
ac
Druckstrebe Schlaufen-
FEd FEd artig
As
HEd HEd
Z aH
O 2
hc
z0 d hc

1
Bügel für FWd
sc1 bw
FEd

Bild 7-10 Konsole ac/hc > 0,5, Stabwerksmodell und Bewehrungsführung

74 1
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Der Nachweis dieser Konsolen erfolgt in 4 Schritten:


1. Nachweis für die Querkraft der Konsole
VEd ¼ FEd < VRd, max ¼ 0,5 " n " bw " z " fcd ð7-16Þ
n > ð0,7 # fck =200Þ > 0,5, z ¼ 0,9d
2. Nachweis der Zuggurtkraft
ac aH þ z 0 ZEd
ZEd ¼ FEd " þ HEd " ! erf As ¼ ð7-17Þ
z0 z0 fyk
wobei ac =z0 1 0,5. Die Lage der Druckstrebe wird über z0 beschrieben mit
z0 ¼ d " ð1 # 0,4 " VEd =VRd, max Þ .
Zur Berücksichtigung behinderter Verformungen ist mindestens eine Horizontal-
kraft HEd ¼ 0,2 " FEd anzusetzen.
3. Nachweis der Lastpressung und Verankerung des Zugbandes im Knoten 2
Die Verankerungslänge beginnt unter der Innenkante der Lagerplatte. Die Veran-
kerung kann mit liegenden Schlaufen oder Ankerkörpern erfolgen.
4. Anordnung von Bügeln
a) Für ac =hc < 0,5 und VEd > 0,3 " VRd, max nach Gl. 7-16
Es sind geschlossene horizontale oder geneigte Bügel mit einem Gesamt-
querschnitt von mindestens 50 % der Gurtbewehrung (Bild 7-9) anzuordnen.
b) Für ac =hc > 0,5 und VEd > VRd, c nach Gl. 6-8
Es sind geschlossene vertikale Bügelkräfte von insgesamt FWd ¼ 0,7 " FEd
(Bild 7-10) anzuordnen.
c) Der Nachweis zur Weiterleitung der Kräfte aus der Konsole in der anschlie-
ßenden Stütze ist zu führen.
Weitere detaillierte Hinweise und Bemessungsvorgaben in Abhängigkeit einer Ein-
teilung in gedrungene (ac/hc < 0,5), schlanke (0,5 < ac/hc < 1,0) und sehr schlanke
(1,0 < ac/hc < 1,5) Konsolen sind z. B. im Betonkalender 2007 zusammengestellt.

7.3.8 Krafteinleitungsbereiche
Bei der Berechnung der Bereiche mit konzentrierten Lasteinleitungen ist insbesondere
auf die Einhaltung des Gleichgewichts aller Kräfte sowie auf die Aufnahme der Quer-
kräfte aus Verankerung und von Druckstreben aus Vorspannung zu achten. Wenn kon-
zentrierte Kräfte in ein Bauteil eingeleitet werden, so ist im Allgemeinen eine örtliche
Zusatzbewehrung zur Aufnahme der entstehenden Spaltzugkräfte vorzusehen.
7.3.8.1 Verankerung bei Vorspannung mit sofortigem Verbund
Auf die Anordnung einer Spaltzugbewehrung darf bei einfachen Fällen (z. B.
Spannbetonhohlplatten) verzichtet werden, wenn die Spaltzugspannung den Wert
fctd ¼ act " fctk; 0,05 =gc ðact ¼ 0,85) nicht überschreitet. Gegebenenfalls ist die Festig-
keit fctd ðtÞ zum betrachteten Zeitpunkt zu berücksichtigen.
Bei der Verankerung von Spanndrähten im sofortigem Verbund wird unterschieden
zwischen (siehe auch Bild 7-11):
— !bertragungslänge lpt (Grundwert) über die eine Spannkraft P0 voll auf den Be-
ton übertragen wird mit
s pm0
lpt ¼ a1 " a2 " 1p " ð7-18Þ
fbpt
-
1,0 bei stufenweisem Eintragen der Vorspannung
a1 ¼
1,25 bei schlagartigem Eintragen der Vorspannung
-
0,25 für Spannstahl mit runden Querschnitten
a2 ¼
0,19 für Spannstahllitzen mit 3 und 7 Drähten
1p ¼ Nenndurchmesser der Litze bzw. des Drahtes
s pm0 ¼ Spannung im Spanstahl direkt nach dem Absetzen der Spannkraft
fbpt ¼ Verbundspannung beim Absetzen der Spannkraft (siehe Tafel 7-29)

74 2
Allgemeine Bewehrungs- und Konstruktionsgrundlagen

fbpt ¼ hp1 " h1 " fctd ðtÞ


-
2,7 für Spannstahl mit runden Querschnitten
hp1 ¼
2,85 für Litzen ðAp < 100 mm2 Þ und profilierte Drähte 1p < 8 mm
-
1,0 bei guten Verbundbedingungen
h1 ¼
0,7 sonst
fctd ðtÞ ¼ Bemessungswert der Betonzugfestigkeit zum Zeitpunkt des
Absetzens der Spannkraft ¼ act " 0,7 " fctm ðtÞ=gC , act ¼ 0,85

— Bemessungswert der !bertragungslänge lptd ¼ lpt1 bzw: lpt2 ist der je nach
Bemessungssituation ungünstigere Wert von lpt1 ¼ 0,8 " lpt bzw. lpt2 ¼ 1,2 " lpt .
Im Allgemeinen wird der niedrigere Wert zum Nachweis örtlicher Spannungen
beim Absetzen der Spannkraft, der höhere für Grenzzustände der Tragfähigkeit
(Querkraft, Verankerung etc.) verwendet.
— Eintragungslänge ldisp innerhalb der die maximale Betonspannung in eine linear
Verteilteqüber den gesamten Betonquerschnitt übergeht
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ldisp ¼ l2pt þ d 2 ð7-19Þ
— Verankerungslänge lbpd , innerhalb der die maximale Spanngliedkraft im GZT
vollständig verankert ist.

σpd
ldisp
d
h σpi

lpt
A lpt lbpd
ldisp

A Lineare Spannungsverteilung im Bauteilquerschnitt


12
Bild 7-11 !bertragung der Vorspannung, Längenparameter

Bei der Verankerung von Spanndrähten wird davon ausgegangen, dass außerhalb
der Eintragungslänge die Betonspannungen einen linearen Verlauf aufweisen.

Tafel 7-29 Verbundspannung fbpt , sofortiger Verbund

Verbundspannung fbpt [N/mm2 ]

Betondruckfestigkeit Litzen und profilierte Drähte profilierte Drähte


fck(t) in N/mm2 zum mit 1p < 8 mm mit 1p > 8 mm
Zeitpunkt der der Guter Mäßiger Guter Mäßiger
Spannkraftübertragung Verbund Verbund Verbund Verbund
25 2,9 2,0 2,7 1,9
30 3,3 2,3 3,1 2,2
35 3,6 2,5 3,4 2,4
40 4,0 2,8 3,8 2,6
45 4,3 3,0 4,1 2,8
50 4,6 3,2 4,4 3,1
60 4,9 3,4 4,7 3,3
70 5,2 3,6 4,9 3,5
80 5,5 3,8 5,2 3,6
>90 5,7 4,0 5,4 3,8

74 3
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Die Verankerungslänge lbpd im GZT bestimmt sich in Abhängigkeit der zu erwarten-


den Rissbildungsbereiche. Es wird unterschieden zwischen Rissbildung, definiert
durch das !berschreiten von fctk; 0,05 außerhalb oder innerhalb des Verankerungs-
bereichs. Dabei ist fctk; 0,05 wegen der Sprödigkeit bei höheren Festigkeitsklassen
auf den Wert für C60/75 zu begrenzen.
— ungerissener Verankerungsbereich
Es kann auf einen Nachweis der Verankerung verzichtet werden (Bild 7-12a).
— gerissener Verankerungsbereich
Rissbildung außerhalb der !bertragungslänge lptd ¼ lpt2 . Gesamtverankerungs-
länge für das Spannglied mit einer Spannung von s pd
ðs pd # s pm 1 Þ
lbpd ¼ lpt2 þ #2 " 1p " ð7-20Þ
fbpd
Rissbildung innerhalb der !bertragungslänge lptd ¼ lpt2 .
s pd # s pt ðx ¼ lr Þ
lbpd ¼ lr þ a2 " 1p " ð7-21Þ
fbpd
a2 siehe Gl. 7-18
lpt2 oberer Bemessungswert der Übertragungslänge
lr Länge des ungerissenen Verankerungsbereichs
s pd Spannung im Spannglied ¼ f0,1k =gS
s pm 1 Spannung im Spannglied nach Abzug der Spannungsverluste
fbpd Verbundfestigkeit für die Verankerung im GZT ¼ fbpd ¼ hp2 " h1 " fctd
hp2 ¼ 1,4 für profilierte Drähte und Litzen (Ap < 100 mm2 Þ
h1 siehe Gl: 7-18

A A
σpd σpd
σpm0
1
σpm0 1 σpt(x = lr)
σpm• 4
2
3

lpt1 lpt1
B
lpt2 lr (< lpt2) B

lbpd lbpd

a) Übertragungslänge, ungerissen b) Übertragungslänge, gerissen


Legende:
A Spannung im Spannglied
B Abstand vom Ende
1 beim Absetzen der Spannkraft
2 im GTZ ohne Rissbildung in der Übertragung
3 mit Rissbildung in der Übertragungslänge
4 Stelle des ersten Biegerisses
Bild 7-12 Spannstahlspannungen im Verankerungsbereich, sofortiger Verbund

!berschreiten die Betonzugspannungen den Wert fctk; 0,05 , so ist auch nachzuwei-
sen, dass die vorhandene Zugkraftlinie die Zugkraftdeckungslinie aus der Zugkraft
von Spannstahl und Betonstahl nicht überschreitet. Die Zugkraft im Spannstahl ist
nach Bild 7-12 zu ermitteln. Außerhalb- der !bertragungslänge lbpd bzw. nach dem
ersten Riss ðx > lr Þ sind dabei wegen der schlechteren Verbundbedingungen die
Werte für mäßigen Verbund nach Tafel 7-29 anzusetzen. Die zu verankernde Zug-

74 4
Allgemeine Bewehrungs- und Konstruktionsgrundlagen

kraft F Ed in der Entfernung x vom Bauteilende beträgt:

MEd ðxÞ 1
FEd ðxÞ ¼ þ " VEd ðxÞ " ðcot q # cot aÞ ð7-22Þ
z 2

dabei ist:
MEd ðxÞ Bemessungswert des aufzunehmenden Biegemomentes an der Stelle x
VEd ðxÞ Bemessungswert der zugehörigen Querkraft an der Stelle x
z innerer Hebelam
q, a Neigung der Druckstrebe bzw. Zugstrebe

Hinweis: Bei zyklischer Beanspruchung sind beim Nachweis der Verankerungslänge


besondere Regeln zu beachten (siehe EC 2-1-1/NA, 8.10.2.3).

7.3.8.2 Verankerung bei Vorspannung mit nachträglichem und ohne Verbund

Lasteinleitungszonen können im Allgemeinen nach der Elastizitätstheorie berechnet


werden. Alternativ kann auch der Winkel der Lastausbreitung zu b ¼ 33,7. ange-
nommen werden (siehe auch Abschn. 5.5.3).
Die im Verankerungsbereich erforderliche Spaltzug- und Zusatzbewehrung ist der
allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung für das Spannverfahren zu entnehmen.
Der Nachweis der Kraftaufnahme und -weiterleitung im Tragwerk ist mit einem ge-
eigneten Verfahren (z. B. mit Stabwerksmodellen) zu führen. Wird hier mit einer
Spannungsbegrenzung im GZT von ssd < 300 N/mm2 gearbeitet, kann erwartet wer-
den, dass angemessene Rissbreiten nicht überschritten werden.

7.3.9. Unbewehrte Einzel- und Streifenfundamente


12
Unbewehrte, zentrisch belastete Einzel- und Streifenfundamente werden vorzugs-
weise für gering belastete Bauteile eingesetzt. Bei höheren Lasten oder sehr gerin-
gen zulässigen Bodenpressungen ergeben sich so große Fundamenthöhen, dass
unbewehrte Fundamente unwirtschaftlich werden. Für den Nachweis ausreichender
Tragfähigkeit (GZT) unbewehrter Fundamente gelten die folgenden Annahmen:
— Die Querschnitte bleiben eben.
— Die Betonzugspannungen dürfen bis zu einem Wert von s ct ¼ fctd ¼
act, pl " fctk;0,05 =gC in Rechnung gestellt werden. act, pl ¼ 0,7 bei unbewehrtem Be-
ton.
— Die Betondruckspannungen sind aus den für die Bemessung maßgebenden
Spannungs-Dehnungslinien zu bestimmen (Parabel-Rechteckdiagramm).
— Es darf keine höhere Festigkeitsklasse des Betons als C35/45 angesetzt werden.
Wegen der gedrungenen Form des auskragenden Fundamentteils (siehe Bild 7-13)
kann von einem Ebenbleiben des Querschnitts nicht sicher ausgegangen werden. Da-
her wird bei der Bestimmung des Widerstandsmomentes die Querschnittshöhe nur
zu 85 % angesetzt und die erforderlichen Fundamentabmessungen wie folgt be-
stimmt:

s Bd Bodenpressung im GZT (gF -fach) [N/mm2 ]


sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi fctd act, pl " fctk; 0,05 =gC ½N=mm2 ,
1 3 " sBd h Fundamenthöhe
h > u€ " " ð7-23Þ
0,85 fctd u€ Fundamentüberstand

Es wird empfohlen, das Verhältnis h=u€ > 1, d. h. a > 45. zu wählen. Fundamente
mit h=u€ > 2 dürfen generell unbewehrt ausgeführt werden.

74 5
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Bild 7-13 Unbewehrte Fundamente

7.3.10 Sonderfälle
7.3.10.1 Indirekte Auflager
In Kreuzungsbereichen von Haupt- und Nebenträgern sind wechselseitige Auflager-
reaktionen durch Aufhängebewehrungen vollständig aufzunehmen.
Diese Bewehrung sollte aus Bügeln bestehen, die die Hauptbewehrung des Haupt-
trägers umfassen, wobei einige Bügel aus dem Kreuzungsbereich nach Bild 7-14
ausgelagert werden können.

Bild 7-14 Kreuzungsbereich bei indirekten Auflagern

7.3.10.2 Teilflächenbelastung
Die aufnehmbare Teilflächenbelastung FRdu aus der Belastung auf einer Teilfläche
Ac0 beträgt
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
FRdu ¼ Ac0 " fcd " Ac1 =Ac0 < 3,0 " fcd " Ac0 ð7-24Þ

1 Achse in Belastungsrichtung
Ac0 Belastungsfläche
Ac1 größte Fläche, die bei gleichem
Schwerpunkt wie Ac0 in das Bauteil
eingeschrieben werden kann
h > b2 ! b1
h > d2 ! d1

Bild 7-15 Ermittlung der Flächen für Teilflächenbelas-


tung

74 6
Allgemeine Bewehrungs- und Konstruktionsgrundlagen

Spaltzugkräfte sind durch eine Zusatzbewehrung aus Bügeln oder Haarnadeln auf-
zunehmen. Wird hierauf verzichtet, sollte die Teilflächenlast auf FRdu ¼ 0,6fcd " Ac0
begrenzt werden.

7.3.10.3 Umlenkkräfte
In Bereichen mit Richtungsänderungen von inneren Zug- oder Druckkräften muss
die Aufnahme der entstehenden Umlenkkräfte sichergestellt werden. Weiterführen-
de Hinweise können Heft 525 DAfStb entnommen werden.

7.3.10.4 Mindestbewehrung zur Sicherstellung eines duktilen Bauteilverhaltens


Im allgemeinen sind alle Bauteile so zu bemessen, dass das Rissmoment Mcr , be-
rechnet mit der Zugfestigkeit fctm des Betons, aufgenommen werden kann. In die-
sem Nachweis darf die Stahlspannung mit ihrem charakteristischen Wert ausge-
nutzt werden.
Bei Gründungsbauteilen und durch Erddruck belasteten Wänden darf aber auf
diese Mindestbewehrung verzichtet werden, wenn dass duktile Bauteilverhalten
durch Umlagerung des Sohldrucks bzw. des Erddrucks auch sichergestellt werden
kann. Dies ist in der Regel bei Gründungsbauteilen zu erwarten. Details siehe auch
Abschnitt 7.3.1.1.

7.3.11 Schadensbegrenzung bei außergewöhnlichen Einwirkungen


Bei außergewöhnlichen Ereignissen ist eine Schädigung des Tragwerks in einem
zur ursprünglichen Ursache unverhältnismäßig großen Ausmaß zu vermeiden. Da-
her zielen die Konstruktionsregeln im Stahl- und Spannbetonbau auch darauf ab,
immer ein Versagen mit Vorankündigung zu erreichen. Der zufällige Ausfall einzel-
ner Bauteile oder das Auftreten örtlicher Schädigungen sollte nicht zum Versagen
des Gesamttragwerks führen.
12
Im üblichen Hochbau sind zur Schadensbegrenzung bei außergewöhnlichen Einwir-
kungen Ringanker, im Fertigteilbau sind zusätzlich innen liegende Zuganker und
horizontale Stützen oder Wandzuganker vorzusehen. Die Materialfestigkeiten dür-
fen dabei bis zu ihrer charakteristischen Festigkeit ausgenutzt werden.
Zur Sicherung der Gesamtstabilität mit Scheibentragwirkungen, muss in jeder De-
cken- und Dachebene des üblichen Hochbaus ein wirksamer, über den Umfang des
Tragwerks umlaufender Ringanker angeordnet werden. Der Ringanker kann Be-
wehrung einschließen, die Teil der inneren Zuganker oder der ansonsten vor-
handenen Bewehrung sind. Die Umlaufwirkung kann durch Stoßen der Längsbe-
wehrung mit einer Stoßlänge ls ¼ 2 " lb, rqd erzielt werden. Der Stoßbereich ist mit
Bügeln, Steckbügeln oder Wendeln mit einem Abstand s < 100 mm zu umfassen.
Ringanker sind für eine Zugkraft von FEd ¼ 10leff, i < 70 [kN] zu bemessen ðFEd in
[kN], leff, i in [m]). Für leff, i ist dabei die effektive Spannweite des Endfeldes recht-
winklig zum Ringanker einzusetzen (siehe auch Bild 7-16).
Werden innen liegende Zuganker angeordnet, so müssen diese in jeder Decken-
und Dachebene in zwei zueinander ungefähr rechtwinkligen Richtungen liegen. Sie
müssen über ihre gesamte Länge wirksam durchlaufend sein und sollten an jedem
freien Ende in den Ringankern verankert oder als horizontale Zuganker bis zu Stüt-
zen oder Wänden fortgesetzt werden. Die innen liegenden Zuganker dürfen gleich-
mäßig verteilt in den Platten oder in Balken, Wänden oder anderen geeigneten
Bauteilen angeordnet werden. In Wänden sollten sie in einem Bereich von 0,5 m
über oder unter den Deckenplatten liegen. In jeder Richtung sollten die innen lie-
genden, gleichmäßig verteilten Zuganker eine Zugkraft von FEd ¼ 20 kN je Meter
aufnehmen können. Bei Fertigteildecken ohne Aufbeton, in denen die Zuganker

74 7
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

Legende
1 Stützen
2 Unterzüge/Wände
3 Ringanker
4 innen liegende Zuganker
5 horizontale Stützen- oder
Wandzuganker

Bild 7-16 Zuganker für außergewöhnliche Einwirkungen

nicht über die Spannrichtung verteilt werden können, dürfen die Zuganker konzen-
triert in den Fugen zwischen den Bauteilen angeordnet werden. In diesem Fall ist
je Fuge mindestens eine Kraft von FEd ¼ 0,5 " ðleff, 1 þ leff, 2 Þ " 20 2 70 [kN] (siehe
auch Bild 7-16) aufzunehmen. leff, 1 , leff, 2 [m] ist die effektive Spannweite der De-
ckenplatten rechtwinklig zur Fuge.
Randstützen sowie Außenwände sollen an ihrem oberen Rand horizontal im Trag-
werk verankert werden. Die Zuganker sollten eine Zugkraft FEd ¼ 10 kN je Meter
der Fassade aufnehmen können. Für Stützen ist eine Kraft von maximal
FEd ¼ 150 kN je Stütze anzusetzen. Eckstützen werden in zwei Richtungen veran-
kert. Die für den Ringanker vorhandene Bewehrung kann in diesem Fall für den
horizontalen Zuganker angerechnet werden. Am oberen Rand tragender Innenwän-
de sollte mindestens eine Bewehrung von 0,7 cm2 /m in den Zwischenraum zwi-
schen den Deckentafeln eingreifen. Diese Bewehrung darf an zwei Punkten verei-
nigt werden, bei Wandtafeln mit einer Länge bis 2,50 m genügt ein Anschlusspunkt
in Wandmitte.

8 Bemessungstafeln
Im Folgenden werden die wesentlichen graphischen und tabellarischen Bemes-
sungshilfsmittel für den Stahlbetonbau wiedergegeben. Die Tafel 8-1 gibt einen
!berblick über die Anwendungsbereiche, auf die besonders zu achten sind.
Eine umfangreiche Zusammenstellung von Bemessungstafeln nach EC2 finden Sie
+
zusätzliche im Onlineportal des Verlages zu diesem Buch O .
Alle hier wiedergegebenen Bemessungsdiagramme gelten für folgende Randbe-
dingungen und Definitionen:
— Betondruckfestigkeit im GZT ¼ fcd ¼ acc " fck =gC mit acc ¼ 0,85 und gC ¼ 1,5.
— Parabel-Rechteckdiagramm, Zugfestigkeit wird vernachlässigt
— Bilineare Stahlkennlinie B 500,
fyk ¼ 500 N=mm2 , ftk ¼ 525 N=mm2 , gS ¼ 1,15, esu < 25 0=00
— Druckkräfte sind mit negativem Vorzeichen, Zugkräfte mit positivem Vorzeichen
anzunehmen (diese Regelung ist im EC2 vielfach umgekehrt)
In den Bemessungshilfen wird üblicherweise mit Bruttobetonflächen gerechnet. Bei
Querschnitten mit Druckbewehrung wäre korrekterweise hier eigentlich die Netto-
querschnittsfläche anzusetzen. Die exakte Druckbewehrung ergibt sich aber auch
dann,
/ wenn die mit Bruttowerten ermittelte Druckbewehrung noch mit dem Faktor
fyd ðfyd # fcd Þ vergrößert wird. In der Praxis kann dieser Einfluss für Betone bis
C50/60 im allgemeinen vernachlässigt werden, bei höherfesten Betonen sollte die-
ser Einfluss jedoch berücksichtigt werden.

74 8
Bemessungstafeln
Tafel 8-1 !bersicht der Anwendungsbereiche der Bemessungshilfen

Betonquerschnitt Anwendungsbereich Bemessungstafeln BT

besondere Merkmale Nr.

Allg. Bem. Diagr. 2C50 BT 0

Reine Biegung und Tab. ohne und mit Druckbew. BT 1


Biegung mit 2C50
Längskraft

Tab. ohne und mit Druckbew. BT 2–BT 6


CS5 bis C100

a) Biegung mit über-


wiegend Längsdruck
Diagramm mit As1 ¼ As2
bzw. Längszug mit
d1/h ¼ 0,10; 0,15;
geringer Ausmitte BT 7a bis 7d
0,20; 0,25
b) überwiegend Biege-
Bis C50/60
zug mit wechselnden
Vorzeichen

Diagramm mit gleichm.


Biegung und über dem Umfang BT 8a und 8b
Längskraft verteilte Bewehrung
d1/h ¼ 0,10; 0,20; bis C50/60 12

Biegung mit Längskraft Tabellen; bis C50/60 BT 9

Historisch bedingt fanden zur Querschnittsbemessung vielfach auch die soge-


nannten k h- bzw. k d-Tafeln eine breite Anwendung. Die Ablesung der hier wieder-
gegeben Bemessungstafeln mit dimensionslosen Beiwerten ist, insbesondere auch
bei Querschnitten mit Druckbewehrung etwas einfacher. Darüber hinaus sind die
dimensionslosen Beiwerte auch International verbreitet. Aus diesem Grund wird
auf die Wiedergabe von k d-Tafeln in diesem Buch verzichtet. Sie finden diese aber
+
im Onlineportal zu diesem Buch O .

74 9
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

BT 0 Allgemeines Bemessungsdiagramm für Rechteckquerschnitte bis C50/60


es1 es2 es3 [%]
zx [–] b
2,5 d2 ec2 Fs2d
x = x· d
es2
As2
zs2 Fcd
MEd

z = z· d
d h
NEd
zs1
es1 As1 MEds
d1 es1
Fs1d NEd
2,0
MEds = MEd – MEd · Zs1
ohne Druckbewehrung (mEds ≤ mEds,lim)
1 MEds
As1 = + NEd
ss1d z

mit Druckbewehrung (mEds > mEds,lim)

MEds,lim = mEds,lim · b · d 2 · fcd


1,5
∆MEds = MEds – MEds,lim
1 MEds,lim ∆MEds
As1 = + + NEd
ss1d z d – d2

1 ∆MEds
As2 =
ss2d d – d2
1,0
z = z/d

0,617

0,5 x = x/d
0,450
xlim
es2 0,350
0,250

MEds
mEds =
0,0
b · d 2 · fcd
0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 0,35 0,40 0,45 0,50

d2/d = 0,15
d2/d = 0,10
es3 d2/d = 0,05
–0,5

0,181 0,242 0,296 0,371


mEds,lim

750
Bemessungstafeln

BT 1a Bemessungstafel mit dimensionslosen Beiwerten für den Rechteckquerschnitt


Beton C12/15 bis C50/60, Betonstahl B 500, gS ¼ 1,15

C16/20 C20/25 C25/30 C30/37 C35/45 C40/50 C45/55 C50/60


fcd in N/mm2
9,07 11,33 14,17 17,00 19,83 22,67 25,50 28,33
gc ¼ 1,5

MEds ¼ MEd ! NEd " zs1


Ablesung w1 1
MEds !!!!!!!!! As1 ¼ ðw1 " b " d " fcd þ NEd Þ
(Eds ¼ 2
s sd
b " d " fcd

mEds w1 x ¼ x=d z ¼ z=d ec2 es1 ssd ¼ f yd s sd dzul dzul


2 2 hoch- normal-
[—] [—] [—] [—] [‰] [‰] [N/mm ] [N/mm ]
duktil duktil
0,01 0,0101 0,030 0,990 !0,77 25,00 434,8 456,5 0,70 0,85
0,02 0,0203 0,044 0,985 !1,15 25,00 434,8 456,5 0,70 0,85
0,03 0,0306 0,055 0,980 !1,46 25,00 434,8 456,5 0,70 0,85
0,04 0,0410 0,066 0,976 !1,76 25,00 434,8 456,5 0,70 0,85
0,05 0,0515 0,076 0,971 !2,06 25,00 434,8 456,5 0,70 0,85
0,06 0,0621 0,086 0,967 !2,37 25,00 434,8 456,5 0,71 0,85
0,07 0,0728 0,097 0,962 !2,68 25,00 434,8 456,5 0,72 0,85
0,08 0,0836 0,107 0,956 !3,01 25,00 434,8 456,5 0,73 0,85
0,09
0,10
0,0946
0,1057
0,118
0,131
0,951
0,946
!3,35
!3,50
25,00
23,29
434,8
434,8
456,5
454,9
0,73
0,74
0,85
0,85
12
0,11 0,1170 0,145 0,940 !3,50 20,71 434,8 452,4 0,76 0,85
0,12 0,1285 0,159 0,934 !3,50 18,55 434,8 450,4 0,77 0,85
0,13 0,1401 0,173 0,928 !3,50 16,73 434,8 448,6 0,78 0,85
0,14 0,1518 0,188 0,922 !3,50 15,16 434,8 447,1 0,79 0,85
0,15 0,1638 0,202 0,916 !3,50 13,80 434,8 445,9 0,80 0,85
0,16 0,1759 0,217 0,910 !3,50 12,61 434,8 444,7 0,81 0,85
0,17 0,1882 0,232 0,903 !3,50 11,55 434,8 443,7 0,83 0,85
0,18 0,2007 0,248 0,897 !3,50 10,62 434,8 442,8 0,84 0,85
0,19 0,2134 0,264 0,890 !3,50 9,78 434,8 442,0 0,85 0,85
0,20 0,2263 0,280 0,884 !3,50 9,02 434,8 441,3 0,86 0,86
0,21 0,2395 0,296 0,877 !3,50 8,33 434,8 440,6 0,88 0,88
0,22 0,2529 0,312 0,870 !3,50 7,71 434,8 440,0 0,89 0,89
0,23 0,2665 0,329 0,863 !3,50 7,13 434,8 439,5 0,90 0,90
0,24 0,2804 0,346 0,856 !3,50 6,60 434,8 439,0 0,92 0,92
0,25 0,2946 0,364 0,849 !3,50 6,12 434,8 438,5 0,93 0,93
0,26 0,3091 0,382 0,841 !3,50 5,67 434,8 438,1 0,95 0,95
0,27 0,3239 0,400 0,834 !3,50 5,25 434,8 437,7 0,96 0,96
0,28 0,3391 0,419 0,826 !3,50 4,86 434,8 437,3 0,98 0,98
0,29 0,3546 0,438 0,818 !3,50 4,49 434,8 437,0 0,99 0,99
0,30 0,3706 0,458 0,810 !3,50 4,15 434,8 436,7
0,31 0,3869 0,478 0,801 !3,50 3,82 434,8 436,4
0,32 0,4038 0,499 0,793 !3,50 3,52 434,8 436,1
0,33 0,4211 0,520 0,784 !3,50 3,23 434,8 435,8
0,34 0,4391 0,542 0,774 !3,50 2,95 434,8 435,5
0,35 0,4576 0,565 0,765 !3,50 2,69 434,8 435,3
0,36 0,4768 0,589 0,755 !3,50 2,44 434,8 435,0
0,37 0,4968 0,614 0,745 !3,50 2,20 434,8 434,8
0,38 0,5177 0,640 0,734 !3,50 1,97 394,5 394,5
0,39 0,5396 0,667 0,723 !3,50 1,75 350,1 350,1
0,40 0,5627 0,695 0,711 !3,50 1,54 307,1 307,1

751
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

BT 1b Bemessungstafel mit dimensionslosen Beiwerten für den Rechteckquerschnitt


mit Druckbewehrung,
Beton C12/15 bis C50/60, x =d ¼ 0,45, Betonstahl B 500, gS ¼ 1,15

C16/20 C20/25 C25/30 C30/37 C35/45 C40/50 C45/55 C50/60


fcd in N/mm2
gc ¼ 1,5 9,07 11,33 14,17 17 19,83 22,67 25,5 28,33

1
MEds ¼ MEd ! NEd " zs1 As1 ¼ ðw1 " b " d " fcd þ NEd Þ
Ablesung w1 ;w2 ss1d
MEds !!!!!!!!!!!
mEds ¼ 1
b " d 2 " fcd As2 ¼ ðw2 " b " d " fcd Þ
js s2d j
C12/15 bis C50/60, x ¼ 0,45, s S1d ¼ 436,8 N/mm2
d2 =d ¼ 0,05 d2 =d ¼ 0,10 d2 =d ¼ 0,15 d2 =d ¼ 0,20
es1/es2 ¼ 4,3/!3,1 ‰ es1/es2 ¼ 4,3/!2,7 ‰ es1/es2 ¼ 4,3/!2,3 ‰ es1/es2 ¼ 4,3/!1,9 ‰
s s2d ¼ !435,7 N/mm2 ss2d ¼ !435,3 N/mm2 s s2d ¼ !434,9 N/mm2 s s2d ¼ !388,8 N/mm2
mEds w1 w2 w1 w2 w1 w2 w1 w2
0,30 0,368 0,004 0,369 0,004 0,369 0,005 0,369 0,005
0,31 0,379 0,015 0,380 0,015 0,381 0,016 0,382 0,017
0,32 0,389 0,025 0,391 0,027 0,392 0,028 0,394 0,030
0,33 0,400 0,036 0,402 0,038 0,404 0,040 0,407 0,042
0,34 0,410 0,046 0,413 0,049 0,416 0,052 0,419 0,055
0,35 0,421 0,057 0,424 0,060 0,428 0,063 0,432 0,067
0,36 0,432 0,067 0,435 0,071 0,439 0,075 0,444 0,080
0,37 0,442 0,078 0,446 0,082 0,451 0,087 0,457 0,092
0,38 0,453 0,088 0,457 0,093 0,463 0,099 0,469 0,105
0,39 0,463 0,099 0,469 0,104 0,475 0,110 0,482 0,117
0,40 0,474 0,109 0,480 0,115 0,486 0,122 0,494 0,130
0,41 0,484 0,120 0,491 0,127 0,498 0,134 0,507 0,142
0,42 0,495 0,130 0,502 0,138 0,510 0,146 0,519 0,155
0,43 0,505 0,141 0,513 0,149 0,522 0,158 0,532 0,167
0,44 0,516 0,151 0,524 0,160 0,534 0,169 0,544 0,180
0,45 0,526 0,162 0,535 0,171 0,545 0,181 0,557 0,192
0,46 0,537 0,173 0,546 0,182 0,557 0,193 0,569 0,205
0,47 0,547 0,183 0,557 0,193 0,569 0,205 0,582 0,217
0,48 0,558 0,194 0,569 0,204 0,581 0,216 0,594 0,230
0,49 0,568 0,204 0,580 0,215 0,592 0,228 0,607 0,242
0,50 0,579 0,215 0,591 0,227 0,604 0,240 0,619 0,255
0,51 0,589 0,225 0,602 0,238 0,616 0,252 0,632 0,267
0,52 0,600 0,236 0,613 0,249 0,628 0,263 0,644 0,280
0,53 0,610 0,246 0,624 0,260 0,639 0,275 0,657 0,292
0,54 0,621 0,257 0,635 0,271 0,651 0,287 0,669 0,305
0,55 0,632 0,267 0,646 0,282 0,663 0,299 0,682 0,317
0,56 0,642 0,278 0,657 0,293 0,675 0,310 0,694 0,330
0,57 0,653 0,288 0,669 0,304 0,686 0,322 0,707 0,342
0,58 0,663 0,299 0,680 0,315 0,698 0,334 0,719 0,355
0,59 0,674 0,309 0,691 0,327 0,710 0,346 0,732 0,367
0,60 0,684 0,320 0,702 0,338 0,722 0,358 0,744 0,380

752
Bemessungstafeln

BT 1c Bemessungstafel mit dimensionslosen Beiwerten für den Rechteckquerschnitt


mit Druckbewehrung,
Beton C12/15 bis C50/60, x =d ¼ 0,617, Betonstahl B 500, gS ¼ 1,15

C16/20 C20/25 C25/30 C30/37 C35/45 C40/50 C45/55 C50/60


fcd in N/mm2
gc ¼ 1,5 9,07 11,33 14,17 17 19,83 22,67 25,5 28,33

1
MEds ¼ MEd ! NEd " zs1 As1 ¼ ðw1 " b " d " fcd þ NEd Þ
Ablesung w1 ;w2 ss1d
MEds !!!!!!!!!!!
mEds ¼ 1
b " d 2 " fcd As2 ¼ ðw2 " b " d " fcd Þ
js s2d j

C12/15 bis C50/60, x ¼ 0,617, s S1d ¼ 434,8 N/mm2


d2 =d ¼ 0,05 d2 =d ¼ 0,10 d2 =d ¼ 0,15 d2 =d ¼ 0,20
es1/es2 ¼ 2,2/!3,2 ‰ es1/es2 ¼ 2,2/!2,9 ‰ es1/es2 ¼ 2,2/!2,6 ‰ es1/es2 ¼ 2,2/!2,4 ‰
s s2d ¼ !435,8 N/mm2 ss2d ¼ !435,5 N/mm2 s s2d ¼ !435,2 N/mm2 s s2d ¼ !435,0 N/mm2
mEds w1 w2 w1 w2 w1 w2 w1 w2
0,37 0,498 0,000 0,498 0,000 0,498 0,000 0,498 0,000
0,38
0,39
0,509
0,519
0,009
0,020
0,509
0,520
0,010
0,021
0,510
0,521
0,010
0,022
0,510
0,523
0,011
0,023 12
0,40 0,530 0,030 0,531 0,032 0,533 0,034 0,535 0,036
0,41 0,540 0,041 0,542 0,043 0,545 0,046 0,548 0,048
0,42 0,551 0,051 0,554 0,054 0,557 0,057 0,560 0,061
0,43 0,561 0,062 0,565 0,065 0,569 0,069 0,573 0,073
0,44 0,572 0,072 0,576 0,076 0,580 0,081 0,585 0,086
0,45 0,582 0,083 0,587 0,087 0,592 0,093 0,598 0,098
0,46 0,593 0,093 0,598 0,099 0,604 0,104 0,610 0,111
0,47 0,603 0,104 0,609 0,110 0,616 0,116 0,623 0,123
0,48 0,614 0,114 0,620 0,121 0,627 0,128 0,635 0,136
0,49 0,624 0,125 0,631 0,132 0,639 0,140 0,648 0,148
0,50 0,635 0,135 0,642 0,143 0,651 0,151 0,660 0,161
0,51 0,645 0,146 0,654 0,154 0,663 0,163 0,673 0,173
0,52 0,656 0,157 0,665 0,165 0,674 0,175 0,685 0,186
0,53 0,667 0,167 0,676 0,176 0,686 0,187 0,698 0,198
0,54 0,677 0,178 0,687 0,187 0,698 0,198 0,710 0,211
0,55 0,688 0,188 0,698 0,199 0,710 0,210 0,723 0,223
0,56 0,698 0,199 0,709 0,210 0,721 0,222 0,735 0,236
0,57 0,709 0,209 0,720 0,221 0,733 0,234 0,748 0,248
0,58 0,719 0,220 0,731 0,232 0,745 0,246 0,760 0,261
0,59 0,730 0,230 0,742 0,243 0,757 0,257 0,773 0,273
0,60 0,740 0,241 0,754 0,254 0,769 0,269 0,785 0,286

753
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

BT 2a Bemessungstafel mit dimensionslosen Beiwerten für den Rechteckquerschnitt


Beton C55/67, Betonstahl B 500, gS ¼ 1,15

fck ¼ 55 N=mm2 , fcd ¼ acc " fck =gC ¼ 31,17 N=mm2


MEds ¼ MEd ! NEd " zs1
Ablesung w1 1
MEds !!!!!!! !! As1 ¼ ðw1 " b " d " fcd þ NEd Þ
mEds ¼ s sd
b " d 2 " fcd

mEds w1 x ¼ x=d z ¼ z=d ec2 es1 s sd ¼ fyd s sd dzul


2 2 hoch-
[!] [!] [!] [!] [‰] [‰] [N/mm ] [N/mm ]
duktil
0,01 0,0101 0,033 0,989 !0,85 25,00 434,8 456,5 0,80
0,02 0,0203 0,048 0,983 !1,26 25,00 434,8 456,5 0,80
0,03 0,0306 0,060 0,979 !1,59 25,00 434,8 456,5 0,80
0,04 0,0410 0,071 0,975 !1,90 25,00 434,8 456,5 0,80
0,05 0,0515 0,081 0,970 !2,20 25,00 434,8 456,5 0,80
0,06 0,0621 0,091 0,966 !2,51 25,00 434,8 456,5 0,80
0,07 0,0728 0,102 0,961 !2,83 25,00 434,8 456,5 0,80
0,08 0,0837 0,112 0,956 !3,16 25,00 434,8 456,5 0,81
0,09 0,0947 0,126 0,950 !3,20 22,14 434,8 453,8 0,82
0,10 0,1059 0,141 0,944 !3,20 19,46 434,8 451,2 0,83
0,11 0,1172 0,156 0,938 !3,20 17,27 434,8 449,2 0,85
0,12 0,1287 0,172 0,932 !3,20 15,45 434,8 447,4 0,86
0,13 0,1404 0,187 0,926 !3,20 13,90 434,8 445,9 0,87
0,14 0,1522 0,203 0,920 !3,20 12,57 434,8 444,7 0,88
0,15 0,1642 0,219 0,914 !3,20 11,42 434,8 443,6 0,90
0,16 0,1764 0,235 0,907 !3,20 10,41 434,8 442,6 0,91
0,17 0,1887 0,252 0,901 !3,20 9,52 434,8 441,8 0,92
0,18 0,2013 0,268 0,894 !3,20 8,72 434,8 441,0 0,93
0,19 0,2141 0,285 0,887 !3,20 8,01 434,8 440,3 0,95
0,20 0,2271 0,303 0,881 !3,20 7,37 434,8 439,7 0,96
0,21 0,2404 0,321 0,874 !3,20 6,78 434,8 439,2 0,98
0,22 0,2539 0,339 0,866 !3,20 6,25 434,8 438,7 0,99
0,23 0,2677 0,357 0,859 !3,20 5,77 434,8 438,2
0,24 0,2817 0,376 0,852 !3,20 5,32 434,8 437,8
0,25 0,2961 0,395 0,844 !3,20 4,90 434,8 437,4
0,26 0,3108 0,414 0,837 !3,20 4,52 434,8 437,0
0,27 0,3258 0,434 0,829 !3,20 4,17 434,8 436,7
0,28 0,3412 0,455 0,821 !3,20 3,83 434,8 436,4
0,29 0,3570 0,476 0,812 !3,20 3,52 434,8 436,1
0,30 0,3733 0,498 0,804 !3,20 3,23 434,8 435,8
0,31 0,3900 0,520 0,795 !3,20 2,95 434,8 435,5
0,32 0,4072 0,543 0,786 !3,20 2,69 434,8 435,3
0,33 0,4250 0,567 0,776 !3,20 2,45 434,8 435,0
0,34 0,4434 0,591 0,767 !3,20 2,21 434,8 434,8
0,35 0,4625 0,617 0,757 !3,20 1,99 397,8 397,8

754
Bemessungstafeln

BT 2b Bemessungstafel mit dimensionslosen Beiwerten für den Rechteckquerschnitt


mit Druckbewehrung,
Beton C55/67, x =d ¼ 0,35, Betonstahl B 500, gS ¼ 1,15

fck ¼ 55 N=mm2 , fcd ¼ acc " fck =gC ¼ 31,17 N=mm2


1
MEds ¼ MEd ! NEd " zs1 As1 ¼ ðw1 " b " d " fcd þ NEd Þ
Ablesung w1 ;w2 ss1d
MEds !!!!!!!!!!!
mEds ¼ 1
b " d 2 " fcd As2 ¼ ðw2 " b " d " fcd Þ
js s2d j

C12/15 bis C50/60, x ¼ 0,35, s S1d ¼ 438,4 N/mm2


d2 =d ¼ 0,05 d2 =d ¼ 0,10 d2 =d ¼ 0,15 d2 =d ¼ 0,20
es1/es2 ¼ 5,9/!2,7 ‰ es1/es2 ¼ 5,9/!2,3 ‰ es1/es2 ¼ 5,9/!1,8 ‰ es1/es2 ¼ 5,9/!1,4 ‰
s s2d ¼ !435,3 N/mm2 ss2d ¼ !434,9 N/mm2 s s2d ¼ !365,7 N/mm2 s s2d ¼ !274,3 N/mm2
mEds w1 w2 w1 w2 w1 w2 w1 w2
0,22 0,254 0,000 0,254 0,000 0,254 0,000 0,253 0,000
0,23 0,265 0,004 0,265 0,004 0,265 0,004 0,266 0,005
0,24 0,275 0,014 0,276 0,015 0,277 0,016 0,278 0,017
0,25 0,286 0,025 0,287 0,026 0,289 0,028 0,291 0,030
0,26 0,296 0,036 0,298 0,037 0,301 0,040 0,303 0,042
0,27 0,307 0,046 0,310 0,049 0,312 0,051 0,316 0,055
0,28 0,318 0,057 0,321 0,060 0,324 0,063 0,328 0,067 12
0,29 0,328 0,067 0,332 0,071 0,336 0,075 0,341 0,080
0,30 0,339 0,078 0,343 0,082 0,348 0,087 0,353 0,092
0,31 0,349 0,088 0,354 0,093 0,359 0,099 0,366 0,105
0,32 0,360 0,099 0,365 0,104 0,371 0,110 0,378 0,117
0,33 0,370 0,109 0,376 0,115 0,383 0,122 0,391 0,130
0,34 0,381 0,120 0,387 0,126 0,395 0,134 0,403 0,142
0,35 0,391 0,130 0,398 0,137 0,407 0,146 0,416 0,155
0,36 0,402 0,141 0,410 0,149 0,418 0,157 0,428 0,167
0,37 0,412 0,151 0,421 0,160 0,430 0,169 0,441 0,180
0,38 0,423 0,162 0,432 0,171 0,442 0,181 0,453 0,192
0,39 0,433 0,172 0,443 0,182 0,454 0,193 0,466 0,205
0,40 0,444 0,183 0,454 0,193 0,465 0,204 0,478 0,217
0,41 0,454 0,193 0,465 0,204 0,477 0,216 0,491 0,230
0,42 0,465 0,204 0,476 0,215 0,489 0,228 0,503 0,242
0,43 0,475 0,214 0,487 0,226 0,501 0,240 0,516 0,255
0,44 0,486 0,225 0,498 0,237 0,512 0,251 0,528 0,267
0,45 0,496 0,236 0,510 0,249 0,524 0,263 0,541 0,280
0,46 0,507 0,246 0,521 0,260 0,536 0,275 0,553 0,292
0,47 0,518 0,257 0,532 0,271 0,548 0,287 0,566 0,305
0,48 0,528 0,267 0,543 0,282 0,559 0,299 0,578 0,317
0,49 0,539 0,278 0,554 0,293 0,571 0,310 0,591 0,330
0,50 0,549 0,288 0,565 0,304 0,583 0,322 0,603 0,342
0,51 0,560 0,299 0,576 0,315 0,595 0,334 0,616 0,355
0,52 0,570 0,309 0,587 0,326 0,607 0,346 0,628 0,367
0,53 0,581 0,320 0,598 0,337 0,618 0,357 0,641 0,380
0,54 0,591 0,330 0,610 0,349 0,630 0,369 0,653 0,392
0,55 0,602 0,341 0,621 0,360 0,642 0,381 0,666 0,405

755
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

BT 3a Bemessungstafel mit dimensionslosen Beiwerten für den Rechteckquerschnitt


Beton C60/75, Betonstahl B 500, gS ¼ 1,15

fck ¼ 60 N=mm2 , fcd ¼ acc " fck =gC ¼ 34,0 N=mm2


MEds ¼ MEd ! NEd " zs1
Ablesung w1 1
MEds !!!!!!! !! As1 ¼ ðw1 " b " d " fcd þ NEd Þ
mEds ¼ 2
s sd
b " d " fcd
mEds w1 x ¼ x=d z ¼ z=d ec2 es1 s sd ¼ f yd s sd dzul
hoch-
[!] [!] [!] [!] [‰] [‰] [N/mm2 ] [N/mm2 ]
duktil
0,01 0,0101 0,035 0,988 !0,91 25,00 434,8 456,5 0,80
0,02 0,0204 0,050 0,983 !1,33 25,00 434,8 456,5 0,80
0,03 0,0307 0,063 0,978 !1,67 25,00 434,8 456,5 0,80
0,04 0,0411 0,074 0,974 !1,99 25,00 434,8 456,5 0,80
0,05 0,0516 0,084 0,970 !2,29 25,00 434,8 456,5 0,80
0,06 0,0622 0,094 0,965 !2,60 25,00 434,8 456,5 0,80
0,07 0,0729 0,105 0,960 !2,90 24,75 434,8 456,3 0,80
0,08 0,0838 0,121 0,955 !2,90 21,15 434,8 452,8 0,82
0,09 0,0949 0,137 0,948 !2,90 18,34 434,8 450,2 0,83
0,10 0,1061 0,153 0,942 !2,90 16,09 434,8 448,0 0,84
0,11 0,1175 0,169 0,936 !2,90 14,25 434,8 446,3 0,86
0,12 0,1290 0,186 0,930 !2,90 12,72 434,8 444,8 0,87
0,13 0,1408 0,203 0,924 !2,90 11,42 434,8 443,6 0,88
0,14 0,1526 0,220 0,917 !2,90 10,30 434,8 442,5 0,90
0,15 0,1647 0,237 0,911 !2,90 9,33 434,8 441,6 0,91
0,16 0,1770 0,255 0,904 !2,90 8,49 434,8 440,8 0,92
0,17 0,1895 0,273 0,897 !2,90 7,74 434,8 440,1 0,94
0,18 0,2022 0,291 0,890 !2,90 7,07 434,8 439,4 0,95
0,19 0,2151 0,310 0,883 !2,90 6,47 434,8 438,9 0,97
0,20 0,2283 0,328 0,876 !2,90 5,93 434,8 438,4 0,98
0,21 0,2417 0,348 0,869 !2,90 5,44 434,8 437,9 1,00
0,22 0,2554 0,368 0,861 !2,90 4,99 434,8 437,5
0,23 0,2694 0,388 0,854 !2,90 4,58 434,8 437,1
0,24 0,2837 0,408 0,846 !2,90 4,20 434,8 436,7
0,25 0,2983 0,429 0,838 !2,90 3,86 434,8 436,4
0,26 0,3133 0,451 0,830 !2,90 3,53 434,8 436,1
0,27 0,3286 0,473 0,822 !2,90 3,23 434,8 435,8
0,28 0,3444 0,496 0,813 !2,90 2,95 434,8 435,5
0,29 0,3606 0,519 0,804 !2,90 2,69 434,8 435,3
0,30 0,3773 0,543 0,795 !2,90 2,44 434,8 435,0
0,31 0,3945 0,568 0,786 !2,90 2,21 434,8 434,8
0,32 0,4123 0,593 0,776 !2,90 1,99 397,7 397,7
0,33 0,4307 0,620 0,766 !2,90 1,78 355,9 355,9
0,34 0,4498 0,647 0,756 !2,90 1,58 316,0 316,0
0,35 0,4698 0,676 0,745 !2,90 1,39 278,0 278,0
0,36 0,4907 0,706 0,734 !2,90 1,21 241,4 241,4
0,37 0,5127 0,738 0,722 !2,90 1,03 206,2 206,2
0,38 0,5359 0,771 0,709 !2,90 0,86 172,2 172,2
0,39 0,5606 0,807 0,696 !2,90 0,70 139,0 139,0
0,40 0,5871 0,845 0,681 !2,90 0,53 106,6 106,6

756
Bemessungstafeln

BT 3b Bemessungstafel mit dimensionslosen Beiwerten für den Rechteckquerschnitt


mit Druckbewehrung,
Beton C60/75, x =d ¼ 0,35, Betonstahl B 500, gS ¼ 1,15

fck ¼ 60 N=mm2 , fcd ¼ acc " fck =gC ¼ 34,0 N=mm2


1
MEds ¼ MEd ! NEd " zs1 As1 ¼ ðw1 " b " d " fcd þ NEd Þ
Ablesung w1 ;w2 ss1d
MEds !!!!!!!!!!!
mEds ¼ 1
b " d 2 " fcd As2 ¼ ðw2 " b " d " fcd Þ
js s2d j

C60/75, x ¼ 0,35, s S1d ¼ 437,8 N/mm2


d2 =d ¼ 0,05 d2 =d ¼ 0,10 d2 =d ¼ 0,15 d2 =d ¼ 0,20
es1/es2 ¼ 5,4/!2,5 ‰ es1/es2 ¼ 5,4/!2,1 ‰ es1/es2 ¼ 5,4/!1,7 ‰ es1/es2 ¼ 5,4/!1,2 ‰
s s2d ¼ !435,1 N/mm2 s s2d ¼ !414,3 N/mm2 s s2d ¼ !331,4 N/mm2 s s2d ¼ !248,6 N/mm2
mEds w1 w2 w1 w2 w1 w2 w1 w2
0,21 0,242 0,000 0,242 0,000 0,242 0,000 0,242 0,000
0,22 0,253 0,009 0,253 0,010 0,254 0,010 0,254 0,011
0,23 0,263 0,020 0,264 0,021 0,265 0,022 0,267 0,024
0,24 0,274 0,030 0,275 0,032 0,277 0,034 0,279 0,036
0,25 0,284 0,041 0,286 0,043 0,289 0,046 0,292 0,049
0,26 0,295 0,051 0,298 0,054 0,301 0,058 0,304 0,061
0,27
0,28
0,305
0,316
0,062
0,073
0,309
0,320
0,065
0,077
0,313
0,324
0,069
0,081
0,317
0,329
0,074
0,086
12
0,29 0,326 0,083 0,331 0,088 0,336 0,093 0,342 0,099
0,30 0,337 0,094 0,342 0,099 0,348 0,105 0,354 0,111
0,31 0,347 0,104 0,353 0,110 0,360 0,116 0,367 0,124
0,32 0,358 0,115 0,364 0,121 0,371 0,128 0,379 0,136
0,33 0,368 0,125 0,375 0,132 0,383 0,140 0,392 0,149
0,34 0,379 0,136 0,386 0,143 0,395 0,152 0,404 0,161
0,35 0,389 0,146 0,398 0,154 0,407 0,163 0,417 0,174
0,36 0,400 0,157 0,409 0,165 0,418 0,175 0,429 0,186
0,37 0,410 0,167 0,420 0,177 0,430 0,187 0,442 0,199
0,38 0,421 0,178 0,431 0,188 0,442 0,199 0,454 0,211
0,39 0,432 0,188 0,442 0,199 0,454 0,210 0,467 0,224
0,40 0,442 0,199 0,453 0,210 0,465 0,222 0,479 0,236
0,41 0,453 0,209 0,464 0,221 0,477 0,234 0,492 0,249
0,42 0,463 0,220 0,475 0,232 0,489 0,246 0,504 0,261
0,43 0,474 0,230 0,486 0,243 0,501 0,258 0,517 0,274
0,44 0,484 0,241 0,498 0,254 0,513 0,269 0,529 0,286
0,45 0,495 0,251 0,509 0,265 0,524 0,281 0,542 0,299
0,46 0,505 0,262 0,520 0,277 0,536 0,293 0,554 0,311
0,47 0,516 0,273 0,531 0,288 0,548 0,305 0,567 0,324
0,48 0,526 0,283 0,542 0,299 0,560 0,316 0,579 0,336
0,49 0,537 0,294 0,553 0,310 0,571 0,328 0,592 0,349
0,50 0,547 0,304 0,564 0,321 0,583 0,340 0,604 0,361
0,51 0,558 0,315 0,575 0,332 0,595 0,352 0,617 0,374
0,52 0,568 0,325 0,586 0,343 0,607 0,363 0,629 0,386
0,53 0,579 0,336 0,598 0,354 0,618 0,375 0,642 0,399
0,54 0,589 0,346 0,609 0,365 0,630 0,387 0,654 0,411
0,55 0,600 0,357 0,620 0,377 0,642 0,399 0,667 0,424

757
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

BT 4a Bemessungstafel mit dimensionslosen Beiwerten für den Rechteckquerschnitt


Beton C70/85, Betonstahl B 500, gS ¼ 1,15

fck ¼ 70 N=mm2 , fcd ¼ acc " fck =gC ¼ 39,67 N=mm2


MEds ¼ MEd ! NEd " zs1
Ablesung w1 1
MEds !!!!!!! !! As1 ¼ ðw1 " b " d " fcd þ NEd Þ
mEds ¼ s sd
b " d 2 " fcd
mEds w1 x ¼ x=d z ¼ z=d ec2 es1 s sd ¼ f yd s sd dzul
2 2 hoch-
[!] [!] [!] [!] [‰] [‰] [N/mm ] [N/mm ]
duktil
0,01 0,0101 0,037 0,987 !0,96 25,00 434,8 456,5 0,80
0,02 0,0204 0,053 0,982 !1,40 25,00 434,8 456,5 0,80
0,03 0,0307 0,066 0,977 !1,76 25,00 434,8 456,5 0,80
0,04 0,0411 0,077 0,973 !2,09 25,00 434,8 456,5 0,80
0,05 0,0516 0,087 0,969 !2,39 25,00 434,8 456,5 0,80
0,06 0,0622 0,098 0,965 !2,70 25,00 434,8 456,5 0,80
0,07 0,0730 0,115 0,959 !2,70 20,86 434,8 452,6 0,81
0,08 0,0840 0,132 0,952 !2,70 17,78 434,8 449,6 0,83
0,09 0,0951 0,149 0,946 !2,70 15,38 434,8 447,4 0,84
0,10 0,1064 0,167 0,940 !2,70 13,46 434,8 445,5 0,85
0,11 0,1179 0,185 0,933 !2,70 11,89 434,8 444,0 0,87
0,12 0,1295 0,203 0,926 !2,70 10,58 434,8 442,8 0,88
0,13 0,1414 0,222 0,920 !2,70 9,47 434,8 441,7 0,90
0,14 0,1534 0,241 0,913 !2,70 8,52 434,8 440,8 0,91
0,15 0,1656 0,260 0,906 !2,70 7,69 434,8 440,0 0,93
0,16 0,1780 0,279 0,899 !2,70 6,97 434,8 439,3 0,94
0,17 0,1907 0,299 0,892 !2,70 6,32 434,8 438,7 0,96
0,18 0,2035 0,319 0,884 !2,70 5,75 434,8 438,2 0,98
0,19 0,2167 0,340 0,877 !2,70 5,24 434,8 437,7 0,99
0,20 0,2301 0,361 0,869 !2,70 4,78 434,8 437,3
0,21 0,2438 0,383 0,862 !2,70 4,36 434,8 436,9
0,22 0,2577 0,404 0,854 !2,70 3,97 434,8 436,5
0,23 0,2720 0,427 0,845 !2,70 3,62 434,8 436,2
0,24 0,2867 0,450 0,837 !2,70 3,30 434,8 435,9
0,25 0,3017 0,474 0,829 !2,70 3,00 434,8 435,6
0,26 0,3171 0,498 0,820 !2,70 2,72 434,8 435,3
0,27 0,3330 0,523 0,811 !2,70 2,47 434,8 435,1
0,28 0,3493 0,548 0,802 !2,70 2,22 434,8 434,8
0,29 0,3662 0,575 0,792 !2,70 2,00 399,7 399,7
0,30 0,3836 0,602 0,782 !2,70 1,78 357,0 357,0
0,31 0,4017 0,630 0,772 !2,70 1,58 316,7 316,7
0,32 0,4204 0,660 0,761 !2,70 1,39 278,4 278,4
0,33 0,4400 0,691 0,750 !2,70 1,21 242,0 242,0
0,34 0,4605 0,723 0,738 !2,70 1,04 207,3 207,3
0,35 0,4820 0,756 0,726 !2,70 0,87 173,9 173,9
0,36 0,5047 0,792 0,713 !2,70 0,71 141,7 141,7
0,37 0,5290 0,830 0,699 !2,70 0,55 110,5 110,5
0,38 0,5550 0,871 0,685 !2,70 0,40 80,0 80,0
0,39 0,5833 0,915 0,669 !2,70 0,25 49,9 49,9
0,40 0,6146 0,965 0,651 !2,70 0,10 19,8 19,8

758
Bemessungstafeln

BT 4b Bemessungstafel mit dimensionslosen Beiwerten für den Rechteckquerschnitt


mit Druckbewehrung,
Beton C70/85, x =d ¼ 0,35, Betonstahl B 500, gS ¼ 1,15

fck ¼ 70 N=mm2 , fcd ¼ acc " fck =gC ¼ 39,67 N=mm2


1
MEds ¼ MEd ! NEd " zs1 As1 ¼ ðw1 " b " d " fcd þ NEd Þ
Ablesung w1 ;w2 ss1d
MEds !!!!!!!!!!!
mEds ¼ 1
b " d 2 " fcd As2 ¼ ðw2 " b " d " fcd Þ
js s2d j

C70/85, x ¼ 0,35, s S1d ¼ 437,5 N/mm2


d2 =d ¼ 0,05 d2 =d ¼ 0,10 d2 =d ¼ 0,15 d2 =d ¼ 0,20
es1/es2 ¼ 5,0/!2,3 ‰ es1/es2 ¼ 5,0/!1,9 ‰ es1/es2 ¼ 5,0/!1,5 ‰ es1/es2 ¼ 5,0/!1,2 ‰
s s2d ¼ !434,9 N/mm2 ss2d ¼ !385,7 N/mm2 s s2d ¼ !308,6 N/mm2 s s2d ¼ !231,4 N/mm2
mEds w1 w2 w1 w2 w1 w2 w1 w2
0,19 0,218 0,000 0,218 0,000 0,217 0,000 0,217 0,000
0,20 0,229 0,006 0,229 0,006 0,229 0,006 0,230 0,007
0,21 0,239 0,016 0,240 0,017 0,241 0,018 0,242 0,019
0,22 0,250 0,027 0,251 0,028 0,253 0,030 0,255 0,032
0,23 0,260 0,037 0,262 0,039 0,264 0,041 0,267 0,044
0,24 0,271 0,048 0,273 0,050 0,276 0,053 0,280 0,057
0,25 0,281 0,058 0,284 0,061 0,288 0,065 0,292 0,069
0,26
0,27
0,292
0,302
0,069
0,079
0,296
0,307
0,072
0,084
0,300
0,312
0,077
0,089
0,305
0,317
0,082
0,094
12
0,28 0,313 0,090 0,318 0,095 0,323 0,100 0,330 0,107
0,29 0,323 0,100 0,329 0,106 0,335 0,112 0,342 0,119
0,30 0,334 0,111 0,340 0,117 0,347 0,124 0,355 0,132
0,31 0,344 0,121 0,351 0,128 0,359 0,136 0,367 0,144
0,32 0,355 0,132 0,362 0,139 0,370 0,147 0,380 0,157
0,33 0,365 0,142 0,373 0,150 0,382 0,159 0,392 0,169
0,34 0,376 0,153 0,384 0,161 0,394 0,171 0,405 0,182
0,35 0,386 0,163 0,396 0,172 0,406 0,183 0,417 0,194
0,36 0,397 0,174 0,407 0,184 0,417 0,194 0,430 0,207
0,37 0,407 0,184 0,418 0,195 0,429 0,206 0,442 0,219
0,38 0,418 0,195 0,429 0,206 0,441 0,218 0,455 0,232
0,39 0,429 0,206 0,440 0,217 0,453 0,230 0,467 0,244
0,40 0,439 0,216 0,451 0,228 0,464 0,241 0,480 0,257
0,41 0,450 0,227 0,462 0,239 0,476 0,253 0,492 0,269
0,42 0,460 0,237 0,473 0,250 0,488 0,265 0,505 0,282
0,43 0,471 0,248 0,484 0,261 0,500 0,277 0,517 0,294
0,44 0,481 0,258 0,496 0,272 0,512 0,289 0,530 0,307
0,45 0,492 0,269 0,507 0,284 0,523 0,300 0,542 0,319
0,46 0,502 0,279 0,518 0,295 0,535 0,312 0,555 0,332
0,47 0,513 0,290 0,529 0,306 0,547 0,324 0,567 0,344
0,48 0,523 0,300 0,540 0,317 0,559 0,336 0,580 0,357
0,49 0,534 0,311 0,551 0,328 0,570 0,347 0,592 0,369
0,50 0,544 0,321 0,562 0,339 0,582 0,359 0,605 0,382
0,51 0,555 0,332 0,573 0,350 0,594 0,371 0,617 0,394
0,52 0,565 0,342 0,584 0,361 0,606 0,383 0,630 0,407
0,53 0,576 0,353 0,596 0,372 0,617 0,394 0,642 0,419
0,54 0,586 0,363 0,607 0,384 0,629 0,406 0,655 0,432
0,55 0,597 0,374 0,618 0,395 0,641 0,418 0,667 0,444

759
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

BT 5a Bemessungstafel mit dimensionslosen Beiwerten für den Rechteckquerschnitt


Beton C80/95, Betonstahl B 500, gS ¼ 1,15

fck ¼ 80 N=mm2 , fcd ¼ acc " fck =gC ¼ 45,33 N=mm2


MEds ¼ MEd ! NEd " zs1
Ablesung w1 1
MEds !!!!!!! !! As1 ¼ ðw1 " b " d " fcd þ NEd Þ
mEds ¼ 2
s sd
b " d " fcd
mEds w1 x ¼ x=d z ¼ z=d ec2 es1 s sd ¼ f yd s sd dzul
hoch-
[!] [!] [!] [!] [‰] [‰] [N/mm2 ] [N/mm2 ]
duktil
0,01 0,0101 0,038 0,987 !1,00 25,00 434,8 456,5 0,80
0,02 0,0204 0,055 0,981 !1,45 25,00 434,8 456,5 0,80
0,03 0,0307 0,068 0,977 !1,82 25,00 434,8 456,5 0,80
0,04 0,0411 0,079 0,972 !2,15 25,00 434,8 456,5 0,80
0,05 0,0516 0,090 0,968 !2,46 25,00 434,8 456,5 0,80
0,06 0,0623 0,104 0,963 !2,60 22,41 434,8 454,1 0,80
0,07 0,0732 0,122 0,957 !2,60 18,70 434,8 450,5 0,82
0,08 0,0842 0,140 0,950 !2,60 15,91 434,8 447,9 0,83
0,09 0,0954 0,159 0,944 !2,60 13,74 434,8 445,8 0,85
0,10 0,1067 0,178 0,937 !2,60 12,00 434,8 444,1 0,86
0,11 0,1183 0,197 0,930 !2,60 10,57 434,8 442,8 0,88
0,12 0,1300 0,217 0,923 !2,60 9,39 434,8 441,6 0,89
0,13 0,1419 0,237 0,916 !2,60 8,38 434,8 440,7 0,91
0,14 0,1540 0,257 0,909 !2,60 7,52 434,8 439,9 0,93
0,15 0,1664 0,278 0,901 !2,60 6,77 434,8 439,2 0,94
0,16 0,1790 0,299 0,894 !2,60 6,11 434,8 438,5 0,96
0,17 0,1918 0,320 0,886 !2,60 5,53 434,8 438,0 0,98
0,18 0,2048 0,342 0,879 !2,60 5,01 434,8 437,5 0,99
0,19 0,2182 0,364 0,871 !2,60 4,54 434,8 437,0
0,20 0,2318 0,387 0,863 !2,60 4,12 434,8 436,6
0,21 0,2458 0,410 0,855 !2,60 3,74 434,8 436,3
0,22 0,2600 0,434 0,846 !2,60 3,39 434,8 435,9
0,23 0,2747 0,458 0,837 !2,60 3,07 434,8 435,6
0,24 0,2897 0,483 0,829 !2,60 2,78 434,8 435,4
0,25 0,3051 0,509 0,819 !2,60 2,51 434,8 435,1
0,26 0,3210 0,536 0,810 !2,60 2,25 434,8 434,9
0,27 0,3374 0,563 0,800 !2,60 2,02 403,8 403,8
0,28 0,3543 0,591 0,790 !2,60 1,80 359,6 359,6
0,29 0,3719 0,620 0,780 !2,60 1,59 318,1 318,1
0,30 0,3901 0,651 0,769 !2,60 1,39 279,0 279,0
0,31 0,4091 0,682 0,758 !2,60 1,21 241,9 241,9
0,32 0,4289 0,716 0,746 !2,60 1,03 206,7 206,7
0,33 0,4497 0,750 0,734 !2,60 0,86 173,0 173,0
0,34 0,4717 0,787 0,721 !2,60 0,70 140,7 140,7
0,35 0,4951 0,826 0,707 !2,60 0,55 109,5 109,5

76 0
Bemessungstafeln

BT 5b Bemessungstafel mit dimensionslosen Beiwerten für den Rechteckquerschnitt


mit Druckbewehrung,
Beton C80/95, x =d ¼ 0,35, Betonstahl B 500, gS ¼ 1,15

fck ¼ 80 N=mm2 , fcd ¼ acc " fck =gC ¼ 45,33 N=mm2


1
MEds ¼ MEd ! NEd " zs1 As1 ¼ ðw1 " b " d " fcd þ NEd Þ
Ablesung w1 ;w2 ss1d
MEds !!!!!!!!!!!
mEds ¼ 1
b " d 2 " fcd As2 ¼ ðw2 " b " d " fcd Þ
js s2d j

C80/95, x ¼ 0,35, s S1d ¼ 437,3 N/mm2


d2 =d ¼ 0,05 d2 =d ¼ 0,10 d2 =d ¼ 0,15 d2 =d ¼ 0,20
es1/es2 ¼ 4,8/!2,2 ‰ es1/es2 ¼ 4,8/!1,9 ‰ es1/es2 ¼ 4,8/!1,5 ‰ es1/es2 ¼ 4,8/!1,1 ‰
s s2d ¼ !434,8 N/mm2 ss2d ¼ !371,4 N/mm2 s s2d ¼ !297,1 N/mm2 s s2d ¼ !222,8 N/mm2
mEds w1 w2 w1 w2 w1 w2 w1 w2
0,18 0,206 0,000 0,206 0,000 0,205 0,000 0,205 0,000
0,19 0,216 0,007 0,217 0,007 0,217 0,007 0,218 0,008
0,20 0,227 0,017 0,228 0,018 0,229 0,019 0,230 0,020
0,21 0,237 0,028 0,239 0,029 0,241 0,031 0,243 0,033
0,22 0,248 0,038 0,250 0,040 0,252 0,043 0,255 0,045
0,23 0,258 0,049 0,261 0,051 0,264 0,054 0,268 0,058
0,24 0,269 0,059 0,272 0,063 0,276 0,066 0,280 0,070
0,25 0,280 0,070 0,283 0,074 0,288 0,078 0,293 0,083
0,26 0,290 0,080 0,295 0,085 0,300 0,090 0,305 0,095 12
0,27 0,301 0,091 0,306 0,096 0,311 0,102 0,318 0,108
0,28 0,311 0,101 0,317 0,107 0,323 0,113 0,330 0,120
0,29 0,322 0,112 0,328 0,118 0,335 0,125 0,343 0,133
0,30 0,332 0,122 0,339 0,129 0,347 0,137 0,355 0,145
0,31 0,343 0,133 0,350 0,140 0,358 0,149 0,368 0,158
0,32 0,353 0,143 0,361 0,151 0,370 0,160 0,380 0,170
0,33 0,364 0,154 0,372 0,163 0,382 0,172 0,393 0,183
0,34 0,374 0,165 0,383 0,174 0,394 0,184 0,405 0,195
0,35 0,385 0,175 0,395 0,185 0,405 0,196 0,418 0,208
0,36 0,395 0,186 0,406 0,196 0,417 0,207 0,430 0,220
0,37 0,406 0,196 0,417 0,207 0,429 0,219 0,443 0,233
0,38 0,416 0,207 0,428 0,218 0,441 0,231 0,455 0,245
0,39 0,427 0,217 0,439 0,229 0,452 0,243 0,468 0,258
0,40 0,437 0,228 0,450 0,240 0,464 0,254 0,480 0,270
0,41 0,448 0,238 0,461 0,251 0,476 0,266 0,493 0,283
0,42 0,458 0,249 0,472 0,263 0,488 0,278 0,505 0,295
0,43 0,469 0,259 0,483 0,274 0,500 0,290 0,518 0,308
0,44 0,480 0,270 0,495 0,285 0,511 0,302 0,530 0,320
0,45 0,490 0,280 0,506 0,296 0,523 0,313 0,543 0,333
0,46 0,501 0,291 0,517 0,307 0,535 0,325 0,555 0,345
0,47 0,511 0,301 0,528 0,318 0,547 0,337 0,568 0,358
0,48 0,522 0,312 0,539 0,329 0,558 0,349 0,580 0,370
0,49 0,532 0,322 0,550 0,340 0,570 0,360 0,593 0,383
0,50 0,543 0,333 0,561 0,351 0,582 0,372 0,605 0,395
0,51 0,553 0,343 0,572 0,363 0,594 0,384 0,618 0,408
0,52 0,564 0,354 0,583 0,374 0,605 0,396 0,630 0,420
0,53 0,574 0,365 0,595 0,385 0,617 0,407 0,643 0,433
0,54 0,585 0,375 0,606 0,396 0,629 0,419 0,655 0,445
0,55 0,595 0,386 0,617 0,407 0,641 0,431 0,668 0,458

76 1
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

BT 6a Bemessungstafel mit dimensionslosen Beiwerten für den Rechteckquerschnitt


Beton C90/105 bis C100/115, Betonstahl B 500, gS ¼ 1,15

fck ¼ 90 N=mm2 , fck ¼ 100 N=mm2


fcd ¼ acc " fck =gC ¼ 51,0 N=mm2 fcd ¼ acc " fck =gC ¼ 56,67 N=mm2
MEds ¼ MEd ! NEd " zs1
Ablesung w1 1
MEds !!!!!!! !! As1 ¼ ðw1 " b " d " fcd þ NEd Þ
mEds ¼ s sd
b " d 2 " fcd
mEds w1 x ¼ x=d z ¼ z=d ec2 es1 s sd ¼ f yd s sd dzul
2 2 hoch-
[!] [!] [!] [!] [‰] [‰] [N/mm ] [N/mm ]
duktil
0,01 0,0101 0,039 0,987 !1,02 25,00 434,8 456,5 0,80
0,02 0,0204 0,056 0,981 !1,48 25,00 434,8 456,5 0,80
0,03 0,0307 0,069 0,976 !1,85 25,00 434,8 456,5 0,80
0,04 0,0412 0,081 0,972 !2,19 25,00 434,8 456,5 0,80
0,05 0,0517 0,091 0,968 !2,50 25,00 434,8 456,5 0,80
0,06 0,0624 0,107 0,962 !2,60 21,72 434,8 453,4 0,81
0,07 0,0732 0,126 0,956 !2,60 18,11 434,8 450,0 0,82
0,08 0,0843 0,145 0,949 !2,60 15,39 434,8 447,4 0,84
0,09 0,0955 0,164 0,942 !2,60 13,28 434,8 445,4 0,85
0,10 0,1069 0,183 0,935 !2,60 11,59 434,8 443,7 0,87
0,11 0,1185 0,203 0,928 !2,60 10,20 434,8 442,4 0,88
0,12 0,1303 0,223 0,921 !2,60 9,04 434,8 441,3 0,90
0,13 0,1422 0,244 0,914 !2,60 8,06 434,8 440,4 0,92
0,14 0,1544 0,265 0,907 !2,60 7,22 434,8 439,6 0,93
0,15 0,1668 0,286 0,899 !2,60 6,49 434,8 438,9 0,95
0,16 0,1795 0,308 0,891 !2,60 5,85 434,8 438,3 0,97
0,17 0,1924 0,330 0,884 !2,60 5,28 434,8 437,7 0,98
0,18 0,2056 0,352 0,876 !2,60 4,78 434,8 437,3 1,00
0,19 0,2190 0,375 0,867 !2,60 4,32 434,8 436,8
0,20 0,2328 0,399 0,859 !2,60 3,92 434,8 436,4
0,21 0,2469 0,423 0,851 !2,60 3,54 434,8 436,1
0,22 0,2613 0,448 0,842 !2,60 3,20 434,8 435,8
0,23 0,2761 0,473 0,833 !2,60 2,89 434,8 435,5
0,24 0,2914 0,499 0,824 !2,60 2,61 434,8 435,2
0,25 0,3070 0,526 0,814 !2,60 2,34 434,8 434,9
0,26 0,3232 0,554 0,804 !2,60 2,09 418,5 418,5
0,27 0,3399 0,583 0,794 !2,60 1,86 372,4 372,4
0,28 0,3572 0,612 0,784 !2,60 1,65 329,2 329,2
0,29 0,3752 0,643 0,773 !2,60 1,44 288,6 288,6
0,30 0,3939 0,675 0,762 !2,60 1,25 250,2 250,2
0,31 0,4134 0,709 0,750 !2,60 1,07 213,7 213,7
0,32 0,4339 0,744 0,737 !2,60 0,90 179,0 179,0
0,33 0,4556 0,781 0,724 !2,60 0,73 145,8 145,8
0,34 0,4786 0,820 0,710 !2,60 0,57 113,8 113,8
0,35 0,5032 0,863 0,696 !2,60 0,41 82,8 82,8

76 2
Bemessungstafeln

BT 6b Bemessungstafel mit dimensionslosen Beiwerten für den Rechteckquerschnitt


mit Druckbewehrung,
Beton C90/105 bis C100/115, x =d ¼ 0,35, Betonstahl B 500, gS ¼ 1,15

fck ¼ 90 N=mm2 , fck ¼ 100 N=mm2


fcd ¼ acc " fck =gC ¼ 51,0 N=mm2 fcd ¼ acc " fck =gC ¼ 56,67 N=mm2
1
MEds ¼ MEd ! NEd " zs1 As1 ¼ ðw1 " b " d " fcd þ NEd Þ
Ablesung w1 ;w2 ss1d
MEds !!!!!!!!!!!
mEds ¼ 1
b " d 2 " fcd As2 ¼ ðw2 " b " d " fcd Þ
js s2d j
C90/105 bis C100/115, x ¼ 0,35, s S1d ¼ 437,3 N/mm2
d2 =d ¼ 0,05 d2 =d ¼ 0,10 d2 =d ¼ 0,15 d2 =d ¼ 0,20
es1/es2 ¼ 4,8/!2,2 ‰ es1/es2 ¼ 4,8/!1,9 ‰ es1/es2 ¼ 4,8/!1,5 ‰ es1/es2 ¼ 4,8/!1,1 ‰
s s2d ¼ !434,8 N/mm2 ss2d ¼ !371,4 N/mm2 s s2d ¼ !297,1 N/mm2 s s2d ¼ !222,8 N/mm2
mEds w1 w2 w1 w2 w1 w2 w1 w2
0,18 0,205 0,001 0,205 0,001 0,205 0,001 0,205 0,001
0,19 0,216 0,012 0,216 0,012 0,217 0,013 0,218 0,014
0,20 0,226 0,022 0,228 0,023 0,229 0,025 0,230 0,026
0,21 0,237 0,033 0,239 0,035 0,241 0,037 0,243 0,039
0,22 0,247 0,043 0,250 0,046 0,252 0,048 0,255 0,051
0,23 0,258 0,054 0,261 0,057 0,264 0,060 0,268 0,064
0,24 0,268 0,064 0,272 0,068 0,276 0,072 0,280 0,076
0,25 0,279 0,075 0,283 0,079 0,288 0,084 0,293 0,089
0,26 0,289 0,085 0,294 0,090 0,300 0,095 0,305 0,101 12
0,27 0,300 0,096 0,305 0,101 0,311 0,107 0,318 0,114
0,28 0,311 0,106 0,316 0,112 0,323 0,119 0,330 0,126
0,29 0,321 0,117 0,328 0,123 0,335 0,131 0,343 0,139
0,30 0,332 0,127 0,339 0,135 0,347 0,142 0,355 0,151
0,31 0,342 0,138 0,350 0,146 0,358 0,154 0,368 0,164
0,32 0,353 0,149 0,361 0,157 0,370 0,166 0,380 0,176
0,33 0,363 0,159 0,372 0,168 0,382 0,178 0,393 0,189
0,34 0,374 0,170 0,383 0,179 0,394 0,190 0,405 0,201
0,35 0,384 0,180 0,394 0,190 0,405 0,201 0,418 0,214
0,36 0,395 0,191 0,405 0,201 0,417 0,213 0,430 0,226
0,37 0,405 0,201 0,416 0,212 0,429 0,225 0,443 0,239
0,38 0,416 0,212 0,428 0,223 0,441 0,237 0,455 0,251
0,39 0,426 0,222 0,439 0,235 0,452 0,248 0,468 0,264
0,40 0,437 0,233 0,450 0,246 0,464 0,260 0,480 0,276
0,41 0,447 0,243 0,461 0,257 0,476 0,272 0,493 0,289
0,42 0,458 0,254 0,472 0,268 0,488 0,284 0,505 0,301
0,43 0,468 0,264 0,483 0,279 0,500 0,295 0,518 0,314
0,44 0,479 0,275 0,494 0,290 0,511 0,307 0,530 0,326
0,45 0,489 0,285 0,505 0,301 0,523 0,319 0,543 0,339
0,46 0,500 0,296 0,516 0,312 0,535 0,331 0,555 0,351
0,47 0,511 0,306 0,528 0,323 0,547 0,342 0,568 0,364
0,48 0,521 0,317 0,539 0,335 0,558 0,354 0,580 0,376
0,49 0,532 0,327 0,550 0,346 0,570 0,366 0,593 0,389
0,50 0,542 0,338 0,561 0,357 0,582 0,378 0,605 0,401
0,51 0,553 0,349 0,572 0,368 0,594 0,390 0,618 0,414
0,52 0,563 0,359 0,583 0,379 0,605 0,401 0,630 0,426
0,53 0,574 0,370 0,594 0,390 0,617 0,413 0,643 0,439
0,54 0,584 0,380 0,605 0,401 0,629 0,425 0,655 0,451
0,55 0,595 0,391 0,616 0,412 0,641 0,437 0,668 0,464

76 3
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

BT 7a Rechteckquerschnitt mit symmetrischer Bewehrung


d1
Betonstahl B 500, gs ¼ 1,15, ¼ 0,10
h

nEd nEd = NEd C12/15 – C50/60


–3,00 ec2/es2/es1 = –2,20/–2,20/–2,20 b · h · fcd d1/h = 0,10
Bruttoquerschnitt
–2,80 ec2/es2/es1 = –2,63/–2,52/–1,47 b
–2,60 +MSd e c2
d2 e s2
ec2/es2/es1 = –3,07/–2,83/–0,73 +NSd As2
–2,40

d
h
–2,20
d1 e s1 As1
e c1
–2,00
d1 = d2 As1 = As2
ec2/es2/es1 = –3,50/–3,15/0,00

–1,80 ec2/es2/es1 = –3,50/–3,11/0,00

ec2/es2/es1 = –3,50/–2,87/2,17
ec2/es2/es1 = –3,50/–2,78/3,00
–1,60 mEd = MEd
v
to
t =2 b · h2 · fcd
–1,40 ,0
–1,20 v
to ec2/es2/es1 = –3,50/–3,00/1,00
t =1
,5
–1,00
vt

–0,80
Mindestbewehrung

ot
v to

=1
,0
t
=0
beachten!

vtot = 0,0

–0,60
,5

–0,40

–0,20
mEd
0,00
0,10 0,20 0,30 0,40 0,50 0,60 0,70 0,80 0,90 1,00
0,20 ec2/es2/es1 = –3,50/–1,44/15,0

ec2/es2/es1 = –3,50/–2,00/10,0
ec2/es2/es1 = –3,50/–2,56/5,00
0,40
ec2/es2/es1 = –3,50/–0,89/20,0
0,60

0,80 ec2/es2/es1 = –3,50/–0,33/25,0

1,00
Beton fcd fyd/fcd vmax
1,20 [MN/m2]
C12/15 6,80 63,97 5,76
1,40 C16/20 9,07 47,98 4,32
C20/25 11,33 38,38 3,45
ec2/es2/es1 = –2,00/1,00/25,0
1,60 C25/30 14,17 30,71 2,76
Maximalbewehrung

C30/37 17,00 25,59 2,30


As,tot fyd C35/37 19,83 21,93 1,97
1,80 NEd vtot = ·
beachten!

nEd = b · h fcd C40/50 22,67 19,19 1,73


ec2/es2/es1 = –1,00/1,89/25,0 b · h · fcd C45/55 25,50 17,06 1,54
2,00 As,tot = As1 + As2
ec2/es2/es1 = 0,00/2,78/25,0 MEd C50/60 28,33 15,35 1,38
mEd = b·h
ec2/es2/es1 = 25,0/25,0/25,0 = vtot
2,20 b · h2 · fcd fyd/fcd
Angaben gültig für
gc = 1,50 und gs = 1,15

1
) Interaktionsdiagramm für den Rechteckquerschnitt mit Bewehrungsverteilung nach obiger
Skizze (B 500 mit gs ¼ 1,15; Beton C12/15 bis C50/60 mit gc ¼ 1,50)
Diagramm auch gültig für Außergewöhnliche Einwirkungskombination (B 500 gs ¼ 1,00 und
gc ¼ 1,30)

76 4
Bemessungstafeln

BT 7b Rechteckquerschnitt mit symmetrischer Bewehrung


d1
Betonstahl B 500, gs ¼ 1,15, ¼ 0,15
h

nEd nEd = NEd C12/15 – C50/60


–3,00 ec2/es2/es1 = –2,20/–2,20/–2,20
b · h · fcd d1/h = 0,15
ec2/es2/es1 = –2,63/–2,46/–1,47 Bruttoquerschnitt
–2,80
b
–2,60 +MSd e c2
d2 e s2
ec2/es2/es1 = –3,07/–2,72/–0,73 +NSd As2
–2,40

d
h
–2,20
d1 e s1 As1
ec2/es2/es1 = –3,50/–2,98/0,00 e c1
–2,00
d1 = d2 As1 = As2
–1,80 ec2/es2/es1 = –3,50/–2,88/0,00

–1,60 mEd = MEd


b · h2 · fcd
–1,40 v
to
t =2
–1,20 ,0
v to

ec2/es2/es1 = –3,50/–2,71/1,00
–1,00
t
=1
,5
v to

–0,80
Mindestbewehrung

t
v to

=1
beachten!

,0
vtot = 0,0

–0,60
=0
,5

ec2/es2/es1 = –3,50/–2,50/2,17
–0,40 ec2/es2/es1 = –3,50/–2,35/3,00

–0,20 ec2/es2/es1 = –3,50/–2,00/5,00


mEd
0,00
0,10 0,20 0,30 0,40 0,50 0,60 0,70 0,80 0,90 1,00
0,20

0,40
ec2/es2/es1 = –3,50/–1,12/10,0 12
0,60

0,80 ec2/es2/es1 = –3,50/0,24/15,0

1,00
Beton fcd fyd/fcd vmax
1,20 [MN/m2]
ec2/es2/es1 = –3,50/0,65/20,0
C12/15 6,80 63,97 5,76
1,40 C16/20 9,07 47,98 4,32
C20/25 11,33 38,38 3,45
ec2/es2/es1 = –3,50/1,53/25,0 C25/30 14,17 30,71 2,76
1,60
Maximalbewehrung

C30/37 17,00 25,59 2,30


As,tot fyd C35/37 19,83 21,93 1,97
1,80 NEd vtot = ·
beachten!

nEd = b · h fcd C40/50 22,67 19,19 1,73


b · h · fcd C45/55 25,50 17,06 1,54
2,00 ec2/es2/es1 = –2,00/2,78/25,0
As,tot = As1 + As2
MEd C50/60 28,33 15,35 1,38
ec2/es2/es1 = 0,00/4,41/25,0 mEd = b·h
b · h2 · fcd = vtot Angaben gültig für
2,20 ec2/es2/es1 = 25,0/25,0/25,0 fyd/fcd gc = 1,50 und gs = 1,15

1
) Interaktionsdiagramm für den Rechteckquerschnitt mit Bewehrungsverteilung nach obiger
Skizze (B 500 mit gs ¼ 1,15; Beton C12/15 bis C50/60 mit gc ¼ 1,50)
Diagramm auch gültig für Außergewöhnliche Einwirkungskombination (B 500 gs ¼ 1,00
und gc ¼ 1,30)

76 5
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

BT 7c Rechteckquerschnitt mit symmetrischer Bewehrung


d1
Betonstahl B 500, gs ¼ 1,15, ¼ 0,20
h

nEd nEd = NEd C12/15 – C50/60


–3,00 ec2/es2/es1 = –2,20/–2,20/–2,20
b · h · fcd d1/h = 0,20
ec2/es2/es1 = –2,63/–2,40/–1,47 Bruttoquerschnitt
–2,80
b
–2,60 +MSd e c2
ec2/es2/es1 = –3,07/–2,68/–0,73 e s2
d2 +NSd As2
–2,40

d
h
–2,20
d1 e s1 As1
ec2/es2/es1 = –3,50/–2,80/0,00 e c1
–2,00
d1 = d2 As1 = As2
–1,80
ec2/es2/es1 = –3,50/–2,63/0,00
–1,60 mEd = MEd
b · h2 · fcd
–1,40
v to
t

–1,20
=2
,0
v to

ec2/es2/es1 = –3,50/–2,38/1,00
–1,00
t
=1
v to

,5
t
=1

–0,80
v to
Mindestbewehrung

,0
t
=0
beachten!

vtot = 0,0

–0,60
,5

–0,40 ec2/es2/es1 = –3,50/–2,08/2,17

–0,20 ec2/es2/es1 = –3,50/–1,88/3,00


mEd
0,00
0,10 0,20 0,30 0,40 0,50 0,60 0,70 0,80 0,90 1,00
ec2/es2/es1 = –3,50/–1,38/5,00
0,20

0,40

0,60

0,80 ec2/es2/es1 = –3,50/–0,13/10,0

1,00
Beton fcd fyd/fcd vmax
1,20 [MN/m2]
C12/15 6,80 63,97 5,76
1,40 ec2/es2/es1 = –3,50/1,13/15,0
C16/20 9,07 47,98 4,32
C20/25 11,33 38,38 3,45
1,60 C25/30 14,17 30,71 2,76
Maximalbewehrung

C30/37 17,00 25,59 2,30


As,tot fyd C35/37 19,83 21,93 1,97
1,80 NEd vtot = ·
beachten!

nEd = b · h fcd C40/50 22,67 19,19 1,73


b · h · fcd C45/55 25,50 17,06 1,54
2,00 ec2/es2/es1 = –3,50/3,63/25,0 As,tot = As1 + As2
MEd C50/60 28,33 15,35 1,38
ec2/es2/es1 = 0,00/6,25/25,0 mEd = b·h
b · h2 · fcd = vtot Angaben gültig für
2,20 ec2/es2/es1 = 25,0/25,0/25,0 fyd/fcd gc = 1,50 und gs = 1,15

1
) Interaktionsdiagramm für den Rechteckquerschnitt mit Bewehrungsverteilung nach obiger
Skizze (B 500 mit gs ¼ 1,15; Beton C12/15 bis C50/60 mit gc ¼ 1,50)
Diagramm auch gültig für Außergewöhnliche Einwirkungskombination (B 500 gs ¼ 1,00 und
gc ¼ 1,30)

76 6
Bemessungstafeln

BT 7d Rechteckquerschnitt mit symmetrischer Bewehrung


d1
Betonstahl B 500, gs ¼ 1,15, ¼ 0,25
h

nEd nEd = NEd C12/15 – C50/60


–3,00 ec2/es2/es1 = –2,20/–2,20/–2,20 b · h · fcd d1/h = 0,25
ec2/es2/es1 = –2,63/–2,34/–1,47 Bruttoquerschnitt
–2,80
b
–2,60 +MSd e c2
ec2/es2/es1 = –3,07/–2,48/–0,73 e s2
d2 +NSd As2
–2,40

d
h
–2,20
ec2/es2/es1 = –3,50/–2,63/0,00 d1 e s1 As1
e c1
–2,00
d1 = d2 As1 = As2
–1,80
ec2/es2/es1 = –3,50/–2,33/0,00
–1,60 mEd = MEd
b · h2 · fcd
–1,40

–1,20

–1,00 ec2/es2/es1 = –3,50/–2,00/1,00

–0,80
Mindestbewehrung

v tot =
beachten!

vtot = 0,0

–0,60
v tot
v tot

v tot

= 2,
= 1,0

= 1,5
0,5

–0,40
0

–0,20
ec2/es2/es1 = –3,50/–1,61/2,17
mEd
0,00
0,10 0,20 0,30 0,40 0,50 0,60 0,70 0,80 0,90 1,00
ec2/es2/es1 = –3,50/–1,33/3,00
0,20

0,40
12
ec2/es2/es1 = –3,50/–0,67/5,00

0,60

0,80

1,00
Beton fcd fyd/fcd vmax
1,20 [MN/m2]
ec2/es2/es1 = –3,50/1,00/10,0 C12/15 6,80 63,97 5,76
1,40 C16/20 9,07 47,98 4,32
C20/25 11,33 38,38 3,45
1,60 C25/30 14,17 30,71 2,76
Maximalbewehrung

C30/37 17,00 25,59 2,30


As,tot fyd C35/37 19,83 21,93 1,97
1,80 NEd vtot = ·
beachten!

nEd = b · h fcd C40/50 22,67 19,19 1,73


ec2/es2/es1 = –3,50/2,67/15,0 b · h · fcd C45/55 25,50 17,06 1,54
2,00 As,tot = As1 + As2
ec2/es2/es1 = –3,50/6,00/25,0 MEd C50/60 28,33 15,35 1,38
mEd = b·h
ec2/es2/es1 = 0,00/8,33/25,0 = vtot
2,20 b · h2 · fcd fyd/fcd
Angaben gültig für
ec2/es2/es1 = 25,0/25,0/25,0 gc = 1,50 und gs = 1,15

1
) Interaktionsdiagramm für den Rechteckquerschnitt mit Bewehrungsverteilung nach obiger
Skizze (B 500 mit gs ¼ 1,15; Beton C12/15 bis C50/60 mit gc ¼ 1,50)
Diagramm auch gültig für Außergewöhnliche Einwirkungskombination (B 500 gs ¼ 1,00
und gc ¼ 1,30)

76 7
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

BT 8a Kreisquerschnitte (Vollquerschnitt),
d1
Betonstahl B 500, gs ¼ 1,15, ¼ 0,10
h

1
) Interaktionsdiagramm für den Rechteckquerschnitt mit Bewehrungsverteilung nach obiger
Skizze (B 500 mit gs ¼ 1,15; Beton C12/15 bis C50/60 mit gc ¼ 1,50)
Diagramm auch gültig für Außergewöhnliche Einwirkungskombination (B 500 gs ¼ 1,00
und gc ¼ 1,30)

76 8
Bemessungstafeln

BT 8b Kreisquerschnitte (Vollquerschnitt),
d1
Betonstahl B 500S, gs ¼ 1,15; ¼ 0,20
h

12

1
) Interaktionsdiagramm für den Kreisquerschnitt mit Bewehrungsverteilung nach obiger Skiz-
ze (B 500 mit gs ¼ 1,15; Beton C12/15 bis C50/60 mit gc ¼ 1,50)
Diagramm auch gültig für Außergewöhnliche Einwirkungskombination (B 500 gs ¼ 1,00 und
gc ¼ 1,30)

76 9
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2

BT 9 Plattenbalkenquerschnitt B500
MEds Normalbeton bis C50/60
mEds ¼ mit MEds ¼ MEd # NEd " zs1
beff " d 2 " fcd
beff " d NEd
As ¼ w " "r þ
fyd =fcd s ' fyd
C16/20C20/25C25/30C30/37C35/45C40/50C45/55C50/60
fcd in MN/m2 9,07 11,33 14,17 17,00 19,83 22,67 25,50 28,33
fyd =fcd 48,0 38,4 30,7 25,6 21,9 19,2 17,1 15,3

rs b eff =bw b eff =bw


mEds w 1,0 1,5 2,0 3,0 5,0 1,0 1,5 2,0 3,0 5,0

0,08 0,080 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
0,10 0,101 1 1,01 1,01 1,02 1,02 1 1 1 1 1
0,12 0,124 1 1,02 1,03 1,04 1,05 1 1 1 1 1
0,14 0,148 1 1,02 1,04 1,06 1,07 1 1,01 1,01 1,01 1,01
0,16 0,172 1 1,03 1,05 1,07 1 1,01 1,02 1,02 1,03
0,18 0,197 1 1,04 1,07 1 1,02 1,03 1,04
0,20 0,223 1 1,05 1 1,02 1,04
0,22 0,250 1 hf =d ¼ 0,10 1 1,03 hf =d ¼ 0,15
0,24 0,278 1 1

mEds zu k x ¼ 0,45 0,296 0,206 0,178 0,151 0,128 0,296 0,225 0,203 0,181 0,164

0,16 0,172 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
0,18 0,197 1 1 1 1,01 1,01 1 1 1 1 1
0,20 0,223 1 1,01 1,01 1,02 1,02 1 1 1 1 1
0,22 0,250 1 1,01 1,02 1 1 1 1,01 1,01
0,24 0,278 1 1,02 1 1,01 1,01
0,26 0,307 1 hf =d ¼ 0,20 1 1,01 hf =d ¼ 0,25

mEds zu k x ¼ 0,45 0,296 0,242 0,226 0,210 0,197 0,296 0,258 0,247 0,236 0,227

x ¼ kx b eff =bw b eff =bw


mEds w 1,0 1,5 2,0 3,0 5,0 1,0 1,5 2,0 3,0 5,0

0,08 0,080 0,11 0,11 0,11 0,11 0,11 0,11 0,11 0,11 0,11 0,11
0,10 0,101 0,13 0,14 0,15 0,16 0,18 0,13 0,13 0,13 0,13 0,13
0,12 0,124 0,16 0,19 0,21 0,26 0,36 0,16 0,16 0,16 0,16 0,16
0,14 0,148 0,19 0,25 0,29 0,38 0,19 0,20 0,21 0,22 0,23
0,16 0,172 0,22 0,30 0,37 0,22 0,25 0,27 0,32 0,41
0,18 0,197 0,25 0,36 0,25 0,31 0,35 0,44
0,20 0,223 0,28 0,43 0,28 0,37 0,44
0,22 0,250 0,31 hf =d ¼ 0,10 0,31 0,43 hf =d ¼ 0,15
0,24 0,278 0,35 0,35

mEds zu k x ¼ 0,45 0,296 0,206 0,178 0,151 0,128 0,296 0,225 0,203 0,181 0,164

0,16 0,172 0,22 0,22 0,22 0,22 0,22 0,22 0,22 0,22 0,22 0,22
0,18 0,197 0,25 0,26 0,27 0,28 0,30 0,25 0,25 0,25 0,25 0,25
0,20 0,223 0,28 0,32 0,34 0,39 0,28 0,28 0,28 0,29 0,29
0,22 0,250 0,31 0,38 0,42 0,31 0,33 0,34 0,36 0,39
0,24 0,278 0,35 0,44 0,35 0,39 0,42
0,26 0,307 0,38 hf =d ¼ 0,20 0,38 0,45 hf =d ¼ 0,25

mEds zu k x ¼ 0,45 0,296 0,242 0,226 0,210 0,197 0,296 0,258 0,247 0,236 0,227

Für kleiner mEds-Werte gelten die Werte des Rechteckquerschnitts mit der Breite beff .

770
Betonstahltafeln

9 Betonstahltabellen
Tafel 9-1 Nennwerte von Betonstahl B 500
Nenndurch- Nennquer- Nenn- Nenndurch- Nennquer- Nenn-
messer 1s schnitt As gewicht messer 1s schnitt As gewicht
in mm in cm2 in kg/m in mm in cm2 in kg/m
4,0 0,126 0,099 9,5 0,709 0,556
4,5 0,159 0,125 10,0 0,785 0,617
5,0 0,196 0,154 10,5 0,866 0,680
5,5 0,238 0,187 11,0 0,950 0,746
6,0 0,283 0,222 11,5 1,039 0,815
6,5 0,332 0,260 12,0 1,131 0,888
7,0 0,385 0,302 14,0 1,54 1,21
7,5 0,442 0,347 16,0 2,01 1,58
8,0 0,503 0,395 20,0 3,14 2,47
8,5 0,567 0,445 25,0 4,91 3,85
9,0 0,636 0,499 28,0 6,16 4,83

Tafel 9-2 Querschnitte von Plattenbewehrungen as in cm2 /m s ¼ Stababstand n ¼ Stabzahl


s Stabdurchmesser 1s in mm n
in cm 6 8 10 12 14 16 20 25 28 je m
5 5,65 10,05 15,71 22,62 30,79 40,21 62,83 98,17 # 20,00
5,5 5,14 9,14 14,28 20,56 27,99 36,56 57,12 89,25 # 18,18
6 4,71 8,38 13,09 18,85 25,66 33,51 52,36 81,81 102,63 16,67
6,5 4,35 7,73 12,08 17,40 23,68 30,93 48,33 75,52 94,73 15,38
7 4,04 7,18 11,22 16,16 21,99 28,72 44,88 70,12 87,96 14,29
7,5 3,77 6,70 10,47 15,08 20,52 26,81 41,9 65,4 82,1 13,3
8,0 3,53 6,28 9,82 14,14 19,24 25,13 39,3 61,4 77,0 12,5
8,5 3,33 5,91 9,24 13,31 18,11 23,65 37,0 57,9 72,5 11,8
9,0 3,14 5,59 8,73 12,57 17,10 22,34 34,9 54,5 68,4 11,1
9,5 2,98 5,29 8,27 11,90 16,20 21,16 33,1 51,6 64,8 10,5
10,0 2,83 5,03 7,85 11,31 15,39 20,11 31,4 49,1 61,6 10,0
10,5 2,69 4,79 7,48 10,77 14,66 19,15 29,9 46,6 58,7 9,5 12
11,0 2,57 4,57 7,14 10,28 13,99 18,28 28,6 44,7 56,0 9,1
11,5 2,46 4,37 6,83 9,84 13,39 17,49 27,3 42,7 53,6 8,7
12,0 2,36 4,19 6,54 9,42 12,83 16,76 26,2 40,8 51,3 8,3
12,5 2,26 4,02 6,28 9,05 12,32 16,09 25,1 39,3 49,3 8,0
13,0 2,17 3,87 6,04 8,70 11,84 15,47 24,2 37,8 47,4 7,7
13,5 2,09 3,72 5,82 8,38 11,40 14,90 23,3 36,3 45,6 7,4
14,0 2,02 3,59 5,61 8,08 11,00 14,36 22,4 35,1 44,0 7,1
14,5 1,95 3,47 5,42 7,80 10,62 13,87 21,7 33,9 42,5 6,9
15,0 1,89 3,35 5,24 7,54 10,26 13,41 20,9 32,7 41,1 6,7
15,5 1,82 3,24 5,07 7,30 9,93 12,97 20,3 31,7 39,7 6,5
16,0 1,77 3,14 4,91 7,07 9,62 12,57 19,64 30,7 38,5 6,3
16,5 1,71 3,05 4,76 6,85 9,33 12,19 19,04 29,7 37,3 6,1
17,0 1,66 2,96 4,62 6,65 9,05 11,83 18,48 29,0 36,2 5,9
17,5 1,62 2,87 4,49 6,46 8,79 11,49 17,95 28,0 35,2 5,7
18,0 1,57 2,79 4,36 6,28 8,55 11,17 17,46 27,3 34,2 5,6
18,5 1,53 2,72 4,25 6,11 8,32 10,87 16,98 26,5 33,3 5,4
19,0 1,49 2,65 4,13 5,95 8,10 10,58 16,54 25,8 32,4 5,3
19,5 1,45 2,58 4,03 5,80 7,89 10,31 16,11 25,2 31,6 5,1
20,0 1,41 2,51 3,93 5,65 7,69 10,05 15,72 24,6 30,8 5,0
20,5 1,38 2,45 3,83 5,52 7,50 9,80 15,32 23,9 30,0 4,9
21 1,35 2,39 3,74 5,39 7,33 9,57 14,96 23,4 29,3 4,8
21,5 1,32 2,34 3,65 5,26 7,16 9,35 14,61 22,8 28,6 4,6
22 1,29 2,28 3,57 5,14 7,00 9,14 14,28 22,3 28,0 4,5
22,5 1,26 2,23 3,49 5,03 6,84 8,94 13,96 21,8 27,4 4,4
23 1,23 2,19 3,41 4,92 6,69 8,74 13,66 21,3 26,8 4,3
23,5 1,20 2,14 3,34 4,81 6,55 8,56 13,37 20,9 26,2 4,2
24 1,18 2,09 3,27 4,71 6,41 8,38 13,09 20,4 25,7 4,2
24,5 1,15 2,05 3,21 4,61 6,28 8,21 12,82 20,0 25,1 4,1
25 1,13 2,01 3,14 4,52 6,16 8,04 12,57 19,6 24,6 4,0

771
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
Tafel 9-3 Querschnitte von Balkenbewehrungen As in cm2
1s Stabanzahl
in mm 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
6 0,28 0,57 0,85 1,13 1,42 1,70 1,98 2,26 2,55 2,83 3,11 3,40
8 0,50 1,01 1,51 2,01 2,52 3,02 3,52 4,02 4,53 5,03 5,53 6,04
10 0,79 1,57 2,36 3,14 3,93 4,71 5,50 6,28 7,07 7,85 8,64 9,42
12 1,13 2,26 3,39 4,52 5,65 6,78 7,91 9,04 10,17 11,30 12,43 13,56
14 1,54 3,08 4,62 6,16 7,70 9,24 10,78 12,32 13,86 15,40 16,94 18,48
16 2,01 4,02 6,03 8,04 10,05 12,06 14,07 16,08 18,09 20,10 22,11 24,12
20 3,14 6,28 9,42 12,56 15,70 18,84 21,98 25,12 28,26 31,40 34,54 37,68
25 4,91 9,82 14,73 19,64 24,55 29,46 34,37 39,28 44,19 49,10 54,01 58,92
28 6,16 12,32 18,48 24,64 30,80 36,96 43,12 49,28 55,44 61,60 67,76 73,92

Tafel 9-4 Größte Anzahl von Stahleinlagen in einer Lage (bw ¼ Balkenbreite)
bw Durchmesser der Stahleinlagen ds in mm
in cm
10 12 14 16 20 25 28
10 1 1 1 1 1 ! !
15 3 3 2 2 2 1 1
20 (5) 4 4 4 3 2 2
25 6 6 5 5 4 3 3
30 8 7 7 6 6 4 4
35 (10) 9 8 8 7 5 5
40 11 10 10 9 8 6 6
45 13 12 11 11 9 7 7
50 (15) 14 13 12 11 8 8
60 18 17 16 15 13 10 9
˘ Bügel 6 mm 8 mm 10 mm

Betondeckung der Bügel cbü ¼ 3,0 cm. Bei den Werten in Klammern werden die geforderten
Abstände geringfügig unterschritten.

Tafel 9-5 Stahlquerschnitte aBügel in cm2 /m für zweischnittige Bügel


1s Stababstand der 2-schnittigen Bügel in cm
in mm
10,0 11,0 12,0 13,0 14,0 15,0 16,0 17,0 18,0 19,0 20,0 22,0 23,0 25,0
5 3,9 3,6 3,3 3,0 2,8 2,6 2,5 2,3 2,2 2,1 2,0 1,8 1,7 1,6
6 5,7 5,1 4,7 4,3 4,0 3,8 3,5 3,3 3,1 3,0 2,8 2,6 2,5 2,3
8 10,1 9,1 8,4 7,7 7,2 6,7 6,3 5,9 5,6 5,3 5,0 4,6 4,4 4,0
10 15,7 14,3 13,1 12,1 11,2 10,5 9,8 9,2 8,7 8,3 7,9 7,1 6,8 6,3
12 22,6 20,6 18,8 17,4 16,2 15,1 14,1 13,3 12,6 11,9 11,3 10,3 9,8 9,0
14 30,8 28,0 25,7 23,7 22,0 20,5 19,2 18,1 17,1 16,2 15,4 14,0 13,4 12,3
16 40,2 36,6 33,5 30,9 28,7 26,8 25,1 23,7 22,3 21,2 20,1 18,3 17,5 16,1

Tafel 9-6 Querschnitte Asbü in cm2 für zweischnittige Bügel


1s Anzahl der Bügel
in mm
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
5 0,4 0,8 1,2 1,6 2,0 2,4 2,7 3,1 3,5 3,9 4,3 4,7 5,1 5,5 5,9
6 0,6 1,1 1,7 2,3 2,8 3,4 4,0 4,5 5,1 5,7 6,2 6,8 7,4 7,9 8,5

8 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 9,0 10,1 11,1 12,1 13,1 14,1 15,1
10 1,6 3,1 4,7 6,3 7,9 9,4 11,0 12,6 14,1 15,7 17,3 18,8 20,4 22,0 23,6
12 2,3 4,5 6,8 9,0 11,3 13,6 15,8 18,1 20,4 22,6 24,9 27,1 29,4 31,7 33,9

14 3,1 6,2 9,2 12,3 15,4 18,5 21,6 24,6 27,7 30,8 33,9 36,9 40,0 43,1 46,2
16 4,0 8,0 12,1 16,1 20,1 24,1 28,1 32,2 36,2 40,2 44,2 48,3 52,3 56,3 60,3

772
Betonstahltafeln
Tafel 9-7 Neues Lieferprogramm für Lagermatten ab Januar 2008
(Info: Institut für Betonstahlbewehrung e. V.)

Querschnitte Länge Gewicht Mattenaufbau in Längsrichtung und Querrichtung !berstände


Breite
je Matte Stabab- Stabdurchmesser Anzahl der Anfang/Ende
Mattentyp stände Längsrandstäbe
2
längs quer je m Innen- Rand- (Randeinsparung) links/rechts
bereich bereich
cm2 /m m kg mm mm links rechts mm

1,88 41,7 150 " 6,0 75


Q188A 150 " 6,0
1,88 3,02 25

2,57 56,8 150 " 7,0 75


Q257A 150 " 7,0
2,57 4,12 25

3,35 6,00 74,3 150 " 8,0 75


Q335A 150 " 8,0
3,35 2,30 5,38 25

4,24 84,4 150 " 9,0 / 7,0 # 4 / 4 75


Q424A 150 " 9,0
4,24 6,12 25

5,24 100,9 150 " 10,0 / 7,0 # 4 / 4 75


Q524A 150 " 10,0
5,24 7,31 25

6,36 6,00 132,0 100 " 9,0 / 7,0 # 4 / 4 62,5


Q636A 125 " 10,0
6,28 2,35 9,36 25

1,88 33,6 150 " 6,0 125


R188A 250 " 6,0
1,13 2,43 25

2,57 41,2 150 " 7,0 125


R257A 250 " 6,0
1,13 2,99 25

3,35 6,00 50,2 150 " 8,0 125


R335A
1,13 2,30 3,64 250 " 6,0 25 12
4,24 67,2 150 " 9,0 / 8,0 # 2 / 2 125
R424A 250 " 8,0
2,01 4,87 25

5,24 75,7 150 " 10,0 / 8,0 # 2 / 2 125


R524A 250 " 8,0
2,01 5,49 25

Tafel 9-8 Mattenübergreifung für Lagermatten im Zwei-Ebenen-Stoß nach der Maschenregel


Q-Matten

Verbundbereich I
Tragstoß in Längsrichtung Tragstoß in Querrichtung
C
20/25 25/30 30/37 35/45 40/50 45/55 50/60 20/25 25/30 30/37 35/45 40/50 45/55 50/60
Typ
Q-188A 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 1 1 1 1
Q-257A 2 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 1 1
Q-335A 2 2 1 1 1 1 1 3 2 2 2 2 2 2
Q-424A 2 2 2 1 1 1 1 3 3 3 3 3 3 3
Q-524A 3 2 2 2 2 1 1 3 3 3 3 3 3 3
Q-636A 4 3 3 2 2 2 2 6 5 4 4 3 3 3

Fortsetzung s. nächste Seite

773
Stahlbeton- und Spannbetonbau nach Eurocode 2
Tafel 9-8, Fortsetzung
Q-Matten
Verbundbereich II
Tragstoß in Längsrichtung Tragstoß in Querrichtung
C
20/25 25/30 30/37 35/45 40/50 45/55 50/60 20/25 25/30 30/37 35/45 40/50 45/55 50/60
Typ
Q-188A 2 2 2 1 1 1 1 3 2 2 2 2 2 2
Q-257A 3 2 2 2 1 1 1 3 3 3 2 2 2 2
Q-335A 3 3 2 2 2 2 1 4 3 3 3 2 2 2
Q-424A 4 3 3 2 2 2 2 4 4 3 3 3 3 3
Q-524A 4 4 3 3 2 2 2 5 4 4 3 3 3 3
Q-636A 5 4 4 3 3 3 2 8 7 6 5 5 5 5

R-Matten
Verbundbereich I
Tragstoß in Längsrichtung Verteilerstoß in Querrichtung
C
20/25 25/30 30/37 35/45 40/50 45/55 50/60 20/25 25/30 30/37 35/45 40/50 45/55 50/60
Typ
R-188A 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
R-257A 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
R-335A 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
R-424A 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 2 2
R-524A 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 2 2
Verbundbereich II
R-188A 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
R-257A 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
R-335A 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
R-424A 2 2 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 2 2
R-524A 2 2 2 1 1 1 1 2 2 2 2 2 2 2

Tafel 9-9 !bergreifungslängen ls [cm] für Lagermatten im Zwei-Ebenen-Stoß


Q-Matten
Verbundbereich I
Tragstoß in Längsrichtung Tragstoß in Querrichtung
C
20/25 25/30 30/37 35/45 40/50 45/55 50/60 20/25 25/30 30/37 35/45 40/50 45/55 50/60
Typ
Q-188A 29 25 22 20 20 20 20 29 25 22 20 20 20 20
Q-257A 34 29 26 23 21 20 20 34 29 26 23 21 20 20
Q-335A 38 33 29 26 24 22 21 38 33 29 26 24 22 21
Q-424A 43 37 33 29 27 25 23 50 50 50 50 50 50 50
Q-524A 50 43 39 34 31 29 27 50 50 50 50 50 50 50
Q-636A 51 44 39 35 32 30 28 57 48 43 38 35 35 35
Fortsetzung s. nächste Seite

7 74
Betonstahltafeln
Tafel 9-9, Fortsetzung
Q-Matten
Verbundbereich II
Tragstoß in Längsrichtung Tragstoß in Querrichtung
C
20/25 25/30 30/37 35/45 40/50 45/55 50/60 20/25 25/30 30/37 35/45 40/50 45/55 50/60
Typ
Q-188A 41 35 32 28 26 24 22 41 35 32 28 26 24 22
Q-257A 48 41 37 32 30 28 26 48 41 37 32 30 28 26
Q-335A 55 47 42 37 34 32 29 55 47 42 37 34 32 29
Q-424A 61 52 47 42 38 35 33 61 52 50 50 50 50 50
Q-524A 72 61 55 49 45 41 39 72 61 55 50 50 50 50
Q-636A 73 62 56 50 46 42 39 81 69 62 55 50 50 50

R-Matten
Verbundbereich I
Tragstoß in Längsrichtung Verteilerstoß in Querrichtung
C
20/25 25/30 30/37 35/45 40/50 45/55 50/60 20/25 25/30 30/37 35/45 40/50 45/55 50/60
Typ
R-188A 29 25 25 25 25 25 25 15 15 15 15 15 15 15
R-257A 34 29 26 25 25 25 25 15 15 15 15 15 15 15
R-335A 38 33 29 26 25 25 25 15 15 15 15 15 15 15
R-424A 43 37 33 29 27 25 25 25 25 25 25 25 25 25
R-524A 50 43 39 34 31 29 27 25 25 25 25 25 25 25 12
Verbundbereich II
R-188A 41 35 32 28 26 24 22 15 15 15 15 15 15 15
R-257A 48 41 37 32 30 28 26 15 15 15 15 15 15 15
R-335A 55 47 42 37 34 32 29 15 15 15 15 15 15 15
R-424A 61 52 47 42 38 35 33 25 25 25 25 25 25 25
R-524A 72 61 55 49 45 41 39 25 25 25 25 25 25 25

775
Stahlbau
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Richard Stroetmann, Technische Universität Dresden
Prof. Dr.-Ing. Wolfram Lohse, ehem. Fachhochschule Aachen

Inhalt Seite

1 Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln 782


1.1 Formelzeichen 782
1.2 Werkstoffe 783
1.3 Profiltafeln 791
2 Grundlagen der Tragwerksplanung und -berechnung 826
2.1 Nachweisverfahren mit Teilsicherheitsbeiwerten 826
2.2 Tragwerksberechnung 827
2.3 Klassifizierung von Anschlüssen und Berechnungsansätze 827
2.4 Einflüsse der Tragwerksverformungen 831
2.5 Methoden zur Stabilitätsberechnung von Tragwerken 832
2.6 Imperfektionen 833
2.7 Klassifizierung von Querschnitten 836
3 Beanspruchbarkeit von Querschnitten 840
3.1 Allgemeines 840
3.2 Querschnittswerte 841
3.3 Beanspruchung auf Zug 842
3.4 Beanspruchung auf Druck 843
3.5 Beanspruchung auf Biegung 844
3.6 Beanspruchung durch Querkraft 844
3.7 Beanspruchung auf Torsion 845
3.8 Beanspruchung auf Querkraft und Torsion 847
3.9 Beanspruchung auf Biegung und Querkraft 847
3.10 Beanspruchung auf Biegung und Normalkraft 848
3.11 Beanspruchung von Querschnitten der Klassen 1 und 2 durch 13
zweiachsige Biegung und Normalkraft 856
3.12 Tragfähigkeitstabellen 856
4 Stabilitätsnachweise für Stäbe und Stabwerke 857
4.1 Allgemeines 857
4.2 Gleichförmige Bauteile mit planmäßig zentrischem Druck 858
4.3 Einachsige Biegung 884
4.4 Auf Biegung und Druck beanspruchte gleichförmige Bauteile 895
4.5 Allgemeines Verfahren für Knick- und Biegedrillknicknachweise 897
4.6 Mehrteilige Druckstäbe 898
5 Plattenförmige Bauteile 904
5.1 Grundlagen 904
5.2 Berücksichtigung von Schubverzerrungen 904
5.3 Beulsicherheitsnachweise nach DIN EN 1993-1-5, Abs. 4 bis 7 907
5.4 Flanschinduziertes Stegbeulen 918
5.5 Methode der reduzierten Spannungen 918
5.6 Beulwerte, kritische Beulspannung 919
6 Verbundtragwerke nach DIN EN 1994-1-1 923
6.1 Grundlagen 923
6.2 Verbundträger 927

777

U. Vismann (Hrsg.), Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln, DOI 10.1007/978-3-8348-8613-2_13,


© Vieweg+Teubner Verlag |Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012
Stahlbau

6.3 Verbundstützen 947


6.4 Verbunddecken 955
7 Anschlüsse 962
7.1 Allgemeines 962
7.2 Verbindungen mit Schrauben und Nieten 964
7.3 Verbindungen mit Bolzen 977
7.4 Schweißverbindungen 978
8 Ermüdung 986
8.1 Anwendungsbereich 986
8.2 Bemessungskonzepte 986
8.3 Ermüdungsbeanspruchung 988
8.4 Spannungen und Spannungsschwingbreiten 990
8.5 Ermüdungsfestigkeit 992
8.6 Nachweis der Ermüdungssicherheit 994
9 Kranbahnen 996
9.1 Allgemeines 996
9.2 Einwirkungen 997
9.3 Schnittgrößen und Spannungen 1003
9.4 Nachweise im Grenzzustand der Tragfähigkeit 1008
9.5 Nachweise im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit 1011
9.6 Ermüdung 1012
10 Ausführung von Stahlbauten 1014
10.1 Ausführungsklassen 1014
10.2 Schweißverbindungen 1015
10.3 Schraubenverbindungen 1017

Technische Baubestimmungen und Literatur


[1] DIN EN 1990 12.10 Grundlagen der Tragwerksplanung
DIN EN 1991 Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke
[2] DIN EN 1991-1-1 12.10 Allgemeine Einwirkungen auf Tragwerke — Wichten, Ei-
gengewicht und Nutzlasten im Hochbau
[3] DIN EN 1991-1-5 12.10 Temperatureinwirkungen
[4] DIN EN 1991-1-6 12.10 Allgemeine Einwirkungen, Einwirkungen während der
Bauausführung
[5] DIN EN 1991-1-7 12.10 Außergewöhnliche Einwirkungen
[6] DIN EN 1991-2 12.10 Verkehrslasten auf Brücken
DIN EN 1991-2/NA 11.07
[7] DIN EN 1991-3 12.10 Einwirkungen infolge von Kranen und Maschinen
[8] DIN EN 1991-3/NA 12.10 Nationaler Anhang — Einwirkungen infolge von Kranen
und Maschinen
DIN EN 1992-1 Eurocode 2: Bemessung und Konstruktion von Stahlbe-
ton- und Spannbetontragwerken
[9] DIN EN 1992-1-1 01.11 Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hoch-
bau
[10] DIN EN 1992-1-1/NA 01.11 Nationaler Anhang — Allgemeine Bemessungsregeln
und Regeln für den Hochbau
DIN EN 1993 Eurocode 3: Bemessung und Konstruktion von Stahlbau-
ten
[11] DIN EN 1993-1-1 12.10 Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hoch-
bau

778
Stahlbau

[12] DIN EN 1993-1-1/NA 12.10 Nationaler Anhang — Allgemeine Bemessungsregeln


und Regeln für den Hochbau
[13] DIN EN 1993-1-3 12.10 Allgemeine Regeln — Ergänzende Regeln für kaltge-
formte Bauteile und Bleche
[14] DIN EN 1993-1-5 12.10 Plattenförmige Bauteile
[15] DIN EN 1993-1-5/NA 12.10 Nationaler Anhang — Plattenförmige Bauteile
[16] DIN EN 1993-1-8 12.10 Bemessung von Anschlüssen
[17] DIN EN 1993-1-8/NA 12.10 Nationaler Anhang — Bemessung von Anschlüssen
[18] DIN EN 1993-1-9 12.10 Ermüdung
[19] DIN EN 1993-1-9/NA 12.10 Nationaler Anhang — Ermüdung
[20] DIN EN 1993-1-10 12.10 Stahlsortenauswahl im Hinblick auf Bruchzähigkeit und
Eigenschaften in Dickenrichtung
[21] DIN EN 1993-1-10/NA 12.10 Nationaler Anhang — Stahlsortenauswahl im Hinblick
auf Bruchzähigkeit und Eigenschaften in Dickenrichtung
[22] DIN EN 1993-1-12 12.10 Zusätzliche Regeln zur Erweiterung von EN 1993 auf
Stahlgüten bis S700
[23] DIN EN 1993-1-12/NA 10.10 Nationaler Anhang — Zusätzliche Regeln zur Erweite-
rung von EN 1993 auf Stahlgüten bis S700
[24] DIN EN 1993-2 12.10 Stahlbrücken
[25] DIN EN 1993-2/NA 12.10 Nationaler Anhang — Stahlbrücken
[26] DIN EN 1993-6 12.10 Kranbahnen
[27] DIN EN 1993-6/NA 12.10 Nationaler Anhang — Kranbahnen
DIN EN 1994-1 Eurocode 4: Bemessung und Konstruktion von Verbund-
tragwerken aus Stahl und Beton
[28] DIN EN 1994-1-1 12.10 Allgemeine Bemessungsregeln und Anwendungsregeln
für den Hochbau
[29] DIN EN 1994-1-1/NA 12.10 Nationaler Anhang — Allgemeine Bemessungsregeln
und Anwendungsregeln für den Hochbau
[30] DIN 1055 Einwirkungen auf Tragwerke
[31] DIN 15070 12.77 Krane, Berechnungsgrundlagen für Laufräder
DIN 18800 Stahlbauten
[32] DIN 18800-1 11.08 Bemessung und Konstruktion
13
[33] DIN 18800-2 11.08 Stabilitätsfälle — Knicken von Stäben und Stabwerken
[34] DIN 18800-3 11.08 Stabilitätsfälle — Plattenbeulen
[35] DIN 18800-5 03.07 Verbundtragwerke aus Stahl und Beton — Bemessung
und Konstruktion
[36] DIN EN 1090 Ausführung von Stahltragwerken und Aluminiumtrag-
werken
[37] DIN EN 1090-1 07.10 Konformitätsnachweisverfahren für tragende Bauteile
[38] DIN EN 1090-2 12.08 Technische Regeln für die Ausführung von Stahltragwer-
ken
[39] DIN EN 10027-1 10.05 Bezeichnungssysteme für Stähle, Kurznamen
[40] DIN EN 10027-2 09.92 Bezeichnungssysteme für Stähle, Nummernsystem
[41] DIN ISO 5261 04.97 Technische Zeichnungen, Vereinfachte Angabe von Stä-
ben und Profilen
[42] DIN EN 10025 Warmgewalzte Erzeugnisse aus Baustählen, Teile 1 bis 6
[43] DIN 536 Kranschienen, Maße, statische Werte, Stahlsorten für
Kranschienen
[44] DIN 1025 Warmgewalzte I-Träger-Maße, Masse, statische Werte
[45] DIN 1026-1 Warmgewalzter U-Profilstahl — Maße, Masse und stati-
DIN 1026-2 sche Werte
[46] DIN 1027 04.04 Stabstahl — Warmgewalzter rundkantiger Z-Stahl — Ma-
ße, Masse, Toleranzen, statische Werte

779
Stahlbau

[47] DIN 59200 05.01 Flacherzeugnisse aus Stahl — Warmgewalzter Breitflach-


stahl — Maße, Masse, Grenzabmaße, Formtoleranzen
und Grenzabweichungen der Masse
[48] DIN EN 10055 12.95 Warmgewalzter gleichschenkliger T-Stahl mit gerundeten
Kanten und !bergängen — Maße, Grenzabmaße und
Formtoleranzen
[49] DIN EN 10056-1 10.98 Gleichschenklige und ungleichschenklige Winkel aus
Stahl — Teil 1: Maße
[50] DIN EN 10149 04.11 Warmgewalzte Flacherzeugnisse aus Stählen mit hoher
Streckgrenze zum Kaltumformen, Teil 2: Lieferbedingun-
gen für thermomechanisch gewalzte Stähle
Teil 3: Lieferbedingungen für normalgeglühte oder nor-
malisierend gewalzte Stähle
[51] DIN EN 10164 03.05 Stahlerzeugnisse mit verbesserten Verformungseigen-
schaften senkrecht zur Erzeugnisoberfläche — Technische
Lieferbedingungen
[52] DIN EN 10210 07.06 Warmgefertigte Hohlprofile für den Stahlbau aus unle-
gierten Baustählen und aus Feinkornbaustählen
[53] DIN EN 10219 07.06 Kaltfertigte geschweißte Hohlprofile für den Stahlbau aus
unlegierten Baustählen und aus Feinkornbaustählen
[54] DIN EN 10346 07.09 Kontinuierlich schmelztauchveredeltes Flacherzeugnisse
aus Stahl — Technische Lieferbedingungen
[55] DIN EN 10034 03.94 I- und H-Profile aus Baustahl — Grenzabmaße und
Formtoleranzen
[56] DIN 997 10.70 Anreißmaße (Wurzelmaße) für Formstahl und Stabstahl
[57] DIN 998 10.70 Lochabstände in ungleichschenkligen Winkelstählen
[58] DIN 999 10.70 Lochabstände in gleichschenkligen Winkelstählen
[59] DIN EN ISO 286-2 11.10 Geometrische Produktspezifkation (GPS) — ISO-Toleranz-
system für Längenmaße — Teil 2: Tabellen der Grundtole-
ranzgrade und Grenzabmaße für Bohrungen und Wellen
[60] DIN EN ISO 898-1,2 08.09 Mechanische Eigenschaften von Verbindungelementen
02.10 aus Kohlenstoffstahl und legiertem Stahl — Teil 1:
Schrauben mit festgelegten Festigkeitsklassen
Teil 2: Muttern mit festgelegten Prüfkräften
[61] DIN EN ISO 5817 10.06 Schweißen — Schmelzschweißverbindungen an Stahl,
Nickel, Titan und deren Legierungen (ohne Strahlschwei-
ßen) — Bewertungsgruppen von Unregelmäßigkeiten
[62] DIN EN ISO 13918 10.08 Schweißen — Bolzen und Keramikringe für das Lichtbo-
genbolzenschweißen
[63] DIN EN ISO 14555 12.06 Schweißen — Lichtbogenbolzenschweißen von metalli-
schen Werkstoffen
[64] DIN EN 22553 03.97 Schweiß- und Lötnähte — Symbolische Darstellung in
Zeichnungen
[65] DIN EN 14399 06.06 Hochfeste planmäßig vorspannbare Schraubenverbin-
dungen für den Metallbau
[66] DIN EN 15048 07.07 Garnituren für nicht planmäßig vorgespannte Schrauben-
verbindungen für den Metallbau
[67] DIN EN 13001-2 07.11 Kransicherheit — Konstruktion allgemein — Teil 2: La-
steinwirkungen
[68] VDI 2388 10.07 Kräne in Gebäude — Planungsgrundlagen
[69] BGV D6 04.01 Unfallverhütungsvorschrift Krane
[70] Kurobane, Y., J. A. Packer, J. Wardenier, und N. Yeomans. Konstruieren mit Stahlhohlprofi-
len — Berechnung + Bemessung von Verbindungen aus Rundhohlprofilen unter vorwie-
gend ruhender Beanspruchung. Herausgeber: CIDECT. Verlag T!V Rheinland: Köln, 1991.
[71] Stroetmann, R., J. Lindner. Knicknachweise nach DIN EN 1993-1-1. Verlag Ernst & Sohn,
Stahlbau 79 (2010), Heft 11, S. 793—808.

780
Stahlbau

[72] Stroetmann, R., H. Friemann. Zum Nachweis ausgesteifter biegedrillknickgefährdeter


Träger. Verlag Ernst & Sohn, Stahlbau 67 (1998), Heft 12, S. 936—955.
[73] Francke, W. H. Friemann. Schub und Torsion in geraden Stäben (3. Auflage). Wiesba-
den: Vieweg + Teubner, 2005.
[74] Dutta, D. Hohlprofilkonstruktionen. Ernst & Sohn: Berlin, 1999.
[75] Verein Deutscher Eisenhüttenleute (Hrsg.). Stahl im Hochbau (14. Aufl. Band I/Teil 2).
Düsseldorf: Verlag Stahleisen, 1986.
[76] Boissonade, Greiner. Rules of Member Stability in EN 1993-1-1, Background documenta-
tion an design guidelines. Multicomp. ECCS/EKS publ. No 119, Brüssel, 2006.
[77] Lindner, J. Schlanke Stabtragwerke. Stahlbau Kalender (2009) S. 273—379, Verlag Ernst
& Sohn: Berlin, 2009.
[78] Roik, K., J. Carl, J. Lindner. Biegetorsionsprobleme gerade dünnwandiger Stäbe. Verlag
Ernst & Sohn: Berlin, 1972.
[79] Lindner, J. Stabilisierung von Trägern durch Trapezbleche. Verlag Ernst & Sohn, Stahl-
bau 56 (1987), Heft 1, S. 9—15.
[80] Lindner, J., R. Giezelt. Zur Tragfähigkeit ausgeklinkter Träger. Verlag Ernst & Sohn,
Stahlbau 54 (1985), Heft 2, S. 39—45.
[81] Rubin, H., U. Vogel. Baustatik ebener Tragwerke. In Stahlbau Handbuch 1 Teil A: Ab-
schnitt 3. Stahlbau-Verlagsgesellschaft: Köln, 1993.
[82] Sedlacek, G., M. Feldmann, U. Kuhlmann. Entwicklung und Aufbereitung wirtschaftlicher
Bemessungsregeln für Stahl- und Verbundträger mit schlanken Stegblechen im Hoch-
und Brückenbau. AiF-project 14771, Final Report, Oktober 2007.
[83] Kuhlmann, U., B. Braun. Bemessung und Konstruktion von aus Blechen zusammenge-
setzten Bauteilen nach DIN EN 1993-1-5. Stahlbau Kalender (2009) S. 381—451, Verlag
Ernst & Sohn: Berlin, 2009.
[84] Klöppel, K., J. Scheer, K. H. Möller. Beulwerte ausgesteifter Rechteckplatten Band I und
II. Ernst & Sohn: Berlin, 1960 und 1968.
[85] Petersen, C., Statik und Stabilität der Baukonstruktionen (2. Aufl.). Friedr. Vieweg &
Sohn Verlagsgesellschaft: Braunschweig/Wiesbaden, 1982.
[86] Protte, W. Zum Scheiben- und Beulproblem längsversteifter Stegblechfelder bei örtlicher
Lasteinleitung und bei Belastung aus Haupttragwirkung. Der Stahlbau 45, 1976.
[87] Hanswille, G., M. Schäfer. Stahlbaunormen — Verbundtragwerke aus Stahl und Beton,
Bemessung und Konstruktion. Stahlbau Kalender (2005) S. 238—453, Verlag Ernst &
Sohn: Berlin, 2005.
13
[88] Hanswille, G., J. Lindner. Münich, D. Zum Biegedrillknicken von Verbundträgern. Verlag
Ernst & Sohn, Stahlbau 67 (1998), Heft 7, S. 525—535.
[89] Nussbaum, A., H.-P. Günther. Grundlagen und Erläuterung der neuen Ermüdungsnach-
weise nach Eurocode 3. Stahlbau Kalender (2006) S. 381—484, Verlag Ernst & Sohn:
Berlin, 2006.
[90] Zhao, X.-L., S. Herion, J. A. Packer. Geschweißte Anschlüsse von runden und recht-
eckigen Hohlprofilen unter Ermüdungsbelastung. Herausgeber: CIDECT. Verlag T!V
Rheinland: Köln, 2002.
[91] Kindmann, Rolf. Stahlbau Kompakt (2. Aufl.). Verlag Stahleisen GmbH: Düsseldorf,
2008.
[92] Kraus, Matthias. Finite-Elemente-Methode für die genaue Berechnung von Querschnitts-
werten und Spannungen — Beispiele. Bauingenieur (Juni 2007) S. 299—303.
[93] Seeßelberg, Christoph. Kranbahnen — Bemessung und konstruktive Gestaltung
(3. Aufl.). Bauwerk Verlag GmbH: Berlin, 2009.
[94] Fachkommission Bautechnik der Bauministerkonferenz. Erläuterungen zur Anwendung
der Eurocodes vor ihrer Bekanntmachnung als Technische Baubestimmungen. DIBt Mit-
teilungen (6/2010), Dezember 2010, S. 252—257.
[95] Ungermann, D., S. Schneider. Geschraubte Anschlüsse und Verbindungen nach DIN EN
1993-1-8. Verlag Ernst & Sohn, Stahlbau 79 (2010), S. 809—826.
[96] Rose, G. Ein Beitrag zur Berechnung von Kranbahnen. Der Stahlbau 27 (1958)

781
Stahlbau

1 Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln


1.1 Formelzeichen
Schnittgrößen und Spannungen
N Normalkraft
M Moment
V Querkraft
' Normalspannung
'v Vergleichsspannung
#' Spannungsschwingbreite
t Schubspannung
fy Streckgrenze
fu Zugfestigkeit
m Reibungszahl
w Verhältnis von Spannungen oder
Schnittgrößen
Querschnittgrößen
A Querschnittsfläche IW Wölbflächenmoment 2. Grades
Av wirksame Schubfläche; Querschnitts- W Elastisches Widerstandsmoment
fläche der Pfosten einer Gitterstütze b Breite
EI Biegesteifigkeit d Nenndurchmesser des
G Schubmodul Verbindungsmittels
S Statisches Moment d0 Lochdurchmesser
I Flächenträgheitsmoment i Trägheitsradius
IT Torsionsflächenmoment r Ausrundungsradius
2. Grades (St. Venant) t Blechdicke
Systemgrößen, Kennzahlen, Beiwerte
L Länge lLT Schlankheitsgrad für Biegedrillknicken
Lcr Knicklänge c Abminderungsbeiwert nach der maß-
Ncr ideale Verzweigungslast für den maß- gebenden Knicklinie
gebenden Knickfall r Abminderungsbeiwert für Beulen;
Fcr ideale Verzweigungslast auf der Basis Abminderungsbeiwert zur Berück-
elastischer Anfangssteifigkeiten sichtigung von VEd
Mcr Biegedrillknickmoment F0 Ausgangswert der Anfangsschiefstel-
acr Verzweigungslastfaktor lung
k Beulwert, Beiwert F Anfangsschiefstellung
a Imperfektionsbeiwert; Seitenverhältnis e0 Stich der Vorkrümmung
l Schlankheitsgrad e Stabkennzahl; Dehnung; Beiwert in Ab-
hängigkeit von fy
Einwirkungen, Widerstandsgrößen, Sicherheiten
FEd Bemessungswert der Einwirkung gF Teilsicherheitsbeiwert für Einwirkungen
G ständige Einwirkung gM Teilsicherheitsbeiwert für Wider-
Q veränderliche Einwirkung standsgrößen
NRd Normalkrafttragfähigkeit fy Streckgrenze
VRd Querkrafttragfähigkeit fu Zugfestigkeit
Nb;Rd Normalkrafttragfähigkeit unter Berück- MRd Momententragfähigkeit
sichtigung des maßgebenden Knickfalls Mb;Rd Momententragfähigkeit unter Berück-
sichtigung des Biegedrillknickens
Indizies
a Baustahl el elastisch
c Beton pl plastisch
s Betonstahl k charakteristischer Wert
p Profilblech d Bemessungswert
Ek charakteristischer Wert der Einwirkung Rk charakteristischer Wert der Bean-
Ed Bemessungswert der Einwirkung spruchbarkeit
f Flansch Rd Bemessungswert der Beanspruchbarkeit
w Steg; Schweißen cr kritisch
ch Gurtstab bei mehrteiligen Stäben b Knicken
sl Längssteife LT Biegedrillknicken
t Zug eff effektiv
c Druck mod modifiziert
red reduziert

782
Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln

1.2 Werkstoffe
1.2.1 Werkstoffeigenschaften
Bezeichnungssystem unlegierter Stähle für den Stahlbau
Die Bezeichnung kann auf zwei Arten erfolgen:
a) Nach der Werkstoff-Nummer gem. DIN EN 10 027-2, z. B. 1.0116
b) Mit dem Kurznamen nach DIN EN 10 027-1 (10.05):
Beispiele für die Bedeutung
der Hauptsymbole:
S ¼ Stähle für den allg. Stahlbau, gefolgt
von dem Mindeststreckgrenzenwert in
N/mm2 und der Gütegruppe
P ¼ Stähle für den Druckbehälterbau

Tafel 1-1 Zusatzsymbole Gruppe 1 Nenndicken s. Norm


Prüftemperatur in , C þ20 0 !20 !30 !40 !50 !60
27 J JR JO J2 J3 J4 J5 J6
Kerbschlagarbeit, min
40 J KR KO K2 K3 K4 K5 K6

Zusatzsymbole der Gruppe 2 werden erforderlichenfalls an die Gruppe 1 angehängt.


Beispiele C ¼ mit besonderer Kaltumformbarkeit, L ¼ für tiefere Temperaturen,
W ¼ Wetterfest, H ¼ Hohlprofile, T ¼ für Rohre, P ¼ für Spundbohlen,
N ¼ normalgeglüht oder normalisierend gewalzt, M ¼ thermomechanisch
gewalzt

Tafel 1-2 Allgemeine Werkstoffangaben


Elastizitätsmodul E 210 000 N=mm2
Schubmodul G 81 000 N=mm2
Querdehnzahl n 0,3
13
Temperaturdehnzahl a 12 " 10!6 K!1
Dichte r 7 850 kg=m3

Die Nennwerte der Streckgrenze fy und der Zugfestigkeit fu für Baustahl sind in der
Regel:
a) entweder direkt als Werte fy ¼ Reh und fu ¼ Rm aus der Produktnorm
(DIN EN 10025 Teile 2 bis 6, DIN EN 10210-1 und DIN EN 10219-1), oder
b) vereinfacht der Tafel 1-3 und Tafel 1-4 zu entnehmen.

Tafel 1-3 Nennwerte der Streckgrenze fy und der Zugfestigkeit fu in N/mm2 für warmgewalz-
ten Baustahl
Erzeugnisdicke t ½mm.
Werkstoffnorm und t < 40 mm 40 < t < 80 mm
Stahlsorte Streckgrenze Zugfestigkeit Streckgrenze Zugfestigkeit
fy fu fy fu
DIN EN 10025-2
S235 235 360 215 360
S275 275 430 255 410
S355 355 490 335 470
S450 440 550 410 550

Fortsetzung s. nächste Seite

783
Stahlbau
Tafel 1-3, Fortsetzung
Erzeugnisdicke t ½mm.
Werkstoffnorm und t < 40 mm 40 < t < 80 mm
Stahlsorte
Streckgrenze Zugfestigkeit Streckgrenze Zugfestigkeit
fy fu fy fu
DIN EN 10025-3
S275 N/NL 275 390 255 370
S355 N/NL 355 490 335 470
S420 N/NL 420 520 390 520
S460 N/NL 460 540 430 540
DIN EN 10025-4
S275 M/ML 275 370 255 360
S355 M/ML 355 470 335 450
S420 M/ML 420 520 390 500
S460 M/ML 460 540 430 530
DIN EN 10025-5
S235 W 235 360 215 340
S355 W 355 490 335 490
DIN EN 10025-6
S 460 Q/QL/QL1 460 570 440 550
DIN EN 10210-1
S235 H 235 360 215 340
S275 H 275 430 255 410
S355 H 355 510 335 490
S275 NH/NLH 275 390 255 370
S355 NH/NLH 355 490 335 470
S420 NH/NLH 420 540 390 520
S460 NH/NLH 460 560 430 550
DIN EN 10219-1
S235 H 235 360
S275 H 275 430
S355 H 355 510
S275 NH/NLH 275 370
S355 NH/NLH 355 470
S460 NH/NLH 460 550
S275 MH/MLH 275 360
S355 ML/MLH 355 470
S420 ML/MLH 420 500
S460 ML/MLH 460 530

Tafel 1-4 Nennwerte der Streckgrenze fy und der Zugfestigkeit fu in N/mm2 für höherfeste
Baustähle nach DIN EN 10025-6 [42] bis S690
Stahlsorte t < 50 mm 50 < t < 100 mm 100 < t < 150 mm
fy fu fy fu fy fu
S500 Q/QL/QL1 500 590 480 590 440 540
S550 Q/QL/QL1 550 640 530 640 490 590
S620 Q/QL/QL1 620 700 580 700 560 650
S690 Q/QL/QL1 690 770 650 760 630 710

784
Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln

1.2.2 Anforderungen an die Duktilität


Es ist zwischen Stählen bis S460 (Tafel 1-3) und solchen mit höherer Streckgrenze
(Tafel 1-4) zu unterscheiden. Stähle bis S460 sind auch für die plastische Tragwerks-
berechnung nach dem Fließgelenkverfahren zugelassen (vgl. [11], Abschnitt 5.4.3).
Bei Stählen oberhalb S460 bis S700 ist neben der elastischen eine nichtlineare plas-
tische Tragwerksberechnung unter Berücksichtigung von Teilplastizierungen von Bau-
teilen in Fließzonen möglich (vgl. [22], Abschnitt 2.1). Die Querschnittstragfähigkeit
darf bei Querschnitten der Klassen 1 und 2 plastisch berechnet werden. Bei Stahlsor-
ten nach den Tafeln 1-3 und 1-4 kann davon ausgegangen werden, dass die Duktilitäts-
anforderungen nach Tafel 1-5 erfüllt sind.

Tafel 1-5 Duktilitätsanforderungen


Stahlsorte bis S460 über S460 bis S700
Verhältnis fu =fy > 1,10 > 1,05
Bruchdehnung > 15 % > 10 %
Gleichmaßdehnung eu > 15fy =E > 15fy =E

1.2.3 Auswahl der Stahlsorten im Hinblick auf die Bruchzähigkeit


nach DIN EN 1993-1-10 [20]
Die Regelungen dieses Abschnittes gelten für Stähle S235 bis S690 nach den Ta-
feln 1-3 und 1-4. Sie sind nicht zur Bewertung von Stählen bestehender Tragkon-
struktionen bestimmt, sofern sie nicht den technischen Lieferbedingungen der auf-
geführten Normen für die Stahlerzeugnisse entsprechen. Die Ausführungen gelten
für geschweißte und ungeschweißte Bauteile mit reiner oder teilweiser Zugbean-
spruchung und mit Ermüdungsbeanspruchung. Sie können für Bauteile mit ande-
ren Bedingungen auf der sicheren Seite liegen. In diesen Fällen kann die Anwen-
dung der Bruchmechanik zweckmäßig sein (siehe [20], Abschnitt 2.4). Die Wahl der 13
Stahlsorte erfolgt in der Regel unter Berücksichtigung der in Tafel 1-6 aufgeführten
Einflüsse.
Zum Nachweis ausreichender Bruchzähigkeit der eingesetzten Werkstoffe wird in
der Regel die außergewöhnliche Bemessungssituation nach Gl. (1-1) zugrunde ge-
legt. Es wird das gleichzeitige Auftreten der niedrigsten Bauwerkstemperatur, un-
günstiger Rissgrößen, Rissstelle und Werkstoffeigenschaften angenommen. Die
Leiteinwirkung A ist die Bezugstemperatur TEd, die zur Abminderung der Werkstoff-
zähigkeit führt und sich auch in Spannungen aus behinderten Temperaturbewegun-
gen äußern kann.
Ed ¼ EfA½TEd , þ SGk þ w1 Qk1 þ w2;i Qki g (1-1)

Die Bezugsspannung 'Ed ist in der Regel als Nennspannung mit Hilfe eines elasti-
schen Tragwerkmodells zu berechnen. Nebenspannungen aus Zwängungen sind
dabei zu berücksichtigen. Im Allgemeinen liegen die 'Ed -Werte zwischen 0,50fy ðtÞ
und 0,75fy ðtÞ. Bei Bauteilen, die ausschließlich Druckspannungen ausgesetzt sind,
ist das Spannungsniveau 'Ed ¼ 0,25 fy ðtÞ anzuwenden (vgl. [21]).

785
Stahlbau
Tafel 1-6 Einflüsse auf die Wahl der Stahlsorte

Die Bezugstemperatur an der potentiellen Rissstelle wird in der Regel nach Gl. (1-2)
bestimmt.
TEd ¼ Tmd þ DTr þ DTs þ DTR þ DTe_ þ DTecf (1-2)
mit
Tmd die niedrigste Lufttemperatur mit spezifizierter Wiederkehrperiode, siehe [3]
DTr die Temperaturverschiebung infolge von Strahlungsverlusten, siehe [3]
DTs die Temperaturverschiebung infolge der Spannungen und der Streckgrenze des Werk-
stoffs, der angenommenen rissähnlichen Imperfektionen, der Bauteilform und der Ab-
messungen, siehe [20], Abschnitt 2.4(3)
#TR der zusätzliche Sicherheitsterm zur Anpassung an andere Zuverlässigkeitsanforderun-
gen als zugrunde gelegt
DTe_ die Temperaturverschiebung für andere Dehnungsgeschwindigkeiten als der zugrunde
gelegten Geschwindigkeit e_0 , siehe Gl. (1-4)
DTecf die Temperaturverschiebung infolge des Kaltumformungsgrades ecf , siehe Gl. (1-5)

Die Einsatztemperaturen Tmdr ¼ Tmd þ DTr sind für einige Anwendungsgebiete in


Tafel 1-7 aufgeführt (vgl. [21]). Andere Bauteile können sinngemäß eingeordnet
werden. Bei Anwendung der Tafel 1-9 wird der Ansatz von DTR ¼ 0 , C empfohlen.
Es darf DTs ¼ 0 , C angenommen werden [20].

786
Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln
Tafel 1-7 Einsatztemperaturen Tmdr für verschiedene Bauteile
Bauteil Einsatztemperatur
Tmdr ¼ Tmd þ DTr in , C
Stahl- und Verbundbrücken !30
Stahltragwerke im Hochbau
Außen liegende Bauteile !30
Innen liegende Bauteile 0
Kranbahnen (außen liegende Bauteile) !30
Stahlwasserbau
Verschlusskörper, die zweiteilig ganz oder zu einem großen
!30
Teil aus dem Wasser herausgenommen werden
Einseitig von Wasser benetzte Verschlusskörper !15
Beidseitig teilweise von Wasser benetzte Verschlusskörper !15
Verschlusskörper, die sich vollständig unter Wasser befinden !5
Bei Berücksichtigung von Dehngeschwindigkeiten e_ > 10!1 s!1 infolge außergewöhnlicher Ein-
wirkungen, z. B. Anprall, darf die gleichzeitig wirkende Temperatur Tmdr ¼ 0 , C angesetzt wer-
den.

Tafel 1-8 enthält die größten zulässigen Erzeugnisdicken in Abhängigkeit von der
Stahlsorte, der Gütegruppe, der Bezugstemperatur TEd und der Bezugsspannung
s Ed : Es darf linear interpoliert werden. Extrapolationen außerhalb der angegebenen
Grenzen sind nicht zulässig. Der von der Blechdicke t [mm] abhängige charakteris-
tische Wert der Streckgrenze darf entweder mit Gl. (1-3) bestimmt oder direkt als
Reh -Wert aus der maßgebenden Werkstoffnorm entnommen werden.
t
fy ðtÞ ¼ fy;nom # 0,25 in N=mm2 (1-3)
t0
Den Werten der Tafel 1-8 liegen folgende Annahmen und Voraussetzungen zugrun- 13
de:
Es gelten die Zuverlässigkeitsanforderungen nach [1] unter Zugrundelegung übli-
cher Lieferqualitäten.
Als Dehnungsgeschwindigkeit wurde e_ ¼ 4 + 10!4 =s angesetzt. Dieser Wert deckt
die dynamischen Effekte ab, die in üblichen kurzzeitigen und langzeitigen Bemes-
sungssituationen auftreten können. Bei anderen Dehnungsgeschwindigkeiten e_
(z. B. Stoßwirkungen) können die Tabellenwerte mit Eingangswerten TEd verwendet
werden, die um den Wert DTe_ zu tieferen Temperaturen hin verschoben sind.
" #
1440 # fy ðtÞ e_ 1,5
DTe_ ¼ # - ln in . C (1-4)
550 e_ 0
Es liegen Werkstoffe ohne Kaltumformungen (ecf ¼ 0 %) zugrunde. Letztere können
berücksichtigt werden, indem die Werte TEd um den Wert DTecf zu tieferen Tempe-
raturen hin verschoben werden:
DTecf ¼ #3 - ecf in . C (1-5)
Als Zähigkeitskennwerte werden die Nennwerte T27J aus den Produktnormen [42],
[52] und [53] verwendet. Soweit dort andere TKV -Werte als T27J angegeben sind,
wurde folgende Umrechnung benutzt:
T40J ¼ T27J þ 10 und T30J ¼ T27J þ 0 in . C (1-6)
Für ermüdungsbeanspruchte Bauteile sind alle Kerbfälle nach [18] abgedeckt.

787
Stahlbau
Tafel 1-8 Maximal zulässige Erzeugnisdicken t in mm
Stahlsorte Kerbschlag- Bezugstemperatur TEd in , C
arbeit KV
Stahl- Stahl- bei Jmin 10 0 –10 –20 –30 –40 –50 10 0 –10 –20 –30 –40 –50 10 0 –10 –20 –30 –40 –50
sorte gütegruppe T , C
sEd = 0,75 fy(t) s Ed = 0,50 fy(t) s Ed = 0,25 fy(t)
JR 20 27 60 50 40 35 30 25 20 90 75 65 55 45 40 35 135 115 100 85 75 65 60
S235 J0 0 27 90 75 60 50 40 35 30 125 105 90 75 65 55 45 175 155 135 115 100 85 75
J2 –20 27 125 105 90 75 60 50 40 170 145 125 105 90 75 65 200 200 175 155 135 115 100
JR 20 27 55 45 35 30 25 20 15 80 70 55 50 40 35 30 125 110 95 80 70 60 55
J0 0 27 75 65 55 45 35 30 25 115 95 80 70 55 50 40 165 145 125 110 95 80 70
S275 J2 –20 27 110 95 75 65 55 45 35 155 130 115 95 80 70 55 200 190 165 145 125 110 95
M, N –20 40 135 110 95 75 65 55 45 180 155 130 115 95 80 70 200 200 190 165 145 125 110
ML, NL –50 27 185 160 135 110 95 75 65 200 200 180 155 130 115 95 230 200 200 200 190 165 145
JR 20 27 40 35 25 20 15 15 10 65 55 45 40 30 25 25 110 95 80 70 60 55 45
J0 0 27 60 50 40 35 25 20 15 95 80 65 55 45 40 30 150 130 110 95 80 70 60
S355 J2 –20 27 90 75 60 50 40 35 25 135 110 95 80 65 55 45 200 175 150 130 110 95 80
K2, M, N –20 40 110 90 75 60 50 40 35 155 135 110 95 80 65 55 200 200 175 150 130 110 95
ML, NL –50 27 155 130 110 90 75 60 50 200 180 155 135 110 95 80 210 200 200 200 175 150 130
M, N –20 40 95 80 65 55 45 35 30 140 120 100 85 70 60 50 200 185 160 140 120 100 85
S420
ML, NL –50 27 135 115 95 80 65 55 45 190 165 140 120 100 85 70 200 200 200 185 160 140 120
Q –20 30 70 60 50 40 30 25 20 110 95 75 65 55 45 35 175 155 130 115 95 80 70
M, N –20 40 90 70 60 50 40 30 25 130 110 95 75 65 55 45 200 175 155 130 115 95 80
S460 QL –40 30 105 90 70 60 50 40 30 155 130 110 95 75 65 55 200 200 175 155 130 115 95
ML, NL –50 27 125 105 90 70 60 50 40 180 155 130 110 95 75 65 200 200 200 175 155 130 115
QL1 –60 30 150 125 105 90 70 60 50 200 180 155 130 110 95 75 215 200 200 200 175 155 130
Q 0 40 55 45 35 30 20 15 15 85 70 60 50 40 35 25 145 125 105 90 80 65 55
Q –20 30 65 55 45 35 30 20 15 105 85 70 60 50 40 35 170 145 125 105 90 80 65
QL –20 40 80 65 55 45 35 30 20 125 105 85 70 60 50 40 195 170 145 125 105 90 80
S500
QL –40 30 100 80 65 55 45 35 30 145 125 105 85 70 60 50 200 195 170 145 125 105 90
QL1 –40 40 120 100 80 65 55 45 35 170 145 125 105 85 70 60 200 200 195 170 145 125 105
QL1 –60 30 140 120 100 80 65 55 45 200 170 145 125 105 85 70 205 200 200 195 170 145 125
Q 0 40 50 40 30 25 20 15 10 80 65 55 45 35 30 25 140 120 100 85 75 60 50
Q –20 30 60 50 40 30 25 20 15 95 80 65 55 45 35 30 160 140 120 100 85 75 60
QL –20 40 75 60 50 40 30 25 20 115 95 80 65 55 45 35 185 160 140 120 100 85 75
S550
QL –40 30 90 75 60 50 40 30 25 135 115 95 80 65 55 45 200 185 160 140 120 100 85
QL1 –40 40 110 90 75 60 50 40 30 160 135 115 95 80 65 55 200 200 185 160 140 120 100
QL1 –60 30 130 110 90 75 60 50 40 185 160 135 115 95 80 65 200 200 200 185 160 140 120
Q 0 40 45 35 25 20 15 15 10 70 60 50 40 30 25 20 130 110 95 80 65 55 45
Q –20 30 55 45 35 25 20 15 15 85 70 60 50 40 30 25 150 130 110 95 80 65 55
QL –20 40 65 55 45 35 25 20 15 105 85 70 60 50 40 30 175 150 130 110 95 80 65
S620
QL –40 30 80 65 55 45 35 25 20 125 105 85 70 60 50 40 200 175 150 130 110 95 80
QL1 –40 40 100 80 65 55 45 35 25 145 125 105 85 70 60 50 200 200 175 150 130 110 95
QL1 –60 30 120 100 80 65 55 45 35 170 145 125 105 85 70 60 200 200 200 175 150 130 110
Q 0 40 40 30 25 20 15 10 10 65 55 45 35 30 20 20 120 100 85 75 60 50 45
Q –20 30 50 40 30 25 20 15 10 80 65 55 45 35 30 20 140 120 100 85 75 60 50
QL –20 40 60 50 40 30 25 20 15 95 80 65 55 45 35 30 165 140 120 100 85 75 60
S690
QL –40 30 75 60 50 40 30 25 20 115 95 80 65 55 45 35 190 165 140 120 100 85 75
QL1 –40 40 90 75 60 50 40 30 25 135 115 95 80 65 55 45 200 190 165 140 120 100 85
QL1 –60 30 110 90 75 60 50 40 30 160 135 115 95 80 65 55 200 200 190 165 140 120 100

1.2.4 Auswahl der Stahlsorten im Hinblick auf Eigenschaften


in Dickenrichtung
Allgemeines
Beim Walzen können sich parallel zur Oberfläche plättchenförmige Einschlüsse aus
Sulfiden, Silikaten und Oxiden in schichtenweiser Anordnung bilden. Diese sind
mit zerstörungsfreien Prüfungen häufig nicht erkennbar. Bei Zugbeanspruchung in

788
Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln

Dickenrichtung können die Einschlüsse zu Brüchen führen, die wegen ihres typi-
schen Aussehens Terrassenbrüche genannt werden. Die Gefügetrennungen entste-
hen durch Schrumpfspannungen in Schweißverbindungen. Diese lassen sich im
Allgemeinen durch Ultraschallprüfungen erkennen. Der Gefahr von Terrassenbrü-
chen kann durch Wahl von Werkstoffen mit verbessertem Verformungsvermögen
in Dickenrichtung sowie konstruktiver und herstellungstechnischer Maßnahmen be-
gegnet werden.

Große Bauteildicken und Schweißnahtvolumen sowie Behinderungen der


Schrumpfverformungen der Schweißnähte durch hohe Steifigkeiten im Nahtbe-
reich begünstigen den Terrassenbruch. Geeignete konstruktive Ausbildung der
Schweißverbindung (z. B. Nahtvorbereitung), die Wahl einer Schweißfolge, die das
Schrumpfen der Nähte so wenig wie möglich behindert, und das Vorwärmen der
zu verbindenden Bauteile mindert die Terrassenbruchgefahr.

Nachweis der Z-Güten nach DIN EN 1993-1-10 [20]


Die nachfolgenden Regelungen gelten für Stähle S235 bis S460. Die Terrassen-
bruchgefahr kann bei ausreichendem Verformungsvermögen in Dickenrichtung ver-
nachlässigt werden. Als Maß dafür wird die Brucheinschnürung herangezogen, die
als Z-Güte bezeichnet wird und deren versuchstechnische Bestimmung in [51] gere-
gelt ist. Die erforderlichen Z-Güten werden für Stähle nach [20], Abs. 3.2 ermittelt.
ZEd < ZRd (1-7)
mit
ZEd erforderlicher Z-Wert, der sich aus der Größe der Dehnungsbeanspruchungen des
Grundwerkstoffes infolge behinderter Schweißnahtschrumpfung ergibt
ZEd ¼ Za þ Zb þ Zc þ Zd þ Ze , siehe Tafel 1-10
ZRd verfügbarer Z-Wert nach [51]

Tafel 1-9 Stahlgütewahl nach DIN EN 10164 [51]


erfordl. Wert ZEd verfügbarer Wert ZRd
nach [20] nach [51]
13
ZEd < 10 !
10 < ZEd < 20 Z15
20 < ZEd < 30 Z25
ZEd > 30 Z35 Bild 1-1 Terrassenbruch

Bild 1-2 Effektive Schweißnahtdicke aeff für den Schrumpfprozess

789
Stahlbau
Tafel 1-10 Einflüsse auf die Anforderung ZEd
Schweißnaht- Effektive Schweißnahtdicke aeff Nahtdicke bei Kehlnähten Zi
dicke, die für aeff < 7 mm a ¼ 5 mm Za ¼ 0
die Dehnungs-
beanspruchung 7 < aeff < 10 mm a ¼ 7 mm Za ¼ 3
durch Schweiß- 10 < aeff < 20 mm a ¼ 14 mm Za ¼ 6
schrumpfung 20 < aeff < 30 mm a ¼ 21 mm Za ¼ 9
verantwortlich
ist 30 < aeff < 40 mm a ¼ 28 mm Za ¼ 12
40 < aeff < 50 mm a ¼ 35 mm Za ¼ 15
50 mm < aeff a > 35 mm Za ¼ 15
Nahtform und
Anordnung der
Naht in T-, Zb ¼ !25
Kreuz- und Eck-
verbindungen
Eckverbindungen Zb ¼ !10

Einlagige Kehlnahtdicke
mit Za ¼ 0 oder
Zb ¼ !5
Kehlnähte mit Za > 1 mit
Butter mit niedrigfestem Schweißgut
Zb ¼ 0
Mehrlagige Kehlnähte

Volldurchgeschweißte und nicht voll durch-


geschweißte Kehlnähte mit geeigneter Schweiß-
folge, um Schrumpfeffekte zu reduzieren Zb ¼ 3

Volldurchgeschweißte und nicht voll durchgeschweißte


Kehlnähte
Zb ¼ 5

Zb ¼ 8
Eckverbindungen

Auswirkung der s < 10 mm Zc ¼ 2


Werstoffdicke s 10 < s < 20 mm Zc ¼ 4
auf die lokale
Behinderung 20 < s < 30 mm Zc ¼ 6
der 30 < s < 40 mm Zc ¼ 8
Schrumpfung1 ) 40 < s < 50 mm Zc ¼ 10
50 < s < 60 mm Zc ¼ 12
60 < s < 70 mm Zc ¼ 15
70 mm < s Zc ¼ 15
Auswirkung der Schwache Behinderung: Freie Schrumpfung möglich Zd ¼ 0
großräumigen (z. B. T-Anschlüsse)
Behinderung Mittlere Behinderung: Freie Schrumpfung behindert Zd ¼ 3
der Schweiß- (z. B. Querschott in Kastenträger)
schrumpfung
durch andere Starke Behinderung: Freie Schrumpfung verhindert Zd ¼ 5
Bauteile (z. B. Längsrippe in orthotroper Fahrbahnplatte)
Einfluss der Vor- Ohne Vorwärme Ze ¼ 0
wärme Vorwärmung > 100 , C Ze ¼ !8
1. Der Wert Zc darf um 50 % reduziert werden, wenn der Werkstoff in Dickenrichtung vorherr-
schend statisch und nur durch Druckkräfte belastet wird.

790
Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln

1.3 Profiltafeln
Kranschienen nach DIN 536-1 (9.91) und -2 (12.74)

r1
r2
r3 R2

R5
r4 S
M r5
r6 R2
f2
f1

Form A (mit Flussflansch) Form F (flach)


für spurkranzlose Laufräder
Bezeichnung einer Kranschiene:
Form A mit Kopfbreite k ¼ 100 mm Form F mit Kopfbreite k ¼ 100 mm:
aus Stahl mit fu, k > 690 N=mm2 :
Kranschiene DIN 536 — A 100 — 690 Kranschiene F 100 DIN 536
Werkstoff: Stahl mit Zugfestigkeit fu, k > 690 N=mm2 ,
bei A 75, A 100, A 120 und A 150 auch fu, k > 880 N=mm2 .
Kurz- Maße in mm
zeichen k b1 b2 b3 f1 f2 f3 h1 h2 h3 r1 r2 r3 r4 r5 r6
A 45 45 125 54 24 14,5 11 8 55 24 20 4 400 3 4 5 4
A 55 55 150 66 31 17,5 12,5 9 65 28,5 25 5 400 5 5 6 5
A 65 65 175 78 38 20 14 10 75 34 30 6 400 5 5 6 5
A 75 75 200 90 45 22 15,4 11 85 39,5 35 8 500 6 6 8 6
A100 100 200 100 60 23 16,5 12 95 45,5 40 10 500 6 6 8 6
A120 120 220 120 72 30 20 14 105 55,5 47,5 10 600 6 10 10 6
A150 150 220 — 80 31,5 — 14 150 64,5 50 10 800 10 30 30 6
F100 100 — — — — — — — — — 5 — — — — —
F120 120 — — — — — — — — — 5 — — — — —
Kurz- Stabstatische Querschnittswerte
zeichen Gewicht
kg/m
e1
cm
e2
cm
A
cm2
Ay
cm2
Az
cm2
Ix
cm4
Iy
cm4
Iz
cm4
Sy
cm3
Sz
cm3
13
A 45 22,1 3,33 4,24 28,2 17,2 9,6 39 90 170 22,88 26,12
A 55 31,8 3,90 4,91 40,5 24,8 14,6 88 178 337 38,45 48,64
A 65 43,1 4,47 5,61 54,9 33,7 20,2 173 319 606 60,18 69,22
A 75 56,2 5,04 6,29 71,6 44,1 26,9 311 531 1011 88,41 102,09
A100 74,3 5,29 6,27 94,7 65,8 41,6 666 856 1345 128,78 141,58
A120 100,0 5,79 6,53 127,4 97,1 58,5 1302 1361 2350 187,23 222,35
A150 150,3 7,73 8,48 191,4 153,6 107,1 2928 4373 3605 412,00 342,60
F100 57,5 4,09 — 73,2 — — — 414 541 — —
F120 70,1 4,07 — 89,2 — — — 499 962 — —
A Querschnittsfläche, Ay und Az Schubflächen, Ix Flächenmoment 2. Grades für Torsion (IT), Sy
und Sz Statische Momente der durch die Hauptachsen begrenzten Querschnittsteile bezogen
auf diese Hauptachsen

791
Stahlbau

Warmgewalzte schmale I-Träger


I-Reihe nach DIN 1025-1 (04.09)
Bezeichnung eines warmgewalzten I-Trägers aus
einem Stahl mit dem Kurznamen S235JR bzw. der
Werkstoffnummer 1.0038 nach DIN EN 10 025 mit dem
Kurzzeichen I360:

I-Profil DIN 1025—S235JR—I360 oder


I-Profil DIN 1025—1.0038—I360

Kurz- Maße2) in mm 3
) 3
) für Biegung um die4)
zei- y-Achse z-Achse
chen1)
h b tw tf r2 A G Iy Wy iy Iz Wz iz
¼ min i
I cm2 kg/m cm4 cm3 cm cm4 cm3 cm
80 80 42 3,9 5,9 2,3 7,57 5,94 77,8 19,5 3,20 6,29 3,00 0,91
100 100 50 4,5 6,8 2,7 10,6 8,34 171 34,2 4,01 12,2 4,88 1,07
120 120 58 5,1 7,7 3,1 14,2 11,1 328 54,7 4,81 21,5 7,41 1,23
140 140 66 5,7 8,6 3,4 18,2 14,3 573 81,9 5,61 35,2 10,7 1,40
160 160 74 6,3 9,5 3,8 22,8 17,9 935 117 6,40 54,7 14,8 1,55
180 180 82 6,9 10,4 4,1 27,9 21,9 1450 161 7,20 81,3 19,8 1,71
200 200 90 7,5 11,3 4,5 33,4 26,2 2140 214 8,00 117 26,0 1,87
220 220 98 8,1 12,2 4,9 39,5 31,1 3060 278 8,80 162 33,1 2,02
240 240 106 8,7 13,1 5,2 46,1 36,2 4250 354 9,59 221 41,7 2,20
260 260 113 9,4 14,1 5,6 53,3 41,9 5740 442 10,4 288 51,0 2,32
280 280 119 10,1 15,2 6,1 61,0 47,9 7590 542 11,1 364 61,2 2,45
300 300 125 10,8 16,2 6,5 69,0 54,2 9800 653 11,9 451 72,2 2,56
320 320 131 11,5 17,3 6,9 77,7 61,0 12510 782 12,7 555 84,7 2,67
340 340 137 12,2 18,3 7,3 86,7 68,0 15700 923 13,5 674 98,4 2,80
360 360 143 13,0 19,5 7,8 97,0 76,1 19610 1090 14,2 818 114 2,90
380 380 149 13,7 20,5 8,2 107 84,0 24010 1260 15,0 975 131 3,02
400 400 155 14,4 21,6 8,6 118 92,4 29210 1460 15,7 1160 149 3,13
450 450 170 16,2 24,3 9,7 147 115 45850 2040 17,7 1730 203 3,43
500 500 185 18,0 27,0 10,8 179 141 68740 2750 19,6 2480 268 3,72
550 550 200 19,0 30,0 11,9 212 166 99180 3610 21,6 3490 349 4,02
Fett gedruckte Profile sind zur bevorzugten Verwendung empfohlen (DStV-Profilliste).
1
) Kurzzeichen nach [41]
2
) Zulässige Abweichungen s. [55]
3
) A Querschnittsfläche,
G Längenbezogene Masse
4
) I Flächenträgheitsmoment,
W Elastisches Widerstandsmoment,
i Trägkeitsradius,
jeweils bezogen auf die Achsen y, z
5
) Sy Flächenmoment 1. Grades bezogen auf die y-Achse
Wpl,y ¼ 2Sy — plastisches Widerstandsmoment für die y-Achse
6
) Sf Flächenmoment 1. Grades am Ausrundungsbeginn von I-Profilen bezogen auf die y-
Achse (z ¼ d=2Þ
7
) Avy wirksame Schubfläche bezogen auf die y-Achse, Berechnungsgrundlagen und Markie-
rung siehe Abschnitt 3.12
8
) Avz wirksame Schubfläche bezogen auf die z-Achse, Berechnungsgrundlagen und Markie-
rung siehe Abschnitt 3.12

792
Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln

Werkstoff vorzugsweise aus Stahlsorten nach DIN


EN 10 025; er ist in der Bezeichnung anzugeben.

Die gewünschte Nennlänge ist bei Bestellung anzugeben.


Die Profile werden mit folgenden Grenzabmaßen von der
bestellten Länge geliefert:
a) / 50 mm
oder, auf Vereinbarung
þ100
b) mm
0

5 6 7 8 9 10 11 12
) ) ) ) ) ) ) ) Maße nach DIN 997 in mm Kurz-
Anreiß- zei-
sy ¼ 12Wpl, y

maß chen
IW 13
)
Sf Avy Avz if,z IT 1000 U d max w1 tf + r d
cm3 cm3 cm2 cm2 cm cm4 cm6 m2 /m I
11,4 9,65 4,96 3,30 1,04 0,869 0,0875 0,304 6,4 22 10,5 59 80
19,9 16,6 6,80 4,72 1,23 1,60 0,268 0,370 6,4 28 12,5 75 100
31,8 26,3 8,93 6,45 1,42 2,71 0,685 0,439 8,4 32 14 92 120
47,4 39,1 11,4 8,40 1,61 4,32 1,54 0,502 11 34 15,5 109 140
68,0 55,5 14,1 10,7 1,80 6,57 3,14 0,575 11 40 17,5 125 160
93,4 75,8 17,1 13,2 1,98 9,58 5,92 0,640 13þ) 44 19 142 180
125 101 20,3 16,0 2,18 13,5 10,52 0,709 13 48 20,5 159 200
162 130 23,9 19,0 2,36 18,6 17,76 0,775 13 52 22 176 220
206 165 27,8 22,3 2,55 25,0 28,73 0,844 17 j 13 56 24 192 240
257 205 31,9 26,1 2,72 33,5 44,07 0,906 17 60 26 208 260
316 251 36,2 30,3 2,86 44,2 64,58 0,966 17 60 27,5 225 280
381 302 40,5 34,7 3,00 56,8 91,85 1,03 21 j 17 64 29,5 241 300
457 361 45,3 39,4 3,14 72,5 128,8 1,09 21 j 17 70 31 258 320 13
540 425 50,1 44,4 3,29 90,4 176,3 1,15 21 74 33 274 340
638 500 55,8 50,1 3,43 115 240,1 1,21 23 j 21 76 35 290 360
741 579 61,1 55,7 3,57 141 318,7 1,27 23 j 21 82 37 306 380
857 668 67,0 61,7 3,71 170 419,6 1,33 23 86 38,5 323 400
1200 929 82,6 78,0 4,07 267 791,1 1,48 25 j 23 94 43,5 363 450
1620 1250 99,9 96,3 4,43 402 1403 1,63 28 100 48 404 500
2120 1640 120 112 4,81 544 2389 1,80 28 110 52,5 445 550
9
) if ,z
Trägheitsradius des gedrückten Flansches zzgl. 1/6 der Stegfläche
10
) St. Venant‘sche Torsionssteifigkeit
IT
11
) Wölbflächenmoment 2. Grades
IW
12
) U
Anstrichfläche
13
) dmax
Größtdurchmesser nach [56]; sind bei einem Profil zwei Werte gegeben, ist der klei-
nere Wert bei Schrauben für HV-Verbindungen anzuwenden.
wi Anreißmaß nach [56] mit i ¼ 1, 2, 3; sind bei einem Profil zwei Werte gegeben, ist
das größere Maß bei Schrauben für HV-Verbindungen anzuwenden.
þ
) Genormte Schrauben für HV-Verbindungen sind hier nicht anwendbar.

Bemerkung Die Angaben entsprechend den Fußnoten 6, 10, 11 sind nicht genormt. Die Varia-
blenbezeichnung wurde abweichend von den gültigen Profilnormen nach [11] vorgenommen.

793
Stahlbau

Warmgewalzte mittelbreite I-Träger

IPE-Reihe nach DIN 1025-5 (3.94).


Bezeichnung eines I-Trägers aus einem Stahl mit dem
Kurznamen S235JR nach DIN EN 10 025 mit dem Kurz-
zeichen IPE 360:

I-Profil DIN 1025 — S235JR — IPE 360


Kurz- Maße in mm für Biegung um die
zei-
chen y-Achse z-Achse
h b tw tf r A G Iy Wy iy Iz Wz iz ¼ min i
IPE cm2 kg/m cm4 cm3 cm cm4 cm3 cm
80 80 46 3,8 5,2 5 7,64 6,00 80,1 20,0 3,24 8,49 3,69 1,05
100 100 55 4,1 5,7 7 10,3 8,10 171 34,2 4,07 15,9 5,79 1,24
120 120 64 4,4 6,3 7 13,2 10,4 318 53,0 4,90 27,2 8,65 1,45
140 140 73 4,7 6,9 7 16,4 12,9 541 77,3 5,74 44,9 12,3 1,65
160 160 82 5,0 7,4 9 20,1 15,8 869 109 6,58 68,3 16,7 1,84
180 180 91 5,3 8,0 9 23,9 18,8 1320 146 7,42 101 22,2 2,05
200 200 100 5,6 8,5 12 28,5 22,4 1940 194 8,26 142 28,5 2,24
220 220 110 5,9 9,2 12 33,4 26,2 2770 252 9,11 205 37,3 2,48
240 240 120 6,2 9,8 15 39,1 30,7 3890 324 9,97 284 47,3 2,69
270 270 135 6,6 10,2 15 45,9 36,1 5790 429 11,2 420 62,2 3,02
300 300 150 7,1 10,7 15 53,8 42,2 8360 557 12,5 604 80,5 3,35
330 330 160 7,5 11,5 18 62,6 49,1 11770 713 13,7 788 98,5 3,55
360 360 170 8,0 12,7 18 72,7 57,1 16270 904 15,0 1040 123 3,79
400 400 180 8,6 13,5 21 84,5 66,3 23130 1160 16,5 1320 146 3,95
450 450 190 9,4 14,6 21 98,8 77,6 33740 1500 18,5 1680 176 4,12
500 500 200 10,2 16,0 21 116 90,7 48200 1930 20,4 2140 214 4,31
550 550 210 11,1 17,2 24 134 106 67120 2440 22,3 2670 254 4,45
600 600 220 12,0 19,0 24 156 122 92080 3070 24,3 3390 308 4,66
IPEo
Mittelbreite I-Träger (nicht genormt)
IPEv
180o 182 92 6,0 9,0 9 27,1 21,3 1510 165 7,45 117 25,5 2,08
200o 202 102 6,2 9,5 12 32,0 25,1 2210 219 8,32 169 33,1 2,30
220o 222 112 6,6 10,2 12 37,4 29,4 3130 282 9,16 240 42,8 2,53
240o 242 122 7,0 10,8 15 43,7 34,3 4370 361 10,0 329 53,9 2,74
270o 274 136 7,5 12,2 15 53,8 42,3 6950 507 11,4 514 75,5 3,09
300o 304 152 8,0 12,7 15 62,8 49,3 9990 658 12,6 746 98,1 3,45
330o 334 162 8,5 13,5 18 72,6 57,0 13910 833 13,8 960 119 3,64
360o 364 172 9,2 14,7 18 84,1 66,0 19050 1050 15,1 1250 146 3,86
400o 404 182 9,7 15,5 21 96,4 75,7 26750 1320 16,7 1560 172 4,03
400v 408 182 10,6 17,5 21 107 84,0 30140 1480 16,8 1770 194 4,06
450o 456 192 11,0 17,6 21 118 92,4 40920 1790 18,7 2090 217 4,21
450v 460 194 12,4 19,6 21 132 104 46200 2010 18,7 2400 247 4,26
500o 506 202 12,0 19,0 21 137 107 57780 2280 20,6 2620 260 4,38
500v 514 204 14,2 23,0 21 164 129 70720 2750 20,8 3270 321 4,46
550o 556 212 12,7 20,2 24 156 123 79160 2850 22,5 3220 304 4,55
550v 566 216 17,1 25,2 24 202 159 102300 3620 22,5 4260 395 4,59
600o 610 224 15,0 24,0 24 197 154 118300 3880 24,5 4520 404 4,79
600v 618 228 18,0 28,0 24 234 184 141600 4580 24,6 5570 489 4,88
Fett gedruckte Profile sind zur bevorzugten Anwendung empfohlen (DStV-Profilliste).

794
Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln

Werkstoff vorzugsweise aus Stahlsorten nach DIN


EN 10025; er ist in der Bezeichnung anzugeben.
Die gewünschte Nennlänge ist bei Bestellung anzugeben.
Die Profile werden mit folgenden Grenzabmaßen von der
bestellten Länge geliefert:
a) /50 mm oder
þ100
b) mm, wenn bestimmte Mindestlängen gefordert
0
werden.
Anmerkungen sinngemäß wie auf S. 792/793.
Maße nach DIN 997 in mm Kurz-
Sy ¼ 12 Wpl; y

zei-
Anreiß-
chen
maß
IW
Sf Avy Avz if,z IT 1000 U d max1 Þ w1 tf þ r d
cm3 cm3 cm2 cm2 cm cm4 cm6 m2 =m IPE
11,6 9,92 4,78 3,57 1,20 0,698 0,118 0,328 6,4 26 10,5 59 80
19,7 16,9 6,27 5,06 1,42 1,20 0,351 0,400 8,4 30 13 74 100
30,4 25,6 8,06 6,30 1,65 1,74 0,890 0,475 8,4 36 13,5 93 120
44,2 36,8 10,1 7,62 1,90 2,45 1,98 0,551 11 40 14 112 140
61,9 51,8 12,1 9,67 2,11 3,60 3,96 0,623 13þ ) 44 16,5 127 160
83,2 69,1 14,6 11,2 2,36 4,79 7,43 0,698 13 50 17 146 180
110 92,6 17,0 14,0 2,56 6,98 12,99 0,768 13 56 20,5 159 200
143 119 20,2 15,9 2,83 9,07 22,67 0,848 17 60 21,5 177 220
183 155 23,5 19,1 3,07 12,9 37,39 0,922 17 68 25 190 240
242 202 27,5 22,1 3,46 15,9 70,58 1,04 21 j 17 72 25,5 219 270
314 259 32,1 25,7 3,85 20,1 125,9 1,16 23 80 26 248 300
402 333 36,8 30,8 4,08 28,1 199,1 1,25 25 j 23 86 29,5 271 330
510 420 43,2 35,1 4,35 37,3 313,6 1,35 25 90 31 298 360
654 536 48,6 42,7 4,56 51,1 490,0 1,47 28 j 25 96 34,5 331 400
851 682 55,5 50,8 4,80 66,9 791,0 1,61 28 106 36 378 450
1100 866 64,0 59,9 5,05 89,3 1249 1,74 28 110 37 426 500
1390 1090 72,2
1760 1360 83,6
71,9
83,8
5,26
5,51
123
165
1884
2846
1,88
2,01
28
28
120
120
41,5
43
467
514
550
600
13
IPEo
Mittelbreite I-Träger (nicht genormt) IPEv
94,6 78,6 16,6 12,7 2,38 6,76 8,74 0,705 13 50 18 146 180o
125 105 19,4 15,4 2,62 9,45 15,57 0,779 13 56 21,5 159 200o
161 135 22,8 17,7 2,89 12,3 26,79 0,858 17 62 22,5 177 220o
205 173 26,4 21,4 3,13 17,2 43,68 0,932 17 68 26 190 240o
287 242 33,2 25,2 3,52 24,9 87,64 1,051 21 j 17 72 27,5 219 270o
372 310 38,6 29,0 3,94 31,1 157,7 1,174 23 80 28 248 300o
471 393 43,7 34,9 4,16 42,2 245,7 1,268 25 j 23 86 31,5 271 330o
593 491 50,6 40,2 4,43 55,8 380,3 1,367 25 90 33 298 360o
751 618 56,4 48,0 4,64 73,1 587,6 1,481 28 j 25 98 36,5 331 400o
841 695 63,7 52,5 4,67 99,0 670,3 1,487 28 j 25 98 38,5 331 400v
1020 826 67,6 59,4 4,89 109 997,6 1,622 28 106 39 378 450o
1150 928 76,0 66,6 4,95 150 1156 1,635 28 106 41 378 450v
1310 1030 76,8 70,2 5,13 143 1548 1,760 28 110 40 426 500o
1580 1260 93,8 83,1 5,21 243 1961 1,780 28 110 44 426 500v
1630 1280 85,6 82,6 5,34 188 2302 1,893 28 120 44,5 467 550o
2100 1640 109 110 5,44 380 3095 1,921 28 120 49,5 467 550v
2240 1740 108 104 5,65 318 3860 2,045 28 120 48 514 600o
2660 2070 128 125 5,77 512 4813 2,071 28 120 52 514 600v
1
) und þ ) s. S. 792/793 Fußnoten13 ) und þ ).

795
Stahlbau

Warmgewalzte breite I-Träger, leichte Ausführung


HEA-Reihe nach DIN 1025-3 (3.94).
Träger mit parallelen Flanschflächen, deren Stege und
Flansche d ü n n e r und deren Höhen h damit k l e i n e r
als die der HEB-Reihe sind.
Bezeichnung eines Trägers dieser Reihe aus einem Stahl
mit dem Kurznamen S235JR nach
DIN EN 10025 mit dem Kurzzeichen HE360A:
I-Profil DIN 1025—S235JR—HE360A

Kurz- Maße in mm für Biegung um die


zei-
chen1 ) y-Achse z-Achse
h b tw tf r Iy Wy iy Iz Wz iz
IPBl A G ¼ min/i
HE-A cm2 kg/m cm4 cm 3
cm cm 4
cm 4
cm
100 96 100 5 8 12 21,2 16,7 349 72,8 4,06 134 26,8 2,51
120 114 120 5 8 12 25,3 19,9 606 106 4,89 231 38,5 3,02
140 133 140 5,5 8,5 12 31,4 24,7 1030 155 5,73 389 55,6 3,52
160 152 160 6 9 15 38,8 30,4 1670 220 6,57 616 76,9 3,98
180 171 180 6 9,5 15 45,3 35,5 2510 294 7,45 925 103 4,52
200 190 200 6,5 10 18 53,8 42,3 3690 389 8,28 1340 134 4,98
220 210 220 7 11 18 64,3 50,5 5410 515 9,17 1950 178 5,51
240 230 240 7,5 12 21 76,8 60,3 7760 675 10,1 2770 231 6,00
260 250 260 7,5 12,5 24 86,8 68,2 10450 836 11,0 3670 282 6,50
280 270 280 8 13 24 97,3 76,4 13670 1010 11,9 4760 340 7,00
300 290 300 8,5 14 27 112 88,3 18260 1260 12,7 6310 421 7,49
320 310 300 9 15,5 27 124 97,6 22930 1480 13,6 6990 466 7,49
340 330 300 9,5 16,5 27 133 105 27690 1680 14,4 7440 496 7,46
360 350 300 10 17,5 27 143 112 33090 1890 15,2 7890 526 7,43
400 390 300 11 19 27 159 125 45070 2310 16,8 8560 571 7,34
450 440 300 11,5 21 27 178 140 63720 2900 18,9 9470 631 7,29
500 490 300 12 23 27 198 155 86970 3550 21,0 10370 691 7,24
550 540 300 12,5 24 27 212 166 111900 4150 23,0 10820 721 7,15
600 590 300 13 25 27 226 178 141200 4790 25,0 11270 751 7,05
650 640 300 13,5 26 27 242 190 175200 5470 26,9 11720 782 6,97
700 690 300 14,5 27 27 260 204 215300 6240 28,8 12180 812 6,84
800 790 300 15 28 30 286 224 303400 7680 32,6 12640 843 6,65
900 890 300 16 30 30 320 252 422100 9480 36,3 13550 903 6,50
1000 990 300 16,5 31 30 347 272 553800 11190 40,0 14000 934 6,35
I-Träger mit besonders breiten Flanschen, leichte Ausführung
HL
1000A 990 400 17 31 30 409 321 696400 14070 41,27 33120 1656 9,00
HL
1100A 1090 400 18 31 20 437 343 867400 15920 44,58 33120 1656 8,71

Fett gedruckte Profile sind zur bevorzugten Anwendung empfohlen (DStV-Profilliste).

Anmerkungen sinngemäß wie auf S. 792/793.

796
Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln

Werkstoff vorzugsweise aus Stahlsorten nach DIN


EN 10025; er ist in der Bezeichnung anzugeben.

Die gewünschte Nennlänge ist bei Bestellung anzugeben. Die


Profile werden mit folgenden Grenzabmaßen von der bestell-
ten Länge geliefert:
a) /50 mm oder
þ100
b) mm, wenn bestimmte Mindestlängen gefordert wer-
0
den.

Maße nach DIN 997 in mm Kurz-


Sy ¼ 12 Wpl; y

zei-
Anreiß- chen
IW maß
Sf Avy Avz if,z IT 1000 U d max w1, 2 w3 tf þ r d IPEl
cm3 cm3 cm2 cm2 cm cm4 cm6 m2 =m HE-A
41,5 39,5 16,0 7,6 2,68 5,24 2,58 0,561 13 56 ! 20 56 100
59,7 56,3 19,2 8,4 3,23 5,99 6,47 0,677 17 66 ! 20 74 120
86,7 80,9 23,8 10,1 3,78 8,13 15,06 0,794 21 76 ! 20,5 92 140
123 114 28,8 13,2 4,29 12,2 31,41 0,906 23 86 ! 24 104 160
162 151 34,2 14,5 4,86 14,8 60,21 1,02 25 100 ! 24,5 122 180
215 200 40,0 18,1 5,36 21,0 108,0 1,14 25 100 ! 28 134 200
284 264 48,4 20,6 5,93 28,5 193,3 1,26 25 120 ! 29 152 220
372 347 57,6 25,1 6,45 41,6 328,5 1,37 25 94 35 33 164 240
460 431 65,0 28,7 6,96 52,4 516,4 1,48 25 100 40 36,5 177 260
556 518 72,8 31,7 7,51 62,1 785,4 1,60 25 110 45 37 196 280
692
814
646
757
84,0
93,0
37,3 8,03
41,2 8,05
85,2
108
1200
1512
1,72
1,76
28
28
120
120
45 41
45 42,5
208
225
300
320
13
925 855 99,0 45,0 8,05 127 1824 1,79 28 120 45 43,5 243 340
1040 959 105 49,0 8,04 149 2177 1,83 28 120 45 44,5 261 360
1280 1160 114 57,4 8,01 189 2942 1,91 28 120 45 46 298 400
1610 1440 126 65,8 8,00 244 4148 2,01 28 120 45 48 344 450
1970 1750 138 74,7 7,99 309 5643 2,11 28 120 45 50 390 500
2310 2010 144 83,8 7,95 352 7189 2,21 28 120 45 51 438 550
2680 2290 150 93,3 7,91 398 8978 2,31 28 120 45 52 486 600
3070 2590 156 103 7,87 448 11030 2,41 28 120 45 53 534 650
3520 2900 162 117 7,81 514 13350 2,50 28 120 45 54 582 700
4350 3500 168 139 7,70 597 18290 2,70 28 130 40 58 674 800
5410 4220 180 163 7,63 737 24960 2,90 28 130 40 60 770 900
6410 4860 186 185 7,55 822 32070 3,10 28 130 40 61 868 1000
Nicht genormt
HL
7899 6345 248 184 10,38 1021 76027 3,50 61 868 1000A
HL
9031 6835 248 222 10,28 1037 92709 3,71 51 988 1100A

797
Stahlbau

Warmgewalzte breite I-Träger (I-Breitflanschträger)


HEB-Reihe nach DIN 1025-2 (11.95)
Bezeichnung eines warmgewalzten I-Trägers aus einem
Stahl mit dem Kurznamen S235JR bzw. der Werkstoff-
nummer 1.0038 nach DIN EN 10025 mit dem Kurzzeichen
HE360B:
I-Profil DIN 1025 — S235JR — HE360B oder
I-Profil DIN 1025 — 1.0038 — HE360B

Breite I-Träger mit parallelen Flanschflächen (IPB-Reihe)


Kurz- Maße in mm für Biegung um die
zei-
chen y-Achse z-Achse
h b tw tf r1 A G Iy Wy iy Iz Wz iz
¼ min i
IPB
HE-B cm2 kg/m cm4 cm3 cm cm4 cm3 cm
100 100 100 6 10 12 26,0 20,4 450 89,9 4,16 167 33,5 2,53
120 120 120 6,5 11 12 34,0 26,7 864 144 5,04 318 52,9 3,06
140 140 140 7 12 12 43,0 33,7 1510 216 5,93 550 78,5 3,58
160 160 160 8 13 15 54,3 42,6 2490 311 6,78 889 111 4,05
180 180 180 8,5 14 15 65,3 51,2 3830 426 7,66 1360 151 4,57
200 200 200 9 15 18 78,1 61,3 5700 570 8,54 2000 200 5,07
220 220 220 9,5 16 18 91,0 71,5 8090 736 9,43 2840 258 5,59
240 240 240 10 17 21 106 83,2 11260 938 10,3 3920 327 6,08
260 260 260 10 17,5 24 118 93,0 14920 1150 11,2 5130 395 6,58
280 280 280 10,5 18 24 131 103 19270 1380 12,1 6590 471 7,09
300 300 300 11 19 27 149 117 25170 1680 13,0 8560 571 7,58
320 320 300 11,5 20,5 27 161 127 30820 1930 13,8 9240 616 7,57
340 340 300 12 21,5 27 171 134 36660 2160 14,6 9690 646 7,53
360 360 300 12,5 22,5 27 181 142 43190 2400 15,5 10140 676 7,49
400 400 300 13,5 24 27 198 155 57680 2880 17,1 10820 721 7,40
450 450 300 14 26 27 218 171 79890 3550 19,1 11720 781 7,33
500 500 300 14,5 28 27 239 187 107200 4290 21,2 12620 842 7,27
550 550 300 15 29 27 254 199 136700 4970 23,2 13080 872 7,17
600 600 300 15,5 30 27 270 212 171000 5700 25,2 13530 902 7,08
650 650 300 16 31 27 286 225 210600 6480 27,1 13980 932 6,99
700 700 300 17 32 27 306 241 256900 7340 29,0 14440 963 6,87
800 800 300 17,5 33 30 334 262 359100 8980 32,8 14900 994 6,68
900 900 300 18,5 35 30 371 291 494100 10980 36,5 15820 1050 6,53
1000 1000 300 19 36 30 400 314 644700 12890 40,1 16280 1090 6,38

I-Träger mit besonders breiten Flanschen (nicht genormt)


HL
1000 B 1000 400 19 36 30 472 371 812100 16240 41,48 38480 1924 9,03
HL
1100 B 1100 400 20 36 20 497 390 1005000 18280 44,98 38480 1924 8,80

Fett gedruckte Profile sind zur bevorzugten Anwendung empfohlen (DStV-Profilliste).

798
Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln

Werkstoff vorzugsweise aus Stahlsorten nach DIN


EN 10025; er ist in der Bezeichnung anzugeben.

Die gewünschte Nennlänge ist bei Bestellung anzugeben.


Die Profile werden mit folgenden Grenzabmaßen von der
bestellten Länge geliefert:
a) /50 mm oder
þ100
b) mm, wenn bestimmte Mindestlängen gefordert
0
werden.

Maße nach DIN 997 in Kurz-


Sy ¼ 12 Wpl; y

mm zei-
chen1 )
IW Anreiß-
maß
Sf Avy Avz if,z IT 1000 U IPB
cm3 cm3 cm2 cm2 cm cm4 cm6 m2 =m d max w1, 2 w3 tf þ r d HE-B
52,1 49,8 20,0 9,00 2,70 9,25 3,38 0,567 13 56 ! 22 56 100
82,6 78,2 26,4 11,0 3,26 13,8 9,41 0,686 17 66 ! 23 74 120
123 115 33,6 13,1 3,82 20,1 22,48 0,805 21 76 ! 24 92 140
177 166 41,6 17,6 4,34 31,2 47,94 0,918 23 86 ! 28 104 160
241 225 50,4 20,2 4,90 42,2 93,75 1,04 25 100 ! 29 122 180
321 301 60,0 24,8 5,43 59,3 171,1 1,15 25 100 ! 33 134 200
414 386 70,4 27,9 5,99 76,6 295,4 1,27 25 120 ! 34 152 220
527 493 81,6 33,2 6,52 103 486,9 1,38 25 96 35 38 164 240
641 602 91,0 37,6 7,04 124 753,7 1,50 25 106 40 41,5 177 260
767
934
717 101
875 114
41,1 7,59
47,4 8,12
144
185
1130
1688
1,62
1,73
25
28
110
120
45 42
45 46
196
208
280
300
13
1070 1000 123 51,7 8,12 225 2069 1,77 28 120 45 47,5 225 320
1200 1120 129 56,1 8,11 257 2454 1,81 28 120 45 48,5 243 340
1340 1240 135 60,6 8,10 292 2883 1,85 28 120 45 49,5 261 360
1620 1470 144 70,0 8,06 356 3817 1,93 28 120 45 51 298 400
1990 1780 156 79,7 8,04 440 5258 2,03 28 120 45 53 344 450
2410 2130 168 89,8 8,02 538 7018 2,12 28 120 45 55 390 500
2800 2440 174 100 7,98 600 8856 2,22 28 120 45 56 438 550
3210 2750 180 111 7,94 667 10970 2,32 28 120 45 57 486 600
3660 3090 186 122 7,90 739 13360 2,42 28 120 45 58 534 650
4160 3440 192 137 7,84 831 16060 2,52 28 120 45 59 582 700
5110 4120 198 162 7,73 946 21840 2,71 28 130 40 63 674 800
6290 4920 210 189 7,65 1137 29460 2,91 28 130 40 65 770 900
7430 5640 216 212 7,57 1254 37640 3,11 28 130 40 66 868 1000

HL
9163 7373 288 212 10,41 1565 89212 3,51 66 868 1000B
HL
10390 7950 288 247 10,33 1564 108681 3,73 56 988 1100B

Anmerkungen sinngemäß wie auf S. 792/793.

799
Stahlbau

Warmgewalzte breite I-Träger, verstärkte Ausführung


HEM-Reihe nach DIN 1025-4 (3.94)
Träger mit parallelen Flanschflächen, deren Stege
und Flansche dicker und deren Höhen h damit grö-
ßer als die der HEB-Reihe nach DIN 1025-2 sind.
Bezeichnung eines Trägers dieser Reihe aus einem
Stahl mit dem Kurznamen S235JR nach DIN EN
10025 für einen HE360M:
I-Profil DIN 1025—S235JR—HE360M

Kurz- Maße in mm für Biegung um die


zei-
chen1 ) y-Achse z-Achse
h b tw tf r A G Iy Wy iy Iz Wz iz
¼ min i
IPBv
HE-M cm2 kg/m cm4 cm3 cm cm4 cm3 cm
100 120 106 12 20 12 53,2 41,8 1140 190 4,63 399 75,3 2,74
120 140 126 12,5 21 12 66,4 52,1 2020 288 5,51 703 112 3,25
140 160 146 13 22 12 80,6 63,2 3290 411 6,39 1140 157 3,77
160 180 166 14 23 15 97,1 76,2 5100 566 7,25 1760 212 4,26
180 200 186 14,5 24 15 113 88,9 7480 748 8,13 2580 277 4,77
200 220 206 15 25 18 131 103 10640 967 9,00 3650 354 5,27
220 240 226 15,5 26 18 149 117 14600 1220 9,89 5010 444 5,79
240 270 248 18 32 21 200 157 24290 1800 11,0 8150 657 6,39
260 290 268 18 32,5 24 220 172 31310 2160 11,9 10450 780 6,90
280 310 288 18,5 33 24 240 189 39550 2550 12,8 13160 914 7,40
300 340 310 21 39 27 303 238 59200 3480 14,0 19400 1250 8,00
320 359 309 21 40 27 312 245 68130 3800 14,8 19710 1280 7,95
340 377 309 21 40 27 316 248 76370 4050 15,6 19710 1280 7,90
360 395 308 21 40 27 319 250 84870 4300 16,3 19520 1270 7,83
400 432 307 21 40 27 326 256 104100 4820 17,9 19330 1260 7,70
450 478 307 21 40 27 335 263 131500 5500 19,8 19340 1260 7,59
500 524 306 21 40 27 344 270 161900 6180 21,7 19150 1250 7,46
550 572 306 21 40 27 354 278 198000 6920 23,6 19160 1250 7,35
600 620 305 21 40 27 364 285 237400 7660 25,6 18970 1250 7,22
650 668 305 21 40 27 374 293 281700 8430 27,5 18980 1240 7,13
700 716 304 21 40 27 383 301 329300 9200 29,3 18800 1240 7,01
800 814 303 21 40 30 404 317 442600 10870 33,1 18630 1230 6,79
900 910 302 21 40 30 424 333 570400 12540 36,7 18450 1220 6,60
1000 1008 302 21 40 30 444 349 722300 14330 40,3 18460 1220 6,45

I-Träger mit besonders breiten Flanschen (nicht genormt)


HL
1000 M 1008 402 21 40 30 524 412 909800 18050 41,66 43410 2160 9,10
HL
1100 M 1108 402 22 40 20 551 433 112600 20320 45,19 43410 2160 8,87

Fett gedruckte Profile sind zur bevorzugten Anwendung empfohlen (DStV-Profilliste).

Anmerkungen sinngemäß wie auf S. 792/793.

800
Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln

Werkstoff vorzugsweise aus Stahlsorten nach


DIN EN 10025; er ist in der Bezeichnung anzuge-
ben.

Die gewünschte Nennlänge ist bei Bestellung anzuge-


ben. Die Profile werden mit folgenden Grenzabmaßen
von der bestellten Länge geliefert:
a) /50 mm oder
þ100
b) mm, wenn bestimmte Mindestlängen gefordert
0
werden.

Maße nach DIN 997 in mm Kurz-


Sy ¼ 12 Wpl; y

zeichen
Anreiß-
IW maß
IPEv
Sf Avy Avz if,z IT 1000 U d max1 ) w1, 2 w3 tf þ r d HE-M
cm3 cm3 cm2 cm2 cm cm4 cm6 m2 =m
118 113 42,4 18,0 2,91 68,2 9,93 0,619 13 60 ! 32 56 100
175 167 52,9 21,1 3,47 91,7 24,79 0,738 17 68 ! 33 74 120
247 233 64,2 24,5 4,02 120 54,33 0,857 21 76 ! 34 92 140
337 318 76,4 30,8 4,55 162 108,1 0,970 23 86 ! 38 104 160
442 415 89,3 34,7 5,11 203 199,3 1,09 25 100 ! 39 122 180
568 534 103 41,1 5,65 259 346,3 1,20 25 110 ! 43 134 200
710 665 118 45,3 6,20 315 572,7 1,32 25 120 ! 44 152 220
1060 998 159 60,1 6,82 628 1152 1,46 25|23 100 35 53 164 240
1260 1190 174 66,9 7,36 719 1728 1,57 25 110 40 56,5 177 260
1480 1390 190 72,1 7,91 807 2520 1,69 25 116 45 57 196 280
2040 1930 242 90,5 8,53 1408 4386 1,83 25 120 50 66 208 300
2220 2080 247 94,8 8,49 1501 5004 1,87 28 126 47 67 225 320
2360 2200 247 98,6 8,47 1506 5584 1,90 28 126 47 67 243 340 13
2490 2320 246 102 8,42 1507 6137 1,93 28 126 47 67 261 360
2790 2550 246 110 8,35 1515 7410 2,00 28 126 47 67 298 400
3170 2850 246 119 8,31 1529 9251 2,10 28 126 47 67 344 450
3550 3150 245 130 8,23 1539 11190 2,18 28 130 45 67 390 500
3970 3460 245 140 8,18 1554 13520 2,28 28 130 45 67 438 550
4390 3770 244 150 8,10 1564 15910 2,37 28 130 45 67 486 600
4830 4080 244 160 8,06 1579 18650 2,47 28 130 45 67 534 650
5270 4380 243 170 7,98 1589 21400 2,56 28 130 42 67 582 700
6240 5050 242 194 7,85 1646 27780 2,75 28 132 42 70 674 800
7220 5660 242 214 7,73 1671 34750 2,93 28 132 42 70 770 900
8280 6310 242 235 7,64 1701 43010 3,13 28 132 42 70 868 1000

Nicht genormt
HL
10220 8242 322 235 10,48 2128 101456 3,53 70 868 1000M
HL
11580 8896 322 271 10,40 2130 123501 3,75 60 988 1100M

1 13
) s. S. 792/793 Fußnote )

8 01
Stahlbau

Warmgewalzte Breitflansch-Stützenprofile
HD-Reihe 260/320 nach AM Standard (Amerikanische Norm)
HD-Reihe 360/400 nach ASTM A6/A 6M (Amerikanische Norm)
Dieses Profil hat nahezu quadratische Außenabmes-
sungen.
Werkstoffe vorzugsweise aus Stahlsorten nach DIN
EN 10 025; er ist in der Bezeichnung anzugeben.
Walztoleranzen nach Herstellerangaben.

Kurz- Maße in mm für Biegung um die


zei-
chen y-Achse z-Achse
G h b tw tf r A Iy Wy iy Iz Wz iz
HD kg/m cm2 cm4 cm3 cm cm4 cm3 cm
260 + 93 260 260 10 17,5 24 118,4 14920 1148 11,22 5135 395 6,58
260 + 114 268 262 12,5 21,5 24 145,7 18910 1411 11,39 6456 492,8 6,66
260 + 142 278 265 15,5 26,5 24 180,3 24330 1750 11,62 8236 621,6 6,76
260 + 172 290 268 18 32,5 24 219,6 31310 2159 11,94 10450 779,7 6,9
320 + 97,6 310 300 9 15,5 27 124,4 22930 1479 13,58 6985 465,7 7,49
320 + 127 320 300 11,5 20,5 27 161,3 30820 1926 13,82 9239 615,9 7,57
320 + 158 330 303 14,5 25,5 27 201,2 39640 2403 14,04 11840 781,7 7,67
320 + 198 343 306 18 32 27 252,3 51900 3026 14,34 15310 1001 7,79
320 + 245 359 309 21 40 27 312 68130 3796 14,78 19710 1276 7,95
360 + 147 360 370 12,3 19,8 15 187,9 46290 2572 15,7 16720 903,9 9,43
360 + 162 364 371 13,3 21,8 15 206,3 51540 2832 15,81 18560 1001 9,49
360 + 179 368 373 15 23,9 15 228,3 57440 3122 15,86 20680 1109 9,52
360 + 196 372 374 16,4 26,2 15 250,3 63630 3421 15,94 22860 1222 9,56
400 + 187 368 391 15 24 15 237,6 60180 3271 15,91 23920 1224 10,03
400 + 216 375 394 17,3 27,7 15 275,5 71140 3794 16,07 28250 1434 10,13
400 + 237 380 395 18,9 30,2 15 300,9 78780 4146 16,18 31040 1572 10,16
400 + 262 387 398 21,1 33,3 15 334,6 89410 4620 16,35 35020 1760 10,23
400 + 287 393 399 22,6 36,6 15 366,3 99710 5074 16,5 38780 1944 10,29
400 + 314 399 401 24,9 39,6 15 399,2 110200 5525 16,62 42600 2125 10,33
400 + 347 407 404 27,2 43,7 15 442 124900 6140 16,81 48090 2380 10,43
400 + 382 416 406 29,8 48 15 487,1 141300 6794 17,03 53620 2641 10,49
400 + 421 425 409 32,8 52,6 15 537,1 159600 7510 17,24 60 080 2938 10,58
400 + 463 435 412 35,8 57,4 15 589,5 180200 8283 17,48 67040 3254 10,66
400 + 509 446 416 39,1 62,7 15 648,9 204500 9172 17,75 75400 3625 10,78
400 + 551 455 418 42 67,6 15 701,4 226100 9939 17,95 82490 3947 10,85
400 + 592 465 421 45 72,3 15 754,9 250200 10760 18,2 90170 4284 10,93
400 + 634 474 424 47,6 77,1 15 808 274200 11570 18,42 98250 4634 11,03
400 + 677 483 428 51,2 81,5 15 863,4 299500 12400 18,62 106900 4994 11,13
400 + 744 498 432 55,6 88,9 15 948,1 342100 13740 19 119900 5552 11,25
400 + 818 514 437 60,5 97 15 1043 392200 15260 19,39 135500 6203 11,4
400 + 900 531 442 65,9 106 15 1149 450200 16960 19,79 153300 6938 11,55
400 + 990 550 448 71,9 115 15 1262 518900 18870 20,27 173400 7739 11,72
400 + 1086 569 454 78 125 15 1386 595700 20940 20,73 196200 8645 11,9
Anmerkungen sinngemäß wie auf S. 792/793

802
Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln

Maße nach DIN 997 in mm Kurz-


Sy ¼ 12 Wpl; y

zei-
Anreißmaß
chen
IW
Sf Avy Avz if,z IT 1000 U d max w1 min w1 max tf þ r d HD1 )
cm3 cm3 cm2 cm2 cm cm4 cm6 m2 =m
641 602 91,0 37,6 7,04 123,8 753,7 1,499 28 108/111 170 41,5 177 260 +
800 751 113 46,0 7,12 222,4 979 1,518 28 111/114 172 45,5 177 260 +
1010 947 140 56,7 7,23 406,8 1300 1,544 28 114/117 175 50,5 177 260 +
1260 1191 174 66,9 7,36 719 1728 1,575 28 116/119 178 56,5 177 260 +
814 757 93,0 41,2 8,05 108 1512 1,756 28 113/116 210 42,5 225 320 +
1070 1002 123 51,7 8,12 225,1 2069 1,771 28 115/119 210 47,5 225 320 +
1360 1267 155 64,1 8,24 420,5 2741 1,797 28 118/122 213 52,5 225 320 +
1740 1626 196 79,5 8,36 805,3 3695 1,828 28 122/125 216 59 225 320 +
2220 2085 247 94,8 8,49 1501 5004 1,866 28 125/128 219 67 225 320 +
1420 1289 147 49,8 10,17 223,7 4836 2,15 28 102 280 34,8 290,4 360 +
1570 1429 162 54,0 10,21 295,5 5432 2,16 28 103 281 36,8 290,4 360 +
1740 1583 178 60,8 10,26 393,8 6119 2,172 28 105 283 38,9 290,2 360 +
1920 1747 196 66,5 10,30 517,1 6829 2,181 28 106 284 41,2 289,6 360 +
1820 1663 188 60,7 10,78 414,6 7074 2,244 28 105 301 39 290 400 +
2130 1950 218 70,3 10,88 637,3 8515 2,266 28 107 304 42,7 289,6 400 +
2340 2145 239 77,1 10,91 825,5 9489 2,276 28 109 305 45,2 289,6 400 +
2630 2407 265 86,5 10,99 1116 10940 2,298 28 111 308 48,3 290,4 400 + 13
2910 2669 292 93,5 11,04 1464 12300 2,311 28 113 309 51,6 289,8 400 +
3190 2926 318 103 11,09 1870 13740 2,326 28 115 311 54,6 289,8 400 +
3570 3284 353 114 11,18 2510 15850 2,35 28 117 314 58,7 289,6 400 +
3980 3669 390 126 11,24 3326 18130 2,371 28 120 316 63 290 400 +
4440 4096 430 140 11,33 4398 20800 2,395 28 123 319 67,6 289,8 400 +
4940 4562 473 154 11,42 5735 23850 2,421 28 126 322 72,4 290,2 400 +
5520 5104 522 171 11,54 7513 27630 2,452 28 129 326 77,7 290,6 400 +
6030 5584 565 185 11,60 9410 30870 2,472 28 132 328 82,6 289,8 400 +
6570 6095 609 200 11,68 11560 34670 2,498 28 135 331 87,3 290,4 400 +
7110 6611 654 214 11,77 14020 38570 2,523 28 138 334 92,1 289,8 400 +
7670 7135 698 232 11,88 16790 42920 2,55 28 141 338 96,5 290 400 +
8580 7998 768 256 12,00 21840 49980 2,587 28 146 342 103,9 290,2 400 +
9630 8992 848 283 12,15 28510 58650 2,629 28 151 347 112 290 400 +
10810 10121 937 314 12,30 37350 68890 2,672 28 156 352 121 289 400 +
12140 11385 1030 349 12,47 48210 81530 2,722 28 162 358 130 290 400 +
13610 12791 1135 386 12,64 62290 96080 2,722 28 168 364 140 289 400 +
1
) Hinter dem + folgt die Angabe: Gewicht in kg/m

803
Stahlbau

Warmgewalzter rundkantiger U-Stahl


Stabstahl und Formstahl nach DIN 1026-1 (09.09)
Neigung der inneren Flanschflächen
8% bei h < 300 mm
5% bei h >300 mm
Diese Norm gilt bevorzugt für Stahlsorten
nach DIN EN 10 025. Die Stahlsorte ist bei der
Bestellung anzugeben.
Bezeichnung eines U-Stahls mit h ¼ 300 mm
aus S235JR nach DIN EN 10 025:
U 300 DIN 1026-1—S235JR oder
U 300 DIN 1026-1—1.0038
b
c1 ¼ bei h < 300 mm
2
b#s
c1 ¼ bei h > 300 mm
2

Maße in mm5) für Biegung um die 1


) 2
)
Kurzzei- y-Achse z-Achse
chen
h b tw tf ¼ r1 r2 A G Iy Wy iy Iz Wz iz ez yM
¼ min i
U cm2 kg/m cm4 cm3 cm cm4 cm3 cm cm cm
30 + 15 30 15 4 4,5 2 2,21 1,74 2,53 1,69 1,07 0,38 0,39 0,42 0,52 0,7
30 30 33 5 7 3,5 5,44 4,27 6,39 4,26 1,08 5,33 2,68 0,99 1,31 2,2
3
40 + 20 40 20 5 5,5 ) 2,5 3,66 2,87 7,58 3,79 1,44 1,14 0,86 0,56 0,67 1,0
40 40 35 5 7 3,5 6,21 4,87 14,1 7,05 1,50 6,68 3,08 1,04 1,33 2,3
50 + 25 50 25 5 6 3 4,92 3,86 16,8 6,73 1,85 2,49 1,48 0,71 0,81 1,3
50 50 38 5 7 3,5 7,12 5,59 26,4 10,6 1,92 9,12 3,75 1,13 1,37 2,4
60 60 30 6 6 3 6,46 5,07 31,6 10,5 2,21 4,51 2,16 0,84 0,91 1,5
65 65 42 5,5 7,5 4 9,03 7,09 57,5 17,7 2,52 14,1 5,07 1,25 1,42 2,6
80 80 45 6 8 4 11,0 8,64 106 26,5 3,10 19,4 6,36 1,33 1,45 2,6
100 100 50 6 8,5 4,5 13,5 10,6 206 41,2 3,91 29,3 8,49 1,47 1,55 2,9
120 120 55 7 9 4,5 17,0 13,4 364 60,7 4,62 43,2 11,1 1,59 1,60 3,0
140 140 60 7 10 5 20,4 16,0 605 86,4 5,45 62,7 14,8 1,75 1,75 3,3
160 160 65 7,5 10,5 5,5 24,0 18,8 925 116 6,21 85,3 18,3 1,89 1,84 3,5
180 180 70 8 11 5,5 28,0 22,0 1350 115 6,95 114 22,4 2,02 1,92 3,7
200 200 75 8,5 11,5 6 32,2 25,3 1910 191 7,70 148 27,0 2,14 2,01 3,9
220 220 80 9 12,5 6,5 37,4 29,4 2690 245 8,48 197 33,6 2,30 2,14 4,2
240 240 85 9,5 13 6,5 42,3 33,2 3600 300 9,22 248 39,6 2,42 2,23 4,3
260 260 90 10 14 7 48,3 37,9 4820 371 9,99 317 47,7 2,56 2,36 4,6
280 280 95 10 15 7,5 53,3 41,8 6280 448 10,9 399 57,2 2,74 2,53 5,0
300 300 100 10 16 8 58,8 46,2 8030 535 11,7 495 67,8 2,90 2,70 5,4
320 320 100 14 17,5 8,75 75,8 59,5 10870 679 12,1 597 80,6 2,81 2,60 4,8
350 350 100 14 16 8 77,3 60,6 12840 734 12,9 570 75,0 2,72 2,40 4,4
380 380 102 13,5 16 8 80,4 63,1 15760 829 14,0 615 78,7 2,77 2,38 4,5
400 400 110 14 18 9 91,5 71,8 20350 1020 14,9 846 102 3,04 2,65 5,1

Fett gedruckte Profile sind zur bevorzugten Verwendung empfohlen (DStV-Profilliste).


1
) ez ¼ Abstand der z-Achse von der Stegaußenkante.
2
) yM ¼ Abstand des Schubmittelpunktes M von der z-Achse.
3
) Bei U 40 + 20 ist t ¼ 5,5 mm, r1 ¼ 5 mm.

804
Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln
Lieferart:
Bei Bestellung nach Gewicht darf die Länge
zwischen 3000 und 15000 mm schwanken.
Zul. Maßabweichung bei Längen <15000 mm:
Bei Bestellung in Festlänge /50 mm; bei Be-
stellung in Genaulänge zwischen /50 und
/5 mm, zu bevorzugen /25, /10, /5 mm.

Bestellbeispiel:
200 Stäbe U 300 DIN 1026—S235JR in
Festlänge 6000

Maße nach DIN 997 in mm


Sy ¼ 12Wpl,y

Anreiß-
maß Kurz-
zeichen
sy Sf Avz IT IW U a4) d max w1 tf + r d
3 3 2 4 6 2
cm cm cm cm cm cm m /m mm U

— — — 1,24 0,165 0,408 0,103 9 4,3 10 9 12 30 + 15


— — — 1,66 0,912 4,36 0,174 — 8,4 20 14,5 14 30
— — — 2,01 0,363 2,12 0,142 13 6,4 11 11 18 40 + 20

— — — 2,15 1,00 11,9 0,199 — 8,4 20 14,5 11 40


— — — 2,58 0,878 8,25 0,181 18 8,4 16 12,5 25 50 + 25
— — — 2,64 1,12 27,8 0,232 4 11 20 15 20 50

— — — 3,58 0,939 21,9 0,215 23 8,4 18 12,5 35 60


— — —
15,9 6,65 14,3
3,71
4,92
1,61
2,16
77,3
168
0,273
0,312
15 11
27 13þ)
25
25
16
17
33
46
65
80 13
24,5 8,42 21,4 6,23 2,81 414 0,372 41 13 30 18 64 100
36,3 10,0 30,4 8,54 4,15 900 0,434 55 17j13: 30 19 82 120
51,4 11,8 43,0 10,1 5,68 1800 0,489 68 17 35 21 98 140

68,8 13,3 56,4 12,2 7,39 3260 0,546 82 21j17: 35 22,5 115 160
89,6 15,1 71,9 14,7 9,55 5570 0,611 94 21 40 23,5 133 180
114 16,8 89,8 17,3 11,9 9070 0,661 108 23j21: 40 24,5 151 200

146 18,5 115 20,1 16,0 14600 0,718 120 23 45 26,5 167 220
179 20,1 139 23,1 19,7 22100 0,775 133 25j23: 45 28 184 240
221 21,8 171 26,5 25,5 33300 0,834 146 25 50 30 200 260

266 23,6 208 28,6 31,0 48500 0,890 159 25 50 32 216 280
316 25,4 249 31,0 37,4 69100 0,950 172 28 55 34 232 300
413 26,3 307 46,3 66,7 96100 0,982 181 28 58 37 246 320

459 28,6 320 50,1 61,2 114000 1,05 204 28 58 34 282 350
507 31,1 342 52,5 59,1 146000 1,11 227 28 60 33,5 313 380
618 32,9 434 57,7 81,6 221000 1,18 239 28 60 38 324 400
4
) a ¼ Stegabstand zweier U-Profile, für die das Flächenmoment 2. Grades für die y-Achse
und z-Achse gleich groß und gleich 2I y wird (Angaben nicht genormt).
5
) Zul. Abweichungen s. DIN EN 10279.

Weitere Anmerkungen sinngemäß wie auf S. 792/793.

805
Stahlbau

Warmgewalzter U-Stahl mit parallelen Flanschflächen


Formstahl UPE nach DIN 1026-2 (10.02)
Diese Querschnitte gelten bevorzugt für Stahlsorten
nach DIN EN 10 025. Die Stahlsorte ist bei der Bestel-
lung anzugeben.
Bezeichnung eines U-Stahls mit h ¼ 300 mm aus
S235JR nach DIN EN 10 025:
UPE 300 PSAG 95 -S 235 JR oder
UPE 300 PSAG 95 -1.0038

Kurz für Biegung um die


zei- Maße in mm y-Achse z-Achse 1
) 2
)
chen h b tw tf + r r A G Iy Wy iy Iz Wz iz ¼ ez yM
min i

cm2 kg/m cm4 cm3 cm cm4 cm3 cm cm cm

UPE U-Stahl mit parallelen inneren Flanschflächen


UPE-Reihe (nach Werksnormen)

80 80 50 4 7 10 10,1 7,9 107 26,8 3,26 25,5 8 1,59 1,82 3,71

100 100 55 4,5 7,5 10 12,5 9,8 207 41,4 4,07 38,3 10,6 1,75 1,91 3,93

120 120 60 5 8 12 15,4 12,1 364 60,6 4,86 55,5 13,8 1,90 1,98 4,12

140 140 65 5 9 12 18,4 14,5 600 85,6 5,71 78,8 18,2 2,07 2,17 4,54

160 160 70 5,5 9,5 12 21,7 17,0 911 114 6,48 107 22,6 2,22 2,27 4,76

180 180 75 5,5 10,5 12 25,1 19,7 1354 150 7,34 144 28,6 2,39 2,47 5,19

200 200 80 6 11 13 29,0 22,8 1909 191 8,11 187 34,5 2,54 2,56 5,41

220 220 85 6,5 12 13 33,9 26,6 2683 244 8,90 247 42,5 2,70 2,70 5,70

240 240 90 7 12,5 15 38,5 30,2 3599 300 9,67 311 50,1 2,84 2,79 5,91

270 270 95 7,5 13,5 15 44,8 35,2 5255 389 10,8 401 60,7 2,99 2,89 6,14

300 300 100 9,5 15 15 56,6 44,4 7823 522 11,8 538 75,6 3,08 2,89 6,03

330 330 105 11 16 18 67,8 53,2 11008 667 12,7 682 89,7 3,17 2,90 6,00

360 360 110 12 17 18 77,9 61,2 14826 824 13,8 844 105 3,29 2,97 6,12

400 400 115 13,5 18 18 91,9 72,2 20981 1049 15,1 1045 123 3,37 2,98 6,06
1
) ez ¼ Abstand der z-Achse von der Stegaußenkante
2
) yM ¼ Abstand des Schubmittelpunktes M von der z-Achse

806
Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln

Bei Bestellung nach Gewicht darf die Länge zwischen


den für die Herstelllängen angegebenen größten und
kleinsten Maßen schwanken. Zulässige Maßabwei-
chungen:
Bestelllänge: /100 mm; bei Bestellung in
Fixlänge: þ100/!0 mm
Bestellbeispiel:
200 Stäbe UPE 300 PSAG 95 -S235JR in
Fixlänge 6000 mm
Sy ¼ 12 Wpl, y

Maße nach DIN 997 in mm


4 Anreiß- Kurz-
Sf Avz IT IW U a ) maß zei-
5
d max ) w1 tf + r d chen
cm3 cm cm3 cm2 cm4 cm6 m2/m

UPE

15,6 14,6 4,08 1,50 223 0,343 20 13 30 17 46 80


24,0 21,6 5,34 2,07 536 0,402 35 13 30 18 65 100
35,2 31,2 7,16 3,00 1136 0,460 50 17/13 35 20 80 120
49,4 43,4 8,23 4,11 2190 0,520 63 17 35 21 98 140
65,8 56,4 10,1 5,31 3935 0,579 76 21/17 40 22 117 160
86,5 74,0 11,2 7,11 6671 0,639 89 21 40 23 135 180
110,0 92,7 13,5 9,04 10826 0,697 103 23/21 45 24 152 200
140,7 117 15,8 12,3 17221 0,756 116 23 45 25 170 220
173,4 143 18,8 15,4 26025 0,813 129 25/23 50 28 185 240
225,5 183 22,2 20,3 42595 0,892 150 25 50 29 213 270
306,7 238 30,3 32,4 71165 0,968 169 28 55 30 240 300 13
395,9 302 38,8 46,8 110564 1,043 189 28 60 34 262 330
491,2 365 45,6 60,6 164167 1,121 209 28 60 35 290 360
631,3 450 56,2 82,2 255351 1,218 235 28 60 36 328 400
4
) a ¼ Stegabstand zweier U-Profile, für die das Flächenmoment 2. Grades für die y-Achse und
z-Achse gleich groß und gleich 2Iy wird (Angaben nicht genormt)
5
) Bei mehreren Werten gilt der kleinere für HV-Schrauben
6
) HV-Schrauben nicht verwendbar

Weitere Angaben sinngemäß wie auf S. 792/793.

807
Stahlbau

Warmgewalzter gleichschenkliger rundkantiger Winkel-Stahl1 )


nach DIN EN 10056-1 (10.98), Fortsetzung s. folgende Seiten.
Werkstoff vorzugsweise aus Stahlsorten nach DIN
EN 10 025; er ist in der Bezeichnung anzugeben.
Bezeichnung eines gleichschenkligen Winkels aus
Stahl S235JO nach DIN EN 10 025:
Winkel DIN EN 10056-1 — S235JO — 80 + 8
Die gewünschte Nennlänge ist bei Bestellung anzugeben. Die
Grenzabmaße der bestellten Länge betragen:
a) / 100 mm oder
þ200
b) mm, wenn eine Mindestlänge gefordert wird. Bei der
0
Bestellung können kleinere Grenzabmaße vereinbart werden.

Kurz- Maße in mm Randabstände


zeichen
h t r1 r2 A G U e w v1 v2
L h+t cm2 kg/m m2/m cm cm cm cm
20 + 3 20 3 3,5 2 1,12 0,88 0,077 0,60 1,41 0,85 0,70
25 + 3 25 3 3,5 2 1,42 1,12 0,097 0,73 1,77 1,02 0,87
25 + 4 4 1,85 1,45 0,76 1,08 0,89
30 + 3 3 5 2,5 1,74 1,36 0,116 0,84 2,12 1,18 1,04
30 + 4 30 4 2,27 1,78 0,88 1,24 1,04
35 + 4 35 4 5 2,5 2,67 2,09 0,136 1,00 2,47 1,42 1,24
40 + 4 4 3,08 2,42 1,12 1,58 1,40
40 6 3 0,155 2,83
40 + 5 5 3,79 2,97 1,16 1,64 1,42
45 + 4,5 45 4,5 7 3,5 3,90 3,06 0,174 1,25 3,18 1,78 1,58
50 + 4 4 3,89 3,06 1,36 1,92 1,75
50 + 5 50 5 7 3,5 4,80 3,77 0,194 1,40 3,54 1,99 1,76
50 + 6 6 5,69 4,47 1,45 2,04 1,77
60 + 5 5 5,82 4,57 1,64 2,32 2,11
60 + 6 60 6 8 4 6,91 5,42 0,233 1,69 4,24 2,39 2,11
60 + 8 8 9,03 7,09 1,77 250 2,14
65 + 7 65 7 9 4,5 8,70 6,83 0,252 1,85 4,60 2,62 2,29
70 + 6 6 8,13 6,38 1,93 2,73 2,46
70 9 4,5 0,272 4,95
70 + 7 7 9,40 7,38 1,97 2,79 2,47
75 + 6 6 8,73 6,85 2,05 2,90 2,64
75 9 5 0,291 5,30
75 + 8 8 11,4 8,99 2,14 3,02 2,66
80 + 8 8 12,3 9,63 2,26 3,19 2,83
80 10 5 0,311 5,66
80 + 10 10 15,1 11,9 2,34 3,30 2,85
90 + 7 7 12,2 9,61 2,45 3,47 3,16
90 + 8 8 13,9 10,9 2,50 3,53 3,17
90 11 5,5 0,351 6,36
90 + 9 9 15,5 12,2 2,54 3,59 3,20
90 + 10 10 17,1 13,4 2,58 3,65 3,22
100 + 8 8 15,5 12,2 2,74 3,87 3,52
100 + 10 100 10 12 6 19,2 15,0 0,390 2,82 7,07 3,99 3,54
100 + 12 12 22,7 17,8 2,90 4,11 3,57
120 + 10 10 23,2 18,2 3,31 4,69 4,42
120 13 6,5 0,489 8,49
120 + 12 12 27,5 21,6 3,40 4,80 4,26
130 + 12 130 12 14 7 30,0 23,6 0,508 3,64 9,19 5,15 4,60
1
) Abweichend von der Norm wurden die im Bauingenieurwesen üblichen Bezeichnungen für
Achsen, Widerstandsmomente und Randabstände der Vorgängernorm beibehalten.

808
Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln

mit größter Schenkeldicke t sind für einteilige


Knickstäbe unwirtschaftlich. Der nächstgrößere Win-
kel mit kleinerer Schenkeldicke hat bei geringerem
Metergewicht größere Tragfähigkeit.
Für Schrauben mit ˘ < dmax können die gleichen An-
reißmaße w angewendet werden. Für h < 100 mm
eine Lochreihe, für h < 110 mm zwei Lochreihen mit
versetzten Bohrungen.
Andere Loch-˘ sowie -abstände nach DIN 999
(10.70) s. nächste Seite.
Anmerkungen sinngemäß wie auf S. 792/793.

für Biegung um die Maße nach DIN 997 Kurz-


zeichen
y-Achse ¼ z-Achse h-Achse z-Achse
Iy Wy iy Ih ih Iz Wz iz dmax w1 w2 L h+t
¼ min i
4 3 4 4 3 mm mm mm
cm cm cm cm cm cm cm cm
0,39 0,28 0,59 0,62 0,74 0,17 0,20 0,38 4,3 12 ! 20 + 3
0,80 0,45 0,75 1,27 0,95 0,33 0,33 0,48 25 + 3
6,4 15 !
1,02 0,59 0,74 1,61 0,93 0,43 0,40 0,48 25 + 4
1,40 0,65 0,89 2,22 1,13 0,59 0,50 0,58 30 + 3
8,4 17 !
1,80 0,85 0,89 2,85 1,12 0,75 0,61 0,58 30 + 4
2,95 1,18 1,05 4,68 1,32 1,23 0,87 0,68 11 18 ! 35 + 4
4,47 1,55 1,21 7,09 1,52 1,86 1,17 0,78 40 + 4
11 22 !
5,43 1,91 1,20 8,60 1,51 2,26 1,38 0,77 40 + 5
7,14 2,20 1,35 11,4 1,71 2,94 1,65 0,87 13 25 ! 45 + 4,5
8,97 2,46 1,52 14,2 1,91 3,73 1,94 0,98 50 + 4
11,0 3,05 1,51 17,4 1,90 4,55 2,29 0,97 13 30 ! 50 + 5
12,8 3,61 1,50 20,3 1,89 5,34 2,61 0,97 50 + 6 13
19,4 4,45 1,82 30,7 2,30 8,03 3,46 1,17 60 + 5
22,8 5,29 1,82 36,1 2,29 9,44 3,96 1,17 17 35 ! 60 + 6
29,2 6,89 1,80 46,1 2,26 12,2 4,86 1,16 60 + 8
33,4 7,18 1,96 53,0 2,74 13,8 5,27 1,26 21 35 ! 65 + 7
36,9 7,27 2,13 58,5 2,68 15,3 5,60 1,37 70 + 6
22 40 !
42,3 8,41 2,12 67,1 2,67 17,5 5,28 1,36 70 + 7
45,8 8,41 2,29 72,7 2,89 18,9 6,53 1,47 75 + 6
23 44 !
59,1 11,0 2,27 93,8 2,86 24,5 8,09 1,46 75 + 8
72,2 12,6 2,43 115 3,06 29,9 9,37 1,56 80 + 8
23 45 !
87,5 15,4 2,41 139 3,03 36,4 11,0 1,55 80 + 10
92,6 14,1 2,75 147 3,46 38,3 11,0 1,77 90 + 7
104 16,1 2,74 166 3,45 43,1 12,2 1,76 90 + 8
25 50 !
116 17,9 2,73 184 3,44 47,9 13,3 1,76 90 + 9
127 19,8 2,72 201 3,42 52,6 14,4 1,75 90 + 10
145 19,9 3,06 230 3,85 59,9 15,5 1,96 100 + 8
177 24,6 3,04 280 3,83 73,0 18,3 1,95 25 55 100 + 10
207 29,1 3,02 328 3,80 85,7 20,9 1,94 100 + 12
313 36,0 3,67 497 4,63 129 27,5 2,36 120 + 10
25 50
368 42,7 3,65 584 4,60 152 31,6 2,35 120 + 12

472 50,4 3,97 750 5,00 194 37,7 2,54 25 50 90 130 + 12

809
Stahlbau
Kurz- Maße in mm Randabstände
zeichen
h t r1 r2 A G U e w v1 v2
L h+t cm 2
kg/m m /m2
cm cm cm cm
150 + 10 10 29,3 23,0 4,03 5,71 5,28
150 + 12 150 12 16 8 34,8 27,3 0,586 4,12 10,6 5,83 5,29
150 + 15 15 43,0 33,8 4,25 6,01 5,33
160 + 15 160 15 17 8,5 46,1 36,2 0,625 4,49 11,3 6,35 5,67
180 + 16 16 55,4 43,5 5,02 7,11 6,39
180 18 9 0,705 12,7
180 + 18 18 61,9 48,6 5,10 7,22 6,41
200 + 16 16 61,8 48,5 5,52 7,81 7,09
200 + 18 18 69,1 54,3 5,60 7,92 7,12
200 18 9 0,785 14,1
200 + 20 20 76,3 59,9 5,68 8,04 7,15
200 + 24 24 90,6 71,1 5,84 8,26 7,21
250 + 28 28 133 104 7,24 10,2 9,04
250 18 9 17,1
250 + 35 35 163 128 7,50 10,6 9,17

Lochabstände in gleichschenkligen Winkelstählen in mm nach DIN 999 (10.70)2 )

L h+t dmax1) e1 e2 L h+t dmax1) e1 e2 L h+t dmax1) e1 e2


20 + 3 4,3 12 19 5 6 7 26
23 65
6 17 10 52 8 28
3 15
25 + 6,4 24 8 15
4 16 60 + 7 20
75 + 21 62
5 8 22
3 12
6 13 0 45
30 + 4 8,4 14 26 7
8 17 0 55
5 15 8
21 27 62
4 15 6
35 + 11 32 65 + 7 17 13 52
5 16 8 23 19 69
13 0 45
10 23
4 13
40 + 11 33 6 18
5 14 6 0
7 21 20 62
80 + 8 21 10 65
4 15 9 24
45 + 5 13 38 10 16
16
6 0
6
5 0 70 + 7 17 0 55
8 17 0 58
6 13 8 42 9 7
10
7 11
50 + 6
7
5 7 13 0 48 25 22 75
9
6 11 0 38 9
7 7
90 + 23 0 72
9
55 + 6 17 20 48
13 8 42 7
21 0 69
9

1
) Für Niete und Schrauben mit noch kleinerem als dem hier angegebenen Durchmesser kön-
nen die gleichen Anreißmaße und Lochabstände angewendet werden.
2
) Lochabstände für Winkel, die in der Vorgängernorm noch nicht enthalten waren, sind noch
nicht festgelegt.

8 10
Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln
für Biegung um die Maße nach DIN 997 Kurz-
zeichen
y-Achse ¼ z-Achse h-Achse z-Achse
Iy Wy iy Ih ih Iz Wz iz dmax w1 w2 L h+t
¼ min i
4 3 4 4 3 mm mm mm
cm cm cm cm cm cm cm cm
624 56,9 4,62 990 5,82 258 45,1 2,97 150 + 10
737 67,7 4,60 1170 5,80 303 52,0 2,95 28 60 105 150 + 12
898 83,5 4,57 1430 5,76 370 61,6 2,93 150 + 15
1100 95,6 4,88 1750 6,15 453 71,3 3,14 28 60 115 160 + 15

1680 130 5,51 2690 6,96 679 95,5 3,50 60 180 + 16


28 135
1870 145 5,49 2960 6,92 768 106 3,52 60 65 180 + 18

2340 162 6,16 3720 7,76 960 123 3,94 65 200 + 16


2600 181 6,13 4150 7,75 1050 133 3,90 200 + 18
28 150
2850 199 6,11 5430 7,70 1170 146 3,92 65 70 200 + 20
3330 235 6,06 5280 7,64 1380 167 3,90 200 + 24
7700 433 7,62 12200 9,61 3710 309 4,89 250 + 28
28 75 200
9260 529 7,54 14700 9,48 3860 364 4,87 250 + 35

t ¼ Schenkeldicke, dmax ¼ Lochdurchmesser in mm


Haben die Löcher in beiden Schenkeln mindestens den Abstand
— e1 , so lassen sich die Niete mit Rücksicht auf den Döpper- und Kopf-˘ schlagen;
— e2 , so braucht bei Zugstäben nur ein Loch abgezogen zu werden;
— e3 , so ist der Abstand 3dmax gewahrt, und bei Zugstäben brauchen nur zwei Löcher
abgezogen zu werden;
— e4 , so ist der Abstand 3dmax gewahrt.

13

2
) s. links, Fußnote 1 ).

8 11
Stahlbau

Warmgewalzter ungleichschenkliger rundkantiger Winkel-Stahl1 Þ


nach DIN EN 10056-1 (10.98). Fortsetzung s. folgende Seiten.
Werkstoff vorzugsweise aus Stahlsorten nach DIN
EN 10 025; er ist in der Bezeichnung anzugeben.
Bezeichnung eines ungleichschenkligen Winkels aus
Stahl S235JO nach DIN EN 10 025 von Schenkellänge
h ¼ 80 mm, Schenkellänge b ¼ 40 mm und Schenkeldicke
t ¼ 6 mm:
Winkel DIN EN 10056-1 — S235JO — 80 + 40 + 6
Die gewünschte Nennlänge ist bei Bestellung anzugeben. Die
Grenzabmaße der bestellten Länge betragen
a) / 100 mm oder
þ200
b) mm, wenn eine Mindestlänge gefordert wird.
0
Bei der Bestellung können kleinere Grenzabmaße vereinbart
werden.

Lage
Kurzzeichen Maße in Randabstände der
mm z-
Achse
r1 r2 A G U ey ez w1 w2 v1 v2 v3
tan a
L h+b+t
cm2 kg/m m2/m cm cm cm cm cm cm cm

30 + 20 + 3 1,43 1,12 0,99 0,50 2,04 1,51 0,86 0,56 0,472


4 2 0,097 1,04
30 + 20 + 4 1,86 1,46 1,03 0,54 2,02 1,52 0,91 0,58 0,421

40 + 20 + 4 4 2 2,26 1,77 0,117 1,47 0,48 2,57 1,80 0,82 1,17 0,50 0,252

40 + 25 + 4 4 2 2,46 1,93 0,127 1,36 0,62 2,69 1,90 1,07 1,35 0,68 0,380

45 + 30 + 4 4,5 2 2,87 2,25 0,146 1,48 0,74 3,07 2,26 1,27 1,58 0,83 0,436

50 + 30 + 5 5 2 3,78 2,96 0,156 1,73 0,74 3,33 2,38 1,27 1,65 0,80 0,352

60 + 30 + 5 5 3 4,28 3,36 0,175 2,17 0,68 3,90 2,67 1,20 1,77 0,72 0,257

60 + 40 + 5 4,79 3,76 1,96 0,97 4,08 3,01 1,67 2,11 1,10 0,434
6 3 0,195
60 + 40 + 6 5,68 4,46 2,00 1,01 4,06 3,02 1,72 2,10 1,12 0,431

65 + 50 + 5 6 3 5,54 4,35 0,224 1,99 1,25 4,52 3,61 2,08 2,39 1,50 0,577

70 + 50 + 6 7 3 6,89 5,41 0,235 2,23 1,25 4,82 3,68 2,11 2,52 1,42 0,500

75 + 50 + 6 7,19 5,65 2,44 1,21 5,10 3,77 2,08 2,64 1,38 0,435
7 3,5 0,244
75 + 50 + 8 9,41 7,39 2,52 1,29 5,06 3,80 2,18 2,62 1,44 0,430

80 + 40 + 6 6,89 5,41 2,85 0,88 5,21 3,53 1,57 2,38 0,89 0,258
7 3,5 0,234
80 + 40 + 8 9,01 7,07 2,94 0,96 5,15 3,57 1,65 2,34 1,04 0,253

80 + 60 + 7 8 4 9,38 7,36 0,274 2,51 1,52 5,55 4,42 2,54 2,92 1,68 0,546

100 + 50 + 6 8,71 6,84 3,51 1,05 6,50 4,39 1,90 3,00 1,15 0,262
8 4,5 0,292
100 + 50 + 8 11,4 8,97 3,60 1,13 6,48 5,44 1,99 2,96 1,18 0,258

Der Hinweis auf unwirtschaftliche Knickstäbe am Kopf der gleichschenkligen Winkel gilt auch
für ungleichschenklige Winkel.
1
) Abweichend von der Norm wurden die im Bauingenieurwesen üblichen Bezeichnungen für
Achsen, Widerstandsmomente und Randabstände der Vorgängernorm beibehalten.

812
Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln

Für Schrauben mit ˘ < d1 bzw. d2 können


die gleichen Anreißmaße w1 , w2 bzw. w3
angewendet werden. Andere Lochdurch-
messer sowie Lochabstände nach DIN 998
(10.70).
Anmerkungen sinngemäß wie auf S. 792/793.

für Biegung um die Maße nach DIN 997 Kurz-


in mm zeichen
y-Achse z-Achse h-Achse z-Achse

Iy Wy iy Iz Wz iz Ih ih Iz iz
¼ min i d1 d2 w1 w2 w3 1) L h+b+t
4 4 4 4
cm cm cm cm cm cm cm cm cm cm

1,25 0,62 0,39 0,44 0,29 0,55 1,43 1,00 0,26 0,42 30 x 20 x 3
8,4 4,3 17 – 12
1,59 0,81 0,92 0,55 0,38 0,55 1,81 0,99 0,33 0,42 30 x 20 x 4

3,59 1,42 1,26 0,60 0,39 0,51 3,80 1,3 0,39 0,42 11 4,3 22 – 12 40 x 20 x 4

3,59 1,47 1,26 1,16 0,62 0,69 4,35 1,33 0,70 0,53 11 6,4 25 – 15 40 x 25 x 4

5,78 1,91 1,42 2,05 0,91 0,85 6,65 1,52 1,18 0,64 30 8,4 30 – 17 45 x 30 x 4

9,36 2,863 1,57 2,51 1,11 0,82 10,3 1,65 1,54 0,64 17 8,4 35 – 17 50 x 30 x 5
13
15,6 4,07 1,91 2,63 1,14 0,78 16,5 1,97 1,71 0,63 17 11 35 – 17 60 x 30 x 5

17,2 4,25 1,89 6,11 2,02 1,13 19,7 2,03 3,45 0,86 11 22 60 x 40 x 5
17 35 –
20,1 5,03 1,88 7,12 2,38 1,12 23,1 2,02 4,16 0,86 13 22 60 x 40 x 6

23,2 5,14 2,05 11,9 3,19 1,47 28,8 2,28 6,32 1,07 21 13 35 – 30 65 x 50 x 5

33,4 7,01 2,20 14,2 3,78 1,43 39,7 2,40 7,92 1,07 21 13 40 – 30 70 x 50 x 6

40,5 8,01 14,4 3,81 1,42 46,6 2,55 8,36 1,08 35 30 75 x 50 x 6


2,37 23 13 –
52,0 10,4 18,4 4,95 1,40 59,6 2,52 10,8 1,07 35 30 75 x 50 x 8

44,9 8,73 2,35 7,59 2,44 1,05 47,6 2,63 4,93 0,85 80 x 40 x 6
23 11 45 – 22
57,6 11,4 2,53 9,61 3,16 1,03 60,9 2,60 6,34 0,84 80 x 40 x 8

59,0 10,7 2,51 28,4 6,34 1,74 72,0 2,77 15,4 1,28 23 17 45 – 35 80 x 60 x 7

89,8 13,8 3,21 15,4 3,89 1,33 95,4 3,31 9,92 1,07 100 x 50 x 6
25 13 55 – 30
116 18,2 3,19 19,7 5,08 1,31 123 2,28 12,8 1,06 100 x 50 x 8

1
) Bei 2 Werten gelten für HV-Verbindungen das größere w3 und der kleinere d2 . Ist dieser noch
mit einem . gekennzeichnet, dann gilt er für a l l e Schrauben und der größere d2 nur für Niete

813
Stahlbau
Fortsetzung der vorhergehenden Seiten

Lage
Kurzzeichen Maße in Randabstände der
mm z-
Achse
r1 r2 A G U ey ez w1 w2 v1 v2 v3
tan a
L h+b+t 2 2
cm kg/m m /m cm cm cm cm cm cm cm

100 + 65 + 7 11,2 8,77 3,23 1,51 6,83 4,89 2,63 3,49 1,69 0,415
100 + 65 + 8 10 5 12,7 9,94 0,321 3,27 1,55 6,81 4,92 2,69 3,47 1,72 0,413
100 + 65 + 10 15,6 12,3 3,36 1,63 3,76 4,95 2,76 3,45 1,78 0,410

100 + 75 + 8 13,5 10,6 3,10 1,87 6,95 5,42 3,13 2,19 0,574
100 + 75 + 10 10 5 16,6 13,0 0,341 3,19 1,95 6,92 5,45 3,24 3,65 2,24 0,544
100 + 75 + 12 19,7 14,4 3,27 2,03 6,89 5,47 3,34 2,29 0,540

120 + 80 + 8 15,5 12,2 3,83 1,87 8,23 5,99 3,24 4,23 2,16 0,437
120 + 80 + 10 11 5,5 19,1 15,0 0,391 3,92 1,95 8,18 6,03 3,35 4,21 2,19 0,435
120 + 80 + 12 22,7 17,8 4,00 2,03 8,14 6,06 3,45 4,20 2,25 0,431

125 x75 + 8 15,5 12,2 4,14 1,68 8,44 5,86 2,98 4,20 1,85 0,360
125 + 75 + 10 11 5,5 19,1 15,0 0,394 4,23 1,76 8,39 5,91 3,08 4,17 1,92 0,357
125 + 75 + 12 22,7 17,8 4,31 1,84 8,33 5,95 3,17 4,15 1,98 0,354

135 + 65 + 8 15,5 12,2 4,78 1,34 8,79 5,87 2,44 3,95 1,43 0,245
11 6 0,394
135 + 65 + 10 19,1 15,0 4,88 1,42 8,72 5,93 2,53 3,91 1,51 0,243

150 + 75 + 9 19,6 15,4 5,26 1,57 9,82 6,59 2,85 4,50 1,68 0,261
150 + 75 + 10 21,7 17,0 5,31 1,61 9,79 6,62 2,90 4,48 1,72 0,261
12 5,5 0,471
150 + 75 + 12 25,7 20,2 5,40 1,69 9,72 6,68 2,99 4,44 1,79 0,258
150 + 75 + 15 31,7 24,8 5,52 1,81 9,63 6,75 3,11 4,40 1,90 0,253

150 + 90 + 10 23,2 18,2 5,00 2,04 10,1 7,06 3,61 5,03 2,25 0,360
150 + 90 + 12 12 5,5 27,5 21,6 0,467 5,08 2,12 10,1 7,11 3,71 5,00 2,31 0,358
150 + 90 + 15 33,9 26,2 5,21 2,23 9,98 7,16 3,84 4,98 2,41 0,354

150 + 100 + 10 24,2 19,0 4,81 2,34 10,3 7,48 4,08 5,25 2,68 0,348
12 6,5 0,489
150 + 100 + 12 28,7 22,5 4,89 2,42 10,2 7,52 4,18 5,24 2,73 0,436

200 + 100 + 10 29,2 23,0 6,93 2,01 13,2 8,76 3,71 5,98 2,22 0,263
200 + 100 + 12 15 7,5 34,8 27,3 0,587 7,03 2,10 13,1 8,82 3,81 5,95 2,26 0,262
200 + 100 + 15 43,0 33,75 7,16 2,22 13,0 8,88 3,95 5,92 2,32 0,260

200 + 150 + 12 40,8 32,0 6,08 3,61 13,9 10,8 6,10 7,34 4,35 0,552
15 7,5 0,692
200 + 150 + 15 50,5 39,6 6,21 3,73 13,9 10,9 6,27 7,33 4,43 0,551

8 14
Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln

für Biegung um die Maße nach DIN 997 Kurz-


in mm zeichen
y-Achse z-Achse h-Achse z-Achse

Iy Wy iy Iz Wz iz Ih ih iz
Iz
¼ min i d1 d2 w1 w2 w3 1) L h+b+t
4 4 4 4
cm cm cm cm cm cm cm cm cm cm

113 16,6 3,17 37,6 7,53 1,83 128 3,39 22,0 1,40 21 30 100 x 65 x 7
127 18,9 3,16 42,2 8,54 1,83 144 3,37 24,8 1,40 25 – 55 – 35 100 x 65 x 8
154 23,2 3,14 51,0 10,5 1,81 175 3,35 30,1 1,39 – 35 100 x 65 x 10

133 19,3 3,14 64,1 11,4 2,18 162 3,47 34,6 1,60 23 55 – 100 x 75 x 8
162 23,8 3,12 77,6 14,0 2,16 197 3,45 42,2 1,59 25 – 54 – 40 100 x 75 x 10
189 28,0 3,10 90,2 16,5 2,14 230 3,42 49,5 1,56 – – 40 100 x 75 x 12

226 27,6 3,82 80,8 13,2 2,28 260 4,10 46,6 1,74 120 + 80 + 8
276 34,1 3,80 98,1 16,2 2,26 317 4,07 56,8 1,72 25 23 50 80 45 120 + 80 + 10
323 40,4 3,77 114 19,1 2,24 371 4,04 66,7 1,71 120 + 80 + 12

274 29,6 4,00 67,6 11,6 2,09 274 4,21 40,9 1,63 125 + 75 + 8
302 36,5 3,97 82,1 14,3 2,07 334 4,18 49,9 1,61 25 ! 50 ! ! 125 + 75 + 10
354 43,2 3,95 65,5 16,9 2,05 391 4,15 58,5 1,61 125 + 75 + 12

291 33,4 4,34 45,2 8,75 1,71 307 4,45 29,4 1,38 135 + 65 + 8 13
! ! ! ! !
356 41,3 4,31 54,7 10,8 1,69 375 4,43 35,9 1,37 135 + 65 + 10

455 46,7 4,82 77,9 13,1 1,99 483 4,96 50,2 1,60 60 105 40 150 + 75 + 9
501 51,6 4,81 85,6 14,5 1,99 531 4,95 55,1 1,60 60 105 40 150 + 75 + 10
28 23
588 61,3 4,78 99,6 17,1 1,97 623 4,92 64,7 1,59 ! ! ! 150 + 75 + 12
713 75,2 4,75 119 21,0 1,94 753 4,88 78,6 1,58 ! ! ! 175 + 75 + 15

533 53,3 4,80 146 21,0 2,51 591 5,05 88,3 1,95 105 50 150 + 90 + 10
627 63,3 7,44 171 24,8 2,49 694 5,02 104 1,94 28 25 60 105 50 150 + 90 + 12
671 77,7 4,74 205 30,4 2,46 841 4,98 126 1,93 ! ! 150 + 90 + 15

533 54,2 4,79 199 25,9 2,87 637 5,13 114 2,17 150 150 + 100 + 10
28 25 60 55
651 64,4 4,76 233 30,7 2,85 749 5,11 134 2,16 150 150 + 100 + 12

1220 93,2 6,46 210 26,3 2,68 1290 6,65 135 2,15 200 + 100 + 10
1440 111 6,43 247 31,3 2,67 1530 6,63 159 2,14 28 25 65 150 55 200 + 100 + 12
1458 137 6,4 299 38,5 2,64 1864 6,59 193 2,12 200 + 100 + 15

1650 119 6,36 803 70,5 4,44 2030 7,04 430 3,25 ! ! ! ! ! 200 + 150 + 12
2022 147 6,33 979 86,9 4,40 2476 7,00 526 3,23 ! ! ! ! ! 200 + 150 + 15

1
) s. S. 811 Fußnote 1 )
þ
) Genormte Schrauben für HV-Verbindungen sind hier nicht anwendbar.

815
Stahlbau

Lochabstände in ungleichschenkligen Winkelstählen.2 ) Auszug aus DIN 998 (10.70),


Maße in mm. Anreißmaße w1 , w2 , w3 nach DIN 997

t ¼ Schenkeldicke; d1 , d2 ¼ Lochdurchmesser. Haben die Löcher in beiden Schenkeln mindes-


tens den Abstand
— e1 ðe2 Þ, so lässt sich mit Rücksicht auf den Döpper- und Niet- ˘ der Niet im kleinen (großen)
Schenkel schlagen, wenn der Niet im großen (kleinen) Schenkel bereits sitzt;
— e3 , so braucht in Zugstäben nur ein Loch abgezogen zu werden;
— e4 ðe5 Þ, so ist der Abstand 3d1 gewahrt, und in Zugstäben brauchen nur zwei Löcher abge-
zogen zu werden;
— e6 , so ist der Abstand 3d1 gewahrt.

816
Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln

13
2
) Lochabstände für Winkel, die in der Vorgängernorm noch nicht enthalten waren, sind noch
nicht festgelegt.
Warmgewalzter Breitflachstahl nach DIN 59200 (05.01)
Werkstoff: Stahl nach DIN EN 10 025.
Bezeichnung für Breitflachstahl von 10 mm Dicke,
200 mm Breite in Herstelllängen ohne Angabe
eines Längenbereichs, aus Stahl S235JR (Werk-
stoffnummer 1.0038) nach DIN EN 10 025:
Breitflachstahl DIN 59200—10 + 200—S235JR
oder
BrFI DIN 59200—10 + 100—1.0038
Lieferart:
Bei Bestellung nach Gewicht darf die Länge zwischen 2000 und 12000 mm schwanken. Zuläs-
sige Maßabweichung bei Bestellung in Genaulänge: þ200 mm; nach Vereinbarung kleinere
Maßabweichungen, zu bevorzugen sind þ50, þ25 mm.
Dicke: Die zu bevorzugenden Nenndicken a sind:
5, 6, 8, 10, 12, 15, 20, 25, 30, 40, 50, 60, 80 mm
Breite: Die zu bevorzugenden Nennbreiten b sind:
160, 180, 200, 220, 240, 250, 260, 280, 300, 320, 340, 350, 360, 380, 400, 450, 500,
550, 600, 650, 700, 750, 800, 900, 1000, 1100, 1200 mm.

817
Stahlbau

Warmgewalzter gleichschenkliger T-Stahl mit gerundeten Kanten und !bergängen


nach DIN EN 10 055: 1995-12
Werkstoff vorzugsweise aus Stahlsorten
nach DIN EN 10 025; er ist in der Bezeich-
nung anzugeben.
Bezeichnung eines warmgewalzten
gleichschenkligen rundkantigen T-Stahls
mit h ¼ 40 mm aus einem Stahl S235JR
nach DIN 10 025:
T-Profil EN 10 055 — T40 — Stahl EN 10 025 — S235JR
Die gewünschte Nennlänge ist bei Bestellung anzugeben.
!bliches Grenzabmaß / 100 mm. Eingeschränkte Grenzabmaße /50, /25, /10 mm.
Auf Vereinbarung bei der Bestellung können die Gesamtspannen für die Grenzabmaße genau
auf die Plusseite oder ganz auf die Minusseite gelegt werden.
Kurzzeichen

Maße in mm für Biegung um die Maße in mm


y-Achse z-Achse nach DIN 997
h b tw ¼ dmax Anreiß-
t f ¼ r1 1 2
maße
A G U ey Iy Wy ) iy ) Iz Wz iz2)
T cm2 kg/m m2/m cm cm4 cm3 cm cm4 cm3 cm w1 w2

30 30 30 4 2,26 1,77 0,114 0,85 1,72 0,80 0,87 0,87 0,58 0,62 4,3 17
35 35 35 4,5 2,97 2,33 0,133 0,99 3,10 1,23 1,04 1,57 0,90 0,73 4,3 19
40 40 40 5 3,77 2,96 0,153 1,12 5,28 1,84 1,18 2,58 1,29 0,83 6,4 22
50 50 50 6 5,66 4,44 0,191 1,39 12,1 3,36 1,46 6,06 2,42 1,03 6,4 30 30
60 60 60 7 7,94 6,23 0,229 1,66 23,8 5,48 1,73 12,2 4,07 1,24 8,4 34 35
70 70 70 8 10,6 8,32 0,268 1,94 44,5 8,79 2,05 22,1 6,32 1,44 11 38 40
80 80 80 9 13,6 10,7 0,307 2,22 73,7 12,8 2,33 37,0 9,25 1,65 11 45 45
100 100 100 11 20,9 16,4 0,383 2,74 179 24,6 2,92 88,3 17,7 2,05 13 60 60
120 120 120 13 29,6 23,2 0,459 3,28 366 42,0 3,51 178 29,7 2,45 17 70 70
140 140 140 15 39,9 31,3 0,537 3,80 660 64,7 4,07 330 47,2 2,88 21 80 75
1 2
) Wy ¼ I y =vy ) Fett gedruckte Werte sind min i.

Warmgewalzter rundkantiger breitfüßiger T-Stahl. Nicht genormt


Diese Profilreihe (früher DIN 1024)
wurde in DIN EN 10 055 gestrichen.
Vor ihrer Verwendung ist die Liefer-
barkeit zu prüfen.

Maße in mm für Biegung um die Maße in mm


Kurzzeichen

y-Achse z-Achse nach DIN 997


h b tw ¼ dmax Anreiß-
t f ¼ r1 1 2
maße
A G U ey Iy Wy ) iy ) Iz Wz iz2)
TB cm2 kg/m m2/m cm cm4 cm3 cm cm4 cm3 cm w1 w2

30 30 60 5,5 4,64 3,64 0,171 0,67 2,58 1,11 0,75 8,62 2,87 1,36 8,4 34 —
35 35 70 6 5,94 4,66 0,201 0,77 4,49 1,65 0,87 15,1 4,31 1,59 11 37 —
40 40 80 7 7,91 6,21 0,233 0,88 7,81 2,50 0,99 28,5 7,13 1,90 11 45 —
50 50 100 8,5 12,0 9,42 0,287 1,09 18,7 4,78 1,25 67,2 13,5 2,38 13 55 —
60 60 120 10 17,0 13,4 0,345 1,30 38,0 8,09 1,49 137 22,8 2,84 17 65 —
1 2
) Wy ¼ I y =vy ) Fett gedruckte Werte sind min i.

818
Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln

Halbierte I-Träger
Bezeichnungen und Maße
b, tw, tf, r, r1 und r2 siehe
die entsprechenden Tafeln
der Walzprofile.
ey Abstand der y-Achse von
der Flansch-Kante
2 3
Kurz- für Biegung um die ) )
zei- y-Achse z-Achse
chen 1
) 1
) 3
) 3
)
h ey A G Iy Wyu Wyo iy Iz Wz iz IT ip iM
mm cm cm2 kg/m cm4 3
cm cm 3
cm cm 4 3
cm cm cm4 cm cm
1=2 IPE Halbierte mittelbreite I-Träger mit parallelen Flanschflächen, nach DIN 1025-5
140 70 1,62 8,21 6,45 33,0 6,14 20,4 2,01 22,4 6,15 1,65 1,22 2,60 2,90
160 80 1,84 10,0 7,89 52,9 8,57 28,8 2,29 34,1 8,34 1,84 1,80 2,94 3,29
180 90 2,05 12,0 9,40 80,3 11,5 39,1 2,59 50,4 11,1 2,05 2,39 3,30 3,69
200 100 2,25 14,2 11,2 117 15,1 51,9 2,87 71,2 14,2 2,24 3,48 3,64 4,07
220 110 2,45 16,7 13,1 165 19,3 67,6 3,15 102 18,6 2,48 4,52 4,01 4,47
240 120 2,63 19,6 15,4 227 24,3 86,6 3,41 142 23,6 2,69 6,42 4,34 4,84
270 135 2,97 23,0 18,0 346 32,8 117 3,88 210 31,1 3,02 7,95 4,92 5,50
300 150 3,32 26,9 21,1 509 43,6 153 4,35 302 40,3 3,35 10,0 5,49 6,16
330 165 3,65 31,3 24,6 717 55,8 196 4,78 394 49,3 3,55 14,0 5,96 6,70
360 180 3,99 36,4 28,5 992 70,8 249 5,22 522 61,4 3,79 18,6 6,45 7,27
400 200 4,52 42,2 33,2 1450 93,7 320 5,86 659 73,2 3,95 25,5 7,06 8,05
450 225 5,28 49,4 38,8 2220 129 420 6,70 838 88,2 4,12 33,4 7,86 9,08
500 250 6,01 57,8 45,3 3260 172 543 7,52 1070 107 4,31 44,5 8,66 10,1
550 275 6,77 67,2 52,8 4670 225 690 8,33 1330 127 4,45 61,5 9,45 11,1
600 300 7,48 78,0 61,2 6500 288 868 9,13 1690 154 4,66 82,5 10,2 12,2
1=2 IPEo
Halbierte mittelbreite I-Träger, verstärkte Ausführung, nicht genormt
1=2 IPEv
180o 91 2,12 13,5 10,6 92,3 13,2 43,6 2,61 58,6 12,7 2,08 3,36 3,34 3,73
200o 101 2,30 16,0 12,6 132 17,0 57,6 2,88 84,4 16,6 2,30 4,71 3,68 4,11
220o 111 2,51 18,7 14,7 188 21,9 74,8 3,17 120 21,4 2,53 6,12 4,06 4,52 13
240o 121 2,71 21,9 17,2 259 27,6 95,5 3,44 164 26,9 2,74 8,57 4,40 4,91
270o 137 3,02 26,9 21,1 407 38,1 134 3,89 257 37,7 3,09 12,4 4,96 5,52
300o 152 3,36 31,4 24,7 594 50,2 177 4,35 373 49,1 3,45 15,5 5,55 6,18
330o 167 3,72 36,3 28,5 835 64,3 225 4,79 480 59,3 3,64 21,0 6,02 6,74
360o 182 4,10 42,1 33,0 1160 82,5 284 5,26 626 72,7 3,86 27,8 6,52 7,34
400o 202 4,61 48,2 37,8 1670 107 361 5,88 782 85,9 4,03 36,5 7,13 8,10
400v 204 4,69 53,5 42,0 1860 119 397 5,90 883 97,0 4,06 49,4 7,16 8,12
450o 228 5,41 58,8 46,2 2670 153 493 6,73 1040 109 4,21 54,4 7,94 9,14
450v 230 5,57 66,0 51,8 3040 174 546 6,79 1200 124 4,26 74,6 8,01 9,23
500o 253 6,19 68,4 53,7 3920 205 633 7,57 1310 130 4,38 71,5 8,74 10,2
500v 257 6,39 82,0 64,4 4770 247 747 7,63 1640 160 4,46 121 8,84 10,3
550o 278 6,89 78,0 61,3 5460 261 793 8,36 1610 152 4,55 93,5 9,52 11,2
550v 283 7,48 101 79,3 7400 355 989 8,56 2130 197 4,59 189 9,71 11,5
600o 305 7,78 98,4 77,3 8350 368 1070 9,21 2260 202 4,79 159 10,4 12,3
600v 309 8,13 117 91,8 10160 446 1250 9,32 2780 244 4,88 255 10,5 12,5
3
) Fettgedruckte Werte sind min i.
1
) Wyu,qWffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
yo auf den unteren bzw. oberen Querschnittsrand bezogenes Widerstandsmoment.
2
) ip ¼ iy2 þ iz2 auf den Schwerpunkt bezogener polarer Trägheitsradius.
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
3 2 mit z ¼ e ! t=2 auf den Schubmittelpunkt bezogener polarer Trägheitsradius.
) iM ¼ ip2 þ zM M y

Alle I-Träger können nicht nur in der Stegmitte, sondern auch an anderen Stegstellen geteilt
werden. Es entstehen dann mehr oder weniger hochstegige oder breitfüßige T-Stähle. Auch kön-
nen zwischen die halbierten I-Träger Stegbleche eingeschweißt werden.

8 19
Stahlbau
Kurz- für Biegung um die
zeichen y-Achse z-Achse
3 3
) )
h ey A G Iy Wyu Wyo iy Iz Wz iz IT ip iM
mm cm cm2 kg/m cm4 3
cm cm cm cm3 4 3
cm cm cm4 cm cm
1=2 I Halbierte I-Träger nach DIN 1025-1
140 70 1,79 9,15 7,20 37,9 7,26 21,2 2,03 17,6 5,35 1,40 2,15 2,47 2,82
160 80 2,04 11,4 8,95 62,2 10,5 30,5 2,34 27,4 7,40 1,55 3,27 2,81 3,21
180 90 2,30 14,0 11,0 99,7 14,9 43,3 2,65 40,7 9,90 1,71 4,77 3,15 3,62
200 100 2,56 16,7 13,1 144 19,4 56,3 2,94 58,2 12,9 1,87 6,72 3,48 4,02
220 110 2,83 19,8 15,5 208 25,4 73,5 3,24 81,0 16,6 2,02 9,26 3,82 4,42
240 120 3,09 23,0 18,1 289 32,5 93,5 3,54 110 20,8 2,20 12,4 4,17 4,83
260 130 3,37 26,7 20,9 396 41,1 118 3,85 144 25,4 2,32 16,7 4,49 5,23
280 140 3,66 30,5 23,9 528 51,1 144 4,16 182 30,5 2,45 22,0 4,83 5,63
300 150 3,96 34,5 27,1 691 62,6 174 4,47 225 36,0 2,56 28,3 5,15 6,04
320 160 4,26 38,9 30,5 888 75,7 208 4,78 277 42,3 2,67 36,1 5,48 6,44
340 170 4,56 43,3 34,0 1130 90,6 248 5,10 336 49,1 2,80 45,0 5,82 6,87
360 180 4,86 48,5 38,1 1420 108 292 5,40 408 57,1 2,90 57,2 6,13 7,26
400 200 5,46 58,9 46,2 2140 147 392 6,02 578 74,6 3,13 84,6 6,79 8,08
450 225 6,21 73,4 57,6 3400 209 548 6,80 861 101 3,43 133 7,62 9,11
500 250 6,96 89,7 70,4 5150 286 740 7,58 1240 134 3,72 200 8,44 10,1
1=2 IPB 1=2 HE-B Halbierte Breitflanschträger mit parallelen Flanschflächen nach DIN 1025-2
140 70 1,29 21,5 16,9 53,5 9,36 41,6 1,58 275 39,3 3,58 10,0 3,91 3,97
160 80 1,48 27,1 21,3 91,3 14,0 61,9 1,83 445 55,6 4,05 15,6 4,44 4,52
180 90 1,62 32,6 25,6 139 18,9 86,0 2,07 681 75,7 4,57 21,0 5,02 5,10
200 100 1,77 39,0 30,6 204 24,8 115 2,29 1000 100 5,07 29,6 5,56 5,65
220 110 1,92 45,5 35,7 289 31,8 151 2,52 1420 129 5,59 38,2 6,13 6,23
240 120 2,06 53,0 41,6 397 40,0 193 2,74 1960 163 6,08 51,2 6,67 6,78
260 130 2,17 59,2 46,5 512 47,3 236 2,94 2570 197 6,58 61,8 7,21 7,33
280 140 2,32 65,7 51,6 673 57,7 290 3,20 3300 236 7,09 71,7 7,78 7,90
300 150 2,47 74,5 58,5 871 69,5 353 3,42 4280 285 7,58 92,4 8,31 8,45
320 160 2,68 80,7 63,3 1100 82,3 409 3,69 4620 308 7,57 112 8,42 8,58
340 170 2,91 85,4 67,1 1360 96,7 468 3,99 4840 323 7,53 128 8,52 8,72
360 180 3,15 90,3 70,9 1670 113 531 4,30 5070 338 7,49 146 8,64 8,87
400 200 3,66 98,9 77,6 2440 149 666 4,96 5410 361 7,40 178 8,91 9,24
450 225 4,23 109 85,6 3570 195 843 5,72 5860 391 7,33 220 9,30 9,75
500 250 4,82 119 93,7 5020 249 1040 6,49 6310 421 7,27 269 9,75 10,3
550 275 5,49 127 99,7 6830 311 1240 7,33 6540 436 7,17 300 10,3 11,0
600 300 6,20 135 106 9060 381 1460 8,19 6770 451 7,08 333 10,8 11,8
650 325 6,94 143 112 11750 459 1690 9,06 6990 466 6,99 369 11,4 12,6
700 350 7,82 153 120 15280 562 1950 9,99 7220 481 6,87 415 12,1 13,6
800 400 9,39 167 131 23000 751 2450 11,7 7450 497 6,68 472 13,5 15,6
900 450 11,1 186 146 33770 996 3040 13,5 7910 527 6,53 568 15,0 17,7
1000 500 12,9 200 157 46560 1250 3620 15,3 8140 543 6,38 626 16,5 19,9
3
) Fettgedruckte Werte sind min i.

Anmerkungen s. vorige Seite

820
Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln
Kurzzei- für Biegung um die
chen y-Achse z-Achse
3 3
) )
h ey A G Iy Wyu Wyo iy Iz Wz iz IT ip iM
mm cm cm2 kg/m cm4 cm3 cm3 cm cm4 cm3 cm cm4 cm cm
1=2 IPBI 1=2 HE-A Halbierte breite I-Träger, leichte Ausführung, nach DIN 1025-3
140 66,5 1,13 15,7 12,3 37,5 6,79 33,3 1,55 195 27,8 3,52 4,06 3,84 3,91
160 76,0 1,28 19,4 15,2 61,5 9,72 48,1 1,78 308 38,5 3,98 6,08 4,36 4,44
180 85,5 1,37 22,6 17,8 89,1 12,4 65,0 1,98 462 51,4 4,52 7,39 4,94 5,02
200 95,0 1,52 26,9 21,1 133 16,6 87,3 2,22 668 66,8 4,98 10,5 5,45 5,55
220 105 1,66 32,2 25,3 194 21,9 116 2,45 977 88,8 5,51 14,2 6,03 6,14
240 115 1,81 38,4 30,2 273 28,2 151 2,67 1380 115 6,00 20,7 6,57 6,68
260 125 1,91 43,4 34,1 355 33,5 186 2,86 1830 141 6,50 26,2 7,10 7,22
280 135 2,06 48,6 38,2 477 41,8 231 3,13 2380 170 7,00 31,0 7,67 7,80
300 145 2,21 56,3 44,2 630 51,2 285 3,35 3150 210 7,49 42,5 8,20 8,34
320 155 2,41 62,2 48,8 808 61,7 335 3,60 3490 233 7,49 53,9 8,32 8,47
340 165 2,64 66,7 52,4 1020 73,5 387 3,91 3720 248 7,46 63,5 8,42 8,62
360 175 2,87 71,4 56,0 1270 86,7 442 4,22 3940 263 7,43 74,3 8,54 8,77
400 195 3,39 79,5 62,4 1890 118 559 4,88 4280 285 7,34 94,4 8,81 9,14
450 220 3,94 89,0 69,9 2820 156 715 5,62 4730 316 7,29 122 9,21 9,65
500 245 4,51 98,8 77,5 4020 201 891 6,38 5180 346 7,24 154 9,65 10,2
550 270 5,17 106 83,1 5530 253 1070 7,23 5410 361 7,15 176 10,2 10,9
600 295 5,87 113 88,9 7400 313 1260 8,08 5640 376 7,05 199 10,7 11,7
650 320 6,61 121 94,8 9670 381 1460 8,95 5860 391 6,97 224 11,3 12,5
700 345 7,50 130 102 12740 472 1700 9,89 6090 406 6,84 256 12,0 13,5
800 395 9,06 143 112 19330 635 2130 11,6 6320 421 6,65 298 13,4 15,4
900 445 10,8 160 126 28710 851 2670 13,4 6770 452 6,50 368 14,9 17,5
1000 495 12,5 173 136 39840 1080 3180 15,2 7000 467 6,35 410 16,4 19,8
1=2 IPBv 1=2 HE-M Halbierte breite I-Träger, verstärkte Ausführung, nach DIN 1025-4
140 80 1,87 40,3 31,6 132 21,5 70,6 1,81 572 78,4 3,77 59,7 4,18 4,25
160 90 2,05 48,5 38,1 205 29,5 99,9 2,05 879 106 4,26 80,8 4,73 4,81
180 100 2,20 56,6 44,5 296 37,9 134 2,29 1290 139 4,77 101 5,29 5,39 13
200 110 2,35 65,6 51,5 413 47,8 176 2,51 1830 177 5,27 129 5,84 5,94
220 120 2,50 74,7 58,7 561 59,1 224 2,74 2510 222 5,79 157 6,41 6,52
240 135 2,89 99,8 78,3 918 86,5 317 3,03 4080 329 6,39 313 7,07 7,19
260 145 3,01 110 86,2 1160 101 384 3,24 5220 390 6,90 358 7,62 7,75
280 155 3,15 120 94,3 1460 119 464 3,49 6580 457 7,40 402 8,18 8,32
300 170 3,55 152 119 2170 161 612 3,78 9700 626 8,00 702 8,85 8,99
320/305 160 3,00 113 88,3 1450 111 483 3,59 6870 450 7,81 299 8,60 8,73
320 179,5 3,74 156 122 2550 179 682 4,04 9850 638 7,95 748 8,92 9,08
340 188,5 3,91 158 124 2950 198 754 4,32 9860 638 7,90 751 9,01 9,21
360 197,5 4,10 159 125 3390 217 827 4,61 9760 634 7,83 752 9,08 9,32
400 216 4,50 163 128 4430 259 985 5,22 9670 630 7,70 755 9,30 9,63
450 239 5,03 168 132 6000 318 1190 5,98 9670 630 7,59 762 9,66 10,1
500 262 5,59 172 135 7880 382 1410 6,76 9580 626 7,46 767 10,1 10,7
550 286 6,22 177 139 10210 456 1640 7,59 9580 626 7,35 775 10,6 11,4
600 310 6,88 182 143 12920 536 1880 8,43 9490 622 7,22 780 11,1 12,1
650 334 7,56 187 147 16070 622 2130 9,27 9490 622 7,13 787 11,7 13,0
700 358 8,28 192 150 19650 714 2370 10,1 9400 618 7,01 793 12,3 13,8
800 407 9,81 202 159 28430 920 2900 11,9 9310 615 6,79 821 13,7 15,7
900 455 11,4 212 166 39050 1150 3420 13,6 9230 611 6,60 833 15,1 17,8
1000 504 13,1 222 174 52170 1400 3980 15,3 9230 611 6,45 849 16,6 20,0
*) Fettgedruckte Werte sind min i.

821
Stahlbau

Hohlprofile für den Stahlbau nach DIN EN 10210-1, 2 (07.06) (Auszug)


Werkstoffe aus unlegierten Baustählen und aus Feinkorn-
baustählen nach DIN EN 10210-1.
Bezeichnung eines quadratischen Hohlprofils mit den Sei-
tenlängen b ¼ 80 mm und der Nenndicke t ¼ 5 mm aus ei-
nem Stahl S235JRH (bzw. Werkstoffnummer 1.0039):
Hohlprofil 80 + 80 + 5 DIN EN 10210 — S235JRH
(oder 1.0039)
Grenzmaße der Länge: Bei Bestellung nach Herstelllänge
darf die Länge im vereinbarten Bereich schwanken, s. Norm
Warmgefertigte1) quadratische Hohlprofile, nahtlos oder geschweißt
b t A2) M U I 2) W 2) i 2) IT 2 ) C1 ¼ WT2)
mm mm cm2 kg/m m2/m cm4 cm3 cm cm4 cm3
40 3,2 4,60 3,61 0,152 10,2 5,11 1,49 16,5 7,42
4 5,59 4,39 0,150 11,8 5,91 1,45 19,5 8,54
50 4 7,19 5,64 0,19 25 9,99 1,86 40,4 14,5
5 8,73 6,85 0,187 28,9 11,6 1,82 47,6 16,7
60 3,2 7,16 5,62 0,232 38,2 12,7 2,31 60,2 18,6
4 8,79 6,90 0,230 45,4 15,1 2,27 72,5 22,0
5 10,7 8,42 0,227 53,3 17,8 2,23 86,4 25,7
70 3,2 8,40 6,63 0,272 62,3 17,8 2,72 97,6 26,1
4 10,4 8,15 0,270 74,7 21,3 2,68 118 31,2
5 12,7 9,99 0,267 88,5 25,3 2,64 142 36,8
80 4 12,0 9,41 0,310 114 28,6 3,09 180 41,9
5 14,7 11,6 0,307 137 34,2 3,05 217 49,8
6,3 18,1 14,2 0,304 162 40,5 2,99 262 58,7
90 4 13,6 10,7 0,350 166 37,0 3,50 260 54,2
5 16,7 13,1 0,347 200 44,4 3,45 316 64,8
6,3 20,7 16,2 0,344 238 53,0 3,40 382 77,0
100 4 15,2 11,9 0,390 232 46,4 3,91 361 68,2
5 18,7 14,7 0,387 279 55,9 3,86 439 81,8
6,3 23,2 18,2 0,384 336 67,1 3,80 534 97,8
120 5 22,7 17,8 0,467 498 83,0 4,68 777 122
8 35,2 27,6 0,459 726 121 4,55 1160 176
10 42,9 33,7 0,454 852 142 4,46 1382 206
140 5 26,7 21,0 0,547 807 115 5,50 1253 170
8 41,6 32,6 0,539 1195 171 5,36 1892 249
10 50,9 40,0 0,534 1416 202 5,27 2272 294
160 6,3 38,3 30,1 0,624 1499 187 6,26 2333 275
10 58,9 46,3 0,614 2186 273 6,09 3478 398
12,5 72,1 56,6 0,608 2576 322 5,98 4158 467
180 6,3 43,3 34,0 0,704 2168 241 7,07 3361 355
10 66,9 52,5 0,694 3193 355 6,91 5048 518
12,5 82,1 64,4 0,688 3790 421 6,80 6070 613
200 6,3 48,4 38,0 0,784 3011 301 7,89 4653 444
10 74,9 58,8 0,774 4471 447 7,72 7031 655
12,5 92,1 72,3 0,768 5336 534 7,61 8494 778
220 6,3 53,4 41,9 0,864 4049 368 8,71 6240 544
10 82,9 65,1 0,854 6050 550 8,54 9473 807
12,5 102 80,1 0,848 7254 659 8,43 11481 963
260 8 80,0 62,8 1,020 8423 648 10,3 13006 956
10 98,9 77,7 1,010 10242 788 10,2 15932 1159
16 153 120 0,999 15061 1159 9,91 23942 1689
300 8 92,8 72,8 1,180 13128 875 11,9 20194 1294
10 115 90,2 1,170 16026 1068 11,8 24807 1575
16 179 141 1,160 23850 1590 11,5 37622 2325
1
) Kaltgefertigte, geschweißte Hohlprofile nach DIN EN 10219 weisen bei gleichen Seitenlän-
gen und Nenndicken andere Querschnittswerte auf.
2
) Die Querschnittswerte wurden mit 1,5 T für r0 und 1,0 T für ri errechnet; r0, ri äußerer bzw.
innerer Rundungshalbmesser.

822
Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln

Hohlprofile für den Stahlbau nach DIN EN 10210-2 (07.06)


(Auszug)
Werkstoffe aus unlegierten Baustählen und aus Feinkorn-
baustählen nach DIN EN 10210-1. Bezeichnung eines
rechteckigen Hohlprofils mit den Seitenlängen
b ¼ 100 mm und h ¼ 60 mm so wie der Nenndicke
t ¼ 5 mm, aus einem Stahl S355 NLH nach DIN EN 10210
(bzw. Werkstoffnummer 1.0549): Hohlprofil 100 + 60 + 5
DIN EN 10210-S355 NLH (oder 1.0549)
Grenzmaße der Länge: Bei Bestellung nach Herstelllänge darf die
Länge im vereinbarten Bereich schwanken, s. Norm
Warmgefertigte1) rechteckige Hohlprofile, nahtlos oder geschweißt
h+b t A2) M U Iy2) Wy2) iy2) Iz2) Wz2) iz2) IT 2 ) C1 ¼
WT2)
mm mm cm2 kg/m m2/m cm4 cm3 cm cm4 cm3 cm cm4 cm3
3,2 4,60 3,61 0,15 14,2 5,68 1,76 6,20 4,13 1,16 14,2 6,80
50 + 30
4 5,59 4,39 0,150 16,5 6,60 1,72 7,08 4,72 1,13 16,6 7,77
3,2 5,88 4,62 0,19 27,8 9,27 2,18 14,6 7,29 1,57 30,8 11,74
60 + 40
4 7,19 5,64 0,190 32,8 10,9 2,14 17,0 8,52 1,54 36,7 13,7
3,2 7,16 5,62 0,23 57,2 14,3 2,83 18,9 9,5 1,63 46,2 16,08
80 + 40 4 8,79 6,90 0,230 68,2 17,1 2,79 22,2 11,1 1,59 55,2 18,9
5 10,7 8,42 0,227 80,3 20,1 2,74 25,7 12,9 1,55 65,1 21,9
3,2 8,44 6,63 0,27 89,1 19,8 3,25 35,3 14,1 2,04 80,9 23,58
90 + 50 4 10,4 8,15 0,270 107 23,8 3,21 41,9 16,8 2,01 97,5 28,0
5 12,7 9,99 0,267 127 28,3 3,16 49,2 19,7 1,97 116 32,9
4 11,2 8,78 0,290 140 27,9 3,53 46,2 18,5 2,03 113 31,4
100 + 50 5 13,7 10,8 0,287 167 33,3 3,48 54,3 21,7 1,99 135 36,9
6,3 16,9 13,3 0,284 197 39,4 3,42 63,0 25,2 1,93 160 42,9
4 12,0 9,41 0,310 158 31,6 3,63 70,5 23,5 2,43 156 38,7
100 + 60 5 14,7 11,6 0,307 189 37,8 3,58 83,6 27,9 2,38 188 45,9
6,3 18,1 14,2 0,304 225 45,0 3,52 98,1 32,7 2,33 224 53,8
4 13,6 10,7 0,350 249 41,5 4,28 83,1 27,7 2,47 201 47,1
120 + 60 5 16,7 13,1 0,347 299 49,9 4,23 98,8 32,9 2,43 242 56,0
6,3 20,7 16,2 0,344 358 59,7 4,16 116 38,8 2,37 290 65,9
4
5
15,2
18,7
11,9
14,7
0,390
0,387
303
365
50,4
60,9
4,46
4,42
161 40,2
193 48,2
3,25
3,21
330
401
65,0
77,9
13
120 + 80
6,3 23,2 18,2 0,384 440 73,3 4,36 230 57,6 3,15 487 92,9
4 16,8 13,2 0,430 441 62,9 5,12 184 46,0 3,31 411 76,5
140 + 80 5 20,7 16,3 0,427 534 76,3 5,08 221 55,3 3,27 499 91,9
6,3 25,7 20,2 0,424 646 92,3 5,01 265 66,2 3,21 607 110
6,3 28,2 22,2 0,464 903 113 5,66 299 74,8 3,26 730 127
160 + 80 8 35,2 27,6 0,459 1091 136 5,57 356 89,0 3,18 883 151
10 42,9 33,7 0,454 1284 161 5,47 411 103 3,10 1041 175
6,3 33,3 26,1 0,544 1407 156 6,50 557 111 4,09 1277 186
180 + 100 8 41,6 32,6 0,539 1713 190 6,42 671 134 4,02 1560 224
10 50,9 40,0 0,534 2036 226 6,32 787 157 3,93 1862 263
8 44,8 35,1 0,579 2234 223 7,06 739 148 4,06 1804 251
200 + 100 10 54,9 43,1 0,574 2664 266 6,96 869 174 3,98 2156 295
12,5 67,1 52,7 0,568 3136 314 6,84 1004 201 3,87 2541 341
8 48,0 37,6 0,619 2529 253 7,26 1128 188 4,85 2495 310
200 + 120 10 58,9 46,3 0,614 3026 303 7,17 1337 223 4,76 3001 367
12,5 72,1 56,6 0,608 3576 358 7,04 1562 260 4,66 3569 428
8 67,2 52,7 0,859 6390 492 9,75 3608 401 7,33 7221 644
260 + 180 10 82,9 65,1 0,854 7741 595 9,66 4351 483 7,24 8798 775
12,5 102 80,1 0,848 9299 715 9,54 5196 577 7,13 10643 924
8 76,8 60,3 0,979 9717 648 11,3 5184 518 8,22 10562 840
300 + 200 10 94,9 74,5 0,974 11819 788 11,2 6278 628 8,13 12908 1015
12,5 117 91,9 0,968 14273 952 11,0 7537 754 8,02 15677 1217
10 115 90,2 1,170 20102 1149 13,2 11937 955 10,2 23354 1525
350 + 250 12,5 142 112 1,170 24419 1395 13,1 14444 1156 10,1 28526 1842
16 179 141 1,160 30 011 1715 12,9 17654 1412 9,93 35325 2246

823
Stahlbau
Fußnote zur vorhergehenden Seite
1
) Kaltgefertigte Hohlprofile nach DIN EN 10219 weisen bei gleichen Seitenlängen und Nenn-
dicken andere Querschnittswerte auf, die Wanddicken sind z. T. anders, s. Norm.
Bemerkungen
Kreisfömige Hohlprofile für den Stahlbau (Aus-
Diese Tafel enthält eine
wahl) Auswahl von bisher
DIN EN 10210-1,2 (07.06): Warmgefertigt, naht- meist verwendeten
los oder geschweißt Rohr-Außendurchmes-
DIN EN 10219-1,2 (07.06): Kaltgefertigt, geschweißt sern d.
Weitere Außendurch-
d t A M U I W i messer sind d ¼ 177.8;
mm mm cm2 kg/m m2/m cm4 cm3 cm 244,5; 457; 610; 711;
762; . . .
2,6 2,54 1,99 0,106 3,09 1,84 1,10 Die Wanddicken der
33,7 3,2 3,07 2,41 3,60 2,14 1,08 warmgefertigten Rohre
4 3,73 2,93 4,19 2,49 1,06 sind wie folgt abgestuft:
2,6 3,25 2,55 0,133 6,46 3,05 1,41 2,6; 3,2; 4,0; 5,0; 6,0;
42,4 3,2 3,94 3,09 7,62 3,59 1,39 6,3; 8,0; 10,0; 12,5;
4 4,83 3,79 8,99 4,24 1,36 16,0; 20,0; 25,0; 30,0;
2,6 3,73 2,93 0,152 9,78 4,05 1,62 40,0; 50,0
48,3 3,2 4,53 3,56 11,6 4,80 1,60 In dieser Tafel sind fol-
4 5,57 4,37 13,8 5,70 1,57 gende Dicken berück-
3,2 5,74 4,51 0,189 23,5 7,78 2,02 sichtigt:
60,3 4 7,07 5,55 28,2 9,34 2,00 Kleinste, mittlere und
5 8,69 6,82 33,5 11,1 1,96 größte Dicke.
3,2 7,33 5,75 0,239 48,8 12,8 2,58 Die Wanddicken der kalt-
76,1 4 9,06 7,11 59,1 15,5 2,55 gefertigten Rohre wei-
5 11,2 8,77 70,9 18,6 2,52 chen teilweise von de-
3,2 8,62 6,76 0,279 79,2 17,8 3,03 nen der warmgefertigten
88,9 4 10,7 8,38 96,3 21,7 3,00 Rohre ab, s. Norm
6,3 16,3 12,8 140 31,5 2,93 Q u e r s ch n i tt s w e rt e
für nicht angegebene
4 12,3 9,63 0,319 146 28,8 3,45
Nenndicken t errechnen
101,6 5 15,2 11,9 177 34,9 3,42
sich mit di ¼ d ! 2t zu
6,3 18,9 14,8 215 42,3 3,38
4 13,9 10,9 0,359 211 36,9 3,90 A ¼ pðd 2 ! di2 Þ/4
114,3 5 17,2 13,5 257 45,0 3,87
I ¼ pðd 4 ! di4 Þ/64
8 26,7 21,0 379 66,4 3,77
4 17,1 13,4 0,439 393 56,2 4,80 I T ¼ 2I; WT ¼ 2W
pffiffiffiffiffiffiffi
139,7 6,3 26,4 20,7 589 84,3 4,72 W ¼ 2I/d; i ¼ I/A
12,5 50,0 39,2 1020 146 4,52
5 25,7 20,1 0,529 856 102 5,78 We r k s t o f f :
168,3 8 40,3 31,6 1297 154 5,67 Unlegierte Baustähle
12,5 61,2 48,0 1868 222 5,53 und Feinkornbaustähle
6,3 37,1 29,1 0,609 1630 168 6,63 nach DIN EN 10210.
193,7 10 57,7 45,3 2442 252 6,50 Bezeichnung eines ge-
16 89,3 70,1 3554 367 6,31 schweißten Stahlrohres
6,3 42,1 33,1 0,688 2386 218 7,53 von 273 mm Außen-
219,1 10 65,7 51,6 3598 328 7,40 durchmesser und
20 125 98,2 6261 572 7,07 6,3 mm Wanddicke aus
Stahl S355JOH nach
6,3 52,8 41,4 0,858 4696 344 9,43 DIN EN 10219.
273 16 129 101 10707 784 9,10 Rohr 273 + 6,3 DIN EN
25 195 153 15127 1108 8,81 10219-S355JOH
8 79,4 62,3 1,02 9910 612 11,2
323,9 16 155 121 18390 1136 10,9
25 235 184 26400 1630 10,6
8 87,4 68,6 1,12 13201 742 12,3
355,6 16 171 134 24663 1387 12,0
25 260 204 35677 2007 11,7
10 125 97,8 1,28 24476 1205 14,0
406,4 20 243 191 45432 2236 13,7
40 460 361 78186 3848 13,0

824
Formelzeichen, Werkstoffe, Profiltafeln
L
Warmgewalzter rundkantiger L-Stahl nach DIN 1027 (04.04) L
Bezeichnung eines L-Stahles mit h ¼
100 mm aus einem Stahl mit dem Kurz-
namen S235JR bzw. der Werkstoff-
nummer 1.0038 nach DIN EN 10025:
Z100 DIN 1027—S235JR oder
Z100 DIN 1027—1.0038
Lieferart: Bei Bestellung nach Gewicht darf
die Länge zwischen 3000 und 15000 mm
schwanken. Zul. Maßabweichung bei Län-
gen < 15000 mm: Bei Bestellung in Fest-
länge /100 mm; bei Bestellung in Genau-
länge zwischen /100 und /5 mm, zu
bevorzugen /50, /25, /10, /5 mm.
Bestellbeispiel:
1 t Z100 DIN 1027—S235JR

13

Kursiv gedruckte Profile möglichst vermeiden, da geplant ist, sie bei der nächsten Ausgabe
der Norm zu streichen.
1
) s. S. 790/791, Fußnote 13 ). Anmerkungen und Werkstoffe sinngemäß wie S. 792/793.

825
Stahlbau

2 Grundlagen der Tragwerksplanung und -berechnung


2.1 Nachweisverfahren mit Teilsicherheitsbeiwerten
Beim Nachweisverfahren mit Teilsicherheitsbeiwerten ist zu zeigen, dass in allen
maßgebenden Bemessungssituationen bei Ansatz der Bemessungswerte der Ein-
wirkungen und Tragwiderstände keiner der maßgebenden Grenzzustände über-
schritten wird. Erforderliche Nachweise sind:
Nachweis der Lagesicherheit des Tragwerks (EQU)
— Gleiten, Abheben, Umkippen
Nachweise für den Grenzzustand der Tragfähigkeit eines Querschnittes, Bauteils
oder einer Verbindung (STR oder GEO)
— Beanspruchbarkeit der Querschnitte
— Stabilitätsnachweise des Tragwerkes und der einzelnen Bauteile
— Beulnachweise einzelner Querschnittsteile
— Tragfähigkeit von Anschlüssen und Verbindungen
Nachweise für den Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit
— Verformungen, Schwingungen und Stegblechatmung
Sicherstellung der Dauerhaftigkeit
— Korrosionsgerechte Gestaltung und Korrosionsschutz
— Gewährleistung der Bauwerksinspektion, Wartung und Instandsetzung
— Ermüdungsnachweise (FAT)
Teilsicherheiten zur Bestimmung der Bemessungswerte der Beanspruchbarkeiten
von Bauteilen, Querschnitte und Verbindungen
Die Teilsicherheitsbeiwerte gM zur Abminderung der charakteristischen Werte der
Beanspruchbarkeiten Rk auf ihre Bemessungswerte sind in den jeweiligen Teilen
der Eurocodes und deren zugehörige Nationale Anhänge zum Teil unterschiedlich
festgelegt. Die Tafeln 2-1 und 2-2 enthalten die Regelungen der Teile 1-1 und 1-8
von DIN EN 1993 und deren Anpassungen in den jeweiligen Nationalen Anhängen.
Bei außergewöhnlichen Bemessungssituationen können die Teilsicherheiten nach
Tafel 2-1 wie folgt abgemindert werden:
gM1 ¼ 1,0 ; gM2 ¼ 1,15 (siehe [12]) :
Tafel 2-1 Teilsicherheitsbeiwerte für den Nachweis der Tragfähigkeit nach DIN EN 1993-1-1 und NA
Beanspruchbarkeit von Querschnitten gM0 ¼ 1,0
(unabhängig von der Querschnittsklasse)
Beanspruchbarkeit von Bauteilen bei Stabilitätsversagen gM1 ¼ 1,1
(bei Anwendung von Bauteilnachweisen nach DIN EN 1993-1-1, Abs. 6.3 und 6.4
und bei Querschnittsnachweisen mit Schnittgrößen nach Theorie II. Ordnung)
Beanspruchbarkeit von Querschnitten bei Bruchversagen infolge Zugbeanspruchung gM2 ¼ 1,25

Tafel 2-2 Teilsicherheitsbeiwerte für den Nachweis von Anschlüssen nach DIN EN 1993-1-8
[16] und NA [17]
Schrauben
Nieten
Beanspruchbarkeit von Bolzen gM2 ¼ 1,25
Schweißnähten1)
Blechen auf Lochleibung
GZT (Kategorie C) gM3 ¼ 1,25
Gleitfestigkeit im
GZG (Kategorie B) gM3;ser ¼ 1,1
Lochleibung von Injektionsschrauben
gM4 ¼ 1,0
(bauaufsichtlicher Verwendbarkeitsnachweis erforderlich)
Beanspruchbarkeit von Knotenanschlüssen in Fachwerken mit Hohlprofilen gM5 ¼ 1,0
Beanspruchbarkeit von Bolzen im GZG gM6;ser ¼ 1,0
Vorspannung hochfester Schrauben gM7 ¼ 1,1
1
) Unter Verwendung von bw ¼ 0,88 für Stähle S420 und bw ¼ 0,85 für Stähle S460

826
Grundlagen der Tragwerksplanung und -berechnung

2.2 Tragwerksberechnung
2.2.1 Elastische Tragwerksberechnung
Die elastische Tragwerksberechnung darf in allen Fällen angewendet werden. Dies
gilt auch, wenn die Querschnittsbeanspruchbarkeiten plastisch ermittelt werden
(QSK 1 und 2) oder durch lokales Beulen begrenzt sind (QSK 4). Die Auswirkungen
ungleichförmiger Spannungsverteilungen aus Schubverzerrungen und/oder des
Plattenbeulens (QSK 4) müssen berücksichtigt werden, wenn sie die Ergebnisse
der Tragwerksberechnung wesentlich beeinflussen. Regelungen zur Bestimmung
effektiver Breiten und Querschnittsgrößen sind aus Abschnitt 5 und [14] zu entneh-
men.

2.2.2 Plastische Tragwerksberechnung


Die plastische Tragwerksberechnung darf dann durchgeführt werden, wenn an Stel-
len, an denen sich plastische Gelenke bilden, ausreichende Rotationskapazität
vorliegt. Dies gilt sowohl für die Bauteile als auch deren Anschlüsse. Sofern not-
wendig, ist das Knicken oder Biegedrillknicken aus der Haupttragebene durch ge-
eignete Maßnahmen zu verhindern (vgl. [11], Abschnitt 6.3.5). Das nichtlineare
Werkstoffverhalten kann vereinfacht bilinear oder durch genauere Beziehungen be-
rücksichtigt werden. Für die Tragwerksberechnung stehen unterschiedliche Metho-
den zur Verfügung: das elastisch-plastische Fließgelenkverfahren, die Fließzonen-
theorie (Berücksichtigung von Teilplastizierungen der Bauteile) und das starr-
plastische Fließgelenkverfahren. Anwendungsvoraussetzungen hierfür sind in [11],
Abschnitt 5.4.3 definiert. Bei Stahlsorten über S460 bis S700 darf das elastisch-plas-
tische und das starr-plastische Fließgelenkverfahren nicht angewendet werden (vgl.
[22]).

2.3 Klassifizierung von Anschlüssen und Berechnungsansätze


2.3.1 Allgemeines
Die Klassifizierung von Anschlüssen erfolgt nach den wesentlichen Kenngrößen
der Momenten-Rotations-Charakteristik (Bild 2-1). Unterschieden wird nach der
13
Rotationssteifigkeit, der Beanspruchbarkeit und der Rotationskapazität. Je nach
Verfahren, dass zur Berechnung von Tragwerken herangezogen wird, erfolgt die
Klassifizierung der Anschlüsse nach der Rotationssteifigkeit und/oder der Bean-
spruchbarkeit. Das jeweils zutreffende Anschlussmodell kann Tafel 2-3 entnommen
werden.

Bild 2-1 Momenten-Rotations-Charakteristik eines Anschlusses

Bei einer elastischen Tragwerksberechnung erfolgt die Klassifizierung der An-


schlüsse nach der Rotationssteifigkeit (gelenkig, starr oder verformbar). Sind die
Anschlüsse als verformbar einzustufen, kann im Allgemeinen vereinfachend eine
Drehfeder mit konstanter Rotationssteifigkeit angenommen werden.

827
Stahlbau

Liegt ausreichendes Rotationsvermögen vor, kann die Tragwerksberechnung elas-


tisch-plastisch oder starr-plastisch erfolgen. Das starr-plastische Verfahren ist für
Systeme zugelassen, deren Schnittgrößenverteilung im GZT nur von der Tragfähig-
keit der Bauteile und Anschlüsse abhängt (z. B. bei Durchlaufträgern). Die Klassifi-
zierung erfolgt dann nach der Beanspruchbarkeit der Anschlüsse (gelenkig, voll-
tragfähig, teiltragfähig). Sind die Verformungen zu berücksichtigen (z. B. bei
elastisch-plastischer Berechnung von Rahmen), erfolgt die Klassifizierung sowohl
nach der Steifigkeit als auch nach der Tragfähigkeit, da die Schnittgrößenverteilung
von beiden Einflüssen abhängt. Unter dem Begriff „nachgiebiger Anschluss“ wer-
den die möglichen Kombinationen zusammengefasst, bei denen Anschlussverfor-
mungen zu berücksichtigen sind (siehe Tafel 2-3).

Tafel 2-3 Anschlussmodelle für die Tragwerksberechnung (vgl. [95])


Klassifizierung
Berechnungs-
der Anschlüsse Klassifizierung der Anschlüsse
verfahren
nach
elastisch Steifigkeit gelenkig starr verformbar
starr-plastisch Tragfähigkeit gelenkig volltragfähig teiltragfähig
nachgiebig
Steifigkeit biegesteif =
elastisch-
und gelenkig = verformbar + volltragfähig
plastisch
Tragfähigkeit starr + volltragfähig verformbar + teiltragfähig
starr + teiltragfähig

Anschlussmodell für die


Tragwerksberechnung M ¼ 0 und M 6¼ 0 und f ¼ 0 M 6¼ 0 und f 6¼ 0
f 6¼ 0
Rotationswinkel f siehe Bild 2-1

2.3.2 Klassifizierung nach der Steifigkeit


Je nach Rotationssteifigkeit wird der Anschluss als starr, gelenkig oder verformbar
klassifiziert. Hierzu wird die Anfangssteifigkeit Sj;ini mit den Grenzkriterien nach Ta-
fel 2-4 verglichen.
Ein gelenkiger Anschluss muss in der Lage sein, die auftretenden Gelenkverdre-
hungen auszuführen, ohne dass dabei größere Momente entstehen. Bei starren
Anschlüssen ist die Rotationssteifigkeit so groß, dass die Anschlussverformungen
vernachlässigt werden können. Verformbare Anschlüsse liegen zwischen diesen
beiden Grenzen (Bild 2-2).

Bild 2-2
Klassifizierung von Anschlüssen

828
Grundlagen der Tragwerksplanung und -berechnung
Tafel 2-4 Klassifizierung von Anschlüssen nach der Steifigkeit
Zone Klassifizierung Bedingung1)
1 starr S!j,ini > S!0
2 verformbar Anschlüsse, die nicht der Zone 1 oder 3 zugeordnet werden können
3 gelenkig S!j,ini < 0,5
1
) Die Bezeichnungen wurden abweichend von [16] gewählt, um Verwechslungen zu vermei-
den

S!0 ¼ 8 bei unverschieblichen Rahmentragwerken, bei denen zusätzliche Aussteifungen (Ver-


bände, Scheiben) die Horizontalverschiebungen um mindestens 80 % verringern
S!0 ¼ 25 bei verschieblichen Rahmentragwerken, wenn in jedem Geschoss Kb =Kc > 0,1 gilt.
Bei Kb =Kc < 0,1 sollten die Anschlüsse als verformbar eingestuft werden.

Formelzeichen
Sj;ini Anfangssteifigkeit
S!j;ini Bezogene Anfangssteifigkeit S!j,ini ¼ Sj,ini Lb =EI b
S!0 Bezogene Grenzsteifigkeit
Kb Mittelwert Lb =I b aller Rahmenriegel eines Geschosses
Kc Mittelwert Lc =I c aller Rahmenstützen eines Stockwerks
Ib Flächenträgheitsmoment zweiter Ordnung eines Rahmenriegels
Ic Flächenträgheitsmoment zweiter Ordnung einer Rahmenstütze
Lb Spannweite eines Rahmenriegels von Stützenachse zu Stützenachse
Lc Geschosshöhe einer Stütze

Stützenfußanschlüsse können als starr klassifiziert werden, wenn eine der folgen-
den Bedingungen erfüllt ist:
Bei unverschieblichen Rahmentragwerken, wenn
a) !
l0 < 0,5,
b) 0,5 < !
l0 < 3,93 und Sj;ini > 7 ð2 ! l0 ! 1Þ EI c =Lc oder
c) !
l0 > 3,93 und Sj;ini > 48EI c =Lc ist.
Dabei ist
!
l0 Schlankheitsgrad der betrachteten Stütze, der unter der Annahme beidseitig gelenkiger La-
13
gerung bestimmt wird

Bei verschieblichen Rahmentragwerken, wenn Sj;ini > 30EI c =Lc ist.

2.3.3 Klassifizierung nach der Tragfähigkeit


Ein Anschluss kann als volltragfähig, gelenkig oder teiltragfähig klassifiziert wer-
den, indem seine Momententragfähigkeit Mj;Rd mit den Momententragfähigkeiten
der angeschlossenen Bauteile verglichen wird. Dabei gelten die Momententrag-
fähigkeiten der Bauteile direkt am Anschluss.
Ist die Momententragfähigkeit eines Anschlusses mindestens so groß wie die Mo-
mententragfähigkeiten der angeschlossenen Bauteile, gilt dieser als volltragfähig
(Tafel 2-5). Beträgt der Wert nicht mehr als 1/4 des volltragfähigen Anschlusses, so
darf er als gelenkig eingestuft werden. Außerdem muss der Anschluss über eine
ausreichende Rotationskapazität verfügen. Ein Anschluss ist als teiltragfähig einzu-
stufen, wenn er weder die Bedingungen für gelenkige noch für volltragfähige An-
schlüsse erfüllt.
Nach [16] wird bei Anschlüssen von I- und H-Profilen die Tragfähigkeit in der Regel
nach Abschnitt 6.2, die Rotationskapazität nach Abschnitt 6.4 bestimmt. Die Berech-
nung von Anschlüssen mit Hohlprofilen erfolgt nach Abschnitt 7.

829
Stahlbau
Tafel 2-5 Grenzkriterien für einen volltragfähigen Anschluss
Stützenkopf zwischen zwei Geschossen

Mj;Rd > Mb;pl;Rd oder Mj;Rd > Mc;pl;Rd Mj;Rd > Mb;pl;Rd oder Mj;Rd > 2M c;pl;Rd
Mb;pl;Rd plastische Momententragfähigkeit des Trägers
Mc;pl;Rd plastische Momententragfähigkeit der Stütze

2.3.4 Steifigkeitsansätze für die Tragwerksberechnung


Die Anfangssteifigkeit Sj;ini kann für Anschlüsse von I- und H-Profilen nach [16],
Abschnitt 6.3 bestimmt werden. Steifigkeitswerte für Anschlüsse von Hohlprofilen
sind der Fachliteratur (z. B. [70]) zu entnehmen. Rotationssteifigkeiten von Stützen-
füßen sind in [16], Abschnitt 6.4 angegeben.
Bei der elastischen Tragwerksberechnung ist für verformbare Anschlüsse in der Re-
gel die zum jeweiligen Biegemoment Mj;Ed gehörende Sekantensteifigkeit Sj anzu-
setzen (siehe Bild 2-1). Ist Mj;Ed nicht größer als 2/3Mj;Rd , kann vereinfacht die An-
fangssteifigkeit Sj;ini zugrunde gelegt werden. Wird der Wert überschritten, ist die
Anfangssteifigkeit abzumindern. Dies kann nach [16] vereinfacht und pauschal nach
Abschnitt 5.1.2 (4) mit dem Anpassungsbeiwert h (vgl. Bild 2-4 und Tafel 2-6) oder
differenziert nach Abschnitt 6.3.1 mit dem Steifigkeitsverhältnis m ¼ Sj;ini =Sj erfol-
gen.
Bei der elastisch-plastischen Tragwerksberechnung darf vereinfachend die bilineare
Momenten-Rotations-Charakteristik nach Bild 2-4 verwendet werden.

Bild 2-3 Rotationssteifigkeit für linear-elasti- Bild 2-4 Bilineare Momenten-Ro-


sche Tragwerksberechnungen tations-Charakteristik

Tafel 2-6 Anpassungsbeiwert h für die Steifigkeit


Anschlussausbildung Träger-Stützen-Anschlüsse andere Anschlüsse1)
geschweißt 2 3
geschraubtes Stirnblech 2 3
geschraubter Flanschwinkel 2 3,5
Fußplatte — 3
1
) Träger-Träger-Anschlüsse, Trägerstöße, Stützenfußanschlüsse

830
Grundlagen der Tragwerksplanung und -berechnung

2.4 Einflüsse der Tragwerksverformungen


Die Einflüsse der Tragwerksverformungen auf das Gleichgewicht (Einflüsse aus
Theorie II. Ordnung) sind in der Regel zu berücksichtigen, wenn daraus resultieren-
de Vergrößerungen der Schnittgrößen nicht mehr vernachlässigt werden können
oder das Tragverhalten maßgeblich beeinflusst wird.
Eine elastische Berechnung nach Theorie I. Ordnung ist zulässig, wenn der Faktor
acr bis zum Erreichen der idealen Verzweigungslast mindestens 10 beträgt.
Fcr >
acr ¼ 10 (2-1)
FEd
FEd Bemessungswert der Einwirkungen
Fcr Ideale Verzweigungslast des Tragwerks
Für die plastische Berechnung wird abweichend von [11], Abschnitt 5.2.1(2) emp-
fohlen, bei der Bestimmung von acr die Steifigkeit des Tragsystems vor der Bil-
dung des letzten Fließgelenks zugrunde zu legen und die Anforderung acr > 10 bei-
zubehalten. Der Steifigkeitsverlust durch die Fließgelenkbildung wird in vielen
baupraktischen Fällen nicht durch eine pauschale Erhöhung auf acr > 15 erfasst.
Gleichung (2-1) entspricht der bekannten 10 %-Regel aus [32].

Verschiebliche Hallen- und Stockwerksrahmen


Bei Hallenrahmen mit geringer Dachneigung (max. 1 : 2 bzw. 26, ) und bei Stock-
werksrahmen darf der Faktor acr näherungsweise über die Seitensteifigkeit nach
Gl. (2-2) bestimmt werden. Voraussetzung hierfür ist, dass der Einfluss der Riegel-
normalkraft auf die Verzweigungslast vernachlässigbar klein ist. Dies ist der Fall,
wenn die Stabkennzahlen eb der Riegel die Gl. (2-3) erfüllen. Bei Stockwerksrah-
men ist die Gl. (2-1) für jedes Stockwerk zu überprüfen.
HEd h
acr ¼ (2-2)
VEd dH;Ed
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
eb ¼ Lb NEd =EI b < 0,3p (2-3)

13

Bild 2-5
Stockwerksrahmen
mit Bezeichnungen

HEd Bemessungswert der gesamten Horizontalschubkraft an den unteren Stockwerksknoten


VEd gesamte (maximale) vertikale Bemessungslast des Tragwerks an den unteren Stock-
werksknoten
dH;Ed Horizontalverschiebung der oberen gegenüber den unteren Stockwerksknoten infolge
HEd , berechnet nach Theorie I. Ordnung
h Stockwerkshöhe
Lb Riegellänge (Abstand der Stützenachsen)

Sind Einflüsse aus Theorie II. Ordnung auf das Gleichgewicht zu berücksichtigen,
kann dies bei einer elastischen Berechnung näherungsweise durch Vergrößerung
der horizontalen Einwirkungen HEd und der Ersatzlasten infolge Anfangsschiefstel-
lungen VEd " f mit dem Faktor aH nach Gleichung (2-4) geschehen. Voraussetzung
hierfür ist, dass der kritische Lastfaktor acr > 3,0 beträgt und bei den Riegeln die
Bedingung (2-3) eingehalten ist. Bei mehrstöckigen Rahmen müssen alle Stockwer-

831
Stahlbau

ke eine ähnliche Verteilung der vertikalen und horizontalen Einwirkungen sowie


der Rahmensteifigkeit in Bezug auf die Verteilung der Stockwerksschubkräfte ha-
ben.
1
aH ¼ (2-4)
1
1#
acr

2.5 Methoden zur Stabilitätsberechnung von Tragwerken


Beim Stabilitätsnachweis von Stäben und Stabwerken sind die Einflüsse von Im-
perfektionen und Verformungen auf das Gleichgewicht (Theorie II. Ordnung) zu be-
rücksichtigen. DIN EN 1993-1-1 [11] bietet verschiedene Nachweismöglichkeiten, die
von der räumlichen nichtlinearen Berechnung imperfekter Stabsysteme über Zwi-
schenstufen bis zur Anwendung von Ersatzstabnachweisen mit Schnittgrößen nach
Theorie I. Ordnung reichen. Die Unterscheidung zwischen den verschiedenen Me-
thoden liegt darin, in welcher Weise die genannten Einflüsse berücksichtigt wer-
den. Nach [11], Abschnitt 5.2.2, Absatz (3) sind folgende drei Grundmethoden vor-
gesehen (siehe auch [71]):
a) Beide Einflüsse werden vollständig im Rahmen der Berechnung des Gesamt-
tragwerks berücksichtigt. Dabei werden die Imperfektionen unter Berücksichtigung
der maßgebenden Knickeigenformen (Biegeknicken, Drillknicken oder Biegedrill-
knicken) in ungünstigster Richtung und Form angesetzt. Aus der nichtlinearen Trag-
werksberechnung ergeben sich die Schnittgrößen, mit denen die Festigkeitsnach-
weise an den maßgebenden Stellen zu führen sind. Darüber hinaus sind keine
weiteren Stabilitätsnachweise erforderlich.
b) Teilweise durch Berechnung des Gesamttragwerks und teilweise durch Stabili-
tätsnachweise der Einzelbauteile. In einem ersten Schritt wird das Gesamttragwerk
unter Ansatz von Anfangsschiefstellungen und ggf. Vorkrümmungen (bei e > p=2)
nach Theorie II. Ordnung berechnet. Dies liefert die Stabendschnittgrößen als Ein-
gangsgrößen für die Bauteilnachweise, die im Nachlauf in standardisierter Form
nach dem Ersatzstabverfahren geführt werden. Da das globale Systemverhalten
mit dem ersten Schritt bereits erfasst wird, dürfen dabei als Knicklängen die Stab-
längen angesetzt werden. Der Einfluss der Bauteilimperfektionen (im Allgemeinen
als Vorkrümmungen angesetzt) wird in den Nachweisformaten berücksichtigt.
c) In einfachen Fällen durch die Anwendung von Ersatzstabnachweisen bei Ansatz
der Schnittgrößen nach Theorie I. Ordnung. Dabei sind die Stabschlankheiten für
das Biegeknicken unter Berücksichtigung der Knickfigur des Gesamttragwerks zu
bestimmen. Imperfektionen und der Einfluss der Theorie II. Ordnung werden
durch die zu führenden Nachweise näherungsweise erfasst.

Tafel 2-7 Methoden zur Stabilitätsberechnung


Methode A Methode B Methode C
Räumliche Stabwerksberech- Ebene oder räumliche Stab- Ebene oder räumliche Stab-
nung nach Theorie II. Ordnung werksberechnung nach Theorie werksberechnung nach
II. Ordnung Theorie I. Ordnung
Ansatz globaler und lokaler Ansatz globaler Imperfektionen keine gesonderten Imper-
Imperfektionen i. Allg. ausreichend fektionsansätze erforderlich
Ersatzstabnachweise mit
Festigkeitsnachweise für die Ersatzstabnachweise mit den den Knicklängen aus der
Bauteile und Verbindungen Stablängen als Knicklängen Berechnung des Gesamt-
system

832
Grundlagen der Tragwerksplanung und -berechnung

2.6 Imperfektionen
2.6.1 Grundlagen und Unterscheidungen
Zur Berücksichtigung geometrischer und struktureller Imperfektionen werden bei
Stabilitätsberechnungen im Allgemeinen geometrische Ersatzimperfektionen ange-
setzt. In [6] wird zwischen folgenden Fällen unterschieden:
a) Imperfektionen für die Tragwerksberechung,
b) Imperfektionen zur Berechnung aussteifender Systeme und
c) Bauteilimperfektionen.
Bei den Imperfektionsansätzen für die Tragwerksberechnung wird weiterhin zwi-
schen globalen Anfangsschiefstellungen, Vorkrümmungen von Bauteilen und ska-
lierten Knickeigenformen hinit als Vorverformungen differenziert.
Die Imperfektionen sind in Anlehnung an die Knickfigur festzulegen. Dabei sind in
der Regel die ungünstigsten Eigenformen zu betrachten. Bei komplexen Tragwer-
ken sind oft mehrere Eigenformen (acr;i < 10) zu berücksichtigen, da sich die Imper-
fektionsansätze an unterschiedlichen Stellen auf die Bemessung auswirken können.
Der Einfluss von Vorkrümmungen und Anfangsschiefstellungen darf durch wir-
kungsgleiche Ersatzlasten erfasst werden (Bild 2-6).

Bild 2-6 Ersatz der Vorverformungen durch wirkungsgleiche Ersatzlasten


13
2.6.2 Globale Anfangsschiefstellungen
Die Anfangsschiefstellungen ergeben sich aus dem Ausgangswert j0 sowie den
Abminderungen für die Höhe ah und die Anzahl der Stützen in einer Reihe am . Zur
Bestimmung von am werden ausschließlich diejenigen Stützen berücksichtigt, de-
ren Vertikalbelastung größer als 50 % der durchschnittlichen Stützenlast ist.
f ¼ f0 " a h " a m (2-5)
mit
Ausgangswert f0 ¼ 1=200
2
Abminderungsfaktor für die Höhe h [m] ah ¼ pffiffiffi jedoch 2=3 < ah < 1,0
h
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
" #ffi
Abminderungsfaktor für die Anzahl der 1 1
Stützen in einer Reihe am ¼ " 1þ
2 m

Bei Tragwerken des Hochbaus, die durch ausreichend große äußere Horizontallas-
ten (Gl. 2-6) beansprucht werden, dürfen die Anfangsschiefstellungen vernachläs-
sigt werden.
HEd > 0,15 VEd (2-6)

833
Stahlbau

Bild 2-7 Beispiele globaler Anfangsschiefstellungen

2.6.3 Vorkrümmungen von Bauteilen


Die Vorkrümmungen sind in Abhängigkeit von der dem jeweiligen Profil, der
Streckgrenze und Knickrichtungen zugeordneten Knicklinie sowie dem Nachweis-
verfahren (elastische oder plastische Querschnittsausnutzung) der Tafel 2-8 zu
entnehmen. Die reduzierten Werte nach dem Nationalen Anhang [12] dürfen dann
verwendet werden, wenn die Schnittgrößen des Gesamtsystems nach der Elastizi-
tätstheorie bestimmt und die zulässigen Toleranzen der Produktnormen nicht unter-
schritten werden. Zu beachten ist, dass alle in Tafel 2-8 angegebenen Werte unter
Zugrundelegung einer linearen Schnittgrößeninteraktion abgeleitet wurden. Dies
bedeutet, dass bei Ansatz dieser Vorkrümmungen auch die Querschnittsnachweise
mit der linearen Interaktion nach Abschnitt 3.1 geführt werden müssen. Dies wird
nicht explizit in DIN EN 1993-1-1 [11] sondern lediglich im Nationalen Anhang [12]
erwähnt (siehe hierzu [71]). Die Anwendung der Interaktionsgleichungen nach [11]
Abschnitt 6.2.9 ist hier nicht zulässig.

Tafel 2-8 Stich der Vorkrümmung e0


DIN EN 1993-1-1 [11] DIN EN 1993-1-1/NA [12]
Knicklinie Querschnittsausnutzung
elastisch plastisch elastisch plastisch
a0 L/350 L/300 L/900 wie
a L/300 L/250 L/550 elastisch,
jedoch
b L/250 L/200 L/350
Mpl;k
c L/200 L/150 L/250 -fach
Mel;k Bild 2-8
d L/150 L/100 L/150 Vorkrümmung

Bei mehrteiligen Druckstäben ist der Stich der Vorkrümmung senkrecht zur stoff-
freien Achse mit e0 ¼ L=500 anzunehmen. Für das Knicken senkrecht zur Stoffachse
gelten die Regelungen von einteiligen Druckstäben.

2.6.4 Gleichzeitiger Ansatz von Anfangsschiefstellungen


und Vorkrümmungen
DIN EN 1993-1-1 [11] regelt im Abschnitt 5.3.2 (6) den gleichzeitigen Ansatz von An-
fangsschiefstellungen und Vorkrümmungen von Bauteilen bei der Tragwerksbe-
rechnung. Dies ist bei Stäben erforderlich, die mindestens an einem Ende einge-
spannt bzw. biegesteif verbunden sind und deren Stabkennzahl e > p=2 ist (Gl. 2-
7). Die Bedingung für die Stabkennzahl führt zum gleichen Ergebnis wie das
Schlankheitskriterium für den beidseitig gelenkig gelagerten Stab (Gl. 2-8).
rffiffiffiffiffiffiffiffiffi
NEd
e¼L > p=2 (2-7)
EI
rffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffi
!l ¼ L Afy > 0,5 Afy (2-8)
p EI NEd

834
Grundlagen der Tragwerksplanung und -berechnung

Bild 2-9 Beispiele für den gleichzeitigen Ansatz von Anfangsschiefstellungen und Vorkrümmun-
gen

2.6.5 Skalierte Knickeigenform als Vorverformung


Alternativ dürfen anstelle des Ansatzes von Schiefstellungen und Vorkrümmungen
der einzelnen Stäbe nach den vorangegangenen Abschnitten die skalierten Knickfi-
guren hinit der Tragwerke als Imperfektionsfiguren vorgegeben werden. Diese Alter-
native ist insbesondere bei komplexen Systemen und dem Einsatz geeigneter Be-
rechnungssoftware hilfreich. Die Querschnittsnachweise sind wiederum mit der
linearen Interaktionsbeziehung (siehe Abschnitt 3.1) zu führen.
N e0 N
hinit ¼ e0 ) cr) hcr ¼ 2 ) Rk) h (2-9)
EI )h00cr )max ! EI )h00cr )max cr
l
mit 2
c! l
1#
0 1 M Rk gM1
e0 ¼ a !l # 0,2 2
für !
l > 0,2
NRk 1 # c! l
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi s ffiffiffiffiffiffiffiffi
! ault;k NRk
l¼ oder !l¼
acr Ncr
hinit Form der geometrischen Ersatzimperfektion aus der Eigenfunktion hcr
hcr Eigenfunktion für die Verschiebung h bei Erreichen der niedrigsten Verzweigungslast
e0 Imperfektionsmaß, unter Ansatz der linearen Interaktionsbeziehung aus der maß-
)
EI )h00cr jmax
gebenden Knicklinie rückgerechnet
Betrag des Biegemomentes am kritischen Querschnitt infolge hcr
13
a Imperfektionswert der maßgebenden Knicklinie
acr Lastfaktor bis zum Erreichen der niedrigsten Verzweigungslast für das Biegeknicken
ault;k kleinster Lastfaktor der Normalkräfte NEd der Stäbe bis zum Erreichen des charak-
teristischen Widerstandes NRk des maximal beanspruchten Querschnittes, ohne
Berücksichtigung des Knickens
NRk charakteristische Normalkrafttragfähigkeit des kritischen Querschnittes
Ncr Knicklast des kritischen Querschnittes

2.6.6 Imperfektionen für aussteifende Systeme


Bei der Berechnung aussteifender Systeme, die zur seitlichen Stabilisierung von Trä-
gern oder druckbeanspruchten Bauteilen herangezogen werden, ist in der Regel der
Einfluss der Imperfektionen der auszusteifenden Bauteile durch äquivalente geome-
trische Ersatzimperfektionen in Form von Vorkrümmungen zu berücksichtigen.
L
e0 ¼ #m (2-10)
500
mit sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
" #ffi
1
am ¼ 0,5 1 þ
m
L Spannweite des aussteifenden Systems
am Abminderungsfaktor
m Anzahl der auszusteifenden Bauteile

835
Stahlbau

Bild 2-10
Imperfektionsansätze und Ersatzlasten für
Aussteifungssysteme

Anstelle der Anwendung von [11], Abschnitt 5.3.3, Absatz (2) und (3) wird empfoh-
len, eine Berechnung nach Theorie II. Ordnung unter Berücksichtigung der Vor-
und Lastverformungen durchzuführen (siehe [72]).

2.6.7 Vorkrümmungen für den Biegedrillknicknachweis


Werden biegedrillknickgefährdete Stäbe mit I-Profilen durch eine Berechnung nach
Theorie II. Ordnung nachgewiesen, genügt es eine Vorkrümmung senkrecht zur
schwachen Achse anzusetzen. Der Stich der Vorkrümmung darf bei biegebeanspruch-
ten Bauteilen auf k " e0 der Grundwerte nach [11], Tabelle 5.1 (siehe Tafel 2-8) reduziert
werden. Vergleichsrechnungen haben gezeigt, dass eine Reduzierung mit k ¼ 0,5 im
mittleren Schlankheitsbereich 0,7 < !
lLT < 1,3 auf der unsicheren Seite liegen kann. Da-
her sind die Werte e0 des Nationalen Anhanges zu verwenden (siehe Tafel 2-9).

Tafel 2-9 Stich der Vorkrümmung e0 für den Biegedrillknicknachweis von biegebeanspruch-
ten Bauteilen nach [12]
Abmessungs- Querschnittsausnutzung
Querschnitte verhältnis elastisch plastisch
h=b < 2,0 L=500 L=400
Gewalzte I-Profile
h=b > 2,0 L=400 L=300
h=b < 2,0 L=400 L=300
Geschweißte I-Profile
h=b > 2,0 L=300 L=200
Im Schlankheitsbereich 0,7 < !
lLT < 1,3 sind die Werte e0 zu verdoppeln

2.7 Klassifizierung von Querschnitten


Mit der Klassifizierung von Querschnitten wird die Begrenzung der Beanspruchbar-
keit und der Rotationskapazität durch lokales Beulen von Querschnittsteilen festge-
stellt. Es wird zwischen 4 Querschnittsklassen (QSK) unterschieden (Tafel 2-10 und
Bild 2-11).

Tafel 2-10 Querschnittsklassen


QSK Klassifizierungsmerkmale
Die Querschnitte können plastische Gelenke oder Fließzonen mit ausreichender plas-
1 tischer Momententragfähigkeit und Rotationskapazität für die plastische Berechnung
ausbilden.
Kompakte Querschnitte können die plastische Momententragfähigkeit entwickeln, ha-
2
ben aber aufgrund örtlichen Beulens nur eine begrenzte Rotationskapazität.
Halbkompakte Querschnitte erreichen für eine elastische Spannungsverteilung die
3 Streckgrenze in der ungünstigsten Querschnittsfaser, können aber wegen örtlichen
Beulens die plastische Momententragfähigkeit nicht entwickeln.
Bei schlanken Querschnitten tritt örtliches Beulen vor Erreichen der Streckgrenze in
4 einem oder mehreren Teilen des Querschnitts auf.

836
Grundlagen der Tragwerksplanung und -berechnung

Bild 2-11
Klassifizierung von Querschnitten

Die Klassifizierung ist vom c/t-Verhältnis der vollständig oder teilweise druckbean-
spruchten Querschnittsteile abhängig (Tafeln 2-12 bis 2-15). Querschnittsteile, die
die Anforderungen der QSK 3 nicht erfüllen, sind der QSK 4 zuzuordnen. Bei den
verschiedenen Querschnittsteilen (z. B. Steg oder Flansch) ergeben sich u. U. unter-
schiedliche Zuordnungen. Ein Querschnitt wird im Allgemeinen durch die höchste
(ungünstigste) Klasse seiner druckbeanspruchten Querschnittsteile klassifiziert.
Liegen die Längsspannungen eines Bauteils (Träger, Stütze etc.) unterhalb des Be-
messungswertes der Streckgrenze, kann er dünnwandiger ausgeführt werden als
bei voller Ausnutzung. Bei der Bestimmung der Spannungen sind ggf. auftretende
Erhöhungen infolge globalen Stabilitätsversagens — wie Biegeknicken, Drillkni-
cken und Biegedrillknicken — zu beachten. Sofern erforderlich, sind hierzu Berech-
nungen nach Theorie II. Ordnung (Gleichgewicht am verformten System) unter An-
satz geometrischer Ersatzimperfektionen durchzuführen, um diesen Einfluss zu
erfassen.
Querschnitte der Klasse 4 können wie Querschnitte der Klasse 3 behandelt werden,
wenn die um den Einfluss der geringeren Spannungsausnutzung erhöhten c/t-Ver-
hältnisse eingehalten werden. Die Berechnung der c/t-Verhältnisse erfolgt mit den
Gleichungen für die Querschnittsklasse 3 mit modifizierten Kennzahlen emod nach
13
Gl. (2-11). Dabei ist scom;Ed der größte Bemessungswert der einwirkenden Druck-
spannung im Querschnittsteil, der mit Schnittgrößen nach Theorie I. oder — sofern
erforderlich — nach Theorie II. Ordnung bestimmt wird.
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
235
emod ¼ (2-11)
s com;Ed " gM0
Bei Anwendung der Stabilitätsnachweise nach [11], Abschnitt 6.3 ist wegen fehlen-
der Kenntnis der tatsächlich auftretenden maximalen Längsdruckspannungen diese
günstigere Zuordnung in die Querschnittsklasse 3 nicht zulässig.
Querschnitte mit Klasse-3-Stegen und Klasse-1- oder Klasse-2-Gurten dürfen als
Klasse-2-Querschnitte eingestuft werden, wenn die Stege auf die wirksamen Flä-
chen entsprechend Bild 2-12 reduziert werden.

Bild 2-12
Wirksame Stegfläche für die Zuordnung
zu Klasse-2-Querschnitten

837
Stahlbau
Tafel 2-11 Kennzahlen e zur Berücksichtigung der Streckgrenze bei der Bestimmung der
Querschnittsklasse
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi fy [N=mm2 . 235 275 355 420 460
e¼ 235=fy
e 1,00 0,92 0,81 0,75 0,71

Tafel 2-12 Maximales c/t-Verhältnis druckbeanspruchter zweiseitig gestützter


Querschnittsteile

auf Biegung auf Druck


auf Druck und Biegung
QSK beanspruchte beanspruchte
beanspruchte Querschnittsteile
Querschnittsteile Querschnittsteile

Spannungs-
verteilung über
Querschnittsteile
(Druck positiv)

396 " e
für a > 0,5: c=t <
13 " a ! 1
1 c=t < 72 " e c=t < 33 " e
36 " e
für a < 0,5: c=t <
a
456 " e
für a > 0,5: c=t <
13 " a ! 1
2 c=t < 83 " e c=t < 38 " e
41,5 " e
für a < 0,5: c=t <
a

Spannungs-
verteilung über
Querschnittsteile
(Druck positiv)

42 " e
w > !1: c=t <
0,67 þ 0,33 " w
3 c=t < 124 " " c=t < 42 " "
pffiffiffiffiffiffiffiffi
w < ! 11 Þ: c=t < 0,62 " e " ð1 ! wÞ !w


Es gilt w < 1 falls entweder die Druckspannungen s < fy oder die Dehnungen infolge Zug
ey > fy =E sind.

838
Grundlagen der Tragwerksplanung und -berechnung
Tafel 2-13 Maximales c/t-Verhältnis druckbeanspruchter einseitig gestützter
Querschnittsteile

Gewalzte Querschnitte Geschweißte Querschnitte


auf Druck und Biegung beanspruchte
auf Biegung Querschnittsteile
QSK beanspruchte
Querschnittsteile freier Rand im freier Rand im
Druckbereich Zugbereich

Spannungs-
verteilung über
Querschnittsteile
(Druck positiv)

9"e 9"e
1 c=t < 9 " e c=t < c=t < pffiffiffi
a a a

10 " e 10 " e
2 c=t < 10 " e c=t < c=t < pffiffiffi
a a" a

Spannungs-
verteilung über
Querschnittsteile
(Druck positiv)
pffiffiffiffiffi
c=t < 21 " e " ks
3 c=t < 14 " e
für ks siehe Tafel 5-3 bzw. [14]
13
Tafel 2-14 Maximales c/t-Verhältnis druckbeanspruchter Winkelprofile

— siehe auch einseitig gestützte Flansche nach Tafel 2-13


— gilt nicht für Winkel mit durchgehender Verbindung zu
anderen Bauteilen

QSK auf Druck beanspruchte Querschnittsteile

Spannungs-
verteilung über
Querschnittsteile
(Druck positiv)

bþh <
3 h=t < 15 " e und 11,5 " e
2"t

839
Stahlbau
Tafel 2-15 Maximales c/t-Verhältnis druckbeanspruchter Kreishohlprofile

QSK auf Biegung und/oder Druck beanspruchte Querschnittsteile


1 d=t < 50 " e2
2 d=t < 70 " e2
d=t < 90 " e2
3
für d=t > 90e2 siehe DIN EN 1993-1-6

3 Beanspruchbarkeit von Querschnitten


3.1 Allgemeines
Der Bemessungswert der Beanspruchung darf in der Regel in keinem Querschnitt
den Bemessungswert der Beanspruchbarkeit überschreiten. Bei mehreren Bean-
spruchungsarten sind Interaktionsnachweise zu führen. Zur Bestimmung der Be-
messungswerte der Beanspruchbarkeiten werden die charakteristischen Werte mit
den Teilsicherheitsbeiwerten gM abgemindert (vgl. Abschnitt 2.1, Tafel 2-1).
Rk
Rd ¼ (3-1)
gM
gM ¼ gM0 bei Querschnittsnachweisen von Bauteilen ohne globalem Stabilitätseinfluss (BK,
DK, BDK),
gM ¼ gM1 wenn Stabilitätsversagen zu berücksichtigen ist,
gM ¼ gM2 bei Bruchversagen infolge Zugbeanspruchung.
In !bereinstimmung mit der formelmäßigen Darstellung in [11], Abschnitt 6.2 wer-
den im Abschnitt 3 die Beanspruchbarkeiten und Tragsicherheitsnachweise ohne
Berücksichtigung des globalen Stabilitätseinflusses angegeben. Es ist zu beachten,
dass nach [12] bei Stabilitätsnachweisen in Form von Querschnittsnachweisen mit
Schnittgrößen nach Theorie II. Ordnung bei der Ermittlung der Beanspruchbarkei-
ten anstelle von gM0 der Wert für gM1 anzusetzen ist.
Die Ermittlung der Beanspruchbarkeiten (elastisch oder plastisch) hängt von der
Querschnittsklassifizierung ab (vgl. Abschnitt 2.7). Der Ansatz der elastischen Bean-
spruchbarkeiten ist für alle Klassen möglich. Bei Querschnitten der Klasse 4 sind
die effektiven Querschnittswerte zugrunde zu legen.
Die Tragsicherheitsnachweise können als Spannungsnachweise oder durch Ver-
gleich der einwirkenden Schnittgrößen mit den Querschnittstragfähigkeiten (ggf.
unter Berücksichtigung der Interaktionsbeziehungen) geführt werden.

Spannungsnachweise
Die einwirkenden Spannungen werden den Grenzspannungen gegenüber gestellt.
Bei ebenen oder räumlichen Spannungszuständen wird die Vergleichsspannung für
zähe Werkstoffe nach der Gestaltungsänderungshypothese von Hencky, Huber und
v. Mises bestimmt. Die nachfolgenden Gleichungen gelten für Querschnitte der
Klassen 1 bis 3. Zu Querschnitten der Klasse 4 siehe [11], Abschnitt 6.2.9.3.
Normalspannung infolge NEd My;Ed Mz;Ed
s x;Ed ¼ þ "z # "y
Biegung und Normalkraft A Iy Iz
VEd " S
Querkraftschubspannungen tEd ¼
I" t

840
Beanspruchbarkeit von Querschnitten

Schubspannungen in Stegen Vz;Ed Af >


tEd ¼ wenn 0,6 ist :
von I- oder H-Querschnitten Aq Aw
w ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi

Vergleichsspannung s v;Ed ¼ s 2x;Ed þ s 2z;Ed # s x;Ed s z;Ed þ 3 " t2Ed (3-2)

fy
Spannungsnachweise s Ed < sRd ¼ (3-3)
gM0

fy
tEd < tRd ¼ pffiffiffiffiffi (3-4)
3 gM0

Auf Schnittgrößen bezogene Querschnittsnachweise


Als konservative Näherung darf für alle Querschnittsklassen eine lineare Addition
der Ausnutzungsgrade für alle Schnittgrößen angewendet werden. Für zweiachsige
Biegung und Normalkraft führt dies bei Querschnitten der Klassen 1 bis 3 zur Nach-
weisgleichung (3-5).
NEd My;Ed Mz;Ed <
þ þ 1 (3-5)
NRd My;Rd Mz;Rd
Bei Querschnitten der Klassen 1 und 2 darf die plastische, bei Querschnitten der
Klasse 3 die elastische Momententragfähigkeit angesetzt werden (siehe Tafel 3-1).

Tafel 3-1 Werte für NRk ¼ fy " Ai, Mi;Rk ¼ fy " Wi und Mi;Ed
Querschnittsklasse 1 2 3 4
Ai A A A Aeff
Wy Wpl;y Wpl;y Wel;y Weff;y
Wz Wpl;z Wpl;z Wel;z Weff;z
#My;Ed 0 0 0 eN;y " NEd
#Mz;Ed 0 0 0 eN;z " NEd

3.2 Querschnittswerte 13
Bei der Bestimmung der Querschnittstragfähigkeiten sind, sofern erforderlich, die
Einflüsse von Lochschwächungen, Schubverzerrungen, lokales Beulen und Formin-
stabilität einschließlich des Knickens von Querschnittsteilen zu berücksichtigen.

Bild 3-1 Mögliche Risslinien und Lochabstände

Bruttoquerschnitte
Die Bestimmung der Bruttoquerschnittswerte erfolgt in der Regel mit den Nenn-
werten der Querschnittsabmessungen. Löcher für Verbindungsmittel brauchen
nicht abgezogen werden, jedoch sind andere größere Löcher zu berücksichtigen.
Nettoquerschnitte
Die Nettofläche eines Querschnitts ist in der Regel aus der Bruttofläche durch ge-
eigneten Abzug aller Löcher und anderer "ffnungen zu bestimmen.

841
Stahlbau

Bei einem oder mehreren nicht versetzt angeordneten Löchern entspricht der Loch-
abzug der Summe der Lochflächen in den jeweils betrachteten Risslinien (Gl. (3-6)).
Bei mehreren versetzt angeordneten Löchern sind neben Risslinien senkrecht zur
Längsachse der betreffenden Querschnittsteile (Linien 1 und 2 in Bild 3-1) auch ver-
setzt verlaufende Risslinien zu untersuchen (Linien 3 und 4 in Bild 3-1). Die Netto-
fläche wird hierfür mit Gl. (3-7) bestimmt.
Bei Winkeln und anderen Bauteilen mit Löchern in mehreren Ebenen ist der Loch-
abstand p entlang der Profilmittellinie zu ermitteln (Bild 3-1, rechts).
Risslinien 1, 2: Anet ¼ A ! t " n " d0 (3-6)
Risslinien 3, 4: Anet ¼ A ! t " ½n " d0 ! $ðs 2 =4pÞ] (3-7)
mit
t Blechdicke
d0 Lochdurchmesser
s, p Lochabstände nach Bild 3-1
n Anzahl Löcher entlang der betrachteten Risslinie, die sich über den Querschnitt oder
Querschnittsteile erstreckt
Effektive Querschnittsgrößen
Die Auswirkungen ungleichförmiger Spannungsverteilungen aus Schubverzerrun-
gen von breiten Zug- und Druckgurten werden durch den Ansatz mittragender Plat-
tenbreiten nach [14], Abschnitt 3 berücksichtigt (siehe Abschnitt 5).
Bei Querschnitten der Klasse 4 kann der Einfluss lokalen Beulens ebener gedrück-
ter Querschnittsteile mit der Methode der wirksamen Breiten nach [14], Abschnitt 4
erfasst werden (siehe Abschnitt 5).
Die Interaktion zwischen den Einflüssen von Schubverzerrungen und lokalen Beu-
lens wird durch den Ansatz effektiver Breiten bzw. Flächen nach [14], Abschnitt 3.3
erfasst. In den Grenzfällen, in denen nur die Schubverzerrungen oder das Ausbeu-
len dünnwandiger Querschnittsteile von Bedeutung sind, entsprechen die effekti-
ven Breiten den mittragenden (effektivs) bzw. den wirksamen (effektivp) Breiten
(vgl. [14], Abschnitt 1.3.4).
Die Beanspruchbarkeit von Blechträgern unter Längsspannungen darf mit effekti-
ven Querschnittsgrößen (Aeff , I eff , Weff ) ermittelt werden. Damit können die Quer-
schnittsnachweise oder Bauteilnachweise für Knicken oder Biegedrillknicken nach
[11] geführt werden.
Die Bemessung von Bauteilen aus kaltgeformten dünnwandigen Blechen (mit Aus-
nahme von Kreis- und Rechteckhohlprofilen nach [53]) erfolgt nach [13]. Dabei wird
i. Allg. das Beulen dünnwandiger Querschnittsteile durch den Ansatz wirksamer
Breiten und das Knicken von Rand- und Zwischensteifen durch die Abminderung
der Blechdicken erfasst. Der Nachweis der Gesamtstabilität (Biegeknicken, Drillkni-
cken oder Biegedrillknicken) der Bauteile erfolgt auf der Grundlage der so reduzier-
ten wirksamen Querschnitte.

3.3 Beanspruchung auf Zug


Für Beanspruchungen durch Zugkräfte ist die Tragsicherheit der Bauteile nach Gl.
(3-8) nachzuweisen. Bei der Bestimmung der Beanspruchbarkeit des Querschnittes
sind ggf. vorhandene Lochschwächungen zu berücksichtigen (Gl. (3-9)).
NEd <
1,0 (3-8)
Nt;Rd
8
> Afy
< Npl;Rd ¼ g
>
M0
Nt;Rd ¼ min (3-9)
>
> 0,9Anet fu
: Nu;Rd ¼
gM2

842
Beanspruchbarkeit von Querschnitten

Einseitig mit einer Schraubenreihe angeschlossene Winkel dürfen wie zentrisch be-
lastete Winkel bemessen werden, wenn die Zugtragfähigkeit des Nettoquerschnit-
tes Nu;Rd wie folgt berechnet wird:

2 " ðe2 ! 0,5d0 Þ t " fu


Nu;Rd ¼ für 1 Schraube
gM2

b2 Anet fu
Nu;Rd ¼ für 2 Schrauben
gM2

b3 Anet fu für 3 und mehr


Nu;Rd ¼
gM2 Schrauben

mit
Anet Nettoquerschnittsfläche des Winkels. Wird ein ungleichschenkliger Winkel am kleine-
ren Schenkel angeschlossen, so ist Anet in der Regel für einen äquivalenten gleich-
schenkligen Winkel mit der kleineren Schenkelabmessung zu berechnen.
b2 , b3 Abminderungsbeiwerte nach Tafel 3-2. Für Zwischenwerte von p1 darf der Wert b inter-
poliert werden

Tafel 3-2 Abminderungsbeiwerte b2 und b3


Lochabstand p1 < 2,5d0 > 5,0d0
2 Schrauben b2 0,4 0,7
3 und mehr Schrauben b3 0,5 0,7

Bei gleitfest vorgespannten Schraubverbindungen der Kategorie C (siehe [16], Ab-


schnitt 3.4.2) wird die Zugbeanspruchbarkeit Nt;Rd mit dem Nettoquerschnitt längs
13
der kritischen Risslinie durch die Löcher Nnet;Rd bestimmt.
Anet fy
Nt;Rd ¼ Nnet;Rd ¼ (3-10)
gM0

3.4 Beanspruchung auf Druck


Bei Beanspruchungen durch Druckkräfte ist die Tragsicherheit mit Gl. (3-11) nachzu-
weisen.
NEd <
1,0 (3-11)
Nc;Rd
Afy
Nc;Rd ¼ für Querschnitte der Klassen 1 bis 3
gM0
Aeff fy
Nc;Rd ¼ für Querschnitte der Klasse 4
gM0
Werden Löcher durch Verbindungsmittel ausgefüllt, müssen diese bei druckbeanspruch-
ten Querschnittsteilen nicht abgezogen werden. Dagegen sind übergroße Löcher und
Langlöcher nach [38], Tab. 11 von der rechnerischen Querschnittsfläche abzuziehen.
Bei unsymmetrischen Querschnitten der Klasse 4 sind Zusatzmomente DMEd infol-
ge der Verschiebung der Hauptachsen des wirksamen gegenüber dem geometrisch
vorhandenen Querschnitt zu berücksichtigen (vgl. [11], Abschnitt 6.2.9.3).

843
Stahlbau

3.5 Beanspruchung auf Biegung


Bei Beanspruchung durch einachsige Biegung ist die Tragsicherheit mit Gl. (3-12)
nachzuweisen.
MEd <
1,0 (3-12)
Mc;Rd
Wfy
Mc;Rd ¼
gM0
Die Bestimmung von W erfolgt in Abhängigkeit von der Querschnittsklasse (s. Ta-
fel 3-1). Bei der Ermittlung von Wpl ist der plastische Formbeiwert apl nicht zu be-
grenzen. Wel;min und Weff;min beziehen sich auf die Querschnittsfaser mit der maxi-
malen Normalspannung.
Löcher in zugbeanspruchten Flanschen dürfen vernachlässigt werden, wenn die Be-
dingung (3-13) erfüllt ist. Entsprechendes gilt auch für Löcher in Stegblechen, wenn
für die gesamte Zugzone Gl. (3-13) sinngemäß erfüllt wird. Für Löcher in Druckzo-
nen gelten die Regelungen des Abschnittes 3.4.
0,9Af;net fu > Af fy
(3-13)
gM2 gM0

3.6 Beanspruchung durch Querkraft


Der Tragsicherheitsnachweis für Querkraftbeanspruchungen kann elastisch als Span-
nungsnachweis nach Abschnitt 3.1 oder plastisch mit Gl. (3-14) geführt werden.
VEd <
1,0 (3-14)
Vpl;Rd
Av fy
Vpl;Rd ¼ pffiffiffi Av Schubfläche nach Tafel 3-3 (3-15)
3gM0
Zusätzlich ist der Nachweis gegen Schubbeulen zu führen, da diese Versagensform
bei der Zuordnung zu den Querschnittsklassen nach Abs. 2.7 nicht berücksichtigt
wird. Für unausgesteifte Stegbleche kann der Nachweis
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi entfallen, wenn die Bedin-
gung (3-16) erfüllt ist (Av nach Tafel 3-3 und e ¼ 235=fy ).
hw < e
72 (3-16)
tw h

Tafel 3-3 wirksame Schubfläche Av


Querschnitt Lastrichtung Wirksame Schubfläche Av
Walzprofil
I- und H-Querschnitte k zum Steg A ! 2btf þ ðtw þ 2Þ tf > h " hw tw
U-Querschnitte k zum Steg A ! 2btf þ ðtw þ rÞ tf
T-Querschnitte k zum Steg A ! btf þ ðtw þ 2rÞ tf =2
RHP mit gleichförmiger Blechdicke k Trägerhöhe A " h=ðb þ hÞ
k Trägerbreite A " b=ðb þ hÞ
Schweißprofil
I-, H- und Kastenquerschnitte k Steg h " Sðhw tw Þ
I-, H-, U- u. Kastenquerschnitte k Flansch A ! Sðhw tw Þ
T-Querschnitte k Steg tw ðh ! tf =2Þ

KHP und Rohre mit gleichförmiger Blechdicke alle 2A=p


h darf auf der sicheren Seite mit 1,0 angenommen werden
h ¼ 1,2 im Hochbau für Stahlsorten bis S460 [14]

844
Beanspruchbarkeit von Querschnitten

Bild 3-2
Schubfläche Avz für gewalzte und
geschweißte I- und H- Quer-
schnitte

3.7 Beanspruchung auf Torsion


Bei Torsionsbeanspruchungen ist zwischen Stäben mit wölbfreien und nicht wölb-
freien Querschnitten zu unterscheiden.
Bei wölbfreien oder quasi wölbfreien Querschnitten (z.B. L- und T-Profile, siehe
Bild 3-3) und geschlossenen Hohlprofilen erfolgt die Abtragung von Torsionsmo-
menten ausschließlich oder überwiegend über St.-Venant‘sche Torsionsschubspan-
nungen tt;Ed . Längsspannungen aus Torsion treten nicht auf oder sind vernachläs-
sigbar klein.
Bei nicht wölbfreien Querschnitten (z. B. I-, H- und U-Profile siehe Bild 3-4) erfolgt
die Abtragung von Torsionsmomenten über primären und sekundären Torsions-
schubfluss tt;Ed und tw;Ed . Darüber hinaus treten Wölbnormalspannungen s w;Ed aus
den Wölbmomenten Bw;Ed auf. Diese sind ggf. mit Längsspannungen aus Biegung
und Normalkraft zu überlagern. Die Berechnung der Schnittgrößen erfolgt nach der
Theorie der Wölbkrafttorsion (siehe z. B. [73]). Die einwirkenden Schub- und Längs-
spannungen werden mit den Gleichungen (3-17) bis (3-19) ermittelt.

13

Bild 3-3
Wölbfreie und quasi wölbfreie
Querschnitte

Bild 3-4 Nicht wölbfreie Querschnitte

845
Stahlbau

BEd Tw;Ed " SW Tt;Ed " t


sw;Ed ¼ # !M
"w (3-17) tw;Ed ¼ (3-18) tt;Ed ¼ (3-19)
IW IW " t It
mit
TEd ¼ Tt;Ed þ Tw;Ed
Zs
! M ðsÞ ¼ #
w rtM ðsÞ " ds þ wM
0
s¼0
Zs
SW ðsÞ ¼ ! M ðsÞ " t " ds þ SW;0
w
s¼0
Z
2
IW ¼ ! M Þ " dA
ðw
A

BEd Bemessungswert des einwirkenden Wölbmomentes (Bimoment)


TEd Bemessungswert des einwirkenden Torsionsmoments
Tw;Ed Bemessungswert des einwirkenden Wölbtorsionsmoments
Tt;Ed Bemessungswert des einwirkenden St. Venant‘schen Torsionsmoments
s w;Ed Wölbnormalspannung infolge des Wölbmomentes BEd
tw;Ed Schubspannung infolge des Wölbtorsionsmoments Tw;Ed
tt;Ed Schubspannung infolge des St. Venant‘schen Torsionsmoments Tt;Ed
s Integrationsweg (Laufkoordinate entlang der Profilmittellinie)
SW ðsÞ Flächenmoment 1. Ordnung bezogen auf Wölbordinate w !M
SW;0 Integrationskonstante
Bei Integrationsbeginn (s ¼ 0) von den Querschnittsenden ist SW;0 ¼ 0:

Bei geschlossenen Hohlquerschnitten darf vereinfacht angenommen werden, dass


der Einfluss aus Wölbkrafttorsion vernachlässigt werden kann. Für einzellige Quer-
schnitte werden die St. Venant‘schen Torsionsschubspannungen mit Gl. (3-20) be-
stimmt. Dabei ist Am die von der Profilmittellinie eingeschlossene Querschnittsflä-
che.
Tt;Ed
tt;Ed ¼ (3-20)
2Am " t

Der Tragsicherheitsnachweis für Torsionsbeanspruchungen kann elastisch als


Spannungsnachweis nach Abschnitt 3.1 oder plastisch unter Verwendung geeigne-
ter Gleichungen für die Querschnittstragfähigkeit und ggf. Interaktionsbeziehungen
geführt werden. Zum elastischen Querschnittsnachweis für Spannungen nach
Gl. (3-17) bis (3-20) gelten die Grenzbedingungen (3-21) und (3-23). Bei der Auswer-
tung der Gleichungen und der !berlagerung der Spannungsanteile ist zu beachten,
dass die Maximalwerte der Spannungen nach Gl. (3-17) bis (3-20) i. Allg. an unter-
schiedlichen Stellen des Querschnittes und entlang der Bauteillängsachse auftre-
ten.
fy
tt;Ed þ tw;Ed < pffiffiffiffiffi (3-21)
3 " gM0
fy
sw;Ed < (3-22)
gM0
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
fy
sv;Ed ¼ sw;Ed þ 3ðtt;Ed þ tw;Ed Þ2 < (3-23)
gM0
Die Grenzbedingungen für kombinierte Beanspruchungen sind mit einander zugeord-
neten Spannungen auszuwerten, wenn nicht konservative Ansätze getroffen werden.

846
Beanspruchbarkeit von Querschnitten

Ferner sind Vorzeichen und Richtung der Spannungen zu beachten. Dies gilt umso
mehr, wenn weitere Schnittgrößen mit einbezogen werden (siehe z. B. Gl. (3-24)).
NEd ðxÞ My;Ed ðxÞ Mz;Ed ðxÞ BEd ðxÞ M fy
s x;Ed ðx,y,zÞ ¼ þ "z # "y # ! ðy,zÞ <
"w (3-24)
A Iy Iz IW gM0

3.8 Beanspruchung auf Querkraft und Torsion


Werden Querschnitte durch Querkraft und Torsion beansprucht, sind bei Anwen-
dung elastischer Querschnittsnachweise die Schubspannungen aus beiden Schnitt-
größen unter Beachtung von Ort und Richtung zu überlagern. Für dünnwandige
offene Querschnitte gilt Gl. (3-25), für einzellige Hohlprofile Gl. (3-26).
Vz;Ed ðxÞ " Sy ðsÞ Vy;Ed ðxÞ " Sz ðsÞ Tw;Ed ðxÞ " SW ðsÞ
tEd ðx,s,rÞ ¼ þ þ
Iy " tðsÞ Iz " tðsÞ IW " tðsÞ
Tt;Ed ðxÞ " 2r < fy
) pffiffiffiffiffi (3-25)
It 3 " gM0
Vz;Ed ðxÞ " Sy ðsÞ Vy;Ed ðxÞ " Sz ðsÞ Tt;Ed ðxÞ < fy
tEd ðx,sÞ ¼ þ ) pffiffiffi (3-26)
Iy " tðsÞ Iz " tðsÞ 2Am " tðsÞ 3 " gM0
mit
s Integrationsweg (Laufkoordinate entlang der Profilmittellinie)
r Koordinate senkrecht zur Profilmittellinie
Sy ðsÞ Flächenmoment 1. Ordnung bezogen auf die y-Achse
Sz ðsÞ Flächenmoment 1. Ordnung bezogen auf die z-Achse
Weitere Definitionen siehe Abschnitt 3.9. Bezüglich der Bestimmung von Sy ðsÞ und
Sz ðsÞ siehe [73].
Der plastische Tragsicherheitsnachweis kann nach [11], Abschnitt 6.2.7(9) verein-
facht in der Form erfolgen, dass zunächst die Querkrafttragfähigkeit nach Gl. (3-15)
um den Einfluss der Torsion reduziert und dann die einwirkende Querkraft mit der
abgeminderten Tragfähigkeit Vpl;T;Rd nach Tafel 3-4 verglichen wird (Gl. (3-27)).
VEd <
1,0 (3-27)
Vpl;T;Rd 13
Tafel 3-4 Abgeminderte plastische Querkrafttragfähigkeit Vpl;T;Rd
Querschnitt Vpl;T;Rd
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
tt;Ed tt;Ed Schubspannung infolge St. Venan’tscher
I oder H 1! Vpl;Rd Torsion Tt;Ed
1,25tRd
'rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ( tw;Ed Schubspannung infolge Wölbkrafttorsion
tt;Ed tw;Ed Tw;Ed
U 1! ! Vpl;Rd
1,25tRd tRd tRd Grenzschubspannung
' ( fy
tt;Ed tRd ¼ pffiffiffiffiffi
Hohlprofil 1! Vpl;Rd 3 gM0
tRd

3.9 Beanspruchung auf Biegung und Querkraft


Bei gleichzeitiger Wirkung von Biegung und Querkraft ist ggf. die Interaktion zu be-
rücksichtigen. Bei elastischen Querschnittsnachweisen erfolgt dies über die Bestim-
mung der Vergleichsspannungen (siehe Abschnitt 3.1).
Sofern die Querschnittstragfähigkeit nicht durch Schubbeulen reduziert wird, kann
der Einfluss der Querkraft auf die plastische Momentenbeanspruchbarkeit vernach-
lässigt werden, wenn sie die Hälfte der plastischen Querschnittstragfähigkeit nicht
überschreitet (Gl. (3.28)).

847
Stahlbau

VEd <
0,5 (3-28)
Vpl;Rd
Andernfalls ist zur Bestimmung der Momentenbeanspruchbarkeit bei den betref-
fenden Querschnittsteilen die Streckgrenze oder die rechnerische Blechdicke mit
dem Faktor ð1 ! rÞ zu reduzieren (Gln. (3-29) bis (3-31)).
1
M/Mpl

0,8

0,6

0,4

0,2 Bild 3-5


M-V-Interaktion bei einem Rechteckquer-
0 schnitt
0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1
V/Vpl
" #2 " #2
2VEd 2VEd
r¼ #1 bzw: r¼ #1 (3-29)
Vpl;Rd Vpl;T;Rd
fy;red ¼ ð1 # rÞ " fy (3-30)
tred ¼ ð1 # rÞ " t (3-31)
Bei doppeltsymmetrischen I-Querschnitten kann die um den Querkrafteinfluss re-
duzierte plastische Momententragfähigkeit My;V;Rd mit Gl. (3-32) bestimmt werden.
" #
h2 tw fy
My;V;Rd ¼ Wpl;y # r " w (3-32)
4 gM0

3.10 Beanspruchung auf Biegung und Normalkraft


Querschnitte der Klassen 1 und 2
Bei gleichzeitiger Wirkung von Biegung und Normalkraft ist in der Regel der Ein-
fluss der Normalkraft auf die Momentenbeanspruchbarkeit zu berücksichtigen. Für
Querschnitte der Klassen 1 und 2 ist die Bedingung (3-33) einzuhalten.
MEd <
1,0 (3-33)
MN;Rd
MN;Rd durch den Einfluss von NEd abgeminderte Momentenbeanspruchbarkeit
Die Bestimmung von MN;Rd kann in Abhängigkeit der Querschnittsform und der
Richtung des Momentenvektors nach den Ziffern a) bis d) erfolgen, sofern keine
Schraubenlöcher zu berücksichtigen sind. Wirkt zusätzlich eine Querkraft, ist Ab-
schnitt 3.9 zu beachten.
a) Doppeltsymmetrische gewalzte und geschweißte I- oder H- Querschnitte
Hilfsgrößen n ¼ NEd =Npl;Rd ; a ¼ ðA ! 2btf Þ=A jedoch a < 0,5
Biegung My
Normalkrafteinfluss vernach- NEd < 0,25N pl;Rd und NEd < 0; 5hw tw fy =gM0
lässigbar bei
reduzierte Momenten- 1!n
MN;y;Rd ¼ Mpl;y;Rd jedoch MN;y;Rd < Mpl;y;Rd
tragfähigkeit 1 ! 0,5a
Biegung Mz
Normalkrafteinfluss vernach- NEd < hw tw fy =gM0
lässigbar bei
' %n ! a&2 (
reduzierte Momenten- MN;z;Rd ¼ Mpl;z;Rd 1 ! jedoch MN;z;Rd < Mpl;z;Rd
tragfähigkeit 1!a

848
Beanspruchbarkeit von Querschnitten

b) Rechteck- und Quadrathohlprofile mit konstanter Blechdicke und geschweißte


Kastenquerschnitte mit gleichen Flanschen und gleichen Stegen. Sofern die An-
wendungsgrenzen für aw und af nicht eingehalten sind, können geeignete Inter-
aktionsbeziehungen aus der Literatur (z. B. [74], [75]) angewendet werden.
n ¼ NEd =Npl;Rd ;
RHP und QHP aw ¼ ðA!2btÞ=A aw < 0,5
Hilfsgrößen af ¼ ðA!2htÞ=A af < 0,5
Kastenquerschnitte aw ¼ ðA!2btf Þ=A aw < 0,5
af ¼ ðA!2htw Þ=A af < 0,5
Biegung My
Normalkrafteinfluss NEd < 0,25N pl;Rd und NEd < 0,5 " ð2htÞ fy =gM0
vernachlässigbar bei bzw. NEd < 0,5 " ð2htw Þ fy =gM0
reduzierte 1!n
MN;y;Rd ¼ Mpl;y;Rd jedoch MN;y;Rd < Mpl;y;Rd
Momententragfähigkeit 1 ! 0,5aw
Biegung Mz
Normalkrafteinfluss NEd < 0,25N pl;Rd und NEd < 0,5 " ð2btÞ fy =gM0
vernachlässigbar bei bzw. NEd < 0,5 " ð2btf Þfy =gM0
reduzierte 1!n
MN;z;Rd ¼ Mpl;z;Rd jedoch MN;z;Rd < Mpl;y;Rd
Momententragfähigkeit 1 ! 0,5af
c) Kreishohlprofile MN;y;Rd ¼ MN;z;Rd ¼ M pl;Rd ð1 ! n 1,7 Þ
d) Rechteckige Vollquerschnitte MN;Rd ¼ Mpl;Rd ½1 ! ðNEd =Npl;Rd Þ2 .
Querschnitte der Klasse 3
Der Tragsicherheitsnachweis wird als Spannungsnachweis nach Abschnitt 3.1 ge-
führt. Sofern keine Schraubenlöcher zu berücksichtigen sind, kann der Nachweis
mit Gleichung (3-34) geführt werden.
NEd My;Ed Mz;Ed fy
sx;Ed ¼ þ "z # "y< (3-34)
A Iy Iz gM0
Querschnitte der Klasse 4
Die Beanspruchbarkeit von Blechträgern mit Längsspannungen darf nach dem Ver-
fahren der wirksamen Flächen für druckbeanspruchte Querschnittsteile mit den
Querschnittswerten Aeff und Weff ermittelt werden. Dabei wird die wirksame Quer- 13
schnittsfläche Aeff unter der Annahme reiner Druckspannungen infolge NEd berech-
net. Bei unsymmetrischen Querschnitten erzeugt die Verschiebung der Schwereli-
nie eN gegenüber derjenigen des Bruttoquerschnitts ein zusätzliches Moment DM,
das beim Querschnittsnachweis zu berücksichtigen ist (Bild 3-6 und Gl. 3-35). Das
wirksame Widerstandsmoment Weff darf unter der Annahme reiner Biegelängs-
spannungen infolge MEd bestimmt werden (Bild 3-6). Bei zweiachsiger Biegung
sind beide Hauptachsen zu untersuchen.
NEd My;Ed þ NEd " eN;y Mz;Ed þ NEd " eN;z < fy
sx;Ed ¼ þ þ (3-35)
Aeff Weff;y;min Weff;z;min gM0
mit
Aeff wirksame Querschnittsfläche bei gleichmäßiger Druckbeanspruchung
Weff;min wirksames Widerstandsmoment eines ausschließlich auf Biegung um die maßgeben-
de Achse beanspruchten Querschnitts
eN Verschiebung der maßgebenden Hauptachse eines unter reinen Druck beanspruchten
Querschnitts
Normalkraft Biegemoment

Bild 3-6 Bruttoquerschnitte und wirksame Querschnitte

849
Stahlbau
Tafel 3-6 Charakteristische Tragfähigkeiten für die Profilreihen I, IPE, IPEo und IPEv
Querschnittswerte S235
I A Avy Avz Wpl,y Wpl,z a d/tw c/tf Vy Vz QSK Nc Mel,y Mpl,y Mel,z Mpl,z
cm cm cm cm cm — — — kN kN N M kN kNm kNm kNm kNm
80 7,57 4,96 3,30 22,8 5,50 0,345 15,1 2,8 67,24 43,30 1 1 177,9 4,58 5,36 0,71 5,36
100 10,6 6,80 4,72 39,8 8,99 0,358 16,7 2,9 92,26 63,30 1 1 249,1 8,04 9,35 1,15 9,35
120 14,2 8,93 6,45 63,6 13,7 0,371 18,0 3,0 121,2 86,85 1 1 333,7 12,85 14,95 1,74 14,95
140 18,2 11,4 8,40 95,4 19,8 0,376 19,1 3,1 154,0 114,0 1 1 427,7 19,25 22,42 2,51 22,42
160 22,8 14,1 10,7 136 27,6 0,383 19,8 3,2 190,8 144,6 1 1 535,8 27,50 31,96 3,48 31,96
180 27,9 17,1 13,2 187 37,1 0,389 20,6 3,2 231,4 178,8 1 1 655,7 37,84 43,90 4,65 43,90
200 33,4 20,3 16,0 250 48,5 0,391 21,2 3,3 276,0 216,6 1 1 784,9 50,29 58,75 6,11 58,75
220 39,5 23,9 19,0 324 62,1 0,395 21,7 3,3 324,4 258,0 1 1 928,3 65,33 76,14 7,78 76,14
240 46,1 27,8 22,3 412 78,1 0,398 22,1 3,3 376,8 302,8 1 1 1083 83,19 96,82 9,80 96,82
260 53,3 31,9 26,1 514 95,7 0,402 22,1 3,3 432,3 354,8 1 1 1253 103,9 120,8 9,64 120,8
280 61,0 36,2 30,3 632 115 0,407 22,3 3,2 490,8 410,4 1 1 1434 127,4 148,5 14,38 148,5
300 69,0 40,5 34,7 762 135 0,413 22,3 3,1 549,5 470,5 1 1 1622 153,5 179,1 16,97 179,1
320 77,7 45,3 39,4 914 159 0,417 22,4 3,1 615,0 534,4 1 1 1826 183,8 214,8 19,90 214,8
340 86,7 50,1 44,4 1080 184 0,422 22,5 3,0 680,3 602,6 1 1 2037 216,9 253,8 23,12 43,28
360 97,0 55,8 50,1 1276 214 0,425 22,3 2,9 756,7 679,4 1 1 2280 256,2 299,9 26,79 50,36
380 107 61,1 55,7 1482 245 0,429 22,3 2,9 828,9 756,2 1 1 2515 296,1 348,3 30,79 57,59
400 118 67,0 61,7 1714 280 0,433 22,4 2,9 908,5 836,5 1 1 2773 343,1 402,8 35,02 65,76
450 147 82,6 78,0 2400 380 0,438 22,4 2,8 1121 1059 1 1 3455 479,4 564,0 47,71 89,33
500 179 99,9 96,3 3240 502 0,442 22,4 2,7 1355 1307 1 1 4207 646,3 761,4 62,98 117,9
550 212 120 112 4240 648 0,434 23,4 2,6 1628 1516 1 1 4982 848,4 996,4 82,02 152,4
IPE
80 7,64 4,78 3,57 23,2 5,82 0,374 15,7 3,1 64,91 48,49 1 1 179,5 4,70 5,45 0,87 1,37
100 10,3 6,27 5,06 39,4 9,15 0,391 18,2 3,2 85,07 68,68 1 1 242,1 8,04 9,26 1,36 2,15
120 13,2 8,06 6,30 60,7 13,6 0,389 21,2 3,6 109,4 85,41 1 1 310,2 12,46 14,27 2,03 3,19
140 16,4 10,1 7,62 88,3 19,2 0,386 23,9 3,9 136,7 103,3 1 1 385,4 18,17 20,76 2,89 4,52
160 20,1 12,1 9,67 124 26,1 0,396 25,4 4,0 164,7 131,1 1 1 472,4 25,62 29,11 3,92 6,13
180 23,9 14,6 11,2 166 34,6 0,391 27,5 4,2 197,5 152,0 1 1 561,7 34,31 39,10 5,22 8,13
200 28,5 17,0 14,0 221 44,6 0,404 28,4 4,1 230,7 190,2 1 1 669,8 45,59 51,84 6,70 10,49
220 33,4 20,2 15,9 285 58,1 0,394 30,1 4,4 274,6 215,9 1 1 784,9 59,22 67,07 8,77 13,66
240 39,1 23,5 19,1 367 73,9 0,399 30,7 4,3 319,1 259,8 1 1 919,3 76,14 86,15 11,12 17,37
270 45,9 27,5 22,1 484 97,0 0,400 33,3 4,8 373,7 299,8 2 1 1079 100,8 113,7 14,62 22,79
300 53,8 32,1 25,7 628 125 0,403 35,0 5,3 435,5 348,3 2 1 1264 130,9 147,7 18,92 29,43
330 62,6 36,8 30,8 804 154 0,412 36,1 5,1 499,3 417,9 2 1 1471 167,6 189,0 23,15 36,11
360 72,7 43,2 35,1 1019 191 0,406 37,3 5,0 585,9 476,3 2 1 1708 212,4 239,5 28,91 44,91
400 84,5 48,6 42,7 1307 229 0,425 38,5 4,8 659,4 579,2 3 1 1985 272,6 307,2 34,31 53,82
450 98,8 55,5 50,8 1702 276 0,438 40,3 4,7 752,7 689,6 3 1 2322 352,5 399,9 41,36 64,95
500 116 64,0 59,9 2194 336 0,446 41,8 4,6 868,3 812,1 3 1 2714 453,6 515,6 50,29 78,91
550 134 72,2 71,9 2788 401 0,461 42,1 4,4 980,1 975,9 4 1 3086 573,4 655,2 59,69 94,14
600 156 83,6 83,8 3512 486 0,464 42,8 4,2 1134 1137 4 1 3578 721,5 825,3 72,38 114,1
IPEo
180 27,1 16,6 12,7 189 39,9 0,389 24,3 3,8 224,7 172,3 1 1 636,9 38,78 44,45 5,99 9,38
200 32,0 19,4 15,4 249 51,9 0,394 25,6 3,8 262,9 209,6 1 1 751,1 51,47 58,61 7,78 12,20
220 37,4 22,8 17,7 321 66,9 0,389 26,9 4,0 310,0 239,8 1 1 878,9 66,27 75,48 10,06 15,72
240 43,7 26,4 21,4 410 84,4 0,397 27,2 3,9 357,5 289,7 1 1 1027 84,84 96,40 12,67 19,83
270 53,8 33,2 25,2 575 118 0,383 29,3 4,0 450,2 341,8 1 1 1264 119,1 135,0 17,74 27,66
300 62,8 38,6 29,0 744 153 0,385 31,1 4,5 523,8 393,7 1 1 1476 154,6 174,8 23,05 35,86
330 72,6 43,7 34,9 943 185 0,398 31,9 4,4 593,5 473,1 1 1 1706 195,8 221,6 27,97 43,48
360 84,1 50,6 40,2 1186 227 0,399 32,5 4,3 686,1 545,1 1 1 1976 246,8 278,7 34,08 53,35
400 96,4 56,4 48,0 1502 269 0,415 34,1 4,2 765,5 651,2 2 1 2265 310,2 353,0 40,42 63,22
450 118 67,6 59,4 2046 341 0,426 34,4 3,9 917,0 806,5 2 1 2766 420,7 480,8 51,00 80,14
500 137 76,8 70,2 2612 409 0,438 35,5 3,9 1041 952,5 2 1 3212 535,8 613,8 61,10 96,02
550 156 85,6 82,6 3264 481 0,451 36,8 3,7 1162 1121 2 1 3666 669,8 767,0 71,44 112,9
600 197 108 104 4472 640 0,454 34,3 3,4 1459 1373 2 1 4625 911,8 1051 94,94 150,4
IPEv
400 107 63,7 52,5 1681 304 0,405 31,2 3,7 864,3 712,4 1 1 2515 347,8 395,1 45,59 71,44
450 132 76,0 66,6 2302 389 0,424 30,5 3,6 1032 903,8 1 1 3102 472,4 541,0 58,05 91,46
500 164 93,8 83,1 3168 507 0,428 30,0 3,2 1273 1082 1 1 3854 646,3 744,5 75,44 119,1
550 202 109 110 4204 632 0,461 27,3 3,0 1477 1435 1 1 4747 850,7 987,9 92,83 148,6
600 234 128 125 5324 780 0,454 28,6 2,9 1732 1647 1 1 5494 1076 1251 114,9 183,4

850
Beanspruchbarkeit von Querschnitten

S355 S460
Vy Vz QSK Nc Mel,y Mpl,y Mel,z Mpl,z Vy Vz QSK Nc Mel,y Mpl,y Mel,z Mpl,z I
kN kN N M kN kNm kNm kNm kNm kN kN N M kN kNm kNm kNm kNm
101,6 67,72 1 1 268,7 6,92 8,09 1,07 8,09 131,6 87,76 1 1 348,2 8,97 10,49 1,38 10,49 80
139,4 96,70 1 1 376,3 12,14 14,13 1,73 14,13 180,6 125,3 1 1 487,6 15,73 18,31 2,24 18,31 100
183,1 132,1 1 1 504,1 19,42 22,58 2,63 22,58 237,2 171,2 1 1 653,2 25,16 29,26 3,41 29,26 120
232,7 172,2 1 1 646,1 29,07 33,87 3,80 33,87 301,5 223,1 1 1 837,2 37,67 43,88 4,92 43,88 140
288,2 218,5 1 1 809,4 41,54 48,28 5,25 48,28 373,4 283,1 1 1 1049 53,82 62,56 6,81 62,56 160
349,6 270,2 1 1 990,5 57,16 66,31 7,03 66,31 453,0 350,1 1 1 1283 74,06 85,93 9,11 85,93 180
416,9 327,2 1 1 1186 75,97 88,75 9,23 88,75 540,2 424,0 1 1 1536 98,44 115,0 11,96 115,0 200
490,1 389,7 1 1 1402 98,69 115,0 11,75 115,0 635,1 504,9 1 1 1817 127,9 149,0 15,23 149,0 220
569,2 457,5 1 1 1637 125,7 146,3 14,80 146,3 737,6 592,8 1 1 2121 162,8 189,5 19,18 189,5 240
653,1 535,9 1 1 1892 156,9 182,5 14,56 182,5 846,3 694,4 1 1 2452 203,3 236,4 18,86 236,4 260
741,5 620,0 1 1 2166 192,4 224,4 21,73 224,4 960,8 803,4 1 1 2806 249,3 290,7 28,15 290,7 280
830,1 710,8 1 1 2450 231,8 270,5 25,63 270,5 1076 921,1 1 1 3174 300,4 350,5 33,21 350,5 300
929,0 807,2 1 1 2758 277,6 324,5 30,07 324,5 1204 1046 1 1 3574 359,7 420,4 38,96 420,4 320
1028 910,4 1 1 3078 327,7 383,4 34,93 65,37 1332 1180 1 1 3988 424,6 496,8 45,26 84,71 340
1143 1026 1 1 3444 387,0 453,0 40,47 76,08 1481 1330 1 1 4462 501,4 587,0 52,44 98,58 360
1252 1142 1 1 3799 447,3 526,1 46,51 87,00 1622 1480 1 1 4922 579,6 681,7 60,26 112,7 380
1372 1264 1 1 4189 518,3 608,5 52,90 99,34 1778 1637 1 1 5428 671,6 788,4 68,54 128,7 400
1693 1599 1 1 5219 724,2 852,0 72,07 134,9 2194 2072 1 1 6762 938,4 1104 93,38 174,9 450
2048 1974 1 1 6355 976,3 1150 95,14 178,1 2653 2559 1 1 8234 1265 1490 123,3 230,8 500
2460 2290 1 1 7526 1282 1505 123,9 230,2 3187 2967 1 1 9752 1661 1950 160,5 298,3 550
IPE
98,05 73,24 1 1 271,2 7,10 8,24 1,31 2,07 127,1 94,91 1 1 351,4 9,20 10,67 1,70 2,68 80
128,5 103,7 1 1 365,7 12,14 13,99 2,06 3,25 166,5 134,4 1 1 473,8 15,73 18,12 2,66 4,21 100
165,3 129,0 1 1 468,6 18,82 21,56 3,07 4,82 214,2 167,2 1 1 607,2 24,38 27,93 3,98 6,25 120
206,5 156,1 1 1 582,2 27,44 31,36 4,37 6,83 267,5 202,3 2 1 754,4 35,56 40,64 5,66 8,85 140
248,7 198,1 1 1 713,6 38,70 43,97 5,93 9,27 322,3 256,7 2 1 924,6 50,14 56,98 7,68 12,01 160
298,4 229,6 2 1 848,5 51,83 59,07 7,88 12,28 386,7 297,6 3 1 1099 67,16 76,54 10,21 15,92 180
348,4 287,3 2 1 1012 68,87 78,31 10,12 15,84 451,5 372,2 3 1 1311 89,24 101,5 13,11 20,53 200
414,8 326,1 2 1 1186 89,46 101,3 13,24 20,63 537,5 422,6 4 1 1512 115,9 131,3 17,16 26,74 220
482,1 392,4 2 1 1389 115,0 130,1 16,79 26,24 624,6 508,5 4 1 1766 149,0 168,6 21,76 34,00 240
564,5 452,8 3 1 1629 152,3 171,8 22,08 34,42 731,4 586,8 4 1 2040 197,3 222,6 28,61 44,60 270
657,9 526,1 4 1 1870 197,7 223,1 28,58 44,45 852,5 681,7 4 1 2364 256,2 289,1 37,03 57,60 300
754,3
885,0
631,3
719,6
4
4
1
1
2164
2497
253,1
320,9
285,6
361,8
34,97
43,67
54,56
67,84
977,3
1147
818,1
932,4
4
4
1
1
2735
3155
328,0
415,8
370,0
468,8
45,31
56,58
70,69
87,91
330
360
13
996,1 875,0 4 1 2881 411,8 464,1 51,83 81,30 1291 1134 4 1 3636 533,6 601,3 67,16 105,3 400
1137 1042 4 1 3327 532,5 604,1 62,48 98,12 1473 1350 4 1 4191 690,0 782,8 80,96 127,1 450
1312 1227 4 1 3849 685,2 778,9 75,97 119,2 1700 1590 4 1 4842 887,8 1009 98,44 154,5 500
1481 1474 4 1 4448 866,2 989,7 90,17 142,2 1919 1910 4 1 5590 1122 1282 116,8 184,3 550
1713 1718 4 1 5150 1090 1247 109,3 172,4 2220 2216 4 1 6467 1412 1616 141,7 223,4 600
IPEo
339,4 260,3 1 1 962,1 58,58 67,14 9,05 14,17 439,8 337,3 2 1 1247 75,90 87,00 11,73 18,36 180
397,2 316,6 1 1 1135 77,75 88,54 11,75 18,42 514,7 410,3 2 1 1470 100,7 114,7 15,23 23,87 200
468,3 362,2 2 1 1328 100,1 114,0 15,19 23,75 606,8 469,4 2 1 1720 129,7 147,8 19,69 30,77 220
540,1 437,7 2 1 1552 128,2 145,6 19,13 29,96 699,9 567,1 3 1 2011 166,1 188,7 24,79 38,82 240
680,1 516,3 2 1 1910 180,0 204,0 26,80 41,78 881,3 669,0 3 1 2475 233,2 264,3 34,73 54,14 270
791,3 594,8 3 1 2229 233,6 264,0 34,83 54,17 1025 770,7 4 1 2826 302,7 342,1 45,13 70,19 300
896,5 714,6 3 1 2577 295,7 334,7 42,25 65,68 1162 926,0 4 1 3251 383,2 433,7 54,74 85,10 330
1036 823,5 3 1 2986 372,8 421,0 51,48 80,59 1343 1067 4 1 3751 483,0 545,6 66,70 104,4 360
1156 983,7 3 1 3422 468,6 533,3 61,06 95,50 1498 1275 4 1 4255 607,2 691,0 79,12 123,7 400
1385 1218 4 1 4098 635,5 726,3 77,04 121,1 1795 1579 4 1 5171 823,4 941,2 99,82 156,9 450
1573 1439 4 1 4724 809,4 927,3 92,30 145,1 2039 1864 4 1 5949 1049 1202 119,6 188,0 500
1755 1693 4 1 5345 1012 1159 107,9 170,6 2275 2194 4 1 6726 1311 1501 139,8 221,1 550
2204 2073 4 1 6845 1377 1588 143,4 227,2 2856 2687 4 1 8613 1785 2057 185,8 294,4 600
IPEv
1306 1076 3 1 3799 525,4 596,8 68,87 107,9 1692 1394 4 1 4806 680,8 773,4 89,24 139,8 400
1559 1365 2 1 4686 713,6 817,2 87,69 138,2 2020 1769 4 1 5943 924,6 1059 113,6 179,0 450
1923 1634 2 1 5822 976,3 1125 114,0 179,8 2492 2118 3 1 7544 1265 1457 147,7 233,0 500
2231 2168 2 1 7171 1285 1492 140,2 224,5 2891 2810 3 1 9292 1665 1934 181,7 290,9 550
2617 2488 2 1 8300 1626 1890 173,6 277,0 3391 3224 3 1 10755 2107 2449 224,9 359,0 600

851
Stahlbau
Tafel 3-7 Charakteristische Tragfähigkeiten für die Profilreihen HEA und HEB
Querschnittswerte S235
HEA A Avy Avz Wpl,y Wpl,z a d/tw c/tf Vy Vz QSK Nc Mel,y Mpl,y Mel,z Mpl,z
cm cm cm cm cm — — — kN kN N M kN kNm kNm kNm kNm
100 21,2 16,0 7,56 83,0 41,1 0,247 11,2 4,4 217,1 102,6 1 1 499,1 17,11 19,51 6,29 9,67
120 25,3 19,2 8,42 120 58,9 0,241 14,8 5,7 260,5 114,2 1 1 594,6 24,91 28,08 9,04 13,83
140 31,4 23,8 10,1 174 84,8 0,243 16,7 6,5 322,9 137,4 1 1 738,4 36,43 40,77 13,07 19,94
160 38,8 28,8 13,2 245 118 0,257 17,3 6,9 390,8 179,2 1 1 911,1 51,70 57,62 18,08 27,65
180 45,3 34,2 14,5 325 157 0,244 20,3 7,6 464,0 196,3 1 1 1063 69,09 76,33 24,13 36,78
200 53,8 40,0 18,1 429 204 0,257 20,6 7,9 542,7 244,9 1 1 1264 91,42 100,9 31,40 47,89
220 64,3 48,4 20,6 568 271 0,247 21,7 8,0 656,7 279,9 1 1 1511 121,0 133,6 41,76 63,59
240 76,8 57,6 25,1 745 352 0,250 21,9 7,9 781,5 341,1 1 1 1805 158,6 175,0 54,21 82,63
260 86,8 65,0 28,7 920 430 0,251 23,6 8,2 881,9 389,9 1 1 2040 196,5 216,2 66,29 101,1
280 97,3 72,8 31,7 1112 518 0,251 24,5 8,6 987,7 430,6 1 1 2286 237,4 261,4 79,95 121,8
300 113 84,0 37,3 1383 641 0,253 24,5 8,5 1140 505,4 1 1 2644 296,1 325,1 98,84 150,7
320 124 93,0 41,2 1628 710 0,252 25,0 7,6 1262 558,5 1 1 2923 347,8 382,6 109,4 166,8
340 134 99,0 45,0 1850 756 0,258 25,6 7,2 1343 610,2 1 1 3137 394,8 434,8 116,5 177,7
360 143 105 49,0 2088 802 0,265 26,1 6,7 1425 664,8 1 1 3356 444,2 490,7 123,6 188,5
400 159 114 57,4 2562 873 0,283 27,1 6,2 1547 778,1 1 1 3737 542,9 602,1 134,2 205,1
450 178 126 65,8 3216 966 0,292 29,9 5,6 1710 892,1 1 1 4183 681,5 755,8 148,3 226,9
500 198 138 74,7 3948 1059 0,301 32,5 5,1 1872 1013 1 1 4641 834,3 927,8 162,4 248,8
550 212 144 83,8 4622 1107 0,320 35,0 4,9 1954 1136 2 1 4977 975,3 1086 169,5 260,1
600 227 150 93,3 5350 1156 0,338 37,4 4,7 2035 1265 2 1 5323 1126 1257 176,6 271,6
650 242 156 103 6136 1205 0,354 39,6 4,5 2117 1400 3 1 5678 1285 1442 183,7 283,1
700 261 162 117 7032 1257 0,378 40,1 4,3 2198 1587 3 1 6122 1466 1653 190,8 295,3
800 286 168 139 8700 1312 0,412 44,9 4,0 2279 1883 4 1 6509 1805 2045 198,0 308,4
900 321 180 163 10812 1414 0,438 48,1 3,7 2442 2216 4 1 7166 2228 2541 212,3 332,4
1000 347 186 185 12824 1470 0,464 52,6 3,6 2524 2503 4 1 7555 2630 3014 219,4 345,4
HEB
100 26,0 20,0 9,00 104 51,4 0,231 9,3 3,5 271,4 122,1 1 1 611,0 21,13 24,49 7,87 12,08
120 34,0 26,4 11,0 165 81,0 0,224 11,4 4,1 358,2 148,6 1 1 799,0 33,84 38,83 12,43 19,03
140 43,0 33,6 13,1 245 120 0,218 13,1 4,5 455,9 177,5 1 1 1010 50,76 57,67 18,45 28,15
160 54,3 41,6 17,6 354 170 0,233 13,0 4,7 564,4 238,7 1 1 1275 73,09 83,19 26,09 39,94
180 65,3 50,4 20,2 481 231 0,228 14,4 5,1 683,8 274,6 1 1 1533 100,1 113,1 35,49 54,29
200 78,1 60,0 24,8 643 306 0,232 14,9 5,2 814,1 336,9 1 1 1835 134,0 151,0 47,00 71,86
220 91,0 70,4 27,9 827 394 0,226 16,0 5,5 955,2 378,3 1 1 2139 173,0 194,3 60,63 92,54
240 106 81,6 33,2 1053 498 0,230 16,4 5,5 1107 451,0 1 1 2491 220,4 247,5 76,85 117,1
260 118 91,0 37,6 1283 602 0,231 17,7 5,8 1235 509,5 1 1 2782 270,3 301,5 92,83 141,5
280 131 101 41,1 1534 718 0,233 18,7 6,2 1368 558,0 1 1 3088 324,3 360,6 110,7 168,6
300 149 114 47,4 1869 870 0,235 18,9 6,2 1547 642,4 1 1 3502 394,8 439,1 134,2 204,5
320 161 123 51,7 2150 939 0,237 19,6 5,7 1669 701,8 1 1 3791 453,6 505,3 144,8 220,7
340 171 129 56,1 2408 986 0,245 20,3 5,4 1750 761,0 1 1 4016 507,6 565,9 151,8 231,7
360 181 135 60,6 2682 1032 0,252 20,9 5,2 1832 821,7 1 1 4244 564,0 630,3 158,9 242,6
400 198 144 70,0 3232 1104 0,272 22,1 4,8 1954 949,7 1 1 4648 676,8 759,5 169,4 259,4
450 218 156 79,7 3982 1198 0,284 24,6 4,5 2117 1081 1 1 5123 834,3 935,8 183,5 281,4
500 239 168 89,8 4814 1292 0,296 26,9 4,1 2279 1218 1 1 5607 1008 1131 197,9 303,5
550 254 174 100 5590 1341 0,315 29,2 4,0 2361 1358 1 1 5971 1168 1314 204,9 315,2
600 270 180 111 6426 1391 0,333 31,4 3,8 2442 1504 1 1 6345 1340 1510 212,0 326,9
650 286 186 122 7320 1441 0,350 33,4 3,7 2524 1655 2 1 6728 1523 1720 219,0 338,7
700 306 192 137 8328 1495 0,373 34,2 3,6 2605 1860 2 1 7200 1725 1957 226,3 351,3
800 334 198 162 10228 1553 0,408 38,5 3,4 2686 2195 3 1 7854 2110 2404 233,6 365,0
900 371 210 189 12584 1658 0,434 41,6 3,2 2849 2561 3 1 8726 2580 2957 246,8 389,7
1000 400 216 212 14856 1716 0,460 45,7 3,1 2931 2882 4 1 9025 3029 3491 256,2 403,3

852
Beanspruchbarkeit von Querschnitten

S355 S460
Vy Vz QSK Nc Mel,y Mpl,y Mel,z Mpl,z Vy Vz QSK Nc Mel,y Mpl,y Mel,z Mpl,z HEA
kN kN N M kN kNm kNm kNm kNm kN kN N M kN kNm kNm kNm kNm
327,9 154,9 1 1 754,0 25,84 29,47 9,50 14,60 424,9 200,8 1 1 977,0 33,49 38,19 12,31 18,92 100
393,5 172,6 1 1 898,2 37,63 42,42 13,66 20,90 509,9 223,6 1 1 1164 48,76 54,97 17,70 27,08 120
487,8 207,6 1 1 1115 55,03 61,59 19,75 30,12 632,1 269,0 2 1 1445 71,30 79,81 25,59 39,03 140
590,3 270,8 1 1 1376 78,10 87,05 27,32 41,76 764,9 350,8 2 1 1783 101,2 112,8 35,40 54,11 160
701,0 296,6 2 1 1606 104,4 115,3 36,46 55,56 908,3 384,3 3 1 2082 135,2 149,4 47,24 71,99 180
819,8 370,0 2 1 1910 138,1 152,4 47,43 72,35 1062 479,4 3 1 2475 178,9 197,5 61,46 93,75 200
992,0 422,8 2 1 2283 182,8 201,8 63,08 96,06 1285 547,9 3 1 2958 236,9 261,5 81,74 124,5 220
1181 515,3 2 1 2726 239,6 264,3 81,90 124,8 1530 667,7 3 1 3533 310,5 342,5 106,1 161,7 240
1332 589,0 3 1 3081 296,8 326,5 100,1 152,7 1726 763,2 3 1 3993 384,6 423,1 129,8 197,9 260
1492 650,5 3 1 3453 358,6 394,8 120,8 184,0 1933 843,0 3 1 4474 464,6 511,6 156,5 238,4 280
1722 763,5 3 1 3994 447,3 491,0 149,3 227,6 2231 989,3 3 1 5175 579,6 636,3 193,5 295,0 300
1906 843,7 2 1 4416 525,4 577,9 165,3 252,0 2470 1093 3 1 5722 680,8 748,9 214,2 326,5 320
2029 921,9 1 1 4739 596,4 656,9 176,0 268,4 2629 1195 3 1 6141 772,8 851,2 228,0 347,8 340
2152 1004 1 1 5069 671,0 741,2 186,7 284,8 2789 1301 2 1 6569 869,4 960,5 241,9 369,0 360
2337 1175 2 1 5645 820,1 909,5 202,7 309,8 3028 1523 2 1 7314 1063 1179 262,6 401,5 400
2582 1348 2 1 6319 1030 1142 224,0 342,8 3346 1746 3 1 8188 1334 1479 290,3 444,2 450
2828 1531 3 1 7011 1260 1402 245,3 375,8 3665 1983 4 1 8882 1633 1816 317,9 487,0 500
2951 1717 4 1 7395 1473 1641 256,1 393,0 3824 2225 4 1 9398 1909 2126 331,8 509,2 550
3074 1911 4 1 7816 1700 1899 266,7 410,2 3984 2477 4 1 9915 2203 2461 345,6 531,6 600
3197 2114 4 1 8239 1942 2178 277,5 427,7 4143 2739 4 1 10432 2516 2823 359,5 554,2 650
3320 2398 4 1 8828 2215 2496 288,2 446,2 4302 3107 4 1 11154 2870 3235 373,5 578,1 700
3443 2845 4 1 9413 2726 3089 299,1 465,8 4462 3463 4 1 11863 3533 4002 387,6 603,6 800
3689 3347 4 1 10317 3365 3838 320,6 502,1 4780 3892 4 1 12969 4361 4974 415,5 650,6 900
3812 3597 4 1 10830 3972 4553 331,4 521,8 4940 4095 4 2 13586 5147 5899 429,5 676,1 1000
HEB
409,9 184,5 1 1 923,0 31,91 37,00 11,89 18,25 531,2 239,0 1 1 1196 41,35 47,94 15,41 23,65 100
541,1 224,5 1 1 1207 51,12 58,65 18,78 28,74 701,1 290,9 1 1 1564 66,24 76,00 24,33 37,24 120
688,7 268,1 1 1 1525 76,68 87,12 27,87 42,52 892,4 347,4 1 1 1976 99,36 112,9 36,11 55,10 140
852,6 360,5 1 1 1926 110,4 125,7 39,41 60,34 1105 467,2 1 1 2496 143,1 162,8 51,06 78,18 160
1033 414,8 1 1 2316 151,2 170,9 53,61 82,01 1339 537,5 1 1 3002 196,0 221,4 69,46 106,3 180
1230 508,9 1 1 2772 202,4 228,1 71,00 108,6 1593 659,4 1 1 3592 262,2 295,6 92,00 140,7 200
1443 571,4 1 1 3231 261,3 293,6 91,59 139,8 1870 740,4 1 1 4186 338,6 380,4 118,7 181,1 220
1672
1865
681,3
769,6
1
1
1
1
3763
4203
333,0
408,3
373,9
455,5
116,1
140,2
176,9
213,8
2167
2417
882,8 1 1 4876 431,5 484,5 150,4 229,3
997,3 1 1 5446 529,0 590,2 181,7 277,0
240
260
13
2066 843,0 1 1 4665 489,9 544,7 167,2 254,7 2677 1092 1 1 6044 634,8 705,8 216,7 330,1 280
2337 970,5 1 1 5290 596,4 663,4 202,7 308,9 3028 1258 1 1 6854 772,8 859,6 262,7 400,3 300
2521 1060 1 1 5726 685,2 763,3 218,7 333,3 3267 1374 1 1 7420 887,8 989,0 283,4 431,9 320
2644 1150 1 1 6067 766,8 854,8 229,3 350,0 3426 1490 1 1 7861 993,6 1108 297,2 453,5 340
2767 1241 1 1 6411 852,0 952,1 240,0 366,5 3585 1608 1 1 8308 1104 1234 311,0 474,9 360
2951 1435 1 1 7022 1022 1147 256,0 391,9 3824 1859 1 1 9099 1325 1487 331,7 507,8 400
3197 1633 1 1 7739 1260 1414 277,3 425,1 4143 2116 2 1 10028 1633 1832 359,3 550,9 450
3443 1840 2 1 8470 1523 1709 298,9 458,5 4462 2384 2 1 10976 1973 2214 387,3 594,1 500
3566 2052 2 1 9021 1764 1984 309,6 476,1 4621 2659 3 1 11689 2286 2571 401,1 617,0 550
3689 2272 3 1 9585 2024 2281 320,2 493,8 4780 2944 4 1 12163 2622 2956 414,9 639,9 600
3812 2501 3 1 10164 2300 2599 330,9 511,7 4940 3240 4 1 12741 2981 3367 428,7 663,0 650
3935 2810 4 1 10698 2606 2956 341,9 530,7 5099 3642 4 1 13532 3376 3831 443,0 687,7 700
4058 3316 4 1 11375 3188 3631 352,9 551,4 5259 4296 4 1 14340 4131 4705 457,2 714,5 800
4304 3869 4 1 12367 3898 4467 372,8 588,7 5577 5014 4 1 15547 5051 5789 483,0 762,9 900
4427 4354 4 1 12950 4576 5274 387,0 609,3 5737 5401 4 1 16237 5929 6834 501,4 789,5 1000

853
Stahlbau
Tafel 3-8 Charakteristische Tragfähigkeiten für die Profilreihe HEM
Querschnittswerte S235
HEM A Avy Avz Wpl,y Wpl,z a d/tw c/tf Vy Vz QSK Nc Mel,y Mpl,y Mel,z Mpl,z
cm cm cm cm cm — — — kN kN N M kN kNm kNm kNm kNm
100 53,2 42,4 18,0 236 116 0,204 4,7 1,8 575,3 244,8 1 1 1251 44,65 55,41 17,70 27,34
120 66,4 52,9 21,1 351 172 0,203 5,9 2,1 718,0 286,9 1 1 1560 67,68 82,39 26,32 40,34
140 80,6 64,2 24,5 494 241 0,203 7,1 2,5 871,6 331,9 1 1 1893 96,59 116,0 36,90 56,54
160 97,1 76,4 30,8 675 325 0,213 7,4 2,7 1036 418,0 1 1 2281 133,0 158,5 49,82 76,47
180 113 89,3 34,7 883 425 0,212 8,4 2,9 1211 470,8 1 1 2663 175,8 207,6 65,10 99,92
200 131 103 41,1 1135 543 0,216 8,9 3,1 1397 557,0 1 1 3086 227,2 266,8 83,19 127,7
220 149 118 45,3 1419 679 0,213 9,8 3,4 1594 614,2 1 1 3511 286,7 333,6 104,3 159,5
240 200 159 60,1 2116 1006 0,205 9,1 2,9 2153 815,1 1 1 4691 423,0 497,3 154,4 236,4
260 220 174 66,9 2524 1192 0,207 9,8 3,1 2363 907,0 1 1 5161 507,6 593,1 183,3 280,2
280 240 190 72,1 2966 1397 0,209 10,6 3,4 2579 977,8 1 1 5645 599,3 697,0 214,8 328,2
300 303 242 90,5 4078 1913 0,202 9,9 3,0 3281 1227 1 1 7121 817,8 958,3 293,8 449,6
320 312 247 94,8 4436 1951 0,208 10,7 2,9 3354 1286 1 1 7332 893,0 1042 300,8 458,4
340 316 247 98,6 4718 1953 0,217 11,6 2,9 3354 1338 1 1 7421 951,8 1109 300,8 458,9
360 319 246 102 4990 1942 0,227 12,4 2,9 3343 1389 1 1 7492 1011 1173 298,5 456,5
400 326 246 110 5570 1934 0,247 14,2 2,9 3332 1498 1 1 7661 1133 1309 296,1 454,5
450 335 246 119 6332 1939 0,267 16,4 2,9 3332 1620 1 1 7873 1293 1488 296,1 455,7
500 344 245 130 7094 1932 0,289 18,6 2,9 3321 1757 1 1 8091 1452 1667 293,8 454,0
550 354 245 140 7932 1937 0,309 20,9 2,9 3321 1894 1 1 8328 1626 1864 293,8 455,3
600 364 244 150 8772 1930 0,329 23,1 2,9 3311 2031 1 1 8547 1800 2061 291,4 453,6
650 374 244 160 9656 1936 0,347 25,4 2,9 3311 2167 1 1 8782 1981 2269 291,4 454,9
700 383 243 170 10538 1929 0,365 27,7 2,9 3300 2304 1 1 9001 2162 2476 291,4 453,3
800 404 242 194 12488 1930 0,400 32,1 2,8 3289 2632 1 1 9494 2554 2935 289,1 453,6
900 424 242 214 14442 1929 0,430 36,7 2,8 3278 2909 2 1 9955 2947 3394 286,7 453,3
1000 444 242 235 16568 1940 0,456 41,3 2,8 3278 3188 3 1 10439 3368 3893 286,7 455,8

S355 S460
HEM Vy Vz QSK Nc Mel,y Mpl,y Mel,z Mpl,z Vy Vz QSK Nc Mel,y Mpl,y Mel,z Mpl,z
kN kN N M kN kNm kNm kNm kNm kN kN N M kN kNm kNm kNm kNm
100 869,0 369,7 1 1 1890 67,45 83,71 26,73 41,29 1126 479,1 1 1 2449 87,40 108,5 34,64 53,51
120 1085 433,4 1 1 2357 102,2 124,5 39,76 60,93 1405 561,6 1 1 3054 132,5 161,3 51,52 78,95
140 1317 501,3 1 1 2860 145,9 175,3 55,74 85,41 1706 649,6 1 1 3706 189,1 227,1 72,22 110,7
160 1565 631,5 1 1 3445 200,9 239,5 75,26 115,5 2028 818,3 1 1 4464 260,4 310,3 97,52 149,7
180 1830 711,2 1 1 4022 265,5 313,6 98,34 150,9 2371 921,6 1 1 5212 344,1 406,4 127,4 195,6
200 2111 841,4 1 1 4661 343,3 403,0 125,7 192,8 2735 1090 1 1 6040 444,8 522,2 162,8 249,9
220 2409 927,9 1 1 5304 433,1 503,9 157,6 240,9 3121 1202 1 1 6872 561,2 652,9 204,2 312,2
240 3253 1231 1 1 7086 639,0 751,2 233,2 357,1 4215 1596 1 1 9182 828,0 973,4 302,2 462,8
260 3570 1370 1 1 7796 766,8 896,0 276,9 423,3 4626 1775 1 1 10102 993,6 1161 358,8 548,5
280 3896 1477 1 1 8527 905,3 1053 324,5 495,8 5048 1914 1 1 11049 1173 1364 420,4 642,4
300 4956 1854 1 1 10757 1235 1448 443,8 679,2 6422 2402 1 1 13938 1601 1876 575,0 880,1
320 5067 1943 1 1 11076 1349 1575 454,4 692,5 6565 2518 1 1 14352 1748 2041 588,8 897,4
340 5067 2021 1 1 11211 1438 1675 454,4 693,2 6565 2619 1 1 14527 1863 2170 588,8 898,3
360 5050 2099 1 1 11317 1527 1771 450,9 689,6 6544 2720 1 1 14665 1978 2295 584,2 893,5
400 5034 2263 1 1 11573 1711 1977 447,3 686,6 6523 2932 1 1 14996 2217 2562 579,6 889,7
450 5034 2447 1 1 11893 1953 2248 447,3 688,4 6523 3171 1 1 15410 2530 2913 579,6 892,0
500 5017 2654 1 1 12223 2194 2518 443,8 685,9 6501 3439 1 1 15838 2843 3263 575,0 888,7
550 5017 2861 1 1 12581 2457 2816 443,8 687,8 6501 3708 1 1 16302 3183 3649 575,0 891,2
600 5001 3068 1 1 12911 2719 3114 440,2 685,3 6480 3976 1 1 16730 3524 4035 570,4 888,0
650 5001 3273 1 1 13266 2993 3428 440,2 687,1 6480 4241 2 1 17190 3878 4442 570,4 890,4
700 4985 3480 2 1 13597 3266 3741 440,2 684,7 6459 4510 3 1 17618 4232 4847 570,4 887,2
800 4968 3976 3 1 14342 3859 4433 436,7 685,3 6438 5152 4 1 18017 5000 5744 565,8 888,0
900 4952 4394 4 1 14526 4452 5127 433,1 684,7 6416 5694 4 1 18277 5768 6643 561,2 887,2
1000 4952 4817 4 1 14753 5087 5882 433,1 688,6 6416 6241 4 1 18504 6592 7621 561,2 892,2

854
Der aktuelle Mutschmann/Stimmelmayr

Peter Fritsch | Werner Knaus | Gerhard Merkl |


Erwin Preininger | Joachim Rautenberg |
Matthias Weiß | Burkhard Wricke
Mutschmann/Stimmelmayr
Taschenbuch der Wasserversorgung
15., vollst. überarb. Aufl. 2010. XLII, 931 S. mit 420 Abb.
u. 283 Tab. Geb. EUR 99,95
ISBN 978-3-8348-0951-3

Inhalt: Technik der Wasserversorgung: Aufgabe der Wasserversorgung


- Wasserabgabe - Wasserverbrauch - Wasserbedarf - Wassergewinnung -
Wasseraufbereitung - Wasserförderung - Wasserspeicherung - Wasserverteilung
- Brandschutz - Trinkwasserversorgung in Notstandsfällen - Eigen- und
Einzeltrinkwasserversorgung - Bauabwicklung und Betrieb von Wasser-
versorgungsanlagen: Planung und Bauausführung - Baukosten von
Wasserversorgungsanlagen - Betrieb, Verwaltung und Überwachung. Anhang:
Gesetzliche Einheiten, Zahlenwerte, DVGW-Regelwerk, DIN-Normen u. ä.

Das seit über 50 Jahren anerkannte Standardwerk umfasst alle Bereiche der Wasser-
versorgung - von der Planung über Bau, Betrieb, Organisation bis zu Verwaltung und
Management der Anlagen. Das Taschenbuch der Wasserversorgung erläutert dabei
den derzeitigen Stand der Technik, zeigt die wirtschaftlichen Aspekte bei Planung,
Ausführung und Unterhaltung von Wasserversorgungsanlagen und nennt aktuelle
gesetzlichen Einheiten, Zahlenwerte, DGVW-Regelungen und DIN-Normen.
Die 15. Auflage wurde überarbeitet und aktualisiert, besonders im Bezug auf
veränderte Normungen und die neue Trinkwasserverordnung.

Abraham-Lincoln-Straße 46
65189 Wiesbaden Stand Juli 2011.
Fax 0611.7878-400 Änderungen vorbehalten.
www.viewegteubner.de Erhältlich im Buchhandel oder im Verlag.
Stahlbau

3.11 Beanspruchung von Querschnitten der Klassen 1 und 2


durch zweiachsige Biegung und Normalkraft
Der Nachweis der Tragsicherheit darf mit der Interaktionsbeziehung Gl. (3-36) ge-
führt werden. Dabei können die Exponenten a und b konservativ mit 1 oder nach
Tafel 3-5 angenommen werden.
' ( ' (
My;Ed a Mz;Ed b <
þ 1 (3-36)
MN;y;Rd MN;z;Rd

Tafel 3-5 Exponenten a und b für den Nachweis der zweiachsigen Biegung
Querschnitt a b
I- und H- Querschnitte 2 5n jedoch b >1
RHP und QHP 1,66 1,66
jedoch a<6 jedoch b < 6
1 ! 1,13n2 1 ! 1,13n 2
Kreishohlprofile 2 2

3.12 Tragfähigkeitstabellen
In den Tafeln 3-6 bis 3-8 sind die charakteristischen Werte der Tragfähigkeiten von
I- und H-Profilen aus S235, S355 und S460 für Beanspruchungen durch Biegung,
Normalkraft und Querkraft aufgeführt. Auf die Angabe des Indexes „Rk“ wurde
dort aus Platzgründen verzichtet. Bei der Bestimmung der Werte wurden die Zu-
ordnung zu QSK und der Einfluss des Stegbeulens unter Querkraftbeanspruchun-
gen Vz berücksichtigt.
Unter reiner Biegung My und Mz sind alle aufgeführten Querschnitte den Klassen 1
oder 2 zuzuordnen. Bei zentrischem Druck sind insbesondere hohe Profile der Rei-
hen IPE und HEA auch den QSK 3 und 4 zuzuordnen. Das Verhältnis d=tw der Ste-
ge ist für die Zuordnung maßgebend. Dabei entspricht d der Breite des ebenen
Stegblechbereichs (Abstand der Ausrundungen).
Bei kombinierter Beanspruchung durch Drucknormalkraft und Biegung My ist die
Zuordnung zur QSK von der Größe der Normalkraft abhängig. Liegt die plastische
Nulllinie außerhalb des Steges, erfolgt die Einordnung des Gesamtquerschnittes,
die durch das ungünstigste Querschnittsteil bestimmt wird, wie bei zentrischem
Druck (siehe auch Abschnitt 2.7). In den folgenden Tabellen werden neben den
plastischen auch die elastischen Momententragfähigkeiten aufgeführt. Letztere wer-
den unter anderem dann benötigt, wenn die Querschnitte aufgrund der gleichzeiti-
gen Wirkung von Drucknormalkräften in die Klassen 3 oder 4 einzuordnen sind.
— Charakteristische Werte der Beanspruchbarkeit für Drucknormalkräfte Nc;Rk :
Querschnitte des Klassen 1 bis 3: Nc;Rk ¼ A " f y
Querschnitte des Klassen 4: Nc;Rk ¼ Aeff " fy
Die in der Tabelle grau hinterlegten und kursiv dargestellten Zahlenwerte ent-
sprechen den Tragfähigkeitswerten von Querschnitten der Klasse 4
— Charakteristische Werte der Beanspruchbarkeit für Biegemomente:
elastisch Mel;y;Rk ¼Wy " fy Mel;z;Rk ¼ Wz " fy
plastisch Mpl;y;Rk ¼ Wpl;y " fy Mpl;z;Rk ¼Wpl;z " fy
— Die Verhältniswerte d=tw und c=tf werden für die Zuordnung zu einer Quer-
schnittsklasse, der Hilfswert a für die Momenten-Normalkraft-Interaktion benötigt.
d h # 2ðtf þ rÞ c b # 2r # tw A # 2btf
¼ ¼ a¼
tw tw tf 2 " tf A
Bei Beanspruchungen durch Querkräfte ist zu beachten, dass die in [11], Ab-
schnitt 6.2.6 angegebenen Schubflächen (siehe Tafel 3.3) für die plastische Bean-

856
Beanspruchbarkeit von Querschnitten

spruchbarkeit gelten. Bei elastischer Berechnung unter Einbeziehung des Schub-


beulens ist für Vz die Stegfläche mit Aw ¼ hw tw anzusetzen. Das Maß hw ist in [11]
für Walzprofile nicht definiert. [14] bezieht sich im Abschnitt 5 in der Darstellung
auf Schweißprofile und enthält keine gesonderten Regelungen für Walzprofile. Den
Tabellen ist, sofern die Grenzbedingung für die plastische Berech-nung nicht einge-
halten wird, als Schubfläche Aw ¼ ðh ! t f Þ " tw zugrunde gelegt. Dieser Ansatz ergibt
sich aus dem Profilmittellinienmodell, dass die Grundlage zur Bestimmung der
Querkraftschubspannungen nach der Elastizitätstheorie bildet (siehe auch [32] El.
(752)).
— Schubfläche Av für die plastische Beanspruchbarkeit:
Avy ¼ 2 " b " tf Avz ¼ A ! 2btf þ ðtw þ 2rÞ tf > h " hw tw
mit h ¼ 1,2 für Träger im Hochbau
Die in der Tabelle grau hinterlegten und kursiv dargestellten Zahlenwerte be-
deuten, dass Avz ¼ h " hw tw maßgebend ist.
— Charakteristischer Wert der Beanspruchbarkeit für Querkräfte Vy :
pffiffiffi
Vy;Rk ¼ Avy " fy = 3
— Charakteristischer Wert der Beanspruchbarkeit für Querkräfte V z :
pffiffiffi
!lw < 0,83=h: Vz;Rk ¼ Avz fy = 3
pffiffiffi
0,83=h < !lw : Vz;Rk ¼ cw " ðh ! tf Þ " tw "f y = 3
mit ! lw ¼ d=ð86,4 " tw " eÞ, h ¼ 1,2 und cw ¼ 0,83=! lw
Die in der Tabelle grau hinterlegten und pffiffiffi kursiv dargestellten Zahlenwerte be-
deuten, dass Vz;Rk ¼ cw " ðh ! tf Þ " tw "f y = 3 maßgebend ist.

4 Stabilitätsnachweise für Stäbe und Stabwerke


4.1 Allgemeines
Die Berücksichtigung der Tragwerksverformungen auf das Gleichgewicht (Stabilität
von druckbeanspruchten Bauteilen und Tragsystemen) ist i. Allg. bei einer elasti-
schen Tragwerksberechnung dann erforderlich, wenn der Faktor acr bis zum Errei- 13
chen der idealen Verzweigungslast unter 10 liegt (siehe Abschnitt 2.4). Der Stabili-
tätsnachweis für Stäbe und Stabwerke kann nach den Methoden A, B und C des
Abschnittes 2.5 erfolgen (siehe Tafel 2-7). Bezüglich der Eignung der Methoden für
bestimmte Tragwerksformen und Querschnittstypen siehe auch [71].
Bei den Methoden A und B wird eine Berechnung nach Theorie II. Ordnung unter
Ansatz von Imperfektionen durchgeführt, die im Allgemeinen als geometrische Er-
satzimperfektionen angesetzt oder durch wirkungsgleiche Ersatzlasten berücksich-
tigt werden (siehe Abschnitt 2.6). Die Schnittgrößenberechnung kann mit verein-
fachten Verfahren (siehe Abschnitt 2.4), geeigneten Stabwerksprogrammen oder
Handrechnungsverfahren (z. B. DGL-Methode, Weggrößenverfahren Theorie II. Ord-
nung) erfolgen.
Die Anwendung von Methode A beschränkt sich, wegen i. Allg. fehlender Möglich-
keit den Einfluss der Biegetorsionstheorie II. Ordnung bei räumlichen Stabwerken
und polygonal verlaufenden Stabzügen im Rahmen eine Stabwerksberechnung
zu berücksichtigen, auf Tragkonstruktionen ohne Biegedrillknickgefährdung (z. B.
Stahlhohlprofilkonstruktionen und Tragwerke mit ausreichend gegen Verdrehen
um die Längsachse gesicherten Stäben).
Bei der Methode B werden im Rahmen einer Stabwerksberechnung die Stabend-
schnittgrößen nach Theorie II. Ordnung ermittelt. Der Einfluss von Bauteilimperfek-
tionen (i. Allg. als Vorkrümmungen angesetzt) und Lastverformungen zwischen den
Knoten des Stabwerks wird im Rahmen nachgelagerter Ersatzstabnachweise für
die Einzelstäbe berücksichtigt. Als Knicklängen werden dabei i. Allg. die Stablängen

857
Stahlbau

angesetzt. In Bezug auf die gleichzeitige Berücksichtigung von Anfangsschiefstel-


lungen und Vorkrümmungen bei der Stabwerksberechnung (e > p=2Þ gilt Ab-
schnitt 2.6.4.
Bei der Methode C, die für einfache Tragsysteme wie Einzelstäbe, Durchlaufträger
und einfache ebene Rahmensysteme geeignet ist, werden Ersatzstabnachweise mit
den Schnittgrößen nach Theorie I. geführt. Die zugrunde zu legenden Knicklängen
bzw. Knicklasten werden im Rahmen einer Stabilitätsberechnung (Eigenwertanaly-
se) des Gesamtsystems ermittelt. Je nach Tragstruktur (verschieblich, unverschieb-
lich) und Steifigkeitsverteilung können die Knicklängen über oder unter den jeweili-
gen Stablängen liegen. Zu beachten ist, dass ggf. vorhandene Anschlüsse und
Verbindungen unter Berücksichtigung der angenommenen Lagerungsbedingungen
in geeigneter Weise auszulegen sind, da der Schnittgrößenzuwachs aus den Ein-
flüssen von Imperfektionen und Theorie II. Ordnung nicht bekannt ist. Bei biege-
steifen Anschlüssen von Stäben mit Querschnitten der Klasse 1 oder 2 sind i. Allg.
die plastische Momententragfähigkeiten anzuschließen.
Das Auftreten der Stabilitätsfälle Biegeknicken (BK), Drillknicken (DK) und Biege-
drillknicken (BDK) ist abhängig von der Querschnittsform, den Lagerungsbedingun-
gen und den planmäßigen Schnittgrößen. Tafel 4-1 gibt eine !bersicht über mögli-
che Stabilitätsfälle von Stäben mit dünnwandigen offenen Querschnitten und die
Ersatzstabnachweise nach [11]. Bei Stäben aus geschlossenen Hohlprofilen mit üb-
lichen Abmessungsverhältnissen ist wegen der hohen Torsionssteifigkeit als glo-
bale Versagensform nur das Biegeknicken von Relevanz. Die Stabilitätsnachweise
für Bauteile mit kaltgeformten Querschnitten aus Blechen oder Band sind, mit Aus-
nahme von Stahlhohlprofilen nach [53], in [13] geregelt.

Tafel 4-1 Stabilitätsfälle und Ersatzstabnachweise


Biegung um die Biegung und
Schnittgrößen Drucknormalkraft
Hauptachse Normalkraft
Biegeknicken
mögliche Biegeknicken
Drillknicken Biegedrillknicken
Stabilitätsfälle Biegedrillknicken
Biegedrillknicken
Abschnitt 6.3.2.1 Abschnitt 6.3.2 Ver-
(allgemeiner Nachweis) fahren 1 (B/F) mit kij
Nachweis nach
Abschnitt 6.3.1 Abschnitt 6.3.2.4 nach Anhang A
DIN EN 1993-1-1 [11]
(vereinfachter Nach- Verfahren 2 (D/A) mit
weis) kij nach Anhang B

4.2 Gleichförmige Bauteile mit planmäßig zentrischem Druck


4.2.1 Anwendungsbedingungen und Abgrenzungskriterien
Der Tragsicherheitsnachweis nach Abschnitt 4.2 gilt für Bauteile mit über die Länge
konstantem Querschnitt. Der Knicknachweis kann entfallen, wenn Bedingung (4-1)
oder (4-2) eingehalten ist.

! N Ed <
l<!
l0 ¼ 0,2 (4-1) oder 0,04 (4-2)
Ncr
Bei Bauteilen mit veränderlichem Querschnitt und/oder ungleichförmiger Druckbe-
lastung kann die Berechnung nach Theorie II. Ordnung erfolgen. Der Nachweis
aus der Ebene kann auch nach dem Allgemeinen Verfahren nach [11], Ab-
schnitt 6.3.4 erfolgen (siehe Abschnitt. 4.5).
Bei einfach- und unsymmetrischen Querschnitten der Klasse 4 sind in der Regel
Zusatzmomente DM durch das Verschieben der Hauptachsen der wirksamen ge-

858
Stabilit!tsnachweise f"r St!be und Stabwerke

genüber den geometrisch vorhandenen Querschnittsflächen zu berücksichtigen.


Der Nachweis erfolgt dann für ein- oder zweiachsige Biegung und Normalkraft.

4.2.2 Ersatzstabnachweis
Der Tragsicherheitsnachweis erfolgt nach Gl. (4-3). Bei der Bestimmung der Bean-
spruchbarkeit wird die Verzeigungslast Ncr für den maßgebenden Knickfall (BK, DK
oder BDK) zugrunde gelegt.
NEd <
1 (4-3)
Nb;Rd
Knickbeanspruchbarkeit Nb;Rd für druckbeanspruchte Bauteile:
cAfy
Nb;Rd ¼ für Querschnitte der Klassen 1 bis 3
gM1
cAeff fy
Nb;Rd ¼ für Querschnitte der Klasse 4
gM1
c Abminderungsfaktor für die maßgebende Versagensform nach Bild 4-2, Tafel 4-5 und
Gl. (4-4).
A, Aeff Querschnittsfläche, wirksame Querschnittsfläche
Löcher für Verbindungsmittel an den Stützenenden können vernachlässigt werden
1 2 !
l ¼ 0,2
c¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi < 1,0 mit F ¼ 0,5½1 þ að!
l#!
l0 Þ þ b!
l , mit 0 (4-4)
Fþ F #l 2 ! 2 b ¼ 1,0
In Tafel 4-2 sind die Imperfektionsbeiwerte a für die Knicklinien a0 bis d angege-
ben. Die Zuordnung erfolgt gemäß Tafel 4-4 nach Querschnittstyp, Herstellungsart,
Blechdicke, Streckgrenze und Knickrichtung. Nicht ausgewiesene Knickfälle sind
sinngemäß einzuordnen. Bei den Stabilitätsfällen Biegedrillknicken und Drillknicken
wird die Knicklinie für das Ausweichen senkrecht zur z-Achse zugrunde gelegt. Ta-
fel 4-5 enthält die Auswertung der Abminderungsfaktoren c nach Gl. (4-4).

Tafel 4-2 Imperfektionsbeiwerte a der Knicklinien


Knicklinie a0 a b c d
a 0,13 0,21 0,34 0,49 0,76 13
Die Bestimmung der Bauteilschlankheiten ! l kann mit den Knicklasten Ncr oder, für
den Stabilitätsfall Biegeknicken, mit den Knicklängen Lcr von Stäben erfolgen.
sffiffiffiffiffiffiffiffi
! Afy ! Lcr
l¼ l¼ für QSK 1 bis 3 Tafel 4-3 Bezugsschlankheiten l1
Ncr i " l1
Stahlsorte
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffi l1
(t 2 40 mm)
A eff fy L cr A eff
l! ¼ !¼
l für QSK 4 S235 93,9
Ncr i " l1 A
S275 86,8
Für die Bezugsschlankheit l1 gilt: S355 76,4
sffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffi
E 235 S420 70,2
l1 ¼ p ¼ 93,9e mit e ¼
fy fy S460 67,1

Stäbe mit Winkelquerschnitten


Bei Stäben mit Winkelquerschnitten, die an den Enden mit nur einem Schenkel an-
geschlossen sind, können die Exzentrizitäten ggf. vernachlässigt und die Endein-
spannungen bei der Bemessung berücksichtigt werden. Voraussetzung hierfür sind
ausreichend steife Anschlüsse und angrenzende Bauteile (Gurte von Verbänden
und Fachwerkträgern). Die Verbindungen müssen mit mindestens zwei in Kraftrich-
tung hintereinander liegenden Schrauben oder mit Schweißnähten, deren Länge
an den Flanken mindestens der Schenkellänge entspricht, angeschlossen sein. Die
effektiven Schlankheitsgrade !leff für die jeweiligen Knickrichtungen dürfen unter

859
Stahlbau

Bild 4-1 Winkel mit Achsbezeichnungen

diesen Voraussetzungen mit Gl. (4-5) bestimmt werden. Eingangsgrößen sind die
Schlankheitsgrade, die sich unter der Annahme einer beidseitig gelenkigen Lage-
rung an den Stabenden ergeben.
!
leff;v ¼ 0,35 þ 0,7!
lv für Biegeknicken senkrecht zur v-Achse
!
leff;y ¼ 0,50 þ 0,7!
ly für Biegeknicken senkrecht zur y-Achse (4-5)
!
leff;z ¼ 0,50 þ 0,7!lz für Biegeknicken senkrecht zur z-Achse
Wird nur je eine Schraube für die Endverbindungen verwendet, sollte die Exzentri-
zität berücksichtigt und als Knicklänge Lcr die Systemlänge L angesetzt werden.

Beispiel Profil: HE200A, S355 (QSK 1)


Beanspruchung: NEd ¼ 650 kN
Maßgebend ist Knicken senkrecht zur z-Achse
Lcr ¼ 1,0 " 500 ¼ 500 cm
Lcr 1 500 1
l1 ¼ 76,4 ! !
l¼ ¼ " ¼ 1,31
iz l1 4,98 76,4
h 190
¼ < 1,2, tf < 100 mm
b 200
Knicklinie c ! c ¼ 0,38 (nach Tafel 4-5)
0,38 " 53,8 " 35,5
Nb;Rd ¼ ¼ 660 kN
1,1
Biegeknicknachweis 650=660 ¼ 0,98 < 1
Der Nachweis ist erfüllt!

Bild 4-2 Knicklinien für !l0 ¼ 0,2 und b ¼ 1

860
Stabilit!tsnachweise f"r St!be und Stabwerke
Tafel 4-4 Zuordnung der Knicklinien

Knicklinie
Ausweichen S235
Querschnitt Begrenzungen rechtwinklig S275
zur Achse S355 > S460
S420

y-y a a0
tf < 40 mm z-z b a0

h=b > 1,2


gewalzte I-Querschnitte

y-y b a
40 mm < tf < 100 z-z c a

y-y b a
tf < 100 mm z-z c a

h=b < 1,2


y-y d c
tf > 100 mm z-z d c

y-y b b
I-Querschnitte

tf < 40 mm
Geschweißte

z-z c c

tf > 40 mm y-y c c
z-z d d
querschnitte

warmgefertigte jede a a0
Hohl-

kaltgefertigte jede c c
13
allgemein
Kastenquerschnitte

(außer den Fällen jede b b


Geschweißte

der nächsten Zeile)

dicke Schweißnähte:
a > 0,5tf
jede c c
b/tf < 30
h/tw < 30
U-; T- und Voll-
querschnitte

jede c c
schnitte
L-Quer-

jede b b

861
Stahlbau
Tafel 4-5 Abminderungsfaktoren c

Schlankheitsgrad l! für Knicklinie: Schlankheitsgrad l! für Knicklinie:


c c
a0 a b c d a0 a b c d
0,20 0,20 0,20 0,20 0,20 1,00 1,23 1,17 1,08 0,98 0,85 0,55
0,27 0,25 0,23 0,22 0,21 0,99 1,25 1,18 1,09 1,00 0,87 0,54
0,34 0,29 0,26 0,24 0,23 0,98 1,26 1,20 1,11 1,02 0,88 0,53
0,40 0,33 0,28 0,26 0,24 0,97 1,28 1,22 1,13 1,03 0,90 0,52
0,46 0,37 0,31 0,28 0,25 0,96 1,29 1,23 1,14 1,05 0,92 0,51
0,51 0,41 0,34 0,30 0,26 0,95 1,31 1,25 1,16 1,07 0,94 0,50
0,55 0,45 0,36 0,32 0,28 0,94 1,32 1,27 1,18 1,09 0,96 0,49
0,59 0,48 0,39 0,34 0,29 0,93 1,34 1,28 1,20 1,11 0,98 0,48
0,63 0,51 0,42 0,36 0,30 0,92 1,36 1,30 1,22 1,13 0,99 0,47
0,66 0,54 0,44 0,38 0,32 0,91 1,38 1,32 1,23 1,15 1,01 0,46
0,69 0,57 0,46 0,39 0,33 0,90 1,39 1,34 1,25 1,17 1,03 0,45
0,72 0,60 0,49 0,41 0,35 0,89 1,41 1,36 1,27 1,19 1,05 0,44
0,74 0,63 0,51 0,43 0,36 0,88 1,43 1,38 1,29 1,21 1,08 0,43
0,76 0,65 0,53 0,45 0,37 0,87 1,45 1,40 1,31 1,23 1,10 0,42
0,79 0,67 0,55 0,47 0,39 0,86 1,47 1,42 1,34 1,25 1,12 0,41
0,81 0,70 0,57 0,49 0,40 0,85 1,49 1,44 1,36 1,27 1,14 0,40
0,83 0,72 0,59 0,51 0,41 0,84 1,51 1,46 1,38 1,30 1,17 0,39
0,84 0,74 0,61 0,52 0,43 0,83 1,53 1,48 1,40 1,32 1,19 0,38
0,86 0,76 0,63 0,54 0,44 0,82 1,56 1,51 1,43 1,35 1,22 0,37
0,88 0,77 0,65 0,56 0,46 0,81 1,58 1,53 1,45 1,37 1,24 0,36
0,89 0,79 0,67 0,58 0,47 0,80 1,61 1,56 1,48 1,40 1,27 0,35
0,91 0,81 0,69 0,59 0,48 0,79 1,63 1,58 1,51 1,43 1,30 0,34
0,92 0,83 0,71 0,61 0,50 0,78 1,66 1,61 1,53 1,45 1,32 0,33
0,94 0,84 0,72 0,63 0,51 0,77 1,69 1,64 1,56 1,48 1,35 0,32
0,95 0,86 0,74 0,64 0,53 0,76 1,71 1,67 1,59 1,51 1,39 0,31
0,97 0,88 0,76 0,66 0,54 0,75 1,75 1,70 1,63 1,55 1,42 0,30
0,98 0,89 0,77 0,68 0,56 0,74 1,78 1,73 1,66 1,58 1,45 0,29
0,99 0,91 0,79 0,69 0,57 0,73 1,81 1,76 1,69 1,61 1,49 0,28
1,01 0,92 0,81 0,71 0,59 0,72 1,85 1,80 1,73 1,65 1,53 0,27
1,02 0,94 0,82 0,72 0,60 0,71 1,88 1,84 1,77 1,69 1,56 0,26
1,03 0,95 0,84 0,74 0,61 0,70 1,92 1,88 1,81 1,73 1,61 0,25
1,05 0,96 0,86 0,76 0,63 0,69 1,97 1,92 1,85 1,78 1,65 0,24
1,06 0,98 0,87 0,77 0,64 0,68 2,01 1,97 1,90 1,82 1,69 0,23
1,07 0,99 0,89 0,79 0,66 0,67 2,06 2,01 1,95 1,87 1,74 0,22
1,08 1,01 0,90 0,80 0,67 0,66 2,11 2,07 2,00 1,92 1,80 0,21
1,10 1,02 0,92 0,82 0,69 0,65 2,16 2,12 2,05 1,98 1,85 0,20
1,11 1,04 0,93 0,84 0,70 0,64 2,22 2,18 2,11 2,04 1,91 0,19
1,12 1,05 0,95 0,85 0,72 0,63 2,29 2,24 2,18 2,10 1,98 0,18
1,14 1,07 0,96 0,87 0,74 0,62 2,35 2,31 2,25 2,17 2,05 0,17
1,15 1,08 0,98 0,88 0,75 0,61 2,43 2,39 2,32 2,25 2,12 0,16
1,16 1,09 1,00 0,90 0,77 0,60 2,51 2,47 2,40 2,33 2,21 0,15
1,18 1,11 1,01 0,92 0,78 0,59 2,60 2,56 2,50 2,42 2,30 0,14
1,19 1,12 1,03 0,93 0,80 0,58 2,70 2,66 2,60 2,53 2,40 0,13
1,20 1,14 1,04 0,95 0,82 0,57 2,82 2,78 2,71 2,64 2,52 0,12
1,22 1,15 1,06 0,97 0,83 0,56 2,95 2,91 2,84 2,77 2,65 0,11
3,10 3,06 2,99 2,92 2,79 0,10

862
Stabilit!tsnachweise f"r St!be und Stabwerke

4.2.3 Knicklängen und -lasten von Stäben und Rahmenstützen


4.2.3.1 Allgemeines
Die Knicklängen ergeben sich aus den Produkten von Stablängen und Knicklängen-
beiwerte. Mit den Biegesteifigkeiten der Stäbe werden die ideellen Biegeknick-
lasten Ncr bestimmt.
Lcr ¼ bcr " L
mit bcr ¼ p=ecr (4-6)
p2 " EI %e &2
cr
Ncr ¼ Ncr ¼ " EI (4-7)
L2cr L
Tafel 4-6 enthält Knicklängenbeiwerte bcr für Stäbe mit veränderlicher Normalkraft
und konstantem Querschnitt. Der Knicklängenbeiwert bezieht sich auf die größte
Drucknormalkraft N1 .

Tafel 4-6 Knicklängenbeiwerte bcr für Druckstäbe mit gleichbleibendem Querschnitt und ver-
änderlicher Normalkraft
Lagerungsbedingungen der Stabenden
Zeile

Normalkraftverteilung

1 1 0,7 0,7 0,5


vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
u u u u
u N u N u N u N
u1 þ 0,88 0 u1 þ 1,65 0 u1 þ 0,51 0 u1 þ 0,93 0
2 t N1 t N1 t N1 t N1
1,88 5,42 3,09 7,72
vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
u u
u N u N
u1 þ 2,18 0 u1 þ 0,93 0
3 t N1 t N1
3,18 7,72
vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
u u
u N u N
4 u1 þ 1,09 0 u1 þ 0,35 0
t
2,09
N1 t
5,40
N1
13

5 N0
0,75 þ 0,25 — — —
N1

Die Zeilen 2, 3 und 4 gelten auch, wenn N0 eine Zugkraft ist mit N0 < 0,2 " jN1 j; in den Formeln
ist dann þ durch ! zu ersetzen. Die Formeln * und **) gelten auch für den einseitig einge-
spannten Stab. Für s ist dann die doppelte Stablänge einzusetzen.

4.2.3.2 Fachwerke
Die nachfolgenden Regelungen gelten als Näherung für den Fall, dass keine gerin-
geren Knicklängen durch genauere Berechnungen nachgewiesen werden.
Bei Gurtstäben mit I- oder H-Querschnitten sollte die Knicklänge Lcr zu 0,9L für
das Biegeknicken in der Ebene und zu 1,0L für Biegeknicken aus der Ebene ange-
nommen werden. Letzterer Wert gilt für den Fall, dass die Systemknoten aus der
Ebene seitlich unverschieblich gehalten sind.
Bei den Füllstäben von Fachwerken kann für das Knicken senkrecht zur Ebene 1,0L,
für das Knicken in der Ebene 0,9L angenommen werden, wenn die Verbindungen
zu den Gurten und die Gurte dieses aufgrund ihrer Steifigkeit und Tragfähigkeit
zulassen (z. B. falls geschraubt Mindestanschluss mit 2 Schrauben).

863
Stahlbau
Tafel 4-7 Knicklängen Lcr von Fachwerkstäben mit konstantem Querschnitte für das Auswei-
chen rechtwinklig zur Fachwerkebene

864
Stabilit!tsnachweise f"r St!be und Stabwerke

Fachwerke aus Hohlprofilen


Bei den Gurtstäben darf die Knicklänge Lcr für das Biegeknicken in und aus der
Ebene mit 0,9L angenommen werden, wobei L die Systemlänge für die betrachtete
Fachwerkebene ist. Die Systemlänge in der Fachwerkebene entspricht dem Ab-
stand der Anschlüsse. Die Systemlänge rechtwinklig zur Fachwerkebene entspricht
dem Abstand der seitlichen Abstützpunkte.
Die Knicklänge Lcr von Füllstäben darf bei geschraubten Anschlüssen mit 1; 0L für
Biegeknicken in und aus der Ebene angenommen werden. Bei Fachwerkträgern
mit parallelen Gurten und Streben, bei denen das Verhältnis der Strebendurchmes-
ser zu den Gurtdurchmessern kleiner als 0,6 ist, darf die Knicklänge Lcr einer Hohl-
profilstrebe, die mit ihrem gesamten Umfang an den Hohlprofilgurten ohne Aus-
schnitte und Endkröpfungen angeschweißt ist, für das Biegeknicken in und aus der
Ebene mit 0; 75L angenommen werden.

Sich kreuzende Fachwerkstäbe


Für das Ausweichen in der Fachwerkebene sind als Knicklängen die Netzlängen bis
zu den Knotenpunkten anzunehmen. Die Knicklängen für das Ausweichen recht-
winklig zur Fachwerkebene können in Abhängigkeit von der konstruktiven Ausbil-
dung Tafel 4-7 entnommen werden. An den Kreuzungsstellen müssen die Stäbe
unmittelbar oder über ein Knotenblech miteinander verbunden werden. Wenn bei-
de Stäbe durchlaufen, ist deren Verbindung für eine Kraft, rechtwinklig zur Fach-
werkebene wirkend, von 10 % der größeren Druckkraft zu bemessen (siehe [33], El.
(506)).

4.2.3.3 Rahmen
a) Rahmen mit unverschieblichen Knotenpunkten
Die Berechnung kann näherungsweise nach Bild 4-3 erfolgen, wenn die Systeme
unverschieblich und die Normalkraftverformungen vernachlässigbar sind. Der Sys-
temeigenwert acr ist iterativ durch Aufteilung der Riegelsteifigkeiten auf Teil-
systeme mit einer Stütze zu bestimmen (siehe Bild 4-3 unten). Ist acr in allen Teil-
systemen gleich, so ist der Eigenwert des Gesamtsystems gefunden. Damit
können dann die Knicklasten der Stützen bestimmt werden.
13
Ncr;i ¼ acr " Ni

b) Rahmen mit verschieblichen Knotenpunkten


In Tafel 4-8 sind Formeln zur Bestimmung des Knicklängenbeiwertes bcr von Rah-
men mit gelenkiger Lagerung und Einspannung der Stützenfüße angegeben. Zu
beachten ist, dass sich bcr auf die mit F belastete Stütze bezieht.
Mit Bild 4-4 können nach dem co -cu -Verfahren zunächst die Knicklängenbeiwerte
bcr für die gesamten Stützen eines Geschosses und anschließend für die Einzel-
stützen bcr;j bestimmt werden. Voraussetzung für die Anwendung ist, dass die Stüt-
zen eines Geschosses gleichhoch und gleichartig gelagert sind. Bei mehrgeschos-
sigen Rahmen wird zunächst der Systemeigenwert acr iterativ durch Zuordnung
der Riegelsteifigkeiten auf das jeweils obere und untere Geschoss bestimmt (siehe
a)).
Vorhandene Pendelstützen können bei allen Verfahren näherungsweise wie folgt
berücksichtigt werden:
— Ansatz von Horizontalkräften der Pendelstützen infolge ihrer Schiefstellung
— Bei der Ermittlung von acr und bcr;j nach Bild 4-9 ist $Nj durch SNj þ SNi " ls =li
zu ersetzen.
Ni ; li Druckkraft und Länge der einzelnen Pendelstützen
ls Stockwerkhöhe

865
Stahlbau

Bild 4-3 Bestimmung der Knicklängenbeiwerte bcr des Verzweigungslastfaktors acr von Stüt-
zen unverschieblicher Rahmen (eRiegel < 0,3)

866
Stabilit!tsnachweise f"r St!be und Stabwerke
Tafel 4-8 Knicklängenbeiwerte bcr für Stützen verschieblicher Rahmen

13

867
Stahlbau

Bild 4-4 Bestimmung der Knicklängenbeiwerte bcr und des Verzweigungslastfaktors acr von
Stützen verschieblicher Rahmen (eRiegel < 0,3)

868
Stabilit!tsnachweise f"r St!be und Stabwerke
Beispiel Die Knicklasten und -längen der Stützen des verschieblichen Rahmens sind mithilfe
von Bild 4-4 zu bestimmen.
E " KS ¼ ð2 " 16 þ 11Þ=5,0 ¼ 8,6 MNm
N ¼ 2 " 0,1 þ 0,2 þ 0,4 " 5,0=4,0 ¼ 0,9 MN
1
c0 ¼ ¼ 0,231; cu ¼ 1
2 " 4 " 25=7,0

8,6
aus Bild 4-4: b ¼ 2,2
" #2
p 8,6
acr ¼ " ¼ 3,90
2,2 0,9 " 5,0
Ncr;1 ¼ 3,90 " 0,1 ¼ 0,39 MN Ncr;m ¼ 3,90 " 0,2 ¼ 0,78 MN
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
0,9 " 16=5,0 0,9 " 11=5,0
)cr;1 ¼ 2,2 " ¼ 4,03 bcr;m ¼ 2,2 " ¼ 2,36
0,1 " 8,6 0,2 " 8,6
Lcr;1 ¼ 4,03 " 5,0 ¼ 20,1 m Lcr;m ¼ 2,36 " 5,0 ¼ 11,8 m
Die Ersatzlast aus der Schiefstellung der Pendelstütze ist zusätzlich zu den übrigen
Einwirkungen anzusetzen.

4.2.4 Verzweigungslasten für das Drillknicken und Biegedrillknicken


von Stäben unter Drucknormalkräften
Bei Bauteilen mit offenen Querschnitten kann der Widerstand gegen Drillknicken
oder Biegedrillknicken kleiner als gegen Biegeknicken sein. Dies ist u. a. abhängig
von der Querschnittsform und den Lagerungsbedingungen. Nachfolgend werden
Formeln zur Bestimmung der Verzweigungslasten für einige Grundfälle von Stäben
mit über die Länge konstantem Querschnitt aufgeführt.

4.2.4.1 Stäbe mit punkt- und doppeltsymmetrischem Querschnitt


Bei Stäben mit punkt- und doppeltsymmetrischen Querschnitten treten die Stabi-
litätsfälle Biegeknicken in den jeweiligen Richtungen der Hauptachsen und Drill-
knicken unabhängig voneinander auf. Typische Querschnittsformen sind in Bild 4-5 13
angegeben. Die Verzweigungslast für das Drillknicken kann von Stäben mit wölb-
freien und nicht wölbfreien Querschnitten in einfachen Fällen mit Gl. (4-8) bestimmt
werden.
" " #2 #
1 p
Ncr;T ¼ 2 " EI w " þ GI T (4-8)
ip bw " L

Bei beidseitig gabelgelagerten Stäben wird Drillknicken gegenüber Biegeknicken


maßgebend, wenn Bedingung (4-9) oder (4-10) erfüllt sind.
vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
" ffi
u
u 1 " #2 #
L
ip > c ¼ t " EI w þ GI T " (4-9)
EI z p
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ip2 " Iz # Iw E
L<p" " (4-10)
IT G
EI w Wölbsteifigkeit
GI T St. Venan’tsche Torsionssteifigkeit
bw Beiwert zur Berücksichtigung der Torsionseinspannung nach Tafel 4-9
0 1
ip polarer Trägheitsradius (ip2 ¼ iy2 þ iz2 ¼ I y þ I z =A)
c Drehradius
L Stablänge

869
Stahlbau
Tafel 4-9 Beiwerte bw zur Berücksichtigung der Torsionslagerung an den Stabenden
Freies Stabende Gabellager Volleinspannung1)
Freies Stabende kinematisch 1 2,0
Gabellager 1 1,0 0,7
Volleinspannung1) 2,0 0,7 0,5
1
) Bei der Volleinspannung sind die Verdrehung um die Längsachse und die Querschnittsver-
wölbung vollständig verhindert

Bild 4-5
Beispiele punkt- und doppelt-
symmetrischer Querschnitte

4.2.4.2 Stäbe mit einfachsymmetrischem Querschnitt


Bei Stäben mit einfachsymmetrischen Querschnitten treten die Stabilitätsfälle Bie-
geknicken in der Symmetrieebene und Biegedrillknicken unabhängig voneinander
auf. Typische Querschnittsformen sind in Bild 4-6 angegeben. Die Verzweigungslast
für das Biegedrillknicken kann bei Stäben mit nicht wölbfreien Querschnitten in
einfachen Fällen mit Gl. (4-11) bestimmt werden. Zu beachten ist, dass die Gültig-
keit der Gl. (4-12) für die Schlankheit lTF auf Beiwerte 0,5 < bw < 1,0 und
0,5 < bz < 1,0 beschränkt ist.
p2 EA
Ncr;TF ¼ (4-11)
l2TF
mit
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2 vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi3
u
b "L c 2 þ iM 2 u 4cðip2 þ 0,093 " b2z =b2w # 1Þ " zM 2
lTF ¼ z " 2
" 1 þ t1 #
4
2
5 (4-12)
iz 2"c ðc 2 þ i 2 Þ M
" #2 " #
IW )z GI T bz " L 2
c2 ¼ " þ
Iz bw EI z p
2
iM ¼ iy2 þ iz2 þ zM
2

Ncr;TF Biegedrillknicklast unter Normalkraftbeanspruchung


lTF Schlankheit für das Biegedrillknicken unter Normalkraftbeanspruchung
zM Abstand des Schubmittelpunktes vom Schwerpunkt
iM Trägheitsradius bezogen auf den Schubmittelpunkt
bw Beiwert zur Berücksichtigung der Torsionseinspannung (0,5 < bw < 1,0)
bz Knicklängenbeiwert für das Biegeknicken senkrecht zur z-Achse (0,5 < bz < 1,0)

Bild 4-6 Beispiele einfachsymmetrischer Querschnitte

Die Berechnung der Wölbsteifigkeit erfolgt mit den Gleichungen nach Abschnitt 3.7.
Tabelle 4-10 enthält Gleichungen zur Bestimmung von Torsionskenngrößen für
ausgewählte Querschnitte.

870
Stabilit!tsnachweise f"r St!be und Stabwerke
Tafel 4-10 Torsionskenngrößen einfachsymmetrischer Profile

zM ½e " I 1 ! ðh ! e ÞI2 .=I z e þ I 1 " h=I z


Iw I 1 " I 2 " h2 =ðI 1 þ I 2 Þ h2 ðI12 þ 2I1 " I3 Þ=ð3Iz Þ
IT ðb 1 " t13 þ t23 " t23 þ b3 " t33 Þ=3 2b1 " t13 þ b3 " t33 =3
I 1 ; I 2 ; I 3 Flächenmoment 2. Grades einer Teilfläche bezogen auf die Symmetrieachse (z-Achse)

4.2.4.3 Stäbe mit doppeltsymmetrischem Querschnitt,


gebundener Drehachse und drehelastischer Bettung
Fassadenstützen werden oft durch anschließende Fassadenelemente, Wandriegel
und #hnlichem kontinuierlich seitlich gestützt. Zusätzlich kann aufgrund der An-
schlussausbildung und der Biegesteifigkeit der angrenzenden Bauteile eine dreh-
elastische Torsionseinspannung (Drehbettung) vorhanden sein (siehe Bild 4-7).
Liegt aufgrund der Steifigkeit und Kontinuität der seitlichen Stützung eine feste
Drehachse vor, sind zwei Versagensformen möglich: Biegeknicken in Richtung der
Symmetrieachse und Biegedrillknicken um die gebundene Drehachse. Die Verzwei-
gungslast Ncr;TF für das Biegedrillknicken kann bei Stäben mit doppeltsymmetri-
schen Querschnitten und Gabellagerung an den Stabenden mit Gl. (4-13) bestimmt
werden.
" " #2 #
1 % m " p &2 L
Ncr;TF ¼ 2 " EI W;D " þ GI T þ CJ (4-13)
iD L m"p
13
mit
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
L 4 CJ >
m¼ " 1 (4-14)
p EI W;D
IW;D ¼ I W þ I z " zD2
iD2 ¼ iy2 þ iz2 þ zD2
IW;D auf D bezogene Wölbsteifigkeit
iD auf D bezogener Trägheitsradius
CJ Drehbettung je lfdm. um die Stablängsachse
m Kritische Halbwellenzahl, ganzzahlig! Bei i. Allg. ungera-
den Halbwellenzahlen ist Gl. (4-13) jeweils mit dem obe-
ren und unteren angrenzenden Halbwellenzahl auszuwer-
ten. Die kleinere Verzweigungslast ist maßgebend.
Bild 4-7
Querschnitt mit kontinuier-
licher seitlicher Stützung
und Drehbettung
4.2.5 Tragfähigkeitstabellen
In den Tafeln 4-11 bis 4-25 ist der Bemessungswert der Biegeknickbeanspruchbar-
keit von planmäßig zentrisch gedrückten Bauteilen tabelliert. Die grau hinterlegten
und kursiv dargestellten Werte wurden mit der effektiven Querschnittsfläche ermit-
telt, da der Querschnitt der QSK 4 zuzuordnen ist.

871
Stahlbau
Tafel 4-11 Grenzdruckkraft Nb,Rd in kN von planmäßig zentrisch gedrückten Stäben aus S235
für Biegeknicken senkrecht zur y-Achse
Knicklänge Lcr in m
IPE 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 4,50 6,00 6,50 7,00 8,00
80 151 141 128 110 91,8 75,4 62,3 51,9 62,3 37,3 32,2 28,0 21,8
100 210 202 191 177 159 139 120 102 119,8 75,8 65,9 57,6 45,1
120 274 266 257 245 231 213 192 171 192 132 116 103 81,1
140 344 336 328 317 305 290 272 251 272 206 184 165 133
160 425 417 409 399 387 374 358 339 358 295 270 246 203
180 509 501 492 482 472 459 445 429 445 388 364 338 288
200 609 601 592 582 572 560 546 531 546 493 471 446 392
220 714 708 699 689 678 666 654 639 654 604 584 560 507
240 836 833 823 813 802 790 777 763 777 730 711 689 638
270 981 981 972 962 951 939 927 914 927 883 866 847 802
300 1149 1149 1146 1135 1124 1112 1100 1087 1100 1058 1042 1025 984
330 1 337 1 337 1 337 1 328 1 316 1 304 1 291 1 278 1 291 1 250 1 234 1 217 1179
360 1 553 1 553 1 553 1 549 1 536 1 524 1 511 1498 1 511 1469 1453 1437 1401
400 1 804 1 804 1 804 1 804 1 794 1 781 1 768 1 754 1 768 1 725 1 710 1 694 1 658
450 2 111 2 111 2 111 2 111 2 110 2 097 2 083 2 069 2 083 2 040 2 025 2 009 1976
500 2 468 2 468 2 468 2 468 2 468 2 463 2 449 2 434 2 449 2 404 2 389 2 373 2 339
550 2 805 2 805 2 805 2 805 2 805 2 805 2 796 2 781 2 796 2 751 2 735 2 719 2 686
600 3 254 3 254 3 254 3 254 3 254 3 254 3 254 3 240 3 254 3 208 3 192 3 175 3 141

Tafel 4-12 Grenzdruckkraft Nb,Rd in kN von planmäßig zentrisch gedrückten Stäben aus S235
für Biegeknicken senkrecht zur z-Achse
Knicklänge Lcr in m
IPE 1,00 1,25 1,50 1,75 2,00 2,25 2,50 2,75 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00
80 96,0 72,3 54,6 42,2 33,3 27,0 22,2 18,6 15,8 11,8 9,15 7,29 5,95
100 151 121 95,2 75,1 60,1 49,0 40,6 34,1 29,1 21,8 16,9 13,5 11,1
120 215 183 151 122,4 99,8 82,3 68,7 58,1 49,6 37,4 29,2 23,4 19,1
140 285 252 216 181 151 126 106 90,5 77,7 59,0 46,1 37,0 30,4
160 364 331 293 253 215 183 156 133 115 87,9 69,1 55,6 45,7
180 447 414 376 335 292 253 218 189 164 126 99,9 80,7 66,5
200 545 511 473 429 383 337 295 258 226 176 139 113 93,3
220 652 619 581 538 491 441 393 349 309 243 195 159 132
240 775 741 702 658 610 558 504 453 405 324 262 214 178
270 926 892 854 812 766 714 660 604 550 451 370 306 256
300 1101 1066 1028 987 941 891 836 779 720 607 507 424 358
330 1 289 1 252 1 211 1168 1120 1067 1009 948 884 757 640 540 458
360 1 508 1468 1425 1 379 1 329 1 275 1 215 1151 1084 944 809 690 590
400 1 760 1 715 1 668 1 618 1 563 1 504 1440 1 371 1 297 1142 989 850 730
450 2 067 2 017 1965 1910 1 850 1 786 1 717 1 641 1 561 1 389 1 215 1052 909
500 2 426 2 371 2 313 2 253 2 188 2 119 2 043 1962 1 875 1 687 1492 1 303 1133
550 2 766 2 705 2 643 2 577 2 507 2 431 2 351 2 263 2 170 1966 1 752 1 541 1 347
600 3 221 3 154 3 085 3 013 2 937 2 856 2 770 2 676 2 576 2 358 2 122 1 885 1 660

Die grau hinterlegten und kursiv dargestellten Werte sind mit der effektiven Querschnittsflä-
che ermittelt worden.

872
Stabilit!tsnachweise f"r St!be und Stabwerke
Tafel 4-13 Bemessungswert der Beanspruchbarkeit Nb,Rd [kN] druckbeanspruchter IPE-Profile
aus S355 für Biegeknicken um die y-Achse
Knicklänge Lcr in m
IPE 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 8,00
80 219 195 162 129 101 80,8 65,5 54,0 45,2 38,4 33,0 28,6 22,1
100 309 290 264 229 192 159 132 110 93 79,2 68,3 59,5 46,2
120 406 389 367 339 303 263 225 192 164 142 123 107 84,0
140 512 496 477 453 422 384 343 301 263 230 201 177 140
160 634 618 600 578 551 518 478 434 389 347 308 274 218
180 760 744 726 706 681 652 616 575 529 482 436 392 318
200 912 895 877 857 834 806 774 736 692 644 593 542 450
220 1074 1057 1038 1018 995 969 939 904 864 818 767 713 607
240 1 263 1 245 1 226 1 205 1182 1157 1128 1095 1057 1013 964 911 796
270 1489 1470 1451 1430 1408 1 384 1 357 1 327 1 293 1 255 1 212 1163 1053
300 1 717 1 697 1 677 1 657 1 635 1 612 1 587 1 559 1 529 1495 1457 1415 1 316
330 1993 1972 1952 1930 1908 1 885 1 860 1 833 1 804 1 772 1 736 1 697 1 605
360 2 303 2 281 2 260 2 238 2 215 2 191 2 166 2 139 2 111 2 080 2 047 2 010 1925
400 2 663 2 641 2 618 2 595 2 572 2 548 2 523 2 496 2 468 2 438 2 406 2 372 2 294
450 3 085 3 062 3 039 3 016 2 992 2 968 2 943 2 917 2 890 2 861 2 831 2 799 2 729
500 3 577 3 553 3 528 3 504 3 479 3 454 3 429 3 402 3 375 3 347 3 317 3 286 3 219
550 4 142 4 116 4 091 4 065 4 039 4 013 3 986 3 959 3 931 3 902 3 872 3 841 3 775
600 4 804 4 776 4 749 4 722 4 695 4 667 4 639 4 611 4 582 4 552 4 521 4 490 4 423

Tafel 4-14 Bemessungswert der Beanspruchbarkeit Nb,Rd [kN] druckbeanspruchter IPE-Profile


aus S355 für Biegeknicken um die z-Achse
Knicklänge Lcr in m
IPE 1,00 1,25 1,50 1,75 2,00 2,25 2,50 2,75 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00
80 112 79,3 58,2 44,2 34,6 27,8 22,8 19,1 16,1 12,0 9,29 7,39 6,02 13
100 187 139 104 80,1 63,2 51,0 42,0 35,2 29,9 22,3 17,3 13,8 11,2
120 281 221 171 134 107 86,8 71,8 60,3 51,3 38,4 29,8 23,8 19,4
140 386 319 256 205 165 135 113 94,9 81,0 60,9 47,4 37,9 31,0
160 504 433 360 295 242 200 167 141 121 91,3 71,2 57,1 46,7
180 630 560 481 405 338 283 238 203 174 132 104 83,2 68,2
200 777 705 622 536 456 386 328 281 243 185 145 117 96,1
220 940 869 786 696 606 523 450 389 338 260 205 166 136
240 1124 1052 968 874 775 680 593 516 451 350 278 225 185
270 1 352 1 282 1 202 1111 1011 908 808 715 632 498 398 325 269
300 1 581 1 513 1435 1 348 1 252 1147 1041 937 839 673 545 447 371
330 1 847 1 774 1 693 1 602 1 501 1 390 1 274 1158 1047 850 692 571 476
360 2 149 2 072 1988 1 894 1 790 1 676 1 553 1428 1 303 1074 884 733 614
400 2 493 2 409 2 318 2 217 2 105 1982 1 850 1 712 1 573 1 310 1086 904 760
450 2 896 2 804 2 705 2 596 2 476 2 345 2 202 2 051 1 896 1 597 1 334 1117 943
500 3 368 3 268 3 161 3 044 2 915 2 775 2 621 2 458 2 288 1951 1 645 1 386 1174
550 3 907 3 796 3 677 3 549 3 409 3 255 3 087 2 908 2 720 2 339 1986 1 681 1429
600 4 547 4 426 4 297 4 158 4 008 3 843 3 664 3 472 3 268 2 847 2 442 2 083 1 779

Die grau hinterlegten und kursiv dargestellten Werte sind mit der effektiven Querschnittsflä-
che ermittelt worden.

873
Stahlbau
Tafel 4-15 Bemessungswert der Beanspruchbarkeit Nb,Rd [kN] druckbeanspruchter IPE-Profile
aus S460 für Biegeknicken um die y-Achse
Knicklänge Lcr in m
IPE 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 8,00
80 287 250 195 146 111 86,9 69,6 56,9 47,3 40,0 34,2 29,6 22,8
100 405 381 339 280 223 178 144 118 98,8 83,7 71,8 62,2 48,0
120 530 511 481 435 373 310 256 213 179 153 131 114 88,2
140 667 650 626 592 542 477 409 348 296 254 219 191 148
160 824 807 787 759 720 666 598 524 455 395 344 301 235
180 985 969 950 926 895 851 793 722 645 570 502 443 349
200 1180 1164 1145 1123 1095 1058 1010 947 872 789 707 631 505
220 1 367 1 351 1 333 1 312 1 286 1 254 1 214 1162 1096 1017 931 845 688
240 1 601 1 584 1 565 1 544 1 520 1491 1455 1409 1 352 1 282 1199 1108 926
270 1 853 1 836 1 817 1 798 1 775 1 749 1 719 1 683 1 638 1 583 1 515 1436 1 252
300 2 156 2 138 2 120 2 100 2 079 2 055 2 028 1996 1959 1914 1 860 1 796 1 633
330 2 501 2 482 2 463 2 443 2 422 2 399 2 373 2 343 2 309 2 270 2 224 2 169 2 028
360 2 888 2 869 2 850 2 829 2 808 2 784 2 759 2 731 2 700 2 664 2 623 2 576 2 456
400 3 336 3 316 3 296 3 275 3 253 3 230 3 205 3 179 3 149 3 116 3 080 3 038 2 936
450 3 850 3 830 3 809 3 788 3 766 3 743 3 720 3 694 3 667 3 637 3 605 3 569 3 485
500 4 457 4 435 4 414 4 392 4 370 4 347 4 323 4 297 4 271 4 242 4 212 4 179 4 103
550 5 148 5 126 5 103 5 081 5 057 5 034 5 009 4 983 4 957 4 928 4 899 4 867 4 795
600 5 964 5 940 5 916 5 892 5 868 5 843 5 818 5 791 5 764 5 735 5 706 5 674 5 605

Tafel 4-16 Bemessungswert der Beanspruchbarkeit Nb,Rd [kN] druckbeanspruchter IPE-Profile


aus S460 für Biegeknicken um die z-Achse
Knicklänge Lcr in m
IPE 1,00 1,25 1,50 1,75 2,00 2,25 2,50 2,75 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00
80 139 93,0 65,9 49,0 37,8 30,1 24,5 20,3 17,1 12,6 9,70 7,68 6,24
100 246 170 122 91,0 70,4 56,1 45,7 37,9 32,0 23,6 18,2 14,4 11,7
120 389 284 208 157 122 97,2 79,3 65,9 55,7 41,2 31,7 25,1 20,4
140 545 430 324 247 193 155 126 105 88,9 65,9 50,7 40,2 32,7
160 713 602 473 367 289 233 191 159 135 99,8 76,9 61,1 49,7
180 886 790 656 523 418 338 278 233 197 146 113 89,8 73,0
200 1082 998 867 715 580 473 391 328 278 207 160 127 104
220 1 276 1 205 1094 944 787 652 543 457 389 291 225 179 146
240 1 508 1444 1 345 1 202 1032 869 730 618 528 396 307 245 199
270 1 765 1 710 1 631 1 517 1 362 1187 1018 872 750 567 441 353 288
300 2 068 2 018 1951 1 857 1 726 1 558 1 374 1197 1041 795 622 499 408
330 2 405 2 354 2 287 2 197 2 072 1906 1 711 1 510 1 324 1021 802 644 528
360 2 786 2 734 2 669 2 583 2 467 2 312 2 118 1902 1 688 1 319 1042 840 689
400 3 222 3 166 3 098 3 010 2 893 2 737 2 537 2 305 2 064 1 630 1 294 1045 859
450 3 720 3 660 3 589 3 498 3 381 3 225 3 023 2 779 2 514 2 010 1 606 1 300 1070
500 4 311 4 247 4 172 4 079 3 960 3 805 3 604 3 354 3 070 2 493 2 007 1 631 1 345
550 4 983 4 913 4 831 4 732 4 607 4 446 4 237 3 975 3 669 3 017 2 444 1993 1 647
600 5 780 5 704 5 618 5 515 5 388 5 226 5 020 4 758 4 442 3 726 3 051 2 502 2 073

Die grau hinterlegten und kursiv dargestellten Werte sind mit der effektiven Quer-
schnittsfläche ermittelt worden.

8 74
Stabilit!tsnachweise f"r St!be und Stabwerke
Tafel 4-17 Bemessungswert der Beanspruchbarkeit Nb,Rd [kN] druckbeanspruchter H-Profile
aus S235 für Biegeknicken um die y-Achse
Nenn- Knicklänge Lcr in m
höhe 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 8,00 9,00 10,00
100 257 222 191 165 144 126 111 97,9 87,2 70,4 58,0
120 368 330 293 259 229 203 180 161 144 118 97,3
140 509 471 431 391 353 318 286 258 233 192 160
160 673 635 595 552 509 467 426 389 355 296 250
180 823 788 749 708 665 621 577 534 493 419 357
200 1009 974 937 896 853 807 760 712 665 577 499
220 1 236 1 201 1163 1123 1079 1033 984 934 883 781 687
HEA

240 1 504 1467 1429 1 388 1 343 1 296 1 247 1194 1140 1028 919
260 1 726 1 690 1 652 1 611 1 569 1 523 1475 1 424 1 370 1 258 1142
280 1958 1921 1 883 1 843 1 801 1 757 1 709 1 659 1 607 1495 1 377
300 2 287 2 248 2 209 2 167 2 124 2 078 2 030 1979 1925 1 811 1 687
320 2 549 2 510 2 469 2 428 2 384 2 338 2 290 2 240 2 187 2 074 1951
340 2 754 2 715 2 675 2 634 2 591 2 546 2 499 2 451 2 399 2 290 2 170
360 2 968 2 928 2 888 2 847 2 805 2 761 2 715 2 667 2 617 2 510 2 394
400 3 357 3 332 3 307 3 281 3 255 3 226 3 197 3 166 3 133 3 062 2 980
100 323 280 243 210 183 160 141 125 112 90,2 74,3
120 506 457 408 363 322 286 254 227 204 166 138
140 710 660 608 555 504 455 411 372 336 278 232
160 953 904 850 793 734 676 620 568 519 436 368
180 1197 1149 1096 1040 980 919 856 795 736 629 538
200 1476 1428 1 377 1 321 1 261 1198 1132 1066 999 871 757
220 1 759 1 712 1 661 1 606 1 548 1486 1420 1 351 1 281 1141 1007
HEB

240 2 085 2 037 1986 1931 1 873 1 811 1 745 1 675 1 603 1454 1 305
260 2 363 2 315 2 265 2 212 2 156 2 096 2 033 1966 1 896 1 747 1 593
280
300
2 652
3 036
2 604
2 987
2 555
2 936
2 502
2 882
2 447 2 389 2 328
2 826 2 768 2 706
2 263
2 641
2 195
2 573
2 049 1 893
2 426 2 268
13
320 3 312 3 262 3 211 3 158 3 103 3 046 2 986 2 922 2 856 2 714 2 559
340 3 532 3 483 3 433 3 381 3 328 3 272 3 214 3 153 3 089 2 953 2 805
360 3 754 3 706 3 656 3 605 3 553 3 498 3 442 3 383 3 322 3 191 3 049
400 4 180 4 150 4 119 4 087 4 054 4 020 3 985 3 947 3 907 3 821 3 722
100 737 654 575 505 444 391 346 308 276 224 185
120 1052 966 878 792 711 637 572 514 463 380 316
140 1 381 1 299 1 211 1120 1028 939 855 778 708 589 495
160 1 748 1 670 1 584 1492 1 396 1 298 1 201 1108 1020 863 734
180 2 114 2 038 1957 1 868 1 774 1 675 1 573 1 471 1 372 1185 1021
200 2 513 2 439 2 360 2 275 2 183 2 085 1983 1 878 1 771 1 561 1 367
HEM

220 2 916 2 844 2 766 2 684 2 595 2 501 2 401 2 297 2 189 1968 1 752
240 3 972 3 890 3 803 3 711 3 613 3 510 3 400 3 283 3 162 2 905 2 640
260 4 424 4 342 4 257 4 168 4 074 3 974 3 869 3 758 3 641 3 391 3 127
280 4 887 4 806 4 722 4 634 4 542 4 446 4 344 4 237 4 124 3 883 3 622
300 6 230 6 138 6 043 5 945 5 844 5 738 5 626 5 510 5 388 5 125 4 840
320 6 455 6 366 6 276 6 182 6 086 5 985 5 881 5 771 5 657 5 412 5 145
340 6 635 6 582 6 527 6 469 6 409 6 345 6 278 6 207 6 131 5 962 5 767
360 6 718 6 667 6 615 6 561 6 504 6 445 6 383 6 317 6 247 6 094 5 918
400 6 906 6 859 6 811 6 762 6 711 6 659 6 604 6 547 6 486 6 356 6 209

875
Stahlbau
Tafel 4-18 Bemessungswert der Beanspruchbarkeit Nb,Rd [kN] druckbeanspruchter H-Profile
aus S235 für Biegeknicken um die z-Achse
Nenn- Knicklänge Lcr in m
höhe 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 8,00
100 182 145 117 96,4 80,4 68,0 58,2 50,3 44,0 38,7 34,3
120 274 226 187 156 131 112 96,3 83,7 73,3 64,7 57,6
140 399 340 288 244 208 179 155 136 119 106 94,2
160 548 479 415 358 310 269 235 206 182 162 145
180 697 625 555 489 430 378 333 295 262 234 210
200 874 799 722 647 576 512 456 406 363 326 294
220 1096 1016 933 850 769 693 624 561 505 456 413
HEA

240 1 353 1 268 1180 1088 998 910 826 750 680 618 562
260 1 572 1486 1 395 1 301 1 206 1111 1020 933 853 780 713
280 1 802 1 714 1 622 1 526 1427 1 328 1 230 1135 1046 962 884
300 2 123 2 029 1932 1 830 1 725 1 619 1 512 1406 1 304 1 208 1117
320 2 348 2 244 2 137 2 024 1909 1 791 1 672 1 556 1 443 1 336 1 236
340 2 517 2 405 2 289 2 168 2 043 1916 1 788 1 663 1 542 1427 1 320
360 2 692 2 572 2 447 2 317 2 182 2 045 1908 1 773 1 643 1 520 1405
400 3 097 2 992 2 876 2 750 2 613 2 465 2 310 2 152 1994 1 842 1 698
100 226 180 146 120 100 84,8 72,6 62,8 54,9 48,3 42,9
120 374 309 256 213 180 153 132 115 101 89,0 79,1
140 555 474 402 342 292 252 218 191 168 149 133
160 775 681 591 512 443 385 337 296 262 233 208
180 1011 910 809 714 628 553 488 432 384 343 308
200 1 280 1172 1063 955 853 760 677 605 541 486 438
220 1 559 1448 1 333 1 217 1104 996 897 808 728 658 596
HEB

240 1 877 1 761 1 641 1 517 1 393 1 272 1158 1052 955 868 790
260 2 153 2 037 1915 1 789 1 661 1 533 1409 1 292 1182 1081 990
280 2 443 2 326 2 203 2 076 1945 1 813 1 682 1 555 1 434 1 320 1 216
300 2 820 2 698 2 571 2 439 2 302 2 162 2 022 1 884 1 750 1 622 1 501
320 3 052 2 920 2 782 2 638 2 490 2 339 2 186 2 036 1 891 1 753 1 623
340 3 229 3 088 2 941 2 788 2 630 2 469 2 307 2 147 1993 1 846 1 708
360 3 408 3 258 3 102 2 939 2 771 2 599 2 428 2 258 2 095 1940 1 794
400 3 859 3 729 3 588 3 433 3 264 3 083 2 892 2 697 2 502 2 313 2 134
100 512 414 338 279 234 199 170 148 129 114 101
120 781 653 546 459 389 333 287 250 220 194 173
140 1088 940 806 690 593 512 446 390 344 305 273
160 1438 1 275 1119 977 851 743 652 575 509 454 407
180 1 800 1 632 1463 1 301 1152 1019 902 802 715 640 576
200 2 193 2 021 1 844 1 667 1499 1 342 1 201 1076 965 869 785
HEM

220 2 597 2 423 2 242 2 058 1 877 1 702 1 540 1 392 1 258 1140 1034
240 3 595 3 391 3 178 2 958 2 735 2 515 2 303 2 103 1919 1 751 1 600
260 4 051 3 848 3 636 3 415 3 190 2 962 2 739 2 524 2 321 2 132 1959
280 4 518 4 316 4 104 3 884 3 657 3 426 3 195 2 968 2 750 2 543 2 350
300 5 811 5 580 5 339 5 088 4 829 4 563 4 293 4 023 3 758 3 502 3 259
320 5 974 5 734 5 484 5 224 4 954 4 678 4 398 4 118 3 845 3 580 3 329
340 6 236 6 049 5 846 5 625 5 385 5 127 4 851 4 564 4 272 3 981 3 699
360 6 286 6 094 5 886 5 660 5 414 5 149 4 867 4 573 4 275 3 980 3 695
400 6 409 6 207 5 989 5 751 5 493 5 213 4 918 4 611 4 301 3 996 3 703

8 76
Stabilit!tsnachweise f"r St!be und Stabwerke
Tafel 4-19 Bemessungswert der Beanspruchbarkeit Nb,Rd [kN] druckbeanspruchter H-Profile
aus S355 für Biegeknicken um die y-Achse
Nenn- Knicklänge Lcr in m
höhe 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 8,00 9,00 10,00
100 296 247 209 177 152 132 116 102 90 73 60
120 452 389 334 288 250 219 192 170 152 122 101
140 661 587 517 454 399 352 312 278 249 202 167
160 909 830 750 673 601 537 480 431 388 317 264
180 1142 1066 986 903 822 745 675 611 554 458 384
200 1425 1 350 1 268 1182 1094 1007 923 844 772 647 546
220 1 767 1 692 1 610 1 523 1 430 1 335 1 241 1148 1060 902 769
HEA

240 2 168 2 092 2 009 1920 1 824 1 724 1 621 1 517 1 415 1 224 1056
260 2 505 2 430 2 350 2 263 2 170 2 072 1968 1 862 1 754 1 544 1 350
280 2 855 2 781 2 702 2 617 2 526 2 429 2 327 2 220 2 110 1 887 1 673
300 3 346 3 270 3 188 3 101 3 009 2 910 2 806 2 696 2 581 2 343 2 105
320 3 741 3 663 3 582 3 495 3 404 3 306 3 203 3 094 2 979 2 738 2 489
340 4 051 3 975 3 894 3 810 3 721 3 626 3 527 3 421 3 310 3 074 2 824
360 4 374 4 297 4 218 4 135 4 047 3 955 3 858 3 755 3 647 3 416 3 169
400 5 003 4 955 4 904 4 851 4 795 4 734 4 669 4 599 4 523 4 351 4 148
100 375 315 266 226 195 169 148 130 116 93 76
120 629 544 469 406 353 309 272 241 215 174 143
140 932 834 739 652 576 509 452 403 361 294 243
160 1 298 1192 1084 977 877 786 705 634 571 469 390
180 1 670 1 566 1454 1 339 1 224 1114 1012 918 834 692 581
200 2 093 1990 1 878 1 759 1 635 1 511 1 391 1 277 1171 985 834
220 2 522 2 421 2 312 2 193 2 068 1938 1 806 1 678 1 554 1 328 1136
HEB

240 3 013 2 912 2 802 2 684 2 558 2 424 2 286 2 147 2 008 1 745 1 511
260 3 435 3 336 3 231 3 117 2 996 2 866 2 730 2 589 2 446 2 163 1 899
280 3 872 3 775
300 4 448 4 349
3 672 3 562
4 244 4 133
3 443
4 015
3 318
3 889
3 184 3 044 2 900
3 755 3 614 3 467
2 606 2 319
3 160 2 850
13
320 4 864 4 766 4 663 4 554 4 439 4 317 4 187 4 050 3 906 3 601 3 285
340 5 199 5 103 5 003 4 898 4 787 4 669 4 545 4 414 4 276 3 981 3 669
360 5 536 5 441 5 343 5 241 5 133 5 020 4 901 4 775 4 642 4 358 4 054
400 6 230 6 171 6 110 6 045 5 977 5 904 5 825 5 741 5 649 5 442 5 198
100 888 756 646 554 479 417 366 324 288 232 191
120 1 349 1189 1041 910 797 701 620 551 492 399 330
140 1 853 1 683 1 513 1 351 1 203 1072 956 856 769 629 522
160 2 415 2 245 2 065 1 884 1 708 1 543 1 393 1 258 1139 940 785
180 2 977 2 814 2 637 2 451 2 261 2 075 1 898 1 732 1 581 1 322 1113
200 3 586 3 428 3 256 3 071 2 877 2 679 2 482 2 292 2 113 1 792 1 525
HEM

220 4 199 4 046 3 880 3 701 3 510 3 310 3 105 2 900 2 700 2 328 2 004
240 5 767 5 597 5 414 5 217 5 005 4 780 4 544 4 301 4 056 3 573 3 128
260 6 453 6 288 6 111 5 922 5 720 5 504 5 276 5 037 4 791 4 292 3 810
280 7 154 6 992 6 820 6 637 6 442 6 234 6 014 5 781 5 539 5 036 4 530
300 9 153 8 972 8 782 8 581 8 368 8 143 7 904 7651 7 386 6 823 6 237
320 9 504 9 331 9 150 8 960 8 761 8 549 8 326 8 091 7 843 7 313 6 750
340 9 873 9 767 9 654 9 534 9 404 9 264 9 112 8 946 8 764 8 348 7 859
360 10 006 9 906 9 800 9 688 9 568 9 440 9 301 9 151 8 987 8 614 8 174
400 10 301 10 210 10116 10 016 9 912 9 801 9 682 9 555 9 419 9 112 8 754

877
Stahlbau
Tafel 4-20 Bemessungswert der Beanspruchbarkeit Nb,Rd [kN] druckbeanspruchter H-Profile
aus S355 für Biegeknicken um die z-Achse
Nenn- Knicklänge Lcr in m
höhe 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 8,00
100 202 157 125 102 84,2 70,8 60,3 52,0 45,3 39,8 35,2
120 318 253 204 167 139 118 101 87,2 76,1 67,0 59,4
140 483 394 323 268 225 191 164 143 125 110 97,9
160 686 574 479 403 341 292 252 219 192 170 152
180 904 777 663 566 485 418 363 318 280 248 222
200 1163 1021 888 768 666 579 506 444 393 350 313
HEA

220 1488 1 334 1182 1041 913 802 706 625 555 496 445
240 1 866 1 699 1 530 1 366 1 214 1077 956 850 759 681 613
260 2 193 2 022 1 846 1 670 1 502 1 346 1 205 1079 969 872 788
280 2 538 2 363 2 181 1997 1 816 1 644 1 484 1 339 1 209 1093 991
300 3 011 2 826 2 633 2 435 2 237 2 043 1 860 1 690 1 535 1 396 1 271
320 3 330 3 126 2 913 2 694 2 474 2 261 2 058 1 870 1 699 1 544 1406
340 3 569 3 349 3 118 2 882 2 646 2 416 2 199 1997 1 813 1 648 1 500
360 3 816 3 578 3 330 3 076 2 822 2 575 2 342 2 126 1929 1 753 1 595
400 4 456 4 232 3 983 3 710 3 420 3 126 2 840 2 570 2 323 2 100 1902
100 251 196 156 127 105 88,4 75,3 64,9 56,6 49,7 44,0
120 434 346 280 230 192 162 139 120 105 92,1 81,7
140 673 551 453 377 317 269 231 201 176 155 138
160 976 819 686 577 490 419 362 315 277 245 218
180 1 317 1134 970 829 711 614 533 467 412 365 326
200 1 709 1 506 1 314 1140 990 862 754 663 587 523 468
220 2 123 1908 1 695 1495 1 315 1156 1020 902 802 717 644
HEB

240 2 593 2 366 2 135 1910 1 701 1 511 1 343 1196 1069 959 864
260 3 009 2 779 2 541 2 304 2 076 1 864 1 670 1498 1 346 1 213 1096
280 3 445 3 213 2 972 2 726 2 484 2 252 2 037 1 840 1 663 1 506 1 366
300 4 005 3 764 3 512 3 254 2 993 2 739 2 497 2 272 2 066 1 880 1 713
320 4 333 4 072 3 799 3 518 3 237 2 961 2 699 2 455 2 232 2 031 1 850
340 4 583 4 304 4 013 3 714 3 414 3 121 2 843 2 585 2 349 2 136 1946
360 4 835 4 538 4 229 3 911 3 592 3 282 2 988 2 715 2 466 2 242 2 041
400 5 556 5 281 4 975 4 639 4 283 3 920 3 565 3 229 2 921 2 643 2 395
100 579 454 364 297 247 208 177 153 133 117 104
120 923 742 604 498 416 353 302 262 229 202 179
140 1 342 1109 918 767 647 552 475 413 362 320 285
160 1 837 1 558 1 316 1114 949 815 705 616 542 480 428
180 2 369 2 061 1 776 1 528 1 317 1140 994 871 769 683 611
200 2 953 2 624 2 305 2 014 1 757 1 536 1 348 1188 1054 939 842
HEM

220 3 560 3 220 2 880 2 556 2 259 1995 1 765 1 566 1 395 1 249 1122
240 5 004 4 601 4 188 3 779 3 389 3 030 2 707 2 421 2 171 1953 1 762
260 5 695 5 293 4 876 4 454 4 042 3 651 3 290 2 964 2 673 2 416 2 189
280 6 402 6 001 5 583 5 154 4 726 4 311 3 918 3 556 3 226 2 930 2 666
300 8 294 7 838 7 361 6 867 6 366 5 868 5 386 4 930 4 507 4 119 3 767
320 8 522 8 049 7 553 7 040 6 520 6 005 5 507 5 037 4 602 4 203 3 842
340 9 025 8 633 8 198 7 719 7 204 6 666 6 124 5 597 5 101 4 644 4 228
360 9 091 8 689 8 243 7 752 7 224 6 675 6 124 5 590 5 089 4 629 4 212
400 9 257 8 834 8 365 7 849 7 295 6 722 6 152 5 603 5 091 4 623 4 202

878
Stabilit!tsnachweise f"r St!be und Stabwerke
Tafel 4-21 Bemessungswert der Beanspruchbarkeit Nb,Rd [kN] druckbeanspruchter H-Profile
aus S460 für Biegeknicken um die y-Achse
Nenn- Knicklänge Lcr in m
höhe 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 8,00 9,00 10,00
100 343 280 232 195 166 142 124 109 95,9 76,4 62,3
120 549 458 384 326 278 241 210 184 163 130 107
140 837 721 617 530 457 397 348 306 272 218 179
160 1182 1056 929 812 710 622 548 485 432 348 286
180 1 506 1 389 1 259 1128 1003 890 791 705 630 511 422
200 1 886 1 778 1 652 1 514 1 373 1 237 1111 998 898 734 609
220 2 340 2 239 2 121 1985 1 838 1 685 1 535 1 395 1 266 1046 873
HEA

240 2 867 2 771 2 658 2 527 2 380 2 220 2 053 1 889 1 731 1451 1 221
260 3 304 3 215 3 112 2 993 2 857 2 705 2 541 2 369 2 198 1 874 1 594
280 3 757 3 672 3 576 3 466 3 340 3 198 3 040 2 870 2 693 2 339 2 015
300 4 394 4 309 4 214 4 106 3 985 3 847 3 693 3 523 3 341 2 959 2 586
320 4 902 4 818 4 726 4 623 4 507 4 377 4 232 4 070 3 893 3 508 3 110
340 5 299 5 218 5 130 5 032 4 924 4 803 4 668 4 518 4 352 3 982 3 581
360 5 711 5 632 5 546 5 453 5 350 5 236 5 109 4 969 4 814 4 461 4 066
400 6 501 6 453 6 401 6 344 6 281 6 211 6 132 6 042 5 939 5 686 5 357
100 438 358 297 249 212 183 159 139 123 98,1 80,0
120 770 645 543 461 395 341 298 262 232 185 152
140 1189 1033 890 767 663 577 506 447 397 318 261
160 1 696 1 527 1 354 1190 1043 917 809 717 639 516 424
180 2 205 2 047 1 869 1 684 1 504 1 340 1194 1066 955 776 641
200 2 772 2 626 2 456 2 266 2 068 1 872 1 689 1 522 1 373 1125 934
220 3 339 3 206 3 050 2 869 2 670 2 461 2 252 2 053 1 868 1 550 1 296
HEB

240 3 981 3 856 3 709 3 540 3 347 3 136 2 914 2 690 2 474 2 083 1 757
260 4 528 4 412 4 279 4 126 3 950 3 753 3 538 3 312 3 082 2 642 2 255
280
300
5 092
5 836
4 983
5 728
4 858
5 607
4 717
5 471
4 556 4 373 4 170 3 950
5 318
3 718 3 248 2 809
5 144 4 950 4 735 4 503 4 009 3 519
13
320 6 370 6 265 6 150 6 022 5 878 5 717 5 536 5 335 5 115 4 631 4 124
340 6 796 6 696 6 586 6 466 6 332 6 184 6 018 5 833 5 630 5 172 4 671
360 7 225 7 127 7 023 6 908 6 783 6 645 6 491 6 321 6 133 5 704 5 219
400 8 094 8 035 7 972 7 903 7 827 7 743 7648 7 541 7419 7 118 6 728
100 1063 879 734 620 529 456 397 349 309 246 201
120 1 692 1445 1 230 1051 905 785 686 604 536 430 352
140 2 399 2 127 1 860 1 619 1410 1 233 1085 959 854 687 564
160 3 177 2 912 2 623 2 335 2 068 1 829 1 622 1443 1 289 1044 860
180 3 940 3 701 3 425 3 126 2 824 2 536 2 273 2 039 1 833 1496 1 238
200 4 749 4 534 4 281 3 993 3 682 3 364 3 057 2 770 2 510 2 070 1 724
220 5 554 5 359 5 130 4 866 4 568 4 247 3 918 3 595 3 289 2 748 2 308
HEM

240 7607 7404 7 171 6 901 6 592 6 247 5 872 5 481 5 088 4 343 3 697
260 8 491 8 302 8 088 7 844 7 565 7 249 6 899 6 520 6 124 5 330 4 598
280 9 392 9 213 9 012 8 787 8 531 8 242 7 919 7 563 7 179 6 370 5 576
300 11983 11 790 11 578 11 342 11079 10 784 10 454 10 087 9 684 8 793 7 851
320 12 420 12 239 12 043 11 827 11 588 11 322 11026 10 696 10 333 9 513 8 610
340 12 849 12 740 12 620 12 487 12 337 12 166 11970 11 743 11479 10 822 9 988
360 13 010 12 909 12 798 12 677 12 541 12 389 12 217 12 019 11 792 11 227 10 498
400 13 372 13 282 13 186 13 082 12 968 12 844 12 705 12 549 12 373 11946 11 393

879
Stahlbau
Tafel 4-22 Bemessungswert der Beanspruchbarkeit Nb,Rd [kN] druckbeanspruchter H-Profile
aus S460 für Biegeknicken um die z-Achse
Nenn- Knicklänge Lcr in m
höhe 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 8,00
100 245 185 144 115 93,9 78,2 66,1 56,6 49,0 42,8 37,7
120 403 308 242 194 159 133 113 96,5 83,6 73,1 64,5
140 641 500 396 320 264 221 187 161 139 122 108
160 942 755 607 495 409 343 292 251 218 191 169
180 1 274 1060 871 718 599 505 431 371 323 284 251
200 1 656 1425 1198 1003 843 715 612 529 461 405 359
220 2 123 1 891 1 638 1 399 1191 1018 876 760 664 585 519
HEA

240 2 653 2 423 2 155 1 878 1 622 1 399 1 212 1056 926 817 726
260 3 098 2 884 2 624 2 337 2 051 1 790 1 562 1 368 1 204 1066 949
280 3 559 3 359 3 112 2 827 2 524 2 232 1966 1 732 1 532 1 360 1 214
300 4 193 3 997 3 755 3 468 3 149 2 823 2 513 2 231 1983 1 768 1 583
320 4 637 4 420 4 153 3 836 3 484 3 124 2 781 2 469 2 195 1957 1 752
340 4 971 4 736 4 447 4 104 3 723 3 335 2 967 2 634 2 340 2 086 1 867
360 5 318 5 064 4 750 4 378 3 968 3 551 3 156 2 800 2 487 2 216 1982
400 6 151 5 933 5 634 5 234 4 747 4 226 3 726 3 279 2 891 2 560 2 278
100 305 230 179 144 117 97,7 82,5 70,7 61,2 53,5 47,1
120 553 424 333 267 219 183 155 133 115 101 88,8
140 898 703 558 451 372 311 264 227 197 172 152
160 1 346 1082 872 712 589 495 421 362 314 276 244
180 1 858 1 551 1 278 1055 880 743 634 547 476 418 369
200 2 436 2 108 1 782 1496 1 259 1069 916 792 691 608 538
220 3 028 2 708 2 356 2 017 1 720 1472 1 268 1101 963 848 752
HEB

240 3 682 3 375 3 013 2 635 2 281 1971 1 709 1489 1 307 1154 1026
260 4 245 3 962 3 617 3 232 2 845 2 488 2 174 1906 1 679 1487 1 324
280 4 825 4 563 4 241 3 865 3 463 3 069 2 709 2 390 2 116 1 880 1 679
300 5 570 5 317 5 006 4 636 4 222 3 795 3 385 3 010 2 679 2 390 2 140
320 6 027 5 753 5 416 5 013 4 564 4 101 3 657 3 251 2 893 2 581 2 311
340 6 378 6 084 5 722 5 291 4 811 4 318 3 846 3 418 3 040 2 711 2 427
360 6 732 6 417 6 030 5 569 5 058 4 535 4 037 3 585 3 187 2 841 2 543
400 7663 7 397 7 035 6 550 5 955 5 312 4 691 4 131 3 645 3 229 2 874
100 716 543 424 340 278 232 196 168 145 127 112
120 1197 923 727 586 481 402 340 292 253 222 196
140 1 815 1435 1146 930 767 643 546 469 407 357 315
160 2 561 2 089 1 697 1 391 1155 971 827 712 619 543 480
180 3 361 2 848 2 369 1969 1 648 1 394 1191 1028 896 787 696
200 4 213 3 697 3 160 2 672 2 261 1925 1 652 1431 1 249 1099 974
220 5 069 4 584 4 031 3 482 2 987 2 566 2 216 1926 1 687 1488 1 321
HEM

240 7 078 6 564 5 944 5 269 4 608 4 010 3 493 3 055 2 687 2 377 2 115
260 7 998 7 530 6 954 6 293 5 601 4 938 4 341 3 821 3 375 2 995 2 672
280 8 925 8 494 7 963 7 334 6 641 5 939 5 276 4 678 4 154 3 701 3 310
300 11468 11015 10 463 9 800 9 038 8 221 7404 6 634 5 936 5 318 4 776
320 11 791 11 318 10 740 10 046 9 251 8 402 7 558 6 765 6 049 5 416 4 862
340 12 367 12 016 11 550 10 927 10130 9 204 8 242 7 329 6 507 5 789 5 168
360 12 467 12 104 11 620 10 972 10147 9 196 8 218 7 296 6 472 5 754 5 135
400 12 716 12 327 11 805 11105 10 221 9 220 8 209 7 270 6 438 5 717 5 098

880
Stabilit!tsnachweise f"r St!be und Stabwerke
Tafel 4-23 Bemessungswert der Biegeknickbeanspruchbarkeit Nb;Rd [kN] druckbeanspruchter
QHP-Profile aus S235
Knicklänge Lcr in m
b t
1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50
3,2 60,5 39,7 26,9 19,3 14,4 11,2 8,90 7,26 6,04 5,09 4,36
40 4 71,1 46,1 31,1 22,2 16,6 12,9 10,3 8,37 6,96 5,87 5,02
5 82,5 52,9 35,6 25,4 19,0 14,7 11,7 9,55 7,93 6,69 5,72
4 117 86,9 61,9 45,2 34,1 26,6 21,3 17,4 14,5 12,3 10,5
50 5 140 102 72,5 52,7 39,8 31,0 24,8 20,3 16,9 14,3 12,2
6,3 165 119 83,2 60,3 45,4 35,3 28,2 23,1 19,2 16,2 13,9
3,2 130 110 85,8 65,2 50,2 39,6 31,9 26,2 21,9 18,5 15,9
60 4 159 133 103 77,8 59,8 47,1 37,9 31,1 26,0 22,0 18,9
5 192 159 122 92,0 70,6 55,5 44,6 36,6 30,5 25,9 22,2
3,2 161 145 123 98,5 78,0 62,4 50,7 41,8 35,0 29,8 25,6
70 4 198 177 149 119 93,9 74,9 60,8 50,1 42,0 35,7 30,6
5 241 215 179 142 112 89,1 72,2 59,6 49,9 42,3 36,4
4 236 219 195 165 135 110 90,2 74,9 63,1 53,7 46,3
80 5 288 266 236 199 162 132 108 89,7 75,4 64,2 55,3
6,3 353 326 286 239 194 157 128 107 89,6 76,2 65,6
warmgefertigte quadratische Hohlprofile

4 272 258 238 211 180 151 126 106 89,5 76,5 66,1
90 5 334 315 290 256 217 181 151 127 107 91,6 79,1
6,3 413 389 356 313 265 220 183 153 129 111 95,4
4 309 295 278 255 227 196 167 142 121 104 90,4
100 5 379 363 341 311 275 237 202 171 146 125 109
6,3 470 448 420 382 337 288 244 207 176 151 131
5 469 455 437 415 387 353 315 277 241,7 211 185
120 8 726 702 673 637 590 534 473 413 359 313 273
10 883 853 817 770 710 639 562 489 424 369 322
5 559 545 530 512 489 462 429 392 354 316 282 13
140 8 869 847 822 792 755 710 656 596 534 476 422
10 1062 1035 1003 965 918 860 791 716 640 568 503
6,3 808 792 774 754 730 701 667 626 581 533 485
160 10 1 241 1 215 1186 1153 1114 1067 1011 945 871 794 719
12,5 1 517 1 485 1449 1407 1 357 1 297 1 225 1140 1047 952 859
6,3 920 904 887 868 847 822 794 760 721 677 629
180 10 1 419 1 394 1 367 1 337 1 303 1 263 1 216 1161 1097 1026 950
12,5 1 740 1 709 1 675 1 637 1 594 1 543 1 483 1412 1 331 1 241 1146
6,3 1033 1018 1002 984 964 942 917 888 855 817 774
200 10 1 598 1 573 1 547 1 519 1487 1452 1411 1 364 1 310 1 247 1178
12,5 2 451 2 413 2 372 2 328 2 279 2 223 2 158 2 083 1996 1 898 1 788
6,3 1141 1130 1114 1097 1078 1058 1036 1010 981 949 911
220 10 1 771 1 752 1 726 1 699 1 670 1 638 1 601 1 560 1 513 1459 1 399
12,5 2 179 2 154 2 122 2 088 2 051 2 011 1965 1912 1 853 1 784 1 707
8 1 709 1 707 1 687 1 667 1 645 1 622 1 598 1 571 1 541 1 508 1471
260 10 2 113 2 109 2 084 2 059 2 032 2 003 1972 1938 1901 1 859 1 812
16 3 269 3 258 3 219 3 178 3 135 3 088 3 038 2 982 2 920 2 851 2 773
8 1983 1983 1972 1952 1932 1910 1 888 1 863 1 837 1 809 1 778
300 10 2 457 2 457 2 443 2 418 2 392 2 365 2 337 2 306 2 274 2 238 2 199
16 3 824 3 824 3 798 3 758 3 716 3 673 3 627 3 577 3 523 3 465 3 401

881
Stahlbau
Tafel 4-24 Bemessungswert der Biegeknickbeanspruchbarkeit Nb,Rd [kN] druckbeanspruchter
QHP-Profile aus S355
Knicklänge Lcr in m
b t
1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50
3,2 68,4 41,9 27,8 19,71 14,67 11,33 9,02 7,34 6,10 5,14 4,39
40 4 79,6 48,5 32,1 22,74 16,92 13,07 10,39 8,46 7,02 5,92 5,06
5 91,6 55,5 36,7 25,95 19,30 14,90 11,85 9,65 8,01 6,75 5,77
4 145,4 96,2 65,4 46,8 35,0 27,16 21,66 17,67 14,69 12,40 10,61
50 5 172 112,6 76,3 54,6 40,8 31,6 25,22 20,57 17,09 14,43 12,34
6,3 200 129,3 87,2 62,2 46,5 36,0 28,70 23,40 19,44 16,41 14,03
3,2 177 132,5 94,7 69,2 52,3 40,8 32,7 26,71 22,25 18,81 16,11
60 4 215 158,9 113,0 82,4 62,2 48,5 38,8 31,7 26,41 22,32 19,11
5 258 188,8 133,5 97,1 73,3 57,1 45,6 37,3 31,06 26,25 22,48
3,2 228 188,4 143,9 108,2 82,9 65,2 52,4 43,0 35,9 30,37 26,04
70 4 279 229 173,5 130,1 99,5 78,1 62,8 51,5 43,0 36,37 31,18
5 339 275 207,3 154,9 118,3 92,8 74,6 61,1 51,0 43,2 36,99
4 339 297 242 188,7 147,1 116,7 94,3 77,6 64,9 55,1 47,3
80 5 414 361 292 226,5 176,3 139,6 112,8 92,8 77,6 65,8 56,5
6,3 507 438 350 270 209,9 165,9 133,9 110,1 92,1 78,0 67,0
warmgefertigte quadratische Hohlprofile

4 397 362 312 255 204,3 164,3 133,8 110,7 92,9 79,0 67,9
90 5 486 441 378 307 245,3 196,8 160,2 132,4 111,1 94,4 81,2
6,3 600 543 462 374 297 237,9 193,5 159,8 134,0 113,8 97,9
4 453 423 380 325 269 220,3 181,4 151,0 127,3 108,5 93,5
100 5 556 518 463 394 325 265,5 218,3 181,6 153,0 130,4 112,3
6,3 688 639 568 481 394 321 263,7 219,1 184,4 157,1 135,3
5 694 663 621 566 498 427 362 307 261,4 224,5 194,5
120 8 1073 1021 953 861 751 638 538 454 386 331,1 286,5
10 1 304 1 239 1151 1034 895 757 635 535 454 389 336,7
5 830 803 769 725 669 602 531 462 401 348,7 304,5
140 8 1 291 1 246 1189 1117 1024 915 801 694 600 520 454
10 1 577 1 520 1449 1 356 1 238 1101 959 828 715 619 539
6,3 1 204 1172 1134 1087 1029 957 873 784 695 614 542
160 10 1 848 1 796 1 734 1 658 1 562 1445 1 309 1166 1029 905 797
12,5 2 259 2 193 2 115 2 018 1 895 1 745 1 573 1 396 1 228 1077 947
6,3 1 373 1 342 1 307 1 266 1 217 1157 1085 1002 912 823 738
180 10 2 118 2 069 2 013 1947 1 866 1 768 1 651 1 516 1 374 1 234 1103
12,5 2 597 2 535 2 464 2 380 2 278 2 153 2 003 1 833 1 655 1482 1 321
6,3 1 545 1 515 1482 1445 1401 1 350 1 288 1 216 1134 1045 954
200 10 2 388 2 340 2 288 2 228 2 157 2 073 1973 1 855 1 722 1 580 1438
16 3 659 3 583 3 497 3 399 3 283 3 143 2 975 2 779 2 561 2 334 2 111
6,3 1 714 1 684 1 653 1 618 1 579 1 533 1 480 1417 1 345 1 263 1175
220 10 2 658 2 611 2 561 2 505 2 442 2 368 2 281 2 179 2 061 1929 1 788
12,5 3 268 3 210 3 147 3 076 2 996 2 903 2 793 2 663 2 513 2 347 2 170
8 2 582 2 551 2 513 2 473 2 428 2 380 2 325 2 262 2 190 2 108 2 015
260 10 3 192 3 152 3 104 3 054 2 998 2 937 2 867 2 788 2 697 2 593 2 476
16 4 938 4 867 4 791 4 710 4 620 4 519 4 405 4 274 4 123 3 950 3 756
8 2 995 2 982 2 945 2 906 2 865 2 821 2 773 2 719 2 660 2 593 2 518
300 10 3 711 3 694 3 647 3 599 3 548 3 492 3 431 3 364 3 289 3 204 3 109
16 5 777 5 742 5 668 5 590 5 507 5 417 5 317 5 207 5 083 4 943 4 785

882
Stabilit!tsnachweise f"r St!be und Stabwerke
Tafel 4-25 Bemessungswert der Biegeknickbeanspruchbarkeit Nb,Rd [kN] druckbeanspruchter
QHP-Profile aus S460
Knicklänge Lcr in m
b t
1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50
3,2 76,1 44,7 29,1 20,45 15,13 11,64 9,23 7,50 6,21 5,23 4,47
40 4 88,1 51,6 33,6 23,57 17,43 13,41 10,64 8,64 7,16 6,03 5,14
5 100,8 58,9 38,3 26,87 19,87 15,28 12,12 9,84 8,15 6,86 5,86
4 172,0 105,6 69,7 49,2 36,5 28,11 22,32 18,15 15,05 12,68 10,82
50 5 202 123,2 81,2 57,2 42,5 32,7 25,97 21,12 17,50 14,74 12,59
6,3 233 140,7 92,5 65,1 48,3 37,2 29,53 24,00 19,90 16,76 14,31
3,2 224 153,2 103,9 74,1 55,2 42,7 34,0 27,64 22,94 19,34 16,52
60 4 271 182,8 123,6 88,0 65,5 50,7 40,3 32,8 27,21 22,94 19,60
5 324 216,1 145,6 103,5 77,1 59,6 47,4 38,6 31,99 26,97 23,04
3,2 297 230,0 163,5 118,4 88,8 68,9 54,9 44,8 37,2 31,40 26,85
70 4 363 278 196,5 141,9 106,4 82,5 65,8 53,6 44,6 37,59 32,13
5 440 333 233,8 168,6 126,3 97,9 78,0 63,6 52,8 44,6 38,10
4 445 377 286 211,5 160,2 124,9 99,8 81,5 67,8 57,3 49,0
80 5 543 456 343 253,3 191,6 149,3 119,3 97,4 81,0 68,4 58,5
6,3 664 551 410 301 227,4 177,0 141,4 115,4 96,0 81,0 69,3
4 521 470 384 296 227,6 178,6 143,4 117,4 97,8 82,7 70,8
warmgefertigte quadratische Hohlprofile

90 5 638 572 464 355 272,4 213,6 171,3 140,2 116,8 98,7 84,5
6,3 788 702 564 429 329 257,7 206,6 169,0 140,7 118,9 101,8
4 594 554 483 391 308 244,3 197,1 161,9 135,1 114,4 98,0
100 5 730 678 588 472 371 293,6 236,8 194,4 162,2 137,3 117,7
6,3 903 835 718 573 448 354 285,3 234,1 195,3 165,3 141,6
5 907 871 812 720 605 496 407 337 283,1 240,6 206,7
120 8 1403 1 342 1 242 1087 902 735 601 497 417 353,7 303,8
10 1 706 1 628 1498 1 298 1069 866 707 584 489 415 356,4
5 1082 1052 1010 946 852 738 625 527 447 382,0 329,6
140 8 1 683 1 633 1 562 1454 1 297 1112 935 786 665 568 489
10 2 056 1993 1902 1 762 1 561 1 330 1114 934 789 673 580 13
6,3 1 565 1 532 1488 1427 1 339 1 218 1074 930 800 691 599
160 10 2 403 2 349 2 277 2 175 2 027 1 826 1 595 1 371 1176 1012 877
12,5 2 938 2 869 2 778 2 646 2 453 2 195 1906 1 632 1 395 1199 1038
6,3 1 781 1 750 1 712 1 663 1 596 1 504 1 382 1 239 1092 957 839
180 10 2 748 2 699 2 638 2 557 2 446 2 292 2 091 1 861 1 632 1425 1 246
12,5 3 370 3 308 3 230 3 127 2 984 2 784 2 527 2 238 1956 1 703 1487
6,3 2 000 1971 1937 1 895 1 841 1 769 1 673 1 551 1409 1 261 1121
200 10 3 093 3 046 2 991 2 923 2 834 2 715 2 555 2 353 2 124 1 892 1 676
16 4 742 4 666 4 576 4 462 4 311 4 107 3 832 3 494 3 124 2 763 2 436
6,3 2 039 2 013 1984 1949 1907 1 853 1 783 1 692 1 579 1450 1 314
220 10 3 437 3 392 3 341 3 281 3 206 3 109 2 984 2 820 2 618 2 391 2 157
12,5 4 227 4 171 4 106 4 030 3 935 3 812 3 650 3 440 3 183 2 896 2 606
8 3 338 3 304 3 267 3 226 3 178 3 122 3 054 2 969 2 862 2 730 2 573
260 10 4 125 4 082 4 036 3 984 3 925 3 854 3 767 3 658 3 522 3 354 3 154
16 6 376 6 308 6 233 6 149 6 051 5 933 5 787 5 603 5 371 5 085 4 750
8 3 408 3 385 3 354 3 321 3 284 3 242 3 194 3 137 3 068 2 985 2 885
300 10 4 809 4 774 4 730 4 683 4 630 4 570 4 500 4 418 4 319 4 199 4 053
16 7485 7424 7 353 7 276 7 190 7 092 6 977 6 840 6 673 6 469 6 221

Die grau hinterlegten und kursiv dargestellten Zahlenwerte sind mit effektiven Querschnitts-
werten ermittelt worden.

883
Stahlbau

4.3 Einachsige Biegung


4.3.1 Anwendungsbedingungen und Abgrenzungskriterien
Die Tragsicherheitsnachweise nach Abschnitt 4.3 gelten für Bauteile mit über die
Länge konstantem, mindestens einfachsymmetrischem Querschnitt und ohne plan-
mäßige Torsionsbeanspruchung. Bei Bauteilen mit veränderlichen und/oder un-
symmetrischen Querschnitten und/oder planmäßiger Torsionsbeanspruchung kann
die Berechnung nach Theorie II. Ordnung unter Ansatz von Imperfektionen erfol-
gen. Der Nachweis für Stäbe mit mindestens einfachsymmetrischen Querschnitt,
ggf. veränderlicher Bauhöhe (gevoutete Stützen und Riegel) und planmäßiger Be-
anspruchung in der Symmetrieebene kann nach dem Allgemeinen Verfahren nach
[11], Abschnitt 6.3.4 erfolgen (siehe Abschnitt 4.5).
Beim Biegedrillknicken unter Momentenbeanspruchung wird zwischen dem soge-
nannten „Allgemeinen Fall“ und dem Fall der „gewalzten oder gleichartigen ge-
schweißten Querschnitte“ unterschieden. Dem erstgenannten Fall werden die
Knicklinien des Abschnittes 4.2.2 mit dem Grenzschlankheitsgrad ! lLT;0 ¼ 0,2 zugrun-
de gelegt. Hier sind alle Biegedrillknickfälle einzuordnen, die nicht dem zweiten Fall
zugeordnet werden können. Der Einfluss von Imperfektionen auf die Tragfähigkeit
wird wie beim Biegeknicken bewertet. Dem zweitgenannten Fall sind die höherlie-
genden Knicklinien gemäß Bild 4-8 mit ! lLT;0 ¼ 0,4 zugeordnet. Aus den Grenz-
schlankheitsgraden lassen sich die formalen Abgrenzungskriterien ableiten, nach
denen kein Biegedrillknicknachweis erforderlich ist (Gln. (4-15) bis (4-18)).
Biegedrillknicken allgemeiner Fall !
l<! lLT;0 ¼ 0,2 (4-15)
([11], Abs. 6.3.2.2) MEd =Mcr l< ! 2
¼ 0,04 (4-16)
LT;0
Biegedrillknicken, gewalzte und !
l<!
lLT;0 ¼ 0,4 (4-17)
gleichartige geschweißte Träger MEd =Mcr < !
2
lLT;0 ¼ 0,16 (4-18)
([11], Abs. 6.3.2.3)
Bei Trägern mit ausreichender seitlicher Halterung der Druckgurte oder ausreichen-
der Torsionssteifigkeit, wie z. B. bei Hohlprofilen, ist der Biegedrillknicknachweis
nicht erforderlich. Für gabelgelagerte Einfeldträgern mit doppeltsymmetrischem I-
Querschnitt und einer Gleichstreckenlast qz trifft dies zu, wenn sie am Druckgurt
durch ein Schubfeld seitlich ausgesteift werden, sodass die Mindeststeifigkeit S
nach Gl. (4-19) erfüllt ist. Dieser Grenzwert wurde aus der Forderung abgeleitet,
dass der bezogene Schlankheitsgrad für das Biegedrillknicken l!LT den Wert 0,4
nicht überschreitet.
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi!
> Mpl;y EI z c2
S 10,18 " # 4,31 " 2 " #1 þ 1 þ 1,86 " 2 (4-19)
h L h
mit
" #2
I w GI T L
c2 ¼ þ "
Iz EI z p
S Schubfeldsteifigkeit
h Profilhöhe

Werden Träger mit wechselndem Momentenvorzeichen kontinuierlich seitlich durch


ein Schubfeld ausgesteift, kann von einer starren seitlichen Lagerung ausgegangen
werden, wenn Bedingung (4-20) erfüllt ist. Diese Steifigkeit wurde aus der Forde-
rung abgeleitet, dass mindestens 95 % des idealen Biegedrillknickmomentes er-
reicht wird, das bei einer starren Lagerung vorliegt. Die Anforderung an die Konti-
nuität gilt bei Trapezblechen als erfüllt, wenn jede anliegende Rippe mit dem
Träger verbunden ist.
" " # #
%p&2 p h 2 70
S > EI w þ GI T þ EI z " " 2 (4-20)
L 2 L h

884
Stabilit!tsnachweise f"r St!be und Stabwerke

Die vorhandene Schubfeldsteifigkeit ergibt sich bei Trapezprofilblechen aus dem


Profilschubmodul, der Schubfeldlänge und der Anzahl gleichartiger auszusteifender
Träger nach Gl. (4-21).
G S " LS 104
S¼ (4-21) mit GS ¼
n K1 þ K2 =LS
GS Profilschubmodul [kN/m]
n Anzahl gleichartiger auszusteifender Träger
LS Schubfeldlänge
K1 ,K2 Beiwerte gemäß Zulassung der Profilblechhersteller

Tafel 4-26 Faktor KJ für gewalzte oder gleichartige geschweißte Träger


freie Drehachse gebundene Drehachse
Zeile Momentenverlauf
b c d b c d
1 6,8 10,0 14,2 0 0 0

2 4,8 7,3 10,9 0,030 0,041 0,067

3 4,2 6,4 9,7 0,032 0,044 0,072

4 2,8 4,4 7,1 0 0 0

5 0,89 1,4 2,6 0,38 0,60 1,1

6 0,47 0,75 1,4 0,23 0,36 0,65

Bei Trägern mit kontinuierlicher Drehbettung kann der Biegedrillknicknachweis ent-


fallen, wenn die Anforderung an die Mindestdrehbettung nach Gl. (4-22) eingehal-
ten ist.
2
Mpl;k
CJ;k > KJ Ku (4-22)
EI z
CJ;k Drehbettung, die durch das stabilisierende Bauteil und die Verbindung mit dem Träger
wirksam wird (siehe auch [13]) 13
KJ Faktor zur Berücksichtigung des Momentenverlaufs, die Drehachse (frei oder gebunden)
und der Zuordnung zur Knicklinie. Für gewalzte oder gleichartige geschweißte Träger
kann der Faktor KJ Tafel 4-26 entnommen werden.
Ku = 0,35 für die elastische Berechnung
= 1,00 für die plastische Berechnung
Mpl;k Charakteristischer Wert der plastischen Momententragfähigkeit

4.3.2 Allgemeiner Biegedrillknicknachweis


Der allgemeine Biegedrillknicknachweis nach [11], Abschnitt 6.3.2.1 wird mit Hilfe
des idealen Biegedrillknickmomentes Mcr und den zugeordneten Knicklinien für
das Biegedrillknicken geführt. Die Querschnittsklasse wird mit dem Widerstands-
moment Wy berücksichtigt, das sowohl in dem bezogenen Schlankheitsgrad lLT als
auch in der Beanspruchbarkeit Mb;Rd eingeht.
MEd < cLT "Wy " fy
1,0 (4-23) Mb;Rd ¼ (4-24)
Mb;Rd gM1
Mb;Rd Bemessungswert der Biegedrillknickbeanspruchbarkeit
cLT Abminderungsfaktor für das Biegedrillknicken
Wy ¼ Wpl;y für Querschnitte der Klassen 1 bis 2
Wy ¼ Wel;y für Querschnitte der Klasse 3
Wy ¼ Weff;y für Querschnitte der Klasse 4

885
Stahlbau

Abminderungsfaktoren c LT für das Biegedrillknicken


Der Abminderungsfaktor wird mit Gl. (4-25) bestimmt. Die Parameter der Knickli-
nien !lLT;0 , b und aLT sind für den allgemeinen und den speziellen Fall des Biege-
drillknickens in Tafel 4-27 angegeben. Bild 4-8 enthält die graphische Auswertung
für den speziellen Fall. -
1 < 1,0
cLT ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi < 1=l!2LT (4-25)
2 2
FLT þ FLT # blLT

mit FLT ¼ 0,5½1 þ aLT ðl!LT # l!LT;0 Þ þ bl!2LT ,


qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
l!LT ¼ ðWy " fy Þ=Mcr
Nach [11] darf der Abminderungsfaktor cLT zur Berücksichtigung des Momentenver-
laufes mit dem Faktor 1=f modifiziert werden (Gl. (4-26)). Hierdurch wird berück-
sichtigt, dass bei Trägern, deren Momentenverteilungen vom konstanten Verlauf
abweichen, sonst zu konservative Ergebnisse erzielt werden. Diese Modifizierung
wurde für den Fall der gewalzten und gleichartigen geschweißten Träger erarbeitet
und dann auf den sogenannten Allgemeinen Fall übertragen (siehe [12]).
-<
c 1,0
cLT;mod ¼ LT (4-26)
f 1=l!2LT
2
f ¼ 1 # 0,5 ð1 # kc Þ½1 # 2,0ð!
lLT # 0,8Þ , < 1
kc Korrekturbeiwert für die Momentenverteilung nach Tafel 4-28.
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
pffiffiffiffiffiffiffiffi Momentenverteilungen kann kc aus der Beziehung kc ¼ 1=C1 bzw.
Für andere
kc ¼ 1=z bestimmt werden, wobei C1 und z Beiwerte zur Bestimmung der idealen
Biegedrillknickmomente sind (vgl. [76], [77], [33]). Die Tafeln 4-29 und 4-30 enthal-
ten die Auswertung der Gln. (4-25) und (4-26).
Tafel 4-27 Zuordnung der Querschnitte und Parameter der Biegedrillknicklinien
Allg. Fall des Biegedrillknickens Spezieller Fall des Biegedrillknickens
Querschnitt Grenzen b ¼ 1 und ! lLT;0 ¼ 0,2 b ¼ 0,75 und !lLT;0 ¼ 0,4
Linie aLT Linie aLT
gewalztes I-Profil h=b < 2 a 0,21 b 0,34
h=b > 2 b 0,34 c 0,49
geschw. I-Profil h=b < 2 c 0,49 c 0,49
h=b > 2 d 0,76 d 0,76
andere Querschn. — d 0,76 —

Tafel 4-28 Korrekturbeiwerte kc

Momentenverteilung kc

1,0
1
1,33 ! 0,33 " w

0,94
0,90
0,91

0,86
0,77
Bild 4-8 Biegedrillknicklinien für !lLT;0 ¼ 0,4 und
b ¼ 0,75 0,82

886
Stabilit!tsnachweise f"r St!be und Stabwerke
Tafel 4-29 Abminderungsfaktoren cLT,mod — Allgemeiner Fall
cLT und cLT,mod für kc = 1 cLT,mod für kc = 0,94 cLT,mod für kc = 0,86
My
lLT a b c d a b c d a b c d
0,20 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000
0,25 0,989 0,982 0,975 0,961 1,000 0,994 0,986 0,973 1,000 1,000 1,000 0,988
0,30 0,977 0,964 0,949 0,923 0,992 0,979 0,964 0,938 1,000 0,999 0,984 0,957
0,35 0,966 0,945 0,923 0,887 0,983 0,963 0,940 0,903 1,000 0,987 0,964 0,925
0,40 0,953 0,926 0,897 0,850 0,973 0,945 0,916 0,868 1,000 0,972 0,942 0,893
0,45 0,939 0,906 0,871 0,815 0,961 0,927 0,891 0,834 0,992 0,956 0,919 0,860
0,50 0,924 0,884 0,843 0,779 0,948 0,907 0,864 0,799 0,981 0,938 0,894 0,827
0,55 0,908 0,861 0,815 0,744 0,932 0,885 0,837 0,764 0,967 0,918 0,868 0,793
0,60 0,890 0,837 0,785 0,710 0,915 0,861 0,808 0,730 0,951 0,895 0,839 0,759
0,65 0,870 0,811 0,755 0,676 0,896 0,835 0,778 0,696 0,932 0,869 0,809 0,725
0,70 0,848 0,784 0,725 0,643 0,873 0,807 0,747 0,663 0,910 0,841 0,778 0,691
0,75 0,823 0,755 0,694 0,611 0,848 0,778 0,715 0,630 0,885 0,811 0,745 0,657
0,80 0,796 0,724 0,662 0,580 0,820 0,747 0,683 0,598 0,856 0,779 0,712 0,623
0,85 0,766 0,693 0,631 0,550 0,789 0,714 0,650 0,567 0,823 0,745 0,678 0,591
0,90 0,734 0,661 0,600 0,521 0,756 0,681 0,618 0,537 0,788 0,710 0,644 0,559
0,95 0,700 0,629 0,569 0,493 0,721 0,648 0,586 0,508 0,750 0,674 0,610 0,529
1,00 0,666 0,597 0,540 0,467 0,684 0,614 0,555 0,480 0,711 0,638 0,577 0,499
1,05 0,631 0,566 0,511 0,442 0,648 0,581 0,525 0,454 0,672 0,603 0,545 0,471
1,10 0,596 0,535 0,484 0,419 0,611 0,549 0,496 0,429 0,632 0,568 0,514 0,444
1,15 0,562 0,506 0,458 0,397 0,575 0,518 0,469 0,406 0,594 0,534 0,484 0,419
1,20 0,530 0,478 0,434 0,376 0,541 0,488 0,443 0,384 0,556 0,502 0,455 0,395
1,25 0,499 0,452 0,411 0,357 0,508 0,460 0,418 0,363 0,521 0,471 0,428 0,372
1,30 0,470 0,427 0,389 0,339 0,478 0,433 0,395 0,344 0,487 0,442 0,403 0,351
1,35 0,443 0,404 0,368 0,321 0,449 0,408 0,373 0,325 0,456 0,415 0,379 0,331
1,40 0,418 0,382 0,349 0,306 0,421 0,385 0,352 0,308 0,426 0,389 0,356 0,312
1,45 0,394 0,361 0,331 0,291 0,396 0,363 0,333 0,292 0,399 0,365 0,335 0,294 13
1,50 0,372 0,342 0,315 0,277 0,373 0,342 0,315 0,277 0,373 0,343 0,315 0,277
1,55 0,352 0,324 0,299 0,263 0,352 0,324 0,299 0,263 0,352 0,324 0,299 0,263
1,60 0,333 0,308 0,284 0,251 siehe kc = 1, da f = 1,0
1,65 0,316 0,292 0,271 0,240
1,70 0,299 0,278 0,258 0,229
1,75 0,284 0,265 0,246 0,219
1,80 0,270 0,252 0,235 0,209
1,85 0,257 0,240 0,224 0,200
1,90 0,245 0,229 0,214 0,192
1,95 0,234 0,219 0,205 0,184
2,00 0,223 0,209 0,196 0,177
2,10 0,204 0,192 0,180 0,163
2,20 0,187 0,176 0,166 0,151
2,30 0,172 0,163 0,154 0,140
2,40 0,159 0,151 0,143 0,130
2,50 0,147 0,140 0,132 0,121
2,60 0,136 0,130 0,123 0,113
2,70 0,127 0,121 0,115 0,106
2,80 0,118 0,113 0,108 0,100
2,90 0,111 0,106 0,101 0,094
3,00 0,104 0,099 0,095 0,088

887
Stahlbau
Tafel 4-30 Abminderungsfaktoren cLT,mod — Spezieller Fall
cLT und cLT,mod für kc = 1 cLT,mod für kc = 0,94 cLT,mod für kc = 0,86
My
lLT b c d b c d b c d
0,40 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000
0,45 0,980 0,972 0,957 1,000 0,995 0,980 1,000 1,000 1,000
0,50 0,960 0,944 0,916 0,984 0,968 0,939 1,000 1,000 0,972
0,55 0,939 0,915 0,875 0,964 0,940 0,899 1,000 0,975 0,933
0,60 0,917 0,886 0,836 0,943 0,911 0,860 0,980 0,947 0,893
0,65 0,894 0,856 0,797 0,920 0,881 0,821 0,958 0,917 0,854
0,70 0,870 0,826 0,760 0,896 0,851 0,783 0,934 0,887 0,816
0,75 0,844 0,795 0,723 0,870 0,819 0,745 0,907 0,854 0,777
0,80 0,817 0,764 0,688 0,842 0,787 0,709 0,879 0,821 0,740
0,85 0,789 0,732 0,654 0,813 0,755 0,674 0,848 0,787 0,703
0,90 0,760 0,701 0,621 0,783 0,722 0,640 0,816 0,753 0,667
0,95 0,730 0,670 0,590 0,752 0,690 0,607 0,782 0,718 0,632
1,00 0,700 0,639 0,560 0,720 0,657 0,576 0,748 0,683 0,598
1,05 0,669 0,609 0,532 0,687 0,626 0,546 0,713 0,649 0,566
1,10 0,639 0,580 0,505 0,655 0,595 0,517 0,677 0,615 0,535
1,15 0,609 0,552 0,479 0,623 0,565 0,490 0,642 0,583 0,506
1,20 0,579 0,525 0,455 0,591 0,536 0,465 0,608 0,551 0,478
1,25 0,551 0,499 0,433 0,561 0,508 0,441 0,575 0,521 0,452
1,30 0,524 0,475 0,412 0,532 0,482 0,418 0,543 0,492 0,426
1,35 0,498 0,451 0,392 0,504 0,457 0,396 0,512 0,464 0,403
1,40 0,473 0,429 0,373 0,477 0,433 0,376 0,482 0,438 0,380
1,45 0,449 0,409 0,355 0,451 0,411 0,357 0,454 0,413 0,359
1,50 0,427 0,389 0,339 0,428 0,389 0,339 0,428 0,390 0,339
1,55 0,406 0,371 0,323 0,406 0,371 0,323 0,406 0,371 0,323
1,60 0,387 0,353 0,309 siehe kc = 1, da f = 1,0
1,65 0,367 0,337 0,295
1,70 0,346 0,322 0,282
1,75 0,327 0,307 0,270
1,80 0,309 0,294 0,259
1,85 0,292 0,281 0,248
1,90 0,277 0,269 0,238
1,95 0,263 0,258 0,228
2,00 0,250 0,247 0,219
2,05 0,238 0,237 0,211
2,10 0,227 0,227 0,203
2,15 0,216 0,216 0,195
2,20 0,207 0,207 0,188
2,25 0,198 0,198 0,181
2,30 0,189 0,189 0,175
2,35 0,181 0,181 0,169
2,40 0,174 0,174 0,163
2,50 0,160 0,160 0,152
2,60 0,148 0,148 0,142
2,70 0,137 0,137 0,134
2,80 0,128 0,128 0,126
2,90 0,119 0,119 0,118
3,00 0,111 0,111 0,111

888
Stabilit!tsnachweise f"r St!be und Stabwerke
Beispiel Für einen gabelgelagerten I-Träger mit 6 m Spannweite, belastet durch eine Gleich-
streckenlast qz;Ed am Obergurt, wird der Biegedrillknicknachweis nach [11], Abschnitt
6.3.2.1 geführt.
Profil: IPE 400, S235;
Belastung: qz;Ed ¼ 28 kN=m
Wpl;y ¼ 1 307 cm3
Iz ¼ 1 320 cm4
Iw ¼ 490 " 103 cm6 ;
IT ¼ 51,1 cm4
c 2 ¼ ð490 000 þ 0,039 " 51,1 " 6002 Þ=1 320 ¼ 915 cm2
Ncr ¼ p2 " 21 000 " 1 320=6002 ¼ 760 kN
Lastangriff am Obergurt: zp ¼ !20 cm
0pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1
Mcr ¼ 1,12 " 760 " 915 þ 0,25 " 202 ! 0,5 " 20 ¼ 18 606 kN cm
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
1 307 " 23,5
QSK 1 ! ! lLT ¼ ¼ 1,28
18 606
h=b ¼ 400=180 > 2, spezieller Fall ! Biegedrillknicklinie c
kc ¼ 0,94 ! cLT;mod ¼ 0,492 (aus Tafel 4-30)
My;Ed ¼ 28 " 62 =8 ¼ 126 kN m
Mb;Rd ¼ 0,492 " 1 307 " 23,5=ð1,1 " 100Þ ¼ 137,4 kN cm
Nachweis: 126=137,4 ¼ 0,92 < 1

4.3.3 Nachweis des Druckgurtes als Druckstab


Werden bei Biegeträgern die Druckgurte im Abstand Lc seitlich gestützt, gelten sie
als nicht biegedrillknickgefährdet, wenn der bezogene Schlankheitsgrad des Druck-
gurtes die Bedingung (4-27) erfüllt.
!lf ¼ kc Lc < !
lc0 "
Mc;Rd
(4-27)
if;z l1 My;Ed
mit Mc;Rd ¼ Wy " fy =g und l!c0 ¼ l!LT;0 þ 0,1
M1
kc Korrekturbeiwert, abhängig von der Momentenverteilung zwischen den seitlich gehal-
tenen Punkten, nach Tafel 4-28
Lc Abstand zwischen den seitlich gehaltenen Punkten
l1 Bezugsschlankheit l1 ¼ p " E=fy
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
13
!
lc0 Grenzschlankheitsgrad des Druckgurtes
My;Ed Maximales Biegemoment zwischen den Stützpunkten
Wy maßgebendes Widerstandsmoment für die gedrückte Querschnittsfaser
if;z Trägheitsradius des druckbeanspruchten Flansches um die schwache Querschnittsachse
unter Berücksichtigung von 1/3 der auf Druck beanspruchten Fläche des Steges (siehe
Profiltabellen im Abschnitt 1). Bei Querschnitten der Klasse 4 werden die effektiven
Querschnittswerte zugrunde gelegt.
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
If I eff;f
QSK 1 bis 3: if;z ¼ QSK 4: if;z ¼
Af þ Aw;c =3 Aeff;f þ Aeff;w;c =3
Für doppeltsymmetrische I- und H-Profile unter reiner Biegebeanspruchung kann
der Trägheitsradius bei Querschnitten der Klassen 1 bis 3 näherungsweise mit
Gl. (4-27) bestimmt werden.
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Iz
if;z ¼ (4-28)
A # hw " tw " 2=3
Der zulässige Maximalabstand der seitlichen Stützungen kann mit Gl. (4-29) be-
stimmt werden. Tafel 4-31 enthält die bei voller Bauteilausnutzung ðMy;Ed ¼ Mc;Rd Þ
zulässigen bezogenen Abstände Lc =if;z der seitlichen Halterung für unterschiedliche
Momentenverläufe.
Mc;Rd if;z l1
Lc < !
lc0 " (4-29)
My;Ed kc

889
Stahlbau

Ist Bedingung (4-27) nicht eingehalten, kann die Grenztragfähigkeit vereinfacht mit
Gl. (4-30) bestimmt werden.
Mb;Rd ¼ kf;l " c " Mc;Rd jedoch Mb;Rd < Mc;Rd (4-30)
kf;l ¼ 1,10 Anpassungsfaktor nach [12]
c mit l!f ermittelter Abminderungsfaktor c des äquivalenten druckbeanspruchten
Flansches. Dabei erfolgt der Ansatz der Knicklinie d für geschweißte Querschnitte,
wenn h=tf < 44e ist, mit h ¼ Gesamthöhe des Querschnittes und tf ¼ Dicke des
druckbeanspruchten Flansches, und der Ansatz der Knicklinie c für alle anderen
Querschnitte.

Tafel 4-31 Zulässig bezogene Abstände Lc =if,z der seitlichen Halterung von Druckgurten
Moment kc S235 S275 S355 S420 S460
gewalzte und 1,00 47,0 43,4 38,2 35,1 33,6
gleichartig
geschweißte 0,86 54,6 50,5 44,4 40,8 39,0
Profile 0,752 62,5 57,7 50,8 46,7 44,6
l!LT;0 ¼ 0,4
l!c0 ¼ 0,5
0,602 77,9 72,1 63,4 58,3 55,7

allgemeines 1,00 28,2 26,0 22,9 21,1 20,1


Verfahren
l!LT;0 ¼ 0,2 0,86 32,8 30,3 26,7 24,5 23,4
l!c0 ¼ 0,3
0,752 37,5 34,6 30,5 28,0 26,8

0,602 46,8 43,2 38,1 35,0 33,4

Beispiel Ein querbelasteter I-Träger mit 10 m Spannweite wird in den Viertelspunkten am


Obergurt seitlich gestützt. Die Biegedrillknicksicherheit wird nach dem vereinfachten
Verfahren nach [11], Abschnitt 6.3.2.4 nachgewiesen.
!f ¼ kc Lc < l
l !c0 " Mc;Rd
if;z l1 My;Ed
l1 ¼ 93,9 " e ¼ 93,9
!
lc0 ¼ 0,4 þ 0,1 ¼ 0,5
fy
Mc;Rd ¼ Wpl;y "
gM1
Mc;Rd ¼ 279 kN m
if;z ¼ 4,56 cm
w ¼ 180=240 ¼ 0,75
1
kc ¼ ¼ 0,924
1,33 ! 0,33 " 0,75
! 0,924 " 250 279
lf ¼ ¼ 0,539 < 0,5 " ¼ 0,581
4,56 " 93,9 240

4.3.4 Ideale Biegedrillknickmomente


Die Bestimmung der idealen Biegedrillknickmomente Mcr ist aufgrund der vielen
Einflüsse und der komplexeren mechanischen Beschreibung (gekoppeltes DGL-
System für die Schubmittelpunktverschiebung vM und die Querschnittsverdrehung
v) i. Allg. wesentlich aufwendiger als die Bestimmung von Biegeknicklasten. Zu
den wesentlichen Einflüssen gehören
— das statische System einschließlich der Lagerungsbedingungen, deren Ansatz-
punkte am Querschnitt, elastische Bettungen, Schubfeldaussteifungen, örtlicher
Dreh-, Translations- und Wölbfedern, Wechselwirkungen zu angrenzenden Bau-
teilen,
— die Querschnittsform und dessen Verlauf über die Stablängsachse,

890
Stabilit!tsnachweise f"r St!be und Stabwerke

— die Art der Belastung (Gleichstreckenlasten, Einzellasten, Einzelmomente), de-


ren Lastangriffspunkte am Querschnitt und über die Stablänge. Der Verlauf der
Biegemomente. Gegebenenfalls zu berücksichtigende #nderungen der Belas-
tungsrichtung bei Auftreten von Verformungen (z. B. Drücke oder poltreue Kräf-
te).
In der Praxis erfolgt die Berechnung der idealen Biegedrillknickmomente mit Hilfe
von Programmen oder mit in der Literatur aufbereiteten Lösungen. Dabei sind die
Voraussetzungen für deren Anwendung zu beachten. Die Biegetorsionstheorie
II. Ordnung setzt die Querschnittstreue (keine Forminstabilität oder Querschnitts-
verformungen, z. B. durch örtliche Gurteinspannungen) voraus. Eine Veränderung
der Querschnittsform über die Stablängsachse, insbesondere wenn sie nicht stetig
sondern unstetig verläuft (z. B. kurze Vouten, bereichsweise aufgeschweißte Lamel-
len), führt i. Allg. dazu, dass die Anwendungsvoraussetzungen nicht mehr einge-
halten sind. Entsprechendes gilt für eine Vielzahl baupraktischer Lagerungsbedin-
gungen, z. B. ein- oder beidseitig ausgeklinkte Träger, kurze Stirnplatten, die
Drillkopplung über Rahmenecken. In solchen Fällen werden, sofern hierzu keine
spezifischen Lösungen in der einschlägigen Fachliteratur vorliegen, aufwendige Be-
rechnungen (z. B. nach [14], Anhang C) oder konservative Abschätzungen notwen-
dig. Nachfolgend werden für einige Sonderfälle Formeln zur näherungsweisen Be-
rechnung der idealen Biegedrillknickmomente angegeben.

4.3.4.1 Gabelgelagerte Einfeldträger mit doppeltsymmetrischem Querschnitt


Eine Gabellagerung kann angenommen werden, wenn an den Stabenden die seit-
liche Verschiebung und Verdrehung der Querschnitte um die Stablängsachse ver-
hindert ist (v ¼ J ¼ 0). Querschnittsverformungen, z. B. durch Torsionseinspannung
einzelner Gurte nicht ausgesteifter Querschnitte, treten nicht auf. Die Torsionsmo-
mente können über primären (St.-Venant‘schen) und sekundären Schubfluss (Wölb-
krafttorsion) abgetragen werden. Diese Voraussetzungen werden bei Trägern er-
füllt, an deren Enden eine (dünne) Stirnplatte über die gesamte Querschnittsfläche
anschließt, die entsprechend gelagert ist. Das Biegedrillknickmoment wird nähe-
rungsweise mit Gleichung (4-31) bestimmt. Eine stärker differenzierte Berechnung
von Mcr ist mit den Hilfsmitteln nach [76] und [78] möglich.
%qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi &
13
Mcr ¼ z " Ncr;z " c 2 þ 0,25 " zq2 þ 0,5 " zq (4-31)
" #2
I w GI T L p2 " EI z
mit c 2 ¼ þ " und Ncr;z ¼
Iz EI z p L2
zq Höhe des Lastangriffspunktes in positiver z-Richtung
z Momentenbeiwert nach Tafel 4-32

Tafel 4-32 Momentenbeiwerte z

Momentenverteilung z

1,0

1; 77 ! 0; 77w

1,12

1,30

Bild 4-9 Gabelgelagerter Einfeldträger

891
Stahlbau

4.3.4.2 Gabelgelagerte Träger mit gebundener Drehachse


Zur Berechnung der Biegedrillknickmomente von doppeltsymmetrischen gewalzten
I-Trägern mit gebundener Drehachse und Lastangriff am Obergurt sowie Gabella-
gerung an den Stabenden und Zwischenauflagern sind in [79] aufbereitete Lösun-
gen angegeben.
k pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Mcr ¼ " GI T " EI z (4-32)
L
k Beiwert zur Berücksichtigung des statischen Systems und des Momentenverlaufs nach Bild
4-10
c Tafeleingangswert — Stabkennzahl für die Wölbkrafttorsion c ¼ EI w =ðGI T " L2 Þ
Sofern eine drehelastische Bettung CJ vorliegt, kann diese näherungsweise da-
durch berücksichtigt werden, dass bei der Bestimmung des Tafeleingangswertes c

Bild 4-10 Beiwerte k aus [79]

892
Stabilit!tsnachweise f"r St!be und Stabwerke

und des Biegedrillknickmomentes Mcr die ideelle Torsionssteifigkeit nach Gl. (4-33)
zugrunde gelegt wird.
" #2
L
GI T;id ¼ GI T þ CJ " (4-33)
p
Zu beachten ist, dass der Umrechnung mit Gl. (4-33) eine Sinushalbwelle für den
Verlauf von J in der Biegedrillknickfigur zugrunde liegt. Bei hohen Drehbettungs-
werten und stark abweichenden Verläufen für J ist der Einfluss der Bettung ent-
sprechend der zu erwartenden Verzweigungsfigur abzumindern. Bei sehr kleinen
Tafeleingangswerten c wird empfohlen, den Kleinstwert für k der betreffenden Kur-
ven von Bild (4-10) zu verwenden.
4.3.4.3 Gewalzte I-Träger mit Ausklinkungen
Ausklinkungen an Auflagern können den Widerstand gegen Biegedrillknicken zum
Teil erheblich herabsetzen. In Bezug auf die Abtragung von Torsionsmomenten
werden drei Effekte hervorgerufen:
— Die St. Venant‘sche Torsionssteifigkeit wird reduziert.
— Der Restquerschnitt ist quasi wölbfrei. Die Wölbsteifigkeit wird damit auf annä-
hernd Null heruntergesetzt.
— Die Torsionsschubspannungen werden wesentlich erhöht.
Durch die Reduzierung der Steifigkeit im Anschlussbereich wird der Einfluss der
Theorie II. Ordnung und damit auch die Torsionsmomente am Auflager vergrö-
ßert. Die Abtragung der Torsion erfolgt vorwiegend über St. Venant‘sche Torsions-
schubspannungen.
Besonders groß ist die Reduzierung der Tragfähigkeit bei wölbsteifen Trägern (Pa-
rameter c ¼ EI w =ðGI T " L2 )), z. B. I-Profilen der Reihe HE mit kurzer und mittlerer
und IPE-Profilen mit kurzer Spannweite. Bei Trägern mit beidseitiger Ausklinkung
führen die hohen Torsionsschubspannungen teilweise zum vorzeitigen Versagen
der Anschlüsse, bevor im Feld die Fließspannung erreicht wird. Auch der unvoll-
ständige Anschluss eines Querschnittes durch eine kurze Stirnplatte kann bereits
zu Tragfähigkeitseinbußen führen.

13

Bild 4-11 I-Träger mit Ausklinkung und Stirnplattenanschluss

Für Träger mit IPE- und HE-Profilen wurden in [80] Lösungen zur Berechnung der
Biegedrillknickmomente und zum Nachweis der Tragsicherheit aufbereitet. Die Be-
messungshilfen gelten für gelenkig gelagerte Einfeldträger. Es wurden Stirnplatten-
verbindungen bei ein- und beidseitiger Ausklinkung untersucht (Bild 4-11). Der An-
griff der Querlasten erfolgt am Obergurt oder im Schwerpunkt. Im Folgenden wird
der Berechnungsablauf schematisch wiedergegeben.
1. Berechnung des Biegedrillknickmomentes für einen gabelgelagerten Einfeldträ-
ger (Mcr;s z. B. mit
%qGl. (4-31)).
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi &
Mcr;s ¼ z " Ncr;z " c 2 þ 0,25 " zq2 þ 0,5 " zq
2. Bestimmung des Abminderungsfaktors V zur Berücksichtigung der Trägeraus-
klinkung und Berechnung der Verzweigungslast des ausgeklinkten Trägers (Be-
zeichnungen für die Ausklinkungsgeometrie pffiffiffiffiffiffiffiffi siehe Bild 4-11).
Mcr ¼ V " Mcr;s mit V ¼ f ða=h, h0 =h, c=zÞ

893
Stahlbau

3. Bestimmung des Abminderungsfaktors cLT , des Bemessungswertes der Biege-


drillknickbeanspruchbarkeit Mb;Rd und Nachweis der Tragsicherheit (siehe
Gln. (4-23) und (4-24).
Auf der Basis von Traglastversuchen wurde in der nationalen Vorschrift DIN 18800-2
[33] für ausgeklinkte I-Profile der Trägerbeiwert von n ¼ 2,5 auf n ¼ 2,0 herabge-
setzt. Dies entspricht in etwa dem Unterschied von zwei aufeinander folgenden Bie-
gedrillknicklinien nach Bild 4-8. DIN EN 1993-1-1 [11] und der zugehörige Nationale
Anhang [12] enthalten keine gesonderten Regelungen für ausgeklinkte Träger. In
Anlehnung an die Festlegungen in [33] wird vorgeschlagen, den Abminderungsfak-
tor cLT nach Gl. (4-25) zu bestimmen, dabei den „speziellen Fall“ nach Tafel 4-27 zu-
grunde zu legen und eine Herabstufung um eine Knicklinie vorzunehmen
(h=b < 2,0 ! Biegedrillknicklinie c, h=b > 2,0 ! Biegedrillknicklinie d).
Der Abminderungsfaktor V kann mit Hilfe der Formeln nach Tafel 4-33 oder mit
den Diagrammen in den Bildern 4-12 und 4-13 (vgl. [80]) bestimmt werden.
Tafel 4-33 Abminderungsfaktor V zur Berücksichtigung von Ausklinkungen
pffiffiffi pffiffiffi
IPE-Profile: V ¼ 1 ! b1 " c=z HE-Profile: V ¼ 1 ! b1 " c=z!DV
Faktor b1 für die Ausklinkungsgeometrie:
— beidseitige Ausklinkung — einseitige Ausklinkung
h 4a h 2a
b1 ¼ 0 þ h0 =h > 0,85 b1 ¼ 0 þ
2h h 2h h
0 h 2a
h =h < 0,85 b1 ¼ þ
1,5h0 h
DV zur Berücksichtigung der stärkeren Schwächung bei Breitflanschprofilen:
— HEA-Profile - pffiffiffi — HEB-Profile- pffiffiffi — HEM-Profile - pffiffiffi
c=ð3 " zÞ c=ð2 " zÞ c=z
DV ¼ min DV ¼ min DV ¼ min
0,1 0,15 0,20
Momentenbeiwert z nach Tafel 4-32

Bild 4-12 Faktor V ¼ Mcr =Mcr;s zur Berücksichtigung der Ausklinkungsgeometrie — Lastan-
griff am Obergurt [80]

894
Stabilit!tsnachweise f"r St!be und Stabwerke

Bild 4-13 Faktor V ¼ Mcr =Mcr;s zur Berücksichtigung der Ausklinkungsgeometrie — Lastan-
griff in der Schwereachse [80]

4.4 Auf Biegung und Druck beanspruchte gleichförmige Bauteile


Die Stabilität wird mit Hilfe der Ersatzstabnachweise Gln. (4-34) und (4-35) nachge-
wiesen. Der Einfluss der Theorie II. Ordnung wird bei seitenverschieblichen Trag- 13
werken (P-D-Effekte) entweder durch vergrößerte Randmomente (vgl. Tafel 2-7, Me-
thode B) oder durch die Knicklängen im Gesamtsystem (vgl. Tafel 2-7, Methode C)
erfasst. Die Gleichungen gelten für Stäbe mit gleichbleibendem doppeltsymmeti-
schen Querschnitt, deren Stabenden als gabelgelagert angenommen werden dür-
fen. Sie berücksichtigen den allgemeinen Fall der zweiachsigen Biegung mit Nor-
malkraft. Querschnittsverformungen oder planmäßige Torsionsbeanspruchungen
werden nicht erfasst.
Standardfälle, wie z. B. der häufig auftretende Fall der einachsigen Biegung mit
Normalkraft für Querschnitte der Klassen 1 bis 3 lassen sich durch Streichen der
betreffenden Teile der Interaktionsgleichungen und Verwendung entsprechender
Abminderungsfaktoren und Interaktionsbeiwerte ableiten (siehe Tafel 4-34).
NEd My;Ed þ DM y;Ed Mz;Ed þ DM z;Ed <
þ kyy þ kyz 1,0 (4-34)
cy N Rk cLT M y;Rk Mz;Rk
gM1 gM1 gM1
NEd My;Ed þ DM y;Ed Mz;Ed þ DM z;Ed <
þ kzy þ kzz 1,0 (4-35)
cz N Rk cLT M y;Rk Mz;Rk
gM1 gM1 gM1
NEd , My;Ed , Mz;Ed Bemessungswerte der einwirkenden Normalkraft und maximalen Biegemo-
mente
DMy;Ed , DMz;Ed Zusatzmomente aus der Verschiebung der Schwereachse des wirksamen
gegenüber dem geometrisch vorhandenen Querschnitt (siehe Tafel 3-1)

895
Stahlbau
NRk , My;Rk , Mz;Rk Charakteristische Werte der Normalkraft- und Momententragfähigkeit des
Querschnitts nach Tafel 3-1
cy , cz Abminderungsfaktoren für das Biegeknicken senkrecht zur y-Achse bzw.
senkrecht zur z-Achse
cLT Abminderungsfaktor für das Biegedrillknicken unter My
kyy ; , kyz , kzy , kzz Interaktionsbeiwerte nach Anhang A oder B von DIN EN 1993-1-1, siehe
Tafel 4-35

Tafel 4-34 Interaktionsformeln für Querschnitte der Klassen 1 bis 3


Normalkraft und Biegung My Normalkraft und Biegung Mz
NEd Mz;Ed < NEd Mz;Ed <
þ kyy 1,0 (4-36) þ kyz 1,0 (4-38)
cy N Rk cLT M y;Rk cy N Rk Mz;Rk
gM1 gM1 gM1 gM1
NEd Mz;Ed < NEd Mz;Ed <
þ kzy 1,0 (4-37) þ kzz 1,0 (4-39)
cz N Rk cLT M y;Rk cz N Rk Mz;Rk
gM1 gM1 gM1 * M1

Die Querschnittstragfähigkeiten sind in Abhängigkeit von der Querschnittsklasse


für die plastische oder elastische Ausnutzung zu ermitteln (siehe Tafel 3-1). Zur Be-
stimmung der Interaktionsbeiwerte kij werden in [11] zwei Möglichkeiten angebo-
ten, deren Berechnungsformeln in die informativen Anhänge A und B ausgelagert
wurden. In Tafel 4-35 sind die Interaktionsbeiwerte kij der Tabellen B.1 und B.2 des
Anhang B von [11] in komprimierter Form zusammengefasst. Es wird zwischen ver-
drehsteifen und verdrehweichen Stäben unterschieden. Mit verdrehsteif sind Stäbe
gemeint, die unter Druck und Biegung in Form des Biegeknickens versagen, sich
also nicht verdrehen ðcLT ¼ 1,0). Hierzu gehören Hohlprofile wegen ihrer großen
Torsionssteifigkeit, sowie offene Profile, die durch konstruktive Maßnahmen gegen
Verdrehen um ihre Längsachse hinreichend gehindert sind. Als verdrehweich wer-
den Stäbe bezeichnet, die in Form des Biegedrillknickens versagen können, wie
z. B. I-Profile ohne ausreichende Stabilisierungsmaßnahmen. Die zur Auswertung
erforderlichen Momentenbeiwerte sind in Tafel 4-36 angegeben.

Tafel 4-35 Interaktionsbeiwerte kij nach [11], Anhang B (vgl. [71])

Querschnittstyp/
Querschnitte der Klassen 1 und 2 Querschnitte der Klassen 3 und 4
Verdrehwiderstand
I-Querschnitte, kyy ¼ Cmy " ½1 þ ðl!y ! 0,2Þ " ny . für l!y < 1,0 kyy ¼ Cmy " ð1 þ 0,6 " l!y " ny Þ für l!y < 1,0
Quadrat- und ¼ Cmy " ð1 þ 0,8 " ny Þ für l!y > 1,0 ¼ Cmy
Rechteckhohlprofile " ð1 þ 0,6 " ny Þ für l!y > 1,0
kyz ¼ 0,6 " kzz kyz ¼ kzz
verdrehsteife
kzy ¼ 0,6 " kyy kzy ¼ 0,8 " kyy
Stäbe1)
verdrehweiche 0,1 " l!z " nz 0,05 " l!z " nz
kzy ¼1! für l!z < 1,0 kzy ¼ 1 ! für l!z < 1,0
Stäbe CmLT ! 0,25 CmLT ! 0,25
< 0,6 þ l!z für l!z < 0,4 0,05 " nz
¼1! für l!z > 1,0
0,1 " nz CmLT ! 0,25
¼1! für l!z > 1,0
CmLT ! 0,25
I-Querschnitte kzz ¼ Cmz " ½1 þ ð2 " l!z ! 0,6Þ " nz . für l!z < 1,0
¼ Cmz " ð1 þ 1,4 " nz Þ für l!z > 1,0 kzz ¼ Cmz " ð1 þ 0,6 " l!z " nz Þ für l!z < 1,0
Quadrat- und kzz ¼ Cmz " ½1 þ ðl!z ! 0,2Þ " nz . für l!z < 1,0 ¼ Cmz " ð1 þ 0,6 " nz Þ für l!z > 1,0
Rechteckhohlprofile ¼ Cmz " ð1 þ 0,8 " nz Þ für l!z > 1; 0

NEd NEd
nz ¼ ny ¼
cz " NRk =gM1 cy " NRk =gM1
Cmy, Cmz, CmLT #quivalente Momentenbeiwerte nach Tafel 4-36 unter Berücksichtigung der maßgeben-
den Momentenverteilung zwischen seitlich gehaltenen Punkten
1
) Für I- und H-Querschnitte und Rechteckhohlprofile, die auf Druck und einachsige Biegung My,Ed bean-
sprucht werden, darf der Beiwert kzy = 0 angenommen werden.

896
Stabilit!tsnachweise f"r St!be und Stabwerke
Tafel 4-36 "quivalente Momentenbeiwerte nach [11], Anhang B

Cmy und Cmz und CmLT


Momentenverlauf Bereich
Gleichlast Einzellast

!1 < w < 1 0,6 þ 0,4 " w > 0,4

0 < as < 1 !1 < w < 1 0,2 þ 0,8 " as > 0,4 0,2 þ 0,8 " as > 0,4

0<w<1 0,1 ! 0,8 " as > 0,4 !0,8 " as > 0,4
!1 < as < 0
!1 < w < 0 0,1 " ð1 ! wÞ ! 0,8 " as > 0,4 0,2 " ð!wÞ ! 0,8 " as > 0,4

0 < ah < 1 !1 < w < 1 0,95 þ 0,05 " ah 0,90 þ 0,10 " ah

0<w<1 0,95 þ 0,05 " ah 0,90 þ 0,10 " ah


!1 < ah < 0
!1 < w < 0 0,95 þ 0,05 " ah " ð1 þ 2 " wÞ 0,90 þ 0,10 " ah " ð1 þ 2 " wÞ

Bei Stäben von verschieblichen Systemen ist Cmy = 0,9 bzw. Cmz = 0,9 anzunehmen.

Die äquivalenten Momentenbeiwerte Cmy , Cmz und CmLT sind unter Berücksichti-
gung der Momentenverteilung zwischen den maßgebenden seitlich gehaltenen
Punkten zu ermitteln. Liegen seitliche Zwischenstützungen vor, sind ggf. unter-
schiedliche Momentenverteilungen bei der Bestimmung der jeweiligen Beiwerte
zugrunde zu legen (Bild 4-14).
Je nach Bauteilschlankheit und Momentenverteilung über die Stablänge können
die Ersatzstabnachweise nach den Gln. (4-34) bis (4-39) unter Umständen für die
Bemessung nicht maßgebend werden. Daher sind ergänzend hierzu an den
Bauteilenden die Querschnittsnachweise nach Abschnitt 3 zu führen.

l!y für Lcr ¼ L Cmy ¼ 0,9


13
l!z für Lcr ¼ c

l!LT für Lcr ¼ c CmLT ¼ 0,6

Bild 4-14 Ansätze für Träger mit Zwischenstützungen

4.5 Allgemeines Verfahren


für Knick- und Biegedrillknicknachweise
Sind die Anwendungsgrenzen der Ersatzstabnachweise der vorangegangenen Ab-
schnitte nicht eingehalten, bietet sich in bestimmten Fällen das Allgemeine Verfah-
ren für Knick- und Biegedrillknicknachweise an. Die Anwendung ist nach [11], Ab-
schnitt 6.4.3 vorgesehen für
— Bauteile mit beliebigem einfachsymmetrischen Querschnitt veränderlicher Bau-
höhe und beliebigen Randbedingungen, belastet in der Symmetrieebene
— und vollständige Tragwerke oder Tragwerksteile, die aus solchen Bauteilen be-
stehen,

897
Stahlbau

die auf Druck- und/oder einachsige Biegung in der Hauptebene beansprucht sind,
aber zwischen den Stützungen keine Fließgelenke bilden. Ein typisches Anwen-
dungsgebiet für das Allgemeine Verfahren sind Rahmen mit gevouteten Stützen
und Riegeln.
Der Nachweis gegen Knicken von Tragwerken und Tragwerksteilen wird mit der
Bedingung (4-40) geführt. Die Vorgehensweise besteht darin, mit geeigneten Be-
rechnungsprogrammen (z. B. geometrisch nichtlineare FEM) die Verzweigungslas-
ten, ggf. für kombinierte Beanspruchungen, unter Einbeziehung der relevanten Ver-
sagensformen zu bestimmen. !ber die globale Schlankheit l!op für das Ausweichen
des Tragwerkes aus der Systemebene (Biegeknicken, Drillknicken, Biegedrillknik-
ken) wird der Abminderungsbeiwert cop bestimmt und der Tragsicherheitsnachweis
im Sinne eines Ersatzstabnachweises geführt. Da die Verifizierung der Nachweis-
methode bisher nur teilweise erfolgte, wurde der Anwendungsbereich im Nationa-
len Anhang von [11] auf Systeme aus I-Profilen beschränkt und festgelegt, dass bei
Beanspruchung aus N und My der kleinere der beiden Werte c (aus N) oder cLT
(aus My ) zu wählen ist.
cop " ault;k
> 1,0 (4-40)
gM1
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ault;k
l!op ¼ (4-41)
acr;op
ault;k Kleinster Vergrößerungsfaktor für die Bemessungswerte der Belastung, mit dem die
charakteristische Tragfähigkeit der Bauteile mit Verformungen in der Tragwerksebe-
ne erreicht wird. Dabei werden, wo erforderlich, alle Effekte aus Imperfektionen
und Theorie II. Ordnung in der Tragwerksebene berücksichtigt. In der Regel wird
ault;k durch den Querschnittsnachweis am ungünstigsten Querschnitt des Tragwerks
oder Teiltragwerks bestimmt.
cop Abminderungsfaktor für den Schlankheitsgrad l!op , mit dem Knicken oder Biegedrill-
knicken aus der Tragwerksebene berücksichtigt wird. Für cop ist
— bei Beanspruchungen ausschließlich durch Normalkräfte die Knicklinie nach Tafel 4-4,
— bei Beanspruchungen ausschließlich durch Biegemomente die Biegedrillknicklinie
für den „Allgemeiner Fall“ nach Tafel 4-27
— und bei kombinierten Beanspruchungen der kleinere der beiden Abminderungsfak-
toren c (aus N) oder cLT (aus My ) anzusetzen.
acr;op Kleinster Vergrößerungsfaktor für die Bemessungswerte der Belastung, mit dem die idea-
le Verzweigungslast mit Verformungen aus der Haupttragwerksebene erreicht wird.

Bei kombinierter Beanspruchung und Addition der Ausnutzungsgrade aus NEd und My;Ed
(Gl. (4-42)) kann der Tragsicherheitsnachweis (4-40) in Form der Bedingung (4-43) geführt wer-
den.
NEd My;Ed 1
þ ¼ (4-42)
N Rk M y;Rk ault;k
NEd My;Ed <
þ cop (4-43)
NRk M y;Rk
gM1 gM1

4.6 Mehrteilige Druckstäbe


4.6.1 Allgemeines
Mehrteilige Druckstäbe können als Gitter- oder Rahmenstäbe (mehrteilige Stäbe
mit Bindeblechen) ausgebildet sein (Bild 4-15). Bezüglich der Tragwirkung und der
zu führenden Stabilitätsnachweise wird zwischen dem Knicken senkrecht zu
Stoffachse und dem Knicken senkrecht zur stofffreien Achse unterschieden. Als
Stoffachse wird diejenige Querschnittsachse bezeichnet, die durch sämtliche Einzel-
querschnitte verläuft (Bild 4-15). Die stofffreie Achse verläuft nicht durch die Einzel-
querschnitte. Mehrteilige Druckstäbe haben mindestens eine stofffreie Achse.

898
Stabilit!tsnachweise f"r St!be und Stabwerke

Der Nachweis für das Knicken senkrecht zur Stoffachse erfolgt wie bei einteiligen
Druckstäben (siehe Abschnitte 4.2 und 4.4). Die Berechnung der Schnittgrößen
nach Theorie II. Ordnung für das Ausweichen senkrecht zur stofffreien Achse kann
unter anderem mit Hilfe von Stabwerksmodellen erfolgen, bei denen die einzelnen
Elemente und deren Verbindung modelliert werden.
Bilden die Gitterstäbe oder Bindebleche über die Länge der Druckstäbe gleichartige
wiederkehrende Felder, kann die Berechnung nach der Theorie schubelastischer
Stäbe (Timoshenko, Engesser, Bresse, siehe z. B. [81]) erfolgen. Verschiedene Be-
rechnungsprogramme bieten diese Option.

Bild 4-15 Gitter- und Rahmenstäbe

In [11], Abschnitt 6.4.1 wird die näherungsweise Berechnung der Schnittgrößen


nach Theorie II. Ordnung für den Eulerstab-II über die Knicklast Ncr beschrieben.
Sie ist dort auf mehrteilige Druckstäbe mit „zwei Tragebenen“ beschränkt. Die
Gurte können Vollquerschnitte oder selbst rechtwinklig zur betrachteten Ebene in 13
mehrteilige Bauteile aufgelöst sein. Nachfolgend werden die Berechnungsformeln
zur Bestimmung der Schnittgrößen wiedergegeben (Gln. (4-44) bis (4-47)). Dabei
wird aus sachlichen Gründen eine gegenüber [11] in Teilen abweichende Darstel-
lung gewählt. Die Berechnung gilt nach der Norm
— für gleichförmige mehrteilige druckbeanspruchte Stäbe, die an ihren Enden ge-
lenkig gelagert und seitlich gehalten sind,
— wenn die Gitterstäbe und Bindebleche gleichartig wiederkehrende Felder bilden
und die Gurtstäbe parallel angeordnet sind,
— ein Stütze in mind. 3. Feldern unterteilt ist
— und die Gurtstäbe zwei Tragebenen bilden.
MEd h0 Ach
Nch;Ed ¼ 0,5NEd þ (4-44)
2 I eff
I
NEd "e 0 þ MEd
MEd ¼ (4-45)
NEd
1#
Ncr
p
VEd ¼ "M Ed (4-46)
L
1
Ncr ¼ (4-47)
L2 1
þ
p2 EI eff Sv

899
Stahlbau

mit
Nch;Ed Gurtstabkraft
NEd einwirkende Normalkraft
MEd einwirkendes Biegemoment in der Mitte des mehrteiligen Druckstabes unter Berück-
sichtigung der Vorkrümmung und dem Einfluss der Theorie II. Ordnung
e0 Stich der anzusetzenden Vorkrümmung e0 ¼ L=500
I
MEd einwirkendes Biegemoment nach Theorie I. Ordnung
h0 Abstand der Gurtachsen
Ach Querschnittsfläche eines Gurtstabes
I eff effektives Flächenmoment des mehrteiligen Druckstabes
Sv Schubsteifigkeit des mehrteiligen Druckstabes (siehe Tafel 4-37 und 4-38)
Ncr Knicklast des mehrteiligen Druckstabes unter Berücksichtigung der Biege- und Schub-
steifigkeit
Bei der Bestimmung der Biegemomente und Querkräfte mit den Gln. (4-45) und
(4-46) wird die Affinität von Biegelinie und Knickbiegelinie vorausgesetzt. Dies
trifft bei einem Druckstab mit sinusförmiger Vorkümmung zu. Bei Gleichstrecken-
lasten ist die !bereinstimmung annähernd gegeben. Bei stärkeren Abweichungen
kann die Berechnung des Biegemomentes MEd mit Gl. (4-48) und der Querkraft
an den Stabenden näherungsweise mit Gl. (4-49) erfolgen.
NEd
1þd"
NEd "e 0 I Ncr
MEd ¼ þ a " MEd mit a ¼ (4-48)
NEd NEd
1# 1#
Ncr Ncr
I p I
VEd ¼ VEd þ "ðM Ed # MEd Þ (4-49)
L
d Korrekturfaktor (Dischingerfaktor), abhängig vom Momentenverlauf nach Bild 4-16
I
VEd Bemessungswert der an den Stabenden einwirkenden Querkraft nach Theorie I. Ordnung
VEd wird der Bemessung der Diagonalen und Pfosten von Gitterstützen sowie der
Bindebleche und der Bestimmung der Sekundärbiegung von Rahmenstäben zu-
grunde gelegt.

Bild 4-16
Korrekturfaktoren d

900
Stabilit!tsnachweise f"r St!be und Stabwerke

4.6.2 Gitterstützen
Bei Gitterstützen werden die Gurtstäbe durch eine fachwerkartige Vergitterung ver-
bunden. Die Querverbindungen zwischen den Gurtstäben sind erforderlich:
— an den Enden der Gitterstützen,
— an Stellen, an denen die Vergitterung unterbrochen wird sowie
— an Anschlüssen zu anderen Bauteilen.
[11] empfiehlt für jeweils gegenüberliegende Ebenen die gleichläufige Ausführung
der Vergitterungen. Bei gegenläufiger Ausführung sind zusätzliche Verformungen in-
folge Torsionsbeanspruchung zu berücksichtigen. Zur Bestimmung der rechnerischen
Schubsteifigkeit SV der Vergitterung sind in Tafel 4-37 drei Grundfälle angegeben. Die
effektive Biegesteifigkeit EI eff der Gitterstütze wird mit den Steineranteilen der Gurt-
flächen bestimmt (Tafel 4-37). Der Knicknachweis der Gurtstäbe erfolgt mit Gl. (4-50).
Nch;Ed <
1,0 (4-50)
Nb;Rd
Nb;Rd Knicktragfähigkeit eines Gurtstabes, abhängig von der Knicklänge Lch
(siehe Tafel 4-37).
Tafel 4-37 Steifigkeiten und Knicklängen Lch der Gurtstäbe von Gitterstützen

nEAd ah20 nEAd ah20 nEAd ah20


SV ¼ SV ¼ SV ¼ ' (
2d 3 d3 Ad h30
d3 1 þ
Av d 3
" #2
h0
EI eff ¼ E" " SAch
13
2
n ist die Anzahl paralleler Ebenen der Vergitterung
Ad und Av sind die Querschnittsflächen der Gitterstäbe einer Ebene

Lch ¼ 1,52a Lch ¼ 1,28a Lch ¼ a

4.6.3 Rahmenstäbe
Bei Rahmenstäben sind für die Gurtstäbe, die Bindebleche und deren Anschlüsse
die Tragsicherheitsnachweise mit den Schnittgrößen in Stabmitte und in den End-
feldern zu führen. Die Steifigkeitswerte zur Bestimmung von MEd und VEd (siehe
Abschnitt 4.6.1) sind in Tafel 4-37 angegeben.

9 01
Stahlbau
Tafel 4-38 Steifigkeiten von Rahmenstäben
I 1 ¼ 0,5 h20 Ach þ 2I ch
EI eff ¼ E " ð0,5h20 Ach þ 2mI ch Þ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
i0 ¼ I 1 =ð2Ach Þ
l ¼ L=i0
24EI ch 2p2 EI ch
Sv ¼ ' (< l > 150 75 < l < 150 l < 75
2I h a2
a2 1 þ ch 0 l
nI b a m¼0 m¼2! m ¼ 1,0
75
n Anzahl paralleler Ebenen mit Bindeblechen
m Wirkungsgrad der Biegesteifigkeit der Gurtstäbe
Ib Flächenträgheitsmoment des Bindebleches in der Nachweisebene
I ch Flächenträgheitsmoment des Gurtstabes in der Nachweisebene

Für die Gurtstäbe ist im Bereich max M Ed der Knicknachweis nach Gl. (4-50) zu füh-
ren. Die Knicklänge Lch entspricht dem Abstand a der Bindebleche. Ferner ist die
Tragsicherheit an den Stabenden unter Berücksichtigung der Momente aus der Se-
kundärbiegung nachzuweisen (siehe Gln. (4-51) bis (4-53) und Bild (4-17)).
VEd " a
Nch;Ed ¼ 0,5NEd þ (4-51)
2h0
a
Mch;Ed ¼ VEd " (4-52)
4
Vch;Ed ¼ 12 "V Ed (4-53)
Vereinfacht darf die maximale Gurtstabkraft Nch;Ed nach Gl. (4-44) mit der maxima-
len Querkraft VEd kombiniert werden. Die Bindebleche und deren Anschlüsse sind
für die Querkraft Vb;Ed und das Biegemoment Mb;Ed auszulegen (Bild 4-17).
a
Mb;Ed ¼ VEd " (4-54)
2
a
Vb;Ed ¼ VEd " (4-55)
h0

Konstruktive Durchbildung
Bindebleche sind immer an den Stützenenden und mindestens in den Drittelspunk-
ten (siehe Abschnitt 4.6.1) vorzusehen. Bei Anordnung in mehreren parallelen Ebe-
nen sollten diese gegenüberliegend angeordnet sein. Ferner sollten Bindebleche
auch an Lasteinleitungsstellen und Punkten seitlicher Abstützung vorgesehen wer-
den.

Bild 4-17
Rahmenstab — Bezeichnungen
und Sekundärbiegung infolge VEd

902
Stabilit!tsnachweise f"r St!be und Stabwerke

4.6.4 Mehrteilige Druckstäbe mit geringer Spreizung


Bei mehrteiligen Druckstäben nach Bild 4-18, bei denen die Einzelstäbe Kontakt ha-
ben oder mit geringer Spreizung durch Futterstücke verbunden sind, darf das Kni-
cken wie bei einteiligen Druckstäben nachgewiesen werden (siehe Abschnitte 4.2
und 4.4). Voraussetzung hierfür ist, dass der maximale Abstand der Bindebleche
nach Tafel 4-39 eingehalten ist: Die durch die Bindebleche zu übertragende Quer-
kraft ist nach Gl. (4-55) zu bestimmen (siehe Bild 4-17).

Bild 4-18 Mehrteilige Druckstäbe mit geringer Spreizung

Bild 4-19 Druckstäbe mit über Eck gestellten Winkelprofilen

Bei Druckstäben mit über Eck gestellten ungleichschenkligen Winkelprofilen


(Bild 4-19, rechts) darf der Nachweis für das Biegeknicken senkrecht zur Stoff-
fachse (y-y Achse) mit dem Trägheitsradius iy nach Gl. (4-56) geführt werden. Da-
bei ist i0 der kleinste Trägheitsradius des mehrteiligen Druckstabes. 13
i0
iy ¼ (4-56)
1,15

Tafel 4-39 Maximaler Abstand zwischen den Achsen von Bindeblechen


Art der mehrteiligen Druckstäbe maximaler Abstand
Querschnitte nach Bild 4-18, die durch Schrauben oder Schweißnähte 15imin
verbunden sind
Querschnitte nach Bild 4-19, die durch paarweise angeordnete Binde- 70imin
bleche verbunden sind
imin kleinster Trägheitsradius eines Gurtstabes oder eines Winkels

903
Stahlbau

5 Plattenförmige Bauteile
5.1 Grundlagen
Bei aus ebenen Blechen zusammengesetzten Bauteilen können Schubverzerrungen
und das Beulen unter Längs- und Schubspannungen zu ungleichmäßigen Span-
nungsverteilungen führen. Diese Einflüsse müssen berücksichtigt werden, wenn
sie die Grenzzustände der Tragsicherheit, der Ermüdung und/oder der Gebrauchs-
tauglichkeit wesentlich beeinflussen. Blechfelder dürfen näherungsweise als eben
betrachtet werden, wenn der Krümmungsradius die Bedingung (5-1) erfüllt.
a2
r> (5-1)
t
a Blechfeldbreite
t Blechdicke
Der Einfluss der Schubverzerrungen von breiten Zug- und Druckgurten wird durch
den Ansatz mittragender Plattenbreiten berücksichtigt (siehe Abschnitt 5.2). Zum
Tragsicherheitsnachweis und zur Bestimmung der Spannungen unter dem Einfluss
des Beulens stehen in [14] zwei unterschiedliche Verfahren zur Verfügung: die Me-
thode der wirksamen Querschnitte und die Methode der reduzierten Spannungen.
Die Methode der reduzierten Spannungen entspricht dem aus [34] bekannten Vorge-
hen. Die Bestimmung der einwirkenden Spannungen erfolgt mit dem, ggf. um den
Einfluss der Schubverzerrungen reduzierten, Ausgangsquerschnitt (mittragender
Querschnitt). !berschreiten diese Spannungen und ggf. deren Kombination (Ver-
gleichsspannung) die um den Beuleinfluss reduzierte Fließspannung nicht, so darf
der Querschnitt in die Klasse 3 eingeordnet werden. Bei dem Verfahren kann die zuläs-
sige Grenzspannung des schwächsten Querschnittsteils die rechnerische Tragfähig-
keit des gesamten Querschnittes bestimmen. Umlagerungen der Spannungen auf an-
dere, weniger beulgefährdete Querschnittsteile werden nicht ausgenutzt.
Bei der Methode der wirksamen Querschnitte werden durch Längsdruckspannun-
gen beanspruchte Querschnittsteile auf wirksame Breiten reduziert. Grundlage hier-
für ist die Spannungsverteilung am Ausgangsquerschnitt. Sind zusätzlich Schubver-
zerrungen zu berücksichtigen, kann dies nach Abschnitt 5.2.3 erfolgen. Wirken
gleichzeitig mehrere druckspannungserzeugende Schnittgrößen, können die wirk-
samen Querschnitte vereinfacht getrennt für die jeweiligen Schnittgrößen oder
iterativ für die kombinierte Beanspruchung bestimmt werden. Die Auswirkungen
des Plattenbeulens bei der Berechnung eines Tragwerkes (Schnittgrößen, Verfor-
mungen) dürfen vernachlässigt werden, wenn die wirksamen Flächen der unter
Druckbeanspruchung stehenden Querschnittsteile jeweils größer als die 0,5-fache
Bruttoquerschnittsflächen sind (Gl. (5-2)). Dies gilt ebenso für die Ermittlung der
Spannungen bei Gebrauchstauglichkeits- und Ermüdungsnachweisen.
Grenzwert des Abminderungsfaktors r für das Plattenbeulen nach [14], Abschnitt
2.2 und [15]:
r < rlim ¼ 0,5 (5-2)

5.2 Berücksichtigung von Schubverzerrungen


5.2.1 Allgemeines
Bei der Bestimmung der mittragenden Breiten (effektive Breiten) zur Berücksichti-
gung von Schubverzerrungen wird zwischen elastischem und elastisch-plastischem
Werkstoffverhalten unterschieden. Der Einfluss der Schubverzerrungen von Gurten
darf vernachlässigt werden, wenn Bedingung (5-3) erfüllt ist.
Le
b0 < (5-3)
50

904
Plattenf#rmige Bauteile

Darin ist
b0 die Gurtbreite bei einseitig gestützten Gurten und die halbe Gurtbreite bei zweiseitig ge-
stützten Gurten (siehe Bild 5-1) sowie
Le die effektive Länge nach Abschnitt 5.2.2.

Sind Schubverzerrungen zu berücksichtigen, dürfen diese bei der elastischen Trag-


werksberechnung (Schnittgrößen, Verformungen) durch den Ansatz einer über die
gesamte Spannweite konstante mittragenden Breite erfasst werden. Bei Durchlauf-
trägern ist in jedem Feld als mittragende Breite je Stegseite das Minimum von
geometrisch vorhandener Breite b0 und einem Achtel der Stützweite anzusetzen.
Bei Kragarmen ist für L die doppelte Kragarmlänge zugrunde zu legen.

beff ¼ minðb0 ; L=8Þ (5-4)

5.2.2 Mittragende Breiten bei elastischem Werkstoffverhalten


Den Grenzzuständen der Gebrauchstauglichkeit und der Ermüdung sind die mittra-
genden Breiten für elastisches Werkstoffverhalten zugrunde zu legen. Die Berech-
nung erfolgt unter Berücksichtigung der effektiven Längen Le und, soweit vorhan-
den, dem Einfluss der Längssteifen mit Gl. (5-5) und Tafel 5-1.

beff ¼ b " b0 (5-5)

Unterscheiden sich bei Durchlaufträgern die angrenzenden Feldweiten um nicht


mehr als 50 % und sind Kragarme nicht länger als 50 % der angrenzenden Feld-
weite, darf die effektive Länge nach Bild 5-1 bestimmt werden. In anderen Fällen
ist Le als Abstand der Momentennullpunkte abzuschätzen.

Tafel 5-1 Abminderungsfaktor b für die mittragende Breite

Nachweisort j b

j < 0,02 b ¼ b1 ¼ 1,0


13
1
0,02 < j < 0,70 b ¼ b1 ¼
Feldmoment 1 þ 6,4j2

j > 0,7 1
b ¼ b1 ¼
5,9j

j < 0,02 b ¼ b2 ¼ 1,0

1
b ¼ b2 ¼ " #
0,02 < j < 0,70 1
Stützmoment 1 þ 6,0 j ! þ 1,6j2
2 500j

1
j > 0,7 b ¼ b2 ¼
8,6j
" #
0,025
Endauflager alle j b0 ¼ 0,55 þ b1 jedoch b0 < b1
j

Kragarm alle j b ¼ b2 am Auflager und Kragende


pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
j ¼ a0 b0 =Le mit a0 ¼ 1 þ Asl =ðb 0 " tÞ.
Asl ist die Fläche aller Längssteifen innerhalb von b0

905
Stahlbau

Bild 5-1 Effektive Längen Le und Breiten beff für Durchlaufträger

5.2.3 Berücksichtigung von Schubverzerrungen


im Grenzzustand der Tragfähigkeit
Im Grenzzustand der Tragfähigkeit dürfen Schubverzerrungen elastisch nach Ab-
schnitt 5.2.2 oder elastisch-plastisch unter Begrenzung plastischer Dehnungen be-
rücksichtigt werden. Elastische Schubverzerrungen und die daraus resultierenden
mittragenden Breiten sind bei Anwendung der Methode der reduzierten Spannun-
gen zugrunde zu legen. Die elastisch-plastische Wirkung von Schubverzerrungen
kann durch den Ansatz der mittragenden Plattenbreite nach Gl. (5-6) erfolgen.
beff ¼ bj " b0 jedoch beff > b " b0 (5-6)
b, j siehe Tafel 5-1
Sind die Wirkungen des Plattenbeulens und der Schubverzerrungen bei Druckgur-
ten gleichzeitig zu berücksichtigen, kann dies durch den Ansatz effektiver Quer-
schnittsflächen erfolgen, die beide Einflüsse erfassen. Auch hier kann wahlweise
elastisches oder elastisch-plastisches Werkstoffverhalten für die Schubverzerrungen
zugrunde gelegt werden. Zu beachten ist, dass sich Aeff und Ac;eff in den Gln. (5-7)
und (5-10) wie b0 und j auf den jeweiligen Gurtteil (siehe Bild 5-1) beziehen, auch
wenn dies nicht explizit in [14], Abschnitt 3.3 erwähnt wird.

906
Plattenf#rmige Bauteile

Effektive Querschnittsfläche unter Ansatz elastischer Schubverzerrungen:


Aeff ¼ Ac;eff " bult (5-7)
Ac;eff wirksame (effektivep) gedrückte Querschnittsfläche, sofern vorhanden mit Längssteifen,
unter Berücksichtigung des Plattenbeulens
bult Abminderungsfaktor zur Berücksichtigung von Schubverzerrungen im Grenzzustand
der Tragfähigkeit
bult darf mit b nach Tafel 5-1 unter Verwendung von a30 nach Gl. (5-8) und j nach
Gl. (5-9) bestimmt werden. Dabei ist tf die Gurtblechdicke.
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
5 Ac;eff
a0 ¼ (5-8)
b0 " tf
b0
j ¼ a50 " (5-9)
Le
Effektive Querschnittsfläche unter Ansatz elastisch-plastischer Schubverzerrungen:
Aeff ¼ bj " Ac;eff jedoch Aeff > b " Ac;eff (5-10)
b, j siehe Tafel 5-1
Ac;eff siehe Definition zu Gl. (5-7)

5.3 Beulsicherheitsnachweise nach DIN EN 1993-1-5,


Abschnitte 4 bis 7 [14]
5.3.1 Geltungsbereich, anzusetzende Schnittgrößen
Die Tragsicherheitsnachweise nach [14], Abschnitte 4 bis 7 gelten für rechteckige
Plattenfelder mit parallel verlaufenden Gurten. Der Durchmesser nicht ausgesteifter
Löcher oder Ausschnitte beträgt nicht mehr als 5 % der Beulfeldbreite.
Die Regeln dürfen für nicht rechteckige Beulfelder angewendet werden, wenn der
Winkel a nach Bild 5.2 nicht mehr als 10, beträgt. Ist a > 10, , so darf das Beulfeld
unter Ansatz eines rechteckigen Ersatzfeldes mit der größeren der beiden Abmes-
sungen b1 und b2 nach Bild 5.2 nachgewiesen werden.

13

Bild 5.2 Trapezförmiges Beulfeld

Sind die Schnittgrößen über die Beulfeldlänge a veränderlich, ist der Beulnachweis
in der Regel für den jeweiligen Größtwert zu führen. Treten die Größtwerte an den
Querrändern auf, darf der Nachweis mit den Schnittgrößen geführt werden, die im
Abstand min ð0,4a; 0,5bÞ einwirken. Die verringerten Werte sollten jedoch nicht klei-
ner als die Mittelwerte der Schnittgrößen über die Beulfeldlänge sein. Werden die
Beulnachweise mit reduzierten Schnittgrößen geführt, ist an den Querrändern mit
den Größtwerten zusätzlich ein Querschnittsnachweis mit den Bruttoquerschnitts-
werten zu führen.

5.3.2 Plattenbeulen unter Längsspannungen


5.3.2.1 Allgemeines, Voraussetzungen
Bei Bauteilen mit Querschnitten der Klasse 4, die durch Längsspannungen bean-
sprucht werden, darf das Verfahren der wirksamen Flächen angewendet werden.
Die Einflüsse von Schubverzerrungen und Plattenbeulen werden durch effektive

907
Stahlbau

Breiten (siehe Abschnitt 5.2) berücksichtigt. Die effektiven Querschnittwerte (Aeff ,


Ieff , Weff ) der Bauteile werden aus den effektiven Flächen druckbeanspruchter Quer-
schnittsteile und den mittragenden Flächen zugbeanspruchter Querschnittsteile be-
stimmt. Damit können die Querschnittsnachweise (siehe Abschnitt 3.10) und Bau-
teilnachweise für Knicken oder Biegedrillknicken (siehe Abschnitt 4) geführt
werden. Ergänzend zu Abschnitt 5.3.1 gelten folgende Voraussetzungen:
— die Bauteile sind gleichförmig;
— soweit Steifen vorhanden sind, laufen diese in Längs- und/oder Querrichtung;
— flanschinduziertes Stegbeulen (siehe Abschnitt 5.4) ist ausgeschlossen.
Bezüglich des Vorgehens bei der Bestimmung der effektiven Querschnittwerte gel-
ten die Erläuterungen in den Abschnitten 5.2 und 3.10. Es wird zwischen Blechfel-
dern mit und ohne Längssteifen unterschieden (Abschnitte 5.3.2.3 und 5.3.2.4).

5.3.2.2 Tragsicherheitsnachweis
Der Tragsicherheitsnachweis für Normalkraft und ein- oder zweiachsige Biegung
wird, sofern die effektiven Querschnittsgrößen getrennt für die jeweiligen Schnitt-
größen bestimmt werden, in Analogie zu Abschnitt 3.10 mit Gl. (5-11) oder (5-12)
geführt. Die Bezeichnungen entsprechen den Angaben in [11].
NEd MEd þ NEd " eN <
h1 ¼ þ 1,0 (5-11)
Aeff " fy =gM0 Weff;min " fy =gM0
NEd My;Ed þ NEd " ey,N Mz;Ed þ NEd " ez,N <
h1 ¼ þ þ 1,0 (5-12)
Aeff " fy =gM0 Weff;y;min " fy =gM0 Weff;z;min " fy =gM0
mit
Aeff wirksame Querschnittsfläche bei gleichmäßiger Druckbeanspruchung
Weff;min kleinstes wirksames Widerstandsmoment eines ausschließlich auf Biegung um die
maßgebende Achse beanspruchten Querschnitts
eN Verschiebung der maßgebenden Hauptachse eines unter reinen Druck beanspruchten
Querschnitts
Die Schnittgrößen MEd und NEd sind gegebenenfalls nach Theorie II. Ordnung zu
berechnen. In diesem Fall ist in den Gln. (5-11) und (5-12) der Teilsicherheitsbeiwert
gM0 durch gM1 zu ersetzen (vgl. [12]).
Sind bei I- oder Kastenquerschnitten zur Bestimmung von Weff;min sowohl für die
Gurte als auch die Stege wirksame Flächen zu ermitteln, ist wie folgt vorzugehen:
1. Ermittlung der elastischen Spannungsverteilung mit dem, ggf. um den Einfluss
der Schubverzerrungen reduzierten, Ausgangsquerschnitt (mittragender Quer-
schnitt).
2. Bestimmung der effektiven Flächen des Druckgurtes mit den Spannungen aus 1.
3. Ermittlung der elastischen Spannungsverteilung mit den effektiven Gurtflächen
und den Bruttoflächen der Stege.
4. Bestimmung der wirksamen Flächen der Stege mit den Spannungen aus 3.
5. Berechnung von Weff;min mit den effektiven Gurt- und Stegflächen.

5.3.2.3 Wirksame Flächen von Blechfeldern ohne Längssteifen


Die nachfolgenden Regelungen gelten für Gesamtfelder ohne Längssteifen und für
Einzelfelder unter Verwendung der jeweiligen Abmessungen. Die wirksamen Flächen
ebener druckbeanspruchter Blechfelder werden, sofern kein knickstabähnliches Ver-
halten zu berücksichtigen ist, mit Gleichung (5-13) bestimmt. Bei der Ermittlung des
Abminderungsfaktors r wird zwischen einseitig und beidseitig gestützten Quer-
schnittsteilen unterschieden (Tafel 5-2). Tafel 5-3 enthält die erforderlichen Beulwerte
ks und die anteilige Zuordnung der wirksamen Breiten zu den Rändern.
Ac;eff ¼ r " Ac (5-13)

908
Plattenf#rmige Bauteile

Die Berechnung des Randspannungsverhältnisses w erfolgt nach der in Abschnitt


5.3.2.2 beschriebenen Vorgehensweise. Mit dem Schlankheitsgrad ! lp für das Plat-
tenbeulen (s. Tafel 5-2) wird die wirksame Fläche eines Blechfeldes unter der Vor-
aussetzung ermittelt, dass die Randspannungen die Streckgrenze erreichen. Liegen
die Spannungen darunter, können größere wirksame Breiten angesetzt werden.
Dies ist beispielsweise bei Einzelfeldern in längsversteiften Gesamtfeldern von Re-
levanz, die nicht am höchstbelasteten Rand liegen. Wird die Streckgrenze nicht voll
ausgenutzt, kann der Beulschlankheitsgrad mit Gleichung (5-14) abgemindert wer-
den (s. auch Abschnitt 2.7).
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
!lp,red ¼ !lp " scom,Ed (5-14)
fy =gM0
s com,Ed größter Bemessungswert der einwirkenden Druckbeanspruchung in dem Blechfeld,
falls notwendig nach Theorie II. Ordnung berechnet
Dieses Vorgehen erfordert i. Allg. eine iterative Berechnung, in der das Spannungs-
verhältnis w in jedem Schritt neu aus der Spannungsverteilung mit dem wirksa-
men Querschnitt des vorherigen Iterationsschritts ermittelt wird.
Alternativ dürfen die Abminderungsfaktoren r nach Gl. (5-15) und (5-16) berechnet
werden (vgl. [14] Anhang E).
Einseitig gestützte druckbeanspruchte Querschnittsteile:
1 # 0,188=l !p,red !p # l
l !p,red
r¼ þ 0,18 ! < 1,0 (5-15)
!
lp,red lp # 0,6
Beidseitig gestützte druckbeanspruchte Querschnittsteile:
1 # 0,055 ð3 þ wÞ=! lp,red !
lp # !
lp,red <
r¼ ! þ 0,18 ! 1,0 (5-16)
lp,red lp # 0,6

5.3.2.4 Wirksame Flächen von Blechfeldern mit Längssteifen


Bei längsversteiften Beulfeldern werden die wirksamen Flächen in zwei Schritten
ermittelt. Dabei wird zunächst die wirksame Fläche Ac;eff;loc aus der Summe der
wirksamen Flächen der unversteiften Einzelfelder und der Steifen selbst bestimmt 13
(Gl. (5-17) und Bild 5-3). Im zweiten Schritt wird der Abminderungsfaktor rc für das
Gesamtfeldbeulen berechnet, mit dem Ac;eff;loc nochmals reduziert wird. Die wirk-
same Fläche wird unter Einbeziehung der Randbereiche mit Gl. ( 5-18) bestimmt.
X
Ac,eff,loc ¼ Asl,eff þ rloc " bc,loc " t (5-17)
c
Ac,eff ¼ rc " Ac,eff,loc þ Sbedge,eff " t (5-18)
Dabei ist
A
Psl,eff Summe der wirksamen Fläche aller Längssteifen in der Druckzone
bezieht sich auf den im Druckbereich liegenden Teil des längsausgesteiften Blech-
c feldes mit Ausnahme der Randbereiche Sbedge,eff " t (siehe Bild 5-3)
rloc Abminderungsfaktor für das Einzelfeldbeulen nach Tafel 5-2
bc,loc Breite der Druckzone in einem Einzelfeld
rc Abminderungsfaktor unter Berücksichtigung der Interaktion von Plattenbeulen und
knickstabähnlichem Verhalten nach Abs. 5.3.2.5
Die Berechnung Ac,eff mit Gl. (5-18) setzt voraus, dass Längssteifen mit ausreichend
hoher Steifigkeit eingesetzt werden, sodass sie als Randlagerungen der Einzelfel-
der dienen und Einzelfeldbeulen vor dem Gesamtfeldbeulen hervorrufen. Nach [15]
sind Längssteifen zu vernachlässigen, deren bezogene Steifigkeit g < 25 ist.
I sl > bt 3 bt 3
g¼ 25 mit I p ¼ 2
¼ (5-19)
Ip 12ð1 # n Þ 10,92
Isl Flächenträgheitsmoment des gesamten längsversteiften Blechfeldes
Ip Flächenträgheitsmoment für Plattenbiegung

909
Stahlbau
Tafel 5-2 Abminderungsfaktoren r für das Plattenbeulen
Einseitig gestützte Querschnittsteile sffiffiffiffiffiffiffi
! ! fy b!=t
lp < 0,748 r ¼ 1,0 lp ¼ ¼ pffiffiffiffiffi
scr 28,4e ks
!
lp ! 0,188 < b! maßgebende Breite nach Tafel 5-4
!
lp > 0,748 r¼ 1,0 ks Beulwert nach Tafel 5-3
!2
l p

Beidseitig gestützte Querschnittsteile


pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
!
lp < 0,5 þ 0,085 ! 0,055w r ¼ 1,0 e ¼ 235=fy
Randspannungsverhältnis:
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi !
lp ! 0,055ð3 þ wÞ < w ¼ s2 =s 1
!
lp > 0,5 þ 0,085 ! 0,055w r¼ 1,0
!2
l
p

Tafel 5-3 Wirksame Breiten beff und Beulwerte ks

Spannungsverteilung beff w ¼ s 2 =s 1 ks
Beidseitig gestützte druckbeanspruchte Querschnittsteile
w¼1
beff ¼ rb! 1 4,0
be1 ¼ 0,5beff
8,2
be2 ¼ 0,5beff 1>w>0
1,05 þ w
1 > w>0
beff ¼ rb! 0 7,81
2
be1 ¼ beff
5!w
be2 ¼ beff ! be1 0 > w > !1 7,81 ! 6,29w þ 9,87w2
w<0
beff ¼ rbc !1 23,9
b!
beff ¼ r
1!w
be1 ¼ 0,4beff !1 > w > ! 3 5,98ð1 ! wÞ2
be2 ¼ 0,6beff

Einseitig gestützte druckbeanspruchte Querschnittsteile


1 > w>0
1 0,43
beff ¼ rc
0 0,57
w<0
beff ¼ rbc !1 0,85
c
beff ¼r
1!w 1>w> ! 3 0,57 ! 0,21w þ 0,07w2

1 > w>0 1 0,43

beff ¼ rc 0,578
1>w>0
0,34 þ w

0 1,7
w<0
beff ¼ rbc
c 0 > w > !1 1,7 ! 5w þ 17,1w2
beff ¼ r
1!w
!1 23,8

9 10
Plattenf#rmige Bauteile

Tafel 5-4 maßgebende Breiten

Stege bw

Beidseitig gestützte
b
Gurtelemente

Gurte von rechtecki-


c
gen Hohlprofilen

Einseitig gestützte
c
Gurtelemente

Winkel h

Die Bestimmung von rc erfolgt durch nichtlineare Interpolation zwischen den Ab-
minderungsfaktoren r für plattenartiges Verhalten und cc für knickstabähnliches
Verhalten (siehe Gl. (5-21)). Der Abminderungsfaktor r für das Beulen des Gesamt- 13
feldes wird nach Tafel 5-2 unter Ansatz der Schlankheit !
lp einer äquivalenten ortho-
tropen Platte nach Gl. (5-20) ermittelt.
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
bA;c f y Ac;eff;loc
!lp ¼ mit bA;c ¼ (5-20)
s cr;p Ac
Ac Bruttoquerschnittsfläche des längs ausgesteiften Blechfeldes ohne Ansatz der durch
ein angrenzendes Plattenbauteil gestützten Randbleche (siehe Bild 5-3). Ac ist ggf.
unter Berücksichtigung der Schubverzerrungen zu bestimmen (siehe Abschnitt 5.2).
Ac;eff;loc effektive Querschnittsfläche nach Gl. (5-17), ggf. unter Berücksichtigung von Schub-
verzerrungen
s cr;p elastische kritische Plattenbeulspannung s cr;p ¼ ks;p s E des längsversteiften Beulfeldes
(s. Abs. 5.6)

Bild 5-3
Längsversteifte
Blechfelder

9 11
Stahlbau

5.3.2.5 Beulen mit knickstabähnlichem Verhalten


Ist die Beulfläche vorwiegend in Beanspruchungsrichtung gekrümmt, verhält sich
die Platte beim Ausbeulen den Knickstäben ähnlich. Tragreserven durch Span-
nungsumlagerungen zu den Rändern werden nicht oder nur in geringerem Maße
aktiviert. Dies ist bei Spannungen s x der Fall, wenn Platten ein kleines Seiten-
verhältnis a, eine kräftige Längsversteifung oder beides haben (Bild 5-4). Zur Be-
stimmung der wirksamen Flächen wird anstelle des Abminderungsfaktors r der
Faktor rc nach Gl. (5-21) verwendet.
rc ¼ ðr # +c Þ " x " ð2 # xÞ þ cc (5-21)
mit x ¼ scr;p =s cr;c ! 1 jedoch 0 < x < 1 (siehe Bild 5-5)
r Abminderungsfaktor für das Plattenbeulen
cc Abminderungsfaktor für knickstabähnliches Verhalten
s cr;p elastische kritische Plattenbeulspannung
s cr;c elastische kritische Knickspannung

Bild 5-4 Knickstabähnliches Verhalten: links — Beulfeld mit kleinem Seitenverhältnis a;


rechts — längs ausgesteiftes Beulfeld

Bild 5-5 Interaktion von plattenartigem und knickstabähnlichem Verhalten

Der Abminderungsfaktor cc wird für nicht ausgesteifte Beulfelder mit dem Schlank-
heitsgrad !
lc nach Gl. (5-22) und der Knicklinie a nach Abschnitt 4.2.2 bestimmt.
sffiffiffiffiffiffiffiffiffi " #2 ' (
! fy ,2 Et 2 t N
lc ¼ (5-22) mit s cr;c ¼ ¼ 189 800 (5-23)
s cr;c 12ð1 # n2 Þ a2 a mm2
Bei ausgesteiften Blechfeldern darf scr;c durch Extrapolation der Knickspannung
s cr;sl der am höchstbelasteten Druckrand liegenden Steife mit Gl. (5-24) ermittelt
werden. Dabei sind bc und bsl;1 die für die Extrapolation benötigten Abstände aus
der Spannungsverteilung. Der Schlankheitsgrad ! lc wird nach Gl. (5-26) bestimmt.
bc EI sl;1 %p&2
scr;c ¼ s cr;sl (5-24) mit scr;sl ¼ " (5-25)
bsl;1 Asl;1 a
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
bA;c f y Asl;1;eff
!lc ¼ (5-26) mit bA;c ¼ (5-27)
scr;p Asl;1
Asl;1 Bruttoquerschnittsfläche des Ersatzdruckstabes, die sich aus der Steife und den mitt-
ragenden Blechstreifen zusammensetzt

912
Plattenf#rmige Bauteile
I sl;1 Flächenträgheitsmoment unter Ansatz der Bruttoquerschnittsfläche der Steife und
der angrenzenden mittragenden Blechstreifen bezogen auf das Knicken senk-
recht zur Blechebene
Asl;1;eff wirksame Querschnittsfläche der Steife und der angrenzenden mittragenden Blech-
streifen unter Berücksichtigung des Beulens
Der Abminderungsfaktor cc wird unter Verwendung eines vergrößerten Imperfek-
tionsbeiwertes ae mit Gl. (5-28) bestimmt. Letzterer berücksichtigt das Anschweißen
und die exzentrische Lage von Steifenquerschnitten gegenüber der Blechebene.
1
cc ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi (5-28)
2
F þ F2 # ! lc
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
2 0,09
mit F ¼ 0,5½1 þ ae ð! lc # 0,2Þ þ !
lc , ae ¼ a þ i ¼ Isl;1 =Asl;1
i=e
a ¼ 0,34 für geschlossene Steifenquerschnitte (Knicklinie b)
a ¼ 0,49 für offene Steifenquerschnitte (Knicklinie c)
e ¼ max ðe1 , e2 Þ bezogen auf die Schwereachse des Ersatzdruckstabes nach Bild 5-6

1 Schwerelinie der Längssteifen,


2 Schwerelinie des Ersatzdruckstabes=Längssteife + mitwirkende Blechteile
Bild 5-6 Ermittlung des Abstandes e ¼ maxðe1 , e2 Þ

5.3.3 Schubbeulen
Der Einfluss des Schubbeulens von Stegen ist zu berücksichtigen, wenn das Ver- 13
hältnis hw=t die Grenze nach Gl. (5-29) oder (5-30) überschreitet.
hw 72
> e (5-29) bei nicht ausgesteiften Blechfeldern und
t h
hw 31 pffiffiffiffiffi
> e kt (5-30) bei ausgesteiften Blechfeldern.
t h
Der Bemessungswert der Tragfähigkeit unter Berücksichtigung des Schubbeulens
setzt sich i. Allg. aus einem Beitrag des Steges/der Stege und einem Beitrag der Gurte
zusammen. Die Berechnung erfolgt für nicht ausgesteifte und ausgesteifte Stege mit
Gl. (5-31). Der Tragsicherheitsnachweis wird mit Bedingung (5-32) geführt.
hfyw hw t
Vb;Rd ¼ Vbw;Rd þ Vbf;Rd jedoch Vb;Rd < pffiffiffi (5-31)
3 " gM1
VEd <
h3 ¼ 1,0 (5-32)
Vb;Rd

Tafel 5-5 Beiwert h


S235 bis S460 ! ¼ 1,20
Hochbau
über S460 ! ¼ 1,00
Brückenbau und ähnliche Anwendungen h ¼ 1,00

913
Stahlbau

5.3.3.1 Beitrag des Steges


Der Beitrag des Steges an der Querkrafttragfähigkeit wird mit Gl. (5-33) bestimmt.
Der darin enthaltene Abminderungsfaktor cw für das Schubbeulen ist in Abhängig-
keit von der Steifenausbildung am Auflager (Bild 5-7) in Tafel 5-6 angegeben.
c fyw hw t
Vbw;Rd ¼ pwffiffiffi (5-33)
3 " gM1
Tafel 5-6 Abminderungsfaktor c w für das Schubbeulen
Auflagersteife
Schlankheitsbereich
starr verformbar
!
lw < 0,83=h h
0,83=h < !lw < 1,08 0,83=!
lw
!
lw > 1,08 1,37=ð0,7 þ !
lw Þ 0,83=!
lw

Bild 5-7 Unterscheidungen zu Auflagersteifen

Der Schlankheitsgrad l !w wird mit der kritischen Beulspannung tcr ¼ kt " sE und der
Streckgrenze der Stegbleche mit Gl. (5-34) bestimmt.
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffi
!w ¼ pffiffiffi f yw fyw
l ¼ 0,76 " (5-34)
3 " tcr tcr
Liegen nur Auflagersteifen vor, kann die Schlankheit l !w auch mit Gl. (5-35) berech-
net werden.
!lw ¼ hw (5-35)
86,4te
Werden zusätzlich Längs- und/oder Quersteifen angeordnet, kann dies durch einen
entsprechenden Beulwert kt berücksichtigt werden. Die Flächenträgheitsmomente
I sl werden mit einer mitwirkenden Breite 15 " e " t beidseits zum Stegblechanschluss
bestimmt (s. Bild 5-9). Es ist zu beachten, dass keine kleinere Schlankheit, als die
des ungünstigsten Einzelfeldes angesetzt wird.
hw hwi
l!w ¼ pffiffiffiffiffi jedoch l !w > pffiffiffiffiffiffi (5-36)
37,4te kt 37,4te kti
hwi , kti sind Höhe und Beulwert des Einzelfeldes mit der größten Schlankheit !
lw

5.3.3.2 Beitrag der Gurte


Sind die Gurte eines Trägers nicht vollständig durch Normalspannungen ausgenutzt
(z. B. an Endauflagern), kann die Resttragfähigkeit zur Abtragung der Querkräfte
herangezogen werden. Der Berechnung dieses Beitrags wird zugrunde gelegt, dass
sich im Abstand c vier Fließgelenke in den Gurten ausbilden (Bild 5-8).
" # ! " #
bf tf2 fyf MEd 2 1,6 bf t 2f fyf
Vbf;Rd ¼ 1# mit c ¼ a 0,25 þ (5-37)
c gM1 Mf;Rd t h2w f yw

9 14
Plattenf#rmige Bauteile

Bild 5-8 Abtragung von Querkräften Bild 5-9 mitwirkende Blechbreite

Dabei ist Mf;Rd ¼ Mf;Rk =gM0 der Bemessungswert der Biegebeanspruchbarkeit unter
alleiniger Berücksichtigung der effektiven Gurtflächen. Bei der Berechnung von Mf
sollte an jeder Stegseite als Gurtbreite nicht mehr als 15tf " e angesetzt werden (siehe
Bild 5-9). Wirkt zusätzlich eine Normalkraft, ist die Biegebeanspruchbarkeit nach Gl.
(5-38) zu reduzieren.
" #
NEd fyf
MN;f;Rd ¼ Mf;Rd 1 # mit Nf;Rd ¼ ðAf1 þ Af2 Þ (5-38)
Nf;Rd gM0
Af1 , Af2 Flächen der Gurte

5.3.4 Lasteinleitung quer zur Bauteilachse


Werden Querlasten über die Flansche in Stege eingeleitet, kann das Versagen in
Form von plastischen Stauchungen des Stegbleches, örtliches Beulen (Stegkrüp-
peln) oder Beulen über einen Großteil der Stegfläche stattfinden. Bezüglich der
Lasteinleitung wird in [14] in drei Fällen unterschieden (Tafel 5-7):
a) Einseitig eingeleitete Lasten, die im Gleichgewicht mit den Querkräften im Steg
stehen,
b) beidseitig eingeleitete Lasten, die mit sich selbst im Gleichgewicht stehen,
c) einseitige Lasten in der Nähe eines Trägerendes ohne Quersteifen.
Die Beanspruchbarkeit wird für die zuvor genannten Versagensformen mit Gl. (5-39)
bestimmt. Dabei wird vorausgesetzt, dass die Flansche aufgrund ihrer Steifigkeit und
Lagerungsbedingungen nicht zur Seite ausweichen. Der Tragsicherheitsnachweis für 13
die einwirkenden Querlasten FEd wird mit Bedingung (5-40) geführt.
fyw FEd <
FRd ¼ cF ly tw (5-39) h2 ¼ 1,0 (5-40)
gM1 FRd
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
0,5 ! ly tw fyw
cF ¼ ! < 1,0 (5-41) lF ¼ (5-42)
lF Fcr
ly wirksame Lastausbreitungslänge ohne Stegbeulen nach Gl. (5-47) bzw. (5-48)
cF Abminderungsfaktor für das Stegbeulen unter Querlasten
!
lF Schlankheitsgrad

Tafel 5-7 Fälle von Lasteinleitungen und zugehörige Beulwerte kF


Typ a Typ b Typ c

" #2 " #2 " #


hw hw ss þ c <
kF ¼ 6 þ 2 kF ¼ 3,5 þ 2 kF ¼ 2 þ 6 6
a a hw

915
Stahlbau

Die Verzweigungslast Fcr wird für Beulfelder ohne Längsaussteifung unter Verwen-
dung der Beulwerte nach Tafel 5-7 mit Gl. (5-43) bestimmt. Eine genauere Ermitt-
lung der Werte kF , z. B. aus der Literatur oder mit EDV-Programmen, ist nicht zuläs-
sig, da cF nach Gl. (5-41) für die Werte in Tafel 5-7 kalibriert wurde.
t3
Fcr ¼ kF " 18 980 " w (5-43) mit Fcr in [kN] und tw , hw in [cm]
hw
Für den Fall der einseitigen Lasteinleitung (Typ a) bei Beulfeldern mit Längssteifen
wird in [15] die Berechnung einer Ersatzverzweigungslast Fcr mit Gl. (5-44) vorge-
schlagen. Der Abminderungsfaktor cF wird mit Gl. (5-45) bestimmt.
Fcr;1 " Fcr;2
Fcr ¼ (5-44)
Fcr;1 þ Fcr;2
1 0 1
cf ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi < 1,0 (5-45) mit j ¼ 0,5ð1 þ 0,21 ! lF # 0,8 þ !
lF Þ
’ þ ’2 # l !F
Dabei ist
tw3 tw3
Fcr;1 ¼ kF;1 " 18 980 [kN, cm] Fcr;2 ¼ kF;2 " 18 980 [kN, cm]
hw b1
" #2 " #
hw b1 pffiffiffiffiffi
kF;1 ¼ 6 þ 2 þ 5,44 # 0,21 gs
a a
0ss þ2t 1
' " # (" # f þ0,5
ss þ 2tf a 0;6 " a
kF;2 ¼ 0,8 " þ 0,6
a b1
Fcr;1 Verzweigungslast des längs ausgesteiften Beulfeldes
Fcr;2 Verzweigungslast des direkt belasteten Einzelfeldes
gs bezogene Steifigkeit der Längssteife nach Gl. (5-46)
b1 Höhe des belasteten Einzelfeldes als lichter Abstand zwischen dem belasteten Flansch
und der ersten Steife
" #3 " #
I sl;1 < a b1
gs ¼ 10,9 jedoch g s 13 þ 210 0,3 # (5-46)
hw tw3 hw a
Bei der Bestimmung von Fcr;1 wird nur die am nächsten der zur Lasteinleitungsstelle
liegende Längssteife berücksichtigt. Weitere Längssteifen werden wegen ihres gerin-
gen Einflusses vernachlässigt. Das Flächenträgheitsmoment I sl;1 wird unter Ansatz
der mitwirkenden Breite 15 " e " t beidseits zum Stegblechanschluss bestimmt.
Die wirksame Lastausbreitungslänge ly ohne Beuleinfluss wird mit der Länge der star-
ren Lasteinleitung ss nach Bild 5-10 und den dimensionslosen Parametern m1 und m2
bestimmt. Bei mehreren dicht nebeneinander wirkenden Einzellasten ist die Bean-
spruchbarkeit sowohl für jede Einzellast als auch für die Gesamtlast zu bestimmen. In
letzterem Fall entspricht ss dem Abstand der äußeren Lasten (Bild 5-10).
" #2
fyf bf hw
m1 ¼ m2 ¼ 0,02 für !
lF > 0,5 m2 ¼ 0 für !
lF < 0,5
fyw tw tf
Für Beulfelder mit Längssteifen ist unabhängig vom Schlankheitsgrad ! lF der Wert
m2 ¼ 0 anzusetzen (siehe [15]).
— Lasteinleitungsfälle Typ a und Typ b nach Tafel 5-7
0 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi1
ly ¼ ss þ 2tf 1 þ m1 þ m2 jedoch ly < a (5-47)

Bild 5-10 Länge der starren Lasteinleitung (ss < hw )

916
Plattenf#rmige Bauteile

— Lasteinleitungsfalle Typ c nach Tafel 5-7 sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi


" #2
m1 le
ly ¼ min ðly;1 , ly;2 Þ (5-48) ly;1 ¼ le þ tf þ þ m2
2 tf
kF " E " tw2 < pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
le ¼ ss þ c ly;2 ¼ le þ tf m1 þ m2
2 " fyw " hw

5.3.5 Interaktion
Die Interaktionsbeziehung zwischen Biegung, Normalkraft und Schub geht auf das
Modell für die plastische Interaktion zurück. Der Schubeinfluss ist bei h
!3 > 0,5 zu
berücksichtigen.
" #
M M
!1 þ 1 # f;Rd ð2!
h h3 # 1Þ2 < 1 mit h !1 > f;Rd (5-49)
Mpl;Rd Mpl;Rd
dabei ist
MEd VEd
!1 ¼
h !3 ¼
h
Mpl;Rd Vbw;Rd
Mf;Rd plastische Momentenbeanspruchbarkeit unter Ansatz der effektiven Gurtflächen
(siehe Gl. (5-38) und zugehörige Erläuterungen)
Mpl;Rd plastische Momentenbeanspruchbarkeit unter Ansatz der effektiven Gurtflächen und
der vollen Querschnittsfläche des Steges. Wirkt zusätzlich eine Normalkraft, ist
Mpl;Rd nach [11], Abschnitt. 6.2.9 um diesen Einfluss zu reduzieren (siehe Abschnitt
3.10)
Vbw;Rd Beitrag des Steges an der Querkrafttragfähigkeit nach Gl. (5-31)

Ist MEd < Mf;Rd können Biegung und Normalkraft alleine von den Gurten abgetra-
gen und das Stegblech voll auf Schub ausgenutzt werden. Die Interaktion wird be-
reits bei der Bestimmung des Beitrags der Gurte an der Querkrafttragfähigkeit mit
Gln. (5-37) und (5-38) berücksichtigt.
Die auf Schnittgrößen basierende Interaktionsbeziehung (5-49) hat den Nachteil,
dass Einflüsse aus Montageabläufen (Belastungsgeschichte, Systeme veränder- 13
licher Gliederung) und #hnliches nicht unmittelbar berücksichtigt werden können.
In [82] wird empfohlen, den spannungsbezogenen Ausnutzungsgrad h1 (siehe
Gl. (5-11) anstelle von h
! 1 in Gl. (5-49) zu verwenden.
Ist der Einfluss der Schubspannungen bei Gurten von Kastenträgern nicht vernach-
lässigbar ð!
h3 > 0,5Þ, wird die Interaktion mit Längsspannungen mit Gl. (5-50) nach-
gewiesen. Zur Bestimmung von h !3 ist der Mittelwert tEd , mindestens jedoch die
Hälfte der maximalen Schubspannung zugrunde zu legen. Bei ausgesteiften Gurten
ist der Nachweis für Gesamt- und Einzelfelder zu führen (vgl. [14], Abschnitt 7.1 (5))
h3 # 1 Þ 2 < 1
h1 þ ð2! (5-50)
Bei Beanspruchung durch Biegung, Normalkraft und Querlasten an den Längsrän-
dern ist die Interaktion mit der Beziehung Gl. (5-51) nachzuweisen.
h2 þ 0,8 h1 < 1,4 (5-51)
Wirken Querlasten auf Zuggurten, ist neben dem Nachweis nach Gl. (5-40) ein Ver-
gleichsspannungsnachweis (siehe Abschnitt 3.1) zu führen.
Die Interaktion zwischen der Wirkung von Querlasten an den Längsrändern und
Querkräften wird mit der Beziehung (5-52) berücksichtigt. Dabei ist der bereits mit
h2 erfasste Querkraftanteil nicht mehr in h3 zu berücksichtigen (siehe Bild 5-11).
' " #(1,6
FEd
h3 " 1 # þ h2 < 1,0 (5-52)
2 " VEd

917
Stahlbau

Bild 5-11 Abspalten des Querlasteinflusses für Typ a nach Tafel 5-7

5.4 Flanschinduziertes Stegbeulen


Um das Einknicken des Druckflansches in den Steg zu vermeiden, ist das Verhält-
nis hw =tw nach Gl. (5-53) zu begrenzen.
sffiffiffiffiffiffiffi
hw < E Aw
k (5-53)
tw fyf Afc

Aw Stegfläche
Afc effektive Querschnittsfläche des Druckgurtes
k ¼ 0,3 bei Ausnutzung plastischer Rotationen
k ¼ 0,4 bei Ausnutzung der plastischen Momentenbeanspruchbarkeit
k ¼ 0,55 bei Ausnutzung der elastischen Momentenbeanspruchbarkeit

5.5 Methode der reduzierten Spannungen


Die Methode der reduzierten Spannungen darf bei ausgesteiften und nicht ausge-
steiften Beulfeldern, und bei Bauteilen mit veränderlichem Querschnitt, angewen-
det werden. Die Grenzspannung des schwächsten Querschnittsteils kann die Trag-
fähigkeit des gesamten Querschnitts bestimmen. Für das gesamte einwirkende
Spannungsfeld (Komponenten sx;Ed ; s z;Ed ; tEd ) wird ein einziger Systemschlank-
heitsgrad !lp bestimmt.
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
! ault;k fy s v;cr
lp ¼ (5-54) ault;k ¼ (5-55) acr ¼ (5-56)
acr s v;Ed s v;Ed
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
mit s v;Ed ¼ s 2x;Ed þ s2z;Ed # s x;Ed sz;Ed þ 3 " t2Ed
ault;k kleinster Faktor, mit dem die Vergleichsspannung s v;Ed im kritischen Punkt des Blechfel-
des bis zum Erreichen der Streckgrenze gesteigert werden kann
acr kleinster Faktor, um den die Vergleichsspannung s v;Ed bis zum Erreichen der kritischen
Beulvergleichsspannung gesteigert werden kann (s. Abs. 5.6.4)

Der Abminderungsfaktor r für das Plattenbeulen kann entweder als Kleinstwert der
Beulkurven für die beteiligten Komponenten oder durch Interpolation über das
Fließkriterium bestimmt werden. Dies führt zu den Nachweisformaten (5-57) und
(5-58).
r" fy
sv;Ed < mit r ¼ min ðrx ; rz ; cw Þ (5-57)
gM1
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
" # " # " #" # " #2
sx;Ed 2 s z;Ed 2 s x;Ed s z;Ed - Ed < fy
þ # þ3 (5-58)
rx rz rx rz cw gM1
rx , rz Abminderungsfaktoren für das Beulen unter Längs- bzw. Querspannungen, falls erfor-
derlich unter Berücksichtigung knickstabähnlichen Verhaltens (siehe Abschnitt 5.3.2.5)
cw Abminderungsfaktor für das Schubbeulen (siehe Abschnitt 5.3.3, Beitrag des Steges)

Wirken die Querspannungen sz;Ed nicht über die gesamte Beulfeldlänge, ist die
!bertragung des Abminderungsfaktors rx auf die z-Richtung nicht zutreffend. In

918
Plattenf#rmige Bauteile

diesem Fall ist rz für das plattenartige Verhalten mit ap ¼ 0,34 und ! lp0 ¼ 0,8 nach
Gl. (5-59) zu bestimmen (vgl. [83] und [15]).
1 0 0 1 1
rz ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi < 1 mit j ¼ 0,5 1 þ ap !lp # !
lp0 þ !
lp (5-59)
2
j þ j # lp !
Die Ermittlung des Abminderungsfaktors cc für knickstabähnliches Verhalten und
die Interpolation erfolgen nach Abschnitt 5.3.2.5.
Anstelle mit den Tafeln 5-2 und 5-6 dürfen auch die verallgemeinerten Abminde-
rungsfaktoren cc für plattenartiges Verhalten mit Gl. (5-59) sowie ap und !
lp0 aus
Tafel 5-8 bestimmt werden (vgl. [14], Anhang B).

Tafel 5-8 Werte ap und !lp0


Produkt Vorherrschende Beulform ap !
lp0
Längsspannungen mit w > 0 0,7
warmgewalzt Längsspannungen mit w < 0 0,13
Schubspannungen 0,8
Querlasten
Längsspannungen mit w > 0 0,7
geschweißt oder kaltgeformt Längsspannungen mit w < 0 0,34
Schubspannungen 0,8
Querlasten

Treten Druck- und Zugspannungen in einem Blechfeld auf, sind die Nachweisglei-
chungen (5-57) oder (5-58) lediglich auf die unter Druckbeanspruchung stehenden
Querschnittsteile anzuwenden. Sind die Kriterien eingehalten, darf QSK 3 ange-
nommen werden.

5.6 Beulwerte, kritische Beulspannungen


5.6.1 Beulwerte für Längsspannungen
5.6.1.1 Blechfelder ohne Längssteifen 13
Die Beulwerte ks können der Tafel 5-3 entnommen werden. Die kritische Beulspan-
nung wird mit den Gleichungen (5-60) und (5-61) ermittelt.
" #2 " #2 ' (
p2 E t t N
scr ¼ ks " s E (5-60) mit s E ¼ ¼ 189 800 (5-61)
12ð1 # nÞ2 b b mm2

5.6.1.2 Blechfelder mit Längssteifen


Die Beulwerte können mit Beultafeln oder Programmen berechnet werden.
DIN EN 1993-1-5 enthält im Anhang A Näherungsformeln zur Berechnung der kriti-
schen Beulspannungen längsausgesteifter Beulfelder. Das Einzelfeldbeulen ist ge-
sondert durch den Ansatz lokaler wirksamer Breiten (rloc bc,loc , siehe Abschnitte
5.3.2.4 und 5.3.2.3) oder bei der Methode der reduzierten Spannungen mit kriti-
schen Beulspannungen nach Abschnitte 5.6.1.1 zu berücksichtigen.
scr,p ¼ ks,p " s E (5-62)
ks,p Beulwert der längsausgesteiften Platte
s cr,p kritische Beulspannung am Blechfeldrand mit der größten Druckspannung

a) Blechfelder mit mindestens drei Längssteifen


Für längsausgesteifte Blechfelder mit mindestens drei äquidistant verteilten Längs-
steifen darf unter Annahme einer äquivalenten orthotropen Platte der Beulwert ks,p
näherungsweise mit Gl. (5-63) bzw. Gl. (5-64) bestimmt werden. Voraussetzung

9 19
Stahlbau

hierfür ist, dass das Seitenverhältnis a ¼ a=b > 0,5 und das Randspannungsver-
hältnis w ¼ s 2 =s 1 > 0,5 beträgt.
2½ð1 þ a2 Þ2 þ g # 1, p ffiffiffi
k s,p ¼ für a< 4
g (5-63)
a2 ðw þ 1Þ ð1 þ dÞ
pffiffiffi
4ð1 þ gÞ p ffiffiffi
k s,p ¼ für a< 4
g (5-64)
ðw þ 1Þ ð1 þ dÞ
mit
g ¼ I sl =I p bezogene Steifensteifigkeit (s. Gl. (5-19))
d ¼ Asl =Ap bezogene Steifenfläche
Asl Summe der Bruttoquerschnittsflächen aller Längssteifen ohne Anteil des Blechfel-
des
Ap ¼ bt Bruttoquerschnittsfläche des Bleches

b) Blechfelder mit einer Längssteife in der Druckzone


Die kritische Beulspannung am Blechfeldrand wird aus der Knickspannung und La-
ge der Steife und der Spannungsverteilung bestimmt (Bild 5-12). Dabei wird die
elastische Bettung aus der Plattenwirkung quer zur Längssteife berücksichtigt.
s cr,sl,1
scr,p ¼ scr,1 ¼ s 1 (5-65)
s sl,1
mit
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
1,05 " E I sl,1 t 3 b sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
scr,sl,1 ¼ " für a > ac 2 2
Asl,1 b1 b2 4 I sl,1 b b
1 2
%p&2 EI mit a c ¼ 4,33
sl,1 Et 3 b a2 t 3b
scr,sl,1 ¼ " þ für a < ac
a Asl,1 35,93 Asl,1 b12 b22
Asl,1 Bruttoquerschnittsfläche des Ersatzdruckstabes
Isl,1 Flächenträgheitsmoment des Bruttoquerschnittes des Ersatzdruckstabes für Knicken
senkrecht zur Blechebene
b1 , b2 siehe Bild 5-12
Der Bruttoquerschnitt des Ersatzdruckstabes setzt sich aus dem Bruttoquerschnitt der
Steife und den anschließenden mittragenden Blechbreiten zusammen (Bild 5-12).

Bild 5-12 Blechfeld mit einer Längssteife in der Druckzone

c) Blechfelder mit zwei Längssteifen in der Druckzone


Liegen zwei Längssteifen in der Druckzone, wird die kritische Beulspannung als
niedrigster Wert aus drei Versagensformen bestimmt (siehe Bild 5-13):
— Ausknicken von Steife 1,
— Ausknicken von Steife 2,
— gemeinsames Ausknicken von Steife 1 und 2.

920
Plattenf#rmige Bauteile

Steife 1 Steife 2 Ersatzsteife


Querschnittsfläche Asl,1 Asl,2 Asl,1 þ Asl,2
Flächenträgheitsmoment I sl,1 I sl,2 I sl,1 þ I sl,2
Bild 5-13 Blechfeld mit zwei Längssteifen in der Druckzone – Bezeichnungen

Beim Ausknicken der einzelnen Steifen wird angenommen, dass die jeweils andere
Steife unverformt bleibt. Das gemeinsame Ausknicken beider Steifen wird durch
das Betrachten einer einzigen Ersatzsteife berücksichtigt, für die folgende Bedin-
gungen gelten (siehe Bild 5-13):
— Querschnittsfläche und Flächenträgheitsmoment ergeben sich aus der Summa-
tion der Werte der Einzelsteifen,
— die Lage der Ersatzsteife entspricht der Lage der Resultierenden aus den Druck-
kräften in den Einzelsteifen.
Liegen die Angriffspunkte der Druckkräfte der Einzelsteifen (einschließlich der mitt-
ragender Breiten) näherungsweise in Höhe der Steifenanschlüsse, kann die Lage
der Resultierenden mit den Gleichungen (5-66) bestimmt werden (siehe Bild 5-13).
Asl,1 " s sl,1 " b1 þ Asl,2 " s sl,2 " ðb1 þ b2 Þ
b*
1 ¼ b*
2 ¼ b # b*
1 b* ¼ b (5-66)
Asl,1 " s sl,1 þ Asl,2 " s sl,2
Asl,1 , Asl,2 Bruttoquerschnittsflächen der Ersatzdruckstäbe
s sl,1 ,s sl,2 mittlere Längsspannungen in den Ersatzdruckstäben
13
Die Bestimmung der kritischen Beulspannungen erfolgt wie bei Blechfeldern mit
einer Längssteife (s. Abschnitt b), Gl. (5-65). Dabei sind die Maße b1 ; b2 und b
durch die Maße b * 1 ; b*
2 und b * für die jeweiligen Versagensformen entsprechend
Bild 5-13 zu ersetzen. Längssteifen in der Zugzone werden vernachlässigt.
Die mitwirkenden Breiten bi,inf und bi,sup zur Bestimmung der Querschnittsflächen
und Flächenträgheitsmomente der Steifen (Ansatz der Bruttoquerschnittsflächen)
werden mit den Gleichungen in Tafel 5-9 bestimmt (siehe Bild 5-14). Bei Abwei-
chungen zu der in Bild 5-14 dargestellten Spannungsverteilung ist sinngemäß zu
verfahren.

Tafel 5-9 Mitwirkende Breiten der Steifen 1 und 2


mitwirkende Breite Bedingung für wi
3 ! w1 s sl,1
b1,inf ¼ b1 w1 ¼ >0
5 ! w1 s1
2 s sl,2
b2,sup ¼ b2 w2 ¼ >0
5 ! w2 s sl,1
3 ! w2
b2,inf ¼ b2 w2 > 0
5 ! w2
s sl,3
b3,sup ¼ 0,4 b3c w3 ¼ >0
s sl,2

921
Stahlbau

Bild 5-14 Bruttoquerschnittsfläche der Steifen in der Druckzone

5.6.2 Schubbeulwerte
Tafel 5-10 enthält Schubbeulwerte kt für Blechfelder, die durch starre Quersteifen
begrenzt sind. Die Werte sind in Abhängigkeit der Steifenanzahl n und des Seiten-
verhältnisses a ¼ a=hw zu bestimmen. Die Beulfeldlänge a entspricht dem Abstand
der starren Quersteifen. Die kritische Schubbeulspannung wird mit Gl. (5-67) be-
stimmt.
tcr ¼ kt " s E (5-67)
Bei versteiften Blechfeldern ist das Flächenträgheitsmoment I sl unter Ansatz der
mitwirkenden Plattenbreite entsprechend Bild 5-9 zu bestimmen. Bei zwei oder
mehr Steifen entspricht I sl der Summe der Steifigkeiten der Einzelsteifen, unab-
hängig davon, ob sie gleichmäßig angeordnet sind oder nicht. Ggf. ist Einzelfeld-
beulen in einer zusätzlichen Berechnung zu untersuchen.
In Tafel 5-10 ist in den Werten von kt eine Abminderung des Flächenträgheitsmo-
ment I sl auf 1/3 bereits berücksichtigt, die bei offenen torsionsweicher Längssteifen
anzusetzen ist. Bei torsionssteifen Hohlsteifen ist diese Reduktion nicht erforderlich
(vgl. NCI zu [15], Abs. 5.3(4)).

Tafel 5-10 Schubbeulwerte k t


Anzahl der Längssteifen n
n ¼ 0; n > 2 n ¼ 1; n ¼ 2
für a > 1: für a > 3:
4,00 4,00
kt ¼ 5,34 þ þ ktsl kt ¼ 5,34 þ þ ktsl
a2 a2
für a < 1: für a < 3:
5,34 " # " #
kt ¼ 4,00 þ þ ktsl I sl 1 I sl 1=3
a2 kt ¼ 4,1 þ 6,3 þ 0,18 3 þ 2,2
t hw a2 t 3 hw
" #2 " #3=4 " #1=3
hw I sl 2,1 I sl
Eingangswerte: a ¼ a=hw ktsl ¼9 >
a t 3 hw t hw

5.6.3 Beulwerte für Querlasten


In Verbindung mit der Methode der wirksamen Querschnitte wird die Verzwei-
gungslast Fcr nach Abschnitt 5.3.4 mit Gl. (5-43) bzw. Gl. (5-44) bestimmt. Bei der
Methode der reduzierten Spannungen ist Abschnitt 5.3.4 aus Kompatibilitätsgrün-
den i.d.R. nicht anzuwenden (vgl. [14], Abs. 10 (5)). Für Beulfelder ohne Längsaus-
steifungen, bei denen Einzellasten in der Mitte des oberen Blechfeldrandes angrei-
fen, können die kritischen Spannung s cr,z nach Protte mit Tafel 5-11 bestimmt wer-
den.

922
Plattenf#rmige Bauteile
Tafel 5-11 Beulwerte k s,z für eine Einzellast in der Mitte des Blechrandes [86]
c/a Seitenverhältnis a ¼ a=bG
0,7 0,8 0,9 1,0 1,25 1,50 1,75 2,00 2,5 3,0 3,5 4,0
0,0 6,42 4,91 3,92 3,23 2,23 1,70 1,39 1,17 0,90 0,73 0,61 0,52
0,2 6,65 5,09 4,06 3,35 2,32 1,79 1,48 1,27 1,02 0,86 0,76 0,68
0,4 7,28 5,57 4,45 3,67 2,55 1,99 1,66 1,45 1,21 1,06 0,97 0,91
0,6 8,35 6,40 5,11 4,22 2,94 2,30 1,94 1,72 1,47 1,33 1,25 1,19
0,8 9,93 7,61 6,07 5,02 3,50 2,75 2,34 2,08 1,80 1,65 1,57 1,51
1,0 12,1 9,23 7,36 6,08 4,25 3,35 2,85 2,55 2,21 2,03 1,92 1,84
Hierbei gilt:
F
sz ¼
c"t %a&
s cr,z ¼ ks, z " sE "
c

5.6.4 Beulen unter kombinierter Beanspruchung


Der kritische Faktor acr bis zum Erreichen der Beullast kann für das gesamte ein-
wirkende Spannungsfeld mit Hilfe numerische Methoden für komplexe Geometrien
und Spannungszustände in einem Schritt bestimmt werden. In einfachen Fällen
sind Handrechnungen und die Anwendung aufbereiteter Lösungen ([84], [85]) mög-
lich. Liegen lediglich die Werte acr,i der einzelnen Spannungskomponenten vor, darf
der kritische Lastfaktor acr für kombinierte Beanspruchungen mit Gl. (5-68) bzw.
Gl. (5-69) bestimmt werden. Diese Gleichungen gelten näherungsweise für unver-
steifte und symmetrisch längsversteifte Beulfelder mit w > ! 1 sowie beliebig ver-
steifte Beulfelder mit w ¼ 1.
— für Komponenten s x,Ed und tEd
"" # #1=2
1 1 þ wx 3 ! wx 2 1
¼ þ þ 2 (5-68)
acr 4 acr,x 4acr,x acr,t
— für Komponenten s x,Ed ; sz,Ed und tEd 13
"" # #1=2
1 1 þ wx 1 þ wz 1 þ wx 1 þ wz 2 1 ! wx 1 ! wz 1
¼ þ þ þ þ þ þ 2 (5-69)
acr 4acr,x 4acr,z 4acr,x 4acr,z 2a2cr,x 2a2cr,z acr,t
s cr,x s cr,z tcr
mit acr,x ¼ acr,z ¼ acr,t ¼
s x,Ed s z,Ed tEd
Die Bestimmung von acr erfolgt ohne Abminderung des Flächenträgheitsmomen-
tes von Längssteifen (vgl. [14], Abschnitt 10 (3)).

6 Verbundtragwerke nach DIN EN 1994-1-1


6.1 Grundlagen
6.1.1 Werkstoffe
Beton
Für Materialeigenschaften von Normal- und Leichtbeton gelten die Regelungen
nach DIN EN 1992-1-1 [9] Abschnitte 3.1 und 11.3. Betonfestigkeitsklassen kleiner
als C20/25 bzw. LC20/22 und höher als C60/75 bzw. LC60/66 liegen außerhalb des
Anwendungsbereiches der DIN EN 1994-1-1 [28]. Es ist zu beachten, dass sich die
Definition für den Bemessungswert der Zylinderdruckfestigkeit des Betons
fcd ¼ fck =gc von derjenigen in DIN EN 1992-1-1 (fcd ¼ acc fck =gc ) unterscheidet. Nach-
folgend wird die Definition aus DIN EN 1994-1-1 verwendet.

923
Stahlbau
Tafel 6-1 Werkstoff Beton
Betonfestigkeits-
C20/25 C25/30 C30/37 C35/45 C40/50 C45/55 C50/60 C55/67 C60/75
klasse
2
fck ½N=mm . 20 25 30 35 40 45 50 55 60
fctm ½N=mm2 . 2,2 2,6 2,9 3,2 3,5 3,8 4,1 4,2 4,4
Ecm ½N=mm2 . 30 000 31000 33 000 34 000 35 000 36 000 37 000 38 000 39 000
n0 7,01 6,67 6,40 6,16 5,96 5,79 5,63 5,50 5,37
fcd 1 Þ ½N=mm2 . 13,3 16,7 20,0 23,3 26,7 30,0 33,3 36,7 40,0
0,85fcd ½N=mm2 . 11,3 14,2 17,0 19,8 22,7 25,5 28,3 31,2 34,0
1
Þ fcd ¼ fck =gC mit gC ¼ 1,5 für ständige und vorübergehende Bemessungssituationen

Betonstahl
Für Verbundtragwerke darf anstelle des Rechenwertes des Elastizitätsmoduls Es der
Wert für Baustahl nach DIN EN 1993-1-1 [11], Abschnitt 3.2.6 verwendet werden.
Es ' Ea ¼ 210 000 N=mm2
fsk ¼ 500 N=mm2
Baustahl und Verbindungsmittel
Die Bemessungsregeln nach [28] gelten für Baustähle, bei denen der Nennwert der
Streckgrenze 460 N=mm2 nicht überschreitet. Die mechanischen Eigenschaften der
Stähle sind in den Tafeln 1-2 und 1-3 angegeben. Angaben zu Schrauben- und
Schweißverbindungen sind Kapitel 7 zu entnehmen.
Kopfbolzendübel
Es dürfen Kopfbolzendübel nach DIN EN ISO 13918 [62] mit den Durchmessern
d = 16, 19, 22 und 25 mm sowie dem Verhältnis von Dübelhöhe zu Durchmesser
hsc =d > 3 eingesetzt werden. Als Zugfestigkeit des Bolzenmaterials wird vorzugswei-
se fu ¼ 450 N=mm2 (SD1 nach [62]) verwendet. Bei höheren Festigkeiten darf jedoch
höchstens fu ¼ 500 N=mm2 in Rechnung gestellt werden (vgl. [28], Abschnitt 6.6.3.1).
Profilbleche für Verbunddecken
Es gelten die Regelungen nach DIN EN 1993-1-3 [13] Abschnitt 3.1 und 3.2.
DIN EN 1994-1-1 [28] gilt für Bleche aus Baustahl nach DIN EN 10025 [42], kaltver-
formte Bleche nach DIN EN 10149-2, DIN EN 10149-3 [50] oder verzinkte Bleche nach
DIN EN 10346 [54]. Der Nennwert der Mindestdicke des Bleches beträgt 0,70 mm.

6.1.2 Grundlagen der Tragwerksplanung


Einwirkungen
Bei Vorspannung durch planmäßig eingeprägte und kontrollierte Deformationen, z. B.
Absenken von Auflagern, ist der Teilsicherheitsbeiwert gP im GZT wie folgt anzuneh-
men:
günstige Auswirkungen gP ¼ 1,0
ungünstige Auswirkungen gP ¼ 1,1
Primärer und sekundärer Zwang infolge Schwinden ist mit dem Teilsicherheitsbei-
wert gsh ¼ 1,0 zu berücksichtigen (vgl. [10], Abschnitt 2.4).
Bemessungswerte der Werkstofffestigkeiten
Der Bemessungswert des Tragwiderstandes ist i. Allg. mit den Bemessungswerten
der Werkstofffestigkeiten zu ermitteln (Ausnahme bei Verbundstützen siehe [29],
NCI zu 6.7.2(1)). Bei Baustahl und Profilblechen werden in Abhängigkeit davon, ob
das Versagen ohne oder mit globalem Stabilitätseinfluss (Biegeknicken, Biegedrill-
knicken) stattfindet, die Teilsicherheiten gM0 oder gM1 verwendet. Sind Lochschwä-
chungen zu berücksichtigen, ist auch der Nachweis für den Nettoquerschnitt mit
gM2 zu führen (vgl. Abschnitt 3.3).
Baustahl fyd ¼ fy =gM (6-1)
Beton fcd ¼ fck =gC (6-2)

924
Verbundtragwerke nach DIN EN 1994-1-1
Betonstahl fsd ¼ fsk =gS (6-3)
Profilblech fyp;d ¼ fyp;k =gM (6-4)
Tafel 6-2 Teilsicherheitsbeiwerte
Betonstahl
Beton Baustahl Profilblech
Bemessungssituation Spannstahl
gC gS gM0 gM1 gM0 gM1
ständig, vorübergehend 1,5 1,15 1,0 1,1 1,1 1,1
außergewöhnlich 1,3 1,0 1,0 1,0 —
Gebrauchstauglichkeit 1,0 1,0 1,0 1,0

6.1.3 Berechnungsgrundlagen
Schnittgrößenermittlung
Bei der Berechnung von Verbundtragwerken im Grenzzustand der Tragfähigkeit ist
zwischen folgenden Verfahren zu unterscheiden:
a) linear elastische Tragwerksberechnung
b) nicht lineare Tragwerksberechnung unter Berücksichtigung von Plastizierungen
c) elastische Tragwerksberechnung mit begrenzter Schnittgrößenumlagerung
d) Fließgelenktheorie
Die Schnittgrößen dürfen auch dann nach der Elastizitätstheorie ermittelt werden, wenn
die Beanspruchbarkeit der Querschnitte vollplastisch oder nichtlinear ermittelt wird.
Einflüsse aus der Schubweichheit breiter Gurte (mittragende Breite) und des lokal-
en Beulens von Querschnittsteilen (wirksame Querschnitte bei QSK 4) müssen be-
rücksichtigt werden, wenn sie die Schnittgrößen nennenswert beeinflussen.
Schlupf in der Verbundfuge kann vernachlässigt werden, wenn die Verdübelung
nach [28], Abschnitt 6.6 ausgeführt wird. Bei einer nichtlinearen Schnittgrößener-
mittlung sind Einflüsse der Schubnachgiebigkeit stets zu berücksichtigen.
Für die Grenzzustände der Gebrauchstauglichkeit und der Ermüdung sind die
Schnittgrößen i. d. R. nach der Elastizitätstheorie zu bestimmen. Einflüsse aus
nichtlinearem Verhalten (z. B. Rissbildung), der Belastungsgeschichte und dem
Kriechen und Schwinden sind dabei zu berücksichtigen. 13
Tafel 6-3 Ermittlung von Beanspruchung und Beanspruchbarkeit im GZT und zugehörige Min-
destanforderung an die QSK
Berücksichtigung von Kriechen, Beanspruchung Beanspruchbarkeit
QSK
Schwinden und der Belastungsgeschichte Ed Rd
1 nein Fließgelenktheorie1) vollplastisch2), 4)
elastisch mit
2 nein vollplastisch2), 4)
Momentenumlagerung
3 ja elastisch elastisch3), 4)
4 ja elastisch elastisch3), 5)
1
) Kann nicht bei Trägern mit Biegedrillknickgefährdung angewendet werden.
2
) Bei Biegedrillknickgefährdung Begrenzung des Biegemomentes auf MRd ¼ cLT " Mpl;Rd
3
) Bei Biegedrillknickgefährdung ist die Spannung in der Achse des gedrückten Flansches auf
s x < cLT " fyd zu begrenzen
4
) Bei Schubbeulen des Steges (lw > 0,83Þ ist die Querkrafttragfähigkeit zu überprüfen (siehe
[3], Abschnitt 5 und 7.1)
5
) Bei Beulgefährdung ist die Spannung zu begrenzen oder der Querschnitt ist auf die wirksa-
men Breiten zu reduzieren (vgl. [3]). Sofern Beulen und Biegedrillknicken zu berücksichtigen
sind, kann der Nachweis nach den Grundsätzen in [11], Abschnitt 6.3.2 geführt werden.
Querschnittsklassifizierung
Die Zuordnung von Verbundquerschnitten zu Querschnittsklassen (QSK) erfolgt
analog [11] (s. Abschnitt 2.7). Dabei ergibt sich die maßgebende QSK i. d. R. aus
der ungünstigsten Klasse der druckbeanspruchten Querschnittsteile.

925
Stahlbau

Sind druckbeanspruchte Stahlquerschnittsteile mit dem Beton verbunden, dürfen


sie in eine günstigere Klasse eingestuft werden, wenn der günstige Einfluss nach-
gewiesen wird.
Bei der Klassifizierung von Querschnitten der Klassen 1 und 2 ist von einer vollplas-
tischen Spannungsverteilung auszugehen. Bei Querschnitten der Klassen 3 und 4 ist
die elastische Spannungsverteilung unter Berücksichtigung der Belastungsge-
schichte, Kriechen und Schwinden zugrunde zu legen. Die Klassifizierung erfolgt unter
Ansatz der Bemessungswerte der Werkstofffestigkeiten. Die Zugfestigkeit des Betons
darf nicht in Rechnung gestellt werden.
Querschnitte mit Stegen der Klasse 3 und Gurten der Klasse 1 oder 2 dürfen wie
wirksame Querschnitte der Klasse 2 behandelt werden, wenn der wirksame Steg-
querschnitt nach Bild 2-12 ermittelt wird (s. Abschnitt 2.7).
Bei Querschnitten der Klasse 4 mit beulgefährdeten Gurten und Stegen ist iterativ
vorzugehen. Bei der Bestimmung der wirksamen Stegfläche ist die Spannungsver-
teilung unter Berücksichtigung der mittragenden Gurtbreiten und der vollen Steg-
fläche zu bestimmen (vgl. Abschnitt 5.3.2.2).
Soll der Druckgurt eines Querschnittes aufgrund der Verdübelung mit dem Beton-
gurt in die QSK 1 oder 2 eingestuft werden, sind die Grenzwerte für die Dübelab-
stände nach Tafel 6-4 einzuhalten.
Tafel 6-4 Grenzwerte für Dübelabstände bei druckbeanspruchten Gurten von Verbundträgern
zur Einstufung in die QSK 1 oder 2
Grenzwerte des
Abstand der Verbundmittel
Achsabstandes
eL bei Betongurten von Vollbetonplatten, die vollflächig auf
eL < 22tf " e
dem Stahlobergurt aufliegen
eQ
eL bei Betongurten mit senkrecht zur Trägerachse verlaufen-
eL < 15tf " e
den Profilblechen, die nicht vollflächig aufliegen
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi eQ lichter Abstand zwischen Außenkante Druckgurt und
eQ < 9tf " e
e¼ 235=fyk äußerer Dübelreihe
eL Achsabstand der Verbindungsmittel in Richtung der Druckbeanspruchung
Bei Querschnitten der Klassen 1 und 2 sind i. d. R. für innerhalb der mittragenden
Breite angeordneten zugbeanspruchten Betonstahl die Duktilitätsanforderungen
der Klasse B oder C nach [10], Tabelle C.1 einzuhalten. Wenn die Momententragfä-
higkeit unter Berücksichtigung von Plastizierungen ermittelt wird, ist i. d. R. zusätz-
lich innerhalb der mittragenden Breite eine Mindestbewehrung As erforderlich.
fy fctm pffiffiffiffiffi
As ¼ rs " Ac (6-5) mit rs ¼ d " " " kc
235 fsk
Ac Querschnittsfläche des Betongurtes innerhalb der mittragenden Breite
fctm mittlere Betonzugfestigkeit nach [9]
fsk charakteristischer Wert der Streckgrenze des Betonstahls
kc Beiwert zur Berücksichtigung der Spannungsverteilung im Betongurt unmittelbar vor der
Erstrissbildung (s. Gl. (6-42))
d Beiwert, der für QSK 2 mit 1,0 und für QSK 1 mit Rotationsanforderungen in Fließgelen-
ken mit 1,1 anzunehmen ist

Bei Verbundquerschnitten mit Kammerbeton dürfen die einseitig gestützten Gurte


nach Tafel 6-5 klassifiziert werden. Stege der Klasse 3 dürfen wie Stege der Klas-
se 2 behandelt werden, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:
1) Der Kammerbeton ist in Längsrichtung mit Betonstabstahl und/oder Matten be-
wehrt und es wird eine zusätzliche Bügelbewehrung angeordnet.
2) Der Kammerbeton wird nach Bild 6-8 mit Hilfe von an den Steg angeschweißten
Bügeln oder von durch Stegöffnungen gesteckten Bügeln und/oder durch an
den Steg geschweißte Kopfbolzendübel verankert (Bügeldurchmesser > 6 mm,
Schaftdurchmesser der Dübel > 10 mmÞ.

926
Verbundtragwerke nach DIN EN 1994-1-1
Tafel 6-5 Klassifizierung von druckbeanspruchten Gurten von Verbundträgern mit Kammerbeton
Querschnittsklasse Querschnittstyp Grenzwerte für c=t
1 gewalzt c=t < 9e
2 oder c=t < 14e
3 geschweißt c=t < 20e

bc <
0,8 < 1,0
b
Spannungsverteilung
(Druck positiv)

3) Der Dübelabstand je Stegseite in Trägerlängsrichtung bzw. der Abstand der


Steckbügel darf nicht größer als 400 mm, der Abstand zwischen der Gurtinnen-
seite und den im Kammerbeton angeordneten Verankerungselementen nicht
größer als 200 mm sein. Für Stahlträger mit einer Querschnittshöhe von mindes-
tens 400 mm, bei denen die Dübel bzw. Steckbügel mehrreihig angeordnet wer-
den, ist eine versetzte Anordnung zulässig.

6.2 Verbundträger
6.2.1 Allgemeines
Für Verbundträger sind folgende Nachweise zu führen:
— Querschnittstragfähigkeit in kritischen Schnitten
— Biegedrillknicken
— Schubbeulen und ausreichende Tragfähigkeit von auf Querdruck beanspruchten
Stegen
— Längsschubtragfähigkeit
a) b) c) d)

13
d
ha

a) Vollbetonplatte, durchgehende Verbundfuge


b) Platte mit Profilblechen, unterbrochene Verbundfuge
c), d) mit Kammerbeton
Bild 6-1 Typische Verbundquerschnitte

Kritische Schnitte sind:


— Stellen extremaler Biegemomente (Momententragfähigkeit im Bereich positiver
und negativer Momente)
— Angriffspunkte von konzentrierten Einzellasten und Auflagerpunkte (Querkraft-
tragfähigkeit einschließlich Interaktion Biegung mit Querkraft)
— Stellen mit Querschnittssprüngen, die nicht durch Rissbildung des Betongurtes
verursacht werden
— Querschnitte mit Stegöffnungen und Betongurtdurchbrüchen
Beim Nachweis ausreichender Längsschubtragfähigkeit ergibt sich die maßgebende
kritische Länge aus dem Abstand benachbarter kritischer Querschnitte. Bei Trägern
mit veränderlicher Bauhöhe sind benachbarte kritische Schnitte so zu wählen, dass
das Verhältnis größerer zu kleinerer Momententragfähigkeit max. 1,5 beträgt.

927
Stahlbau

6.2.2 Schnittgrößenermittlung von Durchlaufträgern in Hochbau


6.2.2.1 Elastische Tragwerksberechnung
Bei der Berechnung sind Einflüsse aus Rissbildung, Kriechen und Schwinden des
Betons, Belastungsgeschichte und ggf. Schlupf in der Verbundfuge (bei nachgiebi-
ger Verdübelung) ausreichend genau zu berücksichtigen. Für typische Querschnitte
nach Bild 6-1 sind die nachfolgenden Näherungsverfahren erlaubt.
Einflüsse aus der Rissbildung
Allgemeines Verfahren
Die Einflüsse aus der Rissbildung von Verbundträgern mit Betongurten sind durch
folgende Schritte zu berücksichtigen:
— Ermittlung der Schnittgrößen nach Zustand I (ungerissener Beton) für die cha-
rakteristische Kombination
— Ermittlung der gerissenen Trägerbereiche Lcr , in denen die Betonrandspannung
den zweifachen Wert der Betonzugfestigkeit überschreitet (s c;grenz > 2 fctm ).
— Ansatz von EI 2 (Zustand II = Gesamtstahlquerschnitt aus Baustahl und Beton-
stahl) in den gerissenen angenommenen Trägerbereichen
— erneute Schnittgrößenermittlung unter Berücksichtigung der Rissbildung

Ea · I 1 Ea · I 1 Ea · I 1
a) ohne Berücksichtigung der Rissbildung b) mit Berücksichtigung der Rissbildung
Bild 6-2 Anzusetzende Biegesteifigkeit bei Verbundträgern mit Rissbildung

Näherungsverfahren
DIN EN 1994-1-1 [28], Abschnitt 5.4.4(5), s. Bild 6-2a): Bei der Schnittgrößenermitt-
lung wird über die gesamte Trägerlänge die Biegesteifigkeit EI 1 des ungerissenen
Verbundquerschnitts zugrunde gelegt. Die so ermittelten Biegemomente dürfen bei
Verbundträgern mit feldweise konstanter Bauhöhe im GZT in Abhängigkeit von
der QSK und unter Beachtung der Gleichgewichtsbedingungen zwischen Belas-
tung, Stütz- und Feldmomenten entsprechend Tafel 6-6 umgelagert werden.
DIN EN 1994-1-1 [28], Abschnitt 5.4.2.3(3), s. Bild 6-2b): Der Einfluss der Rissbil-
dung im Betongurt auf die Momentenverteilung wird näherungsweise dadurch be-
rücksichtigt, dass beidseitig der Innenstützen gerissene Trägerbereiche mit einer
Länge von 15 % der Stützweite der angrenzenden Felder und der Biegesteifigkeit
EI 2 angesetzt werden. In den übrigen Bereichen wird der ungerissene Querschnitt
angenommen. Dieses Vorgehen ist nur bei Trägern zulässig, deren Verhältnis be-
nachbarter Stützweiten die Bedingung Lmin =Lmax > 0,6 erfüllen. Weitere Umlagerun-
gen zur Berücksichtigung des Plastizierens sind nach Tafel 6-6 möglich.
Tafel 6-6 Grenzwerte für die Umlagerung von negativen Biegemomenten an Innenstützen [%]
Querschnittsklasse
Schnittgrößenermittlung Stahlsorten
1 2 3 4
S235, S275, S355 40 30 20 10
ohne Rissbildung
S420, S460 30 10 10
S235, S275, S355 25 15 10 0
mit Rissbildung
S420, S460 15 0 0

Die Momentenumlagerung ist bei Querschnitten der Klassen 3 und 4 nur für die auf den Ver-
bundquerschnitt einwirkenden Biegemomente zulässig.

928
Verbundtragwerke nach DIN EN 1994-1-1

Bei Trägern mit Querschnitten der Klasse 1 und 2 dürfen die Biegemomente auch
vom Feld zur Stütze umgelagert werden. Die maximal zulässige Vergrößerung der
Stützmomente beträgt 20 %, wenn die Rissbildung bei der Schnittgrößenermittlung
berücksichtigt wurde sowie 10 % bei Annahme ungerissener Querschnitte (vgl. [28],
Abschnitt 5.4.4 (5)).
Bei Tragwerken des Hochbaus mit kammerbetonierten Querschnitten darf der Ein-
fluss der Rissbildung im Kammerbeton durch Ansatz des Mittelwertes der Biege-
steifigkeiten des ungerissenen und gerissenen Kammerbetonquerschnittes berück-
sichtigt werden. (siehe Bild 6-3).

Bauzustand Endzustand

Querschnitt im Stützenbereich EI 2

Querschnitt im Feldbereich EI 2
13

Bild 6-3 Berücksichtigung der Rissbildung bei kammerbetonierten Trägern

Berücksichtigung von Kriechen und Schwinden


Aus dem Kriechen und Schwinden des Betons resultieren bei Verbundbauteilen Ei-
genspannungen im Querschnitt sowie Krümmungen und Längsdehnungen. Die bei
statisch bestimmten Systemen auftretenden Eigenspannungszustände werden als
primäre Beanspruchungen bezeichnet. In statisch unbestimmten Systemen treten
aufgrund der Verträglichkeitsbedingungen zusätzliche Zwängungen auf, die als se-
kundäre Beanspruchungen (Zwangsbeanspruchungen) bezeichnet werden. Die zu-
gehörigen Einwirkungen, bei Durchlaufträgern i. Allg. Auflagerkräfte, werden als in-
direkte Einwirkungen behandelt [87].
Mit Ausnahme von Querschnitten mit Doppelverbund dürfen die Einflüsse aus
dem Kriechen des Betons mit Hilfe von Reduktionszahlen nL berücksichtigt werden.
Bei der Anwendung des Gesamtquerschnittsverfahrens werden die Betonfläche
Ac,L und das Betonträgheitsmoment Ic,L mit den lastfallabhängigen Werten nL redu-
ziert. Vereinfacht wird für beide Querschnittswerte die gleiche Reduktionszahl ange-
setzt. Die Anteile aus Profil- und Betonstahl sowie Beton werden zu einem ideellen
Gesamtquerschnitt mit den Querschnittswerten Ai,L und Ii,L zusammengefasst. Als
Bezugsgröße wird üblicherweise der Elastizitätsmodul von Stahl verwendet. Die
Verformungen, Teilschnittgrößen und Spannungen können dann für die verschie-

929
Stahlbau

denen Beanspruchungsarten direkt an einem ideellen Gesamtquerschnitt berechnet


werden.
Ea
nL ¼ n0 ð1 þ wL jt Þ mit n0 ¼ (6-6)
Ecm
Ac,L ¼ Ac =nL (6-7) I c,L ¼ I c =nL (6-8)
Ast ¼ Aa þ As (6-9)
Ai,L ¼ Ac,L þ Aa þ As (6-10)
2
I i,L ¼ I c,L þ I a þ I s þ Ac,L zic,L þ Aa zi2a,L þ As zis,L
2
(6-11)
n0 Reduktionszahl für kurzzeitige Beanspruchung bzw. für den Zeitpunkt t0
jt Kriechzahl jðt, t0 Þ nach [9] Abschnitt 3.1.4 oder 11.3.3 in Abhängigkeit vom betrachteten
Betonalter t und vom Alter t0 bei Belastungsbeginn
wL von der Beanspruchungsart abhängiger Kriechbeiwert (s. Tafel 6-8)
Ai,L ideelle Querschnittsfläche für die Beanspruchungsart L
I i,L ideelles Trägheitsmoment für die Beanspruchungsart L
zic,L Abstand der Schwerpunkte von Betonfläche und ideellem Gesamtquerschnitt für die Be-
anspruchungsart L (zia,L und zis,L analog)

Bild 6-4 Teilschnittgrößen und Spannungen bei Momentenbeanspruchung

Tafel 6-7 Ermittlung Teilschnittgrößen und Spannungen bei Momentenbeanspruchung (voller


Verbund)
Betonquerschnitt Stahlquerschnitt
Ic,L Ist
Mc,L ¼ ML " Mst,L ¼ ML "
Ii,L Ii,L
Teilschnittgrößen
Ac,L Ast
Nc,L ¼ ML " " zic,L Nst,L ¼ ML " " zist,L
Ii,L Ii,L
ML ML
Spannungen s c,L ¼ " ðzic,L þ zc Þ s st,L ¼ " zi,L
nL " Ii,L Ii,L

Tafel 6-8 Kriechbeiwert wL in Abhängigkeit von der Art der Belastung


Beanspruchungsart L Bezeichnung Wert
ständige Beanspruchung wP 1,1
primäre und sekundäre Beanspruchung aus Schwinden wS 0,55
zeitabhängige sekundäre Beanspruchung aus Kriechen wPT 0,55
Vorspannung mittels planmäßig eingeprägter Deformation wD 1,5

930
Verbundtragwerke nach DIN EN 1994-1-1

6.2.2.2 Berechnung nach Fließgelenktheorie


Bei der plastischen Berechnung ist i. Allg. ein Nachweis ausreichender Rotations-
kapazität in den Fließgelenken erforderlich. Die Bedingungen für die Anwendung
der Fließgelenktheorie sind in [28], Abschnitt 5.4.5 definiert. Für Verbundträger des
Hochbaus darf eine ausreichende Rotationskapazität angenommen werden, wenn
folgende Anforderungen erfüllt sind:
— Stähle mit Festigkeiten über S355 werden nicht verwendet.
— Im Bereich von Fließgelenken erfüllen die Querschnitte die Anforderungen an
die QSK 1, in den übrigen Bereichen mindestens die Anforderungen an die
QSK 2.
— Sofern vorhanden, werden der Kammerbeton und die im Kammerbeton im
Druckbereich angeordnete Bewehrung bei der Ermittlung der Momententragfä-
higkeit vernachlässigt.
— Für jede Träger-Stützenverbindung wird nachgewiesen, dass eine ausreichende
Rotationskapazität vorhanden ist oder dass der Anschluss so ausgebildet wird,
dass seine Momententragfähigkeit nicht kleiner als der 1,2-fache Wert der voll-
plastischen Momententragfähigkeit des angeschlossenen Querschnittes ist.
— Die Längen benachbarter Felder von Durchlaufträgern unterscheiden sich bezo-
gen auf die kleinere Stützweite um nicht mehr als 50 %.
— Die Stützweite des Endfeldes ist nicht größer als 115 % der Stützweite des
Nachbarfeldes.
— Sofern in Feldbereichen mehr als die Hälfte der gesamten Bemessungslast auf
einer Länge von 1/5 der Stützweite konzentriert ist, muss die Begrenzung von
zpl =h < 0,15 beachtet wird. Damit wird ein Versagen der Betondruckzone ver-
mieden. Andernfalls ist nachzuweisen, dass für das Fließgelenk im Feld keine
Rotationsanforderungen bestehen.
— Die Druckflansche sind an den Stellen von Fließgelenken seitlich gehalten und
für die Träger besteht keine Biegedrillknickgefahr.

6.2.3 Mittragende Gurtbreiten


Der Einfluss der Schubverzerrung breiter Betongurte wird entweder durch eine ge-
naue Berechnung oder durch den Ansatz der mittragenden Breite beff nach Tafel 6-9 13
berücksichtigt. beff wird in Abhängigkeit von der äquivalenten Stützweite Le bestimmt.
Hierfür ist i. Allg. der Abstand der Momentennullpunkte anzunehmen. Für typische
durchlaufende Verbundträger kann Le nach Bild 6-5 angenommen werden.

Tafel 6-9 mittragende Gurtbreite beff


Feldbereich, innere Auflager Endauflager
beff ¼ b0 þ $bei beff ¼ b0 þ $bi bei
mit bei ¼ Le =8 < bi und bi ¼ ð0,55 þ 0,025Le =bei Þ < 1,0
bei mittragende Breite der Teilgurte beidseits des Trägersteges
b0 Achsabstand der äußeren Dübelreihen
Le äquivalente Stützweite

Bei der Tragwerksberechnung darf von feldweise konstanten mittragenden Breiten


ausgegangen werden. Diese ergeben sich für Träger mit beidseitiger Auflagerung
aus dem Wert beff;1 bzw. beff; 3 in Feldmitte und für Kragarme mit beff;4 (s. Bild 6-5).
Bei der Schnittgrößenermittlung darf bei Tragwerken des Hochbaus b0 ¼ 0 ange-
nommen werden. Die geometrische Breite bi bezieht sich dann auf die Stegachse.
Beim Nachweis der Querschnittstragfähigkeit darf näherungsweise für den gesam-
ten Trägerbereich mit positiver Momentenbeanspruchung eine konstante mittra-
gende Breite mit dem Wert beff in Feldmitte angenommen werden. Die gleiche Nä-
herung gilt für den negativen Momentenbereich beidseits von Innenstützen.

931
Stahlbau

Leb Led
Lea Lec
b1 b2
beff
be1 b0 be2

L1 L2 L3

L1/4 L1/2 L1/4 L2/4 L2/2 L2/4 L3

beff,3
beff,1
beff,0

beff,2

beff,4
Lea = 0,85 · L1, Lbe = 0,25 · (L1 + L2), Lec = 0,7 · L2, Led = 2 · L3
Bild 6-5 "quivalente Stützweiten Le für typische durchlaufende Verbundträger

6.2.4 Querschnittstragfähigkeit
In diesem Abschnitt werden nur die vollplastischen Querschnittstragfähigkeiten bei
vollständiger und teilweiser Verdübelung behandelt. Zur Bestimmung der deh-
nungsbeschränken und der elastischen Momententragfähigkeit siehe [28], Ab-
schnitt 6.2.1.4 und 6.2.1.5.

6.2.4.1 Plastische Momententragfähigkeit bei vollständiger Verdübelung


Annahmen und Voraussetzungen
— vollständiges Zusammenwirken von Baustahl, Bewehrung und Beton
— Baustahlquerschnitt mit Zug- und/oder Druckspannungen fyd
— Betonstahlquerschnitt mit Zug- und/oder Druckspannungen fsd
— Betonstahl in der Druckzone des Querschnittes darf vernachlässigt werden
— beim Beton wird in der Druckzone eine konstante Spannung 0,85fcd angenom-
men, die Zugfestigkeit wird nicht berücksichtigt
Die Bestimmung der plastischen Momententragfähigkeit kann für Verbundträger
ohne Kammerbeton unter positiver und negativer Momentenbeanspruchung bei
gleichzeitiger Wirkung von Querkräften nach den Tafeln 6-10 und 6-11 erfolgen. Da-
bei kann der Querkrafteinfluss für VEd < 0,5V Rd vernachlässigt werden (r ¼ 0, s. Ab-
schnitt 3.9). Der Nachweis ausreichender Momententragfähigkeit erfolgt nach
Gl. (6-12).
MEd < Mpl;Rd (6-12)
b


> 0,15h

1,0
zpl

0,85 –
h

0,15 0,4 zpl/h

Bild 6-6 Abminderungsfaktor b für Mpl;Rd bei Baustählen S420 und S460

932
Verbundtragwerke nach DIN EN 1994-1-1

Wenn die plastische Nulllinie des Querschnitts zu weit in den Steg des Stahlträgers
absinkt, wird die Momententragfähigkeit durch Erreichen der Grenzdehnungen im
Betongurt beschränkt. Bei Verwendung der Stahlgüten S420 und S460 wird die
vollplastische Momententragfähigkeit für Werte zpl =h > 0,15 (h ¼ Gesamtquer-
schnittshöhe) mit dem Faktor b nach Bild 6-6 abgemindert. Bei Werten zpl =h > 0,40
ist die Momententragfähigkeit elastisch oder dehnungsbeschränkt zu berechnen.

Tafel 6-10 Plastische Momententragfähigkeit bei positiven Momenten, vollständiger Verdübe-


lung und Querkraftbeanspruchung

zpl ¼ Mpl;Rd ¼
Nulllinie in der Betonplatte: 0 1
A Npl,a,Rd ! r " N pl,w ¼ N pl,a,Rd " ðz a ! 0,5zpl Þ ! r " N pl,w " zw ! 0,5zpl
¼ < hc ! hp
0,85 " fcd " beff
" # " #
Nulllinie im Trägergurt: hc !hp hc !hp
Npl,a,Rd ! r " N pl,w ! Ncd ¼ N pl,a,Rd za ! ! r " N pl,w zw !
B ¼ hc þ " #"2 # 2
2fyd " bf zpl !hc zpl þhp
!Nf
tf 2
" # " #
Nulllinie im Trägersteg: hc !hp hc ! hp
Npl,a,Rd ! r " N pl,w ! Ncd ! Nf ¼ N pl,a,Rd za ! ! r " N pl,w zw !
" 2# " # 2
C ¼ hc þ tf þ
2fyd ð1 ! rÞ t w tf þ hc þ hp zpl þ tf þ hp
!Nf ! Nw
2 2
Npl,a,Rd ¼ Aa fyd Npl,w ¼ fyd t w hw
Ncd ¼ 0,85 " fcd beff ðhc ! hp Þ Nw ¼ 2fyd ð1 ! rÞ t w ðzpl ! hc ! tf Þ 13
" #2
2VEd
Nf ¼ 2fyd bf tf r¼ ! 1 >0
VRd

Tafel 6-11 Vollplastische Momententragfähigkeit bei negativen Momenten, vollständiger Ver-


dübelung und Querkraftbeanspruchung

Nulllinie im
Steg!

zpl ¼hc þ tf Mpl,Rd ¼Npl,a,Rd za ! r " Npl,w zw !


" # " #
Npl,a,Rd ! r " N pl,w ! SNsi ! Nf hc þ tf zpl þ tf þ hc
þ SNsi zsi ! Nf ! Nw
2fyd ð1 ! rÞt w 2 2
Npl,a,Rd ¼ Aa fyd Nf ¼ 2fyd bf tf
Nsi ¼ ASi fsd mit i ¼ 1,2, . . . Npl;w ¼ fyd hw t w
" #2
2VEd
r¼ ! 1 >0 Nw ¼ 2fyd ð1 ! rÞ ðzpl ! hc ! tf Þ tw
VRd

933
Stahlbau

6.2.4.2 Plastische Momententragfähigkeit bei teilweiser Verdübelung


Im Bereich positiver Momente kann eine Abminderung der Verdübelung erfolgen,
sofern die Momententragfähigkeit Mpl,Rd bei vollständiger Verdübelung die Mo-
mentenbeanspruchung MEd überschreitet. Voraussetzung hierfür ist der Einsatz
duktiler Verbundmittel, wie z. B. Kopfbolzendübel. Bei teilweiser Verdübelung stel-
len sich nach der Teilverbundtheorie zwei plastische Nulllinien im Querschnitt ein,
unter deren Ansatz die Momententragfähigkeit bestimmt wird.
MRd ist mit der reduzierten Betondruckkraft Nc ¼ h " Ncf (h ¼ Verdübelungsgrad,
Ncf ¼ Druckkraft im Betongurt, die zu Mpl,Rd führt) zu bestimmen (vgl. Bild 6-7b),
B). Die reduzierte Druckkraft ergibt sich aus der Anzahl n der Dübel, die zwischen
dem Momentennullpunkt und der Stelle max M Ed angeordnet werden, und deren
Tragfähigkeit PRd zu Nc ¼ n " PRd .
Vereinfachend darf MRd auch über eine lineare Interpolation (Gerade A—C im
Bild 6-7a)) bestimmt werden (Gl. (6-13)). Der Tragsicherheitsnachweis erfolgt mit
Gl. (6-14).
0 1 Nc
MRd ¼ Mpl,a,Rd þ Mpl,Rd # Mpl,a,Rd " (6-13)
Nc,f
MEd < MRd (6-14)
a) b)
A –
Mpl,Rd C
+ Mpl,a,Rd
Teilverbund-
theorie
B
Nc h Nc,f

MRd
– Na
B + Ma

Mpl,a,Rd Näherung Gl. (6-13)


Nc,f
A –
Npl,a,Rd Mpl,Rd
C +

1
Nc
h
Nc,f
Bild 6-7 Momententragfähigkeit in Abhängigkeit vom Verdübelungsgrad h

6.2.4.3 Plastische Querkrafttragfähigkeit


Auf die Berücksichtigung der Mitwirkung des Betongurtes bei der Bestimmung der
Querkrafttragfähigkeit wird i. Allg. verzichtet. Bei Verbundträgern ohne Kammer-
beton gilt für die plastische Querkrafttragfähigkeit nach [11]:
pffiffiffi
VRd ¼ Vpl;a;Rd ¼ Av " tRd mit tRd ¼ fyd = 3 (6-15)
Av ¼ hw " tw (geschweißte I-Querschnitte)
Av ¼ Aa # 2bf " tf þ ðtw þ 2r Þ " tf (Walzprofile)
Der Nachweis gegen Schubbeulen kann entfallen, wenn für den Steg des Stahlträ-
gers gilt: hw =tw < 72e=h (s. Abschnitt 3.6). Andernfalls ist der Nachweis nach Ab-
schnitt 5.3.3 zu führen.
Wird bei Verbundträgern mit Kammerbeton der Beitrag des Kammerbetons bei
der Querkrafttragfähigkeit angesetzt, ist eine Bügelbewehrung nach Bild 6-8 anzu-
ordnen und eine geeignete Sicherung des Kammerbetons vorzusehen (Verdübe-
lung, durchgesteckte Bügel, S-Haken).

934
Verbundtragwerke nach DIN EN 1994-1-1

Als Näherung darf die einwirkende Querkraft VEd in die Anteile, die vom Stahlprofil
(Va;Ed ) und vom Kammerbeton ðVc;Ed Þ aufgenommen werden, im Verhältnis der
Beiträge des Baustahlquerschnittes und des bewehrten Kammerbetonquerschnittes
zur Momententragfähigkeit Mpl;Rd erfolgen.
Bei der Ermittlung der Querkrafttragfähigkeit des Kammerbetons ist die Rissbil-
dung zu berücksichtigen. Sofern er vollständig in der Zugzone liegt, darf er zur Ab-
tragung der Querkräfte nicht angesetzt werden.

Bild 6-8
Anordnung von Bügeln bei Trägern
mit Kammerbeton

6.2.4.4 Interaktion Biegung und Querkraft


Die Querkraft muss berücksichtigt werden, wenn VEd > 0,5 " VRd ist. Der Einfluss
auf die Momententragfähigkeit darf bei Querschnitten der Klasse 1 und 2 durch
eine Reduzierung der Streckgrenze der auf Querkraft beanspruchten Querschnitts-
teile berücksichtigt werden, siehe Tafeln 6-10 und 6-11.
reduzierte Streckgrenze: ð1 # rÞ " fyd (6-16)
mit r ¼ ð2VEd =VRd # 1Þ2 (6-17)

6.2.5 Biegedrillknicken bei Durchlaufträgern


6.2.5.1 Allgemeines
Bei Druckgurten von Stahlträgern, die unmittelbar mit Betongurten im Verbund ste-
hen, besteht keine Biegedrillknickgefahr, wenn der Betongurt selbst nicht seitlich
ausweichen kann.
Für alle anderen druckbeanspruchten Gurte ist in der Regel ein Biegedrillknicknach- 13
weis erforderlich. Es dürfen die Nachweisverfahren nach [11], Abschnitt 6.3.2.1 bis
6.3.2.3 und das allgemeine Nachweisverfahren nach [11], Abschnitt 6.3.4 verwendet
werden. Dabei sind die Teilschnittgrößen des Baustahlquerschnittes unter Berück-
sichtigung der Belastungsgeschichte zugrunde zu legen. Beim Nachweis darf ange-
nommen werden, dass der Obergurt des Stahlträgers durch die Betonplatte seitlich
unverschieblich und drehelastisch gehalten ist.

6.2.5.2 Vereinfachter Nachweis von Durchlaufträgern mit Walzprofilen


Auf einen Nachweis des Biegedrillknickens darf verzichtet werden, wenn die bezo-
gene Schlankheit lLT für das Biegedrillknicken nicht größer als 0,4 ist. In Tafel 6-12
sind Grenzhöhen für Walzprofile der Reihen IPE und HE angegeben, bei deren Ein-
haltung der Biegedrillknicknachweis entfallen darf. Die Anwendung der Tafel ist an
folgende Bedingungen geknüpft (vgl. [28], Abschnitt 6.4.3):
— Verhältnis der Stützweiten
0,8 < L=Li < 1,25 bzw. Lk =L < 0,15
— Anteil der ständigen Last an der Gesamtlast
gG " Gk > 0,4
gG " Gk þ gQ " Qk
— Verdübelung nach [28], Abschnitt 6.6
— Parallel verlaufende Träger, sodass eine Ein-
spannwirkung über die Betonplatte entsteht Bild 6-9 Stützweiten

935
Stahlbau

— Bei Verbunddecken ist die Spannrichtung der Profilbleche senkrecht zum Träger.
— An den Auflagern ist der Untergurt seitlich gehalten und der Steg ausgesteift.
— Die Biegeschlankheit des Betongurtes ist auf Li =d < 35 begrenzt.
Tafel 6-12 Maximale Profilhöhe h ½mm. für den vereinfachten Nachweis1)
Stahlprofil Baustahl
S235 S275 S355 S420, S460
Träger ohne IPE 600 550 400 270
Kammerbeton HEA 790 690 640 490
HEB 900 800 700 600
Träger mit IPE 600 600 600 400
Kammerbeton HEA 990 890 790 640
HEB 1000 1000 900 700
1
) Die Grenzhöhen sind an die genormten Profilhöhen angepasst

6.2.5.3 Allgemeiner Biegedrillknicknachweis


Für Verbundträger des Hochbaus mit konstanten Baustahlquerschnitten in Längs-
richtung und Querschnitten der Klassen 1, 2 und 3 darf der Nachweis mit dem in
[28], Abschnitt 6.4.2 angegebenen Verfahren geführt werden.

Drehbettung
Durch die Betonplatte wird der Verbundträger seitlich gestützt und drehelastisch ein-
gespannt (Bild 6-10). Ein seitliches Ausweichen kann nur im Bereich negativer
Momente stattfinden. Bei der Bestimmung der Drehbettungssteifigkeit wird der Ver-
formungseinfluss der Stahlbetonplatte und des Trägersteges (Einfluss der Profilverfor-
mungen) berücksichtigt. Sofern der Verbundträger mit Kammerbeton ausgeführt wird,
ergeben sich deutlich höhere Steifigkeitswerte. Die Drehbettung wird näherungsweise
durch ein Fachwerkmodell erfasst, bei dem der Stahlträgersteg als Zugstrebe und die
in Ausweichrichtung liegende Seite des Kammerbetons als Druckstrebe angesetzt
wird. Die Dehnsteifigkeit dieser Betondruckstrebe wird zur Berücksichtigung des Krie-
chens mit der Reduktionszahl np für ständige Einwirkungen abgemindert.
1
resultierende Drehbettung: CJ;k ¼ (6-18)
1 1
þ
CJR;k CJD;k
ðEIÞ2
Drehbettung aus der Verformung der Betonplatte: CJR;k ¼ a " (6-19)
a
Drehbettung aus der Verformung des Ea " tw3
CJD;k ¼ (6-20)
Trägersteges: 2
4 " ð1 # na Þ " hs
Drehbettung aus der Verformung von
Ea " tw " bc2
Trägersteg und Kammerbeton: CJD;k ¼ (6-21)
16hs " ð1 # 4np tw =bc Þ
a¼ 2 für Randträger, 3 für Innenträger, 4 für Innenträger von Deckensystemen mit vier und
mehr Innenträger
ðEIÞ2 Biegesteifigkeit der Betonplatte oder Verbunddecke je Längeneinheit, die unter Berück-
sichtigung der Rissbildung ermittelt wird. Maßgebend ist der kleinere Wert für den
Feld- und Stützbereich der Decke.
ðEIÞ2 ffi Ecm I c " 5,8 " n0 " rl
mit Ecm I c = Biegesteifigkeit im Zustand I,
n0 ¼ Ea =Ecm
rl ¼ Bewehrungsgrad
hs Steghöhe
bc Breite des Kammerbetons
na Querdehnung des Stahls: na ¼ 0,3
np Reduktionszahl für ständige Einwirkungen (s. Gl. (6-6))

936
Verbundtragwerke nach DIN EN 1994-1-1

Bild 6-10 Querschnittsverformungen und Modell zur Bestimmung des idealen Biegedrill-
knickmomentes

Ideales Biegedrillknickmoment
Das ideale Biegedrillknickmoment Mcr kann für gabelgelagerte Träger mit konstan-
tem Querschnitt, Gleichstrecken- oder Einzellasten sowie Randmomenten mit
Gl. (6-22) bestimmt werden (vgl. [88] und Abschnitt 4.2.4, 4.3.4).
" #
1 p2 EI D;a 0 1
Mcr ¼ " þ GI T;a eff (6-22)
kz ðbB LÞ2
!n1
1 2
0 1
bB ¼ b0B " 0 pffiffiffiffiffiffi 1n1 GI t;a eff ¼ A " ð1,5 # 0,5 " wÞ " GI T;a
a " hB =p
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi " #
2
cJ;k " L4 0 1 iD; a
hB ¼ kz ¼ 2 " zD;a # zM;a # rM;a þ " I a =I st
EI D;a ze
bB Knicklängenbeiwert zur Bestimmung des idealen Biegedrillknickmomentes
h
0B 1 Bettungsparameter
GI T;a eff effektive St. Venant‘sche Torsionssteifigkeit des Baustahlquerschnittes
kz Drehradius für Biegemomente My des Verbundträgers im Zustand II
EI D;a Wölbsteifigkeit des Baustahlquerschnittes bezogen auf die feste Drehachse D
a, n1 , n2 , A, b0B Beiwerte in Abhängigkeit der Momentenverteilung nach Tafel 6-13 oder 6-14
13
und Bild 6-12

2 2 2 2
iD;a ¼ iy;a þ iz;a þ zD;a
Ma Ia
ze ¼ ¼#
Na zSt;a " Aa
Z
1 0 2 1
rM;a ¼ ya þ za2 z a dAa # 2 zM;a
Ia
Aa

Bild 6-11 Verbundquerschnitt mit Bezeichnung zur Bestimmung des idealen Biegedrillknick-
momentes

Bild 6-12 Gabelgelagerte Träger mit Gleichstreckenlast und Einzellast

937
Stahlbau
Tafel 6-13 Beiwerte für gabelgelagerte Träger mit Gleichstreckenlasten
a¼ 1 0,5 0,25
A¼ 1,25 1,50 1,75
b0B ¼ 0,037w2 þ 0,3w þ 0; 4 0,16w2 þ 0,05w þ 0,24 0,07w2 þ 0,01w þ 0,13
a n1 n2 a n1 n2 a n1 n2
w¼1 1,45 8,80 8,95 1,15 4,90 5,15 0,65 4,05 4,50
w ¼ 0,5 1,37 5,95 6,70 0,95 4,50 5,90 0,55 4,00 5,70
w¼0 1,13 4,50 5,75 0,77 4,20 5,95 0,48 3,95 6,15

Tafel 6-14 Beiwerte für gabelgelagerte Träger mit Einzellasten


a¼ 1 0,5 0,25
A¼ 1,25 1,50 1,60
b0B ¼ 0,320w2 þ 0,35 0,075w2 þ 0,25w þ 0,34 0,116w2 þ 0,06w þ 0,21
a n1 n2 a n1 n2 a n1 n2
w¼1 1,46 9,85 9,55 1,35 7,10 6,85 0,95 4,90 4,50
w ¼ 0,5 1,45 9,00 9,75 1,30 5,75 6,80 0,85 4,50 5,60
w¼0 1,35 5,95 7,75 1,05 4,60 6,30 0,70 4,15 6,10

Tragsicherheitsnachweis
Der Tragsicherheitsnachweis für das Biegedrillknicken wird nach [11], Abschnitt
6.3.2.1 bis 6.3.2.3, geführt (s. Abschnitt 4.3.2).
Mb;Rd ¼ cLT " MRd (6-23)
MRd Bemessungswert der Momententragfähigkeit für negative Momentenbeanspruchung
am maßgebenden Auflager
cLT Abminderungsfaktor
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi für das Biegedrillknicken, der vom Schlankheitsgrad
lLT ¼ MRk =Mcr und der maßgebenden Knicklinie abhängt (s. Abschnitt 4.3.2)
MRk Momententragfähigkeit des Verbundquerschnitts, ermittelt mit den charakteristischen
Werten der Werkstoffeigenschaften
Mcr Ideales Biegedrillknickmoment an der Innenstütze des maßgebenden Feldes mit dem
größten negativen Moment (s. Gl. (6-22))
Für Querschnitte der Klassen 1 und 2 wird MRd entweder vollplastisch oder elas-
tisch-plastisch ermittelt. Für den Profilstahl ist der Teilsicherheitsbeiwert gM1 ¼ 1,1
zu berücksichtigen. Für Träger mit Kammerbeton gelten die Regelungen nach [28],
Abschnitt 6.3.2. Zu Querschnitten der Klasse 3 siehe [28], Abschnitt 6.4.2.

6.2.6 Verbundsicherung bei Verbundträgern


6.2.6.1 Allgemeines
Die Verbundmittel sind in Trägerlängsrichtung so anzuordnen, dass die Längs-
schubkräfte VL;Ed zwischen der Betonplatte und dem Stahlträgerobergurt im GZT
zwischen kritischen Schnitten übertragen werden können. VL;Ed wird aus der Nor-
malkraftänderung im Stahl- bzw. Betonquerschnitt ermittelt. Es wird zwischen
Nachweisverfahren ohne und mit plastischer Umlagerung der Längsschubkräfte
unterschieden. Natürlicher Haftverbund darf nicht berücksichtigt werden.

6.2.6.2 Beanspruchbarkeit von Kopfbolzendübeln


Es werden hauptsächlich Kopfbolzendübel nach DIN EN ISO 13918 [62] verwendet,
die mit automatischen Bolzenschweißverfahren nach DIN EN ISO 14555 [63] auf
den Baustahlquerschnitt aufgeschweißt werden.
a) Kopfbolzendübel in Vollbetonplatten
Die Schubtragfähigkeit eines Kopfbolzendübels ergibt sich aus dem kleineren Wert
der Gln. (6-24) und (6-25). Der erhöhte Teilsicherheitsbeiwert gV für Betonversagen

938
Verbundtragwerke nach DIN EN 1994-1-1

(Gl. (6-25)) wurde in [29] zur Berücksichtigung der Tragfähigkeitsabminderung


durch Kurzzeitrelaxation festgelegt.
Stahlversagen PRd ¼ ð0,8fu pd 2 =4Þ=gV gV ¼ 1,25 (6-24)
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
2
Betonversagen; PRd ¼ ð0,29ad fck E cm Þ=gV gV ¼ 1,5 (6-25)
" #
hsc
a ¼ 0,2 þ1 für 3 < hsc =d < 4
d
a¼1 für hsc =d > 4
d Nenndurchmesser des Dübelschaftes mit 16 mm < d < 25 mm
fu spezifizierte Zugfestigkeit des Bolzenmaterials (fu < 500 N=mm2 Þ
fck im maßgebenden Alter vorhandene charakteristische Zylinderdruckfestigkeit des Betons
mit einer Dichte nicht kleiner als 1 750 kg=m3
hsc Nennwert der Gesamthöhe des Dübels
Tafel 6-15 Schubtragfähigkeit P Rd [kN] von Kopfbolzendübeln in Vollplatten
(a ¼ 1, f u ¼ 450 N=mm2 )
Dübel 1 C20/25 C25/30 C30/37 C35/45 C40/50 C45/55 C50/60 C55/67 C60/75
16 mm 38,3 43,6 49,2 54,0 57,9
19 mm 54,1 61,4 69,4 76,1 81,7
22 mm 72,5 82,4 93,1 102,1 109,5
25 mm 93,6 106,4 120,2 131,8 141,4

Berechnung Betonversagen mit Ecm nach Tafel 6-1


kursiv dargestellte Werte: Stahlversagen ist maßgebend
b) Kopfbolzendübel in Kombination mit Profilblechen
Bei Verwendung von Profilblechen (parallel oder senkrecht zur Verbundträger-
achse) ist die Schubtragfähigkeit der Kopfbolzendübel PRd für Vollplatten mit dem
Faktor kl bzw. kt abzumindern. Bei der Bestimmung von PRd darf für Stahlversagen
nach Gl. (6-24) fu mit maximal 450 N=mm2 angesetzt werden.
Profilbleche mit Rippen parallel zur Trägerachse
" #
b0 hsc
kl ¼ 0,6
hp hp
# 1 < 1,0 (6-26)
13
hsc < hp þ 75 mm b0 nach den Bildern 6-13 (gestoßene Bleche) und 6-28
b0 b0

d d
hsc
hsc

hp
hp

hp/2
hp/2

Bild 6-13 Träger mit parallel zur Trägerachse verlaufenden Profilblechen

Profilbleche mit Rippen senkrecht zur Trägerachse


Die Dübeltragfähigkeit PRd wird mit dem Faktor kt nach Gl. (6-27) abgemindert. Der
obere Grenzwert für kt ist in Tafel 6-16 angegeben.
" #
0,7 b0 hsc
kt ¼ pffiffiffiffiffi # 1 < kt;max (6-27)
nr hp hp
mit Anzahl der Kopfbolzendübel je Rippe nr < 2
hp < 85 mm
b0 > hp nach Bild 6-14
d < 20 mm bei Durchschweißtechnik
d < 22 mm bei vorgelochten Profilblechen

939
Stahlbau
b0 b0

d d

hsc

hsc
hp

hp
hp/2

hp/2
_> 50 mm

Bild 6-14 Träger mit senkrecht zur Trägerachse verlaufenden Profilblechen

Tafel 6-16 Obere Grenzwerte k t;max für den Abminderungsbeiwert k t


Anzahl der Dübel Blechdicke des durchgeschweißte vorgelochte Profilbleche
je Rippe nr Profilblechs t [mm] Dübel mit d < 20 mm d ¼ 19 und 22 mm
1 < 1,0 0,85 0,75
> 1,0 1,00 0,75
2 < 1,0 0,70 0,60
> 1,0 0,80 0,60

6.2.6.3 Längsschubkräfte in der Verbundfuge


Die Ermittlung der Längsschubkräfte erfolgt bei Querschnitten der Klassen 3 und 4,
nicht ausreichend duktilen Verbundmitteln oder bei nicht vorwiegend ruhender Be-
anspruchung elastisch. Die Schubkraft je Längeneinheit vEd kann bei positiver Mo-
mentenbeanspruchung mit der Betonplatte in der Druckzone aus der Summe der
relevanten Beanspruchungsarten L (s. auch Abschnitt 6.2.2.1) mit Gl. (6-28) be-
stimmt werden.
X Ac;L " zic;L þ As " zis;L
VEd ¼ Vz;Ed;L " (6-28)
L
Ii;L
Die Längsschubkräfte bei Trägern mit Querschnitten der Klasse 1 und 2, duktilen Ver-
bundmitteln und vorwiegend ruhender Belastung können unter Ansatz planmäßiger
plastischer Umlagerung bestimmt werden. Dabei wird zwischen Trägern mit vollstän-
diger und teilweiser Verdübelung unterschieden. Ein Träger wird als vollständig ver-
dübelt bezeichnet, wenn die Momententragfähigkeit nicht durch die Längsschubkraft-
tragfähigkeit der Verbundfuge begrenzt wird. Eine teilweise Verdübelung liegt vor,
wenn vor Erreichen des vollplastischen Momentes ein Versagen der Verbundfuge ein-
tritt. Die Längsschubkräfte zwischen zwei kritischen Schnitten ergeben sich aus der
Differenz der Kräfte in der Betonplatte bzw. des Stahlträgers (Bild 6-15).

Bild 6-15
Längsschubkräfte
V L;Ed

940
Verbundtragwerke nach DIN EN 1994-1-1

a) Vollständige Verdübelung
Längsschubkraft zwischen einem gelenkigen Endauflager und dem benachbarten
Feldmoment (s. Bild 6-15 und Tafel 6-9):
-
beff " zpl " 0,85 " f cd
VL,Ed ¼ Nc,f ¼ min (6-29)
beff " ðhc # hp Þ " 0,85 " fcd
Längsschubkraft zwischen dem maximalen Feldmoment und dem benachbarten
Zwischenauflager (s. Bild 6-15, Tafeln 6-9 und 6-10; Nc;f nach Gl. (6-30)):
VL,Ed ¼ Nc,f þ Ns,f (6-30) mit Ns,f ¼ As " fsd
Anzahl der Dübel im betrachteten Trägerabschnitt für die vollständige Verdübe-
lung:
nf ¼ VL,Ed =PRd (6-31)

b) Teilweise Verdübelung
Im Hochbau ist bei Verbundträgern in positiven Momentenbereichen eine teilweise
Verdübelung zulässig (s. Abschnitt 6.2.4.2). Dazu müssen duktile Verbundmittel ein-
gesetzt und der Mindestverdübelungsgrad nach Tafel 6-17 eingehalten werden. Der
statisch erforderliche Verdübelungsgrad h lässt sich bei Anwendung der linearen
Interpolation der Momententragfähigkeit nach Bild 6-7 aus Gl. (6-13) ableiten.
MEd # Mpl,a,Rd
erf h ¼ (6-32) erf n ¼ h " nf (6-33)
Mpl,F,Rd # Mpl,a,Rd
Bei einem Wechsel von positiven zu negativen Biegemomenten (s. Bild 6-15) darf
die zur Abdeckung von Ns,f erforderliche Dübelzahl im Verhältnis von einwirken-
dem zu plastischem Moment abgemindert werden.
MB,Ed VL,Ed
VL,Ed ¼ erf h " Nc,f þ " Ns,f (6-34) erf n ¼ (6-35)
Mpl,B,Rd PRd

Tafel 6-17 Grenzwerte für Dübelabmessungen und Verdübelungsgrad h


Kopfbolzendübel Trägerquerschnitt Le1) [m]
Mindestverdüblungsgrad
" #
355
Le < 25 m h > 1 ! " ð0,75 ! 0,03 " Le Þ > 0,4
doppelsymmetrisch fy
hc # 4d Le > 25 m h>1 13
d " #
einfachsymmetrisch 355
16 mm $ d $ 25 mm Le < 20 m h > 1 ! " ð0,30 ! 0,015 " Le Þ > 0,4
Af fy
$ 3Af Le > 20 m h>1
" #
d hc # 76 mm Profilblechverbund- Le < 25 m h3 Þ > 1 ! 355 " ð1,0 ! 0,04 " Le Þ > 0,4
decke2 ) fy
d = 19 mm hp $ 60 mm Le > 25 m h>1
! ein Kofpbolzen- durchlaufend 2
) mit Rippen quer zur Trägerachse und b0/hp > 2
doppelsym-
dübel/Rippe metrisch – siehe Bild 6-14
! zentrisch oder alter- 3
) Verdüblungsgrad bestimmt mit Näherung nach
nierend rechts/ gewalzt oder
geschweißt Gl. (6-13) und Bild 6-7
links angeordnet
1
) Le Abstand der Momentennullpunkte, vereinfacht nach Bild 6-5

6.2.6.4 Verteilung und Anordnung der Verbundmittel


Verteilung
Verbundmittel sind in Trägerlängsrichtung nach dem Verlauf der Bemessungs-
längsschubkraft anzuordnen. Ein Abheben der Betonplatte vom Stahlträger ist zu
vermeiden. Im Bereich von Kragarmen und negativen Momenten von Durchlaufträ-
gern ist die Abstufung der Längsbewehrung unter Berücksichtigung der Dübelver-
teilung und der erforderlichen Verankerungslängen vorzunehmen.

941
Stahlbau

Duktile Verbundmittel dürfen zwischen kritischen Schnitten äquidistant verteilt wer-


den, wenn im betrachteten Trägerabschnitt
— Baustahlquerschnitte der Klassen 1 oder 2 vorliegen,
— der Verdübelungsgrad die Bedingungen nach Tafel 6-17 erfüllt und
— Mpl,Rd < 2,5 Mpl,a,Rd beträgt.
Ist die dritte Bedingung nicht eingehalten, sind zusätzliche Schnitte (z. B. in der
Mitte zwischen benachbarten kritischen Schnitten) zu untersuchen.
Erfolgt die Verteilung nach dem elastisch ermittelten Längsschubkraftverlauf
(Gl. (6-28)), darf auf zusätzliche Nachweise zwischen kritischen Schnitten verzichtet
werden.

Anordnung und Grenzabmessungen


Für die Grenzabstände der Dübel (längs und quer) gelten zunächst die Werte der
Tafel 6-18, Spalte 2. Sofern beulgefährdete Druckflansche aufgrund begrenzter Dü-
belabstände in die QSK 1 oder 2 hochgestuft werden sollen, sind die Abstände
nach Tafel 6-18, Spalte 3 einzuhalten. Weitere Grenzabmessungen siehe Bild 6-16.
Bei der Ausbildung von Vouten zwischen dem Stahlträger und der Unterseite des
Betongurtes ist zu beachten, dass die Außenseiten der Voute außerhalb der Linie
liegen, die unter 45, von der Außenkante des Dübels zur oberen Kante der Voute
verläuft. Dies und weitere Anforderungen sind in Bild 6-17 dargestellt.

Tafel 6-18 Achsabstände der Dübel, Grenzmaße


Achsabstände der Dübel, allgemein bei Höherstufung von Druckflanschen
Grenzmaße in Klasse 1, 2
in Längsrichtung, ununter-
brochene Verbundfuge eL < 22 " t " e
(Vollbetonplatte) 5 " d < eL < 6 " hc
eL < 800 mm
in Längsrichtung, unterbrochene
eL < 15 " t " e
Verbundfuge (Profilbleche)
quer zur Kraftrichtung, ununter- sffiffiffiffiffiffiffiffi
brochene Verbundfuge eq > 2,5 " d 235
(Vollbetonplatte) e¼
eD < 9 " t " e fy
quer zur Kraftrichtung, unter-
brochene Verbundfuge eq > 4 " d
(Profilbleche)
2 3
d Dübeldurchmesser, hc gesamte Plattendicke, fy N=mm2 Streckgrenze des Baustahles
20 mm ¹)

eq nach Tafel 6-18 1


) Betondeckung für Betonstahl nach [10]
Tabelle NA.4.4, abzüglich 5 mm
-

- 3d
- 2d
- 30




hp
tf

Bild 6-16
d eD ≥ 20 mm Grenzabmessungen- und
-
Abstände für Kopfbolzendübel
tf > d=2,5 bei ruhender Beanspruchung
tf > d=1,5 bei nicht ruhender Beanspruchung

942
Verbundtragwerke nach DIN EN 1994-1-1

Bild 6-17
Konstruktive Durchbildung für Vouten
bei Trägern ohne Profilbleche

6.2.7 Längsschubbeanspruchung im Betongurt


Betongurt und Querbewehrung sind im GZT so zu bemessen, dass örtliches Versa-
gen in der Dübelumrissfläche und am Plattenanschnitt vermieden werden. Der Be-
messungswert der Längsschubkraft je Längeneinheit vL;Ed ist aus der erforderlichen
Dübelanzahl und -verteilung nach den Abschnitten 6.2.6.3 und 6.2.6.4 zu bestim-
men. Die zu untersuchenden Schnitte (a ! a für den Plattenanschluss, b-b bis d-d
für die Dübelumrissfläche) gehen aus Bild 6-18 hervor.
Die Nachweise des Betongurtes in den kritischen Schnitten a ! a sind entsprechend
[9], Abschnitt 6.2.4 und [10] zu führen.
Asf " fsd =sf > vEd " hf =cot q (6-36)
Der Nachweis für das Versagen der Druckstreben im Betongurt erfolgt unter Ver-
wendung der Definition fcd ¼ fck =gc aus [28] mit Gl. (6-37).
vEd < n " 0,85 " fcd =ðcot q þ 1=cot qÞ (6-37)
vEd Längsschubkraft je Flächeneinheit in den kritischen Schnitten
n Abminderungsfaktor für die Druckstrebenfestigkeit, n ¼ 0,75 für Normalbeton <C50/60
q Betondruckstrebenneigung; vereinfachend darf nach [10] für den Zuggurt cot q ¼ 1,0 und
für den Druckgurt cot q ¼ 1,2 angesetzt werden 13

a) b) c)
sf a Abh At a At
a a At
hf
hf
hf

a
Ab
Ab a Ab
a a d d

b b
c c

d) e) f)

Bild 6-18 kritische Schnitte a) bis c) bei Vollbetonplatten, d) bis f) bei Decken mit Profil-
blechen

943
Stahlbau
Tafel 6-19 Anrechenbare Bewehrung in kritischen Schnitten nach Bild 6-18
Schnitt Vollbetonplatte Betongurt mit Profilblechen
a!a Ab þ At At
b!b 2Ab 2Ab
c!c 2Ab 2Ab
d !d 2Abh Ab þ At
Ab , At , Abh Querschnittsfläche der Querbewehrung des Betongurtes (s. Bild 6-18)

Werden Teilfertigteile in Kombination mit Ortbeton verwendet (s. Bild 6-18c), ist die
Längsschubtragfähigkeit in Fugen nach [9] Abschnitt 6.2.5 zu ermitteln.
Verlaufen die Profilbleche senkrecht zur Trägerachse, ist ein Nachweis im Schnitt
b ! b nicht erforderlich, wenn die Tragfähigkeit der Dübel mit dem Faktor kt nach
Gl. (6-27) abgemindert wird.
Senkrecht zur Trägerachse angeordnete durchlaufende Profilbleche mit mechani-
schem Verbund oder Reibungsverbund dürfen beim Nachweis der Längsschubtrag-
fähigkeit im Schnitt a ! a angerechnet werden. Statt Gl. (6-36) ist Gl. (6-38) zu ver-
wenden.
Asf " fyd =sf þ Ape " fyp,d > vEd " hf =cot q (6-38)
Ape wirksame Querschnittsfläche des Profilbleches je Längeneinheit quer zur Trägerrichtung,
wobei bei vorgelochten Blechen die Nettoquerschnittsfläche maßgebend ist
fyp,d Bemessungswert der Streckgrenze des Profilbleches

Für senkrecht zur Trägerachse angeordnete und über dem Träger gestoßene Profil-
bleche mit durchgeschweißten Dübeln gilt:
Asf " fyd =sf þ Ppb,Rd =s > vEd " hf =cot q (6-39) jedoch Ppb,Rd =s < Ape fyp,d (6-40)
Ppb,Rd Tragfähigkeit der Endverdübelung mit durchgeschweißten Kopfbolzendübeln nach [28],
Abschnitt 9.7.4 (s. Gl. (6-74))
s Achsabstand der Endverdübelung in Trägerlängsrichtung

6.2.8 Nachweise im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit


6.2.8.1 Allgemeines
Im GZG sind, sofern maßgebend, die folgende Einflüsse zu berücksichtigen:
— Schubverformungen bei breiten Gurten (mittragende Breite)
— Kriechen und Schwinden des Betons
— Rissbildung im Betongurt, Mitwirkung des Betons zwischen den Rissen
— Montageablauf und Belastungsgeschichte
— Nachgiebigkeit der Verbundfuge bei signifikantem Schlupf der Verbundmittel
— nichtlineares Verhalten bei Bau- und Betonstahl
— Verwölbungen und Profilverformungen der Querschnitte
Nachweise für den GZG werden i. Allg. unter charakteristischen Einwirkungen und
je nach Kriterium für seltene, häufige oder quasi-ständige Einwirkungskombinatio-
nen bestimmt. DIN EN 1990 [1] enthält im Anhang A1 Kombinationsbeiwerte für
veränderliche Einwirkungen im Hochbau. Gebrauchstauglichkeitskriterien sind u. A.
Verformungen, Rissbildungen und Schwingungen.
Ed < Cd (6-41)
Ed Bemessungswert der Auswirkung von Einwirkungen in der Dimension des Gebrauchs-
tauglichkeitskriteriums unter der maßgebenden Einwirkungskombination
Cd Bemessungswert der Grenze für das maßgebende Gebrauchstauglichkeitskriterium

944
Verbundtragwerke nach DIN EN 1994-1-1

6.2.8.2 Begrenzung der Verformungen (Durchbiegungen)


Verformungen werden in Abhängigkeit von der Belastungsgeschichte (z. B. Träger
ohne oder mit Eigengewichtverbund) für Stahlbauteile nach [11] und für Verbund-
bauteile nach DIN EN 1994-1-1 [28], Abschnitt 5 ermittelt (s. Abschnitt 6.2.2.1). Nach
DIN 18800-5 [35] sind Verbundträger in der Regel für die ständigen Einwirkungen
einschließlich der Verformungen aus dem Kriechen und Schwinden des Betons zu
überhöhen. Eventuell zu berücksichtigende !berhöhungen für veränderliche Einwir-
kungen sind im Einzelfall festzulegen. [28] enthält hierzu keine Regelungen.
Als Bezugsebene für die maximale Durchbiegung dmax ist bei Trägern ohne Eigen-
gewichtsverbund die Trägeroberseite zu verwenden. Die Trägerunterseite ist nur
dann zu verwenden, wenn die Durchbiegung das Erscheinungsbild des Gebäudes
beeinträchtigt. In DIN EN 1992-1-1 [9] Abschnitt 7.4.1 sind folgende Richtwerte zur
Begrenzung von Verformungen angegeben:
— l=250 für Balken, Platten oder Kragbalken zur Wahrung des Erscheinungsbildes.
Bei Kragarmen ist für l die 2,5-fache Kragarmlänge anzusetzen.
— l=500 zur Vermeidung von Schäden an Bauteilen, die an dem Tragwerk an-
schließen (z. B. Trennwände, Fassaden etc.).

d1 Eigengewicht
d2 Ausbaulasten
d3 Kriechen, Schwinden
d4 Verkehr, Temperatur
dü !berhöhung
dmax Durchbiegung
dw für Ausbauteile wirksame
Verformung

Bild 6-19 Verformungen und !berhöhung von Verbundträgern [vgl. [87]]

Die Nachgiebigkeit der Verdübelung darf vernachlässigt werden, wenn


— die Verdübelung nach [28], Abschnitt 6.6 erfolgt (s. Abschnitt. 6.2.6),
— entweder nicht weniger als die Hälfte der Anzahl an Verbundmittel angeordnet
13
wird, die für die vollständige Verdübelung erforderlich ist oder die Längsschub-
kraft je Dübel (nach Elastizitätstheorie im GZG) PRd nicht überschreitet und
— bei Verwendung von senkrecht zur Trägerachse verlaufenden Profilblechen
hp < 80 mm ist.
Näherungsweise Berücksichtigung der Rissbildung
Bei Durchlaufträgern mit QSK 1, 2 oder 3 in kritischen Schnitten darf der Einfluss
der Rissbildung auf die Momentenverteilung näherungsweise durch Abminderung
der Stützmomente mit dem Faktor f1 nach Bild 6-20 um Umlagerung auf die Feld-

Kurve A
gilt für Innenfelder von Durchlaufträgern mit konstanter
Gleichstreckenlast und 0,75 < L=Li < 1,33
Gerade B
mit f1 ¼ 0,6 gilt für alle anderen Fälle

Steifigkeit des Verbundträgers:


Ea I 1 für Zustand 1
Ea I 2 für Zustand 2

Bild 6-20 Abminderungsfaktor für Stützenmomente

945
Stahlbau

bereiche berücksichtigt werden. Dies gilt an allen Innenstützen, an denen die Be-
tonrandspannung sct den Wert 1,5fctm bzw. 1,5f lctm überschreitet.
Einfluss des örtlichen Plastizierens im Baustahlquerschnitt
Bei Trägern ohne Eigengewichtsverbund darf der Einfluss des örtlichen Plastizie-
rens an Innenstützen mit einem zusätzlichen Reduktionsfaktor f2 für die Stützmo-
mente berücksichtigt werden. Diese Regelung gilt für die Abschätzung der max.
Verformungen und nicht zur Festlegung von Trägerüberhöhungen.
— f2 ¼ 0,5 wenn fy vor Herstellung des Verbundes erreicht wird
— f2 ¼ 0,7 wenn fy nach Herstellung des Verbundes erreicht wird
Einfluss des Schwindens
Wenn seitens des Auftraggebers keine genaueren Anforderungen bestehen, darf
bei Verwendung von Normalbeton der Einfluss des Schwindens vernachlässigt
werden, wenn das Verhältnis von Stützweite zu Bauhöhe des Verbundquerschnittes
den Wert 20 nicht überschreitet.

6.2.8.3 Mindestbewehrung
Zur Beschränkung der Rissbreite ist ein Minimum an Bewehrung in Bereichen nö-
tig, in denen Zug erwartet wird. Dies gilt für alle Betonquerschnittsteile, die durch
Zwangsbeanspruchungen (z. B. primäre und sekundäre Beanspruchungen aus
Schwinden) und/oder direkte Beanspruchungen aus äußeren Einwirkungen auf Zug
beansprucht werden. Die Mindestbewehrung darf aus dem Gleichgewicht zwischen
der Betonzugkraft unmittelbar vor der Rissbildung und der Zugkraft in der Bewehrung
unter Ansatz der Streckgrenze oder einer niedrigeren Spannung, falls dies zur Riss-
breitenbeschränkung erforderlich ist, ermittelt werden. Sofern keine genauere Ermitt-
lung nach [9], Abschnitt 7.3 erfolgt, darf bei Verbundträgern ohne Spanngliedvorspan-
nung die erforderliche Mindestbewehrung As mit Gl. (6-42) bestimmt werden.
As ¼ ks kc kfct;eff Act =ss (6-42)
k ¼ 0,8 Beiwert zur Berücksichtigung von nichtlinear verteilten Eigenspannungen
ks ¼ 0,9 Beiwert, der die Abminderung der Normalkraft des Betongurtes infolge Erstrissbil-
dung und Nachgiebigkeit der Verdübelung erfasst.
fct;eff Mittelwert der wirksamen Betonzugfestigkeit zum erwarteten Zeitpunkt der Erstriss-
bildung. Es dürfen die Werte fct;m bzw. flct;m nach [9] der maßgebenden Betonfe-
stigkeitsklasse angenommen werden. Wenn nicht zuverlässig vorhergesagt werden
kann, dass die Rissbildung vor Ablauf von 28 Tagen eintritt, ist i. d. R. mindestens
von 3 N/mm2 auszugehen.
kc Beiwert zur Berücksichtigung der Spannungsverteilung im Betongurt unmittelbar vor der
Erstrissbildung
1
kc ¼ þ 0,3 < 1,0
1 þ hc =ð2z0 Þ
kc ¼ 0,6 für Kammerbeton
hc Dicke des Betongurtes ohne Berücksichtigung von Vouten und Rippen
z0 Abstand zwischen Schwerachse des Betons und der ideellen Schwerachse des Verbundquer-
schnittes (Ermittlung am ungerissenen Querschnitt mit n0 , s. Abschnitt 6.2.2.1, Gl. (6-6))
Act Fläche der Betonzugzone unmittelbar vor Erstrissbildung unter Berücksichtigung der Zug-
beanspruchungen aus direkten Einwirkungen und Zwangsbeanspruchungen aus dem
Schwinden. Näherungsweise darf die Fläche des mittragenden Betonquerschnittes ange-
nommen werden.
Die Mindestbewehrung ist über die Gurtdicke so vorzunehmen, dass mindestens
die Hälfte an der Plattenseite mit der größten Zugspannung liegt. Bei Betongurten
mit veränderlicher Dicke in Querrichtung ist i. d. R. bei der Ermittlung der Mindest-
bewehrung die lokale Gurtdicke zugrunde zu legen.

6.2.8.4 Begrenzung der Rissbreite


Der Nachweis der Rissbreitenbegrenzung darf durch Begrenzung der Stabdurch-
messer oder der Stababstände erfolgen. Durch das Mitwirken des Betons zwischen

946
Verbundtragwerke nach DIN EN 1994-1-1

den Rissen ergeben sich gegenüber einer Berechnung unter Vernachlässigung die-
ses Effektes vergrößerte Betonstahlspannungen. Für Verbundträger ohne Spann-
gliedvorspannungen ergibt sich die Betonzugspannung wie folgt:
0,4fctm AI
ss ¼ s s;0 þ #s s (6-43) mit Ds s ¼ ast ¼
ast rs Aa I a
s s,0 Betonstahlspannung infolge von auf den Verbundquerschnitt einwirkenden Schnittgrö-
ßen unter Vernachlässigung von zugbeanspruchten Betonquerschnittsteilen
rs Bewehrungsgrad rs ¼ As =Act in der Betonzugzone (Act siehe Gl. (6-42))
A,I Fläche und Flächenträgheitsmoment für den Verbundquerschnitt unter Vernachlässi-
gung der zugbeanspruchten Betonquerschnittsteile und ohne Berücksichtigung von
Profilblechen, falls vorhanden
Aa ,I a Fläche und Flächenträgheitsmoment des Baustahlquerschnittes
Rissbreitenbegrenzung durch Begrenzung Stabdurchmesser
F ¼ F5 fct;eff =fct;0 mit F5 Grenzdurchmesser nach Tafel 6-20
fct;0 ¼ 2,9 N=mm2 Bezugswert für die Betonzugfestigkeit
Rissbreitenbegrenzung durch Begrenzung Stababstände
s. Tafel 6-20

Tafel 6-20 Grenzdurchmesser für Betonrippenstähle und Höchstwerte der Stababstände zur
Rissbreitenbeschränkung1)
Grenzdurchmesser F3 [mm] Höchstwerte der Stababstände in mm
Stahlspannung
2 3 für die maximal zulässige Rissbreite wk
s s N=mm2
0,4 mm 0,3 mm 0,2 mm 0,4 mm 0,3 mm 0,2 mm
160 40 32 25 300 300 200
200 32 25 16 300 250 150
240 20 16 12 250 200 100
280 16 12 8 200 150 50
320 12 10 6 150 100 — 13
360 10 8 5 100 50 —
400 8 6 4 — — —
450 6 5 — — — —
1
) Die Zahlenwerte entsprechen den Angaben in DIN EN 1994-1-1 [28], Abschnitt 7.4.
DIN EN 1992-1-1/NA [10] enthält in Tabelle NA.7.2 abweichende Grenzdurchmesser.

6.3 Verbundstützen
6.3.1 Allgemeines, Anwendungsbereich
Die nachfolgenden Regelungen gelten für Verbundstützen, die aus einbetonierten
Stahlprofilen, ausbetonierten Hohlprofilen oder kammerbetonierten offenen Profi-
len bestehen (s. Bild 6-21 und [28], Abschnitt 6.7). Hierfür sind ausreichende Quer-
schnitts- und Bauteiltragfähigkeit (Nachweis der Gesamtstabilität bei acr < 10), ört-
liches Beulen, die Lastein- und -ausleitung sowie bei planmäßigen Querlasten und/
oder Randmomenten die Längsschubtragfähigkeit zwischen Stahl und Beton nach-
zuweisen.
Der Nachweis der Gesamtstabilität kann mit zwei Verfahren erfolgen: Ein Allgemei-
nes, mit dem die Tragfähigkeit von Stützen mit beliebigem Querschnitt und über
die Stützenlänge veränderlichen Querschnitten ermittelt werden kann sowie ein

947
Stahlbau

Vereinfachtes für Stützen mit doppeltsymmetrischem und über die Stützenlänge


konstantem Querschnitt. Stützen aus ausbetonierten Hohlprofilen mit zusätzlichen
Einstellprofilen aus runden oder quadratischen Vollkernprofilen sind ungeachtet
der doppelten Symmetrie nach dem Allgemeinen Verfahren nachzuweisen. Weitere
Voraussetzungen zur Anwendung des vereinfachten Verfahrens sind Folgende:
— Baustähle S235 bis S460
— Normalbetone der Festigkeitsklassen C20/25 bis C50/60
— Seitenverhältnis 0,2 < h=b < 5 bzw. 0,2 < hc =bc < 5
Aa " fyd
— Querschnittsparameter d ! 0,2 < d < 0,9 mit d ¼
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Npl;Rd
Npl;Rk <
— Schlankheitsgrad l ¼ 2,0
Ncr
— Die vorhandene Längsbewehrung darf rechnerisch mit maximal 6 % der Beton-
fläche angesetzt werden.
a) bc b) c)
bc
cy b cy b = bc
b
cz

tw tw
tw
h = hc

h = hc
y
hc

y
h

y
cz

tf

tf
tf

z
z z

d) b e) d f) d
t
t

t
t

y y
y
h

z z
z
a) vollständig einbetoniertes offenes Stahlprofil
b), c) ausbetoniertes offenes Stahlprofil
d), e) ausbetoniertes Stahlhohlprofil
f) ausbetoniertes Stahlhohlprofil mit eingestelltem offenem Profil
Bild 6-21 Typische Querschnitte von Verbundstützen

6.3.2 Nachweis gegen örtliches Beulen


Der Nachweis gegen örtliches Beulen darf bei vollständig einbetonierten Stahlpro-
filen mit Betondeckungen von cz > 40 mm bzw. cz > 1=6b (s. Bild 6-21a) entfallen.
Für andere Querschnitte darf der Nachweis entfallen, wenn die Grenzabmessungen
nach Tafel 6-21 eingehalten sind.
Tafel 6-21 Grenzabmessungen für Stahlprofile ohne Beulgefährdung
Querschnitt max ðd=tÞ, max ðh=t), max ðb=tÞ
t
max ðd=tÞ ¼ 90 " e2
d

sffiffiffiffiffiffiffiffi
235
max ðh=tÞ ¼ 52 " e e¼
t

fyk
h

b fyk in [N/mm2 ]
max ðb=tÞ ¼ 44 " e
tf

948
Verbundtragwerke nach DIN EN 1994-1-1

6.3.3 Querschnittstragfähigkeit
Vollplastische Normalkrafttragfähigkeit
Die Tragfähigkeit des Verbundquerschnittes ergibt sich aus der Addition der Be-
messungswerte der einzelnen Querschnittsteile.
— teilweise und vollständig einbetonierte Stahlprofile
Npl;Rd ¼ Aa fyd þ 0,85Ac fcd þ As fsd (6-44)
— betongefüllte Hohlprofile
Npl;Rd ¼ Aa fyd þ 1,0Ac fcd þ As fsd (6-45)
Umschnürungseffekt bei betongefüllten kreisrunden Hohlprofilen
Wegen des Umschnürungseffektes durch das Stahlrohr können erhöhte Beton-
druckfestigkeiten angesetzt werden. Hierzu sind folgende Bedingungen einzuhal-
ten: qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
bezogener Schlankheitsgrad l ¼ Npl;Rk =Ncr < 0,5
e MEd
auf den Außendurchmesser bezogene Lastausmitte ¼ < 0,1
d NEd " d
Die vollplastische Normalkrafttragfähigkeit ergibt sich dann zu:
" #
t fy
Npl;Rd ¼ ha Aa f yd þ Ac fcd 1 þ hc þ As fsd (6-46)
d fck

Tafel 6-22 Beiwerte ha und hc


für Druckglieder mit
e¼0 0 < e=d < 0,1 e=d > 0,1
ha ¼ hao ha ¼ hao þ ð1 ! hao Þ ð10e=d Þ ha ¼ 1; 0
hc ¼ hco hc ¼ hco ð1 ! 10e=d Þ hc ¼ 0
2
mit !ao ¼ 0,25 ð3 þ 2lÞ und !co ¼ 4,9 ! 18,5l þ 17l

Druck und Biegung


In Bild 6-22 ist die vollplastische Interaktionskurve für auf Biegung und Druck bean- 13
spruchte Verbundquerschnitte dargestellt. Diese darf näherungsweise durch den
Polygonzug A bis D beschrieben werden. Der Einfluss zusätzlich wirkender Quer-
kräfte ist zu berücksichtigen, wenn Va;Ed > 0; 5 " Vpl;a;Rd ist (s. Abschnitt 6.2.4.4). So-
fern kein genauerer Nachweis geführt wird, darf die Aufteilung der Querkraft auf

Bild 6-22 Vollplastische Interaktion für Druck und einachsige Biegung

949
Stahlbau

den Profilstahl- und Stahlbetonquerschnitt entsprechend der Momententragfähig-


keit nach den Gln. (6-47) und (6-48) erfolgen.
Mpl;a;Rd
Va;Ed ¼ VEd (6-47) Vc;Ed ¼ VEd # Va;Ed (6-48)
Mpl;Rd
Mpl;a;Rd vollplastische Momententragfähigkeit des Baustahlquerschnittes
Mpl;Rd vollplastische Momententragfähigkeit des Verbundquerschnittes
Vereinfacht darf auch angenommen werden, dass VEd nur vom Baustahlquerschnitt
übertragen wird.

6.3.4 Kriechen des Betons


Das Kriechen des Betons wird durch Abminderung des Elastizitätsmoduls auf einen
effektiven Wert Ec;eff berücksichtigt, der der Ermittlung der Schnittgrößen und Bau-
teilschlankheiten zugrunde gelegt wird.
1
Ec;eff ¼ Ecm % & (6-49)
NG;Ed
1 þ NEd jt
jt Kriechzahl nach [9]. Bei betongefüllten Hohlprofilen beträgt jt 25 % des Wertes, der sich
ohne Berücksichtigung der Austrocknungsbehinderung durch das Hohlprofil ergibt (s.
auch Tafel 6-23).
NG;Ed ständig wirkender Anteil der Normalkraft
NEd einwirkende Normalkraft

Tafel 6-23 Wirksame Körperdicke von Verbundstützen


Wirksame Körper-
dicke:
2Ac
deff ¼
U
Kriechzahl bei
Hohlprofilen:
j
jt;eff ¼ t
U ¼ 2ðh þ bÞ U ¼ 2h þ b=2 U ¼ 2ðhc þ bc Þ U ¼ p " dc 4

Tafel 6-24 Knicklinien und geom. Ersatzimperfektionen für Verbundstützen


1 2 3 4

Ausweichen Maximaler
Knick-
Querschnitt rechtwenklig zur Stich der
line
Achse Vorkrümmung

1 vollständig einbetonierte y !y b L/200


y
gewalzte oder geschweißte
2 I-Querschnitte z z !z c L/150

3 y !y b L/200
teilweise einbetonierte gewalzte y
oder geschweißte I-Querschnitte
4 z z !z c L/150

rs < 3 %
5 a L/300
y !y und z !z
Kreisförmige und rechteckige y
Hohlprofile
3 % < rs < 6 %
z
6 b L/200
y !y und z !z

Fortsetzung s. nächste Seite

950
Verbundtragwerke nach DIN EN 1994-1-1
Tafel 6-24, Fortsetzung
a) geschweißte Kastenquerschnitte
b) ausbetonierte Rohre mit gewalzten oder
geschweißten I-Profilen als Einstellprofil
c) teilweise einbetonierte Profile aus gewalz-
ten oder geschweißten gekreuzten I-Profilen
7 y !y und z !z b L/200
a) b) c)
y y y

z z z

6.3.5 Tragsicherheitsnachweis bei planmäßig zentrischem Druck


Für Verbundstützen unter planmäßig zentrischem Druck kann der Biegeknicknach-
weis entweder durch einen Nachweis nach Theorie II. Ordnung unter Ansatz geo-
metrischer Ersatzimperfektionen oder als Ersatzstabnachweis nach Gl. (6-50) unter
Anwendung der Europäischen Knicklinien (s. Abschnitt 4.2.2) geführt werden. Ta-
fel 6-24 enthält die Zuordnung der Knickfälle.
NEd <
1,0 (6-50)
cNpl;Rd
Npl;Rd Bemessungswert der plastischen Querschnittstragfähigkeit unter Ansatz von gM1 ¼ 1,1
für die Streckgrenze des Baustahls (s. Gln. (6-44), (6-45))
c Abminderungsfaktor für das Biegeknicken nach den Tafeln 6-24 und 4-5
Der Berechnung der Knicklast Ncr wird die wirksame Biegesteifigkeit ðEI Þeff nach
Gl. (6-51) zugrunde gelegt. Der bezogene Schlankheitsgrad l wird mit der plasti-
schen Querschnittstragfähigkeit Npl;Rk bestimmt, die sich unter Ansatz der charak-
teristischen Werkstofffestigkeiten ergibt.
ðEI Þeff ¼ Ea I a þ Es I s þ Ke Ecm I c (6-51) mit Ke ¼ 0,6
I a , I s , I c Flächenträgheitsmomente für Baustahl-, Betonstahl- und den ungerissenen Beton-
querschnitt
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Ncr ¼
p2 " ðEI Þeff
(6-52) l¼
Npl;Rk
(6-53) 13
L2cr Ncr

6.3.6 Tragsicherheitsnachweis bei Druck und einachsiger Biegung


Bei Druck und planmäßiger Biegung sind die Biegemomente bei acr < 10 nach
Theorie II. Ordnung unter Ansatz geometrischer Ersatzimperfektionen zu bestim-
men. Dabei ist für die Verbundstützen die Biegesteifigkeit ðEI Þeff;II zugrunde zu le-
gen.
ðEI Þeff;II ¼ K0 " ðEa Ia þ Es Is þ Ke;II Ecm I c Þ (6-54)
Korrekturbeiwerte: K0 ¼ 0,9 Ke;II ¼ 0,5
Der Tragsicherheitsnachweis ist unter der Verwendung der Interaktionskurve nach
Bild 6-22 mit Gl. (6-55) zu führen:
MEd MEd <
¼ aM (6-55)
Mpl;N;Rd md Mpl;Rd
Mpl;Rd Vollplastische Momententragfähigkeit des Querschnittes bei reiner Momentenbean-
spruchung (Punkt B nach Bild 6-22)
aM Beiwert für S235, S275, S355 aM ¼ 0,9
für S420, S460 aM ¼ 0,8
(d Beiwert zur Berücksichtigung des Einflusses der Normalkraft auf die Biegetragfähigkeit in
Abhängigkeit von der Beanspruchungsrichtung y ! y bzw. z ! z (siehe (dy bzw. (dz nach
Bild 6-22). Werte (d > 1,0 dürfen nur dann angesetzt werden, wenn MEd und NEd nicht
unabhängig voneinander wirken können. Andernfalls ist ein zusätzlicher Nachweis nach
[28], Abschnitt 6.7.1(7) erforderlich.

951
Stahlbau

6.3.7 Tragsicherheitsnachweis bei Druck und zweiachsiger Biegung


Für Verbundstützen und Druckglieder in Verbundbauweise mit Druck und zweiach-
siger Biegung dürfen die Beiwert mdy und mdz für jede Biegeachse getrennt entspre-
chend Bild 6-23 ermittelt werden. Der Einfluss der Imperfektionen ist bei der stärker
versagensgefährdeten Achse zu berücksichtigen. Die Tragsicherheitsnachweise wer-
den mit den Schnittgrößen nach Theorie II. Ordnung zunächst getrennt für die je-
weilige Beanspruchungsrichtung sowie mit einer linearen Interaktion geführt (s.
Gln. (6-56) bis (6-58)). Zu aM und md siehe Abschnitt 6.3.6.
My;Ed < aM;y (6-56) Mz;Ed < aM;z (6-57)
mdy M pl;y;Rd mdz M pl;z;Rd
My;Ed Mz;Ed < 1,0
þ (6-58)
mdy M pl;y;Rd mdz M pl;z;Rd

Bild 6-23
Beiwert md

6.3.8 Verbundsicherung
Die Verbundsicherung in den Krafteinleitungsbereichen und in den restlichen Berei-
chen ist so auszubilden, dass kein nennenswerter Schlupf in der Verbundfuge zwi-
schen Stahlprofil und dem Betonquerschnitt entsteht. Die Krafteinleitungsbereiche
sind so gedrungen wie möglich auszubilden. Bei planmäßig zentrisch gedrückten
Stützen ist in den übrigen Bereichen keine Verbundsicherung erforderlich. Werden
Querkräfte aus Querlasten und/oder Randmomenten übertragen, sind die Verbund-
spannungen zu überprüfen und ggf. Verbundmittel anzuordnen.

Krafteinleitungsbereiche
In den Krafteinleitungsbereichen und an Stellen mit Querschnittsänderungen sind
Verbundmittel anzuordnen, wenn tRd nach Tafel 6-25 überschritten wird. Die Längs-
schubkräfte werden aus der Differenz der Teilschnittgrößen des Stahl- oder Stahl-
betonquerschnittes im Bereich der Lasteinleitungslänge LE bestimmt. Wenn kein
genauerer Nachweis geführt wird, darf LE wie folgt angenommen werden:
-
2d d kleinste Außenabmessung
Lasteinleitungslänge LE < mit
L=3 L Stützenlänge
Bei einer Lasteinleitung nur über den Betonquerschnitt erfolgt die Ermittlung der
Teilschnittgrößen über eine elastische Berechnung unter Berücksichtigung von
Schwinden und Kriechen. In allen anderen Fällen sind die Teilschnittgrößen elas-
tisch oder vollplastisch zu ermitteln. Der ungünstigere Fall ist maßgebend.

Lasteinleitung über Endkopfplatten


Kann nachgewiesen werden, dass die Fuge zwischen Endkopfplatte und Betonquer-
schnitt unter Berücksichtigung von Kriechen und Schwinden ständig überdrückt ist,
sind keine Verbundmittel im Krafteinleitungsbereich erforderlich. Andernfalls ist
wie folgt vorzugehen:

952
Verbundtragwerke nach DIN EN 1994-1-1

Ist die Lasteinleitungsfläche kleiner als der Stützenquerschnitt, darf die Last über
die Kopfplattendicke te im Verhältnis 1:2,5 verteilt werden (s. Bild 6-24). Die Beton-
spannung im Bereich der wirksamen Lasteinleitungsfläche ist bei betongefüllen
Kreis- oder Quadrathohlprofilen auf s c;Rd nach Gl. (6-59), für alle anderen Quer-
schnitte nach [9], Abschnitt 6.7 (Teilflächenbelastung) zu begrenzen.

Tafel 6-25 Bemessungswert der Verbundspannung t Rd


Querschnitt tRd in N/mm2
vollständig einbetonierte Stahlprofile1) 0,30
ausbetonierte kreisförmige Hohlprofile 0,55
ausbetonierte rechteckige Hohlprofile 0,40
Flansche teilweise einbetonierter Profile 0,20
Stege teilweise einbetonierter Profile 0
1
) tRd gilt hier für cz ¼ 40 mm. Bei größerer Betondeckung cz darf tRd erhöht werden

a) NEd b)
ts
A A
eg te

B B

5 σc,Rd NEd
2,
1:

σc,Rd

A–A

B–B

13
ts

A1

A1
ts + 5 t e

Bild 6-24 Teilflächenpressung bei ausbetonierten Hohlprofilen

Lasteinleitung nur über das Stahlprofil


In den Krafteinleitungsbereichen sind die anteiligen Kräfte über Verbundmittel in
den Betonquerschnitt einzuleiten. Werden bei ein- oder kammerbetonierten I-Profi-
len an den Stegen Kopfbolzendübel aufgeschweißt, dürfen Reibungskräfte an den
Innenseiten der Flansche zusätzlich zur Tragfähigkeit der Dübel berücksichtigt wer-
den, sofern die Kammermaße nach Bild 6-25 eingehalten sind.
Für jede horizontale Dübelreihe und Flanschinnenseite darf m " PRd =2 angesetzt wer-
den (m ¼ 0,5 bei walzrauen, unbeschichteten Profilen; Dübeltragfähigkeit PRd nach
Tafel 6-15).

Bild 6-25 Aktivierung von Reibungskräften bei Kopfbolzendübeln

953
Stahlbau

Lasteinleitung bei ausbetonierten Kreis- und Quadrathohlprofilen


Wird bei betongefüllten, kreisförmigen oder quadratischen Hohlprofilen (QHP) der
Beton nur über eine Teilfläche beansprucht (z. B. durchgesteckte Knotenbleche oder
Steifen siehe Bild 6-24), so darf die aus der Teilschnittgröße des Betonquerschnitts
resultierende örtliche Betonpressung unter dem Knotenblech bzw. der Steife die
Grenzspannung s c;Rd nach Gl. (6-59) nicht überschreiten:
" # sffiffiffiffiffiffi
t fy Ac < Ac fcd < hcL ¼ 4,9 für Rohre
sc;Rd ¼ fcd 1 þ hcL fyd (6-59)
a fck A1 A1 hcL ¼ 3,5 für QHP
t Wanddicke des Hohlprofils
a Durchmesser bei Rohren und Seitenlänge bei Quadrathohlprofilen
Ac Betonquerschnittsfläche der Stütze
A1 Belastungsfläche unter dem Knotenblech bzw. unter den Steifen (s. Bild 6-24). Das Flä-
chenverhältnis Ac =A1 darf rechnerisch mit max. 20 berücksichtigt werden
hcL Beiwert zur Erfassung der Umschnürungswirkung
Bei betongefüllten Kreishohlprofilen dürfen die Beiwerte ha und hc nach Ab-
schnitt 6.3.3 beim Nachweis der Lasteinleitung für l ¼ 0 bestimmt werden. Die
Längsbewehrung darf auch dann angerechnet werden, wenn sie nicht unmittelbar
mithilfe von Schweißnähten oder über Kontakt an die Endkopfplatten angeschlos-
sen ist. Voraussetung hierfür ist, dass
— kein Nachweis der Ermüdung erforderlich ist und
— der lichte Abstand zur Kopfplatte eg < 30 mm beträgt (siehe Bild 6-24).

6.3.9 Bauliche Durchbildung


Betondeckung von Stahlprofilen und Bewehrung -
40 mm
Für vollständig einbetonierte Stahlprofile (s. Bild 6-21) gilt: cz >
b=6
Für die Betondeckung der Bewehrung gilt DIN EN 1992-1-1 [9] Abschnitt 4.

Längs- und Bügelbewehrung


Bei vollständig einbetonierten Stahlprofilen ist eine Anrechnung der Längsbeweh-
rung zulässig, wenn eine Mindestbewehrung von 0,3 % der Betonfläche vorhanden
ist.
Bei betongefüllten Hohlprofilen ist eine Ausführung ohne Längsbewehrung zuläs-
sig, wenn keine Brandschutzbemessung erforderlich ist.
Für die Bemessung und bauliche Durchbildung der Längs-
und Bügelbewehrung von vollständig und teilweise einbe-
tonierten Stahlprofilen gilt [9], Abschnitt 9.5.

Mindestanforderungen an die Bügelbewehrung


(DIN EN 1992-1-1 [9], Abschnitt 9.5.3)
Anordung der Bügel außerhalb des Krafteinleitungsberei-
ches:
— Durchmesser der Bügel ds;B > 14 ds;L > 6 mm
8
< 12ds;L
— Abstand der Bügel eB < minðbc , hc Þ bzw: d
:
300 mm
— alternativ Stabdurchmesser von Betonstahlmatten
ds;M > 5 mm
Anordnung der Bügel innerhalb des Krafteinleitungsberei-
Bild 6-26
ches: Mindestanforderun-
— Die Bügelabstände eB sind mit dem Faktor 0,6 abzumin- gen an Bügel- und
dern. Längsbewehrung

954
Verbundtragwerke nach DIN EN 1994-1-1

Mindestanforderungen an die Längsbewehrung


(DIN EN 1992-1-1 [9], Abschnitt 9.5.2; DIN EN 1994-1-1 [28], Abschnitt 6.7.5)
— Durchmesser der Längsbewehrung ds;L > 12 mm
— Abstand der Längsbewehrung eL < 300 mm
— Gesamtquerschnittsfläche der Längsbewehrung
As;min ¼ 0,03Ac As;max ¼ 0,09Ac
— Bei polygonalem Querschnitt (b < 400 mm und h < bÞ muss mindestens in jeder
Ecke ein Stab angeordnet sein.
— Bei kreisförmigen Profilen sind mindestens 6 Längsstäbe einzubringen.
Wird bei vollständig oder teilweise einbetonierten Stahlprofilen auf die Anrech-
nung der Längsbewehrung beim Tragsicherheitsnachweis verzichtet und kann eine
Einstufung in Expositionsklasse X0 nach [9], Tabelle 4-1 erfolgen, so ist folgende
konstruktive Ausbildung der Bewehrung zulässig:
— Durchmesser der Längsbewehrung ds;L > 8 mm
— Abstand der Längsbewehrung eL < 250 mm
— Durchmesser der Bügel ds;B > 6 mm
— Abstand der Bügel eb < 200 mm
— alternativ Stabdurchmesser von Betonstahlmatten ds;M > 4 mm

6.4 Verbunddecken
6.4.1 Allgemeines
6.4.1.1 Anwendungsbereich
Verbunddecken werden nach DIN EN 1994-1-1 [28], Abschnitt 9 und den Produktzu-
lassungen für die Profilbleche bemessen. Der Anwendungsbereich ist auf einachsig
gespannte Decken, vorwiegend ruhend beanspruchte Tragwerke des Hochbaus so-
wie Industriebauten, deren Decken zusätzlich durch Fahrzeuge beansprucht werden
können, beschränkt. Bei Gabelstaplerbetrieb ist eine Zulassung der Profilbleche für
dynamische Lasten erforderlich. Im Rahmen der Bemessung und konstruktiven
Ausbildung ist darauf zu achten, dass während der Nutzung keine Verminderung
der Verbundwirkung eintritt. Es sind Profilbleche mit gedrungener Rippengeome- 13
trie (br =bs < 0,6 s. Bild 6-28) zu verwenden. Während des Bauzustandes dürfen die
Bleche zur seitlichen Stabilisierung der Träger sowie als aussteifende Scheiben für
Horizontallasten herangezogen werden. Dabei sind die Bemessungsregeln nach
DIN EN 1993-1-3 [13] zu beachten.

6.4.1.2 Verbundwirkung
Die planmäßige Verbundwirkung zwischen Profilblech und Beton ist durch eine
oder mehrere Maßnahmen sicherzustellen:

Bild 6-27 Sicherung der Verbundwirkung bei Verbunddecken

955
Stahlbau

a) Mechanischer Verbund infolge planmäßig in das Blech eingeprägter Deformatio-


nen (Sicken und Noppen),
b) Reibungsverbund bei Blechen mit hinterschnittener Profilblechgeometrie,
c) Endverankerung mittels aufgeschweißter Kopfbolzendübel oder anderer örtli-
cher Verankerungen, jedoch nur in Kombination mit a) oder b)
d) Endverankerung mit Blechverformungsankern am Blechende, jedoch nur in
Kombination mit b)

6.4.1.3 Verdübelung
Eine Verbunddecke gilt als vollständig verdübelt, wenn eine Vergrößerung der
Längsschubtragfähigkeit zu keiner Vergrößerung der Momententragfähigkeit führt.
Andernfalls liegt eine teilweise Verdübelung vor.

6.4.2 Konstruktive Anforderungen


Deckendicke, Bewehrung und Größtkorndurchmesser
Die Mindestdicken von Verbunddecken sind in Tafel 6-26 angegeben. Im Aufbeton
ist in beiden Richtungen eine konstruktive Mindestbewehrung von 0,8 cm2/m anzu-
ordnen. Diese darf auf die statisch erforderliche Bewehrung angerechnet werden.
Für die Stababstände gelten in beiden Richtungen als Höchstwerte 2h und 350 mm:
Der kleinere Wert ist maßgebend. Der Größtkorndurchmesser der Zuschlagstoffe
darf 0,4hc , b0 =3 und 31,5 mm nicht überschreiten. Bei offener Profilblechgeometrie
ist b0 die mittlere Rippenbreite und bei hinterschnittener Geometrie die kleinste
Breite (s. Bild 6-28).

Tafel 6-26 Anforderungen an die Dicke von Verbunddecken


Die Decke ist gleichzeitig Gurt eines Verbund- Die Decke muss keine zusätzlichen Tragfunk-
trägers und/oder dient als Scheibe zur Gebäu- tionen übernehmen.
deaussteifung.
h > 90 mm h > 80 mm
hc > 50 mm hc > 40 mm

Bild 6-28
Profilblech und
Deckenabmessungen

Auflagerung der Bleche


Durch eine ausreichende Auflagertiefe ist sicherzu-
stellen, dass ein Versagen der Bleche und der Unter-
konstruktion verhindert wird. Die Anforderungen
sind Tafel 6-27, die Bezeichnungen Bild 6-29 zu ent-
nehmen. Eine !berlappung ist nicht bei allen Profil-
blechen möglich.
Die Mindestwerte dürfen auch bei Hilfsunterstützun-
gen im Bauzustand nicht unterschritten werden. Zu
beachten ist, dass in Abhängigkeit von der Profil-
blechgeometrie und der Blechdicken im Bauzustand
(ohne erhärtetem Beton) auch größere Auflagerbrei-
ten notwendig werden können. Bild 6-29
erforderliche Auflagertiefen
für Verbunddecken

956
Verbundtragwerke nach DIN EN 1994-1-1
Tafel 6-27 erforderliche Auflagertiefen für Verbunddecken
Auflagerung auf lbc ½mm. lbs ½mm.
Stahl oder Beton 75 50
anderen Werkstoffen 100 70

6.4.3 Bemessungssituation und Einwirkungen


Verbunddecken sind für den Bauzustand und den Endzustand nachzuweisen. Im
Bauzustand wirken die Profilbleche als Schalung. Die nachfolgenden Einwirkungen
und Bemessungssituationen sind zu berücksichtigen.

Profilblech als Schalung


— Berücksichtigung von eventuell vorhandenen Hilfsunterstützungen
— Eigengewicht von Frischbeton und Profilblech (Frischbetonzuschlag 1 kN/m3 )
— Montage- und Ersatzlasten beim Betonieren ([4], Abschnitt. 4.11.2).
— Einwirkungen aus gelagerten Materialen (sofern vorhanden)
— Mehrgewicht des Betons infolge der Durchbiegung des Bleches unter dem Ei-
gen- und Frischbetongewicht, sofern diese im GZG h=10 (h ¼Deckendicke) über-
schreitet. Dabei kann näherungsweise eine um die 0,7-fache Durchbiegung ver-
größerte Nenndicke des Betons über die gesamte Spannweite zugrunde gelegt
werden.
— äußere Horizontallasten, Stabilisierungskräfte und -momente, sofern die Profil-
bleche zur Aussteifung herangezogen werden.
Verbunddecke
Die Einwirkungen sind nach DIN EN 1991 in Kombination mit DIN EN 1990 [1] zu
bestimmen. Dabei ist das Entfernen eventuell vorhandener Hilfsunterstützungen zu
beachten. Es darf bei den Nachweisen im GZT angenommen werden, dass die ge-
samte Belastung auf die Verbunddecke wirkt, wenn dies auch beim Nachweis der
Längsschubtragfähigkeit berücksichtigt wird.
13
6.4.4 Schnittgrößenermittlung
Profilblech als Schalung
Die Bemessung erfolgt nach DIN EN 1993-1-3 [13] und der entsprechenden Pro-
duktzulassung. Bei der Verwendung von Hilfsunterstützungen ist i. d. R. eine plasti-
sche Umlagerung der Momente nicht zulässig.

Verbunddecke
Im GZT sind folgende Verfahren zulässig:
— Linear-elastische Berechnung mit und ohne Momentenumlagerung. Die maxi-
male Umlagerung ist in [9], Abschnitt 5.5 und [10] festgelegt. Für Betonfestig-
keiten fck < 50 N=mm2 muss das Verhältnis d des umgelagerten Moments zum
Ausgangsmoment folgende Bedingungen erfüllen:
d > 0,64 þ 0,8 " zpl =d > 0,7 für hochduktilen Betonstahl
d > 0,64 þ 0,8 " zpl =d > 0,85 für normalduktilen Betonstahl (Klasse A)
zpl ist die Druckzonenhöhe im GZT nach der Momentenumlagerung
— Fließgelenktheorie mit Nachweis ausreichender Rotationskapazität in den Fließ-
gelenken. Wenn die Deckenstützweite max. 3 m ist und Betonstahl der Klasse C
nach [9] Anhang C verwendet wird, ist auch eine Berechnung ohne direkte Kon-
trolle der Rotationskapazität möglich.
— Fließzonentheorie unter Berücksichtigung des nichtlinearen Verhaltens der
Werkstoffe

957
Stahlbau

Wird der Einfluss der Rissbildung bei der Schnittgrößenermittlung nicht berücksich-
tigt, dürfen die Biegemomente im GZT an den Innenstützen unter Beachtung der
Gleichgewichtsbedingungen bis zu 30 % abgemindert werden.
Durchlaufend ausgeführte Decken dürfen als eine Kette von Einfeldträgern bemes-
sen werden, wenn an den Innenstützen eine ausreichende Bewehrung zur Rissbrei-
tenbeschränkung angeordnet wird (vgl. Abschnitt 6.4.5.3).
Im GZG sind die Schnittgrößen mit dem linear-elastischen Berechnungsverfahren
zu ermitteln.

Mittragende Breite bei konzentrierten Einzel- und Linienlasten


Bei Einzel- und Linienlasten parallel zu Spannrichtung darf die Lasteintragungs-
breite bm unter einem Winkel von 45, bis zur Oberseite des Profilbleches ange-
nommen werden (siehe Tafel 6-28 und Bild 6-30). Für konzentrierte Linienlasten
senkrecht zur Spannrichtung wird für bp die Länge der Linienlast angesetzt. Die
mittragenden Breiten be für die Schnittgrößenermittlung und die Tragfähigkeits-
nachweise dürfen für Decken mit hp =h < 0,6 vereinfachend nach Tafel 6-28 be-
stimmt werden.

Bild 6-30
Verteilung von konzentriert angreifenden
Lasten

Tafel 6-28 Mittragende Breiten bei konzentrierten Einzel- und Linienlasten


" #
Biegung und Längsschub Einfeldplatten und Endfel- Lp <
bem ¼ bm þ 2Lp 1 ! b
der von Durchlaufplatten L
" #
Innenfelder von Durchlauf- Lp <
bem ¼ bm þ 1,33Lp 1 ! b
platten L
" #
Querkräfte Lp <
bev ¼ bm þ Lp 1 ! b
L
bm Lasteintragungsbreite bm ¼ bp þ 2ðhc þ hf Þ, siehe Bild 6-30
Lp Abstand des Schwerpunktes der Last zum nächsten Auflager
L Spannweite b Plattenbreite

!berschreiten die charakteristischen Werte konzentrierter Lasten bei Flächenlasten


5,0 kN/m2 und bei Einzellasten 7,5 kN nicht, darf ohne rechnerischen Nachweis eine
konstruktive Querbewehrung von mindestens 0,2 % der Betonfläche oberhalb des
Profilbleches angeordnet werden. Diese Bewehrung ist über die Breite bem zuzüg-
lich der Verankerungslänge direkt oberhalb des Profilbleches anzuordnen. Bei grö-
ßeren Lasten müssen die Querbiegemomente nachgewiesen werden.

6.4.5 Nachweise
6.4.5.1 Nachweis des Profilbleches als Schalung
Im GZT gelten die Regelungen nach DIN EN 1993-1-3 [13] mit Beachtung der Ein-
flüsse durch Sicken, Noppen und anderen Profilierungen des Bleches. Im GZG darf
die Durchbiegung des Profilbleches ds infolge des Blecheigengewichtes und des
Frischbetongewichtes (ohne Montagelasten und Lasten aus Arbeitsbetrieb) den

958
Verbundtragwerke nach DIN EN 1994-1-1

Grenzwert nach Gl. (6-60) nicht überschreiten. Darin ist L die maßgebende Stütz-
weite unter Berücksichtigung ggf. vorgesehener Hilfsunterstützungen.
ds < L=180 (6-60)

6.4.5.2 Nachweis der Verbunddecke im Grenzzustand der Tragfähigkeit


6.4.5.2.1 Biegung
Bei der Ermittlung der wirksamen Querschnittsfläche des Profilbleches Ape sind
Sicken, Noppen und vergleichbare Profilierungen zu vernachlässigen. Bei negativer
Momentenbeanspruchung darf das Profilblech nur berücksichtigt werden, wenn es
durchlaufend ausgebildet ist und im Bauzustand keine plastischen Momentenumla-
gerungen ausgenutzt werden.
Der Einfluss des örtlichen Beulens druckbeanspruchter Bereiche des Profilbleches
darf nach der Methode der wirksamen Breiten (vgl. Abschnitt 5.3.2.3) berücksichtigt
werden. Diese dürfen den zweifachen Grenzwert für Stege der Klasse 1 nach [11],
Tabelle 5.2 nicht überschreiten (siehe Tafel 2-12).
a) Positive Momente, plastische Nulllinie im Aufbeton (s. Bild 6-31)
Ape fyp;d þ As fsd
Lage der plastischen Nulllinie: zpl ¼ (6-61)
b " 0,85fcd
Vollplastische Momententragfähigkeit:
% zpl & % zpl &
Mpl;Rd ¼ Ape f yp;d dp # þ As f sd ds # (6-62)
2 2

Bild 6-31
Spannungsverteilung im
vollplastischen Zustand,
Nulllinie im Aufbeton

b) Positive Momente, plastische Nulllinie im Profilblech (s. Bild 6-32)


Das Profilblech nimmt neben der Normalkraft Np ¼ Np;t ! Np;c noch ein Teil des Bie-
13
gemomentes Mpr auf. Die Lage der plastischen Nulllinie zpl ist unter Beachtung der
Gleichgewichtsbedingung Gl. (6-63) iterativ zu bestimmen. Hieraus lassen sich die
inneren Kräfte Ni und Hebelarme zi für die Momentenermittlung Mpl;Rd ableiten.
0 1
# Ncf þ Np;c þ Np;t þ Ns ¼ #ð0,85fcd Ac þ Ap;c fyp;d Þ þ Ap;t fyp;d þ As fsd ¼ 0 (6-63)
Mpl;Rd ¼ Np;t zp;t þ Ns zs #Np;c zp;c # N cf zc (6-64)

Bild 6-32 Spannungsverteilung im vollplastischen Zustand, Nulllinie im Profilblech

c) Negative Momentenbeanspruchung (s. Bild 6-33)


Bei Vernachlässigung des Mitwirkens des Profilblechs wird die Lage der plasti-
schen Nulllinie zpl unter Beachtung der Gleichgewichtsbedingung Gl. (6-65) iterativ
bestimmt.
#Nc þ Ns ¼ #0,85fcd Ac þ As fsd ¼ 0 (6-65)
Mpl;Rd ¼ Nc zc # Ns zs (6-66)

959
Stahlbau

Bild 6-33 Spannungsverteilung im vollplastischen Zustand, negative Momente

6.4.5.2.2 Längsschub bei Decken ohne Endverankerung


Die nachfolgenden Regelungen gelten für Verbunddecken mit mechanischem Ver-
bund und/oder Reibungsverbund (s. Bild 6-27). Die Längsschubtragfähigkeit kann
nach dem m + k-Verfahren oder dem Teilverbundverfahren nachgewiesen werden.
Die Anwendung des Teilverbundverfahrens ist nur bei duktilem Verbundverhalten
zulässig. Dies darf vorausgesetzt werden, wenn die Versagenslast mindestens 10 %
größer als diejenige Last ist, bei der 0,1 mm Endschupf zwischen Profilblech und
Beton auftritt.

a) m + k-Verfahren
Beim m + k-Verfahren werden durch mindes-
tens je drei Versuche an Decken mit kurzer und
langer Schublänge Ls die Ordinate k und der
Neigungswinkel m im normierten Tragfähig-
keitsdiagramm bestimmt (Bild 6-34).
Die Tragsichersicherheit in Bezug auf das
Längsschubversagen wird mit Gl. (6-67)
nachgewiesen. Bild 6-34 m + k-Verfahren
" #
VEd < bd p mAp
1,0 (6-67) mit Vl;Rd ¼ þk
Vl;Rd gVS bLs
b, d p Plattenbreite und Abstand der Schwereachse des Profilbleches bis zur Randfaser der
Betondruckzone in mm
Ap Nennwert der Querschnittsfläche des Profilbleches in mm2
m, k Bemessungswerte in N/mm2 aus Versuchen (s. [28], Anhang B)
Ls Schublänge in mm nach Tafel 6-29
gVS Teilsicherheitsbeiwert für die Längsschubtragfähigkeit. Sofern in den Zulassungen der
Profilbleche keine abweichenden Angaben enthalten sind, kann gVS ¼ 1,25 angenom-
men werden.

Tafel 6-29 Schublänge Ls


Gleichstrecken- zwei gleiche symmetrische
Belastung andere Belastungsanordnung
last Einzellasten
Abstand zwischen Last und aus Versuchen oder
Schublänge Ls ¼ L=4
benachbartem Auflager Ls ¼ max M=max Q

Bei durchlaufenden Verbunddecken darf der Nachweis der Längsschubtragfähigkeit


für äquivalente Einfelddecken mit den folgenden Stützweiten geführt werden.
Endfelder: Leff ¼ 0,9L Innenfelder: Leff ¼ 0,8L
b) Teilverbundverfahren
Beim Teilverbundverfahren werden aus dem Sachverhalt, dass vom Auflager bis
zum betrachteten Querschnitt über die Länge Lx nur eine begrenzte Schubkraft
übertragen wird, die Normalkräfte im Profilblech und Beton bestimmt. Unterschrei-
tet die Normalkraft Np die plastische Normalkrafttragfähigkeit des Profilbleches,

960
Verbundtragwerke nach DIN EN 1994-1-1

steht noch ein Teil des Blechquerschnittes zur Aufnahme von Biegemomenten zur
Verfügung. Beim Teilverbundverfahren wird nachgewiesen, dass das einwirkende
Biegemoment über die Deckenlänge an keiner Stelle die Momententragfähigkeit
überschreitet. Damit ist zugleich eine ausreichende Längsschubtragfähigkeit nach-
gewiesen. Eine zusätzliche untere Längsbewehrung darf dabei berücksichtigt wer-
den.

Bild 6-35
Spannungsverteilung im
vollplastischen Zustand
bei Teilverbund

MEd ðxÞ <


1,0 (6-68)
MRd ðxÞ
Np tu;Rd bLx <
h¼ ¼ 1,0 (6-69)
Npl;p;Rd Ape fyp;d
" #
Np
Mpl;r ¼ 1,25Mpl;p;Rd 1 # ¼ 1,25Mpl;p;Rd ð1 # hÞ < Mpl;p;Rd (6-70)
Npl;p;Rd
h " Ape fyp;d þ As fsd
zpl;c ¼ (6-71)
b " 0,85fcd
% zpl;c & % zpl;c &
MRd ¼ Mpl;r þ h " Ape f yp;d dp # þ As f sd ds # (6-72)
2 2
Beim Nachweis ausreichender Momentendeckung darf die Momententragfähigkeit
MRd vereinfacht durch lineare Interpolation über den Verdübelungsgrad h bestimmt
werden (s. Bild 6-36).
0 1
MRd ¼ Mpl;p;Rd þ h " Mpl;p;Rd # Mpl;Rd (6-73)

13

Bild 6-36 Teilverbunddiagramm und Momentendeckung bei Verbunddecken

6.4.5.2.3 Längsschub bei Decken mit Endverankerung


Die Längsschubtragfähigkeit von Verbunddecken mit Endverankerungen des Typs
c) und d) nach Bild 6-27 darf mit der Teilverbundtheorie ermittelt werden. Zur über-
tragbaren Verbundkraft zwischen Profilblech und Beton wird die Verankerungskraft
am Ende hinzuaddiert (z. B. bei Gl. (6-69)).
Die durch Blechverformungsanker (Bild 6-27d), Setzbolzen oder gewindefurchende
Schrauben übertragbare Kraft ist den Zulassungsdokumenten der Profilbleche zu
entnehmen. Die Schubtragfähigkeit eines durch das Profilblech geschweißten Kopf-
bolzens kann mit Gl. (6-74) bestimmt werden. Dieser Wert darf die Tragfähigkeit

961
Stahlbau

des Kopfbolzens selbst nicht überschreiten (siehe Abschnitt 6.2.6.2).


-
k "P
Ppb;Rd ¼ min t Rd (6-74) mit kj ¼ 1 þ a=dd0 < 6,0
kj dd0 tfyp;d
kt nach Gl. (6-27)
PRd Minimalwert aus Gl. (6-24) und Gl. (6-25)
dd0 Durchmesser vom Schweißwulst des Dübels (1,1-fache Wert des Schaftdurchmessers)
a Abstand zwischen Dübelachse und Blechende (a > 1,5dd0 )
t Dicke des Profilbleches

6.4.5.2.4 Querkrafttragfähigkeit
Der Bemessungswert des Querkraftwiderstandes für Bauteile ohne rechnerisch er-
forderliche Querkraftbewehrung wird nach [9], Abschnitt. 6.2.2(1) sowie dem Natio-
nalen Anhang [10] hierzu bestimmt. Dabei darf der Anteil des Profilblechs, der
durch Endverankerung, Reibung und Flächenverbund bis zum maßgebenden Nach-
weisquerschnitt aktiviert wird, im Verhältnis der Bemessungswerte der Streck-
grenzen von Profilblech zu Betonstahl auf den Bewehrungsgrad rl angerechnet
werden.

6.4.5.3 Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit


Rissbreitenbeschränkung
Für die Rissbreitenbeschränkung in negativen Momentenbereichen ist [9], Ab-
schnitt 7.3 in Verbindung mit dem Nationalen Anhang anzuwenden.
Werden durchlaufende Decken als eine Kette von Einfeldträgern bemessen, ist zur
Verhinderung einer unkontrollierten Rissbildung im Aufbeton die folgende kon-
struktive Mindestbewehrung anzuordnen:
— 0,2 % der Betonquerschnittsfläche oberhalb des Profilbleches bei Decken, die
im Bauzustand ohne Hilfsunterstützung hergestellt werden,
— 0,4 % der Betonquerschnittsfläche oberhalb des Profilbleches bei Decken, die
im Bauzustand mit Hilfsunterstützung hergestellt werden.

Durchbiegung
Auf den Nachweis der Verformungen darf verzichtet werden, wenn die Biege-
schlankheit die Grenzwerte nach [10] (zu Abs. 7.4.2(2)) nicht überschreitet (li =d < 35
bzw. li =d < 150=li ) und der Endschlupf vernachlässigt werden kann (siehe Zulas-
sung für die jeweiligen Profilbleche).
Erfolgt der Nachweis der Verformungen nicht indirekt durch Begrenzung der Plat-
tenschlankheit, sollte als effektive Biegesteifigkeit der Mittelwert der Biegesteifig-
keiten des gerissenen und ungerissenen Querschnitts verwendet werden. Der Ein-
fluss des Kriechens kann vereinfacht durch eine reduzierte Biegesteifigkeit
berücksichtigt werden, die mit dem Mittelwert der Reduktionszahlen für kurzzeitige
und ständige Beanspruchungen bestimmt wird. Einflüsse aus dem Schwinden dür-
fen vernachlässigt werden.
In Bezug auf die Ermittlung von Verformungen aus Lasten, die nur auf das Profil-
blech wirken, gilt [13], Abschnitt 7.

7 Anschlüsse
7.1 Allgemeines
Die Bemessung von Anschlüssen ist in DIN EN 1993-1-8 [16] in Kombination mit
den Teilen 1-1 [11] und 1-12 [22] sowie weiteren Teilen des Eurocode 3 geregelt. In
Bezug auf spezielle Anschlüsse für den Verbundbau s. DIN EN 1994-1-1, Abschnitt

962
Anschl"sse

6 [28]. Die Teilsicherheitsbeiwerte für den mechanischen Widerstand sind in Ta-


fel 2-2 zusammengestellt.
Die Beanspruchbarkeit einer Verbindung wird aus den Beanspruchbarkeiten ihrer
Grundkomponenten bestimmt. Es dürfen linear-elastische oder elastisch-plastische
Berechnungsverfahren angewendet werden.

Berechnungsannahmen
Zur Klassifizierung von Anschlüssen und den Modellen für die Stabwerksberech-
nung siehe Abschnitt 2.3. Für die Verteilung von Kräften und Momenten sind
i. d. R. folgende Voraussetzungen zu beachten:
— Die angenommene Verteilung steht im Gleichgewicht mit den äußeren Schnitt-
größen und entspricht den Steifigkeitsverhältnissen im Anschluss.
— Die zugewiesenen Kräfte und Momente können von den Verbindungsmitteln
übertragen werden.
— Das Verformungsvermögen der Verbindungsmittel und der angeschlossenen
Bauteile wird nicht überschritten.
— Die bei elastisch-plastischen Berechnungsmodellen auftretenden Verformungen
sind physikalische möglich.
— Die Berechnungsmodelle stehen nicht im Widerspruch zu Versuchsergebnissen.
Angaben zur Kräfteverteilung in Stirnplattenverbindungen, Träger-Stützen-Verbin-
dungen und Stützenfüßen enthält [16] im Abschnitt 6.2.
Werden bei Scherbeanspruchungen unterschiedliche steife Verbindungsmittel ein-
gesetzt, so ist i. d. R. dem Verbindungsmittel mit der höchsten Steifigkeit (z. B. den
Schweißnähten) die gesamte Belastung zuzuordnen. Bei Hybridverbindungen mit
Schweißnähten und gleitfest vorgespannten Schraubenverbindungen der Katego-
rie C (Gleitsicherheit im GZT, s. Tafel 7-1) dürfen die Tragfähigkeiten überlagert wer-
den, wenn das Anziehen der Schrauben nach der Ausführung der Schweißarbeiten
erfolgt.

Exzentrizitäten
Bauteile und deren Anschlüsse sind i. d. R. für die Schnittgrößen aus Exzentrizitä-
ten in den Knotenpunkten zu bemessen. Ausnahmen für Fachwerke sind in [16],
13
Abschnitt 5.1.5 geregelt. Die Exzentrizitäten in und aus der Anschlussebene sind
unter Berücksichtigung der Schwereachsen der Bauteile und der Bezugsachsen der
Verbindungsmittel zu bestimmen. Für Anschlüsse von Winkeln mit einer Schrau-
benreihe sind die Abschnitte 3.3 und 4.2.2 zu beachten.

Schubbeanspruchte Anschlüsse mit dynamischen Belastungen oder Lastumkehr


Bei Stoßbelastung, erheblicher Schwingungsbelastung und Lastumkehr sollten fol-
gende Anschlussmittel verwendet werden:
— Schweißnähte,
— vorgespannte Schrauben und Schrauben mit Sicherung gegen unbeabsichtigtes
Lösen der Muttern,
— Injektionsschrauben und andere Schrauben, die Verschiebungen der ange-
schlossenen Bauteile wirksam verhindern
— Niete
Darf in einem Anschluss, z. B. wegen Lastumkehr, kein Schlupf auftreten, sind ent-
weder Schweißnähte, gleitfeste Schraubverbindungen der Kategorie B oder C (s.
Tafel 7-1), Passschrauben oder Niete zu verwenden.
Bei Wind- und Stabilisierungsverbänden dürfen Scher-Lochleibungsverbindungen
(Kategorie A nach Tafel 7-1) eingesetzt werden.

963
Stahlbau

7.2 Verbindungen mit Schrauben und Nieten


7.2.1 Schraubenkategorien, Festigkeitsklassen und Nachweise
Tafel 7-1 enthält die Einteilung der Schraubenverbindungen in Kategorien nach
[16], die erforderlichen Tragsicherheitsnachweise sowie die zulässigen Festigkeits-
klassen und Angaben zur Vorspannung. Gemäß Nationalem Anhang [17] sind für
Deutschland die Festigkeitsklassen nach Tafel 7-2 zugelassen.

Tafel 7-1 Kategorien von Schraubenverbindungen und Tragsicherheitsnachweise


Kategorie Nachweis Anmerkung
Scherverbindungen
Scher-/Lochleibungs- Fv;Ed < Fv;Rd — keine Vorspannung erforderlich
A
verbindung Fv;Ed < Fb;Rd — Schraubenfestigkeitsklassen 4.6 bis 10.9
Fv;Ed;ser < Fs;Rd;ser — Vorspannung erforderlich
Gleitfeste Verbindung
B Fv;Ed < Fv;Rd — Schraubenfestigkeitsklassen i. d. R. 8.8
im GZG
Fv;Ed < Fb;Rd und 10.9
Fv;Ed < Fs;Rd — Vorspannung erforderlich
Gleitfeste Verbindung
C Fv;Ed < Fb;Rd — Schraubenfestigkeitsklassen i. d. R. 8.8
im GZT
$F v;Ed < Nnet; Rd und 10.9
Zugverbindungen
Ft;Ed < Ft;Rd
D Nicht vorgespannt — Schraubenfestigkeitsklassen 4.6 bis 10.9
Ft;Ed < Bp;Rd
Ft;Ed < Ft;Rd — Schraubenfestigkeitsklassen i. d. R. 8.8
E Vorgespannt
Ft;Ed < Bp;Rd und 10.9
Bezeichnungen
Fv;Ed einwirkende Abscherkraft Fv;Rd Abschertragfähigkeit
Ft;Ed einwirkende Zugkraft Fb;Rd Lochleibungstragfähigkeit
Fv;Ed;ser einw. Abscherkraft im GZG Fs;Rd Gleitwiderstand im GZT
plastischer Widerstand des Fs;Rd;ser Gleitwiderstand im GZG
Nnet; Rd Nettoquerschnittes im kritischen Durchstanzwiderstand des
Schnitt Bp;Rd
Schraubenkopfes oder der Mutter

Tafel 7-2 Nennwerte der Streckgrenze f yb und der Zugfestigkeit f ub von Schrauben
Schraubenfestigkeitsklasse 4.6 5.6 8.8 10.9
2
fyb (N/mm ) 240 300 640 900
fub (N/mm2 ) 400 500 800 1000

7.2.2 Schraubenarten, -abmessungen und Produktnormen


In Bezug auf die Produktnormen ist zwischen hochfesten planmäßig vorspannba-
ren Schraubenverbindungen nach DIN EN 14399 [65] und Garnituren für nicht plan-
mäßig vorgespannte Schraubenverbindungen nach DIN EN 15048 [66] zu unter-
scheiden.
Bei Verbindungen mit planmäßig vorgespannten Schrauben können die Systeme
HR oder HV eingesetzt werden, die sich durch ihre Versagensform und den gere-
gelten Festigkeitsklassen unterscheiden. Darüber hinaus steht das System HRC
nach DIN EN 14399-10 [65] mit kalibrierter Vorspannung zur Verfügung, bei dem
am Gewinde der Schrauben ein Abscherende anschließt, das beim Anspannvor-
gang kontrolliert bricht.

964
Anschl"sse
Tafel 7-3 Hochfeste planmäßig vorspannbare Schraubenverbindungen
System Versagens- Festigkeits- Garnituren aus Schrauben Normen für
formen klassen und Muttern Unterlegscheiben
Sechskantschrauben
8.8 Flache Scheiben
Abstreifen des DIN EN 14399-3
HR und (nur unter der
Gewindes Senkschrauben
10.9 Mutter zulässig)
DIN EN 14399-7
DIN EN 14399-5
Sechskantschrauben Flache Scheiben
Bruch des
DIN EN 14399-4 mit Fase
HV Schrauben- 10.9
Passschrauben DIN EN 14399-6
schaftes
DIN EN 14399-8

Bei nicht planmäßig vorgespannten Schraubenverbindungen sind künftig Garnitu-


ren nach [66] zu verwenden, sofern nicht auch hier Schraubengarnituren nach [65]
zum Einsatz kommen. Teil 1 regelt die Allgemeinen Anforderungen, Teil 2 die Eig-
nungsprüfung. Es können Schrauben der Festigkeitsklassen 4.6 bis 10.9 mit CE-Zei-
chen eingesetzt werden, die von einem Hersteller zu liefern sind und mit der Ab-
kürzung „SB” (Structural Bolt) auf Schraube und Mutter gekennzeichnet werden.
Die Scheiben sind nicht Bestandteil der Garnitur. Sie müssen nicht vom Hersteller
bereitgestellt werden.
Es ist derzeit nicht geplant, die Geometrie niederfester Schrauben europäisch zu re-
geln. Die darunter fallenden deutschen Produktnormen bleiben voraussichtlich als na-
tionale Normen erhalten. Die Schrauben erhalten künftig das Kennzeichen „SB“ und
werden mit einem Konformitätsnachweis zu DIN EN 15048-1 [66] geliefert.

Tafel 7-4 Schrauben, Muttern und Scheiben verschiedener Produktnormen


Festigkeits- Pass- Schrauben- Muttern Scheiben
klasse schrauben norm
Norm Festigkeit Norm Härte
4.6 nein DIN 7990 4/5
DIN EN DIN 7989 T1,
nein DIN 7990 ISO 4034, T2 100
5.6 4032 5 DIN 434, 435
ja DIN 7968
DIN EN ISO
13
DIN EN ISO DIN EN
8.8 nein 8 7089 bis 7091 100 bis 300
4014, 4017 ISO 4032
DIN 434, 435
Festigkeitsklassen für Schrauben nach DIN EN ISO 898-1, für Muttern nach DIN EN ISO 898-2 [60]

Sechskantschrauben (rohe Schrauben) Sechskant-Passschrauben


nach DIN 7990 (04.08) nach DIN 7968 (07.07)
für Stahlkonstruktionen
Festigkeitsklassen nach DIN EN ISO 898-1 (08.09)

965
Stahlbau
Längenmaße in mm, Querschnitte in cm2, Klammerwerte für Passschrauben
Scheiben
Gewinde Schaft Querschnitt e Länge l DIN 7989
d ds ASp1) Schaft b k m min s von bis d D
M 12 12 (13) 0,843 1,13 (1,33) 20,5 8 10 19,85 18 30 (35) 120 13,5 24
M 16 16 (17) 1,57 2,01 (2,27) 24,5 10 13 26,17 24 35 (40) 150 17,5 30
M 20 20 (21) 2,45 3,14 (3,46) 28,5 13 16 32,95 30 40 (45) 180 21,5 37
(M 22 22 (23) 3,03 3,80 (4,15) 25,5 14 18 37,29 34 40 200 24 40)2)
M 24 24 (25) 3,53 4,52 (4,91) 33,0 15 19 39,55 36 45 (55) 200 26 44
M 27 27 (28) 4,59 5,73 (6,16) 35,5 17 22 45,20 41 50 (60) 200 29 50
M 30 30 (31) 5,61 7,07 (7,55) 38,5 19 24 50,85 46 55 (65) 200 32 56
" #
1 p d2 þ d3 2
) Spannungsquerschnitt nach DIN EN ISO 898-1 (08.09): ASp ¼ mit d2 ¼ Flanken-
und d3 ¼ Kerndurchmesser des Gewindes. 4 2
2
) In den neuen Ausgaben der Schraubennormen nicht mehr enthalten.
Garnituren aus Sechskantschrauben mit großen Schlüsselweiten DIN EN 14399-4
(06.06) — System HV

Gewinde ASp b dw c k r e s l m Scheiben


d min max min min max von bis t d D
M 12 0,843 23 20,1 0,6 8 1,2 23,91 22 35 95 10 3 13 24
M 16 1,57 28 24,9 0,6 10 1,2 29,56 27 40 130 13 4 17 30
M 20 2,45 33 29,5 0,8 13 1,5 35,03 32 45 155 16 4 21 37
M 22 3,03 34 33,3 0,8 14 1,5 39,55 36 50 165 18 4 23 39
M 24 3,53 39 38,0 0,8 15 1,5 45,20 41 60 195 20 4 25 44
M 27 4,59 41 42,8 0,8 17 2 50,85 46 70 200 22 5 28 50
M 30 5,61 44 46,6 0,8 19 2 55,37 50 75 200 24 5 31 56
M 36 8,17 52 55,9 0,8 23 2 66,44 60 85 200 29 6 37 66

Garnituren aus Sechskant-Passschrauben, hochfest, mit großen Schlüsselweiten


nach DIN EN 14399-8 (03.08)

Sie sind für GVP- oder SLP-Verbindun-


gen bestimmt. Sie dürfen nur mit Schei-
ben nach DIN EN 14399 Teil 5 oder 6
verwendet werden.

Festigkeitsklasse 10.9 nach


DIN EN ISO 898-1

Gewinde d M 12 M 16 M 20 M 22 M 24 M 27 M 30 36 Bemerkung
ds 13 17 21 23 25 28 31 37 Nennlängen l je
b 23 28 33 34 39 41 44 52 nach Durchmesser
r min. 1,2 1,2 1,5 1,5 1,5 2 2 2 bis 200 mm.
dw min. 20,1 24,9 29,5 33,3 38,0 42,8 46,6 55,9 !brige Maße wie
s max 22 27 32 36 41 46 50 60 Schrauben nach
e min. 23,91 29,56 35,03 39,55 45,20 50,85 55,37 66,44 DIN EN 14399-4

966
Anschl"sse

Halbrundniete nach DIN 124 (03.11) und Senkniete nach DIN 302 (03.11)

[mm] M10 M12 M16 M20 M22 M24 M30 M36


Lochdurchmesser d0 10,5 13 17 21 23 25 31 37
Gewindedurchmesser d 10 12 16 20 22 24 30 36

7.2.3 Maße von Löchern, Rand- und Lochabständen


Das Nennlochspiel ist bei runden Löchern als die Differenz zwischen dem Nenn-
durchmesser und dem Schraubennenndurchmesser definiert. Bei Langlöchern ent-
spricht das Lochspiel der Differenz zwischen der Lochlänge oder Lochbreite und
dem Schraubennenndurchmesser.
Tafel 7-5 Maße für Löcher
Nenndurchmesser d der Schraube 12 14 16 18 20 22 24 >27
oder des Bolzens (mm)
Normale runde Löchera) 1b), c) 2 3
!bergroße runde Löcher 3 4 6 8
Kurze Langlöcher (in der Länge)d 4 6 8 10
Lange Langlöcher (in der Länge)d 1,5d
a
) Bei Türmen, Masten und ähnlichen Anwendungsfällen muss das Nennlochspiel für normale
runde Löcher um 0,5 mm abgemindert werden, sofern nichts anderes festgelegt wird.
b
) Bei beschichteten Verbindungsmitteln kann das Nennlochspiel um die !berzugdicke erhöht
werden.
c
) Unter Bedingungen nach [16] Abschnitt 3.6.1(5) dürfen Schrauben oder Senkschrauben
auch mit 2 mm Lochspiel eingesetzt werden.
d
) Bei Schrauben in Langlöchern beträgt das Nennlochspiel in Querrichtung dem für normale
runde Löcher.

13

a) Bezeichnungen der Lochabstände b) Bezeichnungen bei versetzter Lochanordnung

c) versetzte Lochanordnung bei druckbeanspruchten d) versetzte Lochanordnung bei zugbeanspruchten Bauteilen


Bauteilen
Bild 7-1 Rand- und Lochabstände von Verbindungsmitteln

Das Nennlochspiel bei Schrauben und Bolzen, die nicht in Passverbindungen ein-
gesetzt werden, ist in Tafel 7-5 angegeben. Standardmäßig werden normale runde
Löcher mit 1 bis 3 mm Lochspiel verwendet. Die Herstellungstoleranz beträgt
/0,5 mm. Dabei wird als Lochdurchmesser der Mittelwert von Eintritts- und
Austrittsdurchmesser angenommen. Bei Passschrauben muss der Nennlochdurch-
messer gleich dem Schaftdurchmesser der Schraube sein. Es ist die Tolleranzklasse
H11 nach DIN EN ISO 286-2 [59] einzuhalten.

967
Stahlbau
Tafel 7-6 Grenzwerte für Rand- und Lochabstände von Verbindungsmitteln
Randabstand Lochabstand
Minimum Maximum Minimum Maximum
-
e1 1; 2d0 4t þ 40 mm p1 2; 2d0 14t
min
200 mm
-
e2 1; 2d0 4t þ 40 mm p2 2Þ 2; 4d0 14t
min
200 mm
1
) Stahlkonstruktionen unter Verwendung von Stahlsorten nach DIN EN 10025 (außer DIN EN
10025-5).
2
) Die Beschränkungen der Maximalwerte sind bei Bauteilen mit korrosivem Angriff und/oder
Beulgefährdung erforderlich.
3
) Bei versetzter Lochanordnung kann der minimale Abstand auf p2 ¼ 1,2d0 reduziert werden,
sofern der Abstand zwischen den Verbindungsmitteln L > 2,4d0 beträgt (s. Bild 7-1).
4
) t ist die Dicke des dünnsten außenliegenden Bleches

Grenzwerte für Rand- und Lochabstände von Verbindungsmitteln in Stählen nach


DIN EN 10025 [42] sind in Tafel 7-6 und Bild 7-1 angegeben. Der Widerstand druck-
beanspruchter Bauteile gegen das Beulen zwischen den Verbindungsmitteln wird
nach DIN EN 1993-1-1 [11] mit der Knicklänge Lcr ¼ 0,6p1 berechnet. Bei p1/t < 9e ist
kein Nachweis erforderlich. Für den Randabstand senkrecht zur Kraftrichtung darf
der Nachweis des Beulens mit dem Modell des einseitig gestützten Flansches nach
[11] geführt werden (s. Tafel 2-13).

7.2.4 Tragfähigkeit von Schraubenverbindungen


Die nachfolgenden Ausführungen gelten i. Allg. für Sechskantschrauben, die den
Anforderungen der DIN EN 1090-2 [38] entsprechen. Für andere Schraubentypen
wie z. B. Senkschrauben oder Schrauben mit geschnittenen Gewinden sind zusätz-
liche Regelungen nach [16] und zugehörigem NA [17] zu beachten.

7.2.4.1 Tragfähigkeit auf Abscheren


Die Tragfähigkeit Fv;Rd einer Schraube auf Abscheren wird in Abhängigkeit der Zug-
festigkeit des Schraubenmaterials und des maßgebenden Querschnittes in der
Scherfuge mit Gl. (7-1) bestimmt.
av fub A
Fv;Rd ¼ (7-1) fub Zugfestigkeit der Schraube, s. Tafel 7-2
gM2

Tafel 7-7 Abscherbeiwerte av und Querschnittsfläche A


Scherfuge Festigkeitsklassen av Querschnittsfläche A
Schaft in Scherfuge 4.6, 5.6, 8.8, 10.9 0,6 Schaftquerschnitt A
4.6, 5.6, 8.8 0,6
Gewinde in Scherfuge Spannungsquerschnitt As
10.9 0,5

In Tafel 7-8 sind die Abschertragfähigkeiten von Schrauben mit normalem Lochspiel
nach Tafel 7-5 angegeben, die der Bezugsnormengruppe 4 nach [38] entsprechen
(s. Abschnitt 7.2.2). Für lange Anschlüsse (s. Bild 7-2), Anschlüsse mit Futterblechen
(s. Bild 7-3) und weitere spezifizierte Fälle sind Abminderungen der Abschertragfä-
higkeit nach Tafel 7-9 zu berücksichtigen.

968
Anschl"sse
Tafel 7-8 Abschertragfähigkeiten F v;Rd in kN
M12 M16 M20 M22 M24 M27 M30 M36
Schrauben mit 4.6 21,71 38,60 60,32 72,99 86,86 109,9 135,7 195,4
normalem Lochspiel, 5.6 27,14 48,25 75,40 91,23 108,6 137,4 169,6 244,3
Schaft in Scherfuge 8.8 43,43 77,21 120,6 146,0 173,7 219,9 271,4 390,9
10.9 54,29 96,51 150,8 182,5 217,1 274,8 339,3 488,6
Schrauben mit 4.6 16,19 30,14 47,04 58,18 67,78 88,13 107,7 156,9
normalem Lochspiel, 5.6 20,23 37,68 58,80 72,72 84,72 110,2 134,6 196,1
Gewinde in Scherfuge 8.8 32,37 60,29 94,08 116,4 135,6 176,3 215,4 313,7
10.9 33,72 62,80 98,00 121,2 141,2 183,6 224,4 326,8
Passschrauben, 4.6 25,48 43,58 66,50 79,77 94,25 118,2 144,9 206,4
Schaft in Scherfuge 5.6 31,86 54,48 83,13 99,71 117,8 147,8 181,1 258,1
8.8 50,97 87,16 133,0 159,5 188,5 236,4 289,8 412,9
10.9 63,71 109,0 166,3 199,4 235,6 295,6 362,3 516,1

Tafel 7-9 Abminderung der Abschertragfähgkeit F v;Rd


Abminderungsfaktor Beschreibung
Für Schraubenverbindungen mit der Scherfuge im Gewinde,
sofern geschnittene Gewinde (z. B. bei Ankerschrauben oder
0,85
Zugstangen) aufgeführt werden, die nicht den Anforderungen
nach DIN EN 1090 entsprechen.
Für Schraubenverbindungen M12 und M14 der Festigkeits-
klassen 8.8 und 10.9, die mit einem Lochspiel von 2 mm ausge-
0,85
führt werden. Dies Lochspiel ist nach [16] zugelassen, sofern
Fv;Rd > Fb;Rd ist.
9d Für Schrauben, die Scher- und Lochleibungskräfte über Futter-
bp ¼
8d þ 3tp bleche mit einer Dicke tp größer als ein Drittel des Schrauben-
für tp > 1=3d s. Bild 7-3 durchmessers d abtragen. Bei zweischnittigen Verbindungen mit
Futterblechen auf beiden Seiten des Stoßes ist für tp das dickere
jedoch bp < 1 Futterblech anzusetzen.
Lj ! 15d Für lange Anschlüsse mit Lj > 15d (s. Bild 7-2). Diese Abminde-
bLf ¼ 1 !
200d rung ist nicht erforderlich, wenn eine gleichmäßige Kraftübertra-
jedoch 0,75 < bLf < 1,0 gung über die Länge des Anschlusses erfolgt.
13
1
bLf

0,75

0,5
0 10 20 30 40 50 60 70 80

Lj/d

Bild 7-2 Anschlusslänge und Abminderungsbeiwert bLf

Bild 7-3
Verbindungsmittel durch Futterbleche

969
Stahlbau

7.2.4.2 Tragfähigkeit auf Zug


Die Zugtragfähigkeit Ft;Rd von Schrauben wird über das Versagen im Spannungs-
querschnitt mit Gl. (7-2) berechnet.
k2 fub As k2 ¼ 0,9 allgemein
Ft;Rd ¼ (7-2)
gM2 k2 ¼ 0,63 für Senkschrauben

Tafel 7-10 Zugtragfähigkeit F t;Rd in kN für Schrauben


Schrauben M12 M16 M20 M22 M24 M27 M30 M36
4.6 24,28 45,22 70,56 87,26 101,7 132,2 161,6 235,3
Schrauben- 5.6 30,35 56,52 88,20 109,1 127,1 165,2 202,0 294,1
festigkeitsklasse 8.8 48,56 90,43 141,1 174,5 203,3 264,4 323,1 470,6
10.9 60,70 113,0 176,4 218,2 254,2 330,5 403,9 588,2

7.2.4.3 Beanspruchung auf Zug und Abscheren


Bei kombinierter Beanspruchung auf Zug und Abscheren ist für Fv;Ed =Fv;Rd > 0,29
ein linearer Interaktionsnachweis nach Gl. (7-3) zu führen. Zu beachten ist, dass
nach [16] die Zugtragfähigkeit Ft;Ed unabhängig von der Lage der Scherfuge immer
für den Spannungsquerschnitt bestimmt wird.
Fv;Ed Ft;Ed <
þ 1,0 (7-3)
Fv;Rd 1,4 Ft;Rd

7.2.4.4 Tragfähigkeit für Beanspruchungen auf Lochleibung


Die Bestimmung der Lochleibungstragfähigkeit bei Schraubenverbindungen mit
normalem Lochspiel erfolgt unter Berücksichtigung der Rand- und Lochabstände in
und senkrecht zur Kraftrichtung mit Gl. (7-4). Dabei wird für Senkschrauben die
Blechdicke t abzüglich der Hälfte der Senkung angesetzt.
k1 ab fu dt
Fb;Rd ¼ (7-4)
gM2
fu Zugfestigkeit des Bleches d Schaftdurchmesser der Schraube
ab ; k1 siehe Tafel 7-11 t maßgebliche Blechdicke(n)
Die maximale Tragfähigkeit wird bei folgenden Rand- und Lochabständen erreicht:
e1 > 3d0 ; e 2 > 1,5d0 ; p1 > 3,75d0 ; p2 > 3,0d0

Tafel 7-11 Beiwerte ab und k 1 zur Ermittlung der Lochleibungstragfähigkeit


in Kraftrichtung quer zur Kraftrichtung
8 8
< e1 =3d 0 < 2,8e2 =d0 ! 1,7
am Rand liegende
ab ¼ min fub =Fu k1 ¼ min 1,4p2 =d0 ! 1,7
Schrauben : :
1,0 2,5
8
< p1 =3d 0 ! 1=4 -
innen liegende 1,4p2 =d0 ! 1,7
ab ¼ min fub =fu k1 ¼ min
Schrauben : 2,5
1,0

d0 ¼ Lochdurchmesser; Rand- und Lochabstände s. Bild 7-1

Bei einschnittigen Verbindungen mit nur einer Schraubenreihe ist die Lochlei-
bungstragfähigkeit auf den Wert nach Gl. (7-5) zu begrenzen.
1,5fu dt
Fb;Rd < (7-5)
gM2

970
Anschl"sse

Bei großem Lochspiel und bei Langlöchern ist die Lochleibungstragfähigkeit ent-
sprechend Tafel 7-12 abzumindern.
Greift die resultierende Schraubenkraft schräg zu den Rändern an, darf die Lochlei-
bungstragfähigkeit getrennt für die Kraftkomponenten parallel und senkrecht zum
Rand bestimmt werden. Die Ausnutzungsgrade sind vektoriell zu addieren.

Tafel 7-12 Abminderung der Lochleibungstragfähigkeit F b;Rd


Abminderungsfaktor Bedingung
0,8 bei großem Lochspiel nach Tafel 7-5
0,6 bei Langlöchern mit Längsachse quer zur Kraftrichtung

Die Lochleibungstragfähig nach Gl. (7-4) kann unter der Voraussetzung, dass der
Lochabstand quer zur Kraftrichtung zu keiner Abminderung führt (k1 ¼ 2,5), mit der
Gl. (7-6) und den Tafeln 7-13 bis 7-15 bestimmt werden.
Fb;Rd ¼ f " TW " t ½cm, (7-6)
f Umrechnungsfaktor für die Werkstoffpaarung nach Tafel 7-13
TW Basiswert für S235 und 1 cm Blechdicke für rohe Schrauben nach Tafel 7-14 und für Pass-
schrauben nach Tafel 7-15

Tafel 7-13 Umrechnungsfaktor f zur Berücksichtigung der Werkstoffe


fu Blechdicken
Stahlsorte Schraubenfestigkeitsklasse f
[N/mm2 ] [mm]

S235 360 t < 80 4.6 5.6 8.8 10.9 1,000


1
S275 430 t < 40 ) 5.6 8.8 10.9 1,194
1
S275 410 40 < t < 80 ) 5.6 8.8 10.9 1,139
1
S355 490 t < 40 ) 5.6 8.8 10.9 1,361

S355 470 40 < t < 80 1


) 5.6 8.8 10.9 1,306 13
1 1
S420N/NL 520 t < 80 ) ) 8.8 10.9 1,444
1 1
S420M/ML 520 t < 40 ) ) 8.8 10.9 1,444
1 1
S460N/NL 540 t < 80 ) ) 8.8 10.9 1,500
1 1
S460M/ML 540 t < 40 ) ) 8.8 10.9 1,500
1 1
S500Q/QL/QL1 590 t < 100 ) ) 8.8 10.9 1,693
1 1
S550Q/QL/QL1 640 ) ) 8.8 10.9 1,778
1 1
S620Q/QL/QL1 700 ) ) 8.8 10.9 1,944
1 1
S690Q/QL/QL1 770 t < 50 ) ) 8.8 10.9 2,139
1
) Bei den Festigkeitsklassen 4.6 und 5.6 sind folgende Fälle zu unterscheiden:

ad < fub =fu < 1 Bestimmung des Faktors f nach obenstehender Tabelle

Festigkeitsklasse 4.6: f ¼ 1,111


fub =fu < 1 < ad
Festigkeitsklasse 5.6: f ¼ 1,389

fub =fu < ad < 1 Berechnung der Lochleibungstragfähigkeit nach Gl. (7-4)

mit ad ¼ p1 =3d0 ! 1=4 für innen liegende Schrauben


ad ¼ e1 =3d 0 für am Rand liegende Schrauben

971
Stahlbau
Tafel 7-14 Lochleibungstragfähigkeit F b;Rd in kN für rohe Schrauben bezogen auf 10 mm
Blechdicke, S235 mit t < 80 mm und alle Schraubenfestigkeitsklassen (Tafelwert
TW für Gl. (7-6))
Rohe Schrauben M12 M16 M20 M22 M24 M27 M30 M36
Lochdurchmesser d0 [mm] 13 18 22 24 26 30 33 39
p1 = 30 mm 44,86
35 55,94
40 67,02 56,53
45 78,09 67,20
50 86,40 77,87 73,09
55 86,40 88,53 84,00 81,40
60 # 99,20 94,91 92,40 89,72
65 109,9 105,8 103,4 100,8
70 115,2 116,7 114,4 111,9 102,6
Lochabstand p1 in Kraftrichtung

75 115,2 127,6 125,4 123,0 113,4 109,6


80 # 138,5 136,4 134,0 124,2 120,5
85 144,0 147,4 145,1 135,0 131,5
90 144,0 158,4 156,2 145,8 142,4 134,6
p2 ¼ 3d0

95 # 158,4 167,3 156,6 153,3 145,7


100 # 172,8 167,4 164,2 156,7
105 172,8 178,2 175,1 167,8
110 # 189,0 186,0 178,9
115 194,4 196,9 190,0
120 194,4 207,8 201,0
125 # 216,0 212,1
130 216,0 223,2
135 # 234,3
140 245,4
145 256,4
150 259,2
155 259,2
160 #
e1 = 20 mm 44,31
25 55,38 53,33
30 66,46 64,00 65,45 66,00
35 77,54 74,67 76,36 77,00 77,54
40 86,40 85,33 87,27 88,00 88,62 86,40 87,27
45 86,40 96,00 98,18 99,00 99,69 97,20 98,18
Randabstand e1 in Kraftrichtung

50 # 106,7 109,1 110,0 110,8 108,0 109,1 110,8


p2 ¼ 3d0 und e2 ¼ 1,5d0

55 115,2 120,0 121,0 121,8 118,8 120,0 121,8


60 115,2 130,9 132,0 132,9 129,6 130,9 132,9
65 # 141,8 143,0 144,0 140,4 141,8 144,0
70 144,0 154,0 155,1 151,2 152,7 155,1
75 144,0 158,4 166,2 162,0 163,6 166,2
80 # 158,4 172,8 172,8 174,5 177,2
85 # 172,8 183,6 185,5 188,3
90 # 194,4 196,4 199,4
95 194,4 207,3 210,5
100 # 216,0 221,5
105 216,0 243,7
110 # 254,8
115 259,2
120 259,2
125 #

972
Anschl"sse
Tafel 7-15 Lochleibungstragfähigkeit F b;Rd in kN für Passschrauben bezogen auf 10 mm
Blechdicke, S235 mit t < 80 mm und alle Schraubenfestigkeitsklassen (Tafelwert
TW für Gl. (7-6))

Passschrauben M12 M16 M20 M22 M24 M27 M30 M36

p1 = 30 mm 48,60
35 60,60
40 72,60 65,40

45 84,60 77,40
50 93,60 89,40 82,20
55 93,60 101,4 94,20 90,60 87,00

60 # 113,4 106,2 102,6 99,00


65 122,4 118,2 114,6 111,0 105,6
70 122,4 130,2 126,6 123,0 117,6 112,2
Lochabstand p1 in Kraftrichtung

75 # 142,2 138,6 135,0 129,6 124,2


80 151,2 150,6 147,0 141,6 136,2
85 151,2 162,6 159,0 153,6 148,2 137,4
p2 > 3d0

90 # 165,6 171,0 165,6 160,2 149,4


95 165,6 180,0 177,6 172,2 161,4
100 # 180,0 189,6 184,2 173,4

105 # 201,6 196,2 185,4


110 201,6 208,2 197,4
115 # 220,2 209,4

120 223,2 221,4


125 223,2 233,4
130 # 245,4

135 257,4
140 266,4
145 266,4
150 #

e1 = 20 mm 48,00 13
25 60,00 60,00
30 72,00 72,00 72,00 72,00 72,00

35 84,00 84,00 84,00 84,00 84,00 84,00


40 93,60 96,00 96,00 96,00 96,00 96,00 96,00
45 93,60 108,0 108,0 108,0 108,0 108,0 108,0 108,0
Randabstand e1 in Kraftrichtung

50 # 120,0 120,0 120,0 120,0 120,0 120,0 120,0


55 122,4 132,0 132,0 132,0 132,0 132,0 132,0
p2 > 3d0 und e2 > 1,5d0

60 122,4 144,0 144,0 144,0 144,0 144,0 144,0

65 # 151,2 156,0 156,0 156,0 156,0 156,0


70 151,2 165,6 168,0 168,0 168,0 168,0
75 # 165,6 180,0 180,0 180,0 180,0

80 # 180,0 192,0 192,0 192,0


85 # 201,6 204,0 204,0
90 201,6 216,0 216,0

95 # 223,2 228,0
100 223,2 240,0
105 # 264,0

110 266,4
115 266,4
120 #

973
Stahlbau

7.2.4.5 Durchstanzen
Werden Schrauben auf Zug beansprucht, ist nach [16] ein Nachweis auf Durchstan-
zen der Schraubenköpfe und/oder -muttern durch die verbundenen Bleche zu füh-
ren. Dabei wird ein Durchstanzzylinder mit dem Durchmesser dm angenommen.
Der Nachweis kann bei geringen Blechdicken in Kombination mit hohen Schrau-
bentragfähigkeiten maßgebend werden.
Ft;Ed <
1,0 (7-7) mit Bp;Rd ¼ 0,6pdm tp fu =gM2 (7-8)
Bp;Rd
dm ¼ ðe þ sÞ=2 Mittelwert aus Eckmaß e und Schlüsselweite s des Schraubenkopfes bzw. der
Schraubenmutter (Maße siehe Abschnitt 7.2.2)
tp Dicke des betrachteten Bleches
fu Zugfestigkeit des Bleches

7.2.4.6 Gleitfeste Verbindungen


Gleitfeste Scherverbindungen der Kategorie B werden im GZT genauso behandelt
wie herkömmliche Verbindungen. Unter Gebrauchslasten darf kein Gleiten auftre-
ten.
Bei Verbindungen der Kategorie C entfällt der Abschernachweis. Stattdessen ist im
GZT nachzuweisen, dass die Grenzgleitkraft Fs;Rd nicht überschritten wird. Darüber
hinaus ist der Lochleibungsnachweis zu führen. Ferner ist bei den zu verbindenden
Bauteilen zu überprüfen, dass im kritischen Schnitt der plastische Widerstand des
Nettoquerschnittes Nnet;Rd nicht überschritten wird (s. auch Tafel 7-1).

Kategorie B:
Fv;Ed;ser < ks nmðFp;C # 0,8Ft;Ed;ser Þ
1,0 (7-9) mit Fs;Rd;ser ¼ (7-10)
Fs;Rd;ser gM3;ser

Kategorie C:
Fv;Ed < ks nmðFp;C # 0,8Ft;Ed Þ
1,0 (7-11) mit Fs;Rd ¼ (7-12)
Fs;Rd gM3

SFv;Ed < Anet " fy


1,0 (7-13) mit Nnet;Rd ¼ (7-14)
Nnet;Rd gM0
Fs;Rd Gleitwiderstand im GZT Fp;C Vorspannkraft, s. Tafel 7-19
Fs;Rd;ser Gleitwiderstand im GZG m Reibungszahl, s. Tafel 7-17
n Anzahl der Reiboberflächen ks Beiwert s. Tafel 7-16
gM3 ¼ 1,25 gM3;ser ¼ 1,1

Tafel 7-16 Beiwert ks [16]

Beschreibung ks
Schrauben in Löchern mit normalem Lochspiel 1,00
Schrauben mit übergroßen Löchern oder in kurzen Langlöchern, deren Längsachse
0,85
quer zur Kraftrichtung liegt
Schrauben in großen Langlöchern, deren Längsachse quer zur Kraftrichtung liegt 0,70
Schrauben in kurzen Langlöchern, deren Längsachse parallel zur Kraftrichtung liegt 0,76
Schrauben in großen Langlöchern, deren Längsachse parallel zur Kraftrichtung liegt 0,63

9 74
Anschl"sse
Tafel 7-17 Reibungszahl für vorgespannte Schrauben [38]
Gleitflächen- Haftreibungs-
Oberflächenbehandlung
klasse zahl (
Oberflächen mit Kugeln oder Sand gestrahlt, loser Rost
A 0,50
entfernt, nicht körnig
Oberflächen mit Kugeln oder Sand gestrahlt:
a) Spritzaluminiert oder mit einem zinkbasierten Produkt
spritzverzinkt; B 0,40
b) mit Alkali-Zink-Silikat-Anstrich mit einer Dicke von
50 mm bis 80 mm
Oberflächen mittels Drahtbürsten oder Flammstrahlen
C 0,30
gereinigt, loser Rost entfernt
Oberflächen im Walzzustand D 0,20

Tafel 7-18 Gleitwiderstände je Gleitfuge für Verbindungen mit planmäßiger Vorspannung


nach Tafel 7-19, normalem Lochspiel (k s ¼ 1) und ohne Zugkräfte
(Ft;Ed ¼ F t;Ed;ser ¼ 0 kNÞ
Kat. m FK M12 M16 M20 M22 M24 M27 M30 M36
8.8 17,2 32,0 49,9 61,7 71,9 93,5 114 166
0,4
10.9 21,5 40,0 62,4 77,1 89,9 117 143 208
B
8.8 21,5 40,0 62,4 77,1 89,9 117 143 208
0,5
10.9 26,8 50,0 78,0 96,4 112 146 179 260
8.8 15,1 28,1 43,9 54,3 63,3 82,3 101 146
0,4
10.9 18,9 35,2 54,9 67,9 79,1 103 126 183
C
8.8 18,9 35,2 54,9 67,9 79,1 103 126 183
0,5
10.9 23,6 44,0 68,6 84,8 98,8 129 157 229

7.2.4.7 Gruppen von Verbindungsmitteln


13
Ist die Abschertragfähigkeit Fv;Rd der einzelnen Verbindungsmittel mindestens so
groß wie die Lochleibungstragfähigkeit Fb;Rd , kann die Beanspruchbarkeit als Sum-
me der Lochleibungstragfähigkeit Fb;Rd;i der einzelnen Verbindungsmittel bestimmt
werden (Gl. (7-15)). Andernfalls ist die Beanspruchbarkeit durch Multiplikation der
Anzahl n an Verbindungsmitteln mit der kleinsten vorhanden Abscher- bzw. Loch-
leibungstragfähigkeit zu ermitteln (Gl. (7-16)).
n
X 0 1
FRd ¼ Fb;Rd;i (7-15) FRd ¼ n " min Fb;Rd ; Fv;Rd (7-16)
i¼1
Die Anzahl der Verbindungsmittel in Kraftrichtung wird in [16] nicht begrenzt. Die
Abminderung der Abschertragfähigkeit bei langen Anschlüssen ist jedoch zu be-
achten (s. Tafel 7-9 und Bild 7-2).
Ist bei einem Anschluss ein äußeres Moment aufzunehmen, kann die Verteilung
der Kräfte auf die Verbindungsmittel entweder linear (d. h. proportional zum Ab-
stand vom Rotationszentrum) oder plastisch (Gleichgewicht erfüllt, Tragfähigkeit
und Duktilität der Komponenten werden nicht überschritten) ermittelt werden. Die
lineare Verteilung ist i. d. R. in folgenden Fällen zu verwenden:
— Schrauben in gleitfesten Verbindungen der Kategorie C,
— Scher-/Lochleibungsverbindungen, bei denen die Abschertragfähigkeit kleiner
als die Lochleibungstragfähigkeit ist,
— Verbindungen unter Stoßbelastung, Schwingbelastung oder mit Lastumkehr
(außer Windlasten).

975
Stahlbau

Bei einem durch zentrische Schubkraft beanspruchten Anschluss mit Verbindungs-


mitteln gleicher Größe und Klassifizierung kann eine gleichmäßige Lastverteilung
angenommen werden.

Blockversagen
Das Blockversagen im Bereich einer Schraubengruppe setzt sich zusammen aus
dem Schubversagen an den Flanken und dem Zugversagen am Kopf des Blechs
(Bild 7-4). Für eine symmetrisch angeordnete Schraubengruppe unter zentrischer
Belastung ergibt sich der Widerstand gegen Blockversagen Veff;1;Rd nach Gl. (7-17),
bei Schraubengruppen unter exzentrischer Belastung mit Veff;2;Rd nach Gl. (7-18).
fu Ant fy Anv 0,5fu Ant fy Anv
Veff;1;Rd ¼ þ pffiffiffi (7-17) Veff;2;Rd ¼ þ pffiffiffi (7-18)
gM2 3 " gM0 gM2 3 " gM0
Ant zugbeanspruchte Nettoquerschnittsfläche
Anv schubbeanspruchte Nettoquerschnittsfläche

Bild 7-4
Blockversagen von
Schraubengruppen [16]

7.2.5 Vorspannen von Schrauben


Schrauben in Verbindungen der Kategorien B, C und E sind vorzuspannen. Sofern
nichts anderes festgelegt wird und die Ausführung der Schrauben DIN EN 1090-2
[38] entspricht, sind als Mindestvorspannkräfte Fp;C für die Festigkeitsklassen 8.8
und 10.9 die Nennwerte nach Tafel 7-19 aufzubringen (vgl. [38]). Andernfalls müs-
sen die Garnituren, Anziehverfahren, Anziehparameter und Kontrollanforderungen
ebenfalls festgelegt werden.
Der Bemessungswert der Vorspannkraft Fp;C;d wird mit Gl. (7-19) bestimmt:
Fp;C;d ¼ 0,7fub As =gM7 (7-19) gM7 ¼ 1,1

Tafel 7-19 Vorspannkraft Fp;C in kN


Festigkeitsklasse M12 M16 M20 M22 M24 M27 M30 M36
8.8 47 88 137 170 198 257 314 458
10.9 59 110 172 212 247 321 393 572

7.2.6 Weitere Hinweise zur Ausführung von Schraubenverbindungen


Passschrauben werden wie normale Schrauben bemessen. Das Gewinde darf
i. d. R. nicht in der Scherfuge liegen. Die Länge des Gewindes, das im auf Lochlei-
bung beanspruchten Blech liegt, sollte nicht mehr als 1/3 der Blechdicke betragen.
In einschnittigen Verbindungen mit nur einer Schraubenreihe sollten Unterleg-
scheiben sowohl unter dem Schraubenkopf als auch unter der Mutter eingesetzt

9 76
Anschl"sse

werden. Bei Schrauben der Festigkeitsklassen 8.8 und 10.9 sind i. d. R. gehärtete
Unterlegscheiben einzusetzen.
In Bezug auf die Schraubenlänge ist nach [38] sicherzustellen, dass nach dem An-
ziehen die Länge des Gewindeüberstandes, gemessen von der Mutteraußenseite,
mindestens einen Gewindegang beträgt. Bei planmäßig vorgespannten Schrauben
müssen mindestens vier vollständige Gewindegänge (zusätzlich zum Gewindeaus-
lauf) zwischen der Auflagerfläche der Mutter und dem gewindefreien Teil des
Schraubenschaftes liegen. Bei nicht planmäßig vorgespannten Verbindungen ist
ein freier Gewindegang ausreichend.
Bei der Festlegung der Schraubenlänge ist des Weiteren zu beachten, dass die
Klemmlänge für Schrauben nach [65], also für planmäßig vorspannbare Schrauben
der Festigkeitsklassen 8.8 und 10.9, die Dicke der gegebenenfalls erforderlichen
Scheiben beinhaltet.
Sind bei separaten Bauteilen einer Lage Blechdickenunterschiede vorhanden, sind
diese nach [38] i. Allg. auf 2 mm und bei vorgespannten Verbindungen 1 mm zu
begrenzen. Bei korrosiven Umgebungen sollten zur Vermeidung von Spaltkorrosi-
on geringere Spaltmaße vorgesehen werden.
Futterbleche zum Ausgleich müssen mindestens 2 mm dick sein, mehr als drei Fut-
terbleche sind nicht zulässig.

7.3 Verbindungen mit Bolzen


Bolzenverbindungen können als Einschraubenverbindungen bemessen werden, so-
fern nicht die Möglichkeit des Verdrehens in den Augen erforderlich und die Bol-
zenlänge kleiner als der dreifache Durchmesser ist. Andernfalls gelten die nachfol-
genden Bemessungsregeln (vgl. [16], Abschnitt 3.13).
Bei der Festlegung der Abmessungen der Augenstäbe gibt es die Möglichkeiten
A) bei vorgegebener Blechdicke die Randabstände festzulegen und
B) bei vorgegebenen Randabständen die Blechdicke zu ermitteln (s. Bild 7-5). 13

sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
FEd " gM0 2 FEd " gM0 1 FEd gM0
a> þ d0 ; c> þ d0 t > 0,7 ; d0 < 2,5t
2tfy 3 2tfy 3 fy
Bild 7-5 Festlegung der Abmessungen von Augenstäben

Die Bemessungsregeln für Rundbolzen sind in Tafel 7-20 zusammengestellt. Die


Biegemomente sind unter der Annahme, dass die Augenstäbe gelenkige Auflager
bilden und die Kontaktpressung über die Blechdicken jeweils gleichmäßig verteilt
ist, nach Bild 7-6 zu bestimmen.
Soll der Bolzen austauschbar sein, ist die Hertz‘sche Pressung zwischen Bolzen und
Augenstab unter Gebrauchslasten nach Gl. (7-20) zu beschränken.
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
< Fb;Ed;ser ðd0 # d Þ fh;Rd ¼ 2,5fy =gM6;ser
sh;Ed fh;Rd (7-20) 'h;Ed ¼ 0,591
d2t gM6;ser ¼ 1,0

977
Stahlbau
Tafel 7-20 Bemessungsregeln für Bolzenverbindungen [16]
Versagenskriterium Bemessungsregeln
Abscheren des Bolzens Fv;Rd ¼ 0,6Afub =gM2 > Fv;Ed

Lochleibung von Augenblech und Bolzen Fb;Rd ¼ 1,5tdfy =gM0 > Fb;Ed
bei austauschbaren Bolzen zusätzlich Fb;Rd;ser ¼ 0,6tdfy =gM6;ser > F b;Ed;ser

Biegung des Bolzens MRd ¼ 1,5Wel fyp =gM0 > M Ed


bei austauschbaren Bolzen zusätzlich MRd;ser ¼ 0,8Wel fyp =gM6;ser > M Ed;ser
' ( ' (
Kombination von Abscheren und Biegung des MEd 2 Fv;Ed 2 <
Bolzens þ 1
MRd Fv;Rd
fy kleinerer Wert der Streckgrenze fyb des Bolzenwerkstoffs und des Werkstoffs des Augen-
stabs
d Bolzendurchmesser
fup Bruchfestigkeit des Bolzens fyp Streckgrenze des Bolzens
t Dicke des Augenstabblechs A Querschnittsfläche des Bolzens

FEd
MEd ¼ ðb þ 4c þ 2aÞ
8 Bild 7-6
Ermittlung der Bolzenbiegung

7.4 Schweißverbindungen
7.4.1 Allgemeines
Die folgenden Regelungen gelten für schweißbare Stähle
nach DIN EN 1993-1-1 [11] mit t > 4 mm. Liegen dünnere
Blechdicken vor, so ist DIN EN 1993-1-3 [13] hinzuzuzie-
hen. Für Stahlhohlprofile ab 2,5 mm ist DIN EN 1993-1-8
[16], Abschnitt 7, für ermüdungsbeanspruchte Schweiß-
nähte DIN EN 1993-1-9 [18] zu beachten. Die für das
Schweißgut verwendeten Werkstoffkennwerte (ReH , Rm , Bild 7-7
Kerbschlagarbeit, Bruchdehnung) müssen mindestens Schweißen in kalt-
den Werten des verschweißten Grundwerkstoffes entspre- verformten Bereichen
chen. Sofern nichts anderes festgelegt ist, sind die Anfor-
derungen an die Bewertungsgruppe C nach DIN EN ISO
5817 [61] einzuhalten. Die Terrassenbruchgefahr ist bei
Schrumpfverformungen der Schweißnähte in Dickenrichtung der Bleche während
des Abkühlens (z. B. bei Eck-, T- oder Kreuzstößen) zu berücksichtigen (s. [20], Ab-
schnitt 3 und [51]). Unterbrochene Kehlnähte sind bei Korrosionsgefährdung nicht
anzuwenden.
Im Bereich von 5t beidseits kaltverformter Bereiche darf geschweißt werden, wenn
die kaltverformten Bereiche nach dem Kaltverformen und vor dem Schweißen nor-
malisiert wurden oder das Verhältnis r=t nach Tafel 7-21 eingehalten wird.

978
Anschl"sse
Tafel 7-21 Grenzwerte für das Schweißen in kaltverformten Bereichen [16]
min r=t max. Maximale Dicken [mm]
Dehnungen
Allgemeines Durch Aluminium
infolge der
vollberuhigter Stahl
Kaltverformung !berwiegend !berwiegend
(Al > 0,02 %)
[%] statische Last ermüdungsbean-
sprucht
25 2 jede jede jede
10 5 jede 16 jede
3 14 24 12 24
2 20 12 10 12
1,5 25 8 8 10
1,0 33 4 4 6

7.4.2 Schweißnahtlängen und -dicken


Die wirksame Dicke einer Kehlnaht a entspricht i. d. R. die vom theoretischen Wur-
zelpunkt gemessene Höhe des einschreibbaren Dreiecks. Sie sollte mindestens
3 mm betragen. Bei tiefem Einbrand kann eine vergrößerte Nahtdicke berücksich-
tigt werden, wenn dies durch Verfahrensprüfungen nachgewiesen wird. Zur Ver-
meidung von Missverhältnissen zwischen Nahtquerschnitten und Blechdicken gilt
bei Flacherzeugnissen und offenen Profilen zusätzlich Gl. (7-21).
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
a > max t # 0; 5 (7-21)
Bei geeigneten Schweißbedingungen darf auf die Einhaltung der Bedingung ver-
zichtet werden. Für Blechdicken t > 30 mm sollte jedoch die Schweißnahtdicke mit
a > 5 mm gewählt werden (vgl. [17]).
Werden Kehlnähte einschließlich der Nahtenden mit voller Dicke ausgeführt (z. B.
durch Einsatz von Auslaufblechen), entspricht die wirksame Nahtlänge leff der Ge-
samtlänge. Andernfalls ist der zweifache Wert der Kehlnahtdicke abzuziehen.
-
30 mm
leff ¼ L # 2 " a (7-22) Mindestlänge: leff >
6a 13
Sofern die ungleichmäßige Verteilung der Schweißnahtspannungen nicht rechne-
risch berücksichtigt wird, ist leff auf 150a bei Stählen bis S460 und auf 50a bei Stäh-
len mit höherer Festigkeit zu begrenzen (siehe auch Abschnitt 7.4.3.4 und [22]).

7.4.3 Nachweis von Schweißverbindungen


7.4.3.1 Allgemeines
Bei der Verteilung der einwirkenden Schnittgrößen innerhalb einer Schweißver-
bindung darf entweder elastisches oder plastisches Verhalten zugrunde gelegt und
eine vereinfachte Verteilung angenommen werden. Es sind nur diejenigen
Schweißnähte anzusetzen, die aufgrund ihrer Lage vorzugsweise im Stande sind,
die jeweiligen Schnittgrößen in der Verbindung zu übertragen.
Eigenspannungen und Spannungen, die nicht zur Kräfteübertragung durch
Schweißnähte erforderlich sind, können beim Schweißnahtnachweis vernachlässigt
werden (z. B. Normalspannungen parallel zur Schweißnahtachse).
Schweißnahtanschlüsse sind so zu konstruieren, dass sie ein ausreichendes Verfor-
mungsvermögen aufweisen. In plastischen Gelenken müssen sie mindestens die-
selbe Tragfähigkeit wie das schwächste angeschlossene Bauteil haben. Bei Rotati-
onsanforderungen sind die Schweißnähte so auszulegen, dass ein Versagen der
Nähte vor dem Fließen der angrenzenden Bauteile verhindert wird (vgl. [16], Ab-
schnitt 4.9).

979
Stahlbau

Beim Nachweis von Schweißnahtverbindungen ist zwischen Kehlnähten, durchge-


schweißten und nicht durchgeschweißten Stumpfnähten zu unterscheiden (Bild 7-8).
Die Tragfähigkeit durchgeschweißter Stumpfnähte ist bei Einsatz entsprechender
Schweißwerkstoffe der Tragfähigkeit des schwächeren der verbundenen Bauteile
gleichzusetzen. Die Tragfähigkeit nicht durchgeschweißter Stumpfnähte ist wie bei
Kehlnähten mit tiefem Einbrand zu bestimmen. Der Tragsicherheitsnachweis von
Kehlnähten kann mit dem richtungsbezogenen oder dem vereinfachten Nachweis-
verfahren erfolgen.

Bild 7-8
Beispiele von Schweiß-
nahtverbindungen

7.4.3.2 Richtungsbezogenes Nachweisverfahren


Bei diesem Verfahren werden die Spannungen parallel und rechtwinklig zur
Schweißnahtlängsachse sowie in und senkrecht zur Schweißnahtfläche bestimmt
(s. Bild 7-9). Spannungen s k werden vernachlässigt. Die Lage der wirksamen Flä-
chen von Kehlnähten wird im Wurzelpunkt konzentriert angenommen. Die Bedin-
gungen (7-23) und (7-24) sind einzuhalten.
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
% &ffi fu
sv ¼ s 2? þ 3 t2? þ t2k < (7-23)
bw gM2
0,9 " fu
s? < (7-24)
gM2
sv Vergleichsspannung in der Schweißnaht
s? Normalspannung senkrecht zur Schweißnahtachse
t? Schubspannung (in der Ebene der Kehlnahtfläche) senkrecht zur Schweißnahtachse
tk Schubspannung in der Ebene der Kehlnahtfläche und parallel zur Schweißnahtachse
fu Zugfestigkeit des schwächeren der angeschlossenen Bauteile
bw Korrelationsbeiwert nach Tafel 7-22

Tafel 7-22 Korrelationsbeiwerte und Schweißnahtfestigkeiten [N/mm2 ]


Stahlsorte S235 S275 S355 S420M S460M S500Q S550Q S620Q S690Q
fu 1) 360 430 490 520 540 590 640 700 770
2
bw ) 0,8 0,85 0,9 0,88 0,85 1,2 1,2 1,2 1,2
Schweißnahtfestigkeiten — richtungsbezogenes Verfahren
fu
360 405 436 473 508 393 427 467 513
bw " gM2
0,9 " f u
259 310 353 374 389 425 461 504 554
gM2
Stahlsorte S235 S275 S355 S420M S460M S500Q S550Q S620Q S690Q
Scherfestigkeiten fyw;d der Schweißnähte — vereinfachtes Verfahren
f
pffiffiffi u 208 234 251 273 293 227 246 269 296
3 " bw " gM2
1
) Für Stähle bis S460 gilt auch bei größeren Blechdicken die Zugfestigkeit für Erzeugnisdi-
cken bis 40 mm (vgl. [17]). Die Zugfestigkeiten der Vergütungsstähle gelten bis S620Q für Er-
zeugnisdicken bis 100 mm und bei S690Q für Dicken bis 50 mm (siehe [22]).
2
) Die Korrelationsbeiwerte bw für die Stähle S420 und S460 und die Vergütungsstähle S500Q
bis S690Q sind in den Nationalen Anhängen zu Teil 1-8 [17] und Teil 1-12 [23] abweichend zu
den jeweiligen Normenteilen festgelegt.

980
Anschl"sse
a) b)

Bild 7-9
FEd Spannungskomponenten
s? ¼ t? ¼ pffiffiffi in Kehlnähten
2" 2"a
Tafel 7-23 Tragfähigkeit F Rd [kN/cm] von symmetrisch angeordneten Kehlnähten bei
T-Stößen nach dem richtungsbezogenen Verfahren (s. Bild 7-9 b)
Stahlsorte Nahtdicke a [mm]
3 4 5 6 7 8 9 10 12 14
S235 15,27 20,36 25,46 30,55 35,64 40,73 45,82 50,91 61,09 71,28
S275 17,17 22,89 28,62 34,34 40,06 45,79 51,51 57,23 68,68 80,13
S355 18,48 24,64 30,80 36,96 43,12 49,28 55,44 61,60 73,92 86,24
S420M 20,06 26,74 33,43 40,11 46,80 53,48 60,17 66,85 80,22 93,60
S460M 21,56 28,75 35,94 43,13 50,31 57,50 64,69 71,88 86,25 100,6
S500Q 16,69 22,25 27,81 33,38 38,94 44,50 50,06 55,63 66,75 77,88
S550Q 18,10 24,14 30,17 36,20 42,24 48,27 54,31 60,34 72,41 84,48
S620Q 19,80 26,40 33,00 39,60 46,20 52,80 59,40 66,00 79,20 92,40
S690Q 21,78 29,04 36,30 43,56 50,82 58,08 65,34 72,60 87,12 101,6

Es sind Fußnoten 1) und 2) nach Tafel 7-22 zu beachten.

7.4.3.3 Vereinfachtes Nachweisverfahren


Beim vereinfachten Verfahren wird die Tragfähigkeit je Längeneinheit unabhängig
von der Orientierung der einwirkenden Kräfte zur wirksamen Kehlnahtfläche ermit- 13
telt. Der Tragsicherheitsnachweis wird mit Gl. (7-25) geführt.
Fw;Ed < fu
1 (7-25) Fw;Rd ¼ fyw;d " a (7-26) mit fyw;d ¼ pffiffiffiffiffi
Fw;Rd 3 bw gM2
Fw;Rd Tragfähigkeit der Schweißnaht je Längeneinheit
Fw;Ed Resultierende aller auf die Kehlnahtfläche einwirkenden Kräfte je Längeneinheit
fyw;d Scherfestigkeit der Schweißnaht (s. Tafel 7-22)

Tafel 7-24 Tragfähigkeiten F w;Rd [kN/cm] nach dem vereinfachten Verfahren


Stahlsorte Nahtdicke a [mm]
3 4 5 6 7 8 9 10 12 14
S235 6,24 8,31 10,39 12,47 14,55 16,63 18,71 20,78 24,94 29,10
S275 7,01 9,35 11,68 14,02 16,36 18,69 21,03 23,37 28,04 32,71
S355 7,54 10,06 12,57 15,09 17,60 20,12 22,63 25,15 30,18 35,21
S420M 8,19 10,92 13,65 16,38 19,11 21,83 24,56 27,29 32,75 38,21
S460M 8,80 11,74 14,67 17,61 20,54 23,47 26,41 29,34 35,21 41,08
S500Q 6,81 9,08 11,35 13,63 15,90 18,17 20,44 22,71 27,25 31,79
S550Q 7,39 9,85 12,32 14,78 17,24 19,71 22,17 24,63 29,56 34,49
S620Q 8,08 10,78 13,47 16,17 18,86 21,55 24,25 26,94 32,33 37,72
S690Q 8,89 11,85 14,82 17,78 20,75 23,71 26,67 29,64 35,56 41,49
Es sind Fußnoten 1) und 2) nach Tafel 7-22 zu beachten.

981
Stahlbau

7.4.3.4 Lange Anschlüsse


Bei überlappten Stößen und Lasteinleitungen durch Steifen mit großen Schweiß-
nahtlängen (s. Bild 7-10) sind die Auswirkungen ungleichmäßiger Spannungsvertei-
lungen über die Länge zu berücksichtigen. Die Tragfähigkeit von Kehlnähten ist mit
dem Abminderungsfaktor bLw abzumindern. Für Stähle bis S460 gelten die Glei-
chungen (7-27) und (7-28).
Lj
Bei überlappenden Stößen bLw;1 ¼ 1,2 ! 0,2 und bLw;1 < 1,0
150a (7-27)
mit Lj > 150a:
Bei Quersteifen in Blechträgern Lw
bLw;2 ¼ 1,1 ! und 0,6 < bLw;2 < 1,0 (7-28)
mit Lw > 1,7 m: 17

Bild 7-10
Lange Anschlüsse

7.4.3.5 Exzentrisch belastete einseitige Nähte


Lokale Exzentrizitäten sollten möglichst vermieden werden. Sofern sie dennoch
ausgeführt werden, sind sie i. d. R. in folgenden Fällen zu berücksichtigen (vgl. [16]
und Bild 7-11):
— wenn Biegung um die Schweißnahtlängsachse Zug in der Wurzel erzeugt,
— wenn eine, bezogen auf die Schweißnahtfläche, exzentrisch angreifende Zug-
kraft Biegung und damit Zug in der Schweißnahtwurzel erzeugt.
Bei über den Umfang geschweißte Hohlprofilen brauchen die lokalen Exzentrizitä-
ten nicht berücksichtigt werden.

Bild 7-11 Erzeugung von Zugspannungen in der Schweißnahtwurzel

7.4.3.6 Steifenlose Lasteinleitungen


Werden Bleche quer an unausgesteiften Flanschen angeschweißt und hierüber Las-
ten eingeleitet (s. Bild 7-12), sind
— die angrenzenden Stege auf Querdruck oder Querzug nach [16], Abschnitt
6.2.6.2 und 6.2.6.3,
— die Flansche mit Gl. (7-29) und
— bei Rechteckhohlprofilen das Querblech nach [16], Tabelle 7.13 nachzuweisen.
Ffc;Ed Ffc;Rd ¼ beff " tfb " fy;fb =gM0 (7-29)

Die Schweißnähte des angeschlossenen Blechs sind (auch bei beff < bp ) so zu be-
messen, dass sie die Kraft bp " tp " fy;p =gM0 übertragen können.

982
Anschl"sse

Die wirksame Breite in Gl. (7-29) ist bei I-H-Profilen mit Gl. (7-30) zu bestimmen.
Erfüllt beff nicht die Bedingung (7-31), ist der Anschluss auszusteifen.
tf fy;f
beff ¼ tw þ 2s þ 7ktf (7-30) mit k¼ " jedoch k < 1,0
tp fy;p
fy;p s ¼ r pffiffiffi für gewalzte I- oder H-Querschnitte
beff > " bp (7-31)
fu;p s ¼ a 2 für geschweißte I- oder H-Querschnitte
fy;f Streckgrenze des Flansches
fy;p , fu;p Streckgrenze und Zugfestigkeit der Platte

Bei anderen Querschnitten (z. B. U- oder geschweißte Kastenquerschnitte), bei de-


nen die Breite des angeschweißten Blechs der Breite des Flansches entspricht
(s. Bild 7-12, rechts), ist beff mit Gl. (7-32) zu bestimmen. Zu Anschlüssen an gewalz-
ten Rechteckhohlprofilen siehe [16], Tabelle 7.13.
beff ¼ 2tw þ 5tf jedoch beff < 2tw þ 5ktf (7-32)

Bild 7-12 Steifenlose Lasteinleitung über angeschweißte Bleche

Tafel 7-25 Schweißnahtformen (Darstellung nach DIN EN 22553 und Anmerkungen nach
DIN EN 1993-1-8)
13
Nahtart, Symbol Bild Anmerkungen

Stumpfnaht
1 a ¼ t1 wenn t1 < t2
(Beispiel V-Naht)
Durch- oder gegengeschweißte Nähte

D(oppel)-HV-Naht
2
K-Naht

Kapplage
3 a ¼ t1
geschweißt

HV-Naht

Wurzel durch-
4
geschweißt

Fortsetzung s. nächste Seite

983
Stahlbau
Tafel 7-25, Fortsetzung
Nahtart, Symbol Bild Anmerkungen

5 HY-Naht mit Kehlnaht


Nicht durchgeschweißte Nähte

6 HY-Naht Die Schweißnähte sind


wie Kehlnähte mit tiefem
Einbrand zu berechnen.

7 D(oppel)-HY-Naht

Die Naht ist wie eine


durchgeschweißte Stumpf-
naht zu behandeln, wenn
D(oppel)-HY-Naht mit Doppelkehl- 2a > t1 und c < min ðt1 =5;
8 3 mm). Andernfalls ist sie
naht
wie zwei Kehlnähte mit
tiefem Einbrand zu berech-
nen.
Die Nahtdicke a ist gleich
der bis zum theoretischen
Wurzelpunkt gemessenen
9 Kehlnaht
Höhe des einschreibbaren
Dreiecks.
Kehlnähte

Behandlung bei "ffnungs-


winkeln a
60, < a < 120, wie Kehl-
naht, bei a < 60, wie eine
nicht durchgeschweißte
10 Doppelkehlnaht Stumpfnaht,
bei a > 120, Nachweis
durch Versuche nach
DIN EN 1990 Anhang D
a¼aþe
a entspricht Nahtdicke a
11 Kehlnaht nach Zeile 9 und 10,
e aus Verfahrensprüfung
Behandlung bei "ffnungs-
winkeln a
mit tiefem Ein-
60, < a < 120, wie Kehl-
brand
naht, bei a < 60, wie eine
nicht durchgeschweißte
Kehlnähte

12 Doppelkehlnaht Stumpfnaht,
bei a > 120, Nachweis
durch Versuche nach DIN
EN 1990 Anhang D

an Vollquer-
13
schnitten

Hohlkehlnaht

14 an RHP

984
Anschl"sse
Tafel 7-26 Symbolische Darstellung von Schweißnähten (Beispiele nach DIN EN 22553 [64])

13

985
Stahlbau

8 Ermüdung
8.1 Anwendungsbereich
Die in DIN EN 1993-1-9 angegebenen Nachweisverfahren gelten für Baustähle,
nichtrostende Stähle und ungeschützte wetterfeste Stähle, die die Zähigkeitsanfor-
derungen nach DIN EN 1993-1-10 [20] erfüllen. Der Geltungsbereich beschränkt sich
auf normale atmosphärisch Bedingungen (kein Seewassereinfluss, T < 150 , C) und
ausreichendem Korrosionsschutz.

8.2 Bemessungskonzepte
Bei ermüdungsbeanspruchten Konstruktionen ist das Sicherheitsniveau eine Funk-
tion der Zeit. Der Sicherheitsindex b nimmt mit zunehmender Nutzungsdauer ab.
Für die Bemessung ist die Sicherheit am Ende der Nutzungsdauer maßgebend. Für
einen Bezugszeitraum von 50 Jahren wird für die Zuverlässigkeitsklasse RC2 (ver-
knüpft mit der mittleren Schadensfolgeklasse CC2) in DIN EN 1990, Anhang C [1]
der Zielwert für b in Abhängigkeit der Zugänglichkeit, der Instandsetzbarkeit und
der Schadenstoleranz mit 1,5 bis 3,8 angegeben.
Im Allgemeinen ist das Konzept der Schadenstoleranz anzuwenden und das In-
spektionsprogramm danach auszurichten. In Sonderfällen, in denen regelmäßige
Inspektionen unmöglich oder unzumutbar sind, ist das Konzept der ausreichenden
Sicherheit gegen Ermüdungsversagen ohne Vorankündigung anzuwenden [19].

Bild 8-1
Zeitlicher Verlauf des
Sicherheitsindex b für die
Bemessungskonzepte
Schadenstoleranz und
Sichere Lebensdauer
(vgl. [89])

8.2.1 Konzept der Schadenstoleranz


Das Konzept der Schadenstoleranz setzt voraus, dass das Entstehen und Anwach-
sen von Ermüdungsrissen und deren Folgen durch ein verbindliches Inspektions-
und ggf. Instandhaltungsprogramm begrenzt werden kann. Die Abnahme des
Sicherheitsindex b ist innerhalb eines Inspektionsintervalls zu berücksichtigen
(Bild 8-1). Der Teilsicherheitsbeiwert gMf kann entsprechend abgemindert werden.
Damit schadenstolerantes Verhalten angenommen werden kann, sind folgende Be-
dingungen einzuhalten [vgl. 89]:
— Bei Rissbildung besteht die Möglichkeit zur Lastumlagerung innerhalb der
Querschnitte bzw. Tragwerksteile.
— Die kritischen Konstruktionsdetails sind jederzeit einsehbar und zugänglich für
Inspektionen.
— Ein erkennbares Risswachstum kann konstruktiv gestoppt (z. B. Bohrung an der
Rissspitze) oder das betreffende Bauteil ausgetauscht werden.
Dabei erfolgt die Wahl der Stahlgütegruppe nach DIN EN 1993-1-10 [20] und die An-
wendung der Kerbdetails nach DIN EN 1993-1-9, Tabelle 8.1 bis 8.10 [18]. Die Fest-
legung zu Inspektionsprogrammen sind den jeweiligen Nationalen Anhängen der

986
Erm"dung

bauwerksspezifischen Normenteile (z. B. DIN EN 1993-2/NA [25] bis DIN EN 1993-6/


NA [27]) zu entnehmen.

8.2.2 Konzept der ausreichenden Sicherheit gegen Ermüdungsversagen


ohne Vorankündigung
Das Bemessungskonzept ist dann anzuwenden, wenn keine planmäßigen Inspek-
tionen durchführbar sind und/oder Risse schnell zum Versagen der Konstruktion
oder wesentlicher Tragwerksteile führen können. Ziel ist es, Ermüdungsrisse wäh-
rend der geplanten Nutzungsdauer zu verhindern. Sicherheitsindex b und — dar-
aus resultierend — der Teilsicherheitsbeiwert gMf sind so festzulegen, dass am En-
de der Nutzungsdauer das erforderliche Sicherheitsniveau, vergleichbar dem bei
Tragsicherheitsnachweisen, erreicht wird.

8.2.3 Teilsicherheitsbeiwerte
Der Teilsicherheitsbeiwert auf der Einwirkungsseite beträgt bei Annahme der Ermü-
dungslasten nach DIN EN 1991 gFf ¼ 1,0. Für Straßen- und Eisenbahnbrücken wer-
den eine Lebensdauer von 100 Jahren, für Kranbahnträger 25 Jahre zugrunde ge-
legt.
Der Teilsicherheitsbeiwert der Widerstandsseite gMf muss Streuungen und Un-
sicherheiten, beispielsweise aus der !bertragbarkeit der Kerbdetails auf die realen
Konstruktionen, aus der Kerbwirkung und dem Verlauf des Risswachstums, der
Schadensakkumulationshypothese, Fehlstellen im Grundmaterial sowie in Verbin-
dungen, aus der Ausführungsqualität und Fehlern bei der Herstellung der Kon-
struktionen, absichern. Festlegungen für gMf sind den Nationalen Anhängen zu den
bauwerksspezifischen Normenteilen zu entnehmen. Bei Kranbahnen ist als Stan-
dardfall von gMf ¼ 1,15 bei drei Inspektionsintervallen auszugehen. Sofern hiervon
abgewichen wird, gelten die gMf -Wert nach Tafel 8-2 [27]. Tafel 8-3 enthält die Werte
für Straßen- und Eisenbahnbrücken. Für andere Fälle gilt Tafel 8.1. Empfehlungen
zur Bewertung der Schadensfolge sind in Tafel 8-4 gegeben [89].

Tafel 8-1 Teilsicherheiten gMf nach DIN EN 1993-1-9, Tab. 3.1 [18] 13
Schadensfolgen
Bemessungskonzept niedrig hoch
Schadenstoleranz 1,00 1,15
Sicherheit gegen Ermüdungsversagen ohne Vorankündigung 1,15 1,35

Tafel 8-2 Teilsicherheiten gMf für Kranbahnen nach DIN EN 1993-6/NA [27]
Anzahl Inspektionsintervalle Teilsicherheitsbeiwert gMf
4 1,00
3 1,15 (Standard)
2 1,35
1 1,60

Tafel 8-3 Teilsicherheiten gMf für Straßen- und Eisenbahnbrücken [25], [29]
Straßenbrücken gMf
— Haupttragelemente 1,15
— sekundäre Bauteile 1,00
Fortsetzung s. nächste Seite

987
Stahlbau
Tafel 8-3, Fortsetzung
Eisenbahnbrücken gMf
— Haupttragteile z. B. Haupt- und Versteifungsträger, Stabbogen, Hänger 1,25
— sekundäre Bauteile wie Fahrbahn- für direkte Schienenauflagerung 1,15
blech, Längsrippen, Querträger
für Schotterfahrbahn bzw. feste Fahrbahn 1,00
Kopfbolzendübel allgemein und bei Brückenbauwerken (gMf,s ) 1,25

Tafel 8-4 Bewertung der Schadensfolge nach [89]


Todesfälle von Personen durch Bauwerksversagen (Personen an,
in, auf und unter dem Tragwerk)
keine wenig viele
Soziale und gering niedrig niedrig hoch
ökonomische
Bedeutung mittel niedrig niedrig hoch
hoch hoch hoch hoch

Tafel 8-5 Ermüdungslastmodelle und zugehörige Lastnorm


Bemessungs- Anmerkung zu Lastmodellen (LM)
Tragwerk Einwirkung Lastnorm
norm und Schwingbeiwerten j
5 Ermüdungslastmodelle,
Straßen- Straßen- DIN EN 1993-2 i. Allg. LM 3 für Elemente des
DIN EN 1991-2
brücken verkehr DIN EN 1994-2 Haupttragwerkes, nur mit l
anwendbar
Eisenbahn- i. Allg. statisches LM 71 mit j2
Eisenbahn- DIN EN1993-2
brücken DIN EN 1991-2 bzw. j3 und l bezogen auf
verkehr DIN EN 1994-2
Regel-, Nah-, Güterverkehr
Kran- statisches Lastmodell,
Kranbahnen DIN EN 1993-6 DIN EN 1991-3
verkehr gesonderte Werte jfat,1 , jfat,2
Maste, Galloping, Flattern, Regen-Wind-
Türme, induziert Schwingungen, wirbel-
Wind DIN EN 1993-3-1 DIN EN 1991-4
Schorn- erregte Querschwingungen
steine
Lasten aus > 1 mal täglich vollständiges
Silos, Befüllen u. DIN EN 1993-4-1 Leeren u. Befüllen, u. U. Vibratio-
DIN EN 1991-4
Tanks Entleeren u. -2 nen aus Entnahmevorrichtung
beachten

8.3 Ermüdungsbeanspruchung
8.3.1 Ermüdungslasten
Ermüdungslasten sind durch Ermüdungslastmodelle und Lastkollektive in
DIN EN 1991 gegeben. Sie weisen die folgenden Formen auf:
— konstante Belastungen QE,nmax mit Auftretenshäufigkeit nmax
— schadensäquivalente (konstante) Belastungen QE,2 (bezogen auf N = 2 " 106)
— Lastkollektive mit Qi und ni
In der Regel unterscheiden sich die Ermüdungslastmodelle von den Modellen für
Gebrauchstauglichkeits- und Tragsicherheitsnachweise. Die dynamischen Effekte
sind entweder enthalten (Straßenverkehr) oder müssen durch Schwingbeiwerte
jfat berücksichtigt werden (Eisenbahnverkehr, Krane). Einen !berblick über die
tragwerkspezifischen Ermüdungslastmodelle gibt Tafel 8-5.

988
Erm"dung

8.3.2 Dynamische Beiwerte für Ermüdungslasten


Für Ermüdungslasten aus Eisenbahnen sind keine gesonderten dynamischen Bei-
werte zu berücksichtigen. Gemäß DIN EN 1991-2 Abschnitt 6.4.5.2 [6] gelten für das
Lastmodell 71 die dynamischen Beiwerte j2 und j3 in Abhängigkeit von der In-
standhaltungsqualität der Gleise.
Wie die statischen Lastmodelle beinhalten auch die Ermüdungslastmodelle für
Straßenbrücken die Lasterhöhung aus dynamischer Wirkung. Lediglich im Nahbe-
reich von Fahrbahnübergängen (Abstand D < 6,0 m) sind gemäß DIN EN 1991-2/NA
[6] zu Abschnitt 4.6.1(6) mögliche Unebenheiten und Verdrehungen durch den zu-
sätzlichen Vergrößerungsfaktor Djfat nach Gl. (8-1) abzudecken.
" #
D
Djfat ¼ 1,0 þ 0,3 " 1 # jedoch Djfat > 1,0 (8-1)
6
Die Kranlasten nach DIN EN 1991-3 Abschnitt 2.12(7) [7] sind für Ermüdungsnach-
weise mit dem dynamischen Faktor jfat zu vervielfachen (Gl. (8-2)). Für die Eigen-
last der Kranbrücke gilt jfat,1 , für die Hublasten jfat,2 . Zu ji siehe Abschnitt 9.
1 þ ji
jfat,1 ¼ mit i ¼ 1 oder 2 (8-2)
2

8.3.3 Schadensäquivalenzfaktoren
Straßen- und Eisenbahnbrücken
Für Straßen- und Eisenbahnbrücken wird l aus vier Teilfaktoren gebildet, die Infor-
mationen zum Tragwerk und zur Verkehrscharakteristik enthalten. Rechnerisch darf
für Straßenbrücken maximal eine Spannweite von 80 m angesetzt werden. Bei Ei-
senbahnbrücken gelten die Regelungen bis zu einer Spannweite von 100 m (vgl.
[24], Abschnitt 9.5).
l ¼ l1 " l2 " l3 " l4 < lmax (8-3)
mit
l1 Spannweitenbeiwert, der neben dem Typ und der Länge der Einflusslinie auch den der
Schädigungsberechnung zugrunde liegenden Verkehr berücksichtigt
l2 Verkehrsstärkenbeiwert, berücksichtigt die unterschiedliche Größe des Verkehrsaufkom-
mens
13
l3 Nutzungsdauerbeiwert, berücksichtigt die unterschiedlichen Annahmen für die Nutzungs-
zeit der Brücke
l4 Für Straßenbrücken: Fahrstreifenbeiwert, berücksichtigt die aus den Nebenfahrstreifen
entstehenden Effekte
Für Eisenbahnbrücken: Beiwert für die Anzahl der Gleise auf der Brücke
lmax obere Begrenzung des l-Wertes

2,8
2,7
Feldbereich: —
2,6
-
2,5 ! 0,5 L!10
15
2,4 lmax ¼ > 2,0
2,2
lmax

2
Stützenbereich: — —
1,8 -
1,8 þ 0,9 L!30
50
lmax ¼ > 1,8
1,6

1,4
10 20 30 40 50 60 70 80

Kritische Länge L [m]

Bild 8-2 Beiwert lmax für Biegemomente bei Straßenbrücken

989
Stahlbau

Die Bestimmung der Schadensäquivalenzfaktoren l1 bis l4 sowie lmax ist in


DIN EN 1993-2 [24] für Straßenbrücken in Abschnitt 9.5.2 und für Eisenbahnbrücken
Abschnitt 9.5.3 der geregelt. Der Nationale Anhang [25] hierzu ist zu beachten. Für
Eisenbahnbrücken beträgt der Faktor lmax ¼ 1,4. Für Straßenbrücken darf der Bei-
wert lmax nach Bild 8-2 ermittelt werden, wenn anstelle der Spannweite L die kriti-
sche Länge der zutreffenden Einflusslinie als Eingangswert angesetzt wird.

Kranbahnen
Für Kranbahnen wird eine Klassifizierung nach Lastkollektiv (l1 ) und Gesamtzahl
der Lastspiele (l2 ) vorgenommen (Klassen S). Die daraus resultierenden Schadens-
äquivalenzfaktoren l ¼ l1 " l2 können in Abhängigkeit der Beanspruchungsart (Nor-
mal- oder Schubspannung) und der Klassifizierung der Tafel 9-9 im Kapitel 9 ent-
nommen werden. Für das Zusammenwirken mehrerer Kräne sind zusätzliche
Regeln zu beachten.

8.4 Spannungen und Spannungsschwingbreiten


Die Spannungen sind in der Regel unter Gebrauchslastniveau (gFf ¼ 1,0) zu ermit-
teln. Bei Querschnitten der Klasse 4 ist ggf. das Blechatmen zu beachten (s. [24]
und [26]). Die Richtung der maßgebenden Spannung für den Ermüdungsnachweis
verläuft i. Allg. senkrecht zur Rissentstehung. Entscheidend ist die effektive Span-
nungsverteilung am Kerbdetail.
Die Zuordnung eines Kerbfalls zu einer Wöhlerlinie erfolgt unter bestimmten Vor-
aussetzungen für die Vorgehensweise bei der Ermittlung der Spannung(en). Bezüg-
lich der Art der Spannungsermittlung wird zwischen
— Nennspannungen,
— korrigierte Nennspannungen und
— Strukturspannungen
unterschieden. Nennspannungen werden i. d. R. an der potentiellen Rissspitze be-
stimmt. Zusätzliche Spannungskonzentrationen, die nicht in den Kerbfallkatalogen
berücksichtigt sind, werden durch Korrektur der Nennspannungen erfasst. Struktur-
spannungen werden mit geeigneten Finite-Elemente-Berechnungen oder für den
Anwendungsfall verfügbare Spannungskonzentrationsfaktoren bestimmt.
Maßgebende Spannungen im Grundwerkstoff sind Längs- und Schubspannungen
(s, t). Die Anwendung bestimmter Kerbfälle in DIN EN 1993-1-9 Tabelle 8 [18] er-
fordert die Verwendung von Hauptspannungsschwingbreiten. Maßgebende Span-
nungen in den Schweißnähten sind:
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
— Spannungen quer zur Nahtachse s wf ¼ s 2?f þ t2?f

— und Schubspannungen längs zur Nahtachse twf ¼ tkf

Bild 8-3
Normalspannungen Schubspannungen Spannungen in Kehlnähten

990
Erm"dung

8.4.1 Nennspannungen
Der Bemessungswert der Spannungsschwingbreite für Nennspannungen (bezogen
auf Nc ¼ 2 " 106 Schwingspiele) ergibt sich aus
gFf DsE,2 ¼ l1 " l2 " li " . . . " ln " DsðgFf Qk Þ (8-4)
gFf DtE,2 ¼ l1 " l2 " li " . . . " ln " DtðgFf Qk Þ (8-5)
mit
DsE,2 , DtE,2 schadensäquivalente konstante Spannungsschwingbreiten bezogen auf
2 " 106 Schwingspiele
DsðgFf Qk Þ, DtðgFf Qk Þ Spannungsschwingbreite aus den Ermüdungslasten
li Schadensäquivalenzfaktoren (siehe Abschnitt 8.3.3)
Die Spannungsschwingbreiten Ds und Dt werden nach den üblichen baustatischen Methoden
der Elastizitätstheorie (z. B. Querschnittsspannungen mit Stabschnittgrößen) bestimmt. Stehen
keine li -Werte für den betreffenden Anwendungsfall zur Verfügung, können die Bemessungs-
werte der Nennspannungen nach DIN EN 1993-1-9, Anhang A [18] bestimmt werden.

8.4.2 Korrigierte Nennspannungen


Spannungskonzentrationen aus makrogeometrischen Effekten, wie z. B.
— Ausschnitte in Blechen,
— zu große Herstellungsungenauigkeiten in Form von Winkel- und Kantenversatz
bei Stumpf- und Kreuzstößen, sowie
— Struktureinflüsse bei geschweißten Hohlprofilkonstruktionen,
die nicht durch die Zuordnung zu den jeweiligen Kerbfällen abgedeckt sind, können
durch Korrektur der Nennspannungen mit Spannungskonzentrationsfaktoren kf er-
fasst werden. Diese sind der Literatur zu entnehmen (z. B. [89]) oder durch geeig-
nete FE-Berechnungen zu ermitteln. Der Bemessungswert der Spannungsschwing-
breite der korrigierten Nennspannungen ergibt damit zu
gFf DsE,2 ¼ kf " l1 " l2 " li " . . . " ln " DsðgFf Qk Þ (8-6)
gFf DtE,2 ¼ kf " l1 " l2 " li " . . . " ln " DtðgFf Qk Þ (8-7)
mit 13
kf Spannungskonzentrationsfaktor

8.4.3 Strukturspannungen
Das Strukturspannungskonzept wurde für Schweißkonstruktionen entwickelt. Die
Vorteile liegen in der universellen Anwendbarkeit des Konzeptes. Nicht in Kerbfall-
katalogen klassifizierte Konstruktionsdetails können mit FEM-Berechnungen, Span-
nungsmessungen und in der Literatur vorliegenden Spannungskonzentrations-fak-
toren (kf bzw. SCF-Faktoren, siehe z. B. [90]) nachgewiesen werden. Dabei werden
Strukturspannungswöhlerlinien zugrunde gelegt, die für spezielle Schweißdetails
in DIN EN 1993-1-9 Anhang B [18] angegeben sind.
Die Strukturspannungen berücksichtigen strukturbedingte Spannungserhöhungen,
nicht jedoch örtliche Effekte aus der Schweißnahtgeometrie. Sie werden an kriti-
schen Stellen, sogenannten „Hot-Spots“ bestimmt. Dies geschieht durch Extrapola-
tion der Spannungen von einem definierten Abstand bis zum Schweißnahtfuß-
punkt, da dort die Spannungen schwierig rechnerisch oder messtechnisch zu
bestimmen sind (vgl. [89]).
gFf Ds E,2 ¼ kf " ðgFf Ds *E,2 Þ (8-8)
kf Spannungskonzentrationsfaktor (in der Literatur auch mit SCF-Faktor = stress concen-
tration factor bezeichnet)
*
gFf Ds E,2 vereinfacht ermittelte Spannungsschwingbreite (z. B. Nennspannungsschwingbreite),
auf die sich der Spannungskonzentrationsfaktor bezieht

991
Stahlbau

8.4.4 Spannungsschwingbreiten für geschweißte Hohlprofilknoten


Zur Berechnung von Fachwerkträgern werden häufig Stabwerksmodelle mit durch-
gehenden Gurten und gelenkig angeschlossenen Füllstäben verwendet. Wandern-
de Lasten auf den Gurten führen bei geschweißten Hohlprofilknoten zu sekundären
Anschlussmomenten aus der Steifigkeit der Verbindungen mit den Füllstäben.
Diese dürfen durch Erhöhung der Spannungen mit k1 nach Gl. (8-9) erfasst wer-
den.
gFf Ds E,2 ¼ k1 " ðgFf Ds *E,2 Þ (8-9)
gFf Ds*E,2 Bemessungswert der Spannungsschwingbreite gerechnet mit dem vereinfachten
Fachwerkmodell mit gelenkigen Anschlüssen
k1 Erhöhungsfaktor zur Berücksichtigung sekundärer Anschlussmomente in Fachwerken
nach Tafel 8-6

Tafel 8-6 Faktoren k1 für Hohlprofile mit Belastung in Fachwerkebene


Anschlüsse mit
Anschlüsse mit Spalt
!berlappung
Knotenausbildung
N-Knoten N-Knoten
K-Knoten K-Knoten
KT-Knoten KT-Knoten
Gurte 1,5
Kreisquerschnitt Pfosten 1,0 1,8 1,0 1,65
Diagonalen 1,3 1,4 1,2 1,25
Rechteckquer- Gurte 1,5
schnitt
Pfosten 1,0 2,2 1,0 2,0
Diagonalen 1,5 1,6 1,3 1,4

8.5 Ermüdungsfestigkeit
Die Ermüdungsfestigkeit wird durch Wöhlerlinien (S-N-Kurven) beschrieben, die in
doppeltlogarithmischer Darstellung Polygonzügen aus drei bzw. zwei Geraden ent-
sprechen (s. Bilder 8-4, 8-5 und Tafel 8-7). Die Zuordnung der Kerbfälle zu den
Wöhlerlinien erfolgt über die Bezugswerte Ds C und DtC für Nc ¼ 2 " 106 Lastspiele
in den Kerbfallkatalogen. Tafel 8-8 enthält eine !bersicht über die Struktur der Ka-
taloge in DIN EN 1993-1-9 [18].

Mittelspannungseinfluss
Bei geschweißten Bauteilen wird wegen der hohen Eigenspannung angenommen,
dass die Ermüdungsfestigkeit lediglich von der Spannungsschwingbreite und nicht
zusätzlich von der Mittelspannung abhängt. Bei nicht geschweißten und bei span-
nungsarm geglühten geschweißten Bauteilen darf der günstige Einfluss der Druck-
spannung durch Reduzierung des Druckanteils auf 60 % berücksichtigt werden.
Ds Ed,red ¼ s Ed,max # 0,6s Ed,min für s Ed,min < 0 (8-10)

Größeneinfluss
Der Größeneinfluss wird im Kerbfallkatalog (Tabellen 8 in [18]) in unterschiedlicher
Weise berücksichtigt:
— Implizit durch Berücksichtigung von Versuchsergebnissen von bauteilähnlichen
Versuchskörpern,
— durch die Abhängigkeit des Kerbfalls von den geometrischen Abmessungen,
— durch formelmäßige Anpassung des Kerbfalls an vorhandene Abmessungen,
z. B. der Blechdicke oder dem Schraubendurchmesser. Die Ermüdungsfestigkeit
wird dann unter Berücksichtigung des Größenfaktors ks mit Gl. (8-11) bestimmt.
Dsc,red ¼ ks " Ds c ks siehe Kerbfallkatalog in [18] (8-11)

992
Erm"dung

Mit Stern (*) gekennzeichnete Kerbfallkategorien


Die Kerbfallkategorien, die in [18] Tab. 8 mit Stern (*) sind, wurden wegen nicht
eindeutiger Zuordnungsmöglichkeit eine Kategorie tiefer eingestuft, um die Dauer-
festigkeit Ds D den Versuchsergebnissen anzupassen. In diesen Fällen dürfen die
Kerbfallkategorien Ds *c um eine Kategorie auf Ds c angehoben werden, wenn die
S-N-Kurve mit m ¼ 3 bis zur Dauerfestigkeit bei N *D ¼ 107 verlängert wird.
" 7 #13 " #
10 Ds C 3
Ds R ¼ Ds C und NR ¼ 107 " für NR < N *D ¼ 107 (8-12)
NR Ds R

Tafel 8-7 Funktionale Beschreibung der Wöhlerlinien


Span-
Bereich m Funktionale Beschreibung
nung
" #1 " #
2 " 106 m DsC m
NR < 5 " 106 3 Ds R ¼ Ds C NR ¼ 2 " 106 "
NR DsR
DsR " #
" #1
5 " 106 m Ds D m
5 " 106 < NR < 108 5 Ds R ¼ Ds D NR ¼ 5 " 106 "
NR DsR
" #1 " #
2 " 106 m DtC m
DtR NR < 108 5 DtR ¼ DtC NR ¼ 2 " 106 "
NR DtR
Ds D ¼ 0,737Ds C Ds L ¼ 0,405Ds C DtL ¼ 0,457DtC
DsR , NR Ermüdungsfestigkeit und Lebensdauer als Anzahl von Spannungsspielen mit kon-
stanter Spannungsamplitude
DsC , DtC Spannungsschwingbreiten bei Nc ¼ 2 " 106 Lastspielen (Kerbfälle)
DsD Dauerfestigkeit (ND ¼ 5 " 106 Lastspiele)
DsL , DtL Schwellwerte der Ermüdungsfestigkeit (NL ¼ 108 Lastspiele)
m Neigung der Wöhlerlinie in doppeltlogarithmischer Darstellung

1000
Kerbfall DsC
Dauerfestigkeit DsD
Schwellenwert der Ermüdungsfestigkeit DsL 13
Längsspannungsschwingbreite DsR in N/mm²

160
140
125
Dsc DsD DsL
112
100
90
80
71
63
1 56
50
100 45
m=3 40
36

1
m=5
2E+6 5E+6
10
01E+04 10E+04 100E+04 1.000E+04 01E+08 10E+08
Lebensdauer, Anzahl der Spannungsschwingspiele N
Bild 8-4 Ermüdungsfestigkeitskurve für Längsspannungsschwingbreiten

993
Stahlbau

300
Kerbfall DtC
Schubspannungsschwingbreite DtR in N/mm²

Schwellenwert der Ermüdungsfestigkeit DtL

1 Dtc DtL
m=5 100

80

30
01E+04 10E+04 100E+04 1.000E+04 01E+08 10E+08
Lebensdauer, Anzahl der Spannungsschwingspiele N
Bild 8-5 Ermüdungsfestigkeitskurve für Schubspannungsschwingbreiten

Tafel 8-8 Kerbfallkataloge für Nennspannungen in DIN EN 1993-1-9 [18]


Tabelle Beschreibung
8.1 ungeschweißte Bauteile und Anschlüsse mit mech. Verbindungsmitteln
8.2 geschweißte zusammengesetzte Querschnitte
8.3 quer laufende Stumpfnähte
8.4 angeschweißte Anschlüsse und Steifen
8.5 geschweißte Stöße
8.6 Hohlprofile
8.7 geschweißte Knoten von Fachwerkträgern
8.8 orthotrope Platten mit Hohlrippen
8.9 orthotrope Platten mit offenen Rippen
8.10 für die Obergurt-Stegblech Anschlüsse von Kranbahnträgern

8.6 Nachweis der Ermüdungssicherheit


Nach DIN EN 1993-1-9 [18] bestehen drei Möglichkeiten zum Nachweis der Ermü-
dungssicherheit:
— Nachweis mit der Dauerfestigkeit DsD
— Nachweis mit äquivalenten Spannungsschwingbreiten DsE
— Nachweis unter direkter Anwendung der Schadensakkumulation
Welche Möglichkeit zweckmäßig angewendet werden kann, hängt u. a. von der Hö-
he der einwirkenden Spannungsschwingspiele, der Verfügbarkeit von Schadens-
äquivalenzfaktoren li und Spektren der Spannungsschwingbreiten ab. Die Span-

994
Erm"dung

nungsschwingbreiten infolge häufig auftretender Lasten w1 " Qk sind wie folgt zu


begrenzen:
pffiffiffi
Ds < 1,5fy (8-13) Dt < 1,5fy = 3 (8-14)

8.6.1 Nachweis mit der Dauerfestigkeit


Liegt die maximale Spannungsschwingbreite Ds max Ed des Beanspruchungskollek-
tivs unter dem Bemessungswert der Dauerfestigkeit, kann von einer unendlichen
Lebensdauer NR ausgegangen werden. In diesem Fall kann der Nachweis mit
Gl. (8-15) geführt werden.
Ds D
Ds max Ed < (8-15)
gMf
Diese Nachweismöglichkeit kann dann zweckmäßig angewendet werden, wenn
kleine Spannungsschwingbreiten vorliegen, die Nutzungsdauer und/oder das Bean-
spruchungskollektiv unbekannt sind.

8.6.2 Nachweis mit äquivalenten Spannungsschwingbreiten


Der Nachweis mit schadensäquivalenten Spannungsschwingbreiten DsE,2 und
DtE,2 für Nc ¼ 2 " 106 Lastspiele entspricht dem Standardverfahren in [18].
gFf Ds E,2 < gFf DtE,2 <
1,0 (8-16) 1,0 (8-17)
Ds C =gMf DtC =gMf
Bei gleichzeitiger Wirkung von Längs- und Schubspannung ist der Interaktions-
nachweis nach Gl. (8-18) zu führen, sofern nicht in den Kerbfallkatalogen ein ande-
res Nachweisformat (z. B. Nachweis mit Hauptspannungsschwingbreiten) angege-
ben ist.
" # " #
gFf DsE,2 3 g DtE,2 5 <
þ Ff 1,0 (8-18)
DsC =gMf DtC =gMf

8.6.3 Nachweis unter Anwendung der Schadensakkumulation 13


Liegen keine Ermüdungslastmodelle nach DIN EN 1991 vor, kann u. U. der Ermü-
dungsnachweis durch Anwendung der linearen Schadensakkumulationshypothese
nach Palmgren und Miner (kurz Miner-Regel) erfolgen (Bild 8-6). Hierzu sind i. Allg.
zunächst aus den Einwirkungen Spannungs-Zeit-Verläufe für die nachzuweisenden
Konstruktionsdetails zu bestimmen. Mit Hilfe von Zählverfahren, wie die Rainflow-
oder Reservoir-Methode, sind anschließend Spektren der Spannungsschwingbrei-
ten (Ds i , nEi ) über die Lebensdauer der Konstruktion zu ermitteln. Mit der Wöhler-
linie für den zugehörigen Kerbfall Dsc werden dann die den gFf -fachen Schwing-
breiten Ds i zugeordneten ertragbaren Lastspielzahlen NRi bestimmt. Dabei ist die

Bild 8-6 Bestimmung der Spannungsschwingbreiten (Reservoir-Methode), Spektrum und An-


zahl bis zum Versagen

995
Stahlbau

Ermüdungsfestigkeit Dsc durch den Teilsicherheitsbeiwert gMf zu dividieren und da-


mit die Höhenlage der Wöhlerlinie insgesamt herabzusetzen. Spannungsspiele
gFf Ds i < Ds L =gMf dürfen wegen NRi ¼ 1 vernachlässigt werden. Die Schadenssum-
me Dd entspricht der Summe der Teilschädigungen nEi =NRi , die nach [18] maximal
1,0 betragen darf.
Xn
nEi <
Dd ¼ 1,0 (8-19)
i
N Ri

NEi Anzahl der Spannungsschwingspiele mit der Spannungsschwingbreite gFf Dsi


NRi Lebensdauer als Anzahl der Schwingspiele, bezogen auf die Bemessungs-Wöhlerlinie
DsC =gMf ! NR für die Spannungsschwingbreite gFf Ds i

9 Kranbahnen
9.1 Allgemeines
Bei der Auslegung von Kranbahnanlagen
sind u. a. folgende Vorschriften und Richtli-
nien zu beachten:
— Einwirkungen aus Kranen: DIN EN 1991-3
[7]
— Bemessung und Konstruktion von Kran-
bahnen: DIN EN 1993-6 [26] Bild 9-1
— Bemessung und Konstruktion allgemein: Definition der Hublast und des Eigen-
DIN EN 1993-1-1, 1-5, 1-8, 1-10, ggf. 1-12 gewichtes eines Krans
— Gebrauchstauglichkeit: DIN EN 1993-6
[26]
— Ermüdung: DIN EN 1993-1-9 [18]
— Planungsgrundlagen: VDI-Richtlinie 2388 [68]
— Unfallverhütungsvorschriften: BGV D6 [69]

Klassifizierung von Kranen, Fahr- und Führungssystemen


Für Kranbahnanlagen besteht ein Zusammenhang zwischen Verwendungszweck,
Hubklasse und Beanspruchungsklasse. Für verschiedene Krantypen sind in DIN EN
1991-3, Anhang B [7] Empfehlungen zur Klassifizierung angegeben (s. Tafel 9-1).
— Hubklasse: HC 1 bis HC 4, je nach Größe und Stetigkeit der Hublastbeschleuni-
gung. Die Hubklasse berücksichtigt die dynamische Wirkung beim Heben und
Senken von Lasten
— Beanspruchungsklasse (BK): S0 (leichter Betrieb) bis S9 (schwerer Betrieb), je
nach Anzahl der Lastwechsel und dem Anteil der Belastungsvorgänge mit ho-
her Last an der Gesamtlastzahl der Lastwechsel
— Kranfahrwerksystem: IFF (Regelfall: Drehzahlkopplung, beide Räder in Achsrich-
tung gehalten), IFM, CFF, CFM siehe Tafel 9-8
— Die Seitenführung der Kranbrücke erfolgt über Spurkränze der Laufräder (meist
bei leichten Kranen), oder über separate Seitenführungsrollen (meist bei schwe-
rem Betrieb).

Tafel 9-1 Hubklasse und Beanspruchungsklasse (BK) für ausgewählte Kranarten


Kranart Hubklasse BK
Montagekrane HC1, HC2 S0, S1
Maschinenhauskrane HC1 S1, S2
Lagerkrane, unterbrochener Betrieb HC2 S4

Fortsetzung s. nächste Seite

996
Kranbahnen
Tafel 9-1, Fortsetzung
Lager-, Traversen-, Schrottplatzkrane, im Dauerbetrieb HC3, HC4 S6, S7
Werkstattkrane HC2, HC3 S3, S4
Brücken-, Anschlagkrane im Greifer- oder Magnetbetrieb HC3, HC4 S6, S7
Gießereikrane HC2, HC3 S6, S7
Tiefofenkrane HC3, HC4 S7, S8
Stripper-, Beschickungskrane HC4 S8, S9
Schmiedekrane HC4 S6, S7
Transportbrücken, Halbportal, Portalkrane mit Katz- oder Drehkran,
HC2 S4, S5
im Hakenbetrieb
wie vorherige Zeile, jedoch im Greifer- oder Magnetbetrieb HC3, HC4 S6, S7

9.2 Einwirkungen
9.2.1 Allgemeines
Tafel 9-2 gibt eine !bersicht zu den Einwirkungen auf Kranbahnträgern.
Genormte Tragfähigkeiten der Krane in t sind 0,125; 0,16; 0,2; 0,25; 0,32; 0,4; 0,5;
0,63; 0,8; 1,0 sowie das 10-fache, 100-fache und 1000-fache dieser Werte.

Tafel 9-2 Einwirkungen auf Kranbahnträger


Ständige Einwirkungen Eigengewicht
vertikal Radlasten
— Massenkräfte aus Beschleunigen und
Veränderliche Einwirkungen aus Bremsen der Kranbrücke
dem Kranbetrieb horizontal — Massenkräfte aus Beschleunigen und
Bremsen der Laufkatze
— Schräglaufkräfte
— Pufferkräfte infolge Anprall des Krans
13
Außergewöhnliche Einwirkun- (Endanschlag)
gen aus dem Kranbetrieb — Kippkräfte, hervorgerufen durch Kollision
der Hublast mit einem Hindernis

Einwirkungen aus mehreren Kranen


Arbeiten zwei Krane zusammen, sind sie wie ein Kran zu behandeln. Arbeiten
mehrere Krane unabhängig voneinander, ist die maximale Anzahl festzulegen, die
gleichzeitig wirkend anzusetzen ist. Tafel 9-3 enthält Empfehlungen hierzu aus
DIN EN 1991-3 [7].

Tafel 9-3 Maximale Anzahl von Kranen in der ungünstigsten Position


Krane je Kran in mehr-
Krane je Kranbahn
Hallenschiff schiffigen Hallen

Vertikale Kraneinwirkung 3 4 4 2
Horizontale Kraneinwirkung 2 2 2 2

997
Stahlbau

Dynamische Effekte
Dynamische Effekte werden durch Erhöhung der statischen Lasten mit Schwingbei-
werten erfasst (Tafel 9-4). Für den Nachweis der Unterstützungs- und Aufhängekon-
struktionen dürfen die Schwingbeiwerte j > 1,1 um Dj ¼ 0,1 abgemindert werden.
Für die Fundamentbemessung braucht kein Schwingbeiwert berücksichtigt werden.
Bei der Berechnung der Spannungen aus dem gleichzeitigem Betrieb mehrerer Krane
ist für den Kran mit der größten Radlast der Schwingbeiwert j2 , für die !brigen der
Schwingbeiwert der Hubklasse HC 1 anzusetzen ([27], NCI zu Abschnitt 2.3.1).

Tafel 9-4 Dynamische Faktoren ji für vertikale und horizontale Lasten


ji Einfluss Bezug auf Dynamischer Faktor
Schwingungs-
anregung des Eigen- 0,9 < j1 < 1,1
j1 Krantragwerks gewicht Die beiden Werte 1,1 und 0,9 decken die unteren und oberen
durch Anheben des Krans Werte des Schwingungsimpulses ab.
der Hublast
j2 ¼ j2,min þ b2 " vh
vh konstante Hubgeschwindigkeit [m/s]
Dynamische Hubklasse b2 j2,min
Wirkungen HC1 0,17 1,05
j2 Hublast
beim Anheben
der Hublast HC2 0,34 1,10
HC3 0,51 1,15
HC4 0,68 1,20
Dm
Dynamische j3 ¼ 1 ! ð1 þ b3 Þ
Wirkung durch m
Dm losgelassener oder abgesetzter Teil der Masse der
plötzliches Hublast
Loslassen der m Masse der gesamten Hublast
j3 Hublast
Nutzlast, z. B. b3 ¼ 0,5 bei Kranen mit Greifern oder ähnlichen Vorrichtun-
bei Verwendung gen für langsames Absetzen
von Greifern b3 ¼ 1,0 bei Kranen mit Magneten oder ähnlichen Vorrich-
oder Magneten tungen für schnelles Absetzen
Dynamische
Eigen-
Wirkung, hervor-
gewicht j4 ¼ 1,0 vorausgesetzt, dass die in DIN EN 1993-6 [26] be-
gerufen durch
j4 des Krans schriebenen Toleranzen für Kranschienen eingehalten werden.
Fahren auf
und Ansonsten siehe DIN EN 13001-2 [67].
Schienen oder
Hublast
Fahrbahnen
f5 ¼ 1; 0 Fliehkräfte
Dynamische
Wirkung, 1,0 < j5 < 1,5 Systeme mit stetiger Veränderung der Kräfte
Antriebs-
j5 verursacht Wenn plötzliche Veränderungen der Kräfte
kräfte 1,5 < j5 < 2,0
durch Antriebs- auftreten
kräfte
j5 ¼ 3,0 Bei Antrieben mit beträchtlichem Spiel
Dynamische
j6 ¼ 0,5 " ð1,0 þ j2 Þ
j6 Wirkung infolge Prüflast
Die Prüflast sollte min. 110 % der Nennhublast betragen.
einer Prüflast
j7 ¼ 1,25 0 < xb < 0,5
j7 ¼ 1,25 þ 0,7ðxb ! 0,5Þ 0,5 < xb < 1

Dynamische
elastische
f7 Wirkung verur- Pufferkräfte
sacht durch
Pufferanprall

998
Kranbahnen

9.2.2 Vertikale Belastung der Kranbahnträger


Es sind das Eigengewicht der Kranbahnträger, Schienen und Befestigungen sowie
die vertikalen Radlasten Q r , resultierend aus dem Eigengewicht Qc der Kranbrücke
und der Hublast Qh des Krans, zu berücksichtigen. Die maßgebenden vertikalen
Radlasten für die Kranbahnträger werden unter Ansatz der ungünstigsten Last-
anordnungen bestimmt (Tafel 9-5). Qr ist aus dem Kranleistungsbeiblatt der Her-
steller zu entnehmen, Tafel 9-7 enthält Anhaltswerte zur Vordimensionierung.

Tafel 9-5 Maßgebende vertikale Radlasten

Lastanordnung zur Bestimmung der maximalen Belastung des Kranbahnträgers

Lastanordnung zur Bestimmung der minimalen Belastung des Kranbahnträgers 13


Qr,max maximale Last je Rad des belasteten Krans
Qr,ðmaxÞ zugehörige Last je Rad des belasteten Krans
SQr,max Summe der maximalen Radlasten Qr,max des belasteten Krans je Kranbahn
SQr,ðmaxÞ Summe der zugehörigen Radlasten Qr,max des belasteten Krans je Kranbahn
Qh,nom Nennhublast
Qr,min , Qr,ðminÞ , SQr,min und SQr,ðminÞ analog zu den maximale Radlasten

Tafel 9-6 Maße zu Bild 9-2


Trag- Maße in mm
last
in t b g h k d
Qr Qr
5 200 750 300 550 300
10 250 800 400 700 350 Qr Qr

16 260 900 600 900 400


20 300 1350 1000 1100 500
Bild 9-2 Zweiträger-Brückenlaufkran
Weitere Maße und Anmerkung s. Taf. 9-7.

999
Stahlbau
Tafel 9-7 Radlasten Q r und Radabstand a für Zweiträger-Brückenlaufkran mit Elektroseilzug,
Hubklasse HC2, Beanspruchungsgruppe S3
Traglast Spannweite L des Laufkrans in m
in t 12 14 16 18 20 22 24 26 28
Qr,max in kN 36,0 37,0 38,0 40,5 42,5 48,0 50,5 54,2 59,8
5 Qr,ðmaxÞ in kN 8,5 11,0 12,5 14,0 15,5 19,8 22,3 24,9 30,1
a in m 2,0 2,5 3,2 3,2 4,0 4,0 4,0 4,0 4,0
Qr,max in kN 62,0 65,0 66,0 71,4 73,4 80,0 82,1 85,8 90,4
10 Qr,ðmaxÞ in kN 14,0 15,0 15,5 20,1 21,6 25,4 27,1 30,5 34,2
a in m 2,0 2,5 2,5 3,2 4,0 4,0 4,0 4,0 4,0
Qr,max in kN 95,0 98,0 100,2 103,4 106,3 111,2 114,4 114,4 127,2
16 Qr,ðmaxÞ in kN 20,0 21,5 22,2 24,1 26,2 28,7 31,2 34,3 41,9
a in m 2,5 3,2 3,2 3,2 3,2 4,0 4,0 4,0 4,0
Qr,max in kN 115,0 118,0 122,0 129,0 132,0 137,0 142,0 147,0 153,0
20 Qr,ðmaxÞ in kN 23,0 24,0 25,5 27,0 30,0 32,0 36,0 40,0 49,0
a in m 3,2 3,2 3,2 3,2 3,2 4,0 4,0 4,0 4,0

Für die Beanspruchungsklassen S0—S3 dürfen die Radlasten mit mittigem Angriff an-
genommen werden, für S4—S9 ist beim Ermüdungsnachweis ein exzentrischer An-
griff der vertikalen Radlasten von 1/4 der Schienenkopfbreite k zu berücksichtigen.

9.2.3 Horizontale Belastung der Kranbahnträger


Bei Brückenlaufkranen resultieren die Horizontalkräfte aus Bremsen und Beschleu-
nigen der Kranbrücke und der Laufkatze, Schräglauf des Krans sowie aus Puffer-
anprall und ggf. Kippkräften. Die charakteristischen Werte dürfen vom Kranherstel-
ler festgelegt oder nach den folgenden Abschnitten bestimmt werden.

9.2.3.1 Antriebskraft
Die Auslegung von Kranantrieben erfolgt so, dass ein Durchrutschen der Antriebs-
räder vermieden wird. Dadurch wird das Rad-Schiene-System vor übermäßigem
Verschleiß bewahrt. Das Antriebsmoment der Laufräder ist kleiner als das minimal
übertragbare Moment aus dem Reibungsbeiwert m zwischen Rad und Schiene. Die
Summe der anzusetzenden kleinstmöglichen Radlasten SQ *r,min hängt vom An-
triebssystem des Kranes ab (s. Tafel 9-8).
5 m ¼ 0,2 für Stahl auf Stahl
K ¼ K1 þ K2 ¼ m " SQr,min (9-1)
m ¼ 0,5 für Stahl auf Gummi
Tafel 9-8 Antriebsarten von Kranbahnträgern
Antriebsart
Zentralantrieb (C) Einzelradantrieb (I)
Seitliche Beweglichkeit
SQ *r,min ¼ Qr,min þ Qr,ðminÞ SQ *r,min ¼ mw " Qr,min
der Räder

fest/fest (FF)

fest/beweglich (FM)

mw Anzahl der einzeln angetriebenen Räder (i. d. R. mw ¼ 2Þ

10 0 0
Kranbahnen

9.2.3.2 Massenkräfte aus Anfahren und Bremsen der Kranbrücke


Beim Anfahren und Bremsen der Kranbrücke entstehen horizontale Kräfte längs
und quer zur Kranbahn (s. Bild 9-3, links). Die Längskräfte sind i. d. R. für die Kran-
bahnbemessung vernachlässigbar, werden aber für die Auslegung von Bremsver-
bänden herangezogen.
HL,i ¼ j5 " K =nr (9-2) HT,1 ¼ j5 " x2 " M=a (9-3) HT,2 ¼ j5 " x1 " M=a (9-4)
mit
M ¼ K " ls ls ¼ ðx1 # 0,5Þ " l x1 ¼ SQr,max =SQr x2 ¼ 1 # x 1
SQr ¼ SQr,max þ SQr,ðmaxÞ siehe Tafel 9-5
j5 Schwingbeiwert nach Tafel 9-4
K Antriebskraft, vom Kranhersteller oder nach Gl. (9-1)
nr Anzahl der Kranbahnträger
a Abstand der Spurkränze bzw. der Führungsrollen

Bild 9-3 Horizontalkräfte aus Anfahren und Bremsen sowie aus Schräglauf

9.2.3.3 Schräglaufkräfte
Toleranzen, Spiel und Verschleiß führen zum Verkanten der Kranbahn. Die aus dem
Schräglauf entstehende Führungskraft S und die horizontalen Reaktionskräfte Hs,i,j,T
in den Radaufstandsflächen sind abhängig vom Schräglaufwinkel a, dem Kraft-
schlussbeiwert f und dem systemabhängigen Gleitpolabstand h (s. DIN EN 1991-3,
Abschnitt 2.7.4 [7]). 13
Für das Standardfahrwerksystem IFF mit Spurkranzführung entstehen bei der in
Fahrtrichtung hinteren Achse keine Lasten. An der vorderen Achse lassen sich die
Kräfte vereinfachend mit Gl. (9-5) bis (9-7) abschätzen (s. Bild 9-3, rechts)
S ¼ 0,5 " f " SQr ¼ HS,1,1,T þ HS,2,1,T (9-5) HS,1,1,T ¼ 0,5 " f " SQr,ðmaxÞ (9-6)
HS,2,1,T ¼ 0,5 " f " SQr,max (9-7)
f ¼ 0,3ð1 ! e!250a Þ < 0,3 Kraftschlussbeiwert
a < 0,015 rad Schräglaufwinkel (DIN EN 1991-3 Gl. 2-12)
SQr,max , SQr,ðmaxÞ siehe Tafel 9-5

9.2.3.4 Außergewöhnliche Einwirkungen aus Pufferanprall


Pufferkräfte entstehen aus dem unbeabsichtigten Anprall eines Krans. Hierdurch
wird die Längsaussteifung der Kranbahn bzw. der Halle beansprucht. Die Größe
der Anprallkraft hängt von der kinetischen Energie der bewegten Masse und der
Charakteristik der verwendeten Puffer ab (siehe j7 in Tafel 9-4). Angaben zu Eigen-
schaften von Puffern können DIN EN 13001-2 [67] entnommen werden.
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
HB,1 ¼ j7 " v1 " mc " SB (9-8) Fx,1 ¼ x2 " HB,1 (9-9) Fx,2 ¼ x1 " HB,1 (9-10)
j7 dynamischer Faktor in Abhängigkeit von der Pufferkennlinie nach Tafel 9-4
v1 70 % der Nennfahrgeschwindigkeit [m/s]
mc Masse von Kran und Hublast [kg]
SB Federkonstante des Puffers [N/m], siehe DIN EN 13001-2 [67]
Fx,1 , Fx,2 Aufteilung der Pufferkraft HB,1 auf die Kranbahnträger (siehe Bild 9-3)
x1 , x2 relative Lage des Massenschwerpunktes (s. Abschnitt 9.2.3.2)

10 01
Stahlbau

Pufferkräfte HB,2 aus dem Anprall von Laufkatzen (auch Unterflanschlaufkatzen)


können mit einem Anteil von 10 % der Summe aus Hublast und Eigengewicht an-
gesetzt werden, wenn die Hublast frei Ausschwingen kann.
9.2.4 Ermüdungslasten
Liegen ausreichend Informationen zur Arbeitsweise eines Krans vor, können die Er-
müdungslasten nach DIN EN 13001 und DIN EN 1993-1-9, Anhang A (s. Abschnitt
8.6.3) bestimmt werden. Unter normalen Betriebsbedingungen dürfen mit Bezug
auf Nc ¼ 2 " 106 Lastspielen schadensäquivalente Lasten nach Gl. (9-11) angesetzt
werden. Dabei sind analog zum Tragsicherheitsnachweis für das Eigengewicht und
die Hublast gesonderte Schwingbeiwerte zu berücksichtigen (s. Tafel 9-10).
Qe ¼ jfat " li " Qmax,i (9-11)
mit
Qmax,i Maximalwert der charakteristischen vertikalen Radlast i
li schadensäquivalenter Beiwert nach Tafel 9-9
jfat Schadensäquivalenter dynamischer Faktor (j1 , j2 siehe Tafel 9-4)
Eigengewicht: jfat,1 ¼ ð1 þ j1 Þ=2, Hublast: jfat,2 ¼ ð1 þ j2 Þ=2
Tafel 9-9 Schadensäquivalente Beiwerte li (zur Kranklassifizierung s. Tafel 9-1)
Klassen S S0 S1 S2 S3 S4 S5 S6 S7 S8 S9
Normalspannung 0,198 0,250 0,315 0,397 0,500 0,630 0,794 1,000 1,260 1,587
Schubspannung 0,379 0,436 0,500 0,575 0,660 0,758 0,871 1,000 1,149 1,320
Bei der Bestimmung der l-Werte sind genormte Spektren mit einer Gaußverteilung der Last-
einwirkungen, die Miner-Regel und Ermüdungsfestigkeitskurven s ! N mit einer Neigung von
m ¼ 3 für Normalspannungen und m ¼ 5 für Schubspannungen verwendet worden.

9.2.5 Lastgruppen und Einwirkungskombinationen


Das gleichzeitige Auftreten von Lasten aus dem Kranbetrieb, erhöht um die je-
weiligen Schwingbeiwerte, wird durch Bildung von Lastgruppen berücksichtigt (Ta-
fel 9-10). Jede dieser Gruppen wird in Kombination mit anderen Einwirkungen als
eine einzige veränderliche Einwirkung angesetzt.
Tafel 9-10 Lastgruppen
DINEN1991 ! 3

gewöhnlich

Ermüdung

GZT GZG
Abschnitt

Belastung
Symbol

Prüflast

Außer-
siehe

Lastgruppen ! 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
Eigengewicht des Krans Qc 2.6 j1 j1 1 j4 j4 j4 1 j1 1 1 1 1 1 jfat;1
Hublast Qh 2.6 j2 j3 — j4 j4 j4 h1 Þ — 1 1 1 1 1 jfat;2
Beschleunigung
HL ; HT 2.7 j5 j5 j5 j5 — — — j5 — — — — 1 —
der Brücke
Schräglauf der Brücke HS 2.7 — — — — 1 — — — — — — 1 — —
Beschleunigen oder
Bremsen der Laufkatze HT3 2.7 — — — — — 1 — — — — — — — —
oder Hubwerk
Wind in Betrieb *
FW Anh. A 1 1 1 1 1 — — 1 — — — 1 1 —
Prüflast QT 2.10 — — — — — — — j6 — — — — — —
Pufferkraft HB 2.11 — — — — — — — — j7 — — — — —
Kippkraft HTA 2.11 — — — — — — — — — 1 — — — —
1
Þ h ist derAnteil aus Hublast, der nach Entfernen der Nutzlast verbleibt, jedoch nicht im Ei-
gengewicht des Krans enthalten ist.

10 0 2
Kranbahnen
Tafel 9-11 Teilsicherheits- und Kombinationsbeiwerte
Teilsicherheitsbeiwerte g
Einwirkungen aus (ungün-
stig wirkend) ständige und vorübergehende außergewöhnliche
Bemessungssituationen Bemessungssituationen
Kranlasten im GZT gQ ¼ 1,35 gA ¼ 1,0
Kranprüflasten im GZT gF,test ¼ 1,1 gA ¼ 1,0
Kranlasten im GZG gQ,ser ¼ 1,0 —
Kranlasten für GZE gFf ¼ 1,0 —
Kombinationsbeiwerte j für Kranlasten aus Einzelkranen oder Krangruppen
Krangewicht
w0 ¼ 1,0 w1 ¼ 0,9 w2 ¼
Krangewicht þ Hublast

Die Einwirkungskombinationen für Kranbahnträger sind für die jeweiligen Grenzzu-


stände nach DIN EN 1990 [1] zu bilden. Die Teilsicherheits- und Kombinationsbei-
werte für Kranlasten sind in Tafel 9-11 zusammengestellt (vgl. [8]).
Werden Kranlasten und ständige Lasten mit anderen Einwirkungen kombiniert, ist
zwischen Kranbahnen außerhalb und innerhalb von Gebäuden (ohne klimatische
Einwirkungen) zu unterscheiden. Sind Kombinationen von Hublasten mit Windein-
wirkungen zu berücksichtigen, sollte die Windkraft Fw3 mit einer Windgeschwindig-
keit von 20 m/s ermittelt werden (vgl. Tafel 9-10, Zeile 6 und DIN EN 1991-3, An-
hang A).

9.3 Schnittgrößen und Spannungen


9.3.1 Schnittgrößen von ein- und zweifeldrigen Kranbahnträgern
Der Kranbahnträger wird neben den ständigen Einwirkungen durch das wandernde
Lastenpaar der Kranlaufräder belastet. An der Stelle xM im Feldbereich des Trägers
tritt das größte Biegemoment MðxÞ auf, wenn die größere der Einzellasten Qr1
über dieser Stelle steht. 13
Beim Einfeldträger ist die Funktion der
Momentenhüllkurve (Bild 9-4)
MðxÞ ¼ A " x ¼ ðQr1 þ Qr2 Þ
- x " ½ð1 # c=lÞ # x=l,,
x < l=2
Qr2 " a
mit c¼
Qr1 þ Qr2

Rückt Qr1 bis xM vor, tritt hier das größte


Biegemoment im ganzen Träger auf:
(Q r1 þ Q r2 ) " l % c &2
max M p ¼ 1# , Bild 9-4
4 l
Einfeldträger unter wanderndem Lastenpaar.
jedoch (9-12) Momentenhüllkurve und Laststellung für
Q r1 " l größtes Biegemoment
max M p > =
4
Auflagerlasten und Biegemomente des
2-feldrigen Durchlaufträgers mit E " I ¼ const für ein Lastenpaar gleicher Größe
(Qr1 ¼ Qr2) s. Tafel 9-12 mit den jeweils maßgebenden Laststellungen entsprechend
Bild 9-5.
Auflagerlasten und Biegemomente infolge eines Lastenpaares unterschiedlicher Größe s. [96].

10 0 3
Stahlbau

Bild 9-5 Zweifeldträger unter wanderndem gleichen Lastenpaar.


Maßgebende Laststellungen für Auflagerlasten und Biegemomente

Tafel 9-12 Auflagerlasten und Biegemomente des 2-Feld-Trägers mit E " I ¼ const unter ei-
nem wandernden Paar gleich großer Lasten Qr (Bild 9-5)
a/l MF =ðQr " lÞ xF/l MB =ðQr " lÞ xB/l max A=Qr min C =Qr xmin c =l max B=Qr
0 0,4149 0,4323 ! 0,1925 0,5774 2,0000 ! 0,1925 0,5774 2,0000
0,1 0,3692 0,4119 ! 0,1903 0,5252 1,8753 ! 0,1903 0,5252 1,9926
0,2 0,3281 0,3934 ! 0,1839 0,4686 1,7520 ! 0,1839 0,4686 1,9710
0,3 0,2916 0,3772 ! 0,1733 0,4075 1,6317 ! 0,1733 0,4075 1,9359
0,4 0,2597 0,3637 ! 0,1589 0,3416 1,5160 ! 0,1589 0,3416 1,8880
0,4384 0,2487 0,3594 ! 0,1524 0,3149 1,4731 ! 0,1524 0,3149 1,8664
0,5 0,2325 0,3536 ! 0,1641 0,7500 1,4063 ! 0,1409 0,2704 1,8281
0,6 0,2100 0,3479 ! 0,1785 0,7000 1,3040 ! 0,1200 0,1933 1,7570
0,6132 0,2074 0,3476 ! 0,1800 0,6934 1,2911 ! 0,1171 0,1826 1,7468
0,7 0,2074 0,4323 ! 0,1877 0,6500 1,2107 ! 0,0968 0,1092 1,6754
0,7024 0,2074 0,4323 ! 0,1878 0,6488 1,2086 ! 0,0962 0,1070 1,6733
0,8 0,2074 0,4323 ! 0,1920 0,6000 1,1280 ! 0,0962 0,5774 1,5840
0,9 0,2074 0,4323 ! 0,1918 0,5500 1,0572 ! 0,0962 0,5774 1,4836
1 0,2074 0,4323 ! 0,1875 0,5000 1,0000 ! 0,0962 0,5774 1,3750
x ist der Abstand der maßgebenden Last des Lastenpaares vom linken Auflager

Horizontal angreifende Lasten H verursachen nicht nur Querbiegung Mz sondern


auch Torsion. Bei offenen I- und H-Querschnitten tritt durch außerhalb des Schub-
mittelpunktes angreifende Lasten Wölbkrafttorsion auf, siehe Bild 9-6 und Abschnitt
3.7.

Bild 9-6
Beanspruchungssituation
für Kranbahnträger

9.3.2 Spannungen aus Radlasteinleitungen


Aus den konzentrierten Radlasten entstehen im Obergurt, am angrenzenden Steg-
blech und in den Schweißnähten von aufgeschweißten Flachstahlschienen Zusatz-
beanspruchungen in Form von lokalen Druck- und Schubspannungen. Darüber hin-
aus treten infolge exzentrischer Lasteinleitung neben Torsion in Kranschiene und
Obergurt insbesondere Biegespannungen im Stegblech auf, die rechnerisch ver-
folgt und beim Ermüdungsnachweis berücksichtigt werden.

10 0 4
Kranbahnen

9.3.2.1 Druckspannungen im Steg


Die lokalen vertikalen Druckspannungen infolge Radlasten werden mit Gl. (9-13)
oder (9-14) bestimmt
Fz,Ed
Schweißprofile: s oz,Ed ¼ (9-13)
tw " leff
Fz,Ed
Walzprofile: s oz,Ed ¼ (9-14)
tw " ðleff þ 2 " rÞ
Fz,Ed Bemessungswert der Radlast
tw Dicke des Stegblechs
leff Effektive Lastausbreitungslänge nach Tafel 9-13

Bild 9-7 Einleitung von Radlasten

Wenn der Abstand xw zwischen den Mittelpunkten benachbarter Kranräder kleiner


als leff ist, sollten die Spannungen aus beiden Rädern überlagert werden.
Unterhalb der Lasteinleitung sollte die mit leff berechnete lokale vertikale Span-
nung s oz,Ed mit dem Reduktionsfaktor ½1 ! ðz=hw Þ2 . multipliziert werden. Dabei ist
hw die Gesamthöhe des Steges und z der Abstand unterhalb der Unterkante des
Oberflansches (s. Bild 9-7).

Tafel 9-13 Effektive Lastausbreitungslänge leff


Beschreibung Effektive Lastausbreitungslänge leff 13
" #1=3
I rf
Kranschiene schubstarr am Flansch befestigt leff ¼ 3,25
tw
" #
Kranschiene nicht schubstarr am Flansch I r þ I f,eff 1=3
befestigt leff ¼ 3,25
tw
" #
Kranschiene auf einer mindestens 6 mm I r þ I f,eff 1=3
dicken nachgiebigen Elastomerunterlage leff ¼ 4,25
tw
I rf Flächenmoment 2. Grades um die horizontale Schwerelinie des zusammengesetzten
Querschnittes einschließlich der Schiene und des Flansches mit der effektiven Breite
beff ¼ bfr þ hr þ tf jedoch beff < b
Ir Flächenmoment 2. Grades um die horizontale Schwerelinie der Schiene
I f,eff Flächenmoment 2. Grades um die horizontale Schwerelinie des Flansches mit der effekti-
ven Breite beff
Bei der Bestimmung von I r , I rf und hr wird der Verschleiß der Kranschienen berücksichtigt.
hr Schienenhöhe unter Berücksichtigung des Verschlei-
ßes der Kranschiene
br Breite des Schienenkopfes
bfr Breite des Schienenfußes
tr Mindestdicke unterhalb der Abnutzungsfläche der
Kranschiene

Abmessungen von Kranschienen der Form A und F, siehe Abschnitt 1.3

10 0 5
Stahlbau
Tafel 9-14 Querschnittswerte von Schienen mit 25 % Abnutzung

Schienenhöhe Querschnitt1) I y,r 1) I z,r 1) I T,r 2)


Schiene
hr ½cm. A ½cm2 . ½cm4 . ½cm4 . ½cm4 .

A45 5,0 26,0 67,4 165 30,8

A55 5,9 37,3 134 328 69,3

A65 6,8 50,6 241 592 136

A75 7,7 65,8 401 982 243

A100 8,5 85,1 629 1259 499

A120 9,3 113,5 970 2172 951

A150 13,7 173,6 3375 3286 2336

F100 7,0 63,6 279 464 427

F120 7,0 77,6 336 827 637


1 2
) nach [91]; ) nach [92]

9.3.2.2 Lokale Schubspannungen


Infolge der Radlasteinleitung entstehen versetzt zu den lokalen Druckspannungen
auf beiden Seiten der Radlast lokale Schubspannung toxz,Ed (s. Bild 9-7). Diese sind
an der Flanschunterseite mit 20 % der Druckspannungen s oz,Ed (Gl. (9-15)) anzuneh-
men, mit den globalen Schubspannung zu überlagern und beim Ermüdungsnach-
weis zu berücksichtigen. Im Abstand z ¼ 0,2hw von der Flanschunterseite kann
toxz,Ed vernachlässigt werden.
toxz,Ed ¼ 0,20 " s oz,Ed (9-15)

9.3.2.3 Lokale Biegespannungen aus exzentrischer Radlasteinleitung


Bei den Beanspruchungsklassen S4 bis S9 ist beim Betriebsfestigkeitsnachweis die
Plattenbiegespannung im Steg s T,Ed infolge einer exzentrischen Radlasteinleitung
mit einem Viertel der Schienenkopfbreite zu berücksichtigen.
6TEd
sT,Ed ¼ " h " tanh ðhÞ (9-16)
a " tw2
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
0,75atw3 sinh2 ðphw =aÞ
mit h ¼ " TEd ¼ Fz,Ed " ey
IT sinhð2phw =aÞ # 2phw =a
TEd Torsionsmoment aus exzentrischer Radlasteinleitung
ey Exzentrizität der Radlasteinleitung ey ¼ 0,25br > 0,5tw
IT Torsionsträgheitsmoment von Flansch und Schiene bei starrer Verbindung. Ist die
Schiene aufgeschweißt, kann sie mit dem Flansch als zusammenwirkender Querschnitt
betrachtet werden. Ist sie ohne elastische Unterlage aufgeklemmt, können die Trägheits-
momente aufaddieret werden: I T ¼ I T,ch þ I T;r
a Abstand der Quersteifen im Steg
hw , tw Höhe und Blechdicke des Steges

9.3.2.4 Unterflanschbiegung bei Katzträgern und Hängekranen


Die lokalen Biegespannungen aus der Radlasteinleitung Fz,Ed können für parallele
und geneigte Flansche mit den Gln. (9-17) und (9-18) und Tafel 9-15 an drei Stellen
bestimmt werden (Bild 9-8). Voraussetzung hierfür ist, dass die Einleitung in einem

10 0 6
Kranbahnen

Abstand größer als b vom Trägerende erfolgt und der Abstand xw zwischen den
benachbarten Rädern nicht kleiner als 1,5b ist.
Fz,Ed
Längsbiegespannung s ox,Ed ¼ cx 2 (9-17)
tl
Fz,Ed
Querbiegespannung soy,Ed ¼ cy (9-18)
tl2
cx , cy Faktoren zur Bestimmung der Biegespannungen nach Tafel 9-15. Die Werte sind positiv
bei Zugspannungen an der Flanschunterseite.
tl Blechdicke des Flansches in der Schwerelinie der Lasteinleitung

An Trägerenden übersteigt die lokale Biegespannung die Werte s ox,Ed und s oy,Ed
nicht, wenn diese durch ein aufgeschweißtes Blech entsprechend Bild 9-8 verstärkt
werden. Ist dies nicht der Fall, wird die lokale Biegespannung mit Gl. (9-19) be-
stimmt.
F z,Ed 2n
soy,end,Ed ¼ ð5,6 # 3,225m # 2,8m3 Þ 2 (9-19) mit m ¼
tf b # tw
Bei der !berlagerung mit den Normalspannungen aus der globalen Tragwirkung
dürfen die lokalen Biegespannungen auf 75 % reduziert werden. Dies gilt auch für
den Ermüdungsnachweis ([27], NCI zu 5.8).

Tafel 9-15 Koeffizienten c xi und c yi zur Bestimmung der Biegespannungen


m Parallele Flansche Geneigte Flansche

0,10 0,192 2,303 2,169 —1,898 0,548 0,149 2,186 2,235 —0,881 0,447

0,15 0,196 2,095 1,676 —1,793 0,759 0,163 1,971 1,984 —0,854 0,585

0,20 0,204 1,968 1,290 —1,687 0,932 0,182 1,807 1,757 —0,819 0,676

0,25 0,219 1,872 0,984 —1,577 1,069 0,208 1,677 1,548 —0,779 0,725

0,30 0,242 1,789 0,737 —1,463 1,172 0,240 1,570 1,353 —0,736 0,737

0,35 0,272 1,711 0,533 —1,343 1,244 0,280 1,479 1,169 —0,689 0,718 13
0,40 0,312 1,635 0,362 —1,216 1,287 0,328 1,399 0,995 —0,641 0,671

Zu untersuchende Stellen: n Abstand der Schwerelinie der Last zur äußeren


0 — !bergang Steg/Flansch Flanschkante
1 — Schwerelinie der Lasteinleitung 2n
2 — #ußere Flanschkante m¼ relativer Abstand der Radlast vom Rand
b ! tw

Bild 9-8 Stellen für die Spannungsermittlung; Verstärkung der Flanschenden

10 0 7
Stahlbau

9.4 Nachweise im Grenzzustand der Tragfähigkeit


9.4.1 Allgemeines
Die Tragsicherheitsnachweise werden im Wesentlichen auf der Grundlage der Teile
1-1, 1-5, 1-8 und ggf. 1-12 der DIN EN 1993 geführt. Spezielle Regelungen für Kran-
bahnträger enthält DIN EN 1993-6 im Abschnitt 6. Die im NA festgelegten Teilsi-
cherheiten für die Beanspruchbarkeit entsprechen denen der NA’s zu den allgemei-
nen Bemessungsregeln.

9.4.2 Biegedrillknicknachweise
Durch exzentrische Radlasteinleitungen und Horizontalkräfte, die am Kopf der
Kranschienen angreifen, entsteht eine planmäßige Torsionsbeanspruchung der
Kranbahnträger (s. Bild 9-6). Die vereinfachten Tragsicherheitsnachweise nach
DIN EN 1993-1-1, Abschnitt 6.3 [11] können in diesem Fall nicht unmittelbar ange-
wendet werden. In DIN EN 1993-6 [26] wird für Kranbahnträger, die als Einfeldträ-
ger gelagert sind, im Abschnitt 6 ein modifizierter Nachweis des Druckgurtes als
Druckstab (vgl. Abschnitt 4.3.3) und im Anhang A ein alternatives Nachweisverfah-
ren für das Biegedrillknicken empfohlen.
Zum Ansatz des rechnerischen Angriffspunktes von vertikalen Radlasten werden
drei Fälle unterschieden:
— Werden die Lasten über Kranschienen ohne elastische Unterlage eingeleitet,
darf aufgrund der stabilisierenden Wirkung der Angriffspunkt im Schubmittel-
punkt des Kranbahnträgers angenommen werden.
— Erfolgt die Lasteinleitung über Kranschienen mit elastischer Unterlage, sollte
der Angriffspunkt in Höhe der Flanschoberkante angenommen werden.
— Bei Unterflanschlaufkatzen und Hängekranen sollte der Angriffspunkt der verti-
kalen Radlasten nicht unterhalb der Oberkante der Untergurte angesetzt wer-
den.

Tragsicherheitsnachweis nach DIN EN 1993-1-1, Abschnitt 5.2.2 (3) a) [11]


Bei dem im Abschnitt 2.5 mit Methode A bezeichneten Verfahren erfolgt für Kran-
bahnträger eine Berechnung nach der Biegetorsionstheorie II. Ordnung unter An-
satz von Imperfektionen. Der Ansatz der Vorkrümmung e0 senkrecht zur Stegebene
erfolgt in Richtung der angreifenden H-Lasten nach Tafel 2-9. Walzprofile mit aufge-
schweißter Schiene sind wie Schweißprofile zu behandeln. Bei zweifeldrigen Kran-
bahnträgern mit einem durch Kranlasten beanspruchten Feld sind die Vorkrüm-
mungen der jeweiligen Felder antimetrisch zum Mittelauflager anzusetzen. Bei
Ansatz der elastischen Querschnittstragfähigkeit kann der Nachweis der Längs-
spannungen mit Gl. (9-20) geführt werden (s. auch Abschnitt 3.7). Bei Hängekranen
und Unterflanschlaufkatzen ist zusätzlich der Einfluss der örtlichen Flanschbiegung
zu berücksichtigen. Die Schub- und Vergleichsspannungsnachweise werden analog
zu den Gln. (3-25) und (3-2) unter Berücksichtigung der örtlichen Radlasteinleitung
und dem Teilsicherheitsbeiwert gM1 (vgl. [12], NDP zu 6.1(1)) geführt.

My,Ed ðxÞ Mz,Ed ðxÞ BEd ðxÞ M fy


sx,Ed ðx,y,zÞ ¼ "z # "y # " w ðy,zÞ < (9-20)
Iy Iz IW gM1

Biegedrillknicknachweis nach DIN EN 1993-6 Anhang A [26]


Der Nachweis gilt für an den Enden gabelgelagerte einfeldrige Kranbahnträger mit
gleichbleibendem Querschnitt, die durch vertikale und quer gerichtete horizontale
Einwirkungen mit exzentrischem Angriff zum Schubmittelpunkt beansprucht wer-
den (s. engl. Originaltext zu EN 1993-6, Anhang A). Eingangsgrößen für den Nach-

10 0 8
Kranbahnen

weis sind die Schnittgrößen aus zweiachsiger Biegung und Wölbkrafttorsion nach
Theorie I. Ordnung.
My,Ed Cmz Mz,Ed kw kzw ka BEd <
þ þ 1,0 (9-21)
cLT My,Rk =gM1 Mz,Rk =gM1 BRk =gM1
0,2BEd Mz,Ed 1
mit kw ¼ 0,7 # kzw ¼ 1 # ka ¼
BRk =gM1 Mz,Rk =gM1 1 # My,Ed =My,cr
My,Ed , Mz,Ed Maximalwerte der einwirkenden Biegemomente
BEd Maximalwert des einwirkenden Wölbbimomentes
My,Rk , Mz,Rk Momentenbeanspruchbarkeit des Querschnittes nach Tafel 3-1
BRk Wölbbimomentenbeanspruchbarkeit analog zu Tafel 3-1 (s. auch Abs. 3.7)
My,cr ideales Biegedrillknickmoment für Biegung My und Querlast Qr
cLT Abminderungsfaktor für das Biegedrillknicken (s. Abschnitt 4.3.2, Gl. (4-25))
Der Wert darf für gewalzte oder gleichartige geschweißte Träger sowie bei Trägern mit
ungleichen Flanschen mit lLT,0 ¼ 0,4 und b ¼ 0,75 bestimmt werden, sofern
I z,t =I z,c > 0,2 ist und bei der Auswahl der Knicklinie die Breite b des Druckgurtes ange-
setzt wird.
I z,t ; I z,c Flächenträgheitsmoment um die z-Achse für den Zug- bzw. Druckgurt
Cmz äquivalenter Momentenbeiwert für Biegung Mz nach Tafel 4-36

Vereinfachter Nachweis des Druckgurtes als Druckstab


In DIN EN 1993-6 [26] wird im Abschnitt 6.3.2.3 der Nachweis des Druckgurtes als
Druckstab für einfeldrige Kranbahnträger vorgeschlagen und dort beschrieben. Ab-
weichend von Abschnitt 4.3.3 besteht der Druckgurt aus dem Druckflansch und 1/5-
tel des Steges. Die Normalkraft wird aus dem Biegemoment My und dem Schwer-
punktabstand der Flansche berechnet. Biegemomente aus den horizontalen Seiten-
lasten sind zusammen mit den Torsionswirkungen zu berücksichtigen. Die Vorge-
hensweise hierzu wird in [26] nicht näher erläutert.
In [93] wird vorgeschlagen, die horizontalen Kranlasten dem Druckgurt zuzuordnen
und den Tragsicherheitsnachweis für einachsige Biegung und Normalkraft auf der
Grundlage von DIN EN 1993-1-1 [11], Abs. 6.3.3 und Anhang B zu führen (s. Ab-
schnitt 4.4, Gl. (4-39)). Für die Beanspruchungsgruppen S4—S9 kann das Torsions-
moment aus der exzentrischen Radlasteinleitung näherungsweise in ein horizonta-
les Kräftepaar umgerechnet und zusätzlich in Mz,ch,Ed berücksichtigt werden.
Nch,Ed Mz,ch,Ed
13
þ kzz < 1,0 (9-22)
cz Nch,Rk =gM1 Mz,ch,Rk =gM1
My,Ed Nch,Rk ¼ Ach " fy ¼ ðAf,c þ Aw =5Þ " fy
mit Nch,Ed ¼
hw þ ðtf,c þ tf,t Þ=2 Mz,ch,Rk ¼ Wz,ch " fy

Nch,Ed einwirkende Normalkraft des Druckgurtes


Mz,ch,Ed Biegung des Druckgurtes aus horizontalen Kranlasten und ggf. Qr " ey =hf
Ach Querschnittsfläche des Druckgurtes (Druckflansch + 1/5 Stegfläche)
Wz,ch Maßgebendes Widerstandsmoment des Druckgurtes
Gurte der QSK 1 und 2: Wz,ch ¼ Wpl,z,ch ; Gurte der QSK 3: Wz,ch ¼ Wel,z,ch
cz Abminderungsbeiwert für Biegeknicken senkrecht zur z-Achse (Tafeln 4-4 und 4-5).
Kranbahnträger aus Walzprofilen mit aufgeschweißten Schienen werden bei der Zu-
ordnung der Knicklinie wie Schweißprofile behandelt.
kzz Interaktionsbeiwert, für Gurte von I- und H-Profilen siehe Tafel 9-16
Lcr Knicklänge des Druckgurtes, bei Trägern ohne zusätzliche seitliche Stützung Lcr ¼L

Tafel 9-16 Interaktionsbeiwert k zz für Gurte von I- und H-Profilen


Querschnitte der Klassen 1 und 2 Querschnitte der Klasse 3
kzz ¼ Cmz ½1 þ ð2lz ! 0,6Þ nz . für lz < 1,0 kzz ¼ Cmz ð1 þ 0,6lz nz Þ für lz < 1,0
kzz ¼ Cmz ð1 þ 1,4nz Þ für lz > 1,0 kzz ¼ Cmz ð1 þ 0,6nz Þ für lz > 1,0
sffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffi
Nch,Ed Lcr I z,ch E
nz ¼ lz ¼ iz,ch ¼ l1 ¼ p " Cmz ¼ 0,9
cz " Nch,Rk =gM1 iz,ch " l1 Ach fy

10 0 9
Stahlbau

9.4.3 Nachweis des Steges für Beanspruchungen durch Radlasten


Bei Kranbahnträgern mit aufgesetzten Brückenkranen ist die Radlasteinleitung in
den Steg nachzuweisen. Dabei dürfen seitliche Ausmitten (s. Abschnitt 9.3.2.3) ver-
nachlässigt werden. Die Beanspruchbarkeit des Querträgersteges wird nach Ab-
schnitt 5.3.4 bestimmt. Dabei wird die Länge der starren Lasteinleitung an der
Oberkante des Obergurtes mit Gl. (9-23) angesetzt. Die Interaktion zwischen Quer-
lasten, Momenten und ggf. vorhandenen Normalkräften wird mit dem Nachweis
nach Gl. (5-51) erfasst.
sS ¼ leff # 2tf (9-23)
leff eff. Lastausbreitungslänge an der Unterkante des Obergurtes (s. Tafel 9-13)

9.4.4 Plattenbeulen
Die Beulsicherheit von Kranbahnträgern, insbesondere deren Stege, darf nach der
Methode der wirksamen Spannungen und der Methode der wirksamen Quer-
schnitte nach DIN EN 1993-1-5 [14] nachgewiesen werden (siehe Kapitel 5).

9.4.5 Beanspruchbarkeit der Unterflansche bei Lasteinleitungen


Die Beanspruchbarkeit der Unterflansche von Katzträgern und Hängekranen bei
Radlasteinleitungen Fz,Ed wird mit Gl. (9-24) bestimmt, der Tragsicherheitsnachweis
wird mit Gl. (9-25) geführt.
" " # #
leff " tf2 fy s f,Ed 2 Fz,Ed <
Ff,Rd ¼ " " 1# (9-24) 1,0 (9-25)
4 " m gM0 fy =gM0 Ff,Rd
leff effektive Länge des Flansches nach Tafel 9-17
s f,Ed Spannung in der Schwereachse des Flansches infolge Biegung My

Tafel 9-17 Effektive Länge leff


Position Radlast Effektive Länge leff
Rad an einem ungestützten
leff ¼ 2ðm þ nÞ
Flanschende
pffiffiffi pffiffiffi
Rad außerhalb der Trägerend- für xw > 4 p2ffiffiffiðm þ nÞ leff ¼ 4pffiffiffi 2ðm þ nÞ
bereiche für xw < 4 2ðm þ nÞ leff ¼ 2 2ðm þ nÞ þ 0,5xw
" rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi #
xe %x &2ffi
e
Rad impffiffiffiAbstand l eff ¼ 2ðm þ nÞ þ 1 þ , jedoch
m m
xe < 2 2ðm þ nÞ pffiffiffi pffiffiffi
von einem Prellblock, am Träger- für xw > 2 2ðm þ nÞ þ xe leff < 2ðm þ nÞ þ xe
ende pffiffiffi pffiffiffi xw þ xe
für xw < 2 2ðm þ nÞ þ xe leff < 2ðm þ nÞ þ
2
pffiffiffi 2
2ðm þ nÞ
für xw > 2 2ðm þ nÞ þ xe þ
Rad im xe
pffiffiffiAbstand
xe < 2 2ðm þ nÞ pffiffiffi 2ðm þ nÞ2
am gestützten Flanschende, das leff ¼ 2 2ðm þ nÞ þ xe þ
xe
entweder von unten oder durch eine pffiffiffi 2ðm þ nÞ2
angeschweißte Stirnplatte gelagert für xw < 2 2ðm þ nÞ þ xe þ
xe
ist pffiffiffi xe þ xw ðm þ nÞ2
leff ¼ 2ðm þ nÞ þ þ
2 xe
m Hebelarm der Radlast zum !bergang Flansch-Steg (s. Bild 9-8)
— bei Walzprofilen m ¼ ðb ! tw Þ=2 ! 0,8rp!
ffiffiffi n
— bei Schweißprofilen m ¼ ðb ! tw Þ=2 ! 0,8 2a ! n
xe Abstand vom Trägerende zur Schwerelinie des Rades

xw Radabstand

1010
Kranbahnen

9.5 Nachweise im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit


9.5.1 Begrenzung der Verformungen und Verschiebungen
Tafel 9-18 Grenzwerte für horizontale Verformungen

Horizontale Durchbiegung dy eines Kranbahnträgers


in Höhe der Oberkante Kranschiene
dy < L=600

Horizontale Verschiebung dy eines Tragwerks (oder


einer Stütze) in Höhe der Kranauflagerung:
Hubklasse grenz dy
HC 1 hc =250
HC 2 hc =300
HC 3 hc =350
HC 4 hc =400
Es werden nur die Lasten aus Kranbetrieb berück-
sichtigt.
hc Abstand zu der Ebene, in der der Kran gelagert ist
(auf einer Kranschiene oder auf einem Flansch)
Differenz dy der horizontalen Verschiebungen be-
nachbarter Tragwerke (oder Stützen), auf denen
Träger einer innen liegenden Kranbahn lagern
Ddy < L=600
Differenz Ddy der horizontalen Verschiebungen be-
nachbarter Stützen (oder Tragkonstruktionen), auf
denen Träger einer außen liegenden Kranbahn lagern:
— infolge der Lastkombination von seitlichen Kran-
kräften und Windlast während des Betriebes:
Ddy < L=600
— infolge Windlast außer Betrieb
Ddy < L=400
#nderung des Abstandes Ds der Schwerelinien der 13
Kranschienen, einschließlich der Auswirkungen von
Temperaturänderungen:
Ds < 10 mm
Es werden nur die Lasten aus Kranbetrieb berück-
sichtigt. Größere Verformungsgrenzwerte können
vereinbart werden.

Tafel 9-19 Grenzwerte für vertikale Verformungen


Vertikale Durchbiegung dz eines Kranbahnträgers:
dz < L=500, jedoch dz < 25 mm
Die vertikale Durchbiegung dz sollte als Gesamt-
durchbiegung infolge vertikaler Lasten abzüglich
möglicher !berhöhungen bestimmt werden.
Differenz Dhc der vertikalen Durchbiegung zweier
benachbarter Träger, die eine Kranbahn bilden:
Dhc < s=600

Vertikale Durchbiegung dpay infolge der Nutzlast


eines Kranbahnträgers bei einer Unterflanschlauf-
katze:
dpay < L=500

1011
Stahlbau

9.5.2 Begrenzung des Stegblechatmens


Nach DIN EN 1993-1-5 [14] können die Stege von Trägern weit über die kritische
Beullast hinaus beansprucht werden. Daher kann es schon im GZG zu einem zykli-
schen Ausbeulen kommen, das zu Ermüdungsrissen am Schweißnahtanschluss
zum Gurt führen kann. Wegen der konzentrierten Radlasten sind bei Kranbahnträ-
gern die Stege i. Allg. nicht so schlank. Der Nachweis gegen übermäßiges Steg-
blechatmen kann entfallen, wenn b=tw < 120 ist.

9.5.3 Sicherstellung des elastischen Tragverhaltens


Um elastisches Tragverhalten sicherzustellen sind die Normalspannungen in
Längs- und Querrichtung, die Schub- und Vergleichsspannungen zu begrenzen. Die
im Nachweis zu berücksichtigen Spannungen sind in Tafel 9-20 zusammengestellt.
fy fy fy
sEd,ser < tEd,ser < pffiffiffi s v,Ed,ser < gM,ser ¼ 1,0
gM,ser 3 gM,ser gM,ser

Tafel 9-20 Zu berücksichtigende Spannungen im GZG


Kran Spannungen
— lokale Spannungen s oz,Ed,ser im Steg
— globale Spannungen s x,Ed,ser und tEd,ser
Brückenlaufkran
Zu vernachlässigen: Biegespannung s T,Ed infolge der Exzentrizität von
Radlasten
Katzträger, Hänge- — lokale Spannungen s oz,Ed,ser und s oy,Ed,ser im Unterflansch
krane — globale Spannungen s x,Ed,ser und tEd,ser

9.5.4 Schwingung des Unterflansches


Damit keine wahrnehmbaren Schwingungen des Untergurtes beim Kranbetrieb
auftreten, ist dessen Schlankheit auf L=iz < 250 zu begrenzen.

9.6 Ermüdung
9.6.1 Allgemeines
Der Ermüdungsnachweis wird nach DIN EN 1993-1-9 [18] für alle ermüdungskriti-
schen Stellen geführt werden (s. Kapitel 8). Bei Kranbahnen betrifft dies diejenigen
Bauteile, die Spannungsänderungen infolge vertikaler Radlasten ausgesetzt sind.
Spannungsänderungen infolge Seitenlasten können i. d. R. vernachlässigt werden.
In einigen Fällen sind jedoch Verbindungen zur !bertragung von Seitenlasten einer
sehr hohen Ermüdungsbeanspruchung ausgesetzt. Bei bestimmten Kranbahnen
tritt eine Ermüdungsbeanspruchung durch häufig wiederkehrende Beschleuni-
gungs- und Bremskräfte auf.
Der Ermüdungsnachweis kann entfallen, wenn die Anzahl der Lastwechsel mit
mehr als 50 % der vollen Nutzlast die Anzahl C0 ¼ 104 nicht übersteigt.

9.6.2 Schwingbreiten und lokale Spannungen aus Radlasten


Die schadensäquivalenten Spannungsschwingbreiten bezogen auf 2 " 106 Lastwech-
sel werden mit den Gln. (9-26) und (9-27) bestimmt.
Ds E,2 ¼ max s ðgFf " Qe Þ # min sðgFf " Qe Þ (9-26)
DtE,2 ¼ max tðgFf " Qe Þ # min tðgFf " Qe Þ (9-27)
Qe schadensäquivalente Belastung für Nc ¼ 2 " 106 Lastspiele (siehe Gl. (9-11))
gMf ¼ 1,0 Teilsicherheitsbeiweit für Einwirkungen

101 2
Kranbahnen

Ist die Anzahl der Spannungswechsel größer als die Anzahl der Kranspiele, so ist
die Ermüdungslast Qe mit dem schadensäquivalenten Beiwert li zu bestimmen,
der sich aus der S-Klasse für die höhere Anzahl ergibt (Tafel 9-21). Dies gilt z. B. für
Spannungswechsel aus Radlasten bei Brückenlaufkranen mit mehreren Achsen.
— bei zwei Spannungsspitzen wird die Beanspruchungsklasse um eins erhöht
— bei vier Spannungsspitzen wird die Beanspruchungsklasse um zwei erhöht

Tafel 9-21 Klassifizierung von Kranen


Q0 Q1 Q2 Q3 Q4 Q5
Klasse des Lastkollektivs 0,0313 0,0625 0,125 0,25 0,5
kQ <
< kQ < < kQ < < kQ < < kQ < < kQ <
0,0313
0,0625 0,125 0,25 0,5 1,0
Klasse der Gesamtzahl von
Arbeitsspielen
U0 C < 1,6 + 104 S0 S0 S0 S0 S0 S0
U1 1,60 + 104 < C < 3,15 + 104 S0 S0 S0 S0 S0 S1
U2 3,15 + 104 < C < 6,30 + 104 S0 S0 S0 S0 S1 S2
U3 6,30 + 104 < C < 1,25 + 105 S0 S0 S0 S1 S2 S3
U4 1,25 + 105 < C < 2,50 + 105 S0 S0 S1 S2 S3 S4
U5 2,50 + 105 < C < 5,00 + 105 S0 S1 S2 S3 S4 S5
U6 5,00 + 105 < C < 1,00 + 106 S1 S2 S3 S4 S5 S6
U7 1,00 + 106 < C < 2,00 + 106 S2 S3 S4 S5 S6 S7
U8 2,00 + 106 < C < 4,00 + 106 S3 S4 S5 S6 S7 S8
U9 4,00 + 106 < C < 8,00 + 106 S4 S5 S6 S7 S8 S9
kQ Lastkollektivbeiwert für alle Arbeitsvorgänge des Krans
C Gesamtzahl von Arbeitsspielen während der Nutzungsdauer des Krans

Lokale Spannungen aus Radlasten


Im Steg sind die lokalen Spannungen aus Radlasten am Obergurt s z,Ed , txz,Ed und
bei Beanspruchungsklassen ab S4 Biegespannungen sT,Ed zu berücksichtigen. s z,Ed
und sT,Ed werden wegen der gleichen Beanspruchungsrichtung aufaddiert. Die lo- 13
kalen Spannungen sind insbesondere bei der Bemessung der Schweißnahtan-
schlüsse zu den Obergurten zu berücksichtigen.
Bei angeschweißten Schienen sind die lokalen Spannungen in den Schweißnähten
zu untersuchen. Bei Hängekranen und Katzträgern sind die Biegespannungen im
Unterflansch zu beachten.

9.6.3 Ermüdungsnachweis
Der Ermüdungsnachweis erfolgt nach DIN EN 1993-1-9 (s. Abschnitt 8.6.2 und
8.6.3). Wirken zwei oder mehrere Krane zeitweise zusammen, so ist zusätzlich der
Nachweis nach Gl. (9-28) zu führen.
Pn
Dd ¼ Di þ Ddup < 1 (9-28)
i
Di Schädigung eines einzelnen unabhängig wirkenden Krans i nach Gl. (8-19)
Ddup Zusätzliche Schädigung infolge der Kombination von zwei oder mehr Kranen, die zeit-
weise zusammen wirken. In Abhängigkeit vom Konstruktionsdetail sollte die Schädi-
gung mit der Längsspannung, der Schubspannung oder beidem bestimmt werden (s.
auch Abschnitt 8.6.2):
" # " #
gFf " Ds E,2,dup 3 g " DtE,2,dup 5
Ddub ¼ þ Ff
Ds C =gMf DtC =gMf
DsE,2,dup , DtE,2,dup schadensäquivalente Spannungsschwingbreiten zweier oder mehrerer zu-
sammenwirkender Krane

101 3
Stahlbau

Zur Ermittlung von Spannungsschwingbreiten DsE,2,dup , DtE,2,dup dürfen die scha-


densäquivalenten Beiwerte ldup für zeitweises Zusammenwirken von Kranen wie
folgt berechnet werden:
— Bei zwei Kranen
ldup wird für die Beanspruchungsklasse bestimmt, die zwei Klassen unter der
niedrigsten der Einzelkrane liegt.
— Bei drei oder mehr Kranen
ldup wird für die Beanspruchungsklasse bestimmt, die drei Klassen unter der
niedrigsten der Einzelkrane liegt.
Falls zwei Krane in erheblichem Ausmaß zusammen betrieben werden, sollten sie
zusammen als ein Kran behandelt werden.

10 Ausführung von Stahlbauten


10.1 Ausführungsklassen
DIN EN 1090-2 [38] legt vier Ausführungsklassen (Execution Classes), EXC 1 bis
EXC 4, fest, die die Anforderungen an die Ausführung bestimmen. Dabei werden
an Tragwerke bzw. Bauteile, die in die Ausführungsklasse EXC 4 eingeordnet wer-
den, die höchsten Anforderungen gestellt. Ein Tragwerk kann mehrere Ausführungs-
klassen enthalten. In den Mitteilungen des DIBt vom Dezember 2010 [94] werden
Merkmale zur Bestimmung der Ausführungsklasse angegeben, die in Tafel 10-1 zu-
sammengefasst sind. Die Herstellung von Bauteilen in den Ausführungsklassen darf
nur durch Hersteller erfolgen, deren werkseigene Produktion nach DIN EN 1090-1
[37] zertifiziert ist.

Tafel 10-1 Zuordnung zu Ausführungsklassen


EXC 1
Vorwiegend ruhend beanspruchte Bauteile oder Tragwerke bis S275, für die mind. einer der
folgenden Punkte zutrifft:
— Tragkonstruktionen mit max. 2 Geschosse aus Walzprofilen ohne biegesteife Kopfplatten-
stöße
— Stützen mit max. 3 m Knicklänge
— Biegeträger mit max. 5 m Spannweite und Auskragungen bis 2 m
— Charakteristische veränderliche gleichmäßig verteilte Einwirkungen/Nutzlasten bis 2,5 kN/m
und charakteristische veränderliche Einzelnutzlasten bis 2,0 kN
— Belastungsebenen, max. 30, geneigt (z. B. Rampen) mit Beanspruchungen durch charakte-
ristische Achslasten von max. 63 kN oder charakteristische veränderliche gleichmäßig ver-
teilte Einwirkungen/Nutzlasten von bis zu 17,5 kN/m in einer Höhe von max. 1,25 m über
festem Boden wirkend
— Treppen und Geländer in Wohngebäuden
— Landwirtschaftliche Gebäude ohne regelmäßigen Personenverkehr (z. B. Scheunen, Ge-
wächshäuser)
— Wintergärten an Wohngebäuden
— Einfamilienhäuser mit bis zu 4 Geschossen
— Gebäude, die selten von Personen betreten werden, wenn der Abstand zu anderen Gebäu-
den oder Flächen mit häufiger Nutzung durch Personen mind. das 1,5-fache der Gebäude-
höhe beträgt
— andere vergleichbare Bauwerke, Tragwerke, Bauteile
EXC 2
Vorwiegend ruhend und nicht vorwiegend ruhend beanspruchte Bauteile oder Tragwerke aus
Stahl bis S700, die nicht EXC 1, 2 oder 4 zuzuordnen sind.

Fortsetzung s. nächste Seite

1014
Ausf"hrung von Stahlbauten
Tafel 10-1, Fortsetzung
EXC 3
Vorwiegend ruhend und nicht vorwiegend ruhend beanspruchte Bauteile oder Tragwerke aus
Stahl bis S700, für die mind. einer der folgenden Punkte zutrifft:
— großflächige Dachkonstruktionen von Versammlungsstätten/Stadien
— Gebäude mit mehr als 15 Geschossen
— Vorwiegend ruhend beanspruchte Wehrverschlüsse bei extremem Abflussvolumen
— folgende nicht vorwiegend ruhend beanspruchte Tragwerke oder deren Bauteile:
4 Geh- und Radwegbrücken
4 Straßen- und Eisenbahnbrücken
4 Fliegende Bauten
4 Türme und Maste wie z. B. Antennentragwerke
4 Kranbahnen
4 zylindrische Türme wie z. B. Stahlschornsteine
— andere vergleichbare Bauwerke, Tragwerke, Bauteile
EXC 4
— alle Bauteile oder Tragwerke der EXC 3 mit extremen Versagensfolgen für Menschen und
Umwelt, wie z. B.:
4 Straßen- und Eisenbahnbrücken (s. DIN EN 1991-1-7) über dicht besiedeltem Gebiet oder
über Industrieanlagen mit hohem Gefährdungspotenzial
4 Sicherheitsbehälter in Kernkraftwerken
4 nicht vorwiegend ruhend beanspruchte Wehrverschlüsse bei extremem Abflussvolumen

10.2 Schweißverbindungen
10.2.1 Allgemeines
Mit der Ausführungsklasse sind bestimmte Qualitätsanforderungen an geschweißte
Bauteile verbunden. Diese sind für das Schmelzschweißen in DIN EN ISO 3834 und
für das Widerstandsschweißen in DIN EN ISO 14554 geregelt. Wesentliche Punkte
sind:
— Schweißen nach qualifizierten Schweißanweisungen
— Einsatz von geprüften Schweißern nach DIN EN 287-1
— Einsatz von qualifiziertem Schweißaufsichtspersonal nach DIN EN ISO 14731
— Durchführung von zerstörungsfreien Schweißnahtprüfungen
Nach DIN EN 1090-2 erfolgt die Zuordnung der Ausführungsklasse zu den Anforde- 13
rungen nach DIN EN ISO 3834 wie in Tafel 10-2 beschrieben.

Tafel 10-2 Zuordnung der Ausführungsklassen zu Qualitätsanforderungen


Ausführungsklasse DIN EN ISO 3834 Inhalt
EXC 1 Teil 4 Elementare Qualitätsanforderungen
EXC 2 Teil 3 Standard-Qualitätsanforderungen
EXC 3 und EXC 4 Teil 2 Umfassende Qualitätsanforderungen

10.2.2 Schweißen nach qualifizierten Schweißanweisungen


Die Qualifizierung des Schweißverfahrens ist abhängig von der Ausführungsklasse,
dem Grundwerkstoff und dem Mechanisierungsgrad nach Tafel 10-3.
Tafel 10-3 Methoden zur Qualifizierung des Schweißverfahrens
Methoden der Qualifizierung DIN EN ISO EXC 2 EXC 3 EXC 4
Schweißverfahrensprüfung 15614-1 x x x
Vorgezogene Arbeitsprüfung 15613 x x x
Standardschweißverfahren 15612 x1) — —
Vorliegende schweißtechnische Erfahrung 15611
x2) — —
Einsatz von geprüften Schweißzusätzen 15610
x zulässig; — nicht zulässig
1
) nur bei Stahlsorten 2 S355 und manuellem oder teilmechanischem Schweißen
2
) nur bei Stahlsorten 2 S275 und manuellem oder teilmechanischem Schweißen

101 5
Stahlbau

10.2.3 Schweißaufsichtspersonal
Bei den Ausführungsklassen EXC 2 bis EXC 4 müssen die Schweißarbeiten durch
ein ausreichend qualifiziertes Schweißaufsichtspersonal geprüft werden. Die Anfor-
derungen sind in Tafel 10-4 zusammengestellt. Darin bedeuten:
— B Basiskenntnisse ¼ Schweißfachmann IWS
— S Spezielle Kenntnisse ¼ Schweißtechniker IWT
— C Umfassende Kenntnisse ¼ Schweißfachingenieur IWE

Tafel 10-4 Technische Kenntnisse des Schweißaufsichtspersonals


Materialdicke
Ausführungs- Stahlsorte
klasse (S235 bis S700) t < 25 mm 25 mm < t < 50 mm
t > 50 mm
(t < 50 mm)1) (25 mm < t < 75 mm)1)
< S275 B S S
EXC 2 S355 B S C
> S420 S C2 ) C
< S355 S C C
EXC 3 > S420 C C C
EXC 4 S235 bis S700 C C C
1
) Die größeren Blechdicken gelten für Stützenfußplatten und Stirnbleche
2
) Bei Stahlsorten N, NL, M, ML sind spezielle Kenntnisse (S) ausreichend

10.2.4 Zerstörungsfreie Schweißnahtprüfung


Nach DIN EN 1090-2 [38] muss über die gesamte Länge aller Schweißnähte eine
Sichtprüfung durchgeführt werden. Diese erfolgt, bevor eine zerstörungsfreie Prü-
fung (ZfP) durchgeführt wird. Sie beinhaltet
— das Vorhandensein und die Stellen aller Schweißnähte,
— die Kontrolle der Schweißnähte nach DIN EN 970,
— Zündstellen und Bereiche mit Schweißspritzern.
Werden Oberflächenunregelmäßigkeiten festgestellt, muss an der kontrollierten
Schweißnaht eine Oberflächenprüfung mittels Farbeindring- oder Magnetpulver-
prüfung durchgeführt werden. Bei EXC 1 ist i. Allg. keine ergänzende ZfP erforder-
lich. Für die Ausführungsklassen EXC 2, EXC 3 und EXC 4 sind ergänzende ZfP in
Abhängigkeit von der statischen Ausnutzung der Schweißnähte im GZT nach Ta-
fel 10-5 durchzuführen. Dort werden Nähte, die nicht parallel zur Längsachse ver-
laufen, als quer verlaufende Nähte betrachtet. U ¼ Ed =Rd ist der Ausnutzungsgrad
unter quasi-statischen Einwirkungen.

Tafel 10-5 Umfang der ergänzenden ZfP


Werkstatt- und
Schweißnahtart Baustellennähte
EXC 2 EXC 3 EXC 4
Zugbeanspruchte querverlaufende Stumpfnähte und teilweise durch-
geschweißte Nähte in zugbeanspruchten Stumpfstößen
U > 0,5 10 % 20 % 100 %
U < 0,5 0% 10 % 50%
Querverlaufende Stumpfnähte und teilweise durchgeschweißte Nähte
in Kreuzstößen 10 % 20 % 100 %
in T-Stößen 5% 10 % 50 %
Zug- oder scherbeanspruchte querverlaufende Kehlnähte
mit a > 12 mm oder tmax > 20 mm 5% 10 % 20 %
mit a < 12 mm oder tmax < 20 mm 0% 5% 10%
Längsnähte und Nähte angeschweißter Steifen 0% 5% 10 %

101 6
Ausf"hrung von Stahlbauten

10.2.5 Abnahmekriterien für Schweißnahtunregelmäßigkeiten


DIN EN ISO 5817 [61] regelt die Grenzwerte für Unregelmäßigkeiten der Schweiß-
nähte für die Bewertungsgruppen B, C und D. Die Qualität einer Schweißung wird
hinsichtlich der Art, Größe und Anzahl ausgesuchter Unregelmäßigkeiten bewertet.
Mit der Gruppe B sind die höchsten Anforderungen verbunden.
In Tafel 10-6 sind den Ausführungsklassen Bewertungsgruppen zugeordnet, deren
Abnahmekriterien einzuhalten sind. Unregelmäßigkeiten aufgrund von Mikrobinde-
fehlern (401) und schroffen Nahtübergangen (505) sind nicht zu berücksichtigen.

Tafel 10-6 Zuordnung der Bewertungsgruppen zu Ausführungsklassen


Ausführungsklasse EXC 1 EXC 2 EXC 3 EXC 4
Bewertungsgruppe D C1) B B+2)
1
) Bewertungsgruppe D für „Einbrandkerbe (5011, 5012)“, „Schweißgutüberlauf (506)“, „Zünd-
stelle (601)“, „Offener Endkraterlunker (2025)“
2
) Bewertungsgruppe B mit Zusatzanforderungen der DIN EN 1090-2 Tab. 17 [38]

10.3 Schraubenverbindungen
10.3.1 Herstellen von Schraubenverbindungen
Die Herstellung von Schraubenverbindungen geschieht in folgenden Schritten:
— Herstellen der Löcher,
— ggf. Vorbereiten der Kontaktflächen
— Einsetzen der Schrauben und Unterlegscheiben,
— Aufschrauben, Anziehen und ggf. Vorspannen der Mutter.
Schraubenlöcher können unter Beachtung von DIN EN 1090-2, Abschnitt 6.6.3 [38]
auf unterschiedliche Weise hergestellt werden (Bohren, Stanzen, Laser-, Plasma-
oder anderes thermisches Schneiden). Zu beachten sind
— die Anforderungen in Bezug auf lokale Härte und Qualität der Schnittflächen
nach DIN EN 1090-2 Abschnitt 6.4,
— das alle Löcher für Verbindungsmittel oder Bolzen so zueinander passen, dass 13
die Verbindungsmittel ungehindert eingesetzt werden können.
Stanzen ist zulässig, sofern die Bauteildicke nicht größer ist als der Nenndurch-
messer des Loches. In den Ausführungsklassen EXC 3 und EXC 4 müssen die Lö-
cher mit einem Untermaß von mindestens 2 mm gestanzt und hinterher aufgerie-
ben werden.
Löcher für Passschrauben und Passbolzen dürfen entweder passend gebohrt oder
vor Ort aufgerieben werden. Löcher, die vor Ort aufgerieben werden, müssen zu-
nächst mit mindestens 3 mm Untermaß durch Bohren oder Stanzen ausgeführt
werden. Lange Langlöcher müssen entweder in einem Arbeitsgang gestanzt oder
durch Bohren oder Stanzen zweier Löcher mit anschließenden manuellem Brenn-
schneiden hergestellt werden, sofern nichts anderes festgelegt wird. Grate an Lö-
chern müssen vor dem Zusammenbau entfernt werden. Werden Löcher in einem
Arbeitsgang durch zusammengeklemmte Teile gebohrt, die nach dem Bohren nicht
getrennt werden, ist das Entgraten nur an den außenliegenden Lochrändern erfor-
derlich.

10.3.2 Planmäßiges Vorspannen von Schraubenverbindungen


Zum Aufbringen der Mindestvorspannkraft Fp,C können nach DIN EN 1090-2 [38]
die Anziehverfahren in Tafel 10-7 eingesetzt werden, wenn keine Einschränkungen
bzgl. der Anwendung vorliegen. Dabei muss die k-Klasse (Kalibrierung im Anliefe-
rungszustand nach DIN EN 14399-1 [65]) der Tafel 10-7 entsprechen. Angaben zu

101 7
Stahlbau

den Anziehverfahren, den notwendigen Kontrollen und Prüfungen sind DIN EN


1090-2 [38] zu entnehmen. Die k-Klassen müssen vom Hersteller der Schraubengar-
nituren angegeben werden. Das Anziehen erfolgt schrittweise, ausgehend von dem
Teil des Anschlusses mit der größten Steifigkeit hin zum nachgiebigsten Teil. Mehr
als ein Anziehdurchgang kann notwendig sein, um gleichmäßige Vorspannkräfte
zu erzielen.

Tafel 10-7 Anziehverfahren und k-Klassen


Anziehverfahren k-Klassen

Drehmomentenverfahren K2

Kombiniertes Vorspannverfahren K2 oder K1

HRC Anziehverfahren (DIN EN 14399-10) K0 nur mit HRD-Muttern oder K2

Verfahren mit direkten Kraftanzeigern (DTI) K2, K1 oder K0

Ergänzende Vorspannverfahren zu DIN EN 1090-2 [38]


In DIN EN 1993-1-8/NA [17] sind ergänzende Vorspannverfahren angegeben. Die
wesentliche Besonderheit der ergänzenden Vorspannverfahren besteht im Auf-
bringen der im Vergleich zur Mindestvorspannkraft Fp,C kleineren Regelvorspann-
kraft F *p,C . Dadurch kann die Ermittlung eines Referenz-Drehmomentes nach
DIN EN 1090-2 Abschnitt 8.5.2 entfallen. Stattdessen können bei einer Schmierung
nach Klasse K1 feste Werte für die Anziehmomente angegeben werden. Daraus fol-
gen ein modifiziertes Drehmoment-Vorspannverfahren und ein modifiziertes kom-
biniertes Vorspannverfahren. Ferner ist es möglich, das traditionelle Drehimpuls-
Vorspannverfahren beizubehalten, siehe Tafeln 10-8 und 10-9 [17].

Tafel 10-8 Vorspannkräfte und Anziehmomente für Garnituren der Festigkeitsklasse 8.8 nach
DIN EN ISO 4014, 4017, 4032 und DIN 34820
Modifiziertes Drehmomentenver-
Drehimpulsverfahren
fahren

Regelvorspann- Einzustellende Vorspannkraft Aufzubringendes Anziehmoment


Maße kraft FV,DI ½kN. zum Erreichen der MA ½Nm. zum Erreichen der
F *p,C ½kN. Regelvorspannkraft F *p,C Regelvorspannkraft F *p,C

Oberflächenzustand:
feuerverzinkt und geschmiert1) oder wie hergestellt und geschmiert1)

M12 35 40 70

M16 70 80 170

M20 110 120 300

M22 130 145 450

M24 150 165 600

M27 200 220 900

M30 245 270 1200

M36 355 390 2100


1
) Muttern mit Molybdänsulfid oder gleichwertigem Schmierstoff behandelt

101 8
Ausf"hrung von Stahlbauten
Tafel 10-9 Vorspannkräfte und Anziehmomente für Garnituren der Festigkeitsklasse 10.9
nach DIN EN 14399-4, DIN EN 14399-6 u. DIN EN 14399-8
Drehimpulsverfahren Modifiziertes Dreh- Modifiziertes kombi-
momentenverfahren niertes Verfahren
Einzustellende Aufzubringendes
Regelvorspann- Vorspannkraft Anziehmoment
Voranziehmoment
Maße kraft FV,DI ½kN. zum MA ½Nm. zum
MA,MKV ½Nm.
F *p,C ½kN. Erreichen der Regel- Erreichen der Regel-
vorspannkraft F *p,C vorspannkraft F *p,C
Oberflächenzustand:
feuerverzinkt und geschmiert1) oder wie hergestellt und geschmiert1)
M12 50 60 100 75
M16 100 110 250 190
M20 160 175 450 340
M22 190 210 650 490
M24 220 240 800 600
M27 290 320 1250 940
M30 350 390 1650 1240
M36 510 560 2800 2100
1
) Muttern mit Molybdänsulfid oder gleichwertigem Schmierstoff behandelt

13

1019
Holzbau nach Eurocode 5
DIN EN 1995-1-1: 2010-12 und DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12
Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Helmuth Neuhaus

Inhalt Seite

1 Baustoffeigenschaften von Voll- und Brettschichtholz 1026

2 Grundlagen für Entwurf, Berechnung und Bemessung 1036

3 Nachweise der Querschnittstragfähigkeit für Stäbe 1039

4 Nachweise für Stäbe mit den Ersatzstabverfahren 1049

5 Nachweise für Pultdach-, Satteldach- und gekrümmte Träger 1060

6 Nachweise für Ausklinkungen, Durchbrüche sowie Schräg- und 1068


Queranschlüsse

7 Nachweise für zusammengesetzte Biegestäbe (Verbundbauteile) 1078

8 Aussteifungen von Druck-, Biegeträgern und Fachwerksystemen 1084

9 Nachweise mit Theorie II. Ordnung 1088

10 Nachweise der Gebrauchstauglichkeit 1090

11 Gelenk- und Koppelpfetten 1094

12 Verbindungen, allgemeine Angaben 1095

13 Verbindungen mit stiftförmigen metallischen Verbindungsmitteln 1097

14 Verbindungen mit Dübeln besonderer Bauart 1127 14


15 Zimmermannsmäßige Verbindungen (Versätze) 1140

16 Tafeln (Tragfähigkeit von Stützen, Querschnitts- und statische 1141


Werte, Konstruktionsvollholz)

Kapitel 17—22 siehe Onlineportal zu diesem Buch O+

Technische Baubestimmungen
DIN 976-1 2002-12 Gewindebolzen; Metrisches Gewinde
DIN 1052 2008-12 Entwurf, Berechnung und Bemessung von Holzbauwerken;
Allgemeine Bemessungsregeln und Bemessungsregeln für
den Hochbau
E DIN 1052-10 2011-08 Entwurf, Berechnung und Bemessung von Holzbauwerken;
Herstellung und Ausführung
DIN 4074-1 2003-06 Sortierung von Holz nach der Tragfähigkeit; Nadelschnittholz

10 2 1

U. Vismann (Hrsg.), Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln, DOI 10.1007/978-3-8348-8613-2_14,


© Vieweg+Teubner Verlag |Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012
Holzbau nach Eurocode 5

DIN 4074-5 2003-06 Sortierung von Holz nach der Tragfähigkeit; Laubschnittholz
DIN 18180 2007-01 Gipsplatten; Arten, Anforderungen
DIN 18334 2010-04 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen;
Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bau-
leistungen (ATV); Zimmer- und Holzbauarbeiten
DIN V 20000-1 2005-12 Anwendung von Bauprodukten in Bauwerken; Holzwerkstoffe
DIN EN 300 2006-09 Platten aus langen, flachen, ausgerichteten Spänen
(OSB); Definitionen, Klassifizierung und Anforderungen
DIN EN 312 2003-11 Spanplatten; Anforderungen
DIN EN 335-1 2006-11 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten; Definition der
Gebrauchsklassen; Allgemeines
DIN EN 335-2 2006-10 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten; Definition der
Gebrauchsklassen; Anwendung bei Vollholz
DIN EN 336 2003-09 Bauholz für tragende Zwecke; Maße, zulässige Abweichungen
DIN EN 338 2010-02 Bauholz für tragende Zwecke; Festigkeitsklassen
DIN EN 350-2 1994-10 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten; Natürliche Dau-
erhaftigkeit von Vollholz; Leitfaden für die natürliche Dauer-
haftigkeit und Tränkbarkeit von ausgewählten Holzarten von
besonderer Bedeutung in Europa
DIN EN 351-1 2007-10 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten; Mit Holzschutz-
mitteln behandeltes Vollholz; Klassifizierung der Schutzmittel-
eindringung und -aufnahme
DIN EN 386 2002-04 Brettschichtholz; Leistungsanforderungen und Mindestanfor-
derungen an die Herstellung
DIN EN 387 2002-04 Brettschichtholz; Universal-Keizinkenverbindungen; Leistungs-
anforderungen und Mindestanforderungen an die Herstellung
DIN EN 390 1995-03 Brettschichtholz; Maße, Grenzabmaße
DIN EN 622-2 2004-07 Faserplatten; Anforderungen; Anforderungen an harte Plat-
ten
DIN EN 622-3 2004-07 Faserplatten; Anforderungen; Anforderungen an mittelharte
Platten
DIN EN 634-2 2007-05 Zementgebundene Spanplatten; Anforderungen; Anforderun-
gen an Portlandzement (PZ) gebundene Spanplatten zur Ver-
wendung im Trocken-, Feucht- und Außenbereich
DIN EN 636 2003-11 Sperrholz; Anforderungen
DIN EN 912 2001-02 Holzverbindungsmittel; Spezifikationen für Dübel besonderer
Bauart für Holz
DIN EN 1194 1999-05 Holzbauwerke; Brettschichtholz; Festigkeitsklassen und Be-
stimmung charakteristischer Werte
DIN EN 1912 2010-07 Bauholz für tragende Zwecke; Festigkeitsklassen; Zuordnung
von visuellen Sortierklassen und Holzarten
DIN EN 1990 2002-10 Eurocode; Grundlagen der Tragwerksplanung
DIN EN 1995-1-1 2010-12 Eurocode 5; Bemessung und Konstruktion von Holzbauten;
Allgemeines; Allgemeine Regeln und Regeln für den Hoch-
bau
DIN EN 1995-1-1/NA 2010-12 Nationaler Anhang; National festgelegte Parameter; Euroco-
de 5; Bemessung und Konstruktion von Holzbauten;
Allgemeines; Allgemeine Regeln und Regeln für den Hochbau
DIN EN 1995-1-2 2010-12 Eurocode 5; Bemessung und Konstruktion von Holzbauten;
Allgemeine Regeln; Tragwerksbemessung für den Brandfall
DIN EN 1995-1-2/NA 2010-12 Nationaler Anhang; National festgelegte Parameter; Euroco-
de 5; Bemessung und Konstruktion von Holzbauten; Allge-
meine Regeln; Tragwerksbemessung für den Brandfall
DIN EN 1995-2 2010-12 Eurocode 5; Bemessung und Konstruktion von Holzbauten;
Brücken
DIN EN 10230-1 2000-01 Nägel aus Stahldraht; Lose Nägel für allgemeine Verwen-
dungszwecke;
DIN EN 12369-1 2001-04 Holzwerkstoffe; Charakteristische Werte für die Berechnung
und Bemessung von Holzbauwerken; OSB, Spanplatten und
Faserplatten
DIN EN 12369-2 2004-05 Holzwerkstoffe; Charakteristische Werte für die Berechnung
und Bemessung von Holzbauwerken; Sperrholz
DIN EN 12369-3 2009-02 Holzwerkstoffe; Charakteristische Werte für die Berechnung
und Bemessung von Holzbauwerken; Massivholzplatten

10 2 2
Weiterf"hrende Literatur

DIN EN 13271 2004-02 Holzverbindungsmittel; Charakteristische Tragfähigkeiten und


Verschiebungsmoduln für Verbindungen mit Dübeln beson-
derer Bauart
DIN EN 13353 2009-02 Massivholzplatten (SWP); Anforderungen
DIN EN 13986 2010-06 Holzwerkstoffe zur Verwendung im Bauwesen; Eigenschaften,
Bewertung der Konformität und Kennzeichnung
DIN EN 14080 2005-09 Holzbauwerke; Brettschichtholz; Anforderungen
DIN EN 14081-1 2006-03 Holzbauwerke; Nach Festigkeit sortiertes Bauholz für tragen-
de Zwecke mit rechteckigem Querschnitt; Allgemeine Anfor-
derungen
DIN EN 14279 2009-07 Furnierschichtholz (LVL); Definitionen, Klassifizierung und
Spezifikationen
DIN EN 14545 2009-02 Holzbauwerke; Nicht stiftförmige Verbindungselemente; An-
forderungen
DIN EN 14592 2009-02 Holzbauwerke; Stiftförmige Verbindungsmittel; Anforderungen
DIN EN 15283-2 2009-12 Faserverstärkte Gipsplatten; Begriffe, Anforderungen und
Prüfverfahren; Gipsfaserplatten

Weiterführende Literatur
[1] Becker, K., Blaß, H. J.: Ingenieurholzbau nach DIN 1052, Einführung mit Beispielen. Berlin:
Ernst und Sohn, 2006
[2] Blaß, H.-J. (Hrsg.); Görlacher, R. (Hrsg.); Steck, G. (Hrsg.): STEP 1, Holzbauwerke. Bemes-
sung und Baustoffe nach Eurocode 5. In: Informationsdienst Holz. Arbeitsgemeinschaft
Holz (Hrsg.): Düsseldorf: Fachverlag Holz, 1995
[3] Blaß, H. J., Ehlbeck, J., Kreuzinger, H., Steck, G.: Erläuterungen zu DIN 1052: 2004-08.
Entwurf, Berechnung und Bemessung von Holzbauwerken. 2. Aufl. Deutsche Gesellschaft
für Holzforschung. München und Karlsruhe: DGfH Innovations- und Service GmbH, Bru-
der, 2005
[4] Colling, F.: Holzbau. Grundlagen, Bemessungshilfen. 2. Aufl. Wiesbaden: Vieweg+Teubner,
2008
[5] Franz, J., Scheer, C.: Beitrag zur Berechnung von Holztragwerken nach Spannungstheorie
II. Ordnung. In: Ehlbeck, J. (Hrsg.), Steck, G. (Hrsg.): Ingenieurholzbau in Forschung und
Praxis, Karl Möhler gewidmet. Karlsruhe: Bruder, 1982
[6] Göggel, M., Werner, H.: Nichtlineare elastische Berechnung von Holztagwerken (Theorie
II. Ordnung). In: Ehlbeck: J. (Schriftl.): Holzbau Kalender, 1. Jhrg., 2002. Karlsruhe: Bruder,
2001
[7] Lißner, K., Felkel, A., Hemmer, K., Kuhlenkamp, D., Radovic, B., Rug, W., Steinmetz, D.:
DIN 1052 Praxishandbuch Holzbau. 2. Aufl. Fördergesellschaft Holzbau und Ausbau
(Hrsg.); DIN Deutsches Institut für Normung (Hrsg.). Berlin, Kissing: Beuth, WEKA, 2009
14
[8] Rug, W., Mönk, W.: Holzbau. Bemessung und Konstruktion. 15. Aufl. Berlin: HUSS-ME-
DIEN, 2007
[9] Neuhaus, H.: Ingenieurholzbau. 3. Aufl. Wiesbaden: Vieweg+Teubner, 2011
[10] Neuhaus, H.: Holzbau. In: Vismann, U. (Hrsg.): Wendehorst: Beispiele aus der Baupraxis.
4. Aufl. Wiesbaden: Vieweg+Teubner, 2011
[11] v. Halász, R. (Hrsg.), Scheer, C. (Hrsg.): Holzbau-Taschenbuch. Bd. 2: Bemessungsverfah-
ren und Bemessungshilfen. Scheer, C., Bauer, J.: Theorie II. Ordnung. 8. Aufl. Berlin: Wil-
helm Ernst & Sohn, 1989
[12] Sagot, G.: Baulicher Holzschutz. In: STEP 1 [2], Abschn. A14
[13] Schulze, H.: Baulicher Holzschutz. In: holzbau handbuch, Reihe 3, Bauphysik. Informati-
onsdienst Holz. Düsseldorf: Arbeitsgemeinschaft Holz, 1991
[14] Steck, G.: Euro-Holzbau. Teil 1, Grundlagen. Düsseldorf: Werner, 1997
[15] Steck, G., Nebgen, N.: Holzbau kompakt nach DIN 1052 (12.2008). 3. Aufl. Berlin: Bau-
werk, 2009
[16] Werner, G., Zimmer, K.-H., Lißner, K.: Holzbau Teil 1. Grundlagen nach DIN 1052 (neu
2008) und Eurocode 5. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, 2009
[17] Werner, G., Zimmer, K.-H., Lißner, K.: Holzbau Teil 2, Dach- und Hallentragwerke nach
DIN 1052 (neu 2008) und Eurocode 5. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, 2010
[18] Willeitner, H.: Holzschutz. In: V. Halász, R. (Hrsg.); Scheer, C. (Hrsg.): Holzbautaschenbuch.
Bd. 1, 9. Aufl. Berlin: Wilhelm Ernst & Sohn, 1996

10 2 3
Holzbau nach Eurocode 5

Vorbemerkungen
Der in diesem Abschn. angeführte Eurocode 5 (DIN EN 1995-1-1: 2010-12) und zugehörige Na-
tionale Anhang (DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12) und weitere angeführte Folgenormen dürfen
für Bauzwecke nur dann angewendet werden, wenn sie in den einzelnen Bundesländern bau-
aufsichtlich bekannt gemacht worden sind, oder wenn bis zu diesem Zeitpunkt eine Zulassung
im Einzelfall bei der zuständigen Bauaufsichtsbehörde eingeholt worden ist. Maßgebend für
die Berechnung und Bemessung von Holzbauwerken ist stets die entsprechende bauaufsicht-
lich eingeführte Norm.

Formelzeichen der DIN EN 1995-1-1: 2010-12, DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12


und DIN EN 1990: 2002-10

Formelzeichen bestehen überwiegend aus einem Hauptsymbol (Hauptzeiger) und


einem oder mehreren Fußzeigern zur Kennzeichnung des Hauptsymbols.

Hauptsymbole (Hauptzeiger) (Auszug)


A außergewöhnliche Einwirkung; e Ausmitte; Mittenabstand
Querschnittsfläche; Anschlussfläche; f Festigkeit; Frequenz
Faktor h Querschnittshöhe oder -dicke, Trag-
E Elastizitätsmodul; Auswirkung der werkshöhe; Einbindetiefe von Dü-
Einwirkungen beln besonderer Bauart
F Einwirkung; Kraft; Einzellast; i Trägheitsradius
Tragfähigkeit k Beiwert; Systembeiwert; allgemeine
G Schubmodul; ständige Hilfsgröße
Einwirkung l Länge; Spannweite; Feldlänge;
I Flächenmoment 2. Grades Einklebelänge
K Verschiebungsmodul; m Anzahl (Hilfsgröße); bezogenes
Federsteifigkeit Moment; Masse
M Moment; Biegemoment n Anzahl; bezogene Normalkraft
N Normalkraft; Längskraft q Gleichstreckenlast; bezogene
Q veränderliche Einwirkung; Ersatzlast Querkraft
R Widerstand; Tragwiderstand; r Radius allgemein; Ausrundungs-
Tragfähigkeit; radius; Krümmungsradius
T Torsionsmoment; Schubkraft s Schneelast; Abstand von Verbin-
V Querkraft; Volumen dungsmitteln bei kontinuierlicher
W Widerstandsmoment Verbindung
X Wert einer allgemeinen Baustoff- t Dicke allgemein; Lamellendicke im
eigenschaft Brettschichtholz; Eindringtiefe bei
a Abstand, !berstand; Länge; Verbindungsmitteln; Einschnitttiefe
allgemeine geometrische Größe u, v, w Verformung; Durchbiegung;
b Querschnittsbreite- od. -dicke; !berhöhung in Richtung der Koordi-
Breite eines Bauteils; Trägerbreite naten
d Durchmesser stiftförmiger v Einheitsimpulsgeschwindig-
Verbindungsmittel, Dübel besonde- keitsreaktion
rer Bauart und von Stahlstäben; x, y, z Koordinaten
Lochdurchmesser; Platten- oder
Scheibendicke

a Winkel; Verhältniswert; m Reibungskoeffizient; Beiwert


Winkel Kraft- zur Faserrichtung r Rohdichte
b Winkel; Verhältniswert; s Normalspannung, Längsspannung
Knicklängenbeiwert; Imperfektions- t Schub-, Torsions- und Rollschub-
beiwert spannung
g Teilsicherheitsbeiwert; Winkel; j Winkel der Schrägstellung
Abminderungsbeiwert w Beiwert, Kombinationsbeiwert
d Winkel x Dämpfungsgrad
l Schlankheitsgrad

10 2 4
Beispiele zusammengesetzter Formelzeichen

Fußzeiger (Auszug)
G ständige Einwirkung ad Haftung; Verankerung
H Hirnholz ap First
M Material; Baustoff; Biegemoment ax in Richtung der Stiftachse
Q veränderliche Einwirkung creep Kriechen
R Tragwiderstand; Rollschub crit Kippen; kritisch
V Querkraft def Verformung
b Bolzen; Passbolzen dst destabilisierend
c Druck; Knicken; Dübel besonderer dis Verteilung
Bauart ef wirksam, effektiv
d Bemessungswert; Durchbruch fin Endwert
in Biegestäben frequ häufig
e Einbindetiefe bei Dübeln bes. Bauart head Kopf
f Gurt in innerer
h Lochleibung; Höhe ind indirekt
i i-ter Querschnittsteil inf unterer Wert
k charakteristischer Wert; inst Anfangswert
Klebfuge; Kraglänge lam Lamelle
m Biegung max größter Wert
n netto min kleinster Wert
o oben mean mittlerer Wert
p Querspannung mod Modifikation
r Rand net netto
t Zug nom Nennwert
u Bruchzustand; unten perm quasi-ständig
v Schub; Verbindungsmittel; rare selten (charakteristisch)
vertikal; Vorholz; Versatz red abgeminderter Wert; Abminderung
w Steg rel bezogen
y Fließgrenze req erforderlicher Wert
x, y, z Koordinaten ser Gebrauchszustand
stb stabilisierend
sup oberer Wert
tor Torsion
tot gesamt
vol Volumen
a Winkel zur Faserrichtung
0 in Faserrichtung; Bezugswert;
lastfreier Zustand
90 rechtwinklig zur Faserrichtung
05 5 %-Quantil
14

Beispiele zusammengesetzter Formelzeichen


hap Querschnittshöhe am First
E0, mean mittlerer Elastizitätsmodul in Faserrichtung
Fv, Rd Bemessungswert der Tragfähigkeit einer Verbindung
Ku Verschiebungsmodul im Grenzzustand der Tragfähigkeit
treq erforderliche Dicke
fh,k charakteristische Lochleibungsfestigkeit
ft, 90, k charakteristische Zugfestigkeit rechtwinklig zur Faserrichtung
lrel, m bezogener Kippschlankheitsgrad
s c, a, d Bemessungswert der Druckspannung unter Winkel a zur Faserrichtung

10 2 5
Holzbau nach Eurocode 5

1 Baustoffeigenschaften
1.1 Festigkeits-, Steifigkeits- und Rohdichtekennwerte
von Voll- und Brettschichtholz
Tafel 1-1 Rechenwerte der charakteristischen Kennwerte für Nadelvollholz
mit rechteckigem Querschnitt der DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 3.2, nach DIN EN 338:
2010-02, Tab. 1 1)
Holzarten (Beispiele) nach DIN EN 1912: 2010-07: Fichte, Tanne, Kiefer, Lärche, Douglasie 3 ), 6 )
Festigkeitsklasse 4 ), 5 ) C16 C24 C30 C35 C40
S7/ S10/ S13/
Sortierklasse nach DIN 4074-1: 2003-06 2 ), 4 )
C16M C24M C30M C35M C40M
Festigkeitskennwerte in N/mm2
Biegung fm,k 7) 16 24 30 35 40
Zug k Faser ft,0, k 7) 10 14 18 21 24
Zug ? Faser ft, 90, k 0,4
Druck k Faser fc,0,k 6 ) 17 21 23 25 26
Druck ? Faser fc,90, k 2,2 2,5 2,7 2,8 2,9
Schub fv,k 8 ), 9 ) 3,2 8 ) 4,0 8 ) 4,0 8 ) 4,0 8 ) 4,0 8 )
Rollschub fR, k 10 ) 0,8
Steifigkeitskennwerte in N/mm2
E-Modul k Faser E0, mean 8 000 11000 12 000 13 000 14 000
E-Modul k Faser E0,05 5 400 7400 8 000 8 700 9 400
E-Modul ? Faser E90, mean 270 370 400 430 470
Schubmodul Gmean 500 690 750 810 880
Schubmodul G05 11 ) 335 460 500 540 590
Rohdichtekennwerte in kg/m3
Rohdichte (charakterist.) rk 310 350 380 400 420
Rohdichte (Mittellwert) rmean 370 420 460 480 500
1
) Vollholz nach den Anforderungen der DIN EN 14081-1: 2006-03 und nach DIN EN 384: 2004-05
2
) Nadelholz ist gemäß DIN EN 1912: 2010-07 nach DIN 4074-1: 2003-06 zu sortieren, grund-
sätzlich kann Nadelholz maschinell in jede gewünschte Festigkeitsklasse sortiert werden
3
) botanische Namen s. DIN EN 1912: 2010-07, Tab. 3, sowie Tafel 20-1 im Onlineportal zu die-
sem Buch O+
4
) Zuordnung der Sortierklassen zu den Festigkeitsklassen nach DIN EN 1912: 2010-07, über die
Zuordnung der visuellen und maschinellen Sortierung zu den Festigkeitsklassen s. Tafel 21-1 im
Onlineportal zu diesem Buch O+, weitere Festigkeitsklassen nach DIN EN 338: 2010-02, Tab. 1
5
) diese Eigenschaften gelten für Holz mit einer Holzfeuchte von etwa 12 % (T ¼ 20 , C und
65 % rel. Luftfeuchte)
6
) oft gebrauchte Klassen sind unterlegt
7
) für Vollholz mit Rechteckquerschnitt und einer charakteristischen Rohdichte von rk < 700 kg/m3
dürfen nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 3.2, die charakteristische Biegefestigkeit fm,k bei Quer-
schnittshöhen h < 150 mm und die charakteristische Zugfestigkeit ft, 0, k bei Querschnittsbreiten
b < 150 mm mit dem Beiwert kh erhöht werden: kh ¼ min {(150/h)0,2 oder 1,3} mit h in mm
als Querschnittshöhe bei Biegung bzw. Querschnittsbreite(-dicke) bei Zug
8
) bei biegebeanspruchten Bauteilen, die auf Schub beansprucht werden, muss nach DIN EN
1995-1-1: 2010-12, 6.1.7, der Einfluss von Rissen mit der wirksamen Breite des Bauteils bef ¼
kcr " b mit kcr ¼ 2,0/fv, k für Nadelvollholz und für Balkenschichtholz aus Nadelholz mit fv, k in N/mm2
(nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 6.1.7(2)) berücksichtigt werden, s. auch Abschn. 3.4.1
9
) bei Stäben aus Nadelschnittholz dürfen die kcr-Werte nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12,
6.1.7(2), s. Fußnote 8), in Bereichen, die mindestens 1,50 m vom Hirnholzende des Holzes lie-
gen, um 30 % erhöht werden
10
) die Rollschubfestigkeit beträgt nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.1.7, näherungsweise das
Doppelte der Zugfestigkeit rechtwinklig zur Faser
11
) der charakteristische Schubmodul G05 besitzt nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 3.2, den
Rechenwert G05 ¼ 2 " Gmean/3

10 2 6
Baustoffeigenschaften
Tafel 1-2 Rechenwerte der charakteristischen Kennwerte für Laubvollholz mit rechteckigem
Querschnitt der DIN 1995-1-1: 2010-12, 3.2, nach DIN EN 338: 2010-02, Tab. 1 1)

Festigkeitsklasse 4), 5) D 30 D 35 D 40 D 60
3
Holzarten ) Eiche Buche Buche
(Handelsname)
Sortierklasse nach DIN 4074-5: LS10 LS10 LS13 !
2003-06 2), 4)
Festigkeitskennwerte in N/mm2
Biegung fm, k 6) 30 6) 35 6) 40 6) 60 6)
6 6 6 6
Zug k Faser ft, 0, k ) 18 ) 21 ) 24 ) 36 6)
Zug ? Faser ft, 90, k 0,6
Druck k Faser fc, 0, k 23 25 26 32
Druck ? Faser fc, 90, k 8,0 8,1 8,3 10,5
Schub fv, k 7) 4,0 7) 4,0 7) 4,0 7) 4,5 7)
8
Rollschub fR, k ) 1,2
2
Steifigkeitskennwerte in N/mm
E-Modul k Faser E0, mean 11 000 12 000 13 000 17 000
E-Modul k Faser E0, 05 9 200 10 100 10 900 14 300
E-Modul ? Faser E90, mean 730 800 860 1130
Schubmodul Gmean 690 750 810 1 060
9
Schubmodul G05 ) 460 500 540 710
3
Rohdichtekennwerte in kg/m
Rohdichte rk 530 540 550 700
Rohdichte (Mittelwert) rmean 640 650 660 840
1
2
) Vollholz nach den Anforderungen der DIN EN 14081-1: 2006-03 und nach DIN EN 384: 2004-05
) Laubholz (Buche, Eiche) ist gemäß DIN EN 1912: 2010-07 nach DIN 4074-5: 2003-06 zu sortieren, 14
grundsätzlich kann Laubholz maschinell in jede gewünschte Festigkeitsklasse sortiert werden
3
) botanische Namen s. DIN EN 1912: 2010-07, Tab. 4, sowie Tafel 20-1 im Onlineportal zu die-
sem Buch O+
4
) Zuordnung der Sortierklassen zu den Festigkeitsklassen für Buche und Eiche nach DIN EN
1912: 2010-07, über die Zuordnung der visuellen und maschinellen Sortierung zu den Festig-
keitsklassen s. Tafel 21-1 im Onlineportal zu diesem Buch O+, Zuordnungen anderer Laubhölzer
s. DIN EN 1912: 2010-07, Tab. 2
5
) diese Eigenschaften gelten für Holz mit einer Holzfeuchte von etwa 12 % (T ¼ 20 , C und
65 % rel. Luftfeuchte)
6
) für Vollholz mit Rechteckquerschnitt und einer charakteristischen Rohdichte von rk < 700 kg/m3
dürfen nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 3.2, die charakteristische Biegefestigkeit fm, k bei Quer-
schnittshöhen h < 150 mm und die charakteristische Zugfestigkeit ft, 0, k bei Querschnittsbrei-
ten b < 150 mm mit dem Beiwert kh erhöht werden: kh ¼ min {(150/h)0,2 oder 1,3} mit h in
mm als Querschnittshöhe bei Biegung bzw. Querschnittsbreite(-dicke) bei Zug
7
) bei biegebeanspruchten Bauteilen, die auf Schub beansprucht werden, muss nach DIN EN
1995-1-1: 2010-12, 6.1.7, der Einfluss von Rissen mit der wirksamen Breite des Bauteils bef ¼
kcr " b mit kcr ¼ 0,67 für Laubvollholz (nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 6.1.7(2)) berücksich-
tigt werden, s. auch Abschn. 3.4.1
8
) die Rollschubfestigkeit beträgt nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.1.7, näherungsweise das
Doppelte der Zugfestigkeit rechtwinklig zur Faser
9
) der charakteristische Schubmodul G05 besitzt nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 3.2, den
Rechenwert G05 ¼ 2 " Gmean/3

10 2 7
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 1-3 Rechenwerte der charakteristischen Kennwerte für kombiniertes Brettschichtholz (c)
aus Nadelholz der DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 3.3, nach DIN EN 1194: 1999-05, Tab. 2 1)
Brettschichtholz aus z. B. Fichte, Tanne, Kiefer, Lärche, Douglasie 2) 3)
Festigkeitsklasse GL24c GL28c GL32c GL36c
Festigkeitskennwerte in N/mm2
Biegung fm, k 4) 24 28 32 36
Zug k Faser ft, 0, k 4) 14 16,5 19,5 22,5
Zug ? Faser ft, 90, k 0,35 0,4 0,45 0,5
Druck k Faser fc, 0, k 21 24 26,5 29
Druck ? Faser fc, 90, k 2,4 2,7 3,0 3,3
Schub fv, k 5) 2,2 5) 2,7 5) 3,2 5) 3,8 5)
6
Rollschub fR, k ) 0,7 0,8 0,9 1,0
Steifigkeitskennwerte in N/mm2
E-Modul k Faser E0, mean 11 600 12 600 13 700 14 700
E-Modul k Faser E0, 05 9 400 10 200 11100 11 900
E-Modul ? Faser E90, mean 320 390 420 460
Schubmodul Gmean 590 720 780 850
Schubmodul G05 7) 490 600 650 710
Rohdichtekennwerte in kg/m3
Rohdichte rk 350 380 410 430
Rohdichte (Mittelwert) rmean ! ! ! !
1
) Brettschichtholz nach den Anforderungen der DIN EN 14080: 2005-09 und nach DIN EN 386:
2002-04
2
) Nadelholz ist gemäß DIN EN 1912: 2010-07 nach DIN 4074-1: 2003-06 zu sortieren
3
) botanische Namen s. DIN EN 1912: 2010-07, Tab. 3, sowie Tafel 20-1 im Onlineportal zu die-
sem Buch O+
4
) für Brettschichtholz mit Rechteckquerschnitt dürfen nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 3.3, die
charakteristische Biegefestigkeit fm,k bei Querschnittshöhen h < 600 mm und die charakteristi-
sche Zugfestigkeit ft,0,k bei Querschnittsbreiten b < 600 mm mit dem Beiwert kh erhöht werden:
kh = min {(600/h)0,1 oder 1,1} mit h in mm als Querschnittshöhe bei Biegung bzw. Quer-
schnittsbreite(-dicke) bei Zug
5
) bei biegebeanspruchten Bauteilen, die auf Schub beansprucht werden, muss nach DIN EN
1995-1-1: 2010-12, 6.1.7, der Einfluss von Rissen mit der wirksamen Breite des Bauteils bef ¼
kcr " b mit kcr ¼ 2,5/fv, k für Brettschichtholz mit fv, k in N/mm2 (nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-
12, 6.1.7(2)) berücksichtigt werden, s. auch Abschn. 3.4.1
6
) die Rollschubfestigkeit beträgt nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.1.7, näherungsweise das
Doppelte der Zugfestigkeit rechtwinklig zur Faser
7
) der charakteristische Schubmodul G05 besitzt nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 3.3, den
Rechenwert G05 ¼ 5 " Gmean/6

Tafel 1-4 Rechenwerte der charakteristischen Kennwerte für homogenes Brettschichtholz (h)
aus Nadelholz der DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 3.3, nach DIN EN 1194: 1999-05, Tab. 1 1)
Brettschichtholz aus: z. B. Fichte, Tanne, Kiefer, Lärche, Douglasie 2), 3)
Festigkeitsklasse GL24h GL28h GL32h GL36h
Festigkeitskennwerte in N/mm2
Biegung fm, k 4), 5) 24 28 32 36
Zug k Faser ft, 0, k 4) 16,5 19,5 22,5 26
Zug ? Faser ft, 90, k 0,4 0,45 0,5 0,6
Druck k Faser fc, 0, k 24 26,5 29 31
Druck ? Faser fc, 90, k 2,7 3,0 3,3 3,6
Schub fv, k 6) 2,7 6) 3,2 6) 3,8 6) 4,3 6)
Rollschub fR, k 7) 0,8 0,9 1,0 1,2
Fortsetzung s. nächste Seite

10 2 8
Baustoffeigenschaften
Tafel 1-4, Fortsetzung

Brettschichtholz aus: z. B. Fichte, Tanne, Kiefer, Lärche, Douglasie 2), 3)


Festigkeitsklasse GL24h GL28h GL32h GL36h
2
Steifigkeitskennwerte in N/mm
E-Modul k Faser E0,mean 11 600 12 600 13 700 14 700
E-Modul k Faser E0,05 9 400 10 200 11100 11 900
E-Modul ? Faser E90,mean 390 420 460 490
Schubmodul Gmean 720 780 850 910
8
Schubmodul G05 ) 600 650 710 760
Rohdichtekennwerte in kg/m3
Rohdichte rk 380 410 430 450
Rohdichte (Mittelwert) rmean ! ! ! !
1
) Brettschichtholz nach den Anforderungen der DIN EN 14080: 2005-09 und nach DIN EN 386:
2002-04
2
) Nadelholz ist gemäß DIN EN 1912: 2010-07 nach DIN 4074-1: 2003-06 zu sortieren
3
) botanische Namen s. DIN EN 1912: 2010-07, Tab. 3, sowie Tafel 20-1 im Onlineportal zu die-
sem Buch O+
4
) für Brettschichtholz mit Rechteckquerschnitt dürfen nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 3.3, die
charakteristische Biegefestigkeit fm, k bei Querschnittshöhen h < 600 mm und die charakteristi-
sche Zugfestigkeit ft, 0, k bei Querschnittsbreiten b < 600 mm mit dem Beiwert kh erhöht wer-
den: kh ¼ min {(600/h)0,1 oder 1,1} mit h in mm als Querschnittshöhe bei Biegung bzw. Quer-
schnittsbreite(-dicke) bei Zug
5
) bei Hochkant-Biegebeanspruchung von homogenem Brettschichtholz (z. B. bei in Richtung
der Klebfugen wirkenden Lasten) aus mind. vier nebeneinander liegenden Lamellen darf nach
DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12; 3.3, der charakteristische Wert der Biegefestigkeit fm, k um 20 %
erhöht werden
6
) bei biegebeanspruchten Bauteilen, die auf Schub beansprucht werden, muss nach DIN EN
1995-1-1: 2010-12, 6.1.7, der Einfluss von Rissen mit der wirksamen Breite des Bauteils bef =
kcr " b mit kcr ¼ 2,5/fv, k für Brettschichtholz mit fv, k in N/mm2 (nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-
12, 6.1.7(2)) berücksichtigt werden, s. auch Abschn. 3.4.1
7
) die Rollschubfestigkeit beträgt nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.1.7, näherungsweise das
Doppelte der Zugfestigkeit rechtwinklig zur Faser
8
) der charakteristische Schubmodul G05 besitzt nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 3.3, den
Rechenwert G05 ¼ 5 " Gmean/6 14
1.2 Modifikations- und Verformungsbeiwerte
Tafel 1-5 Rechenwerte der Modifikationsbeiwerte kmod für Holz, Holz- und Gipswerkstoffe
nach DIN EN DIN 1995-1-1: 2010-12, Tab. 3.1 und DIN EN DIN 1995-1-1/NA: 2010-12,
3.1.3, Tab. NA.4 1)

Baustoff/ Nutzungsklasse 8)
Klasse der Lasteinwirkungsdauer 7) 1 2 3
Vollholz nach DIN EN 14081-1 2), s. Abschn. 1.1
Brettschichtholz nach DIN EN 14080, s. Abschn. 1.1
Furnierschichtholz nach DIN EN 14279, Typ LVL/3, im Trocken-, Feucht- und Außenbereich 5)
Sperrholz nach DIN 636, TYP EN 636-3, im Trocken-, Feucht- und Außenbereich 5)
ständig 0,60 0,60 0,50
lang 0,70 0,70 0,55
mittel 0,80 0,80 0,65
kurz 0,90 0,90 0,70
sehr kurz 1,10 1,10 0,90

Fortsetzung s. nächste Seite

10 2 9
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 1-5, Fortsetzung

Baustoff/ Nutzungsklasse 8)
Klasse der Lasteinwirkungsdauer 7) 1 2 3
3 6 3 6 2
Balkenschichtholz ), ), Brettsperrholz ), ), keilgezinktes Vollholz ),
Massivholzplatten nach DIN EN 13353, Klasse SWP/2 und SWP/3, im Trocken- und Feucht-
bereich 4), 5)
Furnierschichtholz nach DIN EN 14279, Typ LVL/2, im Trocken- und Feuchtbereich 5)
ständig 0,60 0,60 !
lang 0,70 0,70 !
mittel 0,80 0,80 !
kurz 0,90 0,90 !
sehr kurz 1,10 1,10 !
Massivholzplatten nach DIN EN 13353, Klasse SWP/1 4),
Furnierschichtholz nach DIN EN 14279, Typ LVL/1,
Sperrholz nach DIN 636, TYP EN 636-1,
jeweils im Trockenbereich 5)
ständig 0,60 ! !
lang 0,70 ! !
mittel 0,80 ! !
kurz 0,90 ! !
sehr kurz 1,10 ! !
Sperrholz nach DIN 636, TYP EN 636-2, im Trocken- und Feuchtbereich 5)
ständig 0,60 0,60 !
lang 0,70 0,70 !
mittel 0,80 0,80 !
kurz 0,90 0,90 !
sehr kurz 1,10 1,10 !
OSB-Platten nach DIN EN 300, OSB/2, im Trockenbereich 5)
ständig 0,30 ! !
lang 0,45 ! !
mittel 0,65 ! !
kurz 0,85 ! !
sehr kurz 1,10 ! !
OSB-Platten nach DIN EN 300, OSB/3 und OSB/4, im Trocken- und Feuchtbereich 5)
ständig 0,40 0,30 !
lang 0,50 0,40 !
mittel 0,70 0,55 !
kurz 0,90 0,70 !
sehr kurz 1,10 0,90 !
Spanplatten nach DIN EN 312, TYP P6, im Trockenbereich 5)
ständig 0,40 ! !
lang 0,50 ! !
mittel 0,70 ! !
kurz 0,90 ! !
sehr kurz 1,10 ! !
Spanplatten nach DIN EN 312, TYP P7, im Trocken- und Feuchtbereich 5)
ständig 0,40 0,30 !
lang 0,50 0,40 !
mittel 0,70 0,55 !
kurz 0,90 0,70 !
sehr kurz 1,10 0,90 !

Fortsetzung s. nächste Seite

10 3 0
Baustoffeigenschaften
Tafel 1-5, Fortsetzung

Baustoff/ Nutzungsklasse 8)
Klasse der Lasteinwirkungsdauer 7) 1 2 3
3 5
Spanplatten, zementgebunden, nach DIN EN 634-2 ), )
Holzfaserplatten nach DIN EN 622-2, HB.HLA1 und HB.HLA2 (hart)
jeweils im Trocken- und Feuchtbereich 5)
ständig 0,30 0,20 !
lang 0,45 0,30 !
mittel 0,65 0,45 !
kurz 0,85 0,60 !
sehr kurz 1,10 0,80 !
Holzfaserplatten nach DIN EN 622-3, MBH.LA1 oder MBH.LA2 (mittelhart)
Holzfaserplatten nach DIN EN 622-5, MDF.LA und MDF.HLS
Gipsplatten nach DIN 18180, Typ GKB und GKF
jeweils im Trockenbereich 5)
ständig 0,20 ! !
lang 0,40 ! !
mittel 0,60 ! !
kurz 0,80 ! !
sehr kurz 1,10 ! !
Gipsplatten nach DIN 18180, Typ GKBI und GKFI
Gipsfaserplatten nach DIN EN 15283-2
jeweils im Trocken- und Feuchtbereich 5)
ständig 0,20 0,15 !
lang 0,40 0,30 !
mittel 0,60 0,45 !
kurz 0,80 0,60 !
sehr kurz 1,10 0,80 !
1
) bei Kombinationen aus Einwirkungen, die zu verschiedenen Klassen der Lasteinwirkungs-
dauer gehören, ist in der Regel kmod für die Einwirkung mit der kürzesten Dauer maßgebend,
z. B. für eine Kombination aus ständiger und kurzzeitiger Einwirkung ist kmod für die kurzzeiti-
ge Einwirkungsdauer maßgebend
2
) keilgezinktes Vollholz darf nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 3.2, nur in den Nutzungsklas-
sen 1 und 2 verwendet werden
3
) Balkenschichtholz, Brettsperrholz und zementgebundene Spanplatten dürfen nach DIN EN
1995-1-1/NA: 2010-12, NA.3.5 bzw. 3.8, nur in Nutzungsklassen 1 und 2 verwendet werden 14
4
) tragende Massivholzplatten nach DIN EN 13353 und DIN EN 13986 dürfen nach DIN EN
1995-1-1/NA: 2010-12, NA.3.5, in folgenden Nutzungsklassen verwendet werden: Klasse SWP/1
nur in Nutzungsklasse 1, Klasse SWP/2 und SWP/3 in Nutzungsklassen 1 und 2
5
) Trockenbereich entspricht Nutzungsklasse 1, Feuchtbereich entspricht Nutzungsklasse 1 und
2, Außenbereich entspricht Nutzungsklasse 1, 2 und 3
6
) mit bauaufsichtlichem Verwendbarkeitsnachweis
7
) die Klassen der Lasteinwirkungsdauer sind in den Tafeln 1-8 und 1-9 dargestellt
8
) die Nutzungsklassen sind in Tafel 1-7 angeführt

Tafel 1-6 Rechenwerte der Verformungsbeiwerte kdef für Holz. Holz- und Gipswerkstoffe nach
DIN EN DIN 1995-1-1: 2010-12, Tab. 3.2 und DIN EN DIN 1995-1-1/NA: 2010-12, Tab. NA.5

Nutzungsklasse 8)
Baustoff
1 2 3
Vollholz nach DIN EN 14081-1 1) 2), s. Abschn. 1.1
0,60 0,80 2,00
Brettschichtholz nach DIN EN 14080 1)
Balkenschichtholz 3), 6), Brettsperrholz 3), 6)
0,60 0,80 !
keilgezinktes Vollholz 2)

Fortsetzung s. nächste Seite

10 3 1
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 1-6, Fortsetzung

Nutzungsklasse8)
Baustoff
1 2 3
7
Furnierschichtholz (LVL) nach DIN EN 14279 )
Typ LVL/1 im Trockenbereich 5) 0,60 ! !
Typ LVL/2 im Trocken- und Feuchtbereich 5) 0,60 0,80 !
Typ LVL/3 im Trocken-, Feucht- und Außenbereich 5) 0,60 0,80 2,00

Massivholzplatten nach DIN EN 13353 4)


Typ Klasse SWP/1 im Trockenbereich 5) 0,60 ! !
Typ SWP/2 und SWP/3 im Trocken- und Feuchtbereich 5) 0,60 0,80 !

Sperrholz nach DIN EN 636


Typ EN 636-1 im Trockenbereich 5) 0,80 ! !
Typ EN 636-2 im Trocken- und Feuchtbereich 5) 0,80 1,00 !
Typ EN 636-3 im Trocken-, Feucht- und Außenbereich 5) 0,80 1,00 2,50

OSB-Platten nach DIN EN 300


OSB/2 im Trockenbereich 5) 2,25 ! !
OSB/3, OSB/4 im Trocken- und Feuchtbereich 5) 1,50 2,25 !

Spanplatten nach DIN EN 312


Typ P6 im Trockenbereich 5) 1,50 ! !
Typ P7 im Trocken- und Feuchtbereich 5) 1,50 2,25 !

Spanplatten, zementgebunden, nach DIN EN 634-2,


2,25 3,00 !
im Trocken- und Feuchtbereich 3), 5)

Holzfaserplatten,
nach DIN EN 622-3, mittelhart, MBH.LA1, MBH.LA2
im Trockenbereich 5) 3,00 ! !
nach DIN EN 622-2, hart, HB.HLA1, HB.HLA2
im Trocken- oder Feuchtbereich 5) 2,25 3,00 !
nach DIN EN 622-5, MDF.LA
im Trockenbereich 5) 2,25 ! !
nach DIN EN 622-5, MDF.HLS
im Trocken- oder Feuchtbereich 5) 2,25 3,00 !

Gipsplatten nach DIN 18180,


GKB, GKF im Trockenbereich 5) 3,00 ! !
GKBI und GKFI im Trocken- und Feuchtbereich 5) 3,00 4,00 !
Gipsfaserplatten nach DIN EN 15283-2
im Trocken- und Feuchtbereich 5) 3,00 4,00 !

1
) die kdef-Werte für Vollholz, dessen Feuchte beim Einbau gleich oder nahe dem Fasersätti-
gungspunkt liegt und im eingebauten Zustand unter Belastung austrocknen kann, sind in der
Regel um 1,0 zu erhöhen
2
) keilgezinktes Vollholz darf nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 3.2, nur in den Nutzungsklas-
sen 1 und 2 verwendet werden
3
) Balkenschichtholz, Brettsperrholz und zementgebundene Spanplatten dürfen nach DIN EN
1995-1-1/NA: 2010-12, NA.3.5, nur in Nutzungsklassen 1 und 2 verwendet werden
4
) tragende Massivholzplatten nach DIN EN 13353 und DIN EN 13986 dürfen nach DIN EN
1995-1-1/NA: 2010-12, NA.3.5, in folgenden Nutzungsklassen verwendet werden: Klasse SWP/1
nur in Nutzungsklasse 1, Klasse SWP/2 und SWP/3 in Nutzungsklassen 1 und 2
5
) Trockenbereich entspricht Nutzungsklasse 1, Feuchtbereich entspricht Nutzungsklasse 2, Au-
ßenbereich entspricht Nutzungsklasse 3
6
) mit bauaufsichtlichem Verwendbarkeitsnachweis
7
) Furnierschichtholz mit Querlagen darf nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 3.1.4, wie Sperr-
holz behandelt werden
8
) die Nutzungsklassen sind in Tafel 1-7 angeführt

10 3 2
Baustoffeigenschaften

1.3 Nutzungsklassen, Lasteinwirkungsdauer

Tafel 1-7 Nutzungsklassen (NKL) nach DIN EN DIN 1995-1-1: 2010-12, 2.3.1.3 1), 2)

Holzfeuchte w
Feuchtegehalt in Holzbaustoffen,
Nutzungs- in Holzbaustoffen, die Beispiele für
entspricht einem Umgebungsklima
klasse sich nach gewisser Umgebungsklima
von
Zeit einstellt

allseitig geschlos-
T ¼ 20 , C,
1 etwa bis 12 % 4) sene und beheizte
j ¼ 65 % 3)
Bauwerke

T ¼ 20 , C, überdachte, offene
2 etwa bis 20 % 4)
j ¼ 85 % 3) Bauwerke 5)

Klimabedingungen, die zu höheren Konstruktionen,


Feuchtegehalten als Nutzungsklasse 2 etwa >20 % frei der Witterung
3
führen ausgesetzt

1
) über Gleichgewichtsfeuchten von Holzbaustoffen s. Tafel 1-10
2
) über den Einsatz von Holz, Holz- und Gipswerkstoffen in den Nutzungsklassen s. Tafel 1-6
sinngemäß
3
) relative Luftfeuchte, die nur für einige Wochen pro Jahr überschritten wird
4
) in den meisten Nadelhölzern wird in dieser Nutzungsklasse die angegebene Holzfeuchte als
mittlere Holzfeuchte nicht überschritten
5
) Hinweis: In Ausnahmefällen sind auch überdachte Bauteile in Nutzungsklasse 3 einzustu-
fen

Tafel 1-8 Klassen der Lasteinwirkungsdauer nach DIN EN DIN 1995-1-1: 2010-12, Tab. 2.1 und
2.2 sowie DIN EN DIN 1995-1-1/NA: 2010-12, 2.3.1.2(2)P 1)

Klasse der Größenordnung der akkumulierenden


Lasteinwir- Dauer der charakteristischen Beispiele für Lasteinwirkungen
kungsdauer Lasteinwirkung

Eigenlasten (Eigengewicht), 14
ständig länger als 10 Jahre Einwirkungen aus ungleichmäßigen
Setzungen

Lagerstoffe, Nutzlasten für Decken in


lang 6 Monate bis 10 Jahre
Lagerräumen, Werkstätten

Nutzlasten auf Verkehrsflächen, Nutz-


lasten für Wohnungs- und Bürodecken,
mittel 1 Woche bis 6 Monate
Schnee- und Eislast 2), Einwirkungen aus
Temperatur- und Feuchteänderungen

kurz kürzer als 1 Woche Schnee- und Eislast 3), Windlast 4)

Windlast 4), außergewöhnliche Einwir-


sehr kurz kürzer als eine Minute
kungen wie Anpralllasten

1
) über die Einteilung der Einwirkungen in Klassen der Lasteinwirkungsdauer s. Tafel 1-9
2
) Geländehöhe des Bauwerkstandortes über NN >1000 m
3
) Geländehöhe des Bauwerkstandortes über NN <1000 m
4
) bei Wind darf nach DIN EN DIN 1995-1-1/NA: 2010-12, Tab. NA.1, für kmod das Mittel aus kurz
und sehr kurz verwendet werden

10 3 3
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 1-9 Einteilung von Einwirkungen der DIN 1055 in Klassen der Lasteinwirkungsdauer
(KLED) nach DIN EN DIN 1995-1-1/NA: 2010-12, Tab. NA.1 1), 2), 3)

Einwirkungen KLED

Wichten und Flächenlasten (Eigenlasten) nach DIN 1055-1 ständig

Lotrechte Nutzlasten für Decken, Treppen und Balkone nach DIN 1055-3
A Spitzböden, Wohn- und Aufenthaltsräume mittel
B Büroflächen, Arbeitsflächen, Flure mittel
C Räume, Versammlungsräume und Flächen, die der Ansammlung kurz
von Personen dienen können (mit Ausnahme von unter A, B, D und E
festgelegten Kategorien)
D Verkaufsräume mittel
E Fabriken und Werkstätten, Ställe, Lagerräume und Zugänge, Flächen mit lang
erheblichen Menschenansammlungen
F Verkehrs- und Parkflächen für leichte Fahrzeuge (Gesamtlast <25 kN), mittel
Zufahrtsrampen zu diesen Flächen kurz
G Flächen für den Betrieb mit Gegengewichtsstaplern mittel
H nicht begehbare Dächer, außer für übliche Erhaltungsmaßnahmen, kurz
Reparaturen
K Hubschrauber Regellasten kurz
T Treppen und Treppenpodeste kurz
Z Zugänge, Balkone und #hnliches kurz

Horizontale Nutzlasten nach DIN 1055-3


— horizontale Nutzlasten infolge von Personen auf Brüstungen, Geländern und kurz
anderen Konstruktionen, die als Absperrung dienen
4
— Horizontallasten zur Erzielung einer ausreichenden Längs- und )
Quersteifigkeit
— Horizontallasten für Hubschrauberlandeplätze auf Dachdecken
für horizontale Nutzlasten kurz
für den !berrollschutz sehr kurz

kurz/
Windlasten nach DIN 1055-4
sehr kurz5)

Schneelast und Eislast nach DIN 1055-5


— Geländehöhe des Bauwerkstandortes über NN < 1000 m kurz
— Geländehöhe des Bauwerkstandortes über NN > 1000 m mittel

Anpralllasten nach DIN 1055-9 sehr kurz

Horizontallasten aus Kran- und Maschinenbetrieb nach DIN 1055-10 kurz

1
) über Klassen der Lasteinwirkungsdauer s. Tafel 1-8
2
) Einwirkungen aus Temperatur- und Feuchteänderungen: KLED „mittel“
3
) Einwirkungen aus ungleichmäßigen Setzungen: KLED „ständig“
4
) entsprechend den zugehörigen Lasten
5
) bei Wind darf für kmod das Mittel aus kurz und sehr kurz verwendet werden

Der Einfluss von Temperaturänderungen darf nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12,


2.3.1.2(2)P bei Holzbauteilen vernachlässigt werden.

10 3 4
Baustoffeigenschaften

1.4 Gleichgewichts-Holzfeuchten, Quell- und Schwindmaße


Tafel 1-10 Gleichgewichtsfeuchten von Holzbaustoffen nach DIN EN DIN 1995-1-1/NA: 2010-12,
Tab. NA.6 1)

Nutzungsklasse 2) 1 2 3
Gleichgewichtsfeuchte w 5 bis 15 % 3) 10 bis 20 % 4) 12 bis 24 % 5)
1
) als Gleichgewichtsfeuchte im Gebrauchszustand ist die im Jahresmittel sich einstellende
Holzfeuchte im Bauteil/Bauwerk anzusehen
2
) Nutzungsklassen nach Tafel 1-7
3
) in den meisten Nadelhölzern wird in Nutzungsklasse 1 eine mittlere Gleichgewichtsfeuchte
von 12 % nicht überschritten
4
) in den meisten Nadelhölzern wird in Nutzungsklasse 2 eine mittlere Gleichgewichtsfeuchte
von 20 % nicht überschritten
5
) die Nutzungsklasse 3 schließt auch Bauwerke ein, in denen sich höhere Gleichgewichts-
feuchten einstellen können

Tafel 1-11 Rechenwerte der Schwind- und Quellmaße von Holzbaustoffen bei unbehindertem
Quellen und Schwinden nach DIN EN DIN 1995-1-1/NA: 2010-12, 3.1.6, Tab. NA.7 1)

Zeile Holzbaustoff Schwind- und Quell-


maße in % für #nde-
rung der Holzfeuchte
um 1 % unterhalb der
Fasersättigung
Schwind- und Quellmaße von Bauhölzern ? zur Faserrichtung 2), 3), 4)
a?
1 Fichte, Tanne, Kiefer, Lärche, Douglasie, Western Hemlock, 0,25
Southern Pine, Afzelia, Eiche
2 Buche 0,30
3 Teak, Yellow Cedar 0,20
4 Azobé (Bongossi), Ipe 0,36
5 6
Schwind- und Quellmaße von Holzwerkstoffen in Plattenebene (PE) ), )
a in PE
5a
5b
Sperrholz
Brettsperrholz, Massivholzplatten
0,02 14
6a Furnierschichtholz ohne Querfurniere
in Faserrichtung der Deckfurniere 0,01
rechtwinklig zur Faserrichtung der Deckfurniere 0,32
6b Furnierschichtholz mit Querfurnieren
in Faserrichtung der Deckfurniere 0,01
rechtwinklig zur Faserrichtung der Deckfurniere 0,03
7 kunstharzgebundene Spanplatten, Faserplatten 0,035
8 zementgebundene Spanplatten 0,03
9a OSB-Platten, Typen OSB/2, OSB/3 0,03
9b Typ OSB/4 0,015
1
) Werte gelten für etwa gleichförmige Feuchteänderung über den Querschnitt
2
) rechtwinklig zur Faserrichtung (bei Holz Mittel aus tangential/radial)
3
) für Bauhölzer der Zeilen 1 bis 4 können bei behindertem Quellen infolge Zwang geringere
Quellmaße als die angegebenen wirksam werden
4
) für Bauhölzer der Zeilen 1 bis 4 gilt in Faserrichtung des Holzes (parallel zur Faser) ein Re-
chenwert von ak ¼ 0,01 % / %
5
) rechtwinklig zur Plattenebene bei „kleinen“ Dicken meist vernachlässigbar
6
) für Holzwerkstoffe können bei behindertem Quellen und behindertem Schwinden infolge
Zwang geringere Quell- und Schwindmaße als die angegebenen wirksam werden

10 3 5
Holzbau nach Eurocode 5

Querschnitts- und Längenänderungen infolge Quellens oder Schwindens können


näherungsweise nach Gl. (1-1) berechnet werden, für den Nachweis der Tragfähig-
und Gebrauchstauglichkeit ist der gewählte Querschnitt b/h (Nennmaße) zu ver-
wenden.
Für einen Rechteckquerschnitt nach Bild 1-1 gilt:
über den Querschnitt (rechtwinklig zur Faser)
Dh ¼ a? " Dw " h (1-1a)
Db ¼ a? " Dw " b (1-1b)
in Bauteillängsrichtung l (parallel zur Faser)
Dl ¼ ak " Dw " l (1-1c)
a?, ak Rechenwerte der Quell- und Schwindmaße in % / %
nach Tafel 1-11
Bild 1-1 Rechteckquerschnitt,
Dw Holzfeuchtedifferenz zwischen Zustand 1 und
etwa zu erwartende
Zustand 2 in %
Querschnittsände-
h, b, l Querschnitts- bzw. Längenmaße des Bauteils
rungen unter gleich-
mäßigem Schwinden
Ein Beispiel zur Berechnung einer Schwindverformung ist in [10], Holzbau, Abschn.
2.1 angeführt.

2 Grundlagen für Entwurf, Berechnung und Bemessung


Als Grundlagen für Bemessung und Konstruktion gelten die Anforderungen der
DIN EN 1990: 2002-10 in Verbindung mit der Methode der Teilsicherheitsbeiwerte
nach DIN EN 1990: 2002-10 und DIN EN 1991 für die Einwirkungen sowie die Anfor-
derungen der DIN EN 1995-1-1 für die Widerstände und Tragfähig-, Gebrauchstaug-
lich- und Dauerhaftigkeit. Charakteristische Werte der Einwirkungen, Teilsicherheits-
beiwerte für die Grenzzustände der Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit sowie
Bemessungswerte der Einwirkungen (Beanspruchungen) können dem Abschn. Last-
annahmen entnommen werden. Zusätzliche holzbauspezifische Festlegungen und
Angaben sind im Folgenden dargestellt.

2.1 Nachweise in den Grenzzuständen der Tragfähigkeit


Die Nachweise im Grenzzustand der Tragfähigkeit, die bei Holzbauwerken/-teilen in
der Regel zu führen sind, können dem Abschn. Lastannahmen entnommen werden.

2.2 Bemessungswerte der Baustoffeigenschaften


Charakteristische Werte Xk der Festigkeitseigenschaften von Voll- und Brettschicht-
holz sind im Abschn. 1.1 angeführt (und von Holz- und Gipswerkstoffen im Abschn.
17 des Onlineportals zu diesem Buch O+); Bemessungswerte Xd der Festigkeitsei-
genschaften sind nach Gl. (2.1) zu berechnen.
Xd Bemessungswert der Festigkeitseigenschaft
Xk charakteristischer Wert der Festigkeitseigenschaft nach
X d ¼ k mod " X k =gM ð2-1Þ Abschn. 1.1 (und Abschn. 17 im Onlineportal zu diesem
Buch O+)
kmod Modifikationsbeiwerte nach Tafel 1-5
gM Teilsicherheitsbeiwert für die Festigkeitseigenschaft in
Grenzzuständen der Tragfähigkeit nach Tafel 2-1

In den Grenzzuständen der Tragfähigkeit ist bei Kombinationen aus Einwirkungen,


die zu verschiedenen Klassen der Lasteinwirkungsdauer gehören, in der Regel der
Modifikationsbeiwert kmod für die Einwirkung mit der kürzesten Dauer maßgebend,
z. B. für eine Kombination aus ständigen und kurzzeitigen Einwirkungen ist der
kmod-Wert für eine kurzzeitige Einwirkung zu verwenden.

10 3 6
Grundlagen f"r Entwurf, Berechnung und Bemessung

Einwirkungskombinationen, Besonderheiten bei Holzbaustoffen und Verbindungen


Da der Tragwiderstand (Beanspruchbarkeit) von Holzbaustoffen oder Verbindungen
auch vom kmod-Wert (Lasteinwirkungsdauer, Holzfeuchte) abhängt, kann eine Ein-
wirkungskombination mit einem geringeren als dem betragsmäßig größten Be-
messungswert der Beanspruchung maßgebend werden. Deshalb sind grundsätz-
lich alle Einwirkungskombinationen zu überprüfen.

Tafel 2-1 Teilsicherheitsbeiwerte gM für Festigkeits- und Steifigkeitseigenschaften in ständigen


und vorübergehenden Bemessungssituationen nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12,
Tab. NA.2 und Tab. NA.3 1), 2)

Grenzzustände der Tragfähigkeit: gM

Vollholz, Brettschichtholz, Furnierschichtholz, Sperrholz, Spanplatten, OSB-Platten,


1,3
harte und mittelharte Faserplatten, MDF- und weiche Faserplatten

Balkenschichtholz, Brettsperrholz, Massivholzplatten, faserverstärkte Gipsplatten,


1,3
Gipsplatten, zementgebundene Spanplatten

Stahl in Verbindungen 2)
— auf Biegung beanspruchte stiftförmige Verbindungsmittel 1,3
— auf Biegung beanspruchte stiftförmige Verbindungsmittel nach Abschn. 13.2 1,1
(vereinfachte Ermittlung)
— auf Zug oder Scheren beanspruchte Teile beim Nachweis gegen die 1,3
Streckgrenze im Nettoquerschnitt
— Plattennachweis auf Tragfähigkeit für Nagelplatten 1,25
1
) für außergewöhnliche Bemessungssituationen sind die Teilsicherheitsbeiwerte gM ¼ 1,0 an-
zusetzen
2
) beim Nachweis von Stahlteilen sind die Teilsicherheitsbeiwerte der DIN EN 1993 bzw. DIN
EN 1993/NA maßgebend

2.3 Querschnittsmaße und -ermittlung


2.3.1 Nennabmessungen, Mindestquerschnitte,
Querschnittsschwächungen
Der wirksame Querschnitt eines tragenden Bauteils ist mit den Nennmaßen anom zu
berechnen (dies sind i. d. R. die geplanten Maße). Bei Vollholz sind die Nennmaße
nach DIN EN 336 auf eine Holzfeuchte von w ¼ 20 % bezogen, bei Brettschichtholz
14
nach DIN EN 390: 1995-03 auf w ¼ 12 %, Bezugsholzfeuchten anderer Holzbaustoffe
nach den jeweiligen Normen oder bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweisen.

Tafel 2-2 Mindest- und Maximal-Abmessungen für tragende einteilige Einzelquerschnitte aus
Voll- und Brettschichtholz mit Rechteckquerschnitt

Mindest-Abmessungen Maximal-Abmessungen
Breite bmin, Dicke dmin oder Breite bmax, Dicke dmax oder
Höhe hmin Höhe hmax
Vollholz nach DIN EN 336: 2003-09
— allgemein bmin ¼ dmin ¼ 22 mm 1)
bmax ¼ hmax ¼ 300 mm
— Dachlatten 3) bmin ¼ dmin ¼ 24 mm 2), 3)
Brettschichtholz nach DIN EN 390: 1995-03
bmin ¼ 50 mm 1) bmax ¼ 300 mm
hmin ¼ 100 mm 1) hmax ¼ 2500 mm
1
) soweit die Verbindungsmittel kein größeres Maß erfordern
2
) über Mindestquerschnitte von Dachlatten s. Tafel 16-6
3
) nach DIN 18334: 2010-04, Tab. 1, bei Nadelholz der Sortierklasse S13

10 3 7
Holzbau nach Eurocode 5

Querschnittsschwächungen in tragenden Bauteilen sind rechnerisch zu berücksich-


tigen, Ausnahmen hiervon sind unten angeführt. Querschnittsschwächungen von
Verbindungsmitteln können nach Tafel 2.3 ermittelt werden.
Folgende Querschnittsschwächungen dürfen unberücksichtigt bleiben:
— Baumkanten, die nicht breiter sind als in DIN EN 14081-1: 2006-03 (oder DIN
4074-1,-5: 2003-06) zugelassen,
— nicht vorgebohrte Nägel mit einem Durchmesser bis zu 6 mm,
— nicht vorgebohrte Holzschrauben mit einem Durchmesser bis zu 6 mm,
— Löcher und Aussparungen in der Druckzone von Holzbauteilen, wenn der aus-
füllende Baustoff in den Löchern und Aussparungen (Einschnitt) eine größere
Steifigkeit als das Holz oder der Holzwerkstoff besitzt
Querschnittsschwächungen bei Verbindungen mit mehreren Verbindungsmitteln
Der wirksame Querschnitt eines Bauteiles im Bereich von Verbindungen mit meh-
reren Verbindungsmitteln ist in der Regel so zu bestimmen, dass alle Querschnitts-
schwächungen als in diesem Querschnitt vorhanden sind, die um diesen Quer-
schnitt mit einem Abstand von weniger als dem halben Mindestabstand der
Verbindungsmittel in Faserrichtung des Holzes auftreten; Beispiele s. Bild 2-1.

Bild 2-1 Ermittlung von Querschnittsschwächungen; Beispiele


Mindestabstand der Verbindungsmittel a1 in Faserrichtung, Querschnittsschwächung
DA (Verbindungsmittel) und DAV (Einschnitt)

Tafel 2-3 Querschnittsschwächungen durch Verbindungsmittel bei Holzbaustoffen sowie


durch Universal-Keilzinkenverbindungen bei Brettschicht- und Balkenschichtholz
nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 5.2

Querschnittsschwächung,
Erläuterungen
Fehlfläche

Stabdübel 1),
Passbolzen 1), d"b
Klammern 1)

Bolzen 1),
Gewindestangen 1), 2) (d þ 1 mm) " b
1
Nägel ) nicht vorgebohrt d " b, nur bei d > 6 mm

vorgebohrt d"b

Holzschrau- nicht vorgebohrt d " b, nur bei d > 6 mm


ben 1), 3)
vorgebohrt 6) d"b

Fortsetzung s. nächste Seite

10 3 8
Nachweise der Querschnittstragf!higkeit f"r St!be
Tafel 2-3, Fortsetzung

Querschnittsschwächung,
Erläuterungen
Fehlfläche

Mittelholz 2 " DA þ (d þ 1 mm) " (b2 ! 2 " he)


Dübel
besonderer
Bauart 4), 5) Seitenholz #A þ (d þ 1 mm) " (b1 ! he)

Universal-
Keilzinkenverbindung 7) DA ¼ 0,20 " b " h 8)
Bruttoquerschnitt b " h

1
) bei stiftförmigen Verbindungsmitteln ist bei vorgebohrten Hölzern der Bohrlochdurchmesser
und bei nicht vorgebohrten Hölzern der Nenndurchmesser zu verwenden
2
) bei Gewindestangen ist nach DIN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.5.3, der Nenndurchmesser gleich
dem Gewindeaußendurchmesser
3
) bei Holzschrauben ist nach DIN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.7.1, der Nenndurchmesser gleich
dem Außendurchmesser des Schraubengewindes
4
) Dübelfehlflächen #A und zugehörige Bolzendurchmesser d nach Tafel 14-4, 14-6 und 14-7
5
) die Länge der Bohrlöcher darf nach DIN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.9, rechnerisch um die Ein-
bindetiefe (Einlass-/Einpresstiefe) he der Dübel verringert werden, über he s. Tafeln 14-4, 14-6
und 14-7
6
) über Bohrlochdurchmesser bei Holzschrauben s. Tafel 13-26
7
) Universal-Keilzinkenverbindungen (Vollstöße) bei Brettschichtholz und Balkenschichtholz
müssen nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 11.3, folgende Anforderungen erfüllen: Universal-
Keilzinkenverbindungen von Brettschichtholz nach DIN 1052 und Balkenschichtholz den Anfor-
derungen nach DIN EN 387, Universal-Keilzinkenverbindungen von Brettschichtholz nach DIN
EN 14080 den Anforderungen nach DIN EN 14080 und DIN EN 18750
8
) bei Berechnung der Normalspannungen dürfen nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 11.3,
Querschnittsschwächungen durch Universal-Keilzinkenverbindungen ohne genaueren Nach-
weis zu 20 % der Bruttoquerschnittsfläche b " h angenommen werden

3 Nachweise der Querschnittstragfähigkeit für Stäbe


in den Grenzzuständen der Tragfähigkeit 14
Die Querschnittstragfähigkeit berücksichtigt einzelne Bauteilquerschnitte ohne zu-
sätzliche Einflüsse; dagegen sind z. B. Bauteile, die durch Biegedrillknicken oder
Biegeknicken gefährdet sind, als Ganzes nach Abschn. 4 nachzuweisen.

3.1 Nachweise der Querschnittstragfähigkeit bei Zug


3.1.1 Zug in Faserrichtung des Holzes nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.1.2
(mittiger Zug)
Ft, d Bemessungswert der mittigen Zugkraft
s t , 0, d Ft, d =An < An wirksame Querschnittsfläche (Nettoquerschnitt)
¼ 1 ð3-1Þ
ft, 0, d ft, 0, d ft, 0, d Bemessungswert der Zugfestigkeit in Faserrichtung
nach Gl. (2-1)

Erhöhen der charakteristischen Zugfestigkeit von Nadel- und Laubvollholz


Für Nadel- und Laubvollholz mit Rechteckquerschnitt und einer charakteristischen
Rohdichte von rk < 700 kg/m3 darf nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 3.2, die charak-
teristische Zugfestigkeit ft, 0, k bei Querschnittsbreiten b < 150 mm mit dem Beiwert

10 3 9
Holzbau nach Eurocode 5

kh nach Gl. (3-2) erhöht werden.


kh ¼ min fð150=hÞ0,2 oder 1,3g ð3-2Þ
h in mm als Querschnittsbreite(-dicke) bei Zug
< 150 mm
Erhöhen der charakteristischen Zugfestigkeit von Brettschichtholz
Für Brettschichtholz mit Rechteckquerschnitt darf nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12,
3.3, die charakteristische Zugfestigkeit ft,0,k bei Querschnittsbreiten b < 600 mm mit
dem Beiwert kh nach Gl. (3-3) erhöht werden.
kh ¼ min fð600=hÞ0,1 oder 1,1g ð3-3Þ
h in mm als Querschnittsbreite(-dicke) bei Zug
< 600 mm
Ein Beispiel zur Bemessung eines Zugstabes ist in [10], Abschn. Holzbau, 2.2 angeführt.

3.1.2 Zug unter einem Winkel a (0, < a < 90, ) nach DIN EN 1995-1-1/NA:
2010-12, 6.2.5
Für Sperrholz, Brettsperrholz, Massivholzplatten, OSB-Platten und Furnierschichtholz
mit Querlagen (näher bezeichnet in Abschn. 1.2, s. auch Abschn. 17 des Onlineportals
zu diesem Buch O+), die unter einem Winkel a nach Bild 3-1 belastet werden, gilt:
a Winkel zwischen Beanspruchungs- und Faserrich-
tung bzw. Spanrichtung der Decklagen
(0, < a < 90, ) nach Bild 3-1
ka Beiwert nach Gl. (3-5)
s t, a, d Ft, a, d =An < ft,0, d Bemessungswert der Zugfestigkeit in Faserrich-
¼ 1 ð3-4Þ tung nach Gl. (2-1)
ka " ft, 0, d k a " f t , 0, d ft, 90, d Bemessungswert der Zugfestigkeit rechtwinklig
zur Faserrichtung nach Gl. (2-1)
fv, d Bemessungswert der Schubfestigkeit nach Gl. (2-1)
Ft, a,d Bemessungswert der Zugkraft unter dem Winkel a
An wirksame Querschnittsfläche (Nettoquerschnitt)

1
ka ¼ " # ð3-5Þ
ft, 0, d 2 ft, 0, d
" sin a þ " sin a " cos a þ cos2 a
ft, 90, d fv, d

Bild 3-1 Zugbeanspruchung unter einem Winkel a zwischen Bean-


spruchungsrichtung und Faserrichtung bzw. Spanrichtung
der Decklagen bei Holzwerkstoffen

3.1.3 Zugverbindungen nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.1.6


Zugverbindungen sind i. d. R. symmetrisch zu den Stabachsen auszuführen, Zu-
satzmomente in einseitig beanspruchten Bauteilen, s. Bild 3-2, können vereinfacht
nach Tafel 3-1 berücksichtigt werden.

a) außenliegende Laschen sind b) außenliegende Zugstäbe sind


einseitig beanspruchte Bauteile einseitig beanspruchte Bauteile
Bild 3-2 Beispiele einseitig beanspruchter Bauteile in Zugverbindungen mit Laschen

10 4 0
Nachweise der Querschnittstragf!higkeit f"r St!be
Tafel 3-1 Vereinfachte Berücksichtigung des Zusatzmomentes in einseitig beanspruchten Bau-
teilen symmetrischer Zugverbindungen nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.1.6

Vereinfachter Tragfähigkeitsnachweis einseitig beanspruchter Bauteile

An wirksame Querschnittsfläche (Netto-Querschnittsfläche)


Fd Bemessungswert der anteiligen Zugkraft im einseitig bean-
Fd =An <1 spruchten Bauteil
kt, Ver " ft, 0, d ft, 0,d Bemessungswert der Zugfestigkeit in Faserrichtung nach Gl. (2-1)
kt,Ver Beiwert für Zugverbindungen (nicht in DIN EN 1995-1-1/NA:
2010-12 enthalten)

Beiwert kt,Ver für

1 Holzschrauben, Bolzen, Passbolzen und nicht vorgebohrte Nägel

Abminderung des Bemessungswertes der Zugtragfähigkeit,


kt, Ver ¼ 2/3
ohne weitere Maßnahmen

Stabdübel, vorgebohrte Nägel, Dübel besonderer Bauart


2
(andere Verbindungsmittel als in Zeile 1 angeführt)

mit Maßnahmen zur Verhinderung der Verkrümmung der einseitig beanspruchten


2.1
Bauteile durch auf Herausziehen beanspruchte Verbindungsmittel

Abminderung des Bemessungswertes der Zugtragfähigkeit


a) kt, Ver ¼ 2/3
mit weiteren Maßnahmen siehe b) oder c) und d)

zusätzlich zu a) bei stiftförmigen Verbindungs-


mitteln (Stabdübel, vorgebohrte Nägel) sind auf
Herausziehen beanspruchbare Verbindungsmittel
b)
(ausziehfeste Verbindungsmittel) anzuordnen in
der ersten bzw. letzten Verbindungsmittelreihe:
im Beispiel: n ¼ 4

zusätzlich zu a) bei anderen Verbindungsmitteln


(Dübeln besonderer Bauart) sind auf Herauszie-
c)
hen beanspruchbare Verbindungsmittel (auszieh- 14
feste Verbindungsmittel) anzuordnen zusätzlich
vor bzw. hinter dem eigentlichen Anschluss:
im Beispiel: n ¼ 3

Bemessung der ausziehfesten Verbindungsmittel für eine Zugkraft Ft,d, die in Rich-
tung der Stiftachse wirkt, nach Abschn. 13

Fd Normalkraft im einseitig beanspruchten Bauteil


Fd " t n Anzahl der zur !bertragung der Scherkraft in Richtung der
d) Ft, d ¼
2"n"a Kraft Fd hintereinander angeordneten Verbindungsmittel,
ohne die zusätzlichen ausziehfesten Verbindungsmittel
t Dicke des einseitig beanspruchten Bauteils
a Abstand der auf Herausziehen beanspruchten Verbindungs-
mittel von der nächsten Verbindungsmittelreihe

ohne Maßnahmen zur Verhinderung der Verkrümmung


2.2
der einseitig beanspruchten Bauteile

kt,Ver ¼ 0,4 Abminderung des Bemessungswertes der Zugtragfähigkeit

10 4 1
Holzbau nach Eurocode 5

3.2 Nachweise der Querschnittstragfähigkeit bei Druck


3.2.1 Druck in Faserrichtung des Holzes nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.1.4
(mittiger Druck, Biegeknicken nicht maßgebend)
sc, 0, d Fc, d =An < Fc,d Bemessungswert der mittigen Druckkraft in Faser-
¼ 1 ð3-6Þ richtung
fc, 0, d fc, 0, d
An wirksame Querschnittsfläche (Nettoquerschnitt)
fc,0, d Bemessungswert der Druckfestigkeit in Faserrich-
tung nach Gl. (2-1)
Wird das Biegeknicken maßgebend, Knicknachweise nach Abschn. 4.1 führen.

3.2.2 Druck rechtwinklig zur Faserrichtung des Holzes


nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.1.5
Fc,90, d Bemessungswert der Druckkraft recht-
winklig zur Faserrichtung
s c, 90, d Fc, 90, d =Aef < Aef wirksame Kontaktfläche (Querdruckflä-
¼ 1 ð3-7Þ che) nach Tafel 3-2
kc, 90 " fc, 90, d kc, 90 " fc, 90, d
kc,90 Querdruckbeiwert nach Tafel 3-2 in Ver-
bindung mit Bild 3-3
fc,90, d Bemessungswert der Druckfestigkeit recht-
winklig zur Faserrichtung nach Gl. (2-1)
a l l1 l1 l
h

h
b a l b

a) Kontinuierliche Lagerung b) Einzellagerung (Auflagerdruck)


(Schwellendruck)
Bild 3-3 Bauteil unter Druck rechtwinklig zur Faserrichtung des Holzes nach DIN EN 1995-1-1:
2010-12, 6.1.5, Bild 6.2

Ein Beispiel zur Bemessung einer Druckfläche rechtwinklig zur Faser ist in [10],
Abschn. Holzbau, 2.3 angeführt.

Tafel 3-2 Querdruckbeiwert kc, 90 und wirksame Kontaktfläche Aef (Querdruckfläche) bei Druck
rechtwinklig zur Faserrichtung des Holzes nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.1.5 1)

Querdruckbeiwert kc, 90
Holzbaustoff kc, 90 Längen a, l, l1 und Höhe h nach Bild 3-3
Laubvollholz 1,0 !
1,0 mit l1 < 2 " h
Nadelvollholz 1,25 mit l1 > 2 " h bei kontinuierlicher Lagerung (Schwellendruck)
1,5 mit l1 > 2 " h und bei Einzellagerung (Auflagerdruck)
1,0 mit l1 < 2 " h
Brettschichtholz
1,5 mit l1 1 2 " h bei kontinuierlicher Lagerung (Schwellendruck)
aus Nadelholz
1,75 mit l1 1 2 " h und bei Einzellagerung (Auflagerdruck )2)

Fortsetzung s. nächste Seite

10 4 2
Nachweise der Querschnittstragf!higkeit f"r St!be
Tafel 3-2, Fortsetzung

wirksame Kontaktfläche (Querdruckfläche) Aef


Aef ¼ ðüli þ l þ üre Þ " b
l tatsächliche Kontaktlänge (Aufstandslänge) in Faser-
richtung des Holzes
üli, üre rechnerische !berstände, rechts und links von der
tatsächlichen Kontaktfläche
< 30 mm und
< a oder l oder l1/2 nach Bild 3-3
1
) bei Auflagerknoten von Stabwerken mit indirekten Verbindungen gilt nach DIN EN 1995-1-1/
NA: 2010-12, 6.1.5, kc, 90 ¼ 1,5
2
) bei Brettschichtholz gilt nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 6.1.5, kc, 90 ¼ 1,75 auch für Aufla-
gerlängen l > 400 mm

3.2.3 Druck unter einem Winkel a zur Faserrichtung


(0, < a < 90, , „schräg“ zur Faserrichtung) nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.2.2
a Winkel zwischen Kraft- und Faserrich-
tung des Holzes bzw. Winkel zwischen
Beanspruchungsrichtung und Faserrich-
tung bzw. Spanrichtung der Decklagen
sc, a, d Fc, a, d =A < nach Bild 3-4
¼ 1 ð3-8Þ
fc, a, d fc, a, d A Querschnittsfläche unter dem Winkel a
Fc, a, d Bemessungswert der Druckkraft in Ab-
hängigkeit von Winkel a
fc, 0, d fc, 0, d Bemessungswert der Druckfestigkeit in
fc, a, d ¼ Faserrichtung nach Gl. (2-1)
fc, 0, d
" sin2 a þ cos2 a fc, 90, d Bemessungswert der Druckfestigkeit recht-
kc, 90 " fc, 90, d winklig zur Faserrichtung nach Gl. (2-1)
fc, a, d Bemessungswert der Druckfestigkeit in
ð3-9Þ
Abhängigkeit vom Winkel a nach Gl. (3-9)
kc, 90 Querdruckbeiwert nach Tafel 3-2, der
den Einfluss der Spannungen rechtwink-
lig zur Faserrichtung berücksichtigt

sc,a 14
Bild 3-4 Druckspannungen unter einem Winkel a
zur Faserrichtung nach DIN EN 1995-1-1:
a 2010-12; 6.2.2, Bild 6.7

3.3 Nachweise der Querschnittstragfähigkeit bei Biegung


3.3.1 Einfache (einaxiale) Biegung nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.1.6
(Biegedrillknicken (Kippen) nicht maßgebend)
Biegebeanspruchung um die
y-Achse: sm,y,d; sm,z,d Bemessungswerte der Biegespannun-
sm, y, d My, d =Wy, n < gen um die y- oder z-Achse
¼ 1 ð3-10Þ fm, y, d; fm,z,d Bemessungswerte der Biegefestigkeit
fm, y, d fm, y, d nach Gl. (2-1)
Biegebeanspruchung um die My,d; Mz,d Biegemomente um die y- oder z-Achse
z-Achse: Wy,n; Wz, n nutzbare Widerstandsmomente oder
Widerstandsmomente des Nettoquer-
sm, z, d Mz, d =Wz, n < schnitts um die y- oder z-Achse
¼ 1 ð3-11Þ
fm, z, d fm, z, d

10 4 3
Holzbau nach Eurocode 5

!ber die Erhöhung der charakteristischen Biegefestigkeit fm,k von Voll- und Brett-
schichtholz s. Abschn. 3.3.2, bei Gefahr des Biegedrillknickens (Kippen) von Biege-
trägern ist ein Nachweis nach Abschn. 4.2.1 zu führen.

Bild 3-5 Koordinatensystem der Stabstatik

Ein Beispiel zur Bemessung eines Biegeträgers aus Brettschichtholz, einaxiale Bie-
gung, ist in [10], Abschn. Holzbau, 2.4 angeführt.

3.3.2 Erhöhung der charakteristischen Biegefestigkeiten


bei Voll- und Brettschichtholz
Für Nadel- und Laubvollholz mit Rechteckquerschnitt unter Biegung und einer cha-
rakteristischen Rohdichte von rk < 700 kg/m3 darf nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12,
3.2, die charakteristische Biegefestigkeit fm, k bei Querschnittshöhen h < 150 mm
mit dem Beiwert kh nach Gl. (3-12) erhöht werden.

kh ¼ min fð150=hÞ0,2 oder 1,3g ð3-12Þ


h in mm als Querschnittshöhe bei Biegung
< 150 mm

Für Brettschichtholz mit Rechteckquerschnitt unter Biegung darf nach DIN EN


1995-1-1: 2010-12, 3.3, die charakteristische Biegefestigkeit fm, k bei Querschnittshö-
hen h < 600 mm mit dem Beiwert kh nach Gl. (3-13) erhöht werden.
kh ¼ min fð600=hÞ0,1 oder 1,1g ð3-13Þ
h Querschnitsshöhe des Brettschichtträgers in mm
< 600 mm
Bei Hochkant-Biegebeanspruchung der Lamellen von homogenem Brettschichtholz
(z. B. bei Lasten, die in Richtung der Klebfugen wirken) aus mind. vier Lamellen
darf nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 3.3, die charakteristische Biegefestigkeit
fm, k um 20 % erhöht werden.

3.3.3 Doppelbiegung (zweiaxiale) Biegung nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12,


6.1.6 (Biegedrillknicken (Kippen) nicht maßgebend)

km ¼ 0,7 für Rechteckquerschnitte aus Voll-, Brett-


s m , y, d s m, z, d < schicht- und Furnierschichtholz
þ km " 1 ð3-14Þ ¼ 1,0 für andere Querschnitte aus Voll-, Brettschicht-
fm, y, d fm, z, d und Furnierschichtholz
sm, y, d s m, z, d < ¼ 1,0 für alle Querschnitte anderer tragender Holz-
km " þ 1 ð3-15Þ werkstoffe
fm, y, d fm, z, d
weitere Bezeichnungen s. Abschn. 3.3.1, Gl. (3-14) und
(3-15) sind einzuhalten

!ber die Erhöhung der charakteristischen Biegefestigkeit fm,k von Voll- und Brett-
schichtholz s. Abschn. 3.3.2, bei Gefahr des Biegedrillknickens (Kippen) von Biege-
trägern ist ein Nachweis sinngemäß nach Abschn. 4.2.2 zu führen.
Ein Beispiel zur Bemessung einer Mittelpfette aus Brettschichtholz, zweiaxiale Bie-
gung, ist in [10], Holzbau, Abschn. 2.5 angeführt.

10 4 4
Nachweise der Querschnittstragf!higkeit f"r St!be

3.3.4 Biegung und Zug (ausmittiger Zug) nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12,
6.2.3 (Biegedrillknicken (Kippen) nicht maßgebend)
km nach Abschn. 3.3.3
st, 0, d s m, y, d s s m,y,d;
Bemessungswerte der Biegespan-
þ þ km " m, z, d < 1 ð3-16Þ s m,z,dnungen um die y- oder z-Achse
ft, 0, d fm, y, d fm, z, d Bemessungswert der Zugspannung
s t, 0, d
fm, y, d;
Bemessungswerte der Biegefestigkeit
st, 0, d s m, y, d sm, z, d < nach Gl. (2-1)
fm, z, d
þ km " þ 1 ð3-17Þ Bemessungswert der Zugfestigkeit
ft, 0, d
ft, 0, d fm, y, d fm, z, d
nach Gl. (2-1)
weitere Bezeichnungen s. Abschn. 3.3.1, Gl.
(3-16) und (3-17) sind einzuhalten
!ber die Erhöhung der charakteristischen Zug- und Biegefestigkeiten ft,0,k und fm, k
von Voll- und Brettschichtholz s. Abschn. 3.1.1 und 3.3.2, bei Gefahr des Biegedrill-
knickens (Kippen) von Biegeträgern ist ein Nachweis sinngemäß nach Abschn.
4.2.2 zu führen.
3.3.5 Biegung und Druck (ausmittiger Druck) nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12,
6.2.4 (Biegeknicken und Biegedrillknicken (Kippen) nicht maßgebend)
km nach Abschn. 3.3.3
" #2 sm, y, d, Bemessungswerte der Biegespan-
s c, 0, d sm, y, d sm, z, d < nungen um die y- oder z-Achse
þ þ km " 1 ð3-18Þ sm, z, d
fc, 0, d fm, y, d fm, z, d sc, 0, d Bemessungswert der Druckspan-
nung
" #2 fm, y, d, Bemessungswerte der Biegefestig-
s c, 0, d s m, y, d s m, z, d < fm, z, d keit nach Gl. (2-1)
þ km " þ 1 ð3-19Þ fc, 0, d Bemessungswert der Druckfestig-
fc, 0, d fm, y, d fm, z, d
keit nach Gl. (2-1)
weitere Bezeichnungen s. Abschn. 3.3.1,
Gl. (3-18) und (3-19) sind einzuhalten
!ber die Erhöhung der charakteristischen Biegfestigkeit fm, k von Voll- und Brett-
schichtholz s. Abschn. 3.3.2, bei Gefahr des Biegedrillknickens (Kippen) ist ein
Nachweis sinngemäß nach Abschn. 4.2.2 zu führen, bei Gefahr des Biegeknickens
ein Nachweis nach Abschn. 4.1.2.
3.4 Nachweise der Querschnittstragfähigkeit bei Schub
und Torsion
3.4.1 Schub nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.1.7 14
Bei Schub mit Spannungskomponenten in Faserrichtung nach Bild 3-6a sowie bei
Schub mit beiden Spannungskomponenten rechtwinklig zur Faserrichtung (Roll-
schub) nach Bild 3-6b muss Gl. (3-20) eingehalten werden. Der Einfluss von (Tro-
cken-)Rissen in auf Schub beanspruchten Biegebauteilen muss mit der wirksamen
Breite bef nach Gl. (3-23) berücksichtigt werden.
Die zu einer Querkraft V gehörenden Schubspannungen t werden allgemein nach
Gl. (3-21) berechnet, die größte Schubspannung t in einem Rechteckquerschnitt
kann nach Gl. (3-22) ermittelt werden. Muss der Einfluss von (Trocken-)Rissen in
Bauteilen berücksichtigt werden, ist in diesen Gl. die Breite b durch die wirksame
Breite bef nach Gl. (3-23) zu ersetzen.
td <
1 ð3-20Þ
fv, d b Querschnittsbreite, s. wirksame Breite bef
bef wirksame Breite nach Gl. (3-23)
allgemein:
fv, d Bemessungswert der Schubfestigkeit nach Gl. (2-1)
V "S h Querschnittshöhe
t¼ ð3-21Þ
I"b td Bemessungswert der Schubspannungen
für Rechteckquerschnitt: I Flächenmoment 2. Grades
S Flächenmoment 1. Grades
1,5 " V V maßgebende Querkraft
tmax ¼ ð3-22Þ
b"h

10 4 5
Holzbau nach Eurocode 5

Bild 3-6
Bauteile mit Schubspannungskomponenten
nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.1.7, Bild 6.5
a) eine Schubspannungskomponente in Fa-
serrichtung,
b) beide Schubspannungskomponenten
rechtwinklig zur Faserrichtung (Rollschub)
a) b)

Wirksame Breite bef in auf Schub beanspruchten Biegebauteilen nach DIN EN


1995-1-1: 2010-12, 6.1.7
Bei biegebeanspruchten Bauteilen, die auf Schub beansprucht werden, muss der
Einfluss der (Trocken-)Risse für bestimmte Holzbaustoffe mit der wirksamen Breite
nach Gl. (3-23) berücksichtigt werden.
bef ¼ kcr " b ð3-23Þ
b Breite des entsprechenden Abschnitts des Bauteils
kcr Beiwert nach Tafel 3-3 zur Berücksichtigung von (Trocken-)Rissen bei auf Schub be-
anspruchten Biegebauteilen

Tafel 3-3 Beiwert kcr bei auf Schub beanspruchten Biegebauteilen zur Berechnung der wirk-
samen Breite bef der Gl. (3-23) (Berücksichtigung (von Trocken-)Rissen) 1)

Holzbaustoffe kcr 2), 3) fv, k


! nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12; 6.1.7(2)
für Nadelvollholz 2,0/fv, k in N/mm2
für Balkenschichtholz aus Nadelholz 2,0/fv, k in N/mm2
für Brettschichtholz 2,5/fv, k in N/mm2
für Brettsperrholz 1,0
! nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12; 6.1.7
für Laubvollholz 0,67
für Holzwerkstoffe (andere holzbasierte Produkte)
1,0
nach DIN EN 13986 und DIN EN 14374
1
) Hierin bedeuten:
fv, k charakteristische Schubfestigkeit nach Abschn. 1.1
2
) der kcr-Beiwert kann nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 6.1.7(2) nicht mit einer zulässigen
Risstiefe im Endzustand gleich gesetzt werden
3
) der kcr-Beiwert darf nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 6.1.7(2), bei Stäben aus Nadelschnitt-
holz in Bereichen, die mindestens 1,50 m vom Hirnholzende des Holzes entfernt liegen, um
30 % erhöht werden

Ein Beispiel zur Bemessung der Schubbeanspruchung aus Querkraft bei einem Bie-
geträger aus Brettschichtholz ist in [10], Holzbau, Abschn. 2.4 angeführt.
Schub bei Doppelbiegung in Rechteckquerschnitten nach DIN EN 1995-1-1/NA:
2010-12, 6.1.7
" #2 " #2 ty, d; tz, d Bemessungswert der Schubspannungen in
ty, d tz, d Richtung der y- bzw. z-Achse
þ < 1 ð3-24Þ fv, d Bemessungswert der Schubfestigkeit nach
fv, d fv, d
Gl. (2-1)

Die wirksame Breite bef bzw. der kcr-Beiwert nach Gl. (3-23) ist für Einwirkungen
rechtwinklig zu möglichen Rissebenen anzusetzen.

10 4 6
Nachweise der Querschnittstragf!higkeit f"r St!be

Maßgebende Querkraft bei Biegeträgern an End- und Zwischenauflagern


nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 6.1.7
Beim Nachweis der Schubspannungen oder ggf. Schubverbindungsmittel darf die
Querkraft abgemindert und mit der maßgebenden Querkraft gerechnet werden,
wenn (s. Bild 3-7)
— die Auflagerung am unteren Trägerrand,
— der Lastangriff am oberen Trägerrand,
— keine Ausklinkungen und keine Durchbrüche im Auflagerbereich sind.
Als maßgebende Querkraft gilt dann:
— Vred im Abstand h vom Auflagerrand (mit h als Trägerhöhe über Auflagermitte)
— bei Trägern mit geneigtem Rand kann die Bauteilhöhe über der Symme-
trieachse des Auflagers angesetzt werden.

Bild 3-7
Abgeminderte Querkraft Vred am Beispiel des Endauflagers
eines Biegeträgers mit Gleichlast q nach DIN EN 1995-1-1/
NA: 2010-12, 6.1.7
(h ¼ Trägerhöhe über Auflagermitte)
!"#$%$&'()*+*#

Reduzierte Querkraft an End- und Zwischenauflagern bei Trägern mit auflagerna-


hen Einzellasten nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.1.7
Bei Auflagern darf der Anteil an der gesamtem Querkraft einer Einzellast F, die auf
der Oberseite des Biegestabes innerhalb eines Abstandes h oder hef vom Auflager-
rand wirkt, unberücksichtigt bleiben, s. Bild 3-8. Für Biegestäbe mit einer Ausklin-
kung am Auflager gilt diese Abminderung der Querkraft nur, wenn die Ausklinkung
auf der Gegenseite des Auflagers liegt, s. Bild 3-8b.
14
F

F
h

hef

<h
< hef
a) b)
Bild 3-8 Reduzierte Querkraft Vred an End- und Zwischenauflagern bei Trägern mit auflager-
nahen Einzellasten nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, Bild 6.6, Bedingungen am Aufla-
ger, bei denen die Einzellasten F bei der Berechnung der Schubkraft vernachlässigt
werden dürfen

Reduzierte Querkraft an End- und Zwischenauflagern bei Trägern mit Linienlasten


nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12/NA, 6.1.7

10 4 7
Holzbau nach Eurocode 5

Die Bestimmungen zur reduzierten Querkraft an End- und Zwischenauflagern bei


Trägern mit auflagernahen Einzellasten gilt auch sinngemäß für Querkraft aus Li-
nienlasten.

3.4.2 Torsion nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.1.8


Bei Torsionsbeanspruchung muss Gl. (3-25) eingehalten werden. Der Beiwert kshape
nach Gl. (3.26) berücksichtigt den Einfluss der Querschnittsform. Bei der Berech-
nung der Torsionsspannungen braucht der Beiwert kcr der Gl. (3-23) nach DIN EN
1995-1-1: 2010-12/NA, 6.1.8, nicht berücksichtigt zu werden.
b die kleinere Querschnitts-
abmessung
ttor, d <1 h die größere Querschnitts-
ð3-25Þ
kshape " fv, d abmessung
fv, d Bemessungswert der Schubfes-
für einen runden Querschnitt: tigkeit nach Gl. (2-1), der Bei-
kshape ¼ 1,2 ð3-26a) wert kcr der Gl. (3-23) braucht
bei der Berechnung der Tor-
für einen rechteckigen Querschnitt: sionsspannungen nicht berück-
sichtigt zu werden
kshape ¼ min fð1 þ 0,15 " h=bÞ oder 2,0g ð3-26bÞ ttor, d Bemessungswert der Torsions-
spannung

Die zu einem Torsionsmoment Mtor gehörenden Torsionsspannung (Tangential-


spannung) ttor kann vereinfacht nach Gl. (3-27) berechnet werden, das Torsionswi-
derstandsmoment von Rechteckquerschnitten nach Gl. (3-28).
Tafel 3-4 a2-Werte zur Berechnung des Torsionswider-
ttor ¼ Mtor =Wtor ð3-27Þ standsmomentes für Rechteckquerschnitte
mit h > b nach Gl. (3-28) 1), 2)

für Rechteckquerschnitte gilt: Rechteck-


h/b a2 h/b a2
querschnitt
1,00 0,208 4,00 0,282
Wtor ¼ a2 " b 2 " h ð3-28Þ
1,25 0,221 6,00 0,299
h

Mtor Torsionsmoment 1,50 0,231 10,0 0,313


Wtor Torsionswiderstandsmoment 2,00 0,246 1 0,333
a2 Faktor für Rechteckquerschnitte 3,00 0,267 b
mit h > b nach Tafel 3-4
1
) Zwischenwerte können geradlinig einschaltet werden
2
) Torsionsflächenmoment 2. Grades s. Abschn. 4.2.3,
Tafel 4-8

3.4.3 Schub aus Querkraft und Torsion nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 6.1.9
Bei gleichzeitiger Wirkung von Schub aus Querkraft und Torsion ist Gl. (3-29) ein-
zuhalten. Die wirksame Breite bef bzw. der Beiwert kcr nach Gl. (3-23) ist für Einwir-
kungen rechtwinklig zu möglichen Rissebenen anzusetzen.
ttor,d Bemessungswert der Torsionsbean-
spruchung
ty,d; tz,d Bemessungswert der Schubspan-
nungen in Richtung der y- bzw.
" # " # z- Achse
ttor, d ty, d 2 tz, d 2 <
þ þ 1 ð3-29Þ fv,d Bemessungswert der Schubfestig-
kshape " fv, d fv, d fv, d keit nach Gl. (2-1), der Beiwert kcr
nach Gl. (3-23) ist für Einwirkungen
rechtwinklig zu möglichen Rissebe-
nen anzusetzen
kshape Beiwert nach Gl. (3-26)

10 4 8
Nachweise f"r St!be mit den Ersatzstabverfahren

4 Nachweise für Stäbe mit den Ersatzstabverfahren


in den Grenzzuständen der Tragfähigkeit
Nachweise mit den Ersatzstabverfahren berücksichtigen vereinfachend Bauteile, die
über ihre gesamte Länge durch Stabilitätsverlust Biegeknicken und/oder Biegedrill-
knicken (Kippen) versagen können; zusätzlich sind ggf. Nachweise der Querschnitts-
tragfähigkeit nach Abschn. 3 erforderlich. Nachweise mit Theorie II. Ordnung nach
Abschn. 9 können alternativ geführt werden.

4.1 Nachweise für Druckstäbe mit dem Ersatzstabverfahren


(Nachweise des Biegeknickens und ggf. des Biegedrillknickens)
4.1.1 Druckstäbe, planmäßig mittiger Druck nach DIN EN 1995-1-1, 2010-12,
6.3.2 (Biegeknicken maßgebend)
Knicken um die y-Achse A Querschnittsfläche
sc, 0, d Fc, d =A < fc, 0, d Bemessungswert der Druckfestigkeit in
¼ 1 ð4-1Þ Faserrichtung nach Gl. (2-1)
kc, y " fc, 0, d kc, y " fc, 0, d
Fc, d Bemessungswert der Druckkraft
Knicken um die z-Achse kc Knickbeiwert nach Abschn. 4.1.4
s c, 0, d Fc, d =A < 'c, 0, d Bemessungswert der Druckspannungen in
¼ 1 ð4-2Þ Faserrichtung
kc, z " fc, 0, d kc, z " fc, 0, d
Ist die Bedingung für den bezogenen Schlankheitsgrad lrel, y < 0,3 für Knicken um
die y-Achse bzw. lrel, z < 0,3 für Knicken um die z-Achse nach Abschn. 4.1.4, Tafel 4-1,
erfüllt, kann der Nachweis der Querschnittstragfähigkeit sinngemäß nach 3.2.1 ge-
führt werden.
!ber die Berücksichtigung des Kriechens s. Abschn. 4.1.3 und über die Querschnitts-
tragfähigkeit s. Abschn. 3.2.1.
Ein Beispiel zur Bemessung eines Druckstabes, mittiger Druck, ist in [10], Holzbau,
Abschn. 2.6 angeführt.

4.1.2 Stäbe mit Druck und Biegung (ausmittiger Druck)


nach DIN EN 1995-1-1, 2010-12, 6.3.2 (nur Biegeknicken maßgebend)
sc, 0, d s m, y, d s m, z, d <
þ þ km " 1 ð4-3Þ
kc, y " fc, 0, d
s c, 0, d
fm, y, d fm, z, d
sm, y, d s m, z, d <
14
þ km " þ 1 ð4-4Þ
kc, z " fc, 0, d fm, y, d fm, z, d
mit
Fc, d My, d Mz, d
s c, 0, d ¼ ð4-5Þ sm, y, d ¼ ð4-6Þ s m, z, d ¼ ð4-7Þ
A Wy Wz
'c,0,d Bemessungswert der Druckspannungen in Faserrichtung
'm,y,d; 'm,z,dBemessungswerte der Biegespannungen um die y- bzw. z-Achse
fc,0,d Bemessungswert der Druckfestigkeit nach Gl. (2-1)
fm,y,d; fm,z,dBemessungswerte der Biegefestigkeit nach Gl. (2-1)
kc,y; kc,z Knickbeiwerte für Knicken um die y- bzw. z-Achse nach Abschn. 4.1.4
km ¼ 0,7 für Rechteckquerschnitte aus Voll-, Brettschicht- und Furnierschichtholz
¼ 1,0 für andere Querschnitte aus Voll-, Brettschicht- und Furnierschichtholz
¼ 1,0 für alle Querschnitte anderer Holzwerkstoffe
My,d; Mz,d Bemessungswerte der Biegemomente um die y- bzw. z-Achse
Wy; Wz Widerstandsmomente um die y- bzw. z-Achse
Gl. (4-3) und (4-4) sind einzuhalten

Sind die Bedingungen für den bezogenen Schlankheitsgrad lrel,y < 0,3 für Knicken um
die y-Achse und auch lrel, z < 0,3 für Knicken um die z-Achse nach Abschn. 4.1.4, Tafel
4.1, erfüllt, kann der Nachweis der Querschnittstragfähigkeit sinngemäß nach 3.3.5
geführt werden. !ber die y-Achse und z-Achse beim Rechteckquerschnitt s. Bild 4-1.

10 4 9
Holzbau nach Eurocode 5

Tritt zusätzlich zum Biegeknicken noch das Biegedrillknicken (Kippen) auf, sind Nach-
weise sinngemäß nach Abschn. 4.2.2 zu führen. !ber die Erhöhung der charakteristi-
schen Biegefestigkeit fm,k von Voll- und Brettschichtholz s. Abschn. 3.3.2, Berücksichti-
gung des Kriechens bei druckbeanspruchten Bauteilen nach Abschn. 4.1.3.

4.1.3 Berücksichtigung des Kriechens bei Druckstützen


nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 5.9
Bei druckbeanspruchten Bauteilen in den Nutzungsklassen 2 und 3, s. Abschn. 1-3,
Tafel 1-7, ist der Einfluss des Kriechens vereinfacht durch Abminderung der Steifig-
keit (E-Modul) mit kred, S nach Gl. (4-8) zu berücksichtigen, wenn der Bemessungs-
wert des ständigen und des quasi-ständigen Lastanteils 70 % des Bemessungswer-
tes der Gesamtlast überschreitet.
kred, S Beiwert zur Abminderung der Steifigkeit bei
kred;S ¼ 1=ð1 þ kdef Þ ð4-8Þ druckbeanspruchten Bauteilen (nicht in DIN EN
1995-1-1/NA: 2010-12 enthalten)
kdef Verformungsbeiwert nach Abschn. 1.2, Tafel 1-6

4.1.4 Knickbeiwerte kc
Tafel 4-1 Berechnung der Knickbeiwerte kc, der bezogenen Schlankheitsgrade lrel und der
Schlankheitsgrade l nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.3.2 1), 2)

Knickbeiwerte kc, s. auch Tafel 4-2 bis 4–4


1
kc, y ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi mit ky ¼ 0,5 " ½1 þ bc " ðlrel;y ! 0,3Þ þ l2rel, y .
ky þ ky2 ! l2rel, y
1
1
kc, z ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi mit kz ¼ 0,5 " ½1 þ bc " ðlrel, z ! 0,3Þ þ l2rel, z .
kz þ kz2 ! l2rel, z

bezogene Schlankheitsgrade lrel 2 Þ und Schlankheitsgrade l,


kritische Spannung s c,crit
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ly fc, 0, k fc, 0, k p2 " E0,05
lrel, y ¼ " ¼ mit ly ¼ lef, y =iy allgemein sc, crit ¼
p E0,05 s c, crit l2
2 sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi

lz fc, 0, k fc, 0, k
lrel, z ¼ " ¼ mit lz ¼ lef, z =iz
p E0,05 s c, crit

Imperfektionsbeiwert bc
bc ¼ 0,2 für Vollholz
3
¼ 0,1 für Brettschichtholz und Furnierholz
1
) Hierin bedeuten:
E0,05 E-Modul in (parallel zur) Faserrichtung (5 %-Quantile) nach Abschn. 1.1
fc,0,k charakteristische Druckfestigkeit in Faserrichtung nach Abschn. 1.1
iy; iz Trägheitsradius, jeweils der y- bzw. z-Achse zugeordnet
lef, y; lef, z Ersatzstablängen (Knicklängen) der Tragsysteme für das Ausknicken um die y- bzw.
z-Achse, Beispiele s. Abschn. 4.1.5
ly Schlankheitsgrad für Biegung um die y-Achse (oder Ausbiegung in z-Richtung)
lz Schlankheitsgrad für Biegung um die z-Achse (oder Ausbiegung in y-Richtung)
lrel, y bezogener Schlankheitsgrad für Biegung um die y-Achse (oder Ausbiegung in z-Richtung)
lrel, z bezogener Schlankheitsgrad für Biegung um die z-Achse (oder Ausbiegung in y-Rich-
tung)
2
) über die Abminderung des E-Moduls E0,05 in den Gl. für lrel, y und lrel, z bei hohen ständigen
Drucklasten (Kriecheinfluss) in den Nutzungsklassen 2 und 3 s. Abschn. 4.1.3

10 5 0
Nachweise f"r St!be mit den Ersatzstabverfahren
Tafel 4-2 Knickbeiwerte kc für Vollholz aus Nadelhölzern der Tafel 1-1
nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.3.2 bzw. Tafel 4-1 1), 2)
Schlank- Festigkeitsklasse
heitsgrad (Sortierklasse)
C16 C24 C30 C35 C40
l
(S7/C16M) (S10/C24M) (S13/C30M) (C35M) (C40M)
10 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000
20 0,987 0,991 0,991 0,991 0,992
30 0,939 0,948 0,947 0,947 0,950
40 0,870 0,887 0,885 0,885 0,890
50 0,766 0,796 0,793 0,793 0,803
60 0,636 0,676 0,671 0,672 0,686
70 0,512 0,554 0,548 0,549 0,564
80 0,412 0,450 0,445 0,445 0,459
90 0,336 0,368 0,364 0,364 0,376
100 0,278 0,305 0,302 0,302 0,312
110 0,233 0,256 0,253 0,253 0,263
120 0,198 0,218 0,216 0,216 0,223
130 0,170 0,188 0,185 0,185 0,192
140 0,148 0,163 0,161 0,161 0,167
150 0,129 0,143 0,141 0,141 0,147
160 0,114 0,126 0,125 0,125 0,130
170 0,102 0,112 0,111 0,111 0,115
180 0,091 0,101 0,099 0,100 0,103
190 0,082 0,091 0,090 0,090 0,093
200 0,074 0,082 0,081 0,081 0,084
210 0,068 0,075 0,074 0,074 0,077
220 0,062 0,068 0,067 0,067 0,070
230 0,057 0,063 0,062 0,062 0,064
240 0,052 0,058 0,057 0,057 0,059
250 0,048 0,053 0,053 0,053 0,055
1
) die genaue Berechnung der fehlenden Zwischenwerte der Knickbeiwerte kc kann nach Tafel
4-1 vorgenommen werden, die Zwischenwerte können auch hinreichend genau geradlinig in-
terpoliert werden
2
) die Knickbeiwerte kc gelten nicht für Druckstäbe mit hohen ständigen Lasten in den Nut-
zungsklassen 2 und 3, bei denen die Steifigkeit mit dem Beiwert kred, S nach Gl. (4-8) abgemin-
dert werden muss, s. auch Tafel 4-1
Tafel 4-3 Knickbeiwerte kc für Vollholz aus Laubhölzern der Tafel 1-2
nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.3.2 bzw. Tafel 4-11), 2) 14
Schlank- Festigkeitsklasse Schlank-
heitsgrad (Sortierklasse) heitsgrad
D30 D35 D40 D60
l l
(LS10) (LS10) (LS13)
10 1,000 1,000 1,000 1,000 10
20 0,996 0,996 0,998 1,000 20
30 0,957 0,957 0,960 0,964 30
40 0,904 0,905 0,910 0,917 40
50 0,828 0,830 0,838 0,851 50
60 0,723 0,726 0,739 0,759 60
70 0,605 0,609 0,624 0,649 70
80 0,498 0,502 0,516 0,542 80
90 0,411 0,414 0,427 0,450 90
100 0,342 0,345 0,356 0,377 100
110 0,288 0,291 0,301 0,318 110
120 0,245 0,248 0,256 0,272 120
130 0,211 0,213 0,221 0,234 130
140 0,184 0,186 0,192 0,204 140
150 0,161 0,163 0,169 0,179 150
Fortsetzung s. nächste Seite

10 5 1
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 4-3, Fortsetzung
Schlank- Festigkeitsklasse Schlank-
heitsgrad (Sortierklasse) heitsgrad
D30 D35 D40 D60
l l
(LS10) (LS10) (LS13)
160 0,143 0,144 0,149 0,159 160
170 0,127 0,128 0,133 0,141 170
180 0,114 0,115 0,119 0,127 180
190 0,103 0,104 0,107 0,114 190
200 0,093 0,094 0,097 0,103 200
210 0,084 0,085 0,088 0,094 210
220 0,077 0,078 0,081 0,086 220
230 0,071 0,071 0,074 0,079 230
240 0,065 0,066 0,068 0,073 240
250 0,060 0,061 0,063 0,067 250
1
) die genaue Berechnung der fehlenden Zwischenwerte der Knickbeiwerte kc kann nach Tafel
4-1 vorgenommen werden, die Zwischenwerte können auch hinreichend genau geradlinig in-
terpoliert werden
2
) die Knickbeiwerte kc gelten nicht für Druckstäbe mit hohen ständigen Lasten in den Nut-
zungsklassen 2 und 3, bei denen die Steifigkeit mit dem Beiwert kred,S nach Gl. (4-8) abgemin-
dert werden muss, s. auch Tafel 4-1

Tafel 4-4 Knickbeiwerte kc für kombiniertes (c) und homogenes (h) Brettschichtholz der
Tafeln 1-3 und 1- 4 nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.3.2 bzw. Tafel 4-1 1), 2)
GL24 GL28 GL32 GL36
l
c h c h c h c h
10 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000
20 1,000 0,998 0,999 0,997 0,999 0,997 0,998 0,997
30 0,981 0,977 0,980 0,976 0,979 0,976 0,979 0,976
40 0,956 0,947 0,952 0,945 0,951 0,945 0,950 0,945
50 0,914 0,893 0,907 0,890 0,905 0,889 0,901 0,890
60 0,840 0,796 0,824 0,789 0,819 0,787 0,812 0,788
70 0,724 0,662 0,700 0,653 0,693 0,651 0,684 0,652
80 0,598 0,535 0,573 0,527 0,566 0,525 0,557 0,526
90 0,490 0,435 0,468 0,428 0,462 0,426 0,454 0,427
100 0,405 0,358 0,387 0,353 0,381 0,351 0,374 0,352
110 0,340 0,299 0,323 0,294 0,319 0,293 0,313 0,294
120 0,288 0,254 0,274 0,249 0,270 0,248 0,265 0,249
130 0,247 0,217 0,235 0,214 0,232 0,213 0,227 0,213
140 0,214 0,188 0,204 0,185 0,201 0,184 0,197 0,185
150 0,187 0,165 0,178 0,162 0,176 0,161 0,172 0,161
160 0,165 0,145 0,157 0,143 0,155 0,142 0,152 0,142
170 0,147 0,129 0,140 0,127 0,138 0,126 0,135 0,126
180 0,131 0,115 0,125 0,113 0,123 0,113 0,121 0,113
190 0,118 0,104 0,112 0,102 0,111 0,101 0,109 0,102
200 0,107 0,094 0,102 0,092 0,100 0,092 0,098 0,092
210 0,097 0,085 0,092 0,084 0,091 0,083 0,089 0,083
220 0,089 0,078 0,084 0,076 0,083 0,076 0,081 0,076
230 0,081 0,071 0,077 0,070 0,076 0,070 0,075 0,070
240 0,075 0,065 0,071 0,064 0,070 0,064 0,069 0,064
250 0,069 0,060 0,065 0,059 0,065 0,059 0,063 0,059
1
) die genaue Berechnung der fehlenden Zwischenwerte der Knickbeiwerte kc kann nach Ta-
fel 4-1 vorgenommen werden, die Zwischenwerte können auch hinreichend genau geradlinig
interpoliert werden
2
) die Knickbeiwerte kc gelten nicht für Druckstäbe mit hohen ständigen Lasten in den Nut-
zungsklassen 2 und 3, bei denen die Steifigkeit mit dem Beiwert kred, S nach Gl. (4-8) abgemin-
dert werden muss, s. auch Tafel 4-1

10 5 2
Nachweise f"r St!be mit den Ersatzstabverfahren

4.1.5 Ersatzstablängen (Knicklängen)


Tafel 4-5 Ersatzstablängen lef (Knicklängen bei Biegeknicken) von Holztragwerken nach Euler
und DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, Tab. NA. 23 1–4)

Tragwerk und Knicklänge lef Tragwerk und Knicklänge lef

Eingespannter Stab, Eulerfall 1 Stützenreihe mit nachgiebig einge-


spannter Stütze 5–7), 13)

1
b¼2

lef ¼ b " h

6
Pendelstab, Eulerfall 2 für die eingespannte Stütze:
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
" #
p2 " E " I
b¼ 4þ " ð1 þ aÞ
h " Kj
2
b¼1 h P Ni
mit: a ¼ " lef ¼ b " h
N hi
lef ¼ b " h
Zwei- und Dreigelenkbogen

Unten eingespannter Stab mit gelenkiger


Lagerung oben, Eulerfall 3

3 b ¼ 0,707 7

lef ¼ b " h
für 0,15 < h/l < 0,5 und
antimetrisches Knicken: lef ¼ 1,25 " s

Beidseitig eingespannter Stab, Eulerfall 4 Kehlbalkendach antimetrisches Knicken


14
b ¼ 0,5
4 8
lef ¼ b " h

für s1 < 0,7 " s: lef ¼ 0,8 " s


für s1 > 0,7 " s: lef ¼ 1,0 " s

Nachgiebig eingespannter Stab 5–7), 13) Fachwerkbinder 8–10)

sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
p2 " E " I
5 b¼ 4þ 9
h " Kj
lef ¼ b " h
gelenkige Lagerung: lef ¼ 1,0 " s
ðKj & 0Þ
nachgiebige Einspannung: lef ¼ 0,8 " s
ðKj 5 0Þ

10 5 3
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 4-5, Fortsetzung
Tragwerk und Knicklänge lef Tragwerk und Knicklänge lef
Zwei- und Dreigelenkrahmen mit nachgiebigen Rahmenecken 3), 5–7), 13)

für antimetrisches Knicken

a Riegel: (aR < 20, )


sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
E " I R " NS h
10 bR ¼ bS " " lef ¼ bR " s
E " I S " NR s

Stiel: (as < 15, )


sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
" #
p2 " E " I S 1 s E " I S " NR " s 2 lef ¼ bS " h
bs ¼ 4 þ " þ þ
h Kj 3 " E " I R E " I R " NS " h2
Fachwerkrahmen, Rahmenstiele Zusatzmoment der elastischen Feder
Fachwerk- Vollwandträger bei den Systemen
" in Zeile 5, 6 und 10
#
rahmen mit T
– Querschnitt h 1
M¼N" " !1
6 kc
h Querschnittshöhe des an die Feder an-
geschlossenen Stabes
11 12
kc Knickbeiwert des an die Feder ange-
Knicken aus der Rahmenebene: schlossenen Stabes nach Tafel 4-1
für die inneren gedrückten Stäbe der
Rahmenstiele: bei System 10 ist das größere Moment
lef ¼ a þ b 11) aus Stiel und Riegel maßgebend
wenn innerer Rahmenpunkt seitlich
nicht gehalten
Berücksichtigung der Schubsteifigkeit S bei der Bestimmung der Ersatzstablängen
(Knicklängen) 5), 6), 12)
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
E " I " p2 E " I " p2
lef ¼ b " s " 1 þ oder lef ¼ b " h " 1 þ
13 ðb " sÞ2 " S ðb " hÞ2 " S
mit der Schubsteifigkeit S
für den Rechteckquerschnitt: S ¼ G " A/1,2
für den I-Träger S ¼ Gw " bw " hw,ef
1
) Ersatzstablängen (Knicklängen) gelten für das Ausknicken in der Tragwerksebene (Zeichen-
ebene)
2
) das Knicken aus der Tragwerksebene ist stets gesondert nachzuweisen; als Knicklänge lef
gilt hier im Allg. der Abstand von Queraussteifungen, die Tragwerkspunkte seitlich unver-
schieblich halten, es sei denn, in dieser Tafel sind gesonderte Angaben angeführt
3
) bei Stäben mit linear veränderlichen Querschnitten nach DIN 1052: 2008-12: die Quer-
schnittswerte dürfen im Abstand der 0,65-fachen Stablänge vom Stabende mit dem kleineren
Stabquerschnitt berechnet werden, beim Nachweis ist der Größtwert der Normalkraft bzw.
des Biegemomentes im Stab anzusetzen
4
) weitere Ersatzstablängen (Knicklängen) können der Fachliteratur entnommen werden
5
) für Querschnitts- und Verbindungssteifigkeiten gilt für die Moduln:
Ei ¼ Emean, i/gM; Gi ¼ Gmean, i/gM; K ¼ Ku,mean/gM, Steifigkeiten nach Abschn. 1.1 bzw. 12.3
6
) gM Teilsicherheitsbeiwert für Holz und Holzwerkstoffe nach Tafel 2-1
7
) Kj (Dreh-)Federkonstante der elastischen Einspannung (Kraft " Länge/Winkel), kann sinnge-
mäß nach Tafel 12-2 berechnet werden, Zusatzmoment in der elastischen Feder nach Zeile 12
8
) für Gurtstäbe gilt: als Knicklänge für Knicken in der Fachwerkebene ist die Länge der Sys-
temlinien einzusetzen, falls kein genauerer Nachweis geführt wird
9
) für Füllstäbe (Diagonalen, Pfosten) gilt: als gelenkige Lagerungen sind Anschlüsse mit Ver-
satz, durch Dübel besonderer Bauart mit einem Bolzen und nur durch Bolzen anzunehmen
10
) für Gurtstäbe gilt: als Knicklänge für Knicken aus der Fachwerkebene ist der Abstand der
Queraussteifungen anzunehmen; für Füllstäbe (Diagonalen, Pfosten) gilt: als Knicklänge für
Knicken aus der Fachwerkebene ist stets die Länge der Systemlinien anzunehmen
Fortsetzung s. nächste Seite

10 5 4
Nachweise f"r St!be mit den Ersatzstabverfahren
Fußnoten zu Tafel 4-5, Fortsetzung
11
) zusätzlich Ansatz einer Seitenkraft von 1/100 der größten im inneren Rahmeneckpunkt ein-
laufenden Stabkraft an dieser Stelle
12
) für I-Träger bedeuten
Gw Schubmodul des Steges für Scheibenbeanspruchung
bw Gesamtbreite des Steges
hw,ef wirksame Höhe des Steges (Schwerpunktabstand der Gurte)
13
) Zusatzmoment in der elastischen Feder nach Zeile 12

4.1.6 Aussteifende Wirkung von Dachlatten und Brettschalung


gegen Knicken
Dachlatten und Brettschalung dürfen ohne genaueren Nachweis im Zusammenwir-
ken mit einem Aussteifungsverband (z. B. aus Windrispen und Sparren) als in ihrer
Ebene gegen Knicken aussteifend angenommen werden unter den Bedingungen
der Tafel 4-6.
Tafel 4-6 Aussteifende Wirkung von Dachlatten und Brettschalung gegen Knicken nach DIN
EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.13.2
nur bei Sparren und bei Gurten von Fachwerkbindern sowie jeweils vorhandenem Ausstei-
fungsverband (z. B. aus Windrispen und Sparren)
folgenden Bedingungen sind einzuhalten
Spannweite des auszusteifenden Bauteils l < 15 m
Abstand der Aussteifungsverbände a < 10 m
Breite der Sparren und Gurte b > 40 mm
Höhe der Sparren und Gurte h<4 " b
Sparren- bzw. Binderabstand e < 1,25 m
Versetzten der Stöße von Latten und Brettern
Stoßbreite <1 m
Abstand der Stöße > 2 Sparren- oder Binderabstände

4.2 Nachweise für Biegestäbe mit dem Ersatzstabverfahren


Nachweise des Biegedrillknickens (bzw. Kippens) und ggf. Nachweise des
Biegeknickens (Knicknachweise) maßgebend
Biegebeanspruchte Bauteile müssen an den Auflagern gegen Verdrehen z. B. durch
Gabellagerung oder entsprechenden Verband, s. Abschn. 8.3, gesichert sein.
4.2.1 Biegestäbe unter einaxialer Biegung (ohne Druckkraft) 14
nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.3.3 (Biegedrillknicken (Kippen) maßgebend)
Liegt nur ein Biegemoment My um die starke y-Achse vor, ist der Nachweis des
Biegedrillknickens (Kippen) nach Gl. (4-9) zu führen.
/
s m, y, d My, d Wy, n
¼ <1 ð4-9Þ
kcrit " fm, y, d kcrit " fm, y, d
'm,y,d Bemessungswert der Biegespannungen um die starke y-Achse, als Beispiel für
die starke y-Achse s. Bild 4-1
fm,y,d Bemessungswert der Biegefestigkeit um die y-Achse nach Gl. (2-1)
kcrit Kippbeiwert nach Abschn. 4.2.3
weitere Erläuterungen s. Abschn. 3.3.1

( x)
Bild 4-1 Starke und schwache Achse am Beispiel eines Rechteckquer-
h

y
schnitts
starke y-Achse mit größerem Widerstandsmoment Wy bei Bie-
b
gung um die y-Achse
schwache z-Achse mit kleinerem Widerstandsmoment Wz bei
z Biegung um die z-Achse

10 5 5
Holzbau nach Eurocode 5

!ber die Erhöhung der charakteristischen Biegefestigkeit fm, k von Voll- und Brett-
schichtholz s. Abschn. 3.3.2.
Ein Beispiel zur Bemessung eines Biegeträgers aus Brettschichtholz, einaxiale Bie-
gung und Biegedrillknicken (Kippen), ist in [10], Holzbau, Abschn. 2.4 angeführt.

4.2.2 Stäbe mit Biegung und Druck (ausmittiger Druck)


nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.3.3
(Biegedrillknicken (Kippen) und Biegeknicken maßgebend)
Einaxiale Biegung und Druck
Liegt eine Kombination eines Biegemomentes My um die starke Achse y und einer
Druckkraft Fc vor, ist Gl. (4-10) einzuhalten. !ber die starke y-Achse s. Bild 4-1.
" #2
s m, y, d sc, 0, d <
þ 1 ð4-10Þ
kcrit " fm, y, d kc, z " fc, 0, d
kcrit Kippbeiwert für Biegedrillknicken (Kippen) um die starke y-Achse nach Abschn.
4.2.3, s. auch Bild 4-1
kc, z Knickbeiwert für Knicken um die z-Achse nach Abschn. 4.1.4, Tafel 4-1
Zweiaxiale Biegung und Druck nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 6.3.3, NA.7
Liegt eine Kombination eines Biegemomentes My um die starke Achse y und eines
Biegemomentes Mz um die schwache Achse z mit einer Druckkraft Fc vor, sind Gl. (4-11)
und (4-12) einzuhalten. !ber die starke y-Achse und die schwache z-Achse s. Bild 4-1.
" #
sc, 0, d sm, y, d s m, z, d 2 <
þ þ 1 ð4-11Þ
kc, y " fc, 0, d kcrit " fm, y, d fm, z, d
" #2
s c, 0, d s m, y, d s m, z, d <
þ þ 1 ð4-12Þ
kc, z " fc, 0, d kcrit " fm, y, d fm, z, d
Fc, d My, d Mz, d
s c, 0, d ¼ (4-13) s m, y, d ¼ (4-14) s m, z, d ¼ (4-15)
An Wy, n Wz, n
'c, 0, d Bemessungswert der Druckspannungen in Faserrichtung
'm, y, d; 'm,z, d
Bemessungswerte der Biegespannungen um die y- bzw. z- Achse
fc,0,d Bemessungswert der Druckfestigkeit nach Gl. (2-1)
fm, y, d, fm, z, d
Bemessungswerte der Biegfestigkeiten nach Gl. (2-1)
kcrit Kippbeiwert nach Abschn. 4.2.3
kc, y Knickbeiwert für Knicken um die starke y-Achse nach Tafel 4-1, s.
Bild 4-1
kc, z Knickbeiwert für Knicken um die schwache z-Achse nach Tafel
4-1, s. Bild 4-1
My, d; Mz, d Bemessungswerte der Biegemomente um die y- bzw. z-Achse
Wy, n; Wz, n nutzbare Widerstandsmomente oder Widerstandsmomente des
Nettoquerschnitts um die y- oder z-Achse, s. auch Bild 4-1
Gl. (4-11) und (4-12) sind einzuhalten

4.2.3 Kippbeiwerte (Biegedrillknicken) und Ersatzstablängen


Tafel 4-7 Berechnung des Kippbeiwertes kcrit und des bezogenen Kippschlankheitsgrades
lrel,m bei Biegebeanspruchung um die starke y-Achse nach DIN EN 1995-1-1; 2010-12,
6.3.3 1 ), 2 ), 3 )

Kippbeiwert kcrit für Biegestäbe 2 )


¼1 für lrel, m < 0,75
kcrit ¼ 1,56 ! 0,75 " lrel,m für 0,75 < lrel,m < 1,4
¼ 1/l2rel, m für 1,4 < lrel,m
Fortsetzung s. nächste Seite

10 5 6
Nachweise f"r St!be mit den Ersatzstabverfahren
Tafel 4-7, Fortsetzung

bezogener Kippschlankheitsgrad lrel, m

für Biegebeanspruchung um die starke y-Achse 3)


sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
fm, k lef fm, k
lrel, m ¼ ¼ " pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
s m, crit p " im E0,05 " G0,05
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
My, crit p " E0,05 " I z " G0,05 " I tor I z " I tor
mit s m, crit ¼ ¼ und im ¼
Wy lef " Wy Wy

für Biegeträger aus Nadelholz mit vollem Rechteckquerschnitt der Breite b und Höhe h und
Biegebeanspruchung um die starke y-Achse
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
lef " h fm, k
lrel, m ¼ "
0,78 " b 2 E0,05

Kippbeiwert kcrit für Biegeträger mit besonderen Anforderungen

kcrit ¼ 1,0
— für Biegeträger, bei denen eine seitliche Verschiebung des gedrückten Randes (Druck-
gurtes) über die gesamte Länge verhindert wird und an den Auflagern eine Gabellage-
rung besteht

1
) Hierin bedeuten:
sm,crit kritische Biegedruckspannung, berechnet mit den 5 %-Quantilen der Steifigkeitskenn-
werte, s. Fußnote 3)
fm,k charakteristische Biegefestigkeit nach Abschn. 1.1
b, h Querschnittsbreite, -höhe
lef wirksame Länge (Ersatzstablänge) des Biegeträgers (Biegedrillknicken, Kippen), abhän-
gig von den Auflagerbedingungen und der Art der Lasteinwirkung
! nach Tafel 4-10 gemäß DIN EN 1995-1-1: 2010-12, Tab. 6.1 oder
! nach Tafel 4-11 gemäß DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.13.3
E0,05 Elastizitätsmodul in Faserrichtung, bezogen auf die 5 %-Quantile nach Abschn. 1.1
G0,05 Schubmodul in Faserrichtung, bezogen auf die 5 %-Quantile nach Abschn. 1.1
Iz
Itor
Flächenmoment 2. Grades um die schwache z-Achse, s. auch Bild 4-1
Torsionsflächenmoment 2. Grades, für Rechteckquerschnitte nach Gl. (4-16)
14
Wy Widerstandsmoment um die starke y-Achse, s. auch Bild 4-1
2
) der Kippbeiwert kcrit (Biegedrillknicken) kann auch Tafel 4-9 entnommen werden, er berück-
sichtigt die zusätzlichen Spannungen infolge seitlichen Ausweichens
3
) bei Biegestäben aus Brettschichtholz darf nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 6.3.3(2) das
Produkt der 5 %-Quantilen der Steifigkeitskennwerte mit dem Faktor 1,4 multipliziert werden

Tafel 4-8 a1-Werte zur Berechnung des Torsionsflä-


chenmoment 2. Grades für Rechteckquer-
schnitte mit h > b nach Gl. (4-16) 1), 2)
für Rechteckquerschnitte gilt: Rechteck-
h/b a1 h/b a1
I tor ¼ a1 " b 3 " h ð4-16Þ querschnitt
I tor Torsionsflächenmoment 2. Grades 1,00 0,140 4,00 0,281
a1 Faktor für Rechteckquerschnitte 1,25 0,171 6,00 0,299
mit h > b nach Tafel 4-8
h

1,50 0,196 10,0 0,313


2,00 0,229 1 0,333
3,00 0,263 b

1
) Zwischenwerte können geradlinig eingeschaltet werden
2
) Torsionswiderstandsmomente s. Abschn. 3.4.2, Tafel 3-4

10 5 7
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 4-9 Kippbeiwert kcrit (Biegedrillknicken) für Biegestäbe nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12,
6.3.3, berechnet nach Tafel 4-7

Kippbeiwert kcrit bei einem Kippschlankheitsgrad lrel, m von


lrel, m
0,00 0,01 0,02 0,03 0,04 0,05 0,06 0,07 0,08 0,09
<0,75 1,000

0,70 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 0,990 0,983 0,975 0,968

0,80 0,960 0,953 0,945 0,938 0,930 0,923 0,915 0,908 0,900 0,893

0,90 0,885 0,878 0,870 0,863 0,855 0,848 0,840 0,833 0,825 0,818

1,00 0,810 0,803 0,795 0,788 0,780 0,773 0,765 0,758 0,750 0,743

1,10 0,735 0,728 0,720 0,713 0,705 0,698 0,690 0,683 0,675 0,668

1,20 0,660 0,653 0,645 0,638 0,630 0,623 0,615 0,608 0,600 0,593

1,30 0,585 0,578 0,570 0,563 0,555 0,548 0,540 0,533 0,525 0,518

1,40 0,510 0,503 0,496 0,489 0,482 0,476 0,469 0,463 0,457 0,450

1,50 0,444 0,439 0,433 0,427 0,422 0,416 0,411 0,406 0,401 0,396

1,60 0,391 0,386 0,381 0,376 0,372 0,367 0,363 0,359 0,354 0,350

1,70 0,346 0,342 0,338 0,334 0,330 0,327 0,323 0,319 0,316 0,312

1,80 0,309 0,305 0,302 0,299 0,295 0,292 0,289 0,286 0,283 0,280

1,90 0,277 0,274 0,271 0,268 0,266 0,263 0,260 0,258 0,255 0,253

2,00 0,250 0,248 0,245 0,243 0,240 0,238 0,236 0,233 0,231 0,229

Wirksame Länge lef (Ersatzstablänge) für Biegestäbe (Biegedrillknicken, Kippen)


Die wirksame Länge lef (Ersatzstablänge) für Biegestäbe kann ermittelt werden
— nach Tafel 4-10 (entspricht den Angaben der DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.3.3
und Tab. 6.1) oder
— nach Tafel 4-11 (entspricht den Angaben der DIN EN 1995-1-1: 2010-12/NA,
6.3.3(2) und NA.13.3).

Tafel 4-10 Berechnung der wirksamen Länge lef (Ersatzstablänge) für Biegestäbe (Biegedrill-
knicken, Kippen) nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, Tab. 6.1 1–3)

Art des Biegestabes Art der Belastung lef =l 1–3)


einfach unterstützt konstantes Biegemoment 1,0
gleichmäßig verteilte Belastung 0,9
Einzellast in Feldmitte 0,8
auskragend gleichmäßig verteilte Belastung 0,5
Einzellast am freien Kragende 0,8
1
) der Quotient aus wirksamer Länge lef und Stützweite l gilt für einen Biegestab, der an den
Auflagern ausreichend gegen Verdrehen (z. B. durch ein Gabellager) gesichert ist, und Lastein-
trag in der Schwerache des Querschnitts
2
) greift die Last am Druckrand des Biegestabes an, dann sollte lef um 2 " h erhöht werden (mit
h als Querschnittshöhe)
3
) greift die Last am Zugrand des Biegestabes an, dann darf lef um 0,5 " h verringert werden
(mit h als Querschnittshöhe)

10 5 8
Nachweise f"r St!be mit den Ersatzstabverfahren
Tafel 4-11 Berechnung der wirksamen Länge lef (Ersatzstablänge) für Biegestäbe (Biegedrill-
knicken, Kippen) nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12/NA, 6.3.3(2) und NA.13.3 1)
Ersatzstablänge lef (Kippen)
Rechteckquerschnitt

l
lef ¼ " rffiffiffiffi #
az B
a1 " 1 ! a2 " "
l T

Biegesteifigkeit B um die z-Achse


für allgemeinen Querschnitt für Rechteckquerschnitt
B ¼ E " Iz B ¼ E " b3 " h/12
Torsionssteifigkeit T
für allgemeinen Querschnitt für Rechteckquerschnitt
T ¼ G " I tor T ffi G " b3 " h/3
1
) Hierin bedeuten
a1, a2 Kipplängenbeiwerte nach Tafel 4-12
az Abstand des Lastangriffs vom Schubmittelpunkt, s. Bild oben
b, h, l Trägerbreite, -höhe, -länge
E ¼ Emean/gM, Elastizitätsmodul
G ¼ Gmean/gM, Schubmodul
gM ¼ 1,3, Teilsicherheitsbeiwert für Holz und Holzwerkstoffe nach Tafel 2-1
Iz Flächenmoment 2. Grades um die z-Achse, s. Bild oben
I tor Torsionsflächenmoment 2. Grades, für Rechteckquerschnitte nach Gl. (4-16)

Tafel 4-12 Kipplängenbeiwerte a1 und a2 zur Berechnung der wirksamen Länge lef (Ersatzstab-
länge) für Biegestäbe (Biegedrillknicken, Kippen) nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12/NA,
Tab. NA.24

System Momentenverlauf a1 a2
gabelgelagerter Einfeldträger
Ansicht 1,77 0
14
1,35 1,74

1,13 1,44
Draufsicht

1 0

Kragarm
1,27 1,03

2,05 1,50

Fortsetzung s. nächste Seite

10 5 9
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 4-12, Fortsetzung

System Momentenverlauf a1 a2
beidseitig eingespannter Träger

6,81 0,40

Draufsicht
5,12 0,40

Durchlaufträger, Mittelfeld

1,70 1,60

Draufsicht 1,30 1,60

5 Nachweise für Pultdach-, Satteldach- und gekrümmte


Träger in den Grenzzuständen der Tragfähigkeit
5.1 Pultdachträger
Tafel 5-1 Nachweis der Tragfähigkeit (Biegespannungen) von Pultdachträgern
nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.4.2 1), 2)

sm,α,d
a=d
hap
hs

sm,0,d
l b

Faserparalleler Trägerrand
Nachweis der Tragfähigkeit Biegerandspannungen
s m, 0, d < Md
1 s m, 0, d ¼
fm, d Wy
Geneigter Trägerrand mit angeschnittenen Holzfasern
Nachwies der Tragfähigkeit Biegerandspannungen
s m, a, d < Md
1 s m, a, d ¼
km, a " fm, d Wy
Zugspannungen (Biegezugbereich) am geneigten Rand
,sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
" #2 " #2
fm, d fm, d
km, a ¼ 1 1þ " tan a þ " tan2 a
0,75 " fv, d ft, 90, d

Fortsetzung s. nächste Seite

10 6 0
Nachweise f"r Pultdach-, Satteldach- und gekr"mmte Tr!ger
Tafel 5-1, Fortsetzung
Druckspannungen (Biegedruckbereich) am geneigten Rand
,sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
" #2 " #2ffi
fm, d fm, d
km, a ¼ 1 1þ " tan a þ " tan2 a
1,5 " fv, d fc, 90, d
Beispiel:
Pultdachträger mit Rechteckquerschnitt und konstanter Gleichlast q

Trägerstelle mit der größten Biegespannung:


hs
x! ¼ "l
hs þ hap

1
) Hierin bedeuten:
'm,0,d Bemessungswert der Biegespannungen an der faserparallelen Trägerkante
'm,a,d Bemessungswert der Biegespannungen an der geneigten Trägerkante
'm,max größte Biegespannung an der Trägerstelle x!
fm,d Bemessungswert der Biegefestigkeit nach Gl. (2-1)
Md Bemessungswert des Biegemomentes
Wy Widerstandsmoment um die y-Achse
b Querschnittsbreite
hap, hs Querschnittshöhe am größten bzw. kleinsten Trägerende
a Neigungswinkel des Randes „schräg“ zur Faserichtung
2
) weitere Nachweise der Tragfähigkeit wie Schub, Biegedrillknicken (Kippen) und dgl. s. ent-
sprechende Abschnitte

5.2 Gekrümmte Träger aus Brettschicht- und Furnierschichtholz

Tafel 5-2 Nachweis der Tragfähigkeit (Biege- und Querzugspannungen) von gekrümmten Trä-
gern mit konstantem Querschnitt aus Brettschicht- und Furnierschichtholz im quer-
zugbeanspruchten Bereich (Firstbereich) nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.4.3 1), 2)

innerer Radius rin


Radius r ¼ rin + hap/2 14
1 Lamellendicke t
Winkel aap ¼ 0,
Faktor kap kap ¼ hap/r

maximale Biegespannung (Längsrandspannung) im querzugbeanspruchten Bereich


(gekrümmten Bereich)
Nachweis der Tragfähigkeit maximale Längsrandspannung
2 s m, d < Map, d
1 s m, d ¼ ð1 þ 0,35 " kap þ 0,6 " ka2p Þ "
kr " fm, d Wap, y
Beiwert kr (berücksichtigt die Festigkeitsabnahme bei starken Krümmungen
infolge Biegens der Lamellen bei der Herstellung)
3
kr ¼ 1 für rin/t > 240
kr ¼ 0,76 þ 0,001 " rin/t für rin/t < 240
maximale Zugspannung rechtwinklig zur Faser (Querzugspannung) infolge Momenten-
beanspruchung im Firstbereich
Nachweis der Tragfähigkeit maximale Querzugspannung 3)
4 s t, 90, d <1 Map, d
kdis " kvol " ft, 90, d s t, 90, d ¼ 0,25 " kap "
Wap, y
Fortsetzung s. nächste Seite

10 6 1
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 5-2, Fortsetzung

Beiwert kdis (berücksichtigt die Spannungsverteilung im Firstbereich)


5
kdis = 1,4 für konzentrisch gekrümmte Träger mit gekrümmtem Untergurt

Beiwert kvol (Volumenfaktor)


kvol ¼ ðV0 =V Þ0,2 für Brettschichtholz und für Furnierschichtholz mit allen Furnieren in
Richtung der Stabachse
V querzugbeanspruchtes Volumen im Firstbereich in m3, s. Bild,
6 < 2 " Vb/3
Vb Gesamtvolumen des Biegestabes
V0 Bezugsvolumen
¼ 0,01 m3

kombinierte Beanspruchung aus Querzug und Schub

Nachweis der kombinierten Beanspruchung maximale Schubspannungen im


7 td st, 90, d <1 Rechteckquerschnitt 5)
þ /
fv, d kdis " kvol " ft, 90, d tmax, d ¼ 1,5 " Vd ðb " hap Þ

Verstärkungen zur Aufnahme zusätzlicher klimabedingter Querzugspannungen im querzug-


beanspruchten Bereich gekrümmter Träger 4) 5) nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.6.8.5

für Bauteile in den Nutzungsklassen 1 und 2:


die Gl. in Zeile 4 und 7 dieser Tafel dürfen unbeachtet bleiben, wenn
die max. Querzugspannung im Trägerscheitel (Firstquerschnitt) folgende Gl. erfüllt:
" #
8 s t, 90, d td 2 <
/ 0,3
þ 1 mit h0 ¼ 600 mm (Bezugshöhe)
1,15 " ðh0 hap Þ " ft, 90, d fv, d

gleichzeitig sind die Angaben in Tafel 5-6 einzuhalten

für Bauteile in der Nutzungsklasse 3


keine Verstärkung nach Tafel 5-6 erlaubt,
9
stets vollständige Aufnahme der Querzugspannungen durch Verstärkungen erforderlich
nach Tafel 5-7

Verstärkungen zur vollständigen Aufnahme der Querzugspannungen im querzugbeanspruch-


ten Bereich gekrümmter Träger nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.6.8.6

für Bauteile in der Nutzungsklassen 1 bis 3:


— werden die Querzugspannungen vollständig durch Verstärkungselemente aufgenom-
10
men, dürfen die Gl. in Zeile 4 und 7 dieser Tafel unbeachtet bleiben
— gleichzeitig sind die Angaben in Tafel 5-7 einzuhalten
1
) Hierin bedeuten:
fm, d Bemessungswert der Biegefestigkeit nach Gl. (2-1)
ft, 90, d Bemessungswert der Zugfestigkeit rechtwinklig zur Faser nach Gl. (2-1)
fv, d Bemessungswert der Schubfestigkeit nach Gl. (2-1)
Map, d Bemessungswert des Biegemomentes im Trägerscheitel (Firstquerschnitt), das zu Quer-
zugspannungen führt
Vd Bemessungswert der maßgebenden Querkraft
Wap, y Widerstandsmoment um die y-Achse im Trägerscheitel (Firstquerschnitt)
b, hap Querschnittsbreite, Querschnittshöhe im Trägerscheitel (Firstquerschnitt)
2
) weitere Nachweise der Tragfähigkeit wie Schub, Biegedrillknicken (Kippen) und dgl. s. ent-
sprechende Abschnitte
3
) nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 6.4.3(8) gilt hier die angeführte Gl. (6.54) der DIN EN
1995-1-1: 2010-12, 6.4.3
4
) für gekrümmte Träger werden nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 6.4.3, im Hinblick auf zu-
sätzliche klimabedingte Querzugspannungen immer Verstärkungen nach Tafel 5-6 empfohlen,
in der Baupraxis werden in den querzugbeanspruchten Bereichen seit langem derartige Quer-
zugverstärkungen mit Erfolg eingebaut
5
) die wirksame Breite bef in auf Schub beanspruchten Biegebauteilen muss bei der Berech-
nung der Schubspannungen nach Abschn. 3.4.1 berücksichtigt werden

10 6 2
Nachweise f"r Pultdach-, Satteldach- und gekr"mmte Tr!ger
Tafel 5-3 Höchstdicken t und maximale Querschnittsfläche A der Lamellen von Brettschicht-
holz aus Nadelholz nach DIN EN 14080: 2005-09 und DIN EN 386: 2002-04, Tab. 3
Nutzungsklasse 1 Nutzungsklasse 2 Nutzungsklasse 3
tmax Amax tmax Amax tmax Amax
in mm in mm2 in mm in mm2 in mm in mm2
45 12000 45 12000 35 10000
zusätzliche Anforderung bei gekrümmten Bauteilen an die Höchstdicke tmax, die fertige Dicke t
muss folgender Gleichung entsprechen:
" #
r fm, dc, k r Biegeradius der Lamellen
t< " 1þ
250 80 fm, dc, k charakteristische Biegefestigkeit der Endverbindung

5.3 Satteldachträger aus Brettschicht- und Furnierschichtholz


Tafel 5-4 Nachweis der Tragfähigkeit (Biege- und Querzugspannungen) von Satteldachträgern
aus Brettschicht- und Furnierschichtholz im Firstquerschnitt
nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.4.3 1), 2), 3), 7)

Satteldachträger mit gekrümmtem Satteldachträger mit geradem


Untergurt 3), 4) Untergurt 3), 5)

maximale Biegespannungen (Längsrandspannungen) im Firstquerschnitt 3)


Nachweis der Tragfähigkeit Nachweis der Tragfähigkeit
1 s m, d < s m, d <
1 1
kr " fm, d fm, d
Map, d Map, d
2 s m, d ¼ kl " s m, d ¼ ð1 þ 1,4 " tan aap þ 5,4 " tan2 aap Þ "
Wap, y Wap, y
Beiwert kl , berücksichtigt die erhöhten Biegespannungen im Firstquerschnitt
kl ¼ k1 þ k2 " kap þ k3 " ka2p þ k4 " ka3p Faktor kap ¼ hap/r 14
innerer Radius rin
k1 ¼ 1 þ 1,4 " tan aap þ 5,4 " tan2 aap Radius r ¼ rin þ hap/2
3 Lamellendicke t
k2 ¼ 0,35 ! 8 " tan aap
k3 ¼ 0,6 þ 8,3 " tan aap ! 7,8 " tan2 aap Anschnittswinkel aap
k4 ¼ 6 " tan2 aap im Firstbereich
Beiwert kr (berücksichtigt die Festigkeitsabnahme bei starken Krümmungen infolge
Biegens der Lamellen bei der Herstellung)
4
kr ¼ 1 für rin/t > 240
kr ¼ 0,76 þ 0,001 " rin/t für rin/t < 240
maximale Zugspannung rechtwinklig zur Faserrichtung (Querzugspannung) infolge
Momentenbeanspruchung im Firstbereich 4), 5)
s t, 90, d <1
5 Nachweis der Tragfähigkeit
kdis " kvol " ft, 90, d
Satteldachträger mit gekrümmtem Satteldachträger mit geradem Untergurt 5), 6)
Untergurt 4), 6) maximale Querzugspannung
6 maximale Querzugspannung Map, d
Map, d s t, 90, d ¼ 0,2 " tan aap "
s t, 90, d ¼ kp " Wap, y
Wap, y

Fortsetzung s. nächste Seite

10 6 3
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 5-4, Fortsetzung
Beiwert kp,, berücksichtigt die größten Querzugspannungen im Firstquerschnitt
kp ¼ k5 þ k6 " kap þ k7 " ka2p k5 ¼ 0,2 " tan aap
7 mit Faktor kap ¼ hap/r k6 ¼ 0,25 ! 1,5 " tan aap þ 2,6 " tan2 aap
weitere s. Zeile 3 k7 ¼ 2,1 " tan aap ! 4 " tan2 aap
Beiwert kdis (berücksichtigt die Spannungsverteilung im Firstbereich)
8 kdis ¼ 1,4 für Satteldachträger mit geradem Untergurt
kdis ¼ 1,7 für Satteldachträger mit gekrümmtem Untergurt
Beiwert kvol (Volumenfaktor)
kvol ¼ ðV0 =V Þ0,2 für Brettschichtholz und für Furnierschichtholz mit allen Furnieren in
Richtung der Stabachse
V querzugbeanspruchtes Volumen im Firstbereich in m3, s. Bild,
9 < 2 " Vb/3
Vb Gesamtvolumen des Biegestabes
V0 Bezugsvolumen
¼ 0,01 m3
kombinierte Beanspruchung aus Querzug und Schub
Nachweis der kombinierten mit der maximalen Schubspannungen im
Beanspruchung Rechteckquerschnitt 8)
10 td st, 90, d /
þ <1 tmax, d ¼ 1,5 " Vd ðb " hap Þ
fv, d kdis " kvol " ft, 90, d
Verstärkungen zur Aufnahme zusätzlicher klimabedingter Querzugspannungen im querzugbe-
anspruchten Bereich von Satteldachträgern mit geradem und gekrümmten Untergurt 4) 5) 8)
nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.6.8.5
für Bauteile in den Nutzungsklassen 1 und 2:
die Gl. in Zeile 5 und 10 dieser Tafel dürfen unbeachtet bleiben, wenn die max.
Querzugspannung im Firstquerschnitt" # folgende Gl. erfüllt:
11 s t, 90, d td 2 <
/ þ 1 mit h0 ¼ 600 mm (Bezugshöhe)
1,3 " ðh0 hap Þ0,3 " ft, 90, d fv, d
gleichzeitig sind die Angaben in Tafel 5-6 einzuhalten
für Bauteile in der Nutzungsklasse 3
keine Verstärkung nach Tafel 5-6 erlaubt,
12
stets vollständige Aufnahme der Querzugspannungen durch Verstärkungen erforderlich
nach Tafel 5-7
Verstärkungen zur vollständigen Aufnahme der Querzugspannungen im querzugbeanspruch-
ten Bereich von Satteldachträgern mit geradem und gekrümmten Untergurt
nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.6.8.6
für Bauteile in den Nutzungsklassen 1 bis 3:
— werden die Querzugspannungen vollständig durch Verstärkungselemente aufgenom-
13
men, dürfen die Gl. in Zeile 5 und 10 dieser Tafel unbeachtet bleiben
— gleichzeitig sind die Angaben in Tafel 5-7 einzuhalten
1
) Fußnote 1) der Tafel 5-2 gilt sinngemäß
2
) weitere Nachweise der Tragfähigkeit wie Schub, Biegedrillknicken (Kippen) und dgl. s. ent-
sprechende Abschnitte
3
) bei Satteldachträgern mit unterem geraden und unterem gekrümmten Rändern sind die
Nachweise für Ränder mit geneigtem Rand (angeschnittenen Holzfasern) wie für Pultdachträ-
ger nach Tafel 5-1 zu führen
4
) für Satteldachträger mit gekrümmtem Untergurt werden nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12,
6.4.3, im Hinblick auf zusätzliche klimabedingte Querzugspannungen immer Verstärkungen
nach Tafel 5-6 empfohlen, in der Baupraxis werden in den querzugbeanspruchten Bereichen
seit langem derartige Querzugverstärkungen mit Erfolg eingebaut
5
) für Satteldachträger mit geradem Untergurt werden nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 6.4.3,
im Hinblick auf zusätzliche klimabedingte Querzugspannungen Verstärkungen nach Tafel 5-6
empfohlen, wenn in den Nachweisen nach Zeile 5 und Zeile 10 dieser Tafel ein Ausnutzungsgrad
! > 0,8 vorliegt, in der Baupraxis werden in den querzugbeanspruchten Bereichen seit langem
derartige Querzugverstärkungen mit Erfolg eingebaut, unabhängig vom Ausnutzungsgrad
6
) nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 6.4.3(8) gilt hier die angeführte Gl. (6.54) der DIN EN
1995-1-1: 2010-12, 6.4.3
7
) über die Geometrie von Satteldachträgern s. Tafel 5-5
8
) die wirksame Breite bef in auf Schub beanspruchten Biegebauteilen muss bei der Berech-
nung der Schubspannungen nach Abschn. 3.4.1 berücksichtigt werden

10 6 4
Nachweise f"r Pultdach-, Satteldach- und gekr"mmte Tr!ger
Tafel 5-5 Geometrie von Satteldachträgern

Satteldachträger mit gekrümmtem Satteldachträger mit geradem Untergurt


Untergurt 1)

c
rin ¼ r ¼ rin þ 0,5 " hap l
2 " sin b hap ¼ hs þ " tan a
2
l hx ¼ hs þ x " tan a
h1 ¼ hs þ " ðtan d ! tan bÞ a¼d!b
2 hs
c x! ¼ " l 2)
hap ¼ h1 þ " tan b ! rin " ð1 ! cos bÞ 2 " hap
2
h0x ¼ hs þ x " ðtan d ! tan bÞ
hs
hx & h0x " cos a x! ¼ " l 2)
2 " h1
1
) Trägerbereiche (außerhalb des Firstbereichs) mit abnehmender Höhe in Richtung der Auflager
2
) Trägerstelle x! mit der größten Biegespannung außerhalb des Firstquerschnittes

5.4 Verstärkungen gekrümmter Träger und Satteldachträger


aus Brettschicht- und Furnierschichtholz
Tafel 5-6 Verstärkungen zur Aufnahme zusätzlicher, klimabedingter Querzugspannungen
durch Verstärkungselemente in gekrümmten Trägern und Satteldachträgern mit ge-
krümmtem und geraden Untergurt aus Brettschicht- und Furnierschichtholz in den
querzugbeanspruchten Träger- bzw. Firstbereichen in den Nutzungsklassen 1 und 2
nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.6.8.5 1), 2), 3), 4)

Bemessung der Verstärkung im querzug- Beispiel


beanspruchten Bereich für eine Zugkraft
14
s t, 90, d " b 2 " a1
Ft, 90, d ¼
640 " n
a1 Abstand der Verstärkungen in Trägerlängsrichtung
in Höhe der Trägerachse in mm
b Trägerbreite in mm
n Anzahl der Verstärkungselemente im Bereich
innerhalb der Länge a1
't, 90, d Bemessungswert der Zugspannung rechtwinklig
zur Faserrichtung (Querzugspannungen) aus
Tafel 5-2 bzw. 5-4
alternativ: mit eingeschraubten
Vollgewindeschrauben
1
) gekrümmte Träger und Satteldachträger aus Brettschicht- und Furnierschichtholz in den Nut-
zungsklassen 1 und 2, bei denen die in den Tafeln 5-2 bzw. 5-4 angeführten Bedingungen er-
füllt sind
2
) Stahlstäbe sollten im querzugbeanspruchten Träger- bzw. Firstbereichen gleichmäßig verteilt
werden
3
) geeignete Verstärkungen s. Tafel 5-8
4
) Bemessung der Verstärkungen sinngemäß nach Tafel 5-7 wie für eingeklebte Stahlstäbe,
eingeschraubte Stäbe oder seitlich aufgeklebte Verstärkungen

10 6 5
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 5-7 Verstärkungen zur vollständigen Aufnahme der Querzugspannungen durch Verstär-
kungselemente in gekrümmten Trägern und Satteldachträgern mit gekrümmtem
und geraden Untergurt aus Brettschicht- und Furnierschichtholz in den querzugbe-
anspruchten Träger- bzw. Firstbereichen in den Nutzungsklassen 1 bis 3
nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.6.8.6 1), 2), 3)

Zugkraft in der Verstärkung des querzugbeanspruchten Bereiches

in den beiden inneren Vierteln in den äußeren Vierteln


s t, 90, d " b " a1 2 s t, 90, d " b " a1
Ft, 90, d ¼ Ft, 90, d ¼ "
n 3 n
Aufnahme der Zugkraft Ft, 90, d durch eingeklebte Stahlstäbe oder durch eingeschraubte Stäbe
mit Holzschraubengewinde nach DIN 7998 4), 5)

Beispiel: a1 Abstand der Verstärkungen in Träger-


längsrichtung in Höhe der Trägerachse
b Trägerbreite
n Anzahl der Verstärkungselemente im
Bereich innerhalb der Länge a1
't, 90, d Bemessungswert der Zugspannungen
rechtwinklig zur Faserrichtung
(Querzugspannungen)
nach den Tafeln 5-2 bzw. 5-4

Nachweis der Tragfähigkeit (Fugenspannung) gleichmäßig verteilt angenommene Kleb-


tef, d < fugenspannung
1
fk1, d 2 " Ft, 90, d
tef, d ¼
p " lad " dr
Ft, 90, d Bemessungswert der Zugkraft je Stahlstab
fk1, d Bemessungswert der Klebfugenfestigkeit für lad < 250 mm, fk1, k s. Abschn. 17.2
im Onlineportal zu diesem Buch O+ oder
fk1, d Bemessungswert des Ausziehparameters der Holzschrauben, berechnet mit dem
charakteristischen Wert fk1, k ¼ 22 " 10!6 " rk2
l ad wirksame Verankerungslänge des Stahlstabes oberhalb oder unterhalb der Trägerachse
dr Stahlstabaußendurchmesser
rk charakteristischer Wert der Rohdichte in kg/m3 nach Abschn. 1.1

Abstand der Stahlstäbe a untereinander an der Trägeroberkante 2)


Mindestabstand amin > 250 mm, maximaler Abstand amax < 0,75 " hap
die Stahlstäbe müssen über die gesamte Trägerhöhe durchgehen mit Ausnahme einer
Randlamelle

Aufnahme der Zugkraft Ft, 90, d durch seitlich beidseitig aufgeklebte Verstärkungen

Beispiel a1 Abstand der Verstärkungen in Träger-


längsrichtung in Höhe der Trägerachse
b, h Trägerbreite, -höhe
lr Länge der Verstärkung in der Trägerachse
tr Dicke einer Verstärkung

Nachweis der Klebfuge

Nachweis der Tragfähigkeit gleichmäßig verteilt angenommene


tef, d < Klebfugenspannung
1
fk3, d 2 " Ft, 90, d
tef, d ¼
l r " l ad

Fortsetzung s. nächste Seite

10 6 6
Nachweise f"r Pultdach-, Satteldach- und gekr"mmte Tr!ger
Tafel 5-7, Fortsetzung
Nachweis der Zugspannung in den aufgeklebten Verstärkungen

Nachweis der Tragfähigkeit Zugspannung in den aufgeklebten Verstärkun-


s t, d < gen
1
ft, d Ft, 90, d
s t, d ¼
tr " l r
Ft, 90, d Bemessungswert der Zugkraft je Verstärkungsplatte
fk3, d Bemessungswert der Klebfugenfestigkeit, fk3,k s. Abschn. 17.2 im Onlineportal zu die-
sem Buch O+
ft, d Bemessungswert der Zugfestigkeit des Werkstoffes der Verstärkung in Richtung der
Zugkraft Ft, 90
l ad Höhe der aufgeklebten Verstärkung oberhalb und unterhalb der Trägerachse
lr Länge der Verstärkung in der Trägerachse
tr Dicke einer Verstärkung
1
) über geeignete Verstärkungen s. Tafel 5-8
2
) Mindestabstände von Stahlstäben nach Tafel 5-8
3
) verstärkte Träger- oder Firstbereiche in Nutzungsklasse 3 sollten im Sinne einer holzgerech-
ten Konstruktion mind. auf der Oberseite beidseitig ausreichend abgedeckt werden
4
) die Zugtragfähigkeit der Stahlstäbe ist nach DIN EN 1993 im maßgebenden Querschnitt
nachzuweisen
5
) Verstärkungen mit Vollgewindeschrauben sind sinngemäß wie Verstärkungen mit einge-
klebten Stahlstäben nachzuweisen, s. auch bauaufsichtlichen Verwendungsnachweis der Voll-
gewindeschrauben

Tafel 5-8 Geeignete Verstärkungselemente, die die Tragfähigkeit von Bauteilen rechtwinklig
zur Faserrichtung des Holzes zur Aufnahme von Querzugbeanspruchungen erhöhen
nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.6.8.1 1), 2), 3)
innen liegende Verstärkungen durch folgende Stahlstäbe 4), 5), 6), 7)
— eingeklebte Gewindebolzen nach Abstände der Stahlstäbe in Tafel 5-7
DIN 976-1 a2 > 3 " dr untereinander
— eingeklebte Betonrippenstähle a1, c > 2,5 " dr Endabstände
nach DIN 488-1 a2, c > 2,5 " dr Randabstände
— Holzschrauben mit einem Gewinde dr Stahlstabaußendurchmesser
über die gesamte Schaftlänge als Beispiel s. Bild in Tafel 6-2
außen liegende Verstärkungen
— aufgeklebtes Sperrholz nach DIN EN 13986 in Verbindung mit DIN EN 636 und DIN V 20000-1
14
— aufgeklebtes Furnierschichtholz nach DIN EN 14374 oder nach DIN EN 13986 in Verbindung
mit DIN EN 14279 und DIN V 20000-1 oder mit bauaufsichtlichem Verwendbarkeitsnachweis
— aufgeklebte Bretter
— eingepresste Nagelplatten
1
) zur Bemessung von Verstärkungen s. Tafel 5-6 und 5-7 sowie Abschn. 6.1 (Ausklinkungen),
Abschn. 6.2 (Durchbrüche) und 6.3 (Schräg- und Queranschlüsse)
2
) die Zugfestigkeit des Holzes rechtwinklig zur Faserrichtung wird bei der Ermittlung der Be-
anspruchungen der Verstärkungen von Queranschlüssen, rechtwinkligen Ausklinkungen und
Durchbrüchen sowie der Verstärkungen zur Aufnahme klimabedingter Querzugspannungen
und zur vollständigen Aufnahme der Querzugspannungen nicht berücksichtigt
3
) verstärkte Queranschlüsse, Ausklinkungen, Durchbrüche und Firstbereiche können auch in
Nutzungsklasse 3 angeordnet werden, verstärkte Träger- oder Firstbereiche in Nutzungsklasse
3 sollten im Sinne einer holzgerechten Konstruktion mind. auf der Oberseite beidseitig ausrei-
chend abgedeckt werden
4
) die Querschnittsschwächung durch innen liegende Verstärkungen ist in den zugbeanspruch-
ten Querschnittsteilen zu berücksichtigen
5
) die Zugbeanspruchung der Stahlstäbe ist nach DIN EN 1993 mit den Spannungsquerschnit-
ten nachzuweisen
6
) Verstärkungen mit Schrauben mit einem Gewinde über die gesamte Schaftlänge sind sinn-
gemäß wie Verstärkungen mit eingeklebten Gewindebolzen nachzuweisen
7
) sofern im Weiteren nichts anderes angegeben wird

10 6 7
Holzbau nach Eurocode 5

6 Nachweise für Ausklinkungen, Durchbrüche sowie


Schräg- und Queranschlüsse
in den Grenzzuständen der Tragfähigkeit

6.1 Ausklinkungen nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.5


Ausklinkungen an den Enden von Biegestäben mit Rechteckquerschnitt und einer
im Wesentlichen parallel zur Längsachse verlaufenden Faserrichtung sind in der
Regel für Schubspannungen nach Gl. (6-1) unter den Bedingungen der Tafel 6-1
nachzuweisen.
Vd Bemessungswert der Querkraft an der Ausklin-
kung am Endauflager
b Trägerbreite, s. auch wirksame Breite bef nach
td 1,5 " Vd =ðb " hef Þ Gl. (3-23) und Tafel 3-3
¼ ð6-1Þ
kv " fv, d kv " fv, d hef wirksame (reduzierte) Trägerhöhe an der Aus-
klinkung, s. Tafel 6-1
kv Beiwert je nach Ausklinkungsform, s. Tafel 6-1
fv, d Bemessungswert der Schubfestigkeit nach
Gl. (2-1)
In Gl. (6-1) ist die wirksame Breite bef nach Abschn. 3.4.1 zu berücksichtigen.
Kann Gl. (6-1) nicht eingehalten werden, sind Ausklinkungen nach Tafel 6-2 zu ver-
stärken.

Tafel 6-1 Beiwert kv der Gl. (6-1) für Ausklinkungen an Enden von Biegestäben mit Recht-
eckquerschnitt nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.5.2 1), 2), 4), 5)
Ausklinkungsform Beiwerte
Ausklinkung an der Auflagerseite 3)
(Abminderungs-)Beiwert kv
8 9
Ausklinkung „unten schräg“ >
> 1 oder >
>
>
> .pffiffiffi >
>
>
< kn " ð1 þ 1,1 " i 1,5 hÞ >
=
kv ¼ min
hef

rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi !
> pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi >
h – hef

x 1
h

>
> >
>
>
: h"
> a " ð1 ! aÞ þ 0,8 " " ! a2 > >
;
h a
v b
x i · (h – hef)
s. auch unten: Spannungskonzentration in der Ausklin-
kung
Ausklinkung „unten rechtwinklig“ 8 9
> 1 oder >
>
< kn >
=
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi !
hef

kv ¼ min pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi


h – hef

x 1
h

>
> ! a2 > >
: h" a " ð1 ! aÞ þ 0,8 " " ;
h a
b
v
x

Beiwert kn ¼ 5 für Vollholz


¼ 6,5 für Brettschichtholz
¼ 4,5 für Furnierschichtholz
Ausklinkung auf der Gegenseite des Auflagers
Ausklinkung „oben“ Beiwert kv ¼ 1,0
nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 6.5.2
gilt:
h

falls x < hef, darf kv wie folgt bestimmt werden:


hef

" # ' (
h ðh ! hef Þ " x
b kv ¼ " 1!
hef h " hef
v

Fortsetzung s. nächste Seite

10 6 8
Nachweise f"r Ausklinkungen, Durchbr"che und Queranschl"sse
Tafel 6-1, Fortsetzung

Ausklinkungsform Beiwerte

Spannungskonzentration in der Ausklinkung 3)

der Einfluss der Spannungskonzentration ist beim Tragfähigkeitsnachweis zu berücksichtigen 3)

der Einfluss der Spannungskonzentration darf in folgenden Fällen vernachlässigt werden:


— Zug oder Druck in Faserrichtung
— Biegung mit Zugspannungen in der Ausklinkung, wenn der Faseranschnitt nicht steiler als
1/i ¼ 1/10, d. h. i > 10, s. Bild unten „Biegung mit Zugspannungen in der Ausklinkung“,
— Biegung mit Druckspannungen in der Ausklinkung, s. Bild unten „Biegung mit Druckspan-
nungen in der Ausklinkung“,

— Biegung mit Zugspannungen in — Biegung mit Druckpannungen in der Ausklinkung


der Ausklinkung infolge positivem infolge negativem Moment
Moment

M 1 M 1
i M i M

1
) Hierin bedeuten:
h Trägerhöhe außerhalb der Ausklinkung in mm
hef wirksame (reduzierte) Trägerhöhe der Ausklinkung in mm
i Neigung der Ausklinkung, s. Bilder oben, zur Festlegung von i s. oben „Spannungskonzen-
tration in der Ausklinkung“
x Abstand zwischen der Wirkungslinie der Auflagerkraft und der Ausklinkungsecke in mm
a ¼ hef/h
2
) die Lasten bei Ausklinkungen dieser Tafel sind auf der Oberseite der Biegestäbe einzuleiten
3
) für Bauteile mit einer Voute sind nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 6.5.2, zusätzlich der
kombinierte Spannungsnachweis am geneigten (angeschnittenen) Rand sinngemäß nach Tafel
5-1 und der Schubspannungsnachweis im Voutenquerschnitt mit der minimalen Höhe zu füh-
ren
4
) es wird zusätzlich zu den Festlegungen der DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.5.2, empfohlen, bei
unverstärkten Ausklinkungen an der Auflagerseite das Verhältnis a ¼ hef/h im Sinne einer
holzgerechten Konstruktion nicht zu klein zu wählen, bei Lasteinwirkungsdauer ständig, lang
und mittel wird empfohlen, das Verhältnis a ¼ hef/h > 0,5 möglichst einzuhalten
5
) es wird zusätzlich zu den Festlegungen der DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.5.2, empfohlen: 14
— unverstärkte Ausklinkungen nur in Nutzungsklasse 1 und 2 zu verwenden,
— Ausklinkungen in Nutzungsklasse 3 stets nach Tafel 6-2 zu verstärken und im Sinne einer
holzgerechten Konstruktion mind. auf der Oberseite beidseitig ausreichend überstehend
abzudecken
— besser: Ausklinkungen in allen Nutzungsklassen stets nach Tafel 6-2 zu verstärken

Tafel 6-2 Verstärkung rechtwinkliger Ausklinkungen auf der Auflagerseite an den Enden von
Biegestäben mit Rechteckquerschnitt nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.6.8.3 1),
2 3
), )

Bemessungswert der Zugkraft Ft, 90, d für die Verstärkung

Ft, 90, d ¼ 1,3 " Vd " ½3 " ð1 ! aÞ2 ! 2 " ð1 ! aÞ3 .

Fortsetzung s. nächste Seite

10 6 9
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 6-2, Fortsetzung

Verstärkung durch Stahlstäbe (Aufnahme der Zugkraft Ft, 90, d) 2–4)

Nachweis der gleichmäßig verteilt


angenommenen Klebfugenspannung
tef, d < Ft, 90, d
1 tef, d ¼
fk1, d n " d r " p " l ad

Stahlstäbe
Mindestlänge lmin > 2 " la d
max. Durchmesser dr, max < 20 mm

seitlich aufgeklebte Verstärkungsplatten (Aufnahme der Zugkraft Ft, 90, d) 2), 3)

Nachweis der gleichmäßig verteilt angenom-


menen Klebfugenspannung
tef, d < Ft, 90, d
1 tef, d ¼
fk2, d 2 " ðh ! hef Þ " lr

Zugspannung in den aufgeklebten Verstär- Aufkleben der seitlichen Verstärkungsplatten


kungsplatten mit der Bedingung
st, d Ft, 90, d lr
kk " 21 st;d ¼ 0,25 < < 0,5
ft, d 2 " tr " lr h ! hef

Verstärkung durch seitlich aufgebrachte Nagelplatten (Aufnahme der Zugkraft Ft, 90, d)

sinngemäß wie aufgeklebte Verstärkungsplatten nachweisen und anordnen

1
) Hierin bedeuten:
Vd Bemessungskraft der Querkraft
a ¼ hef/h
h Trägerhöhe außerhalb der Ausklinkung in mm
hef wirksame (reduzierte) Trägerhöhe der Ausklinkung in mm
n Anzahl der Stahlstäbe; dabei darf in Trägerlängsrichtung nur ein Stab in Rechnung ge-
stellt werden
dr Stahlstabaußendurchmesser (< 20 mm)
la d wirksame Verankerungslänge, s. Bild oben
lr Breite einer Verstärkungsplatte, s. Bild oben
tr Dicke einer Verstärkungsplatte, s. Bild oben
kk Beiwert zur Berücksichtigung der ungleichförmigen Spannungsverteilung;
¼ 2,0 ohne genaueren Nachweis
fk1,d, Bemessungswerte der Klebfugenfestigkeiten, charakteristischer Werte fk1,k und fk2,k s.
fk2,d Abschn. 17.2 im Onlineportal zu diesem Buch O+
ft,d Bemessungswert der Zugfestigkeit des Plattenwerkstoffes in Richtung der Zugkraft Ft,90
nach Gl. (2-1)
2
) geeignete Verstärkungselemente und weitere Festlegungen s. Tafel 5-8
3
) verstärkte, unten rechtwinklig ausgeklinkte Enden von Biegestäben nach Gl. (6-1) mit dem
Beiwert kv = 1,0 nachweisen
4
) Verstärkungen mit Vollgewindeschrauben sind sinngemäß wie Verstärkungen mit einge-
klebten Stahlstäben nachzuweisen, s. auch bauaufsichtlichen Verwendungsnachweis der Voll-
gewindeschrauben

10 7 0
Nachweise f"r Ausklinkungen, Durchbr"che und Queranschl"sse

6.2 Durchbrüche nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.6.7


Durchbrüche in Trägern sind "ffnungen mit einer lichten Abmessung von d >
50 mm, "ffnungen d < 50 mm sind als Querschnittsschwächungen nach Abschn.
2.3.1 zu berücksichtigen. Durchbrüche dürfen nicht in unverstärkten Trägerberei-
chen mit planmäßiger Querzugbeanspruchung angeordnet werden.

6.2.1 Unverstärkte Durchbrüche in Brettschicht- und Furnierschichtholz


nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.6.7
Unverstärkte Durchbrüche dürfen nur in Nutzungsklasse 1 und 2 verwendet wer-
den, sie müssen den Abmessungen nach Tafel 6-3 entsprechen. Der Nachweis der
erhöhten Querzugspannungen kann mit Gl. (6-2) vorgenommen werden. Der Nach-
weis der erhöhten Biegerandspannungen im Durchbruchsbereich ist in DIN EN
1995-1-1/NA: 2010-12 nicht geregelt, Erläut. zu DIN 1052: 2004-08 [3] gibt hierzu ein
vereinfachtes Verfahren nach Gl. (6-6) an. Die Nachweise sind für jeden gefährde-
ten Bereich zu führen. Durchbrüche in Nutzungsklasse 3 sind stets nach Tafeln 6-4
und 6-5 zu verstärken.
Tafel 6-3 Abmessungen unverstärkter Durchbrüche (d > 50 mm) nach DIN EN 1995-1-1/NA:
2010-12, NA.6.7 1)

a lZ a lV

lV a lZ a b
hro
hd

d
d
hru

r ≥ 15 mm
lA
lA

lv > h lz > 1,5 " h lA > h/2 hro > 0,35 " h a < 0,4 " h hd < 0,15 " h
> 300 mm hru > 0,35 " h
1
) unverstärkte Durchbrüche dürfen nur in Nutzungsklasse 1 und 2 eingesetzt werden, in Nut-
zungsklasse 3 sind Durchbrüche nach Tafeln 6-4 und 6-5 zu verstärken
Nachweis der erhöhten Querzugspannungen DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.6.7:
Ft, 90, d
0,5 " lt, 90 " b " kt, 90 " ft, 90, d
<1 ð6-2Þ 14
mit
Ft, 90, d ¼ Ft, V, d þ Ft, M, d ð6-3Þ
" #
Vd " h d h2d 1
Ft, V, d ¼ " 3# 2 Þ ð6-4Þ
4"h h
Md
Ft, M, d ¼ 0,008 " ð6-5Þ
hr
1
) in Gl. (6-4) darf bei runden Durchbrüchen anstelle von hd der Wert 0,7 " hd eingesetzt werden
b Trägerbreite am Durchbruch
Vd Betrag des Bemessungswertes der Querkraft am Durchbruchsrand
Md Betrag des Bemessungswertes des Biegemomentes am Durchbruchsrand
kt, 90 ¼ min f1 oder ð450=hÞ0,5 g mit h in mm
ft, 90, d Bemessungswert der Zugfestigkeit des Brettschicht- oder Furnierschichtholzes recht-
winklig zur Faserrichtung
lt, 90 ¼ 0,5 " (hd þ h) für rechteckige Durchbrüche
¼ 0,353 " hd þ 0,5 " h für kreisförmige Durchbrüche
hr ¼ min (hro oder hru) für rechteckige Durchbrüche
¼ min (hro þ 0,15 " hd oder hru þ 0,15 " hd) für kreisförmige Durchbrüche
h Trägerhöhe außerhalb des Durchbruchs
hd Durchbruchshöhe

10 7 1
Holzbau nach Eurocode 5

Nachweis der erhöhten Biegerandspannungen nach Erläut. zu DIN 1052: 2004-08


[3]:
sm, d MD, d =WD, n MR, d =WR, n <
¼ þ 1 ð6-6Þ 1 Þ
fm, d fm, d fm, d
bei gleichen Querschnittshöhen der verbleibenden Restquerschnitte oben und un-
ten gilt:
VD, d " a
MR, d ¼ ð6-7Þ
2"2
1
) bei kreisförmigen Durchbrüchen reicht der Nachweis mit dem ersten Term der Gl. (6-6) aus
a Durchbruchslänge bei rechteckigem Durchbruch, s. Tafel 6-3
MD,d Betrag des Bemessungswertes des Biegemomentes in Durchbruchsmitte
MR,d Bemessungswert des Biegemomentes aus dem Querkraftanteil, der anteilig aus VD,d
(dies aufgeteilt entsprechend der Querschnittshöhen der verbleibenden Restquerschnitte
oben und unten) und dem Hebelarm a/2 gebildet wird, bei gleichen Querschnittshöhen
der Restquerschnitte beträgt der Querkraftanteil VD, d/2, s. Gl. (6-7)
VD,d Betrag des Bemessungswertes der Querkraft in Durchbruchsmitte
WD,n Netto-Widerstandsmoment des gesamten Querschnitts in Durchbruchsmitte
WR Widerstandsmoment des Einzelquerschnitts (Restquerschnitts) ober- bzw. unterhalb des
Durchbruchs
fm,d Bemessungswert der Biegefestigkeit nach Gl. (2-1)

6.2.1 Verstärkte Durchbrüche in Biegestäben mit Rechteckquerschnitt


nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.6.8.4

Verstärkte Durchbrüche dürfen in Nutzungsklasse 1 bis 3 verwendet werden, sie


müssen den Abmessungen nach Tafel 6-4 entsprechen. Durchbrüche in Nutzungs-
klasse 3 sind stets nach Tafeln 6-4 und 6-5 zu verstärken.
Der Nachweis der Verstärkungen ist nach Tafel 6-4 und 6-5 zu führen. Der Nach-
weis der erhöhten Schubspannungen in den Durchbruchsecken von rechteckigen
Durchbrüchen mit innen liegenden Verstärkungselementen (Stahlstäbe, Vollgewin-
deschrauben) wird in DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.6.8.4, gefordert, aber nicht
geregelt. Erläut. zu DIN 1052: 2004-08 [3] gibt hierzu ein Verfahren nach Gl. (6-8)
bis (6-10) an; danach wird empfohlen, diesen Nachweis auch bei kreisförmigen
Durchbrüchen vorzunehmen. Der Nachweis der erhöhten Biegerandspannungen in
Durchbruchsmitte wird in DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.6.8.4, nicht geregelt, Er-
läut. zu DIN 1052: 2004-08 [3] gibt hierzu ein vereinfachtes Verfahren nach Gl. (6-6)
an.

Tafel 6-4 Verstärkte Durchbrüche bei Biegestäben mit Rechteckquerschnitt aus Brettschicht-
und Furnierschichtholz; Geometrische Randbedingungen und Bemessungswert der
Zugkraft nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.6.8.4 1), 2), 6)

Geometrische Randbedingungen 3)

bei innen liegender


hro > 0,25 " h a<h Verstärkung
hd < 0,3 " h
lz > h
lv > h > 300 mm lA h/2
>
bei außen liegender
hru > 0,25 " h a/hd < 2,5 Verstärkung
hd < 0,4 " h

Fortsetzung s. nächste Seite

10 7 2
Nachweise f"r Ausklinkungen, Durchbr"che und Queranschl"sse
Tafel 6-4, Fortsetzung

Bemessungswert der Zugkraft Ft, 90, d für die Verstärkung 4)

Ft, 90, d ¼ Ft, V, d þ Ft, M, d rechteckiger Durchbruch:


mit zusätzlicher querzugbean- querzugbeanspruchter
" # spruchter Bereich links der Bereich rechts der Öff-
Vd " hd h2 Öffnung, wenn Ft,M,d > Ft,V,d nung
Ft, V, d ¼ " 3 ! d2 5)
4"h h
Md

hro
Ft, M, d ¼ 0,008 "
hr Vd Md

hd

h
Zugkraft annehmen:

hru
bei rechteckigen Durchbrüchen:
in Höhe der querzugbeanspruchten Vd lA a
Durchbruchsecke, s. Bild rechts querzugbeanspruchter
lV Bereich links der Öff-
nung, wenn Ft,M,d £ Ft,V,d

bei kreisförmigen Durchbrüchen: kreisförmiger Durchbruch:


in Höhe des querzugbeanspruchten
Durchbruchsrandes unter 45, zur
Trägerachse vom Kreismittelpunkt aus, zusätzlicher querzugbean- querzugbeanspruchter
spruchter Bereich links der Bereich rechts der Öff-
s. Bild rechts

hro + 0,15 hd
Öffnung, wenn Ft,M,d > Ft,V,d nung
hru + 0,15 hd

hro
Vd Md

hd

h
hru
Vd
lA a querzugbeanspruchter
Bereich links der Öff-
lV
nung, wenn Ft,M,d £ Ft,V,d

1
) s. Erläuterungen zu Gl. (6-2)
2
) Bemessung von Verstärkungen s. Tafel 6-5
3
) Abmessungen s. Bild in Tafel 6-3
4
) die Nachweise sind für jeden gefährdeten Bereich zu führen
5
6
) bei runden Durchbrüchen darf anstelle von hd der Wert 0,7 " hd eingesetzt werden
) es wird zusätzlich zu den Festlegungen der DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.6.8.4, emp-
14
fohlen, Bauteile mit Durchbrüchen in Nutzungsklasse 3 im Sinne einer holzgerechten Kon-
struktion mind. auf der Oberseite beidseitig ausreichend überstehend abzudecken; weiter
wird empfohlen, Durchbrüche stets in allen Nutzungsklassen nach Tafel 6-4 und 6-5 zu ver-
stärken

Tafel 6-5 Verstärkte Durchbrüche bei Biegestäben mit Rechteckquerschnitt aus Brettschicht-
und Furnierschichtholz; Bemessung der Verstärkungen nach DIN EN 1995-1-1/NA:
2010-12, NA.6.8.4 1), 2), 3), 4), 5)

Verstärkung durch innen liegende Stahlstäbe (Aufnahme der Zugkraft Ft, 90, d) 5), 6)

Nachweis der gleichmäßig verteilt Stahlstäbe


angenommene Klebfugenspannung 3) Mindestlänge lmin > 2 " lad
tef, d < Ft, 90, d Max. Durchmesser dr, max < 20 mm
1 tef, d ¼
fk1, d n " dr " p " lad

Fortsetzung s. nächste Seite

10 7 3
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 6-5, Fortsetzung

Beispiel: Beispiel:
Stahlstäbe ∅ dr Stahlstäbe ∅ dr

hro
lad

hro
lad
≥ lad

≥ lad
hd

h
≥ lad

hd

h
≥ lad
lad

hru

lad

hru
b
v b
v

a2,c Stahlstababstände wie bei rechteckigen


a2
Durchbrüchen
a1,c a1,c
a2,c

2,5 " dr < a1, c < 4 " dr

seitlich aufgeklebte Verstärkungsplatten (Aufnahme der Zugkraft Ft, 90, d)

Nachweis der gleichmäßig verteilt Zugspannung in den aufgeklebten


angenommene Klebfugenspannung 3) Verstärkungsplatten
tef, d < Ft, 90, d s t, d < Ft, 90, d
1 tef;d ¼ kk " 1 st, d ¼
fk2, d 2 " ar " had ft, d 2 " a r " tr

Aufkleben der seitlichen Verstärkungsplatten mit der Bedingung


0,25 " a < ar < 0,6 " lt, 90 mit lt, 90 ¼ 0,5 " ðhd þ hÞ und h1 > 0,25 " a

Beispiel:
r ≥ 15 mm
h1

hro
hd
hd

h
hru
h1

ar a ar ar a ar tr b tr

Verstärkung durch seitlich aufgebrachte Nagelplatten


(Aufnahme der Zugkraft Ft, 90, d)

sinngemäß wie aufgeklebte Verstärkungsplatten nachweisen und sinngemäß nach Tafel 6-4
anordnen
1
) Hierin bedeuten
a Durchbruchsbreite in mm
ar Breite der Verstärkungsplatte jeweils seitlich des Durchbruchs, s. Bild oben
dr Stahlstabaußendurchmesser (< 20 mm)
hd Durchbruchshöhe, s. Bild oben
h Trägerhöhe außerhalb des Durchbruchs
n Anzahl der Stahlstäbe; dabei dürfen je Durchbruchsseite nur die im Abstand a1, c angeord-
neten Stäbe in Rechnung gestellt werden
had wirksame Klebfugenlänge, s. Bild oben
¼ h1 þ 0,15 " hd für kreisförmige Durchbrüche
¼ h1 für rechteckige Durchbrüche
lad wirksame Verankerungslänge, s. Bild oben
¼ hru þ 0,15 " hd oder hro þ 0,15 " hd für kreisförmige Durchbrüche
¼ hru oder hro für rechteckige für Durchbrüche
tr Dicke einer Verstärkungsplatte, s. Bild oben
Fortsetzung s. nächste Seite

10 74
Nachweise f"r Ausklinkungen, Durchbr"che und Queranschl"sse
Fußnoten zu Tafel 6-5, Fortsetzung
kk Beiwert zur Berücksichtigung der ungleichförmigen Spannungsverteilung,
¼ 2,0 ohne genaueren Nachweis
fk1, d, Bemessungswerte der Klebfugenfestigkeiten, charakteristische Werte fk1,k und fk2,k
fk2, d s. Abschn. 17.2 im Onlineportal zu diesem Buch O+
ft, d, Bemessungswert der Zugfestigkeit des Plattenwerkstoffes in Richtung der Zugkraft Ft, 90
nach Gl. (2-1)
2
) Bemessungswert der Zugkraft und geometrische Randbedingungen s. Tafel 6-4
3
) die Nachweise sind für jeden gefährdeten Bereich zu führen
4
) über geeignete Verstärkungselemente und weitere Festlegungen s. Tafel 5-8
5
) die Querschnittsschwächung durch innen liegende Verstärkungen wie Stahlstäbe und Vollge-
windeschrauben ist in zugbeanspruchten Querschnittsteilen zu berücksichtigen, s. Abschn. 2.3.1
6
) Verstärkungen mit Vollgewindeschrauben sind sinngemäß wie Verstärkungen mit einge-
klebten Stahlstäben nachzuweisen, s. bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweis der Vollge-
windeschrauben
Nachweis der erhöhten Schubspannungen bei rechteckigen Durchbrüchen
mit innen liegenden Verstärkungen nach Erläut. zu DIN 1052: 2004-08 [3]
Es wird empfohlen, diesen Nachweis auch bei kreisförmigen Durchbrüchen zu führen.
In Gl. (6-9) ist die wirksame Breite bef nach Abschn. 3.4.1 zu berücksichtigen.
tmax, d <
1 ð6-8Þ
fv, d
1,5 " Vd
tmax, d ¼ kk, max " ð6-9Þ
b " ðh # hd Þ
% " #
a& hd 0,2
kk, max ¼ 1,84 " 1 þ " ð6-10Þ
h h
gilt für die geometrischen Verhältnisse: 0,1 < a/h < 1,0 und 0,1 < hd/h < 0,4
a, b, h, hd Länge, Breite und Höhen bei Durchbrüchen nach Tafel 6-4 und 6-5, s. auch wirksa-
me Breite bef nach Gl. (3-23) und Tafel 3-3
kk, max Beiwert zur Ermittlung der maximalen Schubspannungen in Durchbruchsecken bei
innen liegenden Verstärkungen
Vd größte der beiden Querkräfte an den Trägerstellen der senkrechten Durchbruchs-
ränder
fv,d Bemessungswert der Schubfestigkeiten nach Gl. (2-1) für Brettschicht- und Furnier-
schichtholz
tmax, d Bemessungswert der erhöhten Schubspannungen in Durchbruchsecken bei innen
liegenden Verstärkungen 14
6.3 Schräg- und Queranschlüsse
Schräganschlüsse sind Verbindungen in Bauteilen, in denen eine Kraft unter einem
Winkel a zur Faserrichtung wirkt, Queranschlüsse, in denen eine Kraft unter einem
Winkel a ¼ 90, (rechtwinklig) zur Faserrichtung wirkt. In Schräg- und Queranschlüs-
sen werden diese Bauteile rechtwinklig zur Faserrichtung durch eine Kraft oder Kraft-
komponente beansprucht, diese verursachen in den Bauteilen Querzugspannungen.

6.3.1 Unverstärkte Quer- und Schräganschlüsse (Verbindungsmittelkräfte


unter einen Winkel a zur Faserrichtung)
nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.1.4
Unverstärkte Quer- und Schräganschlüsse sind mit Gl. (6-11) und den Festlegungen
in Tafel 6-6 nachzuweisen.
F90, Rd Bemessungswert der Querzugtragfähigkeit, ermittelt aus der
Fv, Ed < charakteristischen Querzugtragfähigkeit nach Tafel 6-6
1 ð6-11Þ Fv, Ed Bemessungswert der Querkraftkomponente, die das Bauteil
F90, Rd
rechtwinklig zur Faserrichtung beansprucht, s. Tafel 6-6
¼ max fFv, Ed, 1 oder Fv, Ed, 2 g

10 7 5
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 6-6 Unverstärkte Quer- und Schräganschlüsse bei Bauteilen aus Nadelholz mit Recht-
eckquerschnitt, Bezeichnungen und Berechnungsgrößen
nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.1.4 1)

Berechnungsgrößen für den Nachweis nach Gl. (6-11) für Nadelhölzer

charakteristische Querzugtragfähigkeit F90,Rk des Bauteils in N


sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
he
F90, Rk ¼ 14 " b " w "
ð1 ! he =hÞ

Bemessungswert der / Querzugtragfähigkeit F90, Rd des Bauteils in N


F90, Rd ¼ kmod " F90, Rk gM

Modifikationsbeiwert w

für Nagelplatten für alle anderen Verbindungen


-% +
wpl &0,35
w ¼ max oder 1 w ¼1
100

Schräganschluss (durch eine Verbindung übertragene schräg angreifende Kraft)


nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.1.4, Bild 8.1

F Ed

b
α
he

b/2 b/2
h

b
Fv,Ed,1 Fv,Ed,2

1
) Hierin bedeuten
a Kraft in einer Verbindung unter einem Winkel zur Faserrichtung oder Winkel des Schräg-
anschlusses (zwischen den zu verbindenden Bauteilen)
b Breite (Dicke) des lastaufnehmenden Bauteils in mm
Fv,Ed,1; Bemessungswerte der Querkraft auf beiden Seiten des Schräganschlusses
Fv,Ed,2 (der Verbindung), s. Bild oben
Fv,Ed,i ¼ FEd " sin a
FEd Bemessungswert der Kraft im lastbringenden Bauteil
h Höhe des lastaufnehmenden Bauteils in mm
he Abstand des am entferntesten angeordneten Verbindungsmittels (oder Nagelplatten-
randes) vom beanspruchten Holzrand in mm, s. Bild oben
wpl Breite der Nagelplatte parallel zur Faserrichtung in mm

6.3.2 Verstärkte Quer- und Schräganschlüsse (Verbindungsmittelkräfte


unter einen Winkel a zur Faserrichtung)
nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.6.8.2
Verstärkte Quer- und Schräganschlüsse sind bei Stäben mit Rechteckquerschnitt für
eine Zugkraft nach Gl. (6-12) und den Festlegungen in Tafel 6-7 bemessen.

F90,d Bemessungswert der Anschluss-


Ft, 90, d ¼ ð1 # 3 " a2 þ 2 " a3 Þ " F90, d ð6-12Þ kraft rechtwinklig zur Faserrichtung
des Holzes
a ¼ a/h, s. Tafel 6-7

Verstärkte Queranschlüsse sind auch in Nutzungsklasse 3 zulässig.

10 76
Nachweise f"r Ausklinkungen, Durchbr"che und Queranschl"sse
Tafel 6-7 Verstärkungen von Queranschlüssen bei Trägern mit Rechteckquerschnitt, Beispiele
nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.6.8.2 1–4)

Verstärkung durch Stahlstäbe (Aufnahme der Zugkraft Ft, 90, d nach Gl. (6-12)) 1– 3)

Nachweis der gleichmäßig verteilt angenomme-


nen Klebfugenspannung
tef, d < Ft, 90, d
1 tef, d ¼
fk1, d n " d " p " l ad

d Stahlstabaußendurchmesser
l ad wirksame Verankerungslänge
¼ min (lad, c oder lad, t), s. Bild rechts
n Anzahl der Stahlstäbe; dabei darf außerhalb
des Queranschlusses in Trägerlängsrichtung
nur jeweils ein Stab in Rechnung gestellt
werden
fk1, d Bemessungswert der Klebfugenfestigkeiten,
fk1,k s. Abschn. 17.2 im Onlineportal zu die-
sem Buch O+

seitlich aufgeklebte Verstärkungsplatten (Aufnahme der Zugkraft Ft, 90, d nach Gl. (6-12)) 1)

Nachweis der gleichmäßig verteilt angenomme-


nen Klebfugenspannung
tef, d < Ft, 90, d
1 tef, d ¼
fk2, d 4 " lad " lr

Zugspannung in den aufgeklebten Verstärkungs-


platten
s t, d < Ft, 90, d
kk " 1 s t, d ¼
ft, d nr " tr " lr

l ad wirksame Verankerungslänge
¼ min (lad, c oder lad, t), s. Bild rechts
lr Breite der Verstärkungsplatte
tr Dicke einer Verstärkungsplatte
kk Beiwert zur Berücksichtigung der ungleich-
förmigen Spannungsverteilung,
¼ 1,5 ohne genaueren Nachweis
nr Anzahl der Verstärkungsplatten
Aufkleben der seitlichen Verstärkungsplat- 14
ten mit der Bedingung
fk2, d Bemessungswert der Klebfugenfestigkeit, lr <
fk2,k s. Abschn. 17.2 im Onlineportal zu die- 0,25 < 0,5
sem Buch O+ lad
ft, d Bemessungswert der Zugfestigkeit des
Plattenwerkstoffes in Richtung der
Zugraft Ft, 90

Verstärkung durch seitlich aufgebrachte Nagelplatten


(Aufnahme der Zugkraft Ft,90,d nach Gl. (6-12))

sinngemäß wie aufgeklebte Verstärkungsplatten nachweisen und anordnen


1
) über geeignete Verstärkungselemente und weitere Festlegungen s. Tafel 5-8
2
) die Querschnittsschwächung durch innen liegende Verstärkungen wie Stahlstäbe und Vollge-
windeschrauben ist in zugbeanspruchten Querschnittsteilen zu berücksichtigen, s. Abschn. 2.3.1
3
) Verstärkungen mit Vollgewindeschrauben sind sinngemäß wie Verstärkungen mit einge-
klebten Stahlstäben nachzuweisen, s. bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweis der Vollge-
windeschrauben
4
) es wird zusätzlich zu den Festlegungen der DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.6.8.2, empfoh-
len, Bauteile mit Schräg- oder Queranschlüssen in Nutzungsklasse 3 im Sinne einer holzge-
rechten Konstruktion mind. auf der Oberseite beidseitig ausreichend überstehend abzudecken

10 7 7
Holzbau nach Eurocode 5

7 Nachweise für zusammengesetzte Biegestäbe


(Verbundbauteile)
7.1 Steifigkeiten für Bauteile nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 2.2.2
Die Steifigkeiten von Bauteilen bei Tragwerken, die nach Theorie I. Ordnung (linear-
elastische Spannungsverteilung) bemessen und bei denen die Schnittkräfte
nicht durch unterschiedliche Steifigkeitsverteilungen beeinflusst werden (Bau-
teile mit denselben zeitabhängigen Eigenschaften), sind in Tafel 7-1 angeführt.

Einflüsse der Lasteinwirkungsdauer und der Feuchte auf die Verformungen


Besteht ein Bauwerk aus Bauteilen oder Komponenten mit unterschiedlichen zeit-
abhängigen Eigenschaften, ist das unterschiedliche Verformungsverhalten bei der
Ermittlung der Schnittgrößen im Grenzzustand der Tragfähigkeit und bei Nachwei-
sen im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit zu berücksichtigen, erforderlichen-
falls für den Anfangs- und Endzustand; bei der Ermittlung des Endzustandes sind
die Festlegungen der Tafel 7-2 zu beachten.
Tafel 7-1 Bemessungswerte der Elastizitäts-, Schub- und Verschiebungsmoduln (Anfangswer-
te) für Tragwerke aus Bauteilen mit denselben zeitanhängigen Eigenschaften
(nach Theorie I. Ordnung) nach DIN EN1995-1-1: 2010-12, 2.2.2, 2.2.3 und 2.4.1 1)

Steifigkeiten im Grenzzustand der Steifigkeiten im Grenzzustand der


Gebrauchstauglichkeit Tragfähigkeit
Bemessungswerte der Elastizitätsmoduln Emean
Ed ¼ Emean Ed ¼ Emean =gM
Bemessungswerte der Schubmoduln Gmean
Gd ¼ Gmean Gd ¼ Gmean =gM
Bemessungswerte der Verschiebungsmoduln Kser und Ku
2 .
Kd ¼ Kser
Kd ¼ Ku =gM ¼ " Kser gM
3
1
) Hierin bedeuten:
Emean Mittelwert des Elastizitätsmoduls nach Abschn. 1.1
Gmean Mittelwert des Schubmoduls nach Abschn. 1.1
Kser Verschiebungsmodul nach Tafel 12.1
gM Teilsicherheitsbeiwert für Holz und Holzwerkstoffe nach Tafel 2-1

Tafel 7-2 Endwerte der Elastizitäts-, Schub- und Verschiebungsmoduln bei Tragwerken aus
Bauteilen mit unterschiedlichen zeitabhängigen Eigenschaften (nach Theorie I. Ord-
nung) nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 2.3.2.2 1), 2), 3)

Im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit Im Grenzzustand der Tragfähigkeit 4)


Endwerte der Mittelwerte der Elastizitätsmoduln Emean
Emean, fin ¼ Emean =ð1 þ kdef Þ Emean, fin ¼ Emean =ð1 þ w2 " kdef Þ
Endwerte der Mittelwerte der Schubmoduln Gmean
Gmean, fin ¼ Gmean =ð1 þ kdef Þ Gmean, fin ¼ Gmean =ð1 þ w2 " kdef Þ
Endwerte der Verschiebungsmoduln Kser
Kser, fin ¼ Kser =ð1 þ kdef Þ Kser, fin ¼ Kser =ð1 þ w2 " kdef Þ
1
) Hierin bedeuten:
Emean Mittelwert des Elastizitätsmoduls nach Abschn. 1.1
Gmean Mittelwert des Schubmoduls nach Abschn. 1.1

Fortsetzung s. nächste Seite

10 7 8
Nachweise f"r zusammengesetzte Biegest!be (Verbundbauteile)
Fußnoten zu Tafel 7-2, Fortsetzung
Kser Verschiebungsmodul nach Tafel 12-1
kdef Verformungsbeiwert nach Tafel 1-6, berücksichtigt die Kriechverformung und die Nut-
zungsklasse
w2 (Kombinations-)Beiwert für den quasi-ständigen Anteil der Einwirkung, die die größte
Spannung im Verhältnis zur Festigkeit hervorruft, nach DIN EN 1990: 2002-10, s. Abschn.
Lastannahmen
¼ 1,0 für eine ständige Einwirkung
2
) besteht eine Verbindung aus Holzbauteilen mit dem gleichen zeitabhängigen Verhalten,
sollte der kdef-Wert verdoppelt werden
3
) besteht eine Verbindung aus zwei holzartigen Baustoffen mit unterschiedlichem zeitab-
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
hängigen Verhalten, sollte die Berechnung der Endverformung mit kdef ¼ 2 " kdef, 1 " kdef, 2 vor-
genommen werden
4
) wenn die Verteilung der Schnittgrößen durch die Steifigkeitsverteilung im Tragwerk beein-
flusst wird

Teilquerschnitte aus Beton nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 9.1.3: Der Elastizi-
tätsmodul Ecm darf nach DIN EN 1992-1-1 und DIN EN 1991-1-1/NA angesetzt wer-
den. Das Kriechen des Betonteilquerschnitts darf beim Nachweis des Endzustandes
vereinfachend durch Division des E-Moduls durch 3,5 berücksichtigt werden.

7.2 Zusammengesetzte Biegestäbe mit geklebtem Verbund


nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 9.1.1
Tafel 7-3 Nachweise für geklebte Biegestäbe mit schmalen (dünnen) Stegen (geklebte Ver-
bundbauteile) nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 9.1.1 1), 2)

dünnstegige geklebte Stegträger

Md Bemessungswert des Biegemomomentes, hier:


positiv
I f(w) Flächenmoment 2. Grades des Gurtes (Steges)
Vd Bemessungswert der Querkraft
hw; hf,c; Steg- und Gurthöhen, s. Bild links
hf,t

14
Biegesteifigkeit
E " I ¼ Ew " I w þ 2 " Ef " I f þ 2 " Ef " Af " a2 für symmetrische Querschnitte
Elastizitätsmodul E:
— bei denselben zeitanhängigen Eigenschaften von Gurt/Steg nach Tafel 7-1,
— bei unterschiedlichen zeitanhängigen Eigenschaften von Gurt/Steg nach Tafel 7-2
Nachweise für die Gurtquerschnitte
Biegerandspannungen im Druck (c)- bzw. Zuggurt (t)
s f, cðtÞ, max, d
<1 Md
mit sf, cðtÞ, max, d ¼ " ða þ hf, cðtÞ =2Þ " Ef
fm, d E "I
Schwerpunktspannungen im Druckgurt mit kc für lz ¼ lc/(0,289 " b) 3)
s f, c, d < Md
1 s f, c, d ¼ " a " Ef
kc " fc, 0, d E "I
Schwerpunktspannungen im Zuggurt mit
s f, t, d < Md
1 s f, t, d ¼ " a " Ef
ft, 0, d E "I

Fortsetzung s. nächste Seite

10 7 9
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 7-3, Fortsetzung

Nachweise für die Stegquerschnitte, s. auch Steck [14] 4)


Biegerandspannungen im Druck (c)- bzw. Zuggurt (t)
s w, cðtÞ, max, d
<1 Md
mit s w, cðtÞ, max, d ¼ " ða þ hf, cðtÞ =2Þ " Ew
fw,cðtÞ,d E "I
Schubspannungen 5)
tw, d < Vd " ðEw " n " bw " h2 =8 þ Ef " Af " aÞ
1 mit tw, d ¼
fw, v, 0, d E " I " n " bw
Nachweis des Stegbeulens (falls kein genauerer Nachweis geführt wird)
hw < 70 " bw und
Fv, w, Ed < bw " hw " ½1 þ 0,5 " ðhf, t þ hf, c Þ=hw . " fv, 0, d für hw < 35 " bw
2
Fv, w, Ed < 35 " bw " ½1 þ 0,5 " ðhf, t þ hf, c Þ=hw . " fv, 0, d für 35 " bw < hw < 70 " bw
Nachweis der Klebfugenspannung (zwischen Steg und Gurt, Schnitt 1-1)
für Stege aus Holzwerkstoffen
tmean, d < fv, 90, d für hf < 4 " bef
tmean, d < fv, 90, d " ð4 " bef =hf Þ0,8 für hf > 4 " bef
Nachweis des seitlichen Ausweichens des Druckgurtes (Biegedrillknicken, Kippen)
nach Abschn. 4.2
Nachweis der Gebrauchstauglichkeit (Durchbiegung) nach Abschn. 10
(falls ein Nachweis geführt wird)
1
) Hierin bedeuten:
b Breite, s. Bild oben
bef ¼ bw für Kastenträger
¼ bw/2 für I-Träger
bw Dicke (Breite) eines Steges
fm,d Bemessungswert der Biegefestigkeiten der Gurte nach Gl. (2-1)
fc,0,d, ft,0,d Bemessungswerte der Druck- und Zugfestigkeiten der Gurte nach Gl. (2-1)
fw, c, d, fw, t, d Bemessungswerte der Biegedruck- und Biegezugfestigkeiten der Stege in Platten-
ebene (Scheibenbeanspruchung) nach Gl. (2-1), s. auch Fußnote 4)
fw, v, 0, d Bemessungswert der Schubfestigkeit des Steges nach Gl. (2-1)
fv, 0, d Bemessungswert der Schubfestigkeit des Steges bei Scheibenbeanspruchung
nach Gl. (2-1)
fv, 90, d Bemessungswert der Rollschubfestigkeit des Steges nach Gl. (2-1)
Fv, w, Ed Bemessungswert der Schubbeanspruchung in jedem Steg
hw lichte Steghöhe
hf, c Druckgurthöhe
hf, t Zuggurthöhe
hf entweder hf, c oder hf, t
kc Knickbeiwert nach Abschn. 4.1.4 für lz ¼ lc/(0,289 " b)
lc Abstand zwischen denjenigen Querschnittsstellen, an denen ein seitliches Auswei-
chen des Druckgurtes verhindert wird
Md Bemessungswert des Biegemomentes, hier: positiv, d. h. die Belastung wirkt in z-
Richtung und erzeugt ein sinusförmig oder parabolisch veränderliches Biegemo-
ment My(x) und eine Querkraft Vz(x)
n Anzahl der Stege mit der Stegdicke bw
tmean, d Bemessungswert der Schubspannungen, die als gleichmäßig über die Breite des
Schnittes 1-1 verteilt angenommen wird (in der Klebfuge Steg/Gurt)
tw, d Bemessungswert der Schubspannungen im Steg
2
) werden Teilquerschnitte aus unterschiedlichen Baustoffen verwendet, sind die Angaben im
Abschn. 7.1 zu beachten
3
) wird hinsichtlich des seitlichen Ausknickens ein besonderer Nachweis für den Biegestab als
Ganzes geführt, darf kc ¼ 1,0 angenommen werden
4
) wenn andere Werte nicht bekannt sind, sind nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 9.1.1(5) für die
Bemessungswerte der Biegedruck- und Biegezugfestigkeiten der Stege die Bemessungswerte
der Zug- oder Druckfestigkeiten anzunehmen
5
) beim Schubnachweis ist die wirksame Breite bef nach Abschn. 3.4.1 zu berücksichtigen

10 8 0
Nachweise f"r zusammengesetzte Biegest!be (Verbundbauteile)

7.3 Zusammengesetzte Biegestäbe mit nachgiebigem Verbund


nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 9.1.3 und Anhang B

Wenn die Verbindungsmittelabstände in Längsrichtung analog zum Schubkraftver-


lauf (zur Querkraftlinie) zwischen smin und smax angesetzt und die Bedingung der
Gl. (7-1) eingehalten werden, darf in Tafel 7-4 bzw. 7-5 nach DIN EN 1995-1-1: 2010-
12, 9.1.3 der wirksame Verbindungsmittelabstand sef nach Gl. (7-2) verwendet wer-
den.

smax < 4 " smin (7-1) sef ¼ 0,75 " smin þ 0,25 " smax (7-2)

Tafel 7-4 Querschnittsformen von nachgiebig verbundenen Biegestäben


nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, Anhang B.1, Bild B.1 1), 2), 3)

Querschnittstypen A

Querschnittstyp B 14

Fortsetzung s. nächste Seite

10 8 1
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 7-4, Fortsetzung

Querschnittstyp C

1
) die einzelnen Querschnittsteile sind miteinander durch mechanische Verbindungsmittel mit
einem Verschiebungsmodul K verbunden
2
) die einzelnen Querschnittsteile aus Holz oder Holzwerkstoffen sind ungestoßen oder mit ge-
klebten Stößen ausgeführt
3
) Tragfähigkeitsnachweise s. Tafel 7-5

Tafel 7-5 Nachweise von nachgiebig verbundenen Biegestäben im Grenzzustand der Tragfä-
higkeit nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, Anhang B 1), 2), 3), 4)

Wirksame Biegesteifigkeit
3
P /
ðE " IÞef ¼ ðEi " I i þ gi " Ei " Ai " a2i Þ mit Ai ¼ bi " hi I i ¼ bi " h3i 12
i¼1

Steifigkeiten Ei
bei Querschnittsteilen mit denselben bei Querschnittsteilen mit unterschiedlichen zeitabhängi-
zeitabhängigen Eigenschaften (aus gen Eigenschaften (aus unterschiedlichen Baustoffen)
den gleichen Baustoffen) im Anfangszustand:
Elastizitätsmoduln Ei nach Tafel 7-1 Elastizitätsmoduln Ei nach Tafel 7-1,
im Endzustand:
Elastizitätsmoduln Ei nach Tafel 7-2
Abminderungswerte
l ¼ l bei Einfeldträgern mit der Stützweite l
1 ¼ 2 " lk bei Kragträgern mit Kraglänge lk
gi ¼ für i ¼ 1,3
p2 " Ei " Ai " si ¼ 0,8 " li bei Durchlaufträgern im Feld i mit der
1þ Stützweite li,
Ki " l 2
beim Nachweis über den Zwischenstützen ist der jeweils
g2 ¼ 1 kleinere Wert der beiden anschließenden Felder maßge-
bend
E1(3) " A1(3) Dehnsteifigkeit des Querschnittsteils 1 (3), das an das Querschnittsteil 2 nachgiebig
angeschlossen ist
K1(3)/s1(3 Fugensteifigkeit der Fuge, über die das Querschnittsteil 1 (3) an das Querschnitts-
teil 2 nachgiebig angeschlossen ist
s1(3) 5), 6) Abstand der in eine Reihe Beispiele:
geschoben gedachten
Verbindungsmittel der Fuge, über
die das Querschnittsteil 1 (3) an das
Querschnittsteil 2 angeschlossen ist

Fortsetzung s. nächste Seite

10 8 2
Nachweise f"r zusammengesetzte Biegest!be (Verbundbauteile)
Tafel 7-5, Fortsetzung

Lage der Spannungsnullebene (y-Achse)


1 g1 " E1 " A1 " ðh1 þ h2 Þ ! g3 " E3 " A3 " ðh2 þ h3 Þ bei Querschnittstyp B:
a2 ¼ " h1 und h3 mit Minuszeichen
2 3
P
gi " Ei " Ai einzusetzen
i¼1
bei Querschnittstyp C:
mit a2 > 0 und a2 < h2/2 h3 ¼ 0 und A3 ¼ 0

Nachweis der Normalspannungen 7) 8)

in den Schwerpunkten der Querschnittsteile 1 bis 3


si, d < Md
1 mit s i;d ¼ " g " ai " Ei
fcðtÞ, i, d ðE " IÞef i

Nachweis der maximalen Randspannungen 7)

an den Rändern der Querschnittsteile 1 bis 3


" #
s m, i, d < Md hi
1 mit s m, i, d ¼ " Ei " gi " ai þ
fm, i, d ðE " IÞef 2

Nachweis der maximalen Schubspannungen 9)

ti, max, d < für Querschnittsteil 2 in der neutralen Ebene gilt:


1 Vmax, d
fv, i, d t2, max, d ¼ " ðg3 " E3 " A3 " a3 þ 0,5 " E2 " b2 " h2 Þ
ðE " IÞef " b2

Nachweis der Verbindungsmittel in der Fuge i ¼ 1,3

Bemessungswert der auf ein Verbindungsmittel entfallende Kraft Fi, d


Fi, d < Vmax, d
1 F1ð3Þ, d ¼ " ðg1ð3Þ " E1ð3Þ " A1ð3Þ " a1ð3Þ " s1ð3Þ Þ
Fv, i, Rd ðE " IÞef

Nachweis des Stegbeulens bei dünnwandigen Stegen


(falls kein genauerer Nachweis geführt wird)
die Bedingungen des Nachweises des Stegbeulens nach Tafel 7-3 sind sinngemäß einzuhalten

Nachweis des seitlichen Ausweichens des Druckgurtes (Biegedrillknicken, Kippen)


nach Abschn. 4.2

Nachweis der Gebrauchstauglichkeit (Durchbiegung) nach Abschn. 10


(falls ein Nachweis geführt wird)
14
Durchbiegungen werden mit der wirksamen Biegesteifigkeit (E " I)ef ermittelt, s. oben
1
) Querschnittsformen s. Tafel 7-4
2
) Hierin bedeuten:
Ai Querschnittsfläche des i-Querschnittsteiles
bi Breite der einzelnen Querschnittsteile nach Tafel 7-4
Fi, d Bemessungswert der Beanspruchung eines Verbindungsmittels in der Fuge i
Fv, i, Rd Bemessungswert der Tragfähigkeit des Verbindungsmittels in der Fuge i
fm,i,d Bemessungswert der Biegefestigkeit der Querschnittsteile i nach Gl. (2-1)
fc, i, d, ft, i, d Bemessungswert der Druck- bzw. Zugfestigkeit der Querschnittsteile i nach Gl. (2-1)
fv, i, d Bemessungswert der Schubfestigkeit der Querschnittsteile i nach Gl. (2-1)
Ii Flächenmoment 2. Grades des Querschnittsteiles i
h Maß bis zur Spannungsnullebene, s. jeweiliger Querschnittstyp nach Tafel 7-4
hi Höhe der einzelnen Querschnittsteile nach Tafel 7-4
Ki Verschiebungsmodul
¼ Kser, i nach Tafel 12-1 im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit
¼ Ku, i nach Gl. (12-2) im Grenzzustand der Tragfähigkeit
Md Bemessungswert des Biegemomentes, hier: positiv, s. auch Fußnote 3)
Mi, d Bemessungswerte der Biegemomente in den Querschnittsteilen 1 bis 3
Ni, d Bemessungswerte der Normalkräfte in den Querschnittsteilen 1 bis 3
Fortsetzung s. nächste Seite

10 8 3
Holzbau nach Eurocode 5
Fußnoten zur Tafel 7-5, Fortsetzung
Vd Bemessungswert der Querkraft (Schubkraft)
s i, d Bemessungswert der Schwerpunktspannungen in den Querschnittsteilen 1 bis 3
s m, i, d Bemessungswert der (Biege-)Randspannungen in den Querschnittsteilen 1 bis 3
ti, max, d Bemessungswert der Schubspannungen in den Querschnittsteilen 1 bis 3
3
) die Belastung wirkt in z-Richtung und erzeugt ein sinusförmig oder parabolisch veränderli-
ches Biegemoment My(x) und eine Querkraft Vz(x)
4
) werden Teilquerschnitte aus unterschiedlichen Baustoffen verwendet, sind die Angaben im
Abschn. 7.1 zu beachten, die Schnittgrößen der Teilquerschnitte sind erforderlichenfalls für den
Anfangs- und Endzustand zu bestimmen
5
) der Abstand s der Verbindungsmittel ist entweder konstant oder entsprechend der Quer-
kraftlinie zwischen smin und smax (mit smax < 4 " smin) abgestuft, über wirksame Verbindungs-
mittelabstände sef s. Gl. (7-1) und (7-2)
6
) wenn ein Gurt aus zwei Teilen besteht, die an einen Steg angeschlossen sind, oder wenn
ein Steg aus zwei Teilen besteht (wie z. B. in einem Kastenträger), dann wird der Abstand der
Verbindungsmittel si aus der Summe der Verbindungsmittel je Längeneinheit in den beiden
Anschlusshälften bestimmt
7
) es wird empfohlen, die durch Querschnittsschwächungen entstehenden örtlichen Span-
nungserhöhungen näherungsweise durch Multiplikation der Schwerpunktspannungen 'i
mit Ai/Ai, n und der Biegespannungen 'm, i mit I i/I i, n zu berücksichtigen mit Ai, n als Netto-
querschnittsfläche des Querschnittsteiles i und I i, n als Flächenmoment 2. Grades des ge-
schwächten Querschnittsteiles i bezogen auf die Achse des ungeschwächten Querschnitts-
teiles i
8
) der Einzelnachweis der Schwerpunktspannungen für den Druckgurt ist sinngemäß nach Ta-
fel 7-3 als vereinfachter Knicknachweis zu führen
9
) beim Schubnachweis ist die wirksame Breite bef nach Abschn. 3.4.1 zu berücksichtigen

8 Aussteifungen von Druck- und Biegeträgern


sowie Fachwerksystemen

8.1 Zwischenabstützungen (Einzelabstützungen)


nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 9.2.5.2

Zwischenabstützungen sind Einzelabstützungen bei druckbeanspruchten Einzelbau-


teilen wie Druckstäben (zur seitlichen Abstützung/bewirken Verkleinerung der
Knicklänge) oder wie Biegeträgern (zur seitlichen Abstützung/bewirken Verkleine-
rung des biegedrillgefährdeten (kippgefährdeten) Druckbereiches), s. Tafel 8-1, sie
werden gegen Aussteifungskonstruktionen, s. Abschn. 8.2, oder gegen feste Punkte
wie Stahlbetonrähme, Stützböcke u. dgl. abgestützt.

Tafel 8-1 Mindeststeifigkeit und Stabilisierungskraft von Zwischenabstützungen (Einzelab-


stützungen) bei druckbeanspruchten Einzelbauteilen wie Druck- und Biegestäben
(-trägern) nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 9.2.5.2 1), 2), 3), 4)

Mindeststeifigkeit C jeder Zwischenabstützung (Einzelabstützung) 5)

a Stablänge bzw. Abstand der Zwischenabstützungen (seitliche


Abstützungen) von Druckstäben oder der Druckgurte von Bie-
ge- und Fachwerkträgern, s. Bilder unten
Nd
C ¼ ks " ks ¼ 4 Modifikationsbeiwert nach Tafel 8-2
a Nd Bemessungswert der mittleren Druckkraft im Bauteil (des ab-
zustützenden Druckstabes oder des Druckgurtes von Biege-
und Fachwerkträgern)

Fortsetzung s. nächste Seite

10 8 4
Aussteifungen von Druck- und Biegetr!gern
Tafel 8-1, Fortsetzung

Bemessungswert der Stabilisierungskraft Fd für Beispiel: Druckstab mit


Zwischenabstützungen (Einzelabstützungen) Zwischenabstützungen
bei druckbeanspruchten Einzelbauteilen 6)

Stabilisierungskraft Fd N
für Vollholz
Fd ¼ Nd =kf, 1

a
für Brettschicht- und Furnierschichtholz LVL
Fd ¼ Nd =kf, 2

a
m=4
mit
Fd Bemessungswert der Stabilisierungskraft

a
Nd Bemessungswert der mittleren Druckkraft im Bauteil
(druckbeanspruchtes Einzelbauteil)
kf, 1 ¼ 50 Modifikationsbeiwert nach Tafel 8-2

a
kf, 2 ¼ 80 Modifikationsbeiwert nach Tafel 8-2
N

Bemessungswert der Stabilisierungskraft für Beispiel: Druckgurt eines


Zwischenabstützungen (Einzelabstützungen) für den Biegeträgers mit
Druckgurt bei Biegestäben mit Rechtteckquerschnitt 6) Zwischenabstützungen

Stabilisierungskraft Fd Gabellager
wie Stabilisierungskraft für Zwischenabstützungen
bei druckbeanspruchten Einzelbauteilen (Druckstäben),
s. oben, jedoch mit

a
Nd ¼ ð1 ! kcrit Þ " Md =h
mit m=3

a
Nd Bemessungswert der mittleren Normalkraft im
Druckgurt des Biegeträgers
Md Bemessungswert des größten Biegemomentes im
Biegestab
a

kcrit Kippbeiwert (Biegedrillknicken) für den nicht gestützten


(nicht ausgesteiften) Biegeträger nach Abschn. 4.2.3
Gabellager
h Höhe des Biegeträger-Querschnitts
Draufsicht

1
) Zwischenabstützungen (Einzelabstützungen) zur Begrenzung der seitlichen Verformungen
des Druckstabes oder des Druckgurtes von Biege- und Fachwerkträgern
14
2
) druckbeanspruchte Einzelbauteile (Druckstab oder Druckgurt von Biege- und Fachwerkträ-
gern), die eine seitliche Abstützung in Abständen a (durch Zwischenabstützungen) erfordern,
sollten eine anfängliche Imperfektion zwischen den Auflagern (Vorkrümmung) a/500 für Bauteile
aus Brettschicht- und Furnierschichtholz und a/300 für andere Bauteile nicht überschreiten
3
) werden mehrere P Druckglieder durch Zwischenabstützungen seitlich gehalten, sind letztere
für die jeweilige Fd, i zu bemessen
4
) Anschlüsse der Zwischenabstützungen sind zug- und druckfest auszubilden
5
) jede Zwischenabstützung (Einzelabstützung) muss die angeführte Mindeststeifigkeit C besitzen
6
) Stabilisierungskräfte für die Einwirkungen, die durch Imperfektionen (seitliche Verformun-
gen) des Druckstabes oder des Druckgurtes von Biege- und Fachwerkträgern verursacht wer-
den, und die auf die Zwischenabstützungen wirken

Tafel 8-2 Modifikationsbeiwerte ks und kf, i für die Aussteifung von Druckstäben und der
Druckgurte von Biege- und Fachwerkträgern
nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 9.2.5.3, Tab. NA.20 1)

Modifikationsbeiwert ks kf, 1 kf, 2 kf, 3

Wert 4 50 80 30
1
) für Gl. in Tafel 8-1 und 8-3

10 8 5
Holzbau nach Eurocode 5

8.2 Aussteifungskonstruktionen nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 9.2.5.3

Aussteifungslasten (oder Aussteifungskräfte je Längeneinheit) für Aussteifungskon-


struktionen wie Scheiben oder Verbände bei parallelen Druck-, Biege- und Fach-
werkträgern können nach Tafel 8-3 ermittelt werden.

a) Ansicht eines Fachwerkträgers b) Ansicht eines Brettschichtträgers

Ein Beispiel für einen Aussteifungsver-


band bei einem Fachwerk- und Brett-
schichtträger kann Bild 8-1 entnommen
werden. Aus qd können die Einzellas-
ten Hi, d, aus diesen die Stabkräfte des
Aussteifungsverbandes berechnet wer-
den. Der Aussteifungsverband wird im
Druckbereich des auszusteifenden Trä-
gers (hier: im oben liegenden Druck-
gurt des Fachwerk- bzw. Brettschicht-
c) Draufsicht auf Aussteifungsverband trägers) angeordnet.
Ein Beispiel zur Berechnung der Aus-
Bild 8-1 Aussteifungsverband für einen Fach- steifungslasten für eine Aussteifungs-
werk- bzw. Biegeträger, Beispiele konstruktion ist in [10], Abschn. Holz-
bau 2.7 angeführt.

Tafel 8-3 Aussteifungslasten (Aussteifungskräfte je Längeneinheit) für Aussteifungskonstruk-


tionen nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 9.2.5.3 1)

Aussteifungslasten (Aussteifungskraft qd je Längeneinheit) für Aussteifungskonstruktionen


bei parallelen Druck-, Biege- und Fachwerkträgern 2), 3)

n " Nd für parallele Druck- oder Fachwerkträger:


qd ¼ kl "
kf, 3 " l Nd Bemessungswert der mittleren Druckkraft im
mit pffiffiffiffiffiffiffiffiffi Druckstab(-gurt)
kl ¼ min f1 oder 15=lg
für parallele Biegeträger:
kl Beiwert, berücksichtigt die
Trägervorkrümmung Nd Bemessungswert der mittleren Druckkraft im
kf,3 ¼ 30 Modifikationsbeiwert nach Druckgurt des Biegeträgers mit Rechteckquerschnitt:
Tafel 8-2 Nd ¼ ð1 ! kcrit Þ " Md =h
l Gesamtlänge der Aussteifungs- Md Bemessungswert des größten Biegemomentes im
konstruktion in m Biegeträger
n Anzahl der auszusteifenden kcrit Kippbeiwert (Biegedrillknicken) für den nicht ge-
parallelen Druck-, Biege- oder stützten (nicht ausgesteiften) Biegeträger nach
Fachwerkträger Abschn. 4.2.3
h Höhe des Biegeträgers

Fortsetzung s. nächste Seite

10 8 6
Aussteifungen von Druck- und Biegetr!gern
Tafel 8-3, Fortsetzung

Rechnerische Ausbiegung u der Beispiel: Aussteifung von Druckstäben oder der


Aussteifungskonstruktion Druckgurte von Biege- oder Fachwerkträgern
(oft „horizontale“ Ausbiegung)
aus Aussteifungslast qd und Nd Nd Nd
Durchbiegung des Trägersystems
infolge Imperfektionen und Verfor-
weiteren äußeren Einwirkungen mungen aus Theorie II. Ordnung
(z. B. Wind) 4)

u < l/500

äußere Einwirkung
mit

Aussteifungs-
Aussteifungs-

konstruktion
l Gesamtlänge der Aussteifungs-

kräfte
konstruktion

a
l

A
a
qd
Reaktionskräfte N Nd Nd Reaktionskräfte
d
des Träger- der Aussteifungs-
systems aus konstruktion
Aussteifungs- n Trägersysteme aus äußerer
kräften Einwirkung

1
) seitliches Ausweichen (Verformungen) von Druckstäben oder der Druckgurte von Biege-
und Fachwerkträgern zwischen den Auflagern (mit Gabellagern oder entsprechenden Verbän-
den) erforderlichenfalls durch Zwischenabstützungen des Druckstabes bzw. der Druckgurte im
Abstand a begrenzen, s. Tafel 8-1
2
) zusätzlich zu anderen horizontalen Einwirkungen wie z. B. Windlasten
3
) über anfängliche Imperfektion (Vorkrümmung) der auszusteifenden Stäbe s. Tafel 8-1, Fußnote 2)
4
) bei der Berechnung der „horizontalen“ Ausbiegung der Aussteifungskonstruktion sind nach
DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 9.2.5.3, die Steifigkeiten E, G und die Verschiebungsmoduln Ku
nach Tafel 7-1 für den Grenzzustand der Tragfähigkeit zu berücksichtigen

8.3 Gabellager nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 9.2.5.3


Nachweis der Gabellager
Die Auflager von Biegestäben sind als Gabellagerung oder entsprechenden Ver-
band auszulegen, diese(r) ist für ein Gabelmoment (Torsionsmoment) Mtor ¼ Mx
14
nach Gl. (8-1) zu bemessen.
Md Bemessungswert des größten Biegemomentes im
Mtor ¼ Md =80 ð8-1Þ Biegeträger

Nachweis der Biegeträger an Auflagern


Die Querschnittstragfähigkeit an den Auflagern der Biegeträger darf ohne Berück-
sichtigung der Torsionsspannungsanteile aus Gabelmoment nach Gl. (8-1) nachge-
wiesen werden, wenn die Bedingung (8-2) für die Kippschlankheit lef (Biegedrill-
knicken) eingehalten und die Stabilisierungskräfte im Bereich der Gabellagerung
(oder des entsprechenden Verbandes) abgeleitet werden. Die Nachweise der Quer-
schnittstragfähigkeit bei Schub und Torsion können erforderlichenfalls nach
Abschn. 3.4.3 geführt werden.
b, h Breite und Höhe des Biegeträgers mit Rechteckquer-
schnitt
/ lef wirksame Länge oder Ersatzstablänge (Biegedrillkni-
lef ¼ lef " h b 2 < 225 (8-2) cken, Kippen) nach Abschn. 4.2.3
lef Kippschlankheit als Bedingung der Nachweise an Aufla-
gern ohne (<225) Berücksichtigung der Torsionsspan-
nungsanteile aus Gabelmoment nach Gl. (8-1)

10 8 7
Holzbau nach Eurocode 5

Für andere Nachweisverfahren darf die spannungslose seitliche Verformung e nach


Gl. (8-3) angenommen werden.

e ¼ kl " l=400 mit kl nach Tafel 8-3

9 Nachweise mit Theorie II. Ordnung


Nachweise nach Theorie II. Ordnung können anstelle der Nachweise mit den Er-
satzstabverfahren nach Abschn. 4 geführt werden, sinnvoll z. B. bei unbekannter
Knicklänge. Bei vielen Holztragwerken liefern Nachweise mit den Ersatzstabverfah-
ren ausreichende und vertretbar wirtschaftliche Ergebnisse.
Werden die Auswirkungen nach Theorie II. Ordnung beim Nachweis der Stabilität
von Tagwerken berücksichtigt, muss für die ungünstigste Einwirkungskombination
sichergestellt werden, dass
— im Grenzzustand der Tragfähigkeit der Verlust des statischen Gleichgewichts
(örtlich oder für das Gesamttragwerk) nicht auftritt und
— der Grenzzustand der Tragfähigkeit einzelner Querschnitte oder Verbindungen,
die durch Biegung und Längskräfte beansprucht werden, nicht überschritten
wird.
Die Einflüsse eingeprägter Vorverformungen auf die Schnittgrößen dürfen nach
DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 5.4.4, durch eine linear-elastische Berechnung nach Theo-
rie II. Ordnung mit folgenden Annahmen ermittelt werden:
— Annahme einer spannungslosen Vorverformung des Tragwerks, so dass sie fol-
gender Anfangsverformung entspricht:
— Annahme einer Schiefstellung des Tragwerks oder entsprechender
Teile mit dem Winkel F,
— zusammen mit einer anfänglichen sinusförmigen Krümmung zwischen
den Knotenpunkten des Tragwerks mit einer größten Ausmitte e,
— spannungslose Vorverformungen (geometrische und strukturelle Imperfektionen
aus baupraktisch unvermeidbaren Vorverformungen) nach Tafel 9-1 bestimmen.
Bemessungswerte der Steifigkeiten im Grenzzustand der Tragfähigkeit sind nach
DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 2.2.2, für eine linear-elastische Spannungsberechnung
nach Theorie II. Ordnung mit den Steifigkeitskennwerten ohne Berücksichtigung
der Einflüsse der Lasteinwirkungsdauer zu ermitteln, s. Tafel 7-1.

Tafel 9-1 Spannungslose Vorverformungen (Ersatzimperfektionen) von Tragwerken für Nach-


weise nach Theorie II. Ordnung im Grenzzustand der Tragfähigkeit
nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 5.4.4 1)

Anfängliche Krümmung des unbelasteten Tragwerks oder Bauteils

Ansetzen einer anfänglichen sinusförmigen Beispiel:


Krümmung zwischen den Knotenpunkten des angenommene spannungslose, anfängliche
Tragwerks oder Bauteils (Stabachsen), z. B. bei Krümmung eines Stabes
— Druckstäben oder
— Druckgurten von Biegestäben
mit einer ungewollten, größten Ausmitte e
— in Stab-(Feld-)mitte oder
— zwischen Knotenpunkten von mind.
e ¼ 0,0025 " l
e Rechenwert der größten Ausmitte hier:
l Stablänge oder Abstand der Knotenpunkte mit h ¼ l als Stablänge

Fortsetzung s. nächste Seite

10 8 8
Nachweise mit Theorie II. Ordnung
Tafel 9-1, Fortsetzung

Vorverformung des unbelasteten Tragwerks

Ansetzen einer ungewollten Schiefstellung des Wert für Winkel F mind. annehmen zu:
Tragwerks oder entsprechender Teile, F ¼ 0,005 für h < 5 m
pffiffiffiffiffiffiffiffi
zusammen mit einer anfänglichen sinusförmi- F ¼ 0,005 " 5=h für h > 5 m
gen Krümmung zwischen den Knotenpunkten
des Tragwerks, s. oben, mit
ungewollte Schiefstellung als F Rechenwert des Schiefstellungswinkels im
Bogenmaß
— Vorverformung der Bauteile mit dem h Höhe oder Länge des Tragwerks oder
— Winkel F Bauteils in m

Beispiele angenommener spannungsloser Vorverformungen

a
h
Bogen, unverformt
Rahmen, unverformt
l1

0,0025 l1
a–o a–o

symmetrische Vorverformung symmetrische Vorverformung

l2
l1

0,0025 l2
0,0025 l1
unsymmetrische Vorverformung unsymmetrische Vorverformung
1
) Nachweise nach Theorie II. Ordnung nach Tafel 9-2

Tafel 9-2 Nachweise nach Theorie II. Ordnung im Grenzzustand der Tragfähigkeit bei Einzel-
stäben oder Stäben von Tragwerken nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 5.4.4, 6.2.4 und
Fachliteratur 1), 2)
14
Nachweise 3), 4), 5), 6)

Normal- und Biegespannungen


!2
s II
c, 0, d sII
m, y, d s II Fc,IIEd
þ þ km " m, z, d < 1 s II
c, o, d ¼
fc, 0, d fm, y, d fm, z, d A
!2 mit
s II
c, 0, d s II
m, y, d s II II
My, d Mz,IId
þ km " þ m, z, d < 1 s II
m, y, d ¼ sII
m, z, d ¼
fc, 0, d fm, y, d fm, z, d Wy Wz

Schubspannungen 7) Verbindungsmittel
tII
d <
II
FEd <1
1
fv, d Fv, Rd
1
) spannungslose Vorverformungen (Ersatzimperfektionen) nach Tafel 9-1
2
) hierin bedeuten:
A Querschnittsfläche des Stabes
FIIc,Ed Bemessungswert der Normalkräfte nach Theorie II. Ordnung
FIIEd Bemessungswert der Beanspruchung der Verbindungsmittel nach Theorie II. Ordnung

Fortsetzung s. nächste Seite

10 8 9
Holzbau nach Eurocode 5
Fußnoten zu Tafel 9-2, Fortsetzung
Fv, Rd Bemessungswert der Tragfähigkeit der Verbindungsmittel
MIIy, d; Bemessungswerte der Biegemomente nach Theorie II. Ordnung um die y- bzw.
II
M z,d z-Achse
km ¼ 0,7 für Rechteckquerschnitte aus Voll-, Brettschicht- und Furnierschichtholz
¼ 1,0 für andere Querschnitte aus Voll-, Brettschicht- und Furnierschichtholz
¼ 1,0 für alle Querschnitte anderer tragenden Holzwerkstoffe
Wy, Wz Widerstandsmomente des Stabes um die y- bzw. z-Achse
fc, 0, d, Bemessungswerte der Druck-, Biege- und Schubfestigkeiten nach Gl. (2-1)
fm, d, fv, d
tIId Bemessungswert der Schubbeanspruchung nach Theorie II. Ordnung
s IIc, 0, d Bemessungswert der Druckspannungen in Faserrichtung nach Theorie II. Ordnung
s IIm, y, d Bemessungswerte der Biegespannungen nach Theorie II. Ordnung um die y- bzw.
s IIm, z, d; z-Achse
3
) die Schnittkraftermittlung nach Theorie II. Ordnung kann z. B. nach Göggel/Werner [6],
Scheer/Bauer, Bd. 2 [11], oder rechnergestützt mit geeigneter Software vorgenommen werden
4
) die Tragfähigkeit muss für jede Richtung nachgewiesen werden, in der ein Versagen auftre-
ten kann
5
) über die Berücksichtigung des Kriechens bei druckbeanspruchten Bauteilen in den Nut-
zungsklassen 2 und 3 s. Abschn. 4.1.3
6
) die Nachgiebigkeit von Verbindungen z. B. durch mechanische Verbindungsmittel sollte im
Allgem. nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 5.1, berücksichtigt werden, gegebenenfalls auch die
Nachgiebigkeit von Gründungen und der Einfluss von Schubverformungen
7
) beim Schubnachweis ist die wirksame Breite bef nach Abschn. 3.4.1 zu berücksichtigen

10 Nachweise der Gebrauchstauglichkeit


Die Verformung einer Konstruktion infolge Beanspruchungen aus Normal- und
Querkräften, Biegemoment und Nachgiebigkeit der Verbindungen sowie infolge
Feuchte muss nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 2.2.3, in angemessenen Grenzen blei-
ben. Dabei sind mögliche Schäden an nachgeordneten Bauteilen, Decken, Fußbö-
den, Trennwänden und Oberflächen sowie die Anforderungen an das Erschei-
nungsbild und die Benutzbarkeit des Tragwerks zu berücksichtigen (z. B. Vermeiden
zu großer Durchbiegungen).
Nachweise in den Grenzzuständen der Gebrauchstauglichkeit sind mit den charak-
teristischen Werten der Einwirkungen und den Mittelwerten der entsprechenden
Elastizitäts-, Schub- und Verschiebungsmoduln führen (Teilsicherheitsbeiwerte für
die Gebrauchstauglichkeit sind demnach gleich Eins).

10.1 Berechnung und Nachweis der Verformungen


(Durchbiegungen) von Biegeträgern
nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 2.2.3 und 7.2
Bezeichnungen der Verformungsanteile (Durchbiegungsanteile) nach Bild 10-1
wc !berhöhung im lastfreien Zustand, falls vorhanden und ausführbar
wcreep Durchbiegung infolge Kriechens
winst Anfangsdurchbiegung
wfin Enddurchbiegung
wnet,fin gesamte Enddurchbiegung (Enddurchbiegung abzüglich !berhöhung) bezogen auf
eine Gerade, die die Auflager verbindet, s. Bild 10-1

Bild 10-1 Durchbiegungsanteile


bei Tragwerken
nach DIN EN 1995-1-1:
2010-12, 7.2, Bild 7.1

10 9 0
Nachweise der Gebrauchstauglichkeit
Tafel 10-1 Berechnen und Kombination der Anfangs- und Endverformungen (Anfangs- und
Enddurchbiegungen) im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit
nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 2.2.3 und Fachliteratur 1–5)
Elastische Anfangsdurchbiegungen winst 3), 4), 5)
am Beispiel eines Einfeldträgers mit Gleichlast qk in Feldmitte
ständige Einwirkungen G veränderliche Einwirkungen Q Beispiel:
5 qG, k " l4 5 qQ, k " l4
winst, G ¼ " winst, Q ¼ "
384 E0, mean " I 384 E0, mean " I

Kombination der Verformungsanteile (Durchbiegungsanteile)


Anfangsverformung (Anfangsdurchbiegung) winst in der charakteristischen
(seltenen) Kombination nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 2.2.3(2)
Anfangsverformung winst, G infolge ständiger Einwirkungen G
P
winst, G ¼ winst, G, j für j > 1 ständiger Einwirkungen
j11
Anfangsverformung winst, Q infolge veränderlicher Einwirkungen Q
führende (vorherrschende) veränderliche begleitende (weitere) veränderliche
Einwirkung, für i ¼ 1 Einwirkungen, P für i > 1
winst, Q, 1 ¼ winst, Q winst, Q, i ¼ w0, i " winst, Q, i
i>1
gesamte Anfangsverformung winst 2)
winst ¼ winst, G þ winst, Q, 1 þ winst, Q, i
Endverformungen (Enddurchbiegungen) wfin in der charakteristischen (seltenen) Kombination
nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 2.2.3, und DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 2.2.3 6)
Endverformung wfin, G infolge ständiger Einwirkungen G
P
wfin, G ¼ winst, G, j " ð1 þ kdef,j Þ für j > 1 ständiger Einwirkungen
j>1

Endverformung wfin, Q infolge veränderlicher Einwirkungen Q


P
wfin,Q ¼ winst,Q,1 " ð1 þ w2,1 " kdef,1 Þ þ winst,Q,i " ðw0,i þ w2,i " kdef,i Þ
i>1
Endverformung wfin
wfin ¼ wfin, G þ wfin, Q 2)
gesamte Endverformung wnet,fin nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 7.2, s. Bild 10-1 2)

1
wnet, fin ¼ winst þ wcreep ! wc ¼ wfin ! wc
14
) Hierin bedeuten
E0, mean Mittelwert des Elastizitätsmoduls in Faserrichtung nach Abschn. 1.1
I Flächenmoment 2. Grades des Stabes
kdef Verformungsbeiwert nach Tafel 1-6
l Stützweite oder Trägerlänge
q Linienlast
wc !berhöhung im lastfreien Zustand, falls vorhanden und ausführbar
wcreep Durchbiegung infolge Kriechens
w0 Kombinationsbeiwerte für veränderliche Einwirkungen nach DIN EN 1990/NA,
s. Abschn. Lastannahmen
w2 Kombinationsbeiwerte für den quasi-ständigen Anteil veränderlicher Einwirkungen
nach DIN EN 1990/NA, s. Abschn. Lastannahmen
2
) empfohlene Bereiche für Grenzwerte der Verformungen (Durchbiegungen) nach Tafel 10-2
3
) Berechnungen mit den charakteristischen Werten der Einwirkungen (Teilsicherheitsbeiwerte
für die Gebrauchstauglichkeit sind gleich Eins)
4
) Steifigkeiten mit den Mittelwerten der Elastizitäts- und Schubmoduln Emean und Gmean nach
Abschn. 1.1, Nachgiebigkeiten von Verbindungen mit den Verschiebungsmoduln Kser nach Ta-
fel 12-1, s. auch Tafel 7-1 für den Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit
5
) elastische Anfangsdurchbiegungen winst nach gebrauchsfertigen Tafeln, s. Abschn. Statik,
(Einfeldträger und Durchlaufträger mit gleichen Stützweiten), mit dem Arbeitssatz oder geeig-
neter Software berechnen
6
) über Endverformungen bei Bauteilen mit unterschiedlichen zeitabhängigen Eigenschaften s.
Tafel 7.2

10 9 1
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 10-2 Empfohlene Bereiche für Grenzwerte der Verformungen (Durchbiegungen) von Bie-
gestäben im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12,
Tab. 7.2 und DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 7.2(2) 1), 2)

winst wnet, fin wfin

beidseitig aufgelagerte l/300 bis l/500 l/250 bis l/350 l/150 bis l/300
Biegestäbe

auskragende Biegestäbe l/150 bis l/250 l/125 bis l/175 l/75 bis l/150

1
) Hierin bedeuten:
l Stützweite des Biegeträgers
2
) es wird empfohlen, die Grenzwerte im Hinblick auf die vorgesehene Nutzung zu beurteilen
und, gegebenenfalls in Abstimmung mit dem Bauherrn, festzulegen und zu vereinbaren

Ein Beispiel zur Berechnung der Durchbiegungen eines Parallelträgers aus Brett-
schichtholz ist in [10], Holzbau, Abschn. 2.8 angeführt.

10.2 Nachweis von Schwingungen auf Bauteile oder Tragwerke


nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 7.3
Häufig zu erwartende Einwirkungen auf Bauteile oder Tragwerke sollten keine
Schwingungen verursachen, die die Funktion des Bauwerks beeinträchtigen oder
Unbehagen bei den Nutzern hervorrufen. Das Schwingungsverhalten kann durch
Messungen oder Berechnungen abgeschätzt werden.

10.2.1 Nachweis von Schwingungen bei Wohnungsdecken


Wohnungsdecken mit einer Eigenfrequenz f1 > 8 Hz
Die Anforderungen und Nachweise der Tafel 10-3 sind einzuhalten.

Tafel 10-3 Nachweise des Schwingungsverhaltens von Wohnungsdecken mit einer Eigenfre-
quenz von f1 > 8 Hz nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 7.3.3 1), 2)

Nachweis der vertikalen Anfangsdurchbiegung w

w <
a in mm/kN empfohlener Bereich der Grenzwerte für a
F und b und Zusammenhang zwischen a
w größte vertikale Anfangsdurchbiegung und b2)
infolge einer konzentrierten statischen 150
Einzellast F, 140
1
F statische Einzellast, an beliebiger Stelle wir- 130
kend und unter Berücksichtigung der Last- 120
verteilung ermittelt, dabei wird die Decke 110
nur durch Eigengewicht und andere b 100
ständige Einwirkungen belastet 90
2
80
a Durchbiegung/Kraft in mm/kN, 70
Grenzwerte s. Diagramm rechts
60
50
0 1 2 3 4
a [mm/kN]
1 besseres Verhalten
2 schlechteres Verhalten

Fortsetzung s. nächste Seite

10 9 2
Nachweise der Gebrauchstauglichkeit
Tafel 10-3, Fortsetzung

Nachweis der Einheitsimpulsgeschwindigkeitsreaktion v

v < b ðf1 " z!1Þ in m/(Ns2)

v Einheitsimpulsgeschwindigkeit, d. h. der maximale Anfangswert der vertikalen Schwin-


gungsgeschwindigkeitsamplitude der Decke in m/s infolge eines idealen Einheitsimpulses
von 1 Ns, der an derjenigen Stelle der Decke aufgebracht wird, an der die größte Eigenfre-
quenz erzeugt wird; Anteile über 40 Hz dürfen vernachlässigt werden
b Faktor, s. Diagramm oben „empfohlener Bereich der Grenzwerte für a und b“, z. B. für b =
100 gilt: a ¼ 1,5 mm/kN
f1 Eigenfrequenz einer rechteckigen, an allen Rändern gelenkig gelagerten Decke mit den Ge-
samtmaßen l " b, s. unten
. modaler Dämpfungsgrad,
¼ 0,01 (d. h. 1 %), wenn für Decken keine genaueren Werte vorliegen

Eigenfrequenz f1 der Decke (näherungsweise)

für rechteckige, an allen Rändern gelenkig gelagerte Decke mit den Gesamtmaßen l " b und
Holzbalken der Spannweite l
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
p ðE " IÞl
f1 ¼ 2
in Hz
2"l m

(E " I)l äquivalente Plattenbiegesteifigkeit der Decke um eine Achse rechtwinklig zur Balken-
richtung (in Längsrichtung) in Nm2/m, d. h. der Index l steht für die Biegesteifigkeit bei
Biegung rechtwinklig zur Balken(längs)achse
¼ (E " I)/e1 als Steifigkeit der Balken (Längsträger) bezogen auf ihren Abstand e1 unter-
einander
E E0, mean als Mittelwert des Elastizitätsmodul in Faserrichtung in MN/m2 (oder N/mm2)
nach Abschn. 1.1
e1 Abstand der Balken (Längsträger) untereinander in m
f1 1. Eigenfrequenz der Decke
Il Flächenmoment 2. Grades des Trägers (Balkens) um die „starke“ Achse, meist die
y-Achse, in m4
l Spannweite der Decke in m
m Masse je Flächeneinheit in kg/m2 bezogen auf das Eigengewicht der Decke und andere
ständige Einwirkungen
14

Einheitsimpulsgeschwindigkeitsreaktion v für Decken (näherungsweise)

für rechteckige, an allen Rändern gelenkig gelagerte Decke mit den Gesamtmaßen l " b und
Holzbalken der Spannweite l
4 " ð0,4 þ 0,6 " n40 Þ
v¼ in m/(Ns2)
m " b " l þ 200
b Deckenbreite in m
l Spannweite der Decke in m
m Masse je Flächeneinheit in kg/m2 bezogen auf das Eigengewicht der Decke und andere
ständige Einwirkungen
n40 Anzahl der Schwingungen 1. Ordnung mit einer Resonanzfrequenz bis zu 40 Hz,
s. Seite 1094

Fortsetzung s. nächste Seite

10 9 3
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 10-3, Fortsetzung

Anzahl der Schwingungen 1. Ordnung mit einer Resonanzfrequenz bis zu 40 Hz

( " # ! " # )0,25


40 2 b 4 ðE " IÞl
n40 ¼ !1 " "
f1 l ðE " IÞb

b Deckenbreite in m
(E " I)b äquivalente Plattenbiegesteifigkeit der Decke um eine Achse in Richtung der Balken in
Nm2/m (in Querrichtung), d. h. der Index b steht für die Biegesteifigkeit bei Biegung
um die Balken(längs)achse, mit (E " I)b < (E " I)l
(E " I)l äquivalente Plattenbiegesteifigkeit der Decke um eine Achse rechtwinklig zur Balken-
richtung in Nm2/m (in Längsrichtung), s. oben
Ib Flächenmoment 2. Grades um die Balken(längs)achse für eine Breite von 1,0 m in Bal-
ken(längs)richtung
f1 Eigenfrequenz der Decke in Hz, s. oben
l Spannweite der Decke in m

1
) Berechnungen unter der Annahme führen, dass die Decke nur durch Eigengewicht und an-
dere ständige Einwirkungen belastet wird
2
) das Schwingverhalten von Decken sollte nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 7.3.1, immer in
Hinblick auf die vorgesehene Nutzung beurteilt werden und die Anforderungen, ggf. in Ab-
stimmung mit dem Bauherrn, entsprechend festgelegt werden

Wohnungsdecken mit einer Eigenfrequenz f1 < 8 Hz


Nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 7.3.3, sollte für diese Decken eine besondere
Untersuchung durchgeführt werden, jedoch werden keine Hinweise hierfür ange-
führt.

10.2.2 Nachweis von Deckenschwingungen, die durch Maschinen


verursacht werden
Schwingungen, die durch rotierende Maschinen oder andere Betriebseinrichtungen
ausgelöst werden, sind nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 7.3.2, für die ungünstigsten
zu erwartenden Kombinationen von ständigen und veränderlichen Lasten zu be-
grenzen. Ein zuverlässiges Niveau für andauernde Deckenschwingungen ist i. d. R.
aus ISO 2631-2, Anhang A, Bild 5a, mit einem Multiplikationsfaktor von 1,0 zu ent-
nehmen.

11 Gelenk- und Koppelpfetten


Gelenkpfetten: Biegemomente und Auflagerkräfte bei gleicher Stützweite und
Gleichlast sind im Kapitel Statik mit günstiger Lage der Momentengelenke (Mo-
mentenausgleich, Stütz-, Feldmomente) angeführt, die Ausbildung einer kinemati-
schen Kette ist zu vermeiden, im Bereich von Verbänden sollten keine Gelenke an-
geordnet werden.
Koppelpfetten sind Einfeldträger mit Kragarmen, die über den Zwischenunterstüt-
zungen (Zwischenauflagern wie Dachbindern) durch stiftförmige Verbindungsmittel
wie Nägel oder Dübel besonderer Bauart biegesteif zu Durchlaufträgern verbunden
werden, s. Bild 11-1. Die Koppelkräfte F und !bergreifungslängen a können Ta-
fel 11-1 entnommen werden, die Biegemomente, Auflagerkräfte und Durchbiegun-
gen bei gleichen Stützweiten sind im Kapitel Statik angeführt.

10 9 4
Verbindungen, allgemeine Angaben

Bild 11-1 Koppelpfette mit gleicher


Stützweite und Gleichlast

Tafel 11-1 Koppelkräfte F und !bergreifungslängen a bei Koppelträgern mit gleicher Stütz-
weite l und Gleichlast q
Statisches System Koppelkräfte F ¼ Tafelwert " q " l
Felder-

Durchlaufträger, !bergreifungslänge a ¼ Tafelwert " l


anzahl

jeweils nur die Hälfte dargestellt


FBl FBr FCl FCr FDl
aBl aBr aCl aCr aDl

0,625 0,625
2
0,10 0,10

0,250 0,420
3
0,10 0,18
Symmetrieachse

0,360 0,442 0,354 0,354


4
0,10 0,16 0,10 0,10

0,330 0,425 0,460 0,330


5
0,10 0,17 0,10 0,10

0,340 0,423 0,430 0,340 0,430


6
0,10 0,17 0,10 0,10 0,10

>7 0,340 0,423 0,430 0,340 0,430


0,10 0,17 0,10 0,10 0,10

12 Verbindungen, allgemeine Angaben


14
12.1 Nachweise von Zug- und Druck-Verbindungen
Die Zusatzmomente aus einseitiger Lasteinleitung bei der Bemessung von Bautei-
len und deren Verbindungen sind zu berücksichtigen, Zugverbindungen können
nach Abschn. 3.1.3 auslegt werden. Druckverbindungen sollten i. d. R. symmetrisch
zu den Stabachsen ausführt werden, #nderungen des Verformungsverhaltens
durch die Verbindungen (Stoß) sind bei der Berechnung der Stabbeanspruchungen
berücksichtigen, s. Fachliteratur.

12.2 Nachweis von Verbindungen bei wechselnden


Beanspruchungen nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.1.5
Die charakteristische Tragfähigkeit einer Verbindung in Bauteilen unter wechseln-
den Beanspruchungen (Vorzeichenwechsel von Zug/Druck) ist bei langer und mitt-
lerer Einwirkungsdauer abzumindern, die Verbindung ist für beide Bemessungs-
werte nach Gl. (12-1) auszulegen; die Verbindungsmittel sind auch für die einzelnen
Zug- und Druckkräfte Ft,Ed und Fc,Ed zu bemessen.

10 9 5
Holzbau nach Eurocode 5

Nur bei langer und mittlerer Lasteinwirkungsdauer:


Ft, Ed Bemessungswert der Zugkraft auf die
FEd ¼ Ft, Ed þ 0,5 " Fc, Ed Verbindung
ð12-1Þ Fc, Ed Bemessungswert der Druckkraft auf die
¼ Fc, Ed þ 0,5 " Ft, Ed Verbindung

12.3 Verschiebungsmoduln Kser und Ku


nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 7.1
Bei Nachweisen im Grenzzustand der Tragfähigkeit oder der Gebrauchstauglichkeit
sind die Verschiebungsmoduln nach Abschn. 7.1 zu verwenden. Der Verschiebungs-
modul Ku wird nach Gl. (12-2) ermittelt, der (Anfangs-)Verschiebungsmodul Kser
nach Tafel 12-1.
Ku Verschiebungsmodul einer Verbindung im Grenzzustand
2 der Tragfähigkeit, s. auch Abschn. 7.1
Ku ¼ " Kser ð12-2Þ
3 Kser (Anfangs-)Verschiebungsmodul im Grenzzustand der
Gebrauchstauglichkeit nach Tafel 12-1

Tafel 12-1 Rechenwerte für Verschiebungsmoduln Kser in N/mm unter Gebrauchslast je Scher-
fuge stiftförmiger Verbindungsmittel und Dübel besonderer Bauart für Holz-Holz-
und Holzwerkstoff-Holz-Verbindungen nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, Tab. 7.1 1), 2),
3 4
), )

Verbindungsmittel Verbindung Holz-Holz, Holz


-Holzwerkstoff

Stiftförmige metallische Verbindungsmittel

Stabdübel, Passbolzen, Bolzen, Gewindestangen 2)

Holzschrauben r1,5
m " d=23

Nägel in vorgebohrten Löchern

Nägel in nicht vorgebohrten Löchern r1,5


m "d
0,8
=30

Klammern r1,5
m "d
0,8
=80

Dübel besonderer Bauart nach DIN EN 912

Ringdübel Typ A, Scheibendübel Typ B rm " dc=2

Scheibendübel mit Zähnen Typ C1 bis C9 1,5 " rm " dc=4

Scheibendübel mit Zähnen Typ C10, C11 rm " dc=2


1
) Hierin bedeuten
rm ¼ rmean als Mittelwert der Rohdichte in kg/m3
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
¼ rm, 1 " rm, 2 bei unterschiedlichen mittleren Rohdichten rm, 1 und rm, 2 von zwei mitein-
ander verbundenen Holzwerkstoffteilen
d Stiftdurchmesser in mm
dc Dübeldurchmesser
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi in mm
¼ a1 " a2 bei Dübeltyp C3 und C4 nach DIN EN 13271: 2004-02, 6.2
2
) bei mit !bermaß (Spiel) gebohrten Löchern im Holz von Bolzen- und Gewindestangen
(nicht bei eingeklebten Gewindestangen und Passbolzen) ist mit einem zusätzlichen Schlupf
von 1 mm zu rechnen, der zu den mit Hilfe des Verschiebungsmoduls ermittelten rechneri-
schen Verschiebungen jeweils hinzuzufügen ist
3
) bei Stahlblech-Holz- oder Beton-Holz-Verbindungen sollte Kser mit dem Faktor 2,0 multipli-
ziert werden
4
) für eingeklebte Stahlstäbe ist nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 7.1, der Verschiebungsmo-
dul rechtwinklig zur Stabachse Kser wie für Bolzen und Stabdübel anzunehmen

10 9 6
Verbindungen mit stiftf#rmigen metallischen Verbindungsmitteln

12.4 Drehfederkonstanten
Tafel 12-2 Drehfederkonstanten Kj für verschiedene Anschlüsse nach Heimeshoff und Franz/
Scheer [5] 1)
Anschluss, Binder- Stütze- Rahmenecke
allgemein Stütze Fundament (Dübelkreis)

n
P Kj1 " Kj2 n
P ein Dübelkreis:
Kj ¼ Ki " ri2 Kj ¼ Kj ¼ K " ri2
i¼1 Kj1 þ Kj2 i¼1 Kj1 ¼ K " n1 " r12
ri2 ¼ yi2 þ zi2 n
P
Kj1, 2 ¼ K " ri2 zwei Dübelkreise:
Schwerpunkt S i¼1 Kj2 ¼
n
P n
P
des Anschlusses:
Pn ri2 ¼ ðyi2 þ zi2 Þ ri2 ¼ ðyi2 þ zi2 Þ K " ðn1 " r12 þ n2 " r22 Þ
Ki " ysi i¼1 i¼1
i¼1
ys ¼
Pn
Kj1 Drehfederkonstante n1, 2 Anzahl der Dübel
Ki im jeweiligen
i¼1 Binder-Knotenplatte
n
P Kj2 Drehfederkonstante Dübelkreis
Ki " zsi
i¼1 Stütze-Knotenplatte
zs ¼ n
P
Ki Voraussetzungen: K ¼ konstant, ys ¼ 0, zs ¼ 0, symmetrische Anord-
i¼1 nung der Verbindungsmittel, beidseitig gleiche Ausführung
1
) Hierin bedeuten:
Kj Drehfederkonstante
K Verschiebungsmoduln nach Abschn. 12.3
¼ Kd beim Nachweis der Tragfähigkeit nach Abschn. 7.1
¼ Kd beim Nachweis der Gebrauchstauglichkeit nach Abschn. 7.1
y, z Abstände der Verbindungsmittel vom Anschlussschwerpunkt (Schwerpunkt aller Verbin-
dungsmittel im jeweiligen Stabteil)
r Radius vom Anschlussschwerpunkt zu den Verbindungsmitteln
14

13 Verbindungen mit stiftförmigen metallischen


Verbindungsmitteln
13.1 Nachweise der Tragfähigkeit von Verbindungen mit stiftför-
migen metallischen Verbindungsmitteln auf Abscheren
Die Tragfähigkeit von Verbindungen kann nach den Regeln der DIN EN 1995-1-1:
2010-12, 8.2, ermittelt werden unter Beachtung der zusätzlichen Festlegungen die-
ser Norm für Nägel, Klammern, Bolzen, Stabdübel, Passbolzen und Holzschrauben.
Alternativ dürfen die vereinfachten Regeln nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.2,
angewendet werden, die in den folgenden Abschn. 13.2 bis 13.6 angeführt sind.
Effektive charakteristische Tragfähigkeit Fv,ef,Rk einer Verbindungsmittelreihe nach
DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.1.2
Sind in einer Verbindungsmittelreihe mehrere Verbindungsmittel in Faserrichtung
hintereinander angeordnet, ist die effektive charakteristische Tragfähigkeit Fv,ef,Rk
nach Gl. (13-1) zu bestimmen, die wirksame Anzahl nef der Verbindungsmittel kann

10 9 7
Holzbau nach Eurocode 5

den einzelnen Abschn. 13.3 bis 13.6 und Abschn. 14 entnommen werden.
Fv, ef, Rk effektive charakteristische Tragfähigkeit parallel zu einer
Verbindungsmittelreihe, deren Verbindungsmittel in Fa-
serrichtung hintereinander liegend angeordnet sind
Fv, ef, Rk ¼ nef " Fv, Rk ð13-1Þ Fv,Rk charakteristische Tragfähigkeit je Verbindungsmittel in
Faserrichtung nach Abschn. 13.3 bis 13.6 und Abschn. 14
nef wirksame Anzahl der Verbindungsmittel, die in Faser-
richtung hintereinander liegen, je Verbindungsmittel
nach Abschn. 13.3 bis 13.6 und Abschn. 14
Für eine schräg zur Verbindungsmittelreihe wirkende Kraft ist nachzuweisen, dass
die Kraftkomponente in Richtung der Verbindungsmittelreihe kleiner gleich der
rechnerischen Tragfähigkeit nach Gl. (13-1) ist. Der Nachweis von Bauteilen mit
Schräg- und Queranschlüssen (Verbindungsmittelkräfte unter einen Winkel a zur
Faserrichtung) kann nach Abschn. 6.3 erfolgen.

13.2 Vereinfachte Ermittlung der Tragfähigkeit von Verbindun-


gen mit stiftförmigen metallischen Verbindungsmitteln auf
Abscheren nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.8.2.4 und NA.8.2.5
Stiftförmige Verbindungsmittel sind Stabdübel, Passbolzen, Bolzen, Gewindebol-
zen(-stangen), Nägel, Holzschrauben und Klammern, ihre Anordnung darf um d/2
versetzt oder nicht versetzt gegenüber den Risslinien bei Einhaltung der Mindest-
abstände vorgenommen werden, s. Bild 13-1.

Bild 13-1
Anordnung stiftförmiger Verbindungsmittel
gegenüber den Risslinien, versetzt und nicht
versetzt, nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12,
8.2.1 (Beispiele)

a) versetzt b) nicht versetzt


Die vereinfachte Ermittlung der Tragfähigkeit bei Beanspruchung rechtwinklig zur
Stiftachse (Abscheren) darf wie in diesem Abschn. dargestellt angewendet werden,
sie gilt einheitlich für alle stiftförmigen metallischen Verbindungsmittel, falls keine
genauere (aufwändigere) Ermittlung nach Abschn. 13.1 geführt wird.
Die charakteristischen Werte der Tragfähigkeit Fv, Rk für Verbindungen von Bautei-
len aus Holz und Holzwerkstoffen mit stiftförmigen metallischen Verbindungsmit-
teln nach Abschn. 13.3 bis 13.6 können bei Beanspruchung auf Abscheren nach
Tafel 13-1, diejenigen von Stahlblech-Holz-Verbindungen nach Tafel 13-2, Bemes-
sungswerte der Tragfähigkeit Fv,Rd nach Gl. (13-2) bestimmt werden. Stahlteile sind
nach DIN EN 1993 zu bemessen.
kmod " Fv, Rk
Fv, Rd ¼ ð13-2Þ
gM
Fv,Rk charakteristischer Wert der Tragfähigkeit bei Beanspruchung auf Abscheren nach
— Tafel 13-1 für Verbindungen aus Holz- und Holzwerkstoffbauteilen
— Tafel 13-2 für Stahlblech-Holz- Verbindungen
kmod Modifikationsbeiwert für Holz bzw. Holzwerkstoffe nach Tafel 1-5,
— für unterschiedliche kmod – Werte der miteinander verbundenen Bauteile (kmod, 1
und kmod, 1) in Holzwerkstoff-Holz-Verbindungen
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ffi darf angenommen werden:
¼ kmod, 1 " kmod, 2
— bei Stahlblech-Holz-Verbindungen ist der kmod-Wert für das Holz oder den Holz-
werkstoff einzusetzen
gM Teilsicherheitsbeiwert für auf Biegung beanspruchte stiftförmige Verbindungsmittel
aus Stahl nach Tafel 2-1 (vereinfachte Ermittlung)
¼ 1,1

10 9 8
Verbindungen mit stiftf#rmigen metallischen Verbindungsmitteln
Tafel 13-1 Vereinfachte Ermittlung der charakteristischen Tragfähigkeit Fv, Rk stiftförmiger me-
tallischer Verbindungsmittel in Verbindungen von Bauteilen aus Holz und Holz-
werkstoffen pro Scherfuge und Verbindungsmittel bei Beanspruchung auf Absche-
ren nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.8.2.4 1), 2), 3), 5), 6)

Charakteristischer Wert der Tragfähigkeit Fv, Rk 2), 5)

sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
2 " b qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Fv, Rk ¼ " 2 " My, Rk " fh, 1, k " d
1þb

Mindestdicken bzw. Eindringtiefen für Seitenhölzer und Mittelholz 2), 4)

Mindestdicke t1, req für das Seitenholz 1 Holzdicken bzw. Eindringtiefen


sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ! sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi t1 und t2
b My, Rk
t1, req ¼ 1,15 " 2 " þ2 "
1þb fh, 1, k " d

Mindestdicke t2, req für das Seitenholz 2


einer einschnittigen Verbindung ! sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
1 My, Rk
t2, req ¼ 1,15 " 2 " pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi þ 2 "
1þb fh, 2, k " d
einschnittige Verbindung

Mindestdicke t2, req für Mittelhölzer einer


zweischnittigen Verbindung ! sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
4 My, Rk
t2, req ¼ 1,15 " pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi "
1þb fh, 2, k " d

zweischnittige Verbindung

Reduzierter charakteristischer Wert der Tragfähigkeit Fv, Rk, red


bei Holzdicken t1, t2 kleiner als Mindestdicken t1,req, t2,req 4) 14
Fv, Rk, red ¼ Fv, Rk " t1 =t1, req oder Fv, Rk, red ¼ Fv, Rk " t2 =t2, req
der kleinere Wert ist maßgebend

1
) Hierin bedeuten
t1, t2 Holz- oder Holzwerkstoffdicken oder Eindringtiefe des Verbindungsmittels (kleinerer
Wert ist maßgebend)
fh,1,k, fh,2,k charakteristischer Wert der Lochleibungsfestigkeit im Holz 1 bzw. 2
b fh, 2, k/fh, 1, k
d Durchmesser des Verbindungsmittels
My, Rk charakteristischer Wert des Fließmomentes des Verbindungsmittels
2
) die Mindestholzdicken t1, req bzw. t2, req sind bei Verwendung von Fv, Rk einzuhalten; sind sie
geringer, ist der reduzierte charakteristische Wert Fv, Rk, red maßgebend
3
) zusätzliche Festlegungen für stiftförmige Verbindungsmittel in den Abschn. 13.3 bis 13.6 bei
Beanspruchung auf Abscheren einhalten
4
) Mindestdicken und -abmessungen tragender einteiliger Einzelquerschnitte aus Voll- und
Brettschichtholz nach Tafel 2-2 sowie tragender/aussteifender Holzwerk- und Gipswerkstoff-
platten nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 3.4 und 3.5, stets einhalten
5
) Bemessungswerte der Tragfähigkeit Rv,Rd nach Gl. (13-2)
6
) Nachweise der effektiven charakteristischen Tragfähigkeit Fv, ef, Rk einer Verbindungsmittelrei-
he, in der mehrere Verbindungsmittel in Faserrichtung hintereinander liegen, nach Gl. (13-1)

10 9 9
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 13-2 Vereinfachte Ermittlung der charakteristischen Tragfähigkeit Fv, Rk stiftförmiger me-
tallischer Verbindungsmittel in Stahlblech-Holz-Verbindungen pro Scherfuge und
Verbindungsmittel bei Beanspruchung auf Abscheren nach DIN EN 1995-1-1/NA:
2010-12, NA.8.2.5 1), 2), 3), 4), 7), 8)
Charakteristischer Wert der Tragfähigkeit Fv,Rk für Verbindungen 2)
mit innen liegenden Stahlblechen und mit außen liegenden dünnen Stahlblechen
außen liegenden dicken Stahlblechen
pffiffiffi q ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Fv, Rk ¼ 2 " 2 " My, Rk " fh, k " d Fv, Rk ¼ 2 " My, Rk " fh, k " d
Mindestholzdicken bzw. Eindringtiefen treq 2), 3)
für alle Hölzer für Mittelhölzer mit zweischnittig bean-
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi spruchten Verbindungsmitteln
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
My, Rk pffiffiffi My, Rk
treq ¼ 1,15 " 4 " treq ¼ 1,15 " ð2 " 2Þ "
fh, k " d fh, k " d
für alle anderen Fälle sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
pffiffiffi My, Rk
treq ¼ 1,15 " ð2 þ 2Þ "
fh, k " d
Reduzierter charakteristischer Wert der Tragfähigkeit Fv, Rk, red
Fv, Rk, red ¼ Fv, Rk " t=treq bei einer Holzdicke t kleiner als die Mindestholzdicke treq 3)
dicke und dünne Stahlbleche nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.2.3 4)
„dicke“ Stahlbleche liegen vor, wenn ts > d oder 5)
„dünne“ Stahlbleche liegen vor, wenn ts < 0,5d
für 0,5 d < ts < d darf geradlinig interpoliert werden 6)
Stahlblech-Holz-Verbindungen (Beispiele)
einschnittig, einschnittig, zweischnittig, zweischnittig,
ein Stahlblech je ein Stahlblech ein Stahlblech je ein Stahlblech
außen liegend außen liegend innen liegend außen liegend

1
) Hierin bedeuten
t Holzdicke
ts Stahlblechdicke
fh,k charakteristischer Wert der Lochleibungsfestigkeit im Holz
d Durchmesser des Verbindungsmittels
My,Rk charakteristischer Wert des Fließmomentes des Verbindungsmittels
2
) die Mindestholzdicken sind bei Verwendung von Fv, Rk einzuhalten, sind sie geringer, ist der
reduzierte charakteristische Wert Fv, Rk, red maßgebend
3
) Mindestdicken und -abmessungen tragender einteiliger Einzelquerschnitte aus Voll- und
Brettschichtholz nach Tafel 2-2 stets einhalten
4
) zusätzliche Festlegungen für geeignete stiftförmige Verbindungsmittel im Abschn. 13 sind
einzuhalten
5
) die Annahme „dicker“ Stahlbleche gilt nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.3.1.4 weiter als
erfüllt für Stahlbleche mit einer Dicke d > 2 mm, die mit profilierten Nägeln (Sondernägeln)
der Tragfähigkeitsklasse 3 und mit Nageldurchmessern d < 2 " ts angeschlossen sind
6
) bei Stahlblechdicken 0,5 d < t < d gilt: der Fv, Rk-Wert von Verbindungen mit Stahldicken
zwischen einem dünnen und einem dicken Blech ist durch geradlinige Interpolation zwischen
den Grenzwerten für dünne und dicke Bleche zu bestimmen, vereinfachend dürfen in diesen
Fällen nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, NA.8.2.5 die Mindestholzdicken treq nach den Gl. für
außen liegende dicke Stahlbleche und außen liegende dünne Stahlbleche (Mittelholz) ermittelt
und geradlinig interpoliert werden
7
) Bemessungswerte der Tragfähigkeit Rv,Rd nach Gl. (13-2)
8
) Nachweise der effektiven charakteristischen Tragfähigkeit Fv, ef, Rk einer Verbindungsmittelrei-
he, in der mehrere Verbindungsmittel in Faserrichtung hintereinander liegen, nach Gl. (13-1)

110 0
Verbindungen mit stiftf#rmigen metallischen Verbindungsmitteln

Blockscherversagen (Scher- oder Zugversagen) bei Stahlblech-Holz-Verbindungen


mit mehreren stiftförmigen Verbindungsmitteln, die nahe am Hirnholzende durch
eine Kraftkomponente in Faserrichtung beansprucht werden, sollte nach DIN EN
1995-1-1: 2010-12, Anhang A, untersucht werden.

13.3 Stabdübel- und Passbolzenverbindungen


13.3.1 Stabdübelverbindungen bei Beanspruchung auf Abscheren
(rechtwinklig zur Stabdübelachse)
Charakteristische Werte Fv, Rk und Bemessungswerte Fv, Rd der Tragfähigkeit von
Stabdübelverbindungen sind bei Beanspruchung auf Abscheren nach Abschn. 13.2
zu ermitteln, für ausgesuchte Stabdübelverbindungen sind charakteristische Werte
der Tragfähigkeit Fv, Rk in Tafel 13-8 errechnet.

Tafel 13-3 Zulässige Durchmesser, Anzahl, Scherflächen, Bohrlöcher und Vorzugsmaße von
Stabdübeln bei tragenden Stabdübelverbindungen nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12,
8.6 und DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.6 1), 3)
(Nenn-)Durchmesser d Anzahl 1) Scherflächen Bohrloch-
in mm durchmesser
min max min min im Holz 2)
d > 6 4) d < 30 n>2 n>4 d
Vorzugsmaße für Stabdübel
nach DIN 1052: 2008-12, Anhang G.3.1

Durchmesser d in mm 8 10 12 16 20 24
Abfasung f in mm 1 1,5 2 2,5 3 3,5
1
) Verbindungen mit einem Stabdübel sind zulässig, wenn der charakteristische Wert der Trag-
fähigkeit Fv, Rk nur zur Hälfte rechnerisch angesetzt wird
2
) bei Stahlblech-Holzverbindungen dürfen die Löcher im Stahlteil bis zu (d þ 1) mm größer
sein als der Nenndurchmesser des Stabdübels
3
) bei außen liegenden Stahlblechen sind anstelle der Stabdübeln Passbolzen zu verwenden,
dabei muss zur Aufnahme von Lochleibungskräften der volle Schaftquerschnitt des Passbol-
zens auf der erforderlichen Länge vorhanden sein
4
) nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 10.4.4 beträgt der kleinste Durchmesser der Stabdübel und
14
Passbolzen d ¼ 6 mm

Tafel 13-4 Charakteristische Werte der Lochleibungsfestigkeit für Holzbaustoffe sowie cha-
rakteristische Werte des Fließmomentes und der Stahlfestigkeiten für Stabdübel
nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.5.1.1 und 8.6 1)

Charakteristische Werte fh, k der Lochleibungsfestigkeit in N/mm2


für Holz 2) und Furnierschichtholz LVL nach DIN EN 14374
für Kraft-Faserwinkel a ¼ 0, fh, 0, k ¼ 0,082 " ð1 ! 0,01 " dÞ " rk
fh, 0, k
für 0, < a < 90, fh, a, k ¼
k90 " sin2 a þ cos2 a
mit den Beiwerten k90
für Nadelhölzer k90 ¼ 1,35 þ 0,015 " d
für Laubhölzer k90 ¼ 0,90 þ 0,015 " d
für Furnierschichtholz LVL k90 ¼ 1,30 þ 0,015 " d

Fortsetzung s. nächste Seite

1101
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 13-4, Fortsetzung

für Sperrholz 3)
bei allen Winkeln a Kraft-zur-
fh, k ¼ 0,11 " ð1 ! 0,01 " dÞ " rk
Faserrichtung der Deckfurniere
3
für OSB-Platten und Spanplatten )
bei allen Winkeln a Kraft-zur-
fh, k ¼ 50 " d !0,6 " t 0,2
Faserrichtung der Decklagen
Charakteristischer Wert My, Rk des Fließmomentes in Nmm 4)
für Stabdübel aus Stahl mit kreisförmigem
My, Rk ¼ 0,3 " fu, k " d 2,6
Querschnitt
Charakteristische Werte der Festigkeiten fu, k des Stahles für Stabdübel 6)
Stahlsorte nach DIN EN 10 025-2: 2005-04 S235 S275 S355
2 5 5
charakteristische Zugfestigkeit fu, k in N/mm 360 ) 410 ) 470 5)
1
) Hierin bedeuten
a Winkel zwischen Kraft- und Faserrichtung
d Stabdübeldurchmesser in mm
fh, 0, k charakteristischer Wert der Lochleibungsfestigkeit in Faserrichtung des Holzes in N/mm2
fu, k charakteristischer Wert der Zugfestigkeit des Stahles in N/mm2
t Dicke der Platten in mm
rk charakteristischer Wert der Rohdichte in kg/m3 nach Abschn. 1.1
2
) für Hölzer nach Abschn. 1.1
3
) für Holzwerkstoffe nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12
4
) bei Gewindestangen des Abschn. 13.4 sind nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.5, die cha-
rakteristischen Werte des Fließmomentes mit d als Mittelwert aus Kerndurchmesser und Ge-
windeaußendurchmesser zu bestimmen
5
) Mindestzugfestigkeit für Nenndicken > 3 mm bis < 100 mm nach DIN EN 10 025-2: 2005-04,
Tab. 7
6
) Festlegung der Stahlsorten von Stabdübel nach DIN EN 14592: 2009-02

Die wirksame Anzahl nef von n Stabdübel, die in Faserrichtung hintereinander liegen,
kann nach Tafel 13-5 errechnet werden, die zusätzliche Angaben in Tafel 13-6 sollten
beachtet werden. Der Nachweis der effektiven charakteristischen Tragfähigkeit
Fv, ef, Rk einer Verbindungsmittelreihe, in der mehrere Verbindungsmittel wie Stabdü-
bel in Faserrichtung hintereinander liegen, kann nach Gl. (13-1) geführt werden.

Tafel 13-5 Wirksame Anzahl nef bei n in Faserrichtung des Holzes hintereinander liegenden
Stabdübeln nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.5.1.1 und 8.6 1)
bei Kräften in Faserrichtung des Holzes
- rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi+ n Anzahl der Stabdübel, die in einer Reihe
0,9 4 a1 in Faserrichtung hintereinander liegen
1 nef ¼ min n oder n "
13 " d d Durchmesser der stiftförmigen Verbin-
dungsmittel
bei Kräften rechtwinklig zur Faserrichtung des Holzes
a1 Abstand der stiftförmigen Verbin-
2 nef ¼ n dungsmittel untereinander in Faser-
richtung des Holzes 2), 3)
bei Kraft-Faser-Winkeln 0, < a < 90,
Zwischenwerte linear interpolieren zwi- a Winkel zwischen Kraft- und Faserrich-
3
schen den Werten nach Gl. in Zeile 1 und 2 tung
1
) die zusätzlichen Angaben in Tafel 13-6 sollten beachtet werden
2
) bei Stabdübeln darf für a1 nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.6, NA.9, bei Winkeln 0, < a
< 90, auch der Mindestabstand a1 für a ¼ 0, nach Tafel 13-7 eingesetzt werden
3
) bei Bolzen darf für a1 nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.5, NA.7, sinngemäß wie unter
Fußnote 2) verfahren werden mit einem Mindestabstand a1 für a ¼ 0, nach Tafel 13-11

110 2
Verbindungen mit stiftf#rmigen metallischen Verbindungsmitteln
Tafel 13-6 Wirksame Anzahl nef, zusätzliche Angaben für Stabdübel nach DIN EN 1995-1-1/
NA: 2010-12, 8.6

wirksame Anzahl nef ¼ n darf gesetzt werden

(mit n als Anzahl der vorhandenen Stabdübel)


— bei Verhinderung des Spaltens des Holzes durch eine Verstärkung rechtwinklig
zur Faserrichtung, 1)
— in den Fugen nachgiebig verbundener Bauteile, 1)
1 — in Verbindungen zwischen Rippen und Beplankung aussteifender Scheiben, 1)
— in biegesteifen Verbindungen mit einem Stabdübelkreis,
— in biegesteifen Verbindungen mit mehreren Stabdübelkreisen (z. B. Rahmen-
ecken), wenn das Spalten des Holzes durch eine Verstärkung rechtwinklig zur
Faserrichtung verhindert wird

wirksame Anzahl nef ¼ 0,85 " n muss gesetzt werden

— in biegesteifen Verbindungen mit mehreren Stabdübelkreisen (z. B. Rahmen-


2
ecken) mit n als Gesamtanzahl der Stabdübel in den Stabdübelkreisen.

1
) gilt auch für Bolzen und Gewindestangen nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.5.3

Tafel 13-7 Mindestabstände von Stabdübeln nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.6, Tab. 8.5 1)

Bezeich- Benennung der Winkel a Mindestabstände


nungen Bezeichnungen
nach
Bild 13-2

untereinander in (parallel zur) (3 þ 2 " jcos aj) " d


a1 0, < a < 360,
Faserrichtung

untereinander rechtwinklig 3"d


a2 0, < a < 360,
zur Faserrichtung
14
vom beanspruchten
a3, t !90, < a < 90, max (7 " d oder 80 mm)
Hirnholzende

vom unbeanspruchten
a3, c 90, < a < 150, max [(a3, t " jsin aj) " d oder 3 " d]
Hirnholzende

150, < a < 210, 3"d

210, < a < 270, max [(a3, t " jsin aj) " d oder 3 " d]

a4, t vom beanspruchten Rand 0, < a < 180, max [(2 þ 2 " sin a) " d oder 3 " d]

a4,c vom unbeanspruchten Rand 180, < a < 360, 3"d

1
) Hierin bedeuten
a Winkel zwischen Kraft- und Faserrichtung
d Nenndurchmesser des Stabdübels

110 3
Holzbau nach Eurocode 5

a2 a2

a2 a2
a1 a1 a1 a1

a4,c
a

a4,t
a a
a3,t a3,c

!90, < a < 90, 90, < a < 270, 0, < a < 180, 180, < a < 360,

beanspruchtes unbeanspruchtes beanspruchter unbeanspruchter


Hirnholzende Hirnholzende Rand Rand
a1 untereinander parallel zur Faserrichtung a3, c vom unbeanspruchten Hirnholzende
a2 untereinander rechtwinklig zur Faserrichtung a4, t vom beanspruchten Rand
a3, t vom beanspruchten Hirnholzende a4, c vom unbeanspruchten Rand
Bild 13-2 Definition der Verbindungsmittelabstände nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.3.1.2,
Bild 8.7

Bei außen liegenden Stahlblechen sind nach DIN EN 1995-1-1/NA: 20101-12, 8.6,
Passbolzen anstelle von Stabdübeln zur Sicherung der Verbindung einsetzen, dabei
muss der volle Schaftquerschnitt des Passbolzens (ohne Gewinde) auf der erforder-
lichen Länge vorhanden sein.
Bei der Bemessung von Bauteilen sind Querschnittsschwächungen durch Stabdü-
bel nach Abschn. 2.3.1 zu ermitteln. Der Nachweis von Bauteilen mit Schräg- und
Queranschlüssen (Verbindungsmittelkräfte unter einen Winkel a zur Faserrichtung)
kann nach Abschn. 6.3 erfolgen.
Ein Beispiel zur Bemessung einer Verbindung mit Stabdübeln ist in [10], Holzbau,
Abschn. 2.9, angeführt.

Tafel 13-8 Charakteristische Werte der Tragfähigkeit Fv, Rk von Stabdübeln in Holz-Holz-Ver-
bindungen pro Scherfuge und Verbindungsmittel bei Beanspruchung auf Absche-
ren für ausgesuchte Verhältnisse nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010, NA.8.2.4 und 8.6,
errechnet nach Tafel 13-1 und 13-4 1–4), 7)

Stabdübel S235 Stahlfestigkeit fuk ¼ 360 N/mm2


Nadelvollholz C24 4) Rohdichte rk ¼ 350 kg/m3
Brettschichtholz GL24c 4)

einschnittige zweischnittige
Verbindung Verbindung

a1 Winkel zwischen Kraft- und Faserrichtung des Seitenholzes 1


a2 Winkel zwischen Kraft- und Faserrichtung des Seitenholzes 2 bzw. des Mittelholzes 2
¼ 0, für Seitenholz 2 bzw. Mittelholz 2 dieser Tafel

Fortsetzung s. nächste Seite

110 4
Verbindungen mit stiftf#rmigen metallischen Verbindungsmitteln
Tafel 13-8, Fortsetzung

t1,req t2,req t2,req t1,req t2,req t2,req


Winkel
Fv, Rk 3 ), 7 ) Seiten- Seiten- Mittel- Fv, Rk 3 ), 7 ) Seiten- Seiten- Mittel-
a ¼ a1 3 6
holz 1 3 ) 3
holz 2 ) holz ), ) holz 1 3 ) holz 2 ) holz 3 ), 6)
3

in kN in mm in mm in mm in kN in mm in mm in mm

d ¼ 10 mm d ¼ 12 mm
5
0,
4,71 51 51 42 ) 6,47 59 59 49 5)

15, 4,67 52 51 42 5) 6,41 61 59 49 5)

30, 4,57 54 50 41 5) 6,27 64 59 48 5)


5 5
45, 4,44 58 49 ) 40 ) 6,08 68 58 46 5)

60, 4,33 61 49 5) 39 5) 5,91 72 57 45 5)

75, 4,24 64 49 5) 38 5) 5,79 75 57 44 5)

90, 4,22 65 48 5) 38 5) 5,75 76 57 44 5)

d ¼ 16 mm d ¼ 20 mm
,
0 10,61 76 76 63 15,47 94 94 78
,
15 10,51 78 76 63 15,31 96 93 77
,
30 10,24 83 75 61 14,88 102 92 75
,
45 9,90 89 74 59 14,35 111 91 72

60, 9,60 95 73 57 13,87 119 90 69

75, 9,40 99 73 56 13,55 124 89 68

90, 9,32 101 73 56 13,44 126 88 67

d ¼ 24 mm

0, 20,94 111 111 92

15, 20,69 114 111 91 14


,
30 20,07 123 109 88 1
) Hierin bedeuten
d Stabdübeldurchmesser in mm
45, 19,30 133 107 85 a Winkel zwischen Kraft- und Faser-
60, 18,61 143 106 82 richtung
t1,req, Mindestdicke der Seitenhölzer
75 ,
18,15 150 105 80 t2,req bzw. des Mittelholzes nach
Tafel 13-1
2
90 ,
17,99 153 105 79 ) für Hölzer nach Abschn. 1.1
3
) für andere Holz-Festigkeitsklassen (mit Rohdichten rk > 350 kg/m3) und andere Stahlsorten
(mit Stahlfestigkeiten fu, k > 360 N/mm2) gilt: rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
rk fu, k
— Fv,Rk multiplizieren mit dem Beiwert kv;Rk ¼ "
350 360
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
350 fu, k
— treq multiplizieren mit dem Beiwert ktreq ¼ "
rk 360
4
) Werte gelten für gleiches Holz in beiden Seitenhölzer bzw. im Mittelholz
5
) für Brettschichtholz sind die Mindestholzdicken tmin ¼ 50 mm nach Tafel 2-2 einzuhalten
6
) Angaben für t2, req gelten für Mittelholz (Stab 2) mit höherer Lochleibungsfestigkeit (gegen-
über Seitenhölzer Stäbe 1), andernfalls gesonderte Berechnung für t2, req (Mittelholz) führen
7
) Bemessungswerte der Tragfähigkeit nach Gl. (13-2)

110 5
Holzbau nach Eurocode 5

13.3.2 Passbolzenverbindungen bei Beanspruchung auf Abscheren


(rechtwinklig zur Passbolzenachse) und Herausziehen
(in Richtung der Passbolzenachse)
Passbolzen sind Stabdübel mit Kopf, Mutter und zugehörigen Unterlegscheiben,
sie unterliegen denselben Anforderungen wie Stabdübel bei Beanspruchung Fv, Rk
auf Abscheren nach Abschn. 13.3.1 mit Ausnahme der Stahlfestigkeiten, die wie
für Bolzen nach Tafel 13-10 anzunehmen sind. Unterlegscheiben nach Tafel 13-12
können auch bei Passbolzen eingesetzt werden.
Passbolzen dürfen neben der Beanspruchung auf Abscheren zusätzlich in Richtung
der Passbolzenachse mit Fax,Rk beansprucht werden, Bemessung sinngemäß wie
Bolzen in Richtung der Bolzenachse nach Abschn. 13.4.2.

13.4 Bolzen- und Gewindestangenverbindungen


13.4.1 Bolzen- und Gewindestangenverbindungen bei Beanspruchung
rechtwinklig zur Stiftachse (Abscheren)
Tragende Bolzen- und Gewindestangenverbindungen dürfen nach DIN EN 1995-1-1/
NA: 2010-12, 8.5.3, nicht in Dauerbauten mit der Forderung nach Steifigkeit und
Formbeständigkeit eingesetzt werden. Gewindestangen sind Gewindebolzen nach
DIN 976-1.
Heftbolzen dienen nur zur Lagesicherung von Bauteilen, sie übertragen keine plan-
mäßigen Beanspruchungen.
Die Bestimmungen für Stabdübelverbindungen nach Abschn. 13.3.1 gelten sinnge-
mäß, sofern im Folgenden nichts anderes festgelegt ist.
Charakteristische Werte Fv,Rk und Bemessungswerte Fv,Rd der Tragfähigkeit von
Bolzen- und Gewindestangenverbindungen bei Beanspruchung auf Abscheren
nach Abschn. 13.3.1 berechnen mit den Lochleibungsfestigkeiten für Stabdübel so-
wie dem Fließmoment für Bolzen und Gewindestangen sinngemäß nach Tafel 13-4
und den Stahlfestigkeiten nach Tafel 13-10.

Tafel 13-9 Zulässige Durchmesser, Anzahl, Scherflächen und Bohrlochdurchmesser für Bolzen
und Gewindestangen nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.5.3 und DIN EN 1995-1-
1: 2010-12, 10.4.3 1)

Durchmesser Anzahl 2) Scherflächen Bohrloch-


durchmesser
min max min min im Holz 4), 5)

Bolzen d > 6 mm d < 30 mm


>d
n>2 n>4
Gewinde- < (d þ 1 mm)
d>M6 d < M 30
stangen 3), 4)
1
) Hierin bedeuten:
d Nenndurchmesser: bei Bolzen: Durchmesser des glatten Schaftes
bei Gewindestangen: Gewindeaußendurchmesser
2
) Verbindungen mit einem Bolzen oder einer Gewindestange sind zulässig, wenn der charak-
teristische Wert der Tragfähigkeit Fv,Rk nur zur Hälfte rechnerisch angesetzt wird
3
) Gewindebolzen mit metrischem Gewinde nach DIN 976-1
4
) bei Gewindestangen dürfen die Durchmesser der Löcher max. 1 mm größer sein als der
Nenndurchmesser der Gewindestange
5
) bei Stahlblech-Holzverbindungen sollten die Bolzenlöcher in Stahlblechen einen Durchmeser
haben, der nicht mehr als max (d þ 2 mm oder 0,1 " d) größer sein darf als der Nenndurch-
messer

110 6
Verbindungen mit stiftf#rmigen metallischen Verbindungsmitteln
Tafel 13-10 Charakteristische Werte der Stahlfestigkeiten für Bolzen und Gewindestangen
der DIN EN1995-1-1: 2010-12, 8.5 und DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.5

Charakteristische Werte der Stahlfestigkeiten für Bolzen 1)

Festigkeitsklasse
4.6 4.8 5.6 8.8
nach DIN EN ISO 898-1: 1999-11

Charakteristische Festigkeit fu, k in N/mm2 400 400 500 800

Charakteristische Streckgrenze fy, k


240 320 300 640
in N/mm2

Charakteristische Werte der Stahlfestigkeiten für Gewindestangen 2)

Festigkeitsklasse
— 4.8 5.8 8.8
nach DIN EN ISO 898-1: 1999-11

Charakteristische Festigkeit fu, k in N/mm2 — 400 500 800

Charakteristische Streckgrenze fy, k in N/mm2 — 320 400 640

1
) Festlegung der Stahlsorten von Bolzen und Gewindestangen nach DIN EN 14592: 2009-02,
danach sind die charakteristischen Festigkeitswerte nach DIN EN ISO 4014, 4016, 4017 und
4018 zu wählen; in dieser Tafel werden jedoch die charakteristischen Festigkeitswerte nach
DIN EN ISO 898-1: 1999-11 (in Anlehnung an DIN 1052: 2008-12) angegeben, da die Werte der
DIN EN ISO 4014 ff. bei Drucklegung nicht vorlagen
2
) Gewindebolzen mit metrischem Gewinde nach DIN 976-1

Tafel 13-11 Mindestabstände von Bolzen nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.5, Tab. 8.4 1), 2)

Bezeich- Benennung der Winkel a Mindestabstände


nungen Bezeichnungen
nach Bild
13-2

a1 untereinander in (parallel zur) , < <


0 a 360, (4 þ jcos aj) " d
Faserrichtung
14
a2 untereinander rechtwinklig
0, < a < 360, 4"d
zur Faserrichtung

a3, t vom beanspruchten


!90, < a < 90, max (7 " d oder 80 mm)
Hirnholzende

90, < a < 150, (1 þ 6 " sin a) " d


vom unbeanspruchten
a3, c 150, < a < 210, 4"d
Hirnholzende
210, < a < 270, (1 þ 6 " sin a) " d

a4, t vom beanspruchten Rand 0, < a < 180, max [(2 þ 2 " sin a) " d oder 3 " d]

a4, c vom unbeanspruchten Rand 180, < a < 360, 3"d

1
) Hierin bedeuten
a Winkel zwischen Kraft- und Faserrichtung
d Nenndurchmesser: bei Bolzen: Durchmesser des glatten Schaftes
bei Gewindestangen: Gewindeaußendurchmesser
2
) und für Gewindestangen nach DIN 976-1

110 7
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 13-12 Vorzugsmaße für (Unterleg-)Scheiben von tragenden Bolzen und Passbolzen
nach DIN 1052: 2008-12, Anhang G.3.4, Tab. G.13 1), 2), 3), 4)

für Schraubenbolzen M12 M16 M20 M22 M24


in mm
Scheibendicke s 6 8
Außendurchmesser d2 58 68 80 92 105
Innendurchmesser d 14 18 22 25 27
1
) Unterlegscheiben in tragenden Verbindungen unter Kopf und Mutter eines jeden Bolzens
2
) Passbolzen nach Abschn. 13.3.2
3
) Unterlegscheiben müssen vollflächig an den (Holz-)Bauteilen anliegen, Bolzen fest anziehen
4
) Mindestanforderungen für Unterlegscheiben von Bolzen in tragenden Bolzenverbindungen
nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 10.4.3: Seitenlänge oder Durchmesser von mind. 3 " d und Dicke
von mind. 0,3 " d mit d als Bolzendurchmesser

Anziehen von Bolzen ist nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 10.4.3, so vorzunehmen,
dass die Bauteile eng aneinander liegen. Nachziehen von Bolzen sollte bei Bedarf
durchgeführt werden, wenn die Ausgleichsfeuchte des Holzes erreicht ist, damit die
Tragfähigkeit und Steifigkeit der Konstruktion gewährleistet sind.

13.4.2 Bolzen- und Gewindestangenverbindungen bei Beanspruchung


auf Herausziehen (in Richtung der Bolzenachse)
Bolzen und Gewindestangen dürfen neben der Beanspruchung auf Abscheren zu-
sätzlich in Richtung der Bolzenachse mit Fax, Rk belastet werden. Die Tragfähigkeit
Fax, Rk in Richtung der Bolzenachse sollte nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.5.2, als
der kleinere Wert aus der Zugfestigkeit des Bolzes (Nachweis nach Eurocode 3)
und aus der Tragfähigkeit der Unterlegscheibe oder (bei Stahlblech-Holz-Verbin-
dungen) des Stahlblechs (Nachweis der Drucktragfähigkeit rechtwinklig zur Faser-
richtung nach Abschn. 3.2.2 und ggf. der Unterlegscheibe nach Eurocode 3) be-
stimmt werden. Unterlegscheiben für Bolzen sind in Tafel 13-12 angeführt.
Die Tragfähigkeit einer Unterlegscheibe sollte für eine charakteristische (Quer-)
Druckfestigkeit von 3,0 " fc, 90, k in der Berührungsfläche mit dem Holzbauteil aus-
gelegt werden. Die Tragfähigkeit eines Stahlblechs sollte auf diejenige einer kreis-
runden Unterlegscheibe mit einem Durchmesser begrenzt werden, der aus dem
kleineren Wert von 12 " t oder 4 " d mit t als Stahlblechdicke und d als Bolzendurch-
messer gebildet wird.

13.5 Nagelverbindungen
Tragende Nägel der DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.3, und Sondernägel (profilierte Nä-
gel mit bauaufsichtlichem Verwendungsnachweis wie Schraub- und Rillennägel)
besitzen Durchmessern d < 8 mm, sie dürfen planmäßig durch Kräfte in Nagelver-
bindungen beanspruchen werden. Heftnägel dienen nur zur Lagesicherung von
Bauteilen und übertragen planmäßig keine Kräfte.

glatter Schaft spiralisiert angerollter Schaft angerollter Ringschaft


(Schraubnägel) (Rillennägel)
Bild 13-3 Nägel für tragende Nagelverbindungen der DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.3, nach DIN
EN 14592: 2009-02, Beispiele (Schraub- und Rillennägel werden als Sondernägel
bezeichnet)

110 8
Verbindungen mit stiftf#rmigen metallischen Verbindungsmitteln
Tafel 13-13 Zulässige Durchmesser, Anzahl, Bohrlochdurchmesser für tragende Nägel nach
DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.3.1.1 und 10.4.2 1), 2), 3)

Nägel Durchmesser Anzahl pro Vorbohren Bohrloch-


Anschluss bei 4), 5), 6), 7) durchmesser 8)
max. 3) min.

nicht vorgebohrt d < 6 mm — —

n>2 rk > 500 kg/m3


vorgebohrt 6 mm < d < 8 mm und < 0,8 " d
d > 6 mm

1
) Hierin bedeuten:
d bei runden glattschaftigen Drahtnägeln und Sondernägeln:
Durchmesser des glatten Nagelschaftes
bei Nägeln mit annähernd quadratischem Querschnitt:
kleinste Seitenlänge des Nagelquerschnitts
rk charakteristische Rohdichte in kg/m3 nach Abschn. 1.1
2
) Nägel nach DIN EN 10230-1 oder mit bauaufsichtlichem Verwendbarkeitsnachweis
3
) Nägel nach DIN EN 14592: 2009-02
4
) folgende Anschlüsse dürfen nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.3.1.2, mit einem Nagel
erfolgen: Befestigung von Schalungen, von Trag- und Konterlatten, von Zwischenanschlüssen
bei Windrispen, von Sparren und Pfetten auf Bindern und Rähmen, von Querriegeln auf Rah-
menhölzern, wenn diese Bauteile insgesamt mit mind. 2 Nägeln angeschlossen sind
5
) Vorbohren auch bei „kleineren“ Holzdicken nach Tafel 13-17, Zeile 2, und bei besonders
spaltgefährdeten Hölzern nach Tafel 13-17, Zeile 3 und 4
6
) Vorbohren nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.3.1.3, stets über die ganze Nagellänge in
Holz mit rk > 500 kg/m3 und stets in Douglasienholz erforderlich; bei rk < 500 kg/m3 (i. d. R.
Nadelholz) darf für Nageldurchmesser d < 8 mm vorgebohrt werden
7
) zementgebundene Spanplatten sind nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.3.1.3, stets vorzu-
bohren
8
) der Bohrlochdurchmesser darf nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.3.1.3, zwischen 0,6 " d
und 0,8 " d liegen

13.5.1 Nagelverbindungen bei Beanspruchung auf Abscheren


(rechtwinklig zur Nagelachse)
Charakteristische Werte Fv, Rk der Tragfähigkeit von Nagelverbindungen sind bei 14
Beanspruchung auf Abscheren zu berechnen:
— in Holz-Holz-Verbindungen aus Nadelholzbauteilen, in Holzwerkstoff- oder
Gipswerkstoff-Holz-Verbindungen sowie in Stahlblech-Holz-Verbindungen nach
Tafel 3-15 (abweichend von Abschn. 13.2),
— ausgesuchte Fv, Rk-Werte nach Tafel 13-21,
— in Holzverbindungen aus Laubholz nach Abschn. 13.2.
Bemessungswerte Fv, Rd können nach Gl. (13.2) berechnet werden.
Vorbohren von Nagellöchern: Nagellöcher sind vorzubohren, wenn die Regeln in
Tafel 13-13 und 13-17 zutreffen.

Bild 13-4 Holzdicken und Eindringtiefen bei Nagelverbin-


dungen nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, Bild 8.4,
bei zweischnittigen Verbindungen ist t1 der kleine-
re Wert aus Seitenholzdicke und Eindringtiefe des
Nagels
einschnittig zweischnittig

110 9
Holzbau nach Eurocode 5

Die wirksame Anzahl nef von n Nägeln, die in Faserrichtung hintereinander liegen,
sollte nach Tafel 13-14 errechnet werden. Der Nachweis der effektiven charakteristi-
schen Tragfähigkeit Fv, ef, Rk einer Verbindungsmittelreihe, in der mehrere Verbin-
dungsmittel wie Nägel in Faserrichtung hintereinander liegen, kann nach Gl. (13-1)
geführt werden.

Tafel 13-14 Wirksame Anzahl nef bei n in Faserrichtung des Holzes hintereinander liegenden
Nägeln nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.3.1.1 1), 2)

Wirksame Anzahl nef für die Tragfähigkeit in Faserrichtung des Holzes, wenn die Nägel in
dieser Reihe rechtwinklig zur Faserrichtung nicht um mind. 1 " d gegeneinander versetzt
angeordnet sind, s. Bild

nef ¼ nkef

Werte für kef 3)

kef 3)
Nagelabstand a1 3)
untereinander in Faserrichtung
nicht vorgebohrt vorgebohrt

a1 > 14 " d 1,0 1,0

a1 > 10 " d 0,85 0,85

a1 > 7 " d 0,7 0,7

a1 ¼ 4 " d — 0,5

1
) Hierin bedeuten
kef Beiwert nach dieser Tafel
n Nagelanzahl in der Reihe
nef wirksame Nagelanzahl in der Reihe
2
) die effektive charakteristische Tragfähigkeit Fv, ef, Rk einer Verbindungsmittelreihe kann nach
Gl. (13-1) bestimmt werden
3
) für Zwischenwerte der Nagelabstände darf linear interpoliert werden

!bergreifende Nägel bei Nägeln (Abscheren) sind im Mittelholz erlaubt, wenn die
Bedingung (13-3) eingehalten wird, s. Bild 13-5; andernfalls sollten von zwei Seiten
eingeschlagene Nägel, die sich gegenüber liegen, mit Mindestabständen a1 nach
Tafel 13-19 angeordnet werden (neben den anderen Mindestabständen).
d Nageldurchmesser
ðt # t2 Þ > 4 " d ð13-3Þ t Dicke des Mittelholzes nach Bild 13-5
t2 Eindringtiefe des Nagels nach Bild 13-5

Bild 13-5 !bergreifende Nägel nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, Bild 8.5

1110
Verbindungen mit stiftf#rmigen metallischen Verbindungsmitteln

Tragende Nägel in Holz-Holz-Verbindungen (Abscheren): Einschlagrichtung im Holz


sollte rechtwinklig zur Faserrichtung ausgeführt werden mit Ausnahme von Schräg-
nagelungen, s. unten; Einschlagtiefe ist so auszuführen, dass die Nagelköpfe bün-
dig mit der Holzoberfläche abschließen. Hirnholznagelungen (Nägel in Faserrich-
tung des Holzes eingeschlagen) dürfen nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12,
8.3.1.2(4) in Deutschland nicht zur Kraftübertragung in Rechnung gestellt werden;
Querschnittsschwächungen sind nach Abschn. 2.3.1 zu ermitteln.
Tragende Nägel in Holzwerkstoff-Holz-Verbindungen (Abscheren) nach DIN EN
1995-1-1/NA: 2010-12, 8.3.1.1: Nägel dürfen <2 mm tief versenkt, jedoch mind. bün-
dig mit der Oberfläche des Holzwerkstoffes eingeschlagen werden; ein bündiger
Abschluss des Nagelkopfes mit der Plattenoberfläche gilt als nicht versenkt; bei
versenkter Nagelanordnung muss die Mindestdicke des Holzwerkstoffes um 2 mm
vergrößert werden.
Schrägnagelungen sind nach Bild 13-6 auszuführen, der Abstand zum belasteten
Hirnholzende sollte nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.3.2, mind. 10 " d betragen,
es sind mind. zwei Schrägnägel in einer Verbindung anzuordnen. Bei kombinier-
ter Beanspruchung (Abscheren und Herausziehen) ist Abschn. 13.5.3 zu beach-
ten.

Bild 13-6
Schräganschluss bei Nagelverbindungen nach DIN EN
1995-1-1: 2010-12, Bild 8.8b, mit folgenden Mindestgrößen
t

nach Tafel 13-17


n

≥ 10 · d d Nageldurchmesser
tpe

tpen Eindringtiefe auf der Seite der Nagelspitze oder Länge


des profilierten Schaftteils im Bauteil mit der Nagel-
spitze
t Dicke des Bauteils auf der Seite des Nagelkopfes

Blockscherversagen von (Nagel-)Verbindungen


Bei Stahlblech-Holz-Verbindungen mit mehreren stiftförmigen Verbindungsmitteln,
die durch eine Kraftkomponente nahe am Hirnholzende beansprucht werden, sollte
gemäß DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.2.3, die charakteristische Tragfähigkeit infolge
Scher- oder Zugversagens (Blockscheren) nach DIN 1995-1-1: 2010-12, Anhang A,
untersucht werden. 14
Tafel 13-15 Charakteristische Werte der Tragfähigkeit Fv, Rk von Nägeln mit d < 8 mm in Holz-
Holz-, Holzwerkstoff- Holz-, Gipswerkstoff-Holz und Stahlblech-Holz-Verbindun-
gen aus Nadelholz bei Beanspruchung auf Abscheren pro Scherfuge und Nagel
nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.3.1.2 bis 8.3.1.4 1), 2)

Charakteristische Werte der Tragfähigkeit Rk für Nagelverbindungen 2)

für alle Nagelverbindungen außer einschnittigen Sondernägeln nach Zeile 2


qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
1
Fv, Rk ¼ A " 2 " My, Rk " fh, 1, k " d 3), 4), 5), 7), 8), 14)

für Nagelverbindungen mit profilierten Nägeln (Sondernägeln) bei


— einschnittigen Stahlblech-Holz-Verbindungen aus Nadelvoll-, Brettschicht-, Balken-
schicht- und Furnierschichtholz sowie
2 — einschnittigen Holzwerkstoff-Holz-Verbindungen 6)
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Fv, Rk ¼ A " 2 " My, Rk " fh, 1, k " d þ DFv, Rk 3), 4), 5), 7), 8), 14) mit
DFv, Rk ¼ min f0,5 " Fv, Rk oder 0,25 " Rax, Rk g

Fortsetzung s. nächste Seite

1111
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 13-15, Fortsetzung

Werte des Faktors A in Zeile 1 und 2


in Holz-Holz-Verbindungen aus Nadelholz A¼
— wie Nadelvoll-, Brettschicht-, Balkenschichtholz nach Abschn. 1.1 und Brettsperrholz 1,0
(Massivholzplatten) 11)
in Holzwerkstoff-Holz-Verbindungen mit Nadelholz und folgenden Holzwerkstoffen 3) A¼
— Sperrholz F20/10 E40/20 und F20/15 E30/25 mit %k > 350 kg/m3 nach DIN EN 13986 0,9
und DIN EN 636:2003-11, s. Abschn. 17 15)
15
— zementgebundene Spanplatten Klasse 1 und 2 nach DIN EN 13986, s. Abschn. 17 )
— Sperrholz F40/30 E60/40, F50/25 E70/25 und F60/10 E90/10 mit %k > 600 kg/m3 nach 0,8
DIN EN 13986 und DIN EN 636: 2003-11, s. Abschn. 17 15)
— OSB-Platten OSB/2, OSB/3 und OSB/4 nach DIN EN 13986 und DIN EN 12369-1: 0,8
2001-04, s. Abschn. 17 15)
— kunstharzgebundene Spanplatten P4, P5, P6 und P7 nach DIN EN 13986 und
DIN EN 12369-1: 2001-04, s. auch Abschn. 17 15)
— Faserplatten HB.HLA2 (harte Platten) nach DIN EN 13986, s. Abschn. 17 15) 0,7
— Gipsplatten nach DIN 18180 9) 1,1
3
in Stahlblech-Holz-Verbindungen mit Stahlblechen und Bauteilen aus ) Nadelholz wie A¼
Nadelvoll-, Brettschicht-, Balkenschichtholz nach Abschn. 1.1, Furnierschichtholz LVL
und Brettsperrholz (Massivholzplatten) 11)
— vorgebohrte Stahlbleche innen liegend oder dick und außen liegend13) 1,4
— vorgebohrte Stahlbleche dünn und außen liegend 13) 1,0
Reduzierter charakteristischer Wert der Tragfähigkeit Fv, Rk, red 7), 8), 10), 12)
für Verbindungen bei Holzdicken t1, t2 kleiner als die Mindestdicken ti, req
Fv, Rk, red ¼ Fv, Rk " t1 =t1, req oder Fv, Rk, red ¼ Fv, Rk " t2 =t2, req
der kleinere Wert ist maßgebend
1
) Hierin bedeuten
t1, t2 Holzdicken bzw. Eindringtiefe der Verbindungsmittel, der kleinere Wert ist maßgebend,
s. Bild 13-4, bei zweischnittigen Verbindungen ist t1 der kleinere Wert aus Seitenholz-
dicke und Eindringtiefe des Nagels
ti, req Mindestholzdicken oder Mindesteindringtiefe nach Tafel 13-17 und 13-18
fh, 1, k charakteristischer Wert der Lochleibungsfestigkeit nach Tafel 13-16
— bei Holz-Holz-Nagelverbindungen:
der größere fh, i, k-Wert der miteinander verbundenen Bauteile 1 bzw. 2
— bei Holzwerkstoff- oder Gipswerkstoff-Holz-Nagelverbindungen:
der fh, 1, k-Wert des Holzwerk- oder Gipswerkstoffes
— bei Stahlblech-Holz-Nagelverbindungen: der fh, k-Wert des Holzes
d Nageldurchmesser, für runde glattschaftige Nägel und runde profilierte Sondernägel:
— Durchmesser des glatten Schaftteils in mm,
für Nägel mit etwa quadratischem Querschnitt:
— kleinste Seitenlänge des Nagelquerschnitts in mm
My, Rk charakteristischer Wert des Fließmomentes in Nmm nach Tafel 13-16
Fax, Rk charakteristischer Wert des Ausziehwiderstandes des profilierten Nagels (Sonderna-
gels) nach Tafel 13-23
DFv, Rk Erhöhung des Fv, Rk-Wertes von profilierten Nägeln (Sondernägeln) bei einschnittigen
Holzwerkstoff-Holz-Nagelverbindungen (nicht bei Gipsplatten-Holz-Nagelverbindungen)
und einschnittigen Stahlblech-Holz-Verbindungen
2
) abweichend von den vereinfachten Nachweisverfahren nach Abschn. 13.2, gilt für Nagelver-
bindungen von Nadelholzbauteilen
3
) bei Stahlblech-Holz-Verbindungen für fh, k den charakteristischen Wert der Lochleibungsfes-
tigkeit des Holzes ansetzen

Fortsetzung s. nächste Seite

111 2
Verbindungen mit stiftf#rmigen metallischen Verbindungsmitteln
Fußnoten zu Tafel 13-15, Fortsetzung
4
) Mindestholzdicken nach Tafel 13-17 und 13-18 bei Verwendung von Fv, Rk einhalten, ansons-
ten ist Fv,Rk,red maßgebend, zusätzlich sind für spaltgefährdete Hölzer die Holzdicken nach
Tafel 13-17, Zeile 2–4, zur Verhinderung der Spaltgefahr einzuhalten
5
) charakteristische Werte der Lochleibungsfestigkeit und des Fließmomentes nach Tafel 13-16
6
) jedoch nicht bei Gipsplatten-Holz-Verbindungen
7
) Mindestholzdicken nach Tafeln 13-17 oder 13-18
8
) bei Einschlagtiefen (Eindringtiefen) <4 " d darf die Scherfuge, die der Nagelspitze nächst
liegend ist, nicht in Rechnung gestellt werden
9
) bei Gipsplatten-Holz-Verbindungen sind nur Nägel nach DIN 18182-2 einzusetzen, bei faser-
verstärkten Gipsplatten sind nur Nägel mit bauaufsichtlichem Verwendbarkeitsnachweis zuläs-
sig
10
) Mindestdicken und- abmessungen tragender einteiliger Einzelquerschnitte aus Voll- und
Brettschichtholz nach Tafel 2-2 bzw. tragender/aussteifender Holzwerkstoff- und Gipsplatten
nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 3.4 und 3.5, stets einhalten
11
) mit bauaufsichtlichem Verwendbarkeitsnachweis
12
) bei Stahlblech-Holz-Verbindungen gilt Fv, Rk, red sinngemäß
13
) zur Definition von dünnen und dicken Stahlblechen s. Tafel 13-2
14
) Bemessungswerte der Tragfähigkeit Fv,Rd nach Gl. (13-2)
15
) im Onlineportal zu diesem Buch O+

Tafel 13-16 Charakteristische Werte der Lochleibungsfestigkeit für Hölzer und Holzwerkstoff-
und Gipsplatten in Nagelverbindungen sowie charakteristische Werte des Fließ-
momentes für Nägel auf Abscheren mit Nageldurchmessern d < 8 mm nach
DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.3.1.1, 8.3.1.3 und DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.3.1.3 1)

Charakteristische Werte fh, k der Lochleibungsfestigkeit in N/mm2


für alle Winkel a zwischen Kraft- und Faserrichtung des Holzes 2)

für Holz nach Abschn. 1.1 und Furnierschichtholz (LVL) nach DIN EN 14279

ohne vorgebohrte Löcher fh, k ¼ 0,082 " rk " d !0,3

mit vorgebohrten Löchern fh, k ¼ 0,082 " ð1 ! 0,01 " dÞ " rk

für Sperrholz nach DIN EN 13986 und DIN EN 636, s. Abschn. 17 4)

nicht vorgebohrte Sperrhölzer fh, k ¼ 0,11 " rk " d !0,3


14
vorgebohrte Sperrhölzer fh, k ¼ 0,11 " ð1 ! 0,01 " dÞ " rk

für OSB-Platten nach DIN EN 13986 und DIN EN 300, s. Abschn. 17 4)


für kunstharzgebundene Spanplatten nach DIN EN 13986 und DIN EN 312, s. Abschn. 17 4)

nicht vorgebohrte Platten fh, k ¼ 65 " d !0,7 " t 0,1

vorgebohrte Platten fh, k ¼ 50 " d !0,6 " t 0,2

für zementgebundene Spanplatten nach DIN EN 13986 und DIN EN 634-2, s. Abschn. 17 4)

zementgebundene Spanplatten fh, 1, k ¼ ð75 þ 1,9 " dÞ " d !0,5 þ d=10

für Faserplatten nach DIN EN 13986 und DIN EN 622-2, s. Abschn. 17 4)

harte Holzfaserplatten HB.HLA2 fh, k ¼ 30 " d !0,3 " t 0,6

für Gipsplatten nach DIN 18180, s. Abschn. 17 4)

für Gipsplatten 3) fh, k ¼ 3,9 " d !0,6 " t 0,7

Fortsetzung s. nächste Seite

111 3
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 13-16, Fortsetzung

Charakteristischer Wert My, Rk des Fließmomentes in Nmm


Mindestzugfestigkeit des Nageldrahtes fu ¼ 600 N/mm2
glattschaftige Nägel mit rundem Querschnitt My, Rk ¼ 0,3 " fu " d 2,6
glattschaftige Nägel mit etwa quadratischem My, Rk ¼ 0,45 " fu " d 2,6
Querschnitt
1
) Hierin bedeuten
d Nageldurchmesser in mm, s. Fußnote1) zur Tafel 13-15
t Plattendicke in mm
rk charakteristischer Wert der Rohdichte des Holzes oder Holzwerkstoffes in kg/m3 nach
Abschn. 1.1 bzw. Abschn. 17 4)
2
) für rechtwinklig zur Faserrichtung des Holzes eingeschlagene Nägel
3
) bei Gipsplatten-Holz-Verbindungen sind nur Nägel nach DIN 18182-2 einzusetzen, bei faserver-
stärkten Gipsplatten sind nur Nägel mit bauaufsichtlichem Verwendbarkeitsnachweis zulässig
4
) im Onlineportal zu diesem Buch O+

Tafel 13-17 Holzdicken von Bauteilen in Holz-Holz-Nagelverbindungen

Mindestholzdicken oder Mindesteindringtiefen t für Bauteile aus Nadelholz


nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.3.1.2 1– 5)
Mindestholzdicken treq oder Mindesteindringtiefen, s. Bild 13-4
1
treq ¼ 9 " d für Nägel mit rundem Querschnitt
Holzdicken t, bei denen Bauteile aus Holz vorzubohren sind
nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.3.1.2 7), 8)
Holz ist in der Regel vorzubohren, wenn Holzdicken t kleiner sind als
2 n r o
t ¼ max 7 " d oder ð13 " d ! 30Þ " k
400
Holzdicken t, bei denen Bauteile aus besonders spaltgefährdetem Holz vorzubohren sind
nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.3.1.2 7)
Besonders spaltgefährdetes Holz ist vorzubohren, wenn die Holzdicken t kleiner sind als
3 n r o
t ¼ max 14 " d oder ð13 " d ! 30Þ " k
200
Besonders spaltgefährdetes Holz darf nach der Regel in Zeile 2 vorgebohrt werden,
wenn folgende Bedingungen eingehalten werden:
4 Randabstände zum Rand rechtwinklig zur Faser: 6)
a4,t, a4,c > 10 " d für rk < 420 kg/m3
> 14 " d für 420 kg/m3 < rk < 500 kg/m3
Besonders spaltgefährdete Hölzer sind nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.3.1.2
alle Holzarten außer Kiefernholz (für Kiefernholz darf die Regel in Zeile 2 angewendet
5
werden)
1
) Hierin bedeuten
t ,treq Holzdicken in mm
d Nageldurchmesser in mm, s. Fußnote 1) zu Tafel 13-15
rk charakteristische Rohdichte des Holzes in kg/m3 nach Abschn. 1.1
2
) Mindestdicken und -abmessungen tragender einteiliger Einzelquerschnitte aus Voll- und
Brettschichtholz nach Tafel 2-2 stets einhalten
3
) Mindestholzdicken in Holzwerkstoff- und Gipsplatten-Nagelverbindungen nach Tafel 13-18
4
) werden die Mindestholzdicken unterschritten, sind die Fv,Rk-Werte entsprechend den redu-
zierten charakteristischen Werten Fv,Rk,red nach Tafel 13-15 abzumindern
5
) abweichend von dem vereinfachenden Nachweisverfahren nach Abschn. 13.2
6
) Hölzer mit charakteristischen Rohdichten rk < 500 kg/m3 sind i. d. R. Nadelhölzer
7
) über das Vorbohren von Nagellöchern s. auch Tafel 13-13
8
) die Regel in Zeile 2 darf nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.3.1.2(7), bei allen Holzarten
angewendet werden für Schalungen, Trag- oder Konterlatten und die Zwischenanschlüsse von
Windrispen, sowie von Querriegeln auf Rahmenhölzern, wenn diese Bauteile insgesamt mit
mind. 2 Nägeln angeschlossen sind

1114
Verbindungen mit stiftf#rmigen metallischen Verbindungsmitteln
Tafel 13-18 Mindestdicken treq von Bauteilen in Holzwerkstoff- oder Gipsplatten-Holz- und
Stahlblech-Holz-Nagelverbindungen 1), 2), 3), 8)

Mindestdicken treq von Holzwerkstoff- oder Gipswerkstoffplatten in Nagelverbindungen nach


DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.3.1.3, Tab. NA.13 4), 8)

treq treq
für außen für innen
liegende Holz- liegende Holz-
— Holzwerkstoff- oder Gipsplatten
werkstoff- oder werkstoff- oder
Gipsplatten Gipsplatten
(einschnittig) (zweischnittig)

— Sperrholz F20/10 E40/20 und F20/15 E30/25


7"d 6"d
mit rk > 350 kg/m3

— Sperrholz F40/30 E60/40, F50/25 E70/25


6"d 4"d
und F60/10 E90/10 mit rk > 600 kg/m3

— OSB-Platten OSB/2, OSB/3 und OSB/4


— kunstharzgebundene Spanplatten P4, P5, P6 und 7"d 6"d
P7

— zementgebundene Spanplatten der Klasse 1


4"d 4"d
und 2

— Faserplatten HB.HLA2 (harte Platten) 6"d 4"d

Gipsplatten6) 10 " d —

Mindestholzdicken treq in Stahlblech-Holz-Nagelverbindungen nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-


12, 8.3.1.4, Tab. NA.14 3), 4), 5)

treq treq
Stahlblech, vorgebohrt Mittelholzdicke Dicke in allen
(zweischnittig) anderen Fällen 14
innen liegend oder dick und außen liegend 7) 10 " d 10 " d

dünn und außenliegend 7) 7"d 9"d

1
) Hierin bedeuten
treq Mindestholzdicken in mm
d Durchmesser des Nagels in mm, s. Fußnote 1) zu Tafel 13-15
2
) Mindestdicken tragender/aussteifender Holzwerkstoff- und Gipsplatten sind nach DIN EN
1995-1-1/NA: 2010-12, 3.4 und 3.5, stets einzuhalten
3
) Mindestholzdicken in Holz-Holz-Nagelverbindungen nach Tafel 13-17
4
) abweichend von dem vereinfachenden Nachweisverfahren nach Abschn. 13.2
5
) werden die Mindestholzdicken unterschritten, sind die Fv,Rk-Werte entsprechend den redu-
zierten charakteristischen Werten Fv, Rk, red sinngemäß nach Tafel 13-15 abzumindern, bei Ein-
schlagtiefen < 4 " d ist die Scherfuge, die der Nagelspitze nächstliegend ist, nicht in Rechnung
zu stellen
6
) bei Gipsplatten-Holz-Verbindungen dürfen nur Nägel nach DIN 18182-2 eingesetzt werden,
für faserverstärkte Gipsplatten sind nur Nägel mit bauaufsichtlichem Verwendbarkeitsnach-
weis zu verwenden
7
) zur Definition von dünnen und dicken Stahlblechen s. Tafel 13-2
8
) Holzwerkstoff- und Gipsplatten nach den jeweils in Tafel 13-16 angeführten Baunormen

111 5
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 13-19 Mindestabstände von Nägeln 1), 2)

Mindestnagelabstände in Holz-Holz-Verbindungen nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.3.1.2,


Tab. 8.2 1), 2)

Bezeichnungen Winkel nicht vorgebohrt vorgebohrt


nach Bild 13-2 a
rk < 420 kg/m3 2) 420 < rk
< 500 kg/m3

d < 5 mm:
untereinander
0, < a (5 þ 5 " jcos aj) " d
a1 in Faser- < 360, (7 þ 8 " jcos aj) " d (4 þ jcos aj) " d
d > 5 mm:
richtung
(5 þ 7 " jcos aj) " d

untereinander
0, < a (3 þ jsin aj) " d
a2 ? zur < 360, 5"d 7"d
Faserrichtung

vom bean-
!90, < a
a3, t spruchten < 90, (10 þ 5 " cos a) " d (15 þ 5 " cos a) " d (7 þ 5 " cos a) " d
Hirnholzende

vom unbean-
90, < a
a3, c spruchten < 270, 10 " d 15 " d 7"d
Hirnholzende

d < 5 mm: d < 5 mm: d < 5 mm:


vom bean-
0, < a (5 þ 2 " sin a) " d (7 þ 2 " sin a) " d (3 þ 2 " sin a) " d
a4, t spruchten < 180, d > 5 mm: d > 5 mm: d > 5 mm:
Rand
(5 þ 5 " sin a) " d (7 þ 5 " sin a) " d (3 þ 4 " sin a) " d

vom unbean-
180, < a
a4, c spruchten < 360, 5"d 7"d 3"d
Rand

Mindestnagelabstände in Holzwerkstoff-Holz-Verbindungen nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12,


8.3.1.3 und DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.3.1.3 1), 2)

a1 und a2 für alle genagelten Holzwerkstoff-Holz-Verbindungen (außer a1 bei Gipsplatten-


Holz-Verbindungen) 5)
a1 untereinander in Plattenrichtung die 0,85-fachen
Tafelwerte für
a2 untereinander ? zur Plattenrichtung Holz-Holz-
Verbindungen

a1 bei Gipsplatten-Holz-Verbindungen 5) 20 " d

a3 und a4 für genagelte Holzwerkstoff-Holz-Verbindungen

vom beanspruchten Hirnholzende 3)


— Sperrholz (3 þ 4 " sin a) " d
a3,t
Tafelwerte für
— OSB-Platten, kunstharzgebundene Spanplatten, zementgebundene
Holz-Holz-
Spanplatten, Faserplatten, Gipsplatten
Verbindungen

vom unbeanspruchten Hirnholzende 3)

— Sperrholz 3"d
a3,c
Tafelwerte für
— OSB-Platten, kunstharzgebundene Spanplatten, zementgebundene
Holz-Holz-
Spanplatten, Faserplatten, Gipsplatten
Verbindungen

Fortsetzung s. nächste Seite

111 6
Verbindungen mit stiftf#rmigen metallischen Verbindungsmitteln
Tafel 13-19, Fortsetzung

vom beanspruchten Plattenrand 3)


— Sperrholz (3 þ 4 " sin a) " d
— OSB-Platten, kunstharzgebundene Spanplatten, Faserplatten 7"d
a4, t
— Gipsplatten 5) 10 " d
Tafelwerte für
— zementgebundene Spanplatten Holz-Holz-
Verbindungen
vom unbeanspruchten Plattenrand 3)
— Sperrholz, OSB-Platten, kunstharzgebundene Spanplatten,
3"d
Faserplatten HB.HLA2 (harte)
a4, c
— Gipsplatten 5) 7"d
Tafelwerte für
— zementgebundene Spanplatten Holz-Holz-
Verbindungen
Mindestnagelabstände in Stahlblech-Holz-Verbindungen nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12,
8.3.1.4 4)
a1 und a2 für alle genagelten Stahlblech-Holz-Verbindungen
a1 untereinander in Faserrichtung die 0,70fachen
Tafelwerte für
a2 untereinander ? zur Faserrichtung Holz-Holz-Verbin-
dungen
a3 und a4 für alle genagelten Stahlblech-Holz-Verbindungen
a3 vom Hirnholzende Tafelwerte für
Holz-Holz-
a4 vom Rand Verbindungen
1
) Hierin bedeuten:
a Winkel zwischen Kraft- und Faserrichtung des Holzes bzw. zwischen der Kraftrichtung und
dem beanspruchten Rand oder Hirnholzende
d Nageldurchmesser in mm, s. Fußnote1) zu Tafel 13-15
rk charakteristischer Wert der Rohdichte in kg/m3 nach Abschn. 1.1
2
) Holz nach Abschn. 1.1, Holzwerkstoff- und Gipsplatten nach den jeweils in Tafel 13-16 ange- 14
führten Baunormen
3
) soweit nicht die Nagelabstände im Holz maßgebend sind
4
) Abstand der Nägel vom Blechrand sinngemäß nach DIN EN 1993
5
) für faserverstärkte Gipsplatten gelten die Mindestabstände nach dem bauaufsichtlichen Ver-
wendbarkeitsnachweis

Tafel 13-20 Maximale Abstände von tragenden Nägeln und Heftnägeln nach DIN EN 1995-1-1/
NA: 2010-12, 8.3.1.2 und 8.3.1.3 1)

Lage zur Nagelabstände bei


Faserrichtung Holz Holzwerkstoffplatten
untereinander in 40 " d 40 " d 2), 3)
untereinander rechtwinklig 20 " d 40 " d 2), 3)
1
) Hierin bedeuten:
d Nageldurchmesser in mm, s. Fußnote 1) zu Tafel 13-15
2
) bei Holzwerkstoffplatten mit nur aussteifender Funktion: 80 " d (außer bei Gipskartonplatten,
s. Fußnote 3)), dies gilt auch für den Anschluss mittragender Beplankungen an Mittelrippen
von Wandscheiben bzw. Wandtafeln
3
) bei Gipsplatten-Holz-Verbindungen: größter Abstand 60 " d, jedoch < 150 mm

111 7
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 13-21 Charakteristische Tragfähigkeiten Fv,Rk von Nägeln in Holz-Holz-Verbindungen aus
Nadelholz pro Scherfuge und Nagel bei Beanspruchung auf Abscheren nach DIN
EN 1995-1-1: 2010-12, 8.3.1.1 und DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.3.1.2, errechnet
nach Tafeln 13-15 bis 13-17

1 2 3 4 5 6 7 8 9
Nadelvollholz C24, Stahlzugfestigkeit fu ¼ 600 N/mm2
Brettschichtholz GL24c Rohdichte rk ¼ 350 kg/m3
andere Nadelholz-Festigkeitsklassen s. Fußnoten 14–16)
Nenndurch- Min- Mindest- nicht vorbohrt vorgebohrt 17–19)
messer dest- holz-
2 wenn Holzdicke t cha- wenn Holzdicke t cha-
d +l ein- dicke ),
11 größer als rakte- kleiner als rakte-
(Länge) schlag )
ristische (oder gleich) ristische
tiefe
Trag- Trag-
(-ein- bei Rand bei Rand bei Rand- bei Rand-
fähig- fähig-
dring- abstand abstand abstand abstand
keit 13), keit 13),
tiefe) 2–4) a4, t(c) a4, t(c) 14 a4, t(c) a4, t(c) 14
) )
< 10 " d, > 10 " d, < 10 " d, > 10 " d,
< 14 " d > 14 " d < 14 " d > 14 " d
6
) außer 6) und 6
) außer 6) und
bei Kie- bei Kie- bei Kie- bei Kie-
fernholz fernholz fernholz fernholz
2 5 7
), ), ), 2), 5), 8), 2 5 9
), ), ), 2), 5), 10),
11 11 11 11
) ) ) )
treq treq t t Fv,Rk t t Fv, Rk
in mm in mm in mm in N in mm in N
glattschaftige Nägel mit rundem Querschnitt nach DIN EN 14592: 2009-02 und DIN EN 10230-1:
2000-01 1)
2,0 + 30/+
18 22 11) > 28 > 22 11) 320 < 28 ¼ 22 11) 350
40/+45
2,2 + 30/+
20 22 11) > 31 > 22 11) 375 < 31 ¼ 22 11) 415
40/+50
2,4 + 30/+
22 22 11) > 34 > 22 11) 430 < 34 ¼ 22 11) 485
40/+50
2,7 + 40/+ > 22 11)
24 24 > 38 525 < 38 ¼ 22 11) 600
50/+60
3,0 + 50/+ > 22 11)
27 27 > 42 625 < 42 ¼ 22 11) 725
60/+70/+80
3,4 + 60/+ > 48 > 24
31 31 765 < 48 < 24 905
70/+80/+90
3,8 + 70/+ > 53 > 27
34 34 920 < 53 < 27 1100
80/+90/+100
4,2 + 90/ > 59 > 29
38 38 1090 < 59 < 29 1320
+100/+110
4,6 + 90/ > 6415) > 32 16)
41 41 1260 < 64 15) < 32 16) 1550
+100/+120
5,0 + 100/ > 7015) > 35 16)
45 45 1450 < 70 15) < 35 16) 1800
+120/+140
15
> 77 ) > 39 16 15 16
5,5 + 140 50 50 ) 1690 < 77 ) < 39 ) 2130
6,0 + 150/ > 8415) > 42 16)
54 54 1950 < 84 15) < 42 16) 2480
+160/+180
7,0 + 200 63 63 — — — < 107 15) < 53 16) 3250
8,0 + 280 72 72 — — — < 130 15) < 65 16) 4120

Fortsetzung s. nächste Seite

111 8
Verbindungen mit stiftf#rmigen metallischen Verbindungsmitteln
Tafel 13-21, Fortsetzung

1 2 3 4 5 6 7 8 9
Nadelvollholz C24, Stahlzugfestigkeit fu ¼ 600 N/mm2
Brettschichtholz GL24c Rohdichte rk ¼ 350 kg/m3
andere Nadelholz-Festigkeitsklassen s. Fußnoten 14–16)
Nenndurch- Min- Mindest- nicht vorbohrt vorgebohrt 17–19)
messer dest- holz-
wenn Holzdicke t cha- wenn Holzdicke t cha-
d +l ein- dicke 2),
11 größer als rakte- kleiner als rakte-
(Länge) schlag )
ristische (oder gleich) ristische
tiefe
Trag- Trag-
(-ein- bei Rand bei Rand bei Rand- bei Rand-
fähig- fähig-
dring- abstand abstand abstand abstand
keit 13), keit 13),
tiefe) 2–4) a4, t(c) a4, t(c) 14 a4, t(c) a4, t(c) 14
) )
< 10 " d, > 10 " d, < 10 " d, > 10 " d,
< 14 " d > 14 " d < 14 " d > 14 " d
6
) außer 6) und 6
) außer 6) und
bei Kie- bei Kie- bei Kie- bei Kie-
fernholz fernholz fernholz fernholz
2 5 7
), ), ), 2), 5), 8), 2 5 9
), ), ), 2), 5), 10),
11 11 11 11
) ) ) )
treq treq t t Fv,Rk t t Fv, Rk
in mm in mm in mm in N in mm in N
profilierte Nägel (Sondernägel) mit rundem Querschnitt der Tragfähigkeitsklasse 1, 2 und 3
mit bauaufsichtlichem Verwendbarkeitsnachweis (bzw. Eignungsprüfung)
2,5 12) 23 23 > 35 > 22 11) 460 < 35 ¼ 22 11) 520
11
2,9 26 26 > 41 > 22 ) 590 < 41 ¼ 22 11) 680
3,1 28 28 > 43 > 22 11) 655 < 43 ¼ 22 765
4,0 36 36 > 56 > 28 1000 < 56 < 28 1210
5,1 46 46 > 71 15) > 36 16) 1490 < 7115) < 36 16) 1860
15 16 15
6,0 54 54 > 84 ) > 42 ) 1950 < 84 ) < 42 16) 2480
1
) Nägel mit glattem Schaft, rundem Flachkopf, Senkkopf und Senkkopf mit Einsenkung; Holz
nach Abschn. 1.1; für alle Winkel a Kraft- zur Faserrichtung des Holzes
2
) über die Definition von Einschlag-/Eindringtiefen und Holzdicken s. Bild 13-4
3
) bei Eindringtiefen(-schlagtiefen) < 4 " d die Scherfuge, die der Nagelspitze nächst liegend ist,
nicht in Rechnung stellen
4
14
) liegen die vorhandenen Einschlagtiefen t unterhalb der Mindestschlagtiefen(-eindringtiefen)
treq im Bereich 4 " d < t < 9 " d, sind die Fv, Rk-Werte entsprechend den Fv, Rk, red-Werten nach
Tafel 13-15 abzumindern; sind Einschlagtiefen t < 4 " d vorhanden, ist die betreffende Scherfuge
nicht in Rechnung zu stellen, d. h. für diese Scherfuge ist der Fv, Rk-Wert gleich null zu setzen
5
) liegen die vorhandenen Holzdicken t unterhalb der Mindestholzdicken treq nach Spalte 3,
sind die Fv,Rk-Werte entsprechend den Fv,Rk,red-Werten nach Tafel 13-15 abzumindern
6
) Randabstände a4,t(c) < 10 " d (oder a4,t(c) > 10 " d) für rk < 420 kg/m3 und a4, t(c) < 14 " d (oder
a4, t(c) > 14 " d) für 420 kg/m3 < %k < 500 kg/m3, s. auch Tafel 13-17, Zeile 4
7
) diese Holzdicken t gelten für alle Nadelhölzer, wenn die Randabstände a4, t(c) < 10 " d bzw.
a4, t(c) < 14 " d gewählt werden (bei Kiefernholz darf die Spalte 5 verwendet werden), Definition
der Randabstände nach Tafel 13-19; werden die Holzdicken der Spalte 4 jedoch unterschritten,
müssen die Hölzer nach Spalte 7 oder 8 vorgebohrt werden, s. Tafel 13-17, Zeile 3
8
) diese Holzdicken t gelten für alle Nadelhölzer, wenn die Randabstände a4,t(c) > 10 " d bzw.
a4, t(c) > 14 " d gewählt werden (bei Kiefernholz dürfen die Holzdicken der Spalte 5 ohne Einhal-
tung der besonderen Bedingung für die Randabstände verwendet werden, d. h. nur Einhal-
tung der Mindestabstände nach Tafel 13-19), Definition der Randabstände nach Tafel 13-19;
werden die Holzdicken der Spalte 5 jedoch unterschritten, müssen die Hölzer nach Spalte 7
oder 8 vorgebohrt werden, s. Tafel 13-17, Zeilen 2 und 4
9
) diese Holzdicken t gelten für alle Nadelhölzer, wenn die Randabstände a4, t(c) < 10 " d bzw.
a4, t(c) < 14 " d gewählt werden (bei Kiefernholz darf die Spalte 8 verwendet werden), Definition
der Randabstände nach Tafel 13-19
Fortsetzung s. nächste Seite

1119
Holzbau nach Eurocode 5
Fußnoten zu Tafel 13-21, Fortsetzung
10
) diese Holzdicken t gelten für alle Nadelhölzer, wenn die Randabstände a4, t(c) > 10 " d bzw.
a4, t(c) > 14 " d gewählt werden (bei Kiefernholz dürfen die Holzdicken der Spalte 8 ohne Einhal-
tung der besonderen Bedingung für die Randabstände verwendet werden, d. h. nur Einhal-
tung der Mindestabstände nach Tafel 13-19)
11
) Mindestdicken tragender einteiliger Einzelquerschnitte aus Vollholz nach Tafel 2-2 tmin ¼
22 mm maßgebend bzw. nicht unterschreiten, für Brettschichtholz gilt: tmin ¼ 50 mm
12
) Längen von profilierten Nägeln (Sondernägeln) je nach Hersteller
13
) Bemessungswerte der Tragfähigkeit nach Gl. (13-2)
14
) für andere Nadelholz-Festigkeitsklassen (mit charakteristischen Rohdichten rk > 350 kg/m3)
sowie Stahlzugfestigkeiten fu, k ¼ 600 N/mm2 kann die charakteristische p Tragfähigkeit
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi eines
Nagels wie folgt erhöht werden: Fv, Rk multiplizieren mit dem Beiwert kR ¼ rk =350
15
) für andere Nadelholz-Festigkeitsklassen (mit charakteristischen Rohdichten rk > 350 kg/m3)
ist (bei den „größeren“ Mindestholzdicken) die Holzdicke t als das Maximum aus dem vorhan-
denen Tafelwert oder aus t ¼ (13 " d ! 30) " rk/200 zu verwenden
16
) für andere Nadelholz-Festigkeitsklassen (mit charakteristischen Rohdichten rk > 350 kg/m3)
ist (bei den „kleineren“ Mindestholzdicken) die Holzdicke t als das Maximum aus dem vorhan-
denen Tafelwert oder aus t ¼ (13 " d ! 30) " rk/400 zu verwenden
17
) in Douglasienholz ist stets über die ganze Nagellänge vorzubohren
18
) über Vorbohren von Nagellöchern s. auch Tafel 13-13
19
) bei rk < 500 kg/m3 (i. d. R. Nadelholz) darf für Nageldurchmesser d < 8 mm vorgebohrt werden
Ein Beispiel zur Bemessung einer Verbindung mit Nägeln ist in [10], Holzbau,
Abschn. 2.11, angeführt.

13.5.2 Nagelverbindungen bei Beanspruchung in Richtung der


Nagelachse (Herausziehen) nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.3.2
Charakteristische Werte des Ausziehwiderstandes Fax, Rk von Nägeln bei Nagelung
rechtwinklig zur Faserrichtung und bei Schrägnagelung nach Tafel 13-23, Bemes-
sungswerte Fax, Rd (Tragfähigkeit auf Herausziehen) nach Gl. (13-4) berechnen.
Fax, Rk charakteristischer Wert des Ausziehwiderstandes
von Nägeln bei Beanspruchung auf Herausziehen
kmod " Fax, Rk nach Tafel 13-23
Fax, Rd ¼ ð13-4Þ kmod Modifikationsbeiwert für Holz nach Tafel 1-5
gM gM Teilsicherheitsbeiwert für Holz bzw. Holzwerkstoffe
nach Tafel 2-1
¼ 1,3
Tafel 13-22 Beanspruchungsart, Lasteinwirkungsdauer, Eindringtiefen und Ausziehfestigkei-
ten(-parameter) von Nägeln auf Herausziehen nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12,
8.3.2 1), 2)
charakteristische
Beanspruchungsart, Eindringtiefen
Nägel Ausziehfestigkeiten 5)
Lasteinwirkungsdauer 4) tpen
fax, k
nur sehr kurze, kurze tpen > 12 " d fax, k
2 und mittlere Lastein- 8 " d < tpen < 12 " d fax, k " (tpen/4 " d ! 2)
glattschaftige Nägel )
wirkungsdauer, z. B.
Windsogkräfte tpen < 8 " d fax, k ¼ 0
profilierte Nägel tpen > 8 " d fax, k
(Sondernägel) der 6 " d < tpen < 8 " d fax, k " (tpen/2 " d – 3)
sehr kurze bis ständige
Tragfähigkeitsklas-
2 3 Lasteinwirkungsdauer
sen 1, 2 und 3 ), ), tpen < 6 " d fax, k ¼ 0
6
)
1
) Hierin bedeuten
d Nageldurchmesser,
für runde glattschaftige Nägel und runde profilierte Nägel (Sondernägel):
— Durchmesser des glatten Schaftteils in mm,
für Nägel mit etwa quadratischem Querschnitt:
— kleinste Seitenlänge des Nagelquerschnitts in mm
Fortsetzung s. nächste Seite

11 2 0
Verbindungen mit stiftf#rmigen metallischen Verbindungsmitteln
Fußnoten Tafel 13-22, Fortsetzung
tpen Eindringtiefe auf der Seite der Nagelspitze oder Länge des profilierten Schaftteils im Bau-
teil mit der Nagelspitze, s. Bilder in Tafel 13-23
2
) weitere Festlegungen s. Fußnoten zur Tafel 13-23
3
) profilierte Nägel (Sondernägel) werden nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.3.2, Tab. NA.15,
in die Tragfähigkeitsklassen 1, 2 und 3 (Widerstand gegen Ausziehen) und in die Tragfähigkeits-
klassen A, B und C (Widerstand gegen Kopfdurchziehen) eingeteilt, s. auch Tafel 13-23
4
) über Klassen der Lasteinwirkungsdauer s. Tafeln 1-8 und 1-9
5
) charakteristische Ausziehfestigkeit nach Tafel 13-23
6
) bei profilierten Nägeln (Sondernägeln) sollte nur die Länge des profilierten Schaftteils zur
!bertragung von Kräften in Richtung der Nagelachse in Rechnung gestellt werden bzw. die
Länge des profilierten Schaftteils im Bauteil mit der Nagelspitze

Mindestabstände bei Nägeln, die in Richtung der Nagelachse beansprucht werden


(Herausziehen), sind wie die Mindestabstände rechtwinklig zur Nagelachse (Ab-
scheren) beanspruchter Nägel nach Tab. 13-19 einzuhalten, bei Schrägnagelungen
muss der Abstand zum beanspruchten Hirnholzende a3, t > 10 " d betragen, s. Bilder
in Tafel 13-23. Bei Schrägnagelungen mind. 2 Nägel verwenden.
Nägel, die in Hirnholz eingeschlagen und auf Herausziehen beansprucht werden,
dürfen nicht zur Kraftübertragung herangezogen werden.
Glattschaftige Nägel in vorgebohrten Nagellöchern dürfen nach DIN EN 1995-1-1/
NA: 2010-12, 8.3.2, nicht auf Herausziehen beansprucht werden.
Profilierte Nägel (Sondernägel) in vorgebohrten Nagellöchern dürfen nach DIN EN
1995-1-1/NA: 2010-12, 8.3.2, nur mit 70 % ihres charakteristischen Ausziehparame-
ters (Ausziehfestigkeit) fax, k in Ansatz gebracht werden, s. Tafel 13-23, wenn der
Bohrlochdurchmesser < Kerndurchmesser des profilierten Nagels (Sondernagels)
ist. Sind die Bohrlochdurchmesser > Kerndurchmesser, darf der profilierte Nagel
(Sondernägel) nicht auf Herausziehen beansprucht werden.

Tafel 13-23 Charakteristischer Wert des Ausziehwiderstandes Fax, Rk, des Ausziehparameters-
(-festigkeit) fax, k, des Kopfdurchziehparameter(-festigkeit) fhead, k für Nagelverbin-
dungen bei Beanspruchung in Richtung der Nagelachse (Herausziehen) 1)

charakteristischer Wert des Ausziehwiderstandes Fax, Rk von Nägeln


bei Nagelung rechtwinklig zur Faserrichtung und bei Schrägnagelungen
nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.3.2
14
für glattschaftige Nägel
1
Fax, Rk ¼ min ffax, k " d " tpen oder fax, k " d " t þ fheah, k " dh2 g 5), 7), 8)
für profilierte Nägel (Sondernägel)
2
Fax, Rk ¼ min ffax, k " d " tpen oder fheah, k " dh2 g 4)
charakteristische Werte des Auszieh- charakteristische Werte des
parameters(-festigkeit) 2) Kopfdurchziehparameters(-festigkeit) 2)
Nageltyp fax, k in N/mm2 Nageltyp fhead, k in N/mm2
glattschaftige Nägel nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.3.2
glattschaftig 4), 6), 7) 20 " 10!6 " r2k glattschaftig 4), 6), 7) 70 " 10!6 " r2k
profilierte Nägel (Sondernägel) nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.3.2 Tab. NA.15 2)
Tragfähigkeitsklasse 1 5), 6), Tragfähigkeitsklasse A 5),
7 30 " 10!6 " r2k 3) 6 60 " 10!6 " r2k 3)
) ), 7)
Tragfähigkeitsklasse 2 5), 6), Tragfähigkeitsklasse B 5),
7 40 " 10!6 " r2k 3) 6 80 " 10!6 " r2k 3)
) ), 7)
Tragfähigkeitsklasse 3 5), 6), Tragfähigkeitsklasse C 5),
7 50 " 10!6 " r2k 3) 6 100 " 10!6 " r2k 3)
) ), 7)
Fortsetzung s. nächste Seite

11 2 1
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 13-23, Fortsetzung

Nagelung rechtwinklig zur Faserrichtung des Holzes und Schrägnagelung nach DIN EN 1995-1-1:
2010-12, 8.3.2, Bild 8.8
Nagelung rechtwinklig zur Faserrichtung Schrägnagelung

tpen

t
≥ 10 ·d

n
tpe
t

1
) Hierin bedeuten
d Nenndurchmesser des Nagels in mm, s. Fußnote 1) der Tafel 13-22
dh Kopfdurchmesser des Nagels, Beispiele in Tafel 13-24
fax, k charakteristischer Wert des Ausziehparameters(-festigkeit) auf der Seite der Nagelspitze
fhead, k charakteristischer Wert des Kopfdurchziehparameters(-festigkeit) auf der Seite des Na-
gelkopfes
t Dicke des Bauteils auf der Seite des Nagelkopfes, s. Bilder oben
tpen Eindringtiefe auf der Seite der Nagelspitze oder Länge des profilierten Schaftteils im
Bauteil mit der Nagelspitze, s. Bilder oben
rk charakteristischer Wert der Rohdichte in kg/m3 nach Abschn. 1.1
2
) für Nägel nach DIN EN 14592, die nach DIN 1052-10 (in Vorbereitung) einer Tragfähigkeits-
klasse zugeordnet worden sind
3
) charakteristischer Wert rk der Rohdichte, jedoch rk < 500 kg/m3
4
) glattschaftige Nägel in vorgebohrten Nagellöchern dürfen nicht auf Herausziehen bean-
sprucht werden
5
) profilierte Nägel (Sondernägel) in vorgebohrten Nagellöchern dürfen nur auf Herausziehen
beansprucht werden, wenn der Bohrlochdurchmesser < Kerndurchmesser des profilierten Na-
gels ist und der charakteristische Ausziehparameter (-festigkeit) fax, k nur mit 70 % seines Wer-
tes in Rechnung gestellt wird; ist der Bohrlochdurchmesser > Kerndurchmesser, dürfen die
profilierten Nägel (Sondernägel) nicht auf Herausziehen belastet werden
6
) glattschaftige Nägel und profilierte Nägel (Sondernägel) der Tragfähigkeitsklasse 1 dürfen
im Anschluss von Koppelpfetten auf Herausziehen beansprucht werden, wenn sie infolge ei-
ner Dachneigung dauernd (ständig) auf Herausziehen beansprucht werden, die Dachneigung
y < 30, beträgt und der charakteristische Wert des Ausziehparameters (-festigkeit) fax, k nur zu
60 % rechnerisch angesetzt wird
7
) bei Bauholz mit einer Einbauholzfeuchte w > 30 % (Fasersättigung und diese übersteigende
Holzfeuchte), das voraussichtlich unter Lasteinwirkung austrocknet (rücktrocknet), sind nach DIN
EN 1995-1-1: 2010-12, 8.3.2, die charakteristischen Werte des Ausziehparameters(-festigkeit) fax, k
und des Kopfdurchziehparameters(-festigkeit) fhead, k nur zu 2/3 rechnerisch zu berücksichtigen

Tafel 13-24 Charakteristische Werte des Ausziehwiderstandes (Tragfähigkeit) von glattschafti-


gen Nägeln bei Beanspruchung in Richtung der Nagelachse (Herausziehen), er-
rechnet nach Tafel 13-22 und 13-23 1), 6)

in Nadelvollholz C24 Stahlzugfestigkeit fu, k ¼ 600 N/mm2


Brettschichtholz GL24c Rohdichte rk ¼ 350 kg/m3
glattschaftige Nägel nach DIN EN 14592: 2009-02 und DIN EN 10230-1: 2000-01 2), 4) nur sehr
kurze, kurze und mittlere Lasteinwirkungsdauer
Nagel- Nagelkopf- Charakteristische Werte des
Eindringtiefe tpen
durchmesser 3) durch- Ausziehwiderstandes Fax, Rk3), 5), 7)
messer
min für je mm bei bei
12 " d 20 " d Eindring- tpen, min 4), 5) tpen, 20d 4), 5)
tiefe tpen
d dh tpen, min tpen, 20d
in mm in mm N/mm in N
2,0 + 30/ 5,0 24 40 4,90 118 196
+40/+45
Fortsetzung s. nächste Seite

11 2 2
Verbindungen mit stiftf#rmigen metallischen Verbindungsmitteln
Tafel 13-24, Fortsetzung

in Nadelvollholz C24 Stahlzugfestigkeit fu, k ¼ 600 N/mm2


Brettschichtholz GL24c Rohdichte rk ¼ 350 kg/m3

glattschaftige Nägel nach DIN EN 14592: 2009-02 und DIN EN 10230-1: 2000-01 2), 4) nur sehr
kurze, kurze und mittlere Lasteinwirkungsdauer

Nagel- Nagelkopf- Charakteristische Werte des


Eindringtiefe tpen
durchmesser 3) durch- Ausziehwiderstandes Fax, Rk3), 5), 7)
messer
min für je mm bei bei
12 " d 20 " d Eindring- tpen, min 4), 5) tpen, 20d 4), 5)
tiefe tpen

d dh tpen, min tpen, 20d

in mm in mm N/mm in N

2,2 + 30/
5,5 26 44 5,39 142 237
+40/+50

2,4 + 30/
5,9 29 48 5,88 169 282
+40/+50

2,7 + 40/
6,1 32 54 6,62 214 357
+50/+60

3,0 + 50/
6,8 36 60 7,35 265 441
+60/+70/+80

3,4 + 60/
7,6 41 68 8,33 340 566
+70/+80/+90

3,8 + 70/
7,7 46 76 9,31 425 708
+80/+90/+100

4,2 + 90/
8,4 50 84 10,29 519 864
+100/+110

4,6 + 90/
9,2 55 92 11,27 622 1037
+100/+120
14
5,0 + 100/
10,0 60 100 12,25 735 1225
+120/+140

5,5 + 140 11,0 66 110 13,48 889 1482

6,0 + 150/
12,0 72 120 14,70 1058 1764
+160/+180
1
) s. Fußnoten zur Tafel 13-23
2
) Nägel mit glattem Schaft, rundem Flachkopf, Senkkopf und Senkkopf mit Einsenkung; Holz
nach Abschn. 1.1;
3
) charakteristische Werte Fax, Rk nach Tafel 13-23, (Gl.) in Zeile 1, für die Dicke t des Bauteiles
auf der Seite des Nagelkopfes werden die Dicken für nicht vorgebohrtes Holz bei Randabstän-
den a4, t(c) > 10 " d bzw > 14 " d nach Tafel 13.21, Spalte 5, eingesetzt
4
) die angegebenen Fax, Rk-Werte gelten nur für Nägel nach DIN EN 10230-1 mit den angegebe-
nen Abmessungen, bei anderen Nägeln können wesentlich ungünstigere Werte vorliegen
5
) Bemessungswerte Fax, Rd nach Gl. (13-4)
6
) für andere Nadelholz-Festigkeitsklassen (mit charakteristischen Rohdichten rk > 350 kg/m3)
sowie Stahlzugfestigkeiten fu, k ¼ 600 N/mm2 kann der charakteristische Ausziehwiderstand
(Tragfähigkeit) eines Nagels wie folgt erhöht werden: Fax, Rk multiplizieren mit dem Beiwert
kR ¼ ðrk =350Þ2
7
) die Fußnoten15) und 16) der Tafel 13-21 gelten sinngemäß

11 2 3
Holzbau nach Eurocode 5

13.5.3 Kombinierte Beanspruchung von Verbindungen mit Nägeln


und Holzschrauben (Abscheren und Herausziehen)
Bei gleichzeitiger Beanspruchung von Verbindungen rechtwinklig zur Stiftachse
(Abscheren) und in Richtung der Stiftachse (Herausziehen) ist der Interaktionsnach-
weis nach Gl. (13-5) zu führen.
Fax, Rd, Bemessungswert der Tragfähigkeit der Ver-
" # " # Fax, Ed bindungen bzw. der Einwirkungen in Rich-
Fax, Ed m Fv, Ed m < tung der Stiftachse (Herausziehen)
þ 1 ð13-5Þ Fv, Rd, Bemessungswert der Tragfähigkeit der Ver-
Fax, Rd Fv, Rd
FV, Ed bindungen bzw. der Einwirkungen recht-
winklig zur Stiftachse (Abscheren)
m Potenzexponent nach Tafel 13-25

Tafel 13-25 Potenzexponenten m in Gl. (13-5) nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.3.3

glattschaftige Nägel
profilierte Nägel
allgemein in Koppelpfetten- Holzschrauben
(Sondernägel)
anschlüssen1)
m 1 1,5 2 2
1
) glattschaftige Nägel auf Abscheren und Herausziehen in bestimmten Koppelpfettenan-
schlüssen nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.3.3, unter den Bedingungen der Fußnote 6) der
Tafel 13-23

13.6 Holzschraubenverbindungen
Holzschrauben nach DIN EN 14592, s. Bild 13-7, oder mit bauaufsichtlichem Ver-
wendbarkeitsnachweis können für tragende Zwecke eingesetzt werden. Holzschrau-
ben sind stets einzudrehen (von Hand oder maschinell), in das Holz eingeschlage-
ne Holzschrauben dürfen nicht als tragend in Rechnung gestellt werden.

d Nenndurchmesser
(Gewinde-Außendurchmesser)
d

d1 Gewinde-Innendurchmesser
l Schraubenlänge
d1

lg
lg Gewindelänge
l >6"d

Bild 13-7 Tragende Holzschrauben nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.7, und DIN EN 14592:
2009-02, 6.3, Bild 3

Tafel 13-26 Durchmesser, Anzahl, Abstände, Vorbohren und Bohrlochdurchmesser von Holz-
schrauben in tragenden Holzschraubenverbindungen nach DIN EN 1995-1-1:
2010-12, 10.4.5 und DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.7.1 1), 9)

Nenn- Anzahl Mindestabstände Vorbohren der zu verbindenden Teile 5), 6)


durch- n pro
messer 2) Verbin- für für nicht erforderlich stets bei stets bei
dung d < 6 mm d > 6 mm bei selbstbohren- Schrauben in sämtlichen
min./ den Schrauben in Nadelholz Schrauben in
max. min. Nadelholz mit 4–7) mit 6), 7) Laubholz 7)
d < 6 mm d > 6 mm alle d
dmin > n wie wie Bohrlochdurchmesser:
2,4 mm > 2 3) Nägel n. Bolzen n. glatter Schaft: d 8)
dmax < Tafel 13-19 Tafel 13-11 Gewindeteil: ca. 0,7 " d
24 mm

Fußnoten s. nächste Seite

11 2 4
Verbindungen mit stiftf#rmigen metallischen Verbindungsmitteln
Fußnoten zu Tafel 13-26, Fortsetzung
1
) Hierin bedeuten:
d Nenndurchmesser: Gewinde-Außendurchmesser in mm
ds Durchmesser des glatten Schaftteiles in mm
rk charakteristische Rohdichte in kg/m3 nach Abschn. 1.1
2
) nach DIN EN 14592: 2009-02, 6.3.3
3
) gilt nicht für Befestigung von Schalungen, von Trag- und Konterlatten, von Windrispen, von
Sparren, Pfetten und dgl. auf Bindern und Rähmen, von Querträgern (Querriegeln) an Rah-
menhölzern, wenn das Bauteil insgesamt mit mind. 2 Holzschrauben angeschlossen ist
4
) bei Nadelholz und d < 6 mm darf vorgebohrt werden
5
) Vorbohren stets bei Douglasienholz sowie zementgebundenen Spanplatten
6
) über selbstbohrende Holzschrauben s. bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweis
7
) beim Vorbohren von selbstbohrenden Holzschrauben muss der Durchmesser des Führungs-
loches < Innendurchmesser des Gewindes d1 sein
8
) auf der gleichen Tiefe wie die Länge des glatten Schaftteils
9
) für Gipsplatten-Holz-Verbindungen sind nur Schnellbauschrauben nach DIN 18182-2 zuläs-
sig, für faserverstärkte Gipsplatten nur Schrauben mit bauaufsichtlichem Verwendbarkeits-
nachweis

13.6.1 Holzschraubenverbindungen bei Beanspruchung rechtwinklig


zur Schraubenachse (Abscheren)
Charakteristische Werte Fv, Rk und Bemessungswerte Fv, Rd der Tragfähigkeit bei Be-
anspruchung rechtwinklig zur Schraubenachse sinngemäß wie folgt bestimmen:
für Holzschrauben mit teilweise glattem Schaft und d < 6 mm nach Abschn. 13.5.1
(Nagelverbindungen), für Holzschrauben mit teilweise glattem Schaft und d > 6
mm nach Abschn. 13.4.1 (Bolzenverbindungen) mit d als Nenndurchmesser der
Holzschrauben.
Kombinierte Beanspruchung von Holzschrauben
Bei gleichzeitiger Beanspruchung von Verbindungen rechtwinklig zur Schrauben-
achse (Abscheren) und in Richtung der Schraubenachse (Herausziehen) ist der In-
teraktionsnachweis nach Abschn. 13.5.3, Gl. (13-5), zu führen.
Blockscherversagen von Holzschraubenverbindungen
Bei Stahlblech-Holz-Verbindungen mit mehreren stiftförmigen Verbindungsmitteln,
die durch eine Kraftkomponente nahe am Hirnholzende beansprucht werden, sollte
14
die charakteristische Tragfähigkeit infolge Scher- oder Zugversagens (Blockscheren)
nach DIN 1995-1-1: 2010-12, Anhang A, untersucht werden.

13.6.2 Holzschraubenverbindungen bei Beanspruchung in Richtung


der Schraubenachse (Herausziehen)
Charakteristische Werte des Auszieh- und Durchziehwiderstandes Fax, a, Rk sowie
der Zugfestigkeit Ft, Rk von Holzschrauben bei Beanspruchung in Richtung der
Schraubenachse (Herausziehen) sind in Tafel 13-27 angeführt, Bemessungswerte
Fax, a, Rd (Tragfähigkeit auf Herausziehen) können sinngemäß nach Abschn. 13.5.2,
Gl. (13-4), berechnet werden, Mindestabstände können Tafel 13-28 und Bild 13-8
entnommen werden.
Kombinierte Beanspruchung von Holzschrauben
Bei gleichzeitiger Beanspruchung von Verbindungen rechtwinklig zur Schrauben-
achse (Abscheren) und in Richtung der Schraubenachse (Herausziehen) ist der In-
teraktionsnachweis nach Abschn. 13.5.3, Gl. (13-5), zu führen.

11 2 5
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 13-27 Charakteristische Werte des Auszieh- und Durchziehwiderstandes Fax, a, Rk, des
Auszieh- und Durchziehparameters(-festigkeit) fax, k und fhead, k sowie der Zugfes-
tigkeit Ft, Rk für Holzschraubenverbindungen bei Beanspruchung in Richtung der
Schraubenachse (Herausziehen) nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.7.2 1)
charakteristischer Ausziehwiderstandes Fax, a, Rk einer Holzschraubenverbindung bei
Einschrauben unter einem Winkel a > 30, zwischen Schraubenachse und Faserrichtung
für Schraubendurchmesser 6 mm < d < 12 mm und 0,6 < d1/d < 0,75
nef " fax, k " d " lef " kd
Fax, a, Rk ¼ in N 2), 3), 4)
1,2 " cos2 a þ sin2 a
1 mit fax, k als charakteristische Ausziehfestigkeit(-parameter) rechtwinklig zur
Faserrichtung:
fax, k ¼ 0,52 " d !0,5 " l!0,1
ef " r0,8
k in N/mm
2

und
kd ¼ min fd=8 oder 1g
für Schrauben, die die in Zeile 1 festgelegten Anforderungen an den Außen- und
Innendurchmesser des Gewindes nicht erfüllen
" #0,8
nef " fax, k " d " lef rk
Fax, a, Rk ¼ " in N 2) 3) 4)
2 1,2 " cos2 a þ sin2 a ra
mit fax, k in N/mm2 als charakteristische Ausziehfestigkeit(-parameter)
rechtwinklig zur Faserrichtung für die zugehörige Rohdichte ra,
bestimmt nach DIN EN 14592
charakteristischer Durchziehwiderstand Fax, a, Rk einer Holzschraubenverbindung
bei Einschrauben unter einem Winkel a > 30, zwischen Schraubenachse und Faserrichtung
" #0,8
rk
Fax, a, Rk ¼ nef " fhead, k " dh2 " in N 2), 4)
3 r a
mit fhead, k in N/mm2 als charakteristischer Durchziehparameter(-festigkeit) der Schrau-
be für die zugehörige Rohdichte ra, bestimmt nach DIN EN 14592
charakteristische Zugfestigkeit Ft, Rk einer Holzschraubenverbindung
(Abreißwiderstand des Schraubenkopfes oder Zugwiderstand des Schaftes)
Ft, Rk ¼ nef " ftens, k
4 mit ftens, k als charakteristischer Zugwiderstand der Schraube, bestimmt
nach DIN EN 14592
wirksame Anzahl nef einer Holzschraubengruppe, die durch eine Kraftkomponente in Schaft-
richtung beansprucht wird
nef ¼ n0,9
5
mit n als Anzahl der Schrauben, die in einer Verbindung zusammenwirken
Einschrauben rechtwinklig a ¼ 90, und unter Winkel a > 30,
Einschrauben recht- Einschrauben unter
winklig, d. h. Winkel Winkel # > 30,
# ¼ 90, zwischen zwischen Schrauben-
Schraubenachse und achse und Faserrich-
Faserrichtung tung
1
) Hierin bedeuten
d Nenndurchmesser der Holzschraube in mm (Außendurchmesser des Schrauben-
gewindes) in mm
d1 Innendurchmesser des Schraubengewindes in mm
dh Durchmesser des Schraubenkopfes in mm
lef Eindringtiefe(-schraubtiefe) als Gewindelänge im Holzteil mit der Schraubenspitze
>6 " d
a Winkel zwischen Schraubenachse und Faserrichtung
> 30,
rk charakteristische Rohdichte in kg/m3 nach Abschn. 1.1
ra zugehöriger Wert der Rohdichte in kg/m3 (für fax, k)
2
) Mindestabstände von Holzschrauben, die in Richtung der Schraubenachse (Herausziehen)
beansprucht werden, nach Tafel 13-28 und Bild 13-8
3
) die Einbindetiefe(-schraubtiefe) des Gewindeteils auf der Seite der Schraubenspitze sollte
lef > 6 " d betragen
4
) Bemessungswerte Fax, a, Rd sinngemäß nach Gl. (13-4)

11 2 6
Verbindungen mit D"beln besonderer Bauart
Tafel 13-28 Mindestabstände von Holzschrauben, die in Richtung der Schraubenachse (Her-
ausziehen) beansprucht werden nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.7.2, Tab. 8.6 1), 2)

a1 a2 a1, CG a2, CG
in einer parallel zur rechtwinklig zu einer vom Hirnholzende vom Rand zum
Faserrichtung und parallel zur Faserrich- zum Schwerpunkt des Schwerpunkt des
Schraubenachse tung und Schrauben- Schraubengewindes Schraubengewindes
liegenden Ebene achse liegenden im Bauteil im Bauteil
Ebene
7"d 5"d 10 " d 4"d
Voraussetzung für alle Mindestabstände: Holzdicke t > 12 " d
1
) Hierin bedeuten
d Nenndurchmesser: Gewinde-Außendurchmesser
2
) Erläuterungen zu den Mindestabständen s. Bild 13-8

a2,CG a2 a2,CG
a1 a1 a1,CG

a a
1

a1,CG

a2
a1 a1
a1,CG
a a
a2,CG a2,CG
a2,CG

1
1

1 14
a2,CG

a2,CG a2,CG
a1,CG

1 Schwerpunkt des Schraubengewindes im Bauteil


Bild 13-8 Abstände untereinander sowie von Hirnholzenden und Rändern von Holzschrau-
ben, die in Richtung der Schraubenachse beanspruchten werden, nach DIN EN
1995-1-1: 2010-12, 8.7.2, Bild 8.11a

14 Verbindungen mit Dübeln besonderer Bauart


nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12

Dübel besonderer Bauart nach den Anforderungen der DIN EN 1995-1-1: 2010-12
sind in Tafel 14-1 angeführt.
Dübelsicherung durch nachziehbare Bolzen aus Stahl (Schraubbolzen) in den Holz-
verbindungen vornehmen: jeder Dübel ist durch einen Bolzen einschl. beidseitiger
Unterlegscheiben in seiner Lage zu halten.

11 2 7
Holzbau nach Eurocode 5

Querschnittsschwächungen durch Dübel besonderer Bauart können nach Tafel 2-3


berechnet werden, die Dübelfehlflächen DA für jedes Einzelholz und die Einlass-/
Einpresstiefe he sind in den Tafeln 14-4, 14-6 und 14-7 angeführt, die Bohrlochlänge
darf nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.9, rechnerisch um die Einbindetiefe (Ein-
lass-/Einpresstiefe) he der Dübel verringert werden.
Eine Verbindungseinheit von Dübeln besonderer Bauart ist nach DIN EN 13271:
2004-02, 3.1, ein zweiseitiger Dübel in einer Holz-Holz-Verbindung, zwei einseitige
Dübel, Rückseite an Rückseite, in einer Holz-Holz-Verbindung und (sinngemäß) ein
einseitiger Dübel in einer Stahlblech-Holz-Verbindung, jeweils mit zugehörigem
Bolzen einschl. beidseitigen Unterlegscheiben.

Tafel 14-1 Bezeichnungen, Werkstoffe und Anwendungsbereiche von Dübeln besonderer


Bauart nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.9 und 8.10, DIN EN 912: 2001-02 und DIN
EN 13271: 2004-02

Dübel-Typ, 1) Werkstoff 3) Zweiseitiger Dübel Einseitiger Dübel Einseitiger Dübel


Beispiele 2)
Verbindung mit 4), 5)
einem Dübel mit zwei Dübeln 6) mit einem Dübel
in Holz-Holz in Holz-Holz in Stahl-Holz
aus aus aus
Ringdübel (Einlassdübel) 8) eingelegt in vorbereitete, gefräste Vertiefungen des Holzes
NH, LH, BSH,
A1 10) AluGuss- BalSH, FSH; in
— —
zweiseitig legierung Hirnholz von NH,
LH, BSH, BalSH 7)
Scheibendübel (Einlassdübel) 8) eingelegt wie Ringdübel
B1 10) AluGuss- NH, LH, BSH,

einseitig legierung BalSH, FSH
Scheibendübel mit Zähnen 9) (Einpressdübel) eingepresst in die zu verbindenden Holzbauteile
NH, BSH, BalSH,
FSH, in Hirnholz
C1 zweiseitig — —
von NH, BSH,
BalSH 7)
NH, BSH, NH, BSH,
C2 einseitig —
BalSH, FSH BalSH, FSH
Stahl
NH, BSH, BalSH,
C3 zweiseitig — —
FSH
NH, BSH, NH, BSH,
C4 einseitig —
BalSH, FSH BalSH, FSH
NH, BSH, BalSH,
C5 zweiseitig — —
FSH
NH, BSH, BalSH,
FSH; in Hirnholz
C10 zweiseitig — —
von NH, BSH,
Temperguss BalSH 7)
NH, BSH, NH, BSH,
C11 einseitig —
BalSH, FSH BalSH, FSH
1
) einseitiger Dübel zur Verbindung von Stahl-Holz, zweiseitiger Dübel zur Verbindung von
Holz-Holz
2
) es sind die in Deutschland überwiegend verwendeten Dübeltypen angeführt, weitere Dübel-
typen nach DIN EN 912: 2001-02
3
) genauere Werkstoffbezeichnungen s. DIN EN 912: 2001-02

11 2 8
Verbindungen mit D"beln besonderer Bauart
Fußnoten zu Tafel 14-1, Fortsetzung
4
) NH: Nadelvollholz einschl. Bauhölzer mit rk < 525 kg/m3, LH: Laubvollholz einschl. Bauhölzer
mit rk < 612,5 kg/m3, BSH: Brettschichtholz, BalSH: Balkenschichtholz, FSH: Furnierschichtholz
(LVL)
5
) Berechnung der Tragfähigkeit s. Abschn. 14.1 bis 14.3
6
) Rückseite an Rückseite je Scherfuge
7
) in Hirnholzflächen zur !bertragung von Auflagerkräften nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12,
NA.8.11, nur bei bestimmtem Dübeln besonderer Bauart, s. Abschn. 14.3
8
) in Verbindungen mit Holz bis zu einer charakteristischen Rohdichte von rk < 612,5 kg/m3
(Nadel- und Laubholz)
9
) in Verbindungen mit Holz bis zu einer charakteristischen Rohdichte von rk < 525 kg/m3
(überwiegend nur Nadelholz)
10
) Dübel besonderer Bauart aus Aluminiumlegierung dürfen nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12,
8.9, nur in Nutzungsklasse 1 und 2 verwendet werden

14.1 Verbindungen mit Ringdübeln Typ A und Scheibendübeln


Typ B nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.9
Die Tragfähigkeiten von Ringdübeln Typ A und Scheibendübeln Typ B sind vom
Winkel a Kraft- zur Faserrichtung abhängig. Der zugehörige Bolzen dient der not-
wendigen Lagesicherung der Verbindungseinheit, er überträgt keine Kräfte.
Der charakteristische Wert der Tragfähigkeit Fv, a, Rk einer Verbindungseinheit mit
Ringdübeln Typ A oder Scheibendübeln Typ B je Dübel und Scherfuge unter einem
Winkel a Kraft- zur Faserrichtung ist nach Gl. (14-1) zu berechnen, die charakteristi-
sche Tragfähigkeit Fv, 0, Rk für Kraft- Faserwinkel a ¼ 0 nach Tafel 14-2. Eine Zusam-
menstellung der Abmessungen und charakteristischen Tragfähigkeiten der Verbin-
dungseinheiten mit den einzelnen Ringdübeln A1 und Scheibendübeln B1 ist für
ausgesuchte Bedingungen in Tafel 14.4 angeführt. Der Bemessungswert der Tragfä-
higkeit Fv, a, Rd kann nach Gl. (14-3) ermittelt werden.
Charakteristische Tragfähigkeit unter Kraft-Faserwinkel a (Ring- und Scheibendübel)
Fv, 0, Rk Fv,0,Rk charakteristische Tragfähigkeit je Dübel und
Fv, a, Rk ¼ Scherfuge für Kraftrichtung in Faserrichtung
k90 " sin2 a þ cos2 a
(Kraft- Faserwinkel a ¼ 0) nach Tafel 14-2
(14-1) dc Dübeldurchmesser nach Tafel 14-4, 14-6 oder
mit 14-7
k90 ¼ 1,3 þ 0,001 " dc (14-2) a Winkel zwischen Kraft- und Faserrichtung 14
Bemessungswert der Tragfähigkeit unter Kraft-Faserwinkel a (Ring- und Schei-
bendübel)
Fv, a, Rk charakteristischer Wert der Tragfähigkeit je
Dübel und Scherfuge unter einem Winkel a
kmod " Fv, a, Rk Kraft- zur Faserrichtung nach Gl. (14-1)
Fv, a, Rd ¼ ð14-3Þ
gM kmod Modifikationsbeiwert nach Tafel 1-5
gM Teilsicherheitsbeiwert für Holz nach Tafel 2-1
¼ 1,3

Bei mehreren Verbindungseinheiten in einer Dübelverbindung ist der Bemessungs-


wert der Tragfähigkeit Fv, a, Rd, tot nach Gl. (14-4) aus der Summe der Einzelbemes-
sungswerte Fv, a, Rd zu bestimmen unter Berücksichtigung der wirksamen Dübelan-
zahl nef nach Gl. (14-5).
Fv, a, Rd Bemessungswert der Tragfähigkeit je Dübel
und Scherfuge unter einem Winkel a Kraft-
Fv, a, Rd, tot ¼ nef " Fv, a, Rd ð14-4Þ zur Faserrichtung nach Gl. (14-3)
nef wirksame Dübelanzahl nach Gl (14-5)

11 2 9
Holzbau nach Eurocode 5

Eine wirksame Dübelanzahl nef für n > 2 in Faserrichtung hintereinander liegender


Verbindungseinheiten ist bei der Berechnung der Tragfähigkeit in dieser Richtung
nach Gl. (14-5) zu berücksichtigen, n > 20 Verbindungseinheiten hintereinander soll-
ten nicht als tragend in Rechnung gestellt werden, n > 10 sind unwirtschaftlich.
% n&
nef ¼ 2 þ 1 # " ðn # 2Þ ð14-5Þ n Anzahl der in Faserrichtung hintereinander
20 liegenden Dübel 2 < n < 20
Der Nachweis von Bauteilen mit Schräg- und Queranschlüssen (Verbindungsmit-
telkräfte unter einen Winkel a zur Faserrichtung) kann nach Abschn. 6.3 erfol-
gen.

Tafel 14-2 Charakteristische Werte der Tragfähigkeit Fv, 0, Rk einer Verbindungseinheit von
Ringdübeln A und Scheibendübeln B sowie Modifikationsbeiwerte ki nach DIN EN
1995-1-1: 2010-12, 8.9 1), 2), 3), 5)

charakteristische Tragfähigkeit Fv,0,Rk einer Verbindungseinheit in Faserrichtung (für a ¼ 0) je


Dübel und Scherfuge 3)

Fv, 0, Rk ¼ min fk1 " k2 " k3 " k4 " ð35 " dc1,5 Þ oder k1 " k3 " ð31,5 " dc " he Þg in N
1
mit dc, he in mm

bei nur einer Verbindungseinheit je Scherfuge darf bei unbeanspruchtem Hirnholzende


(150, 2 a 2 210, ) Fv,0,Rk abweichend ermittelt werden:
2
Fv, 0, Rk ¼ k1 " k3 " ð31,5 " dc " he Þ (erster Teil der Gl. in Zeile 1 darf unberücksichtigt
bleiben)

Modifikationsbeiwerte für Gl. in Zeilen 1 und 2

Modifikationsbeiwert k1 für Seiten- und Mittelholzdicken t1 bzw. t2 4)

he
k1 ¼ min f1 oder t1 =ð3 " he Þ oder t2 =ð5 " he Þg

t1 t2 t1

Seitenholzdicke Mittelholzdicke 4)
t1 > 2,25 " he t2 > 3,75 " he

Modifikationsbeiwert k2 für beanspruchte Hirnholzenden (!30, < a < 30, )


/
4 k2 ¼ min fka oder a3, t ð2 " dc Þg a3, t nach Tafel 14-3
mit ka ¼ 1,25 für Verbindungen mit einem Dübel pro Scherfuge
¼ 1,0 für Verbindungen mit mehr als einem Dübel pro Scherfuge
k2 ¼ 1,0 für andere Werte von a

Modifikationsbeiwert k3 für charakteristische Rohdichten rk in kg/m3


5
k3 ¼ min f1,75 oder rk =350g

Modifikationsbeiwert k4 für verbundene Baustoffe


6
k4 ¼ 1,0 für Holz-Holz-Verbindungen
¼ 1,1 für Stahlblech-Holz-Verbindungen

Fußnoten s. nächste Seite

11 3 0
Verbindungen mit D"beln besonderer Bauart
Fußnoten zu Tafel 14-2
1
) Hierin bedeuten
a3, t Mindestdübelabstand vom beanspruchten Hirnholzende nach Tafel 14-3
dc, Dübeldurchmesser in mm nach Tafel 14-4
he Einbindetiefe (Einlasstiefe) der Dübel im Holz in mm nach Tafel 14-4
t1, t2 Dicken des Seiten- und Mittelholzes nach Tafel 14-4
a Winkel zwischen Kraft- und Faserrichtung
2
) für Verbindungen zwischen Bauteilen aus Voll-, Brettschicht-, Balkenschicht- oder Furnier-
schichtholz (LVL) bis zu einer charakteristischen Rohdichte von rk < 612,5 kg/m3
3
) charakteristische Tragfähigkeiten Fv, 0, Rk für Durchmesser von Ringdübel A1 und Schei-
bendübel B1 sowie Modifikationsbeiwerte ki ¼ 1,0 (d. h. für Holz-Holz-Verbindungen, a ¼ 0,
und rk ¼ 350 kg/m3) sind in Tafel 14-4 errechnet
4
) Mittelholz zwischen zwei- und mehreren Scherfugen
5
) Bemessungswerte der Tragfähigkeiten nach Gl. (14-3) bzw. (14-4) sinngemäß für a ¼ 0 oder
a 6¼ 0

Tafel 14-3 Mindestabstände von Ringdübeln Typ A und Scheibendübeln Typ B nach DIN EN
1995-1-1: 2010-12, 8.9, Tab 8.7 1), 2)

Bezeich- Benennung der Bezeichnungen Winkel a Mindestabstände


nungen
nach
Bild 13-2

untereinander in (parallel zur)


a1 0, < a 2 360, (1,2 þ 0,8 " jcos aj) " dc
Faserrichtung

untereinander rechtwinklig zur


a2 0, < a < 360, 1,2 " dc
Faserrichtung

a3, t vom beanspruchten Hirnholzende !90, < a < 90, 1,5 " dc

90, < a < 150, (0,4 þ 1,6 " jsin aj) " dc

14
a3, c vom unbeanspruchten Hirnholzende 150, < a < 210, 1,2 " dc

210, < a < 270, (0,4 þ 1,6 " jsin aj) " dc

a4, t vom beanspruchten Rand 0, < a < 180, (0,6 þ 0,2 " jsin aj) " dc

a4, c vom unbeanspruchten Rand 180, < a < 360, 0,6 " dc

1
) Hierin bedeuten
a Winkel zwischen Kraft- und Faserrichtung
dc Nenndurchmesser des Ring- oder Scheibendübels nach Tafel 14-4
2
) bei versetzter Anordnung von Ring- und Scheibendübeln (d. h. Dübelschwerpunkte liegen
nicht auf der Risslinie, sondern sind gegenüber der Risslinie versetzt angeordnet) sollten die
Bedingungen für die Mindestabstände nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.9, berücksichtigt wer-
den

Ein Beispiel zur Bemessung einer Verbindung mit Ringdübeln A1 ist in [10], Holz-
bau, Abschn. 2.10 angeführt.

11 3 1
Tafel 14-4 Abmessungen, Abstände und charakteristische Tragfähigkeiten Fv, 0, Rk von Ringdübeln A1 und Scheibendübeln B1 nach 1995-1-1: 2010-12,
8.9, für Holz-Holz-Verbindungen je Dübel und Scherfuge sowie rk ¼ 350 kg/m3 (Modifikationsbeiwerte ki ¼ 1,0)

11 3 2
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17
Dübel- Dübelabmessungen Bolzen und Unterlegscheiben Mindestdicke Mindestdübelabstände charakteristische
typ Mindest- bzw. Vorschlag 5) der Hölzer 6) einzuhalten nach Tafel 14-3 Tragfähigkeit
Maximalwerte für a ¼ 0, für eine
Verbindungseinheit,
Dübel- Ein- Dübel- Bolzen Unter- für Seiten- Mittel- a1 ¼ a2 ¼ a3, t¼ a3, c ¼ a4, t ¼ a4, c ¼ nach Tafel 14-2
durch- binde- fehl- durch- leg- Bolzen Unter- holz holz 2 " dc 1,2 " dc 1,5 " dc 1,2 " dc 0,6 " dc 0,6 " dc Zeile 1,9 ), 10 )
messer 1 ) tiefe 1 ) fläche messer schei- leg-
2 3
) ) be/ 4)
(für ki ¼ 1,0Þ
scheibe t1 ¼ t2 ¼
Durch-
für a ¼ 0, und
7 8 7 8
3 " he 5 " he
), ) ), )
rk ¼ 350 kg/m3
db,min/ messer
dc he DA db,max /Dicke t1 t2 a1 a2 a3, t a3,c a4,t a4, c Fv,0, Rk
2
Holzbau nach Eurocode 5

in mm in cm in mm in mm in mm in N
65 9,8 130 78 98 78 39 39 18 300
80 12,0 160 96 120 96 48 48 25 000
A1 95 15 14,3 45 75 190 114 143 114 57 57 32 400
12/24 36/3,6 M12 58/6
126 18,9 252 151 189 151 76 76 49 500
zwei-
seitig 128 28,8 256 154 192 154 77 77 50 700
160 22,5 36,0 16/24 48/4,8 M16 68/6 67,5 112,5 320 192 240 192 96 96 70 800
190 42,8 19/24 57/5,7 M20 80/8 380 228 285 228 114 114 91 700
65 9,8 130 78 98 78 39 39 18 300
80 15 12,0 45 75 160 96 120 96 48 48 25 000
B1
95 14,3 12/13 36/3,6 M12 58/6 190 114 143 114 57 57 32 400
ein- 128 28,8 256 154 192 154 77 77 50 700
seitig 160 36,0 320 192 240 192 96 96 70 800
22,5 15,5/ 67,5 112,5
47/4,7 M16 68/6
190 42,8 16,5 380 228 285 228 114 114 91 700
1
) nach DIN EN 912: 2001-02, 2) nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.9, Tab. NA.16, 3) nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 10.4.3, Tab. 10.1,
4
7
) Mindestdurchmesser bzw. -dicke für db,min nach Spalte 5, 5) Vorzugmaße für Bolzenverbindungen nach Tafel 13-12, 6) für k1 ¼ 1,0 nach Tafel 14-2, Zeile 3,
) Mindestdicken für Seiten- und Mittelhölzer nach Tafel 14-2, Zeile 3, 8) Mindestdicke für Brettschichtholzbauteile amin ¼ 50 mm nach Tafel 2-2, 9) charak-
teristische Tragfähigkeit Fv, a, Rk unter Kraft-Faserwinkel a nach Gl. (14-1), 10) Bemessungswerte der Tragfähigkeit Fv, a, Rd nach Gl. (14-3) bzw. (14-4) sinnge-
mäß für a ¼ 0 oder a 6¼ 0
Verbindungen mit D"beln besonderer Bauart

14.2 Verbindungen mit Scheibendübeln mit Zähnen Typ C


nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.10
Die Tragfähigkeiten von Scheibendübeln mit Zähnen Typ C sind als die Summe der
charakteristischen Tragfähigkeiten der Scheibendübel mit Zähnen und der zugehö-
rigen Bolzen zu ermitteln. Die Tragfähigkeit der Scheibendübel mit Zähnen ist vom
Winkel a Kraft- zur Faserrichtung unabhängig, die zugehörigen Bolzen dagegen
vom Winkel a abhängig. Der Bolzen überträgt demnach Kräfte und dient gleichzei-
tig zur notwendigen Lagesicherung der Verbindungseinheit.
Der charakteristische Wert der Tragfähigkeit Fv, 0(a), Rk einer Verbindungseinheit mit
Scheibendübeln mit Zähnen Typ C je Dübel und Scherfuge ist zusammen mit der
charakteristischen Tragfähigkeit der zugehörigen Bolzen nach Gl. (14-6) zu berech-
nen. Der charakteristische Wert der Tragfähigkeit Fv, Rk von Scheibendübeln mit
Zähnen Typ C kann nach Tafel 14-5 ermittelt werden. Eine Zusammenstellung der
Abmessungen und charakteristischen Tragfähigkeiten der Verbindungseinheiten
mit einzelnen Scheibendübeln mit Zähnen Typ C ist für ausgesuchte Bedingungen
in den Tafeln 14.6 und 14-7 angeführt. Der Bemessungswert der Tragfähigkeit
Fv, 0(a), Rd, tot kann nach Gl. (14-7) berechnet werden.
Charakteristische Tragfähigkeit einer Verbindungseinheit

Fv, 0(a), Rk charakteristischer Wert der Tragfähigkeit


einer Verbindungseinheit mit Scheibendü-
bel mit Zähnen Typ C (!berlagerung der
Anteile von Scheibendübel und Bolzen)
Fv, 0ðaÞ, Rk ¼ Fv, Rk, Dü þ Fv, Rk, Bo Fv, Rk, Dü charakteristischer Wert der Tragfähigkeit
ð14-6Þ des Scheibendübels mit Zähnen nach
Tafel 14-5, errechnet in Tafel 14-6 und 14-7
Fv, Rk, Bo charakteristischer Wert der Tragfähigkeit
des Bolzens pro Scherfuge nach Abschn.
13.4.1; für a ¼ 0, ist Fv, Rk, Bo in Tafel 14-6
bzw. 14-7 errechnet

Bei mehreren Verbindungseinheiten in einer Dübelverbindung ist der Bemessungs-


wert der Tragfähigkeit Fv, 0(a), Rd, tot nach Gl. (14-7) aus der Summe der Einzelbemes-
sungswerte Fv, 0(a), Rd zu bestimmen unter Berücksichtigung der wirksamen Dübel-
anzahl nef nach Gl. (14-5).
14
Fv, 0ðaÞ, Rd, tot ¼ nef " Fv, 0ðaÞ, Rd (14-7a)
" #
kmod " Fv, Rk, Dü kmod " Fv, Rk, Bo
¼ nef " þ (14-7b)
gM, Ho gM, St

Fv, 0(a), Rd, tot Bemessungswert der Tragfähigkeit mehrerer Verbindungseinheiten aus Schei-
bendübeln Tpy C (!berlagerung der Anteile von Scheibendübel und Bolzen)
Fv,Rd,Dü Bemessungswert der Tragfähigkeit eines Scheibendübels
Fv,Rd,Bo Bemessungswert der Tragfähigkeit eines Bolzens nach Abschn. 13.4.1
kmod Modifikationsbeiwert nach Tafel 1-5
gM, Ho ¼ 1,3, Teilsicherheitsbeiwert für Holz nach Tafel 2-1
gM, St ¼ 1,1, Teilsicherheitsbeiwert für auf Biegung beanspruchte stiftförmige Verbin-
dungsmittel (Bolzen, vereinfachtes Verfahren) sinngemäß nach Abschn. 13.2,
Gl. (13-2)

Wirksame Dübelanzahl nef für n > 2 in Faserrichtung hintereinander liegender Ver-


bindungseinheiten ist nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.10, bei der Berechnung der
Tragfähigkeit in dieser Richtung nach Gl. (14-5) zu berücksichtigen.
Der Nachweis von Bauteilen mit Schräg- und Queranschlüssen (Verbindungsmittel-
kräfte unter einen Winkel a zur Faserrichtung) kann nach Abschn. 6.3 erfolgen.

11 3 3
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 14-5 Charakteristische Werte der Tragfähigkeit Fv, Rk von Scheibendübeln mit Zähnen
Typ C sowie Modifikationsbeiwerte ki nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.10 1), 2), 6)

charakteristische Tragfähigkeit Fv, Rk von Scheibendübeln mit Zähnen (für alle a) je Dübel und
Scherfuge 3), 4)

für Dübeltyp C1 bis C9 für Dübeltyp C10 und C11


1
Fv, Rk ¼ k1 " k2 " k3 " ð18 " dc1,5 Þ in N Fv;Rk ¼ k1 " k2 " k3 " ð25 " dc1;5 Þ in N

mit dc in mm

Modifikationsbeiwerte für Gl. in Zeile 1

Modifikationsbeiwert k1 für Seiten- und Mittelholzdicken t1 bzw. t2 5)

he
k1 ¼ min f1 oder t1 =ð3 " he Þ oder t2 =ð5 " he Þg

3 Seitenholzdicke Mittelholzdicke 5)
t1 > 2,25 " he t2 > 3,75 " he

d
t1 t2 t1

Modifikationsbeiwert k2 für beanspruchte Hirnholzenden

4 für Dübeltyp C1 bis C9


/ für Dübeltyp C10 und C11
k2 ¼ min f1 oder a3, t ð1,5 " dc Þg k2 ¼ min f1 oder a3, t =ð2,0 " dc Þg
mit mit
a3, t ¼ max f1,1 " dc oder 7 " d oder 80 mmg a3, t ¼ max f1,5 " dc oder 7 " d oder 80 mmg

Modifikationsbeiwert k3 für charakteristische Rohdichten rk in kg/m3


5
k3 ¼ min f1,5 oder rk =350g

1
) Hierin bedeuten
d Bolzendurchmesser in mm
dc — Durchmesser der Scheibendübel mit Zähnen in mm für die Dübeltypen C1 und C2 (s.
Tafel 14-6),ffi C6, C7 sowie C10 und C11 (s. Tafel 14-7)
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
¼ a1 " a2 mit a1, a2 als Seitenlängen der Scheibendübel mit Zähnen in mm für die
Dübeltypen C3 und C4, s. Tafel 14-6
— Seitenlänge der Scheibendübel mit Zähnen in mm für die Dübeltypen C5 (s. Tafel
14-6), C8 und C9
he Einbindetiefe (Einpresstiefe) der Dübel(-zähne) im Holz in mm nach Tafeln 14-6 bzw. 14-7
a3,t Mindestdübelabstände vom beanspruchten Hirnholzende nach Tafeln 14-8 bzw. 14-9
t1, t2 Dicken des Seiten- und Mittelholzes, s. Bild oben und auch Tafeln 14-6 bzw. 14-7
a Winkel zwischen Kraft- und Faserrichtung
2
) für Verbindungen zwischen Bauteilen aus Voll-, Brettschicht-, Balkenschicht- oder Furnier-
schichtholz (LVL) bis zu einer charakteristischen Rohdichte von rk < 525 kg/m3
3
) charakteristische Tragfähigkeiten Fv,Rk für Durchmesser von Scheibendübeln mit Zähnen C1
bis C5 und C10 und C11, für Modifikationsbeiwerte ki ¼ 1,0 (d. h. Holz-Holz-Verbindungen mit
rk ¼ 350 kg/m3 ) und für zugehörige Bolzen (a ¼ 0, ) sind in Tafel 14-6 und 14-7 errechnet
4
) charakteristische Tragfähigkeit einer Verbindungseinheit aus Scheibendübel mit Zähnen und
zugehöriger Bolzen s. Gl. (14-6)
5
) Mittelholz zwischen zwei- und mehreren Scherfugen
6
) Bemessungswerte für Scheibendübel mit Zähnen und zugehöriger Bolzen nach Gl. (14-7)

11 3 4
Tafel 14-6 Abmessungen, Abstände und charakteristische Tragfähigkeiten Fv, Rk von Scheibendübeln mit Zähnen C1 bis C5 nach 1995-1-1: 2010-12, 8.10,
für Holz-Holz-Verbindungen je Dübel und Scherfuge mit rk ¼ 350 kg/m3 (Modifikationsbeiwerte ki ¼ 1,0) sowie für zugeordnete Bolzen
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18
Bolzen und Unterlegscheiben Mindestdicke der Mindestdübelabstände 14) Charakteristische
Mindestwerte Vorschlag Hölzer 10), 11) einzuhalten nach Tafel 14-8 Tragfähigkeit für
Dübelabmessungen
für 5) für a ¼ 0, rk ¼ 350 kg=m3
und ki ¼ 1,0 15), 16)
Dü- Dübel- Ein- Dübel- Bol- Unter Bolzen Unter- Seiten- Mittel- Dübel Bolzen
bel- durch- binde- fehlflä- zen- leg- leg- holz 12), 13) holz 12), 13) 4,6 17)
typ messer tiefe che durch- scheibe schei- nach
1 1 2 4
) ) ) mes- ) be
Dü- Bol- Dü- Bol- a1 ¼ a2 ¼ a3,t ¼ a3,c ¼ a4,t ¼ a4,c ¼
bel zen bel zen 1,5dc 1,2dc 2,0dc 1,2dc 0,6dc 0,6dc Spalte nach
ser 3 ) Durch- 2 Spalte 7,
mes-
t1 ¼ t 1,req t2 ¼ t2,req
3 " he 5 " he
db, min/ ser/
a ¼ 0,
dc he DA db, max Dicke t1 t1,req t2 t2,req a1 a2 a3, t a3,c a4, t a4,c Fv,Rk, Dü Fv,Rk, Bo
2
in mm cm in mm in mm in mm in N
C1 50 6,0 1,7 10/17 22 6) 30 75 60 100 60 30 30 6 360 6 820
M12 58/6 62 52
62 7,4 3,0 10/21 30/3 8) 22 6) 37 93 74 124 74 37 37 8 790 6 820
75 9,1 4,2 10/26 27 46 113 90 150 90 45 45 11 700 11 200
M16 68/6 81 67
95 11,3 6,7 34 57 143 114 190 114 57 57 16 700 11 200
117 14,3 10,0 8 M20 80/8 43 99 72 82 176 140 234 140 70 70 22 800 16 300
10/30 30/3 )

zweiseitig
140 14,7 12,4 bis 90/9 44 74 210 168 280 168 84 84 29 800 22 100
M24 105/8 117 97
165 15,6 14,9 47 78 248 198 330 198 99 99 38 200 22100
C2 50 5,6 1,7 9,4 7) 28/3 10) 22 9) 28 75 60 100 60 30 30 6 360 6 820
M12 58/6 62 52
62 7,5 3,0 11,4 7) 8 23 38 93 74 124 74 37 37 8790 6 820
34/4 )
75 9,2 4,2 11,4 7) 28 46 113 90 150 90 45 45 11700 11120
M16 68/6 81 67
95 11,4 6,7 15,4 7) 34 57 143 114 190 114 57 57 16 700 11120

einseitig
7 46/5 8)
117 14,5 10,0 15,4 ) M20 80/8 44 99 73 82 176 140 234 140 70 70 22 800 16 300
C3 73 + 11,1 10/26 30/3 8)
130 6) 13,3 7 M20 80/8 40 99 67 82 146 117 195 117 58 58 17 300 16 300
C4 11,1 15,4 ) 46/5 8)
9
100 7,3 4,3 M20 80/8 22 ) 99 37 82 150 120 200 120 60 60 18 000 16 300
C5 10/30 30/3 8)
130 9,3 6,9 M24 105/8 28 117 47 97 195 156 260 156 78 78 26 700 22 100

11 3 5
Verbindungen mit D"beln besonderer Bauart

Fußnoten s. Tafel 14-7 14


Tafel 14-7 Abmessungen, Abstände und charakteristische Tragfähigkeiten Fv, Rk von Scheibendübeln mit Zähnen C10 und C11 nach 1995-1-1: 2010-12,
8.10, für Holz-Holz-Verbindungen je Dübel und Scherfuge mit rk ¼ 350 kg/m3 (Modifikationsbeiwerte ki ¼ 1) sowie für zugeordnete Bolzen

11 3 6
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18
Bolzen und Unterlegscheiben Mindestdicke der Mindestdübelabstände 14) Charakteristische
Mindestwerte Vorschlag Hölzer 10), 11) einzuhalten nach Tafel 14-9 Tragfähigkeit für
Dübelabmessungen für 5) für a ¼ 0, rk ¼ 350 kg=m3
16
und ki ¼ 1,0, 15),
)
Dü- Dübel- Ein- Dübel- Bol- Unter Bolzen Unter- Seiten- Mittel- Dübel Bolzen
bel- durch- binde- fehlflä- zen- leg- leg- holz 12), 13) holz 12), 13) 4,6 17)
typ messer tiefe che durch- scheibe schei- Dü- Bol-
1 1 2 4
Dü- Bol- a1 ¼ a2 ¼ a3,t ¼ a3,c ¼ a4,t ¼ a4,c ¼ nach
) ) ) mes- ) be bel zen bel zen 2,0dc 1,2dc 2,0dc 1,2dc 0,6dc 0,6dc Spalte nach
ser 3 ) Durch- t1 ¼ t 1,req t2 ¼ t2,req 2 Spalte 7,
mes- 3 " he 5 " he
db, min/ ser/
a ¼ 0,
Holzbau nach Eurocode 5

dc he DA db, max Dicke t1 t1,req t2 t2,req a1 a2 a3, t a3, c a4, t a4,c Fv,Rk, Dü Fv, Rk,Bo
in mm cm2 in mm in mm in mm in N
50 4,6 M12 58/6 62 52 100 60 100 60 30 30 8 840 6820
65 5,9 M16 68/6 81 67 130 78 130 78 39 39 13 100 11 200
8
C 80 12 7,5 10/30 30/3 ) M20 80/8 36 99 60 82 160 96 160 96 48 48 17 900 16 300
10 95 9,0 bis 90/9 190 114 190 114 57 57 23 100 22 100
M24 105/8 117 97
115 10,4 230 138 230 138 69 69 30 800 22100
7 8
50 5,4 11,5 ) 35/4 ) M12 58/6 62 52 100 60 100 60 30 30 8 840 6820
65 7,1 15,5 7) 47/5 8) M16 68/6 81 67 130 78 130 78 39 39 13 100 11 200
C 80 8,7 19,5 7) 59/6 8) M20 80/8 99 82 160 96 160 96 48 48 17 900 16 300
11 12 36 60
95 10,7 23,5 7) 8
190 114 190 114 57 57 23 100 22 100
71/7 ) M24 105/8 117 97
115 12,4 23,5 7 230 138 230 138 69 69 30 800 22 100
1
) Mindestdurchmesser bzw. -dicke für db,min
8
nach Spalte 5, 5) Vorzugmaße für Bolzenverbindungen nach Tafel 13-12, 6) für Dübeltypen C3 und C4 gilt: dc ¼ a1 " a2 , 7) Mindest- Bolzendurchmesser min
db, je nach Durchmesser des Mittelloches d1 nach DIN EN 912: 2001-02, max db ¼ min db þ1 mm, ) für Mindestdurchmesser nach Spalte 5, 9) Holzdicke amin
) nach DIN EN 912: 2001-02, 2) nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, 8.9, Tab. NA.16, 3) nach DIN EN 912: 2001-02,p4ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi

¼ 22 mm für Vollholz- Einzelquerschnitte nach Tafel 2-2 nicht unterschreiten, 10) für k1 ¼ 1,0 nach Tafel 14-5, Zeile 3, 11) Mindestdicke für Brettschichtholzbau-
teile amin ¼ 50 mm nach Tafel 2-2, 12) die größere der Mindestholzdicken aus Dübel bzw. Bolzen ist jeweils für die Bemessung maßgebend, 13) Mindestdicken
für Bolzen nach Spalte 7, Mindestdicken für Seiten- und Mittelhölzer nach Tafel 14-5, Zeile 3, 14) die Mindestabstände für Bolzen nach Tafel 13-11 sind eben-
falls einzuhalten, 15) charakteristische Tragfähigkeit Fv,0(a),Rk für Scheibendübel mit Zähnen und zugehörigem Bolzen nach Gl. (14-6), 16) Bemessungswerte
der Tragfähigkeit Fv,0(a),Rd für Scheibendübel mit Zähnen und Bolzen nach Gl. (14-7), 17) Bolzen nach Abschn. 13.4, Festigkeitsklasse 4.6 mit fu, k ¼ 400 N/mm2
nach Tafel 13-10, charakteristische Tragfähigkeit nach Tafel 13-1 und 13-4, charakteristische Rohdichte der zu verbindenden Hölzer rk = 350 kg/m3
Verbindungen mit D"beln besonderer Bauart
Tafel 14-8 Mindestabstände von Scheibendübeln mit Zähnen Typ C1 bis C9 nach DIN EN
1995-1-1: 2010-12, 8.10, Tab 8.8 1), 2)

Bezeich-
nungen
Benennung der Bezeichnungen Winkel a Mindestabstände
nach
Bild 13-2
untereinander in (parallel zur)
a1 0, < a 2 360, (1,2 þ 0,3 " jcos aj) " dc
Faserrichtung
untereinander rechtwinklig zur
a2 0, < a < 360, 1,2 " dc
Faserrichtung
a3,t vom beanspruchten Hirnholzende !90, < a < 90, 2,0 " dc
90, < a < 150, (0,9 þ 0,6 " jsin aj) " dc
a3,c vom unbeanspruchten Hirnholzende 150 < a < 210,
,
1,2 " dc
210, < a < 270, (0,9 þ 0,6 " jsin aj) " dc
a4,t vom beanspruchten Rand 0, < a < 180, (0,6 þ 0,2 " jsin aj) " dc
a4,c vom unbeanspruchten Rand 180, < a < 360, 0,6 " dc
1
) Hierin bedeuten
a Winkel zwischen Kraft- und Faserrichtung
dc Nenndurchmesser des Scheibendübels mit Zähnen nach Tafel 14-6 (für C1 bis C5)
2
) bei versetzter Anordnung von Scheibendübeln mit Zähnen des Typs C1, C2, C6 und C7 mit
kreisrunder Form (d. h. Dübelschwerpunkte liegen nicht auf der Risslinie, sondern sind gegen-
über der Risslinie versetzt angeordnet) sollten die Bedingungen für die Mindestabstände nach
DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 8.9 (10) berücksichtigt werden

Tafel 14-9 Mindestabstände von Scheibendübeln mit Zähnen Typ C10 und C11 nach DIN EN
1995-1-1: 2010-12, 8.10, Tab 8.9 1), 2)

Bezeich-
nungen
Benennung der Bezeichnungen Winkel a Mindestabstände
nach
Bild 13-2
untereinander in (parallel zur)
a1 0, < a < 360, (1,2 þ 0,8 " jcos aj) " dc
Faserrichtung
untereinander rechtwinklig zur
a2 0, < a < 360, 1,2 " dc
Faserrichtung
a3, t vom beanspruchten Hirnholzende !90, < a < 90, 2,0 " dc
14
90, < a < 150, (0,4 þ 1,6 " jsin aj) " dc
a3 ,c vom unbeanspruchten Hirnholzende 150, < a < 210, 1,2 " dc
210, < a < 270, (0,4 þ 1,6 " jsin aj) " dc
a4, t vom beanspruchten Rand 0, < a < 180, (0,6 þ 0,2 " jsin aj) " dc
a4, c vom unbeanspruchten Rand 180, < a < 360, 0,6 " dc
1
) Hierin bedeuten
a Winkel zwischen Kraft- und Faserrichtung
dc Nenndurchmesser des Scheibendübels mit Zähnen nach Tafel 14-7

14.3 Verbindungen mit Ringdübeln und Scheibendübeln


mit Zähnen in Hirnholzflächen nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12,
NA.8.11
Charakteristische Werte der Tragfähigkeit Fv, H, Rk beim Hirnholzanschluss einer Ver-
bindungseinheit nach Tafel 14-10 können je Dübelart zur !bertragung von Auflager-
kräften mit Gl. (14-8) bzw. (14-9) errechnet werden, Bemessungswerte Fv, H, Rd nach
Gl. (14-10); die Werte für Fv, H, Rk sind in Tafel 14-10 angeführt.

11 3 7
Holzbau nach Eurocode 5

Vollholz muss bei Herstellung der Verbindung eine


Holzfeuchte w < 20 % besitzen. Der Nachweis des
lastaufnehmenden Träges (Hautträger) mit Schräg-
und Queranschlüssen (Verbindungsmittelkräfte un-
ter einen Winkel a zur Faserrichtung) kann nach
Abschn. 6.3 erfolgen.

Bild 14-1
Ausbildung einer Dübelverbindung in rechtwinklig oder
schräg (j > 45, ) zur Faserrichtung verlaufenden Hirnholz-
flächen von Voll-, Brettschicht- und Balkenschichtholz nach
DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.8.11, Bild NA.13, Dübel
nach Tafel 14-10

Die charakteristische Tragfähigkeit einer Verbindungseinheit von Ringdübeln A1


nach Tafel 14-10 in Hirnholzflächen mit charakteristischen Rohdichten der miteinan-
der verbundenen Bauteile rk > 350 kg/m3 (bei Voll-, Brettschicht- und Balken-
schichtholz) kann nach Gl. (14-8) berechnet werden; dabei sind Bauteile mit rk <
350 kg/m3 ebenso unzulässig wie die Vergrößerung der charakteristischen Tragfä-
higkeit Fv, H, Rk mit dem Modifikationsbeiwert k3 nach Tafel 14-2 (bei Hirnholzan-
schlüssen ist stets k3 = 1,0).
kH
Fv, H, Rk ¼ " Fv, 0, Rk ð14-8Þ
ð1,3 þ 0,001 " dc Þ
Fv, 0, Rk charakteristischer Wert der Tragfähigkeit einer Verbindungseinheit nach Abschn. 14.1,
für Dübeltyp A1 nach Tafel 14-2, Zeile 1 (mit k3 = 1,0) und Tafel 14-4
dc Dübeldurchmesser in mm für Dübeltyp A1 nach Tafel 14-10
kH Beiwert zur Berücksichtigung des Hirnholzeinflusses des anzuschließenden Trägers
¼ 0,65 bei n ¼ 1 oder 2 Dübeln hintereinander
¼ 0,80 bei n ¼ 3, 4 oder 5 Dübeln hintereinander
n > 5 Verbindungseinheiten nicht in Rechnung stellen

Die charakteristische Tragfähigkeit einer Verbindungseinheit von Scheibendübeln


mit Zähnen C1 und C10 in Hirnholzflächen mit charakteristischen Rohdichten der
miteinander verbundenen Bauteile rk > 350 kg/m3, jedoch rk < 500 kg/m3 (bei Na-
delvoll-, Brettschicht- und Balkenschichtholz) kann nach Gl. (14-9) berechnet wer-
den; dabei sind Bauteile mit rk < 350 kg/m3 ebenso unzulässig wie die Vergröße-
rung der charakteristischen Tragfähigkeit Fv,H.Rk mit dem Modifikationsbeiwert k3
nach Tafel 14-5 (bei Hirnholzanschlüssen ist stets k3 ¼ 1,0).
Fv, H, Rk ¼ 14 " dc1,5 þ 0,8 " Fb, 90, Rk ð14-9Þ
Fb,90, k charakteristischer Wert der Tragfähigkeit des verwendeten Bolzens oder der Gewinde-
stange nach Abschn. 13.2 bzw. Tafel 13-2 (Fv, Rk für außen liegende dünne Stahlbleche)
und mit der charakteristischen Lochleibungsfestigkeit fh, a, k für a ¼ 90, nach Tafel 13-4
dc Dübeldurchmesser in mm für Dübeltyp C1 und C10 nach Tafel 14-10
n > 5 Verbindungseinheiten nicht in Rechnung stellen

Bemessungswerte Fv, H, Rd bei Hirnholzanschlüssen mit bestimmten Ringdübeln A1


und Scheibendübeln mit Zähnen C1 und C10 können nach Gl. (14-10) ermittelt werden.
kmod " Fv, H, Rk
Fv, H, Rd ¼ nc " ð14-10Þ
gM
Fv, H, Rk charakteristischer Wert der Tragfähigkeit einer Verbindungseinheit nach Gl. (14-8) oder
(14-9) und nach Tafel 14-10
nc Anzahl der Verbindungseinheiten in einem Hirnholzanschluss
<5
kmod Modifikationsbeiwert für Holz nach Tafel 1-5
gM Teilsicherheitsbeiwert für Holz nach Tabelle 2-1
¼ 1,3

11 3 8
Tafel 14-10 Dübeltypen, Mindestbreiten, Mindestdübelabstände und charakteristische Tragfähigkeiten von Verbindungen mit Ringdübeln und Schei-
bendübeln mit Zähnen in rechtwinklig oder schräg (j > 45, ) zur Faserrichtung verlaufenden Hirnholzflächen von Voll-, Brettschicht- und
Balkenschichtholz nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, NA.8.11 1), 13), 14)
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Dübel- Dübel- Mindestdübelabstände Charakt.
Bolzen und Unterlegscheiben 7 Charakteristische
typ durch- nach Bild 14-1 ) Rohdichte
messer 1) der mitein- Tragfähigkeit 8– 12)
Mindestwerte Vorschlag für 4) Mindest- Rand- Abstand
Bolzen- Unterleg- Bolzen 5) Unterleg- breite abstand der Dübel ander ver- bei 1 od. 2 bei 3, 4 od. 5
Durch- scheibe 3) scheibe des anzu- unter- bundenen
Verbindungseinheiten
2 schließenden einander Bauteile 8), 9)
messer ) Durchmes- Durchmes- hintereinander
db, min/ ser/Dicke ser/Dicke Trägers
dc db, max d b a2,c a2 rk Fv, H, Rk Fv, H, Rk
in mm in mm in mm in mm in mm in mm in mm in mm in kg/m3 in N
A1 65 110 55 80 8 730 10 700
80 6 130 65 95 11 800 14 500
12/24 36/3,6 ) M12 58/6 > 350
zwei- 95 150 75 110 15 100 18 600
seitig 126 200 100 145 22 600 27 800
Dübel þ Bolzen 10) ¼ Fv, H, Rk
50 10/17 6) 100 50 55 4 950 4 410 9 360
M12 58/6
C1 62 10/21 30/3 6) 115 55 70 6 830 4 410 11 200
> 350,
75 10/26 125 60 90 9 100 7 100 16 200
M16 68/6 jedoch
zwei- 95 140 70 110 < 500 13 000 7 100 20 100
seitig 30/3 6)
117 10/30 M20 80/8 170 85 130 17 700 10 200 27 900
bis 90/9
140 M24 105/8 200 100 155 23 200 13 500 36 700
50 M12 58/6 100 50 65 4 950 4 410 9 360
C10 65 M16 68/6 115 60 85 > 350, 7 350 7 100 14 500
6
30/3 )
80 10/30 M20 80/8 130 65 100 jedoch 10 000 10 200 20 200
zwei- bis 90/9 < 500
seitig 95 150 75 115 13 000 13 500 26 500
M24 105/8
115 170 85 130 17 250 13 500 30 800
1
) nach DIN EN 912: 2001-02 und DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, Tab. NA.19, 2) nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12, Tab. NA.17 und NA.18, 3) Mindestdurchmesser bzw. -dicke
für db, min nach Spalte 3, 4) Vorzugmaße für Bolzenverbindungen nach Tafel 13-12, 5) mit Unterlegscheibe nach Spalte 6 unter dem Bolzenkopf einschl. Klemmvorrichtung
am Bolzenende, aus z. B. Rundstahl 1 24–40 mm mit Querbohrung und Innengewinde, s. Bild 14-1, oder einem entsprechenden Formstück oder einer Unterlegscheibe mit
Mutter, 6) für Mindestdurchmesser nach Spalte 3, 7) Dübel mittig in die Hirnholzflächen des anzuschließenden Trägers (Nebenträger) einbauen, 8) charakteristische Rohdich-
ten der miteinander verbundenen Bauteile rk < 350 kg/m3 nicht zulässig 9) Vergrößerung der charakteristischen Tragfähigkeit mit dem Modifikationsbeiwert k3 nach Tafel 14-2
bzw. 14-5 nicht zulässig (bei Hirnholzanschlüssen ist stets k3 ¼ 1,0), 10) Bolzen nach Abschn. 13.4, Festigkeitsklasse 4.6 mit fu, k ¼ 400 N/mm2 nach Tafel 13-10, charak-
teristische Tragfähigkeit nach Tafel 13-1 und 13-4, Winkel a ¼ 90, , charakteristische Rohdichte der zu verbindenden Hölzer rk ¼ 350 kg/m3, 11) Ringdübel A1 nach Gl. (14-8)
bzw. Scheibendübel mit Zähnen C1 und C10 nach Gl. (14-9) mit Bolzen nach Spalte 5, 12) Bemessungswerte Fv,H,Rd nach Gl. (14-10), 13) Hirnholzverdübelung zur !bertra-

11 3 9
Verbindungen mit D"beln besonderer Bauart

gung von Auflagerkräften (Nebenträger an Hauptträger) nach Bild 14-1, 14) Vollholz muss bei Herstellung der Verbindung eine Holzfeuchte w < 20 % („trocken“) besitzen
14
Holzbau nach Eurocode 5

15 Zimmermannsmäßige Verbindungen (Versätze)

Tafel 15-1 Bemessungswerte, Einschnitttiefen tv, Vorholzlängen lv und Ausmitten e von Ver-
sätzen nach DIN EN 1995-1-1/NA: 2010-12. NA.12.1 1), 4)

Versätze Bemessung für tv und lv Tragfähigkeit, allgemein

Stirnversatz (S) ! Druckspannungen in der


Stirnfläche des Versatzes
(abweichend von Abschn.
Fc, S, d " cos2 ða=2Þ 3.2.3):
tv, S ¼ /
b " fc, a=2, d s c, a, d Fc, a, d A
¼
fc, a, d fc, a, d
Fc, S, d " cos a 2
l v, S ¼ ), 5 ) ! Scherspannungen im einge-
bef " fv, d
schnittenen Holz (aus der
e ¼ 0,5 " ðhD ! tv, S Þ zum eingeschnittenen Holz
parallelen Druckkraftkompo-
nente), darf gleichmäßig
Brustversatz (B) angenommen werden:
/
td H c , 0, d A v
¼ < 1 5)
Fc, B, d " cos2 ða=2Þ fv, d fv, d
tv, B ¼
b " fc, a=2, d Fc,a, Ed auf die Stirnfläche einwir-
kende Kraft
Fc, B, d " cos a 2 Hc,0,d Druckkraftkomponente im
l v, B ¼ ), 5 )
bef " fv, d eingeschnittenen Holz
parallel zur Längskante
effi0
A Versatz-Stirnfläche
Av Vorholzfläche
bef wirksame Breite nach
Fersenversatz (F) Abschn. 3.4.1
fc, a,d Druckfestigkeit unter dem
Winkel a, s. unten
Fc, F, d " cos a fv,d Schubfestigkeit 4 ), 5 )
tv, F ¼
b " fc, a, d a Winkel Kraft-Faserrich-
tung
Fc, F, d " cos a 2 5
l v, F ¼ ), )
bef " fv, d ! Lagesicherung der Einzelteile,
" # die durch den Versatz verbun-
t v, F
e ¼ 0,5 " hD ! den sind, z. B. mit Bolzen
cos a
Stirn-Fersenversatz (SF) (doppelter Versatz)

Fc, SF, d ¼ Fc, S, d þ Fc, F, d 3) tv, S < 0,8 " tv, F


< tv, F ! 1,0 cm 3)
Fc, SF, d " cos a 2 5
lv, SF ¼ ), ) effi0
bef " fv, d

Bemessungswert der fc, 0, d


Druckfestigkeit der Stirn- fc, a, d ¼ vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
! ffi
u
fläche unter dem Winkel a u fc, 0, d " sin2 a 2 "fc, 0, d " sin a " cos a#2
t þ þ cos a 4
für Versätze (abweichend 2 " fc, 90, d 2 " fv, d
von Abschn. 3.2.3)

Fortsetzung s. nächste Seite

114 0
Tafeln
Tafel 15-1, Fortsetzung
zulässige Einschnitttiefen tv
einseitiger Versatz zweiseitiger Versatz
a < 50, 51, 52 ,
53,
54 ,
55 ,
56 ,
57,
58 , ,
59 > 60,

tv,req 0,25 0,242 0,233 0,225 0,217 0,208 0,200 0,192 0,183 0,175 0,167
"h "h "h "h "h "h "h "h "h "h "h
Hierin bedeuten
a Anschlusswinkel
bef wirksame Breite nach Abschn. 3.4.1
h Höhe des eingeschnittenen Holzes
tv Einschnitttiefe unabhängig vom
lv Vorholzlänge Anschlusswinkel
1
) Ausmitten nach Heimeshoff
2
) rechnerische Vorholzlänge lv: 20 cm < lv < 8 " tv, 20 cm ist eine Empfehlung nach Heimes-
hoff
3
) s. Stirn- und Fersenversatz
4
) fc,0,d, fc,90, d, fv,d Bemessungswerte nach Gl. (2-1) mit charakteristischen Werten nach
Abschn. 1.1
5
) bei der Berechnung der Querschnittsfläche für den Scherspannungsnachweis im Vorholz ist
die wirksame Breite bef ¼ kcr " b nach Abschn. 3.4.1 zu berücksichtigen

16 Tafeln

Tafel 16-1 Charakteristische Werte der Tragfähigkeit Fc, 0, Rk von einteiligen Rundholzstützen
aus Nadelholz C24, mittiger Druck, beidseitig gelenkige Lagerung nach DIN EN
1995-1-1: 2010-12, 6.3.2. s. auch Abschn. 4.1.1 1), 2)

d Fc,0,Rk,max in kN bei einer Knicklänge lef in m


in
cm 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0 6,5 7,0 8,0

10 74,2 50,3 36,0 26,9 20,8 16,6 13,6 11,3 9,50 8,12 7,03 5,41
14
12 140,9 99,8 72,5 54,6 42,5 34,0 27,8 23,1 19,5 16,7 14,5 11,1

14 230 174 129 98,7 77,2 62,0 50,7 42,3 35,8 30,7 26,6 20,5

16 336 272 211 163 129 104 85,3 71,3 60,4 51,8 44,9 34,7

18 455 391 317 252 201 163 135 113 95,6 82,1 71,3 55,1

20 585 525 446 365 297 243 201 169 144 124 108 83,4

22 728 672 594 503 417 346 289 244 208 179 156 121

24 883 830 756 663 563 474 399 339 290 251 218 170

26 1052 1001 931 839 732 627 534 456 393 340 297 232

28 1234 1184 1118 1029 921 805 695 599 518 450 395 309

30 1430 1380 1316 1232 1126 1004 880 767 667 583 512 403
1
) Bemessungswerte der Tragfähigkeit Fc, 0, Rd ¼ kmod " Fc, 0, Rk/gM, s. Beispielrechnung sinnge-
mäß zur Fußnote 1) der Tafel 16-2
2
) Fußnote 2) der Tafel 16-2 über evtl. Abminderungen von Fc, 0, Rk gelten sinngemäß

114 1
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 16-2 Charakteristische Werte der Tragfähigkeit Fc,0,Rk von einteiligen quadratischen
Holzstützen aus Nadelholz C24, mittiger Druck, beidseitig gelenkige Lagerung
nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.3.2. s. auch Abschn. 4.1.1 1), 2)

b¼h Fc, 0, Rk, max in kN bei einer Knicklänge lef in m


in cm 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0 6,5 7,0 8,0
10 118 82,6 59,8 44,9 34,9 27,9 22,8 19,0 16,0 13,7 11,9 9,1
12 213 160 119 90,6 70,9 56,8 46,5 38,8 32,8 28,1 24,4 18,8
14 330 269 209 162 128 103 84,8 70,8 60,0 51,5 44,7 34,5
16 463 403 330 264 212 172 142 119 101 86,8 75,4 58,3
18 611 555 480 398 326 268 222 187 159 137 119 92,6
20 775 723 650 562 472 394 330 280 239 206 180 140
22 955 906 838 749 649 553 469 400 343 297 260 202
24 1153 1105 1041 956 853 743 640 551 476 414 362 283
26 1368 1320 1259 1179 1077 961 843 734 639 558 491 386
28 1600 1552 1493 1417 1320 1203 1075 949 834 734 648 512
30 1850 1802 1743 1670 1578 1464 1332 1195 1062 941 835 664
1
) Bemessungswerte der Tragfähigkeit Fc, 0, Rd ¼ kmod " Fc, 0, Rk/gM, Beispiel: Holzstütze C24, b/h
¼ 14/14 cm, ständige Lasteinwirkungsdauer, Nutzungsklasse 1, Knicklänge lef ¼ 2,5 m, Bemes-
sungswert der Tragfähigkeit Fc, 0, Rd ¼ 0,6 " 269/1,3 ¼ 124,2 kN
2
) die Tafelwerte Fc, 0, Rk gelten nicht für Holzstützen in den Nutzungsklassen 2 und 3, bei denen
der Bemessungswert des ständigen Lastanteil 70 % des Bemessungswertes der Gesamtlast
überschreitet; die Tragfähigkeit derartig beanspruchter Holzstützen muss abgemindert werden
(Kriecheinfluss), hierüber s. Abschn. 4.1.3, Tafel 4-1 und Abschn. 4.1.1 sinngemäß

Tafel 16-3 Kanthölzer und Balken aus Nadelholz, Querschnittsmaße und statische Werte
nach DIN 4070-1:1958-01 und DIN 4070-2:1963-10 sowie DIN 1055-1: 2002-06

b/h A G 1) Wy Iy Wz Iz iy iz
in cm/cm in cm2 in N/m in cm3 in cm4 in cm3 in cm4 in cm in cm
6/6* 36 18,0 36 108 36 108 1,73 1,73
6/8* 48 24,0 64 256 48 144 2,31 1,73
6/10 60 30,0 100 500 60 180 2,89 1,73
6/12* 72 36,0 144 864 72 216 3,46 1,73
6/14 84 42,0 196 1372 84 252 4,04 1,73
6/16 96 48,0 256 2048 96 288 4,62 1,73
6/18 108 54,0 324 2916 108 324 5,20 1,73
6/20 120 60,0 400 4000 120 360 5,77 1,73
6/22 132 66,0 484 5324 132 396 6,35 1,73
6/24 144 72,0 576 6912 144 432 6,93 1,73
6/26 156 78,0 676 8788 156 468 7,51 1,73
7/12 84 42,0 168 1008 98 343 3,46 2,02
7/14 98 49,0 229 1601 114 400 4,04 2,02
7/16 112 56,0 299 2389 131 457 4,62 2,02
7/18 126 63,0 378 3402 147 515 5,20 2,02
7/20 140 70,0 467 4667 163 572 5,77 2,02
7/22 154 77,0 565 6211 180 629 6,35 2,02
7/24 168 84,0 672 8064 196 686 6,93 2,02
7/26 182 91,0 789 10253 212 743 7,51 2,02
Fortsetzung s. nächste Seite

114 2
Tafeln
Tafel 16-3, Fortsetzung

b/h A G 1) Wy Iy Wz Iz iy iz
in cm/cm in cm2 in N/m in cm3 in cm4 in cm3 in cm4 in cm in cm

8/8* 64 32,0 85 341 85 341 2,31 2,31


8/10* 80 40,0 133 667 107 427 2,89 2,31
8/12* 96 48,0 192 1152 128 512 3,46 2,31
8/14 112 56,0 261 1829 149 597 4,04 2,31
8/16* 128 64,0 341 2731 171 683 4,62 2,31
8/18 144 72,0 432 3888 192 768 5,20 2,31
8/20 160 80,0 533 5333 213 853 5,77 2,31
8/22 176 88,0 645 7099 235 939 6,35 2,31
8/24 192 96,0 768 9216 256 1024 6,92 2,31
8/26 208 104,0 901 11717 277 1109 7,51 2,31

9/9 81 40,5 121 547 121 547 2,60 2,60


9/10 90 45,0 150 750 135 608 2,89 2,60
9/16 144 72,0 384 3072 216 972 4,62 2,60
9/18 162 81,0 486 4374 243 1094 5,20 2,60
9/20 180 90,0 600 6000 270 1215 5,77 2,60
9/22 198 99,0 726 7986 297 1337 6,35 2,60
9/24 216 108 864 10368 324 1458 6,93 2,60
9/26 234 117 1014 13182 351 1580 7,51 2,60

10/10* 100 50,0 167 833 167 833 2,89 2,89


10/12* 120 60,0 240 1440 200 1000 3,46 2,89
10/14 140 70,0 327 2287 233 1167 4,04 2,89
10/16 160 80,0 427 3413 267 1333 4,62 2,89
10/18 180 90,0 540 4860 300 1500 5,20 2,89
10/20* 200 100 667 6667 333 1667 5,77 2,89
10/22* 220 110 807 8873 367 1833 6,35 2,89
10/24 240 120 960 11520 400 2000 6,93 2,89
10/26 260 130 1127 14647 433 2167 7,51 2,89

12/12* 144 72,0 288 1728 288 1728 3,46 3,46


12/14* 168 84,0 392 2744 336 2016 4,04 3,46
12/16* 192 96,0 512 4096 384 2304 4,62 3,46
12/18 216 108 648 5832 432 2592 5,20 3,46
12/20* 240 120 800 8000 480 2880 5,77 3,46
12/22
12/24
264
288
132
144
968
1152
10648
13824
528
576
3168
3456
6,35
6,93
3,46
3,46
14
12/26 312 156 1352 17576 624 3744 7,51 3,46

14/14* 196 98,0 457 3201 457 3201 4,04 4,04


14/16* 224 112 597 4779 523 3659 4,62 4,04
14/18 252 126 756 6804 588 4116 5,20 4,04
14/20 280 140 933 9333 653 4573 5,77 4,04
14/22 308 154 1129 12423 719 5031 6,35 4,04
14/24 336 168 1344 16128 784 5488 6,93 4,04
14/26 364 182 1577 20505 849 5945 7,51 4,04
14/28 392 196 1829 25611 915 6403 8,08 4,04

16/16* 256 128 683 5461 683 5461 4,62 4,62


16/18* 288 144 864 7776 768 6144 5,20 4,62
16/20* 320 160 1067 10667 853 6827 5,77 4,62
16/22 352 176 1291 14197 939 7509 6,35 4,62
16/24 384 192 1536 18432 1024 8192 6,93 4,62
16/26 416 208 1803 23435 1109 8875 7,51 4,62
16/28 448 224 2091 29269 1195 9557 8,08 4,62
16/30 480 240 2400 36000 1280 10240 8,66 4,62

Fortsetzung s. nächste Seite

114 3
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 16-3, Fortsetzung
b/h A G 1) Wy Iy Wz Iz iy iz
in cm/cm in cm2 in N/m in cm3 in cm4 in cm3 in cm4 in cm in cm
18/18 324 162 972 8748 972 8748 5,20 5,20
18/20 360 180 1200 12000 1080 9720 5,77 5,20
18/22* 396 198 1452 15972 1188 10692 6,35 5,20
18/24 432 216 1728 20736 1296 11664 6,93 5,20
18/26 468 234 2028 26364 1404 12636 7,51 5,20
18/28 504 252 2352 32928 1512 13608 8,08 5,20
18/30 540 270 2700 40500 1620 14580 8,66 5,20
20/20* 400 200 1333 13333 1333 13333 5,77 5,77
20/22 440 220 1613 17747 1467 14667 6,35 5,77
20/24* 480 240 1920 23040 1600 16000 6,93 5,77
20/26 520 260 2253 29293 1733 17333 7,51 5,77
20/28 560 280 2613 36587 1867 18667 8,08 5,77
20/30 600 300 3000 45000 2000 20 000 8,66 5,77
22/22 484 242 1775 19521 1775 19521 6,35 6,35
22/24 528 264 2112 25344 1936 21296 6,93 6,35
22/26 572 286 2479 32223 2097 23071 7,51 6,35
22/28 616 308 2875 40245 2259 24845 8,08 6,35
22/30 660 330 3300 49500 2420 26620 8,66 6,35
24/24 576 288 2304 27648 2304 27648 6,93 6,93
24/26 624 312 2704 35152 2496 29952 7,51 6,93
24/28 672 336 3136 43904 2688 32256 8,08 6,93
24/30 720 360 3600 54000 2880 34560 8,66 6,93
26/26 676 338 2929 38081 2929 38081 7,51 7,51
26/28 728 364 3397 47563 3155 41011 8,08 7,51
26/30 780 390 3900 58500 3380 43940 8,66 7,51
28/28 784 392 3659 51221 3659 51221 8,08 8,08
28/30 840 420 4200 63000 3920 54880 8,66 8,08
30/30 900 450 4500 67500 4500 67500 8,66 8,66
1 3
) das Gewicht pro lfdm G gilt für Nadelholz mit g ¼ 5,0 kN/m
(bei Buche/Eiche mit 1,4 vervielfachen)

Tafel 16-4 Rechteckquerschnitte aus Brettschichtholz; Querschnittsmaße


und statische Werte für b ¼ 10 cm1), 2)

b/h A G 3) Wy Iy iy4) b/h A G 3) Wy Iy iy4)


cm/cm cm2 kN/m cm3 cm4 cm cm/cm cm2 kN/m cm3 cm4 cm
10/30 300 0,150 1500 22500 8,66 10/80 800 0,400 10670 426700 23,09
10/31 310 0,155 1602 24830 8,95 10/81 810 0,405 10940 442900 23,38
10/32 320 0,160 1707 27310 9,24 10/82 820 0,410 11210 459500 23,67
10/33 330 0,165 1815 29950 9,53 10/83 830 0,415 11480 476500 23,96
10/34 340 0,170 1927 32750 9,81 10/84 840 0,420 11760 493900 24,25
10/35 350 0,175 2042 35730 10,10 10/85 850 0,425 12040 511800 24,54
10/36 360 0,180 2160 38880 10,39 10/86 860 0,430 12330 530 000 24,83
10/37 370 0,185 2282 42210 10,68 10/87 870 0,435 12620 548800 25,11
10/38 380 0,190 2407 45730 10,97 10/88 880 0,440 12910 567900 25,40
10/39 390 0,195 2535 49430 11,26 10/89 890 0,445 13200 587500 25,69

Fortsetzung s. nächste Seite

114 4
Tafeln
Tafel 16-4, Fortsetzung

b/h A G 3) Wy Iy iy 4) b/h A G 3) Wy Iy iy 4)
cm/cm cm2 kN/m cm3 cm4 cm cm/cm cm2 kN/m cm3 cm4 cm

10/40 400 0,200 2667 53330 11,55 10/90 900 0,450 13500 607500 25,98
10/41 410 0,205 2802 57430 11,84 10/91 910 0,455 13800 628000 26,27
10/42 420 0,210 2940 61740 12,12 10/92 920 0,460 14110 648900 26,56
10/43 430 0,215 3082 66260 12,41 10/93 930 0,465 14420 670300 26,85
10/44 440 0,220 3227 70990 12,70 10/94 940 0,470 14730 692200 27,13

10/45 450 0,225 3375 75940 12,99 10/95 950 0,475 15040 714500 27,42
10/46 460 0,230 3527 81110 13,28 10/96 960 0,480 15360 737300 27,71
10/47 470 0,235 3682 86520 13,57 10/97 970 0,485 15680 760600 28,00
10/48 480 0,240 3840 92160 13,86 10/98 980 0,490 16010 784300 28,29
10/49 490 0,245 4002 98040 14,14 10/99 990 0,495 16340 808600 28,58

10/50 500 0,250 4167 104200 14,43 10/100 1000 0,500 16670 833300 28,87
10/51 510 0,255 4335 110500 14,72 10/101 1010 0,505 17000 858600 29,16
10/52 520 0,260 4507 117200 15,01 10/102 1020 0,510 17340 884300 29,44
10/53 530 0,265 4682 124100 15,30 10/103 1030 0,515 17680 910600 29,73
10/54 540 0,270 4860 131200 15,59 10/104 1040 0,520 18030 937400 30,02

10/55 550 0,275 5042 138600 15,88 10/105 1050 0,525 18380 964700 30,31
10/56 560 0,280 5227 146300 16,17 10/106 1060 0,530 18730 992500 30,60
10/57 570 0,285 5415 154300 16,45 10/107 1070 0,535 19080 1021000 30,89
10/58 580 0,290 5607 162600 16,74 10/108 1080 0,540 19440 1050 000 31,18
10/59 590 0,295 5802 171100 17,03 10/109 1090 0,545 19800 1079000 31,47

10/60 600 0,300 6000 180 000 17,32 10/110 1100 0,550 20170 1109000 31,75
10/61 610 0,305 6202 189200 17,61 10/111 1110 0,555 20540 1140 000 32,04
10/62 620 0,310 6407 198600 17,90 10/112 1120 0,560 20910 1171000 32,33
10/63 630 0,315 6615 208400 18,19 10/113 1130 0,565 21280 1202000 32,62
10/64 640 0,320 6827 218500 18,47 10/114 1140 0,570 21660 1235000 32,91

10/65 650 0,325 7042 228900 18,76 10/115 1150 0,575 22040 1267000 33,20
10/66 660 0,330 7260 239600 19,05 10/116 1160 0,580 22430 1301000 33,49
10/67 670 0,335 7482 250600 19,34 10/117 1170 0,585 22820 1335000 33,77
10/68
10/69
680
690
0,340
0,345
7707
7935
262000
273800
19,63
19,92
10/118
10/119
1180
1190
0,590
0,595
23210
23600
1369000
1404000
34,06
34,35 14
10/70 700 0,350 8167 285800 20,21 10/120 1200 0,600 24000 1440 000 34,64
10/71 710 0,355 8402 298300 20,50 10/121 1210 0,605 24400 1476000 34,93
10/72 720 0,360 8640 311000 20,78 10/122 1220 0,610 24810 1513000 35,22
10/73 730 0,365 8882 324200 21,07 10/123 1230 0,615 25220 1551000 35,51
10/74 740 0,370 9127 337700 21,36 10/124 1240 0,620 25630 1589000 35,80

10/75 750 0,375 9375 351600 21,65 10/125 1250 0,625 26040 1628000 36,08
10/76 760 0,380 9627 365800 21,94 10/126 1260 0,630 26460 1667000 36,37
10/77 770 0,385 9882 380400 22,23 10/127 1270 0,635 26880 1707000 36,66
10/78 780 0,390 10140 395500 22,52 10/128 1280 0,640 27310 1748000 36,95
10/79 790 0,395 10400 410900 22,80 10/129 1290 0,645 27740 1789000 37,24
1
) im Regelfall sollte h=b < 10 betragen
2
) für andere Querschnittsbreiten b 6¼ 10 cm: h ¼ b=bTafel ; A, G, Wy, Iy ¼ h " Tafelwert
Beispiel für b/h ¼ 14/80 cm: h ¼ 14=10 ¼ 1,4 iy ¼ Tafelwert
A ¼ 1,4 " 800 ¼ 1120 cm2 Wy ¼ 1,4 " 10 670 ¼ 14 940 cm3 iz ¼ h " 0,28867 " 10,0
4
G ¼ 1,4 " 0,400 ¼ 0,56 kN=m I y ¼ 1,4 " 426 700 ¼ 597 400 cm
iy ¼ 23,09 cm iz ¼ 1,4 " 0,28867 " 10 ¼ 4,04 cm
3
) Wichte g ¼ 5,0 kN/m3 4
) iz ¼ 0,28867 " 10 ¼ 2,89 cm

114 5
Holzbau nach Eurocode 5
Tafel 16-5 Rundhölzer, Querschnittsmaße und statische Werte
d ist in Stammmitte bei entrindetem Holz gemessen. Das Gewicht pro lfdm G
gilt für Nadelholz mit g ¼ 5,0 kN/m3 . (bei Buche/Eiche mit 1,4 vervielfachen)

d U A G I W i
in cm in cm in cm2 in N/m in cm4 in cm3 in cm
10 31,4 78,5 39,3 491 98,2 2,50
12 37,7 113 56,5 1018 170 3,00
14 44,0 154 77,0 1886 269 3,50
16 50,3 201 101 3217 402 4,00
18 56,5 254 127 5153 573 4,50
20 62,8 314 157 7854 785 5,00
22 69,1 380 190 11500 1045 5,50
24 75,4 452 226 16290 1357 6,00
26 81,7 531 265 22430 1725 6,50
28 88,0 616 308 30170 2155 7,00
30 94,2 707 353 39760 2650 7,50

Tafel 16-6 Dachlatten aus Nadelholz, Querschnittsmaße und statische Werte 1)


nach DIN 4070-1:1958-01
b/h A G 2) Wy Iy Wz Iz iy iz
in mm/mm in cm2 in N/m in cm3 in cm4 in cm3 in cm4 in cm in cm
24/48* 11,5 5,8 9,2 22,1 4,57 5,5 1,39 0,69
30/50*1) 15,0 7,5 12,5 31,3 7,5 11,3 1,45 0,87
40/60* 24,0 12,0 24,0 72,0 16,0 32,0 1,73 1,16
1
) nach VOB DIN 18334: 2010-04, 3.8, sind Dachlatten mind. mit einem Querschnitt von
30 mm + 50 mm nach DIN 4074-1:2003-06, Sortierklasse S10 (Festigkeitsklasse C24), herzustellen
2
) mit der Wichte g ¼ 5,0 kN/m3

Tafel 16-7 Ungehobelte Bretter und Bohlen aus Nadelholz, Maße 1) nach DIN 4071-1: 1977-04
Dicken Bretter 16 18 22 24 28 38
in mm Bohlen 44 48 50 63 70 75
Breiten Bretter 2) 75 80 100 115 120 125 140 150 160 175 180
in mm und Bohlen 2) 200 220 225 240 250 260 275 280 300
Längen Bretter von 1500 bis 6000,
in mm und Bohlen Stufung 250 und 300
1
) gelten für eine Holzfeuchte von 14 bis 20%
2
) parallel besäumt

Tafel 16-8 Vorzugsquerschnitte von Konstruktionsvollholz KVH nach Tafel 16-9 1), 2)
Breite in cm Höhe in cm
10 12 14 16 18 20 24
6 4 4 4 4 4 4 4
8 4 4 4 4 4 4
10 4 4 4 4 4
12 4 4 4 4
14 4 4
1
) andere Querschnitte sind lieferbar
2
) Vorzugslängen: 5 m und 13 m

114 6
Tafeln
Tafel 16-9 Konstruktionsvollholz (KVH) aus Nadelholz (Fichte, Tanne, Kiefer, Lärche oder
Douglasie) Stand: 10/2008 1)

KVH-Si KVH-NSi
Sortiermerkmale
sichtbarer Bereich nicht sichtbarer Bereich

Sortierklasse mind. Sortierklasse S10 TS nach DIN 4074-1

Holzfeuchte 15 % / 3 %

Einschnittart herzgetrennt, auf Wunsch herzfrei herzgetrennt

schräg gemessen < 10 % der


Baumkante nicht zulässig
kleineren Querschnittsseite

Maßhaltigkeit des
Maßhaltigkeitsklasse 2 nach DIN EN 336 2 )
Querschnitts

S10: A < 2=5 und < 70 mm


#stigkeit S13: A < 1=5 und < 70 mm
nach DIN 4074-1

lose #ste und Durchfalläste nicht


zulässig; vereinzelt angeschlagene nach DIN 4074-1
Astzustand
#ste oder Astteile von #sten bis Sortierklasse S10
max. 20 mm ˘ sind zulässig

Rindeneinschluss nicht zulässig nach DIN 4074-1

Risse, radiale Rissbreite b < 3 % der jeweiligen


Schwindrisse Querschnittsseite, nicht mehr als nach DIN 4074-1
(Trockenrisse) 6 mm

Harzgallen Breite b < 5 mm —

Verfärbungen nicht zulässig nach DIN 4074-1

Insektenbefall nicht zulässig nach DIN 4074-1

Verdrehungen ) 3
— —
14
bei herzgetrenntem Einschnitt:
< 8 mm=2 m bei herzgetrenntem Einschnitt:
Längskrümmung < 8 mm=2 m
bei herzfreiem Einschnitt:
< 4 mm=2 m

Bearbeitung der rechtwinklig gekappt


Enden

Oberflächen-
beschaffenheit gehobelt und gefast egalisiert und gefast

Keilzinkung zulässig nach DIN 68140-1 bzw. DIN EN 385


1
) entsprechend den !berwachungsbestimmungen und der Vereinbarung zwischen dem Bund
Deutscher Zimmermeister (DBZ) und der !berwachungsgemeinschaft Konstruktionsvollholz
e. V. vom November 2003
2
) s. Tafel 18-1 im Onlineportal zu diesem Buch O+
3
) das zulässige Maß der Verdrehung wird nicht näher definiert, da bei Einhaltung aller ande-
ren Kriterien keine untolerierbaren Verdrehungen zu erwarten sind

114 7
Glasbau
Prof. Dr.-Ing. Bernhard Weller, Dr.-Ing. Silke Tasche

Inhalt

1 Allgemeines 1150
1.1 Einführung 1150
1.2 Literatur 1150
2 Abkürzungen, Formelzeichen 1153
2.1 Abkürzungen 1153
2.2 Formelzeichen 1154
3 Glas 1154
3.1 Materialeigenschaften 1154
3.2 Basisprodukte 1155
4 Glasbearbeitung 1155
4.1 Glaskanten nach DIN EN 1863-1, DIN EN 12150 1155
4.2 Glasoberflächen 1156
5 Glasveredelung 1156
5.1 Einscheibensicherheitsglas (ESG) nach DIN EN 12150 1156
5.2 Teilvorgespanntes Glas (TVG) nach DIN EN 1863-1 1157
5.3 Chemisch vorgespanntes Glas nach DIN EN 12337 1157
6 Glasprodukte 1157
6.1 Verbundglas (VG) und Verbund-Sicherheitsglas (VSG) 1157
6.2 Mehrscheiben-Isolierglas (MIG) nach DIN EN 1279 1159
7 Liefergrößen 1160

8 Scheibenlagerung 1161
8.1 Linienförmige Scheibenlagerung 1161
8.2 Punktförmige Scheibenlagerung 1161
8.2.1 Punktförmige Scheibenlagerung ohne Durchdringung 1161
8.2.2 Punktförmige Scheibenlagerung mit Durchdringung 1162 15
9 Konstruktion im Detail 1163
9.1 Vertikalverglasungen 1166
9.2 !berkopfverglasungen 1167
9.3 Begehbare Verglasungen 1168
9.4 Gegen Absturz sichernde Verglasungen 1169
10 Structural-Sealant-Glazing (SSG) 1175

11 Bauaufsichtliche Regelungen 1177


11.1 Verwendbarkeit von Bauprodukten und Bauarten 1178
11.2 Nachweise der Verwendbarkeit von Bauprodukten und Bauarten 1182

114 9

U. Vismann (Hrsg.), Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln, DOI 10.1007/978-3-8348-8613-2_15,


© Vieweg+Teubner Verlag |Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012
Glasbau

1 Allgemeines
1.1 Einführung
Die Bemessung von Glas wird gegenwärtig nach dem deterministischen globalen
Sicherheitskonzept durchgeführt. Die vorhandenen technischen Regeln, zum Bei-
spiel die Technischen Regeln für die Verwendung von linienförmig gelagerten Ver-
glasungen (TRLV), enthalten die Werte für die zulässige Beanspruchbarkeit unter
Berücksichtigung des globalen Sicherheitsbeiwertes.
s vorh < s zul .
Dieses Bemessungskonzept wird dem spröden Baustoff Glas allerdings nicht ge-
recht. Derzeit wird ein neues Regelwerk, die E DIN 18008 „Bemessungs- und Kon-
struktionsregeln für Bauprodukte aus Glas“, erarbeitet. Die Teile 1 und 2 (Begriffe und
allgemeine Grundlagen; linienförmig gelagerte Verglasungen) liegen anwendungs-
fertig als Stand der Technik vor, sind jedoch noch nicht bauaufsichtlich eingeführt.
Dieses Kapitel bezieht sich auf die Bemessung nach dem bauaufsichtlich eingeführ-
ten Stand der Technik im Konstruktiven Glasbau.

1.2 Literatur
[1] Bucak, ".; Schuler, C.: Glas im Konstruktiven Ingenieurbau. In: Stahlbaukalender 2008.
Berlin: Ernst & Sohn Verlag, 2008. Seite 829–938
[2] Knaack, U.: Konstruktiver Glasbau. Köln: Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, 1998
[3] Knaack, U.; Führer, F.; Wurm, J.: Konstruktiver Glasbau 2. Neue Möglichkeiten und Tech-
niken. Köln: Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, 2000
[4] Petzold, A.; Marusch, H. Schramm, B.: Der Baustoff Glas. Berlin: Verlag für Bauwesen, 1990
[5] Schittich, C. u. a.: Glasbau Atlas. Basel: Birkhäuser Verlag, 2006
[6] Sedlacek, G.; Blank, K.; Laufs, W.; Güsgen, J.: Glas im Konstruktiven Ingenieurbau. Berlin:
Ernst & Sohn Verlag, 1999
[7] Siebert, G.: Entwurf und Bemessung von tragenden Bauteilen aus Glas. Berlin: Ernst &
Sohn Verlag, 2001
[8] Weller, B.; Härth, K.; Tasche, S.; Unnewehr, S.: DETAIL Praxis Konstruktiver Glasbau.
Grundlagen, Anwendungen, Beispiele. München: Institut für internationale Architektur-Do-
kumentation, 2008
[9] Weller, B.; Nicklisch, F.; Thieme, S.; Weimar, T.: Glasbau-Praxis. Konstruktion und Bemes-
sung 2. Auflage. Berlin: Bauwerk Verlag, 2010
[10] Weller, B.; Reich, S.; Wünsch, J.: Glasbau. In: Wendehorst Beispiele aus der Baupraxis.
Herausgegeben von O. W. Wetzell. Wiesbaden: B. G. Teubner Verlag, 2010
[11] Wörner, J.-D.; Schneider, J.; Fink, A.: Glasbau. Grundlagen, Bemessung, Konstruktion.
Berlin. Springer Verlag, 2001
[12] Wörner, J.-D.: Konstruktiver Glasbau. In: Betonkalender 2001. Berlin: Ernst & Sohn Verlag,
2001. Seite 545–572
[13] Musterbauordnung (MBO), Fassung November 2002. Berlin: Informationssystem Baumi-
nisterkonferenz
[14] Muster-Liste der Technischen Baubestimmungen (MLTB), Fassung September 2009. Ber-
lin: Informationssystem Bauministerkonferenz
[15] Technische Regeln für die Verwendung von linienförmig gelagerten Verglasungen (TRLV),
DIBt Mitteilungen, Ausgabe 3/2007, Berlin: Ernst & Sohn Verlag
[16] Charlier, H.; Feldmeier, F.; Reidt, A.: Erläuterungen zu den Technischen Regeln für die Ver-
wendung von linienförmig gelagerten Verglasungen, DIBt Mitteilungen, Ausgabe 3/1999,
Berlin: Ernst & Sohn Verlag
[17] Technische Regeln für die Verwendung von absturzsichernden Verglasungen (TRAV), DIBt
Mitteilungen, Ausgabe 2/2003, Berlin: Ernst & Sohn Verlag
[18] Schneider, H.; Schneider, J.; Reidt, A.: Erläuterungen zu den Technischen Regeln für die
Verwendung von absturzsichernden Verglasungen, DIBt Mitteilungen, Ausgabe 3/2004,
Berlin: Ernst & Sohn Verlag
[19] Technische Regeln für die Bemessung und die Ausführung punkförmig gelagerter Vergla-
sungen (TRPV), DIBt Mitteilungen, Ausgabe 3/2007, Berlin: Ernst & Sohn Verlag

11 5 0
Allgemeines
[20] Bauregelliste A, Bauregelliste B und Liste C (Ausgabe 2010/1), DIBt Mitteilungen, Sonder-
heft Nr. 39, Berlin: Ernst & Sohn Verlag
[21] Anforderungen an begehbare Verglasungen: Empfehlung für das Zustimmungsverfahren,
DIBt Mitteilungen, Ausgabe 1/2010, Berlin: Ernst und Sohn Verlag
[22] GS-BAU-18, Grundsätze für die Prüfung und Zertifizierung der bedingten Betretbarkeit
oder Durchsturzsicherheit von Bauteilen bei Bau- oder Instandhaltungsarbeiten. Karlsru-
he: Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften, Fachausschuss Bau, Prüf-
und Zertifizierungsstelle im BG-PR!FZERT, 2001
[23] ETAG 002/Teil 1, Leitlinie für die europäische technische Zulassung für geklebte Glaskon-
struktionen (Structural Sealant Glazing Systems – SSGS), Teil 1: Gestützte und unge-
stützte Systme. Berlin: Bundesanzeiger 1999
[24] ETAG 002/Teil 2, Leitlinie für die europäische technische Zulassung für geklebte Glaskon-
struktionen (Structural Sealant Glazing Systems – SSGS), Teil 2: Beschichtete Aluminium-
Systeme. Berlin: Bundesanzeiger 2002
[25] ETAG 002/Teil 3, Leitlinie für die europäische technische Zulassung für geklebte Glaskon-
struktionen (Structural Sealant Glazing Systems – SSGS), Teil 3: Systeme mit thermisch
getrennten Profilen. Berlin: Bundesanzeiger 2003
[26] Weller, B.; Härth, K.; Wünsch, J.: Regelwerke, Prüfungen und !berwachungen im Kon-
struktiven Glasbau. In: Der Prüfingenieur 31, Oktober 2007. Seite 38–50

Normen und Richtlinien


DIN Teil Ausgabe Titel

1259 Glas

1 09.01 Begriffe für Glasarten und Glasgruppen

2 09.01 Begriffe für Glaserzeugnisse

1055 Einwirkungen auf Tragwerke

1 06.02 Wichten und Flächen von Baustoffen, Bauteilen und


Lagerstoffen

3 03.06 Eigen- und Nutzlasten für Hochbauten

4 03.05 Windlasten

5 07.05 Schnee- und Eislasten

Prüfung von Bodenbelegen – Bestimmung der


rutschhemmenden Eigenschaft – Arbeitsräume und
51130 06.04
Arbeitsbereiche mit Rutschgefahr, Regelungsverfah-
ren – Schiefe Ebene

Einrichtungen zur Instandsetzung baulicher Anla- 15


4426 09.01 gen; Sicherheitstechnische Anforderungen an Ar-
beitsplätze und Verkehrswege, Planung und Ausfüh-
rung

18516 Außenwandbekleidungen, hinterlüftet

1 06.10 Anforderungen, Prüfgrundsätze

Einscheiben-Sicherheitsglas; Anforderungen,
4 02.90
Bemessung, Prüfung

DIN V Teil Ausgabe Titel

11535-1 Gewächshäuser

1 02.98 Ausführung und Berechnung

Glas im Bauwesen – Sicherheitssonderverglasun-


356 02.00 gen – Prüfverfahren und Klasseneinteilungen des
Widerstandes gegen manuellen Angriff

11 5 1
Glasbau
DIN EN Teil Ausgabe Titel
572 Basiserzeugnisse aus Kalk-Natronglas
Definitionen und allgemeine physikalische und mechani-
1 09.04
sche Eigenschaften
2 09.04 Floatglas
3 09.04 Poliertes Drahtglas
4 09.04 Gezogenes Flachglas
5 09.04 Ornamentglas
6 09.04 Drahtornamentglas
7 09.04 Profilbauglas mit und ohne Drahteinlage
8 09.04 Liefermaße und Festmaße
9 01.05 Konformitätsbewertung/Produktnorm
Glas im Bauwesen – Sicherheitssonderverglasungen –
1063 01.00 Prüfverfahren und Klasseneinteilungen für den Wider-
stand gegen Beschuss
1096 Beschichtetes Glas
1 01.99 Definitionen und Klasseneinteilungen
Anforderungen an und Prüfverfahren für Beschichtun-
2 05.01
gen der Klassen A, B und S
Anforderungen an und Prüfverfahren für Beschichtun-
3 05.01
gen der Klassen C und D
1279 Glas im Bauwesen – Mehrscheiben-Isolierglas
1 08.04 Allgemeines und Maßtoleranzen und Vorschriften für die
Systembeschreibung
Langzeitprüfverfahren und Anforderungen bezüglich
2 06.03
Feuchtigkeitsaufnahme
Langzeitprüfverfahren und Anforderungen bezüglich
3 05.03 Gasverlustrate und Grenzabweichungen für die Gaskon-
zentration
Verfahren zur Prüfung der physikalischen Eigenschaften
4 10.02
des Randverbundes
Glas im Bauwesen, Bestimmung der Biegefestigkeit von
1288
Glas
1 09.00 Grundlagen
Doppelring-Biegeversuch an plattenförmigen Proben mit
2 09.00
großen Prüfflächen
Prüfung von Proben bei zweiseitiger Auflagerung (Vier-
3 09.00
schneiden-Verfahren)
4 09.00 Prüfung von Profilbauglas
Doppelring-Biegeversuch an plattenförmigen Proben mit
5 09.00
kleinen Prüfflächen
1748 Glas im Bauwesen – Spezielle Basiserzeugnisse
1-1 12.04 Borosilicatgläser, Definitionen und allgemeine physikali-
sche und mechanische Eigenschaften
1-2 01.05 Borosilicatgläser, Konformitätsbewertung, Produktnorm
1863 Teilvorgespanntes Kalknatronglas
1 03.00 Definition und Beschreibung

11 5 2
Abk"rzungen, Formelzeichen
DIN EN Teil Ausgabe Titel
Thermisch vorgespanntes Kalknatron-Einscheibensicher-
12150
heitsglas
1 11.00 Definition und Beschreibung
12337 Chemisch vorgespanntes Kalknatronglas
1 11.00 Definition und Beschreibung
Glas im Bauwesen – Pendelschlagversuch; Verfahren
12600 04.03
zur Stoßprüfung und Klassifizierung von Flachglas
13022 Glas im Bauwesen – Geklebte Verglasungen
1 08.06 Glasprodukte für SSG-Systeme; Einfach- und Mehrfach-
verglasungen mit und ohne Abtragung des Eigenge-
wichtes
2 08.06 Verglasungsvorschriften
Glas im Bauwesen – Sicherheitssonderverglasungen –
13541 02.01 Prüfverfahren und Klasseneinteilungen des Widerstan-
des gegen Sprengwirkung
14449 07.05 Glas im Bauwesen – Verbundglas und Verbund-Sicher-
heitsglas – Konformitätsbewertung/Produktnorm
DIN EN ISO Teil Ausgabe Titel
12543 Verbund- und Verbund-Sicherheitsglas
1 08.98 Definition und Beschreibung von Bestandteilen
2 08.98 Verbund-Sicherheitsglas
3 08.98 Verbundglas
4 08.98 Verfahren zur Prüfung der Beständigkeit
5 08.98 Maße und Kantenbearbeitung
6 08.98 Aussehen
E DIN Teil Ausgabe Titel
18008 Glas im Bauwesen – Bemessungs- und Konstruktions-
regeln
1 07.09 Begriffe und allgemeine Grundlagen
2 07.09 Linienförmig gelagerte Verglasungen

15
2 Abkürzungen, Formelzeichen
2.1 Abkürzungen
BRL Bauregelliste
ESG Einscheibensicherheitsglas
ESG-H Heißgelagertes Einscheibensicherheitsglas
FLG Floatglas
MBO Musterbauordnung
MIG Mehrscheiben-Isolierglas
PVB-Folie Polyvinyl-Butyral-Folie
SSG Structural-Sealant-Glazing
SZR Scheibenzwischenraum
TVG Teilvorgespanntes Glas
VG Verbundglas
VSG Verbund-Sicherheitsglas

11 5 3
Glasbau

2.2 Formelzeichen
A Fläche a Randabstand a Ausdehnungskoeffizient,
B Breite b Randabstand Winkel
c Randabstand, Stegdicke, l Wärmeleitfähigkeit
E Elastizitätsmodul Wärmekapazität m Poissonzahl
F Einzellast d Scheibendicke r Dichte
H Flanschhöhe e Exzentrizität
L Länge g Eigengewicht
l Stützweite
p Verkehrslast
t Glaseinstandstiefe

Ti/Ta Innen-/ Außentemperatur bB Mindestbiegezugfestigkeit


L1/L2 Seitenlängen ezul zulässige Dehnung
a1/a2 Randabstände sV Vorspannung
do/du Scheibendicke oben/unten svorh vorhandene Spannung
bF Fugenbreite szul zulässige Spannung
fzul Zulässige Durchbiegung tzul zulässige Schubspannung
la Auflagertiefe
ld Auflagerstärke
pi/pa Innendruck/Außendruck
tFolie Folienstärke

3 Glas
3.1 Materialeigenschaften
Glas ist ein anorganischer nichtmetallischer Werkstoff, der durch kontrolliertes Ab-
kühlen des geschmolzenen Rohmaterials entsteht, ohne eine Kristallgitterstruktur
zu bilden. Das Fehlen des Kristallgitters ist für die Transparenz des Materials ver-
antwortlich. Glasarten werden nach DIN 1259-1 in ihrer Zusammensetzung unter-
schieden. Entsprechend der Glasart ergeben sich die chemischen und physikali-
schen Eigenschaften. Bautechnisch relevante Glasarten sind Kalk-Natronglas und
Borosilicatglas. Borosilicatglas wird aufgrund seiner hohen Temperaturwechselbe-
anspruchbarkeit vorwiegend als Brandschutzglas verwendet.

Tafel 3-1 Eigenschaften von Kalk-Natronglas und Borosilicatglas


Kalk-
Borosilicatglas
Eigenschaft Einheit Natronglas
DIN EN 1748-1-1
DIN EN 572-1

Dichte r kg/m3 2,5 " 103 2,2 bis 2,5 " 103

Elastizitätsmodul E N/mm2 7,0 " 104 6,0 bis 7,0 " 104

Poissonzahl m – 0,20 0,20

Spezifische Wärme-
J/(kg " K) 0,72 " 103 0,8 " 103
kapazität c

Mittlerer thermischer
Ausdehnungskoeffizient a K –1 9,0 " 10 –6 3,1 bis 6,0 " 10 – 6
(20 , C bis 300 , C)

Wärmeleitfähigkeit l W/(m " K) 1,0 1,0

11 5 4
Glasbearbeitung

3.2 Basisprodukte
Tafel 3-2 Basisprodukte
Basisprodukt Kennzeichen Norm
1 4
Floatglas ), ) DIN EN 572-2
2 4 plan, durchsichtig,
Gezogenes Flachglas ), ) DIN EN 572-4
klar/gefärbt
3 4
Poliertes Drahtglas ), ) DIN EN 572-3
3 4
Ornamentglas ), ) DIN EN 572-5
Plan, durchscheinend,
3 4 klar/gefärbt
Drahtornamentglas ), ) DIN EN 572-6

Profilbauglas mit und Profiliert, durchscheinend,


DIN EN 572-7
ohne Drahtnetz3) klar/gefärbt
1
) Hergestellt mit dem Floatverfahren.
2
) Hergestellt mit dem Ziehverfahren.
3
) Hergestellt mit dem Gussverfahren.
4
) Basisprodukte aus Borosilicatglas nach DIN EN 1748-1-1.

4 Glasbearbeitung
4.1 Glaskanten nach DIN EN 1863-1, DIN EN 12150
Glaskanten können als gerade Kante (K), Gehrungskante (GK), Facettenkante (FK)
oder runde Kante (RK) ausgeführt werden. Die Genauigkeit und die Kantenfestig-
keit der dargestellten geraden Kante steigen mit der qualitativen Ausführung der
Glaskante. Eine Bearbeitung der Glaskanten erfolgt grundsätzlich vor einer thermi-
schen Verfestigung. Lediglich chemisch verfestigtes Glas kann unter Verlust der
Kantenfestigkeit nachträglich geschnitten werden. Freie Kanten an Glaselementen
sollten poliert werden.

Die geschnittene Kante (KG) ist die beim Schneiden von


Glas entstehende, unbearbeitete Glaskante.

Die gesäumte Kante (KGS) entspricht der Schnittkante,


deren Ränder mit einem Schleifwerkzeug mehr oder 15
weniger gebrochen (gefast) sind.

Die Glasscheibe wird durch Schleifen der Kantenober-


fläche auf das erforderliche Maß gebracht. Die maßge-
schliffene Kante (KMG) oder justierte Kante kann mit
gebrochenen Rändern ausgeführt sein. Blanke Stellen
Querschnitt Ansicht
oder Ausmuschelungen können sichtbar sein.

Die Kantenoberfläche wird durch Schleifen ganzflächig


bearbeitet. Die geschliffene oder feinjustierte Kante
(KGN) kann mit gebrochenen Rändern ausgeführt sein.
Sie hat ein schleifmattes Aussehen ohne blanke Stellen
und Ausmuschelungen.

Die polierte Kante (KPO) ist eine durch !berpolieren ver-


feinerte geschliffene Kante.

Bild 4-1 Ausführungsarten von Glaskanten

11 5 5
Glasbau

4.2 Glasoberflächen
Tafel 4-1 Ausgewählte Arten der Oberflächenbehandlung

Verfahren1) Beschreibung Einfluss auf Festigkeit2)

Beschichten Aufbringen einer Metalloxidschicht Keine Festigkeitsminderung

Bedrucken Einbrennen einer Emailleschicht Festigkeitsminderung

#tzen Mattieren des Glases durch Säure Keine Festigkeitsminderung

Sandstrahlen Mattieren des Glases durch Sandstrahlen Keine Festigkeitsminderung

1
) Möglichkeiten der optischen Gestaltung sind herstellerseitig zu erfragen.
2
) Zulässige Glasfestigkeiten nach Abschnitt 9.

5 Glasveredelung
Beim thermischen Vorspannen werden Basisgläser nach DIN EN 572 auf eine fest-
gelegte Temperatur erhitzt und dann kontrolliert schnell abgekühlt, sodass eine
dauerhafte Spannungsverteilung im Glas entsteht. Die Oberflächen von Einschei-
bensicherheitsglas und teilvorgespanntem Glas erhalten so eine wesentlich höhere
Widerstandsfestigkeit gegen mechanische und thermische Beanspruchungen. Beim
chemischen Vorspannen entsteht ein Eigenspannungszustand durch Austausch
kleiner Natrium-Ionen an der Oberfläche gegen größere Kalium-Ionen. Nicht
vorgespanntes Glas besitzt eine Mindestbiegefestigkeit bB = 45 N/mm2 . Die charak-
teristische Biegezugfestigkeit vorgespannter Gläser setzt sich dann zusammen aus
eingeprägter Oberflächendruckspannung und Eigenfestigkeit des Glases. Die Kurz-
zeitdruckfestigkeit für Glas beträgt nach neuesten Untersuchungen etwa 500 N/mm2 .
Für Langzeitbeanspruchungen sollte man diesen Wert etwa um den Faktor 3 ab-
mindern.

5.1 Einscheibensicherheitsglas (ESG) nach DIN EN 12150


Die Mindestbiegezugfestigkeit beträgt bB = 120 N/mm2 . Aufgrund seiner stumpf-
kantig krümeligen Bruchstruktur wird ESG als Sicherheitsglas eingestuft. Spontan-
bruch durch Nickelsulfid-Einschlüsse vermeidet man durch Heißlagerung der Schei-
ben (ESG-H).

-
~0,2 d
~0,6 d

+ σV =
d

100-150 N/mm2
~0,2 d

Bild 5-1 Eigenspannungszustand und Bruchbild ESG

11 5 6
Glasprodukte

5.2 Teilvorgespanntes Glas (TVG) nach DIN EN 1863-1


Die Mindestbiegezugfestigkeit beträgt bB ¼ 70 N/mm2 . Kennzeichnend für die Bruch-
struktur von TVG sind Radialbrüche von Kante zu Kante.

-
~0,2 d

σV =
~0,6 d

+
d

40-60 N/mm2
~0,2 d

-
Bild 5-2 Eigenspannungszustand und Bruchbild TVG

5.3 Chemisch vorgespanntes Glas nach DIN EN 12337


Die Mindestbiegezugfestigkeit beträgt bB = 150 N/mm2 . Chemisch vorgespanntes
Glas ist allseitig vorgespannt. Die Bruchstruktur ähnelt der des nicht vorgespann-
ten Glases.

-
σV = 500-800 N/mm2

-
Bild 5-3 Eigenspannungszustand und Bruchbild von chemisch vorgespanntem Glas 15

6 Glasprodukte
6.1 Verbundglas (VG) und Verbund-Sicherheitsglas (VSG)
Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas wird nach DIN EN 14449 in engem Zu-
sammenhang mit der DIN EN ISO 12543 geregelt. Verbundglas besteht aus zwei
oder mehreren Glasscheiben verbunden mit einer oder mehreren transparenten,
transluzenten, opaken oder farbigen Zwischenschichten. Dabei kann der Glasauf-
bau symmetrisch oder unsymmetrisch sein. Werden erhöhte Sicherheitsanforde-
rungen gestellt, wird Verbund-Sicherheitsglas verwendet. Im Fall eines Bruches
hält die Zwischenschicht die Bruchstücke zusammen, begrenzt die Größe von
"ffnungen, bietet einen Restwiderstand gegen vollständiges Versagen und redu-
ziert die Gefahr von Schnitt- und Stichverletzungen.

11 5 7
Glasbau

Bild 6-1 Aufbau von Verbund- und Verbund-Sicherheitsglas

Die Zwischenschichten wirken als Verbundwerkstoff und Abstandschicht zwischen


den Glasscheiben. Sie können dem Fertigerzeugnis zusätzliche Eigenschaften ver-
leihen, zum Beispiel Widerstand gegen Stoß oder Feuer, Verringerung der Sonnen-
einstrahlung und Schalldämmung. !bliche Zwischenschichten sind Folien und
Gießharze. Durch Pendelschlagversuche nach DIN EN 12600 wird die Stoßsicher-
heit ermittelt und Verbundglas von Verbund-Sicherheitsglas unterschieden. An Ver-
bundglas werden nach DIN EN 12600 keine Anforderungen an die Stoßsicherheit
gestellt. Bauaufsichtliche Forderungen sind davon jedoch unberührt. Geregeltes
Bauprodukt nach Bauregelliste A ist Verbund-Sicherheitsglas mit PVB-Folie als Zwi-
schenschicht.

Bild 6-2 Spannungsverteilung in zweischichtigem symmetrischen Verbundglas

Je nach Eigenschaften des Verbundmediums, Temperatur, Belastungsdauer und


Glasscheibendicke stellt sich eine teilweise oder vollständige Verbundwirkung ein.
Niedrige Temperaturen und kurze Belastungszeiten führen zu vollständiger Ver-
bundwirkung. Durch gegenteilige Bedingungen kann aufgrund der viskoelasti-
schen Eigenschaften die Verbundwirkung auf Null absinken. Bei der Bemessung
der Glasscheiben darf nach eingeführten Technischen Richtlinien (TRLV, TRAV,
TRPV) kein Schubverbund angesetzt werden. Es ist von freier Gleitung der Einzel-
scheiben auszugehen. Für Isoliergläser ist der Grenzzustand des vollen Schubver-
bundes zu berücksichtigen, da die Vernachlässigung zu einer geringeren Klimabe-
lastung und einer kleineren anteiligen Belastung der VSG- oder der VG-Scheibe
führt. Verbund-Sicherheitsglas wird verwendet als durchwurf-, durchbruch- und
durchschusshemmende Verglasung sowie in Konstruktionen mit geforderter Rest-
tragfähigkeit. Verbundglas kann mit zwischen den Scheiben liegenden Solarzellen
versehen werden.

11 5 8
Glasprodukte

6.2 Mehrscheiben-Isolierglas (MIG) nach DIN EN 1279


Als Isolierglas bezeichnet man nach DIN EN 1279 eine Verglasungseinheit, be-
stehend aus mindestens zwei Glasscheiben, die unter Anwendung verschiedener
Kantenabdichtungsarten zusammengefügt wurden. Diese Scheiben werden durch
einen oder mehrere hermetisch abgeschlossene Zwischenräume getrennt, in denen
sich trockene Luft oder andere Gase, in der Regel Argon, befinden. Ausgangspro-
dukte für Mehrscheiben-Isolierglas sind die im Vorfeld beschriebenen Basispro-
dukte. Die Glasscheiben können oberflächenbehandelt sein. Häufig verwendete
Randverbundarten werden in Bild 6-3 vorgestellt. Einstufige, randverlötete oder
randverschweißte Isoliergläser werden kaum noch hergestellt.

Bild 6-3 Randverbundarten

Druck
pi = pa pi < pa < pi

Temperatur
Ti = Ta Ti < Ta < Ti
15
Bild 6-4 Klimalasten

Aufgrund des Randverbundes ist eine unverschieblich gelenkige Linienlagerung


der Glasscheiben gegeben. Die Glasscheiben werden infolge der Klimalasten als
allseitig linienförmig gelagerte Platte beansprucht. Außerdem ist eine mechanische
Kopplung der Einzelscheiben durch das eingeschlossene Luft- oder Gasvolumen
gegeben. Die der Last zugewandte Scheibe verformt sich in Abhängigkeit ihrer
Steifigkeit. Die damit einhergehende #nderung des Drucks im SZR bewirkt eine
Verformung der lastabgewandten Scheibe. Bei Isoliergläsern ist eine Klimabelas-
tung zu beachten. Danach ergibt sich für das isochore System eine Flächenlast
(Klimalast), die aus Luftdruck- und Temperaturänderung entsteht. Isoliergläser wer-
den entsprechend Abschnitt 9 verwendet. Bemessungshinweise finden sich in der
TRLV. Neben tragender Funktion übernehmen Isoliergläser auch bauphysikalische
Funktionen. Sie können zusätzliche Anforderungen aus Wärme-, Brand-, Sonnen-
und Schallschutz übernehmen.

11 5 9
Glasbau

7 Liefergrößen
Tafel 7-1 Liefergrößen von Basisprodukten nach DIN EN 572 Teile 1 bis 6
Basisprodukte Breite B (m) Länge L (m) Dicke d (mm)

Floatglas 3,21 6,00 2, 3, 4, 5, 6, 8, 10, 12, 15, 19, 25

Poliertes Drahtglas 1,98 bis 2,54 1,65 bis 3,82 6, 10

Gezogenes Flachglas 2,44 bis 2,88 1,60 bis 2,16 2, 3, 4, 5, 6, 8, 10, 12

Ornamentglas 1,26 bis 2,52 2,10 bis 4,50 3, 4, 5, 6, 8, 10

Drahtornamentglas 1,50 bis 2,52 1,38 bis 4,50 6, 7, 8, 9

Tafel 7-2 Liefergrößen von Profilbauglas nach DIN EN 572-7


Basisprodukt Länge L Breite B Flanschhöhe H Stegdicke c
(m) (m) (mm) (mm)
Profilbauglas mit und
ohne Drahteinlage
0,232 bis 0,498 41 6

H
n + 0,25 < 7,00
c
L 0,232 bis 0,331 60 7
B

Tafel 7-3 Lieferbare Glasstärken d von ESG, TVG und CVG in mm

Veredelungsprodukt Gezogenes Flachglas Ornamentglas Floatglas

ESG1 ), 4 ), 5 ) 3, 4, 5, 6, 8, 10, 12 3, 4, 5, 6, 8, 10 3, 4, 5, 6, 8, 10, 12, 15, 19, 25

TVG2 ), 4 ), 5 ) 3, 4, 5, 6, 8, 10, 12

3– 5
CVG ) 2, 3, 4, 5, 6, 8, 10, 12 3, 4, 5, 6, 8, 10 1, 1.3, 1.6, 2, 3, 4, 5, 6, 8, 10, 12
1
) nach DIN EN 12150-1
2
) nach DIN EN 1863-1
3
) nach DIN EN 12337-1
4
) Maximal- und Minimalmaße sind beim Hersteller zu erfragen.
5
) Die Scheibenstärken sind in genannten Normen nur auszugsweise erfasst. Darüber hinaus
lieferbare Scheibenstärken in Anlehnung an DIN EN 572 sind herstellerabhängig.

Nach DIN EN ISO 12543-3 sind die Maße von Verbund- und Verbund-Sicherheits-
glas stark vom verwendeten Glas, den Zwischenschichten sowie von der Produk-
tionsanlage abhängig. PVB-Folienstärken sind ein Vielfaches von 0,38 mm bis
2,28 mm. Gießharzverbunde sind etwa 1 bis 4 mm stark. Größere Abmessungen
als die nach Tafel 7-1 sind über dem jeweiligen Hersteller zu erfragen. Herstellungs-
bedingte Kantenversätze bei Verbundglasscheiben sind in der Planung zu berück-
sichtigen. Die Maximal- und Minimalmaße von Mehrscheiben-Isolierglas sind
ebenfalls herstellerabhängig.

11 6 0
Scheibenlagerung

8 Scheibenlagerung
≥ 80 mm ≥ 80 mm
£ 300 mm £ 300 mm

≥ 80 mm
£ 300 mm

Bild 8-1
≥ 80 mm Anforderungen an Randabstände
£ 300 mm von Glashalterungen nach TRPV
≥ 80 mm
ÿ ≥ 80 mm
£ ÷2 ◊ 300 mm
£ 300 mm

Die Lagerung von Glasscheiben kann linienförmig oder punktförmig erfolgen. Ge-
klemmte Scheibenbefestigungen sollen die Glasscheiben in ihrer gesamten Dicke
umfassen. Die Wahl des Glaseinstandes soll die Standsicherheit langfristig gewähr-
leisten. Grundsätzlich darf an der Lagerungsstelle auch unter Last- und Temperatur-
einfluss kein Kontakt zwischen Glas und Glas beziehungsweise zwischen Glas und
harten Materialien erfolgen. Die Lagerung ist dauerhaft, witterungsbeständig und
zwängungsarm auszuführen. Die Verglasungen dürfen nur ausfachend angeordnet
werden, wobei die Glasscheiben vor und nach dem Einbau eben sein müssen.

8.1 Linienförmige Scheibenlagerung


Tafel 8-1 Linienförmig geklemmte Scheibenlagerung nach DIN 18516-4 und TRLV
4
Lagerung ) Allseitig gelagert1), 3) 2- oder 3-seitig gelagert1– 3)

a > 5 mm a > 5 mm
1 Glas
2 Distanzklotz t > 10 mm t > dScheibe þ 1/500 " l
3 Elastomer min t > 15 mm
4 Klemmhalter l ¼ Stützweite

1
) Die Scheiben sind über Distanzklötze gegen Verrutschen zu sichern.
2
) Vertikalverglasungen mit freier unterer Kante sind unten links und rechts zu unterstützen.
Die Glasaufstandsfläche muss rechtwinklig sein und mindestens die Fläche t " dScheibe aufweisen.
3
) Bei Verwendung monolithischer Scheiben aus ESG ist eine Heißlagerungsprüfung vorzunehmen.
4
) Für Windsoglasten dürfen nach TRLV auch punktförmige Randklemmhalter vorgesehen wer-
den. Die Abstände der Randklemmhalter sind < 300 mm, die Klemmfläche > 1000 mm2 und
15
die Glaseinstandstiefe > 25 mm.

8.2 Punktförmige Scheibenlagerung


8.2.1 Punktförmige Scheibenlagerung ohne Durchdringung
Tafel 8-2 Punktförmig geklemmte Scheibenlagerung nach DIN 18516-41) und TRPV als Rand-
klemmhalter

Glasüberdeckte Klemmfläche je Seite


A > 1000 mm2 2)
Glaseinstand t > 25 mm
a > 5 mm
1
) Einbauüberwachung bei Punktlagerung über 8 m.
2
) Bauteilversuche nach DIN 18516-1 bei kleineren Klemmflächen mit Bezug auf Befestigungsbereich.

11 6 1
Glasbau

8.2.2 Punktförmige Scheibenlagerung mit Durchdringung


Punkthaltersysteme zur Lagerung von Glasscheiben über Bohrungen sind in ver-
schiedenen Ausführungen erhältlich. Sie werden nach ihrer Beweglichkeit (starr,
gelenkig), der Tellerform des Punkthalters oder nach der Bohrlochform (zylindrisch,
zylindrokonisch, zylindrokonisch hinterschnitten) unterschieden. Tellerhalter werden
in der TRPV geregelt.

1 Glas
2 zylindrische Bohrung
3 zylindrokonische Bohrung

Punkthalter mit zylind- Punkthalter mit zylindroko-


rischer Bohrung und nischer Bohrung und ein-
beidseitigem Teller seitigem Teller (Senkhalter)
(Tellerhalter)
Bild 8-2 Punkthalter mit Lochbohrung

Tafel 8-3 Anforderungen an punktförmige Scheibenlagerung nach TRPV mit Tellerhaltern1 Þ


D
1 Glas
2 3 2 Hülse D > 50 mm
1 3 Elastomer t > 12 mm
5 4 Gewindebolzen
4 t d > 3 mm
5 Klemmteller
d
1
) Der Kantenversatz durch zweiseitige Bohrung darf höchstens 0,5 mm betragen. Die Kanten
der Bohrungen sind zu säumen.
Eine zwängungsfreie Lagerung der Scheibe (Bild
8-3) in der Ebene ist während der Ausführung
anzustreben. Trotzdem sind Zwangsbeanspruchun-
gen aus Temperaturänderungen oder Formände-
rungen der Unterkonstruktion im Tragsicherheits-
nachweis auf der sicheren Seite liegend zu
berücksichtigen (TRPV, 4.2).
Bild 8-3 Lagerung in Scheibenebene

Die Lagerung von punktförmig gelagerten Vergla-


sungen erfolgt durch mindestens drei Punkthalter.
£ 120° Der größte eingeschlossene Winkel des Dreiecks,
das von den Punkthaltern umschrieben wird, darf
höchstens 120, betragen.

Bild 8-4 Winkeldefinition

a1 DIN 18516-4
b
a; > 2d; a; > D; a1 6¼ a2 ; a2 ! a1 > 15 mm
DIN EN 12150-1:
D D > d; a; > 2d; b > 2d; c > 6d
TRPV:
c a1 > 80 mm; a1 =a2 > 1,25; a1 < 300 mm; b > 80 mm;
d ¼ Nennglasdicke
a2

Bild 8-5 Lage der Bohrungen

11 6 2
Konstruktion im Detail
e Punkthalter werden je nach Hersteller ohne
und mit Gelenk angeboten. Die Gelenke kön-
Starre nen sich in der Glasebene, außerhalb der
Glasebene oder an der Befestigung des
Lagerung Punkthalters an der Unterkonstruktion befin-
den. Aus der Lage des Gelenkes resultieren
unterschiedliche Beanspruchungen der Glas-
scheibe. Die Tragsicherheit der Glasscheibe
ist unter Berücksichtigung aller Einflüsse aus
e~0 Geometrie des Punkthalters, statischem Sys-
tem und Belastung mittels einer geeigneten
Berechnung, zum Beispiel mit der Methode
e der finiten Elemente, nachzuweisen. Kons-
truktiv sind Möglichkeiten zum Ausgleich der
Bild 8-6 Schematische Gelenklage unvermeidbaren Versätze bei VSG sowie all-
bei Punkthaltern gemeiner Toleranzen vorzusehen.

9 Konstruktion im Detail
Die Pfosten-Riegel-Konstruktion hat sich als klassischer Fassadentyp herausge-
bildet. In dieser Konstruktionsart wird die Belastung der raumabschließenden
Verglasung auf die Unterkonstruktion übertragen. Als Pfosten-Riegel-Konstruk-
tion bezeichnet man eine Sprossenkonstruktion im Sinne einer geschosshohen
oder geschossübergreifenden Vorhangwand, die durch vertikale Pfosten und ho-
rizontale Riegel nach außen sichtbar gegliedert ist. Diese Grundkonstruktion
kann mit Festverglasungen, Fensterflügeln oder Sandwich-Paneelen ausgefacht
werden.

a a – a Vertikalschnitt
b –b Horizontalschnitt 15

b b

Bild 9-1 Prinzip Pfosten-Riegel-Fassade

11 6 3
Glasbau

10
13 4

14
12

6 7
01 Pfostenprofil
02 Riegelprofil
03 Vertikalverglasung
04 Überkopfverglasung
05 Klotzbrücke
5 06 Äußere Dichtung
8 07 Innere Dichtung
11 2 08 Pressleiste
9
09 Deckschale
3 1 10 Deckschale im Überkopfbereich
11 Isolatorprofil
12 Eckriegel
Bild 9-2 Schnitt a – a nach System Schüco 13 Aluminiumpaneel
FW 50+ 14 Dampfdichte Folie

1 2

11
7
Bild 9-3
3 Horizontalschnitt b–b nach
6 System Schüco FW 50+
8 9
Nach den Technischen Regeln für die Verwen-
dung von linienförmig gelagerten Verglasun-
gen (TRLV) müssen Glaselemente mindestens
an zwei gegenüberliegenden Seiten durchge-
hend linienförmig gelagert sein. Nicht geregelt
und zustimmungspflichtig sind geklebte Kon-
Verglasung struktionen ohne Zulassung, aussteifende Ver-
glasungen sowie gekrümmte !berkopfvergla-
α $ 10° sungen. Die Technischen Regeln für die
Vertikalverglasung Bemessung und die Ausführung punktförmig
gelagerter Verglasungen (TRPV) gelten für Ver-
glasungen mit Randklemm- und Tellerhaltern,
α α > 10° wobei aussteifende Verglasungen nicht gere-
Überkopfverglasung gelt werden und damit zustimmungspflichtig
sind. Für punktförmig geklemmte Scheiben aus
ESG gilt DIN 18516-4. Zusätzliche Anforderun-
Verkehrsbereich gen sind für absturzsichernde, begehbare und
betretbare Verglasungen zu erfüllen.

Bild 9-4 Vertikal- und !berkopfbereich

11 6 4
Konstruktion im Detail
Tafel 9-1 Spezielle Anforderungen an Vertikalverglasungen nach TRLV

Einfachverglasungen aus FLG, Ornamentglas oder VG sind allseitig zu lagern.

Für Scheiben aus ESG, die erhöhter Temperaturbeanspruchung oder erhöhter Energieabsorp-
tion unterliegen oder die nicht allseitig gelagert sind, ist heißgelagertes ESG-H nach BRL zu
verwenden.1)

Bohrungen und Ausschnitte sind in ESG, TVG mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung
oder VSG zulässig.
1
) Isoliergläser aus ESG sind grundsätzlich vom Heißlagerungstest (Heat-Soak-Test) befreit.

Tafel 9-2 Spezielle Anforderungen an Vertikalverglasungen nach TRPV

Kombination von linienförmiger Lagerung nach TRLV und punktförmiger Lagerung ist zulässig.
Die Verglasungen können zur Befestigung von Klemmleisten durchbohrt werden.1 )
1
) Gilt nicht für Mehrscheiben-Isoliergläser.

Tafel 9-3 Spezielle Anforderungen an !berkopfverglasungen nach TRLV

Für Einfachverglasungen oder für die untere Scheibe von Isolierverglasungen ist Drahtglas,
VSG aus FLG oder TVG mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung zu verwenden.

VSG aus FLG und/oder TVG mit abz ist allseitig zu lagern, wenn l > 1,20 m ist1). Das Seiten-
verhältnis darf nicht größer als 3:1 sein.

Für VSG als Einfachverglasung oder als untere Scheibe von Isolierglas ist eine Folienstärke
von tFolie > 0,76 mm zu wählen. Eine Folienstärke von tFolie ¼ 0,38 mm ist zulässig bei allseiti-
ger Lagerung und l < 0,8 m1).

Die Auflagerung von zweiseitig gelagerten Verglasungen erfolgt mit Dichtstoffen nach DIN 18545
Teil 2 Gruppe E. Für Pressleisten sind Dichtprofile, Gruppen A bis D nach DIN 7863, zulässig.

Drahtglas darf verwendet werden, wenn l < 0,7 m1). Der Glaseinstand muss >15 mm sein.

Abweichende Verglasungen sind zulässig, wenn bei Glasbruch das Herabfallen von Glastei-
len durch geeignete Maßnahmen, zum Beispiel Netze mit Maschenweite <40 mm vermieden
wird.

Bohrungen und Ausschnitte sind nicht zulässig. Eine Verglasung aus VSG mit TVG darf zur
Befestigung von durchgehenden Klemmleisten durchbohrt sein. Dabei muss der Randabstand
und der Abstand zwischen den Bohrungen mind. 80 mm betragen. 15
Auskragungen von VSG parallel und senkrecht zur linienförmigen Lagerung sind auf 30 % der
Auflagerlänge höchstens jedoch 300 mm zu begrenzen. Die Auskragung einer Scheibe eines
VSG (Tropfkante) darf höchstens 30 mm betragen.
1
) l = Stützweite

Tafel 9-4 Spezielle Anforderungen an !berkopfverglasungen nach TRPV

Einfachverglasungen sind aus VSG aus TVG mit Glasscheiben gleicher Dicke auszuführen
(mindestens 2 + 6 mm, tFolie > 1,52 mm).

Der von den äußeren Punkthaltern aufgespannte Innenbereich darf außer durch weitere innere
Punkthalter nicht durch Bohrungen, "ffnungen und Ausschnitte geschwächt werden.

Es sind Tellerhalter mit starrer Lagerung zu verwenden. Gelenkige Tellerhalter sind zustim-
mungspflichtig.

11 6 5
Glasbau

9.1 Vertikalverglasungen
Geregelte Vertikalverglasungen nach TRLV sind ebene und gekrümmte durchge-
hend linienförmig gelagerte Verglasungen. Verglasungen von Gewächshäusern
und Vertikalverglasungen, deren Oberkante nicht mehr als 4 m über einer Ver-
kehrsfläche liegt, bedürfen keines Verwendbarkeitsnachweises nach TRLV.
Tafel 9-5 Zulässige Biegezugspannungen für Vertikalverglasungen nach TRLV
Glasprodukt4) Zulässige Biegezugspannung szul (N/mm2)1)
ESG aus Floatglas 50
ESG aus Gussglas 37
2
Emailliertes ESG aus Floatglas ) 30
Floatglas 18
Gussglas 10
VSG aus Floatglas mit PVB-Folie 22,5
TVG aus Floatglas3) 29
2 3
Emailliertes TVG aus Floatglas ), ) 18
1
) Bei !berlagerung der Einwirkungen nach DIN 1055 mit Klimabeanspruchungen dürfen die
zulässigen Biegezugspannungen um 15 % beziehungsweise bei Verglasungen aus FLG mit
AGlas < 1,6 m2 um 25 % erhöht werden.
2
) Emaille auf der Zugseite.
3
) Nicht zustimmungspflichtiges Bauprodukt, wenn allgemeine bauaufsichtliche Zulassung
vorliegt.
4
) Zulässige Spannungen für Profilbauglas sind der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung
zu entnehmen.

Tafel 9-6 Durchbiegungsbegrenzungen für Vertikalverglasungen nach TRLV


Lagerung Zulässige Durchbiegung fzul
Vierseitig linienförmig Keine Anforderungen1)
Zwei- und dreiseitig linienförmig 1/100 der freien Kante1), 2)
1/100 des maßgebenden Punktstützungs-
Punktförmig geklemmt nach DIN 18516-4
abstandes
1
) Die Durchbiegung der Auflagerprofile darf nicht mehr als l/200 oder höchstens 15 mm betragen.
2
) Verzicht auf Begrenzung der Durchbiegung für Einfachverglasungen, wenn Glaseinstand unter
Last 5 mm nicht unterschreitet. Für Isoliergläser sind zusätzlich die Durchbiegungsbegrenzungen
des Herstellers zu beachten.
Allseitig gelagerte Isolierverglasungen können für Einbauhöhen bis 20 m über Ge-
lände bei normalen klimatischen Bedingungen bei Produktion und Einbau ohne be-
sonderen Nachweis verwendet werden. Sonstige Isolierverglasungen können nach
TRLV Anhang A bemessen werden.
Tafel 9-7 Nachweiserleichterungen für vertikale Isolierverglasungen nach TRLV
Glaserzeugnis Floatglas1), TVG oder ESG
Fläche < 1,60 m2
Scheibendicke > 4 mm
Differenz der Scheibendicken < 4 mm
Scheibenzwischenraum < 16 mm
Windlast w nach DIN 1055 < 0,8 kN/m2
1
) Risiko des Glasbruches infolge Klimaeinwirkungen für Floatglasscheiben bei Kantenlänge <0,5 m.

11 6 6
Konstruktion im Detail

9.2 !berkopfverglasungen
!berkopfverglasungen, die der TRLV oder einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zu-
lassung entsprechen, bedürfen keiner Zustimmung im Einzelfall. Auf Dachflächen-
fenster mit einer Fläche <1,6 m2 in Wohnungen und Räumen ähnlicher Nutzung
sowie auf !berkopfverglasungen mit einer Spannweite < 0,80 m und einer Einbau-
höhe < 3,50 m braucht die TRLV nicht angewendet zu werden. Die Bestimmungen
für !berkopfverglasungen gelten auch für vertikale Verglasungen, die nicht nur
kurzzeitigen veränderlichen Einwirkungen unterliegen.

Tafel 9-8 Zulässige Biegezugspannungen für !berkopfverglasungen nach TRLV


Glasprodukt4) Zulässige Biegezugspannung szul (N/mm2)1)

ESG aus Floatglas 50

ESG aus Gussglas 37

Emailliertes ESG aus Floatglas2) 30

Floatglas 12

Gussglas 8

VSG aus Floatglas 15 (25)3)

TVG aus Floatglas5) 29


2 5
Emailliertes TVG aus Floatglas ), ) 18
1
) Bei der !berlagerung der Einwirkungen nach DIN 1055 mit Klimabeanspruchungen dürfen
die zulässigen Biegezugspannungen im Allgemeinen um 15 % erhöht werden.
2
) Emaille auf der Zugseite.
3
) Nur für die untere Scheibe einer !berkopfverglasung aus Isolierglas beim Szenario „Versa-
gen obere Scheibe“ zulässig.
4
) Zulässige Spannungen für Profilbauglas nach allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung.
5
) TVG mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung.

Tafel 9-9 Durchbiegungsbegrenzungen für !berkopfverglasungen nach TRLV


Lagerung Zulässige Durchbiegung fzul1)

Vierseitig linienförmig 1/100 der Stützweite in Haupttragrichtung4)

Zwei- und dreiseitig linienförmig


1/100 der Stützweite in Haupttragrichtung2), 4) 15
1/200 der freien Kante3), 4)

Punktförmig geklemmt nach DIN 18516-4 1/100 des maßgebenden Punktstützungsabstandes

1
) Ein Nachweis für die untere Isolierglasscheibe im Szenario „Versagen obere Scheibe“ ist
nicht notwendig.
2
) Für Einfachverglasungen.
3
) Für Isolierverglasungen.
4
) Die Durchbiegung der Auflagerprofile darf nicht mehr als l/200 oder höchstens 15 mm betragen.

An !berkopfverglasungen werden hinsichtlich Tragfähigkeit bei Glasbruch (Rest-


tragfähigkeit) und Splitterschutz im Hinblick auf die Sicherheit von Verkehrsflä-
chen besondere Anforderungen gestellt. Glas und Halterungen sind rechnerisch
nachzuweisen. Eine ausreichende Standsicherheit nicht betretbarer !berkopfver-
glasungen bei Glasbruch unter Einwirkung planmäßiger Lasten ist durch
Bauteilversuche zu belegen. Zustimmungspflichtig sind zu Reinigungszwecken be-
tretbare !berkopfverglasungen sowie planmäßig begehbare !berkopfverglasun-

11 6 7
Glasbau

gen. An !berkopfverglasungen, die zu Reinigungs- und Wartungsarbeiten betret-


bar sind, werden zusätzliche Anforderungen entsprechend der jeweiligen Landes-
baubestimmung, nach GS-Bau 18 und nach DIN 4426 gestellt, wenn die Verkehrs-
flächen darunter nicht abgesperrt sind. Bei gesperrten Verkehrsflächen sind die
Vorschriften der Gewerbeaufsicht und der Berufsgenossenschaft zu berücksichti-
gen.

9.3 Begehbare Verglasungen


Verglasungen, die planmäßig durch Personen im öffentlichen Bereich begangen
werden, bezeichnet man als begehbare Verglasungen. Typische Anwendungen sind
Treppen, Bodenflächen und Glasbrücken. Allseitig, durchgehend linienförmig gela-
gerte Verglasungen werden nach TRLV geregelt. Abweichende Konstruktionen sind
zustimmungspflichtig. Werden Gläser nur zeitweise zu Reinigungszwecken began-
gen, bezeichnet man sie als betretbare Verglasungen. Es gelten hierfür die Rege-
lungen für !berkopfverglasungen nach Abschnitt 9.2.

bF
1 Schutzscheibe t > 10 mm
4 1 2 Tragscheiben t > 12 mm
3 Auflagematerial
5 2 (Silikonprofil oder ähnliches mit
Shore A-Härte 60–80)
2 4 mit PVB-Folie verträgliche Ver-
6
3 siegelung (meist Silikon)
7 5 Vorlegeband (Polyethylen)
ld

6 Distanzklotz
la (Silikonprofil oder ähnliches mit
Shore A-Härte 60–80)
Anforderungen an begehbare Verglasungen nach 7 Rahmenprofil
AbV/Mitteilungen des DIBt 1/2010 und TRLV
Fugenbreite: bF > 8 mm
Auflagertiefe: la > 30 mm oder
la > 20 mm (allseitige Lagerung,
Stützweite < 0,4 m)
Auflagerstärke: ld > 5 mm
Abmessungen: 400 + 1500 mm
Bild 9-5 Aufbau und Lagerung von begehbarem Glas

Begehbares Glas kann punkt- oder linienförmig gelagert sein und besteht aus
VSG mit mindestens drei Glasebenen. Dabei dient die obere Glasscheibe als
Schutzschicht der tragenden Schichten aus mindestens zwei Glasscheiben vor
stoßartigen Belastungen und Beschädigungen. Aufgrund seiner Schlagfestigkeit
ist ESG oder TVG vorgeschrieben. Die Rutschsicherheit ist nach DIN 51130 zu ge-
währleisten. Für die unteren Scheiben ist Floatglas oder TVG zu verwenden. Die
Glasarten sind beliebig zu VSG kombinierbar, sofern die Foliendicke mindestens
1,52 mm beträgt. Ein Aufbau aus Isolierglas ist möglich. Begehbare Gläser sind
gegen Verschieben und Abheben konstruktiv zu sichern. Einfachverglasungen aus
Floatglas, Ornamentglas oder VG sind allseitig zu lagern. Für Scheiben aus ESG
mit erhöhter Temperaturbeanspruchung oder nicht allseitiger Lagerung ist ESG-H
zu verwenden. Bohrungen und Ausschnitte sind in ESG, TVG mit abz oder VSG
zulässig.

11 6 8
Konstruktion im Detail
Tafel 9-10 Rechnerische Nachweise begehbarer Verglasungen nach TRLV
Nachweise unter statischer Last1), 2), 5), 6), 7) g þ p 3); g þ F 4); Klimalast bei Isolierglas
1
) Kein günstig wirkender Schubverbund.
2
) Oberste Scheibe trägt nicht mit.
3
) Verkehrslasten nach DIN 1055.
4
) Einzellast in ungünstigster Laststellung mit Aufstandsfläche 100 mm " 100 mm.
1,5 kN in Bereichen mit q < 3,5 kN/m2 und 2,0 kN in Bereichen mit q > 3,5 kN/m2 .
5
) Zulässige Spannungen gemäß Abschnitt 9.2.
6
) Die zulässige Durchbiegung der vollständig intakten Verglasung beträgt l/200 in Haupttrag-
richtung.
7
) Nach Abv, Mitteilungen des DIBt 1/2010 sind abweichende rechnerische Nachweise erforderlich.
Tafel 9-11 Experimentelle Nachweise begehbarer Verglasungen1)
Stoßsicherheit, Resttragfähigkeit Bauteilversuche nach AbV
1
) Experimentelle Nachweise sind für begehbare Verglasungen nach TRLV nicht erforderlich.

9.4 Gegen Absturz sichernde Verglasungen


Wenn Konstruktionen aus Glas gegen eine tiefer gelegene Ebene abgrenzen, über-
nehmen sie gegen Absturz sichernde Funktionen. Die abzusichernde Mindesthöhe ist
der jeweiligen Landesbauordnung zu entnehmen. Nach den Technischen Regeln für
die Verwendung absturzsichernder Verglasungen (TRAV) ausgeführte Konstruktionen
gelten als bauaufsichtlich geregelt und bedürfen keiner Zustimmung im Einzelfall. Ge-
gen Absturz sichern können Fenster, Zwischenwände, Brüstungen und Fassaden. Die
Stoßsicherheit von gegen Absturz sichernden Verglasungen wird in Anlehnung an
den Pendelschlagversuch nach DIN EN 12600 geprüft. Hinsichtlich der an die Vergla-
sung gestellten Anforderungen werden drei Kategorien A, B und C unterschieden.

Verglasung

Pendelfläche

15
Bild 9-6 Kategorie A Bild 9-7 Kategorie B

In den Geltungsbereich der Kategorie A fallen raumhohe gegen Absturz sichernde


Verglasungen nach TRLV ohne vorgesetzten Handlauf oder tragenden Brüstungsrie-
gel. Die Kategorie B beschreibt am Fußpunkt linienförmig eingespannte tragende
Ganzglasbrüstungen, die durch einen tragenden Metallhandlauf verbunden sind.
Gegen Absturz sichernde Verglasungen nach Kategorie C werden nicht zur Abtra-
gung horizontal wirkender Holmlasten herangezogen. Die Geländerausfachung der
Kategorie C1 ist an mindestens zwei gegenüberliegenden Stellen linienförmig und/
oder punktförmig zu lagern. Merkmal der Kategorie C2 ist ein in Holmhöhe ange-
ordneter, lastabtragender Querriegel. Die Verglasung unterhalb des Holms ist ent-
sprechend der TRLV gelagert. Eine Verglasung nach Kategorie C3 entspricht Kate-
gorie A, wobei zusätzlich ein lastabtragender Holm in baurechtlich erforderlicher
Höhe, in der Regel zwischen 85 und 115 cm, vorgesetzt wird, der nicht an der Ver-
glasung befestigt wird.

11 6 9
Glasbau

C1

C2 C3

Bild 9-8 Kategorie C1 bis C3

Für absturzsichernde Verglasungen können alle Bauprodukte nach TRAV Absatz 2


beziehungsweise TRLV Absatz 2 verwendet werden. Die für die verwendbaren
Glaserzeugnisse zulässigen Biegezugspannungen und Durchbiegungen sind Ab-
schnitt 9.1 oder, bei Verglasungen mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung,
dem Zulassungsbescheid zu entnehmen. Gegen Absturz sichernde Verglasungen
und deren Haltekonstruktion sind unter statischer Belastung nach TRAV Absatz 5
und unter stoßartiger Einwirkung nach TRAV Absatz 6 nachzuweisen. Die Stoßsi-
cherheit nach TRAV Absatz 6.2 kann experimentell in Anlehnung an den Pendel-
schlagversuch nach DIN EN 12600 nachgewiesen werden. Außerdem führt die
TRAV Verglasungen mit versuchstechnisch nachgewiesener Stoßsicherheit nach
Absatz 6.3 auf, sofern die genannten konstruktiven Bedingungen eingehalten sind.

Verglasungen mit versuchstechnisch nachgewiesener Stoßsicherheit

Tafel 9-12 Glasaufbauten mit nachgewiesener Stoßsicherheit


Glasaufbau
Kategorie
Typ Abgewandte Lagerung Glasdicken
(Fallhöhe)1) Angriffseite Seite
VSG aus FLG ESG allseitig
MIG
A ESG VSG aus FLG linienförmig
Tafel 9-13
(900 mm) allseitig
Einfachglas VSG aus FLG
linienförmig
B unten
Einfachglas VSG aus ESG/TVG Tafel 9-14
(700 mm) eingespannt
C1 punktförmig über
Einfachglas VSG Tafel 9-15
(450 mm) Bohrungen gelagert
VSG aus FLG ESG allseitig
ESG VSG aus FLG linienförmig
MIG zweiseitig
ESG VSG aus FLG linienförmig
oben und unten
C1/C2 allseitig
ESG aus FLG Tafel 9-16
(450 mm) linienförmig
zweiseitig
linienförmig
Einfachglas
oben und unten
VSG aus SPG/ESG
zweiseitig
linienförmig
links und rechts
allseitig
MIG wie Kategorie A
C3 linienförmig
Tafel 9-17
(450 mm) allseitig
Einfachglas wie Kategorie A
linienförmig
1
) Pendelfallhöhe für Pendelschlagversuch in Anlehnung an DIN EN 12600

11 7 0
Konstruktion im Detail
Tafel 9-13 Glasaufbauten mit nachgewiesener Stoßsicherheit der Kategorie A1–3), 5– 7)
Typ Breite B (mm) Höhe H (mm) Glasaufbau (mm)4)

500 < B < 1300 1000 < H < 2000 8 ESG/SZR/4 FLG/0,76 mm PVB/4 FLG

1000 < B < 2000 500 < H < 1300 8 ESG/SZR/4 FLG/0,76 mm PVB/4 FLG

900 < B < 2000 1000 < H < 2100 8 ESG/SZR/5 FLG/0,76 mm PVB/5 FLG

1000 < B < 2100 900 < H < 2000 8 ESG/SZR/5 FLG/0,76 mm PVB/5 FLG

MIG 1100 < B < 1500 2100 < H < 2500 5 FLG/0,76 mm PVB/5 FLG/SZR/8 ESG

2100 < B < 2500 1100 < H < 1500 5 FLG/0,76 mm PVB/5 FLG/SZR/8 ESG

900 < B < 2500 1000 < H < 4000 8 ESG/SZR/6 FLG/0,76 mm PVB/6 FLG

1000 < B < 4000 900 < H < 2500 8 ESG/SZR/6 FLG/0,76 mm PVB/6 FLG

300 < B < 0500 1000 < H < 4000 4 ESG/SZR/4 FLG/0,76 mm PVB/4 FLG

300 < B < 0500 1000 < H < 4000 4 FLG/0,76 mm PVB/4 FLG/SZR/4 ESG

500 < B < 1200 1000 < H < 2000 6 FLG/0,76 mm PVB/6 FLG

500 < B < 2000 1000 < H < 1200 6 FLG/0,76 mm PVB/6 FLG

500 < B < 1500 1000 < H < 2500 8 FLG/0,76 mm PVB/8 FLG
Einfach-
500 < B < 2500 1000 < H < 1500 8 FLG/0,76 mm PVB/8 FLG
glas
1200 < B < 2100 1000 < H < 3000 10 FLG/0,76 mm PVB/10 FLG

1000 < B < 3000 1200 < H < 2100 10 FLG/0,76 mm PVB/10 FLG

300 < B < 0500 500 < H < 3000 6 FLG/0,76 mm PVB/6 FLG
1
) Zulässig sind ausschließlich rechteckige Scheiben ohne Bohrungen und Ausschnitte. Abwei-
chungen von der Rechteckform sind zulässig und in Anhang D der TRAV geregelt.
2
) Anstelle von VSG aus Floatglas kann VSG aus TVG mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulas-
sung gleicher Dicke verwendet werden.
3
) Die Einzelscheiben von VSG dürfen keine festigkeitsreduzierende Oberflächenbehandlung
besitzen.
4
) Glasaufbau von innen nach außen. Die innere Seite entspricht der Angriffseite.
5

6
) SZR von MIG 12 mm < SZR < 20 mm. 15
) Allseitig linienförmige Lagerung, Glaseinstand t > 12 mm
7
) Wird die Verglasung in Stoßrichtung durch Klemmleisten gelagert, sind die konstruktiven
Forderungen nach TRAV Abschnitt 6.3.2 einzuhalten. Ausreichend tragfähige andere Rahmen-
systeme sind zulässig.

Tafel 9-14 Glasaufbauten mit nachgewiesener Stoßsicherheit der Kategorie B1–3)


Typ Breite B (mm) Höhe H (mm) Glasaufbau (mm)

500 < B < 2000 900 < H < 1100 > (10 ESG/1,52 mm PVB-Folie/10 ESG)
Einfach-
glas
500 < B < 2000 900 < H < 1100 > (10 TVG/1,52 mm PVB-Folie/10 TVG)

1
) Zulässig sind ausschließlich rechteckige Scheiben ohne zusätzliche Bohrungen und Aus-
schnitte.
2
) Abweichungen von der Rechteckform sind zulässig und in Anhang D der TRAV geregelt.
3
) Die Einzelscheiben von VSG dürfen keine festigkeitsreduzierende Oberflächenbehandlung
besitzen.

11 7 1
Glasbau

1 1
15 mm
2
35 mm

12 mm
50 50 mm
ø

6
100 mm
25

300 mm
4

5
3
1 Tragendes U-Profil mit beliebigem nichttragendem Aufsatz oder tragender metallischer
Handlauf mit integriertem U-Profil
2 druckfeste Elastomere im Abstand 200 bis 300 mm; Hohlräume sind mit Dichtstoffen nach
DIN 18545 Gruppe E zu verfüllen
3 Klotzung
4 Kunststoffhülse
5 durchgehende druckfeste Elastomere
6 Stahlklemmblech
Hinreichend steife abweichende Klemmkonstruktionen sind zulässig.
Bild 9-9 Konstruktive Vorgaben für Brüstungen der Kategorie B mit nachgewiesener Stoß-
sicherheit

Außer dem Nachweis des planmäßigen Zustands ist für Glasbrüstungen der Kate-
gorie B auch der Ausfall eines beliebigen Brüstungselementes zu führen. In diesem
Fall muss der durchgehende Handlauf in der Lage sein, die Holmlasten auf Nach-
barelemente, Endpfosten oder die Verankerung am Gebäude zu übertragen. Die
zulässigen Biegezugspannungen der Verglasungen dürfen 1,5-fach angesetzt wer-
den. Haben die einzelnen Scheiben in Längsrichtung der Brüstung einen Abstand
< 30 mm, so darf davon ausgegangen werden, dass nur die der zu sichernden Ver-
kehrsfläche zugewandte VSG-Schicht stoßbedingt ausfällt.

Tafel 9-15 Punktförmig gelagerte Verglasungen mit nachgewiesener Stoßsicherheit der


Kategorie C1
Spannweite l1) Tellerdurchmesser
Typ Glasaufbau (mm)
(mm) d (mm)
500 < l < 1200 > 50 > (6 ESG/1,52 mm PVB-Folie/6 ESG)
Einfach-
500 < l < 1600 > 70 > (8 ESG/1,52 mm PVB-Folie/8 ESG)
glas2– 4)
500 < l < 1600 > 70 > (10 TVG/1,52 mm PVB-Folie/10 TVG)
1
) maßgebender Abstand zwischen den Bohrungen
2
) Die Scheiben müssen rechteckig und eben sein und dürfen nicht durch zusätzliche Bohrun-
gen und Ausschnitte geschwächt werden. Abweichungen von der Rechteckform sind zulässig
und in Anhang D der TRAV geregelt.
3
) Scheiben mit festigkeitsreduzierender Oberflächenbehandlung dürfen nicht verwendet wer-
den.
4
) Der direkte Kontakt zwischen Klemmtellern, Verschraubung und Glas ist durch geeignete
Zwischenlagen zu vermeiden. Jede Glashalterung muss für eine statische Last >2,8 kN aus-
gelegt sein.

11 7 2
Konstruktion im Detail
1 Geländerpfosten
2 Handlauf
3 durchgehende Verschraubung mit
beidseitigen kreisförmigen Klemm-
tellern aus Stahl im Eckbereich der
VSG-Scheibe
4 maximale Höhe der VSG-Scheibe
1,0 m
5 Bohrloch

Bild 9-10
Konstruktive Vorgaben für punktför-
mig über Bohrungen gelagerte Ver-
glasungen der Kategorie C1 mit
nachgewiesener Stoßsicherheit

Tafel 9-16 Glas mit nachgewiesener Stoßsicherheit der Kategorien C1 und C21– 3), 6– 9
)

Typ Breite B (mm) Höhe H (mm) Glasaufbau (mm)4)

500 < B < 2000 500 < H < 1000 6 ESG/SZR/4 FLG/0,76 mm PVB-Folie/4 FLG
MIG5)
500 < B < 1300 500 < H < 1000 4 FLG/0,76 mm PVB-Folie/4 FLG/SZR/6 ESG

MIG5) B > 1000 500 < H < 1000 6 ESG/SZR/5 FLG/0,76 mm PVB-Folie/5 FLG

Einfach-
500 < B < 2000 1000 < H < 1000 5 FLG/0,76 mm PVB-Folie/5 FLG
glas

B > 1000 500 < H < 0800 6 FLG/0,76 mm PVB-Folie/6 FLG


Einfach-
B > 0800 500 < H < 1000 5 ESG/0,76 mm PVB-Folie/5 ESG
glas
B > 0800 500 < H < 1000 8 FLG/1,52 mm PVB-Folie/8 FLG

500 < B < 0800 1000 < H < 1100 6 FLG/0,76 mm PVB-Folie/6 FLG
Einfach-
glas
500 < B < 1000 800 < H < 1100 6 ESG/0,76 mm PVB-Folie/6 ESG
15
500 < B < 1000 800 < H < 1100 8 FLG/1,52 mm PVB-Folie/8 FLG

1
) Zulässig sind ausschließlich rechteckige Scheiben ohne Bohrungen und Ausschnitte. Abwei-
chungen von der Rechteckform sind zulässig und in Anhang D der TRAV geregelt.
2
) Anstelle von VSG aus Floatglas kann VSG aus TVG mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulas-
sung gleicher Dicke verwendet werden.
3
) Die Einzelscheiben von VSG dürfen keine festigkeitsreduzierende Oberflächenbehandlung
besitzen.
4
) Glasaufbau von innen nach außen. Die innere Seite entspricht der Angriffseite.
5
) SZR von MIG 12 mm < SZR < 20 mm.
6
) Allseitig linienförmige Lagerung, Glaseinstand t > 12 mm
7
) Zweiseitig linienförmig, oben und unten, Glaseinstand t > 18 mm
8
) Zweiseitig linienförmig, links und rechts, Glaseinstand t > 18 mm
9
) Wird die Verglasung in Stoßrichtung durch Klemmleisten gelagert, sind die konstruktiven
Forderungen nach TRAV Abschnitt 6.3.2 einzuhalten. Ausreichend tragfähige andere Rahmen-
systeme sind zulässig.

11 7 3
Glasbau
Tafel 9-17 Glasaufbauten mit nachgewiesener Stoßsicherheit der Kategorie C31–3), 6), 7)
Typ Breite B (mm) Höhe H (mm) Glasaufbau (mm)4)
500 < B < 1500 1000 < H < 3000 6 ESG/SZR/4 FLG/0,76 mm PVB-Folie/4 FLG
MIG5)
500 < B < 1300 1000 < H < 3000 4 FLG/0,76 mm PVB-Folie/4 FLG/SZR/12 ESG
Einfach-
500 < B < 1200 1000 < H < 2000 5 FLG/0,76 mm PVB-Folie/5 FLG
glas
1
) Zulässig sind ausschließlich rechteckige Scheiben ohne Bohrungen und Ausschnitte. Abwei-
chungen von der Rechteckform sind zulässig und in Anhang D der TRAV geregelt.
2
) Anstelle von VSG aus Floatglas kann VSG aus TVG mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulas-
sung gleicher Dicke verwendet werden.
3
) Die Einzelscheiben von VSG dürfen keine festigkeitsreduzierende Oberflächenbehandlung
besitzen.
4
) Glasaufbau von innen nach außen. Die innere Seite entspricht der Angriffseite.
5
) SZR von MIG 12 mm < SZR < 20 mm.
6
) Allseitig linienförmige Lagerung, Glaseinstand t > 12 mm.
7
) Wird die Verglasung in Stoßrichtung durch Klemmleisten gelagert, sind die konstruktiven
Forderungen nach TRAV Abschnitt 6.3.2 einzuhalten. Ausreichend tragfähige andere Rahmen-
systeme sind zulässig.

Der Nachweis der Stoßsicherheit für Einwirkungen in Anlehnung an den Pendel-


schlagversuch nach DIN EN 12600 kann für linienförmig gelagerte rechteckige Ein-
fachverglasungen auch nach den Tafeln 9-17 und 9-18 erbracht werden. Konstruk-
tive Vorgaben nach TRAV Absatz 6.3 sind einzuhalten. Die PVB-Folie von VSG-
Verglasungen muss eine Mindestdicke von 0,76 mm haben. Isolierverglasungen
der Kategorie A sind grundsätzlich mit den Aufbauten von innen nach außen VSG/
VSG, ESG/VSG oder VSG/ESG auszuführen und müssen grundsätzlich linienförmig

Nachweis der Stoßsicherheit mittels Spannungstabellen


Tafel 9-18 Maximale Kurzzeitspannungen (N/mm2 ), allseitig linienförmige Lagerung, Pendel-
fallhöhe 450 mm1), 2)
L1 (m)3) 1,0 1,0 1,5 1,5 1,5 2,0 2,0 2,0
L2 (m)3) 1,0 2,0 1,0 2,0 3,0 2,0 3,0 4,0
6 184 188 197 193 194 192 193 192
8 154 159 163 157 158 151 152 151
10 133 141 140 134 135 129 129 132
12 95 106 104 95 97 93 93 95
Glasdicke4 Þ d ðmmÞ

14 81 93 91 84 85 82 82 84
15 74 86 84 81 82 76 76 77
16 67 79 76 77 79 70 69 71
20 37 45 44 50 52 48 46 47
22 33 40 39 45 48 44 44 44
24 29 36 35 40 43 40 40 41
27 23 28 28 32 35 33 34 35
30 17 21 20 24 26 25 27 28
1
) Einbau im Hoch- und Querformat.
2
) Die Spannungen bei einer Pendelfallhöhe von 900 mm ergeben sich durch Multiplikation
der Tafelwerte mit dem Faktor 1,4.
3
) Seitenlänge der Verglasung.
4
) Summe der Einzelscheibendicken bei VSG-Verglasung.

11 74
Structural-Sealant-Glazing (SSG)
Tafel 9-19 Maximale Kurzzeitspannungen (N/mm2 ) für Verglasungen der Kategorie C1 und C2,
zweiseitige Lagerung, Pendelfallhöhe 450 mm1), 2)
L1 (m)3) 1,0 1,0 1,5 1,5
4 > 2,0 > 2,0
L2 (m) ) 1,0 1,0
6 240 223 226 195
8 192 183 167 157
10 159 155 129 126
12 136 134 110 105
Glasdicke5 Þ d ðmmÞ

14 107 105 99 94
15 96 94 94 89
16 87 85 89 85
20 62 60 75 71
22 52 50 65 61
24 44 43 58 54
27 36 34 49 45
30 29 28 43 39
38 19 19 31 28
1
) Einbau im Hoch- und Querformat.
2
) Die Spannungen bei einer Pendelfallhöhe von 900 mm ergeben sich durch Multiplikation
der Tabellenwerte mit dem Faktor 1,4.
3
) Länge der freien Kante.
4
) Länge der gelagerten Kante.
5
) Summe der Einzelscheibendicken bei VSG-Verglasung.

gelagert werden. Die Angriffseite von Isolierverglasungen ist ohne Ansatz der Mit-
wirkung der Außenscheibe für die volle planmäßige Pendelfallhöhe auszulegen.
Die Außenscheibe der Isolierverglasung ist für eine Pendelfallhöhe von 450 mm
auszulegen. Klimalasten bei Isolierverglasungen brauchen beim Spannungsnach-
weis nicht berücksichtigt werden. Allseitig gelagerte Scheiben mit einem Seitenver-
hältnis >3:1 sind als zweiseitig gelagert zu betrachten. Die minimalen und maxi-
malen Glasabmessungen der Spannungstabellen dürfen weder unter- noch
überschritten werden. Eine !bertragung der Tabellen auf andere Lagerungsarten
ist nicht möglich. Die mit den Tafeln 9-17 und 9-18 ermittelten maximalen Span-
nungen dürfen die zulässigen Spannungen nach Tafel 9-19 nicht überschreiten. Die
15
Interpolation der Werte ist zulässig.

Tafel 9-20 Zulässige Biegespannungen für stoßartige Einwirkungen (N/mm2 )1)


Floatglas TVG ESG
80 120 170
1
) Nur bei kurzzeitiger Einwirkung durch Pendelschlag nach Abschnitt 6.2 TRAV.

10 Structural-Sealant-Glazing (SSG)
Unter SSG versteht man einen Fassadentyp, bei dem die Gläser über eine last-
abtragende Klebung aus Silikon mit der Unterkonstruktion verbunden sind. Ver-
wendet werden Einfachverglasungen (monolithisch oder Verbundglas) oder Isolier-
gläser. Das Glas kann anorganisch beschichtet oder unbeschichtet sein. Die

11 7 5
Glasbau

1 3

6 5
4

Typ I Typ II

Typ III Typ IV


Bild 10-1 SSG-Typen I bis IV

Unterkonstruktion besteht nach ETAG 002 aus anodisiertem oder pulverbeschichte-


tem Aluminium beziehungsweise nichtrostendem Stahl.
SSG-Fassaden werden nach Art und Weise der Lastabtragung unterteilt in vier Ka-
tegorien. Die Typen III und IV sind dadurch gekennzeichnet, dass sowohl die Wind-
lasten als auch das Eigengewicht über die tragende Silikonklebung abgetragen
werden. Zusätzlich können mechanische Sicherungen erforderlich sein, die ein He-
rausfallen der Scheiben bei Versagen der Klebung verhindern. Für die Varianten III
und IV kann nur Einfachglas verwendet werden. In Deutschland sind nur die Kate-
gorien I und II zulässig, bei denen das Eigengewicht der Verglasung nicht über die
Klebung abgetragen wird.

1 Isolierglas mit Randverbund


2 Glashalterahmen
3 Lastaufnehmende Klebung
4 Tragklotz
5 Mechanischer Träger Eigengewicht
6 Mechanische Sicherung ab h ¼ 8 m
7 Hinterfüllmaterial
8 #ußere Versiegelung
9 Nachträgliche Versiegelung
10 Abstandhalter
11 Antihaftfolie
12 Fassadenunterkonstruktion

Bild 10-2 Vertikalschnitt SSG-Fassade


mit Isolierglas

11 76
Bauaufsichtliche Regelungen
Tafel 10-1 Zulässige Spannungen und Dehnungen von Silikon Sikasil! SG 500

Dynamische Lasten szul ¼ 0,14 N/mm2, tzul ¼ 0,105 N/mm2

Statische Lasten in ungestützten Systemen szul ¼ 0,014 N/mm2, tzul ¼ 0,0105 N/mm2

Dehnung ezul ¼ / 12,5 %

11 Bauaufsichtliche Regelungen
Rechtsgrundlage des Bauordnungsrechtes sind die Bauordnungen der Länder, die
auf der Grundlage der Musterbauordnung (MBO) der Bauministerkonferenz (ARGE-
BAU) zur Vereinheitlichung des Bauordnungsrechtes verfasst wurden. Die Bauord-
nungen der Länder können sich daher in einzelnen Punkten unterscheiden. Nach
§ 3 MBO sind bauliche Anlagen sowie ihre einzelnen Teile so anzuordnen, zu er-
richten und instand zu halten, dass die öffentliche Sicherheit und Ordnung, ins-
besondere Leben und Gesundheit nicht gefährdet werden.
Die MBO unterscheidet zwischen Bauprodukten und Bauarten.

Tafel 11-1 Bauprodukte und Bauarten nach MBO

Definition

Bauprodukte sind Baustoffe, Bauteile und An-


lagen, die hergestellt werden, um dauerhaft in
bauliche Anlagen eingebaut zu werden bezie-
Bauprodukte nach § 2 (9) MBO
hungsweise aus Baustoffen und Bauteilen vor-
gefertigte Anlagen, die hergestellt werden,
um mit dem Erdboden verbunden zu werden

Bauarten bezeichnen das Zusammenfügen von


Bauarten nach § 2 (10) MBO Bauprodukten zu baulichen Anlagen oder Tei-
len von baulichen Anlagen.

Für Glas als konstruktives und lastabtragendes Element liegt noch keine umfassen-
de Normung vor, jedoch sind einige Bauprodukte und Bauarten geregelt sowie An-
wendungshilfen in die Liste der technischen Baubestimmungen aufgenommen. An-
wendungen außerhalb der technischen Regeln sind möglich, sofern sie auf 15
alternativen Wegen eine Zulassung erlangen.
Bauprodukte werden angewendet, Bauarten werden verwendet. Die Anwendbar-
keit von Bauprodukten (§ 17 MBO) und in Ausnahmen auch die Verwendbarkeit
von Bauarten (§ 21 MBO) wird dokumentiert in der Bauregelliste (BRL), die vom
Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) herausgegeben und aktualisiert wird. Sie
gibt Auskunft über Bauprodukte und Bauarten, an die aus baurechtlicher Sicht An-
forderungen bezüglich der Anwendbarkeit beziehungsweise der Verwendbarkeit
gestellt werden, sowie über die dazu geltenden technischen Baubestimmungen.
Neben dem Anwendbarkeits- und Verwendbarkeitsnachweis ist vom Anwender
auch der !bereinstimmungsnachweis nach Tafel 11-2 zu führen. Es wird gemäß
Tafel 11-2 vor allem unterschieden in geregelte und nicht geregelte Bauprodukte
und Bauarten. Geregelte Bauprodukte im Glasbau sind in der BRL A Teil 1 entspre-
chend der Tafel 11-3 festgehalten. Nicht geregelte Bauprodukte nach BRL A Teil 2
werden in Tafel 11-4 dokumentiert. Im Zuge der Harmonisierung im europäischen
Raum werden Bauprodukte und Bauarten zunehmend nach Vorschriften der Euro-
päischen Union beurteilt. Diese Bauprodukte und Bauarten finden sich in der BRL

11 7 7
Glasbau

B gemäß Tafel 11-5. Für einige Glaskonstruktionen ist die Anwendung von Baupro-
dukten nach BRL C sinnvoll. Außerdem sind zur Beurteilung von Bauarten die ein-
geführten Technischen Baubestimmungen zu beachten. Die Technischen Baube-
stimmungen werden durch die einzelnen Länder auf der Basis der Musterliste der
Technischen Baubestimmungen der ARGEBAU in die Liste der Technischen Baube-
stimmungen (LTB) eingeführt sowie über die Bauregelliste vom DIBt bekannt ge-
macht. Der derzeitige Stand der Musterliste der Technischen Baubestimmungen im
Konstruktiven Glasbau ist in Tafel 11-6 dokumentiert. Sind die in einer Konstruktion
verwendeten Bauprodukte nicht geregelt im Sinne der BRL beziehungsweise
weicht die Bauart wesentlich von den bekannt gemachten Technischen Baubestim-
mungen ab, so ist die Verwendbarkeit der Konstruktion nach Tafel 11-7 nachzuwei-
sen. !ber wesentliche Abweichungen entscheidet der Erbringer des !bereinstim-
mungsnachweises.

11.1 Verwendbarkeit von Bauprodukten und Bauarten


Nach § 21 MBO gelten Bauarten als nicht geregelt, wenn sie von den Techni-
schen Baubestimmungen wesentlich abweichen oder es keine allgemein aner-
kannten Regeln der Technik gibt. Zur Verwendung in baulichen Anlagen ist eine
allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (§ 18 MBO) oder eine Zustimmung im
Einzelfall nach § 20 MBO zu beantragen. Für Bauarten nach BRL A Teil 3 mit
untergeordneter Bedeutung in Bezug auf die Sicherheit baulicher Anlagen ge-
nügt ein allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis nach § 19 MBO. Für Bauarten
ist ebenfalls ein !bereinstimmungsnachweis zu erbringen. Eine !bereinstim-
mungserklärung ist zu erbringen, jedoch entfällt eine Kennzeichnung mit dem !-
Zeichen.

Tafel 11-2 Unterscheidung der Bauprodukte nach Musterbauordnung

national europäisch

nicht geregelt
nach harmoni-
keine erheblichen bauauf- sierten europä-
geregelt Anforderungen sichtlich sonstige
ischen Normen
allgemein oder allgemein unter- oder mit ETZ4 )
anerkannte Prüf- geordnete
verfahren Bedeutung

allgemein
Bauregelliste Bauregelliste anerkannte
! Liste C Bauregelliste B
A Teil 1 A Teil 2 Regeln der
Technik

kein technische Re-


kein
technische ZiE1 ) oder 3 Verwend- geln und Ver-
AbP Verwendbar-
Regeln AbZ2 ) barkeits- wendungsbe-
keitsnachweis
nachweis schränkung

Nachweis der
kein !bereinstimmungs-
!bereinstimmungsnachweis !-Zeichen Konformität,
nachweis, kein !-Zeichen
CE-Zeichen

1
) ZiE: Zustimmung im Einzelfall
2
) AbZ: Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung
3
) AbP: Allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis
4
) ETZ: Europäische Technische Zulassung

11 7 8
Bauaufsichtliche Regelungen
Tafel 11-3 Auszug aus der Bauregelliste A Teil 1
!berein- Verwend-
Lfd. Nr. Bauprodukt Technische Regel stimmungs- barkeits-
nachweis nachweis

1 2 3 4 5

vorgefertigte absturzsi-
chernde Verglasung nach
TRAV, deren Tragfähigkeit TRAV,
unter stoßartigen Einwir- Fassung 2003-01
11.9 !H1) Z4)
kungen bereits nachgewie- (außer 6.2, 6.3.2b,
sen wurde (6.3) oder rech- 6.3.2c)
nerisch nachweisbar ist
(Abschnitt 6.4)

Basiserzeugnisse aus Kalk-


Natronsilicatglas nach EN
572-9
! Floatglas
! Poliertes Drahtglas
11.10 ! Gezogenes Flachglas Anlage 11.5 !H Z
! Ornamentglas
! Drahtornamentglas
! Profilbauglas
für eine Verwendung nach
TRLV, TRAV, DIN V 11535-1

Beschichtetes Glas nach


EN 1096-4 für Verwendung
11.11 Anlage 11.6 !H Z
nach TRLV, TRAV, DIN V
11535-1

Thermisch vorgespanntes
Kalknatron-Einscheiben-
sicherheitsglas nach
11.12 Anlage 11.7 !H Z
EN 12150-2 für Verwen-
dung nach TRLV, TRAV,
DIN V 11535-1

Heißgelagertes
11.13 Kalknatron-Einscheiben- Anlage 11.11 !Z3) Z
sicherheitsglas (ESG-H)

Verbund-Sicherheitsglas
mit PVB-Folie nach 15
11.14 EN 14449 für Verwendung Anlage 11.8 !HP2 ) Z
nach TRLV, TRAV,
DIN V 11535-1

Verbundglas nach EN
14449 für Verwendung
11.15 Anlage 11.9 !H Z
nach TRLV, TRAV,
DIN V 11535-1

Mehrscheiben-Isolierglas
nach EN 1279 für Verwen-
11.16 Anlage 11.10 !H Z
dung nach TRLV, TRAV,
DIN V 11535-1
1
) !H: !bereinstimmungserklärung des Herstellers
2
) !HP: !bereinstimmungserklärung des Herstellers nach vorheriger Prüfung des Bauprodukts
durch anerkannte Prüfstelle
3
) !Z: !bereinstimmungszertifikat durch eine anerkannte Zertifizierungsstelle
4
) Z: Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung

11 7 9
Glasbau
Tafel 11-4 Auszug aus der Bauregelliste A Teil 2

Verwendbarkeits- Anerkanntes !bereinstimmungs-


Lfd. Nr. Bauprodukt
nachweis Prüfverfahren nach nachweis

1 2 3 4 5

Vorgefertigte ab-
sturzsichernde Ver-
glasung nach TRAV, TRAV,
deren Tragfähigkeit 1 Fassung 2003-1,
2.43 P ) !H2 )
unter stoßartigen Abschnitte 6.2
Einwirkungen expe- sowie 6.3.2b und c
rimentell nachge-
wiesen werden soll
1
) Allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis (§ 19 MBO).
2
) !bereinstimmungserklärung des Herstellers (§ 23 MBO).

Tafel 11-5 Auszug aus der Bauregelliste B Teil 1

Bauprodukt In Abhängigkeit vom


Verwendungszweck
Lfd. Nr.
erforderliche Stufen
Bezeichnung Norm und Klassen

Basiserzeugnisse aus
Kalk-Natronsilikatglas:
— Floatglas EN 572-9: 2004
1.11.1 — Poliertes Drahtglas in Deutschland umgesetzt Anlage 01
— Gezogenes Flachglas durch DIN EN 572-9: 2005-01
— Ornamentglas
— Drahtornamentglas
— Profilbauglas

EN 1096-4: 2004
Anlage 01, zusätzlich
1.11.2 Beschichtetes Glas in Deutschland umgesetzt
gilt Anlage 05
durch DIN EN 1096-4: 2005-01

Borosilicatglas:
— gefloatetes Borosilicatglas EN 1748-1-2: 2004
Anlage 01
1.11.3 — gezogenes Borosilicatglas in Deutschland umgesetzt
— gewalztes Borosilicatglas durch DIN EN 1748-1-2: 2005-01
— gegossenes Borosilicatglas

Glaskeramik:
— gefloatete Glaskeramik EN 1748-2-2: 2004
1.11.4 — gezogene Glaskeramik in Deutschland umgesetzt Anlage 01
— gewalzte Glaskeramik durch DIN EN 1748-2-2: 2005-01
— gegossene Glaskeramik

EN 1863-2: 2004
Teilvorgespanntes Kalk-
1.11.5 in Deutschland umgesetzt Anlage 01
Natronglas
durch DIN EN 1863-2: 2005-01

Fortsetzung s. nächste Seite

11 8 0
Bauaufsichtliche Regelungen
Tafel 11-5, Fortsetzung

Bauprodukt In Abhängigkeit vom


Verwendungszweck
Lfd. Nr.
erforderliche Stufen
Bezeichnung Norm und Klassen

Thermisch vorgespanntes EN 12150-2: 2004


1.11.6 Kalknatron-Einscheibensicher- in Deutschland umgesetzt Anlage 01
heitsglas durch DIN EN 12150-2: 2005-01

Chemisch vorgespanntes EN 12337-2: 2004


1.11.7 Kalknatronglas in Deutschland umgesetzt Anlage 01
durch DIN EN 12337-2: 2005-01

Thermisch vorgespanntes EN 13024-2: 2004


1.11.8 Borosilikat-Einscheibensicher- in Deutschland umgesetzt Anlage 01
heitsglas durch DIN EN 13024-2: 2005-01

EN 14178-2: 2004
1.11.9 Erdalkali-Silicatglas in Deutschland umgesetzt Anlage 01
durch DIN EN 14178-2: 2005-01

EN 1279-5: 2005
Anlage 01, zusätzlich
1.11.10 Mehrscheiben-Isolierglas in Deutschland umgesetzt
gilt Anlage 05
durch DIN EN 1279-5: 2005-08

Verbundglas und Verbund- EN 14449: 2005


Anlage 01, zusätzlich
1.11.11 Sicherheitsglas in Deutschland umgesetzt
gilt Anlage 05
durch DIN EN 14449: 2005-07

Heißgelagertes thermisch EN 14179-2: 2005


1.11.12 vorgespanntes Kalknatron- in Deutschland umgesetzt Anlage 01
Einscheibensicherheitsglas durch DIN EN 14179-2: 2005-08

Thermisch vorgespanntes EN 14321-2: 2005


1.11.13 Erdalkali-Silicat-Einscheiben- in Deutschland umgesetzt Anlage 01
sicherheitsglas durch DIN EN 14321-2: 2005-10

ETAG 002, Teil 1 veröffentlicht


2.4.4.13
Silikonklebstoff für geklebte
Glaskonstruktionen
im Bauanzeiger, Jg. 51, Nr. Anlage 01 15
92a, 20.05.1999 (Teil 1)

Bausatz In Abhängigkeit vom


Verwendungszweck
Lfd. Nr.
erforderliche Stufen
Bezeichnung Zulassungsleitlinie und Klassen

ETAG 002, Teile 1, 2 und 3


Teil 1 veröffentlicht im
Bundesanzeiger, Jg. 51,
Nr. 92a, 20.05.1999,
Teil 2 veröffentlicht im
3.4.4.13 Geklebte Glaskonstruktionen Bundesanzeiger, Jg. 54, Anlage 01
Nr. 132a, 19.06.2002,
Teil 3 veröffentlicht im
Bundesanzeiger, Jg. 55,
Nr. 105a, 07.06.2003

11 8 1
Glasbau
Tafel 11-6 Auszug aus der Liste der Technischen Baubestimmungen

Lfd. Nr. Bezeichnung Titel Ausgabe

1 2 3 4

DIN 18516 Außenwandbekleidungen, hinterlüftet

2.6.5 Teil 4
Einscheiben-Sicherheitsglas; Anforderungen, Februar
Anlage 2.6/3,
Bemessung, Prüfung 1990
2.6/6E, 2.6/9

Richtlinie
Technische Regeln für die Verwendung von linienförmig August
2.6.6 Anlage 2.6/1,
gelagerten Verglasungen (TRLV) 2006
2.6/6E, 2.6/9

Richtlinie
Technische Regeln für die Verwendung von absturz- Januar
2.6.7 Anlagen 2.6/6E,
sichernden Verglasungen (TRAV) 2003
2.6/9, 2.6/10

Richtlinie
Technische Regeln für die Bemessung und Ausführung August
2.6.8 Anlagen 2.6/6E,
von punktförmig gelagerten Verglasungen (TRPV) 2006
2.6/8, 2.6/9

DIN V 11535-1
Februar
2.7.9 Anlagen 2.6/6E, Gewächshäuser; Teil 1: Ausführung und Berechnung
1998
2.6/9

11.2 Nachweise der Verwendbarkeit von Bauprodukten


und Bauarten

Tafel 11-7 Verwendbarkeitsnachweise für nicht geregelte Bauprodukte und Bauarten


Allgemeine bauaufsicht- Allgemeines bauaufsicht-
Zustimmung im Einzelfall
liche Zulassung liches Prüfzeugnis
§ 20 MBO
§ 18 MBO4) § 19 MBO
Durch Oberste Bauauf-
Zuständige Deutsches Institut für sichtsbehörde baurecht- Oberste Bauaufsichts-
Behörde Bautechnik (DIBt) lich anerkannte Prüfstelle behörde
§ 25 MBO
Nicht geregelte Bau- Nicht geregelte Bau- Nicht geregelte Bau-
Antrags- produkte und Bauarten produkte und Bauarten produkte und Bauarten
gegenstand mit Verwendbarkeitsnach- mit Verwendbarkeitsnach- mit Verwendbarkeitsnach-
weis nach § 3 MBO1) weis nach § 3 MBO1), 2) weis nach § 3 MBO 1), 3)
Einmalig für beantragtes
Dauer In der Regel 5 Jahre In der Regel 5 Jahre
Bauprodukt/Bauart
1
) Vergleiche auch BRL A.
2
) Bauprodukte, deren Verwendung nicht der Erfüllung erheblicher Anforderungen an die Si-
cherheit baulicher Anlagen dienen oder Bauprodukte, die nach allgemein anerkannten Prüfver-
fahren beurteilt werden.
3
) Bauprodukte nach BauPG oder sonstigen Vorschriften der EU.
4
) Vorgehen analog in europäischen Ländern.

11 8 2
Bauen im Bestand
Prof. Dr.-Ing. Uwe Weitkemper

Inhalt Seite

1 Allgemeines 1183
1.1 Einführung und Begriffe 1183
1.2 Regelwerke und Literatur 1186
2 Bestandsschutz 1187
2.1 Vorbemerkungen, Grundlagen und Definitionen 1187
2.2 Beispiele für den Bestandsschutz 1188
2.3 Grundlagen des Denkmalschutzes 1189
3 !berprüfung und Bestandsaufnahme 1189
3.1 Regelmäßige !berprüfung von Bauwerken 1189
3.2 Bestandsaufnahme mit Bestandsunterlagen 1197
3.3 Bestandsaufnahme ohne Bestandsunterlagen 1199
3.4 Baulicher Zustand und Bestandsuntersuchungen 1200
4 Bewertung bestehender Tragwerke 1202
4.1 Einführung und Hinweise 1202
4.2 Werkstoffkennwerte für Beton und Betonstahl 1203
4.3 Bewertung der Druckfestigkeit von Beton im Bestand 1210
4.4 Modifikation von Teilsicherheitsbeiwerten 1213
4.5 Rechnerische Tragfähigkeitsbewertung 1214
4.6 Bewertung von Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit 1215
4.7 Belastungsversuche 1215
5 Verstärkung von Tragwerken 1216
5.1 Vorbemerkungen 1216
5.2 Verstärkung von Stahlbeton-Biegeträgern durch Aufbeton 1216
5.3 Verstärkung von Stahlbetonstützen 1218

1 Allgemeines
1.1 Einführung und Begriffe
Der Anteil der Bauaufgaben im Bestand nimmt gegenüber dem Neubau im Bezug
auf das Bauvolumen, die Vielfalt und die Komplexität der Aufgabenstellungen ste-
tig an Bedeutung zu. Grund hierfür sind neben anderen Faktoren die gestiegenen
und weiter steigenden energetischen Anforderungen. Nach [20] sind nur etwa 10 % 16
des Wohnungsbestandes jünger als 15 Jahre und entsprechen damit etwa dem
Neubaustandard, während weitere 60 % des Wohnungsbestandes aus der Zeit vor
1960 stammen.
Wesentliche Unterschiede zwischen Neubauten und Baumaßnahmen im Bestand
sind:
— Die Kenntnisse über die bestehenden Bauwerke sind in der Regel unvollstän-
dig.
— Die aktuellen Technischen Baubestimmungen gelten fast ausnahmslos für Neu-
bauten und sind nicht ohne weiteres auf Bestandsbauwerke übertragbar.
— Die in den vergangenen Jahren erarbeiteten Empfehlungen für die !berprü-
fung, Untersuchung, Bewertung, Instandsetzung und Ertüchtigung von Be-
standsbauwerken wurden nicht verbindlich als Technische Baubestimmungen
eingeführt.

11 8 3

U. Vismann (Hrsg.), Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln, DOI 10.1007/978-3-8348-8613-2_16,


© Vieweg+Teubner Verlag |Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012
Bauen im Bestand

Für die !berprüfung von Bauwerken geben in erster Linie die Empfehlungen der
Bauministerkonferenz [1] und die VDI-Richtlinie 6200 [22] Hinweise. Für die Stand-
sicherheitsüberprüfung und -beurteilung ist vor allem die Merkblattreihe des Deut-
schen Beton- und Bautechnik-Vereins (DBV) von Bedeutung [4—7].
Bei ordnungsgemäßer Planung und Bauausführung sowie bestimmungsgemäßem
Gebrauch kann zunächst davon ausgegangen werden, dass eine bauliche Anlage
den bausicherheitsrechtlichen Anforderungen entspricht [1] (Bestandschutz, siehe
Abschnitt 2). Bei Nutzungsänderungen, Erweiterungen oder wesentlichen Umbau-
ten sind die tragenden Bauteile im Bezug auf ihre Tragfähigkeit nach den aktuellen
Technischen Baubestimmungen zu bemessen. Es gilt bei derartigen Umplanungen
das sogenannte Mischungsverbot, also das Verbot der Kombination technischer
Vorschriften unterschiedlicher Normengenerationen. Beim Bauen im Bestand ist
das Mischungsverbot häufig nicht in aller Konsequenz einzuhalten. Im Einzelfall er-
geben sich individuelle Lösungen, die mit dem zuständigen Prüfingenieur abzu-
stimmen sind.
Materialkennwerte und Festigkeitseigenschaften bestehender Tragwerke sind für
die aktuellen Regelwerke festzulegen (Bewertung bestehender Tragwerke, siehe
insbesondere Abschnitte 4.2 und 4.3). Gegebenenfalls können bestehende Tragre-
serven durch genauere Rechenverfahren unter Beachtung der Gebrauchstauglich-
keitskriterien (Rechnerische Tragfähigkeitsbewertung, siehe Abschnitte 4.5 und 4.6)
ausgenutzt werden. In Einzelfällen, insbesondere wenn keine oder nur wenige In-
formationen über ein tragendes Bauteil vorliegen, kann die Rechnerische Tragfä-
higkeitsbewertung durch einen Belastungsversuch (Belastungsversuche, siehe Ab-
schnitt 4.7) ergänzt werden.
Gelingt es nicht, eine ausreichende Tragfähigkeit des Tragwerks oder von Teilen
davon nachzuweisen, bietet sich die Möglichkeit das Tragwerk oder Bauteil für die
Aufnahme der Einwirkungen zu verstärken. Bei der Verstärkung von Bauteilen sind
zusätzliche Dinge zu beachten, die über die üblichen Bemessungsregeln hinaus-
gehen. In jedem Fall erlischt der Bestandsschutz und die Nachweise sind aus-
nahmslos nach den aktuellen Technischen Baubestimmungen zu führen. Es wird
die Verstärkung von Stahlbetonbalken mittels Aufbeton sowie die Verstärkung von
Stahlbetonstützen behandelt (Verstärkung von Tragwerken, siehe Abschnitt 5).
Besteht für ein vorhandenes Bauwerk Bestandsschutz, können die Nachweise der
Standsicherheit nach den zum Zeitpunkt der Errichtung gültigen Technischen Bau-
bestimmungen geführt werden. Bei der Planung von Bauaufgaben im Bestand ist
die Kenntnis der Vorschriften zum Zeitpunkt der Errichtung eines Bauwerks erfor-
derlich. Für Stahlbetonbauwerke liegt seit 2009 eine umfassende Sammlung histo-
rischer Regelwerke vor [18], die die Einarbeitung in die historischen Vorschriften
für Stahlbetonbauteile erleichtert.
Zum bestimmungsgemäßen Gebrauch eines Bauwerks gehört auch ein ordnungs-
gemäßer Bauunterhalt. Zur Reduzierung des Risikos sicherheitsrelevanter Aus-
wirkungen infolge der Alterung des Bauwerks sind regelmäßige !berprüfungen zu
empfehlen, abgestuft nach der Anfälligkeit und dem Gefährdungspotenzial des be-
treffenden Bauwerks (Regelmäßige !berprüfung, siehe Abschnitt 3.1).
Unabhängig davon, ob die statischen Nachweise nach den aktuellen oder den ur-
sprünglichen Bemessungsvorschriften erfolgen, bildet eine detaillierte Bestands-
aufnahme und Zustandserfassung die Grundlage für alle Aufgaben im Bestand.
Bei der Bestandsaufnahme sind im Wesentlichen 2 Fälle zu unterscheiden. Im güns-
tigsten Fall ist der Bestand durch aussagekräftige Bestandsunterlagen in Form von
Bestandsplänen, statischen Berechnungen und Dokumentationen von !berprüfun-
gen und Instandhaltungsarbeiten dokumentiert (Bestandsuntersuchung mit
Bestandsunterlagen, siehe Abschnitt 3.2). Fehlen diese Unterlagen teilweise oder
vollständig sind weitergehende Untersuchungen bei der Bestandserkundung erfor-
derlich (Bauwerksuntersuchung ohne Bestandsunterlagen, siehe Abschnitt 3.3).

11 8 4
Allgemeines

Wichtige Begriffe (Zusammenstellung nach [4] bzw. [22]):


!nderung: Wesentliche Umgestaltung oder Erweiterung von baulichen Anlagen,
wobei ein vom vorhandenen Zustand abweichender neuer Zustand erzeugt wird.
Die #nderung wird insbesondere durch Nutzungsänderungen begründet. Aber
auch der Ersatz oder die Ergänzung wesentlicher Bauteile, die aufgrund bauord-
nungsrechtlicher Regeln zum Zeitpunkt der Errichtung genehmigungspflichtig wa-
ren oder zum Zeitpunkt der #nderung genehmigungspflichtig sind, sind als #nde-
rung aufzufassen.
Bauen im Bestand: Instandsetzung, Ertüchtigung oder #nderung bestehender bau-
licher Anlagen.
Bestandsaufnahme: Untersuchung, um Informationen und Daten über den Bestand
zu beschaffen, z. B. durch Recherchen, Messungen, Prüfungen. Die Bestandsauf-
nahme ist Grundlage für die Bestandsbewertung und alle Planungs- und Bauleis-
tungen einschließlich der Formulierung der Bauaufgabe.
Bestandsbewertung: Verantwortliche Auswertung der Bestandsaufname als Grund-
lage für Planung und Bauausführung im Hinblick auf die im konkreten Fall gestellte
Bauaufgabe.
Dauerhaftigkeit: Dauerhaftigkeit ist die Eigenschaft eines Bauwerks oder einzelner
Bauteile, die Tragfähigkeit und die Gebrauchstauglichkeit während der gesamten
Nutzungsdauer bei angemessener Instandhaltung sicherzustellen.
Erstüberprüfung: Erstüberprüfung ist die erste !berprüfung der Standsicherheit ei-
nes Bestandsbauwerks. Sie erfolgt in der Regel durch eine besonders fachkundige
Person.
Ertüchtigung: Maßnahmen am Bauwerk oder an Bauteilen mit Verbesserung der
Eigenschaften über den Ursprungszustand hinaus. Hierzu gehören z. B. Vergröße-
rungen der Tragfähigkeit, der Feuerwiderstandsdauer, der Dauerhaftigkeit oder die
Verbesserung von Gebrauchseigenschaften usw.
Instandhaltung: Maßnahmen während der Nutzungsdauer zur Aufrechterhaltung
des Soll-Zustandes oder der vollen Gebrauchstauglichkeit eines Bauwerks oder
Bauteils in einer Ausführung, die mindestens dem zum Zeitpunkt der Errichtung
vorhandenen Stand der Technik entspricht, ohne wesentlich verbessernden Charak-
ter. Diese Maßnahmen bedürfen keiner gesonderten Genehmigung. Hierzu gehö-
ren Wartung und Pflege, Konservierung, regelmäßige !berprüfungen (vergl. VDI-
Richtlinie [22]), Erneuern von Verschleißteilen, Renovierung, Reinigung usw.
Instandsetzung: Wiederherstellen des Soll-Zustandes oder der vollen Gebrauchs-
tauglichkeit eines Bauwerks oder Bauteils in einer Ausführung, die den ursprünglich
bzw. aktuell anerkannten Regeln der Technik entspricht, also ohne verbessernden
Charakter der Eigenschaften. Hierzu gehören Sanierung, Austausch schadhafter Bau-
teile oder Bauprodukte, Reparatur usw.
Lebensdauer: Zeitraum, in dem ein Tragwerk standsicher und gebrauchstauglich 16
ist.
Mischungsverbot: Die Regeln der aktuell geltenden Technischen Baubestimmungen
(neues Normenwerk) dürfen nicht mit älteren bzw. früher geltenden technischen
Regeln (altes Normenwerk) kombiniert werden. Ausnahmen vom Mischungsverbot
sind z. B. zulässig für die Bemessung einzelner Bauteile, wenn diese einzelnen Bau-
teile innerhalb der Tragwerks Teiltragwerke bilden, die nur Stützkräfte weiterleiten.
Dazu gehören z. B. Fertigteile und vergleichbare Bauteile, wenn diese mit dem Ge-
samttragwerk nicht monolithisch verbunden sind und die !bertragung der Schnitt-
größen innerhalb des Gesamttragwerks sowie die Gesamtstabilität nicht berührt
werden.
Nutzungsdauer: Vorgesehener Zeitraum, in dem Bauwerke oder Bauteile bei regel-
mäßiger Instandhaltung, aber ohne nennenswerte Instandsetzung, bestimmungs-
gemäß genutzt werden können.

11 8 5
Bauen im Bestand

Robustheit: Robustheit ist die Eigenschaft eines Tragwerks oder von Tragwerkstei-
len, nicht schlagartig zu versagen bzw. den Verlust eines ausreichenden Tragwider-
stands durch große Verformungen oder Rissbildungen anzukündigen.
Regelmäßige "berprüfung: Regelmäßige !berprüfung ist die Kontrolle hinsichtlich
der Standsicherheit eines Bauwerks in regelmäßigen Zeitintervallen. Die regelmä-
ßige !berprüfung umfasst Begehungen durch den Eigentümer oder Verfügungsbe-
rechtigten, Inspektionen durch fachkundige Personen und eingehende !berprüfun-
gen durch besonders fachkundige Personen einschließlich der Dokumentation im
Bauwerksbuch Standsicherheit (siehe Abschnitt 3.1).

1.2 Regelwerke und Literatur


[1] Argebau: Hinweise für die !berprüfung der Standsicherheit von baulichen Anlagen durch
den Eigentümer/Verfügungsberechtigten. Bauministerkonferenz/Konferenz der für Städte-
bau, Bau- und Wohnungswesen zuständigen Minister und Senatoren der Länder. Fassung
September 2006
[2] Argebau: Hinweise und Beispiele zum Vorgehen beim Nachweis der Standsicherheit beim
Bauen im Bestand. Fachkommission Bautechnik der Bauministerkonferenz, Stand 7. April
2008
[3] DB-Richtlinie 805: Tragsicherheit bestehender Eisenbahnbrücken. Deutsche Bahn. Fassung
vom 01. 09. 2002
[4] DBV-Merkblatt: Bauen im Bestand — Leitfaden. Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein
e. V. (DBV), Fassung Januar 2008
[5] DBV-Merkblatt: Bauen im Bestand — Beton- und Betonstahl. Deutscher Beton- und Bau-
technik-Verein e. V. (DBV), Fassung Januar 2008
[6] DBV-Merkblatt: Bauen im Bestand — Brandschutz. Deutscher Beton- und Bautechnik-Ver-
ein e. V. (DBV), Fassung Januar 2008
[7] DBV-Merkblatt: Bauwerksbuch. Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein e. V. (DBV), Fas-
sung Januar 2007.
[8] DBV-Merkblatt: Begrenzung der Rissbildung im Stahlbeton- und Spannbetonbau. Deut-
scher Beton- und Bautechnik-Verein e.V. (DBV), Fassung Januar 2008
[9] Deutscher Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb): Richtlinie, Belastungsversuche an Beton-
bauwerken, 2000
[10] Deutscher Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb): Richtlinie für Schutz und Instandsetzung
von Betonbauteilen. Teil 1 bis 3, Ausgabe Oktober 2001 + Bericht. 1
[11] Deutscher Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb): Verstärken von Betonbauteilen — Sach-
standsbericht. Heft 467, Berlin, 1996
[12] Deutscher Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb): Erläuterungen zu DIN 1045-1. Heft 525, 2.
!berarbeitete Auflage, Berlin, 2010
[13] DIN EN 206-1: Beton — Teil 1: Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität.
DIN Deutsches Institut für Normung e. V., Juli 2001
[14] DIN 1045-1: Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton — Teil 1: Bemessung und
Konstruktion. DIN Deutsches Institut für Normung e. V., August 2008
[15] DIN 1076: Ingenieurbauwerke im Zuge von Straßen und Wegen — !berwachung und
!berprüfung. DIN Deutsches Institut für Normung e. V., November 1999
[16] DIN EN 13791: Bewertung der Druckfestigkeit von Beton in Bauwerken oder Bauwerkstei-
len. DIN Deutsches Institut für Normung e. V., Mai 2008
[17] DIN 18551: Spritzbeton — Anforderungen, Herstellung, Bemessung und Konformität. DIN
Deutsches Institut für Normung e. V., Januar 2005
[18] Fingerloos, F. (Herausgeber): Historische technische Regelwerke für den Beton-, Stahlbe-
ton- und Spannbetonbau — Bemessung und Ausführung. Verlag Ernst & Sohn, Septem-
ber 2008
[19] Musterbauordnung (MBO). Fassung November 2002, zuletzt geändert durch Beschluss
der Bauministerkonferenz vom Oktober 2008. www.is-argebau.de
[20] Schnell, J., Bindseil, P. und Loch, M. Tragwerksplanung für das Bauen im Bestand. Stahl-
betonbau aktuell 2011, Kapitel G, Bauwerk-Verlag
[21] Seim, W. Bewertung und Verstärkung von Stahlbetontragwerken. Verlag Ernst & Sohn, 2007
[22] Verein Deutscher Ingenieure (VDI): Standsicherheit von Bauwerken — Regelmäßige !ber-
prüfung. Richtlinie VDI 6200, Februar 2010

11 8 6
Bestandsschutz

2 Bestandsschutz
2.1 Vorbemerkungen, Grundlagen und Definitionen
Grundsätzlich sind die (aktuellen) Technischen Baubestimmungen gemäß § 3, Ab-
satz 3 MBO [19] ohne Einschränkung für das Instandhalten, #ndern und Beseitigen
baulicher Anlagen anzuwenden. Da die Musterbauordnung selbst kein Gesetz ist,
folgt die Umsetzung dieses Grundsatzes in den Landesbauordnungen, welche ne-
ben obigen Aufgaben im Bestand vor allem die Errichtung baulicher Anlagen re-
geln. Liegt Bestandsschutz vor, darf eine bauliche Anlage in ihrem bisherigen Be-
stand und ihrer bisherigen Funktion erhalten und genutzt werden, auch wenn sie
nicht mehr dem aktuellen Bauordnungsrecht entspricht.
Die Voraussetzungen für die Geltendmachung des Bestandsschutzes sind:
— die ursprüngliche Rechtmäßigkeit der baulichen Anlage,
— keine wesentliche #nderung der baulichen Anlage,
— ein technischer Zustand, der zum Zeitpunkt der Errichtung der baulichen Anlage
vorgesehen war (unter Berücksichtigung des zeitlich bedingten Verschleißes bei
üblichen Instandhaltungsmaßnahmen).
Der Bestandsschutz bezieht sich nicht auf diejenigen Teile der ursprünglichen Vor-
schriften, die sich in der Folgezeit als unzutreffend erwiesen haben und aus denen
sich eine Gefahr für Leib und Leben des Nutzers ergeben kann. Die Anerkennung
hängt u. a. davon ab, ob die gültigen Vorschriften bei der Errichtung des Bauwerks
auch eingehalten wurden. In der Vergangenheit bezog sich der baurechtliche Be-
standsschutz in Literatur und Rechtsprechung auch auf den Neubau oder die Wie-
derherstellung beseitigter Gebäude und in begrenztem Umfang die Erweiterung
bestehender Bauwerke. In der jüngeren Vergangenheit wird der Bestandsschutz in
der Rechtsprechung enger gefasst wird.
Zur Klärung des Begriffes sind in Anlehnung an [4] nachfolgend wichtige Definitio-
nen und in Abschnitt 2.2 Beispiele gegeben.
Definition des Bestandsschutzes nach [4]
Grundsatz der besagt, dass ein Bauwerk oder eine Anlage, die zu irgendeinem
Zeitpunkt mit dem geltenden Recht in Einklang stand, in ihrem bisherigen Bestand
und ihrer bisherigen Funktion erhalten und genutzt werden kann, auch wenn die
Konstruktion oder Teile davon nicht mehr dem aktuell geltenden Recht entspre-
chen. Der Bestandsschutz beinhaltet auch das Recht, die baulichen Anlagen abwei-
chend von den geltenden technischen Baubestimmungen oder anderen aktuellen
Bauregeln instand zu setzen. Unabhängig davon muss die Standsicherheit zu je-
dem Zeitpunkt gegeben sein.
Definition des Anpassungsverlangens nach [4]
Wenn eine konkrete Gefahr für Leben oder Gesundheit gegeben ist, kann durch die
Bauaufsichtsbehörde verlangt werden, dass rechtmäßig bestehende oder nach 16
genehmigten Bauvorlagen bereits begonnene Anlagen den neuen Vorschriften an-
gepasst werden (vergl. § 85 Abs. 1 Nr. 5 MBO). Ein nachträgliches Anpassungsver-
langen ist nur dann gerechtfertigt, wenn die für das Anpassungsverlangen erfor-
derlichen Voraussetzungen nachweislich vorliegen. Die Beweislast trägt im
Allgemeinen die Bauaufsichtsbehörde, auch gegenüber den Gerichten. Unabhängig
davon ist ein grundsätzlicher Anpassungsbedarf im Rahmen der Verkehrssiche-
rungspflicht des Eigentümers regelmäßig zu prüfen.
Definition des Harmonisierungsverlangens nach [4]
Sollen rechtmäßig bestehende Anlagen wesentlich geändert werden, so kann
durch die Bauaufsichtsbehörde gefordert werden, dass auch die nicht durch den
Eingriff unmittelbar berührten Teile der Anlage mit den auf Basis der Landesbau-
ordnungen erlassenen Vorschriften in Einklang gebracht werden. Dies gilt, wenn
die Bauteile, die diesen Vorschriften nicht mehr entsprechen, mit dem beabsichtig-

11 8 7
Bauen im Bestand

ten Vorhaben in einem konstruktiven Zusammenhang stehen und die Einhaltung


dieser Vorschriften bei den vom Vorhaben nicht berührten Teilen der Anlage keine
unzumutbaren Mehrkosten verursacht.

2.2 Beispiele für den Bestandsschutz


Beispiele für den Bestandsschutz bei Maßnahmen im Bestand nach [2] und [4]:
Instandsetzungsmaßnahmen
Grundsätzlich dürfen bei Instandsetzungsmaßnahmen Teile baulicher Anlagen
identisch ersetzt werden (z. B. Holzbalken in einer Dachkonstruktion). Dieser Grund-
satz gilt nicht, wenn ein Schaden infolge einer mittlerweile als unzureichend er-
kannten, nicht mehr aktuellen Regelung aufgetreten ist oder wenn aufgrund neuer
Erkenntnisse Bedenken hinsichtlich der Standsicherheit bestehen (z. B. bei !ber-
kopfverglasungen: Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG) wird durch Verbund-Sicher-
heitsglas (VSG) ersetzt). In diesen Fällen ist das aktuelle Regelwerk hinsichtlich Be-
messung und Ausführung anzuwenden.
Wanddurchbrüche in einem bestehenden Gebäude
Falls Durchbrüche für die Standsicherheit nicht von untergeordneter Bedeutung
sind, müssen diese durch geeignete Maßnahmen so kompensiert werden (z. B.
durch einen Stahlbetonrahmen um den Durchbruch), dass die Standsicherheit des
Gebäudes auch hinsichtlich der Aussteifung gewahrt bleibt. Ein Nachweis des Ge-
samtgebäudes mit den aktuellen Technischen Baubestimmungen ist in der Regel
nicht erforderlich. Kompensationsmaßnahmen sind nach den aktuellen Bemes-
sungsregeln nachzuweisen.
Aufstockungen
Bei Aufstockungen ist zu überprüfen, ob die nach den aktuellen Technischen Bau-
bestimmungen anzusetzenden zusätzlichen Belastungen (z. B. Eigengewicht,
Schnee, Wind, Erdbeben) sicher abgetragen werden können. Die Standsicherheit
der unveränderten Teile der baulichen Anlage muss auch unter dieser Zusatzbelas-
tung nach dem ursprünglichen Regelwerk nachweisbar sein. Werden in den unte-
ren Geschossen infolge der Aufstockung wesentliche bauliche #nderungen erfor-
derlich, so ist das gesamte Gebäude wie ein Neubau zu behandeln.
Umbau eines mehrstöckigen Gebäudes
Eine auf der obersten Geschossdecke bestehende Dachkonstruktion wird auf einer
Teilfläche durch eine Technikzentrale und im !brigen durch eine geänderte Dach-
konstruktion ersetzt. Die für die neue Technikzentrale nach aktuellen Technischen
Baubestimmungen anzusetzenden Lasten (wie z. B. Eigengewicht, Windlasten und
— in diesem Beispiel deutlich höhere — Schneelasten) werden ausschließlich über
bestehende Wände abgetragen. Die restliche neue Dachkonstruktion ist unmittelbar
auf die Geschossdecke aufgelagert.
Der Nachweis der unveränderten Teile der baulichen Anlage kann hinsichtlich der
zusätzlichen Belastung nach dem ursprünglichen Regelwerk erfolgen. Ist dieser
Nachweis nur mit zusätzlichen Verstärkungsmaßnahmen möglich, sind diese nach
den aktuellen Technischen Baubestimmungen zu bemessen. Werden infolge der
Baumaßnahme wesentliche bauliche Veränderungen erforderlich, so ist das ge-
samte Gebäude wie ein Neubau zu behandeln.
Einbau eines Ladengeschosses (Nutzungsänderung)
Sollen zur Schaffung von Ladenflächen im Erdgeschoss eines Gebäudes tragende
Wände durch Abfangeträger, Stützen und Rahmen ersetzt werden, so muss durch
diese Maßnahme die Standsicherheit des Gebäudes gegenüber dem ursprüngli-
chen Zustand gewahrt bleiben. Die Abtragung der Lasten der Geschossdecke und
deren Unterstützungskonstruktion sind nach aktuellem Regelwerk nachzuweisen.
In Erdbebengebieten ist darüber hinaus zu beachten, dass durch #nderungen des
Schwingungsverhaltens (z. B. #nderungen der anzusetzenden spektralen Beschleu-

11 8 8
$berpr"fung und Bestandsaufnahme

nigungen) die Standsicherheit des Gebäudes — gegenüber dem Zustand vor der
Umbaumaßnahme — nicht beeinträchtigt wird. Die über der Ladenebene liegen-
den unveränderten Geschosse genießen grundsätzlich Bestandsschutz.
Nur unter Ansatz der alten Lastnormen nachweisbare Belegung einer Dachhaut
mit Photovoltaikelementen
Durch die Montage der Photovoltaikmodule wird die aufnehmbare Schneelast um
das Gewicht der Module reduziert. Die Standsicherheit des Gebäudes wird also ge-
genüber dem bestandsgeschützten Zustand verändert. Von einer Ertüchtigung des
Tragwerks kann dann abgesehen werden, wenn das vorhandene Tragwerk für die
Zusatzlasten aus den Modulen immer noch ausreichend dimensioniert ist.
Umfassende bauliche Veränderungen, die einem Neubau gleichkommen
Der Bestandsschutz für ein Gebäude kann erlöschen, wenn die Baumaßnahme so
weitgehend ist, dass sie einem Neubau gleichkommt. In diesem Fall ist das
gesamte Gebäude nach den aktuellen Technischen Baubestimmungen nachzuwei-
sen.
Umnutzung eines Wohngebäudes zum Hotel
Bei der Umnutzung eines Wohngebäudes zum Hotel liegt eine #nderung im Sinne
der Definition aus Abschnitt 1.1 und damit eine wesentliche Umgestaltung der bau-
lichen Anlage vor. In der Folge ergeben sich erhöhte Brandschutzanforderungen im
gesamten Gebäude, z. B. in Form zusätzlicher Fluchtwege. Unter Umständen sind
darüber hinaus wegen höherer Nutz- und Ausbaulasten tragende Bauteile zu er-
tüchtigen oder zu ersetzen.
Austausch von Bauprodukten
Bei Bauprodukten, die sich als gesundheitsgefährdend herausgestellt haben (z. B.
Asbest), kann von den Bauaufsichtsbehörden ein Austausch auch bei Bauteilen ver-
langt werden, die nicht von einer #nderung der baulichen Anlage betroffen sind
(siehe Anpassungsverlangen Abschnitt 2.1).

2.3 Grundlagen des Denkmalschutzes


Definition des Denkmalschutzes nach [4]
Einstufung von Bauwerken oder Teilen davon mit dem Ziel, die möglichst weitge-
hende Erhaltung der ursprünglichen Bausubstanz und des historischen Erschei-
nungsbildes von Kulturdenkmalen sicherzustellen. In Einzelfällen umfasst der Denk-
malschutz auch die Restaurierung eines früheren kulturgeschichtlich wertvollen
Zustandes.
Die Rechtsgrundlage für den Denkmalschutz bilden die Denkmalschutzgesetze der
Bundesländer. Alle Maßnahmen an einem Denkmal, die in die Substanz eingreifen
oder das Erscheinungsbild beeinträchtigen können, müssen von der zuständigen
Denkmalschutzbehörde genehmigt werden. Bei Denkmälern von besonderer Be-
deutung gilt die Genehmigungspflicht auch für bauliche Maßnahmen in der Umge-
16
bung dieser Denkmäler. Die Genehmigung ist bei der örtlich zuständigen Denkmal-
schutzbehörde zu beantragen. Bedarf die Maßnahme einer Baugenehmigung,
muss die Denkmalschutzbehörde zustimmen.

3 !berprüfung und Bestandsaufnahme


3.1 Regelmäßige !berprüfung von Bauwerken
Anwendungsbereich, Ziele und Adressaten
Die nachfolgenden Ausführungen und Verweise auf entsprechende Empfehlungen
(bauaufsichtlich eingeführte Baubestimmungen liegen für Hochbauten nicht vor)
beziehen sich auf Bauwerke des Hochbaus. Die am weitesten ausgearbeiteten

11 8 9
Bauen im Bestand

Empfehlungen zu der Thematik gibt VDI-Richtlinie 6200 [22], ausgehend von den
Empfehlungen der Bauministerkonferenz [1].
Die Richtlinie richtet sich zunächst an
Gebäudeeigentümer und Verfügungsberechtigte,
darüber hinaus aber auch an mit der Thematik befasste
Ingenieure, Architekten, Prüfingenieure/Prüfsachverständige
für Standsicherheit und Verwalter von Immobilien aller Art.
In der Richtlinie werden Beurteilungs- und Bewertungskriterien und Handlungsan-
weisungen für die „Regelmäßige !berprüfung der Standsicherheit” sowie Empfeh-
lungen für die Instandhaltung von baulichen Anlagen gegeben. Bei den Verkehrs-
bauwerken liegt eine andere Ausgangssituation vor und es sei bezüglich von
Bauwerken im Zuge von Straßen und Wegen auf DIN 1076 [15] und bezüglich von
Verkehrsbauwerken im Bereich der Deutschen Bahn AG auf DB Richtlinie 805 [3]
verwiesen.
Zum bestimmungsgemäßen Gebrauch von Bauwerken gehört u. a. auch ein ord-
nungsgemäßer Bauunterhalt. Nach § 3 der Musterbauordnung gilt:
(1) Anlagen sind so anzuordnen, zu errichten, zu ändern und instand zu halten,
dass die öffentliche Sicherheit und Ordnung, insbesondere Leben, Gesundheit
und die natürlichen Lebensgrundlagen, nicht gefährdet werden.
Die Verantwortung für die ordnungsgemäße Instandhaltung und die Aufrechterhal-
tung der Verkehrssicherheit liegt beim Eigentümer oder dem Verfügungsberechtig-
ten. Zur Reduzierung des Risikos sicherheitsrelevanter Auswirkungen infolge der
Alterung des Bauwerks werden von der Bauministerkonferenz regelmäßige !ber-
prüfungen empfohlen [1]. Die darin empfohlenen, systematischen Verfahren der
Bauwerksüberwachung gehen unter anderem auf DIN 1076 [15] zurück.
Ziele regelmäßiger !berprüfungs- und !berwachungsmaßnahmen sind:
— die frühzeitige Feststellung eines Instandsetzungsbedarfs, um die Standsicher-
heit zu gewährleisten und den Instandsetzungsbedarf gering zu halten,
— die Vorbereitung von Instandsetzungsmaßnahmen bezüglich technischer Details
und Kosten,
— die Feststellung von Schadensursachen zwecks Erfolgskontrolle durchgeführter
Instandsetzungsmaßnahmen,
— die Beeinflussung des erforderlichen Sicherheitsindex b für Bemessungsauf-
gaben im Bestand durch eine kontinuierliche !berwachung (näheres siehe 4.4).

Einteilung der Bauwerke


Für eine abgestufte Festlegung von Art und Umfang der !berprüfungen werden
die Bauwerke hinsichtlich der möglichen Folgen im Fall eines globalen oder partiel-
len Schadens (Schadenfolgeklassen CC1—CC3) sowie hinsichtlich der statisch-kon-
struktiven Durchbildung (Robustheitsklassen RC1—RC4) eingeteilt.

Tafel 3-1 Schadensfolgeklassen für Bauwerke mit Beispielen (nicht vollständig) nach VDI-
Richtlinie [22]

Schadens- Merkmale Gebäudetypen und Beispielhafte


folgeklasse exponierte Bauteile Bauwerke
CC 3 Hohe Folgen (Schäden an Insbesondere: Versamm- Stadien, Kongress-
Kategorie 1 Leben und Gesundheit für lungsstätten für mehr als hallen, Mehrzweck-
gemäß [1] sehr viele Menschen, große 5000 Personen arenen
Umweltschäden)

Fortsetzung s. nächste Seite

119 0
$berpr"fung und Bestandsaufnahme
Tafel 3-1, Fortsetzung
Schadens- Merkmale Gebäudetypen und Beispielhafte
folgeklasse exponierte Bauteile Bauwerke
CC 2 Mittlere Folgen (Schäden an Bauliche Anlagen mit über Hochhäuser, Fernseh-
Kategorie 2 Leben und Gesundheit für 60 m Höhe türme
gemäß [1] viele Menschen, spürbare Gebäude und Gebäudeteile
Umweltschäden) Bürogebäude, Indus-
mit Stützweiten größer trie- und Gewerbe-
12 m und/oder Auskragun- bauten, Kraftwerke,
gen größer 6 m sowie Produktionsstätten,
großflächige !berdachun- Bahnhofs- und Flug-
gen hafengebäude, Hal-
Exponierte Bauteile von lenbäder, Einkaufs-
Gebäuden, soweit sie ein märkte, Museen,
besonderes Gefährdungs- Krankenhäuser,
potenzial beinhalten Kinos, Theater,
Schulen, Diskotheken,
Sporthallen aller Art,
z. B. für Eislauf, Rei-
ten, Tennis, Radfah-
ren, Leichtathletik
Große Vordächer,
angehängte Balkone,
vorgehängte Fas-
saden, Kuppeln
CC 1 Geringe Folgen (Sach- u. robuste und erfahrungs- Ein- und Mehr-
Vermögensschäden, gerin- gemäß unkritische Bauwer- familienhäuser
ge Umweltschäden, Risiken ke mit Stützweiten kleiner Landwirtschaftlich
für einzelne Menschen) 6m genutzte Gebäude
Gebäude mit nur vorüber-
gehendem Aufenthalt ein-
zelner Menschen

Bei Bauwerken, die von den angegebenen Kriterien wie Personenzahl, Bauhöhe
oder Stützweite abweichen, bei denen aber mit vergleichbaren Schadensfolgen zu
rechnen ist, kann eine Einstufung nach Spalte 3 (Gebäudetypen und exponierte
Bauteile) erfolgen. Kommen bei der Herstellung eines Bauwerks neue Werkstoffe
und/oder neue Fertigungs- und Herstellverfahren zum Einsatz, ist das Bauwerk in
Robustheitsklasse RC1 einzustufen. Bei bestehenden Bauwerken erfolgt die Einstu-
fung im Rahmen der Erstüberprüfung (siehe Abschnitt 1.1).
Bei Neubauten wird eine Einstufung durch den Prüfingenieur/Prüfsachverständigen
für Standsicherheit empfohlen.

Tafel 3-2 Robustheitsklassen für Bauwerke mit Beispielen (nicht vollständig) nach VDI-Richt-
linie [22] 16
Robustheits- Bauwerk/Nutzung Beispielhafte Tragwerke
klasse
RC 1 Statisch bestimmte Tragwerke ohne System- Einfeldträger
reserven stützenstabilisierte Hallentrag-
Fertigteilkonstruktionen ohne redundante werke ohne Kopplungen
Verbindungen schlanke Schalentragwerke
imperfektionsempfindliche Systeme Tragwerke aus Glas
Tragwerke mit sprödem Verformungsverhalten Tragwerke aus Gussbauteilen
RC 2 Statisch unbestimmte Tragwerke mit System- Durchlaufträger
reserven eingeschossige Rahmen-
elastisch-plastisches Tragverhalten konstruktionen
Stahlkonstruktionen

Fortsetzung s. nächste Seite

119 1
Bauen im Bestand
Tafel 3-2, Fortsetzung
Robustheits- Bauwerk/Nutzung Beispielhafte Tragwerke
klasse
RC 3 Konstruktionen mit großer Systemredundanz mehrgeschossige Rahmen-
Tragwerksverhalten und/oder Konstruktionen konstruktionen
mit großen plastischen Systemreserven vielfach statisch unbestimmte
fehlerunempfindliche Systeme Systeme
seilverspannte Konstruktionen
überschüttete Bogentrag-
werke
RC 4 Tragwerke, bei denen alternativ berücksichtigte Bemessung für Stützenausfall
Gefährdungsszenarien und Versagensanalysen Bemessung auf Lastfall Flug-
ausreichende Robustheit zeigen zeugabsturz

Art und Umfang der !berprüfungen


Die Richtlinie empfiehlt 3 !berprüfungsstufen mit den Zeitintervallen der nachfol-
genden Tafel 3-3:
— Begehung durch den Eigentümer/Verfügungsberechtigten
— Inspektion durch eine fachkundige Person
— Eingehende !berprüfung durch eine besonders fachkundige Person.
Fallen Inspektion und eingehende !berprüfung zeitlich in das gleiche Jahr, kann
die Inspektion entfallen. Unabhängig von den Vorgaben der Tabelle sollte nach
Umbauten, Umnutzungen und technischen Modernisierungen eine Inspektion
durch eine fachkundige Person durchgeführt werden, sofern in diesem Zusammen-
hang keine Standsicherheitsüberprüfung durchgeführt wird. Nach außergewöhnli-
chen Einwirkungen (Erdbeben, Hochwasser, Brand, Bergsenkungen, ungewöhnlich
hoher Schnee, extreme Sturmereignisse etc.) wird darüber hinaus eine außerplan-
mäßige !berprüfung empfohlen.

Tafel 3-3 Zeitintervalle für die Regelmäßigen !berprüfungen (Anhaltswerte) nach VDI-Richt-
line [22]
Schadens- Begehung durch den Inspektion durch eine Eingehende !berprüfung
folgeklasse Eigentümer/Verfügungs- fachkundige Person durch eine besonders
berechtigten fachkundige Person
CC 3 1 bis 2 Jahre 2 bis 3 Jahre 6 bis 9 Jahre
CC 2 2 bis 3 Jahre 4 bis 5 Jahre 12 bis 15 Jahre
CC 1 3 bis 5 Jahre nach Erfordernis

Tafel 3-4 Art der !berprüfung und Anforderungen an die Durchführenden

Art der !berprüfung !berprüfende Personen/Anforderungen an


die !berprüfenden
Stufe 1 Besichtigung des Bauwerks Eigentümer oder Verfügungsberechtigter
Begehung auf offensichtliche Mängel
oder Schädigungen und deren
Dokumentation
Stufe 2 Inspektion in Form einer Fachkundige Person — Bauingenieure und
Inspektion visuellen !berprüfung des Architekten, die mindestens fünf Jahre
Tragwerks im Allgemeinen Tätigkeit mit der Aufstellung von Stand-
ohne Verwendung technischer sicherheitsnachweisen, mit technischer Bau-
Prüfhilfsmittel leitung und mit vergleichbaren Tätigkeiten,
davon mindestens drei Jahre mit der Auf-
stellung von Standsicherheitsnachweisen,
nachweisen können.

Fortsetzung s. nächste Seite

119 2
$berpr"fung und Bestandsaufnahme
Tafel 3-4, Fortsetzung

Art der !berprüfung !berprüfende Personen/Anforderungen an


die !berprüfenden
Stufe 3 Eingehende, handnahe Besonders fachkundige Person — Bauinge-
eingehende !berprüfung aller maßgeben- nieure, die mindestens zehn Jahre Tätigkeit
!berprüfung den Tragwerksteile (auch der mit der Aufstellung von Standsicherheits-
schwer zugänglichen), Stich- nachweisen, mit technischer Bauleitung und
probenartige Materialent- mit vergleichbaren Tätigkeiten, davon min-
nahmen, Feststellung von destens fünf Jahre mit der Aufstellung von
Restfestigkeiten und Rest- Standsicherheitsnachweisen und mindes-
steifigkeiten sofern erforderlich tens ein Jahr mit technischer Bauleitung,
nachweisen können.
Sie sollen Erfahrung mit vergleichbaren
Konstruktionen in der jeweiligen Fachrich-
tung nachweisen können. Die Fachrichtun-
gen sind Massivbau, Metallbau und Holz-
bau. Prüfingenieure/Prüfsachverständige für
die jeweilige Fachrichtung erfüllen ebenfalls
die Voraussetzungen für eine besonders
fachkundige Person.

Bezüglich einer detaillierten Zusammenstellung der Untersuchungsgegenstände


und Untersuchungsmethoden und der in Frage kommenden !berprüfungsverfah-
ren wird auf die VDI-Richtlinie verwiesen.

Tafel 3-5 Checkliste und Dokumentation der Inspektion (Mindestanforderungen) durch eine
fachkundige Person nach VDI-Richtlinie [22]
Schadensindiz Ursache Beispiele, Hinweise
1 Einflüsse aus Veränderungen
1.1 Belastungs- veränderte Nutzung Umnutzung Büro- zu Lagerräumen; Verwen-
änderungen dung von Gabelstaplern mit höherer Trag-
last
nachträglich auf- Schwerregale, Tresore, Maschinen, Krane,
gestellte oder ange- Förderanlagen
hängte Lasten
1.2 Bauliche raumbildende Maß- nachträgliches Schließen von offen/teilweise
Veränderungen nahmen offen geplanten Gebäuden, wie Dach-
deckung auf Pergola, seitliches Schließen
von Vordächern
neue "ffnungen, Installationsöffnungen, Türen, Tore,
Durchdringungen, Schächte, Installationstrassen, Kernbohrun-
Aussparungen, Ab-
hängungen, Konsolen
gen, Bohrungen 16
1.3 Bauphysikalische #nderung von Tem- Halle mit Wechselnutzung: Sommerbetrieb
Veränderungen peratur und Luftfeuch- als Sporthalle, Winterbetrieb als Eislaufhalle
tigkeit, Kondenswasser-
bildung
2 Bauarten
2.1 Betonkonstruktionen
2.1.1 Risse unzulässige Bean- deutliche und unter Umständen sich ver-
spruchung, Quer- größernde Risse in Decken, Unterzügen,
schnittsschwächung, Bodenplatten, Stützen und Wänden
Setzungen, Verformun-
gen, Zwang

Fortsetzung s. nächste Seite

119 3
Bauen im Bestand
Tafel 3-5, Fortsetzung
Schadensindiz Ursache Beispiele, Hinweise
2.1.2 Abplatzungen mechanische Einwir- Anfahrschäden an Wänden und Stützen,
kungen z. B. in Tiefgaragen oder Industriehallen;
gegebenenfalls bei ungenügender Durch-
fahrtshöhe auch an Decken und Unterzügen
Feuchtigkeit, Frostein- ungeschützte Bauteile im Außenbereich wie
wirkung, Korrosion Fassadenplatten, Rampen von Parkdecks
2.1.3 Rostverfärbun- Korrosion des Beweh- Bauteile mit unzureichender Betonüber-
gen, Rostfahnen rungsstahls infolge deckung bei feuchtem Raumklima, z. B. in
Durchfeuchtung Tiefgaragen
2.1.4 Feuchte Ober- Durchfeuchtung, was- Hofkellerdecken, Tiefgaragendecke, wasser-
flächen, Aus- serführende Risse, undurchlässige Konstruktionen (Weiße
blühungen, Beton ohne Wasserein- Wanne)
Stalaktiten dringwiderstand, Ein-
wirkung von Tausalz
2.2 Mauerwerk
2.2.1 Risse in Mauer- Querschnittsschwä- nachträglich geschaffene Türöffnungen, un-
steinen und chung, Setzungen, Ver- zureichende Gründung, Verformungen oder
Fugen formungen, Frostein- Verdrehungen aufliegender Decken und
wirkung Träger
2.2.2 Rissige, abbrö- Feuchtigkeit, Frostein- Wände in feuchten Kellerräumen, unge-
ckelnde Mörtel- wirkung schützte Wände im Außenbereich, Ein-
fugen friedungen, Stützmauern; möglicherweise
Feuchtes Mauer- reduzierte Mörtel- und/oder Steinfestig-
werk, Verfärbun- keiten
gen
2.2.3 Abplatzungen, mechanische Einwir- Anfahrschäden z. B. in Hofdurchfahrten,
Ausbauchungen kungen Torbereichen
2.3 Stahlkonstruktionen
2.3.1 Schadstellen an Alterung, mechanische Nachinstallation an beschichteten Trägern,
Beschichtungs- Einwirkung, Umbau- Anfahrschäden
systemen (Kor- maßnahmen
rosionsschutz,
Brandschutz)
2.3.2 Korrosion Feuchtigkeitsein- Witterungseinfluss auf unverkleidete Stahl-
wirkung, Schadstellen konstruktionen z. B. Vordächer, Bühnen für
der Beschichtung technische Anlagen
2.3.3 Deformationen mechanische Ein- Anfahrschäden an Stützen, z. B. in Industrie-
wirkungen hallen oder an Tankstellen; gegebenenfalls
bei ungenügender Durchfahrtshöhe auch an
Dachkonstruktionen und Unterzügen
2.3.4 Fehlende oder unsachgemäße Fehler bei der Erstmontage oder mangelhaft
locker sitzende Montage ausgeführte Umbaumaßnahmen; z. B. Kopf-
Schrauben/Niete, plattenanschlüsse
Schiefstellung
Demontage Ausbau/Abbau störender Elemente durch
Nutzer z. B. bei Nachinstallation
Wechsellast, dynami- Anschlüsse an Kranbahnkonstruktionen,
sche Lasten, Vibratio- Unterkonstruktionen von Maschinen,
nen Treppenstufen, Fassaden
2.3.5 Abgerissene !berbelastung Kopfplattenanschlüsse, Anhänge-Konstruk-
Schrauben/Niete tionen

Fortsetzung s. nächste Seite

119 4
$berpr"fung und Bestandsaufnahme
Tafel 3-5, Fortsetzung
Schadensindiz Ursache Beispiele, Hinweise
2.3.6 Gerissene !berbelastung Kopfplattenanschlüsse, Anhänge-Konstruk-
Schweißnähte tionen, Konsolen, Rahmenecken, Fußpunkte
2.4 Holzkonstruktionen
2.4.1 Feuchtigkeitsein- Niederschlag, Kon- schadhafte Dachabdichtung, Oberlichter,
wirkung densfeuchtigkeit, un- Dachdurchführungen, Kältebrücken, fehlen-
dichte Installationen de Dampfsperren
2.4.2 Fäulepilze Feuchtigkeitseinwir- ungeschützte Auflagerung von Holzbalken
kung auf Mauerwerk („Balkenköpfe”)
2.4.3 Insektenbefall mangelnder Holzschutz ungeschützte "ffnungen bei Dachstühlen
2.4.4 Locker sitzende Schwinden des Holzes, Anschlüsse Holz an Stahl, z. B. Balken-
Verbindungs- !berlastung, Trag- schuhe für Stützen, Rahmenecken mit
mittel werksverformungen Stahleinbauteilen
2.4.5 Austrocknung übermäßige Riss- ungenügend vorkonditioniertes Holz, Klima-
bildung, Versprödung veränderung, Luftabschluss
2.5 Glaskonstruktionen
2.5.1 Risse, Abplatzun- mechanische Beschä- Gebrauchsspuren, ungeschützte Kanten,
gen, tiefe Kratzer digung, Spannungen, Steinschlag, unplanmäßige Lagerung
!berlastung
2.5.2 Direkter Kontakt übermäßige Verfor- Dachkonstruktion liegt unplanmäßig auf
Glas mit Stahl mungen, ungenaue Glasfassade auf
Montage
2.6 Seilkonstruktionen
2.6.1 Aufspleißen von mechanische Beschädi- abgespannte Dächer
Litzen gung, !berbelastung
2.6.2 Austritt von mechanische Beschä- Abspannungen von Fassaden im Außen-
Füllmittel digung, Einwirkung bereich
hoher Temperaturen
3 Baukonstruktionen
3.1 Steildächer
3.1.1 Nässe, Feuch- beschädigte oder Ziegelgedeckte Dächer nach Starkwindein-
tigkeit fehlende Dachziegel, wirkung, gealterte Ziegeldeckung, lockere
Dacheindeckung Verbindungsmittel und Befestigungen
undichte Dachfenster, schadhafte Anschlüsse, Spenglerarbeiten
Dachaufbauten, Kamin- und Abdichtungen
und Abluftdurchführun-
gen
undichte oder ver- korrodierte Dachrinnen und Fallrohre, durch
stopfte Regenabflüsse Laub und Schmutz belegte Einlaufgitter
3.2 Flachdächer 16
3.2.1 Pfützenbildung, undichte oder ver- durch Laub und Schmutz abgedeckte Ein-
bemooste Stellen stopfte Regenabflüsse lauftrichter
3.2.2 Eisbildung Beheizung beschädigt, Abläufe und Fallrohre frieren zu
fehlend
3.2.3 Feuchte/Nässe beschädigte Abdich- häufiges direktes Begehen der Dachfläche,
an der Dach- tung Lagern von Material bei Wartungsarbeiten
unterseite
3.2.4 Neue Dichtbah- erhöhtes Dachgewicht Erhöhung der Dachlast wurde nicht über-
nen auf vorh. unter Umständen unzu- prüft
alter Abdichtung lässig für die Tragkons-
truktion

Fortsetzung s. nächste Seite

119 5
Bauen im Bestand
Tafel 3-5, Fortsetzung
Schadensindiz Ursache Beispiele, Hinweise
3.2.5 Nachträglich auf- Tragkonstruktion nicht Erhöhung der Dachlast wurde nicht über-
gebrachte Dach- für die höheren Dach- prüft
begrünung lasten ausgelegt
3.2.6 !bermäßige erhöhte Dachlasten wasserdurchtränkte Isolierung infolge be-
Durchbiegung schädigter Dachdichtung, verstopfte Regen-
abläufe bzw. Notüberläufe
3.2.7 unzulässiges entfernen Entfernen der Mittelwand von Doppelgara-
von Stützungen gen
3.2.8 keine (funktionstüchti- keine Notentwässerung geplant/ausgeführt,
ge) Notentwässerung Notentwässerung verstopft, Lage an
falscher Stelle
3.3 Geschossdecken
3.3.1 Nässe, Feuchtig- schadhafte Installatio- undichte Heizrohre, Wasserrohre, Abfluss-
keit an der nen rohre
Deckenunterseite
3.3.2 Pfützen, feuchte übermäßiger Feuchtig- nässende Maschinen auf Produktionsdecken
Oberbeläge, keitseintrag auf der ohne ausreichenden Dichtbelag, Schlepp-
Nässeschäden Oberseite, beschädigte wassereintrag ohne Abdichtung, Chlorid-
an Estrichen Abdichtung, mangel- eintrag aus Magnesitestrich in Stahlbeton-
haftes Abdichtungs- decken
system
3.4 Hofkellerdecken, Parkdecks
3.4.1 Pfützenbildung, verstopfte Abläufe Rückstände von Blüten, Blättern und Zwei-
feuchte organi- gen in Rinnen und Rohren
sche Rückstände
im Bereich der
Einläufe
3.4.2 Spurrinnen, Witterungseinflüsse, besondere Beanspruchung bei frei bewitter-
Risse und Ab- mechanische Bean- ten Flächen und Rampenbereichen,
rasion auf Deck- spruchungen stark frequentierte Bereiche durch Fahr-
und Schutz- zeuge, Container oder Maschinen
schichten
3.4.3 Schadhafte Ver- Abnutzung, Witterungs- mangelnde Flankenhaftung oder Fugenver-
gussfugen einflüsse füllung, Risse, Ausquetschungen
3.4.4 Schadhafte Abnutzung, Witte- fehlende Schraubbolzen, mangelhafte obere
Abdichtungs- rungseinflüsse, Abspritzung
anschlüsse Wartungsfehler
3.4.5 Fehlende Be- Beschränkung von Durchfahrtshöhe oder
schilderung Fahrzeuggewicht
3.5 Fugen
3.5.1 Tropfende Fugen, Fugenprofil undicht, fehlerhafte Ausführung, Versprödung des
Nässespuren, abgelöst, unterläufig Fugenmaterials, Andichtung fehlerhaft
übermäßige
Verfärbung
3.5.2 Dehnwege nicht Fuge zu klein, beschä- fehlerhafte Ausführung/Planung, Ver-
möglich digt schmutzung (mangelhafte Wartung)
3.6 Kranbahnträger
3.6.1 !bermäßige Ab- !berlastung der Krane, mangelhafte Wartung, starke Verformungen
triebsrückstände gelöste Schienenbe- des Kranbahnträgers im Betrieb, hohe Hori-
neben der Kran- festigungen, Verfor- zontalverformungen der unterstützenden
schiene mung des Tragsystems Bauteile (z. B. Hallenstützen)

Fortsetzung s. nächste Seite

119 6
$berpr"fung und Bestandsaufnahme
Tafel 3-5, Fortsetzung
Schadensindiz Ursache Beispiele, Hinweise
3.6.2 Fehlende oder Schraubensicherung Schraubensicherung über Vorspannung in
locker sitzende fehlt der Regel nicht ausreichend, chemische
Schrauben oder mechanische Schraubensicherung
erforderlich
3.6.3 Schadhafte Auf- dynamische Belastung verschobene bzw. herausgefallene Stahl-
lagerstellen futterbleche, gebrochenes Mörtelbett
3.7 Lager
3.7.1 Unplanmäßige Lagerweg bzw. Verdre- fehlerhafte Ausführung/Planung, Baugrund-
Deformation, hung blockiert, unzurei- bewegung, Setzungen, !berlastung, Ver-
Risse, Ab- chend schmutzung (mangelhafte Wartung)
platzungen
3.7.2 Dehnwege nicht Lagerweg bzw. Ver- fehlerhafte Planung/Ausführung, Ver-
möglich drehung blockiert, un- schmutzung (mangelhafte Wartung)
zureichend
3.8 Verankerungen
3.8.1 Korrosion, Feuchtigkeitseinwir- fehlerhafte Planung/Ausführung, Korro-
Lockerungen kung, Montagefehler, sionsbeständigkeit
Materialgüte
3.8.2 Abplatzungen, !berlastung, Montage- fehlerhafte Planung/Ausführung
Rissbildung fehler, Verankerungstyp

3.2 Bestandsaufnahme mit Bestandsunterlagen


Vorbemerkungen
Die Bestandsaufnahme bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Planung, Aus-
schreibung und Ausführung von Arbeiten im Bestand. Darüber hinaus ist eine qua-
lifizierte Bestandsaufnahme zwingend erforderlich für die eventuelle Anpassung
von Teilsicherheitsbeiwerten und den Nachweis existierender Tragreserven (siehe
Abschnitt 4.4).
Bei der Bestandsaufnahme wird der Ist-Zustand eines Bauwerks festgestellt. Es
sind dabei alle relevanten technischen Daten für die weitere Planung zu erfassen.
Für die Bereitstellung der Bestandsdaten ist der Bauherr verantwortlich. Mit der
Durchführung der Bestandsaufnahme sollte ein Planer mit besonderer Sachkunde
beauftragt werden.

Bestandsaufnahme mit Bestandsunterlagen


16
Sichtung der Private Kontrolluntersuchungen
vorhandenen Ortsbesichtigung Beweissicherung zu den vorliegenden
Unterlagen Bestandsunterlagen

Bild 3-1 Bestandsaufnahme mit Bestandsunterlagen nach [4]

Sichtung der vorhandenen Unterlagen


In Ergänzung zu den Unterlagen des Bauherrn können sich wertvolle Hinweise aus
den Unterlagen von Bauaufsichtsbehörden sowie von früher beteiligten Planern
und ausführenden Firmen ergeben. Eine !bersicht der zu sichtenden Unterlagen
gibt Tafel 3-6.

119 7
Bauen im Bestand

Ortsbesichtigung
Eine eingehende Besichtigung des bestehenden Bauwerks ist zwingender Teil der
Bestandsaufnahme. Dabei sollten ebenfalls die Nachbarbebauung und Zuwegun-
gen mit einbezogen werden. Alle im Anschluss an die Bestandsaufnahme tätigen
Planer und Ausführenden sollten eine Ortsbesichtigung durchführen.
Private Beweissicherung
Zur Feststellung des aktuellen Zustands und von Vorschädigungen und um eine
Zuordnung eventueller Schäden zu ermöglichen, ist eine private Beweissicherung
am bestehenden Bauwerk zu empfehlen. Auch wenn benachbarte bauliche Anla-
gen betroffen sind, ist i. d. R. eine private Beweissicherung erforderlich. Die Be-
weissicherung sollte nach Möglichkeit im Einvernehmen mit allen Beteiligten durch
unabhängige Sachverständige erfolgen. Mögliche Bestandteile sind:
— Fotodokumentation,
— Einmessen von Messpunkten,
— Rissaufnahme, ggf. Setzen von Messmarken an Nachbargebäuden,
— Dokumentation der Funktionsfähigkeit von technischen Anlagen, etc.

Tafel 3-6 Bestandsaufnahme — zu sichtende Unterlagen mit Beispielen


Art der Unterlagen Beispiele
Bauwerksbuch Bestandsdokumentation
Eigentumsverhältnisse, Grundstücks- Grundbuchauszug, Vermessungsplan
grenzen
Genehmigungsunterlagen Baugenehmigung, Lagepläne
Aktueller Stand der Ausführungs- und Objektpläne, statische Berechnung mit Positions-
Bauunterlagen plänen, Ausführungspläne Tragwerk, Werkpläne der
TGA-Gewerke, Detailpläne Ausbau und Fassade,
Abdichtung, Fachgutachten, etc.
Trassenpläne der Medienleitungen Wasser, Abwasser, Elektro, Gas, Fernwärme, Kom-
munikation
Dokumentation der Instandhaltung, Gutachten, Messungen, Kampfmittel, Schadstoffe
durchgeführte Untersuchungen
veränderte Einwirkungen veränderte Grundwasserstände
Informationen über besondere Einwir- Brand, Kriegseinwirkungen, Wasserschäden, Berg-
kungen oder Ereignisse schäden
Unterlagen zu zwischenzeitlich erfolgten #nderungen, Instandhaltungsmaßnahmen, Instand-
Umbauarbeiten setzungsmaßnahen und Nutzungsänderungen
Unterlagen über benachbarte Gebäude Beeinflussung dieser Gebäude durch die geplante
Maßnahme

Kontrolluntersuchungen zu den vorhandenen Unterlagen


Mit Hilfe von Kontrolluntersuchungen ist eine stichprobenartige !berprüfung der
!bereinstimmung von Dokumentation und bestehenden baulichen Anlagen durch-
zuführen.

Tafel 3-7 Kontrolluntersuchungen zu vorhandenen Unterlagen nach [4]


Art und Gegenstand der Untersuchung Beispiele
Kontrolle der Bauteilabmessungen einschließlich verdeckter Bereiche
Kontrolle der Lichtraumprofile und Durchgangshöhen
Feststellung von Maßabweichungen Achsmaße
!berprüfung der zu erhaltenden Bauteile und Einbauten auf !ber- Bauart, Festigkeiten
einstimmung mit den Unterlagen
!berprüfung der bestimmungsgemäßen Nutzung nicht dokumentierte
Einwirkungen, verän-
derte Brandlast
!berprüfung der Funktionsfähigkeit
Veranlassung ggf. notwendiger weiterführender Untersuchungen
!berprüfung des Instandhaltungszustandes

119 8
$berpr"fung und Bestandsaufnahme

3.3 Bestandsaufnahme ohne Bestandsunterlagen


Wenn keine oder nur unzureichende Unterlagen über ein bestehendes Bauwerk
vorliegen, reicht eine stichprobenartige !berprüfung zu erhaltender Bauteile und
Einbauten nicht aus. Die fehlenden technischen Daten sind in einer umfassenden
Bestandsaufnahme zu erheben und zerstörende Bauteiluntersuchungen sind i. d. R.
nicht zu umgehen (näheres hierzu siehe Abschnitt 3.4).
Aufbau, Umfang und Inhalt einer Bestandsaufnahme im vorliegenden Fall können
sich am DBV-Merkblatt „Bauwerksbuch” orientieren (Checkliste nach Anlage 1 [7]
siehe unten).
Ein wichtiger Teil der Bestandsaufnahme besteht in der Aufnahme der äußeren
Geometrie und der tragenden Struktur des Bauwerks. Im ersten Schritt werden die
Hüllflächen aufgenommen. Nach der Demontage von Verkleidungen und nicht tra-
genden Bauteilen kann die tragende Struktur festgestellt und ihre Geometrie auf-
genommen werden. Dies kann je nach Aufgabestellung mit Hilfe einfacher Geräte
(Zollstock, Bandmaß, Winkelprisma, Fluchtstäbe etc.) oder durch einen Vermes-
sungsingenieur mit den Verfahren und Instrumenten der Geodäsie erfolgen.
Konstruktionsbedingt erfordern Fertigteilkonstruktionen eine besondere Sorgfalt bei
der Bestandsaufnahme, häufig liegen im Fertigteilbau statisch bestimmte Konstruk-
tionen vor, die über keine oder nur geringe Umlagerungsmöglichkeiten beim Auftre-
ten unplanmäßiger oder erhöhter Lasten verfügen. Lokale Schwachstellen, die häufig
schwer zugänglich sind, bilden zudem die Auflager und Verbindungen (z. B. die Fassa-
denbefestigungen oder lagesichernde Maßnahmen an den Auflagern). Die Feststel-
lung der inneren Struktur von Fertigteilen (insbesondere von Deckenelementen) kann
zusätzlichen Aufwand bedeuten (Vorspannungen, Hohlkörper etc.).

Tafel 3-8 Checkliste für die Bestandsdokumentation nach DBV-Merkblatt „Bauwerksbuch” [7]
1 Behördliche Genehmigungsbescheide/Protokolle/Bescheinigungen
1.1 Baugenehmigung mit geprüften Bauantragsunterlagen
1.2 Abbruchgenehmigung
1.3 Be- und Entwässerung
1.4 Haustechnische Anlagen
1.5 Schriftverkehr mit Genehmigungsbehörde
1.6 Vermessungsunterlagen/Einmessprotokoll
1.7 Behördliche Abnahmeprotokolle/-bescheinigungen
2 Dokumentation durch Architekt/Fachingenieure/Sonderfachleute
2.1 Objektplanung
2.2 Tragwerksplanung/Standsicherheit
2.3 Technische Gebäudeausrüstung
2.4 Bauphysikalische Gutachten/Nachweise (Wärme, Energiepass, Schall, Akustik)
2.5 Brandschutzgutachten mit zeichnerischer Darstellung der Brandabschnitte und Brand-

2.6
wände
Zustimmungen im Einzelfall
16
2.7 Sonstiges
3 Allgemeine projektspezifische Unterlagen
3.1 Liste der am Bau Beteiligten
3.2 Liste der Verjährungsfristen
3.3 Schriftverkehr zwischen AG und AN(s)
3.4 Baustellendokumentation
3.5 Beweissicherungsgutachten
3.6 Bestands-/Revisionspläne
3.7 Bauteillisten
3.8 Flächen-/BRI-Berechnungen
3.9 Protokolle der Mängelbeseitigungen
3.10 Mess- und Zähleinrichtungen

Fortsetzung s. nächste Seite

119 9
Bauen im Bestand
Tafel 3-8, Fortsetzung
4 Rohbauspezifische Unterlagen
4.1 Fachunternehmer-Bescheinigung
4.2 Konformitätserklärung nach DIN EN ISO/IEC 17050-1
4.3 Produktnachweise
4.4 Prüfungen und Abnahmeprotokolle
4.5 Anleitung und Protokolle zu Gebrauch, Wartung, Pflege
4.6 Gewerkespezifische Unterlagen
5 Ausbau/Fassade/Dach — spezifische Unterlagen
5.1 Fachunternehmer-Bescheinigung
5.2 Konformitätserklärung nach DIN EN ISO/IEC 17050-1
5.3 Produktnachweise
5,4 Prüfungen und Abnahmeprotokolle
5.5 Anleitung und Protokolle zu Gebrauch, Wartung, Pflege
5.6 Gewerkespezifische Unterlagen
6 Haustechnik — spezifische Unterlagen
6.1 Fachunternehmer-Bescheinigung
6.2 Konformitätserklärung nach DIN EN ISO/IEC 17050-1
6.3 Produktnachweise
6.4 Prüfungen und Abnahmeprotokolle
6.5 Anleitung und Protokolle zu Gebrauch, Wartung, Pflege
6.6 Gewerkespezifische Unterlagen
7 Außenanlagen — spezifische Unterlagen
7.1 Fachunternehmer-Bescheinigung
7.2 Konformitätserklärung nach DIN EN ISO/IEC 17050-1
7.3 Produktnachweise
7.4 Prüfungen und Abnahmeprotokolle
7.5 Anleitung und Protokolle zu Gebrauch, Wartung, Pflege
7.6 Gewerkespezifische Unterlagen
8 #nderungsmaßnahmen nach Fertigstellung

3.4 Baulicher Zustand und Bestandsuntersuchungen


Vorbemerkungen
Alle Empfehlungen, die sich mit der Aufnahme des Bestands befassen [1], [4], [7],
[22], sehen ein abgestuftes Vorgehen vor. Eine einheitliche Einteilung der Stufen
mit Zuordnung der Gewerke, der Untersuchungsziele und der Untersuchungsme-
thoden liegt aktuell nicht vor.
Liegen Bestandsunterlagen vor, sind zumindest die in Abschnitt 3.2 beschriebenen
Kontrolluntersuchungen durchzuführen. Unabhängig von der Vollständigkeit der
Bestandsunterlagen wird in der Regel eine weitergehende Feststellung des Ist-Zu-
stands, über das Maß der regelmäßigen !berprüfungen nach Abschnitt 3.1 hinaus,
erforderlich. Dabei werden die Funktion, die Eigenschaften und verwendete Bau-
stoffe betrachtet. In jedem Fall sollte auf nicht dokumentierte Schadstoffe wie z. B.
Asbest, PCB und Teer geachtet werden.
Feststellung des baulichen Zustands
Die Feststellung des baulichen Zustands wird in Anlehnung an [4] für Gewerke
Rohbau und Ausbau beispielhaft wiedergegeben (Checkliste). Zu weiteren Gewer-
ken (Gebäudehülle, Technische Gebäudeausrüstung) siehe [4].

120 0
$berpr"fung und Bestandsaufnahme
Tafel 3-9 Checkliste zur Feststellung des baulichen Zustands
Rohbau — Untersuchungsgegenstände Beispiele/Hinweise
Verformungen, Schiefstellungen
Risse Breite, Verlauf, Tiefe
Knoten und Auflager Funktionsfähigkeit von Elastomerlagern
Einbauteile und Verbindungsmittel baupolizeiliche oder allgemeine bauaufsichtliche
Zulassung vorhanden und Randbedingungen
eingehalten?
Betondeckung, Karbonatisierungstiefen,
Chlorideindringtiefen
Korrosion und Korrosionsschutzsysteme Beschädigungen, !berprüfung auch nicht ein-
sehbarer Bereiche
tierischer und pflanzlicher Befall, Schimmel, Fäulnis, Holzfeuchte
Feuchteschäden Ausblühungen, Pfützen, Nassstellen
Mauerwerksgefüge unter Putzschichten, Fugenzustand, Ausstei-
fungsbauteile ggf. aus Holz
Schadstoffe in Rohmaterialien Holzschutzmittel, Asbest, PCB, Teer
Ausbau — Untersuchungsgegenstände Beispiele/Hinweise
Abdichtungen insbesondere Kellergeschosse
Wärmedämmung, Dampfsperre
Türen Rauchdichtheit, Schallschutz, Beschläge
Fugen und Anschlüsse
Beläge Verschleiß, !bergangsprofile, Risse, Farbverän-
derungen
Abgehängte Decken einschließlich Befesti-
gungen
Trennwände Verformungen, Fugen, Bauphysik
Anstriche und Korrosisonsschutzsysteme

Weitergehende Bestandsuntersuchungen
Beispielhafte Zusammenstellung möglicher Untersuchungen für die verschiedenen
Bauarten nach DBV Leitfaden.

Tafel 3-10 Methoden zur weitergehenden Bestandsuntersuchung:


Stahl- und Spannbeton Beispiele/Hinweise
Bewehrungsaufnahme nach Abstand, zerstörungsfrei mit Induktionsmessung, zerstö-
Durchmesser und Betondeckung rend durch Freilegen
Messung der Karbonatisierungstiefe Entnahme von Probekörpern, Indikatorlösung
Bestimmung der Chlorideindringtiefe Entnahme von Proben, chemische Untersu-
chung
Bewehrungskorrosion Zerstörungsfreie Potenzialfeldmessung
Bestimmung der Betonfestigkeit zerstörungsfrei mit Rückprallhammer, zerstörend
mit Bohrkernentnahme (siehe Abschnitt 4.3)
Rissbreite optisch mit Linienstärkenmaßstab oder Risslupe
Risstiefe zerstörend mit Bohrkernentnahme 16
Mauerwerk Beispiele/Hinweise
Rissbreite optisch mit Linienstärkenmaßstab oder Risslupe
Risstiefe zerstörend mit Bohrkernentnahme
Feststellung von oberflächennahen Hohl- Abklopfen
stellen
Subjektive Festigkeitsprüfung von Mauer- Ritzproben, Einschlagversuche von Nägeln
steinen und Fugenmörtel
Bestimmung der Festigkeit der Mauersteine in oberflächennahen Bereichen m. d. Rückprall-
hammer
Bestimmung von Rohdichte, Druckfestigkeit Bohrkernentnahme und Prüfung im Labor
und Verformbarkeit der Mauersteine
Ermittlung der Mauerwerksfestigkeit Entnahme von Mauerwerkskörpern und Labor-
versuch
Fortsetzung s. nächste Seite

1 2 01
Bauen im Bestand
Tafel 3-10, Fortsetzung
Mauerwerk Beispiele/Hinweise
!berprüfung des inneren Mauerwerks- visuelle !berprüfung durch Endoskopieren
gefüges
Erfassung der allgemeinen Struktur und Hohlräume, Einschaligkeit/Mehrschaligkeit,
des Zustandes Schalendicken, Feuchtezonen, Feststellung durch
Ultraschall, Seismik, Radar, Infrarotthermogra-
phie elektrische Widerstandsmessungen
Ermittlung der Kapillarwasseraufnahme mit dem Karsten’schen Prüfröhrchen
Haftung von Anstrichen Bestimmung mittels Gitterschnittprüfungen
Feuchtemessung zerstörungsfrei mit elektronischen Geräten (Wi-
derstandsmessung oder Dielektrizitätsmessung)
oder zerstörend an Kleinproben mit dem CM-
Gerät oder Darrprobe im Trockenschrank
Ermittlung von Schadstoffen Chloride, Sulfate, Nitrite durch nasschemische
Analyse oder potentiometrische Tritration
Holz Beispiele/Hinweise
Holzfeuchte zerstörungsfreie Widerstandsmessung
Korrosion der Verbindungsmittel zerstörende Entnahme
Leim Probenentnahme und Untersuchung im Labor
Rissbreite optisch mit Linienstärkenmaßstab oder Risslupe
Risstiefe Bohrkernentnahme, Messfühler
Holzfestigkeit zerstörende Bauteilentnahme
Holzzustand Bohrwiderstandsmessung
Holzschädlinge Beurteilung durch Fachleute
Stahl Beispiele/Hinweise
Werkstoffzusammensetzung Entnahme von Proben, Untersuchung im Labor
Festigkeit Entnahme von Proben aus Bauteilen, Prüfung
im Labor
Schweißbarkeit
Beschichtung zerstörend im Labor
Legierungszusammensetzung der Verzin- bei Bauteilen ab dem Jahr 2000
kung
Schichtdicke zerstörungsfrei mit Ultraschallmessgerät,
Schichtdickenmessgerät
Schadstoffe in Korrosionsschutzsystemen Blei, Asbest
Korrosionszustand visuell

4 Bewertung bestehender Tragwerke


4.1 Einführung und Hinweise
Die Bestandsbewertung erfolgt auf der Grundlage der in der Bestandsaufnahme er-
hobenen Daten. Die Bewertung muss im Hinblick auf die Anforderungen der zu-
künftig geplanten Nutzung erfolgen. Für die erforderlichen Bemessungsaufgaben
sind Baustoffkennwerte abzuleiten und ggf. Einstufungen in aktuelle Regelwerke
vorzunehmen. Die Bestandsbewertung umfasst die nachfolgend genannten The-
men, von denen die ersten 3 näher behandelt werden.
1. Tragfähigkeit,
2. Gebrauchstauglichkeit,
3. Dauerhaftigkeit,
4. Brandschutz,
5. Ausbau, Fassaden und Technische Gebäudeausrüstung,
6. Nachbarbebauung,
7. Lebensdauerprognose.
Eine ausführliche Behandlung des Brandschutzes bei Bestandsbauwerken kann
dem DBV-Merkblatt Bauen im Bestand — Brandschutz [6] entnommen werden. Zur

1202
Bewertung bestehender Tragwerke

Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit siehe Abschnitt 4.6. Bezüglich der Trag-


fähigkeit empfiehlt der DBV Leitfaden, die folgenden Bewertungen vorzunehmen:
— Zusammenstellung aller Defizite in Bezug auf den aktuellen Stand der Technik,
— Bewertung der Tragfähigkeit, ggf. in Form der Zuverlässigkeit oder Versagens-
wahrscheinlichkeit,
— Feststellung eventuell vorhandener Tragreserven und Darstellung möglicher Last-
umlagerungen,
— Bewertung der Auswirkungen von Schäden (z. B. infolge Alterung) oder Mängel
(z. B. zu geringe Abmessungen).

4.2 Werkstoffkennwerte für Beton und Betonstahl


Sofern bei einer Baumaßnahme im Bestand der Nachweis der Standsicherheit un-
ter geänderten Randbedingungen zu führen ist und keine Grundlage für einen Be-
standsschutz vorliegt (siehe Abschnitt 2), sind die Nachweise nach den aktuellen
Vorschriften zu führen. Ist der Bestand durch Unterlagen ausreichend dokumen-
tiert, können zu Entwurfszwecken die charakteristischen Baustoffkennwerte auf der
Basis der historischen Vorschriften abgeleitet werden.
Zur Einordnung älterer Betone sowie zur zielsicheren Bestimmung von Werkstoff-
kennwerten älterer Betone ist eine ungefähre Kenntnis der zur Herstellzeit gültigen
Vorschriften sehr hilfreich. Weitere Erläuterungen können [5] und ein Abdruck der
historischen Bemessungsvorschriften kann [18] entnommen werden.
Beton im Zeitraum 1860—1943
Im Zeitraum ab 1860 beginnt die Entwicklung der Stahlbetonbauweise mit einer
zunehmenden Standardisierung der Zusammensetzung (Zemente, Mindestzement-
gehalte, Zuschläge, Sieblinien, Größtkorn), der Herstellung (Konsistenz, Arbeitsfu-
gen) und der Eigenschaften (Druckfestigkeiten und Mindestdruckfestigkeiten, Prüf-
körperform, Prüfkörpergröße, zulässige Spannungen) der Betone. Die wesentlichen
Vorschriften sind (siehe auch [18]):
— Vorläufige Leitsätze für die Vorbereitung, Ausführung und Prüfung von Eisenbe-
tonbauten vom Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine (1904),
— Bestimmungen des Kgl. Preußischen Ministeriums der öffentlichen Arbeiten für
die Ausführung von Konstruktionen aus Eisenbeton bei Hochbauten (24. Mai
1907),
— Bestimmungen des Deutschen Ausschuss für Eisenbeton — Bestimmungen für
Ausführung von Bauwerken aus Eisenbeton (1916)
— Bestimmungen des Deutschen Ausschuss für Eisenbeton — Bestimmungen für
Ausführung von Bauwerken aus Eisenbeton (1925),
— Bestimmungen des Deutschen Ausschuss für Eisenbeton — Bestimmungen für
Ausführung von Bauwerken aus Eisenbeton (1932).
Aus diesem Zeitraum liegen im Regelfall keine oder nur unvollständige Bestands- 16
unterlagen vor. Für heutige Arbeiten bedeutet dieses, dass eine sichere Prognose
der Betondruckfestigkeit nicht möglich ist und die Betoneigenschaften im Rahmen
der Bestandsaufnahme durch Materialprüfungen ermittelt werden sollten.
Beton nach den Stahlbetonbestimmungen von 1943
1943 wurden die Bestimmungen des Deutschen Ausschuss für Eisenbeton in den
Teilen A bis D als DIN-Normen 1045 bis 1048 veröffentlicht. Mit den darin enthalte-
nen Anforderungen bezüglich Zusammensetzung, Verarbeitung und Nachbehand-
lung wird ein Niveau verlangt, welches demjenigen bei heutigem Normbeton ver-
langten schon sehr nahe kommt. Im Gegensatz zu vorhergehenden Bestimmungen
erfolgt eine Einteilung in Güteklassen, die sich an den Mittelwerten der Druckfes-
tigkeit an 20 cm — Würfeln W28 in kg/cm2 orientieren. Für die Betrachtung von
Bestandsbauwerken ist dieser Schritt von Bedeutung, da somit eine bis dahin mög-
liche und praktizierte stufenlose Wahl verschiedener Betonfestigkeiten innerhalb ei-

1203
Bauen im Bestand

nes Bauwerkes nicht mehr möglich war. Die Güteklassen reichen von einem Beton
B50, der nur für Streifenfundamente im Häuserbau verwendet durfte, bis hin zu
einem B600 der vorwiegend ab den 1950er Jahren für Fertigteile, Spannbetonbau-
teile und im Massivbrückenbau Anwendung fand.

εb
Db

εs Zs
Bild 4-1 Spannungsverteilung im Querschnitt nach dem n-Verfahren
sb ss ss
mit: eb ¼ es ¼ ¼ Mzul ¼ Db " z ¼ Zs " z
Eb Es n " Eb

Die Bemessung der Stahlbetonbauteile erfolgte weiterhin und bis 1972 auf der Ba-
sis zulässiger Spannungen (n-Verfahren für Biegung mit Längskraft), die [5] oder
[18] entnommen werden können. Die Orientierung an den Mittelwerten der
Betonfestigkeiten hatte ebenfalls bis 1972 Bestand.
Beton nach den DDR-Standards von 1955 und 1964
Die DDR-Standards markieren insofern eine Zäsur, als dass mit der Anordnung über
die Anwendung des Traglastverfahrens für die Bemessung im Stahlbetonbau am
11. März 1955 erstmalig ein n-freies Bemessungsverfahren in einem Teil Deutsch-
lands zugelassen wurde. An Stelle der linearen Spannungs-Dehnungslinie konnte
eine nichtlineare Arbeitslinie mit einer Völligkeit > 0,5 ausgenutzt werden. Die globa-
len Sicherheitsbeiwerte betrugen ns = 1,70 (Betonstahl I) bzw. ns = 1,80 (Betonstahl II
bis IV).
1964 erfolgt eine weitere Anpassung mit einer Festlegung von Rechenwerten der
Betonfestigkeit und den Sicherheitsbeiwerten nsg = 1,5 für Eigenlasten und nsp = 1,7
für Nutzlasten.
Beton nach DIN 1045 von 1972
Mit der Ausgabe von 1972 der DIN 1045 (DIN 1045: Beton- und Stahlbetonbau,
Bemessung und Ausführung: 1972-01) wird der Begriff der Betongüte durch den
Begriff der Betonfestigkeitsklasse ersetzt und die Nennfestigkeit wird als 5 %-
Quantil der Grundgesamtheit (= gesamter Beton einer Festigkeitsklasse) als Min-
destbetonfestigkeit nach 28 Tagen festgelegt. Als Festigkeitsklassen werden Bn 50,
Bn 100, Bn 150, Bn 250, Bn 350, Bn 450 und Bn 550 festgelegt. Bei der Nennfestig-
keit wird zwischen dem Wert bwN (Mindestwert für die Druckfestigkeit b28 jedes
20 cm — Würfels) und dem Wert bwM (Mindestwert für die mittlere Druckfestig-
keit bwM jeder Würfelserie mit 3 aufeinanderfolgend entnommenen Proben) unter-
schieden.
Es werden die Betongruppen B I und B II eingeführt. Während Beton B I auf ein-
fachen Baustellen mit geringen Anforderungen an Prüfumfang und !berwachung
nach Rezept oder auf der Grundlage einer Eignungsprüfung verwendet wird, ist für
Beton B II mit hohen Anforderungen an Ausführung, Prüfung und !berwachung in
jedem Fall eine Eignungsprüfung durchzuführen. Darüber hinaus werden beton-
technische Festlegungen für Betone mit besonderen Eigenschaften getroffen (was-

1204
Bewertung bestehender Tragwerke

serundurchlässiger Beton, Beton mit hohem Frostwiderstand, mit hohem Wider-


stand gegen chemische Angriffe, mit hohem Abnutzwiderstand, mit ausreichendem
Widerstand gegen Hitze und Beton für Unterwasserschüttung), was zu einer Ver-
besserung im Hinblick auf die Dauerhaftigkeit führt.
Bei der Bemessung werden die zulässigen Spannungen durch Rechenwerte der Be-
tondruckfestigkeit bR für die Nachweise im Bruchzustand ersetzt. Damit hat sich in
ganz Deutschland die Bemessung mittels n-freier Verfahren durchgesetzt. Als Beton-
arbeitslinie wird das Parabel-Rechteck-Diagramm eingeführt und die Rechenwerte
der Betondruckfestigkeit bR ergeben sich aus den Nennfestigkeiten durch Multipli-
kation mit dem Abminderungsbeiwert 0,85 " 0,82 = 0,70. In den Abminderungsbei-
werten ist das Verhältnis der Prismenfestigkeit zur Würfelfestigkeit und die gegen-
über der Festigkeit nach 28 Tagen verminderte Dauerstandfestigkeit berücksichtigt.
Das Sicherheitskonzept der Norm basiert auf globalen Sicherheiten, die mit
g = 1,75 für Stahlversagen und g = 2,10 für Betonversagen festgelegt sind.
Beton nach DIN 1045 von 1978 und 1988
Die Neuausgabe der DIN 1045 von 1978 bringt keine wesentlichen #nderungen der
vorherigen Ausgabe von 1972 bezüglich der oben beschriebenen Grundlagen. Die
Festigkeitsklassen werden auf die Einheit N/mm2 umgestellt und die Betonfestig-
keitsklassen werden wieder mit B bezeichnet. In der Ausgabe von 1988 werden bei
den Betonen mit besonderen Eigenschaften Beton mit hohem Widerstand gegen
Frost und Tausalz eingeführt und der Abschnitt für Beton mit hohen Gebrauchstem-
peraturen (bis 250 , C) überarbeitet.

± sS
bS
500 BSt 500/550
MN/m2 bS
sb 400
BSt 420/500 und
bR Betonstahlmatten
/m 2

BSt 500/550 aus


MN

glatten Stäben
300
000

bS
BST 220/340
210

200
quadratische
ES =

Parabel
100

0
0 1 2 ‰ 3 3,5 – e b 0 1 2 3 4 ‰ 5 ± es

Bild 4-2 Spannungs-Dehnungs-Linien für Beton und Betonstahl nach DIN 1045 : 1978
16
Beton nach dem ETV der DDR ab 1981
Mit dem Einheitlichen Technischen Vorschriftenwerk des Betonbaus (ETV Beton)
wird 1981 in der DDR ein semi-probabilistisches Bemessungsverfahren nach Grenz-
zuständen eingeführt. Die Festlegung der Betonklassen basiert auf dem 5 %-Quan-
tilwert der Norm-Würfeldruckfestigkeit Rn, die sich auf den 15 cm — Würfel be-
zieht, aber auch an Würfeln der Kantenlänge a ¼ 100/150/200/300 mm oder
alternativ an quadratischen Prismen der Höhe 4 " a ermittelt werden kann. Die Prüf-
körper sind vom 2.—7. Tag feucht und vom 8.—28. Tag trocken zu lagern.
Zur Ermittlung des Rechenwerts der Betondruckfestigkeit Rb wird zunächst von ei-
nem Grundwert der R0b ausgegangen, der dem 0,56-fachen der Norm-Würfelfestig-
keit entspricht. Hierin ist die Umrechnung vom Prüfkörper auf den Bauwerksbeton
sowie ein Teilsicherheitsbeiwert von 1,30 enthalten. Der Rechenwert Rb ergibt sich

1205
Bauen im Bestand

dann durch Multiplikation von Rb0 mit Anpassungsfaktoren mbi, die sowohl Ein-
flüsse des Bauteils als auch der Einwirkung berücksichtigen. Auf der Seite der Ein-
wirkungen waren ebenfalls Teilsicherheitsbeiwerte anzusetzen, die sowohl für die
ständigen als auch für die veränderlichen Einwirkungen je nach Einwirkung unter-
schiedlich festgesetzt waren (z. B. 1,10 für das Eigengewicht von Normalbeton, 1,30
für das Eigenwicht von Dämmstoffen, 1,40 für Schnee und 1,20 für Wind auf nor-
male Gebäude).
Zuordnung der Betonfestigkeiten nach DBV-Merkblatt [5]
Im DBV-Merkblatt Beton und Betonstahl wird eine ungefähre Zuordnung der histo-
rischen Betone ab 1907 zu den Druckfestigkeitsklassen nach DIN EN 206-1 [13] vor-
genommen. Die charakteristischen Werte fck sind als Schätzwerte zu verstehen, die
für Entwurf und Vorplanung verwendet werden können. Im Merkblatt wird aus-
drücklich darauf hingewiesen, dass die Werte der Tabelle keine Untersuchung am
Bestandsbauwerk ersetzen (siehe [5], Abschnitt 2.13). Zur Ermittlung der Beton-
druckfestigkeit am bestehenden Bauwerk siehe Abschnitt 4.3.
U. a. hinsichtlich der Prüfbedingungen waren zur Ableitung obiger Werte verschie-
dene Umrechnungen der mechanischen Kennwerte durch Umrechnungsfaktoren
notwendig. Details hierzu können dem DBV-Merkblatt entnommen werden.
Zuordnung der Betonstähle
Derartige Umrechnungen sind für Betonstähle nicht notwendig. Einen Sonderfall
stellt die geforderte Dehnung bei Höchstlast Ag zur Beurteilung der Duktilität dar,
weil frühere Normenwerke nur Regelungen bezüglich der Bruchdehnung enthiel-
ten. Charakteristische Werte geben die nachfolgenden Tabellen.

Tafel 4-1 Zuordnung der Betonfestigkeiten 1907—2001 nach [5]


Zeitraum W1) Nennwert der Betondruckfestigkeit2)
300 W28 W28 W28 W28
1 1907—1916 M 100 150 180 230
fck 5 6 7 8
300 W28 W28 W28
2 1916—1925 M 150 180 245
fck 7 8 9
200 Wb28 Wb28 Wb28
3 1925—1932 M 100 130 180
fck 6 8 11
200 Wb28 Wb28 Wb28
4 1932—1943 M 120 160 210
fck 8 10 12
1943—1972 200 B B B B B B3) B3)
5 (DDR bis M 80 120 160 225 300 450 600
1981) fck 8 10 16 20 28 35
200 Bn Bn Bn Bn Bn Bn Bn
6 1972—1978 5% 50 100 150 250 350 450 550
fck 8 12 20 28 33 36
150 Bk Bk Bk Bk Bk Bk Bk Bk Bk Bk Bk
1981—1990 5% 7,5 10 12,5 15 20 25 30 35 45 50 55
7
(DDR)
fck 7 9 11 15 18 22 26 33 36 38
200 B B B B B B B
8 1978—2004 5% 5 10 15 25 35 45 55
fck 8 12 20 28 33 36
150
C8/10 C12/15 C16/20 C20/25 C25/30 C30/37 C35/45 C40/50 C45/55
9 ab 2001 5%
fck 8 12 16 20 25 30 35 40 45

Fußnoten s. nächste Seite

1206
Bewertung bestehender Tragwerke
Fußnoten zu Tafel 4-1
1
) W — Würfel: Kantenlänge in [mm], M — Mittelwert aus 3 Proben oder 5 % — Quantilwert
charakteristischer Wert der Zylinderdruckfestigkeit fck in [N/mm2 ] (ab 1978) detaillierte Zu-
ordnungsberechnung in Anhang B von [5]
2
) Einheiten ca. 100 kg/cm2 (bis 1972) ¼ 100 kp/cm2 (bis 1978) ¼ 10 N/mm2 (ab 1978) ¼ 10 MPa
3
) ab 1953 in DIN 4227: Spannbeton

Tafel 4-2 Charakteristische Werte fyk von Betonstabstählen nach [3]


fyk
Herstellungsjahre Betonstahlgüte
[N/mm2 ]
— 130
vor 1930
Handelseisen 210
1930—1948 hochwertiger Betonstahl 260
I 245
1948—1972
II, III, IV 315
Es gilt DIN 1045
ab 1972
(Anm. mit DIN 488)

Tafel 4-3 Charakteristische Streckgrenzen und Duktilitätsklassen von Betonstab- und Beton-
formstählen verschiedener Zeitperioden (nach [20], aktualisiert)
Bezeichnung Stahlgüte/Stahlbezeichnung, Verwendung charakt. Streck-
Duktilitätsklasse nach grenze fyk
[DIN 1045-1 : 2008] [N/mm2 ]
Schweißeisen, [—] vor 1923 1801), 2)
Flusseisen; Flussstahl [B]
vor 1925 2201), 2)
(Bauwerkseisen; Handelseisen)
Flussstahl (Handelseisen: (St 37,
1925—1943 2201), 2)
glatte Rundstähle St 37.12, St 00.12), [B]
DIN 1000 Betonstahl I, [B] 1943—1972 2202)
DIN 1612
DIN 488 BSt 220/340 GU (DIN 488), [B] 1972—1984 2202)
Hochwertiger Baustahl St 48, [B] 1925—1932 2901), 2)
hochwertiger Beton- und Baustahl
1932—1943 3402), 3)
St 52, [B]
Betonstahl IIa, [B] 1943—1972 3402), 3) 16
2
glatte Rundstähle St A-0 Betonstahl I, [B] 1965—1985 220 )
TGL 101-054
St A-I Betonstahl I, [B] 1965—1990 2402)
TGL 12530
TGL 33403 St B-IV/St B-IV S, [—] 1972—1990 4902)
BSt 420/500 RU (III), [B]
1972—1984 420
BSt 420/500 RK (III), [A]
Betonrippenstahl BSt 420 S (III), [B]
420
DIN 488 BSt 420 S (III) verwunden, [A]
seit 1984
BSt 500 S (IV), [B]
500
BSt 500 S (IV) verwunden, [A]

Fortsetzung s. nächste Seite

1207
Bauen im Bestand
Tafel 4-3, Fortsetzung
Bezeichnung Stahlgüte/Stahlbezeichnung, Verwendung charakt. Streck-
Duktilitätsklasse nach grenze fyk
[DIN 1045-1 : 2008] [N/mm2 ]
St A-III, [B] 1965—1990 390
Betonrippenstahl St T-III, [B] 1976—1985 400
TGL 101-054
TGL 12530 St T-IV, [B] 1976—1990 490
TGL 33403 St B-IV RDP, [—]
1979—1990
St B-IV S-RDP, [—]
Quergerippter Be- Betonstahlgruppe I, [B] 220
tonformstahl mit Zu-
lassung von 1952: Betonstahlgruppe IIa, [B] 3402), 3)
1952—1993
QUERI-Stahl, Betonstahlgruppe IIIa, [B] 4002), 4)
Ilseder-Stahl,
NORI-Stahl Betonstahlgruppe IVa, [B] 5002)
1
) Erhöhung des Teilsicherheitsbeitwertes gs um 10 %
2
) Bei glatten Betonstählen und Betonformstählen ist deren von DIN 1045-1 abweichendes Ver-
bundverhalten bei der Nachweisführung zu berücksichtigen.
3
) Erhöhung auf 360 N/mm2 bei Stabdurchmessern 2 18 mm
4
) Erhöhung auf 420 N/mm2 bei Stabdurchmessern 2 18 mm

Tafel 4-4 Charakteristische Streckgrenzen und Duktilitätsklassen von Betonformstählen ver-


schiedener Zeitperioden (nach [20], aktualisiert)

Bezeichnung Stahlgüte/Stahlbezeichnung, Verwendung charakt. Streck-


Duktilitätsklasse nach grenze fyk
[DIN 1045-1 : 2008] [N/mm2 ]
Isteg-Stahl min. St 37, durch Verwindung 1933—1942 3402), 3)
kaltverfestigt, [—]
St 52, [B] 1937—1943 3402), 3)
Drillwulst-Stahl
Betonstahl IIIa, [B] 1943—1956 3402), 3)
St 52, [B] 1937—1943 3402), 3)
Nocken-Stahl BSt IIIa, [B] 1943—1954 4002), 4)
BSt IVa, [B] 1943—1956 5002)
Torstahl 36/15, [—] 1938—1943 3602)
Torstahl Torstahl 40/10, [—] 1938—1943 4002)
Betonstahl IIIb, [—] 1943—1959 4002), 4)
Rippen-Torstahl Betonstabstahl IIIb, [—] 1962—1972
FILITON-Stahl Betonstahl IIIb, [—] 1965—1969
HI-BOND-A-Stahl Betonstahl IIIa, [B] 1962—1973
4002), 4)
NORECK-Stahl Betonstahl IIIb, [—] 1960—1967
DIROC-Stahl Betonstahl IIIa, [B] 1964—1969
Stahl Becker KG Betonstabstahl IIIa, [B] 1964—1969
BSt 420/500 RU (III), [B] seit 1974 420
GEWI-Stahl
BSt 500 S (IV), [B] seit 1984 500
Betonformstahl BSt 500 WR (IV), [B]
vom Ring seit 1984 500
BSt 500 KR (IV), [A]

Fortsetzung s. nächste Seite

1208
Bewertung bestehender Tragwerke
Tafel 4-4, Fortsetzung

Bezeichnung Stahlgüte/Stahlbezeichnung, Verwendung charakt. Streck-


Duktilitätsklasse nach grenze fyk
[DIN 1045-1 : 2008] [N/mm2 ]
BSt 420/500 RUS, [B]
seit 1977 420
BSt 420/500 RTS, [B]
BSt 500/550 RU (IV), [B]
Betonformstahl 1973— 1984 500
BSt 500/550 RK (IV), [A]
BSt 500/550 RUS, [B]
1976—1984 500
BSt 500/550 RTS, [B]
Betonstahl in
Ringen mit Sonder- BSt 500 WR, [A] seit 1991 500
rippung
Kaltverformter, Betonstahl IIIb, [—] 4002), 4)
schräggerippter 1956—1962
Betonformstahl Betonstahl IVb, [—] 5002)
Schräggerippter mit Einheitszulassung BSt IIIa, [B] 1964—1972 4002)
Betonformstahl
1
) Erhöhung des Teilsicherheitsbeiwertes gs um 10 %
2
) Bei glatten Betonstählen und Betonformstählen ist deren von DIN 1045-1 abweichendes Ver-
bundverhalten bei der Nachweisführung zu berücksichtigen.
3
) Erhöhung auf 360 N/mm2 bei Stabdurchmessern 2 18 mm
4
) Erhöhung auf 420 N/mm2 bei Stabdurchmessern 2 18 mm

Tafel 4-5 Charakteristische Streckgrenzen von Betonstahlmatten verschiedener Zeitperioden


(nach [20], aktualisiert)
Bezeichnung Stahlgüte Verwendung charakt. Streck-
grenze fyk
[N/mm2 ]
Baustahlgewebe B.St.G mit glatten
ST 55 (IVb) 1932—1955 5004)
Stäben
— mit Profilierung N, Q, R-Matten2) 1957—1973
Verbundstahlmatte mit Kunststoff-
1964—1969
knoten Betonstahl IV B 5004)
— mit Sonderprofilierung3)
1968—1973
— mit Rippung
BSt 500/550 GK (IVb) 1972—1984
— mit glatten Stäben
BSt 500 G (IV) seit 1984
BSt 500/550 PK (IVb) 1972—1984
— mit profilierten Stäben
BSt 500 P (IV) seit 1984
500 16
BSt 500/550 RK (IV) 1972—1984
BSt 500 M (IV) seit 1984
— mit gerippten Stählen
BSt 630/700 RK 1977 630
BSt 550 MW 1989 550
1
) Lagermattenbezeichnung nach Gewebegeometrie ab 1955: Q — quadratisch (Q 92 bis
Q 377); R — rechteckig (R 92 bis R 884); N — nichtstatisch (N 47 bis N 141); ab 1961: A 92,
B 131 — Randmatten; ab 1972: Q — (Q 84 bis Q 513); R — (R 131 bis R 589), K — rechteckig
(K 664 bis K 884); N — (N 94 und N 141); ab 1984: Q — (Q 131 bis Q 670); R — (R 188 bis
R 589); K — (K 664 bis K 884)
2
) ab 1957 zwei Rippenreihen; ab 1962 drei Rippenreihen
3
) sechs Rippenreihen
4
) Bei glatten und profilierten Stäben ist deren von DIN 1045-1 abweichendes Verbundverhal-
ten bei der Nachweisführung zu berücksichtigen

1209
Bauen im Bestand

4.3 Bewertung der Druckfestigkeit von Beton im Bestand


Allgemeines
Ist der Bestand durch Unterlagen ausreichend dokumentiert, können die charakteris-
tischen Baustoffkennwerte zumindest für Entwurfszwecke auf der Basis der histo-
rischen Vorschriften abgeleitet werden (siehe Abschnitt 4.2). Liegen keine Angaben
über den Beton mehr vor, muss die Betondruckfestigkeit in jedem Fall am Bauwerk
„in-situ” bestimmt werden. Gleiches gilt für den Fall, dass Zweifel an der Druckfes-
tigkeit des Betons bestehen oder die Festigkeitszunahme über den 28-Tage-Zeit-
raum der Normen hinaus genutzt werden soll. Eine übersichtliche Zusammenstel-
lung zur Bewertung der Druckfestigkeit von Beton gibt Anlage des DBV-Merkblatts
„Beton- und Betonstahl” [5].
Die Prüfungen am Bauwerk sind geregelt in DIN EN 12504-1 bis 12504-4 (Teil 1:
Bohrkernproben, Teil 2: Zerstörungsfreie Prüfung, Teil 3: Bestimmung der Auszieh-
kraft, Teil 4: Bestimmung der Ultraschallgeschwindigkeit). Die Zuordnung von Bau-
werksbetonen zu den aktuellen Betonfestigkeitsklassen erfolgt in einer Bewertung
des Betons nach DIN EN 13791 [16]. Für das Verhältnis der Mindestdruckfestigkeit
des Bauwerksbetons fck,is,Würfel zur Druckfestigkeit an Probekörpern fck,cube gilt all-
gemein:
fck, is, Würfel
1 0,85 (4-1)
fck, cube
Die charakteristischen Druckfestigkeiten des Bauwerksbetons für die Druckfestig-
keitsklassen nach EN 206-1 müssen damit mindestens den Werten Tafel 4-6 ent-
sprechen.

Tafel 4-6 Charakteristische Druckfestigkeiten des Bauwerksbetons nach [16]:


1 2 3
Druckfestigkeitsklasse Charakteristische Druckfestigkeit des Bauwerksbetons [N/mm2 ]
Zylinder fck, is, cyl Würfel fck, is, cube
1 C8/10 7 9
2 C12/15 10 13
3 C16/20 14 17
4 C20/25 17 21
5 C25/30 21 26
6 C30/37 26 31
7 C35/45 30 38
8 C40/50 34 43
9 C45/55 38 47

Nachweismöglichkeiten
Die Bewertung nach DIN EN 13791 erfolgt für definierte Prüfbereiche. Ein Prüfbe-
reich besteht aus einem oder mehreren Bauwerksteilen, von denen vermutet wird,
dass sie aus Beton hergestellt wurden, der derselben Grundgesamtheit entstammt.
In der Praxis bedeutet dies, dass die Bauteile mit Beton zumindest ähnlicher Rezep-
tur und gleichen Ausgangsstoffen hergestellt wurden. Einzelheiten und Beispiel sie-
he [5].
DIN EN 13791 enthält 4 Verfahren zur Bewertung der Druckfestigkeit (siehe Tafel 4-7):
1. Bohrkernprüfungen,
2. Indirekte Verfahren,
3. Zerstörungsfreie Verfahren,
4. Verfahren mit 2 Bohrkernen für eng begrenzte Bereiche.

1 2 10
Bewertung bestehender Tragwerke

Bohrkernprüfungen
Es sind mindestens 3 Bohrkerne aus jedem Prüfbereich zu prüfen. Je nach Anzahl
der Bohrkerne gibt es 2 Verfahren der Auswertung (Ansätze A und B). In der Regel
werden trotz des größeren Eingriffs bei der Bohrkernentnahme Bohrkerne mit ei-
nem Durchmesser 100 mm entnommen. Wegen der größeren Streuung der Prüfer-
gebnisse sind die Prüfergebnisse bei Durchmessern < 100 mm mit dem Faktor 0.9
abzumindern. Da der Faktor sehr auf der sicheren Seite festgelegt wurde, führt die
Entnahme von Bohrkernen mit einem Durchmesser < 100 mm häufig zu einer Ein-
stufung in eine niedrigere Festigkeitsklasse.
Während sich die Druckfestigkeiten nach DIN 1045 auf nasse Probekörper beziehen,
sind die entnommenen Bohrkerne trocken. Nach Nationalem Anhang von DIN EN
13791 können die Prüfergebnisse trocken gelagerter Bohrkerne mit Durchmesser
und Länge von 100 mm oder 150 mm und die Prüfergebnisse nass gelagerter Wür-
fel gleichgesetzt werden. Die Umrechnungsfaktoren für die Trockenlagerung und
der Formbeiwert für die Prüfkörpergröße gleichen sich näherungsweise aus.

Bewertung von Tragwerken wegen Umbaus oder nach Schadenseintritt,


nach negativen Ergebnissen der Konformitäts- oder Annahmeprüfungen
bei mangelhafter Bauausführung oder Zweifeln an der Bauwerksfestigkeit

Bohrkern- Kalibrierte indirekte Methoden Rückprall- 2 Bohrkerne


prüfung hammer- mit oder
prüfung ohne
Kalibrierung nach Kalibrierung an
Alternative 1 (8.1.2) oder Würfeln indirekte
Altenative 2 (8.1.3) (Bezugsgerade Methoden
W) nach NA 4.5 bei begrenz-
ten Mengen
Weitere Untersuchungen nach
nach der aufgestellten Abschnitt 9
Beziehung und Bewertung bzw. NA 4.3
nach 8.3.5

3 bis 14 15 oder mehr


Bohrkerne Bohrkerne

fck,is = min (Mittelwert fmin,is: niedrigster Einzelwert fis,min)


Tabelle
Ansatz B: Ansatz A: (Mindest- fis,min ≥
fmin,is – k fmin,is – 1,48 s rückprall- 0,85 (fck – 4)
fis,min + 4 fis,min + 4 werte)

Tafel 4-7 Nachweismöglichkeiten für die Betonfestigkeit nach DIN EN 13791 [16]

16
Für die Bohrkerne selbst gilt:
— In Längsrichtung darf keine Bewehrung enthalten sein.
— In Querrichtung liegende Bewehrung reduziert die Druckfestigkeit.
— Die Bohrkerne sollen trocken sein.
— Die Bohrkerne sollen frei von Fehlstellen sein.
Sollten dennoch Fehlstellen vorhanden sein, ist der Einfluss zu bewerten und zu
Berücksichtigen.
Bohrkernprüfungen mit mehr als 15 Bohrkernen — Ansatz A nach DIN EN 13791 [16]
Die charakteristische Druckfestigkeit des Bauwerksbetons fck, is ist festgelegt mit:
8
< fmðnÞ, is # 1,48 " s
fck, is ¼ min N (4-2)
: fis, min þ 4
mm2

1 2 11
Bauen im Bestand

mit:
fm(n),is Mittelwert von n Prüfergebnissen der Druckfestigkeit in [N/mm2 ]
fis,min niedrigstes Prüfergebnis der Druckfestigkeit in [N/mm2 ]
s Standardabweichung der Prüfergebnisse in [N/mm2 ] (min s ¼ 2,0 N/mm2 ).
Bohrkernprüfungen mit 3 bis 14 Bohrkernen — Ansatz B nach DIN EN 13791 [16]
Die charakteristische Druckfestigkeit des Bauwerksbetons fck,is ist festgelegt mit:
8
< fmðnÞ, is # k
fck, is ¼ min N (4-3)
: fis, min þ 4
mm2

fm(n), is Mittelwert von n Prüfergebnissen der Druckfestigkeit in [N/mm2 ]


fis, min niedrigstes Prüfergebnis der Druckfestigkeit in [N/mm2 ]
k Spanne für eine kleine Anzahl von Prüfergebnissen:
10 bis 14 Prüfergebnisse: k ¼ 5 N/mm2
7 bis 9 Prüfergebnisse: k ¼ 6 N/mm2
3 bis 6 Prüfergebnisse: k ¼ 7 N/mm2
Indirekte Verfahren
Bei der Bewertung über indirekte Verfahren wird die Anzahl erforderlicher Bohr-
kernprüfungen dadurch reduziert, dass eine Relation in Form einer Bezugskurve
zwischen Bohrkernfestigkeit einerseits und zerstörungsfreien Prüfverfahren (Rück-
prallhammer, Ultraschalllaufzeit) andererseits erstellt wird. Mit der Bezugskurve
kann an dem Bauteil, an dem die Kalibrierung durchgeführt wurde, die Druckfestig-
keit zerstörungsfrei ermittelt werden.
Bei älteren Betonbauteilen schränkt die Karbonatisierung die Möglichkeit indirekter
Prüfungen mit dem Rückprallhammer deutlich ein, da der karbonatisierte Beton
härter ist als nicht karbonatisierter Beton und höhere Rückprallwerte liefert. Aus
diesem Grund lässt der Nationale Anhang zu DIN EN 13791 ausschließlich zerstö-
rungsfreie Prüfungen mit dem Rückprallhammer nur bis zu Karbonatisierungstiefen
von maximal 5 mm zu. Gegebenenfalls ist die Möglichkeit indirekter Prüfungen mit
dem Rückprallhammer durch Voruntersuchungen (z. B. die stellenweise Entfernung
des Putzes und Messung der Karbonatisierungstiefe mittels Anspitzen und Besprü-
hen mit Indikatorlösung) zu klären. Für weitere Informationen und ein Beispiel sie-
he [5].
Zerstörungsfreie Verfahren
DIN EN 13791 berücksichtigt die folgenden zerstörungsfreien Prüfverfahren:
— Ermittlung der Rückprallzahl (Schmidtscher Hammer) nach DIN EN 12504-2,
— Bestimmung der Ausziehkraft nach DIN EN 12504-3,
— Bestimmung der Ultraschallgeschwindigkeit nach DIN EN 12504-4.
Die in Deutschland hauptsächlich verwendete Methode ist die Prüfung mit dem
Rückprallhammer.
Wenn die Karbonatisierungstiefe maximal 5 mm beträgt, ist die Bewertung der Be-
tonfestigkeit allein aufgrund von Rückprallwerten nach DIN EN 13791 [16] zulässig.
Bei Karbonatisierungstiefen größer als 5 mm kann die karbonatisierte Schicht lokal
abgeschliffen werden. Die Bewertung erfolgt nach Tabelle NA.2, die weitgehend
der früheren Tabelle 2 in DIN 1048-2 entspricht. Da die Kalibrierung mittels Bohr-
kernentnahme entfällt, liegt die Einstufung in den meisten Fällen stark auf der siche-
ren Seite und es ergeben sich eher ungünstige Einstufungen.
Die Streuungen und Abweichungen sind bei der Rückprallhammerprüfung in der
Praxis z. T. erheblich, was eine konservative Bewertung erfordert. Trotz der Fehler-
möglichkeiten und der konservativen Einstufung der Betonfestigkeit kann das Ver-
fahren sinnvoll sein, z. B. wenn eine Bohrkernentnahme zu große Schädigungen
des Bauteils bedeutet oder wenn deutlich abweichende Einzelmessergebnisse zu
beurteilen sind.

1212
Bewertung bestehender Tragwerke

Verfahren mit 2 Bohrkernen für eng begrenzte Bereiche


Für „eng begrenzte Bereiche” von Bauwerken, für die mindestens 15 Ergebnisse
aus indirekten Prüfungen und mindestens 2 Bohrkerne aus dem Bereich vorliegen,
kann nach DIN EN 13791 die folgende Beziehung angesetzt werden:
fis, min 1 0,85 " ðfck # 4Þ 4-4
Hieraus kann die charakteristische Druckfestigkeit fck abgeleitet werden. Der „eng
begrenzte Bereich” wird in der Norm nicht näher definiert. Nach [5] sollten eng be-
grenzte Bereich von einem Gutachter festgelegt werden, nur aus Beton einer Zu-
sammensetzung hergestellt sein und wegen unterschiedlicher Karbonatisierungs-
tiefen bei Rückprallhammerprüfungen nur aus eng zusammenliegenden Bauteilen
bestehen. Da das Mittelwertkriterium nicht beachtet wird, ist eine Ausweitung des
Ansatzes auf größere Bereiche nicht zulässig.

4.4 Modifikation von Teilsicherheitsbeiwerten


Vorbemerkungen
Beim Nachweis von Bestandsbauten wird in Praxis häufig mit ingenieurmäßigen
Herangehensweisen wie z. B. Lastvergleichen gearbeitet und in einem Teil der Fälle
können damit auf der Basis der aktuellen Vorschriften Tragreserven nachgewiesen
werden. Gelingt dieses nicht, besteht eine weitere Möglichkeit des Nachweises er-
höhter Einwirkungen in der Verwendung modifizierter Teilsicherheitsbeiwerte. Eine
Absenkung der Teilsicherheitsbeiwerte ist durch eine reduzierte Restnutzungsdauer
sowie eine geringere Streuung der geometrischen Abmessungen gerechtfertigt. Da
in keiner der bauaufsichtlich eingeführten Technischen Baubestimmungen ver-
bindliche Vorgaben für eine bauartübergreifend gültige Absenkung der Teilsicher-
heitsbeiwerte gemacht werden, sollte grundsätzlich eine Abstimmung mit dem
zuständigen Prüfingenieur bzw. der Bauaufsichtsbehörde erfolgen [4]. Für Ent-
wurfsaufgaben sind die nachfolgenden Sicherheitsbeiwerte problemlos anwend-
bar.
Bei der Festlegung modifizierter Teilsicherheitsbeiwerte darf keine isolierte Betrach-
tung einzelner Werte (wie z. B. des Teilsicherheitsbeiwerts für die ständigen Einwir-
kungen) erfolgen, da das resultierende Sicherheitsniveau ansonsten ggf. signifikant
abgesenkt wird. Vielmehr sind die folgenden, in den vorherigen Abschnitten z. T.
bereits behandelten, Bereiche in einer Zusammenschau zu betrachten:
1. die Teilsicherheitsbeiwerte auf der Einwirkungsseite,
2. die Teilsicherheitsbeiwerte auf der Widerstandsseite,
3. der Umfang und die Genauigkeit der qualifizierten Bestandsaufnahme,
4. Festlegung der charakteristischen Materialkennwerte.
Einwirkungen und Widerstände sind für jede Versagensart in einer Grenzzustands-
gleichung miteinander verknüpft. Dabei sind der Sicherheitsbeiwert für die ständi-
gen Einwirkungen (gg = 1,35) und die Sicherheitsbeiwerte auf der Materialseite zu- 16
mindest bei geringen Variationskoeffizienten der Baustoffkennwerte tendenziell „zu
hoch”, wohingegen die Sicherheitsbeiwerte für die veränderlichen Einwirkungen
zum Teil zu niedrig festgelegt sind. Für Neubauten ist dieses Vorgehen zum Errei-
chen eines bauartübergreifend und je nach Versagensart einigermaßen einheitli-
chen Sicherheitsniveaus zwar sinnvoll. Es verbietet sich jedoch eine isolierte An-
passung einzelner Teilsicherheitsbeiwerte.
Ansatz nach Belastungsrichtlinie DAfStb [9]
Bei der rechnerischen Bewertung der Tragfähigkeit bestehender Tragwerke und
Bauteile dürfen die Teilsicherheitsbeiwerte für Einwirkungen und Widerstände nach
[9] und [11] auf die Werte nach Tafel 4-8 reduziert werden, sofern in einer qualifi-
zierten Bestandsaufnahme und Bauwerksuntersuchung die ständigen Einwirkun-
gen sowie die charakteristischen Materialfestigkeiten ermittelt wurden und damit
„bekannt” sind.

1213
Bauen im Bestand
Tafel 4-8 Modifizierte Teilsicherheitsbeiwerte nach Belastungsrichtlinie DAfStb [9]
Art der Einwirkung bzw. Baustoff Teilsicherheitsbeiwert Teilsicherheitsbeiwert
ursprünglich reduziert
ständige Einwirkungen gG ¼ 1,35 gG ¼ 1,15
veränderliche Einwirkungen gQ ¼ 1,50 gG ¼ 1,50
Beton gc ¼ 1,50 gc ¼ 1,40
Betonstahl gs ¼ 1,15 gs ¼ 1,10

Bei Ansatz der reduzierten Teilsicherheitsbeiwerte sind die Anforderungen an die


Gebrauchstauglichkeit in besonderer Sorgfalt zu beachten. Ebenfalls ist der Einhal-
tung von Konstruktionsregeln, die im Nachhinein nicht mehr zu erfüllen sind, be-
sondere Aufmerksamkeit zu widmen. Insbesondere im Massivbau sind in diesem
Zusammenhang noch aktuelle Untersuchungen im Gange, deren Ergebnisse noch
nicht vorliegen. Darüber hinaus zeigen aktuelle Untersuchungen, dass die oben
ausgewiesenen Werte nicht in jedem Fall zu dem angestrebten Sicherheitsniveau
führen. Besondere Sorgfalt gilt im Fall von Massivbauten u. a. wenn:
— der Anteil der ständigen Lasten eher gering ist (gk/(gk + qk) < 0,7) und
— die Streuungen der Betonfestigkeiten eher hoch sind.
Alternative Ansätze
In neueren Arbeiten wird an einer genaueren Staffelung der Teilsicherheitsbeiwerte
für Stahlbetonbauteile gearbeitet, die zu einem gleichmäßigeren Sicherheitsniveau
und einem in allen Fällen ausreichend hohen Sicherheitsindex b führen (siehe z. B.
Fischer A. und Schnell, J: Modifizierte Teilsicherheitsbeiwerte zum Nachweis von
Stahlbetonbauteilen im Bestand. Bauingenieur, Band 85 August 2010). Das Ziel
wird durch die folgenden Ansätze erreicht, die zumindest eine Tendenz für weitere
Entwicklungen auf diesem Gebiet aufzeigen:
— Die Anpassung der Teilsicherheitsbeiwerte erfolgt nur auf der Seite der Bauteil-
widerstände, da die Teilsicherheiten auf der Einwirkungsseite bauartübergrei-
fend geregelt sind.
— Der Anteil der ständigen Einwirkungen an der Gesamtbelastung wird mit in die
Betrachtung einbezogen.
— Es werden Teilsicherheitsbeiwerte je nach der Versagensart festgelegt.
— Der Einfluss der Streuungen der Betonfestigkeit wird explizit mit sogenannten
!bertragungsfaktoren erfasst, die sich an den Variationskoeffizienten für die be-
trachteten Werte orientieren.

4.5 Rechnerische Tragfähigkeitsbewertung


Bei einer ursprünglich ordnungsgemäßen Planung und Bauausführung kann nach
[1] grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass eine bauliche Anlage bei be-
stimmungsgemäßem Gebrauch für die übliche Lebensdauer den bauaufsichtlichen
Anforderungen an die Tragfähigkeit entspricht. Nach [2] gilt darüber hinaus, dass
unter Erhaltung des Bestandsschutzes einerseits nur solche Maßnahmen am Be-
stand durchgeführt werden dürfen, die die ursprüngliche Standsicherheit der bau-
lichen Anlage nicht gefährden. Andererseits müssen bei der #nderung baulicher
Anlagen die aktuellen Technischen Baubestimmungen beachtet werden.
Bei Lasterhöhungen und anderen #nderungen und Ergänzungen ist die Standsi-
cherheit erneut nachzuweisen. Bei einer Erhöhung der Schnittgrößen in der maß-
gebenden Kombination um bis zu 3 % empfiehlt der DBV Leitfaden [4], anhand der
Bauteilausnutzung zu prüfen, ob eine Neubemessung erforderlich ist. Bei einer Er-
höhung um mehr als 10 % wird grundsätzlich eine Neubemessung nach den aktu-
ellen Technischen Baubestimmungen empfohlen.
Im Rahmen einer rechnerischen Tragfähigkeitsermittlung sind weitere Fragen zu
klären. Bei den Einwirkungen sollten die ständigen Einwirkungen mit der in der

1 2 14
Bewertung bestehender Tragwerke

Bestandsaufnahme ermittelten Bauteilgeometrie ermittelt werden. Werden Maß-


nahmen zur Begrenzung der veränderlichen Einwirkungen getroffen, müssen diese
im Bauwerksbuch dokumentiert werden. Bei Aufstockungen ist zu prüfen, ob hier-
durch Einwirkungen auf benachbarte Bauwerke beeinflusst werden (z. B. Erddruck,
Wind- oder Schneelasten).
Bezüglich der auf der Seite der Bauteilwiderstände anzusetzenden Werkstoffkenn-
werte siehe Abschnitte 4.2 und 4.3. Bezüglich der Teilsicherheitsbeiwerte siehe Ab-
schnitt 4.4. Zur Sicherstellung der Tragfähigkeit gehört neben der Bauteilbemes-
sung auch die Einhaltung von Konstruktionsregeln. So bestehen im Stahlbau u. U.
Probleme bezüglich der Niettypen und Nietrandabstände bei genieteten Bauteilen.
Eine !bersicht über konstruktive Probleme bei älteren Stahlbetonbauten kann u. a.
[20] entnommen werden. Typische Probleme sind (Aufzählung unvollständig):
— Unregelmäßige Achsabstände und Schieflagen der Bewehrungsstäbe im
Grundriss bei Platten.
— Fehlende Querbewehrung mit Trennrissen in Spannrichtung bei Platten. Wie
beim vorhergehenden Punkt sind insbesondere Platten aus der Anfangszeit des
Stahlbetonbaus betroffen (Stampfbeton).
— Zu geringer Anteil der Feldbewehrung von Platten, der über das Auflager gezo-
gen wurde aufgrund von intensiv genutzten Querkraftaufbiegungen.
— Probleme bei der Querkraftdeckung und Querkraftbewehrung von Balken durch
die intensive Verwendung von Querkraftaufbiegungen.
— Probleme bei der Bewehrungsführung von Konsolen.
Sofern notwendig sind Rückbaumaßnahmen und Zwischenzustände durch stati-
sche Nachweise zu überprüfen. Ausführungen hierzu siehe [4].

4.6 Bewertung von Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit


Einige Hinweise zu der sehr vielfältigen Problematik gibt der DBV Leitfaden in Ab-
schnitt 6.6. In Bezug auf Stahlbetonbauteile sei darüber hinaus darauf hingewiesen,
dass in den älteren Ausgaben von DIN 1045 die zulässigen Stahldehnungen bei
der Bemessung auf 5 ‰ begrenzt waren. Bei einem Nachweis nach aktueller
DIN 1045-1 [14] sollte vor diesem Hintergrund eine !berprüfung der Rissbreitenbe-
grenzung erfolgen. Bei verformungsempfindlichen Bauteilen empfiehlt sich u. U.
eine genauere Durchbiegungsberechnung.
Im Bezug auf die Dauerhaftigkeit sind ggf. nicht alle Kriterien der Vorschriften zu
erfüllen. Im Gegensatz zur Tragfähigkeit resultiert hieraus nicht sofort und unmittel-
bar eine Gefahr. Bei der Festlegung von Dauerhaftigkeitskriterien für den Einzelfall,
dürfen gemäß DBV Leitfaden Erfahrungen aus dem langjährigen Verhalten der
Bauteile „angemessen” berücksichtigt werden. Aspekte wie die beabsichtigte Rest-
nutzungsdauer sowie Art und Umfang regelmäßiger !berprüfungen sollten eben-
falls einfließen. 16
4.7 Belastungsversuche
Grundsätzlich kann die Tragfähigkeit eines Bauteils auch durch Probenbelastungen
nachgewiesen werden. Entsprechende Regelungen zu Belastungsversuchen wer-
den in einer Richtlinie des Deutschen Ausschuss für Stahlbeton gegeben [9].
Die Schwierigkeit von Belastungsversuchen besteht darin, den Nachweis der Trag-
fähigkeit durch Versuche deutlich unterhalb des Traglastniveaus zu erbringen, um
das Tragwerk oder Bauteil beim Versuch nicht zu beschädigen. Besondere Schwie-
rigkeiten bestehen dann, wenn die Tragfähigkeitsgrenze durch eine Versagensart
ohne Vorankündigung (z. B. Schubdruckbruch) festgelegt wird [20].
Belastungsversuche dürfen deshalb nur von besonders qualifizierten Stellen (Mate-
rialprüfanstalten, Hochschulinstituten) durchgeführt werden. Eine vorlaufende rech-

1215
Bauen im Bestand

nerische Tragfähigkeitsermittlung ist zwingend vorgeschrieben ([9], Abschnitt 4.4


(1)). Die Belastung muss in jedem Fall weggesteuert erfolgen.

5 Verstärkung von Tragwerken


5.1 Vorbemerkungen
Die Notwendigkeit von Verstärkungen kann sich bei der Instandsetzung oder der
Ertüchtigung von Bauwerken ergeben. Im ersten Fall kann sich der Instandset-
zungsbedarf aus umfangreichen Schäden (insbesondere an der Bewehrung), aus
Fehlbemessungen in der Bestandsstatik oder festgestellten Mängeln in den Techni-
schen Vorschriften ergeben. Im zweiten Fall soll die Tragfähigkeit gegenüber dem
Ursprungszustand gesteigert werden, um erhöhte Lasten aus Umbauten oder einer
geänderten Nutzung aufnehmen zu können.
Verstärkungen werden im Stahlbetonbau überwiegend mit den Materialien und
Komponenten nach Tafel 5-1 ausgeführt.

Tafel 5-1 Materialien und Komponenten für Verstärkungen im Stahlbetonbau


Material/Komponente
Beton, Spritzbeton, Betonstahl
Geklebte Lamellen aus Stahl
Geklebte Lamellen oder Sheets aus mit Kohlenstofffasern verstärkten Kunststoffen (CFK)
Geklebte Lamellen oder Sheets aus mit Glasfasern verstärkten Kunststoffen (GFK)
Geklebte Lamellen oder Sheets aus mit Aramidfasern verstärkten Kunststoffen (AFK)

Durch die Verstärkung entsteht ein Verbundtragwerk oder -bauteil aus bestehen-
dem Bauteil und der Verstärkung mit ähnlichen Effekten, wie sie aus dem Verbund-
bau bekannt sind. Bei Bemessung und Ausführung sind für das Zusammenwirken
neben den Materialgesetzen der Einzelbaustoffe auch die Verbundgesetze zu beach-
ten. Einer sorgfältigen Planung und Ausbildung der Fugen kommt gesonderte Be-
deutung zu. Zusätzlich zu den Bereichen der höchsten Beanspruchung des Bauteils
sind dann die am höchsten beanspruchten Fugenbereiche besonders zu beachten,
meist die Enden der Verstärkungen (Gefahr von Ablösungen). Bei der Verstärkung
von Stahlbetonbauteilen liegt durch die Rissbildung und das zeitabhängige Verhal-
ten des Betons (Kriechen, Schwinden) eine besonders komplexe Situation vor.
Ebenfalls bei Planung und Ausführung zu beachten ist der Belastungszustand des
Bauteils bei der Verstärkung. Ohne weitere Maßnahmen ist die Verstärkung zu-
nächst nur für die Lastanteile wirksam, die nach der Verstärkungsmaßnahme auf-
gebracht werden. Nachfolgende Umlagerungen infolge des zeitabhängigen Beton-
verhaltens treten erst allmählich auf und ändern die Situation daher kaum. Hohe
Wirkungsgrade der Verstärkung lassen sich durch eine teilweise Entlastung der
Bauteile erreichen. Die Entlastung kann entweder passiv durch das Entfernen des
Innenausbaus, von nichttragenden Bauteilen und Estrich erfolgen oder aktiv mit
Hilfe von Druckpressen. Entlastungsmaßnahmen mit Hilfe von Druckpressen erfor-
dern selbstverständlich gesonderte Nachweise unter Nachweis von Lasteinleitung
und Lastweiterleitung im Bauwerk.
Weitere Hinweise zu Bauwerksverstärkungen geben [20] und [21].

5.2 Verstärkung von Stahlbeton-Biegeträgern durch Aufbeton


Stahlbeton-Biegeträger können durch das Aufbringen einer zusätzlichen Beton-
schicht auf der Oberseite verstärkt werden. Wenn die Oberseite einer Decke gut
zugänglich ist, ist das Verfahren in der Regel sehr wirtschaftlich, da kein weiterer
Aufwand für die Schalung anfällt. Durch das zusätzliche Eigengewicht des Betons

1216
Verst!rkung von Tragwerken

wird ein Teil des Verstärkungseffekts wieder aufgezehrt. Bei den weiteren Ausfüh-
rungen wird auf [21] Bezug genommen und auf Kapitel 12 (Stahl- und Spannbeton-
bau nach Eurocode 2), Abschnitte 6.4.2.6 und 7.3.3 verwiesen.

Tafel 5-2 Verstärkung von Stahlbeton-Biegeträgern durch Aufbeton


Material/Komponente Hinweise
Aufbeton / Ortbetonergänzung

Die Dicke der Ortbetonergänzung muss min-


destens 50 mm betragen.
Wird die Verbindung in der Fuge durch Be-
wehrung sichergestellt, muss die Verbund-
bewehrung auf beiden Seiten der Verbundfu-
ge nach den Bewehrungsregeln verankert
werden.

bestehender Querschnitt

Bauablauf (Abweichungen möglich) Hinweise


Entfernen von Aufbauten und Belägen
Aufrauhen der Betonoberfläche
Verankerung der Verbundbewehrung in der sofern erforderlich z. B. durch Kugelstrahlen
vorh. Decke
Aufbringen einer Haftbrücke falls kein Spritzbeton
Herstellung der Betonergänzung ggf. mit zusätzlicher Biegezugbewehrung

Nachweise in den Grenzzuständen (GZT und Hinweise


GZG)
Nachweis für Biegung im Grenzzustand der Der Nachweis wird am ergänzten Gesamt-
Tragfähigkeit querschnitt unter Annahme eines monolithi-
schen Querschnitts geführt.
Als Betonfestigkeit darf näherungsweise die
geringere der Festigkeiten von bestehendem
Bauteil und Aufbeton angesetzt werden.
Nachweis der Schubkraftübertragung in der Sofern statisch erforderlich ist eine Verbund-
Fuge zwischen Altbeton und Betonergänzung bewehrung anzuordnen und inklusive der Ver-
ankerung im Altbeton nachzuweisen.
Nachweis für Querkraft im Grenzzustand der zu führen am Gesamtquerschnitt
Tragfähigkeit
Nachweise in den Grenzzuständen der Tragfä- alle relevanten Zwischenzustände sind zu be-
higkeit und der Gebrauchstauglichkeit in den achten
relevanten Bauzuständen
Nachweis der Schubkraftübertragung nach DIN 1045-1, 10.3.6 (Ausgabe 2008, [14])
Beim Nachweis der Schubübertragung ist zu zeigen, dass der Bemessungswert der
in der Kontaktfläche zwischen Altbeton und Aufbeton einwirkenden Schubkraft nEd
16
den Bemessungswert der aufnehmbaren Schubkraft nRdj nicht übersteigt.
Für den Bemessungswert der einwirkenden Schubkraft gilt:
Ecdj VEd
nEd ¼ " (5-1]
Fcd z
mit:
Fcdj Bemessungswert des über die Fuge zu übertragenden Längskraftanteils,
Fcd Bemessungswert der Gurtlängskraft infolge Biegung im betrachteten Querschnitt mit
Fcd = MEd/z.
Näheres zum Nachweis siehe Kapitel 12 (Stahl- und Spannbetonbau nach Euro-
code 2), Abschnitt 6.4.2.6. Der Oberflächenbearbeitung und der Sauberkeit der Fuge
kommt besondere Bedeutung zu. Die Regelungen von DIN 1045-3. Abschnitt 8.4.
zur erforderlichen Fugenvorbereitung sollten beachtet werden.

1217
Bauen im Bestand

5.3 Verstärkung von Stahlbetonstützen


Vorbemerkungen und Bemessungsgrundlagen
Die Verstärkung von Stahlbetonstützen im Fall von Lasterhöhungen durch Aufsto-
ckungen, Nutzungsänderungen etc. wird in der Regel mit Hilfe stahlbaumäßiger Ergän-
zungen oder durch Spritzbetonverstärkungen ausgeführt. Die Verstärkung mit Hilfe
von Spritzbeton wird nachfolgend näher beschrieben. Der zugrunde liegende Bemes-
sungsansatz ist in DIN 18551, Abschnitt 9.5 [17] beschrieben. Nähere Erläuterungen
und Hintergründe siehe Heft 467 des Deutschen Ausschuss für Stahlbeton [11]. Eine
übersichtliche Zusammenfassung und ein Bemessungsbeispiel enthält [21].
Durch eine sorgfältige Herstellung und Nachbehandlung der Spritzbetonverstär-
kung werden Schwindverformungen zwar reduziert, aber nicht gänzlich verhindert.
Dadurch wird zum einen die Verbundwirkung zwischen Altbeton und Spritzbeton-
verstärkung beeinträchtigt. Zum anderen lässt sich an den Stützenenden kein dau-
erhafter Kraftschluss zwischen den anschließenden Bauteilen (Decke, Fundament)
und der Spritzbetonschale herstellen.
Die Tragfähigkeit der Spritzbetonschale kann wegen der Schwindverformungen
nicht direkt angesetzt werden. Indirekt ergibt sich jedoch eine Steigerung der Trag-
fähigkeit durch die erhöhte Druckfestigkeit des Betons bei einem dreiachsigen
Spannungszustand, der durch eine entsprechend bemessene Umschnürungsbe-
wehrung (Wendelbewehrung bei Kreisquerschnitten, Bügelbewehrung bei rechtek-
kigen oder quadratischen Querschnitten) gezielt aktiviert wird. Im Gegensatz zu
Kreisquerschnitten stellt sich der dreiachsige Spannungszustand bei rechteckigen
Querschnitten nicht über den gesamten Querschnitt ein. Unter der Annahme eines
parabolischen Verlaufs und eines Anfangswinkels von 45, des Randes der um-
schnürten Bereichs (siehe Bild 5-1) ergibt sich für die effektiv umschnürte Fläche:
Aeff ¼ lq " ll " Ak (5-2)
mit:
Ak ¼ bk " dk (5-3)
2 " ðbk # ds Þ2 þ 2 " ðdk # ds Þ2
lq ¼ 1 # (5-4)
5,5 " Ak
" # " #
sbü sbü
ll ¼ 1 # " 1# (5-5)
2 " bk 2 " dk
sbü Bügelabstand
ds Durchmesser der Längsstäbe in den Ecken.
Bei nachträglich verstärkten Stützen dürfen die Umschnürungswirkungen der vor-
handenen und der zusätzlichen Bügel addiert werden. Die zugehörigen Flächen
Aeff,alt und Aeff,neu sind getrennt zu ermitteln. Für den Zuwachs der rechnerischen
Tragfähigkeit gilt:
#NRd ¼ 2,3 " kb " rq " fyd, Bü " Aeff (5-6)
mit:
fck # 20
kb ¼ 1 þ 11 (5-7)
100
Aq 2 " ðbk þ dk Þ " ðABü =sBü Þ
rq ¼ ¼ (5-8)
Ak bk " dk

Im Fall symmetrisch bewehrter Stützen mit quadratischem, rechteckigen oder kreis-


förmigem Querschnitt und symmetrisch umlaufender Bewehrung sind folgende
Nachweise zu führen:
— Nachweis in den Lasteinleitungsbereichen an Stützenkopf und Stützenfuß im
GZT (Ansatz der zugelegten Längsbewehrung nur bei Kraftschluss mit Decke/
Fundament).

1218
Verst!rkung von Tragwerken

z
q

sBü
x

bk

Bild 5-1 Effektiv umschnürte Flächen bei nachträglich verstärkten Stützen

— Nachweis im Stützenmittelbereich für den Verbundquerschnitt aus Altbeton und


neuer Betonschale.
— Nachweise der Lasteinleitung und Weiterleitung in die angrenzenden Bauteile.
Bemessung an Stützenkopf und Stützenfuß
Die Tragfähigkeit ergibt sich aus der ursprünglichen Tragfähigkeit und den Um-
schnürungswirkungen aus „alten” (DNRd, 1) und „neuen” Bügeln (DNRd, 2) ohne An-
satz der Tragfähigkeit der Betonschale wegen des Schwindens.
NRd ¼ Ab, alt " fcd, alt þ As, alt " fyd, alt þ DNRd, 1 þ DNRd, 2 (5-9)
Bemessung im Stützenmittelbereich
Im Mittelbereich der Stütze können die Tragfähigkeiten des „alten” Querschnitts
und der Betonschale addiert werden. Der Anteil der Betonschale erhält einen Ab-
minderungsbeiwert von 0,80 zur Berücksichtigung des Schwindens.
NRd ¼ Ab, alt " fcd, alt þ As, alt " fyd, alt þ 0,8 " Ab, neu " fcd, neu þ As, neu " fyd, neu (5-10)
tM

16
h1
h

ds
tM
≥ 2 cm

Bild 5-2
≥ 2 cm Spritzbetonverstärkte Stütze mit
quadratischem Querschnitt
tM h1 tM (DIN 18551 [17])
h

1 2 19
Bauen im Bestand

Zur Berücksichtigung von Exzentrizitäten der Normalkraft auf die Umschnürungs-


wirkung empfiehlt [21] einen vereinfachten Ansatz in Anlehnung an eine Regelung
aus DIN 1045 : 1972 (siehe z. B. [18]).
" #
0 8"M
DNRd ¼ DNRd " 1 # (5-11)
N " dk
Konstruktive Regeln für die Spritzbetonverstärkung von Stützen
Die Dicke der Spritzbetonschicht ist so festzulegen, dass die erforderlichen Abstän-
de zwischen neuer Bewehrung und altem Beton eingehalten werden, die erforderli-
chen Maße der Betondeckung gesichert sind und die statischen Nachweise gelin-
gen.

Aswx
Zwischenverankerung
im Fall d/b > 1,5

Aswy
Asm

h1
h
≥ 2 cm
≥ 2 cm £ h1 £ h1
b1 > h1
b

Bild 5-3 Spritzbetonverstärkte Stütze mit rechteckigem Querschnitt (DIN 18551 [17])

Im Lasteinleitungsbereich darf der Abstand der Bügel 80 mm nicht übersteigen.


Die Länge des Lasteinleitungsbereichs ist nach DIN 18551 [17] festgelegt mit
lc ¼ 30 " ds (5-12)
bzw. nach Heft 467 [11] mit:
l c ¼ 2 " dk (5-13)
Weiterhin ist zu beachten:
— Die Bügel sind nach den Anforderungen für die Zugzone (Bilder 56g und 56h
aus DIN 1045-1) oder durch geschweißte Stöße zu schließen.
— Die Längsbewehrung ist in den Bügelecken zu konzentrieren.
— Bei Stützen mit einem Seitenverhältnis d/b >1,5 sind Zwischenverankerungen
erforderlich (siehe Bild 5-3).

1220
Geotechnik
Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Johannes Feiser

Inhalt Seite

1 Geotechnische Kategorien 1225


2 Geotechnische Untersuchungen 1225
3 Geotechnische Kennwerte 1233
4 Bodenklassifikation für bautechnische Zwecke 1239
nach DIN 18196 (10.88)
5 Sicherheitsnachweise im Erd- und Grundbau nach DIN EN 1997-1 1245
(09.09)-„Eurocode 7“
5.1 Historie 1245
5.2 Allgemeine Regelungen 1246
5.3 Bemessungssituation 1249
5.4 Bemessungswerte für Einwirkungen und Widerstände 1249
6 Flach- und Flächengründungen 1252
6.1 Abgrenzung und Schutzanforderungen 1252
6.2 Bemessungsgrundlagen 1252
6.3 Vereinfachter Sohldrucknachweis in Regelfällen 1253
6.4 Nachweis der Tragfähigkeit 1255
6.5 Nachweis der Gebrauchstauglichkeit 1263
7 Pfahlgründungen 1269
7.1 Abgrenzung, Schutzanforderungen und Untersuchungen 1269
7.2 Bemessungsgrundlagen 1270
7.3 Nachweis der Tragfähigkeit (Belastung in Richtung der Pfahlachse) 1271
7.4 Nachweis der Tragfähigkeit (Belastung quer zur Pfahlachse) 1276
7.5 Nachweis der Gebrauchstauglichkeit 1277
8 Erddruck 1278
8.1 Ermittlung des Erddruckes 1278
8.2 Zwischenwerte und Sonderfälle des Erddrucks 1284
8.3 Erddruckansatz in bautechnischen Berechnungen 1286
9 Verankerungen mit Verpressankern 1287
9.1 Abgrenzung, Schutzanforderungen und Untersuchungen 1287
9.2 Bemessungsgrundlagen 1288
9.3 Nachweis der Tragfähigkeit 1289
9.4 Nachweis der Gebrauchstauglichkeit 1290
10 Baugruben 1291
10.1
10.2
Abgrenzung, Anforderungen und Untersuchungen
Bemessungsgrundlagen
1291
1293
17
10.3 Statische Berechnung 1294
10.4 Nachweise der Tragfähigkeit 1305
10.5 Nachweis der Gebrauchstauglichkeit 1309
10.6 Baugruben neben Bauwerken 1310
11 Böschungen, Dämme und Stützbauwerke 1313
11.1 Abgrenzung, Anforderungen und Untersuchungen 1313
11.2 Bemessungsgrundlagen 1313
11.3 Nachweise der Tragfähigkeit 1314
11.4 Nachweis der Gebrauchstauglichkeit 1320

1221

U. Vismann (Hrsg.), Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln, DOI 10.1007/978-3-8348-8613-2_17,


© Vieweg+Teubner Verlag |Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012
Geotechnik
Seite
12 Grundwasserhaltungen 1320
12.1 Abgrenzung, Entwurfskriterien, Untersuchungen 1320
12.2 Bemessungsgrundlagen 1321
12.3 Offene Wasserhaltung 1323
12.4 Brunnenabsenkung 1324
12.5 Grundwasserabsperrung 1325
13 Dränung zum Schutz baulicher Anlagen 1326
14 Erdbau 1329
14.1 Boden- und Felsklassen nach DIN 18300 (12.00) und ZTVE-StB 1329
14.2 Frostempfindlichkeitsklassen nach ZTVE-StB 1330
14.3 Klassifizierung kontaminierter Böden 1330
14.4 Verdichtung nach ZTVE-StB 1330

Technische Baubestimmungen
Grundsätzliche Normen
DIN 1054 12.10 Baugrund; Sicherheitsnachweise im Erd- und Grundbau — Ergän-
zende Regelungen zu DIN EN 1997-1
DIN EN 1990 10.02 Eurocode: Grundlagen der Tragwerksplanung
DIN EN 1991 12.10 Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke
DIN EN 1997-1 09.09 Eurocode 7: Entwurf, Berechnung und Bemessung in der Geo-
technik, Teil 1: Allgemeine Regeln
DIN EN 1997-1/NA 12.10 Eurocode 7: Teil 1: Allgemeine Regeln — National festgelegte Pa-
rameter
DIN EN 1997-2 10.10 Eurocode 7: Entwurf, Berechnung und Bemessung in der Geotech-
nik, Teil 2: Erkundung und Untersuchung des Baugrundes
DIN EN 1997-2/NA 12.10 Eurocode 7: Teil 2: Untersuchung des Baugrundes — National
festgelegte Parameter
Baugrunderkundung
DIN 4020 09.03 Geotechnische Untersuchungen für bautechnische Zwecke mit Bbl. 1
DIN 4021 10.90 Baugrund; Aufschluss durch Schürfe und Bohrungen sowie Ent-
nahme von Proben
DIN 4023 02.06 Zeichnerische Darstellung der Ergebnisse von Bohrungen und sons-
tigen direkten Aufschlüssen
DIN 4094-4 01.02 Baugrund, Felduntersuchungen, Teil 4: Flügelscherversuche
DIN EN ISO 14688-1 01.03 Benennung, Beschreibung und Klassifizierung von Boden – Teil 1:
Benennung und Beschreibung
DIN EN ISO 14688-2 11.04 Benennung, Beschreibung und Klassifizierung von Boden – Teil 2:
Grundlagen für Bodenklassifizierungen
DIN EN ISO 14689-1 04.04 Benennung, Beschreibung und Klassifizierung von Fels – Teil 1: Be-
nennung und Beschreibung
DIN EN ISO 22475-1 01.07 Probenentnahmeverfahren und Grundwassermessungen – Teil 1:
Technische Grundlagen der Ausführung
DIN EN ISO 22282-4 01.08 Geohydraulische Versuche – Teil 4: Pumpversuche
DIN EN ISO 22282-5 01.08 Geohydraulische Versuche – Teil 5: Infiltrometerversuche
DIN EN ISO 22282-6 04.08 Geohydraulische Versuche – Teil 6: Wasserdurchlässigkeitsversu-
che im Bohrloch unter Anwendung geschlossener Systeme
DIN EN ISO 22476-1 04.05 Felduntersuchungen – Teil 1: Drucksondierungen mit elektrischen Mess-
wertaufnehmern und Messeinrichtungen für den Porenwasserdruck
DIN EN ISO 22476-2 04.05 Felduntersuchungen – Teil 2: Rammsondierungen
DIN EN ISO 22476-3 04.05 Felduntersuchungen – Teil 3: Standard Penetration Test
DIN EN ISO 22476-4 02.08 Felduntersuchungen – Teil 4: Pressiometerversuch nach Ménard
DIN EN ISO 22476-5 02.08 Felduntersuchungen – Teil 5: Versuch mit dem flexiblen Dilatometer
DIN EN ISO 22476-7 02.08 Felduntersuchungen – Teil 7: Seitendruckversuch
DIN EN ISO 22476-12 06.06 Felduntersuchungen – Teil 12: Drucksondierungen mit mechani-
schen Messwertaufnehmern
DIN ISO/TS 22475-2 01.07 Probenentnahmeverfahren und Grundwassermessungen – Teil 2:
Qualifikationskriterien für Unternehmen und Personal
DIN ISO/TS 22475-3 07.08 Probenentnahmeverfahren und Grundwassermessungen – Teil 3:
Konformitätsbewertung von Unternehmen und Personal durch
eine Zertifizierungsstelle

1222
Technische Baubestimmungen

DIN ISO/TS 22476-10 08.05 Felduntersuchungen – Teil 10: Gewichtssondierung


DIN ISO/TS 22476-11 08.05 Felduntersuchungen – Teil 11: Flachdilatometerversuch
DIN 18196 06.06 Erd- und Grundbau; Bodenklassifikation für bautechnische Zwecke
Berechnungsnormen
DIN 4017 03.06 Baugrund-Berechnung des Grundbruchwiderstandes von Flach-
gründungen
DIN 4017 (Beiblatt 1) 11.06 Baugrund-Berechnung des Grundbruchwiderstands von Flachgrün-
dungen – Berechnungsbeispiele
DIN 4018 09.74 Berechnung des Sohldruckes unter Flachgründungen mit Beiblatt 1
(05.81)
DIN 4019-1 04.79 Setzungsberechnung bei lotrechter mittiger Belastung mit Bbl. 1
DIN 4019-2 02.81 Setzungsberechnung bei schräg und außermittig wirkender Belas-
tung mit Bbl. 1
DIN 4084 01.09 Geländebruchberechnungen
DIN 4085 10.07 Berechnung des Erddruckes
DIN V 4126-100 04.96 Berechnung von Schlitzwänden
Gründungselemente und Gründungsverfahren
DIN 4093 09.87 Einpressungen in Untergrund und Bauwerke; Richtlinie für
Planung und Bauausführung
DIN 4107 01.78 Setzungsbeobachtungen an entstehenden und fertigen Bauwerken
DIN 4123 09.00 Gebäudesicherungen im Bereich von Ausschachtungen, Gründun-
gen und Unterfangungen
DIN 4124 (E) 10.10 Baugruben und Gräben; Böschungen, Verbau, Arbeitsraumbreiten
DIN 4126 08.04 Ortbetonschlitzwände; Nachweis der Standsicherheit mit Beiblatt 1
(09.04)
DIN 4127 08.86 Schlitzwandtone für stützende Flüssigkeiten
Europäische Ausführungsnormen Spezialtiefbau
DIN EN 1536 06.99 Bohrpfähle
DIN EN 12063 05.99 Spundwandkonstruktionen
DIN EN 1537 01.01 Verpressanker
DIN EN 1538 07.00 Schlitzwände
DIN EN 12699 05.01 Verdrängungspfähle
DIN EN 12715 10.00 Injektionen
DIN EN 12716 12.01 Düsenstrahlverfahren
DIN EN 14199 05.05 Pfähle mit kleinen Durchmessern (Mikropfähle)
DIN EN 14475 04.06 Bewehrte Schüttkörper
DIN EN 14490 11.07 Bodenvernagelung
DIN EN 14679 07.05 Tiefreichende Bodenstabilisierung
DIN EN 14731 12.05 Baugrundverbesserung durch Tiefenrüttelverfahren
DIN EN 15237 06.07 Vertikaldräns
Schutz der Bauwerke gegen Wasserangriff
DIN 4030-1 06.08 Beurteilung betonangreifender Wässer, Böden und Gase; Grund-
lagen und Grenzwerte
DIN 4030-2 06.08 —; Entnahme und Analyse von Wasser- und Bodenproben
DIN 4095 06.90 Dränung zum Schutz baulicher Anlagen; Planung, Bemessung,
Ausführung
DIN 18195-1 08.00 Bauwerksabdichtungen — Teil 1: Grundsätze, Definitionen, Zuord-
nung der Abdichtungsarten
DIN 18195-2 12.07 — Teil 2: Stoffe
DIN 18195-3 08.00 — Teil 3: Anforderungen an den Untergrund und Verarbeitung der
Stoffe
17
DIN 18195-4 08.00 — Teil 4: Abdichtungen gegen Bodenfeuchte und nicht stauendes
Sickerwasser an Bodenplatten und Wänden
DIN 18195-5 08.00 — Teil 5: Abdichtungen gegen nicht drückendes Wasser auf De-
ckenflächen u. in Nassräumen
DIN 18195-6 08.00 — Teil 6: Abdichtungen gegen von außen drückendes Wasser und
aufstauendes Sickerwasser
DIN 18195-7 06.89 Bauwerksabdichtungen: Abdichtung gegen von innen drückendes
Wasser
DIN 18195-8 03.04 —; Abdichtungen über Bewegungsfugen
DIN 18195-9 03.04 —; Durchdringungen, !bergänge, Anschlüsse
DIN 18195-10 03.04 —; Schutzschichten und Schutzmaßnahmen

1223
Geotechnik

Schutz der Bauwerke gegen Erschütterungen


DIN 4149 04.05 Bauten in deutschen Erdbebengebieten — Lastannahmen, Bemes-
sung und Ausführung üblicher Hochbauten
DIN 4150-1 06.01 Erschütterungen im Bauwesen; Grundsätze, Vorermittlung und
Messung von Schwingungsgrößen
DIN 4150-2 06.99 —; Einwirkungen auf Menschen in Gebäuden
DIN 4150-3 02.99 —; Einwirkungen auf bauliche Anlagen
Untersuchung von Bodenproben (Versuchsnormen)
DIN 18121-1 04.98 Wassergehalt, Bestimmung durch Ofentrocknung
DIN 18121-2 08.01 —; Bestimmung durch Schnellverfahren
DIN 18122-1 07.97 Zustandsgrenzen (Konsistenzgrenzen); Bestimmung der Fließ- und
Ausrollgrenze
DIN 18122-2 09.00 —; Bestimmung der Schrumpfgrenze
DIN 18123 11.96 Bestimmung der Korngrößenverteilung
DIN 18124 11.07 Bestimmung der Korndichte
DIN 18125-1 08.97 Bestimmung der Dichte des Bodens, Labormethoden
DIN 18125-2 08.99 —; Feldmethoden
DIN 18126 11.96 Bestimmung der Dichte nicht bindiger Böden bei lockerster und
dichtester Lagerung
DIN 18127 11.97 Proctor-Versuch
DIN 18128 12.02 Bestimmung des Glühverlustes
DIN 18129 11.96 Kalkgehaltsbestimmung
DIN 18130-1 05.98 Bestimmung des Wasserdurchlässigkeitsbeiwertes; Laborversuche
DIN 18130-2 10.03 Bestimmung des Wasserdurchlässigkeitsbeiwertes; Feldversuche
DIN 18132 12.95 Bestimmung des Wasseraufnahmevermögens
DIN 18134 09.01 Plattendruckversuch
DIN 18135 06.99 Eindimensionaler Kompressionsversuch
DIN 18136 11.03 Bestimmung der einaxialen Druckfestigkeit
DIN 18137-1 08.90 Bestimmung der Scherfestigkeit, Begriffe und grundsätzliche Ver-
suchsbedingungen
DIN 18137-2 12.90 —, Dreiaxialversuch
DIN 18137-3 09.02 —, Direkter Scherversuch
Allgemeine Techn. Vertragsbedingungen (ATV)
DIN 18300 10.06 Erdarbeiten
DIN 18301 10.06 Bohrarbeiten
DIN 18303 12.02 Verbauarbeiten
DIN 18304 12.00 Ramm-, Rüttel- und Pressarbeiten (Entwurf 11.02)
Empfehlungen mit normativem Charakter, herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für
Geotechnik (Auswahl)
EAB Empfehlungen des Arbeitskreises „Baugruben‘‘, 4. Aufl. Berlin: Wilhelm Ernst
& Sohn, 2006/2007
EAU Empfehlungen des Arbeitsausschusses „Ufereinfassungen‘‘, 10. Aufl. Berlin:
Wilhelm Ernst & Sohn, 2005
EA-Pfähle Empfehlungen des Arbeitskreises „Pfähle“, 1. Aufl. Berlin: Ernst & Sohn, 2007
GDA Empfehlungen des Arbeitskreises Geotechnik der Deponien und Altlasten, 3.
Auflage Berlin: Wilhelm Ernst & Sohn, 1997
ETB Empfehlungen des Arbeitskreises Tunnelbau. Berlin: W. Ernst & Sohn, 1995
EVB Empfehlungen, Verformung des Baugrundes bei baulichen Anlagen, 1. Aufla-
ge, Berlin: Ernst & Sohn, 1993
AK5 Empfehlungen des Arbeitskreises 5: Statisch axiale Probebelastungen, Geo-
technik 16, H. 3 (1993)
—: Dynamische Pfahlprüfungen, Geotechnik 14, H. 3 (1991)
—: statische Probebelastungen quer zur Pfahlachse, Geotechnik 17, H. 2 (1994)

Weiterführende Literatur
[1] Grundbautaschenbuch (GBT): 6. Aufl. Teil 1: 2001, Teil 2: 2001 und Teil 3: 2001, Berlin:
Ernst & Sohn
[2] — 5. Aufl. Teil 1: Teil 2: 1991, Berlin: Ernst & Sohn
[3] Weissenbach, A.: Baugruben, Teil 2. Berlin: Wilhelm Ernst & Sohn, 1975
[4] Türke, H.: Statik im Erdbau, 3. Aufl., Berlin: Wilhelm Ernst & Sohn, 1998
[5] Simmer, K.: Grundbau 1, 19. Aufl. 1994 Grundbau 2, 18. Aufl. Stuttgart: B. G. Teubner 1999
[6] Floss, R.: ZTVE-StB 76, Kommentar, 2. Aufl. Bonn: Kirschbaum, 1997
[7] Hilmer, K.: Dränung zum Schutz baulicher Anlagen: Planung, Bemessung und Ausfüh-
rung; Kommentar zur DIN 4095, Geotechnik 13, H. 4 (1990)

1224
Geotechnische Untersuchungen
[8] Franke, E.: Ruhedruck in kohäsionslosen Böden. Die Bautechnik 51 (1974)
[9] Kany, M.: Berechnung von Flächengründungen, Bd. 1 u. 2, Berlin, München, Düsseldorf:
Wilhelm Ernst & Sohn, 1974
[10] Wölfer, K.-H.: Elastisch gebettete Balken und Platten, Zylinderschalen, 4. Aufl., Wiesbaden
und Berlin: Bauverlag GmbH, 1978
[11] Smoltczyk, U.: Die Einspannung im beliebig geschichteten Baugrund. Der Bauingenieur
38, H. 10 (1963)
[12] Titze, E.: !ber den seitlichen Bodenwiderstand bei Pfahlgründungen, Bauingenieur-Pra-
xis, H. 77. Berlin: Wilhelm Ernst & Sohn, 1970
[13] Sherif, G.: Elastisch eingespannte Bauwerke, Tafeln zur Berechnung nach dem Bettungs-
modulverfahren mit variablen Bettungsmoduln, Berlin, München, Düsseldorf: Wilhelm
Ernst & Sohn, 1974
[14] Ranke, A., Ostermayer, H.: Beitrag zur Stabilitätsuntersuchung mehrfach verankerter Bau-
grubenumschließungen. Die Bautechnik 45, H. 10 (1968)
[15] Fischer, K.: Beispiele zur Bodenmechanik, Berlin, München: Wilhelm Ernst & Sohn, 1965
[16] Franke, E.: „Pfähle‘‘, Abschn. 3.2 im Grundbautaschenbuch (GBT), Teil 3, 6. Aufl.: Berlin:
Ernst & Sohn, 2001
[17] Schmidt, H.-H.: Grundlagen der Geotechnik, Stuttgart: B. G. Teubner, 1996
[18] Sadgorski, W., Smoltczyk, U.: Sicherheitsnachweise im Erd- und Grundbau, Beuth-Kom-
mentare, Berlin — Wien — Zürich: Beuth-Verlag, 1996
[19] Geotechnik, Sonderheft: Beiträge zur Europäischen Normung, Essen: Verlag Glückauf, 1999
[20] Möller, G.: Geotechnik Kompakt Bodenmechanik, Berlin: Bauwerk, 2001
[21] Wissensspeicher Geotechnik, Bauhaus-Universität Weimar, 11. Auflage 1999
[22] Dörken/Dehne, Grundbau in Beispielen – Teile 1–3, Werner Verlag Düsseldorf, 3. Auflage
2002/2004
[23] Ziegler, M.: Geotechnische Nachweise nach DIN 1054, Einführung mit Beispielen — 2.
Auflage, Ernst & Sohn, 2005
[24] Herth, Arndts: Theorie und Praxis der Grundwasserabsenkung, Ernst & Sohn, Berlin 1985

1 Geotechnische Kategorien
In der nationalen und der europäischen Normung werden die geotechnischen Auf-
gaben zwecks Mindestanforderungen an Baugrunduntersuchung, rechnerische Nach-
weise und !berwachung der Ausführung in drei Klassen (Kategorien) eingeteilt. Sie
richten sich nach der zu erwartenden Reaktion des Baugrundes, nach dem geotechni-
schen Schwierigkeitsgrad des Tragwerks und seiner Einflüsse auf die Umgebung.
In DIN 4020 wurde die Einteilung bezüglich Art und Umfang der geotechnischen
Untersuchungen bereits verbindlich eingeführt.
Tafel 1-1 Einstufung von Erd- und Grundbauwerken bzw. geotechn. Baumaßnahmen in geo-
technische Kategorien nach DIN 4020
Geotechn. Geotechn. Einstufungskriterien und Einschaltung
Kategorie Risiko Klassifizierungsmerkmale von Sach-
verständigen
wenn Standsicherheit und Gebrauchstauglichkeit
GK 1 gering sowie die geotechn. Auswirkungen aufgrund ge- im Zweifelsfall
sicherter Erfahrungen beurteilt werden können erforderlich
wenn Grenzzustände durch rechnerische Nach- im Regelfall
GK 2 normal weise zu untersuchen sind
wenn Bauobjekte mit schwieriger Konstruktion
hinzuziehen
17
GK 3 hoch und/oder schwierigem Baugrund vertiefte geo- zwingend
technische Kenntnisse und Erfahrungen verlangen erforderlich

Die Einordnung in eine geotechnische Kategorie erfolgt zu Beginn der Arbeiten vor-
läufig. Eine #nderung ist aufgrund der Befunde möglich und ggf. notwendig.

2 Geotechnische Untersuchungen
Allgemeine Anforderungen. Für jede Bauaufgabe müssen das Schichtenprofil und
die Kennwerte von Boden und Fels sowie die Grundwasserverhältnisse ausrei-
chend bekannt sein.

1225
Geotechnik

Spätestens zum Zeitpunkt der Ausschreibung müssen die bis dahin vorhandenen
Untersuchungsergebnisse für eine zuverlässige Planung der Bauleistung ausrei-
chen.
Art und Umfang der dafür erforderlichen geotechnischen Untersuchungen werden
in DIN 4020 für GK 1 bis 3 mit gegenüber Tafel 1-1 erweiterten Klassifizierungs-
merkmalen festgelegt.
Maßgebend für die Einstufung in GK 1 bis 3 ist jeweils das Klassifizierungsmerkmal,
das den größten Schwierigkeitsgrad beschreibt. Sie ist später aufgrund der Ergeb-
nisse der geotechnischen Untersuchungen zu überprüfen.

Geotechnische Kategorie 1 (GK 1) liegt vor


a) bei einfachen baulichen Anlagen
Beispiel Setzungsunempfindliche Bauwerke mit Stützenlasten bis 250 kN und Streifenlasten
bis 100 kN/m, Stützmauern und Baugrubenwände h < 2,0 m ohne hohe Gelände-
auflasten, Gründungsplatten, die ohne Berechnung nach empirischen Regeln be-
messen werden, Gräben h < 2,0 m über dem Grundwasser,
b) bei waagerechtem oder schwach geneigtem Gelände, wenn die Baugrundver-
hältnisse nach gesicherten örtlichen Erfahrungen und geologischen Bedingun-
gen als tragfähig und setzungsarm bekannt sind,
c) wenn das Grundwasser unterhalb der Aushubsohle liegt oder durch örtliche
Bauerfahrung nachgewiesen ist, dass der Aushub unter dem Grundwasserspie-
gel oder ein späterer Grundwasseranstieg ohne schädliche Auswirkungen blei-
ben,
d) wenn das Bauwerk gegen die örtliche Seismizität unempfindlich ist,
e) wenn die Umgebung (Nachbargebäude, Verkehrswege, Leitungen usw.) durch
das Bauwerk selbst oder die dafür erforderlichen Bauarbeiten nicht beeinträch-
tigt oder gefährdet werden kann,
f) wenn schädliche oder erschwerende äußere Einflüsse, wie benachbarte offene
Gewässer, Böschungen, Auslaugungen, Erdfälle nicht zu erwarten sind.

Mindestanforderungen an die Baugrunderkundung und -untersuchung bei GK 1.


— Einholen von Informationen über die allgemeinen Baugrundverhältnisse und
die örtlichen Bauerfahrungen der Nachbarschaft.
— Erkunden der Bodenarten bzw. Gesteinsarten und ihrer Schichtung, z. B. durch
Schürfe, Kleinbohrungen und Sondierungen.
— Abschätzen der Grundwasserverhältnisse vor und während der Bauausführung.
— Besichtigung der ausgehobenen Baugrube.
Art und Umfang dieser geotechn. Untersuchungen müssen eine Bestätigung der
Verhältnisse nach den Aufzählungen b) bis f) ermöglichen.

Geotechnische Kategorie 2 (GK 2) liegt vor,


wenn die baulichen Anlagen und geotechnischen Gegebenheiten nicht in die geo-
technische Kategorie 1 eingeordnet werden können und sie wegen ihres Schwierig-
keitsgrades nicht in die Kategorie 3 eingeordnet werden müssen.

Mindestanforderungen an die Baugrunderkundung und -untersuchung bei GK 2. Es


sind immer direkte Aufschlüsse erforderlich. Die für Beurteilung und Berechnungen
notwendigen Bodenkenngrößen müssen versuchstechnisch bestimmt oder mithilfe
von Korrelationen abgeschätzt werden.
Direkte Aufschlüsse sind natürliche oder künstliche Aufschlüsse, in der Regel Boh-
rungen, die eine Besichtigung von Boden oder Fels, die Entnahme von Boden-
oder Felsproben sowie die D u r ch f ü h r u n g von Feldversuchen ermöglichen, z. B.
auch Schürfe.

1226
Geotechnische Untersuchungen

Geotechnische Kategorie 3 (GK 3) liegt vor


a) bei baulichen Anlagen wie Bauwerke mit besonders hohen Lasten, tiefe Bau-
gruben (z. B. Tiefgaragen), Staudämme sowie Deiche und andere Bauwerke, die
durch hohe Wasserdrücke Dh > 2 m belastet werden, Einrichtungen zur vorüber-
gehenden oder dauernden Grundwasserabsenkung, die damit ein Risiko für be-
nachbarte Bauten bewirken, Flugplatzbefestigungen, Hohlraumbauten, weitge-
spannte Brücken, Schleusen und Siele, Maschinenfundamente mit hohen
dynamischen Lasten, kerntechnische Anlagen, Offshore-Bauten, Chemiewerke
und Anlagen mit gefährlichen chemischen Stoffen, Deponien aller Art mit Aus-
nahme nicht kontaminierter Boden- und Felsaushübe, hohe Türme, Antennen,
Schornsteine, Großwindanlagen,
b) bei besonders schwierigen Baugrundverhältnissen, z. B. geologisch junge Ab-
lagerungen mit regelloser Schichtung, rutschgefährdete Böschungen, geo-
logisch wechselhafte Formationen, quell- und schrumpffähige Böden,
c) bei gespanntem oder artesischem Grundwasser, wenn beim Ausfall der Ent-
lastungsanlagen hydraulischer Grundbruch möglich ist,
d) bei Erdbeben,
e) wenn von der baulichen Anlage oder der Bauausführung besondere Gefährdun-
gen auf die Umgebung ausgehen oder die Bauwerke selbst durch sonstige Ein-
flüsse einer besonderen Gefährdung hinsichtlich Standsicherheit und eventuell
auch Betriebssicherheit unterliegen,
f) in Bergsenkungsgebieten, Gebieten mit Erdfällen, bei unkontrolliert geschütte-
ten Geländeauffüllungen.
Mindestanforderungen an die Baugrunderkundung und -untersuchung bei GK 3. Es
ist zu prüfen, ob über den für GK 2 erforderlichen Umfang hinaus weitere Untersu-
chungen erforderlich sind, die sich aus den besonderen Abmessungen, Eigenschaf-
ten und Beanspruchungen des Objektes oder aus Sonderfragen des Baugrundes,
des Grundwassers oder der Umgebung ergeben (z. B. Pumpversuche, Proberam-
mungen, Dichtigkeitsprüfungen).
Die charakteristischen Rechenwerte für Einwirkungen, Beanspruchungen und Wi-
derstände werden unter Einschaltung eines Sachverständigen festgelegt.
Anzahl, Abstände und Tiefe der Aufschlüsse nach DIN 4020
Die Anordnung erfolgt am besten in Schnitten, beginnend an den Eckpunkten des
Bauwerks. Der Umfang richtet sich nach den Vorabinformationen aus den gängi-
gen Archivunterlagen (Geol. Karten etc.).
Tafel 2-1 Aufschlusstiefe za ab Bauwerksunterkante oder Aushubsohle in Böden, Richtwerte
nach DIN 4020 in Abhängigkeit vom Bauwerkstyp
Hoch- und Ingenieurbauten: Plattengründungen sowie meh- Dämme:
za > 3,0bF oder rere Gründungskörper mit 0,8h < za < 1,2h1 Þ
!berschneidung des Einflusses: oder za > 6,0 m
za > 6,0 m za > 1,5bB Einschnitte:
bF kleinere Fundamentabmes- bB kleinere Bauwerksabmes- za > 2,0 m oder
sung sungen za > 0,4h
Landverkehrswege:
za > 2,0 m unter Aushubsohle
Baugruben:
za > 0,4h oder
Pfähle:
za > 1,0 bG3) oder
17
z > Einbindetiefe des Ver- za > 3 " D F
Kanäle u. Leitungen: a
za > 2,0 m unter Aushubsohle baus þ 2,0 m
DF Pfahldurchmesser
za > 1,5 m bAh2)
1
) h Dammhöhe bzw. Einschnitttiefe oder Baugrubentiefe
2
) bAh Aushubbreite
3
) bG kleinere Seite des die Pfahlgründung umschließenden Rechteckes
Bei ausreichender Kenntnis der regionalen geologischen Verhältnisse kann die Auf-
schlusstiefe auch angepasst bzw. reduziert werden. Grundsätzlich sollte der Aufschluss
allerdings alle Schichten erfassen, die durch das Bauwerk beansprucht werden.

1227
Geotechnik

Aufschluss durch Schürfe und Bohrungen sowie Entnahme von Proben nach
DIN 4021
Diese Norm regelt Bohrverfahren, Bohrwerkzeug, Durchführung der Baugrundauf-
schlüsse, Entnahme von Boden- und Wasserproben, Beobachtung des Grundwas-
sers, Anlage von Grundwassermessstellen im Baugrund, Transport und Aufbewah-
ren der Proben. Das Bohrverfahren richtet sich danach, ob damit Proben unter
Beachtung der im Einzelfall erforderlichen Güteklasse entnommen werden können.
Diese sind dadurch gekennzeichnet, dass sich an ihnen laborativ bestimmte Kenn-
größen und Eigenschaften ermitteln lassen. Güteklasse 1 entspricht weitgehend
ungestörten, Güteklasse 5 völlig gestörten Proben.
Eine entsprechende !bersicht gibt Tafel 2-2:
Tafel 2-2 Güteklassen für Bodenproben
Güteklasse Feststellbare Kennwerte Symbol
Konsistenzgrenzen, Konsistenz wL , wp , I c
Grenzen der Lagerungsdichte max n, min n
Korndichte rs
Organische Bestandteile Vgl
Wassergehalt w
1 Natürliche Dichte r
Porenanteil n
Wasserdurchlässigkeit k
Steifemodul ES
Scherfestigkeit c, j
Korngrößenverteilung KV
wL , wp , I c
max n, min n
2 Kennwertbezeichnungen siehe Güteklasse 1
rs , Vgl, w
r, n, k, KV
wL , wp , I c
3 Kennwertbezeichnungen siehe Güteklasse 1 max n, min n
rs , Vgl, w , KV
wL , wp , I c
4 Kennwertbezeichnungen siehe Güteklasse 1 max n, min n
rs , Vgl, KV
5 — nur Schichtenfolge ableitbar

Berücksichtigung der Grundwasserstände. Wenn das Bauwerk einschließlich seiner


Hilfsmaßnahmen in das Grundwasser hineinreicht, ist die Höhenlage der Grund-
wasser-Oberfläche oder Grundwasser-Druckfläche der Grundwasserstockwerke und
ihre zeitliche Schwankung festzustellen (Archivinformationen, Anfrage beim zustän-
digen Staatlichen Umweltamt, Einrichtung von Messpegeln).
Hinweis: Bei Dauerbauwerken hat der Planverfasser seine Planung des Bauvorhabens nach
dem höchsten bekannten Grundwasserstand auszurichten, auch wenn dieser seit Jahren nicht
mehr erreicht worden ist.
Benennung und Beschreibung von Boden und Fels nach DIN 4022-1 bis -3
Der Boden wird von dem Geräteführer oder von einem Beauftragten an der Bohr-
stelle insbesondere nach Haupt- und Nebenanteil, Beschaffenheit und Farbe mit-
hilfe visueller und manueller Unterscheidungsmerkmale in einem Schichtenver-
zeichnis nach DIN 4021-1 beschrieben.
Hauptanteil ist entweder die Bodenart, die nach Massenanteilen am stärksten ver-
treten ist, oder jene, die die bestimmende Eigenschaft des Bodens prägt.
Haupt- und Nebenanteile werden nach Korngrößenunterbereichen als Kies, Sand
und Schluff mit der jeweiligen Unterteilung grob, mittel, fein, sowie als Ton (Korn
˘ < 0,002 mm) benannt.

1228
Geotechnische Untersuchungen

!bergeordnet sind die Korngrößenbereiche Grobkorn (Kies und Sand) und Fein-
korn (Schluff und Ton). Anstelle von grob- und feinkörnigen Böden wird auch der
Begriff nicht bindige und bindige Böden benutzt.
Da bei feinkörnigen Böden das Einzelkorn nicht mehr mit bloßem Auge zu erkennen
ist, werden Schluff und Ton durch Reib- und Schneidversuche unterschieden. Tonige
Böden fühlen sich im Reibversuch seifig, schluffige mehlig an. Beim Schneidversuch
weisen glänzende Schnittflächen auf Ton, stumpfes Aussehen auf Schluff hin.
Bei feinkörnigen Nebenanteilen wird dem Adjektiv „tonig‘‘ oder „schluffig‘‘ das Bei-
wort „schwach‘‘ oder „stark‘‘ dann vorangestellt, wenn sie von besonders gerin-
gem oder besonders hohem Einfluss auf das Verhalten des Bodens sind, aber das
Verhalten nicht vom Feinkornanteil geprägt wird.
Um entsprechende Unterteilungen „schwach‘‘ oder „stark‘‘ bei grobkörnigen Böden
vorzunehmen, ist eine Körnungslinie (s. Bild 3-1) erforderlich („schwach‘‘ bei weni-
ger als 15 %, „stark‘‘ bei mehr als 30 % Massenanteil).
Die Beschaffenheit feinkörniger Böden wird durch die Konsistenz mit Handprüfung
nach Tafel 2-3 beschrieben (vgl. auch Bild 2-2).

Tafel 2-3 Bestimmung der Konsistenz im Feldversuch nach DIN 4022-1

Konsistenzzahl Benennung Verhalten des Bodens in der Hand

<0,00 flüssig fließt aus der Hand

quillt beim Pressen in der Faust zwischen den


0,00–0,25 breiig Fingern durch

0,25–0,50 sehr weich lässt sich noch nicht kneten

0,50–0,75 weich lässt sich leicht kneten

schwer knetbar; zu 3 mm dicken Walzen ausroll-


0,75–1,00 steif bar, ohne zu brechen

bröckelt und reißt beim Versuch, ihn zu 3 mm


1 < I c 2 I c ðws Þ halbfest dicken Walzen auszurollen, lässt sich aber er-
neut zu Klumpen formen

I c > I c ðws Þ fest spröde und hart

Bei der Beschreibung der Böden ist von besonderer Wichtigkeit eine dunkle Fär-
bung, da hierdurch oft organische Beimengungen angezeigt werden (Tafel 2-4).

Tafel 2-4 Humusgehalt bei Böden nach DIN 4022-1

Sand und Kies Ton und Schluff


17
Benennung
Humusgehalt1) Farbe Humusgehalt1) Farbe

schwach humos 1 bis 3 grau 2 bis 5 Mineralfarbe

humos über 3 bis 5 dkl. grau über 5 bis 10 dkl. grau

stark humos über 5 schwarz über 10 schwarz

1
) Massenanteil in %

1229
Geotechnik

Die zeichnerische Darstellung der Ergebnisse ist in DIN 4023 geregelt. Die Auf-
schlusspunkte sind in einem Lageplan, die Ergebnisse maßstäblich und höhenge-
recht in Schnitten (Säulen) mit Symbolen und Kurzzeichen der DIN 4023 darzu-
stellen (vgl. Bild 2-1) und ggf. durch Gruppensymbole nach DIN 18196 zu
ergänzen.

Tafel 2-5 Bodenarten nach DIN 4022 und Darstellung nach DIN 4023

Benennung Feinstkorn Schluff Sand Kies Steine und


oder Ton Blöcke

Korngrößen-
bereich in mm <0,002 0,002 bis 0,06 >0,06 bis 2 >2 bis 63 >63

Kurzzeichen T U S G X und Y

Symbol

Bei gemischten Bodenarten ist das Kurzzeichen des Hauptanteils in Großbuchsta-


ben voranzustellen, die der Nebenanteile als Kleinbuchstaben in der Reihenfolge
ihrer Bedeutung anzufügen. Darüber hinaus können die Nebenanteile eine zusätz-
liche massenbezogene Kennung erhalten (00 sehr schwach, 0 schwach, – stark,
¼ sehr stark).
! , t0 : Sand, sehr stark schluffig, schwach tonig
Beispiel S, u

Erkundungen durch Sondierungen nach DIN 4094 bzw. DIN EN ISO 22476. Diese
Normen regeln die indirekten Aufschlüsse des Bodens durch Ramm- (DPL; DPH),
Standard- (SPT) und Drucksondierungen (CPT) (Einsatzmöglichkeiten, Durchfüh-
rung der Sondierungen, Messung und Darstellung, Einflüsse auf Sondierergebnis-
se). Sie enthält auch Hinweise zur Auswertung (s. Bilder 2-3 bis 2-6 als Auswahl
sowie Tafel 2-7 als Beispiel).
Die Auftragung der Ergebnisse erfolgt in Sondierdiagrammen (vgl. Bild 2-1).
Sollen aus den Ergebnissen einer bestimmten Sondierung Kenngrößen des Bau-
grundes abgeleitet werden, so müssen ggf. die Ergebnisse eines Sondentyps mit
denen eines anderen korreliert werden. Einen entsprechenden Zusammenhang
zwischen den Ergebnissen einer Drucksondierung und einem Standard Penetration
Test zeigt Tafel 2-6.

Tafel 2-6 Umrechnungsfaktoren zwischen dem Sondierspitzendruck qc in MN/m2 der Druck-


sonde und der Schlagzahl N30 (Schlagzahl je 30 cm Eindringtiefe) beim Standard-
Penetration-Test (SPT)
Fein-, Mittelsand oder Sand oder Sand Weitgestufter Sandiger Kies
Bodenart leicht schluffiger Sand mit etwas Kies Sand oder Kies

qs/N30 in MN/m2 0,3 bis 0,4 0,5 bis 0,6 0,5 bis 1,0 0,8 bis 1,0

Die Schlagzahlen N10 einer Rammsondierung können ebenfalls in Schlagzahlen N30


der Standardrammsonde umgerechnet werden (vgl. bspw. Bild 2-3).
Neben der Ableitung der Lagerungsdichte, des Reibungsverhaltens oder der Konsis-
tenz kann aus dem Ergebnis einer Ramm- oder Standardsondierung auch der für
Setzungsberechnungen (Nachweis der Gebrauchstauglichkeit) maßgebende Steife-
modul abgeleitet werden.

1230
Geotechnische Untersuchungen

Bild 2-1
Ergebnis einer Rammsondierung

Bild 2-2
Konsistenz bindiger Böden
nach DIN 18122

Tafel 2-7 Konsistenz Ic und Zylinderdruckfestigkeit qu in Abhängigkeit von der Schlagzahl


N30 (SPT)
N30 Konsistenz Ic q u in KN/m2
0 bis 2 breiig 0 bis 0,50 <25
2 bis 4 weich 0,50 bis 0,75 25 bis 50
4 bis 8 steif 0,75 bis 1,00 100 bis 200
8 bis 15 100 bis 200
15 bis 30 halbfest >1,00 200 bis 400
>30 fest >400
17
Berechnung des spannungsabhängigen Steifemoduls nach Ohde (s. DIN 4094,
Beibl. 1) mit Steifebeiwerten v und Steifeexponenten w nach Bild 2-5 und 2-6

v Steifebeiwert (dimensionslos) aus Bild 2-5 u. 2-6


" #w w Steifeexponent (dimensionslose, vom Boden
s ü þ 0,5 Ds z abh. Konstante, s. Bild 2-5 und 2-6)
E s ¼ v " pa
pa s ü ¼ gðd þ zÞ
Ds z ¼ i1 " s 1
pa Mittlerer Atmosphärendruck (100 kN/m2)

1231
Geotechnik

Bild 2-3 Vergleich, zwischen den Schlag- Bild 2-4 Zusammenhang zwischen den
zahlen von Rammsondierungen in Schlagzahlen und der Lagerungs-
leicht plastischen und mittelplasti- dichte bei weitgespannten Sand-
schen Tonen (TL, TM) Kies-Gemischen (GW)

Bild 2-5 Zusammenhang zwischen den Bild 2-6 Zusammenhang zwischen den
Schlagzahlen und dem Steifebei- Schlagzahlen und dem Steifebei-
wert in enggestuften Sanden (SE) wert v in leicht plastischen und
über Grundwasser mittelplastischen Tonen (TL, TM)
In Bild 2-3 bis 6 bedeuten: über Grundwasser
DPH Schwere Rammsonde NK Schlagzahlen: nämlich
DPL Leichte Rammsonde N30 bei SPT je 30 cm
SPT Standard-Penetration-Test N10 bei DPL oder DPH je 10 cm

1232
Geotechnische Kennwerte

3 Geotechnische Kennwerte
Die Baugrundeigenschaften einer Bodenschicht (Homogenbereich) werden durch
charakteristische Bodenkenngrößen beschrieben.
Es sind entweder dimensionslose Kenngrößen, sog. Indexwerte, mit denen bau-
technische Eigenschaften abgeschätzt werden können, oder Rechenwerte, die un-
mittelbar in Bemessungsgleichungen eingehen.
Die wichtigsten für die geotechnische Bemessung maßgebenden Kennwerte sind:
g ½kN=m3 , Bodenwichte
c ½kN=m2 , Kohäsion
j ½. , Reibungswinkel
Es ½MN=m2 , Steifemodul
Bodenkenngrößen werden mit genormten Laborversuchen (s. Tafel 3-1) an gestörten
oder ungestörten Bodenproben oder mit Feldversuchen an gewachsenen Böden er-
mittelt oder durch Korrelation mit anderen beschreibenden Kennzahlen abgeleitet.
Man unterscheidet zunächst Klassifizierungsversuche (Ermittlung der Korngrößen-
verteilung, der Plastizitätsgrenzen wL und wp, sowie der organischen Bestandteile),
die bei Zuordnung des Wassergehaltes w zu den Plastizitätsgrenzen sowie der Dichte
zu den Grenzen der Lagerungsdichte auch zustandsbeschreibende Versuche genannt
werden. Für die rechnerische Untersuchung der Tragsicherheit und der Gebrauchs-
tauglichkeit wesentlich interessanter sind die Festigkeits- und Verformungsversuche
(Scherfestigkeit, Steifemodul) sowie spezielle Versuche für erdbautechnische Zwecke
(Proctor-Dichte, Plattendruckversuch). In kohäsionslosen Böden werden die Festig-
keits- und Verformungswerte häufig indirekt aus Sondierungen abgeleitet.
Die Bodenkenngrößen einer Schicht streuen mehr oder weniger je nach ihrer geo-
logischen Entstehung. Die Untersuchung einer einzelnen Probe ist daher nicht aus-
reichend [2]. Die nationale und europäische Normung trägt dem Rechnung, indem
für rechnerische Nachweise vorsichtig geschätzte Mittelwerte als sog. charakteristi-
sche Werte zugrunde gelegt werden.

Bild 3-1
Korngrößenverteilung
bindiger und nicht-
bindiger Bodenarten
mit Benennung nach
DIN 4022 17
Eine !bersicht über die Bodenkenngrößen und die für ihre Ermittlung gebräuchli-
chen Laborversuche liefert Tafel 3-1.
Auf Klassifizierungsversuche kann verzichtet werden, wenn der Boden eindeutig
nach den Erkennungsmerkmalen der DIN 18196 klassifiziert und die Konsistenz
durch Handprüfung nach DIN 4022-1 sicher festgelegt werden kann. In diesem Fall
ist es auch möglich, Rechenwerte für die Berechnung der Standsicherheit und der
Abmessung baulicher Anlagen aus Tabellen der DIN 1055-2 zu entnehmen.
Bei größeren Bauvorhaben wird man auf Laborversuche nicht verzichten.

1233
Geotechnik
Tafel 3-1 Bodeneigenschaften, Bezeichnung, Formelzeichen und Einheiten der Bodenkenn-
größen nach DIN 1080-6
Bezeichnung For- Einheit Formelmäßiger Zu- Prüfnorm Erklärung der Formelzeichen,
melz. sammenhang Anwendung
mw DIN 18121 m Masse in g oder t
1
1 Wassergehalt w ) w¼ -1 (4.98) mw des Porenwassers
md
-2 (08.01) md der trockenen Probe
wL ! w wL Fließgrenze1)
1
2 Konsistenzzahl Ic ) Ic ¼ DIN 18122 wp Ausrollgrenze1)
wL ! wp -1 (7.97) (s. Bild 2-2) Klassifikation;
Korrelationsgröße
1
3 Plastizitätszahl Ip ) Ip ¼ wL ! wp wie 2 s. 2
d60, d10: Korngröße bei 60 %
4 Ungleichför- U 1
) U ¼ d60 =d10 DIN 18123
u. 10 % Siebdurchgang in
migkeitszahl (11.96)
mm 2)
ðd30 Þ2 d60, d30, d10: Korngröße bei
Krümmungs- 1
5 Cc ) Cc ¼ wie 4 60 %, 30 % und 10 % Sieb-
zahl d10 " d60
durchgang in mm 3)
md md Masse der trockenen
6 Korndichte rs t/m3 rs ¼ DIN 18124 Probe in g
g/cm3 Vk (7.97) Vk Volumen der Einzel-
bestandteile in cm3
m m Masse der feuchten
Dichte des
7 r t/m3 r¼ DIN 18125-1 Probe in t oder g
feuchten V
g/cm3 (8.97) V Volumen der Probe
Bodens
in m3 oder cm3
md r s. 6, 7 und 1
8 Trockendichte rd t/m3 rd ¼ ¼ wie 7
V 1þw Bezugsgröße für 12
Wichte des g ¼ ð1 ! nÞ gs Kornwichte (Hilfsgröße)
Bodens: g " ð1 þ w Þgs gw Wichte des Wassers
feucht r Porenanteil
9 unter g0 kN/m3
g 0 ¼ ð1 ! nÞ
wie 7 n ¼ 1 ! d (Porenvol., bez.
" ðgs ! gw Þ rs
Auftrieb auf Gesamtvol.)
wasser- gr gr ¼ ð1 ! nÞ n ¼ nw þ na
gesättigt " gs þ ngw nw vgl. 25
na Anteil luftgef. Poren1 )
D¼ max n bei lockerster nur
|fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl}

Lagerungs- 1 max n ! n
10 D ) DIN 18126 Lagerung1 ) für
dichte
max n ! min n (11.96) min n bei dichtester grobk.
Lagerung1) Böden
ID ¼ rs Porenzahl (Poren-
e¼ !1
max e ! e rd vol.), bez. auf
1
Bezogene ID ) max e ! min e wie 10 Feststoffvolumen1 )
11 Lagerungs- max e bei lockerster nur
|fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl}

n
dichte e¼ Lagerung1 ) für
1!n
min e bei dichtester grobk.
Lagerung1 ) Böden
Verdichtungs- 1 rd einfache Proctor-
DPr ) DPr ¼ DIN 18127
12 grad (Proctor- rPr rPr dichte in t/m3; Prü-
(11.97)
dichte) fung d. Verdichtung
Wassergehalt bei rPr nach
Optimaler 1
13 wPr ) — wie 12 dem einfachen Verdichtungs-
Wassergehalt
versuch
kN/m2 r Radius der Lastplatte
Verformungs- Ds 0
14 Ev (MN/ Ev ¼ 1,5 " r DIN 18134 D Differenzwerte4)
modul Ds
m2) (09.01) Ds 0 der Spannung
Ds der Setzung
1
) Verhältnisgröße
2
) Maß der Steilheit der Körnungslinie
3
) gibt Verlauf zw. d10 und d60 an
4
) im Mittelbereich 0,3 bis 0,7 von max s0

1234
Geotechnische Kennwerte
Tafel 3-1, Fortsetzung
Bezeichnung For- Einheit Formelmäßiger Prüfnorm Erklärung der Formelzeichen,
melz. Zusammenhang Anwendung
max s Höchstwert der ein-
Einaxiale
achsigen Druckspan-
Druckfestigkeit
kN/m2 DIN 18136 nung bei unbehinder-
15 des ungestör- qu qu ¼ max s
(11.03) ter Seitendehnung,
ten Bodens
Korrelationsgröße
Innerer Rei- j0 ; c0 zur Berechnung der
DIN 18137
bungswinkel Endstandsicherheit.
-1 (8.90)
16 des dränierten j0 ,
— tf ¼ c þ s0 " tan j0
0
-2 (12.90)
(entwässerten) tf Maximalwert der
-3 (09.02)
Bodens Scherfestigkeit
0
des undränier- s effektive Spannung
,
17 ju — wie 16 0
s ¼s!u
ten Bodens
s totale Spannung
u Porenwasserdruck
Kohäsion des s 0 ¼ s bei u ¼ o
18 dränierten c0 kN/m2 — wie 16
ju ; cu zur Berechnung der
Bodens Anfangsstand-
des undränier- sicherheit mit:
19 cu kN/m2 — wie 16
ten Bodens tfu ¼ cu þs " tan ju

ds de auf die Höhe des Volu-


E DIN 18135
20 Steifemodul Es kN/m2 Es ¼ menelementes bezogene Zu-
de (06.99)
sammendrückung
v DIN 18130 Filtergeschwindigkeit

Durchlässig- I -1 (5.98) v ¼ k " I in m/s
21 k m/s
keitsbeiwert Q Dl -2 (Proj.) I hydraulisches Gefälle1 )
¼ "
A " t Dhw A ¼ Querschnittsfläche d. Pr.
Bettungs- s0 Sohlnormalspannung
22 ks kN/m3 ks ¼ s0 =s wie 14
modul s Setzung (Endwert)
Kapillare unge- u ¼ hK "rw Kapillardruck bei
23 hk m —
Steighöhe normt scheinbarer Kohäsion
" # Vd Volumen des trockenen
Vd 1
Schrumpf- 1 ws ¼ ! r DIN 18122-2 Probekörpers in cm3
24 ws ) md rs w (09.00)
grenze rw Dichte des Wassers
in g/cm3
n Porenvol.1 ) bezogen auf
Sättigungs- nw e w DIN 18132 Gesamtvolumen
25 Sr 1
) Sr ¼ ¼
zahl n e (12.95) nw Anteil der wassergefüllten
Poren1 )
md ! mg Verhältnis des Gewichtsverlus-
1 DIN 18128
26 Glühverlust Vgl ) Vgl ¼ tes beim Glühen (Org.-Subs-
md (12.02)
tanz zur Trockenmasse md )

27 Aktivitätszahl IA 1
) Ip wie 2 und 6 mT Masse der Tonfraktion (tr.)
IA ¼
mT =md md Gesamtmasse in g oder t
w ! wp Wie 2 Maß für Zu-
IL ¼
28 Liquiditätszahl IL 1
) Ip wie 2 s. 2 standsform; im Aus-
¼ 1 ! Ic land verwendet 17
mCa Massenanteil an Ge-
29 Kalkgehalt VCa 1
) VCa ¼ DIN 18129 mCa samt-Karbonaten in
md
(11.96) g oder t
md Trockenmasse
mWg Grenzwert der im
Wasser- mWg DIN 18132 Versuch aufgesaug-
1
30 aufnahme- wA ) wA ¼ (12.95) ten Masse des Was-
md
vermögen sers in g
md Masse des getrock-
neten Bodens in g
1
) Verhältnisgröße

1235
Geotechnik
Tafel 3-2 Rechnerische Beziehungen zwischen Bodenkenngrößen nach [2] (Auszug)
vorgegeben rs und rw sowie
gesucht n; nw e; ew rr r; w rd; w
e rs ! rr r rd
n n 1! 1!
1þe rr ! rw ð1 þ w Þ rs rs

rs ! rw r " #
ð1 ! nÞ rs rs þ e " rw r
rr rr þ rw 1 ! w rd þ rw
þ n " rw 1þe 1 þ w rs rs

ð1 ! nÞ rs rs þ ew " rw
r — r (1 þ w) rd
þ nw " rw 1þe

ð1 ! nÞ rs rs rr ! rw r
rd rs rd
1þe rs ! rw 1þw

nw ew w " r " rs w " rd " rs


Sr 1
n e rw ðð1 þ w Þrs ! rÞ rw ðrs ! rd Þ

Tafel 3-3 Lagerungsdichte nichtbindiger Böden


Lagerung sehr locker locker mitteldicht1) dicht
0,3 < D < 0,5 D > 0,5
gleichförmig U < 3 D < 0,15 0,15 < D < 0,3 Dpr > 95 % Dpr > 98 %
ungleichförmig U > 3 D < 0,2 0,2 < D < 0,45 0,45 < D < 0,65 D > 0,65
Spitzenwiderstand der
Drucksonde in MN/m2 qs < 2,5 2,5 bis 7,5 7,5 bis 15 15 bis 25
1
) Mindestlagerung für tragfähigen Boden nach DIN 1054

Bild 3-2 Proctorkurve [21]

Tafel 3-4 Näherungsweiser Zusammenhang zwischen Scherfestigkeit c u und Konsistenz Ic


cu in MN/m2 0 0,025 0,1 0,2
Ic <0,5 0,5 1 >1

!bliche Richtwerte für den Ansatz der Rechenwerte für die Wichte und die Scherpa-
rameter (Nachweis der Tragsicherheit) sind in den Tafeln 3-5 und 3-6 zusammenge-
stellt. Diese Rechenwerte (Vorsatz: cal) werden üblicherweise mit den charakteristi-
schen Werten (Index: k) gleichgesetzt, wenn keine genaueren Laborergebnisse mit
entsprechender statistischer Auswertung vorliegen. Weitere Richtwerte finden sich
in [1].

1236
Geotechnische Kennwerte
Tafel 3-5 Bodenkenngrößen nichtbindiger Böden (Rechenwerte nach DIN 1055-2, EAU und
DIN 4017)
Bodenart Kurz- Lage- DIN 1055-2 EAU DIN 4017
zeichen rung DIN V 1054-100 1990 (8.79)
nach Wichte Reibungs- Wichte Reibungs- Reibungs-
DIN 18196 feucht winkel4 ) feucht winkel4 ) winkel
cal g1 ); cal j0 cal1 ) g cal j0 cal j0
gK 2 ) in in
kN/m3 in , kN/m3 in , in ,

Sand, schwach SE locker 17 30 18 30 32,5


schluffiger Sand, sowie SU mittel- 18 32,5 19 32,5 35
Kies-Sand, eng mit dicht
gestuft U<6 dicht 19 35 — — 37,5
3
Kies, Geröll, Stei- GE locker 17 32,5 (32) )
ne, mit geringem mittel- 18 35 (36) 16 37,5 —
Sandanteil, eng dicht (Kies ohne Sand)
gestuft dicht 19 37,5 (40)
Sand, Kies-Sand, SW, SI, locker 18 30 — — 32,5
Kies, weit oder SU, GW, mittel- 19 32,5 (34) 35
intermittierend GI mit dicht
gestuft 6 < U < 15 dicht 20 35 (38) 37,5
Sand, Kies-Sand, SW, SI, locker 18 30 — — —
Kies, schwach SU, GW, mittel- 20 32,5 (34)
schluffiger Kies, GI mit dicht
weit oder inter- U > 15 dicht 22 35 (38)
mittierend gestuft sowie GU

Tafel 3-6 Bodenkenngrößen bindiger Böden und organischer Böden (Rechenwerte nach
DIN 1055-2)
Bodenart Kurz- Kon- Wichte Rei– Kohäsion
zeichen sistenz- über unter bungs-
nach bereich Wasser Wasser winkel
DIN cal g Þ; cal g1 Þ;
1
cal j cal1 Þ c 0 cal1 Þ cu
18196 gK 2 Þ in gK 2 Þ in in in in
kN/m3 kN/m3 ½, . kN/m3 kN/m3
Anorganische bindige TA weich 18,0 8,0 17,5 0 15
Böden mit ausgeprägt steif 19,0 9,0 17,5 10 35
plastischen Eigen- halbfest 20,0 10,0 17,5 25 75
schaften (wL > 50 %)
Anorganische bindige TM und weich 19,0 9,0 22,5 (20)3 ) 0 5
Böden mit mittelplas- UM steif 19,5 9,5 22,5 (20) 5 25
tischen Eigenschaften halbfest 20,5 10,5 22,5 (20) 10 60
(50 % > wL > 35 %)
Anorganische bindige TL und weich 20,0 10,0 27,5 (27) 0 0
Böden mit leicht plas- UL steif 20,5 10,5 27,5 (27) 2 15
tischen Eigenschaften halbfest 21,0 11,0 27,5 (27) 5 40 17
(wL < 35 %)
Organischer Ton, OT und weich 14,0 4,0 15 0 10 (5)
organischer Schluff OU steif 17,0 7,0 15 0 20 (15)
Torf ohne Vorbe- HN und 11,0 1,0 15 2 10 (5)
lastung, Torf unter HZ 13,0 3,0 15 5 20
mäßiger Vorbelastung
1
) cal ¼ Rechenwert s. DIN 1080-1
2
) gK Oberer charakteristischer Wert
3
) Die Klammerwerte sind untere Werte
4
) Für runde Kornform, bei eckiger Kornform 2,5, mehr.

1237
Geotechnik

Da neben dem Nachweis der Tragsicherheit auch der Nachweis der Gebrauchstaug-
lichkeit (Verformungen, Setzungen etc.) zu führen ist und darüber hinaus ggf. auch
Strömungsaufgaben (Grundwasserabsenkung, Versickerung etc.) zu behandeln
sind, sind neben der Wichte g (kN/m3 ) und der Scherfestigkeit c (kN/m2 ) bzw. j (, )
auch der Steifemodul ES (MN/m2 ) und der Wasserdurchlässigkeitsbeiwert k (m/s)
eines Bodens von besonderer Bedeutung. Zu deren Bestimmung sind wegen der
Bedeutung und Sensibilität der Ergebnisse daher besondere Untersuchungen im
Labor (z. B. Kompressionsversuch, Durchlässigkeitsversuch) und ggf. im Feld (z. B.
Plattendruckversuch, Pumpversuch) zu empfehlen.
Verformungsverhalten. Das Maß der Verformungen des Bodens (Setzungen) in Ab-
hängigkeit von Druckspannungen wird im Kompressionsgerät ("dometer) ermit-
telt. Gemessen wird die Zeitsetzung s (t) der Probe in mehreren Laststufen solan-
ge, bis jeweils die Endsetzung erreicht ist, d. h. die Probe in der jeweiligen
Laststufe konsolidiert ist. Erst dann darf die nächst höhere Laststufe aufgebracht
werden, die die vorherige Belastung jeweils verdoppelt.
Für den Endwert der Setzung jeder Laststufe Dh wird die auf die Anfangshöhe ha
der Probe bezogene Setzung s0 ¼ Dh/ha berechnet und als Funktion der Spannung
s in einem Drucksetzungsdiagramm dargestellt (Bild 3-3). Der über dem Span-
nungsbereich gemittelte Anstieg Ds z /Ds0 wird als Steifemodul Es bezeichnet. An
der gekrümmten Drucksetzungslinie erkennt man, dass keine lineare Abhängig-
keit zwischen Spannungen und Verformungen besteht und der Boden keinen kons-
tanten Es -Modul besitzt. Der Steifemodul muss also für Setzungsberechnungen
spannungsabhängig ermittelt oder bereichsweise linearisiert werden.
Die einaxiale Druckfestigkeit q u ist der Höchstwert der einaxialen Druckspannung
s, der beim Abscheren von zylindrischen Probekörpern bei unbehinderter Seiten-
dehnung im einaxialen Druckversuch nach DIN 18136 ermittelt wird (einaxiale
Druckfestigkeit qu siehe Bild 3-4).
Scherfestigkeit. Sie wird nach DIN 18137 als die Schubspannung definiert, bei der
eine Scherfuge entsteht und der Boden versagt. Sie ist also der Größtwert der
übertragbaren Schubspannung max t in einer bestimmten Scherfuge.
Die Scherfestigkeit setzt sich zusammen aus Reibung und Kohäsion (Tafel 3-1, Zeile
16 bis 19). Sie lässt sich nach Coulomb für Scherfugen im Grenzzustand durch die

Bild 3-3 Drucksetzungsdiagramm Bild 3-4 Drucksetzungsdiagramm


in halblogarithmischer Auftragung bei einaxialem Druckversuch

1238
Bodenklassifikation f"r bautechnische Zwecke

lineare Beziehung tf ¼ s0 " tan j0 þ c 0 erfassen und als Schergerade im t/s-Dia-


gramm darstellen (Bilder 3-5 und 3-6).
Die Grenzbedingung kann auch durch die zugehörigen Hauptspannungen nach
Mohr beschrieben werden, wobei das Verhältnis s 1 und s3 im Grenzzustand durch
Mohr’sche Spannungskreise (Bruchzustand) wiedergegeben werden. Die gemein-
same Umhüllende (Grenzbedingung nach Mohr) wird entsprechend dem Bruchkri-
terium nach Coulomb als Gerade angenommen (Tangente an den für die effektiven
Spannungen maßgebenden Hauptkreis, Bild 3-6).

Bild 3-6
Scherdiagramm für
Reibung und Kohäsion
Bild 3-5 Diagramm zum eines Triaxialversuches
direkten Scherversuch (J ¼ Bruchwinkel) [20]

4 Bodenklassifikation für bautechnische Zwecke


nach DIN 18196

Zweck: Zusammenfassung von Bodenarten in Bodengruppen mit annähernd glei-


chem stofflichen Aufbau und ähnlichen bodenphysikalischen Eigenschaften und
Kennzeichnung mithilfe von zwei Kennbuchstaben für die Beurteilung ihrer bau-
technischen Eigenschaften und Eignung.
Der erste Kennbuchstabe gibt den Hauptbestandteil (vgl. Tafel 4-1), der zweite den
Nebenanteil oder eine bezeichnende bodenphysikalische Eigenschaft an und zwar
— bei den grobkörnigen die Form der Körnungslinie (Tafel 4-2), z. B. GW.
— bei den gemischtkörnigen die Art der feinkörnigen Beimengung (Tafel 4-3), z. B.
SU
— bei den feinkörnigen den Grad der Plastizität (Tafel 4-4), z. B. TL
Mit Hilfe der Kennbuchstaben werden die Bodenarten nach Tafel 4-5 in 29 Gruppen
eingeteilt. Die Spalten 10 bis 15 dieser Tafel enthalten Angaben über die bautechni-
schen Eigenschaften und die Spalten 16 bis 21 Angaben über die bautechnische
Eignung der jeweiligen Gruppe. Diese Angaben, die mit großer Wahrscheinlichkeit
zu erwarten sind, stellen keine Klassifizierungsmerkmale dar. Sie sind lediglich als 17
Information gedacht.

Tafel 4-1 Hauptgruppen nach den Hauptbestandteilen

Hauptbestandteile Kurzzeichen Massenanteil des Korns <2 mm


Kieskorn G bis 60 %
Sandkorn S über 60 %
Schluffkorn U
nach Plastizität (vgl. Bild 4-1)
Ton T

1239
Geotechnik
Tafel 4-2 Unterteilung grobkörniger Böden in Abhängigkeit von der Ungleichförmigkeitszahl
U und der Krümmungszahl Cc
Benennung Kurz- U Cc
zeichen
enggestuft E <6 beliebig

weitgestuft W >6 1 bis 3

intermittierend gestuft I >6 < 1 oder > 3

Tafel 4-3 Unterteilung gemischtkörniger Böden nach dem Massenanteil des Feinkorns
Benennung Kurzzeichen Massenanteil des Feinkorns
<0,06 mm

gering U oder T 5 bis 15 %

hoch U* oder T* über 15 bis 40 %

Statt des nachgestellten *-Symbols wurde früher ein Querbalken über U


! oder T
! benutzt.

Tafel 4-4 Einstufung feinkörniger Böden in Abhängigkeit vom Wassergehalt an der Fließ-
grenze wL
Benennung Kurz- wL
zeichen Massenanteil
leicht plastisch L kleiner 35 %

mittelplastisch M 35 bis 50 %

ausgeprägt plastisch A über 50 %

Wenn eine eindeutige Einordnung nach den Erkennungsmerkmalen oder Beispie-


len der Spalten 8 und 9 in Tafel 4-5 nicht möglich ist, können zur genaueren Ein-
ordnung Laborversuche ausgeführt werden (Korngrößenverteilung, Wassergehalte
w, wL und wp, Glühverluste und Kalkgehalt) und auf dieser Grundlage die Kenn-
buchstaben mit den Tafeln 4-1 bis 4-4 nach Bild 3-1 bzw. 4-1 festgelegt werden:
a) Bei grobkörnigen Böden (95 % Massenanteil >0,06 mm) ist der erste Kennbuch-
stabe (Hauptbestandteil) an Hand der Kornverteilung aus Tafel 4-1, der zweite
an Hand der Ungleichförmigkeits- und Krümmungszahl aus Tafel 4-2 zu bestim-
men (Beispiele: GW, SW, SE, GI, SI).
b) Bei gemischtkörnigen Böden (5 bis 40 % Massenanteil < 0,06 mm) ist der erste
Kennbuchstabe wie unter a), der zweite anhand der Kornverteilung aus Tafel 4-3
zu bestimmen, wobei die endgültige Einordnung in die Untergruppe an Hand
der Zustandsgrenzen wL und Ip nach Bild 4-1 erfolgt.
c) Bei feinkörnigen Böden (über 40 % Massenanteil <0,06 mm) werden die Haupt-
bestandteile Ton und Schluff (erster Kennbuchstabe T oder U) anhand der Fließ-
grenze wL und Plastizitätszahl Ip in Bild 4-1 über oder unterhalb der A-Linie be-
stimmt, wobei der zweite Kennbuchstabe an Hand der Fließgrenze aus Tafel 4-4
entnommen werden kann (Beispiele: TL, TM).
d) Bezüglich organischer und organogener Böden vgl. Tafel 4-5.

Anmerkung: DIN 18196 unterscheidet Schluff und Ton nicht mehr nach Korngrößen. Maßge-
bend dafür sind die plastischen Eigenschaften. Ob sich eine Bodenart bautech-
nisch mehr als Schluff oder Ton verhält, ergibt sich aus Bild 4-1.

1240
Tafel 4-5 Bodenklassifikation für bautechnische Zwecke

Sp. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21

1
Anmerkungen )
Definition und Benennung
Erkennungsmerkmale
Bautechnische Eigenschaften Bautechnische Eignung als
unter anderem für
Zeilen 16 bis 21:
Korngrößen-
Massenanteil

Zeile
Korn- Lage zur Trocken- Reaktion beim Plastizität beim
Beispiele

2
durch- A-Linie festigkeit Schüttelversuch Knetversuch
messer (siehe Gruppen
< 2 mm Bild
4-1)

Hauptgruppen
< 0,06
mm

Kurzzeichen
Gruppensymbol )
Scherfestigkeit
Verdichtungsf ähigkeit
Zusammendrückbarkeit
Durchlässigkeit
Witterungs- und
Erosionsempfindlichkeit
Frostempfindlichkeit
Baugrund für Gründungen
Baustoff für Erd- und
Baustraßen
Baustoff für Straßen-
und Bahndämme
Baustoff für Erd-Staudämme
Dichtung
Baustoff für Erd-Staudämme
Stützkörper
Baustoff für Dränagen

Steile Körnungslinie infolge Vorherrschens eines


1 enggestufte Kiese GE + +0 ++ –– ++ ++ + – + –– + ++
Korngrößenbereichs Fluss- und
Strandkies
weitgestufte Kies- über mehrere Korngrößenbereiche kontinuierlich Terrassen-
2 bis GW ++ ++ ++ –0 + ++ ++ ++ ++ –– + +0
– Sand-Gemische verlaufende Körnungslinie schotter
60 %

Kies (Grant)
intermittierend meist treppenartig verlaufende Körnungslinie vulkanische
3 gestufte Kies-Sand- GI infolge Fehlens eines oder mehrerer Korn- Schlacke ++ + ++ – 0 ++ ++ + ++ –– ++ +0
Gemische größenbereiche

kleiner Dünen- und


5% Flugsand
steile Körnungslinie infolge Vorherrschens eines Fließsand
4 enggestufte Sande SE + +0 ++ – – ++ + –– +0 –– 0 +
Korngrößenbereiches Berliner Sand
Beckensand

Grobkörnige Böden
Tertiärsand
über

Sand
60 %
weitgestufte Sand- über mehrere Korngrößenbereiche kontinuierlich
5 SW ++ ++ ++ –0 +0 ++ ++ + + –– + +0
Kies-Gemische verlaufende Körnungslinie
Moränensand
Terrassensand
intermittierend meist treppenartig verlaufende Körnungslinie Granitgrus
6 gestufte Sand-Kies- SI infolge Fehlens eines oder mehrerer Korn- + + ++ –0 +0 ++ ++ 0 + –– + +0
Gemische größenbereiche

Fortsetzung s. nächste Seiten, Fußnoten und Tafellegenden s. unten

1241
Bodenklassifikation f"r bautechnische Zwecke

17
Tafel 4-5, Fortsetzung
Sp. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21

1242
1
Anmerkungen )
Definition und Benennung
Erkennungsmerkmale
Bautechnische Eigenschaften Bautechnische Eignung als
unter anderem für
Geotechnik

Zeilen 16 bis 21:


Korngrößen-
Massenanteil

Zeile
Korn- Lage zur Trocken- Reaktion beim Plastizität beim
Beispiele

2
durch- A-Linie festigkeit Schüttelversuch Knetversuch
messer (siehe Gruppen
< 2 mm Bild
4-1)

Hauptgruppen
< 0,06
mm

Kurzzeichen
Gruppensymbol )
Scherfestigkeit
Verdichtungsf ähigkeit
Zusammendrückbarkeit
Durchlässigkeit
Witterungs- und
Erosionsempfindlichkeit
Frostempfindlichkeit
Baugrund für Gründungen
Baustoff für Erd- und
Baustraßen
Baustoff für Straßen-
und Bahndämme
Baustoff für Erd-Staudämme
Dichtung
Baustoff für Erd-Staudämme
Stützkörper
Baustoff für Dränagen

5 bis
7 GU ++ + ++ 0 +0 –0 ++ ++ + – + –
15 % < 0,06 mm
weit oder intermittierend gestufte Körnungslinie
Feinkornanteil ist schluffig Moränenkies
über 15 !*
8 + +0 + + –0 –– + +0 –0 +0 – ––

Kies-Schluff-
Gemische
bis 40 % < 0,06 mm GU Verwitterungs-
bis
– kies
60 %
5 bis Hangschutt
9 GT + + + +0 +0 –0 ++ ++ + –0 +0 –
15 % < 0,06 mm
weit oder intermittierend gestufte Körnungslinie Geschiebelehm
Feinkornanteil ist tonig
über 15

Kies-Ton-
Gemische
10 +0 0 +0 ++ +0 – +0 +0 +0 + –– ––
bis 40 % < 0,06 mm GT
5
bis
40 % 5 bis
11 SU Tertiärsand ++ + + 0 0 0 ++ 0 +0 0 –0 –
15 % < 0,06 mm
weit oder intermittierend gestufte Körnungslinie

Gemischtkörnige Böden
Feinkornanteil ist schluffig
über 15 !* Auelehm
12 + 0 +0 + – –– 0 –0 –0 +0 –– ––

Sand-Schluff-
Gemische
bis 40 % < 0,06 mm SU Sandflöß
über

60 % 5 bis Terrassensand
13 ST + +0 +0 +0 0 –0 + + +0 0 – ––
15 % < 0,06 mm Schleichsand
weit oder intermittierend gestufte Körnungslinie
Feinkornanteil ist tonig Geschiebelehm
über 15

Sand-Ton-
Gemische
14 !* Geschiebe- +0 –0 +0 ++ –0 – 0 0 0 + –– ––
bis 40 % < 0,06 mm ST
mergel

Fortsetzung siehe nächste Seiten


Tafel 4-5, Fortsetzung
Sp. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21
Anmerkungen1)
Definition und Benennung Erkennungsmerkmale
Bautechnische Eigenschaften Bautechnische Eignung als
unter anderem für
Korngrößen- Zeilen 16 bis 21:
Massenanteil
Korn- Trocken- Reaktion beim Plastizität beim
durch- Lage zur festigkeit Schüttelversuch Knetversuch
messer

2
A-Linie Beispiele

Zeile
< 2 mm (siehe Gruppen
< 0,06 Bild

Hauptgruppen
mm 4-1)

Kurzzeichen
Gruppensymbol )
Scherfestigkeit
Verdichtungsf ähigkeit
Zusammendrückbarkeit
Durchlässigkeit
Witterungs- und
Erosionsempfindlichkeit
Frostempfindlichkeit
Baugrund für Gründungen
Baustoff für Erd- und
Baustraßen
Baustoff für Straßen-
und Bahndämme
Baustoff für Erd-Staudämme
Dichtung
Baustoff für Erd-Staudämme
Stützkörper
Baustoff für Dränagen

leicht plastische keine bis Löß


15 UL niedrige schnelle –0 –0 +0 +0 –– –– +0 –– –0 0 –– ––
Schluffe wL < 35 % leichte Hochflutlehm
Ip < 4 %
oder mittelplastische
niedrige leicht bis Seeton-
16 Schluffe UM langsame –0 – –0 + – –– 0 – –0 +0 –– ––
unter- bis mittlere mittlere beckenschluff
35 % < wL < 50 %

Schluff
halb der
ausgeprägt zusam- vulkanische
A-Linie keine bis mittlere bis
17 mendrückbarer UA hohe Böden – – – ++ –0 –0 –0 – – –0 –– ––
langsame ausgeprägte
Schluff wL < 35 % Bimsböden
über leicht Geschiebe-
– mittlere keine bis
18 40 % plastische wL < 35 % TL leichte mergel –0 –0 0 + – –– 0 – –0 ++ –– ––
bis hohe langsame
Tone Bänderton
Ip > 7 %
Lößlehm

Feinkörnige Böden
und mittelplastische
Beckenton

Ton
19 unter- Tone TM hohe keine mittlere – – –0 ++ –0 –0 0 – –0 + –– ––
Keuperton
halb der 35 % < wL < 50 %
Seeton
A-Linie
Tarras Lauen-
ausgeprägte plasti-
20 TA sehr hohe keine keine geprägte burger Ton, –– –– –– ++ 0 +0 –0 –– – – –– ––
sche Tone wL > 50 %
Beckenton
Schluffe mit organi-
schen Beimengungen Seekreide
langsame bis sehr
21 Ip > 7 % u. organogene3) OU mittlere mittlere Kieselgur –0 – –0 +0 –– –– –– –– –– – –– ––
Schluffe schnelle Mutterboden
und
über 35 % < wL < 50 %
unter-
40 %
halb der Tone mit organischen
Schlick
A-Linie Beimengungen u. or-
22 OT hohe keine ausgeprägte Klei, tertiäre –– –– – ++ –0 –0 –– –– –– – –– ––
ganogene3) Tone
Kohlentone
– wL > 50 %

3
grob- bis gemischt-
Beimengungen pflanzlicher Art, meist dunkle
körnige Böden mit Mutterboden
23 OH Färbung, Modergeruch, Glühverlust bis etwa 0 –0 –0 0 +0 –0 – 0 – –– –– ––

nicht schwelbar
nicht brenn- oder
Beimengungen Paläoboden
20 % Massenanteil
bis humoser Art

40 %

organogene ) und Böden


grob- bis gemischt-
körnige Böden mit Beimengungen nicht pflanzlicher Art, meist helle Kalk-Tuffsand

mit organischen Beimengungen


24 OK + 0 –0 –0 0 +0 –0 0 –0 –– –– ––
kalkigen, kieseligen Färbung, leichtes Gewicht, große Porosität Wiesenkalk
Bildungen

1243
Bodenklassifikation f"r bautechnische Zwecke

Fortsetzung siehe nächste Seiten

17
Tafel 4-5, Fortsetzung
Sp. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21

1244
1
Anmerkungen )
Definition und Benennung
Erkennungsmerkmale
Bautechnische Eigenschaften Bautechnische Eignung als
unter anderem für
Geotechnik

Zeilen 16 bis 21:


Korngrößen-
Massenanteil

Zeile
Korn- Lage zur Trocken- Reaktion beim Plastizität beim
Beispiele

2
durch- A-Linie festigkeit Schüttelversuch Knetversuch
messer (siehe Gruppen
< 2 mm Bild

Hauptgruppen
< 0,06 4-1)
mm

Kurzzeichen
Gruppensymbol )
Scherfestigkeit
Verdichtungsf ähigkeit
Zusammendrückbarkeit
Durchlässigkeit
Witterungs- und
Erosionsempfindlichkeit
Frostempfindlichkeit
Baugrund für Gründungen
Baustoff für Erd- und
Baustraßen
Baustoff für Straßen-
und Bahndämme
Baustoff für Erd-Staudämme
Dichtung
Baustoff für Erd-Staudämme
Stützkörper
Baustoff für Dränagen

nicht bis mäßig zer- an Ort und Zersetzungsgrad 1 bis 5, faserig,


25 HN – –– –– 0 +0 – –– –– –– –– –– ––
setzte Torfe (Humus) Stelle aufge- holzreich, hellbraun bis braun Niedermoortorf
wachsene Hochmoortorf
Humus- Zersetzungsgrad 6 bis 10, schwarz- Bruchwaldtorf
26 zersetzte Torfe HZ bildungen –– –– –– +0 – –– –– –– –– –– –– ––
braun bis schwarz
– –
unter Wasser abgesetzte (sedimentäre) Schlamme
Schlamme als
aus Pflanzenresten, Kot und Mikroorganismen, oft
Sammelbegriff für
von Sand, Ton und Kalk durchsetzt, blauschwarz Mudde

organische Böden
27 Faulschlamm, F –– –– –– +0 – –– –– –– –– –– –– ––

brenn- oder schwelbar


oder grünlich bis gelbbraun, gelegentlich dunkel- Faulschlamm
Mudde, Gyttja, Dy
graubraun bis blauschwarz, federnd, weich-
und Sapropel
schwammig

Auffüllung aus natürlichen


Böden; jeweiliges Grup-
28 []
pensymbol in eckigen
Klammern
– – – –

Auff üllung
Müll, Schlacke
29 Auffüllung aus Fremstoffen A Bauschutt
Industrieabfall

1
) Die Spalten 10 bis 21 enthalten als grobe Leitlinie Hinweise auf bautechnische Eigenschaften und auf die bautechnische Eignung nebst Beispielen in
Spalte 9. Diese Angaben sind keine normativen Festlegungen.
2
) Der Querbalken für die Kurzzeichen U und T oder das danebengestellte *-Symbol darf entfallen.
3
) Unter Mitwirkung von Organismen gebildete Böden.
Sicherheitsnachweise im Erd- und Grundbau
Legende zu Tafel 4-5 Bedeutung der qualitativen und wertenden Angaben

1
) Die Plastizitätszahl von Böden mit niedriger Fließgrenze ist versuchsmäßig nur ungenau
zu ermitteln. In den Zwischenbereich fallende Böden müssen daher nach anderen Verfahren,
z. B. nach DIN 4022-1 (9.87), Abschn. 8.5 bis 8.9, dem Ton- und Schluffbereich zugeordnet
werden.

Bild 4-1 Klassifizierung feinkörniger Böden nach CASAGRANDE (aus DIN 18196)

17
5 Sicherheitsnachweise im Erd- und Grundbau
nach DIN EN 1997-1 (09.09)-„Eurocode 7“

5.1 Historie
Die seit mehr als 30 Jahren laufenden Bemühungen, einheitliche Regeln für die Sicher-
heitsnachweise von baulichen Anlagen zu erarbeiten, erreichen nunmehr allmählich
ihre Endphase. Für den Bereich der Geotechnik sind damit die nationalen geotechni-
schen Gesellschaften und Normenausschüsse sowie separat eingerichtete Kommis-
sionen und Komitees der Europäischen Union (CEN, TC’s und EC’s) beschäftigt.

1245
Geotechnik

Das bedeutet, dass der für die Geotechnik maßgebende Eurocode EC7 (Euronorm
DIN EN 1997-1) weitgehend mit der deutschen Normung und dem generellen Si-
cherheitskonzept in !bereinstimmung gebracht ist.
Ab Juli 2012 soll die Anwendung der einheitlichen Normung auch in der Geotech-
nik verbindlich sein.
Mit Weißdruck vom Dezember 2010 ist das für die Bemessung der meisten Aufga-
benstellungen in der Geotechnik in Deutschland maßgebende Normenpaket aktua-
lisiert und zunächst fertiggestellt. Es setzt sich wie folgt zusammen:

DIN EN 1997-1 — Eurocode 7: Entwurf, Berechnung und Bemessung in


der Geotechnik — Teil 1: Allgemeine Regeln (09.09)
DIN EN 1997-1/NA — National festgelegte Parameter zum EC 7 (12.10)
DIN 1054 – Baugrund; Sicherheitsnachweise im Erd- und Grundbau
Ergänzende Regelungen zu DIN EN 1997-1 (12-10)

Nimmt man die Normenblätter DIN EN 1997-2 und die auch für die Geotechnik teil-
weise zu beachtenden Normen EN 1990 und EN 1991 hinzu, so hat sich der in der
Praxis tätige Geotechnik-Ingenieur allein im Hinblick auf die generelle Nachweis-
führung und die einzuhaltenden Bezeichnungen mittlerweile durch ca. 800 Seiten
Normentext „durchzukämpfen“. Hinzu kommen die zahlreichen, für einzelne Frage-
stellungen (Baugrunderkundung, Bodenmechanisches Versuchswesen, Erddruck,
Berechnungsverfahren, Gründungsverfahren, Ausführung Spezialtiefbau etc.) anzu-
wendenden Fachnormen.
Bis zur 33. Auflage der Bautechnischen Zahlentafeln sind die Vorgaben der bis in
das Jahr 2011 hinein noch gültigen DIN 1054 (01.05) dokumentiert und ausführlich
erläutert. Ab dieser 34. Auflage wird nunmehr ausschließlich die Vorgehensweise
nach Eurocode 7 (DIN EN 1997-1) vorgestellt, die ab 07/2012 verbindlich sein soll.
Hierbei werden nicht die zum Teil recht umfangreichen und schwer zu koordinie-
renden Formulierungen der Normung wiederholt, sondern versucht, die praxisrele-
vante Anwendung herauszuarbeiten.
Darüber hinaus sei an dieser Stelle auf den parallel zu den Bautechnischen Zahlen-
tafeln erscheinenden Band Wendehorst — Beispiele aus der Baupraxis hingewie-
sen, in dem die praktische Anwendung anhand einiger ausgewählter Beispiele er-
läutert wird.

5.2 Allgemeine Regelungen


Die Zuordnung einer geotechnischen Aufgabenstellung erfolgt je nach „Schwierig-
keitsgrad“ des Baugrundes und der „Empfindlichkeit“ des Bauwerkes in drei Geo-
technische Kategorien (siehe Kapitel 1).
Mit den Sicherheitsnachweisen werden die äußeren Abmessungen von Erd- und
Grundbauwerken festgelegt (sog. „#ußere Standsicherheit“ oder Geotechnische
Bemessung).
Durch diese Nachweise ist rechnerisch zu belegen, dass sowohl Grenzzustände der
Tragfähigkeit als auch Grenzzustände der Gebrauchstauglichkeit ausgeschlossen
werden können.

Grenzzustände der Tragfähigkeit (ULS — ultimate limit state)

Beim Eintreten des ULS versagt der Baugrund oder das Bauwerk infolge Er-
schöpfung ihrer Festigkeiten oder infolge zu hoher Verformungen des Baugrun-
des.
DIN EN 1997-1 unterscheidet:

1246
Sicherheitsnachweise im Erd- und Grundbau

Grenzzustand der Lagesicherheit


Verlust der Lagesicherheit durch Ungleichgewicht, Aufschwimmen oder Strö-
mungskräfte
EQU (equilibrium): Nachweis gegen Kippen
(Festigkeiten des Baugrundes und der Baustoffe nicht entschei-
dend)
UPL (uplift): Nachweis gegen Auftrieb
(Festigkeiten des Baugrundes und der Baustoffe nicht entschei-
dend)
HYD (hydraulic): Nachweis gegen hydraulischen Grundbruch
(Festigkeiten des Baugrundes und der Baustoffe nicht entschei-
dend)
Mit der Untersuchung dieses Zustandes wird das Versagen von Bauwerken und/
oder des Bodens durch Verlust des Gleichgewichtes erfasst. In den Nachweisen
werden die Bemessungswerte von stabilisierenden und destabilisierenden Einwir-
kungen gegenübergestellt. Widerstände treten in diesem Grenzzustand nicht auf.

Grenzzustand der Festigkeiten


Versagen oder sehr große Verformung des Baugrundes oder von Bauteilen durch
Erschöpfung deren Festigkeit
GEO-2 (geotechnical): Nachweis gegen Grundbruch und Gleiten, Nachweis von
Pfählen, Ankern und Bewehrungselementen
(Festigkeit des Baugrundes entscheidend)
STR (structural): Nachweis gegen inneres Versagen von Bauteilen
(Festigkeit des Baustoffes entscheidend)
Der Grenzzustand STR ist aus geotechnischer Sicht eigentlich nicht von Bedeutung,
da er den Aspekt der konstruktiven Bemessung beinhaltet. Gleichwohl ist dieser
Grenzzustand in DIN EN 1997-1 enthalten.
Mit der Untersuchung dieses Zustandes (Bemessung von Konstruktionsteilen) wird
belegt, dass die Abmessungen von Bauwerken und Bauteilen ausreichend gewählt
worden sind; z. B. Sohlbreite, Einbindetiefe und Bewehrung von Fundamenten
oder Bodenplatten, Einbindetiefe und Profile von Baugrubenverbauten, Querschnitt
und Länge von Pfählen und Ankern. In den Nachweisen werden die Bemessungs-
werte der Beanspruchungen den Bemessungswerten der Widerstände gegenüber-
gestellt, wobei sich die jeweiligen Bemessungswerte durch eine Erhöhung bzw. Re-
duzierung der charakteristischen Beanspruchung bzw. Widerstände ergeben.

Grenzzustand der Gesamtstandsicherheit


Versagen oder sehr große Verformung des Baugrundes durch Erschöpfung dessen
Festigkeit
GEO-3 (geotechnical): Nachweis gegen Gelände- oder Böschungsbruch (Festigkeit 17
des Baugrundes entscheidend)
Mit der Untersuchung dieses Zustandes (Betrachtung des Erd- und Bauköpers als
Ganzes) wird belegt, dass kein Bruchversagen im Boden auftritt. In den Nachwei-
sen werden die sich aus ggf. erhöhten Einflussgrößen ergebenden Einwirkungen
den aus reduzierten Scherparametern ermittelten Widerständen gegenübergestellt.
Das Konzept mit Teilsicherheitsbeiwerten erlaubt für den Nachweis der Tragfähig-
keit eine unterschiedliche Gewichtung der zu berücksichtigenden Einwirkungen und
Widerstände. Die jeweiligen Nachweise werden mit Ungleichungen geführt, in de-
nen die Bemessungswerte der Einwirkungen/Beanspruchungen und Widerstände

1247
Geotechnik

gegenübergestellt werden. Allgemein ergibt sich:


E d Bemessungswert der Einwirkungen/Beanspruchungen, z. B. Schnittgrößen
in der Gründungssohle, Pfahllast, Ankerkraft, Erddruck etc.
Ed < Rd R d Bemessungswert der Widerstände,
z. B. Erdwiderstand, Sohlreibungskraft, Herausziehwiderstand von Ankern
etc.
Die Bemessungswerte der Einwirkungen/Beanspruchungen werden durch Multipli-
kation und die Bemessungswerte der Widerstände durch Division der repräsentati-
ven bzw. charakteristischen Werte mit Teilsicherheitsbeiwerten ermittelt. Die Sicher-
heit ist nachgewiesen, wenn die für die Grenzzustände mit Bemessungswerten
ermittelten Ungleichungen erfüllt sind.
Für die Grenzzustände EQU, UPL und HYD gilt die Vorgehensweise sinngemäß. Da
allerdings keine Widerstände mobilisiert werden, sind dort die Bemessungswerte
stabilisierender mit denen destabilisierender Einwirkungen zu vergleichen:
Edst, d 2 Estb, d :

Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit (SLS — serviceability limit state)


Mit der Untersuchung dieses Zustandes wird die Zulässigkeit der im Baugrund
oder die Verträglichkeit der an einem Bauwerk zu erwartenden Verformungen oder
Verschiebungen überprüft. Die Nachweise werden nicht mit den Bemessungswer-
ten, sondern mit den charakteristischen Werten der Einwirkungen und Widerstände
– d. h. ohne Teilsicherheitsbeiwerte – geführt. Hierzu gehören insbesondere der
Nachweis der Einhaltung zulässiger Setzungen und zur Beschränkung der Exzentri-
zität der Lastversultierenden („alter“ Kippnachweis).

Sämtliche Nachweise zur Tragfähigkeit und zur Gebrauchstauglichkeit sind jeweils


für die ungünstigsten Einwirkungs- und Widerstandskombinationen unter Einhal-
tung der Gleichgewichtsbedingungen zu führen.
Je nach Schwierigkeitsgrad der Aufgabenstellung können als Varianten zu dieser
Nachweisführung andere einfachere, z. T. aber auch aufwendigere Methoden ge-
wählt werden, z. B. Bemessung aufgrund normativer Festlegungen, Angabe von
Sohlwiderständen für Flachgründungen sowie die Anwendung der Beobachtungs-
methode.

Beobachtungsmethode

In Fällen, in denen eine Vorhersage des Baugrundverhaltens allein aufgrund von


vorab durchgeführten Baugrunduntersuchungen und von rechnerischen Nachwei-
sen nicht mit ausreichender Zuverlässigkeit möglich ist, sollte die Beobachtungs-
methode angewendet werden.
Anmerkung: Die Beobachtungsmethode ist eine Kombination der üblichen Untersuchungen
und Nachweise (Prognosen) mit der laufenden meßtechnischen Kontrolle des Bauwerkes wäh-
rend dessen Herstellung, wobei kritische Situationen durch die Anwendung vorbereiteter tech-
nischer Maßnahmen beherrscht werden. Die Unsicherheit der Prognose wird dabei soweit wie
möglich durch deren ständige Anpassung an die tatsächlichen Verhältnisse ausgeglichen.
Beobachtungen allein können die Prognose nicht ersetzen, da ohne diese keine
Ausführungsplanung möglich ist. Grenzzustände, die weder ausreichend genau be-
rechnet noch durch Beobachtung rechtzeitig erkannt werden können, sind durch
Arbeiten auf der sicheren Seite und durch konstruktive Maßnahmen zu verhindern.
Rechnerische Prognosen sind, so weit möglich, durch Erfahrungen mit vergleich-
baren Baumaßnahmen zu ergänzen.
Anmerkung: Die Beobachtungsmethode genügt allein als Sicherheitsnachweis nicht, wenn —
z. B. beim hydraulischen Grundbruch oder Setzungsfließen — das Versagen nicht erkennbar
ist und sich auch nicht rechtzeitig ankündigt.

1248
Sicherheitsnachweise im Erd- und Grundbau

5.3 Bemessungssituation
Die für die jeweilige Erhöhung der repräsentativen bzw. charakteristischen Einwir-
kungen/Beanspruchungen und für die jeweilige Reduzierung der charakteristischen
Widerstände maßgebenden Teilsicherheitsbeiwerte sind von verschiedenen Be-
messungssituationen abhängig.
Die in DIN 1054 enthaltene Zuordnung der Einwirkungskombinationen und Wider-
stands-(Sicherheits-)klassen zu drei verschiedenen Lastfällen sind in DIN EN 1997-1
durch kurz- und langfristige Bemessungssituationen ersetzt. Aktuell werden für
den Nachweis der Tragsicherheit (ULS) vier verschiedene Bemessungssituationen
unterschieden:
BS-P (persistent): Regelmäßige Bemessungssituation
aus ständigen und regelmäßigen veränderlichen Einwirkungen
während der Funktionszeit eines Bauwerkes
BS-T (transient): Vorübergehende Bemessungssituation
aus unregelmäßigen veränderlichen Einwirkungen oder wäh-
rend der Bauzeit eines Bauwerkes
BS-A (accidential): Außergewöhnliche Bemessungssituation
aus außergewöhnlichen veränderlichen Einwirkungen oder in
Unfall- bzw. Katastrophenzuständen
BS-E (Earthquake): Erdbeben — Bemessungssituation
gilt für den Fall eines Erdbebens
Für den Nachweis der Gebrauchstauglichkeit (SLS) wird nicht nach Bemessungssi-
tuationen unterschieden.

5.4 Bemessungswerte für Einwirkungen und Widerstände


Einwirkungen und Beanspruchungen
Die bereits in älteren Normen sowie EN 1990 und EN 1991 geregelten vielfältigen
Einwirkungen werden in DIN EN 1997-1 im Hinblick auf die geotechnischen Aspekte
nicht mehr gesondert unterschieden, sondern einheitlich aufgelistet. Hierzu gehö-
ren nach wie vor insbesondere:
Gründungslasten Schnittgrößen am Gründungskörper aus der statischen Be-
rechnung des mit dem Baugrund in Kontakt stehenden Bau-
teiles.
Grundbauspezifische Bodeneigengewicht, Erddruck, Wasserdruck,
Einwirkungen Seitendruck und negative Mantelreibung (Pfähle),
Veränderliche statische Einwirkungen wie Wind, Schnee etc.,
Mitwirkende Setzungen und weiträumige Baugrundverfor-
mungen, Festigkeitsreduzierung aus Verwitterung (bei Fels).
Dynamische
Einwirkungen
Regellasten auf Verkehrsflächen oder aus dem Baubetrieb,
Stoß-, Druckwellen-, Schwingungsbelastungen, Erdbeben.
17
Die vom Tragwerksplaner an den Geotechniker zu übergebenden Schnittgrößen
dürfen keine Teilsicherheitsbeiwerte enthalten, müssen demnach als charakteristi-
sche Größen vorliegen. Dies führt im Ganzen nicht zu einem zusätzlichen Aufwand,
da der Tragwerksplaner ohnehin den Nachweis der Gebrauchstauglichkeit mit cha-
rakteristischen Werten führen muss.
Wesentlich für die rechnerische Handhabung der genannten Einwirkungen ist die
Unterscheidung in ständige (Gewicht, Erddruck, Wasserdruck etc.) und veränder-
liche (Verkehr, Wind, Schnee etc.) Einwirkungen. Bei veränderlichen Einwirkungen
ist zu entscheiden, ob diese für den jeweils untersuchten Versagensmechanismus

1249
Geotechnik

günstig oder ungünstig wirken. Günstig wirkende veränderliche Einwirkungen dür-


fen nicht angesetzt werden.
Im Hinblick auf die Regelungen der EN 1990 ist auch für geotechnische Fragestel-
lungen zu prüfen, ob veränderliche Einwirkungen unabhängig oder in Kombination
miteinander auftreten. Dies kann durch sogenannte Kombinationsbeiwerte berück-
sichtigt werden.
Generelle Vorgehensweise zur Ermittlung der Bemessungswerte
Ermittlung der repräsentativen Einwirkungen F rep aus Eigengewicht, Erddruck,
Wasserdruck und Verkehr, in Form von Schnittgrößen (Auflager-, Querkräfte, Biege-
momente), Spannungen (Normal-, Schubspannungen) oder Verformungen (Deh-
nungen, Verschiebungen, Durchbiegungen) in maßgebenden Schnitten und in Be-
rührungsflächen Bauwerk/Baugrund.
Ermittlung der Bemessungswerte der Beanspruchungen E d durch Multiplikation
der repräsentativen Einwirkungen/Beanspruchungen mit den Teilsicherheitsbeiwer-
ten für Einwirkungen und Beanspruchungen (s. Tafel 5-1).
Tafel 5-1 Teilsicherheitsbeiwerte für Einwirkungen und Beanspruchungen (Stand: 12.10)
Einwirkung bzw. Beanspruchung Formel- Bemessungssituation
zeichen
BS-P BS-T BS-A

HYD, UPL, EQU (Grundwasser, Lage)

Günstige ständige Einwirkungen gG, stb 0,95 (0,90) 0,95 (0,90) 0,95
Ungünstige ständige Einwirkungen gG, dst 1,05 (1,10) 1,05 1,00
Ungünstige veränderliche Einwirkungen gQ, dst 1,50 1,30 (1,25) 1,00
Strömungskraft bei günstigem Untergrund gH 1,35 1,30 1,20
Strömungskraft bei ungünstigem Untergrund gH 1,80 1,60 1,35

(Werte in Klammern gelten für EQU)

STR, GEO-2 (Bauteilabmessungen)

Ständige Einwirkungen allgemein1 ) gG 1,35 1,20 1,10


Ständige Einwirkungen aus Erdruhedruck gE0g 1,20 1,10 1,00
Günstige ständige Einwirkungen gG, inf 1,00 1,00 1,00
Ungünstige veränderliche Einwirkungen gQ 1,50 1,30 1,10

GEO-3 (Gesamtsystem)

Ständige Einwirkungen1 ) gG 1,00 1,00 1,00


Ungünstige veränderliche Einwirkungen gQ 1,30 1,20 1,00

SLS (Gebrauchstauglichkeit)

gG ¼ 1,00 für ständige Einwirkungen bzw. Beanspruchungen


gQ ¼ 1,00 für veränderliche Einwirkungen bzw. Beanspruchungen
1
) einschließlich ständigem und veränderlichem Wasserdruck

Widerstände
Neben der Materialfestigkeit der einzelnen Gründungsbauteile und Sicherungsele-
mente (Festigkeit von Beton, Stahl, Holz etc.) wird in EN DIN 1997-1 nach der klas-
sischen Scherfestigkeit des Baugrundes (GEO-3) und denjenigen Widerstandsgrö-
ßen unterschieden, die ein Bauteil (STR) oder der Baugrund (GEO-2) einer
bestimmten Beanspruchung entgegensetzt.
Die Einhaltung der Materialfestigkeit (STR) ist anhand der jeweiligen Bauartnormen
zu überprüfen.

1250
Sicherheitsnachweise im Erd- und Grundbau

Hinsichtlich des Ansatzes der Scherfestigkeit ist Folgendes geregelt:


Für die Nachweise in den Grenzzuständen EQU, STR und GEO-2 sind die charakte-
ristischen Werte für Kohäsion und Reibungswinkel zugrunde zu legen, für den
Nachweis im Grenzzustand GEO-3 die Bemessungswerte, also die durch Division
mit dem entsprechenden Teilsicherheitsbeiwert reduzierten (charakteristischen)
Scherparameter.
Typische Widerstandsgrößen für den Grenzzustand GEO-2 sind der Grundbruchwi-
derstand, der Gleitwiderstand, der Erdwiderstand, der Pfahlwiderstand (Eindring-
bzw. Herausziehwiderstand) und der Verpressankerwiderstand (Verpresskörper).

Generelle Vorgehensweise zur Ermittlung der Bemessungswerte


Ermittlung der charakteristischen Widerstände R k durch Berechnung, Probebe-
lastung oder aufgrund von Erfahrungswerten,
Ermittlung der Bemessungswerte der Widerstände R d durch Division der charak-
teristischen Widerstände durch die Teilsicherheitsbeiwerte für Widerstände (s. Ta-
fel 5-2).

Tafel 5-2 Teilsicherheitsbeiwerte für geotechnische Kenngrößen und Widerstände (Stand: 12.10)
Widerstand Formelzeichen Bemessungssituation

BS-P BS-T BS-A

STR, GEO-2 (Bauteilabmessungen)


Bodenwiderstände

Erdwiderstand und Grundbruchwiderstand gR, e, gR, v 1,40 1,30 1,20


Gleitwiderstand gR, h 1,10 1,10 1,10

Pfahlwiderstände

Pfahldruckwiderstand bei Probebelastung gb ¼ gs ¼ gt 1,10 1,10 1,10


Pfahlzugwiderstand bei Probebelastung gs, t 1,15 1,15 1,15
Pfahlwiderstand auf Druck und (Zug) aufgrund
von Erfahrungswerten gP 1,40 1,40 1,40
(1,50) (1,50) (1,50)

Herausziehwiderstände

Boden- bzw. Felsnägel ga 1,40 1,30 1,20


Verpresskörper von Verpressankern ga 1,10 1,10 1,10
Flexible Bewehrungselemente ga 1,40 1,30 1,20
17
GEO-3 (Gesamtstandsicherheit)

Scherfestigkeit

Reibungsbeiwert tan j0 des dränierten Bodens gj 1,25 1,15 1,10


Kohäsion c 0 des dränierten Bodens und Scher-
festigkeit cu des undränierten Bodens gc , gcu 1,25 1,15 1,10

Herausziehwiderstände
! siehe oben (STR, GEO-2)

1251
Geotechnik

6 Flach- und Flächengründungen


6.1 Abgrenzung und Schutzanforderungen
Flach- und Flächengründungen sind Einzel- oder Streifenfundamente und Grün-
dungsplatten oder Träger-(Gitter-)rostfundamente mit geringer Einbindetiefe, bei
denen die Lasten in der Gründungssohle über Sohldruck auf den Baugrund über-
tragen werden.
Die Gründungssohle muss frostfrei liegen, i. d. R. mindestens 80 cm unter Gelän-
de, wenn nicht auf andere Weise eine hiervon abweichende, zulässige Tiefenlage
nachgewiesen wird.
Der Baugrund muss gegen Auswaschen (Erosion und Suffosion), gegen eine Ver-
ringerung seiner Festigkeit durch strömendes Wasser sowie gegenüber Einwirkun-
gen aus der Witterung und dem Baubetrieb geschützt werden.

6.2 Bemessungsgrundlagen
Der Aufwand für die rechnerische Bemessung von Flach- und Flächengründungen
ergibt sich in der Regel aus der Zuordnung des Baugrundes und des Bauwerkes zu
der entsprechenden Geotechnischen Kategorie (s. Kapitel 1).
Im Regelfall wird die Kategorie GK2, in besonderen Fällen (unterschiedliche Bau-
werkssteifigkeit, Nachbarbebauung, gemischte Gründung, KPP) die Kategorie GK3
maßgebend sein. Bei einfachen Baugrundverhältnissen (Kategorie GK1) reicht häu-
fig eine Gründungsbemessung nach dem Bemessungswert des Sohlwiderstandes
aus (s. Abschnitt 6.3).
Bei der ausführlichen Bemessung ist sowohl die Sicherheit gegen Kippen, Grund-
bruch, Gleiten und Materialversagen (Nachweise der Tragfähigkeit für die Grenzzu-
stände EQU, GEO-2 und STR) als auch die Zulässigkeit der Ausmitte der Sohldruck-
resultierenden, der Verschiebungen, Setzungen und Verdrehungen (Nachweis der
Gebrauchstauglichkeit SLS) nachzuweisen. Bei Auftriebsproblemen ist zusätzlich
der Nachweis der Tragfähigkeit für den Grenzzustand UPL zu führen.
Im Allgemeinen wird der Baugrund durch ständige und veränderliche Einwirkun-
gen beansprucht. Alle Einwirkungen sind insbesondere nach ihrer Dauer zwingend
einer diesen beiden Gruppen zuzuordnen, da für ständige und veränderliche Ein-
wirkungen unterschiedliche Teilsicherheitsbeiwerte gelten. Für die jeweils zu unter-
suchende Standsicherheit dürfen günstig wirkende veränderliche Einwirkungen
nicht in Ansatz gebracht werden. Verschiedene veränderliche Einwirkungen sind
ggf. durch verschiedene Kombinationsbeiwerte zu berücksichtigen.
In der Regel genügt es, Flachgründungen für die Gesamtbeanspruchung aus stän-
digen und veränderlichen Einwirkungen zu bemessen.
Beim Entwurf der Gründungskörper ist die Verteilung der Lasten a) beim Nachweis
des Bemessungswertes des Sohlwiderstandes mithilfe von Tabellenwerten sowie
beim Grundbruchnachweis als gleichmäßig verteilt, b) bei der Ermittlung der
Schnittkräfte sowie beim Setzungsnachweis als geradlinig verteilt sowie c) bei der
Bemessung von biegeweichen Gründungsplatten und -balken nach DIN 4018 anzu-
nehmen (Berechnungsverfahren s. [9], [10], [13]).
Bei der Bestimmung der resultierenden Beanspruchungen in der Gründungssohle
darf auch die lotrecht wirkende Komponente des aktiven Erddruckes berücksichtigt
werden.
Der passive Erddruck darf nur dann als Widerstand angesetzt werden, wenn das
Fundament ohne Gefahr eine Verschiebung erfahren kann, die ausreicht, um den
erforderlichen Erdwiderstand auch zu mobilisieren. Anderenfalls ist der Erdwider-
stand sinnvoll zu begrenzen oder sicherheitshalber zu vernachlässigen.

1252
Flach- und Fl!chengr"ndungen

6.3 Vereinfachter Sohldrucknachweis in Regelfällen


Die Regelungen für die vereinfachte Fundamentbemessung mithilfe von Tabellen
wurden in die neue DIN EN 1997-1 in der Form übertragen, als alle „alten“ Zahlen-
werte der bisher gültigen DIN 1054 mit dem Faktor 1,40 multipliziert wurden.
Anstelle der expliziten Nachweise dürfen in Regelfällen vereinfachend die Bemes-
sungswerte der Sohldruckbeanspruchung und des Sohlwiderstandes miteinander
verglichen werden:
s E, d 2 s R, d
mit
'E, d der Bemessungswert der Sohlbeanspruchung, ermittelt aus ständigen und ggf. unter-
schiedlichen veränderlichen Einwirkungen sowie
ggf. auf eine reduzierte Fundamentfläche bezogen
'R, d der Bemessungswert des Sohlwiderstandes (siehe Tafeln 6-1 und 6-2)
Diese vereinfachte Verfahrensweise ist allerdings nur dann zulässig, wenn
— Geländeoberfläche und Schichtgrenzen annähernd horizontal verlaufen,
— der Baugrund bis zum 2-fachen der kleineren Fundamentseite eine nachgewie-
sen ausreichende Festigkeit aufweist,
— das Fundament nicht überwiegend oder regelmäßig dynamisch beansprucht
wird bzw. in bindigen Böden kein Porenwasserdruck entsteht,
— die resultierende charakteristische Sohlbeanspruchung relativ steil (H k/V k < 0,2)
steht,
— die zulässige Ausmitte der resultierenden charakteristischen Sohlbeanspru-
chung eingehalten wird.
1) Bei mittigem Lastangriff auf die Fundamentsohle gilt (vgl. Bild 6-1):
s E, d ¼ V d =A ¼ V d =ðb x " by Þ
2) Bei außermittigem Lastangriff auf die Fundamentsohle wird nur eine Teilgrund-
fläche A0 angesetzt, bei der die Resultierende der Einwirkungen im Schwerpunkt
steht (Bild 6-1), d. h.
A0 ¼ bx0 " by0 ¼ (b x #2e x ) (b y #2e y )
Eine Setzungsberechnung ist dann erforderlich, wenn der Einfluss benachbarter Fun-
damente zu berücksichtigen ist. Ist die Einbindetiefe auf allen Seiten des Gründungs-
körpers größer als 2 m, so darf der aufnehmbare Sohldruck um die Spannung erhöht
werden, die sich aus der der Mehrtiefe entsprechenden Bodenentlastung ergibt.
Die nachfolgenden Tabellenwerte (Tafeln 6-1 und 6-2) beruhen auf Grundbruch-
und Setzungsberechnungen sowie auf Erfahrungen.

6.3.1 Bemessungswerte des Sohlwiderstandes für nichtbindigen Boden


Erforderliche Lagerungsdichte für den Ansatz der Tafelwerte
Vorausgesetzt wird mindestens mitteldicht gelagerter Baugrund, ein Verdichtungs-
grad von mindestens 95 % oder ein Spitzendruck der Drucksonde von qc > 7,5 MN/m2 .
In der Regel sind gewachsene Sand- und Kiesablagerungen ausreichend dicht gela-
gert. Liegen diesbezüglich keine örtlichen Erfahrungen vor, kann der Nachweis
durch Sondierungen erbracht werden. 17
#hnlich wie bei nichtbindigem kann die Tragfähigkeit von gemischtkörnigem Bo-
den mit geringem Feinkornanteil bis 15 % beurteilt werden (SU, GU, GT).
Setzungen
Nach DIN 1054 kann ein Bemessungswert des Sohlwiderstandes nach Tabelle 1 der
Tafel 6-1 zu Setzungen führen, die bei Fundamentbreiten bis 1,5 m ein Maß von
1 cm, bei breiteren Fundamenten ein Maß von 2 cm nicht übersteigen. Bei Anwen-
dung der Tabelle 2 sind bis Fundamentbreiten von 1,50 m Setzungen von 2 cm, bei
breiteren Fundamenten ungefähr proportional zur Fundamentbreite stärkere Setzun-
gen zu erwarten.

1253
Geotechnik

Die Setzungsbeträge beziehen sich auf allein stehende Fundamente und können
sich bei gegenseitiger Beeinflussung (Lichter Abstand < 3-fache Fundamentbreite)
vergrößern.
Tafel 6-1 Bemessungswert des Sohlwiderstandes in kN/m2 für Streifenfundamente auf nicht-
bindigen und schwach feinkörnigen Böden (Bodengruppe GE, GW, GI, SE, SW, SI,
GU, GT, SU (nach DIN 18196)
DIN 1054 Tabelle 1 Tabelle 2
Bauwerk setzungsempfindlich setzungsunempfindlich
Breite des Streifenfun-
daments b bzw. b0 in m 0,5 1 1,5 2 2,5 3 0,5 1 1,5 2
0,5 280 420 460 390 350 310 280 420 560 700
Einbindetiefe t in m 1 380 520 500 430 380 340 380 520 660 800
1,5 480 620 550 480 410 360 480 620 760 900
2 560 700 590 500 430 390 560 700 840 980
210
bei kleinen Bauwerken mit Breiten > 0,3 m und Gründungstiefen 0,3 m < t < 0,5 m

Verkantungen außermittig belasteter Fundamente müssen erforderlichenfalls nach-


gewiesen werden.
Die angegebenen Bemessungswerte dürfen überschritten werden, wenn die Grenz-
zustände der Tragfähigkeit und der Gebrauchstauglichkeit rechnerisch nachgewie-
sen werden. Diese Nachweise sind auch dann zu führen, wenn die Voraussetzun-
gen für die Anwendung der Tabellenwerte nicht gegeben sind.

Erhöhung der Werte von Tafel 6-1 bei Rechteckfundamenten und dichter Lagerung
Wenn b > 0,5 m und t > 0,5 ist:
a) Um 20 % bei Rechteckfundamenten, wenn a/b < 2, sowie bei Kreisfundamenten;
die auf der Grundlage des Grundbruchs ermittelten Werte jedoch nur dann,
wenn die Einbindetiefe t > 0,6 " b bzw. b0 ist
b) Um 50 % bei nachgewiesener dichter Lagerung oder einem Spitzendruck der
Drucksonde von qc > 15 MN/m2 .

Abminderung der Werte von Tafel 6-1 bei Grundwasser


Die angegebenen Bemessungswerte gelten nur für den Abstand zwischen Grün-
dungssohle und Grundwasser dw, der mindestens so groß ist wie b bzw. b0 ; sonst gilt:
a) Liegt der Grundwasserspiegel in Höhe der Gründungssohle, ist der Tafelwert
um 40 % zu vermindern (dw ¼ 0).
b) Ist der Abstand zur Gründungssohle dw < b bzw. b0 , darf zwischen dem um
40 % abgeminderten und dem vollen Tafelwert entsprechend dem tatsächlichen
Abstand interpoliert werden.
c) Liegt der Grundwasserspiegel über der Gründungssohle, reicht die Abminde-
rung um 40 % aus, wenn die Einbindetiefe t > 0,8 m und b < t ist, sonst ist der
Grundbruchnachweis nach DIN 4017 zu führen.

Abminderung der Werte von Tafel 6-1 bei waagerechten Einwirkungen


Die Bemessungswerte sind bei Fundamenten, bei denen außer einer senkrechten
Beanspruchung Vk auch eine waagerechte Komponente Hk angreift, abzumindern,
wenn folgendes gilt:
a) mit dem Faktor (1 ! Hk/Vk), wenn Hk parallel zur langen Fundamentseite a(bx)
wirkt und a/b > 2 ist,
b) mit dem Faktor (1 ! Hk/Vk)2 in allen anderen Fällen.
Die Werte nach Tabelle 1 von Tafel 6-1, dürfen unverändert verwendet werden, so-
lange sie nicht größer sind als die herabgesetzten, auf der Grundlage einer ausrei-
chenden Grundbruchsicherheit angegebenen Werte der Tabelle 2 der Tafel 6-1.
Maßgebend ist stets der kleinere Wert.

1254
Flach- und Fl!chengr"ndungen

6.3.2 Bemessungswerte des Sohlwiderstandes für bindigen Baugrund


(Ip > 10 %)

Tafel 6-2 Bemessungswert des Sohlwiderstandes für Streifenfundamente bei bindigem und
gemischtkörnigem Baugrund in kN/m2
DIN 1054 Tabelle 3 Tabelle 4 Tabelle 5 Tabelle 6
gemischtkörniger Bo-
den, der Korngrößen
Bodenart reiner vom Ton- bis in den tonig-schluffiger fetter Ton
Schluff Sand-, Kies- oder Boden
Steinbereich enthält
Bodengruppe UL ! , ST, ST
SU ! , GU! , GT
! UM, TL, TM TA
Konsistenz steif bis steif halbfest fest steif halbfest fest steif halbfest fest
halbfest
Einbinde- 0,5 180 210 310 460 170 240 390 130 200 280
tiefe1) 1 250 250 390 530 200 290 450 150 250 340
in m 1,5 310 310 460 620 220 350 500 180 290 380
2 350 350 520 700 250 390 560 210 320 420
1
) Zwischenwerte können geradlinig eingeschaltet werden.

Voraussetzungen für den Regelfall bei der Benutzung von Tafel 6-2
1. Bindiger Boden von mindestens steifem Zustand (Ic > 0,75).
2. Allmähliche Lastaufbringung bei steifer Konsistenz, bei schneller Belastung oder weicher
Konsistenz Nachweis der zul. Bodenpressung mit Setzungs- und Grundbruchuntersuchungen.
3. Verträglichkeit der Setzungen von 2 bis 4 cm für das Bauwerk.
Erhöhung der Tafelwerte um 20 % bei Rechteckfundamenten mit einem Seitenver-
hältnis a/b < 2 und bei Kreisfundamenten.
Abminderung der Tafelwerte um 10 % je m zusätzlicher Fundamentbreite bei Fun-
damentbreiten zwischen 2 und 5 m.

6.3.3 Bemessungswerte des Sohlwiderstandes für Fels


DIN EN 1997-1 enthält für die vereinfachte Bemessung mehrere Diagramme (dort
Bild 6.1), aus denen für quadratische Einzelfundamente der Bemessungssohldruck
(zwischen 500 kN/m2 und 10 MN/m2 ) in Abhängigkeit von der Gesteinsart, der
Druckfestigkeit und dem Trennflächengefüge abgelesen werden kann.
Dabei müssen Setzungen in der Größenordnung von 0,5 % der Fundamentbreite
für das aufgehende Bauwerk verträglich sein.

6.3.4 Bemessungswerte des Sohlwiderstandes bei verdichteten


Schüttungen
Wenn die für die nichtbindigen Böden genannten Voraussetzungen der Lagerungs-
dichte erfüllt sind und für bindige Schüttstoffe ein mittlerer Verdichtungsgrad von
100 % erreicht wird, was durch Sondierungen, Probebelastungen und Probenahme
17
nachzuweisen ist, sowie ferner der Gehalt an organischen Stoffen < 3 % ist, dürfen
die Werte der Tafel 6-1 bei der Bemessung der auf diesen Böden gegründeten Fun-
damente verwendet werden.

6.4 Nachweis der Tragfähigkeit


Wenn die Tabellenwerte nach Abschnitt 6.3 überschritten werden oder die dafür er-
forderliche Einstufung als vereinfachter Fall nicht in Frage kommt, sind die zulässi-
ge Belastung des Baugrundes bzw. die erforderlichen Gründungsabmessungen mit
dem Nachweis ausreichender Tragfähigkeit zu ermitteln.

1255
Geotechnik

Zusätzlich ist nachzuweisen, dass die Grenzwerte von Setzungsdifferenzen nicht


überschritten werden, und ggf., dass die Lage der Resultierenden zulässig ist.
Die zulässige Beanspruchung des Baugrundes ist bei lotrechter Belastung begrenzt
durch die für das Bauwerk verträglichen Setzungen und Setzungsunterschiede so-
wie durch die Grundbruchsicherheit. Bei schräger Belastung muss zusätzlich eine
ausreichende Sicherheit gegen Kippen und Gleiten vorhanden sein. Darüber hinaus
darf der Baustoff des konstruktiven Gründungsbauteiles nicht versagen (Sicherheit
gegen Materialversagen, Grenzzustand STR).
Nach DIN EN 1997-1 ist die Sicherheit gegen Kippen nachgewiesen, wenn der üb-
liche Nachweis der Lagesicherheit erfüllt ist (EQU) und die Ausmittigkeit der maxi-
malen, mit charakteristischen Werten ermittelten Sohldruckresultierenden innerhalb
der zulässigen Kernweiten liegt (SLS).
Die Sicherheit gegen Grundbruch und ggf. Gleiten ist mit Teilsicherheitsbeiwerten
für den Grenzzustand GEO-2 nachzuweisen.
Der Sicherheitsnachweis gegen Materialversagen ist nach den für den jeweils ver-
wendeten Baustoff gültigen Bauartnormen zu führen (also im eigentlichen Sinne
kein geotechnischer Nachweis).

6.4.1 Nachweis der Kippsicherheit


Der Nachweis der Kippsicherheit erfolgt nach DIN EN 1997-1 zunächst durch den
Nachweis eines ausreichenden „Kräfte“-Gleichgewichtes (Nachweis der Lagesicher-
heit, Grenzzustand EQU). Bei diesem Nachweis werden die Bemessungswerte der
stabilisierenden Einwirkungen und der destabilisierenden Einwirkungen verglichen:
E dst, d 2 E stb, d :
Als in den Nachweis einfließende Einwirkungen sind die in der Gründungssohle
auf eine fiktive Kippkante des Fundamentes bezogenen Drehmomente zu verste-
hen (früher als Kippmoment und als Standmoment bezeichnet). Die fiktive Kipp-
kante ist sinnvollerweise an demjenigen Fundamentrand zu wählen, an dem das
Kippmoment zu einem vollständigen Abheben des Fundamentes führen würde.
Da die tatsächliche Drehachse gegenüber der vorgenannten Annahme innerhalb
der Fundamentgrundfläche zu erwarten ist, müssen zusätzlich die Nachweise zur
Beschränkung der Exzentrizität der Lastresultierenden geführt werden. Diese Nach-
weise werden nach DIN EN 1997-1 der Gebrauchstauglichkeit zugeordnet und sind
in Abschnitt 6.5.1 behandelt.
Zusätzlich zum Kippnachweis kann zur überschläglichen Bemessung des Grün-
dungsbauteiles die vereinfacht als linear veränderlich angenommene Verteilung
der Sohlnormalspannungen innerhalb der Gründungssohle nach folgenden Glei-
chungen ermittelt werden:
ey

Bild 6-1 Teilfläche A0 für doppelte Bild 6-2 Kernflächen eines rechteckigen Funda-
Ausmittigkeit von V mentes nach DIN 1054

1256
Flach- und Fl!chengr"ndungen
Tafel 6-3 Berechnung der gleichmäßig oder geradlinig verteilten Sohlnormalspannung s vorh
von biegesteifen Fundamenten
Belastung Lage von V ¼ R v Größe und Verteilung des
(vgl. Bild 6-1 bis 6-3) rechnerischen Sohldruckes

mittig ex ¼ 0 u ¼ b/2 F V rechteckförmig


s 0m ¼ ¼
ey ¼ 0 A a"b (gleichmäßig)
" #
einfach ex < b/6 max Rv 6"e trapezförmig
s0 ¼ 1/
außermittig ey ¼ 0 min a"b b (geradlinig)
(einachsige
Momentenwirkung)
ex ¼ b/6 2 " Rv dreieckförmig
max s0 ¼
u ¼ b/3 a"b über volle Breite
ey ¼ 0 (geradlinig)

b/6 < ex 2 b/3 2 " Rv dreieckförmig,


max s0 ¼
ey ¼ 0 3"u"a klaffende Fuge

ex ¼ b/3 4 " Rv dreieckförmig,


max s0 ¼
u ¼ b/6 a"b über halbe
Breite

doppelt ex = 0 ey = 0 F Mx My
max s0 ¼ / /
außermittig innerhalb des 1. Kerns A Wx Wy
(Einwirkung von
Momenten um zwei
Hauptachsen, ex = 0 ex = 0 Rv m aus Nomo-
max s0 ¼ m
s. Bild 6-1) innerhalb des 2. Kerns a"b gramm von
(Bild 6-2) Hülsdünker
(Bild 6-3)

1
) bzw. a s. Bild 6-2

Solange die Ablesegerade die Grenzlinie nicht schneidet, ist mindestens die halbe Grundfläche
an der Lastabtragung beteiligt. Bezüglich der Nulllinie des Sohldruckkörpers s. [1], T3.

My Mx
ex ¼ ; ey ¼
V V
ex ey
d¼ ; e¼
a b
V
max s! ¼ m
a"b

17

Bild 6-3 Maximale Sohlnormalspannung s 0E unter der Ecke E bei doppelter Ausmittigkeit
(nach Hülsdünker)

1257
Geotechnik

6.4.2 Nachweis der Grundbruchsicherheit

Eine ausreichende Sicherheit gegen Grundbruch wird eingehalten, wenn nach DIN
EN 1997-1 für den Grenzzustand GEO-2 folgende Bedingung erfüllt ist:

Vd Bemessungswert der rechtwinklig zur Sohlfläche gerichteten Kompo-


nente der resultierenden Beanspruchung, berechnet aus der ungünstigs-
V d < Rd ten Kombination ständiger und veränderlicher Einwirkungen,
Rd Bemessungswert des Grundbruchwiderstandes, berechnet aus dem
nach DIN 4017 ermittelten charakteristischen Grundbruchwiderstand.

Die mit charakteristischen Werten ermittelten Beanspruchungen werden getrennt


für ständige und für veränderliche Einwirkungen in eine Komponente normal (N k)
und eine Komponente tangential zur Sohlfläche (T k) aufgeteilt. Die einzelnen Kom-
ponenten werden anschließend durch Multiplikation mit den dazugehörigen Teil-
sicherheitsbeiwerten (vgl. Tafel 5-1) in Bemessungswerte umgewandelt und zum
Bemessungswert der Gesamtbeanspruchung additiv zusammengesetzt:
z. B. für die Normalkomponente: V d ¼ N G, k " gG þ N Q, k " gQ .
Der Bemessungswert R d des Grundbruchwiderstandes ergibt sich durch Division
des charakteristischen Grundbruchwiderstandes R n, k mit dem entsprechenden Teil-
sicherheitsbeiwert gR, v (vgl. Tafel 5-2).
Da Einwirkungen und Widerstände getrennt zu behandeln sind, ist der Einfluss
eines eventuell wirksamen Erdwiderstandes auf die Resultierende der Einwirkun-
gen aus formalen Gründen nicht ohne weiteres möglich. DIN 1054 (12.10) erlaubt
allerdings, einen Teil der einwirkenden tangentialen Bemessungslast gegen den
abgeminderten Erdwiderstand (B k < 0,5 " E p, k (dp ¼ 0)) aufzurechnen und dann erst
die Resultierende der verbleibenden Einwirkungen zu ermitteln.
Der charakteristische Grundbruchwiderstand Rn, k ergibt sich nach DIN 4017 unter
Berücksichtigung der Neigung und Exzentrizität für die geotechnische Bemessung
von Einzel- und Streifenfundamenten im Zustand GEO-2 aus (s. auch Bilder 6-4 bis
6-6)
R n , k ¼ a 0 " b 0 " s 0f
s 0f ¼ c " N c þ g 1 " d " N d þ g 2 " b 0 " N b :
|fflfflffl{zfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl}
Einfluss Kohäsion Gründungs- Gründungs-
tiefe breite

Bild 6-4 Grundbruch unter einem lotrecht Bild 6-5 Lage der ungünstigsten Gleitfläche
und mittig belasteten Gründungs- für mittige und lotrechte Last bei
körper bei einheitlicher Schich- einheitlicher Schichtung
tung im Bereich des Gleitkörpers

1258
Flach- und Fl!chengr"ndungen

Bild 6-6 Grundbruch unter einem schräg und außermittig belasteten Fundament

Zur Ermittlung des charakteristischen Grundbruchwiderstandes Rn, k ist bei konsoli-


dierten Verhältnissen mit den effektiven Scherparametern j0 und c0 zu rechnen. Bei
bindigem Boden ist zu entscheiden, ob die Scherparameter des undränierten Bo-
dens (ju, cu) und/oder des dränierten Bodens (j0 , c0 ) zugrunde zu legen sind.
Außermittig belastete Streifen- und Einzelfundamente sind wie mittig belastete
Fundamente mit einer reduzierten rechnerischen Breite b0 bzw. rechnerischen Län-
ge a0 zu berechnen (bezüglich der Ermittlung von a0 bzw. b0 s. Bild 6-6). Bei Strei-
fenfundamenten wird a0 bzw. a ¼ 1,0 m.
Die Beiwerte Nc , Nd und Nb setzen sich als Produkt aus den Tragfähigkeitsbeiwer-
ten, Formbeiwerten, Lastneigungsbeiwerten, Geländeneigungsbeiwerten und Sohl-
neigungsbeiwerten zusammen:
N c ¼ N c0 " n c " i c " lc " x c
N d ¼ N d0 " nd " i d " ld " x d
N b ¼ N b0 " nb " i b " lb " x b
N c0; N d0; N b0 sind Tragfähigkeitsbeiwerte für den Einfluss der Kohäsion, der seitli-
chen Auflast und der Gründungsbreite. Sie hängen wie folgt vom Reibungswinkel
j0 ab:
0
N d0 ¼ tan2 ð45 þ j0 =2Þ " ep " tan j
N b0 ¼ ðN d0 # 1Þ " tan j0
N c0 ¼ ðN d0 # 1Þ=tan j0
Da der Rechenwert j0 ein charakteristischer Bodenkennwert ist, können die Trag-
fähigkeitsbeiwerte anstelle einer Berechnung auch aus Tafel 6-4 mit j als Ein-
gangswert entnommen werden.

Tafel 6-4 Tragfähigkeitsbeiwerte N


j 0, 5, 10, 15, 20, 22,5, 25, 27,5, 30, 32,5, 35, 37,5, 40, 42,5,
Nc0 5,0 6,5 8,5 11,0 15,0 17,5 20,5 25 30 37 46 58 75 99 17
Nd0 1,0 1,5 2,5 4,0 6,5 8,0 10,5 14 18 25 33 46 64 92
Nb0 0 0 0,5 1,0 2,0 3,0 4,5 7 10 15 23 34 53 83

Ferner sind:
n c ; n d; n b Formbeiwert aus Tafel 6-5
i c ; i d; i b Lastneigungsbeiwerte aus Tafel 6-6 und für den Fall ju ¼ 0
cu > 0 aus Tafel 6-7
lc; ld; lb Geländeneigungsbeiwert aus Tafel 6-8
x c ¼ x d ¼ x b ¼ e#0,045 " a " tan j
0
Sohlneigungsbeiwerte für j0 > 0, c 0 1 0
(a Neigungswinkel der Gründungssohle, s. Bild 6-8)

1259
Geotechnik
Tafel 6-5 Formbeiwerte1 Þ 1
) Bei außermittiger Belastung tre-
Streifen Rechteck Quadrat/Kreis ten für die Ermittlung von n0 an
nd " Nd0 ! 1 nd " Nd0 ! 1 Stelle von a und b die reduzierten
nc (j = 0) 1,0 Seiten a0 und b 0
Nd0 ! 1 Nd0 ! 1
b
nc (j ¼ 0) 1,0 1,0 þ 0,2 1,2
a
b
nd 1,0 1,0 þ sin j 1 þ sin j
a
b
nb 1,0 1,0 ! 0,3 0,7
a
Bei lotrechter Orientierung der resultierenden Last, bei waagerechter Geländeober-
fläche und waagerechter Sohle werden:
ic ¼ id ¼ ib ¼ 1 l c ¼ ld ¼ lb ¼ 1 x c ¼ xd ¼ xb ¼ 1
Tafel 6-6 Lastneigungsbeiwerte für den Fall j0 > 0; c0 > 0 (Endzustand)
Lastneigungs- ib id ic
winkel
mþ1 m
d>0 (1 ! tan d) (1 ! tan d) id " Nd0 ! 1
d<0 cos d " ð1 ! 0,04 " dÞð0,64þ0,028"jÞ cos d " ð1 ! 0,0244 " dÞð0,03þ0,04"jÞ Nd0!1

Hierin bedeuten
TK
— tan d ¼ (Lastneigungswinkel, s. Bilder 6-6 bis 6-8) d ist positiv, wenn die Tan-
NK
gentialkomponente TK in Richtung auf die passive Rankine-Zone des Grund-
bruchkörpers weist (s. Bild 6-6 links).
— m ¼ ma " cos2 w þ mb " sin2 w
mit w – der im Grundriss gemessene Winkel von TK gegenüber der Richtung
von a bzw. a0
ma ¼ ð2 þ a0 =b 0 Þ=ð1 þ a0 =b 0 Þ
mb ¼ ð2 þ b 0 =a0 Þ=ð1 þ b 0 =a0 Þ

Tafel 6-7 Lastneigungsbeiwerte für den Fall ju ¼ 0; c u > 0 (Anfangszustand)


sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Tk
ic ¼ 0,5 þ 0,5 1 ! 0 i d ¼ 1,0 i b entfällt
A cu

Diese Werte gelten für die Anfangsstandsicherheit bindiger Böden, insbesondere Tone, mit
sogenannter Nullreibung für TK parallel b0 und a0 .
Tafel 6-8 Geländeneigungsbeiwerte
Fall lb ld lc
j0d > 0; c 0 > 0 (1 ! 0,5 tan b)6 (1 !tan b)1,9
0
(Nd0 " e!0,0349 b " tan j ! 1)/(Nd0 ! 1)
j0d ¼ 0; cu > 0 entfällt 1,0 1 ! 0,4 tan b

Bild 6-7 Berücksichtigung einer Berme Bild 6-8 Formelzeichen bei der Berücksich-
tigung einer geneigten Sohle

1260
Flach- und Fl!chengr"ndungen

Berücksichtigung einer Bermenbreite. Der Tragfähigkeitsnachweis ist in diesem


Falle mit einer Ersatzeinbindetiefe d 0 nach folgender Gleichung zu führen (s.
Bild 6-7):
d 0 ¼ d þ 0,8 " s " tan b
Eine Vergleichsrechnung mit b ¼ 0 und d 0 ¼ d ist erforderlich. Der kleinere Wert für
den Grundbruchwiderstand ist maßgebend.
Durchstanzen. Wenn der Baugrund aus
gesättigtem bindigen Boden und einer
kohäsionslosen Deckschicht besteht
(Bild 6-9), deren Dicke d1 geringer ist
als die zweifache Fundamentbreite b,
dann muss der Bemessungswert des
Grundbruchwiderstands nach der
Durchstanzbedingung ermittelt werden.
Dabei darf zur Ermittlung der Ersatzfun-
damentfläche auf der bindigen Schicht
in der körnigen Deckschicht unter der
Fundamentfläche ein Lastverteilungs-
winkel von 7, gegen die Lotrechte an-
gesetzt werden. Mit dieser Ersatzfläche Bild 6-9 Fundament auf geschichtetem
ist der Grundbruchnachweis unter Be- Untergrund (Durchstanzen)
rücksichtigung des Gewichts der Deck-
schicht als Einwirkung und deren Dicke bei der Einbindetiefe mit den Bodenkenn-
größen der unterlagernden Schicht zu führen.

6.4.3 Nachweis der Gleitsicherheit


Eine ausreichende Sicherheit gegen Gleiten wird eingehalten, wenn nach DIN EN
1997-1 für den Grenzzustand GEO-2 folgende Bedingung erfüllt ist:
H d < R d þ R p; d (vgl. Bild 6-10) .
Hd Bemessungswert der parallel zur Sohlflä-
che gerichteten Komponente der resultie-
renden Beanspruchung, berechnet aus
der ungünstigsten Kombination ständi-
ger und veränderlicher Einwirkungen,
Rd Bemessungswert des in der Sohlfläche
verfügbaren Gleitwiderstandes,
Rp; d Bemessungswert der sohlflächenparal-
lelen Komponente des Erdwiderstan-
des.
Die mit charakteristischen Werten er- Rp;d Hd
mittelten Beanspruchungen werden ge- Rd
trennt für ständige und für veränderli-
che Einwirkungen in eine Komponente
Bild 6-10 Prinzip des Nachweises der Gleit-
sicherheit
17
normal (N k) und eine Komponente tan-
gential zur Sohlfläche (T k) aufgeteilt.
Die einzelnen Komponenten werden anschließend durch Multiplikation mit den da-
zugehörigen Teilsicherheitsbeiwerten in Bemessungswerte umgewandelt und zum
Bemessungswert der Gesamtbeanspruchung additiv zusammengesetzt:
z. B. für die Tangentialkomponente: H d ¼ T G, k " gG þ T Q, k " gQ .
Der Bemessungswert R d des Gleitwiderstandes errechnet sich durch Division des
charakteristischen Gleitwiderstandes R t, k mit dem entsprechenden Teilsicherheits-
beiwert gR, h (vgl. Tafel 5-2).

1261
Geotechnik

Im Gegensatz zur erwünschten getrennten Behandlung von Einwirkungen und


Widerständen ergibt sich beim Gleitwiderstand eine direkte Abhängigkeit des sohlflä-
chenparallelen Widerstandes von der senkrecht zur Sohlfläche auftretenden Einwirkung.
Der charakteristische Gleitwiderstand R t, k in der Sohlfläche beträgt:
A " cU bei unkonsolidierten Verhältnissen (Anfangszustand),
N k " tan dS, k bei konsolidierten Verhältnissen (Endzustand),
0
N k " tan j’k þA " ck bei konsolidierten Verhältnissen und einer Fundamentform, die
eine Bruchfläche im Boden erzwingt (z. B. Fundamentsporn),
mit A — die für die Kraftübertragung maßgebende Sohlfläche, bei exzentrischer Resultieren-
den ggf. reduziert.
Der Sohlreibungswinkel dS,k darf in der Regel bei Ortbetonfundamenten mit dem
Bodenreibungswinkel gleichgesetzt werden, bei Fertigteilen ist er auf 2/3 j0k abzu-
mindern.
Der Bemessungswert R p; d des Erdwiderstandes errechnet sich durch Division des
charakteristischen Erdwiderstandes E p, k mit dem entsprechenden Teilsicherheits-
beiwert gR, e (vgl. Tafel 5-2).

6.4.4 Nachweis der Auftriebssicherheit


Das Aufschwimmen eines Gründungskörpers infolge Auftriebs oder das Abheben
von Fundamenten infolge zu großer Zugkräfte ist ein Verlust der Lagesicherheit im
Sinne des Grenzzustandes UPL. Beim Nachweis werden daher nur stabilisierende
und destabilisierende Einwirkungen miteinander verglichen.
Erfolgt die Sicherung des Gründungskörpers durch Zugpfähle oder Verpressanker,
so sind diese Elemente zusätzlich nach dem Grenzzustand GEO-2 zu bemessen.
Eine ausreichende Sicherheit gegen Aufschwimmen wird eingehalten, wenn nach
DIN EN 1997-1 für den Grenzzustand UPL folgende Bedingung erfüllt ist:
Vdst; d 2 Gstb; d þ Rd
z. B. Ak " gG, dst < Gk, stb " gG, stb þ Fs, k " gG, stb (vgl. Bild 6-11 bei nicht verankerter
Konstruktion).
Ak Die an der Unterfläche des Gründungskörpers einwirkende charakteristische Auftriebs-
kraft,
G k, stb Charakteristische günstige Einwirkung, i. d. R. Bauwerkseigengewicht
F s, k Vertikalkomponente des aktiven Erddruckes (Anpassungsfaktor 0,80) unmittelbar an
der Bauwerkswand oder einer anderen lotrechten Bodenfuge,
gi Teilsicherheitsbeiwerte für Einwirkungen im Zustand UPL (vgl. Abschnitt 5.4).
Eine ausreichende Sicherheit gegen Aufschwimmen von verankerten Konstruk-
tionen wird eingehalten, wenn nach DIN EN 1997-1 für den Grenzzustand UPL fol-
gende Bedingung erfüllt ist:

Ak " gG, dst < ðGk, stb þ Fs, k Þ " gG, stb

&%&' &%&'
þ n " Fz, k " gG, stb

Zusätzlich zu den bereits erläuterten Größen


((&%*+ bedeuten dabei:
F z, k Charakteristische Einwirkung auf ein
Zugelement,
&)&' &)&' n Anzahl gleicher Zugelemente,
'(
(ggf. unter Berücksichtigung einer Grup-
penwirkung).
Bild 6-11 Prinzip des Nachweises der Auf-
triebssicherheit

1262
Flach- und Fl!chengr"ndungen

6.5 Nachweis der Gebrauchstauglichkeit


Die Nachweise, dass für das aufgehende Bauwerk verträgliche Verschiebungen, Set-
zungen und Verdrehungen auftreten, sind dem Grenzzustand SLS zuzuordnen. Wie
bisher werden diese Nachweise unter Ansatz der charakteristischen Kenngrößen,
d. h. ohne erhöhte Partialsicherheitsbeiwerte (oder für alle Fälle: gi = 1,0) geführt.
Die Nachweise zur Gebrauchstauglichkeit können teilweise entfallen, wenn die Nach-
weise der Tragfähigkeit auch bei bestimmten ungünstigen Annahmen gelingen.

6.5.1 Zulässige Lage der Sohldruckresultierenden


Bei außermittiger Belastung darf neben der Erfüllung des Nachweises der Lagesi-
cherheit (EQU) die Exzentrizität der resultierenden Sohlbeanspruchung höchstens
so groß werden, dass infolge der nur aus ständigen charakteristischen Einwirkun-
gen ermittelten Beanspruchungen in der Gründungssohle des Fundamentes keine
klaffende Fuge auftritt. Das bedeutet, dass diese Resultierende innerhalb der 1.
Kernweite (vgl. Bild 6-2) angreifen muss. Für Rechteckfundamente gilt beispielswei-
se: e x < a /6 bzw. e y < b/6, für Kreisfundamente e < 0,33r.
Darüber hinaus ist nachzuweisen, dass die zulässige Exzentrizität infolge der Ge-
samtbeanspruchungen der Gründungssohle (alle ständigen und veränderlichen Las-
ten) zu einer klaffenden Fuge führen darf, die höchstens bis zum Schwerpunkt der
Fundamentgrundfläche reicht. Das bedeutet, dass diese Resultierende innerhalb
der 2. Kernweite liegen muss (vgl. Bild 6-2), die für Rechteckfundamente einer Ellip-
sengrundfläche entspricht. Für Kreisfundamente gilt e < 0,59r.

6.5.2 Verschiebungen in der Sohlfläche


Der Nachweis gegen unzuträgliche Verschiebungen in der Sohlfläche gilt als er-
bracht, wenn der Nachweis der Gleitsicherheit (vgl. Abschnitt 6.4.3) auch ohne An-
satz des Erdwiderstandes gelingt oder bei nachgewiesenermaßen tragfähigen Bö-
den maximal 30 % des charakteristischen Erdwiderstandes für das Gleichgewicht
der charakteristischen Kräfte parallel zur Sohlfläche ausreicht.
Anderenfalls sind gesonderte Berechnungen zu diesen Verschiebungen vorzunehmen.

6.5.3 Setzungen
Die rechnerischen Setzungen können – wie bisher – nach DIN 4019 Teil 1 und Teil 2
bzw. in Anlehnung an DIN V 4019-100 ermittelt werden.
Berechnet wird in der Regel die Gesamtsetzung. Sie ist die Summe folgender Set-
zungsanteile, die in der Berechnung mit erfasst werden (vgl. Bild 6-12):
Sofortsetzung ist der zeitunabhängige Setzungsanteil S01 durch Anfangsschubverfor-
mung (volumengetreue Gestaltänderung) bei wassergesättigten bindigen Böden und/
oder Sofortverdichtung S02 (Volumenverringerung) bei nicht wassergesättigten Böden.
17

Bild 6-12
Setzungsanteile (Setzungen
infolge einer plötzlich auf
nicht vorbelastetem Boden
aufgebrachten Last) nach
EVB

1263
Geotechnik

Konsolidationssetzung S1 ist der zeitlich vergrößerte Setzungsanteil infolge Aus-


pressen von Porenwasser und -luft bei bindigen Böden. Hinsichtlich der Größener-
mittlung der Setzungen können die weiter unten genannten Verfahren verwendet
werden. Hinsichtlich einer Prognose zur zeitlichen Setzungsentwicklung sind geson-
derte Betrachtungen erforderlich.
Kriechsetzungen infolge plastischen Fließens des Korngerüstes bindiger Böden ha-
ben nur bei hochbelasteten Gründungen oder weichen wassergesättigten Böden
Bedeutung. Ihr in der Gesamtsetzung enthaltener Anteil kann nicht gesondert be-
rechnet, jedoch bei der Berechnung der Konsolidationssetzungen bei der Festle-
gung des Steifemoduls berücksichtigt werden (s. EVB).
Hinweis: Bei sehr weichen organischen oder teilweise organischen Böden können Kriechsetzun-
gen nach Ablauf der Konsolidationssetzungen über Jahre und Jahrzehnte auftreten. Ihr Endwert
ist praktisch nicht berechenbar und mithin in der berechneten Gesamtsetzung nicht enthalten.
Berechnungsmodell des Baugrundes ist das vereinfachte Schichtenbild auf der
Grundlage von Aufschlüssen und Untersuchungen nach DIN 4020, unterteilt in eine
oder wenige Schichten, für die beim Rechenverfahren mit Setzungsformeln die
Kenngröße für die Zusammendrückbarkeit ggf. durch Mittelbildung oder beim Re-
chenverfahren mit dem Druckstauchungsdiagramm eine kennzeichnende Druckset-
zungslinie festgelegt wird.
Die Setzungen werden in der Regel für den kennzeichnenden Punkt K ermittelt, in
dem sich für starre und schlaffe Lasten der gleiche rechnerische Setzungswert er-
gibt (s. Bild 6-16b).
Grenztiefe bis zu der die Setzungen zu ermitteln sind. Von den folgenden Kriterien
ist die jeweils geringste Grenztiefe ts anzusetzen.
a) Grenze zwischen zusammendrückbarem und im Vergleich dazu unzusammen-
drückbarem Baugrund
b) Beim Verhältnis i " s 1 =sü ¼ 0,2 (s. Bild 6-16a).
c) Näherungsweise darf als Grenztiefe die zweifache Fundamentbreite b bei sich
nicht beeinflussenden Einzelfundamenten angenommen werden.
Ansatz der Lasten: Da selbst im bindigen Baugrund kurzfristig wirkende Lasten
keine Konsolidierung hervorrufen, genügt es, nur die ständigen und wahrscheinlich
langfristig wirkenden Verkehrslasten bei der Ermittlung der Setzungen anzusetzen.
Ferner sind die Bodenspannungen aus benachbarten Fundamenten, Bauwerken
oder Schüttungen bei der Setzungsberechnung mit zu berücksichtigen.
Dynamische Kräfte verursachen im bindigen Boden um so geringere Setzungen,
je größer die Konsistenzzahl und die Plastizitätszahl des Bodens sowie die Be-
lastungsgeschwindigkeiten sind. Ihr Einfluss auf die Setzungen kann deshalb im
allgemeinen (außer bei Schornsteinen und Türmen) unberücksichtigt bleiben.

6.5.3.1 Berechnung der Gesamtsetzung mit Setzungsformeln


Lotrechte mittige Lasten:
s m ¼ s z " b " f =E m
sm Setzungsanteil aus mittiger Last
s z mittlere Erstbelastung des Baugrundes unter dem Gründungskörper (Setzungserzeugende
Spannung: sz ¼ s 0 ! g " t, d. h. abzüglich Aushub)
b Kleinere Fundamentseite (Breite) des Gründungskörpers
f Setzungsbeiwert, für den kennzeichnenden Punkt K einer Rechtecklast fK aus Tafel 6-9
bzw. für den Eckpunkt einer schlaffen Rechtecklast f aus Tafel 6-10
Em Mittlerer Zusammendrückungsmodul, für die ganze zusammendrückbare Schicht ideali-
siert als konstant angenommen
Für starre Kreisplatten auf unendlich ausgedehntem homogen elastisch-isotropen
Halbraum mit konstanten Steifemoduln gilt:
s ¼ 1,5 " s z " r =E m r ¼ Radius der Kreisplatte

1264
Flach- und Fl!chengr"ndungen
Tafel 6-9 Setzungsbeiwert fK für den kennzeichnenden Punkt K einer Rechtecklast nach Kany [9]1)
z/b a/b ¼ 1,0 a/b ¼ 1,5 a/b ¼ 2,0 a/b ¼ 3,0 a/b ¼ 5,0
0,2 0,1764 0,1816 0,1842 0,1865 0,1870
0,4 0,2891 0,3072 0,3203 0,3288 0,3340
0,6 0,3711 0,3997 0,4213 0,4401 0,4545
0,8 0,4361 0,4737 0,5023 0,5307 0,5563
1,0 0,4881 0,5347 0,5693 0,6066 0,6430
1,5 0,5796 0,6472 0,6963 0,7505 0,8073
2,0 0,6381 0,7242 0,7848 0,8530 0,9280
3,0 0,7031 0,8192 0,8948 0,9860 1,0890
1
) Weitere Tafeln und Tabellen sowie Literaturhinweise auf solche siehe EVB

Tafel 6-10 Einflusswerte f für die Setzungen des Eckpunkts einer schlaffen Rechtecklast (nach Kany)
z/b a/b ¼ 1,0 a/b ¼ 1,5 a/b ¼ 2,0 a/b ¼ 3,0 a/b ¼ 5,0 a/b ¼ 10,0 a/b ¼ 1
0,000 0,0000 0,0000 0,0000 0,0000 0,0000 0,0000 0,0000
0,125 0,0313 0,0313 0,0313 0,0313 0,0313 0,0313 0,0313
0,375 0,0931 0,0933 0,0933 0,0934 0,0934 0,0934 0,0934
0,625 0,1512 0,1528 0,1531 0,1533 0,1533 0,1534 0,1534
0,875 0,2027 0,2073 0,2085 0,2096 0,2093 0,2094 0,2094
1,250 0,2684 0,2799 0,2835 0,2859 0,2858 0,2861 0,2861
1,750 0,3289 0,3525 0,3615 0,3678 0,3691 0,3696 0,3696
2,500 0,3919 0,4328 0,4517 0,4665 0,4713 0,4726 0,4726
3,500 0,4366 0,4940 0,5249 0,5525 0,5672 0,5713 0,5716
5,000 0,4771 0,5514 0,5961 0,6431 0,6740 0,6850 0,6862
7,000 0,5025 0,5884 0,6437 0,7077 0,7602 0,7862 0,7904
9,000 0,5171 0,6098 0,6717 0,7467 0,8168 0,8596 0,8692
11,000 0,5267 0,6238 0,6901 0,7725 0,8564 0,9154 0,9324
13,500 0,5350 0,6361 0,7064 0,7960 0,8926 0,9702 0,9984
16,500 0,5413 0,6454 0,7190 0,8143 0,9217 1,0176 1,0617
19,000 0,5450 0,6509 0,7263 0,8251 0,9390 1,0471 1,1060
20,000 0,5462 0,6537 0,7286 0,8286 0,9447 1,0570 1,1219

Kenngrößen für die Zusammendrückbarkeit sind der


a) Zusammendrückungsmodul Em, zurückgerechnet aus Setzungsbeobachtungen
nach DIN 4107 vergleichbarer Gründungen auf vergleichbarem Baugrund,
b) Steifemodul Es aus eindimensionalen Kompressionsversuchen an bindigen Bö-
den nach DIN 18135, Ermittlung nach Bild 6-16c.
c) Elastizitätsmodul E aus Triaxialversuchen an bindigen Böden nach DIN 18137-2,
d) Verformungsmodul Ev aus Plattendruckversuchen nach DIN 18134, wenn zuver-
lässige Vergleiche mit anderen Versuchen gezogen werden können,
e) ferner, insbesondere bei nicht bindigen Böden, aus Sondierungen (DIN 4094) so-
wie Erfahrungswerten aus Tabellen, wenn keine Setzungsmeßergebnisse, Son-
dierergebnisse und Bodenproben vorliegen (EVB).

Tafel 6-11 Näherungsweise Beziehungen zwischen E , E s und E v nach EVB (Poisson-Zahl


0 < n < 0,5)
1
Elastizitätsmodul
2
Steifemodul
3
Verformungsmodul
17
E Es Ev
1 E 1 1 ! n ! 2n2 E ¼ ð1 ! n2 Þ " Ev
E¼ " Es
1!n
1!n ð1 ! nÞ ð1 ! n2 Þ
2 Es Es ¼ "E 1 Es ¼ " Ev
1 ! n ! 2n2 1 ! n ! 2n2
1 1 ! n ! 2n2
3 Ev Ev ¼ "E Ev ¼ " Es 1
1 ! n2 ð1 ! nÞ ð1 ! n2 Þ

Bei Vernachlässigung des Querdehnungsverhaltens durch den Ansatz n ¼ 0 gilt E ¼ Es ¼ Ev

1265
Geotechnik

Durch zahlreiche Auswertungen von Setzungsberechnungen ist belegt, dass die tat-
sächlichen Setzungen kleiner ausfallen als die auf der Basis von Kompressionsversu-
chen berechneten. Nach EVB sollen Korrekturfaktoren zur Anpassung der Berech-
nungsergebnisse zweckmäßig aufgrund von Erfahrungen und Beobachtungen vom
Bodengutachter festgelegt werden. Sofern nicht genauere Erfahrungen vorhanden
sind, können nach DIN 4019-1 zur Korrektur der berechneten Setzungen folgende Bei-
werte nach Tafel 6-12 eingesetzt werden.
Tafel 6-12 Mittlere Korrekturbeiwerte nach DIN 4019-1
Bodenart k
Sand und Schluff 2/3
einfach verdichteter und leicht überverdichteter Ton (nicht od. leicht vorbelastet) 1
stark überverdichteter Ton (stark geol. vorbelastet) 1/2 bis 1

Bei geschichtetem Baugrund kann die Setzung aus folgender Gleichung ermittelt
werden: " #
f1 f2 # f1 f3 # f2 fn # fn#1
S ¼ sz " b þ þ þ ... þ
Em1 Em2 Em3 Emn
mit fn Setzungsbeiwert für die Unterkante der betrachteten Bodenschicht,
fn!1 Setzungsbeiwert für die Oberkante der betrachteten Bodenschicht.

Lotrechte ausmittige Lasten:


Ermittlung der Schiefstellung eines rechteckigen Gründungskörpers
s Gesamtsetzung der Eck- oder Randpunkte
s ¼ s m ) Ds x ) Ds y sm Setzungsanteil aus mittiger Last (s. o.)
Ds Setzungsanteil der Eck- oder Randpunkte aus V " ea ¼ My oder V " eb ¼ Mx
2 " V " ea
Dsx ¼ 2 f ðs, DsÞ für ein Moment um die y-Achse (Bild 6-13)
a " Em s
2 " V " eb
Dsy ¼ 2 fs ðs, DsÞ für ein Moment um die x-Achse (Bild 6-14)
b " Em

Bild 6-13 Beiwerte f (s, Ds) zur Berechnung Bild 6-14 Beiwerte f (s, Ds) zur Berechnung
der Verkantung )Ds bei in x- der Verkantung )Ds bei in y-
Richtung ausmittiger Belastung Richtung ausmittiger Belastung
des Fundamentes des Fundamentes

1266
Flach- und Fl!chengr"ndungen

Sonderfälle:
Ermittlung der Schiefstellung von Gründungsstreifen oder kreisförmigen Grün-
dungskörpern mit geschlossenen Formeln:
12 " M
tan a ¼ für Gründungsstreifen (e < b/4)
p " b 2 Em
9M % r&
tan a ¼ für Kreisplatten und flächengleiche Quadrate e <
3
16 " r " Em 3
Hinsichtlich der zulässigen Schiefstellung kann folgende !bersicht verwendet wer-
den. !bliche Toleranzen liegen bei 1 : 500 bis 1 : 300.

! Winkelverdrehung
` Grenze für setzungsempfindliche Maschinen
´ Schadensgrenze für Rahmen mit Ausfachung
ˆ Sicherheitsgrenze für Vermeidung jeglicher Risse
˜ Grenze für erste Risse in tragenden Wänden;
Schwierigkeiten bei ausladenden Kränen
¯ Augenscheinliche Schiefstellung hoher starrer
Bauwerke
˘ Erhebliche Risse in tragenden Wänden;
Sicherheitsgrenze für Ziegelwände h=l < 1=4;
Schadensgrenze für Hochbauten allgemein
˙ Schiefer Turm von Pisa
Bild 6-15 Schadenskriterien für Winkelverdrehungen infolge lotrechter Verschiebungen bei
Muldenlagerung nach DIN 4019 V-100

6.5.3.2 Berechnung der Gesamtsetzung mithilfe der lotrechten Spannungen


Bei diesem Verfahren wird der maßgebende Steifemodul i. d. R. ebenfalls als Kons-
tante angenommen. Er kann aus dem Kompressionsversuch ermittelt bzw. nach
örtlicher Erfahrung oder aus Setzungsmessungen festgelegt werden.
Bei geschichtetem Baugrund sind die berücksichtigten Bodenschichten soweit in
Teilschichten zu unterteilen, dass die Spannungslinien einigermaßen stetig verlau-
fen.
Der für die Setzung einer Teilschicht maßgebende Druck (Erstbelastung) ist die
Differenz zwischen der Belastung vor Beginn (i. d. R. die Eigenlast des Bodens)
und nach Vollendung der Baumaßnahmen (s. Bild 6-16a). Die Spannungsausbrei-
tung unter dem Bauwerk kann dabei nach den Tafeln 6-13 bis 6-15 ermittelt wer-
den. 17
Tafel 6-13 Tabellenberechnung bei Verwendung von Drucksetzungslinien

Berechnung der Druckverteilung im Baugrund nach Bild 6-16a

Ordinate z s ü¯ ¼ g(d þ z) z/b i s 1 ¼ i " s 00 s ü þ s 1

in m in m in kN/m2 — — in kN/m2 in kN/m2

i Einflusswerte für lotrechte Spannungen unter dem charakteristischen Punkt aus Tafel 6-14
oder 6-15

1267
Geotechnik

a) Druckverteilung im Baugrund aus Eigenlast des Bodens und Bauwerkslast

b) Lage des kennzeichnenden c) Drucksetzungslinie mit Bestimmung des mittleren


Punktes Steifemoduls E s

Bild 6-16 Schema einer allgemeinen Setzungsberechnung für eine einheitliche Schicht

Tafel 6-14 Einflusswerte i für die lotrechten Spannungen unter dem kennzeichnenden Punkt
einer Rechtecklast nach Kany [9]
a/b
z/b 1,0 1,5 2,0 3,0 5,0 10,0 1
0,05 0,9811 0,9819 0,9884 0,9894 0,9895 0,9897 0,9896
0,10 0,8984 0,9280 0,9372 0,9425 0,9443 0,9447 0,9447
0,15 0,7898 0,8351 0,8623 0,8755 0,8824 0,8830 0,8839
0,20 0,6947 0,7570 0,7883 0,8127 0,8335 0,8262 0,8264
0,30 0,5566 0,6213 0,6628 0,7053 0,7301 0,7376 0,7387
0,50 0,4088 0,4622 0,5032 0,5550 0,6032 0,6264 0,6299
0,70 0,3249 0,3706 0,4041 0,4527 0,5066 0,5473 0,5552
1,00 0,2342 0,2786 0,3078 0,3488 0,4008 0,4504 0,4674
1,50 0,1438 0,1830 0,2098 0,2387 0,2779 0,3303 0,3604
2,00 0,0939 0,1279 0,1475 0,1749 0,2057 0,2479 0,2883
3,00 0,0473 0,0672 0,0823 0,1043 0,1280 0,1575 0,2025

1268
Pfahlgr"ndungen
Tafel 6-15 Einflusswerte i für die lotrechten Baugrundspannungen unter dem Eckpunkt einer
schlaffen Rechtecklast (nach Steinbrenner)
Tiefe/Breite Dimensionslose Beiwerte i
z/b a/b ¼ 1,0 a/b ¼ 1,5 a/b ¼ 2,0 a/b ¼ 3,0 a/b ¼ 5,0 a/b ¼ 10,0 a/b ¼ 1
0,25 0,2473 0,2482 0,2483 0,2484 0,2485 0,2485 0,2485
0,50 0,2325 0,2378 0,2391 0,2397 0,2398 0,2399 0,2399
0,75 0,2060 0,2182 0,2217 0,2234 0,2239 0,2240 0,2240
1,00 0,1752 0,1936 0,1999 0,2034 0,2044 0,2046 0,2046
1,50 0,1210 0,1451 0,1561 0,1638 0,1665 0,1670 0,1670
2,00 0,0840 0,1071 0,1202 0,1316 0,1363 0,1374 0,1374
3,00 0,0447 0,0612 0,0732 0,0860 0,0959 0,0987 0,0990
4,00 0,0270 0,0383 0,0475 0,0604 0,0712 0,0758 0,0764
6,00 0,0127 0,0185 0,0238 0,0323 0,0431 0,0506 0,0521
8,00 0,0073 0,0107 0,0140 0,0195 0,0283 0,0367 0,0394
10,00 0,0048 0,0070 0,0092 0,0129 0,0198 0,0279 0,0316
12,00 0,0033 0,0049 0,0065 0,0094 0,0145 0,0219 0,0264
15,00 0,0021 0,0031 0,0042 0,0061 0,0097 0,0158 0,0211
18,00 0,0015 0,0022 0,0029 0,0043 0,0069 0,0118 0,0177

Die Teilsetzung jeder Schicht ist gleich der zugehörigen Spannungsfläche DA, ge-
teilt durch den mittleren Steifemodul Es dieser Schicht. Die Summe der Teilsetzun-
gen ergibt dann die gesamte rechnerische Setzung bzw. Konsolidationssetzung.
Zeitlicher Verlauf der Setzungen. Ist t1 die Setzungszeit eines Versuchskörpers von
der Höhe h1, so ergibt sich die Setzungszeit t2 einer natürlichen Schicht von der
Höhe h2 unter einem Bauwerk zu t2 ¼ t1(h2/h1)2, sofern die Entwässerungsbedin-
gungen im Versuch und in situ gleich sind. Die Größen h1 und h2 entsprechen hier-
bei jeweils dem maximal erforderlichen Sickerweg eines Wasserteilchens, d. h. bei
beidseitiger Entwässerungsmöglichkeit der halben Schichtdicke, bei einseitiger Ent-
wässerung der gesamten Schichtdicke.
Besonderheiten bei Pfählen: Da es nicht möglich ist, bei Pfählen die aufzunehmen-
den Lasten eindeutig über Mantelreibung und Spitzendruck aufzuteilen und die
Lastverteilung im Baugrund anzugeben, gibt es kein anerkanntes Berechnungsver-
fahren für die Ermittlung der Setzungen von Einzelpfählen und Pfahlgruppen. Die
lotrechten Verschiebungen eines Pfahls lassen sich daher i. d. R. nur mithilfe von
Widerstands-Setzungslinien aufgrund von statischen Probebelastungen oder von
Erfahrungswerten bestimmen.

6.5.4 Verdrehungen
Der Nachweis gegen unzuträgliche Verdrehungen gilt i. d. R. als erbracht, wenn die
Zulässigkeit der Lage der Resultierenden nach 6.5.1 nachgewiesen ist. In besonde-
ren Fällen sind besondere rechnerische Untersuchungen (siehe z. B. Bild 6-13 und
6-14) vorzunehmen.

7 Pfahlgründungen
17
7.1 Abgrenzung, Schutzanforderungen und Untersuchungen
Pfahlgründungen sind Einzelgründungen mit größerer Einbindetiefe, bei denen die
Lasten über auf Normalkraft und/oder Biegung beanspruchte stabförmige Bauteile
in den Baugrund übertragen werden.
Der entsprechende Abschnitt 7 der DIN EN 1997-1 gilt für Bohrpfähle, Verdrän-
gungspfähle und so genannte Minipfähle (Bohrpfähle bzw. Verdrängungspfähle
mit einem maximalen Durchmesser von 300 mm bzw. 150 mm). Pfahlähnliche
Gründungselemente, wie z. B. Betonrüttelsäulen, Schlitzwandelemente oder im Dü-
senstrahlverfahren hergestellte Säulen unterliegen einer anderen Normung.

1269
Geotechnik

Während die Bemessung von Pfählen getrennt in DIN EN 1997-1 geregelt ist, sind
für die Herstellungsverfahren und -toleranzen sowie die Qualitätssicherung folgen-
de europäischen Ausführungsnormen für den Spezialtiefbau maßgebend:
DIN EN 1536 Bohrpfähle,
DIN EN 12699 Verdrängungspfähle,
E DIN EN 12794 Vorgefertigte Gründungspfähle aus Beton,
DIN EN 14199 Pfähle mit kleinen Durchmessern (Mikropfähle).
Bei der Wahl des Herstellungsverfahrens sind insbesondere die Verformungs- und
Erschütterungsempfindlichkeit vorhandener baulicher Anlagen zu beachten. Es ist
grundsätzlich ein Beweissicherungsverfahren zu empfehlen.
Neben den üblichen Anforderungen an die bei einer Pfahlgründung notwendigen
Erkundungen sind folgende Untersuchungen erforderlich:
— Untersuchung des Grundwassers und des Bodens auf betonangreifende
(DIN 4030) und/oder stahlkorrosionsfördernde Stoffe (DIN 50929-3) sowie des
Bodens auf Ramm- und Bohrhindernisse,
— für mit Suspensionsstützung hergestellte Bohrpfähle die Untersuchung des
Grundwassers und des Bodens auf Eigenschaften, welche die Stabilität einer
stützenden Flüssigkeit beeinträchtigen können,
— für Verdrängungspfähle die Untersuchung, ob durch den Ramm- oder Rüttelvor-
gang die Scherfestigkeit des Bodens beeinträchtigt wird (Porenwasserüberdruck
mit Herabsetzung der Scherfestigkeit bzw. bleibender Festigkeitsverlust in sen-
sitiven bindigen Böden), insbesondere bei der Beurteilung der Auswirkung der
Maßnahme auf benachbarte bauliche Anlagen; des weiteren, ob bei den gege-
benen Baugrundfestigkeiten die Pfähle überhaupt auf planmäßige Tiefe ge-
bracht werden können,
— für Ortbetonpfähle die Untersuchung, ob die anstehenden Böden den Druck
des Frischbetons aufnehmen können.

7.2 Bemessungsgrundlagen
Pfahlgründungen sind fast ausnahmslos den Geotechnischen Kategorien GK2 oder
GK3 zuzuordnen (s. Kapitel 1).
In den meisten Fällen wird die Kategorie GK2 (Gründungen unter Berücksichtigung
des Setzungsverhaltens, Pfahlwiderstände aus Erfahrungswerten, Pfähle mit akti-
ver Beanspruchung quer zur Pfahlachse, negative Mantelreibung o. #.) maßgebend
sein, in besonderen Fällen die Kategorie GK3 (flache Zugpfähle, Pfähle mit passiver
Beanspruchung quer zur Pfahlachse, hochausgelastete Gründungen mittels mantel-
und fußverpresster Pfähle, KPP o. #.). Eine Zuordnung zur Kategorie GK1 kann
nahezu ausgeschlossen werden, da in diesem Falle die günstigen Baugrundverhält-
nisse üblicherweise keine Pfahlgründung erfordern.
Aufgrund der Anpassung an das Partialsicherheitskonzept und eine einheitliche
Sprache ergeben sich insbesondere für den Querschnitt und den Pfahlmantel fol-
gende Bezeichnungen:
R Pfahlwiderstand des Einzelpfahles („resistance“), [MN oder kN]
Rb Pfahlfußwiderstand des Einzelpfahles („base resistance“), [MN oder kN]
Rs Pfahlmantelwiderstand des Einzelpfahles („shaft resistance“), [MN oder kN]
qb Pfahlspitzenwiderstand, [MN/m2 , kN/m2 ]
qs Pfahlmantelwiderstand, [MN/m2 , kN/m2 ]
qc Spitzenwiderstand der Drucksonde („cone resistance“), [MN/m2 ]
tn negative Mantelreibung, [MN/m2 , kN/m2 ]
s1 Setzung im Grenzzustand der Tragfähigkeit, [cm]
s2 Setzung im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit, [cm]

1270
Pfahlgr"ndungen

sg Grenzsetzung [cm]
s sg Grenzsetzung beim Pfahlmantelwiderstand, [cm]
Db Pfahlfußdurchmesser, [m]
Ds Pfahlschaftfußdurchmesser, [m]
Ab Nennwert der Pfahlfußfläche, [m2 ]
As Nennwert der Pfahlmantelfläche. [m2 ]
Für die jeweilige Bemessung ist die Größe und Neigung der resultierenden Bean-
spruchung der Pfähle mit charakteristischen Werten zu ermitteln. Im Allgemeinen
werden die Pfähle durch ständige und veränderliche Beanspruchungen belastet.
Alle Beanspruchungen sind insbesondere nach ihrer Dauer zwingend einer dieser
beiden Gruppen zuzuordnen, da für ständige und veränderliche Beanspruchungen
unterschiedliche Teilsicherheitsbeiwerte gelten.
Die ausreichende Tragsicherheit eines Einzelpfahles ist für den Grenzzustand GEO-2
nachzuweisen (Tragfähigkeitsverlust des Bodens in der Pfahlumgebung).
Zusätzlich ist der Sicherheitsnachweis gegen Materialversagen nach den für den
jeweils verwendeten Baustoff gültigen Bauartnormen zu führen (Bauteilversagen;
also im eigentlichen Sinne kein geotechnischer Nachweis).
Bei den einzelnen Nachweisen wird nach Belastungen in Achsrichtung des Pfahles
und Belastungen quer zur Pfahlachse unterschieden.
Die Nachweise der Gebrauchstauglichkeit erfolgen – wie gewohnt – sowohl für die
Beanspruchungen als auch für die Widerstände mit charakteristischen Werten.

7.3 Nachweis der Tragfähigkeit


(Belastung in Richtung der Pfahlachse)

7.3.1 Allgemeines

Eine ausreichende Tragsicherheit für einen axial belasteten Einzelpfahl wird einge-
halten, wenn nach DIN EN 1997-1 für den Grenzzustand GEO-2 folgende Bedingung
erfüllt ist:
F c; d < R c; d (Druckpfahl) F c; d, F t; d Bemessungswert der resultierenden Druck-
oder Zugbeanspruchung, berechnet aus der
bzw. ungünstigsten Kombination axial wirkender
F t; d < R t; d (Zugpfahl) Einwirkungen,
R c; d, R t; d Bemessungswert des Pfahlwiderstandes.
Bei der Berechnung des Bemessungswertes der Pfahlbeanspruchung (Multiplikati-
on der charakteristischen Beanspruchungen mit von der Bemessungssituation ab-
hängigen Partialsicherheiten) sind wie bisher ständige und veränderliche Einwir-
kungen sinnvoll zu kombinieren. Der einfache Fall ergibt sich für Gründungspfähle
ohne Wechselbelastung, z. B.

F c; d ¼ E G, k " gG þ E Q, k " gQ 17
Bei Wechselbeanspruchungen (Druck-Zug) bzw. Pfählen zur Sicherung eines Bau-
werkes gegen Abheben sind gesonderte !berlegungen erforderlich.
Der Bemessungswert R d des Pfahlwiderstandes ergibt sich durch Division des cha-
rakteristischen Pfahlwiderstandes R 1, k mit dem von der Belastungsart (Zug oder
Druck) abhängigen, aber von der Bemessungssituation unabhängigen Teilsicher-
heitsbeiwerten (vgl. Tafel 5-2, Abschnitt 5.4). Der charakteristische Pfahlwiderstand
eines Einzelpfahles ist dabei aufgrund von statischen – oder unter bestimmten Vor-
aussetzungen auch durchführbaren dynamischen – Probebelastungen oder auf-
grund von gesicherten Erfahrungswerten festzulegen.

1271
Geotechnik

Wird der charakteristische Pfahlwiderstand R1, k aus einer statischen Probebelas-


tung ermittelt, so ist der aus den Versuchen erhaltene zahlenmäßige Grenzwider-
stand durch einen Streuungsfaktor abzumindern, der von der Anzahl der Probe-
belastungen und der Frage abhängig ist, ob man für die Festlegung des
Pfahlwiderstandes den Mittelwert (Index mitt) oder den Mindestwert (Index min)
der Probebelastungsergebnisse zugrunde legt:
R1, k ¼ MIN ðRmitt =x1 ; Rmin =x2 Þ
DIN 1054 (12.10) empfiehlt hierzu folgende Zahlenwerte:

Tafel 7-1 Streuungsfaktoren zur Ableitung charakteristischer Pfahlwiderstände aus statischen


Probebelastungen
n 1 2 3 4 >5
x1 1,35 1,25 1,15 1,05 1,00
x2 1,35 1,15 1,00 1,00 1,00
(n – Anzahl der probebelasteten Pfähle)

Für die Mehrzahl der Anwendungen wird aus Kostengründen immer noch eine Be-
messung aufgrund von Erfahrungswerten erfolgen. Für diese Bemessung finden
sich in den EA-Pfähle (2007) überarbeitete und ergänzte Bemessungsgrundlagen
(Widerstandsermittlung) für verschiedene Pfahltypen und damit die übersichtlichs-
ten Hinweise.
Die für eine Pfahlbemessung verwendeten Erfahrungswerte sind nach DIN EN
1997-1 von einem geotechnischen Sachverständigen zu bestätigen.

7.3.2 Bohrpfähle
Die Bemessung von Bohrpfählen aufgrund von Erfahrungswerten für den charak-
teristischen Pfahlwiderstand basiert auf einer fiktiven Widerstands-Setzungs-Linie
(Bild 7-1), die das Ergebnis einer statischen Probebelastung (Bild 7-2) idealisiert.
Bei der Konstruktion der Widerstandssetzungslinie (WSL) mit Erfahrungswerten
(entsprechend EA-Pfähle (2007)) werden Ersatzwerte sg und ssg bzw. Rb, k (sg ) und
Rs, k (ssg ) verwendet, von denen an die Widerstandssetzungslinien senkrecht verlau-
fen, siehe Bild 7-1. Für den Pfahlspitzenwiderstand gilt die Grenzsetzung:
Ds Pfahlschaftdurchmesser
sg ¼ 0,1 Ds bzw. sg ¼ 0,1 Db
Db Pfahlfußdurchmesser
Für die Mantelreibung gilt im Bruchzustand die Grenzsetzung:
ssg ¼ 0,5 Rs, k (ssg ) (in MN) þ 0,5 < 3 cm

Bild 7-1 Widerstands-Setzungs-Linie mit Bild 7-2 Last-Setzungsdiagramm; Grenzlast R 1, k


Tafelwerten (Erfahrungswerten) und erreichte höchste Last R k, max

1272
Pfahlgr"ndungen

Bis zur Grenzsetzung ssg ist mit einem linearen Verlauf des Pfahlmantelwiderstan-
des zu rechnen. Die WSL wird mit Tabellenwerten wie folgt ermittelt:
P
R k ðsÞ ¼ R b, k ðsÞ þ R s, k ðsÞ ¼ q b, k " Ab þ q s, k, i " As, i
i
Rb, k(s) Pfahlfußwiderstand in Abhängigkeit von der Pfahlkopfsetzung s
Rs, k(s) Pfahlmantelwiderstand in Abhängigkeit von der Pfahlkopfsetzung s
Ab Pfahlfußfläche
q b, k(s) Pfahlspitzenwiderstand in Abhängigkeit von der Pfahlkopfsetzung s (aus Tafel 7-2)
Asi Pfahlmantelfläche im Bereich der Bodenschicht
q s, k, i(s) Mantelreibung in Abhängigkeit von der Pfahlkopfsetzung s (aus Tafel 7-3)
i Nummer der Bodenschicht
Bei dieser Ermittlung darf die Eigenlast der Pfähle vernachlässigt werden.

Tafel 7-2 Pfahlspitzenwiderstand q b, k(s) [MN/m2 ] in Abhängigkeit vom Verhältnis s/D


für nichtbindigen Boden für bindigen Boden
qc in MN/m2 *) cu in MN/m2 *)
7,5 15 25 0,10 0,25
0,02 " D 0,55–0,80 1,05–1,40 1,75–2,30 0,35–0,45 0,95–1,2
Setzung 0,03 " D 0,70–1,05 1,35–1,80 2,25–2,95 0,45–0,55 1,2–1,45
¼ sg)
0,10 " D (b 1,60–2,30 3,0–4,0 4,0–5,30 0,8–1,0 1,6–2,0
*) qc ¼ Sondierwiderstand der Drucksonde; cu ¼ charakteristische Kohäsion des undränierten
Bodens. Zwischenwerte linear einschalten. Die jeweils höheren Werte sind nur bei nachgewie-
sen höherer Baugrundtragfähigkeit zulässig, die von einem Sachverständigen für Geotechnik
zu bestätigen sind.

Tafel 7-3 Bruchwert q s, k der Mantelreibung


a) in nichtbindigem Boden b) in bindigem Boden
qc in MN/m2*) q s, k in MN/m2 cu in MN/m2 q s, k in MN/m2
7,5 0,055–0,080 0,060 0,030–0,040
15 0,105–0,140 0,150 0,050–0,065
1 25 0,130–0,170 1 0,250 0,065–0,085
*) Zwischenwerte dürfen linear interpoliert werden. Die jeweils höheren Werte sind nur
bei nachgewiesen höherer Baugrundtragfähigkeit zulässig, die von einem Sachverständi-
gen für Geotechnik zu bestätigen sind.
Bei Bohrpfählen mit Fußverbreiterung sind die Werte auf 75 % abzumindern.
Für Pfähle, die in eine Felsschicht einbinden, gilt analog Tafel 7-4.
Als Mindesteinbindetiefen der Pfähle werden gefordert:
2,5 m bei Druckpfählen im Lockergestein und im Fels mit qu < 0,5 MN/m2
0,5 m bei Druckpfählen in Fels mit qu > 5 MN/m2
5,0 m bei Zugpfählen.
Weitere Voraussetzung ist, dass die Mächtigkeit der unterhalb des Pfahlfußes noch
verbleibenden tragfähigen Schicht nicht weniger als 3 + ˘, mindestens 1,5 m be-
trägt und in diesem Bereich qs > 10 MN/m2 bzw. cu > 0,1 MN/m2 nachgewiesen ist.
Anderenfalls ist der Nachweis gegen
Durchstanzen zu führen. Tafel 7-4 Bruchwerte für Pfahlspitzendruck 17
q b, k und Pfahlmantelreibung q s, k
Ersatzweise darf der Spitzenwiderstand in Fels in Abhängigkeit von der
der Drucksonde qc in MN/m2 für den einaxialen Druckfestigkeit q u
Eingang in die Tafeln 7-2 und 7-3 aus
qu q b, k q s, k
Sondierergebnissen der schweren in MN/m2 in MN/m2 in MN/m2
Rammsonde nach DIN 4094 mit
0,5 1,5 0,07
qc & N10 (N10 Schläge je 10 cm Eindrin-
5,0 5,0 0,5
gung) abgeleitet werden. Für die Um-
rechnung des Spitzenwiderstandes aus 20 10,0 0,5
den Schlagzahlen N30 des Standard-Pe- Zwischenwerte dürfen geradlinig interpoliert
netration Tests (SPT) gilt Tafel 2-6. werden

1273
Geotechnik

7.3.3 Gerammte Verdrängungspfähle


Für Fertigrammpfähle aus Beton oder Stahl finden sich in EA-Pfähle (2007) modifi-
zierte Angaben zu Erfahrungswerten für den charakteristischen Pfahlspitzen- und
Pfahlmantelwiderstand. Hierbei kann insbesondere – wie für Bohrpfähle bereits
schon länger üblich – eine Widerstands-Setzungs-Linie (WSL) nach Bild 7-3 kon-
struiert werden.

Bild 7-3 Elemente der charakteristischen Widerstands-Setzungs-Linie für Fertigrammpfähle

Für den gesamten Pfahlwiderstand gilt die übliche Grenzsetzung


Deq äquivalenter Pfahlfußdurchmesser, d. h. auf eine Kreisfläche um-
s g ¼ 0,1 D eq gerechneter Ersatzdurchmesser, z. B. Deq ¼ 1,13 " a bei quadrati-
schem Querschnitt mit der Seitenlänge a
Vor Erreichen der Grenzsetzung wird für die beiden Anteile aus Spitzendruck und
Mantelreibung jeweils ein Zwischenwert eingeschaltet (vgl. Bild 7-3). Diese liegen
bei
s ¼ 0,035 " Deq ðSpitzendruckÞ bzw:
s *sg ½cm, ¼ 0,5 " Rs, k ðs *sg Þ ½MN, 2 1½cm, ðMantelreibungÞ
Die WSL wird mit Tabellenwerten wie folgt ermittelt:
i
P
R k ðsÞ ¼ R b, k ðsÞ þ R s, k ðsÞ ¼ hb " q b, k " Ab þ hs " q s, k, i " As, i
Rb, k , Rs, k , Ab , As, i s. Abschnitt 7.3.2
qb, k Pfahlspitzenwiderstand (aus Tafel 7-5)
qs, k Pfahlmantelreibung (aus Tafel 7-6)
hb , hs Anpassungsfaktoren Pfahltyp (aus Tafel 7-7)

Tafel 7-5 Pfahlspitzenwiderstand q b, k(s) [MN/m2 ] in Abhängigkeit vom Verhältnis s/Deq


für nichtbindigen Boden für bindigen Boden
qc*) in MN/m2 cu*) in MN/m2
7,5 15 25 0,10 0,15 0,25

Setzung 0,035 " Deq 2,2–5,0 4,0–6,5 4,5–7,5 0,35–0,45 0,55–0,70 0,80–0,95
0,10 " Deq 4,2–6,0 7,6–10,2 8,75–11,5 0,60–0,75 0,85–1,10 1,15–1,50
*) qc ¼ Sondierwiderstand der Drucksonde; cu ¼ charakteristische Kohäsion des undränierten
Bodens. Zwischenwerte linear einschalten. Die jeweils höheren Werte sind nur bei nachgewie-
sen höherer Baugrundtragfähigkeit zulässig, die von einem Sachverständigen für Geotechnik
zu bestätigen sind.

1 2 74
Pfahlgr"ndungen
Tafel 7-6 Bruchwert q s, k der Mantelreibung [MN/m2 ]

a) in nichtbindigem Boden b) in bindigem Boden

qc [MN/m2]*) q s, k ðs*sg Þ qs, k ðsg Þ cu [MN/m2]*) q s, k ðs *sg Þ qs, k ðsg Þ

7,5 0,030–0,040 0,040–0,060 0,060 0,020–0,030 0,020–0,035

15 0,065–0,090 0,095–0,125 0,150 0,035–0,050 0,040–0,060

25 0,085–0,120 0,125–0,160 0,250 0,045–0,065 0,055–0,080

*) Zwischenwerte dürfen linear interpoliert werden. Die jeweils höheren Werte sind nur
bei nachgewiesen höherer Baugrundtragfähigkeit zulässig, die von einem Sachverständi-
gen für Geotechnik zu bestätigen sind.

Tafel 7-7 Anpassungsfaktoren für Spitzen- und Mantelwiderstand von Fertigrammpfählen

Pfahltyp hb hs

Stahlbeton und Spannbeton 1,00 1,00

s ¼ 0,035 " Deq 0,61–0,30 " h=bF


Stahlträgerprofil1 ) (h 2 0,50 m) 0,80
s ¼ 0,10 " Deq 0,78 ! 0,30 " h=bF

Doppeltes Stahlträgerprofil 0,25 0,80

Offenes Stahlrohr und Hohlkasten (Db 2 0,80 m) 0,65 0,80

Geschlossenes Stahlrohr (Db 2 0,80 m) 0,80 0,80

1
) h ¼ Höhe des Stahlträgerprofils, bF ¼ Flanschbreite des Stahlträgerprofils

Die angegebenen Werte gelten für


— Stahlbeton- und Spannbeton-Rammpfähle Deq ¼ 25–50 cm,
— Stahlrohrpfähle D 2 80 cm,
— Stahlträgerprofilpfähle Flanschbreite 30–50 cm,
Profilhöhe 29–100 cm,
— Kastenpfähle
— Mindesteinbindetiefe 2,50 m,
— Mächtigkeit der tragfähigen Schicht unter dem Pfahlfuß 1 5 " Deq bzw. 1 1,50 m
und qc 1 7,5 MN/m2 bzw. cu 1 0,1 MN/m2 .
Die vorstehend erläuterte Vorgehensweise zur Ermittlung der WSL gilt für Fertig-
rammpfähle. EA-Pfähle (2007) enthält ebensolche Widerstandswerte für Simplex-, 17
Franki- und Schraubpfähle.

7.3.4 Verpresste Mikropfähle

Begriffe:
Verpresspfahl bewirkt Kraftübertragung zum umgebenden Baugrund vorwiegend
über Mantelreibung durch Verpressen mit Beton oder Zementmörtel.

1275
Geotechnik

Ortbetonpfahl hat durchgehende Längsbewehrung nach Eurocode 2 aus Beton-


stahl, Verbundpfahl durchgehendes, vorgefertigtes Tragglied aus Stahlbeton oder
Stahl (runder Vollstab, Rohr oder Profilstahl).
Anwendungsbereich: Schaft ˘ < 300 mm, (Bohrpfahl) bzw. 150 mm (Rammpfahl).
Für Mikropfähle sind in der Regel Probebelastungen auszuführen. In Ausnahmefäl-
len kann eine Bemessung aufgrund von Erfahrungswerten für die Pfahlmantelrei-
bung erfolgen. Ein Pfahlfußwiderstand darf allerdings grundsätzlich nicht in Ansatz
gebracht werden.
Der in die entsprechende Bestimmungsgleichung
P
R 1, k ¼ q s1, k, i " As, i
i
einfließende charakteristische Wert für die Mantelreibung ist Tafel 7-8 zu entnehmen.
Hinsichtlich der Ausführung gelten die Tafel 7-9 Mindestmaße der Betondeckung
Angaben in Tafel 7-9 sowie folgende der Bewehrung bzw. des Stahl-
geometrische Anforderungen: Kraftein- traggliedes
tragungslänge der Verpresspfähle in
ausreichend tragfähigem Baugrund Zeile Betonangriff nach Beton-
> 3,0 m, in Fels oder felsähnlichem Bo- DIN 4030 deckung1)
den > 0,5 m. in mm

1 nicht angreifend 30

Tafel 7-8 Charakteristische Mantelreibungs-


nicht angreifend, jedoch
werte für verpresste Mikropfähle
mit einem Sulfatgehalt,
2 der nach DIN 4030 als 302)
qs1, k
Bodenart schwach angreifend klas-
MN/m2
sifiziert ist

Mittel- und Grobkies 1 ) 0,20


3 schwach angreifend 35
1
Sand und Kiessand ) 0,15
4 stark angreifend 45

bindiger Boden 2 ) 0,10 1


) bei Verwendung von Zementmörtel und
bei Pfählen für vorübergehende Zwecke Ab-
1
) D > 0,40 bzw. qc > 10 MN/m2 , minderung um 10 mm zulässig
2 2
) I c & 1,0 bzw. cu, k > 150 kN/m2 ) HS-Zement erforderlich

Nach EA-Pfähle (2007) kann der Grenzwiderstand für die Mantelreibung mittler-
weile auch in Abhängigkeit von qc bzw. cu berechnet werden. Es finden sich dort
charakteristische Reibungswerte für Verpressmörtel-, Rüttelinjektions-, Rohrver-
press- und Mikropfähle.

7.4 Nachweis der Tragfähigkeit


(Belastung quer zur Pfahlachse)
Der Nachweis der Tragfähigkeit im Grenzzustand GEO-2 ist nicht erforderlich, wenn
eine vollständige Einbettung der Pfähle in den Boden vorliegt und die Beanspru-
chung quer zur Pfahlachse maximal 3 % (BS-P) bzw. 5 % (BS-T) der axialen Bean-
spruchung entspricht. In anderen Fällen erfolgt ein Nachweis mithilfe der über den
charakteristischen Querwiderstand (Bettungsmodul) ermittelten Schnittgrößen. Die
entsprechende Berechnung erfolgt nach [12] oder [13].

1 2 76
Pfahlgr"ndungen

Der charakteristische Wert des Bettungsmoduls kann aus Probebelastungsergeb-


nissen zurückgerechnet oder, wenn es nur auf die Ermittlung der Schnittgrößen an-
kommt, für die beteiligten Bodenschichten nach der Gleichung

Es, k Charakteristischer Wert des Steifemoduls


k s, k ¼ E s, k =Ds Ds Pfahl ˘, solange D < 1 m ist.

angesetzt werden.

Bei Ds > 1 m wird rechnerisch nur 1 m angesetzt.


Bei stoßartigen horizontalen Einwirkungen im Sinne von Anprall-Lasten darf ks auf
dreifache Größe des bei statischen Einwirkungen verwendeten Wertes erhöht
werden.
Der Anwendungsbereich der Bestimmungsgleichung für den Bettungsmodul ist
durch eine rechnerische maximale Horizontalverschiebung von entweder 2 cm oder
0,03Ds begrenzt (kleinerer Wert ist maßgebend). Die Einwirkung auf den Boden
aus der Normalspannung zwischen Pfahl und Boden darf näherungsweise die ebe-
ne Erdwiderstandsspannung nicht überschreiten.
Zum Nachweis der Tragfähigkeit von Pfahlgruppen finden sich in DIN EN 1997-1
Hinweise zu eventuell zusätzlich erforderlichen Berechnungen. Hierbei wird allge-
mein nach Druckpfahl- und Zugpfahlgruppen unterschieden. Bei Zugpfahlgruppen
ist insbesondere auch eine ausreichende Sicherheit gegen Abheben (Grenzzustand
UPL) nachzuweisen.
Abschließend wird darauf hingewiesen, dass der Nachweis der Tragfähigkeit für
kombinierte Pfahl-Platten-Gründungen (KPP) zwingend die Einschaltung eines in
diesem Bereich erfahrenen geotechnischen Sachverständigen erfordert.

7.5 Nachweis der Gebrauchstauglichkeit

Bei Bauwerken, bei denen die Verformungen der Pfahlgründung für das Gesamt-
tragwerk von Bedeutung sind, ist folgender Nachweis der Gebrauchstauglichkeit
(SLS) zu führen:

E2, k Charakteristischer Wert der resultierenden Bean-


spruchung, berechnet aus der ungünstigsten Kom-
E 2, d ¼ E 2, k < R 2, d ¼ R 2, k bination axial bzw. quer zur Pfahlachse wirkender
Einwirkungen,
R2, k Charakteristischer Wert des Pfahlwiderstandes.

Bei nur geringen Setzungsdifferenzen zwischen Einzel- oder Gruppenpfählen ist


17
der charakteristische Pfahlwiderstand mit der Vorgabe einer aufnehmbaren Set-
zung aus der „mittleren“ Widerstandssetzungslinie des jeweils betrachteten Pfah-
les (ermittelt aus mehreren Probebelastungen oder aufgrund von Erfahrungswer-
ten) zu entnehmen.
Bei erheblichen Setzungsdifferenzen sind zusätzliche Untersuchungen über die
Streuung einzelner Widerstandssetzungslinien vorzunehmen. Darüber hinaus ist zu
prüfen, ob große Setzungsdifferenzen sowohl am betrachteten als auch an einem
benachbarten Bauwerk wiederum einen Grenzzustand der Tragfähigkeit (GEO-2
bzw- STR) hervorrufen könnten.

1277
Geotechnik

8 Erddruck
8.1 Ermittlung des Erddruckes
Im Zuge der Anpassung an eine einheitliche europäische Normung und das damit
verbundene Partialsicherheitskonzept ergeben sich auch einige #nderungen in der
herkömmlichen Erddruckberechnung.
Aktiver Erddruck (unterer Grenzwert des Erddruckes) und Erdruhedruck sind in
der Regel als Einwirkung auf ein zu bemessendes Bauteil, passiver Erddruck
(oberer Grenzwert des Erddruckes) überwiegend als Bodenwiderstand anzusehen
(vgl. Bild 8-1).

a) aktiver Erddruck b) Erdruhedruck c) passiver Erddruck d) Wandbewegung


und Erddruck
Bild 8-1 Grenzfälle des Erddrucks und Erdruhedruck

Die für den ebenen Fall maßgebenden einfachen Beziehungen für den Erddruck
aus Bodeneigengewicht (lineares Anwachsen mit der Tiefe) gelten für folgende
Wandverschiebungen:
Aktiver Erddruck: Drehung um den Wandfuß,
Passiver Erddruck: Parallelverschiebung der Wand.
Bei davon abweichenden Bewegungen (z. B. Drehung um den Wandkopf, Durchbie-
gung) ist der Ansatz einer anderen Verteilung sinnvoll (s. hierzu DIN 4085 (10.07)).
Da sich gezeigt hat, dass die früher üblichen Ansätze des passiven Erddruckes un-
ter der Annahme ebener Gleitflächen häufig zu große Werte lieferten, wird künftig
die entsprechende Ermittlung unter der Annahme gekrümmter Gleitflächen gefor-
dert.
Die Ermittlung des Erddruckes erfolgt nach wie vor getrennt für die drei Einflüsse
Bodeneigengewicht (Reibung) Index g,
Kohäsion Index c,
Oberflächenlasten Index p (Flächenlast),
Index V (Linien- oder Punktlast).
Des Weiteren bedeuten folgende Fußzeiger bzw. Formelzeichen:
Indizes: a Aktiver Erddruck, 0 Ruhedruck, p Passiver Erddruck,
h Horizontalkomponente, v Vertikalkomponente.
Symbole: K Erddruckbeiwert [–],
e Erddruckspannung [kN/m2 ],
E Erddruckkraft [kN/m],
z Tiefenlage der Erddruckspannung [m],
d Mächtigkeit einer Bodenschicht [m],
a Wandneigung [, ],
b Geländeneigung [, ],

1278
Erddruck

J Gleitflächenneigung [, ],
d Wandreibung bzw. Erddruckneigung [, ],
g charakteristischer Wert für die Bodenwichte [kN/m3 ],
j charakteristischer Wert für die Bodenreibung (dräniert) [, ],
c charakteristischer Wert für die Kohäsion (dräniert) [kN/m2 ],
c U charakteristischer Wert für die Kohäsion (undräniert) [kN/m2 ].
Zur Vorzeichenregelung von a, b und d siehe Bild 8-2. In der Regel ist da 1 0 und
dp 2 0.

Bild 8-2 Vorzeichenregeln für die Berechnung des


aktiven und des passiven Erddruckes

8.1.1 Aktiver Erddruck (ebener Fall)


Erddruck aus Bodeneigengewicht
Erddruckspannung eagh ¼ g " z " Kagh [kN/m2 ],
mit K agh Beiwert aus Tafel 8-1
oder Bestimmungsgleichungen nach DIN 4085
(10.07).
Erddruckkraft E agh [kN/m] aus Integration der innerhalb einer Bodenschicht
vorhandenen Verteilung der Erddruckspannung.
E agv ¼ E agh " tan (da þ a) .
Zum Gültigkeitsbereich des Beiwertes für den aktiven Erddruck siehe Tafel 8-2.
Zum Ansatz des Wandreibungswinkels siehe Tafel 8-3.

Erddruck aus Kohäsion


Erddruckspannung e ach ¼ !c " K ach [kN/m2 ] ,
2 " cos ða ! bÞ " cos j " cos ða þ da Þ
mit Kach ¼ :
½1 þ sin ðj þ a þ da ! bÞ. " cos a
Erddruckkraft E ach ¼ e ach " d [kN/m] . 17
Die Erddruckspannung aus Kohäsion ist innerhalb einer Bodenschicht (Mächtigkeit
d) konstant und reduziert die Erddruckspannungen aus Bodeneigengewicht.

Erddruck aus flächiger Geländeauflast (vgl. Bild 8-3)


Erddruckspannung e aph ¼ p " K aph [kN/m2 ] ,
cos a " cos b
mit Kaph ¼ Kagh " :
cos ða ! bÞ
Erddruckkraft E aph ¼ e aph " d [kN/m] .

1279
Geotechnik
Tafel 8-1 Erddruckbeiwerte K agh für ebene Gleitflächen nach Blum

Fortsetzung s. nächste Seite

1280
Erddruck
Tafel 8-1, Fortsetzung

17

1281
Geotechnik
Tafel 8-2 Gültigkeitsbereich der Beiwerte für aktiven Erddruck in Tafel 8-1
Wandneigung a Geländeneigung b
da > 0, !10, < a < amax 0,< b < j0
!20, < a < !10, !j < b < j0 Grenzwinkel amax ¼ Jag ! j
2
da < 0, !20, < a < amax !j0< b < j0
3

Tafel 8-3 Maximale Wandreibungswinkel


Wandbeschaffenheit da , dp 1 ) eaph ¼ p " Kaph
verzahnt ð!Þ j0 für a ¼ b ¼ 0
2 0
rau ð!Þ j
3 eah ¼ ðg " z þ pÞ Kagh
1 für a 6¼ 0, b 6¼ 0 gilt
weniger rau ð!Þ j0
2 cos a " cos b
glatt 0 Kaph ¼ Kagh "
cos ða ! bÞ
1
) Bei passiven Erddruck ist das Minuszei- Bild 8-3 Erddruckverteilung bei gleichmäßi-
chen einzusetzen. ger Geländeauflast

Bei seitlich begrenzten oder im Abstand von der zu bemessenden Wand angreifen-
den Flächen- oder Linienlasten sind gesonderte Betrachtungen erforderlich (vgl.
z. B. Bild 8-4).
Bei kohäsiven Böden in Oberflächennähe ergeben sich für die Erddruckspannung
häufig sehr kleine oder sogar negative Werte. In diesem Falle ist daher eine Ver-
gleichsberechnung mit dem so genannten Mindesterddruck erforderlich (Kagh für
einen „Ersatzboden“ mit j ¼ 40, , c ¼ 0). Der größere Wert ist für den Ansatz der
resultierenden Belastung maßgebend (vgl. Bild 8-5).
Die angegebenen Bestimmungsgleichungen gelten für den ebenen Fall. Im räumli-
chen Fall sind gesonderte Betrachtungen erforderlich (siehe DIN 4085 (10.07)).

sin ðJa ! jÞ
DEap & " P!
cos ðJa ! j ! da Þ
mit Ja s. Tafel 8-4

a) rechnerische b) dreieckförmige
Angriffshöhe Verteilung der Bild 8-5 Berücksichtigung der Kohäsion
der Last Erddruckspannung und Mindesterddruck
Bild 8-4 Druckverteilung bei Streifen-
und Linienlasten (Beispiel)

Tafel 8-4 Gleitflächenwinkel Ja für a ¼ b ¼ 0


j, 15, 17,5, 20, 22,5, 25, 27,5, 30, 32,5, 35, 37,5, 40,
da
0 52,5 53,8 55,0 56,3 57,5 58,8 60,0 61,3 62,5 63,8 65,0
þ 13 j 49,4 50,8 52,5 53,6 55,0 56,4 57,8 59,2 60,6 62,0 63,3
þ 23 j 47,0 48,5 50,0 51,5 53,0 54,5 56,0 57,5 58,9 60,4 61,9

1282
Erddruck

8.1.2 Erdruhedruck
Erdruhedruck aus Bodeneigengewicht
Erddruckspannung e0gh ¼ g " z " Kogh [kN/m2 ] ,
mit K 0gh ¼ 1 – sin j für a ¼ b ¼ d ¼ 0 ,
für andere Fälle siehe Tafel 8-5 oder
Bestimmungsgleichungen nach
DIN 4085 (10.07).

Tafel 8-5 Erdruhedruckbeiwerte K 0gh für a ¼ 0 sowie 0 < b < j


j 20, 25, 27,5, 30, 32,5, 35, 37,5,
b
0 0,66 0,58 0,54 0,50 0,46 0,43 0,39
1
3j 0,73 0,66 0,62 0,58 0,54 0,51 0,47
2
3j 0,81 0,74 0,71 0,67 0,63 0,59 0,55
j 0,88 0,82 0,79 0,75 0,71 0,67 0,63

Erddruckkraft E 0gh [kN/m]


aus Integration der innerhalb einer Boden-
schicht vorhandenen Verteilung der Erddruck-
spannung.
Erddruck aus Kohäsion wird im Ruhezustand nicht angesetzt.

Erdruhedruck aus Geländeauflast


Bei flächiger Geländeauflast p [kN/m2 ] gilt analog zum aktiven Erddruck:
Erddruckspannung e 0ph ¼ p " K 0ph [kN/m2 ] ,
cos a " cos b
mit K0ph ¼ K0gh " :
cos ða ! bÞ
Erddruckkraft E 0ph ¼ e 0ph " d [kN/m] .
Bei Punkt-, Linien- oder Streifenlasten V [kN, kN/m] darf die sich ergebende Erd-
ruhedruckkraft durch proportionale Umrechung der für den aktiven Zustand gül-
tigen Kräfte wie folgt ermittelt werden:
E 0Vh ¼ E aVh " K 0gh/K agh .

8.1.3 Passiver Erddruck (ebener Fall)


Erdwiderstand aus Bodeneigengewicht
Erddruckspannung e pgh ¼ g " z " K pgh [kN/m2 ] ,
mit K pgh Beiwert aus Tafel 8-6 oder Bild 8-6
oder Bestimmungsgleichungen nach
DIN 4085 (10.07).
Erddruckkraft E pgh [kN/m] aus Integration der innerhalb einer Boden- 17
schicht vorhandenen Verteilung der Erddruck-
spannung.
E pgv ¼ E pgh " tan (dp þ a) .
Zum Ansatz des Wandreibungswinkels siehe Tafel 8-3.
Tafel 8-6 Erdwiderstandsbeiwerte K pgh für gekrümmte Gleitflächen (nach Caquot-Kerisel)
für a ¼ b ¼ 0
j, 10 12,5 15 17,5 20 22,5 25 27,5 30 32,5 35 37,5 40 42,5 45
d,p ¼ !j, 1,62 1,85 2,12 2,44 2,83 3,30 3,89 4,63 5,56 6,77 8,36 10,49 13,44 17,61 23,71
d,p ¼ ! 23 j, 1,59 1,80 2,05 2,36 2,71 3,15 3,68 4,35 5,17 6,22 7,59 9,36 11,74 15,03 19,66

1283
Geotechnik

Erdwiderstand aus Kohäsion


Erddruckspannung
e pch ¼ c " K pch [kN/m2 ] ,
mit K pch Beiwert aus Bild 8-7
oder Bestimmungs-
gleichungen nach
DIN 4085 (10.07).
Erddruckkraft
E pch ¼ e pch " d [kN/m].
Die Erddruckspannung aus Ko-
häsion ist innerhalb einer
Bodenschicht (Mächtigkeit d)
konstant und erhöht die Erd-
druckspannungen aus Bodenei-
gengewicht. Da der passive Erd-
Bild 8-6 Erddruckbeiwert K pgh für gekrümmte Gleit- druck einen Bodenwiderstand
flächen bei a ¼ b ¼ 0 nach Sokolovsky/Pregl
darstellt, ist stets zu prüfen, ob
die kohäsive Wirkung im Boden
auch langfristig erhalten bleibt.
Für oberflächennahe Böden
sollte man sicherheitshalber auf
den Ansatz des Erdwiderstan-
des aus Kohäsion verzichten.
Erdwiderstand aus einer Ge-
ländeauflast sollte aus ähnli-
chen Gründen nicht in Ansatz
gebracht werden, da deren
Vorhandensein nicht immer
garantiert werden kann.
Die angegebenen Bestim-
mungsgleichungen gelten für
den ebenen Fall. Im räum-
lichen Fall sind gesonderte Be-
trachtungen erforderlich (siehe
DIN 4085 (10.07)).
Bild 8-7 Erddruckbeiwert K pch für gekrümmte Gleit-
flächen bei a ¼ b ¼ 0 nach Sokolovsky

8.2 Zwischenwerte und Sonderfälle des Erddrucks


8.2.1 Erhöhter aktiver Erddruck
Reichen die Bewegungen der Wand nicht aus, um aktiven Erddruck auszulösen,
oder werden sie durch Maßnahmen verhindert, ist erhöhter aktiver Erddruck anzu-
setzen, der größer als der aktive Erddruck, aber kleiner als der Erdruhedruck ist.
Der übliche Ansatz lautet in diesem Fall:
E a0 ¼ E a " m þ E0 " ð1 # mÞ mit 0 < m <1 :
Die Größe m hängt bei Dauerbauwerken von der Biegesteifigkeit der Stützkonstruk-
tion ab, bei Baugruben im wesentlichen von der Anzahl und dem Vorspanngrad
der Steifen und Anker.

1284
Erddruck

8.2.2 Verminderter passiver Erddruck


Reichen die Wandbewegungen nicht aus, um den vollen Erdwiderstand zu mobili-
sieren, so ist verminderter passiver Erddruck anzusetzen, der kleiner als der passi-
ve Erddruck, aber größer als der Erdruhedruck ist. Er lässt sich in der Regel durch
eine Interpolation in Abhängigkeit von der tatsächlichen Wandbewegung ermitteln.
Ein gängiger Ansatz lautet:
" " # #0,65
s 1, 6 s tatsächliche Wandverschiebung,
Ep0 ¼ ðEp # E0 Þ " 1 # 1 # þ E0 sp maximale Wandverschiebung bei
sp vollem Erdwiderstand.

8.2.3 Verdichtungserddruck
Bei starker Verdichtung des hinterfüllten Bodens kann es erforderlich sein, Verdich-
tungserddruck anzusetzen, der häufig größer ist als der Erdruhedruck. Die in DIN 4085
(10.07) hierzu enthaltenen Ansätze wurden gegenüber früheren Fassungen wiederum
vereinfacht und sind als dreieckförmige Verteilung in Bild 8-8 in Verbindung mit Tafel
8-7 dargestellt.
Für die Berechnung ist dabei insbesondere die Kenntnis der Einwirkungstiefe so-
wie die Größe und der Angriffspunkt der resultierenden Erddruckkraft von beson-
derem Interesse.

e vh

zp

za

zp ¼ g"Kpghevhðdp ¼0Þ

Eigengewicht Bild 8-8


Eigengewicht Ruhedruckzustand Verteilung des Verdich-
aktiver tungserddruckes im aktiven
z Zustand und im Ruhedruckzu-
eagh e0gh stand

Tafel 8-7 Ansatz des Verdichtungserddrucks


Breite des zu verfüllenden Raumes (B)
Wandeigenschaft B < 1,0 m B > 2,5 m
evh ¼ 40 kN/m2 evh ¼ 25 kN/m2
unnachgiebig

nachgiebig
für 1,0 m < B < 2,5 m linear interpolieren.
evh ¼ 25 kN/m2 , za ¼ 2,0 m
17

8.2.4 Erddruck auf Winkelstützwände


Für die Ermittlung der Erddrucklast im Rahmen von Standsicherheitsberechnungen
im Grenzzustand GEO-2 (Gleit- und Grundbruchsicherheit) darf anstelle der tatsäch-
lichen Verhältnisse (Bild 8-9a) vereinfacht eine fiktive senkrechte Wandfläche durch
die Hinterkante des waagerechten Schenkels angenommen werden (Bild 8-9b). Die
Neigung der Erddrucklast ist dabei parallel zur Neigung der Geländeoberfläche an-
zusetzen ðda ¼ bÞ.

1285
Geotechnik

a) Tatsächlicher Gleitflächenverlauf b) Vereinfachter Ansatz


Bild 8-9 Erddruck auf Winkelstützmauer
Voraussetzung für b): Keine gebrochene Geländeoberfläche, keine begrenzten Geländelasten,
kein geschichteter Baugrund

8.3 Erddruckansatz in bautechnischen Berechnungen


In den meisten Fällen liegen hinsichtlich der Verschiebungen nicht die Bedingungen
vor, die zu einem der drei Fälle aktiver Erddruck, Erdruhedruck oder passiver
Erddruck führen. Auf der Erdwiderstandsseite ist dies durch einen reduzierten Ansatz
zu berücksichtigen.
Für die Seite der Einwirkungen (aktiver Erddruck bis Erdruhedruck) können folgende
Beispiele genannt werden (Beispielskizzen vgl. Bilder 8-10 bis 8-12):
Bemessung auf E ah: Ungestützter Baugrubenverbau,
Rückverankerter Verbau mit Festlegelasten um 80 %,
auf Lockergestein gegründete Stützwände,
Bemessung auf Rückverankerter Verbau mit Festlegelasten um 100 %,
Eah < Ea0 h < E0h : mehrfach ausgesteifter Verbau,
in Bauwerke einbezogene Verbauwände,
Unterfangungswände,
Bemessung auf E0h : Rückverankerter Verbau mit Verpressankern im Fels,
!berschüttete Tunnelbauwerke,
Widerlager mit biegesteif angeschlossenen Flügelmauern,
auf Festgestein gegründete Stützwände.

a) Im Boden eingespannte b) Rückverankerte Spundwand


Spund- oder Ortbetonwand oder Ortbetonwand

c) Gegen eine Baugrubenwand d) Schwergewichtsmauer e) Winkelstützmauer


betoniertes Bauwerk

Bild 8-10 In der Regel für aktiven Erddruck zu bemessende Bauwerke

1286
Erddruck

a) Unterfangungswand b) Spundwand oder c) In ein Bauwerk ein-


Ortbetonwand bezogene Ortbetonwand
Bild 8-11 In der Regel für erhöhten Erddruck zu bemessende Bauwerke

a) Tunnelbauwerk in ab- b) Widerlagerbauwerk c) Stützmauer auf Fels


geböschter Baugrube
Bild 8-12 In der Regel für Erdruhedruck zu bemessende Bauwerke

9 Verankerungen mit Verpressankern


9.1 Abgrenzung, Schutzanforderungen und Untersuchungen
Für die erdseitige Stützung von Baugruben und dauerhaften Geländesprungsiche-
rungen werden Verankerungen verwendet. Verankerungen sind Bauteile, die die
auftretenden Lasten als Zugkraft aufnehmen und über Schubverbund oder Erdwi-
derstand in den Baugrund weiterleiten.
Hierzu zählen im Wesentlichen Verpressanker, Anker mit Ankertafeln oder aufge-
weitetem Ankerfuß sowie Ankerpfähle. Da die Verpressanker die anderen Systeme
weitestgehend verdrängt haben und Ankerpfähle ähnlich den Pfählen (vgl. Kapitel
7) zu dimensionieren sind, sollen nachfolgend ausschließlich die Verpressanker be-
handelt werden.
Wie bei den Pfählen wird nach den neuesten Vereinbarungen die Bemessung von
Verpressankern getrennt in DIN EN 1997-1 geregelt, während für die Herstellung
sowie die Qualitätssicherung eine separate Ausführungsnorm für den Spezialtief-
bau zukünftig maßgebend sein wird.
— Die Dauerhaftigkeit der Verpressanker ist durch sachgemäße Herstellung nach
DIN EN 1537 sicherzustellen.
— Abstand und Zustand benachbarter baulicher Anlagen sind bei der Anordnung 17
und Festlegung der Länge von Verankerungen und des Verpressdruckes zu be-
achten und dafür ihre Abmessungen, Konstruktion und die Festigkeit der
Gründungskörper sowie die Sohldrücke im Einflussbereich der Verpresskörper
zu erkunden.
— !ber DIN 4020 hinausgehend sind Beton und Grundwasser auf betonangrei-
fende nach DIN 4030 und/oder stahlkorrosionsfördernde Stoffe nach
DIN 50929-3 zu untersuchen.
— Die Eigentumsverhältnisse, die Lage schützenswerter Ver- und Entsorgungslei-
tungen sowie die Kampfmittelfrage sind zu klären.
Anmerkung: Eine Beweissicherung der Nachbarbebauung wird ausdrücklich empfohlen.

1287
Geotechnik

9.2 Bemessungsgrundlagen
Verpressanker sind ausnahmslos den Geotechnischen Kategorien GK2 (Temporär-
anker oder Kurzzeitanker) oder GK3 (Permanentanker oder Daueranker) zuzuord-
nen (s. Abschnitt 1). Ein weiteres Zuordnungskriterium ist die Frage, ob hinsichtlich
von Schwell- oder dynamischen Beanspruchungen bereits Erfahrungen vorliegen
oder noch nicht.
Aufgrund der Anpassung an das Partialsicherheitskonzept und eine einheitliche
Sprache ergeben sich gegenüber der alten Normung einige #nderungen in den
jeweiligen Bezeichnungen, insbesondere:
Ra,k Herausziehwiderstand des Ankers (R-resistance, a-außen), [MN oder kN]
Ri,k Widerstand des Stahlzuggliedes (i-innen), [MN oder kN]
PP Prüfkraft in der Eignungs-/Abnahmeprüfung, [MN oder kN]
P0 Festlegekraft des Ankers, [MN oder kN]
ft,k Charakteristischer Wert der Zugfestigkeit des Ankerstahles, [MN/m2 , N/mm2 ]
ft,0.1,k Charakteristischer Wert der Spannung im Ankerstahl
bei 0,1 % bleibender Dehnung, [MN/m2 , N/mm2 ]
At Querschnittsfläche des Stahlzuggliedes. [m2 oder cm2 ]
Für die Ankerbemessung ist die Größe der resultierenden Beanspruchung in Rich-
tung der Ankerachse mit charakteristischen Werten zu ermitteln und dabei nach
ständigen und veränderlichen Beanspruchungen zu unterscheiden. Alle Beanspru-
chungen sind insbesondere nach ihrer Dauer zwingend einer dieser beiden Grup-
pen zuzuordnen, da für ständige und veränderliche Beanspruchungen unterschied-
liche Teilsicherheitsbeiwerte gelten.
Die ausreichende Tragsicherheit eines Ankers ist mit Teilsicherheitsbeiwerten für
den Grenzzustand GEO-2 nachzuweisen.
Der Nachweis der Gebrauchstauglichkeit erfolgt – wie gewohnt – mit charakteristi-
schen Werten.

Größe und Verteilung des Erddruckes nach DIN 4085 (10.07)


Das in der statischen Berechnung durch den Anker idealisierte Auflager wird in Ab-
hängigkeit vom so genannten Vorspanngrad (wenig oder nicht vorgespannt // Fest-
legekraft 80–100 % // > 100 % // >100 % der statisch erforderlichen Last) als nachgie-
big // wenig nachgiebig // annähernd unnachgiebig // unnachgiebig bezeichnet.
Analog ist der Lastansatz an das Verformungsverhalten des Verbaus anzupassen
(Aktiver Erddruck // Umgelagerter aktiver Erddruck // Erhöhter aktiver Erddruck //
Erdruhedruck).
Hinsichtlich der Verteilung des Erddruckes insbesondere bei der Bemessung von
Baugruben wird auf Abschnitt 11 verwiesen.

Ermittlung der Ankerkräfte


Allen Zuggliedern (Verankerungen) einer gleichartigen Gruppe bzw. Veranke-
rungslage werden gleich große Einwirkungen zugewiesen. Für den darin enthalte-
nen Einzelanker ergibt sich die Ankerkraft als Auflagerreaktion aus dem in der
Regel zweidimensional geführten statischen Nachweis des verankerten Bauwerkes
(Baugrube, Stützwand etc.), also in kN/lfdm. Anschließend ist der Ankerabstand
so zu wählen, dass der Nachweis der Tragfähigkeit und der Gebrauchstauglichkeit
für den einzelnen Anker erfüllt werden. Dabei ist die Ankerlänge, der Neigungs-
winkel der Anker (in der Regel 15, –30, , wenn die örtlichen Verhältnisse keine
stärkere Neigung erfordern) sowie die Querschnittsfläche des Stahlzuggliedes
festzulegen. Da die zu erwartende Verpresskraft im Allgemeinen nur abgeschätzt
werden kann, sind die Anker so anzuordnen, dass der Einbau von Zusatzankern
möglich ist.

1288
Verankerungen mit Verpressankern

9.3 Nachweis der Tragfähigkeit


Eine ausreichende Tragsicherheit eines Einzelankers wird eingehalten, wenn nach
DIN EN 1997-1 für den Grenzzustand GEO-2 folgende Bedingung erfüllt ist:
Pd Bemessungswert der resultierenden Beanspruchung, berechnet aus der
Pd < Ra; d ungünstigsten Kombination der vorhandenen Einwirkungen,
Ra; d Bemessungswert des Ankerwiderstandes.
Die Berechnung des Bemessungswertes der Ankerbeanspruchung Pd erfolgt wie
üblich durch Multiplikation der charakteristischen Beanspruchungen mit lastfallab-
hängigen Partialsicherheiten.
Der Bemessungswert Ra; d des Ankerwiderstandes ergibt sich als Mindestwert der
Bemessungswerte des Herausziehwiderstandes und nach DIN 1054 (12.10) zusätz-
lich des Stahlzuggliedwiderstandes. Diese werden durch Division der charakteristi-
schen Widerstände Ra, k und Ri, k mit dem vom Widerstandstyp abhängigen, aber
vom Lastfall unabhängigen Teilsicherheitsbeiwert ga ¼ 1,10 (vgl. Tafel 5-2, Ab-
schnitt 5.4) oder gM ¼ 1,15 ermittelt.
Zur Festlegung der für eine Ankerbemessung notwendigen Bemessungsgrößen
wird die Einschaltung eines geotechnischen Sachverständigen empfohlen.
Im Einzelnen sind drei Nachweise zu führen:
1) !berprüfung der gewählten Ankerlänge mit dem Nachweis der Standsicherheit
in der tiefen Gleitfuge (Nachweis der Tragfähigkeit trotz Verschiebungen und/oder
Verdrehungen der Verankerungen).
Dieser Nachweis erfolgt bei einfacher Verankerung nach dem Verfahren von Kranz,
wobei nach EAU E 10 in der Mitte der rechnerischen Krafteintragungsstrecke eine
Ersatzwand angesetzt wird (s. Bild 9-1). Der untere Ansatzpunkt der tiefen Gleitflä-
che entspricht dem Fußpunkt des Verbaus (bei freier Auflagerung) bzw. dem Quer-
kraftnullpunkt (bei Einspannung).
Aus dem geschlossenen Krafteck nach Bild 9-1 ergibt sich der charakteristische
Wert des Ankerwiderstandes für ständige bzw. ständige und veränderliche Lasten.
Hiermit ist nachzuweisen:
RAðGÞ
RA, d ¼ > E d ¼ A G " gG ðständige LastenÞ
gEp
bzw.
RAðGþPÞ
RA, d ¼ > E d ¼ A G " gG þ A P " gQ (ständige und veränderliche Lasten)
gEp
Bei mehrfacher Verankerung wird die Standsicherheit nach [14] bestimmt.
Bei Wänden mit erhöhten aktiven Erddruck oder Ruhedruck ist der Bruchzustand
des Bodens zugrunde zu legen, d. h. die Erddruckkräfte und Ankerkräfte sind bei

17

Bild 9-1
Nachweis der tiefen
Gleitfuge bei rückwär-
tigen Verankerungen

1289
Geotechnik

dem Nachweis in der tiefen Gleitfuge aus dem Grenzzustand des aktiven Erddru-
ckes zu ermitteln.
Ferner ist der Nachweis der Gesamtstandsicherheit für den Grenzzustand GEO-3 zu
führen (vgl. Abschnitt 10).
2) Nachweis eines ausreichenden Widerstandes des Stahlzuggliedes (Tragfähig-
keitsverlust durch Bauteilversagen des Ankermaterials)
Die nur noch in DIN 1054(12.10) enthaltene Ermittlung des charakteristischen Stahl-
zuggliedwiderstandes erfolgt über die Querschnittsfläche des Stahlzuggliedes (At)
und die Spannung bei 0,1 % bleibender Dehnung (ft,0.1,k) im Stahl wie folgt:
Ri,k = At " ft,0.1,k .
Hieraus ist der Bemessungswert wie üblich durch Division des charakteristischen
Wertes durch den Partialsicherheitsbeiwert von gM ¼ 1,15 zu ermitteln und damit
wie folgt nachzuweisen:
Ri, d = Ri, k/gM > Pd .
3) Nachweis eines ausreichenden Herausziehwiderstandes aus Eignungsprüfun-
gen (Tragfähigkeitsverlust des Bodens in der Ankerumgebung).
Die Ermittlung des charakteristischen Herausziehwiderstandes soll nach DIN EN
1997-1 auf der Grundlage der Ergebnisse einer an mindestens drei Ankern durch-
geführten Eignungsprüfung unter Aufsicht eines sachverständigen Institutes erfol-
gen.
Die Prüfkraft wird in der Regel in Abhängigkeit vom in der Statik gewählten Erd-
druckansatz wie folgt festgelegt:

PP ¼ 1,10 " Pd , mit Pd — Bemessungswert der Ankerbeanspruchung

Für die Durchführung und Auswertung der Eignungsprüfungen, die in DIN EN1537
festgelegt sind, ergibt sich noch ein umfangreicher Diskussionsbedarf. Wesentlich
ist, dass mit der Eignungsprüfung folgende Größen ermittelt bzw. festgelegt wer-
den:
Herausziehwiderstand Ra,k, Kriechmaß, freie Stahllänge, Festlegekraft .
Für die Mehrzahl der Anwendungen – zumindest für Kurzzeitanker – wird aus Kos-
tengründen immer noch eine Bemessung aufgrund von Erfahrungswerten wün-
schenswert sein. Für diese Bemessung können die in [1] enthaltenen Diagramme
nach OSTERMAYER (nicht bindige Böden: Grenzlast, bindige Böden: Grenzmantel-
reibung) zu Rate gezogen werden.
Aus dem charakteristischen Wert ist der Bemessungswert wie üblich durch Division
durch den entsprechenden Partialsicherheitsbeiwert (vgl. Tafel 5-2) zu ermitteln und
damit wie folgt nachzuweisen:
Ra,d = Ra, k/ga > Pd .
Der charakteristische Herausziehwiderstand ist diejenige Kraft, die im Zugversuch
ein zeitabhängiges Kriechmaß ks < 2,0 mm erzeugt.
Auf eine Eignungsprüfung darf bei Kurzzeitankern verzichtet werden, wenn eine
solche schon in einem anderen vergleichbaren Baugrund ausgeführt worden ist.
Ansonsten ist die Eignungsprüfung auf jeder Baustelle an mindestens drei Verpress-
ankern dort auszuführen, wo die ungünstigsten Ergebnisse zu erwarten sind.

9.4 Nachweis der Gebrauchstauglichkeit


Die Gebrauchstauglichkeit eines Verpressankers wird mit der Abnahmeprüfung
nachgewiesen. Jeder eingebaute Anker ist folglich dieser Prüfung zu unterzie-
hen.

1290
Baugruben

10 Baugruben
10.1 Abgrenzung, Anforderungen und Untersuchungen
Für die Sicherung von Baugruben und Gräben kommen grundsätzlich Böschungen
und/oder Verbausysteme in Frage. Letztere müssen die aus dem Erd- und Wasser-
druck resultierenden Biegebeanspruchungen aufnehmen und die Auflagerreaktio-
nen zuverlässig in das angrenzende Erdreich ableiten.
Maßgebend für den Entwurf einer Baugrubensicherung sind im Wesentlichen die
Platzverhältnisse, die Tiefe und Breite der Baugrube sowie die Boden- und Grund-
wasserverhältnisse. Häufig sind zusätzliche Entwurfskriterien zu beachten, wie
bspw. Kopplung mit einer Wasserhaltung, zulässige Verformungen (Nachbarbebau-
ung), Rückbau der Verbaukomponenten oder Einbindung des Verbaus in das herzu-
stellende Bauwerk. Das Erkundungsprogramm aus üblicherweise vorgenommenen
Bohrungen und Sondierungen ist auf die genannten Fragestellungen auszulegen
und ggf. durch Laboruntersuchungen zu ergänzen.
Der Entwurf der DIN 4124 (10.10) enthält allgemeine Hinweise zur Herstellung und
Sicherung von Gräben und Baugruben. Die Bemessung erfolgt unter Anwendung
des Partialsicherheitskonzeptes nach DIN EN 1997-1, insbesondere unter Beachtung
der Empfehlungen des Arbeitskreises „Baugruben“ (EAB) der DGGT.
Für einfache Fälle (Gräben, Baugruben mit relativ geringer Tiefe) sind entspre-
chend DIN 4124 (10.10) folgende generellen Hinweise zu beachten:
In gemischtkörnigen und bindigen Böden bis zur Baugrubentiefe
t < 1,25 m ohne Verbau, falls die Neigung der anschließenden Geländeoberfläche
bei gemischtkörnigen Böden <1:10, bei bindigen Böden <1:2 ist (vgl.
Bild 10-1).
1,25 < t < 1,75 abgeböschte oder teilweise gesicherte Gräben (vgl. Bild 10-2 und 10-3).
t > 1,75 m geschlossener Verbau.

!"&"$
!"&," !"&,"
+-% !.!" +)/0 !.1

"3$4
"!&1$

!"#"$%"
"!&2$

! 5-678%*86% %*8-98:
"!&1$

"!&2$
"!&1$

! +-67-;8: <=786 !

Bild 10-1 Unverbauter Graben Bild 10-2 Unverbauter Graben mit Bild 10-3 Teilweise
mit senkrechten senkrechten Wänden und verbauter
Wänden geböschten Kanten Graben

Als zulässige Böschungswinkel von maximal 5 m tiefen Baugruben können ohne


rechnerische Nachweise der Standsicherheit bei der oben genannten begrenzten Ge-
17
ländeneigung sowie bei einem Mindestabstand der Verkehrslasten nach Tafel 10-1
folgende Werte angenommen werden:

a) nicht bindige oder weiche bindige Böden b ¼ 45,


b) steife oder halbfeste bindige Böden b ¼ 60,
c) Fels b ¼ 80,
Die angegebenen Winkel gelten als Richtwerte. Insbesondere bei Fels ist bei der
Festlegung der Böschungswinkel die Raumstellung des Trennflächengefüges zu be-
achten.

1291
Geotechnik
Tafel 10-1 Mindestabstand a in m von Verkehrslasten
! ` ´ ˆ
Nicht verbaute Wände >1,0 >2,0 >1,0 >2,0

Waagerechter Normverbau >0,6 >1,0 >0,6 >1,0

Senkrechter Normverbau >0,6 >0,6 >0,0 >1,0

a lichter Abstand zwischen Böschungskante bzw. Hinterkante des Verbaus und Aufstandsflä-
che von
! nach StVZO allgemein zugelassenen Straßenfahrzeugen
` schweren Straßenfahrzeugen, z. B. Straßenrollern und Schwertransportfahrzeugen,
´ nach StVZO zugelassenen Baufahrzeugen sowie Baggern und Hebezeugen bis 12 t im Einsatz
ˆ von schweren Baufahrzeugen sowie Baggern und Hebezeugen von 12 bis 18 t im Einsatz

Für Straßenfahrzeuge nach 1 und 2 ist kein Mindestabstand erforderlich, falls Maß-
nahmen nach DIN 4021, Ziffer 6 und 7, wie Verdoppelung der Bohlen und Verringe-
rung der Stützweiten, getroffen werden.
Bei waagerechter Geländeoberfläche, nicht bindigem oder steifem bis halbfestem
bindigem Boden, fehlenden Gebäudelasten und Regelabständen der Verkehrslas-
ten nach Tafel 10-1 werden im Kanalgraben häufig Grabenverbaugeräte eingesetzt.
Diese bestehen aus mittig oder am Rand gestützten Verbauplatten (vgl. Bild 10-4),
die auch mit dem Aushub fortschreitend waagerecht gezogen werden können (vgl.
Bild 10-5), aus Gleitschienensystemen (vgl. Bild 10-6) oder aus Dielenkammersyste-
men (Gurtrahmen, die zur vertikalen Führung von Verbauprofilen dienen). In der
Regel erfolgt die Bemessung und Auswahl eines geeigneten Systems herstellersei-
tig nach den anstehenden Baugrundverhältnissen.

Bild 10-5 Schleppbox Bild 10-6 Gleitschienenverbau


(Prinzip)

Bild 10-4 Verbauplatte (Beispiel Randträger)

Alternativen wie der Waagerechte und der Senkrechte Grabenverbau sind wegen
der relativen hohen Lohnkostenanteile und der zunehmenden Mechanisierung der
einzelnen Systeme etwas in den Hintergrund getreten.

Sofern die Abmessungen einer Baugrube, der erforderliche steifenfreie Raum, die
Anforderungen an Wasserdichtheit oder geringe Verformungen, die ungünstigen
Baugrundverhältnisse oder andere Gründe keine einfachen Systeme zulassen, ist
eine der nachfolgenden Verbauarten anzuwenden:

1292
Baugruben

Spundwände, Trägerbohlwände aus gerammten oder in Bohrlöchern eingebrach-


ten Stahlträgern mit waagerecht gespannter Ausfachung aus Holz, Beton, Spritz-
beton oder Stahl. Massive Bauarten, wie Schlitzwände und Pfahlwände, wenn
schädliche Auswirkungen durch Mitziehen des Bodens und Erschütterungen
beim Rammen insbesondere unvermeidliche Bewegungen von Wand und Boden
zu befürchten sind ferner Verfestigung des Bodens durch Injektionen oder Verei-
sung.
In der Regel ist in allen Fällen aus sicherheitstechnischen und ergonomischen
Gründen eine Arbeitsraumbreite von mindestens 0,50 m einzuhalten. Die Höhenla-
ge der untersten Aussteifung ist neben statischen Erfordernissen auch unter dem
Aspekt der Behinderung der Arbeiten auszuwählen. Weitere allgemeine Regelun-
gen enthält DIN 4124 (10.02).

10.2 Bemessungsgrundlagen
Baugruben sind in der Regel der Geotechnischen Kategorie GK2, bei schwierigen
Randbedingungen (z. B. mögliche Beeinflussung der Nachbarbebauung, schwieri-
ge Grundwasserverhältnisse, zeitabhängige Baugrundeigenschaften) auch der Ka-
tegorie GK3 zuzuordnen (s. Abschnitt 1). Eine Zuordnung zur Kategorie GK1 ist in
einfachen Fällen möglich (z. B. Baugrubentiefe höchstens 2,0 m, bei Verwendung
von Verbausystemen oder Ausführung des Normverbaus für einen Grabenaus-
hub).
Da es sich bei einer Baugrube um einen vorübergehenden Zustand handelt, ist in
den meisten Fällen eine Bemessung unter Zugrundelegung der Bemessungssitua-
tion BS-T vorzunehmen. Lediglich für Aussteifungen wird aus Sicherheitsgründen
immer eine Bemessung unter Zugrundelegung der Bemessungssituation BS-P vor-
geschrieben.
Aufgrund der Anpassung an das Partialsicherheitskonzept ergibt sich eine grundle-
gende #nderung zur bisherigen Vorgehensweise bei der Berechnung von Baugru-
ben. Da Einwirkungen/Beanspruchungen und Widerstände grundsätzlich voneinan-
der getrennt zu betrachten sind, ist die früher für den Bereich unterhalb der
Baugrubensohle übliche Zusammenfassung von aktivem Erddruck und Erdwider-
stand nicht mehr zulässig. Näheres hierzu siehe Abschnitt 10.3.
Für die Baugrubenbemessung ist die Größe der resultierenden Verbaubeanspru-
chung mit charakteristischen Werten zu ermitteln und dabei nach ständigen und
veränderlichen Beanspruchungen zu unterscheiden. Alle Beanspruchungen sind
insbesondere nach ihrer Dauer zwingend einer dieser beiden Gruppen zuzuordnen,
da für ständige und veränderliche Beanspruchungen unterschiedliche Teilsicher-
heitsbeiwerte gelten.
Die ausreichende Tragsicherheit eines Verbaus und seiner Komponenten ist beim
Sicherheitskonzept mit Teilsicherheitsbeiwerten für verschiedene Grenzzustände 17
nachzuweisen. Für den Nachweis ausreichender Bauteilabmessungen (Einbindetie-
fe, Profilquerschnitt, Verankerungen/Aussteifungen und Gurtungen) ist der Grenz-
zustand GEO-2 bzw. STR zugrunde zu legen, für den Nachweis der Gesamtstand-
sicherheit der Grenzzustand GEO-3 (vgl. Abschnitt 11). Wird eine innerhalb der
Baugrube betriebene Wasserhaltung oder eine Lösung nach dem Prinzip der
Grundwasserabsperrung ausgeführt, so sind zusätzlich die Grenzzustände HYD
bzw. UPL (Lagesicherheit) zu berücksichtigen.
Der Nachweis der Gebrauchstauglichkeit erfolgt – wie gewohnt – mit charakteristi-
schen Werten. Bei verformungsunempfindlichen Systemen erlaubt DIN EN 1997-1
auch eine vereinfachte Nachweisführung (vgl. Abschnitt 10.5).

1293
Geotechnik

10.3 Statische Berechnung


Für die statische Berechnung sind – wie üblich – ein statisches System und eine
Belastungsfigur zu wählen. Mit den damit ermittelten Auflagerkräften und Schnitt-
größen (Charakteristische Werte) sind anschließend die verschiedenen Tragsicher-
heits- und ggf. der Gebrauchstauglichkeitsnachweis zu führen.

10.3.1 Statisches System


Das statische System eines Baugrubenverbaus wird durch die Anzahl und Lage der
im Aushubbereich angeordneten Steifen/Anker sowie die Einbindetiefe des Ver-
baus unterhalb der Baugrubensohle bestimmt. Als statisch bestimmte Systeme er-
geben sich ein ungestützter, im Boden voll eingespannter Verbau oder ein einfach
gestützter, im Boden frei aufgelagerter Verbau (vgl. Bild 10-7).

'F&' H6'8:IH@%%*8-9@6;
.
.

"&, # +=

+ , !&1 0 +=
+= , . >? @6;8%*A*)*& B=CC 8-6;8%D>66*
-F&' "&, # +=
+
+ # += , "&G # . -F&'
*

>? @6;8%*A*)*& B=CC 8-6;8%D>66* +? 8-69>EF ;8%*A*)*& 9:8- >@9;8C>;8:*

Bild 10-7 Verbau, statisch bestimmte Systeme

In allen anderen Fällen (mehrfache Stützung im Aushubbereich/Volleinspannung


und mindestens einfache Stützung im Aushubbereich) ist eine statisch unbe-
stimmte Aufgabe zu lösen.
Zur Vorbemessung können für die Wahl des jeweils zutreffenden statischen
Systems die in Bild 10-7 angegebenen Einbindetiefen angenommen werden. Bei
einer oder mehreren im Aushubbereich angeordneten Stützen kann bereits
dann im Baugrubensohlbereich von einer Volleinspannung ausgegangen wer-
den, wenn die Einbindetiefe etwa der halben Baugrubentiefe (t0 & 0,5 " h) ent-
spricht.
Die Auflager im Aushubbereich Ah,k,i werden an der Stelle der jeweiligen Siche-
rungselemente (Anker/Steifen) angeordnet, das den Erdwiderstand idealisierende
Auflager B h,k im Einbindebereich in der Regel bei 60 % der rechnerischen Einbin-
detiefe und die eine Volleinspannung ergänzende Auflagerkraft C am rechneri-
schen Fußpunkt der Wand. Tatsächliche und rechnerische Einbindetiefe unter-
scheiden sich bei frei aufgelagerten Wänden nicht (in diesem Fall ist C ¼ 0). Bei
eingespannten Wänden ist zur Festlegung der tatsächlichen Einbindetiefe die rech-
nerische Einbindetiefe um ca. 20 % zu erhöhen. Näheres hierzu findet sich in der
EAU.

1294
Baugruben

10.3.2 Lastansätze (Einwirkungen)


Baugruben werden immer durch Erddruck (aus Eigengewicht und möglicherweise
zusätzlich wirkende Verkehrs- oder Fundamentlasten) und ggf. zusätzlich durch
Wasserdruck belastet. Die Größe und Verteilung des Erddruckes (aktiver, umgela-
gerter aktiver, erhöhter aktiver Erddruck oder Erdruhedruck) richten sich nach der
Steifigkeit des Verbaus und der Lage und Anzahl der Anker/Steifen.
Bei Verbauarten, die nur oberhalb der Baugrubensohle eine flächige Sicherung
aufweisen (insbesondere Trägerbohlwand, aufgelöste Bohrpfahlwand), endet der
aktive Erddruck in Höhe der Baugrubensohle. Bei auch im Einbindebereich durch-
gehenden Verbausystemen (Spundwand, tangierende oder überschnittene Bohr-
pfahlwand, Schlitzwand) ist der Erddruck bis zum rechnerischen Fußpunkt des Ver-
baus anzusetzen.
Bei der Wahl der Lastfiguren sind die Empfehlungen der EAB zu beachten. Nachfol-
gend sind die wichtigsten Berechnungsansätze zusammengestellt.
Wahl der Bodenkenngrößen. Wenn keine Versuchsergebnisse oder Bodenkenngrö-
ßen aufgrund örtlicher Erfahrungen von früheren Bodenuntersuchungen vorliegen,
darf mit geschätzten Größen (vgl. Abschnitt 3) gerechnet werden.
Dabei ist bei der Ermittlung des Erddruckes aus der Eigenlast nichtbindiger Böden
lockere Lagerung und aus Auflasten mitteldichte Lagerung anzunehmen, dichte La-
gerung nur aufgrund von Druck- und Rammsondierungen. Wenn keine Ergebnisse
von Feld- oder Laborversuchen vorliegen, ist für bindige Böden die jeweils ungüns-
tigste Annahme zugrunde zu legen.
Kapillarkohäsion von Sandböden darf bis c0 ¼ 2 kN/m2 berücksichtigt werden, so-
fern sie nicht durch Austrocknung, !berfluten des Baugrundes (Ansteigen des
Grundwassers oder Wasserzulauf von oben) während der Bauzeit verlorengeht.
c0 > 2,0 kN/m2 nur, wenn durch örtliche Erfahrung bestätigt oder durch Messungen
am Baugrubenverbau überprüft.
Ansatz des Wandreibungswinkels [EB 4]. Sofern die Vertikalkräfte einwandfrei in
den Untergrund abgeleitet werden können, i. Allg. da ¼ þ2,3j, davon abweichend
bei Schlitzwänden da ¼ þ1/2j. Lässt sich S V ¼ 0 nicht anders nachweisen, z. B. bei
Hilfsbrücken und starker Neigung der Verankerung, so ist ein kleinerer oder negati-
ver Wandreibungswinkel, höchstens jedoch da ¼ !2/3j0 bzw. da ¼ !1/2j0 bei Schlitz-
wänden anzunehmen.
Ansatz von Mindesterddruck bei Böden mit Kohäsion [EB 4]. Bei durchgehend bin-
digen sowie bei wechselnden Bodenschichten ist die Erddrucklast a) mit den jeweils
gewählten Scherfestigkeiten und b) mit den gewählten Scherfestigkeiten im Bereich
der nichtbindigen und mit einem Mindesterddruckbeiwert (Kagh für j ¼ 40, ) im Be-
reich der bindigen Schichten (Mindesterddruck s. Bilder 10-8 u. 10-9) zu ermitteln.
Der ungünstigste Lastansatz (größere Erddruckordinate) ist maßgebend.

17

Bodenschichtung Erddruck Erddruck


entsprechend a) entsprechend b)

Bild 10-8 Ermittlung der aktiven Erddrucklast bei teilweise bindigen Bodenschichten

1295
Geotechnik

a) Erddruck aus b) Erddruck c) Erddrucklast d) Erddrucklast e) Mindest-


Bodeneigen- infolge von bei nicht ge- bei gestützten Erddrucklast
gewicht Kohäsion stützten Bau- Baugruben-
grubenwänden wänden
Bild 10-9 Ermittlung der aktiven Erddrucklast bei durchgehend bindigem Boden

Ansatz von erhöhtem Erddruck (EB 8) bei ausgesteiften Spund- und Trägerbohl-
wänden nur dann, wenn bei geringem Abstand der Unterstützung die Steifen der
Spundwände mit mehr als 30 % und die Steifen der Trägerbohlwände mit mehr als
60 % vorgespannt werden. Bei ausgesteiften Ortbetonwänden ist generell erhöhter
Erddruck anzusetzen.
Bei verankerten Baugruben richtet sich die Größe des Erddruckes danach, mit wel-
cher Kraft die Anker festgelegt werden und in welchem Bodenhorizont die Ver-
presskörper liegen (s. Abschnitt 9).
Zutreffende Lastfiguren für gestützte Baugrubenwände nach EB 69
Wenn a) die Geländeoberfläche waagerecht, b) der Boden mindestens mitteldicht ge-
lagert oder steife Konsistenz aufweist, c) die Steifen zumindestens kraftschlüssig ver-
keilt oder Verpressanker auf mindestens 80 % der für den nächsten Bauzustand errech-
neten Kraft vorgespannt werden und d) unter der einzubauenden Stützung nicht tiefer
als 1/3 h der verbleibenden Restmächtigkeit h des Aushubs abgebaggert wird, können
bei Trägerbohlwänden die in Bild 10-10 dargestellten Lastfiguren verwendet werden.

a) Stützung bei b) Stützung bei c) Stützung bei


hk < 0,1 " H 0,1 " H < hk < 0,2 " H 0,2 " H < hk < 0,3 " H

d) Mittlere Anordnung e) Tiefe Anordnung f) Dreimal gestützte Wand


der Stützungen der Stützungen
Bild 10-10 Lastfiguren für gestützte Trägerbohlwände nach EB 69 (Auswahl)

1296
Baugruben

Bei gestützten Spund- und Ortbetonwänden können für die Stützungsfälle a) bis c)
von Bild 10-10 die dort dargestellten Lastfiguren mit folgenden #nderungen ver-
wendet werden:
im Fall b) beträgt abweichend eho :ehu > 1,2; im Fall c) eho :ehu > 1,5.

Vereinfachte Lastfiguren für gestützte Baugrubenwände nach EB 13 und EB 17


Unter den bereits genannten Voraussetzungen kann als vereinfachte Belastung
auch ein flächengleiches Rechteck mit eh ¼ SEah/H angesetzt werden (Bild 10-11).
Auflasten aus Linien- oder Streifenlasten sowie Wasserdruck dürfen nicht in das
Lastbild für Bodeneigengewicht einbezogen, sondern müssen als zusätzliche Last-
figuren angesetzt werden. Die Eingruppierung in ständige oder veränderliche Ein-
wirkungen ist dabei sinnvoll festzulegen.

a) Einmal ausgesteifte b) Zweimal ausgesteifte c) Dreimal ausgesteifte


Verbauwand Verbauwand Verbauwand

Bild 10-11 Rechteckförmiger Erddruckansatz bei ausgesteiften Verbauwänden

Bei ausgesteiften Wänden ist der mit dem Ansatz des vereinfachten Lastbildes ver-
bundene Fehler bei der Schnittkraftermittlung zu korrigieren, in dem die Stützen-
kräfte bspw. um den Faktor H=hA erhöht und das Feldmoment um den Faktor
hA =H reduziert werden. Näheres findet sich in der EAB (EB 13 und EB 17).

Lastfiguren des Erdruhedruckes nach EAB (EB 23)


Er ist dreieckförmig verteilt nach Bild 10-12a) anzusetzen. Falls sich die Wand bei
mindestens zwei Abstützungen unten gegen das Erdreich stützt, darf die Ruhe-
druckspannung von der untersten Abstützung ab als konstant angesehen werden
(s. Bild 10-12b).

17

a) Erddruckverteilung bei unnachgiebiger b) Erddruckverteilung bei nachgiebiger Stüt-


Stützung des Wandfußes zung des Wandfußes
Bild 10-12 Lastbilder für Spund- und Ortbetonwände bei Ansatz des Erdruhedruckes (EB 22)

1297
Geotechnik

Ansatz von Nutzlasten in Form von Er-


satzlasten
a) bei Straßenverkehr (EB 55) nach Bild 10-13
Voraussetzung für den Ansatz der Er-
satzlasten
a) bei Straßenverkehr gemäß Bild 10-13:
Fahrbahndecke d > 15 cm sowie Achs-
Bild 10-13 Ersatzlast für Straßenverkehr lasten im zulässigen Bereich der Straßen-
verkehrszulassungsordnung.

Wird gegen die Baugrubenwand ein Schrammbord abgestützt, so ist darauf ein
waagerechter Seitenstoß nach DIN FB 101 anzusetzen.

b) bei Schienenverkehr (EB 55)


Die Nutz- und Ersatzlasten sind nach den Vorschriften der jeweiligen Verkehrsbe-
triebe anzusetzen. Bei Straßenbahnen genügt eine unbegrenzte Flächenlast
p ¼ 10 kN/m2 entsprechend Bild 10-13, wenn der Abstand zwischen Schwellenen-
den und Baugrubenwand > 0,6 m beträgt. Ggf. sind Fliehkräfte und Seitenstoß zu
berücksichtigen.

c) bei Baustellenverkehr (EB 56)


Für Lasten im Rahmen der Straßenverkehrszulassung gilt Bild 10-13 auch dann,
wenn ein Straßenbelag fehlt.

d) bei Stapellasten (EB 56)


wird eine unbegrenzte Flächenlast p ¼ 10 kN/m2, wie in Bild 10-13 dargestellt, ange-
setzt.

e) bei Bagger und Hebezeugen (EB 57)


1. Wenn die folgenden Abstände eingehalten werden, genügt der Ansatz einer un-
begrenzten Flächenlast von 10 kN/m2
1,5 m bei G ¼ 10 t 3,5 m bei G ¼ 50 t
2,5 m bei G ¼ 30 t 4,5 m bei G ¼ 70 t
2. Sonst sind Ersatzlasten nach Bild 10-14 in Verbindung mit Tafel 10-2 anzuset-
zen.

Tafel 10-2 Größe und Breite der Streifenlast


p 0 in Bild 10-14 in Abhängigkeit
vom Gesamtgewicht G
Gesamt- Zusätzliche Breite
gewicht Streifenlast p0 der
des Kein Abstand Streifen-
Gerätes Abstand 0,60 m last p0
10 t 50 kN/m2 20 kN/m2 1,50 m
30 t 110 kN/m2 40 kN/m2 2,00 m
50 t 140 kN/m2 50 kN/m2 2,50 m Bild 10-14 Ersatzlast für Bagger und Hebe-
70 t 150 kN/m2 60 kN/m2 3,00 m zeuge

1298
Baugruben

Verteilung des aktiven Erddruckes aus Nutzlast

a) Streifenlast bis zur Wand b) Streifenlast mit Abstand c) Linienlast


von der Wand
Bild 10-15 Ansatz des Erddruckes aus Nutzlasten bei nicht gestützten Wänden

a) Belastung b) Bodeneigenlast c) Flächenlast p d) Streifenlast p 0 e) !berlagerung


Bild 10-16 Verteilung des Erddruckes auf eine nicht gestützte, im Boden eingespannte Bau-
grubenwand in nichtbindigem Boden bei Annahme von Gleitflächen unter dem
Winkel J a (Beispiel)

Lastfiguren des Wasserdrucks


Ergeben sich außerhalb und innerhalb einer Baugrube unterschiedliche Grundwas-
serstände (z. B. wegen einer Grundwasserabsenkung), so darf die eintretende Um-
strömung der Verbauwand in einfachen Fällen durch den auf der sicheren Seite
liegenden Ansatz des resultierenden hydrostatischen Wasserdrucks vereinfacht
werden. Der Einfluss der Strömung auf den Erddruck (Erhöhung des aktiven, Redu-
zierung des passiven Erddrucks) ist allerdings in jedem Falle im Ansatz der Einwir-
kungen mit zu berücksichtigen, indem die Wichte des Bodens unter Auftrieb um
die volumenbezogene Strömungskraft i " gW erhöht (aktive Seite) bzw. reduziert
(passive Seite) wird.
Bei stark schwankendem Grundwasserspiegel ist der Wasserdruck aus niedrigstem 17
Wasserspiegel als ständige Einwirkung zu behandeln, der darüber hinausgehende
Wasserdruck bei höheren Wasserspiegeln als veränderliche Einwirkung.

10.3.3 Widerstände
Die bei einem Baugrubenverbau anzusetzenden Widerstände entsprechen neben
dem eigentlichen Materialwiderstand des Verbauprofiles den in der statischen Be-
rechnung angenommenen Auflagern. Demzufolge wird zwischen dem Erdwider-
stand im Einbindebereich des Verbaus und den so genannten Bauteilwiderständen
(Anker, Steifen, Gurtung etc.) unterschieden.

1299
Geotechnik

Erdwiderstand
Der unterhalb der Baugrubensohle wirkende Erdwiderstand ist bei durchgehend wand-
artigen Verbausystemen (Spundwand, tangierende oder überschnittene Bohrpfähle,
Schlitzwand) als linienförmiger Widerstand in [kN/lfdm], bei nur oberhalb der Baugru-
bensohle wandartigen Systemen (Trägerbohlwand, aufgelöste Bohrpfahlwand) als
räumlicher Widerstand in [kN] zu berücksichtigen. Entsprechend Bild 10-7 wird die Re-
sultierende des Erdwiderstandes in der Regel bei 60 % der rechnerischen Einbindetiefe,
seltener im Drittelspunkt der Einbindetiefe (lineare Erddruckverteilung) angesetzt.
Da die volle Mobilisierung des Erdwiderstandes erst bei relativ großen horizontalen
Verbaubewegungen eintritt, die möglicherweise die für die Gebrauchstauglichkeit
des Verbaus zulässige Größe überschreiten, ist eine Reduzierung des charakteristi-
schen Erdwiderstandes durch Berücksichtigung eines so genannten Anpassungsfak-
tors h < 1 erlaubt, der sinnvoll festzulegen ist.
Bei einer durch eine Wasserhaltung bedingten Umströmung des Verbaus ist der
charakteristische Erdwiderstand unter Ansatz der maßgebenden Wichte (g0 ! i " gw )
zu ermitteln.
Ansatz des Erdwiderstandes bei Trägerbohlwänden
Bei einer Trägerbohlwand ist zunächst nachzuweisen, dass der „hinter“ dem Bohl-
träger auftretende räumliche Erdwiderstand vom angrenzenden Baugrund aufge-
nommen werden kann. Zur Veranschaulichung werden die bisher nach DIN 1054
gültigen Fälle erläutert. Hierbei werden unterschieden:
a) Falls die Wirkungen des Erdwiderstandes sich nicht überschneiden, ist
Eph, k ¼ Epgh þ Epch ½kN,
Epgh ¼ 12 g " wR " t13 für Reibungsböden wR; wk aus Bild 10-17 mit geschätzten
Epch ¼ 2 " c " wk " t12 für Kohäsionsböden Eingangswerten bt/t1 sowie mit j.

Bild 10-17 Erdwiderstandsbeiwerte wR und wK für Einzelbruchfiguren nach Weißenbach; für


j-Werte <30, siehe Weißenbach [3]

b) Falls die Wirkungen des Erdwiderstandes vor benachbarten Bohlträgern sich


überschneiden, gilt
1
E *ph, k ¼ " g " wph " at " t12 ½kN,
2 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
bt at # b t 4"c
mit wph ¼ k ph ðdp ¼
j 0Þ þ k ph ðdp ¼ 0Þ þ k ph ðdp ¼ j 0Þ
at at g " t1
at Bohlträgerabstand
t1 geschätzte rechnerische Einbindetiefe unter Baugrubensohle (t1 ¼ t0 , vgl. Abschnitt 10.3.4)
bt Bohlträgerbreite
Bei Böden mit j < 30, ist dp ¼ !(j ! 2,5, ), mit j > 30, ist dp ¼ !27,5, unter Verwen-
dung von Erdwiderstandsbeiwerten nach dem Gleitschema von Streck (Tafel 10-3)
anzusetzen.

130 0
Baugruben
Tafel 10-3 Erdwiderstandsbeiwerte K ph nach dem Gleitschema von Streck
dp j
15, 17,5, 20, 22,5, 25, 27,5, 30, 32,5, 35, 37,5, 40, 42,5,

0, 1,70 1,86 2,04 2,24 2,46 2,72 3,00 3,32 3,69 4,11 4,60 5,16
! 2,5, 1,79 1,95 2,17 2,39 2,63 2,90 3,23 3,60 4,00 4,48 5,04 5,69
! 5, 1,87 2,05 2,28 2,51 2,79 3,08 3,45 3,86 4,31 4,85 5,48 6,22
! 7,5, 1,94 2,14 2,38 2,64 2,94 3,26 3,66 4,11 4,61 5,22 5,92 6,75
!10, 2,01 2,22 2,48 2,75 3,08 3,43 3,87 4,35 4,91 5,59 6,36 7,28
!12,5, 2,11 2,30 2,58 2,87 3,22 3,60 4,07 4,59 5,21 5,95 6,80 7,82
!15, 2,38 2,67 2,98 3,35 3,76 4,27 4,83 5,50 6,31 7,24 8,38
!17,5, 2,77 3,09 3,48 3,92 4,46 5,07 5,80 6,67 7,69 8,95
!20, 3,23 3,62 4,08 4,66 5,31 6,10 7,03 8,15 9,53
!22,5, 3,81 4,27 4,86 5,56 6,41 7,41 8,62 10,10
!25, 4,51 5,11 5,84 6,72 7,82 9,12 10,70
!27,5, 5,46 6,15 7,12 8,27 9,64 11,40

Hinweis: Wenn im Grenzzustand eine überwiegend parallele Verschiebung erwartet wird,


sind Erdwiderstandsbeiwerte Kpt bei Translation zu verwenden, s. [2], Teil 1

Für die weitere Berechnung mit den nach a) und b) berechneten ideellen Erdwider-
ständen ist der kleinste Wert maßgebend.
Darüber hinaus muss nachgewiesen werden, dass der bei der Berechnung der Trä-
gerbohlwände unterhalb der Baugrubensohle vernachlässigte Erddruck zusammen
mit der Auflagerkraft aus dem Bohlträger von dem gesamten zur Verfügung ste-
henden Erdwiderstand aufgenommen wird. Für diesen Nachweis ist unterhalb der
Baugrubensohle eine durchgehende Wand anzunehmen (vgl. Abschnitt 10.4).

Ansatz des Erdwiderstandes bei Spund- und Ortbetonwänden


Die Berechnung des charakteristischen Erdwiderstandes erfolgt hier konventionell
unter Annahme einer linearen Verteilung der Erddruckspannungen. Hierbei gilt:
a) Bei im Boden frei aufgelagerten Spund- und Pfahlwänden (EB 13) kann, falls die Be-
dingung V ¼ 0 dies zulässt, der Wandreibungswinkel bei gekrümmten Gleitflächen mit
dp ¼ !j angesetzt werden. Im Falle von Schlitzwänden sind die Wandreibungswinkel
bei gekrümmten Gleitflächen auf dp ¼ !1/2 j herabzusetzen.
b) Bei Fußeinspannung von Spund- und Ortbetonwänden (EB 26)
Die rechnerische Einbindetiefe t0 ist zur Aufnahme der Ersatzkraft C um Dt ¼ 0,2 t0
zu vergrößern (vgl. Bild 10-7a).

Bauteilwiderstände
Die Bauteilwiderstände (Materialwiderstände) entsprechen dem Verbauprofil sowie
den zusätzlichen Auflager- oder Lastverteilkomponenten des Verbaus. Hierzu zählen
die Anker, die Aussteifungen und die Gurtung sowie die Ausfachung bei Träger-
bohl- und aufgelösten Bohrpfahlwänden. 17
Der jeweilige Materialwiderstand ist als charakteristischer Wert in Abhängigkeit
von der jeweiligen Beanspruchung zu ermitteln (z. B. Steifenbemessung auf Kni-
cken, Verbau- (Träger und Ausfachung) und Gurtungsbemessung auf Biegung und
Normalkraft) und damit kein geotechnisches, sondern ein konstruktives Problem.
Lediglich für das Materialversagen eines Verpressankers (Versagen des Stahlzug-
gliedes) ist der entsprechende Nachweis in DIN 1054 (10.12) geregelt.
Die Materialwiderstände von Bohlträgern und U-Trägern bzw. deren Ausfachung
finden sich in den Sachgebieten Stahlbau und Holzbau (Abschnitte 9 und 10 der
Bautechnischen Zahlentafeln). Die Querschnittswerte häufig verwendeter Spund-
wandprofile und Kanaldielen sind in den Tafeln 10-4 bis 10-9 zusammengestellt.

1 3 01
Geotechnik
Tafel 10-4 Tafel- und Leichtprofile, Kanaldielen der Hoesch-Hüttenwerke AG

Profil- Wand- Rücken- Steg- Wider-


breite höhe dicke dicke Eigenlast stands-
moment
b h t s Wy
Profil
mm mm mm mm kg/m kg/m2 cm3 /m
Einzel- Wand Wand
Hoesch bohle

Leichtprofil HL 3/6 700 148 6 6 46,2 66 410


Leichtprofil HL 3/8 700 150 8 8 61,5 88 540

Kanaldiele HKD VI/6 600 78 6 6 37,5 62 182


Kanaldiele HKD VI/8 600 80 8 8 50 83 242

Hoesch

Tafelprofil HT 45 4,5 4,5 45 45 159


Tafelprofil HT 50 5 5 50 50 175
Tafelprofil HT 60 1000 90 6 6 60 60 208
Tafelprofil HT 70 7 7 70 70 240

Tafel 10-5 Spundwandnormalprofile System Larssen und Hoesch, Union-Flachprofile

Wider- Profil- Wand- Rücken- Steg-


stands- Eigenlast breite höhe dicke dicke
moment
Wy b h t s
Profil
cm3 /m kg/m2 kg/m mm mm mm mm
Wand Wand Einzel-
bohle
Larssen

22 1250 122 61 340 10 9


23 2000 155 77,5 420 11,5 10
24 2500 175 87,5 500 420 15,6 10
24/12 2550 185 92,7 420 15,6 12
25 3040 206 103 420 20 11,5

43 1660 166 83 500 420 12 12


4301 ) 6450 2352 ) 83 708 750 12 12

600 510 94 56,4 150 9,5 9,5


600 K 540 99 59,4 150 10 10
601 745 77 46,3 310 7,5 6,4
602 830 89 53,4 310 8,2 8
603 1200 108 64,8 310 9,7 8,2
603 K 1240 113 68,1 310 10 9
604 1620 124 74,5 600 380 10,5 9
605 2020 139 83,5 420 12,5 9
605 K 2030 144 86,7 420 12,2 10
606 2500 157 94,4 435 15,6 9,2
606 K 2540 162 97,5 435 15,6 10
607 3200 191 114,4 435 21,5 9,8
607 K 3220 192 115,2 435 21,5 10

703 1210 96,5 67,5 400 9,5 8


700
703 K 1300 103 72,1 400 10 9
Fortsetzung s. nächste Seite

1302
Baugruben
Tafel 10-5, Fortsetzung

Wider- Profil- Wand- Rücken- Steg-


stands- Eigenlast breite höhe dicke dicke
moment
Wy b h t s
Profil
cm3 /m kg/m2 kg/m mm mm mm mm
Wand Wand Einzel-
bohle
Hoesch

1200 1140 107 61,5 260 9,5 9,5


1700 1720 116 66,7 350 10 9
1700 K 1700 117 67,3 350 9,5 9,5
575
2500 2480 152 87,4 350 12,5 9,5
2500 K 2540 155 89,1 350 12,8 10
3600 3580 192 110,4 415 16 12

Union-Flachprofile

FL 511 11 ! 67,5 135 90


FL 5121 ) 500 88 12 ! 70,5 141 90
FL 512,71 ) 12,7 ! 72,5 145 90

1
) Stahlsorte für kaltgeformte Spundbohlen nach DIN EN 10249-1
2
) Stahlsorte für warmgewalzte Spundbohlen nach DIN EN 10248-1

Tafel 10-6 U-Profile, ARBED, Vertrieb Krupp GfT


Profil b h t1 t2 Um- Stahl- Gewicht Wider- Träg- Träg-
E-Bohle Wand Rü- Steg fang quer- stands- heits- heits-
cken schnitt moment moment radius
rffiffiffiffi
mm mm mm mm cm cm2 kg kg cm3 cm4 I
je m je m je m 2
je m je m je m i ¼
F
Wand Wand EB Wand Wand Wand cm

PU 6 600 226 7,5 6,4 237 97 45,6 76 600 6780 8,37

PU 8 600 280 8,0 8,0 250 116 54,5 91 830 11620 10,02

PU 12 600 360 9,8 9,0 264 140 66,1 110 1200 21600 12,41

PU 16 600 380 12,0 9,0 275 159 74,7 124 1600 30400 13,85

PU 20 600 430 12,4 10,0 291 179 84,3 140 2000 43000 15,50

PU 25 600 452 14,2 10,0 303 199 93,6 156 2500 56490 16,86

PU 32 600 452 19,5 11,0 303 242 114,1 190 3200 72320 17,28 17
L2S 500 340 12,3 9,0 292 177 69,7 139 1600 27200 12,38

L3S 500 400 14,1 10,0 304 201 78,9 158 2000 40010 14,11

L4S 500 440 15,5 10,0 322 219 86,2 172 2500 55010 15,83

JSP 2 400 200 10,5 — 277 153 48,0 120 874 8740 7,56

JSP3 400 250 13,0 — 298 191 60,0 150 1340 16800 9,38

1303
Geotechnik
Tafel 10-7 AZ-Profile, ARBED, Vertrieb Krupp GfT
Profil b h t1 t2 Um- Stahl- Gewicht Wider- Träg- Träg-
E-Bohle Wand Rü- Steg fang quer- stands- heits- heits-
cken schnitt moment moment radius
rffiffiffiffi
mm mm mm mm cm cm2 kg kg cm3 cm4 I
je m je m je m je m2 je m je m i¼
F
Wand Wand EB Wand Wand Wand cm
AZ 13 670 303 9,5 9,5 245 137 72,0 107 1300 19700 11,99
AZ 18 630 380 9,5 9,5 270 150 74,4 118 1800 34200 15,07
AZ 26 630 427 13,0 12,2 282 198 97,8 155 2600 55510 16,75
AZ 36 630 460 18,0 14,0 293 247 122,2 194 3600 82800 18,30
AZ 48 580 482 19,0 15,0 326 307 139,6 241 4800 115670 19,43

Tafel 10-8 Leichtprofile Krupp


Profil b h t1 t2 Um- Stahl- Gewicht Wider- Träg- Träg-
E-Bohle Wand Rü- Steg fang quer- stands- heits- heits-
cken schnitt moment moment radius
rffiffiffiffi
mm mm mm mm cm cm2 kg kg cm3 cm4 I
je m je m je m je m2 je m je m i¼
F
Wand Wand EB Wand Wand Wand cm
KL 3/6 700 148 6,0 6,0 243 84,0 46,2 66 410 3080 5,90
KL 3/8 700 150 8,0 8,0 243 111,9 61,5 88 540 4050 6,00

Tafel 10-9 Kanaldielen Krupp


KD VI/6 600 80 6,0 6,0 250 80,0 37,5 62 182 726 3,02
KD VI/8 600 80 8,0 8,0 250 106,0 50,0 83 242 968 3,02

10.3.4 Prinzip der statischen Berechnung


Die statische Berechnung eines Baugrubenverbaus dient als Grundlage für die
Nachweise ausreichender Bauteilabmessungen der Verbaukomponenten. Da für
diese Nachweise der Grenzzustand GEO-2 bzw. STR maßgebend ist, muss die sta-
tische Berechnung unter Ansatz der charakteristischen Einwirkungen geführt wer-
den, d. h. die mit der Berechnung ermittelten Auflagerkräfte und Schnittgrößen
stellen ebenfalls charakteristische Größen (Beanspruchungen) dar.
Bild 10-18 zeigt exemplarisch die statisch bestimmten Systeme und die charakteris-
tischen Einwirkungen für eine Spundwand, Bild 10-19 die entsprechenden Verhält-
nisse für eine Trägerbohlwand.
Aufgrund der unterschiedlichen Ausführung sind dabei für die Spundwandberech-
nung die Belastungsfiguren aus den charakteristischen Einwirkungen bis zum rech-
nerischen Fußpunkt (h þ t0 ) anzusetzen. Für die Trägerbohlwandberechnung sind

>? J6;8%*A*)*& B=CC 8-6;8%D>66* +? L8%*A*)*& 9:8- >@9;8C>;8:*


) )
e>F& MND?
. !K
'F&(
+ !&1 # += .
+ O +=
e>F& MND?
+= $>
+ += -
-./( ./(
*( e>F& L e>F& L
Bild 10-18 Statisch bestimmte Systeme-Spundwand

1304
Baugruben

>? J6;8%*A*)*& B=CC 8-6;8%D>66* +? L8%*A*)*& 9:8- >@9;8C>;8:*


) )
e>F& MND? e>F& MND?
. 'F&(
+ !&1 # += e>F& L . e>F& L
+ O +=
+=
+ += -
-./( ./(
*(
"#!>F& ! ? "#!>F& ! ?
Bild 10-19 Statisch bestimmte Systeme-Trägerbohlwand

zunächst nur die Einwirkungen bis zur Baugrubensohle (h) anzusetzen. Die Betrach-
tung der Verhältnisse unterhalb der Baugrubensohle erfolgt hier zusätzlich in ei-
nem gesonderten Nachweis (vgl. Abschnitt 10.4).
Die statische Berechnung liefert die jeweiligen Auflagerkräfte getrennt für ständige
(G) und veränderliche (Q) Einwirkungen, d. h. Ah,k,G, Bh,k,G, Ck,G bzw. Ah,k,Q, Bh,k,Q,
Ck,Q. Diese Auflagerkräfte stellen die charakteristischen Beanspruchungen der sie
jeweils idealisierenden Bauteile dar. Mit den so ermittelten Auflagerkräften sind an-
schließend die erforderlichen Tragsicherheitsnachweise für diese Bauteile zu führen
(vgl. Abschnitt 10.4).
Die Festlegung und Optimierung der erforderlichen Einbindetiefe erfolgt entweder
durch iterative Vorgabe und !berprüfung durch den Nachweis der Einbindetiefe
oder durch direkte Optimierung, indem man die Größe t0 in der Statik und dem
anschließenden Tragsicherheitsnachweis als Unbekannte mitnimmt und abschlie-
ßend danach auflöst.

10.4 Nachweise der Tragfähigkeit


Nach DIN EN 1997-1 sind für Baugrubenverbauten folgende Tragfähigkeitsnachwei-
se zu führen:
Für den Grenzzustand GEO-2:
4 Gegen Versagen des Erdwiderlagers
4 Gegen Versinken von Bauteilen
4 Gegen Materialversagen von Bauteilen (STR)
4 Gegen Aufbruch des Verankerungsbodens (bei Ankertafeln oder -wänden)
4 Gegen Versagen der Lastübertragung (bei Verpressankern)
4 Gegen Versagen in der tiefen Gleitfuge (generell bei Verankerungen)
Für den Grenzzustand GEO-3:
4 Nachweis der Gesamtstandsicherheit
Für den Grenzzustand der Lagesicherheit:
4 Gegen hydraulischen Grundbruch (bei umströmtem Verbau — HYD)
17
4 Gegen Aufschwimmen (bei Baugruben mit Grundwasserabsperrung — UPL)
Darüber hinaus ist nachzuweisen, dass der für die Berechnung des Erdwiderstan-
des angenommene Wandreibungswinkel mobilisiert werden kann.
Die genannten Nachweise werden nachfolgend im Detail erläutert.

10.4.1 Nachweis gegen Versagen des Erdwiderlagers


Mit dem Nachweis eines ausreichenden Erdwiderstandes wird die Einbindetiefe
des Verbaus festgelegt.

1305
Geotechnik

Für auch unterhalb der Baugrubensohle wandartig durchgehende Verbauarten


(Spundwand, tangierende oder überschnittene Bohrpfahlwand, Schlitzwand) erfolgt
dieser Nachweis für den zweidimensionalen Fall [kN/m] wie folgt:
Bh,d ¼ Bh,k,G " gG þ Bh,k,Q " gQ < Eph,d ¼ h " Eph,k /gR,e .
Bh,d Bemessungswert der resultierenden Beanspruchung, berechnet aus der ungünstigs-
ten Kombination der vorhandenen ständigen und veränderlichen Einwirkungen,
Eph,d Bemessungswert des Erdwiderstandes, ggf. um den Faktor h reduziert,
gG, gQ, gR, e Partialsicherheitsbeiwerte für die Situation BS-T nach den Tafeln 5-1 und 5-2.
Die Berechnung des Bemessungswertes der Beanspruchung Bh,d erfolgt wie üblich
durch Multiplikation der charakteristischen Beanspruchungen aus ständigen und
veränderlichen Einwirkungen mit den für die Situation BS-T maßgebenden Partial-
sicherheiten.
Der Bemessungswert Eph,d des Erdwiderstandes ergibt sich durch Division des cha-
rakteristischen Widerstandes mit dem zugehörigen Teilsicherheitsbeiwert.
Für nur oberhalb der Baugrubensohle flächig ausgefachte Verbauarten (Trägerbohl-
wand, aufgelöste Bohrpfahlwand) sind folgende beiden Nachweise zu führen:
a) Nachweis am Einzelträger als Einzellast [kN]
Bh,d ¼ Bh,k,G " gG þ Bh,k,Q " gQ < Eph,d ¼ Eph /gR, e .
Bh,d Bemessungswert der resultierenden Beanspruchung am Einzelträger (Bohlträger
oder Bohrpfahl), also unter Berücksichtigung des Trägerabstandes,
Eph,d Bemessungswert des Erdwiderstandes hinter dem Einzelträger, berechnet aus
dem Minimum der unter Verwendung von Bild 10-17 bzw. Tafel 10-3 ermittelten
charakteristischen Einzelwerte (vgl. Abschnitt 10.3.3),
gG, gQ, gR, e Partialsicherheitsbeiwerte für die Situation BS-T nach den Tafeln 5-1 und 5-2.
b) Nachweis an einer durchgehend angenommenen Wand als Linienlast [kN/m]
Dieser Nachweis entspricht dem früheren Nachweis des Differenzerddruckes:
Bh, l, d ¼ (Bh, k, l, G + DEah,l,G) " gG þ (Bh,k, l,Q þ DEah,l,Q) " gQ < Eph,l,d ¼ Eph,l /gR, e .
Bh, kl Charakteristischer Wert der in der statischen Berechnung in kN/m ermittelten
Auflagerkraft,
DEah, l Charakteristischer Wert des unterhalb der Baugrubensohle vorhandenen aktiven
Erddruckes in kN/m (vgl. gestrichelt dargestellter Bereich in Bild 10-19),
Eph, l Charakteristischer Wert des im Einbindebereich linienförmig mobilisierbaren Erd-
widerstandes in kN/m,
gG, gQ, gR, e Partialsicherheitsbeiwerte für die Situation BS-T nach den Tafeln 5-1 und 5-2.

0( LPQ
2'! O SEF-EF* !
'3/' R>B! 1>!
'' $ >!
'F&' 1>F!

2'1 O 1>1 SEF-EF* 1


R>B1
$ >1
1>F1
<LS

-F&'
$D HCC8 (:>9*;:TU86 Bild 10-20 Nachweis des für den passiven
-6 V'WIXY Erddruck angenommenen Wand-
-B&' reibungswinkels
-'

1306
Baugruben

Die für alle Verbauarten zusätzlich erforderliche, oben genannte !berprüfung


des für die Ermittlung des Erdwiderstandes angenommenen Wandreibungswin-
kels erfolgt für ein Linienbauwerk mit charakteristischen Werten wie folgt (vgl.
Bild 10-20):
Vk ¼ SVki ¼ Pk þ SEah,ki " tan dai þ SAv,ki > Bv,k ¼ SBh,ki " tan dp
Pk Möglicherweise vorhandene Vertikallast aus Auflast,
Eah,ki " tan dai Vertikalkomponenten der aktiven Erddruckkräfte, bei Trägerbohlwänden nur
oberhalb der Baugrubensohle,
Av,ki Vertikalkomponenten von geneigten Verpressankern.

Gelingt der vorstehende Nachweis nicht, so ist für die Ermittlung des Erdwider-
standes ein anderer passender Wandreibungswinkel anzunehmen.

10.4.2 Nachweis gegen Versinken von Bauteilen


Mit diesem Nachweis wird gewährleistet, dass die an einem Verbau angreifenden
Vertikallasten zuverlässig in den im Einbindebereich anstehenden Baugrund einge-
leitet werden können, ähnlich einer Pfahlgründung.
Eine ausreichende Sicherheit gegen Versinken ist nachgewiesen, wenn gilt (vgl.
Bild 10-21):
Vd ¼ (G þ PG + Av,G þ Eav,G) " gG þ (PQ þ Av,Q þ Eav,Q) " gQ < Rd ¼ Rk /gt .
Rk Charakteristischer Wert des „Pfahlwiderstandes“ im Bereich der Einbindetiefe, in
der Regel Rk ¼ qs,k " As þ qb,k " Ab
gG, gQ, gt Partialsicherheitsbeiwerte für die Situation BS-T nach den Tafeln 5-1 und 5-2.
Bei günstigem Baugrund (D > 0,3 bzw. I C > 0,75) und h < 10 m, t > 1,5 m sowie
P ¼ Av ¼ 0 kann dieser Nachweis entfallen (Weitere Sonderfälle s. EB9 der EAB).

0L/0M

'B&L '
'B&M
'Z
$! 1! 1!B&L
.
1!B&M
(

+ 4%&'

4+&' Bild 10-21 Nachweis gegen Versinken von


Bauteilen

17
10.4.3 Nachweis gegen Materialversagen von Bauteilen
Mit diesem Nachweis wird gewährleistet, dass sowohl der Verbau selbst als auch
die in der statischen Berechnung durch Auflager idealisierten Bauteile die auftre-
tenden Beanspruchungen aufnehmen können. Der Nachweis erfolgt entsprechend
den jeweiligen Bauartnormen durch Erfüllung der Ungleichung:
RM,d ¼ RM,k /gM > Ed .
Die von der Beanspruchung abhängigen Nachweise sind keine geotechnischen
Nachweise und können den für die verschiedenen Bauarten maßgebenden Ab-
schnitten der Bautechnischen Zahlentafeln entnommen werden. Darin sind auch je-

1307
Geotechnik

weils die bauartspezifischen Partialsicherheitsbeiwerte gM0 enthalten. Abschnitt


10.3.3 enthält die Querschnittswerte von Spundwandprofilen und Kanaldielen. Zur
Bemessung von Verpressankern siehe Kapitel 9.
Hinsichtlich ihrer Beanspruchung ist in der Regel folgende Bemessung maßge-
bend:
Verbauprofil Bemessung auf Biegung (und Normalkraft)
Ausfachung Bemessung auf Biegung
Verpressanker Bemessung auf Normalkraft
Aussteifungen Bemessung auf Knicken
Gurtungen Bemessung auf Biegung und Normalkraft

10.4.4 Nachweis gegen Aufbruch des Verankerungsbodens


(Ankerplatten oder -wände)
Dieser Nachweis gewährleistet, dass vorgespannte Ankerplatten oder Ankertafeln
den vor ihnen befindlichen Boden nicht aus dem Erdreich hinausschieben. Eine
ausreichende Sicherheit ist gegeben, wenn folgende Ungleichung erfüllt wird (vgl.
Bild 10-22):
Zd ¼ Ah,k,G " gG þ Ah,k,Q " gQ < Eph,d ¼ Eph,k /gR,e .
gG, gQ, gR, e Partialsicherheitsbeiwerte für den Lastfall 2 nach den Tafeln 5-1 und 5-2.
Es ist anzumerken, dass im Vergleich zu früher der zusätzliche Ansatz des aktiven
Erddruckes entfallen ist.
Bei Ankerwänden ist zusätzlich der Nachweis in der tiefen Gleitfuge zu führen.

1DF&' B=:F0 'F&(&L


N=F68 )[?B=:F0 'F&(&M
$D N$ D O "? Bild 10-22 Standsicherheitsnachweis bei Ankertafeln

10.4.5 Nachweis gegen Versagen einer Verankerung mit Verpressankern


Die bei Verpressankern zu führenden Nachweise konzentrieren sich auf
4 Nachweis des Stahlzuggliedes,
4 Nachweis gegen Herausziehen des Ankers entlang des Verpresskörpers,
4 Nachweis in der tiefen Gleitfuge.
Sie sind in Abschnitt 9.3 behandelt.

10.4.6 Nachweis der Gesamtstandsicherheit (GEO-3)


Der Nachweis einer ausreichenden Standsicherheit des Gesamtsystems ist in Ab-
schnitt 11 behandelt.

10.4.7 Nachweis gegen hydraulischen Grundbruch (HYD)


Mit diesem Nachweis wird gewährleistet, dass bei einem wasserdichten Verbausys-
tem durch eine infolge Wasserhaltung auf der Baugrubenseite von unten nach
oben gerichtete Strömung kein Grundbruch auftritt. Da es sich bei diesem Nach-
weis um einen Lagesicherheitsnachweis handelt, werden abweichend von den

1308
Baugruben

Bild 10-23 Nachweis gegen hydraulischen


Grundbruch

übrigen Tragfähigkeitsnachweisen nur stabilisierende und destabilisierende Einwir-


kungen miteinander verglichen.
Eine ausreichende Sicherheit gegen hydraulischen Grundbruch ist nachgewiesen,
wenn folgende Ungleichung erfüllt ist (vgl. Bild 10-23):
Gk0 " gG, stb > Sk0 " gH
Gk0 Wichte des betrachteten Bodenkörpers unter Auftrieb,
Sk0 Strömungskraft (i " gW " V) innerhalb des betrachteten Bodenkörpers,
gG, stb, gH Partialsicherheitsbeiwerte für den Lastfall 2 nach den Tafeln 5-1 und 5-2.

Die Strömungskraft ist in der Regel durch eine Auswertung eines Strömungsnetzes
zu ermitteln. Für den dazugehörigen Partialsicherheitsbeiwert gH wird nach günsti-
gem (Kies, Kiessand, mindestens mitteldicht gelagerter Sand, mindestens steifer
bindiger Boden) und ungünstigem (locker gelagerter Sand, Feinsand, Schluff, wei-
cher bindiger Boden) Baugrund unterschieden.

10.4.8 Nachweis gegen Aufschwimmen (UPL)


Dieser Nachweis gewährleistet, dass bei ins Grundwasser reichenden, aber voll-
ständig (Verbauwände und Sohle) wasserdichten Verbausystemen ein Aufschwim-
men der Gesamtkonstruktion verhindert wird. Da es sich um einen ähnlichen Fall
wie bei einem wasserdichten Gründungskörper handelt, sind die Nachweise der
Lagesicherheit entsprechend Abschnitt 6.4.4 zu führen.

10.5 Nachweis der Gebrauchstauglichkeit


Die Notwendigkeit des Nachweises der Gebrauchstauglichkeit ist von verschiede-
nen Faktoren und Randbedingungen abhängig. Grundsätzlich sind diese Nachwei-
se zu führen, wenn
4 der Baugrube benachbarte Gebäude, Leitungen, bauliche Anlagen oder Verkehrsflä-
chen durch Setzungen, Verschiebungen und Verkantungen gefährdet sein könnten,
4 die Baugrube mit einem höheren als dem aktiven Erddruck bemessen wird.
Darüber hinaus wird bei besonders sensiblen Verhältnissen (z. B. Baugruben in
17
weichen bindigen Böden) die Anwendung der Beobachtungsmethode empfohlen.
Die an einem Baugrubenverbau auftretenden Verschiebungen sind von der Steifig-
keit des Verbaus abhängig und damit insbesondere mit dem gewählten Belas-
tungsansatz gekoppelt. Aus einer Forderung kleiner Verformungen ergeben sich
daher auch Auswirkungen auf den Lastansatz. Damit beeinflussen sich der Nach-
weis der Tragsicherheit und der Nachweis der Gebrauchstauglichkeit gegenseitig.
Vor diesem Hintergrund wird in DIN EN 1997-1 eine vereinfachte Verfahrensweise
für den Gebrauchstauglichkeitsnachweis empfohlen. Diese besagt, dass bei Bau-
gruben in tragfähigen Böden (mindestens mitteldichte Lagerung bzw. steife Konsis-

1309
Geotechnik

tenz) auf einen gesonderten Nachweis der Gebrauchstauglichkeit verzichtet werden


kann, wenn die oben genannten Tragsicherheitsnachweise auch unter der Annah-
me der Partialsicherheitsbeiwerte für die Situation BS-P gelingen und ansonsten
keine erhöhten Ansprüche an zulässige Verformungen gestellt werden.

10.6 Baugruben neben Bauwerken


Soll eine Baugrube im Einflussbereich eines bestehenden Bauwerkes ausgehoben
werden, so sind die Auswirkungen der Baugrube auf die Standsicherheit und Ge-
brauchsfähigkeit des Bauwerkes zu untersuchen. Tafel 10-10 gibt Hinweise für den
generellen Entwurf.
Tafel 10-10 Sicherungsmaßnahmen neben Bauwerken nach Weißenbach (Auszug)
Zustand starke Vorspan- Anordnung einer Unterfangung
des Bauwerkes nung der Steifen Schlitz- oder des Bauwerkes
Bohrpfahlwand
Bauwerke in gutem
baulichem Zustand 60, < #F < 75, #F > 75,

Bauwerke setzungs-
empfindlich oder
in schlechtem 45, < #F < 60, 60, < #F < 75, #F > 75,
baulichem Zustand

10.6.1 Berechnung der Baugrubenumschließung mit erhöhtem aktivem


Erddruck (EB 22)
Nicht gestützte, im Boden eingespannte Wände sind im Ausstrahlungsbereich von
Fundamenten nicht zulässig. Für gestützte oder verankerte Wände ist in der Regel
ein erhöhter aktiver Erddruck wie folgt anzusetzen:
1. Bei großem Abstand der Bebauung (s. Bild 10-24a) ist im Allgemeinen der
Mittelwert Eh ¼ 0,50 " (Eoh þ Eah) ausreichend. In einfachen Fällen genügt
Eh ¼ 0,25Eoh þ 0,75Eah. In schwierigen Fällen ist Eh ¼ 0,75Eoh þ 0,25Eah anzu-
setzen.
2. Bei kleinem Abstand der Bebauung (s. Bild 10-24b) gilt:
a) Eh ¼ 0,25Eogh þ 0,75Eah þ Eap0 h in einfachen Fällen
b) Eh ¼ 0,50Eogh þ 0,50Eah þ Eap0 h im Normalfall
c) Eh ¼ 0,75Eogh þ 0,25Eah þ Eap0 h in schwierigen Fällen
Bezüglich der Ermittlung der aktiven Erddrucklast s. Bild 10-25 u. 10-26, der Erd-
ruhedrucklast Eogh s. Bild 10-12.

a) Großer Abstand der Bebauung b) Kleiner Abstand der Bebauung

Bild 10-24 Abstand zwischen Baugrubenwand und Bebauung

1 3 10
Baugruben

a) Baugrube, Bauwerk und b) Aktiver Erddruck aus c) Erdruhedruck aus


Lastausbreitung Bodeneigengewicht, Nutzlast Bodeneigengewicht,
und Bauwerkslast Nutzlast und
Bauwerkslast

Bild 10-25
Verteilung eines erhöhten
aktiven Erddruckes unter
Berücksichtigung einer
Bauwerkslast bei großem
Abstand zwischen Bau-
grubenwand und Bau-
d) Erddruckverteilung bei e) Erddruckverteilung bei werk (Beispiel für eine im
Vorspannung aller Vorspannung der beiden Boden frei aufgelagerte
Stützungen unteren Stützungen Trägerbohlwand)

a) Baugrube, Bauwerk und b) Nicht umgelagerter Erd- c) Erddruck aus der


Lastausbreitung druck aus Bodeneigen- Bauwerkslast als
gewicht und Nutzlast Rechteck

17
Bild 10-26
Verteilung des aktiven Erd-
druckes unter Berücksichti-
gung des Einflusses einer
Bauwerkslast bei geringem
Abstand zwischen Baugru-
benwand und Bauwerk
d) Gesamterddruck e) Gesamterddruck (Beispiel für eine im Boden
in einer Lastfigur in einer Lastfigur frei aufgelagerte Spund-
mit Lastsprung ohne Lastsprung wand oder Ortbetonwand)

1 3 11
Geotechnik

3. Es kann angenommen werden, dass in ähnlicher Weise eine Erddruckumlage-


rung auftritt wie beim aktiven Erddruck. Der Bemessungserddruck darf daher
ebenfalls in eine einfache Lastfigur umgewandelt werden, deren Knickpunkte
oder Lastsprünge im Bereich der Auflagerpunkte liegen.
4. Zum Einfluss von Flächenlasten, zur Berechnung mit Erdruhedruck und Erforder-
nis zusätzlicher Nachweise s. EB 22 und EB 23 der EAB.

10.6.2 Gebäudesicherungen im Bereich von Ausschachtungen,


Gründungen und Unterfangungen nach DIN 4123 (09/00)
Der Baugrund ist bis an die Wände bestehender Fundamente durch schmale
Schürfgruben auf ausreichende Tragfähigkeit sowie Grund- und Schichtenwasser-
führung zu erkunden. Ferner sind Art, Abmessung, Zustand und Gründungstiefe
der bestehenden Fundamente und die von diesen eingeleiteten Kräfte, besonders
waagerechte Kräfte festzustellen.
Vor Baubeginn werden Beweissicherungsverfahren empfohlen. Besonders bei un-
genügendem Verbund von Wänden sind Sicherungsmaßnahmen erforderlich.
Bestehende Gründungen werden gegen Grundbruch durch Einhalten der Aushub-
grenzen von Bild 10-29 und der Aushubabschnitte nach Bild 10-28 gesichert, gleiche
Gründungstiefe wie die der bestehenden Fundamente erforderlich. Diese sind zu
unterfangen, wenn neue Fundamente tiefer als bestehende herabgeführt werden.
Die Gründungssohlen dürfen nicht aufgelockert oder aufgeweicht sein. Abschnitte
mit höchster Belastung müssen zuerst unterfangen werden. Kraftschluss z. B. durch

Bild 10-27 Aushubgrenzen nach DIN 4123 Bild 10-29 Bodenaushubgrenzen

Bild 10-28 Aushubabschnitte nach DIN 4123 Bild 10-30 Unterfangung

1312
B#schungen, D!mme und St"tzbauwerke

großflächige Stahldoppelkeile, hydraulische Anpressung und dgl. Die neuen Fun-


damente sind gleichzeitig mit der Unterfangung herzustellen.
Für Zwischenbauzustände sind bei Einhaltung der Ausführungsbedingungen (Aus-
hubgrenzen, Aushubabschnitte, Unterfangung) keine besonderen Nachweise für
die Standsicherheit zu führen.
Für den Endzustand müssen für den Unterfangungskörper alle nach DIN EN 1997-1
erforderlichen Tragsicherheitsnachweise (Nachweis gegen Kippen, Gleiten, Grund-
bruch, Geländebruch, bei rückverankerten Unterfangungskörpern Sicherheit gegen
Versagen in der tiefen Gleitfuge, Nachweis gegen Materialversagen des Unterfan-
gungskörpers) geführt werden.
Die Nachweise und Maßnahmen nach DIN 4123 schließen auch bei sorgfältiger Pla-
nung und Ausführung geringfügige Verformungen der bestehenden Gebäudeteile
im Allgemeinen nicht aus. Als weitgehend unvermeidbar gelten Haarrisse und Set-
zungen der unterfangenen Gebäudeteile bis 5 mm.

11 Böschungen, Dämme und Stützbauwerke


11.1 Abgrenzung, Anforderungen und Untersuchungen
Für die dauerhafte Sicherung von Geländesprüngen kommen grundsätzlich Bö-
schungen (Einschnitte oder Dämme) und/oder Stützkonstruktionen in Frage. Bei
Böschungen und Dämmen wird die Standsicherheit in der Regel allein durch die
Neigung der Oberfläche gewährleistet, die zusätzlich durch Begrünung oder sonsti-
ge Maßnahmen gegen Erosion zu schützen ist.
Als dauerhafte Stützkonstruktionen werden in der Praxis zahlreiche Lösungen an-
geboten, wie z. B. Stützmauern, Massive Stützwände, Raumgitterwände, Gabionen-
wände, Elementwände, Bewehrte Erde, Geotextilbewehrte Sicherungen. Baugruben
stellen in der Regel temporäre Stützkonstruktionen dar und sind ausführlich in Ka-
pitel 10 behandelt.
Maßgebend für den Entwurf einer dauerhaften Geländesprungsicherung sind im
Wesentlichen die Platzverhältnisse, die Höhe des Geländesprunges sowie die Bo-
den- und Grundwasserverhältnisse. Häufig sind zusätzliche Entwurfskriterien zu
beachten, wie bspw. zulässige Verformungen, Einbindung des Bauwerkes in die
Umgebung, verfügbare Baumaterialien. Das Erkundungsprogramm aus üblicher-
weise vorgenommenen Bohrungen und Sondierungen ist auf die genannten Fra-
gestellungen auszulegen und ggf. durch Laboruntersuchungen zu ergänzen. Ins-
besondere bei hohen Böschungen ist eine Erkundungstiefe bis deutlich
unterhalb der Einschnittssohle zu empfehlen, bspw. bis zu 20–40 % der Ein-
schnittstiefe.
Neben den bekannten Nachweisen zur Festlegung der einzelnen Bauteilabmessun-
gen nach GZ1B (für Baugruben s. Abschnitt 10, für flächig aufgelagerte Stützbau-
werke s. Abschnitt 6) fordert DIN 1054 (01.05) die Bemessung unter Anwendung
17
des Partialsicherheitskonzeptes für die so genannte Gesamtstandsicherheit. Der da-
zugehörige Versagensmechanismus ist dem Grenzzustand GZ1C zuzuordnen und
wird in diesem Kapitel maßgeblich behandelt.

11.2 Bemessungsgrundlagen
Auch bei Anwendung der DIN EN 1997-1 auf Geländesprungsicherungen sind bei
der Berechnung zahlreiche Hinweise der DIN 4084 (Geländebruchberechnungen) zu
beachten, für die eine aktuelle Fassung (01.09) vorliegt.

1313
Geotechnik

Geländesprungsicherungen sind in der Regel der Geotechnischen Kategorie GK2,


bei schwierigen Randbedingungen (z. B. mögliche Beeinflussung einer empfindli-
chen Nachbarbebauung, schwierige Grundwasserverhältnisse, weicher bindiger
Baugrund, Beeinflussung durch Erdbeben, Gefährdung durch Setzungsfließen oder
rückschreitende Erosion) auch der Kategorie GK3 zuzuordnen (s. Abschnitt 1). Eine
Zuordnung zur Kategorie GK1 ist häufig nur für untergeordnete Baugruben mög-
lich (vgl. Abschnitt 10).
Da es sich bei den meisten Geländesprungsicherungen um einen dauerhaften Zu-
stand handelt, ist in den meisten Fällen eine Bemessung unter Zugrundelegung
der Situation BS-P vorzunehmen. Lediglich für Baugruben ist eine Bemessung un-
ter Zugrundelegung der Situation BS-T zulässig.
Aufgrund der Anpassung an das Partialsicherheitskonzept und die Zuordnung der
Gesamtstandsicherheit zu einem besonderen Grenzzustand (GEO-3) ergibt sich
eine grundlegende #nderung zur bisherigen Vorgehensweise bei der Berechnung
von Böschungen und Stützkonstruktionen.
Für den Nachweis der Gesamtstandsicherheit ist die Größe der resultierenden
Einwirkungen von Anfang an mit Bemessungswerten der in diese Einwirkungen
einfließenden Ausgangsgrößen zu ermitteln. Hierbei entsprechen allerdings für
ständige Einwirkungen die Bemessungswerte dieser Einflussgrößen den charakteris-
tischen Werten (vgl. gG in Tafel 5-1, GEO-3). Für ungünstige veränderliche Einwir-
kungen (z. B. eine ggf. vorhandene Strömungskraft) ist dagegen ein von der Bemes-
sungssituation abhängiger Partialsicherheitsbeiwert zu berücksichtigen (vgl. gQ in
Tafel 5-1, GEO-3).
Die Größe der in die Berechnung einfließenden Widerstände (im Wesentlichen die
Scherfestigkeit des Bodens) ist ebenfalls von Anfang an mit Bemessungswerten zu
ermitteln. Hierbei wird demnach mit einer gegenüber den tatsächlichen Verhältnis-
sen reduzierten Kohäsion und einem reduzierten Reibungswinkel gerechnet, für die
im Gegensatz zu früher ein gleiches Sicherheitsniveau gelten soll (vgl. gj , gc in Ta-
fel 5-2, GEO-3).
Da Einwirkungen und Widerstände von Anfang an aus mit Partialsicherheiten be-
aufschlagten Einflussgrößen berechnet werden, ist für den Nachweis der Trag-
sicherheit nur noch das Gleichgewicht der jeweiligen Bemessungswerte erforderlich.
Der Nachweis der Gebrauchstauglichkeit erfolgt – wie gewohnt – mit charakteristi-
schen Werten. Bei verformungsunempfindlichen Systemen erlaubt DIN EN 1997-1
auch eine vereinfachte Nachweisführung (vgl. Abschnitt 11.4).
11.3 Nachweise der Tragfähigkeit
Unter sinngemäßer Anwendung der DIN EN 1997-1 sind für Geländesprungsiche-
rungen im Grenzzustand GEO-3 folgende Tragfähigkeitsnachweise zu führen:
4 Gegen Böschungsbruch
4 Gegen Geländebruch
Die beiden Nachweise sind vom Verfahren her identisch. Beim Nachweis gegen
Böschungsbruch wird eine Böschung betrachtet, beim Nachweis gegen Gelände-
bruch ein durch eine Stützkonstruktion gesicherter Geländesprung.
4 Gegen Spreizversagen eines Dammes
4 Gegen Dammfußgrundbruch
4 Gegen Dammgleiten
Die genannten Nachweise werden nachfolgend erläutert.

11.3.1 Nachweis gegen Böschungs- oder Geländebruch


Mit der Untersuchung auf Böschungs- oder Geländebruch wird die Standsicherheit
des Gesamtsystems Geländesprung nachgewiesen. Dieser Nachweis ist daher un-
abhängig von den Abmessungen einer gewählten Stützkonstruktion (vgl. Bild 11-1).

1 3 14
B#schungen, D!mme und St"tzbauwerke
a) Böschungsbruch b) Geländebruch

Bild 11-1 Prinzip des Standsicherheitnachweises bei Geländesprüngen (GZ1C)

Eine ausreichende Sicherheit des Gesamtsystems ist nachgewiesen, wenn für den
in der Regel zweidimensional betrachteten Fall [kN/m] gilt:
EM,d ¼ SEM, di < RM, d ¼ SR M, di .
EM, d Momentensumme der Bemessungswerte der resultierenden Einwirkungen, berechnet aus der
ungünstigsten Kombination der vorhandenen ständigen und veränderlichen Einwirkungen,
RM, d Momentensumme der Bemessungswerte der resultierenden Widerstände, in einfachen
Fällen berechnet aus der um die Partialsicherheit reduzierten Kohäsion und dem redu-
zierten Tangens des Reibungswinkels.
Gemäß DIN 4084 (01.09) wird folglich die Sicherheit gegen Verdrehen einer aus
dem Gesamtsystem herausgeschnittenen Erdscheibe untersucht. Die übliche Form
der dabei betrachteten Gleitfläche entspricht einem Kreis. Es sind aber auch poly-
gonartige, spiralförmige oder aus diesen Elementen zusammengesetzte Gleitflä-
chen denkbar, die dann eine gesonderte Betrachtung erfordern.
1) Berechnung der Böschungsbruchsicherheit nach dem Lamellenverfahren (Bild
11-2, 11-3) in Anlehnung an die vereinfachte Formel von Bishop (1954)
P P
EM, d ¼ r " ðGi, d þ Pvi, d Þ " sin Ji þ Ms, d
i
P ðGi, d þ Pvi, d # ui " bi Þ " tan ji, d þ ci, d " bi P
< RM, d ¼ r " þ MR, d
i cos Ji þ tan ji, d " sin Ji i
EM, d
oder m ¼ 2 1:
RM, d
r Radius des Gleitkreises [m] Gi, d Eigenlast der Lamelle [kN/m]
Ji Neigung der Lamellensohle [, ] Pvi, d Zusätzliche Vertikallast der Lamelle
bi Lamellenbreite [m] [kN/m]
ui Porenwasserdruck in der Lamellensohle Ms, d Momente der in Gi, d nicht enthaltenen
[kN/m2 ] Kräfte um 0 [kNm/m]
ci, d Kohäsionsanteil ci, k =gc [kN/m2 ] MR, d Momente von in Ri, d nicht berücksich-
tan ji, d Reibungsanteil tan ji, k =gj tigten Kräften [kNm/m]
(Index d ¼ b Bemessungswert („design“))
Legende
1 Kreisförmige Gleitlinie mit Lamellen-
einteilung, Breite der Lamellen der 17
Schichtung und der Geometrie ange-
passt
2 Grundwasseroberfläche
3 Außenwasseroberfläche
5

4 nicht ständige Flächenlast p


5 Schichtgrenze
6 Nummern der Lamellen

Bild 11-2 Beispiel für kreisförmige Gleitlinie und


Lamelleneinteilung bei einer Böschung

1315
Geotechnik

6-
1-&1
7-&7

1-&! (-&7 # E=% $ -


(-&7
8-&7
(-&7
1-&1
(-&7 # %-6 $ -
1-&!
$-

7-&7 8-&7 Bild 11-3 An der Lamelle i angreifende Einwirkungen und Wider-
stände

Erklärungen: Die Berechnung nach dem Lamellenverfahren geht davon aus, dass
versuchsweise mehrere Gleitflächen durch den Boden gelegt werden und für jede
einzelne die oben stehende Verhältnisgleichung gesondert überprüft wird. Der
größte Verhältniswert m (Ausnutzungsgrad des vorgegebenen Sicherheitsniveaus),
welcher sich auf diese Weise ergibt, kennzeichnet das maßgebende Sicherheitsni-
veau und damit den maßgebenden Gleitkreis. Im Allgemeinen genügt es, für die
Gleitlinie einen Kreis, d. h. eine vereinfachte geometrische Form mit höchstens
drei freien Parametern anzunehmen. Wenn die gewählte Gleitlinienform in ihren
Parametern ausreichend variiert wird, ist diese Vereinfachung von untergeordneter
Bedeutung. Bei der Variation ist zu prüfen, ob die gewählte Form überhaupt mög-
lich ist.
Die ungünstigste Gleitlinie geht in der Regel bei Böschungen in einheitlichem Bo-
den mit j > 5, durch den Fußpunkt, bei massiven Stützbauwerken durch den hin-
teren Fußpunkt.
In den Sicherheitsnachweisen wird eine Scheibe von einem Meter Dicke des Gleit-
körpers betrachtet. Dabei sind folgende Einwirkungen zu berücksichtigen:

a) Lasten in oder auf dem Gleitkörper, wobei Verkehrslasten nur insoweit ange-
setzt werden, als sie ungünstig wirken.
b) Eigenlast des Gleitkörpers, bei Geländebruchberechnungen einschließlich des
Stützbauwerks, unter Berücksichtigung des Grund- und Außenwasserspiegels
sowie eines der unter Punkt 2) gewählten Ansätze für die Wasserdrucklasten
(Wichte g, gr oder g0 ).
c) ggf. Scherkräfte in oder infolge von Konstruktionsteilen, die durch die Gleitflä-
che geschnitten werden.

In den meisten Fällen kann das Baugrundprofil durch gradlinige Schichtgrenzen


wiedergegeben werden.
Die maßgebenden Scherkräfte sind nach zuverlässiger Ableitung oder aus Scher-
versuchen zu ermitteln. Bei bindigem Boden ist dem Nachweis der Sicherheit
die Anfangs- und Endfestigkeit zugrunde zu legen. Die Scherfestigkeit, die zur
geringsten Sicherheit führt, ist maßgebend. Im Allgemeinen werden die bei Labor-
versuchen festgestellten Bodenkennwerte für die Scherfestigkeit maßgebend sein.
Geschätzte bodenmechanische Kennwerte dürfen nur dann verwendet werden,
wenn die Bodenschichten eindeutig bewertet werden können. Die Schätzungen
sollten vom Baugrundsachverständigen vorgenommen werden.

1316
B#schungen, D!mme und St"tzbauwerke

Bild 11-4 Strömungsnetz, Wasser- und Po-


renwasserdruck nach DIN 4084

2) Ansatz der Wasserdrucklasten


a) Porenwasserdruck ui ¼ gw " hi auf die Gleitfläche bei verfeinerten Berechnun-
gen aus dem Strömungsnetz (vgl. Bild 11-4) mit Wichte gr unterhalb der Sicker-
linie
b) Ansatz der Strömungskraft Sw nach Bild 11-5 mit Wichte g0 unterhalb der Sicker-
linie
Aw von der Strömung benetztes Volumen zwischen Sickerlinie
Sw ¼ gw " Aw " sin es und Gleitkreis

3) Neben dem Lamellenverfahren enthält DIN 4084 auch ein lamellenfreies Verfah-
ren (BOROWICKA), das allerdings nur dann anwendbar ist, wenn innerhalb der Bö-
schung nur eine Bodenschicht vorhanden ist.
Darüber hinaus behandelt DIN 4084 auch eine Vielzahl besonderer Fälle, z. B.
gerade Gleitlinien, zusammengesetzte Bruchmechanismen oder das Blockgleit-
Verfahren.
4) Für einfache Fälle kann bei Böden mit Reibung und Kohäsion die Abhängigkeit
der zulässigen Böschungshöhe ðhÞ von der Böschungsneigung ðbÞ auch nach
Diagramm von Schultze und Janbu berechnet werden (Bild 11-6).

17
Bild 11-5 Ansatz der Strömungskraft in M s, d Bild 11-6 Diagramm zur Bestimmung
des zulässigen Böschungs-
winkels nach Janbu/Schultze

Für Böden mit Reibung (c = 0) gilt:


nicht durchströmt: tan b < tan jd ¼ tan jk =gj
g0
parallel zur Böschung durchströmt: tan b < " tan jd
gr

1317
Geotechnik

5) Berechnung der Geländebruchsicherheit nach DIN 4084 bei Stützbauwerken. Er


wird als Sonderfall des Böschungsbruches wie dieser bei der Wahl der Gleitflä-
chen und Berechnung der Standsicherheit behandelt, wobei der ungünstigste
Gleitkreis i. d. R. den hangseitigen Fußpunkt der Stützwand schneidet.
6) Berücksichtigung von Sicherungsmitteln
Kann mit der Scherfestigkeit des Bodens allein keine ausreichende Gesamt-
standsicherheit nachgewiesen werden, so können zusätzliche Sicherungsmittel
(Pfähle, Dübel, Nägel, Vorspannanker etc.) gewählt werden. Hierbei ist zu prü-
fen, ob sich die Vorspannkraft von Zuggliedern je nach ihrer Geometrie so ver-
ändern kann, dass dies bereits bei der Festlegung eines Ankers berücksichtigt
werden sollte. Darüber hinaus ist im Einzelfall zu untersuchen, ob diese Siche-
rungsmittel günstig oder ungünstig wirken.
Wie Bild 11-7 an einem einfachen
Beispiel zeigt, können Sicherungs-
mittel die Gesamtstandsicherheit 9S&7 O '1&7 # .1
erhöhen, reduzieren oder auch im " .1
Hinblick auf diesen Nachweis wir- 9]&7 O '!&7 # .! Q>CC +?
kungslos sein. Bei der durch Ver- .!
pressanker zusätzlich gesicherten '1&7
Schwergewichtsmauer wird die
Gesamtstandsicherheit durch Vor- '!&7
spannkraft A2,d wegen des glei- >?
chen Drehsinns des dazugehöri- \:8F%-66 78:
+?
gen Momentes wie bei den R-6/-:'@6;86
Einwirkungen reduziert. Die Vor-
spannkraft A1,d erhöht demgegen-
über die Sicherheit, allerdings LC8-*':8-%
auch nur dann, wenn der Anker
so lang ist, dass der Gleitkreis
den Anker „vor“ dem Verpress-
körper schneidet (vgl. Fall b). Bild 11-7 Berücksichtigung von Sicherungsmit-
teln (Beispiel Verpressanker)

11.3.2 Zusätzliche Nachweise bei Dämmen


Für die Standsicherheit von Dämmen sind neben der Böschungsbruchsicherheit
insbesondere Versagensmechanismen in unmittelbarer Nähe der Dammaufstands-
fläche zu betrachten. Diese Nachweise sind i. d. R. dem Grenzzustand GEO-2 zuzu-
ordnen. Für die entsprechende rechnerische Behandlung wird die nachfolgend be-
schriebene Methode empfohlen.

1) Standsicherheit der Dammaufstandsfläche gegen Spreizversagen


Bei Dämmen auf weichem Untergrund kann es aufgrund der im Böschungsbe-
reich geneigten Hauptspannungen zu einem Versagen kommen, dass durch loka-
les oder globales !berschreiten der Scherfestigkeit in der Dammaufstandsfläche
bedingt ist und zu einem Auseinandergleiten des Dammes in horizontaler Rich-
tung führt. Auch bei geneigten Sohlflächen von geschütteten Böschungen mit
oder ohne Dichtungs- oder Bewehrungslagen durch Geokunststoffe ist dies zu un-
tersuchen.
Für den Nachweis wurde eine relativ aufwendige Methode durch ENGESSER/REN-
DULIC entwickelt. Eine einfache Näherungslösung zeigt Bild 11-8.

1318
B#schungen, D!mme und St"tzbauwerke

tan jd ¼ tan jk =gj > kah " tan b

Bild 11-8 Reaktionskräfte an der Sohle

2) Dammfußgrundbruch
Neben dem Versagen nach 1) ist bei Böschungen von Schüttungen auf wenig
scherfestem Untergrund stets die Sicherheit gegen Versagen auf tiefliegenden
Gleitflächen zu untersuchen, wobei je nach Bodenschichtung und sonstigen Rand-
bedingungen (z. B. Geokunststoffe in der Sohlfläche von Dämmen) nach DIN 4017
(Grundbruch) oder nach DIN 4084 (Böschungsbruch) zu verfahren ist.

Bild 11-9 Grundbruchgleitlinie unter einem Bild 11-10 Gleitliniendreieck und Diagramm
Damm bei begrenzter Tiefe der wei- zur Bestimmung des Abgangswin-
chen Schicht des Untergrundes kels nach DIN 4017-2, Beibl. (8.79)

Berechnung der Grundbruchsicherheit in Anlehnung an [4]


sin #
r0 ¼ b ; r1 ¼ r0 " e# " tan j 2 ) ; r2 ¼ r0 " eð# þ #p Þ tan j 2 )
sin ð90. # jÞ
sin ð90. # jÞ
Wirksame Breite: b 0 ¼ 23 bð1 þ tan b " tan dR Þ1 Þ Breite b ¼ r0
sin #
Bruchspannung: sof ¼ c " Nc " kc þ 0 þ g " b 0 " Nb " kb ðNc u. Nb aus Tafel 6-4)
Vorh. Sohlspannung: sor ¼ G=b 0 ðkc u. kb aus Tafel 6-6 oder 6-9)
sof >
Sicherheit: Rd ¼ s or " gG ¼ Ed (Bemessungssituation BS-P)
gR , v
3) Dammgleiten 17
Rd ¼ ðG þ Wv Þ " tan ds =gGl > Wh " gG ¼ Ed
Hw2
Wh ¼ gw "
2
Hw2
Wv ¼ g w " cot bw
Bild 11-11 bei Oberflächenabdichtung 2

1 2
) für mittige Resultierende ) J bzw. J þ Jp im Bogenmaß

1 3 19
Geotechnik

Rd ¼ DG " tan ds =gR, h


> ðWh þ Eah Þ " gG ¼ Ed
Hierbei ist ds der Sohlreibungswinkel in der
Dammaufstandsfläche

Bild 11-12 bei Kerndichtung

11.4 Nachweis der Gebrauchstauglichkeit


Ein detaillierter Nachweis der Gebrauchstauglichkeit (Grenzzustand SLS) wird in
DIN EN 1997-1 für die Frage der Gesamtstandsicherheit nicht explizit gefordert.
Bei besonders sensiblen Verhältnissen (z. B. Geländesprüngen neben verformungs-
empfindlichen Gebäuden oder Verkehrsflächen) wird empfohlen, die in den Nach-
weis der Gesamtstandsicherheit GEO-3 einfließenden Bodenwiderstände durch
einen nicht näher spezifizierten Anpassungsfaktor h < 1 weiter zu reduzieren oder
die Beobachtungsmethode anzuwenden.
Darüber hinaus kann ähnlich der Vorgehensweise bei Baugruben (vgl. Abschnitt
10.5) von einer ausreichenden Gebrauchstauglichkeit ausgegangen werden, wenn
beim Vorliegen von tragfähigen Böden (mindestens mitteldichte Lagerung bzw.
steife Konsistenz) die oben genannten Tragsicherheitsnachweise auch unter der
Annahme der Partialsicherheitsbeiwerte für die Situation BS-P gelingen.

12 Grundwasserhaltungen
12.1 Abgrenzung, Entwurfskriterien und Untersuchungen
Für Baugruben, deren Aushubsohle in das Grundwasser (GW) einbindet, werden
besondere Maßnahmen zur Wasserhaltung erforderlich. Diese werden unterglie-
dert in die generellen Möglichkeiten Grundwasserabsenkung, Grundwasserabsper-
rung, Grundwasserverdrängung (vgl. insbesondere [1], [24]).
GW-Absenkung: Trockenlegung der Baugrube durch offene Wasserhaltung oder
Brunnen
GW-Absperrung: Herstellung eines wasserdichten Troges durch undurchlässige
vertikale Verbausysteme und eine horizontale natürliche oder
künstliche Dichtsohle
GW-Verdrängung: Abwehr des Grundwassers durch Druckluft oder Druckflüssigkeit
Unabhängig von der gewählten Lösung sind im Vorfeld eine Vielzahl von Untersu-
chungen vorzunehmen, insbesondere Ermittlung des GW-Schwankungsbereiches
und der Strömungsrichtung sowie Bestimmung der Bodendurchlässigkeit und der
chemischen GW-Eigenschaften. Eine Grundwasserhaltung ist genehmigungspflich-
tig und daher rechtzeitig zu beantragen. Insbesondere bei Absenkungen ist eine
Beweissicherung benachbarter Baukörper zu empfehlen. Während des Betriebes ist
eine kontinuierliche !berwachung der Anlage erforderlich.
Baugrube und fertiges Bauwerk sind durch geeignete Maßnahmen zu ergänzen,
durch die die ursprünglichen Strömungsverhältnisse des Grundwassers wieder
hergestellt werden.
Maßgebend für den Entwurf einer Grundwasserhaltung sind neben dem Bodenauf-
bau im Wesentlichen die Lage der Baugrubensohle relativ zum GW-Spiegel, die
Bodendurchlässigkeit, die Setzungsgefährdung benachbarter Baukörper, die Ein-/
Ableitungsmöglichkeiten der geförderten Wassermenge und deren Kosten, eine
mögliche Beeinträchtigung nahe liegender Wasserversorgungseinrichtungen oder
auch die #nderung der Strömungsverhältnisse bei einer in der näheren Umgebung
festgestellten GW-Kontamination.

1320
Grundwasserhaltungen

Das Erkundungsprogramm aus üblicherweise vorgenommenen Bohrungen und


Sondierungen ist auf die genannten Fragestellungen auszulegen und insbesondere
auf die zuverlässige Ermittlung des k-Wertes (Bodendurchlässigkeit) zu konzentrie-
ren. Im Hinblick auf die Frage der Standsicherheit des Bauzustandes sind im We-
sentlichen die Grenzzustände HYD und UPL (Hydraulischer Grundbruch, Auf-
schwimmen) zu betrachten.
Zu den verschiedenen Nachweisen der Tragsicherheit wird auf die voran stehenden
Kapitel verwiesen. Nachfolgend werden daher vorzugsweise Hinweise zur Bemes-
sung einer GW-Absenkung aus hydraulischer Sicht und zur GW-Absperrung gege-
ben. Die Frage einer GW-Verdrängung wird nicht behandelt.
!bliche Verfahren zur Absenkung des Grundwassers sind die offene Wasserhal-
tung und die Brunnenabsenkung (vgl. Bild 12-1).

Bild 12-1 !bliche Wasserhaltungsverfahren

Als Auswahlkriterien gelten insbesondere die Bodendurchlässigkeit und das Absenk-


ziel. Offene Wasserhaltungen können nur bei geringen Absenkungen in allen Böden,
bei Absenkungen von mehr als 2 m in der Regel nur in feinschluffigen oder tonigen
Böden angewandt werden. Mit Brunnenabsenkungen können dagegen durch ihre
Ausbildung als Flachbrunnenanlagen (Saugende Wasserförderung), als Tiefbrun- 17
nenanlagen (Drückende Wasserförderung) oder durch Vakuumunterstützung nahezu
sämtliche Böden entwässert werden. Bei zu hohem Wasserandrang (großes Absenk-
ziel, stark durchlässiger Boden) ist eine GW-Absperrung zu favorisieren.

12.2 Bemessungsgrundlagen
a) Bodendurchlässigkeit (k-Wert)
! Ermittlung durch Pumpversuch (ein Förderbrunnen und mehrere Beobachtungs-
pegel h1, h2, vgl. Bild 12-2):

1321
Geotechnik

k½m=s, ¼ Q " ðln r2 # ln r1 Þ=½ðh2 2 # h1 2 Þ " p,


mit Q – stationäre Förderwassermenge in [m3 /s]
bei s [m] ¼ const.
Aus der Beobachtung des Absenkvorgan-
ges und des Wiederanstieges können zu-
sätzliche Informationen zur Durchlässig-
keit gewonnen werden.
— Ermittlung durch Versickerungsversuch
Mögliche Verfahren:
Doppelringinfiltrometer (Oberfläche)
Bohrlochtest (Sohle und Wandung eines
Bohrloches)
Bohrrohrtest (Nur Sohle eines Bohrloches)
Bild 12-2 Einzelbrunnen mit freiem
Grundwasserspiegel Die Auswertung erfolgt für stationäre
oder instationäre Verhältnisse nach zahl-
reichen verschiedenen Gleichungen.

— Laborative Bestimmung in der Triaxialzelle


An ungestört entnommenen Proben kann die Bodendurchlässigkeit im Labor direkt
ermittelt werden. !bliche Verfahren sind die Triaxialzelle (Stationärer Versuch mit
konstanter Druckhöhe, vgl. Bild 12-3) sowie das Kompressionsgerät (Instationärer
Versuch mit veränderlicher Druckhöhe).

Bild 12-3
Prinzip des Triaxialversu-
ches (DIN 18130)

Triaxialzelle: k [m/s] = Q " l/(A " h)


Die Auswertung des Versuches im Kompressionsgerät erfolgt mittels Differential-
gleichung.
Da die im Labor untersuchten Proben idealen Randbedingungen unterliegen und
nur einen geringen Ausschnitt aus dem insgesamt zu betrachtenden Baugrund dar-
stellen, wird die laborativ ermittelte Durchlässigkeit sicherheitshalber meist mit ein
bis zwei Zehnerpotenzen multipliziert, um einen Anhaltswert für die in-situ-Durch-
lässigkeit zu erhalten.

1322
Grundwasserhaltungen

— Ableitung aus der Korngrößenverteilung


Näherungsweise kann die Bodendurchlässigkeit auch aus der Korngrößenvertei-
lung abgeleitet werden. Nach Grundsatzuntersuchungen von BEYER gilt für Sande
und ggf. kiesige Sande:
2
k ½m=s, ¼ c " d10 ½mm2 , c Empirischer Beiwert nach Bild 12-4
d10 Korndurchmesser bei 10 % Siebdurchgang.

Bild 12-4 Empirischer Beiwert für


Sand (nach BEYER)

60
10

— Anhaltswerte für die Durchlässigkeit rolliger Böden


Tafel 12-1 Grobe Anhaltswerte für k in m/s verschiedener nicht bindiger Bodenarten
Bodenart k Bodenart k
Kies 4 bis 8 mm ohne Beimengung 3,5 " 10!2 Dünensand (Nordsee) 2 " 10!4
Kies 2 bis 4 mm ohne Beimengung 2,5 " 10!2 teils feste Sande m. Fein- 1 bis 1,5 " 10!4
Diluvialterrasse, Donau b. Straubing 1,5 " 10!2 kiestonige Sande 1 " 10!4
Grobkies mit Mittelkies u. Feinsand 7,0 " 10!3 Grobkies mit Sand 5 " 10!3
Mittelsand, Langen, Ffm 1,5 " 10!3 Grob-, Mittelsand, Feinkies 3 bis 4 " 10!3

b) Reichweite
Die Reichweite R entspricht der horizontalen Entfernung, bis zu der sich eine
Grundwasserabsenkung auswirkt (vgl. Bild 12-2).
pffiffiffi s [m] Absenkung,
Empirisch nach SICHARDT: R [m] ¼ 3000 " s p k ffi
" ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi k [m/s] Bodendurchlässigkeit,
Empirisch nach KUSSAKIN: R [m] ¼ 575 " s " k " H H [m] Mächtigkeit des
GW-Leiters.
c) Unvollkommene Brunnen
Die üblichen Bestimmungsgleichungen zur Bemessung einer GW-Absenkung ge-
hen davon aus, dass die für die Absenkung eingesetzte Anlage aus vollkommenen
Brunnen (Zufluss nur von der Seite, vgl. Bild 12-2) besteht. Bei unvollkommenen
Brunnen (Zufluss von der Seite und von unten) sind genauere Untersuchungen er- 17
forderlich und ggf. eine Korrektur der ermittelten Wassermengen (z. B. Erhöhung
um 10–30 %) vorzunehmen.

12.3 Offene Wasserhaltung


Zufluss des Grundwassers aus der durchlässigen Baugrubenwand sowie Samm-
lung und Ableitung in Dränagegräben.
Berechnung des Baugrubenzuflusses nach DAVIDENKOFF (vgl. Bild 12-5):
'" # " #(
t L1 t
q ¼ k " H2 " 1 þ "mþ " 1 þ "n
H R H

1323
Geotechnik

<>@;:@+8 <1I7
!&1
!&"
:
"&_
+ "
"&, 7 "&1
"&3
"&_ "&3
; "&1
! "&,
G&" 1&$ 1&" !&$ !&" "&$ " !&" !&1 !&3 !&, !&_ 1&" 1&1
@67@:EFC^%%-;
<8-/8:*8 = <8-/8:*8 $

Bild 12-5 Zufluss zu einer offenen Wasserhaltung nach DAVIDENKOFF

mit q Baugrubenzufluss [m3 /s] t Abstand zwischen Baugrubensohle


k Durchlässigkeitsbeiwert des Bodens und Oberkante Wasserstauer [m]
[m/s] t ¼ H bei T > H
L1 Länge der Baugrube [m] t ¼ T bei T < H
L2 Breite der Baugrube [m] t ¼ 0 bei T ¼ 0
R Reichweite der Wasserhaltung [m] T Abstand zwischen Baugrubensohle
H Abstand zwischen Grundwasser- und Oberkante Wasserstauer [m],
spiegel und Baugrubensohle [m] (aktive Zone)
m; n Beiwerte [–] nach Bild 12-5
12.4 Brunnenabsenkung
Zufluss des Grundwassers zu mehreren im Randbereich einer Baugrube angeord-
neten Brunnen.
12.4.1 Freier Grundwasserspiegel
Bei Baugruben tritt in der für einen Einzelbrunnen vorliegenden Gleichung für Q an
die Stelle von r (Brunnenradius) der Ersatzradius ARE . Dieser Ersatzradius reprä-
sentiert einen Kreis, dessen Fläche der von den Brunnen eingeschlossenen Grund-
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
fläche entspricht. Für rechteckige Flächen (Länge a, Breite b) gilt ARE ¼ a " b=p,
für Kanalstrecken gilt ARE & L/3.

Wasserandrang: Q ¼ p " kðh2Gr #h2 Þ=ðln " R#ln ARE Þ in m3 =s


Die Absenktiefe s reicht bis 50 cm unter die Baugrubensohle. Der Einzelbrunnen leis-
tet weniger, da h0 < h (vgl. Bild 12-6). Es muss sein: Anzahl der Brunnen n ¼ Q /q 0 ;
pffiffiffiffi
Fassungsvermögen: q 0 ¼ 2 " r " p " h0 " k =15 ; in m3=s
ferner vorh h
0 > h # sEB
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
mit sEB ¼ h # h2 # 1,5 " q 0 ½ln ðc=rÞ,=ðp " kÞ :

Der Beiwert 1,5 gilt für Einzelbrunnenabstände 2c >


10 " p " r. Sonst wird statt 1,5 der Wert 2 eingesetzt.
Bei Baugruben entsprechend Bild 12-6 sind zu-
nächst an den von der Mitte des Ersatzkreises ent-
ferntesten Stellen Brunnen anzuordnen und die
übrigen Brunnen gleichmäßig um die Baugrube zu
verteilen. Eine Nachrechnung der gewählten Anord-
nung erfolgt für den ungünstigsten Punkt B, der sich
meist nahe einer außenliegenden Ecke zwischen
zwei Brunnen befindet. Dort erreicht die Summe al-
ler Abstände zwischen allen Brunnen und dem Bild 12-6 Brunnenanordnung

1324
Grundwasserhaltungen
1 P n
Punkt B und damit auch der Ausdruck " lnxi sein Maximum. Der wirkliche Was-
n i¼1
serandrang für die gewählte Absenkung s errechnet sich zu
4" n
#
1 P
Q ¼ p " kf " ðh2gr # h2 Þ ln R # " ln xi :
n i¼1
In der Regel wird aus der Zahl n der Einzelbrunnen q 0 und damit h0 ermittelt. Hier-
bei ist dann, wenn hGr > H ¼ s þ sEB þ h0 ist, (also unvollkommener Brunnen) bei
zunehmender Brunnentiefe der Wasserandrang deutlich höher. Durch Proberech-
nung wird erreicht, dass einerseits Q klein bleibt und andererseits h0 nicht zu
klein bzw. h zu groß wird. Die vorstehenden Gleichungen gelten für vollkom-
mene Brunnen und nur für ln ðR=ARE Þ > 1.

12.4.2 Gespannter
Grundwasserspiegel
Zulauf zur Baugrube (vgl. Bild 12-7)
Q ¼ 2p " k " mðhGr #hÞ=ðln R#ln ARE Þ
in m3 =s

Fassungsvermögen des Brunnens


pffiffiffiffi
q ¼ 2p " r " m " k =15 in m3 =s
Bild 12-7 Baugrube mit gespanntem
Grundwasserspiegel
12.5 Grundwasserabsperrung
Bei einer funktionsfähigen GW-Absperrung ist keine oder nur eine Restwassermen-
ge zu fördern. Eine hydraulische Berechnung ist daher in der Regel nicht erforder-
lich. Mögliche Lösungen zeigt Bild 12-8.
auftriebsgesicherter

kombinierter

17

Bild 12-8 Grundwasser-


absperrung
(Beispiele)

1325
Geotechnik

Der Nachweis der Lagesicherheit einer künstlich hergestellten Dichtungssohle (In-


jektionssohle im Baugrund oder Sohlplatte in der Baugrube) erfolgt für den Grenz-
zustand UPL (Gleichgewicht der Bemessungswerte stabilisierender und destabili-
sierender Einwirkungen). Werden zusätzliche Bauteile für den Nachweis dieser
Lagesicherheit erforderlich (z. B. eine mit Verpressankern gesicherte Baugruben-
sohlplatte), so sind diese im Hinblick auf deren ausreichende Abmessungen wie
üblich nach den Grenzzuständen GEO-2 und STR zu bemessen.

13 Dränung zum Schutz baulicher Anlagen


Dränung ist die Entwässerung des Bodens durch Dränschicht und Dränleitung
(Bild 13-1), um das Entstehen von drückendem Wasser zu vermeiden.
Planung: Die Dränanlage ist in den Entwässerungsplan aufzunehmen. Dränschicht
(k > 10!4 m/s) und Dränleitung müssen alle erdberührten Wände erfassen. Die Drän-
leitung ist entlang der Außenfundamente anzuordnen (Bild 13-2). Die Auflagerung
auf Fundamentvorsprüngen ist unzulässig. Bei unregelmäßigen Grundrissen ist ein
größerer Abstand von den Streifenfundamenten zulässig. Zur Abschätzung der Not-
wendigkeit besonderer Vorkehrungen gegen Ablagerungen sollte die chemische Be-
schaffenheit des der Dränleitung zusickernden Wassers untersucht werden.

Bild 13-1 Beispiel einer Anordnung von Drän- Bild 13-2 Beispiel einer Dränanlage
leitungen, Kontroll- und Reinigungs- mit Dränelementen
einrichtungen bei einer Ringdränung
(Mindestabmessungen)

Die Rohrsohle ist am Hochpunkt mindestens 0,2 m unter Oberfläche Rohbodenplatte


anzuordnen. Der Rohrgraben darf nicht unter die Fundamentsohlen geführt werden
(notfalls Vertiefung der Fundamente oder Verlegung der Dränrohre außerhalb des
Druckausbreitungsbereiches).
Tafel 13-1 Angaben über Bauteile und Zeichen (Sinnbilder)

1326
Dr!nung zum Schutz baulicher Anlagen
Tafel 13-2 Einschätzung der Durchlässigkeit
von Böden nach DIN 18130-1
sehr schwach durch-
k < 10!8 m/s
lässig
10!8 bis 10!6 m/s schwach durchlässig
> 10!6 bis 10!4 m/s durchlässig
> 10!4 bis 10!2 m/s stark durchlässig
sehr stark durch-
> 10!2 m/s
lässig

Kontrollschächte (DN 300) sind bei Rich-


tungswechsel sowie im Abstand von
höchstens 20 m, Spül-, Kontroll- und
Sammelschächte (DN 1000) an Hoch-
und Tiefpunkten sowie im Abstand von
höchstens 60 m anzuordnen. Die Dar-
stellung erfolgt mit Sinnbildern der Tafel
13-1. Für die Bemessung unterscheidet
DIN 4095 den Regelfall (Einstufung nach Bild 13-3 Beispiel einer Dränanlage mit mi-
Tafel 13-3) für den kein besonderer neralischer Dränschicht
Nachweis erforderlich ist (Ausführungs-
empfehlung mit Dicken s. Bild 13-3), so-
wie den Einzelnachweis im Sonderfall.

Tafel 13-3 Bedingungen vor Wänden und Tafel 13-4 Abflussspende zu der Bemes-
unter Bodenplatten für die Ein- sung nichtmineralischer, verform-
stufung als Regelfall barer Dränelemente
Richtwerte vor Wänden Lage Abflussspende
Einflussgröße Richtwert vor Wänden 0,30 l/(s " m)
eben bis auf Decken 0,03 l/(s " m2)
Gelände leicht
geneigt unter Bodenplatten 0,005 l/(s " m2)

Durchlässigkeit des Bodens schwach


durchlässig Tafel 13-5 Abflussspende vor Wänden
Einbautiefe bis 3 m Bodenart und Abflussspen-
Gebäudehöhe bis 15 m Bereich Bodenwasser de q in l/
Beispiel (s " m)
Länge der Dränleitung zwischen bis 60 m
Hochpunkt mit Tiefpunkt sehr schwach
*
Richtwerte unter Bodenplatten gering durchlässige Böden
ohne Stauwasser kein unter 0,05
Einflussgröße Richtwert Oberflächenwasser
Durchlässigkeit des Bodens schwach schwach durchlässige
durchlässig Böden*
mittel
Bebaute Fläche bis 200 m2 mit Sickerwasser kein von 0,05
Oberflächenwasser bis 0,10
Im Regelfall ist für den Wasserabfluss Böden mit Schicht-
bei nichtmineralischen, verformbaren
groß wasser oder 17
Dränelementen mit Abflussspenden Stauwasser wenig
über 0,10
nach Tafel 13-4 zu rechnen. Oberflächenwasser
bis 0,30
Im Sonderfall sind folgende Untersu- *) s. Einschätzung Tafel 13-2
chungen auszuführen: Geländeaufnah-
me, Bodenprofilaufnahme, Ermittlung
des Wasseranfalls, statischer Nachweis der Dränschichten und Dränleitungen, hy-
draulische Bemessung aller Dränelemente, Bemessung der Sickeranlage, Auswir-
kung auf Bodenwasserhaushalt, Vorfluter, Nachbarbebauung.
Die Abflussspende für die Bemessung der flächigen Dränelemente darf nach den
Tafeln 13-4 und 13-5 geschätzt werden.

1327
Geotechnik
Tafel 13-6 Abflussspende unter Bodenplatten Tafel 13-7 Beispiele für die Ausführung mit
Geotextilien nach [7]
Bereich Bodenart Abflussspende
Beispiel q 0 in l/(s " m2) wirksame "ffnungsweite DW < 0,10 mm
gering sehr schwach durch- unter 0,001 Naue SECUTEX 351-4
lässige Böden*) Polyfelt TS 700
Hoechst TREVIRA SPUNBOND 13/150,
mittel schwach durchläs- von 0,001 11/360
sige Böden*) bis 0,005 Rhone-Poulenc BIDIM B3, B4
groß durchlässige über 0,005 Heidelberger Vlies HV 7220
Böden*) bis 0,010 wirksame "ffnungsweite
*) s. Einschätzung auf Tafel 13-2 0,10 < DW < 0,12 mm
Naue SECUTEX 151-1
Tafel 13-8 Beispiele von Baustoffen für Polyfelt TS 500, TS 600
Dränelemente Hoechst TREVIRA SPUNBOND 11/300
Bauteil Art Baustoff Rhone-Poulenc BIDIM B1
Mineralstoffe wirksame "ffnungsweise DW > 0,13 mm
Schüttung (Sand und Kiessand) Polyfelt TS 22
Filter-
Hoechst TREVIRA SPUNBOND 11/180
schicht Filtervlies
Geotextilien (z. B. Spinnvlies) Rhone-Poulenc BIDIM B2
Heidelberger Vlies HV 7270
Mineralstoffe
Schüttung (Kiessand und Kies) Für die hydraulische Bemessung der
Dränsteine (z. B. aus Sickerschicht gilt q 0 ¼ k " i " d, wobei für
Sicker- haufwerks- die Bemessung vor der Wand i ¼ 1 ist,
schicht Einzel- porigem Beton) bei Decken deren Gefällen. Die erfor-
Dränplatten (z. B. aus
elemente Schaumkunststoff)
derliche Nennweite der Dränage ergibt
Geotextilien sich aus Bild 13-4.
(z. B. aus Spinnvlies) Bauausführung: Dränageleitungen wer-
Kornabgestufte den i. d. R. am Tiefpunkt beginnend
Mineralstoffe geradlinig zwischen den Kontrollein-
Mineralstoffgemische richtungen auf einem stabilen Rohrlei-
(Kiessand, z. B. tungsplanum verlegt. Sie sind gegen
Schüt- Körnung 0/8 mm,
tungen Sieblinie A2
Lageveränderungen zu sichern, z. B.
nach DIN 1045 durch beidseitigen Einbau der Sicker-
oder Körnung 0,32 mm schicht. Die erste Lage bis 0,15 m über
Sieblinie B32 nach Rohrscheitel ist von Hand leicht zu ver-
DIN 1045) dichten. Darüber darf ein Verdichtungs-
Drän- Dränsteine (z. B. aus gerät eingesetzt werden.
schicht haufwerksporigen
Beton ggf. ohne
Einzel- Filtervlies)
elemente Dränplatten (z. B. aus
Schaumkunststoffe,
ggf. ohne Filtervlies)
Dränmatten aus Kunst-
stoff z. B. aus Höcker-
Verbund- profilen mit Spinnvlies,
elemente Wirrgelege mit Nadel-
vlies, Gitterstrukturen
mit Spinnvlies
Beton, Faserzement
gewellt Kunststoff, Steinzeug,
oder glatt Ton mit Muffen
allseitig (Vollsickerrohr)
Drän- gelocht oder seitlich und oben
rohr geschlitzt (Teilsickerrohr)
mit Filter- Kunststoffrohre mit
eigen- Ummantelung, Rohre
schaften aus haufwerksporigem Bild 13-4 Bemessungsbeispiele für Dränlei-
Beton tungen

1328
Erdbau

14 Erdbau
14.1 Boden- und Felsklassen nach DIN 18300 (12.00) und ZTVE-StB
Sie gelten nur für das Lösen, Laden, Fördern, Einbauen und Verdichten von Boden
und Fels.
Die ZTVE-StB 94 ergänzen DIN 18300 durch Bodengruppen.
Tafel 14-1 Bodenklassen nach DIN 18300, ZTVE und [6]
Klasse Bezeichnung Körnung, Plastizität und Konsistenz Gruppe
DIN 18196
Oberboden Oberste Schicht des Bodens, die neben anorganischen
1 Mutterboden Stoffen, z. B. Kies-, Sand-, Schluff- und Tongemische, OH, OU
auch Humus und Bodenlebewesen enthält.
(1) HN, HZ, F
Bindige und gemischtkörnige stark bindige Bodenarten (2) OU, OT, OH,
2 Fließende von flüssiger bis breiiger Beschaffenheit, die das Was- OK, UL–UA,
Bodenarten ser schwer abgeben (I < 0,5). TL–TA, SU ! ; ST
!;
c
GU! ; GT
!
bei Ic < 0,5
Nicht- bis schwachbindige Sande, Kiese und Sand- GE, GW, GI, SE,
Kies-Gemische mit < 15 Gew.-% Beimengungen an SW, SI, GU, SU,
Leicht Schluff und Ton (Korngröße <0,06 mm) und mit < 30
3 lösbare GT, ST sowie
Gew.-% Steinen von >63 mm Korngröße bis zu HN im Trocken-
Bodenarten 0,01 m3 Rauminhalt1). Organische Bodenarten mit
en
geringem Wassergehalt (z. B. feste Torfe).
Gemische von Sand, Kies, Schluff und Ton mit
>15 Gew.-% Korngröße <0,06 mm. ! ! !
Mittelschwer Bindige Bodenarten von leichter bis mittlerer Plastizi- G!U, SU, GT,
4 lösbare ST, UL, UM,
tät, die je nach Wassergehalt weich bis halbfest sind UA; TL, TM,
Bodenarten und höchstens 30 Gew.-% Steine von über 63 mm
OU, OH, OK
Korngröße bis zu 0,01 m3 Rauminhalt1) enthalten.
Bodenarten nach 3 und 4, jedoch mit >30 Gew.-%
Steinen von >63 mm Korngröße bis zu 0,01 m3
Schwer Rauminhalt1). Nichtbindige und bindige Bodenarten wie 3 und 4,
5 lösbare mit <30 Gew.-% Steinen von über 0,01 m3 bis 0,1 m3 sowie TA, OT
Bodenarten Rauminhalt2). Ausgeprägte plastische Tone, die je
nach Wassergehalt weich bis halbfest sind.
3
Felsarten, die einen inneren, mineralisch gebundenen eng/dicht )
Leicht Zusammenhalt haben, jedoch stark klüftig, brüchig, <1,0 m [6]
lösbarer bröckelig, schiefrig, weich oder verwittert sind, sowie säulig, plattig,
6 Fels und vergleichbare verfestigte nichtbindige und bindige schiefrig5) [6]
vergleichbare Bodenarten6). Nichtbindige und bindige Bodenarten s. Tafel 14-2,
Bodenarten mit >30 Gew.-% Steinen von über 0,01 m3 bis 0,1 m3 Böden der Klas-
Rauminhalt2), entfestigt, zersetzt [6].4) sen 4 und 5 in
fester Konsistenz
Felsarten, die einen inneren, mineralisch gebundenen weit3)
Zusammenhalt und hohe Gefügefestigkeit haben und >1,0 m [6] blo-
Schwer die nur wenig klüftig oder verwittert sind. Festgelager- ckig,
7 lösbarer ter, unverwitterter Tonschiefer, Nagelfluhschichten, würfelig,
Schlackenhalden der Hüttenwerke und dergleichen. quaderig —
Fels
Steine von über 0,1 m3 Rauminhalt, unverwittert
angewittert [6].4)
bankig5)
[6]
17
1
) entspricht einer Kugel mit ˘ bis 0,30 m d1 d2
2
) entspricht einer Kugel mit ˘ von rund säulig ; <1:5
0,30 m bis 0,6 m ) blockig d3 d3 1 : 2 bis 1 : 5
3
) Abstand der Trennflächen würfelig 1 : 2 bis 2 : 1
4
) Verwitterungsgrad s. Tafel 14-2 quaderig-bankig 2 : 1 bis 5 : 1
5
) Raumteile (s. Bild 14-1) plattig-schiefrig > 5 : 1
6
) z. B. durch Austrocknung, Gefrieren, Bild 14-1
chem. Bindungen Geometrische Einteilung der
durch Trennflächen begrenzten
Raumteile vom Fels nach [6]

1329
Geotechnik
Tafel 14-2 Zuordnung der Merkmale des Verwitterungszustands und Trennflächengefüges zu
den Felsklassen 6 und 7 nach [6]
Merkmal Klasse 6 Klasse 7
entfestigt unverwittert (frisch)
Verwitterungsgrad
zersetzt angewittert
Einfallrichtung söhlig, flach söhlig, flach
der Trennflächen geneigt, steil geneigt, steil
eng/dicht weit
Abstand der Trennflächen
<1,0 m >1,0 m
säulig blockig, würfelig
Raumteile (s. Bild 14-1)
plattig-schiefrig quaderig-bankig

14.2 Frostempfindlichkeitsklassen nach ZTVE-StB


Tafel 14-3 Klassifikation der Frostempfindlichkeit von Bodenarten (ZTVE-StB 94, Tabelle 1)
Frostempfindlichkeit Kurzzeichen nach DIN 18196
F1 nicht frostempfindlich GW, GI, GE, SW, SI, SE
F2 gering bis mittel frostempfindlich TA, OT, OH, OK [ST, GT, SU, GU]1)
F3 sehr frostempfindlich ! ; GT
TL, TM, UL, UM, UA, OU, ST ! ; SU !
U ; GU
1
) Zu F1, wenn Körnungskriterien nach Abschn. 2.3.3.1 der ZTVE-StB 94 nicht erfüllt sind.

14.3 Klassifizierung kontaminierter Böden


Der Handlungsbedarf für eine Bodensanierung ist nach Abschn. Abfallwirtschaft
einzuschätzen. Dabei werden u. a. die von einem chemischen Labor ermittelten
chem. Inhaltsstoffe des Bodens mit den Werten eines Standard- oder Referenz-
bodens verglichen, bei dem noch keine Sanierung erforderlich ist.

14.4 Verdichtung nach ZTVE-StB


Tafel 14-4 Anforderungen an das 10 %-Mindestquantil*) für den Verdichtungsgrad D Pr bei
grobkörnigen Böden
Bereich Bodengruppen DPr in %

1 Planum bis 1,0 m Tiefe bei Dämmen GW, GI, GE


und 0,5 m Tiefe bei Einschnitten SW, SI, SE 100

2 1,0 m unter Planum bis Dammsohle GW, GI, GE,


SW, SI, SE 98

Tafel 14-5 Anforderungen an das 10 %-Mindestquantil*) für den Verdichtungsgrad D Pr


bei gemischt- und feinkörnigen Böden
Bereich Bodengruppen DPr in %
GU, GT, SU, ST 100
1 Planum bis 0,5 m Tiefe
GU*, GT*, SU*, ST*, U, T, OK, OU, OT 97

0,5 m unter Planum bis GU, GT, SU, ST, OH, OK 97


2
Dammsohle GU*, GT*, SU*, ST*, U, T, OU, OT 95
*) Das Mindestquantil ist das kleinste zugelassene Quantil (früher: Fraktile), unter dem nicht
mehr als der vorgegebene Anteil von Merkmalswerten (z. B. für den Verdichtungsgrad) der
Verteilung zugelassen ist. Bei einigen der gemischt- und feinkörnigen Böden wird zusätzlich
der Luftporenanteil begrenzt.

1330
Erdbau
Tafel 14-6 Erforderlicher Verformungsmodul des Erdplanums als zusätzliche Anforderung zu
den Werten der Tafel 14-4 und 14-5, Zeile 1
Zeile Untergrund bzw. Tragschicht Bauklasse erfEv2
Unterbau
1 I bis IV, SV 120
frostsicher ohne
2 V, VI 100
ungebunden (meist Frostschutzschicht)
3 frostempfindlich oder gebunden (ohne Frostschutzschicht) I bis V 45

Lässt sich der erforderliche Verformungsmodul auf dem Planum durch Verdichten
nicht erreichen, ist entweder der Untergrund bzw. Unterbau zu verbessern oder zu
verfestigen oder die Dicke der ungebundenen Tragschicht zu vergrößern. Die Maß-
nahmen sind in der Leistungsbeschreibung anzugeben.
Bei Böden und Felsschüttungen, bei denen die Ermittlung der Dichte schwierig
oder nicht möglich ist, kann als Hilfskriterium der Verformungsmodul Ev2 oder Ev1
für das !berprüfen der nach Tafel 14-4 u. 14-5 vorgeschriebenen Verdichtungsan-
forderungen herangezogen werden (ZTVE-StB 94, Tabelle 8 und 9).
Tafel 14-7 Richtwerte für die Zuordnung von Ver- Tafel 14-8 Richtwerte für den Ver-
dichtungsgrad D Pr und Verformungsmo- hältniswert E v2/E v1 in
dul E v2 bei grobkörnigen Bodenarten Abhängigkeit vom Ver-
dichtungsgrad
Bodenart GW—GI GE—SE—SW—SI
> 100 98 97 Verdichtungs- > 100 > 98 > 97
DPr in % 100 98 97
grad DPr in %
Ev2 in MN/m2 > 100 80 70 80 70 60 < 2,3 < 2,5 < 2,6
Verhältniswert
Ev2/Ev1

Tafel 14-9 Wahl der Schütthöhen beim Verdichten von Leitungsgräben oder engen Baugruben
1 Ort Geräte Schütthöhe (in cm) bei den Bodengruppen
GW, GE, GI GU, GT, SU, ST, U, T, OH,
SW, SE, SI GU*, GT*, SU*, OU, OT, OK
ST*

2 Leitungszone und leichte Verdichtungs- 20 bis 30 15 bis 25 10 bis 20


enge Baugrube geräte

3 oberhalb der mittlere und schwere 30 bis 50 20 bis 40 20 bis 30


Leitungszone Verdichtungsgeräte

Tafel 14-10 Mindestanzahl der Eigenüberwachungs- Tafel 14-11 Zusammenhang zwi-


prüfungen schen Radeinsenkungs-
und Verformungsmodul
Zeile Bereich Mindestanzahl
E v2 bei einer statisti-
1 Planum 3 je 4000 m2 schen Sicherheit von
2 Unterbau 3 je 5000 m2 95 % nach [6]

3 Untergrund 3 je 5000 m2 Ev2-Modul s in mm s95 17


3
in MN/m2 in mm
4 Bauwerkshinterfüllung 3 je 500 m
30 3,0 < s < 22,2 8,1
Bauwerksüberschüt- 3 innerhalb des ersten
5 tung Meters der !ber- 45 2,0 < s < 14,7 5,4
schüttung
60 1,3 < s < 9,7 3,6
6 Leitungsgraben 3 je 150 m Länge
pro m Grabentiefe 120 0,2 < s < 1,9 0,7
bei kommunalen Stra- 1 je 2000 m2 mindes-
7 ßen und bei ab- tens aber je 100 m
schnittsweisem Bauen

1331
Geotechnik
Tafel 14-12 Auflockerungsfaktor beim Wiedereinbau der Böden in % nach [4]
Boden, Ton Lehm, Kiessand Kies Tonstein, Kalkstein
Fels Sand Mergelstein Sandstein,
Granit u. a.
nach dem þ20 bis þ15 bis þ20 bis þ25 bis þ25 bis þ35 bis
Lösen þ30 þ25 þ25 þ30 þ30 þ60
nach dem þ 2 bis ! 5 bis ! 5 bis þ 8 bis 0 þ 2 bis þ10 bis
Verdichten !10 !15 !15 þ15 þ35
Es bedeuten: þ Auflockerung, ! !berverdichtung

1332
Hydraulik und Wasserbau
Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Ekkehard Heinemann

Inhalt Seite

1 Allgemeines 1334
2 Hydrostatik 1334
2.1 Wasserdruck auf beliebig geneigte ebene Flächen 1335
2.2 Wasserdruck auf einfach gekrümmte Flächen 1336
2.3 Wasserdruck auf doppelt gekrümmte Flächen 1337
2.4 Schwimmstabilität — Kentersicherheit 1337
3 Hydrodynamik 1338
3.1 Geschlossene Rohrleitungen 1341
3.2 Stationärer Abfluss in offenen Gerinnen 1354
3.3 Durchfluss an Wehren und Engstellen 1370
3.4 Schleppwirkung in Wasserläufen 1378
3.5 Grundwasserbewegung 1380
4 Hydrologie — Hochwasserabflussspenden 1385
4.1 Höchstabflussspende nach Wundt 1385
4.2 Das Verfahren nach Lutz 1385
4.3 Die rationale Methode 1388
5 Binnenwasserstraßen 1388

Literatur
[1] DVWK Merkbl. 220/1991 Hydraulische Berechnung von Fließgewässern, Verlag Paul Parey
[2] DWA-Regelwerke (früher ATV- Arbeits- und Merkblätter), GFA, Hennef
[3] DWD: Starkniederschlagshöhen für Deutschland, KOSTRA, Selbstverlag des Deutschen
Wetterdienstes, Offenbach am Main, 1997
[4] Franke R. G.: Hydraulik für Bauingenieure, Berlin 1974
[5] Heinemann E., Feldhaus R.: Hydraulik für Bauingenieure, B. G. Teubner, Stuttgart u. Leip-
zig, 2. Aufl. 2003
[6] Herth W., Arndts E.: Theorie und Praxis der Grundwasserabsenkung, Ernst & Sohn, Berlin 1985
[7] Hosang W., Bischof W.: Abwassertechnik, 11. Auflage B. G. Teubner, Stuttgart u. Leipzig 1998
[8] Indlekofer H: M. F.: Die Darcy-Weisbach-Formel bei extremer Rauheitsgliederung in Fließ-
gewässern, Wasser u. Abfall Heft 12/2005, S. 47–51
[9] Kayser J.: Zur Handhabung der neuen Norm DIN EN 13383 für Wasserbausteine und
deren Umsetzung in eine Steinbemessung, Bundesanstalt für Wasserbau, Sonderinfor-
mationen_Geotechnik 2005
[10] Lindner K.: Der Strömungswiderstand von Pflanzenbeständen, Mitt. Leichtweiß-Inst. TU
Braunschweig, H. 75, 1982
[11] Lutz W.: Berechnungen von Hochwasserabflüssen unter Anwendung von Gebietskenn-
größen, Diss. Univ. Karlsruhe (TH) 1984 18
[12] N. N.: Mitteilungsblatt BAW Nr. 87: Grundlagen zur Bemessung von Böschungs- und
Sohlensicherungen an Binnenwasserstraßen 2004
[13] Press H., Schröder R.: Hydromechanik im Wasserbau, W. Ernst & Sohn, Berlin u. Mün-
chen 1966
[14] Schumacher F.: Zur Durchflussberechnung gegliederter, naturnah gestalteter Fließgewäs-
ser, Inst. f. Wasserbau u. Wasserwirtschaft TU Berlin, Mitt. 127, 1995
[15] Timm J.: Hydromechanisches Berechnen, 2. Aufl., Stuttgart 1970 Quellenangaben
[16] Vismann U. (Hrsg.): Wendehorst Beispiele aus der Baupraxis, B. G. Teubner, 4. Aufl. 2011

1333

U. Vismann (Hrsg.), Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln, DOI 10.1007/978-3-8348-8613-2_18,


© Vieweg+Teubner Verlag |Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012
Hydraulik und Wasserbau

1 Allgemeines
Tafel 1-1 Physikalische Kennwerte des Wassers
Tempe- Dichte Wichte kinem. Visko- spez. Wärme- Wärmeleit- Siede- Elastizität
ratur T rW gW sität 3) nW kapazität 1) c fähigk. lW druck ps EW 5)
,
C kg/m3 kN/m3 m2/s kJ/(kg " K) W/(m " K) kN/m2 kN/m2
0 999,84) 9,80472) 1,78 " 10!6 4,2058 0,552 0,61 1,9308 " 106
10 999,6 9,8027 1,30 " 10!6 4,1908 0,578 1,23 2,0271 " 106
20 998,2 9,7890 1,00 " 10!6 4,1811 0,598 2,33 2,0646 " 106
30 995,6 9,7635 8,06 " 10!7 4,1765 — 4,24 —
40 992,2 9,7302 6,57 " 10!7 4,1774 0,628 7,37 —
50 988,0 9,6890 5,50 " 10!7 4,1836 0,641 12,33 —
!7
60 983,2 9,6419 4,78 " 10 — 0,651 19,91 —
!7
80 971,8 9,5301 3,66 " 10 — 0,669 47,33 —
!7
100 958,3 9,3977 2,94 " 10 — 0,682 101,30 —
1
) Bei atmosphärischem Druck 2) Ostseewasser ca. 0,7 % und Nordseewasser ca. 2,6 % mehr
3
) dyn. Viskosität hW ¼ nW " r in kg/(m " s) 4) Eis 916,7 kg/m3 5) gültig für 0,1 < p < 25 kN/m2
Verdampfungswärme steigt annähernd linear von 2257 kJ/kg bei 100 , C auf
2500 kJ/kg bei 0 , C (1 kJ ¼b 1000 Ws) Schmelzwärme 331 kJ/kg bei 0 , C
Volumenänderung
— infolge Temperaturänderung: DV ¼ a " V " DT ; a ¼ 1,8 " 10!4 =K; ðK ¼ b CÞ
,

— infolge Druckveränderung: DV ¼ ð!1=EW ÞV " Dp


Druckwellenfortpflanzungsgeschwindigkeit a in ffim/s
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
in Rohrleitungen a ¼ ð1=rW Þ=½1=EW þ d=ðs " ER Þ. im Wasser a ¼ EW =rW
g 9,81 m/s2 Fallbeschleunigung Er E-Modul des Rohrmaterials in kN/m2
d Rohrdurchmesser s Rohrwandstärke in m EW, gW und rW s. Tafel 1
Joukowski-Stoß: Dp ¼ a " vo " rW in N/m2 bei Schließzeiten Ts < 2 " l=a, l Rohrlei-
tungslänge in m
v in m/s vor Schließvorgang Dp Druckanstieg bei schnellem Schließen der Leitung
Kapillare Steighöhe s in mm
zwischen Platten im Abstand a (mm):s & 15/a in Röhren mit di (mm):s & 30/di
Tafel 1-2 Höhe des Kapillarsaumes über dem Grundwasser in cm (praktische Werte)
Geröll kiesiger Sand Sand lehmiger Sand sandiger Lehm Schluff Lehm Ton
0 bis 1 5 bis 10 10 bis 20 40 bis 50 50 bis 60 50 bis 100 30 bis 50 >500

2 Hydrostatik DIN 4044 (7.80) Hydromechanik im Wasserbau, Begriffe


Formelzeichen und Einheiten (s. a. Bild 2-1)
A gedrückte Flächen in m2 p Wasserdruck in N/m2 oder kN/m2
D Kraftangriffspunkt N kN
es gilt 1 bar ¼ 10 ¼ 100 2
S Flächenschwerpunkt cm2 m
I Flächenträgheitsmoment in Bezug auf z Höhe der Wassersäule in m
die Schwerachse durch S in m4
In der Wassertiefe z wirkt der Wasser-
druck
p i ¼ rW g " z i ðrW s. Tafel 1-1)
In der praktischen Anwendung wird teil-
weise mit rW " g ¼ 10 kN/m3 gerechnet.
Der Wasserdruck ist stets senkrecht auf
das gedrückte Flächenelement gerichtet;
bei Mantelflächen von Kreiszylindern ver-
läuft die Wirkungslinie der Resultierenden
durch den Mittelpunkt bzw. die Mittellinie. Bild 2-1 Wasserdruck

1334
Hydrostatik

2.1 Wasserdruck auf beliebig geneigte ebene Flächen


Die Größe der resultierenden Wasser-
druckkraft FW beträgt
F W ¼ ps " A
¼ rW " g " z s " A ¼ rW " g " V
ps ¼ Wasserdruck im Flächenschwerpunkt
A ¼ Inhalt der gedrückten Fläche
zs ¼ Wassertiefe über
dem Flächenschwerpunkt
V ¼ Inhalt des Wasserkörpers
über der gedrückten Fläche (gestrichelte Figur)
Der Angriffspunkt D der resultierenden
Wasserdruckkraft heißt Druckmittel-
punkt. Bei einfachsymmetrischen Bild 2-2 Resultierender Wasserdruck auf eine
Druckflächen hat D vom Flächen- ebene Fläche
schwerpunkt S den Abstand
Is Is Flächenmoment 2. Grades der gedrückten Fläche um die Schwerachse s ! s
e¼ ys in der Flächenebene gemessener Abstand des Flächenschwerpunktes
A " ys
von der Wasserlinie
Tafel 2-1 Wasserdruckkräfte, Schwerpunktabstände, Kraftangriffspunkte

1
) y1 s. Bild 2-2
2
) Beim Dreieck mit unten liegender Basis: 2/3 h statt h/3

Entgegengerichtete Wasserdruckpres-
sungen heben einander auf. FW ergibt
sich durch Subtraktion gegenüber lie-
gender Wasserdruckfiguren. In Bild 2-3
z. B. ergeben sich die folgenden wirk- 18
samen Wasserdruckkräfte.
FW1 ¼ rW " gðz12 # z22 Þ=2 je m Breite
2 3
a1 ¼ 1=3 ðz12 þ z1 " z2 þ z22 Þ=ðz1 þ z2 Þ
FW2 ¼ rW " gðz1 # z2 Þ " l je m Breite
Bild 2-3 Wirksame Wasserdruckdifferenzen a2 ¼ l=2 ¼ ðz3 # z2 Þ=ð2 " sin aÞ

1335
Hydraulik und Wasserbau

2.2 Wasserdruck auf einfach gekrümmte Flächen


Ermittlung durch Aufteilung in a) Horizontalkraft und b) Vertikalkraft
a) Horizontalkraft FWH ¼ Inhalt des Wasserdruckdreieckes. FWH & 5 z12 kN/m Breite
b) Vertikalkraft FWV ¼ Inhalt des Wasserdruckkörpers begrenzt durch die benetzte
Wandfläche, die Lotrechte durch den Fußpunkt und die Horizontale in Höhe des
Wasserspiegels.
Wird Wasser abgeschnitten ) Auflast; wird „Körper‘‘ abgeschnitten ) Auftrieb.
Tafel 2-2 Wasserdruckkräfte auf Walzenwehr und Segment je m Breite

Bild 2-4
Wasserdruckkräfte auf eine Gewichts-
staumauer als sogenanntes Grunddreieck
mit wasser- und luftseitigen Kernpunkten
KW und Kl (Beispiel)

FWV2
FWH2 z2
z1 FWH1 FWV1
rw · g · z1

FWV3
rw · g · z2

Bild 2-5
FWV4
Wasserdruckkräfte auf Stütz-
mauer auf durchlässigem
Untergrund (Beispiel)

1336
Hydrostatik

2.3 Wasserdruck auf doppelt gekrümmte Flächen


Ermittlung durch Aufteilung in a) Horizontal- und b) Vertikalkraft
a) Horizontalkraft FWH ¼ Wasserdruckfigur auf die horizontale Projektion des Kör-
pers (auf eine vertikale Wand)
b) Vertikalkraft kann Auftrieb und/oder Auflast sein.
Auftrieb ¼ Gewicht des verdrängten Wassers;
Auflast ¼ Gewicht desjenigen Wasserkörpers, der durch die benetzte Fläche und
ihre vertikale Projektion auf den Wasserspiegel begrenzt wird.
In beiden Fällen gilt F ¼ V " rW " g.

Tafel 2-3 Wasserdruckkräfte auf Halbkugel und Halbrohr mit Viertelkugel

2.4 Schwimmstabilität — Kentersicherheit


Ein Körper schwimmt, wenn sich Gleichgewicht einstellen kann zwischen den Ver-
tikalkräften Eigenlast FG und Auftrieb FA.
Aus der Gleichung
FG ¼ FA bzw. FG ¼ V " rW " g
lässt sich wegen V ¼ f (tr) der Tiefgang tr des schwimmenden Körpers ermitteln.
Die Stabilität der Schwimmlage eines schwimmenden Körpers hängt davon ab,
wie der Körperschwerpunkt SK, der Schwerpunkt SV des verdrängten Volumens (in
18
Ruhelage) und das Metazentrum M zueinander liegen (im Metazentrum M schnei-
det die Wirkungslinie der Auftriebskraft FA im geneigten Zustand die Symmetrie-
linie des zugehörigen Schwimmkörper-Querschnittes):
— liegt SK unter SV, so ist der Körper schwimmstabil;
— liegt SK nicht unter SV, so ist der Körper nur schwimmstabil, wenn das Meta-
zentrum M über SK liegt.

1337
Hydraulik und Wasserbau

Die Höhe des Metazentrums M über dem Körperschwerpunkt SK, die metazentrische
Höhe, beträgt
> 0: Schwimmlage ist stabil;
hm ¼ (I min =V ) ! e ¼ 0: Schwimmlage ist indifferent (z. B. Kugel, Walze);
< 0: Schwimmlage ist labil.
Hierbei ist
Imin das kleinste Flächenmoment 2. Grades des Wasserlinienrisses (Schnittfläche von
Schwimmkörper und Wasserspiegel)
V das Volumen der verdrängten Flüssigkeit
e die Höhe des Körperschwerpunktes SK über dem Schwerpunkt SV des Verdrängungsvo-
lumens in Ruhelage (positiv, wenn SK oberhalb von SV).
Die Variablen sind in Bild 2-6 wiedergegeben. Ein Zahlenbeispiel ist im Beispiel-
band enthalten.

Bild 2-6 Kräfte und geometrische Elemente für die Schwimmstabilität

3 Hydrodynamik
Formelzeichen und Einheiten
Q Abfluss, Durchfluss m3/s k/d relative Rauheit —
in Tafeln für Rohrleitungen l /s hd ¼ pd/(r " g) hydr. Druckhöhe m
A Fließquerschnitt, begrenzt m2 hv Verlusthöhe m
l u benetzer Umfang (U) m L Leitungs- bzw. Gerinnelänge
rhy ¼ A/lu hydraulischer Radius (R) m l Widerstandsbeiwert —
(für Kreisprofile gilt rhy ¼ d/4) d bzw. dhy Rohrdurchmesser m
v mittlere Fließgeschwindigkeit m/s Re ¼ v " d/nW Reynolds-Zahl —
C Chezy-Beiwert m1/2/s nW kinematische Viskosität
kSt Rauheitsbeiwert nach Strickler, m1/3/s (für Wasser von 10 , C und
Tafel 3-22 Abwasser von 12 , C
I E ¼ hv/L Energiehöhengefälle nW ¼ 1,31 " 10!6) s. Tafel 1-1 m2/s
p Wasserdruck kN/m2 ki, kb, k Rauheit s. Tafeln 3-2 bis 3-4 mm

1338
Hydrodynamik

Vereinfachungen. Wasser sei imkompressibel (gleichbleibende Dichte); keine tem-


peraturbedingten Volumenänderungen.

Grundlagen
Impulssatz. Impuls ¼ Masse " Geschwindigkeit ¼
Kraft " Zeit; keine Reibkräfte zwischen Flüssigkeit
und Wandung.
Bei stationärer Strömung ist der mit der Flüssig-
keit in ein abgegrenztes Raumgebiet durch des-
sen Kontrollfläche A1 in der Zeiteinheit eintretende
Impuls (austretenden Impuls negativ rechnen)
Bild 3-1 mit den auf das Gebiet wirkenden Kräften im
Gleichgewicht.
Damit gilt z. B. für die gedachte Stromröhre von
Bild 3-1 die Vektorgleichung
P~
F I ¼ r " Qðv
~1 # v
~2 Þ ð3-1Þ
P~
FW ¼ p ~ " A1 # p
1 ~ " A22 ð3-2Þ mit pi ¼ gW " zi (normal zum Fließquerschnitt)
Bei der praktischen Anwendung des Impulssatzes werden nur kurze Abschnitte der
Leitung betrachtet. Die Reibung wird vernachlässigt. Die Kräfte auf die Wandung
werden aber wirksam.

Tafel 3-1 Kraft auf Rohrwiderlager


liegender Krümmer mit j ¼ 45,
geg. Q ¼ 15,00 m3/s; d ¼ 1,50 m
zwü ¼ 8,00 m Wassersäule (!berdruck);
ges. result. Kraft FR;
Rechnung
a) Wasserdruckkräfte
FW1 ¼ FW2 ¼ FW ¼ pws " A
¼ ðzw ü þ zs Þ rW " g " A
liefert mit zs ¼ d/2 ¼ 0,75 m
und A ¼ pd 2/4 ¼ 1,77 m2
die Druckkraft FW ¼ 151,69 kN;
Anmerkung: In der Wasserversor- b) Impulskräfte
gung gilt v & 1 m/s und zs 6 zwü. Dann v1 ¼ v2 ¼ v ¼ 15,00=1,77 ¼ 8,49 m/s;
können die dynamischen Kräfte ge- rW " Q " v ¼ 127,32 kN;
genüber den statischen vernachlässigt c) insgesamt
werden und es gilt näherungsweise Fges ¼ 151,69 þ 127,32 ¼ 279,01 kN;
Fges & zwü " rW " g " A; „Prüfdruck ’
15 bar‘‘ bedeutet pw ¼ 1500 kN/m2. FR ¼ 2 " Fges " sin ¼ 213,55 kN
2
18
Die an Krümmern, T-Stücken und Rohrenden von Muffenleitungen erforderlichen
Betonwiderlager müssen mit dem Prüfdruck als Innendruck und dem Rohraußen-
durchmesser so dimensioniert werden, dass der von ihnen infolge FR auf den Bo-
den ausgeübte Druck die zulässige Bodenpressung nicht übersteigt.

DVGW-Merkblätter GW 310/1 (7.1971) und GW 310/2 (3.1973)

1339
Hydraulik und Wasserbau

2
FR ¼ zwA
A " rW " g " da " p=4 bzw.
FR ¼ p " da2 " p=4

Bild 3-2 Rohrwiderlager

Im offenen Gerinne heißt die allgemeine Form des Impulssatzes Stützkraftsatz.


Stützkraft S ¼ F W1 þ rW " Q " v 1 ¼ F W2 þ rW " Q " v 2 ¼ const ð3-3Þ Beachte die Schnitt-
und mit den Abmessungen nach Bild 3-3 führung !: Der Druck
auf die Stirnflächen
(h1 þ hw )2
h22 geht mit ein, aber
rW " g " b 2 þ rW " Q " v 1 ¼ rW " g " " b 2 þ rW " Q " v 2 ð3-4Þ v ¼ Q/(h " b ).
2 2 1 1 1

Mit glatter Sohle (hw ¼ 0) und mit


b1 ¼ b2 ergeben sich die konjugierten
Wechselsprungtiefen aus
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
h2 h22 2h2 " v22
h1 ¼ # þ þ ð3-5Þ
2 4 g
Die Indizes 1 und 2 sind vertauschbar.
Es ist 2h2 " v22 =g ¼ 2h3gr =h2 ¼ 2h22 " Fr2 2

mit der Froude-Zahl


v v
Fr ¼ pffiffiffiffiffiffi ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
gh g " A=b
"qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi #
h2 1 2
¼ 1 þ 8Fr 1 # 1
h1 2
Im t e i l g e f ü l l t e n K r e i s q u e r-
s ch n i t t ist FW ¼ rW " g " zs " A bzw. mit
den Werten des Abschn. 1.3 im Kapitel
Mathematik
Bild 3-3 Impulssatz
FW ¼ rW " g " e " A
Die Lösung von Gl. (3-4) führt auf eine kubische Gleichung, die entweder mit den
bekannten Standardverfahren oder iterativ nach Newton gelöst werden kann.
Beispiel b1 ¼ 40,0 m: b2 ¼ 55,0 m; h2 ¼ 4,5 m; Q ¼ 500 m3/s; hw ¼ 0,5 m; nach Abschn. 3.3.3
ist Durchfluss ohne Fließwechsel festgestellt worden.

Lösung Durch Umformen von Gl. (4) ergibt sich f (h1) wie folgt:
f ðh1 Þ ¼ h31 þ 2hw " h21 þ ðh2w ! 2v22 " h2 =g ! h22 Þ " h1 þ 2Q 2 =ðg " b1 " b2 Þ ¼ 0 ð3-6Þ
und 0
f ðh1 Þ ¼ 3h21 þ 4 " hw " h1 þ h2w ! 2v22 " h2 =g ! h22 ð3-7Þ
Nach Newton findet man aus dem geschätzten Wert h31 den verbesserten Wert h33
1
wie folgt: h33 3 3 0 3
1 ¼ h1 ! f ðh1 Þ=f ðh1 Þ:

Erste Schätzung: h31 ¼ h2 ! 2hw ¼ 4,5 ! 2 " 0,5 ¼ 3,5 m;


v2 ¼ Q=A2 ¼ Q=b2 " h2 ¼ 500=ð55,0 " 4,5Þ ¼ 2 ,02 m/s
mit Gl. (3-6) und (3-7) wird:
f 0 ðh3 Þ ¼ 3 " 3,52 þ 4 " 0,5 " 3,50 þ ð0,52 ! 2 " 2,022 " 4,5=9,81 ! 4,52 Þ ¼ 20 ,01
f ðh3 Þ ¼ 3,53 þ 2 " 0,5 " 3,52 þ ð!23,743Þ " 3,5 þ 2 " 5002 =ð9,81 " 40 " 55Þ ¼ !4,81;
h33 ¼ 3,5 ! ð!4,81=20,01Þ ¼ 3,74 m; h333 ¼ 3,71 m; v ¼ 500=ð3,71 " 40Þ ¼ 3,37 m/s.

1340
Hydrodynamik

3.1 Geschlossene Rohrleitungen


3.1.1 Kontinuitätsgleichung
Q ¼ A " v ¼ konst daraus v1 ¼ v2 " A2 =A1 ; bei kreisförmigen Rohren v1 ¼ v2 " d22 =d12

3.1.2 BERNOULLIsche Energie- und Energiehöhengleichung


Für Fließvorgänge in Rohrleitungen und in offenen Gerinnen werden folgende
Energieformen berücksichtigt:
v2
— kinetische Energie m "
2
m
— Druckenergie "p ¼V "p
r
— Potenzielle Energie m " g " z .
Die Summe wird als konstant betrachtet. Daraus folgt
v2 m
m" þ " p þ m " g " z ¼ konst:
2 r
Dividiert man vorstehende Gleichung durch (m " g), so erhält man die so genannte
Energiehöhengleichung
v2 p
þ þ z ¼ konst: ¼ H oder hE :
2"g r"g
Zwischen zwei aufeinander folgenden Querschnitten stellt sich durch Reibung und
eventuell auch örtlich konzentrierte Verluste eine Verlusthöhe hv ein, wie Bild 3-4
zu entnehmen ist.

1 Energiehöhenlinie 2
v12 oder Energielinie
-------
2·g hv
v22
Standrohr

Drucklinie -------
p1 2·g
Staurohr

-------
r·g
p2 h E1
------- h E2
Fließri r ·g
chtun
g

z1
z2
Bezugshorizont
Bild 3-4 Druck- und Energiehöhenlinie eines Rohrabschnitts 18
Für die beiden Querschnitte 1 und 2 lässt sich die Beziehung aufstellen:
v12 p1 v2 p2
þ þ z1 ¼ 2 þ þ z2 þ hv :
2"g r"g 2"g r"g
In einem dünnen Standrohr steigt das Strömungsmedium bis zur Drucklinie an,
während in einem Staurohr, dessen untere "ffnung gegen die Fließrichtung zeigt,

1341
Hydraulik und Wasserbau

ein Anstieg bis zur Energiehöhenlinie erfolgt. Die Geschwindigkeiten in einem Rohr
mit wechselnden Durchmessern stehen durch die in Abschnitt 3.1.1 beschriebene
Kontinuitätsbedingung in einer Beziehung zu einander.

Zahlenbeispiel zur Rohrströmung


In diesem Zahlenbeispiel werden die nachfolgenden Bilder und Tafeln zur Bestim-
mung der Reibungsverluste und örtlich konzentrierten Verluste mit verwendet.
Die in Bild 3.5 dargestellte Stahlrohrleitung mit wechselnden Rohrdurchmessern
(500 mm und 1000 mm) verbindet zwei Wasserbehälter. Die Behälterwasserstände
sind mit 120 m NHN und 95 m NHN gegeben. Kurz hinter dem Rohreinlauf ist eine
Absperrklappe und unmittelbar vor dem Leitungsende ein Flachschieber angeord-
net. Die nahe den Schnitten 1 und 2 befindlichen !bergänge zwischen den geän-
derten Rohrdurchmessern sind jeweils mit einem Zentriwinkel >30, ausgeführt.
Die Rohrkrümmer sind so groß ausgerundet, dass die hierdurch bedingten örtli-
chen Verluste vernachlässigt werden können.

Schnitt 1 2 3

Leitungsabschnitt 3
(verkürzt dargestellt)
Länge 100 m
Durchmesser 500 mm

rohrsyst

95 m NH N

Leitungsabschnitt 1
(verkürzt dargestellt)
Länge 200 m
Durchmesser 500 mm
91 m NHN

Leitungsabschnitt 2
(stark verkürzt dargestellt)
Länge 1200 m
Durchmesser 1000 mm

Bild 3-5: Rohrleitung zwischen zwei Behältern mit wechselnden Durchmessern, unmaßstäbl.
überhöht

Gesucht:
a) Größe des Durchflusses
b) Energie- und Druckhöhe in den Schnitten 1, 2 und 3
c) !berdruck in der Rohrleitung im Schnitt 3

Lösung
Für derartige Berechnungen ist vorauszuschicken, dass wegen der vielen Annah-
men (zur Rohrrauheit und zu Verlustbeiwerten für die örtlich konzentrierten Verlu-
ste) Ergebnisse mit einer Genauigkeit von etwa / 10 % erreicht werden kann. Dies
ist bei der weiteren Anlagenplanung zu berücksichtigen.
Für die Abschätzung der Rohrrauheit werden geschweißte Stahlrohre vorausgesetzt.
Nach Tafel 3-4 liegt die Obergrenze bei k ¼ 0,2 mm, wenn noch keine Verkrustungen
auftreten. Die kinematische Viskosität des Wassers wird üblicherweise für eine Tem-
peratur von 10 , C angesetzt und ist Tafel 1-1 mit 1,3 " 10!6 m2/s zu entnehmen.
Zu a) Jeder Rohrabschnitt mit einem anderen Durchmesser muss getrennt betrach-
tet werden. Die Abschnitte 1 und 3 könnten zusammengefasst werden, was hier
aus systematischen Gründen nicht erfolgt.

1342
Hydrodynamik

Rohrabschnitt 1
"rtlich konzentrierte Verluste
Einlauf, gut ausgerundet nach Tafel 3-5 zEin ¼ 0,25
Absperrklappe nach Abschn. 3.1.3.9 zKl = 0,2 bis 0,5; geschätzt zKl ¼ 0,35
P
Summe der Verlustbeiwerte für Rohrabschnitt 1 z1 ¼ 0,60
Reibungsverlust
Da der Durchfluss nicht bekannt ist, können die Fließgeschwindigkeit und die Rey-
nolds-Zahl nicht bestimmt werden. In diesem Fall wird zunächst ein vollkommen
raues Reibungsverhalten angenommen. Diese Annahme ist aber später zu über-
prüfen. Der Widerstandsbeiwert l lässt sich mit der in Bild 3-6 für diesen Zustand
aufgeführten Formel berechnen:
' ( ' (
3,71 " d1 #2 3,71 " 500 #2
l1 ¼ 2 " lg ¼ 2 " lg ¼ 0,0159
k 0,2
oder aus dem Moody-Diagramm (Bild 3-6) aus dem Bereich entnehmen, der als
vollkommen rau gekennzeichnet ist (dort verlaufen die Linien nahezu horizontal).
Verlusthöhe aus örtlich konzentrierten Verlusten und aus dem Reibungsverlust
Die Verlusthöhe
" ergibt
# sich aus den Abschnitten 3.1.3.1 und 3.1.3.2 zu
P l1 v12 Q"4
hv , 1 ¼ z 1 þ l1 " " ; aus der Kontinuitätsgleichung (Abschn. 3.1.1) v ¼
d1 2"g p " d2
folgt.
Durch Einsetzen
" erhält man
# " #
P l1 Q 2 " 42 200 Q 2 " 42
hv ,1 ¼ z1 þ l1 " " 2 4 ¼ 0,60 þ 0,0159 " " 2 4 " 2 " 9,81
d1 p " d1 " 2 " g 0,5 p " 0,5
¼ Q 2 " 9,201
Rohrabschnitt 2
"rtlich konzentrierte Verluste
Aufweitung mit einem Winkel >30, , nach Tafel 3-6 unten
" # " #2 " #2
A2 2 d2 1,002
zAufw ¼ ð1,0 bis 1,2Þ " 1 # ' 1,1 " 1 # 22 ¼ 1,1 " 1 # 2
¼ 9,9
A1 d1 0,50
P
Summe der Verlustbeiwerte für Rohrabschnitt 2 z2 ¼ 9,90
Reibungsverlust
Aus analogem Vorgehen folgt:
' ( ' (
3,71 " d2 #2 3,71 " 1000 #2
l2 ¼ 2 " lg ¼ 2 " lg ¼ 0,0137
k 0,2
Verlusthöhe aus örtlich konzentrierten Verlusten und aus dem Reibungsverlust
" # " #
P l2 Q 2 " 42 1200 Q 2 " 42
hv , 2 ¼ z 2 þ l2 " " 2 ¼ 9,9 þ 0,0137 " " 2
d2 p " d24 " 2 " g 1,00 p " 1,004 " 2 " 9,81
¼ Q 2 " 2,176
Rohrabschnitt 3
"rtlich konzentrierte Verluste
18
Verengung mit einem Winkel >30, , nach Tafel 3-7
" # " #2 " #2
A3 2 d2 0,502
zVereng ¼ ð0,4 bis 0,5Þ " 1 # ' 0,45 " 1 # 32 ¼ 0,45 " 1 # ¼ 0,25
A2 d2 1,002

Flachschieber (oval) nach Tafel 3-12 zSc ¼ 0,09


Austrittsverlust nach Abschn. 3.1.3.10 zPAus ¼ 1,00
Summe der Verlustbeiwerte für Rohrabschnitt 3 z3 ¼ 1,34

1343
Hydraulik und Wasserbau

Reibungsverlust
Bei gleichem Rohrdurchmesser und gleicher Rauheit wie Rohrabschnitt 1 gilt
l3 ¼ l1 ¼ 0,0159
Verlusthöhe aus örtlich konzentrierten Verlusten und aus dem Reibungsverlust
" # " #
P l3 Q 2 " 42 100 Q 2 " 42
hv;3 ¼ z 3 þ l3 " " 2 4
¼ 1,34 þ 0,0159 " " 2
d3 p " d3 " 2 " g 0,50 p " 0,504 " 19,62
¼ Q 2 " 5,976
Die Differenz der Behälterwasserstände entspricht der Summe der drei Verlusthöhen:
120 # 95 ¼ hv, 1 þ hv, 2 þ hv, 3
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
2 2 25
25 ¼ Q " ð9,201 þ 2,176 þ 5,976Þ ¼ Q " 17,353 ! Q ¼ ¼ 1,20 m3 =s
17,353
!berprüfung der Annahme des vollkommen rauen Reibungsverhaltens
Berechnung der Geschwindigkeit, der Reynolds-Zahl und des Widerstandsbeiwerts
für den !bergansbereich für die Rohrabschnitte 1 und 3
Q"4 Q"4 v1 " d 1 6,11 " 0,50
v1 ¼ v3 ¼ ¼ ¼ 6,11 m=s ! Re1 ¼ Re3 ¼ ¼
p " d12 p " 0,52 n 1,3 " 10#6
¼ 2,35 " 106
' " #(#2
2,51 k
l1 ¼ l3 ¼ #2 " lg pffiffiffiffiffi þ
Re1 " l1 3,71 " d1
Auf der rechten Seite wird für l1 der für den vollkommen rauen Zustand ermittelte
Wert eingesetzt. Man erhält so
' " #(#2
2,51 0,2
l1 ¼ l3 ¼ #2 " lg p ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi þ ¼ 0,0161
2,35 " 106 " 0,0159 3,71 " 500
Berechnung der Geschwindigkeit, der Reynolds-Zahl und des Widerstandsbeiwerts
für den !bergansbereich für den Rohrabschnitt 2
Q"4 Q"4 v2 " d 2 1,53 " 1,00
v2 ¼ ¼ ¼ 1,53 m=s ! Re2 ¼ ¼ ¼ 1,18 " 106
p " d22 p " 1,02 n 1,3 " 10#6
' " #(#2
2,51 0; 2
l2 ¼ #2 " lg p ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi þ ¼ 0,0146
1,18 " 106 " 0,0137 3,71 " 1000
Die einzelnen Verlusthöhen werden mit den neu bestimmten Widerstandsbeiwer-
ten berechnet:
" #
200 Q 2 " 42
hv , 1 ¼ 0,60 þ 0,0161 " " 2 ¼ Q 2 " 9,307
0; 5 p " 0,54 " 2 " 9,81
" #
1200 Q 2 " 42
hv , 2 ¼ 9,9 þ 0,0146 " " 2 ¼ Q 2 " 2,266
1,00 p " 1,004 " 2 " 9,81
" #
100 Q 2 " 42
hv , 3 ¼ 1,34 þ 0,0161 " " 2 ¼ Q 2 " 6,028
0,50 p " 0,504 " 2 " 9,81
Damit verändert sich der Durchfluss durch die Rohrleitung nur geringfügig
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
25
25 ¼ Q 2 " ð9,307 þ 2,266 þ 6,028Þ ¼ Q 2 " 17,601 ! Q ¼ ¼ 1,19 m3 =s
17,601
Zu b)
Schnitt 1
Die Energiehöhe im oberen Behälter liegt auf Höhe des Wasserspiegels, da die Ge-
schwindigkeit im Behälter und damit auch die dort vorhandene Geschwindigkeits-
höhe vernachlässigbar gering sind. Als Bezugshorizont entsprechend Bild 3-4 wird

1344
Hydrodynamik

das Normalhöhennull (NHN) gewählt. Bis zum Schnitt 1 ergeben sich die mit hv1
berücksichtigten Energieverluste. Die Energiehöhe errechnet sich damit zu
hE, 1 ¼ 120 # hv1 ¼ 120 # Q 2 " 9,307 ¼ 120 # 1,192 " 9,307 ¼ 106,82 m NHN
Die Lage der Drucklinie ergibt sich aus der Summe der Druckhöhe und der geodä-
tischen Höhe. Sie liegt um die Geschwindigkeitshöhe unter der Energielinie:
v2 1,192 " 42
hD1 þ z1 ¼ hE1 # 1 ¼ 106,82 # 2 ¼ 106,82 # 1,87
2"g p " 0,504 " 2 " 9,81
¼ 104,95 m NHN
Schnitt 2
Bis zum Schnitt 2 tritt zusätzlich die Verlusthöhe hv2 auf. Die Höhen errechnen sich
analog zu
hE, 2 ¼ 106,82 # hv2 ¼ 106,82 # Q 2 " 2,266 ¼ 106,82 # 1,192 " 2,266 ¼ 103,61 m NHN
v22 Q 2 " 42 1,192 " 42
hD2 þ z2 ¼ 103,61 # ¼ 103,61 # 2 ¼ 103,61 # 2
2"g p " d24 " 2 " g p " 1,004 " 19,62
¼ 103,61 # 0,12 ¼ 103,49 m NHN

Schnitt 3
Zwischen den Schnitten 2 und 3 treten zusätzlich der Verengungsverlust und der
Reibungsverlust auf:
" #
l3 Q 2 " 42
hE3 ¼ hE2 # zVereng þ l3 " " 2
d3 p " d34 " 2 " g
" #
100 Q 2 " 42
¼ 103,61 # 0,25 þ 0,0161 " " 2 ¼ 97,11 m NHN
0,50 p " 0,504 " 2 " 9,81
Die Summe aus Druckhöhe und geodätischer Höhe berechnet sich durch Abzug
der Geschwindigkeitshöhe zu
Q 2 " 42 1,192 " 42
hD3 þ z3 ¼ hE3 # 2 4
¼ 97,11 # 2 ¼ 97,11 # 1,87
p " d3 " 2 " g p " 0,504 " 2 " 9,81
¼ 95,24 m NHN
Zu c)
Zur Berechnung des !berdrucks muss die Höhe der Rohrachse bekannt sein. Bei
hoch liegenden Leitungen kann der Innendruck auch unter den Umgebungsdruck
absinken. Dann ist darauf zu achten, dass der absolute Druck deutlich über dem
Dampfdruck bleibt, um Kavitation zu vermeiden. Im vorliegenden Fall beträgt die
Druckhöhe
p3
hD3 ¼ 95,24 # z3 ¼ 95,24 # 91,00 ¼ 4,24 m ¼
r"g
Der !berdruck in der Leitung errechnet sich mit der Dichte r ¼ 1000 kg/m3 und der
Fallbeschleunigung zu
p3 ¼ 4,24 " r " g ¼ 4,24 " 1000 " 9,81 ¼ 41594 N=m2 ¼ 41,6 kN=m2
Eine Umrechnung in die für die Rohrauslegung noch übliche Druckeinheit „bar“
erfolgt mit der Beziehung 1 bar ¼ 105 N/m2 und führt hier zu 0,42 bar. 18
Bei offenen Gerinnen beginnt man mit einer bekannten Energiehöhe (z. B. an einer
Strecke mit stat. gleichförmigem Abfluss, s. Abschn. 3.2.2, wo h meist iterativ er-
mittelt wird, oder an einer Engstelle mit Fließwechsel, s. Abschn. 3.2.1, wo sich h
als hgr einstellt) und ermittelt von dort aus bei strömendem Abfluss gegen und bei
schießendem Abfluss mit der Fließrichtung die Energieverluste und damit das
neue hE. Die zugehörige Wassertiefe erhält man wieder iterativ.
(geg. hE ¼ h þ v 2 =2g / Verluste )neues hE: Abzügl. v 2 =2g ¼ neuer Wasserspiegel).

1345
Hydraulik und Wasserbau

3.1.3 Energieverluste
Energieverluste werden als Verlusthöhe hv ¼ z " v 2 =2g in m dargestellt.

3.1.3.1 Reibungsverlust
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Nach d e C h e z y ist v ¼ C rhy " I in m/s, mit C ¼ 8g=l wird nach W e i s b a c h
2
für Kreisrohre hvr ¼ ðl " l=d Þ ðv =2gÞ in m, zr ¼ l " l=d l s. Bild 3-6.
Fließformel für kreisförmige Rohre im turbulenten Bereich
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
v ¼ f#2 lg ½2,51 " n=ðd " 2g " I " d Þ þ k=ð3,71 " d Þ,g " 2g " I " d in m=s
Für nicht kreisförmige Rohre steht statt d ) 4rhy ¼ 4A=l u
Bei Teilfüllung gilt vT =vV ¼ ðrhyT =rhyV Þ0,625 n s. Tafel 1-1

! hydraulisch glatt ` rauer Bereich ´ !bergangsbereich


' pffiffiffiffiffi(!2 ' ( ' " #(!2
Re " l0 3,71 " d !2 2,51 k
l0 ¼ 2 lg l ¼ 2 lg l ¼ !2 lg pffiffiffi þ
2,51 k Re l 3,71d
bzw.
- " ' " #( #+!2
2,51 " n kb kb v "d
l ¼ !2 lg " !2 lg þ und Re ¼
v "d d " 3,71 d " 3,71 n

Bild 3-6 Moody-Diagramm: Widerstandsbeiwerte l nach Prandtl-Colebrook

Tafel 3-2 Integrale Rauheiten für Wasserleitungen nach DVGW Arb. Bl. W 302 ki in mm

Fern- u. Zubringerleitungen, gestreckte Linienführung, Stahl- oder Gussrohre


mit Zementmörtel oder Bitu-Auskleidung oder Spannbeton oder AZ-Rohre 0,1
Hauptleitungen wie vor oder Stahl bzw. Guss-Rohre ohne Ablagerungen 0,4
Neue Netze 1,0

1346
Hydrodynamik
Tafel 3-3 Pauschal-Werte für die betriebliche Rauheit k b in mm nach DWA-A110 [2]
kb Anwendung für Bem.
1 1, 2
Drosselstrecken ), Druckrohrleitungen ),
0,25 Düker1) und Reliningstrecken ohne Schächte alle DN
3
0,50 Transportkanäle mit Schächten gem. ) alle DN
3
Sammelkanäle und -leitungen gem. ) bis DN 1000
s. ATV-A 241, Abschn. 1.1.5
0,75 dto. mit angeformten Schächten gem.4) alle DN
Transportkanäle gem.5) bzw. mit angeformten Schächten4) alle DN
Sammelkanäle und -leitungen gem.5)
1,50 Mauerwerkskanäle, Ortbetonkanäle, Kanäle aus nicht genormten alle DN
Rohren ohne bes. Nachweis der Wandrauheit alle DN
1
) Ohne Einlauf-, Auslauf und Krümmungsverluste 2) Ohne Drucknetze 3) DN < 500:
4
hF ¼ DN; DN > 500: h2Qt < hF > 500 ) Fertigteile, s. DWA-A241 8.1.2.3 5) hF ca. < DN/2
Tafel 3-4 Rauheiten für verschiedene Rohrwandungen k in mm
Gezogene Rohre, Glas, Kupfer, Messing 0,001
Geschweißte Rohre, handelsüblich 0,05 bis 0,2 mm
mäßig verrostet 0,4
starke Verkrustung 3,0
Genietete Blechrohre 1,0 bis 9,0 mm
Rohre mit Zementmörtel-Auskleidung geschleudert 0,03 bis 0,4 mm
Angerostete Rohre 0,15 bis 1,0 mm
Stark verkrustete Leitungen 2,0 bis 4,0 mm
Neue PVC- und PE-Rohre 0,002 bis 0,01 mm
Steinzeug-Rohre und Leitungen 0,05 bis 0,16 mm
Holzrohre 0,3 bis 1,0 mm
Schleuderbeton-Rohre 0,1 bis 0,8 mm
Spannbeton-Rohre 0,04 bis 0,25 mm
Holzgeschalte Stollen, gehobelt oder rauh 1,0 bis 10,0 mm
Dränrohre aus Ton (DIN 1185-1 bis -5) 0,7 mm
Gewellte Kunststoff-Dränrohre (DIN 1185-1 bis -5) 2,0 mm

3.1.3.2 Eintrittsverluste hv ¼ z " v 2 =2g


Tafel 3-5 Eintrittsverlustbeiwerte z

45, 60, 75,


Einlauf- scharf 0,5 1 bis 3 — — 0,8 0,7 0,6
Kante gebrochen 0,25 0,55 0,25 0,06 bis 0,1 —

3.1.3.3 Erweiterungsverluste hv ¼ z " v 22 =2g


Tafel 3-6 Erweiterungsverlustbeiwerte z

d1/d2 18
8, 16, 20, 24, 30, < a < 90,
0,5 1,3 2,7 3,6 5,3 9,0 bis 10,8
0,6 0,44 0,95 1,16 1,86 3,16 bis 3,79
0,7 0,15 0,33 0,43 0,64 1,08 bis 1,30
0,8 0,04 0,10 0,13 0,19 0,32 bis 0,38
0,9 0,01 0,02 0,02 0,03 0,06 bis 0,07
Für a > 30, gilt: z ¼ (1,0 bis 1,2) (1 ! A2/A1)2

1347
Hydraulik und Wasserbau

3.1.3.4 Einschnürungsverluste hv == z " v 22 =2g


Tafel 3-7 Einschnürungsverlustbeiwert z

d2/d1 a
,
8 20,
0,5 0,23 bis 0,28
0,6 0,16 bis 0,20
0,7 0 0,04 0,10 bis 0,13
0,8 0,05 bis 0,06
0,9 0,01 bis 0,02
allgemein: z ¼ ð0,4 bis 0,5Þ " ð1 ! A2 =A1 Þ2

3.1.3.5 Verlustbeiwerte von Durchflussmessgeräten hv ¼ z " v 22 =2g


Tafel 3-8 Verlustbeiwerte z bei Durchflussmessgeräten
a) Kurzventurirohr b) Normblende

0,3 21 300
0,4 6 85
0,5 2 30
d1/d2
0,6 0,7 12
0,7 0,3 4,5
0,8 0,2 2
Normale Wasserzähler z & 10
" #
l"l
3.1.3.6 Kreisrohrkrümmerverluste hv ¼ z þ " v 2 =2g
d
Tafel 3-9 Verlustbeiwerte z bei Rohrkrümmern
(Im Krümmer Re ¼ 2 " 105 Re > 2 " 105 , 15, < b < 180,
wirkt zusätzlich a ¼ 90, und 1 < r=d < 10 nach [5]
der Reibungs- r /d hydraulisch
verlust) glatt rauh
1 0,21 0,51
2 0,14 0,30 " # %
4 0,10 0,23 d a &0,7
z¼ 0,051 þ 0,12 " "
r 60,
6 0,08 0,17
10 0,10 0,19

Bei zusammengesetzten Krümmern und Dehnungsausgleicher z


Rohrbögen wird der z-Wert des einfachen Wellrohr- mit Leitrohr 0,3
Krümmers ausgleicher ohne Leitrohr 2,0
Glattrohr-Lyrabogen 0,6 bis 0,8
Faltenrohr-Lyrabogen 1,3 bis 1,6
verdoppelt verdreifacht vervierfacht Wellrohr-Lyrabogen 3,2 bis 4,0

1348
Hydrodynamik
" #
l"l
3.1.3.7 Kreisrohrkniestückverluste hv ¼ zþ " v 2 =2g
d

Tafel 3-10 Verlustbeiwerte z bei Kreisrohrkniestücken


Im Kniestück
wirkt zusätz-
lich der
Reibungs-
glatt rauh
verlust
15, 0,04 0,06
22,5, 0,07 0,10
30, 0,10 0,15
a 2,5 3,0 5
45, 0,24 0,32
60, 0,45 0,55
90, 1,20 1,24

3.1.3.8 Stromtrennungs- und -vereinigungsverluste


Alle Durchmesser sind gleich
hva ¼ z a " v 2 =2g ; hvd ¼ z d " v 2 =2g ; Q ¼ Q a þQ d ; v ¼ Q=ðpd 2 =4Þ

Tafel 3-11 Verlustbeiwerte z bei Stromtrennung und -vereinigung


(Berechnung nach GARDEL [5])

Stromtrennung Stromvereinigung
Verzweigungswinkel a Verzweigungswinkel a
Qa Qd
Q 90, 45, 90, 45, Q
za zd za zd za zd za zd
0 0,95 0,03 0,95 0,03 !0,92 0,03 !0,92 0,03 1
0,2 0,78 0,00 0,68 0,00 !0,39 0,20 !0,42 0,16 0,8
0,4 0,70 0,02 0,49 0,02 0,06 0,31 !0,04 0,16 0,6
0,6 0,72 0,08 0,39 0,08 0,44 0,39 0,20 0,03 0,4
0,8 0,83 0,19 0,37 0,19 0,75 0,42 0,31 !0,22 0,2
1 1,04 0,35 0,43 0,35 0,98 0,40 0,29 !0,59 0

Die Durchdringungskanten sind mit d/20 ausgerundet.

3.1.3.9 Armaturenverluste hv ¼ z " v 2 =2g


v gilt für den vollen Rohrquerschnitt (Nennweite DN)
Klappe, vollgeöffnet z ¼ 0,2 bis 0,5
18
Tafel 3-12 Verlustbeiwerte z für Stahl-, Oval- und Flachschieber
Nennweite DN 50 100 200 300 400 500 600 bis 1200
Stahlschieber nach Stradtmann 0,45 0,60
Ovalschieber aus Guss (VAG) — 0,2 0,15 0,12 0,10 0,09 0,08
Flachschieber aus Guss (VAG) — 0,11 0,08 0,07 0,06 0,05 0,045

1349
Hydraulik und Wasserbau
Tafel 3-13 Rückschlagklappen aus Guss, ohne Hebel und Gewicht nach VAG.
Mit Hebel und Gewicht steigen die Werte auf ein Mehrfaches
DN 50 200 300 500 600 700 800 1000 1200
v ¼ 1 m/s 3,05 2,95 2,90 2,85 2,70 2,55 2,40 2,30 2,25
z bei v ¼ 2 m/s 1,35 1,30 1,20 1,15 1,05 0,95 0,85 0,80 0,75
v ¼ 3 m/s 0,86 0,76 0,71 0,66 0,61 0,54 0,46 0,41 0,36

Tafel 3-14 Verlustbeiwert für Drosseln d ¼ Durchmesser der Anschlussstutzen

hD/d 0,0 0,05 0,1 0,15 0,20 0,25 0,30 0,35 0,40 0,45
As =rD2 3,142 3,100 3,024 2,928 2,815 2,688 2,551 2,403 2,247 2,083
hD/d 0,50 0,55 0,60 0,65 0,70 0,75 0,80 0,85 0,90 0,95
As =rD2 1,913 1,737 1,556 1,371 1,182 0,990 0,795 0,598 0,399 0,064
Ringschieber z ¼ 0,75 bis 2; Kegelstrahlschieber z ¼ 0,38 bis 0,50
Fußventile mit Saugkorb z ¼ 1,1 bis 2,5 je nach Bauart.

3.1.3.10 Austrittsverluste hv ¼ z " v 2 =2g


Austritt in ein großes Becken z ¼ 1,0. Beim Austritt in ein weiterführendes größe-
res Gerinne wird z wie ein Erweiterungsverlust berechnet. Beim Austritt ins Freie
ist z ¼ 0, die Energielinie liegt v 2/2g über der Rohrachse; so kommt z. B. beim Auf-
treffen auf eine Platte v 2/2g voll zur Wirkung.

3.1.4 Tafeln zur Rohrleitungsberechnung nach Prandtl-Colebrook


Bei der hydraulischen Berechnung von Wasserversorgungs- und Abwasserkanal-
netzen berücksichtigt man nur die Reibungsverluste. Man benutzt Tafelwerke, z. B.
von L a u t r i ch für Rohre mit Innendurchmesser ¼ Nennweite, auch von den Stein-
zeug- oder Betonrohrverbänden bzw., bei anderen Lichtweiten als die Nennweite,
spezielle Tabellen für z. B. Kunststoffrohre oder duktile Gussrohre mit und ohne
Zementmörtelauskleidung. Für gelegentliche Berechnungen genügen die nachfol-
genden Tafeln 3-15 bis 3-16. Sie gelten für den !bergangsbereich mit
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Q ¼ d 2 p=4f#2 lg ½2,51n=ðd " 2g " I " d Þ þ k=ð3,71 " dÞ,g " 2g " I " d in m3 =s
mit nTa ¼ 1,31 " 10#6 m2 =s; Gefälle I dimensionslos; k und d in m einsetzen;
bei abweichendem n gilt mit Index Ta ) Tafel
v ¼ vTa ðn=nTa Þ ; Q ¼ QTa ðn=nTa Þ ; I ¼ I Ta ðn=nTa Þ2 ; bzw: vTa ¼ vðnTa =nÞ usw :
Durchfluss und Geschwindigkeiten von Eiprofilen mit b : h ¼ 2 : 3 und Maulprofilen
mit b : h ¼ 2 : 1,5 nach DIN 4263 (4.91) können aus den Kreistafelwerten mit b als
Durchmesser wie folgt umgerechnet werden.
Q Ei ¼ 1,602 Q Kreis ; v Ei ¼ 1,096 v Kreis ; Q Maul ¼ 0,683 Q Kreis ; v Maul ¼ 0,902 v Kreis

1350
Hydrodynamik
Tafel 3-15 Bemessung von Kreisprofilen mit voller Füllung für die Rauheiten k ¼ 0,25 mm;
0,5 mm; 0,75 mm; 1,5 mm
Nach DVGW-Arb.-bl. W 302 und DWA-Arb.-bl. A 110 werden örtl. Konzentrierte
Verluste durch erhöhte Rauheit berücksichtigt (k ¼ ki bzw. k ¼ kb )

18

1351
Hydraulik und Wasserbau
Tafel 3-16 Bemessung von Kreisprofilen mit voller Füllung für die Rauheiten k ¼ 0,1 mm;
0,4 mm; 1,0 mm;
Nach DVGW-Arb.-bl. W 302 und DWA-Arb.-bl. A 110 werden örtl. Konzentrierte
Verluste durch erhöhte Rauheit berücksichtigt (k ¼ ki bzw. k ¼ kb )

1352
Hydrodynamik

Die Teilfüllungskurven werden nach A 110


[2] bei QT =QV ¼ 1,0 abgebrochen, um die
Gefahr des „Vollschlagens“ zu berücksich-
tigen.
h senkrecht zur Rohrachse

18

1353
Hydraulik und Wasserbau

!ber den Internet-Service Online Plus des Verlags ist das Programm HydroDim
von M. Kluge zugänglich, welches eine genauere Berechnung unterschiedlichster
Querschnittsformen auch mit Trockenwetterrinnen ermöglicht. Die ausführlich ge-
staltete Hilfe beschreibt die notwendigen Eingaben. Neben den Feldern für die
Dimension, Rauheit, Zähigkeit und Dichte erlauben Vario-Felder die Vorgabe von
zwei Werten (z. B. Durchfluss und Gefälle oder Fließgeschwindigkeit und Wasser-
tiefe). Falls mehr als zwei Werte vorgegeben sind, fordert das Programm zum Lö-
schen der überzähligen Werte auf. Das Ablagerungsverhalten wird auf der Basis
der Untersuchungen von Macke ermittelt, welche auch die Grundlage für die An-
gaben in DWA A 110 [2] bilden. Bei geringer !berströmung seitlicher Bermen er-
folgt die Berechnung als gegliederter Querschnitt.

3.2 Stationärer Abfluss in offenen Gerinnen


Alle Betrachtungen gelten für einen zeitlich konstanten Abfluss dQ/dt ¼ 0.
Der Fließzustand wird durch die dimensionslose Froude-Zahl charakterisiert:
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
allgemein: Fr ¼ v = g " A=b ð3-8Þ A Fließquerschnitt
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi b Spiegelbreite
Rechteckquerschnitt Fr ¼ v = g " h

3.2.1 Fließzustand und theoretische Grenztiefe


Man unterscheidet
a) Wasserbewegung strömend v < vgr ; h > hgr ; Fr < 1
Alle störenden Einflüsse [(Wehre, Verschlechterung der Rauheit kst, geringeres Gefälle ) Stau-
kurven): (Abstürze, Verbesserung der Rauheit kst, größeres Gefälle ) Senkungskurven)] pflan-
zen sich gegen die Strömung (nach oberhalb) fort.
Größere Energiehöhe über der Gerinnesohle H ¼ h þ v 2/2g ergibt eine größere
Wassertiefe. Man rechnet von einer bekannten Energiehöhe ausgehend gegen die
Strömungsrichtung. Nach DIN 4044: H ¼ hE.
b) Wasserbewegung schießend v > vgr ; h < hgr ; Fr > 1: Störungen pflanzen sich in
Strömungsrichtung fort. Eine Abnahme der Energiehöhe ergibt eine größere Was-
sertiefe. Man rechnet in Strömungsrichtung.
c) Fließwechsel h ¼ hgr; Fr ¼ 1. Die Energiehöhe wird ein Minimum: H ¼ Hmin; für ge-
geb. H wird Q ¼ Qgr ¼ Qmax. Ein Fließwechsel tritt immer dort auf, wo sich die Energie-
höhe frei einstellen kann (z. B. Absturzkanten
ohne Rückstau), oder an Einschnürungen, wenn
Hmin für die am weitesten unterhalb liegende
Engstelle eine höhere Lage der Energiehöhe er-
gibt als sie im nichteingeschnürten Querschnitt
unterhalb vorhanden ist.
Extremalprinzip. Allgemein gilt mit b ¼ Spiegel-
breite
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
A3 " g A"g
Q gr ¼ (3-9) v gr ¼ (3-10)
a"b a"b
Bild 3-7 H-Linie für Q ¼ const.

a > 1 berücksichtigt die Geschwindigkeitsverteilung. In


allen offenen regelmäßigen Gerinnen ist a ¼ 1,0 bis 1,1.
pffiffiffiffiffiffiffiffi
Es wird Qmax ¼ Qgr " 1=a: Im Folgenden wird a ¼ 1,0 gesetzt. In beliebig geformten Quer-
schnitten ermittelt man hgr für ein gegebenes Q, indem man entweder die Gleichung
H ¼ h þ Q2/(A2 " 2g) für verschiedene Höhen h graphisch auswertet (s. Bild 3-7 H-Linie), und
hgr bei Hmin abgreift oder in Gl. (3-7) h variiert, bis Qgr ¼ Q gegeben. (Zielwertsuche)

1354
Hydrodynamik
Grenztiefe und Abfluss Qmax für geometrisch geformte Querschnitte
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Q 2 =(b 2 " g) ; H min ¼ 3=2hgr
3
Bild 3-8 hgr ¼
Rechteck pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ,5
v gr ¼ g " hgr ; Q gr ¼ 1,705b " H 1min
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
5 2Q 2
hgr ¼ ; H min ¼ 5=4hgr ;
g " m2
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
v gr ¼ g " hgr =2
Bild 3-9 ,5 ; m ¼ 0,5ðm þ m Þ
Dreieck Q gr ¼ 1,268 m " H 2min 1 2
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
2
4 27a " Q
hgr ¼ ; H min ¼ 4=3hgr ;
8g
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
v gr ¼ 2g " hgr =3 a ¼ h=b 2
Bild 3-10 pffiffiffi
Parabel Q gr ¼ 1,705 h2gr = a ; a ¼ 4ah
Für Kreis- und Trapezquerschnitte lassen sich die Extremwerte Hmin und Qgr nicht
explizit angeben. Lösungshilfen bieten die Tafeln 3-20 und 3-21.
a) Für gegebenes Q ermittelt man mit den Querschnittswerten s und m bzw. d den Wert von
b. Damit gilt Tafel 3-20: hgr ¼ d " h und Hmin ¼ dr. Tafel 3-21 gibt Hmin ¼ h " s=m und hgr ¼ Hmin " r.
b) Für gegebenes hgr gibt h beim Kreis sofort r und b, d. h. Hmin und Qgr. Beim Trapezprofil
2
führen Gl. (3-7) und Gl. (3-8) von der Vorseite schneller zum Ziel. Hmin ¼ hgr þ vgr =2g.
c) Für gegebenes Hmin =d ¼ r geben h und b beim Kreis hgr und Qgr ¼ bd 2,5 , während beim
Trapez h ¼ m " Hmin =s zu hgr ¼ r " Hmin und Qgr ¼ bsðs=mÞ1,5 =0,2258 führt.
2
Im Folgenden ist # ¼ b #gr ; h ¼
b hgr ¼ d " sin ðJ=4Þ; b ¼ d " sin ð#=2Þ
pffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2
# ¼ 4 arcsin h=d ; A ¼ ðarc # ! sin #Þ d =8; lu ¼ ðarc #Þ d=2;
Q ¼ 0,1384ðarc J#sin JÞ1,5 " d 2,5 =½sinðJ=2Þ,0,5 ; v ¼ ðg " A=bÞ0,5
gr gr

mit Excel gibt 4 " arcsin ððhgr =dÞ0,5 Þ sofort arc # ¼


b#
Bild 3-11 Kreis H min ¼ hgr þ 0,5A=b ¼ hgr þ dðarc J # sin JÞ=½16 sin ðJ=2Þ,
Tafel 3-20 hgr; Hmin; Qgr für Kreisprofile; h ¼ h =d; r ¼ H =d; b ¼ Q =d 2,5
gr min gr

h q D b D h q D b D

0,01 0,0133 0,00034 0,35 0,4784 0,3888


0,02 0,0267 0,0134 0,00136 0,00102 0,40 0,5497 0,0713 0,5028 0,1140
0,03 0,0401 0,0134 0,00305 0,00169 0,50 0,6963 0,1466 0,7708 0,2680
0,04 0,0534 0,0133 0,00541 0,00236 0,60 0,8511 0,1548 1,0921 0,3213
0,05 0,0668 0,0134 0,00840 0,00299 0,70 1,0204 0,1693 1,4722 0,3801
0,06 0,0803 0,0135 0,01213 0,00373 0,80 1,2210 0,2006 1,9358 0,4636
0,08 0,1071 0,0268 0,02147 0,00934 0,85 1,3482 0,1272 2,2245 0,2887
0,10 0,1341 0,0270 0,03340 0,01193 0,90 1,5204 0,1722 2,5976 0,3731
0,12 0,1611 0,0270 0,04790 0,01450 0,95 1,8341 0,3137 3,2099 0,6123
0,14 0,1882 0,0271 0,06500 0,01710 0,97 2,1109 0,2768 3,6835 0,4736
0,16 0,2153 0,0271 0,0845 0,0195 0,98 2,3758 0,2649 4,0905 0,4070
0,20 0,2699 0,0546 0,1310 0,0465 0,99 2,9600 0,5843 4,8746 0,7841
0,25 0,3386 0,0687 0,2025 0,0715 0,995 3,7771 0,8171 5,7992 0,9246
0,30 0,4081 0,0695 0,2886 0,0861 0,996 4,1054 0,3283 6,1319 0,3327
0,0703 0,1002

m ¼ 0,5ðm1 þ m2 Þ ; A ¼ s " h þ m " h2 ; lu ’ s þ 2h 1 þ m2


pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
18
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
5m " hgr þ 3s ðm " hgr þ sÞ3
H min ¼ " hgr ; Q gr ¼ 9,81 " h3gr "
4m " hgr þ 2s 2m " hgr þ s
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Bild 3-12 Trapez pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi m " hgr þ s Alternativ : hgr als veränder-
v gr ¼ g " hgr " bare Größe bei Excel — Ziel-
2m " hgr þ s
wertsuche mit vorgegebe-
nem Q ¼ b Qgr als Zielwert.

1355
Hydraulik und Wasserbau
Tafel 3-21 hgr; Hmin; Qgr im Trapezprofil nach Flierl
h ¼ m " H min =s; r ¼ hgr =H min ; b ¼ 0,2258 Q gr =½sðs=mÞ1,5 ,
h q D b D h q D b D
0,00 0,6667 Rechteck 1,3 0,7492 1,0978
0,05 0,6738 0,0071 0,0044 0,0044 1,4 0,7516 0,0024 1,2735 0,1757
0,075 0,6771 0,0033 0,0083 0,0039 1,7 0,7576 0,0060 1,8916 0,6181
0,10 0,6802 0,0031 0,0130 0,0047 2,0 0,7623 0,0047 2,6539 0,7623
0,15 0,6862 0,0060 0,0246 0,0116 2,5 0,7683 0,0068 4,2697 1,6158
0,20 0,6916 0,0054 0,0391 0,0145 3,0 0,7726 0,0043 6,3516 2,0819
0,25 0,6967 0,0051 0,0563 0,0172 3,5 0,7759 0,0033 8,9364 2,5848
0,30 0,7013 0,0046 0,0762 0,0199 4,0 0,7785 0,0026 12,0587 3,1223
0,40 0,7095 0,0082 0,1242 0,0480 5,0 0,7823 0,0038 20,0434 7,9847
0,50 0,7165 0,0070 0,1832 0,0590 6,0 0,7849 0,0026 30,5458 10,5024
0,60 0,7226 0,0061 0,2536 0,0704 8,0 0,7884 0,0035 59,9640 29,4182
0,70 0,7279 0,0053 0,3357 0,0821 10,0 0,7906 0,0022 101,8891 41,9251
0,80 0,7325 0,0046 0,4299 0,0942 12,5 0,7924 0,0018 173,9998 72,1107
0,90 0,7367 0,0042 0,5368 0,1069 15,0 0,7936 0,0012 270,2824 96,2826
1,00 0,7403 0,0036 0,6566 0,1198 17,0 0,7945 0,0009 392,9637 122,6813
1,10 0,7436 0,0033 0,7897 0,1331 20,0 0,7952 0,0007 544,0964 151,1327
0,0029 0,1470 .. .. ..
1,20 0,7465 0,9367 . . .
0,0027 0,1611 1 0,8000 1
(Dreieck)

3.2.2 Stationär gleichförmiger Abfluss, Fließ-


formel, s. auch Abschn. 3.1.2

Kriterien
dv=ds ¼ 0; d: h: v1 ¼ v2 ; h1 ¼ h2 ¼ hn ; I s ¼ I w ¼ I E :

Bild 3-13 Stat. gleichförm. Ab-


fluss
3.2.2.1 Fließformel nach Gauckler-Manning-Strickler

Q ¼A"v in m3 =s ð3-11Þ
2=3 1=2
v ¼ k St " r hy" in m=s
IE ð3-12Þ
rhy ¼ A=lu ðR ¼ A=UÞ ð3-13Þ I s ¼ Dz=Dx ¼ tan e ð3-14Þ
Bei Gefällen > 20 % mit I s ¼ sin e rechnen.
Für kompakte Profile mit unterschiedlichen Rauheiten ermittelt man eine Durch-
schnittsrauheit kStm nach Einstein
" ##2=3
P lui
k Stm ¼ in m1=3 =s ð3-15Þ
l " k 1,5
ðiÞ u ges Sti

Beispiel Gegeben Profil s. Bild (3-14); Is ¼ 1‰


! ¼ Rasen; kSt1 ¼ 40;
` ¼ Bongossiwand, kSt2 ¼ 25;
´ ¼ Kiessohle, kSt3 ¼ 35 Bild 3-14
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Lösung lu1 ¼ 2 " 0,6 " 1 þ 1,52 ¼ 2,16 ; lu2 ¼ 2 " 0,3 ; lu3 ¼ 0,8 ; lu ges ¼ 3,56 m
' (!2=3
2,16 0,6 0,8
kStm ¼ þ þ ¼ 35
3,56 " 401,5 3,56 " 251,5 3,56 þ 351,5
A ¼ 0,8ð0,3 þ 0,6Þ þ 1,5 " 0,62 ¼ 1,26 m2 ; lu ges ¼ 3,56 m ; rhy ¼ 1,26=3,56 ¼ 0,354 m
Abfluss: Q ¼ A " v ¼ 1,26 " 35 " 0,3542=3 " 0,0011=2 ¼ 1,26 " 0,554 ¼ 0,698 m3 =s

1356
Hydrodynamik

Stark gegliederte Profile werden in unabhängige Einzelquerschnitte aufgeteilt

Bild 3-15 Gegliedertes Profil


In der Regel wird die Trennfläche nur für den Flussschlauch zum Umfang gerechnet (d. h.
lu2,3 ¼ 0). Für lu1,5 wird das kSt des Mittelwasserbettes (hier kSt1,2 bis kSt1,4) angesetzt.
2=3 1=2 2=3 1=2
Q ¼ Q 1 þQ 2 ¼ A1 " k St1 " r hy1 " I 1 þ A2 " k St2 " r hy2 " I 2 ð3-16Þ
1/3
Tafel 3-22 Rauheitsbeiwert kSt (nach Strickler in m /s)
Art des Gerinnes Wandbeschaffenheit kSt
feste, regelmäßige Sohle 40
Natürliche Flussbetten mäßig Geschiebe oder verkrautet 15 bis 35
stark geschiebeführend 20 bis 30
Bewachsenes Vorland Buschwerk bis Rasen 15 bis 25
Wildbäche grobes Geröll (kopfgroße Steine) in Ruhe 25 bis 28
grobes Geröll in Bewegung 19 bis 22
fester Sand mit etwas Ton oder Schotter 50
Sohle Sand u. Kies, Böschungen gepflastert 45 bis 50
Erdkanäle Grobkies etwa 50/100/150 mm 35
scholliger Lehm 30
Sand, Lehm oder Kies, stark bewachsen 20 bis 25
Ziegelmauerwerk, auch Klinker, gut gefugt 75
Gemauerte Kanäle Mauerwerk normal 60
Grobes Bruchsteinmauerwerk und Pflaster 50
Stahlschalung oder Zementglattstrich 90 bis 95
Holzschalung, ohne Verputz 65 bis 70
Betonkanäle Alter Beton, saubere Flächen 60
Ungleichmäßige Betonflächen 50
Buschreihen parallel zur Strömung 25 bis 30
Bongossi-Flechtzäune 25
Einzelne Wandformen Stahlspundwände (nur grober Anhaltswert) 30 bis 50
Wellblechwände (Armco-Thyssen) 50 bis 55
1=6
k St ¼ 82=k b in m1=3 /s k b ¼ 3,1 " 1011 =k 6St in mm (unterschiedliche Dimensionen beachten)

3.2.2.2 Fließformel nach dem universellen Fließgesetz


In zunehmendem Maße gewinnt heute, auch unter dem Aspekt verstärkten EDV-
Einsatzes, dieses Rechenverfahren an Bedeutung [1, 5].
An die Stelle von Gl. (11) tritt auf der Grundlage der Gl. n. Darcy-Weisbach Gl. (3-17)
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
8 " g " r hy " I E
vm ¼ in m=s ð3-17Þ
lw þ lp
mit dem Widerstandsbeiwert 18
lw ¼ 1=½2,343 # 2 lg ðk s =r hy Þ,2 ð3-18Þ
hierin ist die Kornrauheit nach [1]
ks ¼ d90 in m ð3-19Þ
Die Gerinnesohlenunebenheit wird grob berücksichtigt nach Kamphuis und van
Rijn durch
k s ¼ 2,5 bis 3,0d 90 in m ð3-20Þ

1357
Hydraulik und Wasserbau
Tafel 3-23 Einzelrauheiten ks nach dem universellen Fließgesetz in m
Bereich Material Einzelrauheit ks
Sand schlammig 0,015 bis 0,03
Feinkies 0,035 bis 0,05
Sand mit größeren Steinen 0,07 bis 0,11
Kies &0,08
Hauptgerinne Grobkies bis Schotter 0,06 bis 0,20
schwere Steinschüttung 0,20 bis 0,30
Sohlpflasterung 0,03 bis 0,05
Grobe Steine und Fels 0,50 bis 0,70
Fels &0,8
Asphalt 0,003
Rasen 0,06
Steinschütt. 80/450 mit Gras 0,3
Gras 0,10 bis 0,35
Vorland Gras und Stauden 0,13 bis 0,40
Rasengittersteine 0,015 bis 0,03
Ackerboden 0,02 bis 0,25
Acker mit Kulturen 0,25 bis 0,8
Waldboden 0,16 bis 0,32

Die folgende Tafel bietet Erfahrungswerte für die Fließgewässerrauheit:


Tafel 3-24 Fließgewässerrauheit ks in m
Eine genaue Bestimmung des
Beschaffenheit ks
Rauheitsmaßes erreicht man
ohne Unregelmäßigkeiten 0,05 bis 0,25 durch die Bestimmung der Riffel-
mit Unregelmäßigkeiten in der Sohle 0,15 bis 0,35 oder Dünenentwicklung (Trans-
feste Sohle u. Unregelmäßigkeiten in 0,30 bis 0,70 portkörper). Ihre Höhe wird als
Sohle u. Böschung Formrauheit zusätzlich zur Korn-
Entwässerungsgräben und Bäche 0,10 bis 0,35 rauheit angesetzt.

Kompakte Querschnitte ohne Großbewuchs


Als kompakte Querschnitte werden Fließquerschnitte dann bezeichnet, wenn auf-
grund der Querschnittsform nur eine mittlere Fließgeschwindigkeit anzusetzen ist.
Das Gegenstück dazu bildet der gegliederte Querschnitt, für den über den Vorlän-
dern andere Geschwindigkeiten als im Hauptgerinne angesetzt werden.
Gleiche Rauheit in kompakten Querschnitten. Bei gleicher Rauheit wird nach Be-
rechnung der geometrischen Parameter A, lu und rhy zunächst der Widerstandsbei-
wert für die Sohle bzw. Wandung lw aus Gl. (3-18) und anschließend die mittlere
Fließgeschwindigkeit vm aus Gl. (3-17) bestimmt. Der Widerstandsbeiwert für den
Großbewuchs lP wird für Querschnitte ohne Großbewuchs mit 0 angesetzt. Der
Abfluss Q errechnet sich aus Gl. (3-11).
Unterschiedliche Rauheiten in kompakten Querschnitten. Für kompakte Quer-
schnitte wird auch bei unterschiedlichen Rauheiten beispielsweise für Böschungen
und die Sohle (Bild 3-16) nur eine querschnittsgemittelte Fließgeschwindigkeit an-
gesetzt. Einer Annahme von EINSTEIN (1934) und HORTON (1933) [5] folgend wird
der Gesamtquerschnitt in Teilflächen untergliedert, welche jeweils die gleiche mitt-
lere Fließgeschwindigkeit v bei gleichem Energieliniengefälle IE aufweisen.

A Bö, re n
A Bö, li che
ASo Isota
l u,

e
ö, r

l u, B
, li

l u, So
Bild 3-16 Kompakter Querschnitt mit unterschiedlichen Rauheiten

1358
Hydrodynamik

Der in Bild dargestellte Fall führt beispielsweise zu drei Teilquerschnitten und für
die mittlere Geschwindigkeit gilt vBö,li = vSo = vBö,re für gleiches I E. Die Grenzen
zwischen den Teilquerschnitten verlaufen orthogonal zu den Isotachen (Linien glei-
cher Fließgeschwindigkeit).

Berechnungsablauf für das universelle Fließgesetz:


Der Gesamtwiderstandsbeiwert ergibt sich aus dem Ansatz
P
lu, ges " lges ¼ ðlu, i " li Þ : ð3-21Þ
Die Bestimmung des Widerstandsbeiwertes li für jeden Teilquerschnitt i gestaltet
sich schwierig, weil der hierzu benötigte Quotient ki/rhy, i sich nur auf den hydrauli-
schen Radius des Teilquerschnitts beziehen darf. Letzterer lässt sich noch nicht er-
mitteln, da die Größe Ai des Teilquerschnitts zunächst unbekannt ist. Erst aus der
Annahme einer mittleren Fließgeschwindigkeit lässt sich iterativ ein Wert für den
hydraulische Radius rhy,i ermitteln. Durch Umstellung der Gleichungen für den Rau-
heitsbeiwert und die mittlere Fließgeschwindigkeit erhält man:
v2 " l v2
rhy, i ¼ ¼ ' " #( 2 : ð3-22Þ
8 " g " IE ki
8 " g " I E " 2,343 # 2 " log
rhy, i
Die Flächen der Teilquerschnitte lassen sich aus den Produkten Ai ¼ rhy, i lu, i bestim-
men. Die Summe dieser Teilflächen muss dem (bekannten) Fließquerschnitt des
Gewässers entsprechen. Dies wird aufgrund der zunächst ungenau angenomme-
nen Fließgeschwindigkeit nicht der Fall sein. Deshalb sind anschließend die Annah-
me der Fließgeschwindigkeit und alle anderen Rechenschritte iterativ zu verbes-
sern, bis eine hinreichende !bereinstimmung der Summe der Teilflächen mit dem
gesamten Fließquerschnitt erreicht ist:
P P
Ai ¼ ðrhy, i " lu, i Þ ¼ A : ð3-23Þ
Um die Anzahl der notwendigen Verbesserungsschritte einzuschränken, wird
folgender Berechnungsablauf vorgeschlagen:
a) Eine möglichst sinnvolle Annahme der mittleren Geschwindigkeit basiert auf fol-
gender gewichteten Mittelung der vorliegenden Rauheiten:
P 0,4 !1=0,4 P 0;4 !2,5
k " lu, i k " lu, i
ks, m ¼ Ps, i ¼ Ps;i , ð3-24Þ
lu, i lu, i
z. B. für den in Bild dargestellten Fall erhält man
!2,5
ks,0,4Bö, li " lu, Bö, li þ ks,0,4So " lu, So þ ks,0,4Bö, re " lu, Bö, re
ks, m ¼ :
lu, Bö, li þ lu, So þ lu, Bö, re
Die erste Annahme va für die mittlere Fließgeschwindigkeit erhält man mit Gl. (3-
22) zu ' " #(
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ks, m
va ¼ 8 " g " rhy " I E " 2,343 # 2 " log
rhy
mit: " #
A
rhy ¼ P :
ðlu, i Þ
b) Es schließt sich die iterative Ermittlung der hydraulischen Radien der Teilquer-
schnitte mit der umgestellten Gl. (3-22) an: 18
va2
rhy, i, r ¼ ' " #( 2 ,
ks, i
8 " g " I E " 2,343 # 2 " log
rhy, i, a 1=4
ks, i
wobei als erste Annahme nach Indlekofer [9] rhy, i, a ¼ P 1=4 "A (3-25)
ks, i " lu, i
oder der hydraulische Radius des Gesamtquerschnitts angesetzt werden kann.

1359
Hydraulik und Wasserbau

Bei größeren Differenzen (>3 %) zwischen dem angenommenen und dem rech-
nerischen Wert rhy, i, r ! rhy, i, a wird eine Verbesserung vorgenommen.
c) Die eingangs getroffene Annahme der mittleren Geschwindigkeit wird aufgrund
des Flächenvergleichs überprüft und falls notwendig korrigiert:
! Die Geschwindigkeitsannahme kann beispielsweise mit dem Ansatz
' (
2"A va, alt
va, neu ¼ P þ1 "
ðlu, i " rhy, i Þ 3
verbessert werden.
! Ist die Bedingung für eine vorausgesetzte Genauigkeit erfüllt, z. B.
jva, alt # va, neu j
< zulässige Toleranz
va, neu
kann der Abfluss entsprechend d) ermittelt werden. Als Toleranz können bei Be-
rechnungen von Hand etwa 5 % und bei Programmanwendung 1 % zugelassen
werden, da mit dem vorgeschlagenen Verbesserungsschritt eine gute Näherung
an das Endergebnis erzielt wird. Andernfalls wiederholt sich der Berechnungs-
gang mit der neuen Annahme für die Geschwindigkeit va, neu ab Schritt b) mit
der iterativen Ermittlung der hydraulischen Radien, wobei als erste Annahme
für rhy, i, a das Ergebnis des vorhergehenden Rechengangs herangezogen wird.
d) Der Abfluss ergibt sich zu Q ¼ A " va, neu .
Bei Anwendung vorstehender Ansätze ist eine Wiederholung der Rechnung mit
der neuen Annahme für die Geschwindigkeit allenfalls einmal erforderlich.

3.2.2.3 Fließgewässer mit Großbewuchs


Gerade hinsichtlich der Berücksichtigung von Bewuchs hat das universelle Fließge-
setz gegenüber dem Reibungsansatz von MANNING-STRICKLER Vorteile hinsichtlich
der !bereinstimmung von Messdaten mit Berechnungsergebnissen sowie der !ber-
tragbarkeit auf verschiedene Größenordnungen und Bewuchsverhältnisse gezeigt.
Aus diesem Grunde werden nachfolgend nur die Berechnungsansätze für Bewuchs
beschrieben, die in Verbindung mit dem universellen Fließgesetz Anwendung finden.
Bezüglich der Durch- oder !berströmung werden drei Arten von Bewuchs unter-
schieden:
4 Kleinbewuchs: wird vornehmlich überströmt und rechnerisch durch die Rauheit
ausgedrückt (z. B. Gras und Stauden). Die Höhe des Bewuchses hp ist wesentlich
geringer als die Wassertiefe h (hp 6 h).
4 Mittelbewuchs: wird sowohl durch- als auch überströmt. Hierzu gibt es erst An-
sätze, mit denen die Schubspannung an einzelnen Bewuchselementen (z. B.
Wasserpflanzen) bestimmt werden können. Für die Fließgewässerberechnung ist
zu prüfen, ob sich beispielsweise bei einem Hochwasserabfluss der Bewuchs
weitgehend gelegt hat und wie eine entsprechend hohe Rauheit behandelt wird
oder ob bei vornehmlicher Durchströmung die nachfolgenden Ansätze des
Großbewuchses zu verwenden sind. Neuere Ansätze zur Bewuchssteifigkeit wer-
den in Turbulenzmodellen verwendet.
4 Großbewuchs: wird ausschließlich durchströmt (hp > h).
Die zugehörigen Berechnungsansätze setzen weitgehend starre Strömungshinder-
nisse voraus und berücksichtigen die in Bild 3-17 enthaltenen geometrischen Größen:
ax ! Abstand der Bewuchselemente in Fließrichtung
ay ! Abstand der Bewuchselemente quer zur Fließrichtung
dP ! Durchmesser der Bewuchselemente
hP ! eingestaute Höhe der Bewuchselemente, die sich für den Querschnittsteil i
mit dem anteiligen Fließquerschnitt Ai und dem Anteil an der Spiegelbreite
Ai
bSp, i gegebenenfalls als mittlere Höhe mit dem Ansatz hP, m, i ¼ ergibt.
bSp, i

1360
Hydrodynamik

Bild 3-17 Berücksichtigung des Einflusses von Bewuchs

Mit den Bezeichnungen aus Bild 3-17 und dem Querneigungswinkel a des betrach-
teten Querschnittsteils ergibt sich der Widerstandsbeiwert lP für den Großbewuchs
zu
hP, m " dP
lP ¼ c w " 4 " " cos a : ð3-26Þ
ax " ay
Dieses Verfahren wird in [16] in einem Zahlenbeispiel für Querschnittsanteile mit
Großbewuchs angewendet.
Die Widerstandszahl cwi wird angenähert zu 1,5 angenommen [1].
In kompakten Querschnitten mit längslaufendem Bewuchs wird für luB bei l ein
ks ¼ 0,4 bis 1,0 m eingesetzt.
Kompakte Querschnitte mit Großbewuchs. Nach dem DVWK-Merkblatt 220 [1]
wird der sohlenbezogene Widerstandsbeiwert lSo bzw. lw auf der Basis eines soh-
lenbezogenen hydraulischen Radius rhy, So ermittelt. Dabei wird der bewuchsbestan-
dene Fließquerschnittsbereich in einen sohlen- und einen bewuchsbezogenen An-
teil in ähnlicher Weise gegliedert, wie dies bei einem kompakten Querschnitt mit
unterschiedlichen Rauheiten erfolgt. Da zunächst sowohl die Geschwindigkeit v als
auch der hydraulische Radius rhy, So unbekannt sind, ist die Bestimmung nur itera-
tiv möglich. Folgender Lösungsweg wird vorgeschlagen:
a) Der Widerstandsbeiwert des Bewuchses lP wird mit Gl. (3-21) berechnet.
b) Für den sohlenbezogenen hydraulischen Radius wird zunächst die Annahme
rhy, So, a ¼ rhy als hydraulischer Radius des bewuchsbestandenen Querschnitts-
teils getroffen.
c) Der sohlenbezogene Widerstandsbeiwert lSo bzw. lw und die Geschwindigkeit v
werden mit rhy,So,a unter Verwendung von Gl. (3-17) und (3-18) abgeschätzt.
d) Der sohlenbezogene hydraulische Radius wird mit folgendem Ansatz berechnet:
v 2 " lSo
rhy, So, r ¼ : ð3-27Þ
8 " g " IE
e) Der angenommene hydraulische Radius rhy, So, a wird z. B. mit dem Ansatz 18
ðrhy, So, a, alt þ 6 " rhy, So, r Þ
rhy, So, a, neu ¼
7
verbessert und der Rechengang ab Schritt c) wiederholt, bis eine ausreichende
!bereinstimmung von geschätztem und berechnetem Wert für den hydrauli-
schen Radius rhy, So bzw. keine wesentliche Veränderung der in Schritt c) ermit-
telten Fließgeschwindigkeit v gegeben sind. Den Abfluss erhält man dann mit
Q ¼ v " A.

1361
Hydraulik und Wasserbau
pffiffiffiffiffi
!berschlägige Ermittlungen der Geschwindigkeit aus dem Quotienten v= I E sind
mit den in Bild 3-18 wiedergegebenen Diagrammen möglich. SCHUMACHER [14]
empfiehlt allerdings, auch bei bewuchsbestandenen Querschnitten bzw. Teilquer-
schnitten zur Berechnung von lSo grundsätzlich rhy des Querschnitts anstelle von
rhy, So heranzuziehen. Auch das Verfahren von PASCHE [1] setzt dieses Vorgehens-
weise voraus. Daraus resultieren aber nur geringe Unterschiede.

5 5 5
Sohlenrauheit 0,0 Sohlenrauheit 0,0 Sohlenrauheit 0,0
k So = 0,1 m = = =
60 l P 60 k So = 0,2 m l P 60 k So = 0,4 m l P
in m/s

0 ,1 0 ,1 0 ,1
50 l P= 50
l P= 50
l P=
lE
Geschwindigkeit v

40 0 ,2 40 0,2 40
0,2
l P= l P= l P=
E.-Gefälle

30 30 30
,5
l P= 0 l P= 0
,5
l P= 0
,5

20 l P= 1 20 l P= 1 20 l P= 1

10 10

gros be w2.s kd
10

0 0 0
0 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5
hydraul. Radius rh y in m hydraul. Radius rh y in m hydraul. Radius rh y in m
pffiffiffiffiffi
Bild 3-18 Diagramm zur Ermittlung des Quotienten v = I E bei Großbewuchs

Gegliederte Querschnitte mit Großbewuchs. Bei gegliederten Querschnitten mit


Großbewuchs und bewuchsfreien Querschnittsanteilen sind an den Grenzen eben-
falls Trennflächen mit Rauheiten vorzusehen, deren Größe wesentlich über den üb-
lichen Sohlenrauheiten liegt. Bezüglich der Einflüsse auf die Strömung unterschei-
det man vier Bereiche (Bild 3-19):

Bereich I Bereich II Bereich III Bereich IV

Trennfläche

makroturbolenter
Bereich
BEREICH: EINFLUSS AUF DIE STR"MUNG DURCH:
I Bewuchs und Sohle bzw. Wandung
II Bewuchs, Sohle und Makroturbulenz (letztere mit geringfügig beschleuni-
gender Wirkung)
III Sohle und Makroturbulenz (hier mit stark verzögernder Wirkung auf die
schnellere Strömung im bewuchsfreien Bereich)
IV Sohle
Bild 3-19 Bereiche bei gegliederten Querschnitten mit Großbewuchs

Für die Abgrenzung zwischen den Bereichen III und IV liegen allerdings noch keine
Kriterien vor. Für kleinere Breiten wird der Bereich III über den gesamten bewuchs-
freien Querschnittsanteil angesetzt (in der Regel das Hauptgerinne). Für Spiegel-
breiten des Bereichs III, die das 25-fache der Wassertiefe im Vorland übersteigen,
gibt SCHUMACHER [14] eine zusätzliche Breitenumrechnung an.

1362
Hydrodynamik

Für die Ermittlung der in diesen Fällen besonders hohen Trennflächenrauheit wer-
den in [1] zwei Verfahren vorgeschlagen:
4 Verfahren nach MERTENS für eher kompakte Querschnittsformen und
4 Verfahren nach PASCHE mit weitergehender Anwendungsmöglichkeit und einem
wesentlich höheren Berechnungsaufwand.
Im Hinblick auf den extrem hohen Berechnungsaufwand durch überlagerte Iteratio-
nen ist das Verfahren von Pasche sinnvoller Weise nur mit Hilfe geeigneter Compu-
terprogramme zu lösen. Die nachfolgende Darstellung beschränkt sich deshalb auf
das Verfahren nach Mertens in der Fassung nach [1].
Verfahren nach MERTENS
Die zu berücksichtigenden geometrischen Größen sind in Bild 3-20 wiedergegeben.
Die Trennflächen grenzen die bewachsenen und bewuchsfreien Querschnittsberei-
che ab.

b II,m,li bF b II,m, re

Trennflächen
h T,re

A T,li A T,re
h T, li

A So
Bild 3-20
b II, max, li b III,li b III,re bII,max,re Geometrische Elemente zur
Bestimmung der Trennflä-
Makroturbulenzbereich Makroturbulenzbereich chenrauheit nach MERTENS

Die Trennflächenrauheiten sind im Falle von beidseitigem Großbewuchs für jede


Seite getrennt zu ermitteln (kT, li und kT, re). Die Trennflächenrauheit erhält man aus
kT ¼ c " bII, m þ 1,5 " dP ð3-28Þ
mit dem bewuchsabhängigen Beiwert
" #1,5
B B
c ¼ 1,2 # 0,3 " þ 0,06 " ð3-29Þ
1000 1000
und dem Bewuchsparameter
" #2 " #
ax ay
B¼ #1 " ð3-30Þ
dp dp
!bersteigt der Abstand ay das 10-fache des Durchmessers dP , dann wird das Ver-
hältnis ay/dP ¼ 10 gesetzt. Mit dieser Bedingung wird die seitlich begrenzte Störwir-
kung der Einzelelemente berücksichtigt.
Die darüber hinaus erforderliche mittlere Breite bII, m des Bereiches II ergibt sich
mit der Querschnittsfläche AII und der Trennflächenhöhe hT zu

bII, m ¼
AII
ð3-31Þ 18
hT
Die Querschnittsfläche AII erhält man aus den Begrenzungen durch Sohle, Wasser-
spiegel, Trennfläche und der maximalen Breite des Makroturbulenzbereichs bII, max
aus den Ansätzen
bII, max ¼ bIII für lichten Bewuchs (B > 16) oder
pffiffiffiffi
bII, max ¼ 0,25 " bIII " B für dichten Bewuchs (B < 16). (3-32)

1363
Hydraulik und Wasserbau

Darüber hinaus ist noch die Spiegelbreite des Bereiches II als Obergrenze für die
Breite bII,max zu beachten. Bei den häufig asymmetrischen Fließquerschnitten natur-
nah gestalteter oder natürlicher Fließgewässer ist die Aufteilung der Breite des
Hauptgerinnes bF in eine für die linke oder rechte Seite anzusetzende Breite des
Bereiches III (bIII, li oder bIII, re) zunächst nicht bekannt. Hierzu sind die Bedingungen
bF ¼ bIII, li þ bIII, re sowie
bIII, li bIII, re bF " lT, li
¼ ! b III, li ¼ ð3-33Þ
lT, li lT, re lT, li þ lT, re
heranzuziehen.
Die Widerstandsbeiwerte lT werden mit Gl. (3-26) und folgenden Variablen be-
stimmt:
1
lT ¼ ' " #( 2 ð3-34Þ
kT
2,343 # 2 " log
bIII
Eine Lösung ist bei asymmetrischen Fließquerschnitten nur iterativ möglich, wobei
sich als erste Annahme eine hälftige Aufteilung von bF in bIII,li und bIII, re anbietet.
Aufgrund der hiermit ermittelten Trennflächenrauheiten und Widerstandsbeiwerte
erfolgt die Verbesserung der Breitenaufteilung mit Gl. (3-33).
Nach Ermittlung der Trennflächenrauheit(en) lässt sich der Abfluss im Hauptgerin-
ne mit dem in Abschnitt 3.2.2.2 beschriebenen Ablauf für kompakte Querschnitte
mit unterschiedlichen Rauheiten berechnen. Der Abfluss durch bewuchsbestandene
Querschnittsteile erfolgt mit Gl. (3-17) und dem in Verbindung mit Gl. (3-21) sowie
(3-22) wiedergegebenen Berechnungsablauf.
Ein Zahlenbeispiel zu diesem Verfahren ist in [16], Abschn. 2.6 enthalten.

3.2.3 Stationär ungleichförmiger Abfluss


Stau- oder Senkungslinien. Weichen bei gleichbleibendem Abfluss Q Sohl- und Ener-
gieliniengefälle voneinander ab, so spricht man von stationär ungleichförmigem Ab-
fluss. Die Wassertiefe h ist verschieden von der Normalwassertiefe hn , h 6¼ hn . Ursa-
che sind Abstürze, Ausfluss unter Schützen, Aufstau vor Wehren, Wechsel von
Sohlgefälle und Fließrichtung, Rauheit und Querschnittsform. Bei seitlichen Zuflüs-
sen gehört zum größeren Q ein größeres hn, das im oberhalb liegenden Gerinne-
abschnitt einen Aufstau erzeugt usw. Hydraulisch besteht das Bestreben, wieder
hn zu erreichen. Dessen Größe ermittelt man für ein vorgegebenes Q in m3/s ite-
rativ (Zielwertabfrage) aus:
2=3
Q ¼ A " kSt " rhy " I 1=2 (Gl. 3-11 u. Gl. 3-12) oder
2 30,5
Q ¼ A " 78,45 " rhy " I=ðlw þ lpÞ (Gl. 3-17, 3-18, 3-21) oder für Rohrquer-
schnitte aus
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Q ¼ A " f#2 lg ½2,51 " n=ð4rhy " 2g " 4rhy " I E Þ þ kb =ð3,71 " 4rhy Þ, " 2g " 4rhy " I E
nach 3.1.4
mit dhy ¼ 4 " rhy und bei Kreisprofilen mit den Querschnittswerten zu Bild 3-11, 3.2.1.
Die auftretenden Spiegellinien sind vom Sohlgefälle abhängig. Ihre Berechnung
beginnt mit der bekannten Wassertiefe am Kontrollquerschnitt und erfolgt bei strö-
mendem Abfluss (hn > hgr) gegen und bei schießendem Abfluss (hn < hgr) mit der
Fließrichtung.
Die Wasserspiegellage der Kontrollquerschnitte ermittelt sich bei Querschnittsände-
rungen im Aufriss entweder nach dem Extremalprinzip (s. 3.3.2) oder mit dem Im-
pulssatz (s. 3.3.3) oder mit den Wehrformeln (s. 3.3.5). Für Veränderungen im
Grundriss gelten folgende Einzelverluste für strömenden Abfluss. Sie werden, ins-

1364
Hydrodynamik
Tafel 3-25 !bergänge zwischen unterschiedlichen Wasseretiefen durch Gefällewechsel
Fließzustand Vergrößerung des Gefälles Verminderung des Gefälles
Vor und hinter Fr1 < 1 Fr1 < 1
dem Gefälle- h1
Fr2 < 1
h1
Fr2 < 1
h2
wechsel strö- h2
h2
mend h2
Übergangsstrecke
Übergangsstrecke

!bergangsstrecke oberstrom des !bergangsstrecke oberstrom des


Gefällewechsels als Senkungslinie Gefällewechsels als Staulinie

Vor und hinter


Fr1 > 1 h1
dem Gefälle- h
1 Fr1 > 1
wechsel h1
Fr2 > 1
schießend Fr2 > 1 h1

h2
h
2

Übergangsstrecke
Übergangsstrecke

!bergangsstrecke unterstrom des !bergangsstrecke unterstrom des


Gefällewechsels als Beschleuni- Gefällewechsels als Verzögerungsstrecke
gungsstrecke
Vor dem Energielinie
vgr2
Gefällewechsel 2·g
strömend, Fr 1 < 1
h gr
dahinter
schießend Fr2 > 1

entfällt

!bergangsstrecken oberstrom des


Gefällewechsels als Senkungslinie
und unterstrom als Beschleuni-
gungsstrecke
Vor dem Deckwalze
Fr2 < 1

Gefällewechsel Fr 1 > 1
FI,2
schießend, h2
dahinter FI,1
h1
strömend entfällt
Fw,1 Fw,2

Sprunghafter !bergang vom schießen-


den zum strömenden Fließzustand,
Wechselsprung
Fr — Froude-Zahl entsprechend Gl. 3-8

besondere bei Profilen nach DIN 4263 zwischen die Streckenabschnitte der Berech-
nung nach Tafel 3-28 geschoben, wobei die Längen der angrenzenden Reibungs-
strecken jeweils bis in die Mitte des Störabschnittes reichen.
Bei strömendem Fließzustand wird gegen die Fließrichtung gerechnet (Bild
3-21) ho ¼ hu þ Dhw ! Dz
18
3.2.3.1 Verlustbeiwerte für gekrümmte Rechteckgerinne
Energieverlust hv ¼ z " vu2 =2g ð3-35Þ

Mit I E & I s kann durch Probieren die Wasserspiegeldifferenz gefunden werden.

Dhw ¼ hv þ ð1=A2u # 1=A2o Þ " Q 2 =2g ð3-36Þ

1365
Hydraulik und Wasserbau
Beispiel B ¼ 0,80 m; Q ¼ 0,50 m3/s; hu ¼ 0,50 m; r ¼ 0,80 m; b ¼ 90, r/B ¼ 0,8/0,8 ¼ 1; z ¼ 0,3;
hv ¼ 0,3 " 0,52/((0,5 " 0,8)2 " 19,62) ¼ 0,024 m;
Dhw ¼ 0,024 þ (1/(0,5 " 0,8)2 ! 1/(0,524 " 0,8)2) " 0,52/19,62
¼ 0,024 þ 0,007 ¼ 0,031 > 0,024 m
neue Schätzung: Dhw ¼ 0,034 m; h0 ¼ 0,5 þ 0,034 ¼ 0,534 m;
Dhw ¼ 0,034 þ (1/(0,5 " 0,8)2 ! (1/(0,534 " 0,8)2) " 0,52/19,62 ¼ 0,0338 & 0,034 m.

Tafel 3-26 Verlustbeiwert z für gekrümmte


Rechteckgerinne
r/B 0,5 0,75 1,0 1,5 2,0
45, 0,15 0,1 0,05
a 90, 0,8 0,45 0,3 0,15 0,1
135, 0,9 0,5 0,35 0,17 0,12
180, 1,0 0,6 0,4 0,2 0,13

3.2.3.2 Verluste beim Eintritt und bei "nderung der Querschnittsgröße


Eintrittsverluste
Eintrittsverluste lassen sich mit dem Ansatz und den Beiwerten für Rohreintritte ab-
schätzen (Tafel3-5).
Verluste durch Querschnittsänderungen
Fließverluste bei geänderten Querschnittsgrößen lassen sich mit dem Stützkraftan-
satz analog zur Berechnung des Wechselsprungs ermitteln. Bei mit langen !ber-
gängen gestalteten Verengungen sind die örtlich konzentrierten Verluste vernach-
lässigbar gering. Bei sprunghaft ausgeführten Verengungen und bei Aufweitungen
mit Zentriwinkeln > 30, lassen sie sich ebenfalls mit den Ansätzen aus der Rohrhy-
draulik hinreichend genau bestimmen (Tafeln 3-6 und 3-7).

Zahlenbeispiel für ein Rechteckgerinne entsprechend der Skizze

Gegeben: Q ¼ 0,50 m3/s; b o ¼ 0,60 m; b u ¼ 1,00 m; hu ¼ 0,60 m

bo bu

Energielinie hv
vo2
Dhw vu2
2g
2g
ho hu

1366
Hydrodynamik

Lösung
Wegen der Aufweitung und der entsprechenden Verminderung der Geschwindig-
keitshöhe wird ein Anstieg des Wasserspiegels erwartet (wie skizziert). Der Auf-
weitungsverlust wird mit dem in Tafel 3-6 unten enthaltenen Ansatz bestimmt. Da
die Wassertiefe ho und damit auch der Fließquerschnitt Ao zunächst nicht bekannt
sind, wird für ho zunächst eine Annahme getroffen.
1. Annahme für ho: ho ist 5 cm kleiner als hu: ho ¼ 0,55 m ! Ao ¼ 0,55 " 0,60 ¼ 0,33 m2;
Au ¼ b u " hu ¼ 1,00 " 0,60 ¼ 0,60 m2; v u ¼ Q/Au ¼ 0,833 m/s; vu2 /(2 g) ¼ 0,0354 m;
Verlustbeiwert entsprechend Tafel 3-6 unten
" # " #
Au 2 vu2 0,60 2
hv ¼ ð1,0 bis 1,2Þ " 1 # " ' 1,1 " 1 # " 0,0354 ¼ 0,026 m
Ao 2"g 0,33
Die Wasserspiegeldifferenz Dhw errechnet sich unter Berücksichtigung der Verlust-
höhe entsprechend der Skizze zu
v2 v2 Q2 v2 0,52
hw ¼ o # hv # u ¼ 2 # hv # u ¼ #0,026 # 0,0354
2"g 2 " g Ao " 2 " g 2 " g 0,332 " 19,62
¼ 0,056 m
2. Annahme für ho: ho ist 6 cm kleiner als hu: ho ¼ 0,54 m ! Ao ¼ 0,54 " 0,60 ¼ 0,324 m2;
" # " #
Au 2 vu2 0,60 2
hv ¼ ð1,0 bis 1,2Þ " 1 # " ' 1,1 " 1 # " 0,0354 ¼ 0,028 m
Ao 2"g 0,324
vo2 v2 Q2 v2 0,52
Dhw ¼ # hv # u ¼ 2 # hv # u ¼ #0,028 # 0,0354
2"g 2 " g Ao " 2 " g 2 " g 0,3242 " 19,62
¼ 0,06 m
Die 2. Annahme stimmt hinreichend genau mit dem berechneten Wert überein. Da-
mit beträgt die gesuchte Wassertiefe ho ¼ 0,54 m.

3.2.3.3 Berechnung der Stau- oder Senkungskurve


Insbesondere bei natürlichen Gewässerquerschnitten erfolgt die Berechnung der
Wasserspiegellagenänderung Dhw mit vorgegebenen Schrittlängen l (Bild 3-21) auf
der Grundlage der Gleichungen (3-10 und 3-11 oder 3-17, 3-18 und 3-37). Nachste-
hend wird die Vorgehensweise, bezogen auf Gleichung (3-10 und 3-11) dargestellt.
Hierbei werden der Reibungsverlust und der Erweiterungsverlust (CA ¼ 0,33) be-
rücksichtigt.
Staukurve I E > I w ; vo > vu ! b ¼ 2=3
Senkungskurve I E < I w ; vo < vu ! b ¼ 1,0
Wasserspiegeländerung
v 2u ! v 2o
Dhw ¼ I E, m " l þ b ¼ hr þ b " Dk v ð3-37Þ
2g
Energiehöhengefälle IE aus Umstellung der
Reibungsansätze (s. 3.2.2), z. B. für Gauckler-
Manning-Strickler:
!2 Bild 3-21
Q I E,o þ I E,u
IE ¼ ; I ¼
2=3
kSt " A " rhy
E, m
2 18
v ¼ Q=A
Die Berechnung der Wasserspiegellage erfolgt schrittweise (s. Tabellenkopf Tafel 3-28). Ausge-
hend von einer bekannten Höhe schätzt man Dhw und prüft es mit der vorstehenden Glei-
chung. Ist der Rechenwert größer oder kleiner, wählt man Dhw erneut, bei strömendem Ab-
fluss größer oder kleiner (bei Schießen kleiner oder größer). Bei !bereinstimmung geht man
zum nächsten Profil (bei Strömen flussaufwärts). Für natürliche Flüsse ist es zweckmäßig, für
jedes Profil A und lu als Kurve f (NHN-Höhe) darzustellen. (Vorzeichen Spalte 16 beachten)

1367
Hydraulik und Wasserbau
Tafel 3-27 Berechnung der Wasserspiegellage
(Beispiel m. Reibungsansatz n. Gauckler-Manning-Strickler)

Für stark gegliederte Fließquerschnitte erfolgt eine Teilung durch Anordnung von Trennflächen [1, 5].
Vor allem bei glatten prismatischen Gerinnen (Rechtecke, teilgefüllte Rohre) wird
die universelle Fließformel verwendet. Man teilt z. B. die betrachtete Strecke L (Ka-
nalhaltung) in 10 Abschnitte Dx und iteriert bei bekanntem h1 (z. B. ¼ hu) durch
Zielwertabfrage nach vorgegebenem Dx als Variable h2 (z. B. ho). Dabei werden fol-
gende Algorithmen verwendet:
%pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi&
#1 ¼ 4 " arcsin h1 =d ¼ arc #1 v1 ¼ Q=A1 ¼ 8Q=ðarc #1 # sin #1 Þ=d 2
2
rhy, 1 ¼ ðarc #1 # sin #1 Þ " d=4=arc #1 I E, m ¼ ðlm " vm Þ=ð4 " rhy, m " 2gÞ
vm ¼ ðv1 þv2 Þ=2; rhy, m ¼ ðrhy, 1 þrhy, 2 Þ=2 Dx ¼ ðh1 þ v12 =2g # h2 #v22 =2gÞ=ðI E, m # I s Þ
2
lm ¼ f#2 lg 2,51 " n=ðvm " 4 " rhy, m Þ " ð#2 lg ðkb =ð4 " rhy, m " 3,71ÞÞÞ
þkb =ð4 " rhy, m " 3,71Þ,g#2 ðist hier genau genug)
Der nachstehende Tabellenkopf nach [15] gilt für eine Staulinie mit folgenden Aus-
gangswerten: DN 1000, kb ¼ 0,75 mm, Is ¼ 3 ‰, Q ¼ 0,95 m3/s, hn ¼ 0,607 m,
hgr ¼ 0,558 m, h1 ¼ 0,85 m, v1 ¼ 1,335 m/s.
hgr hn h1 > hn hn < h2 < h1 rhy,m vm lm IE,m dx Sdx ¼ L
m m m m m m/s — m m m
0,558 0,607 0,850 0,840 0,304 1,342 0,018 0,0014 5,0 5
0,558 0,607 0,850 0,830 0,304 1,356 0,018 0,0014 5,0 10
Berechnung von Stau- und Senkungskurven mithilfe von Funktionswerten

Bild 3-22 Staukurve Bild 3-23 Senkungskurve


l Stauweite hn Wassertiefe bei Normalabfluss, d. h., ohne Aufstau oder Absenkung
Gleichung hn
x¼ fhR ! hL ! (1 ! r ) [j(hR ) ! j(hL )]g in m, ð3-38Þ
der Wasserspiegellinie Is
Es ist für Rechteckgerinne r ¼ h3gr =h3n ;
für Parabelgerinne r ¼ h4gr =h4n ; hL ¼ hL =hn ; hR ¼ hR =hn ;
Für Staukurven gilt bei Vernachlässigung der kinetischen Energie:
hn
x¼ [(FR ) # (FL )] in m ð3-39Þ F und j s. Tafel 3-29
Is

1368
Hydrodynamik
Tafel 3-28 Funktionswerte für die Berechnung der Wasserspiegellage
a) Staukurvenberechnung
Rechteckprofile (unendlich breit) Parabelprofile
h j F h j F h j F h j F
10,00 0,9116 9,0884 1,39 1,2166 0,1734 10,0 0,7857 9,2143 1,39 0,9268 0,4632
9,00 0,9131 8,0869 1,38 1,2228 0,1572 9,0 0,7859 8,2141 1,38 0,9305 0,4495
8,00 0,9147 7,0853 1,37 1,2291 0,1409 8,0 0,7861 7,2139 1,37 0,9344 0,4356
7,00 0,9171 6,0829 1,36 1,2355 0,1245 7,0 0,7864 6,2136 1,36 0,9385 0,4215
6,00 0,9206 5,0794 1,35 1,2422 0,1078 6,0 0,7869 5,2131 1,35 0,9427 0,4073
5,00 0,9270 4,0730 1,34 1,2491 0,0909 5,0 0,7881 4,2119 1,34 0,9471 0,3929
4,50 0,9317 3,5683 1,33 1,2564 0,0736 4,5 0,7891 3,7109 1,33 0,9517 0,3783
4,00 0,9384 3,0616 1,32 1,2639 0,0561 4,0 0,7906 3,2094 1,32 0,9565 0,3635
3,50 0,9481 2,5519 1,31 1,2719 0,0382 3,5 0,7932 2,7068 1,31 0,9615 0,3485
3,00 0,9633 2,0367 1,30 1,2800 0,0200 3,0 0,7978 2,2022 1,30 0,9668 0,3332
2,90 0,9674 1,9326 1,29 1,2885 0,0015 2,9 0,7991 2,1009 1,29 0,9723 0,3177
2,80 0,9719 1,8281 1,28 1,2974 !0,0174 2,8 0,8007 1,9993 1,28 0,9781 0,3019
2,70 0,9769 1,7231 1,27 1,3067 !0,0367 2,7 0,8025 1,8975 1,27 0,9842 0,2858
2,60 0,9826 1,6174 1,26 1,3165 !0,0565 2,6 0,8045 1,7955 1,26 0,9906 0,2694
2,50 0,9890 1,5110 1,25 1,3267 !0,0767 2,5 0,8070 1,6930 1,25 0,9973 0,2527
2,40 0,9963 1,4037 1,24 1,3375 !0,0975 2,4 0,8098 1,5902 1,24 1,0045 0,2355
2,30 1,0047 1,2953 1,23 1,3488 !0,1188 2,3 0,8132 1,4868 1,23 1,0121 0,2179
2,20 1,0143 1,1857 1,22 1,3607 !0,1407 2,2 0,8173 1,3827 1,22 1,0200 0,2000
2,10 1,0255 1,0745 1,21 1,3733 !0,1633 2,1 0,8222 1,2778 1,21 1,0285 0,1815
2,00 1,0387 0,9613 1,20 1,3867 !0,1867 2,00 0,8282 1,1718 1,20 1,0375 0,1625
1,95 1,0462 0,9038 1,19 1,4009 !0,2109 1,95 0,8317 1,1138 1,19 1,0471 0,1429
1,90 1,0543 0,8457 1,18 1,4159 !0,2359 1,90 0,8357 1,0643 1,18 1,0574 0,1226
1,85 1,0634 0,7866 1,17 1,4320 !0,2620 1,85 0,8401 1,0099 1,17 1,0685 0,1015
1,80 1,0731 0,7269 1,16 1,4492 !0,2892 1,80 0,8450 0,9550 1,16 1,0803 0,0797
1,75 1,0840 0,6660 1,15 1,4677 !0,3177 1,75 0,8506 0,8994 1,15 1,0932 0,0568
1,70 1,0961 0,6039 1,14 1,4877 !0,3477 1,70 0,8570 0,8430 1,14 1,1071 0,0329
1,65 1,1096 0,5404 1,13 1,5093 !0,3793 1,65 0,8643 0,7857 1,13 1,1223 0,0077
1,60 1,1248 0,4752 1,12 1,5329 !0,4129 1,60 0,8727 0,7273 1,12 1,1389 !0,0189
1,55 1,1421 0,4079 1,11 1,5589 !0,4489 1,55 0,8824 0,6676 1,11 1,1571 !0,0471
1,50 1,1617 0,3383 1,10 1,5875 !0,4875 1,50 0,8938 0,6062 1,10 1,1776 !0,0776
1,49 1,1660 0,3240 1,09 1,6195 !0,5295 1,49 0,8963 0,5937 1,09 1,2005 !0,1105
1,48 1,1704 0,3096 1,08 1,6555 !0,5755 1,48 0,8988 0,5812 1,08 1,2264 !0,1464
1,47 1,1749 0,2951 1,07 1,6969 !0,6269 1,47 0,9015 0,5685 1,07 1,2563 !0,1863
1,46 1,1796 0,2804 1,06 1,7451 !0,6851 1,46 0,9043 0,5557 1,06 1,2913 !0,2313
1,45 1,1844 0,2656 1,05 1,8027 !0,7527 1,45 0,9072 0,5428 1,05 1,3333 !0,2833
1,44 1,1893 0,2507 1,04 1,8738 !0,8338 1,44 0,9101 0,5299 1,04 1,3855 !0,3455
1,43 1,1944 0,2356 1,035 1,9167 !0,8817 1,43 0,9132 0,5168 1,035 1,4170 !0,3820
1,42 1,1997 0,2203 1,03 1,9665 !0,9365 1,42 0,9164 0,5036 1,03 1,4537 !0,4237
1,41 1,2052 0,2048 1,02 2,0983 !1,0783 1,41 0,9198 0,4902 1,02 1,5514 !0,5314
1,40 1,2108 0,1892 1,01 2,3261 !1,3161 1,40 0,9232 0,4768 1,01 1,7210 !0,7110

b) Senkungskurve Die Stauweite L ermittelt man mit:


— hL ¼ 1,01 bei Staukurven;
eckprofil

Parabel-

— hL ¼ 0,99 bei Senkungskurven.


Recht-

profil

Beispiele
Staukurve, Rechteckprofil hn ¼ 2,00 m, Aufstau 1,50 m, Is ¼ 1 ‰
h j j
Wie groß sind Stauweite und Wassertiefe im Abstand x ¼ 300 m
0,995 2,452 1,889 hR ¼ ð2,0 þ 1,5Þ=2,0 ¼ 1,75; Tafel 3-29a: FR ¼ 0,666; für hL ¼ 1,01:
0,99 2,319 1,714
0,98 2,085 1,536 FL ¼ !1,3161; FL ¼ 0,666 ! 300 " 0,001=2,0 ¼ 0,516 ! hL ¼ 1,631;
0,97 1,946 1,431 hL ¼ 1,631 " 2,0 ¼ 3,26 m; L ¼ ½0,666 ! ð!1,3161Þ. " 2,0=0,001 ¼ 3964 m
0,96 1,847 1,355 Senkungskurve, Trapezprofil hR ¼ 1,6 m; s ¼ 20,0 m; m ¼ 2, Is ¼ 2 ‰;
0,95 1,769 1,296
0,94 1,705 1,246 hn ¼ 2,4 m, Q ¼ 124 m3/s
0,93 1,650 1,204 In welchem Abstand stellt sich die Wassertiefe hL ¼ 1,90 m ein?
0,92
0,91
1,602
1,559
1,166
1,133
Wassertiefe einer Parabel gleicher Fläche und gleicher Spiegelbreite b 18
0,90 1,521 1,103 hp ¼ 3 " ATR =2 " b, Parabelparameter a ¼ hp =b 2 ; hP, R ¼ 3 " 37,12=2 " 26,40
0,85 1,367 0,980 ¼ 2,11 m; a ¼ 2,11=26,42 ¼ 0,003; hP, L ¼ 2,46 m; hP, n ¼ 3,02 m;
0,80 1,253 0,887 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
4
0,75 1,159 0,808 hPGr ¼ 27 " 0,003 " 124,02 =ð8 " 9,81Þ ¼ 2,00 m; (Bild 3-10);
0,70 1,078 0,739 hR ¼ hP, R =hP, n ¼ 2,11=3,02 ¼ 0,699; Tafel 3-29b: jR ¼ 0,738; hL ¼ 0,815;
0,65 1,006 0,676
0,60 0,939 0,617 jL ¼ 0,915; r ¼ ðhPGr =hPn Þ4 ¼ ð2,0=3,02Þ4 ¼ 0,193;
0,50 0,819 0,506 3,02
x¼ ½0,699 ! 0,815 ! ð1 ! 0,193Þ ð0,738 ! 0,915Þ. ¼ 40,53 m;
0,40 0,789 0,402 0,002

1369
Hydraulik und Wasserbau

3.2.4 Ungleichförmiger Abfluss in Ablaufrinnen von Klärbecken


Der Abfluss nimmt zu von Null auf Q (s. Bild 3-24)
a) Horizontale Sohle und hgr am Ablauf:
pffiffiffi
ho ¼ hgr " 3
b) Horizontale Sohle und vom Unterwasser her bestimmte Ablauftiefe hu
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ho ¼ hu " 2ðhgr =hu Þ3 þ 1
c) geneigte Sohle und beliebige Unterwassertiefe hu, mit hu > hgr
-qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi +
3 2
ho ¼ hu 2ðhgr =hu Þ þ ½1 # I " l=ð3 " hu Þ, # 2 " I " l=ð3 " hu Þ
Eventuelle Reibungseinflüsse können mit Bild 3-25 abgeschätzt werden.

Bild 3-24 Sammelrinnen an Klärbecken Bild 3-25 Reibungseinfluss bei Sammelrin-


nen mit Rechteckquerschnitt ohne
bzw. mit sehr geringem Gefälle
Ein Verfahren zur genaueren schrittweisen Berechnung ist in [5] enthalten.

3.3 Durchfluss an Wehren und Engstellen


3.3.1 Pfeilerstau nach Rehbock (strömender Durchfluss)

Bild 3-26 Pfeilereinbauten


Sa Querschnittsfläche der eintauchenden Verbauung im ungestauten Fluss mit h ¼ hn
A Durchflussquerschnitt des ungestauten Flusses ohne Einbauten (mit hn)
a ¼ Sa/A Verbauungsverhältnis
v ¼ Q/A mittlere Geschwindigkeit im Fluss ohne Einbauten
Die Formel von Rehbock gibt nur bei strömendem Durchfluss und geradem Ge-
wässerverlauf brauchbare Aufstauwerte. Strömender Abfluss herrscht bei
a < ½1=ð0,97 þ 21 wÞ, # 0,13 ð3-40Þ mit w ¼ v2/(2g " hn)
Der Aufstau z beträgt dann
z ¼ a[ b # a(b#1)] " (0,4 þ a þ 9 a3 ) (1 þ 2 w) v 2 =2g in m ð3-41Þ

1370
Hydrodynamik

3.3.2 Durchfluss mit Fließwechsel (Extremalprinzip)

Bild 3-27 Durchfluss am Wehr


bei Durchfluss ohne Fließwechsel steht h für hgr s. Abschn. 3.3.3

Bild 3-28 Grundriss

Die Ermittlung der Wasserspiegellage vor dem Wehr geht davon aus, dass in der
am weitesten unterhalb gelegenen Engstelle ein Fließwechsel mit der Energiehöhe
2
Hmin ¼ hgr þ vgr =2g auftritt. Nach Böss gilt:
a) steiler Absturz, d. h. m < 4: Ein Fließwechsel tritt auf bei
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
hw >= h *
w ¼ h gr ð#3,97 þ ðn þ 5,47Þ2 # 14,15Þ in m (3-42)
Hierin ist
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
no ¼ hu =hgr ; n ¼ #1 þ n02 # 2 þ 2=no
b) flacher Absturz, d. h. m ¼ 4 bis 12. Fließwechsel bei 18
hw > hw5 ¼ n " hgr ð3-43Þ
!berschlägige Abschätzung: Fließwechsel tritt auf bei
2
hw þ hgr þ vgr =2g ¼ hw þ Hmin > 2
= hu þ vu =2g þ ð0,2 bis 0,4Þ hgr (3-44)
Bei Einengungen ohne Absturz gilt mit dem Extremalprinzip:
2
Fließwechsel wenn Hmin ¼ hgr þ vgr =2g > Hn ¼ hn þ vn2 =2g : (3-45)
Beachte In Hmin geht nur die tatsächlich durchströmte Breite der Engstelle ein.

1371
Hydraulik und Wasserbau

Die Oberwassertiefe ho ermittelt man nach Bernoulli aus


ho þ 0,7Q 2 =ðA20 " 2gÞ ¼ w þ Hmin # x I s ð3-46Þ
in der Regel durch schrittweise Annäherung mit x & 3 bis 4ho und ho & w þ Hmin .
Die Gleichung hat zwei positive Lösungen. Bei strömendem Zufluss, d. h. hn > hgr
ist ho > hgr . Bei Schießen umgekehrt, aber ggf. ist eine Untersuchung mit dem
Stützkraftsatz, Gl. (3-3), oder Gl. (3-4), Abschn. 3, erforderlich.
Der Aufstau ist z ¼ ho ! hn (3-47)

3.3.3 Durchfluss ohne echten Fließwechsel


Fließwechsel tritt nicht auf bei
1
a> # 0,13 ðs: Abschn: 3:3:1Þ hw < h*w ðs: Abschn: 3:3:2Þ
0,97 þ 21 w
Mit den Bezeichnungen von Bild 3-27 lautet gemäß Gl. (4) die Bestimmungsglei-
chung für die Wassertiefe h, die sich anstelle von hgr in Bild 3-27 einstellt:
r " Q " v þ rw " gðh þ hw Þ2 " bu =2 ¼ r " Q " vu þ rw " g " hu2 " bu =2 Impulssatz ð3-48Þ
Die Oberwassertiefe wird wie in Gl. (3-46) ermittelt.
h0 þ 0,7Q 2 =ðA20 " 2gÞ ¼ w þ h þ v 2 =2g # x " I s ð3-49Þ
Für den Aufstau gilt Gl. (3-47). Zur Lösung von Gl. (3-48), d. h. zur Ermittlung von h
auf der Absturzkante, dienen Gl. (6) und (7) Abschn. 3.
Beispiel OW ¼ Trapez: m ¼ 3; s0 ¼ 60 m; w ¼ 0,5 m; s. Bild 3-33, Wehr: b ¼ 2 " 20 ¼ 40 m; m ¼ 5;
UW: Rechteck: bu ¼ 55 m; hu ¼ 4,5 m; Q ¼ 500 m3/s; vu ¼ 2,02 m/s; hw ¼ 0,5 m
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
3
1. Mit Gl. (3-42) Abfrage: Fließwechsel? hgr ¼ 5002 =ð402 " 9,81Þ ¼ 2,52 m;
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
n0 ¼ 4,5=2,52 ¼ 1,79; n ¼ !1 þ 1,792 ! 2 þ 2=1,79 ¼ 0,52;
Gl. (3-43): h*w ¼ 0,52 " 2,52 ¼ 1,32 m; hw < h*w kein Fließwechsel
2. Im Beispiel Abschn. 3 wird mit den oben angegebenen Werten nach Gl. (3-6) u.
(3-7) die Wassertiefe h über der Wehrschwelle zu h ¼ 3,71 m mit v ¼ 3,37 m/s ermittelt.
3. Die Oberwassertiefe h0 ermittelt sich mit x " I s & 0 nach Gl. (3-49) wie folgt:
h0 þ 0,7 " 5002 =ð19,62 " A20 Þ ¼ h0 þ 8919=A20 ¼ 0,5 þ 3,71 þ 3,372 =19,62 ¼ 4,79 m ¼ H0
1. Näherung: h*0 ¼ 4,79 m: A*0 ¼ 60 " 4,79 þ 3 " 4,792 ¼ 356,2 m.
H *0 ¼ 4,79 þ 8919=356,22 ¼ 4,86 > 4,79: 2. Näherung h*0 * ¼ H *0 ! v *02 =2g ¼ 4,79 ! 0,07
¼ 4,72 m; ! A*0 * ¼ 350 m2 ; H *0 * ¼ 4,72 þ 8919=3502 ¼ 4,792 & 4,79 m also h0 ¼ 4,72 m
4. Aufstau z: mit hn ¼ 4,50 wäre z ¼ 4,72 ! 4,50 ¼ 0,22 m.
5.
P Zum Vergleich: Aufstau nach Rehbock nach Abschn. 3.3.1
a ¼ ð60 ! 40Þ " 4,5 þ 3 " 4,52 þ 40 " 0,50 ¼ 170,75 m2 ;
2 2
A ¼ 60 " 4,5 þ 3 " 4,5 ¼ 330,75 m
a ¼ 0,516; w ¼ 5002 =ð330,752 " 19,62 " 4,5Þ ¼ 0,026; v 2 =2g ¼ w " hn ¼ 0,116;
a ¼ 0,516 < ½1=ð0,97 þ 21 " 0,026Þ. ! 0,13 ¼ 0,53 ! strömender Durchfluss:
Aufstau mit b ¼ 2,1; z ¼ 0,516½2,1 ! 0,516ð2,1 ! 1Þ. " ð0,4 þ 0,516 þ 9 " 0,5163 Þ
ð1 þ 2 " 0,026Þ " 0,116 ¼ 0,21 m

3.3.4 Tosbecken — Sturzbetten DIN 19661-2 (09.2000)


Für eine Vordimensionierung genügen die nachstehenden Ansätze. In der Regel
werden die Kosten für einen wasserbaulichen Modellversuch durch die Einsparun-
gen bei der Ausführung bei weitem aufgewogen.

Funktionsbedingungen (s. Bild 3-27)


1. Beim Absturz soll ein Fließwechsel auftreten h < hgr (s. Abschn. 3.3.2)
2. Es soll eine Wechselsprungwalze erzeugt werden, die im Tosbecken bleiben
muss, das hierfür ausreichend lang und tief genug sein bzw. eine genügend hohe
Endschwelle hs haben muss. h2 ¼ konjugierte Wechselsprungtiefe zu h1, s. Bild 3-3

1372
Hydrodynamik

Alle Bemessungen gehen von h1 und v1 aus:


h1 þ v 21 =2g þ hv1 ¼ H min þ hw þ hs mit hv1 ¼ 1,1 l " v12 =2g nach Bild 3-29

Bild 3-29 Verlustbeiwerte für Schussböden

Bild 3-30 Tosbecken mit Stufe hs und gleich-


bleibender Gerinnebreite [8]

Für die gegebenen Werte von hu/h1 und Fr1 wählt man die erforderliche Tosbecken-
tiefe hs. Faustwert: hs ¼ 1,05 " h2 ! hu
Beispiel hu =h1 ¼ 5, Fr1 ¼ 4,5 ! hs =h1 ¼ 0,63
Tosbeckenlänge Ls ¼ 6 " (h2 # h1 )
Bei Tosbecken nach Bild 3-30 muss Fru < 1 sein, d. h. im UW strömender Abfluss.
Wenn man die UW-Tiefe beeinflussen kann, ist auch die Wahl anderer Verhältnisse
hs/h1 möglich.
Die Seitenwände des Tosbeckens sind für ein Freibord von f ¼ h2 =3 über dem Unter-
wasserstand auszubilden. Der Abschluss des Tosbeckens ist kolksicher zu gründen.

3.3.5 Wehre — !berfallwehr


3.3.5.1 Vollkommener !berfall
Kriterium. Durchfluss mit Fließwech-
sel, d. h. der UW-Stand beeinflusst
den OW-Stand nicht. Das ist immer
der Fall, wenn das Unterwasser tie-
fer als die Wehrkrone steht (s. a.
Abschn. 3.5.2). Bild 3-31 Vollkommener !berfall

Bei rechteckigen Durchflussquerschnitten gilt Gl. (3-50) für v0 < 1,0 m=s bzw. Gl. (3-51).
2 pffiffiffiffiffiffi 3=2
Q¼ mb 2g hü in m3 =s (3-50) nach Poleni
3
2 p ffiffiffiffiffiffi 3=2
Q¼ mb 2g ½ðhü þ hk0 Þ3=2 # hk0 , in m3 =s für v0 > 1,0 m=s ð3-51Þ
3
nach Weisbach

18

Bild 3-32 Kronenform und !berfallbeiwerte m für Gl. (3-50)

1373
Hydraulik und Wasserbau

Wehr mit kreisförmiger oder elliptischer Krone nach Rehbock mit Gl. (3-52)
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
m ¼ 0,312 þ 0,3 # 0,01ð5 # hü =rÞ2
þ 0,09hü =w ð3-52Þ
Voraussetzungen: Angeschmiegter
Strahl, vollkommener Abfluss am Wehr,
" #
20r
0,02 m < r < w ; hü < r 6 # Bild 3-33 Ersatzradien
w þ 3r
wegen möglicher Strahlbelüftung m < 0,75
Bei elliptischer Krone mit Ersatzradius rechnen:
" #
4,57b a a
r¼b þ # 0,573 ð3-53Þ mit 6 > > 0,05
2a þ b 20b b

Trapezwehr
Es gelten die vorstehenden !berfallbeiwerte. In
Gl. (3-54) wird wie in Gl. (3-50) für vo > 1,0 m=s die
kinetische Energie im Zulauf vernachlässigt.
m ¼ 0,5ðm1 þ m2 Þ ; hk0 ¼ vo2 =2g
2 pffiffiffiffiffiffi 3=2
Q ¼ " m " 2g " hü ðs þ 4 " m " hü =5Þ in m3=s ð3-54Þ
3
- Bild 3-34 Trapezwehr
2 pffiffiffiffiffiffi 3=2
Q ¼ " m " 2g " s½ðhü þhk0 Þ3=2 #hk0 ,
3
" # ' " # (+
4 5 3=2 5=2
þ " m ðhü þhk0 Þ5=2 # " hü " hk0 #hk0 in m3=s ð3-55Þ
5 2

3.3.5.2 Unvollkommener !berfall — Grundwehr


Der Unterwasserspiegel steht höher als die Wehrkrone. Eine Beeinflussung des
Oberwasserspiegels erfolgt erst, wenn der Beiwert c nach Bild 3-36 kleiner als 1,0
wird. m-Werte wie Abschn. 3.3.5.1.

Bild 3-35
2 pffiffiffiffiffiffi 3=2
Q¼c" mb 2g hü in m3=s ð3-56Þ
3
Ermittlung von hü iterativ, indem für ver-
schiedene hü ! Q ermittelt und mit
dem Sollwert verglichen wird.

Bild 3-36 c-Werte für den unvollk. !berfall


3.3.5.3 Streichwehr nach [5]
pffiffiffiffiffiffi
Q ¼ m*ð2=3Þ " 2g " L½ðhü1 þ hü2 Þ=2,1,5 ð3-57Þ
mit m* ¼ 0,95mnormal ðs: Abschn: 3:3:5:1Þ ð3-58Þ
L ¼ Q=½m* " 1,044ðhü1 þhü2 Þ1,5 , ð3-59Þ

1 3 74
Hydrodynamik

Die Gln. gelten nur für vo0 ¼ Qo =ðbo " h0o Þ


bzw. bei nicht rechteckigen Querschnit-
ten mit vo0 ¼ Qo =A0o < 0,75vgr d. h. sicher
strömendem Zufluss an der Vorderkante
der Wehrschwelle.
Qu und damit Q ¼ Qo ! Qu sowie hu
sind meist gegeben.
Mit dem Qu0 , das noch voll, d. h. ohne
!berschlag weiterläuft, wird w ¼ h0u .
Lösungsweg hu aus den Profilkennwerten
des UW (evtl. auch Staukurvenberechnung).
h0o aus:
Bild 3-37 Streichwehr
2 2 2
h03
o # ½z " 1,1 " Qu =ðbu " hu " 2gÞ þ hu
þ z " hv # I s " L,h0o 2 þ z " 1,1Qo2 =ðbo2 " 2gÞ ¼ f ðh0o Þ
und
2 2 2
3h02
o # 2½z " 1,1 " Qu =ðbu " hu " 2gÞ þ hu
þ z " hv # I s " L, h0o ¼ f 0 ðh0o Þ ;
(nach Newton, s. Abschn. 3); z " hv & I s " L
Erster Schätzwert für h0o & hu bzw. w ; z aus
Bild 3-38 mit hm & hü2
Mit dem ersten Wert für h0o Ermittlung von L
aus Gl. (3-59) und hv ¼ I cm " sl. Es muss zo aus
der Gl. zo ¼ ðhu ! h0o Þ=ð1,1vo0 2=2g ! 1,1vu2 =2g
!hv þ I s " LÞ mit zTafel übereinstimmen. Wenn
nicht, bei ðhu ! h0o Þ das h0o so ändern, dass
zo & zTafel . Damit ermittelt man ggf. weitere
Werte für h0o usw. Meistens reicht
z " hv ¼ I s " L aus.
Bei bo > bu ist z ¼ 1.

Überschlagsformel L ¼ 0,8Q=h1ü2,5 ð3-60Þ


(führt zu erhöhten Werten) Bild 3-38 Beiwert z

3.3.5.4 Messwehre und Venturikanal


Rechtecküberfall
Nach R e h b o c k gilt:
a) O h n e s e i t l i ch e E i n s ch n ü r u n g
des !berfalls b ¼ B;
Q ¼ ð1,782 þ 0,24 " h =w Þ " b " h1,5 in m3=s
e e

mit he ¼ hü þ 0,0011 m ð3-61Þ


Gültig für w > 0,30 m;
0,02 < he < 1,25 m, he =w < 0,65
b) M i t s e i t l i ch e r E i n s ch n ü r u n g
des !berfalls b < B
nach Schweizer. Ing. und Architektenverein Bild 3-39 Rechteckmesswehr 18
2 " #2 3
b
6 " #2 3,615 # 3 7 " " #4 " #2 #
4 b B 5 b hü
Q ¼ 2,95 " b " 0,578 þ 0,037 þ " 1 þ 0,5 " " hü1,5 ð3-62Þ
B 1000hü þ 1,6 B ho

Gültig für w > 0,30 m, b=w < 1; 0,025 " B=b < hü < 0,80 m

1375
Hydraulik und Wasserbau

Dreiecküberfall (Thomson-Messwehr)
8 a pffiffiffiffiffiffi 2,5
Q¼ m tan 2g hü in m3 =s ð3-63Þ
15 2 pffiffiffiffiffiffi
mit m ¼ 0,565 þ 0,0087= hü nach S t r i ck l a n d
Für B > 8hü, a ¼ 90, , w > 3hü
Für Abläufe aus breiten Becken mit a ¼ 90,
Q ¼ 1,35 " h2,48 in m3 =s
ü ð3-64Þ
Bild 3-40 Dreieckmesswehr

Venturikanal mit Fließwechsel


Q ¼ a " m " b " h1o,5 in m3 =s ð3-65Þ

Tafel 3-29 [2]


b/B m hu/ho b/B m hu/ho
0,25 1,729 0,561 0,50 1,813 0,754
0,30 1,740 0,607 0,55 1,840 0,784
0,35 1,754 0,649 0,60 1,872 0,812
0,40 1,770 0,687 0,65 1,909 0,839
0,45 1,790 0,722 0,70 1,954 0,865
0,50 1,813 0,754 0,75 2,009 0,889

a ¼ 0,95 bis 1,0 je nach OW-seitiger Ausrundung Bild 3-41 Venturikanal


i. M. a ¼ 0,97
Es muss sein hu < ho " ðhu =ho ÞTafel , sonst Sohlsprung von ! nach ` anordnen.
Sinnvoller pBereich
ffiffiffiffi für die Einschnürung: 0,25 < b=B < 0,75
Es ist m ¼ g ½2 " ðB=bÞ " cos ð60, þ w=3Þ.1,5 ð3-66Þ mit w ¼ arccos ðb=BÞ ð3-67Þ;
. qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
hu cos ð60 þ w=3Þ
¼ ½#1 þ 1 þ 64ðB=bÞ " cos 3 ð60. # w=3Þ, ð3-68Þ
ho 2 " cos ð60. # w=3Þ

3.3.5.5 Durchfluss an Schwellen

Bild 3-42 Schwellen


" #
2Q 2 2Q 2
h3o # þ h2u þ cð2 " hu þ sÞ " s " ho þ 2 ¼ h3o # c1 " ho þ c2 ¼ 0 ) f ðho Þ ð3-69Þ
hu " b 2 " g b "g
f ðho1 Þ
3h2o # c1 ¼ 0 ¼ f 0 ðho Þ ð3-70Þ ; Iteration mit ho1 ¼ hu þ vu2 =2g / s; ho2 ¼ ho1 ! 0
oder Zielwertabfrage f ðho Þ ¼ 0; veränderlich: ho f ðho1 Þ

bei negativer Schwelle gilt das untenstehende (—), für s steht w und in der Klammer:
ð2 " ho þ w Þ : ð3-71Þ
Der Beiwert c & 1 bis 1,1 berücksichtigt den dynamischen Anteil des Wasserdruckes auf die
Schwelle. Zur Kontrolle: der Energieverlust hv ¼ ðvo2 ! vu2 Þ=2g þ ho ! hu ! s (bzw. þw bei nega-
tiver Schw.) muss >0 sein.

1 3 76
Hydrodynamik

3.3.5.6 Ausfluss unter Schützen

Bild 3-43 Schütz


pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Q ¼ k"m"a"b " 2gho in m3 =s
b ¼ "ffnungsbreite ð3-72Þ Bild 3-44 ca -Werte für unvollkommenen Ausfluss
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
m ¼ d= 1 þ d " a=ho ; d (3-73) — Einschnürungsbeiwert
k ¼ 1: vollkommener Ausfluss, z. B. bei hu =a < 5,9 und ho =a ¼ 15
d & 0,45*) bei scharfkantigen Holzbalkentafeln mit J ¼ 90, *) aus Großversuch
d & 0,59*) bis 0,62 bei senkrechten scharfkantigen Schützen mit J ¼ 90, d & 0,75 bei J ¼ 45, ;
d & 0,70 bei J ¼ 60, und bei" J ¼ 90 ,
mit abgerundeter
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi #
Ablösungskante d & 0,81 bei J ¼ 30,
hu > d 16 " ho =a 2 2
Unvollkom. Ausfl. bei " !1 þ þ 1 . Dann wird k ¼ ðm ! ðm2 ! 1 þ h2u =h2o Þ0,5 Þ0,5 ;
a 2 d " ðd þ ho =aÞ
mit: m ¼ 1 ! 2 " d " a=ho =ð1 þ d " a=ho Þ þ 2 " d2 " a2 =ho =hu =ð1 þ d " a=ho Þ (3-74) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Mit ca ¼ k " m vereinfacht sich der unvollkommene Ausfluss zu Q ¼ ca " a " b " 2gh0
Werte für ca sind Bild 3-44 zu entnehmen.
3.3.5.7 Tauchwandverluste
Energiehöhenverlust an der Tauchwand
v2
hv ¼ z " u
2 " gpffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
h2u 2 " 1 ! 2Fru2 " ðhu =a ! 1Þ
z¼ 2! ! 1 ð3-75Þ
a vu Fru2
Fru ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Bild 3-45 Tauchwand
g " hu
Bei einer exakteren Berechnung durch Iteration setzt man den
Erweiterungsverlust unter Berücksichtigung der Einschnürung an.
3.3.6 Freier Ausfluss aus einer #ffnung über UW
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
aÞ h0 =d bzw: h0 =a > 4 Q ¼ aA " 2gðh0 þhk0 Þ in m3 =s
Tafel 3-30 Ausflusszahl a nach Torricelli (3-76)
"ffnung sehr schlecht scharfkantig abgeschrägt abgerundet
a <0,6 0,59 bis 0,65 0,85 bis 0,90 0,90 bis 0,99
Für Rechtecköffnungen ist a ¼
b m, siehe b)
b) h0/a < 4, Rechtecköffnungen Bild 3-46
2 pffiffiffiffiffiffi
Q ¼ " m " b " 2g ½ðh2 þ hk0 Þ1,5 #ðh1 þ hk0 Þ1,5 , ð3-77Þ Runde Ausflussöffnung
3
a/b 0 0,5 1 1,5 2
m 0,67 0,64 0,58 0,50 0,44 18
3.3.7 Aufstau vor Rechen
z ' 4ðs=aÞ " d " sin a " v 20 =2g in m ð3-78Þ
½0,125 < s=a < 1,0,
a ¼ li. Stababstand, s ¼ Stabdicke, d Formbeiwert: d ¼ 1;
d ¼ 0,5; a ¼ Rechenneigung gegen die Sohle;
v0 ¼ Zulaufgeschwindigkeit bezogen auf die Projektion der
Rechenfläche in Fließrichtung in m/s. Bild 3-47 Rechtecköffnung

1377
Hydraulik und Wasserbau

Bei Verlegung des Rechens, z. B. um 40%, steigt s/a auf s=ð1 ! 0,4Þ a an. Evtl.
Einschnürungsverluste nach Abschn. 3.1.3.4 ansetzen, s. a. [4].

3.4 Schleppwirkung in Wasserläufen


3.4.1 Feststoffbewegung und Sohlabpflasterung
Die nachfolgende Zusammenstellung erleichtert den Einstieg in die Berechnung
der transportierten Massen und die mit aufgeführten dimensionslosen Parameter
vereinfachen die anzuwendenden Formeln:
Sohl- bzw. Wandschubspannung in N/m2:
t0 ¼ r " g " rhy " I E ð3-79Þ
Relativer Dichteunterschied (rF als Dichte des Feststoffs):
r0 ¼ ðrF # rw Þ=rw , f. Sand in Wasser r0 ' 1,65
Schubspannungsgeschwindigkeit an
der Sohle in m/s:
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
u* ¼ t0 =rw
Maßgebender Korndurchmesser dm
lt. Bild 3-48 (für die Formeln dm in m)
Relative Schubspannung (auch Fest-
stoff-FROUDE-Zahl):
2
u* t0
q¼ 0 ¼
r " g " dm ðrF # rw Þ " g " dm
Feststoff-REYNOLDS-Zahl
u* " dm
Re* ¼ Bild 3-48 Ermittlung von dm (A1 ¼ A2 )
n
Dimensionslose Transportgröße (mit m _ als breitenbez. Massenstrom in kg/(m " s):
m_ 1
f¼ " pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
rF r0 " g " d m 3

aus der benetzten Fläche herrührender Spannungsanteil:


" #
kSt, So 1,5
t00 ¼ ct " t0 und q0 ¼ ct " q mit ct ¼
kSt, r
mit
kSt, So — Gesamtrauheitsbeiwert nach STRICKLER mit Unebenheiten (wie Riffel)
26
kSt, r — Rauheitsbeiwert des Korns; !berschlag kSt, r ¼ p ffiffiffiffiffiffiffi mit dem Korndurchmesser d90 in m.
6
d90
Normalfall nach J#GGI ct & 0,85; bei ebener Sohle ct & 1.
Dimensionslose Transportgrößen:
Geschiebe nach MEYER-PETER und M!LLER:
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffifG ¼ 8 " ðq0 ! qcrit Þ3=2
2,5
0
8 " r " dm q 1
Geschiebe nach ZANKE: fG ¼ 0,04 " " 1,5 " mit qcrit aus
Bild 3-49 l " h q crit 1 þ 10 " ðqcrit =qÞ7

Der Geschiebetrieb als transportierte Masse je Zeit- und Breiteneinheit errechnet


sich aus der dimensionslosen Transportgröße zu
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
m_ G ¼ rF " r0 " g " dm 3 "f :
G
q1,5
Feststoff nach PERNECKER-VOLLMERS: fF ¼ " ðq ! 0,04Þ
0,04
5=2
2 q
Feststoff nach ENGELUND-HANSEN: fF ¼
5 l
Erforderliche Korndurchmesser für eine A b p f l a s t e r u n g d e r S o h l e (mit 1,55-
facher Sicherheit).
d m ' d 50 ¼ 20 " ðb=lu Þ " h " I E in m ð3-80Þ

1378
Hydrodynamik

Schichtdicke s bei einheitlichem Korn,


s ¼ ð2 bis 3Þd erf 0,9dm < derf < 1,1dm ð3-81Þ

Bild 3-49 Kritischer Wert der relativen Schubspannung qcrit nach SHIELDS als Abhängige der
Feststoff-REYNOLDS-Zahl für ebene Sohle

Schichtdicke bei gemischtem Korn,


s ¼ 1,6d erf 0,6dm < derf < 1,6dm ð3-82Þ
A u f d e n B ö s ch u n g e n gerade verlaufender Kanäle be-
trägt einerseits die Schubspannung nur etwa 75% der
Sohlschubspannung, andererseits muss die geringere Sta-
bilität der Körnung berücksichtigt werden. Bei naturnah
gestalteten Fließgewässern sollte wegen des mäandern-
den Verlaufs für die Böschungen zumindest die Sohl-
schubspannung angesetzt werden. Der Abminderungs-
faktor K ist [nach L a n e , ASCE,
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ffi 1953] definiert zu
K ¼ cos a " 1 ! ðtan2 a=tan2 jÞ ð3-83Þ mit a ¼ Böschungs-
neigung, j ¼ Winkel der inneren Reibung unter Wasser
n. Bild 3-50. Mit K ist die zulässige Schubspannung abzu-
mindern oder der Korndurchmesser mit dem Kehrwert zu
vergrößern. tzul, Bö ¼ tzul " K ; dm, Bö ¼ dm =K

Bild 3-50 Reibungswinkel j


in nichtbindigem Material

3.4.2 Grenzschleppspannung
Für den praktischen Gebrauch sind die Grenzschleppspannung t0 nach DIN 19661-2
(9.00), Sohlbauwerke in Tafel 3-32 sowie in Bild 3-51 und 3-52 angegeben.
Tafel 3-31 Grenzwerte für Schleppspannung t 0
Sohlenbeschaffenheit t0 in N/m2
Feinsand, Korngröße 0,063 bis 0,2 mm 1,0
Mittelsand, Korngröße 0,2 bis 0,63 mm 2,0
Grobsand, Korngröße 0,63 bis 1 mm 3,0
18
Einzelkorngefüge

Grobsand, Korngröße 1 bis 2 mm 4,0


Grobsand, Korngröße 0,63 bis 2 mm 6,0
Kies-Sand-Gemisch, Korngröße 0,63 bis 6,3 mm festgelagert, 9,0
langanhaltend überströmt
Kies-Sand-Gemisch, Korngröße 0,63 bis 6,3 mm, festgelagert, 12,0
kurzzeitig überströmt
Mittelkies, Korngröße 6,3 bis 20 mm 15,0
Grobkies, Korngröße 20 bis 63 mm 45,0
plattiges Geschiebe, 1 bis 2 cm hoch, 4 bis 6 cm lang 50,0

1379
Hydraulik und Wasserbau
Tafel 3-31, Fortsetzung
nig kolloidal Sohlenbeschaffenheit t0 in N/m2
lehmiger Sand 2,0
Boden stark- Boden we-

lehmhaltige Ablagerungen 2,5


lockerer Schlamm 2,5
lehmiger Kies, langanhaltend überströmt 15,0
lehmiger Kies, kurzzeitig überströmt 20,0

lockerer Lehm 3,5


festgelagerter Lehm 12,0
kolloidal

Ton 12,0
festgelagerter Schlamm 12,0

Rasen verwachsen, langanhaltend überströmt 15,0


Rasen verwachsen, kurzzeitig überströmt 30,0

Bild 3-51 Grenzschleppspannung für nicht- Bild 3-52 Grenzschleppspannung für bindige
bindige Sohlenmaterialien in Ab- Sohlenmaterialien in Abhängigkeit
hängigkeit von der mittleren von der Porenzahl e
Korngröße dm
Die Porenzahl e ¼ ðV ! Vs Þ=Vs ermittelt sich aus dem Gesamtvolumen V der bindi-
gen Bodenprobe und Vs dem Feststoffvolumen derselben.

3.5 Grundwasserbewegung [6]


3.5.1 Freier Grundwasserspiegel
Zulauf zum Einzelbrunnen ð3-84Þ
Q ¼ ½p " k f ðh2Gr #h2 Þ,=ðln R # ln r Þ in m3 =s
Verschiedentlich wird der Radius r abweichend
von Bild 3-53 mit r ¼ ðdF þ dB Þ=4 angesetzt.
Fassungsvermögen eines Brunnens
pffiffiffiffiffi
q ¼ 2 " p " r " h " k f =15 in m3 =s ð3-85Þ
optimale Absenkung sopt bei: Q ¼ q ¼ b Qmax
Betriebsabsenkung bei der Wassergewinnung Bild 3-53 Einzelbrunnen mit freiem
s < hGr =3 bzw: < 0,6 bis 0,75 sopt Grundwasserspiegel
pffiffiffiffiffi
nach SICHARDT: R ¼ 3000 " s " k f in m; ð3-86Þ
kf ¼ Durchlässigkeitsbeiwert m/s aus Pumpversuch mit verschiedenen Q ¼ const
bis s ¼ const. Ablesungen an mindestens zwei Pegelbrunnen mit Abstand r1 und
r2, üblich 6 bis 12 Pegel: kf ¼ Qðln r2 ! ln r1 Þ=½ðh22 ! h21 Þ " p. in m=s
Ein besseres Bild von der Abhängigkeit von kf von der Größe der Absenkung s,
vor allem bei unterschiedlich geschichteten Boden, gibt die graphische raumzeitli-
che Auswertung [6].

1380
Hydrodynamik

Aus der Kornverteilungskurve gilt nach H a z e n und B e y e r [6] bei mittlerer


natürlicher Lagerungsdichte k f & 0,0116 " U !0,201 " d 210 [m/s]; für 1 < U < 30 mit
U ¼ d60 =d10 ; (d10 ist der Korndurchmesser in mm bei 10% Siebdurchgang;) bei
dichtester Lagerung reduziert sich kf um 20%; bis zur lockersten Lagerung steigt kf
um 20% bei U ¼ 1, um 40% bei U ¼ 5 und um 50% bei U ¼ 15 bis 30.
Beachte bei Wasserversorgungsbrunnen: Filtereintrittsmenge nach Tr u e l s e n we-
gen Verockerung qF < 28,3=d WK in m3/(m2 " h) mit d WK in mm ¼ größtes Filterkorn
direkt am Filterrohr.
Filterregel: dF ¼ (4 bis 5) d80 für U < 3; dF ¼ (4 bis 5) d90 für 3 < U < 5. Bei U > 5 wird
aus der Probe so lange Grobkorn entfernt, bis U < 5.
Tafel 3-32 Grobe Anhaltswerte für kf in m/s verschiedener Bodenarten
Bodenart kf Bodenart kf
Kies 4 bis 8 mm ohne Beimengung 3,5 " 10!2 Dünensand (Nordsee) 2 " 10!4
Kies 2 bis 4 mm ohne Beimengung 2,5 " 10!2 teils feste Sande m. Fein- 1 bis 1,5 " 10!4
Diluvialterrasse, Donau b. Straubing 1,5 " 10!2 kiestonige Sande 1 " 10!4
Grobkies mit Mittelkies u. Feinsand 7,0 " 10!3 Grobkies mit Sand 5 " 10!3
Mittelsand, Langen, Ffm 1,5 " 10!3 Grob-, Mittelsand, Feinkies 3 bis 4 " 10!3

Ein Brunnen wird zum u n v o l l k o m -


m e n e n B r u n n e n bei
hGr > H ¼ h þ s :
In die Gleichung für Q tritt H an die
Stelle von hGr und die Leistung des
Brunnens erhöht sich um den Faktor eB
nach Bild 3-54
Qunv ¼ eB " Qvollk ð3-87Þ
Bei undurchlässiger Brunnensohle ver-
ringert sich der Zufluss um den Faktor
ms ¼ 2h=ð2h þ rÞ ð3-88Þ
Hierbei gilt ein unten verschlossenes
Bild 3-54 Vergrößerungsfaktor eB für einen
Filterrohr mit Kiesunterschüttung noch unvollkommenen Brunnen
als durchlässig. nach Breitenöder

Zulauf bei horizontaler Wasserfassung. Der Zufluss zu Gräben, Sickerschlitzen oder


horizontalen Dränleitungen kann bei Vorliegen gleicher Voraussetzungen analog
zum Brunnenzufluss mit dem Ansatz nach DUPUIT-THIEM berechnet werden. Es
wird ein unendlich langer Graben und damit ein ebener Strömungszustand voraus-
gesetzt. Betrachtet wird eine
Grundwasserfassung in Form
eines Grabens der Länge L y
(Bild 3-55); L senkrecht zur Zei-
Förderstrom
chenebene). Das Grundwasser q bzw. Q OK Gelände
fließt dem Graben in einer
GwOberfl.. i. Ruhe
ebenen Strömung einseitig zu.
Im Abstand x vom Graben- dy GwOberfläche
dx
rand beträgt die Grundwasser-
s bei Wasser-
fassung
18
eintrittsfläche AGw ¼ L " y. Die y H
wengwhb1.skd

si vf
Filtergeschwindigkeit in dieser
ho h
Fläche beträgt nach DARCY undurchläss. Sohle
vf ¼ kf " I ¼ kf " dy/dx. Aus der x
Kontinuitätsgleichung ergibt x
sich dann die Differentialglei- R
chung für den Wasserandrang Bild 3-55 Grabenzufluss für freies Grundwasser

1381
Hydraulik und Wasserbau

Q bei einseitigem Zustrom:


dy
Q ¼ L " y " kf " . L [m] Länge des Grabens (3-89)
dx
Trennung der Variablen x und y, Integration und Verwendung der Randbedingung
yðx ¼ 0Þ ¼ h (Bild 3-55) zur Bestimmung der Integrationskonstanten führt zur allge-
mein formulierten Gleichung für den Wasserandrang:
ðy 2 # h2 Þ
Q ¼ L " kf " ð3-90Þ
2"x
bzw. für den Rand des Absenktrichters mit yðx ¼ RÞ ¼ H zur Funktion für den Was-
serandrang nach DUPUIT-THIEM:
ðH 2 # h2 Þ
Q ¼ L " kf " : ð3-91Þ
2"R
Bei beidseitigem Zufluss verdoppelt sich der Wasserandrang.
Durch Umstellung der Gl. (3-90) ergibt sich bei bekanntem Förderstrom Q die Funk-
tion der Absenkkurve:
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
2"x "Q
y ¼ h2 þ :
L " kf
1,0
In unmittelbarer Nähe des Grabens
(Bild 3-55) stellt sich eine Sicker-
strecke si ein, die besonders bei 0,8
si
feinkörnigen Böden eine nicht ver-
H
nachlässigbare Größe erreichen
0,6
kann. Die Werte für si nach Chap-
man können gem. [6] aus Bild 3-56
entnommen werden und die Was-
0,4
sertiefe h0 im Graben wird mit ho
H
h0 ¼ h ! si angesetzt. 0
0,1
Die Reichweite R ist im ebenen Fall 0,2
0,
0, 2
kleiner als beim axialsymmetri- 3
0,
schen Brunnenzufluss und beträgt: 4
pffiffiffiffi
R ¼ 1 500 . . . 2 000 " s " kf . (3-92) 0 1 2 3 4 5
R
Das Fassungsvermögen q beträgt H
in Analogie zum Einzelbrunnen bei Bild 3-56 si-Werte nach Chapman aus [6]
einseitiger Anströmung
pffiffiffiffi
kf
q ¼L"h" ð3-93Þ
15
und ist bei beidseitiger Anströmung zu verdoppeln.

3.5.2 Gespannter Grundwasserspiegel


Zulauf zum Einzelbrunnen

Q ¼ 2p " k f " mðhGr #hÞ=ðln R#ln r Þ in m3 =s


ð3-94Þ
Fassungsvermögen des Brunnens
pffiffiffiffiffi
q ¼ 2p " r " m " k f =15 in m=s ð3-95Þ
kf ¼ aus Pumpversuchen: ð3-96Þ
kf ¼ Qðln " r2 ! ln " r1 Þ=½2p " mðh2 ! h1 Þ. in m=s Bild 3-57 Einzelbrunnen mit gespann-
Zulauf zu einem Sickerschlitz je lfdm von tem Grundwasserspiegel

1382
Hydrodynamik

einer Seite her:


q ¼ k f " mðhGr #hÞ=R 0 in m3 =ðm " sÞ ð3-97Þ
Zulauf bei horizontaler Fassung und gespanntem Grundwasser. Betrachtet wird
der in Bild 3-58 dargestellte Grundwasserleiter mit der Mächtigkeit m. Es wird vo-
rausgesetzt, dass die Absenkung innerhalb des Bereichs der undurchlässigen
Schicht erfolgt (h > m).

Förderstrom
q bzw. Q OK Gelände

GwDruckfl. i. Ruhe

s GwDruckfläche
dy

wengwhb3.skd
dx bei Wasser-
fassung
H
y Bild 3-58
h
vf undurchläss. Deckschicht Grabenzufluss für
m
undurchläss. Sohle gespanntes Grundwasser
x
x
R

Für den in Bild 3-58 dargestellten Zustand, d. h. bei einer Absenkung, die sich auf
den Bereich der undurchlässigen Schicht beschränkt (h > m), beträgt der Wasser-
andrang bei einseitigem Grabenzufluss und einer Länge L des Grabens bzw. hori-
zontalen Filters oder Filterrohres:
ðy # hÞ
Q ¼ L " m " kf " für h > m , ð3-98Þ
x
bzw. für den Rand des Absenktrichters (y ¼ H für x ¼ R)
ðH # hÞ
Q ¼ L " m " kf " für h > m : ð3-99Þ
R
Die Umstellung von Gl. (3-98) ergibt bei bekanntem Förderstrom Q die Funktion
der Absenkkurve:
Q
y ¼ hþ "x für h>m : ð3-100Þ
L " m " kf
Gl. (3-100) verdeutlicht den linearen Verlauf der Grundwasserdruckfläche. Der vom
Abstand x unabhängige (konstante) Durchflussquerschnitt ist die Ursache.
Sinkt der Wasserstand im Brunnen unter die Grundwasserdeckfläche (h < m), er-
gibt sich eine Kombination aus freiem und gespanntem Grundwasser. In diesem
Fall beträgt der Wasserandrang bei einseitigem Zufluss:
ðH 2 # h2 Þ # ðH # mÞ2
Q ¼ kf " L " für h < m : ð3-101Þ
2"R 18
Die Reichweite R aus Gl. (3-92) gilt sowohl für Gl. (3-99) als auch für Gl. (3-101).
Das Fassungsvermögen q errechnet sich für h > m bzw. h < m unterschiedlich:
pffiffiffiffi
kf
q ¼L"m" für h > m , ð3-102Þ
15
pffiffiffiffi
kf
q ¼L"h" für h < m : ð3-103Þ
15

1383
Hydraulik und Wasserbau

3.5.3 Erforderliche Antriebsleistung für die Pumpe


P m ¼ r " g " hman " Q=h0 in kW ð3-104Þ r " g & 10;
hman ¼ Höhenunterschied der Wasserspiegel
Damit für Grundwasserpumpen (bzw. zum Austritt) zuzüglich Energie-
erf P ' 16 " Q " hman in kW ð3-105Þ verlust (nach Abschn. 3.1.3) in m
K F ¼ K E " P m =ð3600 " QÞ ð3-106Þ Q ¼ Förderstrom der Pumpe in m3/s
h0 ¼ Gesamtwirkungsgrad ¼ hMotor " hp
in 2=m3 hMotor & 0,85 bis 0,90
erforderliche elektrische Arbeit für die hp ¼ 0,60 bis 0,80, i. M. 0,70 bei Reinwasser-
Förderung eines Volumens V in m3 pumpen
W ¼ P m " V =ð3600 " QÞ hp & 0,35 bis 0,70, i. M. 0,50 bei Abwasser-
pumpen
¼ 10 " hman " V =ðh0 " 3600Þ in kWh KE ¼ Strompreis in 1/kWh
ð3-107Þ KF ¼ Förderkosten in 1/m3.

Höhenmäßige Anordnung der Pumpe. Die Pumpe benötigt an der Saugseite einen
von der Bauform abhängigen Zulaufdruck, um Kavitationsschäden an der Strö-
mungsmaschine zu vermeiden. Dieser Druck kann ober- oder unterhalb des Atmos-
phärendrucks liegen und wird in der Praxis durch die Nettoenergiehöhe als
NPSH-Wert (Net Positive Suction Head) über dem Eintrittsquerschnitt des Pumpen-
laufrades ausgedrückt (auch als Haltedruck bezeichnet). Gegenüber der sonst ge-
bräuchlichen Energiehöhe unterscheidet sich diese Größe dadurch, dass bei der
Nettoenergiehöhe noch die Differenz zwischen Umgebungs- und Dampfdruckhöhe
ðpamb ! pD Þ=ðr " gÞ addiert wird. Die Pumpenhersteller geben die erforderliche
Nettoenergiehöhe NPSHR jeweils vor. Die vorhandene Nettoenergiehöhe NPSHA
einer Anlage ergibt sich für das in Bild 3-59 dargestellte Beispiel zu
p1 þ pamb # pD v2 pamb # pD
NPSHA ¼ z1 þ þ 1 ¼ z1 þ # hv,1 : ð3-108Þ
r"g 2"g r"g
Für den sicheren Betrieb einer Pumpe wird die Einhaltung der Bedingung NPSHA
> NPSHR þ 0,5 m angestrebt.
Neben der Bauform hat der Betriebspunkt Einfluss auf NPSHR. Mit zunehmendem
Förderstrom Q (und Absinken der Förderhöhe HP) wächst die erforderliche Netto-
Energiehöhe NPSHR an.
1 2

Energielinie v 22
2%g
h v,2
Austrittsquerschnitt der Punpe
Eintrittsquerschnitt der Pumpe

Druck-
linie p II
HA
ρ%g
oder
H
H2
Speicher I v II ∼ o p2
(offener Behälter) ρ·g

Energie-
Speicher II
H II
h v,1 linie (Druck- z
II
v12 kessel)
2·g vI . o Druck-
zI
= H1 linie p amb - pD
p1 NPS HA -
HI v1 v2 ρ ·g
ρ ·g
z1 z2
Bezugshorizont=
Mitte Eintrittsquerschnitt
des Pumpenlaufrades

Bild 3-59 Pumpenanordnung zwischen einem offenen Behälter und einem Druckkessel

1384
Hydrologie — Hochwasserabflussspenden

4 Hydrologie — Hochwasserabflussspenden
DIN 4049-1 (12.92) Hydrologie, Grundbegriffe, quantitativ
Alle nachfolgend aufgeführten Ansätze zur Ermittlung von HHq ergeben bestenfalls
Schätzwerte. Sie sollten nach Möglichkeit immer mithilfe der Daten benachbarter
Einzugsgebiete „geeicht‘‘ werden. Die Formeln sollten vergleichend, d. h. parallel
benutzt werden. Die Häufigkeit des Ereignisses n wird üblicherweise mit 0,01 bis
0,02 angesetzt.
Ab Einzugsgebietgrößen AE von 100 bis 200 km2 sind meist Pegelaufzeichnungen vorhanden,
die zur Eichung von Niederschlags-Abflussmodellen unerlässlich sind und aus denen mithilfe
statistischer Methoden HHq ermittelt werden kann. Hierbei werden in der Regel Ganglinien
gewonnen, die für die Bemessung der Gewässer besser geeignet und für die der Rückhalte-
becken unumgänglich sind.
!berschlägig gilt für die J ä h r l i ch k e i t d e s H o ch w a s s e r s :
HQx ¼ HQ100 " fx bzw. HQ100 ¼ HQx =fx mit fx ¼ 10ð0,2962" lg x#0,5924Þ ð4-1Þ
Eine statistische Analyse von Datenreihen erlaubt eine genauere Zuordnung der
Jährlichkeit Tn ¼ Dt=Pü mit Pü als !berschreitungswahrscheinlichkeit aus einer ge-
eigneten statistischen Verteilung. Bekannt ist die Gauss-Normalverteilung. Während
Niederschlagsreihen meist der Normalverteilung entsprechen, sind für Abfluss- und
Wasserstandsreihen nach Fechner logarithmierte Ereigniswerte in Verbindung mit
der Normalverteilung zu verwenden. Werte der !berschreitungswahrscheinlichkeit
lassen sich für die sogenannte normierte Gauss-Verteilung unmittelbar aus Tabellen
als Abhängige von z ¼ ðx ! x!Þ=s entnehmen (siehe: Mathematik, Tafel 11-2), mit x als
Einzelwert (Ereigniswert oder entsprechender Logarithmus), x! als zugehöriger Mit-
telwert und s als Standardabweichung. Für eine Reihe von jährlichen Hochwasserer-
eignissen (Wasserstände oder Abflüsse) werden beispielsweise für das 100-jährliche
Ereignis einer !berschreitungswahrscheinlichkeit Pü ¼ Dt=Tn ¼ 1=100 ¼ 0,01 und
der zugehörige z-Wert aus Tafel 11-2 des Kapitels Mathematik mit z100 ¼ 2,326 (inter-
poliert) bestimmt. Der Einzelwert für das 100-jährliche Ereignis errechnet sich zu
x100 ¼ x! þ s " z100 . Je nach Verwendung logarithmierter Werte wäre noch die Umrech-
nung mit entsprechenden Basis (e oder 10) erforderlich.
Neben der Log-Normalverteilung werden in der Wasserwirtschaft vor allem die
Pearson-III- und die Gumbel-Verteilung verwendet.

4.1 Höchstabflussspende nach Wundt


Tafel 4-1 c- und m-Werte nach Wundt Höchstabflussspende
Ebene in Bergland in 2
ozeanischer kontinentaler HHq ¼ c " Am
E in l /(s " km ) ð4-2Þ
Lage (I) Lage (II) AE Einzugsgebiet in km2
log c m log c m c ¼ 10log c und m aus Tafel 4-1.
100 % 3,180 !0,178 5,699 !0,632 100 % ¼ absolute, weltweit gemessene Spitzenwer-
90 % 2,701 !0,118 4,140 !0,406 te, für die man nicht bemessen wird. Für
80 % 2,535 !0,096 3,933 !0,376 Bergland scheinen Werte um 90 % in der
70 % 2,369 !0,074 3,726 !0,346 Regel zutreffender zu sein.
60 % 2,203 !0,052 3,519 !0,316 Die Prozentzahlen geben die Wahrschein-
50 % 2,037 !0,031 3,312 !0,286 lichkeit der Nichtüberschreitung an (nicht n).

4.2 Verfahren nach Lutz


18
Mithilfe eines Niederschlag-Abfluss-Modells ermittelte LUTZ [11] Kurven für einen
normierten HW-Scheitelabfluss Q *S , der auf einen Effektivniederschlag von
Neff ¼ 10 mm und ein Einzugsgebiet von AE ¼ 10 km2 bezieht. Der Zeitschritt Dt wur-
de je nach Anstiegszeit tA zu 0,25 h, 0,50 h und 1,00 h gewählt. Nachstehendes Dia-
gramm gibt Q *S als Abhängige der Niederschlagsdauer D für unterschiedliche An-
stiegszeiten tA wieder.

1385
Hydraulik und Wasserbau

Bild 4-1 Normierter HW-Scheitelabfluss als Abhängige der Niederschlagsdauer nach [11]

Der Scheitelabfluss für eine Wiederholungszeitspanne Tn ergibt sich aus dem Ansatz
AE " Neff ðTn , DÞ
QS ðTn Þ ¼ Q *S ðtA , DÞ " þ Mq " AE ð4-3Þ
100
mit folgenden Variablen
Tn — Wiederholungszeitspanne in Jahren
tA — Anstiegszeit der Einheitsganglinie in h
D — Niederschlagsdauer in h
AE — Einzugsgebiet in km2
Neff — Effektiver (abflusswirksamer) Niederschlag in mm
Mq — mittlere Abflussspende, hier in m3/(s " km2).
Die Anstiegszeit tA ergibt sich aus dem Ansatz
!0,26
L " Lc
tA ¼ P 1 " " e#0,016 " U " e0,004 " W ð4-4Þ
I 1,5
G
mit
P1 — Parameter, abhängig von der Gebietsbebauung und der Vorfluterrauheit:
0,25 — natürl. unbebaute Einzugsgeb., Vorfluter nicht od. nur wenig ausgeb.
0,20 — schwach bebaute Einzugsgeb., U ¼ 5 bis 10%, Vorfl. teilw. ausgebaut
0,15 — stark bebaute Einzugsgeb. U & 30%, Vorfluter teilweise ausgebaut
0,10 — stark bebaute Einzugsgeb. U > 30%, Vorfluter größtenteils naturfern;
P1 kann auch durch Vergleiche mit bekannten Ganglinien bestimmt werden.
L — Länge des Hauptvorfluters in km von der Wasserscheide bis zum Kontrollpunkt (z. B.
Pegelstation)
Lc — Länge des Hauptvorfluters in km vom AE-Schwerpunkt bis z. Kontrollpkt., näherungs-
weise gilt Lc & 0,5 " L
I — Gefälle des Hauptvorfluters von der Wasserscheide bis zum Kontrollpunkt
IG — gewogenes Gefälle des Hauptvorfluters entsprechend Bild 4-2
U — bebauter Flächenanteil in %
W — bewaldeter Flächenanteil in %.
Der Effektivniederschlag Neff setzt sich aus Anteilen für die unversiegelten Flächen
Neff,u und für die versiegelten Flächen Neff,s zusammen:
h c i A #A
Neff, u ¼ ðN # Av Þ " c þ " ðe#a " ðN#Au Þ # 1Þ "
E S
ð4-5Þ
a AE
As
Neff, s ¼ ðN # A0v Þ " js " ; Neff ¼ Neff, u þ Neff, s ð4-6Þ
AE

1386
Hydrologie — Hochwasserabflußspenden

Bild 4-2
Ermittlung des gewoge-
nen Gefälles IG nach [11]

mit
NðTn , DÞ — Gebietsniederschlag in mm, abhängig von Tn und D, z. B. aus [3]
Neff — abflusswirksamer Niederschlag in mm
Neff,u — abflusswirksamer Niederschlag von unversiegelten Flächen in mm
Neff,s — abflusswirksamer Niederschlag von versiegelten Flächen in mm
Av — Anfangsverlust für unversiegelte Flächen in mm
A0v — Anfangsverlust für versiegelte Flächen in mm (meist nur ca. 1 mm)
As — versiegelte Fläche in km2, etwa 30% der bebauten Fläche
c — maximaler Abflussbeiwert nach Tafel 4-2 nach sehr hohen Niederschlägen,
P bei
PUnter-
schieden im unversiegelten Bereich gilt als gewichtetes Mittel c ¼ ðAi " ci Þ= Ai
Tafel 4-2 Maximaler Abflussbeiwert bei sehr hohen Niederschlägen
max. Abflussbeiwert c
Landnutzung Bodentyp
A B C D
Waldgebiet 0,17 0,48 0,62 0,70
"dland 0,71 0,83 0,89 0,93
Reihenkultur/ Hackfr. / Weinbau etc. 0,62 0,75 0,84 0,88
Getreideanbau (Weizen, Roggen u. #.) 0,54 0,70 0,80 0,85
Leguminosen, Klee, Luzerne, Ackerfr. 0,51 0,68 0,79 0,84
Weideland 0,34 0,60 0,74 0,80
Dauerwiese 0,10 0,46 0,63 0,72
Haine, Obstanlagen etc. 0,17 0,48 0,66 0,77
Bodentyp:
A: Schotter, Kies, Sand (kleinster Abfluss aus dem Einzugsgebiet)
B: Feinsand, Löß, leicht tonige Sande
C: Bindige Böden mit Sand: lehmiger Sand, sandiger Lehm, tonig-lehmiger Sand
D: Ton, Lehm, wenig klüftiger Fels, stauender Untergrund
(größter Abfluss aus dem Einzugsgebiet)

a — Proportionalitätsfaktor a ¼ C 1 " e!C 2=WZ " e!C 3=qB (4-7)


mit den Beiwerten
C1 & 0,02 oder durch Kalibrierung mit verfügbaren Daten
C2 ¼ 2,0 für Weideland und Nadelwald
¼ 4,62 für Laubwald und intensiv genutzte landw. Flächen
C3 ¼ 2,0
und der Wochenzahl WZ zur Beschreibung der Jahreszeit 18
WZ ¼ 5 im Sommer
¼ 15 für Frühjahr und Herbst
¼ 23 im Winter
in Verbindung mit der Basisabflussspende qB in l/(s " km2), z. B. aus ei-
nem Gewässerkundlichen Jahrbuch
js — Abflussbeiwert für den versiegelten Anteil (nach Abzug des Anfangsver-
lusts A0v liegt js nahe 1)

1387
Hydraulik und Wasserbau

4.3 Die rationale Methode


gilt für kleine AE bis 50 ha

HHq ¼ w " 38ðn#0,25 #0,369Þ " r =ðT þ 9Þ in l=ðs " haÞ ð4-8Þ
r ¼ Regenspende des 15-Minuten-Regens mit n ¼ 1. In der Klammer ist n ¼ Häufigkeit des
Ereignisses 1/a. T ¼ Regendauer wird wie bei Abschn. 4.2 ermittelt; w ¼ Abflussbeiwert nach
Tafel 4-3.

Tafel 4-3 Abflussbeiwerte w für Hochwasserspitzen

Untergrund Sand Ton Fels


Vegetation Wald Gras ohne Wald Gras ohne
Gelände eben 0,10 0,15 0,20 0,25 0,35 0,50 0,60
hügelig 0,15 0,22 0,30 0,40 0,55 0,65 0,70
gebirgig 0,25 0,30 0,40 0,60 0,77 0,80 0,80

5 Binnenwasserstraßen
Ri Krümmungshalbm., in m, innerer Fahrwasserrand
a Zentriwinkel der Fahrwasserkrümmung
l Schiffslänge in m
R Krümmungshalbm. in Fahrwasserachse in m
a Gesamtverbreiterungsmaß in Fahrwasserkrümmungen nach der international fest-
gelegten Verbreiterungsformel

l2
a¼ in m ð5-1Þ
2R
Nach Graewe, Die Bautechnik 1 (1971) können für Kanäle und staugeregelte Flüsse,
ähnlich dem Main, die Richtwerte aus Bild 5-1 nach Prüfung der jeweiligen Verhält-
nisse angewendet werden.

Bild 5-1 Nutzbare Fahrwasserbreite Bw für


verschiedene a

1388
Binnenwasserstraßen

`ab:=9-C

>J - O GG&"" >J


-! -! .!
>S O !&$" >< O 1&"" >S O !&$"
-?@ -?= @!$A B O "&2"
G G
! ; O 3&"" +B !

G!&""
-Q O G,&""
-c O $$&""

]ab:=9-C

- O G3&""
>J O 3&"" -! -! .! >J O 3&""
>< O 1&""
-?@ -?= @!$A B O "&2"

; O 3&""

-Q O 31&""

]`ab:=9-C

- O GG&$" >J
>J O 3&"" -! -! .!
>< O 1&"" >S O !&$"
-?@ -?= @!$A B O "&2"
G
; O 3&"" +B !

G,&$"
-Q O Gd&""
-c O 3_&$"

(]`ab:=9-C

- O G3&""
>J O 3&"" -! -! .! >J O 3&""
>< O 1&""
G -?@ -?= @!$A
! B O "&2"
"&!"
+%D:=9-C0%'7

; O 3&""

-Q O 31&""
-c O 3G&_"

Bezeichnungen
B ! Raumbedarf bei Begegnung SB ! Sicherheitsabstand zw. den Fahrspuren
B1 ! Fahrspurbreite (15,5 m –16 m) SU ! Sicherheits- u. Sichtabstand zum Ufer
BF ! Fahrrinnenbreite SS ! Sicherheitsabst. zur Böschung in Tiefe tv
BW ! Wasserspiegelbreite f ! Freibord 18
BWu ! Unterer Betriebswasserstand hl ! lichte Durchfahrtshöhe für Kanal (5,25 m)
BWo ! Oberer Betriebswasserstand T ! Wassertiefe
dyn Z ! kurzzeitige Wasserspiegelschwan- tv ! Tauchtiefe (3,15 m)
kung
Bild 5-2 Profile von Binnenschifffahrtskanälen für etwa gerade Strecken (Maßangaben in m)
nach: Richtl. f. Regelquerschnitte von Schifffahrtskanälen, BMV 1994

1389
Tafel 5-1 Klassifizierung der Europäischen Binnenwasserstraßen (Auszug aus BMV-BW 20-Anl. zu TRANS/SC 3/R 153

1390
Hydraulik und Wasserbau
Binnenwasserstraßen

Hydraulische Bemessung der Steingröße für durchlässiges Deckwerk


Die Steingröße richtet sich
! nach der Belastung durch Schiffswellen (genauer beschrieben in [12]),
! Belastung durch Windwellen,
! Strömungsangriff.
Nachfolgend wird nur auf die Belastung durch Windwellen und Strömungsangriff
eingegangen.
Bemessung auf Windwellen nach [12]:
Als Bemessungswert wird der nominale Steindurchmesser Dn50 [m] herangezogen.
Dieser entspricht der Kantenlänge eines gewichtsgleichen Würfels. Der aus dem
Quadratlochsieb ermittelte Durchmesser D hat dazu die Beziehung D ¼ Dn/0,866.
Die zugehörige Steinmasse ergibt sich aus dem nominalen Durchmesser Dn und
der Steindichte rS zu G ¼ rS " Dn3 .
pffiffiffi
HS " x rW
Dn50 > " ð5-2Þ
2,25 rS # rW
mit Dn50 [m] erforderlicher mittlerer nominaler Steindurchmesser
HS [m] signifikante Wellenhöhe (Bemessungswellenhöhe für Windwellen)
rW [kg/m3] Dichte des Wassers
rS [kg/m3] Dichte der Wasserbausteine
x [!] Brecherkennzahl
Die Brecherkennzahl x ergibt sich abhängig von der Böschungsneigung und der
Brecherart zu
tan b
x ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ð5-3Þ
Hein =Lein
mit b [, ] Böschungswinkel;
Hein [m] Höhe der einfallenden Welle;
Lein [m] Länge der einfallenden Welle.

!bliche Werte für die Brecherkennzahl x sind in nachfolgender Tafel wiedergegeben.


Böschungsneigung Brecherart Brecherkennzahl
Schwallbrecher x < 0,5
1 : 5 bis 1 : 20 Sturzbrecher 0,5 < x < 3,3
Reflexionsbrecher x > 3,3
Schwallbrecher x < 2,5
1 : 1,5 bis 1 : 4 Sturzbrecher 2,5 < x < 3,4
Reflexionsbrecher x > 3,4

Bemessung auf Strömungsangriff


In Anlehnung an die ISBASH-Formel gilt nach [12] folgende Näherung für den
Steindurchmesser D50 [m] bei 50 Gew.-% Siebdurchgang
v2 rW
D50 ¼ CIsb " CBö " max "
g rS # rW
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Mit CIsb [!] Faktor nach ISBASH, CIsb & 0,7;
CBö [!] Böschungsfaktor (3-83) nach LANE CBö ¼ cos b " 1 !
tan2 b
; 18
vmax [m/s] maximale Strömungsgeschwindigkeit. tan2 j0D
Die bisher im Wasserbau üblichen Steinklassen werden durch geänderte Bezeich-
nungen entsprechend DIN EN 13383 abgelöst. Es gelten nun
! Größenklassen CPx/y (Coarse Particles) mit der unteren (x) und oberen (y) Korn-
größe [mm]
! leichte Gewichtsklassen LM (Light Mass)
! schwere Gewichtsklassen HM (Heavy Mass)

1391
Hydraulik und Wasserbau

Die beiden Gewichtsklassen werden noch mit dem Zusatz A versehen, wenn ein
zusätzlicher Wertebereich für das mittlere Steingewicht definiert ist (LMA, HMA).
Bei Verzicht auf diese Definition wird der Zusatz B verwendet (LMB, HMB). Bei den
Gewichtsklassenzeigen die Indices X und y jeweils die Gewichtsgrenzen an. Eine
ungefähre Zuordnung zu den bisherigen Bezeichnungen enthält [9] für 2300 kg/m3
< rS < 3000 kg/m3 mit
Alte Bezeichnung neue Bezeichnung
Klasse II CP90/250
Klasse III LMB5/40
Klasse IV LMB10/60
Die Dicke dD der Deckschicht sollte aus hydraulischer Sicht
dD ¼ 1,5 " d50 þ 0,10 ½m,
betragen. Neben der hydraulischen Bemessung sind die geotechnische Standsi-
cherheit und betriebliche Einflüsse wie Ankerwurf zu berücksichtigen. In den letzten
Jahren wurden als Regelbauweise Wasserbausteine der Klasse IV bei einer Deck-
schichtdicke von dD ¼ 60 cm eingesetzt [9].

1392
Siedlungswasserwirtschaft
Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Andreas Strohmeier

Inhalt Seite
1 Wasserversorgung 1395
1.1 Wasserbedarf 1395
1.2 Anforderung an die Wasserbeschaffenheit 1399
1.3 Wassergewinnung 1401
1.4 Verfahren der Wasseraufbereitung 1402
1.5 Versorgungsdruck 1407
1.6 Wasserförderung 1408
1.7 Wasserspeicherung 1410
1.8 Wasserverteilung 1413
2 Siedlungsentwässerung 1418
2.1 Maßgebliche Abflussgrößen 1418
2.2 Hydraulische Dimensionierung und Leistungsnachweis
von Abwasserleitungen 1425
2.3 Rohre in der Kanalisation 1428
2.4 Schächte in der Kanalisation 1431
2.5 Bau der Kanalisation 1433
2.6 Regenentlastung in Mischwasserkanälen 1435
2.7 Regenklärbecken 1443
2.8 Regenrückhalteräume 1444
2.9 Versickerung von Niederschlagswasser 1446
3 Abwasserreinigung 1452
3.1 Gewässerschutz 1452
3.2 Rechtliche Anforderungen 1453
3.3 Belastungswerte 1455
3.4 Mechanische Abwasserreinigung 1457
3.5 Biologische Abwasserreinigung 1467
3.6 Weitergehende Abwasserreinigung 1481
3.7 Schlammbehandlung und -entsorgung 1488

Literatur
[1] ATV-DVWK-Regelwerke GFA, Theodor-Heuss-Allee 17, Hennef
[2] ATV-Handbuch „Planung der Kanalisation“ Ernst & Sohn-Verlag, Berlin, 4. Auflage 1995
[3] ATV-Handbuch „Bau und Betrieb der Kanalisation“ Ernst & Sohn-Verlag, Berlin, 4. Auf-
lage 1996
[4] ATV-Handbuch „Mechanische Abwasserreinigung“ Ernst & Sohn-Verlag, Berlin, 4. Auf-
lage 1997
[5] ATV-Handbuch „Biologische und weitergehende Abwasserreinigung“ Ernst & Sohn-Ver-
lag, Berlin, 4. Auflage 1996
[6] ATV-Handbuch „Klärschlamm“ Ernst & Sohn-Verlag, Berlin, 4. Auflage 1996
[7] Klärschlammanfall und Bemessungsansätze: Neue erweiterte „Schlammliste“ AK-2 der
Arbeitsgruppe AK-2.1 KA, Abwasser, Abfall, (51) 2004, Nr. 12
[8] Barjenbruch, M.: Kapitel Filtrationsverfahren Hütte – Umweltschutztechnik, 1999
[9] Barjenbruch M.; Boll R.: Stand und Verbreitung der Biofiltrationstechnik in Deutschland
19
Berichte aus Wassergüte- und Abfallwirtschaft Technische Universität München, Bd. Nr.
158, 2000
[10] Bever, J., Stein A., Teichmann H.: Weitergehende Abwasserreinigung 4. Auflage Olden-
burg Industrieverlag München 2002

1393

U. Vismann (Hrsg.), Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln, DOI 10.1007/978-3-8348-8613-2_19,


© Vieweg+Teubner Verlag |Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012
Siedlungswasserwirtschaft
[11] Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW): http://www.bdew.de
[12] DVGW Regelwerk Arbeitsblätter, Merkblätter Bonn
[13] DVGW Lehr- und Handbuch Wasserversorgung Bd. 6 Wasseraufbereitung- Grundlagen
und Verfahren Oldenbourg Industrieverlag GmbH, München, 2004
[14] DVGW, Soiné, K. J. et al.: Handbuch für Wassermeister 4. Auflage R. Oldenbourg Verlag
München, Wien 1998
[15] DWD Starkniederschlagshöhen für Deutschland KOSTRA Selbstverlag des Deutschen
Wetterdienstes Offenbach am Main, Ausgabe 2005
[16] DWA Regelwerke, Merkblätter, Arbeitsberichte Deutsche Vereinigung Wasserwirtschaft,
Abwasser und Abfall e. V. Theodor-Heuss-Allee 17 Hennef
[17] Geiger, W., Dreiseitl, H., Stemplewski, J.: Neue Wege für das Regenwasser Handbuch
zum Rückhalt von Regenwasser in Baugebieten 3., neu überarbeitete Auflage, 2010 Ol-
denbourg Industrieverlag
[18] Grombach, P.; Haberer K.; Merkl G.; Trueb E. U.: Handbuch der Wasserversorgungstech-
nik, 3. Auflage, Oldenbourg Industrieverlag GmbH, 2000
[19] Grotehusmann, D., Harms R. W.: DWA-Kommentar zum Regelwerk DWA-A 138 „Pla-
nung, Bau und Betrieb von Anlagen zur Versickerung von Niederschlagswasser“, DWA
Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V., Hennef 2008
[20] Günthert F. W.; Reicherter, E. et. al.: Kommunale Kläranlagen Bemessung, Erweiterung,
Optimierung und Kosten 2. Auflage, expert Verlag 2001
[21] Gujer, W.: Siedlungswasserwirtschaft 3., bearbeitete Auflage, Springer, 2007
[22] Güteschutz Kanalbau, Technische Regeln im Kanalbau, Verzeichnis der einschlägigen Nor-
men und Richtlinien, http://www.Kanalbau.com, Bad Honnef
[23] Lipp, P., Baldauf, G., Kühn, W.: Membranfiltrationsverfahren in der Trinkwasseraufberei-
tung – Leistung und Grenzen, GWF Wasser Abwasser, Nr. 13 2005
[24] Lipp, P., Baldauf, G.: Stand der Membrantechnik in der Trinkwasseraufbereitung in
Deutschland, energie/wasser-praxis Nr. 4 2008
[25] Klärschlammverordnung (AbfKlärV) BGBl. Nr. 21/92 v. 28. 4. 92
[26] Merkel, W. et al.: Einführung in die Wasserversorgung Weiterbildendes Studium Wasser
und Umwelt Bauhaus-Universität Weimar, Dez. 2004, Weimar
[27] Meyer, H.: Kosten der Klärschlammbehandlung und -entsorgung ATV- Fortbildungskurs
für Wassergütewirtschaft und Abwassertechnik, I/4 Fulda, Oktober 1998
[28] MKULNV NRW, Programm „Lebendige Gewässer“/Wasserrahmenrichtlinie, Bewirtschaf-
tungsplan und Maßnahmenprogramm für die Gewässer und das Grundwasser in Nord-
rhein-Westfalen, http://www.flussgebiete.nrw.de/Bewirtschaftungsplanung/index, (abgeru-
fen am 10.03 2011)
[29] Mutschmann, J., Stimmelmayer, F.: Taschenbuch der Wasserversorgung 14. Auflage, Vie-
weg Braunschweig, Wiesbaden 2007
[30] Imhoff, K. und K. R., Jardin, N.: Taschenbuch der Stadtentwässerung 31. verb. Auflage
R. Oldenbourg Verlag München, Wien, 2009
[31] Pöpel, H. J.: Genügen unsere Abwasserbehandlungsanlagen den europäischen Anforde-
rungen ATV-Fortbildungskurs I/2 Oktober in Fulda (1997)
[32] Pöpel, H. J.; Wagner, M.: Leistung und Bemessung von Belüftungseinrichtungen ATV-
Fortbildungskurs I/2 Oktober in Fulda (1997)
[33] Reimann, D. O.: Klärschlammentsorgung Beiheft zu Müll und Abfall; Nr. 28., Berlin 1989
[34] Riegler, G.: Aerobe und aerob-thermophile Schlammstabilisierung ATV-Fortbildungskurs
F/3, Fulda, März 1989
[35] Stein, D.; Stein, R.: Fachinformationssystem Instandhaltung von Kanalisationen Ernst &
Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften, 2000
[36] Umweltbundesamt Informationen zur EU-Wasserrahmenrichtlinie
[37] VDLUFA Nähr- und Schadstoffgehalte in Klär- und Flussschlämmen Müll und Müllkompos-
ten; Datensammlung und Bewertung VDLUFA-Projekt, 1985
[38] Weiterbildendes Studium Wasser und Umwelt, Bauhaus-Universität Weimar, Abwassab-
leitung, Universitätsverlag Weimar 2006
[39] Weiterbildendes Studium Wasser und Umwelt, Bauhaus-Universität Weimar, Abwasser-
behandlung, 3. überarbeitete Auflage, Universitätsverlag Weimar 2009

1394
Wasserversorgung

1 Wasserversorgung
In den folgenden Kapiteln werden die wichtigsten Vorschriften wie das DVGW-Re-
gelwerk mit den Arbeitsblättern (A), Merkblättern (M) und Hinweisen (H) und die
fachspezifischen DIN-Vorschriften zu Beginn eines jeden Kapitels aufgelistet.
DIN 2000 (10.00) Leitsätze für die zentrale Trinkwasserversorgung
DIN 2001 (02.83) Leitsätze für die Einzel-Trinkwasserversorgung
DIN 4046 (09.83) Wasserversorgung, Begriffe
DIN EN 805 (03.00) Wasserversorgung – Anforderungen an Wasserversor-
gungssysteme und deren Bauteile außerhalb von Gebäuden
1.1 Wasserbedarf
W 400-1 (10.04) Technische Regeln Wasserverteilungsanlagen (TRWW)
Teil 1: Planung (A)
W 410 (12.08) Wasserbedarfszahlen, Entwurf, (A)
W 405 (02.08) Bereitstellung von Löschwasser durch die öffentliche Trinkwas-
serversorgung (A)
W 392 (05.03) Rohrnetzinspektion und Wasserverluste – Maßnahmen, Verfah-
ren und Bewertungen (A)
Tafel 1-1 Begriffe zum Wasserbedarf nach DVGW W 410 (12.08)
Zeit Einheit Erläuterungen
Qa m3 /a ¼ jährlicher Wasserverbrauch
Qdm m3 /d ¼ mittlerer Tagesbedarf ¼ Qa /365 ¼ qdm " E
¼ höchster Tagesbedarf in Versorgungsgebieten von 0.00 bis 24.00 Uhr
Qd max m3 /d
in einem Betrachtungszeitraum
¼ durchschnittlicher Stundenbedarf am Tage des mittleren Wasserbe-
Qhm m3 /h
darfs, Qhm ¼ Qdm /24 ¼ Qa /(365 " 24)
Qh max m3 /h ¼ höchster Stundenbedarf am Tage des höchsten Wasserbedarfs
¼ höchster Stundenbedarf am Tage mit durchschnittlichem Wasser-
Qh max, dm
bedarf
qdm l/(d E) ¼ mittlerer einwohnerbezogener Tagesverbrauch
fd — ¼ Tagesspitzenfaktor ¼ Qd max /Qdm , Bezug: Messzeitraum 1 Jahr
¼ Stundenspitzenfaktor ¼ Qh max /Qhm , Bezug:
fh —
Messzeitraum 1 Jahr
s, min, h ¼ Bezugszeit, über den Tag kumulierte Zeit, auf die ein Spitzendurchfluss
tB
oder d bezogen ist (siehe Tafel 1-2)
¼ Spitzendurchfluss, der nur über eine bestimmte Bezugszeit pro Tag
QS ðtB Þ m3 /h überschritten wird (z. B. 10 s, 1 h), z. B. der 10-s-Wert aus der Tages-
Dauerlinie
stmax % ¼ maximaler Stundenprozentwert stmax ¼ Qh max /Qd max " 100
P
QR m3 /h ¼ Summendurchfluss in Anlehnung an DIN 1988 Teil 3
P
fGZ % ¼ Gleichzeitigkeitsfaktor ¼ QS ðtB Þ= QR

Die Bemessung der einzelnen Versorgungsanlagen erfolgt auf der Grundlage der
Spitzendurchflüsse, die je nach Anlagenart auf die Bezugszeiten gemäß Tafel 1-2 zu
beziehen sind.

Tafel 1-2 Spitzendurchflüsse mit zugehörigen Bezugszeiten t B nach DVGW W 410 (12.08)
Anlagenart Maßgeblicher Durchfluss und Bezugszeit
Anschlussleitungen Spitzendurchfluss mit tB ¼ 10 Sekunden 19
Zubringer-, Haupt- und Versorgungsleitungen Spitzendurchfluss mit tB ¼ 1 Stunde
Pumpen- und Druckerhöhungsanlagen Spitzendurchfluss mit tB ¼ 1 Stunde
Behälter Nach Maßgabe von DVGW W 300 (A)

1395
Siedlungswasserwirtschaft

1.1.1 Einwohnerbezogener Bedarf


Der Wasserbedarf im häuslichen Bereich wird in erster Linie durch die Lebensge-
wohnheiten (sanitäre Ausstattung der Wohnungen, Zahl und Art der Wasser ver-
brauchenden Geräte, Ansprüche der Körperpflege) bestimmt. Die Tafel 1-3 zeigt die
Zusammensetzung der Trinkwasserverwendung im Haushalt.
Bei Planungen sind im Normalfall 90 l/E " d bis 140 l/E " d zugrunde zu legen.

Tafel 1-3 Zusammensetzung des durchschnittlichen Tagesverbrauches nach DVGW W 410 (12.08)
Verbrauch für einzelne Zwecke l/d %
Baden, Duschen, Körperpflege 43 36
Toilettenspülung 32 27
Wäsche waschen 15 12
Geschirrspülen 7 6
Raumreinigung, Autopflege, Garten 7 6
Essen, Trinken 5 4
Kleingewerbe 11 9
Summe 120 100

Die einwohnerbezogenen Spitzenwerte für den Wasserbedarf werden im W 410


(12.08) in Abhängigkeit der Größe der Versorgungseinheiten angegeben.
Die Spitzenwerte für den Wasserbedarf bis 1000 Einwohner sind in Tafel 1-4 aufgelistet.

Tafel 1-4 Einwohnerbezogener stündlicher Spitzenwert für Versorgungseinheiten bis


10000 Einwohnern nach DVGW W 410 (12.08)
Einwohner Wohneinheiten Spitzenbedarf
qh max Qh max Qh max
E WE I/(S + E) I/s m3 /h
1 6,880 0,688 2,48
2 1 0,3587 0,717 2,58
4 2 0,1958 0,783 2,82
10 5 0,0943 0,943 3,40
20 10 0,0573 1,145 4,12
100 50 0,214 2,145 7,72
200 100 0,0152 3,033 10,92
400 200 0,0112 4,490 16,16
1000 500 0,0081 8,091 29,13

Für Versorgungseinheiten über 1000 Einwohner können in Bild 1-1 die Spitzenfaktoren
f d und f h und in Bild 1-2 der maximale Stundenprozentwert st max abgegriffen werden.

Bild 1-1
Spitzenfaktoren in
Abhängigkeit der
Einwohnerzahl nach
DVGW W 410 (12.08)

1396
Wasserversorgung

Bild 1-2
max. Stundenprozentwert st max
in % in Abhängigkeit von der
Anzahl der Einwohnerzahl nach
DVGW W 410 (12.08)

Die Wasserbedarfswerte für den öffentlichen Bedarf wie Krankenhäuser, Schulen,


Verwaltungsgebäude, Hotels, landwirtschaftliche Anwesen und gemischte Gewer-
begebiete sind in der Tafel 1-5 zusammengestellt.

Tafel 1-5 Verbrauchsgruppenbezogene Wasserbedarfswerte nach W 410 (12.08)

Verbrauchergruppe/ Verbraucher (V)/ Spitzenfaktoren


Gebäudeart Bezugsgröße Mittelwerte
fd fh
3
Patienten und Beschäftigte (PB) 0,34 m /(PB " d)
Krankenhäuser 1,3 3,2
Bettenanzahl (BZ) 0,50 m3 /(BZ " d)
Schulen
Schüler und Lehrer (SL) 0,006 m3 /(SL " d) 1,7 7,5

Verwaltungs- und
Beschäftigte (B) 0,025 m3 /(B " d) 1,8 5,6
Bürogebäude
Hotels Hotelgast (G) 0,29 m3 /(G " d)
1,4 4,4
Hotelzimmer (HZ) 0,39 m3 /(HZ " d)
Landwirtschaftliche Großviehgleichwert (GVGW)
0,052 m3 /(GVGW " d) 1,5 7,6
Anwesen
Gemischte Fläche (F) 2 m3 /(ha " d)
1,8 5,6
Gewerbegebiete Arbeitsplätze (AP) 50 l/(AP " d)

Für besondere Verbrauchergruppen wie Sporthallen, Fitnessclubs, Schwimm- und


Freizeitbäder, Stadien und Rennbahnen, Messe- und Kongresshallen sowie Ein-
kaufszentren und Festplätzen werden im Arbeitsblatt W 410 (12.08) weitere ergän-
zende Hinweise zur Bestimmung des Wasserbedarfes angegeben.

1.1.2 Löschwasserbedarf

Der Löschwasserbedarf wird nach DVGW-W 405 (02.08) zur Dimensionierung neuer
und zur Nachprüfung bestehender Wasserversorgungsnetze nach Tafel 1-6 ange-
setzt. Bei Löschwasserentnahme soll der Netzdruck an keiner Stelle des Netzes un-
ter 1,5 bar sinken. Der Nachweis der Löschwassermenge gemäß Tafel 1-6 ist für 19
eine Löschzeit von 2 Stunden zu führen. Soll die Leistungsfähigkeit eines Trinkwas-
serrohrnetzes für die Vorhaltung von Löschwasser beurteilt werden, ist in der Regel
von einer Netzbelastung auszugehen, die der größten stündlichen Abgabe eines
Tages mit mittlerem Verbrauch entspricht. (Grundbelastung)

1397
Siedlungswasserwirtschaft
Tafel 1-6 Richtwerte für den Löschwasserbedarf (m3 /h) unter Berücksichtigung der baulichen
Nutzung und Gefahr der Brandausbreitung nach W 405 (02.08)

Bauliche reine Wohngebiete (WR) Industrie-


Gewerbegebiete (GE)
Nutzung allgem. Wohngebiete (WA) gebiete (GI)
nach § 17 der besondere Wohngebiete (WB)
Baunutzungs- Mischgebiete (MI)
verordnung Dorfgebiete (MD)1 )
Kerngebiete (MK)

Zahl der Voll-


N <3 N>3 N <3 N¼1 N>1 —
geschosse (N)

Geschoss- —
flächenzahl2 ) 0,3 < GFZ < 0,7 0,7 < GFZ < 1,2 0,3 < GFZ < 0,7 0,7 < GFZ < 1 1 < GFZ < 2,4
(GFZ)

Baumassen-
— — — — BMZ < 9
zahl3 ) (BMZ)

Löschwasserbedarf

bei unter-
schiedlicher
Gefahr der m3 /h m3 /h m3 /h m3 /h
Brandaus-
breitung5 )

klein 48 96 48 96 96

mittel 96 96 96 96 192

groß 96 192 96 192 192

!berwiegende Bauart

feuerbeständige4 ), hochfeuerhemmend4 ) oder feuerhemmende4 ) Umfassungen,


harte Bedachungen4 )

Umfassungen nicht feuerbeständig oder nicht feuerhemmend, harte Bedachungen


oder
Umfassungen feuerbeständig oder feuerhemmend, weiche Bedachungen2 )

Umfassungen nicht feuerbeständig oder nicht feuerhemmend:


weiche Bedachungen, Umfassungen aus Holzfachwerk (ausgemauert).
Stark behinderte Zugänglichkeit, Häufung von Feuerbrücken usw.

Erläuterungen
1
) soweit nicht unter kleinen ländlichen Ansiedlungen (siehe Abschnitt 5, 4. Absatz) fallend
2
) Geschossflächenzahl ¼ Verhältnis von Geschossfläche zu Grundstücksfläche
3
) Baumassenanzahl ¼ Verhältnis vom gesamten umbauten Raum zu Grundstücksfläche
4
) Die Begriffe „feuerhemmend“, „hochfeuerhemmend“ und „feuerbeständig“ sowie „harte Bedachung“
und „weiche Bedachung“ sind baurechtlicher Art
5
) Begriff nach DIN 14011 Teil 2: „Brandausbreitung ist die räumliche Ausdehnung eines Brandes über die
Brandausbruchstelle hinaus in Abhängigkeit von der Zeit.“ Die Gefahr der Brandausbreitung wird umso
größer, je brandempfindlicher sich die überwiegende Bauart eines Löschbereiches erweist.

1398
Wasserversorgung

1.1.3 Eigenverbrauch der Wasserwerke


Wasserwerke benötigen Wasser z. B. für Rückspülungen bei Wasseraufbereitungs-
anlagen, Rohrnetzspülungen und Reinigen von Wasserkammern. Der Wasserver-
brauch beträgt bei Aufbereitungsanlagen etwa 1,3 bis 1,5 % von Qa , bei sonstigen
Anlagen etwa 1 %.

1.1.4 Wasserverluste
Das in das Rohrnetz eingespeiste Wasser erreicht nicht zu 100 % den Kunden. Als
Orientierungsrahmen sind in Tafel 1-6 Richtwerte für spezifische reale Wasserver-
luste in Rohrnetzen unterschiedlicher Versorgungsstrukturen angegeben. Nach
W 392 betragen die spezifischen Rohrnetzeinspeisungen für die in Tafel 1-6 aufge-
führten Versorgungsstrukturen:
Bereich 1: großstädtisch mit >15 000 m3 /(kmxa)
Bereich 2: städtisch mit 5000 bis 15 000 m3 /(kmxa)
Bereich 3: städtisch mit <5000 m3 /(kmxa)

Tafel 1-7 Richtwerte für spezifische Wasserverluste q VR in Rohrnetzen in m3 /(kmxh)


nach W 392 (05.03)

Wasserverlustbereich Versorgungsstruktur

Bereich 1 Bereich 2 Bereich 3


(großstädtisch) (städtisch) (ländlich)

Geringe Wasserverluste < 0,10 < 0,07 < 0,05

Mittlere Wasserverluste 0,10–0,20 0,07–0,15 0,05–0,10

Hohe Wasserverluste > 0,20 > 0,15 > 0,10

1.2 Anforderungen an die Wasserbeschaffenheit


Seit dem 1. Januar 2003 gilt die Trinkwasserverordnung (TrinkwV). In der nachfol-
genden Tafel 1-7 sind die maßgebenden Parameter und Grenzwerte bzw. Anforde-
rungen aufgelistet.
Die Einhaltung der mikrobiologischen Parameter stellt sicher, dass keine Krank-
heiten auf den Verbraucher übertragen werden. Die chemischen Parameter umfas-
sen weitgehend Inhaltsstoffe mit toxikologischer Relevanz. Die Indikatorparameter
zeigen bei !berschreitung indirekt eingetretene Veränderungen der Wasserquali-
tät an, die auf eine Belastung des Rohwassers, auf Versäumnisse bei der Aufbe-
reitung oder eine Lösung von Materialien aus dem Leitungsnetz hinweisen kön-
nen.

Tafel 1-8 Wichtige Parameter gemäß TrinkwV 2001


Anlage 1: Mikrobiologische Parameter
Teil I: Allgemeine Anforderungen an Wasser für den menschlichen Gebrauch
19
Lfd. Nr. Parameter Grenzwert (Anzahl/100 ml)
1 Escherichia coli (E. coli) 0
2 Enterokokken 0
3 Coliforme Bakterien 0

1399
Siedlungswasserwirtschaft

Teil II: Anforderungen an Wasser für den menschlichen Gebrauch, das zur Abfül-
lung in Flaschen oder sonstige Behältnisse zum Zwecke der Abgabe be-
stimmt ist
Lfd. Nr. Parameter Grenzwert
1 Escherichia coli (E.coli) 0/250 ml
2 Enterokokken 0/250 ml
3 Pseudomonas aeruginosa 0/250 ml
4 Koloniezahl bei 22 , C 100/ml
5 Koloniezahl bei 36 , C 20/ml
6 Coliforme Bakterien 0/250 ml

Anlage 2: Chemische Parameter

Teil I: Chemische Parameter, deren Konzentration sich im Verteilungsnetz ein-


schließlich der Hausinstallation in der Regel nicht mehr erhöht
Lfd. Nr. Parameter Grenzwert mg/l
1 Acrylamid 0,0001
2 Benzol 0,001
3 Bor 1
4 Bromat 0,01
5 Chrom 0,05
6 Cyanid 0,05
7 1,2-Dichlorethan 0,003
8 Fluorid 1,5
9 Nitrat 50
10 Pflanzenschutzmittel und Biozidprodukte 0,0001
11 Pflanzenschutzmittel und Biozidprodukte insgesamt 0,0005
12 Quecksilber 0,001
13 Selen 0,01
14 Tetrachlorethen und Trichlorethen 0,01

Teil II: Chemische Parameter, deren Konzentration im Verteilungsnetz einschließlich


der Hausinstallation ansteigen kann
Lfd. Nr. Parameter Grenzwert mg/l
1 Antimon 0,005
2 Arsen 0,01
3 Benzol-(a)-pyren 0,00001
4 Blei 0,01
5 Cadmium 0,005
6 Epichlorhydrin 0,0001
7 Kupfer 2
8 Nickel 0,02
9 Nitrit 0,5
10 Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe 0,0001
11 Trihalogenmethane 0,05
12 Vinylchlorid 0,0005

14 0 0
Wasserversorgung

Anlage 3: Indikatorparameter
Lfd. Nr. Parameter Einheit als Grenzwert/Anforderungen
1 Aluminium mg/l 0,2
2 Ammonium mg/l 0,5
3 Chlorid mg/l 250
Clostridium perfringens
4 Anzahl/100 0
(einschließlich Sporen)
5 Eisen mg/l 0,2
6 Färbung (spektraler m!1
Absorptonskoeffizient 0,5
Hg 436 nm)
7 Geruchsschwellenwert 2 bei 12 , C
3 bei 25 , C
8 Geschmack für den Verbraucher
annehmbar und ohne
anormale Veränderung
9 Kolonienzahl bei 22, ohne anormale
Veränderung
10 Kolonienzahl bei 36, ohne anormale
Veränderung
11 Elektrische Leitfähigkeit mS/cm 2500 bei 20 , C
12 Mangan mg/l 0,05
13 Natrium mg/l 200
14 Organisch gebundener ohne anormale
Kohlenstoff (TOC) Veränderung
15 Oxidierbarkeit mg/l O2 5
16 Sulfat mg/l 240
17 Trübung nephelometrische 1,0
Trübungseinheit (NTU)
18 Wasserstoffionen pH >6,5 und <9,5
Konzentration
19 Tritium Bq/l 100
20 Gesamtrichtdosis mSv/Jahr 0,1

1.3 Wassergewinnung
In der Bundesrepublik ist Grundwasser mit einem Anteil von 65,5 % die überwie-
gend genutzte Ressource für die Wassergewinnung in der öffentlichen Wasser-
versorgung. Oberflächenwasser einschließlich angereichertes und uferfiltriertes
Grundwasser wird mit einem Anteil von 26,4 % genutzt. Quellwasser ist zutage ge-
tretenes Grundwasser und trägt mit 8,1 % zur Bedarfsdeckung bei. (BDEW, 2007)

1.3.1 Grundwassergewinnung
Nachfolgend sind einige ausgewählte Technische Regeln des DVGW für die Pla-
nung, Bau, und Betrieb von Grundwasserfassungen genannt: 19
W 111 (03.97) Planung, Durchführung, und Auswertung von Pumpversuchen bei
der Wassererschliessung (A)
W 113 (03.01) Bestimmung des Schüttkorndurchmessers und hydrogeologischer Pa-
rameter aus der Korngrößenverteilung für den Bau von Brunnen (M)

14 01
Siedlungswasserwirtschaft

W 118 (07.05) Bemessung von Vertikalbrunnen (A)


W 122 (08.95) Abschlussbauwerke für Brunnen der Wassergewinnung (A)
W 128 (07.08) Bau und Ausbau von Horizontalbrunnen (A)
W 130 (10.07) Brunnenregenerierung (M)
Bei der Gewinnung von Grundwasser werden in der Praxis Vertikalbrunnen und
Horizontalbrunnen eingesetzt. Wichtige Bemessungshinweise zur Grundwasserge-
winnung sind im Kapitel 3.5 des Abschnittes Wasserbau und Hydraulik zusammen-
gestellt.

1.3.2 Oberflächenwassergewinnung
Bei Verwendung von Oberflächenwasser sind Entnahmen aus Trinkwassertalsper-
ren und Seen dem Flusswasser- und Bachwasser vorzuziehen.
Die Wasserentnahme bei Talsperren erfolgt über Entnahmetürme, die eine Entnah-
me in verschiedenen Tiefen ermöglichen.
Bei tiefen Seen sollte die Wasserentnahme unterhalb 30 m, besser 40–50 m Tiefe
(unterhalb der Sprungschicht) erfolgen. Der Entnahmekopf wird etwa 5–10 m über
Grund angeordnet.
Bei der Flusswassergewinnung ergeben sich die Möglichkeiten der Entnahme über
einen Seitenkanal, über einen Fassungsturm oder über eine Saugleitung an der
Flusssohle (nur bei verlandungsfreier Flusssohle).

1.3.3 Quellwasser
W 127 (03.06) Quellwassergewinnungsanlage Planung, Bau, Betrieb, Sanierung
und Rückbau (A)
Quellfassungen können in Form von in Graben, Sickergalerien (Bild 1-3) oder im
Stollen angeordnet werden.

Bild 1-3 Schichtquellenfassung, Querschnitt durch Sickergalerie und Sammelschacht nach


Mutschmann et al. (2007)

1.4 Verfahren der Wasseraufbereitung


Zahl, Art und Kombination der erforderlichen Aufbereitungsschritte und -verfahren
sind von der jeweiligen Rohwasserqualität abhängig und erfordern entsprechend
individuelle Auswahl. Wertvolle Hilfe bieten hierbei die einschlägigen Merk- bzw.
Arbeitsblätter des DVGW.
Eine !bersicht über die in Deutschland häufig angestrebten Aufbereitungsziele und
die dafür angewendeten Verfahren zeigt die Tafel 1-9.
Für einige Aufbereitungsverfahren werden nachfolgend einige wichtige Hinweise
der zu berücksichtigenden technischen Regeln für Planung, Bemessung und Be-
trieb gemacht.

14 0 2
Wasserversorgung
Tafel 1-9 Aufbereitungsziele und -verfahren nach R. Ließfeld (2004)
Aufbereitungsziel Aufbereitungsverfahren
Entfernung von Aluminium Fällung/Flockung
Fällung/Flockung
Adsorption
Entfernung von Arsen
– an Eisenoxid
– Aluminiumoxid
Zugabe von Calcium- bzw. Reaktionsfiltration über Calciumcarbonat, ggf.
Hydrogencarbonat vorher CO2-Dosierung
(Aufhärtung/Carbonisierung) Dosierung von Ca (OH)2
Dosierung von
– Chlorgas
Abtötung/ bzw. Inaktivierung von – Hypochlorite
Krankheitserregern (Desinfektion) – Chlordioxid
– Ozon
UV-Bestrahlung
Korrosionsinhibition Dosierung von Phosphaten und Silicaten
Oxidation, Filtration (Eisen(II)- Mangan(II)- Filtration)
Entfernung von Eisen und Mangan
Oxidation, Filtration (Eisen(III)- Mangan(IV)-Filtration)
(Enteisenung und Entmanganung)
Unterirdische Aufbereitung (UEE)
Ionenaustausch
Entfernung von Calcium/Magnesium
Nanofiltration
(Enthärtung)
Fällung
Entfernung von Carbonat/Hydrogen- Dosierung von Säure
carbonat (Entcarbonisierung) Fällung
Reaktionsfiltration
Entfernung von Säuren
Dosierung von Laugen
(Entsäuerung)
Gasaustausch
Entfernung von Gasaustausch (Strippen)
Halogenkohlenwasserstoffen Adsorption
Flockung und Filtration
Entfernung von Huminstoffen Biologischer Abbau (nach Ozonung)
Adsorption
Adsorption
Gasaustausch
Entfernung von Kohlenwasserstoffen
Biologischer Abbau
Ggf. zusätzlich Ozonung
Fällung
Entfernung von Nickel Ionenaustausch
Adsorption (an MnO2)
Biologischer Abbau (Denitrifikation)
Ionenaustausch
Entfernung von Nitrat
Elektrodialyse
Umkehrosmose
ggf.Vorbehandlung: Flockung, Sedimentation,
Flotation
Schnellfiltration
Entfernung von Trübstoffen Langsamfiltration
(Partikelentfernung) Untergrundpassage
Mikrofiltration
Ultrafiltration
Feinfiltration
Adsorption
Entfernung von Pestiziden
ggf. zusätzliche Adsorption 19
Anreicherung von Sauerstoff Gasaustausch
Ionenaustausch
Entfernung von Sulfat Nanofiltration
Umkehrosmose

14 0 3
Siedlungswasserwirtschaft

1.4.1 Filtration
W 213-1 (06.05) Filtrationsverfahren zur Partikelentfernung
Teil 1: Grundbegriffe und Grundsätze (A)
W 213-2 (06.05) Filtrationsverfahren zur Partikelentfernung
Teil 2: Beurteilung und Anwendung von gekörnten Filtermaterialien (A)
W 213-3 (06.05) Filtrationsverfahren zur Partikelentfernung Teil 3: Schnellfiltration (A)
W 213-4 (06.05) Filtrationsverfahren zur Partikelentfernung
Teil 4: Langsamfiltration (A)
W 213-5 (06.05) Filtrationsverfahren zur Partikelentfernung
Teil 5: Membranfiltration (A)
W 213-6 (06.05) Filtrationsverfahren zur Partikelentfernung
Teil 6: !berwachung mittels Trübungs- und Partikelmessung (A)
In der Tafel 1-9 sind wichtige Bemessungs- und Betriebswerte für Langsam- und
Schnellfilter zusammengestellt.
Tafel 1-10 Bemessungs- und Betriebswerte für Langsam- und Schnellfilter
Filterart
Einheit Langsamfilter Offene Geschlossene
Schnellfilter (¼ rückspülbare Filter)
Höhe der Trag-
schicht m 0,4 bis 0,6 0,3 bis 0,4 0,3 bis 0,4

Höhe der Filter- 1,0 bis 2,0 1,0 bis 4,0


sandschicht m 0,6 bis 1,5 (i. M. 1,5) (i. M. 2,0 bis 3,0)
Wasserhöhe über
der Filterschicht m 0,3 bis 1,0 0,3 bis 0,7

Wirksamer Korn- 0,6 bis 1,2 0,6 bis 4,0


durchmesser dw1) mm 0,3 bis 0,5 (i. M. 1,0) (i. M. 1,0 bis 2,0)
Ungleichförmig- Gew:-%
keitsgrad d60/d101) 1,5 bis 3,2 1,2 1,2
Gew:-%
Filter- 0,1 bis 0,2 3 bis 15 5 bis 30
m/h
geschwindigkeit (selten >0,2) (i. M. 4 bis 6) (i. M. 8 bis 15)
m3 je m2
Filterleistung u. d 2,4 bis 3,0 i. M. 100 bis 150 i. M. 200 bis 360

Bakteriologische Keimzahl
Wirkung vor/nach 1000:1 bis 10 000:1 10:1 bis 20:1 10:1
Filtration
Einarbeitungszeit >24 h 10 bis 30 min 10 bis 30 min

Art der Filter- Abheben der oberen


Luft-/Wasser- Luft-/Wasser-
reinigung 5 bis 30 mm
rückspülung rückspülung
des Filtersandes
0,5 bis 4,5
Filterwiderstand m <1 (i. M. 2 bis 3) bis 15
1
) DIN 19623

Die Membranfiltration wird seit längerem in Deutschland bei der Aufbereitung von
Trinkwasser beispielsweise zur Trübstoffentfernung, Entsalzung, Enthärtung, Sulfat-
und Nitratentfernung, Eliminierung von organischen Stoffen wie Pestizide und ins-
besondere zur Keimentfernung zunehmend eingesetzt.
Nach W 213-5 (06.05) ist der Prozess der Membranfiltration die Abtrennung von Parti-
keln aus dem Wasser mittels Passage durch eine poröse Membran. Die Verfahren unter-
scheiden sich gemäß Tafel 1-11 insbesondere bezüglich der Porosität und der Drücke. Es
wird unterschieden zwischen Mikro-, Ultra- und Nanofiltration (MF, UF; NF) sowie Um-
kehrosmose. In der öffentlichen Trinkwasserversorgung werden die Mikro- und
Ultrafiltration vor allem bei der Oberflächen- und Quellwasseraufbereitung eingesetzt.

14 0 4
Wasserversorgung

Eine !bersicht über Einsatz- und Leistungsbereich unterschiedlicher Membrananla-


gen zeigt die Tafel 1-11.
Tafel 1-11 Betriebswerte von Membrananlagen nach Lipp, Baldauf, Kühn, gwf 2005
MF UF NF UO
Größe der
abtrennbaren Stoffe > 0,1 > 0,01 > 0,001 > 0,0001
in mm
Druckbereich in bar 0,1–2 0,1–5 3–20 10–100
Entfernung Vollentsalzung,
gelöster Stoffe Erntfernung
Partikel- Partikel-
Einsatzbereich (z. B. Calcium, gelöster
entfernung entfernung
Sulfat, gelöste org. organischer
Verbindungen) Substanzen
Flächenbelastung
100–150 50–90 20–30 15–20
in l/m2 /h
Energiebedarf in
0,05–0,2 0,05–0,2 0,4 0,8
Filtration kwh/m3
Energiebedarf für
0,4 0,4 – –
Spülung kwh/m3

1.4.2 Adsorption
W 239 (07.91) Planung und Betrieb von Aktivkohlefilteranlagen für die Wasserauf-
bereitung (M)
W 239 (12.09) Entfernung organischer Stoffe bei der Trinkwasseraufbereitung
durch Adsorption an Aktivkohle (A) Entwurf
W 240 (12.87) Beurteilung von Aktivkohlen für die Wasseraufbereitung (A)
Zur Entfernung von organischen Spurenstoffen und zur Verbesserung von Geruch
und Geschmack werden in der Wasseraufbereitung Aktivkohlefilter eingesetzt.
Kornkohle wird aus Kohlen oder kohlenstoffhaltigen Materialien durch thermische
Behandlung (>650, ) aktiviert, so dass eine große innere Oberfläche entsteht.
(1000–2000 m2 /g Aktivkohle). Durch diese Eigenschaften werden Stoffe adsorbiert.
Einige Hinweise zum Einsatz und zur Bemessung von Aktivkohlefiltern sind in Tafel
1-12 aufgelistet.
Genauere Angaben sind in den o. g. Merkblättern enthalten.
Tafel 1-12 Beispiel zur Bemessung von Aktivkohlefilter nach Sontheimer in Mutschmann et.
al. 2007
Regenerierung m3
Filtergeschwindigkeit Filterbetthöhe
Aufbereitungsverfahren Durchfluss je m3
m/h m
Aktivkohle
Entchlorung 25–35 2 >1 000 000
Entfernung von Geruch 20–30 2–3 100 000
Enfernung von org.
10–15 2–3 25 000
Inhaltsstoffen
Biologische Wirkung 8–12 2–4 100 000

1.4.3 Entsäuerung
W 214-1 (12.05) Entsäuerung von Wasser: Teil 1: Grundsätze und Verfahren (A)
W 214-2 (01.08) Entsäuerung von Wasser; Teil 2: Planung und Betrieb von Filter-
anlagen (A, Entwurf) 19
W 214-3 (10.07) Entsäuerung von Wasser – Teil 3: Planung und Betrieb von Anla-
gen zur Ausgasung von Kohlenstoffdioxid (A)
W 214-4 (07.07) Entsäuerung von Wasser – Teil 4: Planung und Betrieb von
Dosieranlagen (A)

14 0 5
Siedlungswasserwirtschaft

Zur Entsäuerung werden Gasaustauschverfahren, Dosierverfahren und Filtrations-


verfahren eingesetzt.
Allgemeine Regeln und Auswahlkriterien sind in den o. g. Arbeitsblättern des
DVGW aufgezeigt.

1.4.4 Enteisenung und Entmanganung


W 223-1 (02.05) Enteisenung und Entmanganung; Teil 1: Grundsätze und Verfahren (A)
W 223-2 (02.05) Enteisenung und Entmanganung; Teil 2: Planung und Betrieb von Fil-
teranlagen (A)
W 223-3 (02.05) Enteisenung und Entmanganung; Teil 3: Planung und Betrieb von An-
lagen zur unterirdischen Aufbereitung (A)
In den o. g. Arbeitsblättern sind die aktuellen Kenntnisse und die technischen Re-
geln zu den Verfahren der Enteisenung und Entmanganung zusammengestellt. Es
werden die Verfahren der oberirdischen und unterirdischen Enteisenung und Ent-
manganung hinsichtlich der Planung, Bemessung und des Betriebes behandelt.

1.4.5 Desinfektion
W 290 (02.05) Trinkwasserdesinfektion – Einsatz- und Anforderungskriterien (A)
W 224 (02.10) Verfahren zur Desinfektion von Trinkwasser mit Chlordioxid (A)
W 623 (09.91) Dosieranlagen für Desinfektions- bzw. Oxidationsmittel;
Dosieranlagen für Chlor (M)
W 624 (10.96) Dosieranlagen für Desinfektions- bzw. Oxidationsmittel;
Dosieranlagen für Chlordioxid (M)
Im Rahmen der Trinkwasseraufbereitung dürfen für die Desinfektion nur die ge-
mäß der Trinkwasserverordnung zugelassenen Chemikalien und Verfahren einge-
setzt werden. Eine !bersicht über die bei den einzelnen Desinfektionsverfahren zu
beachtenden Anwendungsbedingungen zeigt die Tafel 1-13.
Tafel 1-13 Anwendungsbereiche und zu beachtende Randbedingungen für den Einsatz von
Desinfektionsmitteln und -verfahren nach W 290 (02.05)
DVGW-Merk
Desinfek- Höchst-
Anwendungs- Zulässige bzw.
tionsmittel/ konzentrationen Nebenprodukte
bereich Zugabemenge Arbeits-
-verfahren nach Aufbereitung
blätter
– THM und
– pH < 8,0 5) andere chlor- W 203
Chlor und – max. 0,3 mg/l Cl2
– Ammonium – 1,2 mg/l Cl2 organische W 295
Chlorver- – min. 0,1 mg/l Cl2
<0,1 mg/l 4) (6,0 mg/l Cl2)1) Verbindungen W 296 und
bindungen (max. 0,6 mg/l Cl2)1)
– DOC < 2,5 mg/l2) – biologisch ab- W 623
baubare Stoffe
– gesamter – max. 0,2 mg/l – Chlorit
pH-Bereich ClO2 – biologisch W 224 und
Chlordioxid – 0,4 mg/l ClO2
– DOC – min. 0,05 mg/l abbaubare W 624
< 2,5 mg/l 2) ClO2 Stoffe
– gesamter – Bromat
pH-Bereich – erhöhte Bildung
W 225 und
Ozon – nicht als – 10 mg/l O3 – 0,05 mg/l O3 biologisch
W 625
letzte Auf- abbaubarer
bereitungsstufe Stoffe
– entsprechend
Zulassung
UV- W 293
(Prüfzeugnis) – – –
Bestrahlung und W 294
– biologisch
stabile Wässer
– Notfall-
Abkochen3) – – –
maßnahme

Fortsetzung s. nächste Seite

14 0 6
Wasserversorgung
Fußnoten zu Tafel 1-13
1
) zulässig, wenn die Desinfektion nicht anders gesichert werden kann, oder wenn die Desin-
fektion zeitweise durch Ammonium beeinträchtigt wird
2
) Orientierungswert bedingt durch Grenzwerte für Trihalogenmethane bzw. Chlorit
3
) sprudelndes Kochen
4
) Orientierungswert bedingt durch mögliche Geruchsprobleme
5
) Bei pH-Werten >8,0 ist zu prüfen, ob noch eine ausreichende Desinfektionswirkung gegeben
ist.

1.5 Versorgungsdruck

W 400-1 (10.04) Technische Regeln Wasserverteilungsanlagen (TRWV)


Teil 1: Planung (A)
W 400-2 (09.04) Technische Regeln Wasserverteilunganlagen (TRWV)
Teil 2: Bau und Prüfung (A)
W 400-3 (09.06) Technische Regeln Wasserverteilungsanlagen (TRWV)
Teil 3: Betrieb und Instandhaltung (A)

Die in einem Ortsnetz einzuhaltenden Drücke sind im Bild 1-5 dargestellt. Der
höchste System-Betriebsdruck (MDP) beträgt 10 bar. Der Systembetriebsdruck (DP)
ohne Druckstöße sollte etwa 2 bar unter MDP liegen. Ortsnetze mit größeren
Höhenunterschieden sind in Druckzonen zu unterteilen. Als Ruhedruck im Schwer-
punkt einer Druckzone sind 4 bis 6 bar am Hausanschluss empfehlenswert.
Der erforderliche Versorgungsdruck (SP) im versorgungstechnischen Schwerpunkt
einer Druckzone richtet sich nach der überwiegenden ortsüblichen Geschosszahl
der Bebauung dieser Zone. (siehe Tafel 1-13) Netze sind so zu bemessen, dass der
in der Tafel 1-13 angegebene Versorgungsdruck (Innendruck bei Nulldurchfluss in
der Anschlussleitung an der !bergabestelle zum Verbraucher) nicht unterschritten
wird. Bei höheren Gebäuden ist im Bedarfsfall eine Hausdruckerhöhungsanlage für
die oberen Stockwerke vorzusehen.
Am obersten Entnahmepunkt der Hausinstallation sollen noch mindestens 0,5 bes-
ser 1,0 bar vorhanden sein.

Tafel 1-14 Versorgungsdrücke (SP) nach W 400-1 (10.05)

neue Netze bzw.


signifikante Erweiterung Bestehende Netze
bestehender Netze

für Gebäude mit EG 2,00 bar 2,00 bar

für Gebäude mit EG und 1 OG 2,50 bar 2,35 bar

für Gebäude mit EG und 2 OG 3,00 bar 2,70 bar

19
für Gebäude mit EG und 3 OG 3,50 bar 3,05 bar

für Gebäude mit EG und 4 OG 4,00 bar 3,40 bar

14 0 7
Siedlungswasserwirtschaft

Bild 1-4 Empfohlene Druckverhältnisse in neuen Wasserrohrnetzen in Abhängigkeit von der


Geschosszahl der zu versorgenden Gebäude nach W 400-1 (10.04)

1.6 Wasserförderung
W 303 (07.05) Dynamische Druckänderung in Wasserversorgungsanlagen (A)
W 610 (03.10) Pumpensysteme in der Trinkwasserversorgung (A)
W 612 (05.89) Planung und Gestaltung von Förderanlagen (M)
W 614 (02.01) Instandhaltung von Förderanlagen (M)
W 617 (11.06) Druckerhöhungsanlagen in der Trinkwasserversorgung (A)
Zur Sicherstellung eines ausreichenden Versorgungsdruckes ist in vielen Fällen die
Anordnung von Förderanlagen erforderlich. Es wird in der Praxis unterschieden in
– Förderanlagen zur Gewinnung und Aufbereitung
Einsatzzweck: z. B. Vermeidung !berlastung Brunnen, Entnahmerecht, Einhal-
tung, rechtliche Rahmenbedingungen
– Förderanlagen für Wassertransport und Wasserverteilung und
Einsatzzweck: z. B. Gewährleistung von ausreichendem Druck und Durchfluss

14 0 8
Wasserversorgung

– Druckerhöhungsanlagen
Einsatz: z. B. Sicherstellung des ausreichenden Druckes innerhalb eines Versor-
gungssystems
Im Pumpbetrieb können durch Anfahr-, Abstell- oder Abschaltvorgänge instationäre
Strömungs-Vorgänge mit hohen Druckschwankungen oder Druckstößen ausgelöst
werden. Sofern Maßnahmen zur Druckstoßvermeidung erforderlich sind, ist das
Arbeitsblatt W 303 zu beachten.

1.6.1 Förderanlagen
Förderanlagen im Sinne von W 617 sind den Verteilungssystemen innerhalb der
Trinkwasser-Versorgungsnetze vorgelagert. Sie fördern in größere offene Syste-
men, die von den ausgeprägten Bedarfsschwankungen im Tagesgang durch Behäl-
ter abgekoppelt sind. Daraus ergibt sich eine gleichmäßige Fahrweise mit gerin-
gem Steuerungsbedarf.
In der Wasserversorgung werden überwiegend Kreiselpumpen eingesetzt.
Die hydraulischen Daten einer Kreiselpumpe, also Förderstrom Q und Förderhöhe
H, ändern sich mit der Drehzahl. Im Bild 1-5 ist beispielhaft die Kennlinie einer
Kreiselpumpe dargestellt.

Bild 1-5 Förderung aus einem offenen Behälter in einen offenen Behälter und zugehörige An-
lagenkennlinie (Rohrnetzkennlinie) nach DVGW Handbuch für Wassermeister, 1998

Für jedes Rohrnetz existiert eine charakteristische Anlagenkennlinie (Rohrkennli-


nie), die den Förderdruck angibt, der erforderlich ist, um den gewünschten Förder-
strom zu erreichen. Die Förderhöhe HA errechnet sich
H ¼ H geo þ hvS þ hvD þ ðp a # p e Þ=j " g þ ðv 2a # v 2e Þ=2g
Hgeo geodätischer Höhenunterschied, statischer Druckunterschied an der Pumpe
hvS, hvD Druckhöhenverluste auf der Saug- und Druckseite
pa, pe Druck im Eintritts- bzw. Austrittsbereich; zumeist bei Luftdruck pb gilt pa ¼ pe
ve2,a =2g Geschwindigkeitshöhe im Ein- und Auslauf; z. B. ve ¼ 0 und va ¼ 1 m/s wird
va2 =2g ¼ 0,05 m (vernachlässigbar)
Unter diesen Bedingungen vereinfacht sich die Berechnung zu
H ' H geo þ hvS þ hvD
Der Betriebspunkt jeder Kreiselpumpe stellt sich dort ein, wo die Förderhöhe von
Pumpe und Anlage gleich sind. Weitere wichtige Berechnungshinweise zur Leis-
tung und Kavitation von Pumpen sind im Kapitel 3.5.3 der Hydraulik und Wasser-
bau zusammengestellt. 19
Das Bild 1-6 zeigt, wie sich durch die Anordnung von drei parallel geschalteter Krei-
selpumpen der Betriebspunkt verschiebt. Die Konstruktion der neuen Parallel-
pumpenkennlinie ergibt sich durch die Addition der Förderströme der einzelnen
Pumpen bei verschiedenen Förderhöhen.

14 0 9
Siedlungswasserwirtschaft

Bild 1-6 H(Q)-Kennlinie für Parallelbetrieb von 3 Kreiselpumpen bei gleicher Leistung

1.6.2 Druckerhöhungsanlagen mit Druckbehälter


Druckbehälter in der Ausführung als Hydrophorkessel werden insbesondere in Ver-
sorgungsnetzen bis 2000 m3 /h ohne Netzgegenbehälter eingesetzt. Im DEA-Gebäu-
de sollte der Druckbehälter möglichst in der Nähe und auf gleicher Höhe wie die
Pumpen aufgestellt werden. Druckbehälter können auf der Vordruck- (siehe Bild 1-7)
und auf der Nachdruckseite der Pumpen eingebaut werden. Auf der Vordruckseite
werden durch einen Druckbehälter unzulässige Druckschwankungen in der Haupt-
leitung bzw. im vorgeschalteten Versorgungsgebiet vermieden.

Bild 1-7
DEA mit Druckbehälter auf Vorderdruckseite
nach W 617 (11.06)

Das Volumen der Druckbehälter (Wasser- und Luftraum) wird ermittelt durch
VK ¼ 1=ð1 # ks Þ " ½ðQF =ð4 " Z Þ, " ½pa ==ðpa # pe Þ,
VK Gesamtinhalt des Druckbehälters in m3
ks minimales Wasservolumen (Mindestfüllung) im Druckbehälter, i. d. R. 0,25 (25 %)
QF Förderleistung der größten druckabhängig geschalteten Pumpe in m3 /h
pa Ausschaltdruck in bar absolut (¼ !berdruck þ atmosphärischer Druck (&1 bar))
pe Einsschaltdruck in bar absolut (¼ !berdruck þ atmosphärischer Druck (&1 bar))
Z Zahl der Schaltzahl/h (bis 7,5 kW Motorleistung: n < 15, bis 30 kW: n < 12 und > 30 kW: n < 10Þ

1.7 Wasserspeicherung
W 300 (06.05) Wasserspeicherung – Planung, Bau und Betrieb und Instandsetzung
von Wasserbehältern in der Trinkwasserversorgung (A)
Trinkwasserbehälter als Erd- oder Turmbehälter gewährleisten einen konstanten
Ruhedruck. Sie dienen dem Ausgleich zwischen Bedarfs- und Fördermengen

14 10
Wasserversorgung

(Tagesausgleich) sowie der Bevorratung von Feuerlöschwasser-Reserven. Weiterhin


ist ein Sicherheitsvorrat für die !berbrückung von Betriebsstörungen zu berück-
sichtigen. (siehe Bild 1-8) Der Nutzinhalt entspricht der Differenz zwischen dem ma-
ximalen und dem minimalen Betriebswasserspiegel. Der Nutzinhalt setzt sich zu-
sammen aus dem fluktuierenden Wasservolumen, der Betriebsreserve und der
Löschwasserreserve. Die Tafel 1-14 gibt Richtwerte für den Nutzinhalt und den
Löschwasservorrat von Wasserbehältern und Wassertürmen nach W 300 (06.05) an.

Bild 1-8
Schema der Aufteilung
des Speicherinhaltes
nach W 311-02.88

Tafel 1-15 Richtwerte für Nutzinhalt und Löschwasservorrat von Wasserbehältern und Was-
sertürmen nach W 300 (06.05)
Richtwerte für Nutzinhalte und Löschwasservorrat von Wasserbehältern
Maximaler Tagesbedarf Qd max
2000 m3 /d
< 2000 m3 /d > 4000 m3 /d
bis 4000 m3 /d
30 % bis 80 % von Qd max
1 + Qd max
Nutzinhalt ohne i. d. R. fluktuierende
1 + Qd max eventuell geringe
Löschwasser-Vorrat Wassermenge þ
Abzüge
Sicherheitszuschlag
– Für ländliche Orte 1 )
100 m3 bis 200 m3
Löschwasser-Vorrat nicht erforderlich
– für städtische Gebiete2 )
200 m3 bis 400 m3
1
) Dorf-, Misch- und Wohngebiete
2
) Kern-, Gewerbe- und Industriegebiete

Richtwerte für Nutzinhalte und Löschwasservorrat von Wassertürmen


Maximaler Tagesbedarf Qd max
3 1000 m3 /d > 2000 m3 /d
< 1000 m /d > 4000 m3 /d
bis 2000 m3 /d bis 4000 m3 /d

Nutzinhalt ohne
0,35 + Qd max 0,25 + Qd max 0,25 + Qd max 0,20 + Qd max
Löschwasser-
Vorrat
für ländliche Orte 1 )
Löschwasser- bei offener Bauweise 75 m3
nicht erforderlich
Vorrat bei geschlossener Bauweise1 ) 100 m3
für städtische Gebiete2 ) 150 m3
1
) Dorf-, Misch- und Wohngebiete
19
2
) Kern-, Gewerbe- und Industriegebiete
Beispiele zur tabellarischen und grafischen Berechnung des fluktuierenden Speicher-
volumens sind in der Tafel 1-16 und Bild 1-9 aufgezeigt.

14 11
Siedlungswasserwirtschaft
Tafel 1-16 Tabellarische Ermittlung des Speicherinhaltes
A ¼ stündl. Abgabe, Z ¼ stündl. Zugabe (in % der maximalen Tagesabgabe þ Löschwasser-Reserve)

P 24-h-Betrieb intermittierender Betrieb 16-h-Betrieb


Uhrzeit A A
P P P
Z Z—A ðZ ! AÞ Z Z—A ðZ ! AÞ Z Z—A ðZ ! AÞ

(1) (2) (3) (4) (5) (6) (4) (5) (6) (4) (5) (6)

0 bis 1 1,5 1,5 4,17 þ2,67 2,67 8,34 þ6,84 6,84 !1,50 13,00

1 bis 2 1,0 2,5 4,17 þ3,17 5,84 8,33 þ7,33 14,17 !1,00 12,00

2 bis 3 1,0 3,5 4,16 þ3,16 9,00 !1,00 13,17 !1,00 11,00

3 bis 4 1,5 5,0 4,17 þ2,67 11,67 !1,50 11,67 !1,50 9,50

4 bis 5 2,0 7,0 4,17 þ2,17 13,84 !2,00 9,67 !2,00 7,50

5 bis 6 3,0 10,0 4,16 þ1,16 15,00 !3,00 6,67 !3,00 4,50

6 bis 7 4,5 14,5 4,17 !0,33 14,67 !4,50 2,17 !4,50 0,00

7 bis 8 5,3 19,8 4,17 !1,13 13,54 8,33 þ3,03 5,20 6,25 þ0,95 0,95

8 bis 9 4,8 24,6 4,16 !0,64 12,90 8,34 þ3,54 8,74 6,25 þ1,45 2,40

9 bis 10 4,0 28,6 4,17 þ0,17 13,07 8,33 þ4,33 13,07 6,25 þ2,25 4,65

10 bis 11 5,1 33,7 4,17 !0,93 12,14 !5,10 7,97 6,25 þ1,15 5,80

11 bis 12 7,2 40,9 4,16 !3,04 9,10 8,33 þ1,13 9,10 6,25 !0,95 4,85

12 bis 13 10,5 51,4 4,17 !6,33 2,77 8,34 !2,16 6,94 6,25 !4,25 0,60

13 bis 14 6,8 58,2 4,17 !2,63 0,14 8,33 þ1,53 8,47 6,25 !0,55 0,05

14 bis 15 5,3 63,5 4,16 !1,14 !1,00 8,33 þ3,03 11,50 6,25 þ0,95 1,00

15 bis 16 4,8 68,3 4,17 !0,63 !1,63 !4,80 6,70 6,25 þ1,45 2,45

16 bis 17 4,0 72,3 4,17 þ0,17 !1,46 !4,00 2,70 6,25 þ2,25 4,70

17 bis 18 4,8 77,1 4,16 !0,64 !2,10 8,34 þ3,54 6,24 6,26 þ1,45 6,15

18 bis 19 5,0 82,1 4,17 !0,83 !2,93 8,33 þ3,33 9,57 6,25 þ1,25 7,40

19 bis 20 4,3 86,4 4,17 !0,13 !3,06 8,33 þ4,03 13,60 6,25 þ1,95 9,35

20 bis 21 5,0 91,4 4,16 !0,84 !3,90 !5,00 8,60 6,25 þ1,25 10,60

21 bis 22 4,0 95,4 4,17 !0,17 !3,73 !4,00 4,60 6,26 þ2,25 12,85

22 bis 23 3,0 98,4 4,17 þ1,17 !2,56 !3,00 1,60 6,25 þ3,25 16,10

23 bis 24 1,6 100,0 4,16 þ2,65 0,00 !1,60 0,00 !1,60 14,50

Behältergröße*) 18,90 14,17 16,10


P P
*) Behältergröße ¼ max ðA ! Z Þ þ jmin ðA ! Z Þj

14 1 2
Wasserversorgung

Ganglinie h-Abgabe Ab- und Zugabe-Summenlinien


Bild 1-9 Grafische Ermittlung des Speicherinhaltes

1.8 Wasserverteilung
GW 303-1 (10.06) Berechnung von Gas- und Wasserrohrnetzen
Teil 1: Hydraulische Grundlagen, Netzmodellisierung und Be-
rechnung (A)
GW 303-2 (03.06) Berechnung von Gas- und Wasserrohrnetzen
Teil 2: GIS-gestützte Rohrnetzberechnung (A)
W 400-1 (10.04) Technische Regeln Wasserverteilungsanlagen (TRWW)
Teil 1: Planung (A)
1.8.1 Berechnung von einfachen Wasserversorgungsnetzen
Einfache Netze werden als so genannte Verästelungsnetze berechnet. Hierbei wird
das Ringnetz durch gedachte „Schnittstellen“ so weit aufgelöst, bis Rohrstränge
mit eindeutiger Fließrichtung entstehen. An den Schnittstellen sollte die Druckdiffe-
renz Dp < 10 % des Netzdruckes pe sein und bei kleinen Netzen 0,2 bar nicht über-
schreiten. Liegen bei der Berechnung die Drücke an den Schnittstellen mehr aus-
einander, sind diese in Richtung auf den niedrigen Druck zu verschieben.
In der Tafel 1-16 werden die Durchflüsse entgegen und die Druckverluste mit der
Fließrichtung aufsummiert. Für ungünstige Netzknoten (Hochpunkte, Netzend-
punkte) wird vorab aus der Summe (Geländehöhe in m ü. NN. þ erforderlicher
Netzdruck þ hv) der Ausgangsdruck ab Werk Hw ermittelt, ehe Druckhöhe und Ver-
Sorgungsdruck über Gelände bestimmt werden können. Der Durchfluss wird mit
Hilfe des Metermengenwertes m bestimmt:
P
P mit L Gesamtlänge der Rohrleitungen im be-
m ¼ Q max = L l=ðs " mÞ trachteten Teil des Versorgungsgebietes in m
Tafel 1-17 Listenkopf mit Q ¼ Q h max
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
Name Strecke
Lfd. Strang- Strangbelastung Lösch- Strang-
der von bis Strangabnahme
Nr. länge ohne Löschwasser wasser belastung
Straße
Gesamt-
durchfluss
Meter- !ber-
Durch- Durch- Gesamt- mit Lösch-
mengen- nahme
L fluss fluss Q durch- QL wasser
wert
m
Q ¼L"m
aus
Lfd. Nr.
aus Sp. 7 fluss Q Q þ QL 19
Sp.
9 þ 10
— — — — m l /(s " m) l /s — l /s l /s l /s l /s
Fortsetzung s. nächste Seite

14 1 3
Siedlungswasserwirtschaft
Tafel 1-17, Fortsetzung

12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22

Bemessung Gesamt- Druck- Netz-


Verlust- !ber- Verlust- verlust- höhe druck Be-
Fließ- Druck- Gelände-
Nenn- höhe H¼
geschwin- gefälle höhe nahme höhe P höhe
pe ¼ mer-
weite hv ¼ aus hv aus hv Werks- kun-
digkeit I Hgeo
DN p
L " I p Lfd. Nr. Sp. 16 Sp. druck H ! Hgeo gen
v P
15 þ 17 ! hv 10

m/s m/km m — m m m ü NN m ü NN bar

1.8.2 Berechnung von vermaschten Wasserversorgungsnetzen

Bei vermaschten Rohrnetzen wird in der Regel das iterative Rechenverfahren nach
Hardy-Cross angewendet.
P Die Strangdurchflüsse müssen zunächst unter der Kno-
ten-Bedingung Q ¼ 0 geschätzt werden. Mit diesen Werten werden die Druckhö-
henverluste der Stränge berechnet.PWenn die geschätzten Werte Q der Stränge
noch nicht die Maschenbedingung hv ¼ 0 erfüllen, wird eine Korrektur DQ für
jede Masche berechnet aus
P P P P
DQ ¼ # ðai Q i jQ i jÞ=2ð hv, i =Q i Þ ¼ # hv =2ð hv =QÞ

Es ist darauf zu achten, dass die Vorzeichen von Q und hv entsprechend von Q, so
dass hv/Q immer positiv ist. Mit diesen Korrekturwerten werden die Strangdurch-
flüsse berichtigt.

Verfahrensbeispiel

Druckverlust im Einzelstrang

hi ¼ c i " li " Q i jQ i j " 10#3 mit ci " l i ¼ a i Bild 1-10 Vorzeichenregelung

Tafel 1-18 c-Werte

DN 100 150 200 250 300 400 500 600 700

ki ¼ 0,1 mm 196,6 22,70 4,939 1,518 0,5800 0,1276 0,03951 0,01519 0,006774

ki ¼ 0,4 mm 252,7 29,18 6,348 1,950 0,7448 0,1636 0,05061 0,01943 0,008658

ki ¼ 1,0 mm 324,6 37,13 8,023 2,452 0,9329 0,2037 0,06272 0,02399 0,01066

ki ¼ 1,5 mm 370,4 42,06 9,046 2,756 1,0455 0,2274 0,06980 0,02664 0,01181

Zunächst wird der Durchfluss in den Einzelsträngen geschätzt. Dann wird die Kor-
rektur vorgenommen mit
P P P P
DQ ¼ # ðai " Q i jQ i jÞ=ð2 " ð hv,i =Q i Þ ¼ # hv =2 " ð hv =QÞ

14 14
Wasserversorgung

Zuerst wird Masche I bis Spalte 9 korrigiert, dann Masche II, wobei schon DQ von I, d. h. 1,0 l s im
gemeinsamen Strang ` berücksichtigt wird. Es folgt Masche I bis Sp. 13 mit Berücksichtigung
von Masche II (0,3 in Sp. 9), dann wieder Masche II bis Spalte 15 und Masche I Sp. 14 þ 15 mit 0,1
in Sp. 13. Zu beachten ist jeweils die Vorzeichenregelung nach Bild 1-11 bei DQ.

1.8.3 Druckrohre in der Wasserversorgung


Rohre aus duktilem Gusseisen

Bezeichnung: GGG, früher GG


Vorschriften: Maßnormen, Lieferbedingungen – DIN EN 545, (02.07)
Merkmale: Dichte 7,05 t/m3 , Zugfestigkeit min. 420 N/mm2 , Bruchdeh-
nung >10 bzw. >7 % für GGG-Rohre DN > 1000, Streckgrenze
min. 300 N/mm2 E-Modul 1,7 " 105 N/mm2 , Druckfestigkeit bis
980 N/mm, Spez. elekt. Widerstand W 5–7 " 10!5 cm, Wärme-
leitfähigkeit 35 W/(mK), Therm. Längenausdehnung 1 " 10!5 1/K,
bedingt schweißbar
Korrosionsschutz: außen – optimal PE und ggf. ZM-Umhüllung; innen – ZM –
Auskleidung;
Druckstufen: in Abhängigkeit von DN Nenndruck PN zwischen 20 und 40 bar
Abmessungen: DN von 40 bis 2000, Längen in Abhängigkeit von DN zwi-
schen 3 und 8 m;
Verbindungen: Steckmuffen-Verbindung, Stopfbuchsenmuffenverbindung,
Flanschverbindungen, zugfeste TYTON-Verbindungen, Hal-
berg UNIVERSAL! Rohrmuffe, Verbindung BAIO! für DN 80 19
DN 300
Anwendungsbereich: Fernleitungen, Zubringerleitungen, Hauptleitungen, Versor-
gungsleitungen, Hausanschlussleitungen, Behälterinstallatio-
nen

14 1 5
Siedlungswasserwirtschaft

Stahlrohre

Bezeichnung: St, StZM, Stahl L235, Edelstahl


Vorschriften: Maßnormen, Lieferbedingungen – DIN EN 10224, (12.05)
Merkmale: Dichte 7,7 t/m3 , Zugfestigkeit 350–450 N/mm2 , Bruchdehnung
25 %, Streckgrenze 235 N/mm2 , E-Modul 2,1 " 105 N/mm2 ,
Druckfestigkeit 340–440 N/mm, Spez. elekt. Widerstand W 1,8 "
10!5 cm, Wärmeleitfähigkeit 55 W/(mK), Therm. Längen-
ausdehnung 1,1 " 10!5 1/K geschweißte Rohre mit Werkstoff
USt37.0, St37.0, St44.0, St52.0, nahtlose Rohre mit St37.0 (selten
in WV), St44.0, St52.0, in besonderen Fällen z. B. bei Fernleitun-
gen mit höchster Sicherheit Werkstoff USt34.4, St44.4, St52.4
Korrosionsschutz: außen – 3-Schichtenkorrosionsschutz auf PE Basis; innen –
ZM-Auskleidung;
Druckstufen: PN zwischen 16 und 125 bar in Abhängigkeit von DN, Nenn-
Wanddicke, Stahlsorte, Art der Prüfbescheinigung
Abmessungen: DN von 80 bis 2000, in Abhängigkeit von DN zwischen 3 und
18 m
Verbindungen: Stumpfschweißung, Einsteckschweissmuffe, gummigedichtete
Steckmuffen-Verbindung, Gewindeverbindung (bei DN < 50)
Anwendungsbereich: Fernleitungen, Zubringerleitungen, Transportleitungen,
Hauptleitungen, Behälterinstallationen, Sonderbauwerke wie
Düker und Kreuzungen, bei hohen Innendrücken, und mögli-
chen hohen Druckstößen

Faserzementrohre

Bezeichnung: FZ, AZ (Asbestzement ab 90er Jahre nicht mehr hergestellt)


Vorschriften: Maßnormen, Lieferbedingungen – DIN EN 512, (11.94)
Merkmale: zähelastisch, Oberfläche im Inneren sehr glatt, ausreichende
Festigkeiten
Korrosionsschutz: außen – Bitumen oder Kunstharzbasis, innen – i. d. R. keine;
Druckstufen: i. d. R. Nenndruckstufen PN 10,12,5 und 16 bar;
Abmessungen: DN von 100 bis 600 nach DIN bzw. auch bis 2000, in Abhän-
gigkeit von DN zwischen 4 und 6 m;
Verbindungen: genormte Reka-Kupplung
Anwendungsbereich: Fernleitungen, Versorgungsleitungen, Behälterinstallationen

Spannbeton und Stahlbetonrohre

Bezeichnung: SpB
Vorschriften: Maßnormen, Lieferbedingungen – DIN EN 639-642, (12.94)
Merkmale: Spannbeton: Dichte 2,5 t/m3 , Zugfestigkeit 8,8 N/mm2 , Bruch-
dehnung <0,2 %, E-Modul 3,9 " 104 N/mm2 , Druckfestigkeit ¼
78 N/mm, Spez. elekt. Widerstand W ¼ 3 000–3 500 cm, Wär-
meleitfähigkeit ¼ 1,5 W/(mK), Therm. Längenausdehnung ¼
1,1–1,2 " 10!5 1/K bei hochaggressiven Wässern/Böden
Schutzüberzüge aus Kunstharzbasis oder Bitumen
Druckstufen: bis 16 bar ggf. auch höher
Abmessungen: statische Bemessung für den jeweiligen Anwendungsfall, DN
800–2500 i. d. R Anordnung bei größeren Profilen, Regellän-
ge 5–6 m; Passrohre in beliebiger Länge
Verbindungen: bewegliche elastomeregedichtete Rohrverbindungen z. B. mit
Glockenmuffe Rollgummi-Dichtung
Anwendungsbereich: Fernleitungen

14 1 6
Wasserversorgung

Kunststoffrohre

Bezeichnung: PVC-Rohre, PE-HD-Rohre, UP-GF-Rohre


Vorschriften: PVC-U Maßnormen, Lieferbedingungen – DIN EN 1452-1 bis
5 (09.99)
PE-HD Maßnormen, Lieferbedingungen – DIN EN 12201 1 bis 2,
(6.03) W 320 bzw. GW 335
UP-GF Maßnormen, Lieferbedingungen – DIN EN 16896 1 bis
2, (09.84/11.86)
Merkmale: PVC-U: Dichte 1,4 t/m3 , Zugfestigkeit 55 N/mm2 , Bruchdeh-
nung ¼ 20 %, Streckgrenze ¼ 55 N/mm2 (bei Dauerbeanspru-
chung keine ausgeprägte Streckgrenze), E-Modul ¼ 3000/
1750 N/mm2 , (Kurzzeitwert/Langzeitwert), Druckfestigkeit ¼
80 N/mm, Spez. elekt. Widerstand W ¼ 1015 cm Wärmeleitfä-
higkeit ¼ 0,15 W/(mK), Therm. Längenausdehnung
¼ 8 " 10!5 1/K
PVC-U, weichmacherfreies PVC, sehr beständig gegen chemi-
schen Angriff, kein Korrosionsschutz, hydraulisch fast glatt,
kaltsprödig
PE 80: Dichte 0,95 t/m3 , Zugfestigkeit 23 N/mm2 , Bruchdehnung
¼ 800 %, Streckgrenze ¼ 23 N/mm2 (bei Dauerbeanspruchung
keine ausgeprägte Streckgrenze), E-Modul ¼ 800/150 N/
mm2 , (Kurzzeitwert/Langzeitwert), Druckfestigkeit ¼ 10 N/mm,
Spez. elekt. Widerstand W ¼ 105 cm Wärmeleitfähigkeit ¼
0,4 W/(mK), Therm. Längenausdehnung ¼ 20 "10!5 1/K
PE-HD, sehr beständig gegen chemischen Angriff, immer glatt,
geringe Rohrreibung, frostsicher, fast bruchsicher
UP-GF, GFK, Dichte 1,75 t/m3 , Zugfestigkeit 0,04/0,08 N/mm2
(Ringsteifigkeit SR für die Nennsteifigkeit SN 5 000 bzw.
10 000), E-Modul ¼ 6 500/1 400 N/mm2 (Kurzzeitwert/Langzeit-
wert (Kriechmodul)
korrosionsbeständig, inkrustationsfrei, unempfindlich gegen
Frost und höheren Temperaturen, glatte Rohrinnenfläche
Korrosionsschutz: Entfällt für PVC-U, PE-HD und UP-GF
Druckstufen: PVC-U mit PN 10, PN 16
PE-HD mit PN 10, PN 11,0, PN 12,5, PN 17, PN 20
UP-GF je nach Verwendungszweck mit z. B. PN 10, PN 16, PN
20, PN 25
Abmessungen: PVC-U – DN 10 bis DN 400, Längen von 5 m bis DN 40, in
Längen von 6 und 12 m ab DN 50
PE-HD – DN 15 bis DN 300, gerade Längen von 5 m, 6 m und
12 m, 100 m bei Ringbunden bis DN 125, bis 2000 m bei klei-
neren DN
UP-GF – DN 200 bis 1200 mit einheitlicher Rohrlänge von 6,0 m
Verbindungen: PVC-U – Einsteckmuffen mit Gummiring, Einkleben des Spit-
zenendes in Klebemuffe durch Spezialkleber,
PE-HD – bis DN 50 Klemmverbindungen aus Metall oder
Kunststoff, Steckverbindungen aus beschichteten Gusseisen,
bei größeren DN Flansch- oder Elektroschweissverbindung,
Heizelement-Muffenschweissverbindung, Heizelement –
Stumpfschweissverbindung 19
UP-GF – bis DN 400 für PN 10 – PN 25 mittels DC-Kupplung,
für DN > 500 mit PN 10 bis PN 20 FWC-Kupplung
Anwendungsbereich: Hauptleitungen, Versorgungsleitungen, Hausanschlussleitun-
gen, Behälterinstallationen

14 1 7
Siedlungswasserwirtschaft

2 Siedlungsentwässerung
Der in einem Entwässerungsgebiet anfallende Abfluss besteht aus häuslichem Q H
und betrieblichem Schmutzwasser Q G, Fremdwasser Q F und Niederschlagswasser
QR .
Die Entwässerung von Siedlungen erfolgt herkömmlich im Mischverfahren oder im
Trennverfahren. Unter Berücksichtigung neuerer Grundsätze zum Umgang mit Re-
genwasser ergeben sich heute häufig Mischformen, die als modifizierte Systeme
bezeichnet werden.
Beim Trennverfahren werden häusliches und betriebliches Schmutzwasser im
Schmutzwasserkanal, der Regenabfluss sowie ggf. Dränwasser in einem eigenen
Regenwasserkanal abgeleitet.
Im Mischverfahren werden häusliches und betriebliches Schmutzwasser zusammen
mit dem Niederschlagsabfluss in einem gemeinsamen Kanal (Mischwasserkanal)
abgeführt.
Modifizierte Entwässerungssysteme ergeben sich aus der Maßgabe, zukünftig von
der vollständigen Ableitung beim Niederschlagswasser abzurücken und nach des-
sen Beschaffenheit zu differenzieren. Nicht schädlich verunreinigtes Niederschlags-
wasser sollte weitgehend von der Kanalisation ferngehalten werden durch dezen-
tralen Rückhalt, Versickerung und möglichst getrennte (ggf. auch offene) Ableitung
des verbleibenden Abflussanteils. Insbesondere können dadurch bestehende Ka-
näle und die Kläranlage hydraulisch entlastet und Mischwasserüberläufe reduziert
werden. (siehe A 118, 03.06)
Nachfolgend wird zu Beginn der jeweiligen Kapitel auf wichtige zu beachtende
Technische Regeln hingewiesen.

2.1 Maßgebliche Abflussgrößen


DIN EN 752 (04.08) Entwässerungssysteme außerhalb von Gebäuden
DWA-A 118 (03.06) Hydraulische Bemessung und Nachweis von Entwässerungssys-
temen
Bei der Bestimmung der Abflussgrößen für die einzelnen Entwässerungsverfahren
sind nachfolgende Zusammenhänge zu beachten:

Tafel 2-1 Maßgebliche Abflussgrößen und Abflussquerschnitte nach A118/2006

Trennsystem Mischsystem

Schmutzwasserkanal Regenwasserkanal Mischkanal

Q ges ¼ Q T, h, max þ Q R, Tr, max Q ges ¼ Q R, max Q ges ¼ Q T, h, max þ Q R, max

Erläuterungen:
QT, h, max maximaler stündlicher Trockenwetterabfluss
QR, Tr, max maximaler unvermeidbarer Regenabfluss im Schmutzwasserkanal von Trenngebieten
QR, max maximaler Regenwetterabfluss
QR, max maximaler Regenwetterabfluss

Für den maximal stündlichen Trockenwetterabfluss QT, h, max gilt:


Q T, h, max ¼ Q H þ Q G þ Q F

14 1 8
Siedlungsentw!sserung

2.1.1 Trockenwetterabfluss Q T
Bei bestehenden Entwässerungssystemen sollte die Größe des Trockenwetterab-
flusses grundsätzlich über Abflussmessungen mit ausreichend langen Messzeiträu-
men bestimmt und abgesichert werden.
Für die Planung von neuen Entwässerungssystemen können die nach A 118 (2006)
festgelegten Berechnungsgrundlagen berücksichtigt werden.
Bei allen im Folgenden genannten Abflussgrößen und Abflussspenden handelt es
sich um (stündliche) Spitzenwerte, nicht um Tagesmittelwerte. Die Abflussspenden
sind auf das kanalisierte Einzugsgebiet AE, k bezogen.

Häuslicher Schmutzwasserabfluss Q H
Es wird empfohlen, für die Berechnung des künftigen Schmutzwasserabflusses die
Werte einer gesicherten Wasserbedarfsprognose des örtlichen Wasserversorgungs-
unternehmens zugrunde zu legen und in der Bemessung einen Schmutzwasseran-
fall von 150 l/(E " d) nicht zu unterschreiten. Die Tafel 2.2 zeigt die möglichen Be-
rechnungsansätze.

Tafel 2-2 Berechnungsansätze für den Schmutzwasseranfall nach A 118 (2006)

Berechnung von Q H über spezifischen Schmutzwasseranfall


Q H ¼ E " w s " ð1=f Þ=3600 ðl=sÞ
E Einwohner (E)
ws spezifischer täglicher Schmutzwasseranfall (l /(E " d)
Schwankungsbereich von 80 bis 200 l /(E " d), Mindestansatz > 150 l /(E " d)
f Schwankungsbreite ðh=dÞ zwischen 1/8 (ländliche Gemeinde und 1/16 Großstädte
des täglichen Abflusses bei Qd

Berechnung über die Siedlungsdichte


Q H ¼ q H, 1000 E " ED " AE, k, 1 =1000 ðl=sÞ
qH, 1000 E spezifischer Spitzenabfluss (l/s " 1000 E), 1 4 l /(s " 1000 E) bis max 5 l /(s " 1000 E)
D Siedlungsdichte (E/ha), Spektrum zwischen 20 E/ha (ländliche Gebiete) und 300 E/ha
(Stadtzentrum)
AE, k, 1 Fläche des durch die Kanalisation erfassten Einzugsgebietes (ha)

Betrieblicher Schmutzwasserabfluss Q G
Bei geplanten Gewerbe- und Industriegebieten können meist keine genauen An-
gaben über die Art und die Größe der anzusiedelnden Betriebe gemacht werden.
Für die Bemessung von Kanälen in Gewerbe- und Industriegebieten wird gemäß
Tafel 2-3 ein flächenspezifischer Ansatz mit nachstehenden betrieblichen Schmutz-
wasserabflussspenden qG empfohlen.

Tafel 2-3 Berechnungsansätze für den betriebliches Schmutzwasseranfall nach A 118 (2006)

Berechnung für betriebliches Schmutzwasser


Q G ¼ q G " AE, k, 2 ðl=sÞ
qG betriebliche Schmutzwasserabflussspende bezogen auf kanalisierte Einzugsgebiet-
fläche (l /(s " ha))
Betriebe mit geringem Wasserverbrauch qG ¼ 0,2 ! 0,5 l /(s " ha) 19
Betriebe mit mittlerem bis hohem Wasserverbrauch qG ¼ 0,5 ! 1,0 l /(s " ha)
Größere Werte sind in begründeten Einzelfällen betriebsspezifisch anzusetzen
AE, k, 2 Fläche des durch die Kanalisation erfassten Gewerbe- und Industriegebietes (ha)
des durch die Kanalisation erfassten Einzugsgebietes (ha)

14 19
Siedlungswasserwirtschaft

Fremdwasserabfluss Q F
Fremdwasser umfasst unerwünscht in die Kanalisation gelangende Abflüsse, die
durch eindringendes Grundwasser und je nach Kanalart unterschiedliche Fehleinlei-
tungen verursacht sein können.
Dazu zählt auch bei Regen in Schmutzwasserkanälen von Trennsystemen abflie-
ßendes Niederschlagswasser. Die möglichen Fremdwasserkomponenten sind in Ta-
fel 2-4 aufgelistet.
Wegen der nachteiligen Auswirkungen ist stets verstärktes Augenmerk darauf zu
richten, den Fremdwasserzufluss durch geeignete Maßnahmen so gering wie mög-
lich zu halten.
Fehleinleitungen von Schmutzwasser in Regenwasserkanäle sind generell zu unter-
binden. Die unterschiedlichen Berechnungsansätze sind in Tafel 2-5 zusammenge-
stellt.

Tafel 2-4 Mögliche Fremdwasserkomponenten nach A 118 (2006)

Mischwasserkanäle Regenwasserkanäle Schmutzwasserkanäle

Eindringendes Grundwasser Eindringendes Grundwasser Eindringendes Grundwasser


(Undichtigkeiten) (Undichtigkeiten) (Undichtigkeiten)

Zufließendes Drän- und Zufließendes Drän- und Zufließendes Drän- und


Quellwasser Quell- und Bachwasser Quellwasser

Zufließendes Schmutzwasser Zufließendes Regenwasser


(Fehleinleitungen) (über Schachtabdeckungen,
Fehleinleitungen)

Tafel 2-5 Berechnungsansätze für den Fremdwasseranfall nach A 118 (2006)

Fall 1: Berechnung für Fremdwasser bei Trockenwetter


Q F, T ¼ q F " AE, k ðl=sÞ
qF, T Fremdwasserabflussspende bei Trockenwetter l /(s " ha)
Für Neuplanungen qF ¼ 0,05 ! 0,15 l/(s " ha)
AE, k Fläche des durch die Kanalisation (ha) des durch die Kanalisation erfassten Einzugs-
gebietes (ha)
Fall 2: Berechnung für Fremdwasser mit unvermeidbarem Regenabfluss im Schmutzwas-
serkanal von Trenngebieten
Q R, Tr ¼ q R, Tr " AE, k, 3 ðl=sÞ
qR, Tr Regenabflussspende im Schmutzwasserkanal l /(s " ha)
Ansatz: 0,2 bis 0,7 l /(s " ha) in begründeten Fällen auch mehr
Alternativ: Vergleichende Abflussmessungen im Schmutzwasserkanal bei Trocken-
und Regenwetter
AE, k, 3 Fläche des durch die Schmutzwasserkanalisation erfassten Einzugsgebietes (ha)
Fall 3: Berechnung für Fremdwasser mit unvermeidbarem Regenabfluss im Schmutzwas-
serkanal von Trenngebieten (Alternative zu Fall 2)
Q F ¼ mðQ H þ Q G Þ
m Pauschalwert mit Ansätzen von 0,1 . . . 1,0
in begründeten Fällen auch > 1

14 2 0
Siedlungsentw!sserung

2.1.2 Regenabfluss Q R
Der Regenabfluss wird bestimmt durch die Regenspende, r(D,n) in l /(s ha), die örtlich
verschieden ist und sich mit der Regendauer T bzw. D in min sowie der Häufigkeit
des jährlichen Auftretens n in 1 /a ändert. Bei den herkömmlichen Berechnungsver-
fahren zur Kanalnetzberechnung wird der maßgebliche Regenwetterabfluss unter
Berücksichtigung des kanalisierten Einzugsgebietes AE, k und des aus dem Befesti-
gungsgrad und weiteren Einflussparametern abgeleiteten Spitzenablussbeiwert Ys
berechnet. Es gilt:
Tafel 2-6 Berechnungsansatz für den Regenwetterabfluss nach A 118 (2006)
Berechnung des Regenabflusses Q R
Q R ¼ r D, n " Y S " AE, k ðl=sÞ
rD, n Regenspende der Dauer D und der Häufigkeit n in (l /(s " ha))
z. B. Regenspenden des Deutschen Wetterdienstes aus KOSTRA-DWD 2000
wS Spitzenabflussbeiwert Quotient aus maximaler Niederschlagsabflussspende
qmax und zugehöriger maximaler Regenspende
AE, k Fläche des durch die Kanalisation erfassten Einzugsgebietes (ha)

Bei den so genannten herkömmlichen Verfahren wie z. B. Zeitbeiwertverfahren, Zeit-


abflussfaktorverfahren, Summenlinienverfahren oder Flutplanverfahren steht die
Berechnung von Maximalwerten im Vordergrund. Sie werden auch als Fließzeitver-
fahren bezeichnet, da die Ablussberechnung maßgeblich auf der Fließzeit aufbaut.

Regenspenden
Die Regenspende r(D,n) in l /(s ha), die früher aus der Bezugsregenspende r15,1 und
dem Zeitbeiwert j einer bestimmten Regendauer D und Regenhäufigkeit n gebildet
wurde, kann derzeit aus den Starkniederschlagsdaten des DWDs (2005) bzw. örtlich
verfügbaren Niederschlagsdaten gewonnen werden. Im Atlas des DWDs „Starknie-
derschlagshöhen für Deutschland – Kostra‘‘ (DWD, 2005) ist ein EDV-Programm zur
Ermittlung der ortspezifischen Niederschlagshöhen und Regenspenden enthalten.
Sofern diese Daten nicht verfügbar sind, können näherungsweise die in Bild 2-1 ange-
gebenen Werte berücksichtigt werden. Eine Regenspende von r ¼ 100 l /(s ha) ent-
spricht einem Niederschlag von 9 mm mit 10 000 m2 pro 15 min zu 60 s. Beliebige Re-
gen, z. B. mit D ¼ x und n ¼ y werden mit dem Zeitbeiwert j wie folgt umgerechnet
j x, n ¼ y 38
r x , n ¼ y ¼ r i, n ¼ k " mit ’ nach Reinhold jT, n ¼ (n!0,25 ! 0,3684)
j i, n ¼ k T þ9

19
Bild 2-1 Regenkarte nach Reinhold Bild 2-2 Zeitbeiwertlinien nach Reinhold
bezogen auf r15

14 2 1
Siedlungswasserwirtschaft
Tafel 2-7 Maßgebende kürzeste Regendauer in Abhängigkeit der mittleren Geländeneigung
und des Befestigungsgrades nach A 118, 2006

mittlere kürzeste
Befestigung
Geländeneigung Regendauer
< 50 % 15 min
<1 %
>50 % 10 min

1 % bis 4 % 10 min
< 50 % 10 min
>4 %
>50 % 5 min

Die maßgeblichen Regenhäufigkeiten n aus der DIN EN 752 sind für die Bemes-
sung der Kanäle auf (90 %) Vollfüllung im A 118 (2006) übernommen worden. Die
in Tafel 2-8a) angegebenen Häufigkeiten von Bemessungsregen gelten für die An-
wendung von Fließzeitverfahren. Dabei dürfen die ermittelten Maximalabflüsse
das jeweilige Abflussvermögen bei Vollfüllung nicht überschreiten. Für größere
Entwässerungssysteme und generell bei der Anwendung von Abflusssimulations-
modellen, insbesondere dort, wo bedeutende Schäden oder Gefährdungen auftre-
ten können, empfiehlt DIN EN 752, das Maß des !berflutungsschutzes über die
Vorgabe zulässiger !berflutungshäufigkeiten festzulegen. Der Vorgang der !ber-
flutung ist jedoch in hohem Maße von den lokalen Verhältnissen abhängig (z. B.
Tiefenlage der einzelnen Grundstücke in Bezug auf das Straßenniveau). Die tat-
sächliche !berflutungshäufigkeit lässt sich überwiegend nur durch Beobachtungen
und Erfahrungen in bestehenden Kanalnetzen feststellen und ggf. durch konstruk-
tive Maßnahmen verbessern (z. B. Erhöhung der Bordsteine, Entwässerung von
Tiefpunkten mit Hebeanlagen).

Tafel 2-8 Maßgebende Regen-, !berflutungs- und !berstauhäufigkeiten

a) In DIN EN 752 empfohlene Häufigkeiten für b) Empfohlene !berstauhäufigkeiten für


den Entwurf (DIN EN 752, 2008) den rechnerischen Nachweis bei Neuplanun-
gen bzw. nach Sanierung (hier: Bezugsni-
veau Geländeoberkante) nach A 118 (2006)
Häufigkeit der !berflu- !berstauhäufigkeiten-
Bemessungs- tungshäufig- Ort Neuplanung bzw. nach
regen1) Ort keit Sanierung
(1-mal in „n‘‘ (1-mal in „n‘‘ (1-mal in „n‘‘ Jahren)
Jahren) Jahren) ländliche Gebiete 1 in 2
Ländliche
1 in 1 1 in 10 Wohngebiete 1 in 3
Gebiete
Stadtzentren, Indus-
1 in 2 Wohngebiete 1 in 20
trie- und Gewerbe- seltener als 1 in 5
Stadtzentren, In- gebiete
dustrie- und Ge-
werbegebiete: Unterirdische
1 in 2 – mit !berflu- 1 in 30 Verkehrsanlagen, seltener als 1 in 101)
tungsprüfung, Unterführungen
1 in 5 – ohne !ber- – 1
flutungsprüfung ) Bei Unterführungen ist zu beachten, dass
bei !berstau über Gelände i. d. R. unmittel-
Unterirdische bar eine !berflutung einhergeht, sofern nicht
1 in 10 Verkehrsanlagen, 1 in 50 besondere örtliche Sicherungsmaßnahmen
Unterführungen bestehen. Hier entsprechen sich !berstau-
1 und !berflutungshäufigkeit mit dem in
) Für Bemessungsregen dürfen keine !berlas-
tungen auftreten. Tafel 2-8a) genannten Wert „1 in 50‘‘!

14 2 2
Siedlungsentw!sserung

Da die modelltechnische Nachbildung der !berflutung nach dem gegenwärtigen


Stand jedoch nicht möglich ist, wird der rechnerische Nachweis von Entwässerungs-
netzen über die !berstauhäufigkeit festgelegt. Als !berstau ist das !berschreiten
eines bestimmten Bezugsniveaus durch den rechnerischen Maximalwasserstand zu
verstehen. Vielfach wird die Geländeoberkante (z. B. Höhe der Schachtabdeckungen)
als Bezugsniveau des rechnerischen Maximalwasserstandes gewählt, da es bei
!berschreiten dieses Wertes zu einem Austritt von Wasser auf die Geländeoberflä-
che (Straßenfläche) kommt und die Möglichkeit einer !berflutung besteht. In der Ta-
fel 2-8 sind die Werte aus dem A 118 (2006) für den Nachweis der !berstauhäufigkeit
bei Neuplanungen bzw. nach Sanierungen zusammengestellt. Für die rechnerische
Nachweisführung wird empfohlen, im ersten Schritt den rechnerischen Nachweis
nach der Zielgröße !berstauhäufigkeit zu führen und im zweiten Schritt den jeweils
geforderten !berflutungsschutz unter Beachtung der örtlichen Gegebenheiten zu
prüfen und gegebenenfalls durch bauliche Maßnahmen sicherzustellen.

Spitzenabflussbeiwerte ws
Für die Kanalnetzberechnung ist der Spitzenabflussbeiwert ws maßgebend, der das
Verhältnis zwischen der resultierenden maximalen Abflussspende und der zugehöri-
gen Regenspende beschreibt. Für die Anwendung von Fließzeitverfahren werden
Spitzenabflussbeiwerte ws in Abhängigkeit vom Anteil der befestigten Flächen, der
Geländeneigungsgruppe und der maßgeblichen Bezugsregenspende r15 nach Tafel 2-9
empfohlen. Sie beziehen sich auf die Fläche des kanalisierten Einzugsgebietes AE,K.
Tafel 2-9 Empfohlene Spitzenabflussbeiwerte für unterschiedliche Regenspenden bei einer
Regendauer von 15 min (r 15) in Abhängigkeit von der mittleren Geländeneigung I G
und dem Befestigungsgrad nach A 118, 1977
Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3 Gruppe 4
Befesti- IG < 1 % 1 % < IG < 4 % 4 % < I G < 10 % I G > 10 %
gungs- für r15 [l /(s " ha)] von
grad
[%] 100 130 180 225 100 130 180 225 100 130 180 225 100 130 180 225
0*) 0,00 0,00 0,10 0,31 0,10 0,15 0,30 (0,46) 0,15 0,20 (0,45) (0,60) 0,20 0,30 (0,55) (0,75)
10*) 0,09 0,09 0,19 0,38 0,18 0,23 0,37 (0,51) 0,23 0,28 0,50 (0,64) 0,28 0,37 (0,59) (0,77)
20 0,18 0,18 0,27 0,44 0,27 0,31 0,43 0,56 0,31 0,35 0,55 0,67 0,35 0,43 0,63 0,80
30 0,28 0,28 0,36 0,51 0,35 0,39 0,50 0,61 0,39 0,42 0,60 0,71 0,42 0,50 0,68 0,82
40 0,37 0,37 0,44 0,57 0,44 0,47 0,56 0,66 0,47 0,50 0,65 0,75 0,50 0,56 0,72 0,84
50 0,46 0,46 0,53 0,64 0,52 0,55 0,63 0,72 0,55 0,58 0,71 0,79 0,58 0,63 0,76 0,87
60 0,55 0,55 0,61 0,70 0,60 0,63 0,70 0,77 0,62 0,65 0,76 0,82 0,65 0,70 0,80 0,89
70 0,64 0,64 0,70 0,77 0,68 0,71 0,76 0,82 0,70 0,72 0,81 0,86 0,72 0,76 0,84 0,91
80 0,74 0,74 0,78 0,83 0,77 0,79 0,83 0,87 0,78 0,80 0,86 0,90 0,80 0,83 0,87 0,93
90 0,83 0,83 0,87 0,90 0,86 0,87 0,89 0,92 0,86 0,88 0,91 0,93 0,88 0,89 0,93 0,96
100 0,92 0,92 0,95 0,96 0,94 0,95 0,96 0,97 0,94 0,95 0,96 0,97 0,95 0,96 0,97 0,98
*
) Befestigungsgrade <10 % bedürfen i. d. R. einer gesonderten Betrachtung

Berechnungsmethode: Zeitbeiwertverfahren
Das am häufigsten eingesetzte, herkömmliche Berechnungsverfahren ist das Zeit-
beiwertverfahren, das der Verhältnismethode („rational method“) des englischen
Sprachraumes entspricht. Mit dem Zeitbeiwertverfahren wird der größte Regen-
abluss unter der Annahme ermittelt, dass die Fließzeit im Kanalnetz gleich der
maßgebenden Regendauer gesetzt wird. Dabei ist zu berücksichtigen, dass bis zu
der Mindestregendauer gemäß Tafel 2-7 die Regenspende konstant gehalten wird,
d. h. für diesen Fall ist D ¼ tf zugrunde zu legen. Erst bei tf > Dmin ist die Regen- 19
spende r entsprechend der Fließzeit anzupassen. Der Spitzenabflussbeiwert Y s ist
gemäß Tafel 2-9 zu bestimmen. (A 118, 2006)
Ein Bemessungsbeispiel nach dem Zeitbeiwertverfahren ist in der Tafel 2-10 in
Form einer Listenrechnung aufgezeigt.

14 2 3
Siedlungswasserwirtschaft

Beispiel
TK ¼ 10 min,
r15.1 ¼ 100/l/(s " ha);
qT ¼ 0,1 l/(s " ha),
qH ¼ 0,005 l/(s " E)
Bei unregelmäßigen Ge-
bietsformen und großen
Schwankungen von IG
bzw. ws tritt der Größtab-
fluss nicht immer bei
D ¼ tf auf, s. Bild 2-3.

Bild 2-3

Es ist zu prüfen, ob mit


der Regendauer D gleich
tfBC der Abfluss von AE2
nicht größer ist als der Ge-
samtabfluss von AE1 þ AE2
mit D ¼ tfAC. Faustregel:
max Q R aus 1/2 AE1 þ AE2
mit 1/2 tfAB þ tfBC.
Tafel 2-10 Listenrechnung zum Zeitbeiwertverfahren

14 2 4
Siedlungsentw!sserung

2.2 Hydraulische Dimensionierung und Leistungsnachweis


von Abwasserleitungen
DWA-A 110 (08.06) Hydraulische Dimensionierung und Leistungsnachweis von
Abwasserkanälen und -leitungen
DWA-A 118 (03.06) Hydraulische Bemessung und Nachweis von Entwässerungs-
systemen
Für die Dimensionierung und den Leistungsnachweis sind nachfolgende Berech-
nungsanätze zu berücksichtigen:
Dimensionierung mit Pauschalkonzept
Im Pauschal-Konzept ist die Verwendung der k b-Werte für genormte Rohre ohne
weiteren Nachweis im Einzelfalle zulässig und als Regelfall anzusehen. Im Rahmen
des Pauschal-Ansatzes bei der Dimensionierung ist die effektive Wandrauheit für
derzeit durch den DIN-Normenausschuss Wasserwesen genormte Rohre einheitlich
mit k ¼ 0,1 mm und die Fließgeschwindigkeit mit v ¼ 0,8 m/s angesetzt, um damit
auch den Bereich der Teilfüllung mit abzudecken.
Für nicht genormte Rohre ohne besonderen Nachweis der effektiven Wandrauheit
sowie für Mauerwerks- und Ortbetonkanäle ist kb ¼ 1,5 mm zu setzen.
Beim Pauschalansatz sind über den kb -Wert gemäß Tafel 3-3, BZ-Abschnitt Hydraulik
und Wasserbau die Einflüsse der Wandrauhigkeit, der Lageungenauigkeiten und -än-
derungen, der Rohrstöße, der Zulauf – Formstücke und der Schachtbauwerke bis
Scheitelfüllung h=d < 1,0 berücksichtigt. Nicht enthalten sind hierbei Nennweiten –
Unterschreitungen, Auswirkungen von Einstau und !berstau, Vereinigungsbauwerke
und Ein- und Auslaufbauwerke von Drosselstrecken, Druckrohrleitungen und Dükern.
Leistungsnachweis von Abwassernetzen
Für den Leistungsnachweis von Abwassernetzen (bestehender oder in Planung be-
findlicher) ist das Individualkonzept anzuwenden, d. h. detaillierte Berücksichtigung
aller Verlusteinflüsse im Einzelfall. (genauere Einzelheiten siehe A 110, 08.06)
Beim Leistungsnachweis bestehender Netze ist, wenn die effektive lichte Weite im
Einzelfall nicht festgestellt wird oder werden kann, grundsätzlich mit 95 % der
Nennweite zu rechnen, worin auch Querschnittsreduzierungen infolge normaler
Ablagerungen erfasst sind.
Damit verbietet sich eine besondere, generelle k b-Wert-Tabelle für den Einstau-,
!berstau- und !berflutungsnachweis.
Berechnungsrichtwerte
Bei der Dimensionierung und dem Leistungsnachweis von Abwasserkanälen sind
folgende Berechnungsbedingungen zu beachten:
Ausnutzung der Querschnitte: Bei der Bemessung von Freispiegelkanälen soll das
rechnerische Abflussvermögen Qv nicht voll ausgenutzt werden. Es wird empfohlen,
den nächst größeren Querschnitt zu wählen, wenn der ermittelte Gesamtabfluss Qges
bei Regen- und Mischwasserkanälen etwa 90 % des Abflussvermögens Q v beträgt.
Aus betrieblichen Gründen (u. a. Verstopfungsgefahr, Spülung, TV-Befahrung,
nachträgliche Herstellung von Anschlüssen) wird empfohlen, unabhängig vom
rechnerischen Gesamtabfluss in öffentlichen Kanälen mit Freispiegelabfluss im All-
gemeinen die nachstehenden Mindestnennweiten nicht zu unterschreiten: Schmutz-
wasserkanal DN 250, Regen-, Mischwasserkanal DN 300.
In begründeten Fällen (z. B. geringer Abfluss in ländlich strukturierten Gebieten
oder in Streusiedlungen, Verbindungssammler bei guten Gefälleverhältnissen,
Steilstrecken, Umsetzung von Maßnahmen der Regenwasserbewirtschaftung) kön- 19
nen auch kleinere Querschnitte – möglichst jedoch nicht unter DN 200 – gewählt
werden. Dabei sind die betrieblichen Aspekte besonders zu würdigen und ggf. ge-
eignete Maßnahmen zur Vermeidung von Ablagerungen und Verstopfungen zu er-
greifen. Dies betrifft auch die Wahl der Querschnittsform. (DWA-A 118 03.06)

14 2 5
Siedlungswasserwirtschaft

Flachstrecken und Ablagerungen: Abwasser ist eine Mischung von Wasser mit den
verschiedenartigsten Feststoffen, unter welchen stets auch absetzbare anzutreffen
sind. Deren Sedimentation innerhalb des Leitungssystems kann durch geeignete
Wahl der maßgebenden Parameter vermieden werden. Eine Wandschubspannung
von t > 1,0 N/m sollte in keinem Fall unterschritten werden.
Ablagerungen werden vermieden, wenn eine erforderliche Mindestwandschub-
spannung, die von der Volumenkonzentration an absetzbaren Feststoffen abhängig
ist, erreicht oder überschritten wird. Die erforderliche Mindestwandschubspannung
tmin in N/m2 beträgt für Konzentrationen von cT ¼ 0,05 ‰ für Misch- und Regenwas-
ser sowie cT ¼ 0,03 ‰ für Schmutzwasser
tmin ¼ 4,1 Q1/3 für Regen- und Mischwasserkanäle
tmin ¼ 3,4 Q1/3 für Schmutzwasserkanäle
mit Q in m3 /s und zwar unabhängig vom Durchmesser und Gefälle der betrachte-
ten Leitung.
Die jeweils vorhandene Wandschubspannung tvorh wird berechnet nach:
tvorh ¼ r " g " rhy " JR :
Unter der Annahme einer Betriebsrauheit kb ¼ 1,5 mm ergeben sich untere Grenz-
werte Jc des Sohlengefälles für die verschiedenen Nennweitenbereiche von Kreis-
profilen und Füllungsgraden von hT =d ¼ 0,1 bis 0,5 sowie für t > 1,0 N/m2 gemäß
Tafel 2-11 und 2-12.
Tafel 2-11 Grenzwerte für ablagerungsfreien Betrieb von Regen- und Mischwasserkanälen
(DWA-A 110, 08.06)

Kreisquer- hT =d > 0,10 hT =d > 0,20 hT =d > 0,30 hT =d > 0,50


schnitt d
Jc vc min Jc vc t min Jc vc t min Jc vc tmin
mm ‰ m/s N/m ‰ m/s N/m ‰ m/s N/m ‰ m/s N/m
200 *) *) *) 4,23 0,43 1,00 2,98 0,46 1,00 2,04 0,48 1,00
250 *) *) *) 3,38 0,45 1,00 2,39 0,47 1,00 1,63 0,49 1,00
300 5,35 0,43 1,00 2,82 0,46 1,00 1,99 0,49 1,00 1,48 0,53 1,09
350 4,59 0,44 1,00 2,42 0,47 1,00 1,70 0,50 1,00 1,45 0,58 1,24
400 4,02 0,44 1,00 2,11 0,48 1,00 1,61 0,51 1,05 1,42 0,63 1,39
450 3,57 0,45 1,00 1,88 0,49 1,00 1,53 0,55 1,15 1,40 0,67 1,54
500 3,21 0,46 1,00 1,69 0,50 1,00 1,50 0,59 1,26 1,38 0,71 1,69
600 2,68 0,47 1,00 1,61 0,54 1,14 1,47 0,66 1,48 1,34 0,79 1,97
700 2,29 0,48 1,00 1,59 0,61 1,32 1,43 0,71 1,68 1,31 0,86 2,25
800 2,01 0,49 1,00 1,55 0,64 1,47 1,40 0,77 1,88 1,29 0,93 2,52
900 1,88 0,51 1,05 1,52 0,68 1,62 1,38 0,82 2,08 1,26 0,99 2,79
1000 1,84 0,54 1,15 1,50 0,73 1,78 1,36 0,87 2,28 1,24 1,05 3,05
1100 1,81 0,56 1,24 1,48 0,77 1,93 1,35 0,93 2,49 1,23 1,11 3,31
1200 1,79 0,60 1,34 1,46 0,81 2,07 1,32 0,96 2,66 1,21 1,17 3,57
1300 1,77 0,63 1,43 1,44 0,84 2,22 1,30 1,00 2,84 1,20 1,22 3,82
1400 1,75 0,65 1,53 1,43 0,88 2,37 1,30 1,06 3,05 1,18 1,27 4,07
1500 1,73 0,67 1,62 1,41 0,91 2,50 1,28 1,09 3,22 1,17 1,32 4,31
1600 1,71 0,71 1,70 1,40 0,95 2,65 1,27 1,12 3,39 1,16 1,37 4,55
1800 1,69 0,75 1,89 1,38 1,01 2,93 1,25 1,22 3,77 1,14 1,46 5,03
2000 1,66 0,79 2,06 1,36 1,07 3,22 1,23 1,28 4,11 1,12 1,54 5,50
2200 1,64 0,83 2,24 1,34 1,13 3,48 1,21 1,35 4,46 1,11 1,63 5,97
2400 1,61 0,86 2,41 1,32 1,18 3,74 1,19 1,41 4,80 1,09 1,70 6,42
2600 1,59 0,92 2,58 1,30 1,23 3,99 1,17 1,45 5,11 1,08 1,78 6,87
2800 1,58 0,96 2,75 1,29 1,29 4,27 1,16 1,52 5,45 1,07 1,85 7,32
3000 1,56 0,99 2,92 1,27 1,32 4,50 1,15 1,58 5,78 1,05 1,92 7,76
3200 1,54 1,01 3,07 1,26 1,37 4,78 1,14 1,64 6,11 1,04 1,99 8,19
3400 1,53 1,05 3,24 1,25 1,42 5,01 1,13 1,70 6,44 1,03 2,05 8,62
3600 1,51 1,07 3,39 1,24 1,46 5,27 1,12 1,74 6,74 1,03 2,12 9,05
3800 1,50 1,11 3,56 1,22 1,49 5,48 1,11 1,82 7,09 1,02 2,18 9,47
4000 1,49 1,16 3,73 1,21 1,54 5,75 1,10 1,85 7,39 1,01 2,24 9,89

14 2 6
Siedlungsentw!sserung
Tafel 2-12 Grenzwerte für ablagerungsfreien Betrieb von Schmutzwasserkanälen
(DWA-A 110, 08.06)

Kreisquer- hT =d > 0,10 hT =d > 0,20 hT =d > 0,30 hT =d > 0,50


schnitt d
Jc vc min Jc vc t min Jc vc t min Jc vc tmin
mm ‰ m/s N/m ‰ m/s N/m ‰ m/s N/m ‰ m/s N/m
150 *) *) *) 5,64 0,41 1,00 3,98 0,44 1,00 2,72 0,45 1,00
200 *) *) *) 4,23 0,43 1,00 2,98 0,46 1,00 2,04 0,48 1,00
250 *) *) *) 3,38 0,45 1,00 2,39 0,47 1,00 1,63 0,49 1,00
300 5,35 0,43 1,00 2,82 0,46 1,00 1,99 0,49 1,00 1,36 0,51 1,00
350 4,59 0,44 1,00 2,42 0,47 1,00 1,70 0,50 1,00 1,18 0,52 1,01
400 4,02 0,44 1,00 2,11 0,48 1,00 1,49 0,51 1,00 1,16 0,56 1,13
450 3,57 0,45 1,00 1,88 0,49 1,00 1,33 0,52 1,00 1,14 0,60 1,26
500 3,21 0,46 1,00 1,69 0,50 1,00 1,22 0,53 1,03 1,12 0,64 1,37
600 2,68 0,47 1,00 1,41 0,51 1,00 1,20 0,59 1,20 1,09 0,71 1,61
700 2,29 0,48 1,00 1,30 0,55 1,07 1,16 0,63 1,36 1,07 0,78 1,83
800 2,01 0,49 1,00 1,26 0,58 1,20 1,14 0,69 1,53 1,05 0,84 2,06
900 1,78 0,50 1,00 1,25 0,63 1,33 1,12 0,73 1,69 1,03 0,90 2,27
1000 1,61 0,50 1,00 1,23 0,67 1,45 1,11 0,78 1,86 1,01 0,95 2,49
1100 1,49 0,52 1,02 1,21 0,69 1,57 1,09 0,82 2,01 1,00 1,00 2,70
1200 1,46 0,54 1,09 1,19 0,73 1,69 1,08 0,87 2,17 0,99 1,05 2,91
1300 1,45 0,56 1,17 1,18 0,77 1,82 1,07 0,92 2,33 0,98 1,10 3,11
1400 1,44 0,60 1,25 1,16 0,79 1,93 1,06 0,95 2,48 0,96 1,15 3,31
1500 1,41 0,61 1,32 1,16 0,83 2,05 1,04 0,98 2,62 0,96 1,19 3,51
1600 1,40 0,63 1,40 1,14 0,86 2,16 1,03 1,01 2,76 0,95 1,23 3,71
1800 1,38 0,68 1,55 1,12 0,91 2,38 1,01 1,07 3,05 0,93 1,31 4,10
2000 1,35 0,71 1,68 1,10 0,96 2,60 1,00 1,15 3,35 0,91 1,39 4,49
2200 1,34 0,76 1,83 1,08 1,01 2,82 0,99 1,22 3,64 0,90 1,47 4,86
2400 1,32 0,79 1,97 1,07 1,06 3,04 0,97 1,26 3,90 0,89 1,54 5,23
2600 1,30 0,82 2,10 1,06 1,11 3,25 0,96 1,33 4,18 0,88 1,61 5,60
2800 1,29 0,86 2,25 1,05 1,16 3,47 0,95 1,39 4,46 0,87 1,67 5,96
3000 1,27 0,88 2,37 1,04 1,20 3,67 0,94 1,43 4,72 0,86 1,73 6,32
3200 1,25 0,90 2,50 1,03 1,25 3,89 0,93 1,49 5,00 0,85 1,80 6,68
3400 1,24 0,94 2,63 1,02 1,29 4,10 0,92 1,53 5,25 0,84 1,85 7,03
3600 1,23 0,97 2,76 1,01 1,32 4,29 0,91 1,56 5,49 0,84 1,91 7,38
3800 1,23 1,01 2,91 1,00 1,36 4,48 0,90 1,62 5,76 0,83 1,97 7,72
4000 1,22 1,03 3,03 1,00 1,42 4,71 0,90 1,68 6,03 0,82 2,02 8,06

Die Grenzwerte können mit genügender Genauigkeit für alle k b-Werte, also im Be-
reich von kb ¼ 0,25 mm bis kb ¼ 1,5 mm angewandt werden.
Beide Tabellen enthalten auch Bereiche, die durch die Einhaltung von tmin ¼ 1,0 N/m2
gekennzeichnet sind. Die Angaben hierfür wurden grau unterlegt. Für Füllhöhen
h < 3 cm sind die Bedingungen einer gleichmäßigen Konzentration bei stationärem
Abfluss nicht mehr gegeben. In diesen Fällen wird empfohlen, das Gefälle mit
J > 1: DN mit DN in mm festzulegen.

Strömung mit seitlichem Zufluss: (diskontinuierliche Strömung) In Kanalisations-


netzen ist längs einer Berechnungsstrecke, z. B. zwischen zwei Schächten, mit ei-
nem Durchflusszuwachs infolge seitlicher Einleitungen (Hausanschlüsse, Straßen-
einläufe) zu rechnen. Eine Ausnahme bilden lediglich reine Transportkanäle,
Drosselstrecken und Druckleitungen.
Bei Sammelkanälen mit seitlichem Zufluss ist mit einem Ansatz für diskontinuierli-
che Strömung zu arbeiten. Die Auswirkungen des seitlichen Zuflusses werden ge-
mäß DWA-A 110 (08.06) über vereinfachte Verfahren erfasst. Bei der Dimensionie- 19
rung wird zur Vermeidung der aufwendigen Berechnungen der Energiehöhenverlust
längs einer Berechnungsstrecke für einen Sammelkanal in der Regel so ermittelt,
dass man für einen konstant – also nicht diskontinuierlich – gedachten Durchfluss
(Ersatzdurchfluss) den Reibungsverlust ermittelt. Es ist darauf hinzuweisen, dass als

14 2 7
Siedlungswasserwirtschaft

Ersatzdurchfluss Qe der am Ende der betrachteten Rohrstrecke herrschende Durch-


fluss anzusetzen ist. Bei !berschreitung der Gültigkeitsgrenzen für den Ersatzdurch-
fluss Qe gemäß Tafel 2-13 sind die vorliegenden Verhältnisse unter Verwendung der
nach A 110 angegebenen Gleichungssysteme zu untersuchen und ggf. ein höherer
Ersatzdurchfluss festzulegen. (DWA-A 110, 08.06)
Im Rahmen vertretbarer Genauigkeit kann mit dieser Vereinfachung gerechnet wer-
den, wenn für den Anteil DQ des seitlichen Zuflusses längs einer Haltung in den
verschiedenen Nennweitenbereichen die Kriterien nach Tafel 2-13 erfüllt sind.
Tafel 2-13 Gültigkeitsgrenzen der Berechnung mit Q e Steilstrecken und Lufteintrag:
Bei Steilstrecken ist ab gewis-
relativer seitlicher Zufluss
sen Geschwindigkeiten mit einer
Nennweiten-Bereich DQ ¼ Qe ! Qa Luftaufnahme des Wassers zu
rechnen. Dieser Effekt trifft dann
DN 200 bis DN 500 keine Einschränkung zu, wenn die Boussines q-Zahl
größer als 6 ist. Für diesen Fall
DN 600 bis DN 1000 <0,30
ist eine genaue Berechnung
DN 1100 bis DN 2000 <0,10 nach dem DWA-A 110 vorzuneh-
men.
DN > 2000 <0,05

DQ ¼ Qe ! Qa

2.3 Rohre in der Kanalisation


2.3.1 Querschnittsformen und -abmessungen
DIN 4263 (04.91) Formen, Maße und geometrische Werte von Kanälen und
Leitungen im Wasserwesen
DIN EN 476 (05.08) Allgemeine Anforderungen an Bauteile für Abwasserkanäle
und -leitungen (Entwurf)
Es wird in der Praxis unterschieden in genormte geschlossene Profile mit Kreis-,
Eiquer- und Maulquerschnitt (siehe Bild 2-4) und nicht genormte Profile wie z. B.
gestreckter Querschnitt, überhöhter Eiquerschnitt, gedrückter Maulquerschnitt etc.
(siehe DWA A 110)

1 Kreisquerschnitt 2 Eiquerschnitt 3 Maulquerschnitt

bPr ¼ 2r A ¼ 3,142 " r 2 bPr ¼ 2r A ¼ 4,594 " r 2 bPr ¼ 2r A ¼ 2,378 " r 2


hPr ¼ 2r lU ¼ 6,283 " r hPr ¼ 3r lU ¼ 7,930 " r hPr ¼ 1,5r lU ¼ 5,603 " r
bPr : hPr ¼ 2 : 2 rhy ¼ 0,500 " r bPr : hPr ¼ 2 : 3 rhy ¼ 0,579 " r bPr : hPr ¼ 2 : 1,5 rhy ¼ 0,424 " r

Bild 2-4 Genormte Querschnitte nach DWA 110 (2006)

14 2 8
Siedlungsentw!sserung
Tafel 2-14 Bevorzugte Nennweiten DN/ID nach DIN EN 476 (Entwurf, 2008)
Hydraulisch betriebene Pneumatisch
Schwerkraftsysteme
Drucksysteme betriebene
DN/ID
DN/ID Drucksysteme DN/ID
30, 40, 50, 60, 70, 80, 90, 100, 125, 20, 25, 30, 40, 50, 60, 80, 100, 30, 40, 50, 60, 80,
150, 200, 225, 250, 300, 400, 500, 125, 150, 200, 250, 300, 350, 400, 100, 125, 150, 200
600, 800, 1000, 1200, 1400, 1600, 450, 500, 600, 700, 800, 900,
1800, 2000, 2200, 2500, 2800, 1000, 1100, 1200, 1300, 1400,
3000, 3500, 4000 1500, 1600, 1800, 2000, 2100,
2200, 2400, 2500, 2600, 2800,
3000, 3200, 3500, 4000
Tafel 2-15 Maximale Grenzabmaße für den Innendurchmesser nach E DIN EN 476 (Entwurf, 2008)
Hydraulisch betriebene Pneumatisch
Schwerkraftsysteme
Drucksysteme betriebene
DN/OD
DN/OD Drucksysteme DN/OD
32, 40, 50, 63, 75, 90, 100, 110, 22, 25, 28, 32, 40, 50, 63, 75, 90, 100, 32, 40, 50, 63, 75, 90,
125, 160, 200, 250, 315, 400, 500, 110, 125, 140, 160, 180, 200, 225, 100, 110, 125, 140,
630, 800, 1000, 1200, 1400, 1600, 250, 280, 315, 355, 400, 450, 500, 160, 180, 200
1800, 2000 560, 630, 710, 800, 900, 1 000
ANMERKUNG Für jeden Werkstoff ist es vorgesehen, die Anzahl der Nennweiten einzuschränken

2.3.2 Rohrwerkstoffe
ATV-DVWK-M 159 (12.05) Kriterien zur Materialauswahl für Abwasserleitungen
und -kanäle
Das Verzeichnis der aktuellen DIN-Vorschriften zu den in der Kanalisation eingesetz-
ten Rohrwerkstoffen ist unter Güteschutz Kanalbau „Gütegemeinschaft Herstellung
und Instandhaltung von Abwasserleitungen und Kanälen e. V.“ unter www.kanal-
bau.com abrufbar und wird monatlich überprüft und aktualisiert.
Bei der Auswahl der Werkstoffe von Kanalisationsanlagen sind unterschiedliche
Beanspruchungen
! physikalischer Art wie z. B. Erdlasten, Verkehrslasten, Auftrieb, Temperatur, Set-
zungen, Abfluss,
! chemischer Art wie z. B. Säuren, Laugen, aggressive Wasserinhaltsstoffe und
! biologischer Art wie z. B. organische Abwasserinhaltsstoffe mit Korrosion durch
biogene Schwefelsäurekorrosion detailliert zu berücksichtigen.
Das Bild 2-5 zeigt in der !bersicht die in der Praxis verwendeten unterschiedlichen
Werkstoffe in der Kanalisation.

19

Bild 2-5 Werkstoffe in der Kanalisation gemäß ATV-Handbuch (1995)

14 2 9
Siedlungswasserwirtschaft

In den Tafeln 2-16 und 2-17 sind wichtige Rohrwerkstoffe mit den üblichen Rohr-
weiten und Rohrlängen in Abhängigkeit der Bauweise für den Bereich der kommu-
nalen Entwässerung aufgelistet.
Tafel 2-16 Lieferprogramm von vorgefertigten Abwasserrohren mit Kreisquerschnitt 2 DN/ID
1200 für die offene Bauweise in Abhängigkeit von Werkstoff, Rohrnennweite und
Regelbaulänge*) nach FBS – Leitfaden zur Rohrwerkstoffauswahl (2007)

Rohre mit Trag-


und integrierter
Einfachrohre
Korrosionsschutz-
schicht14 )
DN/ID
Beton1 ) Stahl- Stein- Duktiler GFK Poly- PE- PVC-U Beton-PVC-U13 )
beton3 ) zeug4 ) Guss mer- HD11 )
9
beton ) Voll-
Gerippt
wand

1, 1,25
150 1m 6m !
u. 1,5 m
0,5, 1, 2,
!
3 u. 5 m
1, 1,5 u.
200 1 u. 2 m !
2,0 m
2 u. 5 m
2 u.
250 1 u. 2 m
2,5 m
1, 2, 3
300 2,5 m5 ) u. 5 m
2 u. 2,5 m
400 2,5 m6 ) 6, 12 u.
6 m8 )
20 m12 )
3 u.
500 2,5 m 2 u. 2,5 m
6 m7 )
2,5 u. 3 m
600 2,5 m
3 m10 )
700 2 u. 2,5 m 2m
! !
800 2m
2, 2,5 u. 3 m2 )
1000 2m

1200 2 u. 3 m 2m

1
) FBS-Betonrohre haben serienmäßig in der Regel Kreis- oder Eiquerschnitte (300/450 bis 1200/1800). Sie
werden mit Kreisquerschnitt von 300 2 DN/ID 2 1500 ohne Fuß (Form K) oder mit Fuß (Form KF) hergestellt
[10]. Andere, beliebige Querschnittsformen z. B. nach DIN 4263 [11] können ebenfalls ausgeführt werden.
2
) Auch in den Zwischennennweiten DN/ID 900 sowie DN/ID 1100 (nur Baulänge 3 m) lieferbar.
3
) FBS-Stahlbetonrohre weisen in der Regel einen Kreisquerschnitt auf. Sie werden von 250 2 DN/ID 2
4000 und größer ohne (K) oder mit Fuß (KF) hergestellt. Andere, beliebige Ouerschnittsformen nach DIN
4263 [11] können ebenfalls ausgeführt werden.
4
) Tragfähigkeitsklasse ab DN/ID 200: wahlweise Normal- oder Hochlastreihe.
5
) Auch in der Zwischennennweite DN/ID 350 lieferbar.
6
) Auch in der Zwischennennweite DN/ID 450 lieferbar.
7
) Auch in den Zwischennennweite DN/ID 350, 450 und 900 lieferbar.
8
) Standardlänge, die Rohre können auch in kürzerer Ausführung geliefert werden. Auch in den Zwischen-
nennweiten DN/ID 350, 450, 900 und 1100 lieferbar.
9
) Auch als Eiquerschnitt (400/600 bis 1400/2100) lieferbar.
10
) Auch in der Zwischennennweite DN/ID 900 lieferbar.
11
) Vollwandrohre aus PE-HD, coextrudiert, helle Innen- und schwarze Außenschicht, Rohre > DN/ID 600
sind nach Absprache lieferbar, Sonderlängen möglich.
12
) DN/ID 150 auch als Ringbundware lieferbar.
13
) Ohne und mit Fuß lieferbar.
14
) Nur der Vollständigkeit halber mit aufgeführt, wird nachfolgend nicht weiter berücksichtigt.
*) Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

14 3 0
Siedlungsentw!sserung
Tafel 2-17 Lieferprogramm von vorgefertigten Abwasserrohren mit Kreisquerschnitt 5 DN/ID
1200 für geschlossene Bauweise in Abhängigkeit von Werkstoff, Rohrnennweite
und Regelbaulänge*) nach FBS – Leitfaden zur Rohrwerkstoffauswahl (2007)

Vortriebsrohre mit Trag- und inte-


Einfach-Vortriebsrohre
grierter Korrosionsschutzschicht9 )
DN/ID
Stahl- Stein- Duktiler GFK Poly- PE-HD PVC-U Stahlbeton- Stahlbeton- Stahlbeton-
beton1 ) zeug Guss6 ) mer- Steinzeug PVC-U, PP, GFK
7
beton ) HDPE

150 !
1m 1m !
200 ! ! !

250
1 u. 2 m 1m
300 1 u. 2 m
1 u.
2 m2 )
400
1, 2 u.
3m
500 ! !8 )
2m
2, 2,5 u.
600
3 m5 )
2m 2m 2 m3 ) 2 m4 )
700

800 !

1000
1, 2, 3
2 u. 3 m 2 u. 3 m 3m
u. 6 m
1200 !

1
) Als dünnwandige, 1-lagig bewehrte und dickwandige, 2-lagig bewehrte Rohre in FBS-Qualität (Anmer-
kung: Vortriebsrohre aus Beton werden angeboten). Andere, beliebige Ouerschnittsformen können eben-
falls ausgeführt werden.
2
) Für 1 m Baulänge: Bei DN/ID 300 nur als 1-lagig bewehrte Rohre, bei DN/ID 400 nur als 2-lagig be-
wehrte Rohre lieferbar.
3
) Auch in den Zwischennennweiten DN/ID 350, 450, 550, 650, 750, 850, 900 und 1100 lieferbar.
4
) Ab DN/ID 1200 auch als KeraLine-Vortriebsrohr mit Korrosionsschutz aus keramischen Spaltplatten er-
hältlich.
5
) Auch in der Nennweite DN/ID 900 lieferbar.
6
) Duktile Gussrohre werden für den Vortrieb durch Einpressen oder Einschieben nicht mehr hergestellt.
Für 100 2 DN/ID 2 700 werden sie nur mit zugkraftschlüssigen TYTON-SIT- bzw. -TIS-K-Muffenverbindun-
gen zur grabenlosen Verlegung von Abwasserdruckleitungen z. B. mittels Horizontal-Spülbohrverfahren
eingesetzt.
7
) Auch mit Drachenquerschnitt für 800 2 DN/ID 2 1800 lieferbar.
8
) PE-HD-Rohre können werkstoffbedingt nur geringe Druckkräfte aufnehmen, so dass für den Vortrieb
durch Einpressen oder Einschieben nicht geeignet sind. Ihr Einsatz beschränkt sich auf Abwasserdrucklei-
tungen mit zugkraftschlüssigen Rohrverbindungen, die z. B. mittels Horizontal-Spülbohrverfahren graben-
los verlegt werden.
9
) Nur der Vollständigkeit halber mit aufgeführt, wird nachfolgend nicht weiter berücksichtigt.
*) Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

2.4 Schächte in der Kanalisation


Das Verzeichnis aktueller DIN-Vorschriften zu den in der Kanalisation eingesetzten
Schachtbauwerken ist wie im Kapitel 2.3 angegeben unter Güteschutz Kanalbau
„Gütegemeinschaft Herstellung und Instandhaltung von Abwasserleitungen und 19
Kanälen e. V.“ unter www.kanalbau.com aufgezeigt.
Die Maße von Einstiegs- und Kontrollschächten müssen nach DIN 476 (2008, Ent-
wurf) den am Einbauort geltenden Sicherheitsanforderungen entsprechen. (siehe
Bild 2-6).

14 3 1
Siedlungswasserwirtschaft

Bild 2-6
Maße von
Einstiegs- und
Kontrollschächten

Einstiegsschächte für Instandhaltungsarbeiten mit Zugang für Personal müssen ei-


nen DN/ID von 1000 oder größer (siehe Bild 2-6a) und b)) aufweisen, oder bei recht-
eckigem Querschnitt eine Nennweite von 750 mm + 1200 mm oder größer oder bei
elliptischem Querschnitt von 900 mm + 1100 mm oder größer. (siehe Bild 2-6a) und b)
Einstiegsschächte für das Einbringen einer Reinigungs-, Kontroll- und Prüfausrüs-
tung mit gelegentlicher Zugangsmöglichkeit für eine Person mit einem Sicherheits-
gurt müssen einen DN/ID von 800 oder größer aufweisen. (siehe Bild 2-6c)
Kontrollschächte, die einen DN/ID von weniger als 800 aufweisen, erlauben das
Einbringen einer Reinigungs-, Kontroll- und Prüfausrüstung, aber gestatten keinen
Zugang für Personal.
Im Merkblatt ATV-DVWK-A 157 sind Beispielszeichnungen für die Ausführung von
Bauwerken in Kanalisationen zusammengestellt.

Schachtabdeckung Schnitt A–A Schnitt B–B


mit Schmutzfänger
Auflagering AR–V
£500

Führungsrohr
£ 500

Schachthals SH–M
für Einsteighilfe

Schachtring SR–M
250

250

Steighilfen

Fußauflagering FAR–M
Dichtungsprofil
Einbindering/-muffe
Wand
≥250
£500

£500
≥250

Auftritt

£ DN 500
Gerinne

Gelenkstück, Ablauf
Gelenkstück, Zulauf
Arbeitsfugenband
Profilbeton
Sohlplatte
Sauberkeitsschicht

Grundriss
B

A A
£ DN 500

B Bild 2-7
Beispiel für Schacht bis DN 500 rund
B und eckig nach DWA-M 158 (2006)

14 3 2
Siedlungsentw!sserung

2.5 Bau der Kanalisation


Der Einbau der Rohrleitungen kann über die offene oder geschlossene Bauweise
erfolgen.

2.5.1 Offene Bauweise


DIN 1610 EN (10.97)
Technische Regeln für die Bauausführung von Abwas-
serleitungen und -kanälen
DIN 4124 (10.02) Baugruben und Gräben; Böschungen, Verbau, Arbeits-
raumbreiten
DWA-A 139 (12.09) Einbau und Prüfung von Abwasserleitungen und -ka-
nälen
ATV-DVWK-A 127 (08.00) Statische Berechnung von Abwasserkanälen und -lei-
tungen
Die genannten Vorschriften und Regelwerke enthalten wichtige Hinweise wie z. B.
Auflagerung, Einbettung, !berschüttung, Prüfung der Lage und Wasserdichtheit.
Die zum Einbau der Rohre sowie zur Herstellung der Bettungsschichten, der Seiten-
verfüllung und der Abdeckung durch lagenweisen Einbau mit ausreichender Ver-
dichtung erforderlichen Mindestgrabenbreiten sind in DIN EN 1610 in Abhängigkeit
vom Rohrdurchmesser und der Grabentiefe festgelegt. Hierbei gelten die in Tafel
2-18 und 2-19 angegebenen Werte, wobei der jeweils größere Wert maßgebend ist.
Zur Ermittlung der Stelle, an der die jeweilige lichte Mindestbreite zu messen ist,
sind die entsprechenden Festlegungen der DIN 4124 zu beachten.
1 Oberfläche
2 Unterkante der Straßen- oder Gleiskonstruktion,
soweit vorhanden
3 Grabenwände 4 Hauptverfüllung
5 Abdeckung 6 Seitenverfüllung
7 Obere Bettungsschicht 8 Untere Bettungsschicht
9 Grabensohle 10 !berdeckungszone
11 Dicke der Bettung 12 Dicke der Leitungszone
13 Grabentiefe
a Dicke der unteren Bettungsschicht
b Dicke der oberen Bettungsschicht
c Dicke der Abdeckung
b ¼ k " OD (ersetzt a als Bettungswinkel aus der stat.
Berechnung)
y/2 ¼ Verbaudicke
Bild 2-8 Definitionen zum Rohrgraben x/2 ¼ Mindestarbeitsraum

Tafel 2-18 Mindestgrabenbreite in Abhängigkeit von der Nennweite DN nach DIN EN 1610
(1997)
Mindestgrabenbreite (OD + x) [m]
DN Verbauter unverbauter Graben
Graben b > 60, b < 60,
< 225 OD þ 0,40 OD þ 0,40
> 225 bis < 350 OD þ 0,50 OD þ 0,50 OD þ 0,40
> 350 bis < 700 OD þ 0,70 OD þ 0,70 OD þ 0,40
> 700 bis < 1200
> 1200
OD þ 0,85
OD þ 1,00
OD þ 0,85
OD þ 1,00
OD þ 0,40
OD þ 0,40
19
Bei den Angaben OD þ x entspricht x=2 dem Mindestarbeitsraum zwischen Rohr und Graben-
wand bzw. Grabenverbau (Pölzung). Dabei ist: OD der Außendurchmesser in m,
b der Böschungswinkel des unverbauten Grabens, gemessen gegen die Horizontale.

14 3 3
Siedlungswasserwirtschaft
Tafel 2-19 Mindestgrabenbreite in Abhängigkeit von der Grabentiefe nach DIN EN 1610
(1997)
Grabentiefe [m] Mindestgrabenbreite [m]
< 1,00 keine Mindestgrabenbreite vorgegeben
> 1,00 bis < 1,75 0,80
> 1,75 bis < 4,00 0,90
> 4,00 1,00

Nach dem Einbau der Rohrleitungen sind Inspektionen und Dichtheitsprüfungen


gemäß DIN EN 1610 vorzunehmen.

2.5.2 Grabenlose Verlegung – Rohrvortrieb


ATV-A 161 (01.90) Statische Berechnung von Vortriebsrohren
DIN 12889 (03.00) Grabenlose Verlegung und Prüfung von Abwasserleitungen
und Kanälen
DWA-A 125 (12.08) Rohrvortrieb und verwandte Verfahren

Der grabenlose Einbau von Rohrleitungen in der Kanalisation wird im Nennweiten-


bereich von 100 bis DN 1200 über die steuerbaren unbemannt arbeitenden Verfah-
ren des Pilotvortriebs und des Mikrotunnelbaus vorgenommen.
Der unterirdische Einbau von vorgefertigten Rohren unterschiedlicher Querschnitts-
geometrie erfolgt durch Verdrängen, Rammen, Bohren, Pressen oder sonstigen Ab-
bau, bei dem ein Hohlraum im Boden geschaffen wird, in den die Rohre eingezo-
gen, eingeschoben oder eingepresst werden, oder bei dem bestehende Kanäle
oder Rohrleitungen überfahren bzw. ausgewechselt werden.
Beim Mikrotunnelbau handelt es sich um ein ferngesteuertes, einstufiges Verfah-
ren zum Vortrieb von Produkt- oder Mantelrohren unter Verwendung einer Vor-
triebsmaschine bei gleichzeitig kontinuierlichem vollflächigem Bodenabbau an der
mechanisch- und/oder flüssigkeits- oder erddruckgestützten Ortsbrust.

Bild 2-9 Beispiel Mikrotunnelbau mit Spülförderung DWA-A 125 (2008)

Beim Pilot-Vortrieb Verfahren wird zunächst ein Pilotrohrstrang bodenverdrängend


oder -entnehmend gesteuert vorgetrieben. Nachfolgend werden Mantel- oder Pro-
duktrohre gleichen oder größeren Außendurchmessers bei gleichzeitigem Heraus-

14 3 4
Siedlungsentw!sserung

pressen oder -ziehen der Pilotrohre vorgetrieben. Größere Außendurchmesser er-


fordern eine Aufweitung durch Bodenverdrängung oder -entnahme in einem oder
mehreren Arbeitsgängen.
Im Arbeitsblatt DWA-A 125 (Entwurf 2007) sind Erfahrungswerte für den Anwen-
dungsbereich der genannten steuerbaren Rohrvortriebsverfahren aufgezeigt.

2.6 Regenentlastungen in Mischwasserkanälen


Nachfolgend ist eine Auswahl wichtiger Regelwerke und Merkblätter zur Planung
und Konstruktion von Bauwerken der Regenentlastung aufgelistet:

ATV-A 128 (04.92) Richtlinien für die Bemessung und Gestaltung von
Regenentlastungen in Mischwasserkanälen
ATV-A 166 (11/99) Bauwerke der zentralen Regenwasserbehandlung
und -rückhaltung – Konstruktive Gestaltung und
Ausrüstung
ATV-DVWK-M 153 (08.07) Handlungsempfehlungen zum Umgang mit
Regenwasser
ATV-DVVVK-M 158 (03.06) Bauwerke der Kanalisation – Beispiele
ATV-DVWK-M 176 (02.01) Hinweise und Beispiele zur konstruktiven Gestaltung
und Ausrüstung von Bauwerken der zentralen Re-
genwasserbehandlung
ATV-DVVVK-M 177 (06.01) Bemessung und Gestaltung von Regenwasserent-
lastungen in Mischwasserkanälen – Erläuterungen
und Beispiele
Die Regenwasserbehandlung begrenzt den Regenabfluss zur Kläranlage, sodass
deren Wirkungsgrad nicht unzulässig sinkt und die stoßweise Belastung des Ge-
wässers in vertretbaren Grenzen bleibt. – Jedes Bauwerk muss ohne Bewertung
der örtlichen Gewässersituation mindestens Normalanforderungen erfüllen.
Für diesen „Bezugslastfall“ sind zugrunde zu legen:
Schmutzabtrag von 600 kg CSB/(ha " a), Jahresniederschlagshöhe hN,a = 800 mm/a,
Abflussbeiwert w ¼ 0,70;
CSB-Konzentrationen: im Regenabfluss cR, CSB ¼ 107 mg/l, im Trockenwetterabfluss
CT, CSB ¼ 600 mg/l, im Ablauf der Kläranlage bei Regenwetter cCSB, AK ¼ 70 mg/l,
keine Ablagerungen im Mischwasserkanal.
Unter Berücksichtigung dieser Kenngrößen wird ein Speichervolumen ermittelt,
das die Entlastung in das Gewässer auf die zulässige CSB-Jahresfracht begrenzt.
Bei den nachfolgenden Formeln gilt mit den Indizes H ¼ häuslich, G = gewerblich,
I ¼ industriell, F ¼ Fremdwasser, x in h ¼ Stundensatz pro Tag z. B. 14, 16, 18 h,
aG,I in h ¼ Arbeitsstunden pro Tag (bei einer Schicht 8 h)
bG, bI ¼ Produktionstage pro Jahr.

Trockenwetterabfluss im Tagesmittel
Q T24 ¼ Q S24 þ Q F24 ¼ ðQ H24 þ Q G24 þ Q I24 Þ þ Q F24 ðl=sÞ
Q Sx ¼ Q H24 " 24=x þ Q G24 " 24 " 365=ðaG " b G Þ þ 24 " 365 " Q I24 =ðaI " b I Þ ðl=sÞ
19
Tagesstundenmittel des Trockenwetterabflusses
Q Tx ¼ Q Sx þ Q F24 ðl=sÞ

14 3 5
Siedlungswasserwirtschaft

Kritischer Regenabfluss
Q Rkrit ¼ r krit " Au ðl=sÞ
kritische Regenabflussspende 7,5 < rkrit < 15 " 120=ðtf þ 120Þ ðl=s haÞ
tf in min ¼ Fließzeit im Kanal bis zur jeweiligen Entlastung
Kritischer Mischwasserabfluss
P
QDr, i l /s Summe aller unmittelbar
von oberhalb zufließenden
P
Q krit ¼ Q Tx þ Q Rkrit þ Q Dr, i ðl=sÞ Drosselabflüsse.
QRkrit l /s kritischer Regenabfluss
aus dem unmittelbaren
Zwischeneinzugsgebiet

Fremdwasser QF24 wird aus Nachtmessungen in Misch- oder Trennsystemen ermit-


telt oder ersatzweise zu 0,03 bis 0,15 l=ðs " haÞ " Au oder im Extremfall mit bis zu
100% QF24 angesetzt.
In Tafel 2-19 kann der mittlere Entlastungszufluss QRe nur für qr < 2 l=s " ha nähe-
rungsweise ermittelt werden. Bei qr > 2 l=s ha sind Langzeitsimulationen erforder-
lich und der Ansatz
VQe m3 in einem Jahr entlastete
QRe ¼ VQe =ðTe " 3,6Þ þ QR24 ðl=sÞ Mischwasserabflusssumme
Te h in einem Jahr aufsummierte
Entlastungsdauer
P P
Mittlere Neigungsgruppe NGm ¼ ðAE, i " NGi Þ= A E, i
Trockenwetterkonzentration des CSB
cT ¼ ðQH " cH þ QG " cG þ QI " cI Þ=ðQH þ QG þ QI þ QF24 Þ ðmg=lÞ
Trockenwetterabflussspende qT24 ¼ QT24 =Au ðl=s haÞ
Regenabflussspende qr ¼ QR24 =Au ðl=s haÞ
Weitere Begriffe sind der Tafel 2-21 zu entnehmen.

2.6.1 Regenüberläufe R!
R! begrenzen hohe Regenabflussspitzen. Stark verschmutzte gewerbliche und in-
dustrielle Abwässer sowie die Entleerungsabläufe aus R!B sollen nur über R! ent-
lastet werden, wenn mR! eingehalten wird. Hinter einem R! muss immer noch ein
R!B liegen. Der Mischwasserabfluss Qkrit muss in voller Höhe weitergeleitet wer-
den, bevor Wasser in den Vorfluter abgeschlagen wird. Es darf keine Entlastung in
trockene Vorflutgräben stattfinden.
Das erforderliche Mindestmischverhältnis im !berlaufwasser
mRU
U ¼ ðQ Dr # Q T24 Þ=Q T24 mit QDr > Qkrit

wird mit einer CSB-Konzentration cT im Trockenwetterabfluss bei einem Drosselab-


fluss QDr beim Anspringen des R! eingehalten
in den Grenzen 7 < mRU
:: > ðc # 180Þ=60 mg/l
U T

QDr sollte > 50 l /s sein, i. d. Praxis häufig wesentlich kleiner. Au sollte >2 ha betragen. Seitliche
Einmündungen im R!-Bereich sind zu vermeiden. Der Einsatz von Tauchwänden ist anzustre-
ben. Die Bemessung der Abschlagsleitung erfolgt für die Leistungsfähigkeit der bis OK Decke
eingestauten Zulaufleitung. Die Nachrüstung zum R!B soll durch einen Sohlabsturz berück-
sichtigt werden.

14 3 6
Siedlungsentw!sserung

Zulaufleitung
Der Fließzustand soll bei Qkrit sicher strömend sein. v < 0,75 vgr bzw. Q < 0,75 Qgr.
(Nachweis entfällt wenn OK-W > OK-Rohr.) Länge der Beruhigungsstrecke
L0 > 20 " d0.
Ablesebeispiel im Bild 2-10 Qkrit ¼ 0,40 m3/s ! d0 ¼ 0,90 ! h/d ¼ 0,51, nach Tafel 3-17a
(Abschnitt „Hydraulik/Wasserbau“) ist QT/Qv ¼ 0,52. Hieraus wird die erforderliche Leis-
tung der Zulaufleitung: Qv < max Q zul/(QT/Qv) < 0,40/0,52 ¼ 0,77 m3/s und das zul. Gefälle nach
Tafel 3-15 (Abschnitt „Hydraulik/Wasserbau“) I s < 1,55 ‰ (evtl. d0 variieren).
Bei QT sei vzu > 0,5 m/s; die OK-Wehrschwelle s0 > 0,5 d0 und über dem Bemes-
sungs-HW des Vorfluters.

Bild 2-10 Nachweis von sicher strömendem Abfluss nach Wagner-Kallwass

Drosselstrecke

Bild 2-11 Längsschnitt durch eine Regenentlastung mit Drosselstrecke

DN 200 < du < DN 500 bei freiem Ausfluss. Nachfolgende Ablaufleitung


DN > du þ 100; Länge lu > 20 du, Sohlgefälle I s < 3 ‰; Nachweis der Vollfüllung der
Drosselstrecke nur bei I s > 3 ‰ oder lu < 20 du erforderlich. Bei QTx sei vu > 0,5 m/s.
Man wählt du für I s und ca. (0,4 bis 0,6) Qkrit; außerdem Ds so, dass QTx ohne Auf-
stau abfließt. hEo þ Ds > hEu : z für Drosselblenden s. Abschn. 3.1.3.9. (Abschnitt „Hy-
draulik/Wasserbau“)

Ablesebeispiel im Bild 2-11 Qkrit =ð3130 " du2,5 Þ ¼ 1,4 ! ‹ ! ; I s =lr ¼ 0,5!› ! Schnittpunkt 19
Is " lu =du ¼ 0,525; also für alle I s " lu =d u > 0,525 ! Vollfüllung
Man erhält das für die Vollfüllung erforderliche lu mit dem Ablesewert aus
lu ¼ ðI s " lu =du Þ " ðdu =I s Þ also z. B. 0,525 " du =I s :

14 3 7
Siedlungswasserwirtschaft

Du 1000
pffiffiffiffi 5=2
in m gd in l /s
0,20 56,0
0,25 97,9
0,30 154,4
0,35 226,9
0,40 316,9
0,45 425,5
0,50 535,7
0,60 873
0,70 1284
0,80 1793
0,90 2407
1,00 3132
1,10 3974
1,20 4941
1,30 6035
1,40 7264
1,50 8631

Bild 2-12 Nachweis der Vollfüllung der Drosselstrecke

Im zunehmenden Maße setzen sich mechanische Drosselsysteme durch. Empfoh-


len wird: Rohrdrossel >50 l /s, Wirbel- und Strahldrossel >30 l /s, Waagedrossel
>10 l /s, Förderschnecken Q ¼ >10 l /s, Kreiselpumpen Q ¼ >20 l /s, geregelte Schie-
ber ohne Grenze. Im Einzelfall ist mit dem Hersteller Rücksprache zu halten; starke
Orientierung an Untergrenzen bedingt höhere Störanfälligkeit.

Bild 2-13 lr-Werte für kb ¼ 0,20 mm

Bei anderen kb ggf. lr nach Bild 3-6 oder mit I E


und v nach Tafel 3-15 bzw. 3-16 bzw. Tabellen-
werten aus Abschnitt „Hydraulik/Wasserbau“
lr ¼ 19,6 " I e " d=v 2 Bild 2-14 Drucklinie am Kreisrohr-
ende für eine freie Strahl-
unterkante
Trennschärfe bei höchstem Zufluss
Die Leistung Qd der Rohrdrosselstrecke bei max Q zu wird mit hü gemäß Berech-
nung !berfallwehr
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
d2 (hü þ s u þ I s " l u # m " d u ) " 19,62
max Q Dr ¼ p u " " 1000 in l /s
4 1 þ z e þ lr " l u =d u

Die Trennschärfe ¼ max Q Dr/Qkrit soll < 1,2 sein. ze ¼ 0,45

14 3 8
Siedlungsentw!sserung

! b e r fal l we h r
Die erforderliche Wehrhöhe und Kronenlänge sind mit Hilfe der in den Kapiteln
3.3.5.1 und 3.3.5.2 angegebenen Formeln des Abschnittes „Hydraulik/Wasserbau“
zu berechnen.
2.6.2 Regenüberlaufbecken R!B
1. Becken im Hauptschluss HS: Der Abfluss zur Kläranlage QDr ¼ Qab þ QT wird
durch das Becken geführt.
2. Becken im Nebenschluss NS: QDr ¼ Qab þ QT werden am Becken vorbeigeführt, das
bei Qzu > Qab þ QT über ein Trennbauwerk TB beschickt wird. Beckenentleerung mit
Pumpe vor das TB. Becken im qualifizierten Nebenschluss werden gezielt entleert.
3. Fangbecken FB nach 1. oder 2. speichern den Spülstoß. Sie werden nicht von
der !berfallwassermenge durchflossen. Anwendung ist vorteilhaft im wesentli-
chen für nicht vorentlastete Entwässerungsflächen, aber nur zulässig
a) wenn F l i e ß z e i t im Netz bis zum Becken tf < 15 bis 20 min;
b) wenn die Abläufe oberhalb liegender Becken so gesteuert werden, dass sie
erst bei leerem Fangbecken öffnen.
4. Durchlaufbecken DB nach 1. oder 2. besitzen einen Klärüberlauf (K!), der erst
nach Beckenfüllung anspringt und den Durchlauf durch das Becken bis zum Er-
reichen von hkü krit auf maximal Qkrit bei HS-Becken und auf Qkrit ! QS ! QT bei
NS-Becken beschränkt.
Der Beckenüberlauf B! soll erst bei vollem Becken anspringen.
5. Verbundbecken werden bei Auftreten von FB und DB Verhältnissen eingesetzt. Der
FB-Teil (FT) wird zuerst gefüllt und anschließend der durchströmte DB-Teil (KT).

19

Bild 2-15 Regenüberlaufbecken

14 3 9
Siedlungswasserwirtschaft
Tafel 2-20 !berfallwassermengen an den Entlastungsorganen

Bau- Fangbecken Durchlaufbecken DB


werk Hauptschluss Nebenschluss Hauptschluss HS Nebenschluss NS
QTB – Qzu ! QDr – Qzu ! QDr
QBu Qzu ! QDr Qzu ! QDr Qzu ! QKü ! QDr Qzu ! QKü ! QDr
QKü – – > Qkrit ! QDr > Qkrit ! QDr

Die Bemessung der R!B erfolgt bei qr < 2 l/(s " ha) mit den in Tafel 2-21 genannten
Ansätzen. Das angegebene Zahlenbeispiel berücksichtigt folgende Kenndaten:
x ¼ 13,8; QF ¼ 7,6 l /s; QS24 ¼ 11200 EW " 180 l /(E " d)/86400 s ¼ 23,5 l /s;
QSx ¼ 24 " 23,46/13,8 ¼ 40,8 l /s; QTx ¼ 40,8 þ 7,6 ¼ 48,4 l /s .
Hinweise zu den Berechnungen:
Die ersten 10 Zeilen werden aufgrund von Messungen oder Berechnungen ermittelt. Nach der
Berechnung des Volumens für das Gesamteinzugsgebiet werden die Beckenvolumen für die
Einzelbecken ebenso bestimmt, wobei z. B. für das n-te Becken Vn für das gesamte oberhalb
liegende Einzugsgebiet mit seinem Au bestimmt wird abzüglich oberhalb liegender Speicher-
volumen. Für QM,n steht das tatsächliche QDr, n usw., als ob das n-te Becken alleine für das
ges. oberhalb liegende EG bemessen würde.
Jedes einzelne Becken muss ein Mindestspeichervolumen Vmin ¼ Au " Vs, min in m3 einhalten
mit Vs, min ¼ 3,60 þ 3,84 " qr in m3/ha. Im allg. DB > 100 m3, FB > 50 m3. Andererseits sollte
Vs < 40 m3/ha als Gesamtspeichervolumen eingehalten werden.
Tafel 2-21 Ermittlung des Volumens von Regenüberlaufbecken

1 Mittlere Jahresniederschlagshöhe Deutscher Wetterdienst hNa 722 mm


2 undurchlässige Gesamtfläche 85 bis 100 % d. bef. Fläche Au 66 ha
3 längste Fließzeit im Gesamtgebiet nur
P bedeuts. Flächen P tt 37 min
4 mittlere Geländeneigungsgruppe ðNGi " AE,i Þ= ðAE,i Þ NGm 1,26 –
5 MW-Abfluss der Kläranlage Biologie b. Regenwetter QM 98 l /s
2QS, x þ QF, 24 oder
2(QS, x þ QF, 24)
6 TW-Abfluss, 24-h-Tagesmittel aus Misch- u. Trenngeb. QT, 24 31 l /s
QH, 24 þ QG, 24 þ QI, 24 þ QF, 24
7 mittlerer Fremdwasserzufluss in QT, 24 enthalten QF, 24 7,6 l /s
8 TW-Abfluss, Tagesstundenmittel aus Misch- u. Trenngeb. QT, x 48,4 l /s
24 " QH, 24 =x þ 24 " 365
" QG, 24 =ðaG " bG Þ þ 24 " 365
" QI, 24 =ðaI " bI Þ þ QF, 24
9 RW-Abfluss aus Trenngeb. 100 % QS, 24 aus Trenng. QRT24 2,3 l /s
10 CSB-Konzentration i. TW-Abfluss CSB ! Jahresfracht kg cT 475 mg/l
Jahresmittel incl. Qf24 31,54 " QT, 24
11 Regenabfluss, 24-h-Tagesmittel QM ! QT, 24 ! QR, 24 QR, 24 64,7 l /s
12 Regenabflussspende QR, 24/Au; Soll < 2,0 qr 0,98 l /(s " ha)
13 Fließzeitabminderung 0,5 þ 50/(tf þ 100) > 0,885 af 0,885 –
14 mittl. Entlastungszufluss für qr < 2 af " ð3,0 " Au þ 3,2QR, 24 Þ QRe 358 l /s
15 mittleres Mischverhältnis (QRe þ QR, T, 24)/QT, 24 mRUB 11,6 –
16 xa-Wert für Kanalablagerungen 24QT, 24/QT, x xa 15,4 –
17 Einflusswert TW-Konzentration cT/600 mindestens 1,0 ac 1,0 –
18 Einflusswert Jahresniederschl. !0,25 < hNA =800 ! 1 ah !0,097 –
< þ 0,25
19 Einflusswert Kanalablagerungen aus A 128, s. Bild 2-16 aa 0,372 –
20 Bemessungskonzentration 600ðac þ ah þ aa Þ cb 765 mg/l
21 rechn. Entlastungskonzentrat 107mRU UB þ cb Þ=ðmRU UB þ 1Þ ce 159 mg/l
22 zulässige Entlastungsrate 3700/(ce ! 70) eo 41,6 %

Fortsetzung s. nächste Seite

14 4 0
Siedlungsentw!sserung
Tafel 2-21, Fortsetzung

23 spezifisches Speichervolumen aus A 128, s. Bild 2-17 Vs 21,6 m3/ha


24 spez. Mind. Speichervolumen > 3,60 þ 3,84 " qr minVs 7,36 m3/ha
25 erforderliches Gesamtvolumen Vs " Au V 1426 m3
26 TW-Abflussspende, Gesamtgebiet QT, 24/Au qt24 0,47 l /(s " ha)
27 Auslastungswert der Kläranl. ðQM ! QF, 24 Þ=ðQT, x ! QF, 24 Þ n 2,22 –

Es ist immer zu prüfen, ob auch bei Einzelbecken folgende Kriterien eingehalten


werden: Entleerungsdauer ¼ Vs/qr < 10 bis 15 h; ferner 7 < mR!B > (cT ! 180)/60;
qr(R!B) < 1,2 qr (KA) mit QR, 24 ¼ QDr ! QT, 24 ! QR, Tr, 24.
Hierbei wird von oben nach unten jedes Becken mit dem gesamten bis dahin auf
das Becken hin entwässernde Einzugsgebiet bemessen. Es gelten ferner folgende
Bedingungen:
max. 5 R!B in einer Reihe; max. 5 R! in einem Einzugsgebiet; RRB müssen
qr > 5 l /(s " ha) einhalten; RRB-Volumen wird vernachlässigt.
Auf das Gesamtspeichervolumen anrechenbar ist
1. vorhandenes R!B-Volumen, wenn qr vorhanden < 1,2 " qr
2. bei RW aktivierbares Speichervolumen auf der Kläranlage
3. statisches Kanalvolumen VStat in > DN 800 (oberhalb der horizontalen Verlänge-
rung der tiefsten !berlaufschwelle), abgemindert zu
V s ¼ ðV Stat =Au Þ=1,5 in m3 =ha .
Bei freier Wahl der Beckenstandorte sind Verschmutzungsschwerpunkte zu suchen;
Aufteilung in parallel geschaltete FB, meist teurer, aber effektiver für den Gewäs-
serschutz. Beckensteuerung und Abrufschaltung bei Wahl der Drossel für zukünfti-
gen Ausbau berücksichtigen. Trennbauwerk und Beckenüberlauf in einem Bauwerk
Richtung Oberstrom anordnen.

Bild 2-16 Einfluss der Kanalablagerungen

Berechnungsformeln für den Einfluss der Kanalablagerungen 19


dI ¼ 0,001 " ½1 þ 2ðNGm # 1Þ, t ¼ 430 " qT0,,45
24 " dI
xa ¼ 24 " QT, 24 =QTx aa ¼ ð24=xa Þ2 " ð2 # tÞ=10 aber: aa > 0

14 4 1
Siedlungswasserwirtschaft

Berechnungsformeln zur Ermittlung


des spezifischen Speichervolumens
V s [m3/ha] aus der Regenabfluss-
spende q r[l /(s " ha)] und der zulässi-
gen Jahresentlastungsrate e o [%]:
H1 ¼ ð4000 þ 25qr Þ=ð0,551 þ qr Þ
H2 ¼ ð36,8 þ 13,5qr Þ=ð0,5 þ qr Þ
Vs ¼ H1 =ðeo þ 6Þ # H2
aber: Vs, min > 3,60 þ 3,84qr
Anwendungsbereich der letzten For-
mel:
0,2 < qr < 2,0 l /(s " ha),
25 < eo < 75 %;
Bild 2-17 Spezifisches Speichervolumen in
Vs, min < Vs < 40 m3 /ha. Abhängigkeit von der Regenab-
flussspende und der zulässigen
Entlastungsrate

Gestaltungsgrundsätze: vzu > 0,8 m/s bei QT, x; mit Qd ¼ (min Q Dr þ max Q Dr)/2 sei
QDr > 2 QS þ QF.
Bei Neuanlagen: Weiterführende Kanäle für (1 þ 2) QS þ QF auslegen.
Beachte! Durchlaufbecken: Beckenlänge lB > 2 " Beckenbreite bB. Bei Becken mit
flacher Sohle soll das Längsgefälle 1 bis 2 %, das Quergefälle > 3 bis 5 % betragen.
Bei Wirbeljetreinigung in R!B beträgt I s > 1 % und im KS > 0,2 bis 0,8 %. Sohlge-
rinne im Hauptschlussbecken ist für Q > 3 QS, x þ QF, 24 und v > 0,5 m/s bemessen.
Drossel ˘ > DN 300, in Ausnahmefällen > DN 200. Bei Drosselblenden sei
ADrossel > 0,06 m2 und die Mindestöffnungshöhe 20 cm. Luftgeschwindigkeit in den
Be- und Entlüftungen v < 10 m/s. Die Luftmenge entspricht max Q zu.

Hydraulische Nachweise
am Durchlaufbecken DB
Man gibt den Aufstau hKü und hBü
zu je ca. 15 bis 30 cm vor und di-
mensioniert damit die Größe der
K!-Drossel und l Bü. Beachte: Mit
der zulässigen Fließgeschwindig-
keit im Becken vh max < 0,05 m/s
bei rkrit ¼ 15 l/s ha ist max Q Kü <
1000 " bB " hB max " vh max in l /s. Mit Bild 2-18 Durchlaufbecken Längsschnitt
m ¼ 0,6 und der !berfalllänge lBü Q in l/s V ¼ lB " b B " hB in m3
wird hBü ¼ 0,0068 (QBü/lBü)2/3 in m.
Damit können die Abmessungen des Klärüberlaufs festgelegt werden.

Bei Rohrauslässen wird die Die Höhe e eines lKü


Fläche
P der Rohre langen Schlitzes wird mit
A Rohr mKü & 0,63
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
¼ max Q Kü =ð3500 hKü þ hBü Þ max Q Kü
e& pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
und Anzahl der Rohre DN 200 2790 " lKü hKü þ hKü ! 0,5 " e
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
n < max Q Kü =ð110 " hKü þ hBü Þ Bild 2-20 e !iterativ durch Proberechnung
Ablauf- (nicht mehr bei Neuanlagen)
Bild 2-19 schlitz

14 4 2
Siedlungsentw!sserung

Nachweis von hKükrit mit v ¼ (Qkrit ! QDr)/(1000 " Austrittsfläche)


hKükrit ¼ ð1 þ ze þ l " lRohr =dÞ " v 2 =2g hKükrit ¼ v 2 =ðm2Kü " 2gÞ þ 0,5 e
hKükrit ' 0,08 v 2
Die Oberflächenbeschickung bei vollem Becken und rkrit ¼ 15 l /s ha soll qA < 10 m/h
sein. Es gilt
q A ¼ 3,6 " ðQ krit # Q d Þ=ðlB " b B Þ in m/h
Beachte: Je nach Beckenkonstruktion läuft bei HS-Becken das volle Qkrit durch.
Schwellenbeschickung einer !berlaufschwelle am Klärüberlauf ql < 75 m3/(m " h).
Rohre des K! auf volle Breite des Beckens verteilen.
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Schlitz: QKü ¼ 1000 " e " lKü " mKü " 2gðhKü # 0,5 eÞ
P pffiffiffiffiffiffiffiffi
Rohre: QKü ' 3500 " ARohr " hKü

2.6.3 Kanalstauräume SK
Es sollten Kreisrohre >DN 1500 oder Profile mit stark geneigter Sohle mit v > 0,8 m/s
und hT > 0,05 m bei QT gewählt werden. Es sollte die Schleppspannung t ¼ 2 bis 3
aber immer >1,3 N/m2 sein. Bei vtw < 0,5 m/s ist eine Spülmöglichkeit vorzusehen.

K a n a l s t a u r ä u m e m i t o b e n l i e g e n d e r E n t l a s t u n g S K o ( R e g e l f a l l )
Die Bemessung erfolgt wie bei R!B. Als Nutzvolumen gilt der Kanalinhalt von der
Drossel bis zur Horizontalen der Wehroberkante a b z ü g l i c h des Volumens für
den Abfluss QDr.

Bild 2-21 Kanalstauraum mit oben Bild 2-22 Kanalstauraum mit unten liegender
liegender Entlastung SKo Entlastung SKu

K a n a l s t a u r ä u m e m i t u n t e n l i e g e n d e r E n t l a s t u n g S K u
Das erforderliche Nutzvolumen wird 50% größer als beim normalen R!B.

2.7 Regenklärbecken
Regenklärbecken (RKB) sind Absetzbecken für verschmutztes Regenwasser. Sie fin-
den nur in den Regenwasserleitungen einer Trennentwässerung Anwendung. Die
Regenklärbecken besitzen i. d. R. einen B!, einen K! und einen Schlammabzug.
Man unterscheidet 2 Arten
– ständig gefüllte und
– nicht ständig gefüllte Becken.

S t ä n d i g g e f ü l l t e R e g e n k l ä r b e c k e n werden in der Regel angeordnet,


wenn der RW-Kanal bei Trockenwetter ständig oder zeitweilig Wasser führt.
Sie besitzen einen !berlauf und einen Schlammabzug.
19
Bemessungszufluss Q B ¼ r krit " Au þ Q F in l=s
kritische Regenspende rkrit ¼ 15 l=ðs " haÞ

14 4 3
Siedlungswasserwirtschaft

zul. Oberflächenbeschickung qA < 10 m=h


Nutzbare Beckentiefe hB ' 2,0 m
erf. Oberfläche AO ¼ 3,6 " QB =qA in m2
erf. Beckenvolumen V ¼ AO " h B in m3 > 50 m3

N i c h t s t ä n d i g g e f ü l l t e R e g e n k l ä r b e c k e n werden angeordnet, wenn der


RW-Kanal bei Trockenwetter kein oder nur wenig Wasser führt. Konstruktive Aus-
bildung wie Fangbecken oder Durchlaufbecken in Mischsystemen. Die Beckenfül-
lung wird vollständig in die Schmutzwasserkanalisation übernommen.

2.8 Regenrückhalteräume
DWA-A 117 (04.06) Bemessung von Regenrückhalteräumen
Regenrückhalteräume speichern bei starken Niederschlägen einen Teil der ankom-
menden großen Wassermassen und geben sie verzögert wieder an das Kanalnetz
oder auch in den Vorfluter ab.
Regenrückhalteräume können als Becken in offener, geschlossener, technischer
oder naturnaher Bauweise als Rückhaltekanäle, Rückhaltegräben oder -teiche und
in Kombination von Versickerungsanlagen gestaltet werden.
Die Anordnung von Regenrückhalteräumen erfolgt in der Praxis z. B. durch Begren-
zung von Gebietsabflüssen, Kosteneinsparungen beim Bau von Entwässerungs-
systemen, beim Anschluss von Neubaugebieten an vorhandene, ausgelastete Entwäs-
serungssysteme, bei Sanierung überlasteter Kanalnetze, zum Schutz des Gewässers
vor hydraulischen Stoßbelastungen oder zum Schutz der Kläranlage vor !berlastung.
Die Ermittlung des erforderlichen Volumens von Regenrückhalteräumen (RRR) er-
folgt nach dem DWA-A 117 (04.06). Es stehen grundsätzlich zwei Verfahren zur Ver-
fügung und zwar
– B e m e s s u n g von RRR mittels statistischer Niederschlagsdaten (Näherungsver-
fahren) für kleine und einfach strukturierte Entwässerungssysteme und
– N a ch w e i s der Leistungsfähigkeit von RRR mittels Niederschlag-Abfluss-Lang-
zeitsimulation für alle Anwendungsfälle.
Die Bemessung nach dem einfachen Näherungsverfahren erfolgt in !bereinstim-
mung mit der DIN EN 752. Unter Beachtung wirtschaftlicher und ingenieurtechni-
scher Aspekte gelten folgende Bedingungen:
– Das Einzugsgebiet AE,k hat eine Fläche von maximal 200 ha oder die Fließzeit
bis zum RRR beträgt maximal 15 Minuten. Dies entspricht i. d. R. einem Einzugs-
gebiet mit einer befestigten Fläche AE,b von maximal 60 bis 80 ha.
– Die gewählte bzw. zulässige !berschreitungshäufigkeit des Speichervolumens V
des RRR beträgt n > 0,1=a ðTn < 10aÞ:
– Der Regenanteil der Drosselabflussspende ist qDr, R, u > 2 l=ðs " haÞ.

Vo r g e h e n s w e i s e z u r B e m e s s u n g d e r R R R ( N ä h e r u n g s v e r f a h r e n )
Das erforderliche Speichervolumen wird aus der maximalen Differenz der in einem
Zeitraum gefallenen Niederschlagsmenge und dem in diesem Zeitraum über die
Drossel weitergeleiteten Abflussvolumen ermittelt. (Bild 2-23)
Das spezifische Volumen kann für den vorgegebenen Regenanteil der Drossel-
abflussspende aufgrund der Zusammenhänge zwischen Regenspende und Dauer-
stufe analytisch ermittelt werden. Für die praktische Anwendung ist es jedoch
ausreichend, in Abhängigkeit des vorgegebenen Regenanteils der Drosselabfluss-
spende qDr, R, U das jeweilige spezifische Volumen für die in einer Starkniederschlag-
stabelle üblicherweise angegebenen Dauerstufen zu errechnen. Für die jeweilige

14 4 4
Siedlungsentw!sserung

Dauerstufe ergibt sich das spezifische Volumen zu:


V s, u ¼ ðr D, n #q Dr, R, u Þ " D " f z " f A " 0,06 ðm3 =haÞ
mit
Vs, u spezifisches Speichervolumen, bezogen auf Au [m3/ha]
rD, n Regenspende der Dauerstufe D und der Häufigkeit n [l /s " ha]
qDr, R, u Regenanteil der Drosselabflussspende, bezogen auf Au [l /s " ha]
D Dauerstufe [min]
fz Zuschlagfaktor, Risikomaßes nach DWA-A 117 (04.06) fz ¼ 1,2 (gering), 1,15 mittel,
1,1 (hoch) [–]
fA Abminderungsfaktor in Abhängigkeit von tf, qdr,r,u und n nach Bild 2-24 [–]
0,06 Dimensionsfaktor zur Umrechnung von l /s in m3/min
Das erforderliche Volumen in m3 des RRR wird durch Multiplikation mit der un-
durchlässigen Fläche des Einzugsgebietes (Au) berechnet zu:
V ¼ V s, u " Au
Wird der Drosselabfluss eines vorgeschalteten Entlastungsbauwerkes dem zu be-
messenden RRR zugeleitet, so kann das einfache Verfahren angewendet werden,

Bild 2-23 Prinzipskizze zur Ermittlung des Volumens

19

Bild 2-24 Abminderungsfaktor f A

14 4 5
Siedlungswasserwirtschaft

indem die Drosselabflussspende qdr, r, u in ½l=s " ha. berechnet wird zu


QDr Drosselabfluss des RRR in [l /s ha]
QDr, v Summe der Drosselabflüsse aller
oberhalb liegenden Entlastungsbau-
q Dr, R, U ¼ ðQ Dr #Q Dr, v #Q T, 24 Þ=Au werke [l /s]
QT, 24 Trockenwetterabfluss des direkten
Einzugsgebietes [l /s]
Au undurchlässige Fläche des direkten
Einzugsgebietes [ha]
Der Drosselabfluss oberhalb liegender Entlastungsbauwerke ist während der für
die Bemessung des RRR verwendeten Dauerstufe D als konstante Zuflussspende
zum RRR anzusetzen. Ist dieser Wert größer als die statistische Regenspende
der verwendeten Dauerstufe, ist die statistische Regenspende zu verwenden.
Fließt dem RRR der !berlauf eines Entlastungsbauwerkes zu (z. B. R!, R!B), so kann
das Volumen des vorgeschalteten Entlastungsbauwerkes berücksichtigt werden.
Der Nachweis der Leistungsfähigkeit des RRR wird mittels Niederschlags-Abfluss-
Langzeit-Simulation vorgenommen. Durch die Langzeitsimulation kann die natür-
liche Abfolge von Niederschlagsereignissen und mögliche !berlagerung von Füll-
und Entleerungsvorgängen in Rückhalteräumen rechnerisch erfasst werden. Zusätz-
lich können bei diesem Verfahren befestigte und nicht befestigte Flächen in ihrem
ereignisabhängigen Abflussverhalten simuliert werden.

Vo r g e h e n s w e i s e z u r L a n g z e i t s i m u l a t i o n v o n R R R
Wird das Verfahren zur Ermittlung des erforderlichen Volumens angewendet, ist das
Volumen zunächst sinnvoll abzuschätzen (etwa 100–300 m3/ha befestigte Fläche
AE,b) und die !berschreitungshäufigkeit zu ermitteln. Das Volumen ist iterativ zu ver-
ändern bis die ermittelte !berschreitungshäufigkeit der geforderten entspricht. Den
Langzeitsimulationen sollte das vollständige Niederschlagskontinuum einschließlich
aller Trockenzeiten zugrunde gelegt werden (Langzeit-Kontinuumsimulation). Im
DWA–A 117 (04.06) werden die modelltechnischen Mindestanforderungen an die Si-
mulation der Niederschlag-Abfluss-Prozesse im Einzelnen aufgelistet.

2.9 Versickerung von Niederschlagswasser


DWA-A 138 (04.05) Planung, Bau, und Betrieb von Anlagen zur Versicke-
rung von Niederschlagswasser
DWA-M 153 (08.07) Handlungsempfehlung zum Umgang mit Regenwasser
Bewertung der Niederschlagsabflüsse: Hinsichtlich ihrer Stoffkonzentration werden
Abflüsse von befestigten Flächen in drei Kategorien eingeteilt und zwar in unbe-
denklich, tolerierbar und nicht tolerierbar.
Die unbedenklichen Niederschlagsabflüsse können ohne Vorbehandlungsmaßnah-
men über die ungesättigte Zone versickert werden. Die Stoffkonzentration dieser
Abflüsse ist i. d. R. so gering, dass schädliche Verunreinigungen des Grundwassers
oder sonstige nachteilige Veränderungen seiner Eigenschaften nicht zu erwarten
sind.
Tolerierbare Niederschlagsabflüsse können nach geeigneter Vorbehandlung oder
unter Ausnutzung der Reinigungsprozesse in der Versickerungsanlage versickert
werden. Die oberirdische Versickerung durch einen bewachsenen Boden kann je
nach Beschaffenheit der abflussliefernden Fläche als Reinigungsschritt ausreichen.
Nicht tolerierbare Niederschlagsabflüsse sollten in das Kanalnetz eingeleitet oder
nur nach geeigneter Vorbehandlung versickert werden.
Jeder dieser Kategorien werden abflussliefernde Flächen zugeordnet (Tafel 2-22,
Spalte 1). Die potenzielle Stoffbelastung der Niederschlagsabflüsse steigt in Tafel 2-22

14 4 6
Siedlungsentw!sserung

von oben nach unten an. Dieser Zuordnung liegen die bislang veröffentlichten
Messergebnisse zur Stoffkonzentration in Niederschlagsabflüssen zugrunde. Die
Flächendefinitionen wurden mit den Flächendefinitionen des DWA-M 153 (08.07)
harmonisiert.

Tafel 2-22 Versickerung der Niederschlagsabflüsse unter Berücksichtigung der abflussliefern-


den Flächen außerhalb von Wasserschutzgebieten nach A 138 (04.05)
oberirdische unterirdische
Versickerungsanlage Versicke-
rungs-
anlage

in der Regel dezentrale Flächen-

in der Regel zentrale Mulden-


Gehalt an Belastungsstoffen

Mulden-Rigolen-Elemente
und Muldenversickerung,
in der Regel breitflächige

und Beckenversickerung
Qualitative Bewertung

Versickerungsschacht
Rohr-Rigolenelement
Fläche

5 < As : As < 15
Versickerung

Au : As > 15

Rigolen und
Au : As < 5
1 2 3 4 5 6 7 8
Gründächer: Wiesen und Kulturland mit möglichem unbedenklich
1 þ þ þ þ þ
Regenabluss in das Entwässerungssystem
Dachflächen ohne Verwendung von unbeschichteten
2 Metallen (Kupfer, Zink und Blei): Terrassenflächen in þ þ þ þ (þ)
Wohn- und vergleichbaren Gewerbegebieten
Dachflächen mit üblichen Anteilen aus unbeschichte-
3 þ þ þ (þ) (þ)
ten Metallen (Kupfer, Zink und Blei)
Rad- und Gehwege in Wohngebieten; Rad- und
4 Gehwege außerhalb des Spritz- und Sprühfahnen- þ þ (þ) (!) (!)
bereiches von Straßen: verkehrsberuhigte Bereiche
Hofflächen und Pkw-Parkplätze ohne häufigen Fahr-
zeugwechsel sowie wenig befahrene Verkehrs-
5 þ þ (þ) (!) !
flächen (bis DTV 300 Kfz) in Wohn- und
vergleichbaren Gewerbegebieten
Straßen mit DTV 300 – 5000 Kfz, z. B. Anlieger-,
6 þ þ (þ) (!) !
Erschließungs-, Kreisstraßen
Start-, Lande- und Rollbahnen von Flugplätzen,
tolerierbar

7 þ þ (þ) (!) !
Rollbahnen von Flughäfen1 )
Dachflächen in Gewerbe- und Industriegebieten
8 þ þ (þ) (!) !
mit signifikanter Luftverschmutzung
Straßen mit DTV 5000 – 15000 Kfz, z. B. Haupt-
9 verkehrsstraßen; Start- und Landebahnen von þ þ (þ) ! !
Flughäfen1 )
Pkw-Parkplätze mit häufigem Fahrzeugwechsel, z. B.
10 þ (þ) (þ) ! !
von Einkaufszentren
Dachflächen mit unbeschichteten Eindeckungen aus
Kupfer, Zink und Blei, Straßen und Plätze mit
11 þ (þ) (þ) ! !
starker Verschmutzung, z. B. durch Landwirtschaft,
Fuhrunternehmen, Reiterhöfe, Märkte
Straßen mit DTV über 15000 Kfz, z. B. Hauptver-
12 kehrsstraßen von überregionaler Bedeutung, þ (þ) (þ) ! !
Autobahnen
Hofflächen und Straßen in Gewerbe- und Industrie-
tolerierbar

13 (!) (!) (!) ! !


gebieten mit signifikanter Luftverschmutzung
nicht

Sonderflächen, z. B. Lkw-Park- und Abstellflächen:


14
Flugzeugpositionsflächen von Flughäfen
! ! ! ! !
19
þ in der Regel zulässig
(þ) in der Regel zulässig, nach Entfernung von Stoffen durch Vorbehandlungsmaßnahmen; z. B. nach ATV-DVWK-M 153
(!) nur in Ausnahmefällen zulässig
! nicht zulässig
1
) Einzelfallbetrachtungen für den Winterbetrieb erforderlich

14 4 7
Siedlungswasserwirtschaft

Zur Wahl der Versickerungsanlage aus qualitativen Gesichtspunkten werden diese


hinsichtlich ihrer Reinigungseffektivität in 6 Kategorien unterteilt (Spalten 4 bis 8
der Tafel 2-22) und den abflussliefernden Flächen gegenübergestellt. Bei gleichen
Bodenverhältnissen nimmt die Reinigungseffektivität der aufgelisteten Versicke-
rungsanlagen von links nach rechts ab.
Die Tafel 2-22 teilt die Niederschlagsabflüsse in Abhängigkeit von der Flächennut-
zung in die genannten Kategorien ein.
Durchlässigkeit des Sickerraums ist eine wesentliche Voraussetzung für das Versi-
ckern von Niederschlagswasser. Der entwässerungstechnisch relevante Versicke-
rungsbereich liegt etwa in einem k f-Bereich von 1 + 10!3 bis 1 + 10!6 m/s (Bild 2-25).
Bei k f-Werten größer als 1 + 10!3 m/s sickern die Niederschlagsabflüsse bei gerin-
gen Grundwasserflurabständen so
schnell dem Grundwasser zu, dass
Grobkies
eine ausreichende Aufenthaltszeit
und damit eine genügende Reini- Fein-/Mittelkies
gung durch chemische und biologi- Sandiger Kies
sche Vorgänge nicht erzielt werden Grobsand
kann.
Mittelsand
Sind die k f-Werte kleiner als Feinsand
1 + 10!6 m/s, stauen die Versicke- Schluffiger Sand,
rungsanlagen lange ein. Dann kön- Sandiger Schluff
nen anaerobe Verhältnisse in der Schluff
ungesättigten Zone auftreten, die Toniger Schluff
das Rückhalte- und Umwandlungs- Schluffiger Ton,
vermögen ungünstig beeinflussen Ton
können. 10–10 10–8 10–6 10–4 10–2 100 kf (m/s)

Die hydraulischen Standortvoraus- Bild 2-25 Wasserdurchlässigkeitsbeiwerte von Lo-


setzungen sind in Abhängigkeit von ckergesteinen und entwässerungstech-
Größe und Sickerleistung der Anla- nisch relevanter Versickerungsbereich
ge durch Sondierungen oder Boh-
rungen vor Ort ausreichend nachzuweisen.
Bemessung der Versickerungsanlagen: Zur Dimensionierung der Versickerungsan-
lagen werden die Bemessungsansätze des DWA-A 117 übernommen. Danach wer-
den Versickerungsanlagen entweder nach einem einfachen Bemessungsverfahren
(Lastfallkonzept) oder durch Nachweis der Leistungsfähigkeit mittels Nieder-
schlags-Abfluss-Langzeitsimulation dimensioniert.
Für die Anwendung des Nachweisverfahrens gibt es keine Beschränkung. Bei gekop-
pelten Systemen, bei denen der !berlauf der einen Versickerungsanlage einen Zufluss
zur nächsten darstellt, ist die Anwendung des Nachweisverfahrens obligatorisch.
Beim einfachen Verfahren ohne Berücksichtigung eines Verzögerungseffektes durch
den Abflusskonzentrationsprozess ergibt sich für den Zufluss zur Versickerungsan-
lage:
Q zu m3 /s Zufluss zur Versickerungsanlage
#7 r D(n) l/(s " ha) Regenspende der Dauer D und
Qzu ¼ 10 " rDðnÞ " Au Häufigkeit n aus KOSTRA-Atlas
AU m2 undurchlässige Fläche
Die Regenspenden sind dem KOSTRA Atlas zu entnehmen. Ein Verwendung der
Zeitbeiwertfunktion ist nicht mehr zulässig.
Der Rechenwert AU für die angeschlossene undurchlässige Fläche ergibt sich aus
der Summe aller angeschlossenen Teilflächen AE,i multipliziert mit dem jeweils zu-
gehörigen mittleren Abflusswert wm gemäß (Tafel 2-23).
Au ¼ SAE,i " wm,i

14 4 8
Siedlungsentw!sserung
Tafel 2-23 mittlere Abflussbeiwerte wm von Einzugsgebietsflächen nach DWA M 153 (0.8.07)
Flächentyp Art der Befestigung wm
Schrägdach Metall, Glas, Schiefer, Faserzement 0,9—1,0
Ziegel, Dachpappe 0,8—1,0
Flachdach (Neigung bis 3º oder Metall, Glas, Faserzement 0,9—1,0
ca. 25 %) Dachpappe 0,9
Kies 0,7
Gründach (Neigung bis 15º oder humusiert < 10 cm Aufbau 0,5
ca. 25 %) humusiert > 10 cm Aufbau 0,3
Straßen, Wege und Plätze (flach) Asphatl, fugenloser Beton 0,9
Pflaster mit dichten Fugen 0,75
fester Kiesbelag 0,6
Pflaster mit offenen Fugen 0,5
lockerer Kiesbelag, Schotterrasen 0,3
Verbundsteine mit Fugen, Sickersteine 0,25
Rasengittersteine 0,15
Böschungen, Bankette und Gräben toniger Boden 0,5
mit Regenabfluss in das lehmiger Sandboden 0,4
Entwässerungssystem Kies- und Sandboden 0,3
Gärten, Wiesen und Kulturland mit flaches Gelände 0,0—0,1
möglichem Regenabfluss in das steiles Gelände 0,1—0,3
Entwässerungssystem

Die Abflüsse aus einer Versickerungsanlage werden nach dem Gesetz von DARCY
ermittelt. Mit der Annahme, dass die Durchlässigkeit eines ungesättigten Bodens
nur halb so groß ist wie die Durchlässigkeit eines gesättigten Bodens und dass
das hydraulische Gefälle vereinfacht zu I ¼ 1 gesetzt werden kann, erhält man als
Ansatz für die Versickerungsleistung bzw. Versickerungsrate Qs einer Anlage:
v f, u m/s Filtergeschwindigkeit der
Qs ¼ vf, u " As ¼ ðkf =2Þ " As m3 /s ungesättigten Zone
As m2 Versickerungsfläche
Bei zentralen Versickerungsbecken ohne vorgeschaltetes Absetzbecken ist die
Durchlässigkeit der Sohlfläche mit k f /10 anzunehmen, um eine Kolmation der Be-
ckensohle während des Betriebes bei der Bemessung zu berücksichtigen.
Die Versickerungsfläche ist bei den Versickerungsanlagen in Abhängigkeit der geome-
trischen Form festzulegen. Es wird bei der Bemessung nach dem Lastfallprinzip bei al-
len Anlagen davon ausgegangen, dass während der Dauer des Bemessungsregener-
eignisses die Versickerungsanlage im Mittel halb gefüllt ist. Die Versickerungsleistung
wird damit während des Bemessungsregenereignisses als konstant angenommen.
Beim Nachweisverfahren mit der Langzeitsimulation kann eine wasserstandsab-
hängige und damit während eines Ereignisses variable Versickerungsleistung be-
rücksichtigt werden.
Das erforderliche Speichervolumen V ðm3 =haÞ der Versickerungsanlage wird beim
einfachen Verfahren durch iterative Lösung der folgenden Gleichung für unter-
schiedliche Regendauern mit zugehörigen Regenspenden ermittelt:
Q zu m3=s konstanter Zufluss
während der Regendauer D
Q s m3=s konstante Versickerungsrate
während der Regendauer D
V ¼ ðQzu # Qs Þ " D " 60 " fz " fA " 0,06 D min Regendauer in Dauerstufe
fz Zuschlagfaktor, Risikomaßes
nach A117 (03.01)
19
fA Abminderungsfaktor nach DWA-A 117
Als Bemessungshäufigkeit bzw. als Versagenshäufigkeit im Rahmen von Nachweis-
rechnungen hat sich für dezentrale Versickerungsanlagen eine Häufigkeit von

14 4 9
Siedlungswasserwirtschaft

n ¼ 0,2/a (entsprechend Tn ¼ 5 Jahre) allgemein durchgesetzt. Bei zentralen Versi-


ckerungsanlagen werden i. d. R. n ¼ 0,1/a (entsprechend Tn ¼ 10 Jahre) zugrunde
gelegt. Geht im Versagensfall ein erhöhtes Gefährdungspotenzial von den Ver-
sickerungsanlagen aus, so ist dies unter Beachtung der DIN EN 752 bei der Wahl
der !berschreitungshäufigkeit zu beachten.
Damit bei Mulden und vor allem Becken keine zu langen Entleerungszeiten auftre-
ten und damit Schädigungen am Bewuchs entstehen, ist für Ereignisse der Häufig-
keit n ¼ 1/a bei Versickerungsmulden und Becken eine Einstaudauer von 24 Stun-
den nicht zu überschreiten.
Die wesentlichen Bemessungsgrundlagen gemäß DWA-A 138 (04.05) sind in Tafel 2-24
zusammengestellt.
Tafel 2-24 Empfehlung für hydrologische Grundlagen zur Bemessung von Versickerungsanla-
gen ATV-A 138 (04.05)
Dezentrale Versickerung und einfache Zentrale Versickerung/
Kriterium
zentrale Versickerungsanlagen Mulden-Rigolen-System
Vorbemessung und Nach-
Verfahren Lastfallkonzept
weis mit Langzeitsimulation
Empfohlene <0,1/<0,2
Häufigkeit [1/a] 0,2
Flächen- Mulden-, Rigolen-,
Maßgebliche
versickerung Schachtversickerung
Regendauer Entfällt
[min] 10–15 wird schrittweise
bestimmt
Bestimmung der undurchlässigen
Flächenspezifische
Abflussbildung Fläche Au unter Berücksichtigung
Prozessmodellierung
des mittleren Ablussbeiwertes wm
Abfluss-
ohne Berücksichtigung !bertragungsfunktion
konzentration

Anlagen zur Versickerung von Niederschlagsabflüssen sind nachfolgend aufge-


listet.
Die Flächenversickerung erfolgt i. d. R. durch bewachsenen Boden auf Rasenflächen
oder unbefestigten Randstreifen von undurchlässigen oder teildurchlässigen Ter-
rassen-, Hof- und Verkehrsflächen. Die
Flächenversickerung kommt der natürli-
chen Versickerung am nächsten.
Im Gegensatz zu bisher üblichen Konven-
tionen werden durchlässig befestigte
Oberflächen, z. B. Pflasterungen mit auf-
geweiteten Fugen, grundsätzlich nicht
mehr als Anlagen der Flächenversicke-
rung angesehen. Bild 2-26 Flächenversickerung
Versickerungsmulden stehen nur kurzzei-
tig unter Einstau. Ein Dauerstau ist in je-
dem Falle zu vermeiden, weil dadurch
die Gefahr der Verschlickung und Ver-
dichtung der Oberfläche beträchtlich er-
höht wird. Es hat sich bewährt, die Ein-
stauhöhe auf 30 cm zu begrenzen. Die
Muldenversickerung kommt im Allge-
meinen zur Anwendung, wenn die ver-
fügbare Versickerungsfläche oder Durch-
lässigkeit des Untergrundes für eine
Flächenversickerung nicht ausreicht. Bild 2-27 Muldenversickerung

14 5 0
Siedlungsentw!sserung

Mulden-Rigolen-Element: Die Einsatz-


möglichkeit von Einzelanlagen wie z. B.
einer Mulde zur Versickerung von Nie-
derschlagsabflüssen endet spätestens
bei einer Durchlässigkeit des Untergrun-
des von k f < 5 + 10!6 m/s. Diese Anwen-
dungsgrenze kann jedoch erweitert wer- Bild 2-28 Mulden-Rigolenelement
den, wenn die geringe Versickerungsrate
durch ein vergrößertes Speichervolumen
ausgeglichen wird.
Rigolen- und Rohr-Rigolenversickerung:
Bei der Rigolenversickerung wird das
Niederschlagswasser oberirdisch in ei-
nen mit Kies oder anderem Material mit
großer Speicherfähigkeit gefüllten Gra-
ben (Rigole) geleitet, dort zwischenge-
speichert und entsprechend der Durch-
lässigkeit des umgebenden Bodens
verzögert in den Untergrund abgegeben.
Bei der Rohr-Rigolenversickerung erfolgt
die Niederschlagswasserzuleitung unter-
irdisch in einen in Kies oder anderem Bild 2-29 Rigolen- und Rohrelement
Material gebetteten perforierten Rohr-
strang (Rohr-Rigolenelement), der zur
Geländeroberfläche hin mit einem Füll- Versickerungsschacht Typ A
boden im Rohrgraben abgedeckt ist. Die
Rohr-Rigolenversickerung kommt im All-
gemeinen dann zur Anwendung, wenn
die zur Verfügung stehende Fläche für
eine Muldenversickerung nicht ausreicht.
In Abhängigkeit von örtlichen Gegeben-
heiten können unterschiedliche Baufor-
men gewählt werden.
Versickerungsschacht: Versickerungs-
schächte bestehen i. d. R. aus Beton-
schachtringen. Ein Mindestdurchmesser
von DN 1000 darf nicht unterschritten
werden. Es werden unterschieden die
Bauarten Typ A (seitliche Durchtrittsöff-
nungen im Bereich oberhalb der Filter-
schicht des Sohlbereichs) und Typ B Versickerungsschacht Typ B
(seitliche Durchtrittsöffnungen aus-
schließlich unterhalb der Filterschicht des
Sohlbereichs).
Der Einsatz der Schachtversickerung ist
durch die Standardmaße der Schachtringe
nach DIN 4034-2 (10.90) und durch die Tie-
fenbeschränkung, z. B. durch die Höhenla-
ge des mittleren höchsten Grundwasser-
standes, begrenzt. Versickerungsschächte
dürfen gering durchlässige Schichten mit 19
guter Schutzwirkung für das Grundwasser
nur in begründeten Ausnahmefällen
durchstoßen. Der Abstand zwischen der
Oberkante der Filterschicht und dem mitt- Bild 2-30 Typen der Versickerungsschächte

14 5 1
Siedlungswasserwirtschaft

leren höchsten Grundwasserstand darf i.


d. R. 1,5 m nicht unterschreiten.
Versickerungsbecken: Bei Versickerungs-
becken ist das Verhältnis der angeschlos-
senen undurchlässigen Fläche (Au) zur
versickerungswirksamen Fläche (As) i. d.
R. größer als 15. Diese hohe hydrauli- Bild 2-31 Versickerungsbecken
sche Belastung macht aus der Sicht der
raschen Entleerung von Becken eine aus-
reichende und gesicherte Wasserdurch-
lässigkeit des Untergrundes erforderlich.
In der Regel sind Durchlässigkeiten von
k f > 1 + 10!5 m/s vorauszusetzen. Bei ge-
ringeren Durchlässigkeiten würden sich
zu lange Entleerungszeiten und damit zu
lange Einstauzeiten ergeben.
Mulden-Rigolen-System: Bei einer Durch-
lässigkeit des Untergrundes von k f < 1 +
10!6 m/s kann die geringe Versicke- Bild 2-32 Element eines Mulden-Rigolen-
rungsrate nicht mehr vollständig durch System
eine Zwischenspeicherung der Abflüsse
ausgeglichen werden, sodass zusätzlich
eine Ableitung erforderlich ist. Bei einem Mulden-Rigolen-Element erfolgt die Ent-
leerung der Rigole zum einen durch die (geringe) Versickerung in den Untergrund,
zum anderen durch die gedrosselte Ableitung in ein Rohrsystem oder offenen Gra-
ben. I. d. R. gehört zu jeder Rigole ein Schacht, in dem die Abflussdrosselung statt-
findet.
Sind die Drosselabflüsse aus den einzelnen Rigolen vernetzt, führt dies zu einem
Mulden-Rigolen-System.
Bei einem Mulden-Rigolen-System können die einzelnen Mulden-Rigolen-Elemente
sowohl aufeinander folgend in Entwässerungsrichtung oder parallel angeordnet
werden. Eine höhere Funktionssicherheit sowie eine deutliche Trennung zwischen
privatem und öffentlichem Bereich lässt sich erzielen, wenn die einzelnen Mulden-
Rigolen-Elemente im Nebenschluss an die erforderliche Transportleitung anbinden,
sodass ein System parallel geschalteter Speicher entsteht.

3 Abwasserreinigung
Zu Beginn der folgenden Kapitel wird jeweils auf wichtige einschlägige DIN-Nor-
men und DWA-Regelwerke hingewiesen.

3.1 Gewässerschutz
Die am 22.12.2000 in Kraft getretenen EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) hat zum
Ziel in Europa einen neuen Ordnungsrahmen zum Schutz der Binnenoberflächen-
gewässer, der !bergangsgewässer, der Küstengewässer und des Grundwassers zu
gewährleisten. Mit dieser Neuausrichtung der Wasser- und Gewässerschutzpolitik
liegt erstmals ein einheitlicher, umfassender Ordnungsrahmen zum Wasserschutz
vor. Die WRRL betrachtet die Oberflächengewässer und das Grundwasser ganzheit-
lich, ebenso wie sie deren Nutzung durch den Menschen ganzheitlich bewertet. Der
Betrachtungsraum orientiert sich an dem Lauf des Gewässers und zwar unabhän-
gig von den jeweiligen Verwaltungs- und Landesgrenzen.

14 5 2
Abwasserreinigung

Die grundsätzlichen Ziele der WRRL sind für die einzelnen Wasserkörper in der Ta-
fel 3-1 kurz zusammengefasst.
Tafel 3-1 Grundsätzliche Ziele der WRRL für Oberflächen- und Grundwasserkörper nach
MKULNV NRW (2011)
Grundsätzliche Ziele
Kategorie
"kologie Chemie Menge
Guter chemi- Guter men-
Kein grundsätz-
Grundwasser scher Zustand genmäßiger
Natürliche liches Ziel
Trendumkehr Zustand
Wasserkörper
Oberflächen- Verschlechte- Guter ökologi-
gewässer rungsverbot, scher Zustand
Erheblich Zielerreichungs- Keine grund-
Oberflächen- gebot Guter chemi-
veränderte sätzlichen
gewässer Gutes ökologi- scher Zustand
Wasserkörper Ziele
sches Potenzial
Künstliche Oberflächen-
Wasserkörper gewässer

Das umfassende Ziel der WRRL ist die Sicherstellung des „guten ökologischen Zu-
standes“ und des „chemischen Zustandes“ für alle Gewässer bis zum Jahre 2015.
Zur Realisierung dieses Zieles gibt es einen für alle Mitgliedsstaaten verbindlichen
Zeitplan.
Die WRRL setzt verbindliche Qualitätskriterien für die Gewässer fest. Für den „öko-
logischen Zustand“ sind dies biologische, hydromorphologische Qualitätskompo-
nenten und allgemeine chemisch-physikalische Komponenten. Der „chemische Zu-
stand“ wird durch bestimmte in den Anhängen IX und X der WRRL genannte
spezifische synthetische und nicht-synthetische Schadstoffe definiert. Zurzeit sind
dies 33 prioritäre und prioritär gefährliche Stoffe, für die die EU flächendeckend
gültige Umweltqualitätsnormen festgesetzt hat. (siehe Tafel 3-2) Diese z. T. gefähr-
lichen Schadstoffe sind soweit wie möglich vom Gewässer frei zu halten.
Tafel 3-2 Prioritäre und prioritär gefährliche Stoffe der EU-WRRL (WRRL, 2000)
Prioritäte Stoffe, die nicht
Prioritäre gefährliche Stoffe Zu überprüfende prioritäre Stoffe als prioritär gefährliche
Stoffe eingestuft werden
Bromierte Diphenylether Anthracen Alachlor
(nur Pentabromdiphenylether) Atrazin Benzol
Cadmium Blei Chlorfenvinphos
Chloralkene C10—13 Chlorpyrifos 1,2-Dichlorethan
Hexachlorbenzol Diethylhexylphthalat (DEHP) Dichlormethan
Hexachlorbutadien Diuron Fluoranthen
Hexachlorcyclohexan Endosulfan Nickel u. verbindungen
Quecksilber Isoproturon Trichlormethan
Nonylphenole Naphthalin
Pentachlorbenzol Octylphenole
Polyzyklische Aromatische Pentachlorphenol
Kohlenwasserstoffe (PAK) Simazin
Tributykzinnverbindungen Trichlorbenzole
Trifluralin

3.2 Rechtliche Anforderungen


Grundlage für die Auflagen an die Abwasserreinigung sind das Wasserhaushalts- 19
gesetz (WHG) des Bundes, die Anforderungen der Europäischen Gemeinschaft
mit der Richtlinie des Rates vom 21. Mai 1991 über die Behandlung von kommu-
nalem Abwasser (91/271/EWG siehe Tafel 3-3) und die Abwasserverordnung
(AbwV vom 17. 06. 2004 siehe Tafel 3-4).

14 5 3
Siedlungswasserwirtschaft
Tafel 3-3EU-Anforderungen an Einleitungen kommunalem Abwassers in Gewässer nach Pöpel
CSB < 125 mg/l (75%)
Grundanforderungen („Normalgebiet“)
BSB5 < 25 mg/l (70–90%)
Anforderungen in „empfindlichen Gebieten“ zusätzlich Nahrstoffelimination
Anforderungen nach der EU-Richtlinie für „empfindliche Gebiete“
Parameter jahresmittlere Konzentration bei prozentuale
104 bis 105 EW >100.000 EW Verringerung

Gesamt-P 2 1 80%
Gesamt-N 15 10 70–80%
Probenart abfluss- oder zeitproportionale 24-Stunden-Mischprobe
<50.000 EW: 12 pro Jahr
Mindestprobenzahl >50.000 EW: 24 pro Jahr
zulässige Anzahl der Proben über Grenzwert hängt vom
Einhaltungskriterium Probenumfang ab
BSB5, CSB Höchstüberschreitung der einzelnen Probe: 100%
Nährstoffe N, P Jahresmittelwert der Proben
eigene Regelungen der Mitgliedstaaten möglich, sofern diese den
eigene Regelungen Anforderungen der EU-Richtlinien gerecht werden

Tafel 3-4 Anforderungen nach der Abwasserverordnung (AbwV) vom 17. 06. 2004
Proben nach Chemischer Bio- Ammonium- Gesamt- Phosphor Einwohner-
Größenklassen Sauerstoff- chemischer stickstoff*) stickstoff gesamt gleichwerte
der Abwasser- bedarf Sauerstoff- (NH4 –N) (N ges) (P ges)
behandlungs- (CSB) bedarf
anlagen in 5 Tagen
(BSB5)
mg/l mg/l mg/l mg/l mg/l EG
Größenklasse 1
kleiner als 60 kg/d 150 40 – – – <1.000
BSB5 (roh)
Größenklasse 2
1.000 bis
60 bis 300 kg/d 110 25 – – –
<5.000
BSB5 (roh)
Größenklasse 3
größer als 300 bis 5.000 bis
90 20 10 – –
600 kg/d <20.000
BSB5 (roh)
Größenklasse 4
größer als 600 bis 20.000 bis
90 20 10 18 2
6000 kg/d <100.000
BSB5 (roh)
Größenklasse 5
größer als 6000 kg/d 75 15 10 13 1 >100.000
BSB5 (roh)

*) Diese Anforderung gilt bei einer Abwassertemperatur von 12 , C und größer im Ablauf des
biologischen Reaktors der Abwasserbehandlungsanlage. An die Stelle von 12 , C kann auch
die zeitliche Begrenzung vom 1. Mai bis 31. Oktober treten.
In der wasserrechtlichen Zulassung kann für Stickstoff, gesamt, eine höhere Konzentration bis
zu 25 mg/l zugelassen werden, wenn die Verminderung der Gesamtstickstofffracht mindestens
70 Prozent beträgt. Die Verminderung bezieht sich auf das Verhältnis der Stickstofffracht im
Zulauf zu derjenigen im Ablauf in einem repräsentativen Zeitraum, der 24 Stunden nicht über-
schreiten soll. Für die Fracht im Zulauf ist die Summe aus organischem und anorganischem
Stickstoff zugrunde zu legen.

14 5 4
Abwasserreinigung

3.3 Belastungswerte
3.3.1 Abwasseranfall
ATV-DVWK A 198 (04.03) Vereinheitlichung und Herleitung von Bemessungswer-
ten für Abwasseranlagen.
Für die Bestimmung des Abwasseranfalles sind die im Kapitel 2.1 angegebenen
Abflussgrößen des häuslichen Abwassers QH, des betrieblichen Schmutzwassers
Q G und des Fremdwassers QF zu berücksichtigen. Sofern keine Messungen vor Ort
vorliegen, sind die in den aktuellen DWA Regelwerken angegebenen spezifischen
Kennwerte zugrunde zu legen.
Je nach Entwässerungssystem sind unterschiedliche Abwassermengen zu behan-
deln. Wesentliche Abflussdaten sind der maximal stündliche Trockenwetterabfluss
QT, h, max und der Mischwasserabfluss QM.
Liegen keine Messdaten vor, kann die Tagesspitze des Schmutzwasserabflusses
mit Hilfe des Divisors xQ max gemäß A 198 (2003) nach Bild 3-1 ermittelt werden.
Weitere geeignete Schätzwerte zur Bemessung oder zur Plausibilitätskontrolle sind
anwendungsspezifisch in den relevanten ATV-DVWK-Arbeits- und -Merkblättern zu
finden.
Lastfall: maximaler Abfluss bei Trockenwetter
24 " Q S, aM
Q T, h, max ¼ þ Q F, aM l=s
x Q max
mit
QT, h, max maximal stündlicher Trockenwetterabfluss in l/s
QS, aM mittlerer jährlicher Schmutzwasserabfluss in l/s
QF, aM mittlerer jährlicher Fremdwasserabfluss in l/s
xQ max Divisor nach ATV-DVVVK-A 198 (2003) in h/d

Bild 3-1
Divisor x Q max in Abhängigkeit von der
Größe des Gebietes nach ATV-DVWK-A
198 (2003)

Im Regenwetterfall wird nur ein bestimmter zusätzlicher Anteil von Q R berücksich-


tigt. Dieser zusätzliche Anteil ist in den nachfolgenden Ansätzen unterschiedlich be-
rücksichtigt:

Lastfall: Mischwasser (näherungsweise)


Q M ¼ 2 " Q S þ Q F, aM l=s
mit 19
QM maximal zulässiger Mischwasserabfluss in l/s
QS QS, max, 85 Schmutzwasserabfluss in l/s, der von dem an Trockenwettertagen in 85 %
der Fälle unterschrittenen Wert des Tagesabflusses QT, d in m3 ⁄d abgeleitet in l/s
QF, aM mittlerer jährlicher Fremdwasserabfluss in l/s

14 5 5
Siedlungswasserwirtschaft

Lastfall: Mischwasser (Optimierung Mischwasserbehandlung und Kläranlage)


Q M ¼ f S, QM " Q S, aM þ Q F, aM l=s
mit:
Qm maximal zulässiger Mischwasserabfluss in l/s
fS, QM Spitzenfaktor zur Ermittlung des optimalen Mischwasserabflusses gemäß Bild 3-2
QS, aM mittlerer jährlicher Schmutzwasserabfluss l/s
EW " wS, d, aM
QH, aM þ QG, aM ¼ þ AE, G " qG l=s
86 400
wS, d, aM spezifischer Abwasseranfall in 1/(E " d)
AE, G betriebliche Einzugsfläche (Gewerbe oder/und Industrie) in ha
qG betriebliche Schmutzwasserabflussspende in 1/(s " ha)
QF, aM mittlerer jährlicher Fremdwasserabfluss l/s

Bild 3-2
Bereich des Faktors f S, QM zur Ermitt-
lung des optimalen Mischwasserab-
flusses zur Kläranlage auf der Basis
des mittleren jährlichen Schmutzwas-
serabflusses nach ATV-DVWK-A 198

3.3.2 Abwasserfracht
ATV-DVWK-M 260 (07.01) Erfassen, Darstellen, Auswerten und Dokumentieren der
Betriebsdaten von Abwasserbehandlungsanlagen mit
Hilfe der Prozessdatenverarbeitung
Der maßgebende Belastungswert ist nach A 131 (05.00) die an 85% der Trocken-
wettertage im Zulauf zur Kläranlage unterschrittene BSB5-Fracht zuzüglich einer
eingeplanten Kapazitätsreserve. Tafel 3-5 Einwohnerspezifische Fragen in g/(E " d)
Wenn der Bemessungswert auf- die an 85% der Tage unterschritten wer-
grund der angeschlossenen Ein- den, ohne Berücksichtigung des Schlamm-
wassers, A 131
wohner ermittelt wird, ist die
einwohnerspezifische BSB5 - Durchflusszeit in der
Parameter Rohabwasser Vorklärung bei Qt
Fracht für Rohabwasser aus Ta-
fel 3-5 zu verwenden. 0,5 bis 1,0 h 1,5 bis 2,0 h
BSB5 60 45 40
Wenn mangels unzureichender
CSB 120 90 80
Probendichte (mindestens vier
verwertbare Tagesfrachten pro TS 70 35 25
Woche) Wochenmittel nicht gebil- TKN 11 10 10
det werden können, sind die an P 1,8 1,6 1,6
85% der Tage unterschrittenen Frachten maßgebend, dabei sollten mindestens 40
Frachtwerte herangezogen werden. Wenn die Daten nicht ausreichen, oder der Unter-
suchungsaufwand z. B. bei kleinen Anlagen in keinem Verhältnis zum Nutzen steht,
können die Frachten und Konzentrationen auf der Grundlage der angeschlossenen Ein-
wohner zuzüglich industriell-gewerblicher und sonstiger Fragen ermittelt werden. De-
tails zur Ermittlung der maßgebenden Frachten und Konzentrationen sind im ATV-
Merkblatt M 260 (07.01) zu finden.
Wasser aus der Eindickung und Entwässerung ausgefaulter Schlämme enthält Am-
monium in hohen Konzentrationen. Es kann angenommen werden, dass 50% des
in die Schlammfaulung eingebrachten organischen Stickstoffs als Ammoniumstick-
stoff freigesetzt wird. Wenn Schlammwasser täglich nur an wenigen Stunden oder

14 5 6
Abwasserreinigung

wöchentlich nur an einzelnen Tagen anfällt, ist eine Zwischenspeicherung zur do-
sierten Zugabe erforderlich.
Die Rückbelastung mit Phosphor und organischen Stoffen (BSB5 und CSB) ist bei aus-
gefaulten Schlämmen in der Regel gering. Daher darf eine Rückbelastung nicht z. B.
als Prozentsatz pauschal allen Frachten aus dem Abwasser zugeschlagen werden.
3.4 Mechanische Abwasserreinigung
3.4.1 Rechenanlagen
DIN 12255-3 (03.01) Kläranlagen, Teil 3: Abwasservorreinigung
DIN 19554 (12.02) Rechenbauwerk mit geradem Rechen als Mitstrom- und Gegen-
strom-Rechen; Hauptmaße und Ausrüstungen
DIN 19569-2 (12.02) Baugrundsätze für Bauwerke und technische Ausrüstungen,
Teil 2: Besondere Baugrundsätze für Einrichtungen zum Abtren-
nen und Eindicken von Feststoffen
ATV-DVWK-M 369 Infrastrukturabfälle: Abfälle aus der Reinigung von Kanälen,
(05.03) Sinkkästen und Regenbecken — Abfälle aus Abwasserbehand-
lungsanlagen (Rechen- und Sandfanggut)
Bei der Bemessung von Rechenanlagen ist folgendes zu beachten:
P
a) Rechenkammerbreite b in m, sodass e ¼ bg ist. Mit e ¼ Spaltweite in m und s
¼ Stabdicke in m wird b ¼ b g þ b g " s=e ! s in m und die Stabanzahl n ¼ b g =e ! 1.
b) Geschwindigkeit v zwischen den Rechenstäben (0,8 bis 1,1 m/s).
Mit Belegungsgrad h, Wassertiefe h vor dem Rechen in m und
Durchfluss Q in m3/s wird b ¼ Qðe þ sÞ=ðh " v " e " hÞ ! s in m.
Achtung: Möglichst vT ¼ QT =ðhT " bÞ > 0,5 m=s wegen Sandablagerungen!
c) Rechengutanfall nach ATV-DVWK-M 369 (05.03)
Spezifische Rechengutmengen l=ðE " aÞ
Durchgangsweite
in mm Nicht entwässert Mechanische entwässert
(8 % TR) (25 % TR)
15,0 11,5 3,9
6,0 16,7 5,7
3,0 22,2 7,6
2,0 26,0 8,9
1,0 34,5 11,8
0,5 45,8 15,7 Bild 3-3

3.4.2 Sandfänge
DIN 19551-3 (12.02) Rechteckbecken, Teil 3: Sandfänge mit Saug- und Schildräumer
Bauformen, Hauptmaße, Ausrüstungen
DIN 19569-2 (12.02) Kläranlagen, Baugrundsätze für Bauwerke und technische
Ausrüstungen – Besondere Baugrundsätze für Einrichtungen
zum Abtrennen und Eindicken von Feststoffen
DIN 12255 (03.01) Kläranlagen, Teil 3: Abwasservorreinigung
L a n g s a n d f ä n g e
Tafel 3-6 zul qA in m/h
Bemessungsgrundlagen. Die O b e r f l ä - Sandkorndurch- Sandabscheidegrad
ch e n b e s ch i ck u n g qA muss den Wer- messer 100% 90% 80%
ten in Tafel 3-6 gemäß ATV-Handbuch in mm qA in m/h
entsprechen. Die Fließgeschwindigkeit 0,125 6 9,4 11
soll bei 0,3 m/s liegen. Der Sandsammel- 0,16 10 16 20 19
raum soll den Sandanfall etwa einer Wo- 0,20 17 28 36
che (0,04 bis 0,23 l/E/Wo.) speichern. 0,25 27 45 58

Im Allgemeinen wählt man eine Sandfanglänge L zwischen 5 m und 30 m und ein qA.

14 5 7
Siedlungswasserwirtschaft

Beispiel: Hauptmaße für Rechteckbecken als unbelüfteter und belüfteter Sandfang


mit Saugräumer nach DIN19551-3
Tabelle Maße für Rechteckbecken als unbelüfteter und belüfteter Sandfang mit Saugräumer
in Abhängigkeit von der Breite b 1 ,
Maße in Meter
b1 b2, b3, b4 c min. t
0,8 und um je 0,2 steigend bis 2,6
0,4 und um je 0,25 0,6 und um je 0,2 steigend bis 4
2,8 und um je 0,4 steigend bis 6
0,1 steigend ab 4 um je 0,4 steigend bis 6
7 und um je 1 steigend bis 16 0,3

ANMERKUNG Wählbare Maße sind die Beckenbreiten b1, b2, b3, b4 und die Beckentiefe t, c
min. ergibt sich aus den geometrischen Abhängigkeiten, die der Tabelle zugrundegelegt sind.

Bild 3-4 Rechteckbecken als Sandfang mit Saugräumer nach DIN 19551-3 (12.02)

14 5 8
Abwasserreinigung

B e l ü f t e t e S a n d f ä n g e
Durch die Konstruktion des belüfteten Sandfanges kann weitgehend eine konstante
vom Zufluss unabhängige Fließgeschwindigkeit eingehalten werden. Der Durch-
flussquerschnitt wird so groß gewählt, dass die horizontale Fließgeschwindigkeit
bei maximalem Zufluss nicht über 20 cm/s liegt.
Bemessungsgrundlagen
In der Tafel 3-7 sind die wichtigsten Bemessungs- und Betriebsdaten für belüftete
Sandfänge im Regenwetterzufluss zusammengestellt.
Aufgrund der Fortschreibung der europäischen Normung und infolge neuerer Un-
tersuchungen an Sandfängen sind die Kenndaten überarbeitet und aktualisiert.
(DWA Arbeitsbericht KA-5, KA Nr. 5, 2008).
Tafel 3-7 Aktualisierte Bemessung nach DWA KA Abwasser, Abfall Nr. 5, 2008 und DWA-
M 369 (2003)
Horizontale Fließgeschwindigkeit Vz < 0,2 m/s
Breite/Tiefe-Verhältnis bsF /hsF 0,8–1,0
Querschnittsfläche: (ohne Fettfang) Ai 1 bis 15 m2
Durchflusszeit tR >300 s
Beckenlänge LSF > 10 m + bSF < 50 m
Einblastiefe: hBel hSF ! 0,3 m
spez. Luftbedarf bezogen auf das Beckenvolumen
0,5–1,3 m3/(m3 " h)
(ohne Fettfangkammer)
Eintauchtiefe der Mittelwand (ohne Einbauten) hMW ca. 0,2 " hSF
Sohlqurneigung der Fettfangkammer a 35, –45 ,
Breite der Fettfangkammer bFF 0,50 bis 1,00 bSF
Flächenbeschickung der Fettfangkammer qA, FF ¼ QT/AFF qA;FF < 25 m/h
bei Trockenwetterzufluss
Sandfanggut-Rinne Tiefe ca. 0,15 hSF
Breite oben 0,15 bis 0,25 bSF
i. H. 5 l=E " a
Sandgutanfall QSF
i. H. 6,5 kg TR=E " a

3.4.3 Absetzbecken
DIN 12255 (04.02) Kläranlagen Teil 4 Vorklärung
DIN 19552 (12.02) Kläranlagen, Rundbecken, Absetzbecken mit Schild- und Saug-
räumer und Eindicker, Bauformen, Hauptmaße, Ausrüstung
DIN 19551-1 (12.02) Kläranlagen, Rechteckbecken, Teil 1: Absetzbecken für Schild-,
Saug- und Bandräumer, Bauformen, Hauptmaße, Ausrüstung
DIN 19558 (12.02) Kläranlagen; Ablaufeinrichtungen, !berfallwehr und Tauch-
wand, getauchte Ablaufrohre in Becken, Baugrundsätze,
Hauptmaße, Anordnungsbeispiele
DIN 19569-2 (12.02) Kläranlagen-Baugrundsätze für Bauwerke mit technischen
Ausrüstungen — Teil 2: Besondere Baugrundsätze für Einrich-
tungen zum Abtrennen und Eindicken von Feststoffen
In der Abwasserreinigung werden Absetzbecken in folgenden Bereichen eingesetzt:
in der Vorreinigung, in Belebungsanlagen, nach Tropfkörperanlagen, nach Fällungs-
anlagen.
3.4.3.1 Vorklärbecken
Die Bemessung der Vorklärbecken erfolgt sowohl nach der Flächenbeschickung qA
in m/h als auch nach der Durchflusszeit tR in h bei Trockenwetterabfluss QT. Die 19
Beckentiefe hges beträgt üblicherweise 2 bis 3 m. Die Durchflusszeit ergibt sich aus
Beckentiefe und Flächenbeschickung zu
hges
tR ¼ in h
qA

14 5 9
Siedlungswasserwirtschaft

Die rechnerische mittlere Fließgeschwindigkeit im Rechteckbecken wird für den Tro-


ckenwetterzufluss mit etwa 1 cm/s gewählt. Die Abnahme der Verschmutzung des
kommunalen Abwassers in Abhängigkeit von der Durchflusszeit zeigt die Tafel 3-8.
Bemessungsgrundlagen
Die Tafel 3-8 gibt in Abhängigkeit des Tafel 3-8 Bemessungswerte Vorklärung
Einsatzbereiches Bemessungsempfeh- Art der Reinigung tR,VK qA, VK
lungen. Es ist zu beachten, dass bei Be- h m/h
lebungsanlagen im Hinblick auf eine Sedimentation >1,7 ! 2,5 1,5 ! 0,8
nachfolgende Denitrifikation die Durch-
chemische Fällung 0,5 bis 0,8 4,0 bis 2,5
flusszeit nicht zu groß gewählt wird.
Tropfkörper bei QT
Bei Tropfkörper mit Schlammrückfüh- >1,5 ! 2,0* 1,5 bis 0,8*
mit C þ N
rung aus der Trichterspitze ist für Q T
Belebung 0,5 ! 1,0 4,0 bis 2,5
der Wert (1 + RV) Q T anzusetzen. Bei
Tropf- und Rotationstauchkörpern ist *) in Sonderfällen höhere Belastungen ge-
eine Vorbehandlung und Vorklärung mäß A 281 (09.01)
des zufließenden Abwassers vor der
biologischen Stufe unerlässlich. Dies ist bei Denitrifikationstropfkörpern besonders
wichtig, da die Beseitigung von Störungen dort sehr aufwendig ist. !blicherweise
werden hierfür Vorklärbecken eingesetzt, ggf. auch Feinsiebe.
Bei Tropfkörperanlagen sind nach ATV-A 281 (09.01) Vorklärbecken je nach Reini-
gungsanforderung unterschiedlich zu bemessen. Bei reiner Kohlenstoffelimination
und Nitrifikation (ohne Denitrifikation) sollte die Durchflusszeit bei Trockenwetterzu-
fluss Q T nicht weniger als 1,5 bis 2,0 Stunden betragen. Bei vorgeschalteter Deni-
trifikation und Mangel an organischen Kohlenstoffverbindungen soll die Durch-
flusszeit auf 0,5 bis 1,0 Stunden bei Trockenwetter vermindert werden. Bei Anlagen
mit hohen Zuflussspitzen bei Regenwetter sollten Vorklärbecken derart ausgelegt
werden, dass bei Regenwetterzufluss QM die Durchflusszeit von 0,5 h nicht unter-
schritten wird. Dies trifft vor allem für kleine Kläranlagen mit einer Anschlussgröße
unter 1.000 EW zu.

3.4.3.2 Nachklärbecken von Tropfkörpern und Rotationstauchkörpern


Maßgebliche Hinweise zur Bemessung und konstruktiven Ausbildung der Nachklär-
becken von Tropfkörper und Rotationstauchkörper sind im ATV-DVWK-A 281
(09.01) enthalten.
Bemessung
Die Nachklärung einstufiger Tropfkörper und Rotationstauchkörper werden i. d. R.
auf einfache Weise nach rein hydraulischen Gesichtspunkten mit der Flächenbe-
schickung q A und der Durchflusszeit t NB bemessen. Der Regenwetterfall ist ebenso
zu berücksichtigen und in den meisten Fällen bemessungsrelevant.
Bestimmungsgröße Berechnungsansatz
Flächenbeschickung der Nachklärung q A, NB < Q NB/ANB m3 /(m2 h) bzw. m/h
ANB ¼ Oberfläche der Nachklärung m2
Q NB ¼ maximale Zuflüsse einschließlich Rückführung
q A, NB, zul < 0,80 m/h

Bei Dosierung von Phosphatfällmitteln q A, NB, zul < 1,0 m/h, wenn Mindestwassertiefe
oder Polymeren in den Zulauf zur von hNB > 2,50 m (in Rundbecken bei 2/3 Radius)
Nachklärung
erforderliche Beckenoberfläche erf ANB ¼ Q NB/zul q A,NB m2
t NB ¼ V NB/Q NB
Durchflusszeit im Nachklärbecken h
erf t NB > 2,5 h
erf V NB ¼ t NB " Q NB m3
erforderliches Beckenvolumen
erf t NB > 2,0 m (bei Rundbecken bei 2/3 Radius)

14 6 0
Abwasserreinigung

Konstruktive Auslegung
Bei Tropfkörper und Rotationstauchkörper können vertikal und horizontal durch-
strömte Nachklärbecken gleichermaßen wirkungsvoll eingesetzt werden, solange
bei diesen die Mindestaufenthaltszeit eingehalten wird. Da eine kontinuierliche
Schlammrückführung beim Tropfkörper- und Rotationstauchkörperverfahren nicht
erforderlich ist, genügen für die Schlammräumung auch in Rechteckbecken zumeist
einfache Schildräumer.
Bei Rechteckbecken sollte das Verhältnis von Beckentiefe zu Beckenlänge ca. 1 : 15
bis 1 : 25 betragen. Für die Beckenbreite haben sich Werte bis 7,0 m in der Praxis
bewährt.
Eine möglichst gleichmäßige Verteilung des Zulaufes über den Fließquerschnitt ist
anzustreben. Die !berfallkantenbeschickung q ! muss kleiner als 15 m3 /(m " h) sein.
Anstelle der Nachklärbecken können auch Tuchfilter oder Mikrosiebe eingesetzt
werden. Sofern weitere Reinigungsstufen nachgeschaltet sind, ist zur Verminde-
rung des Platzbedarfs auch der Einsatz von Lamellenabscheidern möglich, wenn
der erhöhte Wartungsaufwand in Kauf genommen wird. Diese sind bezüglich der
Flächenbeschickung genauso zu bemessen wie Nachklärbecken.

3.4.3.3 Nachklärbecken von Belebungsanlagen

Grundlage zur Bemessung der Nachklärbecken von Belebungsanlagen ist das


ATV-DVWK-A 131-Arbeitsblatt (05.00). Die Bemessung erfolgt unter Berücksichti-
gung des maximalen Zuflusses bei Regen QM (m3 /h), des Schlammindexes ISV
(l/kg) und des Schlammtrockensubstanzgehaltes im Zulauf zur Nachklärung TSAB
(kg/m3 ). Mit Ausnahme der Kaskadendenitrifikation ist TSAB ¼ TSBB .

Tafel 3-9 Kenngrößen und Geltungsbereich zur Bemessung der Nachklärung nach A 131
(05.00)

Bestimmungskenngrößen Geltungsbereich

– Form und Abmessung der – Nachklärbecken mit Längen bzw.


Nachklärbecken Durchmessern bis etwa 60 m
– zulässige Schlammlager- und Eindickzeit – Schlammindex 50 l /kg < ISV < 200 l /kg
– Rücklaufschlammstrom sowie dessen – Vergleichsschlammvolumen VSV < 600 l /m3
Regelung – Rücklaufschlammstrom
– Art und Betriebsweise der – QRS < 0,75 " Qm (horizontal durchströmt), bzw.
Räumeinrichtungen QRS < 1,0 " Q (vertikal durchströmt)
– Anordnung und Gestaltung der Zu- und – Trockensubstanzgehalt im Zulauf Nachklär-
Abläufe becken TSBB bzw. TSAB > 1,0 kg/m3

B e m e s s u n g B e c k e n o b e r f l ä c h e
Die erforderliche Oberfläche des Nachklärbeckens berechnet sich aus:

ANB ¼ Q M =q A ½m2 ,
19
Die Flächenbeschickung qA errechnet sich aus der zulässigen Schlammvolumenbe-
schickung qSV und dem Vergleichschlammvolumen VSV zu:

q A ¼ q SV =VSV ¼ q SV =ðTSBB " ISVÞ

14 6 1
Siedlungswasserwirtschaft

Um den Trockensubstanzgehalt XTS,AN und den dadurch bedingten CSB bzw. Phos-
phor im Ablauf horizontal durchströmter Nachklärbecken niedrig zu halten, ist die
in Tafel 3-10 angegebene Schlammvolumenbeschickung qSV einzuhalten.
Vorwiegend horizontal durchströmte Becken liegen vor, wenn das Verhältnis der
Strecke vom Einlauf bis zur Wasseroberfläche (Vertikalkomponente he) zur lichten
Weite bis Beckenrand in Höhe des Wasserspiegels (Horizontalkomponente) kleiner
als 1 : 3 ist; bei vorwiegend vertikal durchströmten Becken ist das Verhältnis grö-
ßer als 1 : 2. Für dazwischen liegende Verhältnisse kann die zulässige Schlammvo-
lumenbeschickung linear interpoliert werden.
Die Flächenbeschickung qA darf bei vorwiegend horizontal durchströmten Nachklär-
becken 1,6 m/h und bei vorwiegend vertikal durchströmten Nachklärbecken 2,0 m/h
nicht übersteigen.

Tafel 3-10 Zulässige Schlammvolumenbeschickung qSV

XTS, AN < 20 mg=l qA max Steigung

vertikal durchströmte Nachklärbecken qSV < 650 l /(m2 " h) <2,0 m/h >1: 2

horizontal durchströmte Nachklärbecken qSV < 500 l /(m2 " h) <1,6 m/h <1: 3

Der Schlammindex bestimmt in Verbindung mit der Eindickzeit (tE) den Trocken-
substanzgehalt im Bodenschlamm (TSBS). Zur Vermeidung von Rücklösungen und
von Schwimmschlammbildung infolge unerwünschter Denitrifikation im Nachklär-
becken muss die Aufenthaltszeit des abgesetzten Schlammes in der Eindick- und
Räumzone möglichst kurz gehalten werden. Andererseits dickt der Schlamm umso
besser ein, je höher die Schlammschicht und je länger die Verweilzeit des Schlam-
mes in dieser Schicht ist.
Die Betriebsverhältnisse im Belebungsbecken und im Nachklärbecken werden
wechselseitig durch die Abhängigkeit zwischen dem Trockensubstanzgehalt im Zu-
lauf zum Nachklärbecken TSBB, dem Trockensubstanzgehalt im Rücklaufschlamm
TSRS sowie dem Rücklaufverhältnis RV ¼ QRS/Q beeinflusst.
Bei der Bemessung und Nachrechnung von Nachklärbecken sind darüber hinaus
die Zusammenhänge in Tafel 3-11 zu beachten.

Tafel 3-11 Bemessungskenngrößen der Nachklärung nach A 131 (05.00)

Kenngrößen Berechnungsansatz

Der Trockensubstanzgehalt im Zulauf zum RV " TSRS


TSBB ¼ ½kg=m3 .
Nachklärbecken TSBB beträgt: 1 þ RV

RV ¼ QRS/Q mit der Bedingung RV > 0,5


RV ¼ 0,50–0,75 im Betrieb
Das Rücklaufverhältnis bestimmt den QRS < 0,75 " Qm bei horizontal durchströmten
angestrebten Trockensubstanzgehalt im Becken RS –Pumpen incl.
Belebungsbecken Reserve mit 1,0 Qm
QRS < 1,0 " Qm bei vertikal durchströmten
Becken RS – Pumpen incl.
Reserve mit 1,5 Qm

Der erreichbare Trockensubstanzgehalt im


Bodenschlamm TSBS (mittlerer Trockensubs- 1000 p ffiffiffiffi
tanzgehalt im Räumvolumenstrom) kann in TSBS ¼ " 3 tE ½kg=m3 .
Abhängigkeit vom Schlammindex ISV und ISV
der Eindickzeit tE empirisch abgeschätzt werden

Fortsetzung s. nächste Seite

14 6 2
Abwasserreinigung
Tafel 3-11, Fortsetzung

Kenngrößen Berechnungsansatz
Art der
Eindickzeit tE in h
Abwasserreinigung
Belebungsanlagen
1,5–2,0
Empfohlene Eindickzeit tE in Abhängigkeit ohne Nitrifikation
von der Art der Abwasserreinigung Belebungsanlagen mit
1,0–1,5
Nitrifikation
Belebungsanlagen mit
2,0–(2,5)
Denitrifikation

Für den Trockensubstanzgehalt des Rück- Schildräumer TSRS % 0,7 TSBS


laufschlammes (TSRS) wird infolge der Ver- Saugräumer TSRS % 0,5 bis 0,7 TSBS
dünnung mit dem Kurzschlussschlammstrom vertikal durchströmt
vereinfacht angenommen: ohne Schlamm-
räumung TSRS % TSBS
ISV (l /kg)
Reinigungsziel Gewerblicher Einfluss
günstig ungünstig
Richtwerte für den Schlammindex
ohne Nitrifikation 100–150 120–180

Nitrifikation
(und Denitrifikation) 100–150 120–180

Schlammstabilisierung 75–120 100–150

B e m e s s u n g B e cke n t i e fe n
Die verschiedenen Vorgänge in Nachklärbecken werden mithilfe von funktionsbe-
dingten Wirkungsräumen erklärt, die in den Bildern 3-5, 3-6 und 3-7 schematisch
dargestellt sind.

Bild 3-5 Hauptströmungsrichtungen und funktionale Beckenzonen von horizontal durch-


strömten runden Nachklärbecken

19

Bild 3-6 Hauptströmungsrichtungen und funktionale Beckenzonen von längsdurchströmten


Rechteckbecken nach A 131 (05.00)

14 6 3
Siedlungswasserwirtschaft

Bild 3-7
Funktionale Zonen und Tiefen von
vertikal durchströmten Trichterbecken
nach A 131 (05.00)

Die erforderliche Tiefe des Nachklärbeckens setzt sich danach aus Teiltiefen mit
den Funktionszonen h1: Klarwasserzone, h2: Trennzone/Rückströmzone, h3: Dichte-
strom- und Speicherzone und h4: Eindick- und Räumzone zusammen.
Die Vorgänge finden in Wirklichkeit nicht in horizontal geschichteten Zonen statt,
sondern durchdringen sich gegenseitig. In den Ein- und Auslaufbereichen des Be-
ckens sind zusätzlich hydraulisch bedingte Störzonen vorhanden, die durch geeig-
nete Gestaltung der Zu- und Ablaufkonstruktionen klein zu halten sind.
Die errechnete Beckentiefe hges ¼ h1 þ h2 þ h3 þ h4 ist für horizontal durchströmte
Nachklärbecken mit geneigter Beckensohle auf zwei Drittel des Fließweges bzw.
Radius einzuhalten. Sie soll dort mindestens 3 m betragen. Bei runden Nachklär-
becken darf die Randwassertiefe 2,5 m nicht unterschreiten.

Tafel 3-12 Bemessungsansätze zur Bestimmung der Teiltiefen der Nachklärung

Teiltiefen Berechnungsansatz

Die Klarwasserzone ist eine Sicherheitszone mit einer


Mindesttiefe: h1 ¼ 0,50 [m]

Die Trennzone/Rückströmzone ist so zu bemessen, dass


der Zufluss einschließlich des Rücklaufschlammstromes, 0,5 " qA " ð1 þ RVÞ
h ¼ ½m.
bezogen auf das freie Wasservolumen, eine rechnerische 2 1 ! VSV=1000
Durchflusszeit von 0,5 h hat.

Die Dichtestrom- und Speicherzone ist so zu bemessen,


dass das in einem Zeitraum von 1,5 Stunden aus dem
Belebungsbecken bei Mischwasserzufluss Qm zusätzlich 1,5 " 0,3 " qSV " ð1 þ RVÞ
abfließende Volumen an Schlamm (0,3 " TSBB " ISV) mit h3 ¼ ½m.
500
einem Konzentrationswert von 500 l/m3 aufgenommen
werden kann.

Die Eindick- und Räumzone muss so groß sein, dass die


in das Nachklärbecken eingeflossene Schlammfracht mit
h4 ¼ TSBB " qA " ð1 þ RVÞ " tE
dem Trockensubstanzgehalt TSBB innerhalb der ½m.
Eindickzeit tE auf die Bodenschlammkonzentration TSBS TSBS
eindicken kann.

14 6 4
Abwasserreinigung

Bei Trichterbecken können die Teilvolumina V2 bis V4 für die Speicherzone, die
Eindickzone und evtl. die Trennzone durch Multiplikation der Oberfläche ANB mit
den entsprechenden Zonentiefen h2 bis h4 in den Bereich des Trichters gelegt
werden.

K o n s t r u k t i v e Au s l e g u n g
Hinweise für die Gestaltung von Nachklärbecken befinden sich im A 131 (05.00)
und den dort zitierten Arbeitsberichten sowie dem ATV-Handbuch.
Als Nachklärbecken werden hauptsächlich horizontal durchströmte Längs- und
Rundbecken eingesetzt. Als Sonderkonstruktion werden in den letzten Jahren auch
querdurchströmte Rechteckbecken geplant, die in der Wirkungsweise den vertikal
durchströmten Nachklärbecken ähnlich sind.

Ausbildung der Beckenarten


Die Hauptmaße für die Nachklärung sind in den entsprechenden DIN-Vorschriften
festgelegt.

Auslegung der Schlammräumung


Die Schlammräumung und der Rücklaufschlammstrom bestimmen im Wesentli-
chen die Aufenthaltszeit des belebten Schlammes in der Nachklärung.
Für die jeweiligen Nachklärbeckenarten stehen verschiedene Schlammräumer und
-rückfördereinrichtungen zur Verfügung.
In horizontal durchströmten Rundbecken werden Schild- und Saugräumer einge-
setzt.
In horizontal durchströmten Rechteckbecken kommen neben Schild- und Saugräu-
mern auch Bandräumer zur Anwendung.
Wenn in vorwiegend vertikal durchströmten bzw. querdurchströmten Nachklär-
becken eine Schlammräumung erforderlich ist, können ebenfalls o. g. Systeme ein-
gesetzt werden.
Zur Bemessung der Räumeinrichtungen müssen die Beckenabmessungen und die
Feststofffrachten festgelegt sein.
Richtwerte für die Auslegung von Schlammräumern können gemäß A 131 in der
folgenden Tafel entnommen werden.

Tafel 3-13 Richtwerte für die Auslegung von Schlammräumern nach A 131 (05.00)

Rundbecken Rechteckbecken
Abk. Einh.
Schildräumer Schildräumer Bandräumer

Räumschild bzw.
Balkenhöhe hSR m 0,4–0,6 0,4–0,9 0,15–0,30

Räumgeschwindigkeit vSR m/h 72–144 max. 108 36–108

Rückfahrgeschwindigkeit vRück m/h – max. 324 –


19
Räumfaktor*) fSR – 1,5 <1,0 <1,0

*) Der Räumfaktor ist der Quotient aus dem vom Räumer in einem Räumintervall rechnerisch
erfassten Volumen und dem tatsächlichen Räumvolumenstrom

14 6 5
Siedlungswasserwirtschaft

Da der Räumvolumenstrom QSR häufig kleiner ist als der Rücklaufschlammstrom


QRS, stellt sich bei Schildräumern zwischen Einlauf und Schlammabzug und bei
Saugräumern aus der Zone oberhalb der Eindickzone ein Kurzschlussschlamm-
strom QK ein.
Durch die verdünnende Wirkung des Kurzschlussschlammstromes QK liegt der
Trockensubstanzgehalt des Rücklaufschlammes TSRS unter dem Trockensubstanz-
gehalt TSBS des Bodenschlammes im Räumvolumenstrom.

Tafel 3-14 Richtwerte für die Auslegung von Schlammräumern nach A 131 (05.00)
Kenngröße Berechnungsansatz

Kurzschlussschlammstrom QK QK ¼ QRS ! QSR [m3/h]


QK ¼ 0,4 ! 0,8 QRS

Feststoffbilanz QRS " TSRS ¼ QSR " TSBS þ QK " TSBB ½kg=h.

Nachweis der Feststoffbilanz


QRS " TSRS ! QK " TSBB
Sicherstellung eines ausreichenden QSR > ½m3 =h.
Räumvolumenstrom QSR TSBS

Räumer in horizontal durchströmten Rundbecken

In Rundbecken ist das Räumintervall gleich p " DNB


tSR ¼ ½h.
der Dauer eines Räumerumlaufes vSR

Der Räumvolumenstrom beträgt für hSR " a " vSR " DNB
QSR ¼ ½m3 =h.
Schildräumer in Rundbecken 4 " fSR

Für Saugräumer ist die Trennung in Räum- v in den Saugrohren ¼ 0,6 bis 0,8 m/s
volumenstrom und Kurzschlussschlamm- Abstand der Saugrohre <3 bis 4 m
strom nicht möglich, da der Volumenstrom vSR wie bei Schildräumern
QRS abgezogen wird.

Räumer in Rechteckbecken

Für Schildräumer ergibt sich mit der


Fahrstrecke l W des Räumwagens (l W & l NB) lW lW
das Räumintervall unter Berücksichtigung tSR ¼ þ þ ts ½h.
vSR vRück
der Zeit für das Heben und Absenken des
Räumschildes tS (h) zu

Der Räumvolumenstrom QSR für


Schildräumer ergibt sich bei Annahme eines
Abstandes des Räumschildes von dem
hSR " bSR " lSR
Schlammabzugspunkt beim Einsetzen des QSR ¼ ½m3 =h.
Schlammrückflusses von lSR & 15 " hSR mit fSR " tSR
der Räumschildlänge bSR (&bNB in Becken
mit senkrechten Wänden) zu:

Für Bandräumer ergibt sich mit der Länge lB


des Räumbandes (l B & l NB) das tSR ¼ ½h.
Räumintervall zu: vSR

Der geräumte Schlammvolumenstrom QSR vSR " bSR " hSR


QSR ¼ ½m3 =h.
beträgt damit für Bandräumer: fSR

Für die Gestaltung der Saugräumer gelten


die Empfehlungen wie bei horizontal
durchströmten Becken. vSR ¼ 36 bis 72 m/h
Saugräumer führen in Beckenlängsrichtung (abweichend der Empfehlungen von horizontal
je nach Räumerstellung zu unvermeidbaren durchströmten Becken)
zyklischen hydraulischen Zusatzbelastungen
des Nachklärraumes.

14 6 6
Abwasserreinigung

3.5 Biologische Abwasserreinigung


3.5.1 Tropfkörper und Rotationstauchkörper
DIN 12255-7 (04.02) Kläranlagen — Teil 7: Biofilmreaktoren
DIN 19553 (12.02) Kläranlagen, Tropfkörper mit Drehsprenger, Hauptmaße
und Ausrüstung
DIN 19557 (01.04) Kläranlagen, Mineralische Füllstoffe und Füllstoffe aus
Kunststoff für Tropfkörper, Anforderungen, Prüfung, Liefe-
rung, Einbringen
DIN 19569-3 (12.02) Kläranlagen-Baugrundsätze für Bauwerke und technische
Ausrüstung — Teil 3: Besondere Baugrundsätze für Ein-
richtungen aeroben biologischen Abwasserbehandlung
ATV-DVWK A 281 (09.01) Bemessung von Tropfkörpern und Rotationstauchkörpern
Tr o p f k ö r p e r v e r f a h r e n
Das Abwasser wird auf ein mit Lavabrocken oder Kunststoffelementen gefüllten
Reaktor mittels Drehsprenger gleichmäßig verrieselt. Das biologisch gereinigte Ab-
wasser und der überschüssige Biorasen werden in der Nachklärung separiert.
B e m e s s u n g Tr o p f k ö r p e r
Die in Abhängigkeit des Reinigungszieles anzuordnenden Bemessungswerte sind
in der Tafel 3-15 zusammengestellt. Nach den bisherigen Erfahrungen wird unter-
schieden in Abwasserreinigung ohne Nitrifikation, Abwasserreinigung mit Nitrifika-
tion und Abwasserreinigung mit Nitrifikation und Denitrifikation. Zur verfahrens-
technischen Integration der Denitrifikation bei Tropfkörperanlagen bestehen
grundsätzlich drei Möglichkeiten: simultane Denitrifikation im Tropfkörper bei Rück-
führung nitrathaltigen Abwassers sowie die vorgeschaltete und nachgeschaltete
Denitrifikation. Als Reaktoren können anoxisch betriebene Festbettreaktoren (z. B.
Tropfkörper) oder anoxische Belebungsbecken mit Zwischenklärbecken eingesetzt
werden. Die nachgeschaltete Denitrifikation erfolgt unter Zugabe von externen
Kohlenstoffquellen in einem Festbettreaktor oder Belebungsbecken.

Bestimmungsgröße Berechnungsansatz
ohne Nitrifikation (Kohlenstoffelimination)
Der für das Füllgut vorzusehende Tropf-
körperinhalt ergibt sich nach den zulässi- V TK, C = B d, BSB, ZB/B R, BSB m3
gen Raumbelastungen gemäß Tafel zu:
mit Nitrifikation
Im Falle der Nitrifikation ist neben der
BSB5 zusätzlich die TKN-Raumbelastung V TK, N = (B d, BSB, ZB/B R, BSB) þ (B d, TKN, ZB/B R, TKN) m3
in kg/(m3 d) zu berücksichtigen.
ATK ¼ Q T " (1 þ RVt)/q A, TK m2
C BSB, ZB, RF < 150 mg/l am Drehsprenger
Die Tropfkörperoberfläche und die RVT < 1 Rückführverhältnis
Tropfkörperfüllhöhe ergeben sich zu: q A, TK > 0,4 m/h bei brockengefüllten TK bei
Q T " (1 þ RVT),
q A, TK > 0,8 m/h bei Kunststoff – TK bei Q T " (1 þ RVT)
Tropfkörperfüllhöhe:
Tropfkörperfüllhöhen um 4 m für bro-
ckengefüllte Tropfkörper haben sich
bewährt. H TK ¼ V TK/ATK m
Beim Einsatz von Kunststoff-Füllmaterial
mit einer hohen vertikalen Durchgängigkeit
wird eine größere Füllhöhe empfohlen.
19
Spülkraft SK
Bewährte Werte für S K zur Erzielung S K = q A, TK " 1000/(a " n) mm/Arm
eines ausreichenden Schlammaustrag
aus dem Tropfkörper 4 bis 8 mm

14 6 7
Siedlungswasserwirtschaft
Tafel 3-15 Bemessungswerte nach ATV A 281 (09.01) für Tropfkörper und Rotationstauch-
körper
brocken- Kunststoff – Tropfkörper mit Rotationstauch-
Bemessungswert gefüllter einer spezifischen Oberfläche körper
Tropfkörper An von

100 m2 /mTK
3
150 m2 /m3TK STK RTK

ohne Nitrifikation

Raumbelastung B R kg/(m3 " d) bzw. < 0,4 < 0,4 < 0,6
Flächenlastung in bzw. B A g/(m2 " d) < 8 – 10 < 5,6 – 7

Oberflächenbeschickung in m/h 1 0,4 1 0.4 - 0,8 1 0,4 - 0,8 – –

Rücklaufverhältnis RVt > (C BSB, ZB/C BSB, ZB, RF ! 1) – –

!berschussschlammanfall !SR/B R kg/kg 0,75 0,75 0,75 0,75 0,75

mit Nitrifikation

Für C-Abbau
Raumbelastung BR BSB in kg/(m3 " d) < 0,4 > 0,4* < 0,6
Flächenbelastung BA BSB in g/(m2 " d) < 8 – 10 < 5,6 – 7

Für Nitrifikation
Raumbelastung BR TKN in kg/(m3 *d) < 0,1 > 0,1* < 0,15
Flächenbelastung BA TKN in g/(m2 *d) < 1,6 – 2 < 1,1 – 1,4

Oberflächenbeschickung in m/h > 0,4 > 0.4 – 0,8 > 0,4 – 0,8 – –

Rücklaufverhältnis RVt > (C BSB, ZB/CBSB, ZB, RF ! 1) – –

!berschuss-Schlammanfall !SR/BR kg/kg 0,75 0,75 0,75 0,75 0,75

Erläuterungen: STK ¼ Scheibentauchköper, RTK ¼ Rotationstauchkörper


* über Versuche gesondert nachzuweisen
Die niedrigen Belastungsangaben für RTK und STK beziehen sich auf eine 2-stufige Anordnung, die höhe-
ren Werte gelten für eine 3–4 stufige Anordnung.
Bei kleinen Kläranlagen wird wegen ausgeprägter Zufluss- bzw. Belastungsspitzen empfohlen, zwischen
den Anschlussgrößen 1.000 und 50 EW die BSB5-Flächenbelastung auf 3 g/(m2 " d) linear abzumindern.

K o n s t r u k t i o n d e r Tr o p f k ö r p e r

Bild 3-8 Tropfkörper mit Drehsprenger nach DIN 19553 (12.02)

14 6 8
Abwasserreinigung

Abmessungen von Tropfkörpern

Durchmesser d 1 in m 4,0 und um je 1,0 steigend

DN 80 DN 250, DN 400 DN 700 DN 1000 DN 1200


Zulaufrohr DN 100 DN 300 DN 500 DN 800 DN 1100
Anschlussweite d 2 DN 125 DN 350 DN 600 DN 900
in mm DN 150
DN 200

Mittelschacht-
1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0
durchmesser d 3 in m

Reinigungsöffnung
0,5 0,5 0,5 0,6 0,8 1,0
in e in m

R o t a t i o n s t a u c h k ö r p e r v e r f a h r e n
Bei der Abwasserreinigung mit Rotationstauchkörpern sitzt die für die biologische
Abwasserreinigung benötigte Biomasse fest auf rotierenden Aufwuchsflächen. Ro-
tationstauchkörper tauchen als Walzen teilweise in eine vom Abwasser durchflos-
sene Wanne ein und drehen sich langsam. Der auf den Bewuchsflächen haftende
Biofilm wird während der Drehung abwechselnd der Luft und dem Abwasser aus-
gesetzt. Die Rotationstauchkörper werden unterschieden in Scheiben- und Walzen-
tauchkörper. (ATV-DVWK-A 281, 09.01)

B e m e s s u n g R o t a t i o n s t a u c h k ö r p e r
Die anzuordnenden Bemessungswerte sind gemäß Reinigungsziel nach der Ta-
fel 3-16 festzulegen.
Wird für einzelne Bewuchsmaterialien nachgewiesen, dass die spezifische biolo-
gisch aktive Oberfläche dauerhaft mehr als 70 % der spezifischen theoretischen
Oberfläche beträgt, können die Bemessungswerte entsprechend bis maximal auf
die für Scheibentauchkörper geltenden Werte angehoben werden.
Die Werte für B A, TKN berücksichtigen eine bereits in der Kohlenstoffabbauzone be-
ginnende Nitrifikation. Die zulässige Flächenbelastung B A, TKN für die Dimensionie-
rung ist nicht identisch mit der Nitrifikationsgeschwindigkeit. Eine biologische Deni-
trifikation ist wie beim Tropfkörper auch bei Rotationstauchkörpern möglich. Eine
technische Erprobung steht dazu allerdings noch aus. (A-281, 09.01)

Bestimmungsgröße Berechnungsansatz

ohne Nitrifikation (Kohlenstoffelimination)

Die erforderliche theoretische Oberfläche


ergibt sich nach der zulässigen Flächen- ART, C ¼ B d, BSB, ZB " 1000/B A, BSB m2
belastungen gemäß Tafel zu:

mit Nitrifikation 19
Im Falle der Nitrifikation ist neben der
BSB5 zusätzlich die TKN-Raumbelastung ART, N = (B d, BSB, ZB/B A, TKN) þ (B d, TKN, ZB/B R,TKN) m2
in kg/(m3 d) zu berücksichtigen.

14 6 9
Siedlungswasserwirtschaft

3.5.2 Abwasserteiche für kommunales Abwasser


DIN 12255 (12.99) Kläranlagen, Abwasserbehandlung in Teichen
DWA-A 201 (08.05) Grundsätze für Bemessung, Bau und Betrieb von
Abwasserteichanlagen
Abwasserteiche sind dem Stand der Technik entsprechende Reinigungsanlagen, die
als Absetzteiche der Abscheidung absetzbarer Stoffe, als belüftete oder unbelüftete
Abwasserteiche der vollbiologischen Klärung kommunalen Abwassers und als Schö-
nungsteiche der Verbesserung des Ablaufes biologischer Kläranlagen dienen.
Die wichtigsten Bemessungswerte für Abwasserteichanlagen sind entsprechend
dem Arbeitsblatt DWA-A 201 (08.05) in der Tafel 3-16 zusammengestellt.

Tafel 3-16 Bemessungswerte Abwasserteiche gemäß Arbeitsblatt DWA-A 201 (08.05)

Kenngröße Einheit Absetz- unbelüftete belüftete Nachklär- Schönungs-


teiche Teiche Teiche teiche teiche

spezifisches Volumen V EW m3 /E >0,5

spezifische Oberfläche AEW

Anlage ohne vorgeschalteten Absetzteich m2/E > 10

Anlage mit vorgeschaltetem Absetzteich m2/E >8

bei Mitbehandlung von Regenwasser m2/E Zuschlag 5


AEW, Mi

für teilweise nitrifizierten Ablauf m2/E >15

Mindestgröße m2 20

Raumbelastung B R, BSB g/(m3 " d) < 25


oder
Flächenbelastung B A, BSB g/(m2 " d) BA ¼ BR " h

zusätzliche
für nitrifizierten Ablauf Festbettein-
richtungen

Wassertiefe h m >1,5 %1,0 1,5 bis 3,5 >1,2 1 bis 2

Sauerstoffverbrauch OV C, BSB5 kg/kg >1,5

Leistungsdichte W R W/m3 1 bis 3

Durchflusszeit

bei Trockenwetter d >1 >5 1 bis 2

bei Maximaldurchfluss d >1

Schlammanfall

mit vorgeschaltetem Absetzteich l/(E " a) 130 70 70 5

ohne vorgeschalteten Absetzteich l/(E " a) 200 200 5

14 7 0
Abwasserreinigung

Konstruktive Ausbildung
Für die konstruktive Ausführung von Abwasserteichanlagen ist gemäß A 201 zu
beachten: Böschungsneigung für gewachsenen Boden <1 : 2, Böschungsneigung
bei Tondichtung < 1 : 3, Länge zu Breite (an der Oberfläche) > 3 :1, Tiefe für Absetz-
und Schlammzone > 1,5 m, Freibord %0,3 m.

3.5.3 Belebungsanlagen
DIN 12255-6 (04.02) Kläranlagen, Teil 6: Belebungsverfahren
DIN 19569-3 (12.02) Kläranlagen, Besondere Baugrundsätze für Einrichtungen
zur aeroben biologischen Abwasserreinigung
ATV-DVWK-A 131 (05.00) Bemessung von einstufigen Belebunsanlagen
DWA-A 226 (08.09) Grundsätze für die Abwasserbehandlung in Belebungsan-
lagen mit gemeinsamer aerober Schlammstabilisierung
ab 1000 Einwohnerwerte
Grundlage zur Bemessung von einstufigen Belebungsanlagen ist das ATV-DVWK-
A 131-Arbeitsblatt (05.00).
Die Bemessung von Belebungsanlagen erfolgt iterativ, weil viele Faktoren sich ge-
genseitig beeinflussen.

G ru n d l a ge n e rm i tt l u n g
Der Bemessungswert der Abwasserbehandlungsanlage Bd, BSB, Z in kg/d BSB5 (roh)
zur Einordnung in die Größenklasse nach Anhang 1 der Abwasserverordnung und
zur Festlegung der Ausbaugröße im Wasserrechtsbescheid ergibt sich aus der an
85% der Trockenwettertage im Zulauf zur Kläranlage unterschrittenen BSB5-Fracht
zuzüglich einer eingeplanten Kapazitätsreserve. Wenn der Bemessungswert auf-
grund der angeschlossenen Einwohner ermittelt wird, ist die einwohnerspezifische
BSB5-Fracht für Rohabwasser zu verwenden.
Für die Bemessung werden folgende wesentliche Zahlenwerte vom Zulauf zur bio-
logischen Stufe, ggf. unter Einschluss der Rückflüsse aus der Schlammbehandlung
benötigt:
– maßgebende tiefste und höchste Abwassertemperatur, Ermittlung aus der Gang-
linie des 2-Wochen-Mittels für zwei bis drei Jahre;
– maßgebende organische Fracht (Bd,BSB, Bd,CSB), die zugehörigen Frachten der ab-
filtrierbaren Stoffe (Bd,TS) und des Phosphors (Bd,P) zur Ermittlung des Schlamm-
anfalles und damit der Berechnung des Volumens des Belebungsbeckens für die
Bemessungstemperatur;
– maßgebende organische Fracht sowie N-Fracht zur Auslegung der Belüftungs-
einrichtung für die (in der Regel) höchste maßgebende Temperatur;
– maßgebende Konzentration des Stickstoffs (CN) und der zugehörigen Konzentra-
tion der organischen Stoffe (CBSB, CCSB) zur Ermittlung des zu denitrifizierenden
Nitrates;
– maßgebende Konzentration des Phosphors (CP) zur Ermittlung des zu eliminie-
renden Phosphors;
– maximaler Zufluss bei Trockenwetter QT (m3/h) zur Auslegung von anaeroben
Mischbecken und der internen Rezirkulation;
– Bemessungszufluss QM (m3/h) zur Auslegung der Nachklärung.
Wenn ein Jahresgang der organischen Frachten oder/und des Verhältnisses der or-
ganischen Fracht zur N-Fracht vorliegt, sind mehrere Lastfälle zu untersuchen. 19
Die maßgebenden Konzentrationen sind anhand der maßgebenden Frachten und
des zugehörigen Abwasserzuflusses zu ermitteln. Die maßgebenden Frachten
werden in Verbindung mit der Abwassertemperatur als Mittelwerte einer Periode
gebildet, die der Größe des Schlammalters entspricht. Für Nitrifikation und Deni-

14 7 1
Siedlungswasserwirtschaft

trifikation können vereinfacht Zwei-Wochen-Mittel und für Schlammstabilisierung


Vier-Wochen-Mittel gebildet werden. Wenn mangels unzureichender Probendichte
(mindestens vier verwertbare Tagesfrachten pro Woche) Wochenmittel nicht ge-
bildet werden können, sind die an 85 % der Tage unterschrittenen Frachten maß-
gebend, dabei sollten mindestens 40 Frachtwerte herangezogen werden.
Wenn die Daten nicht ausreichen, oder der Untersuchungsaufwand z. B. bei kleine-
ren Anlagen in keinem Verhältnis zum Nutzen steht, können die Frachten und Kon-
zentrationen auf der Grundlage der angeschlossenen Einwohner zuzüglich industri-
ell-gewerblicher und sonstiger Frachten ermittelt werden.

Ve r f a h r e n

Die Bilder 3-9 und 3-10 zeigen bewährte Verfahrenskonzeptionen zur Stickstoffeli-
mination. An Stelle des in Bild 3-9 gezeigten Verfahrens der vorgeschalteten De-
nitrifikation können fast alle anderen Verfahren zur Stickstoffelimination und auch
Belebungsbecken, die nur der Elimination des organischen Kohlenstoffs dienen,
mit einem aeroben Selektor und einem anaeroben Mischbecken kombiniert wer-
den.
Die Volumina eines aeroben Selektors (VSel) oder eines anaeroben Mischbeckens
zur biologischen Phosphorelimination (VBio-P) werden nicht dem Belebungsbecken
(VBB) zugerechnet. In Anlagen, die nur auf Kohlenstoffelimination ausgerichtet sind,
kann das Volumen eines aeroben Selektors als Teil des Belebungsbeckens betrach-
tet werden.

Bild 3-9 Fließbild einer Belebungsanlage zur


Stickstoffelimination ohne und mit
vorgeschaltetem anaerobem Misch-
becken zur biologischen P-Eliminati-
on oder aerobem Selektor

Bild 3-10 Verfahren zur Stickstoffelimination

14 7 2
Abwasserreinigung

B e m e s s u n g s g ru n d l a ge n
Die nachfolgenden Tabellen umfassen die wichtigsten Bemessungskennwerte für
die Planung und den Betrieb von Belebungsanlagen. Detailliertere und ergänzende
Informationen sind aus dem Arbeitsblatt A 131 zu entnehmen.

Tafel 3-17 Bemessungsschlammalter nach A 131 (05.00) in Tagen in Abhängigkeit vom Reini-
gungsziel und der Temperatur sowie der Anlagengröße (Zwischenwerte sind abzu-
schätzen)
Größe der Anlage Bd,BSB,Z
bis über
Reinigungsziel 1200 kg/d 6000 kg/d
Bemessungstemperatur 10 , C 12 , C 10 , C 12 , C
Ohne Nitrifikation 5 4
Mit Nitrifikation 10,0 8,2 8 6,6
Mit Stickstoffelimination
VD/VBB ¼ 0,2 12,5 10,3 10,0 8,3
0,3 14,3 11,7 11,4 9,4
0,4 16,7 13,7 13,3 11,0
0,5 20,0 16,4 16,0 13,2
Schlammstabilisierung einschl. 25 nicht empfohlen
Stickstoffelimination*
* Hinweis: Das Bemessungsschlammalter von Anlagen, die für aerobe Schlammstabilisierung
und Nitrifikation zu bemessen sind, muss tTS,Bem > 20 d betragen. Wird auch gezielte Denitrifi-
kation verlangt, muss das Schlammalter tTS,Bem > 25 d betragen.

Ermittlung des Volumenanteils für Denitrifikation (VD/VBB)


Bestimmungsgröße Berechnungsansatz
Die im Tagesmittel zu denitrifizierende Nitrat- SNO3;D ¼ CN, ZB ! SorgN, AN ! SNH4, AN ! SNO3, AN
konzentration wird bestimmt: ! XorgN, BM ½mg=l.

Tafel 3-18 Richtwerte für die Bemessung der Denitrifikation für Trockenwetter bei Temperatu-
ren von 10 bis 12 . C und durchschnittlichen Verhältnissen (kg zu denitrifizierender
Nitratstickstoff pro kg zugeführtem BSB5)
SNO3,D/CBSB,ZB
VD/VBB Vorgeschaltete Denitrifikation und Simultane und intermittierende
vergleichbare Verfahren Denitrifikation
0,2 0,11 0,06
0,3 0,13 0,09
0,4 0,14 0,12
0,5 0,15 0,15

Die Denitrifikationskapazität bei alternierender Denitrifikation kann als Mittel zwi-


schen vorgeschalteter und intermittierender Denitrifikation angenommen werden.
Für Temperaturen über 12 , C kann die Denitrifikationskapazität um rd. 1% pro , C
erhöht werden.
Ist die erforderliche Denitrifikationskapazität größer als SNO3,D/CBSB ¼ 0,15, so ist 19
eine weitere Vergrößerung von VD/VBB nicht zu empfehlen. Es ist zu untersuchen,
ob eine Verkleinerung oder zeitweise Umfahrung der Vorklärung oder/und ggf. eine
getrennte Schlammwasserbehandlung zielführend sind. Alternativ ist die Zugabe
von externem Kohlenstoff planerisch vorzusehen.

14 7 3
Siedlungswasserwirtschaft
Bestimmungsgröße Berechnungsansatz

Der Bedarf an externem Kohlenstoff beträgt ca. 5 kg CSB


pro kg zu denitrifizierendem Nitratstickstoff. Damit erhält SCSB, Dos ¼ 5 " SNO3, D, Ext
man die mittlere Aufstockung des CSB zu:

Der CSB handelsüblicher Kohlenstoffverbindungen kann der Tafel 3-19 entnommen


werden. Für andere Kohlenstoffquellen ist der CSB und ggf. die Denitrifikationska-
pazität vorher zu bestimmen. Es wird darauf hingewiesen, dass Methanol nur für
einen Dauereinsatz geeignet ist, weil sich spezielle Denitrifikanten entwickeln müs-
sen.

Tafel 3-19 Eigenschaften von externen Kohlenstoffquellen


Parameter Einheit Methanol Ethanol Essigsäure
Dichte kg/m3 790 780 1060
CSB kg/kg 1,50 2,09 1,07
CSB g/l 1185 1630 1135

Phosphatelimination
Phosphorelimination kann alleine durch Simultanfällung, durch biologische Phos-
phorelimination, in der Regel kombiniert mit Simultanfällung, und durch Vor- oder
Nachfällung erfolgen.

Bestimmungsgröße Berechnungsansatz
Biologische P-Elimination
Anordnung eines anaeroben Misch- 0,5 bis 0,7 Stunden
becken mit Mindestkontaktzeiten: bezogen auf den maximalen Trockenwetterzufluss
und den Rücklaufschlammstrom (Qt þ QRS)
Simultanfällung
XP, F ¼ CP, ZB ! CP, AN ! XP, BM ! XP, BioP ½mg=l.
mit
Zur Ermittlung des zu fällenden Phos- CP, ZB ¼ Konzentration des Gesamtphosphors
phates ist eine Phosphorbilanz, ggf. für im Zulauf
verschiedene Lastfälle aufzustellen: CP, AN ¼ Ablaufkonzentration, CP, AN ¼ 0,6 bis 0,7 CP, !W
XP, BM ¼ zum Zellaufbau benötigte Phosphor 0,01
CBSB, ZB bzw. 0,005 CCSB, ZB
Den mittleren Fällmittelbedarf kann man
mit 1,5 mol Me3þ/mol XP, Fäll berechnen.

Umgerechnet ergeben sich folgende Fällung mit Eisen: 2,7 kg Fe/kg PFäll
Bedarfswerte: Fällung mit Aluminium: 1,3 kg Al /kg PFäll

Zur Simultanfällung mit Kalk wird Kalkmilch in der Regel in den Zulauf zur Nach-
klärung dosiert, um den pH-Wert anzuheben und hierdurch die Fällung herbeizu-
führen. Der Kalkbedarf richtet sich in erster Linie nach der Säurekapazität. Vorver-
suche werden auf jeden Fall empfohlen, vgl. Arbeitsblatt ATV-A 202.
Für !berwachungswerte von CP, !W < 1,0 mg/l, z. B. CP, !W ¼ 0,8 mg/l in der qualifi-
zierten Stichprobe, lassen sich einstufige Belebungsanlagen nicht dimensionieren.
In der Praxis lassen sich jedoch unter günstigen Bedingungen Werte CP, AN < 1,0
erreichen.

Ermittlung der Schlammproduktion


Der in einer Belebungsanlage produzierte Schlamm setzt sich aus den beim Abbau
organischer Stoffe entstehenden und eingelagerten Feststoffen sowie dem aus der
Phosphorelimination resultierenden Schlamm zusammen.

14 74
Abwasserreinigung

Die Berechnung der Schlammproduktion aus der Kohlenstoffelimination kann ge-


mäß A 131 die nachfolgend angegebene empirische Gleichung bestimmt werden.
Für die Temperaturen 10 und 12 , C ist Schlammproduktion in Abhängigkeit des
Schlammalters in Tafel 3-20 aufgelistet.
Die Schlammproduktion aus der Phosphorelimination setzt sich aus den Feststof-
fen der biologischen Phosphorelimination und der Simultanfällung zusammen.
Nachfolgend sind die unterschiedlichen Berechnungsansätze zusammengefasst.

Bestimmungsgröße Berechnungsansatz

Gesamtschlammanfall in der Belebung !Sd ¼ !Sd, C þ !Sd, P [kg TS/d]

MTS VBB " TSBB


tTS ¼ ¼
Für den Zusammenhang von Schlammpro- ÜSd ÜSd
duktion und Schlammalter gilt: VBB " TSBB
¼ ½d.
QÜS, d " TSÜS þ Qd " XTS, AN

ÜSd, C ¼ Bd, BSB


" #
XTS, ZB ð1 ! 0,2Þ " 0,17 " 0,75 " Tts " FT
Schlammproduktion aus Kohlenstoffabbau " 0,75 þ 0,6 " !
CBSB, ZB 1 þ 0,17 " tTS " FT
½kg TS=d.

Der Temperaturfaktor (FT) für die endogene


FT ¼ 1,072ðT!15Þ
Veratmung lautet:

Schlammproduktion aus Phosphorelimination

ÜSd, P ¼
biologisch und chemisch
Qd " ð3 " XP, BioP þ 6,8 " XP, Fäll, Fe þ 5,3 " XP, Fäll, Al Þ=
Fällung mit Fe und/oder Al 1000 ½kg=d.

Fällung mit Kalk 1,35 kg TS pro kg Calciumhydroxid (Ca(OH)2)

Tafel 3-20 Spezifische Schlammproduktion !SC, BSB [kg TS/kg BSB5] bei 10 bis 12 . C

XTS,ZB/CBSB,ZB Schlammalter in Tagen


4 8 10 15 20 25

0,4 0,79 0,69 0,65 0,59 0,56 0,53


0,6 0,91 0,81 0,77 0,71 0,68 0,65
0,8 1,03 0,93 0,89 0,83 0,80 0,77
1 1,15 1,05 1,01 0,95 0,92 0,89
1,2 1,27 1,17 1,13 1,07 1,04 1,01

19
Bestimmung des Volumens des Belebungsbeckens
Die maßgebenden Bemessungskenngrößen zur Ermittlung des Belebungsbecken-
volumen sind nachfolgend entsprechend dem A 131 (05.00) zusammengestellt.

14 7 5
Siedlungswasserwirtschaft
Bestimmungsgröße Berechnungsansatz

MTS, BB
Das Volumen des Belebungsbeckens VBB ¼ ½m3 .
TSBB

Erforderliche Masse der Feststoffe im


Belebungsbecken MTS, BB ¼ tTS, Bem " ÜSd ½kg.

Der Schlammtrockensubstanzgehalt im
Belebungsbecken kann für eine Vorbemessung
in Abhängigkeit vom Schlammindex ermittelt
werden.
Hohe Anteile biologisch leicht abbaubarer
organischer Stoffe, wie sie in gewerblichen und
industriellen Abwässern enthalten sind, können
zu höheren Schlammindices führen.
Geringere Werte für den ISV können angesetzt
werden, wenn
— auf eine Vorklärung verzichtet wird,
— ein Selektor oder ein anaerobes Mischbecken
vorgeschaltet ist
— das Belebungsbecken als Kaskade
ausgebildet ist.

Bd, BSB
Vergleichsgröße: BSB5-Raumbelastung (BR) BR ¼ ½kg BSB5 =ðm3 " dÞ.
VBB

BR
Vergleichsgröße: Schlammbelastung (BTS) BTS ¼ ½kg BS5 =ðkgTS " dÞ.
TSBB

Erforderliche Rückführung bzw. Taktdauer

Bestimmungsgröße Berechnungsansatz

rechnerisch erforderliche Rückführverhältnis (RF)


für vorgeschaltete Denitrifikation ergibt sich mit RF ¼ SNH4, N ! 1
SNH4,N, der zu nitrifizierenden Ammoniumstick- SNO3, AN
stoffkonzentration zu

QRS QRZ
Ermittlung der internen Rezirkulation QRZ. RF ¼ þ ½!.
Qt Qt

Maximal mögliche Wirkungsgrad der 1


hD < 1 ! ½!.
Denitrifikation beträgt: 1 þ RF

Bei der Kaskadendenitrifikation wird der


Wirkungsgrad über den der letzten Stufe 1
hD < 1 ! ½!.
zugeführten Frachtanteil (x) bestimmt; ggf. ist x " ð1 þ RVÞ
eine interne Rezirkulation zu berücksichtigen.

SNO3, AN
tT ¼ tR " ½d oder h.
SNH4, N
Bei intermittierenden Verfahren kann man die
Taktdauer (tT ¼ tN þ tD) wie folgt abschätzen:
tR ¼ V =Qt ðDurchflusszeitÞ
tT > 2 h ðTaktzeitÞ

14 76
Abwasserreinigung

Sauerstoffzufuhr
Der Sauerstoffverbrauch setzt sich zusammen aus dem Verbrauch für Kohlenstoff-
elimination (einschließlich der endogenen Atmung) und ggf. dem Bedarf für Nitrifi-
kation sowie der Einsparung an Sauerstoff aus der Denitrifikation.

Bestimmungsgröße Berechnungsansatz
OVd, C ¼ B"
d, BSB #
0,15 " tTS " FT
Für die Kohlenstoffelimination gilt folgender " 0,56 þ ½kg O2 =d.
Ansatz 1 þ 0,17 " tTS " FT

Koeffizienten gelten für CCSB,ZB/CBSB,ZB < 2,2


Temperaturfaktor FT ¼ 1,072ðT!15Þ
Für die Nitrifikation wird der Sauerstoffver- OVd, N ¼ Qd " 4,3
brauch mit 4,3 kg O2 pro kg oxidierten Stick- " ðSNO3, D ! SNO3, ZB þ SNO3, AN Þ=1000
stoffs unter Berücksichtigung des Stoffwech- ½kg O2 =d.
sels der Nitrifikanten angenommen.
Bei der Denitrifikation wird für den Kohlen-
stoffabbau mit 2,9 kg O2 pro kg denitrifizier- OVd, D ¼ Qd " 2,9 " SNO3, D =1000 ½kg O2 =d.
ten Stickstoffs gerechnet:
Den Sauerstoffverbrauch für die Tagesspitze fC " ðOVd, C ! OVd, D Þ þ fN " OVd, N
OVh ¼
(OVh) wird bestimmt nach folgendem An- 24
satz: ½kg O2 =h.
Der Stoßfaktor fC stellt das Verhältnis des
Sauerstoffverbrauches für Kohlenstoffelimi- fC ¼ Stoßfaktor für Kohlenstoffabbau
nation in der Spitzenstunde zum durch- (siehe Tafel 3-22)
schnittlichen Sauerstoffverbrauch dar.
Der Stoßfaktor fN ist gleich dem Verhältnis
der TKN-Fracht in der 2-h-Spitze zur 24-h- fN ¼ Stoßfaktor für Nitrifikation (siehe Tafel 3-22)
Durchschnittsfracht.
Die erforderliche Sauerstoffzufuhr ergibt sich CS
erf: a OC ¼ " OVh ½kg O2 =h.
für durchgehend belüftete Becken zu: CS ! Cx
Der Sauerstoffgehalt im belüfteten Teil des
Belebungsbeckens ist zur Bemessung der CX ¼ 2 mg/l
Belüftungseinrichtung mit CX ¼ 2 mg/l anzu-
setzen.
Für Becken, die intermittierend belüftet wer- CS 1
erf: a OC ¼ " OVh " ½kg O2 =h.
den, sind die belüftungsfreien Zeiten zu be- CS ! Cx 1 ! VD =VBB
rücksichtigen, es gilt:
Der Sauerstoffgehalt im belüfteten Teil des
Belebungsbeckens ist zur Bemessung der CX ¼ 2 mg/l
Belüftungseinrichtung mit CX ¼ 2 mg/l anzu-
setzen.
Bei Umlaufbecken mit Oberflächenbelüftern
kann für simultane Denitrifikation wegen des C ¼ 0,5 mg/l
sägezahnförmigen Verlaufs des Sauerstoffge- X
haltes mit CX ¼ 0,5 mg/l gerechnet werden.

Tafel 3-21 Spezifischer Sauerstoffverbrauch OVC,BSB [kg O2/kg BSB5], gültig für CCSB,ZB/
CBSB,ZB < 2,2
Schlammalter in Tagen
T ,C 4 8 10 15 20 25 19
10 0,85 0,99 1,04 1,13 1,18 1,22
12 0,87 1,02 1,07 1,15 1,21 1,24
15 0,92 1,07 1,12 1,19 1,24 1,27
18 0,96 1,11 1,16 1,23 1,27 1,30
20 0,99 1,14 1,18 1,25 1,29 1,32

14 7 7
Siedlungswasserwirtschaft
Tafel 3-22 Stoßfaktoren für den Sauerstoffverbrauch (zur Abdeckung der 2-h Spitzen gegen-
über 24-h Mittel, wenn keine Messungen vorliegen)
Schlammalter in d
4 6 8 10 15 25
fC 1,3 1,25 1,2 1,2 1,15 1,1
fN für Bd,BSB,Z < 1200 kg/d – – – 2,5 2,0 1,5
fN für Bd,BSB,Z > 6000 kg/d – – 2,0 1,8 1,5 –

Da die Sauerstoffverbrauchsspitze für die Nitrifikation in der Regel vor der Sauer-
stoffverbrauchsspitze für die Kohlenstoffelimination auftritt, sind zwei Rechengän-
ge, einmal mit fC ¼ 1 und dem ermittelten/angenommenen fN-Wert und einmal mit
fN ¼ 1 und dem angenommenen (ermittelten) fC-Wert durchzuführen. Der höhere
Wert von OVh ist maßgebend.

Belüftungssysteme
Die Belüftungssysteme haben die Aufgabe zum einen den Sauerstoff in das Ab-
wasser einzutragen und zum anderen den Belebtschlamm zu durchmischen.
Die in Belebungsanlagen einsetzbaren Belüftungssysteme werden unterschieden in
Druckbelüftung- und Oberflächenbelüftungssysteme.
Bei der Druckbelüftung wird in Abhängigkeit der Luftblasengröße im Wasser die
feinblasige Belüftung, mittelblasige Belüftung und grobblasige Belüftung unter-
schieden. In der Praxis werden vorwiegend feinblasige Belüftungssysteme einge-
setzt, die aufgrund hoher Sauerstoffeintrags- und -ertragswerte vorteilhaft sind. In
Deutschland sind im wesentlichen 3 Formen von feinblasigen Belüftungselementen
bekannt und zwar nach Bild 3-11 Rohre, Dome bzw. Teller und Platten. Die Ausfüh-
rungsarten feinblasiger Druckbelüftungssysteme erfolgt hierbei in Breitbandanord-
nung, in flächendeckender Anordnung mit Rohren, Tellern und Platten oder Platten
aus Folienmaterial oder in Systemen mit getrennter Umwälzung und Belüftung.
In Tafel 3-23 sind für die unterschiedlichen feinblasigen Druckbelüftungssysteme Richt-
werte für die Sauerstoffzufuhr und den -ertrag in Reinwasser und unter Betriebsbedin-
gungen angegeben. Unter Beachtung dieser Kennzahlen ist gemäß der nachfolgend
angegebenen Zusammenhänge der erforderliche Luftvolumenstrom zu bestimmen.

Bestimmungsgröße Berechnungsansatz
Spezifische Sauerstoffaufnahme OCL;h ¼ ½g O2 =m3N " m.
Der Luftvolumenstrom errechnet sich unter Berücksichti-
QL ¼ OC=ðOCL;h " hE Þ ½m3N =h.
gung der berechneten Sauerstoffzufuhr:
Regelbereich zur Abstufung der Belüfterleistung Mindestens 7:1
Sauerstoffertrag ON oder OP ¼ [kg O2/kWh]

Bild 3-11 Druckbelüftungssysteme

14 7 8
Abwasserreinigung
Tafel 3-23 Richtwerttabelle für feinblasige Belüftung

System günstige Verhältnisse mittlere Verhältnisse


OCL, h OP OCL, h OP
g=ðm3N " mÞ kg/kWh g=ðm3N " mÞ kg/kWh

Reinwasserbedingungen
Breitbandbelüftung 12 2,2 9,2 1,7
flächendeckende Belüftung mit Elementen 17 3,2 13 2,4
flächendeckende Belüftung mit Folienplatten 22 3,9 17 2,9
Mit getrennter Umwälzung 14 3,0 11 2,3

Betriebsbedingungen (a ¼ 0,6)
Breitbandbelüftung 7,4 1,3 5,5 1,0
flächendeckende Belüftung mit Elementen 10 1,9 7,5 1,4
flächendeckende Belüftung mit Folienplatten 13 2,3 10 1,8
Mit getrennter Umwälzung 8,5 1,8 6,5 1,4

Bei allen Oberflächenbelüftungssystemen erfolgt der Sauerstoffeintrag durch die


mechanische Einwirkung der Belüfter an der Oberfläche. Es wird unterschieden in
Walzenbelüftung und Kreiselbelüftung. Zu den Walzenbelüftern zählen die Bürsten-
belüfter, Stabwalzen und Mammutrotoren.
Die Kreiselbelüfter rotieren um eine vertikale Achse. Sie sind meist in der Mitte
des zugeordneten Beckengrundrisses angeordnet und werden auch in schwimmen-
der Anordnung eingesetzt. In Bild 3-12 sind einige Ausführungsbeispiele von Ober-
flächenbelüftungssystemen dargestellt. Bei allen mechanischen Oberflächen-
belüftern steigt die Sauerstoffzufuhr mit zunehmender Leistungsaufnahme der
Belüfteraggregate zur Erzeugung von Turbulenz und Wasserumwälzung an.
In Tafel 3-24 sind Sauerstoffeintrags- und -ertragswerte bei einer Leistungsdichte
von 35 W/m3 zusammengestellt. Der a-Wert zur Umrechnung der Reinwasserwerte
in Abwasserwerte beträgt 0,9. (Pöpel/Wagner)

Beckenform für
Mammutrotor 1 m ˘

Gyrox-Oberflächenbelüfter – Lurgi
Apparate-Technik GmbH, Frankfurt/M

Symplex-Kreiselbelüfter

19

Bild 3-12 Oberflächenbelüftungssysteme – Beispiele

14 7 9
Siedlungswasserwirtschaft
Tafel 3-24 Richtwerttabelle für die Sauerstoffzufuhr von Oberflächenbelüftungssystemen
System Reinwasser Betrieb
günstig mittel günstig mittel

Kreisel in Mischbecken kg O2/kWh 1,7 1,3 1,5 1,15


Kreisel in Umlaufbecken kg O2/kWh 2,1 1,6 1,9 1,4
Walzen in Umlaufbecken kg O2/kWh 1,7 1,3 1,5 1,15

Säurekapazität
Sowohl durch Nitrifikation als auch durch Zugabe von Metallsalzen (Fe2þ, Fe3þ, Al3þ)
zur Phosphorelimination wird die Säurekapazität (Konzentration von Hydrogencar-
bonat, Bestimmung nach DIN 38409 Teil 7) vermindert. Dies kann auch zu einer Ab-
nahme des pH-Wertes führen.
Bestimmungsgröße Berechnungsansatz
Die Säurekapazität nimmt durch Nitrifikation SKS, AB ¼ SKS, ZB ! ½0,07 " ðSNH4, ZB ! SNH4, AN
(unter Einrechnung des Rückgewinns aus þ SNO3, AN ! SNO3, ZB Þ þ 0,06 " SFe3
der Denitrifikation) und der Phosphatfällung þ 0,04 " SFe2 þ 0,11 " SAl3 ! 0,03 " XP, Fäll .
angenähert wie folgt ab: ½mmol=l.
SKS ¼ mmol/l
andere Konzentrationen ¼ mg/l
SKS,AB > 1,5 mmol/l

In tiefen Belebungsbecken (>6 m) mit hoher Sauerstoffausnutzung kann trotz aus-


reichender Säurekapazität wegen einer zu geringen Strippung der biogen gebildeten
Kohlensäure (CO2) der pH-Wert unter 6,6 absinken. Anhaltswerte sind Tafel 3-25 zu
entnehmen.
Tafel 3-25 pH-Werte im Belebungsbecken in Abhängigkeit von der Sauerstoffausnutzung und
der Säurekapazität. (A 131) Die Sauerstoffausnutzung ist für Betriebsbedingungen
zu ermitteln.
SKS, AB pH-Werte im Belebungsbecken bei einer mittleren Sauerstoffausnutzung von
[mmol/l]
6% 9% 12% 18% 24%
1,0 6,6 6,4 6,3 6,1 6,0
1,5 6,8 6,6 6,5 6,3 6,2
2,0 6,9 6,7 6,6 6,4 6,3
2,5 7,0 6,8 6,7 6,5 6,4
3,0 7,1 6,9 6,8 6,6 6,5

Bemessung eines aeroben Sektors


Aerobe Selektoren sind zur Verringerung der Gefahr von fadenförmigem Bakterien-
wachstum bei Abwässern mit hohen Anteilen leicht abbaubarer organischer Stoffe
sowie vor total durchmischten Belebungsbecken zweckmäßig. Sie dienen insbeson-
dere der intensiven Vermischung von Rücklaufschlamm und Abwasser. Die Abnah-
me des BSB5 bzw. CSB kann sich nachteilig auf die Denitrifikation auswirken.
Anaerobe Mischbecken zur biologischen Phosphorelimination haben auf den
Schlammindex eine ähnliche Wirkung wie aerobe Selektoren.
Das Becken sollte mindestens zweimal (Zweierkaskade) unterteilt werden.
Richtwert für das Volumen eines aeroben BR, BSB ¼ 10 kg BSB5 =ðm3 " dÞ bzw.
Selektors wird eine Raumbelastung von BR, CSB ¼ 20 kg CSB=ðm3 " dÞ
Die Sauerstoffzufuhr für den aeroben Selektor
a OC ¼ 4 kgO2 =m3
sollte bemessen werden auf:

14 8 0
Abwasserreinigung

3.6 Weitergehende Abwasserreinigung


3.6.1 Einsatz der Filtration nach biologischer Reinigung
DIN EN 12255-7 (04.02) Kläranlagen, Teil 7: Biofilmreaktoren
DIN EN 12255-16 (12.05) Kläranlagen, Teil 16: Abwasserfiltration
DIN 19569-8 (06.05) Kläranlagen, Baugrundsätze und technische Ausrüstungen
Teil 8: Besondere Baugrundsätze für Anlagen zur Abwasser-
reinigung mit Festbettfiltern und biologischen Filtern
ATV-A-203 (04.95) Abwasserfiltration durch Raumfilter nach biologischer Rei-
nigung
ATV-DVWK (03.00) Arbeitsbericht der ATV-Arbeitsgruppe 2.6.4:
Biofilter zur Abwasserreinigung

Au f g a b e n b e r e i c h e d e r F i l t r a t i o n
Bei weitergehenden Anforderungen an die Ablaufqualität von Kläranlagen werden
Abwasserfilter als nachgeschaltete Stufe hinter der Nachklärung angeordnet. Durch
den Einsatz der Filtration werden Reinigungsleistung und Ablaufqualität deutlich
verbessert und stabilisiert.
Entsprechend den Aufgabenstellungen werden in der Praxis auch unterschiedliche
Filtrationsverfahren eingesetzt. Zur besseren Einordnung des Wirkungsbereiches
der einzelnen Filtrationssysteme ist in der Tafel 3-26 eine vereinfachte !bersicht
zum Leistungsspektrum einiger wichtiger Abwasserparameter gegenübergestellt.
Den Einfluss der abfiltrierbaren Stoffe auf den Kläranlagenablauf in Bezug auf den
BSB, CSB, Phosphor und Stickstoff zeigt die Tafel 3-27.

Tafel 3-26 Auswahlkriterien für den Einsatz von Filtrationsverfahren; Barjenbruch, 1999 modifiziert
AFS CSBgelöst NH4 –N NO3 –N Pgelöst

F l ä c h e n f i l t r a t i o n

Kornhaufenfilter (þ Flockung) þ 0 0 0 0/(þ)

Tuchfiltration þ 0 0 0 0

Mikrosiebe þ 0 0 0 0

Raumfiltration

Flockungsfiltration nach Simultanfällung þþ þ 0 0 þþ


oder erhöhter biologischer P-Elimination

Raumfiltration und Aktivkohleadsorption þþ þþ 0 0 þ

Biofiltration

Rest-N-Filter mit O2-Zugabe þ Flockung þ þ þþ 0 þ

Rest-DN-Filter mit C-Zugabe þ Flockung þ 0 0 þþ þ

0 ¼ keine bis geringe Wirkung, þ ¼ gute Wirkung, þþ ¼ sehr gute Wirkung

Tafel 3-27 Einfluss der abfiltrierbaren Stoffe im Kläranlagenablauf auf die Parameter BSB5, 19
CSB, Phosphor und Stickstoff gemäß ATV A 131 (05.00)
Feststoffabtrieb mg BSB5 mg CSB mg P mg N

1 mg/l AFS 0,3—1,0 0,8—1,4 0,02—0,04 0,08—0,10

14 8 1
Siedlungswasserwirtschaft

F l ä c h e n f i l t r a t i o n
Die Flächenfiltration ermöglicht den Rückhalt von kleinen und großen Partikeln
über eine dünne Filterschicht aus Kies oder Sand, Tuchfilter, Membrane oder Sie-
be. Flächenfilter werden in der weitergehenden Abwasserreinigung zur Feststoffeli-
mination und Phosphorelimination eingesetzt.
Die in der Praxis bisher eingesetzten einzelnen Flächenfilter sind in der Tafel 3-28
in Abhängigkeit des Filtermediums, der Filterschichten, der Filtrationsrichtung, der
Spültechnik, des Einsatzzweckes und der Bemessung gegenübergestellt.

Tafel 3-28 Verfahren der Flächenfiltration


Bezeichnung Aufbau Strömungs- Spülzyklus Eliminations- Filter-
Filtermedium richtung/ Wirkung geschwindigkeit
Strömungs- Spülmedium
richtung
abwärts quasikonti-
i. d. R.
Zellenfilter nuierlich AFS, CSB, P 5–10 m/h
Einschicht
!berstau Wasser
Automatischer abwärts diskontinuierlich
AFS, CSB, P 5–10 m/h
Schwerkraftfilter Einschicht !berstau Wasser/Luft
quasikonti-
Nadelfilz,
Tuchfiltration beliebig nuierlich AFS, CSB bis 12 m/h
Gewebe
Wasser
Metallgewebe,
kontinuierlich
Mikrosiebung Kunststoff- radial AFS, CSB 8 bis 12 m/h
Wasser
gewebe

Raumfiltration
Die Raumfiltration beruht im Gegensatz zur Flächenfiltration auf der Wirkung zwei-
er getrennter Schritte, dem Stofftransport und der Stoffanlagerung im Filterbett.
Die Abstufung des Filterkorns von grob nach fein in Fließrichtung ermöglicht ein
großes Speichervermögen und längere Filterlaufzeiten.
In der weitergehenden Abwasserreinigung wird die Raumfiltration zur erhöhten
Partikelentnahme und Phosphorentfernung eingesetzt. In Sonderfällen kann bei ho-
hen Industrieanteilen durch die Zugabe von Aktivkohle vor der Filtration eine ver-
besserte CSB-Entfernung erreicht werden.
Mit der Flockungsfiltration wird durch die Vorschaltung einer Fällungs- und Flo-
ckungsstufe eine weitgehende P- Elimination bis auf Restkonzentrationen von
<0,3–0,2 mg/l ermöglicht. Dies gilt allerdings nicht, wenn ein erhöhter Anteil an
nicht fällbaren gelösten P- Verbindungen von >0,1 mg/l im Zulauf zur Filtration vor-
liegt. Vor der Filtration erfolgt eine Intensivmischung von Abwasser und Flockungs-
mitteln, wobei die Kontaktzeit von wenigen Minuten ausreichend ist. Durch die Zu-
gabe der Fällmittel wird der gelöste Phosphor ausgefällt und in partikuläre und
damit abscheidbare Form überführt. Im Filter werden die Metallphosphate und Me-
tallhydroxide zurückgehalten. Es können unabhängig vom Filtertyp sehr geringe
Restkonzentrationen erreicht werden, wenn das molare Verhältnis von >1,8 einge-
halten ist. Gegebenenfalls wird zur Verbesserung der Filtrationseigenschaften die
Zudosierung von nicht ionogenen oder schwach anionischen Polyacrylamiden not-
wendig und zwar in einem Dosierbereich von 0,005 bis 0,3 mg/l.
Die Einordnung der unterschiedlichen Filtrationsverfahren in bezug auf Filterme-
dium, Filterschichten, Filtrationsrichtung, Spültechnik und Einsatzzweck erfolgt in
der Tafel 3-29.
Das Bild 3-13 zeigt beispielhaft ein bewährtes Verfahren der Raumfiltration. Diese
Filtration wird in der Regel bei sehr großen Anlagen in offener und rechteckiger

14 8 2
Abwasserreinigung

Bauweise eingesetzt. In Abhängigkeit der Zielvorgaben erfolgt eine Einschicht-


oder Mehrschichtfiltration. Neben den klassischen Raumfiltern werden noch eine
Vielzahl von konstruktiv modifizierten Filtersystemen eingesetzt. Ein Beispiel einer
derartigen Sonderkonstruktion der Raumfiltration ist der kontinuierlich gespülte
Einschichtfilter, der vorwiegend bei kleineren bis mittleren Ausbaugrößen einge-
setzt wird.

Tafel 3-29 Verfahren der Raumfiltration


Strömungs- Spülzyklus
richtung/
Bezeichnung Aufbau Filter- Eliminations- Filter-
medium Strömungs- Spülmedium Wirkung geschwindigkeit
richtung
Einschichtfilter/ abwärts/ diskontinuierlich
Einschicht AFS, CSB, P 7,5–15 m/h
Flockungsfilter !berstau Wasser/Luft
diskontinuierlich
Zweischichtfilter/
Zweischicht abwärts/!berstau AFS, CSB, P 7,5–15 m/h
Flockungsfilter
Wasser/Luft

Sonderverfahren kontinuierlich
Flockungsfilter Einschicht aufwärts/!berstau AFS, CSB, P 7,5–15 m/h
Wasser/Luft

Bild 3-13 Technische Ausführungsform der Raumfiltration (Auswahl) nach ATV A 203 abwärts
durchströmter Filter mit Aufstauspülung

Biologische Filtration
In Verbindung mit den chemisch-physikalischen Prozessen ist zusätzlich zur Filter-
wirkung parallel auch eine gezielte biologische Wirkung wie z. B. Restnitrifikation
oder Restdenitrifikation möglich. In dieser Funktion werden nachfolgend die Bio-
filtersysteme im Einzelnen dargestellt.
Biofilter sind ihrer Bauart gemäß grundsätzlich Raumfilter. Bezüglich Aufbau, bau-
licher Gestaltung und technischer Ausrüstung wie z. B. Rückspültechnik, Düsen-
boden etc. entsprechen sie im Wesentlichen den klassischen Filtrationen. Je nach
Durchströmrichtung wird unterschieden in Aufstrom- und Abstromfilter. Beide Fil-
tersysteme werden in der Praxis eingesetzt. Biologische Filtrationssysteme werden
mit spezifischen körnigen Filtermaterialien und mit gesonderten technischen Zu- 19
satzeinrichtungen wie z. B. Vorbelüftungsbecken, Belüftungen des Filterbettes oder
C-Zudosierungen ausgerüstet. Bei der Anwendung dieser Systeme ist darauf zu
achten, daß neben den gezielten biologischen Umsatzleistungen der weitgehende
Feststoffrückhalt sichergestellt bleibt.

14 8 3
Siedlungswasserwirtschaft

Bei der Sicherstellung ausreichender Restnitrifikation- und Restdenitrifikationsleis-


tungen im Filterbett ist darauf zu achten, dass zulässige Filtergeschwindigkeit und
mögliche biologische Umsatzleistung aufeinander abgestimmt sind. Nach den bis-
herigen Erfahrungen sollte als Bemessungsfracht die Maximalbelastung z. B. 2-h-
Mittelwert der Tagesspitze für die Bestimmung des erforderlichen Filtervolumen zu-
grunde gelegt werden. (Barjenbruch, 1999) Die in biologischen Filtern maximal er-
reichbaren biologische Umsatzleistungen sind nachfolgend gegenübergestellt. Für
eine abgesicherte Bemessung sind die jeweiligen Randbedingungen wie z. B. Tem-
peratur, Abwasserbeschaffenheit, Reinigungsziel, Filtrationsverfahren, Filtermaterial
differenziert zu berücksichtigen.

Bestimmungsgröße Berechnungsansatz

BR ¼ Bh, NH4!N =VF ½kg NH4 ! N=m3 h.


Raumumsatzleistung zur Rest-Nitrifikation (BR) BR max ¼ 0,06 kg NH4 ! N=m3 hðT ¼ 12 , CÞ

B ¼ Bh, NOx !N =VF ½kg NOx ! N=m3 h.


Raumumsatzleistung zur Rest-Denitrifikation (BR) BR 3 ,
R max ¼ 0,20 kg NOx ! N=m hðT ¼ 12 CÞ

Einige bewährte Biofilter sind nach Filtermedium, Filterschichten, Filtrationsrich-


tung, Spültechnik, Einsatzzweck und Bemessung in der Tafel 3-30 gegenüberge-
stellt.
Ein konstruktives Ausführungsbeispiel zur biologischen Filtration mit den erforder-
lichen Zusatzeinrichtungen ist in Bild 3-14 beispielhaft dargestellt. Weitere Ausfüh-
rungsmöglichkeiten sind gemäß den entsprechenden ATV Erfahrungsberichten an-
gegeben.

Tafel 3-30 Verfahren der biologischen Raumfiltration

Strömungs- Spülzyklus
Aufbau richtung/ Filterge-
Bezeichnung Eliminations- schwindig-
Filtermedium Strömungs- Spülmedium wirkung
richtung keit

!berstaufiltration Einschicht abwärts diskonti- AFS, CSB, P


mit Flockung und nuierlich
oder 7—15 m/h
Vorbelüftung oder NH4 –N oder
C-Zugabe Zweischicht !berstau Wasser/Luft Nges

Aufwärtsfiltration aufwärts/ diskonti- AFS, CSB, P


mit Flockung und nuierlich
Filterbettbelüftung Einschicht NH4 –N oder 5,5—11 m/h
oder C-Zugabe !berstau Wasser/Luft Nges

Sonderverfahren aufwärts/ kontinuierlich AFS, CSB, P


Biofilter mit Flockung
und Filterbettbelüf- Einschicht NH4 –N oder 6—12 m/h
tung oder C-Zugabe !berstau Wasser/Luft Nges

Trockenfilter diskonti- AFS, CSB,


abwärts/ nuierlich NH4-N
Trockenfilter mit Zweischicht Rieselfilm 4—8 m/h
AFS, CSB, P,
Flockung Wasser/Luft NH4 –N

14 8 4
Abwasserreinigung

Bild 3-14 Technische Ausführungsform der biologischen Raumfiltration (Auswahl) Aufstrom-


filtration mit Durchlaufspülung und Gleichstrombelüftung

Tafel 3-31 Zusammenstellung von Materialkenndaten und Spülgeschwindigkeiten nach ATV-


Handbuch (1997)
Filtermaterial Körnung Feststoff- Kornnaß- Schüttdichte Spülgeschwindigkeit für
dichte dichte eine ausreichende
Ausdehnung
[mm] [g/cm3]* [g/cm3]* 3 *
[kg/m ] [m/h]
1,4 bis 2,5 1,4 1,4 720 55
Anthrazit
2,5 bis 4,0 1,4 1,4 720 90
Basalt 1,0 bis 2,0 2,9 2,9 1700 110
Bims 2,5 bis 3,5 2,3 1,3 bis 1,5 340 55
1,4 bis 2,5 2,5 1,2 bis 1,7 650 60
Blähschiefer
2,5 bis 4,0 2,5 1,2 bis 1,7 600 90
1,4 bis 2,5 2,5 1,1 bis 1,6 650 60
Blähton
2,5 bis 4,0 2,5 1,1 bis 1,6 600 90
0,71 bis 1,25 2,5 2,5 1500 55
1,0 bis 1,6 2,5 2,5 1500 75
Filtersand
1,0 bis 2,0 2,5 2,5 1500 90
2,0 bis 3,15 2,5 2,5 1500 130
* Richtwerte, maßgebend sind Herstellerangaben

Korrekturfaktor der Spülgeschwindigkeit für 5, < T < 30 , C

Temperatur [, C] 5 10 15 20 25 30
Korrekturfaktor [—] 0,87 0,92 0,96 1,0 1,04 1,12

3.6.2 Einsatz der Membranbelebung


ATV-DVWK (10.00) 1. Arbeitsbericht des ATV-DVWK-Fachausschusses KA-7
Membranbelebungsverfahren
ATV-DVWK (01.05) 2. Arbeitsbericht des DWA-Fachausschusses KA-7
Membranbelebungsverfahren
Die Kombination aus einem Belebungsbecken und einer Membranfiltration zur Ab- 19
trennung des belebten Schlammes wird als Membranbelebungsverfahren bezeich-
net. Die Membranfiltration übernimmt anstelle der konventionellen Nachklärung
die Abtrennung des belebten Schlammes. Dadurch wird die Abtrennung des beleb-
ten Schlammes vom gereinigten Abwasser unabhängig von den Sedimentationsei-

14 8 5
Siedlungswasserwirtschaft

genschaften des belebten Schlammes und ist nur von der eingesetzten Membran
abhängig.
Um den belebten Schlamm mit seinen Mikroorganismen und Partikeln vom gerei-
nigten Abwasser abzutrennen, werden beim Membranbelebungsverfahren übli-
cherweise Mikrofiltrationsmembranen mit einer Trenngrenze von 0,1 mm bis maxi-
mal 0,4 mm eingesetzt.
Die Membranbelebungsverfahren werden in der Regel dann eingesetzt, wenn eine
besonders weitgehende Abwasserreinigung erforderlich wird. Membranfilter halten
Mikroorganismen in einem sehr hohen Maße zurück. Im Permeat werden die hy-
gienischen Anforderungen der EU-Badegewässerrichtlinie 76/160/EWG (Ratder EG,
1976) hinsichtlich der mikrobiologischen Parameter gesamtcoliforme Bakterien, fä-
kalcoliforme Bakterien und Streptokokken eingehalten.
Heute werden in der Praxis vielfach Membranbelebungsverfahren mit getauchten
Membranfiltrationsmodulen eingesetzt. Bei dieser Variante befinden sich die Memb-
ranmodule im Abwasser-Belebtschlamm-Gemisch. Die Membranmodule können
gemäß Bild 3-15 entweder im Belebungsbecken selbst oder in einem separaten
Filtrationsbecken untergebracht sein.

Bild 3-15 Einbaumöglichkeiten einer getauchten Membranfiltration nach DWA 2. Arbeitsbe-


richt „Membranbelebungsverfahren“ (2005)

Bisher werden Platten- und Hohlfasermembrane in unterschiedlichen Bauformen


eingesetzt, bei der üblicherweise zur Deckschichtkontrolle eine !berströmung durch
grobblasige Belüftung erfolgt. Neben der Modulbelüftung ist eine separate Belüftung
zur Sauerstoffversorgung der Mikroorganismen im Belebungsbecken notwendig.
Die transmembrane Druckdifferenz kann durch eine Permeatpumpe oder hydrosta-
tisch erzeugt werden. Grundsätzlich ist ein möglichst niedriger Transmembrandruck
im laufenden Betrieb günstig. !ber die Funktionsdauer der Membranen liegen
noch keine ausreichend gesicherte Erfahrung vor.

Vorreinigung
Die ausreichende Vorbehandlung des Abwassers ist eine grundlegende Vorausset-
zung für den Betrieb von Membranbelebungsanlagen. Insbesondere Haare und
Fette können zu Verzopfungen an den Modulen führen und erhebliche Betriebspro-
bleme verursachen. Ein Sand- und Fettfang sind prinzipiell notwendig. Je nach
Ausgangssituation sind Siebe mit Durchgangsweiten von 23 mm bzw. sogar auch
21 mm notwendig.

Beckenvolumen
Die Berechnung der Größe der Belebungsbecken kann nach dem Arbeitsblatt ATV-
DVWK-A 131 (05.00) erfolgen, wobei zur Ermittlung der Volumina ein erhöhter
Feststoffgehalt anzusetzen ist, der in der derzeitigen Praxis nicht größer als 12 g/I
gewählt wird. Membranbelebungsanlagen haben gegenüber üblichen Belebungs-

14 8 6
Abwasserreinigung

anlagen (Belebungs- und Nachklärbecken) ein deutlich geringeres Gesamtvolumen,


was bei Stoßbelastungen aus hydraulischen Gründen zu erhöhten Konzentrations-
spitzen im Ablauf führt. In der Tafel 3-32 sind Bemessungs- und Betriebsdaten von
in Betrieb befindlichen Membranbelebungsverfahren aufgelistet. Angaben zur
Standzeit (Jahre bis zum Austausch der Membranen) können noch nicht getroffen
werden.

Reinigung der Membranmodule


Zum Erhalt bzw. zur Anhebung der Permeabilität und zur Hygienisierung der
Permeatleitungen ist von Zeit zu Zeit eine chemische Reinigung der Membranen
erforderlich. Es gibt keine einheitliche Reinigungsempfehlung. Es findet eine lau-
fende Optimierung unter Berücksichtigung großtechnischer Erfahrungen statt.

Tafel 3-32 Kenndaten ausgelegter Membranbelebungsverfahren nach DWA 2. Arbeitsbericht


„Membranbelebungsverfahren“ (2005)
Nennporenweite am < 0.1–0.4
Membranmaterial PVDF, mod. PVC, PES, PAN
oder PE*1)
pH-Beständigkeit 2–11
Filterfläche pro Modul m2 240–max 2.880
Netto-Permeatfluss (QM =AM ) l/(m2 " h) 8–30
Permeabilität l/(m2 " h " bar) 100–400
maximaler Arbeitsdruck mbar 300–400
mittlerer Arbeitsdruck mbar 20–200
„Foot-Print“ (Module im eingebauten m2/m2 70–165
Zustand) (Filterfläche pro Grundfläche Becken)
Packungsdichte (Module im eingebauten m2/m2 40–100
Zustand) (Filterfläche pro Modulvolumen)
Einblastiefe Modul-Belüftung m 1,5–5,5
Energiebedarf Modul-Belüftung*2) kWh/m3Zufluss 0,25–0,80
Energiebedarf Permeatpumpe kWh/m3Zufluss 0,06–0,07
*1
) PVDF: Polyvinylidenfluorid, PVC: Polyvinylchlorid; PES: Polyethersulfon; PAN: Polyacrylni-
tril; PE: Polyethylen
*2
) je nach Betriebsweise der Module

Sauerstoffeintrag
Bei Membranbelebungsanlagen wird empfohlen bei der Auslegung feinblasiger
Druckbelüftungsanlagen einen gegenüber konventionellen Belebtschlammanlagen
reduzierten a-Wert von 0,5 für den üblichen Feststoffgehalt von 10 g/l bis 12 g/l zu
verwenden.

!berschussschlammproduktion
Die Ermittlung der !berschussschlammproduktion kann in Anlehnung an das ATV-
DVWK-A 131 erfolgen.

Schlammbehandlung
Schlämme aus Membranbelebungsanlagen besitzen in der Regel eine geringe
Flockengröße (rd. 50 mm, teilweise nur 10 mm). Trotz der damit verbundenen Ver- 19
größerung der spezifischen Flockenoberfläche wurde bisher keine verschlechterte
Entwässerbarkeit festgestellt. Bezüglich der Faulbarkeit von Membranschlämmen
ergeben sich ähnliche Werte wie für Schlämme mit simultan aerober Schlammsta-
bilisierung.

14 8 7
Siedlungswasserwirtschaft

3.7 Schlammbehandlung und -entsorgung


3.7.1 Schlammmengen
Tafel 3-33 Rohschlammanfall und -beschaffenheit in Abhängigkeit unterschiedlicher Reini-
gungsverfahren und Betriebsbedingungen nach ATV-Arbeitsbericht AK-2.1 (12.04)

Schlammanfall und -beschaffenheit

Verfahren/ TR-Gehalt TR-Fracht oTR/TR Volumen


Schlammart
Betriebsbedingungen [% TR] [g/(Ed)] [!] [l/(Ed)]

Vorklärung:
Primär- 2–8 301) 0,67 1,0
t A,VK = 0,5 h1a)
schlamm 2–8 351) 0,67 1,2
t A,VK = 1,0 h1b)
PS 2–8 401) 0,67 1,4
t A,VK = 2,0 h1c)

Belebungsverfahren (T ¼ 15 , C)
C-Elimination !berschuss-
(BSB5+ ggf. Denitrifikation) schlamm

t TS ¼ 5d t A,VK ¼ 0,5 h 0,7 46,31), 2) 0,75 6,7


t TS ¼ 5d t A,VK ¼ 1,0 h 0,7 41,11), 2) 0,75 5,9
t TS ¼ 5d t A,VK ¼ 2,0 h 0,7 35,81), 2) 0,75 5,1
t TS ¼ 10 d t A,VK ¼ 0,5 h 0,7 42,01), 3) 0,72 6,0
!SB
t TS ¼ 10 d t A,VK ¼ 1,0 h 0,7 37,31), 3) 0,72 5,3
t TS ¼ 10 d t A,VK ¼ 2,0 h 0,7 32,41), 3) 0,72 4,6
t TS ¼ 15 d t A,VK ¼ 0,5 h 0,7 39,31), 4) 0,70 5,6
t TS ¼ 15 d t A,VK ¼ 1,0 h 0,7 34,81), 4) 0,70 5,0
t TS ¼ 15 d t A,VK ¼ 2,0 h 0,7 30,21), 4) 0,70 4,3
t TS ¼ 25 d (Stabilisierungsanlage) 0,7 56,21), 3) 0,65 8,0

Nitrifikation praktisch keine !S-Mehrproduktion feststellbar

Denitrifikation infolge externer C-Quellen


Methanol (b ¼ 1,35)
!SDEN,ECQ 1,0 5,75) >0,956) 0,57
Ethanol (b ¼ 1,35)
1,0 8,85) >0,956) 0,88
Essigsäure (b ¼ 1,35)
1,0 5,95) >0,956) 0,59

Biol. P-Elimination !SBIO-P 2,887) <0,057)

Biofilmverfahren
Tropfkörper (C-Elimination/Nitrifikation)
Tauchkörper Schlammanfall und -beschaffenheit bei
Fließbettreaktoren !SBF Biofilmverfahren ergibt sich unter Berücksich-
tigung der jeweiligen Betriebsparameter
analog zum Belebungsverfahren

Simultanfällung (SF)
Eisensalz
b ¼ 1,0 DSF & 50 % 2,28)
b ¼ 1,0 DSF & 100 % 4,38)
b ¼ 1,5 DSF & 50 % 3,38)
Fällschlamm
b ¼ 1,5 DSF & 100 % 6,58)
!SP
Aluminiumsalz
b ¼ 1,0 DSF & 50 % 1,78)
b ¼ 1,0 DSF & 100 % 3,358)
b ¼ 1,5 DSF & 50 % 2,518)
b ¼ 1,5 DSF & 100 % 5,018)
Flockungsfiltration (FF) Fällschlamm
Eisensalz (b ¼ 1,5; DPges & 100 %) !SFF 7,5

Anmerkungen s. nächste Seite

14 8 8
Abwasserreinigung
Anmerkungen zur Tafel 3-33
1
) AFS- bzw. BSB5-Frachten im Rohabwasser werden mit typischen Werten von 70 g TR/(E " d)
bzw. 60 g BSB5/(E " d) angesetzt.
1a
) Typische Eliminationsraten: DAFS ¼ 43 %, DBSB5 ¼ 16,7 %
1b
) Typische Eliminationsraten: DAFS ¼ 50 %, DBSB5 ¼ 25,0 %
1c
) Typische Eliminationsraten: DAFS ¼ 57 %, DBSB5 ¼ 33,3 %
2
) Bei einer Bemessungstemperatur von 10 , C nimmt die !berschussschlammproduktion um
rund 4 % zu.
3
) Bei einer Bemessungstemperatur von 10 , C nimmt die !berschussschlammproduktion um
rund 5,5 % zu.
4
) Bei einer Bemessungstemperatur von 10 , C nimmt die !berschussschlammproduktion um
rund 6 % zu.
5
) Die mit externen C-Quellen zu denitrifizierende NO3 –N-Fracht DNO3 –N wird mit 8 g/(E " d)
angesetzt (z. B. nach vollständiger Nitrifikation); bei geringeren DNO3 –N-Frachten verringert
sich der !berschussschlammanfall anteilmäßig.
6
) Der Gehalt an abfiltrierbaren Stoffen im Ablauf der Nachklärung wird mit TRE ¼ 20 mg/l
angesetzt.
7
) Die mit Bio-P zu eliminierende P-Fracht DPBIO-P wird unter Berücksichtigung einer P-Zulauf-
fracht von 1,8 g/(E " d), der P-Elimination in der Vorklärung von ca. 0,25 g/(E " d) (t A,VK ¼ 1,0 h;
Px, PS ¼ 0,7 %), der P-Inkorporation in !berschussschlamm (t TS ¼ 15 d; Px,!S = 1,7 %) von rund
0,59 g/(E " d), einer Ablauffracht von 0,2 g P g/(E " d) mit 0,96 g P/(E " d) angesetzt.
8
) Die Pges-Fracht im Zulauf der biologischen Stufe wird unter Berücksichtigung einer P-Zulauf-
fracht von 1,8 g/(E " d), der P-Elimination in der Vorklärung von ca. 0,25 g/(E " d) und durch Inkorpo-
ration in den biologischen !berschussschlamm von rund 0,59 g/(E " d) ¼ 0,96 g/(E " d) angesetzt.

Nach ATV-M 368 (04.03) ist im Einzelfall zu prüfen, ob die in der Tafel 3-33 angege-
benen Schlammmengen infolge externer (z. B. Niederschlagsabflüsse) oder inter-
ner (z. B. klärwerksinterner Prozesswässer) Faktoren erhöht werden müssen. So
werden beispielsweise bei reiner Mischwasserkanalisation in der Regel Zuschläge
von 20 %–30 % empfohlen.
Bei der Umrechnung der Schlammmengen für verschiedene Wassergehalte gilt
nachfolgender Ansatz:
V 1 und V 2 Schlammvolumina
V1 TR2 100 # WG2 z. B. vor und nach der Eindickung
¼ ¼ TR1 und TR2 Trockenrückstand in %
V2 TR1 100 # WG1
z. B. vor und nach der Eindickung
WG1 und WG2 Wassergehalt in Gew.%
z. B. vor und nach der Eindickung
In dieser Berechnung wird vereinfachend das spezifische Gewicht der Feststoffe
mit 1 statt mit 1,3–1,4 g/cm3 angesetzt. Der Fehler ist sehr gering bei hohen Was-
sergehalten.

3.7.2 Eindickung von Klärschlamm


DIN 12255-8 (10.01) Kläranlagen — Teil 8: Schlammbehandlung und Lagerung
DIN 19552 (12.02) Kläranlagen-Rundbecken-Absetzbecken mit Schild- und Saug-
räumer und Eindicker Bauformen, Hauptmaße, Ausrüstungen
DIN 19569-2 (12.02) Kläranlagen-Baugrundsätze für Bauwerke und technische Aus-
rüstungen — Teil 2: Besondere Baugrundsätze für Einrichtun-
gen zum Abtrennen und Eindicken von Feststoffen
DWA-M 381 (10.07) Eindickung von Klärschlamm

Statische Eindickung
Die statische Eindickung wird unterschieden in Stand-, Durchlauf- und Flotations-
eindickung. Durchlaufeindicker besitzen im Gegensatz zum Standeindicker ein
Krählwerk mit Rührstäben. (siehe Bild 3-16)
19
Bemessung
Die Bemessung der Eindicker erfolgt in Abhängigkeit der Schlammbeschaffenheit
über der Feststoff-Oberflächenbelastung B A in kg TS/(m2 " d).

14 8 9
Siedlungswasserwirtschaft

Q zu ¼ Schlammmenge im Zufluss m3 /d
B A = Q zu " TSzu/AE TSzu ¼ Trockensubstanzgehalt im Zufluss kg TS/m3
AE ¼ Oberfläche des Eindickers m2
In der Tafel 3-34 sind typi-
sche Oberflächenbelastun-
gen für die unterschiedli-
chen Schlämme aufgelistet.
Die konstruktive Ausbildung
der Eindicker erfolgt nach
DIN 19552-3. Die Durchmes-
ser der Eindicker umfassen
einen Bereich von 5 m bis
30 m. Die Behältertiefen lie-
gen hierbei >3,0 m.

Bild 3-16 Durchlaufeindickung

Tafel 3-34 Bemessungsgrößen von Durchlaufeindickern nach DWA-M 381 (2007)


Schlamm- Schlamm-Art Feststoff- Flächenbelastung
Absetzeigenschaften TS A [kgTS/m2 " d )]
schlecht !berschussschlamm 20–50
mittel Mischschlamm, Faulschlamm 40–80
Primärschlamm, mineralische
gut Schlämme, nicht faulfähige bis 100
Schlämme

Beim Flotationsverfahren werden kleine Gasbläschen erzeugt, die sich an den


Feststoffpartikeln in einer Flüssigkeit anlagern und damit die Partikel in der Flüssig-
keit zum Auftreiben an die Flüssigkeitsoberfläche bringen.
Der Flotationsvorgang zur Feststoffabscheidung ist deutlich schneller, als das
Sedimentationsverfahren nach dem Schwerkraftprinzip. In der kommunalen Ab-
wassertechnik wird die Entspannungsflotation eingesetzt. Die Flächenbeschickung
beträgt je nach Ausgangssituation mit einer Druckdifferenz bei der Entspannung
von 3–6 bar etwa 1 bis 7,5 m3/m2h. (siehe DWA-M 381)
Die in der Praxis erreichbaren Feststoffgehalte der statischen Eindickung und Flota-
tion sind in der Tafel 3-35 in Abhängigkeit der Schlammeigenschaften und der un-
terschiedlichen Eindicksysteme zusammengestellt.

Tafel 3-35 Erreichbare Feststoffgehalte %TR, spezifischer FHM-Verbrauch und Energiever-


brauch von Eindickern nach DWA-M 381 (2007)
Statische Eindickung Flotation
Durchlaufein-
dicker Druckent-
Stand-
spannung
ohne mit eindicker
Flotation
FHM FHM
Primärschlamm [% TR] 5–10 – 5–10 –
Mischschlamm [% TR] 4–6 5–8 4–8 –
!S-Schlamm [% TR] 2–3 3–4 2–3 3–5
Spez. Flockungshilfsmittel- [kg WS/MgTS] 0 0,5–3 0 0
verbrauch
Spez. Energieverbrauch [kWh/m3] < 0,1 < 0,1 – 0,6–1,2
Spez. Energieverbrauch [kWh/MgTS] < 20 < 20 – 100–14

14 9 0
Abwasserreinigung

Maschinelle Eindickung
Die maschinelle Eindickung wird unterschieden in Systeme unter Ausnutzung des
natürlichen und des künstlichen Schwerefeldes.
Die bewährten Maschinen, die das natürliche Schwerefeld zur Eindickung des
Schlammes ausnutzen, sind Trommeleindicker, Schneckeneindicker, Bandeindicker,
Scheibeneindicker und Eindickungs-Pumpen zu zählen. Die Wasserbindungskräfte
durch die Zugabe von Flockungshilfsmitteln vermindert.
In Zentrifugen wird ein maschinell erzeugtes Schwerefeld dazu benutzt, die „flüssige“
Phase des Klärschlammes von der „festen“ Phase zu trennen. Dabei werden unter
Ausnutzung des künstlichen Schwerefeldes die Wasserbindungskräfte als Folge der
erzeugten Fliehkräfte überwunden. Zentrifugen können deshalb zum Erreichen des
gewünschten Eindickgrades auch ohne Zugabe von Flockungshilfsmittel betrieben
werden. (siehe DWA-M 381) Wichtige Betriebs- und Auslegungskenndaten der einzel-
nen maschinellen Eindickmaschinen sind im DWA-Merkblatt M 381 enthalten.
Unter Berücksichtigung der schlammspezifischen Eindickeigenschaften ist bei ver-
schiedenen Schlammarten und Eindick-Systemen mit folgenden mittleren Ergebnis-
sen in den Leistungsparametern Austrags-Feststoffgehalt, spezifischer Flockungs-
hilfsmittelverbrauch und spezifischer Energieverbrauch zu rechnen (siehe Tafel 3-36).
Tafel 3-36 Erreichbare Feststoffgehalte %TR, spezifischer FHM-Verbrauch und Energie-
verbrauch bei maschineller Eindickung nach DWA-M 381 (2007)
Maschinelle Eindickung
Bandeindicker/ Zentrifuge
Trommeleindicker/
Schneckeneindicker/ ohne mit
Scheibeneindicker/ FHM FHM
Eindickungs-Pumpe
Primärschlamm [% TR] – ! !
Mischschlamm [% TR] ! ! !
!S-Schlamm [% TR] 5–7 5–7 6–8
Spez. Flockungshilfsmittel-
[kg WS/MgTS] 3–7 0 1–1,5
verbrauch
3
Spez. Energieverbrauch [kg Wh/m ] < 0,2 1–1,4 0.6–1
Spez. Energieverbrauch [kWh/MgTS] < 30 180–220 100–140

3.7.3 Biologische Stabilisierung von Klärschlamm


ATV-DVWK-M 368 (04.03) Biologische Stabilisierung von Klärschlamm, Merkblatt
Zur biologischen Schlammstabilisierung werden in der Praxis aerobe, anaerobe
und duale biologische Stabilisierungsverfahren eingesetzt. Eine !bersicht der Ver-
fahren zeigt die Tafel 3-37.
Tafel 3-37 Verfahren der biologischen Schlammstabilisierung
Aerobe Stabilisierung Anaerobe Stabilisierung Duale Stabilisierung
! simultane aerobe ! Schlammfaulung ! aerob-thermophile Stufe
Schlammstabilsierung beheizte anaerobe Stabili- und nachgeschaltete
sierung in geschlossenen anaerobe mesophile
Faulbehältern: Faulungsstufe
! getrennte aerobe Schlamm- ! mesophile Faulung in ! anaerob und aerob
stabilisierung bei normalen einem Temperaturbereich meist mit mindestens einer
oder bei mesophilen bzw. zwischen 30 , C und 40 , C thermophilen Stufe
thermophilen Temperatur- oder
bereichen
! Schlammkompostierung ! hermophile Faulung in 19
(getrennte aerobe Schlamm- einem Temperaturbereich
stabilisierung bei thermo- zwischen 50 , C und 60 , C
philen Temperaturbereichen
im festen bzw. nicht fließ-
fähigen Aggregatzustand)

14 9 1
Siedlungswasserwirtschaft
Die wichtigsten Verfahren werden nachfolgend kurz mit den maßgeblichen Bemessungskenn-
werten aufgelistet. Weitere ergänzende Hinweise sind im ATV-A Merkblatt ATV-DVWK-M 368
(04.03) und im ATV-Handbuch Klärschlamm (1996) enthalten.

S i m u l t a n e S t a b i l i s i e ru n g
Bei der simultanen aeroben Stabilisierung werden die mit dem Rohabwasser zur
Kläranlage gelangenden absetzbaren Stoffe (Primärschlamm) und der bei der bio-
logischen Abwasserreinigung nach dem Belebtschlammverfahren gebildete !ber-
schussschlamm in einem Verfahrensschritt simultan zur biologischen Elimination
der Kohlenstoff- und Stickstoffverbindungen in einem Reaktor stabilisiert. Die Vor-
klärung entfällt.

Bemessung
Die Bemessung der simultanen aeroben Stabilisierung erfolgt anhand des Arbeits-
blattes ATV-DVWK-A 131 (05.00). Für eine überschlägige Vorbemessung dienen fol-
gende Ansätze:
Bestimmungsgröße Bemessungsansatz
Schlammalter bei Temperatur T > 10 , C und
t TS > 20 d
mit Nitrifikation
Schlammalter bei Temperatur T > 10 , C und
t TS > 25 d
mit Nitrifikation und gezielter Denitrifikation
Belebtschlammgehalt im Stabilisierungsbecken TSBB ¼ 4–5 kg TS/m3
Sauerstofflast OB > 3,0 kg O2/kg BSB5

G e t re n n te a e ro b e S ch l a m m s t a b i l i s i e ru n g b e i N o rm a l te m p e ra tu r
Bei der getrennten aeroben Stabilisierung wird der bei der Abwasserreinigung an-
fallende Rohschlamm (Primär- und !berschussschlamm) getrennt von der Abwas-
serreinigung in offenen, aerob betriebenen Becken bzw. Reaktoren bei normalen
Außentemperaturen behandelt.

Bemessung
Die Bemessung wird über die erforderliche Belüftungszeit vorgenommen. Folgende
Richtwerte werden angegeben (Riegler 1989):

Bestimmungsgröße Bemessungsansatz
Aufenthaltszeit Mindesttemperatur T > 10 , C t A > 20d
Betrieblich erforderlicher Feststoffgehalt im
TR ¼ 3 %–4 % TR
Stabilisierungsbecken
erforderliche Belüftungskapazität bei
OC > 2,2 kg O2/(m3 " d)
oTR-Abbau &30 %–35 %
erforderliche Leistungsdichte für Belüftung
N R > 50 W/m3
und Durchmischung

G e t re n n te a e ro b t h e rm o p h i l e S ch l a m m s t a b i l i s i e ru n g
Durch die Schaffung entsprechender verfahrenstechnischer Randbedingungen
(Wärmeisolierung der Reaktoren, Eindickung des Rohschlammes, Einsatz geeigne-
ter Belüftungs- und Mischaggregate) werden bei der aerob-thermophilen Stabilisie-
rung die Wärmeverluste so stark reduziert, dass eine Selbsterwärmung des
Schlammes bis in den thermophilen Temperaturbereich von 45 , C–65 , C erreicht
wird. Stoffwechselraten und Abbauleistungen sind bei diesen Temperaturen deut-
lich erhöht. Die Stabilisierungszeit kann somit verringert werden. Infolge des hö-

14 9 2
Abwasserreinigung

heren Temperaturniveaus ist auch eine sichere Entseuchung des stabilisierten Klär-
schlammes möglich (Strauch 1980). (siehe ATV-DVWK-M 368-04.03)

Bemessung

Bestimmungsgröße Bemessungsansatz
Aufenthaltszeit im aerob thermophilen
Reaktor bei 70 % oTR und bei 3,5 bis tA > 5 d
7,0 % TR
Abbauspezifischer Sauerstoffverbrauch 0,7–0,8 kg O2/kg oTR
Energieaufwand für Durchmischung
N R ¼ 80–100 W/m3 bei TRReaktorschlamm ¼ 2,0–2,5 %
des Reaktorinhaltes je nach TR-Gehalt
N R ¼ 120–180 W/m3 bei TRReaktorschlamm ¼ 3,0–4,0 %
des Reaktorschlammes
Wendel- und Umwälzbelüftungssysteme
(selbstansaugende Ejektorbelüfter)
Kombinierte Belüftungs- Tauchbelüfter
und Mischsysteme z. B. Zweistoffdüsenbelüftungssysteme (Injektorbelüfter)
Druckbelüftungssysteme mit getrennter
Durchmischung.

A n a e ro b e S t a b i l i s i e ru n g – S ch l a m m fa u l u n g
Unter Schlammfaulung wird der anaerobe Abbau organischer Schlamminhaltsstof-
fe verstanden.
Die beheizte anaerobe Stabilisierung in geschlossenen Faulbehältern kann als me-
sophile Faulung in einem Temperaturbereich zwischen 30 , C und 40 , C oder als
thermophile Faulung in einem Temperaturbereich zwischen 50 , C und 60 , C betrie-
ben werden.
Zur Entseuchung sind Reaktortemperaturen >55 , C einzuhalten. Die mesophile ana-
erobe Schlammstabilisierung ist das weitaus häufiger angewendete Verfahren.

Bemessung

Bestimmungsgröße Bemessungsansatz
tR ¼ 120d Erdbecken und unbeheizte Faulräume
tR ¼ 60d Emscherbrunnen
erforderliche Faulzeiten tR ¼ 20d geheizte Faulräume (35 , C)
tR ¼ 12d geheizte Faulräume (55 , C)
Trockenrückstand des Rohschlammes TRzu ¼ 3–8 %
Abbau der organischen Feststoffmasse h ¼ 45–50 %
Faulgasproduktion V GAS ¼ 400–500 l/o kg TRzu
erforderliche Leistungsdichte N R ¼ 5–15 W/m3 je nach Feststoffgehalt
für effektive Umwälzung und Reaktorgröße

D u a l e b i o l o g i s ch e S t a b i l i s i e ru n g
Die duale Stabilisierung besteht meist aus der Kopplung einer aeroben, vorzugs-
weise aerob-thermophilen Stufe, mit einer nachgeschalteten anaeroben, vorzugs- 19
weise anaerob-mesophilen Faulungsstufe. Die duale Klärschlammstabilisierung
kann erfolgreich für die Entseuchung von Klärschlamm, Entlastung bestehender
Klärschlammfaulungsanlagen sowie zur Reduzierung der Investitionskosten bei der
Errichtung von Klärschlammstabilisierungsanlagen eingesetzt werden.

14 9 3
Siedlungswasserwirtschaft

3.7.4 Maschinelle Entwässerung


ATV-DVWK-M 366 (10.00) Maschinelle Schlammentwässerung, Merkblatt
An die Beschaffenheit von Klärschlämmen werden bei der Entsorgung immer hö-
here Anforderungen gestellt. Daraus ergibt sich auch, dass innerhalb nahezu aller
Verfahrensketten der Klärschlammbehandlung angepasste Entwässerungsgrade
notwendig sind, um für nachfolgende Prozessschritte (z. B. Kompostierung, Trock-
nung, Verbrennung) eine geeignete Beschaffenheit des Aufgabegutes zu erreichen.
Die in der Tafel 3-38 angegebenen Kenndaten geben eine !bersicht zur Eindickfä-
higkeit und Entwässerbarkeit von Klärschlämmen bei Einsatz maschineller Schlamm-
entwässerungsanlagen. Aus Gründen der !bersichtlichkeit wird lediglich auf die
Entwässerungssysteme eingegangen, die am häufigsten im Einsatz sind und über
welche die meisten Erfahrungen vorliegen; das sind Zentrifugen, Bandfilterpressen
und Filterpressen. Aus den gleichen Gründen werden lediglich die am häufigsten
angewandten Konditionierungsverfahren wiedergegeben.

Tafel 3-38 Eindickfähigkeit und Grenzen der Entwässerbarkeit von Klärschlämmen


ATV – DWK-M 366 (10.00)

Eigenschaften der Eindickfähigkeit Grenzen der Entwässerbarkeit bei Einsatz von


Klärschlämme nach (statische Eindi-
ihrem Wasserbinde- ckung ohne
vermögen Konditionierung)

Bandfilter- Zentrifugen Filterpressen


pressen1) Polymer- Metallsalz- oder Polymer-
Polymer- Konditionierung Konditionierung
Konditionierung

ohne Kalk/ mit Kalk/


Zuschlagstoffe Zuschlagstoffe
TR [%] TR [%] TR [%] TR [%] TR [%]

1 2 3 4 5 6

gut
eindickfähig/ >7 >28 >35 >38 >45
entwässerbar

mittelmäßig
eindickfähig/ 4–7 18–30 18–35 28–38 35–45
entwässerbar

schlecht
eindickfähig/ <4 <18 <18 <28 30–352)
entwässerbar

1
Þ bei Eingangs-TR >3 % und <9 %
2
Þ nur mit erhöhter Zugabe von Kalk/Zuschlagstoffen

3.7.5 Klärschlammtrocknung
ATV-DVWK-M 379 (02.04) Klärschlammtrocknung, Merkblatt
Mit Verfahren der Klärschlammtrocknung lassen sich erheblich höhere Volumen-
reduzierungen (bis >90% TR) als mit Eindickern oder Entwässerungsmaschinen
erreichen. Man unterscheidet bezüglich der Wärmezuführung zwischen Konvekti-
onstrocknung (direkte Trocknung) und Kontakttrocknung (indirekte Trocknung;
Bild 3-17).

14 9 4
Abwasserreinigung

Bild 3-17 Unterschiedlicher Wärmeübergang bei Klärschlammtrocknern nach Reimann

Es werden von Herstellern unterschiedliche Ausführungsformen von Trocknern an-


geboten (Tafel 3-39).
In Abhängigkeit von der weiteren Verwertung kann mit den Verfahren der Klär-
schlammtrocknung nahezu jeder geforderte TR-Gehalt erreicht werden (Tafel 3-40
und Bild 3-18).
Tafel 3-39 Verfahren der Klärschlammtrocknung Tafel 3-40 Beschaffenheit von
Klärschlämmen
Konvektionstrockner Kontakttrockner TR-Gehalt (%) Beschaffenheit
Trommeltrockner Scheibentrockner <15 bis 20 pumpfähig
Etagentrockner Knettrockner 20 bis 30 stichfest
Bandtrockner Schneckenwärmetrockner 35 bis 40 krümelig
Schwebetrockner Dünnschichttrockner 40 bis 60 klebrig
Wirbelschichttrockner Dampfwirbelschichttrockner 60 bis 85 streufähig
(Sonderform) 85 bis 95 staubförmig

Bild 3-18 Arbeitsbereiche zur Klärschlammtrocknung eingesetzter Trocknertypen nach ATV-


DVWKM-379 (02.04)
19
Für die Verfahrenswahl ist neben dem Wärmebedarf der Trocknung, der gewünsch-
ten Restfeuchte, der Produktform auch von Bedeutung, ob der Klärschlamm stark
geruchsbehaftet ist (Kontakttrocknung) oder sich nahezu geruchsneutral (Konvek-
tionstrocknung) verhält. Der Wärmebedarf der Trocknung setzt sich zusammen aus

14 9 5
Siedlungswasserwirtschaft

der Enthalpiedifferenz zur Aufwärmung des Schlammes, der Enthalpie des ver-
dampfenden Wassers und den Verlusten. Den relativ größten Anteil macht in der
Regel die Verdampfungswärme aus. Bei stichfesten kommunalem Schlamm reicht
gewöhnlich der Heizwert (s. Bild 3-19 und Abschn. 3.7.6) der organischen Stoffe
aus, den Wassergehalt zu verdampfen.

3.7.6 Klärschlammverbrennung
Da eine alleinige Verbrennung von Klärschlamm nur bei Luftüberschusszahlen von
>1 (1,1 bis 1,3) gefahren werden kann und jede Verbrennungsanlage ca. 20 % Energie-
verluste verursacht, muss für die selbstgängige Verbrennung von Klärschlamm neben
der reinen Trocknungsenergie ein ca. 20- bis 25%iges Energieüberangebot vorliegen.
Der Heizwert von Klärschlamm hängt ausschließlich von dem Anteil an organischer
Substanz (oTR) in der Trockensubstanz ab. Für 100% organische Substanz kann dabei
ein mittlerer Heizwert von 23 MJ/kg zugrunde gelegt werden. Weitere Angaben für
Roh- und Faulschlämme aus kommunalen Kläranlagen finden sich in Tafel 3-41.
Tafel 3-41 Heizwertvergleich kommunaler Klärschlämme nach Reimann
Frischschlamm Faulschlamm (eingedickt)
von — bis i. M. von — bis i. M.
Trockensubstanz TR in % 1 bis 4 2,5 4 bis 8 6
Wassergehalt in % 99 bis 96 97,5 96 bis 92 94
Aschegehalt in % TR 40 bis 10 25 55 bis 45 50
Glühverlust in % TR bzw. oTR 60 bis 90 75 45 bis 55 50
Heizwert der TR in MJ/kg 14 bis 21 17,3 10 bis 13 11,5

Durch die vorherige Ausfaulung verliert der Schlamm also ca. 30 % (bis 50 %) sei-
nes Heizwertes (an die Faulgase), es verringert sich jedoch auch der Wassergehalt
des Klärschlammes.
In Bild 3-19 sind der Energiebedarf und -überschuss bei der Trocknung und Verbren-
nung von Klärschlamm in Abhängigkeit von der organischen Substanz (Glühverlust)
und dem Entwässerungsgrad darge-
stellt. Die über der Abszisse darge-
stellte Summe des Energiebedarfes
hängt im wesentlichen von der Was-
serverdampfung aus dem Klär-
schlamm und in untergeordnetem
Maß von der Erwärmung der Trocken-
masse ab. Es werden drei häufig in
der Praxis vorkommende Klär-
schlammarten dargestellt. Dabei han-
delt es sich um Fälle mit 70% und
50% organischer Substanz (Frisch-
schlamm und Faulschlamm) sowie
35% organischer Substanz (stabilisier-
ter Klärschlamm) (Reimann).
Beispiel zu Bild 3-19
Um einen auf 35% TR entwässerten Klär-
schlamm zu trocknen, bedarf es ca.
1,800 kJ/kg. Besitzt dieser Klärschlamm
35% org. Substanz, verbleibt ein Energie-
überschuss von ca. 1,020 kJ/kg, bei 50%
organischer Substanz (für Faulschlamm)
von ca. 2,225 kJ/kg und bei 70% org. Subs-
tanz (Frischschlamm) von ca. 3,385 kJ/kg.
Bild 3-19 Energiebedarf und -überschuss bei
Für die selbstgängige Verbrennung von der Trocknung und Verbrennung
Frischschlamm reicht der Energieüber- von Klärschlamm nach Reimann

14 9 6
Abwasserreinigung
schuss von 1,020 kJ/kg nur bei Rückführung heißer Verbrennungsluft in den Prozess aus (An-
fahrphase mit Primärenergie). Bei 50 bzw. 70% organischer Substanz lässt der vorhandene
Energieüberschuss in der Regel die Selbstgängigkeit der Verbrennung zu.
Der Mindestheizwert sollte somit mind. ca. 1,000 kJ/kg über dem Energiebedarf der Trocknung
liegen (siehe Reimann).
Für die Verbrennung stehen Drehrohr-, Wirbelschicht- und Etagenöfen verschiedener
Hersteller zur Verfügung. Neben der abfallrechtlichen Genehmigung müssen die An-
lagen den Anforderungen der 17. BImSchV bzgl. der Emissionsgrenzwerte entspre-
chen.

3.7.7 Klärschlammentsorgung

Zurzeit erfolgt in Deutschland die Klärschlammentsorgung durch Deponierung


nach TA Siedlungsabfall, landwirtschaftliche Klärschlammverwertung, Landschafts-
bau und Verbrennung (siehe auch Bild 3-20). Die landwirtschaftliche Klärschlamm-
verwertung ist jedoch nur möglich, wenn die Auflagen der Klärschlammaufbrin-
gungsverordnung (AbfKlärV) gemäß Tafel 3-42 erfüllt sind. Seit längerem werden
jedoch immer wieder Bedenken hinsichtlich der Gefahr einer langfristig zu starken
Anreicherung der Böden durch Schadstoffe vorgetragen. Vor diesem Hintergrund
wird es in naher Zukunft zu weiteren Einschränkungen der landwirtschaftlichen
Klärschlammverwertung kommen. Die bisher praktizierte Deponierung von Klär-
schlämmen ist durch die TA-Siedlungsabfall für die Zukunft ausgeschlossen. Aus
diesem Grund wird die Verbrennung ein wichtiger Pfad der Klärschlammentsor-
gung bleiben.

Bild 3-20 Schlammbehandlungs- und Entsorgungspfade nach Meyer (1998)


19
Neben der Mono-Klärschlammverbrennung wird zurzeit verstärkt die Mitverbren-
nung von Klärschlämmen diskutiert. Es bieten sich folgende weitere Alternativen
der Klärschlammentsorgung an:

14 9 7
Siedlungswasserwirtschaft

! Zugabe in Steinkohlekraftwerke mit Schmelzkammerfeuerung (<35 % Mengen-


anteil; TR >90 %)
! Zugabe in Braunkohlekraftwerke (<3 % Mengenanteil; TR > 25 %)
! Zugabe in Zementdrehrohöfen (<5 % Mengenanteil; TR > 75 %)
! Zugabe in Asphaltmischwerken (ca. 90 % Ersatz von Heizöl; TR > 90 %)
! Zugabe in Müllverbrennungsanlagen (i. d. R. <15 %; TR > 25 %)

Weiterhin werden derzeit unterschiedliche Pyrolyse-Anlagen (Wirbelschicht-, Dreh-


rohr-, und Niedertemperaturpyrolyse) für die Entsorgung von Klärschlämmen (als
Demonstrationsanlagen) projektiert.

Tafel 3-42 Grenzwerte der Klärschlammverordnung nach AbfklärV


Schadstoff Klärschlamm Boden Die Werte in ( ) gelten für pH 5 bis 6 oder
in mg/kg TS in mg/kg TS leichte Böden/Tongehalt <5 %

Blei 900 100

Das könnte Ihnen auch gefallen